Die Suche nach Differenz: Denkmalpflege im Spannungsfeld globaler Kulturerbepolitik 9783839456866

Denkmalpflege als »westlich-modern« zu vereinnahmen, lässt den Erhalt des Materiellen über den Imperialismus und die Nat

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Die Suche nach Differenz: Denkmalpflege im Spannungsfeld globaler Kulturerbepolitik
 9783839456866

Table of contents :
Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
1. Das Thema
1.1 Bedeutung, Eingrenzung und Zielsetzung
1.2 Einführung: Der Mythos der modernen Denkmalpflege im Zeichen des material turn
1.3 Stand der Forschung
2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen: Die westliche Moderne und ihre Denkmalpflege
2.1 Der inszenierte Bruch mit der Vergangenheit
2.2 Moderner Historismus oder die Ambivalenz der Moderne
2.3 Auf der Suche nach dem Wert der eigenen Geschichte
2.4 Grenzüberschreitung: Denkmalpflege zwischen Verflechtung und Abgrenzung
2.5 Zwischenbilanz I: Westlich-moderne Denkmalpflege im Widerstreit
2.6 Fokus auf Deutschland
3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts
3.1 Der Erhalt des kulturellen Erbes im Zeichen von Eurozentrismus und Internationalisierung
3.2 Der Okzident erfindet sich selbst – eine Horizonterweiterung zwischen Modernebezug und Zivilisierungsmission
3.3 Der imperiale Wettstreit – Entdecker werden zu Kulturerbebewahrern
3.4 Auf der Suche nach Differenz – die Gegenüberstellung von westlicher Moderne und traditionellen Kulturen
4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts
4.1 Brüchige Wertschätzung – Geschichten von Krieg und gesellschaftlicher Modernisierung
4.2 Von Athen nach Venedig – Internationale Konferenzen suchen nach neuen Wegen des Kulturerbeerhalts
4.3 Die Welterbekonvention und die Grenzen der Diplomatie
4.4 Die Burra Charter und die Provinzialisierung des Kulturerbes
4.5 Fokus auf Japan
4.6 Zwischenbilanz II: Japans Denkmalpflege im Widerstreit
5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt
5.1 Die Authentizitätsdebatte und der Paradigmenwechsel im Kulturerbeerhalt
5.2 Japans Kulturdiplomatie und die Ost-West-Dichotomie
5.3 Die Konferenz von Nara im Zeichen des Orientalismus
5.4 Das Konzept des Immateriellen Kulturerbes als Antwort auf den westlich-materiellen Kulturerbediskurs
5.5 Die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen: Demokratisierung oder Provinzialisierung des Kulturerbeerhalts?
6. Die anthropologische Wende: Alles Kulturerbe ist immateriell?
7. Resümee
8. Der Wert historischer Substanz
Literaturverzeichnis

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Martina Oeter Die Suche nach Differenz

Edition Kulturwissenschaft  | Band 254

Martina Oeter arbeitet als freiberufliche Restauratorin und lehrt seit 2011 an der Fakultät für Architektur der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Sie studierte Konservierung von Wandmalereien und Steinobjekten an der Fachhochschule Köln, erwarb ihren Master in Conservation Studies am Institute of Advanced Architectural Studies der University of York (UK) und promovierte im Bereich Denkmalpflege an der Universität Bamberg. Ihre Forschungsinteressen spiegeln ihre Arbeitserfahrung in europäischen, afrikanischen und asiatischen Ländern sowie ihr Engagement für einen ganzheitlichen Ansatz wider, der wissenschaftliche, technische und soziale Aspekte der Denkmalpflege verbindet.

Martina Oeter

Die Suche nach Differenz Denkmalpflege im Spannungsfeld globaler Kulturerbepolitik

Diese Arbeit hat der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg als Dissertation vorgelegen. 1. Gutachter: Prof. em. Dr. Achim Hubel 2. Gutachterin: Prof. Dr.-Ing. Thekla Schulz-Brize Tag der mündlichen Prüfung: 29. Juni 2020

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2021 transcript Verlag, Bielefeld Alle Rechte vorbehalten. Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Maria Arndt, Bielefeld Umschlagcredit: Martina Oeter Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-5686-2 PDF-ISBN 978-3-8394-5686-6 https://doi.org/10.14361/9783839456866 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: https://www.transcript-verlag.de Unsere aktuelle Vorschau finden Sie unter www.transcript-verlag.de/vorschau-download

Inhalt

Abkürzungsverzeichnis................................................................... 7 1. 1.1 1.2 1.3 2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6

Das Thema.......................................................................... 9 Bedeutung, Eingrenzung und Zielsetzung ............................................. 9 Einführung: Der Mythos der modernen Denkmalpflege im Zeichen des material turn .................................................................... 12 Stand der Forschung ............................................................... 20 Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen: Die westliche Moderne und ihre Denkmalpflege ..................................... 51 Der inszenierte Bruch mit der Vergangenheit ......................................... 51 Moderner Historismus oder die Ambivalenz der Moderne ............................. 57 Auf der Suche nach dem Wert der eigenen Geschichte ............................... 65 Grenzüberschreitung: Denkmalpflege zwischen Verflechtung und Abgrenzung ........ 75 Zwischenbilanz I: Westlich-moderne Denkmalpflege im Widerstreit................... 82 Fokus auf Deutschland ............................................................. 84

3.

Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts.................................................. 3.1 Der Erhalt des kulturellen Erbes im Zeichen von Eurozentrismus und Internationalisierung .............................................................. 3.2 Der Okzident erfindet sich selbst – eine Horizonterweiterung zwischen Modernebezug und Zivilisierungsmission ................................. 3.3 Der imperiale Wettstreit – Entdecker werden zu Kulturerbebewahrern............... 3.4 Auf der Suche nach Differenz – die Gegenüberstellung von westlicher Moderne und traditionellen Kulturen..................................... 4. 4.1

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Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts .................................175 Brüchige Wertschätzung – Geschichten von Krieg und gesellschaftlicher Modernisierung...................................................175

4.2 Von Athen nach Venedig – Internationale Konferenzen suchen nach neuen Wegen des Kulturerbeerhalts ........................................... 181 4.3 Die Welterbekonvention und die Grenzen der Diplomatie ............................ 188 4.4 Die Burra Charter und die Provinzialisierung des Kulturerbes ........................197 4.5 Fokus auf Japan................................................................... 200 4.6 Zwischenbilanz II: Japans Denkmalpflege im Widerstreit............................ 213 Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt ................................. 223 Die Authentizitätsdebatte und der Paradigmenwechsel im Kulturerbeerhalt ......... 224 Japans Kulturdiplomatie und die Ost-West-Dichotomie ............................. 229 Die Konferenz von Nara im Zeichen des Orientalismus .............................. 231 Das Konzept des Immateriellen Kulturerbes als Antwort auf den westlich-materiellen Kulturerbediskurs .................................... 238 5.5 Die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen: Demokratisierung oder Provinzialisierung des Kulturerbeerhalts? ..................................... 248 5. 5.1 5.2 5.3 5.4

6.

Die anthropologische Wende: Alles Kulturerbe ist immateriell? ................... 253

7.

Resümee.......................................................................... 259

8.

Der Wert historischer Substanz ................................................... 281

Literaturverzeichnis.................................................................... 293

Abkürzungsverzeichnis

ACHS AHD

Association of Critical Heritage Studies Authorised Heritage Discourse

CIAM

Congrès Internationaux d’Architecture Moderne

DNK

Deutsches Nationalkomitee für DenkmalschutzIC C ROM International C entre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property ICOM International Council of Museums ICOMOS International Council of Monuments and Sites NFUAJ National Federation of UNESCO Associations in Japan NSDAP

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

C hinese State Administration for C ultural HeritageSPAB The Society for the Protection of Ancient Buildings UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization SACH

V.O.C.

Niederländische Ostindien-Kompanie (niederländisch: Vereenigde Oostindische Compagnie)

1. Das Thema

Aufgegebener Bauernhof in Rambach, 2017.

Martina Oeter

1.1

Bedeutung, Eingrenzung und Zielsetzung »Das Postulat einer transkulturellen Denkmalpflege umfasst mehr als die Suche nach einschlägigen materiellen Zeugnissen, und ist mehr als der Export unserer bewährten Methoden in einst ferne Länder. Gefordert ist eine neue Denkweise,

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Die Suche nach Differenz

die vom ›Ende der großen Erzählung‹ auch in unserer Disziplin ausgeht.« HansRudolf Meier (2013) Der Arbeitskreis und die Theorie und Lehre der Denkmalpflege – transkulturell und postkolonial, S. 15, s.h. Meier 2013b. Die Geschichte der Denkmalpflege und die unterschiedliche Wertzuschreibung an Kulturerbe in verschiedenen Weltgegenden sind unerschöpfliche Themen. Beide Stränge zu verstricken war ein sehr ambitioniertes Projekt. Diese Arbeit möchte vor allem einen über den deutschen Kontext hinausgehenden Beitrag zum »Nachdenken über Denkmalpflege«1 leisten. Hierbei wurde versucht, unterschiedlichen Geschichtssträngen nachzuspüren und ihre Komplexität und Verwobenheit darzustellen. So ist die Geschichte der deutschen, der deutschsprachigen und der europäischen Denkmalpflege, trotz aller Nationalismen und Abgrenzungen, eingebettet in eine Denkmalpflege, die über Entdeckertum und Imperialismus hinausgetragen wurde in die Welt. Dichotomie, aus dem Altgriechischen entlehnt, bedeutet die Zweiteilung einer Struktur, wobei die Einzelkomponenten keine Schnittmenge besitzen, jedoch aufeinander Bezug nehmen.2 Dieses Bezug nehmen kann entweder im Sinne einer Ergänzung,3 oder als Unvereinbarkeit wahrgenommen werden. Das aufeinander Bezug nehmen in Form einer Konstruktion der Differenz zwischen Ost und West, einerseits einem »modernen Westen« und »dem Rest der Welt«, aber auch zwischen Westmächten und Ostblock, scheint zunächst ein Themenbereich zu sein, der die kritische Sozialwissenschaft, Postkolonialen Studien oder die Politikwissenschaft interessiert. Und doch bestimmt ein Spannungsfeld der Differenz auch die Denkmalpflege mit ihrer erklärten Bezugnahme auf die westliche Moderne. Neben tatsächlicher und konstruierter Differenz schließt dies transkulturelle Prozesse und transnationale Zusammenarbeit ein, die den Umgang mit historischem Kulturgut nicht erst seit den Zeiten des UNESCO-Welterbes beeinflussen. Eine, Grenzziehungen beobachtende und Grenzen überschreitende Standortbestimmung der Denkmalpflege in Geschichte und Gegenwart hat sich diese Arbeit zum Ziel gesetzt. Denkmalpflege wird hier als nicht zu trennender Teilbereich des Kulturerbes behandelt, weshalb je nach Kontext die Begriffe Denkmalpflege, Kulturgut und Kulturerbe Verwendung finden. Die über 900 herangezogenen Quellen zeigen auf, dass zu den Einzelthematiken umfangreiche Literatur zur Verfügung steht. Dementsprechend kann der Versuch Grenzen überschreitende Zusammenhänge darzustellen nicht den Anspruch

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Siehe Seite 27 und Fußnote 115. Glück 2016, S. 158. Hierzu sei verwiesen auf das chinesische Prinzip des Yin und Yang, Buch der Wandlungen I Ging, sh. Zimmermann 2000, S. 28-29, zur Vertiefung sh. Bauer 2000.

1. Das Thema

erheben, das Thema erschöpfend zu bearbeiten. Zu verstehen ist diese Arbeit als eine Anregung zum »Nachdenken über Denkmalpflege« und in Zusammenhang mit der Auswertung auch interdisziplinärer und außereuropäischer Literatur, sowie Einbeziehung persönlicher Praxisverbundenheit im internationalen Kontext, dem Themenbereich neue Gedankenverknüpfungen beizusteuern. Die Arbeit konzentriert sich in weiten Teilen auf die Dichotomie Europa-Asien, nicht weil diese in anderen Weltgegenden weniger sichtbar gewesen wäre, sondern aufgrund der umfangreichen englischsprachigen Literatur zum Kulturerbeerhalt in Asien und der Schlüsselrolle, die Japan im Kontext der Ost-West-Debatte spielt. Andere Kontinente werden aber in die Betrachtung ebenso einbezogen wie die politische Dialektik zwischen Westmächten und Ostblock, die über mehrere Jahrzehnte direkte Auswirkungen auf die Kulturerbediplomatie und den Umgang mit Kulturgut hatte. Neben bestehenden Sprachbarrieren für die Auswertung von Literatur in anderen Sprachen liegt der Fokus nicht-deutschsprachiger Literatur aber auch deshalb auf englischen Quellen, weil hier der transdisziplinäre Ansatz aus Sozialwissenschaften (social sciences) und Kulturerbestudien (heritage studies) die sogenannten kritischen Kulturerbestudien (critical heritage studies) zu entwickeln, besonders ausgeprägt ist. Entsprechend hätte es nahe gelegen diese Arbeit in englischer Sprache zu verfassen. Es wird jedoch das Ziel verfolgt, der Diskussion diese auch für die Denkmalpflege und den Kulturerbeerhalt in Deutschland wichtigen Quellen zu erschließen, denen bisher wenig Beachtung geschenkt wurde.

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Die Suche nach Differenz

Beschädigtes Wandbild »Mensch und Bildung« an einem Universitätsgebäude in Cottbus, 2018.

Martina Oeter

1.2

Einführung: Der Mythos der modernen Denkmalpflege im Zeichen des material turn

Nicht erst im 20. Jahrhundert hat es Wendepunkte im Umgang mit Kulturerbe gegeben. Seit den 1960er Jahren aber wird in den Kulturwissenschaften von sog. cultural turns4 gesprochen. Diese sind, wie Peter J. Bräulein darlegt, weniger ein dramatisches Infragestellen gängiger Theorien, sondern vielmehr als eine Veränderung der Fragestellungen und Forschungsperspektiven zu verstehen. Der Anspruch der cultural turns ist, von einem turn oder einer Wende erst dann zu sprechen, wenn es tatsächlich gelingt, dass diese nicht nur Innovationsbeschleuniger des Wissenschaftsbetriebs, sondern »Gelenkstelle«5 zwischen disziplinärer und interdisziplinärer Arbeit wird und eine »Übersetzung aus 4

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Der aus dem Englischen übernommene Ausdruck cultural turns kann mit Dynamiken oder Wenden in den Kulturwissenschaften übersetzt werden. Als Beginn der Begriffsverwendung wird das von Richard Rorty 1967 herausgegebene Buch mit dem Titel Linguistic Turn angesehen, sh. Bräunlein 2012, S. 14. Bachmann-Medick 2016, S. 7.

1. Das Thema

der theoretisch-analytischen Sphäre in die gesellschaftliche Handlungswelt«6 stattfindet, die neuen Erkenntnisse also in Politik und Gesellschaft hineinwirken. Auch der Bereich des Kulturerbeerhalts ist maßgeblich von diesen veränderten Forschungsperspektiven oder Wendepunkten in der Sicht auf menschliche Hinterlassenschaften beeinflusst. Vor allem der seit den 1980er Jahren einsetzende material turn, also die Wende »hin zu Dingen und zum Materiellen«7 oder »Rückgewinnung von Materialität«8 verspricht eine gute Nachricht für die Denkmalpflege zu sein, ist doch der Erhalt der überlieferten Substanz historischer Bauwerke deren erklärtes Ziel. Anders als bei der Bauforschung und Archäologie, die als Disziplinen des Spurenlesens ohne das Vorhandensein historischer Materie nicht vorstellbar sind,9 muss der Zusammenhang zwischen historischer Substanz und Denkmalpflege immer wieder gesellschaftlich erarbeitet werden. Zeichen eines turn hin zu einer verstärkten Wertschätzung der Materialität zeigten sich in der Denkmalpflege bereits zwei Jahrzehnte vor dem ausgerufenen material turn: Die Formulierung der Charta von Venedig10 in den 1960er Jahren sowie die zunehmende gesetzliche Verankerung des Denkmalschutzes um das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 mit den in dieser Zeit aktiven Bürgerbewegungen in verschiedenen europäischen Ländern11 zeigte, dass offensichtlich nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Gesellschaft »eine Zukunft für unsere Vergangenheit«12 einforderte. Umso erfreulicher erschien eine breitere Stärkung des Bewusstseins um die Wichtigkeit der materiellen Spuren menschlichen Lebens 6 7 8

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Ibid., S. 8. Bräunlein 2012, S. 14. Bachmann-Medick 2016, S. 7. Wichtige Vertreter der material studies sind Antony Giddens, Pierre Bourdieu und Daniel Miller. Vor allem Miller kritisiert, dass in der Wissenschaft »die Dreidimensionalität und Handgreiflichkeit der Dinge bislang nicht ernst genommen wurden« und »Artefakte zu Repräsentationen von immateriellen Größen wie Gesellschaft, soziale Beziehungen und Identität« degradiert werden. Er fordert die Akzeptanz der zentralen Rolle von Materialität im menschlichen Leben ein und plädiert deshalb dafür die Gesellschaftswissenschaften durch die material studies zu ersetzen, sh. Bräunlein 2012, S. 18-19. Schulz-Brize schreibt hierzu: »Natürlich führt uns der Weg – wie bei allen anderen Altertumswissenschaften – in die Bibliothek, ins Archiv, um alle bisherigen Forschungen und Quellen zu studieren. Aber am Anfang ist unser Weg als Bauforscher in einem Punkt ein ganz besonderer, da unsere Primärquelle das historische Monument vor Ort ist«, sh. Schulz-Brize 2017, S. 8. Internationale Charta über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles (1964), sh. www.icomos.org/charters/venice_e.pdf (Zugriff 31.10.19). Sh. z.B. Falser/Lipp 2015. Unter dem Titel Eine Zukunft für unsere Vergangenheit: Denkmalschutz u. Denkmalpflege in der Bundesrepublik Deutschland wurde am 3. Juli 1975 im Münchner Stadtmuseum zum Auftakt des Europäischen Denkmalschutzjahrs eine vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege vorbereitete Wanderausstellung im Auftrag des Deutschen Nationalkomitees für das europäische Denkmalschutzjahr eröffnet, sh. Petzet 1975. Sh. auch Falser/Lipp 2015.

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Die Suche nach Differenz

auch in anderen Wissensbereichen und ein zu erwartendes Hineinwirken dieser Erkenntnis in die Gesellschaft. Endlich sollte die Saat aufgehen, die bereits ein Jahrhundert vorher gesät worden war, werden doch die Grundlagen der modernen Denkmalpflege als »Verteidigung authentischer, materieller geschichtlicher Substanz«13 meist im Europa des späten 19. Jahrhunderts verortet. Bereits zu jener Zeit hatte es einen material turn als Reaktion auf die Krise der Moderne, also die zunehmende Unsicherheit und den »Vertrautheitsschwund«14 in Folge der gesellschaftlichen Entwicklungen nach Aufklärung, Französischer Revolution und Industrialisierung gegeben.15 Die Suche nach objektivem Verständnis machte generell »Objekte zu unverzichtbaren Instrumenten der Erkenntnis«16 . Man konzentrierte sich verstärkt auf das »Graben in der Geschichte wie in der Erde«17 , um das Gesammelte zu untersuchen, zu vergleichen und zu archivieren. Kunst- und Bauwerke wurden nun »als historische Dokumente verstanden«18 . Um 1900 fand dann eine verstärkte »Emotionalisierung«19 statt. Als »Rettungsversuch, der beschleunigt vorantreibenden ›Entzauberung der Welt‹«20 und als Antwort auf zunehmende industrielle Massenproduktion erhielt historisches Kulturgut eine Aura der Einzigartigkeit.21 Diese Hinwendung zu Altertümern wurde jedoch nicht als Rückschritt in vormoderne Zeiten gelebt, sondern mit dem »Fortschrittspathos«22 der Moderne aufgeladen. Dem Bruch mit dem traditionellen Leben der Vergangenheit sollte mit der Entwicklung eines spezifisch modernen Geschichtsbewusstseins begegnet werden, das die moderne westliche Gesellschaft von traditionsverhafteter vormoderner Gesellschaft in anderen Weltgegenden

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Mörsch 1989, S. 71. Lübbe 2003, S. 3. Lübbe sieht vor allem den Denkmalschutz als Kompensation von »Erfahrungen eines wandlungstempobedingten Vertrautheitsschwundes«. Wilfried Lipp bezeichnet diese erste Phase der modernen Denkmalpflege als »Mythisierung« und schreibt: »Denkmal und Denkmalpflege wurden so zu Gründungsmythen einer sich aus Vergangenheiten legitimierenden und gleichwohl aus Vergangenheiten sich lösenden zukunftsoffenen Gesellschaft«, sh. Lipp 2014, S. 76. Bräunlein 2012, S. 15. Ibid. ibid. Bräunlein sieht in jener Zeit »ähnlich wie die Fossilien der Naturgeschichte […] menschengefertigte Artefakte zu Leitfossilien der Kulturgeschichte« werden und verweist darauf, dass »die Entwicklung vieler moderner Geisteswissenschaften, wie etwa der Sprach- und Literaturgeschichte, der Rechts- und Kunstgeschichte […] ohne die Sammlungsbewegung des 19. Jahrhunderts nicht denkbar« ist. Lipp 2014, S. 77. Lipp 1993d, S. 6. Bräunlein 2012, S. 17. Vinken 2009, S. 121. Sh. auch Seite 54.

1. Das Thema

abgrenzte.23 Entsprechend etablierten sich Denkmalpflege und Musealisierung als Möglichkeiten einer greifbaren gesellschaftlichen »Selbstvergewisserung«24 und Zurschaustellung westlich-moderner Überlegenheit. Diese Erfolgsgeschichte des material turn im Kulturerbeerhalt fand einen Höhepunkt, als im Jahr 1975 die Welterbekonvention der UNESCO ratifiziert wurde, die die Wertigkeit der Welterbestätten explizit auf den Erhalt des materiellen Bestands bezieht.25 Im Sinne eines »Ende der Geschichte«26 schienen sich die westlichen Vorstellungen von moderner Denkmalpflege auf globalem Siegeszug zu befinden und die als wesentliches Denkmalkriterium ausgemachte Authentizität der baulichen Substanz rund um den Globus akzeptiert zu sein.27 Und doch: obwohl auch heute noch ein immer weiter ausgreifender Boom des kulturellen Erbes auszumachen ist, steht der Erhalt der historischen Bausubstanz weltweit enorm unter Druck. So stellt sich die Frage, ob der material turn außerhalb Europas, außerhalb des Westens, überhaupt stattgefunden hat. Gehen wir zurück zu dem Phänomen der cultural turns ab den 1960er Jahren, so zeigt sich, dass es nicht nur einen material turn, sondern auch noch andere Wenden gab, die den Kulturerbeerhalt beeinflusst haben. Der Beginn dieser »Blickverschiebungen«28 geht mit der Öffnung für transdisziplinäre und transkulturelle Diskussionen in den Humanwissenschaften einher.29 Wegweisende Impulse gingen von der Aufarbeitung des Kolonialismus aus, als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ehemalige Kolonien zu unabhängigen Staaten wurden. Der durch die postkolonialen Studien in Gang gesetzte postcolonial turn versuchte offenzulegen, dass die »asymmetrischen Machtverhältnisse«30 zwi-

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So muss auch Wilfried Lipp widersprochen werden, der meint, der »moderne Denkmalkultus« Riegls sei im Grunde ein gegenmodernes Konzept, da der Alterswert Bezug nehme auf den »naturgesetzlichen Zyklus von Werden und Vergehen«, sh. Lipp 2008, S. 168. Riegl sieht jedoch einen engen Zusammenhang zwischen dem »modernen Menschen«, auf den er immer wieder Bezug nimmt, und einem »modernen Geschichtsbewußtsein«, sh. Riegl 1903. Bräunlein 2012, S. 16. Einerseits kommt der Begriff des Bestands umfangreich in den einzelnen Artikeln der Konvention vor, sh. https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-02/UNESCO_WHC_ Übereinkommen%20Welterbe_dt.pdf (Zugriff 31.10.19), andererseits beruft sich der Internationale Rat für Denkmalpflege ICOMOS als Beratungsinstanz der UNESCO direkt auf die Charta von Venedig. Fukuyama 1992, sh. Seng 2012, S. 1-2. Wilfried Lipp macht ab den 1960er Jahren eine »Entemotionalisierung und Verwissenschaftlichung« der Denkmalpflege aus. Wissenschaftliche Untersuchung der historischen Substanz wurde zur Rechtfertigungsbasis denkmalpflegerischer Entscheidungen, sh. Lipp 2014, S. 77-78. Bräunlein 2012, S. 14. Ibid.; Bachmann-Medick 2016, S. 3-4. Bachmann-Medick 2016, S. 5.

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Die Suche nach Differenz

schen Imperialmächten und von ihnen unterdrückten Gesellschaften nicht in erster Linie »technisch-industrielle Überlegenheit und wirtschaftliche Ausbeutung«31 betraf. Vor allem die kulturelle Unterdrückung, so der Tenor, hatte Einflüsse bis weit in die nachkoloniale Zeit. Auch der Wissenschaftsbereich sei tiefgreifend von Ideen westlicher Vorherrschaft durchdrungen. Mit dieser Blickveränderung wurden »Universalisierungsansprüche westlicher Wissenschaft«32 ebenso hinterfragt wie »die Fortschrittsgeschichte des westlichen Historismus«33 . Auch im Bereich des Kulturerbeerhalts formierte sich Widerstand gegen die westliche Vorherrschaft. Der UNESCO wurde Eurozentrismus vorgeworfen, war doch ihr Welterbeprogramm bis in die frühen 1990er Jahre von westlichen Vertretern und vor allem monumentalen europäischen Stätten dominiert. Der als »eurozentrische Weltsicht«34 empfundenen »fetischartigen Bindung an materielle, geschichtlich ›aufgeladene‹ Substanz«35 und der Charta von Venedig als Leitfaden mit weltweiter Gültigkeit wurde mit immer lauter werdender Einforderung einer Gleichwertigkeit anderer Konzepte von Kulturerbe und Kulturerbeerhalt begegnet. Dies führte über verschiedene Initiativen zu der 1994 in Japan ausgerichteten Nara Conference on Authenticity, die als immaterial turn36 in der Welterbepolitik bezeichnet werden kann. Die Blickverschiebung lässt sich auch ablesen an der im gleichen Jahr von der UNESCO lancierten »Strategie für eine repräsentative, ausgeglichene und glaubwürdige Welterbeliste«37 , die das Ziel verfolgte, die Definition von Welterbe zu erweitern, sodass die Liste in der Zukunft die Vielfalt des Kulturund Naturerbes der Welt angemessen widerspiegeln könne.38 Der Fokus richtete sich nun zunehmend auf das Immaterielle, also Kulturtechniken wie Tanz, Musik oder Handwerk, das entgegen dem als westlich-autoritär verdächtigten materiellen Kulturerbe als das demokratischere Erbe ohne koloniale Vorbelastung wahrgenommen wurde. Die Kritik an der Kulturerbepolitik und hier inbegriffen der Denkmalpflege machte auch vor dem Westen nicht halt. Bereits auf der Konferenz in Nara zeich-

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Conrad 2012b, S. 2. Bachmann-Medick 2016, S. 5. Ibid., S. 5. Bachmann-Medick führt weiter aus: »Dass nicht-europäische Kulturen aus dem Gang der Geschichte herausgehalten wurden, dass jahrhundertelang von »Völkern ohne Geschichte« die Rede war und dabei die Zeitgenossenschaft von europäischen und außereuropäischen Kulturen geleugnet wurde – darauf lenkt der postcolonial turn seinen kritischen Blick.« S.a. Conrad 2012b, S. 2. Mishra 2013, S. 388. Mörsch 1989, S. 72. Wilfried Lipp spricht vom Trend der »Entmaterialisierung«, sh. Lipp 2014, S. 79-80. Global Strategy for a Representative, Balanced and Credible World Heritage List, sh. http://whc.une sco.org/en/globalstrategy (Zugriff 31.10.19). Taylor 2017, S. 12.

1. Das Thema

nete sich ein allgemeiner Trend ab, der über einen weiteren turn in die Wissenschaftslandschaft einzugliedern ist. Der sog. linguistic turn39 wird als Megatrend bezeichnet, denn er führte im Laufe der 1980er Jahre zu einem generellen Aufbrechen gängiger Wissenschaftstradition nicht nur in der Sprachwissenschaft, sondern auch in anderen Disziplinen.40 Man begann, bisher als Wahrheiten und Fakten betrachtete Forschungsgegenstände als sozial konstruiert wahrzunehmen und den Menschen als Kulturproduzent in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Die Vorstellung, dass alles Kulturerbe immateriell ist,41 weil Menschen durch Wertbeimessung erst Kulturerbe »erschaffen«, permanent weiterentwickeln und neu verhandeln, machte Kulturerbe und Denkmalpflege auch für andere Wissensdisziplinen interessant. Die Artefakte selbst wurden jedoch für die Geistes- und Kulturwissenschaften zunehmend uninteressant42 oder ihnen wurde die Rolle eines »Zeugnis von sozialer oder wirtschaftlicher Aktivität zugewiesen«43 . Was bereits auf der Konferenz 1994 von Michael Petzet unter dem Motto »postmoderner Pluralismus«44 gefordert und in den folgenden Jahren unter Begriffen wie »authorised heritage discourse«45 , »discursive turn«46 »iconic turn oder pictoral turn«47 , »postmoderner Denkmalkultus«48 , emotionaler »Post-Historismus«49 , Erinnerungskultur50 , Demokratisierung der Denkmalpflege51 , Rehabilitierung eines emotionalen »Schauwerts«52 oder »Paradigmenwechsel in der modernen Denkmalpflege«53 diskutiert wurde, war die Hinterfragung der Denkmalpflege

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Im Vordergrund dieser Wende stand das Konzept sich von der Dingwelt abzuwenden und der Sprache zuzuwenden, also wie von den Dingen gesprochen wird, sh. hierzu Rorty 1967. Bachmann-Medick 2016, S. 2. Smith 2011. Bräunlein 2012, S. 17. Ibid., S. 17-18. »›postmodern‹ pluralism«, sh. Petzet 1995a, S. 95. »Authorised Heritage Discourse« meint einen von Experten bestimmten und sich selbst legitimierenden Erbe-Diskurs, der der Gesellschaft die Mitsprache über das Kultur- und Naturerbe verweigert, sh. Smith 2006. Harrison bezeichnet mit dem Begriff die Änderung des methodischen Vorgehens im Kulturerbediskurs, der im Rahmen der kritischen Auseinandersetzung mit den Effekten von Macht und Expertentum stattgefunden hat, sh. Harrison 2013, S. 9. Meier 2004. Sh. hierzu auch Brülls 2003. Lipp 1993d. Brichetti 2009. Sh. beispielsweise Schulze 2014; Buttlar 2013; Juneja 2013a; Altenburg et al. 2008; Bongiorno 2003. Sh. beispielsweise Bendix et al. 2013 und Hoffmann-Axthelm 2000. Lipp 1993d, S. 13. Meier/Will 2005.

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Die Suche nach Differenz

als verwissenschaftlichte und ent-emotionalisierte Expertendisziplin.54 Innerhalb des Fachgebiets, aber auch in anderen Wissensbereichen, die sich zunehmend mit Kulturerbepolitik auseinandersetzen, und in der Politik selbst, forderten viele eine Abkehr von der Fokussierung auf historische Substanz, die doch nur alte Machtstrukturen von Elite und Expertenschaft aufrechterhalte und von der Gesellschaft, den legitimen Eigentümern des Kulturerbes, nicht nachvollzogen werden könne.55 Die Hinwendung zur »Immaterialisierung«, also dem Trend, die Authentizität von Kulturerbe viel mehr in der Idee, dem ursprünglichen Konzept oder dem »spirit of the place«56 zu suchen, hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur andere Weltgegenden im Sinne einer Emanzipation von vermeintlich eurozentrischen Denkmalwerten erfasst.57 Vor allem in Europa dient sie gleichermaßen der versuchten Rechtfertigung für den Abriss »unbeliebter Geschichtsdokumente«58 , wie auch der Geschichtskonstruktion durch Rekonstruktion historischer Monumentalbauten und nostalgischem Altstadtattrappenkult59 und ist hier längst Normalität geworden.60 Lassen wir uns auf die Geschichte der Denkmalpflege ein, zeigt sich allerdings zweierlei. Weder war die Diskrepanz zwischen denkmalpflegerischem Ideal des Substanzerhalts und Praxis, aber auch zwischen Expertenmeinung und gesellschaftlichen Wünschen eine neue postmoderne Wende, noch gab es eine bis dahin 54 55 56

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Sh. hierzu auch Mazzoni 2010, S. 102. Für einen Überblick über die Diskussion in Deutschland sh. Petra-Kelly-Stiftung 2002. Sh. Gutschow 2016 und Eggert/Peselmann 2015. In Folge der Fokussierung auf immaterielles Kulturerbe bürgerte sich der Begriff ›spirit of place‹ ein, um die spirituellen Werte von materiellem Kulturerbe zu beschreiben, sh. Québec Declaration on the Preservation of the Spirit of Place: https://whc.unesco.org/uploads/activities/d ocuments/activity-646-2.pdf (Zugriff 31.10.19). Die Deklaration tritt für einen ganzheitlichen Umgang mit Kulturerbe ein, der sowohl materielle wie immaterielle Werte in Erhaltstrategien berücksichtigt. Ursprünglich wurde der Begriff vor allem zur Argumentation für eine Stärkung von noch traditionell lebenden Ureinwohnern angewandt, für die der Erhalt der metaphysischen Werte von Kulturerbe oft im Vordergrund steht. Zunehmend wurde hiermit aber auch gerechtfertigt, der Substanz von Kulturerbe weniger Wert beizumessen als der Symbolkraft des Ortes, sh. beispielsweise Suzuki 1995. Sh. beispielsweise Fu 2008; Chung 2005; Chung 2004; Menon 1996; Menon 1994. Kohlenbach 2017. Sh. Buttlar et al. 2013. Bereits auf einem Vortrag 1993 forderte Petzet »sich nicht nur mit ›historischer Substanz‹ sondern mit Denkmälern zu beschäftigen, die eben nicht nur aus Materie bestehen, sondern ihre eigene ›Spur‹ und ihre ›Aura‹ besitzen: Spur auch im Sinn einer sich mit zunehmender Erkenntnis verdichtenden Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Denkmals, Aura nicht nur des berühmten Originals, sondern vielleicht am Denkmalort selbst dann noch gegenwärtig, wenn das Denkmal als ›historische Substanz‹ nicht mehr oder kaum noch faßbar ist«, sh. Petzet 1993, S. 4.

1. Das Thema

effektiv funktionierende moderne Denkmalpflege auf Basis einer tief in der westlichen Gesellschaft verwurzelten Konservierungsphilosophie. Von der ersten Stunde an war die Denkmalpflege ein schwieriger Aushandlungsprozess widerstreitender Interessen und Ideale und daran hat sich bis heute nichts geändert. Dies führt zu den an dieser Stelle zu formulierenden zentralen Forschungsfragen: Warum wurde das idealisierte Zerrbild der modernen westlichen Denkmalpflege nie aufgelöst und welche Konsequenzen hatte dies für die Entwicklung der Disziplin? Gehen wir noch einmal zurück zu dem Phänomen der turns. Der Begriff scheint zunächst irreführend. Die Menge und Unterschiedlichkeit der cultural turns zeigt vielmehr, dass nicht eine »Wende« die vorherige ablöst, sondern im Sinne von Bewusstseinserweiterung und Ausdifferenzierung viele gleichzeitig stattfinden und nebeneinander existieren.61 Das Verständnis, das sich die Kulturwissenschaften über dieses »räumliche Nebeneinander von Theorien«62 erarbeitet haben, führte nach Doris Bachmann-Medick dazu, dass heute »große Erzählungen von Technologie, Fortschritt und Geschichtsphilosophie«63 abgelehnt werden und man sich »ausdrücklich in den Zwischenräumen ›zwischen‹ Disziplinen und Kulturen« zu bewegen versucht.64 Béatrice Hendrich et al. stellen klar, dass dies nicht eine »Kritik an Disziplinarität«65 ist, sondern ermöglicht »disziplinäre und/oder ideologische Grenzen systematisch zu hinterfragen und zu überschreiten«66 . Obwohl sich also die Kulturwissenschaften seit einigen Jahrzehnten als grenzüberschreitende Wissenschaften verstehen67 und sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Kulturerbeerhalt und hierin als Teilgebiet die Denkmalpflege in einem größeren Zusammenhang der Geistes- und Kulturwissenschaften verorten lässt68 , ist es der Disziplin nicht gelungen den »Elfenbeinturm«69 so weit 61 62 63 64 65

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67 68

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Bachmann-Medick 2016, S. 1-3. Ibid., S. 7. Ibid. Ibid. Hendrich et al. 2017b, S. 8. Auch Bachmann-Medick unterstreicht die Wichtigkeit die Wenden in den Kulturwissenschaften »noch stärker rückzuverorten in den empirischen Forschungen der Einzeldisziplinen«, sh. Bachmann-Medick 2016, S. 9. Hendrich et al. 2017b, S. 8. Bachmann-Medick schreibt hierzu: Turns tragen dazu bei, dass sich Disziplinen nicht mehr als in sich geschlossen wahrnehmen müssen, gleichsam wie »Nationalstaaten« der akademischen Welt. Bachmann-Medick 2016, S. 9. Sh. hierzu Hendrich et al. 2017. Auch an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg sind die Denkmalwissenschaften ein Teilgebiet des Instituts für Archäologische Wissenschaften, Denkmalwissenschaften und Kunstgeschichte der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften. Viktoria Lukas-Krohm zitiert Jörg Haspel: »Erfolg versprechende Denkmalpflege vollzieht sich nicht im wissenschaftlichen Elfenbeinturm oder hinter Paragraphen in der Amtsstu-

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Die Suche nach Differenz

zu verlassen, dass erstens der hier gebräuchliche Ethnozentrismus, die moderne Denkmalpflege als Errungenschaft der westlichen Moderne zu feiern, überwunden werden konnte und zweitens eine in die Gesellschaft hineinwirkende Diskussion um den Wert historischer Substanz stattfindet. Gefordert ist also ein transdisziplinärer und transkultureller turn in der Denkmalpflege. Einerseits sollte diese Wende im Sinne einer »Gelenkstelle«70 die Disziplin verstärkt aus Gesichtspunkten der postkolonialen Diskussion, des Orientalismus und Ethnozentrismus analysieren und andererseits einer »Übersetzung aus der theoretisch-analytischen Sphäre in die gesellschaftliche Handlungswelt«71 dienen. Im Vordergrund steht hierbei eine Beschäftigung mit Diskrepanzen zwischen denkmalpflegerischem Ideal und Praxis, aber auch zwischen verschiedenen Standpunkten innerhalb der Disziplin, sowie zwischen Expertenmeinung und gesellschaftlichen Wünschen. Diese gilt es zu beleuchten und für einen nicht nur in Fachkreisen stattfindenden, sondern gesamtgesellschaftlich anzuregenden Diskurs zu öffnen. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zu diesem transdisziplinären und transkulturellen turn in der Denkmalpflege.

1.3

Stand der Forschung

Eine Auseinandersetzung mit Denkmalpflege in Europa steht in umfangreicher Literatur unter verschiedenen Gesichtspunkten zur Verfügung. Parallel zu einer vor allem an technischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen der Konservierung interessierten Forschung,72 entwickelte sich ein Bereich, der Denkmalpflege als Kulturwissenschaft begreift. Der Fokus dieses Interesses konzentrierte sich zunächst vor allem auf die Geschichte der Denkmalpflege. Erwähnt sei hier die 1956 erstellte Abhandlung über die Vorgeschichte der Denkmalpflege in Deutschland vor 1800.73 Als Standardwerk zur Geschichte der Denkmalpflege muss an dieser Stelle vor allem Jukka Jokilehtos 1986 erarbeitete und 1999 erstmals publizierte History of

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be, sondern immer auch im Gespräch und in der Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit. Dies schließt Denkmalkontroversen und Denkmalkonflikte nicht aus, setzt aber mehr denn je Dialogbereitschaft und Kooperationsbereitschaft nach allen Seiten voraus.«, sh. LukasKrohm 2015, S. 273-274. Bachmann-Medick 2016, S. 7, sh. auch S. 12. Ibid., S. 8, sh. auch S. 13. Ein Standardwerk stellt hier Feilden 1982 dar. Götz 1956. Die Abhandlung ist im Rahmen dieser Arbeit nicht ausgewertet worden, da sich der Fokus meiner Forschung auf die Neuzeit konzentrierte.

1. Das Thema

Schloss Vitzenburg an der Unstrut, 2019.

Thomas Wilhelm, https://lostplace-fotographie.de

Architectural Conservation genannt werden.74 Verschiedene Publikationen der 1990er Jahre gehen sowohl auf die Geschichte der Denkmalpflege wie auch der Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken ein.75 Dies sind beispielsweise die 1991 als Tagungsband erschienene Geschichte der Restaurierung in Europa76 und die von Nicholas Stanley-Price et al. 1996 herausgegebene Publikation Historical and Philosophical Issues in the Conservation of Cultural Heritage77 , die den in jenem Jahrzehnt einsetzenden Trend aufzeigt, sich nun auch wieder verstärkt mit philosophischen Aspekten der Denkmalpflege und Restaurierung auseinanderzusetzen. Hierzu sei auch auf die 1997 von John Earl publizierte Building Conservation Philosophy und die im gleichen Jahr als deutsche Version erschienene Publikation von Françoise Choay 74

75 76 77

Jokilehto 2005. Jokilehto konzentriert seine Abhandlung auf die Zeit ab der Italienischen Renaissance über die Französische Revolution bis zu den wesentlichen internationalen Vereinbarungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Zur Geschichte der Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken sh. auch Conti 1988 und Casiello 1996a. SKR 1991. Stanley-Price et al. 1996.

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Die Suche nach Differenz

unter dem Titel Das architektonische Erbe, eine Allegorie hingewiesen.78 Auch Salvador Muñoz-Viñas’ Contemporary Theory of Conservation aus dem Jahr 2005,79 John Stubbs 2009 erschienenes Buch Time Honored. A Global View of Architectural Conservation und die Publikation von Miles Glendinning The Conservation Movement: A History of Architectural Preservation von 2013 verstehen sich als Überblick über eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erhalt historischer Bausubstanz und Kunst seit den Anfängen des modernen Kulturguterhalts, also der Zeit ab etwa 1800. Sie verweisen aber auch auf die bereits vor oder um 1900 entstandenen wichtigen Positionierungen für eine substanzerhaltende Denkmalpflege von John Ruskin80 , William Morris81 , Alois Riegl82 , Georg Dehio83 und Max Dvorák84 und die die Theorie der Denkmalpflege befruchtenden philosophischen Abhandlungen zur Konservierung, Restaurierung und Präsentation von historischen Bauwerken und Kunstwerken von beispielsweise Camillo Boito und Benedetto Croce.85 Im Rahmen der Literaturauswertung zeigt sich also, dass bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts substanzielle Eckpunkte der Theoriediskussion um den Erhalt historischer Bausubstanz abgesteckt waren. Die schwierigen, aber umso wichtigeren Positionierungen wurden der sich auf den Erhalt der historischen Substanz konzentrierenden, modernen Denkmalpflege immer wieder durch Wünsche nach Wiederaufbau, Rekonstruktion oder Ergänzung bedeutender Bauwerke und Kunstwerke abverlangt. So markiert sowohl die Entstehung des britischen Conservation Movement in den 1877er Jahren wie auch die vergleichbare Entwicklung in anderen europäischen Ländern um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert den Beginn der Kritik an der umfangreichen Restaurierungs- und Rekonstruktionspraxis des 19. Jahrhunderts.86 Neu angefacht wurde diese Diskussion um Theorie und Praxis der Denkmalpflege und Restaurierung von Kunstwerken durch die schweren Zerstörungen der beiden Weltkriege. Wichtige methodische Grundlagen lieferten hier beispielsweise Gustavo Giovannoni, Cesare Brandi, Umberto Baldini und Paul Philippot.87 Seit dieser Zeit beschäftigt das Thema des Verlustes durch Krieg und mutwillige Verheerung von Kulturgut die Denkmalpflege. Mit Schäden und Wiederaufbau in

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Earl 1997; Choay 1997. Earl 1997; Muñoz-Viñas 2005. Hier vor allem Ruskin 1849. Sh. auch Sladek 2002 und Maramotti Politi 1996. Morris 1877. Sh. auch Mari 2010. Riegl 1928 [1899]; Riegl 1903; Riegl 1905. Sh. auch Ostrow 2001. Dehio 1914 [1901]; Dehio 1903; Dehio 1914 [1905]. Sh. auch Hubel 2013; Grunsky 2006; Scheurmann 2005b und Huse 1996. Dvorák 1918. Boito 1893; Croce 1902. Einen Überblick über die Restaurierungs- und Rekonstruktionspraxis im 19. Jahrhundert in vielen europäischen Ländern gibt beispielsweise Jokilehto 2005, Zweiter Teil ab S. 122. Giovannoni 1946. Sh. hierzu auch Tragbar 2016; Brandi 1963; Baldini 1978; Philippot 1996a–c.

1. Das Thema

Europa nach dem Zweiten Weltkrieg setzen sich beispielsweise Nicola Lambourne, Nicholas Bullock und Luc Verpoest88 auseinander. Die Publikation von Tobias Stahl arbeitet die Zerstörung von Kulturgut durch die postjugoslawischen Kriege ab den 1990er Jahren auf und Erwin Emmerling und Michael Petzet thematisieren die Zerstörung und Rekonstruktion der Bamiyan-Buddhastatuen in Afghanistan. Bedeutendes Kulturgut wird aber nicht nur durch Zerstörung politisch in Haftung genommen, sondern auch durch Wiederaufbau und Rekonstruktion. Im Besonderen der Themenbereich der Rekonstruktion historischer Bauwerke ist zum Dauerbrenner der vor allem fachinternen Auseinandersetzung geworden. Als Auswahl der vielen Publikationen sei vor allem auf die von Winfried Nerdinger herausgegebene Geschichte der Rekonstruktion und die Veröffentlichungen zum Thema von Alexander Stumm sowie Wim Denslagen und Nils Gutschow verwiesen.89 Mit den hier diskutierten Beispielen der Rekonstruktionspraxis aus der ganzen Welt spannen diese Abhandlungen den Bogen zu den Proceedings der Nara Conference on Authenticity aus dem Jahr 199590 , die nicht nur die Theorie und Praxis der Denkmalpflege in anderen Kulturkreisen hinterfragte, sondern auch das Selbstverständnis einer substanzerhaltenden Denkmalpflege in Europa herausforderte. Genannt sei hier beispielsweise der Beitrag von Michael Petzet.91 Ein Exkurs in die Denkmalpflege in Deutschland zeigt den Spannungsbogen zwischen verschiedenen Positionen in der Denkmalpflege, aber auch zwischen Fachdisziplinen und Öffentlichkeit eindringlich. Zunächst beweist sich auch hier die Wichtigkeit der historischen Schlüsseltexte von Georg Dehio und Alois Riegl für den Gründungsmythos der modernen substanzerhaltenden Denkmalpflege im deutschsprachigen Raum. Marion Wohlleben und Georg Mörsch haben die einschlägigen Texte zusammengestellt und kommentiert. Auch Norbert Huse hat diese und weitere Texte unter Deutsche Texte aus drei Jahrhunderten veröffentlicht.92 Als einige ausgewählte Publikationen der letzten Jahrzehnte sind auch die Auseinandersetzungen mit Dehio und Riegl von Ernst Bracher, Gabi Dolff-Bonekämper, Bernd Euler-Rolle, Michael Falser, Eberhard Grunsky, Achim Hubel und Ingrid Scheurmann zu nennen.93 Der von Michael Falser et al. herausgegebene Tagungsband Conservation and Preservation. Interactions between Theory and Practice. In memoriam Alois Riegl (1858-1905) enthält viele Beiträge zu diesen und anderen wichtigen Protagonisten der Geschichte der Denkmalpflege.94 88 89 90 91 92 93 94

Lambourne 2001; Bullock/Verpoest 2011. Nerdinger 2010; Stumm 2017; Denslagen/Gutschow 2005. Larsen 1995a. Petzet 1995a. Wohlleben/Mörsch 1988; Huse 1996. Hubel 2013; Hubel 2011a; Dolff-Bonekämper 2010; Hubel 2008; Falser 2006; Grunsky 2006; Euler-Rolle 2005; Hubel 2005a; Scheurmann 2005b; Bracher 1995. Falser et al. 2010.

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Die Suche nach Differenz

Besonders aufschlussreich ist auch die Betrachtung der deutschen Situation unter Aspekten der umfangreichen Zerstörungen historischer Bausubstanz zu Ende des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Kriegsschuld, die die Teilung Deutschlands verursachte, den Wiederaufbau und die Wiedervereinigung maßgeblich bestimmte und den Umgang mit der Rekonstruktion historischer Bauwerke bis heute beeinflusst. Es zeigt sich also, dass die Geschichte der Denkmalpflege nicht ohne eine Auseinandersetzung mit weiter gefassten gesellschaftlichen Entwicklungen verständlich wird. Verwiesen sei auf die umfangreiche Standardliteratur zur deutschen Geschichte, die hier nicht weiter dargestellt werden kann. Einen Überblick über wesentliche, auch die Denkmalpflege maßgeblich beeinflussende Geschichtsstränge geben beispielsweise Heinrich August Winklers Aufsatz Ende aller Sonderwege, Volker Ullrichs Artikel Nervöse Zeiten – das Deutsche Reich 1871-1914 oder der von Jürgen Danyel et al. herausgegebene Sammelband 50 Klassiker der Zeitgeschichte.95 Explizit mit dem Themenbereich Heimatschutzbewegung und Denkmalpflege bis zum Ende des Nationalsozialismus beschäftigen sich der Aufsatz von Ingrid Scheurmann zu Denkmalpflege und Kunstschutz 1914 bis 1933, Joachim Petschs Artikel Zur Geschichte der deutschen Heimatschutzbewegung bis 1945 und Lars Olof Larsson Die Denkmalpflege und die Architektur des Nationalsozialismus – eine Zwickmühle.96 Rudy Koshar setzt sich in zwei Publikationen kritisch mit deutscher Denkmalpflege und Erinnerungskultur ab dem deutschen Kaiserreich bis zum 20. Jahrhundert in beiden deutschen Staaten auseinander.97 Einen ähnlichen Rahmen wählt Michael Falsers Publikation mit kritisch betrachteten Fallbeispielen der deutschen Denkmalpflege zwischen Nationalismus, Krieg und deutscher Teilung, Schuldfrage, Bürgerbeteiligung und »postmoderner Gefühldenkmalpflege«98 . Ergänzend seien hier Einzelbetrachtungen zum Umgang mit Kriegsschäden in deutschen Städten von Karlheinz Hemmeter und Christoph Timm erwähnt.99 Ein von Jörg Haspel und Hubert Staroste herausgegebenes Buch beschäftigt sich mit der Denkmalpflege in der DDR, während Andres Hofmann und Ute Wendland schließlich die folgende Denkmalpflege in den neuen Bundesländern betrachten.100 Ein sehr breites Spektrum an Auseinandersetzung bietet in Deutschland das Themenfeld des Wiederaufbaus und der Rekonstruktion historischer Bauten, in der Theorie unterschiedliche Konzepte, aber in der Praxis in fließendem Übergang

95 96 97 98 99 100

Winkler 2001; Ullrich 2010; Danyel 2013. Scheurmann 2013; Larsson 1993; Petsch 1979. Koshar 1998; Koshar 2000. Falser 2008, S. 2019. Hemmeter 2014; Timm 2003. Haspel/Staroste 2014a; Hofmann 2015; Wendland 2010.

1. Das Thema

zu betrachten, in den auch Fassadismus und andere »Übersetzungs- und Interpretationskonstrukte«101 einzubeziehen sind. Hiervon legen auch die Beiträge in der bereits oben erwähnten, von Wilfried Nerdinger herausgegebenen Publikation Zeugnis ab.102 Auch der von ihm und Uta Hassler verantwortete Tagungsband Das Prinzip Rekonstruktion liefert eine Einführung in die weit über Deutschland und die heutige Zeit hinaus diskutierten Standpunkte.103 Sowohl bei der Betrachtung des umfangreichen Wiederaufbaus der durch die deutschen Truppen zerstörten Altstädte Polens, wie auch bei der zunehmenden Rekonstruktionspraxis nach der deutschen Wiedervereinigung wird die Debatte einer Sinnhaftigkeit von Rekonstruktion immer wieder überschattet von der Frage nach einem Recht auf Rekonstruktion als nachgeholte »Heilung der Wunden« oder unter Berufung auf historische Praxis. Am Beispiel vom Wiederaufbau der Warschauer Altstadt nach dem Zweiten Weltkrieg diskutiert Grażyna Ewa Herber in ihrer Dissertation dieses Spannungsfeld zwischen denkmalpflegerischen Prinzipien, politischer Indienstnahme und gesellschaftlichen Erwartungen.104 Auch Wieslaw Grzymski et al., Stefan Muthesius und Konstantiy Kalinowski thematisieren den Wiederaufbau der polnischen Altstädte, während der von Arnold Bartetzky herausgegebene Sammelband die Praxis der Rekonstruktion in verschiedenen Ländern im östlichen Europa nachzeichnet.105 Dieter Bingen und Hans-Martin Hinz verantworten eine Gegenüberstellung von Schleifung, Zerstörung und Wiederaufbau historischer Bauten in Deutschland und Polen.106 Mit dem Wiederaufbau deutscher Städte beschäftigen sich Jakob Hofmann, Werner Durth und Niels Gutschow, sowie Mathis Nitzsche.107 Die Gradwanderung zwischen Bewahren und Erneuern, die auch die Denkmalpflege in Deutschland immer wieder beschäftigte, zeigt Achim Hubel in diesem und anderen Texten auf.108 Als Schlüsseltexte, die die Diskussion in Deutschland zu Beginn der 1990er Jahre anfachten, müssen Veröffentlichungen von Michael Petzet und Wilfried Lipp genannt werden. Die Ausrufung eines »postmodernen« oder »neuen Denkmalkultus«109 verfolgte das Ziel sich mehr auf den Wert des »schönen Bilds« zu konzentrieren und darüber hinaus die Reproduktion historischer Bauten zu einer denkmalpflegerischen Aufgabe zu erheben und somit in das Arbeitszimmer der Denkmalpflege zurückzubringen. Kritische Erwiderungen zu diesem als zeitgemäß aus101 102 103 104 105 106 107 108 109

Abel 2010, S. 68. Nerdinger 2010, sh. Seite 23 und Fußnote 89. Hassler/Nerdinger 2010. Herber 2014. Grzymski et al. 2006; Muthesius 2015; Kalinowski 1993; Bartetzky 2017. Bingen/Hinz 2005. Hofmann 2016; Durth/Gutschow 2012; Nitzsche 2007. Hubel 1997; Hubel 2013; Hubel 2008; Hubel 1993. Lipp 1993d; Petzet 1993; Petzet 1995b; Petzet 1999.

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Die Suche nach Differenz

gerufenen oder als denkmalpflegerische Tradition erklärten Trend, der die Charta von Venedig in den Aktenschrank verbannen wollte, finden sich im Kreis der Denkmalpfleger viele. Neben zeitnaher Entgegnung von beispielsweise Achim Hubel, Georg Mörsch und Reinhard Bentmann wird seither die Rekonstruktionspraxis der letzten 20 Jahre immer wieder kritisiert. Zu nennen sind hier u.a. Aufsätze von Hans-Rudolf Meier, Michael Falser, Katharina Brichetti, Jürgen Tietz, Clemens Kieser oder Rocco Curti, aber vor allem das von Adrian von Buttlar et al. herausgegebene und als gemeinschaftlicher Widerspruch zu verstehende Sammelwerk Denkmalpflege statt Attrappenkult.110 Andere auch in Form von Sammelbänden herausgegebene Schriften zum Thema der Rekonstruktion beinhalten meist neben theoretischen und durchaus kritischen Überlegungen auch Beispiele aus der Praxis und scheinen auf diese Weise die Befürchtung vieler Denkmalpfleger zu erfüllen die Grenzen zwischen Wiederaufbau, Korrektur, Vervielfältigung, Spekulation, Rekonstruktion und vielen Grauzonen dazwischen und daneben in den Bereich der Denkmalpflege zu rücken. An dieser Stelle seien die Publikation von Michael Braum und Ursula Baus mit dem Titel Rekonstruktion in Deutschland. Positionen zu einem umstrittenen Thema zu nennen, aber auch die von Harald Steck, von Jan Friedrich Hanselmann und vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz herausgegebenen Sammelbände genannt.111 Ab dem Jahr 2000 griff auch die Politik verstärkt in die Debatte ein. Ein auf Initiative der Bundesfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegebenes Gutachten zur Entstaatlichung der Denkmalpflege legte die Brisanz der bis dahin vor allem als Fachdiskussion geführten Krise offen112 und zwang die Denkmalpflege zu einer Standortbestimmung. Die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland hat eine Dokumentation der wichtigsten Positionierungen und Schriften hierzu zusammengestellt.113 Dass nach der Wiedervereinigung die Aufmerksamkeit für das Thema Rekonstruktion sowohl in der Gesellschaft wie auch in der Politik zunahm, ist in engem Zusammenhang mit den als Wiederaufbauten bezeichneten Projekten der Dresdner Frauenkirche und dem Berliner Stadtschloss zu sehen, letzteres durch einen Bundestagsbeschluss aus dem Jahr 2000 getragen. Die politische Dimension der Grundsatzdiskussion um Rekonstruktion und Wiederaufbau kommt auch in zwei Publikationen des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) aus dem Jahr 2009 und des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) aus dem Jahr

110 111 112 113

Mörsch 1989; Hubel 1993; Bentmann 1993; Hubel 1997; Meier 2019; Falser 2010; Brichetti 2009; Tietz 2008; Kieser 2007; Curti 2006; von Buttlar et al. 2013. Streck 2014; Altrock et al. 2010; Braum/Baus 2009; Hanselmann 2005; DNK 1998. Sh. hierzu auch Siewert 2003. Donath 2000.

1. Das Thema

2010 zum Ausdruck. Die zweite von Uwe Altrock herausgegebene Publikation ist auch wegen des umfangreichen Quellenüberblicks zum Thema hervorzuheben.114 Die Debatte um Wiederaufbau und Rekonstruktion historischer Bauten wurde jedoch nur als ein Symptom der als krisenhaft empfundenen Position der Denkmalpflege in Deutschland seit den 1990er Jahren betrachtet. Umfangreiche Literatur der, wie bereits dargelegt, vor allem fachinternen Diskussion steht zur Verfügung. Hervorzuheben sei hier das Diskussionsforum »Nachdenken über Denkmalpflege«, das sich seit 2001 zusammenfand, um »die ›Mythen der Denkmalpflege‹ zu entzaubern und der Disziplin eine zeitgemäße Ausrichtung zu geben«115 . Viel diskutiert wurde seitdem über das System Denkmalpflege und über Denkmalwerte und Gesellschaft. Kritisch mit der eigenen Zunft hatte sich bereits 1988 Reinhard Bentmann auseinandergesetzt. Weiterhin zu nennen sind hier die Schriften von Achim Hubel und Hans-Rudolf Meier.116 Verschiedene Sammelbände thematisieren die gesellschaftliche Wertbeimessung. Unter dem Titel Denkmale – Werte – Bewertung erschien ein Buch von Birgit Franz und Gerhard Vinken, der Sammelband von Hans-Rudolf Meier et al. ist mit Werte. Begründungen der Denkmalpflege in Geschichte und Gegenwart betitelt. Eine weitere von Hans-Rudolf Meier und Ingrid Scheurmann herausgegebene Publikation trägt den Titel DENKmalWERTE. Beiträge zur Theorie und Aktualität der Denkmalpflege. Wilfried Lipp zeichnet für den Sammelband Denkmal – Werte – Gesellschaft. Zur Pluralität des Denkmalbegriffs verantwortlich.117 Die von einigen geforderte Pluralisierung des Denkmalbegriffs sollte vor allem die ästhetischen Qualitäten der Denkmäler wieder in den Vordergrund rücken. Das hatte bereits Holger Brülls 2003 unter dem Titel Das Denkmal als Text oder Bild. Was passiert, wenn Geschichte Architektur unsichtbar macht? gefordert.118 Die Publikation von Stephanie Herold Zur Rolle des Schönen in der Denkmalpflege, aber auch die von Bernhard Kohlenbach, von Bernd Euler-Rolle, Hans-Rudolf Meier und Ira Mazzoni sind weitere Beispiele hierzu.119 Ausgemacht wurde eine Diskrepanz Zwischen Wunschtraum und Wirklichkeit 120 , die die Denkmalpflege im Spannungsfeld von Fachinstitution und bürgerschaftlichem Engagement 121 sah. Gewünscht wurde einerseits Denkmalschutz von unten – Bürgerinitia-

114 115

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2009; Altrock et al. 2010. Meier/Will 2005, S. 323. Sh. beispielsweise Kerkhoff 2007; Brülls 2006, Kieser 2006; Wendland 2005; Rüsch 2004; Brülls 2004, Koutroufinis 2004, Bongiorno 2003; Brülls 2003; Donath 2003; Donath 2002, alle veröffentlicht unter Kunsttexte.de. 116 Bentmann 1993; Hubel 2005b–g; Hubel 1997; Meier 2013a. 117 Franz/Vinken 2014; Meier et al. 2013; Meier/Scheurmann 2010a; Lipp 1993a. 118 Brülls 2003. 119 Herold 2018; Kohlenbach 2017; Euler-Rolle 2010b; Meier 2010; Mazzoni 2010; Mazzoni 2007. 120 Dresden 2013. 121 Franz/Vinken 2014; Brand 2002, sh. auch Feldmann-Wojtachnia/Glaab 2011.

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Die Suche nach Differenz

tiven und Stadtforen als Impulsgeber 122 , hinterfragt wurden anderseits, beispielsweise von Bernd Euler-Rolle, Die Bildungsgrundlagen der »modernen Denkmalpflege«123 oder auch und nicht nur von Wilfried Lipp Heritage Trends – Im Wandel gesellschaftlicher Werte-Befindlichkeiten.124 Die Euphorie der späten 1970er und 1980er Jahre war verflogen und die Denkmalpflege stellte ernüchtert fest, dass die moderne Gesellschaft ein anderes Verhältnis zu historischen Gebäuden entwickelt hatte als angenommen. Bereits 1989 hatte Georg Mörsch zum Aufgeklärten Widerstand aufgerufen.125 Ihm folgten die Standortbestimmungen von Johannes Habich aus dem Jahr 2000 und die weitere von Hans-Rudolf Meier und Thomas Will aus dem Jahr 2005.126 Auch Achim Hubels Blick zurück in die Geschichte, Michael Falsers Neue Ansprüche an die Denkmalpflege 1960-1980 oder Georg Mörschs Fremd, vertraut oder entbehrlich. Die Denkmale in der modernen Gesellschaft werfen ein Licht auf die deutsche Gesellschaft und ihre Denkmalpflege.127 Das Fremde und Unbequeme der Denkmäler, so wird konstatiert, erscheint der Gesellschaft oft unerträglich. So betitelt Norbert Huse seine Publikation auch mit Unbequeme Baudenkmale. Entsorgen? Schützen? Pflegen? 128 Zunehmend wichtig wird hingegen offensichtlich Identitätsstiftung: Der von Marion Wohlleben herausgegebenen Sammelband Fremd, vertraut oder anders? Beiträge zu einem denkmaltheoretischen Diskurs und Michael Falsers Publikation Zwischen Identität und Authentizität. Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland129 machen dies deutlich. Denkmalpflege als Herausforderung130 ist also als Thema in der Gesellschaft angekommen. Die von Adrian von Buttlar aufgeworfene Frage nach Bewahren – Ertüchtigen – Ersetzen? 131 und die grundsätzlichere Überlegung Vom Nutzen und Nachteil der Denkmalpflege für das Leben132 , wie es Otto Borst formuliert, zeigt sich auch in vielen Zeitungsartikeln, die den schon einmal ab den 1975er Jahren populären Themenbereich vor allem seit der Wiedervereinigung wieder aufgegriffen haben.133

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Bartetzky 2011. Euler-Rolle 2010a. Lipp 2014. Mörsch 1989 Habich 2000; Meier/Will 2005 Hubel 2013; Falser 2013a; Mörsch 2005 Huse 1997. Sh. hierzu auch Scheurmann 2010 und Klausmeier 2009. Wohlleben 2010; Falser 2008. Sh. auch Asal 2009. Beseler/Jonkanski 2000. Buttlar 2000. Borst 1993. Sh. Süss 2015; Frei 2014; Greipl 2013; Rautenberg 2012; Voigt 2011; Assheuer 2011; Cammann 2010; Rautenberg 2010; Müssig 2008; Bernau 2008; Etscheit 2008; Rautenberg 2008; Tietz 2008; Finger 2007; Rautenberg 2007; Guratzsch 2007; Rautenberg 2002; Rautenberg

1. Das Thema

Und doch, auch wegen der fachinternen Uneinigkeit im Umgang mit historischer Bausubstanz, ist es der deutschen Denkmalpflege bisher offensichtlich nicht gelungen die gesellschaftlichen Hintergründe der Entwicklung zu durchleuchten und ein breites Verständnis für den Wert der materiellen Substanz zu befördern. Auch in Fachkreisen wird dem Erkennen und Erhalten von Zeitschichten nicht unbedingt höchste Priorität eingeräumt. Diesem Thema widmen sich von Ingrid Scheurmann bzw. Ingrid Scheurmann und Hans-Rudolf Meier herausgegebene Publikationen. Achim Hubel überschreibt hingegen seinen Aufsatz Vom Umgang mit dem Original – Überlegungen zur Echtheit von Kunstwerken und spannt hiermit den Bogen zu Walter Benjamins vielzitierter Schrift über Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.134 Mit der technischen Reproduzierbarkeit beschäftigt sich auch Philipp Oswalds Aufsatz Rekonstruktion und Utopie: Das Unbehagen in der Moderne135 . Am Beispiel des neuen Berliner Schlosses stellt er Überlegungen zur modernen Entwicklung der technischen Bildmedien an, die die Rekonstruktion als exakte Reproduktion eines Bildes zu einer technischen Angelegenheit degradiere. Die mechanische Wiedergewinnung der äußeren Erscheinung eines Bauwerks sei ein »rückwärtsgewandtes Konzept von Utopie«136 . Das entstehende Bauwerk zeige den Wunsch nach einer anderen Vergangenheit, verschleiere dies aber durch eine »Architektur ohne Architekten«137 und damit »gestalterische Nichtentscheidung«138 , was für die deutsche Politik »die perfekte Lösung für die von ihr gewünschte Repräsentation des Nationalen heute zu sein«139 scheine. Hier schließt die Frage an, ob Deutschland sich als repräsentatives Fallbeispiel für den Umgang mit historischem Kulturgut in Europa eignet. Deutschland und seine geschichtliche Entwicklung als Sonderfall darzustellen ist in den Geschichtswissenschaften umfangreich diskutiert worden. Grundlage der Sonderfallthese ist es, Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern eine zwar ökonomische aber unter gesellschaftlichen Aspekten »defizitäre Modernisierung«140 zu bescheinigen, in der »restriktive vormoderne Eliten«141 eine bürgerliche Revolution und bürgerlichen Liberalismus verhindert hätten, was letztendlich in der

2000a–b; Haspel 2000. Für ein umfangreiches Verzeichnis von Zeitungsartikeln/Hörfunkbeiträgen sh. auch Altrock et al. 2010. 134 Scheurmann 2005a; Scheurmann/Meier 2006; Hubel 2005d; Benjamin 1980 [1935]. Zur Breite der fachinternen Diskussion sh. auch Lipp 2008. 135 Oswalt 2011. 136 Ibid., S. 65. 137 Ibid. 138 Ibid. 139 Ibid. 140 Rödder 2013, S. 142. 141 Ibid.

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Die Suche nach Differenz

»Katastrophe des deutschen Faschismus«142 geendet habe. Ulrich Herbert zeichnet die Besonderheiten der Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert 143 detailliert nach. Einen Überblick über die Diskussion gibt beispielsweise Horst Möller in seiner Besprechung Deutscher Sonderweg – Mythos oder Realität? eines 1982 abgehaltenen Colloquiums.144 In dem Aufsatz Sonderwege: Modernisierungstheorien aus Bielefelder Sicht stellt Andreas Rödder das Thema in einen größeren Zusammenhang der Modernisierungstheorien.145 Relevant für die Geschichte der Denkmalpflege erscheint die Sonderfallthese in verschiedener Hinsicht. Eng verknüpft mit der These vom »Deutschen Sonderweg« ist die Vorstellung einer nur oberflächlich bürgerlichen, im Grunde unaufgeklärten Gesellschaft, die »von oben« durch Nationalismus gelenkt wurde. Diesen Nationalismus macht Michael Falser bereits bei Georg Dehio aus.146 Die Betrachtung Deutschlands aus dieser Perspektive stellt also die Vorstellung einer zur Zeit der wichtigen Grundsatzdiskussionen um die substanzerhaltende Denkmalpflege mündigen und mit einem modernen Geschichtsbewusstsein ausgestatteten Gesellschaft in Frage. Nun ist allerdings die Vereinnahmung des Kulturerbes für nationalistische Zwecke, aber auch der in Deutschland umfangreich diskutierte Umgang mit zerstörter Substanz kein deutsches, und noch nicht einmal ein europäisches Alleinstellungsmerkmal. Auch die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Kalten Kriegs und seiner OstWest-Dichotomie lassen sich an Deutschland als Fallbeispiel gut nachzeichnen und wirken über Deutschland hinaus in mehrfacher Hinsicht erhellend. Dies verweist zudem auf den Umstand, dass die These vom deutschen Sonderfall heute sehr umstritten ist, da »Sonderwege […] immer von einem Endpunkt her konstruiert«147 würden, so Möller, und hiermit auch »ein historischer ›Normalweg‹ […] unterstellt«148 sei. Das Bild vom deutschen Sonderweg zeigt also auch die »ethnozentrische Selbstgefälligkeit«149 eines europäischen »Normalwegs« auf, der die Vorstellung einer besseren Gesellschaft in »eindimensionaler Linearität eines ›gradlinigen Aufstiegs‹«150 von vormoderner zu moderner Gesellschaft sieht und die Realität der »Brüche, Vielfalt oder unterschiedlicher Verbindungen von ›traditionellen‹ und ›modernen‹ Phänomenen«151 ausklammert.

142 143 144 145 146 147 148 149 150 151

Wehler 1995, S. 60 in Rödder 2013, S. 142. Herbert 2014. Möller 1982. Rödder 2013. Falser 2008, S. 67. Möller 1982, S. 163. Ibid. Rödder 2013, S. 141. Ibid. Ibid.

1. Das Thema

So oft bei der Betrachtung Deutschlands die Sonderwegsdebatte mitschwingt, ist es doch Teil Europas, das sich im Vergleich zu anderen Weltgegenden als Kulturgemeinschaft versteht. Jörn Ahrens fragt: Gibt es eine westliche kulturelle Identität? Bemerkungen über ein Phantasma, während Heiner Keupp et al. dem Phänomen der Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne nachgehen.152 Lutz Niethammer und Axel Doßmann sehen in Kollektive Identität. Heimliche Quellen einer unheimlichen Konjunktur und Thomas Meyer spricht gar von Identitätswahn. Die Politisierung des kulturellen Unterschieds. Amartya Sens ins Deutsche übersetztes Buch analysiert Die Identitätsfalle.153 Mit dem Spannungsfeld nationaler und europäischer Identität setzen sich auch Elmar Holenstein, Daniel Keil, aber auch Georg Jochum auseinander.154 Vor allem Jochums »Plus Ultra« oder die Erfindung der Moderne, eine Untersuchung der frühneuzeitlichen Entgrenzung der westlichen Welt, lässt den okzidentalen Sonderweg bereits mit der Erschließung der Ozeane und der Entdeckung Amerikas beginnen. Dies bildet den Hintergrund für eine Betrachtung der Entwicklung der modernen Denkmalpflege, die sich als europäische Errungenschaft der westlichen Moderne definiert. Jürgen Osterhammel konzentriert seine Betrachtung der westlichen Moderne Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts auf einen längeren Zeitraum, während Lothar Gall die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts für entscheidend hält. Diese beleuchtet er in seinem Buch Europa auf dem Weg in die Moderne. 1850-1890.155 Mit dem Mythos Moderne beschäftigt sich dann auch Jakob Vogel in Hinblick auf Die Technik in der nationalen Selbstdarstellung in Europa. Sein Beitrag erschien in einem der deutschsprachigen Publikationen zu Erinnerungskulturen in Europa. Ebenfalls beteiligt ist Vogel an dem Tagungsband Nation und Emotion. Deutschland und Frankreich im Vergleich. 19. und 20. Jahrhundert.156 Der von Detlef Altenburg et al. herausgegebene Sammelband Im Herzen Europas: Nationale Identitäten und Erinnerungskulturen beinhaltet auch den sehr wichtigen Beitrag von Astrid Swenson Zwischen Region, Nation und Internationalismus. Kulturerbekonzepte um die Jahrhundertwende in Frankreich, Deutschland und England.157 Zudem sei hier die ebenfalls von Swenson veröffentliche umfangreichere Abhandlung zu diesem Thema genannt: The Rise of Heritage: Preserving the Past in France, Germany and England, 1789-1914.158

152 153 154 155 156 157 158

Ahrens 1997; Keupp et al. 2002. Niethammer/Doßmann 2000; Meyer 1997; Sen 2007. Jochum 2017; Keil 2015; Holenstein 1997. Osterhammel 2011; Gall 2009. François et al. 1995. Vogel 2008; Altenburg et al. 2008; Swenson 2008. Swenson 2013a.

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Die Suche nach Differenz

Die von Christopher Bayly zunächst auf Englisch erschienene und dann ins Deutsche übersetzte Die Geburt der modernen Welt. Eine Globalgeschichte 1780-1914159 verweist hingegen auf den als langes 19. Jahrhundert bezeichneten Zeitraum als zusammenhängende Epoche, aber auch auf ein Geschichtskonzept, das die Moderne nicht als Projekt der westlichen Gesellschaft ansieht, sondern als eine Entwicklung einer zunehmenden weltweiten Verflechtung. Das von Sarah C. Humphreys und Rudolf G. Wagner herausgegebene Buch Modernity’s Classics160 befasst sich hierzu mit Prozessen der Moderne in unterschiedlichen Ländern der Welt. Der von Barbara Vinken herausgegebene Sammelband Translatio Babylonis: Unsere orientalische Moderne161 , aber auch das von Véronique Porra und Gregor Wedekind publizierte Buch Orient – zur (De-)Konstruktion eines Phantasmas162 versuchen sich mit verschiedenen Beiträgen der tiefen Verwurzelung des Orients in Europa zu nähern, der schon lange Gegenbild und Sehnsuchtsort des Okzidents gleichermaßen war. Dominik Finkelde untersucht das westliche Verhältnis zu fremden Kulturen am Beispiel der frühen Weltausstellungen und Einrichtungen des 19. Jahrhunderts in seinem Artikel Die Welt als Bild: Zur Domestizierung der Fremde durch den Kitsch im 19. Jahrhundert am Beispiel von Weltausstellung und Interieur.163 Für die einen ist Weltbürgertum eine Menschheitssehnsucht. Dieser spürt Peter Coulmas in seinem Buch Weltbürger: Geschichte einer Menschheitssehnsucht nach.164 Jürgen Osterhammel hingegen beschäftigt sich mit der Entzauberung Asiens: Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert 165 , die aus seiner Sicht im Laufe jenes Jahrhunderts stattfand, in dem der von Europa bewunderte mystische Orient sich in ein Bild von Rückständigkeit verwandelte. Entsprechend prophezeite Francis Fukuyama den weltweiten Siegeszug des demokratischen Gesellschaftsmodells westlicher Prägung, macht in seinem auch ins Deutsche übersetzten Buch aber durchaus zivilisationskritische Anmerkungen.166 Das von Heino Heinrich Nau und Manfred Brocker herausgegebene Sammelwerk setzt sich mit dem die Differenzen zwischen Weltgegenden suchenden Ethnozentrismus auseinander, ein Thema, das Samuel Huntington populär in seinem viel diskutierten Buch Kampf der Kulturen aufgriff.167 Hans Wilhelm Vahlefeld kann stellvertretend genannt werden für viele Autoren, die um die Jahrtausendwende Das Jahrhundert Ostasiens ausriefen.168 Pankaj Mishra betrachtet das 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168

Bayly 2008. Humphreys/Wagner 2013. Vinken 2015. Porra/Wedekind 2017. Finkelde 2007. Coulmas 1990. Osterhammel 2010. Fukuyama 1992. Huntington 1996. Vahlefeld 1997.

1. Das Thema

Thema aus östlicher Perspektive. Sein ins deutsche übersetztes Buch Aus den Ruinen des Empire: Die Revolte gegen den Westen und der Wiederaufstieg Asiens169 setzt sich mit den Folgen des westlichen Imperialismus in Asien und den asiatischen Bewegungen des Antiimperialismus auseinander, während Dipesh Chakrabarty in seinem ebenfalls ins Deutsche übersetzten einflussreichen Buch Europa als Provinz170 darlegt, dass es kaum möglich ist Europa zu provinzialisieren, also von europäischen Maßstäben unbeeinflusste Geschichtsschreibung zu betreiben, da die ganze Wissenschaftskultur eurozentrisch geprägt sei. Der von Volker Pesch herausgegebene Tagungsband Ende der Geschichte oder Kampf der Kulturen? hinterfragt in diversen Beiträgen diese westlichen Universalisierungsansprüche. Ulrich Beck und Edgar Grande analysieren in Das kosmopolitische Europa. Gesellschaft und Politik in der Zweiten Moderne das europäische Verhältnis zu anderen Weltgegenden in Geschichte und Gegenwart.171 Als Beginn einer intensiven Beschäftigung mit den Auswirkungen von Imperialismus und Kolonialismus wird hingegen Edward Saids 1978 erschienenes Buch Orientalism172 genannt. In seiner Analyse meinte er den Orient als westliches Konstrukt eines Gegenbildes zum modernen aufgeklärten, dominanten Okzident zu entlarven. Mit dem widersprüchlichen Verhältnis der Aufklärung zum Orient beschäftigen sich auch Andreas Fischers Toleranz für das Fremde? Die deutsche Aufklärung und der Islam, sowie Joseph Croitorus Die Deutschen und der Orient: Faszination, Verachtung und die Widersprüche der Aufklärung oder auch Enlightenment against Empire von Sankar Muthu.173 Edward Said legte mit seiner Analyse des Orientalismus den Grundstein für das Forschungsfeld der postcolonial studies. Das Wort postcolonial möchte nicht einen ausschließlichen Bezug zur nachkolonialen Zeit herstellen, sondern alle, durch die vorkolonialen, kolonialen und nachkolonialen Zeiträume und Bezugsebenen beeinflussten Gesellschaften analysieren, was aber erst nach dem Ende der kolonialen Ära möglich erschien, daher der Terminus ›post‹. Als eine der wichtigsten Vertreterinnen der postkolonialen Studien gilt Gayatri Chakravorty Spivak. Von ihr erschien beispielsweise In Other Worlds: Essays in Cultural Politics. Zu nennen ist weiterhin Homi Bhaba mit dem Buch The Location of Culture.174 Als deutschsprachige Einführungen in die Thematik sei auf Sebastian Conrads Kolonialismus und Postkolonialismus: Schlüsselbegriffe der aktuellen Debatte, auf den von Conrad et al. herausgegebenen Sammelband Jenseits des Eurozentrismus: postkoloniale

169 170 171 172 173 174

Mishra 2013. Chakrabarthy 2010; Pesch 1997. Beck/Grande 2007. Said 1979. Fischer 2010; Croitoru 2018; Muthu 2003. Spivak 2008; Bhaba 1994.

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Die Suche nach Differenz

Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften und das von Burkard Schnepel et al. verantwortete Buch Orient – Orientalistik – Orientalismus: Geschichte und Aktualität einer Debatte hingewiesen.175 Ein Wissenschaftszweig, der sich parallel zu den postcolonial studies entwickelte, begann sich mit Machtstrukturen generell auseinanderzusetzen und übte auch Kritik an der Sichtweise einer gegenseitigen Beeinflussung von kolonisierten Völkern und Kolonisatoren, da hierdurch die sehr einseitigen Machtverhältnisse verschleiert werden könnten. Die subaltern studies verfolgten zwar ebenfalls das Ziel die eurozentrischen Denkansätze und Strukturen offenzulegen, wollten sich aber von dem starren Muster lösen nur Kolonialismus dafür verantwortlich zu machen. Einbezogen werden sollten stattdessen alle gesellschaftlichen Machtstrukturen von Rasse, Klasse und Geschlecht. Mit der Hinterfragung von Machtsystemen und Abgrenzung beschäftigen sich auch Ansätze, die weitere Fragen in den Raum stellten. Zu nennen ist hier der von He Chengzhou zusammengestellte Sammelband mit literarischen Texten verschiedener Kulturen und Zeiten unter dem Titel Representation of the Other. Theory and Practice.176 Lisa Lau und Ana Christina Mendes sind Herausgeberinnen des Sammelbands Re-Orientalism and South Asian Identity Politics. The Oriental Other within, das in verschiedenen Beiträgen am Beispiel Asien aufzeigt, wie tief verwurzelt Orientalismus nicht nur in der westlichen Welt ist, sondern auch als Abgrenzung zum Westen gebraucht wird.177 Vor allem zu nennen ist hier aber der dem Orientalismus gegenübergestellte Begriff des Okzidentialismus, der sich mit dem stereotypen Bild beschäftigt, das andere Gesellschaften von der »westlichen Kultur« haben. Dieser bisher wenig in deutschsprachiger Wissenschaftskultur verwendete Begriff hat gerade für den Bereich des Kulturerbeerhalts Bedeutung. James Carrier ist der Herausgeber des Sammelbands Occidentialism: Images of the West. Ian Buruma und Avishai Margalit veröffentlichten Occidentialism: The West in the Eyes of its Enemies.178 Wegweisend ist auch der Ansatz Gayatri Chakravorty Spivaks, die mit ihrem Beitrag Can the Subaltern Speak? 179 , auch in dem Versuch Solidarität mit den Subalternen oder Untergeordneten zu bekunden und damit das Feld zu besetzen, eine Dominanzgeste des westlich geprägten Wissenschaftsbereiches sieht. Dieser und andere wichtige Texte der Poskolonialen Theorie werden in einem auf Deutsch publizierten Buch von María do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan

175 176 177 178 179

Conrad 2012b; Conrad et al. 2013. Chengzhou 2009. Lau/Mendes 2012. Carrier 1995a; Buruma/Margalit 2005. Spivak 1988.

1. Das Thema

mit dem Titel Postkoloniale Theorie: Eine kritische Einführung180 besprochen, in der die Autorinnen auch thematisieren, dass lange Zeit sehr wenig originär deutschsprachige Forschung in den Bereichen Kolonialismus, Postkoloniale Studien, Orientalismus und Ethnozentrismus betrieben wurde, sondern lediglich die wichtigsten meist englischsprachigen Texte ins Deutsche übersetzt erschienen.181 Erklären lässt sich dies vermutlich mit dem Umstand, dass sich Deutschland auch in diesem Sinn als Sonderfall oder Verspätete Nation182 begriffen hat, die erst lange nach den anderen europäischen Imperien in Die Unterwerfung der Welt mit eingestiegen ist. Unter diesem Titel hat Wolfgang Reinhard seine Globalgeschichte der Europäischen Expansion 1415-2015183 veröffentlicht. Intensiver beschäftigt man sich in Deutschland erst seit den 1990er Jahren mit der eigenen Kolonialgeschichte. Inzwischen gibt es einige Literatur auch zur deutschen kolonialen Geschichte, die sich damit auseinandersetzt, Imperialismus und Kolonisierung nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive darzustellen, sondern explizit als kulturelle Unterdrückung zu thematisieren. Zu nennen ist hier beispielsweise John Tomlinsons Text Internationalismus, Globalisierung und kultureller Imperialismus und Hartmut Rosas Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung.184 Diese Texte öffnen den Blick für transnationale und transkulturelle Vernetzung, die seit den frühesten Anfängen des modernen Kulturerbeerhalts bestand, aber auch für Zusammenhänge zwischen Kolonialismus, Imperialismus und Kulturerbe. Diese werden in Deutschland bisher wenig thematisiert, sind aber durchaus ein deutsches Thema. Zur Einführung sei auf das von Gunilla Budde et al. herausgegebene Buch Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien185 verwiesen, für die Vertiefung der Thematik beispielsweise auf Ulrike Lindners Koloniale Begegnungen. Deutschland und Großbritannien als Imperialmächte in Afrika 18801914.186 Lindner zeigt hier eine neben der Konkurrenz und nationalen Abgrenzung bestehende transnationale Vernetzung von europäischer Kolonialgesellschaft, die bis zum Ersten Weltkrieg nicht nur auf individueller, sondern auf institutioneller Ebene zusammenarbeitete und den Ausbau des Kolonialismus und die Aufrechterhaltung der europäischen Vormachtstellung als gemeinsames europäisches Projekt verstand.

180 Castro Varela/Dhawan 2015. 181 Um nur einige wichtige auf Englisch erschienene Publikationen zu nennen, sei hier auf Burney 2012; Pomeranz 2009; Young 2001; MacKenzie 1995 verwiesen, deren Publikationen sich in der Literaturliste finden. 182 Sh. Lübbe 2013. 183 Sh. Reinhard 2016. 184 Tomlinson 2002; Rosa 2016. 185 Budde et al. 2006. 186 Lindner 2011a.

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Die Suche nach Differenz

Bei der nicht sehr zahlreichen auf Deutsch zur Verfügung stehenden Literatur zu grenzüberschreitender Betrachtung und transkultureller Vernetzung von Denkmalpflege ist das von Carmen Enss und Gerhard Vinken herausgegebene Buch Produkt Altstadt. Historische Stadtzentren in Städtebau und Denkmalpflege zu nennen, in dem beispielsweise der Aufsatz von Malgorzata Popiolek Komplexe Beziehungen. Der Umgang mit historischen Stadtzentren in Deutschland und Polen 1900-1950 das Fazit vorlegt, die Rolle des fachlichen Austauschs über die Systemgrenzen hinweg sei bisher unterbewertet. Beate Löffler empfiehlt mit ihrem Aufsatz Japan und die ›alte Stadt‹. Denkmalbestand, Stadtbau und das Methodenproblem den Blick nach Japan für ein Verständnis von »alter Stadt« als enorm bereichernd.187 Zu Kulturerbe und Denkmalpflege transkulturell188 sei aber vor allem das gleichlautende Buch genannt, das Michael Falser und Monica Juneja herausgegeben haben. Der Cluster of Excellence Asia and Europe in a Global Context der Universität Heidelberg hat darüber hinaus mehrere englische Publikationen zu Grenzen überschreitender Vernetzung im Kultur- und Kulturerbebereich herausgegeben. Zu nennen sind das von Antje Fluchter and Dr. Jivanta Schöttli herausgegebene Buch The Dynamics of Transculturality – Concepts and Institutions in Motion189 , die von Madeleine Herren verantwortete Publikation Networking the International System. Global Histories of International Organizations190 , der von Isabella Löhr und Roland Wenzlhuemer herausgegebene Sammelband The Nation State and Beyond: Governing Globalization Processes in the Nineteenth and Early Twentieth Centuries191 und eine weitere Publikation im Namen von Falser und Juneja zu ›Archaeologizing‹ Heritage? Transcultural Entanglements between Local Social Practices and Global Virtual Realities.192 Zu internationaler Vernetzung im Bereich des Kulturerbeerhalts vor Zeiten der UNESCO haben auch Astrid Swenson in ihrem Aufsatz The First Heritage International(s): Conceptualizing Global Networks before UNESCO und Melanie Hall in Towards World Heritage. International Origins of the Preservation Movement 1870-1930 gearbeitet.193 Tim Winter setzt sich in seinem Artikel Heritage diplomacy194 damit auseinander, wie diese internationale Vernetzung als Diplomatie nicht nur für den Erhalt des kulturellen Erbes eingesetzt, sondern gleichermaßen mit Kulturerbeerhalt Diplomatie betrieben wurde und wird. Unter den ebenfalls sehr wenigen bisher erschienenen deutschsprachigen Texten zum Spannungsfeld Kulturerbe – Kolonialismus finden sich einige Beiträge von

187 188 189 190 191 192 193 194

Enss/Vinken 2016; Popiolek 2016; Löffler 2016. Falser/Juneja 2013a. Fluchter/Schöttli 2015. Herren 2014. Löhr/Wenzlhuemer 2013. Falser/Juneja 2013b. Swenson 2016; Hall 2011. Winter 2015.

1. Das Thema

beispielsweise Monica Juneja, Johannes Cramer, Michael Falser, Ariane Isabelle Komeda, Christoph Schnoor und Gerd Kaster in dem oben genannten Sammelband Kulturerbe und Denkmalpflege transkulturell.195 Unter den englischsprachigen Texten ist der Sammelband von Paul Betts und Corey Ross Heritage in the modern world zu nennen, in dem sich auch Astrid Swenson in ihrem Aufsatz Crusader Heritages and Imperial Preservation mit der europäischen Konkurrenzsituation der imperialistischen Expansion im Mittelmeerraum und der wichtigen Rolle auseinandersetzt, die hierbei das erbeutete, bereits durch die Kreuzzüge mit Bedeutung aufgeladene Kulturgut spielte.196 Weiterhin ist Swenson mitverantwortlich für den mit Peter Mandler herausgegebenen Tagungsband From Plunder to Preservation: Britain and the Heritage of Empire 1800-1940.197 Hier wird in diversen Beiträgen die wichtige Rolle aufgezeigt, die der Kulturerbeerhalt im imperialen Kontext zu spielen begann. Wichtig wurde die Kulturleistung des Denkmalerhalts im Konkurrenzkampf, wer die zivilisierteste Imperialmacht sei, aber auch um eine deutliche Abgrenzung zu den als Barbaren stilisierten Gesellschaften in den eroberten Gebieten zu erzielen. Großartige Kulturschätze besaßen diese ebenso, hatten aber meist nicht deren Verfall aufgehalten. Ebenfalls mit diesem Themengebiet beschäftigen sich der von Michael Falser herausgegebene Sammelband Cultural Heritage as Civilizing Mission. From Decay to Recovery und verschiedene Aufsätze in dem von Paul Betts und Corey Ross verantworteten Buch Heritage in the Modern World.198 Indra Sengupta fokussiert seinen Aufsatz Preservation between empire, nation and nationalisms: the problem of history and heritage in India auf den indischen Subkontinent, James Denbow mit Pride, prejudice, plunder and preservation auf das Beispiel des Kongo und David Murphys Plunder and Preservation richtet den Blick auf China.199 Vor allem über die postkolonialen und subalternen Studien hat sich im spanischen, französischen und englischsprachigen Wissenschaftsraum ein sehr kritischer Blick auf weltumspannende gesellschaftliche Zusammenhänge und Machtstrukturen entwickelt und maßgeblich zu dem Feld der interdisziplinären cultural studies beigetragen.200 Hier haben sich auch die critical heritage studies (kritische 195 196 197 198 199 200

Juneja 2013a, Cramer 2013, Falser 2013b, Komeda 2013, Schnoor 2013; Kaster 2013; Falser/Juneja 2013a, sh. auch Seite 37 und Fußnote 188. Betts/Ross 2015a; Swenson 2015. Swenson/Mandler 2013. Falser 2015a; Betts/Ross 2015. Sengupta 2018; Denbow 2012; Murphy 1995. Über die sehr unterschiedlichen Erfahrungen der kolonialen Ära und die postkolonialen Entwicklungen in Lateinamerika, Afrika und dem Nahen und Fernen Osten haben sich unterschiedliche Ausrichtungen der postkolonialen Studien entwickelt. Als wohl bekanntester lateinamerikanischer Wissenschaftler dieses Gebiets kann der Argentinier Walter Mignolo der Forschungsgruppe Modernidad/Colonialidad/Descolonialidad (M/C/D) genannt wer-

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Die Suche nach Differenz

Kulturerbestudien) herausgebildet, ein Bereich, der im deutschsprachigen Raum bisher weitgehend unbesetzt bleibt. Der Fokus dieser Studien liegt auf dem Spannungsfeld Kulturerbe – Machtstrukturen – Gesellschaft. Parallel hat auch im deutschsprachigen Raum eine kritische Auseinandersetzung mit Denkmalpflege und Kulturerbe stattgefunden, in der grenzüberschreitende Texte verfasst wurden und beispielsweise gesellschaftliche Überlegungen der Klassiker von Friedrich Nietzsche, Max Weber, Georg Simmel, Walter Benjamin, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno; Martin Heidegger, Alexander und Margarete Mitscherlich oder auch Aleida und Jan Assmann einbezogen wurden.201 Bis auf wenige Beispiele hat diese Auseinandersetzung aber kaum den Fachbereich Denkmalpflege verlassen und ist weitgehend im Sinne einer regelmäßig stattfindenden fachinternen Standortbestimmung zu verstehen. Transdisziplinär angelegt sind beispielsweise das von Aleida Assmann und Dietrich Harth verantwortete Sammelwerk Kultur als Lebenswelt und Monument, das von Detlef Altenburg et al. herausgegebene Im Herzen Europas: nationale Identitäten und Erinnerungskulturen und Kultur-Erbe-Ethik. »Heritage« im Wandel gesellschaftlicher Orientierungen, herausgegeben von Reinhard Kren und Monika Leisch-Kiesl.202 Erschließen lässt sich der im englischsprachigen Raum bereits zusammengedachte Kontext vor allem durch das Heranziehen gesellschaftswissenschaftlicher Literatur. Beispielhaft erwähnt seien hier die Herausgaben von Iris Därmann und Christoph Jamme Kulturwissenschaften, Konzepte, Theorien, Autoren und von Stephan Moebis und Dirk Quandflieg Kultur. Theorien der Gegenwart oder auch das Buch von Norbert Brieskorn Sozialphilosophie. Eine Philosophie des gesellschaftlichen Lebens, weiterführend dann das von Hermann Mückler herausgegebene Buch Tradition und Traditionalismus. Zur Instrumentalisierung eines Identitätskonzepts oder das von Moritz Csáki und Johannes Feichtinger verantwortete Sammelwerk Europa geeint durch Werte? Die europäische Wertedebatte auf dem Prüfstand der Geschichte.203

den, nicht zuletzt aufgrund der auch auf Englisch publizierten Werke, sh. beispielsweise Mignolo 2011. Einen Überblick über das postkoloniale Südamerika ist beispielsweise auf der Webseite des Goetheinstitus unter https://www.goethe.de/ins/br/de/kul/sup/eps/20795500.h tml (Zugriff 31.10.19) zu finden. Wichtige, meist auf Französisch veröffentliche afrikanische Beiträge zur postkolonialen Diskussion kamen beispielsweise von den Bewegungen Negritude und Authenticité. Zu nennen sind hier Namen wie Leopold Senghor (1906-2001), Kwame Nkrumah (1909-1972), Aime Cesaire (1913-2008), Aloune Diop (1910-1980) Julius Nyerere (1922-1999) und Frantz Fanon (1925-1961). 201 Nietzsche 1874; Weber 1896a; Weber 1896b; Simmel 1923; Benjamin 1980 [1935]; Horkheimer/Adorno 1947; Heidegger 1950a; Mitscherlich 1965; Mitscherlich/Mitscherlich 1967; Assmann 1991a–c. 202 Assmann/Harth 1991a; Altenburg et al. 2008; Kren/Leisch-Kiesl 2020. 203 Därmann/Jamme 2007; Moebis/Quandflieg 2011; Brieskorn 2009; Mückler 2012a; Csáki/Feichtinger 2007.

1. Das Thema

Auch Texte der Architektursoziologie, hier beispielsweise Bernhard Schäfers Architektursoziologie. Grundlagen – Epochen oder Joachim Fischer und Heike Delitz Die Architektur der Gesellschaft. Theorien für die Architektursoziologie204 sind weiterführend, um sich dem Spannungsfeld Gesellschaft – Machtstrukturen – Denkmalpflege zu nähern, zumal diese durch die nach der deutschen Wiedervereinigung zunehmende Debatte über Rekonstruktionspraxis ein Thema ist, das Architektenschaft und Denkmalpfleger gleichermaßen beschäftigt. Unter der für dieses Themengebiet zur Verfügung stehenden Literatur sei zu den bereits weiter oben genannten Publikationen205 noch auf die Beiträge in dem von Christian Illies herausgegebenen Buch Bauen mit Sinn: Schritte zu einer Philosophie der Architektur206 hingewiesen, die versuchten einen »umfassenden Überblick über soziologische und philosophische Implikationen von Architekturtheorie«207 mit Schlaglicht auf die Rekonstruktionsdebatte zu geben. Auch zu nennen ist die von Helmut Lange herausgegebene Schrift des Deutschen Städtetags Denkmalpflege in den Städten. Stadtbaukunst, Stadtökologie, Stadtentwicklung und das von Paul Sigl und Bruno Klein veröffentlichte Konstruktionen urbaner Identität. Zitat und Rekonstruktion in Architektur und Städtebau der Gegenwart 208 . Als frühe Schlüsseltexte der critical heritage studies sind vor allem die Publikation von Patrick Wright On Living in an Old Country. The National Past in Contemporary Britain, Robert Hewison The Heritage Industry. Britain in the Climate of Decline, David Lowenthal The Past is a Foreign Country und The Heritage Crusade and the Spoils of History zu nennen.209 In diesen Büchern setzen sich die Autoren kritisch mit der ab den 1980er Jahren spürbaren Kulturerbebegeisterung vor allem in Großbritannien auseinander, die dazu führte, dass heute Geschichte zelebriert, wirtschaftlich ausschlachtet und publikumswirksam passend gemacht wird. Einen neueren Beitrag zu diesem Themenkomplex bietet Wim Denslagens Buch Romantic Modernism: Nostalgia in the World of Conservation.210 Das von Eric Hobsbawm und Terence Ranger herausgegebene The Invention of Tradition211 greift sowohl geografisch wie zeitlich weiter aus. Die verschiedenen Autoren zeigen anhand von Beispielen aus Europa, aber auch Indien und Afrika, dass viele vermeintlich alte Traditionen relativ junge taktisch eingesetzte Rituale oder Symbole sind, die eine unveränderliche Kontinuität vorspiegeln und damit gesellschaftliche Sicherheit produzieren sollen. Statische

204 205 206 207 208 209 210 211

Schäfers 2006; Fischer/Delitz 2015. Sh. auch S. 26 bis 27; BBSR 2009; Altrock et al. 2010. Ibid. Illies 2019. Lange 2003a; Sigl/Klein 2006. Wright 1985; Hewison 1987; Lowenthal 1995; Lowenthal 1998b. Denslagen 2009. Hobsbawm/Ranger 2010.

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Die Suche nach Differenz

Traditionen, seien sie erfunden oder ein ritualisiertes Destillat älterer gesellschaftlicher Praktiken, unterscheidet diese als moderne Praxis von sich verändernden Gebräuchen sogenannter traditioneller Gesellschaften.212 Mit diesem Spannungsfeld Tradition und Moderne beschäftigen sich auch zwei Aufsätze von Joseph Gusfield, während Kwame Gyekye das Thema aus afrikanischer Perspektive betrachtet und Johannes Heesterman sich mit dem inneren Konflikt der Tradition in Indien auseinandersetzt.213 Vor allem für den Zusammenhalt von Nationen spielt die Rückversicherung in Traditionen – und Kulturerbe als ein Teil davon – eine wichtige Rolle. Mit auch hierdurch forciertem Nationalstolz und Identität beschäftigt sich Eric Hobsbawm in seinem unter dem Titel Nationen und Nationalismus: Mythos und Realität seit 1780 ins Deutsche übersetzten Buch, während Tim Winter in seinem Aufsatz Heritage and Nationalism: An Unbreachable Couple? die Rolle antiker Monumentalarchitektur und hiermit auch die zunehmende Wichtigkeit der Archäologie und Denkmalpflege für die Selbstdarstellung von Nationen wie Griechenland, England, Ägypten, Indien oder Mexiko und Peru seit dem späten 19. Jahrhundert thematisiert. Die Zusammenhänge von Macht und Kulturerbe untersucht auch das Buch von Brian Graham et al. A Geography of Heritage. Power, Culture and Economy.214 Das von Michael Roth und Charles Salas herausgegebene Sammelwerk Disturbing Remains. Memory, History, and Crisis in the Twentieth Century setzt sich mit Geschichte und Erinnerung auseinander. Es führt in verschiedenen Beiträgen das seit den 1980er Jahren zunehmende Interesse an kollektiver Erinnerung vor und untersucht den Umgang mit traumatischer Geschichte und selektiver Erinnerung.215 Mit Erinnerungskultur, einem der Themen, die auch in deutschsprachiger Literatur ausgiebiger behandelt werden216 , beschäftigen sich auch die Bücher von Sharon Macdonald Memorylands. Heritage and Identity in Europe today, von Niamh Moore Heritage, Memory and the Politics of Identity, von Raphael Samuel Theatres of Memory und von Richard Terdiman Present Past. Modernity and the Memory Crisis.217 Viele dieser wie auch weitere Themenfelder des internationalen Kulturerbeerhalts untersuchende Autoren gehen kritisch mit den Stereotypen des Ost-West-Vergleichs lebendiger Traditionen gegen autoritären Materialfetischismus um und spüren der Moderne nicht nur in dieser konstruierten Dichotomie nach, sondern innerhalb der Gesellschaften. Helmut Anheier und Yudhishthir Isar in ihrem Sammelband Cultures and Globalisation. Heritage, Memory and Identity, Judith Schlehe et al. in Staging the Past. Themed Environments in Transcultural Perspectives oder auch Gregory John Ashworth

212 213 214 215 216 217

Ibid., S. 1-3. Gusfield 1967; Gusfield 1968; Gyekye 2011; Heesterman 1985. Hobsbawm 1992; Winter 2015b; Graham et al. 2000. Roth/Salas 2001. Sh. beispielsweise Altenburg et al. 2008 und von Buttlar 2013. Macdonald 2013; Moore 2007; Samuel 1994; Terdiman 1993.

1. Das Thema

et al. in ihrem Buch Pluralising Pasts. Heritage, Identity and Place in Multicultural Societies zeigen auf, dass all diese Phänomene keineswegs ein nur westliches Thema sind.218 Lawrence Vale in Architecture, Power, and National Identity und das Sammelwerk von Mrinalini Rajagopalan und Madhuri Desai Colonial Frames, Nationalist Histories: Imperial Legacies, Architecture and Modernity setzen sich mit Architektur als Machtsymbol zur Konstruktion der Nation in postkolonialen Gesellschaften auseinander. Clifford Geertz beschreibt in After the Revolution: The Fate of Nationalism in the New States das Verhängnis des Nationalismus, dem gerade postkoloniale Gesellschaften sich verschrieben, um die oft völlig neu entstandenen Staaten zu einen.219 Für den Bereich Denkmalpflege sind aber besonders die Beiträge der critical heritage studies interessant, die sich mit dem Zusammenhang von Macht und Kulturerbe bzw. Kulturerbeerhalt beschäftigen. Vor allem Laurajane Smith hat in ihrem Buch Uses of Heritage die auf monumentale materielle Kulturzeugnisse fixierte und von Experten verwaltete Erbepolitik kritisiert und hiermit den Bogen zu den postkolonialen und subalternen Studien gespannt.220 Den großen internationalen Organisationen, allen voran der UNESCO, wurde vorgeworfen der ganzen Welt uniforme westliche Kulturstandards zugrunde zu legen. Widerstand gegen diese eurozentrische Politik regte sich vor allem in Asien, obwohl seit den späten 1950er Jahren ein Schwerpunktthema der UNESCO der kulturelle Austausch zwischen Ost und West war. Aigul Kulnazarova und Christian Ydesen als Verantwortliche des Sammelbands UNESCO without Borders. Educational Campaigns for International Understanding und Tim Winter in seinem Aufsatz Heritage diplomacy dienen als Einführung in die Kulturerbediplomatie, Laura Elisabeth Wong zeichnet die Geschichte des ›Major Project on the Mutual Appreciation of Eastern and Western Cultural Values‹ in ihrem Aufsatz Relocating East and West nach, und Ken Tayler beschäftigt sich mit der Problematik weltweit gültiger Denkmalpflegestandards in seinem Aufsatz Cultural Heritage Management: A Possible Role for Charters and Principles in Asia221 . Dem Kulturerbeerhalt in Asien widmet sich eine Vielzahl von Publikationen. Das Sammelwerk von Tim Winter und Patrick Daly Routledge Handbook of Heritage in Asia222 versteht sich als Überblick über die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kräfte, die den Umgang mit Kulturerbe in dieser Weltregion heute bestimmen. Auch John Stubbs und Robert Thomson in Architectural Conservation in Asia. National Experiences and Practice und Ken Taylor in seiner Dissertation mit dem Titel

218 219

Anheier/Isar 2011; Schlehe et al. 2010; Ashworth et al. 2007. Vale 2008; Rajagopalan/Desai 2012a, Geertz 1971. Sh. auch James-Chakraborthy 2014, Gillen/Gosh 2007 und Herren 2014. 220 Smith 2006. 221 Kulnazarova/Ydesen 2017; Winter 2015a; Wong 2008; Taylor 2004. 222 Winter/Daly 2012a.

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Die Suche nach Differenz

Landscape, Culture and Heritage. Changing Perspectives in an Asian Context beschäftigen sich mit diesem Themenkomplex.223 In vielen Publikationen wird die Situation nach dem klassischen Muster des Ost-West-Vergleichs westlicher Kulturerbepolitik gegenübergestellt. Dass die Dichotomie von beiden Seiten betrieben wird, zeigen Publikationen wie Eastern Religions and Western Thought von Sarvepalli Radhakrishnan und der Überblick über diese Gegenüberstellung seit der Antike von Thorsten Pattberg The East-West Dichotomy. Behold the Law of Difference.224 Vor allem wegen der großen kulturellen Leistungen war Asien als erweiterter Orient bereits zu früher Zeit gleichermaßen Bedrohung und Sehnsuchtsort des Westens. Die durch Jürgen Osterhammel beschriebene Entzauberung Asiens225 begann im 18. Jahrhundert, als sich Europäer aufmachten das mystische Asien zu verstehen. Die eigentliche Entzauberung waren dann aber der militärische Sieg und die ökonomische Ausbeutung während des Imperialismus, wo es als rückständig und ungelenk dem sich als modern und dynamisch definierenden Westen gegenübergestellt wurde. Dass jedoch Asien trotzdem, oder gerade wegen der Gegenüberstellung eines modernen, aufgeklärten, materiellen Westens, seinen Zauber behalten hat, lässt sich an der Geschichte des immateriellen Kulturerbes, die gleichzeitig eine Geschichte des materiellen Kulturerbes ist, aufzeigen. Eva-Maria Seng zeichnet die internationalen Entwicklungen seit den 1980er Jahren in Materielles und Immaterielles Kulturerbe – global, regional, glokal? nach.226 Obwohl kein Zweifel daran besteht, dass allem Kulturerbe verschiedene und oft in Konflikt zueinander stehende materielle und immaterielle Werte zugeschrieben werden, wurde die Kritik an der eurozentrischen Politik der UNESCO und anderer internationaler Organisationen zunehmend zu einem Widerstand gegen die weltweite Gültigkeit der Charta von Venedig als Inbegriff westlicher Denkmalwerte. Nachvollziehen lässt sich dies in den Beiträgen mehrerer Tagungspublikationen. Rosa Anna Genovese ist die Herausgeberin der zweibändigen Publikation La Carta di Venezia trenta anni dopo und Attualittà della conservazione dei monumenti, ICOMOS Ungarn publizierte den Tagungsband The Venice Charter 1964 – 2004 – 2044? und Matthew Hardy das Buch The Venice Charter Revisited. Modernism, Conservation and Tradition in the 21st Century.227 Asien wird in dieser Konfrontation zum Inbegriff immaterieller, im Besonderen spiritueller Kulturerbewerte, Europa oder der Westen zum Sinnbild einer industrialisierten, auf Materialität fixierten Gesellschaft. Um nur einige, diese Dichotomie aufgreifende Darstellungen zu nennen, sei auf die Publikationen von Sungwoo Kim Learning from East Asian Heritage as an Alternative Model of Future Development, Timoticin Kwanda Western

223 224 225 226 227

Ibid.; Stubbs/Thomson 2017; Taylor 2017. Radhakrishnan 2005; Pattberg 2009. Osterhammel 2010. Seng 2012; sh. auch Seng 2014. Genovese 1995a und 1995b; ICOMOS Ungarn 2004; Hardy 2008.

1. Das Thema

Conservation Theory and the Asian Context: The Different Roots of Conservation, Jamie Mackee Foundations for an ›Asian‹ Approach to Conservation of the Cultural Built Heritage in Asia, Seung-Jin Chung East Asian Values in Historic Conservation, A.G. Krishna Menon The real resource of our architectural heritage, sowie die Aufsätze von Hiroyuki Suzuki Authenticity of Setting in the Cyclical Culture und von Chen Wei und Andreas Aass Heritage Conservation: East and West,228 aber auch auf entsprechende Passagen in den Publikationen von Françoise Choay oder von Ken Taylor hingewiesen.229 Auch ein von Niels Gutschow unter dem Titel Authenticity in Heritage Preservation – Recapturing Lost Elements230 publizierter Buchbeitrag greift die These unterschiedlicher Konzepte von Authentizität in Ost und West auf und verweist hiermit auf die umfangreiche Diskussion, die mit der Nara Conference on Authenticity und dem gleichnamigen Tagungsband weltweite Aufmerksamkeit erzielte.231 Die in Nara in Japan ausgerichtete Konferenz hatte das Ziel, dem bis in die 1990er Jahre im Weltkulturerbe und der öffentlichen Aufmerksamkeit unterrepräsentierten immateriellen Kulturerbe mehr Gewicht zu verleihen, die Akzeptanz kultureller Diversität zu stärken und damit im besonderen Kulturerbekonzepten indigener Volksgruppen gerecht zu werden. Ein breites Feld an Literatur steht für die Beschäftigung mit dem Themenbereich »Immaterielles Kulturerbe – indigene Völker – Diversität kultureller Praxis« zur Verfügung. Stellvertretend seien hier als Einführung das von Laurajane Smith und Natsuko Akagawa herausgegebene Buch Intangible Heritage und das von Christoph Antons und William Logan publizierte Intellectual and Cultural Property and the Safeguarding of Intangible Cultural Heritage genannt, für die Beleuchtung der rechtlichen Herausforderungen das von Toshiyuki Kono und Steven van Uytsel publizierte Sammelwerk The UNESCO Convention on the Diversity of Cultural Expressions. A tale of fragmentation in international law sowie Heritage and Rights of Indigenous People von Manuel May Castillo und Amy Stecker.232 Die Konferenz von Nara und das hieraus hervorgegangene Nara Document on Authenticity in Beziehung zu früheren Chartas des Kulturerbeerhalts zu setzen versucht Michael Falser in seinem Aufsatz Von der Charta von Venedig 1964 zum Nara Document on Authenticity 1994. 30 Jahre »Authentizität« im Namen des kulturellen Erbes der Welt.233 Auch Jeremy C. Wells The plurality of truth in culture, context, and heritage: a (mostly)

228 Kim 2011; Kwanda 2009; Mackee/Hartig 2007; Seung-Jin 2005; Menon 1996; Suzuki 1995; Wei/Aass 1989. 229 Choay 1997, S. 21, 25, 128-129; Taylor 2017, S. 42. 230 Gutschow 2016. 231 Larsen 1995a. 232 Smith/Akagawa 2009; Antons/Logan 2018; Kono/van Uytsel 2012; May Castillo/Strecker 2017. Sh. auch die offiziellen Seiten der UNESCO https://ich.unesco.org/(Zugriff 31.10.19) und http s://en.unesco.org/indigenous-peoples (Zugriff 31.10.19). 233 Falser 2012.

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Die Suche nach Differenz

post-structuralist analysis of urban conservation charters234 analysiert die verschiedenen Dokumente von der Charta von Athen bis zum Dokument von Nara und setzt letzteres vor allem in Beziehung zur australischen Burra Charter von 1971: »Wenn die Burra Charter die Tür für kulturellen Relativismus öffnete, hat das Nara Dokument zur Authentizität die Tür aus den Angeln gehoben«235 . Bereits in den 1970er Jahren sieht er also den kulturellen Relativismus einer Akzeptanz unterschiedlicher Konzepte von Kulturerbe in unterschiedlichen Gesellschaften seinen erklärten Anfang nehmen. Insgesamt kritisiert Wells die Chartas als die philosophische Auseinandersetzung versteifend und verarmend und andere Ideen von Kulturerbeerhalt marginalisierend. Zu Recht merkt er an, die Dokumente seien keineswegs unschuldig und neutral. Obwohl er die inhärente Wahrheitssuche als idealistisch bezeichnet, setzt er sie doch nicht in Beziehung zur Praxis, die meist eine andere Sprache spricht. So beurteilt er wie viele den Erhalt der materiellen Substanz als westlichen Materialfetischismus, der in der Tagespraxis immer noch überbewertet werde.236 Auch dieser Aufsatz zeigt, dass es mit Nara nicht gelungen ist, sich aus der Ost-West-Gegenüberstellung zu befreien. Statt Kulturerbe im Sinne eines Materiell gleich immateriell. Zwei Seiten einer Medaille zu betrachten, wie Eva-Maria Seng ihren Aufsatz überschreibt237 , also einen holistischen Ansatz widerstreitender Werte und Widersprüche zwischen Theorie und Praxis zuzulassen, zementierte die Konferenz in Nara den Ethnozentrismus noch weiter. Diese Problematik der zunehmenden konzeptionellen und geographischen Separierung von materiellen und immateriellen Kulturerbekonzepten reißen Britta Rudolff in ihrem Buch ›Intangible‹ and ›tangible‹ heritage. A topology of culture in contexts of faith und Frank Hassard in seiner Dissertation mit dem Titel Heritage, Hermeneutics and Hegemony an, ohne sie allerdings in der Tiefe zu analysieren.238 Seit der Konferenz in Nara steht umfangreiche Literatur zu dem Themenbereich »Authentizität des Kulturerbes« zur Verfügung. Um neben dem die Konferenz von Nara vorbereitenden Workshop in Norwegen mit dem Tagungsband Conference on authenticity in relation to the World Heritage Convention. Preparatory workshop239 nur einige neuere Publikationen zu nennen, sei verwiesen auf Alexander Stumm Architektonische Konzepte der Rekonstruktion, Katharina Weiler und Niels Gutschow Authenticity in Architectural Heritage Conservation: Discourses, Opinions, Experiences in Europe, South and East Asia, Tino Mager Schillernde Unschärfe: Der Begriff

234 Wells 2007. 235 Ibid., S. 10. Das Originalzitat lautet: »If the Burra Charter opened the door to cultural relativism, the Nara Document on Authenticity blew the door off its hinges.« 236 Wells 2007, S. 3, 11. 237 Seng 2014. 238 Rudolff 2010; Hassard 2006. 239 Larsen/Marstein 1994b.

1. Das Thema

der Authentizität im architektonischen Erbe, Michael Falser Theory-Scapes transkulturell. Zur Karriere des Begriffs der Authentizität in der globalen Denkmalpflege, Michael Rössner und Heidemarie Uhl Renaissance der Authentizität? Über die neue Sehnsucht nach dem Ursprünglichen, Nicholas Stanley-Price und Joseph King Conserving the authentic. Essays in honour of Jukka Jokilehto, Emma Hermens und Tina Fiske Art, conservation and authenticities. Material, concept, context und Wim Denslagen und Niels Gutschow Architectural imitations.240 Der von Wolfgang Seidenspinner 2006 publizierte Artikel Authentizität: Kulturanthropologisch-erinnerungskundliche Annäherungen an ein zentrales Wissenschaftskonzept im Blick auf das Weltkulturerbe241 gibt einen Überblick über den allgemeinen Trend Authentizität in breitem kulturgeschichtlichen Rahmen zu diskutieren, sich aber trotzdem in dem Konstrukt einer vermeintlichen »Alleinherrschaft der historischen Materialität«242 zu verlieren. Diese wird reduziert auf eine Suche nach Authentizität bzw. Originalität der Substanz als Bedürfnis der modernen, durch den Zivilisationsprozess entfremdeten Gesellschaft.243 Als Gegenkonzept einer nicht an die materielle Substanz gekoppelten Authentizität wird auch hier, wie in so vielen seit der Nara-Konferenz zum Thema Authentizität verfassten Beiträge, das Beispiel der periodischen Rekonstruktion der Ise-Schreine in Japan bemüht. Dem Phänomen der Ise-Schreine nachzugehen, das bereits Nobuko Inaba in seinem auf der Konferenz in Nara präsentierten Beitrag What is the test of authenticity for intangible properties? 244 als rituelle Praxis von üblicher Denkmalpflegepraxis in Japan unterschied, gelingt einerseits über die einschlägige Literatur zur Authentizitätsdebatte, aber auch über Publikationen zum Thema Kulturerbeerhalt in Japan. Besonders hervorzuheben sind Svend M. Hvass Buch Japan’s Ise Shrines: Ancient but New und der von Jordan Sand verfasste Aufsatz Japan’s Monument Problem: Ise Shrine as Metaphor 245 , in dem er die sonst übliche stereotype Einordnung der Ise-Schrein-Erneuerung als Paradebeispiel in Asien verorteter immaterieller Kulturerbewerte hinterfragt und die wechselvolle Geschichte der Schreine, aber auch der Bedeutungszuschreibungen ihrer periodischen Rekonstruktionspraxis darstellt. Auch Mihō Fukuda in seinem Beitrag Repair by disassembly in Japan und Christoph Henrichsen in Authenticity in Japan legen die differenzierte und oft auch widersprüchliche Denkmalpflege in Japan offen, die ihre Ursprünge als moderne Praxis, wie Europa auch, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat.246 Schon 240 Stumm 2017; Weiler/Gutschow 2017; Mager 2016; Falser 2015d; Rössner/Uhl 2012; StanleyPrice/King 2009; Hermens/Fiske 2007; Denslagen/Gutschow 2005. 241 Seidenspinner 2006. 242 Lipp 1993b, S. 19. 243 Seidenspinner 2006, S. 30. 244 Inaba 1995. 245 Hvass 1999; Sand 2015. 246 Fukuda 2017; Henrichsen 2017.

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Die Suche nach Differenz

lange fasziniert Japan die westliche Welt als exotisches, spirituelles und geheimnisvolles Land, das jedoch nach seiner Jahrhunderte andauernden Abschottung selbstbewusst den Weg in die Moderne beschritten hat. Florian Coulmas geht in seinem Buch Die Kultur Japans. Tradition und Moderne diesem Weg nach und Kakuzo Okakura gibt in The ideals of the East, with special reference to the art of Japan einen Einblick in die Prinzipien der japanischen Kunst.247 Mit japanischer Architektur und Denkmalpflege beschäftigen sich Arthur Drexler in The Architecture of Japan, Manfred Speidel in Japanese Traditional Architecture in the Face of its Modernisation: Bruno Taut in Japan, das von Siegfried Enders und Niels Gutschow herausgegebene Hozon. Architectural and Urban Conservation in Japan, Knut Einar Larsen in Architectural preservation in Japan und Preservation of Historic Buildings in Japan: Principles and Practices in an International Perspective oder auch Emiko Kakiuchi in Cultural heritage protection system in Japan: current issues and prospects for the future.248 Wie und warum Japan als wichtiger Partner auf Augenhöhe mit der zunächst westlich geprägten UNESCO zum Inbegriff von und Vorkämpfer für immaterielle Kulturerbewerte wurde, lässt sich an den Publikationen von Shingo Shimada Abwehr und Verlangen: Das ambivalente Verhältnis Japans zu Europa, Carola Hein Visionary Plans and Planers: Japanese Traditions and Western Influences, Marilyn Ivy Discourses of the Vanishing: Modernity, Phantasm, Japan oder Jennifer Robertson Furusato Japan: The Culture and Politics of Nostalgia ergründen.249 Einen ausführlichen Einblick in die japanische Denkmalpflege und die wichtige Rolle, die Japan nach dem Zweiten Weltkrieg in der internationalen Kulturdiplomatie zu spielen begann, gibt Natsuko Akagawa in Heritage Conservation in Japan’s Cultural Diplomacy. Heritage, National Identity and National Interest.250 Obwohl verschiedene dieser Publikationen den Mythos eines auf immaterielle Kulturerbewerte fokussierten und in traditionellen Kulturpraktiken verankerten Japan oder Asien kritisch entgegenhalten (siehe zu diesem Thema auch den Aufsatz von Katharina Weiler »Lebendige Handwerkstraditionen« – ein transkultureller Mythos am Beispiel Indiens251 ), verfestigte sich als Nachgang der postkolonialen Diskussion die Gegenüberstellung eines auf autoritären westlichen Strukturen basierenden materiellen Kulturerbes und eines auf gemeinschaftlichen und demokratischen Werten basierenden immateriellen Kulturerbes mit tiefer Verwurzelung in Traditionen. Die Aufsätze von Chao-Ching Fu Cultural sensitivity towards intangible values in monuments and sites – a comparison between Eastern and Western countries oder auch Niels Gutschow Architectural Heritage Conservation in South and East Asia and

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Coulmas 2003; Okakura 1904. Drexler 1955; Speidel 2011; Enders/Gutschow 1998; Larsen 1994a; Larsen 1996; Kakiuchi 2014. Shimada 2007; Hein 2013; Ivy 1995; Robertson 1988. Akagawa 2015. Weiler 2013.

1. Das Thema

in Europe: Contemporary Practices zeigen die Tiefe dieses ausgehobenen Grabens.252 Was aber zunächst als eine Diskussion um unterschiedliche Konzepte von Kulturerbeerhalt im Westen und im Rest der Welt begann, wurde zu einer Schwächung des Wertes greifbarer historischer Substanz auf der ganzen Welt. Mit der wachsenden Popularität des immateriellen Erbes interessierten sich zunehmend auch die Wissenschaftsdisziplinen für das Feld, die den Menschen in den Fokus ihrer Forschung stellen. Die »Materialisation«253 von Kulturerbe, also Stoff und Form, wurde in den Hintergrund gedrängt von der Erkenntnis, dass alles, auch das materielle Kulturerbe, »eine dritte Dimension«254 besitzt, »die man mit den Begriffen ›Deutung‹ und ›Bedeutung‹ umschreiben kann«255 . Es handelt sich also bei Kulturerbe grundsätzlich um eine gesellschaftliche Konstruktion, die Identität schaffen möchte. Eine Vielzahl von Publikationen widmet sich diesen internationalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte im Kulturerbebereich. Zu nennen ist hier beispielsweise das umfangreiche von Emma Waterton und Steve Watson herausgegebene Sammelwerk The Palmgrove Handbook of Contemporary Heritage Research und Rodney Harrisons Buch Understanding the politics of heritage.256 Die von Laurajane Smith in ihrem Buch Uses of Heritage257 vorgenommene Demaskierung autoritärer, auf vermeintlich westliche Materialfixierung gestützte Kulturerbepolitik wurde einerseits von denen aufgegriffen, die sich eine Akzeptanz von Vielfalt der kulturellen Ausdrucksformen und eine demokratischere Politik des Umgangs damit wünschen. Verwiesen sei hier auf William Logans Buch Intellectual Property, Cultural Property and Intangible Cultural Heritage und die Publikation von Keith Emerick Conserving and Managing Ancient Monuments. Heritage, Democracy, and Inclusion.258 Auch Cristóbal Gnecco setzt sich in seinem Aufsatz Heritage in Multicultural Times mit dem Spannungsfeld kultureller Identität und Diversität auseinander und legt dar, dass ein multikulturelles Zelebrieren von Diversität, das meint lokale und spezifische Identitäten zu stärken, eher zu fragmentierten Identitäten und zu einer Stärkung der Herrschaftssysteme führt.259 Mit dieser Problematik ist auch die UNESCO konfrontiert, was die Aufsätze von Aurelie Elisa Gfeller Anthropologizing and indigenizing heritage: The origins of the UNESCO Global Strategy for a representative, balanced and credible World Heritage List und von Lynn Meskell UNESCO’s World 252 253 254 255 256 257 258 259

Fu 2005; Gutschow 2017. Petzet 1993, S. 25. Seidenspinner 2006, S. 21. Ibid. Waterton/Watson 2015; Harrison 2010a. Smith 2006. Logan 2018a; Emerick 2014. Gnecco 2015.

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Heritage Convention at 40. Challenging the Economic and Political Order of International Heritage Conservation oder auch das Buch von Ben Garner The Politics of Cultural Development. Trade, cultural policy and the UNESCO Convention on Cultural Diversity in den Fokus nehmen.260 Andererseits ist im Windschatten der Konferenz von Nara und der Aufwertung des immateriellen Kulturerbes eine Strömung entstanden, die Dankwart Guratzsch als Blütezeit eines neuen Historismus einstuft und Achim Schröer in seinem Artikel Values and Volunteers – How civic organisations shape the conservation discourse in the UK 261 als postmodern bezeichnet. Dieser immaterial turn ruft nach Mehr Emotionen262 , so Dankwart Guratzsch, und beruft sich auf gesellschaftliche Wünsche nach Identität, findet diese jedoch eher in historisierender Architektur und der Rekonstruktion idealisierter Monumentalbauten als in dem autoritär und elitär empfundenen »Materialfetischismus«263 der Denkmalpflege. Der Aufsatz von Schröer findet sich in dem Sammelband des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V., herausgegeben von Birgit Franz und Gerhard Vinken unter dem Titel Denkmale – Werte – Bewertung: Denkmalpflege im Spannungsfeld von Fachinstitution und bürgerschaftlichem Engagement.264 Hier schließt sich der Kreis mit der anfangs thematisierten Problematik der Denkmalpflege in Europa im Spiegel seines Selbstverständnisses als Wiege des modernen Denkmalkultus. Aus der breiten Palette der Literatur zu gesellschaftlichem Engagement in der Denkmalpflege in Europa sei hier verwiesen auf einige Werke zu dem, gemeinhin als späte bürgerschaftliche Bewusstseinserweckung für Denkmalpflege betrachteten, Denkmalschutzjahr 1975. Ein Resümee für verschiedene Länder Europas nach 40 Jahren legt die von Michael Falser und Wilfried Lipp herausgegebene Publikation Eine Zukunft für unsere Vergangenheit. Zum 40. Jubiläum des Europäischen Denkmalschutzjahres (1975-2015) vor.265 Birte Pusback bespricht in Vorwärts in die Vergangenheit, zurück in die Zukunft. Das europäische Denkmalschutzjahr 1975 eine Tagung zum 30-jährigen Jubiläum des Denkmalschutzjahrs, dessen Beiträge eine eher ernüchternde Bilanz ziehen.266 Ernüchtert waren viele deutsche Denkmalpfleger auch wegen der um das Jahr 2000 einsetzenden Diskussion über eine Entstaatlichung der Denkmalpflege. Die Petra-Kelly-Stiftung unter dem Titel Denkmalschutz: Privatinitiative statt staatlicher Gängelung? und Matthias Donath für die Vereinigung der Lan-

260 261 262 263 264 265 266

Gfeller 2015; Meskell 2013; Garner 2016b. Guratzsch 2007; Schröer 2014. Guratzsch 2002. Zu dem Begriff immaterial turn sh. S. 16. Endes/Gutschow 1998, S. 8; Guratzsch 2002. Franz/Vinken 2014. Falser/Lipp 2015. Pusback 2006.

1. Das Thema

desdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Titel Dokumentation Entstaatlichung der Denkmalpflege? Von der Provokation zur Diskussion; eine Debatte über die Zukunft der Denkmalpflege dokumentieren die Auseinandersetzung zwischen und innerhalb der Interessengruppen und Institutionen.267 Was in dem Sammelband von Alison Richmond und Alison Bracker mit dem Titel Conservation: Principles, Dilemmas and Uncomfortable Truths268 als unbequeme Wahrheiten bezeichnet wird und Hans-Rudolf Meier in seinem Aufsatz Denkmalpflegepraxis im baukulturellen Kontext – oder: Die »Fälscherzunft« zwischen »Lebenslüge«, Wunsch und Wirklichkeit 269 anreißt, ist nicht nur ein Spannungsfeld zwischen Denkmalpflege und Bürgerschaft, sondern ein Spannungsfeld innerhalb der mit Kulturerbeerhalt beschäftigten Disziplinen, aber auch innerhalb der Denkmalpflege, die der Gesellschaft und sich selbst kaum Antworten darauf gibt, warum die Materie oder historische Substanz immer wieder der Verteidigung lohnen. Jürgen Tietz spricht in seinem Beitrag die nicht neue Herausforderung Kommunikation. Zur wachsenden Bedeutung der Denkmalvermittlung an, Heiner Treinen verweist mit seinem Aufsatz Das Original im Spiegel der Öffentlichkeit. Ein soziologischer Beitrag darauf, dass Denkmalpflege nur mit einem transdisziplinären Ansatz gelingen kann.270 Hierfür sei auch verwiesen auf die Publikationen von George Smith et al. Heritage Values in Contemporary Society und Oliver Remaud On vernacular cosmopolitanisms, multiple modernities, and the task of comparative thought.271 Die Wertschätzung der historischen Substanz, mag sie sich aus dem entwickelt haben, was wir heute als Moderne bezeichnen, ist als Aushandlungsprozess unter Beteiligung westlicher, aber auch nichtwestlicher Gesellschaften entstanden. Immaterielles Kulturgut ist untrennbar hiermit verbunden, kann aber nur die Geschichten erzählen, die wir heute wissen. Die materiellen Hinterlassenschaften bergen Geheimnisse, die wir heute noch nicht kennen und halten Antworten auf Fragen parat, die wir heute noch gar nicht zu stellen wissen. Arjun Appadurai spricht von The social life of things: commodities in cultural perspective.272 Dies gilt in Ost und West gleichermaßen, aber der im Bereich Kulturerbeerhalt/Denkmalpflege tief verwurzelte und bisher nicht aufgelöste Ethnozentrismus verhindert eine vorurteilsfreie Diskussion über Defizite an Verständnis in Ost und West. Im Sammelband Ethnozentrismus. Möglichkeiten und Grenzen des interkulturellen Dialogs, herausgegeben von Manfred Brocker und Heino Heinrich Nau, fragt beispielsweise Elmar Holenstein Wo verlaufen Europas Grenzen? Europäische Identität und Universalität

267 268 269 270 271 272

Petra-Kelly-Stiftung 2002; Donath 2000. Richmond/Bracker 2009. Meier 2013a. Tietz 2010; Treinen 2013. Smith et al. 2016; Remaud 2013. Appadurai 1988.

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Die Suche nach Differenz

auf dem Prüfstand.273 Wim Denslagen mit seinem Vortrag Authenticity and Spirituality, aber auch Michael Falser in seiner Besprechung Tradition Rekonstruktion? der Ausstellung Geschichte der Rekonstruktion – Konstruktion der Geschichte in München im Jahr 2010 leisten einen wichtigen Beitrag zu dieser Diskussion.274 Wenige Publikationen haben bis heute versucht die hier vorgestellten einzelnen Fäden zusammenzustricken. Eine große Hilfe, dies in der hier vorliegenden Arbeit anzugehen, war das Buch von Rodney Harrison Heritage: Critical Approaches.275

273 Brocker/Nau 1997; Holenstein 1997. 274 Denslagen 2008; Falser 2010. Zum Begleitband der Ausstellung in München sh. Nerdinger 2010. 275 Harrison 2013.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen: Die westliche Moderne und ihre Denkmalpflege

Altstadt von Split, Kroatien, 2015.

Martina Oeter

2.1

Der inszenierte Bruch mit der Vergangenheit

Historischen Gebäuden oder den Plätzen, auf denen sie stehen, gemeinschaftlich anerkannte Werte zuzuschreiben und dieses Erbe zu bewahren, zeichnet das Wesen einer mit seiner Geschichte verbundenen Gemeinschaft aus und ist in allen Kulturen, die Bauwerke erschaffen, wiederzufinden. Der Wunsch, alte Gebäude

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Die Suche nach Differenz

als Geschichtszeugnis zu konservieren, also möglichst umfangreich in vorgefundenem Zustand und Erscheinungsbild an die Nachwelt zu überliefern, wird hingegen als typisch westliches Phänomen gesehen, dessen Ausprägung in engem Zusammenhang mit unserem besonderen Verhältnis zur Vergangenheit steht. In vielen Abhandlungen über die Geschichte der Denkmalpflege wird dargelegt, hinter dem Konservierungsgedanken stehe ein christlich-lineares Zeitkonzept und die Vorstellung, unwiederbringliche Kulturschätze möglichst lange zu bewahren.1 Auch ein – als typisch westlich empfundenes – »Individualismus-Konzept«, das jedes Geschichtszeugnis einmalig erscheinen lässt, wird vor allem in nicht-westlicher Literatur als Grund genannt, warum das Ideal, materielles Kulturgut in seiner überkommenen Form zu bewahren, in Europa seinen Ausgang nahm.2 In den westlichen Ländern selbst gestaltet sich die Suche nach den Ursachen und auch dem Beginn der modernen Denkmalpflege ebenfalls vielschichtig. Unterschiedliche gesellschaftliche Ereignisse und Strömungen werden in den Vordergrund gerückt. Gewissermaßen als Vorwort zur Geschichte der modernen Denkmalpflege,3 die sich vor allem als westliche Geschichte darstellen möchte,4 wird gemeinhin und auch bei Jokilehto klar unterschieden zwischen einem menschlichen Instinkt wertvollen oder brauchbaren Besitz zu erhalten und dem auch als modernen Denkmalpflegekult bezeichneten Wunsch materielle Güter als Erinnerungszeichen zu bewahren. Miles Glendinning gesteht anderen Gesellschaften von China bis Zentralamerika und Afrika durchaus zu, Altertümer gepflegt zu haben. Auch er sieht jedoch nur in den von der westlichen Moderne geprägten Gesellschaften den Respekt für historische Gebäude sich in eine moderne Denkmalpflegebewegung im Sinne einer dynamischen historischen Erzählung und bewussten Ideologie transferieren. Wie auch andere Autoren siedelt er den Beginn dieses westlichen oder europäischen Sonderwegs bereits in der Antike an und macht Anzeichen modernerer Denkmalwertschätzung zwischen dem 15. bis 17. Jahrhundert während der Wiederentdeckung der Antike und der Arbeit der ersten Antiquare aus.5 Françoise Choay spricht diesen Sammlern des Quattrocento hingegen Geschichtsinteresse oder die Wertschätzung des Alters der meist aus klassischer und hellenistischer Periode stammenden Stücke ab, denn das Interesse an diesen Altertümern sei nur Faszination für »die Errungenschaften einer höherstehenden Zivilisation«6 gewe1 2 3 4

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Stubbs 2009, S. 73; Radhakrishnan 1997, S. 8; Piplani 2001, S. 80; Khanjanusthiti 1996, S. 171. Parikh 2007, S. 8; Stubbs 2009, S. 269; Remaud 2013, S. 150. Einen Überblick über die vormoderne Denkmalpflege gibt Götz 1956. Standardwerke zur Geschichte der Denkmalpflege befassen sich nahezu ausschließlich mit Europa, sh. beispielsweise Glendinning 2013; Hubel 2011a; Lipp 2008; Jokilehto 2005; Casiello 1996a; Feilden 1982. Glendinning 2013, S. 2. Choay 1997, S. 28.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

sen.7 Andererseits sieht auch sie in den spätantiken Humanisten und mittelalterlichen Autoren bereits Vorboten des langen Entwicklungsprozesses und die Geburtsstunde des Baudenkmals im 15. Jahrhundert durch den nun bei einer kleinen Elite erwachenden »distanzierten ästhetischen Blick«8 . Generell hat sich vor allem in der westlichen Geschichtsschreibung aber eine Metaerzählung durchgesetzt, die Europa zur Wiege der »Emanzipation des bürgerlichen Denkmalbewusstseins«9 macht und die Epoche des Historismus zu deren Wegbereiter. Verantwortlich gemacht wird hierfür ein besonderes Geschichtsbewusstsein, ein im 19. Jahrhundert aufkommender »historischer Geist«10 , der als Reaktion auf Aufklärung, Französische Revolution und Industrielle Revolution und die hierdurch ausgelöste Moderne entwickelt werden konnte.11 Die tiefen und weitreichenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, so wird argumentiert, begründeten durch das Aufbrechen sozialer, ökonomischer und kultureller Kontinuität einen Bruch mit den überlieferten Traditionen, die nun kein Rezept mehr dafür boten, sich in der veränderten Welt zurechtzufinden. Umso wichtiger wurde also, sich der eigenen Geschichte zu vergewissern und hierfür materielle Geschichtszeugnisse zu bewahren, um so die Verbindung mit den Vorfahren aufrecht zu erhalten. Historische Bauwerke und Gegenstände werden demnach, seit dieser veränderten Sicht auf die Welt, nicht mehr nur aufgrund ihres religiösen oder ästhetischen Wertes oder des Gebrauchswertes geschätzt. Anders als in der traditionellen Gesellschaft wird gerade ihre Geschichte als eigenständiger Wert anerkannt. Dieser zu Beginn der westlichen Moderne deutlicher hervortretende Wunsch nach Schutz und Pflege von Altertümern und die Vorstellung, dass dieses Bedürfnis breitere Gesellschaftsschichten erfasste, kann somit einerseits als Traumabewältigung verstanden werden. Auch Achim Hubel sieht einen engen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Tradierungskrisen und der »Leidenschaft des Bewahrens«12 , verweist aber auch auf ein frühes Beispiel einer derartigen Reaktion auf eine gesellschaftliche Krise in der spätrömischen Antike.13 Es zeigt sich, dass of-

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Glendinning nennt als Datum für eine erste städtische Satzung zum Schutz antiker Relikte in Rom das Jahr 1363, beschreibt aber andererseits den umfangreichen Abbau antiker Monumente in Rom bis weit ins 16. Jahrhundert hinein. Besonders dem Neubau von St. Peter fiel nicht nur der frühchristliche Vorgängerbau zum Opfer. Auch unzählige antike Gebäude wurden als Baumaterial und zur Kalkproduktion verwertet, sh. Glendinning 2013, S. 32-33. Ibid., S. 37. Lipp 1993b, S. 11. Dehio 1914 [1905], S. 267. Betts/Ross 2015a, S. 7; Scheurmann 2005, S. 68; Beseler 2000, S. 161; Philippot 1996b, S. 268. Hubel 2011b, S. 21-22. Ibid., S. 22. Die Altertumswissenschaft beschäftigte sich viel mit den Gründen für den Untergang des römischen Reiches. Neben Dekadenz, inneren Kriegen und äußerer Bedrohung formuliert eine weit verbreitete Theorie, was Max Weber »die innere Selbstauflösung einer

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Die Suche nach Differenz

fenbar vor allem in Zeiten großer Veränderungen nach einer Verankerung in der Vergangenheit gesucht wird, also Tradition und Modernisierung ein nach Gleichgewicht strebendes System sozialer Statik und Dynamik darstellen.14 Gesellschaftliche Dynamik, die traditionelle Strukturen herausfordert, und die »Reaktion auf Entfremdung und Überforderung, die in traditionellen Werten Halt sucht«15 , sind aber keine Phänomene, die erst mit der Moderne wirksam werden. Gleichsam meint Robert Hewison, dass der nostalgische Impuls, der einen wichtigen Teil des konservatorischen Gedankenraums einnimmt, bereits existierte, lange bevor der Historismus das Fundament für die moderne Denkmalpflege legte.16 Die moderne Denkmalpflege zeichnet also offensichtlich noch etwas anderes aus als nur der Wunsch des Bewahrens früherer Zeiten.17 Entscheidend ist hierbei, was Gerhard Vinken als »Fortschrittspathos«18 der Moderne bezeichnet, die »die zukunftsfähige, radikale Zeitgenossenschaft, das être-du-temps, zu einer Kernforderung«19 werden lässt und somit eine Verankerung in den Traditionen nicht zulässt, sondern einen Bruch mit der Vergangenheit beschwört.20 Wie im Weiteren dargestellt, wird dieses Distanzherstellen zwischen Vergangenheit und Gegenwart in der westlichen Moderne mythologisiert. Dies geschieht sowohl durch eine Abgrenzung von als traditionsverhaftet dargestellter vormoderner Gesellschaft in anderen Weltgegenden wie auch durch einen postulierten

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alten Kultur« nennt, also der unvermeidliche Wandlungsprozess einer Gesellschaft, bei der verschiedene Faktoren, wie auch die vorgenannten, ineinandergreifen, sh. Weber 1896a–b. Brieskorn 2009, S. 157. Gerhard Vinken fasst zusammen: »Im Kern sind Tradition und Fortschritt aber inhärente Teile des modernen Geschichtsbegriffs, sie sind dialektisch aufeinander bezogen«, sh. Vinken 2009, S. 121. Ibid. Hewison 1987, S. 28. Sh. hierzu auch den Aufsatz Georg Dehios aus dem Jahr 1905 Denkmalschutz und Denkmalpflege im 19. Jahrhundert, in dem er feststellt: »Der Historismus hat neben seiner echten Tochter der Denkmalpflege, auch ein illegitimes Kind gezeugt, das Restaurierungswesen. Sie werden oft miteinander verwechselt und sind doch Antipoden. Die Denkmalpflege will Bestehendes erhalten, die Restauration will Nichtbestehendes wiederherstellen«, sh. Dehio 1914 [1905], S. 274. Hiermit bringt Dehio die moderne bewahrende Denkmalpflege in direkten Zusammenhang mit der Zeit des Historismus und macht sie zu einem neuen Konzept ohne Verankerung im traditionellen Bauwerkserhalt früherer Zeiten. Zudem setzt er sie mit dem Vergleich Tochter – illegitimes Kind auf eine höhere Stufe als die rekonstruierende Denkmalpflege. Vinken 2009, S. 121. Ibid. Hartmut Rosa belegt das menschliche Streben eine Verbindung mit Personen, aber auch mit Objekten einzugehen, die darauf beruht, dass sich beide Seiten wechselseitig anregen, mit dem Begriff der Resonanz. Bezogen auf das Zulassen traditioneller Elemente und den Prozess des gegenseitigen Anregens unterschiedlicher Elemente in einer Gesellschaft passt auch sein folgendes Urteil über die Moderne: »Resonanz bleibt das Versprechen der Moderne, Entfremdung aber ist ihre Realität«, sh. Rosa 2016, S. 624.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

neuen Umgang mit materiellen Geschichtszeugnissen, die nicht mehr im Sinne handwerklicher Tradition erneuert, sondern als eigenes fremd gewordenes Erbe möglichst unverändert erhalten bleiben sollen. Mit den großen Umwälzungen, so wird argumentiert, wandelte sich das vorher von einer kleinen Elite über Kunstsammlung und frühen Italientourismus herausgebildete Engagement in einen allgemeinen Enthusiasmus,21 welcher von umfangreichen und fruchtbaren dialektischen Prozessen über ethische und theoretische Fragen begleitet wurde22 und Denkmalpflege zu einer gesellschaftlich unterstützten Angelegenheit machte. Denkmalpflege, wie wir sie heute verstehen, wird demnach explizit als ein Produkt der westlichen Moderne vereinnahmt. Hervorgehoben wird, dass zunächst die Gedankenwelt der Aufklärung der Geschichte eine eigenständige Bedeutung zumaß, da die klassische Kosmologie und die christliche Theologie als Welterklärungsmodell ausgedient hatten23 und sich aufgrund von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, politischer Freiheit und bürgerlicher Demokratie Ideen über die Möglichkeit objektiver Wahrheit und ein Fortschrittsoptimismus entwickelt hatten.24 Der Stolz auf diese Errungenschaften drückte sich auch in dem Postulat einer Demokratisierung des Wissens aus, was Françoise Choay als ein »Ergebnis des großen politischen und philosophischen Projekts der Aufklärung«25 bezeichnet. Der Französischen Revolution, die das europäische Gefühl für historische Kontinuität erschüttert und vorherige Ideen über territoriale Souveränität unterminiert hatte,26 wird hingegen eine ambivalente Rolle in Sachen Kulturguterhalt, aber letztendlich eine bedeutende Funktion im Prozess des für die Denkmalpflege als wichtig erachteten modernen Bewusstseins zugewiesen. Einerseits wird sie für umfangreiche Zerstörung von Kunst und Bauwerken aus ideologischen Motiven verantwortlich gemacht,27 andererseits gaben Vandalismus und Zerstörung auch einen »drastischen Beitrag«28 zu einem neuen Verständnis für die diesen Schätzen

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Glendinning 2013, S. 39; Miele 2011, S. 173. Matero 1993, S. 32. Entgegen den oben aufgeführten Ideen, den westlichen Denkmalkult an christlich-linearen Zeitvorstellungen festzumachen, die vor allem von nicht-westlichen Autoren immer wieder vorgebracht werden, wird hier gerade die durch die Aufklärung erreichte geistige Befreiung von klassischer Kosmologie und christlicher Theologie herangezogen, um die Entwicklung zu einer modernen westlichen Gesellschaft zu erklären, die sich ihrer Geschichte bewußt wurde. Brichetti 2009, S. 34; Smith 2006, S. 17. Choay 1997, S. 69. Smith 2006, S. 18. Jokilehto 2005, S. 231; Choay 1997, S. 74. Jokilehto spricht von »drastic contribution«, sh. Jokilehto 2005, S. 231.

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beigemessenen Werte. So wurde begonnen, den juristischen und technischen Apparat für deren Schutz zu installieren. Begründet wird dieser zwiespältige Umgang mit den Hinterlassenschaften von Krone und Kirche von Choay mit dem Umstand, dass diese einerseits als Machtsymbole einer überwundenen Gesellschaftsordnung verstanden wurden, die nicht »das nationale Erbe besudeln«29 sollten. Andererseits konnte der Besitz der Relikte aber auch in Stolz auf den Sieg der Revolution und die Gründung einer neuen Kulturnation mit bedeutendem kulturellem Fundament umgemünzt werden. Als drittes wichtiges Merkmal des erfolgreichen europäischen Wegs in die Moderne wird die Industrielle Revolution ausgemacht.30 Sie führte ab etwa 1750 nicht nur zu wirtschaftlichem Aufschwung, sondern zu einer umfassenden gesellschaftlichen Transformation. Große Veränderungen in den Bereichen Urbanisierung, Produktion, Mobilität und Konsum brachten das durch politische Umwälzungen permanent herausgeforderte gesellschaftliche Selbstverständnis zusätzlich ins Wanken. Aufschlussreich erscheint nun eine Betrachtung gesellschaftsgeschichtlicher Entwicklungen und ihrer möglichen Einflüsse auf den Kulturguterhalt in Europa, im Besonderen ab dem 19. Jahrhundert. Ist der Beginn der europäischen Denkmalpflege mehr unbewusste Traumabewältigung, zeigt sich hier tatsächlich ein neues gesamtgesellschaftlich wirksames Geschichtsbewusstsein oder wird der postulierte neue Umgang mit materiellen Geschichtszeugnissen vor allem als Mittel populär, die westliche Moderne gegenüber anderen Weltgegenden zu überhöhen? Hat die Idee einer konservierenden Denkmalpflege als Projekt der westlichen Moderne Bestand und welche Rolle spielt hierbei die Epoche des Historismus? Herausfordernd erweist sich bei dem Versuch, diese Fragen zu beantworten, auch widersprüchliche Geschichtsstränge einerseits zu einem Ganzen zu verweben und andererseits gerade die Widersprüchlichkeit und Komplexität der Interdependenz von Entwicklungen darzustellen. Festzustellen ist, dass auch die Geschichtsschreibung der Denkmalpflege nicht nur ein Ergebnis historischer Reflektion ist,

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Choay 1997, S. 83. Osterhammel 2011, S. 911. Obwohl »der Begriff der Industrialisierung schon seit 1837 in Gebrauch war und derjenige der ›Industriellen Revolution‹ 1799 erstmals belegt, 1884 wissenschaftliche Würden erhielt«, wird laut Osterhammel sehr unterschiedlich bewertet, was die entscheidenden Faktoren für die »industriegesellschaftliche Transformation« waren und warum sie in anderen Weltgegenden nicht in vergleichbarem Maße gelang, sh. ibid., S. 911913. Osterhammel gibt einen Überblick über die wichtigsten Theorien der Industrialisierung. Nicht in jeder Theorie wird von einem schnellen und dynamischen Bruch mit der vorindustriellen Gesellschaft im Sinne einer »Revolution« ausgegangen. Theorien mit einer Betonung eines langsamen Übergangs meiden deshalb den Begriff ›Industrielle Revolution‹, sh. ibid., S. 913-914.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

sondern auch immer eine Konstruktion unseres vom Standpunkt abhängenden Bewusstseins.31

Ruine des Wasserschlosses in Geilsdorf, 2018.

Thomas Wilhelm, https://lostplace-fotographie.de

2.2

Moderner Historismus oder die Ambivalenz der Moderne

Die einen sehen im Historismus lediglich einen von vielen Retrostilen der Vergangenheit, die, als »absichtsvoller Rückgriff auf die Geschichte, […] Denkmodelle und Formenmodelle«32 übernehmen. Meist wird der Historismus jedoch mit einem sich um die Wende zum 19. Jahrhundert formierenden »unverwechselbaren ›historischen Geschichtsdenken‹«33 verknüpft und in die Erzählung »der Geburt einer modernen Denkmalpflege« verwoben. Entsprechend wird der Historismus

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Ibid., 88. Oexle 1996, S. 44 zitiert Götz 1970. Oexle 1996, S. 44.

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Die Suche nach Differenz

nicht nur als imitierende und künstlich rekonstruierende, sondern auch als bewahrende Epoche gewertet34 , allerdings werden die radikal modernen Züge dieses Zeitabschnitts allzu oft ausgeklammert. Die gesellschaftlichen Hintergründe des Stilumbruchs vom Klassizismus über den romantischen, dann strengen Historismus hin zu einem zunehmend eklektizistischen Stilpluralismus sind komplex. Ebenso vielschichtig ist auch das dieser Zeit zugeschriebene wachsende Interesse an Geschichtszeugnissen. John Ruskins äußert bereits 1848 scharfe Kritik35 und auch Georg Dehio rechnet mit der Restaurierungspraxis des Historismus ab. Er verdammt sie wegen der Überformung historischer Gebäude durch »Restauration«36 zur Erlangung von »Stilreinheit und Stileinheit«37 und bezeichnet sie als »illegitimes Kind«38 , während er die historische Substanz erhaltende Denkmalpflege als »echte Tochter des Historismus«39 begrüßt. Das beleuchtet das Spannungsfeld Moderne – Historismus – Kulturguterhalt und die Problematik, die die sich als moderne Disziplin verstehende Denkmalpflege seit dieser Zeit begleitet. Wie Otto Gerhard Oexle betont, macht sich die Zeit des Historismus nur unter Einbeziehung verschiedener konkurrierender Erklärungsmodelle verständlich. Sie ist keineswegs eine »schlichte Fortschrittsgeschichte«40 , sondern kann eher als eine »Geschichte der Theorien der historischen Erkenntnis im Zeichen des Historismus«41 nachvollzogen werden. Diese Einschätzung scheint gleichermaßen auf das Phänomen westliche Moderne und auch auf die Disziplin Denkmalpflege anwendbar. Die im Folgenden auf verschiedene Theorien zur Entwicklung des Historismus als Geburtsstunde der »modernen Denkmalpflege« geworfenen Schlaglichter versuchen aufzuzeigen, dass es nicht möglich, aber vor allem nicht zielführend ist, Denkmalpflege »als kontinuierliche historische Entwicklungsgeschichte zu erzäh-

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Osterhammel 2011, S. 82. Ruskin 1849. Im 19. Jahrhundert wird der Begriff der Restauration nicht nur für die Wiederherstellung eines politischen Zustands verwendet, sondern ist auch für die Rekonstruktion eines Baudenkmals gebräuchlich. Lipp 1993b, S. 12. Dehio 1914 [1905], S. 274; Lipp 2008, S. 31. Auszug aus dem Text der sogenannten »Kaiserrede« Dehios, gehalten anlässlich des Geburtstags von Kaiser Wilhelm II.: »Der Historismus des 19. Jahrhunderts hat aber außer seiner echten Tochter, der Denkmalpflege, auch ein illegitimes Kind gezeugt, das Restaurationswesen. Sie werden oft miteinander verwechselt und sind doch Antipoden. Die Denkmalpflege will Bestehendes erhalten, die Restauration will Nichtbestehendes wiederherstellen. Der Unterschied ist durchschlagend. Auf der einen Seite, die vielleicht verkürzte, verblasste Wirklichkeit, aber immer Wirklichkeit – auf der andern die Fiktion«, sh. Dehio 1914 [1905], S. 274. Oexle 1996, S. 13. Ibid.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

len«42 . Es zeigt sich vielmehr, dass, wie auch Jukka Jokilehto darstellt, kontroverse Konzepte synchron entstanden.43 Entscheidend ist jedoch, dass diese »bis in die Gegenwart nebeneinander bestehen«44 . Jürgen Osterhammel mahnt dazu, die Auswirkungen der Industrialisierung differenzierter zu betrachten.45 Nichtsdestotrotz scheint sie doch ein Bewusstsein erzeugt zu haben, dass »nichts mehr sein wird wie vorher«46 . Auch Lothar Gall sieht um 1890 im größten Teil Europas »den kritischen Punkt«47 der Veränderungen überschritten, sodass »eine Rückkehr zu den überlieferten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politisch-staatlichen Lebensformen endgültig nicht mehr möglich«48 war. Auch Oexle hebt, mit Verweis vor allem auf Wilhelm Dilthey49 , die Krisenhaftigkeit der den Historismus bestimmenden Erkenntnis einer Relativität aller philosophischen Systeme und Überzeugungen hervor, die zu »Unsicherheit über Werte und Ziele des Lebens«50 und einen »Schmerz der Leere«51 führte.52 Beschrieben wird ein mit diesen Veränderungen einhergehendes, unserer heutigen Zeit nicht unähnliches, zwiespältiges Verhältnis zur Vergangenheit. Vorherige Gewissheiten gerieten ins Wanken und machten das lange 19. Jahrhundert53 zu einem »nervösen

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Stumm 2017, S. 9. Jokilehto 2005, S. 304. Ibid. Osterhammel legt dar: »Die große Schrumpfung der Landwirtschaft, verbunden mit der sozialen wie kulturellen Marginalisierung der bäuerlichen Welt, begann auf dem europäischen Kontinent erst nach 1945«, Osterhammel 2011, S. 316. Er mahnt vor Verallgemeinerungen, denn die Protoindustrialisierung im 18. Jahrhundert sei sogar von Abwanderung aus den großen Städten begleitet gewesen und diese Entstädterung erst um 1840 gebrochen worden. Er führt aus, dass 1910 nur in wenigen europäischen Ländern die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen geringer war als um 1870. In England fiel der Anteil bereits vor 1750 unter 50 Prozent, während dies vor allem in Südeuropa erst nach 1900 passierte, sh. Osterhammel 2011, S. 316, 375. Gall hingegen schreibt: »Innerhalb dieses übergreifenden Vorgangs, der in mancher Hinsicht und in manchen Gebieten bis heute noch nicht abgeschlossen ist, stellte die Zeit zwischen 1850 und 1890 für weite Teile Europas die entscheidende Durchbruchsphase dar«, sh. Gall 2009, S. 10. Choay 1997, S. 103. Gall 2009, S. 10. Ibid. Dilthey 1883. Oexle 1996, S. 49. Ibid. Ibid., S. 49-58. Unter dem »langen 19. Jahrhundert« wird die Zeit von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg als zusammenhängende Epoche verstanden, sh. beispielsweise Hobsbawm 2017. Oexle merkt an, dass sich im Historismus des 19. Jahrhunderts erst eine »EpochenImagination« entwickelt hat, die das Zeitalter der Moderne von anderen Epochen wie »Mit-

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Zeitalter«54 zwischen dem Wunsch zu bewahren und einem radikal moderne Züge tragenden Aufbruch.55 Einerseits gab es also eine »optimistische Zukunftsoffenheit«56 und das Bewusstsein einer neuen Zeit, verbunden mit dem Vertrauen in technischen und der Hoffnung in moralischen Fortschritt. Andererseits zeigte sich große gesellschaftliche Verunsicherung, Frustration und Fatalismus über die Auswirkungen der Moderne oder die erhofften, aber ausgebliebenen Reformen. Es ist gerade diese Ambivalenz aus Bejahung der Moderne und Rückwärtsgewandtheit,57 aus Rationalität und Unsicherheit, aus sich etablierender Geschichtswissenschaft und Wunsch nach Objektivität aber auch der entgegengesetzten Hinwendung zu zeitgebundener Subjektivität, die maßgeblich das 19. Jahrhundert und die hier stattfindende Hinwendung zum Historismus beeinflusste. Die Krisenhaftigkeit der Epoche steht bei Katharina Brichetti im Vordergrund einer Erklärung für das Aufkommen des Historismus. Sie beschreibt den aufkommenden Kult um das Mittelalter als eine Gegenbewegung zur kapitalistischen Wirklichkeit, ein »Gegenbild zur eigenen zerrissenen, rückschrittlichen und national-reaktionären Gegenwart«58 , so wie eine andere Protestform das von Karl Marx und Friedrich Engels 1848 erschienene Manifest der kommunistischen Partei59 war. Der »Weg in die Moderne«60 hatte, entgegen den Erwartungen, »die alles regulierende und kontrollierende«61 Staatsmacht gestärkt, nicht zu einer allgemeinen Demokratisierung Europas geführt. Der gesellschaftliche Traditionalismus wurde erschüttert, aber nicht zu Fall gebracht.62 Abkehr vom Klassizismus und Hinwendung zum Mittelalter werden also hier mit dem Zusammenbruch frühromantischer Illusionen über die neue Gesellschaft erklärt,63 als Protest gegen zu wenig gesellschaftlichen Fortschritt und als Symbol der Resignation und Desillusion der, ihre Versprechen nicht einhaltenden Aufklärung und Französischen Revolution.

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telalter« oder »Renaissance« trennte. Er schreibt hierzu: »Es handelt sich um Stellungnahmen zur Moderne in einer Spiegelung dieser Moderne in historischen Epochen, welche man auf diese Weise definierte. Diese bildhaften Deutungsmuster haben die fachliche Einzelforschung tiefgehend geprägt, die Mittelalterforschung zum Beispiel ebenso wie die Renaissance-Forschung, und tun es noch immer«, sh. Oexle 1996, S. 12. Ullrich 2010, S. 3. Brichetti 2009, S. 47. Osterhammel 2011, S. 82. Brichetti 2009, S. 47. Brichetti 2009, S. 47. Sh. www.deutschestextarchiv.de/book/view/marx_manifestws_1848?p=3 (Zugriff 31.10.19). Gall 2009, S. 100. Ibid. Osterhammel 2011, S. 107. Brichetti 2009, S. 39.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Dieser These steht eine andere Auslegung gegenüber, ebenfalls im Sinne einer Traumabewältigung zu verstehen, die davon ausgeht, dass weite Kreise der Bevölkerung im Gegenteil »die sich auflösenden traditionellen Strukturen zurücksehnten und in der Hinwendung zum Mittelalter eine Erneuerung des christlichen Glaubens suchten«64 . Auch Francoise Choay sieht in der Inszenierung mittelalterlicher Bauten und Baustile einen »Anachronismus gesellschaftlicher Gruppen, die eine vermeintlich heile Vergangenheit beschwören«65 . Ein anderer Erzählstrang fokussiert die Hinwendung zu mittelalterlichen Bauformen auf den Fortschrittspathos eines sich emanzipierendes Bürgertums, das zunehmend wirtschaftliche Macht besaß und seinen Reichtum und seine kulturelle Bedeutung zeigen wollte.66 Diese erstarkende Mittelklasse, meint Brichetti, konnte sich mit dem strengen klassizistischen Stil nicht mehr identifizieren,67 auch weil der Klassizismus als Stil von den revolutionären Kräften vereinnahmt worden war und durch Orientierung an der Antike und als Symbol für Demokratie dem Geist der Aufklärung entsprach.68 Das Bürgertum profitierte durch die verhältnismäßig breite Demokratisierung, Mechanisierung der Arbeitsprozesse und Nutzung materieller Güter besonders stark von den neuen Zeiten und den neu entstehenden öffentlichen Bauten wie Bahnhöfen, Bibliotheken und Museen, Schulen und Krankenhäusern. In den durch die Industrialisierung boomenden Städten entstanden Speckgürtel historistischer Wohnarchitektur. Die Beschreibung der Auftraggeber historistischer Wohngebäude als »gewöhnliche Männer mit geringer Bildung«69 , deren durch wirtschaftlichen Aufschwung befeuertes Repräsentationsbedürfnis sich nicht mehr an bestimmte Geschmackskonventionen gebunden fühlte70 , verweist vor allem auf die abwertende Beurteilung der Epoche nach ihrem Ausklang. Für Rudy Koshar greift die Interpretation eines Interesses des Bürgertums an monumentalen Bauten im Sinne einer Feudalisierung der Mittelklasse, trotz lan64 65

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Baur 1981, S. 212. Choay 1997, S. 109. Gerne wird in diesem Zusammenhang auch auf die Erkenntnisse der sich mit dem Menschen befassenden Wissenschaften, wie Charles Darwins Abstammungstheorie, hingewiesen, die den Menschen als Mittelpunkt der Welt und als selbstbestimmtes Individuum in Frage stellten, sh. Darwin, C. (1872) The Origin of Species by Means of Natural Selection. London: John Murray. Gall hingegen verweist auf die grundsätzlich als beruhigend bewertete Erkenntnis, dass hinter allen Prozessen ein »gesetzmäßiges Ordnungssystem« stehe, was der Naturwissenschaft auch in diesem »religiös geprägten Zeitalter« »Autorität« verlieh, sh. Gall 2009, S. 25. Choay 1997, S. 69. Brichetti 2009, S. 27-28. Ibid., S. 35. Pevsner in Brichetti 2009, S. 44, sh. Pevsner, Nikolaus (2008) Europäische Architektur von den Anfängen bis zur Gegenwart. München: Prestel Verlag. Brichetti 2009, S. 44.

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ger historiographischer Tradition dieser Sichtweise, zu kurz.71 Koshar verteidigt hiermit die bürgerlich-liberale Gesellschaft als Projekt der Moderne. Dem entgegen sieht Volker Ullrich zwar auch keine »einseitige Anpassung bürgerlicher Normen an feudale Vorbilder«72 , sondern »wechselseitige Austauschprozesse zwischen Adel und Bourgeoisie«73 stattfinden. Zumindest im deutschen Kaiserreich bis 1918 sei »ein Streben der bürgerlichen Oberklassen nach Staatsnähe bis hin zur devoten Staatsuntertänigkeit«74 dann jedoch wirkmächtig gewesen. Andererseits wird das Konzept, das 19. Jahrhundert als das »Jahrhundert des Bürgertums« zu sehen, heute von vielen Geschichtswissenschaftlern insgesamt in Frage gestellt. Jürgen Osterhammel definiert das ›Bürgertum‹ als »diejenigen, die sich dafür hielten und die ihre Überzeugungen in ihrer Lebensführung zum praktischen Ausdruck brachten«75 . Er führt an, dass aber noch um das Jahr 1900 selbst im ›Westen‹ nicht von einer vom Bürgertum geprägten Gesellschaft gesprochen werden kann.76 Auch Ullrich geht davon aus, dass das Bürgertum nicht in der Lage war »die alte Machtelite des Adels aus ihrer Spitzenposition in Armee, Bürokratie und Diplomatie zu verdrängen«77 . Besonders das Phänomen ›Bildungsbürger‹, das doch zu sehen ist als eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung eines, breite Bevölkerungsschichten erreichenden modernen aufgeklärten Bewusstseins für den Wert historischen Kulturguts, beurteilt Osterhammel als eine mitteleuropäische, wenn nicht deutsche Sonderentwicklung. Es konnte sich nur dort ausprägen, wo »unter staatlichem Patronat ›Beruf‹ und ›Bildung‹ dauerhaft verknüpft und Aufstiegschancen im ›öffentlichen Dienst‹ geschaffen wurden«78 . Eine zweite Voraussetzung für die Entwicklung eines Bildungsbürgertums sieht er in der »Lösung geistiger Orientierung aus einem alles durchdringenden religiösen Zusammenhang«79 . Das heißt, dass nur dort, wo aufklärerische Religionskritik Fuß gefasst hatte, überhaupt eine Verbreitung eines säkularen Bildungskultes möglich wurde.80 Die Idee eines, größeren Einfluss ausübenden säkularen Bildungsbürgertums wird jedoch durch das zu dieser Zeit vorherrschende »Gefühl an der Schwelle ei-

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Koshar 1998, S. 49. Ullrich 2010, S. 3. Ibid. Ibid. Osterhammel 2011, S. 1086. Ibid. Olaf Blaschke merkt hierzu an, dass um 1900 das Bürgertum nur rund 6 % der Bevölkerung in Deutschland ausmachte, sh. Blaschke 2000, S. 42. Ullrich 2010, S. 3. Osterhammel 2011, S. 1097. Ibid. Ibid.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

ner Zeitenwende zu stehen«81 hinterfragt. Dies bedeutete nicht nur Aufbruchstimmung, sondern führte auch zu großer gesellschaftlicher Verunsicherung. Aus diesem Grund wird das verlängerte 19. Jahrhundert auch als »nervöses Zeitalter«82 bezeichnet. Entsprechend betrachtet Olaf Blaschke »die Idee, die Säkularisierung schreite seit der frühen Neuzeit unaufhaltsam fort«83 als nicht haltbar. Vielmehr bezeichnet er das 19. Jahrhundert als das »zweite konfessionelle Zeitalter«84 und argumentiert, man könne weniger von überdauerten religiösen »›Traditionen‹ aus vorrevolutionärer Zeit«85 ausgehen. Stattdessen müsse man eher von einer »Kontermodernisierung«86 sprechen, einer gegen die Moderne gerichteten Bewegung, »die die zunehmende Individualisierung, den Materialismus, den Liberalismus und die Säkularisierung blockieren sollte«87 . Hierbei wurde zwar auf religiöse Traditionen verwiesen, aber es fand auch eine bewusste Traditionalisierung statt, sodass Traditionen neu erfunden wurden.88 Zudem verweist Blaschke auf das, seiner Meinung nach, neue Phänomen der Konfessionalisierung, die viele europäische Gesellschaften »quer zu den vertrauten Klassenlinien«89 spaltete.90 Weiterhin ist interessant an seiner These, dass er diese Renaissance der Religiosität keineswegs im Widerspruch zu einer starken Prägung der Zeit durch den wachsenden Nationalismus sieht. Im Gegenteil betont er einen ausgeprägten konfessionellen Einfluss auf diesen, abzulesen daran, dass der Nationalismus mit bestimmten Konfessionen »eine enge Synthese einging«91 . Mit dem Phänomen Nationalismus haben sich die Geschichtswissenschaft, und in Folge auch die Kulturerbestudien, seit längerem umfangreich auseinandergesetzt.92 81 82 83 84 85 86 87 88

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Ullrich 2010, S. 9. Ibid., S. 3. Blaschke 2000, S. 44. Blaschke 2000. Ibid., S. 44. Ibid., S. 71. Ibid., S. 71. Ibid., S. 60. Sh. hierzu auch Hobsbawm/Ranger 2010. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die These, dass das Erfinden von Traditionen kein Phänomen des 19. Jahrhunderts ist, sondern als eine allgemein übliche Praxis angesehen werden kann, wie Gesellschaften schon immer mit Tradition und Innovation umgingen, sh. Boschung et al. 2015. Blaschke 2000, S. 40. Ibid., S. 40-60. Blaschke sieht »je nach Konfession die jeweils ruhmreiche Vergangenheit« herangezogen. Bei den Protestanten sei dies die »Reformation und bei den Katholiken das goldene Mittelalter sowie die Gegenreformation« gewesen, sh. ibid., S. 41. Ibid., S. 68. Weitere Ausführungen ibid., S. 47. Sh. beispielsweise Winter 2012; Falser 2008; Altenburg et al. 2008; Graham et al. 2000; Speitkamp 1996.

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Die Suche nach Differenz

Wie Winfried Speitkamp anmerkt, hat sich im Bereich Denkmalpflege die Forschung in den letzten Jahrzehnten gerne auf die Kommune oder lokale Ebene »als wichtiges Substrat bürgerlicher Sozialisation«93 gerichtet. Obwohl diese wie auch die internationalen Ebenen bei jeder Untersuchung des Phänomens Denkmalpflege nicht außer Acht gelassen werden dürfen, scheint aber vor allem die Betrachtung der »staatlichen Kompetenzwahrnehmung«94 und »Zentralisierungsund Verrechtlichungspolitik«95 sehr wichtig. Erst der moderne Staat »bildete den Rahmen, in dem Interessen und Konflikte institutionalisiert und ausgetragen wurden […], der als Interventions-, Sozial-, und Kulturstaat in immer weitere Bereiche ausgriff, Loyalität verlangte, Legitimität zu begründen und Identität zu stiften versuchte«96 . Auch Eric Hobsbawm weist darauf hin, dass nicht nur »der bürgerliche Patriotismus die Einheit der Nation konstruiert hat«97 , sondern nicht minder die Nation den bürgerlichen Patriotismus geschaffen hat.98 Demzufolge sieht er die Entstehung des Nationalstaats am besten als »Doppelphänomen«99 beschrieben. Jürgen Osterhammel geht noch einen Schritt weiter und beschreibt den Nationalstaat nicht als das »nahezu unvermeidliche Resultat einer massenhaften Bewusstseinsbildung und Identitätsformierung ›von unten‹«100 , sondern als »das Produkt eines konzentrierenden Machtwillens ›von oben‹«101 , also »ein ›Projekt‹ von Staatsapparaten und machthabenden Eliten«.102 Auch Graham et al. gehen davon aus, dass bis zum Ersten Weltkrieg ein vermeintlich nationalistisches Kulturerbe verschleierte,

93 94 95 96 97 98

Speitkamp 1996, S. 19. Lipp 1993b, S. 11. Falser 2008, S. 43. Speitkamp 1996, S. 19. Wyss 1993, S. 42. Hobsbawm sieht nach 1789 in allen europäischen Staaten die Notwendigkeit der Herrscher nach Legitimation durch das Volk, sh. Hobsbawm 1992, S. 101-102. Als besonders markantes Beispiel nennt er Italien, das sich als Staat vollkommen neu aufstellen musste, nachdem ein Großteil des heutigen Italiens vom 16. bis ins 19.Jahrhundert unter Fremdherrschaft gestanden hatte. Er zitiert den italienischen Schriftsteller Gabriele D’Annunzio (1863-1938), der nach der Vereinigung Italiens davon sprach, dass Italien geschaffen sei und nun Italiener geschaffen werden müssen, sh. ibid., S. 267. 99 Ibid., S. 21. 100 Osterhammel 2011, S. 583. 101 Ibid. 102 Ibid. Zu Ausdehnung und Grenzen des nationalstaatlichen Bewusstseins im Deutschen Reich ab 1871 sh. Schieder 1961, S. 10ff. Hobsbawn weist mit seinem Begriff des Doppelphänomens aber darauf hin, dass Nationen »zwar im Wesentlichen von oben konstruiert, doch nicht richtig zu verstehen [seien, d. Verf.], wenn sie nicht auch von unten analysiert werden, d.h. vor dem Hintergrund der Annahmen, Hoffnungen, Bedürfnisse, Sehnsüchte und Interessen der kleinen Leute […]«, sh. Hobsbawm 1992, S. 21, 111.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

dass es in Wahrheit um die Symbole des Machterhalts nicht-nationaler Dynastien wie der Habsburger, Romanovs, Hohenzollern oder Ottomanen ging. Laurajane Smith hebt hervor, dass der sich in dieser Zeit ausweitende Diskurs um Denkmalpflege von bedeutenden Monumenten und Monumentalität bestimmt war, da er von der Oberschicht und oberen Mittelklasse besetzt wurde. Somit flossen auch deren Ideale einer Materialkultur ein, die Abstammung, kulturelle und soziale Errungenschaften und Macht in den Vordergrund stellten.103 Osterhammel gesteht allerdings ein, dass Nationalismus auch ein Instrument war, mit dem separatistische Strömungen Imperien wie das Habsburgerreich schließlich zu Fall brachten104 , indem feudale Mächte von einer ebenfalls nationalistischen, intellektuellen, aber kleinen Elite bekämpft wurden.105 Staatsbildung zu legitimieren und Bevölkerungen an ein sich verschiebendes System territorialer Zugehörigkeit zu binden hatte also einen hohen Stellenwert.106 Die modernen europäischen Staaten besaßen in vielen Fällen gerade nicht die von Brichetti beschriebene »soziale, kulturelle und ethnische Einheit«107 . Das von der Aufklärung gegebene Versprechen, das Wilfried Lipp als Schritt von der »segmentierten zur unifikativen«108 Gesellschaft bezeichnet, war nicht einzulösen. Wie Brian Graham und seine Mitautoren darlegen, hat menschliche Gesellschaft schon immer zu innerer Ausdifferenzierung tendiert und wurde mit der Industrialisierung nicht weniger differenziert, nun mit sozialen Klassen als offensichtlichster gesellschaftlicher Aufteilung.109

2.3

Auf der Suche nach dem Wert der eigenen Geschichte

Neben der das »Mündigwerden« der europäischen Gesellschaft oder eine Kompensation großer Verunsicherung in Folge von Aufklärung und Französischer Revolution in den Vordergrund stellenden Interpretationen kann das Aufkommen das Denkmalkultes also auch mit dieser als »Sattelzeit« bezeichneten modernen Nationalstaatenbildung ab 1750 in Verbindung gebracht werden.110 Die europäischen Staaten suchten nach Bezugspunkten für diese sozialen, kulturellen und ethischen 103 104 105 106 107 108 109 110

Smith 2006, S. 23. Osterhammel 2011, 671. Graham et al. 2000, 191. Smith 2006, S. 18; Graham et al. 2000, S. 12. Brichetti 2009, S. 34. Lipp 2008, S. 35. Graham et al. 2000, S. 41-42. Osterhammel legt allerdings dar, dass auch das 19. Jahrhundert zwar noch »kein ›Zeitalter der Nationalstaaten‹ war, so doch immerhin zweilerlei: Zum einen war es die Epoche des Nationalismus, in der diese neue Denkweise und politische Mythologie entsstand, als Doktrin und

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Die Suche nach Differenz

Kirchenruine im Leipziger Umland, 2019.

Thomas Wilhelm, https://lostplace-fotographie.de

Werte und nach Vergewisserung der Nation in einer eigenen Kulturgeschichte. Die Idee einer nationalen Einheit wurde unterstützt durch die im 19. Jahrhundert entstehenden Wissenschaftsdisziplinen wie Literatur- und Sprachwissenschaften, Geschichte, Kunstgeschichte und Volkskunde.111 »Altertums- und Geschichtsvereine, gelehrte Gesellschaften, vaterländische und literarische Zirkel, Freundeskreise und Künstlervereinigungen«112 hatten großen Anteil an der »Altertumsforschung, kunsthistorischen Inventarisation, Sammlertätigkeit und Museumsgründung«113 , was die Verzahnung des »Nationalismus von oben«114 und unten aufzeigt. Trotz dieser verschiedenen Disziplinen, die sich an der Konstruktion einer »Topografie der Nation«115 beteiligten, waren es im Besonderen in Museen ausgestellte Artefak-

111 112 113 114 115

Programm formuliert und als massenbewegendes Sentiment mobilisierend wirksam wurde«, sh. Osterhammel 2011, S. 584. Winterfeld 2005, S. 118; Wyss 1993, S. 42. Lipp 2008, S. 23-24. Ibid. Überschrift eines Kapitels in Hobsbawm 1992. Tim Winter verwendet den Ausdruck »topography of the nation«, sh. Winter 2012, S. 3.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

te und historische Gebäude, die durch ihre Sichtbarkeit, Materialität und Aura von Authentizität die Rolle übernehmen sollten, durch eine Stärkung des Nationalgefühls die Stabilität der Gesellschaft voranzubringen.116 Museen wie Baudenkmale waren gleichermaßen dazu geeignet Geschichten nationaler Historie und Identität, aber auch von Fortschritt und Rationalität, zu erzählen.117 Sie konnten dabei helfen soziale Verhältnisse zu ordnen und zu lenken118 und den Übergang »von der abhängigen zur selbstinszenierten«119 Gesellschaft zu demonstrieren. Im Besonderen Museen wurden so zu Maschinerien »eines immer leistungsfähigeren Apparats zur Kommunikation mit den Einwohnern […], um das Bild und Erbe der ›Nation‹ zu verbreiten«120 . Neben dem wissenschaftlich begründeten Drang Neues zu erforschen, Wissen zu sammeln und zur Schau zu stellen, war erklärtes Ziel kulturelle Bildung auch breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen und der arbeitenden Bevölkerung Zerstreuung und Erholung zu bieten.121 Françoise Choay bezeichnet das als »Demokratisierung der ästhetischen Erfahrung«122 . Während es in Großbritannien beispielsweise um das Jahr 1800 noch weniger als ein Dutzend Museen gegeben hatte, waren es 1850 bereits um die sechzig.123 Auch der Bestand historischer Gebäude wurde für diese Ziele genutzt und durch Selektion, Abriss oder Stilbereinigung ›modelliert‹.124 Wichtige Gebäude wurden zu Denkmälern deklariert und »mit national-kollektiver Bedeutung aufgeladen«125 . Stilausprägungen wurden national vereinnahmt,126 auch um ältere Rechte am Territorium zu begründen und wechselseitig Ansprüche abzuwehren.127 Dies verhalf auch der historistischen Neubauarchitektur zum Erfolg. In vielen europäischen Ländern war der Historismus im Gegensatz zum strengen Klassizismus sehr viel eher dazu geeignet Gebäude zu Trägern nationaler Identität

116 117 118 119 120

Smith 2006, S. 18; Winter 2012, S. 3. Brichetti 2009, S. 34; Lipp 2008, S. 23. Thomas 2011, S. 213. Lipp 2008, S. 23. Hewison 1987, S. 87. Eine der ersten Aktionen des republikanischen Frankreich war 1793 die Einrichtung der Museen des Louvre in der ehemaligen Residenz der französischen Könige, sh. Hewison 1987, S. 84. Das Museum als potenzielles Mittel der Kommunikation politischer Inhalte untersucht Kamp an den Münchner Museen im 19. Jahrhundert, sh. Kamp 2005. 121 Hewison 1987, S. 86. 122 Choay 1997, S. 69. 123 Ibid. 124 Marek 2008, S. 61. 125 Falser 2008, S. 4. 126 Hubel 2011b, S. 27. 127 Graham et al. 2000, S. 12.

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Die Suche nach Differenz

zu machen, indem man sich an vermeintlich »eigenen« Baustilen orientierte. Die historischen Gebäude bildeten hierfür eine Art Musterkollektion.128 Natürlich greift es deutlich zu kurz das Bewusstsein und Interesse für Geschichte und den Erfolg des Historismus einzig mit dem Aufkommen des Nationalismus erklären zu wollen. Einerseits waren nicht in allen europäischen Ländern nationalistische Bestrebungen ›von oben‹ leicht zu forcieren oder der Versuch einer vermeintlichen kollektiven Identität überhaupt transportierbar. Wie Michael Falser argumentiert, konnte sich der Habsburger Vielvölkerstaat im Gegensatz zu beispielsweise dem Deutschen Reich nicht als einheitliche Sprach- und Kulturnation definieren, sondern nur als »Vereinigung verschiedener Volksstämme mit einer gemeinsam erlebten Geschichte und Verfassung und als mehrsprachige Schicksalsgemeinschaft«129 . Winfried Speitkamp warnt allerdings davor Deutschland zu jener Zeit als homogene nationale Kultureinheit zu betrachten. Das Deutsche Reich hatte eine föderale Struktur und der Staat »konkurrierte gerade mit den Ländern um kulturpolitische Kompetenzen«130 . Auch die im 19. Jahrhundert entstehenden Wissenschaftsdisziplinen und an Geschichte interessierten Vereinigungen stärkten zwar durchaus die Idee einer nationalen Einheit, können aber keineswegs nur auf nationalistische Interessen zurückgeführt werden. Auch war der Antrieb für die nun stattfindende umfangreiche Beschäftigung mit Geschichte, wie Stephanie Herold beispielsweise für die Etablierung der Geschichtswissenschaft darlegt, weniger ein in dieser Epoche aufkommendes neues Geschichtsverständnis oder ein bisher nicht vorhandenes Bewusstsein für Geschichte. Vielmehr begeisterte man sich für das, was unter moderner Wissenschaftlichkeit verstanden wurde, also eine möglichst umfassend die Historie dokumentierende Geschichtsschreibung, die wissenschaftlich-kritisch arbeitet und Quellen erschließt. Auch Kunstwerke und historische Bauten wurden nun als Quellen wahrgenommen131 und »in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs durch systematische Forschungen zur Kunst- und Architekturgeschichte der Kenntnisstand über die einzelnen Stilepochen beträchtlich«132 . Das nun angesammelte Wissen entschied in der Praxis jedoch in vielen Fällen nicht zugunsten der materiellen Substanz. Achim Hubel sieht vielmehr ein noch radikaleres Vorgehen sich Bahn brechen. Die Erforschung historischer Bauten hatte Erkenntnisse gebracht, wie Bauwerke zu ihrer Entstehungszeit ausgesehen haben mochten und welche nun nicht mehr wertgeschätzten Veränderungen zu späterer Zeit vorgenommen

128 129 130 131 132

Lipp 2008, S. 29. Falser 2008, S. 300. Speitkamp 1996, S. 20. Herold 2018, S. 36. Hubel 2005d, S. 294.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

worden waren.133 Mit der Hinwendung zur wissenschaftlichen Erforschung der Bauwerke bekam die von Jukka Jokilehto als »romantischen Ansatz« bezeichnete stilreine Restaurierung Konkurrenz, die darauf abzielte das authentische Objekt in seiner Materialität und mit seinen Geschichtsspuren zu erhalten. Das von Georg Dehio so bezeichnete »illegitime Kind«134 des Historismus, »das Restaurationswesen«135 , wurde aber keineswegs endgültig verstoßen. Im Gegenteil sahen nicht wenige der Rekonstruktion von verlorener Bausubstanz jetzt eine höhere Stufe der Legitimation verschafft. Diese durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem historischen Baubestand vermeintlich möglich gewordene »wirklichkeitsgetreue Restaurierung«136 begleitet die Diskussion um Rechtfertigung der Rekonstruktionspraxis bis heute. Festzuhalten bleibt, dass es zu einfach erscheint von zwei sich in dieser Zeit entwickelnden modernen Herangehensweisen an historisches Kulturgut auszugehen, also dem nostalgisch-romantischen Wunsch einen ursprünglichen Bau wiederherzustellen, der mit dem Ende des Historismus überwunden wurde, und einem auf wissenschaftlichem Anspruch und bewusstem Bruch mit der Geschichte basierenden Willen die Zeitspuren sichtbar zu lassen, der als moderne Denkmalpflege die Zukunft bestimmte. Aufzeigen lässt sich die wesentlich vielschichtigere Wirklichkeit auch an den Denkmalkonzepten von Georg Dehio und Alois Riegl. Beide arbeiteten auf eine Überwindung der historistischen Überformung des Denkmalbestands hin und traten für einen wissenschaftlich gestützten substanzerhaltenden Kulturguterhalt ein.137 Zudem sehen beide aber offensichtlich den entscheidenden gesellschaftlichen Schlüssel zum Denkmalerhalt in den Gefühlswerten, unabhängig davon, ob man Michael Falsers Argumentation folgt, der Unterschied der Denkmalkonzepte von Riegl und Dehio sei darauf zurückzuführen, dass Riegl nicht in dem Maße wie Dehio an seine Landsleute appellieren konnte eine Denkmalliebe aus Nationalgefühl zu entwickeln. Dehio ruft die Gesellschaft auf, Denkmäler zu erhalten, weil sie »ein Stück unseres nationalen Daseins«138 sind. Noch deutlicher richtet sich das Alterswertkonzept von Riegl an romantischnostalgische Stimmungen und Gefühle, er nennt sie gar »dem religiösen Gefühle verwandt«139 . So verweist auch die Einbeziehung der Gefühlswerte durch Dehio und Riegl in ihre Denkmalkonzepte darauf, dass Denkmalpflege allein auf wissen-

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Ibid. Dehio 1914 [1905], S. 274. Ibid. Jokilehto verwendet den Begriff »faithful restoration«, also »wirklichkeitsgetreue Restaurierung« nach Scott, sh. Scott 1850 und Jokilehto 2005, S. 8. Falser 2008, S. 300. Sh. auch Kapitel 2.7.3., Seite 100. Dehio 1914 [1905], S. 268. Riegl 1905, S. 95.

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schaftlichem Fundament nicht nur nicht möglich erschien, sondern Gefühlswerte auch untrennbarer Bestandteil der modernen Denkmalpflege sind. Mit Sicherheit verweist diese Rückverankerung der modernen Denkmalpflege in den auch von ungebildeten Kreisen einer Gesellschaft nachzuempfindenden Denkmalwerten aber auch auf die Problematik, dass die wissenschaftlich begründeten Denkmalwerte schon damals schwer vermittelbar waren. Graham et al. schätzen den Kreis derer, die sich überhaupt für Kulturerbeerhalt einsetzten, als eine passionierte, gebildete, wenn auch generell einflussreiche Minderheit ein.140 Ein Großteil der Bevölkerung war vor allem an Fortschritt im Sinne einer Verbesserung der Lebensverhältnisse interessiert und kaum an einer Hinwendung zu, aus ihrer Sicht, auch nicht besseren Zeiten. Beschrieben wird eine Industrialisierung, die zu »Bevölkerungsexplosion und katastrophalen Wohnverhältnissen eines sich in den Städten bildenden Proletariats führte und die neu gewonnene soziale Freiheit relativierte«141 . Darüber hinaus hatte sich gezeigt, dass die im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend wissenschaftlich arbeitende Geschichts- und Bauforschung nicht unbedingt zu mehr Respekt vor der historischen Substanz geführt hatte. Einerseits verhalf die Forschung der »wirklichkeitsgetreuen« Rekonstruktion zum Erfolg, andererseits standen andere Interessen gegen den Erhalt historischer Bausubstanz. Die ab etwa 1850 in den verkommenen Städten betriebene, oft rücksichtslose Sanierungspolitik war nicht nur der Erzielung einer menschenwürdigeren Form von Urbanisierung geschuldet gewesen. Enge Altstadtquartiere und Stadtmauern wurden von vielen als Einschränkungen und Fesseln einer neuen Verkehrspolitik und Stadterweiterung betrachtet.142 Als Reaktion auf diese Umformung der Lebenswelt, die die traditionelle Kultur und als sichtbare Zeichen Stadt- und Kulturlandschaften veränderte, entstand ein Bewusstsein für die Gefährdung des Kultur- und auch Naturerbes, aus dem sich 140 Graham et al., S. 14. 141 Brichetti 2009, S. 40. Ab den 1860er Jahren kann nach Schäfers beispielsweise in Deutschland von der Herausbildung eines »klassenbewussten Industrieproletariats« ausgegangen werden, sh. Schäfers 2006, S. 62. 142 Brichetti 2009, S. 64. Dem Modell Hausmann fielen beispielsweise größere Bereiche der Pariser Altstadt zum Opfer. Georges-Eugène Baron Haussmann war ab 1853 Präfekt von Paris und in dieser Funktion für die umfangreiche Sanierung der Altstadt verantwortlich, die auch den Abriss vieler historischer Gebäude beinhaltete. Enteignung und Abbruch von Slums im Pariser Zentrum wurde für andere europäische Städte, aber auch für Buenos Aires zum Vorbild. Im Vordergrund der Sanierung von Paris standen offensichtlich Napoléons III. Vorstellungen einer monumentalen Stadt. Auch militärische Aspekte sollen eine Rolle bei der »Haussmannisierung« von Paris gespielt haben, denn die Verbreiterung der Straßen machte einen revolutionären Barrikadenbau schwieriger. Andererseits sieht Jordan den militärischen Aspekt überbewertet, unter anderem da Haussmanns Stadtumbau viel mehr dem reichen Westen der Stadt galt als dem proletarischen Osten, sh. Jordan 1996.

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in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem industrialisierungskritische und kulturreformerische Bewegungen entwickelten.143 Diese Initiativen hatten unterschiedliche Schwerpunkte, in ihren Extremen eine romantische Verklärung der vorindustriellen Vergangenheit,144 nationalistische Tendenzen oder avantgardistische Ideen gesellschaftlicher Erneuerung und waren oft sehr heterogen zusammengesetzt.145 Vielen gemein war die »Orientierung an der vorindustriellen bäuerlichen Kultur«146 , die mit Hilfe wissenschaftlicher Erfassung durch die sich etablierende Volkskunde und eine sich nun auch für Volkskunst interessierende Kunstgeschichte intensiv erforscht wurde.147 Einige setzten sich auch für Heimatschutz und Denkmalpflege ein. In England waren beispielsweise die 1877 gegründete Society for the Protection of Ancient Buildings148 , das ab etwa 1860 aktive Arts and Crafts Movement 149 oder der 1894 gegründete National Trust 150 tätig. In Frankreich engagierte sich ab 1887 der Verein L’Ami des Monuments oder die 1902 gegründete Société pour la Protection des Paysages de France151 , in Deutschland der ab 1900 regelmäßig tagende Tag der Denkmalpflege152 und der 1904 gegründete Deutsche Bund Heimatschutz153 . Der Erhalt historischer Gebäude war aber nur eines der verfolgten Ziele vieler Bewegungen. Durch William Morris und John Ruskins ästhetisch-soziale Kritik des englischen Kapitalismus und ähnliche Bewegungen in Frankreich beeinflusst,154 war beispielsweise die Heimatschutzbewegung an traditioneller Baukultur, Naturschutz, der Sammlung von Volkskunst, aber auch an neuen Formen der

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Als Beispiel kritischer Stimmen vor der Zeit der großen Bewegungen nennt Speitkamp Wilhelm Heinrich von Riehl, der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Moderne-kritische Zeitungsartikel verfasste, sh. Speitkamp 1996, S. 29. Brichetti 2009, S. 72. Swenson verweist darauf, dass die Vereine keineswegs, wie oft dargestellt, alle nationalkonservativ eingestellt waren, sondern das gesamte politische Spektrum abbildeten. Die englische Society for the Protection of Ancient Buildings hatte beispielsweise einen Spagat zu vollziehen zwischen den »sozialistischen Ideen ihres Gründers William Morris« und »konservativen Elementen, die Denkmalpflege vor allem als einen Weg sahen, die alte Ordnung zu bewahren«, sh. Swenson 2008, S. 92-93. Störtkuhl 2010, S. 182. Als Gegenbild fungierte das Anwachsen der Städte, die als »Chiffre für Dekadenzerscheinungen des modernen Lebensstils fungierten«, sh. Speitkamp 1996, S. 31. Störtkuhl 2010, S. 182; Brandt 2002, S. 2. Sh. https://www.spab.org.uk/about-us (Zugriff 31.10.19). Sh. https://www.theartstory.org/movement-arts-and-crafts.htm (Zugriff 31.10.19). Sh. https://www.nationaltrust.org.uk/(Zugriff 31.10.19). Dieser Verein heißt heute Société pour la Protection des Paysages et de l’Esthétique de la France (SPPEF). Sh. www.sppef.fr/historique/(Zugriff 31.10.19). Sh. Hönes 2002. Sh. Scarpa 1983. Zur Geschichte der europäischen Heimatschutzbewegung bis 1945 sh. Petsch 1979. Sh. auch Swenson 2008. Rollins 1997, S. 66.

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Landnutzung und »Erneuerung der architektonischen Formensprache«155 interessiert und suchte nach innovativen Wegen Geschichte und traditionelle Werte mit den Errungenschaften der Industrialisierung zu vereinen. Obwohl sie in der gebildeten Klasse, sowohl unter Konservativen wie auch in sozialliberalen Kreisen bis hin zu Gartenstadtaktivisten156 deutlich mehr Einfluss hatte, erreichte die Heimatschutzbewegung im Gegensatz zu den auch sehr aktiven Altertumsvereinen157 alle Bevölkerungsschichten.158 Die unterschiedlichen Interessen in diesen Bewegungen führten aber dazu, dass der Erhalt historischer Bausubstanz in Konkurrenz zu anderen Idealen stand. Eine Gewichtung der sozialen Aspekte brachte beispielsweise Ideen moderner Stadtplanung in den Vordergrund und kämpfte für mehr Licht und Luft auch innerhalb der verdichteten Stadtbereiche. Dem Heimatschutz mag also durchaus gelungen sein, »breite Schichten für die Schönheiten der Kultur zu begeistern und kulturelle Werte, ohne das Odium des Elitären zu vermitteln«159 . Ihm kann jedoch ebenso wenig, wie auch ähnlichen Bewegungen, eine Flächenwirkung für Denkmalpflegeinteressen attestiert werden. Dem Konzept objektiver Wissenschaftlichkeit als Basis moderner Denkmalpflege stehen also auch nach der Jahrhundertwende, zu einer Zeit, wo der Historismus und sein Einfluss auf die Denkmalpflege überwunden waren, andere gewichtige Konzepte gegenüber als nur ein »subjektiv-ästhetisches Wohlgefallen«, das Georg Dehio dem »objektiv-historischen Interesse« gegenüberstellte.160 Beispielsweise wendet sich Friedrich Nietzsche mit seiner Abhandlung »Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben« gegen die unmenschlich emp-

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Petsch 1979, S. 51. Sh. auch Hanisch 2018, S. 37ff und Senarclens de Grancy 2001, S. 34ff. Die Gartenstadtbewegung war eine sozialreformerische Initiative, die um 1898 vom Engländer Sir Ebenezer Howard entwickelt und dann auch in anderen Ländern aufgegriffen wurde. Ziel der Initiative war den wuchernden Großstädten mit ihren schlechten Wohnverhältnissen durch kommunal geplante und verwaltete lebenswerte Kleinstädte zu begegnen. Zum Beginn der Gartenstadtentwicklung in England sh. Miller 2010. 157 Der Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine e.V. war bereits 1852 als Dachverband gegründet worden. Obwohl sich der Verein auch für Naturschutz und Denkmalpflege engagierte, stand doch von Anbeginn die Quellenforschung und Förderung der historischen Hilfswissenschaften im Vordergrund, sh. https://www.gesamtverein.de/verein/geschic hte-des-vereins.html (Zugriff 31.10.19). 158 Donath 2003, S. 1. Zur Naturschutzbewegung sei verwiesen auf Lekan 2004 und Knaut 1993. Senarclens de Grancy schreibt über die Heimatschutzbewegung: »Trotz der betonten Ortsbezogenheit der »heimischen« Bauweisen kann die Heimatschutzbewegung als eine internationale Bewegung betrachtet werden, die einen gemeinsamen allgemeinverständlichen Formenkanon geschaffen hat. Zudem ist der von ihr entwickelte überregionale ›Heimatschutzstil‹ das Konstrukt bürgerlich-intellektueller, städtischer Kreise«, sh. Senarclens de Grancy 2001, S. 37. 159 Donath 2003, S. 1. 160 Herold 2018, S. 7.

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fundene Wissenschaft als Selbstzweck und Anspruch einer historischen Objektivität.161 Das Arts and Crafts Movement 162 oder der Deutsche Werkbund163 stehen mehr für die Erneuerung der handwerklichen Tradition als für die Konservierung historischer Handwerksdetails.164 Denkmalpflege war also vielleicht nur »der kleinste gemeinsame Nenner der modernekritischen Bewegungen«165 . Welche gesellschaftlichen Kräfte und Motivationen man für eine Hinwendung zur eigenen Geschichte und Baugeschichte auch verantwortlich macht, spiegelt das Konzept einer westlichen Moderne, die das »Mündigwerden« des modernen Menschen in den Vordergrund stellt und auf der auch die Idee beruht, dass die Erfahrungen von Aufklärung, Französischer Revolution und Industrieller Revolution zum Bruch mit den Traditionen und einem Geschichtsbewusstsein geführt haben, die Wirklichkeit offensichtlich nur unzureichend wider. All das sagt mindestens so viel über das Selbstbild der westlichen Gesellschaft aus wie über tatsächliche gesellschaftliche Prozesse. Jürgen Osterhammel sieht »Historiker […] ihre eigenen Großen Erzählungen von Industrialisierung, Urbanisierung oder Demokratisierung«166 pflegen, wie auch den dem 19. Jahrhundert zugeschriebenen Übergang von der ständisch-feudalen zu einer bürgerlichen Gesellschaft. Die Entstehung dieser auf Gegensätzlichkeit ausgerichteten Beschreibung macht er bereits im 19. Jahrhundert aus, wo sie als »Polemik der Aufklärung gegen die monarchisch-feudale Ordnung […] zu einem Grundmuster gesellschaftlicher Selbstbeschreibung«167 wurde. Entsprechend kritisch muss auch das Bild betrachtet werden, das die Ära des Historismus mit der »Geburt« der modernen Denkmalpflege verbindet. Weder kann die Zeit des Historismus als ein rückschauendes, romantisches Weltkonzept, als Gegenbewegung zu Fortschrittsgläubigkeit, Aufklärung und Säkularisation168 oder als »›Vorbereitungsphase‹ der echten ›modernen‹ Architektur«169 gesehen werden, noch ist das Ende der historistischen Ära der Beginn einer rationalen

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Nietzsche 1874 in Oexle 1996, S. 53-57. Sh. https://www.theartstory.org/movement/arts-and-crafts/(Zugriff 31.10.19), weiterführend sh. auch SPAB (The Society for the Protection of Ancient Buildings: https://www.spab.org.uk /, Zugriff 31.10.19). Sh. https://www.deutscher-werkbund.de/(Zugriff 31.10.19). Ruskin und das auf seinen Ideen aufbauende Arts and Crafts Movement kritisierten die Industrialisierung als »mechanisches Zeitalter«, weshalb die so oft vollzogene Vereinnahmung von John Ruskin, William Morris oder Philip Webb für die Ideale einer modernen, sich als neutralwissenschaftlich verstehenden Denkmalpflege zu kurz greift, sh. Hassard 2006, S. 290-308. Warda 2016, S. 233. Osterhammel 2011, S. 1060. Ibid. Brichetti 2009, S. 47. Hanisch 2018, S. 13.

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geschichtsbewussten westlichen Moderne. Vielmehr war auch die Architektur des Historismus das »Ergebnis der Auseinandersetzung der Architekten mit dem ›modernen Leben‹ ihrer Zeit«170 . Sie verband historisierende Formensprache mit der Verwendung ganz neuer Baumaterialien und Techniken industrieller Produktion. »Eisen und Gusseisen, Stahl und Stahlbeton, Zement und Glas wurden zu bestimmenden Baustoffen«171 . Die mit diesen Materialien und moderner Bautechnik umgesetzte Formenanleihe aus der Geschichte zeugte eher von dem Wunsch die Vergangenheit zu beherrschen und zu übertrumpfen als von unoriginellem Anachronismus. Auch Otto Gerhard Oexle bewertet den Historismus als »grundlegendes, […] konstitutives Phänomen der Moderne, vergleichbar der Aufklärung, der Revolution, der Industrialisierung und Technisierung sowie der universalen Verwissenschaftlichung der Lebensbereiche«172 . Europa war vernetzt wie nie zuvor und man öffnete sich vermehrt außereuropäischen Einflüssen. Möglich wurde dies auch durch das neue Medium der Photographie. Jürgen Osterhammel bezeichnet die Photographie als »von allen Beobachtungssystemen, die das 19. Jahrhundert perfektionierte oder erdachte, dasjenige mit dem größten Zugewinn an Objektivierung«173 . Er sieht durch diese Technik trotz Subjektivität und Manipulation einen »neuen visuellen Zugang zur Welt ermöglicht« und »neue Begriffe von Wahrheit und Authentizität entstehen«174 , weshalb die Rolle der Photographie auch für die Entwicklung des Historismus und der den Substanzerhalt in den Vordergrund stellenden Denkmalpflege hoch bewertet werden sollte. Einerseits erschloss sie neue Möglichkeiten der Dokumentation und wissenschaftlichen Untersuchung historischer Bauten und einer Katalogisierung der Formensprache historischer Baustile. Zunächst ging es hier um die Aneignung der eigenen Geschichte, die den Blick auf mittelalterliche Bauten lenkte. Der durch die Industrialisierung in Gang gesetzte wirtschaftliche Internationalismus175 verstärkte einerseits die Suche nach Bezugspunkten der Selbstvergewisserung und führte zu einer Darstellung von Differenz

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Ibid. Schäfers 2006, S. 64. Oexle 1996, S. 41. Osterhammel 2011, S. 80. Ibid. Gall spricht von einer »Freisetzung der dynamischen wirtschaftlichen Kräfte […] praktisch aller europäischen Regierungen – unabhängig davon, ob sie ansonsten mehr dem konservativen oder mehr dem liberalen Lager zuneigten«. Weiter führt er aus: »In gleicher Weise kam es nach dem weltweiten wirtschaftlichen Einbruch in den Jahren nach 1873 zwar in vielen Ländern zu einer Abkehr von den Prinzipien des Freihandels und des wirtschaftlichen Internationalismus, die nach 1873 auch in den Jahren ihres Siegeszugs nach 1860 nicht unumstritten geblieben waren. Von einer grundsätzlichen wirtschaftlichen Kehrtwendung im Inneren der einzelnen Staaten konnte jedoch keine Rede sein«, sh. Gall 2009, S. 9.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

und nationaler Abgrenzung gegenüber den Nachbarländern mittels einer Vereinnahmung von Baustilgeschichte. Technische Neuerungen und die »Öffnung des historischen und räumlichen Horizonts und die damit verbundene Pluralisierung der ästhetischen Erfahrung«176 konnten jedoch nicht an der Architektur vorbeigehen. Deshalb muss die hiermit einhergehende Ausdifferenzierung und Kommerzialisierung, auch als »perspektivloser historischer Relativismus«177 bezeichnet, auch als eine Öffnung für weitere Bezugsräume als nur der eigenen Geschichte gesehen werden. Obwohl das, was zu späterer Zeit als Trivialisierung und oberflächliche modische Stilvielfalt abgeurteilt wurde178 erst mit seinem Ende als Krise in der Architektur wahrgenommen wird179 , beinhaltet die Beschäftigung mit und das Rezitieren von exotischer Architektur durchaus Elemente von Krisenhaftigkeit. Ein Erklärungsmodell sieht hier die »Orientsehnsucht«180 einer »in die Moderne hetzenden Gesellschaft«181 wirkmächtig werden, die die »Spaltung im Eigenen […] auf einen ›orientalisierten‹ Anderen projiziert«182 . Andere sehen in der Orientalisierung mehr eine Projektion der nur oberflächlich durch die Moderne abgedeckten Dämonen auf das »Andere«.183

2.4

Grenzüberschreitung: Denkmalpflege zwischen Verflechtung und Abgrenzung

Die Aneignung und das Relativieren außereuropäischer Stilelemente fügen sich auch in den Kontext des im 19. Jahrhundert zunehmenden imperialistischen Be-

176 177 178 179

Lipp 2008, S. 29. Brichetti 2009, S. 43. Koshar 2000, S. 62. Hanisch schreibt über die Architektur um 1900: »Eine Krise mit diesen Bauten hatte erst eine knapp darauf einsetzende teleologische Geschichtsschreibung der modernen Architektur, der es nicht in die Argumentation passen wollte, dass es nicht nur eine einzige notwendige stringente Entwicklung zur ornamentlosen und funktionalistischen Architektur gab«, sh. Hanisch 2018, S. 14. 180 Dauss/Rehberg 2015, S. 115. 181 Illies 2018, S. 27. 182 Vinken 2015, S. 9. 183 Vinken führt hierzu aus: »Zum Vorschein kommt dabei ein Selbstverständnis von Moderne, das nicht fortschrittstrunken ist, sondern sich im Gegenteil vom globalen Triumph mythisch erledigter, totgeglaubter Kulte bedroht sieht und die eigene Zeit im Bild orientalischer Kulte zu erkennen und entziffern versucht. […] ›Orient‹ bezeichnet demnach keinen bestimmten geographischen Ort, sondern fungiert als diffuse Chiffre für verschiedene, mit ›Fremdheit‹ konnotierte Völker und Eigenschaften«, sh. ibid., S. 8-9.

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Die Suche nach Differenz

Ehemalige Schokoladenfabrik in Zeitz, 2018.

Thomas Wilhelm, https://lostplace-fotographie.de

herrschens anderer Weltgegenden und ein dies rechtfertigendes »evolutionäres Fortschrittsbewusstsein«184 . Im Vordergrund steht hier eine Abgrenzung des modernen Westens gegenüber dem vormodernen »Rest der Welt«. Die »Moderne«, als linearer Entwicklungsstrang der westlichen Gesellschaften dargestellt und von dieser vereinnahmt, widerspiegelt eine dezidiert eurozentrische Betrachtung der Welt.185 Unerzählt blieben hingegen meist die Einflüsse anderer Weltgegenden auf die Entwicklungen im Westen, wie auch die differenziert und zeitversetzt ablaufenden Prozesse der westlichen Moderne, die allenfalls »durch situationsspezifische Theorien, die sogenannten pluralen Modelle«186 erklärt werden können. Während in anderen Wissensdisziplinen »die Reflexion der eigenen Rolle in den zu beobachtenden Prozessen längst zum fachlich-methodischen Rüstzeug gehört«187 , sieht Meier hier immer noch ein Defizit in der Disziplin Denkmalpfle184 185 186 187

Dauss/Rehberg 2015, S. 115. Für eine Vertiefung dieser Argumentation sh. Kapitel 3. Graham et al. 2000, S. 11. Barz 2011, S. 3. Meier 2013a, S. 12.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

ge.188 Besonders deutlich wird dieses Defizit im Bereich des internationalen Kulturerbeerhalts, also der Gegenüberstellung der westlichen Entwicklung und gesellschaftlichen Einstellung zu Denkmalpflege entgegen der im Rest der Welt vorherrschenden Grundhaltung. Das simplifizierte Grundmuster westlichen Geschichtsbewusstseins und daraus erwachsender Achtung vor der historischen Substanz beherrscht sowohl die Selbstwahrnehmung als auch die Außenwahrnehmung. Hingegen wird die Wirklichkeit zwischen den europäischen Nachbarländern durchaus als heterogen und bruchhaft erkannt. In diesem Erzählstrang kommt deutlicher zum Tragen, dass der durch Aufklärung, Revolution und Industrialisierung hervorgerufene Bruch mit den Traditionen und das daraus resultierende »Mündigwerden« der Gesellschaft nicht nur als Erfolgsgeschichte empfunden und deshalb gerne von unterschiedlichen Gesellschaften vereinnahmt werden, sondern auch krisenbehaftet waren. Der Keim eines aufkommenden Geschichtsbewusstseins und der daraus erwachsenden Sensibilität für den Kulturguterhalt, aber auch die »Erfindung der Restaurierung«189 , werden meist Italien, Frankreich oder England zugeschreiben. Entsprechend konzentriert sich auch Jukka Jokilehtos Geschichte der Denkmalpflege auf diese Länder, lediglich erweitert um die »Germanischen Länder« und Griechenland.190 Françoise Choay sieht einen Vorsprung der Engländer bis in die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts erhalten bleiben und erst dann Italien und die germanischen Länder, durch einen bis heute nicht übertroffenen Scharfblick in der Hinterfragung der Werte und der Praxis der Restaurierung, die Fachdisziplin voranbringen.191 Der Denkmalschutz zeigt hingegen ein anderes Bild. Bereits Georg Dehio rühmte 1905 nicht nur Frankreich für die 1830 erfolgte »erste gelungene Initiative«192 eines staatlichen Denkmalschutzes, sondern äußerte sich auch kritisch zu seinen deutschen Landsleuten und der rechtlichen Situation in England.193 Neben Frankreich hob er jedoch vor allem die ersten Denkmalschutzgesetze im Jahr 1834 in Griechenland und in Schweden im Jahr 1867 hervor.194 Obwohl die Entwicklung als Europa übergreifend betrachtet werden muss, kann trotzdem von einer

188 Ibid. 189 Schaible 1997, S. 187. 190 Jokilehto 2005. In Kapitel 20 geht er auch kurz auf Entwicklungen in anderen europäischen Ländern ein. 191 Choay et al. 1997, S. 94-96. 192 Dehio 1914 [1905], S. 270. 193 Er schreibt: »Eine Zeitlang schien es, als wolle Deutschland mit der Verwirklichung [des Denkmalschutzes, Anmerkung d.V.] sich an die Spitze stellen […] Bald wurde es aber wieder still […] England hat auf einen staatlichen Denkmalschutz verzichtet bis heute; es gibt ein Gesetz von 1873, das faßt aber nur die kleine Gruppe der sog. megalythischen Denkmäler der Urzeit ins Auge, läßt also das Hauptproblem ungelöst«, sh. ibid., S. 270-271. 194 Ibid., S. 270.

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Die Suche nach Differenz

»Periodenverschiedenheit der Kulturgebiete«195 ausgegangen werden, was heißt, dass einzelne Personen, Gesellschaften oder Regionen in einzelnen Phasen des Prozesses durchaus als Vorreiter anzusehen sind. Anzunehmen ist aber, dass sich das besondere Interesse an historischem Kulturerbe mehr oder weniger zeitgleich in verschiedenen Gegenden Europas entwickelte.196 So wurden viele, heute als bahnbrechend bezeichnete Schriften zum Kuturguterhalt von Theoretikern verfasst, die für ihr Werk in die Geschichte eingingen. Die zugrundeliegenden Ideen wurden jedoch nicht selten von weniger bekannten Vorgängern oder gar Zeitgenossen vorbereitet oder vorgedacht, welche aber weniger beachtet wurden. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Ideen weniger präzise oder scharf formuliert waren, in vielen Fällen jedoch musste erst der Boden für neues Gedankengut bereitet werden. Ursächlich für die gesellschaftliche Sensibilisierung für historisches Kulturgut ist jedoch immer eine umfangreiche Zerstörung des kulturellen Erbes. Wie beschrieben waren sozialer Wandel, tiefgreifende Veränderung in Ökonomie, Repräsentation und Ästhetik drastische Gefährdungspotenziale.197 Auch die gewaltsame Beseitigung bedeutenden Kulturerbes aus ideologischen, politischen oder kriegsbedingten Gründen begleitet ihre Wertschätzung. Entsprechend merkt Rodney Harrison an, die Zerstörung von Kulturerbe sei nicht das Gegenkonzept, sondern Teil des gleichen Prozesses von Erinnern und Vergessen.198 So wird als ein zentrales Thema der Entstehung eines modernen Geschichtsbewusstseins und der zunehmenden Wertschätzung von materiellen Altertümern das kulturelle Klima genannt, das auf die umfangreichen Zerstörungen mittelalterlicher Kunst und Gebäude während der französischen Revolution und ihrer anti-religiösen Kampagnen zwischen 1790 und 1794 folgte.199 Auch die von gegenseitigem Hass geprägten Kulturgutzerstörungen des Ersten Weltkriegs spiegeln die Aufmerksamkeit wider, die historisches Kulturgut erzielte. Entscheidend ist allerdings hierbei vor allem der Versuch Macht über Erinnerung und Vergessen auszuüben. Entsprechend sieht Miles Glendinning die Geschichte der Denkmalpflege streng gebunden an die westliche Hinwendung zu festgelegter, rationaler und sekularer Ausübung von Macht und Wissen.200 Er verweist damit auf weitere Defizite des Mythos der modernen Denkmalpflege. Markant ist an diesen Leitlinien zur Erklärung der westlichen Moderne und dem sich hieraus entwickelnden besonderen Denkmalbewusstsein, dass kritische

195 196 197 198 199 200

van der Pot 1999, S. 63. Casiello 1996b, S. 15. Lipp 2008, S. 29. Harrison 2010b, S. 169. Maramotti Politi 1996, S. 73. Glendinning 2013, S. 2.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Elemente der Kulturgutzerstörung, hervorgehoben vor allem bei der Französischen Revolution und der Industrialisierung, positiv umgedeutet werden in wichtige Schlüsselerlebnisse der Bewusstseinsformierung, obwohl doch gerade die auf diese Ereignisse folgenden Weltkriege eines Besseren belehren. Bedeutsam erscheint hier aber nicht nur die trotz der Krisenhaftigkeit letztendlich positive Bewertung des »Erfolgsmodell Moderne« und einem daraus resultierenden Denkmalbewusstsein, sondern auch die klare Abtrennung anderer Weltgegenden von dieser Moderne und diesem Bewusstsein. Konkurrierende, aber aufgrund ihres Eurozentrismus und Orientalismus sehr kritisch betrachtete Erklärungsmodelle, die einen Unterschied zwischen dem »erfolgreichen Weg der westlichen Kultur« und dem »zurückgebliebenen Rest der Welt« bereits in der Antike zu erkennen glauben, fokussieren sich meist auf grundsätzliche kulturelle Differenzen. Das Konzept der westlichen Moderne als Ursprung eines modernen Geschichtsbewusstseins aber auch dort durchgesetzt, wo die Unterschiede zwischen dem Erfolg des Westens im Gegensatz zu anderen Weltgegenden vor allem auf die wirtschaftliche »große Gabelung«201 der Welt in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgeführt werden.202 Nicht nur in westlicher Literatur, sondern auch in Schriften von Verfassern aus Afrika, Asien oder Lateinamerika findet sich sehr oft die Herstellung des Zusammenhangs westlicher Moderne und einer in der westlichen Gesellschaft verankerten modernen Denkmalpflege.203 Einen Verweis darauf, dass diese westliche Moderne jedoch weder zeitlich noch räumlich ein isoliertes Phänomen war, sondern in das Weltgeschehen eingebettet war, liefert Georg Jochum. Er richtet den Fokus auf den engen Zusammenhang zwischen Moderne und der frühneuzeitlichen Expansion Richtung Westen, wodurch Europa ein Überlegenheitsgefühl oder »Plus-Ultra204 -Selbstbewusstsein« gegenüber anderen Weltgegenden entwickelte.205 Auch andere Wissenschaftler ha201 Great divergence, sh. Pomeranz 2009. Mit diesem Begriff bezeichnet Pomeranz das große industrielle Wachstum in Europa im Gegensatz vor allem zu Asien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, obwohl doch noch im 18. Jahrhundert sehr ähnliche Grundvoraussetzungen vorlagen. Als einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren werden hier die großen Kohlevorkommen in Europa bezeichnet, die auch energieintensive Industrie ermöglichten. Sh. hierzu auch Osterhammel 2011, S. 926ff. 202 Andere, vor allem als Rechtfertigung des Imperialismus gebrauchte Erklärungsmodelle von Niedergang, Dekadenz oder Stagnation der außereuropäischen Kulturen werden im Kapitel 3.2. näher diskutiert. 203 Sh. beispielsweise Chirikure et al. 2016; Jamamillo Contreras 2012; Kim 2011; Kwanda 2009; Mackee/Hartig 2007; Seung-Jin 2005; Menon 1996; Suzuki 1995; Wei/Aass 1989. 204 »darüber hinaus«, Übersetzung Jochum 2017. 205 Die Grundthese Jochums ist hierbei, dass der vormals negativ besetzte Westen als Ort der untergehenden Sonne und des Todes mit seiner klar markierten Weltgrenze an den Säulen des Herakles in der Straße von Gibraltar, die nicht überschritten werden konnte und durfte

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Die Suche nach Differenz

ben sich in den letzten Jahren eingehend mit der imperialen Expansion und der damit verbundene Demonstration europäischer Vorherrschaft beschäftigt, die Aufklärung, Französische Revolution und Industrielle Revolution schließlich zu einer Metaerzählung herausragender menschlicher, technischer, kultureller und intellektueller Errungenschaften verband.206 Wie Astrid Swenson umfangreich untersucht hat,207 fand der Übergang von einem Interesse Altertümer zu entdecken, zu erforschen und zu plündern, zu einem Wunsch diese zu erhalten und zu verwalten bis hin zur Institutionalisierung der Denkmalpflege im Laufe des 19. Jahrhunderts im Rahmen weitreichender »internationaler Interaktion«208 statt. Swenson verneint deshalb die oft ebenfalls in drei Stufen dargestellte Entwicklung von einem »noch vagen Kulturerbekonzept im kosmopolitischen 18. Jahrhundert über die Ausprägung des ›modernen Denkmalkultus‹ […] im Zeitalter des Nationalismus bis hin zur Überwindung eines rein nationalen Verständnisses in internationalen Konventionen«209 . Sie stellt die konkurrierende, aber auch kooperierende Verflechtung auf allen Ebenen als einen die moderne Denkmalpflege von Beginn an bestimmenden Faktor heraus.210 Die Vernetzung beschränkte sich hierbei keineswegs auf Europa, obwohl das Beobachten, Zitieren und Imitieren, aber auch der Konkurrenzdruck unter den Nachbarländern besonders groß war. Swenson sieht vor allem Frankreich, Deutschland und England einen starken Bezug aufeinander nehmen.211 Verschiedene Ebenen boten die Möglichkeiten sich nicht nur lokal, regional und national zu vernetzen. Gerade die grenzüberschreitende Zusammenarbeit oder auch Rivalität verschaffte mehr Aufmerksamkeit für den Themenbereich, half dabei mit Verweis auf die Kulturarbeit anderer Länder politischen Druck auf Entscheidungsträger auszuüben, beförderte aber auch auf staatlicher Ebene imperiale Ambitionen. Die zum Ende des 19. Jahrhunderts immer zahlreicher werdenden Heimat-, Denkmal- und Naturschutzvereine überbrückten aber mit der Idee und dem Engagement für ein »universelles Kulturerbeverständniss«212 auch ihre heterogene Zu-

206 207 208 209 210 211 212

(non plus ultra) mit der Expansion Richtung Westen und der Entdeckung der Neuen Welt nun in das Zentrum der Welt rückte. Aus der Devise non plus ultra wurde nun ein plus ultra, eine Aufforderung die Welt zu entdecken und zu unterwerfen. Die einengende Welt des Mittelalters hinter sich zu lassen und das Bewusstsein nicht mehr am westlichen Rand der Welt zu stehen veränderte das europäische Selbstbewusstsein grundlegend, sh. Jochum 2017. Smith 2006, S. 17; Osterhammel 2011, S. 106. Sh. hierzu Kapitel 3.2. Swenson 2016; Swenson 2015; Swenson 2013a–b; Swenson 2008. Swenson 2008, S. 87. Ibid., S. 99-100. Ibid. Ibid., S. 88. Ibid., S. 94.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

sammensetzung, interne Spannungen oder die schwierige Zusammenarbeit regionaler Ebenen und übergeordneter Gesamtvereine.213 Auch an verschiedenen Ausstellungen zu Themen der Denkmalpflege und internationalen Kongressen in der Frühphase der sich etablierenden Disziplin lässt sich die internationale Dimension nachvollziehen.214 Die Beförderung des Denkmalpflege- und schutzgedankens durch Zusammenarbeit von Interessengruppen, aber auch zwischenstaatlichen Konkurrenzdruck muss unter Berücksichtigung des Imperialismus als globales Phänomen betrachtet werden.215 Die internationale Vernetzung machte nicht bei Kampagnen gegen die Restaurierung des Markusdoms216 oder des Heidelberger Schlosses217 halt, sondern bezog im Besonderen die imperialen Gebiete mit ein, denn hier konnte Denkmalpflege in einem Umfang angemahnt und erprobt werden, der aufgrund politischer Widerstände oder Eigentumsverhältnisse in den Mutterländern nicht möglich erschien.218 Auch die Etablierung von Institutionen und Gesetzen zum Denkmalschutz in europäischen Ländern muss im Kontext des Wettbewerbs einer Profilierung als Kulturnation gegenüber den anderen Imperien gesehen werden,219 diente

213

Trotz des Bestrebens diesen Vereinen landesweite Bedeutung zu verschaffen urteilt Swenson, dass die meisten »geographisch beschränkt« blieben. So sieht sie die Bedeutung derSPAB innerhalb Englands vor allem wegen der politischen Ausrichtung auf den nördlichen Lake District und London beschränkt. Allerdings gründete der Verein bereits 1879 ein ausländisches Komitee, sh. Swenson 2013b, S. 3. Die L’Ami des Monuments, so Swenson, hätten im Grunde nur in der Normandie regionale Sprecher gehabt und der Bund Heimatschutz hätte zwar als Dachverband »eine größere Verbreitung in den verschiedenen Teilen Deutschlands« erzielt, es sei aber am Widerstand älterer regionaler Geschichts- und Heimatvereine gescheitert landesweite Regionalverbände zu installieren, sh. ibid., S. 93-95. 214 Swenson 2013a, S. 99-100. 215 Emerick 2014, S. 115ff. 216 Swenson 2013b, S. 3; Miele 2011, S. 177; Jokilehto 2005, S. 186. 217 Verschiedene Autoren beleuchten die Kontroverse um die Restaurierung des Heidelberger Schlosses im internationalen Zusammenhang, sh. beispielsweise Glendinning 2013, S. 147ff.; Stubbs 2009, S. 266ff.; Swenson 2008, S. 94ff.; Jokilehto 2005, S. 194ff. 218 Neben der Etablierung einer imperialen Denkmalpflege, deren Maßstäbe in den Mutterländern zunächst nicht umsetzbar waren, wurden die außereuropäischen Gebiete auch zu Schauplätzen anderer international vernetzter Reformbewegungen. Beispielsweise die Ideen John Ruskins und William Morris fielen im kolonialen Indien auf sehr fruchtbaren Boden und inspirierten Gandhi zu seinem Protest gegen die industrielle Produktion, sh. Heidrich 1997, S. 204-205. 219 Vernetzung und Konkurrenz kann hierbei als zwei Seiten einer Medaille betrachtet werden. Swenson weist darauf hin, dass der 1889 im Rahmen der Weltausstellung in Paris abgehaltene erste internationale Denkmalpflegekongress Premier Congrès International pour la Protection des Oeuvres d’Art et des Monuments als Voraussetzung zur Zulassung »eine internationale Mitgliedschaft garantieren und ein für die internationale Annäherung geeignetes Thema präsentieren« musste, sh. Swenson 2008, S. 95. Sh. hierzu ausführlicher Kapitel 3.1.

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Die Suche nach Differenz

aber auch der Selbstvergewisserung und Abgrenzung der europäischen Staaten gegenüber den eroberten Gesellschaften und der Legitimation des Imperialismus.220 Bei diesen komplexen und vielschichtigen Ebenen der Zusammenarbeit und Abgrenzung wurde erst durch den ausbrechenden Ersten Weltkrieg »die nationale Ebene als Werte- und Aktionsraum dominant«221 .

Aufgegebenes Bauernhaus in Egna, Südtirol, 2019.

Martina Oeter

2.5

Zwischenbilanz I: Westlich-moderne Denkmalpflege im Widerstreit

Neben verschiedenen gesellschaftlichen Bewegungen ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert haben sich im 20. Jahrhundert auch zunehmend wissenschaftliche Disziplinen kritisch mit der Sozialgeschichte der Moderne und den modernerelevanten Wechselwirkungen mit anderen Weltgegenden auseinandergesetzt. Die Modernisierung der Gesellschaft durch Aufklärung, Revolution, Industrialisierung 220 Swenson 2008, S. 101. 221 Ibid.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

und Imperialismus wird hier als »notwendig krisenhaft«222 bezeichnet und es findet eine Auseinandersetzung mit den Modernisierungskrisen der europäischen Moderne statt.223 Auch die Zusammenhänge zwischen Politik und Denkmalpflege in den unterschiedlichsten Fokussierungen von Bürgerbeteiligung bis zu Nationalismus und Imperialismus wurden in den letzten Jahrzehnten beleuchtet. Winfried Speitkamp verweist darauf, dass es »wesentlich vom geschichtstheoretischen Standpunkt des Betrachters abhängt, ob Denkmalpflege […] als zeitgemäße politische Position, als Atavismus oder als im Prinzip hellsichtige Zeitkritik gewertet wird.«224 Achim Hubel beschreibt aber durch gesellschaftliche Umstürze hervorgerufene Tradierungskrisen als den entscheidenden Motor für die »Leidenschaft des Bewahrens«225 . Entsprechend wird Denkmalpflege von Michael Falser als »eine Art Sinn- und Ordnungsstabilisierung kollektiver Identität«226 bezeichnet, da es »vor allem national-kollektive Krisenzeiten sind, in denen Kultur – sonst als impliziter Vorgang in stabilen Entwicklungszeiten – explizit thematisiert wird. Gerade der Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Krisen und Denkmalpflege muss also näher betrachtet werden. Der kritischen Betrachtung steht allerdings der immer noch wirkmächtige »Fortschrittspathos«227 der Moderne im Weg. Er verhindert, dass eine gesellschaftliche Verankerung von Denkmalpflege in der westlichen Gesellschaft hinterfragt wird. Das »Erfolgsmodell Moderne« und ein daraus resultierendes modernes Denkmalbewusstsein hat die Disziplin Denkmalpflege zu ihrem Gründungsmythos gemacht, der offensichtlich auch heute noch Bestand hat. Moderne Denkmalpflege als Reaktion auf gesellschaftliche Krisen zu betrach228 ten erlaubt den Blick nicht nur darauf zu richten, dass der Wunsch historische Gebäude zu erhalten auf der Erkenntnis aufbaut diese als Zeugnisse der Vergangenheit anzusehen und ihnen deshalb einen Wert beizumessen. Vielmehr wird der Blick auch darauf gelenkt, dass die Wertbeimessung gesellschaftlich nutzbar ist. Betrachtet man nun die Geschichte der Denkmalpflege zeigt sich, dass diese durchwoben ist von der Nutzbarmachung historischer Substanz, um die Gesellschaft 222 Speitkamp 1996, S. 18. 223 Jaeger/Rüsen 1992, S. 122ff. 224 Speitkamp 1996, S. 18. Zu den konkurrierenden geschichtstheoretischen Modellen bezüglich einer Erklärung der Entstehung der Moderne sh. ibid., S. 17-18. 225 Hubel 2011b, 21-22. Sh. auch Smith 2006, S. 23; Ranger 2010, S. 236. 226 Falser 2008, S. 4. 227 Vinken 2009, S. 121. 228 Speitkamp zählt einige dieser Krisen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland auf: »Gründerkrise, Depression, Fin-de-siècle-Mentalität, Weltkrieg, Revolutionserlebnis, Inflation, Weltwirtschaftskrise, und Zusammenbruch des politischen Systems von Weimar«, sh. Speitkamp 1996, S. 21.

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zusammenzuhalten oder zu formen. Politik für substanzerhaltende Denkmalpflege wurde immer begleitet von Denkmalpflege als Mittel der Politik.229 Dies macht unmöglich eine klare zeitliche und inhaltliche Trennlinie zu ziehen zwischen dem, was wir unter substanzerhaltender moderner Denkmalpflege verstehen, und dem Modellieren der historischen Substanz, um sie gesellschaftlichen Zielen nutzbar zu machen, was mit dem Ende der Epoche des Historismus als überwunden galt. Versuche eine kollektive Identität zu schaffen widerspiegeln nicht unbedingt einen »Bedarf nach historischer Klärung«230 . Kollektive »Besinnungen auf (angeblich) sichere Fundamente und damit erfolgreichere Vorbilder«231 standen und stehen meist dem Ziel entgegen, die Geschichte und damit auch die gebaute Geschichte in ihrer Heterogenität und Widersprüchlichkeit zu akzeptieren und zu erhalten. Die Geschichte der modernen Denkmalpflege ist also keine lineare Erfolgsgeschichte, sondern setzt sich zusammen aus vielen widerstreitenden Erzählsträngen, die in der Literatur nachspürbar sind. Dem Mythos einer Verknüpfung von westlicher Moderne und modernem substanzerhaltenden Kulturerbeerhalt hat dies allerdings bis heute kaum etwas anhaben können.

2.6 2.6.1

Fokus auf Deutschland Deutschland auf dem Sonderweg?

Eine »Sonderstellung« Deutschlands im positiven wie negativen Sinne ist ein immer wieder beschworener und umfangreich analysierter Mythos der deutschen Geschichte. Positiv besetzt als »Sonderbewusstsein« einer Nation der »Dichter und Denker«232 oder über die »deutsche Bewegung« ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts,233 basiert das Konzept vor allem auf den Idealen einer Kulturgemeinschaft und eines Bildungsbürgertums. Der Begriff des »Sonderwegs« ist hingegen meist 229 Sh. Winter 2015a. 230 Falser 2008, S. 15. 231 Der vollständige Satz lautet: »In Krisenzeiten jedoch steigt der Bedarf nach historischer Klärung und die Besinnungen auf (angeblich) sichere Fundamente und damit erfolgreichere Vorbilder stark an«, sh. ibid. 232 Kaevan Gazdar analysiert die Wahrnehmung nationaler Identität in Deutschland zwischen Überhöhung als Land der Dichter und Denker, empfundener Scham als Land der Henker, aber auch dem Kaiserreich als Symbol für deutsche Rückwärtsgewandtheit und Vorreiter eines sozialen Rechtsstaates gleichermaßen, sh. Gazdar 2010. 233 Den Begriff der »Deutschen Bewegung« hat Herman Nohl geprägt und fasst hierüber die drei Generationen der deutschen Geistesgeschichte von 1770-1830 zusammen, sh. Nohl 1970. Nach Daniela Gretz hat sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Mythos der deutschen Bewegung zu einem positiven Sonderbewusstsein der Deutschen verfestigt. Die Rede von der deutschen Bewegung diente der Bildungselite mit einer »Wiedererfindung der natio-

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Martin-Luther-Denkmal vor der zerstörten Frauenkirche in Dresden, 1958.

Giso Löwe, Wikimedia Commons

im Sinne einer kritischen Hinterfragung des deutschen Sonderbewusstseins in Gebrauch und endsprechend negativ besetzt.234 Er steht vor allem für eine radikale Volksgemeinschaftsidee, fanatischen Nationalismus, den Mangel an demokratischer Tradition235 und eine »typisch deutsche ›Anfälligkeit für große Persönlichkeiten‹«236 . Zeitliche und inhaltliche Bezüge zwischen deutschem Nationalismus und einem sich entwickelnden Konzept moderner Denkmalpflege sind bereits hergestellt und den Situationen in anderen europäischen Ländern gegenübergestellt worden.237 Die Frage, ob der deutsche Nationalismus ab dem späten 19. Jahr-

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235 236 237

nalen Tradition« als Orientierung in der als krisenhaft und chaotisch empfundenen gesellschaftlichen Modernisierung, sh. Gretz 2007. Koshar 2000, S. 22. Speitkamp nennt als wesentliche Elemente der These des deutschen Sonderwegs »das Ausbleiben einer politischen Revolution, die Verspätung der Industrialisierung und die Art der von oben initiierten nationalstaatlichen Einigung durch Bismarcks Kriege. Diese Belastungen haben zur Schwächung von Liberalismus und Bürgertum beigetragen und die Anfälligkeit für rassistische Erklärungsmodelle und autoritäre Lösungen gesteigert«, sh. Speitkamp 2014, S. 11. Herbert 2014, S. 16. Wehler 1995 in Falser 2008, S. 67. Falser 2008, S. 67. Sh. auch Bongiorno 2001.

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hundert mehr Manipulation von oben oder Mobilisierung von unten war,238 rührt an der Vorstellung einer zur Zeit der wichtigen Grundsatzdiskussionen um die substanzerhaltende Denkmalpflege mündigen und mit einem modernen Geschichtsbewusstsein ausgestatteten Gesellschaft im Zeichen der westlichen Moderne. Weiterführend ist eine Hinterfragung eben dieser westlichen Moderne, die nicht nur Aufklärung und bürgerschaftliches Bewusstsein schaffte, sondern auch für Verunsicherung in einer sich zu schnell verändernden Lebenswelt steht. Der Wunsch Geschichtszeugnisse zu bewahren wird entsprechend auch auf romantische und nostalgische Gefühle oder einen exzessiven Nationalismus zurückgeführt und bringt hiermit das Modell eines westlich-modernen rationalen Geschichtsbewusstseins ins Wanken. Das Fallbeispiel Deutschland legt einerseits das Phänomen einer Vereinnahmung des Kulturerbes für nationalistische Zwecke offen und eignet sich für eine generelle Hinterfragung der Zusammenhänge ›Moderne – Geschichtsbewusstsein – Entwicklung der Denkmalpflege‹. Die hier gewonnenen Erkenntnisse weisen weit über Deutschland und auch über Europa hinaus.239 Nicht zuletzt das Verhältnis Europas zu außereuropäischen Kulturkreisen hat jedoch die These des deutschen Sonderwegs der Kritik ausgesetzt.240 Sie setzt einen diesem entgegengesetzten europäischen Normalweg voraus, der die »ethnozentrische Selbstgefälligkeit«241 einzuschließen scheint, die europäische Aufklärung zum Gradmesser gesellschaftlicher Entwicklung zu machen und hierbei auch die in anderen westlichen Gesellschaften vorkommenden Brüche, Hindernisse und Traditionalismen auszuklammern.242 Weiterhin lassen sich auch die Auswirkungen des Kalten Kriegs und seiner politischen Ost-West-Dichotomie, wie auch die kulturelle Zweiteilung in Ost und West, die beide maßgebliche Weichenstellungen im Kulturerbeerhalt verantworten, an Deutschland nachzeichnen.243 Deutschland wurde nicht nur als »verspätete Nati-

238 Winkler 1991. 239 Auch Japan hat mit der Meiji-Restauration ab 1868 eine rasante Modernisierung nach westlichem Vorbild und einen starken Nationalismus entwickelt und begann sich ab dieser Zeit auch systematisch mit dem Erhalt des eigenen Kulturerbes zu beschäftigen, sh. Kapitel 4.5. 240 Die These des deutschen Sonderwegs wird in der Wissenschaft immer wieder diskutiert. Sh. beispielsweise Eley 1991 und Winkler 1991. 241 Rödder 2013, S. 141. 242 Ibid. 243 Während man politisch zwischen sozialistischem Ostblock unter Führung der Sowjetunion und den Westmächten unter Führung der USA unterscheidet und Allianzen dieser Blöcke alle Kontinente queren, bezieht sich die kulturelle Ost-West-Dichotomie auf die nach westlichen Vorstellungen modernen Industriestaaten gegenüber sog. vormodernen oder vorindustriellen Ländern mit noch eher traditionellen Gesellschaftsstrukturen, die sich vor allem auf der Südhalbkugel befinden und deshalb auch globaler Süden genannt werden. Zum politischen

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

on«244 bezeichnet, weil es, wie Herrmann Lübbe formuliert, lange versäumt hatte »die Kultur der Aufklärung auch politisch prägend und dominant werden zu lassen«245 , sondern hat sich bezüglich der europäischen imperialistischen Expansion selbst als solche gesehen.246 Bis vor kurzem hat man sich im Vergleich zu anderen Ländern hierzulande wenig mit der eigenen Kolonialgeschichte auseinandergesetzt und nicht maßgeblich an der postkolonialen Diskussion beteiligt, die auch die kulturelle Unterdrückung der imperialen und kolonialen Gebiete herausgearbeitet hat. Gerade die Konstruktion der Differenz zwischen »westlichen Kulturnationen« und »vormodernen Barbaren« und die Fokusverschiebung vom Entdeckertum zum Bewahrertum von Kulturerbe für die Legitimation der Kolonisierung als europäisches Phänomen lässt sich jedoch an Deutschland nachvollziehen, das die Rhetorik der Kulturnation auch hierfür bemühte.247 Mit der in den letzten Jahren nun verstärkt einsetzenden Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte kommt es auch hierzulande zu einer Beleuchtung der bisher zu wenig beachteten transkulturellen Beeinflussung und Zusammenarbeit. Einerseits richtet sich der Fokus jetzt stärker auf die Rolle der unterdrückten Völker, die nicht länger als Objekte, sondern als den Prozess durch »Selbstbehauptung und ›Eigensinn‹«248 beeinflussende Subjekte der Kolonialgeschichte wahrgenommen werden249 und hiermit auch Beeinflusser der Geschichte des modernen Kulturerbeerhalts werden. Gleichzeitig offenbart die deutsche Geschichte des Kulturerbeerhalts das Spannungsfeld der Konkurrenz zwischen den Imperialmächten und der zeitgleichen internationalen Vernetzung von Institutionen und Persönlichkeiten zum Schutz und Erhalt von Kulturerbe.250 Nach 1945 versuchten die mit dem verlorenen Krieg entstehenden zwei deutschen Staaten, jeder auf seine Art, einerseits die Werte einer deutschen Kulturnation neu zu besetzen und andererseits sich in die Ideale unterschiedlicher politischer

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Ost-West-Konflikt sh. beispielsweise Stöver 2017, zur kulturellen Ost-West-Dichotomie sh. Pattberg 2009. Plessner 1959. Lübbe 2013, S. 84. Pfeifer 2012, S. 122. Pfeifer schreibt hierzu und zitiert auch van Laack 2005, S. 60: »Der Nationalstaat wurde nach seiner Gründung von vielen als noch unvollendet wahrgenommen, ›besaß er doch endlich die Machtmittel, um deutschen Einfluss in der Welt geltend zu machen und sich möglichst vorteilhaft zu plazieren‹.« Beispielsweise gab es die Buchreihe Koloniale Abhandlungen. Hier wurden verschiedene Themen behandelt. Der Titel eines 1908 verfassten Buches lautet Die Kulturfähigkeit des Negers und die Erziehungsaufgaben der Kulturnationen, sh. Lion 1908. Speitkamp 2014, S. 11. Ibid. Sh. hierzu Swenson 2016 und Hall 2011.

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Die Suche nach Differenz

Systeme zu integrieren. Als Kriegsverlierer und schwer durch den Krieg gezeichnete und nicht nur politisch, sondern auch ideologisch geteilte Nation, wurde in und um Deutschland eine umfangreiche Auseinandersetzung geführt. Obwohl die Debatten gerade in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende verkrampft, von außen aufgebürdet und mit Tabus behaftet schienen, wurde der Versuch unternommen kritisch Geschichte zu analysieren. Diskutiert wurden nicht nur Fragen nach deutscher Schuld, vielmehr wurden auch Vergleiche zu anderen europäischen Staaten angestellt und der Krieg im Licht einer in der Katastrophe endenden deutschen Sonderentwicklung betrachtet. Forderungen nach radikalem Neubeginn und Versuche einer Anknüpfung an alte kulturelle Werte arbeiteten sich nach dem verlorenen Krieg auch an Abriss und Erhalt historischer Bausubstanz oder deren Rekonstruktion ab. Diskussionen über den Umgang mit »unbequemen Denkmalen«251 leisteten hier einen wichtigen Beitrag zum Konzept der modernen Denkmalpflege, historische Bauten in erster Linie als Geschichtsdokumente zu begreifen.252 Die Streitfrage, ob es legitim und auch von gesellschaftlichem Nutzen ist mit Baudenkmalen nicht an Geschichte zu erinnern, sondern schöne Geschichten zu erzählen und »Brüche der Geschichte mittels der Simulation historischer Kontinuität auszugrenzen«253 , hat sich mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg bis in die Gegenwart getragen. Vor allem seit der Wiedervereinigung wird das Thema Kulturerbeerhalt in der Öffentlichkeit zunehmend von der Debatte um Rekonstruktionen »identitätsstiftender« Monumentalbauten beherrscht, während die Denkmalpflege augenscheinlich in die Defensive geraten ist. Offensichtlich ist Denkmalpflege nicht von dem in der Gesellschaft aufkommenden Wunsch zu trennen, historische Bauten zu rekonstruieren, auch wenn vor allem von Fachleuten immer wieder versucht wird, eine klare Trennlinie zu ziehen.254 Ein Blick in die Geschichte der Disziplin zeigt vielmehr, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung selten mit den Zielsetzungen der Denkmalpflege konform gingen, auch wenn deren gesellschaftlicher Auftrag seit dem 19. Jahrhundert immer wieder thematisiert wurde. Eine Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation der Denkmalpflege und dem strittigen Umgang mit historischen Bauten und historisierendem Bauen zeigt aber auch auf, dass diese Problematik keineswegs neu und nicht auf Deutschland beschränkt ist.

251

Das Konzept, historische Bauten als Geschichtsdokumente zu begreifen, beinhaltet auch die Forderung beispielsweise Bauwerke des Nationalsozialismus als »unbequeme« Erinnerungsorte zu erhalten, sh. Huse 1997. 252 Das Konzept war bereits vorher formuliert worden, unter anderem von Georg Dehio, sh. Scheurmann 2005b, S. 10. Zu jener Zeit war jedoch noch nicht vorstellbar, ein Bauwerk aufgrund seiner negativen Geschichte als erhaltenswert einzustufen. 253 Brichetti 2009, S. 199. 254 Falser 2008, S. 320.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Eigelsteintor beim Abbruch der Stadtmauer in Köln, 1882.

Unbekannt, Wikimedia Commons

2.6.2

Der »historische Geist«255 erwacht – Gesellschaft und Denkmalpflege im 19. Jahrhundert

Wie in den vorherigen Kapiteln dargelegt, wird Beginn einer »modernen« Denkmalpflege, die nicht nur eine kleine Elite, sondern breitere Bevölkerungsteile interessierte, wird in einem im 19. Jahrhundert aufkommenden »historischen Geiste«256 gesucht. Als die Moderne einleitende gesamteuropäische Entwicklung an Aufklärung, Französischer und Industrieller Revolution festgemacht, wird auch gerne von einem neuen historischen Bewusstsein gesprochen, als »im Abendland die Vorstellung von der Geschichtlichkeit in das Allgemeinbewusstsein einging«257 . Hierdurch, so die These, wurde ein objektiverer, wissenschaftlicher Blick auf die Vergangenheit möglich.258

255 256 257 258

Dehio 1914 [1905], S. 267. Ibid. Beseler 2000, S. 161. Scheurmann 2005c, S. 68; Philippot 1996b, S. 268; Beseler 2000, S. 161.

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Die Suche nach Differenz

Steht hingegen nicht die Abgrenzung zu außereuropäischen Kulturkreisen im Fokus der Betrachtung, wird die »sich allgemein verbreitende Liebe zur Geschichte und […] Fähigkeit in historischen Dimensionen und Kategorien zu denken«259 vor allem in Deutschland mit der aufkommenden Romantik verbunden.260 In kritischen Betrachtungen wird nicht erst heute die romantische Nostalgie, das Gefühl, die »gute alte Zeit« für immer verloren zu haben, für Historismus, Nationalismus, eine unglückliche Vermischung von Erhalt und Rekonstruktion261 und die Manipulation von Geschichte verantwortlich gemacht.262 Auch Georg Dehio sieht den neuen Geist im Zusammenhang mit dem schwindenden Glauben an die Aufklärung und die »Dichter der Romantik« maßgeblich beteiligt an der Entstehung der neuen Disziplin der Denkmalpflege. Er gesteht ein, dass sich die Denkmalpflege von »ihrer Mitgift romantischer Illusion« noch nicht völlig befreit hätte.263 Neben der romantischen Beschwörung einer untergegangenen heilen Welt,264 mit der eine intellektuelle Elite ihre »Zweifel an einem universellen gesellschaftlichen Fortschritt«265 ausdrückte, macht Michael Falser den Versuch einer staatlich gelenkten »Zentralisierungs- und Verreichlichungspolitik«266 dafür verantwortlich, über das Konzept gemeinschaftlicher Traditionen und Geschichte eine deutsche Kulturnation konstruieren zu wollen. Dieses von »oben« beförderte Interesse an identitätsstiftenden »vaterländischen Altertümern«267 greift in Deutschland besonders nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871. Das von Dehio auf das schärfste kritisierte und als »illegitimes Kind des Historismus« bezeichnete »Restaurationswesen«268 , das Spuren der Geschichte an Bauten zu tilgen versuchte oder das hervorhob bzw. rekonstruierte, was man von der Geschichte sehen wollte, war entspre-

259 Kurmann 1991, S. 14. 260 Ibid. Swenson macht auf die wechselseitige Befruchtung und internationale Vernetzung der jungen Denkmalpflege in Europa im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufmerksam. Zudem nennt sie Unterschiede in der länderspezifischen und durchaus kritischen Betrachtung der Geschichte der Denkmalpflege. So sieht sie »die deutsche Forschung vor allem auf den Zusammenhang von Denkmälern und bürgerlicher Emanzipation, die französische auf die Instrumentalisierung des ›patrimoine‹ durch den zentralistischen Staat« konzentriert, »während englische Arbeiten vorwiegend die Frage diskutieren, ob die Beschäftigung mit dem ›national heritage‹ der Versuch des an politischer Bedeutung verlierenden Adels war, die nationale Identität über die eigene Vergangenheit zu definieren oder auf populäre Impulse zurückging«, sh. Swenson 2008, S. 85. 261 Philippot 1996b, S. 269. 262 Hewison 1987. 263 Dehio 1914 [1905], S. 267. 264 Brichetti 2009, S. 72. 265 Falser 2008, S. 39. 266 Ibid., S. 43. 267 Hubel 2013, S. 42. 268 Dehio 1914 [1905], S. 274.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

chend nicht nur Nostalgie oder Liebe zur eigenen Vergangenheit, sondern auch der Versuch einer Überhöhung von Geschichte. Die Mystifikation von Vergangenheit und das von staatlicher Seite aber auch von Denkmalpflegern forcierte breitere gesellschaftliche Interesse an historischen Baustilen, mit dem sich die Gesellschaft im Gegensatz zur unnahbar erscheinenden Antike identifizieren konnte, führte dazu, dass durch historistisches Bauen und massiv die historische Bausubstanz umformende Restaurierung Geschichte so gestaltet wurde, wie sie den romantischen oder patriotischen Gefühlen am besten entsprach. Neben gesetzten Denkmalen trugen die gewordenen oder inszenierten Denkmäler dazu bei, den Deutschen ein Gefühl von Zusammengehörigkeit als »homogene Sprach- und Kulturgemeinschaft«269 zu vermitteln, auch wenn »der preußische Führungsanspruch für eine deutsche Nationalkultur […] von Anfang an unter […] Legitimationsdefizit«270 litt und Loyalität eher gegenüber der Heimatregion als der Nation empfunden wurde.271 Tatsächlich steht beispielsweise die Wiederaufnahme des Kölner Dombaus im Jahre 1842, für die sich viele engagierte Bürger einsetzten und die durch eine zunehmend populäre romantische Strömung vorangetrieben worden war, für einen Anfang des sich Bahn brechenden Interesses an Geschichte,272 aber auch für die Inszenierung und Aneignung der Geschichte für verschiedene gesellschaftliche Zielsetzungen. Nach dem Sieg über die französische Fremdherrschaft273 wurde für die Wiedergutmachung alter Schmach ein Symbol für den Triumph über den Nachbarstaat und für den erstarkenden deutschen Stolz gesucht und im gotischen Bauwerk des Doms ausgemacht.274 Dass die Beschwörung einstiger Größe und Würde nicht nur historisches Bewusstsein war, zeigt auch die bis zur Vollendung des Doms im Jahr 1880 zunehmende politische275 und religiöse Vereinnahmung des Doms und 269 270 271 272 273

Falser 2008, S. 59. Ibid., S. 39. Ibid., S. 55. Brichetti 2009, S. 49. Die Stilisierung zum nationalen Befreiungsschlag negierte die Tatsache, dass auf Seiten Preußens auch Truppen Österreichs, Russlands und Schwedens für den Sieg gegen Napoleon verantwortlich waren, sh. Staas 2013, S. 18. 274 Vinken 2014, S. 23; Akar 2012, S. 3; Koshar 2000, S. 55. 275 Swenson richtet den Blick auf andere Facetten der politischen Dimension. Einerseits waren die Spender nicht auf Deutschland beschränkt, sondern auch in Dänemark oder Mexiko zu finden, andererseits wurde der »wiederentdeckte« Dom ab den 1860er Jahren zu einem wichtigen Vorzeigeprojekt für ausländische Staatsgäste, sh. Swenson 2016, S. 14-15. Mathias Akar macht drei Phasen im Weiterbau des Doms als deutsches Nationaldenkmal im 19. Jahrhundert aus. Einen Beginn sieht er in der Beendigung der Befreiungskriege, denen nach dem Sieg über Frankreich ein Denkmal gesetzt werden sollte. Der Dom wird hier zum überkonfessionellen nationalen Denkmal erhoben. In einer zweiten Phase, die Akar an der Rheinkrise ab 1840 festmacht, sieht er eine starke Rekonfessionalisierung stattfinden, in der auch der Wei-

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Die Suche nach Differenz

des gotischen Kulturerbes und die Begeisterung für Neubau in neogotischem Stil. Man versuchte so perfekt wie möglich die Details des gotischen Doms zu kopieren, »daß niemand merken sollte, welche Partien der Kölner Kathedrale nun aus dem Mittelalter stammten und welche neu hergestellt werden mußten«276 . Nicht nur die Heterogenität der deutschen Kulturlandschaft, sondern auch die der deutschen Geisteslandschaft machte die Erzählung einer mit Pathos aufgeladenen homogenen vaterländischen Geschichte allerdings schwierig. Neben dem Konzept mit einem einheitlichen neogotischen Baustil die nationale Einheit bildhaft werden zu lassen,277 wurde die Gotik auch mit dem Gedanken an freiheitsliebende germanische Stämme aufgeladen,278 oder beispielsweise neugotisches Bauen im Rheinland als »politisches Statement der mit Preußen im Konflikt stehenden Bevölkerung«279 interpretiert.280 Die politische Instrumentalisierung von historischen Bauten und Architekturstilen half also nicht nur zur Abgrenzung gegenüber anderen Nationen, sondern wurde auch innerhalb Deutschlands betrieben. Grundlagen schaffte die kunstgeschichtliche und geschichtliche Erforschung historischer Bauten und Stile, die sich auch für die Deutung der Architektursprache der verschiedenen Epochen interessierte und sie zu Symbolen unterschiedlicher Weltanschauungen machte.281 Mitchell Benjamin Frank und Dan Adler beschreiben eine im Laufe des 19. Jahrhunderts stattfindende Wandlung der Kunstgeschichte in eine komplexe Kunstwissenschaft, die sich auch anderer wissenschaftlicher Methoden der Human-, Sozial-

276 277 278 279 280

281

terbau begann. Die dritte Phase der Bauvollendung während des Kaiserreichs bezeichnet Akar als eine Phase des Kulturkampfes zwischen den Konfessionen, sh. Akar 2012, S. 3. Hubel 2005g, S. 347. Zur Thematik allgemein Koshar 2000, S. 58. Ibid., S. 58-59. Ibid., S. 28. Fraquelli 2008, S. 66. Bereits der Übergang von Klassizismus zur Hinwendung einheimischer Baustile und Baumaterialien orientierte sich nicht nur an der Gotik. Beispielsweise der Architekt Heinrich Hübsch hat sich nach umfangreichen Studien der klassischen Architekturstile von historistischem Bauen losgesagt und versucht ein zeitgenössisches rationales und universelles Stilkonzept zu entwickeln. Bekannt ist er unter anderem für den unter der Bezeichnung Rundbogenarchitektur bekannten Baustils durch seine 1828 veröffentlichte Schrift In welchem Style sollen wir bauen, sh. Herrmann 1996 und Walther 2004. Fraquelli sieht den grundsätzlichen Unterschied zwischen dem Historismus des 19. Jahrhunderts und dem Rückgriff auf historische Architektur in früheren Jahrhunderten in der »Formierung einer differenzierten Ideologie«, also den architektonischen Elementen und der gesamten Architektur Symbolcharakter zuzuordnen. Weiter schreibt sie: »Die Gotik konnte mit Religion und Mystik, aber auch dem ständischen Freiheitsstreben mittelalterlicher Reichsstädte, die Renaissance dagegen mit Humanismus und Wissenschaft in Verbindung gebracht werden. Wurde nun bei einem Bau des 19. Jahrhunderts in der Ornamentik ein bestimmter Stil aufgegriffen, so wurde für die historisch und literarisch gebildeten Betrachtenden diese Verknüpfung zwischen Form und Bedeutung aktiviert, sh. Fraquelli 2008, S. 65-67.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

und Naturwissenschaften bediente und versuchte auf Basis objektbezogener Untersuchung objektive Wissenschaft zu betreiben.282 Nichtsdestotrotz neigten die historische Gebäude untersuchenden und restaurierenden Architekten dazu, die Bauwerke zu idealisierten Konzepten umzuarbeiten. Die Kenntnisse über Stilepochen und Baudetails identifizierten nicht nur die späteren baulichen Hinzufügungen, sondern stigmatisierten sie meist als wertlose Veränderungen. Hiermit wurde eine immer radikalere, als Restaurierung verstandene, stilreine Rekonstruktion der Gebäude auf Basis des ursprünglichen Baukonzepts bzw. dem, was man dafür hielt befördert.283 Die »Einheit von zeitgenössischer Architektur und Denkmalpflege«284 konnte sich nur langsam von den idealisierten historischen Vorlagen befreien. In beiden Bereichen zeichnete sich jedoch bereits ein Bruch mit den alten Konzepten ab. Die Zeit vor der Jahrhundertwende stand nicht nur unter dem Vorzeichen einer Wiederentdeckung historischer Heimatarchitektur und der historischen Stadt, sondern auch der beginnenden architektonischen Moderne. Die sich Bahn brechende Neuzeit zeigte sich auch in einem zunehmenden Einfluss neuer Wissensdisziplinen. Die fortschreitende Industrialisierung führte zu einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen und Reaktionen darauf. Neuartige Baumaterialien und technologien, aber auch Forderungen nach Wohnhygiene und Verkehrspolitik bestimmten zunehmend den Umgang mit dem Bauen. Erst nach ihrem Abklingen wurde der Epoche allzu verallgemeinernd einen Stempel von Imitationsarchitektur und Revisionismus aufgedrückt.285 Wirtschaftlicher Aufschwung und Kommerzialisierung, bessere Transportwege, »eine nach Abwechslung lechzende Klientel«286 , Exotismus287 und moderne Architekturkonzepte führten zu mehr Ausdifferenzierung der Stilvorlieben und Interpretationen.288 Die entstehenden Gebäude lösten 282 283 284 285

Frank/Adler 2016, S. 1. Hubel 2005e, S. 231. Ibid., S. 233. Guckes schreibt: »[…] was architektonisch nicht modern ist, kann trotzdem typisch für die Epoche der Moderne sein; oder anders gesagt: Nicht alles, was zur baulichen Moderne gehört, muss zwangsläufig die Kriterien eines normativ-philosophischen Moderne-Begriffs erfüllen«, sh. Guckes 2008, S. 664. 286 Botton 2015, S. 39. 287 Benn 2017 und Varela Braga 2015 beschäftigen sich mit der Orientbegeisterung des 19. Jahrhunderts, die sich auch in der Übernahme verschiedener orientalischer Elemente in die späthistoristische Architektur ausdrückte. 288 Purchla 1996, S. 80. Fraquelli beruft sich auf Forschung von Renate Wagner-Rieger, die die Stilsymbolik der Architektur im 19. Jahrhundert untersucht hat und zunächst Gotik »als gültigste Form des Sakralbaus« als Stil der Kirchen, die Renaissance »durch die Verbindung zum Humanismus« als Stil der Bildungs- und Kulturbauten und den Barock als beliebten Stil der Schlösser und Paläste ausgemacht hat, ohne aber die Architektur hiermit auf »eine Weltan-

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Die Suche nach Differenz

sich immer weiter von strengen historischen Vorbildern. Neue Bau- und Ingenieurtechnik sowie Materialentwicklung fanden langsam zu neuer Formensprache.

Königstraße in Berlin, 1909.

Hermann Titzenthaler, Wikimedia Commons

2.6.3

Reform und Krise – Denkmalpflege am Beginn des 20. Jahrhunderts

Eine die Popularität der historischen Bauwerke steigernde Allianz zwischen zeitgenössischer Architektur und Denkmalpflege, wie zu Zeiten des strengen Historismus, ging verloren. Begrüßt wurde dies von vielen Denkmalpflegern, die gelernt hatten, ein historisches Bauwerk als ein Geschichtsdokument zu sehen, das, wie Achim Hubel forschauung und eine Kunstrichtung einzuengen«, sh. Wagner-Rieger 1970 in Fraquelli 2008, S. 65. Weiterhin zitiert sie einen Vortrag von 1877, in dem die Befürworter und Architekten der Neugotik in vier Gruppen eingeteilt werden: einerseits seien dies Anhänger einer »religiösen (und nationalen) Weltanschauung« mit ›christlich-germanischem‹ Ideal«, die zweite Gruppe »suche allein im künstlerischen Schaffen des Mittelalters ihr Vorbild«, die dritte Gruppe »sehe im Geist (der frühen) Gotik einen Anknüpfungspunkt für das nationale Kunstschaffen«, die »Erziehung und Ausbildung von Handwerkern und Künstlern«, um »moderne Bauaufgaben zu lösen« und die vierte Gruppe wolle »den Bauten je nach Bauaufgabe einen bestimmten traditionellen Charakter geben«, sh. Fraquelli 2008, S. 68.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

muliert, »wie jede Urkunde möglichst unberührt bleiben müsse, wobei vor allem die Echtheit die Daseinsberechtigung verbürge«289 . Auch Georg Dehio sehnte in seiner Straßburger Kaiserrede 1905 die sich abzeichnende architektonische Revolution der Moderne herbei,290 hatte aber offensichtlich Bedenken, dass diese nicht nur historisierende Baustile, sondern auch »die echte Tochter, die Denkmalpflege«291 mit »in den Sog der Antipathie gegen den Historismus«292 reißen würde. Das Scheitern der »naiven Frühphase der Denkmalpflege, bestimmt von einer idealen Übereinstimmung mit der gleichzeitigen Architektur«293 wurde vor allem den zwei Generationen Architekten zur Last gelegt, die seit den 1830er Jahren bis zur Jahrhundertwende das neue Feld beherrscht hatten, bis »die junge Disziplin der Kunstgeschichte […] zunehmend in die Schaltstellen der staatlichen Denkmalpflege«294 drängte. Diese »professionalisierte Denkmalpflege«295 hatte jedoch das »Deutungsmonopol über ›Kultur‹ von Staat, Adel und staatsloyalem Bürgertum […] mit der Herausbildung selbstbewusst auftretender, fachspezifischer Professionen«296 nicht aufgelöst, sondern übernommen. Gefunden werden musste nun vor allem ein Schlüssel, um nicht nur die Elite, sondern die gesellschaftliche Breite für den Erhalt historischer Bausubstanz zu gewinnen. Der Versuch breite Schichten nicht nur für das Schöne und Besondere der Kultur zu begeistern, sondern auch »kulturelle Werte ohne das Odium des Elitären zu vermitteln«297 und Denkmalbewusstsein zu schaffen, war ein schwieriges Unterfangen. Georg Dehio hatte zu jener Zeit offensichtlich Zweifel an einem allgemein aufkommenden historischen Geist oder einer »neuen Gesinnung«298 und sah »von Obrigkeits wegen betriebenen Denkmalfrevel […] schon längst im Widerspruch […] mit der Meinung aller Gebildeten«, aber nicht mit der allgemeinen »Volksmeinung«.299 Dehio und seinen Kollegen war wohl klar, dass die Liebe zu historischen Baustilen, das »illegitime Kind des Restaurationswesens«, vermutlich sehr viel begeisterter angenommen worden war als die »echte Tochter, die Denkmalpflege«300 .

289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300

Hubel 2005c, S. 234. Dehio 1914 [1905]. Ibid., S. 274. Hubel 2013, S. 45. Beseler 2000, S. 163. Beseler 2000, S. 164. Falser 2008, S. 44. Ibid., S. 52. Donath 2003, S. 1. Dehio 1914 [1905], S. 265. Ibid., S. 266. Ibid., S. 274.

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Die Suche nach Differenz

Es war eine Schicht entstanden, die durch die industrielle Produktion zunehmend Nutznießer der einstigen Statussymbole der Oberschicht geworden war.301 Georg Dehio und Alois Riegl gelten nicht zuletzt deshalb als Gründerväter der modernen Denkmalpflege im deutschsprachigen Raum, weil sie die Krise offengelegt haben, in der sich die Denkmalpflege um die Jahrhundertwende befand.302 Beide suchten in ihren programmatischen Schriften einen Ausweg aus diesem Dilemma und waren sich dessen bewusst, dass der Staat allein »die Aufgabe nur halb lösen kann«303 . Dehio setzte auf mehr Bildung, »Erziehung zur Denkmalsfreundschaft«304 , denn seiner Meinung nach kann »einen ganz wirksamen Schutz […] nur das Volk selbst ausüben«305 . Andererseits »bediente er sich auch geschickt politischer Mittel, indem er die Denkmalpflege und ihre Förderung mit dem nationalen Gedanken verbindet«306 . Ebenfalls gesellschaftspolitisch agierte sein Zeitgenosse Alois Riegl, der das Überleben der Denkmale aber explizit nicht an nationale Gefühle zu koppeln versuchte, sondern an ein »Menschheitsgefühl«307 . Er kritisierte Dehio dafür, dass dessen Konzept zu kurz greife und eher egoistische Gefühle wie Ruhmsucht und Heimatsinn anspreche statt wahre Pietät.308 Die Unterschiede der Herangehensweise von Dehio und Riegl werden an ihrer unterschiedlichen politischen Prägung und Ausgangssituation festgemacht.309 Im Deutschen Kaiserreich »forcierte die preußische Führung […] ab 1871 von Berlin aus das Konzept einer ›Kulturnation‹ als homogene Sprach- und Kulturgemeinschaft«310 , während Riegl im Habsburger Vielvölkerstaat geboren und tätig war und auch wegen seiner umfangreichen Forschungstätigkeit zu Kunst- und Stilentwicklungen in unterschiedlichen Weltgegenden311 die Idee eines nationalen Patriotismus nicht teilen konnte.312 Nicht nur Riegls,313 sondern auch Dehios Bestreben sich über die Fachdisziplin hinaus an die Gemeinschaft zu richten, ist als Reaktion auf die gesellschaftlichen 301 302 303 304 305 306

307 308 309 310 311 312 313

Denslagen 2009, S. 157. Diese Einschätzung teilt auch Marion Wohlleben, sh. Wohlleben 1988, S. 7ff. Dehio 1914 [1905], S. 273. Ibid., S. 274. Ibid., S. 273. Janis 2005, S. 21. Falser urteilt noch schärfer: »Dehio wurde – trotz seiner kunstgeschichtlich bis heute anerkannten Genauigkeit im Detail – ein Opfer einer deutschnationalistischen Volksideologie, die als Monumentalisierung des Denkmals dessen zunehmender Demokratisierung gegenüberstand«, sh. Falser 2005, S. 306. Riegl 1905, S. 94 Ibid., S. 88. Sh. auch Falser 2005, S. 304. Sh. Lehne 2010; Falser 2008, S. 43ff.; Falser 2005. Falser 2008, S. 59. Mashek 2001. Falser 2008, S. 59; Muthesius 2001, S. 144. Falser 2008, S. 66.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Demokratisierungsprozesse der Moderne zu lesen. Beiden war bewusst, dass die Zukunft einer ernst zu nehmenden Denkmalpflege nicht nur mit staatlicher Lenkung zu gewährleisten und die Masse des Volkes nicht durch wissenschaftliche Erhaltungsargumente zu gewinnen war. Was lag näher als die Wertschätzung für historisches Kunst- und Kulturgut mit dem Sinn für Stimmungen und Gefühle zu verknüpfen, der, entgegen »wissenschaftlich-historischer Liebhabereien«314 , aber auch »von jeder ästhetischen oder historischen Spezialbildung unabhängig«315 von jedem Menschen empfunden werden kann, ja geradezu muss, da diese Stimmungen und Gefühle »dem religiösen Gefühle verwandt«316 und »Vernunfterwägungen unzugänglich«317 sind. Diesen »geradezu verzweifelten Versuch zur Popularisierung der Denkmalpflege«318 hat Bernd Euler-Rolle auch beim Nachfolger Riegls, Max Dvorák, ausgemacht, der mit seinem ›Katechismus der Denkmalpflege«319 noch stärker die Assoziation mit religiösen Gefühlen hergestellt und »in den Dogmatismus eines religiösen Lehrbuchs«320 überführt hat. Riegl hingegen ist vorgeworfen worden, er habe »ein negatives Gesellschaftsbild […], das die Massen mit einer Ersatzreligion, dem Alterswert ruhiggestellt, anstatt sie an Aufklärungs- und Bildungsarbeit teilhaben zu lassen«321 . Beim Alterswert, so die Kritik von Marion Wohlleben, ginge es »weniger um spezifische Geschichte als um das diffuse Erlebnis der Differenz von Alt und Neu, von Vergangenem und Gegenwärtigen. Der Betrachter wird reduziert auf eine naive und kontemplative Haltung«322 . Dies scheint jedoch Riegls komplexem Konzept von Geschichtsphilosophie und Denkmalwerten nicht gerecht zu werden,323 sieht doch Riegl das Fundament hierfür

314 315 316 317 318 319 320

Riegl 1905, S. 92. Ibid., S. 95. Ibid., S. 95. Sh. auch Lehne 2010, S. 71. Riegl 1905, S. 95. Euler-Rolle 2005, S. 4. Dvorák 1918. Euler-Rolle 2005, S. 4. Fischli merkt an, dass allerdings auch Dvorák hier zwar »eindringlich an den Schutz der Substanz appelliert und eine kritische Haltung gegenüber der zeitgenössischen Restaurierungspraxis vertritt«, aber wie andere Denkmalpfleger auch »die Erhaltung der Stadt im Sinn der Heimatschutzbewegung vorrangig als eine Gestaltaufgabe begriff […]«, sh. Fischli 2016, S. 51. 321 Wohlleben 1988, S. 31. Dem gegenüber stellt Wohlleben unterschiedliche Lösungsversuche vieler Kollegen Riegls für eine aktive gesellschaftliche Beteiligung am Denkmalschutz durch die Erweiterung der Lehrpläne für Grundschulen über Vereins- und Vortragstätigkeit bis zur universitären Ausbildung von Denkmalpflegern, sh. ibid. 322 Ibid. 323 Auch Wohlleben gesteht ein, dass es sehr schwierig ist Riegls Texte »angemessen und kritisch zu würdigen«, sh. Ibid., S. 25.

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Die Suche nach Differenz

in einer kritischen Geschichtsbetrachtung.324 Auch Dehio suchte nach einem Ausweg, die breiten Massen für den Denkmalschutz zu gewinnen, und berief sich mit seinem Aufruf, Denkmäler zu erhalten, weil sie »ein Stück unseres nationalen Daseins«325 sind, wie Riegl auf eine Art Ersatzreligion, in diesem Fall den Patriotismus. Dehios Konzept ist ebenfalls kritisiert worden, denn er sei dem nationalistischen Historismus des späten 19. Jahrhunderts verhaftet gewesen326 und sein »Vokabular ›Kultur – Macht – Größe – Volk – Einheit – Geist‹« habe »einer Systemverteidigung des deutschen ›Kulturnation-Image‹«327 entsprochen.328 Unbestritten war die Kölner Dombaubewegung, wie auch der »Heidelberger SchlossVerein« oder der »Verein für die Herstellung und Ausschmückung der Marienburg« von einer breiten Öffentlichkeit getragen worden und für viele ein Sinnbild patriotischer Gesinnung.329 Das zunehmende gesellschaftliche Interesse an Denkmalpflege und Denkmalschutz in Deutschland lässt sich darüber hinaus auch an dem ersten Denkmalschutzgesetz auf deutschem Boden im Großherzogtum Hessen im Jahr 1902 ablesen.330 Wie Riegl ist auch Dehio offensichtlich verunsichert, ob Bildung tatsächlich besseren Denkmalschutz garantiert. Trotz der Mahnung an eine »Erziehung zur Denkmalsfreundschaft«331 , der Einschätzung, dass Denkmalpflege »wesentlich im

324 Casetti sieht Riegl hierbei unter dem Einfluss von Friedrich Nietzsche stehen, sh. Casetti 2008 und Nietzsche 1874. 325 Dehio 1914 [1905], S. 268. 326 Jordan setzt sich mit den verschiedenen Konnotationen des Begriffs Historismus auseinander und fasst zusammen: »Einerseits durch häufige Neudefinitionen begrifflich unscharf geworden und andererseits durch die Nähe zu einer nationalsozialistischen Weltanschauung politisch verfemt, dient der Begriff Historismus bzw. Neo-Historismus heute oft als abwertende Bezeichnung für als anachronistisch beurteilte Geschichtsbegriffe«, sh. Jordan 2002. 327 Falser 2005, S. 307. 328 Falser verteidigt hingegen das Konzept Riegls: »Damit schlossen sich im Riegl’schen Alterswert-Konzept der kleinste, individuell-subjektive Wahrnehmungsmaßstab mit dem größtmöglichen, überstaatlichen, gesamtmenschheitlichen Maßstab zusammen – über den mittleren national(istisch)en hinweg«, sh. Ibid., S. 306. 329 Brichetti 2009, S. 54. Für einen Überblick der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland tätigen Vereine für Altertumskunde sh. das Kunsthandbuch für Deutschland: Verzeichnis der Behörden, Sammlungen, Lehranstalten und Vereine für Kunst, Kunstgewerbe und Altertumskunde der Königlichen Museen zu Berlin 1904. Zu Geschichte und Restaurierungsmaßnahmen an der Marienburg sh. Falser 2008, S. 23ff. Falser merkt jedoch an, dass die Vereine sich vornehmlich aus der kleinen Schicht des Bildungsbürger- und Wirtschaftsbürgertums rekrutierten, diese aber »eine immense Strahlkraft und einen großen Einfluss auf die anderen Bevölkerungsschichten ausübte«, sh. Falser 2008, S. 52. 330 Hammer 1996, S. 60. Zur Geschichte des Denkmalschutzes in Deutschland und Europa sh. ibid. 331 Dehio 1914 [1905], S. 274.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Bereich des historisch-kritischen Denkens liegt«332 und dass eher nur die Gebildeten »Denkmalsfrevel«333 ablehnen, sieht er den Schlüssel zum Denkmalverständnis nicht im Wissen,334 sondern in einer »neuen Gesinnung«335 . Ihm, wie auch Riegl und ihren Kollegen, musste die Problematik klar sein, dass entsprechende Bildung nicht gesamtgesellschaftlich durchsetzbar war und darüber hinaus keine Garantie für ein substanzerhaltendes Denkmalverständnis war. Beide Denkmalpfleger hatten mit ihren verfassten Schriften großen Einfluss auf die Zeitgenossen und gelten heute als wichtigste deutschsprachige Vertreter dieser neuen substanzerhaltenden Auffassung von Denkmalpflege in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.336 Trotz ihrer unterschiedlichen Ansätze haben sie durch den Versuch, Denkmalpflege in der Gesellschaft zu verankern, entscheidend zum Mythos des Geschichtsbewusstseins als Grundlage der modernen Denkmalpflege beigetragen. Die Analyse ihrer Schriften hilft diesen Mythos und die hiermit verwobene »Emanzipation vom Architekturhistorismus des 19. Jahrhunderts«337 kritisch zu hinterfragen. Einerseits gab es bereits vor und während des Historismus kritische Denkmalpfleger, die eine stilistische Überformung des historischen Bestands ablehnten. Zweitens könnte von einer Emanzipation vom Historismus nur gesprochen werden, wenn dieser weiter bestanden hätte. Es handelte sich aber nicht um ein um sich greifendes historisches Bewusstsein, das endlich der wechselvollen Geschichte der Bauwerke Dokumentcharakter einräumte. Vielmehr ist der Umschwung als eine Kräfteverschiebung innerhalb der Denkmalpflege zu lesen, in der die die historische Substanz verteidigenden Denkmalpfleger, nun bereits viele Kunstgeschichtler, die Oberhand gewannen. Achim Hubel stellt einen allmählichen Umdenkprozess fest, der an den dokumentierten »heftigen Diskussionen, die während des jährlichen ›Tag der Denkmalpflege«338 zwischen den Vertretern unterschiedlicher Prinzipien ausgefochten wurden«339 , nachvollziehbar ist und sich

332 Ibid., S. 279. Sh. auch Lehne 2010, S. 73. 333 Dehio 1914 [1905], S. 266. 334 Er schreibt: »Ästhetische und selbst kunsthistorische Urteile schwanken«, sh. Ibid., S. 268. An anderer Stelle spricht Dehio gar von »Gelehrsamkeitsbarbarei«, sh. Dehio 1914 [1901], S. 253. 335 Dehio 1914 [1905], S. 265. 336 Sh. Riegl 1928 [1899]; Riegl 1903; Riegl 1905; Dehio 1914 [1901]; Dehio 1903; Dehio 1914 [1905]. 337 Beseler 2000, S. 213. 338 »In der Erkenntnis, daß die Prinzipien der Denkmalpflege prinzipiell neu durchdacht werden müßten, führte man ab 1900 unter dem Namen »Tag der Denkmalpflege« regelmäßige Jahrestagungen der deutschen und österreichischen Denkmalpfleger ein«, sh. Hubel 2013, S. 45. 339 Ibid., S. 47; Hubel 2005c, S. 234.

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heute durch sichtbare Maßnahmen an vielen Gebäuden, »die dem neu definierten Denkmalbegriff zu verdanken sind«340 , ablesen lässt. Die Lossagung vom Historismus, der die Architektur und Denkmalpflege bisher bestimmte, gelang als Partner der architektonischen Avantgarde. Beide Disziplinen traten, wenn auch unter sehr unterschiedlichen Vorzeichen, für eine neue Aufrichtigkeit in der Architektur und eine Lösung der »Einheit von zeitgenössischer Architektur und Denkmalpflege«341 ein.342 Was der Disziplin Denkmalpflege auch in Folge nicht gelang, war die Mahnung Georg Dehios umzusetzen, eine fehlende ästhetische Wertschätzung nicht zum Kriterium für Denkmalzerstörung zu machen, da »ästhetische und selbst kunsthistorische Urteile schwanken«343 . Die gerade erst den Denkmalen hinzugefügten Interpretationen des Historismus wurden nicht als erhaltenswerte Zeitschichten anerkannt.344 Unter der Überschrift »Die Relativierung der Prinzipien« zieht Hubel ein Resümee der Denkmalpflege des frühen 20. Jahrhunderts in Bezug auf die Schöpfungen des Historismus: »Die beschriebene Missachtung des Historismus brachte die Denkmalpfleger dazu, dessen Schöpfungen konsequent auszurotten, obwohl Denkmalpflege und Historismus sich bis vor kurzem in enger Symbiose gegenseitig bedingt hatten«345 . Nicht nur der Erhalt der Zeugnisse des Historismus, sondern auch der der historischen Altstädte war jedoch ein problematisches Terrain für die junge Disziplin Denkmalpflege. Melchior Fischli zieht hier noch eine andere Bilanz des ab 1900 stattfindenden ›Tag der Denkmalpflege‹. In den Diskussionen um Erneuerung und Erhalt der Altstädte sieht er die Selbstwahrnehmung der Denkmalpflege eher in einem Auftrag für den »malerischen Städtebau«346 , der Stadtreparatur oder dem Wiederherstellen des harmonischen Bilds der alten Stadt, auch wenn bei Einzeldenkmälern ein Erhalt der historischen Substanz bereits umfangreich diskutiert und vehement eingefordert wurde.347 Der Einfluss der Denkmalpflege 340 Hubel 2005g, S. 234. 341 Hubel 2013, S. 45. 342 Auch bei der Avantgarde der neuen Architektur stand allerdings nicht durchwegs ein Bruch mit der Vergangenheit im Vordergrund, denn auch der »auf vernakulare Traditionen zurückgreifenden Architekturproduktion« der beginnenden Moderne wird »inzwischen ebenfalls Reformcharakter zugestanden«, sh. Aigner 2010b, S. 8. Sowohl was die Wertschätzung für das historische Architekturerbe als auch die Ablehnung industriell hergestellter Massenprodukte angeht, lässt sich keine klare Trennlinie zwischen den beiden Disziplinen ziehen. 343 Dehio 1914 [1905], S. 268. 344 Hubel 2005c, S. 235. 345 Ibid. 346 Fischli 2016, S. 49. 347 Ibid., S. 44-51. Fischli führt weiter aus: »Dass sich diese restaurierungsfreudige Haltung zur alten Stadt oft bei denselben Protagonisten findet, welche im Bezug auf Einzeldenkmäler eine restaurierungskritische Haltung vertraten, gehört zu den aus heutiger Sicht widersprüch-

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auf den Stadtumbau muss jedoch relativiert werden, denn »die europäische Architekturbühne um 1900 war relativ intensiv durch lebensreformerische Ansätze geprägt, die die ästhetische sowie funktionale Konzeption bestimmt haben«348 . Auch die Denkmalpflege hatte sich der städtebaulichen Modernisierung unterzuordnen und befand sich rechtlich meist auf sumpfigem Terrain.349 Der Erhalt historischer Gebäude oder der malerischen Altstädte war zwar eines der verfolgten Ziele dieser, vor allem durch die Industrialisierung angestoßenen, gesellschaftlichen Reformbewegungen. Viele dieser Strömungen waren jedoch auch an modernen Formen der Landnutzung, des Bauens und einer alternativen Lebensführung interessiert.350 Auch wenn die Einschätzung von Johannes Warda zu kurz zu greifen scheint, die Denkmalpflege sei »der kleinste gemeinsame Nenner der modernekritischen Bewegungen«351 um 1900 gewesen, ließen sich doch für die Denkmalpflege vor allem Allianzen mit Strömungen schließen, »die eine restaurative Wende gegen die urbane Industriezivilisation propagierten«352 . Dies war in besonderem Maße die Heimatschutzbewegung,353 die sowohl hinsichtlich der Ziele, aber auch personell eine enge Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege einging. Nach der Einschätzung von Winfried Speitkamp verkörperte allerdings nicht nur der Heimatschutz, sondern auch die Denkmalpflege »die Ambivalenz des modernen Kulturpessimismus«354 .

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lichen Aspekten der Denkmaldebatte um 1900«, sh. ibid., S. 51. Die wohl bekannteste Diskussion über den Erhalt historischer Bausubstanz wurde um den Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses geführt. Sh. hierzu beispielsweise Hubel 2011b, S. 88ff. und Falser 2008, S. 43ff. Lieb 2006. Zur ebenfalls schwierigen rechtlichen Position der Denkmalpflege vor dem Ersten Weltkrieg sh. beispielsweise Speitkamp 1996, S. 237. Speitkamp verweist auf die Kompetenzproblematik zwischen Staat und Denkmalpflege und schätzt gerade die sich durchsetzende moderne Denkmaltheorie als Herausforderung für reibungslosen Denkmalschutz und Institutionalisierung ein, da »der Denkmalpfleger seinen Tätigkeitsbereich dem Wandel des Geschichtsverständnisses ständig neu anpassen mußte«, aber sich auch die fachliche Kompetenzhoheit ausbedingte, sh. Speitkamp 1996, S. 238. Obwohl in der Mehrzahl aus einer Modernekritik und Problematisierung der Industrialisierung hervorgegangen, sind doch viele der Bewegungen eher als modern denn antimodern einzuschätzen. Sh. weiterführend Krebs 1998. Warda 2016, S. 233. Speitkamp 1988, S. 149. Gegründet wurde der Bund Heimatschutz am 30.03.1904 nach einem 1903 vorausgegangenen Gründungsaufruf namhafter deutscher Persönlichkeiten, darunter Wissenschaftler und Künstler, sh. ibid., S. 153. Erst 1914 fand die Umbenennung in Deutscher Bund Heimatschutz statt, sh. Wolschke-Bulmahn 1996, S. 535. Speitkamp 1988, S. 151.

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Einerseits sprach sich diese Weltsicht gegen Errungenschaften der Moderne wie »Industrie, Urbanität, Liberalismus und Individualismus«355 aus. Sie hing einem »ahistorischen romantisierten Bild der Vergangenheit«356 nach das auch nationalistische Forderungen beinhaltete »deutsches Volkstum ungeschädigt und unverdorben zu erhalten«357 . Andererseits waren die Bewegungen doch ein Phänomen moderner bürgerschaftlicher und einzelstaatlicher Mitverwaltung mit dem Ziel eines »Freiraum gewährenden«358 institutionalisierten »Kulturstaats«359 . Ebenfalls modern war die Nutzbarmachung neuer Methoden der Vernetzung und Breitenwirkung, die auch »recht scharfsinnig die sozialen und […] ökologischen Defizite der Moderne offenlegte«360 . In enger Zusammenarbeit mit dem sehr erfolgreichen Heimatschutz wurde auf gemeinsam veranstalteten Jahrestagungen mit der Denkmalpflege wissenschaftlicher Erfahrungsaustausch und Öffentlichkeitsarbeit betrieben.361

2.6.4

Propaganda und Zerstörung – Denkmalpflege im Schatten von Weltkriegen, Imperialismus und Nationalsozialismus

Die sich entwickelnde »Denkmalpflege als staatliche Aufgabe«362 wurde mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs zu einer Art Markenzeichen der deutschen »Kulturnation«363 und verstärkt für nationalistische Propaganda genutzt. Die »Inszenierung des eigenen Engagements und dessen Kontrastierung mit dem ›Zerstörungswerk‹ des Gegners in Wort und Bild«364 wurde allerdings nicht nur in Deutschland »zu einem effektvollen Mittel der Kriegspropaganda«365 . 355 Ibid., S. 150. 356 Ibid., S. 150-151. Speitkamp sieht die Rolle dieser kulturkritischen Bewegung in Weimarer Republik und Nationalsozialismus »meist völlig vernachlässigt, gelegentlich gar aus der Geschichte der Denkmalpflege ausgeklammert«, sh. ibid. 152. 357 Ibid., S. 153. 358 Speitkamp 1996, S. 396. 359 Speitkamp bezeichnet die Geschichts- und Heimatvereine als zunächst »elitär-wissenschaftlich«, aber beschreibt eine bis zum Ersten Weltkrieg zunehmende Entwicklung hin zu »modernen ideellen Interessenverbänden, die eine Korrektur der Politik anstrebten«, sh. ibid. S. 395-96. 360 Speitkamp 1988, S. 150. 361 Der ab dem Jahr 1900 jährlich abgehaltene Tag für Denkmalpflege wurde ab 1911 alle zwei Jahre und ab 1922 durchgängig mit den Jahrestagungen des Deutschen Bundes Heimatschutz gemeinsam veranstaltet, sh. ibid., S. 154. 362 Ibid. 363 Ibid. 364 Born/Störtkuhl 2017a, S. 7. 365 Ibid. Born und Störtkuhl schreiben in ihrem Vorwort: »Obwohl die Kunstschutz-Initiativen der Mittelmächte weite Teile Europas erfassten, wurden sie in der Vergangenheit nie vergleichend betrachtet; zudem hat sich die bisherige Forschung weitgehend auf Belgien und Nord-

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Beschädigtes Lutherdenkmal vor der Ruine der Frauenkirche in Dresden,1945.

Richard Peter, Wikimedia Commons

Wollte man nicht mit einem Staat, der durch seine Kriegsmaschinerie für große Zerstörungen auch bedeutender Kulturdenkmale in den verfeindeten Ländern verantwortlich war, auf Konfrontationskurs gehen, musste eine Ideologie vertreten werden, die den Spagat erlaubte. Nicht wenige der gebildeten Elite, unter ihnen auch viele Denkmalpfleger, verstanden Deutschland aber tatsächlich als Vermittler von Kultur.366 Auf dem dreifrankreich konzentriert. Dies zu ändern, war Ziel des internationalen Workshops ›Apologeten der Vernichtung oder Kunstschützer? Kunsthistoriker der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg‹, sh. Born/Störtkuhl 2017, S. 7. Kurz nach Kriegsende 1919 erschien die von Paul Clemen herausgegebene Publikation Kunstschutz im Kriege »mit Beiträgen von führenden Kunsthistorikern, Denkmalpflegern und Archäologen aus dem Deutschen Reich und dem vormaligen Österreich-Ungarn wie Max Dvořák, Otto von Falke, Hans Tietze oder Theodor Wiegand«, sh. ibid. 2017c, S. 9 und Clemen 1919. Zur Bewertung des deutschen Kunstschutz-Programms in Frankreich und Belgien im Ersten und Zweiten Weltkrieg sh. auch Kott 2007. 366 Pfeifer stellt den Zusammenhang zwischen deutschem Nationalismus und Kolonialismus her, die sich beide auf Deutschland als Kulturnation beriefen: »Die spezifische Eignung Deutschlands zur Kolonisierung, in Abgrenzung zu England oder Frankreich, sahen Kolonialpropagandisten vor allem in den ›Kulturleistungen‹ der ›deutschen‹ Vergangenheit […]. Als

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zehnten Tag der Denkmalpflege, 1915 in Augsburg veranstaltet, sah man die Schäden an historischem Kulturgut als Anstrengungen für den Aufbau eines neuen Deutschland und »bittere Kriegsnotwendigkeit«367 gerechtfertigt.368 Wurden vor allem die großen Zerstörungen der russischen Armee in Ostpreußen verdammt, beurteilte man die Vernichtung belgischer Monumente durch deutsche Truppen als vergleichsweise gering. Der deutschen Armee wurde gar eine Art zivilisatorische Mission zugestanden369 und Kunstschätze, die durch deutsche Soldaten gerettet worden waren, als Symbole einer Unterscheidung zwischen dem deutschen Kulturvolk und den feindlichen barbarischen Völkern herangezogen.370 Auch Erinnerungen an die großen Zerstörungen deutscher Kulturdenkmale durch französische Truppen im 17. und 18. Jahrhundert nährten die Polemik gegen die verhassten Nachbarn. Ruinen wie das Heidelberger Schloss wurden nun nicht mehr im Sinne pittoresker Romantik wahrgenommen,371 sondern als Mahnmale deutscher Kultur, die von Ländern, die keine Kultur, sondern nur Zivilisation besäßen, zerstört worden waren.372 Unterbreitet wurden auch verschiedene Vorschläge und durchgeführte denkmalpflegerische Maßnahmen, um wertvolles Kulturgut in den besetzten Gebieten

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junge ›verspätete‹ Nation ohne lange (gemeinsame) Geschichte, die sich in politischen und ökonomischen Leistungen auf nichts berufen konnte […], wurde kompensatorisch auf kulturelle Kontinuitäten mit Gutenberg, Goethe, Schiller, Händel, Bach und Beethoven verwiesen«, sh. Pfeifer 2012, S. 125. Weiterhin weist er allerdings auch darauf hin, dass es »keine politische Strategie, sondern das Ergebnis der Handlungen von Privatleuten« war, »dass der deutsche Nationalstaat eine Kolonialmacht wurde«, sh. ibid. Schumann 1917, S. 2. Ibid. Schumann berichtet über den in Augsburg gehaltenen Vortrag von »Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Paul Clemen […] über Denkmalpflege und Heimatschutz auf dem westlichen und dem östlichen Kriegsschauplatz. […] Der mit rauschendem Beifall aufgenommene glänzende freie Vortrag schloß mit einem Hinweis auf den ewigen Dank, den wir den Kämpfern schulden, die aus der Front den weiteren heiligen Heimatschutz führen, den ewigen Dank dafür, daß wir jetzt nicht gezwungen sind, im eigenen Lande so schmerzliche und furchtbare Denkmalpflege zu üben«, sh. Ibid., 2-4. Frankreich bemühte im Gegenzug den Vergleich der Kulturnation, um die Zerstörung der Kathedrale von Reims 1914 durch die deutschen Truppen anzuprangern und den »militärisch sinnlosen Angriff« als Barbarei zu brandmarken, sh. Seng 2014, S. 50. Schumann gibt die ausführliche Rechtfertigung deutschen Handelns um die Geschehnisse in Reims wieder, sh. Ibid., S. 3. Mit Verweis auf den Vortrag von Clemen schreibt Schumann: »Die Grundsätze der Denkmalpflege müssen sicher nach dem Kriege neu festgestellt werden. Der Ruinenbegriff muß fallen: es gibt der Ruinen zu viele«, sh. ibid. Koshar 2000, S. 86.

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zu schützen und zu inventarisieren.373 Die deutsche Denkmalpflege begriff die Weigerung einer zwischenstaatlichen Zusammenarbeit als Beweis für die gegnerische Ignoranz.374 Hier wird eine nationalistische Polemik der Abgrenzung zwischen Kulturnation und Barbaren offensichtlich, die sich bereits als Rechtfertigungsstrategie kolonialer Expansion bewährt hatte. Von allen Kriegsparteien genutzt, schien sie in Deutschland auf besonders fruchtbaren Boden zu fallen. Auch die Rhetorik der Denkmalpflege konnte sich hiervon nicht befreien. Nach dem verlorenen Krieg trat die Denkmalpflege mit der Ausrufung der Weimarer Republik 1918 zunächst eine unsichere Zukunft an. Das Kaiserreich hatte für politische Legitimation gesorgt, das nationale Kulturerbe zu bewahren. Aber nach einer angespannten Phase zwischen der Abdankung des Kaisers und der Ratifizierung der Weimarer Konstitution wurde klar, dass auch das neue Deutschland den Schutz des kulturellen Erbes unterstützen würde. Bereits die gewaltsame Phase der Republikgründung hatte gute Gründe offengelegt, sich besonders für den Erhalt von gesellschaftlichen Werten jeder Form einzusetzen.375 Auf der dritten gemeinsamen Tagung von Denkmalpflege und Heimatschutz in Eisenach 1920 wurde viel über Führerlosigkeit, moralischen Niedergang und Werteverfall in Deutschland diskutiert und eine Wiederbelebung alter Werte angemahnt.376 Trotz schwieriger finanzieller Verhältnisse377 und »unzureichender gesetzlicher Handhabe«378 während der Weimarer Republik profitierte die Denkmalpflege in ihrem zunehmend wissenschaftlichen Anspruch davon, dass der neue Verfassungs-

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Vorgeschlagen wurde beispielsweise, dass eine Verwaltung belgischer Städte durch deutsche Experten dafür sorgen könne, dass Deutschland Belgien seine gesunderen künstlerischen Prinzipien lehren könne, sh. Koshar 2000, S. 95. 374 Schumann 1917, S. 1-6. 375 Pfeifer legt dar, wie sich die Einstellung zum Kolonialismus auch in der Weimarer Republik nicht änderte, sondern im Gegenteil inzwischen »im Herzen des Nationalismus angekommen« war. Der im Versailler Vertrag nach Ende des Kriegs von Deutschland geforderte Verzicht auf seine überseeischen Besitzungen wurde »vom gesamten politischen Spektrum als schreiendes Unrecht wahrgenommen«, sh. Pfeifer 2012, S. 132-133. 376 Der stenographische Bericht der Tagung ist einsehbar unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.d e/diglit/stenographischer_bericht1920/0017/image (Zugriff 31.10.19). 377 Hubel führt aus: »Die Kriegsschulden und die Reparationsleistungen verhinderten jede wirtschaftliche Blüte, so dass man sich in der Denkmalpflege auf schlichte Instandhaltungsmaßnahmen beschränken musste […]. Die Denkmalschutzbehörden konzentrierten sich nach wie vor hauptsächlich auf die Weiterführung der Inventarbände«, sh. Hubel 2011b, S. 113-114. Koshar sieht deutliche Parallelen zwischen der Denkmalpflege und den bürgerlichen Parteien der Weimarer Republik, die gute Vorsätze entwickelt hatten, volksnäher zu sein und sich und andere für eine Geringschätzung des Volkes kritisierten, aber nicht in der Lage waren, derartiges Gedankengut in Strategien und Taten umzusetzen, sh. Koshar 2000, S. 124. 378 Speitkamp 1988, S. 154.

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staat ein flächendeckendes System des Denkmalschutzes und eine moderne Denkmalpflegebürokratie einzuführen versuchte.379 Der Denkmalpflege der Zwischenkriegszeit wird jedoch auch vorgehalten, sich in dieser wichtigen Phase des Stadtumbaus nicht hinreichend für die Altstädte eingesetzt zu haben, sondern beim verkehrsgerechten Stadtumbau380 mitgewirkt zu haben, indem auch wertvolle historische Bausubstanz herabgewürdigt und der Verkehrsplanung geopfert wurde. Nachdem seit der Reichsgründung die Städte explosionsartig gewachsen und nachverdichtet worden waren,381 versuchte man ab den 1920er Jahren auch in den Altstadtquartieren die wirtschaftlichen, verkehrstechnischen, hygienischen und sozialen Verhältnisse zu verbessern«382 , weshalb der Erhalt historischer Bausubstanz »bestenfalls eine untergeordnete Rolle spielte«383 . Der 1928 stattfindende Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz beschäftigte sich auch mit den Herausforderungen der Neuzeit für die Altstädte und Armin Hansen sieht hier die Denkmalpfleger gegenüber den Stadtplanern in der Defensive – sie hatten offensichtlich »deren radikalen, vielfach aber auch berechtigten Forderungen wenig entgegenzusetzen«384 . Statt sich für den Erhalt der historischen Bausubstanz stark zu machen, wurde es der Stadtplanung jedoch allzu leicht gemacht, wo doch selbst hochrangige Denkmalpfleger einen großen Teil der historischen Substanz als wertlos bezeichneten und »beim Ensembleschutz damals lediglich die Schauseiten zählten«385 . Selbstbewußt wurde diese »Sicht auf das baukulturelle Erbe der europäischen Städte in dem wichtigsten Manifest der

379 Ibid., S. 154-155. Speitkamp weist darauf hin, dass die Denkmalpflege auch zu jener Zeit Ländersache war und es zu keiner staatlichen Regelung kam. 380 Ab den 1920er Jahren nahm der Autoverkehr stark zu. 1929 gab es bereits 5867 Verkehrstote auf deutschen Straßen, sh. Keil 2012. 381 »Hatten zur Zeit der Reichsgründung erst knapp 5 Prozent der Reichsbevölkerung in Großstädten gelebt, so waren es 1910 bereits 21,3 Prozent, jeder fünfte Deutsche wohnte in einer Stadt mit über 100.000 Einwohnern […] Die Städte veränderten in dieser Phase ihr Erscheinungsbild tiefgreifend; Stadtmauern wurden zur Verbesserung des Verkehrs und der Durchlüftung abgerissen. Die Bahnhöfe der neuen Eisenbahnlinien, meist außerhalb der alten Stadtzentren angelegt, schufen neue Zentren des Verkehrs und neue wirtschaftliche Knotenpunkte. Außerhalb der zu »Altstädten« herabsinkenden historischen Kerne entstanden im Zuge privater Spekulation hoch verdichtete Viertel mit »Mietskasernen«, die rasch in die Kritik der Gesundheitsreformer und Stadtplaner gerieten.«, sh. Schott 2017, S. 4. 382 Hanson 2011, S. 356. Sh. auch Fußnote 692. 383 Ibid. 384 Ibid., S. 357. 385 Ibid., S. 358. Weiter schreibt er:»Diesen Vorzeichen entsprechend gestaltete sich die Praxis der Altstadtsanierungen in den späten 1920er Jahren und insbesondere in der Zeit des dritten Reiches«. Zu städtebaulicher Denkmalpflege und Heimatschutz zwischen 1900 und 1975 sh. auch Hubel 2007.

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frühmodernen Stadtplanung, in der ›Charta von Athen‹ (1933)«386 vertreten. Nur die »herausragenden, die Stadtsilouette prägenden Monumente«387 sollten erhalten bleiben.388 Die tendenziell eher links orientierte und »sozialpolitisch und baukünstlerisch engagierte Avantgarde«389 der sich Bahn brechenden architektonischen Moderne sprach sich also nicht grundsätzlich gegen den Erhalt historischen Kulturgutes aus. Sie propagierte jedoch die »Freilegung der Monumente«390 und sprach sich gegen die nationalistische Vereinnahmung derselben aus.391   Für einen Großteil der Bevölkerung war der, von vielen Architekten propagierte, historische Bauformen ablehnende, Modernismus jedoch streng, kalt, unmenschlich und zu nah an kommunistischen Idealen.392 Die Lücke füllte der immer populärer werdende Heimatschutz, der sein Wirken verstärkt auf Volkstumsforschung und Volkstumspflege verlagerte. Er vermittelte vielen Bürgern in den schwierigen Zeiten nach dem verlorenen Krieg »Identifikationsmöglichkeiten«393 und »das Gefühl des Aufgehobenseins«394 . Verstärkt bemühte sich der Bund Heimatschutz um sein Programm ›Pflege der überlieferten ländlichen und bürgerlichen Bauweise«395 , was nicht nur gestalterisch den Graben zu avantgardistischen Architekten vertiefte, die »eine internationale Formensprache suchten«396 , sondern unter dem Vorzeichen der Gebietsabtretungen nach dem Vertrag von Versailles »einen hochpolitischen Beigeschmack«397 bekam. In den 1920er und 1930er Jahren wurde die Sprache des Heimatschutzes immer rassistischer. Radikal nationale Polemik durchdrang zunehmend die führenden Kreise der Bevölkerung, die immer mehr von nationalsozialistischem Gedankengut wie Rassenhygiene, Volksstammgedanken und auf sozialen Klassen basierenden Perspektiven unterwandert wurden.398 In diesem Weltbild fand auch die la386 Zalewski 2006, S. 91. 387 Ibid. 388 Weiter schreibt Zalewski: »Die Charta empfahl den ›…Abbruch der Elendsquartiere rings um die historischen Monumente…‹ (Le Corbusiers ›Charta von Athen‹ Texte und Dokumente. Kritische Neuausgabe. Hg. V. Thilo Hilpert. Braunschweig 1984, S. 153)«. 389 Falser 2008, S. 91. 390 Zalewski 2006, S. 91. 391 Koshar 2000, S. 131. 392 Denslagen 2005b, S. 34-35. 393 Speitkamp 1988, S. 156. 394 Ibid. 395 Hubel 2011b, S. 114; Wolschke-Bulmahn 1996, S. 536. 396 Hubel 2011b, S. 114. 397 Speitkamp 1988, S. 156. 398 Koshar 2000, S. 116-134. Hubel verweist auf das vom Denkmalpfleger Schultze-Naumburg 1928 herausgegebene Buch Kunst und Rasse, sh. Hubel 2011b, S. 115. Speitkamp zitiert aus-

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tent seit dem Verlust der Kolonien am Ende des Ersten Weltkriegs schwelende Forderung nach Kolonialbesitz für die »Kulturnation« eine »sozialdarwinistische«399 Steigerung durch die Überhöhung der arischen Rasse über andere Völker.400 Dass die politische Rechte Dominanz errang, erklärt Rudy Koshar mit ihrer Fähigkeit christliche und nationale Themen zu mythisieren.401 Auch in der Denkmalpflege, die eng mit dem Heimatschutz zusammenarbeitete, setzten sich diejenigen durch, die auf den Erfolgszug des populären reaktionären Nationalismus aufsprangen. Der Angst vor einer gesellschaftlichen Randstellung der Denkmalpflege wurde auch auf dem letzten während der Weimarer Republik abgehaltenen »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« 1930 in Köln Ausdruck verliehen, wo angemahnt wurde, Denkmalpflege und Heimatschutz nicht zu einem Spezialgebiet weniger Experten werden zu lassen.402 Die Haltung der Denkmalpflege im Umbruch zum Nationalsozialismus lässt sich als unübersichtlich und widersprüchlich charakterisieren. Verantwortungsgefühl gegenüber einem nicht nur nationalen, sondern europäischen oder gar globalen Kulturerbe wurde zunehmend von Arroganz einer Gegenüberstellung deutscher Kultur und fremder Zivilisation bzw. Barbarentum überlagert und durch die Rassenideologie noch gesteigert. Wissenschaftlich orientierte moderne Grundsätze standen einer wachsenden »Agrar- und Bauerntumsidealisierung«403 gegenüber, die nicht nur denkmalpflegerischen Einsatz für einfache Bauwerke und Kulturgegenstände mit sich brachte, sondern auch den vom Heimatschutz propagierten urdeutschen Stilkanon im neuen Bauen mittrug. Dem Ruf nach einer neuen, ehrlichen Architektur war nun eine Angst vor deren Herausforderung der Bautraditionen gewichen. Die historistische Art des Rückgriffs auf historische Bauformen, dessen Bauwerke und Restaurierungen wurden jedoch vehement abgelehnt.404

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führlich verschiedene, an der nationalsozialistischen Ideologie orientierte Beiträge von Heimatschützern und Denkmalpflegern in einer Publikation von 1930 mit dem Titel Der Deutsche Heimatschutz. Ein Rückblick und Ausblick, sh. Speitkamp 1988, S. 157-164. Pfeifer 2012, S. 135. Ibid. Koshar 2000, S. 98. Ibid., S. 127. Speitkamp 1988, S. 164. Petsch schreibt hierzu: »Die Heimatschutzbewegung sah den durch die Industrialisierung ausgelösten »kulturellen Niedergang« in den »eklektizistischen Stilmaskeraden« des Historismus (»akademischer Formalismus«) verkörpert, die in ihren Augen die nationalen, regionalen und lokalen architektonischen Eigenarten nivelliert hatten – diese Gefahr gehe auch von den modernen Baustoffen und Bauverfahren aus«, sh. Petsch 1979, S. 51. Andererseits stellt Petsch klar, dass »die vorherrschende Stilgeschichte, deren Hauptinteresse den formalen Neuerungen gilt […] eine Architektur, die an heimische Bautypen, Bauformen und Bauweisen anknüpft und sich um deren Weiterentwicklung bemüht, zwangsläufig formal rückständig« deutet, jedoch die Anfänge des Heimatschutzstils wie andere Reformbewegungen

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Ein sichtbarer Auswuchs dieser Widersprüche war die Verlagerung denkmalpflegerischer Arbeit auf »die Beseitigung aller Spuren«405 des Historismus und auf gestalterische Überarbeitungen, die durch den oft radikalen Rückbau historistischer Zufügungen notwendig wurde.406 Diese schöpferische Tätigkeit war »ein neues Betätigungsfeld für Denkmalpfleger«, wie Achim Hubel konstatiert, »das sie immer mehr zu schätzen begannen«407 . Die gestalterischen Eingriffe in die Denkmalsubstanz von Seiten der Konservatoren, die ja eigentlich für den Erhalt und nicht für die Überformung des Bestands zuständig waren, wird auch als Folge des weitreichenden Unverständnisses zwischen Denkmalpflege und zeitgenössischer Architektenschaft in Deutschland verstanden.408 Eine Rechtfertigung für die Eingriffe wurde andererseits gerade über den modernen wissenschaftlichen Anspruch der Denkmalforschung gefunden, der über das »Zauberwort des Befunds«409 eine vermeintliche Wiedergewinnung von verlorener Authentizität versprach.410

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der Architektur auf »handwerklichen Purismus« setzten. Seiner Meinung nach »wird von einem Gegensatz zwischen der »modernen« Architektur und dem »Heimatschutzstil« ausgegangen, der wohl für die Weimarer Republik zutrifft, nicht jedoch für die Zeit vor 1914 oder für andere europäische Länder in den 20er Jahren«, sh. Petsch 1979, S. 49, 52. Hubel 2011b, S. 117. Hierfür bürgerte sich auch der Begriff ›schöpferische Denkmalpflege‹ ein, im Dritten Reich dann auch als ›Entschandelung‹ historischer Bauten bezeichnet, sh. Hubel 2005f, S. 349. Hubel 2011b, S. 117. Petsch schreibt hierzu: »Anders als in Deutschland ist jedoch der Gegensatz zwischen der »Neuen Baukunst« und der Heimatkunst, der sich vor 1914 in Deutschland schon abzeichnete, in den anderen Ländern kaum oder gar nicht vorhanden. Auch wenn in Deutschland einige Vertreter des Heimatschutzbundes Ingenieurbauten nicht grundsätzlich ablehnen und einen »Ausgleich« zwischen der »heimatlichen Bauweise« und den neuen Materialien, Bauverfahren und Bedürfnissen anstreben, so ist der ideologische Graben zwischen dem »Neuen Bauen« und dem »Heimatschutzstil« infolge der ideologischen Radikalisierung in den 20er Jahren nicht mehr überbrückbar«, sh. Petsch 1979, S. 52. Speitkamp hält die »Verfechter des Heimatschutzes vor 1930« großenteils für keine Nationalsozialisten, aber vieles auch nicht »im Widerspruch zur nationalsozialistischen Ideologie, […] vieles war funktionalisierbar, selbst der Denkmalbegriff«, sh. Speitkamp 1988, S. 165. Hubel 2005d, S. 302. Der Befund kann Einzelbeleg oder die Summe der Erkenntnisse über ein untersuchtes Objekt sein und ist Ergebnis einer wissenschaftlich orientierten Bestandsaufnahme. Drewello schreibt hierzu: »Restaurierungswissenschaftlich wird zwischen einer materiellen Ebene, zu der das Schadensbild und die Korrosionsgeschichte gehören, und einer geistig-inhaltlichen Ebene unterschieden, in der künstlerische, technologische und historische Aspekte behandelt werden, welche die Authentizität des Bau- oder Kunstdenkmals definieren«, sh. Drewello 2011, S. 279. Hubel schreibt hierzu: »Offenbar verschloss man dabei bewußt die Augen vor der Tatsache, dass damit die historische Dimension der Denkmale wieder aufgegeben wurde zugunsten der ästhetischen Sehweise, die ja auch im Historismus die Triebfeder des denkmalpflegerischen Handelns gewesen war«, sh. Hubel 2005d, S. 302. Sh. auch Hubel 2005c, S. 236.

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Nach der Machtergreifung der nationalsozialistischen Partei wurde die »Mystifizierung des kostbaren Volksbesitzes Heimat«411 , die es gegen innere und äußere Feinde zu verteidigen galt, weiter vorangetrieben und lenkte als »Friedensidylle«412 von der zunehmend aggressiven politischen Stimmung ab. Heimatkult und die Überhöhung der Geschichte erging sich in einer »Bevorzugung von Stilepochen und Kunstgattungen, die am ehesten mit der deutschen Geschichte und deutsch-bürgerlichen Traditionen in Verbindung gebracht werden konnten«413 . Verweise auf Brauchtum, nationales Gedankengut und nordische Mythologie, aber auch die Idee überwundener Dekadenz, wurden sowohl im Hang zur Idealisierung familiärer oder volkstümlicher Kleinstrukturen als auch in dem, scheinbar entgegengesetzten, sich »durch Monumentalisierung auszeichnenden nationalsozialistischen Städtebau«414 sichtbar.415 Obwohl also das Regime engen Bezug zu den Traditionen propagierte und historische Stadtkulissen eine wichtige Stellung in der nationalsozialistischen Versammlungskultur hatten, war das Verhältnis zu Vergangenheit und Moderne doch sehr ambivalent. Keineswegs wurden eine neue Architektursprache oder neue Baumaterialien grundsätzlich abgelehnt, sondern lediglich die dafür stehenden linken und liberalen politischen Kräfte des Modernismus.416 Darüber hinaus war die historische Bausubstanz in Deutschland, wie in anderen Ländern auch, einem großen Veränderungs- und Gestaltungsdruck ausgesetzt. Die Planungsprinzipien waren meist nicht von Pietät vor der historischen Substanz 411 412 413 414 415 416

Lipp 2008, S. 38. Ibid., S. 68. Brichetti 2009, S. 120, 190. Lipp 2008, S. 38. Ibid.; Speitkamp 1988, S. 168. Koshar 2000, S. 115. Auch auf der Weltausstellung 1937 in Paris wurden im Deutschen Pavillon »Von Werkbund und Bauhaus geprägtes Industriedesign« ausgestellt, »das in der von den Nazis geächteten »Systemzeit« entworfen worden war«, sh. Rosengarten 2019, S. 77. Weiter schreibt sie: »Die Zugehörigkeit zum Bauhaus allein bedeutete noch nicht, von den Nazis verfolgt zu werden. Vielmehr war ausschlaggebend, ob die Künstler_innen und Gestalter_innen aus Sicht der Nationalsozialisten jüdischer oder kommunistischer Gesinnung waren. […] Die Nazis traten […] nicht als Design-Modernisierer auf, sondern vereinnahmten beliebige Erzeugnisse aus der Weimarer Republik für ihre Zwecke. Dafür wurden deutungsoffene Gegenstände, die seit den 1920er-Jahren als jüdisch-bolschewistische Massenware bezeichnet worden waren, mit neuen Zuschreibungen wie ›zeitlos‹ oder ›formschön‹ versehen und als deutsche Waren im In- und Ausland erfolgreich vertrieben«, sh. Rosengarten 2019, S. 79-83. Sh. auch Nerdinger 1993. Dies stimmt auch mit der Einschätzung von Guckes überein, wenn er schreibt: »Die Gleichsetzung von baulich modern mit politisch fortschrittlich und antinationalsozialistisch sowie von baulich antimodern mit politisch reaktionär, die dieser Haltung sowohl bei den Protagonisten als auch bei ihren Interpreten zugrunde lag, war trotz der propagandistischen Verteufelung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten in der Realität nie so eindeutig, wie es lange Jahre den Anschein haben konnte«, sh. Guckes 2008, S. 665.

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geleitet, sondern wurden in den Dienst radikaler Ideologie gestellt.417 1937 wurde ein Gesetz ausgearbeitet, das auch »weitreichende Eingriffe in die Altstädte ermöglichte«418 . Nicht nur um nationalsozialistische Repräsentationsarchitektur zu bauen, sondern auch um die Stadt von »asozialen und verräterischen Elementen«419 zu befreien, wurde allein in Berlin der Abriss tausender Häuser geplant.420 Die rückwärts orientierte und gleichzeitig zukunftsweisende »nationalpolitische Aufgabe des Kulturschutzes«421 wurde von Denkmalpflege und Heimatschutz angenommen. Offensichtlich stellte man sich der zunehmenden Instrumentalisierung durch die nationalsozialistische Ideologie kaum in den Weg.422 Achim Hubel sieht die positive Einstellung der am Kulturguterhalt Interessierten zum nationalsozialistischen Umbruch mit einer großzügigen personellen und finanziellen Ausstattung für die Denkmalpflege erklärt, die einen bisher nicht gekannten Umfang denkmalpflegerischer Arbeit ermöglichte.423 Andererseits macht Winfried Speitkamp im Kreis der Heimatschützer, meist in regionalen Verbänden organisiert und »föderalistisch gesinnt«424 , eine Verunsicherung über das zentralistische

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Koshar 1998, S. 154, 180. Die Nationalsozialisten orientierten sich in der Politik des Altstadtabrisses, der notwendigen Enteignungen und Planungsstrukturen an den Konzepten von Mussolini für Rom, sh. Hachtmann et al. 2012, S. 143ff. Es war jedoch nicht nur die radikal-nationale Ideologie des nationalsozialistischen Regimes, die die historischen Stadtstrukturen opferte, sondern auch der grundsätzlich berechtigte Wunsch menschenwürdige Verhältnisse in überbevölkerte unhygienische Stadtquartiere zu bringen. Guckes beschreibt »das Paradigma der aufgelockerten Großstadt […] in der Zwischenkriegszeit auch international als das vorherrschende Konzept«, Guckes 2008, S. 670. Auch hier wurde jedoch mit oft ideologischer Härte die »Stadt der Zukunft« geplant. Zu den Grundsätzen der Charta von Athen 1933 und der Diskussion um die »funktionelle Stadt« sh. beispielsweise Hilpert 2014. Brichetti 2009, S. 120. Hachtmann et al. 2012, S. 144. Ibid., S. 143ff.; Koshar 2000, S. 130-141. Speitkamp 1988, S. 165. Petsch schreibt: »Auch wenn nationalistisches, völkisches und alldeutsch-pangermanisches Gedankengut schon in den deutschen lebens- und kulturreformerischen Bewegungen eine grosse Rolle gespielt hat, so erlangt es doch erst ab ungefähr 1926 mit der rassistischen Radikalisierung der deutschen Heimatschutzbewegung das Übergewicht«, Petsch 1979, S. 49. Hubel 2011b, S. 120. Speitkamp weist darauf hin, dass trotz des Verbleibs der Denkmalpflege in der Kompetenz der Länder im NS-Regime eine »Ausweitung des staatlichen Zugriffs« und eine »organisatorische Komplettierung des Denkmalschutzes« verstärkt wurden, die durchaus im Sinne der Denkmalpflege war. Er verweist auf Gründungen von Denkmalämtern 1934 in Baden und 1943 in Braunschweig und ein 1934 verabschiedetes »in seiner Art in Deutschland vor 1945 einzigartiges Gesetz, das Denkmalpflege und Naturschutz umfassend und erschöpfend zu regulieren suchte« und Vorbild für ein geplantes Reichsgesetz war, sh. Speitkamp 1988, S. 171-172. Speitkamp 1988, S. 16.

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autoritäre Nazisystem aus.425 Letztendlich, so urteilt er, sei jedoch die Fähigkeit der Nationalsozialisten, unterschiedliche gesellschaftliche Strömungen anzusprechen und in ihre Ideologie eines »sittlich-schlichten Deutschtums statt der in Klassen und Individuen zersprengten modernen, kapitalistisch-industriellen Gesellschaft«426 zu integrieren, erfolgreich gewesen. Die nationalsozialistische Partei versuchte die Denkmalpflege strategisch einzuordnen, indem deren Organisationen in den »Reichsbund Volkstum und Heimat« integriert wurden und ihnen eine besondere Rolle in der »kulturellen Revolution« zugedacht wurde. Beteiligte sich die Denkmalpflege bewusst an der Zerstörung des Bau- und Kunstbestands des Historismus und half somit »einen Teil der sichtbaren deutschen Geschichte« systematisch zu verfälschen,427 war vielen Fachleuten jedoch vermutlich nicht klar, dass sie sich hiermit in ein System einfügten, das auch im Baubestand immer radikaler das Ziel einer »heilen Moderne […] utopisch-radikalen«428 Deutschtums verfolgte.429 Von Regimeseite wurde die Katastrophe offensichtlich auch als Chance wahrgenommen, durch die Ausradierung der historischen Stadtzentren Platz für die neue nationalsozialistische Kultur zu schaffen.430 Die Position, die das Regime gegenüber der historischen Bausubstanz einnahm, war gleichermaßen ambivalent wie jene, die die Denkmalpflege innerhalb des Systems innehatte. Obwohl die NSDAP propagandistische und radikal selektive Denkmalpflegestrategien verfolgte, hatte offensichtlich die Denkmalpflege, möglicherweise sogar die Partei, den Eindruck einer Ernsthaftigkeit und auch Erweiterung des Denkmalschutzes und des Denkmalbegriffes während der Nazizeit. Nicht nur strebte die nationalsozialistische Ideologie eine umfangreichere öffentliche Resonanz der Denkmalpflege an, sondern stellte den mit rassistischem und mythischem Gedankengut aufgeladenen Wert profaner städtischer, aber auch ländlicher Architektur, mehr in den Vordergrund. 425 1933 wurde der Deutsche Bund Heimatschutz in den neu geschaffenen Reichsbund Volkstum und Heimat integriert, errang dann aber doch wieder seine »formale Selbständigkeit«. Es mussten ihm aber alle Regionalverbände beitreten und der Heimatschutz wurde innerhalb des Reichsbund Volkstum und Heimat unter »unmittelbare nationalsozialistische Kuratel« gestellt, sh. Speitkamp 1988, S. 169. 426 Speitkamp 1988, S. 166. 427 Hubel 2011b, S. 128. 428 Guckes 2008, S. 668. 429 Hubel 2011b, S. 128. Dass es allerdings durchaus Denkmalpfleger gegeben hat, die diese Radikalität teilten, zeigt Hofmann auf, der einen Vortag von Wilhelm Pinder zitiert, den dieser auf dem Denkmalpflegetag 1933 mit dem Titel Zur Rettung der deutschen Altstadt hielt. Pinder stellt hier die Forderung »Höhenunterschiede ausgleichen, Umrisse vereinfachen, Farben angleichen, Werkstoffe angleichen, ganz Schlechtes vernichten«, Pinder, Wilhelm, Gesammelte Aufsätze aus den Jahren 1907-1935, hg. v. Leo Bruhns, Leipzig 1938, S. 202, sh. Hofmann 2016, S. 124. 430 Koshar 1998, S. 195.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Trotz der politischen Instrumentalisierung und Beteiligung der Denkmalpflege an den Strategien des Regimes, das Volk für das nationale Kulturerbe zu begeistern, oder wiedergewonnene Territorien wissenschaftlich, kulturpolitisch und konservatorisch zu bearbeiten, versuchten die meisten Denkmalpfleger Distanz zur politischen Kultur der NSDAP zu bewahren und strebten eine privilegierte Randstellung im System an.431 Privilegiert war ihre Stellung, da der Erhalt des Kulturerbes erklärtes Regimeziel war. Randständig war sie, weil die Vorherrschaft der Nazis über die Kulturpolitik außer Frage stand, aber die Denkmalpflege dem Regime seine Unterstützung gab, um dem vermeintlich unpolitischen und damit höherem Ziel des Kulturerbeerhalts zu dienen.432 Diese Randstellung der Denkmalpflege im Nazi-Regime wurde in den letzten Jahren allerdings verstärkt aufgearbeitet und hinterfragt, denn Denkmalpfleger hatten sich »durchaus zu Mithelfern der damaligen Propaganda«433 machen lassen und »das Selbstverständnis des Faches«434 hatte »große Übereinstimmungen mit der NS-Ideologie«435 entwickelt.436 Zwangsläufig müssen die denkmalpflegerischen Erfolge dieser Zeit, also vor allem die umfangreiche Inventarisierung, sowie die Sicherung und der Unterhalt bedeutender Kulturschätze auch außerhalb Deutschlands, in den Hintergrund treten. Fachlich wird der deutschen Denkmalpflege dieser Zeit vor allem angelastet wieder zu dem bereits überwunden geglaubten Leitfaden zurückgekehrt zu sein, »dem Symbolwert historischer Bausubstanz Vorrang vor dem Geschichtswert seiner Originalsubstanz«437 eingeräumt zu haben. Andererseits entwickelte sich dieser Umgang mit Kulturerbe nicht erst unter dem Nazi-Regime und nicht nur innerhalb Deutschlands.438 Die »schöpferische Denkmalpflege« war bereits ab den 431

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Speitkamp sieht in der Popularisierung der Denkmalpflege durch die NSDAP auch eine versuchte Kontrolle. Er führt aus: »Die populäre Rückbindung der Wissenschaft […] erschien – gegen den tatsächlich elitären Charakter wissenschaftlicher Denkmalpflege, aber völlig in Einklang mit nationalsozialistischen Vorstellungen – als Kontrollmechanismus, die Preisgabe wissenschaftlicher und intellektueller Autonomie gipfelte in dem Bekenntnis, daß ›die Angelegenheiten der Denkmalpflege nicht nur Verstandes-, sondern vornehmlich Herzenssache‹ seien«, sh. Speitkamp 1998, S. 178. Koshar 1998, S. 166-192. Hubel 2011, S. 120. Guckes 2008, S. 682. Ibid. Speitkamp 1988, S. 170. Sh. vor allem auch Fleischner 1999. Guckes 2008, S. 682. Hachtmann et al. 2012, S. 143ff. verweisen auf die gegenseitige Beeinflussung von faschistischem Italien und nationalsozialistischem Deutschland. Weiterführend auch der Artikel von Hubel, der am Beispiel der kroatischen Stadt Split ausführlich auf die Veränderung der denkmalpflegerischen Prinzipien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeht, sh. Hubel 2012.

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1930er Jahren betrieben worden.439 Die nun »Entschandelung« bezeichnete »Eliminierung der Kunst des 19. Jahrhunderts«440 wurde von der Denkmalpflege im Nationalsozialismus »geradezu systematisch«441 vorangetrieben, war aber bereits ab den späten 1920er Jahren weitläufig umgesetzt worden.442 Neu war vermutlich vor allem die Stringenz, mit der die Denkmalpflege den erzieherischen Auftrag verfolgte, das Heimatgefühl der Bevölkerung zu stärken. Die Nachfrage nach nationalistisch aufgeladener Denkmalpflege und Massenkonsum von Kulturgut wurde von der Denkmalpflege und Museen nicht nur bedient. Diese hatten sogar einen bedeutenden Anteil an der Veränderung des Bildes, das die Deutschen sich von ihrer Nation machten. Hierzu gehörten auch Aktionen zur Rettung bedeutenden Kulturguts im Rahmen des Kunstschutz-Programms, das in Propagandafilmen ausgeschlachtet wurde. Wie bereits durch den Kunstschutz während des Ersten Weltkriegs sollte der Welt, aber auch der eigenen Bevölkerung, gezeigt werden, dass die Deutschen keine Barbaren sind.443 Sehr kritisch gesehen wird der Kunstschutz, der sich in Deutschland und in den besetzten Gebieten auf Inventarisierung und Auslagerung, Bombenschutz in situ und Notmaßnahmen an beschädigten Gebäuden konzentrierte,444 nach Aufarbeitung der Quellenlage heute aus verschiedenen Gründen.445 Abgesehen davon, dass den deutschen Kunstschützern ein »authentischer Wille […] nach Bewahrung des Kunsterbes der besetzten Länder im Rahmen der völkerrechtlichen Verträge und im Namen des Weltkulturerbeschutzes«446 nicht abgesprochen wird, wird ihnen auch bei positiver Bewertung der erzielten Erfolge die Profilierung zu Lasten ihrer nicht-deutschen Kollegen angelastet.447 Aber auch die Mitwirkung in einem System, dessen Motivation für das Kunstschutz-Programm mehr in der Identifikation und Rückführung als deutsch identifizierter Kulturschätze nach Deutschland, in einem kunstgeschichtlichen Eroberungsfeldzug mit der Fotokamera oder im Aufspüren und Requirieren 439 440 441 442 443 444 445

Hubel 2005c, S. 302. Hubel 2005g, S. 237. Ibid. Hubel 2013, S. 48; Hubel 2011b, S. 120ff. Koshar 1998, S. 192. Hubel 2011b, S. 128-129. Speitkamp spricht von eine »Entmoralisierung« der Denkmalpflege, sh. Speitkamp 1998, S. 190. 446 Kott 2007, S. 152. 447 Bushart et al. schreiben: »Dabei hatten die deutschen Fachvertreter auf die eine oder andere Weise von den Kriegsereignissen profitiert: als Professoren an den ›Reichsuniversitäten‹, die von Deutschland während des Krieges in Prag, Straßburg und Posen als Werbe- und Germanisierungsmaßnahme‹ neu gegründet bzw. im Sinne der Besatzungsmacht neu strukturiert worden waren, als Mitarbeiter des ›Kunstschutzes‹ […] oder als Teilnehmer an den großen Fotokampagnen […], die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wurden«, sh. Bushart et al. 2016b, S. 8.

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kriegswichtigen Metalls lag, wirft einen Schatten auf die Denkmalpflege während des Nationalsozialismus.448 Mit zunehmender Kriegszerstörung deutscher Städte wurde durch die Propaganda des Regimes der Hass auf den Feind genährt, dessen als barbarisch und inhuman bezeichnete Kulturzerstörung angeprangert und umso härterer Widerstand gegen diese »Terrorattacken« der Alliierten gefordert.449

2.6.5

Geteiltes Land – geteilte Moderne: Denkmalpflege in BRD und DDR

Mehr als ein Viertel der etwa 19 Millionen Gebäude auf deutschem Boden war zu Kriegsende stark beschädigt oder zerstört.450 Der Wiederaufbau der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich zu einem Konglomerat von Einzelfallentscheidungen und widerspiegelte das »ambivalente Bild von gesellschaftlichem Aufbruch, stadtplanerischen und stilistischen Kontinuitäten, Altstadt-Konstruktionen«451 , aber auch »einer neuen Leichtigkeit des architektonischen Ausdrucks«452 . Obwohl sowohl die Besatzermächte als auch die neuen deutschen Institutionen ein politisches Interesse daran hatten, die Spuren des deutschen Kaiserreiches und der Nazigeschichte auszulöschen, war es keine ernst zu nehmende Option, die Vergangenheit vergessen zu machen. Im Vordergrund stand vielmehr, an welche Vergangenheit erinnert werden sollte, an welche Vergangenheit Deutschland anknüpfen konnte. Der Wiederaufbau der Städte kann als ein Ringen gelesen werden,

448 Kott 2007. Bushart et al. fassen zusammen: »Das gleiche Spezialistentum, das sie vor 1945 einsetzten, um ihre Anpassung an das nationalsozialistische Regime im beruflichen Alltag zu legitimieren, diente ihnen nach 1945 als Argument der Entlastung. […] Es geht […] um das Beharren auf professioneller Normalität angesichts der Monstrosität des Krieges und zugleich um die sukzessive Umwandlung und Umwertung akademischer Diskurse, die sich auch weiterhin über die Tradition des Spezialistentums definierten, nun allerdings Annexionen, Eroberungen und den Abtransport von Kunstgütern ins »Altreich« wissenschaftlich legitimierten.« sh. Bushart et al. 2016b, S. 8-10. Zu Denkmalpflege im Zweiten Weltkrieg in Frankreich und Deutschland sh. auch Schlicht 2007. 449 Auch die deutsche Wehrmacht war für die Zerstörung wichtigen Kulturguts im eigenen Lande verantwortlich. Im Rückzug wurden beispielsweise 1945 zwei Pfeiler der Steinernen Brücke in Regensburg gesprengt, um den Vormarsch der amerikanischen Truppen zu behindern, sh. Hemmeter 2014b, S. 13. 450 Koshar 1998, S. 200. Hemmeter gibt in drei Aufsätzen einen Überblick über die wertvolle zerstörte Bausubstanz in den drei größten bayerischen Städten, sh. Hemmeter 2014a, 2014b, 2014c. 451 Warda 2018, S. 132. 452 Ibid. Hemmeter zeigt die Bandbreite des Umgangs mit zerstörter und teilzerstörter historischer Substanz am Beispiel Münchens, Augsburgs und Nürnbergs auf, sh. Hemmeter 2014a, 2014b, 2014c.

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Links: Wiederaufbau Goethehaus in Frankfurt a.M., 1949. Rechts: Wallpavillon des Zwingers in Dresden, 1949.

Links: Illus/Philipps, Wikimedia Commons. Rechts: Richard Peter, Wikimedia Commons

alte Geschichten und neue Bedeutungen zu einem neuen Deutschland zu verknüpfen.453 In Westdeutschland wurden zunächst »in der von den Westallliierten liberalisierten und geförderten Presse emotionale Diskurse über […] Themen nationaler Identität und kulturellen Erbes im Zusammenhang mit Begriffen wie Schuld und Gewissen, Tradition und Fortschritt, Staatsform, abendländische Kultur, Glauben und Humanismus«454 geführt. Konsequenz dieser Vergangenheitsaufarbeitung konnte nur ein klares Bekenntnis zu westlich geprägter Moderne und nicht der Wiederaufbau der alten Strukturen sein. Der »ab Mitte der 1950er Jahre als ›verspätete Moderne‹ durchgreifende ›internationale Stil‹ der funktionalistischen CIAM-Architektur«455 wurde zum Sym453 Koshar 2000, S. 146. 454 Falser 2008, S. 301. Koshar 1998, S. 243. Koshar sieht das öffentliche Interesse an einer, natürlich zum großen Teil auch »unbequemen« Erinnerungskultur, die gleichermaßen die historischen Wurzeln wie die nationalsozialistische Ära umschloss, in den folgenden Jahren allerdings abnehmen. 455 Lipp 2008, S. 68.

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bol für westliche Werte und wirtschaftlichen Aufschwung. Nicht nur Architekten und Stadtplaner, sondern eine gewaltig expandierende Mittelklassegesellschaft, die nach den Verheerungen und Entbehrungen des Krieges von einer besseren, aber auch bequemeren Zukunft mit neuem Wohnkomfort träumte, sahen in den zerstörten Städten eine Chance für die Neuplanung moderner menschengerechter Wohnformen.456 Glas, Stahl, Beton und Transparenz demonstrierte Offenheit und Demokratie und ermöglichte an Traditionen eines ideologisch akzeptablen frühen Modernismus vor der Nazizeit anzuknüpfen.457 Dies setzte die noch erhaltene oder teilzerstörte historische Bausubstanz in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland unter enormen Erneuerungsdruck. Vielerorts waren die Entscheidungsträger schlichtweg überfordert von der Vielschichtigkeit der Altstädte. So wurden oft nur prägnante, sozusagen thematisch passende Bauten wiederaufgebaut, während nicht in ein homogenes Stadtkonzept passende Ruinen abgerissen wurden.458 Nicht zuletzt aufgrund ökonomischer Zwänge wurden wieder die alten Prioritäten zugunsten der hohen Baukultur gesetzt und der Fokus auf den Wiederaufbau kunstgeschichtlich wichtiger Bauten gelegt. Bescheidenere historische Substanz konnte leichter für ein »Neues Deutschland« geopfert werden.459 Nicht selten entschied der parteipolitische Einfluss darüber, ob sich eine Stadt zu modernistischen Grundsätzen bekannte und die geschundenen Reste der Altstadt abriss oder wiederaufbaute. So wurden SPD-regierte Städte eher modernisiert, während konservativ und katholisch dominierte Städte sehr oft wiederaufgebaut wurden.460 Wohl prominentestes Beispiel dieser Politisierung im Bereich des Wiederaufbaus nach Kriegsende war das Goethehaus in Frankfurt. Die Idee das vollständig zerstörte Goethehaus wiederaufzubauen, wurde von den Befürwortern als »verpflichtende Kontinuität des Deutschen Geistes«461 empfunden. Die Tatsache, dass das Haus vollständig neu errichtet werden musste, umschiffte man mit Berufung auf »immaterielle Authentizität«462 und Hervorhebung des geschichtlich-kulturellen Wertes, der im Gegensatz zum künstlerischen Wert keiner materiellen Authentizität bedürfe.463 Die Wiederaufbau-Gegner sprachen hingegen von

456 Brichetti 2009, S. 123. 457 Koshar 2000, S. 168. Osterhammel urteilt noch schärfer, dass »das Tugend- und Respektabilitätsdenken des ›klassischen‹ Bürgertums durch Konsumorientierung ersetzt wurde«, sh. Osterhammel 2011, S. 1103. 458 Brichetti 2009, S. 128. 459 Beseler 2000, S. 215. 460 Brichetti 2009, S. 128. 461 Falser 2008, S. 84. 462 Ibid., S. 94. 463 Koshar 1998, S. 213.

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»Aufarbeitungsverweigerung«464 und sahen eine Rekonstruktion als Symbol für die mangelnde Bereitschaft zu demokratischer Reform in Deutschland.465 Auch wenn ein Großteil der Bevölkerung sich zunächst dafür eingesetzt hatte im Krieg »verschont gebliebene Traditionsinseln«466 zu erhalten und hinter einer Rekonstruktion der zerstörten Städte gestanden hatte, da man den Verlust »als identitätsstiftend empfundener Baudenkmäler […] einfach nicht hinnehmen wollte«467 , waren die Versprechen der Zukunft zu groß, als dass eine Mehrheit ein Leben in Altbauwohnungen für erstrebenswert hielt. So wurden die historischen Altstädte nach den erstaunlichen Anstrengungen des ersten Wiederaufbaus nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre vielerorts schlichtweg vernachlässigt. Altstadtsanierung hieß eher Abriss und Neubau.468 Ein Übergewicht an historischer Bausubstanz wurde von vielen nun »als eine belastende Hypothek für die Weiterentwicklung der Stadt gesehen«469 . Diese Weiterentwicklung beinhaltete auch den Wunsch nach autogerechten Städten. Während Rudy Koshar die Planung beim Wiederaufbau nicht nur über die Köpfe der Bevölkerung, sondern auch über die Denkmalpflege hinweg beschlossen sieht,470 verweist Johannes Warda auf neuere Forschung, die belege, dass der Einfluss der Denkmalpflege auf stadtplanerische Entscheidungen der Nachkriegszeit größer gewesen sei als oft dargestellt.471 Die Vertreter der Denkmalpflege beteiligten sich demnach nicht nur als Fachleute für Schadensaufnahme und Sicherung historischer Bauten am Wiederaufbau, sondern setzten, wo es ging, die »in den letzten Kriegsjahren entwickelten Leitbilder«472 für den Wiederaufbau und Inhalte »des Heimatschutzes und der schöpferisch verstandenen Denkmalpflege«473 um.474 Auch Jakob Hofmann bezeichnet einen Teil der Nachkriegsdenkmalpflege als »Neuinterpretation statt Rekonstruktion«475 für eine »Rettung der Altstadt im Sinne des Heimatschutzes«476 . Achim Hubel, aber auch Warda, führen diese Beharrlichkeit im Bereich der Denkmalpflege über NS-Diktatur, Krieg und Nachkriegszeit auch auf die Kontinuität der Institutionen zurück, die »kaum personelle Veränderungen

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Falser 2008, S. 95. Koshar 1998, S. 232, Kieser 2007, S. 2. Rossmann 2003, S. 240. Hubel 2013, S. 49. Brichetti 2009, S. 131. Lutz 2003, S. 185. Koshar 1998, S. 209. Warda 2018, S. 132. Warda 2018, S. 132. Ibid. Ibid., S. 131-132. Hofmann 2016, S. 128. Ibid., S. 124.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

in der Ämterbesetzung«477 mit sich brachte und einen Versuch des Verschanzens im fachlichen »Elfenbeinturm« mit Berufung auf politische Unschuld beinhaltete.478 Hubel sieht in jener Zeit »grundsätzliche Fragen nach den optimalen Lösungen des Wiederaufbaus aus Sicht der Denkmalpflege nicht gestellt«.479 Diese mangelnde Hinterfragung der Grundsätze hatte zur Folge, dass »Verfahrensweisen wie die der ›schöpferischen Denkmalpflege‹ und der ›Entschandelung‹ der Schöpfungen des Historismus […] ungeprüft ihre Gültigkeit«480 behielten. Das Festhalten an alten Kontinuitäten wird aber auch darauf zurückgeführt, dass die Denkmalpflege sich nach 1945 »genötigt gefühlt habe einer sich andeutenden Entgrenzung der Moderne, also den Bestrebungen, die Städte vollkommen neu zu gestalten und ›Besseres an die Stelle des Zerstörten zu setzen‹, entgegenzuwirken«481 . Hierdurch sah man sich gezwungen, um kleine historische Inseln in einem Meer von Zerstörung und Neubau zu kämpfen und damit eine Denkmalpflegepolitik zu betreiben, gegen die seit der Jahrhundertwende gekämpft worden war.482 Michael Falser resümiert, dass eine »tiefgreifende geistige Revision«483 und eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der deutschen Kultur in wirtschaftlichem Aufschwung und »oberflächlichem Kulturwechsel«484 erstickt wurden. Der Bevölkerung ging es jedoch viel weniger um einen Kulturwechsel als um den Wunsch nun endlich möglichst viel aus dem Leben zu verbannen, was an Zerstörung und die Entbehrungen erinnerte. So sind die Wirtschaftswunderjahre keineswegs gleichzusetzen mit dem Willen, mit der Geschichte zu brechen. Große, erhabene, aber auch lokale Geschichte in Form von Baudenkmälern war durchaus beliebt. »Märchenschlösser« wie die von König Ludwig II. von Bayern erlebten einen nie dagewesenen Besucheransturm.485 Dem entsprechend kann auch nicht von einer »antihistorischen Phase«486 der deutschen Geschichte gesprochen werden. Vielmehr fand, wie zu anderen Zeiten auch, eine mehr oder weniger 477 Hubel 2011b, S. 131. 478 Warda zitiert auch Speitkamp, der in dieser Kontinuität eine »Logik« erkannte, denn es hatten über die verschiedenen Systeme hinweg »inhaltliche Überschneidungen mit dem völkischen Gedankengut der Nationalsozialisten« bestanden, sh. Warda 2018, S. 133 und Speitkamp 1988, S. 193. 479 Hubel 2011b, S. 131. Er fährt fort: »Es gab auch nicht entfernt eine Theoriediskussion, die man mit der um 1900 vergleichen könnte, obwohl dies dringend nötig gewesen wäre. Offensichtlich ging man einer prinzipiellen Revision bewußt aus dem Weg.«, sh. ibid. 480 Ibid. 481 Warda zitiert Blaum 1945, S. 5 in Warda 2018, S. 132. 482 Koshar 1998, S. 211-212. 483 Falser 2008, S. 96. 484 Ibid. 485 Koshar 1998, S. 263. 486 Brichetti 2009, S. 142.

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eindeutige Selektion statt, welche Historie erinnerungswürdig schien, für eine Identifikation taugte oder als schön und brauchbar eingestuft wurde. Entgegen den Wertvorstellungen der Denkmalpflege spielte bei der Bevölkerung die Favorisierung oder Ablehnung bestimmter Baustile aus ideologischen Gründen kaum eine Rolle. Die Sehnsucht nach heiler, ehrwürdiger Geschichte und den dies repräsentierenden Baudenkmalen sowie Wohnarchitektur mit modernem Komfort, aber durchaus in Anknüpfung an historische Bauformen,487 vertiefte den Graben zu einer Denkmalpflege, die Ideale vertrat, die für einen Großteil der Bevölkerung nicht nachvollziehbar waren. Andererseits hatte man in den Jahren des Wiederaufbaus und über die Ablehnung historistischer Architektur zunehmend gelernt, Allianzen mit moderner Stadtplanung einzugehen, die das gleiche Ziel einer klaren Unterscheidung von historischer und zeitgenössischer Architektur zu verfolgen schien. So ist die Formulierung der Charta von Venedig im Jahre 1964 auf dem Zweiten Internationalen Kongreß der Architekten und Techniker der Denkmalpfleger 488 einerseits eine Reaktion auf die durch, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte Zerstörung und Vernachlässigung der Altstädte in vielen europäischen Ländern und die sich anbahnende Diskussion um die Krise der modernen Stadt und die »Grenzen des Wachstums«.489 Andererseits ist sie eine selbstbewusste Standortbestimmung der europäischen Denkmalpflege, die zu ihren Prinzipien einer Verteidigung der materiellen Substanz und Ablehnung von Stadtverschönerung und Rekonstruktion zurückfinden wollte.490 Gleichzeitig ist sie auch als Versuch zu lesen, über eine Bekräftigung der Allianz mit moderner Architektur, Denkmalpflege wieder mehr in der Mitte des gesellschaftlichen Geschehens zu verankern, denn Ergänzungen an historischen Bauten sollen, wie in der Charta definiert, »den Stempel unserer Zeit tragen«491 . Die kommenden Jahre zeigten allerdings, dass diese Rückkehr zu Prinzipien einer sich als »modern« und geschichtsbewusst definierenden Denkmalpflege offensichtlich gesellschaftlich schwer vermittelbar waren, oder Chancen der Vermittlung vertan wurden.

487 Koshar 1998, S. 263. 488 Sh. www.icomos.org/charters/venice_e.pdf (Zugriff 31.10.19). 489 Vinken beziffert den Anteil von in Deutschland zerstörter Wohnbebauung aus der Zeit vor 1870: von 27 Prozent bis 1950 sank der Anteil auf unter 10 Prozent im Jahre 1970, sh. Vinken 2017, S. 182. 1972 veröffentlichte der Club of Rome einen Bericht zu den »Grenzen des Wachstums«, sh. Lipp/Falser 2015, S. 26. Die beiden Autoren setzen in ihrem Beitrag das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 in Beziehung zu größeren weltpolitischen Ereignissen jener Dekade. Sh. hierzu auch Baumeister et al. 2017b. 490 Vinken 2017, S. 183; Hubel 2011b, S. 146. 491 Charta von Venedig, Restaurierung: Artikel 9.

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Zunehmend hatte sich ab den 1960er Jahren eine Desillusionierung über die »Unwirtlichkeit unserer Städte«492 breit gemacht. Die vermeintlich gleichen Zielsetzungen zwischen Gesellschaft und Stadtplanung für menschengerechte Städte wurden von der Bevölkerung aufgekündigt, die sich ihrer Städte beraubt und Spekulantentum ausgeliefert sah.493 Die sich auf ihre kulturellen Wurzeln besinnende Gesellschaft verstand nicht, warum sich die Denkmalpflege dafür einsetzte die Reste oft einfacher, aber historischer Altbausubstanz möglichst umfangreich zu erhalten, aber wichtige verlorene Substanz nicht wieder aufgebaut und wertvoller Wohnraum der Jahrhundertwende der Stadterneuerung preisgegeben wurde. Vor allem die Bausubstanz des 19. Jahrhunderts, die der Stadterneuerung und »dem neuen Zeitgeist geopfert wurde«494 , war stadtnaher, aber billiger Wohnraum, oder wegen der oft großzügigen Raumsituationen und feudal anmutenden Ausgestaltung durchaus beliebte Wohnarchitektur und sollte nicht zuletzt wegen des Konfliktes zwischen denkmalpflegerischer Vernachlässigung und Akzeptanz bei der Bevölkerung um das Jahr 1970 zum Anstoß denkmalpflegerischer Bürgerbewegungen werden. Proteste und Hausbesetzungen nahmen zu.495 Die gesellschaftliche Ernüchterung über Zielsetzung und Umfang der Modernisierung der Städte veranlasste auch die Denkmalpflege die fragile Allianz mit Stadtplanung zugunsten einer ehrlichen Architektur mit klarer Unterscheidung der Formensprache zwischen Neu und Alt in den Hintergrund treten zu lassen und sich hinter die Gesellschaft zu stellen, die jeden Erhalt eines historischen Bauwerks als »Sieg über die Modernisten«496 feierte. Dieser Nährboden bereitete den Weg für eine neue Euphorie über die historische Stadt, die allzu schnell zu einem »neuen Denkmalkult«497 oder einer deutschen Volksbewegung für Denkmalpflege stilisiert wurde. Festgemacht wurde die neue Denkmalbegeisterung vor allem an in dieser Zeit sehr aktiv werdenden Bürgerinitiativen zum Schutz historischer Stadtquartiere, die den Stein einer »beginnenden Durchsetzung einer föderalen DenkmalschutzGesetzgebung«498 ins Rollen brachten. Hatte bisher lediglich Schleswig-Holstein seit 1958 ein Denkmalgesetz, folgten im Jahrzehnt ab 1970 die übrigen westdeutschen Länder499 und läuteten damit »eine völlig neue Ära im Umgang mit den 492 493 494 495 496 497 498 499

Mitscherlich 1965. Vinken 2017, S. 182-183. Brichetti 2009, S. 192. Sh. hierzu Baumeister et al. 2017. Hemmeter 2014, S. 16. Bentmann 1975 zitiert in Koshar 1998, S. 289. Falser 2008, S. 126. Hubel zählt auf: »1971 machte Baden-Württemberg den Anfang, gefolgt 1973 von Bayern und Hamburg sowie Hessen (1974) und Bremen (1975). Dann kamen Westberlin und das Saar-

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Denkmälern«500 ein. Ein weiteres Indiz für die Aufmerksamkeit, die gebaute Geschichte in jenen Jahren nicht nur in Deutschland genoss, war das 1975 ausgerufene Europäische Denkmalschutzjahr.501 Obwohl die ab den späten 1960er Jahren einsetzende Entdeckung der »Stadt des 19. Jahrhunderts« in ihrer »räumlichen und architektonischen Qualität, Einheitlichkeit und Unverwechselbarkeit […] als Gegenmittel zur Entfremdung des Menschen von seiner Umwelt«502 als großes Verdienst bürgerschaftlichen Engagements angesehen werden muss, kann jedoch nicht von einer »Popularisierung des Denkmalschutzgedankens«503 gesprochen werden. Wie auch in den vorangegangenen Epochen waren die gesellschaftlichen Hintergründe für die Historienbegeisterung sehr ambivalent. Weder Alexander Mitscherlichs Streitschrift noch die in den 1970er Jahren folgenden Protestbewegungen und Bürgerinitiativen traten für eine nostalgische Verklärung traditioneller Stadtidylle ein, sondern waren vor allem Ausdruck eines enttäuschten Demokratieverständnisses.504 Diese dem radikalen Stadtumbau ohne entsprechende Bürgerbeteiligung geltenden Proteste entzündeten sich nicht von ungefähr an gründerzeitlichen Stadtquartieren, denn ihre Sozialstrukturen boten sich für einen Protest gegen kapitalistische und marktorientierte Innenstadtverwertung an. Standen bei Bürgerprotesten vor allem soziale und politische Beweggründe, d.h. der Erhalt menschenwürdigen und bezahlbaren Wohnraumes, im Vordergrund, machte sich insgesamt gesellschaftliche Verunsicherung über das Ende des Wirtschaftswunders und die Energiekrise breit. Sie führte zu einem neuen Umweltbewusstsein505 und in die Suche nach einer »neuen deutschen Identität, die auf der Wiederentdeckung einer unverwechselbaren lokalen Vergangenheit

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land (1977), Niedersachsen und Rheinland-Pfalz (1978), Nordrhein-Westfalen (1980)«, Hubel 2011a, S. 150. Ibid. Ab 1973 wurden auf Initiative des Europarats nationale Komitees, unter anderen das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK), gegründet. Zum Europäischen Jahr des Architekturerbes 1975, im deutschen Sprachgebrauch als Europäisches Denkmalschutzjahr bezeichnet, sh. Falser/Lipp 2015 und Lukas-Krohm 2015, S. 17ff. DNK 1996, zitiert in Falser 2008, S. 101. Falser 2008, S. 126. Falser 2008, S. 113-114. 1970 hatten die Mitgliedsregierungen des Europarats zum Europäischen Naturschutzjahr erklärt, sh.: www.dnk.de/_uploads/media/141_1970_Europarat_Naturschutzjahr.pdf (Zugriff 31.10.19). Auf den Zusammenhang zwischen in jener Zeit erwachtem Umweltbewusstsein und Bewusstsein für die historische Stadt verweist auch Lukas-Krohm: »Stadtsanierungen, die oft genug eine Flächensanierung meinten, […] werden auch als »Umweltzerstörung« begriffen, in der die Originalität der historischen Stadtstrukturen und damit der individuelle Lebensraum des Einzelnen zerstört wird«, sh. Lukas-Krohm 2015, S. 19.

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beruht«506 . Diese Suche entlud sich auch in einer Abrechnung mit dem Modernismus. Für die einen symbolisierten die neuen Städte ökonomische, kulturelle und politische anglo-amerikanische Dominanz über Deutschland. Andere sahen darin ein Zeichen, dass die Kriegsgeneration nicht in der Lage gewesen war, die jüngste Geschichte angemessen zu bewältigen507 und sich während des Wiederaufbaus vorschnell für moderne Lösungen und die autogerechte Stadt ausgesprochen hatte.508 Viele differenzierte und behutsame Stadterneuerungen gingen in einem auch von der Denkmalpflege mitgetragenen Schwarz-Weiß-Bild von schöner Altstadt und hässlicher Nachkriegsbebauung unter. Die historischen Gebäude dienten hier primär als Gegenbild zu einer »angeblich misslungenen Moderne […] und wurden oft nicht in ihrem Eigenwert wahrgenommen«509 . Der große Erfolg des Europäischen Denkmalschutzjahres in Westdeutschland beruht nicht zuletzt auf der Problematik, dass Denkmalschönheit als Beweggrund für Erhalt in den Vordergrund gestellt wurde, und somit ein breiter gesellschaftlicher Konsens erzielt werden konnte. Die in Deutschland gezeigte Wanderausstellung mit bildreich illustriertem Begleitbuch und dem »genialem Slogan«510 Eine Zukunft für unsere Vergangenheit richtete das Thema als Aufruf an die Gesellschaft und ging mit einer Polarisierung Alt = Schön und Neu = Hässlich einher.511 Alle Gegner modernen Bauens wurden hiermit auf den Plan gerufen, die Architektur der Nachkriegsmoderne »auf die schwarze Liste« zu setzen. Man besann sich wieder auf das, was anstelle der als kalt und funktionalistisch empfundenen Bauten auf diesen Plätzen gestanden hatte und verweigerte nun der »geschichtsfeindlichen« Architektur ein Recht auf Erhalt.512 So erfolgreich die Ausstellung und auch das Denkmalschutzjahr in der Öffentlichkeit bewertet wurden, haben spätere fachinterne »Generalabrechnungen«513 in der Rückschau die Ergebnisse und Folgen sehr kritisch gesehen. Michael Falser resümiert die Erfolge der Denkmalpflege dieser Zeit als »eine Art Pyrrus-Sieg«514 für eine auf das Schöne reduzierten Denkmalpolitik zu Lasten einer sozialorientierten, sodass »sich die staatliche Institution Denkmalpflege bis heute zunehmend selbst

506 Ashworth 1994, S. 121. 507 Koshar 1998, S. 296. 508 Brichetti 2009, S. 131. Viel zitiertes Beispiel ist die 1953 beschlossene Neubebauung des Hildesheimer Marktplatzes, sh. Falser 2008, S. 145. 509 Huse 1997, S. 16. 510 Falser/Lipp 2015, S. 29. 511 Brichetti 2009, S. 142. Zum detaillierten Entstehungsprozess und zur Ausstellung sh. Vollmar 2015. 512 Buttlar 2010, S. 124. 513 Scheurmann 2015b, S. 148 zitiert den Denkmalpfleger Hans-Rudolf Meier. 514 Falser 2008, S. 126.

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ihrer Existenz- und Handlungsberechtigung im Namen des öffentlichen Interesses beraubte«515 . Die Kritik einer damaligen Ausgrenzung sozialer Aspekte, Verharmlosung und Reduzierung des Kulturerbes auf Bildwerte richtet sich aber nicht nur an die Denkmalpflege, sondern auch an die Politik. Ihr wird vorgeworfen, nach Entdeckung der ästhetischen und vor allem wirtschaftlichen Qualitäten der von Bürgerinitiativen verteidigten Stadtquartiere, systemkritische Bürgerinitiativen vielerorts durch gesteuerte »Scheinbeteiligung«516 politisch vereinnahmt und »ausgeblutet«517 zu haben. Ingrid Scheurmann weist allerdings darauf hin, dass es durchaus bereits zu jener Zeit Diskussionen um die Positionierung der Denkmalpflege gegeben hat.518 Der Tadel über die Missachtung der Sozialbezüge an den Organisatoren des Europäischen Denkmalschutzjahrs und der deutschen Denkmalpolitik im Allgemeinen kam von verschiedenen Denkmalpflegern, wie auch dem Kunsthistoriker Willibald Sauerländer.519 Dessen Vortrag, von vielen offensichtlich als Kampfansage an die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der BRD im Jahre 1975 verstanden, wurde von Falser als »das wichtigste Statement zur deutschen DenkmalpflegePraxis der 1970er Jahre überhaupt«520 bezeichnet. Scheurmann legt allerdings dar, dass Sauerländer in seinem Vortrag die Kritik an einer in seinen Augen gesellschaftlich irrelevanten Denkmalpflege, die »Denkmäler als dokumentierte Kunstgeschichte«521 begreift, mit einer vielen Amtskonservatoren entgegenkommenden Polemik gegenüber der Unwirtlichkeit der Städte und Unfähigkeit moderner Stadtplanung verbindet.522 Aber auch von verschiedenen, meist jungen Denkmalpflegern wurde mehr Offenheit und Interdisziplinarität angemahnt und gefordert, Denkmalpflege endlich gesellschaftspolitisch zu begreifen, sich von der Überbewertung von Ästhetik als wichtigstes Denkmalkriterium zu verabschieden und den Kriterienkatalog gesellschaftsrelevant zu erweitern. Gefördert würde mit der Ausstellung zum Denkmalschutzjahr, so die Kritik, weniger Interesse am europäischen Architekturerbe und an den vielschichtigen Werten historischer Bausubstanz, sondern es werde vielmehr »bürgerlich-restaurative Schön-Erbepolitik«523 betrieben und das Engagement auf Stadtverschönerung gelenkt.524 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524

Ibid. Zur fachinternen Kritik der letzten Jahre sh. auch Scheurmann 2015b, S. 148 und Vollmer 2015. Arnstein 1972, S. 4. Falser 2008, S. 116-123. Ibid. Sauerländer 1975; sh. auch Sauerländer 1993. Falser 2008, S. 130. Sauerländer 1975, S. 128; Scheurmann 2015b, S. 151. Scheurmann 2015b, S. 151. Schwenke 1974 in Falser 2008, S. 131. Scheurmann 2015b, S. 149-152.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Die spätere Missbilligung am deutschen Beitrag zum Denkmalschutzjahr 1975 ist ab den 1990er Jahren verstärkt wahrnehmbar, denn seit dieser Zeit bläst der Denkmalpflege wieder ein härterer Wind entgegen. Scheurmann hebt hervor, dass die Kritik jedoch die damaligen »zukunftsweisenden Impulse der unmittelbar vorangegangenen Konservierungsdebatte«525 und des »Bemühens um einen internationalen Kulturgüterschutz«526 missachte und das »Schlagwort von der Erweiterung des Denkmalbegriffs« in jener Zeit von vielen nicht als »Ausdehnung der Denkmalmenge«527 verstanden worden war, sondern eine grundlegende Reform angestrebt wurde.528 Als großes Versäumnis des Jahres 1975 kann allerdings angesehen werden, dass diese wichtigen Theoriediskussionen »ungeachtet ihrer Grundsätzlichkeit und gesellschaftspolitischer Dimensionen«529 kaum über die Fachebene hinausdrangen. Scheurmann führt das darauf zurück, dass ein Großteil der Denkmalpfleger sich nicht davon lösen wollte, das Fach in den Geistes- und Kulturwissenschaften verortet zu sehen und für die nötige »Objektivität der Denkmalbegründung«530 eine Position außerhalb sozialer Bezüge vertrat. Michael Petzet hingegen sieht gerade in der Ausstellung Eine Zukunft für unsere Vergangenheit den Beleg, dass versucht wurde »Denkmalschutz und Denkmalpflege als eine politische Aufgabe vorzustellen«531 . Festzustellen bleibt, dass die fehlende differenzierte gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Aufgaben und Zielen von Denkmalschutz und Denkmalpflege, die im Rahmen des Jahres 1975 durch die Denkmalpflegeinstitutionen hätte angeregt werden können, durch die Gegenüberstellung von Alt und Schön gegenüber Neu und Hässlich, zu einem »Ausspielen von Historie gegen die Moderne«532 und einem vereinfachten gesellschaftlichen Geschichtsbild beitrug.533 525 526 527 528 529 530 531 532

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Ibid., S. 148. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid., S. 152. Ibid., S. 151. Petzet 2015, S. 190. Vollmer zitiert den Kunsthistoriker Michael Brix, der als Mitarbeiter des bayerischen Landesamts für Denkmalpflege 1975 vor der Ausstellung innewohnenden Problematiken warnte: »Die ›apologetische, ja verklärende Sicht auf die historischen Bauten [könnte] falschem Bewusstsein Vorschub leisten‹. Denn, und darin widerspricht er der Münchner Eröffnungsrede des Kultusministers, Baudenkmäler seien eben nicht nur ›Manifestation‹ von ›Genie und Phantasie, Talent und Fleiß‹, sondern ›zugleich Versteinerungen von gesellschaftlichen Widersprüchen und Leiden‹. Dieser andere Zeugniswert sei durch ›das Ausspielen von Historie gegen die Moderne verstellt‹.«, sh. Vollmer 2015, S. 176. Vollmer geht in seinem Beitrag auch ausführlich auf die Pressestimmen zur Ausstellung, die Haltung der Architektenschaft zu dem hier vermittelten Bild moderner Architektur und zu differenzierten Beiträgen von Seiten der Denkmalpflege ein, die jedoch die Wirkmächtig-

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Vermutlich bei vielen Denkmalpflegern verbunden mit der Genugtuung die Bevölkerung nun endlich großenteils hinter dem Erhalt historischer Stadtquartiere zu wissen, wurde unpopuläres Engagement im Sinne einer differenzierten Denkmalpflegepolitik vielerorts versäumt. »Denkmalpflege hatte im Bewusstsein der Öffentlichkeit vor allem mit dem Angenehmen und Schönen zu tun« und »wer hätte da Geduld gehabt für […] Mahnungen, dass Denkmale auch andersartig, irritierend, […] und gerade dadurch nützlich sein können«534 . In Kreisen kritisch eingestellter Denkmalpfleger beschwor die Stadtverschönerungspolitik der folgenden Jahrzehnte immer wieder den Vergleich mit »Disneyland« herauf. Die Deutsche Demokratische Republik war hingegen bis in die 1980er Jahre eher für Vernachlässigung und Zerstörung der historischen Bausubstanz bekannt, da die Pflege des an Absolutismus und Kapitalismus erinnernden Erbes nicht im »öffentlichen Interesse« des Staatsapparates lag.535 Grundsätzlich »hing am Erbe zu viel, was nicht als bewahrenswert angesehen wurde«. Mit der Umgestaltung der Städte wurde versucht etwas Neues und Großes zu schaffen, was »die Bewahrung historischer Werte überflüssig machen würde«536 . Andererseits hatte es während des gesamten Bestehens der DDR sowohl pragmatisch geduldete und von »differenziert denkenden Kulturpolitikern«537 unterstützte Denkmalpflege, wie auch vor allem in einer späteren Phase propagandistisch ausgeschlachtete Restaurierungen und Rekonstruktionen historischer Bausubstanz gegeben.538 Die Denkmalpfleger bewegten sich zwischen der Ablehnung einer sich auf das Monumentale und Nationale konzentrierenden, propagandistischen Staatsdenkmalpflege539 und pragmatischer Akzeptanz dieser Ausrichtung im Sinne eines »besser als nichts« einschließlich dem Versuch die »Jubelfeier-Restaurierungen« der späteren Jahre zu nutzen, um staatliche und öffentliche Unterstützung für andere Projekte zu generieren.540 Auch auf dieser Seite des Eisernen Vorhangs waren das in vielen Fällen jedoch Pyrrussiege der

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keit der Gegenüberstellung in der Öffentlichkeit offensichtlich nicht mindern konnten, sh. Vollmer 2015. Huse 1997, S. 16. Zander merkt an, dass es zunächst durchaus erklärte Absicht war, bedeutende zerstörte Bauwerke wiederaufzubauen. Dies betraf im Besonderen die Schinkelsche Bauakademie und das Berliner Schloss, die dann allerdings beide abgerissen wurden »und die erklärten Wiederherstellungsabsichten ad absurdum führten«, sh. Zander 2015, S. 81. Er nennt als gelungenes Denkmalpflegeprojekt der ersten Jahre vor allem den Wiederaufbau einiger bedeutender Altstädte, allen voran Stralsund, wo 75 Häuser wiederaufgebaut wurden, sh. ibid., S. 82. Goralczyk 2014, S. 120. Ibid. Zander 2015, S. 80-81. Campbell 2004, S. 2. Koshar 1998, S. 304-305.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Denkmalpflege, die neben unbestreitbar großen denkmalpflegerischen Leistungen unter oft schwierigsten Bedingungen auch das Tolerieren von prestigeträchtigen Rekonstruktionen einschloss. Trotz oder auch wegen der ideologischen Schwierigkeiten der sozialistischen Staatsführung mit vielem, was das bauhistorische Erbe ausmachte, und dem Wunsch, eine neue Gesellschaft aufzubauen, die sich weniger an der Vergangenheit als an der Zukunft orientierte, nahm historische Baukultur in jeder Phase der DDR einen Platz in der Vermarktung der Staatsideologie ein und wurde auch in der revolutionären Auflösung des Staates instrumentalisiert. Eine Pointe des Kulturerbeerhalts im geteilten Deutschland war, dass ungeschönte historische Bausubstanz bis zur Wende in der ostdeutschen Lebenswelt viel präsenter war als in Westdeutschland. Die insgesamt kritische Haltung des Staatsapparates zur Denkmalpflege hatte einen »Dornröschenschlaf« großer Teile der historischen Altstädte und Dörfer zur Folge. Seit Kriegsende war das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten von Konkurrenz überschattet gewesen. Wie in Westdeutschland wurde in der DDR das Kulturerbe im Namen des Kalten Krieges für die Ideologie instrumentalisiert,541 obwohl in den ersten Nachkriegsjahren planerische Gemeinsamkeiten zwischen Ost- und Westdeutschland durchaus vorhanden waren. Diese erste Phase war vom Wiederaufbau geprägt. Der kulturelle Neuanfang verband sich auch hier mit einer Anknüpfung an die Moderne vor der Nazizeit.542 In einer zweiten Phase ab 1950 wurden die gemeinsamen Ziele von der Sozialistischen Einheitspartei mit der Formulierung der 16 Grundsätze des Städtebaus aufgekündigt und zunehmend der Versuch unternommen eine »der sozialistischen Gesellschaft gemäße bauliche Umwelt zu gestalten«543 . Die DDR brach mit nationalen Bautraditionen, versagte sich dem modernen Bauen nach internationalem Standard und »Bauhaus und Neues Bauen erschienen nun als Machenschaften kosmopolitischer Kapitalisten«.544 Dieser fortschreitende Umbau zu einer sozialistischen Gesellschaft hatte auf verschiedenen Ebenen Einfluss auf die Denkmalpflege. Einerseits wurde mit der Auflösung der Länder 1952 eine Umstrukturierung der Verwaltung verbunden, die den Denk-

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Graham 2000, S. 192. Curti 2006, S. 2. Deiters 2014b, S. 128. Huse 1997, S. 56. Zander zitiert eine Rede des damaligen stellvertretenden Ministerpräsidenten der DDR Walter Ulbricht vom 8.12.1951: »Nachdem der Formalismus des sogenannten Bauhausstils und der Funktionalismus, der besonders von den Amerikanern in Westdeutschland eingeführt wurde, die Architektur völlig in die Sackgasse geführt haben, gilt es, unter Verwertung des klassischen Erbes der deutschen Architektur und der fortschrittlichen Architektur aller Völker, vor allem der Sowjetarchitektur, die Architektur des neuen Deutschland zu gestalten«, sh. Zander 2015, S. 81.

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malämtern nur noch beratende Funktion zugestand und dem zentral geleiteten Ministerium für Kultur unterstellte.545 Andererseits nahm die Idee von einer neuen Gesellschaft zunehmend Gestalt an. Historische Gebäude wurden als »Relikte untergegangener Gesellschaftsformationen und Hindernisse für den Bau neuer Städte«546 und »Bremsklötze an der Siegeskutsche des Sozialismus«547 angesehen. Um den Sieg über die vorrevolutionäre Klassengesellschaft zu demonstrieren, wurden kriegsgeschädigte Bauten in den Stadtzentren abgerissen und die Altstädte, auch als »gezielte oder gleichgültige ›Verelendung‹ […] vorsozialistischer oder nichtsozialistischer Vergangenheitsdokumente«548 , großenteils dem Verfall preisgegeben.549 Eines der obersten Prinzipien war die Urbanität durch Verdichtung. Die Stadt sollte durch »repräsentative, hohe und geschlossene Straßenbebauung«550 gekennzeichnet sein. Für die siegreiche Arbeiterklasse sollten Paläste nach sowjetischem Vorbild entstehen. Der Klassizismus wurde als letzter innovativer, revolutionäre Impulse ausdrückender, Architekturstil auf deutschem Boden angesehen,551 während historistische Gebäude als Symbole einer »großbürgerlichen Protzigkeit des Kapitalismus«552 abgerissen oder »entstuckt« wurden, als wolle man mit der Entfernung des überflüssigen Zierrats eine symbolische Befreiung von der Geschichte erreichen.553 Diesen Maximen wurden nicht nur ganze Altstadtviertel geopfert, sondern in gleicher Weise wurde mit nationalsozialistischen Bauten verfahren. Obwohl auch der DDR keine vollständige tiefgreifende Entnazifizierung gelang, die sämtliche ehemalige Nationalsozialisten aus einflussreichen Positionen verdrängt hätte, legitimierte sich die Staatsführung doch durch eine substanzielle und propagandistische Abgrenzung von der schwierigen Vergangenheit. Wohl am deutlichsten symbolisiert den Bruch mit der Geschichte der Abriss des Berliner Stadtschlosses 1950. Die Ruine der Dresdener Frauenkirche wurde hingegen, die NS-Propaganda wieder aufgreifend, zur »Trümmer-Gedenkstätte« angloamerikanischer Terrorangriffe und Kriegsverbrechen. Dresden wurde zur »Opferstadt«, die von den alliierten Bombern ausradiert worden war, um den Vormarsch der Sowjetunion und hiermit den Sieg des Sozialismus zu verhindern.554 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554

Goralczyk 2014, S. 119. Ibid., S. 120. Vogel, zitiert in Lange 2009, S. 137. Lipp 2008, S. 68. Brichetti 2009, S. 137. Ibid., S. 132. Koshar 2000, S. 168. Brichetti 2009, S. 194. Ibid., S. 193. Süss 2015, S. 17.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

Diese politische Vereinnahmung Dresdens und der Ruine der Frauenkirche trug maßgeblich zur Dynamik bei, mit der die Rekonstruktion des Bauwerks nach der Wiedervereinigung umgesetzt und als »nachgeholte Wiederaufbauleistung der Nachkriegszeit«555 legitimiert wurde. Bemerkenswert und einmal mehr ein Indiz für die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung ist allerdings, dass »die junge DDR-Regierung eine allgemeine Verpflichtung zur Bewahrung des Kulturerbes in einer Kulturverordnung des Jahres 1950 formuliert hatte«556 und daraus 1952 eine Denkmalschutzverordnung wurde, die »alle notwendigen Bestimmungen eines spezifischen Denkmalschutzgesetzes«557 enthielt, das allerdings durch die Verwaltungsreform kurze Zeit später wieder außer Kraft gesetzt wurde.558 Ein ab Mitte der 1950er Jahre vollzogener Leitbildwandel hatte auch ökonomische Zwänge. Da der Osten, mit wenigen Ausnahmen die am geringsten industrialisierten Regionen hatte und bei einem Drittel der deutschen Bevölkerung nur ein Zehntel der ökonomischen Ressourcen aufwies,559 wurde das Bauwesen zunehmend industrialisiert, rationalisiert und normiert.560 Dadurch kam es zu einer theoretischen, aber vor allem praktischen Akzeptanz westlicher funktionaler Bauweise, um ökonomischen und schnellen Wohnungsbau zu ermöglichen. Dies führte auch zu einer Rehabilitation der Bauhaus-Tradition,561 die nun als ostdeutsches Kulturerbe vereinnahmt und unter Schutz gestellt wurde. Es wurde erkannt, dass historisches Kulturgut sich eignet, als progressives und gleichermaßen identitätsstiftendes Element aus der Geschichte extrahiert zu werden.562 Verschiedene Denkmalschutzprojekte, allen voran die Restaurierung des Nikolaiviertels in Ostberlin, mussten sich wegen ihrer auf eine heimelige Altstadtstimmung getrimmten Beschönigung der Substanz von der internationalen Kritik dann auch den Vergleich mit Disneyland gefallen lassen. Die Aufwertung historischer Baukultur wurde vermehrt auch dazu genutzt, die sozialistische Nation als selbstverständliche Fortsetzung deutscher Geschichte darzustellen,563 da sich der ostdeutsche Staat nicht mehr als sozialistische Durchgangsstation zu einem vereinten Deutschland sah, sondern nun den Anspruch einer umfassenden nationalen Einheit erhob.564 Entsprechend muss der Weg zu ei555 556 557 558 559 560 561 562 563 564

Hubel 2013, S. 54. Deiters 2014a, S. 16. Ibid. Ibid, S. 16-20. Koshar 2000, S. 150. Brichetti 2009, S. 137. Koshar 2000, S. 274. Campbell 2004, S. 2. Koshar 1998, S. 250. Koshar 2000, S. 168-169.

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Die Suche nach Differenz

nem 1975 in der Volkskammer verabschiedeten neuen Denkmalschutzgesetz565 und auch der Beschluss auf dem 1981 abgehaltenen X. Parteitag der SED das historische Zentrum Dresdens als »[…] Pflege und Wahrung unseres kulturellen Erbes und für die Entwicklung der sozialistischen Nationalkultur«566 wiederherzustellen auch im internationalen Kontext gesehen werden. Die Gründungsveranstaltung von ICOMOS 1965 in Warschau, zu der auch eine ostdeutsche Delegation gereist war, und die folgende Akzeptanz eines ICOMOS-Nationalkomitees der DDR noch vor der völkerrechtlichen Anerkennung der DDR, hat dem Staat einen Weg in die internationale Anerkennung gewiesen. 1974 fand die erste ICOMOS-Tagung in der DDR statt und Hans-Rudolf Meier erinnert an das »politische Tauwetter nach den Ostverträgen und den dadurch anziehenden Westtourismus«567 als Kontext für das »auch in der DDR gestiegene Prestige von Altstadt und Denkmalpflege«568 . Zudem hat dies zur besseren internationalen Vernetzung der ostdeutschen Denkmalpfleger geführt569 und gerade die internationale Anerkennung kann nicht hoch genug bewertet werden, »der Denkmalpflege einen stärker beachteten Platz in der politischen Programmatik und dem gesellschaftlichen Leben des Landes«570 verschafft zu haben. Die ab den 1970er Jahren proklamierte staatliche Hinwendung zu »gebauter Geschichte« von der SED als »Auftrag zur ›Aneignung des kulturellen Erbes in seiner Breite und Vielfalt‹« formuliert,571 war aber auch ein Zugeständnis an viele unzufriedene Bürger und griff den immer populärer werdenden Trend zur »kulturellen Identität« auf. Auf diese Weise wurde versucht, den trotz der einengenden Umstände der staatlichen Politik zunehmenden Einsatz für Belange der Denkmalpflege von Bürgern und Bürgerinitiativen staatlich zu lenken und zu kanalisieren.572 War die Förderung der kulturellen Identität für einen Teil der Bevölkerung »ein Mittel, die Verbundenheit mit dem Staat DDR zu festigen«, versuchte offensichtlich ein größerer Teil der Bevölkerung »auf ihre Lebensumwelt verstärkt Einfluss zu nehmen«.573 Die staatliche Lenkung der zunehmenden Denkmalbegeisterung, aber auch das Phänomen selbst, muss deshalb vor allem vor dem Hintergrund gesehen werden, dass auch in Ostdeutschland ein bürgerliches Abwenden von dem

565 Deiters 2014a, S. 26. 566 Durch Anführungsstriche gekennzeichnetes Zitat in Altrock et al. 2010, S. 252. Meier nennt als Datum dieser Entscheidung hingegen den Januar 1978, sh. Meier 2019, S. 2013. 567 Meier 2019, S. 2013. 568 Ibid. 569 Deiters 2014a, S. 23. 570 Ibid., S. 25. 571 Ibid., S. 25. 572 Campbell 2004, S. 2; Koshar 2000, S. 168-276. 573 Goralczyk 2014, S. 120.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

als unmenschlich empfundenen modernen Bauen und die Kritik an dem sich verschlechternden Zustand der vernachlässigten historischen Stadtkerne nicht von einer grundsätzlichen Enttäuschung über politische und soziale Verhältnisse zu trennen war. Das »neue und bessere« Deutschland wurde von zu vielen Bürgern als nicht eingehaltenes Versprechen empfunden, weshalb das alte, überwunden geglaubte wieder an Wirkmächtigkeit gewann. Der Protest gegen Verfall und Zerstörung historischer Bausubstanz wird als erhebliche »Triebfeder des politischen Widerstands gegen den SED-Staat und seine Bau- und Denkmalpolitik«574 gewertet.575 Derart wurde auch das Ende der Deutschen Demokratischen Republik durch eine Instrumentalisierung des baugeschichtlichen Erbes eingeläutet, wo es der breiten Masse der Demonstrierenden jedoch möglicherweise weniger um den tatsächlichen Erhalt historischer Bausubstanz ging als um den Protest gegen staatliche Bevormundung hinsichtlich des Bildes von der eigenen Geschichte und Zukunft.

Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, 2003.

Sir James, Wikimedia Commons

574 Haspel 2014, S. 9. 575 Zander 2015, S. 83.

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Die Suche nach Differenz

2.6.6

Die Wende – eine Gesellschaft sucht nach alten und neuen Denkmalen

Die Wiedervereinigung schrieb ein neues Kapitel in der Suche nach deutscher Identität und hatte hiermit auch erheblichen Einfluss auf den Umgang mit Denkmälern nach 1989. Die friedliche Revolution unter Zustimmung der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs entließ Deutschland in eine außenpolitische Normalität, die auch als »Ende aller deutschen Sonderwege«576 tituliert wurde. Bereits vor der Wende, ab den 1980er Jahren, hatte sich eine gesteigerte Popularität von Rekonstruktionen identitätsstiftender Prestigebauten abgezeichnet. Nun war jedoch der Aufschwung, den diese Sehnsucht nach gebauter Geschichte verzeichnete, nicht mehr zu übersehen und wurde von vielen als Erfolg »der politischen Bewegung, die sich für die Denkmalpflege einsetzt«577 missverstanden. Der neue Stolz auf die Nation, der sich im Willen zur Rekonstruktion dieser Bauten ausdrückt, hatte auch außenpolitisch Wirkung und wurde möglicherweise nicht zuletzt deshalb respektiert, weil Deutschland wieder eine verantwortliche Rolle in Europa übernehmen sollte.578 Innenpolitisch konnte das Heraufbeschwören einer gemeinsamen Vergangenheit als Gemeinsamkeit stiftendes Element für eine gesamtdeutsche Zukunft genutzt werden.579 Allerdings triumphierte nicht nur das westdeutsche System über die nun abgeschaffte SED-Diktatur, sondern auch das westdeutsche Lebensmodell über das der »armen Verwandten« aus dem Osten. Denkmalpolitisch führte das einerseits dazu, dass die »seit 1945 erstmals gegebene Möglichkeit der Deutschen, ein Volk wie andere zu sein«580 Impulse auslöste, die »besiegte« Geschichte auch optisch auszulöschen und an die gemeinsame Geschichte einer deutschen »Kulturnation […] preußischer Prägung«581 anzuknüpfen. Der Abriss des Palastes der Republik und der vorangetriebene Wiederaufbau des zu DDR-Zeiten gesprengten Berliner Stadtschlosses an dessen Stelle wurde zum vieldiskutierten Symbol einer »neonationalistischen Aufladung«582 verloren gegangener Monumentalbauten und einer »alles, was […] an die DDR erinnerte, musste fallen« Strategie.583 Von Kritikern wurde dies als Abrechnung des »siegreichen« westdeutschen Systems mit der ostdeutschen Vergangenheit betrachtet, bei der die SED-Diktatur und die NaziDiktatur gemeinsam als Gegenbild zum freiheitlichen Westdeutschland aufgebaut

576 577 578 579 580 581 582 583

Winkler 2001, S. 178. Beyme 1993, S. 400. Ullrich 2014, S. 17. Brichetti 2009, S. 294. Beyme 1993, S. 400. Falser 2008, S. 175. Rautenberg 2008, S. 5. Brichetti 2009, S. 197.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

wurden. Problematisiert wurde ferner, dass die Begeisterung für Baurekonstruktionen sich vor allem auf Monumente konzentrierte, »die der Ideologie des Arbeiter-und-Bauernstaats zuwiderliefen«584 . Architekturgeschichtlich herausragende und im Sinne des Systemwettstreits zwischen den beiden deutschen Staaten gesamtgeschichtlich bedeutende DDR-Bauten wurden in der neuen Hauptstadt Berlin trotz zum Teil massiven Protestes abgerissen, statt unter besonderen Schutz gestellt zu werden. Weder große Teile der deutschen Gesellschaft noch die Politik waren offensichtlich bereit für eine differenziertere Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Akzeptanz geschichtlicher Fakten. In den kommenden Jahren konzentrierte sich die Denkmalpflege vor allem auf die schier unlösbar erscheinende Aufgabe der Inventarisierung und des Erhalts der ostdeutschen historischen Bausubstanz einschließlich einer rekonstruierenden Stadtbildpflege, wie sie bereits in Westdeutschland üblich war. Norbert Huse macht »diese neuen, ganz auf die heutigen Bedürfnisse zugeschnittenen Altbauten, deren Talmiglanz die tatsächlichen Denkmale wie arme Verwandte wirken läßt«585 für eine maßgebliche Veränderung des Denkmalbewusstseins in der Öffentlichkeit verantwortlich. Diese »armen Verwandten« gab es in schier unvorstellbarer Menge in der ehemaligen DDR. Zwar wurde, oft eher hinter vorgehaltener Hand, nach dem Motto »Armut ist die beste Denkmalpflege«586 anerkannt, dass hier Bausubstanz »in einem Reichtum, einer Breite und einer historischen Tiefe« vorlag, »wie sie im Westen längst verloren war«587 . Immer wieder wurde jedoch betont, dass dieses reiche Kulturerbe im Osten »in letzter Minute« gerettet worden war. Dies trug nicht nur dazu bei, dass in der Öffentlichkeit bis heute wenig Anerkennung für die Denkmalpflege in der DDR herrscht, die oft unter schwierigsten Bedingungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragende Arbeit geleistet hatte. Wie in der Politik wurde die Chance vertan, das System Westdeutschland, in diesem Fall die westdeutsche Denkmalpolitik der letzten 40 Jahre, zu hinterfragen und den reichen Bestand an ungeschönter historischer Bausubstanz in Ostdeutschland zu nutzen, um Denkmalwerte öffentlichkeitswirksam neu zu diskutieren, und »konzeptionell und praktisch neuartige Wege«588 zu gehen. Ignoriert wurde in diesen Jahren darüber hinaus, dass der Trend zur Rekonstruktion immer mehr den Wunsch nach der Wiederherstellung von verlorenen historischen Monumentalbauwerken entsprach. Für viele Denkmalpfleger als nicht zu ihrem Aufgabenfeld gehörende Verirrung betrachtet, versprachen sich andere

584 585 586 587 588

Rossmann 2003, S. 240. Huse 1997, S. 27-28. Michael Bräuer in Brichetti 2009, S. 153. Huse 1997, S. 18. Ibid.

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Die Suche nach Differenz

hiervon, möglicherweise nicht unähnlich der Fehleinschätzung der 1970er Jahre, ein zunehmendes gesellschaftliches Denkmalinteresse. Die »in der Wendezeit ausgelöste Rekonstruktionswelle«589 führen Altrock et al. vor allem auf »die unterschiedliche Praxis der Denkmalpflege in Ost- und Westdeutschland«590 und den damit einhergehenden »Aushandlungsprozess«591 zurück, als »Referenz und Paradigma«592 diente die Frauenkirche.593 Obwohl sich in dieser Publikation durchaus ein Verweis auf die westdeutsche Rekonstruktionspraxis ab den 1970er Jahren findet, wird doch eine plakative Unterscheidung in westdeutsche Konservierungs- und ostdeutsche Rekonstruktionsvorliebe unternommen. Stattdessen war es im Besonderen der westdeutsche Kunsthistoriker Jörg Träger, der 1992 mit seinen »Zehn Thesen zum Wiederaufbau zerstörter Architektur«594 die Rekonstruktion der Frauenkirche und ganz grundsätzlich Wiederaufbau als zwangsläufige Konsequenz der Wiedervereinigung rechtfertigte und damit die »späte Fachdebatte«595 erst richtig in Schwung brachte. Nicht nur Georg Mörsch in der gleichen Zeitschrift wie Träger596 , sondern auch viele andere Denkmalpfleger widersprachen dieser Meinung vehement.597 Die sich in der Fachwelt abzeichnende Uneinigkeit über das, was Denkmalpflege ausmacht, kam in den folgenden Jahren auch in der Politik an und brachte die deutsche Denkmalpflege seit dem Jahrtausendwechsel in eine Legitimationskrise. Öffentlich ausgerufen wurde diese von der kulturpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion Antje Vollmer, die im Jahr 2000 bei dem Architekturkritiker Dieter Hoffmann-Axthelm eine Streitschrift mit dem Titel »Kann die Denkmalpflege entstaatlicht werden?«598 in Auftrag gegeben hatte. Es gelang nicht über die breit in der Fachwelt, aber auch in der Presse diskutierten Inhalte, einen Aufbruch in Richtung einer größeren gesellschaftlichen Verantwortung für Denkmalpflege zu erreichen. Vielmehr machte sich eine noch größere Unsicherheit über

589 Altrock et al. 2010, S. 252. 590 Ibid., S. 253. 591 Ibid. Weiterhin wird präzisiert: »[…] welcher Ansatz sich letztlich bundesweit durchsetzen wird: Die »phobische« (vgl. auch insg. Bartezko 24.09.2009) Haltung der westdeutschen Denkmalpfleger, die bislang nur in Ausnahmefällen wie dem Goethehaus oder St. Michael in Hildesheim zustimmen konnten, oder die im Umgang teilweise deutlich unbefangeneren ostdeutschen.« 592 Meier 2019, S. 209. 593 Ibid. 2019, Altrock et al. 2010, S. 252-253. 594 Träger 1992. 595 Altrock et al. 2010, S. 253. 596 Mörsch 1992. 597 Mazzoni 2010, S. 101. 598 Hoffmann-Axthelm 2000.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

die gesellschaftliche Akzeptanz konservierender Denkmalpflege breit und viele sahen nach dem Denkmalberiff auch die Disziplin »öffentlich demontiert«599 . »Einen neuen Impuls«600 zu einer »Auseinandersetzung um eine moderne Denkmalpflege«, die »einem breiten Publikum bewusst gemacht« hat, »dass die Sicherung des bauhistorischen Erbes und die Fortentwicklung von Kultur und Wissenschaft unverzichtbare Grundlagen einer sich selbst bewussten, zukunftsfähigen Gesellschaft darstellen«, konnte auch die im Jahr 2005 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz veröffentlichte Dresdner Erklärung 2005601 nicht geben. Das von nahmhaften Denkmalpflegern unterzeichnete Papier richtet sich mit seinen 10 Thesen sowohl an die Gesellschaft wie auch an die Politik. Nach einem erneuten Versuch einer Positionierung der Denkmalpflege gegen die Rekonstruktionspraxis, wird die Allgemeinheit auf Zusammenhänge zwischen Denkmalpflege und aktuellen Schlagwörtern und Themenfeldern wie Identität, Ökologie, Nachhaltigkeit und kulturelle Bildung und gegen Populismus, Kommerzialisierung, Wegwerfmentalität eingeschworen. Vor allem an die Politik richten sich Statements gegen Hirarchisierung und Reduzierung der vorhandenen Denkmale und für die Verantwortung des Kulturstaats durch Aufrechterhaltung der gesetzlichen Unterstützungspflicht.602

599 Mazzoni 2010, S. 101. Unter dem Titel »Bilanz und Perspektiven« siehe auch die Beiträge des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz unter: www.dnk.de/Im_Fokus/n2372?node _id=2372&from_node=2402&beitrag_id=375, zuletzt geprüft am 10.01.2021. 600 Dieser und die folgenden Zitate stammen aus der Dresdner Erklärung des DNK, sh. DNK 2005, S. 1 601 DNK 2005. 602 Ibid.

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Die Suche nach Differenz

Verlassene Mühle in Halle an der Saale, 2019.

Martina Oeter

2.6.7

Viel Emotion auf allen Seiten

Die kommenden Jahre offenbarten in mehrfacher Hinsicht, dass die Appelle ungehört blieben. Zum einen gab es in verschiedenen Bundesländern Verwaltungsreformen zu Ungunsten des Denkmalschutzes,603 der »mit schwachem Gesetz und miserabler Finanzierung« zunehmend in die Zange genommen wurde604 und seither oft als dogmatisch und entwicklungshemmend abqualifiziert wird.605 Denkmalpfleger klagen darüber hinaus über marktorientierte Denkmalpflege,606 die zu massivem Denkmälerschwund vor allem im Bereich der kleinen und unspektakulären Geschichtszeugnisse in Westdeutschland607 und ganzer Altstadt-

603 604 605 606 607

Bernau 2008, S. 43; Cammann 2010, S. 48, Hubel 2013, S. 61. Greipl 2013, S. 40. Mazzoni 2010, S. 101. Siemes 2003, S. 37. Rautenberg 2007, S. 2, Finger 2007, S. 51.

2. Vom Vorwärtsgehen und Zurückschauen

quartiere aus dem 19. Jahrhundert in Ostdeutschland geführt hat,608 sowie den Sieg des Schönheitswertes über den historischen Zeugniswert.609 . Die von vielen Denkmalpflegern und Architekten befürworteten Grundsätze einer »ehrlichen Architektur und Denkmalpflege«, die mit der Nachkriegsmoderne scheinbar Wirklichkeit geworden waren, haben sich zunehmend aufgelöst und die entstehenden Bauten werden von Kritikern als »geschichts-, kunst- und denkmalfeindlich«610 empfunden. Rekonstruktionen, so wird beklagt, vermitteln fast immer ein konstruiert-harmonisiertes Geschichtsbild und reduzieren sich bezüglich Funktion, Konstruktion und Materialität auf einen schönen werbewirksamen Schein, mit dem historische Bauten nicht konkurrieren können.611 Einen »publizistischen Höhepunkt […], Rekonstruktionen zu einem quasi universalen Prinzip der Architektur und Denkmalpflege«612 machen zu wollen, erzielte ein 2008 abgehaltenes Symposium mit dem Titel »Das Prinzip Rekonstruktion« an der ETH Zürich mit Tagungsband613 sowie die hiermit in Zusammenhang stehende Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München und Publikation des Architekturmuseums der TU München.614 Vorgeworfen wurde der bewahrenden Denkmalpflege vor allem in der Rückschau, dass es nicht gelungen war, sich mehr und auch besser der Gesellschaft zu »erklären«615 . Auch mit Selbstkritik wird nicht gespart und immer wieder eingeräumt, dass das Gespräch mit der Gesellschaft als Auftraggeber der Denkmalpflege vernachlässigt worden ist. Ausgeblendet wird hierbei, dass, sofern es überhaupt jemals eine gesellschaftliche Diskreditierung von Rekonstruktion in Deutschland gegeben hat, sich diese auf den Druck der Kriegsschuld und eine in der Nachkriegszeit ausgerufene neue Moral zurückführen lässt.616 Bereits die dem Denkmalschutzjahr 1975 vorausgehenden Proteste und Bürgerbewegungen waren Ausdruck einer zunehmenden Sehnsucht nach »Erinnerungsarchitektur«, aber auch nach verloren geglaubter »Behaglichkeit«, wodurch sich die Gesellschaft nicht nur von »den architektonischen und räumlichen Formen seiner früheren Eroberer/Befreier«617 emanzipierte, sondern

608 609 610 611 612 613 614 615 616 617

Etscheit 2008, S. 11. Rautenberg 2000b, S. 34. Buttlar 2000, S. 4. Ibid. Meier 2019, S. 209. Hassler/Nerdinger 2010. Nerdinger 2010. Nassehi 2008, S. 68. Hellbrügge 2002, S. 3. Ashworth/Larkham 1994a, S. 159.

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Die Suche nach Differenz

auch von einer professionell-elitären Bau- und Geschmackspolitik.618 Die auf einem von der Denkmalpflege nicht hinreichend aufgeklärten Missverständnis beruhende Allianz zwischen protestierender Gesellschaft und Denkmalpflege gründete auf einem Misstrauen gegenüber modernem oder zeitgenössischem Bauen, dem Arroganz, Menschenfeindlichkeit und ebenfalls Denkmalfeindlichkeit vorgeworfen wurde.619 Der nach gesellschaftlicher Akzeptanz oder gar einem gesellschaftlichen Auftrag suchenden Denkmalpflege ist seit der zum Denkmalschutzjahr herausgearbeiteten Gegenüberstellung Alt = Schön und Neu = Hässlich keine Klarstellung dieses Missverständnisses gelungen. Der Umstand, dass die in den 1970er Jahren oft als hässlich diffamierte Architektur heute von der Denkmalpflege als schützenswert verteidigt wird, trägt zum gesellschaftlichen Unmut und Unverständnis über die Denkmalpflege bei. Auch einzelne Bürgerinitiativen, wie in den 1970er Jahren, können nicht über die Vermittlungsdefizite hinwegtäuschen, die dazu führen, dass ein großer Teil der Gesellschaft auch heute noch die Denkmalpflege mehr dem traditionellen Bauen verpflichtet sieht als der Authentizität. Eine vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Berlin herausgegebene Studie aus dem Jahr 2010 zu den gesellschaftlichen Positionen zum Wiederaufbau bzw. der Rekonstruktion verlorener Bauten und Räume in Deutschland fand deutliche Hinweise darauf, dass die vorgenannten Hintergründe dazu führen, dass sich das Engagement von Bürgerinitiativen vor allem auf Rekonstruktionen verlorener Gebäude konzentriert.620 So binden sie Finanzmittel, die der Denkmalpflege fehlen.621 Der neue Historismus, in dem sich historische Bauten und historisierende Neubauten zunehmend ähneln, zeigt hierbei, dass »die Bürger den Unterschied zwischen einem Baudenkmal und einem Neubau in alten Stilformen nicht mehr in seiner Tragweite wahrnehmen«622 und historisierende Neubauten meist nur als Rekonstruktionen historischer Bauten getarnt sind. Deshalb sollte nicht von ei-

618 Ausführlich wird dargelegt: »Damit verharrt die Diskussion ganz wesentlich in der Vorstellung, dass die Bürgerinnen und Bürger als Laien mehr oder weniger grundsätzlich nicht in der Lage seien, über die Gestalt ihrer Stadt zu entscheiden. Eine vor allem insofern wenig hilfreiche Haltung, als dadurch zum einen ein professionellelitärer Hegemonialgeschmack propagiert und der darin enthaltene Rahmen für Bürgerbeteiligung in Gestaltfragen nicht geklärt wird und zum anderen unterschiedliche Fähigkeiten und Haltungen innerhalb der Bevölkerung sowie das daraus erwachsende Konfliktpotenzial nicht beachtet werden«, sh. Altrock 2010, S. 270. 619 Tietz 2008, S. 1. 620 Ibid., S. 81-82. 621 Mörsch 2013, S. 2. 622 Hubel 2011c, S. 327.

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ner Rekonstruktionspraxis gesprochen werden, sondern von einem »emotionalen Post-Historismus«623 . Aber auch die fachinternen Diskussionen haben nicht hinreichend herausarbeiten können, dass materielle Authentizität nicht als eine nur von Hardlinern des Faches vertretene Ideologie zu bewerten ist, sondern einen Schatz an Wissen über historische Materialien und Techniken darstellt, der sich fortwährend durch bisher nicht erschlossene Details erweitert, sofern diese nicht zerstört werden. Dies wiegt umso schwerer, als nachweislich auch unter Fachleuten die Fiktion »einer völligen Verfügbarkeit alles Gewesenen«624 kursiert und Rekonstruktionen allenfalls als moralisch verwerflich, aber technisch machbar bewertet. Dem entsprechend besteht auch in der Denkmalpflege keine einheitliche Position gegenüber der »postmodernen oder nachmodernen Rekonstruktionswelle«625 . Man wähnt sich bei Rekonstruktionen dank einer zunehmend verwissenschaftlichten Bauforschung nahe am verlorenen Original.626 Der »Iconic turn« von einer den geschichtlichen Fakten verpflichteten Disziplin hin zu einer medienwirksamen Bildwissenschaft gibt hierbei vor, ein akzeptables Zugeständnis an den Zeitgeist zu sein.627 Aber selbst dort, wo grundsätzlich Position gegen Baurekonstruktionen bezogen wird, werden einzelne Rekonstruktionen, wie die der polnischen Altstädte von Warschau und Danzig oder der Frauenkirche in Dresden, mit den besonderen politischen und historischen Situationen gerechtfertigt. Da jedoch auch in diesen Fällen nicht das durch den Krieg Zerstörte, sondern ältere, zum Teil auf nur bruchstückhafter Dokumentation beruhende Zustände, als »Symbole kultureller und nationalpolitischer Identität«628 rekonstruiert wurden, die ihrerseits in einigen Fällen eine Zerstörung noch vorhandener Denkmalsubstanz bedeuteten, sind gerade diese Bauten Zeugnisse einer bewussten Geschichtskorrektur. Auch wenn

623 Der Dresdner Kunsthistoriker Jürgen Paul unterschied 2007 in einer Rede auf dem Denkmalschutzforum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin als Erklärung für den Erfolg der neuen historisierenden Architektur zwischen »intellektueller und emotionaler Kultur«. Die Moderne wird in diesem Sinn als intellektuell, jedoch maschinell, synthetisch und hässlich abgewertet, sh. Guratzsch 2007. Ergänzend definiert Schröer postmodernes Denken ein generelles Misstrauen gegenüber Expertenwissen beinhaltend und alles als sozial konstruiert demaskierend, sh. Schröer 2014, S. 95. Der Trend zum Bau als schön und heimatlich empfundener Architektur, der meist auch ein Misstrauen gegenüber der als Establishment empfundenen Architektenschaft und Denkmalpflege beinhaltet, kann in diesem Sinn als emotionaler Post-stil bezeichnet werden. 624 Rautenberg 2002, S. 34, in Altrock 2010, S. 251. 625 Altrock 2010, S. 11. 626 Hellbrügge 2002, S. 4. 627 Mazzoni 2007, S. 30. 628 Habich 2013, S. 14.

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der »Wiederaufbau nach Katastrophen als ein zutiefst menschliches Anliegen«629 , oder als Widerstand gegen Diktaturen gar als moralische Pflicht630 gerechtfertigt wird, begibt sich die Denkmalpflege durch die Legitimation derartiger Sonderfälle auf möglicherweise politisch korrektes, aber gesellschaftlich ungesundes Terrain. Hierdurch wird nicht nur vermittelt, dass es rechtmäßig ist, tragisch-ungerechte Geschichte zu korrigieren, sondern auch, dass dies ein adäquates Mittel ist, das Trauma des Verlusts aufzuarbeiten und zu lindern.631 Der hierdurch befeuerte Wettkampf um Identitätsfindung durch Rekonstruktion verlorener Denkmale zur Rückgewinnung einstiger politischer und kultureller Bedeutung hat im wiedervereinigten Deutschland das gesellschaftliche Unverständnis gegenüber den Vergangenheitswerten als den wichtigsten Denkmalwerten weiter verschärft, wie auch der polnischen Öffentlichkeit dank der Stadtrekonstruktionen nach dem Krieg ein problematisches Denkmalverständnis bescheinigt wird.632 Dies ist weiterhin eine Folge der mangelnden gesellschaftlichen Aufarbeitung und für die derzeitige Krise der Denkmalpflege mitverantwortlich.633 Für die aktuelle Situation in Deutschland ist eine 2015 im Auftrag der ZEIT-Stiftung durchgeführte Befragung zum Thema »Denkmalschutz«634 erhellend. Die Stiftung beurteilt das Ergebnis als durchweg positiv und überschreibt es auf ihrer Internetseite mit: »›Bewahren wollen‹ – ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft. Die Umfrage im Auftrag der ZEIT-Stiftung ergibt hohe Wertschätzung für den Kulturerhalt«.635 Sieht man sich die Ergebnisse im Detail an, zeigt sich jedoch ein anderes Bild. 50 % der Befragten meinten, dass häufig Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden, deren Erhalt nicht im kulturellen Interesse der Gesamtbevölkerung und eher nicht notwendig bis überflüssig sei. Weiter wurde erfragt, welche historischen Gebäude vorrangig erhalten werden sollten. Interessanterweise wurden überhaupt nur drei Kategorien, erstens Schlösser, Burgen, Herrenhäuser, zweitens Sakralbauten und drittens Wirkungsstätten und Wohnhäuser bedeutender Persönlichkeiten zur Auswahl gestellt. Die beiden ersten Kategorien erhielten noch über

629 630 631 632 633

Petzet 1995b, S. 7. Denslagen 2009, S. 87. Schäbitz 2007, S. 5. Habich 2013, S. 15. Über die Kürzung des Budgets und Kompetenzbeschneidungen der deutschen Landesämter für Denkmalpflege sh. Greipl 2013, S. 40; Hubel 2013, S. 61; Hubel 2011b, S. 156; Cammann 2010, S. 48; Mazzoni 2010, S. 101; Bernau 2008, S. 43. 634 Die forsa Politik- und Sozialforschung GmbH hat die Erhebung vom 26. bis 29. Mai 2015 mithilfe computergestützter Telefoninterviews durchgeführt. Insgesamt wurden 1.003 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Bürger ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt, sh. forsa 2015. 635 https://www.zeit-stiftung.de/presse/detail/897 (Zugriff 31.10.19).

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90 % Zustimmung636 , während den Erhalt von Wirkungsstätten und Wohnhäusern nur noch 16 % der Befragten als sehr wichtig und 47 % als wichtig ansahen. Andere Denkmalkategorien wurden in der Befragung nicht erfasst. Lediglich der Wert moderner Architektur wurde abgefragt und deren Bedeutung für die Zukunft von einem Großteil der Befragten als gering eingeschätzt.637 Die Ergebnisse der in Deutschland durchgeführten Studie deuten in die Richtung eines nach wie vor bestehenden Widerstands gegen die Denkmalpflege- und schutzpolitik, die auch unschönem und schwierigem Kulturerbe und der von vielen Bürgern heute offensichtlich als wertlos beurteilten Architektur der Moderne einen gesellschaftlichen Wert beimisst.638 Trotz deutlich schwindender Finanzmittel und Kompetenzen der Denkmalpflege in Deutschland halten fast zwei Drittel der Befragten, und hier vor allem die jüngere Generation, das Engagement für den Erhalt von Baukultur für ausreichend.639 Obwohl in Deutschland vor allem der Wunsch, nicht mehr existente historische Gebäude zu rekonstruieren, auf besonders fruchtbaren Boden zu fallen scheint,640 sind die für einen Erklärungsversuch herangezogenen Gründe, wie die Suche nach Identität und einer Leitkultur im Prozess fortschreitender Individualisierung und Orientierungslosigkeit, aber auch Konsumorientierung und neuer ästhetischer Ansprüche einer Erlebnisgesellschaft,641 keine spezifisch deutschen Phänomene und der gewisse Parallelen zeigende Reliquienkult642 kein Phänomen unserer Zeit. Vor allem ist die deutsche Situation nicht losgelöst von internationalen Tendenzen zu beurteilen. Nicht nur die deutsche Fachwelt, sondern die globale substanzerhaltende Denkmalpflege wurde seit den 1990er Jahren zunehmend herausgefordert. Die 1994 veranstaltete Konferenz im japanischen Nara, wo unter dem Schlagwort der Authentizität auch die Legitimation von Rekonstruktionsbauten

636 53 % aller Befragten beurteilten den Erhalt von Schlössern, Burgen oder Herrenhäusern als sehr wichtig, weitere 41 % als wichtig. Den Erhalt von Sakralgebäuden wie Kirchen, Dome oder Klöster sehen 48 % als sehr wichtig, 43 % als wichtig an. In dieses Bild passt auch die von Achim Hubel dargelegte Problematik, dass gerade »kleinere und auf den ersten Blick unscheinbare Denkmäler« akut gefährdet sind, obwohl sie »gerade für die Qualität der Städte und Kulturlandschaften von hoher Bedeutung sind«, sh. Hubel 2013, S. 61. 637 Nur 16 % der Befragten schätzten moderne Architektur grundsätzlich als qualitativ so hochwertig ein, dass diese auch in 50 oder 100 Jahren noch wertgeschätzt werde. 15 % meinten sogar, dass dies auf kein modernes Gebäude zutreffe. 638 Eine ähnliche Umfrage, im April 2013 auf dem Internetforum b.kult vorgestellt, kommt laut Marion Wohlleben zu ähnlichen Ergebnissen, sh. Wohlleben 2014, S. 33. 639 forsa 2015, S. 10. 640 Altrock 2010, S. 16. 641 Ibid., S. 16-20. 642 Ibid., S. 59.

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verhandelt wurde, warf bereits ihren Schatten und legt den globalen Trend zur Neuverhandlung der Thematik offen.643

643 Siehe Kapitel 5.3.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

Ausgrabung in Abu Simbel, Ägypten, 1905.

Unbekannt, Wikimedia Commons

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Die Suche nach Differenz

3.1

Der Erhalt des kulturellen Erbes im Zeichen von Eurozentrismus und Internationalisierung

Die Vorstellung, dass Denkmalpflege im Grunde eine europäische Erfindung ist, ist weltweit anerkannt und bestimmt noch immer die Polarisierung der internationalen Debatten. Nicht nur im Bereich Denkmalpflege, sondern auch in der Kolonialismus-Forschung wird von einer in der westlichen Gesellschaft allgemein akzeptierten und von religiösem Kult losgelösten Verehrung historischer Geschichtszeugnisse ausgegangen, die eine in andere Weltgegenden exportierte Form von Hegemonie gewesen sei. Bei dieser Sichtweise werden entscheidende Faktoren ausgeklammert. Jürgen Osterhammel zufolge waren die Jahrzehnte um 1800 eine weit über Europa hinausgehende Krise weltweiter Kräfteverschiebungen in den einstigen Großreichen. Für ihn greift nicht nur die Vorstellung einer »europäischen Doppelrevolution«1 zu kurz. Auch die von Historikern oft dargestellte »Atlantische Revolution« unter Einbeziehung Amerikas beschreibt nicht angemessen den Umfang der einschneidenden weltweiten Veränderungen dieses Zeitalters.2 Zudem wird bei der Vorstellung von Europa als Wiege der Denkmalpflege vernachlässigt, dass in Europa zu allen Zeiten, wie auch heute noch, unterschiedliche Konzepte für den Umgang mit Geschichtszeugnissen im Widerstreit lagen3 und es neben dem Wunsch zu bewahren auch immer Strömungen gab, Geschichte durch Restaurierung oder Rekonstruktion ungeschehen zu machen oder zu überhöhen, dem Selbstbild einer westlichen Moderne zu opfern, oder schlicht andere Werte in den Vordergrund zu stellen. Es muss aber nicht nur dem Bild widersprochen werden, dass in Europa die moderne Denkmalpflege ihren Ursprung hat4 und wir durch unsere spezifisch westliche Moderne ein besonderes Verhältnis zu unseren historischen Kulturzeugnissen entwickelt haben. Auch die kritische Beurteilung einer rein auf Nostalgie

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Französische Revolution und Industrielle Revolution. Osterhammel 2011, S. 107. Noch einen Schritt weiter geht Bachmann-Medick. Sie sieht auch Osterhammel noch sehr verhaftet in »eurozentrisch universalen Bezugsgrößen des Kulturvergleichs«, sh. Bachmann-Medick 2016, S. 5. Beispielsweise der Konflikt zwischen religiösen Belangen und verwissenschaftlichter Denkmalpflege kann bis heute nicht aufgelöst werden. Sh. hierzu Sengupta 2013, S. 179. Großbritannien verabschiedete 1882 sein erstes Denkmalschutzgesetz (»Ancient Monuments Act«) und der National Trust (https://www.nationaltrust.org.uk/features/about-the-national-tr ust, Zugriff 31.10.19) wurde 1895 gegründet, während Japan bereits 1871 die Erforschung und den Erhalt von Altertümern beschloss und dieses Gesetz 1897 auf den Schutz von religiösen Gebäuden ausweitete. Auch in weiten Teilen Lateinamerikas war zu dieser Zeit ein zunehmender Trend zu beobachten, ein nationales Bewusstsein durch bedeutende Kulturerbestätten zu generieren, sh. Betts/Ross 2015a, S. 10-11.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

und Nationalismus basierenden modernen »Denkmalobsession«5 greift deutlich zu kurz, da auch diese Sichtweise die weit über die westliche Welt hinausgehenden Wechselwirkungen mit anderen Weltgegenden ausklammert.6 Sicherlich versetzte die wachsende Vorherrschaft die westliche Welt im 19. Jahrhundert in die Lage, das Narrativ der Weltgeschichte entscheidend zu beeinflussen. Dennoch sind das Konzept des Kulturerbes und das der Denkmalpflege keine europäischen oder westlichen Produkte, die anderen Kulturen übergestülpt wurden, sondern können nur als Resultat eines globalen Aushandlungsprozesses über Vergangenheit und Zukunft und über Traditionen und Moderne verstanden werden.7 Wie grundsätzlich der Erhalt materieller Zeugnisse nicht frei von Machtdemonstration oder Machtstreben über die eigenen Grenzen hinaus ist, bewegt sich auch das moderne Konzept des Kulturerbes und des Kulturerbeerhalts in diesem Spannungsfeld und ist eng verwoben mit der Zeit des Imperialismus.8 Spätestens ab dem 19. Jahrhundert legitimierten, steigerten und stärkten sich die imperialistische Expansion und der sich um diese Zeit etablierende Kulturerbeerhalt gegenseitig.9 Der Imperialismus spielte durch den permanenten Fluss von Menschen, Objekten und Ideen, aber auch durch den ausgeprägten Hunger nach Wissen und Macht über fremde Kulturen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Denkmalpflege und Kulturerbeerhalt.

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›heritage obsession‹, sh. Swenson 2013b, S. 8. Swenson 2013b, S. 8. Bayly 2008, S. 16. Auch Juneja und Falser kritisieren den westlichen Fortschrittsnarrativ, der der Erzählung einer »uralten, einzigartigen Kultur« in den nichteuropäischen Ländern gegenübergestellt wird und historische Prozesse der Verflechtung und Überlagerung ausblendet, um (nationale) Identität zu stiften, in: Juneja/Falser 2013, S. 22. Osterhammel legt dar, dass viele Komponenten, die die Moderne einläuteten, in der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert auch außerhalb der westlichen Welt anzutreffen waren. Dies war einerseits der »politische Modernisierungsschub«, der durch eine Welle der Revolutionen Monarchien auf der ganzen Welt hinwegfegte, aber auch ein sich artikulierendes kritisches Selbstbewusstsein, die Entwicklung der freien Presse und Urbanität, sh. Osterhammel 2011, S. 453. Betts/Ross 2015b, S. 11. Verwendet wird hier der Begriff ›Imperialismus‹ als Überbegriff zu ›Kolonialismus‹ und ›Imperialismus‹. Oft werden die Begriffe synonym verwendet, jedoch gibt es auch immer wieder Versuche sie voneinander zu trennen. Beides lässt sich als Eroberung fremder Gebiete zur ökonomischen und strategischen Verbesserung im Mutterland definieren. Wo beim ›Kolonialismus‹ meist die Kontrolle der Gebiete durch eine größere Anzahl dort angesiedelter Einwanderer im Vordergrund steht, wird der Begriff ›Imperialismus‹ eher für die administrative Kontrolle bis Unterdrückung von Seiten einer Macht über entfernte Territorien gebraucht. Sh. hierzu Stanford Encyclopedia of Philosophy zum Begriff Colonialism: https://plato.stanford.edu/entries/colonialism/(Zugriff 31.10.19). Swenson 2013b, S. 8.

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Im Laufe des Festigungsprozesses der europäischen Imperien verschob sich die Profilierung als Kulturnation zunehmend vom Besitz der Kulturschätze zum Kulturerbeerhalt. Einerseits war innerhalb des europäischen Aushandlungsprozesses um nationale Kunststile immer deutlicher geworden, dass es diese nicht in der gewünschten Deutlichkeit gab und sie sich deshalb nicht zur Profilierung im Sinne einer höheren Zivilisation oder einer Kulturnation eigneten. Andererseits wurden mit dem Wiener Kongress 1814 die Praktiken des Kunstraubs, zumindest innerhalb Europas, geächtet. Auch wenn, oder gerade weil es weiterhin gängige Praxis blieb, mobile Kunstwerke nach Europa zu verbringen10 und dies damit legitimiert wurde, dass sie hier besser erforscht und konserviert werden könnten und im Übrigen nur hier wirklich wertgeschätzt seien11 , wurde der Erhalt des Kulturerbes ein immer wichtigeres Kriterium für Zivilisiertheit und Kultiviertheit einer Nation. Die hiermit verbundene Verwissenschaftlichung der Kunstdokumentation war auch an den Umstand gekoppelt, dass durch die Machterweiterung der europäischen Imperien Kunstwerke in abgelegenen Weltgegenden bekannt wurden. Der Entdeckung von außereuropäischen Kulturschätzen folgte eine wissenschaftliche Untersuchung, die umso wichtiger wurde, da oft die Dokumentation und Publizierung der Funde die einzige Möglichkeit des Erhalts für die Nachwelt darzustellen schien. Weder war eine Konservierung der Zeugnisse möglich, noch ging man davon aus, dass jemals die Öffentlichkeit Zugang zu diesen Schätzen haben würde.12 Kolonien und imperiale Einflussgebiete wurden zu Experimentierfeldern der Denkmalpflege. So erhielten außereuropäische Gesellschaften Teilhabe an der Entwicklung der modernen Denkmalpflege. Europäische Denkmalpfleger können in keiner Weise verallgemeinernd als enthusiastische Vertreter des Imperialismus gesehen werden. Dennoch wurde das System Denkmalpflege in die Politik des Imperialismus verstrickt.13 Andererseits dachten und handelten Denkmalpfleger internationaler als gemeinhin dargestellt wird. Neben aller Rivalität der Imperien und Kolonialmächte wurden in diesem

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Zwischen den 1790er Jahren und dem Wiener Kongress verbrachten die französischen Truppen Unmengen von geraubten Kunstschätzen aus den eroberten Territorien nach Frankreich. Nach der Eroberung Ägyptens im Jahre 1798 durch Napoleon lieferten sich Frankreich und Großbritannien einen erbitterten Kulturkrieg bei der Sammlung von Kunst. Swenson zitiert Maya Jasanoff, die darlegt, dass die Trophäensammlung auch dazu genutzt wurde, über fehlende imperiale Macht hinwegzutäuschen und dass die Verfestigung der Macht mit der Fokusverschiebung vom Kunstraub zum Kunsterhalt einherging, in: Jasanoff, M. (2006) Edge of Empire, S. 313, sh. Swenson 2013b, S. 22-23. »All the monuments of antiquity belonged to the leamed of Europe because they alone know how to appreciate them«, in: Captain E. de Verninac Saint-Maur, Voyages de Luxor (n.p., 1835), zitiert in Reid, D. M. (2002) Whose pharaohs?, S. 1, sh. Swenson 2013b, S. 23. Yates 2013, S. 217-225. Swenson 2013b, S. 5.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

Rahmen durch internationale Kongresse, Konventionen und Kampagnen zur Rettung bedeutender Kunstschätze wichtige transnationale Kontakte geknüpft. Dies geschah beispielsweise zwischen der British Society for the Protection of Ancient Buildings (SPAB)14 und seiner französischen Entsprechung L’Ami des Monuments15 im Rahmen der Kampagnen für das ägyptische Kulturerbe. Denkmalpfleger wie die des SPAB setzten sich aktiv für Denkmalpflegeinteressen nicht nur in Europa, sondern auch in Nordafrika, dem Nahen Osten und dem indischen Subkontinent ein. Hier sah man nicht nur ein großes Betätigungsfeld, sondern versprach sich auch mehr Einfluss auf einen konservierenden Erhalt vieler stark beschädigter Monumente, als in England oder in Europa durchzusetzen war.16 Besonders deutlich wird bei der Betrachtung der Zusammenhänge zwischen Denkmalpflege und Imperialismus aber auch, dass die Gesellschaften außerhalb des Westens »keine passiven Empfänger westlicher Gaben oder träge Opfer des Westens« waren, sondern westliche Ideen aufgriffen und umformten und an der zunehmenden »Verwobenheit der Welt« Anteil hatten.17 Im Zentrum stehen hier der Wettstreit der Imperialmächte untereinander und die Selbstbehauptungsstrategien der außereuropäischen Völker, die gleichermaßen den Erhalt von Kulturschätzen zur Durchsetzung ihrer Interessen genutzt, oder ihre »Provinzialisierung«18 und ihre Traditionen als Gegenbild zur westlichen Moderne konstruiert haben. Durch diese Wechselbeziehungen wurde auch die Denkmalpflege in Europa entscheidend beeinflusst und die Kontroversen der modernen Denkmalpflege in der Welt verankert.19 Die Geschichte der Denkmalpflege zeigt zudem einen engen Zusammenhang zwischen Krieg und Internationalisierung sowie Institutionalisierung des Kultur14 15 16 17

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1877 gegründet mit dem Ziel sich für die Konservierung von historischen Gebäuden einzusetzen, www.spab.org.uk/(Zugriff 31.10.19). 1887 gegründet, sh. auch: https://fr.wikisource.org/wiki/L%E2%80%99Ami_des_monuments /1/Introduction (Zugriff 31.10.19). SPAB, Annual Report, 2 (1879), p. 23, zitiert in Swenson 2013b, S. 4, Swenson 2013b, S. 4-27. Auch Juneja und Falser gehen von einer globalen Verbreitung und Akzeptanz oder Umdeutung und Aneignung von »modernezeitlichen Typologien und Methoden« des Konzeptes ›Kulturerbe‹ in anderen Weltgegenden während und nach der Kolonisierung aus, die für die Konstruktion der postkolonial/nationalen Identitätsversicherung herangezogen wurden. Sh. Juneja/Falser 2013, S. 21. Chakrabarty verwendet den Begriff der ›Provinzialisierung‹: seit dem 19. Jahrhundert war Europa der Maßstab für Moderne und Interpretation von Weltgeschichte, sodass sich außereuropäische Gesellschaften als Gegenwehr in ihre Provinzialität zurückzogen, sh. Chakrabarty 2010. Auch Juneja und Falser verwenden den Begriff der ›(Re-)Provinzialisierung‹ und sehen diese als Tendenz der letzten Jahrzehnte vor allem in den asiatischen Staaten, die sich als Reaktion auf die globalen Kulturerbe-Definitionen auf ihre Eigenheit besinnen, sh. Juneja/Falser 2013, S. 33-34. Sengupta 2013; Swenson 2013b; Swenson 2016, S. 14; sh. auch Sand 2015.

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erbeerhalts. Wegweisende internationale Vereinbarungen waren immer auch eine Folge großer Zerstörungen. Diese Globalisierung des Kulturerbeerhalts setzte nicht erst im 20. Jahrhundert mit der Gründung internationaler Institutionen ein. Bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts sind zahlreiche diplomatische und bürgerliche Initiativen dokumentiert. Astrid Swenson spricht von einer selbstbewussten Bewegung von »Kulturerbe-Internationalisten«20 , die sich für die Idee eines globalen Kulturerbes oder zumindest länderübergreifende Schutzstrategien einsetzten, um mit Hilfe des Kulturerbes internationale Vernetzung zu fördern, oder mit Hilfe internationaler Vernetzung Kulturerbe zu bewahren.21

Lord Rothschilds Zebra-Kutsche vor der Royal Albert Hall in London, 1898.

Unbekannt, https://retronaut.com

3.2

Der Okzident erfindet sich selbst – eine Horizonterweiterung zwischen Modernebezug und Zivilisierungsmission

Es passt gut in die Idee, die wir uns vom vorausgehenden 18. Jahrhundert in Europa machen, dass bereits 175822 im Zeichen einer kosmopolitisch eingestellten 20 21 22

Swenson 2016, S. 6. Swenson benutzt den Begriff ›Heritage Internationals‹, um zu verdeutlichen, dass es durchaus ein weitgespanntes weltweites Netzwerk gab. Ibid., S. 2-8. de Vattel, E. (1758) The Law of Nations.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

intellektuellen Welt der Aufklärung23 formuliert wurde, Kulturschätze als ein Gut anzusehen das der gesamten Menschheit gehört.24 Dass die Aufklärung kein rein europäisches Projekt war, weiß man seit langem von Montesquieus, Voltaires oder auch Lessings Interesse an außereuropäischen Kulturen. Weniger verbreitet ist hingegen das Wissen über den Umfang der außereuropäischen Einflüsse auf die Aufklärung und die Ausstrahlung der Aufklärung auf außereuropäische Kulturen.25 Die vor allem in den letzten Jahrzehnten unternommene wissenschaftliche Aufarbeitung der europäischen Aufklärung in internationalen Zusammenhängen zeigt26 , dass der »Glanz, der von Paris, Glasgow oder Göttingen ausging« nicht nur in die europäische Peripherie ausstrahlte, sondern »in Lima, Kalkutta, Batavia oder Kapstadt […] Impulse aus Europa kreativ aufgegriffen«27 wurden. Eine Vernetzung über die europäischen Grenzen hinweg hat in weitem Umfang stattgefunden, und die Asiatick Society28 oder die Jesuitenmissionare am Hof des Kaisers von China wurden zu wichtigen Bindegliedern der Kommunikation zwischen europäischen und außereuropäischen Intellektuellen.29 Vor allem der Einfluss Asiens auf Europa wird zur Zeit der Aufklärung sogar größer eingeschätzt als umgekehrt. Nicht nur der Warentransport von Ost nach West wirkte sich ökonomisch und kulturell aus. Berichte über die großen Weisen Asiens und ihre Lehren, allen voran den Konfuzianismus30 schienen aufzuzeigen, dass in Asien seit fast zwei Jahrtausenden »Philosophen vom Typ der französischen Aufklärungsintellektuellen«31 tätig waren. Auch Jürgen Osterhammel beschreibt ein Europa, das bis etwa 1800 anderen Weltgegenden, allen voran den hoch entwickelten Zivilisationen des Ostens, aufgeschlossen und auch bewundernd gegenübergetreten war und den »schriftbesitzenden und sesshaften Hochkulturen […] so etwas wie die Solidarität 23 24 25

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Osterhammel 2010, S. 18. Jokilehto 2005: 397; Swenson 2013a, S. 221. Osterhammel 2010, S. 405-406. Osterhammel nennt Literatur, die sich mit der Relativierung des konventionellen Bildes der Aufklärung auseinandersetzt: Venturi, F. (1972). Europe des Lumières. Recherches sur le XVIIIe siècle. Paris, La Haye : Mouton. Osterhammel (2010, S. 406) nennt hier z.B. Tortarolo, E. (1999) L’illuminismo. Ragioni e dubbi della modernità. Rom, S. Carocci Editore; Pokock, J.G.A. (2005) Barbarism and Religion, Savages and Empires. Cambridge: Cambridge University Press; Outram, D. (2006) Aufbruch in die Moderne. Die Epoche der Aufklärung. Stuttgart: Belser Verlag; Kraus, A., Renner, A. Hg. (2008) Orte eigener Vernunft. Europäische Aufklärung jenseits der Zentren. Frankfurt a.M.: Campus. Osterhammel 2010, S. 406. Gelehrtengesellschaft zur Förderung der Orientwissenschaften mit Sitz in Calkutta, BritischIndien, gegründet von Sir William Jones im Januar 1784. 1825 umbenannt in The Asiatic Society. Osterhammel 2010, S. 406. Konfuzius (551 v. Chr. – 479 v. Chr.) war chinesischer Philosoph und Begründer der Philosophie des Konfuzianismus. Rothholz 1997, S. 54.

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der Zivilisierten«32 entgegengebracht hatte. Ob es um die Anerkennung eines relativen Wohlstands der Bevölkerung und Leistungen in Städtebau, Landwirtschaft, Gartenbau oder Wasserbau in Ländern Südostasiens ging, oder die gut ausgebaute Bürokratie in China gelobt wurde, Europa zollte anderen Weltgegenden Anerkennung. Osterhammel sieht vor Ende des 18. Jahrhunderts kaum Anzeichen einer klassifizierenden Einteilung der Welt in »Orient« und »Okzident« oder eines Zusammenpralls der Kulturen.33 Die im 17. Jahrhundert noch vorherrschende Bewunderung für asiatische Hofund Stadtkultur34 wich offensichtlich im Laufe des 18. Jahrhunderts der intellektuellen Herausforderung, sich mit außereuropäischen Zivilisationen zu messen35 und die europäische Herrschaft auszudehnen. Unter den europäischen Aufklärern befanden sich einflussreiche Kritiker des Imperialismus, allen voran Jeremy Bentham, der Marquis de Condorcet, Denis Diderot und Adam Smith36 , Voltaire, Edmund Burke und Edward Gibbon37 . Auch in Deutschland gab es heftige Ablehnung der Ausweitung europäischer Herrschaft auf außereuropäische Gebiete, wie beispielsweise von Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, Georg Forster, Johann Gottlieb Fichte oder Alexander von Humboldt38 vorgetragen, die sich mit der Kritik

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Osterhammel 2010, S. 312. Ibid., S. 20, 66, 314, 331-383. Die Veränderung der Sichtweise auf andere Weltgegenden bis zum 19. Jahrhundert bezieht sich hier allerdings mehr auf Europa. Die Sicht beispielsweise Chinas auf Europa hat sich in dieser Zeit weniger geändert. China wird aufgrund seiner Größe aber auch seines kulturellen Selbstbewusstseins bis ins 19. Jahrhundert ein auf sich selbst bezogenes Weltbild attestiert. Man wusste kaum etwas über und interessierte sich sehr wenig für Europa. Erst in den 1890er Jahren befassten sich viele chinesische Intellektuelle mit dem Westen und setzten sich mit Begriffen wie »Nation« und »modern« auseinander, sh. Mishra 2013, S. 167-169, 183. Das kaiserliche Rom, das im 2. Jahrhundert n. Chr. die Millionengrenze erreichte, war ein Sonderfall der Geschichte. Ansonsten lagen die bevölkerungsreichsten Städte der Welt lange Zeit außerhalb Europas. Urbanisierung war ein Phänomen, das losgelöst von Industrialisierung gesehen werden muss, denn nicht nur in Europa, sondern weltweit war ab 1850 der höchste Grad an Verstädterung in der Geschichte erreicht. Sh. hierzu: Osterhammel 2011, S. 380. Mishra 2013, S. 383; Osterhammel 2010, S. 377. Muthu 2003, S. 2. Obwohl ihre Ansichten und Philosophien sehr unterschiedlich bis gegensätzlich waren, haben sie doch die Ideen einer Pluralität individueller und kollektiver Lebensweisen, einer Anerkennung der menschlichen Würde und einer universellen Verpflichtung zu ethischer und politischer Humanität geteilt oder im Namen von historischer Erfahrung und praktischer Vernunft vor einer übertriebenen Ideologisierung gewarnt. Sh. hierzu ausführlich: Muthu 2003. Osterhammel 2010, S. 308. Ibid., S. 66, Décultot 2016, S 74-75.

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allerdings leichter taten, da Deutschland erst ab 1884 an der kolonialen Aufteilung der Welt Anteil hatte.39 Im Großen und Ganzen wird Europa bescheinigt, noch Mitte des 18. Jahrhunderts die meisten außereuropäischen Gesellschaften im Geiste der Aufklärung wenigstens fähig zur Selbstbestimmung und Freiheit gesehen zu haben, aber doch im Despotismus ihrer Herrscher gefangen und unfähig zur Selbstbefreiung, wie Montesquieu mit seiner Lehre vom Despotismus darlegte.40 Die Aufklärungskritik, die vor allem ab den 1990er Jahren im Rahmen der Postkolonialismusforschung an Fahrt gewann, spricht allerdings auch die Kritiker imperialistischer Expansion nicht frei von Anmaßung und Eurozentrismus41 und unterstellt bereits dem frühen europäischen Entdeckertum und seiner intellektuellen Neugier einen imperialen Beherrschungswillen.42 Demnach wurde das Konzept der Rückständigkeit, in der Zeit des Imperialismus ein immer wichtigerer Pfeiler in der Gegenüberstellung von ›Westen‹ und ›Antiwesten‹43 , bereits im 18. Jahrhundert verwendet, um den Rest der Welt einem aufgeklärten Europa gegenüberzustellen. Auch eine rassistische Vorverurteilung gegenüber außereuropäischen Völkern war geläufig.44 Auch Osterhammel sieht in den aufklärerischen Werten und Haltungen zumindest einen unter mehreren Faktoren der neuen europäischen Selbstbezogenheit

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1682-1717 gab es nur eine brandenburgische Kolonie unter Kurfürst Friedrich Wilhelm, der im heutigen Ghana in Westafrika die Festung Groß Friedrichsburg aufbaute, um von dort aus mit Sklaven, Elfenbein, Gold, Gummi, Straußenfedern und Salz zu handeln, sh. www.deutscheschutzgebiete.de/grossfriedrichsburg.htm (Zugriff 31.10.19). Diese ganz vom Eigeninteresse des obersten Machthabers bestimmte Regierungsform sei Asiaten eher gemäß als Europäern. Montesquieu, Charles de Secondat de (1748) De l’esprit des loix. Deutsche Übersetzung: Vom Geist der Gesetze. Reclam, 1994. Auch der Imperialismuskritiker Condorcet (1743-1794) sieht das aufgeklärte Europa überlegen gegenüber anderen Weltgegenden und schreibt 1793: »Unsere Handelsmonopole, unsere Verrätereien, unsere grausame Missachtung der Menschen anderer Farbe oder anderen Glaubens, die Frechheit unserer widerrechtlichen Anmaßungen, die maßlose Bekehrungssucht und die Intrigen unserer Priester! Ihr werdet sehen, wie all dies das Gefühl der Achtung und des Wohlwollens zerstört, welches uns die Überlegenheit unserer Aufklärung und die Vorteile unseres Handels zunächst eingebracht hatten«, in: Condorcet, Marquis de, Entwurf (1976), S. 195f., sh. Osterhammel 2010, S. 400. Ibid., S. 407. Spivak spricht in diesem Sinne von einer Affinität zwischen Imperialismus und Humanismus, sh. Spivak 2008, S. 202. Am Bild des ›Eingeborenen‹ lässt sich die zunehmende Polarisierung nachzeichnen. Zwischen spätem 18. und mittlerem 19. Jahrhundert wandelt sich die Bedeutung des Ausdrucks vom edlen, tüchtigen Handwerker und Führer und Restposten einer gloriosen vergangenen Zivilisation zum Minderwertigen, der der europäischen Zivilisation nichts entgegenzusetzen hatte. Sh. auch Sivasundaram 2013, S. 151. Sivasundaram 2013, S. 150.

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und gesteht ein, dass das 18. Jahrhundert, wie auch die vorangegangenen Jahrhunderte, Etappen der europäischen Offensive waren, die mit dem Imperialismus endete und von einer Systematisierung der wissenschaftlichen Erforschung und Archivierung von Wissen begleitet wurde, die nach 1800 immer eurozentrischer und modernitätsbezogener wurde.45 Für diesen Zweifel, ob der Humanismus der Aufklärung tatsächlich zu einer Öffnung und Bewusstseinserweiterung jenseits des europäischen Denkens fähig war, hat sich der Begriff des »enttäuschten Humanismus« eingebürgert. Dieses Modell erkennt jedoch grundsätzlich Möglichkeiten eines transkulturellen Verstehens jenseits vermeintlich methodisch gesicherter Orientwissenschaften an.46 Wesentlich weiter geht eine Verurteilung des Westens, die auch die Aufklärung, mit einem »auf frühen antiken und christlichen Grundlagen« beruhendem europäischen Sonderbewusstsein, eines »Glaubens an die eigene natürliche Vorrangstellung vor anderen Zivilisationen, einschließt«.47 Dieses Modell des »autistischen Diskurses« unterstellt der westlichen Kultur hierbei grundsätzlich eine Unfähigkeit zum Dialog mit anderen Kulturen. Aber selbst Edward Said48 , einer der schärfsten Kritiker westlicher Sicht auf andere Kulturen, setzt den Beginn, ab dem der Westen nicht mehr in der Lage war andere Kulturen vorurteilsfrei wahrzunehmen, erst ab etwa 1800 an.49 Allerdings bleibt die Frage, ob die These eines toleranten Entdeckertums, aus dem im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert ein dominanter Drang zur Ordnung der Welt wurde, möglicherweise doch mehr von der zunehmenden Machtkonzentration im imperialen Europa erzählt, die dies möglich machte, als von der Weltoffenheit in den Jahrhunderten davor. Es darf nicht vergessen werden, dass die von Jürgen Osterhammel gerühmten Bindeglieder zwischen europäischer Aufklärung und östlichen Kulturen, beispielsweise die Asiatick Society oder die Jesuitenmissionare, zum Zwecke der Mehrung wirtschaftlicher Macht oder Ausbreitung des christlichen Glaubens in andere Weltgegenden aufgebrochen waren50 und letztendlich auch einen erheblichen Anteil an dem Bild hatten, das sich im Westen beispielsweise von der chinesischen Kultur »im Zustande wandelloser Identität«51 verfestigt hatte. Interessant ist die These Georg Jochums, der den Beginn der europäischen Moderne und den damit verbundenen Weltherrschaftsanspruch früher ansetzt und in Zusammenhang mit einem erweiterten Bewusstsein 45

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Osterhammel zitiert hier Niklas Luhmann mit einer »Europazentrierung des Kulturvergleichs und einer Modernitätszentrierung des geschichtlichen Rückblicks« (Luhmann (1997) Gesellschaft, Bd. 2, S. 881, sh. Osterhammel 2010, S. 378, 403-407). Fischer 2010, S. 18ff.; Osterhammel 2010, S. 24. Osterhammel 2010, S. 18. Said 1979. Osterhammel 2003, S. 250. Rothholz 1997, S. 55. Osterhammel 2010, S. 392.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

und Selbstbewusstsein der Europäer bringt, nach der Entdeckung Amerikas durch eigene Kraft ins Zentrum der Welt gerückt zu sein. In seiner These vereinen sich die verschiedenen Schwerpunktsetzungen zur Erklärung der europäischen Moderne und nachfolgenden imperialen Unterdrückung anderer Weltgegenden. Der von ihm interpretierte Sonderweg basiert auf der Nutzung neuester Technik (Innovationen in der Nautik – Grundlage eines technozentrischen Zeitalters) einer Emanzipation von der Götterwelt (der Mensch nimmt sein Schicksal selbst in die Hand – Beginn eines anthropozentrischen Zeitalters) und einer daraus resultierenden Geringschätzung anderer Völker (Beginn eines kolonialistischen Zeitalters).52 Er interpretiert die Entgrenzung der okzidentalen Welt, also die Öffnung des westlichen Ozeans durch die sogenannte Entdeckung Amerikas im Jahre 149253 , als eine »Befreiung des Abendlandes von der pessimistischen Selbstdeutung als Ende der Welt«54 . Diese Horizonterweiterung in Richtung Westen und das daraus resultierende europäische Selbstbewusstsein sieht er versinnbildlicht in der sich verändernden Symbolik der Säulen des Herakles. Das mythisch-archaische Bild der Felsformationen an der Meerenge von Gibraltar, symbolisiert durch zwei Säulen, »kennzeichnet den Übergang zwischen dem vertrauten Mittelmeer und dem ungeheuren atlantischen Ozean«55 und im übertragenen Sinn »zwischen der bekannten Welt und dem Geltungsbereich der machthabenden Götter«56 , also »der Welt der Lebenden zur Welt der Toten«57 . Das alte Grenzsymbol der Säulen und des »westlichen Untergangspunktes der Sonne«58 mahnt durch das Gebot Non Plus Ultra59 vor der Fahrt in den offenen Ozean und davor sich nicht mit den Göttern anzulegen. Schon der antike Mensch hatte gegen den »zyklisch geschlossenen Kosmos rebelliert«60 und im Rahmen der griechischen Aufklärung, so Jochum, fand bereits der Übergang von einem »kosmo-zentrischen Weltbild« zum »anthropo- und technozentrischen Weltverständnis«61 statt. So waren auch die Kanarischen Inseln zu römischer Zei bekannt und als Inseln der Seligen zu einem Sehnsuchtsort »nach einem glücklichen, von Mühsal und Leid befreiten Dasein« stilisiert worden, der »sich mit den mythischen Jenseitsdarstellungen vermischte«62 . Nichtsdestotrotz

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Jochum 2017. Jochum zitiert O’Gorman (1972), der Amerika nicht entdeckt, sondern im Sinne eines Mythos erfunden sieht, sh. Ibid., S. 44. Ibid., S. 21. Ibid., S. 58. Frank 1979 in Jochum 2017, S. 58. Jochum 2017, S. 58. Ibid. Deutsch: Nicht darüber hinaus! Jochum 2017, S. 84. Ibid., S. 99. Ibid., S. 98.

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sieht Jochum den mit dem atlantischen Raum beginnenden Westen bis zu Kolumbus erster Fahrt nach Amerika das Ende der Welt markieren und den europäischen Menschen bis dahin nach Osten orientiert.63 Der okzidentale Sonderweg beginnt für ihn dann mit der Entdeckung nicht am dunklen Rand der Welt, sondern in dessen Zentrum zu stehen. Durch den erfolgreichen Wagemut der Atlantiküberquerung ist nicht nur die außereuropäische Menschheit, sondern auch die Götterwelt durch ein Plus Ultra64 herausgefordert worden. Der Mensch ist nicht länger Gefangener des Kosmos der auf außerweltliche Erlösung hofft, sondern nimmt sein Schicksal selbst in die Hand. Nicht nur »die traditionellen Bestände der eigenen Kultur werden nun negativ bewertet«, sondern »vor allem die nicht-westlichen Kulturen, die mit ihren Kosmodizeen und der Sinngebung des Leidens in der Welt der modernen Anthropo- und Technodizee entgegenstehen, werden als das zu überwindende ›Andere‹ der Moderne angesehen«65 und so die Kolonisierung der außereuropäischen Welt und der Natur legitimiert.66 Die Fahrt des Kolumbus wird derart auch »zu einer Metapher der technoszientifischen Ausfahrt der Moderne«67 . Wolfgang Reinhard sieht den Anfang der kolonialen Expansion, aber auch die Entwicklung bis zum Ende der kolonialen Ära, insgesamt weniger von politischen Initiativen der europäischen Herrscher bestimmt, als von Netzwerken wirtschaftlich interessierter Individuen, Handelsgesellschaften, Entdeckungsreisenden und Missionaren initiiert, »die es verstanden, die Politik in ihre Unternehmungen hineinzuziehen«.68 So ist es ein interessanter Ansatz, die Veränderung der Sicht auf außereuropäische Völker zumindest auch darauf zurückzuführen, dass im Laufe des 19. Jahrhunderts das allgemeine Interesse und Wissen durch eine Ausdifferenzierung verschiedener Wissensdisziplinen wie Völkerkunde und Ethnologie fragmentiert wurde und sich diese zunehmend in den Dienst der imperialen Machtsysteme stellten oder stellen mussten. In jedem Fall ermöglichte die Ausweitung von Macht und Einfluss auf überseeische Gebiete die Herablassung, andere Kulturen nur noch als »Objekte politischer Beherrschung und wissenschaftlicher Analyse zu betrachten«, auch um die neue Welt möglichst »besser zu verstehen, als sie sich selbst verstand«69 .

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Jochum nennt als Belege den noch heute gebräuchlichen Begriff ›Orientierung‹, die Grundausrichtung mittelalterlicher Weltkarten und Kirchen Richtung Osten und die bis dahin weit verbreitete bildliche Darstellung der Säulen des Herakles als westliches Grenzsymbol der Welt, sh. Ibid., S. 92-95. Deutsch: Darüber hinaus! Jochum 2017, S. 106. Ibid., S. 37, 336. Ibid., S. 49. Reinhard 2016, S. 19. Osterhammel 2003, S. 20-23.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

Das Konzept multipler Aufklärungen spricht überzeugend von verschiedenen Gesichtern der Aufklärung.70 Diese Vorstellung gesteht ein, dass diese nicht nur die Verteidigung allgemeingültiger Menschenrechte, religiöser Toleranz und Vernunft als Urteilsprinzip repräsentiert, sondern auch eine Arroganz beinhaltet, andere Völker in den Genuss europäischer Zivilisation bringen zu wollen, die sich für die leistungsfähigste und humanste auf der Welt hält.71 Die Orientalismusforschung72 versucht, diese vielschichtigen Prozesse der Sicht auf »das Andere«73 und Wechselwirkungen von Wissenschaft und Exotisierung offenzulegen. Edward Said, der mit seinem einflussreichen Buch74 die Orientalismusforschung75 und die Postkoloniale Theorie als eigene Wissenschaftsdisziplinen entscheidend geprägt hat, geht davon aus, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Orient diesen als Gegenbild zum Westen konstruiert habe. Durch diese Gegenüberstellung habe sie sich selbst als Träger der Zivilisation und Kultiviertheit definiert und den Orient zu etwas Exotischem, aber andererseits Bedrohlichem stilisiert. Durch die Konstruktion der Gegenüberstellung gelang es den Osten76 zu kontrollieren, so die Theorie, und zu beherrschen und die Wissenschaft auch zum Handlanger des Imperialismus zu machen.77 Diesem Bild ist vielfach widersprochen worden, vor allem aus dem Bereich der klassischen

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Muthu 2003. Osterhammel 2010, S. 403. Jochum unterscheidet hier zwischen einem »christlich motivierten, paternalistischen und assimilierenden ›egalitären‹ Humanismus« und einem »in der philosophischen Tradition stehenden ›hierarchischen‹ Humanismus«. Bereits bei Aristoteles macht er einen »Grecozentrismus« aus, der »später auch zur Basis des Eurozentrismus wurde«. Aber auch dem ›egalitären‹ Humanismus wirft er vor, nicht die Andersartigkeit zu akzeptieren, sondern andere Völker als reinere Urform des Selbst zu verklären, was letztendlich auch der kolonialen Assimilierung diente, sh. Jochum 2017, S. 272-289. Sh. hierzu Polaschegg 2005, v.a. ab S. 18: Orientalismusforschung im cultural turn. Sh. hierzu Burney 2012. Said 1979. Mit Orientalismus, engl. Orientalism war ursprünglich die Beschäftigung mit orientalischen Sprachen gemeint, sh. Samuel Johnson (1755) Dictionary of the English Language. Seit Edward Saids Verwendung des Begriffs für die typisch westliche Gegenüberstellung von Okzident und Orient wird der Begriff vielschichtig verwendet. Diese »Konstruktion des Anderen« konzentrierte sich natürlich, entgegen Saids Polarisierung, nicht nur auf den Osten, sondern betraf auch andere als wild, fremd und unzivilisiert wahrgenommene Völker. Sh. hierzu auch Polaschegg 2005, S. 31. Andere Wissenschaftler sehen den Versuch einen dem Westen entgegengestellten Orient zu konstruieren weniger in Verbindung mit dem Dominanzstreben des Imperialismus, sondern als eine viel tiefer gehende Reaktion auf die Herausbildung des Islam, sh. hierzu Al-Daami 2006. Aber auch die ganz grundsätzliche Herausbildung der westlichen Moderne wird hierfür verantwortlich gemacht, sh. hierzu Buruma/Margalit 2005.

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Orientalistik, die die Leistungen des Faches verteidigt und als Teil der europäischen Aufklärung gewürdigt sehen will. Auch Jürgen Osterhammel beurteilt die Einschätzung als vollkommen überzogen, die gesamte Disziplin, wie auch die anderen Wissenschaften, die sich auf Gebiete außerhalb Europas richteten, unter Generalverdacht der Konspiration mit den Imperialmächten zu stellen. Ein großer Anteil der Wissenschaftler war vermutlich eher apolitisch und von weltfremder Gelehrsamkeit, oder dem imperialen System gegenüber kritisch eingestellt. Allerdings ist auch die Kritik, die mit jedem Versuch die Welt zu beherrschen untrennbar verbunden ist, nicht unbedingt frei von Bevormundung gegenüber den Beherrschten.78 Ebenso unterstellt die romantische Verklärung des exotischen, traditionellen Orients als Gegenbild zur westlichen Moderne, trotz der positiven Bewertung des »Anderen«, dass der Orient rückständig und traditionsbehaftet ist, während der Westen in die Moderne aufgebrochen ist.79 Obwohl die Orientalismuskritik und Postkolonialismus-Studien grundsätzlich alle Länder einbeziehen, die unter der von Europa ausgehenden imperialistischen Expansion gelitten haben, ist doch der Fokus der vor allem englisch- und französischsprachigen Literatur80 auf dem, was kulturell und großräumig als Orient bezeichnet wurde, also der gesamte afrikanische Kontinent über die arabische Halbinsel bis zum fernen Osten. Dementsprechend findet sich auch eine zeitliche Konzentration auf die zweite Hälfte des 18. bis zur 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, während »die lateinamerikanischen Autoren zurück zu den Anfängen der europäischen Expansion«81 gehen und »in der Westfahrt des Kolumbus den ambivalenten Beginn der Moderne«82 sehen.

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Žižek schreibt: »Wenn wir nicht länger als wohlwollende Herren der Dritten Welt taugen, dann zumindest als privilegierte Quelle des Bösen, die ihren Bewohnern gönnerhaft die Verantwortung für ihr eigenes Schicksal abnimmt«, sh. Žižek 2016, S. 44. An dem überzeichneten Bild von der »Übermacht Westen«, die die restliche Welt erforschen und beherrschen will, hat nicht nur der Westen Anteil. Es ist auch Teil des okzidentialistischen Bildes, das sich andere Weltgegenden von Europa machen. Dieses Bild wurde gerechtfertigt als letzte, nötige Phase der Dekolonisation, die es den ehemals vom Westen beherrschten Kulturen erst möglich macht sich vom Objekt zum Subjekt zu transformieren. In der postkolonialen Theorie ist allerdings das okzidentialistische Bild des starken Westens untrennbar an den Orientalismus gekoppelt, da die Kritik an der westlichen Welt immer noch den Anteil der nichtwestlichen Völker an der Entwicklung der modernen Welt verschleiert. Sh. hierzu ausführlich Conrad et al. 2013. Neben Said sind hier vor allem Homi K. Bhabha, Dipesh Chakrabarty, Stuart Hall und Gayatri Chakravorty Spivak und die französischsprachigen Autoren Frantz Fanon und Achille Mbembe zu nennen. Jochum 2017, S. 39. Ibid. Jochum nennt hier als wichtige Autoren Anibal Quijano, Enrique Dussel, Catherine Walsh, Maldorado-Torres, Fernando Coronil, Edgardo Lander, Arturo Escobar und Walter Mignolo.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

Die erste Phase der westlichen Expansion Richtung Süden und Osten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird auch als Befreiungsimperialismus83 bezeichnet, der sich noch durch die Idee einer vorübergehenden Herrschaft rechtfertigte, um durch »Willkürherrschaft, Ignoranz und administrativ-ökonomisches Missmanagement« unterdrückte Völker zu befreien. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verfestigte sich zunehmend ein »neuer anthropologisch-rassischer Reduktionismus«84 einer zur Herrschaft über niedere Gesellschaften bestimmten europäischen höheren Gesellschaft. Osterhammel führt den europäischen »Zivilisationsauftrag«, überlegene Kulturwerte in anderen Weltgegenden zu verbreiten, zurück auf ein sich immer stärker entwickelndes und auf das Selbst fokussierte Europabewusstsein85 , das durch den europäischen Aufbruch in die westliche Moderne und die immer offensichtlichere Machtverschiebung zugunsten Europas hervorgerufen wurde.86 Michael Falser stellt den Zusammenhang mit der 1789 in Frankreich aufgestellten Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte her, die nicht nur universelle Kriterien von Menschlichkeit aufstellen wollte und das Wort Zivilisation in den internationalen Gebrauch einführte, sondern der französischen Nation ein großes Selbstbewusstsein als vermeintlich wichtigster Verteidiger dieser Rechte verschaffte. Dieser Umstand wiederum befeuerte den europäischen Konkurrenzkampf um Macht und Einfluss. Jede Nation, die etwas auf sich hielt, schloss sich der »Zivilisierungsmission«87 an. Die Abgrenzung gegenüber dem Außereuropäischen wurde definiert über »vielfältige Errungenschaften im Bereich der Technologie, des konstitutionellen

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Osterhammel 2010, S. 309. Osterhammel sieht diese Art der »Befreiungsrhetorik« erstmals deutlich hervortreten im britischen Krieg gegen Tipu Sultan auf dem indischen Subkontinent (1789-92) und dem Ägyptenfeldzug von Bonaparte 1798-1801) und danach alle Interventionen der europäischen Großmächte in Asien und Afrika begleiten. Ibid. Ibid., S. 380. Osterhammel sieht in dieser Zeit das, bis dahin selbstverständliche Interesse an Asien aus Diskursen wie Geschichtsschreibung, politischer Ökonomie und Theorie oder Soziologie verschwinden. Als wichtige Ausnahmen sind Marx und Tocqueville zu nennen, deren Schriften zu Algerien und Indien Beachtung verdienen: Tocqueville, A. de (1962) CEuvres complètes. Bd. 3. Paris; Marx, K. (1960) Die britische Herrschaft in Indien, in: Marx-Engels-Werke, Bd. 9, Berlin 1960, S. 127-133. Smith 2008, S. 17. Selbstbewusste Abgrenzungen gegenüber dem Nicht-Europäischen macht Osterhammel ab etwa den 1780er Jahren fest an »der Orientalisierung des Osmanischen Reiches in der diplomatischen Praxis der europäischen Mächte, dem Ausschluss von Indern aus der Justiz und dem höheren Verwaltungsdienst der East India Company oder der Weigerung europäischer Gesandter, sich weiterhin dem jeweiligen asiatischen Hofzeremoniell zu unterwerfen«, sh. Osterhammel 2010, S. 380-383. Falser 2015b, S. 9.

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und säkularisierten Staates und einer modernen Verwaltung«88 . Europa wurde zum Inbegriff von Rationalität und Fortschritt89 und schien sich deshalb als eine »Kultur der Ordnungsstiftung« für den Rest der Welt zu profilieren.90 Diese Welt wurde in zunehmendem Maße als zurückgeblieben und unfähig zur Erneuerung empfunden und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheint der Umschwung in der Beurteilung außereuropäischer Kulturen, allen voran der asiatischen Hochkulturen China und Indien, wirkmächtig zu werden. Aus der Anerkennung ihrer herausragenden Kulturleistungen wurde immer mehr ein Bild der Unterentwicklung konstruiert. Was bis dahin noch als Stabilität und hohe Staatskunst gerühmt wurde, wurde vermehrt als Stillstand und Unfähigkeit zum Wandel gewertet.91 Drei Erklärungsmodelle für diese Rückständigkeit wurden ins Feld geführt: Niedergang, Dekadenz oder Stagnation. Der Niedergangsdiskurs stützte seine Theorie auf den Niedergang ehemals großer Reiche und setzte voraus, dass man zumindest eine ruhmreiche Vergangenheit anerkannte und Ursachen für den Niedergang nicht zwangsläufig nur im System selbst suchte. Auch der Degenerationsdiskurs ging von der Vorstellung früherer großer Blüte aus, die durch Dekadenz und innere Zerrüttung zerstört wurde.92 Der Stagnationsdis88

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Mishra 2013, S. 28; Reinhard argumentiert allerdings, dass die Kolonien von Europa aus überwiegend »mit vormodernen Methoden von Reichsherrschaft regiert wurden«, das heißt im Regelfall eine lokale Verwaltung die Herrschaft ausübte und nur im Notfall von Seiten der kolonialen Herrschaft eingegriffen wurde, sh. Reinhard 2016, S. 23. »Fortschritt als Identität des Westens«, sh. Ahrens 1997, S. 24. Smith 2008, S. 17. Jochum legt dar, wie seiner Meinung nach mit dem englischen Philosophen Francis Bacon im Laufe des 16. Jahrhunderts eine Transformation des eurozentrischen Projektes der Kolonisierung der außereuropäischen Welt in das anthropozentrische Projekt der Humanisierung und Kolonisierung der Natur stattfindet und sich eine technoszientifische Kolonialität der industriegesellschaftlichen Moderne entwickelt, sh. Jochum 2017, S. 384-388. Am Konzept der Kaste in Indien lässt sich diese Verschiebung hin zu einer Sicht auf außereuropäische Länder, die man in Erstarrung ihrer alten Gesellschaftsstrukturen wähnte, im Gegensatz zur dynamischen, sich auflockernden Sozialstruktur in Europa, nachvollziehen. Das unbewegliche indische Kastenwesen wurde als immer fremdartiger und unakzeptabler empfunden, auch wenn gerade der europäischen Indienforschung zum Kastenwesen heute eine Verzerrung und Verstärkung des Kastensystems oder gar die Erfindung der Kaste angelastet wird. Die Kaste sei, entgegen einer heterogenen Wirklichkeit, als typisch indischhinduistisches homogenes und abgeschlossenes Gesellschaftskonzept konstruiert worden, sh. Osterhammel 2010, S. 332. Mücke 2016, S. 17. Mücke zitiert den deutschen Kaufmann Heinrich Witt, der ab ca. 1830 einen Großteil seines Lebens in Peru verbrachte und umfangreich Tagebuch schrieb. Witt sah die europäische Zivilisation überlegen und gestand zwar zu, dass es in anderen Weltgegenden zu früherer Zeit höhere Kulturleistungen gegeben hätte, diese Völker aber nun degeneriert seien und nur zum Dienen taugten. Michael Falser zitiert Louis Delaporte, der in seiner 1880 veröffentlichten Voyage au Cambodge schrieb, dass die Ära der Dekadenz in diesem einst so

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kurs schließlich aberkennt dagegen nicht nur eine gegenwärtige und zukünftige Fähigkeit außerhalb europäischer Einflusssphäre, eine gesellschaftliche Modernisierung zu bewältigen, sondern negiert auch bedeutende Kulturleistungen in der Vergangenheit, oder klammert sie zumindest aus dem Diskurs aus. Jürgen Osterhammel sieht die Theorie der Stagnation sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts als die einflussreichste durchsetzen und führt dies unter anderem auf die ab 1800 neu entstehenden Disziplinen der Kulturforschung zurück, die durch ihre Erkundungen offenlegten, dass es ein goldenes Zeitalter in den erforschten außereuropäischen Reichen nicht gegeben hätte und im Vergleich die europäische Kultur und Kunst innovativer gewesen sei und sich weiterentwickelt hätte.93 Ebenso nachvollziehbar ist allerdings eine andere Einschätzung. Hier wird argumentiert, dass gerade durch die Entdeckungen und wissenschaftliche Aufarbeitung der Kulturschätze in außereuropäischen Ländern klar wurde, dass das Bild von Europa – zivilisiert und reich an Kulturschätzen – als Gegenbild zum barbarischen und unterentwickelten Rest der Welt immer weniger haltbar wurde.94 Auch wenn Schwarzafrika noch lange auf diese Anerkennung warten musste und die Stagnationstheorie hier weiter aufrechterhalten wurde95 , sollte die voranschreitende Entdeckung und Erschließung Asiens, Nordafrikas und Südamerikas zeigen, dass hier unschätzbare Kulturwerte zu finden waren. So gesteht auch Osterhammel an anderer Stelle ein, dass in der Zeit ab 1790 durch die umfangreiche Beschäftigung mit außereuropäischen Zivilisationen »die universale Autorität des griechisch-römischen Altertums in Frage gestellt wurde« und das europäische Weltbild gerade durch die intensive Begegnung mit Asien tief erschüttert wurde.96

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priviligierten Land mit dem Ankommen der Franzosen in Indochina beendet wäre und die Mission nun sei, diese wunderbare Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken, sh. Falser 2015b, S. 1. Osterhammel 2010, S. 385-93. Mit dem Stagnationsdiskurs konnte Europa seine Vormachtstellung auch auf frühere Großmächte wie Spanien und Portugal anwenden, die ab den 1830er Jahren keine bedeutende imperiale Rolle mehr spielten, aber in das Konzept eines europäischen Aufbruchs in die Moderne einzubeziehen waren. Swenson 2013a–b; Rothholz 1997, S. 54. Swenson 2013b, S. 11; Oeter 2006, S. 59. Der Westen negierte über lange Zeit indigene Kulturleistungen. Vor allem in Afrika wurden Kunstwerke immer eher eingewanderten Volksgruppen oder direkt westlichen Einflüssen zugeschrieben. Als besonders markantes Beispiel gilt die Zuschreibung der historischen Ruinenstadt Groß-Simbabwe (http://whc.unesco.org/en/l ist/364, Zugriff 31.10.19) an nicht-afrikanische Erbauer, denn eine afrikanische Monumentalarchitektur schien aus westlicher Sicht bis in die 1920er Jahre undenkbar. Selbst innerhalb der UNESCO sind abschätzige Kommentare über die Qualität des afrikanischen Kulturerbes noch in den 1980er Jahren dokumentiert, sh. Gfeller 2015, S. 370. Osterhammel 2003, S. 26, 263.

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Ausgrabung in Sakkara, Ägypten, zwischen 1934 und 1939.

Unbekannt, Wikimedia Commons

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Der imperiale Wettstreit – Entdecker werden zu Kulturerbebewahrern

Diese Anerkennung außereuropäischer Kulturschätze hat großen Anteil an der sich in Europa im Laufe des 19. Jahrhunderts anbahnenden Fokusverschiebung vom Entdeckertum zum Bewahrertum97 , denn es wurde klar, dass man sich wesentlich besser als Kulturnation profilieren konnte, indem die entdeckten Kulturschätze vor dem Verfall geschützt wurden, als sie nur zu entdecken oder zu besitzen.98 Neben

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Osterhammel 2010, S. 402. Osterhammel zitiert den Indologen Henry Thomas Colebrooke, der anlässlich der Gründung der Royal Asiatick Society 1823 verkündete, dass die Zivilisation aus Asien stamme, jetzt aber das moderne Europa die Pflicht und die Möglichkeit habe seine Schuld zurückzuerstatten und seinerseits die Zivilisierung Asiens in die Hand zu nehmen. Zitiert aus Colebrooke, Essays (1873), Bd. 2, S. 1. Laut Osterhammel sahen die Briten den Zivilisationsauftrag als ihre Aufgabe an, als sie am Kap der Guten Hoffnung, auf CeyIon und für einige Jahre auch auf Java (1811-16) das Erbe des in ihren Augen selbstsüchtigen und verkommenen Kolonialismus der holländischen V.O.C. antraten. Betts/Ross 2015b, S. 12; Swenson 2013b, S. 13.

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einer Befreiung und Entwicklung von Völkern, die durch einheimische Despoten und einen egoistischen und lasterhaften Kolonialismus unterdrückt waren, wurde nun auch die Bewahrung ihrer vernachlässigten Kulturschätze ein wichtiger zivilisatorischer Auftrag. Bereits während der Französischen Revolution hatte Abbe Gregoire argumentiert, »nur Barbaren und Sklaven würden Kunstwerke und wissenschaftliche Werte zerstören, während freie Menschen diese lieben und bewahren würden«.99 Astrid Swenson sieht nun zum Ende des 19. Jahrhunderts diesen Zusammenhang immer deutlicher herausgearbeitet und einen Wettstreit unter den Mächten ausbrechen, wer besonders viel Glaubwürdigkeit als imperiale Macht hervorbrachte, die Kulturschätze der Herrschaftsgebiete nicht nur zu dokumentieren, sondern auch Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Ein hiermit vernetzter Faktor war auch der innereuropäische »Kulturkampf« um einen möglichst eigenständigen nationalen Kunststil, der jedoch von keiner Nation gewonnen werden konnte.100 Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der europäischen Kunstgeschichte machte es immer schwieriger, Baustile als ureigene nationale Errungenschaften zu verbuchen.101 So wurde die Denkmalpflege, viel mehr noch als die Monumente selbst, in ganz Europa nicht nur ein Maß für die Modernität eines Landes, sondern auch explizit ein Gradmesser für seine Zivilisiertheit.102 Während in Großbritannien ein enger Zusammenhang zwischen Zusammenhalt des Empires und Identifikation mit dem britischen Kulturerbe hergestellt wurde, versuchten in den meisten europäischen Ländern Denkmalpfleger einen nationalen Zusammenhalt durch die nationale Denkmallandschaft zu thematisieren. Darüber hinaus wurde versucht sich durch Denkmalpflege und Denkmalschutz gegenüber anderen Nationen zu profilieren und so auch innerstaatliche Kritiker von einem staatlichen Eingreifen zugunsten des eigenen Kulturerbes zu überzeugen. Swenson greift ein Beispiel auf, wo auf der Hauptverhandlung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine in Straßburg im

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Swenson 2013b, S. 12. Weiter führt Swenson aus, dass dies von Abbe Gregoire vor allem hervorgebracht wurde, um revolutionären Ikonoklasmus zu beenden, aber in Folge eher dazu benutzt wurde, Kunstraub durch die revolutionären Armeen in Europa und Ägypten zu legitimieren, als den Vandalismus zu stoppen. Quelle zitiert : Grégoire, H. (1999) Patrimoine et cité, ed. Audrerie, D.; Bordeaux : Confluences. 100 Zur nationalen Vereinnahmung der Gotik sh. Kapitel 2.6.2. ab S. 89. 101 Michler 2013, S. 184. Neben dem innereuropäischen Wettstreit die Gotik als nationalen Kunststil zu vereinnahmen, wurde auch darüber diskutiert, ob der Spitzbogen durch die Kreuzzüge von Arabien nach Europa gekommen war, oder die arabische Kunst und mit ihr der Spitzbogen aus europäischer Architektur hervorgegangen war, in: Oulebsir, Nabila (2004) Les Usages du patrimoine: Monuments, Museés et politique coloniale en Algérie, 1830-1930, S. 145, sh. Swenson 2015, S. 51. 102 Swenson 2013b, S. 8-11.

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Jahre 1899 angeprangert wurde, dass es »ein unwürdiger und unhaltbarer Zustand« sei, dass selbst nordafrikanische Staaten einen besser geregelten Denkmalschutz besäßen als Preußen, Sachsen und Württemberg.103 Die Herstellung des Zusammenhangs zwischen einerseits Kulturerbeerhalt und andererseits Zivilisiertheit und Modernität eines Staates wurde auf verschiedenen Ebenen genutzt. Auf staatlicher Ebene sollte die Inventarisierung und Pflege der Kulturschätze zunehmend die imperiale Herrschaft legitimieren. Dieses Symbol der Befähigung eines Landes in Übersee zu regieren und die bedeutenden Monumente, die von der einheimischen Bevölkerung dem Verfall preisgegeben waren, zu bewahren104 , diente so auch der Profilierung gegenüber anderen Nationen, auch wenn imperialer Anspruch und denkmalpflegerische Wirklichkeit auseinanderklafften und dies auch öffentlich diskutiert wurde.105 Denkmalpflegern bot der Vergleich mit anderen Ländern die Möglichkeit, die politischen Organe und die Öffentlichkeit von der Wichtigkeit der nationalen, aber auch internationalen Denkmalpflege zu überzeugen. In erheblichem Maße trug dieser imperiale Wettstreit dazu bei, Kulturerbeforschung und -erhalt in Europa und weltweit zu etablieren und zu institutionalisieren.106 Gerade das außereuropäische Experimentierfeld hatte aufgrund des imperialen Wettstreits und der Fokussierung auf bedeutendes Kulturgut, das vor dem Untergang gerettet wurden sollte, maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von Fachdisziplinen wie Denkmalpflege, Archäologie, Anthropologie und Orientalistik, die sich in nie dagewesenem Ausmaß und in professionalisierter Form mit der Verschiedenheit der Menschheit und menschlicher Kulturleistungen auseinandersetzten und diese

103 Swenson 2013b, S. 10. Originaltext sh. https://www.digizeitschriften.de/dms/img/?PID=PPN5 23137273_0001%7Clog83 (Zugriff 31.10.19). 104 Sengupta zitiert einen französischen Kapitän, der 1835 über den Transport eines Obelisken aus Luxor nach Paris resümiert, dass dies rechtmäßig sei, da nur die gebildeten Europäer die Kunstschätze zu schätzen wüssten und deshalb die rechtmäßigen Besitzer wären: Altertum sei ein Garten, der Kraft Naturgesetzes denen gehöre, die seine Früchte kultivieren und ernten, in englischer Übersetzung in: Reid, Whose pharaohs? Archeology, Museums, and Egyptian National Identity from Napoleon to World War I, University of Bercley, Los Angeles: California Press, S. 1; Captain F. de Verninac Saint-Maur, Voyage de Luxor (1835) (Reid 2013, S. 192-193), sh. Sengupta 2013, S. 185. 105 Swenson beschreibt und belegt, dass gerade Privatinitiative außerhalb der europäischen Mutterländer versucht staatliches Versagen in Belangen der imperialen Denkmalpflege zu kompensieren und dieses staatliche Versagen auch in der Presse diskutiert wurde. Sie führt aus, dass in einem Klima, in dem Kulturerbeerhalt zunehmend als Maßstab für die kulturellen Leistungen eines Volkes angesehen wurde, ein derartiges (imperiales) Desinteresse die britische Kritik am Umgang der einheimischen Bevölkerung mit Kulturschätzen in Indien und Ägypten untergraben hat und das Argument einer nötigen britischen Vormundschaft für dieses Kulturerbe beschädigt wurde, sh. Swenson 2015, S. 34ff. 106 Swenson 2013b, S. 8-14; Choay 1997, S. 145.

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zur Anerkennung bringen wollten.107 Je größer der politische Legitimationsdruck der imperialen Herrschaft und der Profilierungsdruck gegenüber konkurrierenden Mächten ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde, desto mehr Energie wurde in den Bereich Kulturerbeerhalt investiert, sodass dem kolonialen Fremden eine besondere Aufmerksamkeit zuteilwurde.108 Die sich festigenden wissenschaftlichen Disziplinen setzten sich mit großem Tatendrang für die Erforschung der außereuropäischen Kulturen und den Erhalt der erforschten Traditionen und des Kulturerbes ein, denn man hatte hier für europäische Augen Außergewöhnliches entdeckt.109 Sich international vernetzende Personen und Organisationen versuchten zunehmend durch Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit die staatlichen Organe zum Handeln für das außereuropäische Kulturerbe zu zwingen. Andererseits, wenn auch ungewollt oder schlicht die Möglichkeiten nutzend, die sich hierdurch boten, spielten die wissenschaftlichen Disziplinen den sich etablierenden imperialen Strukturen und Systemen in die Hände und wurden zu einer Stütze des Machtapparates. Forscher wurden durch imperiale Rivalitäten in die Politik verstrickt.110 Umfangreich untersucht wurde beispielsweise Napoleon Bonapartes Ägypten-Expedition von 1798 bis 1801. Es zeigte sich, dass die Orientwissenschaft »das Prestige der Wissenschaft für sich in Anspruch nahm, aber die Nähe zur Macht suchte«, wodurch umfangreiche Nahoststudien erst ermöglicht wurden.111 107 Sivasundaram 2013, S. 151. 108 Swenson 2015, S. 51. Swenson sieht beispielsweise in Algerien, Ägypten und Indien eine schnellere Entwicklung von Denkmalpflegestrategien vonstattengehen als im Mittelmeerraum, wo erst um 1930 die Konservierung des gebauten Kulturerbes in den Vordergrund rückte. Sie führt dies zurück auf die noch bis in die 1830er Jahre vorherrschende Sicht, Kreuzfahrer als gesamteuropäisches christliches Unternehmen zu betrachten. Erst ab dieser Zeit sieht sie Kreuzfahrer als nationale Helden für den Prozess der Nationenbildung verehrt, was auch die nationalen Rivalitäten im Mittelmeerraum verstärkte. Vor allem Frankreich stellte ab dieser Zeit einen Zusammenhang zwischen französischen Kreuzfahrern und modernem Imperialismus her, um, wie es heißt, schon lange existierende und gute Verbindungen mit kolonisierten Völkern für sich zu beanspruchen. Als eindrückliches Beispiel dieser Darstellung nennt Swenson : Exposition coloniale internationale de Paris 1931, Commissariat General, Les Colonies et la vie francaise pendant huit siecles (Paris 1933). 109 Choay 1997, S. 145. 110 Telesko 1998, S. 14; Betts/Ross 2015b, S. 13; Leniaud, Jean-Michel, sh. Michler 2013, S. 183. 111 Osterhammel 2010, S. 4012. Osterhammel folgt hier Saids Einschätzung. Said sieht in der Expedition eine wichtige Wegmarke des westlichen Orientalismus (Said 1979). Auch Reid (Reid 2013, S. 194) zitiert hier Hoock (Hoock, The British State and the Anglo-French wars over antiquities, S. 49-72), der beispielsweise die Freundschaft zwischen dem französischen Ägyptologen Mariette und seinem preußischen Kollegen Heinrich Brugsch durch die deutsche Vereinigung nach dem preußisch-französischen Krieg stark belastet sieht, da die politische und wirtschaftliche Stärke Deutschlands die Dominanz der französischen Archäologie in Ägypten zu gefährden schien.

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Die damit einhergehende Marginalisierung der untersuchten Völker und Zivilisationen war gerade nicht erklärtes Ziel der Wissenschaften, die ja für Veröffentlichung und Anerkennung ihrer Entdeckungen eintraten. Diese Missachtung wird vor allem auf die Prozesse und sich festigenden Strukturen des europäischen Imperialismus zurückgeführt.112 Auf der politischen Ebene konnte man sich die Forschung und Datenverwaltung, aber auch schlicht die Symbolik einer Gegenüberstellung von Forschern und Bewahrern gegenüber dem Erforschten und Bewahrten, sowie eines Vergleichs moderner industrialisierter Imperialmacht mit vormodernen traditionsreichen »Schutzgebieten«, zunutze machen.113 Mit dieser politischen Instrumentalisierung wurde der Kulturerbeerhalt im imperialen Kontext ein Mittel zur Demonstration von Macht und Deutungshoheit.114 War der Export westlicher Moderne von einem grundsätzlichen Überlegenheitsgefühl getragen, war dies im Bereich Kulturerbeerhalt allerdings wesentlich zwiespältiger. Der zunehmenden Modernisierung der europäischen Gesellschaften und der Verwissenschaftlichung der um das Kulturerbe bemühten Disziplinen und dem Drang dies als Zukunftsideal in der Welt zu verbreiten, stand eine Nostalgie für in Europa verloren geglaubte Traditionen und eine Begeisterung für vormoderne Traditionen in den überseeischen Gebieten gegenüber, die nicht nur erforscht wurden, sondern die es zu bewahren galt. Indra Sengupta stellt diese Zwiespältigkeit am Beispiel Indiens dar. Der Subkontinent sollte einerseits vom modernen Großbritannien aus seiner Vergangenheit in die Moderne geführt werden, andererseits wurden Indiens Vergangenheit und Traditionen für Britannien musealisiert, damit die Rolle des Kulturgutbewahrers und Modernisierers gleichzeitig übernommen werden konnte.115 Polarisiert gegenübergestellt wurde das eng mit der westlichen Moderne verknüpfte Konzept Denkmalpflege116 und die von westlichen Denkmalpflegern idea-

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Sivasundaram 2013, S. 150-151. Den beteiligten Disziplinen der Erforschung und des Erhalts von Kulturerbe attestiert Sivasundaram, dass diese doch, bei aller Problematik sich durch die imperialen Mächte vereinnahmen zu lassen, die Gesellschaften und ihre Traditionen, wie auch das zu bewahrende Kulturerbe sehr ernst genommen hätten. Swenson 2013a, S. 215; Sengupta 2013, S. 182. Sengupta bezieht sich auf die Publikation von Metcalf, der diese Gegenüberstellung und die daraus entwickelte Legitimation imperialer britischer Herrschaft am Beispiel Indiens aufzeigt, in: Metcalf, T. (1997) Ideologies of the Raj. Cambridge: Cambridge University Press, im besonderen S. 66-159. Graham et al. 2000, S. 34. Sengupta 2013, S. 182; sh. auch Weiler 2013, S. 249ff. Die Schriften bedeutender Imperialisten wie beispielsweise des Generalgouverneurs und Vizekönigs von Indien, George Curzon (1859-1925) stellen die Konservierung von Altertümern als rein europäische Erfindung dar und negierten sowohl eine indische Beteiligung an der Entwicklung der modernen Denkmalpflege wie auch andere indigene Ideen und Konzepte von Kulturerbeerhalt, sh. Swenson 2013b, S. 16.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

lisierten Handwerkstraditionen117 in den als vormodern118 definierten Gesellschaften. Einheimische wurden in den Überseeterritorien nicht nur gebraucht, um bei der Entdeckung der Kulturschätze zu helfen. Auch nach der Festigung der imperialen Strukturen im Laufe des 19. Jahrhunderts war deren Wissen um historische Handwerkstechniken hoch im Kurs. Am Beispiel Britisch-Indiens oder auch Ägyptens lässt sich das Bild nachzeichnen, dass einerseits der Ruf nach europäischer Intervention laut wurde, um die Kulturschätze des Imperiums vor dem Verfall zu bewahren, andererseits aber, und im Zweifelsfall durch die gleichen Denkmalpfleger, die überlegene Technik der indischen oder ägyptischen Handwerker gepriesen und deren Einsatz für den Erhalt von Tempeln, Moscheen und Palästen empfohlen wurde.119 Die imperialen Mächte verstanden es hierdurch, sich nicht nur als modern und überlegen,120 sondern gleichzeitig als Bewahrer der vormodernen Traditionen und bedrohten Kulturzeugnisse in anderen Weltgegenden zu generieren und zu profilieren. Im Sinne des Niedergangs- oder Degenerationsdiskurses wurde den außereuropäischen Kulturen zwar die Anerkennung für ihre vergangenen Kulturleistungen entgegengebracht, aber nur das moderne Europa, so schien es, hatte sich weiterentwickelt und einen Bruch mit der Geschichte vollzogen. Dieser nötige Abstand zur Geschichte, wurde klargestellt, war für eine echte Wertschätzung der historischen Kulturzeugnisse nötig.121

SPAB Archiv: Berichte über Indien und Ägypten, sh. Swenson 2013b, S. 16. Vormoderne ist als Synonym für traditionelle Gesellschaft gebräuchlich. Der Begriff steht aber sowohl für die Wurzel der eigenen Geschichte als auch für eine fremde Gegenwelt zur eigenen Gesellschaft, sh.: https://www.uni-tuebingen.de/forschung/zentren-und-institute/ze ntrum-vormodernes-europa/themen-und-ziele.html (Zugriff 31.10.19). 119 Swenson 2013b, S. 16. Bereits hier zeichnet sich das Spannungsfeld materielles – immaterielles Kulturerbe ab. Gleichermaßen sollten traditionelle Handwerkstraditionen gepflegt werden, wie auch historische Bauten offiziell konserviert und nicht handwerklich restauriert werden sollten. Sh. hierzu auch Weiler 2013, S. 246. 120 Sivasundaram 2013, S. 170. Im 19. Jahrhundert waren außereuropäische Länder keine ebenbürtigen Kontrahenten mehr. Nach Osterhammels Einschätzung interessierte man sich »trotz orientalisierender Malerei in Frankreich und trotz Türken und Arabern in Opern von Rossini und Carl Maria von Weber […] für Asien weniger als das 18. Jahrhundert«, sh. Osterhammel 2010, S. 414. 121 Noch einen Schritt weiter geht der Stagnationsdiskurs, der auch die außereuropäischen Kulturleistungen der Vergangenheit in Frage stellt. Osterhammel nennt hier beispielsweise Johann Joachim Winckelmann, der 1764 in seiner Geschichte der Kunst des Alterthums die fortschreitende Entfaltung der griechischen Kunst der Stagnation und Einförmigkeit besonders der Menschendarstellung bei Ägyptern und Persern gegenüberstellte, in: Winckelmann, J. (1764) Geschichte der Kunst des Alterthums, S. 42, 75f., sh. Osterhammel 2010, S. 391-392. Belting sieht die zentrale Rolle der menschlichen Darstellung und die Errungenschaft der Perspektive in der christlichen Kunst ab der Renaissance der vermeintlich passiven, simplen, naturnahen islamischen Kunst gegenübergestellt. Sh. hierzu Belting 2009.

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Die Suche nach Differenz

Andererseits war es auch Teil des »imperialen Spiels«, dass gerade bei Denkmalpflegern die negative Rhetorik gegenüber den Einheimischen oft deutlich geringer ausfiel als die gegenüber den imperialen Rivalen, die doch häufig als Vandalen und Kulturgutzerstörer bezeichnet wurden. Neben der imperialen und nationalen Vereinnahmung von Kulturerbe und Kulturerbeerhalt im Rahmen des internationalen Wettstreits gab es jedoch auch enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Denkmalpflegern verschiedener Nationen. Zunehmend spielten internationale Vereinbarungen und Konferenzen in dem Bestreben, die moderne Denkmalpflege weltweit zu etablieren, eine Rolle.122 So wurde nicht selten die Arbeit anderer Nationen auf diesem Gebiet auch aus taktischen Gründen aufgewertet, um die eigene Regierung zum Handeln oder zur Bereitstellung von Finanzmitteln oder Infrastruktur für die Belange der Denkmalpflege zu bewegen.123 Die politische Inanspruchnahme von Begriffen wie Moderne, Kulturerbe, Naturerbe, Eingeborener und Tradition wurde allerdings keineswegs einseitig von europäischer Seite vollzogen und einer unbeteiligten außereuropäischen Welt aufgepfropft. Vielmehr war dies ein Prozess, in dem auch die außereuropäischen Gesellschaften sich, ihr Erbe und ihre Traditionen neu definierten und für den Kampf gegen die imperialen Mächte versuchten zu nutzten124 , um beispielsweise mehr Selbstbestimmung bei sakralen Monumenten zu erreichen, oder verschiedene Mächte gegeneinander auszuspielen.125 Durch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Kulturerbe hatten die außereuropäischen Gesellschaften maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Disziplin Denkmalpflege. Ihre Monumente, von europäischen Denkmalpflegern als Experimentierfeld für den Umgang mit dem kulturellen Erbe genutzt, spielten hierbei eine entscheidende Rolle.126 Einerseits setzte man sich in Europa durch diese Ge122

Auch Michler sieht »wesentliche Faktoren der Konzeptionalisierung von Kulturerbe […] nicht auf nationalstaatlicher Ebene verhandelt, […] sondern ganz wesentlich von international vernetzten Akteuren getragen«, sh. Michler 2013, S. 198. 123 Swenson 2015, S. 52-56. 124 Sivasundaram 2013, S. 170. In keiner Weise soll hierdurch der europäische Imperialismus aus der Verantwortung entlassen werden, der, wie Osterhammel formuliert, aus der »universalen Zivilisationstheorie und Zivilisationsgeschichte der Aufklärung im frühen 19.Jahrhundert ein Werkzeug […] proto-modernisierungstheoretischer Hierarchisierung der Gesellschaften der Erde« machte, sh. Osterhammel 2010, S. 400. 125 Sengupta 2013, S. 184. Lindsay Allen zeigt auf, wie beispielsweise der persische Schah vor dem Zweiten Weltkrieg amerikanische Archäologen nach Persepolis holte, um ein politisches Gegengewicht zur britischen Präsenz zu etablieren und Kontrolle über iranisches Öl zu bekommen, in: Allen, L., Appropriations of imperial space at Persepolis, sh. Swenson 2013b, S. 17. 126 Die Kolonien waren nicht nur Spielwiesen für die Denkmalpflege, sondern auch für Stadtplanung und Archäologie. Dies beschränkte sich nicht nur auf das britische Empire. Paul Rabinow und Gwendolyn Wright haben die Aufmerksamkeit auf die Kolonien als Labor für fran-

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

genüberstellung mit dem Fremden auch mehr mit dem eigenen, europäischen vorindustriellen Kulturerbe auseinander127 und fand in der Gegenüberstellung vorindustrieller Handwerkskunst in den Kolonien contra industrieller Massenware Impulse für die Kritik an der Industrialisierung der Gesellschaft.128 Andererseits dienten ab dem späten 19. Jahrhundert, als in Europa um einen umfassenden Denkmalschutz gerungen wurde und Eigentumsrechte alle staatlichen Denkmalpflegemaßnahmen in den europäischen Mutterländern sehr schwierig machten129 , die strengeren Denkmalschutzgesetze in den Kolonien oft als Gesetzesvorlagen für Europa.130 Lange bevor Begriffe wie »Authentizität« und »Konservierung« in europäischen Gesetzen oder internationalen Chartas Erwähnung fanden, waren sie im imperialen Kontext bereits in Gebrauch.131

zösischen Urbanismus gelenkt: Rabinow, P. (1989) French modern: norms and forms of the social environment. Cambridge; Wright, G. (1991) The politics of design in French colonial urbanism. Chicago, sh. Swenson 2013b, S. 18. 127 Choay 1997, S. 145. 128 Vor allem das Arts and Crafts Movement, eine Bewegung, die in England um Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, setzte sich für handwerklich-künstlerische Produktion statt der als seelenlos empfundenen industriellen Massenware ein. Bekannte Vertreter der Bewegung waren unter anderem John Ruskin und William Morris. Sh. hierzu auch Weiler 2013, S. 248. 129 Swenson zitiert den Denkmalpfleger Baldwin Brown, der sehr bedauerte, dass eine durchgreifende Denkmalpflege nur dort umzusetzen sei, wo Persönlichkeitsrechte einer hochzivilisierten Gesellschaft nahezu unbekannt seien, in: Brown, B. (1905) The care of ancient monuments, S. 235, sh. Swenson 2013b, S. 17. 130 Swenson 2013b, S. 18. Swenson führt als Beispiel das französische Denkmalschutzgesetz von 1913 an (Paris, Mediatheque de l’Architecture et du Patrimoine (MAP). 80/1/32-33, Legislation etrangere sur les monuments historiques), das sich explizit nicht an den zu lax empfundenen britischen Gesetzen, sondern an Lord Curzons Ancient Monument Act für Indien orientierte. Das entsprechende französische Gesetz diente dann später als Vorlage für die Reform des britischen Gesetzestextes (London, The National Archives (TNA), WORK 14/2278, Systems adopted in foreign countries for preservation of ancient monuments. 1911-1954. Die Praxis, in den Kolonien Vorgehensweisen durchzusetzen, die im Mutterland nicht möglich waren, wurde auch außerhalb Europas angewandt. Swenson beruft sich auf die archäologische Praxis der Japaner in Korea, sh. Hyung Il Pai, ›The creation of national treasures and monuments: the 1916 Japanese laws on the preservation of Korean remains and relics and their colonial legacies‹, Journal of Korean Studies, 25 (2001), S. 72-95. 131 Beispielsweise enthält John Marshalls Conservation Manual des Archeological Survey of India aus dem Jahre 1923 bereits eine Definition für Authentizität. Sh. Weiler 2017, S. xviii.

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Die Suche nach Differenz

Missionar Andreas Pfisterer bei der Schule in Akpafu, Volta-Region im heutigen Ghana, damals deutsche Kolonie Togo, 1899.

Unbekannt, Wikimedia Commons

3.4

Auf der Suche nach Differenz – die Gegenüberstellung von westlicher Moderne und traditionellen Kulturen

So wie es offensichtliche Wechselwirkungen und Aushandlungsprozesse zwischen Europa und außereuropäischen Gebieten um das Thema Kulturerbe gab, war auch die gesellschaftliche Modernisierung keineswegs auf die westliche Welt beschränkt. Jürgen Osterhammel resümiert, dass sich »überall auf der Welt Angehörige von ›Mittelschichten‹ untereinander daran erkannten, dass sie ›modern‹ sein wollten«.132 Einerseits erreichten im 19. Jahrhundert viel mehr Besucher aus Übersee Europa als in den Jahrhunderten davor und beeinflussten mit ihren Eindrücken das Bild, das sich der Rest der Welt von Europa machte. Vor allem in den Kolonien, allen voran in Britisch-Indien, entwickelte sich eine europäisch ausgebildete Gesellschaftsschicht, die Europa zunehmend systematisch untersuchte und beurteilte sowie eine der europäischen Orientalistik gegenübergestellte Okzidentwissenschaft begründete. Die sich ab etwa 1830 durch die 132

Osterhammel 2011, S. 1095.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

gesellschaftlichen Umbrüche etablierenden Sozialwissenschaften an europäischen Universitäten133 verbreiteten sich schnell in der Welt.134 Man setzte sich immer intensiver wissenschaftlich mit den eigenen Gesellschaften, aber vor allem auch mit der europäischen, auseinander und wandte die sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse als Waffen gegen den Imperialismus an.135 Clifford Geertz sieht bei den antikolonialen Strategien des Unabhänigkeitskampfes und bei der nachfolgenden Nationenbildung der postrevolutionären Staaten sowohl Mechanismen wirksam werden, die den Wunsch nach Beständigkeit und Zusammenhalt befriedigen, als auch dynamische Kräfte der Veränderung und des Aufbruchs.136 Nicht die gesellschaftliche Modernisierung, sondern die polarisierende Gegenüberstellung von westlicher Moderne und traditionsbehafteten außereuropäischen Kulturen137 sollte aber zur wichtigen Strategie von Selbstbehauptung werden und wurde auch noch während der Dekolonisation durch viele antikoloniale Bewegungen genutzt.138 Das vermutlich berühmteste Beispiel der Rückbesinnung auf eine vorkoloniale Vergangenheit mit gleichzeitiger internationaler Vernetzung war Mahatma Gandhi und seine Verklärung der bäuerlichen Gesellschaft in Indien als Gegenmodell zum westlichen Maschinenzeitalter, worauf er sein politisches Manifest Hind Swaraj139 gründete.140 Er selbst sah sich stark beeinflusst durch das Arts and Crafts Movement und die Schriften von John Ruskin und William Morris141 , denen er während seines Jurastudiums in England in den 1880er Jahren begegnet war.142 Wie Gandhi waren

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Als Begründer der Soziologie werden vor allem Auguste Comte (1798-1857) und Herbert Spencer (1820-1903), Max Weber (1894-1926) und Émile Durkheim (1898-1917) genannt. 134 1893 gab es bereits einen Lehrstuhl für Soziologie an der Kaiserlichen Universität in Tokyo, Japan. 135 Osterhammel 2011, S. 52-53. 136 Geertz 1971, S. 368. 137 Mishra 2013, S. 74. Osterhammel nennt einzelne Persönlichkeiten wie Haidar Ali (1721-82) in Indien und Pascha Muhammad Ali (1769-1849) in Ägypten, die dem entgegen versuchten, der wachsenden Macht Europas durch institutionelle Modernisierung zu begegnen, sh. Osterhammel 2010, S. 378. 138 Swenson 2013a, S. 147. Wissen über lokale Gegebenheiten wurde als imperiale Strategie genutzt, um an lokale Herrschaft anknüpfen zu können und deshalb sehr geschätzt. Diese Wertschätzung der lokalen Traditionen wurde schließlich als wichtige antiimperialistische Strategie von den nationalistischen Befreiungsbewegungen übernommen. Auch Mahatma Gandhi stützte seinen Befreiungskampf für Indien auf das traditionelle indische Handwerk. Sh. hierzu Weiler 2013, S. 254 und Heidrich 1997, S. 198-199. 139 Gandhi, Mahatma (1909) Hind Swaraj. Übersetzt heißt Hind Swaraj »Freiheit Indiens«. 140 Heidrich 1997, S. 203-206. 141 Sh. Fußnote 162, S. 72. 142 Heidrich 1997, S. 204-206; Young 2001, S. 346.

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Die Suche nach Differenz

auch viele andere Intellektuelle in den Imperien mit den Machtzentren vertraut. Die imperialen Gebiete wurden zunehmend durch »indirect rule«143 kontrolliert, also durch in Europa oder nach westlichen Maßstäben gebildete einheimische Eliten, die weite Teile der Verwaltungsstrukturen in den Kolonien besetzten. Vor allem aus diesen Gruppen formierten sich anti-koloniale Bewegungen, die einerseits mit Werten der Aufklärung, revolutionären Idealen der Französischen Revolution, aber vor allem der Russischen Revolution in Kontakt gekommen waren und diese Ideologien nun gegen die Fremdherrschaft einsetzten.144 Mitverantwortlich für diese Ausrichtung der antikolonialen Strategien war, was Osterhammel als »gescheiterte Utopie des bürgerlichen Kosmopolitismus« bezeichnet, denn die Modernisierer in Asien, Afrika und Lateinamerika waren zwar als »kulturelle Makler« willkommen, aber ihre Ansprüche auf Modernität wurden nicht anerkannt. Gerade diese oft im Westen ausgebildeten und mit westlichem modernem Lebensstil vertrauten Intellektuellen wurden nicht zuletzt deshalb zu den entschiedensten Gegnern des westlichen Imperialismus. Zudem waren spätestens seit dem Ersten Weltkrieg viele außereuropäische Länder desillusioniert über die gesellschaftliche Modernisierung nach westlichem Modell. Wissenschaft und Technik schienen entlarvt als Komplizen des »materialistischen und seelenzerstörenden Weltbilds […], das Europa entwickelt hatte«145 . Mit den Traditionen vereinbar und zur Bündelung der gesellschaftlichen Energien für den Kampf gegen den Imperialismus bestens geeignet erschien hingegen das europäische Erfolgsrezept Nationalismus.146 Beispielsweise in Indien wurde diese Strategie angewandt und perfektioniert147 , nachdem ab den 1880er Jahren der Einfluss von Geschichtsforschung in der Kolonie an Einfluss gewann. Mit der Nutzbarmachung historischer und ästhetischer Argumente und religiöser Empfindungen sowie einer Besinnung auf Traditionen wurde begonnen, eine indische

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Indirekte Herrschaft. Hobsbawm 1992, S. 161. Mishra 2013, S. 260, 368. Bayly legt allerdings dar, dass sich außerhalb Europas auch vor der europäischen Expansion schon Identitäten mit den »Vaterländern« gebildet hatten, deren Loyalitäten sich nicht nur auf die herrschenden Dynastien bezogen und dort am stärksten ausgeprägt waren, wo Länder klein, und ungeschützt und durch lange Kriege mit Nachbarn, gemeinsame Sprache oder Religion zusammengeschweißt wurden. Unbestreitbar wurden allerdings diese Formen von »vornationalem Nationalismus« vor allem durch die neuen Grenzziehungen der Europäer befeuert. Bayly 2008, S. 91-92. Der indische Philosoph Rabindranath Tagore (1861-1941) kritisierte hingegen nicht nur entschieden den westlichen Imperialismus, sondern auch »den neuen Gott der Nation«, sh. Mishra 2013, S. 235.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

Nation zu konstruieren und so den Einfluss der Kolonialverwaltung auf die Konservierung religiöser Monumente einzuschränken und zu lenken.148 Dem Imperialismus, der die Differenzen nicht nur zwischen dem Westen und anderen Gesellschaften betonte, sondern auch innerhalb der beherrschten Völker suchte und nutzte149 , wurde im Unabhängigkeitskampf das Konzept des Nationalstaates und eines mit geeinten Kräften befreiten Volkes entgegengesetzt. Die entstehenden Nationalstaaten suchten und bekräftigten deshalb kulturelle und ethnische Gemeinsamkeit und versuchten diese mit politischen Mitteln zu stärken. Während der Befreiung diente der gemeinsame Kampf gegen das im wahrsten Sinne des Wortes »Fremde«, das meist eindeutig an der anderen Hautfarbe und den anderen Bräuchen und Sitten der Entdecker, Eroberer und Herrscher festgemacht werden konnte, als nationaler Kitt.150 Die eigene Vergangenheit und die eigenen Traditionen generierten schlagkräftige Argumente für ein Recht auf einen eigenen, selbstbestimmten Weg in die Zukunft. Der Wunsch nach einer modernen Gesellschaft nach westlichem Vorbild schien hingegen unerreichbar. Im April 1955 fand auf der indonesischen Insel Java die Konferenz von Bandung statt. Mehr als tausend Vertreter aus 29 Ländern und 30 Befreiungsorganisationen151 aus überwiegend außereuropäischen Ländern trafen sich, um über postimperiale Politik, Kooperation zwischen den Staaten des Südens und den Weltfrieden zu diskutieren. Gleichzeitig war es ein Manifest des neuen Selbstbewusstseins der vielen teilnehmenden Staaten mit gerade errungener Unabhängigkeit oder auf dem Weg dorthin. Die Konferenz erzeugte ein Hochgefühl unter den Teilnehmern und wird als wichtige Wegmarke des Postkolonialismus gesehen.152 Allzu oft stellte sich, allerdings spätestens nach der Befreiung, das schwierige politische Konstrukt einer homogenen Nation als Utopie heraus. Die meisten der entstehenden postimperialen Staaten waren, durch die »gigantische politische

148 Sengupta 2013, S. 184-185. Sengupta bezieht sich auf neuere Forschung, vor allem von Dipesh Chakrabarty (2008) The public life of history: an argument out of India’s, public culture, S. 143-168 und Upinder Singh (2004) The discovery of ancient India: early archaeologists and the beginnings of archaeology, S. 248. 149 Das »divide and rule« (teile und herrsche) wird als durchgängige imperiale/koloniale Strategie bezeichnet, die Bevölkerung der beherrschten Gebiete in einzelne Gruppen zu dividieren und Ressentiments der einzelnen Gruppen zu schüren, um die Gegner zu schwächen. Osterhammel sieht allerdings auch die Einteilung in Systeme oder gar die Erfindung von einzelnen »Stämmen« als einen Versuch Ordnung in die Unübersichtlichkeit der Bevölkerung zu bringen, sh. Osterhammel 2011, S. 668. 150 Hobsbawn 2006, S. 42. 151 Eckert 2015, S. 1. 152 Coulmas 1990, S. 330; Young 2001, S. 191.

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Die Suche nach Differenz

Flurbereinigung« der Fremdherrschaft153 , alles andere als ethnisch und kulturell homogene Einheiten.154 Die Staatsführung bedurfte nun eines beständigeren Zusammengehörigkeitsgefühls, als jenes während des Befreiungskampfes.155 Clifford Geertz sieht bei der Nationenbildung der postrevolutionären Staaten sowohl Mechanismen, die den Wunsch nach Beständigkeit und Zusammenhalt befriedigen, als auch dynamische Kräfte der Veränderung und des Aufbruchs wirksam werden.156 Diese widerstreitenden Kräfte sind ein normales gesellschaftliches Phänomen und wurden nicht erst mit der Nationenbildung nach der Unabhängigkeit wirksam, sondern prägten schon als antikoloniale Strategien den Unabhängigkeitskampf. In den neu entstandenen Staaten, in denen diese Unabhängigkeit wortwörtlich eine Loslösung von westlicher Herrschaft bedeutete,157 wurde nicht selten weiterhin eine Besinnung auf die kulturellen Wurzeln der vorkolonialen Vergangenheit demonstriert und damit die »kolonial geprägte Stereotype«158 von Jahrhunderte alten, unveränderten Traditionen als Gegenbild zum modernen Westen weiter aufrechterhalten. Die postkoloniale Wirklichkeit neuer Staaten, mit meist willkürlich auf dem Reißbrett der Weltmächte festgelegten Territorien, übernahm hierbei allzu oft die noch unter kolonialer Herrschaft herausgearbeitete Idee einer Identitätsbildung durch Hervorhebung von Traditionen und das die Nation möglichst eindeutig repräsentierenden Kulturerbes.159 Ideen oder Konzepte über Kulturerbe jenseits traditionell erneuernder Handwerkstradition in einem Teil der Welt und jenseits westlicher Moderne im anderen Teil der Welt wurden auf beiden Seiten weitestgehend negiert.

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Osterhammel 2011, S. 604. Osterhammel beschreibt die Situation in Afrika, wo um etwa 1800 noch vermutlich mehrere Tausend politische Einheiten existiert hatten, die ein Jahrhundert später in etwa 40 separat verwaltete, koloniale Gebiete aufgeteilt waren. Geertz sieht allerdings nicht nur die ethnische und kulturelle Inhomogenität als problematisch an. In Staaten wie Marokko, wo dies nicht der Fall ist, zeigt sich auch die Schwierigkeit der sozialen Aufspaltung von Gesellschaft, sh. Geertz 1971, S. 368. Vale 2008, S. 50. Muthu zitiert Geertz, der resümiert, dass es während des Befreiungskampfes für beispielsweise Brahmanen, Sikhs, Moslems oder Bengalen leichter war, sich als NichtEngländer zu sehen, als sich hinterher als Inder zu fühlen. Sh. auch Geertz 1971, S. 361. Geertz 1971, S. 368. Im Gegensatz zu Nationen wie den USA, Kanada, Südafrika, Australien und Neuseeland, die als sogenannte Siedlerkolonien nach der Unabhängigkeit die vornehmlich »weiße« Geschichte fortschrieben, sh. beispielsweise Paquette et al. 2015; Smith 2006. Subramanyan in Weiler 2013, S. 254. Falser 2015b, S. 21.

3. Die außereuropäische Welt als Experimentierfeld des modernen Kulturerbeerhalts

Gleichzeitig bemühten sich nun viele junge Staaten um gesellschaftliche Modernisierung. Hiermit ging eine Marginalisierung von Urbevölkerungen160 und die globale Abwertung traditioneller Lebensweisen und auch traditioneller Baukultur einher. Modernistische Architektur war ein Symbol für Aufbruch und Fortschritt und eine ökonomische Möglichkeit, diesen Umbau zu bewerkstelligen. Städte in Asien, Afrika und Lateinamerika waren nicht nur unter kolonialer Herrschaft, sondern wurden auch nach der Unabhängigkeit zu »Laboratorien der Moderne«.161 Eine Ausnahmerolle in diesem Diskurs nahm Japan ein. Seine Zivilisiertheit, aber auch Andersartigkeit, wurde bereits im 18. Jahrhundert in Europa gewürdigt.162 Im Gegensatz zu den anderen Hochkulturen des Ostens konnte Japan seine Ausnahmerolle im Verhältnis zum Westen behaupten. Es konnte sich erfolgreich gegen die Kolonisierung wehren und bis zur gewaltsamen Öffnung des Landes durch die amerikanische Flotte ab 1854 gegen kulturellen Imperialismus abschotten. 1904 versetzte Japan die Welt in Staunen, als es in der Seeschlacht von Tsushima mit dem Sieg über die russische Flotte als erstes außereuropäisches Land seit dem Mittelalter eine europäische Macht besiegte.163 Japan demütigte die westlichen Mächte auch im Zweiten Weltkrieg, als es im Winter 1941-42 weite Teile Ostund Südostasiens einnahm.164 Andererseits interessierte es sich aber für die westliche Kultur und betrieb systematische Europastudien. Das Land wurde »ein Meister in der Strategie der Übernahme westlicher Mittel zur Immunisierung gegen 160 Osterhammel 2011, S. 468. Osterhammel beurteilt die Auswirkungen dieser »Zivilisierung« als sehr tiefgreifend und möglicherweise dramatischer für viele indigene Bevölkerungen als die Kolonialzeit. 161 James-Chakrabarty 2014, S. 4-5; Rajagopalan/Desai 2012b, S. 12-13. Neben Moskau als einziger europäischer Stadt waren es weit in die 1960er Jahre Städte wie Shanghai oder die brasilianischen Städte Rio de Janeiro oder Sao Paulo, die eine konkurrenzlose Dichte von Hochhäusern hatten. Verschiedene Wissenschaftler haben sich in den letzten Jahren mit dem »Projekt Moderne« in der Architektur und den wichtigen Impulsen, die hierzu aus Ländern außerhalb des Westens beigesteuert wurden, unter dem Motiv »Negotiated Modernity« auseinandergesetzt. Sh. hierzu Avermaete, Karakayali, von Osten (2010) Colonial Modern: Aesthetics of the Past, Rebellions for the Future. London: Black Dog Publishing. Umfangreiche Literatur zu dem Thema in: James-Chakrabarty 2014. 162 Osterhammel 2010, S. 343. Wegen dieser außergewöhnlichen Anerkennung, die Japan schon lange vom Westen bekommt, wurde es auch schon als »Ehren-Europa« bezeichnet, sh. Conrad et al. 2013, S. 180. 163 Mishra 2013, S. 9, 205. Mishra schreibt: »Im frühen 20. Jahrhundert wurde Japan zum Mekka für Nationalisten aus ganz Asien.« Um die Bedeutung dieses Sieges für die außereuropäische Welt zu verdeutlichen zitiert Mishra Ghandi, damals noch ein unbekannter Rechtsanwalt in Südafrika, mit den Worten »Die Wurzeln des japanischen Sieges haben sich so weit ausgebreitet, dass wir die Früchte, die es einmal tragen wird, noch gar nicht zu erkennen vermögen«, in: Ghandi, M. (1905) The collected works of Mahatma Ghandi, Bd. 4, S. 470. 164 Im April 1943 erklärte Japan die »Befreiung Asiens« offiziell zum Kriegsziel, sh. Mishra 2013, S. 304.

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Die Suche nach Differenz

westliche Übermacht«165 und hat Ende des 19. Jahrhunderts als erstes asiatisches Land einen mit Europa vergleichbaren rasanten Modernisierungsprozess und eine Nationalstaatsbildung bewältigt.166 All dies hilft die bedeutende Rolle zu verstehen, die Japan auch in der Emanzipation der nicht-westlichen Welt von westlichen Denkmalpflegeidealen ab Mitte der 1980er Jahre spielen sollte.167

165 Osterhammel 2010, S. 376-378. 166 Mishra 2013, S. 112; Kreiner 2005, S. 7. 167 Narra und Bergen.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Tempel Ta Prohm in Kambodscha, 1994.

Martina Oeter

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Brüchige Wertschätzung – Geschichten von Krieg und gesellschaftlicher Modernisierung

Untrennbar verbunden mit der Globalisierung des Kulturerbeerhalts ist also seine »Okzidentialisierung«1 , denn die Konservierung und Pflege von Altertümern 1

Okzidentialismus wird in zwei unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Einerseits wird es als Gegenbegriff zu Orientalismus für den Widerstand aber auch Vorurteile gegen die

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Die Suche nach Differenz

etablierte sich spätestens im Laufe des 19. Jahrhunderts als Identitätsversicherung durch Abgrenzung von den »Wilden und Unzivilisierten«, den »Anderen«. Diese Art der Abgrenzung war vor allem als Trennlinie zwischen dem aufgeklärten, modernen Westen, der historisches Kulturgut wertschätzte und dem »barbarischen« Rest der Welt aufgebaut worden, wurde aber auch zwischen Kriege führenden Ländern innerhalb Europas als Sinnbild für den »Anderen barbarischen Kulturzerstörer« gebraucht. Als Gegenpol dieser Abgrenzung etablierte sich die Globalisierung des Kulturerbeerhalts, die eine bisher meist unterbewertete Geschichte der weltweiten Vernetzung ist. Schon früh versuchte man durch internationale Vereinbarungen die Kulturwerte vor der Zerstörung zu schützen.2 Kriege führten immer wieder vor Augen, dass Kulturschätze im Kampf vor in Kauf genommener oder gar bewusster Zerstörung nicht geschützt waren. Im Jahr 1874 wurde deshalb in Brüssel auf Initiative von Zar Alexander II. von Russland eine internationale Konferenz abgehalten, an der fünfzehn europäische Staaten eine Übereinkunft über Gesetze und Bräuche in Kriegen vereinbaren sollten. Die Deklaration3 wurde mit kleinen Änderungen angenommen, jedoch niemals ratifiziert. Nichtsdestotrotz werden diese Deklaration und das folgende, im Jahre 1880 formulierte Oxford Manual4 als die Grundlage der Haager Abkommen von 1899 und 1907 angesehen, die in die 1954 von der UNESCO formulierte Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten mündete.5 Ein weiterer Meilenstein für die Internationalisierung des Kulturgutschutzes war ein 1889 parallel zur Weltausstellung in Paris ausgerichteter Kongress6 , der auch als der »erste dezidiert international ausgerichtete Denkmalpflege-Konvent«7 bezeichnet wird. Durch seine nicht nur auf Europa beschränkte Teilnehmer- und Themenliste und dem Versuch ausdrücklich international ausgerichteter Vereinbarungen kann er als wegweisend erachtet werden. Das ambitionierteste internationale Projekt in den hier verfassten Resolutionen war die Gründung einer

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westliche Moderne und die Werte der westlichen Kultur verwendet, steht aber hier in seiner anderen Bedeutung für den Ethnozentrismus des Westens andere Weltgegenden und Wertemodelle als minderwertig oder rückständig zu betrachten. Grundsätzlich stehen alle Begriffe für »Produktion und Transfer von Imaginationen, Stereotypen und Wissen« des Westens gegenüber dem Osten und umgekehrt, also einer Identitätsversicherung durch Abgrenzung von dem »Anderen«. Sh. auch Schnepel et al. 2015. Auch Betts und Ross nennen die Verbindung von Krieg und Denkmalpflege eine der wichtigsten, aber bisher erstaunlich unterbewerteten Dimensionen der heutigen Beschäftigung mit Kulturerbe, in: Betts/Ross 2015b, S. 20. Deklaration über die Gesetze und Gebräuche des Krieges, 1874. The Laws of War on Land, 1880. Schindler/Toman 2004. Sh. Fußnote 1085, S. 181. Congrès Officiel International pour la Protection des Oeuvres d’Art et des Monuments. Falser 2012, S. 64.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Art Roten Kreuzes für Kunstwerke und Baudenkmäler. Aktuelle Konflikte wie der Französisch-Deutsche, der Russisch-Türkische Krieg oder die britische Eroberung Ägyptens boten unmittelbares Anschauungsmaterial für die Problematik, wurden aber vermutlich bewusst nicht thematisiert, um ein von allen Konferenzstaaten akzeptiertes Bündnis zu erzielen.8 Neben den verfassten Resolutionen lag die große Hoffnung der Konferenz auch darin, von nun an einen regelmäßigen Austausch auf internationaler Ebene zum Thema Denkmalschutz und -pflege zu etablieren. Obwohl die Einführung oder Verbesserung von Denkmalschutzgesetzen ein wichtiges Thema der Tagung war, wurde vor allem die Notwendigkeit hervorgehoben, in den westlichen Staaten eine bessere Erziehung des Volkes zur Denkmalliebe und -pflege zu erreichen. Verschiedene Sprecher auf der Konferenz legten dar, dass der Erneuerungsdruck der in Europa voranschreitenden Industrialisierung immer akuter wurde und eine Kompensation des in der westlichen Welt durchlebten Bruchs mit der Vergangenheit, so schien es, nur durch eine Erziehung der Gesellschaft zur Denkmalliebe erreicht werden konnte. Am Beispiel Chinas, dessen Ahnenkult auch den Respekt für Traditionen und historische Gebäude sicherstellen würde, zeige sich deutlich, wie in der westlichen Welt, wo diese natürliche Verbindung zwischen Altertümern und Traditionen nicht mehr existiere, die Erziehung diese Lücke füllen müsse.9 Schon auf dieser Konferenz wurden aber die wichtigsten Probleme herausgearbeitet, die bis heute den Kulturerbeerhalt bestimmen. Die Zerstörung von Kulturzeugnissen wird auf zwei wesentliche Gefahren heruntergebrochen: der Bruch mit den Traditionen und Krieg. Als Instrumente, die das Kulturerbe vor Kriegszerstörung schützen sollten, wurden internationale Verträge, Schlichtungs- und Schutzmechanismen vereinbart. Zu deutlich hatten die aktuellen Konflikte gezeigt, dass das Bewusstsein um den Wert bedeutenden Kulturerbes nicht unbedingt dessen Schutz diente, da »eigenes« und »fremdes« Kulturgut instrumentalisiert wurde und bei Kriegshandlungen gerade deshalb in den Fokus der Zerstörung gelangte. Nur die Identifikation über ein gemeinsames Erbe würde Kriegszerstörung verhindern können, weshalb nicht nur die Regierungen der Konferenzteilnehmer über die Ideen und Resolutionen der Konferenz informiert, sondern ein Netzwerk aller Künstler, Wissenschaftler und Liebhaber ins Leben gerufen werden sollte. Keine klaren Mehrheiten, geschweige denn Resolutionen gab es auf der Pariser Konferenz, wie auch auf den in den folgenden Jahrzehnten abgehaltenen weiteren Konferenzen10 , zum Thema Restaurierung versus Konservierung. Allerdings wur-

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Swenson 2013a, S. 209. Ibid., S. 207. Das Beispiel China wurde gewählt, da General Tcheng-Ki-Tong einen Vortrag über die Konservierung von Monumenten in China gehalten hatte, in dem explizit nicht nur der Respekt vor den Monumenten, sondern auch den Traditionen thematisiert worden war. Eine Übersicht über folgende internationale Konferenzen liefert Swenson 2013a.

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Die Suche nach Differenz

de der Idee von Authentizität historischer Kunst- und Kulturschätze zum Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend Bedeutung beigemessen. Eine substanzerhaltende Konservierung bekam über die Jahrzehnte eine breitere Unterstützung in der internationalen Diskussion.11 Neben den angeprangerten Kriegszerstörungen und Plünderungen wurde auch die Restaurierung als Vandalismus, ja sogar als »die schlimmste Form von Zerstörung« gebrandmarkt12 , auch wenn weiterhin die Praxis meist eine andere Sprache sprach, als die Theorie des unbedingten Substanzerhalts vorgab.13 Die breitere Zustimmung für diese Ideen von Authentizität und Bewahrung historischer Substanz gelang auch durch Seilschaften mit anderen Disziplinen, auch wenn diese sich meist als wenig tragfähig erwiesen. Einerseits gelang der Schulterschluss mit anderen Interessengruppen als Reaktion auf die seit Ende des 19. Jahrhunderts ganz Europa ergreifende Industrialisierung, sodass zunehmend in größeren Zusammenhängen eines Erhalts von Kultur, Natur, Traditionen und Bräuchen gedacht wurde. Ein breiteres Interesse für die »Einzigartigkeit und Besonderheit der Regionen« und den Erhalt von Ensembles und Kulturlandschaften erwachte aber auch im Zusammenspiel mit der Nationalstaatenbildung14 und wurde entsprechend politisch instrumentalisiert. Befürworter und Gegner einer strikten Konservierung historischer Bauten für gemeinsame Ziele zu gewinnen, wurde durch ein auf der sechsten internationalen Architektenkonferenz in Madrid im Jahre 190415 vorgestelltes Konzept möglich. Der Vorschlag sah vor, zukünftig zwischen »toten Denkmälern«, die nicht mehr unter Gebrauch stehen und als Zeugnisse vergangener Zeiten konserviert werden sollen, und »lebendigen Denkmälern« zu unterscheiden. Diese »lebendigen« Denkmäler, die noch dem Zweck ihrer Erschaffung dienen, sollten einer »stilreinen Restaurierung« unterzogen werden, denn ihr Gebrauch sei sehr eng mit ihrer stilistischen Einheit verknüpft und wichtig für die Schönheit von Architektur.16

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Swenson 2013a, S. 216. Sh. Swenson 2013b, S. 25. Hier wird verwiesen auf J. Ruskin, The seven lamps of architecture (1880; repr. New York, 1989); W. Morris, Manifesto of the Society for the Protection of Ancient Buildings‹ (London, 1877), letzteres zu finden auf der Website der Society for the Protection of Ancient Buildings unter https://www.spab.org.uk/about-us/spab-manifesto (Zugriff 31.10.19). Swenson 2013b, S. 25-26. Als eindrücklichen Fall nennt Swenson, und verweist hierbei auf den Beitrag von Simon Goldhill in der gleichen Publikation, den engen Freund von William Morris und Arts-and-Crafts-Architekten C. R. Ashbee, der in den 1920er Jahren Jerusalem nach einem idealen Modell restaurierte, obwohl er diese Vorgehensweise ein halbes Jahrhundert vorher bei der Restaurierung von St. Markus in Venedig auf das Schärfste kritisiert hatte. Trom 1995, S. 149-150. Zusammenfassung der Konferenz sh. http://www.getty.edu/conservation/publications_resou rces/research_resources/charters/charter01.html (Zugriff 31.10.19). Swenson 2013a, S. 216; Jokilehto 2005, S. 389; Rausch 2017.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Obwohl das Konzept als Ausweg für eine Restaurierung noch im Gebrauch stehender Gebäude gedacht war, öffnete es auch zukunftsweisende Wege, gerade bei »toten Denkmälern« zeitgenössische An- und Umbauten zu ermöglichen, ohne eine allgemeingültige Übereinkunft über den Umgang mit historischer Bausubstanz vorauszusetzen. Ein weiterer trügerischer Schulterschluss wurde mit dem modernen Städtebau17 erreicht, indem John Ruskins Idee der Wichtigkeit künstlerischer Schönheit für die Volksgesundheit in einen größeren gesellschaftspolitischen Zusammenhang von Hygiene und Ästhetik gebracht wurde.18 Unter dem Motto »ein ›zivilisierter‹ oder ›Kulturstaat‹« sei »es sich aus moralischen, ästhetischen und hygienischen Gründen schuldig, seine Vergangenheit und sein Erbe zu pflegen«19 , wurden viele Städte im Sinne einer ästhetischen, aber auch tatsächlichen Hygiene modernisiert. Der Aufwertung der Altstädte, einhergehend mit dem Anspruch die Innenstädte für den Automobilverkehr zu öffnen, wurden jedoch vielerorts historische Verdichtungszonen und Stadtmauern geopfert und die städtebaulichen Grundsätze einer »Pflege des Erbes« waren meist vollkommen andere als die eines konservatorischen Substanzerhalts. Diese Vorgehensweise prägte auch den kolonialen Umgang mit historischen Monumenten und städtischen Verdichtungszonen, die als wissenschaftliche Laboratorien für neue Ideen des Fortschritts sehr willkommen waren. Auch die seit Mitte des 18. Jahrhunderts auf internationaler Ebene getätigten Bemühungen, Kulturschätze als Erbe der Menschheit zu betrachten und durch Verträge vor Zerstörung in Kriegen zu schützen, verhinderte nicht, dass auch in den folgenden Kriegen, allen voran dem Ersten Weltkrieg, und auch von den Vertragsparteien, umfangreich historisches Kulturgut zerstört wurde. Dies geschah einerseits als in Kauf genommener Kollateralschaden, aber darüber hinaus, weil man den als historisch bedeutend eingestuften Gebäuden auch politische Bedeutung aufbürdete und sie in Haftung genommen wurden. Beispielsweise wurde die Kathedrale von Reims im Ersten Weltkrieg von deutschen Truppen mit Granaten beschossen, in Brand gesetzt und schwer beschädigt.20 Unterschiedliche Interpretationen und Rechtfertigungen zeigen die politische Instrumentalisierung. Von deutscher Seite als Vergeltung für die Zerstörung bedeutender deutscher Bauwerke gerechtfertigt, oder damit erklärt, dass das französische Militär hier bewusst in diesem vermeintlich geschützten Monument eine Signalstelle und ein Waffendepot eingerichtet hätte, sah die französische Seite in der Tat einen feigen Akt, um

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Um 1900 professionalisierte sich der Bereich Urbanismus und moderner Städtebau zunehmend. An der University of Liverpool in England wurde 1909 die erste akademische Ausbildung eingerichtet. Fainstein 2016. Swenson 2013a, S. 217. Trom 1995, S. 155. Jokilehto 2005, S. 398.

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Die Suche nach Differenz

die französische Nationalehre zu demütigen.21 Auch die junge Disziplin Denkmalpflege konnte dieser politischen Vereinnahmung nichts entgegensetzen. »Kriegsdenkmalpflege«, wie sie bereits im Ersten Weltkrieg betrieben wurde, verlangte von den Fachleuten zum Schutz bedeutender Kulturgüter in Kampfgebieten das Militär zu informieren und in schlimmeren Fällen Zerstörungen zu dokumentieren und Restaurierung oder Wiederaufbau zu überwachen.22 Hiermit wurde die Denkmalpflege bei diesem »Retten, was zu retten ist« fast zwangsläufig zu propagandistischen Helfern, der Kulturgut zerstörenden Systeme. Auf der Pariser Friedenskonferenz am Ende des Ersten Weltkriegs wurde 1919 von den Siegermächten der Völkerbund gegründet. 32 Staaten unterzeichneten die Satzung zur Förderung der internationalen Kooperation, Vermittlung in Konfliktfällen und Überwachung einer Einhaltung von Friedensverträgen.23 Obwohl dies neue Hoffnung gab, war die immer wieder deutlich hervortretende Lehre des Kriegs, dass selbst von allen Kriegsparteien anerkannt herausragendes Kulturgut durch zwischenstaatliche Verträge nicht gesichert war. Deutlich hatte sich die Verwundbarkeit durch das desaströse Zusammenspiel von verbesserter Kriegstechnik und dem Aufladen des Kulturerbes mit nationaler Bedeutung gezeigt. Neben dieser einen hatte der Krieg eine zweite Lehre parat, die auch nicht neu war, aber die Grenzen des Kulturguterhalts drastisch verdeutlichte: viele bedeutende Gebäude waren nach der Zerstörung nicht mehr zu konservieren. Man konnte den Verlust nur schmerzlich akzeptieren, sie restaurieren oder gar rekonstruieren. Die umfangreiche Bautätigkeit nach dem Ersten Weltkrieg, während der viele zerstörte Gebäude, oft unter Verwendung neuer Bautechnik, im besonderen Stahlbeton, restauriert und rekonstruiert wurden, zeigt, dass ein Verzicht auf als wichtig empfundene Bauwerke kaum Akzeptanz fand. Allein in Frankreich wurden in diesen Nachkriegsjahren über 7.000 Gebäude restauriert oder rekonstruiert.24 Aber auch außerhalb Europas wurde vor allem das Kulturerbe im kolonialen Kontext weiterhin umfangreich überarbeitet und einer stilreinen Restaurierung unterworfen25 . Die mühsam vor dem Krieg errungenen »Landgewinne« der konservieren-

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Lambourne 2001, S. 22. Koshar 2000, S. 87; Lambourne 2001, S. 23. Jokilehto 2005, S. 399. Ibid. Swenson 2015, S. 49. Swenson nennt hier Beispiele aus französischen und britischen Mandatsgebieten. Vor dem Zweiten Weltkrieg fiel in Syrien der stilistischen Bereinigung des römischen Tempels in Baalbek (heute Libanon) eine christliche Kirche zum Opfer. Der BelTempel in Palmyra und die Kreuzfahrerburg Krak des Chevaliers wurden von späteren Einbauten befreit und die darin lebende Bevölkerung umgesiedelt. Als weiteres Beispiel nennt Swenson die Stadtmauern von Jerusalem, die durch den Arts-and-Crafts-Architekten C. R. Ashbee 1918-1922 einer stilreinen Restaurierung unterzogen wurden.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

den Denkmalpflege gegenüber den als »Fälscherzunft«26 empfundenen, restaurierenden bis rekonstruierenden »Denkmalverschönerern« waren erst einmal dahin. Es dauerte über ein Jahrzehnt, bis die Kriegstraumata durch Wiederaufbau der zerstörten Städte einigermaßen überwunden waren. Dann allerdings zeigte der umfangreiche Einsatz der neuen Baustoffe der Industrialisierung und der neuen Bauformen auch für die Denkmalpflege neue Wege auf.

Aufgegebenes Haus in Skurbuchen, Ladakh, Indien, 2017.

Martina Oeter

4.2

Von Athen nach Venedig – Internationale Konferenzen suchen nach neuen Wegen des Kulturerbeerhalts

Nicht von ungefähr fand die erste Konferenz, die sich durch eine erneute Abkehr vom restaurierenden/rekonstruierenden Denkmalverständnis nach dem Krieg auszeichnete, erst nach den großen Wiederaufbauleistungen statt und ging dann als Meilenstein in die Geschichte einer sich zunehmend international vernetzenden Denkmalpflege ein.

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Das Siegel einer weltweiten Relevanz bescherte der Charta von Athen weniger, dass von den über 100 Teilnehmern der Konferenz aus mehr als 20 Ländern viele außereuropäische Teilnehmer anwesend gewesen wären, denn mit der französischen Kolonie Marokko und Ägypten waren lediglich zwei Länder außerhalb Europas vertreten.27 Vielmehr war es die Tatsache, dass die auf der Konferenz beschlossenen Resolutionen von dem 1919 gegründeten Völkerbund28 unterzeichnet wurden, der die Verbreitung der Charta von Athen an seine Mitgliedsstaaten empfahl. Dem Völkerbund gehörten zu dieser Zeit nicht nur weite Teile Europas inklusive der Kolonien, sondern auch viele außereuropäische Länder an. So ist die Charta von Athen das erste von mehreren Staaten getragene Dokument der Denkmalpflege.29 Die Bedeutung des Ersten Internationalen Kongresses der Techniker und Architekten in der Denkmalpflege 1931 in Athen30 wird vor allem an drei Ideensträngen der am Ende der Konferenz formulierten Charta festgemacht: das Konzept eines gemeinschaftlichen Weltkulturerbes, die Anerkennung der Bedeutung einer Einbettung von Monumenten in ihre historische Umgebung und die postulierte Akzeptanz moderner Materialien für die Konservierung und Restaurierung von historischen Gebäuden.31 Die hier formulierten Überlegungen und Grundsätze waren nicht neu, oder teilweise sogar bereits gängige Praxis gewesen, und auch der Name der Konferenz täuscht darüber hinweg, dass dies keineswegs die erste internationale Zusammenkunft und auch nicht die erste von Architekten und Ingenieuren war, die sich mit Denkmalpflege beschäftigte. Aber man wollte eine neue Zeit einläuten. Die großen Zerstörungen des Ersten Weltkriegs, Wiederaufbau und gesellschaftliche Umbrüche hatten die Verletzlichkeit des Kulturerbes und die Fragilität internationaler Schutzvereinbarungen allzu deutlich in den Fokus gerückt. Einerseits wusste man um die Notwendigkeit der staatlichen und zwischenstaatlichen Bemühungen für Denkmalschutz, wie auch um die Wichtigkeit, die Idee eines der ganzen Welt gehörenden Kulturerbes zu vermitteln. Andererseits hatte sich gezeigt, dass das bauliche Erbe nicht minder bedroht war von stilreiner Restaurierung und

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Falser 2011, S. 2. Der Völkerbund (League of Nations) war eine Organisation für internationale Zusammenarbeit mit Sitz in Genf. Eine Unterorganisation beschäftigte sich mit kulturellen Angelegenheiten, unter anderem auch mit dem Erhalt von Kulturgut. Hierfür wurde 1926 auch das ›International Museums Office‹ als Vorläufer für das 1946 gegründete ICOM (International Council of Museums) ins Leben gerufen. Sh. hierzu Jokilehto 2005, S. 399. Jokilehto 2005, S. 401. First International Congress of Architects and Technicians of Historic Monuments, sh. http://www.i comos.org/en/charters-and-texts/179-articles-en-francais/ressources/charters-and-standards/ 167-the-athens-charter-for-the-restoration-of-historic-monuments (Zugriff 31.10.19). Sh. http://www.getty.edu/conservation/publications_resources/research_resources/charters/c harter02.html (Zugriff 31.10.19).

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

gleichermaßen von den großen gesellschaftlichen Umbrüchen der Moderne. Allem war nur durch die Anerkennung der Vergangenheitswerte von Kulturgut als den wichtigsten Denkmalwerten zu begegnen. Der historische Wert und der Alterswert als Ausdruck der Einsicht, dass auch eine moderne Gesellschaft die Zeugnisse ihrer Geschichte braucht und einmal zerstörte Zeugnisse unwiederbringlich verloren sind und nicht rekonstruiert werden können, setzte sich zunehmend durch. Einerseits schien die Zeit reif für eine klare Unterscheidung historischer Bauten und neuer Bauformen. Durch die Umarmung moderner Architektur und moderner Baustoffe schien eine breite Lobby für den konservierenden Erhalt historischer Gebäude und eine klare Absetzung moderner Instandsetzungen mit neuer Formensprache und neuen Materialien möglich. Andererseits lief die denkmalpflegerische Forderung eines Respektierens der Einbettung von Monumenten in ihre historische Umgebung den städtebaulichen Ansprüchen der Architekturavantgarde vollkommen zuwider. Diese neuen Grundsätze einer Trennung von Arbeit und Wohnen, Beseitigung von engen Straßensystemen, die einem modernen städtischen Verkehr im Wege stehen, und einer Aufwertung des Wohnens durch mehr Licht und Luft in komfortableren Wohnungen mit neuen hygienischen Standards verdammten historisch gewachsene Altstädte einmal mehr als unzumutbare Slums und plädierten nicht selten für ihren Abriss. Nur zwei Jahre nach dem Ersten internationalen Kongress der Techniker und Architekten in der Denkmalpflege wurde der Vierte internationale Kongress für moderne Architektur abgehalten.32 Die aufgestellten Resolutionen, ebenfalls Charta von Athen genannt, können als Antwort auf die erste Athener Charta verstanden werden. Gemeinsam ist beiden Konferenzen und den daraus resultierenden Dokumenten die Sorge um ein unkontrolliertes Wachstum der Städte. Allerdings sah sich die Avantgarde moderner Architektur und Städtebaus vor allem einer qualitätvollen zeitgenössischen Bauweise und der Verbesserung der sozialen Verhältnisse in den Städten verpflichtet. Ihre Charta muss man deshalb letztendlich als Gegenpol zu den Resolutionen der Denkmalschützer von 1931 sehen, denn die Architekturavantgarde sprach sich nur für den Erhalt einzelner Baukunstdenkmale oder Ensembles herausragender Architektur aus.33 Jakob Vogel sieht die hier formulierten Ideen einer neuen Gesellschaft auch als Ausdruck einer »Transformation des Nationalen«, wo die Technik mit der voranschreitenden Industrialisierung im 20. Jahrhundert einen zunehmenden Stellenwert in der Selbstdarstellung der europäischen Nationen erhielt und Architekten und Inge-

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Der Congrès International d’Architecture Moderne, abgekürzt CIAM, war ein 1928 in La Sarraz in der Schweiz gegründetes Forum von Architekten und Stadtplanern. Bis zu ihrer Auflösung 1959 veranstaltete die Vereinigung verschiedene Kongresse an diversen Orten in Europa und setzte sich für zeitgenössisches Bauen und eine qualitätvolle Stadtplanung ein. Rausch 2017. Rausch 2017.

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Die Suche nach Differenz

nieure zu jener sozialen Gruppe gehörten, die »als wesentliche Trägerschicht für den nationalen Technikkult fungierte«.34 Der Zweite Weltkrieg warf bereits seine Schatten voraus. Symptomatisch für das Scheitern der Völkerverständigung war auch dem Völkerbund keine Erfolgsgeschichte beschert. Im Laufe der 1930er Jahre wurde die Sowjetunion ausgeschlossen. Viele Mitgliedsstaaten traten wieder aus dem Bund aus oder wurden von anderen Staaten okkupiert. Obwohl der Völkerbund scheiterte und seine internationalen Konventionen und Kommissionen zum Schutz des Kulturerbes kaum das Entwurfsstadium überschritten, stellten die Formulierungen doch eine Art Blaupause für den weiteren Umgang mit Kulturschätzen dar. Der Text der 1939 formulierten aber durch den Kriegsbeginn nicht umgesetzten Declaration Concerning the Protection of Historical Buildings and Works of Art in Time of War 35 wurde Vorlage für die 1954 formulierte Hague Convention36 . Nicht zuletzt die UNESCO griff in ihren Gründungsdokumenten auf die hier enthaltenen Formulierungen zurück. Ein dramatischer und starker Impulsgeber für alle späteren internationalen Vereinbarungen war aber der nun folgende Zweite Weltkrieg, der neben der menschlichen Tragödie von über 60 Millionen Toten auch disaströse Auswirkungen auf das Kulturerbe hatte. Sinnbilder für Kriegsbeginn und Kriegsende, aber auch für die unglaubliche Zerstörung in den über 60 beteiligten Ländern, und nicht zuletzt für die Bandbreite eines Umgangs mit Wiederaufbau, sind die polnische Stadt Warschau und die japanische Stadt Nagasaki. Obwohl es zu dieser Zeit bereits kriegerische Auseinandersetzungen in Ostasien gab, wird der Beginn des Krieges am deutschen Angriff auf Polen im Jahre 1939 festgemacht.37 Während des Krieges wurden 95 % der historischen Bauten in Warschau zerstört. Die Rekonstruktion der Altstadt nach dem Krieg wurde zum Symbol wiedergefundener polnischer Identität und Souveränität38 , aber auch zum Paradebeispiel von Identitätskonstruktion durch gestaltenden Altstadtneubau. In einigen Fällen wurden hier historische Zustände rekonstruiert, die schon lange vor den Kriegszerstörungen verändert worden waren. Straßen wurden verbreitert und von den meisten Gebäuden wurden nur die Fassaden rekonstruiert, um moderne Wohnverhältnisse zu schaffen. Kritiker dieser beschönigenden Rekonstruktion historischer Bausubstanz prägten deshalb den abwertenden Begriff ›Polonisierung‹39 in der Denkmalpflege.

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Vogel 2008, S. 106-107. Odendahl 2005, S. 114-115; O’Keefe 2006, S. 61. Betts/Ross 2015b, S. 21. O’Keefe 2006, S. 61. Jokilehto 1995, S. 409. Kuhne in Herber 2014, S. 358-359.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Das Ende des Kriegs hingegen markiert der Abwurf der Atombombe im August 1945 auf die japanische Stadt Nagasaki, die ebenfalls bis auf wenige Bauten vollständig zerstört wurde. Obwohl die Stadt eine wichtige Handelsstadt war und vor dem Jahr 1500 gegründet wurde40 , wurde sie nicht rekonstruiert und einige zerstörte Bauten als Mahnmale konserviert.41 Der Wiederaufbau der zerstörten Städte in den vom Krieg gezeichneten Ländern wurde ein erneutes Ringen um den akzeptablen Umgang mit Konservierung, Restaurierung, Rekonstruktion und Neubau. Dieser Umgang mit der historischen Substanz wird gerne als ein »Konflikt zwischen ›Traditionsbewahrern‹ und ›Modernisierern‹«42 dargestellt, was jedoch die einzelnen Facetten des Widerstreits nicht hinreichend widerspiegelt. Eher bietet sich eine Unterscheidung in Vertreter einer »neuen Ehrlichkeit« in der Architektur und Denkmalpflege an, die gegen einen Wiederaufbau zerstörter Bausubstanz angingen, der als »Geschichtsfälschung«43 beklagt wurde.44 Aber auch die Vertreter dieser »neuen Ehrlichkeit« setzten sehr unterschiedliche Schwerpunkte, die, entsprechend der Resolutionen der beiden Chartas von Athen aus den Jahren 1931 und 1933 eine bewahrende Denkmalpflege oder eine Hinwendung zu moderner Architektur fokussierten, aber grundsätzlich eine Rekonstruktion historischer Bauten ablehnten.45 In vielen Fällen siegte jedoch ein Wiederaufbau, der »den Verlust einfach nicht hinnehmen wollte«46 oder den Verlust zum Anlass nahm, die Häuser und Städte nach einem Idealbild wiederaufzubauen. Auch hier entwickelte sich eine Dynamik von »Einzelfallentscheidungen, deren Bandbreite nicht größer hätte sein können«47 und die neben detailgenauem Teilwiederaufbau, Rekonstruktion völlig verlorener Bauten oder Baudetails bis hin zu Neuschöpfung unter dem Deckmantel von Rekonstruktion auch Stilbereinigung und Beseitigung ungewünschter Bauphasen einschloss.48 40 41 42 43 44

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Hodgson 1861, S. Xiii–XXXii. Tagesanzeiger 2015. Haas 2016, S. 188. Sh. hierzu Bentmann 1993, S. 203ff. Als gelungenes Beispiel einer Zusammenarbeit zwischen Denkmalpflegern und Architekten nennt Jokilehto die mittelalterliche Kathedrale in Coventry in England, deren Ruine als Mahnmal konserviert wurde und eine moderne Kirche an ihre Seite gestellt bekam. Jokilehto 1995, S. 419. Auch diese unterschiedliche Schwerpunktsetzung barg großes Konfliktpotential, denn Denkmalpfleger kämpften oft um den Erhalt einzelner Häuser oder gar Stadtviertel, die einer Neuplanung der Innenstädte im Wege standen. Achim Hubel legt dar: »Die anstehenden Probleme wurden eher regional und objektbezogen durchgefochten, so daß außerordentlich heterogene Lösungen entstanden«, sh. Hubel 2005c, S. 231. Hubel 2013, S. 49. Ibid. Gutschow 2016, S. 33, Jokilehto 2005, S. 410. Umfangreiche Literatur dokumentiert den Umgang mit dem Wiederaufbau in Deutschland. Sh. hierzu stellvertretend Hubel 2005;

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Die Suche nach Differenz

Nur wenige Entscheidungsträger konnten sich mit dem vor dem Krieg in Athen beschlossenen Umgang mit historischer Bausubstanz im Ernstfall identifizieren, oder mussten sich dem Druck eines, andere Prioritäten setzenden, Bürgerwillens unterordnen. Der Krieg hatte die Bejahung einer modernen, konservierenden Denkmalpflege auf eine harte Probe gestellt, denn es ging nicht mehr um den reiflich überlegten Umgang mit Alterswert und historischem Wert von Einzelbauten, sondern um möglichst zeitnahe Entscheidungen über unzählige Bauten oder ganze Stadtviertel bis Städte, die, unabhängig von dem ihnen beigemessenen Wert, abrupt zerstört worden waren.49 Auf Initiative der Außenminister Chinas, der Sowjetunion, der USA und Großbritanniens wurden noch im Jahr des Kriegsendes von 51 Staaten die Vereinten Nationen50 gegründet. 1946 wurde die Vorgängerinstitution Völkerbund aufgelöst, die durch ihr offensichtliches Scheitern keine Zukunft zu haben schien. Die Gründung der UNESCO, als Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, war der erneute Versuch die Einsicht in die Tat umzusetzen, dass »ein ausschließlich auf politischen und wirtschaftlichen Abmachungen von Regierungen beruhender Friede« nicht dauerhaft wirksam sein wird, sondern die Menschheit in moralischer und intellektueller Solidarität verbunden sein muss.51 Obwohl in den folgenden zwei Jahrzehnten mit ICCROM52 eine weitere weltumspannende Institution gegründet wurde, international besuchte Expertentreffen bei der UNESCO in Paris stattfanden, multinationale Kulturgutschutzmissionen in Peru, Jugoslawien, Libanon, Syrien, Ägypten und anderen asiatischen und afrikanischen Ländern durchgeführt wurden und 39 Staaten 1954 die Hague Convention zum Schutz von Kulturgut in bewaffneten Konflikten unterzeichneten53 , war es, zumindest in der Rückschau, der 1964 einberufene Zweite Internationale Kongress der Architekten und Techniker in der Denkmalpflege, der 1965 mit der Verabschiedung der Charta von Venedig54 die internationale Denkmalpflege auf ein breiteres Fundament stellte. Dass die Charta von Venedig ein so wichtiges Referenzdokument wurde und über viele Jahrzehnte blieb, hat mehrere Gründe. Einerseits hatte die Konferenz viel

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Durth/Gutschow 2012; Buttlar 2013 und Enss 2016. Einen Überblick über Deutschland hinaus geben unter anderem Jokilehto 2005 und Bullock/Verpoest 2011. Jokilehto 2005, S. 412. Sh. http://www.dgvn.de/un-im-ueberblick/ (Zugriff 31.10.19). Sh. http://en.unesco.org/about-us/introducing-unesco (Zugriff 31.10.19). International Centre for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property, 1959 in Rom gegründet. Jokilehto 2005, S. 420. Hague Convention for the Protection of Cultural Property in the Event of Armed Conflict (1954), sh. http://www.getty.edu/conservation/publications_resources/research _resources/charters/charter06.html (Zugriff 31.10.19). Sh. http://www.icomos.org/charters/venice_e.pdf (Zugriff 31.10.19).

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

internationale Aufmerksamkeit, da über 500 Teilnehmer aus 61 Ländern, aber auch Vertreter der wichtigen nach dem Krieg gegründeten Institutionen UNESCO und ICCROM anwesend waren. Zudem wurde hier ICOMOS55 , die neben der UNESCO wohl wichtigste international agierende Institution zum Kulturerbeerhalt, gegründet, die die Charta von Venedig als ihren ethischen Leitfaden anerkannte. Nicht zuletzt aus diesen Gründen berufen sich viele nationale denkmalpflegerische Gesetzgebungen auf der ganzen Welt immer noch auf das Dokument.56 Zudem war die Zeit reif für einen neuen Anlauf, die vor über 30 Jahren in Athen aufgestellten Grundsätze zu bekräftigen und zu präzisieren. Dies war nun möglich, da der Wiederaufbau nach dem Krieg zu großen Teilen vollzogen war. Man war der Ansicht viel aus diesem Krieg und seinen Folgen gelernt zu haben. Allerdings wäre es vor oder während des Wiederaufbaus kaum möglich gewesen, einen Konsens zu erzielen, den Vergangenheitswerten von Kulturgut Priorität einzuräumen und konservierende Richtlinien für den Umgang mit historischen Bauwerken durchzusetzen, denn auch nach diesem Krieg war die Rekonstruktion verlorener Bauwerke umfangreich als Mittel zur vermeintlichen Heilung der Kriegswunden eingesetzt worden. Die Charta von Venedig wurde in den kommenden Jahrzehnten zu einem viel zitierten Schlüsseldokument der Denkmalpflege. Wie kein zweites Dokument genoss die Charta zunächst eine breite Anerkennung und war Aushängeschild für jedes Land, das zur Gemeinschaft der modernen Kulturstaaten gehören wollte. Mit Emanzipation der nicht-westlichen Welt in den darauffolgenden Jahrzehnten polarisierten die Resolutionen jedoch zunehmend die Diskussion. Zunächst bemühten sich die Länder des »globalen Südens«57 zu zeigen, dass man nicht nur zu bedeutenden Kulturleistungen fähig gewesen war, sondern nun auch in der Lage, diese Schätze wie moderne Staaten zu erhalten.58 Aber die weltweite Geltung der Charta von Venedig wurde immer weiter in Frage gestellt und die zugrunde gelegten gesellschaftlichen Werte zunehmend als eurozentrisch beurteilt. Der kulturelle Nationalismus wurde auch für viele Länder außerhalb Europas eine wichtige Quelle des Selbstbewusstseins. Für die Länder, die durch die europäische Expansionspolitik betroffen waren, spielte neben der Emanzipation von westlichen Werten und Vormundschaft auch die Forderung nach Restitution, des in europäische Museen verbrachten, Kulturguts eine zunehmend wichtige Rolle.59 55

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International Council of Monuments and Sites, sh. http://www.icomos.org/en/ (Zugriff 31.10.19). Die Nichtregierungsorganisation hat heute 107 nationale Komitees, 271 Mitgliedschaften von Institutionen und 28 internationale wissenschaftliche Komitees (Stand Oktober 2019). Jokilehto 1995, S. 421. Seit den späten 1980er Jahren hat sich der Begriff ›Länder des globalen Südens‹ eingebürgert, um den wertenden Begriff der ›Entwicklungs- und Schwellenländer‹ zu vermeiden. Osterhammel 2010, S. 17. Betts/Ross 2015b, S. 22; Stubbs 2009, S. 67-68.

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Die Suche nach Differenz

Altstadt von Shibam, Jemen, 2001.

Martina Oeter

4.3

Die Welterbekonvention und die Grenzen der Diplomatie

Unter diesen spannungsgeladenen Vorzeichen, aber andererseits basierend auf dem Wunsch eine globale Wertschätzung und Zusammenarbeit für den Erhalt des kulturellen Erbes zu erreichen, hatte elf Jahre später der Gedanke eines Übereinkommens zum Schutz des globalen Kultur- und Naturerbes Weltgeltung erlangt: die UNESCO-Welterbekonvention wurde 1975 von 20 Ländern aus mehreren Kontinenten ratifiziert.60 Heute sind über 1.100 Welterbestätten61 in 167 Ländern gelistet. Die UNESCO ist seit ihrer Gründung, aber vor allem seit dem Inkrafttreten der Welterbekonvention, ein Sinnbild für die Bemühungen um weltumspannende Werte und Strategien für den Erhalt der Kulturschätze,62 die im Rahmen eines 60 61

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Choay 1997, S. 14; Betts 2015, S. 21. Im Jahr 2019 sind 869 Kulturerbestätten, 213 Naturerbestätten und 39 Stätten mit Kulturund Naturerbestatus gelistet. 39 dieser Stätten sind länderübergreifend und 53 als gefährdet gelistet (Stand Oktober 2019), sh. https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterb e-weltweit/welterbeliste (Zugriff 31.10.19). Thematisiert wird im Rahmen dieser Arbeit vorrangig die Auseinandersetzung mit Weltkulturerbe. Allerdings ist sich die Autorin darüber bewusst, dass trotz unterschiedlicher Erhaltproblematiken und -strategien die Trennung der Welterbestätten in die beiden Kategorien

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

»kosmopolitischen Internationalismus als ein Aspekt der Globalisierung nach Ende des Zweiten Weltkriegs«63 verstanden werden. Es hatte eine neue Ära der Internationalisierung begonnen, die nicht nur Diplomatie zum Schutz des Kulturerbes aufwandte, sondern das Potential erkannte, Kulturerbeerhalt als diplomatisches Mittel einzusetzen.64 Internationaler Kulturerbeerhalt entwickelte sich hiermit zu einem wichtigen Teilbereich des Globalisierungsprozesses und nicht einfach als Folge von Globalisierung.65 Andererseits war die Arbeit der neuen, nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten zwischenstaatlichen Institution im Strategiespiel von Dekolonisation und Kaltem Krieg gefangen und fungierte schon bald als negativer Platzhalter für die Kritik an internationalen politischen Verflechtungen.66 Bereits in den ersten Jahren nach der Gründung wurde der Organisation eine beklagenswerte Blauäugigkeit attestiert, die vollkommen an der harten Realität der Politik des Kalten Kriegs vorbeigehe. Zudem konnte die Kontroverse der frühen Jahre der UNESCO um Internationalismus versus Nationalismus und weltweit gültige Werte contra lokale Ausdifferenzierung nicht aufgelöst werden.67 Auch die verbindende Idee eines Weltkulturund Naturerbes konnte hieran nichts ändern. Lange haftete der UNESCO der Geruch politischer Naivität, eurozentrischer Anmaßung und des Ignorierens der weltweit unterschiedlichen Konzepte von Kulturerbe an68 und ihr Wirken wurde als Weiterführung der »Zivilisierungsmission« der ehemaligen Imperialmächte kritisiert.69 Bereits bei der Ausarbeitung der Welterbekonvention lagen diese Gegenpole offen zutage. Einerseits verschrieb sich die Konvention dem Anspruch auf weltweit gültigen, gemeinsamen Werten zu gründen. Andererseits stand auch innerhalb der UNESCO der postimperialistische »Kampf der Kulturen« zwischen westlich

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Naturerbe und Kulturerbe in vielerlei Hinsicht fragwürdig und zunehmend überholt ist. Die zeigt sich vor allem seit dem wachsenden Verständnis für Kulturlandschaften und immaterielles Kulturerbe. Winter 2015a, S. 998-999. Tim Winter setzt sich in seinem Essay Heritage Diplomacy mit den zwei Komponenten der Diplomatie für das Kulturerbe und dem Kulturerbe als Mittel der Diplomatie auseinander, Winter 2015a. Harrison 2015, S. 297. Winter 2015a, S. 1006. Ibid., S. 1012. Gutschow 2016, S. 30; Winter 2015a, S. 998-999. Wie Sluga anmerkt, waren auch die Strukturen der frühen UNESCO ein negatives Signal von Eurozentrismus: von den 1947 vorhandenen 557 Posten innerhalb des UNESCO-Sekretariats waren 514 von Franzosen und Briten besetzt, sh. Sluga, G. 2013. Internationalism in the Age of Nationalism. Philadelphia, PA: University of Pennsylvania Press, S. 106, in: Winter 2015a, S. 1002. Betts 2015, S. 105.

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geprägter moderner Denkmalpflege und sich ihren vormodernen Handwerkstraditionen verbunden fühlenden Ländern im Raum, die ihr neues Selbstbewusstsein durch eine Abgrenzung von westlichen Werten demonstrierten. Die Ausdifferenzierung und lokale Emanzipation von allumfassenden und vordefinierten Ideen zum Kulturellen Erbe, die in ihrem Ursprung als postimperialistische Gegenbewegung verstanden wurde, brachte sich im Gegenzug selbst in die Nähe der Orientalismus/Okzidentialismus-Diskussion und wird noch heute dem Vorwurf »einer Übersteigerung von Unterschieden durch ›othering‹«70 ausgesetzt.71 Die Internationalisierung des Kulturerbeerhalts machte die Politisierung des Felds also sichtbarer, aber es wäre zu einfach, diese Politisierung auf die offensichtlichen Gegenpole der Weltkulturerbe-Diskussion zu reduzieren, wie dies allzu oft getan wird. Viele Schlagworte lassen sich finden, um die schwierige politische Gemengelage vor Ratifizierung der Welterbeliste 1972 zu beschreiben. Der Idee einer Gesamtverantwortung der Menschheit für das Natur- und Kulturerbe standen verschiedene geografische und ideologische Blockbildungen aber auch nationale Interessen entgegen. Die erschwerten einen kulturellen Austausch und die Suche nach gemeinsamen Werten über Grenzen hinweg und versuchten politische Kraft gerade aus einer Abgrenzung eigener kultureller Werte zu generieren. Obwohl die OstWest-Einteilung der Welt im Kultursektor meist auf die westlichen Industrieländer Europas und Nordamerikas im Gegensatz zu einem »erweiterten Asien«72 bezogen wurde, das durchaus von Afrika bis Asien gedacht war, spielte auch die Blockbildung des Kalten Kriegs zwischen dem sogenannten Ostblock und den Westmächten nicht nur militärisch eine mächtige Rolle, sondern beeinflusste auch erheblich den Umgang mit Kulturerbe.73

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Sh. zum Begriff des »othering« Brons 2015. Osterhammel 2010, S. 413. Sh. hierzu Faure 2015, S. 151. Die Gegenüberstellung nimmt auch Said auf, wenn er von Orientalismus spricht, der als Geisteshaltung dem aufgeklärten überlegenen »Westen« einen mysteriösen und wilden »Orient« gegenüberstellt, der nicht geografisch spezifiziert und somit nicht nur den arabisch-asiatischen Raum umfasst, sh. Said 1979. Durch sogenannte »Soft Power«-Strategien versuchten die Mächte ihre Einflusssphären zu festigen. So wurden beispielsweise Archäologie und Denkmalpflege in Thailand von den Westmächten unterstützt, während Vietnam auch auf diesem Gebiet von der Sowjetunion Hilfe bekam, sh. Winter 2015a, S. 1009.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Westmächte74 und Ostblock buhlten um Asien, wo im Laufe der späten 1940er Jahre ein Land nach dem anderen seine Unabhängigkeit errungen hatte75 und vor allem Indochina und Korea zu »Hotspots« des Kalten Kriegs geworden waren. Aber auch die Rhetorik des Kulturkampfes zwischen Okzident und Orient, die in der Spätphase des europäischen Hochimperialismus76 und während des Befreiungskampfes von allen Seiten umfangreich benutzt worden war, hatte nichts an Wirkmächtigkeit eingebüßt. Die neue asiatische Stärke und die weltpolitische Krisenstimmung machten sich auch innerhalb der UNESCO bemerkbar. Obwohl die intellektuelle Auseinandersetzung mit Freiheitskampf und Imperialismus, aber vor allem der postimperialistische Diskurs,77 gleichermaßen von afrikanischen wie auch asiatischen Intellektuellen getragen wurde,78 konnten sich vor allem die asiatischen Länder geopolitisch in Stellung bringen. 1951 forderte der indische Ministerpräsident Jawaharlal Nehru von der UNESCO ein, mehr Rücksicht auf die asiatischen und afrikanischen Länder zu nehmen, sonst würde der afroasiatische Block die Organisation verlassen.79 Im April 1955 wurde auf der indonesischen Insel Java die Konferenz von Bandung ausgerichtet. Der indonesische Präsident Sukarno bezeichnete das Treffen als die erste internationale Konferenz der farbigen Mensch-

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Besonders England war stark an der Zukunft Asiens interessiert, denn mit Australien, Indien, Pakistan und Ceylon (seit 1972 in Sri Lanka umbenannt) waren vier ehemalige Kolonien dem Staatenbund des ›Commonwealth of Nations‹ beigetreten. Indonesien 1945, Philippinen 1946, Indien 1947, Sri Lanka und Burma 1948, sh. Wong 2008, S. 351. Weite Teile des südamerikanischen Kontinents hatten hingegen bereits im 19. Jahrhundert ihre Unabhängigkeit erkämpft, während dies den afrikanischen Staaten meist erst in den 1960-70er Jahre gelang. Als Hochimperialismus wird die Zeit um etwa 1880 bis 1960 bezeichnet. Wesentliche Merkmale dieser Zeit sind die fortschreitende Industrialisierung der Imperialmächte, die die Herrschaftsgebiete zur besseren Beherrschbarkeit und Rohstoffausbeutung mit Infrastruktur versahen, und die damit einhergehende »Zivilisierungsmission«. Sh. hierzu Conrad 2012b, S. 1. Weiterführende Literatur: Barth, B. und Osterhammel, J. (Hg.) (2005) Zivilisierungsmissionen: Imperiale Weltverbesserung seit dem 18. Jahrhundert; Conrad, S.; Randeria, S.; Römhild, R. (Hg.) (2013) Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften. In der englischsprachigen Literatur wird statt ›postimperial‹ inzwischen eher der Begriff ›post independence‹ gebraucht. Grundsätzlich bezieht sich das ›post‹ nicht nur auf die zeitliche Dimension nach der Unabhängigkeit, sondern auch auf die Überwindung der Denkstrukturen, die dem Imperialismus zugrunde liegen. Sh. hierzu Conrad 2012b, S. 2. Einer der wichtigsten Gründungstexte der postkolonialen Studien war Edward Saids 1978 erschienenes Buch Orientalism. Weitere wegweisende Texte: Césaire, Aimé (1950) Discours sur le colonialism; Frantz Fanon (1952) Peau noire, masques blancs; Spivak, Gayatri Chakravorty (1985) Can the Subaltern Speak?; Mudimbe, Valentin Y. (1988) The Invention of Africa; Homi K. Bhabha (1994) The location of culture. Wong 2008, S. 349.

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heit.80 Mehr als tausend Vertreter aus 29 Ländern und 30 Befreiungsorganisationen81 aus überwiegend außereuropäischen, blockfreien Ländern trafen sich, um über postimperiale Politik, Kooperation zwischen den Staaten des Südens und den Weltfrieden zu diskutieren. Gleichzeitig war das Treffen ein Manifest der neuen Stärke der vielen teilnehmenden Staaten mit gerade errungener Unabhängigkeit oder auf dem Weg dorthin. Die Konferenz erzeugte ein Hochgefühl unter den Teilnehmern und wird als wichtige Wegmarke des Postkolonialismus gesehen.82 Die Westmächte beobachteten die Konferenz mit großer Sorge, denn es wurde ein Erstarken der antikolonialen Bewegungen vor allem in den noch verbliebenen europäischen Kolonien in Afrika und eine Ausbreitung des Kommunismus in der Welt befürchtet83 , auch weil das kommunistische China zu der Konferenz eingeladen worden war.84 Auch die UNESCO hatte der Sieg der kommunistischen Partei in China, das 1946 ein Gründungsmitglied der Organisation gewesen war, und der Beitritt der Sowjetunion ab den frühen 1950er Jahren, das die UNESCO zuvor acht Jahre lang boykottiert hatte, aufgerüttelt. Die nach ihrer Unabhängigkeit überwiegend blockfreien afrikanischen und asiatischen Länder prangerten die Politik der Weltorganisation hingegen als gefangen zwischen West- und Ostmächten und als Fortsetzung des Imperialismus an, obwohl, so resümiert Tim Winter, diese Kritik der komplexen politischen Lage dieser Jahre und auch der schwierigen aber doch in vielerlei Hinsicht erfolgreichen Arbeit der UNESCO nicht gerecht wurde.85 Wenige Monate nach der Bandung-Konferenz trafen sich Repräsentanten mehrerer asiatischer Länder in Tokyo und forderten von der UNESCO einen Dialog zwischen dem Westen und Asien ein, um der asiatischen Stimme innerhalb der Weltorganisation mehr Gewicht zu verschaffen und das gegenseitige Verständnis für kulturelle Werte zu verbessern.86 Die UNESCO reagierte schnell, um die Blockbildung zwischen asiatischen und westlichen Ideen zu überwinden und dem Umstand Rechnung zu tragen, dass in der Mitte der 1950er Jahre die Hälfte der UNESCO-Mitglieder aus dem arabisch-asiatischen Kulturraum kam. Nicht zuletzt aber war dies auch eine Strategie, um die neu entstandenen Staaten nicht dem kommunistischen Block in die Arme zu treiben.87 80 81 82 83 84 85 86 87

Archaya 2008, S. 1. Eckert 2015, S. 1. Coulmas 1990, S. 330, Young 2001, S. 191. Eckert 2015. Archaya 2008, S. 5. Winter 2015a, S. 1002-1004. Kulnazarova/Duedahl 2017, S. 52. Wong 2008, S. 349-351. Zwischen 1945 und 1954 hatten die meisten asiatischen Länder ihre Unabhängigkeit erkämpft. Hier spielte die Benennung eines Kulturkampfes zwischen Ost und West eine wichtige Rolle. Der erste UNESCO-Generalsekretär Julian Huxley hatte bereits 1946 ein Buch mit dem Titel UNESCO: its purposes and philosophy veröffentlicht, in dem er die

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Ab 1957 wurde ein Jahrzehnt ausgedehnter Aktivitäten im Rahmen des sogenannten Major Project on the Mutual Appreciation of Eastern and Western Cultural Values, kurz East-West Major Project, eingeläutet und war bis 1966 eines der drei Hauptbetätigungsfelder der UNESCO.88 Unter dem Schirm dieses East-West Major Project fanden bis 1965 diverse Konferenzen und ein breiter und gut dokumentierter kultureller Austausch statt,89 der bereits auf die fast ein Jahrzehnt später ins Leben gerufene Welterbekonvention hinwies und den Samen für das Nara Document on Authenticity des Jahres 1994 säte. Neben Indonesien, das sich durch die BandungKonferenz einen wichtigen Platz im asiatischen Block erarbeitet hatte,90 waren es vor allem indische und japanische Vertreter, die maßgeblich an der Ausarbeitung des East-West Major Project beteiligt waren, das auf der ersten überhaupt in Asien ausgerichteten Generalversammlung der UNESCO in Neu Delhi beschlossen wurde.91 Indien, dessen Bildungselite sich durch englischsprachige Texte weltweites Gehör verschaffen konnte, spielte hier eine wichtige Rolle. England hatte ein großes Interesse an einem engen Verhältnis zu seiner ehemaligen Kronkolonie Britisch-Indien und dem seit nahezu 100 Jahren durch Engländer erforschten, restaurierten und verwalteten Kulturerbe auf dem Subkontinent.92 Aber auch Japan spielte eine wichtige Rolle.93 Obwohl oder gerade weil den beiden Kriegsverlierern Deutschland und Japan bis 1951 die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen verwehrt blieb, bemühte sich die UNESCO durch umfangreiche Kampagnenarbeit diese Länder wieder in die Weltgemeinschaft zu integrieren und durch Kulturarbeit zu befrieden. Japan war bereits 1946 ein Beobachterstatus bei der UNESCO zuerkannt worden. Das Land wurde für die internationale Gemeinschaft zu einem wichtigen Mitstreiter gegen einen neuen asiatischen Nationalismus. Als eine sehr alte, in der Welt anerkannte Hochkultur war Japan kulturell gefestigt und musste sich nicht – wie so viele neu entstehende kulturell heterogene Staaten – selbst neu erfinden. Politisch gesehen hatte das ostasiatische Land seine Lektion gelernt. Kein asiatisches Land schien sich besser zu eignen, für eine starke kulturelle Eigenständigkeit aber politische Weltverbundenheit in Asien zu werben, als Japan in

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Überwindung des Kulturkampfes zwischen Ost und West als eine der größten Herausforderungen eines Gelingens der Politik der Organisation benannte, sh. Huxley 1946, S. 61. Die UNESCO veröffentlichte von 1958 bis 1966 auch die Zeitschrift Orient – Occident – News of Unesco’s Major Project on Mutual Appreciation of Eastern and Western Cultural Values. Winter 2015a, S. 1002. Jones 2013, S. 89-92. Faure 2015, S. 151. Als Gegenbild einer Entdeckung der Kulturschätze in Indien während der britischen Ära setzt sich Nayanjot Lahiri mit den frühen Sammlern und Bewahrern des indischen Kulturerbes vor dieser Zeit auseinander, sh. Lahiri, N. (2014) Living Antiquarianism in India, in: Schnapp 2013, S. 423-438. Sh. Kapitel 4.5.

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den Nachkriegsjahren. Es waren vor allem japanische Wissenschaftler, die in den späten 1940er Jahren selbstbewusst für eine Abkehr vom Eurozentrismus innerhalb der UNESCO eintraten.94 Der Dialog des East-West Major Project kann als ein tief symbolischer Akt verstanden werden, in dem die westlich geprägte Weltorganisation UNESCO den durch den europäischen Imperialismus abgewerteten Kulturen der außereuropäischen Welt Anerkennung zollen wollte. Allerdings kann der Dialog auch nicht losgelöst von dem Versuch gesehen werden, die gerade unabhängig gewordenen Länder in Asien und Afrika politisch an die westlichen Länder zu binden. Dies führte offensichtlich dazu, deren kulturelle Eigenständigkeit und »östliche« Werte zu respektieren und zu postulieren, aber einen kritischen Gedankenaustausch zu diesen Themen auszuschließen. Auch Laura Elisabeth Wong urteilt, dass der große symbolische Wert, der dem East-West Major Project zugedacht war, dazu führte, Generalisierungen und Vorurteile über kulturelle Werte nicht auszuräumen, sondern nationale Identitäten zu konstruieren und Minderheitskulturen auszublenden. Wichtig schien vor allem, einen Austausch zu erzielen, der auf zwischenstaatlicher Ebene gut zu handhaben war.95 Die an dem Projekt beteiligten Organisationen und Staatsorgane hatten ein gemeinsames Interesse daran entwickelt, die große Erzählung vom grundsätzlichen Unterschied zwischen West und Ost weiterzuerzählen, auch wenn einige wichtige Persönlichkeiten versuchten die Überwindung dieses Orient-Okzident-Weltbildes zu erzielen.96 Der Westen war in dieser Erzählung vor allem stark, reich und industrialisiert, setzte seine Schwerpunkte bei Ausbildung und Wissenschaft und war primär an einer Vermeidung weiterer Kriege interessiert, weshalb hier Organisationen wie die Vereinten Nationen gegründet worden waren. Die meisten Länder des Ostens hingegen waren arm, aber reich an kulturellen und spirituellen Werten, hatten ein primäres Interesse an Überwindung von Unterernährung, Krankheiten und schlechtem Bildungsstandard und waren mit ihrer Schwäche eine potenzielle Gefahr für den Weltfrie-

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Wong 2008, S. 354-355. Wong 2008, S. 356. Sowohl der damalige indische Delegierte des Projektes, Sarvepalli Radhakrishnan, wie auch der französische Literaturkritiker André Rousseaux, problematisierten die Fokussierung auf Orient und Okzident in ihren Reden bei einer UNESCO-Konferenz im Jahre 1951 in New Delhi. Auch die Schlussrede des indischen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru prangerte die Unterscheidung in Ost und West als nicht konstruktiv und bedeutungslos an, während er hingegen die Aufspaltung in industrialisierte und nicht-industrialisierte Länder für wesentlich bedeutsamer hielt. Die Industrialisierung begünstige zwar materiellen Fortschritt, führe aber zur Vernachlässigung der spirituellen Werte, sh. Wong 2008, S. 357-358. Gerade Nehru war allerdings in den Jahrzehnten vor der indischen Unabhängigkeit ein starker Vertreter des Panasiatismus auf Grundlage einer kulturell-spirituellen Einheit und moralischen Überlegenheit Asiens gegenüber dem als kapitalistisch gebrandmarkten Westen, sh. Keenleyside 1982.

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den. Durch Unterstützung schien es möglich im Osten Stabilität und Wohlstand zu generieren und der moderne, aber allzu rationale Westen könne, so die Idee dieses Dialogs, die kulturellen und spirituellen Werte des Ostens besser verstehen lernen. In diversen Konferenzen, die sich primär auf Bildungsinhalte für junge Menschen konzentrierten,97 wurden zwar grundsätzlich problematische Vorurteile in asiatischen und westlichen Schulbüchern identifiziert. Viele kritische Themen wie Rassismus, westliche und japanische koloniale Unterdrückung, Vorurteile über die westliche Moderne, Patriotismus und Nationalismus wurden diskutiert. Um ein Scheitern des Dialogs zu umgehen und politische Allianzen nicht zu gefährden, wurden allerdings deutliche Formulierungen über konkrete geschichtliche Aggressionen einzelner Staaten umgangen und keine klaren Definitionen und Zielsetzungen formuliert.98 Der diplomatische Schachzug des Konstruktes war, die noch während der imperialen Ära als primitiv und vormodern abgewerteten Gesellschaften nun mittels der Anerkennung ihrer tief verwurzelten kulturellen und spirituellen Traditionen aufzuwerten und trotzdem die westliche Moderne, und hiermit einhergehend auch die moderne Denkmalpflege, als bedeutsamen Gegenpol zu setzen. Diese vermeintliche Versöhnung zwischen Moderne und Traditionen war zwar auf dem diplomatischen Parkett durchaus sinnvoll, half jedoch nicht im Umgang mit dem kulturellen Erbe. Sie führte den Erzählstrang des modernen aufgeklärten Westens als »Ursuppe« für die Entstehung von Geschichtsbewusstsein weiter.99 Vor allem in Indien wurde dieser Zwiespalt in den kommenden Jahrzehnten deutlich. Unter kolonialer Herrschaft waren mit dem Archeological Survey of India breite Denkmalpflegestrukturen eingerichtet worden. Im Rahmen des East-West Major Project konnten viele indische Künstler, Restauratoren und Wissenschaftler mit Stipendien versehen Kurse bei ICCROM in Rom besuchen und zum UNESCO-Hauptquartier nach Paris reisen. Dies verschaffte Indien einen Einblick in die internationalen Systeme der Denkmalpflege. Diese wurden jedoch zunehmend mit einem selbstbewussten indischen Handwerkstraditionalismus und Spiritualität gekontert,100 nicht zuletzt, weil sich auch in den folgenden Jahrzehnten die internationalen Denkmalpflegeprinzipien in ihren Definitionen auf materielle Werte von Kulturerbe und die Konservierungsdoktrin konzentrierten. Sowohl die Charta von Venedig 1964 als auch die Welterbekonvention 1972 wandten sich in ihren Formulierungen an die Sogenannte Textbook Conferences wurden 1956 in Paris, 1958 in Tokyo, 1960 in Wellington und 1962 in Goslar abgehalten, sh. Wong 2008, S. 362. 98 Winter 2015a; Wong 2008. 99 Die geografische und zeitliche Selbstbezogenheit Europas ist in der Geschichtswissenschaft, Anthropologie und den Postkolonialen Studien umfangreich diskutiert. Dispesh Chakrabarty hat den Begriff der »Provinzialisierung Europas« geprägt, sh. Chakrabarty 2010. Rainbow beschreibt die »Anthropologisierung des Westens« (Rainbow 1986), sh. Gnecco 2015, S. 264. 100 Winter 2015a, S. 1004. 97

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Weltgemeinschaft, setzten sich aber über potenzielle Konflikte zwischen spirituellen Werten oder einer traditionellen handwerklichen Erneuerung entgegen einem konservierenden Substanzerhalt hinweg. Wurden im Umgang mit Kriegsschäden oder religiös aufgeladener Kunst schon im Westen, der sich einer modernen Konservierungsethik verpflichtet sah,101 immer wieder die Grenzen aufgezeigt, war das Konfliktpotential mit der Formulierung »universeller Werte« und »Welterbe« immens angewachsen. Der Westen befand sich im Konflikt mit sich selbst, allzu oft zu restaurieren oder gar zu rekonstruieren, aber den Konservierungsgedanken als Teil der europäischen Moderne zu verstehen. Viele Länder der Welt nahmen durch die Ratifizierung der internationalen Dokumente die Einladung an, zur modernen Welt zu gehören, obwohl sie sich nicht mehr den Vorstellungen einer westlichen Moderne unterordnen wollten. Der Welterbekonvention liegt der Gedanke einer globalen Hierarchie von Werten zugrunde.102 Jedoch besaßen lange Zeit vom Westen dominierte internationale Institutionen die Hoheit über die Definitionen.103 In ihrem Buch Uses of Heritage104 bezeichnet Laurajane Smith diese Gefangenheit in Expertentum und westlicher Weltsicht als »Authorised Heritage Discourse«105 , den auch die Welterbekonvention nicht durchbricht. Smith problematisiert die Einteilung in die drei Kulturerbekategorien ›Denkmäler‹, ›Ensembles‹ und ›Stätten‹. Die ersten zwei Kategorien, so argumentiert sie, gehorchen den großen Erzählungen des westlichen Nationalismus. Aber auch bei der dritten Kategorie der ›Stätten‹ – eher ein Zugeständnis an nicht-westliche Gesellschaften ohne klare Trennung von Naturerbe und Kulturerbe – werde versucht, klare Definitionen im Sinne des westlichen Verständnisses von materiellem Kulturerbe vorzugeben.106 Und doch war es gerade die Internationalisierung des Kulturerbeerhalts, die immer deutlicher machte, dass nicht nur das kulturelle Erbe der Menschheit an sich, sondern auch die Vorstellungen, was überhaupt zum schützenswerten Kulturgut gehört und welche Maßnahmen zum Erhalt angemessen sind, von einer Kultur zur anderen, von einem Teil der Welt zum nächsten, sehr unterschiedlich sind.107 Nicht zuletzt wurde dieses Bewusstsein durch die langsam stattfindende

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Sh. hierzu auch Janis 2005. Harrison 2015, S. 303. Gnecco 2015, S. 266. Smith 2006. »Authorised Heritage Discourse« könnte übersetzt werden mit »autorisierter Erbe-Diskurs«, meint aber ein von Experten bestimmter und sich selbst legitimierender Erbe-Diskurs, der der Gesellschaft die Mitsprache über das Kultur- und Naturerbe verweigert. Heute wird der englische Begriff als Fachbegriff auch im Deutschen verwendet. 106 Smith 2006, S. 96-97. 107 Logan 2004, S. 2.

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personelle Aufweitung in den internationalen Organisationen erreicht, wo zunehmend Vertreter aus nicht-westlichen Ländern mitwirkten.108 Die änderte kaum etwas an dem autoritären und elitären Umgang mit dem, was man unter Kulturerbe verstand, aber führte doch auf einer anderen Ebene zu einer Erosion des Weltkulturerbe-Gedankens.

Altstadt von Sansibar, Tansania, 1988.

Martina Oeter

4.4

Die Burra Charter und die Provinzialisierung des Kulturerbes

Nach einer Ära, die zum Ziel hatte, globale Werte und Kulturerhaltstrategien zu formulieren und den Fokus auf wenigen herausragenden Kulturschätzen als Erbe der gesamten Menschheit hatte, begann seit den 1970er Jahren gleichzeitig eine inhaltliche und geografische Aufgliederung in einzelne philosophische und ethische, aber auch politische Konzepte. Vor allem durch die Arbeit von UNESCO und 108 Die UNESCO hatte seit ihrer Gründung 1946 bis zum Jahre 1974 nur einen Generaldirektor, den Mexikaner Jaime Torres Bodet (1948-1952), der nicht Europäer oder US-Amerikaner war, sh. https://en.unesco.org/director-general (Zugriff 31.10.19).

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ICOMOS nahm nun die Zahl von internationalen Resolutionen, Übereinkommen, Empfehlungen und Erklärungen zu immer ausdifferenzierteren Bereichen des kulturellen Erbes und dessen Erhalt zu.109 Mit wachsendem Expertentum auf dem Gebiet rund um den Globus und der Gründung nationaler Institutionen, im Besonderen der ICOMOS-Nationalkomitees, wurde zudem nach neuen nationalen Wegen gesucht. Eines der ersten dieser nationalen Dokumente, allerdings ohne legalen Status,110 war der von ICOMOS Australien verabschiedete Leitfaden über den denkmalpflegerischen Umgang mit Objekten von kultureller Bedeutung111 , die Burra Charter: The Australia ICOMOS Charter for the Conservation of Places of Cultural Significance112 . Der Erfolg der Burra Charter, ein für den nationalen Gebrauch formuliertes und doch weltweit erfolgreiches Dokument, steht sinnbildlich für die Problematik der internationalen Denkmalpflege. Die Charta tritt für eine Mondialisierung und ein Ringen um weltweit gültige Werte, Standards und Strategien ein und fordert gleichzeitig eine Provinzialisierung und Ausdifferenzierung als Recht auf kulturelle Diversität. Grundsätzlich orientiert sich der im Jahre 1979 verabschiedete Leitfaden an der Charta von Venedig, der sich ICOMOS seit der Gründung 1964 verpflichtet fühlt. Er war aber wesentlich beeinflusst von der Arbeit des National Parks Service in den Vereinigten Staaten in den 1970er Jahren. Im Gegensatz zur Charta von Venedig wird in der Burra Charter anstelle von ›Kulturerbestätten‹ oder ›Monumenten‹ der neutrale Begriff ›Ort‹ benutzt, um einem multidisziplinären Ansatz gerecht zu werden.113 Unterschiedlichste Experten, so das Konzept, sollten in Erhaltstrategien eingebunden werden, da bei vielen australischen Kulturerbestätten nicht nur dem Objekt selbst Kulturwert zugeschrieben wird. Vor allem von der australischen Urbevölkerung wird der Einbettung in den speziellen Ort und die Natur sowie der Verknüpfung mit immateriellen Werten und Traditionen ein besonderer Wert beigemessen. Dieser multidisziplinäre Ansatz geht einher mit der wohl wichtigsten Schwerpunktsetzung der Burra Charter, die vor jeder Entscheidung

109 Interessant ist in diesem Zusammenhang die Betrachtung der Aufstellung internationaler Chartas zum Kulturerbeerhalt seit 1877 und hier im Besonderen die 1990er Jahre, sh. http: //www.getty.edu/conservation/publications_resources/research_resources/charters.html (Zugriff 31.10.19). 110 James 1996, S. 49. 111 Eine Übersetzung der Burra Charter ins Deutsche findet sich unter http://www.dnk.de/_uplo ads/media/766_1996_burra_charter_dt.pdf (Zugriff 31.10.19). 112 Sh. http://australia.icomos.org/publications/charters/ (Zugriff 31.10.19). 113 Die Charta war immer als ein Dokument gedacht, das sich veränderten Gegebenheiten anpassen sollte. Die Fassung von 1979 wurde 1999 umfassend überarbeitet. 2004 erschien eine illustrierte Version. 2013 wurde eine weitere Überarbeitung vorgenommen und ratifiziert, sowie verschiedene Begleitdokumente erstellt.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

über eine denkmalpflegerische Maßnahme eine Voruntersuchung zur Erlangung eines tiefgreifenden Verständnisses der kulturellen Bedeutung des Ortes einfordert. Mit dieser Vorgabe war die Burra Charter wegweisend für einen neuen, abgewogeneren Umgang mit Kulturerbe und eine Professionalisierung der Planung von Denkmalpflegemaßnahmen weit über Australien hinaus. Die Charta war Modell für diverse andere nationale ICOMOS-Dokumente, im Besonderen für die Appleton Charter in Kanada und die Aotearoa Charter in Neuseeland. In diesen Ländern fand sich eine ähnliche sozial heterogene Gemengelage mit europäischer Siedlergesellschaft, die die indigene Bevölkerung zu sozial an den Rand gedrängten Minderheiten machte. Die Burra Charter setzte hier ein Zeichen für das Ringen um den Respekt vor unterschiedlichen Kulturwerten.114 Hinter der Forderung nach Anerkennung der kulturellen Vielfalt der Welt stand zum einen der vor allem von außereuropäischen Gesellschaften geäußerte Anspruch, auch die Relevanz immaterieller Kulturwerte und anderer Erhaltkonzepte als nur einer strengen Konservierung des materiellen Erbes anzuerkennen. Den internationalen Organisationen war immer wieder vorgeworfen worden, durch ihre Denkmalpflegestandards der ganzen Welt einen globalen uniformen Kulturstempel aufdrücken zu wollen.115 Andererseits hatte sich die UNESCO bereits seit den späten 1970er Jahren, aber vor allem durch verschiedene Initiativen in den 1980er Jahren, für eine Bewahrung des immateriellen Kulturerbes eingesetzt. Viele dieser Impulse waren jedoch ins Leere gelaufen und wurden als unreif bewertet.116 Schuld daran war vor allem die schwierige politische Gemengelage, die diplomatisches Geschick und langwierige Verhandlungen erforderte. In vielen Ländern schwang die Angst mit, Minderheiten und Separatisten nicht zu viel Raum geben zu wollen, die bei der Einforderung eines Rechtes auf kulturelle Selbstbestimmung auch den Kampf um politische Selbstbestimmung im Auge haben könnten. Dementsprechend waren Fortschritte in Richtung einer Anerkennung kultureller Vielfalt bis in die 2000er Jahre vor allem auf zwischenstaatlicher Ebene zu verzeichnen, während Minderheiten sich weiterhin nicht repräsentiert und an den Rand gedrängt fühlten. Auf dieser Problematik gründete der große Erfolg der Burra Charter, die in viele andere Sprachen übersetzt und immer wieder auch im internationalen Kontext als Schlüsseldokument herangezogen wurde. Die hier formulierten professionellen Standards waren nicht von Regierungsseite vorgegeben, sondern Ratschläge einer unabhängigen Expertenorganisation ohne nationale Interessen.117 Hier setzt allerdings auch die Kritik an der Burra Charter an. Den Anspruch der Leitlinien, sich explizit für Pluralität und Mehrdeutigkeit des kulturellen Er-

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Logan 2004, S. 3-4. Taylor 2004, S. 419. Aikawa in Smith 2006, S. 106. James 1996, S. 51.

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bes einzusetzen, sah Laurajane Smith in ihrem 2006 erschienenen Buch118 nicht erfüllt. Vielmehr legten, ihrer Meinung nach, der Fokus und der Sprachgebrauch des Dokuments davon Zeugnis ab, dass hier keine soziale und kulturelle Inklusion von Nicht-Experten stattfindet und Stimmen außerhalb des gängigen Denkmalpflegekanons nicht repräsentiert werden. So lade die Sprache der Burra Charter nicht zum Dialog ein und impliziere die moralische Autorität des Expertentums durch Begriffe wie ›Respekt‹, ›kulturelle Bedeutung‹, ›objektiver Nachweis‹, ›Vorsicht‹ und ›Schutz‹ als Gegensätze zu negativ besetzten Vokabeln, wie ›Entstellung‹ und ›Mutmaßung‹. Obwohl Begriffe wie ›gesellschaftliche Partizipation‹ und ›gesellschaftliche Werte und Bedeutung‹ immer wieder genannt würden, seien sie sehr vage mit ›könnte‹, ›sollte‹ oder ›wo angebracht‹ kombiniert. Interessengruppen außerhalb der Expertenzirkel würden nicht zu Partnern im Planungsprozess von Denkmalpflegemaßnahmen, sondern seien zu einer passiven Zuhörerschaft degradiert. Der »Authorised Heritage Discourse«119 , so argumentieren Smith und andere120 , drückt sich ferner darin aus und schreibt dies auch für die Zukunft fest, dass die kulturelle Bedeutung ganz nach westlichem Dogma an der Materialität des Kulturerbes festgemacht und deshalb als unveränderlich betrachtet wird.121 Erstaunlicherweise gelang es gerade Japan, das sowohl starke nationale Interessen verfolgte als auch seine Denkmalpflege auf dem kritisierten Expertentum gründete, sich ab den 1980er Jahren durch »soft power« Diplomatie eine Führungsrolle zurückzuerobern122 und die immateriellen Denkmalwerte als asiatischen Beitrag zum internationalen Kulturerbeerhalt zu etablieren.

4.5

Fokus auf Japan

Japans Engagement hinsichtlich einer Aufweitung des Denkmalbegriffes und außereuropäischen Emanzipation von westlichen Denkmalwerten gab der Diskus118 Smith 2006. 119 Sh. Smith 2006 und 2011 und Fußnoten 45, S. 17 und 105, S. 196. 120 Taylor 2004, S. 427 nennt hier beispielsweise Sullivan, S., und Pearson, M. (1995) Looking After Heritage Places. The Basics of Heritage Planning for Managers, Landowners and Administrators. Carlton, Victoria: Australia Melbourne University Press. 121 Smith 2006, S. 102-106. Auch James sieht die Burra Charter in dem Dilemma, mit ihrem Fokus auf den materiellen Kulturwerten für die australische Urbevölkerung nicht relevant zu sein, da bei den Aborigines der Erhalt der spirituellen Werte wesentlich wichtiger sei, sh. James 1996, S. 51. 122 Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts nahm Japan eine Führungsrolle in Asien ein. Als wichtiges Ereignis wird in diesem Zusammenhang immer wieder auf den Sieg Japans im RussischJapanischen Krieg im Jahre 1905 verwiesen, der viele asiatische Intellektuelle zum Widerstand gegen die europäischen Kolonialmächte inspirierte und engere Beziehungen zu Japan entstehen ließ, sh. Akagawa 2015, S. 141; Keenleyside 1982, S. 210; Mishra 2013, S. 9, 205.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Luftaufnahme des Senso-ji-Tempels in Asakusa, Tokio, Japan, 2015.

Siranam Wong, Depositfotos.com

sion um kulturelle Vielfalt wichtige neue Impulse, war aber nichtsdestotrotz ein nationalistisches Konzept im Umgang mit dem kulturellen Erbe. Die Gründe für Japans diplomatische Anstrengungen und Erfolge liegen sowohl in seiner eigenen Geschichte und Denkmalpflegetradition wie auch in der weltpolitischen Gemengelage zu Beginn der 1980er Jahre begründet.

4.5.1

Japans Denkmalpflege im Spannungsfeld von Tradition und Moderne

Die UNESCO befand sich in einer misslichen Lage. Mehrere Industrieländer kritisierten die UNO und ihre Unterorganisationen als ineffizient und zu teuer, erwarteten sich Reformen und mehr Einfluss in der Weltorganisation und drohten mit ihrem Austritt.123 Zunächst kündigte im Dezember 1984 die USA, der größte Geberstaat der UNESCO, die Mitgliedschaft bei der Weltorganisation auf, gefolgt von Großbritannien und Singapur im darauffolgenden Jahr.124 Das nationale UNESCO 123

Eine genaue Analyse des Geschehens und der Hintergründe der Krise findet sich in May 1987, S. 170ff. 124 Akagawa 2015, S. 109. Zu den Hintergründen des Austritts der USA sh. auch: http://www.zei t.de/1984/05/ein-sympathischer-sauladen-in-paris (Zugriff 31.10.19). Obwohl die USA nach 18 Jahren 2003 wieder in die UNESCO eintraten, hielt die Diskussion um den Nutzen kultureller

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Die Suche nach Differenz

Komitee in Japan125 machte sich erfolgreich für einen Verbleib des Landes in der Weltorganisation stark und erklärte seine tiefe Verbundenheit mit der UNESCO, die Japan nach dem Zweiten Weltkrieg fünf Jahre vor der UNO-Vollmitgliedschaft aufgenommen hatte. Japan wurde in den kommenden Jahren nicht nur zum wichtigsten Geberstaat der Organisation, sondern bestimmte auch maßgeblich die Reformen. Somit veränderte es nicht nur die UNESCO, sondern auch das Bild, das sich die Welt von Japan machte. Dieses Bild war nach dem Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und das Land setzte viele internationale Bemühungen daran, als ein friedliebendes Volk und ein demokratischer Staat wahrgenommen zu werden. Die finanziellen Hilfen, die Japan asiatischen Ländern zukommen ließ, waren zunächst Reparationszahlungen. Die zu Anfang vor allem in China eingesetzte Entwicklungshilfe wurde aufgrund der dort beginnenden kommunistischen Kulturrevolution ab Mitte der 1960er Jahre126 mehr und mehr auf Südostasien verschoben. Die amerikanische Regierung setzte Japan unter Druck, die ärmsten Länder und hier die demokratischen Strömungen während des sich verschärfenden Kalten Kriegs zu unterstützen. Japan bemühte sich auf diese Weise die Verbindungen zu den Ländern zu festigen und gleichzeitig seine eigenen Wirtschaftsinteressen zu verfolgen. Deshalb wurde es von anderen Geberländern für die Verquickung von staatlichen Hilfsprogrammen und der Stärkung der japanischen Wirtschaft kritisiert.127 Mit zunehmendem wirtschaftlichem Aufschwung im »Land der aufgehenden Sonne« wurde der Druck der internationalen Gemeinschaft größer, dass sich Japan nicht nur mit »Scheckbuch-Diplomatie« am Weltgeschehen beteiligen solle.128 Dies leitete einen Prozess ein, in dem sich das Land als Kulturnation neu erfand. Einerseits richtete Japan seine internationalen finanziellen Hilfen, aber auch diplomatischen Anstrengungen, auf Kultur- und Kulturerhaltprojekte, andererseits begann eine Phase der Selbstvergewisserung als Nation mit langer Tradition im Kulturerbeerhalt. Beide Komponenten befähigten das Land dazu das Vakuum, das Amerika durch seinen Austritt aus der UNESCO erzeugt hatte, zu nutzen, um den internationalen Diskussionen im Kulturerbebereich eine neue Richtung zu geben.

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Diplomatie an. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte internationale Kulturdiplomatie eine große Rolle gespielt; auch die USA hatten sich an wichtigen Programmen beteiligt. Nach dem Ende des Kalten Kriegs wurde dieser Pfad jedoch zunehmend verlassen und das hierfür zur Verfügung gestellte Budget um 30 % gekürzt. Dutzende von Kulturzentren in und außerhalb der USA wurden seither geschlossen und kultureller Austausch zurückgefahren, sh. Sabloski in Akagawa 2015, S. 25. National Federation of UNESCO Associations in Japan (NFUAJ). Zu Ursachen, Verlauf und Folgen der chinesischen Kulturrevolution sh. Leese 2016. Akagawa 2015, S. 84-86. Ibid., S. 79-107.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

Japan versuchte hierbei auf seinem historischen Fundament aufbauen, denn bereits 1868, nach der Öffnung des Landes für westliche Einflüsse und einer umfassenden Modernisierung der Gesellschaft in der Meiji-Zeit129 , war eine Richtlinie zum Kulturguterhalt erlassen worden. Diese betraf zwar nur bewegliche Kulturschätze130 , wurde aber 1897 zu einem Gesetz zum Erhalt historischer Schreine und Tempel erweitert. Allerdings war diesen Gesetzen eine Phase vorangegangen, in der der Umbau zu einem neuen Staat durch antibuddhistische Ausschreitungen131 und Enteignungen, sowie Umnutzung oder Schleifen von Tempeln, Schreinen und Feudalbesitz, große Zerstörungen verursacht hatte. Ein Umdenken ab den 1870er Jahren132 führte im Jahre 1897 zu einer Unterschutzstellung der ersten Gebäude und die Regierung ordnete Restaurierungsmaßnahmen an, denn der traditionelle Bauwerkserhalt war nicht länger garantiert. Die mit den unter Schutz gestellten Bauwerken betrauten Architekten und Handwerker133 waren oft nicht mehr mit den historischen Techniken vertraut. Westlich geschulte Ingenieure setzten aber auch ganz bewusst moderne Materialien und Techniken zur Restaurierung ein und es erwachte wissenschaftliches Interesse die Gebäude zu erforschen. Nils Gutschow beschreibt den Auseinanderbau und Wiederaufbau des Shin-Yakushi-ji-Tempels in Nara als die erste moderne Denkmalmaßnahme in Japan, die nicht nur den Bauwerkserhalt zum Ziel hatte, sondern explizit auch der Erforschung der historischen Konstruktion diente und Grundlage einer anschließenden stilreinen Restaurierung war.134 129 Kakiuchi 2014, S. 2. Zu Hintergründen der Meiji-Zeit sh. auch Winkler 2012. 130 Proclamation for the Protection of Antiques and Old Properties, sh. Kakiuchi 2014, S. 2. 131 Ab dieser Zeit wurden Shintoismus und Buddhismus als zwei getrennte Religionen wahrgenommen. Der Shintoismus wurde als japanische Urreligion betrachtet, sh. Stubbs/Thomson 2017, S. 47. Die buddhistischen Tempel des Landes wurden mit der vergangenen, »alten Ordnung assoziiert« und das neue System »propagierte die Rückwendung zum Shintoismus«, sh. Henrichsen 1998, S. 17 und Henrichsen 2017, S. 261. 132 Bereits 1880 erließ die Meiji-Regierung ein Beigesetz zur Erarbeitung von Kriterien, um historische Schreine und Tempel in ein Schutzprogramm aufzunehmen und Mittel für den Erhalt zur Verfügung zu stellen. Bis zum Jahr 1894 erhielten 539 Schreine und Tempel Gelder. Allerdings lag der Fokus in dieser ersten Phase des japanischen Denkmalschutzes auf dem Erhalt der religiösen Funktion der Gebäude und weniger auf dem Substanzerhalt der historischen Gebäude, sh. Nishimura 1995, S. 176. 133 Als frühe Enthusiasten der Baurestaurierung dieser Zeit gelten der Baumeister Kiyoyoshi Kigo und der Architekt Itô Chûta, die auch als Begründer einer japanischen Architekturgeschichte genannt werden. Sie haben eine erste wichtige Abhandlung über den Hōryū-jiTempel in der Stadt Ikaruga geschrieben, sh. Stubbs/Thomson 2017, S. 47. Zu Itô Chûta sh. auch https://wiki.samurai-archives.com/index.php?title=Ito_Chuta (Zugriff 31.10.19). 134 Gutschow 1998, S. 33-34. In der englischsprachigen Literatur wird der Begriff ›Stylictic restoration‹ für den Rückbau eines historischen Gebäudes auf seine vermeintliche Urform oder planerische Idealform verwendet, sh. Jokilehto 2005, S. 277. Das Konzept geht zurück auf den französischen Architekten Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc (1814-1879), der in

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Die Suche nach Differenz

Nachdem 1929 der Schutz auch auf nicht-sakrale Gebäude ausgedehnt wurde135 , fand in den 1930er Jahren eine Rückbesinnung auf die historische Architektur Japans statt. Das Wissen um traditionelle Materialien, Techniken und Konstruktionen wurde durch Quellenforschung, Bauforschung und restauratorische Untersuchungen während der Restaurierungsarbeiten an vielen historischen Gebäuden wiederbelebt.136 In dieser Zeit wurde die materielle Authentizität der Gebäude zugunsten einer Aufwertung von symbolischer Bedeutung immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Ein historisches Gebäude war besonders viel wert, wenn es mit der Meiji-Linie oder früheren Herrschern assoziiert werden konnte.137 Dieser erstarkende Nationalismus vor dem Zweiten Weltkrieg, eine große Menge exportierter Kunstschätze während der Wirtschaftskrise und ein hierauf reagierendes Gesetz zur Ausfuhrbeschränkung bedeutender Kunstgegenstände, aber auch die Kriegszerstörungen während der Bombardements in den letzten Kriegsmonaten 1945138 rückten die Wichtigkeit eines Kulturerbeschutzes in den Fokus der japanischen Öffentlichkeit. Christoph Henrichsen sieht die gesetzliche Neuordnung im Mai 1950 zusätzlich beschleunigt durch den Schock einer symbolträchtigen Brand-

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seinem Dictionnaire raisonné de l’architecturefrançaise du XIe au XVIe siècle ›Restaurierung‹ folgendermaßen definiert: »Der Begriff Restaurierung und die Tätigkeit selbst sind beide modern. Ein Gebäude zu restaurieren heißt nicht es zu erhalten, zu reparieren oder neu aufzubauen; es bedeutet, es in einem Zustand von Vollständigkeit wiederherzustellen, der möglicherweise niemals vorher existierte« (freie Übersetzung d.V.). Interessanterweise stellt Viollet-le-Duc im folgenden Text den direkten Vergleich mit Asien an. Hier würden historische Gebäude nicht restauriert, sondern dem Verfall überlassen und ein neues Gebäude daneben aufgestellt. Vollständiger Text in Französisch sh.: https://fr.wikisource.org/wiki/Dictionnaire_rasonn%C3%A9_de_l%E2%80%99architectu re_fran%C3%A7aise_du_XIe_au_XVIe_si%C3%A8cle (Zugriff 31.10.19). Musso hingegen definiert die stilreine Restaurierung als ein Fokussieren auf eine Stilgeschichte, die historische Gebäude als reale Beispiele verwendet. Hervorgehoben werden hierbei Details eines Baudenkmals, die als widerspruchsfrei mit der vorherrschenden Architektursprache des Gebäudes angesehen werden. Um das Idealbild des Baudenkmals zu vervollständigen schließt die stilreine Restaurierung auch die Rekonstruktion fehlender Details anhand vergleichender Studien ein, sh. Musso 2010, S. 91, (Übersetzung d. V.). Hierbei handelte es sich vor allem um Feudalbesitz, der zu Beginn der Meiji-Periode enteignet worden war, sh. Henrichsen 1998, S. 17. Eine Art Kulturlandschaftsschutzgesetz wurde bereits 1919 unter dem Namen Historic Sites, Areas of Scenic Beauty and Natural Monuments Protection Act erlassen. Es soll von der Arbeit des Deutscher Bund Heimatschutz und auch dessen nationalistisch-patriotischen Tendenzen inspiriert worden sein, sh. Nishima 1995, S. 177. Henrichsen 1998, S. 17. Nishimura 1995, S. 178. In dieser Zeit wurden 206 unter Schutz stehende Denkmale zerstört, sh. Henrichsen 1998, S. 18.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

zerstörung des ältesten und als erstes japanisches Monument 1897 unter Schutz gestellten Gebäudes, der Haupthalle des Hōryū-ji-Tempels in der Stadt Ikaruga.139 Das 1950 verabschiedete Gesetz beinhaltet den Schutz eines sehr breiten Spektrums von Kulturgütern. Neben historischen Stätten, Orten besonderer Schönheit und Naturdenkmalen, die bereits durch die früheren Gesetze geschützt waren, wurden Bodendenkmale, Volkskulturgüter und immaterielle Kulturgüter als neue Kategorien aufgenommen. Henrichsen stellt zudem einen Zusammenhang zwischen dem Vorstoß Volkskultur und immaterielle Kulturgüter unter Schutz zu stellen und den Demokratiebestrebungen Japans nach dem Krieg her.140 Auch Jordan Sand analysiert, dass der Nachkriegsgeneration in Japan alle monumentalen nationalen Konzepte und die sie darstellende Architektur eher suspekt waren und dass die Symbolsprache der Macht für sie bedeutungslos geworden war.141 Grundsätzlich kann das Gesetz als Japans Reaktion auf die Kriegsverwüstungen und die großen gesellschaftlichen Umwälzungen verstanden werden, die Verwestlichung und Industrialisierung seit der Meiji-Zeit mit sich brachten und die zu umfangreichen Verlusten bedeutender historischer Stätten, Gebäude und Kulturlandschaften geführt hatten.142 Dass die Gesellschaft sich auf seine noch lebendige oder wiederbelebte hohe Handwerkskunst berufen konnte, schien wie ein Ausweg, an das bereits umfangreich zerstörte alte Japan anknüpfen zu können. Natsuko Akagawa hebt hervor, das Gesetz sei grundsätzlich zwar den Prinzipien der Charta von Venedig ähnlich, aber es räume doch der visuellen Integrität der Objekte und der Umgebung einen großen Stellenwert ein, da der Erhalt des Kulturguts eng mit dem Gebrauch traditioneller Handwerkstechniken und Methoden verknüpft wird.143 Auch die nun einsetzende starke Fokussierung auf einen wissenschaftlich begründeten Denkmalschutz und eine materielle Authentizität der Monumente wird als Reaktion auf den verlorenen Krieg verstanden. Man wollte starke Akzente gegen den nationalistisch gefärbten Umgang mit historischen Bauten der Vorkriegsjahre setzen.144 Kondō, wörtl. »Goldene Halle«. Henrichsen berichtet, dass die Oberflächen im Kernbereich der Halle verkohlten (Henrichsen 1998, S. 18). Ein Internetdokument der Universität Wien vermerkt: »nach einem Feuer am 26.1.1949 wurde ein großer Teil der Kondō zerstört« (https:// www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Hōryū-ji, Zugriff 31.10.19), während die Webseite des Hōryū-ji nur von der Zerstörung der Wandmalereien durch ein Feuer im Jahre 1949 berichtet (www.horyuji.or.jp/assets/images/pdf/english.pdf, Zugriff 31.10.19). Auf der UNESCO-Seite des Weltkulturerbes wird in der Beschreibung des Hōryū-ji nicht auf die Zerstörungen eingegangen, sh. http://whc.unesco.org/en/list/660 (Zugriff 31.10.19). 140 Henrichsen 1998, S. 18. 141 Sand 2013, S. 3-4. 142 Kakiuchi 2014, S. 2. 143 Akagawa 2015, S. 67-68. 144 Nishimura 1995, S. 178. Nishimura merkt an, dass alleine 377 Gebäude, die in den 1930er Jahren unter Schutz gestellt worden waren, 1948 auf Order der alliierten Besatzungsmacht von 139

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Dieser Umdenkprozess fand in den 1960er Jahren einen Namen: es formierte sich die Strömung Machizukuri145 , die gegen die Zerstörung der traditionellen japanischen Strukturen und Ortsbilder protestierte. Vor allem der Abriss der mit dem Gefühl für Heimat verbundenen historischen Holzhäuser entzündete dann schließlich eine weitere Bewegung, die sich für den Erhalt der historischen Stadtbilder einsetzte: Machinami Hozon146 . Die nostalgische Suche nach der verlorenen Heimat spürte dem Volkstümlichen und der vernakularen Architektur nach und konzentrierte sich nach Jahrzehnten des gesellschaftlichen Umbruchs auf elementare Materialität und spürbare Anwesenheit geschichtlicher Spuren.147 Der Versuch als Gesellschaft auf den drohenden Verlust der historischen Kulturleistungen zu reagieren, führte schließlich 1975 zu einer weiteren Ausweitung des Denkmalbegriffes. Eine neue Kategorie stellten Ensembles traditioneller Bauten dar und Techniken zum Schutz von Kulturgütern wurden als weitere Kategorie aufgenommen, um dem drohenden Aussterben traditioneller Handwerkstechniken und Materialien entgegenzuwirken. Jedoch können hier auch Künstler und Handwerker als »lebende Nationalschätze« aufgenommen werden.148 Zunehmend reagierte die Politik hiermit auf die Besinnung auf traditionelle Werte. In den späten 1980er Jahren wurde von der Regierung schließlich ein Programm mit dem Namen Furusato Japan aufgelegt, das zum Ziel hatte, den Umbau des Landes mit einer Stärkung japanischer Traditionen zu vereinbaren.149 Furusato bedeutet eigentlich »altes Dorf«, steht

der Denkmalliste gestrichen wurden, da sie in Verbindung mit der Meiji-Herrschaft gesehen wurden. 145 Machi wird übersetzt mit Städtebau, während zukuri das Entwickeln eines Raumes oder auch gesellschaftlichen Netzwerkes ist. Nach Nishimura Yukio beinhaltet das zusammengesetzte Wort Machizukuri eine leichte Nuance von Basisorientierung oder »bottom-up«-Prinzip und steht für lokale gemeinschaftliche Planung einer Verbesserung der Lebenswelt. Der Einfluss der Bewegung nahm bis in die 1990er Jahre weiter zu, sh. Nishimura Yukio 2005, S. 2 in Akagawa 2015, S. 63. 146 Akagawa 2015, S. 64. Nami kann mit Welle oder Woge übersetzt werden, während Hozon Bewahrung oder Konservierung bedeutet, sh. https://de.glosbe.com/ja/de (Zugriff 31.10.19). Machija ist ein typisches Stadthaus mit Innenhof. Dieser Haustyp war charakteristisch für viele historische Städte in Japan. Eine Straßenflucht mit vielen dieser Häuser wird Machinami genannt, sh. Stubbs/Thomson 2017, S. 49. 147 Sand 2013, S. 3-4. Im Vergleich hierzu sh. Alois Riegls Konzept des »Alterswerts« in: Denkmaldebatten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz > Protagonisten > Alois Riegl. Hier sind verschiedene Aufsätze zu Riegls Theorie und Wirken gesammelt, sh. http://denk maldebatten.de/protagonisten/alois-riegl/alois-riegl-wirken/(Zugriff 14.3.14). 148 Henrichsen 1998, S. 19. 149 Akagawa 2015, S. 63-64; Gutschow 1998, S. 46. Das Konzept Furusato wurde in der japanischen Poesie bereits im 8. Jahrhundert gebraucht. In der Meiji-Zeit beschäftigte man sich mit dem zunehmenden Problem der Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte und der damit einhergehenden Entwurzelung. Furusato wurde ein Inbegriff für die Verbundenheit mit

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

aber allgemeiner für »Heimat« und für eine Lebenshaltung und Ästhetik, die Jennifer Robertson als rustikale Einfachheit beschreibt. Sie erzeugt ein Wir-Gefühl und Zugehörigkeit auf lokaler Ebene und möchte ein Gemeinwesen zur Reproduktion von Symbolen, Bräuchen und Vorstellungen sein. Auch die Wiederbelebung historischer Bautechnik und die Rekonstruktion historischer Bauten spielt hier eine wichtige Rolle. Die Problematik eines modernen, seiner traditionellen Baukultur entfremdeten Japan wurde hiermit scheinbar aufgelöst durch die Heraufbeschwörung eines Mythos der kulturspezifischen traditionellen Erneuerung.

Kōtai-jingū (Naikū) in Ise, Präfektur Mie, Japan, 2015.

N. Yotarou, Wikimedia Commons

4.5.2

Die Ise-Schreine als Inbegriff anti-westlichen Verständnisses von Kulturerbe

Zum Sinnbild für diese japanische Denkmalerneuerungskultur wurden die IseSchreine150 , die seit dem Jahr 690 in einem Intervall von 20 Jahren einer rituellen »einer imaginierten ländlichen Heimat«; »diese Gefühle sollten auf den japanischen Staat übertragen werden«, sh. Reiher 2014, S. 33. 150 Eine Beschreibung und Fotos der einzelnen Gebäude finden sich in Drexler 1955, S. 24-40. Eine ausführliche Beschreibung der Architektur, Geschichte und Funktion findet sich in Mager 2016, S. 145-162.

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Erneuerung unterzogen werden.151 Alle Gebäude werden dann zerstört und anschließend in unmittelbarer Nähe rekonstruiert.152 Jordan Sand sieht in den Ise-Schreinen auch eine vielschichtige Metapher, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts für japanische oder asiatische Kultur, Kulturerbe und architektonische Monumentalität und die Frage steht, ob die Erneuerung von Baumaterialien Auswirkungen auf unser Konzept von Kulturerbe hat. In den 1990er Jahren schließlich wurden die Schreine der Inbegriff für die Infragestellung der vom Westen geprägten Denkmalwerte und eine multikulturelle Zukunft der Denkmalpflege, obwohl die Ise-Schreine auch in Japan einen Einzelfall darstellen.153 Zweifelsohne hat die Technik des Abbaus und Wiederaufbaus von wichtigen Bauten in Japan eine lange Tradition. Allerdings weist Christoph Henrichsen darauf hin, dass diese Technik vermutlich weniger einer periodischen Erneuerung diente als der Translozierung an einen anderen Ort, einem Umbau oder einer Funktionsänderung. Einer umfassenden Restaurierung diente der komplette Abbau hingegen vermutlich kaum. In diesen Fällen wurde nur partiell abgebaut und erneuert. Während buddhistische Bauten niemals von einer rituellen Erneuerung betroffen waren,154 war die Praxis einer kompletten Erneuerung in regelmäßigen Intervallen offensichtlich gängige Praxis bei vielen Shintō-Schreinen, wenn auch die Intervalle sehr unterschiedlich waren. Bei Gebäuden einer periodischen Erneuerung wurden die noch brauchbaren Altbauten meist nicht zerstört, sondern zur Weiterverwendung anderen Schreinen zur Verfügung gestellt.155 Schon im 13. Jahrhundert wurde die Tradition, Shintō-Schreine in bestimmten Intervallen zu erneuern, aber teilweise aufgegeben. Oft wurde nur noch repariert. Andere Rituale bürgerten sich ein, um eine Kontinuität von Landwirtschaft, Siedlung und Familie zu symbolisieren. So wurden zu rituellen Festen auch Strohbauten verbrannt. Heute werden nur noch die Ise-Schreine dieser periodischen Erneuerung unterzogen, was sie auch in Japan zu einer Besonderheit macht. Auch die Gründe für die periodische Erneuerung der Schreine sind aber nicht umfassend geklärt und

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Ab dem späten 15. Jahrhundert gab es offensichtlich eine über hundertjährige Unterbrechung des Erneuerungszyklus, sh. Sand 2015, S. 129. Seit 1609 wird die alle 20 Jahre regelmäßig durchgeführte Erneuerung betrieben. Lediglich nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine vierjährige Verzögerung, sh. Mager 2016, S. 154. Ise-Daijingū, übersetzt Großer Ise-Schrein, ist ein Shintō-Schrein und besteht aus einer weitläufigen Gebäudeanlage mit zwei Hauptschreinen (Naiku und Geku) bei der Stadt Ise. Shintō, auch als Shintoismus bezeichnet, ist eine vor allem in Japan verbreitete Religion. Neben den Hauptschreinen beinhaltet die Anlage noch 123 kleine Schreine, sh. Sand 2015, S. 126ff. Für die zu rekonstruierenden Schreine gibt es jeweils zwei Bauplätze in unmittelbarer Nachbarschaft, die wechselweise genutzt werden, sh. Mager 2016, S. 155. Larsen 1996, S. 61. Gutschow 1998, S. 46. Henrichsen 2017, S. 277-278. Henrichsen nennt Intervalle von 50 Jahren, aber auch 60 Jahren.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

die Rekonstruktion erfuhr im Laufe der Geschichte möglicherweise immer wieder Neuinterpretationen.156 Als mögliche Motive für die immer wieder vollzogene Erneuerung, die 690 unter Herrscher Tenmu aufgenommen wurde, werden einerseits religiöse Motive einer Reinigung und Begrüßung der Gottheit in einem neuen Gebäude genannt. Andererseits spielte der Erhalt der Handwerkstradition durch Neubau durch jede Generation und der rasche Verfall der Gebäude eine Rolle. Die historische ShintōArchitektur zeichnete sich durch einen rituellen Gebrauch von Holz ohne Fundament aus. Allerdings waren bereits zu der Zeit, als die Erneuerungstradition aufgenommen wurde, der Baustil und auch die Bautechnik in Japan überholt, weshalb die Tradition auch als bewusster Rückgriff auf archaische, indigene Bautradition interpretiert wird.157 Diese bewusste Abgrenzung gegen das Neue und Fremde zieht sich über die Jahrhunderte durch die japanische Geschichte. Obwohl zu früherer Zeit an verschiedenen Schreinen die periodische Erneuerung durchgeführt wurde, kam die Erneuerungstradition durch politisch unruhige Zeiten zwischen dem späten 15. bis zum späten 16. Jahrhundert ganz zum Erliegen. Seit der Meiji-Zeit im 19. Jahrhundert beschränkte die Regierung den Erneuerungsritus vor allem aus Kostengründen auf die Ise-Schreine, die sie zum Staatsheiligtum erhob. Durch die Jahrhunderte gab es allerdings verschiedene Veränderungen an den Grundrissen und den Ornamenten. Auch waren jeweils unterschiedliche Handwerkergilden für die Rekonstruktionen zuständig. Als ab den 1870er Jahren Ausländern erlaubt war die Schreine zu besuchen, wurde in den Reiseberichten vor allem Erstaunen über die primitive und schmucklose Bauweise zum Ausdruck gebracht und grundsätzlich der japanischen Bauweise Monumentalität und Dauerhaftigkeit als Grundbedingungen für eine »große Architektur« abgesprochen. Auch in Japan selbst hatte die Tradition der als fragil empfundenen Holzarchitektur keinen hohen Stellenwert mehr. Man begann nach westlichem Vorbild mit als dauerhaft angesehenen Materialien wie Stahl und Ziegel zu bauen.158 Erst die militärische Stärke Japans um die Jahrhundertwende veränderte die Sicht auf das 156

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Richie 2000. Historische Schriften beschreiben die periodische Erneuerung und erklären, wie sie durchgeführt werden muss, aber geben keine Auskunft über die Gründe der Erneuerung, sh. Sand 2015, S. 127-129, 152; Akagawa 2015, S. 75-76. Lancastre Jedenov/Pinh 2017, S. 596. Hier wird auch beschrieben, dass in Ise 123 ShintōSchreine um zwei Hauptschreine (Naikū und Gekū) gruppiert sind. Neben den zwei Hauptschreinen werden noch weitere 14 Schreine, die Holzbrücke über den Fluß Isuzu und die Eingangstore alle 20 Jahre erneuert und deren abgebautes Material an ein Netzwerk von Schreinen in ganz Japan weitergegeben. Weitere 46 Schreine in Ise werden alle 40 Jahre erneuert. Ausführlich ist die Geschichte und rituelle Erneuerung von Ise auch beschrieben unter https ://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Bauten/Ise_Izumo/Schreinanlage_Ise (Zugriff 31.10.19). Sand 2015, S. 128-132.

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Die Suche nach Differenz

Land. Diese Stärke zeigte sich zunächst in einem mit China ausgetragenen Konflikt 1894-95, in dem das Chinesische Kaiserreich besiegt wurde und konnte dann im Russisch-Japanischen Krieg 1904-05 erneut unter Beweis gestellt werden. Man begann die Kraft Nippons in seiner Kultur zu suchen. Die japanische Holzarchitektur und im Besonderen die Ise-Schreine wurden zum Symbol für das Prinzip der Genügsamkeit und die Akzeptanz der Vergänglichkeit. Gleichzeitig wurde die permanente Erneuerung nun Sinnbild einer starken, sich erneuernden Zivilisation und Antithese zum Westen.159 Auch innerhalb Japans wurden die Schreine durch den zunehmenden Nationalismus und durch theologisch-philosophische Diskurse mit mehr Bedeutung aufgeladen. Sie galten nun aufgrund ihres primitiven Aussehens als Verkörperung einer uralten Zivilisation, als Symbol einer auf den Herrscher zentrierten Nation und als Sinnbild eines spirituellen Japans im Vergleich zum westlichen Materialismus. Hierdurch wurde der Überlieferung mehr Wert beigemessen als der periodischen Erneuerung.160 Erst mit der im Jahre 1929 vollzogenen Erneuerung der Ise-Schreine errang gerade der Umstand der Zerstörung und Rekonstruktion besondere Aufmerksamkeit im In- und Ausland. Nach dem verheerenden Erdbeben im Jahre 1923 wurde die Nation so auf Beständigkeit und Erneuerung eingeschworen und außerhalb Japans dafür bewundert. Bruno Taut161 , der zwischen 1933 und 1936 in Japan lebte und die historische japanische Architektur studierte und analysierte,162 stieß eine Neubewertung der Bauwerke in japanischen und ausländischen Fachkreisen an. Er pries die Ise-Schreine wegen ihrer Schlichtheit von Struktur und Form und ihrer funktionalistischen Schönheit als eine der größten architektonischen Leistungen des Landes. Zudem erschloss er eine neue Lesart der Erneuerung. Entgegen der bisherigen Deutung, den Wert des periodischen Wiederaufbaus vor allem in der Überlieferung religiöser Inhalte und uralter Bauformen und Bautraditionen zu suchen, bewertete Taut die ständige Erneuerung im Sinne des Modernismus als so bedeutsam und einzigartig, denn die Schreine seien immer neu und originär.163 Tauts Einschätzung der Bedeutung der Ise-Schreine wurde in Japan begrüßt und zitiert, aber in den in Japan erschienenen Texten und Übersetzungen seiner Schriften wurde offensichtlich weder seine Einschätzung der Irrelevanz der religiösen Aspekte, noch seine Neubewertung eines ständigen Neuheitswertes der Schreine wiedergegeben. Der japanische Fokus lag vielmehr auf Hervorhebung

Sand 2015, S. 133 zitiert hier als wichtige Quellen Lafcadio Hearn (1895) The Genius of Japanese Civilization und Okakura Kakuzo (1906) The Book of Tea. 160 Sand 2015, S. 135. 161 Architekt im Deutschen Werkbund, sh.: http://www.museumderdinge.de/deutscher-werkbu nd/protagonisten/bruno-taut (Zugriff 31.10.19). 162 Speidel 2011, S. 101. 163 Bruno Taut (1937) Houses and People of Japan, zitiert in Sand 2015, S. 137-138.

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4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

der ungebrochenen Tradition des japanischen Staatswesens, das in der Erneuerung der Schreine zum Ausdruck kam. Erst nach dem verlorenen Krieg ab 1945 rückte für eine japanische Interpretation der Ise-Schreine die Kontinuität der japanischen Volkskultur in den Vordergrund. Die geschundene Nation suchte nach demokratischer Selbstvergewisserung jenseits des alten Nationalismus. Dies drückte sich auch im Umgang mit den historischen Schreinen aus. Die durch die Kriegswirren erst 1953 durchgeführte Erneuerung der Ise-Schrein-Gebäude wurde das erste Mal in ihrer Geschichte durch Spenden und nicht durch den staatlichen Haushalt finanziert,164 auch wenn Jordan Sand Hinweise auf eine an Zwang grenzende Beteiligung der Bürger an der Finanzierung erwähnt.165 Die Gebäude wurden nicht gleich ihren Vorgängerbauten rekonstruiert. Stattdessen orientierte man sich an dem durch Bauforschung festgestellten ältesten bekannten Zustand.166 Der nach dem Krieg einsetzende internationale Dialog und nicht zuletzt die 1955 im Museum of Modern Art in New York gezeigte Ausstellung Japanese Exhibition House167 machte die historische Architektur Japans aufgrund ihrer dem Modernismus entsprechenden Prinzipien hochgeschätzt und auch das Kuriosum IseSchreine einem breiteren Publikum bekannt. Die Schreine sind seit dieser Zeit nicht nur in Japan, sondern auch im Ausland ein Inbegriff japanischer Baukunst. In ihre archaische Architektur und die Besonderheit der periodischen Erneuerung wurden jenseits der religiösen Bedeutung sich scheinbar widersprechende Werte hineininterpretiert: Insignien der Macht und Geschenk des Herrschers an das Volk vs. Architektur des Volkes; Urform der sich über die Jahrhunderte veränderten Architektur und Kontinuität der Bautradition vs. Prototyp klarer Modernität; Alter vs. immerwährende Jugend. Diese Werteverschiebungen und Uminterpretationen passierten einerseits aus zeitgeschichtlichen Gründen, aber es zeigen sich auch Unterschiede zwischen japanischer Wertschätzung und Bewertung im Ausland. Selbst ein zunächst 1962 in Japan erschienenes Buch168 des Architekturtheoretikers Kawazoe Noboru169 stellt in der japanischen Version offensichtlich die Wertigkeit der Ise-Schreine als Architektur und Heim des japanischen Volkes in den Vordergrund, während Jordan Sand in der englischen Version das Ethos der Vergäng164 Mager merkt an, dass die staatliche Finanzierung auf Druck der alliierten Besatzungsmacht untersagt wurde, da die Shintō-Religion zu eng mit dem japanischen Nationalismus verknüpft schien. Am 15. Dezember 1945 wurde die sogenannte Shintō-Direktive erlassen, die eine Trennung von Staat und Religion erzwang, sh. Mager 2016, S. 161-162. 165 Sand 2015, S. 140. 166 Mager 2016, S. 198. 167 Publikation zur Ausstellung sh. Drexler 1955. 168 Kawazoe Noboru (1965) Ise: Prototype of Japanese Architecture, zitiert in Sand 2015, S. 141. 169 Begründer der Bewegung des Metabolismus in der Architektur, sh. www.urbaner-metabolismus.de/kurokawa.html (Zugriff 31.10.19).

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lichkeit besonders hervorgehoben sieht. Durch die immensen Kriegszerstörungen und den anschließenden schnellen Aufschwung in Japan hatte sich zu dieser Zeit in der englischsprachigen Literatur über Japan bereits die Vorstellung verfestigt, das japanische Volk habe eine besondere Beziehung zur Vergänglichkeit. Kein Monument schien sich besser zur Illustration zu eignen als die Ise-Schreine. Die Schreine wurden so immer mehr zu einer Manifestation der spezifisch japanischen Spiritualität und Bejahung der Vergänglichkeit. Dies interessierte und faszinierte eine ausländische Leserschaft wesentlich mehr als die Gebäude als Inbegriff japanischer Volksarchitektur zu sehen, was im Japan der Nachkriegsjahre offensichtlich im Vordergrund stand. Noboru nimmt diesen Faden in seiner englischen Version auf und erklärt, das japanische Volk messe der spirituellen Dimension einen größeren Wert bei als den gebauten Strukturen. Er schließt seine Erklärung mit der Bewertung ab, die Ise-Schreine seien immer neu, aber gleichzeitig immer unverändert und dass dies der westlichen Maxime eines »Das Leben ist kurz, aber Kunst ist dauerhaft« entgegenstehe.170

Haustor in Nara, Japan, 2018.

Karin Korn, Depositfotos.com

170 Noboru 1965, S. 206 in: Sand 2015, S. 141-142.

4. Die Internationalisierung des Kulturerbekonzepts

4.6

Zwischenbilanz II: Japans Denkmalpflege im Widerstreit

Der Mythos der spezifisch japanischen Tradition der Denkmalerneuerung im Sinne einer besonderen Wertschätzung spiritueller Werte und Bejahung des Vergänglichkeitsprinzips wurde über die Jahre immer wirkmächtiger, obwohl die Ise-Schreine eine sehr wechselvolle Interpretationsgeschichte haben und zumindest heute mehr Einzelfall als Prinzip und mehr Idealisierung als Einzelfall darstellen. Aber auch die umfangreich in Japan durchgeführte stilreine Restaurierung und Rekonstruktion von historischen Gebäuden wird oft als klares Indiz für, dem westlichen Verständnis von materieller Authentizität entgegengesetzte, fernöstliche Wertvorstellungen171 herangezogen. Grundsätzlich erscheint aber das Konzept einer in Japan im Vordergrund stehenden Wertschätzung der immateriellen Werte, entgegen der als typisch westlich definierten Bedeutung der historischen Materie, nicht haltbar. Materielle Authentizität und die Ästhetik einer gealterten Oberfläche und Patina spielen und spielten bereits im historischen Japan eine wichtige Rolle.172 Unbestritten ist die Geschichte wichtiger Bauwerke in Japan eine der permanenten Erneuerung. Hier unterscheidet sich Japan jedoch nicht von anderen Ländern. Feuer, Überschwemmungen und Erdbeben zerstörten Gebäude immer wieder. Der Wiederaufbau erfolgte meist zwar auf den alten Grundmauern, oft jedoch in neuer Form. Auch Erhaltungsmaßnahmen veränderten die Gebäude, denn sie wurden neuen Gegebenheiten, Wissen und auch Schönheitsidealen angepasst.173

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Sh. bspw. Tschudi-Madsen 1976, S. 103; Gutschow 1998, S. 79; Jokilehto 1995, S. 20; Shelton 1999, S. 157 (alle aus Mager 2016), Gutschow 2017, S. 3-4; Akagawa 2015, S. 77. Larsen 1996, S. 61. Larsen beschreibt die künstliche Alterung von Holz, die seit Jahrhunderten Innenräumen von Teehäusern ein altes, rustikales Aussehen verleihen sollte, in: Larsen 1994a, S. 57-58. Stubbs/Thomson 2017, S. 45 weisen darauf hin, dass in Japan materielle Alterung durchaus hochgeschätzt sein kann. Mit dem Begriff Sabi aus der japanischen Ästhetik wird einerseits die Schönheit einer gealterten Oberfläche wertgeschätzt. Mit dem Wort verbindet sich aber auch Ruhe und tiefe Einsamkeit. Die Wertschätzung der Fehlerhaftigkeit entwickelte in der Keramikkunst eine besondere Technik, das Kintsugi, die Goldverbindung, die die Reparatur eines Schadens hervorhebt. Zur japanischen Ästhetik sh. auch https://plat o.stanford.edu/entries/japanese-aesthetics/#3 (Zugriff 31.10.19). Zur Technik des Kintsugi sh. https://www.japandigest.de/kulturerbe/geschichte/kunsthandwe rk/kintsugi/ (Zugriff 31.10.19). Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Zeitungsartikel, der sich mit den letzten Resten des historischen Hōryū-ji-Tempels beschäftigt, was weiterhin belegt, dass auch in Japan materielle Authentizität eine wichtige Rolle spielt: http://web-japan.org/trends00/honb un/tj010330.html (Zugriff 31.10.19). Drexler 1955 und Gutschow 2005b sowie 1998 geben verschiedene Beispiele von Veränderungen der historischen Bauten über die Jahrhunderte.

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Holz war das wichtigste Baumaterial in Japans Geschichte und hat sowohl die Bautradition als auch den Umgang mit Erneuerung und Restaurierung historischer Bauten geprägt174 , denn die japanische Holzbauweise zeichnet sich durch reversible Steckverbindungen aus und erleichtert Veränderungen, da sie eine partielle Entlastung einzelner Baudetails erlaubt.175 Auch wenn die Bauwerke in ihrer langen Geschichte möglicherweise mehrmals auseinander- und wieder zusammengebaut wurden, kam es dennoch an vielen Bauten zu einer umfangreichen Bewahrung historischer Bauelemente.176 Es ist schwierig zu bewerten, ob eher ökonomische, ästhetische oder philosophisch-ethische Gründe hierzu führten, jedoch wurden zu früheren Zeiten bei der Reparatur eines Gebäudes gut erhaltene Elemente offensichtlich meist beibehalten.177 Neben dem Konzept einer periodischen Erneuerung von Bauten gab es in der Geschichte Japans auch andere Konzepte wie beispielsweise Schutzdacharchitekturen178 . Auch bei der Suche nach dem idealen Urbau, der dann durch stilreine Restaurierung oder Rekonstruktion wiederhergestellt werden soll, wird aber für authentisch gehaltenes historisches Baumaterial hochgeschätzt.179 Die Materialien späterer Umbauten hingegen erfahren offensichtlich weniger Wertschätzung. Es ist festzuhalten, dass es sich bei der in Japan ab dem Ende des 19. Jahrhunderts praktizierten Methode des Abbaus und anschließenden Wiederaufbaus mit dem Ziel einer stilistischen Restaurierung oder Rekonstruktion in weiten Bereichen eher um einen Rückgriff auf in Vergessenheit geratene, oder zumindest

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Stubbs/Thomson 2017, S. 42. Gutschow 2005b, S. 92; Gutschow 1998, S. 33. Larsen weist darauf hin, dass dies zu Missverständnissen bei ausländischen Beobachtern geführt haben mag, die den Abbau und Wiederaufbau als Rekonstruktion interpretierten, sh. Larsen 1994a, S. 10-11. Stubbs und Thomson berichten über die Restaurierung des Hōryū-ji-Tempels in den Jahre 1972-75, wo der Architekturhistoriker Masuro Sekino festgestellt hatte, dass der Tempel in seiner Geschichte sieben Mal restauriert und hierbei drei Mal komplett abgebaut und wieder aufgebaut worden war, aber trotzdem noch die Hälfte seiner originalen Bauteile besaß, sh. Stubbs/Thomson 2017, S. 43. Auch Henrichsen gibt diverse Beispiele wieder, wo Bauforschung belegte, dass bei Umbauten über die Jahrhunderte viele alte Bauteile wiederverwendet wurden, sh. Henrichsen 2017. Henrichsen berichtet über die allerdings wenig bekannte Architekturform des oidō, einer Schutzdachkonstruktion und nennt als einziges bekanntes Beispiel eines großen Gebäudes mit Schutzüberdachung den Konjiki-dō des Chūson-ji-Tempels aus dem Jahr 1124 in der Präfektur Iwate, sh. Henrichsen 2017, S. 263. Gutschow nennt als Beispiel einer Wertschätzung selbst stark beschädigter Materialität die durch Feuer im Jahre 1949 angekohlten Holzelemente der in seinen Grundzügen aus dem Jahr 679 stammenden Halle (Kondō) des Hōryū-ji-Tempels, die nach dem Feuer mit Kunstharz gefestigt wurden und sich seitdem in einem Schutzgebäude befinden, sh. Gutschow 2017, S. 8.

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bereits vernachlässigte, Bautradition handelte als um ein Bewahren der Traditionen.180 Während über die Jahrhunderte eine langsame Veränderung oder Anpassung der Bautechnik stattfand, war der Bruch mit dem historischen Bauen durch die Öffnung des Landes für äußere Einflüsse seit der Meiji-Zeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einerseits und dann vor allem seit dem Wiederaufbau und der rasanten Modernisierung nach Ende des Zweiten Weltkriegs entscheidend. Die das historische Japan prägende Durchdringung aller Lebensbereiche durch die praktizierte Religion erfuhr durch die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse tiefe Risse. Nicht zuletzt die von der amerikanischen Besatzungsmacht 1946 formulierte neue Verfassung des japanischen Staates trug hierzu entscheidend bei, denn diese beinhaltete eine strikte Trennung von Staat und Religion. Diese Trennung brachte viele unter staatlicher Unterstützung stehende historische Schreine und Tempel in große finanzielle Nöte.181 Bereits der durch die Meiji-Restauration182 eingeleitete Umbau von Staat und Gesellschaft ab 1868 brachte aber weitreichende Folgen für das Baukulturerbe mit sich. Im Gegensatz zu anderen, auch vielen westlichen, Gesellschaften erkannte man in Japan jedoch schon früh die Notwendigkeit eines staatlichen Denkmalschutzes. Es kann also keineswegs generell von einem »andersartigen Umgang mit materieller Substanz […] in der Praxis der japanischen Denkmalpflege«183 gesprochen werden. Wird auch von einigen Autoren das erste umfassende Denkmalschutzgesetz in Japan im Jahre 1950 in Zusammenhang mit der westlichen Besatzung nach Ende des Zweiten Weltkriegs gebracht184 , ist die Einschätzung nicht haltbar, oder zumindest irrelevant, dass der japanische Denkmalschutz durch eine »Auseinandersetzung mit dem westlichem Geschichtsverständnis sowie der Übernahme westlicher Denkmalpflegekonzepte«185 eingeleitet wurde. Die Entwicklung in Japan ist zeitgleich mit derartigen Bestrebungen in westlichen Ländern anzusetzen186 und mit dem ersten Gesetz zum Schutz religiöser Bauten 1897 setzte der staatliche Denkmalschutz in Japan früher ein als in vielen westlichen Ländern.187 Professoren und Wissenschaftler der zu dieser Zeit einzigen Universität in Japan, der Kaiserlichen Universität in Tokyo, waren maßgeblich in den Aufbau 180 Stilreine Restaurierungen wurden beispielsweise 1998 an der Amida-Halle des Byōdō-in, eines 998 in der Heian-Zeit erbauten buddhistischen Tempels in der japanischen Stadt Uji (Präfektur Kyōto) durchgeführt, sh. Gutschow 1998, S. 30-47. 181 Stubbs/Thomson 2017, S. 51. 182 Sh. Winkler 2012. 183 Mager 2016, S. 185. 184 Nishimura 1995, S. 178-179. 185 Mager 2016, S. 192-193. 186 Inaba 2009, S. 154. 187 Auch Mager weist darauf hin, dass das erste Denkmalschutzgesetz in Deutschland im Großherzogtum Hessen erst fünf Jahre später 1902 erlassen wurde, sh. Mager 2016, S. 192.

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der sich entwickelnden Konservierungsdisziplin und in den staatlichen Denkmalschutz eingebunden; Absolventen der Architekturfakultät in die ersten Denkmalpflegeprojekte involviert.188 Vergleichbar mit Europa setzte nach der Restaurierung einiger wichtiger Monumente in den darauf folgenden Jahren eine Debatte ein, ob der Rückbau eines Gebäudes zur Erlangung des ursprünglichen Aussehens zu rechtfertigen sei. Nobuko Inaba zitiert ein von Professor Zennosuke Tsuji im Jahre 1901 verfasstes Grundsatzpapier zu Denkmalpflegemaßnahmen, das ein klares Bekenntnis zur Konservierung aller Zeitschichten eines Gebäudes darstellt und die wesentlichen Inhalte der zeitgleich in Europa verfassten Schriften gegen stilreine Restaurierung teilt. Hier wird auch die in Italien als gängig beschriebene Praxis der stilreinen Restaurierung kritisiert, was darlegt, dass ein Bewusstsein über die Denkmalpflegepraxis außerhalb Japans vorhanden war.189 Der Theorie zum Trotz wurde seit dem späten 19. Jahrhundert eine stilreine Restaurierung vieler bedeutender Bauwerke in Japan durchgeführt, auch dies eine deutliche, auch zeitliche Parallele zur Entwicklung in Europa. Die Rekonstruktion eines historischen Zustands wurde erst durch die Ergebnisse der modernen Methoden der Bauforschung und den Umstand ermöglicht, dass viele bedeutende Gebäude im historischen Japan nicht erneuert, sondern repariert worden waren und so die Suche nach historischen Spuren überhaupt Erfolg hatte. Zweifelsohne wurde die Möglichkeit der bauforscherischen Untersuchung, aber auch eines anschließenden Rückbaus zu einer vermeintlichen Urform eines Gebäudes, durch die japanische Holzbauweise und die Möglichkeit eines reversiblen Auseinanderbaus der Holzkonstruktion erleichtert. So entwickelte sich die Suche nach und Rekonstruktion von ursprünglichen Bauformen in Japan zu einem nicht unwidersprochenen, aber wichtigen Bestandteil der denkmalpflegerischen Maßnahmen.190 Der gebräuchliche Ausdruck Fukugen, von Nils Gutschow übersetzt mit »das Originale wiedererlangen«191 , wird für drei Arten von Maßnahmen gebraucht: für die stilreine Restaurierung einer möglicherweise nie existenten idealisierten Urform, für die Rekonstruktion eines früheren Gebäudezustandes und für die Restaurierung des bestehenden Bauwerks. Oft fand im Rahmen einer Maßnahme der Rückbau einer

188 Inaba 2009, S. 154. 189 Inaba 2014, S. 120-121; Inaba 2009, S. 155-156. Zitiert wird eine Schrift von Zennosuke Tsuji (1901) »Dealing with critiques on the policy of the conservation of historic shrines and temples«, in: Rekishi Chiri 3-2 (japanische Schrift). Sh. zur zeitgleichen Debatte in Europa beispielsweise Georg Dehios auch 1901 verfasste Schrift zum Heidelberger Schloss: Dehio 1914 [1901]. 190 Gutschow nennt als Beispiel dieser Zeit den 1850 nach einem Brand zu großen Teilen rekonstruierten Palast in Kyoto, den man versuchte in seiner ursprünglichen Form aus dem 13. Jahrhundert wiederaufzubauen, sh. Gutschow 2005b, S. 91. 191 Gutschow 1998, S. 29.

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historischen Veränderung statt, auch wenn diese auf einer geänderten Nutzung oder Veränderung religiöser Rituale basierte. Die Bestrebungen von die Bausubstanz erhaltender Denkmalpflege und Denkmalschutz wurden durch die Praxis der stilreinen Restaurierung nicht ersetzt, sondern überlagert, wie dies auch in Europa geschah.192 Auch Natsuko Akagawa erinnert daran, sozusagen als Rechtfertigung auf der internationalen Bühne, dass in Europas Geschichte ähnliche Ideen vertreten wurden. Er nennt als prominentes Beispiel Eugène Viollet-le-Duc193 , der häufig als Verfechter der stilreinen Restaurierung im 19. Jahrhundert angeführt wird.194 Der Architekturhistoriker Shimizu Shigeatsu meint hingegen das in Japan praktizierte Konzept der stilreinen Restaurierung sei ein Hybrid aus der japanischen Tradition der Demontage und Reparatur eines Gebäudes und dem seit der Meiji-Zeit nach Japan gebrachten westlichen Konzept stilreiner Restaurierung.195 Diese Suche nach der Essenz Japans und Besinnung auf die Urformen der historischen Architektur drückte sich in einem Interesse für traditionelle Materialien, Techniken und Konstruktionen aus und brachte doch einen mit Europa vergleichbaren Eklektizismus hervor. Sie war nicht zu trennen von der umfassenden Modernisierung der japanischen Gesellschaft ab der Meiji-Restauration. Vergleichbar mit der Entwicklung anderer Gesellschaften im Übergang zur Industrialisierung zeigte sich der Bruch mit den Traditionen gerade in der Zwiespältigkeit von um diese Zeit einsetzenden Denkmalschutzbestrebungen einerseits und dem Vertrauen auf moderne Bautechnik andererseits. So legt Nils Gutschow dar, dass bei Restaurierungen oder dem Wiederaufbau durch Krieg zerstörter oder beschädigter Bauten keineswegs immer historische Bautechnik und traditionelle Materialien zum Einsatz kamen. Vielfach wurde auf neue Konstruktionen, allen voran Stahlbeton und Stahl, vertraut.196 Die historischen Holzkonstruktionen auf diese Weise abzustützen erlaubte auch geschädigtes Holz zu erhalten. Die Vorgehensweise entspricht der sich auch im Westen um diese Zeit durchsetzenden modernen Konservierungs-

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Inaba zitiert eine Regierungsnotiz, verfasst zu einem nicht nachvollziehbaren Zeitpunkt zwischen 1929 und 1949, die eine klare Richtlinie zur Konservierung aller Geschichtsspuren eines zu restaurierenden Denkmals darstellt, sh. Inaba 2009, S. 156. 193 Zum Architekturverständnis Viollet- le-Ducs sh. Steinhauser 1985. 194 Akagawa 2015, S. 77. 195 Shimizu Shigeatsu (2002) »Repair by disassembly: conflicts of tradition and modernity in the preservation of Japanese architecture« in der japanischen Zeitschrift Gekkan bunkazai, Nummer 462, März 2002. 196 Gutschow nennt beispielsweise die Burg Hiroshima, manchmal auch Karpfenburg genannt (japanisch Hiroshima-jō), während Stubbs und Thomson auf die Burg in der Stadt Nagoya verweisen. Beide wurden nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als Stahlbetonkonstruktionen wiederaufgebaut, sh. Gutschow 1998, S. 30; Stubbs/Thomson 2017, S. 50.

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philosophie, möglichst viel authentisches Material zu erhalten und die zeitgenössischen Maßnahmen ablesbar zu machen.197 Aber auch das Interesse am historischen Japan und der Wunsch, den Ursprüngen der japanischen Architektur nachzuspüren, sind als typische Phänomene der Moderne zu beurteilen. Der Drang vergessene Bautechnik und Bauformen wiederzubeleben zeugt von einem bewussten Bruch mit der jüngeren Vergangenheit und einer Nostalgie für eine lange schon überdauerte Zeit. Dies wurde auch auf moderne Weise umgesetzt, indem die Bauwerke ab dieser Zeit wissenschaftlich untersucht wurden. Gutschow resümiert, dass der wissenschaftlichen Bauforschung in Japan ein wichtiger Stellenwert beigemessen wird und hierbei auch kaum anderswo übertroffene Standards erreicht werden. Er vermutet aber, dass viele Gebäude ohne Not auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt wurden, um möglichst viel zu erforschen.198 Ein weiteres Argument, das gerne für den als typisch japanisch stilisierten Weg eines einerseits unproblematischen, andererseits nötigen Austausches der Bauteile oder gar der periodischen Erneuerung historischer Bauten angeführt wird, ist das für die Holzbauweise vermeintlich besonders problematische Klima in Japan.199 Dies ist nicht stichhaltig, denn das japanische Klima wirkt sich kaum ungünstiger auf das Altern historischer Materialien aus als beispielsweise das mitteleuropäische Klima. So finden sich in Japan einige der ältesten Holzbauten weltweit.200 Hingegen spricht spätestens seit den 1920er Jahren eine zunehmende Knappheit qualitätsvollen Bauholzes201 gegen eine unnötige Erneuerung. In diesem Zusammenhang ist noch ein anderer, bisher viel zu wenig beachteter, Aspekt des Abbaus und anschließenden Wiederaufbaus japanischer Architektur zu benennen. Japan ist nicht nur für seine hoch entwickelte Holzbauweise bekannt, die sich dadurch auszeichnet, dass sich die Bauten meist ohne Substanzschädigung demontieren und wieder zusammenbauen lassen. Auch die ebenfalls

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Stubbs/Thomson 2017, S. 48. Gutschow 2005b, S. 82; Gutschow 1998, S. 33. Larsen 1994a, S. 3. Genannt wird hier der Hōryū-ji-Tempel mit einigen Strukturen aus dem Jahr 670, sh. Stubbs/Thomson 2017, S. 41. Larsen vergleicht mittelalterliche Holzarchitektur in Norwegen mit historischer Holzarchitektur in Japan. Einerseits weist er auf das ungünstige japanische Klima hin, andererseits gesteht er ein, dass es auch in Japan Zonen mit trockenem Klima gibt. Auch er weist darauf hin, dass es in Japan sehr alte Holzgebäude gibt, sh. Larsen 1994a, S. 51-52. 201 Seit dieser Zeit begann Japan Zypressen, das wichtigste Holz für die Monumentalarchitektur, aus Taiwan zu importieren. Auch Tannen- und Fichtenholz sind kaum noch in Japan erhältlich. Nachdem in Taiwan die letzten Wälder in den 1980er Jahren unter Schutz gestellt wurden, wird seitdem Holz aus Laos, Kanada oder Kamerun importiert, sh. Henrichsen 2017, S. 272-273 und Stubbs/Thomson 2017, S. 419.

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hoch entwickelte Kalk- und Lehmputztechnologie auf Flechtwänden und die Oberflächengestaltung sind integrative Bestandteile vieler historischer Bauten. Bei dem Abbau eines Gebäudes wird der Putz meist zerstört. Viele der in der Vergangenheit demontierten Gebäude haben so vermutlich ihre historischen Putze und Oberflächengestaltungen verloren.202 Dennoch wird die Zerstörungsproblematik historischer Putzgestaltung bei Abbau und Wiederaufbau eines historischen Gebäudes außerhalb Japans kaum thematisiert. 1975 wurde ein neuer Unterbereich des japanischen Kulturgutschutzes eingeführt, der traditionelle Handwerkstechniken unter Schutz stellt, die als wichtige Denkmalinstandsetzungsmethoden erkannt wurden203 , und in den Jahren 1998 und 2001 wurden zwei Handwerker traditioneller Putztechniken in die Liste des materiellen Kulturerbes aufgenommen.204 Die Tradierung der historischen Techniken scheint trotz dieser Bemühungen jedoch nicht gelöst.205 In Japan ist man sich dieser Probleme seit langem bewusst und so wurde das Land nicht nur zum Vorreiter bei Schutz und Pflege des materiellen Kulturerbes, indem früh Gesetze und Ausbildungsmaßnahmen zum Kulturguterhalt eingeleitet wurden. Auch auf die Problematik eines Aussterbens traditioneller Handwerkskunst durch Überalterung und Mangel an traditionellen Materialien und Werkzeugen wurde versucht zu reagieren. Japan war das erste Land, das 1950 den Kulturgutschutz auf immaterielles Kulturgut ausweitete und Mitte der 1970er Jahre traditionelles Handwerk in den Bereichen materiellen und immateriellen Kulturguts unter Schutz stellte.206 Trotzdem scheiterte die Anstrengung alte Handwerkstechniken und die traditionellen, regional verschiedenen Materialien durch staatliche Unterstützung zur Verfügung zu halten, zumindest teilweise.207 So geht bei vielen 202 Erstaunlicherweise wird diesen Technologien kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Selbst in Standardwerken über die japanische Architektur sind Putzoberflächen und ihre Materialien kaum erwähnt, sh. bspw. Drexler 1955. Larsen beschreibt kurz die Flechtwände mit Lehmputz und kommt auch auf die Problematik beim Abbau des Gebäudes zu sprechen. Er erwähnt auch Veränderungen der Vorgehensweise, sodass diese Wände nun nicht mehr zerstört, sondern ausgebaut und nach der Restaurierung des Gebäudes wieder eingebaut werden. Auch auf Techniken der Oberflächengestaltung kommt er in einem kurzen Absatz zu sprechen, verweist aber auf deren kurze Lebensdauer im Außenbereich und daraus folgende umfangreiche Rekonstruktion dieser Techniken im Rahmen von Gebäuderestaurierungen, sh. Larsen 1994a, S. 74, 95-96, 108. 203 Kakiuchi 2014, S. 4; Larsen 1996, S. 63. 204 Die Handwerker und Künstler werden als »National Living Treasures« (englische Übersetzung) bezeichnet. 205 Mit der Problematik der Tradierung von Handwerkstechniken setzten sich Inaba 2009, S. 158ff. und Henrichsen 2017, S. 271ff. auseinander. 206 Zur Ausweitung des japanischen Kulturgutschutzes sh. Kakiuchi 2014. 207 Unter Schutz stehen heute diverse traditionelle Handwerkstechniken, die nur noch von einer Person ausgeführt werden. Henrichsen nennt zudem als Beispiel die traditionelle Deckung

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Erneuerungen nicht nur historisches Material, sondern auch ein Stück historischer Material- und Handwerkskultur verloren. Diese Handwerkskultur ist keineswegs nur auf die sehr vielfältigen, regional unterschiedlichen Techniken und Materialen der frühen Architektur beschränkt. Mit der Öffnung des Landes für fremde Einflüsse während der Meiji-Zeit wurde auch in Japan die Gebäudelandschaft, sowohl stilistisch als auch materialtechnisch, vielfältiger. Dies veränderte die Denkmallandschaft. Obwohl 90 Prozent der japanischen Denkmale Holzbauwerke sind, gibt es doch viele Gebäude, die aufgrund ihrer massiven Bauweise nicht ohne Schaden auseinandergebaut und wieder zusammengesetzt werden können und neue Materialien beinhalten. Dies stellt die japanische Denkmalpflege vor zusätzliche vielfältige Herausforderungen. Offensichtlich hat sich aber die Argumentation der Rekonstruktionsbefürworter schon längst von der vermeintlichen Reversibilität japanischer Holzbauweise gelöst. Nils Gutschow berichtet von einer weiteren deutlichen Zunahme von Rekonstruktionen in Japan in den späten 1980er Jahren. Sie stehen im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Akzeptanz, archäologische Ausgrabungen durch Rekonstruktionen der ehemaligen Bauwerke publikumswirksam zu vermarkten. Mit dem ersten derart wieder aufgebauten Monument, einer Ansiedlung aus dem dritten Jahrhundert in der Provinz Saga, wurde durch die Regierung offiziell das Projekt Furusato208 ins Leben gerufen.209 Das Furusato-Projekt wollte vor allem die ländlichen, lokalen Identitäten stärken. Das Lokale scheint allgemein eine größere Rolle in der japanischen Gesellschaft zu spielen als regionale oder gar nationale Zugehörigkeiten.210 Dennoch, urteilt Jennifer Robertson, wurde der Begriff Furusato eines der populärsten Symbole, das von Politikern, Stadtplanern und Werbeagenturen im Nachkriegs-Japan benutzt, kommerzialisiert und den kulturellen Nationalismus stärkend eingesetzt wird.211 Marylin Ivy sieht in der Rückkehr in eine erträumte »Zeit der Kultur«212 , die Brüche, Konflikte und Veränderungen der Gesellschaft ausklammert, ein erschreckendes Phänomen, das die Geschichte negie-

mit Holz- oder Rindenschindeln. Diese unterschied sich regional in Materialverwendung und Größe der Schindeln, kann heute aber nur noch einheitlich durch das letzte zur Verfügung stehende Material ersetzt werden. Zudem berichtet er über den Einsatz von Maschinen zur Holzbearbeitung in nicht sichtbaren Bereichen bei Instandsetzungsmaßnahmen mit Holzaustausch sowie über das Aussterben traditionellen Handwerks aufgrund mangelnder Nachfrage, sh. Henrichsen 2017, S. 273-275, 285. 208 Furusato wird von Akagawa 2015, S. 47 übersetzt mit »Hometown«, also Heimatstadt, weitere Übersetzungen und Interpretationen Seite 201 und Fußnote 1181. 209 Gutschow 1998, S. 46. 210 Sasaki 2004 in: Reiher 2014, S. 33. 211 Robertson 1988, S. 494; Chastnyk 2016, S. 162. 212 »age of culture«.

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re.213 Auch in Japan wurde das Furusato-Konzept für eine Idealisierung von Weltisoliertheit und rückständigem Landleben und für die totale Kommerzialisierung der traditionellen Kultur kritisiert.214 Zudem wird auch fachliche Kritik an der Akzeptanz von stilreiner Restaurierung historischer Gebäude geäußert. Argumentiert wird, ganz der internationalen Konservierungsdoktrin entsprechend, dass das ursprüngliche Aussehen eines Gebäudes nicht als höchster historischer Wert angesehen werden dürfe. Eine Rückführung auf diesen Zustand zerstöre viel von der Geschichte eines Bauwerks und mache eine Neuinterpretation von Untersuchungsergebnissen in Zukunft unmöglich. Dies sei ein großer Verlust für weitere Forschung.215 Christoph Henrichsen problematisiert darüber hinaus die im Rahmen des Ensembleschutzes stattfindende Vermischung historischer Gebäude mit historisierenden Nachbarbauten, die auch Fachleuten eine Einordnung erschwert.216 Unter dem Namen shuukei217 wird sie seit Einführung von Denkmalschutzgebieten im Jahre 1975 umfangreich durchgeführt. Dem entgegengehalten wird, und hier zeigt sich die Widersprüchlichkeit einer Stilisierung Japans als Land der traditionellen Erneuerung einmal mehr, dass wissenschaftliche Bauforschung und genaue Dokumentation der Maßnahmen bei der Restaurierung den in der Charta von Venedig festgeschrieben Prinzipien entsprächen.218 So sei eine Konformität mit westlichen, modernen Vorstellungen von Denkmalpflege für Japan trotzdem gegeben. Auch Knut Einar Larsen diskutiert die viel in Japan durchgeführte stilreine Restaurierung von Gebäuden in Zusammenhang mit den Vorgaben der Charta von Venedig. Er kommt zu dem Schluss, dass trotz des jeweils hohen Verlustes von historischer Substanz bei Denkmalpflegemaßnahmen in Japan durch den gewissenhaften Entscheidungsprozess, der für jede Veränderungsmaßnahme nötig ist, die Konformität mit den internationalen Richtlinien gegeben ist.219 Hier offenbart sich nicht nur die Aktualität des immer noch nicht aufgelösten Spannungsfelds zwischen Konservierungsideal einerseits und stilreiner Restaurie213 Ivy 1995, S. 19. 214 Akagawa 2015, S. 65. 215 Fukuda verweist auch auf einen Artikel von Yamagishi Tsuneto (1994) Debating the significance of ›reconstructions‹ of cultural property: from the viewpoint of historical sciences in der japanischen Zeitschrift Kenchiku Shigaku, Nummer 23, September 1994, sh. Fukuda 2017, S. 257-257. 216 Henrichsen 1998, S. 20. 217 Der Begriff lässt sich frei übersetzen mit »bedarfsgerechte Szenerie«. Das Konzept wird gerechtfertigt mit dem schnellen Wandel des Umfeldes der historischen Bauten in den vorhergehenden Jahrzehnten, die die Denkmale isoliert haben und damit auch die Authentizität gemindert hätten, sh. Nishimura 1995, S. 180-181. 218 Akagawa 2015, S. 77. 219 Larsen schätzt, dass durch eine Restaurierung aufgrund des Austausches beschädigten Materials und stilistisch begründeter Rückbauten 30-40% historischer Substanz verloren gehen, sh. Larsen 1994a, S. 125-126.

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Die Suche nach Differenz

rung und Rekonstruktion andererseits, sondern auch die Problematik eines von Orientalismus und internationaler Politik durchdrungenen Kulturerbeerhalts. Obwohl Japan eine Vorreiterrolle bei der Unterschutzstellung und Bewahrung des materiellen Kulturerbes zukommt, wird es doch auf der internationalen Bühne als eine Nation wahrgenommen, in der Materie und Alter kaum wertgeschätzt werden. Der Fokus liege auf der Bewahrung immaterieller Werte wie religiöser Rituale und traditioneller Praktiken und Wissen, so wird argumentiert. Basierend auf seiner umfangreichen internationalen Kulturpolitik ab den 1960er Jahren ging Japan deshalb als Wegbereiter für eine bahnbrechende Wende in der Weltkulturerbepolitik, die Aufweitung des Denkmalbegriffes und die außereuropäische Emanzipation von westlichen Denkmalwerten in die Geschichte ein. An der großen Erzählung, die »Wiege der modernen Denkmalpflege« sei in Europa zu suchen, wurde hierdurch nicht gerüttelt.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

Abbau der Statuen des Großen Tempels in Abu Simbel, Ägypten, 1966.

Unbekannt, Wikimedia Commons

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Die Suche nach Differenz

5.1

Die Authentizitätsdebatte und der Paradigmenwechsel im Kulturerbeerhalt

Während sich Japan bei der in den 1960er Jahren von der UNESCO lancierten Rettung der Kulturdenkmale im oberen Niltal in Ägypten1 auf die Gewährung finanzieller Hilfen beschränkte, war das Land bei dem von der UNESCO getragenen Folgeprojekt, der Restaurierung von Chandi Borobudur in Indonesien2 in den 1970er Jahren, nicht mehr nur finanziell, sondern auch aktiv an den Restaurierungsarbeiten beteiligt.3 Die Einrichtung eines nationalen ICOMOS-Komitees im Jahre 1980, die rege Mitarbeit in der UNESCO und das finanzielle Engagement machten Japan zunehmend zu einem, vor allem im asiatischen Raum agierenden, »global player« im Kulturerbeerhalt. Durch den 1984 erklärten Rückzug der USA aus der UNESCO gewann Japans Kulturdiplomatie an Fahrt. 1989 wurde ein von Japan finanzierter UNESCO-Fond für den Weltkulturerbeerhalt ins Leben gerufen4 , der vor allem Drittweltländer in Asien, Afrika und Lateinamerika bei Erhaltungsmaßnahmen an deren bedeutendem Kulturgut unterstützen sollte. In den folgenden Jahren war Japan unter anderem in Restaurierungsprojekte in Angkor Wat in Kambodscha und einigen Weltkulturerbestätten in Vietnam involviert.5 Japans Einfluss auf die Ausrichtung der UNESCO und auf die internationale Diskussion um Kulturwerte wurde durch diese diplomatischen Aktivitäten entschieden gestärkt. Umso verwunderlicher scheint auf den ersten Blick die Tatsache, dass Japan der Welterbekonvention erst 1992 beitrat und die Leitlinien der Charta von Venedig auch zu diesem Zeitpunkt nicht unterzeichnet hatte.6 Japans lange Nichtanerkennung dieser wichtigen UNESCO-Konvention und der Charta von Venedig lässt sich als Boykott interpretieren. Wie auch viele andere außereuropäische Gesellschaften schien das ostasiatische Land nicht mit den Vorstellungen konform zu gehen, den Fokus des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege allein auf dem Erhalt der materiellen Authentizität zu sehen. Japans Denkmalpflege konnte sich im Respekt vor der materiellen Authentizität und der Qualität der bauforscherischen Voruntersuchung und Dokumentation der durchgeführten Arbeiten durchaus mit europäischem Standard messen. 1 2 3

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Sh. www.abusimbelexpo.org/nubiancampaign.html (Zugriff 31.10.19). Sh. Anom 2005. Akagawa 2015, S. 105. Im Rahmen des Projektes wurde das Bauwerk abgebaut und nach Reinigung der Steinelemente und Verbesserung der Drainage und Erdbebenstandsicherheit wiederaufgebaut. Untersuchungen hatten allerdings keine eindeutig auf Erdbeben zurückzuführenden Schäden festgestellt, sh. Anom 2005, S. 116ff. Japanese Funds-in-Trust for the Preservation of the World Cultural Heritage, sh. http://whc.unesco .org/en/partners/277/(Zugriff 31.10.19). Akagawa 2015, S. 154-161. Larsen 1994a, S. 3.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

Dennoch schien die Praxis des japanischen Kulturerbeerhalts den Widerstreit zwischen konservierender Denkmalpflege und anderen Praktiken wie stilistischer Rekonstruktion und periodischem Wideraufbau von Gebäuden nicht zu verleugnen. Dies lief den internationalen Prinzipien, die forderten, historische Gebäude nur zu konservieren und nicht zu erneuern, deutlich zuwider.7 Japan ging es aber hierbei weniger darum die Wichtigkeit materieller Authentizität nicht anzuerkennen, als vielmehr um eine zusätzliche Anerkennung immaterieller Kulturwerte. Versuche japanischer Denkmalpfleger8 , ein Umdenken und eine Aufweitung der internationalen Denkmalpflegetheorie zu erwirken, waren über die Jahre gescheitert.9 In der Praxis arbeitete auch die internationale und die im Westen praktizierte Denkmalpflege sehr oft mit Erneuerung, stilreiner Restaurierung und Rekonstruktion, was klar belegt, dass dem Kulturerbe auch in anderen Weltgegenden Werte jenseits der materiellen Authentizität beigemessen wurden. Nun, in den frühen 1990er Jahren, schien die Zeit reif, ein Umdenken zu forcieren und die Akzeptanz anderer Konzepte und mehr Ehrlichkeit im Umgang mit dem kulturellen Erbe einzufordern. Japan hatte genug Erfahrung mit internationalen Kulturerbeprojekten gesammelt und sich hinreichend Einfluss auf die internationale Wertediskussion erarbeitet. Bereits die ersten von der UNESCO getragenen Projekte in Ägypten und Indonesien waren eine Gratwanderung gewesen, um einerseits diese wichtigen Kulturerbestätten vor dem Untergang und Verfall zu retten10 und andererseits den Leitlinien der Charta von Venedig nicht vollkommen zuwider zu handeln. Die Kampagne

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Akagawa 2015, S. 68. Allen voran setzte sich Nobuo Ito in seiner Rolle als Chefinspektor der Denkmalpflegeabteilung der Behörde für Kulturangelegenheiten und nach seiner Pensionierung der Generaldirektor des Tokyo National Research Institute of Cultural Properties für die Relevanz des immateriellen Kulturerbes beim Erhalt auch materieller Kulturschätze und damit für eine Aufweitung des Denkmalbegriffes ein. Zur Person Nobuo Ito sh. https://www.iccrom.org/news/nobuo-ito -1925-2015 (Zugriff 31.10.19). Logan 2018b, S. 32. Die Ausarbeitung und Annahme der Welterbekonvention der UNESCO ist in einem engen Zusammenhang mit der Kampagne in Ägypten zu sehen, sh. Ruggles 2012, S. 7. Auch Seng verweist auf diese Verknüpfung, da »nach dieser neuen Erfahrung, dass Staaten bereit waren, Verantwortung für Kulturgüter außerhalb ihres eigenen nationalen Territoriums zu übernehmen«, die Konvention erarbeitet wurde, sh. Seng 2012, S. 6. Harrison weist allerdings darauf hin, dass die spektakuläre Rettungsaktion der ägyptischen Kulturschätze als Gründungslegende der UNESCO die Organisation offensichtlich davon abhält den politischen Kontext der Sachlage entsprechend darzustellen. Die Kampagne in Ägypten sei nicht eine selbstlose Hilfsaktion für ein Land in Not gewesen, sondern die geldgebenden Staaten hätten als Gegenleistung die Hälfte der Ausgrabungsstücke der Kampagne für ihre eigenen Museen verlangt. Auch weitergehende Erlaubnis für zukünftige Ausgrabungskampagnen auf ägyptischem Boden sei Teil der Vereinbarungen gewesen, sh. Harrison 2013, S. 59.

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Die Suche nach Differenz

zur Rettung der Tempel von Abu Simbel und Philae in Ägypten vor der Überflutung des Niltals und auch das Folgeprojekt in Borobudur in Indonesien waren Abbauund Wiederaufbauprojekte am gleichen oder im Fall von Ägypten anderem Ort. Dies tangierte die materielle Authentizität der Monumente und erinnerte an die Abbau- und Wiederaufbaupraxis der japanischen Denkmalpflege. Wie D. Fairchild Ruggles anmerkt, ist die UNESCO als Unterorganisation der Vereinten Nationen ein Instrument, das sich auf internationales Recht stützt und ihre Strukturen auf internationale Kooperation ausgerichtet hat. Ihr Engagement muss also umfassender sein als eine reine Mission des Kulturerbeerhalts. Andererseits weist auch er darauf hin, dass durch die enge Zusammenarbeit von UNESCO, ICCROM und ICOMOS11 bei allen Institutionen von Beginn an eine Bindung an die Prinzipien der Charta von Venedig besteht, welche sich in erster Linie auf den Erhalt der materiellen Authentizität herausragender Gebäude fokussieren.12 Klarere Definitionen von dem, was unter Authentizität zu verstehen sei, gab es allerdings zunächst nicht. Die Formulierungen der Charta nehmen zwar Bezug auf den Erhalt der Authentizität bzw. Wahrhaftigkeit eines Denkmals, lassen aber interessanterweise bei der Vernichtung historischer Substanz mehr Spielraum als bei dem Hinzufügen neuer Substanz. Während die Zerstörung historischer Details und Schichten auf Basis einer Interpretation »geringer Bedeutung« in Einzelfällen akzeptabel scheint13 , ist die Ablesbarkeit zugefügter neuer Elemente grundsätzlich gefordert.14 Fraglich erscheint deshalb, ob die nicht eindeutige Definition des Begriffs »Authentizität« tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass der Begriff auf einem »quasi paneuropäischen Verständnis moderner Konservierungspraxis«15 beruht. Zumindest lassen die Definitionen genug Freiraum, zu Beginn der Authentizitätsdebatte nicht unbedingt nur den bedingungslosen Erhalt historischer Substanz im Vordergrund zu sehen, sondern als dringende Forderung die Ehrlichkeit einer modernen Architektursprache bei Umbauten von historischen Gebäuden

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Als der Erste Internationale Kongress der Architekten und Techniker der Denkmalpflege 1957 in Paris zusammenkam, empfahl er der Weltgemeinschaft, dass die Mitgliedsstaaten der UNESCO auch dem Internationalen Studienzentrum für die Erhaltung und Restaurierung von Kulturgut (ICCROM) in Rom beitreten sollten. Die in Folge des Zweiten Internationalen Kongresses der Architekten und Techniker der Denkmalpflege gegründete Organisation ICOMOS beruft sich explizit auf die Charta von Venedig und ist andererseits ein beratendes Organ für die UNESCO, sh. auch https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-weltweit/welterbe-akteure -weltweit (Zugriff 31.10.2019). Ruggles 2012, S. 7. Artikel 11, Charta von Venedig, sh. http://www.charta-von-venedig.de/denkmalpflege-kongre ss_restaurierung_art.9-13_deutsch.html (Zugriff 31.10.19). Artikel 12, Charta von Venedig. Falser 2015d, S. 33. Diese Einschätzung ist bereits im Tagungsband der Nara Konferenz über Authentizität zu finden, sh. Stovel 1995b, S. xxxiii.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

festzuschreiben. Darüber hinaus wollte man möglicherweise gerade nicht zu sehr in Überlegungen über Details »moderner Konservierungspraxis« verfallen, um die moderne Konservierungstheorie nicht zu untergraben. Rekonstruktionen historischer Gebäude und stilreine Restaurierungen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg waren ein Thema, über das noch kein Gras gewachsen war. In der ein Jahrzehnt nach der Charta von Venedig formulierten UNESCOWelterbekonvention kommt der Begriff ›Authentizität‹ nicht vor. Dieses Dokument weist jedoch immer wieder auf die Wichtigkeit einer »Erhaltung in Bestand und Wertigkeit«16 des Kultur- und Naturerbes hin. Herb Stovel stellt fest, dass Authentizität als zentrales Kriterium für den Wert von Kulturerbe erstmals in den von der UNESCO 1977 formulierten Operativen Richtlinien für die Anwendung der Welterbekonvention wirkmächtig wird.17 Michael Falser merkt an, dass gerade an diesem Dokument, das in den kommenden Jahrzehnten dutzendfach überarbeitet und erweitert wurde18 , abzulesen sei, wie ab dieser Zeit einerseits versucht wurde »den Authentizitätsbegriff auszudifferenzieren und gleichzeitig DenkmalpflegeStandards zu globalisieren«.19 Der Versuch weltweit gültige Standards im Umgang mit Kulturerbe zu definieren fokussierte sich immer mehr auf ein Bekenntnis für materielle Authentizität und eine Absage an Rekonstruktionen historischer Gebäude. Einerseits fürchtete man, dass ohne diesen Ausschluss von Kopien, rekonstruierten Gebäuden und modernen Imitationen die Liste des Weltkulturerbes explodieren könnte und kein Wertmerkmal mehr darstellen würde.20 Die Ausdifferenzierung nationaler und regionaler Wertmaßstäbe führte dagegen zu einer immer größeren Flut von Einzeldokumenten. Hier sind es gerade die außereuropäischen Dokumente, die immaterielle Werte von Kulturgut, wie Spiritualität oder Tradierung gesellschaftlicher Techniken, mit in die Waagschale warfen.21 Zu Beginn der 1990er Jahre sah die

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Welterbekonvention der UNESCO, sh. http://www.unesco.de/infothek/dokumente/uebereink ommen/welterbe-konvention.html (Zugriff 31.10.19). Stovel 1995b, S. xxxiii. Operational Guidelines for the Implementation of the World Heritage Convention, im Besonderen § 9, sh. https://whc.unesco.org/archive/opguide77b.pdf (Zugriff 31.10.19). Falser zählt bis 2013 insgesamt 25 Überarbeitungen und ein Anwachsen von ursprünglich 27 auf 290 Paragraphen, sh. Falser 2015d, S. 34. Seither sind bis 2017 noch drei weitere Überarbeitungen hinzugekommen. Falser 2015d, S. 34. Droste/Bertillson 1995, S. 4-5. Die Autoren sehen allerdings den »Authentizitätstest« der Operational Guidelines for the Implementation of the World Heritage Convention von Anbeginn der Einführung scheitern, da in den meisten eingereichten Weltkulturerbeanträgen keine Information zur Authentizität des Objektes gegeben oder lapidar als unfraglich deklariert wurde. Hier gilt vor allem die australische Burra Charter von 1981 als wegweisend, sh. Version von 1999: http://australia.icomos.org/wp-content/uploads/BURRA-CHARTER-1999_charter-on ly.pdf (Zugriff 31.10.19).

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Die Suche nach Differenz

»weltweit vernetzte Denkmalpfleger-Expertenschaft«22 dringenden Handlungsbedarf die Grundsätze des Kultuerbeerhalts neu zu verhandeln. Kein Land schien geeigneter eine Vermittlerrolle zu übernehmen als Japan. Einerseits spielte das Land eine wichtige Rolle innerhalb der UNESCO, andererseits hatte es wegen der engen Auslegung des Authentizitätskonzeptes die Welterbekonvention bisher nicht unterzeichnet und war ein selbstbewusster Vertreter einer Anerkennung immaterieller Kulturwerte. Bevor 1994 durch verschiedene Konferenzen und Publikationen Authentizität von Kulturerbe neu verhandelt und offiziell eine Aufweitung des Konzeptes beschlossen werden konnte, wurde der inoffiziell deutlich pragmatischere Umgang mit materieller Integrität und Authentizität weiter betrieben. Verdeutlicht werden kann dies am Beitritt Japans zur Welterbekonvention, was einerseits als Vorbereitung für die Neuverhandlung der Authentizitätskriterien gewertet werden kann und andererseits den inoffiziellen, pragmatischen Umgang mit materieller Authentizität im Weltkulturerbe-System aufzeigt.

Inneres Tor und fünfstöckige Pagode des Hōryū-ji-Tempels in Nara, Japan, 2010.

Highland, Wikimedia Commons

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Falser 2015d, S. 34.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

5.2

Japans Kulturdiplomatie und die Ost-West-Dichotomie

1992 trat Japan dem Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt der UNESCO bei; im Oktober 1992 wurde der buddhistische Tempelkomplex des Hōryū-ji in der Provinz Nara Japans erste Weltkulturerbestätte. Die hochpolitische Lage dieser Zeit innerhalb der UNESCO lässt sich an verschiedenen Details festmachen. Einerseits wurde der Hōryū-ji-Komplex in die Welterbeliste aufgenommen, obwohl an verschiedenen Gebäuden im Laufe der Geschichte umfangreiche Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten vorgenommen worden waren und doch die UNESCO für sich in Anspruch nimmt »bei der Entscheidung über die Aufnahme in die Welterbeliste […] die übergreifenden Kriterien der Einzigartigkeit, der Authentizität (historische Echtheit) und der Integrität (Unversehrtheit)«23 anzuwenden. So liest sich die Begründung zur Nominierung als Anerkennung einiger der Gebäude als der ältesten, aus dem 8. Jahrhundert stammenden, Holzbauten der Welt. Erst in den weiteren Ausführungen wird angedeutet, dass bis auf ein Gebäude sämtliche Bauten im 16. Jahrhundert nahezu zerstört wurden und in den folgenden Jahrhunderten viele Veränderungen die materielle Authentizität verschiedener Gebäude deutlich geschmälert haben.24 Offiziell wurde nie eingestanden, dass nicht Japan eine den internationalen Prinzipien entgegengesetzte Praxis des Kulturerbeerhalts hatte, sondern dass die internationale Praxis grundsätzlich kaum den internationalen Vereinbarungen und Richtlinien entsprach. Japan entschied sich dafür, nicht die internationale Praxis an den Pranger zu stellen, sondern auf eine Aufweitung dessen hinzuarbeiten, was in der Denkmalpflege sowieso gängige Praxis darstellte. Von der UNESCO und auch von ICOMOS als Evaluierungsbehörde der Welterbe-Nominierungen wurde diese Strategie mitgetragen.25 Japans Denkmalpflegepraxis sollte offiziell kritisch beleuchtet werden, aber man kam letztendlich zu dem Schluss, dass doch auch die Charta von Venedig in bestimmten Fällen eine Restaurierung zuließe. Einige Aspekte der japanischen Theorie und Praxis der Denkmalpflege, aufgrund kultureller Traditionen und dem umfangreichen Gebrauch von Holz bei den historischen Gebäuden, stünden in Wirklichkeit also gar nicht in Konflikt mit den Prinzipien der Charta. Gerade in Japan seien die Bedingungen erfüllt, da jede Maßnahme durch gründlichste Voruntersuchungen und eine Dokumentation der Veränderungen am Gebäude wäh-

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Die Aufnahmekriterien in die Welterbeliste sh. https://www.unesco.de/kultur-und-natur/we lterbe/welterbe-werden (Zugriff 31.10.19). Nominierungsbegründung der UNESCO für den Hōryū-ji-Komplex sh. https://whc.unesco.or g/document/153973. Zur Evaluierung des Hōryū-ji durch ICOMOS sh. https://whc.unesco.org/en/list/660/documen ts/(Zugriff 31.10.19).

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rend der Restaurierung abgesichert sei. Deshalb sei Japans Theorie und Praxis der Denkmalpflege im Großen und Ganzen in bemerkenswerter Harmonie mit den internationalen Empfehlungen. In drei Bereichen würde sogar der höchste Standard weltweit erreicht. Diese Qualitäten, essenziell für eine erfolgreiche Denkmalpflege, seien die effiziente Verwaltung und Organisation von Denkmalpflegeprojekten, die Publikation umfassender und systematischer Berichte der Reparaturmaßnahmen und die Anstrengungen historische Materialien und Techniken zu erhalten und in der Denkmalpflege zu nutzen.26 Die Reinwaschung von Japans Denkmalpflege genügte als Rechtfertigung für eine Aufnahme von wichtigen Gebäuden des Landes in die Weltkulturerbeliste. Für die gewünschte Aufweitung der Denkmalkriterien als Versöhnung zwischen unterschiedlichen Vorstellungen über Kulturerbeerhalt in unterschiedlichen Weltgegenden reichte sie nicht aus. Hierfür brauchte man andere Argumente, wofür sich Japan als Motor und Illustrationsobjekt gleichermaßen eignete.

Tanzan-Schrein in Sakurai, Präfektur Nara, Japan, 2006.

Highland, Wikimedia Commons

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Larsen 1994a, S. 3, 156-158.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

5.3

Die Konferenz von Nara im Zeichen des Orientalismus

Mit einer internationalen Expertenkonferenz im japanischen Nara, also jener Stadt, in dessen Präfektur das erste japanische Weltkulturerbe nominiert worden war, wurde im Novemver 1994 Authentizität von Kulturerbe neu verhandelt.27 Auf der einen Seite des Verhandlungstisches war die Forderung nach Konservierung materieller Substanz, die über die Charta von Venedig bis zu den operativen Richtlinien der Welterbekonvention internationaler Standard geworden war, dem aber der Geruch westlich-kolonialistischer Unterdrückung anderer Lebenskonzepte anhaftete. Auf der anderen Seite waren Ideen einer größeren Wertschätzung von immateriellen Inhalten des Kulturerbes, das unter Umständen auch zu Lasten der materiellen Substanz einen freieren Umgang mit dem Erhalt historischer Gebäude forderte. ICOMOS hatte in den Jahren 1987 bis 1993 eine Studie durchgeführt. Die hatte aufgezeigt, dass auf der Liste des Weltkulturerbes Europa, historische Städte und religiöse Monumente, aber vor allem christliche Stätten und »elitäre« Architektur, im Vergleich zu sogenanntem vernakularem, volkstümlichem Kulturerbe und lebendigen traditionellen Kulturen, deutlich überrepräsentiert waren. Dies hatte den Prozess des grundsätzlichen Umdenkens innerhalb der UNESCO befeuert. Das Welterbe-Komitee lancierte 1994 eine »Strategie für eine repräsentative, ausgeglichene und glaubwürdige Welterbeliste«28 , mit dem Ziel, die Definition von Welterbe zu erweitern, sodass die Liste in der Zukunft die Vielfalt des herausragenden Kultur- und Naturerbes der Welt angemessen widerspiegeln könne.29 Verschiedene Expertentreffen zur Auslotung einer Neuverhandlung dieser internationalen Denkmalpflegeprinzipien fanden ab Herbst 1992 statt. Ein wichtiges Treffen wurde im November jenes Jahres vom internationalen ICOMOS-Komitee für Holzkonservierung30 in Nepal organisiert.31 Es wird von Natsuko Akagawa unter zwei Gesichtspunkten als bedeutsam eingestuft. Sowohl die

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Die Konferenz wurde vom 1.-6. November 1994 unter dem Titel Nara Conference on Authenticity abgehalten. Die Resolutionen der Konferenz sind erschienen unter dem Titel Nara Document on Authenticity, sh. http://konservierung-restaurierung.de/THE_NARA_DOCUMENT_ON_AUTHENTICITY.pdf (Zugriff 31.10.19). Die Konferenz wurde von der japanischen Regierung ausgerichtet und vom UNESCO World Heritage Centre, sowie ICCROM, ICOMOS und den Regierungen von Kanada und Norwegen mitfinanziert, sh. Akagawa 2015, S. 69. Global Strategy for a Representative, Balanced and Credible World Heritage List, sh. http://whc.une sco.org/en/globalstrategy (Zugriff 31.10.19). Taylor 2017, S. 12. Sh. http://iiwc.icomos.org/(Zugriff 31.10.19). ICOMOS International Wood Commitee, 8th International Symposium, sh. Larsen/Marstein 1994a.

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Ortswahl, einem Land wie Nepal als auch die Beschäftigung mit dem vergänglichen Baustoff Holz, dessen Konservierungsproblematik vor allem von japanischer Seite als eines der Hauptargumente einer notwendigen Aufweitung der Authentizitätskriterien angeführt wurde, wurden als zukunftsweisende Zeichen gewertet. Geplant wurde die Konferenz von Nara anschließend auf einem Treffen des Weltkulturerbe-Komitees in Santa Fe, USA im Dezember 1992; vorbereitet wurde sie durch einen Workshop in der norwegischen Stadt Bergen, den das norwegische Kulturerbe-Direktorat mit finanzieller Unterstützung von ICOMOS Canada veranstaltete.32 Bei diesen Vortreffen, aber auch bei anderen internationalen Konferenzen jener Zeit33 , wird die Marschrichtung für die bedeutsame Konferenz in Japan vorbereitet: die Stilisierung des historische Substanz in den Vordergrund stellenden Umgangs mit Kulturerbe in der westlichen Gesellschaft als Ausdruck der Moderne wird nicht hinterfragt34 , aber anderen Gesellschaften in der Welt wird ein davon abweichendes, vormodernes Lebenskonzept zugestanden, das weniger Wert auf den Erhalt historischen Materials legt, sondern der nicht-materiellen Essenz des kulturellen Erbes mehr Gewicht einräumt.35 Die Übereinkünfte der Konferenz sollten vor allem der nicht-westlichen Welt die Möglichkeit eröffnen, das westliche Konservierungsideal in der Denkmalpflege und damit die Welterbekonvention der UNESCO mitzutragen. Im Sinne nationaler Souveränität sollte aber jedem Land die Entscheidung überlassen werden, die Konservierung der historischen Substanz, oder der immateriellen Werte, wie beispielsweise Handwerkstraditionen oder religiöse Riten, in den Vordergrund zu stellen. Japan schien in mehrfacher Weise für eine Rechtfertigung dieser Unterscheidung zwischen dem Westen und dem Rest der Welt geeignet. Zum einen konnte das Land den westlichen Industrieländern in Denkmalschutz und Denkmalpflege auf Augenhöhe begegnen. Darüber hinaus hatte Japan schon früh die Zusammenhänge zwischen Denkmalpflege und traditionellem Bauhandwerk hergestellt und diese Techniken als immaterielles Kulturerbe 1975 unter Schutz gestellt.36 Dies konnte als Blaupause für die Einführung des immateriellen Kulturerbes auf internationaler Ebene dienen. Als in Asien verortetes Land symbolisierte es in der Gegenüberstellung zum Westen ein klimatisch wie auch kulturell »exotisches« Land, obwohl Japan auch gemäßigte Klimaregionen besitzt und eine mit dem Westen ver-

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Falser 2015d, S. 35; Lunde 1994, S. 7-8. Sh. z.B. die Beiträge in Larsen/Marstein 1994a–b. Stovel 1994b, S. 102. Jokilehto 1994b, S. 24. Kakiuchi 2014, S. 7.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

gleichbare industrielle Revolution37 durchgemacht hat. Aus diesen Merkmalen des fremdartigen Landes, also der tiefen Verwurzelung in kulturellen und religiösen Traditionen und der Notwendigkeit einer Erneuerung von historischen Bauteilen aufgrund des problematischen Klimas, wurde eine Rechtfertigung für die Aufweitung der Prinzipien der internationalen Denkmalpflege gestrickt, welche sich nach der Konferenz in Nara zum Dauerbrenner im Kontext des Weltkulturerbes entwickelte. Dementsprechend ist die Konferenz von Nara tatsächlich mit einem »Paradigmenwechsel in der globalen Denkmalpflege-Geschichte«38 verbunden. Nach Zeiten des Ringens um weltweit gültige Denkmalwerte setzte nun eine »kulturelle Essenzialisierung« und »Re-Nationalisierung«39 unter dem Schirm postulierter kultureller Verschiedenheit und Aufwertung spezifischer Traditionen ein. Die festgefahrenen Positionen des Ost-West-Vergleichs wurden in Nara nicht aufgebrochen, sondern verstärkt. Die Beiträge offenbaren, dass die Postkolonialismusdiskussion endgültig im Bereich des Kulturerbeerhalts angekommen war. Diese arbeitet mit einer Unterscheidung in gegensätzliche Weltpole, die vor allem durch ein Machtgefälle vom Westen zum Rest der Welt und durch Moderne contra Traditionen charakterisiert werden.40 Die Mehrzahl der Beiträge der 45 Teilnehmer, die als führende Experten 26 Länder und internationale Organisationen vertraten41 , fokussieren sich auf die Dichotomie des vorherrschend westlich geprägten Umgangs und des bisher untergeordneten »orientalischen« Konzeptes von Kulturerbe. Obwohl in Nara auch die Problematik des Gegensatzes zwischen Theorie und Praxis der Denkmalpflege thematisiert wurde42 , fand keine Vertiefung statt, die diese Diskrepanz gerade in westlicher Denkmalpflege offenlegte. Dies liegt sicher auch an der Ausgangslage, stand doch nicht die Denkmalpflegepraxis des Westens auf dem Prüfstand, sondern, zumindest vordergründig, diejenige Japans als Repräsentant der nicht-westlichen Welt. So lesen sich viele Beiträge der Konferenz als Rechtfertigung des japanischen Umgangs mit historischen Gebäuden und versuchen plakativ eine verbale Umarmung der asiatischen Länder und eine Abgrenzung von der Situation in westlichen Ländern. Zunächst wird darauf hingewiesen, dass es im Gegensatz zu westlichen Sprachen im Japanischen und in vermutlich vielen anderen asiatischen Gesellschaften kein Wort für Authentizität gibt43 , obwohl Inaba an anderer Stelle darlegt, schon auf der Konferenz 1994 angemerkt 37 38 39 40 41 42 43

Definition der Industriellen Revolution sh. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/in dustrielle-revolution-38116 (Zugriff 31.10.19). Falser 2015d, S. 37. Ibid., S. 38. Galla 2015, S. 315-317. Larsen 1995b, S. xi. Stovel 1995a, S. 396. Ito 1995, S. 35.

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zu haben, dass es in jeder Gesellschaft ein Konzept für Wahrhaftigkeit bzw. Aufrichtigkeit gibt.44 Im Konferenzband unwidersprochen bleibt auch die Stilisierung einer japanischen und allgemein asiatischen Besonderheit. Hervorgehoben wird der zyklische und wiederholende Charakter der japanischen Kultur, die von landwirtschaftlicher Lebensweise und vier Jahreszeiten geprägt worden sei und ganz andere Raumkonzepte habe als die westlichen Länder.45 Aufgrund der besonderen klimatischen Situation in einigen Regionen Asiens, wo Naturkatastrophen wie Wirbelstürme und Erdbeben viel Zerstörung anrichten, hätte man im Laufe der Geschichte eine spezielle Technik der Gebäuderestaurierung entwickelt, nämlich den Abbau und Reparatur mit Wiederaufbau von Holzgebäuden.46 Auch habe es in den zurückliegenden Jahrzehnten soziale und ökonomische Veränderungen in Japan, Ostasien und Südostasien gegeben, die eine andere Diskussion über Authentizität und Konservierung verlangten als in den westlichen Ländern.47 In diesem Zusammenhang wird auch das japanische Konzept shuukei48 , also die Einbettung historischer Bauten in historisierende Neubauten gerechtfertigt.49 Sehr oft und auch in diesem Kontext werden im Laufe der Konferenz die Ise-Schreine rhetorisch in Dienst genommen, obwohl die periodische Erneuerung der Schreine auch in Japan einen Einzelfall darstellt und nicht im Rahmen der allgemeinen Denkmalpflegepraxis gesehen wird.50 Die Schreine dienen als Symbol der zyklischen japanischen Kultur, die kulturelle Traditionen weitergebe und auch in Denkmalschutzgebieten neue Häuser historisierend baue, um den historischen Bauten eine intakte Infrastruktur zu bieten.51 Mit Hilfe des Beispiels Ise-Schreine wurde in Nara auch die Bedeutung religiöser Rituale unterstrichen52 , die immaterielle Authentizität durch Gedächtniskraft und Wissen über die Herstellung verdeutliche53 , und sogar die Weitergabe und Weiterentwicklung von Techniken und Handfertigkeiten an die junge Generation erläutert.54 Auch Michael Falser merkt in einem Resümee der Konferenz an, dass die Beiträge die Tendenz hatten, sowohl »aus der europäisch-externen, wie auch

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Inaba nennt dies »the concept of truthfulness«, sh. Inaba 2009, S. 160-161. Suzuki 1995, S. 399. Ito 1995, S. 39. Nishimura 1995, S. 183. Sh. Fußnote 217, S. 221. Nishimura 2015, S. 180. Inaba 2009, S. 157. Nishimura 2015, S. 182. Suzuki 1995, S. 400. Choay 2015, S. 299. Ito 1995, S. 44. Die Verbindung, die Ito hier herstellt, widerspricht dem, wofür Ise sonst steht, nämlich eine Überlieferung anachronistischer Bautradition, die gerade nicht für kreative Erneuerung steht.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

japanisch-internen Perspektive eine ›japanische Einzigartigkeit‹ zu stereotypisieren bzw. zu essentialisieren«55 . In verschiedenen Beiträgen wird der Spagat versucht, diese »japanische Einzigartigkeit« in mehrfacher Hinsicht hervorzuheben, um einerseits die Rechtmäßigkeit japanischer Weltkulturerbe-Ernennungen zu unterstreichen und andererseits für die Aufweitung der als zu eng empfundenen internationalen Denkmalwerte und Authentizitätsdefinitionen zu werben. Auch der Umgang mit dem Thema stilreiner Restaurierung in Japan wird von verschiedenen Seiten angerissen, aber nicht konsistent analysiert. Einerseits wird die stilreine Restaurierung als Denkmalpflegestrategie in Japan bezeichnet, die problematisch zu sehen sei. Im Übrigen wird die stilreine Restaurierung nicht klar vom Abbau und Wiederaufbau japanischer Holzbauwerke unterschieden und hierdurch über eine rhetorische Hintertür mit der Einzigartigkeit der japanischen Kultur und des japanischen Klimas gerechtfertigt. An anderer Stelle wird klargestellt, dass die stilreine Restaurierung auch in Japan keine Denkmalpflegestrategie darstelle, denn im Denkmalschutz sei der unbedingte Erhalt des historischen Monuments festgeschrieben, aber doch wieder konform mit der Charta von Venedig sei, da alle Maßnahmen im Vorfeld abgewogen würden und umfangreich dokumentiert seien. An wieder anderer Stelle wird die stilreine Restaurierung als von Europa übernommenes »Übel« beschrieben. Die nicht klar herausgearbeitete Problematik unterschiedlicher Herangehensweisen bei der Pflege historischer Bauten in Japan wird auch am genannten Beispiel der Burg in Himeji56 klar, die 1993 in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde. Deren positive Beurteilung der evaluierenden Organisation ICOMOS und deren Aufnahme in das Weltkulturerbe wurde vom Vortragenden begrüßt,57 obwohl die Anlage aus statischen Gründen abgebaut und wiederaufgebaut und auch stilistischen Veränderungen unterzogen worden war. Einen Schritt weiter gehen andere Konferenzteilnehmer, die offensichtlich nicht die bisherige Diskrepanz westlicher Denkmalpflegetheorie und Denkmalpflegepraxis im Blick haben, aber mit dem »starren westlichen Denkmalkult« abrechnen möchten. Diese Vortragenden wünschen sich für die Zukunft eine Aufweichung der Prinzipien auch für westliche Länder58 , was auch Michael Falser als 55 56 57

58

Falser 2015d, S. 37. Himeji-jō in der Präfektur Hyōgo, sh. http://whc.unesco.org/en/list/661 (Zugriff 31.10.19). Cleere 1995, S. 63. Gerade Himeji ist ein gutes Beispiel für die Problematik, dass immer von japanischer Holzbautradition gesprochen wird, die ein Auseinandernehmen und Wiederzusammensetzen problemlos möglich mache, obwohl die Gebäude in den seltensten Fällen reine Holzgebäude sind, sondern eine Art Fachwerkkonstruktion. Fast nie erwähnt wird die Problematik des Erhalts der Wandputze beim Abbau der Konstruktion, sh. auch Fußnote 1234, S. 214. Petzet 1995a, S. 85-99; Laenen 1995, S. 351.

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Die Suche nach Differenz

Vorstoß »deutscher und vor allem ost-europäischer Rekonstruktionsinitiativen«59 kritisiert. Auch die Nennung des Wiederaufbaus der zu mehr als 85 % zerstörten Altstadt von Warschau, Polen, nach dem Zweiten Weltkrieg als ein europäisches »Ausnahmebeispiel« im Umgang mit Authentizität im westlichen Kontext60 ist nicht zielführend. Erstens wird nicht die Selektivität und Stilbereinigung des Wiederaufbaus thematisiert und zweitens kein Bezug zum generellen Umgang mit Katastrophen und Kulturerbezerstörung genommen.61 Insgesamt zeigen die Beiträge, dass die Feststellung, das Wissen um japanisches Kulturerbe und seine Konservierung außerhalb Japans sei relativ gering62 , dringend ergänzt gehört hätte um das Eingeständnis, dass auch über den Umgang mit Kulturerbe in anderen Ländern, einschließlich der westlichen Länder, kaum etwas außerhalb eines kleinen Zirkels von Fachleuten und direkt Beteiligten bekannt ist. Allzu oft wurde während der Konferenz das Baukulturerbe in Europa mit monumentalem Steinbau gleichgesetzt, um eine gewünschte Aufweitung des Authentizitätskonzeptes zu fordern, und dies nicht nur von außereuropäischen Teilnehmern.63 Gleichermaßen wurde proklamiert, das Konzept der Authentizität müsse in Beziehung zu traditioneller Kontinuität, einer Wiederbelebung und Aufrechterhaltung geeigneten Handwerks und Fähigkeiten für den Erhalt und die Erneuerung der bestehenden Gebäudesubstanz gesetzt werden.64 Dies wurde nur mit Beispielen aus nicht-westlichen Gesellschaften untermauert,65 ohne relativierend anzumerken, dass einerseits in westlichen Ländern noch Handwerkstraditionen existieren, die eine wichtige Rolle in der Denkmalpflege spielen, und andererseits auch außerhalb des Westens in vielen Gesellschaften bereits ein Bruch mit den Handwerkstraditionen stattgefunden hat. Japan hätte sich auch hier als markantes Beispiel geeignet, die Schwierigkeiten einer Wiederbelebung historischen Bauhandwerks zu beleuchten.66 Andererseits hätte klargestellt werden müssen, dass

59 60 61 62 63 64 65 66

Falser 2015d, S. 37 über Petzet 1995, S. 85-99. Droste/Bertillson 1995, S. 9. Herber 2014. Sh. auch Seite 179. Stovel 1995b, S. xxxv. Droste/Bertillson 1995, S. 15; Stovel 1995b, S. xxxvi. Jokilehto 1995, S. 31. Beispielsweise werden die Ureinwohner von Kanada (Cameron 1995, S. 285) oder Thailand (Charoenwongsa 2015, S. 287-289) genannt. In die in Japan unter Denkmalschutz stehenden Konservierungstechniken und historischen Handwerkstechniken werden auch Personen aufgenommen, die diese Techniken beherrschen bzw. repräsentieren. Viele Personen dieses »lebendigen Kulturerbes« sind inzwischen sehr alt, sh. https://en.wikipedia.org/wiki/Conservation_Techniques_for_Cultural_Properties (Zugriff 31.10.19).

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

die Anwendung als authentisch proklamierter Handwerkstraditionen an historischen Gebäuden zwangsläufig zur Minderung der materiellen Authentizität führt. Das als Einigungspapier der Konferenzteilnehmer verfasste, nur 13 Paragraphen umfassende Nara Document on Authenticity67 ist in erster Linie ein Bekenntnis zum Respekt vor kultureller Vielfalt und dem Recht auf unterschiedliche Gewichtung von Denkmalwerten. Es wird gemeinhin als Beginn einer »anthopologisch« orientierten Herangehensweise im Kulturerbeerhalt gesehen, die mit der Anerkennung der immateriellen Werte nun soziale und kulturelle Kontexte einbezieht68 und dem Umstand Rechnung trägt, dass das Konzept von Authentizität ein soziales Konstrukt ist.69 Obwohl auch hier der Authentizität »die zentrale Rolle in der Wertekonstruktion von globalem Kulturerbe«70 zuerkannt wurde, führte die Aufforderung der Konferenz in Nara, die einzelnen Aspekte von Authentizität je nach Kontext individuell zu bewerten, in der Folge zu einem »name-dropping«71 des Begriffs in fast jedem Dokument des Kulturerbeerhalts, zu einer inflationären Zunahme von Einzelrichtlinien, die sich auf immer spezifische Kontexte beziehen und zu einem weltweiten Siegeszug von Restaurierungs- bis Rekonstruktionspraktiken in der Denkmalpflege, die ungeachtet der Charta von Venedig zwar durchwegs angewandt, aber nie offiziell eingestanden worden waren. Nur in vereinzelten Konferenzbeiträgen werden Probleme thematisiert, die über die plakative Ost-West-Fokussierung hinausweisen.72 Ansatzweise wird ein Elitedenken der Wenigen kritisiert, die legalen Zugang zu den Ressourcen des Welterbes hätten, aber auch hier verfängt sich der Gedanke wieder im altbewährten Muster von machtvollem Westen und machtlosem Rest der Welt. Aus diesem Muster ragen lediglich einige Beiträge heraus, die, zumindest unterschwellig, die einseitige Begrenztheit der in Nara diskutierten Inhalte und Standpunkte kritisieren. So wird beispielsweise eine Aufweitung nicht nur des Konzeptes von Authentizität gefordert, sondern auch eine Aufweitung der Disziplinen, die sich auf internationaler Ebene mit der Thematik beschäftigen sollten.73 Weiterhin wird angemerkt, dass Vorstellungen über Authentizität von Kulturerbe möglicherweise eher von Ausbildung und Lebensweise abhängen als vom Kulturkreis der Beteiligten.74 67 68 69 70 71 72 73 74

https://whc.unesco.org/archive/nara94.htm (Zugriff 31.10.19). Fu 2005, S. 2. Stubbs/Thomson 2007, S. 46. Falser 2015d, S. 35. Ibid., S. 34. Akagawa sieht hingegen die Konferenz in Nara einen neuen Weg der Anerkennung kultureller Vielfalt öffnen, der ohne den alten Ost-West-Gegensatz arbeitet, sh. Akagawa 2015, S. 78. Liebs 1995, S. 367. Bumbaru 1995, S. 280.

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Die Suche nach Differenz

In einigen Punkten jedoch verweist das Dokument der Nara-Konferenz bereits deutlich auf die Problematiken, die eine Aufweitung der Denkmalkriterien unter Berufung auf unterschiedliche Kulturwerte mit sich bringen würde. So wird eingeräumt, dass die Anerkennung kultureller Diversität innerhalb einer Gesellschaft zu Konflikten führen könne.75 Darüber hinaus werde kulturelle Identität zwar oft im Sinne eines aggressiven Nationalismus eingefordert, aber könne trotzdem die Unterdrückung von Minderheiten beinhalten.76 Die Konferenz von Nara mit ihrer Fokussierung auf Expertentum – es war ja ausgewiesenermaßen ein Expertentreffen – war gerade keine »mächtige Stimme aus der Peripherie«77 . Kari Niskasaari vermisst auch in den Jahren nach der Konferenz eine im Nara-Dokument festgeschriebene Beteiligung der betroffenen Gesellschaft oder lokaler Expertise.78 Auch Ken Taylor gesteht ein, der Anspruch lokale Traditionen und kulturelle Vielfalt zu respektieren und zu repräsentieren sei auch nach der Konferenz von Nara nicht umgesetzt, sondern allzu oft für imperial-nationalistische Ideale missbraucht worden.79

5.4

Das Konzept des Immateriellen Kulturerbes als Antwort auf den westlich-materiellen Kulturerbediskurs

Historische Kulturschätze wurden, wie bereits festgestellt, auch zu früheren Zeiten umfangreich politisch in Anspruch genommen. Auch die weltweite Popularität der Welterbekonvention interpretiert William Logan dahingehend, dass Staaten die Konvention und die daraus resultierende Welterbeliste nicht nur als philosophisches Bekenntnis zu den Zielen wertschätzen, sondern auch aufgrund nationalökonomischer Vorteile, internationaler Anerkennung und anderer politischer und ideologischer Vorteile.80 Mit der Konferenz von Nara verfestigte sich jedoch ein Trend, für den die australische Burra Charter bereits eine Blaupause vorgelegt hatte. Nach der Devise »wir wissen am besten, was gut für uns ist«81 , wurden mehr und mehr nationale, regionale und thematische Chartas für jeden Bereich erarbeitet und konnten politisch nutzbar gemacht werden. Auch wenn viele dieser Dokumente durchaus ihre 75 76 77

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Nara Document on Authenticity, Unterpunkt 6. Ibid., Unterpunkt 4. Taylor 2004, S. 430 zitiert hier Logan (2002) The Disappearing ›Asian‹ City: Protecting Asia’s Urban Heritage in a Globalizing World. Hong Kong: Oxford University Press China. Originalzitat: »a powerful voice from the periphery«, o. S. Niskasaari 2008, S. 4. Taylor 2004, S. 430. Logan 2012, S. 119. Originalzitat: »We know best what is good for us«, sh. Logan 2004, S. 5.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

Jemaa-el-Fna-Markt in Marrakesch, Marokko, 2006.

Luc Viatour, Wikimedia Commons

Berechtigung haben, führte das zu einer unübersichtlichen Fülle von Grundsatzpapieren. Diese ähneln sich oft in den Grundidealen, ohne konkrete neue Problemlösungen zu präsentieren und sind lediglich auf die jeweilige politische Situation zugeschnitten. Interessant ist beispielsweise der Vergleich der Hoi An Protocols For Best Conservation Practice in Asia82 , ein im Auftrag der UNESCO erarbeitetes Richtlinienpapier für den Umgang mit Kulturerbe in Asien, das von ICOMOS AsienOzeanien 2005 ratifiziert wurde, und der China Principles83 , die 1997 von der staatlichen chinesischen Denkmalbehörde84 in Zusammenarbeit mit dem Getty Conservation Institute und der Australian Heritage Commission erarbeitet und von ICOMOS China veröffentlicht wurden. Beide Dokumente beziehen sich explizit auf die Burra Charter. Während sich allerdings die Hoi An Protocols auf die erweiterten Definitionen der Burra Charter berufen, die die kulturelle Bedeutung von Kulturerbe an den fünf Kategorien ästhetischer, historischer, wissenschaftlicher, sozialer und spiritueller Werte festmachen, ist die letzte Kategorie der spirituellen Werte in den

82 83 84

Sh. http://unesdoc.unesco.org/images/0018/001826/182617e.pdf (Zugriff 31.10.19). Sh. http://openarchive.icomos.org/1650/1/china_prin_heritage_sites_2015.pdf 31.10.19). Chinese State Administration for Cultural Heritage (SACH).

(Zugriff

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Die Suche nach Differenz

China Principles durch kulturelle Werte ersetzt. Dies spiegelt die negative Einstellung der chinesischen Regierung zu religiösen Werten wider und, nach Meinung von William Logan, eine repressive Politik gegenüber Minderheiten.85 Amy Strecker merkt an, immaterielles Kulturerbe biete sich besonders für eine Politisierung an.86 Auch Logan bemerkt eine Zunahme des politischen Ge- und Missbrauchs von Kulturerbe im Weltkulturerbe-System mit der Einführung des neuen Konzeptes eines immateriellen, also nicht mehr greifbaren, Kulturerbes.87 Den internationalen Organisationen, allen voran der UNESCO und der Welterbekonvention, wurde oft vorgeworfen, durch ihre Kulturarbeit den restriktiven, autoritären und enklavistischen Umgang von nationalen Repräsentanten und Eliten zu stärken.88 Logan beurteilt die Schuldzuweisung an die UNESCO als fehlgeleitet, denn die Organisation sei schließlich nur eine Nichtregierungsorganisation und damit eingeschränkt handlungsfähig. Die Länder überwachten eifersüchtig ihre staatliche Souveränität; dementsprechend könne die UNESCO nur so gut sein, wie die beteiligten Staaten sie gut sein lassen.89 Auch Ben Garner merkt an, dass viele Staaten die Ideen der UNESCO im Gegenteil als viel zu radikal beurteilten.90 Erstaunlich erscheint deshalb zunächst, dass im Jahr 2003 die UNESCOKonvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes auf den Weg gebracht werden konnte, die konzeptionell indigene Interessengruppen und kulturelle Minderheiten stärkt.91 2006 trat sie in Kraft und wurde innerhalb kurzer Zeit von vielen Staaten ratifiziert, obwohl eine komplizierte politische Lage das Entstehen der Konvention begleitete.

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Logan 2004, S. 6. Strecker 2017, S. 359. Logan 2012, S. 119-124. Logan nennt zwei Fallbeispieluntersuchungen in Asien: Robert Shepherd (2007) »UNESCO and the politics of cultural heritage in Tibet«, in: Journal of Contemporary Asia, 36, S. 2, S. 243-257 und Philp, Janette & Mercer, David (1999) »Commodification of Buddhism in contemporary Burma«, in: Annals of Tourism Research 26, S. 21-54. Garner 2010, S. 261. Logan 2012, S. 115. Garner 2016, S. 57. UNESCO Convention for the Safeguarding of the Intangible Cultural Heritage https://unesdoc.un esco.org/ark:/48223/pf0000132540 (Zugriff 31.10.19). Definiert wird hier immaterielles Kulturgut folgendermaßen: »The ›intangible cultural heritage‹ means the practices, representations, expressions, knowledge, skills – as well as the instruments, objects, artefacts and cultural spaces associated therewith – that communities, groups and, in some cases, individuals recognize as part of their cultural heritage. These are: (a) oral traditions and expressions, including language as a vehicle of the intangible cultural heritage; (b) performing arts; (c) social practices, rituals and festive events; (d) knowledge and practices concerning nature and the universe; (e) traditional craftsmanship.«

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

Viele regionale und internationale Treffen waren zur Vorbereitung der Konvention notwendig; der Text wurde mehrfach überarbeitet. Die endgültige Fassung enthält alle nur vorstellbaren Bereiche immateriellen Kulturerbes, wie »Bräuche, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten, sowie die dazu gehörenden Instrumente, Objekte, Artefakte und kulturellen Räume«92 , »die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen«93 . Darüber hinaus wird klargestellt, dass das Kulturerbe »in Auseinandersetzung mit der Umwelt, Interaktion mit der Natur und Geschichte fortwährend neu gestaltet«94 und hierdurch »Identität und Kontinuität«95 vermittelt wird. Entscheidend ist auch die Vorgabe der Richtlinien nur das immaterielle Kulturerbe zu berücksichtigen, »das mit bestehenden internationalen Menschenrechtsübereinkünften […] in Einklang steht.«96 Hiermit hatte die Konvention den Grundgedanken der Charta von Venedig auf den Kopf gestellt und zudem die Problematik der Minderheitenrechte in eine Konvention des Kulturerbeerhalts transportiert. 120 Mitgliedsstaaten stimmten für die Konvention, wohingegen die USA, Großbritannien, Kanada, Russland, Australien, Neuseeland, Dänemark und die Schweiz Vorbehalte hatten und sich der Stimme enthielten. Generalsekretär Koichiro Matsuura interpretierte später, dass der Widerstand gegen die Konvention vor allem der Problematik der Minderheitenrechte geschuldet sei.97 Ein genauer Blick auf die Konvention verdeutlicht, dass es die vielschichtige politische Instrumentalisierbarkeit des immateriellen Kulturerbes ist, die das Konzept letztendlich trotzdem so erfolgreich machte. Einerseits bleibt der Text der Konvention in vielen Bereichen vage und lässt viel Interpretationsspielraum zu. Beispielsweise werden keine klaren Kriterien vorgegeben, wodurch sich eine Kulturtechnik für die Aufnahme in die Listen qualifiziert, wie das bei der Welterbekonvention für das materielle Erbe der Fall ist. Hier stellen Authentizität und Integrität nicht nur Aufnahmekriterien dar, sondern führen auch zu klaren Vorgaben für den weiteren Schutz und die Pflege. Dies alles bleibt im Bereich des immateriellen Erbes undefiniert, da der Erhalt der Kulturleistungen in engen Zusammenhang mit Fortentwicklung gesetzt wird.98 Der in der Kon92 93 94 95 96 97

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Sh. https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-03/2003_%C3%9Cbereinkommen_zur_Er haltung_des_immateriellen_Kulturerbes_0.pdf (Zugriff 31.10.19). Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Akagawa 2015, S. 121-126. Hier wird auch auf den Zusammenhang zwischen der Konvention und der UN-Erklärung der Rechte der Indigenen Völker verwiesen, bei deren Annahme 2007 auch einige dieser Länder, zumindest vorläufig, dagegen stimmten. Akagawa 2015, S. 126.

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vention festgestellte, und natürlich auch real existierende, enge Zusammenhang zwischen immateriellem und materiellem Kulturerbe erzeugt folglich einen unlösbaren Widerspruch. In Artikel 3 wird zwar festgelegt, dass das im Rahmen der UNESCO-Konvention von 1972 unter Schutz stehende Weltkultur- und Naturerbe durch den unmittelbaren Zusammenhang mit immateriellem Kulturerbe keiner Änderung unterzogen oder der Grad des Schutzes verringert werden darf.99 Letztendlich führte dieses den kreativen Prozess bejahende Konzept von immateriellem Kulturerbe und vor allem seine Stilisierung als postimperialistische und demokratische Antwort auf den »starren westlichen Denkmalkult« aber auch zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel in der Sicht auf und den Umgang mit materiellem Kulturerbe. Die ethnozentristische Simplifizierung eines auf materielles Kulturgut fokussierten modernen Westens entgegen einem auf immaterielle Kulturwerte und traditionsbasierte Kreativität konzentrierten Rest der Welt brachte das Konzept eines konservierenden Substanzerhalts von historischen Gebäuden als Sinnbild einer westlichen Bevormundung zunehmend in Bedrängnis. Trotz allem Bekenntnis zu kultureller Vielfalt und Hybridität müssen für diese Entwicklungen auch die UNESCO und andere international agierende Institutionen wie ICOMOS und ICCROM in die Verantwortung genommen werden. Bereits in der Welterbekonvention von 1972 war Folklore in einen größeren Zusammenhang mit Kulturerbe gebracht worden, wenn auch nur während der Ausarbeitung der Konvention in den Empfehlungen erwähnt.100 Unterschiedlichste Initiativen ab den späten 1980er Jahren folgten. Der Platz Jemaâ El Fna in der Altstadt von Marrakech in Marokko101 kann als Schlüsselelement für die Aufweitung der Initiativen von materiellem zu immateriellem Kulturerbe gesehen werden. Der Ort war bereits 1922 unter nationalen Schutz gestellt worden. Diesem Status verdankt er seine Unversehrtheit bis in die 1980er Jahre, sodass 1985 ein Eintrag in die Weltkulturerbeliste folgte. Bekannt ist der Platz jedoch nicht nur wegen seiner historischen Gestalt, sondern auch als Ort für Geschichtenerzähler, Musiker, Artisten, Zauberkünstler und informelles Gewerbe. Diese wichtige Funktion konnte der Weltkulturerbestatus, der sich auf die Unversehrtheit des Platzes konzentrierte, nicht schützen.102 Sie drohte unterzugehen wie einst die Tempel in 99 Zum Text der Konvention sh. Verweis in Fußnote 99, S. 239. 100 Hassard 2006, S. 210. Darüber hinaus weist Hassard ganz richtig darauf hin, dass die Ideen eines immateriellen Kulturerbes, wenn auch nicht als solches bezeichnet, natürlich auch in Europa wesentlich älter sind. Er nennt hier die Schriften des englischen Historikers Thomas Carlyle und verweist darauf, dass hierdurch auch das Arts and Crafts Movement in England beeinflusst und John Ruskin und William Morris inspiriert wurden die SPAB (The Society for the Protection of Ancient Buildings) zu gründen, sh. Hassard 2006, S. 211. 101 Nas 2002, S. 140. 102 Skounti 2009, S. 83-85.

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Abu Simbel und Philae in Ägypten vor der Überflutung des Niltals103 , die die erste große internationale Kampagne der UNESCO für das materielle Kulturerbe ausgelöst hatten. 1982 hatte in Mexiko City zudem eine UNESCO-Konferenz mit 960 Teilnehmern aus 126 Ländern stattgefunden, die unter dem Namen Mondiacult bekannt wurde.104 Der Begriff ›Immaterielles Kulturerbe‹ fand mit dieser Konferenz Einzug in die internationale Fachterminologie. Man sprach sich gegen Diskriminierung und für den Respekt gegenüber allen Kulturen und explizit gegenüber Minderheiten aus. Diese brisante politische Botschaft führte möglicherweise dazu, dass erst 7 Jahre später im Jahr 1989 eine Einigung auf Empfehlungen zum Schutz traditioneller Kultur und Folklore105 erfolgte, die aber, wie der Terminus ›Empfehlungen‹ verrät, die Mitgliedsstaaten keinen bindenden Verpflichtungen unterwarfen. Diverse Länder wollten sich dieser Aufwertung des Immateriellen nicht anschließen. In den folgenden Jahren gelang es der UNESCO jedoch, organisierte Trainingskurse explizit für indigene Gruppen und kulturelle Minoritäten zu organisieren, die zunehmend den Blick auf die Themen kultureller Vielfalt und immateriellen Kulturerbes und die besonderen Anforderungen für deren Erhalt weiteten.106 War das Wort ›Kreativität‹ im Kontext der Charta von Venedig eher zum Unwort im Bereich des materiellen Erbes geworden, wurde mit dem Konzept des immateriellen Kulturerbes eine Renaissance der Bejahung von Schöpferkraft eingeleitet. In den Empfehlungen von 1989 wird Folklore als »Manifestation intellektueller Kreativität« bezeichnet107 und zu Beginn der 1990er Jahre war der Begriff ›Kreativität‹ im UNESCO-Vokabular des Kulturerbeerhalts bereits selbstverständlich. Die 1992 ins Leben gerufene Weltkommission Kultur und Entwicklung108 propagierte in ihrem Bericht Unsere kreative Vielfalt 109 , dass die Weltkultur- und Naturerbekonvention als legales Instrument nur für das in Industrienationen besonders geschätzte materielle Erbe anwendbar sei, aber nicht geeignet für die Formen des Mensch-

103 Sh. Fußnote 1, S. 224. 104 Sh. https://ich.unesco.org/en/1982-2000-00309#1989-recommendation-on-the-safeguardingof-traditional-culture-and-folklore (Zugriff 31.10.19). 105 UNESCO Recommendation on the Safeguarding of Traditional Culture and Folklore, sh. http://portal. unesco.org/en/ev.php-URL_ID=13141&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html (Zugriff 31.10.19). 106 Blake 2009, S. 45. 107 Sh. http://portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=13141&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION= 201.html (Zugriff 31.10.19). 108 Der von UNO und UNESCO initiierten unabhängigen Kommission stand Javier Pérez de Cuéllar, der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, vor, sh. https://ich.unesco.o rg/en/1982-2000-00309#1989-recommendation-on-the-safeguarding-of-traditional-cultureand-folklore (31.10.19). 109 Deutsche Version sh. Schöfthaler 1996.

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heitserbes in Regionen, wo kulturelle Energien sich in anderen Ausdrucksformen wie Kunstwerken, Tanz oder mündlich überlieferten Traditionen konzentriert hätten.110 Bis 1999 eine Liste von mündlich überlieferten Meisterwerken und immateriellem Erbe der Menschheit 111 und im Jahr 2001 eine Deklaration zu kultureller Vielfalt 112 auf den Weg gebracht werden konnten, wurden von der UNESCO selbst die Empfehlungen von 1989 als nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Viel zu sehr hätte hier eine Konzentration auf die Dokumentation und viel zu wenig auf den Schutz der kulturellen Praktiken und Traditionen, ihrer kreativen Prozesse und der sie produzierenden Gemeinschaften und Gruppen als Kulturträger stattgefunden.113 Die Strategie, in die Schwerpunktsetzung der UNESCO auch körperloses Kulturgut wie Traditionen und Bräuche und Techniken einzubeziehen, geht im Besonderen auf das Engagement Japans zurück, das ja bereits 1950 ein nationales Gesetz zum Schutz des immateriellen Kulturerbes verabschiedet hatte und nun versuchte dieses Konzept weltumspannend zu verankern. Mit der Ernennung des Japaners Koichiro Matsuura zum Generaldirektor der UNESCO im Jahre 1999 hatte das ostasiatische Land seinen Einfluss auf der Weltbühne des Kulturerbes noch einmal ausbauen können. Es war nun in der Lage, unterstützt vor allem von den afrikanischen und asiatischen und lateinamerikanischen Delegierten114 , die Konvention, auch als Gegengewicht zum bisherigen Eurozentrismus der Organisation und gegen den anfänglichen Widerstand der westlichen Mitgliedsstaaten, auf den Weg zu bringen.115 Erfolgreich war Matsuura aber auch darin, ein Zeichen für die westlichen Geberstaaten zu setzen. Indem er die UNESCO reformierte und drastische

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Originalzitat UNESCO: »…the Convention concerning the Protection of the World Cultural and Natural Heritage as a legal instrument that is only applicable to tangible heritage, reflects the concern related to a kind of heritage which is highly valued in developed countries but not appropriate for the kinds of heritage most common in regions where cultural energies have been concentrated in other forms of expression such as artefacts, dance or oral traditions«, sh. https://ich.unesco.org/en/1982-2000-00309 (Zugriff 31.10.19). UNESCO Proclamation of Masterpieces of the Oral and Intangible Heritage of Humanity, sh. http:// unesdoc.unesco.org/images/0014/001473/147344E.pdf (Zugriff 31.10.19). UNESCO Universal Declaration on Cultural Diversity, sh. http://portal.unesco.org/en/ev.php-UR L_ID=13179&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html (Zugriff 31.10.19). https://ich.unesco.org/en/2000-onwards-00310 (Zugriff 31.10.19), sh. auch Akagawa 2016, S. 121. Eine besondere Stärkung der japanischen Initiative wird in lateinamerikanischen Impulsen gesehen. Dort hatte das Kolumbusjahr 1992 zum 500-jährigen Zusammentreffen mit Europa neuen Antrieb gegeben, die westliche Sicht auf kulturelle Errungenschaften weiter zu hinterfragen, sh. Akagawa 2015, S. 120. Akagawa 2015, S. 80, 112.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

Kürzungen der Ausgaben vornahm, konnte er während seiner Amtszeit die USA zu einem Wiedereintritt in die Weltorganisation bewegen.116 So fand bereits im Jahr der Ernennung Matsuuras, der die Etablierung des immateriellen Kulturerbes innerhalb der UNESCO zu einem seiner erklärten Ziele gemacht hatte, in Washington D.C., USA, eine Konferenz statt, die sich mit der weltweiten Umsetzung der Empfehlungen zum Schutz traditioneller Kultur und Folklore117 von 1989 auseinandersetzte. In einem auf der Konferenz vorgetragenen vorläufigen Bericht zu einer Befragung der Mitgliedsstaaten bezüglich der Umsetzung der Empfehlungen bezog man sich auf Erkenntnisse sozialwissenschaftlicher Literatur, um zwei Modelle gegenüberzustellen. Ausgangspunkt war die Frage, ob im westlichen Sinn moderne Nationen immaterielles Kulturgut höher oder geringer schätzen als weniger modernisierte Gesellschaften. Der »Modernisierungshypothese« zufolge, so wurde erläutert118 , übten modernere Nationen weniger Folklore und traditionelle Kulturtechniken aus. Diese erhielten sich nur am Rande oder in versteckten und marginalisierten Bereichen dieser Gesellschaften und würden nicht wertgeschätzt oder missachtet werden. So bestünden einerseits kaum Möglichkeiten für eine Ausübung und andererseits wenig Interesse für einen gesellschaftlichen Schutz. Dem entgegen seien Folklore und traditionelle Kultur in weniger modernisierten Gesellschaften noch stärker ausgeprägt und wichtig für die Alltagskultur. Der entgegengesetzten »Post-modernen Hypothese« zufolge gäbe es in moderneren Gesellschaften eine besondere Wertschätzung für immaterielles Kulturerbe, da hier die Notwendigkeit gesehen würde Folklore wiederzuentdecken, zu studieren, zu interpretieren und zur Identitätsstiftung der Nation zu gebrauchen. Weniger moderne Gesellschaften hingegen nähmen das immaterielle Kulturerbe als eine gegebene alltägliche Konstante hin, die nicht verteidigt werden müsse.119 Obwohl die Auswertungen der Befragung keine klaren Tendenzen zeigten, die eine der beiden Hypothesen gestützt hätte, wurden doch keine Schlüsse gezogen, die diese Modelle in Bezug auf Kulturerbe grundsätzlich in Frage gestellt hätten. Man konnte sich offensichtlich nicht von der Polarisierung lösen, einen unterschiedlichen Umgang mit Kulturerbe immer in Zusammenhang mit der westlichen 116

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Akagawa legt dar, dass es allerdings auch andere Interpretationen für den Wiedereintritt der USA gab. Angeführt wird hier vor allem der Waffengang im Irak unter Präsident Bush im Jahr 2003. Dieser sei von den Vereinten Nationen nicht gebilligt worden, weshalb die USA als Bekenntnis für humanitäre Ziele der UNESCO erneut beigetreten seien, sh. Ibid., S. 113. Sh. Fußnote 104, S. 243. Kurin, R., ›The UNESCO Questionnaire on the Application of the 1989 Recommendation on the Safeguarding of Traditional Culture and Folklore: Preliminary Results‹, the Smithsonian-UNESCO Conference, 1999, sh. https://folklife.si.edu/resources/Unesco/kurin.htm (Zugriff 31.10.19). Sh. auch Hassard 2006, S. 221. Ibid.

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Moderne zu definieren. Diverse Beiträge beklagten schädliche Effekte auf indigene Kulturen durch die Dominanz der westlichen Kultur und die verwestlichte Sicht auf Kultur.120 Von den westlichen Ländern wurde der Konferenz offensichtlich wenig Bedeutung beigemessen denn außer einigen Teilnehmern und Beobachtern aus der Gastgebernation USA und Australien war die Beteiligung aus diesen Ländern gering. Zwei weitreichende Beschlüsse auf der Konferenz in Washington D.C. legten die Marschrichtung für die kommenden Jahre fest. Beide sahen sich als Antwort auf die westliche Materialität-Fixierung des Weltkulturerbe-Konzeptes von 1972: die Ausarbeitung einer Konvention für das immaterielle Kulturerbe zielte auf eine grundsätzliche Aufwertung der Kulturtechniken gegenüber dem bisher im Fokus stehenden materiellen Erbe. Parallel hierzu wurde eine weitere Initiative gestartet, die zum Ziel hatte, eine Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufzustellen, für die sich besonders Japan stark machte, das im Übrigen beide Initiativen auch mit größeren Geldsummen unterstützte.121 Der japanische Vorstoß, dem sich im Laufe des Prozesses einige Länder anschlossen, sah eine Liste vor, die, ähnlich eines einzigartigen, authentischen Weltkulturerbes, alle herausragenden Ausprägungen des immateriellen Kulturerbes enthalten sollte. Im Jahr 2001 gab Koichiro Matsuura im UNESCO-Hauptquartier die ersten 19 Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit 122 bekannt. Viele Länder hatten jedoch Vorbehalte gegen dieses Konzept, das eine Wertung und Rangfolge der Kulturleistungen zur Folge hatte.123 Sahen die einen hier eine sinnvolle Parallele zur bestehenden Welterbekonvention, die es Staaten erlaubt, das auf die Liste zu setzen, was den Vorstellungen einer herausragenden nationalen Kulturleistung entspricht, sahen die Gegner dieses Konzeptes die Gefahr auch in dieser Konvention den autoritären und elitären Umgang mit Kulturerbe beizubehalten. Darüber hinaus würden, so die Kritik, vor allem bunte, publikumswirksame Folklore, wie auch romantisierende Vorstellungen von sichtbaren Traditionen im Vergleich zu kaum sichtbarer, oft indigener Kulturleistung bevorzugt.124 Im Jahr 2003 folgten zwar weitere 28 Nominierungen, aber die Generalkonferenz der UNESCO hatte sich bereits auf der Konferenz 2001 entschlossen einen anderen Weg zu gehen.

120 Sh. https://folklife.si.edu/resources/Unesco/finalreport_eng.htm (Zugriff 31.10.19); Hassard 2006, S. 222-223. 121 Aikawa-Faure 2009, S. 21. 122 Sh. https://ich.unesco.org/en/proclamation-of-masterpieces-00103 (Zugriff 31.10.19). 123 Skounti 2009, S. 81. 124 Smith/Akagawa 2009, S. 4.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

So wurde im gleichen Jahr der Entwurf der Konvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes125 von der Generalversammlung der UNESCO angenommen.126 Im Laufe der kommenden Jahre verlor die elitäre Bevorzugung von »Meisterwerken« an Einfluss. Eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten wollte zwar an einer Liste des immateriellen Kulturerbes festhalten, denn anders schien vielen Ländern das Konzept nicht umsetzbar. Die repräsentative Liste sollte jedoch ohne den elitären Anspruch von Meisterwerken und Kulturschätzen auskommen.127 Gestärkt werden sollten vor allem die Länder, die im Gegensatz zu den als westlich-modern definierten Ländern noch mehr Folklore und traditionelle Kulturtechniken ausübten.128 2008 wurde die Liste der Meisterwerke schließlich offiziell in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit 129 überführt. Zudem war nach der Etablierung der Konvention zum immateriellen Kulturerbe die Listung nur noch ein Teilbereich der umfangreichen Anstrengungen immaterielles Kulturerbe zu stärken und zu erhalten. Anthony Seeger sieht allerdings die Liste der Meisterwerke unnötig problematisiert und diffamiert. Eine deutliche Sensibilisierung der einzelnen Mitgliedsstaaten für das Thema immaterielles Kulturerbe werde bereits durch diese Liste wirksam. Vor allem aber hätte sich die starke Rolle der Nichtregierungsorganisationen entwickelt, ohne deren Engagement und Expertise der ganze Bereich nicht zu verstehen und zu managen wäre.130 Gerade diese oft transnational oder auch sehr lokal agierenden Organisationen erweiterten die Debatten um verschiedenste mit dem Kulturerbeerhalt in Zusammenhang stehende Themen wie Gender, Menschenrechte, Nord-Süd-Verhältnisse oder auch Globalisierung und nachhaltige Entwicklung.131 Durch die Arbeit von Organisationen wie World Council of Indigenous Peoples132 oder Cultural Survival133 erhielten gerade Minderheiten und indigene Völker eine wachsende Zahl von Zuhörern.134

125 126 127 128 129

Sh. https://ich.unesco.org/doc/src/00009-DE-Luxembourg-PDF.pdf (Zugriff 31.10.19). Hassard 2006, S. 211. Hafstein 2009, S. 107. Hassard 2006, S. 221. Sh. https://www.unesco.de/kultur-und-natur/immaterielles-kulturerbe/immaterielles-kultur erbe-weltweit/unesco-listungen-des (Begriff 31.10.19). 130 Seeger 2009, S. 126. 131 Winter 2015a, S. 1005. 132 Zur Erklärung der Prinzipien der Organisation sh. www.hawaiianperspectives.org/2016/09/13 /world-council-indigenous-peoples-declaration-principles-circa-1984/ (Zugriff 31.10.19). 133 Sh. https://www.culturalsurvival.org/(Zugriff 31.10.19). 134 Winter/Daly 2012b, S. 29.

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Die Suche nach Differenz

Links: Stupa mit Gebetsfahnen, Tibet, 2017. Rechts: Dom-Illumination, Regensburg, 2019.

Links: StreetFlash, Depositfotos.com. Rechts: Martina Oeter

5.5

Die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen: Demokratisierung oder Provinzialisierung des Kulturerbeerhalts?

Es sah wie ein weiterer Meilenstein für eine Demokratisierung des kulturellen Erbes aus, als dann im Jahr 2005 die Konvention über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen135 von der UNESCO verabschiedet wurde, für die 148 Mitgliedsstaaten gestimmt hatten.136 Die Welterbekonvention von 1972 hatte noch keinen direkten Bezug auf Menschenrechte oder kulturelle Rechte genommen, während die Konvention zum immateriellen Erbe von 2003 bereits mehrmals einen Bezug zu den Menschenrechten hergestellt hatte. Yvonne Donders weist allerdings ernüchtert darauf hin, dass weder in der Konvention von 2003 noch in der von 2005 Menschenrechte für Individuen oder Gemeinschaften im Vordergrund stehen. Die Konvention berührt zwar den Themenbereich kultureller Rechte und Menschenrechte, ist aber in erster Linie der Souveränität der einzelnen Staaten

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Sh. https://www.unesco.de/sites/default/files/2018-03/2005_Schutz_und_die_F%C3%B6rder ung_der_Vielfalt_kultureller_Ausdrucksformen_0.pdf (Zugriff 31.10.19). Zwei Staaten, die USA und Israel, stimmten gegen die Konvention, während sich Australien, Liberia, Honduras und Nikaragua der Stimme enthielten, sh. Donders 2012, S. 165; Neuwirth 2006, S. 820.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

verpflichtet und gibt diesen auf nationalen, bilateralen und multilateralen Ebenen Handlungsanweisungen in der Kulturpolitik. Zwar schenkt die Vereinbarung kulturellen Minderheiten und indigenen Völkern Aufmerksamkeit, indem beispielsweise auf die Wichtigkeit traditionellen Wissens hingewiesen und angemahnt wird, auch Minderheitenkulturen und indigenen Völkern ein Recht auf Kulturausübung und -verbreitung als Entwicklungsstrategie einzuräumen. Der Titel der Konvention täuscht aber darüber hinweg, dass die Vereinbarung gerade das Gegenteil einer Menschenrechte- und Kulturrechtekonvention ist. Vor allem kulturelle Minderheiten und Individuen, die sich hier ein Instrument versprachen, ihre Rechte einzufordern, wurden enttäuscht.137 Auch die Debatten im Vorfeld der 2005 beschlossenen Vereinbarung zeigen, dass nur für einige Mitgliedsstaaten die kulturelle Diversität unter dem Gesichtspunkt der Menschenrechte im Vordergrund stand, während die meisten das Thema vor allem unter Handelsaspekten betrachteten. Vor allem gegen die USA, die sich entschieden gegen die Annahme der Konvention stellten, wurde der Vorwurf erhoben, nur aus strategischen Gründen Menschenrechtsbedenken in den Vordergrund zu stellen. Die Vereinigten Staaten hatten menschenrechtliche und kulturrechtliche Bedenken gegen eine mit der Konvention verbundene Einschränkung eines freien Informationsflusses, Unterdrückung von Minderheiten und der Freiheit kultureller Ausdrucksformen geäußert. Stattdessen gehe es der Großmacht, so die Kritik, um eine Ablehnung von Handelsbeschränkungen. Grundsätzlich werden die Bedenken einer Einmischung der Staaten in die kulturellen Freiheiten ihrer Bürger, und damit auch gegenüber der Konvention, von vielen geteilt. Diese Problematik der staatlichen Regelung und Einmischung sieht Rostam Neuwirth allerdings in der Politik vieler Staaten, einschließlich den USA, inhärent verankert und nicht erst mit dieser Konvention auftreten.138 Im Rahmen der Konvention über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen wurden vor allem international gültige Instrumente zur Wahrung kultureller Rechte als wichtige Grundlage einer Verständigung zwischen Staaten verhandelt. Die Erarbeitung klarer Definitionen durch internationales Recht wurde jedoch nur angemahnt. Man konnte und wollte sich hier nicht auf klare Definitionen über kulturelle Rechte einigen. Stattdessen votierte die Mehrheit der Mitgliedsstaaten für eine Konvention über kulturelle Güter und Ausdrucksformen und ein Handelsabkommen, um die negativen Effekte der Wirtschaftsglobalisierung auf Kultur zu

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Donders 2012, S. 165-182. Donders weist darauf hin, dass beispielsweise Frankreich als einer der Hauptunterstützer der Konvention die Existenz von Minderheiten auf französischem Territorium nicht offiziell anerkennt, sh. Donders 2012, S. 180. Neuwirth 2006, S. 849-852.

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überwinden.139 Auch zehn Jahre nach der Verabschiedung der Konvention wurde festgestellt, dass das Übereinkommen nicht praxistauglich sei. Eine juristische Einklagbarkeit der Vereinbarungen fehle, denn diese würden nur verlangen, dass die Vertragsstaaten sich um Schutz und Förderung der kulturellen Vielfalt »bemühen«. Darüber hinaus wird das Übereinkommen gerade von vielen Entwicklungsländern als problematisch angesehen. Einerseits, so wird argumentiert, fehle es an internationaler Koordinierung. Starke Länder gäben den Ton an, weshalb »das Vertragswerk zu einer Projektionsfläche für sterile kulturelle Monologe wohlhabender demokratischer Staaten verkommt«140 . Andererseits werde zwar zumeist die zentrale Rolle der Zivilgesellschaft betont, Minderheiten oder indigene Völker würden jedoch nicht gebührend berücksichtigt, sodass die Konvention »als repressives Instrument zur Förderung von Mehrheitskulturen zu Lasten der nationalen kulturellen Vielfalt dienen könnte«141 . Aufgrund der schwierigen zwischenstaatlichen Rolle der UNESCO war es nicht gelungen aus der Konvention ein wegweisendes Dokument für die Einforderung kultureller Rechte von gesellschaftlichen Randgruppen zu machen. Auf der Feier zum 40-jährigen Bestehen der UNESCOWeltkulturerbekonvention, die 2012 in Japan abgehalten wurde, wird im Ergebnisprotokoll eingestanden, dass der Einbeziehung der Gemeinschaften, einschließlich lokaler und indigener Gruppen, für die Umsetzung der Welterbekonvention in Zukunft größere Aufmerksamkeit geschenkt werden müsse.142 Selbst wenn viele Länder die entsprechenden Konventionen unterzeichnet haben, offenbaren Tim Winter und Patrick Daly am Beispiel Asien einen sehr unterschiedlichen Willen der einzelnen Länder die Denkmuster der UNESCO über kulturelle Diversität und Pluralität zu übernehmen und umzusetzen und hiermit ausbrechende Konflikte zwischen Staat und Bürgern zu umgehen.143 Andererseits ist es gerade dieser Umgang mit kultureller Diversität auch innerhalb der UNESCO und ihrer Partnerorganisationen, der dazu führte, dass nach wie vor eine Unterscheidung existiert zwischen traditioneller Kultur und traditionellem Wissen, die zwar als hilfreich für beispielsweise den Umwelterhalt angesehen werden, und modernem wissenschaftlichen Expertenwissen, dem trotzdem ein höherer Stellenwert beigemessen wird.144 So ist es der UNESCO auch unter dem japanischen Generaldirektor Koichiro Matsuura nicht gelungen den autoritären, auf staatliche Kontrolle und Exper-

139 Donders 2012, S. 174-175. 140 Germann Avocats 2010, S. 100. 141 Ibid, S. 27. Die vom Ausschuss für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments beauftragte Studie untersucht die Umsetzung der Konvention, sh. Germann Avocats 2010. 142 Sh. https://whc.unesco.org/en/celebrating-40-years/, S. 120 (Zugriff 31.10.19). 143 Winter/Daly 2012b, S. 30. 144 Ibid, S. 25.

5. Geteiltes Erbe: Der Westen und der Rest der Welt

tentum fokussierten Umgang mit Kulturerbe zu durchbrechen. Stattdessen wurde das neue Konzept immateriellen Kulturerbes primär auf einem der nationalstaatlichen Souveränität angepassten »Kampf der Kulturen«145 und einer »Ost-West- bzw. Nord-Süd-Spaltung«146 aufgebaut, obwohl die UNESCO sich klar für Interkulturalität, Hybridität und Komplexität von Kultur und gegen ein simplifizierendes Konzept kultureller Diversität ausgesprochen hatte, das Kulturen versucht durch klare Trennlinien voneinander abzusetzen und hiermit Konfliktpotential schürt. Ben Garner beurteilt die diesbezügliche Kritik an der UNESCO als ungerechtfertigt, denn die zwischenstaatliche Weltorganisation gebe ein klares Bekenntnis zu unscharfen kulturellen Trennlinien und das sei auch ihr Auftrag.147 Entgegen der Meinung von Garner wird allerdings im Bereich des Welterbes die Idee einer trennenden kulturellen Vielfalt strategisch in vielerlei Hinsicht genutzt. Es werden zwar keine einzelnen Länder oder gesellschaftlichen Gruppen als abgegrenzte Kultureinheiten dargestellt, aber doch zumindest eine deutliche Linie zwischen dem Westen und dem Rest der Welt gezogen, um die Legitimität anderer, »nicht-westlicher« Kultur- und Denkmalpflegekonzepte zu verdeutlichen. Hier wird zurückgegriffen auf den sogenannten »strategischen Essenzialismus« der Postkolonialen Theorie.148 Bereits im Rahmen der Postkolonialismus-Studien war ab den 1980er Jahren die Essentialisierung, also Hervorhebung der kulturellen Verschiedenheit, auf breiter Ebene kontrovers diskutiert worden. Es wurde hinterfragt, ob sie nur negativ zu bewerten sei, da sie vor allem von Eliten genutzt wird, um den Status Quo der gesellschaftlichen Spaltung aufrecht zu erhalten, oder es auch berechtigte Formen des Kulturessentialismus gäbe. GayatriSpivak149 verteidigte die Legitimität einer Abgrenzung damit, dass sie unterdrückten gesellschaftlichen Gruppen eine Möglichkeit böte, über kollektive Ethnizität oder Kultur vorübergehend mehr Rechte, politische Beteiligung, Territorium oder Ressourcen einzufordern und hat hierfür den Begriff des »strategischen Essenzialismus« geprägt.150 Dieses spätestens seit der Nara-Konferenz auch im Kulturerbebereich erfolgreich eingesetzte Konzept des Kulturessentialismus fokussierte sich aufgrund der politischen Gegebenheiten weiterhin vor allem auf das, was »westlicher Kulturimperialismus«151 genannt wird, und nicht auf unterdrückte gesellschaftliche Grup145 146 147 148 149 150 151

Samual Huntington veröffentliche 1996 ein vielbeachtetes Buch mit diesem Titel, sh. Huntington 1996. Sh. hierzu z.B. Wong 2008. Garner 2016, S. 50-51. Zum Thema der ›Postkolonialen Theorie‹ sh. z.B. Lindner 2011b. Indische Literaturwissenschaftlerin und Mitbegründerin der ›Postkolonialen Theorie‹, sh. ht tps://www.britannica.com/biography/Gayatri-Spivak (Zugriff 31.10.19). Garner 2016, S. 50-51. Sh. Ang 2002; Tomlinson 2002.

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Die Suche nach Differenz

pen innerhalb der Staaten. Rechte von Minderheiten und kulturellen Randgruppen nicht in den Vordergrund der Verhandlungen über eine Anerkennung kultureller Vielfalt zu stellen, war sicher zu großen Teilen der heiklen Position der UNESCO und dem Engagement Japans geschuldet. Dieses setzte sich für das Konzept eines immateriellen Kulturerbes in erster Linie im Rahmen seiner Nationalstaatlichkeit ein. Nichtsdestotrotz bildeten Rechte von Minderheiten und kulturellen Randgruppen neben dem postkolonialen Diskurs eine wichtige Basis für die Diskussion um immaterielle Kulturwerte, da man Gesellschaften außerhalb der westlichen Moderne als vorrangige Produzenten dieser Kulturschätze sieht.

6. Die anthropologische Wende: Alles Kulturerbe ist immateriell?

Altstadt von Fes,Marokko, 2014.

Gambero, Depositfotos.com

Mit dem Konzept des immateriellen Kulturerbes hatte sich die Sicht auf das kulturelle Erbe grundlegend verändert. Es gab nun ein verstärktes Interesse anderer Wissensdisziplinen an dem Themenbereich. Zuvor hatten sich vorrangig Kunsthistoriker, Architekten, Praktiker der Denkmalpflege, Archäologen und Konservierungswissenschaftler mit dem Thema Kulturerbe beschäftigt, die eher den Fokus auf den Objekten hatten. Nun nahm das Interesse von Soziologen, Anthropologen, Politikwissenschaftlern oder Kulturwissenschaftlern mit primärem Blick auf

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Die Suche nach Differenz

die menschlichen und gesellschaftlichen Aspekte von historischen Gebäuden und Kunstgegenständen, aber auch Kulturlandschaften, stetig zu.1 Im Sinne einer anthropologischen Wende2 zum Wohle der bisher Unterrepräsentierten wurde eine Demokratisierung in der internationalen und auch der nationalen Kulturpolitik gefordert. Der Boden hierfür war bereits durch die postcolonial studies und die cultural studies3 bereitet. Diese hatten offengelegt, dass einerseits Kultur nicht von Politik zu trennen ist, weil über kulturelle Belange immer auch Machtverhältnisse geschaffen werden. Andererseits ist Kultur nicht gegeben, sondern ein »Prozess der Fabrikation von Bedeutungen, der das Alltagsleben organisiert«.4 Man versuchte nun darzulegen, dass Kulturerbe kein absoluter Wert innewohnt, sondern die Gesellschaft diesem erst Werte zuschreibt. Dies mache die Wertschätzung subjektiv, manipulierbar und für die Politik nutzbar. Kritisch ging man aber nicht nur mit der politischen und ökonomischen Ausbeutung des Kulturund Naturerbes ins Gericht.5 Grundsätzlich sei das Erbe ein Prozess kultureller Produktion. Demzufolge seien auch alle Disziplinen, die sich mit Forschung und Praxis von Kulturgut auseinandersetzen, an dem Herstellungsprozess beteiligt.6 Dieses anmaßende Expertentum vorenthalte weiten Kreisen der Gesellschaft die legitime Einflussnahme auf das Kultur- und Naturerbe. Das geforderte Aufbrechen der »monopolistischen Umklammerung«7 des Bereichs, also die größere Einbeziehung der Gesellschaft entgegen dem elitären Expertentum früherer Jahre, war auch erklärtes Ziel der Kritischen Kulturerbestudien.8

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Gfeller 2015, S. 386. Garner 2016, S. 53-54. In den sogenannten »critical heritage studies«, einer Strömung, die sich kritisch mit den konventionellen Konzepten des Kulturerbeerhalts auseinandersetzt, wird die Hinwendung zu einem demokratischeren Umgang mit Kulturerbe als »anthropological turn« bezeichnet. Der UNESCO wird hier allerdings meist ein autoritärer und elitärer Umgang mit Kulturerbe vorgeworfen. Zu den critical heritage studies sh. auch http://www.criticalherita gestudies.org/history/ (Zugriff 31.10.19). Zu den postcolonial studies sh. Auch Fußnote 181, S. 36. Eine Einführung in die cultural studies gibt beispielsweise https://www.mediamanual.at/mediamanual/workshop/cultural/einfuehr ung/index.php (Zugriff 31.10.19). Winter 2011, S. 469. Als die ersten sehr einflussreichen Schriften nennt Smith die Bücher von Robert Hewison The Heritage Industry (1987), von Raphael Samuel Theatres of Memory (1994) und von David Lowenthal The Past is a Foreign Country (1995) und The Heritage Crusade and the Spoils of History (1998), sh. Smith 2011, S. 15. Ibid., S. 9. Garner 2016, S. 59. Das 2012 verfasste Manifest der Association of Critical Heritage Studies (ACHS) brandmarkt Expertenwissen als Fetischisierung und reiht es ein in Nationalismus, Kolonialismus, kulturellen Elitismus, westlichen Triumphalismus und auf Klasse und ethnischer Zugehörigkeit ba-

6. Die anthropologische Wende: Alles Kulturerbe ist immateriell?

Laurajane Smith setzt sich in ihrem viel beachteten Buch Uses of Heritage mit dieser Thematik auseinander. Laut ihr hat der bisher vorherrschende Umgang mit dem Erbe seinen Ursprung in den westlich-europäischen Denkmalpflegedebatten des 19. Jahrhunderts. Er konzentriere sich auf das Ästhetische und das Alter als maßgebliche Werte und entmündige die Gesellschaft.9 Bei dieser Sichtweise, so argumentiert Smith, würden Kulturerbewerte als immanent betrachtet. Die Gesellschaft werde verpflichtet das Erbe unverändert an zukünftige Generationen weiterzugeben. Als wichtige Verantwortliche für diesen aus ihrer Sicht inakzeptablen Umgang mit Kulturerbe und Naturerbe macht sie im Besonderen Fachleute und Institutionen aus, die mit dieser Ausklammerung der Gesellschaft arbeiten würden. Aufbauend auf der sich in den 1990er Jahren verfestigenden westlichen Akademisierung des Bereiches würde Kultur- und Naturerbe nur technisch und pragmatisch als zerbrechlich festgelegt und als nicht erneuerbar betrachtet. Deshalb werde es von einer elitären vermeintlich objektiven Expertenschaft gehütet, die versuche einen anderen Umgang mit dem Erbe zu unterbinden.10 Vorausgegangen war die große Reform des Welterbes im Jahr 1992, in der die Kategorie ›Kulturlandschaft‹11 die bisherige strikte Trennung von Kulturerbe und Naturerbe aufhob. Dies war ein wichtiges Zeichen gerade für indigene Gesellschaften, die diese Trennung ablehnen sowie für Siedlergesellschaften, die sich mit den Konflikten rund um die Trennung auseinanderzusetzen hatten. Ziel der Globalen Strategie für eine repräsentative, ausgeglichene und glaubwürdige Welterbeliste12 , von der UNESCO im gleichen Jahr wie die Nara-Konferenz ausgerufen, war eine Bewegung weg von einem auf Architektur fixierten Blick zu einer Einbeziehung menschlicher Komponenten von Kulturerbe. Von vielen wurde ein grundsätzlich flexiblerer Umgang mit den bisher zu starren Richtlinien gefordert.13 Aurelie Elisa Gfeller versucht anhand einer Untersuchung von Archivdokumenten von wichtigen in den Prozess eingebundenen Organisationen, allen voran die UNESCO und ICOMOS, allerdings offenzulegen, dass die sogenannte anthropologische Wende nicht, wie gemeinhin angenommen, von einem globalen Süden initiiert wurde. Vielmehr sieht sie starke Akteure aus den westlichen Ländern die Initiative ergreifen, die jedoch nicht aus den Reihen der bisher agierenden Denkmalpflegeexperten kamen. Es handelte sich um Anthropologen, Ökologen oder So-

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sierender sozialer Ausgrenzung, sh. http://www.criticalheritagestudies.org/history/ (Zugriff 31.10.19). Smith nennt dies »Authorised Heritage Discourse«, abgekürzt AHD, sh. Smith 2006 und Fußnoten 45, S. 17 und 105, S. 196. Smith 2006; Smith 2011, S. 11; Garner 2010, S. 261. Sh. https://whc.unesco.org/en/culturallandscape/ (Zugriff 31.10.19). Sh. https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-weltweit/globale-strategie-f uer-eine-repraesentative-ausgewogene (Zugriff 31.10.19). Gfeller 2015, S. 373.

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zialgeografen, die vor allem in den Siedlerstaaten mit indigenen Bevölkerungen wie Kanada, Neuseeland und Australien verortet waren.14 Interessant ist an der Analyse von Gfeller, dass sie offenlegt, dass von nun an nicht nur eine Wende zum Wohl der bisher Unterrepräsentierten und eine Einbeziehung des immateriellen Erbes zur Diskussion stand. Aufbegehrt wurde auch gegen das bisher mangelnde Entgegenkommen gegenüber den Ländern, die ein schwieriges gemischtes Erbe aus indigenen Kulturlandschaften und Siedlergesellschaften zu verwalten hatten.15 Auch wenn dies nicht unbedingt der Antrieb der Initiatoren gewesen war, stand in Folge eine grundsätzliche Wende im Umgang mit dem materiellen Kulturgut zur Diskussion. Weiterhin zeigt die Untersuchung, dass auch Mitte der 1990er Jahre die Stimmen aus den dem Westen zugeordneten Staaten innerhalb der Weltorganisationen mehr bewirken konnten als die vielen Stimmen von Delegierten aus Afrika, Lateinamerika und Asien, die sich bereits lange vor dieser Zeit gegen den Eurozentrismus innerhalb des Welterbesystems erhoben hatten.16 In dem nun folgenden Diskurs wurde der Zusammenhang zwischen Nationalismus und Denkmalkult thematisiert, von dem indigene Minderheiten aktuell betroffen waren. Besondere Schlagkraft erhielt der Bevormundungsvorwurf im internationalen Kontext. Hier wurde nicht nur der autoritäre Umgang mit dem Erbe kritisiert, sondern dieser in Zusammenhang mit der Nutzbarmachung des Kulturerbes zu Zeiten des Imperialismus und dem westlich-materialistischen Konzept von Kulturerbe gebracht, das dem Rest der Welt übergestülpt worden sei.17 Die greifbare historische Überlieferung wurde in diesem Prozess immer mehr zu einem zu vernachlässigenden Aspekt des Kulturerbeerhalts und ihre Verteidigung zulasten der gesellschaftlichen Wunschvorstellungen zu einem anrüchigen, abgehobenen Expertenkonzept.18 Darüber hinaus führte die Fokusverschiebung zugunsten der Wertschätzung des immateriellen, einem ständigen kreativen Prozess unterworfenen Kulturerbes19 wie Traditionen, Wissen, Fertigkeiten, Bäuchen 14

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Hervorgehoben ist in ihrem Artikel der Einfluss des Ökologen Ralph Slatyer, des Anthropologen Isac Chiva, aber auch der Architektin und Denkmalpflegerin Joan Domicelj, sh. Gfeller 2015. Ibid., S. 378. Auch Gfeller gesteht ein, dass es nicht das Aufbegehren gegen den Eurozentrismus des Systems war, das die 1994 ins Leben gerufene Initiative zum Wendepunkt in der Geschichte des globalen Kulturerbeerhalts macht, sondern die Tatsache, dass sich neue Disziplinen und Akteure aus der »alten Welt« hierfür einzusetzen begannen, sh. ibid, S. 377. Sh. z.B. Smith 2011, S. 18. Sh. Fußnote 8, S. 254-255. Die UNESCO Convention for the Safeguarding of the Intangible Cultural Heritage definiert in Artikel 2 das immaterielle Kulturerbe als eine Antwort auf die Umgebung und eine Interaktion mit der Natur und der Geschichte, die permanent durch Gemeinschaften und Gruppen erneuert und von Generation zu Generation überliefert werden (Artikel 2, Definitionen,

6. Die anthropologische Wende: Alles Kulturerbe ist immateriell?

und Ausdrucksformen dazu, dass vergleichsweise weniger Fachleute an der interdisziplinären Diskussion beteiligt waren, die eine Wahrung der materiellen Authentizität von historischer Bausubstanz verteidigten und hierfür Argumente vorbringen konnten. Immaterielles Kulturerbe wurde nun zunehmend als das demokratischere, spirituellere und tiefgründigere Erbe wahrgenommen. Was als Emanzipation von einer als westliche Bevormundung bis Unterdrückung empfundenen Fokussierung auf materielles Kulturerbe begonnen hatte, löste sich immer mehr davon, gealterter Substanz Wert beizumessen. In den Beiträgen der Konferenz in Nara war noch als Widerspruch stehengeblieben, eine Aufweitung des Authentizitätskonzeptes zu fordern, um auch Handwerkstraditionen in dieses Konzept einbeziehen zu können, obwohl doch Traditionen einem ständigen Wandel unterworfen sind. Im weiteren Prozess der Aufwertung des immateriellen Kulturerbes fand nun eine weitreichende Marginalisierung der Authentizitätsforderung statt, die an den zuletzt 2013 überarbeiteten Operativen Richtlinien zur Anwendung der Welterbekonvention20 nachvollzogen werden kann.21 Hier werden spirituelle Werte und Gefühlswerte als Indikatoren eines erweiterten Authentizitätskonzeptes genannt und damit der Begriff einer totalen Subjektivierung unterzogen. Auch Natsuko Akagawa legt den direkten Zusammenhang zwischen der Einführung des Konzeptes immateriellen Kulturerbes und dem Niedergang der Authentizitätsforderung dar. Er beschreibt immaterielles Kulturerbe als naturgemäß konstanten Prozess der Erneuerung, weshalb das konventionelle Konzept von Authentizität im Bereich Kulturerbe, das die Idee eines festen und definierten Ursprungs beinhalte, hier nicht anwendbar sei. Aus diesem Grund sei das Wort ›Authentizität‹ aus dem Entwurf der 1997 von der UNESCO erarbeiteten Liste von mündlich überlieferten Meisterwerken und immateriellem Erbe der Menschheit gestrichen worden.22 Auch durch andere Dokumente, wie die im Jahr 2000 in Litauen verfasste Charta von Riga23 , die Richtlinien im Umgang mit Authentizität und Rekonstruktion von Kulturerbe aufstellt, wird die seit der anthropologischen Wende zunehmende Legi-

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Punkt 1, freie Übersetzung d.V.), sh. http://unesdoc.unesco.org/images/0013/001325/132540e. pdf (Zugriff 31.10.19). Die letzte überarbeitete Version von 2013 ist zu finden unter https://whc.unesco.org/archive/ opguide13-en.pdf (Zugriff 31.10.19). Der Paragraph 83 der operativen Richtlinien lautet folgendermaßen: »Attributes such as spirit and feeling do not lend themselves easily to practical application of the conditions of authenticity, but nevertheless are important indicators of character and sense of place, for example, in communities maintaining tradition and cultural continuity.« Akagawa 2015, S. 73. Charter on authenticity and historical reconstruction in relationship to cultural heritage, sh. http:// patrimoniomundial.cultura.pe/sites/default/files/pb/pdf/Documento66.pdf (Zugriff 31.10.19).

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timierung von Rekonstruktionen auf Kosten einer Akzeptanz von geschichtlichen Brüchen und Wertschätzung historischer Materialität deutlich.

7. Resümee

Maurischer Laubengang mit Tunesiern, 1901-1903.

Wilhelm von Gloeden, Wikimedia Commons

In der hier unternommenen Analyse wurde die »große Erzählung« des westlich-modernen Kulturerbeerhalts unter anderen Vorzeichen erzählt und gleichzeitig hinterfragt. Zunächst wurden die westliche Gesellschaft, ihr Selbstverständnis als Wiege der konservierenden Denkmalpflege und Deutschland als eines der europäischen Kernländer des Konservierungsideals näher betrachtet. Im Anschluss folgte eine Auseinandersetzung mit internationalem Kulturerbeerhalt im Licht von Imperialismus, Postkolonialismus und kritischen Kulturstudien, aber auch welt-

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weiter Vernetzung von Kulturerbepolitik, Experten und Interessengruppen. Im folgenden Resümee werden diese Fäden zusammengeführt. Nicht nur die deutsche, die europäische und westliche, sondern gerade auch die internationale Denkmalpflege, für die heute die UNESCO und ihr WelterbeKonzept Sinnbild sind, bauen auf dem Theoriegebilde auf, die konservierende, auf dem Erhalt materieller Substanz basierende Denkmalpflege sei eine westliche Errungenschaft und durch die Moderne tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Dagegen teile der »Rest der Welt« dieses Ideal nicht, da er mehr in seinen immateriellen Kulturpraktiken verhaftet sei. Seit dem Aufbegehren gegen westliche Bevormundung im Rahmen des Postkolonialismus, spätestens mit der Konferenz von Nara 1994, habe sich die nicht-westliche Welt von den Idealen der Charta von Venedig distanziert. Die Hintergründe für diese polarisierende Unterscheidung in einen »modernen Westen« und einen »vormodernen Rest der Welt« finden sich in der in Kapitel 3 vorgenommenen Untersuchung der europäischen Kolonisierung und »Verwandlung der Welt«1 nach westlichen Vorstellungen, die durch einen stilisierten Gegensatz von »modern« und »vormodern« inszeniert und gerechtfertigt wurde. Dies war nicht erst ein Markenzeichen des 19. Jahrhunderts, wie Walter Benjamin2 mit Verweis auf Martin Heideggers Aufsatz Die Zeit des Weltbildes3 darzulegen versuchte. So sehr die ab 1851 stattfindenden Weltausstellungen auch Sinnbild der kolonialen Aneignung sind,4 hat bereits die »Entdeckung der neuen Welt« gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein europäisches »Plus Ultra«5 Selbstbewusstsein und einen Expansionsdrang erzeugt, welche im Laufe der kommenden Jahrhunderte mit Hilfe von Aufklärung, industrieller und wissenschaftlicher Revolution mit »Moderne« aufgeladen werden konnten. In den letzten Jahren rückte das Zusammenspiel von Kulturguterhalt und Imperialismus zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Auseinandersetzung.6 Wie die Geschichtswissenschaft eine entscheidende Rolle übernahm, aus einer transkulturellen Geschichte eine westliche zu machen,7 so wurden auch die am

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Osterhammel 2011. Benjamin, Walter (1927-1940) Das Passagen-Werk. Unvollendet. Erschienen im Suhrkamp Verlag 1982. Heidegger 1950a. Heidegger bezeichnet die Neuzeit als »Zeitalter des Weltbildes«, da sich der Mensch in dieser Zeit als Subjekt über eine Welt als Objekt erhebt und sie sich »aneignet«. Maßgeblichen Einfluss auf diese Veränderung habe die Wissenschaft gehabt. Ein besonders wirkmächtiges Bild sieht Finkelde im Eiffelturm, der 1889 zur Weltausstellung in Paris eingeweiht wurde und den Besuchern die Möglichkeit bot, von oben auf die Welt zu schauen, sh. Finkelde 2007, S. 168. Jochum 2017. Sh. beispielsweise Falser 2015; Swenson/Mandler 2013. Herren et al. 2012, S. 17-18.

7. Resümee

Kulturerbeerhalt beteiligten Disziplinen durch die imperialistische und nationalistische Politik ihrer Staaten instrumentalisiert. Denkmalpflege wurde zu einem wichtigen Teilbereich der europäischen »Zivilisierungsmission«. Mittels moderner Methoden der Untersuchung, Inventarisierung und Konservierung sollte die Unfähigkeit der außereuropäischen Welt aufgezeigt werden, ihre Kulturschätze zu erhalten. Die imperialen Staaten nutzten zudem dieses Betätigungsfeld, um einen Konkurrenzkampf über moderne Wissenschaftlichkeit und Fürsorge für den Erhalt des Kulturbesitzes auszufechten.8 Andererseits entwickelte sich parallel eine transnationale Wissenschafts- und Denkmalpflegekultur, laut Astrid Swenson von »Kulturerbe-Internationalisten« getragen,9 die in Übersee nicht selten Standards entwickeln und durchsetzen konnte, die in den europäischen Mutterländern nicht möglich waren. In diesen von Michael Falser als »Kontaktzonen«10 bezeichneten Plattformen fand ein Austausch über Ideen, Werte und Informationen statt, an dem nicht nur transnationale Partnerschaften innerhalb der imperialen Staaten Anteil hatten, sondern durch Mitarbeit oder Widerstand auch in die Systeme eingebundene Institutionen oder Personen der kolonisierten Länder.11 So kontrovers im Besonderen seit Ende des 19. Jahrhunderts in Europa der Erhalt historischer Gebäude diskutiert und umgesetzt wurde, war auch die imperiale Denkmalpflege geprägt von den widerstreitenden Polen einer Sehnsucht nach einerseits authentischer Materialität der wissenschaftlich und modern verwalteten Relikte einer untergegangenen Zeit und andererseits der Nostalgie für Denkmalerneuerung durch traditionell arbeitende Handwerkskultur, die in den Mutterländern durch zunehmende Industrialisierung zum Untergang verdammt zu sein schien. Es war also dieses Spannungsverhältnis aus Tradition und Moderne, das auch den Erhalt von Kulturerbe bestimmte. Wie in Kapitel 2 analysiert wurde, durchzieht das Spannungsfeld Moderne und Tradition die Geschichte des Kulturerbeerhalts als nicht lösbarer innerer Konflikt. Bei aller Widersprüchlichkeit jedes Modells kann man die Geschichte der Denkmalpflege bzw. des Kulturerbeerhalts als Versuch lesen, diesen Konflikt durch Ordnung zu bändigen. Die Ost-West-Dichotomie wurde so ein wichtiger Eckpfeiler des Kulturerbeerhalts.12 Mit der Konstruktion des »Anderen«, also »vormodernen Osten« oder »globalen Süden« im Gegensatz zum »modernen Westen oder Norden«, konnte Europa sich selbst seiner aufgeklärten Modernität vergewissern und das Ideal erklärbar machen, Geschichtszeugnisse

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Swenson 2013b; Falser 2015b, S. 4. Swenson 2016, S. 6. Falser benutzt hier einen von Mary Louise Pratt entwickelten Begriff, sh. Pratt (1991) »Arts of the Contact Zone«, in: Profession, S. 33-40. Falser 2015b, S. 5-6; sh. auch Sengupta 2013 und 2015. Sh. auch Hassard 2006, S. 362-363.

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Die Suche nach Differenz

so wenig wie möglich zu verändern. Gleichzeitig konnte die Sehnsucht nach traditioneller Idylle, nach menschlichem Maß und lebendigen Handwerkstechniken, in das »Andere« transferiert werden und somit beidem ein legitimer Platz in der Welt zugeordnet werden. Statt Widersprüche als unlösbaren Konflikt sich verändernder Gesellschaften zu akzeptieren, wurde der Umgang mit historischem Kulturgut in eine »große Erzählung« von der europäischen Moderne eingebettet.13 Wann man auch immer den Beginn dieses »europäischen Sonderwegs« ansetzt, ist das westliche Selbstbild in den letzten Jahrzehnten verstärkt kritisiert worden. Es wird die Frage gestellt, ob der Westen weniger einen Sonderweg bestritten, sondern vielmehr ein »Sonderbewusstsein« entwickelt hat.14 »Moderne« übernimmt im okzidentalen Überlegenheitsdenken, wie auch der gesetzte Gegenpol der »Tradition«, die Funktion »einer Schaffung von Gruppenidentität […], wobei hier dem Element des Auserwähltseins im Sinne von Abgrenzung und Selbstdefinition Bedeutung zukommt«15 . Die Sozialwissenschaften setzten sich schon ab den 1960er Jahren mit dem Zusammenwirken von Tradition und Moderne auseinander.16 Es konnte herausgearbeitet werden, was man eine binäre Opposition nennt, also das Nebeneinanderexistieren und die gegenseitige Bedingtheit von Tradition und Moderne in einer Gesellschaft. Samuel Huntington sieht Modernisierung sogar als ein, die Traditionen stärkendes Element.17 Johannes Heesterman spricht von einem »inneren Konflikt in den Traditionen«18 , um zu verdeutlichen, dass auch Traditionen flexibel und pluralistisch sind. Da Veränderungen einzelne Gruppen immer mehr betreffen als andere, kann man auch von einem inneren Konflikt in Gesellschaften sprechen. Einen Schritt weiter geht die Hypothese einer »Erfindung von Tradition«19 , die sich vor allem auf die mit der Nationenbildung im 19. Jahrhundert in Zusam13

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Jochum weist darauf hin, dass in Deutschland vor allem der Soziologe Max Weber dieses Bild einer okzidentalen Sonderentwicklung mit seinen Schriften stark geprägt hat. Sein Wirken fällt in die Zeit, als sich auch Deutschland in die Reihe der Kolonialmächte einreihte, sh. Jochum 2017, S. 31-38. Ibid., S. 14. Mückler 2012b, S. 18. Sh. beispielsweise Gyekye 2011, Galland/Lemel 2008, Coulmas 2003 und Heesterman 1985. Bereits 1967 thematisiert Gusfield in einem Artikel, dass traditionelle Gesellschaften keineswegs statisch, normativ konsistent oder strukturell homogen seien und Tradition und Moderne sich innerhalb einer Gesellschaft nicht ausschließen, sh. Gusfield 1967. Allerdings wurde in westlicher Literatur lange noch vorausgesetzt, der Übergang von traditioneller zu moderner Lebensweise sei bei außereuropäischen Gesellschaften selbstverständlich an dem westlichen Vorbild orientiert, sh. beispielsweise Gusfield 1968. Huntington 1971; Galland/Lemel 2008. Heesterman 1985. Sh. Hobsbawn/Ranger 2010. Mückler weist darauf hin, dass entgegen dem englischen Titel The invention of tradition der Titel der deutschen Ausgabe Die Erfindung der Nation. Zur Karriere

7. Resümee

menhang stehende, oft konstruierte Identitätsstiftung durch vermeintlich historische Traditionen konzentriert. Dieser wiederum steht eine Auseinandersetzung mit der »Erfindung der Moderne« gegenüber, die Jochum bereits im 15. Jahrhundert mit der Entdeckung Amerikas und der imperialistischen Eroberung der Welt verknüpft sieht.20 Traditionalismus und Modernismus21 , also die erfundene Tradition und die konstruierte Moderne sind somit Versuche, durch Manipulation eine Gruppenidentität zu kreieren und werden in engem Zusammenhang mit Nationalismus und Imperialismus gesehen.22 In Anlehnung an Eric Hobsbawn und Terence Rangers Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Nationenbildung und konstruierter nationaler Identität durch erfundene Traditionen23 wird am Beispiel Deutschlands in Kapitel 2.6 aufgezeigt, wie Traditionalisierungsprozesse, Nationalismus und Kolonialismus zur Festigung der jungen Nation genutzt wurden.24 Der deutsche Sonderfall besteht in der verspäteten Reichsgründung im Vergleich zu anderen Nationen und des hiermit einhergehenden Gefühls, bei der Aufteilung der Welt zu kurz gekommen zu sein.25 Die kolonialen Gebiete spielten »eine zentrale Bedeutung in der Neuformung der reichsdeutschen Identität«26 . Mit der Konstruktion einer erfundenen historischen Kontinuität und Berufung auf wichtige Persönlichkeiten wie »Gutenberg, Goethe, Schiller, Händel, Bach und Beethoven«27 , untermauerten Kolonialpropagandisten die besondere Eignung des deutschen Volkes, überseeische Gebiete zu kolonisieren, denn kein Volk hätte so große Kulturleistungen vollbracht wie die Deutschen. Konnte man sich zunächst unter diesen Vorzeichen noch vorstellen, die kolonisierten Völker zu besseren, moderneren Menschen zu machen, wurden nach und nach eine reine deutsche Rasse und die deutsche

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eines erfolgreichen Konzepts deutlicher auf den Kern der Debatte verweist, sh. Mückler 2012b, S. 13. Sh. Jochum 2017 und Chakrabarty 2010. Mückler unterscheidet eine »echte« Tradition von »artifiziellem« Traditionalismus und zitiert Rothermund, der Traditionalismus definiert »als die bewusst selektive TraditionsInterpretation […], die Solidaritätsstiftung zum Ziel hat und deshalb solche Elemente der Tradition, die mit diesem Ziel nicht vereinbar sind, entweder schlicht verleugnet oder apologetisch umzudeuten versucht« (Rothermund, D. (1989) »Der Traditionalismus als Forschungsgegenstand für Historiker und Orientalisten«, Saeculum 40/2, S. 142-148), sh. Mückler 2012b, S. 13. Dieser Definition entsprechend wird hier auch Moderne von Modernismus unterschieden. Sh. hierzu auch Gillen/Devleena 2007. Sh. Fußnote 19, S. 262-263. Pfeifer 2012. Pfeifer legt dar, dass die koloniale Inbesitznahme außereuropäischer Gebiete allerdings keine politische Strategie war, sondern vor allem aus wirtschaftlichen Gründen von Interessengruppen initiiert worden war, sh. ibid., S. 125. Ibid., S. 128. Ibid., S. 125.

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Die Suche nach Differenz

Nation synonym verwendet.28 Diese Kombination aus Nationalismus und Rassismus, aufbauend auf traditionalistischen Elementen einer Erfindung Deutschlands als uralte arische Kultur- und Kolonialnation und einer modernistischen Überlegenheitsphantasie aufgrund neuester, vermeintlich unbesiegbarer Kriegsmaschinerie, gab es im Deutschen Reich, aber machte Kolonialismus nachfolgend auch zu einem wichtigen strategischen Element für die Rechtfertigung der nationalsozialistischen Expansionsbestrebungen.29 Wie in Kapitel 2 und 3 auch dargestellt werden konnte, unterscheidet sich Deutschland trotz der deutschen Sondersituation in dem Punkt einer wechselseitigen Abhängigkeit von nationaler Selbstvergewisserung durch Traditionalismen und gleichzeitiger Legitimation der kolonialimperialistischen Expansion durch Berufung auf europäische Modernität nicht von anderen Nationen.30 Einerseits konzentrierte sich die konkurrierende Nationalstaatlichkeit auf nationalistische Interpretationen der Vergangenheit und Beweisführung durch historischen Kulturbesitz,31 andererseits wurden »Moderne« und »Zivilisiertheit« zu zentralen Elementen der Rechtfertigungs- und Wettkampfstrategie der Mächte um Einfluss und der Erhalt bedeutender Kulturschätze in Übersee zu einem ihrer wichtigsten Gradmesser. Als Legitimation für die Neuorganisation der Welt wurde dem »modernen«, europäisch-aufgeklärten Denkmalbewusstsein eine unzivilisierte Geringschätzung historischer Kulturschätze gegenübergestellt, die allerdings nicht nur per se den unterworfenen Gesellschaften, sondern auch schon einmal den konkurrierenden Mächten vorgeworfen wurde. Indikator für die Modernität eines Landes wurde hingegen eine auf Wissenschaftlichkeit aufgebaute Inventarisierung der Kunstschätze und eine auf postuliertem Geschichtsbewusstsein aufbauende Konservierungsdoktrin, die historisches Kulturgut zu Zeugnissen der Vergangenheit 28

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Ibid., S. 124-129. Ungeachtet dessen gab es in Deutschland, wie in anderen Nationen auch, aus den unterschiedlichsten Gründen, aber auch aus humanistischen Gründen, heftige Ablehnung der Ausweitung europäischer Herrschaft auf außereuropäische Gebiete, sh. S. 147 und Fußnoten 904 und 905. Wie Pfeifer ausführt, gab es diese Gegenstimmen auch unter Forschern. Die Afrikaforscher Gustav Nachtigall und Heinrich Bart beispielsweise haben den durch sie erforschten Gesellschaften den gleichen Status eingeräumt wie den europäischen, sh. ibid., S. 124. Ibid., S. 132-133. Holenstein sieht diese Art der Konstruktion europäischer Modernität als vollkommen ungerechtfertigt. Das, was europäische Moderne ausmacht, also Errungenschaften in Wissenschaft, Technologie und Kunst, wie auch Werte, soziale Institutionen und Alltagskultur, würde nur das zurückbringen, was von europäischer Seite zu früheren Zeiten in erheblichem Maße von außereuropäischen Kulturen übernommen worden wäre. Zudem sei beispielsweise Bildung bis zur europäischen Aufklärung in asiatischen Gesellschaften stetiger verfolgt worden als in Europa, sh. Holenstein 1997, S. 52-66. Ashworth/Larkham 1994b, S. 1-4.

7. Resümee

werden ließ und der Erneuerung durch traditionelle vormoderne Handwerkstechniken in den eroberten Gebieten gegenübergestellt wurde. Seit den späten 1970er Jahren waren es vor allem die postkolonialen und die subalternen Studien,32 die den »okzidentalen Sonderweg« einer breiten Kritik aussetzten. Der Westen, so die These, habe durch die wissenschaftliche Erforschung den »Orient« als das, dem modernen Westen entgegengesetzte, »Andere« erst erfunden und damit eine Differenz konstruiert, die dann instrumentalisiert wurde, um dieses »Andere« zu beherrschen. Mit der These raubten die postkolonialen Studien den europäischen Wissenschaften sozusagen die Unschuld und stigmatisierten sie als Handlanger des Imperialismus.33 Obwohl sich die Wissenschaftsdisziplinen diffamiert fühlten, denn eine Vielzahl von Wissenschaftlern traten ja für eine Würdigung außereuropäischer Kulturleistungen ein, war die Kritik weit fundamentaler, als nur eine vorsätzliche Hilfestellung für den imperialistischen Machterhalt zu unterstellen. Sie richtete sich an eine eurozentrische Philosophie, Geschichtsschreibung und Sozialwissenschaft, die sich anmaßten, ihre eigenen europäischen Erfahrungen zum Beurteilungsmaßstab für andere Gesellschaften zu machen.34 Hier setzt auch der zweite tiefgreifende Kritikpunkt an, der Widerspruch gegen die Überheblichkeit der westlichen Moderne als vermeintlich alternativloses Entwicklungsmodell anmeldet. Der Mitbegründer der subalternen Studien, Dispeh Chakrabarti, forderte, Europa endlich diesen Weltmaßstab abzuerkennen und es zu »provinzialisieren«.35 Wie in Kapitel 3.4 herausgearbeitet werden konnte, war in den Kolonien bereits während der Befreiungskämpfe der Zwiespalt zwischen Aufbruch in die Moderne nach westlichem Vorbild und Selbstvergewisserung durch Reklamation auf Traditionen ein schwieriger Aushandlungsprozess gewesen. Beide Strategien wurden für den Widerstand eingesetzt.36 Obwohl durch Experimentieren mit und Adaptieren von Elementen der als westlich definierten Moderne versucht wurde, 32

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Gebräuchlich ist vor allem der englische Ausdruck »postcolonial studies«. Hieraus gingen die »subaltern studies« hervor, die sich nicht nur auf das Machtgefälle von Kolonisatoren und Kolonisierten beschränken, sondern allgemein den Unterdrückten eine Stimme geben wollten, sh. beispielsweise Spivak 1988 unter dem Titel Can the subaltern speak?. Vor allem Edward Saids Buch Orientalism wird als wegweisend angesehen, denn Said trug die Kritik am eurozentrischen Verhalten auch in die wissenschaftlichen Disziplinen, sh. Said 1979. Chakrabarty 2010, S. 41ff. Auch Heidrich unterstreicht in Rückgriff auf Osterhammels »Geschichtsdiskurs«, dass sich die europäische Philosophie und Geschichte im Laufe des 19. Jahrhunderts ihres »außereuropäischen Ballasts« entledigt, damit den universalistischen Geist der Aufklärung begraben und diese Gesellschaften im wissenschaftlichen Diskurs damit »geschichtslos« gemacht hätte, sh. Heidrich 1997, S. 209-2010. Chakrabartys Buch trägt den deutschen Titel Europa als Provinz, während das englische Original unter dem Titel Provincializing Europe im Jahr 2000 erschien. Heidrich 1997, S. 198-199.

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Die Suche nach Differenz

sich durch gesellschaftliche und institutionelle Modernisierung von der Unterdrückungsmacht zu befreien, wurde doch der Rückgriff auf die vorimperialistische Vergangenheit, einschließlich oft stilisierter oder erfundener Traditionen, zur wichtigen Strategie, die oft sehr heterogenen Gesellschaften zu einen. Im Vordergrund stand zunächst, die Differenz von moderner und zivilisierter zu traditioneller und barbarischer Gesellschaft, die von den Imperialmächten aufgebaut worden war, durch Assimilation zu verkleinern oder zu überbrücken. Zunehmend jedoch wurde im Laufe des Befreiungskampfes die Differenz zur westlichen Moderne hervorgehoben und der Westen und seine Moderne versucht, als menschenverachtend zu entlarven. Diese negative Bezugnahme auf die erzwungene imperialistische Identität und der Wunsch nach »eigener Geschichte«37 war sowohl eine Reaktion auf das offensichtliche Ausgegrenztwerden aus dem »Club der Moderne«, als auch auf die Desillusion gegenüber den Auswirkungen dieser Moderne.38 Die Zurückweisung der als fremd und erzwungen betrachteten modernen westlichen Lebensweise wurde vor allem rhetorisch von den intellektuellen Eliten der Kolonien ausgefochten. Weniger Stimmen gab es, oder diese blieben ungehört, die die Moderne auch für ihre Gesellschaften reklamierten, also die aktive Rolle der außereuropäischen Gesellschaften am globalen Prozess des Wandels und ihren Status als »Laboratorien der Moderne« herausgestellt hätten.39 Ungehört blieben zudem viele Stimmen in den Befreiungsbewegungen, die eine »ganzheitliche Auffassung von menschlicher Zivilisation und Menschheitsgeschichte vertraten«40 . Stattdessen setzte sich auch außerhalb Europas der Nationalismus durch, ungeachtet der Tatsache, dass gerade Nationalismus ein eng mit der westlichen Moderne verknüpftes Konstrukt ist und in den meisten Fällen die kolonialen Gebiete erst durch eine mehr oder weniger willkürliche Grenzziehung zu politischen Einheiten geworden waren. Dieses Konzept eignete sich jedoch besser als alle anderen, zu einer Ethnien- und kulturelle Unterschiede überbrückenden Konstruktion einer gemeinsamen Identität.41 Zunehmend wurden Kulturschätze und ihr Erhalt wichtige Bausteine dieses Konzepts und auch für den Widerstand gegen Fremdherrschaft instrumentalisiert. Kapitel 4.5 beschäftigt sich mit der Leitbildfunktion Japans für viele Länder, die von den europäischen Mächten arrogant als vormoderne Gesellschaften abgewertet wurden und Selbstbestimmung anstrebten. Das Land hatte sich lange erfolgreich gegen Fremdherrschaft gewehrt. Trotz der Öffnung und rapiden Modernisierung

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Exenberger 2012, S. 72-73. Mishra 2013, S. 260, 368. Sh. hierzu auch Fußnote 161, S. 173. Heidrich 1997, S. 2010-2011. Hobsbawm 1992, S. 161-163.

7. Resümee

nach westlichem Vorbild hatte Japan seine Kultur behauptet und einen starken Nationalismus hervorgebracht. Auch im Umgang mit Kulturerbe diente Japan als Vorbild. Einerseits hatte es zur gleichen Zeit wie europäische Länder begonnen, Denkmalpflege zu einem wichtigen Pfeiler des nationalen Selbstverständnisses zu machen, und konnte dem »modernen Westen« damit auf Augenhöhe begegnen. Andererseits war der Inselstaat schon früh seinen eigenen, selbstbewussten Weg gegangen, nicht nur materielle Kulturgüter als Zeugnisse einer im westlichen Verständnis vormodernen Vergangenheit wertzuschätzen, sondern ein Bewusstsein für den großen Wert und die Fragilität der historischen Kulturtechniken zu entwickeln. Hiermit stand es in klarem Gegensatz zu den sich als modern definierenden westlichen Staaten, die den Gebrauch von historischen Kulturtechniken und Traditionen als antimoderne Relikte betrachten, von denen sich die Gesellschaft im Laufe des Modernisierungsprozesses gelöst hatte. Während an diesem Weltbild grundsätzlich kaum gerüttelt wurde, stand doch im Zeitalter des Postkolonialismus ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aufgezeigt in Kapitel 5, die Relevanz der westlichen Moderne für andere Weltgegenden auf dem Prüfstand. Viele Staatsgebilde des globalen Südens hatten sich zunächst in ihrer Kulturerbepolitik auf die Charta von Venedig berufen. Aber die Charta wurde zunehmend zum Inbegriff einer eurozentrischen Sicht auf das Kulturerbe, die alles nach dem westlichen Maßstab der materiellen »Authentizität« beurteilt.42 Dieser Begriff tauchte hier erstmals in einem offiziellen Dokument der Denkmalpflege auf und wurde erst 1977 in den Operativen Richtlinien für die Anwendung der Welterbekonvention wirkmächtig. Mag der Begriff ›Authentizität‹ auch neu gewesen sein, so war die Suche nach Echtheit und Wahrheit ein Urthema der Denkmalpflege, an dem sich die bedeutendsten europäischen Denkmalpfleger, unter anderen John Ruskin und Alois Riegl um das Jahr 1900 bereits abgearbeitet hatten43 und mit dem es auch in der kolonialen Denkmalpflege viele Jahrzehnte Erfahrung gab.44 Zur Zeit der Konferenz in Venedig und im Jahrzehnt danach waren viele ehemalige Kolonien damit beschäftigt, ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen oder ihre Selbständigkeit zu festigen. Für viele dieser außereuropäischen, oft jungen Staaten, war eine nationale Definition über Kulturschätze und deren Erhalt wichtig, um die Gesellschaft zusammenzuschweißen und zur Gemeinschaft der modernen Kulturstaaten zu gehören. Zum Schlüssel hierfür wurde die Unterzeichnung der Charta von Venedig und der anschließend 1972 auf den Weg gebrachten Welterbekonvention und der diesen Dokumenten zugrundeliegenden Konservierungsdoktrin.

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Sh. Genovese 1995a und 1995b; Hardy 2008. Sh. Dehio 1914 [1901]; Dehio 1914 [1905]; Riegl 1905; Morris 1877; Ruskin 1849. Sh. Seite 147 und Fußnote 16.

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Die Suche nach Differenz

Es ist kein Zufall, dass die Charta von Venedig als das wohl wichtigste Referenzdokument der modernen Denkmalpflege zu einer Zeit verfasst wurde, als die großen Wiederaufbauleistungen nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen waren. So konnte die »große Erzählung« eines auf materieller Authentizität basierenden Kulturguterhalts weitergeschrieben werden. Der Erfolg der Charta von Venedig, die in Kapitel 4.2 näher betrachtet wurde, ist in engem Zusammenhang mit der Nachkriegszeit zu sehen, in der das Expertentreffen zustande kam, und beruhte auf einer vermeintlichen Übereinkunft zwischen Denkmalpflege, Stadtplanung und Gesellschaft. Dieses Einverständnis erwies sich als nicht so tragfähig wie gedacht und wurde begleitet von verpassten Gelegenheiten, die nationale und internationale Vergangenheit auf breiter gesellschaftlicher Ebene aufzuarbeiten. Ein fragiler Konsens zwischen Vertretern einer zeitgenössischen Formensprache in der Architektur und Denkmalpflegern wurde, wie in der Charta von Venedig nachzulesen, geschlossen, indem man sich darauf einigte, den Bruch mit der Vergangenheit nicht nur zwischen neuen und alten Gebäuden sichtbar zu machen, sondern auch innerhalb eines Gebäudes zu zeigen. Trotz des Versuchs, mit unschöner Vergangenheit zu brechen, wurde wichtigen Fragen aus dem Weg gegangen: weder die problematische Position vieler Denkmalpfleger während des Krieges noch die Schwierigkeiten des Wiederaufbaus, in dem die Denkmalpflege oft kaum mehr als nur kleine Inseln historischer Substanz verteidigen konnte, führten zu einer Analyse und Revision der Nachkriegsdenkmalpflege.45 Der verschämte Umgang mit der Diskrepanz zwischen prinzipientreuer Theorie und pragmatischer Praxis durchzog nicht nur den Umgang mit historischer Substanz, sondern auch den mit Rekonstruktionen im Krieg zerstörter Gebäude. Obwohl der rekonstruierende Wiederaufbau der polnischen Altstädte wegen seiner Tendenz, beschönigenden Schauwert mit versteckter zeitgenössischer Bequemlichkeit zu kombinieren, durchaus zwiespältig betrachtet wurde46 , wurde doch zwischen gerechtfertigter und unberechtigter Rekonstruktion unterschieden. Vor allem die Vielzahl von Einzelrekonstruktionen oder Altstadterneuerungen in Nachkriegsdeutschland wurde in Anbetracht deutscher Kriegsschuld als »Aufarbeitungsverweigerung«47 bezeichnet. Die verpasste Chance einer gesellschaftlich breit geführten Diskussion um Geschichtsfälschung und »die Unfähigkeit zu trauern«48 , konnte man lediglich bei den Kriegsschuldigen anprangern. Ein Hinterfragen der Rekonstruktionspraxis

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Hubel 2011b, S. 131; Hubel 2005c, S. 239. Kritiker dieser auf Schauwert reduzierten Rekonstruktion historischer Bausubstanz prägten den abwertenden Begriff ›Polonisierung‹ in der Denkmalpflege, sh. Kuhne in Herber 2014, S. 358-359. Falser 2008, S. 95. Falser nennt hier als eindrücklichstes Beispiel die Rekonstruktion des Goethehauses in Frankfurt a.M. 1947-51, sh. Falser 2008, S. 94-97. Sh. Mitscherlich und Mitscherlich 1967.

7. Resümee

von Völkern, die unverschuldet derart großes Leid erfahren hatten wie die Polen, war hingegen heikel.49 Weit wichtiger als die Rechtfertigung von Rekonstruktionen in Frage zu stellen – die Praxis zeigt,50 dass immer eine Rechtfertigung gefunden wird – wäre jedoch gewesen, öffentlichkeitswirksam zu hinterfragen oder gar zu klären, welchen Nutzen diese Art von geschönter Fassadenästhetik tatsächlich für eine Gesellschaft hat. Die theoretischen Grundlagen für eine breite gesellschaftliche Diskussion waren ja bereits vorhanden. Sie sind um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert von Georg Dehio, Alois Riegl und anderen gelegt worden.51 Zudem hatte der Wiederaufbau der polnischen Städte vor Augen geführt, dass bei Rekonstruktionen fast immer nur das als schön empfundene Bild, aber nicht das als unbequem empfundene Alte wiedergewonnen werden soll. Diese verpasste Chance war auch eine verpasste Chance der Denkmalpflege, als Experten für »die krummen Wege des Esels«52 diese gegen die »Utopien der neuen Städte«53 zu verteidigen und damit die »Unwirtlichkeit unserer Städte«54 zu bremsen.55 Die in der Charta von Venedig getroffene Übereinkunft zwischen Denkmalpflege und zeitgenössischer Architektur führte vor allem in Deutschland dazu, dass die auch nach dem Krieg noch bestehende städtische Denkmallandschaft zugunsten der Vorstellungen modernen Städtebaus extrem ausgedünnt wurde. Schließlich bekannte man sich ja zu einem, auch optisch umgesetzten, Bruch mit der Vergangenheit. Dieser Konsens zwischen Denkmalpflege und zeitgenössischer Architektur, eigentlich gegen die Praxis historistischer Bauweise und Rekonstruktion 49 50 51

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Zur Diskussion um die Aufnahme der rekonstruierten polnischen Altstadt von Warschau in die Welterbeliste sh. Mager 2016, S. 100-110. Aktuelle Beispiele sind das vom IS und den Taliban zerstörte frühbuddhistische oder antike Kulturerbe in Afghanistan, dem Irak und Syrien. Scheurmann merkt im Jahre 2005 eine immer noch bestehende Aktualität der Diskussion um 1900 an: »In Zeiten des allseits postulierten Denkens in Synergien lässt sich in den hundert Jahre alten Texten so manche aktuelle Gebrauchsanweisung entdecken. […] Gefährdet ist das kulturelle Erbe heute nämlich in ähnlichem Maße wie damals – nur tragen die modernen ›Trugbilder‹ andere Gewänder. Wie sagte doch Dehio 1914 [1901]: »Das bedrohte Heidelberg liegt überall«, sh. Scheurmann 2005, S. 41. Le Corbusier gebrauchte in seinem 1925 erschienenen Buch Urbanisme, 1929 in deutscher Übersetzung erschienen, den Vergleich zwischen dem krummen Weg, den der Esel benutzt als Antithese zum modernistischen Konzept der Planbarkeit eines funktionalistischen und geometrischen Städtebaus, sh. Hansar 2013, S. 92. Diese krumme und gewachsene Struktur der historischen Bebauung und Altstadtquartiere fiel nach dem Krieg vielerorts einer neuen Stadtplanung zum Opfer. Der krumme Eselspfad wird heute in sein Gegenteil verkehrt als Synonym für verfehlte und inhumane funktionalistische Stadtplanung gebraucht. Hubel sieht bei der Denkmalpflege der Nachkriegszeit »eher Verständnis für die Utopien der neuen Städte« und dementsprechend zwar eine Verteidigung bedeutender Einzeldenkmäler, aber nicht der Altstadtensembles, sh. Hubel 2011b, S. 132. Mitscherlich 1965. Sh. hierzu auch Wilkens 2005b, S. 2013-2018.

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Die Suche nach Differenz

historischer Bauten gerichtet,56 hatte der Rekonstruktionspraxis über »das Recht auf Identität« eine Hintertür gelassen, die von Befürwortern aufgegriffen wurde. Die Welle an Sympathie für alte Gebäude und Denkmalpflege, die das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 begleitete, kann deshalb, wie in Kapitel 2.7.5 untersucht wurde, nicht losgelöst von einem als gescheitert wahrgenommenen Städtebau der Moderne57 und einer tiefen Krise des urbanisierten Lebens58 betrachtet werden, gegen die sich die Bürger auflehnten. Hierbei ging es allerdings weit weniger um den Erhalt einer ungeschönten Geschichtslandschaft, als vielmehr um den Erhalt oder auch die Wiedergewinnung einer als menschenwürdig empfundenen Umwelt. Im Fokus dieser Zeit eines allgemeinen Bewusstseinswandels, der ja kein neues Phänomen war, sondern als Gegenposition zu radikaler Stadterneuerung historische Vorläufer hatte,59 stand die »alte Stadt«. Es entwickelte sich der Begriff ›Ensembleschutz‹, weil man die verlorengegangene Geborgenheit der Altstädte als Gegenbild zu anonymer und nüchterner Großstadtarchitektur zurückwünschte. Symptomatisch für die beiden, bis heute nicht aufgeklärten Missverständnisse zwischen Denkmalpflege und Gesellschaft, ist die vom Deutschen Nationalkomitee für das internationale Denkmalschutzjahr 1975 veranstaltete und vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege konzipierte Wanderausstellung Eine Zukunft für unsere Vergangenheit als Teil des deutschen Beitrags zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975. Vor allem die plakative Gegenüberstellung abweisender Neubauten und heimeliger Altstadtidylle war auf die Gefühle von unzufriedenen Bürgern abgestimmt, die der Ausstellung und dem Denkmalschutzjahr die gewünschte gesellschaftliche Zustimmung garantieren sollten.60 Verkannt wurde, dass die beschworene große gesellschaftliche Resonanz des Denkmalschutzjahrs, und das nicht nur in Deutschland,61 auf bürgerschaftlichen Wünschen nach sozialer und schöner Stadtarchitektur basierte, in der bei fehlender historischer Stadtbebauung durchaus auch Rekonstruktionen von Stadtidylle einen Platz einnehmen 56 57 58 59

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Beide Begriffe tauchen jedoch nicht im Dokument auf! Mager 2016, S. 107; Falser/Lipp 2015, S. 35. Baumeister et al. 2017, S. 7-8. Bereits um 1900 wurde die malerische Qualität der Altstädte entdeckt. Das Interesse für Morphologie und Stadtbild führte dazu, dass viele Altstädte umfangreich überformt wurden. Auch namhafte Denkmalpfleger, »welche in Bezug auf Einzeldenkmäler eine restaurierungskritische Haltung vertraten« (Fischli 2016, S. 51) beteiligten sich an der Kosmetik der Altstädte, sh. Fischli 2016. Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Wert der Altstädte wieder herausgearbeitet. Falser und Lipp wie auch Tragbar weisen darauf hin, dass Gustavo Giovannoni in Italien, aber zeitgleich auch andere Persönlichkeiten in europäischen Ländern, deutlich Position für den Wert der Altstädte bezogen hatten, sh. Falser/Lipp 2015, S. 36; Tragbar 2016. Schneider 1975. Sh. hierzu die anderen Beiträge in Falser/Lipp 2015, unter anderem Brandt 2015 und Scarrocchia 2015.

7. Resümee

durften. Auch die von denkmalpflegerischer Seite lange Zeit akzeptierte und dann revidierte Missachtung der Gründerzeitstadtviertel, die von vielen Bewohnern als erweiterte Altstadt mit großen Wohnqualitäten wertgeschätzt wurde, ist Teil dieser zu wenig aufgearbeiteten Verständigungsschwierigkeiten zwischen Fachleuten und Bürgern. Eigentlich hatten dieser gesellschaftliche Widerstand, die kritischen Kulturstudien ab den 1970er Jahren sowie der Rekonstruktionsboom ab den 1980er Jahren längst das Missverständnis offengelegt, das schon lange zwischen denkmalpflegerischer Expertenschaft und den Bürgern vorhanden ist. Menschen, denen es vor allem um die Verbesserung ihrer sozialen Situation, um Heimatgefühl oder auch eine als schön empfundene Umwelt geht, können »die Forderung nach Originalität und Integrität«62 und die »aus ihrer Sicht abgehobene Bewertung«63 , dass ein alt aussehendes Haus weniger wert ist als ein alt seiendes Haus, oft nicht nachvollziehen. Zudem hat der »autorisierte Erbediskurs«, der dem Expertentum vorwirft, der Gesellschaft ihren legitimen Anspruch auf Mitsprache über Kulturerbepolitik zu verweigern, bei inhaltlichen Auseinandersetzungen die Fronten weiter verhärtet. Die Untersuchung sozial- und kulturwissenschaftlicher Hintergründe in westlichen Ländern deutet darauf hin, dass sich Menschen für Belange der Denkmalpflege bzw. für das Kulturerbe engagieren, weil sie diese mit Begriffen wie »Heimat«, »Erlebnisgesellschaft« und »Nostalgie« in Verbindung bringen.64 Bereits im 19. Jahrhundert hatten sich Bürgerbewegungen in Europa und darüber hinaus für Belange der Denkmalpflege eingesetzt, oft nicht nur national, sondern auch international vernetzt. Triebfeder war meist der Versuch, die Heimat vor einer als Bedrohung empfundenen Modernisierung und Industrialisierung zu schützen, die selbst Grenzen überschreitend wirksam war.65 Heimat, Traditionen oder einfache Lebensweise sind Begriffe, die nicht einer politischen Strömung zuzurechnen sind,

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Plate 2014, S. 88. Ibid. Altrock et al. 2010, S. 81. Frühe englischsprachige Literatur zu dem Themenbereich sind Hewison 1987; Lowenthal 1985; Hobsbawn/Ranger 2010 [1983]. Swenson bezeichnet die Vereine »Sozial- und Lebensreformbewegungen« und nennt hier beispielsweise für England die Commons Preservation Society, 1865 gegründet, die Society for the Protection of Ancient Buildings (SPAB), 1877 gegründet und den 1894 gegründeten National Trust. In Frankreich waren das vor allem der 1887 gegründete L’Ami des Monuments und die Société pour la Protection des Paysages de France (SPPF), 1902 gegründet. In Deutschland sind zu nennen die Tage für Denkmalpflege, 1900 gegründet und der Bund Heimatschutz, 1904 gegründet. Diverse dieser Vereine waren beispielsweise auf dem ersten internationalen Kongress für Denkmalpflege im Rahmen der Pariser Weltausstellung 1889 zugegen, sh. Swenson 2008, S. 92ff. und Fußnoten 1033, S. 170 und 1437, S. 256.

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Die Suche nach Differenz

weshalb diese gesellschaftlichen Initiativen keineswegs immer eng an einen Nationalismus gekoppelt waren. Auch die Bürgerbewegungen ab den späten 1960er Jahren bilden ein breites politisches Spektrum ab. Vergleichbare Strömungen gab es auch in anderen von der Moderne und Industrialisierung überforderten Gesellschaften, wie beispielsweise in Japan. Neben, vom deutschen Bund Heimatschutz66 , inspirierten nationalistischen Bewegungen um die 1920er Jahre67 waren dies die in Kapitel 4.5.1 näher betrachteten Protestbewegungen Machizukuri68 und Machinami Hozon69 , die sich nach der Modernisierung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg gegen die Zerstörung der traditionellen Wohnkultur wandten. Gemein ist diesen Bewegungen offensichtlich, dass sie sich als Widerstand gegenüber einer »technokratischen, auf Expertenwissen basierenden«70 Politik verstehen, die auch im Rahmen der Befreiungsbewegungen und der postkolonialen Diskussion ab Mitte des 20. Jahrhunderts als Zusammenhang von Macht und Kultur thematisiert wurde. Die Formierung der neuen Fachdisziplinen ab den 1970er Jahren71 , die sich umfangreich am Themenkomplex ›Kultur‹72 abarbeiteten, forderten schließlich eine in Kapitel 6 aufgezeigte »anthropologische Wende«73 im Sinne einer Demokratisierung der Kultur- und auch Kulturerbepolitik. Dem kulturellen Erbe74 wird in diesen Bewegungen als Identität stiftendes Element eine große gesamtgesellschaftliche Bedeutung beigemessen.75 Der Fokus des Interesses liegt dabei jedoch weniger auf Geschichte als auf Erinnerung und weniger auf Kulturerbe als auf dem Menschen als Gestalter und Deuter dieses Erbes.76 Die Wende wurde sowohl von Kritikern aus den Reihen der mit Kulturerbepolitik beschäftigten Experten als auch von Bürgerbewegungen gefordert. Sie ist an die Vorstellung geknüpft, dass selbst Werte von materiellem Kulturerbe nicht in der Materie verankert sind, sondern gesellschaftlich erarbeitet, hinterfragt und

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Der Bund Heimatschutz wurde 1904 vom Musiker und Naturschützer Ernst Rudorff gegründet. Nishimura 1995, S. 177. Sh. Fußnote 145, S. 206. Sh. Fußnote 146, S. 206. Wagner-Kyora (2004) in Altrock et al. 2010, S. 81; Akagawa 2015, S. 64. Zu nennen sind hier vor allem die postcolonial studies, cultural studies, subaltern studies und gender studies. Zu den Debatten der kulturellen Wende bzw. den cultural turns sh. Bachmann-Medick 2018. Sh. S. 254 und Fußnote 2. Der Ausdruck ist eng verknüpft mit der »anthropologischen Wende«, da historische Kulturzeugnisse nun nicht mehr als Kulturbesitz oder Kulturgut bezeichnet werden, sondern als Erbe auf eine emotionale Verbundenheit hinweisen. Meier bezeichnet »›Identität‹ als gern benutzten, wenn auch wenig reflektierten Ausdruck«, sh. Meier 2009, S. 142. Sh. hierzu Terdiman 1993.

7. Resümee

immer neu verhandelt werden, weshalb der Gesellschaft grundsätzlich ein Mitspracherecht über Kulturerbepolitik zugestanden werden muss. Neben der autoritären, auf Expertentum basierten nationalen Kulturerbepolitik wurde vor allem der Eurozentrismus bzw. die Dominanz des westlichen Kulturerbekonzeptes kritisiert, die viel zu sehr auf die Authentizität des materiellen Kulturerbes fixiert seien und dieses Konzept dem Rest der Welt übergestülpt hätten. Waren die UNESCO und ihr Welterbeprogramm bis in die frühen 1990er Jahre von westlichen Vertretern und in westlichen Ländern gelegenem Welterbe dominiert, wurde nun die Position afrikanischer, asiatischer und lateinamerikanischer Länder gestärkt. Vernakulare, indigene, aber auch industrielle Kulturzeugnisse wurden als wichtiges Erbe der Menschheit erkannt und die Trennung in Kultur- und Naturerbe der Menschheit durch die Einführung der Kulturlandschaft zumindest teilweise aufgehoben.77 Die in Kapitel 5.4 behandelte Aufwertung des immateriellen Kulturerbes, also der Kulturtechniken, stellte schließlich in mehrfacher Weise einen weiteren wichtigen Schritt der »anthropologischen Wende« dar. Erstens sollte durch die Aufwertung des immateriellen Erbes als gleichberechtigtes Erbe, eine »Förderung des globalen Südens«78 oder anders gesagt des »seinen Traditionen verhafteten globalen Ostens« erreicht werden. Zweitens war die Aufwertung des immateriellen Erbes ein Aufbegehren gegen bisherige autoritäre, auf Expertentum fokussierte Kulturgutverwaltung. Den als schützenswert definierten kulturellen Ausdrucksformen liegt die Idee zugrunde, von lokalen Gemeinschaften produziert und getragen, von Generation zu Generation weitergegeben und derart auch einem Wandel unterzogen zu sein. Daher kann, so die Überlegung, im Gegensatz zum materiellen Erbe kein Erhalt ohne die Träger oder Produzenten des immateriellen Kulturerbes möglich sein. Dies trägt grundsätzlich zur Stärkung dieser Gruppen bei.79 Viele versprachen sich dadurch auch, traditionelle Kulturtechniken ausübenden Gruppen, wie

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1992 wurde die Kategorie der Kulturlandschaft im UNESCO-Welterbe eingeführt, sh. https:// whc.unesco.org/en/culturallandscape/#1 (Zugriff 31.10.19). Eggert/Mißling 2015, S. 65. Ibid., S. 64. Eggert und Mißling weisen allerdings darauf hin, dass dieser Aspekt des »community empowerment« einerseits die Staaten bei der Umsetzung der Konvention vor große Herausforderungen stellt, da es oft schwierig ist zu erfassen und zu definieren, welche Individuen oder Gruppen berechtigte Träger des immateriellen Kulturerbes sind, und dies auch zu zwischenstaatlichen Konflikten führt. Andererseits ist der Begriff des »community empowerment«, also der Ermächtigung von Gemeinschaften irreführend, denn die letzte Entscheidung über den ganzen Prozess verbleibt bei den Staaten. Eggert und Mißling legen darüber hinaus dar, dass die Konvention den Vertragsstaaten durch die Erfassung und Listung sogar mehr Entscheidungsgewalt verleiht, als dies normalerweise in nationalen rechtsstaatlichen Rechts- und Verfassungsordnungen der Fall ist, sh. Eggert/Mißling 2015, S. 66, 75.

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beispielsweise indigenen Völkern und Minderheiten80 , zu ihrem Recht auf kulturelle Selbstbestimmung zu verhelfen. Ein weitreichender Aspekt der Wende war aber auch, dass sich der Fokus der Kulturerbepolitik verschob. Stand früher das Kulturerbe im Zentrum, war nun der Mensch als Kulturerbeproduzent in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt.81 Die Vorstellung, dass nicht nur Kulturgut wie beispielsweise Tanz, Musik oder Handwerkstechniken produziert werden, sondern alles Kulturerbe immateriell ist,82 weil Menschen durch Wertbeimessung erst Kulturerbe »konstruieren«, permanent weiterentwickeln und neu verhandeln, legitimiert nun nicht nur das grundsätzliche Recht der Bürger, Mitsprache in Belangen des Kulturerbeerhalts einzufordern. Sie verbrieft auch die als problematisch anzusehende Idee, Werte von Kulturerbe als flüchtig und permanent neu verhandelbar zu betrachten. Wie in Kapitel 5.3 analysiert, wurde die im November 1994 in Japan abgehaltene Nara Conference on Authenticity zwar vordergründig eine Verhandlung über verschiedene Standpunkte bezüglich dem, was an Kulturerbe als echt, wahrhaft und wichtig erscheint. Sie hatte aber vor allem das Ziel, die bis dahin postulierte weltweite Gültigkeit der vorrangigen Bewahrung des materiellen Kulturerbes aufzukündigen und dem immateriellen Kulturerbe zu einer gleichwertigen Anerkennung zu verhelfen. Von nun an sollte jede Kultur eigene Wertmaßstäbe setzen können und hiermit die Welterbeliste auch für Kulturgut jenseits europäischer Monumentalarchitektur öffnen. Die Konferenz in Nara war ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg, der 2003 im UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes gipfelte. Wie kein anderes nicht-westliches Land hatte Japan institutionell, wirtschaftlich und kulturell eine gute Stellung, die Emanzipation von westlichen Kulturerbewerten zu erreichen. Durch die »Provinzialisierung«83 des Westens, also der Aberkennung seines Weltmaßstabs, sollten die UNESCO und das gesamte Feld des Kulturerbeerhalts revolutioniert werden. Es kann nur vermutet werden, welche Gründe dazu führten, dass der Begriff ›Kultur‹ hier wie auch im weiteren Verlauf des Prozesses nicht tiefgreifend hinterfragt wurde. Ein entscheidender Punkt ist sicher, dass in erster Linie die Überwindung des Eurozentrismus auf der Tagesordnung stand und man dem »Westen« als das »vereinte Andere« mehr Gewicht entgegenzusetzen hatte. Darüber hinaus

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Sh. hierzu vor allem Antons/Logan 2018. Um nur einige jüngere Publikationen zu nennen, sei hier verwiesen auf Weiler/Gutschow 2017; Franz/Vinken 2014; Albert/Rinbeck 2015; Harrison 2013; Macdonald 2013; Juneja/Falser 2013; Anheier/Isar 2011; Wohlleben 2009a; Ashworth et al. 2007; Smith 2006. Smith 2011. Sh. Fußnote 18, S. 147 und Fußnote 99, S. 195.

7. Resümee

konnte über die Beibehaltung der »großen Erzählung« vom modernen geschichtsbewussten Westen und einem vormodernen traditionsverhafteten Rest der Welt auch diesem Westen eine Zustimmung zur Erweiterung des Erbekonzeptes abgerungen werden, denn das westliche Selbstbild musste auf diese Weise nicht hinterfragt werden. Die genauere Untersuchung der Denkmalpflege in Japan in Kapitel 4.5.1 und 4.5.2 zeigt mehrere Schwachpunkte dieser Polarisierung auf. Der Bereich der japanischen Denkmalpflege formte sich, vergleichbar mit den westlichen Industrienationen, als ein Amalgam aus hohen wissenschaftlichen Standards und historischer Bautradition und Japan nimmt seitdem eine führende Rolle in der historischen Bauforschung und Entwicklung von Konservierungsmethodik ein.84 Wie kein anderes Land außerhalb des sog. »Westens« hätte sich Japan also dafür angeboten, die Brücke über Kulturen zu schlagen. Über die auch von der UNESCO mitgetragene Ost-West-Polarisierung wurde hingegen Japan für seine Kompetenz in Pflege und Schutz des immateriellen Kulturerbes exotisiert und instrumentalisiert, um die Gleichberechtigung des Konzeptes des immateriellen Kulturerbes international durchzusetzen. Zum einen wurde das »Land der aufgehenden Sonne« zum Musterland für den Erhalt des immateriellen Erbes ernannt, obwohl auch in Japan die Problematik eines Aussterbens von wichtigen Kulturtechniken offensichtlich ist. Zudem war Teil des »Kulturkonstrukts« ein vermeintlich vollkommen anderer Umgang mit materieller Substanz in Japan. So dienten, wie Larsen es formuliert, diese Beispiele »des japanischen Ideals, historische Bauten stilrein zu restaurieren, als Beweis für die fundamentale Inkompatibilität mit internationalen Denkmalpflegestandards«85 , obwohl der japanische Umgang mit historischer Substanz im Guten wie im Schlechten mit dem im Westen vergleichbar ist.86 Um die Notwendigkeit einer Stärkung der außereuropäischen Kulturtechniken, im Besonderen der traditionellen Bautechniken, zusätzlich zu untermauern, wurde die Erneuerung materieller Substanz außerhalb des Westens mit einer Vorliebe für vergängliche Materialien und dem problematischen Klima gerechtfertigt, obwohl der Erhalt historischer Bausubstanz den Westen sowohl klimatisch wie materialtechnisch vor ähnliche Herausforderungen stellt. Das schwierige diplomatische Konstrukt, Japan als Vertreter der vormodernen Welt zu instrumentalisieren, wird auch daran deutlich, dass gleichzeitig die spät erfolgte japanische Ratifizierung der UNESCO-Welterbekonvention belohnt wer-

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Larsen 1994a, S. 155. Ibid., S. 156, Übersetzung d. V. Sh. Kapitel 4.5.1.

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den und die Aufnahme japanischer Kulturschätze in die Welterbeliste gerechtfertigt werden sollten.87 Die als Antwort auf westlich dominierte Kulturerbepolitik zu verstehenden Beschlüsse der Nara-Konferenz und das UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes, haben die Trennung von Kulturtechniken und ihren historischen Produkten verstärkt, da immaterielles Kulturerbe als eine eigene Kategorie eingeführt wurde. Nur in seinem Gebrauch als Gegenkonzept zu der bisherigen Fokussierung auf das materielle Erbe ist überhaupt zu verstehen, warum die Wahrhaftigkeit oder Authentizität des immateriellen Kulturerbes einseitig in der Lebendigkeit, also der permanenten Veränderung und Weiterentwicklung der entsprechenden Kulturtechnik gesucht wird, obwohl sie doch nur Kulturerbe ist, wenn sie als alte Technik vermeintlich wenig Veränderung erfahren hat.88 Paradoxerweise wird das immaterielle Erbe hiermit einer latenten Gefahr der »Versteinerung« und »Musealisierung«89 unterworfen, um seinen Kulturerbestatus zu legitimieren. Aus Imagegründen oder kommerziellen Interessen werden lebendige kulturelle Praktiken im Sinne eines Erhalts ihrer Authentizität »eingefroren«.90 Zudem haben die in den Kapiteln 4 bis 6 beschriebenen Entwicklungen, Materialität im Laufe der letzten Jahrzehnte als vermeintlich elitäres und westlich-autoritäres Konzept abgewertet. Wie an der Rolle Japans in der internationalen Kulturerbepolitik dargestellt werden konnte, haben sowohl Prozesse der Verschiebung von Einfluss und Macht innerhalb der UNESCO und darüber hinaus, aber auch das Engagement von Wissensdisziplinen wie den critical heritage studies, die dem Menschen eine zentrale Position im Kulturerbediskurs zuerkennen, diese Verschiebung in Gang gesetzt. Materielles Kulturerbe und seine Verteidigung wurden hierbei zunehmend als westlich-autoritär verdächtigt; immaterielles Kulturerbe dagegen als das demokratischere Erbe ohne koloniale Vorbelastung wahrgenommen. Auch Rodney Harrison sieht die Problematik daraus erwachsen, dass mit zunehmender Popularität des immateriellen Kulturerbes das Materielle an Bedeutung verlor und Gefahr läuft, nur noch als »Behälter« für dieses zu fungieren.91 Mit der in Kapitel 5.4 vorgestellten Einführung des UNESCO-Konzeptes des immateriellen Kulturerbes im Jahr 2003 war also die Chance vertan, sich aus der Ost-West-Dichotomie92 zu lösen. Mit dieser Weichenstellung wurde stattdessen

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Larsen 1994a, S. 158-164. Ibid., S. 343. Eggert/Mißling 2015, S. 65. Ibid. Harrison 2013, S. 112, 137. Pattberg verweist in seinem Buch auf diesen Begriff und vertritt die These eines Gesetzes der Differenz, sh. Pattberg 2009.

7. Resümee

dem orientalistischen Konzept einer auf westlichem Geschichtsbewusstsein basierenden Konservierungsphilosophie ein okzidentialistisches Konzept einer auf traditionellen und spirituellen Werten aufbauenden Erneuerungsphilosophie entgegengesetzt. Deutlich zeigt sich hier das in anderen Wissensdisziplinen umfangreich aufgearbeitete Phänomen der binären Opposition als Versuch einer Selbstvergewisserung, indem »das Andere« zur »kulturellen Antithese«93 und »Projektionsfläche des eigenen Weltbilds«94 gemacht wird.95 Anstatt also Eurozentrismus und Orientalismus, die sich immer noch in den Strukturen der internationalen Kulturerbepolitik finden,96 zu widersprechen und sie endlich zu überwinden, wird dem ein Selbst-Orientalismus97 entgegengesetzt, der den »Osten« zu einem erträumten Ort von Traditionsverwurzelung und Spiritualität werden lässt. Diese Re-orientalisierung wurde, wie vorher dargelegt, bereits als anti-koloniale Strategie seit Beginn des 20. Jahrhunderts eingesetzt98 und erlebte in den 1990er Jahren, also in der Zeit, als auch die Nara Conference on Authenticity stattfand, im Rahmen einer Wiederentdeckung »asiatischer Werte« eine Renaissance.99 James G. Carrier erinnert daran, dass der Westen dieses nur wenig der Realität entsprechende Bild der westlichen Gegebenheiten mit einem Selbst-Okzidentialismus, in diesem Fall also dem stilisierten Bild der starken, konsequenten Kultur des Erhalts der materiellen Substanz und der Stärke der im Westen erbauten Gebäude, selbst produziert hat. Er verweist hierbei auf einen unterschiedlichen Standard, der bereits bei der anthropologischen Forschung eingeführt worden sei. Diese verwende zwar große Anstrengungen darauf, Nuancen, Komplexitäten und Zusammenhänge in den untersuchten außereuropäischen Gesellschaften offenzulegen, hätte aber eine

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Porra/Wedekind 2017, S. 7. Ibid., S. 15. Sh. auch Young 2001; Carrier 1995; MacKenzie 1995. Einen guten Überblick über die immer noch wirkmächtigen eurozentristischen Konzepte und die kolonialistische Politik der UNESCO gibt Menkell 2013. Sh. hierzu Lau/Mendes 2012. Sh. S. 260 und Fußnote 1465. Pattberg nennt als wegweisenden Text einer panasiatischen Bewegung auch das Buch The Ideals of the East, das der Japaner Okakura Kakuzo 1904 veröffentlicht hat. Grundsätzlich wird beobachtet, dass das Aufbegehren gegen westliche Vorherrschaft und Kolonisierung oft dazu führt, dass Opposition gegen den Westen ein wichtiger Teil der Identität wird. Dieses auch als castom (Kaste) bezeichnete Konzept versucht das zu erhalten oder wiederzubeleben, was als gesellschaftliche Traditionen erkannt wird. Der Begriff geht zurück auf ethnographische Untersuchungen in Melanesien, wo eine idealisierte Wiedereinführung einheimischer Sozialpraktiken als eher statisches und essentialistisches Konzept beobachtet wurde, sh. Carrier 1995b–c, S. ix–13. Pattberg 2009, S. 56. Zu dieser Zeit entstanden auch diverse Abhandlungen zu Unterschieden in der Denkmalphilosophie in »Ost« und »West«, sh. vor allem Menon 1996 und 1994.

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weit verbreitete Oberflächlichkeit an den Tag gelegt, die westliche Gesellschaft zu charakterisieren.100 Bei der vollkommen zu Recht demaskierten Politik des autoritären Erbediskurses, der trotz des seit vielen Jahren anhaltenden »Heritage-Boom«101 auf diversen Ebenen offensichtlich zu einer Entfremdung der Gesellschaft von den Werten ihres Kulturerbes geführt hat, haben auf der anderen Seite die »anthropologische Wende« und die Aufwertung der immateriellen Kulturerbewerte als Gegenmodell zu westlich-elitärem Fokus auf das Materielle zu ernüchternd wenig Demokratisierung geführt. So beurteilen auch Aditya Eggert und Sven Mißling die UNESCOKonvention zum immateriellen Kulturerbe als bisher nicht erfolgreich für die angestrebte Stärkung von Interessen und Mitsprache der Kultur produzierenden Gruppen. Im Gegenteil gibt es über den Prozess der Nominierung und Verwaltung eher eine weitere Stärkung der Machtposition der staatlichen Organe und einflussreichen Beteiligten.102 Während im Bereich des materiellen Kulturerbes der Eurozentrismus also nicht überwunden scheint,103 wird auch das Konzept des immateriellen Kulturerbes inzwischen politisch und wirtschaftlich weitreichend instrumentalisiert.104 Ein tatsächliches Aufbrechen des »autoritären Erbediskurses«105 hat also nicht stattgefunden.106 Es wäre jedoch verfehlt, die internationalen Organisationen, allen voran die UNESCO, dafür verantwortlich zu machen, dass Konventionen und Beschlüsse in erster Linie staatliche Souveränität bedienen oder nicht von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Da zwischen den einzelnen Staaten erhebliche Interessenkonflikte bestehen, ist es sehr langwierig und mühsam, Veränderungen auf den Weg zu bringen. Der Veränderungsprozess wird vornehmlich von mächtigen und einflussreichen Mitgliedsstaaten gesteuert oder blockiert.107 Umso wichtiger erscheint al100 Carrier 1995b, S. ix. 101 Harrison 2013, S. 68. 102 Ibid., S. 116; Eggert/Mißling 2015, S. 76-77. Auch Seng sieht einen Wandel stattfinden, in dem die internationalen Welterbekonferenzen zunehmend zu »politischen Bühnen« werden und »in den letzten Jahren kaum mehr ein Vertragsstaat allein durch Fachleute, sondern durch Diplomaten vertreten wurde«, sh. Seng 2012, S. 11, 18. Für das Einklagen von Menschenrechten, Kulturrechten oder Umwelterhalt haben sich im letzten Jahrzehnt vor allem transnationale Zivilgesellschaftsgruppen und Nichtregierungsorganisationen als kritische Stimmen etablieren können, sh. Winter 2015a, S. 1005. 103 Meskell 2013. 104 Diplomatisches Geschick und Macht entscheiden über die Eintragung in die Liste des immateriellen Erbes. Vorreiter sind hier potente Staaten wie China und Japan, die heute die meisten Ausdrucksformen immateriellen Kulturerbes in die Welterbeliste eingetragen haben, sh. Eggert und/Mißling 2015, S. 73. 105 Smith 2006. 106 Ibid., S. 73. 107 Eggert/Mißling 2015, S. 76.

7. Resümee

lerdings die Erfüllung des »Kerngeschäfts« der UNESCO, das der Völkerverständigung. Die hier vorgenommene Analyse versuchte auch offenzulegen, dass materielles und immaterielles Kulturerbe untrennbar zusammengehören.108 Die über das Weltkulturerbekonzept vorgenommene Trennung war eine politische Entscheidung, die einer Revision bedarf. So wie immaterielles Kulturerbe materielle Komponenten hat, denn Kulturtechniken sind eng verbunden mit Objekten, Gebäuden und Landschaften, sind auch Objekte mit ihren Entstehungstechniken eine untrennbare Einheit eingegangen. Sicherlich hat auch diese Revision keine einfacheren Antworten parat. Es ist ja gerade die simplifizierende Trennung von »westlicher« Konservierung materieller Substanz entgegen ständiger Erneuerung immateriellen Kulturerbes im »Rest der Welt«, die vermeintlich einfache Antworten auf die Fragen nach »traditioneller Gesellschaft«, »moderner Gesellschaft« und deren Umgang mit Kulturerbe zu geben versucht. Die Komplexität der Aushandlung zwischen Tradition und Moderne sollte auf der großen Bühne der Welterbepolitik eingestanden werden, denn die plakative Ost-West-Dichotomie im Kulturerbeerhalt gehorcht zuallererst und auf Kosten des kulturellen Erbes politischen Zielsetzungen. Zum Schluss bleibt die Feststellung, dass das Bild der »westlich-modernen Gesellschaft mit einem seit Ende des 18. Jahrhunderts zunehmenden historischen Bewusstsein als Folge der geistigen Leistung von Aufklärung und Französischer Revolution und den Auswirkungen der Industriellen Revolution«109 weder einer Analyse standhält noch zielführend ist. Diese Vereinnahmung des Konservierungskonzeptes als »westlich-moderne« Errungenschaft hat die substanzerhaltende Denkmalpflege über den Imperialismus, die Nationalstaatenbildung, die nachfolgende postkoloniale Diskussion und die kritischen Kulturstudien zu einem vermeintlich autoritären und elitären Konstrukt werden lassen. Der in diesem Konstrukt inhärente Ethnozentrismus weigert sich Kulturerbeerhalt in einem großen Zusammenhang zu sehen, der Tradition und Moderne zu einem jede Gesellschaft durchdringenden und die Welt umspannenden Aushandlungsprozess macht. Die unbestritten wichtige kritische Auseinandersetzung mit Macht- und Wissensstrukturen in der Kulturerbepolitik hat auf diesem Wege Materialität von Kulturerbe abgewertet und in anderen Weltgegenden eine Abwehrhaltung gegen den Erhalt der historischen Substanz gefördert und somit eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Werten erschwert. Darüber hinaus hat das westliche Selbstbild einer aufgeklärten Gesellschaft mit tief verwurzelter Achtung und Liebe für das historische Kulturerbe uns 108 Auch Seng 2014 befasst sich mit der artifiziellen Trennung von materiellem und immateriellem Kulturerbe. 109 Sh. beispielsweise Philippot 1996b, S. 268.

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offensichtlich daran gehindert, das gesellschaftliche Bewusstsein für Denkmalwerte und die gesellschaftliche Stellung der Denkmalpflege hinreichend kritisch zu hinterfragen und nicht nur in Fachkreisen, sondern gesamtgesellschaftlich zu diskutieren.

8. Der Wert historischer Substanz

Verlassenes Haus auf der Insel Brac, Kroatien, 2016.

Martina Oeter

Die als westliches Konzept postulierte Konservierungsdoktrin sieht Wahrhaftigkeit oder Authentizität gewahrt, wenn möglichst viel der historischen Materie erhalten wird, damit diese vom Fluss der Geschichte, also von Alter, aber auch von Veränderung und Zerstörung Zeugnis ablegen kann. Die »moderne westliche Gesellschaft« definiert sich hier selbst als vom Fluss der Geschichte abgekoppelt, sieht sich nur noch als wissenschaftlich geschulter Beobachter dieses Geschichtsflusses,1 1

Pattberg 2009, S. 294.

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sucht aber über den Erhalt der Geschichtszeugnisse die ihr Sicherheit gebende Verbindung zur Geschichte. Zelebriert wird dieser Mythos vom Bruch mit der Geschichte auf vielschichtige Weise. Eine Möglichkeit ist, Zeuge des Verfalls zu werden. Diese passive Haltung ist jedoch keine Option für den »modernen aktiven Menschen«. Jeder Eingriff, um ein Zeugnis vor dem allzu schnellen Verfall zu retten, wird hingegen den Fluss der Geschichte und die Altersspuren der Materie verändern. Eine Erneuerung durch traditionelle Handwerkstechniken verbietet sich aus zwei Gründen. Einerseits hat sich die moderne industrialisierte Gesellschaft von der historischen Handwerkstradition gelöst, andererseits würden dem Objekt auf diese Weise die Spuren der Geschichte, also seine »Authentizität«, genommen. Als eine letzte Option bleibt, den Eingriff zum Erhalt des Objektes so auszuführen, dass die Geschichtsspuren weiterhin sichtbar bleiben. Moderne Konservierungsmethoden und -materialien, die einerseits auf naturwissenschaftliche Untersuchungen und Erkenntnisse aufbauen und andererseits auf meist industriell produzierte Materialien verweisen, bieten die Möglichkeit, Schadensmechanismen und Alterungsprozesse zu beheben oder zumindest zu verlangsamen, ohne dass das historische, also »authentische« Material ersetzt werden muss. Der Eingriff verändert im Idealfall also kaum die sichtbaren Geschichtsspuren des Objektes. Die zweite verbleibende Option ist, den Eingriff selbst als Bruch mit der Geschichte zu inszenieren, also sichtbar zu machen, welche »authentischen« Teile des Objektes nach dem Eingriff noch erhalten sind. Moderne Baumaterialien und zeitgenössische Formensprache greifen hier durch Ersatz der geschädigten oder zerstörten Substanz optisch in den historischen Bestand ein, aber zeigen sich deutlich als Bruch mit der Geschichte, also als nicht »authentische« Zufügungen. Widersprüchlich ist dieses »moderne« Konzept in mehrfacher Hinsicht. Einerseits ist der optische Bruch durch zeitgenössische Zufügungen kein Phänomen unserer Zeit, sondern in der Geschichte eher die Regel als die Ausnahme. Wir unterscheiden uns in dieser Hinsicht nicht von unseren Ahnen, allenfalls verwischen sich für uns historische Stil- und Materialbrüche. Andererseits konzentriert sich der idealerweise kaum sichtbare Eingriff einer Konservierung auf die optische Unversehrtheit der originalen Substanz, verändert aber Geschwindigkeit und Qualität der Alterung. Durch den Einsatz von Konservierungsmaterialien wird aus der historischen Substanz oft eine moderne Substanz, die möglicherweise vollkommen andere Alterungseigenschaften haben wird. Eine Konservierung verändert also historische Substanz tiefgreifend, vermittelt aber den Anschein, sie nur zu »erhalten«. Eine weitere Problematik in diesem Konzept ist, dass der bewusst durchgeführte Bruch mit traditioneller Handwerkstradition breite Gräben erzeugt hat. Die Entwicklung eines professionellen Expertentums, das, mit wissenschaftlicher Methodik ausgestattet, im Laufe des 20. Jahrhunderts den Erhalt des Kulturerbes übernommen hat, hat die Gesellschaft von ihren Kulturzeugnissen entfremdet und sie

8. Der Wert historischer Substanz

zu staunenden Beobachtern gemacht.2 Diese Entfremdung gilt es in Beziehung zu setzen zu der in den letzten Jahrzehnten zunehmenden Kritik, der Gesellschaft sei ihr legitimes Mitbestimmungsrecht entzogen worden.3 Weitergehend hat der Bruch mit traditionellem Handwerk auch dazu geführt, dass die sich professionalisierende Konservierungsdisziplin eine »Anti-Handwerksbewegung«4 wurde und so zum Niedergang der Wertschätzung des Handwerks beitrug. Dies erscheint umso paradoxer, da doch historische Gebäude, Oberflächen und Gegenstände Zeugnisse historischer Kulturtechniken sind. Die Konstruktion der »modernen Gesellschaft«, die sich definiert als von traditioneller Gesellschaft grundsätzlich verschieden, hat materielles Kulturerbe hiermit abgekoppelt von immateriellem Kulturerbe, also den Kulturtechniken ihrer Erzeugung. Vor allem die »anthropologische Wende« sowie die polarisierende Trennung von materiellem und immateriellem Kulturerbe und das hierfür gebrauchte Konstrukt einer Authentizitätsaufweitung haben dazu beigetragen, dass es heute viel weniger um das Kulturerbe selbst geht, sondern vor allem um die, die es produzieren. Mit diesem »discursive turn«5 wird aber alles der Idee unterworfen, dass Kulturerbe ständig neu gemacht und neu verhandelt wird und dies auch legitim sei. Salvador Muñoz-Viñas sieht die Disziplin sich zunehmend wegbewegen von dem Wunsch, Wahrheiten zu erhalten in Richtung des Erhalts von Bedeutungen.6 Dem ist entgegenzusetzen, dass jeder Eingriff in die Substanz eines historischen Gebäudes immer schon von dem Wunsch getrieben war, selektiv einzelne Wahrheiten oder Bedeutungsschichten herauszuarbeiten und andere zu tilgen, auch wenn die Triebfeder der Maßnahme tatsächlich die Suche nach Wahrhaftigkeit oder Authentizität war. Nicht hier unterscheidet sich das Heute vom Gestern. Wie anders könnte man den Erfolg des Weltkulturerbes sonst erklären, wenn nicht mit der Suche nach dem Authentischen, Einzigartigen, zu dessen Besuch Touristen aus der ganzen Welt anreisen? Wie kann man die Rekordsummen auf dem Kunstmarkt erklären, wenn nicht mit einer Wertschätzung des Authentischen, Echten? Die »Reproduktionsrevolution«7 hat diese Suche nach dem Einzigartigen befeuert, das sich unterscheidet von den Millionen Kopien und Bildern, die es heute von allem gibt. Andererseits ist zu beobachten, dass zunehmend ein Markt für »Ersatzrealität«8

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Harrison 2013, S. 56. Sh. auch Smith 2006. Hassard benutzt den Begriff »anti-craft movement«, sh. Hassard 2006, S. 351. Harrison bezeichnet mit dem Begriff die Änderung des methodischen Vorgehens im Kulturerbediskurs, der im Rahmen der kritischen Auseinandersetzung mit den Effekten von Macht und Expertentum stattgefunden hat, sh. Harrison 2013, S. 9. Muñoz-Viñas 2005. »Reproductions revolution«, sh. Gordon 2009, S. 259. »Surrogate reality« nach Zeller in ibid.

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besteht, in der sich die Gesellschaft mit Produkten einer »Vintageästhetik« umgibt, die mit immer plakativeren Mitteln historisch gewachsene Substanz zitiert oder abstrahiert. Dies verweist auf die entscheidende Veränderung im Umgang mit dem kulturellen Erbe. Geändert hat sich die Blickrichtung vom Objekt zum Subjekt der Wahrheitssuche. Der Suchende ist von der Peripherie in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt und die Legitimation, dass Kriterien für Wahrhaftigkeit oder Authentizität individuell selbst bestimmt werden. Bereits die Wahrhaftigkeit der ausgelösten Gefühle ist Legitimation genug, Unerwünschtes zu beseitigen oder Verlorenes wiederaufzubauen. Eine Frage bleibt, ob die zunehmende gesellschaftliche Begeisterung für konstruierte Alterungsästhetik und Pseudorekonstruktionen verlorener Bauten ursächlich mit dem Problem zu tun hat, dass die Gesellschaft heute weitgehend abgekoppelt ist von individueller handwerklicher Arbeit und seiner Qualitätsbeurteilung. Über die »Delegierung der Bewertung von Denkmalen«9 an Experten in Behörden und Organisationen10 hat möglicherweise zu wenig gesellschaftlich relevante Beschäftigung mit Denkmalwerten stattgefunden. Vielleicht beinhaltet der Trend aber auch Unverständnis bis Protest gegenüber einer auf die gealterte Substanz fokussierten Denkmalpflegekultur, die Alter nicht mit Emotionen und Schönheit in Verbindung bringt, sondern als Gradmesser für modernes Bewusstsein ent-emotionalisiert hat. Auch Gerhard Vinken räumt ein, dass diese »fachliche Wertfeststellung«11 , auf die die Gesellschaft keinen direkten Einfluss hat, zunehmend als problematisch empfunden wird.12 Der Blick in die Geschichte der Denkmalpflege lehrt uns aber auch, dass Historie nie wirksam war als eine »messbare wissenschaftlich qualifizierbare Kategorie, sondern als eine Projektionsfläche für alle möglichen Sinnzuschreibungen«13 benutzt wurde. Seit es eine wissenschaftliche Expertenschaft gibt, die sich dafür einsetzt, historische Gebäude als Geschichtszeugnisse zu erhalten, gibt es auch ein Bewusstsein für die Grenzen, materielle Authentizität als den wichtigsten Aspekt des historischen Kulturguts gesellschaftlich zu vermitteln. Ob John Ruskin und William Morris, die in ihren Schriften14 die Moderne und den daraus resultierenden Historismus, industrialisiertes Baugewerbe und Verfall des Handwerks kritisierten, 9 10

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Vinken 2014, S. 23. Obwohl beispielsweise der Umgang in einzelnen europäischen Ländern mit Denkmalpflege unterschiedlich ist, d.h. in Deutschland und Frankreich vor allem von staatlich gegründeten Institutionen übernommen wird und in England zu großen Teilen in den Händen privater Organisationen liegt, sind es doch in beiden Fällen Fachleute, die hiermit betraut sind, sh. ibid., S. 20-24 und Schröer 2014. Ibid., S. 21. Ibid. Ibid., S. 23. Sh. Ruskin 1949; Morris 1877.

8. Der Wert historischer Substanz

Georg Dehio in seinem Bezug zur Nation oder auch Alois Riegl, der sich auf »neue altruistisch-sozialistische Stimmungen« in der Gesellschaft beruft, durchzieht der Aufruf, historische Gebäude zu konservieren und nicht durch Restaurierung zu zerstören, eine postulierte Verortung in der »Moderne« und einen entsprechenden Appell an den modernen Menschen. Gleichzeitig jedoch wird über den Versuch, nicht nur den Verstand, sondern auch das Gefühl anzusprechen, durch Heraufbeschwören eines »historischen Fühlens«15 oder »historischer Pietät«16 , »Bildung und Denkmalpflege entkoppelt«17 , um »gesellschaftliche Breite und damit gesellschaftliche Legitimität«18 zu erzielen. Alois Riegl ist mit seinem Konzept des »Alterswerts«, der entgegen dem nur für Fachleute erschließbaren »Historischen Wert« über »sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung von Alter«19 ein Denkmalwert für alle Menschen sein möchte, weiter gegangen als seine Vorläufer und Zeitgenossen. Dabei war er nicht der erste, der Altersspuren thematisierte. Auch John Ruskin hat beispielsweise das Phänomen der Spuren, die »die Zeit in die Oberfläche des Denkmals gräbt«20 , positiv bewertet.21 Riegl verknüpft jedoch die Wertschätzung des Alters explizit nicht mit Wissen, sondern mit Emotionen. Mit dieser Idee eines allgemeingültigen Menschheitsgefühls antizipiert er bereits das Konzept des Weltkulturerbes. Riegl, der in seiner Modernekritik der zurückgewiesenen Beherrschung der Natur durch den Menschen in dieser »Moderne« verortet ist22 , greift hier, wie auch Wilfried Lipp anmerkt, auf die meist als vormodern bezeichnete Naturphilosophie des Werdens und Vergehens zurück, der sich auch der Mensch unterzuordnen hat.23 Damit stellt er sich gegen die oft hervorgehobene Unterscheidung zwischen »christlich linearem Zeitkonzept« und »vormodernem zyklischem Zeitkonzept« außerhalb des »modernen Westens«.24

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Euler-Rolle zitiert hiermit Paul Weber, Professor für Kunstgeschichte in Jena, der diesen Ausdruck 1899 in einem Artikel in der Zeitschrift Die Denkmalpflege verwendete, sh. Euler-Rolle 2010a, S. 4. Dehio 1914 [1901], S. 253. Ibid. Ibid., S. 5. Ibid. Mörsch 2013, S. 36. Ibid. Lipp 1993d, S. 5. Lipp verweist ebenfalls auf den Nachfolger Riegls, Max Dvořák, der seine Schrift des Katechismus der Denkmalpflege (Wien 1918) als Gegengewicht zur Industrialisierung begreift und auf seinen Zeitgenossen Georg Simmel (1858-1918), dessen Schriften Zeitdokumente einer neuen Beschäftigung mit den Auswirkungen der Moderne auf den Menschen sind. Lipp 1993d, S. 5. Radhakrishnan 1997, S. 8, Piplani 2001, S. 80, Khanjanusthiti 1996, S. 171; Suzuki 1995, S. 399.

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Er löst sich somit über den »Alterswert« von der Vorstellung, nur der »moderne« Mensch in einer westlich aufgeklärten Gesellschaft könne Wertschätzung für Denkmalerhalt und im besonderen Substanzerhalt aufbringen. In der Tat gibt es, auch wenn dies meist negiert wird, um eine stringente Argumentation für unterschiedliche Konzepte des Kulturerbeerhalts aufzubauen, in den meisten Kulturen eine Wertschätzung von Altersspuren und Patina. Nicht erst das Konzept Riegls hat dem Vergehen der Zeit und dessen Sichtbarkeit Wert beigemessen. Vielmehr ist dies in vielen Regionen der Welt aufzuspüren, man betrachte nur mit vielen Gebrauchsspuren überlieferte Fetische Afrikas25 , mit Ruß unzähliger davor abgebrannter Butterlampen bedeckte buddhistische Wandmalereien im westlichen Himalaja26 oder den Patina-Kult Japans27 . All diesen ist aber gemein, dass sie sich im Sinne der Metaphysik mit Vergänglichkeit und dem menschlichen Sein beschäftigen, also weniger »Gefühlssache«28 als intellektuelle Auseinandersetzung sind. Hier liegt dann auch das Defizit in Riegls nur auf Emotionen ohne Wissen basierendem »Alterswert«-Konzept. Nur über die gedankliche Auseinandersetzung gelingt die Wertschätzung von Geschichtsspuren an einem Objekt,29 wie auch nur durch entsprechende Schulung des Auges diese Altersspuren von inszenierter Geschichtlichkeit unterschieden werden können. Natürlich war Riegl, wie auch anderen Denkmalpflegern seiner Zeit, diese Problematik bewusst.30 Bereits vor über 100 Jahren war aber keine Lösung in Sicht, wie das elitäre Konzept Denkmalpflege oder Kulturerbeerhalt zu einem gesellschaftlich akzeptierten Auftrag gemacht werden kann. Der heutige Boom der »Vintageästhetik« als verspätetes Erbe von Riegls »Alterswert« als reiner »Gefühlswert« zeugt von dieser immer noch ungelösten Aufgabe. Bernd Euler-Rolle fasst die Problematik so zusammen: »Wissensbildung erscheint als Basis für Denkmalsetzungen zu schmal und Denkmalwerte 25

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Ein wesentlicher Aspekt der magischen Kraft, die einem Fetisch zugeschrieben wird, ist die Erschaffung und Bewahrung eines sozialen Gebrauchswertes, der sich durch die Gebrauchsspuren ausdrückt, sh. Dawdy 2016, S. 139. Gespräche mit buddhistischen Mönchen und Tempelbesuchern bezeugen eine hohe Wertschätzung der Rußschicht an Wandmalereien. Obwohl sie die Lesbarkeit stark einschränken, sind sie doch Zeichen umfangreicher religiöser Praxis über die Jahrhunderte, sh. SkedzuhnSafir et al. 2017, S. 90. Sh. Fußnote 1297, S. 207. Mörsch nennt in diesem Zusammenhang die »Verehrung der Tränenspuren auf dem Kodex eines islamischen indischen Asketen« und »die ungestörte Patina chinesischer Bronzeglocken«, sh. Mörsch 2013, S. 40. Riegl 1905, S. 92. Euler-Rolle 2010a. Euler-Rolle zitiert Oskar Hoßfeld, Mitglied des Heimatschutzes in der Zeitschrift Die Denkmalpflege, in einem Beitrag zur Denkmalpflege auf dem Lande von 1906: »Das eigene feinere Empfinden für das Poetische und Malerische des beginnendenVerfalls, für das Stimmungsvolle der durch die Zeit differenzierten Farbenwerte darf der Konservator vom Bauern nicht verlangen«, sh. Euler-Rolle 2010a, S. 9-10.

8. Der Wert historischer Substanz

ohne Bildungshintergrund erweisen sich als Illusion.«31 Dies verweist darauf, dass der Alterswert wie auch alle anderen dem Kulturerbe zugeschriebenen Werte nicht eindimensional betrachtet werden können und mit anderen Werten ein komplexes Wertgeflecht eingehen. Dieses Wertgeflecht beinhaltet sowohl ein direktes Spannungsfeld zwischen einzelnen Werten wie auch ihre gegenseitige Bedingtheit. So steht der von Riegl formulierte Alterswert einerseits in direktem Gegensatz zu dem historischen Wert eines Objekts. Der Alterswert kann in seiner Gänze nur gewahrt bleiben, wenn die Materie unberührt bleibt, während der historische Wert einen Erhalt der historischen Information fordert.32 Andererseits ist das Alter des Objektes kein abstrakter Begriff, sondern zeigt sich in vielen in das Denkmal eingeschriebenen Informationen der Objektgeschichte. Niemand kann also das Alter eines Objektes wirklich wertschätzen, ohne grundsätzlich der Historie Wert beizumessen, andernfalls wird der Alterswert reduziert auf seine oberflächliche ästhetische Dimension. Seit Anbeginn eines bewussten Umgangs mit historischem Kulturgut fand eine Auseinandersetzung mit den Werten statt, die für oder auch gegen einen Erhalt desselben sprachen. Viel ist in der Forschungsliteratur die Beziehung zwischen Menschen und Objekten diskutiert worden. Irit Narkiss verweist darauf, dass es die Beziehungen und die Hinterlassenschaften dieser Beziehungen sind, die Objekte gesellschaftlich relevant machen.33 Diese Suche nach Werten von Kulturerbe34 war immer wieder auch begleitet von Versuchen, die Wertsetzung durch verschiedene Wertkategorien zu strukturieren, zu hierarchisieren und verständlich zu machen. Wurden in der Frühphase einer ganz Europa erfassenden Denkmalpflege im Laufe des 19. Jahrhunderts Denkmalwerte meist absolut betrachtet, als ob sie in die Substanz der Objekte eingeschriebene Merkmale seien, wurde in den letzten Jahrzehnten in Folge der postkolonialen Diskussion und der anthropologischen Wende diese Absolutsetzung zunächst als eurozentrisch und anschließend als »Expertokratie«35 demaskiert. Vollkommen zu Recht wurde, wie Herrmann Wirth dies formuliert, klargestellt, dass Denkmalwerte »ausschließlich immateriell«36 und ein »individualpsychologisches Phänomen, daher einschränkungslos subjektiv«37 sind,

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Ibid., S. 10. Hubel 2011b, S. 90. Narkiss 2009, S. 239. Smith et al. 2016; Franz et al. 2014; Meier et al. 2013; Mörsch 2013; Meier/Scheurmann 2010b; Stanley-Price et al. 1996, Feilden 1982; sh. auch die Projekt-Publikation des Getty Conservation Institute zu »Research on the Values of Heritage (1998-2005)«: http://www.getty.edu/co nservation/our_projects/field_projects/values/values_publications.html (Zugriff 31.10.19). Seng 2014, S. 54. Wirth 2014, S. 60. Ibid., S. 58.

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also aus dem Objekt erst durch Zuschreibung ein erhaltenswürdiges Denkmal machen. Diese Subjektivität der Wertzuschreibung gesteht jedem Menschen eine andere Wertsetzung zu, weshalb sich eine allgemeingültige Hierarchie von Werten verbietet. Je nachdem, ob nun beispielsweise Gebrauchswert, spiritueller Wert, Seltenheitswert, ökonomischer Wert, ästhetischer Wert, sozialer Wert oder wissenschaftlicher Wert von den entsprechenden Entscheidungsträgern in den Vordergrund gestellt wird, rechtfertigt dies jeweils eine vollkommen andere Vorgehensweise im Umgang mit dem Kulturerbe.38 Die ganze Bandbreite von bewusstem Verfall bis zu Verschönerung, Umbau oder Abriss und Rekonstruktion steht zur Verfügung. Gleichermaßen hat auch Salvador Muñoz-Viñas recht, wenn er feststellt, dass die Rolle, die Authentizität in Kulturerbeerhalt und Denkmalpflege zugeschrieben wird, fiktional ist, da etwas immer in dem Moment authentisch ist, in dem es gerade existiert, weshalb auch ein zerstörtes, ein renoviertes oder umgebautes Gebäude in jedem Zustand authentisch ist.39 Denslagen legt weiterhin dar, dass dieses in der Charta von Venedig festgeschriebene Gebot, die materielle Substanz zu erhalten, auch im Westen allzu oft gebrochen wurde, aber nichtsdestotrotz verteidigt werden sollte. Schließlich ist die Materie die einzig greifbare Überlieferung, die wir haben und wenn wir dieses einzig Konkrete preisgeben, gibt es keine Einschränkung mehr über jedes nur erdenkliche Merkmal, Echtheit zu reklamieren.40 So nachvollziehbar also die Richtigstellungen und Einschränkungen sind, ist die in Folge oft daraus abgeleitete Schlussfolgerung einer »Entmaterialisierung«41 des materiellen Kulturguts als Sackgasse zu bezeichnen. Was vorher durch unsaubere Trennung zwischen Zuschreibungen und Materie zu einer Absolutsetzung, also »Materialisierung« von Denkmalwerten geführt hatte, versucht nun im Umkehrvorgang greifbare Materie zu einer Fiktion zu degradieren. Ignoriert wird hierbei, dass nur das zu einem Gebäude geformte historische Material mit all seinen Werkdetails, Stil- und Materialbrüchen und Altersspuren überhaupt einen Erhalt rechtfertigt. Alle anderen Werte, die Kulturerbe zugeschrieben werden, oder Wünsche wie das »Schaubedürfnis, das Repräsentationsbedürfnis, die nostalgische Selektion historischer Wahrnehmung, die Abhängigkeit von Tourismusförderung und Investoren in der Gegenwart«42 können hingegen auch anders bedient werden. Wer gewünschte Identität stiftende

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Sh. Wirth 2014. Muñoz-Viñas 2009, S. 35-37. Ferner merkt er an, dass viele Maßnahmen an Denkmälern als vermeintliche Suche nach der Authentizität gerade deshalb durchgeführt werden, weil wir den authentischen Zustand eines Objektes nicht mögen. Denslagen 2008, S. 3. Sh. hierzu auch Hubel 2011c, S. 310-314. Lipp 2014, S. 79-80. Hubel 2013, S. 60.

8. Der Wert historischer Substanz

Neuschöpfungen bevorzugt, braucht sowieso keine historischen Bauwerke mehr. Wer meint, Verlorenes durch Rekonstruktion wiedererlangen zu können, braucht sie auch nicht, denn alles Existierende kann ja vermeintlich, dank einer zunehmend verwissenschaftlichten Bauforschung nahe am verlorenen Original,43 erneut hergestellt werden und wird höchstens als moralisch verwerflich, aber technisch machbar angesehen. Dem sei entgegnet, dass dies immer eine Illusion bleiben wird. Georg Mörsch meint hierzu ganz richtig: »Der Rekonstruktion geben wir immer nur das Wenige mit, was wir wissen, und oft nur das, was wir brauchen.«44 Entgegen dem, was wir bereits wissen, beinhaltet aber jedes historische Bauwerk und jedes Objekt eine Unmenge von Informationen, eine Ansammlung von Bedeutungen, die weit umfangreicher sein können als das, was wir momentan erfassen können.45 Achim Hubel ergänzt, dass wir heute noch nicht absehen können, »mit welchen Interessen und Kenntnissen spätere Generationen sich unseren Baudenkmälern nähern werden«46 . Nur wenn wir uns dies immer wieder vor Augen führen, unterliegen wir nicht der Versuchung, über die Suche nach »Authentizität« dem historischen Gebäude oder dem Kunstwerk unseren Stempel aufzudrücken und alle Bedeutungsschichten, die wir heute nicht verstehen, damit zu zerstören.47 Aus soziologischer Sicht beurteilt Heiner Treinen die Eigenart von kulturhistorischen Objekten, beim Betrachter »einen unauflösbaren Widerspruch«48 zu erzeugen als positiv. Hiermit verbunden sei eine »nicht aufhebbare kognitiv-emotionale Spannung«49 , die zwar »Ambivalenzen erzeugt«, aber als »Gedächtnisspur« erhalten bleibt und »wiederum Voraussetzung für Bildungserlebnisse im Nachhinein« ist. Dies macht deutlich, dass es durchaus möglich ist, sich dem historischen Objekt über Emotionen zu nähern, aber eben nicht nur über Emotionen. Erinnert sei hier an den von Walter Benjamin verwendeten Begriff der Aura, deren Kennzeichen »Echtheit« und

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Hellbrügge 2002, S. 4. Mörsch 2013, S. 40. Narkiss 2009, S. 239; Ames 2007, S. 143-144. Hubel 2013, S. 75. Mörsch schreibt hierzu: »Die unwiederholbare Gegenständlichkeit des Denkmals ist auch ständige und sich erweiternde Quelle wissenschaftlicher Fragestellungen. Je nach den Forschern und der Epoche, in der sie ihre Fragen stellen, sind diese Fragen und die nachprüfbaren Antworten des Denkmals andere und zusätzliche – vorausgesetzt, man hat das Denkmal in der komplexen Autorität des durch die Zeit gekommenen Originals vor sich. Wer dies bei jeder Bauuntersuchung als Bauforscher regelmäßig erlebt, kann über die Zuversicht von Rekonstruktionsverantwortlichen, man wisse alles über einen untergegangenen Bau und könne darum auch an seine Wiederholung gehen, nur ungläubig den Kopf schütteln«, sh. Mörsch 2013, S. 23-24. Treinen 2013, S. 114. Ibid., wie die weiteren Passagen in Anführungszeichen bis Satzende.

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»Einmaligkeit«, aber vor allem auch »Unnahbarkeit« ist.50 »Unnahbarkeit« ist sicher mehr Gefühl als Wissen. »Echtheit« und »Einmaligkeit« hingegen kann nur über Verständnis und Wissen nachvollzogen werden. Nur wer viel gesehen, geprüft und genau untersucht hat, Echtes, Falsches und Reproduziertes verglichen hat, kann sich ein Urteil bilden, also dem Gefühl der Unnahbarkeit ein Verständnis des »warum« entgegensetzen. Es ist vor allem die Dichte der Informationen an historischer Substanz, die uns in Staunen versetzt, aber nur dann, wenn wir diese Dichte auch wahrnehmen. In Anlehnung an die Ethnologie und Clifford Geerts Konzept der »dichten Beschreibung«51 , ist festzustellen, dass nur durch eine analytische Verknüpfung verschiedener Abstraktionsebenen und Kontextvertrautheit ein wirkliches Verständnis kulturspezifischer Handlungen möglich ist.52 Diese Aufweitung des Bewusstseins über das sehr komplexe Geflecht verschiedener Einflussfaktoren, die den Kulturerbeerhalt bestimmen, haben wir vor allem den kritischen interdisziplinären Kulturstudien der letzten Jahrzehnte zu verdanken. Bei all dieser Beschäftigung mit den menschlichen und gesellschaftlichen Ebenen ist jedoch aus dem Blick geraten, dass der Versuch, sich mit dem Kontext vertraut zu machen, auch das Kulturerbe selbst einschließen muss. Wieder hilft uns hier das Konzept der »dichten Beschreibung«, denn das Vertrautmachen mit dem Kontext beinhaltet nicht nur die möglichst genaue Kenntnis des Untersuchungsgegenstands, sondern auch das Bewusstsein über die eigene Wahrnehmung. Diese erlaubt einerseits als kritischer Beobachter einen nötigen Abstand zum Untersuchungsgegenstand aufzubauen und andererseits immer auch Subjektivität und Zeitgebundenheit der Analyse zu akzeptieren. Dieses Bewusstsein über die eigene Wahrnehmung bedeutet ein Eingeständnis, dass wir bei noch so genauer Untersuchung des Kulturerbes heute nur einen Teil der Informationen und Bedeutungen erfassen können, die es beinhaltet. Was wir heute zerstören, ist unwiederbringlich verloren. Entgegen der Idee, dass Wertsetzung von der Gesellschaft vorgenommen wird und auch Kulturerbe nur gesellschaftlich konstruiert ist, kann auch Objekten ein soziales Leben zugeschrieben werden.53 So sieht auch Rodney Harrison es an der Zeit, die affektiven und materiellen Qualitäten von Kulturgut wieder in den Vordergrund der Diskussion zu rücken. Nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Dinge haben ein Recht dar-

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Benjamin 1980 [1935]. Geertz 1987 verwendet hier einen vom englischen Philosophen Gilbert Ryle geprägten Begriff. Gottowik 2007, S. 129. Appadurai 1988. Appadurai sieht das als gerechtfertigt an, denn bewusst kreierte Objekte sind eine Ansammlung von Bedeutungen und Werten.

8. Der Wert historischer Substanz

auf als eigenständig wahrgenommen zu werden.54 Materielles Kulturerbe nicht in unseren Köpfen gemacht zu sehen, sondern den Objekten eine Eigenständigkeit zuzugestehen, die sich der vollständigen Aneignung widersetzt,55 wird auch zu mehr Wertschätzung der historischen Substanz führen.

Ladakh, Indien, 2015.

Martina Oeter

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Harrison 2013, S. 112-113. Appadurai 1988, S. 3 bezieht sich hierbei auf Georg Simmels 1900 erschienene Philosophie des Geldes.

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Stephan Günzel

Raum Eine kulturwissenschaftliche Einführung März 2020, 192 S., kart. 20,00 € (DE), 978-3-8376-5217-8 E-Book: 17,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-5217-2

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Kulturwissenschaft María do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan

Postkoloniale Theorie Eine kritische Einführung Februar 2020, 384 S., kart. 25,00 € (DE), 978-3-8376-5218-5 E-Book: 22,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-5218-9

Thomas Hecken, Moritz Baßler, Elena Beregow, Robin Curtis, Heinz Drügh, Mascha Jacobs, Annekathrin Kohout, Nicolas Pethes, Miriam Zeh (Hg.)

POP Kultur & Kritik (Jg. 9, 2/2020) Oktober 2020, 178 S., kart. 16,80 € (DE), 978-3-8376-4937-6 E-Book: PDF: 16,80 € (DE), ISBN 978-3-8394-4937-0

Karin Harrasser, Insa Härtel, Karl-Josef Pazzini, Sonja Witte (Hg.)

Heil versprechen Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Heft 1/2020 Juli 2020, 184 S., kart. 14,99 € (DE), 978-3-8376-4953-6 E-Book: PDF: 14,99 € (DE), ISBN 978-3-8394-4953-0

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