Die Verwaltung der Geschichte: Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871-1933 9783666357770, 9783647357775, 352535777X, 9783525357774

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Die Verwaltung der Geschichte: Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871-1933
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Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft Herausgegeben von Helmut Berding, Jürgen Kocka Hans-Peter Ullmann, Hans-Ulrich Wehler

Band 114

Winfried Speitkamp Die Verwaltung der Geschichte

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

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Die Verwaltung der Geschichte Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871-1933

von

Winfried Speitkamp

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Speitkamp, Winfried: Die Verwaltung der Geschichte: Denkmalpflege und Staat in Deutschland 1871-1933 /von Winfried Speitkamp. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1996 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; 114) ISBN 3-525-35777-X NE:GT

© 1996, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. - Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Text & Form, Pohle. Druck und Bindung: Guide-Druck GmbH, Tübingen.

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Inhalt Vorwort

9

Einleitung: Denkmalpflege und Staat

11

I. Idee und Öffentlichkeit

25

1. Zivilisationskritik und Heimatidee a) Fortschritt und Fortschrittskritik b)Die Konstruktion von Heimat und der Heimatschutzgedanke c) Heimatgeschichte, Tradition und Gegenwartsethik

25 25 36 44

2. Stadtplanung und Städtebautheorie a) Geometrisch-neoklassizistische Stadtplanung b) Kulturhistorisch-romantischer Städtebau c) Sozialreform d)Historisch-denkmalpflegerischer Städtebau ...

54 54 64 69

3. Denkmaltheorie und praktische Denkmalpflege a) Denkmalbegriff und Denkmalwerte b) Ausweitung und Wandel der Denkmalpflege c) Kontroversen und Relativierung in der Praxis

82 83 91 101

4. Vereinswesen und Organisationen a) Geschichtsvereine b) Heimatvereine und organisierte Heimatbewegung c) Formierung der Heimat- und Denkmalschutzbewegung auf Reichsebene d) Wandel der organisierten Heimatbewegung in Kriegs- und Nachkriegszeit

114 114 119

II. Staat und Herrschaft

153

1. Reich und Nation a) Ansätze einer Reichsdenkmalpflege im Kaiserreich b) Nationalisierung der Denkmalpflege im Krieg c) Reichsdenkmalpflege in der Weimarer Republik

153 154 163 171

127 137

5 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

2. Länder und Region a) Staatliche Selbstbehauptung und Denkmalpflegepolitik im Kaiserreich b) Inventarisation c) Länder und kulturelle Identität in der Weimarer Republik

187 201 214

3. Administration und Partizipation a) Fachbehörden, Bürokratisierung und Kompetenz b) Dezentralisation und Delegation c) Denkmalräte und Partizipation d) Einbindung von Laien

227 228 238 251 256

4. Beruf und Personal a) Probleme der Professionalisierung b)Die preußischen Provinzialkonservatoren c) Die leitenden Denkmalpfleger in den deutschen Staaten

263 263 267 275

III. Recht und Interesse

287

1. Baurecht und Verunstaltungsschutz a) Baurecht bis zur Jahrhundertwende b) Verunstaltungsgesetze und Baurechtsnovellierungen c) Realisierung und Kritik

287 288 291 302

2. Denkmalschutzrecht und Denkmalschutzgesetze a) Denkmalschutzrecht bis zur Jahrhundertwende b)Inhalt und Elemente von Denkmalschutzgesetzen c) Kritik und Probleme

314 315 321 331

3. Kirche und Staat a) Der staatliche Zugriff b)Der Autonomieanspruch der Kirche c) Reibungen, Ausgleichsversuche und kirchlicher Widerstand ...

339 340 348 356

4. Eigentum und Gemeinwohl a) Privateigentum und öffentliches Interesse b) Wirtschaftsinteressen und Heimatpflege c) Inhalt des Eigentumsrechts, Gemeinwohl und Denkmalschutz seit der Jahrhundertwende d)Sozialpflichtigkeit des Eigentums in der Weimarer Republik...

365 366 369 375 383

Schluß: Die Verwaltung der Geschichte

395

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187

Abkürzungen

403

Anmerkungen

404

Quellen und Literatur 1. Ungedruckte Quellen 2. Periodika 3. Amtsblätter, Gesetzessammlungen, Gesetzestexte 4. Parlamentsprotokolle 5. Gedruckte Quellen und Literatur bis 1945 6. Literatur nach 1945

463 463 464 465 465 466 481

Register 1. Orte 2. Personen

502 502 505

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© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Vorwort

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um meine Gießener Habilitationsschrift aus dem Jahr 1994. Für den Druck wurde sie überarbeitet und erheblich gekürzt. Viele Anregungen und Hilfestellungen sind der Arbeit zugute gekommen. Besonders danke ich Prof. Dr. Helmut Berding für Betreuung und Unterstützung sowie für das tolerante Arbeitsklima am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen. Prof. Dr. Hans-Peter Ulimann half durch kritische Kommentare und ermunternden Rat über manche Probleme hinweg und trug mit zahlreichen Hinweisen zur Endfassung wesentlich bei. Dank schulde ich für Gutachten und hilfreiche Anmerkungen Prof. Dr. Kurt Düwell, Prof. Dr. Diethelm Klippel, Prof. Dr. Gerhard Kurz, Prof. Dr. Günther Lottes und Prof. Dr. Norbert Werner. Den Herausgebern der »Kritischen Studien zur Geschichtswissenschaft« bin ich für die Aufnahme des Buchs in ihre Reihe verbunden. Die Vorbereitung der Arbeit wurde erleichtert durch einen Zuschuß der Fritz Thyssen Stiftung, eine Forschungsbeihilfe der JustusLiebig-Universität und das Forschungsprogramm des Landes Hessen zum Thema »Nationale und kulturelle Identität«. Freundschaftliche Unterstützung gewährten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Historischen Institut in Gießen. Sylvia Kesper-Biermann half bei bibliographischer und biographischer Recherche, Barbara Haubner bei Korrektur und Register. Susanne Grindel las und kommentierte das Manuskript. Gießen, Mai 1996

Winfried Speitkamp

9 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

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Einleitung: Denkmalpflege und Staat

Denkmalpflege hat einen eigenartigen Charakter. Ihm sei »kein Bereich moderner Staatsintervention bekannt, wo eine so kleine Gruppe eine für die äußere Gestalt unserer Gesellschaft so entscheidende Rolle spielt«, urteilte der Politikwissenschaftler Klaus von Beyme im Jahr 1981.1 Trotz dieser außerordentlichen Bedeutung der Denkmalpflege scheint wenig bekannt, was Denkmalpflege ist, womit sie sich beschäftigt, wozu sie dient und wer sie betreibt, welche Maßnahmen zum Erhalt wissenschaftlich oder kulturell bedeutsamer Überreste der Vergangenheit erforderlich und zulässig sind.2 Die Unklarheit liegt vielleicht mit darin begründet, daß sich Denkmalpflege jeder Kategorisierung entzieht. Sie ist angesiedelt in einer Grauzone zwischen Gesellschaft und Staat, zwischen Wissenschaft und Verwaltung, zwischen »angewandte[r] Kunstgeschichte«3 und Stadtplanung, zwischen Ordnungsverwaltung und Leistungsverwaltung, zwischen polizeilicher Restriktion und fürsorgender Hilfe. Was Denkmalpflege ist, erscheint somit noch unklar, aber daß sie notwendig ist und eine öffentliche Aufgabe darstellt, wird allenthalben anerkannt. Wenn auch häufig Einwände gegen bestimmte Maßnahmen des Denkmalschutzes oder kritische Äußerungen zu einer elitär-kunstwissenschaftlichen Denkmalpflege in der Presse zu lesen sind, wird dabei doch nur eine nach dem jeweiligen Verständnis bessere, beispielsweise bereinigende, historisierende, rekonstruierende Denkmalpflege im Stile der Dorf- und Stadtbildverschönerung gefordert. Bewußte Provokationen wie Dieter Hoffmann-Axthelms »Plädoyer für die Abschaffung der Denkmalpflege«4 von 1980, die mit Selbstkritik kokettierenden Ausführungen des Denkmalpflegers Reinhard Bentmann über »Die Fälscherzunft«5 von 1988 oder Karl Markus Michels geistreiche Bemerkungen über »Identität als Fassade«6 von 1988/89 unterstreichen das eher. Sie greifen Grundprobleme und Konflikte der Denkmalpflege auf und zielen dabei eigentlich nur auf Fehlentwicklungen, etwa wie Hoffmann-Axthelm auf das Zusammenwirken von Denkmalpflege und ökonomisch motivierter Stadtzerstörung, wie Bentmann auf die Absurdität künstlich-chirurgischer Lebensverlängerungen von Denkmälern oder wie Michel auf das Paradox des modernisierend 11 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

verfälschten Alten und des historisierend maskierten Neuen. Es gibt jedoch keine seriöse Arbeit, welche die staatliche Beschäftigung mit der historischen Überlieferung für grundsätzlich überflüssig erklärt. Wenn also anerkannt scheint, daß Denkmalpflege notwendig ist, herrscht doch keineswegs Übereinstimmung oder Klarheit in der Frage, warum und wozu sie denn notwendig ist, weshalb man mit dem Überlieferten schonend umgehen sollte. Bis heute gibt es keine systematische Theorie der Motive und Funktionen von Denkmalpflege.7 Versuche, das menschliche Kulturschaffen generell wie auch die Denkmalpflege speziell aus sozialund individualpsychologischen Dispositionen zu erklären und etwa »natürliche Triebe des Menschen«, namentlich »sein Streben nach Hortung und Erhaltung von Kulturgütern«, hervorzuheben,8 scheinen wegen ihrer Konstruktion anthropologischer Konstanten ahistorisch und problematisch. Analytische, interdisziplinäre Arbeiten, so von Michael Siegel 1985 über »Denkmalpflege als öffentliche Aufgabe«,9 stellen bislang nur erste Ansätze für Teilbereiche dar. Das Manko, auf das Otto Borst 1988 hingewiesen hat, ist um so erstaunlicher, als die Funktionen der Geschichtswissenschaft von der eigenen Disziplin häufig und intensiv diskutiert worden sind und eine Übertragung auf die Denkmalpflege naheläge.10 Immerhin lassen sich in der neueren Literatur zur Funktion und Theorie von Denkmalpflege drei Argumentationsstränge trennen und dabei gewisse Parallelen zur geschichtswissenschaftlichen Debatte aufweisen. Erstens: Die sozialpolitische Interpretation von Denkmalpflege wurde durch den Aufbruch von 1968 angeregt und von der Kritischen Theorie inspiriert. Vor allem in den 1970er Jahren gewann sie an Einfluß. Denkmalpflege wurde nun nicht mehr kunsthistorisch legitimiert, sondern als »eine Form der gemeinschaftlichen sozialbestimmten Aneignung« verstanden. »Denkmalschutz als Sozialschutz ist eine gesellschaftliche Nutzungsstrategie der Geschichte«, formulierten 1976 Janne und Roland Günter diesen Gedanken.11 Zugleich galt es damit, Begründung und Zielrichtung von Denkmalpflege neu zu bestimmen. Nicht von natürlichen Bedingungen, »nicht vom Zahn der Zeit, von Pilzen oder Insekten« würden Gebäude bedroht, argumentierte Lucius Burckhardt 1977, sondern »von Menschen, die dort ein rentableres Gebäude errichten wollen oder eine Strasse, die andere Grundstücke aufwertet«. Gesellschaftliche Umstände, namentlich Profitinteressen, vernichteten also Denkmäler. Denkmalpflege sollte sich demnach nicht mehr wie bislang als »wohlerzogene Tochter der Kunstgeschichte« primär um den kunsthistorischen Wert und die praktisch-technische Erhaltung einzelner Objekte kümmern, sondern ihre gesellschaftliche Verantwortung erkennen und sich mehr »mit den ökonomischen, sozialen, rechtlichen und politischen Ursachen der Vernichtung von Bauten ... befassen«.12 Sie sei, so Friedrich Mielke 1975, als »integrierter Teil der 12 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Stadtentwicklung und der Stadtplanung«13 zu verstehen. Deren soziale Zielsetzungen genössen demnach Priorität. Eine bloß ästhetische Qualität begründe im Zielkonflikt mit sozialen Gesichtspunkten kein Erhaltungsinteresse. Nach Burckhardt galt es, das Ensemble, das »Environment«, als Einheit gesellschaftlichen Lebens zu erhalten, und zwar so, »daß es der Bevölkerung zum stützenden und wohnlichen Gehäuse wird«, es dabei aber »soweit fortlaufend zu verändern«, daß durch stets vollzogene Anpassung katastrophale Störungen vermieden werden«. Denkmalpflege war damit »ungeschützte Kämpferin oder Mitkämpferin einer neuen Sozialpolitik«.14 Ähnlich stilisierte Michael Kummer 1981 Denkmalpflege als »sozialpolitische Mitkämpferin«. Er ging noch einen Schritt weiter und propagierte eine Art sozialen Konservatismus: Denkmalpflege dürfe nicht nur »das äußere Bild« schützen, sondern müsse »darauf bedacht bleiben, die der historischen Bedeutung der Siedlung entsprechende Sozialstruktur zu bewahren«.15 Zweitens: An die sozialpolitische Denkmalpflege knüpfte eine alltagskulturelle Interpretation an. Anders als bei der geschichtswissenschaftlichen Parallele, der Alltagsgeschichte, handelte es sich von Anfang an nicht primär um eine Kritik an der sozialpolitischen Interpretation, sondern um den Versuch einer Weiterentwicklung. Die Felder Alltag und Heimat kennzeichnen Wirkungsbereich und Intention. Damit wurden Denkmuster aufgegriffen, die vor den sozialpolitischen Ansatz zurückreichen. Im Bewußtsein einer immer bedrohlicheren ökonomischen und ökologischen Krise werteten Alltagshistoriker den Begriff der Heimat in den 1980er Jahren auf. Gegen den Vorbehalt, damit würden reaktionäre Konzepte der Vorkriegszeit wiederbelebt, konnte man als Kronzeugen Walter Jens anführen, der 1984 dazu aufforderte, Region und Heimat neu zu entdecken, und Heimatpflege als Sozialpolitik pries.16 Heimat, so Gerhard Paul und Bernhard Schoßig 1986, stelle nicht bloß »Herkunftsnachweis« oder »Eingrenzung und Zwang« dar, sie fördere vielmehr die Verwurzelung, biete »Lebensmöglichkeit« und »Identität« und stärke die Widerstandskraft »gegen die fortschreitende Funktionalisierung und Kolonisierung der Provinz durch den Fortschritts- und Wachstumswahn der industriellen Metropolen«. Der sozialkritische Ansatz wurde damit um einen modernitäts-, zivilisations- und großstadtkritischen ergänzt. Denkmalpflege sollte in diesem Rahmen als Teil der »Geschichte von unten« zur »Spurensicherung« in der unmittelbaren, alltäglichen Lebenswelt beitragen, Tradition, Orientierung und Identität vermitteln.17 Drittens: Identitätsstiftung steht auch im Mittelpunkt des philosophischen Kompensationsansatzes, der ebenfalls in den 1980er Jahren Auftrieb erhielt und sich besonders bei Hermann Lübbe, Odo Marquard und Thomas Nipperdey findet. Diesem Ansatz liegt gleichermaßen die Erfah13 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

rung des beschleunigten Wandels zugrunde. Freilich zielt er nicht auf die Kritik und Korrektur des Bestehenden. Ihm geht es vielmehr um die Stabilisierung des kollektiven Bewußtseins, um die Vergewisserung des Individuums über seinen Standort in und seinen Zusammenhang mit Geschichte, Gegenwart und Gemeinschaft. Die Beschleunigung des Wandels, die zunehmende »Dynamik der zivilisatorischen Evolution«, so etwa Hermann Lübbe 1983, verstärke die »belastende[n] Erfahrungen eines Vertrautheitsschwundes«. Mit der Beschleunigung der Veränderungen und Zerstörungen des Überlieferten steige das Bewußtsein für die Notwendigkeit der Erhaltung. Ziel der Denkmalpflege sei es, »dem änderungsbedingten Schwund an Vertrautheit unserer architektonischen Lebenswelt durch kompensatorische Konservierungsakte entgegenzuwirken«. Unter diesen Bedingungen bestimme »nicht mehr der Rang des Objekts«, also nicht mehr der künsderische oder historische Wert die »konservatorische Praxis«, sondern der »Zweck der Sicherung von Objekten der Wiedererkennung, der Sicherung also von Gelegenheiten lebensweltlicher Vertrautheits- und Zugehörigkeitserfahrung«. Deshalb werde auch die Distanz zum Erhaltenswerten immer kleiner, und immer mehr und immer jüngere Objekte rückten zu Denkmälern auf Das ständige Gefühl von Verlust werde dabei durch eine ständige »Historisierung« ausgeglichen. Denkmalpflegerische Kompensation erneuere so »Herkunftsgewißheit«, das historische Bewußtsein sichere Identität. Auch der Regionalismus, wie er sich etwa im alltagsgeschichtlichen Verständnis von Denkmalpflege findet, erscheint in diesem Sinn als ein kompensatorischer Versuch zur Sicherung von kultureller Besonderheit und Identität in einer nivellierten und nivellierenden Zivilisation.18 Identitätsstiftung ist somit von zwei Seiten, vom alltagskulturellen Ansatz wie von der Kompensationstheorie, zum Schlüselbegriff moderner Denkmalpflege geworden. Auch dahinter steht eine soziale Komponente. Das gemeinsame Bewußtsein soll das Bewußtsein der Gemeinsamkeit und Gemeinschaft stärken. Diesem Prinzip folgte eine in vielfältigen populären und wissenschaftlichen Varianten propagierte Rekonstruktionsdenkmalpflege, die Staats-, Landes- oder Stadtidentität über die Wiederherstellung verlorener Denkmäler stiften will. Gerade seit den Umwälzungen von 1989 hat dieses Konzept an Boden gewonnen. Tatsächlich ist die Aufgabe der Denkmalpflege mit der Wende von 1989/90 komplizierter geworden. Denn nunmehr stellt sich die Frage, ob die Denkmalpflege aus historischen Gründen Objekte wie den Ostberliner Palast der Republik als Quellen bewahren soll, obwohl diese doch zum einen Symbole eines diskreditierten Herrschaftssystems darstellen, zum anderen oft auch als künstlerisch mißlungen gewertet werden. Dagegen wird nun wieder die Geschichte allgemein als Quelle von Identität und konkret als Vorbild an Würde und 14 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Stilempfinden hervorgehoben. Denkmalpflege habe deshalb Geschichte zu rekonstruieren. Die Gegenwart solle an den Denkmälern der Vergangenheit lernen, sich an ihnen aufrichten, zumal sie zu vergleichbarem Schaffen nicht mehr in der Lage sei. Eine derartige melancholisch-zivilisationskritische Traditionsbeschwörung, teilweise auch mit Preußenromantik untermalt, findet sich etwa in den zahlreichen Plädoyers von Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler für einen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses.19 Das Dilemma einer Denkmalpflege im staadichen Umbruch offenbart die politische Relevanz der angewandten Wissenschaft und verlangt geradezu den historischen Blick. Parallelen zwischen 1989/90 und der Revolution von 1918/19 drängen sich auf Eine genauere Nachforschung stößt freilich schnell ins Leere. Denn bis heute ist unzureichend erforscht, woher Denkmalpflege kommt und wie sie sich entwickelt hat. Daß die Denkmalpflege »ein Kind des Historismus« und »ein Enkelkind der Romantik« sei, wird zwar unter Berufung auf Denkmaltheoretiker des Kaiserreichs und der Weimarer Zeit wie den Straßburger Historiker Georg Dehio und den Bonner Kunsthistoriker Paul Clemen häufig wiederholt.20 Doch ein derartiger Stammbaum erfaßt allenfalls die Geistesgeschichte der Denkmalpflege und mag auch in dieser Hinsicht angezweifelt werden. Es fehlt sowohl eine allgemeine Geschichte der Denkmalpflege wie auch eine besondere Geschichte der Denkmalpflege als öffentliche Aufgabe in Deutschland. Otto Borst hat auf das Desiderat einer Gesamtdarstellung hingewiesen und einzelne Forschungslücken aufgezeigt.21 Nur selten und quasi am Rande wurde überhaupt vermerkt, daß die Geschichte der Denkmalpflege nicht bloß ein Nebenzweig der Geschichte von Zivilisationskritik, Kunstwissenschaft und Städtebau ist, sondern ein Bestandteil der Geschichte von Geschichtswissenschaft und Geschichtsvermitdung. Dementsprechend hat Rudolf Vierhaus zwar schon 1977 eine Ausweitung der Forschung auf die Geschichte der Institutionen und Instrumente der Geschichtswissenschaft und Geschichtsvermitdung bis hin zu Museen und Denkmalpflege verlangt,22 aber daraus sind wenig Konsequenzen gezogen worden. Während die Geschichte der akademischen Geschichtswissenschaft23 die ganze Aufmerksamkeit der Disziplin absorbierte, immerhin zudem Sammlungen und Museen24 verstärkt untersucht wurden, auch das intellektuelle, bürgerliche und populäre Interesse an der Geschichte vor allem des Mittelalters25 wissenschaftliche Beachtung fand und schließlich zuletzt Volksgeschichte und historische Kulturforschung in den Blick rückten,26 blieb die Denkmalpflege vornehmlich dem Engagement von Kunsthistorikern und Konservatoren bei der Suche nach den eigenen Wurzeln überlassen. Das gilt selbst für die wegweisende wissenschaftliche Reihe über »Kunst, Kultur und Politik im Deutschen Kaiser15 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

reich«, die seit 1981 erschienen ist und erstmals interdisziplinär und themenübergreifend die Kulturpolitik behandelt.27 Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht hat zuletzt allein Hans-Michael Körner die Denkmalpflege in seine Untersuchung zum Verhältnis von Staat und Geschichte im Königreich Bayern einbezogen.28 Wohl gibt es Fachzeitschriften, die neben der aktuellen Denkmalpflege auch deren Geschichte ansprechen, namentlich die »Deutsche Kunst und Denkmalpflege«, die auf die 1899 gegründete Zeitschrift »Die Denkmalpflege« zurückgeht und heute laut Eigenbezeichnung die »Wissenschaftliche Zeitschrift der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland« darstellt, und »Die alte Stadt«, die interdisziplinär angelegt ist und sich als »Zeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege« versteht. Doch in geschichtswissenschaftlichen Periodika kommt Denkmalpflege praktisch nicht vor, ebensowenig wie in historischen Handbüchern. Nur in der »Deutschen Verwaltungsgeschichte«29 von 1987 und im »Handbuch der Geschichtsdidaktik«30 von 1985 findet sich jeweils ein knapper Artikel. Damit werden wenigstens Teilaspekte, die Bedeutung der Denkmalpflege als staatliche Institution sowie ihre Rolle bei der Vermittlung eines Geschichtsbildes, gewürdigt. Das neue »Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte« dagegen, das kaum ein für Erziehung, Bildung und Ausbildung wichtiges Feld bis hin zu Armenfürsorge, Militär, Theater und Museen ausläßt, erwähnt zwar die Heimatkunde und streift hin und wieder die Denkmäler im engeren Sinn; die Denkmalpflege aber, ein durch und durch pädagogisch instrumentalisiertes Feld, kennt es laut Register nicht.31 Wo die gesamte Denkmalpflege auch historisch in den Blick genommen wird, geht es zumeist um ein spezifisches aktuelles Anwendungsinteresse, sei es denkmaltheoretischer,32 politiktheoretischer,33 baurechtlicher,34 landesrechtlicher35 oder kirchenrechtlicher36 Art. Darstellungen aus der Hand von Kunsthistorikern und Denkmalpflegern selbst behandeln die Geschichte der Denkmalpflege entweder im Rahmen von Einführungen und deshalb nur kursorisch,37 oder sie beschränken sich auf eine Region,38 eine Phase39 oder ein Problem40 der Denkmalpflege. Es besteht nicht einmal Klarheit, was eine Geschichte der Denkmalpflege überhaupt in den Blick rücken müßte. Nach Ansicht des Kunsthistorikers Norbert Huse sollte eine »wirkliche Geschichte der Denkmalpflege« in jedem Fall »von den Denkmalen und ihren Schicksalen ausgehen«.41 In seiner eigenen Quellensammlung, der diese Worte vorausgeschickt sind, hat Huse allerdings dieses Konzept gerade nicht verfolgt. Es ist aus der Sicht des Historikers auch wenig einleuchtend. Geschichte entsteht erst im menschlichen Wirken. Materiale Objekte haben für sich genommen keine Geschichte, und sie sind keine Denkmäler, bevor nicht Menschen die Absicht haben, sie zu solchen zu machen. Deshalb sind die von Huse 16 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

mißachteten »Absichtserklärungen derer, die sich mit ihnen befaßten«, keineswegs zweitrangig. Erst sie vermitteln die Funktionen, die einem Objekt zugedacht sind. Insofern mag die Geschichte einzelner Bauten zwar der Architektur- und Kunstgeschichte nützlich sein, aber sie kann gerade keine Geschichte der Denkmalpflege darstellen. Weiter führt der Hinweis von Volker Plagemann, der an einem konkreten Fall, dem seit 1905 erschienenen »Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler« Georg Dehios, ein Forschungsprogramm skizziert und dabei die Verbindung von Entstehungs- und Wirkungsgeschichte verlangt.42 Eine moderne Geschichte der Denkmalpflege wird somit viererlei zu beachten haben: Sie darf erstens nicht von den Denkmälern ausgehen, sondern muß die Absichten und Konzepte der Denkmalpflege, ihren sozialen wie politischen Hintergrund, ihre wissenschaftliche Basis und ihre ideologische Verformung und Instrumentalisierung zugrundelegen. Dabei darf sie zweitens aber nicht von den Absichten auf die Objekte schließen. Vielmehr muß sie die Relativierung der Konzepte in der Realität, die Widerstände und Interessen berücksichtigen. Hier geht es um Positionen der Wissenschaft, der Verwaltung, der Politik, der Eigentümer und der Öffentlichkeit, also um die Interessen von Trägern und Betroffenen im weitesten Sinn. Sie darf drittens den Prozeß der Verstetigung und Institutionalisierung nicht übersehen. Personen setzen über Institutionen und Instrumente, Behörden und Gesetze Denkmalpflege durch. Gerade dies ist für die moderne Denkmalpflege charakteristisch. Mehr als das einzelne Denkmal interessieren also die Formen und Prinzipien des Umgangs mit ihm. All dies bedeutet, daß eine Geschichte der Denkmalpflege sich viertens nicht als disziplinäre Geschichtsschreibung verstehen darf, sondern verschiedene Disziplinen verknüpfen muß. Methoden und Ergebnisse der Politik-, Geistes- und Wissenschaftsgeschichte, der Verwaltungs-, Rechts- und Kirchengeschichte, der Kunst-, Architektur- und Stadtplanungsgeschichte sind einzubeziehen. Freilich kann nicht der Anspruch erhoben werden, alle Felder gleichrangig zu berücksichtigen. Um so wichtiger ist es, den Zugang vorab zu klären. Drei geschichtstheoretische Modelle konkurrieren derzeit um die Erklärung der Moderne. Sie gehen von unterschiedlichen Schlüsseldisziplinen aus, verstehen sich dabei aber als disziplinübergreifend. Das neohistoristische Modell ist Staats- und politikgeschichdich geprägt, aber seine Vertreter, wie Michael Stürmer43 und Thomas Nipperdey,44 widmen sozialund kulturgeschichtlichen Aspekten breiten Raum. Es betont das Eigengewicht jeder Epoche. Zivilisationskritik und Geschichtsorientierung nehmen nach diesem Modell epochenspezifische Funktionen an. Was heute reaktionär erscheinen mag, etwa die Städtebaulehre Camillo Sittes oder die Heimatschutzbewegung, muß dann im Zeitkontext aus seinen eigenen 17 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ästhetischen und ideellen Ansprüchen erklärt und gewertet werden. Es kann als epochenspezifische Antwort auf Modernisierungsprobleme, sogar als humane Politik, als Sozialpolitik im weiteren Sinn verstanden werden.45 Das gesellschaftsgeschichtliche Modell, wie es vor allem Hans-Ulrich Wehler46 entworfen hat, betont demgegenüber die Kontinuitäten. Von der Modernisierungstheorie beeinflußt, sieht es Normal- und Sonderwege in den durch Demokratie und Menschenrechte charakterisierten modernen Staat. Zivilisationskritik und Heimatpflege treten dabei vornehmlich als Abweichung und Regression, als rückwärtsgerichteter Protest hervor. Aus Furcht vor dem Neuen habe man die Augen verschlossen vor der Unausweichlichkeit der modernen Industriezivilisation. Das mentalitäts- und alltagsgeschichtliche Modell ist dagegen wieder von erheblicher Fortschrittsskepsis geprägt. Auch die kulturkritischen, dem Anschein nach antimodernen Bewegungen wie die Lebensreform, der Naturschutz und der Heimatschutz erhalten dadurch eine neue Bedeutung und können sogar aufgewertet werden. Denn sie erscheinen nun als Bewegungen, welche die Gefahren eines Primats der Ökonomie und die Kosten der Modernisierung früh erkannten, Entfremdungsprozesse wie ökologische Probleme ansprachen und die Notwendigkeit einer sozialen Heimat des Menschen sahen, wenn sie auch nicht immer die richtige Antwort zu geben in der Lage waren. Die Modernisierung selbst zeigt sich dabei als notwendig krisenhaft und infolge ihrer »destruktiven und pathogenen Züge« zur Katastrophe sogar »jederzeit« prädestiniert.47 Ob Denkmalpflege also als zeitgemäße politische Position, als Atavismus oder als im Prinzip hellsichtige Zeitkritik gewertet wird, hängt wesentlich vom geschichtstheoretischen Standort des Betrachters ab. Deshalb erscheint eine genaue, quellengestützte Überprüfung modellhafter Vorwegnahmen erforderlich. Dazu empfiehlt es sich, auf die »politisch-soziale Bauform«48 der Denkmalpflege, auf ihre Verfassung im weiteren Sinn, mithin auf die Kulturverfassung zurückzugehen. Unter Kultur wird hier nicht ein übergreifendes Erklärungsprinzip von Gesellschaften, sondern lediglich eine Dimension gesellschaftlicher Wirklichkeit und ein Sektor öffentlicher Kommunikation verstanden.49 Soziale Interessen, politische Ziele und geistige Ideale vermengten und verfestigten sich in der Institution Denkmalpflege. Diese wirkte wiederum auf Gesellschaft und Politik zurück, wie sie auch selbst ständig von Gesellschaft und Politik beeinflußt und verändert wurde. Entstehung, Merkmale, Strukturen, Funktionen und Wandlungen der Institution Denkmalpflege können also am ehesten über das Modell der Kulturverfassung erschlossen werden. Dieses Modell freilich verlangt den Blick auf den Staat. Die Leitfrage, seit wann, warum und wie die deutschen Staaten Denkmalpflege betrieben, wer dies förderte und wer blockierte, welche Konse18 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

quenzcn es hatte, weist mithin eine etatistische Perspektive auf. Sie lenkt den Blick auf den Staat. In der jüngeren Forschung ist dagegen wiederholt eine Abkehr von der oft archivaliengesteuerten Konzentration auf den Staat gefordert und namentlich der Ertrag kommunalgeschichtlicher Forschungen betont worden.50 Denn die Kommune stelle auch in administrativer Hinsicht das Laboratorium des modernen Staats dar. Namentlich die Leistungsverwaltung habe hier ihren Ursprung. Zudem finde man auf kommunaler Ebene übersichtlicher, konkreter und realer das Geflecht sozialer und politischer Interessen. Die Kommune spiegele konzentriert gesellschaftliche Konflikte, Probleme und Entwicklungen. Fortschritt und Reaktion treffe man dort in typischer Gleichzeitigkeit und Verschränkung an. Die Kommune sei zudem ein viel wichtigeres Substrat bürgerlicher Sozialisation als der abstrakte und ferne Staat, dessen Wirkungsweise und dessen realen Einfluß man ohnehin nur auf regionaler und lokaler Ebene überprüfen könne. Auch die individuelle Wahrnehmung und den Zusammenhang von strukturellen Bedingungen und personellen Handlungen könne man hier deutlicher erkennen. Tatsächlich verdienen kommunale Interessen und Entwicklungen sowie binnenkommunale und interkommunale Konflikte Aufmerksamkeit. Die kommunale Denkmalpflege ist im Einzelfall bereits mit außerordentlichem Ertrag untersucht worden.51 Doch blieb dabei der Stellenwert von Konflikten um Denkmäler und praktische Denkmalpflege unklar. Denn der Staat bildete den Rahmen, in dem Interessen und Konfikte institutionalisiert und ausgetragen wurden. Weshalb Denkmalpflege ein Politikum war, erschließt sich gerade nicht über die Kommunen, sondern nur im Blick auf den modernen Staat, der als Interventions-, Sozial- und Kulturstaat52 in immer weitere Bereiche ausgriff, Loyalität verlangte, Legitimität zu begründen und Identität zu stiften versuchte. Eine bloß stadtgeschichtliche Sichtweise unterschätzt deshalb die Bedeutung der Staaten für die Ausbildung eines kollektiven Bewußtseins und überschätzt den politischen Rang und die Bedeutung von binnenkommunalen Vorgängen. Zumal der soziale wie geistige Hintergrund von Denkmalpflege war keineswegs ein kommunales Phänomen, sondern gerade durch die Intensivierung überlokaler und überregionaler Kommunikation geprägt. Hier erweist es sich auch als Manko, daß sich die Forschung bislang nicht selten auf die Auswertung des gedruckten Materials beschränkt hat. Damit standen nur die Heroen etwa der Geschichtsschreibung, Zivilisationskritik und Heimatbewegung im Blick, oder es wurden nur Ideen und Ideale des Umgangs mit öffentlichen Denkmälern nachgezeichnet. Umsetzung und reale Wirkung derartiger Konzepte konnten damit nicht erfaßt werden. Der Wandel des Staats und seine wachsende Bedeutung als Verkörperung von Herrschaft und Gemeinschaft gerieten aus dem Blick. Aber erst in dieser Perspektive ergibt sich 19 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

über die Geschichte der Denkmäler hinaus eine Geschichte des öffentlichen Umgangs mit Denkmälern, mithin eine Geschichte der Denkmalpflege. Damit sind Basis und Rahmen der folgenden Untersuchung beschrieben. Inhaltlich soll Denkmalpflege als öffentliche Aufgabe und staatliche Institution im Mittelpunkt stehen. Nicht der wissenschaftliche Wahrheitsgehalt der vermittelten Geschichte interessiert dabei, sondern die Frage, warum überhaupt Geschichte zum Gegenstand der staatlichen Betätigung avancierte, ob sozialer oder kultureller Problemdruck, politische oder bürokratische Initiativen Denkmalpflege hervorriefen, wie diese institutionalisiert wurde und wie sie wiederum in Politik und Gesellschaft wirkte. Dabei wird primär die Baudenkmalpflege behandelt, einmal weil sie den größten Denkmälerbestand betraf und den größten Verwaltungs- und Rechtsapparat beanspruchte, sodann weil sich in ihr Administration, Wissenschaft und Stadtplanung verbanden, schließlich weil sie in ganz unmittelbarer Weise die Gestaltung der Gegenwart beeinflußte und damit die größte Wirkung in der Öffentlichkeit ausübte. Andere Bereiche, namentlich die Bodendenkmalpflege und die Pflege des mobilen Kunstguts, werden lediglich ergänzend einbezogen, wo sie Katalysator-, Vorbild- oder Vorreiterfunktion hatten oder ein spezifisches Problem in besonders exemplarischer Form offenbarten. Die mit der staatlichen Baudenkmalpflege nur vorübergehend institutionell und rechtlich gekoppelten Sektoren wie die Naturdenkmalpflege und das Archivwesen werden ausgeklammert. Räumlich geht es um die deutsche Staatenwelt. Kultur und Kulturpolitik in Deutschland verdienen besonderes Interesse, galten sie doch als Beleg deutscher Qualitäten und als Basis des nationalen Selbstbewußtseins. Zudem versprechen sie aufgrund der territorialen, politischen und kulturellen Heterogenität und derföderalenStruktur des Deutschen Reichs ein besonders nuancenreiches Bild und einen ergiebigen Vergleich. Um die Vielfalt zu erfassen, kann weder die Reichs- noch die preußische Perspektive allein hinreichen. Das Reich konkurrierte gerade mit den Ländern um kulturpolitische Kompetenzen, und die kleineren und mittleren Länder dürfen nicht nur als Varianten einer homogenen deutschen Entwicklung oder gar als Epigonen preußischer Kulturpolitik angesehen werden.53 Allerdings konnten schon aus pragmatischen Gründen nicht die Archivalien aller deutschen Teilstaaten eingesehen werden. Deshalb wurde eine Auswahl getroffen. Einbezogen wurden vor allem das Reich, das mehr oder minder direkt, etwa in Elsaß-Lothringen, während des Ersten Weltkriegs und in der auswärtigen Kulturpolitik, mit denkmalpflegerischen Aufgaben zu tun hatte, Preußen als größter und bedeutsamster deutscher Staat mit hoher provinzialer Autonomie in der Kulturverwaltung, Bayern als süddeutscher Gegenpol Preußens, als Basis des Reichsskeptizismus und zugleich als 20 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

administrativ zentralisiertes und modernes, gerade in der Kulturverwaltung fortschrittliches Land, Baden als einer der größeren Flächenstaaten mit eigenständiger Tradition, selbstbewußter Reichspolitik und starker katholischer Kirche, Hessen-Darmstadt als kleiner, aber in der Kulturförderung führender Mittelstaat, schließlich Oldenburg als Vertreter des nichtpreußischen Nordens, dazu als territorial zersplittertes, historisch, wirtschaftlich und kulturell heterogenes, mit besonderen Problemen der Integrationspolitik belastetes Land. Akten der staatlichen und provinzialen Behörden einschließlich der Denkmalämter, exemplarisch der Heimatbewegung und der Kirchen sowie subsidiär der Kommunen wurden hier eingesehen. Zeitlich geht es um die rund sechs Jahrzehnte von der Gründung des Kaiserreichs bis zum Ende der Weimarer Republik. Die Epoche der Jahrhundertwende im weitesten Sinn steht mithin im Blick. Dies war zunächst die Zeit der wirtschaftlich-sozialen Modernisierung in Deutschland. Hochindustrialisierung und Klassengesellschaft setzten sich endgültig durch. Dies war sodann die Zeit der politischen Modernisierung. Der moderne Staat übernahm immer neue Aufgaben und entwickelte sich zum Interventions-, Sozial- und Kulturstaat. Dies war ferner die Zeit der Krisen, Umbrüche und Mentalitätserschütterungen. Reichsgründung, Gründerkrise, Depression, Fin-de-siecle-Mentalität, Weltkrieg, Revolutionserlebnis, Inflation, Weltwirtschaftskrise und Zusammenbruch des politischen Systems von Weimar implizierten grundlegende Perspektivenwechsel des nationalen Bewußtseins, des Geschichtsbildes und des Gegenwartsverständnisses, die auch auf Konzeption und Funktion der Denkmalpflege Auswirkungen haben mußten. Dies war schließlich die Zeit der Ausbildung der modernen Denkmalpflege. Sie wurde zum regelmäßigen Betätigungsfeld des Staats. Am Anfang nur sporadisch betrieben und auf einzelne herausragende Denkmäler konzentriert, war sie am Ende flächendeckend installiert, dabei wissenschaftlich fundiert, bürokratisch organisiert, rechtsstaatlich legitimiert, politisch kontrolliert und öffentlich diskutiert. Denkmalpflege war somit im mehrfachen Sinn zur öffentlichen Angelegenheit geworden. Die Darstellung gliedert sich in drei Teile, die sachlich aufeinander aufbauen, dabei einzelne Aspekte jeweils wieder aufgreifen und von anderer Seite beleuchten. Der erste Teil wählt die Perspektive von Idee und Öffentlichkeit. Er widmet sich dem geistigen Hintergrund und der gesellschaftlichen Bewegung. Zunächst geht es um den Wandel in der Wahrnehmung des Fortschritts und um die daraus resultierenden Entwürfe für den Umgang mit der Geschichte bei der Gestaltung der Gegenwart. Konkret stehen Zivilisationskritik und Heimatidee sowie die Städtebautheorie im Vordergrund. Zivilisationskritik, Heimatschutz und Städtebau sind zwar 21 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

häufiger geistesgeschichtlich behandelt worden, 54 doch wurde der Bereich der Denkmalpflege dabei weitgehend ausgeklammert. Sodann werden Grundlagen der Theorie des Denkmals und der Denkmalpflege erläutert und ihre Auswirkungen und Relativierungen in der denkmalpflegerischen Praxis untersucht. Die Literatur zur Denkmaltheorie beschränkte sich oft auf gedrucktes Material und suchte zudem nicht den Bezug zur Praxis, 55 die Literatur zur praktischen Denkmalpflege konzentrierte sich dagegen in der Regel auf einzelne Objekte oder einzelne Denkmalkategorien, ohne zu übergreifenden Schlußfolgerungen kommen zu können. Namentlich der Blick auf herausragende Objekte wie Nationaldenkmäler 56 droht die Wahrnehmung des Durchschnittlichen zu verzerren oder allein den Zusammenhang zu gewollten Monumenten, zu Denkmälern im engen Sinn, 57 herzustellen, die freilich immer mehr aus der theoretischen wie praktischen Denkmalpflege herausfielen. Schließlich werden Vereine und Bünde vorgestellt, die sich der Förderung von Denkmalpflege verschrieben, namentlich die Geschichts- und Heimatvereine. Gerade sie waren an staatliche Instanzen und Interessen oft eng gekoppelt und auch mit der Staatsdienerschaft personell verbunden. Deshalb gilt es hier das Verhältnis von öffentlichgesellschaftlicher Selbstorganisation und staatlicher Inkorporierung besonders zu beachten. In der Forschung ist dies zu kurz gekommen. Zwar fanden die Geschichtsvereine schon früh das Interesse der historischen Wissenschaft,58 doch erst in jüngerer Zeit wurde die Organisation-, Sozial und politische Geschichte der Heimatbewegung verstärkt untersucht. 59 Der zweite Teil wechselt die Perspektive. Er kontrastiert das im ersten Teil behandelte gesellschaftliche Engagement mit dem Zugriff des Staats auf die Denkmalpflege. Warum politische Herrschaft über Denkmäler beansprucht und realisiert wurde, um mit Hilfe von Denkmälern Herrschaft auszuüben und Gemeinschaft zu stiften, wie Reich und Länder dabei konkurrierten und wie sich die Funktionen staatlicher Denkmalpflege in Kaiserreich, Krieg und Republik veränderten, soll in einem ersten Schritt an aussagekräftigen Problemen wie den Diskussionen um eine Reichsdenkmalpflege und die Inventarisation dargestellt werden. Denkmalpflege als politische Aufgabe ist bislang wenig beachtet worden. 60 Nur im Rahmen der Forschungen zur Geschichte der Landesgeschichte 61 und in jüngerer Zeit auch zur provinzialen Kulturpolitik62 wurde die politische Bedeutung der Geschichtspflege gewürdigt. Im übrigen konzentrierte sich die Literatur meist auf Fragen der allgemeinen Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftspolitik, ohne Denkmalpflege direkt in den Blick zu nehmen. 63 In einem zweiten Schritt werden die im Kaiserreich installierten, in die Republik fortwirkenden Elemente und Instrumente staatlicher Denkmalpflege systematisch in den Blick genommen. Hier gilt es zu fragen, wie Fachadministration und Fachbürokratie entstanden, wie sich das Fachpersonal rekru-

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tierte, wie bürokratische Zentralisation und partizipatorische Delegation verknüpft, wie Öffentlichkeit, Fachwissenschaft, regionale und lokale Interessen eingebunden wurden. Diese verwaltungsgeschichtlichen Aspekte sind zwar wie die Inventarisation für einzelne Staaten wiederholt behandelt worden. Oft dominierte dabei aber die Binnenperspektive des Denkmalpflegers, dem es im Rahmen von Jubiläums- und Festschriften oder Nachrufen darum ging, in quasi teleologischer Sicht den Erfolgsweg der modernen Denkmalpflege namentlich im eigenen Territorium nachzuzeichnen.64 Obwohl derartige Arbeiten häufig materialreich und verdienstvoll sind, fehlen doch systematische länderübergreifende Fragestellungen und Vergleiche fast gänzlich, und wo sie angestrebt sind, wird dies zumeist durch den Verzicht auf eine archivalische Fundierung erkauft. Der dritte Teil verschiebt erneut die Perspektive. Er lenkt das Augenmerk auf die Wechselwirkung von Staat und Gesellschaft. Das Recht übernahm hier zum einen eine vermittelnde Funktion. Herrschaftliche und öffentliche Interessen sollten durch Rechtsstaatlichkeit ausgeglichen werden. Deshalb wird der Blick zunächst auf Baurecht, Denkmalschutzrecht und Denkmalschutzgesetze gerichtet. Dieses Themenfeld ist in der Forschung wiederholt behandelt worden, doch ging es dabei zumeist um die Genese der aktuellen Rechtsproblematik65 oder erneut um die traditionsgeschichtliche Erinnerung.66 Im Recht offenbarten sich zum anderen Interessenkollisionen und Widerstände. Daher werden ferner zwei zentrale Konfliktbereiche betrachtet, die mit der Ausweitung des staadichen Herrschaftsanspruchs und der Einrichtung einer staatlichen Denkmalpflege als gemeinschaftlicher Aufgabe entstanden. Der eine - gewissermaßen rückwärtsgerichtet - betraf die Vorrechte einer traditionalen Korporation, der Kirche. Der andere - zukunftsgerichtet - betraf die Grundrechte des bürgerlichen Individuums, das liberale Eigentumsrecht und die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit. Während das Problem des staatlichen Denkmalschutzes im kirchlichen Bereich schon zumindest Aufmerksamkeit gefunden hat, allerdings, wie erwähnt, nicht aus historischen, sondern aus aktuell-kirchenrechtlichen Gründen,67 ist die Eigentumsfrage zwar von den Zeitgenossen beachtet, in geschichtlicher Perspektive aber selten behandelt worden.68 Dabei kommt dem Zusammenhang von Eigentum und Gemeinwohl bis heute außerordentliche Bedeutung für Theorie, Recht und Praxis der Denkmalpflege zu.69 Umgekehrt spiegelt sich im Eigentumskonflikt der Denkmalpflege die Stellung des Individuums in der Gemeinschaft. Damit offenbart sich hier neben dem Wesen staatlicher Denkmalpflege auch das Selbstverständnis der Gesellschaft. Deshalb schließt die empirische Untersuchung mit diesem Aspekt. Bei alledem interessieren also Institutionalisierung und Instrumentalisierung der neuen Staatsaufgabe. Über die bloße Funktionsanalyse hinaus 23 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sollen aber auch Eigeninteresse, Eigengewicht und Eigengesetzlichkeit von Denkmalpflege im Blick bleiben. Denn fraglos greift es zu kurz, Architektur und Denkmalpflege bloß als Abbild von sozialen und politischen Abhängigkeits- und Herrschaftsverhältnissen zu interpretieren. Insgesamt geht es darum, die sich zwischen Reichsgründungszeit und Machtergreifung offenbarende Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher und staatlicher Modernisierung einerseits, öffentlicher und politischer Geschichtsorientierung andererseits zu erklären - eine Diskrepanz, die mit dem Hinweis auf Ambivalenzen, auf eine konservative Modernisierung oder eine antimoderne Reform,70 zwar zu veranschaulichen, aber nicht hinreichend zu charakterisieren ist. Daß Denkmalpflege nicht primär dazu diente, antiquarisch-historische Neugier zu befriedigen, auch nicht lediglich dazu, Erbe weiterzureichen, Modernisierungsschäden zu kompensieren und Identität zu stiften, daß sie vielmehr ein konstituierendes Element moderner Staatlichkeit darstellte und als Handlungswissenschaft die Gegenwart gestalten helfen sollte und daß es dabei weniger um die Vermittlung von bestimmten Geschichtsbildern als um die Geschichtspflege schlechthin, um die Verwaltung der Geschichte, ging, daß Denkmalpflege dadurch das partikulare dem öffentlichen Interesse unterordnete und den Zusammenhang von Herrschaft und Gemeinschaft vermittelte - dies gilt es im Folgenden zu zeigen und abschließend zu bewerten.

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I. Idee und Öffentlichkeit

1. Zivilisationskritik und Heimatidee Vor dem Geschichtsbild steht das Gegenwartsverständnis, vor der Pflege der Geschichte das Interesse an der Gegenwart. Das gilt besonders für eine angewandte historische Wissenschaft wie die Denkmalpflege. Sie ist gewissermaßen praktizierte Zivilisationskritik. Denn sie relativiert das Schaffen der Gegenwart und kontrastiert es mit den Leistungen der Vergangenheit. Ihre geistigen Grundlagen liegen in der kritischen Auseinandersetzung mit der Moderne. Deshalb wurde Denkmalpflege zum regelmäßigen Bestandteil moderner Gesellschaften. In allen westeuropäischen Staaten forderte parallel zur Industrialisierung eine zunächst elitär-isolierte, dann in der Öffentlichkeit immer breiter akzeptierte und auch von Staat und Behörden beachtete Bewegung die Pflege der Tradition, der Natur und der kulturellen Überlieferung. In Deutschland bezeichnete man diese zivilisationskritische Kulturbewegung mit dem Begriff Heimatschutz. Der Charakter der Kultur- und Heimatbewegungen prägte die Vorstellungen von Denkmalpflege, die Praxis des Denkmalschutzes und das öffentliche Engagement in diesem Sektor. Daher stehen Zivilisationskritik und Heimatidee in Deutschland am Anfang. Quantität und Qualität des realen Wandels sowie die Spielarten seiner Wahrnehmung und Wertung erhellen die Krisenphänomene, die Konstruktion von Heimat und Tradition, die Neubewertung der Geschichte sowie die Forderung nach ethischer Läuterung und politischer Gestaltung stehen für die Lösungsangebote. a) Fortschritt und Fortschrittskritik In den Jahrzehnten seit 1870/71 erlebte Deutschland tiefgreifende Veränderungen im Bereich von Bevölkerung, Wirtschaft und Gesellschaft.1 Die Bevölkerung im Gebiet des Deutschen Reichs stieg mit weit höherer Wachstumsrate als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von 41 Millionen im Jahr 1871 auf 67,8 Millionen im Jahr 1914. Die Bevölkerungsdichte nahm von 76 Einwohnern pro qkm um 1871 auf 120 25 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Einwohner pro qkm um 1910/14 zu. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland zwar infolge des Versailler Vertrags Verluste an Fläche und Bevölkerung hinzunehmen. Die Wachstumstendenz hielt jedoch zumindest in begrenztem Maß an. Die Bevölkerungsdichte erhöhte sich bis Anfang der 1930er Jahre auf 139 Einwohner pro qkm. In wirtschaftlicher Hinsicht überschritt Deutschland in der Zeit des Kaiserreichs die Schwelle zum Industriestaat. Die Landwirtschaft war trotz Rationalisierungen, Modernisierungen, Produktivitäts- und absoluten Produktionssteigerungen nicht mehr in der Lage, die industriell-städtische Bevölkerung zu ernähren. Die Einfuhr von Agrarprodukten wurde notwendig. Der Anteil des primären Sektors, der Landwirtschaft, am Sozialprodukt verringerte sich von der Reichsgründung bis zur Weimarer Republik von 42,4 auf 16 Prozent, der Anteil des sekundären Sektors, von Industrie und Handwerk, nahm von 25,1 auf 48 Prozent zu. Die Zahl der Beschäftigten insgesamt verdoppelte sich beinah zwischen Reichsgründung und Weltkrieg, und der größte Teil des Zuwachses entfiel wiederum auf den sekundären Sektor. An der Jahrhundertwende überstieg der Anteil der hier Beschäftigen den Anteil des primären Sektors. Zudem expandierten die Beschäftigtenzahlen im tertiären Sektor, in Verkehr und Handel. Nebeneffekt der Industrialisierung war die Abhängigkeit der Wirtschaft und immer größerer Bevölkerungsteile von den industriellen Konjunkturkrisen. Auf den Gründerboom folgte 1873 der sogenannte Gründerkrach, der nicht nur einen Einbruch in Kaufkraft, Nachfrage, Umsatz und Konsum mit sich brachte, sondern vor allem auch die Modernisierungseuphorie nachhaltig dämpfte und zur Legitimitätskrise der neuen Wirtschaftsweise wurde. Nach der sechsjährigen Gründerkrise brachten die Jahre von 1879 bis 1895 neben Phasen der Erholung und des Aufschwungs wiederholt Stagnation und Rezession mit sich, bevor eine Phase der Hochkonjunktur einsetzte, die beinahe zwei Jahrzehnte andauerte und nur von kurzen, weniger tiefgreifenden Rezessionen beinträchtigt wurde. Für die in der Reichsgründungszeit Aufgewachsenen blieb das neue industrielle Wirtschaftssystem verbunden mit einer vermeintlich undurchschaubaren und unkalkulierbaren Krisenhaftigkeit. Seit 1914 wurden Unsicherheit und Existenzbedrohung zur ständigen Erfahrung. Nach den politischen Erschütterungen durch Krieg, Revolution und Versailler Vertrag schienen auch die Inflation bis 1923 und die mit massiven Produktionseinbrüchen und hoher Arbeitslosigkeit verbundene Wirtschaftskrise seit 1929 Instabilität und Niedergang des kapitalistischen Industriesystems zu signalisieren. Die Arbeitsmöglichkeiten in den entstehenden Industriezentren sowie die regionale Übervölkerung und Unterbeschäftigung in einigen agrarischen Regionen riefen breite Wanderungsbewegungen hervor.2 Einmal wurde Deutschland nach Jahrzehnten der Massenauswanderung in den 26 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

1890er Jahren zum Einwanderungsland. Ferner kam es zu großen, Hunderttausende erfassenden Fernwanderungsbewegungen, vor allem zu einer Ost-West-Wanderung aus den preußischen Provinzen Posen, Ost- und Westpreußen in die Industrieregionen, namentlich das Rhein-Ruhrgebiet, Sachsen und Berlin. Schließlich setzte eine beträchtliche Nahwanderung aus den ländlichen Regionen in die wachsenden Städte und zwischen den Städten ein. All dies war Folge der Industrialisierung und demonstrierte die erhöhte Mobilität der Bevölkerung. Die Strukturen der ländlichen Gesellschaft wurden dadurch untergraben. Die Migration trug den Prozeß der Urbanisierung.3 Während die Landbevölkerung in absoluten Zahlen etwa konstant blieb, stiegen Zahl und Größe der Städte rapide an. Um 1871 gab es im Deutschen Reich nur acht Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern, sie stellten 4,8 Prozent der gesamten Bevölkerung des Reichs. Bis 1910 stieg ihre Zahl auf 48, in denen 21,3 Prozent der Bevölkerung lebten. Wohnten 1871 noch 9,7 Millionen Menschen in Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern, waren es 1910 bereits 31,7 Millionen. Der Bevölkerungsanteil der Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern nahm von 63,9 Prozent im Jahr 1871 auf 40 Prozent im Jahr 1910 ab. In der Weimarer Zeit stiegen die Bevölkerungszahlen der Großstädte noch einmal sprunghaft an. Zugleich wuchsen in den Industriegebieten die Siedlungen und Gemeinden immer dichter zu Stadtregionen zusammen. Eingemeindungen4 nahmen deshalb schon seit 1885 rasch zu. Die Stadterweiterungen waren nicht nur Folge des Wirtschaftsumbruchs, sondern selbst Gegenstand des spekulativen Wirtschaftens namentlich mit dem Boden. Dazu trug die Veränderung der Stadtstruktur bei. Die städtischen Funktionen Wohnen, Arbeiten und Handel wurden segregiert. Das wirkte sich auf das Stadtbild aus. Die Industrie benötigte freien und billigen Raum sowie Anschluß an die Eisenbahnlinien und siedelte sich in den Randzonen an. Im Zuge der sogenannten Citybildung entstanden Geschäftszentren in den alten Stadtkernen. Die Wohnungen in den engen Altstädten waren hinsichtlich Licht, Heizung sowie Wasserversorgung nur schwer zu modernisieren und wurden deshalb unattraktiv. Die Bevölkerungszahl der Stadtkerne nahm folglich ab. DiefreigegebenenWohnungen wurden durch Geschäfte genutzt, aber auch für diese erwiesen sich neue, rationeller angelegte Büro- und Kaufhäuser als sinnvoller. Dies führte ebenso wie der zunehmende Warenverkehr zum Abriß von Altbauten.5 Darüber hinaus wurden aus spekulativen Gründen ältere Wohngebäude beseitigt und durch gewinnträchtigere Mietskasernen ersetzt. Die letzten Reste von Stadtbefestigungen fielen, und der freigewordene Raum diente zur Anlage von Ringstraßen. Häufig hielt man Abbrüche und Straßendurchbrüche für erforderlich, um die Belichtung und Belüftung der alten 27 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Viertel zu verbessern und dadurch Gesundheitsgefährdungen zu verringern. Alte Bausubstanz wurde bei alledem in großem Umfang vernichtet.6 Der Industrialisierung, der Verstädterung, der Stadterweiterung und der funktionalen Segregation parallel ging die Expansion des Verkehrs. Zunächst wuchs der Eisenbahnverkehr rapide. Sodann nahm der zwischenörtliche und binnenörtliche Verkehr zu. Bis 1870 überschritt keine deutsche Stadt das Fußgängermaß. Selbst von den Wohnvierteln und Vororten konnte die Arbeitsbevölkerung die Industrieanlagen oder das Stadtzentrum zu Fuß erreichen. Das Stadtterritorium blieb begrenzt und überschaubar. Seit den 1870er Jahren änderte sich dies, nicht zuletzt unter dem Einfluß der funktionalen Segregationen und der Eingemeindungen. Die durchschnittliche Fläche der größeren Städte verdoppelte sich zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg. Entferntere Vororte und eingemeindete Orte bedurften nun der Anbindung. Täglich mußten Pendler zu ihrer Arbeitsstätte geschafft, Waren und Güter sowie Käufer in die Geschäftsviertel gebracht, Rohstoffe für die industrielle Fabrikproduktion geliefert und Produkte abtransportiert werden. Eine Vielzahl neuer individueller und öffentlicher Verkehrsmittel wurde erforderlich. In Berlin fuhren um 1870 knapp 3.600 Droschken und etwa 300 Pferde-Omnibusse, um 1900 dagegen rund 8.000 Droschken und 550 Pferde-Omnibusse. Schon in den 1860er Jahren erhielt Berlin Pferde-Straßenbahnen, nach 1880 wurden erste elektrische Straßenbahnlinien in Betrieb genommen. Bis zum Jahrhundertende war der öffentliche Nahverkehr in Berlin umfassend ausgebaut.7 Die industrielle Verstädterung hatte in doppelter Hinsicht augenfällige soziale Konsequenzen. Dazu gehörte zum einen die sogenannte soziale Frage. Die industriell-städtische Gesellschaft der Zeit des Kaiserreichs war eine Klassengesellschaft. Stadtstruktur und städtische Wohnverhältnisse spiegelten die sozialen Unterschiede. Materielles Elend, das auf dem Land relativ verdeckt gehalten werden konnte, trat in den übervölkerten ungesunden Wohnbezirken der Städte, in Massenquartieren und Mietskasernen ungeschützt und drastisch hervor. In den Städten lebte man in der Regel als Mieter, nicht mehr im eigenen Heim, und häufig in engen, überbelegten, unhygienischen Wohnungen, nicht selten mit Untermietern und Schlafgängern. Zu den sozialen Konsequenzen der Verstädterung gehörte zum anderen der moderne städtische Lebensstil.8 Nicht mehr Jahreszeit, Tageslauf und natürliche oder landwirtschaftliche Bedürfnisse bestimmten die Zeiteinteilung, sondern die Erfordernisse der industriellen Produktion. Die Lohnarbeit an der Maschine in der Fabrik während fester Arbeitszeiten schuf zugleich - wenn auch anfangs in sehr beschränktem Maß - Freizeit, für die eine neue städtische Kultur Beschäftigungs- und Ablenkungsmöglichkeiten 28 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

anbot. Massenvergnügungen wie Zuschauersportarten gehörten dazu. Die Stadtbevölkerung, im Durchschnitt jünger, mobiler und aktiver als die Landbevölkerung, stellte ein dafür aufgeschlossenes Publikum. Das Leben in der Stadt, die Trennung von Arbeitswelt und Privadeben, die ungesunden Lebensverhältnisse, Gestank und Lärm führten gleichzeitig zu einer neuen Wertschätzung der außerstädtischen Landschaft und Natur. Die Eisenbahn erleichterte Sonntagsausflüge und Familienfahrten. In attraktiven Touristenregionen entstand eine Infrastruktur des Fremdenverkehrs. Auch die außerstädtischen Regionen wurden so als Teil der Freizeitindustrie und der Freizeitvergnügungen in die städtische Lebensweise einbezogen. Der urbane Lebensstil durchdrang die Gesellschaft des Kaiserreichs. Industrie, Großstadtkultur und Großstadtleben waren nach der Jahrhundertwende weitgehend als Bedingungen und Konsequenzen politischen und gesellschaftlichen Fortschritts akzeptiert. Der moderne Lebensstil setzte sich zwischen Gründerzeit und Weimarer Republik als Norm durch. Er prägte Mentalität, Ziele und Erwartungen. Für viele verkörperte die Großstadt die Hoffnung auf Arbeit und Glück.9 Die alte Stadt mit ihren verwinkelten Grundrissen, engen Gassen sowie licht- und luftarmen Häusern und Wohnungen galt als Heimstätte von Krankheit, sozialer Not und politischer Unruhe, das Dorf als Hort von Dürftigkeit, Rückständigkeit und Dumpfheit. Freilich rief der Siegeszug der Moderne auch Gegenbewegungen hervor. Zwar hatte der Großteil der beschriebenen Erscheinungen nicht in der Zeit des Kaiserreichs seinen Ursprung. Bevölkerungswachstum, Städtewachstum, Migration, Eisenbahn, Industrie und Lohnarbeit waren als Phänomene sämtlich bekannt. Neu waren aber die Wachstumsraten, die bislang nicht gekannte Dimensionen annahmen und die Grenzen der hergebrachten Welt zu sprengen schienen. Dies provozierte den Eindruck einer schier unvermeidbaren Entwicklung, die die Grundfesten der vorindustriellen Gesellschaft umstürzte und Kultur wie historische Überlieferung vernichtete. Zumindest in der Wahrnehmung führte die Quantität so zu einem qualitativen Sprung. Frühe Versuche, Zivilisations- und Modernisierungskritik zu systematisieren und mit einer gesamtgesellschaftlichen Erklärung zu verbinden, stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Dazu gehörte an erster Stelle der Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl.10 Derartige Ansätze fanden allerdings bis zur Reichsgründungsära noch wenig Resonanz. Riehls Schriften wurden erst seit dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts neu entdeckt. Die Krisenstimmung der Nachgründerzeit, kulminierend im Fin de siécle, schuf die Basis für eine radikale Kulturkritik. Denn erst nachdem der Schock des Gründerkrachs überwunden war, wirkte sich der mentale Einbruch durch die Krisenerfahrung voll aus. Jetzt wurde immer deut29 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

licher, daß die relative Stabilisierung nicht die erhofften gesellschaftlichen Ergebnisse brachte und daß die politischen und wirtschaftlichen Erwartungen, etwa an Nationalstaatsgründung, Industrialisierung, Kolonialbesitz und Weltmachtpolitik, sich nicht erfüllten. Dagegen traten die sozialen, ästhetischen und ethischen Kosten des Wandels hervor. Die Modernisierung an sich wurde deshalb vermehrt in Frage gestellt. Zahlreiche zivilisationskritische und kulturreformerische Bewegungen breiteten sich seit etwa 1890 aus. Die Theorien und Bewegungen umfaßten Kulturpessimismus und Zivilisationskritik, Agrarromantik und Naturschutz, Lebensreform und »Wandervogel«, »Dürerbund«, »Werkbund« und Kunstgewerbereform, Städtebaureform und Gartenstadt sowie Sozial·, Boden- und Wohnungsreform.11 Alle diese Bestrebungen reagierten auf reale oder vermeintliche Defizite der wilhelminischen Gesellschaft. Dabei konstruierten sie explizit oder implizit Dichotomien. Polarisiert wurden besonders Zivilisation und Kultur,12 Gesellschaft und Gemeinschaft, Mechanismus und Organismus, Stadt und Land, Künstlichkeit und Natur. Für alle spielten das Verständnis der Natur und ihrer Gesetze sowie die Beziehung des Menschen zur Natur eine zentrale Rolle. Sie monierten Oberflächlichkeit, Künstlichkeit und Unwahrhaftigkeit der zeitgenössischen Gesellschaft und Kultur; der historistische Eklektizismus mit seiner Ornamentik in Architektur und Kunstgewerbe galt als abschreckendes Beispiel. Alle Bewegungen forderten und behaupteten dagegen die Einheit des Echten, Wahren, Schönen und Guten. Sie erhoben den Anspruch, nicht bloß kritisch und punktuell, sondern konstruktiv und ganzheitlich zu wirken, und wollten »ein neues Volksethos schaffen«.13 Reaktion und Reform waren dabei noch nicht streng geschieden. Eine kunstgewerbliche Erneuerungsbewegung wie der »Deutsche Werkbund« stand personell und inhaltlich einer traditionsorientierten Bewegung wie dem Heimatschutz nahe. Erst nach dem Ersten Weltkrieg differenzierten sich Reaktion und Modernität in den zivilisationskritischen und kulturreformerischen Bewegungen weiter aus. Am einflußreichsten für die moderne Denkmalpflege wurde die vornehmlich von bildungsbürgerlichen Kreisen getragene, aber in weitere bürgerliche Kreise hinein wirkende Natur- und Heimatschutzbewegung. Eine besondere Rolle spielten hier der Musiker Ernst Rudorff, der mit seiner 1880 publizierten Schrift »Ueber das Verhältnis des modernen Lebens zur Natur« zum Ahnherrn der Bewegung wurde,14 sowie der Architekt und Publizist Paul Schultze-Naumburg, der mit zahlreichen Veröffentlichungen, darunter an erster Stelle den neunbändigen »Kulturarbeiten«, außerordentlichen Einfluß ausübte.15 Schultze-Naumburgs Werke gehörten in vielen deutschen Staaten seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zur ministeriell empfohlenen Instruktionslektüre für Bau30 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und andere Fachbeamte. Die Vielzahl weiterer Heimatschutzpublizisten, von Konservatoren bis zu Lehrern, belegt Verbreitung und Popularität des Heimatgedankens. Diese Autoren formulierten die theoretische und ideologische Basis der modernen Denkmalpflege, indem sie Natur, Geschichte und Gegenwart neu bewerteten und daraus wiederum die gestalterischen Aufgaben für Gegenwart und Zukunft ableiteten. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung standen Industriekapitalismus, Großstadt, Landzerstörung, Verkehr und Tourismus. Erstens: Zivilisationskritik war vor allem Kritik an der modernen kapitalistischen Industriewirtschaft, wenn diese auch oft nur als Symptom, nicht als Ursache der krisenhaften Erscheinungen angesehen wurde. Die Einwände umfaßten bei allen Unterschieden im einzelnen einen Katalog von Grundüberlegungen: Das individuelle Gewinnstreben setze puren Materialismus an die Stelle ideeller Werte. Das Fabriksystem habe eine Konzentration von Arbeitskräften, Landflucht, Großstadtbildung und Wohnungselend zur Folge. Die Lohnarbeit zerstöre die Beziehung des Produzenten zu seiner Arbeitsleistung. Der Maschineneinsatz führe zu billiger, qualitativ schlechter Massenproduktion und untergrabe die handwerklichen Traditionen. Die neuen Quantitäten des Rohstoff- und Arbeitskräfteeinsatzes verlangten neue Verkehrsmittel, der Rohstoffbedarf gefährde zugleich ehedem unberührte Landschaften. Industrielle Anlagen ruinierten Landschafts- und Ortsbilder in ästhetischer Hinsicht. Die Industrie bringe gesundheitliche Gefahren mit sich. Emissionen, Rauch und Ruß, bedrohten Natur und Gebäude. Zweitens: Der Industriekapitalismus galt als städtisches Phänomen, die moderne Großstadt geradezu als Verkörperung der modernen Zivilisation. Beklagt wurde, so schon 1880 von Ernst Rudorff, das »unnatürliche, ja ungeheuerliche und gefährliche Wachsen der Großstädte«.16 Die Stadt, namentlich die Großstadt, diente dabei als Chiffre für Dekadenzerscheinungen des modernen Lebensstils. Die »Eintönigkeit« der Großstadt, so etwa ein hessischer Lehrer in einem 1906 veröffentlichten Vortrag, rufe »Gleichgiltigkeit und Mattigkeit« der Bewohner hervor, fördere zugleich individuelle Rücksichtslosigkeit und zerstöre den Gemeinsinn.17 Zur bloßen Ablehnung in der frühen Stadtkritik trat später eine reformistische, differenziertere Position. Architekten wie Theodor Fischer, Cornelius Gurlitt, Karl Henrici oder selbst Paul Schultze-Naumburg waren keine Gegner der Stadt schlechthin. »Die Großstädte machen die Kultur«, räumte auch der württembergische Konservator Eugen Gradmann 1910 in einer Schrift über »Heimatschutz und Landschaftspflege« ein. Aber das ändere nichts an den Mißständen der urbanen Zivilisation. Das Leben in der Großstadt sei »ein Elend«, »Unnatur und ästhetische Unkultur« verbänden sich dort.18 Für Schultze-Naumburg war die Großstadt 1909 der »Moloch unserer 31 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Zeit«. Er beklagte die »Unglücklichen, die gezwungen sind, in diesen Steinhaufen ihr Leben zu verbringen«, und besonders die Kinder, die Natur, Jahreszeiten und dergleichen nicht mehr kennenlernten. Das Großstadtleben komme »dem langsamen Selbstmord recht nahe«.19 Die moderne Stadt- und Landschartsplanung, so ein weiterer Kritikpunkt, nivelliere Individualität und Vielfalt. Allenthalben konstatierten die Kritiker den Siegeszug der Schablone, »Regulierungen«, »Begradigungen« und »öden lebensfeindlichen Schematismus«.20 Die ästhetische Kritik korrespondierte dabei mit der Kritik an politisch egalitären Tendenzen. Schultze-Naumburg warnte »vor der furchtbaren Gefahr«, »unsere Heimat zu verlieren und uns in ein trostloses internationales Allerweltsschema zu verwandeln, das an Öde gewissen kalten, nüchternen Abstraktionen eines Gleichheit-Zukunftsstaates nicht nachsteht«.21 Unter sozialem Gesichtspunkt bedeutete die Großstadt demnach Auflösung der individuellen Persönlichkeit, Atomisierung, Nivellierung und Vermassung, wie sie sich auch in Gemeinschaftseinrichtungen für Großbauten auszudrücken schien. Der Massengesellschaft entsprach die von der Industrie produzierte, sich in der Großstadt offenbarende Klassengesellschaft, die Teilung in Parvenüs mit aufwendigem Lebensstil einerseits, in »trostloses Proletariertum«22 andererseits. Äußerlich zeigte sich dies an der Einebnung handwerklicher und baulicher Vielfalt. Allenthalben würden die überlieferten Bauten dem »Ausdruck eines Zuchthäusler- oder Protzendaseins« geopfert.23 Sanitäre und hygienische Probleme waren eine weitere Konsequenz der beengten Lebensverhältnisse in heruntergekommenen Altstadtbezirken, Arbeitervierteln und Mietskasernen. Die materielle Dürftigkeit des Wohnens und Lebens der städtischen Arbeiterbevölkerung wurde zugleich als Korrelat eines sittlichen Verfalls interpretiert. Der Arbeiter suche »Entschädigung in Genüssen, die jenseits und außerhalb seines Berufslebens liegen«, monierte Ernst Rudorff.24 Vergnügungs- und Luxussucht, Prostitution, Alkoholismus, Kriminalität und Sozialdemokratie galten stereotyp als die Konsequenzen des Verlustes an sozialer Bindung, Arbeitsfreude und materieller Sicherheit.25 Drittens: Kritik richtete sich ferner gegen den aggressiven, zersetzenden Einfluß, den die städtische Zivilisation auf das Land ausübe. Urbanisierung wurde dabei als Vorgang erkannt, der nicht nur immer mehr und immer größere Städte schuf, sondern auch den ländlichen Lebensstil von Grund auf veränderte, letztlich die Grenzen zwischen Stadt und Land vollkommen zu verwischen drohte. Die Zivilisationskritiker mußten befürchten, daß der von ihnen abgelehnte Prozeß gerade das positive Gegenmodell, das Idyll, zerstörte. Rudorff beklagte schon 1880 pathetisch: »Den Armen nimmt man Alles, was ihnen die Heimat lieb machen kann, lockert jedes feste Band, das sie an die Scholle bindet, sorgt dafür, daß die Erde allen 32 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Schmuckes, aller Anmuth baar, das Land und das Vieh zur Waare, der Bauer zum Speculanten werde, und treibt sie so endlich in die Städte, damit sie hier zu Proletariern, d. h. zu wahrhaft Elenden werden«.26 Zum einen ging es um den Sog der Großstädte. Rudorff verlangte, daß »der Landbevölkerung das Land nicht verleidet« werde, »daß man vorzüglich die Aermeren nicht verführt, ihr Heil in der großen Stadt zu suchen«.27 Autoren wie Heinrich Sohnrey, der auch der Heimatbewegung nahestand, widmeten sich speziell der »ländlichen Wohlfahrtspflege«, um der Attraktivität der Städte entgegenzuwirken und die Landflucht zu stoppen.28 Zum anderen veränderte sich das Land selbst unter dem Einfluß der städtischen Zivilisation. Man habe dem Bauern »sein trautes Dorf genommen und Proletarierhäuser dafür hingesetzt«, konstatierte Schultze-Naumburg.29 Die Volkstrachten, die einerseits Bescheidenheit und Einordnung in Stand und Gemeinschaft, andererseits Standesstolz signalisierten, würden durch wechselnde, aus der Stadt importierte, auf dem Land ungeeignete Moden verdrängt.30 Für Rudorff waren es zudem die aus der Stadt anreisenden Touristen, die Materialismus und städtische Verhaltensweisen auf das Land transportierten. Denn die Bevölkerung in den Fremdenverkehrsgebieten möge zwar materiellen Gewinn davontragen, der sei aber in ideeller und sozialer Hinsicht teuer erkauft. Denn die »neue Art des Erwerbens« sei »theils eine zu unsichere, theils eine zu leichte«. Sie habe »Etwas vom Spielgewinnst an sich« und lenke »die sociale Entwickelung auf faule, ungesunde Bahnen«. Gleichzeitig gehe die tiefere Liebe der Landbevölkerung zur heimischen Natur und Landschaft verloren, die oberflächlichen Vergnügungen der städtischen Touristen würden nachgeahmt. Der sittliche Verfall erfasse auch das Land.31 Viertens: Moderne Industrie, Großstadt und Technik revolutionierten den Verkehr. »Durch jedes noch so schöne, stille Gebirgsthal läßt man die Lokomotive sausen und pfeifen, um eine möglichst abgekürzte Route zwischen zwei Punkten zu haben«, schrieb Rudorff 1880.32 Straßenbegradigungen und Schienenstränge veränderten neben Landschaften vor allem Ortsbilder. Sie stellten die größte Bedrohung des überkommenen Baubestandes in den alten Stadtkernen dar.33 Der Schienenverkehr galt aber nicht nur aus technischen, sondern auch aus ästhetischen, sozialen und ethischen Gründen als problematisch. Zivilisationskritiker sahen in der Tatsache, daß die Eisenbahn eine geradlinige Streckenführung erforderte und keine Rücksicht auf natürliche oder bauliche Hindernisse nehmen konnte, neben technischer Notwendigkeit die Widerspiegelung eines von Stadt- und Verkehrsplanern propagierten mechanistischen Weltbildes, das Menschen nur mehr als funktionierende Teile der Maschine Stadt vorsah. »Die Götzendiener am grünen Tisch können sich den Verkehr eben nur so vorstellen, als wenn gefühllose Massen auf den Trottoirs wie auf Gleitebahnen 33 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

rechts hinauf- und links herabrutschen«, brachte wiederum SchultzeNaumburg diese Kritik 1909 anschaulich zum Ausdruck.34 Mit künstlich erzeugter Energie betriebene Massenverkehrsmittel symbolisierten darüber hinaus die beklagten Niedergangserscheinungen: die Entwertung des Landes - die Eisenbahn transportierte die Arbeitsbevölkerung in die Stadt; die Herrschaft der Maschine - nicht mehr die Einzelperson bestimmte Tempo und Wegstrecke; die Entgrenzung der Lebenswelt jeder konnte nun alltägliche Erfahrungen außerhalb seiner engeren Umgebung erwerben; die Niederreißung ständisch-sozialer Schranken - alle konnten jetzt gleichermaßen und gleich schnell reisen; die Vermassung, Atomisierung, Entindividualisierung und letztlich Entpersönlichung des Reisenden - der Passagier, so der englische Sozialreformer John Ruskin, sei im Grunde keine Person mehr, sondern ein Paket, das sich selbst auf die Reise schicke.35 Das Auto dagegen war nicht an Schienen und gerade Strecken gebunden. Es schien die Umwelt weniger zu gefährden, wie angesichts noch geringer Zahlen an Kraftwagen zumindest vor dem Ersten Weltkrieg vermutet wurde. Es sei »interessant«, konnte man sogar noch 1928 aus Kreisen der Denkmalpflege hören, »daß gerade die Umstellung auf den Autoverkehr vielfach günstig gewirkt hat, da für diesen eine verhältnismäßig geringe Verlängerung der Wegstrecke keine Rolle spielt, und daher Umfahrungen des Stadtkerns leichter durchführbar sind«.36 Zudem gab das Automobil dem Individuum Selbstbestimmung und Bewegungsfreiheit zurück. Es ermöglichte, so beispielsweise Paul SchultzeNaumburg, individuelle Eroberung und Erfahrung der Natur, es erlaubte, eine Reiseroute selbst zu wählen und dort auszusteigen, wo die Landschaft Betrachtung verlangte. Erst langsam wurde deutlich, daß die »Parkierung und Garagierung der Autos« als neues Problem auf die deutschen Städte zukomme.37 Fünftens: Von den neuen Verkehrsmitteln gefördert wurde ein weiteres umstrittenes Element des modernen Lebensstils, der Fremdenverkehr. Ernst Rudorff galt »das Ausbeutungs- und Abnutzungssystem des Touristenwesens« als Bedrohung von Natur und Landschaft. Er sah in Touristen »eine Gattung von Leuten, deren gemeinsames charakteristisches Merkmal in nichts Anderem besteht als darin, daß sie alle möglichen Schönheiten und Merkwürdigkeiten der Welt zu ihrem Amüsement aufsuchen und absuchen«. Er verabscheute die Oberflächlichkeit, Beliebigkeit und Massenhaftigkeit des Naturgenusses, die Lösung jeder persönlichen Beziehung zur Landschaft, die Vermeidung einer echten Vertiefung in die jeweilige Eigenart des Vorgefundenen, die Erleichterung des Naturzugangs durch moderne Hilfen von Bergbahnen bis hin zu Gasthäusern, den »fatale[n] Beigeschmack der Geschäftsmäßigkeit im Genießen« - alles Faktoren, die das, was den Touristen in die Natur ziehe, gerade selbst aufhöben. »Man 34 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

will den Drachenfels, den man bereits zu Fuß, zu Pferde, zu Esel und zu Wagen in kurzer Zeit bequem ersteigen kann, auch noch mit einer Eisenbahn beschenken, damit unter dem allgemeinen Getümmel endlich auch der letzte Rest der Poesie, die Berg und Ruine ehedem umfloß, erstickt werde und verstumme.« Kurz: »Man feiert die Natur, aber man feiert sie, indem man sie prostituirt.«38 Für Rudorff offenbarte sich darin die ganze Widersinnigkeit und ethische Verwerflichkeit der modernen Zivilisation, die den einzelnen seiner angestammten Aufgabe entfremde und ihn seiner Wurzeln beraube. Den Landbewohner locke man zur Arbeit in die Stadt, die Städter zum Freizeitvertreib auf das Land.39 Auch Schultze-Naumburg sah in der »Sommerfrischlerplage« die Konsequenz des unerträglichen Großstadtlebens, dem immer mehr Menschen auf immer schnelleren Verkehrswegen zu entfliehen suchten.40 Nach der Jahrhundertwende räumten manche, wie der Baseler Jurist Carl A. Wieland 1905, zwar - halb resigniert, halb realistisch - ein, daß der Siegeszug des Tourismus nicht mehr aufzuhalten sei.41 Doch grundsätzlich blieben die Vorbehalte gegen den Massentourismus bestehen, weil dieser bloße Freizeitablenkung und oberflächlichen, hastigen Konsum austauschbarer Naturerscheinungen biete, nicht aber das individuelle Erleben der Natur schlechthin, der Stimmung von Landschaft und Umwelt ermögliche. Die Kritik an Industriekapitalismus, Großstadt, Landzerstörung, Verkehr oder Tourismus trat selten isoliert auf. Die Stereotypen der Zivilisationskritik, etwa der Begriff »Moloch«, welcher der Großstadt,42 dem Verkehr43 und anderen scheinbar unaufhaltsam wachsenden, alles überwuchernden Erscheinungen wie dem »Bureaukratismus«44 zugeschrieben werden konnte, ferner Schlagworte wie »Dekadenz«,45 »Entartung«46 und »Chaos«,47 ergaben sich aus einem ganzheitlichen Bild von Zivilisation und Kultur, dem die Suche nach umfassender Harmonie der Lebensverhältnisse zugrunde lag. Als Merkmal der Krise galt nicht ein einzelner Mißstand, sondern ein moralischer Niedergang, der auch den Verfall von Geschmack, Stil, Kultur und Geschichtsbewußtsein umfasse. Im Kern wurde dies, so von Ernst Rudorff, diagnostiziert als ein »einseitiges Hervorkehren der materiellen Gesichtspunkte« und ein »völliges Ignoriren der idealen«.48 Deshalb konnte Rudorff scheinbar gegensätzliche Erscheinungen wie auf der einen Seite die Naturzerstörung durch die industrielle Modernisierung und auf der anderen Seite die Natursuche in der Form des Massentourismus auf dieselbe Wurzel, die materialistische Lebenseinstellung, zurückführen.49 Materialismus und Kosmopolitismus wurden dabei als zwei sich ergänzende Erscheinungen angesehen. Im Begriff der Amerikanisierung versuchte man das Phänomen der modernen Zivilisation zu erfassen.50 Die 35 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Vereinigten Staaten von Amerika dienten nicht nur konkret als abschrekkendes Beispiel hinsichtlich der aus ästhetischen, sozialen und gesundheitlichen Gründen verpönten Hochhausarchitektur, der schachbrettartigen Stadtgrundrisse, der Zersiedelung der Landschaft, der Verunstaltung der Natur durch Reklame.51 Amerika stand vielmehr generell als Synonym für Materialismus, Schabionisierung, Nivellierung, Oberflächlichkeit und Werteverlust, als Mahnung, wohin auch Deutschland kommen werde, wenn man nicht rechtzeitig gegensteuere.52 Schon Rudorff witterte dahinter den Verfall des Nationalgefühls und sah den Weg zum auch politischen Internationalismus beschritten. Er fürchtete, daß die Deutschen »bald ein ausgelebtes Volk sein« würden, »dessen religiöses Empfinden samt allen übrigen Kräften des Gemüts verdorrt oder verflacht, das keines geistigen Aufschwungs mehr fähig ist, keinen Dichter, keinen großen Künstler, überhaupt keine wahrhaft schöpferische Persönlichkeit mehr hervorzubringen vermag, höchstens in leerer Scheingröße fortvegetiert«. Mit der »Gleichmacherei« arbeite man »den Ideen der roten Internationale ... geradezu in die Hände«. Wenn alles international eingeebnet werde, dann sei es »doch das Klügste, den Vaterlandswahn abzuschütteln und die ungeheure Langeweile des Einerlei mit der Einführung des Volapük als Weltsprache zu besiegeln«.53 Insgesamt lag der Kritik die Auffassung zugrunde, die moderne Zivilisation führe zur Entfremdung des Menschen von den ihm gemäßen Lebensformen, eben weil sie mechanisch-künstlich verfahre und den natürlichen Organismus des Lebens mißachte. Was die Menschen sich ehedem noch quasi von selbst in vielleicht naiver, aber aufrichtiger Weise angeeignet hätten - Verständnis der Natur, Liebe zur Landschaft, Bescheidenheit in den Zielen, handwerklich-gestalterische Fähigkeiten, soziale Solidarität in der Gemeinschaft, Tiefe des ethischen Empfindens -, sei durch die in der Großstadt konzentrierte Zivilisation verschüttet worden.54 SchultzeNaumburg sprach deshalb von der »Grosstadtkrankheit«, und die Großstadt selbst charakterisierte er, durchaus biologisch gemeint, als »Entartung«. Der Mensch entfernte sich demnach im Stadtleben von seinem eigentlichen Wesen, er verlor in individueller, sozialer, religiöser und nationaler Hinsicht seine Identität.55 b) Die Konstruktion von Heimat und der Heimatschutzgedanke

Publizisten und Theoretiker der wilhelminischen Zivilisationskritik hielten Niedergang und Identitätsverlust jedoch keineswegs für determiniert und unumkehrbar. Denn »das Gewordene«, so Schultze-Naumburg, sei »aus dem Kampf verschiedener Lebensprinzipien« hervorgegangen, und »der 36 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Mensch des Willens beugt sich nicht denen, die gerade die Tagesherrschaft gewonnen haben, sondern er streitet mutig auf der Seite mit, wo er die Wahrheit erkannt hat«. Da das, was man in den Städten wahrnehme, lediglich »der in Stein und Holz und Eisen sich offenbarende Mangel an Idealen« sei, gelte es, ein »neues Ideal« und »neue Ziele« für den Menschen zu finden.56 In diesem Sinn war es Ziel der Zivilisationskritik, die Gegenwart zu beeinflussen, Lebenseinheiten zu ermitteln, die Zusammenhalt, Harmonie und Halt gaben, eine neue Identität für den Menschen in der modernen Welt zu finden. Als Basis dieser neu zu konstruierenden Identität wurde der alltägliche Lebensraum entdeckt, in dem sich feste soziale und kulturelle Bande entwickeln sollten, der Lebensraum, der nun als »Heimat« bezeichnet wurde.57 Entsprechend wurde der 1897 von Ernst Rudorff geprägte Begriff »Heimatschutz«58 für all die Bestrebungen übernommen, die sich den Defiziten der Moderne und dem Identitätsverlust des Individuums in der modernen Zivilisation widersetzen wollten, indem sie die Bewahrung der alten Städte und Bauten, der natürlichen Lebensbedingungen und der Landschaft, der Traditionen und Lebensformen propagierten. Heimat war mehr als eine bloße Kompensation von Modernisierungsdefiziten. »Immer mächtiger und vielgestaltiger rauscht das Leben an uns vorüber; Wissenschaft, Technik und Kunst ziehen den Menschen tiefer und tiefer in ihren Machtbereich«, hieß es 1913 in einer »Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg«. Der dadurch überforderte Mensch wende sich »aus den entlegenen Weiten« zurück, »um auf dem Bekannten, auf Umgebung und Heimat auszuruhen«. Die Heimat sollte »feste[n] Grund« bieten, zum Verständnis der Welt beitragen, »gleich wie dem Kinde das Elternhaus zum Maßstabe seiner späteren Umgebung wird«.59 Der Begriff »Heimat« galt als Chiffre für die Bindung des Menschen an Tradition und Geschichte, an Natur und Umwelt, an Familie und soziale Umgebung. »Heimat« fungierte insofern auch als Orientierungshilfe und Lebensanleitung. Dieser kulturphilosophische Begriff der Heimat bezeichnete immer ein Ideal. Vor dem Ersten Weltkrieg verband die Heimatbewegung damit aber noch die Vorstellung von konkreten sozialen Beziehungen, die zumindest in der Geschichte, spurenartig in der Gegenwart nachzuweisen seien. Erst mit dem Krieg verlor der hier zeitweise politisch überhöhte Heimatbegriff seinen materiellen Gehalt. Angesichts der Infragestellung aller Werte im Krieg sowie der Fraktionierung in Politik und Gesellschaft der Nachkriegszeit wurde Heimat oft zur bloßen, zwischen Idyll und Mythos angesiedelten Fiktion oder lediglich zu einer Frage der inneren Einstellung. Insbesondere Natur und Landschaft galten als zentrale Elemente der Heimat, die wiederum das Leben des Menschen prägten. Die meisten 37 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Heimatbewegten der Vorkriegszeit ließen noch offen, welcher Art die Beziehung zwischen Mensch und Landschaft sei. In der Regel wurde sie interpretiert als eine zwar dominante, aber nicht deterministische Prägung.60 Erst nach dem Ersten Weltkrieg setzten, besonders betrieben von Paul Schultze-Naumburg, Versuche ein, den Heimatbegriff rassenideologisch aufzufüllen. Aber neben den rassentheoretischen Erklärungen für den Niedergang der Kultur führte Schultze-Naumburg 1924 auch historische und soziologische Begründungen an.61 Die Vorstellung einer unabänderlichen rassischen Determinierung stand noch nicht dahinter; sie setzte sich allerdings in den folgenden Jahren immer stärker durch. Parallel zur biologistischen Interpretation des Heimat- und Volksbegriffs wurden dann auch die natürlichen Bedingungen des Landes als Determinanten der kulturellen Entwicklung angesehen, bis dies schließlich in die nationalsozialistische Blut-und-Boden-Ideologie einging. Natur und Landschaft wurden von der Heimatbewegung nicht synonym verstanden. Vielmehr wollte die Heimatbewegung gerade das Zusammenwirken von natürlicher Entwicklung und menschlicher Kulturgeschichte erfassen. Rudorff definierte 1880 den Naturbegriff noch so weit, daß er sogar die historischen Denkmäler »in gewissem Sinne«, nämlich wenn »sie malerisch und poetisch wirken, als ein Stück Natur gelten« lassen konnte.62 Weniger auf die exakte Differenzierung zwischen Natur und Kultur kam es ihm an als vielmehr auf den Unterschied zwischen dem organisch Gewachsenen und dem bewußt und mechanisch Gestalteten. »Das Malerische und Poetische der Landschaft entsteht, wo ihre Elemente zu zwangloser Mischung verbunden sind, wie die Natur und das langsame Walten der Geschichte sie hat werden lassen.«63 Die Wortführer der Heimatbewegung an der Jahrhundertwende präzisierten die Begrifflichkeit. Im Kern ging es aber auch ihnen um das quasi organisch Entstandene. Gradmann verstand 1910 unter Landschaft eine historisch gewordene Verbindung von Natur und Kultur.64 Vor allem durch Schultze-Naumburg, der Landschaft ebenfalls als Ergebnis des Zusammentreffens von Kultur und Natur, als durch die menschliche Kultur gestaltete Natur ansah, setzte sich eine genaue begriffliche Differenzierung durch. So definierte er 1930: »Das Landschaftsbild wird aus der Gesamtheit der ursprünglichen Natur (wie Himmel, Wasser, Gestein usw.), den vom Menschen angeordneten Naturformen (wie Feld, Forst usw.) und den vom Menschen geschaffenen Werken (den Erdbewegungen, Bauten usw.) gebildet und steht so im Gegensatz zu dem Bilde geschlossener Siedlungen, in denen die Natur mehr oder weniger zurücktritt, wie es bei Städtebildern der Fall ist.«65 Reine, unberührte Natur existierte nach Schultze-Naumburgs Auffassung in Deutschland praktisch nicht mehr. Naturschutz im wörtlichen Sinn konnte es insofern für Deutschland nicht geben. Vielmehr gehe es um den Schutz der Land38 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schart. Der Verunstaltung, der »entsetzliche[n] Entstellung« der Landschaft, gelte es durch eine Gestaltung der Landschaft nach dem Vorbild und den Grundsätzen der Vergangenheit entgegenzuwirken.66 Bloße Natur und selbst bloße Landschaft konstituierten allein aber noch keine Heimat. Diese entstand erst in der Beziehung von Menschen zu ihrer Landschaft. Schon Rudorff hatte Heimat insofern als Ziel angesehen. Der Mensch sollte geradezu »lernen sich irgendwo zu Hause zu fühlen«.67 Deshalb wehrte sich die Heimatbewegung auch gegen ein allein ästhetisches Verständnis von Landschafts- und Heimatschutz. Nicht nur schöne Landschaften wollte sie geschützt sehen, da »es Heimaten zweierlei Grades nicht gibt«.68 Unabhängig von wissenschaftlicher oder administrativer Kategorisierung fiel damit alles in den Bereich des Heimatschutzes, wenn es nur subjektiv als Heimat empfunden wurde. Dahinter stand ein ganzheitlicher Denkansatz. Für Karl Giannoni umfaßte 1911 die zu bewahrende Heimat Landschaft, »Lebensart« und »Gebräuche«, kurz: »die ganze Volkspersönlichkeit«.69 Beim Landschafts- und Naturschutz seien die »ästhetischen« und die »ethischen« Forderungen »in der unendlichen Mehrzahl der Fälle ... nicht zu trennen«, konstatierte Rudorff.70 Heimatschutz wurde insofern primär als eine individual- und sozialethische Aufgabe verstanden. Der Schutz der natürlichen Umwelt diente auch nicht nur der Erhaltung von Pflanzen, Tieren und Naturerscheinungen, sondern folgte »einer idealen Weltanschauung«, es ging um »eine sittliche Weltordnung«, »in der wir das Gute und Schöne in der Welt zu pflegen und zu erhalten haben«.71 Heimat und Natur seien am ehesten geeignet, Antwort auf die elementaren Fragen nach Ursprung und Charakter der Existenz zu geben, wo materialistische Weltanschauungen und selbst Naturwissenschaften an ihre Grenzen gelangten. Heimatschutz in diesem umfassenden Sinn bezeichnete somit über die zu bewahrende oder wiederherzustellende Heimat hinaus eine Haltung zum Leben schlechthin. Für den Nationalökonomen und Heimatschutzverfechter Carl Johannes Fuchs stellten Heimat und Heimatliebe »neben der Religion die Grundlage der Sittlichkeit« dar.72 Andere sahen im reinen Kunst- und Naturgenuß und in der Hinwendung zur Heimat selbst schon beinahe religiöse Bestrebungen.73 Zumindest verstanden sie den Heimatschutz nicht nur als »eine kunstgewerbliche und architektonische, sondern auch eine nationale, ja eine sittliche, ideale, eine Kulturbewegung«, wie es 1905 der Lehrer Hermann Paur beispielhaft ausdrückte.74 Dies hatte in mehrfacher Hinsicht politisch-praktische Konsequenzen: Die Heimatbewegung empfand sich als national und spezifisch deutsch, wollte die Gegenwart gestalten, zielte konkret auf die Sozialreform, verlangte vor allem erzieherisches Wirken und forderte den Staat zum Handeln auf. Erstens: Die Heimatidee war zwar regional ausgerichtet. Sie wollte die 39 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

örtlichen und landschaftlichen Bindungen festigen und so Identität schaffen. Dies kollidierte aber nicht mit einer grundsätzlich nationalen Haltung. Die Heimattheoretiker dachten in der Regel nicht partikularistisch oder separatistisch. Allenfalls ging es, wie in Bayern, um föderalistische Vorbehalte gegen eine mechanische Zentralisierung im Nationalstaat. Heimatbewußtsein und nationales Empfinden standen in der zivilisationskritischen Bewegung und Publizistik nicht nur in keinem Gegensatz, sie galten sogar als komplementär. Die Heimat war auf der einen Seite quasi das Verbindungsglied zwischen Familie und Vaterland.75 Auf der anderen Seite konstituierte die Vielfalt der Besonderheiten erst die nationale Gemeinschaft, die sich wiederum deutlich von anderen Völkern abgrenzen lasse. »Heimattreue und Vaterlandsliebe« seien insofern, so der hessische Lehrer Storch 1906, zwei Seiten einer Medaille und beide gleichermaßen erforderlich, damit die Deutschen »immer stark und stolz sein« könnten.76 Mit föderalistischem Akzent formulierte Emil Pleitner im Jahr 1900 in seiner Darstellung über »Oldenburg im 19. Jahrhundert« dieses Prinzip. »Nach außen eins, nach innen vielgestaltig«, war die Devise. »Gut oldenburgisch sein, das heißt gut deutsch sein«.77 Die Pflege der Heimat galt als nationale Aufgabe und zugleich als Eigenschaft, die im Wesen der Deutschen wurzele, die sie gerade von ihren europäischen Nachbarvölkern unterscheide. Für den Münchner Architekten Gabriel von Seidl lagen Heimatschutz und Heimatliebe »im deutschen Charakter«, wie er 1912 formulierte, sie kämen »aus den Tiefen seines Gemütes«.78 Heimatpflege war als spezifisch deutsche Qualität somit besonders geeignet, deutsche Tugenden wiederzubeleben. »Die hervorragendste Erziehungsstätte für gesundes Deutschtum«, so Storch, »ist das Land, ist die Kleinstadt, ist das Dorf am Erlenbach, ist das biedre, solide Kleinbürger- und Bauernhaus.«79 Und der Hamburger heimatbewegte Architekt Oskar Schwindrazheim appellierte an »Charakter«, »Tradition«, »Poesie«, »Naturauffassung«, »Schönheitssinn« und »Können« der Deutschen. Das seien »die natürlichsten Grundpfeiler einer deutschen Kunst und eines deutschen Kunstgewerbes«: »O deutsches Volk, schau doch in dich! Sei deutsch, und du bist das, was du werden sollst und kannst!«80 Zweitens: Die anfangs, namentlich von Rudorff, propagierte Haltung der bloßen Verweigerung gegenüber jedweder Modernisierung, die totale Ablehnung von Industrialisierung und Großstadt, Tourismus und neuen Verkehrsmitteln, konnte sich nicht halten. Nicht die eskapistische Versenkung in die Vergangenheit, sondern die offensive Nutzung der Geschichte für die Gestaltung der Gegenwart wurde das Ziel der Heimatbewegung, je mehr sie aus isolierten und elitären Einzelinitiativen der 1880er Jahre zu einer bildungsbürgerlichen Breitenbewegung wurde, an der auch die Behörden Anteil nahmen. Rudorff hatte 1880 noch jede ästhetische und 40 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

malerische Qualität lediglich den vorindustriellen Gewerbebauten zuerkannt und apodiktisch behauptet, »die Fabrik ist und bleibt ... nüchtern und häßlich«.81 Nach der Jahrhundertwende war es dagegen längst vorherrschende Meinung, daß eine Fabrik nicht mehr notwendig häßlich sein mußte, daß vielmehr ein »Gewerbebau auch schön sein kann«.82 Es gelte, so Gradmann, »über neue und alte romantische Bestrebungen hinauszuweisen auf einen gesunden Realismus und über unfruchtbare Negation und starren Konservatismus auf positives künstlerisches Schaffen«.83 Weder könne man die moderne Wirtschafts- und Lebensweise wieder ganz abschaffen, noch würde das von Vorteil sein, gebe es doch auch positive Fortschritte in Technik und Verkehr, »die uns die Naturkräfte dienstbar machen«.84 Nicht die Bekämpfung des Industrialismus, sondern die Gestaltung seiner Erscheinung, die Milderung seiner Konsequenzen, war nun das Ziel. Natur, Landschaft, Kultur, technischen Fortschritt, Nutzen und Bedürfnisse der Gegenwart galt es miteinander zu versöhnen. In diesem Sinn konnte die Heimatschutzbewegung als ein notwendiger Bestandteil der modernen Zivilisation angesehen werden, als Ausdruck eines bestimmten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsstandes. Den scheinbaren Gegensatz von Natur und menschlicher Tätigkeit versuchte man mit dem ebenso einfachen wie schlüssigen Argument aufzuheben, der Mensch selbst sei Teil der Natur, Kultur mithin ein spezifischer Teil der natürlichen Erscheinungen.85 Die reformerische Richtung der Heimatbewegung wollte deshalb Natur -, Heimat- und Denkmalschutz nicht verabsolutieren. Für Gradmann waren »manche von den Forderungen des Heimatschutzes selbst problematisch«, stießen sie doch »nicht nur im einzelnen Fall auf Schwierigkeiten finanzieller, technischer, rechtlicher und sogar politischer Art, sondern schon in ihrer allgemeinen Fassung auf Bedenken wirtschaftlicher, technischer, künstlerischer und allgemein kultureller oder ethischer Natur«. Bautätigkeit und Verkehrserschließung könne man »auf die Dauer« nicht zugunsten eines Baudenkmals oder eines alten Straßenbildes verhindern.86 Bloße Konservierung der Denkmäler oder der Natur sei zum einen elitäres Interesse der Gebildeten, wo doch »Bescheidenheit gegenüber dem werktätigen Leben« verlangt sei, zum anderen lebensfremde »Museumspolitik«, die den realen Hintergrund der romantisierten Vergangenheit vernachlässige: »Dürfen wir den Bewohnern der Kleinstadt zumuten, die Kleinstädter zu spielen, damit Künstler ihre Augenweide und Touristen ihren Spaß haben an dem lebenden Bilde? Oder dem Landvolke, sich in Standestracht zu stecken, da wir doch selbst keine Standestracht tragen und tragen möchten! Die Volkstrachten stammen aus Zeiten des Stillstandes.«87 Nach dem Ersten Weltkrieg und der Revolution schien eine bloße Korrektur der Fehlentwicklungen erst recht nicht mehr hinreichend. Wie41 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

derum war es Paul Schultze-Naumburg, der diese neue Zeitstimmung erfaßte und - 1924 an die wandernde Jugend gerichtet, aber programmatisch gedacht - auf die prägnante Formel brachte: »Nicht zurück sollt ihr, noch irgendein vernünftiger Mensch, denn das wäre ungefähr so, als ob das Huhn in das Ei zurück wollte, aber auch heraus wollen wir aus dieser auf Abwege geratenen Zeit«.88 Drittens: Dazu sollte Heimatschutz Kenntnis der musterhaften höheren Ordnung der Natur vermitteln, beispielsweise in der Tierwelt und namentlich in den gern angeführten Ameisenstaaten.89 Diese demonstrierten Fleiß und Pflichtgefühl, Ausdauer und Einordnung in die Gemeinschaft. Sie lieferten der Heimatbewegung insofern ein Gegenbild zur gesellschaftlichen und politischen Situation in Deutschland und damit eine Grundschulung in Staatsbürgerkunde. In gesamtgesellschaftlicher Hinsicht vermittelte Heimatschutz also Integration und Harmonie. Die Heimat sollte Verbindungen über Klassen- und Standesschranken hinweg schaffen,90 diese selbst aber nicht antasten. Denn das Wesen historischer Heimatkultur war gerade die Anerkennung der Vielfalt in regionaler und auch ständischsozialer Hinsicht. Bei der Besinnung auf die Heimat und ihre Sitten und Gebräuche sei die Frage nach Reichtum oder Armut unwichtig, meinte Gabriel von Seidl in einer Werbeschrift der bayerischen Heimatschutzbewegung von 1912.91 Die Heimatpflege wollte damit zugleich eine bloß materialistische Sichtweise der sozialen Frage überwinden helfen, wie es der Münchner Architekt und Städtebauer Theodor Fischer in derselben Schrift ausdrückte: »Das Recht auf Arbeit war ein Schlagwort der jüngsten materialistisch nüchternen Zeit; wir fordern ein Recht auf Freude an der Arbeit«.92 In diesem Sinn wurde 1913 auf einer Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz verlangt, Gewerbebauten im heimatangepaßten Baustil zu errichten, und als »sozialer Gesichtspunkt« hervorgehoben, daß »ein außen und innen gefällig gestaltetes Gebäude dem einfachen Arbeiter den Aufenthalt darin und die Arbeitszeit angenehmer macht«.93 Dies wiederum mochte politische Konsequenzen zeitigen. Für den ostpreußischen Provinzialkonservator Richard Dethlefsen beispielsweise war die Erziehung zur Heimatliebe eine »politische« Aufgabe. Sie förderte die »Bodenständigkeit«, hob den Wert der »Persönlichkeit im Gegensatz zur Masse« hervor und half als »Gegengewicht«, der »stetigen Wühlarbeit zersetzender Elemente« zu widerstehen, die Loyalität zu Kaiser und Reich zu stärken.94 Viertens: Wandel sollte vor allem durch Erziehung erreicht werden. Die Kulturbewegung Heimatschutz verstand sich als Erziehungs- und Bildungsbewegung. Auf der Basis des ganzheitlichen Ansatzes hob man hervor, daß man primär ideelle Ziele verfolge, die eine innere Umkehr voraussetzten. Demnach schufen allein Überzeugung und mentale Aneignung wirkliches Heimatbewußtsein. Nur so könne die ethische Umorien42 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tierung erreicht und das im deutschen Charakter angelegte Heimatgefühl wiederbelebt werden, zumal gerade die Deutschen ein Volk der Bildung seien. »Der Deutsche ist von Haus aus ein herzensguter Kerl und der wohlwollenden Belehrung zugänglich«, formulierte der Jenaer Kunsthistoriker Paul Weber 1899 in einem Plädoyer für »Belehrung« statt Vorschriften in der Denkmalpflege.95 In diesem Sinn wandten sich die Propagandisten des Heimatschutzes besonders an die »Gebildeten auf dem Lande«, die vermeintlich »natürlichen Vermittler«, nämlich vor allem »Amtmann, Pfarrer, Arzt, Apotheker, Lehrer, Gutsbesitzer und ihre Frauen«.96 Flugschriften, Broschüren und Belehrungsbüchlein, etwa »Anweisungen zur Denkmalpflege«, die von den Länderregierungen initiiert und von Konservatoren verfaßt wurden, dienten als Orientierungshilfen für Baubeamte, Kommunalverwaltungen, Handwerker, Geistliche und ehrenamtliche Denkmalpfleger.97 Denkmalpflegekurse richteten sich ebenfalls an ehrenamtliche und freiwillige Helfer wie Pfarrer und Lehrer. Namentlich die Lehrer wurden als Vorbild der Dorfbevölkerung auserkoren, denn »was im Haus und Garten des Lehrers Eingang gefunden, das findet von selbst seinen Weg in das Haus des Dorfbewohners bis in die kleinste Hütte des Arbeiters«.98 Eine immer breitere Literatur befaßte sich seit der Jahrhundertwende mit der Erziehung der Jugend zu Naturverständnis und Heimatliebe.99 Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt die Heimatkunde auch im Lehrplan der Schulen einen Platz.100 Besondere Aufmerksamkeit galt darüber hinaus den Handwerkern. Durch Ausbildung, zusätzliche Kurse und weitere Anregungen sollten sie in vergessenen Fertigkeiten geschult werden, alte Handwerks-, Produktions- und Bautechniken wieder erlernen. Die Tradition sollte stilbildend wirken, den von der industriellen Massenproduktion abgestumpften und von Luxusgütern abgelenkten Geschmack erneut sensibilisieren. Oskar Schwindrazheim empfahl, den Handwerkern »gute, dauerhafte Arbeit, gute, klare Konstruktion, Vermeidung jeglichen Fünfzigpfennigbazarschmuckes, Verachtung aller Talmidekoration« nahezulegen.101 Qualität, Bescheidenheit, Ehrlichkeit und Schönheit sollten auch hier als korrespondierende Werte vermittelt werden.102 Fünftens: Die Heimatbewegung forderte, wie schon Denkmalpflegekurse und Heimatkundeunterricht belegten, von Anfang an auch das kulturpolitische Engagement des Gemeinwesens, ob Kommune oder Staat. Denn Heimatschutz sei »eine öffentliche Angelegenheit«.103 In dem Maße, in dem die bloße Aufklärung als unzureichend angesehen wurde und sich die Heimatbewegung in Vereinen und Bünden zur Interessenbewegung formierte, weiteten sich auch die Forderungen nach politisch-rechtlichen Eingriffen und Zwangsmaßnahmen aus. 1880 verlangte Rudorff, die »Liebe zum heimathlichen Boden« zu wecken, solle »eine der vornehmsten 43 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und dringendsten Aufgaben unserer Gesetzgebung, unserer Verwaltung« werden.104 1907 stellte Schultze-Naumburg als Vorsitzender der organisierten Heimatbewegung, des »Bundes Heimatschutz«, die Forderung auf, der Heimatschutz müsse aktiv und offensiv im öffentlichen Leben betrieben werden.105 Konkret bedeutete dies, daß neben der Anleitung, Unterweisung und Erziehung, die gewissermaßen auf Läuterung und geistige Umkehr zielten, auch staatlich-öffentliche Eingriffe durch Gesetze zum Schutz von Landschaften und Ortschaften, von Heimat und Denkmälern gefordert wurden. Als angemessene Antwort auf die umfassende Kulturkrise erschien so der intervenierende Kulturstaat. c) Heimatgeschichte, Tradition und Gegenwartsethik

Der Begriff »Heimat« bezog sich nicht nur auf ein Verhältnis zu Natur und Landschaft und eine bestimmte Lebensweise. Er hatte auch eine historische Dimension und bezeichnete die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.106 Die Geschichte galt zwar schon unter dem Vorzeichen des Historismus als allgegenwärtige Lebensmacht. Ein Bismarck-Wort von der Notwendigkeit historischen Denkens zog sich in vielfältigen Varianten durch die Heimatliteratur. Für Paul Weber war 1899 »ein Volk ohne geschichtliche Empfindung - und ein solches werden wir mit jedem Tag mehr ... - ... dem Untergange geweiht«.107 Die Pflege der Überreste der Vergangenheit sollte »den Zusammenhang mit der Vergangenheit, auf deren Schultern wir doch stehen«, deutlich machen und »wie eine Brücke von diesem Einst zum Jetzt« führen.108 Aber die Heimatbewegung verstand unter Geschichte doch noch etwas anderes als die bloße Kenntnis der eigenen Wurzeln. Der »historische Sinn«, tragender Pfeiler des Heimatschutzes, so Gradmann, sei nicht nur »Wißbegierde«, sondern »Lebensregel, ein Ersatz für verlorene Instinkte und eine Regung unseres nationalen Bewußtseins«.109 Mit dieser Funktionszuweisung war ein Charakteristikum des Geschichtsverständnisses der Heimatbewegung benannt, das wiederum Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung wesentlich beeinflußte. Da Heimat als in der Vergangenheit gewachsenes, traditionsbestimmtes soziales und kulturelles Geflecht verstanden wurde und als Lebensregel für die Gegenwart dienen sollte, erforderte ihre Wiederbelebung historische Kenntnisse im umfassenden Sinn, vor allem in sozial- und kulturgeschichtlicher Hinsicht. Das setzte eine Revision der im Kaiserreich dominierenden Geschichtsinterpretation voraus. Vom späteren 18. Jahrhundert bis in 1850er Jahre waren zwar politische und Kulturgeschichte noch nicht grundsätzlich als Gegensatz empfunden worden. Kulturgeschichte hatte 44 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

man bis dahin häufig noch als Totalgeschichte begriffen, die Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und geistiges Leben, Institutionen, Lebensformen und Handlungen umfaßte. So unterschiedliche Autoren wie Wilhelm Heinrich Riehl und Jacob Burckhardt standen für dieses ältere Geschichtsverständnis. In den folgenden Jahren aber kam es parallel zu der ebenfalls auf das 18. Jahrhundert zurückgehenden, nun sich beschleunigenden und vollendenden Verwissenschaftlichung und Professionalisierung der akademischen Disziplin Geschichte zu einer sektoralen Ausdifferenzierung. Unter dem Eindruck der politischen Umwälzungen von der Revolution 1848 bis zur Reichsgründung 1871 avancierte in Deutschland die Politikgeschichte zur Leit- und Schlüsseldisziplin, und der Historismus gewann das Methodenmonopol. Geschichte wurde mehr denn je zur Anleitung für die Beherrschung der Gegenwart; Staat, Politik und Nation rückten ins Zentrum. Aus der Kulturgeschichte wurde eine Teildisziplin, der im Zuge einer weiteren Spezialisierung andere Disziplinen, etwa die Kunstgeschichte, an die Seite traten.110 In den 1890er Jahren setzte eine Gegenbewegung ein. Verschiedene Faktoren trugen dazu bei, so die Konkurrenz der Naturwissenschaften mit ihrer systematischen Methode, die Erfahrungen von Gründerzeit wie Gründerkrise und die skeptischere Wahrnehmung von Industrialismus und Kapitalismus generell. Seit 1891 erschien die vielbändige »Deutsche Geschichte« Karl Lamprechts. Lamprecht ging es um eine Deutung der Geschichte als Kulturgeschichte im übergreifenden Sinn. Unter Einbeziehung sozialpsychologischer Erklärungsansätze suchte er nach dem Allgemeinen, nach dem Typischen, nach den Gesetzmäßigkeiten in der Geschichte Deutschlands und der Deutschen. In der akademischen Fachwissenschaft konnte sich Lamprecht mit seiner Methodenrevision nicht durchsetzen.111 Nur in Teildisziplinen wie der Kunstgeschichte kam es zu Parallelen. So wollte Georg Dehio, ausgebildeter Historiker, seit 1884 Ordinarius für Kunstgeschichte, mit seiner »Geschichte der deutschen Kunst« die Totalgeschichte des deutschen Volkes vermitteln.112 Indes hatte Lamprecht erheblichen Einfluß auf die Heimatgeschichtsbewegung und die moderne Landesgeschichte, dann auch auf die Kulturraumforschung der Weimarer Zeit.113 Die Ursprünge der Landesgeschichte liegen allerdings früher. Regional- und Lokalgeschichten entstanden bereits seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, oft im Umfeld der Geschichtsvereine, geschrieben von bildungsbürgerlichen Laien und Autodidakten, etwa Pfarrern, oder Lokalhistorikern wie Archivaren, kaum von Universitätshistorikern. Am Ende des 19. Jahrhunderts bekam diese Form der Geschichtsschreibung im Zuge der expandierenden Heimatbewegung erheblichen Auftrieb. Durch die seit den 1890er Jahren gegründeten Historischen Kommissionen intensivierte sich auch die wissenschaftliche 45 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Lokal- und Landesforschung. Heimatgeschichte wurde zudem von Landes- und Lokalbehörden ideell und materiell gefördert. Sie folgte jetzt Zielen, die sich wesentlich von den Erkenntnisinteressen der akademischen Geschichtsforschung unterschieden, und verstand die Geschichte nach dem Gradmannschen Prinzip nicht nur als Lebensmacht und »Lebensregel«, sondern als »Ersatz für verlorene Instinkte«. Die zahlreichen Lokal- und Regionalgeschichten, die zwischen 1890 und 1914 erschienen, hatten deshalb oft keine primär wissenschaftliche Absicht.114 Die Autoren, weiterhin keine professionellen Geschichtswissenschaftler, sondern Autodidakten und vermehrt Gymnasial- und Volksschullehrer, wandten sich auch nicht an die Historiker, sondern an die Bewohner des Orts oder der Region, über die sie schrieben. Das Untersuchungsgebiet beschäftigte sie nicht als historischer Typus oder historisches Beispiel. Es interessierte sie vielmehr als historisches Individuum, in dem sich das Allgemeine anschaulich spiegeln ließ, und vor allem als Heimat, als soziale, kulturelle und mentale Einheit, die auch Autor und Leserschaft verband. Damit hing ein didaktischer Impetus zusammen. Er zielte einmal auf die Belehrung der Leser über Geschichte und Kultur ihrer Heimat. Sodann sollte die Kenntnis der Heimat die Verbundenheit mit ihr stärken, die Identifizierung mit dem Ort und der Region erleichtern. Die Autoren wollten deshalb auch nicht im Sinne Leopold von Rankes »blos zeigen, wie es eigentlich gewesen« sei,115 sie interessierte nicht die Vergangenheit als selbständige Epoche, sondern die Geschichtlichkeit der Heimat, der untersuchte Ort in seiner Entwicklung mit seinen historischen Bezügen und Traditionen. Damit trat die politische Staatsgeschichte ganz zurück. Sie hatte für den jeweiligen Ort weit weniger charakteristische Bedeutung als die Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte. Heimatgeschichte wurde als lokale Totalgeschichte geschrieben. Insofern stand der Aufschwung der Heimatgeschichte in enger Beziehung zur Kulturgeschichte Lamprechts, auf den sich manche Heimatforscher auch explizit beriefen. Eine derartige Geschichtsschreibung geriet notwendigerweise in Konkurrenz zur akademischen Fachwissenschaft, denn sie stellte deren Monopol auf die Erforschung der Geschichte ebenso in Frage wie den hergebrachten politik- und nationalgeschichtlichen Zugang. Die akademische Geschichtswissenschaft reagierte deshalb mit teilweise scharfer Kritik. Beispielhaft dafür steht der Historiker Hermann Oncken.116 Oncken arbeitete von 1891 bis 1895 in Oldenburg117 am Großherzoglichen Haus- und Zentralarchiv und siedelte dann nach Berlin über. Parallel gehörte er in Oldenburg seit 1895 der Kommission an, die im Auftrag des Staats die Inventarisation der oldenburgischen Bau- und Kunstdenkmäler durchführte. Mit der Landes- und Heimatgeschichtsschreibung war er genauestens vertraut. In Literaturberichten setzte er sich damit auseinander.118 46 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Zwar plädierte er bei der Quellenforschung durchaus für die positivistische Orientierung am Detail und für eine induktive Vorgehensweise, die auch die lokale Beschränkung historischer Untersuchungen gestattete. Doch verhöhnte er schon 1892 die »dilettantisch betriebene Lokalforschung« und die, wie er es nannte, »feuilletonistisch-populäre Art der Behandlung«.119 Vor allem verlangte er, »in dem kleinen Kreise staatlichen und kulturellen Werdens ... die großen Veränderungen nationaler und menschlicher Geschichte zu beobachten und aus dem grandiosen Zusammenhang aller menschlichen Überlieferung, aus dem unablässigen Wechselwirken des Ganzen zu verstehen«.120 Diese Wertungen markierten die zunehmend deutlicheren Grenzlinien zwischen der elitären akademischen Geschichtswissenschaft auf der einen und der populären Heimatgeschichtsorientierung auf der anderen Seite. Zwar ist die Wirkung der Heimatgeschichtsschreibung im einzelnen kaum meßbar, sie war aber wohl erheblich bedeutsamer als oft angenommen. Die Bemühungen um Heimatschutz und Denkmalpflege in Dorf und Kleinstadt wurzelten in dem von ihr bestellten Boden. Die wissenschaftliche, universitäre Geschichtsforschung hatte dagegen mit der praktischen Denkmalpflege wenig zu tun. Tatsächlich zogen sich Universitätshistoriker nach anfänglicher Beteiligung an denkmalpflegerischen Aufgaben bald zurück. So schied Oncken nach der Jahrhundertwende aus der oldenburgischen Inventarisation aus, und in der Folge setzten Heimatforscher und oldenburgischer Staat, der die Inventarisation organisierte und finanzierte, auf Kosten der akademischen Wissenschaft eine heimatgeschichtliche Vorgehensweise im Inventarisationswerk durch.121 Hinter der Abkehr vom Historismus stand die Kritik am politischen Prophetentum des Historikers, wie es Oncken noch ganz unbefangen gefordert hatte,122 und an der quasireligiösen und kompensatorischen Funktion der Geschichtswissenschaft. Die klassisch-historische Bildung vernachlässigte die tatsächlichen Friktionen in der Gesellschaft, bloße Kompensation bot keine Lösung der durch Industrialisierung und Urbanisierung aufgeworfenen sozialen Probleme und konnte die politischen und kulturellen Ansprüche breiterer Schichten nicht befriedigen. Die Kritik an der politischen Nationalgeschichte des professionellen Historikers und der wie in Oldenburg staatlich geförderte Aufschwung populärer Heimatgeschichtsschreibung implizierten deshalb eine gewisse Elitenkritik und eine latente Tendenz zur Demokratisierung ' der Gesellschaft. De facto hatte die Heimatgeschichte damit trotz ihrer intentionalen Begrenzung nicht nur lokale oder regionale Bedeutung. Das Bild der Vergangenheit, das sie vermittelte, wurde vielmehr zu einem neuen nationalen Geschichtsbild, eben der Einheit in der Vielheit, zusammengesetzt und prägte das Geschichtsverständnis breiter bürgerlicher Kreise. Hier 47 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

interessierte die Geschichte von Landschaft und Volkstum, modern gesprochen von Strukturen und Gesellschaft, dabei vor allem der Zusammenhang von Landschaft und Mentalität, Kultur und Geschichte, Es ging mithin um die Phänomene der Beharrung und der langen Dauer. Die historische Erkenntnis sollte unmittelbar zur Bewertung und Gestaltung der Gegenwart dienen, die Vergangenheit Vorbildcharakter übernehmen, Geschmack, Kultur und Ethik formen. Der funktionale und didaktische Charakter bedingte eine bewußt auswählende Darstellung und Vermittlung der Geschichte. Die Vergangenheit und ihre Überreste wurden auf Traditionsbezüge zur Gegenwart und auf Vorbildqualitäten abgesucht. Frühe Vorkämpfer der Heimatbewegung seit den 1880er Jahren, namentlich Ernst Rudorff, auch beispielsweise der Architekt und Städtebautheoretiker Camillo Sitte, nahmen die mittelalterliche Stadt zum Vorbild, und zwar nicht nur für Bautechnik und Stilprinzipien, sondern auch für Lebensformen, Bescheidenheit und Harmonie.123 Eine derartige Idealisierung mittelalterlicher Enge und Dürftigkeit bot freilich Angriffsflächen. Die jüngere Heimatbewegung der Jahrhundertwende berief sich auf andere Epochen. Schultze-Naumburg hob 1908 hervor, er habe »nie das finstere Mittelalter als Vorbild zum Anknüpfen angeführt, sondern stets die heiteren, hellen Räume der Gartenstädte unserer Grossväter«.124 Für die Zeit bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts konstatierten die Heimatschützer Konstanz und Harmonie im künstlerischen und handwerklichen Schaffen und Verständnis für die Natur. Hermann Paur sah im 18. Jahrhundert »eine so einheitliche und sichere Kunstausübung, einen so engen Zusammenhang zwischen Kunst und Handwerk, einen so geschlossenen, die große und kleine Welt beherrschenden Stil, eine so selbstverständliche Ueberzeugung von der Richtigkeit eben dieser Kunstformen und dazu ein so solides Können im Handwerklichen«, daß er »diese Epoche als die letzte der langen Reihe von Stilperioden bezeichnen« konnte, in denen »ein bestimmter Zeitgeist« und »allgemein anerkannte Formen« festzustellen waren.125 In Deutschland sei die »bauliche Entwicklung bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts eine stetige und harmonische« gewesen, befand auch Schultze-Naumburg. Er führte dies auf die »Einheit des kultürlichen Willens« zurück, zu dem die zerrissene Gesellschaft in »unseren krauser Uebergangszeiten« nicht mehr fähig sei.126 Die versunkene Welt um 1800, die »Goethezeit«, galt als eine im positiven Sinn »geschlossene Welt«, patriarchalisch geordnet, geprägt von »Ruhe und Zufriedenheit«, ausgezeichnet durch den »Reichtum des innern Lebens in Geist und Gemüt«, durch die »zierlichen und freundlichen Umgangsformen« und die »Tugenden der Bescheidenheit und Rücksicht«.127 Schultze-Naumburg hob an der traditionellen Baukultur ebenso das Gefühl für eine angemessene Bescheidenheit hervor, die sich im Verzicht auf eine zwanghafte Suche nach 48 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Neuem und im Bewußtsein der eigenen Grenzen gezeigt habe. »Neue, völlige Um- und Neugestaltungen blieben das Vorrecht der Genies, wie ihrer ein jedes Jahrhundert nur wenige hervorbringt.«128 Erst die unhistorische, rationalistische Aufklärung, Revolution, Säkularisation und Kriege an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, so die gängige Auffassung, hätten Einheit und Harmonie des sozialen Lebens und kulturellen Schaffens aufgebrochen, Zerstörung und Verunsicherung gebracht. Auf eine »letzte Nachblüte guter bürgerlicher Kunst« in der Biedermeierzeit bis 1830 sei dann, angekündigt von Fabrik und Eisenbahn, die »Zeit des Materialismus« gefolgt, die »Zeit der Maschine, die Zeit, wo Industrie und Verkehr neben politischen und sozialen Interessen in den Vordergrund« getreten und trotz aller unbestreitbaren materiellen Erfolge Qualität und Einheit des künstlerischen und kunstgewerblichen Schaffens ebenso verfallen seien wie die Kenntnisse der Natur.129 Die Jahrzehnte seit 1830, spätestens seit 1850 galten als Zeit der Dekadenz. So hatte für den Architekten und Städtebauer Karl Henrici der Niedergang in den 1830er Jahren begonnen.130 Schultze-Naumburg erkannte noch die »guten Arbeiten bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts« als Nachklang langsam in Vergessenheit geratender Fähigkeiten an.131 Für die Epoche ab 1870 konstatierte er dagegen wie seine Mitstreiter durchweg den völligen Verfall der Baukunst.132 In der Vergangenheit suchten die Theoretiker der Heimatbewegung somit nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch moralische Qualitäten, die Einheit von Gesinnung und Gestaltung, von Ethik und Ästhetik. Die qualitativen Vorzüge des baulichen, handwerklichen und künstlerischen Schaffens der Großvätergeneration wurden auf deren moralischsittliche Überlegenheit zurückgeführt. Daraus ergab sich umgekehrt die Erwartung, eine Schulung der Gegenwart an den Fähigkeiten der Vergangenheit habe eine moralische Läuterung zur Folge, Unterricht in Gestaltung forme die Gesinnung. Schultze-Naumburg nutzte deshalb die Geschichte ganz konkret als Vorbildersammlung, an der die Gegenwart Grundsätze und Qualitäten baulichen Schaffens lernen könne. In seinen »Kulturarbeiten«, deren Ziel es war, »der entsetzlichen Verheerung unseres Landes auf allen Gebieten sichtbarer Kultur entgegenzuarbeiten«, kontrastierte er in Abbildungen und Darstellung gelungene Schöpfungen der Vergangenheit mit Fehlentwicklungen der Gegenwart. Zwar wollte er bloß an »die Tradition, das heisst die unmittelbar fortgepflanzte Arbeitsüberlieferung wieder anknüpfen helfen«, zwar ging es ihm in den Abbildungen nur um die »Kultur des Sichtbaren«, nämlich nach seiner Definition um »Häuser und Denkmäler, Brücken und Strassen«, »Kleider und gesellige Formen, Forste und Viehzucht, Maschinen und Landesverteidigung«.133 Aber zum einen stand dabei nicht bloß die Form, sondern die Art des 49 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Erstellens im Mittelpunkt. Es sei nämlich »der lebendige Begriff des ›Gestaltens‹ abhanden gekommen«; »man spricht bloss noch von ›konstruieren‹ und von ›verzieren‹«. Mechanisch seien einzelne Funktionen also getrennt worden, die doch eine integrale Gesamtheit bilden sollten, denn »Gestalten« bedeute »der Idee Realität verleihen«. Zum anderen hatte Qualität aus der Sicht Schultze-Naumburgs nicht nur eine ästhetische, sondern vor allem eine ethische Komponente. Das »Gestalten« sollte die »Harmonie eines ethischen Weltbildes zur Anschauung bringen«. 134 Die Einheit von Ästhetik und Ethik war Kern des historischen Interesses wie des gesellschaftlichen Ziels der zivilisationskritischen Erneuerungsbewegung. Der Schriftsteller und spätere Mitinitiator des »Bundes Heimatschutz« Robert Mielke verdeutlichte den Zusammenhang von geistiger und moralischer Haltung, Gestaltungsaufgabe und Form in seiner Schrift über »Volkskunst« 1896 am Beispiel des Bauernhauses: »Das echte Bauernhaus hat eine ethische Bedeutung, weil in ihm einerseits durch die Anordnung der Wohngelasse, andererseits durch die echt volkstümliche Gestaltung des einheimischen Materials derart Reflexe der deutschen Volksseele gesammelt sind, daß es neben dem Bürgerhaus der Vergangenheit zu einer starken Stütze nationaler Kunst und nationalen Geistes wird.« 135 Schultze-Naumburg zog von »handwerklicher Qualität« eine direkte Verbindung zur »sittlichen Haltung«. 1 3 6 Von den Bauformen bis zur Materialwahl - alles war für ihn Spiegelbild von Lebensgefuhl, Werten und ethischer Überzeugung. Nicht einmal die gesundheitlichen Belange könne man gegen die ästhetischen Forderungen ausspielen, wie es in der Stadtplanung oft geschah. Denn »man müsste erst genau feststellen, was Gesundheit eines Volkes bedeutet und ob Gesundheit eines Volkes ohne Schönheit überhaupt möglich ist«. 137 Es gehe vor allem nicht bloß um »schön und hässlich«, sondern um »gut und schlecht« in einer doppelten Bedeutung, nämlich einmal »praktisch brauchbar und unbrauchbar« und sodann »moralisch gut und schlecht«. 138 Schön sei, was einem guten Zweck diene. Nur diese Einsicht garantiere eine »Harmonie in unserer Weltanschauung«. Werde dagegen das »Verschönern« selbst zum Zweck, so werde das Schöne und damit das Gute gerade verhindert. 139 Damit wurde die historistische Architektur angegriffen, die Konstruktion und Ornament trenne, für das Ornament die Geschichte lediglich zufällig und willkürlich ausschlachte und damit die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der historischen Formgebung gänzlich verkenne und verfälsche. SchultzeNaumburg verlangte in diesem Sinn von Handwerk und Bau »Charakter« und »Wahrhaftigkeit«. 140 Heimatgeschichte und Tradition standen bei alledem im Dienst der Gegenwartsethik. Das konnte eine unmittelbar politische Funktion annehmen, wie es nach dem Ersten Weltkrieg und dem Versailler Vertrag deutlich

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wurde. Heimat als ethisch-politisches Prinzip wurde nun zum Baustein neuer politischer Einheit und gesellschaftlicher Identität. Heimat sollte und konnte die Gesellschaft formen und Gemeinschaft stiften. In diesem Sinn rückte sie auch zum Gegenstand der Wissenschaft auf. Kulturphilosophen und Pädagogen wie Eduard Spranger und Erich Weniger entdeckten die wissenschaftliche Heimatkunde als eine Art Milieuforschung, als »das geordnete Wissen um das Vorhandensein des Menschen in allen seinen naturhaften und geistigen Lebensbeziehungen mit einem besonderen Fleck Erde, der für ihn Geburtsort oder mindestens dauernder Wohnplatz ist«, und leiteten daraus den »Bildungswert der Heimatkunde« ab.141 Das »Heimaterlebnis« vermittele in einer Welt der Zersplitterung der Interessen und der Spezialisierung des Wissens das Prinzip der Ganzheitlichkeit, verdeutliche die »Totalbedingungen des menschlichen Lebens« und ermögliche den »geistigen Aufbau der Persönlichkeit«, denn die Heimat stelle »erlebte und erlebbare Totalverbundenheit mit dem Boden« und »geistiges Wurzelgefühl« dar. Die Heimatwissenschaft müsse demgemäß inhaltlich und methodisch neue Wege gehen. Sie wende sich gegen die »leblose Systematik des Wissens«, ziele auf die »Überwindung der abstrakten Fächertrennung« und die »Wiederherstellung des organischen Zusammenhanges der Erkenntnisgegenstände«. Dabei sollte nicht mehr die »kühle Objektivität forschender Einstellung« herrschen, die Heimatwissenschaft arbeite vielmehr mit einer »nicht bloß verstandesmäßigen, sondern allseitig sinnerfassenden Aneignung«.142 Diese Heimatwissenschaft griff die Denkmuster der älteren Zivilisationskritik auf, brachte sie in eine neue Form und entwickelte sie zu einer Handlungswissenschaft mit gesellschaftlichen Funktionen. Das umfaßte zwar eine historische Perspektive, weil die Heimat selbst als geschichtliches Phänomen verstanden wurde. Aber das Ziel der Heimatwissenschaft war ausschließlich die Kritik und Gestaltung der Gegenwart.143 Dabei befand sie sich in enger Nähe zur Volkstumspflege, die sich in der Volkskunde ebenfalls eine wissenschaftliche Basis gab. Auch die Ermittlung der »Volkspersönlichkeiten«144 mußte die Geschichte als Hilfswissenschaft zu Rate ziehen. Heimat- wie Volkskunde wirkten sogar innovativ in die Geschichtswissenschaft hinein, indem die »Volksgeschichte«145 neuer analytisch-systematischer Methoden bedurfte und die »Totalität« von Volk und Staat zu erfassen suchte. Allerdings lag auch das Wirkungsfeld der Volkskunde in der Gegenwart. Die Funktionsprinzipien und Charaktere von Rasse, Stamm, Volk, Volkstum und Volksgeist galt es als Determinanten politischer Entwicklung herauszuarbeiten und damit als Argumente im politischen Konflikt bereitzustellen. In der Krise der Republik wurden die Verbindungen von Heimatkunde und wissenschaftlicher Volksforschung noch enger. Neue Disziplinen wie neben der Volksgeschichte etwa die Eugenik trugen 51 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

dazu bei. Heimat war demnach die Lebensform des Volkstums, dieses wiederum Bestimmungsfaktor der Heimat. »Heimat und Volk sind eins«, schrieb 1930 Eugen Fischer, der Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Insofern sollte die Heimat als Hort der Familie und damit quasi des Volkserbguts bewahrt werden.146 Dem bloßen Erhalt des Vergangenen kam nur noch sekundäre Bedeutung zu.147 Die Deutungsmuster von wissenschaftlicher Heimatkunde, Volksforschung und Volksgeschichte beeinflußten die öffentliche Debatte um Merkmale und Aufgaben von Heimat, Heimatschutz und Heimatpflege in der Republik. Der ältere, schon bei Rudorff und Schultze-Naumburg angelegte Konflikt um Ablehnung oder Gestaltung der Moderne wurde damit um eine weitere Dimension erweitert. Einige wie der Geschäftsführer des »Deutschen Bundes Heimatschutz«, Werner Lindner, sahen in der Heimat weiterhin besonders ein historisches Phänomen und damit ein Instrument zur Kontrolle und Gegensteuerung. An der Heimat und ihrer Vergangenheit sollte sich die Gegenwart ständig messen.148 Andere wie Gustav Lampmann, Mitherausgeber der Zeitschrift »Die Denkmalpflege«, verstanden unter Heimat primär eine politische Aufgabe in der Gegenwart. Heimat finde sich jetzt überall, »wo Menschen wohnen«, auch in der Stadt, die entsprechend gestaltet werden müsse. Die Technik gelte dem Menschen nicht mehr als »feindlich«, sondern sei »in allen ihren Formen vertraut und lebensnotwendig geworden«. Der »technische Lebensstil« beherrsche das »Lebensgefühl«. Im Prinzip gehe es um die »polaren Spannungen zwischen dem Lebensgefühl aufeinanderfolgender Generationen oder Generationsgruppen«, wobei der Sieg des Neuen »mit biologischer Notwendigkeit vorausbestimmt« sei. Die »Erhaltung des Alten« sei in diesem Rahmen nur noch möglich, »soweit es in dem lebendigen Organismus des Werden, dem es ja wie das Neue unserer Zeit sein Dasein verdankt, noch lebendige Funktionen erfüllt«.149 Vergangenheitsorientierter Heimatschutz hatte sich demnach zur gegenwartsorientierten Heimatpflege fortzuentwicklen. Deren Objekt sei »das Werdende, dessen Sinn im Wechsel der Erscheinung liegt«.150 In der Summe war die Heimatidee, wie sie sich seit dem späteren 19. Jahrhundert herausgebildet hatte, mithin keine bloße Reprise der Vergangenheit. Selektiv wurden einzelne Abschnitte und Teile der Vergangenheit zu einer Tradition zusammengestellt. Heimat war kleinstädtisch und dörflich geprägt, von Bauern und kleinen Handwerkern getragen, nicht auf künstlerische Hochleistungen, sondern auf handwerkliche Qualitätsarbeit ausgerichtet. Als vorbildlich galten weniger die feudalen, herrschaftlichen Elemente der vormodernen Ordnung, hier allenfalls die patriarchalische Fürsorge, sondern eher die genossenschaftlichen Elemente und Sicherun52 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gen, der ständisch-korporative Gemeinschafts- und Gemeinverantwortungsgedanke. Dabei ging es allerdings kaum um die städtischen Freiheitsrechte des Mittelalters, die im Stadtbürgertum des späteren 19. Jahrhunderts als potentielles politisches Kampfmittel gegen den Obrigkeitsstaat ein gewisses Interesse erregten.151 Vielmehr bezeichneten Werte wie Einordnung, Bescheidenheit und Harmonie das eigentliche Ideal, das dem egalitären, nivellierenden, atomisierenden Gesellschafts- und Staatsmodell moderner Theorien und Ideologien wie der krisen- und konflikthaften Realität gegenübergestellt wurde. Identitätsstiftung durch Heimatschutz sollte über das Bildungsbürgertum zur öffentlichen Angelegenheit, zur Angelegenheit der kommunalen und staatlichen Obrigkeit werden. Die Heimatbewegung stellte mithin den durchaus eigenständigen Versuch dar, die Mängel der modernen Zivilisation durch eine ganzheitliche Lösung zu beheben. Die soziale Frage sollte so nicht nur auf materiellem, sondern besonders auch auf ideellem Wege beantwortet werden, durch eine ethische Reinigung und geschmackliche Sensibilisierung. Dabei blieb man aber keineswegs bei idealistischen Postulaten stehen, sondern zielte über den bloßen Heimatschutz hinaus auf eine gegenwartsgestaltende Heimatpflege. Das schlug sich nicht zuletzt in einem Bereich nieder, in dem wirtschaftliche, soziale und ideelle Funktion am besten verknüpft, in dem die reale Konstruktion von Heimat unter Anleitung der Geschichte am ehesten realisiert werden konnte, nämlich im Städtebau.

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2. Stadtplanung und Städtebautheorie Stadtplanung und Denkmalpflege stehen in unmittelbarer Beziehung. Stadtplanung reagiert, bewahrend, verändernd oder zerstörend, auf bauliche Überreste der Vergangenheit. Sie weist Denkmälern zudem städtebauliche Funktionen als Perspektiv- und Orientierungspunkte oder als Raumund Impressionsgestalter zu. Sie macht aus ungewollten gewollte Denkmäler. Stadtplanung und Denkmalpflege stehen auch in mittelbarer Beziehung. Stadtplanung offenbart Geschichtsbilder. Sie behandelt zwar Gegenwartsprobleme und stellt den Niederschlag von Zukunftserwartungen und Zukunftshoffnungen dar. Sie demonstriert dadurch aber zum einen den Stellenwert der historischen Überlieferung im zeitgenössischen Horizont, zum anderen über die projektierte und praktizierte Veränderung den Grad der Veränderbarkeit und Planbarkeit, letztlich der Verfügbarkeit von Geschichte. Denkmalschutz ist deshalb »inzwischen eine zugestandene Dimension von Stadtplanung«.1 Die Grundlagen der modernen Denkmalpflege sind folglich eng mit der Entstehung der Stadtplanung und der Disziplin Städtebau im 19. Jahrhundert verbunden. In der Frühneuzeit spielte Stadtplanung sowohl in der Theorie als auch in der Praxis eine untergeordnete Rolle.2 Erweiterung und Verdichtung der städtischen Bebauung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hatten indes technische wie hygienische Probleme zur Folge und schufen Handlungsbedarf.3 In der Konsequenz entstand die Theorie des Städtebaus. Drei Modelle konkurrierten am Ausgang des 19. Jahrhunderts: die geometrische Stadtplanung, der kulturhistorisch-romantische oder künstlerische Städtebau sowie die Sozial- und Wohnungsreform.4 Daraus schöpfte, dem kulturhistorischen Städtebau verpflichtet, aber auch sozialreformerische Elemente aufnehmend, die Bautheorie der Heimat- und Denkmalschutzbewegung seit der Jahrhundertwende. a) Geometrisch-neoklassizistische Stadtplanung Am Anfang standen Paris und Berlin. In den 1850er und 1860er Jahren gestaltete der Präfekt des Seine-Departements und Stadtbaumeister Napoleons III., Georges-Eugene Haussmann, die französische Metropole tiefgreifend um. Breite geradlinige Straßenausbauten sowie durch zentrierte Monumentalbauwerke dominierte Platzanlagen mit radialen Anbindungen wurden in den alten Baubestand hineingebrochen. Enge, verschachtelte und unübersichtliche Arbeiterwohnviertel fielen dem zum Opfer. Aus54 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schlaggebend für die Sanierung waren Erwägungen der Gesundheit und Fürsorge, der Verkehrs- und Handelserleichterung sowie der Ästhetik, daneben auch situationsspezifische Überlegungen sicherheitspolitischer Art.5 In Berlin erging 1862 ein Bebauungsplan für die Stadterweiterungsgebiete, den der Bauingenieur, Wasserbau- und Kanalisationsspezialist James Hobrecht erarbeitet hatte.6 Der Plan, strenggenommen eher ein Flächennutzungsplan, fixierte die Fluchtlinien und eine geometrisch-rechtwinklige Straßenführung. Er sah relativ großflächige Rechtecke für die Bebauung vor, ließ die Form der Bebauung jedoch weitgehend offen. Der Plan war eine Reaktion auf Bauboom und Spekulation. Hobrecht suchte angesichts der wuchernden Stadterweiterung vor allem sanitäre Vorkehrungen, so eine moderne Kanalisation, sicherzustellen. Er strebte wohl eine relativ offene, durch Grünflächen aufgelockerte Bebauung an. De facto schuf er die Grundlage dafür, daß Berlin zur »größten Mietskasernenstadt der Welt«7 wurde, denn auf den Hobrechtschen Rechtecken entstanden die für Berlin charakteristischen, bis zu 75 Meter tiefen, in der Regel überbelegten Wohnblöcke. Die in Berlin angewandten Grundsätze galten als herausragende und extreme Beispiele der bis in die 1890er Jahre üblichen städtebaulichen Praxis. Planende Maßnahmen und eigentumsrechtliche Eingriffe blieben auf die unabweisbar drängenden Probleme der Gesundheit, Seuchenverhinderung und Hygiene, des Feuerschutzes, der Verkehrserschließung und Verkehrssicherheit beschränkt, letztlich vor allem auf die Abschirmung von Freiflächen für Verkehr und Belüftung, auf die Öffnung der Stadt. Stadtplanung war folglich im wesentlichen eine Fixierung von Flächennutzungen, und sie wurde meist den Technikern und Ingenieuren überlassen. Die Stadtplanungen der Gründerzeit gingen zwar in der Regel nicht so weit wie der Berliner Hobrecht-Plan oder Haussmanns radikale Pariser Flurbereinigung, sie folgten aber im Grundsatz dem Berliner Modell. Auch für die alten Stadtkerne wurden aus verkehrs- und gesundheitspolizeilichen Gründen Fluchtlinien festgesetzt, um Enge, Unregelmäßigkeiten und Vorsprünge der Straßenfronten zu beseitigen, Belichtung, Belüftung und Kanalisation zu erleichtern.8 Haussmanns Paris und Hobrechts Berlin wurden zugleich zu Mustern der baupolitischen und planungstheoretischen Kontroversen um die Urbanisierung in Deutschland. Paris stand dabei eher für die Probleme des Umgangs mit Altstädten und alter Bausubstanz sowie die formal-ästhetischen Leitgedanken, Berlin für Stadterweiterungen und soziale Mißstände, beide standen für den Primat Verkehrs- und gesundheitspolizeilicher Erwägungen und für die Praxis einer technisch-geometrischen Stadtplanung. Die Theorie der Stadtplanung und des Städtebaus entwickelte sich in der Folge der ersten Stadterweiterungs- und Bebauungsprojekte, und zwar in 55 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

den deutschsprachigen Ländern früher als im angelsächsischen und französischen Raum.9 In der ersten Phase der Diskussion dominierte Fortschrittsoptimismus. Beispielhaft dafür standen die 1863 publizierten, auf Hamburg bezugnehmenden Ausführungen des Architekten Carl Friedrich Reichardt. Reichardt sah die Aufgabe der Bauplanung »in einer totalen Umwandlung der abgeschlossenen, unbequemen und ungesunden mittelalterlichen Kleinstadt, in das Gegentheil derselben: in die vernunftgemäß eingerichtete, gesunde und offene, moderne Großstadt«.10 Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtbilder empfand er lediglich als Ausdruck polizeilich ungezügelter Willkür. Sie waren wegen der Bedürfhisse des Wohnens, des Verkehrs, der Belüftung, des Lichts sowie der Gefahren von Feuer und Einsturz aufzugeben. Das »Pittoreske der äußeren Erscheinung, für die Gegenwart noch verschärft durch den mildernden Hauch des Alterthümlichen«, sei hier »nur erreicht worden durch gänzliches Verzichten auf alle weit wichtigeren, materiellen Vortheile, auf Wohlordnung, auf angemessene Räumlichkeit und auf alle übrigen Forderungen an Salubrität dieser städtischen Einrichtung«.11 Reichardt kritisierte dabei nicht nur das »Gesundheitswidrige«, sondern auch das gewissermaßen politisch-ethisch Verwerfliche und »einer menschlich-freien Zeit Unwürdige derartiger schlechter Zustände«.12 Sein Ziel war die von der Geschichte befreite, rationale und rationelle Stadtanlage. Ästhetik als städtebauliches Leitprinzip lehnte Reichardt nicht ab, er behandelte sie allerdings nur isoliert und als nachgeordnetes Ziel. Eine romantisierende, auf Malerisches abzielende Restauration mittelalterlicher Ästhetik erschien ihm »ebenso tendenziös-unwahr als unzeitgemäß«, und »gegen krumme, ungeregelte Straßen sowie überhaupt gegen die bauordnungslose Willkühr und Rohheit des so viel gepriesenen Mittelalters ... wird die bessere Einsicht der Zeit doch jedenfalls protestiren müssen«.13 Reichardts Schrift nahm die zentralen Topoi der kaiserzeitlichen Diskussion vorweg: den Streit um Kollisionen zwischen Verkehrs-, sicherheits- sowie gesundheitspolitischen Anforderungen auf der einen und historischen Erwägungen auf der anderen Seite, ferner die Gleichsetzung von Nutzen und Ästhetik, wie sie für Reichardt im Negativen exemplarisch der Fachwerkbau darzustellen schien, jene »von der traurigsten Periode unserer bürgerlichen Baukunst überkommene, eben so unzweckmäßige als unschöne ZwitterArchitectur von Holzwerk und Backsteinen« »mit den unförmlich hohen Ziegeldächern darüber«, die, schlecht konstruiert, feuergefährdet, mit niedrigen Räumen und steilen Treppen, »beinahe als Hohn gegen eine jede rationelle Ordnung« allen modernen Wohnbedürfnissen widerspreche.14 Die wohl erste zusammenfassende und systematische Untersuchung zur Stadtplanung erschien im Jahr 1876 mit Reinhard Baumeisters Abhand56 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

lung über »Stadt-Erweiterungen in technischer, baupolizeilicher und wirthschaftlicher Beziehung«. Baumeister war wie die Praktiker der Disziplin Ingenieur; er lehrte Ingenieurwissenschaft am Polytechnikum in Karlsruhe. Ausgangspunkt seiner Überlegungen waren zwar nicht technische, sondern soziale Erwägungen, namentlich Bevölkerungswachstum, Wohnungsmangel und Wohnungsnot sowie die daraus resultierenden gesundheitlichen Probleme, danach erst die Verkehrsbedürfnisse. Aber bei der Ausgestaltung des Stadterweiterungsplans standen doch die technischen Lösungen an erster Stelle, und hier wiederum ging es zunächst um den Verkehr.15 Diese technische Betrachtungsweise hatte zwei Konsequenzen. Zum einen wurden die Verkehrs- und Flächennutzungsprobleme vor allem mechanisch gelöst. Die Geometrie lieferte die geeigneten Mittel. Baumeister empfahl für umfangreiche Stadterweiterungen vor allem das Radialsystem, das zugleich geeignet schien, alte Stadtkerne mit Erweiterungsgebieten zu verkoppeln, kombiniert mit einer oder mehreren Ringstraßen, die auf der Basis ehemaliger Stadtbefestigungen die einzelnen Stadtteile und -zonen verbinden konnten. Die Wohnflächen waren dabei durch rechtwinklige Straßensysteme zu erschließen. Zum anderen ging es um die Absonderung und funktionale Zuweisung einzelner Flächen. Radial- und Ringstraßen erleichterten die Trennung von Nutzungen. Baumeister plädierte nach mechanistischem Verständnis für drei arbeitsteilig abgesonderte Zonen, eine Industriezone, einen Wohnbereich und ein Geschäftszentrum. Er sah eine gemischte Wohnweise vor, wie sie in den Berliner Baublöcken mit einer wohlhabenderen Vorderhausbelegung und einer proletarischen Hinterhausbevölkerung bewußt praktiziert wurde.16 Damit nahm er eine CityBildung in Kauf. Freilich wurde dies erst später, so von Cornelius Gurlitt, als Konsequenz des städtischen Strukturwandels und als Gefährdung alter Baubestände und historischer Stadtbilder erfaßt.17 Die Befriedigung immaterieller Lebensbedürfnisse nahm der geometrische Städtebau nicht systematisch als wesentliche Aufgabe von Stadtplanung insgesamt in den Blick, sondern nur als Konsequenz von Gestaltungsoptionen. Auch Baumeister bezog nur peripher, jedoch wiederholt zur Frage der Ästhetik im Städtebau Stellung.18 Generell war die Ästhetik des geometrischen Städtebaus vom Primat der Flächenaufteilung bestimmt. Das zugrundegelegte Ideal der Symmetrie beruhte auf der Vogelperspektive,19 entsprach aber nicht der Wahrnehmung des sich in der Stadt Aufhaltenden. Ihm wurde lediglich Rechnung getragen durch Aussichtspunkte und eindrucksvolle, allerdings statische Perspektiven. Dies gehörte zu den ästhetischen Charakteristika schon der Haussmannschen Straßendurchbrüche in Paris.20 Baumeisters Konzept zielte auf das »ästhetische Grundgesetz der Einheit in der Mannichfaltigkeit«. »Symmetrie gewisser Häuser-

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gruppen, malerische Perspective von Straßen und Plätzen, gut gewählte Aussichtspunkte, anziehende Reihung von Baumassen« zählte er zu den Elementen eines ästhetischen Stadtbildes. Der Begriff »malerisch« wurde dabei durchaus im nachklassizistischen Sinn verstanden. An durchbrochenen Achsen und Baufluchten der mittelalterlichen Städte rühmte Baumeister »die auf dem Princip der Ungleicheit und Unsymmetrie beruhende malerische Wirkung«. Er verlangte demgemäß die Auflockerung von Fluchtlinien durch öffentliche Gebäude, Monumente oder Brunnen, während er »constante Breite und grade ununterbrochene Baufluchten auf Stunden Länge« wegen ihrer »plumpe[n] Massenwirkung« kritisierte.21 Die ästhetischen Gestaltungsvorstellungen Baumeisters wie des gesamten geometrischen Städtebaus orientierten sich aber insgesamt noch an klassizistischen Vorbildern. Dies war allerdings keine notwendige Folge der technischen Funktionen, der Verkehrs- und Gesundheitsbedürfnisse, sondern willkürliche Entscheidung, wie Kritiker betonten. Über Baumeisters Ästhetikprogramm gingen die späteren Theoretiker des geometrischen Städtebaus nicht hinaus, wenn sie auch einige Elemente weiterentwickelten und verfeinerten. Der Kölner Stadtplaner Joseph Stübben rechnete in seinem 1890 veröffentlichten einflußreichen Handbuch »Der Städtebau« die »schönheitlichen Anforderungen« immerhin neben den »Rücksichten auf die Bebauung« und den gesundheitlichen Erwägungen, wenn auch hinter den Verkehrsbedürfnissen zu den vier wesentlichen »allgemeine[n] Anforderungen« des Stadtbauplans. Freilich gestand er der Ästhetik nur einen abgeleiteten Wert zu, denn »wie die wirkliche Schönheit sich an die Zweckmäßigkeit unmittelbar anlehnt, so ist auch beim Entwurfe des Stadtplanes die Grundforderung des Schönen durch aufmerksame Befolgung der Verkehrs-, Bebauungs- und Gesundheitsbedürfnisse erfüllt«. Im übrigen gehe es lediglich »um eine kunstverständige, ästhetisch geschulte Durchbildung im Einzelnen«. »Schöne Perspectiven und fesselnde Aussichtspunkte, Ansichten und Gesichtsziele« seien anzustreben, »Plätze und Pflanzungen ... in ihren Größenverhältnissen abzustimmen und möglichst geschlossen zu umrahmen«, »übertriebene Längen gerader Straßen ... zu umgehen«, »Einförmigkeit« in der Straßenanlage sei »zu vermeiden«, technische und künstlerische Sorgfalt auch den »für das Stadtleben erforderlichen kleinen Baulichkeiten auf Straßen und Plätzen« zuzuwenden.22 Das alles basierte weiterhin auf klassizistischen Schönheitsvorstellungen, war im Detail durch romantisch-künstlerische Ideen gelockert, wirkte jedoch in seiner pauschalen Knappheit eher vage. Selbst die von Baumeister übernommene Generalmaxime »von der Einheit in der Mannigfaltigkeit«23 blieb vieldeutig und konnte sowohl dem geometrischen Städtebau als auch einem historisierenden oder romantisierenden Ansatz zur Richtschnur dienen. Ästhetische Qualitäten wurden generell als eine 58 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

notwendige Konsequenz mechanischen Stadtverständnisses und Städtebaus verstanden, da eben die Schönheit sich in der Folge der Zweckmäßigkeit einer Anlage von selbst einstellen sollte. In ihren ästhetischen Vorstellungen verfochten die geometrischen Stadtplaner keineswegs die Abkehr von der Geschichte. Schon Baumeister ging davon aus, daß der »historisch gebildete Künstler« die »Prachtanlagen antiker Städte« als Vorbild für Platzgestaltung und Monumentalarchitektur und »die noch erhaltene malerische Erscheinung mittelalterlicher Städte« als Muster für Straßenbild und Wohnhäuser zu Rate ziehen werde. Zwar lasse »Gewordenes ... sich nicht machen«, »die Weihe des Alters mit den Zuthaten, Aenderungen und Verschönerungen ganzer Generationen würde stets fehlen«. Aber Baumeister erkannte an, daß Geschichte im allgemeinen, Stadt- und Architekturgeschichte im besonderen Prozesse ständiger Veränderung darstellten, und empfahl deshalb, »jene großartigen und malerischen Motive« aufzugreifen, wenn sie »unserer Lebensweise« angemessen seien, dies zumindest bei Häusern und Architektur. Daß die Straßen nicht historischen Vorbildern folgen konnten, schien ihm angesichts der aus Verkehrsrücksichten erforderlichen größeren Breite und Linearität unvermeidbar, »die krumme Linie als Prinzip« nicht anwendbar, aber doch gelegentlich zur Überwindung natürlicher Hindernisse, etwa von Erhebungen, angemessen, wie denn überhaupt »manche« Elemente des mittelalterlichen Straßenbaues gezielt Verwendung finden könnten. Auch das »Zurücksetzen von Gebäuden hinter die Bauflucht«, strenggenommen ein Verstoß gegen die klassizistische Norm, erachtete Baumeister als geeignet, dem Straßenbild durch Abwechslung und Auflockerung eine mehr »malerische Wirkung« zu verschaffen. Freilich instrumentalisierte er die Geschichte als Vorbildersammlung, die Bauepochen wurden aus ihrem soziokulturellen Zusammenhang gerissen. Die geschichtliche Überlieferung wurde nur als Hilfsmittel der Ästhetik studiert.24 Andere Geometriker wie Stübben lehnten sich in dieser Frage ganz an Baumeister an.25 Gleichwohl bestritten Praktiker wie Theoretiker des geometrischen Städtebaus prinzipielle Kollisionen zwischen ihrem Planungsansatz und den Interessen der Denkmalpflege. Haussmann betonte, er habe seinen Straßenregulierungen und Durchbrüchen kein einziges Kulturdenkmal geopfert, vielmehr die wertvollen Monumente durch Freilegung sogar betont.26 Dabei meinte er allerdings das künstlerisch und historisch herausragende Denkmal, während er die Überreste bürgerlicher Wohnkultur oder gar das überlieferte, tatsächlich durch Enge, Verwinkelung und Gesundheitsgefährdungen gekennzeichnete Straßenbild nicht für erhaltenswert erachtete. Baumeister widmete sich ausführlich den grundsätzlichen Fragen des Umgangs mit alter Bausubstanz. Dabei unterschied er zwei Aspekte: einmal den Erhalt der mittelalterlichen Stadtbefe59 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

stigungen bei Erweiterungsmaßnahmen und sodann die Sanierung alter Stadtviertel. Die Befestigungsanlagen mit ihren wenigen und nicht verkehrsgerechten Toren behinderten jede Stadterweiterung, zumal sich der bei einem Abbruch gewonnene Raum vorzüglich für die Anlage von dann allerdings nicht ganz regelmäßig polygonalen oder kreisförmigen Ringstraßen nutzen ließ.27 Dieses pragmatische Vorgehen widersprach einem schematisierend-geometrischen Reißbrettplan und bewahrte quasi beiläufig und unbewußt bedeutsame Charakteristika des historischen Stadtgrundrisses. Dagegen opferte es unter dem Eindruck des explodierenden Bevölkerungs- und Verkehrswachstums beträchtliche Teile des Mauerwerks selbst, freilich in dem Gefühl, daß zahlreiche Befestigungsteile noch überliefert waren und das wenige Herausragende konserviert werden konnte. Denn die Stadtplaner gingen wie Baumeister zumeist davon aus, daß die »Befestigungen aus neuerer Zeit ... gewöhnlich weder ästhetisches noch historisches Interesse« verdienten. Immerhin erkannte Baumeister mittelalterlichen Befestigungsresten »architektonischen Werth und malerische Erscheinung« zu. Hier war er bereit, Erhaltungsbestrebungen zu berücksichtigen und einer bloß wirtschaftlich-technisch orientierten Stadterweiterung Grenzen zu setzen. Er sah aber wie die meisten Zeitgenossen das historische Interesse konzentriert auf einzelne Elemente oder Teile. Deshalb empfahl er, nur »wirklich bedeutsame Thürme und Thore, malerische Bastionen u. dgl.« zu erhalten. Der Verkehrsfluß sollte durch neue Ausgänge, eventuell auch durch die Verbreiterung der Toröffnung erleichtert werden. Wo ein Torabriß unumgänglich schien, plädierte Baumeister aus ästhetischen Erwägungen für einen monumentalen und bedarfsgerechten Ersatztorbau.28 Diese Lösung wies trotz ihrer klassizistischen Prägung doch unbeabsichtigt denkmalpflegerische Modernität auf, weil sie Stadtgrundriß und Torfunktion bewahrte. Die Stadterweiterung nach geometrischem Modell hatte drei tiefgreifende Konsequenzen für den Altbaubestand. Einmal wurden durch die Beseitigung der Mauern Ansichten der Hinterhöfe und der Außenwände freigelegt, die in der Regel nicht als Sichtfassaden geplant waren. Baumeister wollte sie deshalb durch eine zwischen Straßenring und Altstadt zu legende geschlossene Neubaureihe verdecken. Dies bewahrte immerhin den gedrängten und abgeschlossenen Charakter der alten Stadt. Sodann wurden aus praktischen Erwägungen die herausragenden Elemente der Stadtmauer freigelegt, besonders die Tore von ihrer Umbauung. Sie wurden zwar ihres Maßstabs, ihres historischen Bezugs und teilweise auch ihrer Funktion beraubt, dadurch aber erst zu Denkmälern deklariert. Baumeister pries die Freilegung ganz im Sinn der zeitgenössischen Denkmaltheorie auch als ästhetische Maxime der Altstadtsanierung, denn zahlreiche »schöne und historisch interessante Gebäude« seien »an schmalen Gassen und 60 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zwischen Umbauten so verborgen, daß man sie kaum entdeckt, viel weniger einen ordentlichen Standpunkt zu ihrer Betrachtung gewinnen kann«. Diese Bauten sollten durch Entfernung der Umbauten und durch Schaffung von offenem Raum freigestellt werden, wie beim Kölner Dom und beim Ulmer Münster als herausragenden Beispielen praktiziert. Das mißachtete allerdings nicht nur Maßstäblichkeit und Perspektive, sondern verkannte auch, daß die Offenlegung der ursprünglich baulich verdeckten und deshalb bewußt ästhetisch vernachlässigten Außenwände zu anachronistischen Resultaten führen mußte. Faktische Konsequenz der Stadterweiterung war schließlich die Verdichtung des Verkehrs zwischen den einzelnen Stadtteilen und im Binnenbereich der Altstadt. Baumeister hielt deshalb Straßendurchbrüche im Altbestand für notwendig, plädierte aber, »wo möglich«, für den Erhalt von »werthvollen Baulichkeiten« selbst da, wo eine Umgehung zu aufwendig erschien, etwa durch das Hereinbrechen von Durchgängen.29 Damit waren die denkmalpflegerischen Konsequenzen des geometrischen Städtebaus abgesteckt. Noch 1890 urteilte Stübben nicht grundsätzlich anders über das Monumentaldenkmal, das zu schonen, und die bürgerliche Baukultur, die aus Verkehrs- oder Gesundheitsgründen gegebenenfalls zu opfern sei. Er machte das Problem der Denkmalerhaltung zwar ausdrücklich zum Thema, allerdings vorerst nur im Zusammenhang der »Stadtthorplätze«. Stübben beklagte 1890, daß teils Verkehrsrücksichten, teils »geschichtlicher oder künstlerischer Unverstand« zum Verlust »vieler mittelalterlicher Thorburgen« geführt hätten. Er forderte den Erhalt der Tore und die verkehrsgerechte Gestaltung der Umgebung, de facto also die Freilegung,30 allerdings mit einer Verschiebung von Funktion, Maßstab und Perspektive. Die Tore verloren ihren historischen Charakter und ihre frühere Aufgabe, sie wurden nunmehr zu integrierten neuen Funktionselementen, vor allem zu Blickpunkten im Rahmen einer neoklassizistisch angelegten Flächengestaltung.31 Erst 1907 fügte Stübben einer Neuauflage seines Handbuchs ein eigenes Kapitel über die alten Stadtviertel an.32 Darin schlug sich der Wandel der öffentlichen Wahrnehmung des Problems an der Jahrhundertwende nieder. Unter dem Primat moderner Stadtbedürfnisse wies er den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtansichten aber noch vornehmlich die abgeleitete Funktion zu, als »Fundgruben von Motiven und Vorbildern« zu dienen.33 Solange die Denkmalwahrnehmung der Stadtplaner auf wenige herausragende Kategorien von Denkmälern beschränkt war, erschien die Denkmalpflege als Randphänomen, das im Rahmen einer technischen Regulierung städtebaulich, historisch und ästhetisch befriedigend geregelt werden konnte. Der Zusammenhang von Stadtverdichtung, Stadtplanung, Fluchtlinienfixierung und flächenhaften Verlusten an Bausubstanz blieb noch 61 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

unbeachtet, zumal die kulturellen Folgen der städtischen Nutzungsverschiebungen, namentlich des Abzugs von Wohnbevölkerung aus den alten Stadtkernen und der Citybildung, erst in den 1890er Jahren deutlich erkannt wurden. Der geometrische Städtebau galt deshalb unter Architekten zunächst eher als Garant des Denkmalschutzes und nicht als eigentliche Bedrohung von Baudenkmälern. Ingenieure und Architekten vertraten dabei vor 1890 noch keine wesentlich divergierenden Positionen. Das dokumentierte der »Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine«, der als Dachverband zahlreicher lokaler und regionaler Vereine, Interessenorganisation und Diskussionsforum auch gemeinsame städtebauliche Ansichten erarbeitete. Seine am 25. September 1874 beschlossenen, von Baumeister inspirierten »Grundzüge für Stadterweiterungen nach technischen, wirthschaftlichen und polizeilichen Beziehungen«, die davon ausgingen, daß die »Projectirung von Stadterweiterungen ... wesendich in der Feststellung der Grundzüge aller Verkehrsmittel« bestehe,34 kollidierten nicht mit der vom Verband fast zeitgleich vorgebrachten Forderung nach einer reichsweiten Institutionalisierung und Forcierung des Denkmalschutzes. Diese Initiative zur »Inventarisierung, Aufnahme, Erhaltung und Restauration« der Baudenkmäler im Deutschen Reich, die sich in einer von Rudolf Redtenbacher 1878 für den Verband erstellten Denkschrift niederschlug, stellte keinen Zusammenhang zwischen Städtebau und Denkmalpflege her und blieb im wesentlichen auf sakrale Denkmäler und Schloßbauten konzentriert. Als Bedrohung der Baudenkmäler nannte sie lediglich das »Schicksal alles Bestehenden«, nämlich den Verfall, ferner »Feuersgefahr«, einen »Hauptpunkt aller Konservirung der Baudenkmäler«, sodann »die Unbill des Krieges«, die »böswillige Zerstörung« oder die Zerstörung aus Unkenntnis, schließlich die »schlechte Restauration« aus unzureichendem Wissen, »Vorliebe für einen bestimmten Baustil« oder »persönlicher Eitelkeit« der Restauratoren.35 In den 1870er Jahren bahnte sich vereinzelt eine genuin denkmalpflegerische Kritik am Prinzip des geometrischen Städtebaus an. Georg Friedrich Seidel, bayerischer Architekt und Baubeamter, der an der Diskussion der Verbandsdenkschrift: beteiligt war und ihre Intention wie ihren Inhalt begrüßte, stellte einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Industrialisierung und Bauinteressen, Fluchdinienplanung und Denkmalgefährdung her. Er beklagte 1875, daß oft allein »das unbedingt Nützliche« Vorrang genieße, daß man sich behindert fühle »durch ein altes Bauwerk, das sich in die mit dem Lineal gezogene gesetzliche Baulinie vorschiebt, das dem zur Eisenbahn Eilenden einen Umweg von einigen Secunden aufzwängt, das einem 4- oder 5fachen Wagenverkehre sich beharrlich entgegenstemmt, oder das die ungehemmte Ausdehnung einer Fabrik, die die ganze nähere Umgebung bereits mit ihrem Steinkohlenruss 62 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

geschwärzt hat, nach der einen odern anderen Seite hindert«. Ein Bauwerk werde häufig nur deshalb geopfert, weil es »vielleicht das Unglück hatte, ein künstlerisches Werk zu sein, das aber keine Zinsen trug und blos Unterhaltungskosten beanspruchte, weil es bloss den Bedürfnissen der früheren Zeit angepasst war«.36 Derartige Überlegungen stießen in der Fachwelt aber vorerst noch weithin auf Unverständnis. Die Redaktion der »Zeitschrift des Bayerischen Architekten- und Ingenieur-Vereins«, in der Seidel seinen Beitrag veröffentlichte, sah sich zu der korrigierenden Fußnote veranlaßt, daß Seidel »doch dem Bedürfnisse der Mitwelt zu wenig Recht einräumen« wolle. Sie verstand unter den von Seidel angesprochenen Baudenkmälern jedoch lediglich die Baukörper als leblose Hüllen, die funktionslos geworden waren und deshalb nicht generell erhaltungswürdig seien. Die Überzeugung von einer Funktionsuntüchtigkeit der Baudenkmäler führte dann zur Forderung, nur »Zeugen dessen, was die Vorfahren für das jetzige Geschlecht vorarbeiteten, aufzubewahren«, aber allein gemäß den Bedürfnissen der Gegenwart, nämlich »nur an solchen Stellen, wo das Denkmal die Bewunderung, nicht aber da, wo es mehr den Unwillen der Mitwelt erregt«. Diese Haltung konnte mit der später geforderten generellen Pietät gegenüber dem Überlieferten nichts anfangen. Der Redaktionsvorschlag, die Sicherung derartiger Geschichtszeugnisse »schon bei Entwerfen der Städte-Erweiterungspläne« zu berücksichtigen, bedeutete deshalb auch keine Öffnung der Stadtplanung für denkmalpflegerische Belange, sondern wie bei Stübben die städtebauliche Indienstnah-me der Historie.37 Gleichwohl kann man dem geometrischen Städtebau durchaus eine Miturheberschaft am Gedanken des historischen Baudenkmals und der systematischen Denkmalpflege zusprechen.38 Zumindest erkannte die erste planvolle Reaktion auf den Urbanisierungsprozeß die Pflege des historischen Baudenkmals zunehmend als Teilaufgabe an. In der Neuauflage seines »Städtebaus« von 1907 forderte Stübben unter dem Einfluß der Heimat- und Denkmalschutzbewegung, an der er sich selbst beteiligte, schon in allgemeiner Weise, Verkehrsregulierungen und Sanierungen »nicht bloß den neuzeitlichen Bedürfnissen anzupassen, sondern nach Möglichkeit mit dem Schutz des Alten, mit der Denkmalpflege im weiteren Sinne des Wortes in Einklang zu bringen«.39 1921 schließlich konstatierte Stübben »enge Beziehungen« zwischen Denkmalpflege und Städtebau und verwies auf eine geänderte Wahrnehmung der Städte in der Wissenschaft, auf die noch junge Entdeckung der Stadtgrundrisse »als Geschichtsquellen, als Werke von mehr oder minder künstlerisch-technischer Bedeutung, ja unter Umständen als Denkmäler«,40 kurz: auf eine Ausweitung des Denkmalbegriffs vom einzelnen Objekt auf die bauliche Anlage im historischen und örtlichen Zusammenhang. 63 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

b) Kulturhistorisch-romantischer Städtebau Der kulturhistorisch-romantische Städtebau41 entdeckte die Geschichte neu, freilich nicht mit geschichtswissenschaftlichem Interesse und nicht unmittelbar mit Blick auf die historischen Denkmäler. Vielmehr rückte er, ausgehend von einer Kritik an Antisozialität, Vereinzelung und Entfremdung in modernen Städten, vorindustrielle Städte als Ausdruck vergangener Kultur und eines harmonisch abgestimmten Gemeinschaftslebens in den Blick. Der vormoderne Stadtplan mit seinen Unregelmäßigkeiten und Hierarchien repräsentierte dabei eine ständisch gegliederte Gemeinschaft, die jedem seinen Platz zuwies, seine Grenzen und sozialen Einbindungen augenfällig vorführte, Halt und Orientierung gab. Der lediglich nach technischen Notwendigkeiten gestaltete moderne Stadtplan schien demgegenüber die Mißachtung menschlicher Bedürfnisse nach Orientierung und Einordnung, Gemeinschaft und Überschaubarkeit zu demonstrieren. Das sozial Wünschenswerte galt dabei zugleich als das funktional Vernünftige und ästhetisch Ansprechende. Der kulturhistorisch-romantische Städtebau dachte, dies war grundsätzlich neu, in mehrfacher Hinsicht ganzheitlich. Zum ersten löste er sich von einer zweidimensionalen Sicht und betonte den Zusammenhang von Boden und Bebauung, von Raum und Körper. Zum zweiten stellte er das Einzeldenkmal zurück in seinen kulturhistorischen Bezug, in seine Geschichte und seine Umgebung. Nicht das herausragende Werk an sich, sondern seine relative Bedeutung im Gesamterscheinungsbild einer Örtlichkeit rückte in den Vordergrund. Zum dritten interessierte sich der romantische Städtebau für die historische Gesamtheit. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bildeten ihm eine auch durch Machbarkeitserwägungen unzerreißbare Einheit, nicht im Sinn purer Pietät, antisozialer reaktionärer Gesinnung oder eines Status-quo-Konservatismus,42 vielmehr im Sinne der Traditionspflege und vor allem der Traditionsschöpfung. Zum vierten strebte der romantische Städtebau die erneute Einbindung des Individuums in Gemeinschaftsformen an, allenfalls Künstler und Städtebauer durften herausragen. Zum fünften schließlich zielte die neue Richtung auf die Einheit von wirtschaftlichen Notwendigkeiten, technischen Zwängen, sozialen Erfordernissen, mentalen Bedürfnissen und ästhetischen Wünschen. Hinter der Behauptung, soziale Aufgabe und ästhetische Gestaltung seien unlösbar verbunden, stand eine Vorstellung von Sozialpolitik, die nicht Einzelfragen etwa der Wohnungsversorgung beantworten, sondern eine mentale Vorsorge treffen wollte. Früher und prominentester Vertreter des kulturhistorisch-romantischen Städtebaus war der Wiener Architekt Camillo Sitte, der 1889 sein Werk über den »Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen« vorlegte. 64 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Sitte wurde die schon im Titel seines Bandes deutliche Konzentration auf das Ästhetische oft zum Vorwurf gemacht. Jedoch verstand er die Ästhetik als Spiegel der sozialen Struktur und Bedingung eines humanen Lebens in der Stadt. Zudem plante er einen Folgeband über den »Städtebau nach seinen wirtschaftlichen und sozialen Grundsätzen«, der allerdings nicht mehr erschien. Sitte popularisierte in seiner Darstellung eine Reihe von später zu Stereotypen verdichteten Einwänden gegen den geometrischen Städtebau. Das betraf vor allem den Primat der Verkehrsbedürfnisse und der Technik, das Schablonenartige der Gestaltung sowie den Verzicht auf künstlerische Erwägungen.43 Einerseits dürfe man dem Verkehr nicht absolute Priorität einräumen, andererseits könne auch modernen Bedürfnissen in künstlerischen Formen Genüge getan werden. Damit propagierte Sitte die These, die so unterschiedliche Bestrebungen wie der Heimatschutz und der Funktionalismus später vertraten, daß nämlich das Schöne auch das Praktische sei. Allerdings gestand Sitte den Modernen beträchtliche Leistungen im Bereich von Hygiene und Gesundheit zu, und er räumte auch ein, daß der »innere Widerstreit zwischen dem Malerischen und Praktischen ... nicht weggeredet werden« könne. Was »aus hygienischen oder anderen zwingenden Rücksichten« erforderlich sei, müsse letztlich durchgeführt werden, auch wenn dafür »noch so viele malerische Motive über Bord geworfen« würden.44 Sitte monierte »Zerfahrenheit und Langweiligkeit« des modernen geometrischen Städtebaus. Dieser sei menschen- und lebensfeindlich. Als Beleg führte er etwa »die öde Menschenleere so vieler moderner Riesenplätze und Strassen im Gegensatze zu dem Gedränge in den engen Gassen der Altstädte« an. Das »Volksleben«, »das künstlerische Getriebe der Volksfeste, Faschingszüge, sonstiger Umzüge, kirchlicher Processionen, der theatralischen Aufführungen auf offenem Markt u. dgl. mehr«, verschwinde von den öffentlichen Plätzen und Straßen. Implizit interpretierte Sitte die Disziplinierung der Volkskultur durch den modernen Staat als Folge des Städtebaus. Ihm ging es also darum, eine Stadt einzurichten, die nicht bloß Infrastruktur für materielle Bedürfnisse war, sondern Umfeld alltäglichen Lebens sein konnte. Der »glückliche Bewohner« war das Ziel, das er mit Hilfe der künstlerischen Stadtgestaltung erreichen wollte. Darin sei auch »ein socialer und ökonomischer Werth« enthalten, denn eine lebenswerte Stadtanlage fördere das »Heimatsgefühl«, den »Localpatriotismus« und »eventuell« sogar den »Fremdenverkehr«.45 In der Konsequenz richtete Sitte das Augenmerk besonders auf die Gestaltung der öffentlichen Plätze. Dabei sollte die Geschichte Muster bereitstellen, da »in Mittelalter und Renaissance noch eine lebhafte praktische Verwerthung der Stadtplätze für öffendiches Leben bestand« und vor allem ein Gefühl dafür existiert habe, wie ein Platz mit den umliegenden 65 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Gebäuden zu verbinden sei, um nicht bloß »Wagenstandplätze« zu schaffen, sondern eine harmonische Einheit zu gestalten. Sittes Platzanlagen mußten nicht durch ihre quantitativen Ausmaße beeindrucken, sondern entfalteten durch ihre Begrenzungen und durch die »geschickte Combination mehrerer Plätze« Wirkung. Winklige Wegfuhrungen der Straßen sollten den Blick aus dem Platz hinaus blockieren und somit den Eindruck der Geschlossenheit vermitteln. Vor allem aber sollten Plätze »einen geistigen Inhalt« haben. Deshalb beabsichtigte Sitte auch kein »gedankenloses Copiren« alter Stadtanlagen. Vielmehr ging es darum, die Gestaltungsmaximen der Ahnen zu verstehen und »das Wesentliche dieser Leistungen« »auf moderne Verhältnisse anzuwenden«. Hierbei plädierte Sitte für einen denkmalpflegerisch bewußten Städtebau, der nicht nur »den alten Meisterleistungen Aehnliches« schuf, sondern auch die Altstädte nach Möglichkeit schonte.46 Insofern lenkte Sitte auch die Denkmalpflege in neue Bahnen. Denn über die Bewahrung herausragender künstlerischer Objekte ging es nun um die Erhaltung ganzer Städtebilder und Stadtviertel, um den Schutz bürgerlicher Kultur. Sittes Schrift erlangte schnell eine beträchtliche öffentliche Aufmerksamkeit. Sie erlebte zahlreiche Auflagen und wurde in fünf Sprachen übersetzt.47 Die außerordentliche Wirkung gerade im Deutschland der 1890er Jahre erklärt sich einmal aus dem konkreten Unbehagen an der Entwicklung der Städte, darüber hinaus aber aus der generellen Aufnahmebereitschaft der bildungsbürgerlichen Öffentlichkeit für sozial stabilisierende, human argumentierende, ganzheitlich angelegte Versuche, die Schäden der Modernisierung ohne Wohlstandsverlust und politische Zugeständnisse zu beseitigen. Der romantische Städtebau basierte letztlich auf einer dezidierten Kritik an Großstadt und Zivilisation, ohne diese aber total zu verwerfen. Die Ganzheitlichkeit des Lösungsansatzes machte zugleich seine Vieldeutigkeit und Instrumentalisierbarkeit aus. Die Nähe zu den zeitgenössischen Zivilisationskritikern und Propheten einer Umkehr wie Julius Langbehn, dessen Schrift gleichfalls um 1890 erschienen war,48 wurde von den Anhängern Sittes positiv vermerkt. Sitte blieb allerdings in gewisser Weise auf halbem Weg stehen, nämlich bei der Gestaltung des Stadtplans, vor allem der im Stadtgrundriß bedeutenderen Straßen und Plätze. Die Wohnbebauung wollte er, abgesehen vom historisch angepaßten Äußeren, dem privaten Verfügungsbereich überlassen. Seine Schüler und Nachfolger, die wie Sitte gerade dem Historismus die Fassadenhaftigkeit des historischen Zitats vorwarfen, gingen konsequenterweise weiter, und zwar sowohl in der Popularisierung als auch in der Differenzierung und Konkretisierung des Konzepts. Zu den einflußreichsten Multiplikatoren zählte Karl Henrici, der an der Technischen Hochschule in Aachen Architektur lehrte. Henrici, der kein Systematiker 66 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

war und anders als Baumeister, Stübben und Sitte keine zusammenfassende Darstellung seiner Städtebautheorie hinterließ, veröffentlichte seit 1891 zahlreiche mehr oder minder populäre Beiträge zu Aspekten des künstlerischen Städtebaus. Stärker als Sitte war er auch praktisch tätig. Er nahm an mehreren Stadterweiterungswettbewerben teil, etwa in Köln, Hannover, München und Dessau, und entwarf Bebauungspläne unter anderem für Flensburg, Jena und Kempen.49 Henricis Ausgangspunkt war die Kritik an der Verabsolutierung des Verkehrs, den er als »Zwillingsbruder des Kapitalismus« und »Hauptvertreter der Firma Materialismus« mit »einer weltbeherrschenden Stellung« ansah.50 Diese Grundeinstellung, die für sich genommen nicht originell war, zielte auf neue städtebauliche Prioritäten. Neben den Anforderungen des Verkehrs und der Gesundheit wollte Henrici gleichrangig die Bedürfnisse der Bebauung und damit des Wohnens sowie die Ästhetik berücksichtigt sehen. Entscheidend war auch hier das integrale Verständnis, das auf die Schaffung von Lebensqualität durch Städtebau abzielte. Zum einen ging es dabei um die Bereitstellung von preiswertem, aber zugleich mit modernem Komfort versehenen Wohnraum. Auch eine verbesserte Form des Mietshauses wollte Henrici akzeptieren, da er auf hinreichenden Kleinwohnungsbau nicht hoffen mochte. Zum anderen ging es über die bloß materielle Wohnmöglichkeit hinaus um die gesteigerte Form einer mentalen Wohnqualität, um die »Wohnlichkeit« der Stadt, wie sie sich ehedem durch das »gemütliche, warme Zusammenhocken hinter den schirmenden Stadtwällen« manifestiert habe. Schon die alten Städte hätten vom Verkehr geschützte Ruhezonen für die Kommunikation sichergestellt, jetzt mußten Behaglichkeit und Gemütlichkeit planend wieder geschaffen werden. Stadtplanung sollte Baukunst werden und wie alle Künste »Sinnenfreude und seelisches Wohlbehagen« hervorrufen. Schönheit verstand Henrici dabei als relativ, die ästhetische Wirkung war demnach bezogen auf Ort, Landschaft und Heimat.51 Auch Henrici beharrte darauf, daß sein städtebauliches Konzept nicht mit Nützlichkeitserwägungen kollidierte. Der künstlerische Städtebau garantiere eine Steigerung der Wohnqualität und komme daher den Anforderungen an eine moderne Stadt eher entgegen, der künstlerische Ansatz sei schließlich auch rationeller und preisgünstiger.52 Die Schaffung seelischen Wohlbefindens durch angenehme Perspektiven, Schattenspendung und Windbrechung durch Krümmung und Unregelmäßigkeit, die Überwindung topographischer Unebenheiten durch ortsangepaßte, gewundene, falls nötig aber auch gerade Straßenführung standen dafür beispielhaft. Selbst die verkehrstechnischen Vorteile versetzter Straßeneinmündungen gegenüber zentralen Kreuzungen oder gar Sternplätzen pries Henrici unter Verweis auf die Natur, die »es nie und nimmer zweien Flussläufen gestattet, 67 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

einfach quer durch einander zu fliessen«, denn das müsse »Brandung und Strudel« zur Folge haben. Überhaupt kontrastierte Henrici lieber Natur und Willkür als Ästhetik und Utilität. Das geometrische Prinzip erschien ihm »reflektiert und unnatürlich, willkürlich«, die künstlerischen Prinzipien dagegen »entspringen den Beobachtungen der Naturgesetze, sie sind also natürlich«.53 Schönheit und Nutzen seien somit kein Gegensatzpaar. Im Umgang mit der historischen Überlieferung betonte Henrici einerseits die Geschichtsbezogenheit jeder Kunst, andererseits die Zweckgebundenheit künstlerischen Schaffens. Zunächst stellte die Geschichte der Städte Anschauungsmaterial zur Verfügung, wie Städte und Stadterweiterungen geplant und malerische Wirkungen erzielt werden konnten. Vor allem war zu lernen, wie Stadtanlagen den örtlichen Gegebenheiten angepaßt werden mußten, im übertragenen Sinn damit, wie die menschliche Lebensform in die natürlichen und landschaftlichen Bedingungen eingeordnet werden konnte. Bei alledem ging es aber nicht um die Nachahmung, sondern um die Neuschaffung nach tradierten Grundsätzen. Zugleich hob Henrici hervor, daß »die packende malerische Wirkung alter Städtebilder nicht auf dem Reichtum oder der absoluten Schönheit der einzelnen Teile, sondern darauf beruht, dass jedes zu seiner Geltung und zu seinem Rechte kommt«. So entstehe die für alte Stadtanlagen charakteristische »Ruhe und Geschlossenheit«.54 Diese Wertung bestimmte die Behandlung der historischen Baudenkmäler. Die Denkmäler, auch die Monumentalgebäude, waren nicht um ihrer selbst willen zu erhalten, sondern als Elemente des Stadtbildes, mitsamt der Umgebung, die ihnen erst Maß und Bedeutung verlieh. Der Athener Parthenon könne keine Wirkung in der Straßburger Innenstadt erzielen, das Straßburger Münster keine auf der Akropolis. Dementsprechend wehrte sich Henrici auch gegen die historistische, Unterschiede verwischende Einpassung neuen Bauens in alte Umgebung.55 Zugleich plädierte Henrici aus der Perspektive des Städtebauers nicht für Erhaltung um jeden Preis. Die Theoretiker und die Praktiker des romantischen Städtebaus fühlten sich nicht als Denkmalpfleger im Sinne des bloßen Konservierens, sondern als schaffende Künstler. Zudem betonten sie den Vorrang der Lebensbedürfnisse vor dem Überlieferten. Der »Städtebaupraktiker, der mitten im Leben steht«, so Henrici, müsse sich fragen, ob er selbst »in jenen dünnwändigen Fachwerkhäusern und in jenen engen winklichen, so überaus malerischen Gässchen« überhaupt wohnen wolle. In einer neuen Stadt könne man nicht verzichten auf »Eisenbahnen und Pferdebahnen, auf Gaslicht und elektrische Beleuchtung, auf Wasserleitung und Kanalisation, auf Theater, Münchener Bierhäuser und Wiener Cafes«, auf »mehr Platz«, »mehr Licht und Luft«. Sie werde deshalb »nicht aussehen wie eine mittelalterliche Stadt«.56 Das historische Bauwerk war 68 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nicht an sich schützenswert. Vielmehr galt es, die Wirkung und Wahrnehmung zu beeinflussen. Das Geschichts- und Ortsbezogene der ästhetischen Gestaltung und der damit verbundenen Pflege und Stiftung von Tradition und Heimat machte nach Henrici das Sinn und Zusammenhalt vermittelnde Wesen künstlerischen Städtebaus aus.57 Als Städtebaupraktiker schloß Henrici damit auch Abrißmaßnahmen in Altbaubeständen nicht aus, wenn er dies zugunsten der Gesamtgestaltung oder auch nur der Verkehrsleitung für erforderlich hielt. Über seinen Bebauungsplan für die Stadt Kempen geriet er aus diesem Grund in Konflikt mit dem rheinischen Provinzialkonservator.58 Die Verfechter der geometrischen Stadtplanung trafen deshalb in ihrer scharfen Kritik am romantischen Städtebau nicht ganz dessen Intention. Dem Nachgemachten fehle die Authentizität des geschichtlich Gewordenen, meinte zwar Stübben. Aufgabe sei es, »vom Alten zu lernen, aber Zeitgemäßes zu schaffen«.59 Genau das aber propagierten auch die Romantiker wie Henrici. »Von den Alten lernen, wie sie es gemacht haben, das davon noch Brauchbare verwerten und das Neue, wenn man's vermag, noch besser machen«,60 lautete seine Forderung. Die Bedeutung des romantisch-künstlerischen Städtebaus für die Denkmalpflege lag folglich nicht in der erstmaligen Betonung ästhetischer Werte bei der Stadtplanung und nicht im unmittelbaren Plädoyer für den Schutz überlieferter Kulturgüter. Die eigentliche Bedeutung lag vielmehr zum einen in der Vernetzung heterogener, bislang technizistisch isoliert betrachteter Probleme und im Angebot eines ganzheitlichen Lösungsmodells, zum anderen in der Betonung der Relativität von Denkmaleigenschaft und historischer Bedeutung, damit in der Entdeckung von Umgebungswirkung und Situation des Denkmals sowie des Ensembles als Objekten des Denkmalschutzes. Indem darüber auch der profane Wohnbau Vorbildcharakter gewann, erhielt er zugleich Denkmalwert, indem das Straßen- und Ortsbild oder die Gesamtanlage entdeckt wurden, gewann die lokale Gemeinschaft an Wert.

c) Sozialreform Die sozialen Implikationen des romantischen Städtebaus schufen Verbindungen zum dritten Strang städtebaulicher Neuorientierung, zu den vielfältigen Reformbewegungen, die auf eine Aufwertung der sozialpolitischen Aufgaben des Städtebaus abzielten, sich vom klassizistisch-geometrischen Städtebau durch die Kritik am Vorherrschen des Wirtschaftlich-Technischen, vom kulturhistorisch-romantischen durch die Kritik am Ästhetisierend-Idealistischen abhoben. Die pragmatische Richtung des sozialen Städtebaus zielte über die Flächen- und Fassadengestaltung hinaus auf 69 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Eingriffe in das Bauinnere, auf das Wohnungswesen, um durch die korrigierende Reform die gesellschaftlichen Verhältnisse zu stabilisieren und zu konservieren. Andere, programmatische, visionäre und utopistische Richtungen zielten auf die gänzliche, aus einem Idealplan abgeleitete Neugestaltung von Städten. Über die Umorientierung im Bauen strebten sie eine Erneuerung der Gesellschaft an. Die Wohnungsfrage wurde seit den 1860er Jahren als soziales Problem der Stadtplanung diskutiert. Dabei gerieten die geometrischen Stadterweiterungen in die Kritik.61 Die Geometriker selbst diskutierten zwar die sozialpolitische Relevanz des Städtebaus, aber sie stellten keinen Zusammenhang zwischen Ästhetik, Geschichtsorientierung und Denkmalpflege einerseits, Sozial- und Wohnungsfürsorge andererseits her.62 Vor allem die organisierten Träger der Wohnungsreformbewegung63 bewirkten, daß sich die Ansprüche an den Städtebau wandelten und die soziale Dimension in den Vordergrund rückte. Sozialpolitische Eingriffe in unmittelbarer Weise propagierten gerade diejenigen, die dem künstlerischen Städtebau und den Gedanken des Heimatschutzes nahestanden. Der Architekt Theodor Goecke, der zusammen mit Camillo Sitte die Zeitschrift »Der Städtebau« herausgab, verfocht so den Primat des sozialen Konzepts vor ästhetischen und technischen Fragen. Vom künstlerischen Städtebau beeinflußt war auch der Berliner Nationalökonom Rudolf Eberstadt, der wichtigste Theoretiker der Wohnungsreform. Eberstadt, ein Schüler Gustav Schmollers, veröffentlichte 1909 mit dem »Handbuch des Wohnungswesens und der Wohnungsfrage« das zeitgenössische Standardwerk zur Wohnreform.64 Der Ästhetik näherte sich Eberstadt allerdings von einer anderen Seite als die Städtebauromantiker. Eben weil Eberstadt in der »Wohnungsfrage« »vielleicht das Hauptstück der sozialen Frage in der Gegenwart« sah, enthielt sein »Handbuch« neben der historischen Entwicklung des Städtebaus und baupraktischen Ausführungen auch empirische Analysen zu ökonomischen Fragen der Bodenpreisbildung und Kapitalbeschaffung und zu sozialen Aspekten der Wohnungsstatistik. Und darum kritisierte er am romantischen Städtebau die Vernachlässigung der Bodenpolitik und der Gestaltung von Baublöcken, am geometrischen Städtebau die Beschränkung auf Fluchtlinienplanung und Flächennutzungsaufteilung. Demgegenüber drehte er gewissermaßen die Planungsrichtung um. Vom sozial gewünschten und ökonomisch realisierbaren Mikrosystem, dem Wohnungswesen, zog er Schlußfolgerungen für die notwendige Einrichtung des Makrosystems, des Straßennetzes und Städtebaus. Entsprechend fungierte der Bebauungsplan als Instrument der Wohnungspolitik. Konkret plädierte er für das Ein- oder Mehrfamilienhaus und den Kleinwohnungsbau, um die Lebensbedingungen zu verbessern und das Wohnungs70 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

wesen sozialverträglicher zu gestalten. Die Großblöcke und Mietskasernen lehnte er dagegen ab.65 Die ästhetische Baugestaltung spielte in Eberstadts Konzept als notwendiges Spiegelbild der sozialen Funktion eine zentrale Rolle. War »das Haus des Menschen verdorben« und »zu einem Massenpferch erniedrigt«, folgte daraus unmittelbar die »Häßlichkeit jener Bauten ..., die unsere Städte verunstalten«. Das Wohnhaus müsse »seine Bestimmung ausdrücken, dem Menschen zu gehören, ihm Frieden, Sicherheit und Besitz zu bieten«; nur dann lasse sich »die äußere Form auch künstlerisch gut gestalten«. Die angestrebte »volle Übereinstimmung zwischen Form und Inhalt, die harmonische Verkörperung des Zweckgedankens«, wies erneut Parallelen zu geometrischen, künstlerischen und später funktionalistischen Ansätzen auf und entsprach auch den Vorstellungen des Heimatschutzes wie der gesamten Kulturreformbewegung an der Jahrhundertwende. Kleinheit und Überschaubarkeit des Wohnhauses sollten »die Vorstellung der ›Häuslichkeit‹« vermitteln, dem Bau »Charakter« und »Individualität« geben.66 Eberstadt suchte wie der romantische Städtebau seine soziokulturellen und ästhetischen Maßstäbe in der Geschichte, dies aber im Unterschied zum romantischen Städtebau auch aufgrund sozialökonomischer Analyse. Das System der Wohnungswirtschaft und Wohnungsversorgung hielt er für verfehlt, weil die Interessen der Bevölkerung nicht berücksichtigt würden. Während sich derzeit das Stadtwachstum als »Gegenstand des gewinnbringenden Geschäftsbetriebes einiger weniger Personen«, konkret als Funktion der Bodenspekulation darstelle, seien die Städte früher »im Interesse der Bewohnerschaft angelegt« worden, und »ihre äußere Form war das genaue Gegenbild des Standes der Bevölkerung«. Nur daraus resultiere aber »die vielbewunderte Schönheit unserer alten Städte«. Die »volkswirtschaftlichen, rechtlichen und politischen Gesichtspunkte« korrespondierten für Eberstadt mit den »künstlerischen Forderungen«. Da deren Erfüllung durch die Bedingungen der Spekulation verhindert werde, dominierten künstlerisches Unvermögen und historischer Eklektizismus. Erst wenn der Städtebau wie ehedem von »fremden Einflüssen« befreit werde, sei man befugt, sich »in den alten Zeiten umzutun und aus dem unversiegbaren Quell der alten deutschen Städtekunst zu schöpfen«. Die systematische Planung war dabei notwendig, um neben den wirtschaftlichen Aspekten »die zahlreichen und weitgehenden öffentlichen Interessen und nicht zum wenigsten die ästhetischen und künstlerischen Gesichtspunkte« zur Geltung zu bringen.67 Dieses Programm der Schönheit als Produkt sozialer Zielplanung und ökonomischer Bedingungen ließ die fassaden- und stadtbildorientierte, auf soziale Befriedung durch ästhetische Kompensation bauende romantische Richtung hinter sich. In der Konsequenz aber galt beiden die altdeutsche 71 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Stadt als ästhetisches Ideal. Stärker als Sitte und Henrici argumentierte Eberstadt allerdings auch insofern historisch, als er nicht nur die geschichtlich-konkreten Bedingungen des Städtebaus berücksichtigte, sondern auch die Historizität, die Veränderung und Veränderbarkeit der alten Stadt ausführlich empirisch behandelte. Auch die funktionalen, sozialen und politischen Hintergründe der alten Bauweise berücksichtigte er. So hätten in das Stadtbild integrierte, in die Straßen hineinragende Bauten wie Kirchen und Rathäuser schon durch ihre Anordnung die Wächterfunktion versinnbildlicht, die sie ausübten, während der absolutistische Monumentalbau, »der geradlinige point de vue, der Richtpunkt des landesfürstlichen Städtebaues«, »uns mit absolutem Befehl die Richtung zeigt«.68 Eberstadt bevorzugte also in gewissem Unterschied zur Heimatbewegung die mittelalterliche Ästhetik auch aus politischen Gründen. Bürgerlich-genossenschaftliche Solidarität und paternalistische Schutzwahrung durch politische und geistliche Instanzen entsprachen eher seinem sozialen Ideal als die bevormundende Fürsorge des absolutistischen Staats. Anstelle von großstadtkritischer Landromantik plädierte er für die Belebung struktureller Vorzüge der alten Stadt. Die Geschichte diente dabei nicht als Vorbildersammlung, vielmehr ging es um die Nutzanwendung historischer Erkenntnis. Die Aufnahme historischer Straßen-, Platz- und Hausformen brachte Eberstadt wieder in die Nähe der Heimatschutzbewegung, die er als Bewegung gegen die durch »obrigkeitliche Regelung« und »Bodenspekulation« hervorgerufene »Schabionisierung« und für die »Freiheit der Formengebung« verstand. Das bedeutete ihm nicht Bindungslosigkeit, sondern lediglich Schutz vor überregionaler Nivellierung gemäß ökonomischen und administrativen Bedürfnissen. Es hieß konkret, »die heimatliche und örtlich charakteristische Bauweise« zu bewahren«.69 Die Erhaltung einzelner Baudenkmäler hing folglich von der Funktionswahrung ab. Sie war für Eberstadt kein autonomes Ziel, und er sprach sie nicht explizit an. Seine eigentliche Bedeutung auch für die Denkmalpflege ruhte zum einen darin, daß er die Raumwirkung historischer Stadtanlagen gleichermaßen als Korrelat einer politisch-gesellschaftlichen Verfassung wie als ästhetischen Vorzug auffaßte und so einer integralen Denkmalpflege mit den Boden bereitete. Zum anderen ebnete Eberstadt der Denkmalpflege auch dadurch den Weg, daß er die ökonomische Rentabilität und sozialpolitische Notwendigkeit einer Abkehr von mechanischen Stadtsanierungen nachzuweisen suchte. Den Vorrang der sozialen Frage vertraten mit den Wohnungsreformern zunehmend die Praktiker des Städtebaus. Das hing mit der Ausweitung der sozialen Folgeprobleme der Urbanisierung zusammen, aber auch damit, daß vermehrt Stadtplaner als kommunale Beamte, als Stadtbauräte, in die Verwaltung aufgenommen70 und schon durch ihr Amt in das Geflecht 72 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

kommunalpolitischer Rücksichten eingebunden wurden. Exemplarisch dafür steht Fritz Schumacher. Schumacher war Architekt, lehrte bis 1909 in Dresden, arbeitete von 1909 bis 1920 als Baudirektor in Hamburg, von 1920 bis 1923 in Köln, danach bis 1933 erneut in Hamburg. Fachlich ein Vertreter des künstlerischen Architektentums gegen das rein technische Ingenieurwesen, als führendes Mitglied im »Deutschen Werkbund« an den kulturellen Reformbestrebungen der Jahrhundertwende beteiligt, stand er politisch den Ideen Friedrich Naumanns nahe. Er befürwortete eine Verbindung nationaler, religiöser und sozialer Gedanken und hoffte auf diese Weise die Arbeiterschaft an den Staat heranzuführen.71 Schumacher entwickelte sein Programm in der Praxis, in der Auseinandersetzung mit den städtebaulichen Problemen in Hamburg. Aufgabe war das »Dirigieren aller der Dinge, die aus wirtschaftlichen, sozialen und hygienischen Quellen entfließend technischen Niederschlag haben«, um »aus dem kopflosen Treiben« des 19. Jahrhunderts »eine Fahrt zu bestimmten, vorausgeschauten und sorgfältig vorbereiteten Zielen zu machen«.72 Diese umfassende Kulturaufgabe, quasi eine Stadtentwicklungsplanung,73 verstand Schumacher als »Städtebau«, der naturgemäß gegen die überkommene, gerade in Hamburg manifeste Herrschaft der Ingenieure und die geometrische Planung, teilweise auch gegen romantische, unter Heimatkunsteinfluß auf eine Verleugnung der Großstadt hinarbeitende Planung ankämpfen mußte. Dahinter standen auch zivilisationskritische Ziele, die durch konsequente Planungseingriffe aber nicht zur Beseitigung, sondern zur Bewahrung der wohlfahrts- und kulturpolitischen Leistungen der Großstadt und zur Korrektur der Fehlentwicklungen führen sollten.74 Ausgangspunkt der Planungskonzeption Schumachers war eine Disharmonie in der Stadt, hervorgerufen durch Expansion und Strukturveränderung im 19. Jahrhundert, ablesbar an Verkehr, Industrie und Mietshäusern, zwischen denen die Altbauten mit veränderter Gestalt, verändertem Maß und veränderter Funktion eine zweifelhafte Existenz führten. Die Rettung der Stadt könne indes nicht über die künstlerische Umgestaltung erfolgen, denn die Ästhetik sei nicht autonom, sondern nur Spiegel und Symptom wirtschaftlicher und sozialer Wandlungen. »Seelische Verwilderung, soziale Verwilderung und geschmackliche Verwilderung« des Individuums wie der Gesamtheit waren demnach untrennbar verknüpft. Die technischen und wirtschaftlichen Verkehrsprobleme und insbesondere die sozialen Wohnungsfragen galt es deshalb vor den »Gestaltungsfragen« zu lösen.75 Da Schumacher die Großstadt aber nicht nur als soziales Fürsorgeproblem im Sinne der Bereitstellung gesunden Wohnraums, sondern in der Erweiterung um Ansätze des künstlerischen Städtebaus als politisch-psychologische und sozialmentale Aufgabe beurteilte, wollte er die Stadt als harmoni73 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sehen Organismus menschlicher Lebensformen regenerieren.76 Insofern war die Verbindung zur Ästhetik nicht bloß akzidentiell, sondern essentiell. Kunst stellte keinen »Selbstzweck« im Städtebau dar. »Kultur und soziale Fragen«, »Soziales und Ästhetisches« hielt Schumacher für untrennbar verbunden.77 Dieser von Theodor Fischer inspirierte Ansatz78 meinte nicht bloß die notwendige Übereinstimmung von Funktion und Form im Städtebau, wie sie von den Geometrikern und Romantikern gleichermaßen vertreten wurde, sondern zielte auf die »Hygiene unseres Gefühlslebens« als Aufgabe ästhetischer Gestaltung, auf architektonische Ästhetik als »Vorbedingung zur physischen und moralischen Gesundheit unseres Volkes«, auf die sozialethische Bedeutung stadtplanerischen Handelns.79 In diesem Zusammenhang erschien Schumacher die Schonung des Altbaubestandes der Stadtkerne als gestalterisch-künstlerische, das heißt abgeleitete Aufgabe bei notwendigen Durchbrüchen, Um-, An- und Einbauten. Bei allem Bewahrungsinteresse verstand er hierunter doch primär ein künstlerisches Problem der adäquaten Umgestaltung. Anstelle einer historisierenden Anpassungsarchitektur mit Dekorationscharakter ging es ihm um die architektonische Frage der Erhaltung von Massenverhältnissen und Maßstäben. Das ihm fremde Feld der Denkmalpflege streifte er in seinen theoretischen Ausführungen nur knapp zugunsten ausführlicherer, von Sitte beeinflußter, aber über ihn hinausweisender Betrachtungen über den künstlerischen Städtebau, die funktions- und wirkungsgemäße Kombination geometrisch-ordnender und künstlerischer Elemente in einem organischen »Straßengefuge«, das Zusammenspiel von Flächen und Massen sowie die rhythmische Wirkung der Anlage.80 In der Summe relativierte sich so die Bedeutung der Denkmalpflege im Städtebau als mögliches, neben den wirtschaftlichen und sozialen Zielsetzungen aber sekundäres Gestaltungselement in der Stadtentwicklung, das im Falle einer Kollision der im Entwicklungsziel eingeschlossenen Veränderung zu opfern war.81 Über die praktische Sozialreform Eberstadts oder Schumachers gingen einige im Rahmen der Kulturreformbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts entstandene sozialutopische Bestrebungen hinaus. Sie propagierten ein neues Gemeinschaftsgefühl, das sie durch die Reform der Bau- und Wohnweise realisieren wollten. Dazu zählte die Gartenstadtbewegung, die auf sozialistisch-anarchistische englische Vorläufer zurückging, nach der Jahrhundertwende in Deutschland Anhänger fand und 1902 zur Gründung der »Deutschen Gartenstadtgesellschaft« führte. Die Gartenstadt war geplant als eine bezüglich Territorium und Bevölkerungszahl begrenzte Stadt, die durch spezifische Gestaltungsmerkmale, etwa durchbrochene Bebauung, auflockernde Grünflächen, Zusammenbindung unterschiedlicher Arbeits- und Lebensformen, eine komplette Neukonstruktion gesunder, humaner, genossenschaftlich organisierter Stadtformen ermög74 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

lichte. Städtebau, Architektur und Wohnformen sollten dabei nicht nur ein menschenwürdigeres Leben erlauben, sondern zugleich erzieherisch wirken. Umstritten war freilich unter den Anhängern der Gartenstadtbewegung das architektonische Leitbild. Orientierten sich die einen an geometrischen Idealstadtplänen wie Karlsruhe, bevorzugten die anderen historische Vorbilder geschlossener, kleinräumiger, übersichtlicher Ortschaften wie Nürnberg und Rothenburg ob der Tauber, die durch Unregelmäßigkeiten, gekrümmte Straßen und Stadtmauern Muster humaner Lebensstile darstellen sollten. Hier wiederholte sich die Kontroverse zwischen Geometrikern und Stadtbaukünstlern über die Reproduzierbarkeit historischer Stadtgrundrisse.82 Neukonstruktionen von Gartenstädten und gartenstadtähnlichen Arbeitersiedlungen, an denen auch Henrici beteiligt war, wiesen folglich zahlreiche Berührungspunkte mit der Denkmalpflege auf, so in der mehr oder weniger offenen Großstadtkritik, im Aufgreifen der Bautradition sowie im Gedanken der Humanisierung, Identitätsstiftung und Bildung durch Architektur.83 Von einer sozialkonservativen Auslegung der Gartenstadt- und Kleinhausidee wichen in grundsätzlicher Weise nur die sozialutopistischen Architekten wie Bruno Taut und die Architekten des Funktionalismus und Neuen Bauens von frühen Vorläufern wie dem Wiener Otto Wagner84 bis zu dem Schweizer Le Corbusier85 ab. Freilich waren alle noch von der Gartenstadtidee des durchgrünten Wohnens in neuen Gemeinschaftsformen beeinflußt. Alle fühlten sich als Sozialreformer und wollten über den Städtebau eine neue Gesellschaftsform errichten. Bei Taut, einem Schüler unter anderem Goeckes, von 1904 bis 1908 auch Mitarbeiter Theodor Fischers, des bedeutendsten Praktikers eines künstlerischen Städtebaus, wirkte diese Prägung zumindest in den theoretischen Schriften mit, die ein romantisches, quasi-religiöse und genossenschaftliche Elemente verbindendes Gemeinschaftsideal verfochten.86 Auch für Taut war die Ästhetik der Stadt bezogen auf ihre Funktion, und zwar ihre soziale Funktion. »Geschmacksfragen sind soziale Fragen«, formulierte er 1929.87 Geschichte diente ihm zwar immer als Orientierung und Traditionsquelle, aber unter Berufung auf Karl Friedrich Schinkel verstand er unter Tradition nicht »irgendein sklavisches Anklammern an Formenmerkmale vergangener Zeiten, sondern eben das lebendige Weiterbauen selbst«, den »stete[n] Impuls zur reinsten Darstellung des Inhalts der Gegenwart, des lebendigen Gegenwartsgeistes«.88 In seiner praktischen Tätigkeit betrieb Taut etwa im Rahmen des Weimarer sozialen Wohnungsbaus die gänzliche Abkehr vom kulturhistorisch orientierten Städtebau der Jahrhundertwende und den Übergang zum Funktionalismus, für den die Denkmalpflege keine wesentliche Rolle mehr spielte. 75 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

d) Historisch-denkmalpflegerischer Städtebau Die Heimatschutzbewegung hatte ein anderes Verhältnis zur Geschichte. Sie zielte auf einen umfassenden Kulturschutz, auf eine Erhaltung von Natur und Landschaft, Baukunst und Denkmälern, Kunstwerken, Volksund Handwerkskunst, Sitten und Gebräuchen. Die Baupflege stellte darunter zunächst nur ein peripheres, dann aber rasch in den Mittelpunkt rückendes Ziel dar, und die Wohnungsversorgung wurde parallel dazu verstärkt als Dreh- und Angelpunkt einer identitäts- und traditionsstiftenden Versorgung auch entwurzelter Arbeitermassen mit Heim und Heimat entdeckt. Dementsprechend nahm der Heimatschutz zahlreiche zeitgenössische Ideen auf: neben dem künstlerischen Städtebau auch den Gartenstadtgedanken in seiner historisch-romantischen Ausformung89 und die verschiedenen Strömungen der konservativen Sozialreform, etwa die Wohnungs- und die Bodenreform. Der Heimatschutzbewegung standen auch zahlreiche Architekten und Städtebauer wie Joseph Stübben und Cornelius Gurlitt nahe. Sie brachte aber keine eigentlichen Städtebautheoretiker oder Stadtplaner hervor, sondern lediglich Multiplikatoren und Propagandisten wie Paul Schultze-Naumburg, der sich ausdrücklich auf Sittes Ansatz stützte.90 Gleichwohl beeinflußte die Heimatbewegung wie kaum eine andere Richtung der Baureform die Gestalt des Bauschaffens in den Jahrzehnten nach der Jahrhundertwende. Durch ihre historisch und landschaftlich angepaßten Baumuster prägte sie zugleich die Geschichtsbilder. Die Umsetzung des künstlerischen Städtebaus und des Heimatschutzes in Altstadtbereichen als Denkmalpflege an ganzen Stadtvierteln schien angesichts der Funktionsveränderung der Stadtkerne und der Zunahme des Verkehrs kaum möglich. Um so aufmerksamer wurde in Deutschland die Vorgehensweise des Brüsseler Bürgermeisters Charles Buls rezipiert. Buls, ein gelernter Goldschmied, veröffentlichte seine Konzeption in einer knappen Broschüre zur »Ästhetik der Städte«, die 1898 auch auf deutsch erschien. Die Grundgedanken ähnelten dem Sitteschen Modell, das Buls, der später Sittes (und Stübbens) Schriften übersetzte und zum SitteAnhänger wurde, zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht zu kennen schien.91 Mit dem Ziel, »Brüssel seinen mittelalterlichen Charakter zu bewahren«, ohne »daraus eine altertümliche und sehr ästhetische - aber unwohnliche Stadt« zu machen, plädierte er dafür, »die Forderungen des Schönen und die Achtung vor dem Alten mit den Erfordernissen des modernen Lebens in Übereinstimmung zu bringen«. Hier befürchtete er keine Interessenkollisionen, weil auch beim Stadtplan das Prinzip gelte, »daß der Künstler in der vollständigen Harmonie zwischen der Form und der Bestimmung der Kunstwerke wie der Bauten die schönsten und malerischsten Motive finden werde«. Die vorausgesetzte Übereinstimmung von 76 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Form und Funktion relativierte alle Prinzipien. Malerisches und historisch Überliefertes seien kein Selbstzweck, bei konkurrierenden Zielen des Verkehrs, der Gesundheit und sogar der Ästhetik selbst, etwa »wenn man dadurch eine Aussicht auf einen Kirchturm oder ein interessantes Baudenkmal erlangen kann«, seien Durchbrüche und Niederlegungen ganzer Viertel geboten.92 Auf der anderen Seite aber machte für Buls die bauliche Überlieferung die Attraktivität einer Stadt aus, zumal wenn es um das Wesen der belgischen Tradition ging. Anders als bei dem mechanischen, rechtwinklig und gerade ausgelegten Straßennetz amerikanischer Städte handele es sich hier eben um einen »lebenden Organismus« mit »Haupt- und Nebenadern«.93 Funktionale Differenzierung, organisch gedachtes harmonisches Zusammenwirken der Elemente und ästhetische Qualität verbanden sich dabei. Die Tradition müsse also einerseits das Neuschaffen lenken, andererseits sei sie selbst zu bewahren. Primär künstlerische oder geschichtliche Bedeutung bestimmten die Erhaltungswürdigkeit alter Denkmäler und Häuser. Aber auch wenn die einzelnen Bauwerke keinen Wert aufwiesen, gebe doch »ihre Gesamtheit« der Stadt »ein malerisches Aussehen«. Die alten Bauten sollten zudem informieren und belehren, sie »erzählen die Leiden, die Kämpfe, die Triumphe unserer Vorfahren«, »reihen die Gegenwart an die Vergangenheit«.94 Die Überlieferung diente folglich der Bildung; sie sollte sich gegen eine Vereinnahmung sperren, vor einer Verabsolutierung der Gegenwart schützen und die Relativität, Offenheit und Vergänglichkeit menschlichen Lebens sinnfällig machen, während noch die klassizistische Denkmalverwendung im geometrischen Städtebau allein Fortschritt und Sieg der Gegenwart dokumentierten. Das war bahnbrechend, da Buls den Denkmalbegriff ausweitete auf Anlagen im baulichen Zusammenhang und auf Werke bürgerlicher Kultur, das Denkmal zugleich - und schon vor deutschen Kontroversen an der Jahrhundertwende - als Verkörperung eines Prozesses, nicht eines idealen Entstehungszustands ansah und schließlich auch die sachgerechte Weiterentwicklung nicht ablehnte, vielmehr als Konsequenz seines offenen und dynamischen Denkmalbegriffs geradezu praktizierte. Zu den deutschen Rezipienten Buls' gehörte an erster Stelle Cornelius Gurlitt. Gurlitt war als Kunsthistoriker und Architekt, als Kunstkritiker und Publizist, als Denkmalpfleger und Organisator eine der prägenden Gestalten der deutschen Denkmalpflege seit der Jahrhundertwende.95 Er war der erste Städtebautheoretiker, der den Erhalt alter Bausubstanz als grundsätzliches und eigenständiges Ziel auch neben der Ästhetik in die Stadtplanung einbezog. Dazu trug bei, daß Gurlitt in der Denkmalpflege innovativ wirkte. Er plädierte hier für die Abkehr vom Restaurations- und Freilegungsprinzip und propagierte die Anschauung, daß das Denkmal ein 77 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Produkt seiner eigenen Geschichte sei und Wirkung durch die Rezeption im baulichen Kontext entfalte. Aus all diesen Gründen kann er als beispielhaft für die Theorie eines historisch-denkmalpflegerischen Städtebaus in Deutschland gelten. Eine Großstadt hatte für Gurlitt »schön, rührig und wohnlich« zu sein.96 Auch er wandte sich mithin nicht grundsätzlich gegen die Großstadt, sondern plädierte für ihre zeitgemäße Entwicklung und Steuerung. Dabei nahm er die Gestaltungsgrundsätze des romantisch-künstlerischen Städtebaus von Sitte, Henrici und Goecke auf. Ästhetische, wirtschaftliche und soziale Belange gelte es gleichermaßen zu berücksichtigen. Wie die Geometriker, die Romantiker und die Funktionalisten behauptete Gurlitt dabei eine Konvergenz von Funktion und Form, »denn eine unpraktische Anlage ist nie künstlerisch und eine unkünstlerische ist nie praktisch«.97 Die Streitfrage »Gerade oder krumme Straßen?« etwa wollte er nicht allein aus ästhetischen Gründen zugunsten der gekrümmten Linie beantworten. Vielmehr betonte Gurlitt die notwendige Differenzierung der Funktionen. Für gewisse Prachtstraßen, die auf einen beherrschenden Monumentalbau zuliefen, empfahl er durchaus die Gerade. Im übrigen gehe es aber in der Regel nicht um die kürzeste Verbindung zweier Punkte, das zentrale verkehrspolitische Anliegen der Geometriker, sondern um die Vernetzung der auf der Fläche wohnenden Menschen. Zudem spiegele die schlängelnde Linie historisch gewachsene Formen. Darin liege »die Menschlichkeit, die Schönheit des Weges«, während die gerade Linie Ausdruck städtischer Unwirtlichkeit und Unmenschlichkeit sei.98 Über den künstlerischen Städtebau hinaus interessierte sich Gurlitt nicht nur für die Fassaden- und Straßenbildgestaltung, sondern auch für die Bereiche, die von den Hauptverkehrsadern aus nicht sichtbar waren, für den Wohnbereich, die Höfe, das Hinterland. Die Wohngebiete und Wohnstraßen sollten mit offener, durch Gärten aufgelockerter Bauweise »in Frieden und Stille« als »eine gemütliche kleine Welt« billigeres und gesünderes Wohnen ermöglichen. Aber auch für die nicht dem Wohnen gewidmeten Straßen und Plätze forderte er die Wiederentdeckung und Wiederermöglichung der sozialen Funktionen. »Die Deutschen haben verlernt, sich gesellig auf der Strasse zu bewegen«, beklagte Gurlitt. Auf einer geschlossenen, gegen Wind geschützten Platzanlage, die den Durchgangsverkehr durch gebrochene und an den Rand verlegte Zugänge bremse, fühle man sich »wie in einer behaglichen Stube bei zugemachten Türen«. Hier habe man sich ehedem zu Markt, Fest und Beratung treffen können. »Stille, behagliche Plätze« also solle der Städtebauer wieder schaffen.99 Eine derartige Beschwörung gesellschaftlicher Harmonie und bürgerlicher Gemeinschaft wies zwar idyllisierende Züge auf, diente aber nicht der 78 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Flucht aus der industriellen Realität. Es ging vielmehr um die Kompatibilität von Wohnqualität, Lebensgefühl und Moderne. Deswegen polemisierte Gurlitt in scharfem Ton gegen die schematisierten Massenwohnentwürfe Otto Wagners und später des funktionalistischen Wohnungsbaus der Weimarer Republik. Hinter dem idealistisch-demokratischen Anspruch dieser Anlagen sah er die Tendenz zu »einer neuen Form des aufgeklärten Despotismus‹«, zur egalisierend-autoritären Wohlfahrtspolitik.100 Deswegen kritisierte er ebenso scharf die Großstadt amerikanischer Prägung, in der die Wolkenkratzer, obwohl rein technisch »bewundernswert«, sozial gesehen »einen Rückfall in die Zeiten traurigster Rücksichtslosigkeit«, »in die ärgste Barbarei der Herrschaft des Geldbeutels« darstellten.101 Anders als viele Zivilisationskritiker seiner Epoche verstand Gurlitt die Großstadtmisere und den Hochhausbau aber nicht primär als Ausdruck einer degenerierten, internationalisierten, amerikanisierten Geisteshaltung, sondern als Konsequenz der ökonomisch bedingten Citybildung, der Abnahme der Wohnbevölkerung im alten Stadtkern, der zum Geschäftszentrum umgeformt wurde. Die Entleerung des Stadtkerns erschien dabei als sich selbst vorantreibender, notwendig beschleunigender Prozeß. Die Altbauwohnungen in engen Straßen seien nicht mehr modern genug ausgestattet, elektrisches Licht, Zentralheizung und Wasseranschluß schwierig zu installieren. Die Altwohnungen verlören an Attraktivität, Wohnwert und Preis. Die bürgerliche Bewohnerschaft ziehe aus, und es komme zunächst zu einer Art Übervölkerung durch die Ansaugung anspruchsloserer Mieter, zu einem sozialen Verfall. »Die engen, dunkeln Höfe, die kellerartigen Erdgeschosse werden zu Gasthäusern niederer Art eingerichtet, die Prostitution sucht hier ihre Zuflucht, das Verbrechen folgt ihren Spuren.« Der Stadtkern werde also »für die bessere Bürgerschaft entwertet«, deren Abzugstendenz in die komfortableren neuen Wohnviertel folglich noch intensiviert. Die alten Eigentümer verkauften an Wohnungs- und Mietspekulanten, die eine weitere Verdichtung der Mietbelegung betrieben. Die Stadtverwaltungen müßten folglich reagieren. Es gelte aber im Einzelfall sorgfältig zu prüfen, ob eher Abriß, Durchbruch, Erhaltung oder Verbesserung derartiger Stadtviertel dazu beitragen könnten, die gesundheitlichen mit den ästhetischen Zielen zu vereinbaren. Ebenso erfordere die Umwandlung von Wohnhäusern in Geschäftshäuser administrative Eingriffe. Denn die beengten, schmalen und niedrigen Altbaugeschosse seien oft für geschäftliche Zwecke ungeeignet, Abriß und Neubau von Büro- oder Warenhäusern rentabler. So werde das Stadtbild zerstört und »in die alte Stadt ein neuer Baugeist getragen«, zumal Neubauten und Firmenschilder die ästhetische Wirkung der Altbauten beeinträchtigten. Auch diese Vernichtung der Altbauten durch die Ausbreitung der Geschäftshäuser sei ein sich selbst beschleu79 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tilgender Prozeß. Die Geschäftsviertel zögen vermehrt Verkehr an Arbeitenden und Waren auf sich, weitere Straßendurchbrüche würden erforderlich.102 Die Citybildung also bedrohte in besonderem Maße das Stadtbild und den Altbaubestand und machte Planung und Sanierung nötig. Gesundheits-, bevölkerungs- und sozialpolitisch motivierte Eingriffe hielt Gurlitt dabei eher für vertretbar als ästhetisch oder verkehrspolitisch begründete Durchbrüche. Die Fluchtlinienregulierungen in Altstadtbereichen, die der Beseitigung von Vor- und Rücksprüngen aus Gründen des Verkehrs und der Ästhetik dienten, konnte Gurlitt 1920 schon als überholt charakterisieren, da mittlerweile auch die Stadtverwaltungen aus denkmalpflegerischen Erwägungen vor der Preisgabe alter Bauten zurückschreckten. So schaffe beispielsweise oft schon die Auflockerung und Zurückschiebung der Untergeschosse durch Laubengänge hinreichend Platz. Dagegen sei es sinnvoll, zur Gesundung der Altstädte »die minderwertigen Bevölkerungselemente nach einer anderen Stelle zu versetzen«. Daß in Hamburg nach der Cholera-Epidemie von 1892 und in Stuttgart ganze Stadtviertel als Krankheitsherde abgerissen worden waren, erachtete Gurlitt als unvermeidlich.103 An Gurlitts Betrachtungsweise war neu, daß Denkmalpflege in die Stadtplanung ausdrücklich aufgenommen wurde, um die Autonomie des geschichtlich Überlieferten bewahren zu helfen. Problematisch am Pariser Vorgehen beispielsweise schien Gurlitt, daß die bei Durchbrüchen freigelegten »Schauseiten« nun häufig gemäß einer »Einheitlichkeit im Sinne der Neustadt« gestaltet worden seien. Alte »Monumentalbauten« seien freigelegt und in eine moderne Umgebung und Fluchtliniengestaltung integriert worden, »als sei Altes und Neues planmäßig aus einem städtebaulichen Gedanken heraus gebaut«, dies mit dem Ziel, »das Alte als dem Neuen eingefügt erscheinen zu lassen, als eine Art mit Achtung behandeltes und in dem Rahmen der Stadt nur durch besondere wohlwollende Maßnahmen erträgliches Zeichen vergangener Zeiten«.104 Gurlitt ging es mithin um den historisch ehrlichen Eindruck der Stadt. Die Aufgabe der Denkmalpflege liege im Erkennen des traditionalen Stadtcharakters. Deswegen forderte Gurlitt als Voraussetzung jeder Stadtregulierung und Stadtplanung auch zunächst die wissenschaftliche Erforschung der Stadt. Sodann seien schon beim Planentwurf künstlerisch und geschichtlich wertvolle Bauten besonders zu kennzeichnen, dabei aber nicht nur Bauten zu berücksichtigen, die »an sich schön« sind, sondern auch die, die »einen für den Charakter der Altstadt maßgebenden Teil« darstellten, also Geschichte ablesbar erhielten und sie nicht für moderne Ästhetikvorstellungen annektierten. Auch eine »Umgebung« sei angemessen zu gestalten, wobei die Unterschiede zwischen Altem und Neuem nicht mit »romantischen Spielereien« verwischt werden dürften. Neues sei vielmehr in neuen Formen zu

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erstellen, dem Betrachter »keine Maskerade« vorzuspielen. Nicht die »Einheit des Stils«, wie noch häufig gefordert, sondern das für die Umgebungswirkung entscheidende »Einhalten von Maß und Form« strebte Gurlitt an.105 Der denkmalptlegerische Städtebau integrierte also die Denkmalpflege nicht lediglich als Instrument der Ästhetik, sondern als eigenständigen Teilzweck mit ästhetischer und sozialpolitischer Qualität. Er verband dabei empirische Wissenschaft, konservativ-patriarchalische Sozialreformbemühungen und einen modernen, in Hinsicht auf künstlerischen Wert, soziale Spannbreite und Rezeption ausgeweiteten Denkmalbegriff miteinander. Dieser Ansatz griff manche der Gemeinsamkeiten auf, welche die einzelnen theoretischen Ansätze seit der Reichsgründungszeit trotz aller scharfen Kontroversen verbunden hatten. Denn künstlerischer Städtebau, sozialer Städtebau und der Städtebau der Heimatschutz- und Denkmalpflegebewegung entstanden quasi kumulativ in der Auseinandersetzung mit der geometrischen Stadtplanung. Ästhetische Prinzipien beanspruchten alle Städtebautheorien für sich. Ästhetische und soziale Ziele wurden dabei nicht erst nach 1918,106 sondern schon seit dem künstlerischen Städtebau und der Wohnungsreform miteinander verknüpft. Auch gingen Theoretiker aller Richtungen von einer Übereinstimmung von Funktion und Form aus.107 Was funktionstüchtig sei, den sozialen, wirtschaftlichen und verkehrsmäßigen Anforderungen der Stadt entspreche, wirke notwendigerweise harmonisch und schön. Zweckfreie Formgebung lehnten auch und gerade die vom kulturhistorischen Städtebau und vom Heimatschutz beeinflußten Theoretiker ab. Sie galt ihnen als Beispiel für Bindungslosigkeit, Werteverfall und Nihilismus. Die Vermittlung von historischen und sozialen Bindungen, die Förderung von Harmonie und Gemeinschaft gehörten dagegen gerade zu den Zielen der bürgerlichen Sozial- und Kulturreformbewegung, und Denkmalpflege wurde in diesem Zusammenhang Element des Städtebaus. Die darin ausgedrückte spezifische Verknüpfung von historischer Orientierung und gegenwartsorientierten sozialen Aufgaben spiegelte sich deshalb wie im Städtebau auch im Verständnis des geschichtlichen Denkmals, in Theorie und Praxis der Denkmalpflege.

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3. Denkmaltheorie und praktische Denkmalpflege Der Charakter eines Gegenstandes als Denkmal ist keine objektive Eigenschaft, sondern eine von der Gegenwart bestimmten Überresten der Vergangenheit zugeschriebene Qualität. Im Verständnis des Denkmals spiegelt sich die sinnhafte Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart und damit nicht nur das Bild der Geschichte, sondern vor allem das der Gegenwart. Denkmalpflege erhellt demnach das öffentliche Interesse der Gegenwart an Überresten der Vergangenheit. Dabei ist die Sache älter als der Begriff, der erst in den 1880er Jahren geprägt wurde.1 Sieht man Denkmalpflege in einem weiten Sinn als die bewahrende Verwertung des kulturellen Erbes an, läßt sich für jede Epoche denkmalpflegerisches Verhalten feststellen.2 Allerdings bleibt zu diskutieren, ob schon religiöse Pietät, Ahnenverehrung oder der Erhalt von Herrschaftssymbolen Denkmalpflege konstituieren können. In diesem Sinn haben manche Autoren bereits für die spätrömische Zeit Denkmalpflege feststellen wollen.3 Ebenso ist in Frage zu stellen, ob das zwar an das Überlieferte anknüpfende, es aber allein im aktuellen Nutzungs- und Repräsentationsinteresse aneignende und umgestaltende Bauen Denkmalpflege genannt werden kann, wie etwa in bezug auf die preußischen Monarchen vor dem 19. Jahrhundert geschehen.4 Schließlich mag man bezweifeln, ob jede Wiederaufnahme historischer Elemente bereits für ein denkmalpflegerisches Bewußtsein spricht. Dies wäre dann bereits in der Renaissance festzustellen.5 Die Theoretiker der Denkmalpflege seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert verwiesen zwar auch auf diese Vorläufer, stellten sich aber wie etwa Georg Dehio oder Paul Giemen grundsätzlich in die Tradition von Romantik und Historismus, ohne deren problematisches Erbe zu verleugnen.6 Aus heutiger Sicht sollte der begrifflichen Klarheit halber noch nicht von Denkmalpflege gesprochen werden, wenn es bei bloßen Einzelmaßnahmen bleibt, wenn keine Normen und Regeln, keine generellen Formen des Umgangs mit Objekten entwickelt sind und wenn es nur um die Erhaltung von Gegenwartswert und Nutzungszweck eines Objekts geht, dahinter aber kein eigenständiges historisches Interesse steht.7 Doch in den beträchdichen Diskrepanzen bei der Suche nach den Wurzeln der Disziplin spiegeln sich unterschiedliche Begriffe des Denkmals und unterschiedliche Konzepte von Denkmalpflege. Denkmalpflege ist insofern selbst ein historisches Phänomen. Die Entwicklung des Denkmalbegriffs, die Ausdifferenzierung der Denkmalwerte und die Ausweitung der Denkmalpflege an der Jahrhundertwende offenbarten folglich nicht nur Veränderungen des Geschichtsbilds, sondern auch ein neues Verständnis der Gegenwart. Die 82 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gegenwartsbezogenen Funktionen von Denkmalpflege traten nicht zuletzt in den Konflikten der Praxis zutage. a) Denkmalbegriff und Denkmalwerte

Die Geschichte des Denkmalbegriffs8 ist die Geschichte seiner Ausweitung und Entpräzisierung; zugleich ist sie die Geschichte eines Wandels vom Konkreten zum Abstrakten. In der Frühneuzeit wurde zumeist der Begriff »Monumentum« benutzt; im 18. Jahrhundert begann sich daneben der Begriff »Denkmal« durchzusetzen. Beide Begriffe bezogen sich noch ausschließlich auf Denkmäler im eigentlichen Sinn, auf gewollte Denkmäler, die als solche geschaffen worden waren und die Zeugnis von dem im Objekt fixierten und symbolisierten Ereignis oder von einer Person ablegen sollten. In Johann Heinrich Zedlers »Universal-Lexikon Aller Wissenschaften und Künste« schlug sich dies 1739 unter dem Stichwort »Monument« nieder. Die Definition, die sich exakt und ausschließlich auf Denkmäler im engen Sinn bezog, wurde ergänzt durch eine konkrete Aufreihung von möglichen Objekten, etwa Gedenksäulen, Grabsteinen, Standbildern und ähnlichem.9 Diese Konkretisierung griff im Bereich der gewollten Denkmäler sehr weit. Sie erfaßte auch schriftliche Äußerungen. Der Denkmalcharakter von Schrifttum wurde noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts immer wieder behauptet und im ersten Denkmalschutzgesetz, dem hessischen von 1902, sogar ausdrücklich erwähnt. Das bezog sich auf historische Schriftüberreste, namentlich Urkunden. Für diese hatte sich jedoch mittlerweile mit dem Archivwesen eine eigene Fachwissenschaft zur Erhaltung und Pflege herausgebildet, so daß sie zunächst faktisch, dann auch rechtlich und administrativ aus Denkmalbegriff und Denkmalpflege herausfielen. Seit dem späteren 18. Jahrhundert rückten die gewollten Denkmäler an die zweite Stelle. Neu aufgenommen in den Denkmalbegriff wurden dagegen die gewordenen Denkmäler, die zu einem bestimmten aktuellen Nutzungszweck geschaffen worden waren, aber im Laufe der Zeit eine neue Eigenschaft, nämlich die Denkmaleigenschaft, zusätzlich erworben, während sie den Ursprungszweck nicht notwendiger-, aber möglicherweise verloren hatten.10 Zunächst wurden gewollte und gewordene Denkmäler noch nicht scharf geschieden. In der Spätzeit des Aufgeklärten Absolutismus und in der Epoche des bürokratischen Reformabsolutismus erweiterte sich über die Anfänge der Bauästhetikpflege, wie sie sich im preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794 und in einigen rheinbündischen Verordnungen niederschlug, das Verständnis des Denkmals.11 Seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurden, etwa in badischen und hessen83 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

darmstädtischen Verordnungen und in Berichten der preußischen Oberbaudeputation unter Karl Friedrich Schinkel, auch Gebäude wie Kirchen und Schlösser, Stadtmauerteile und Rathäuser als erhaltenswerte Monumente aufgeführt.12 Der aufgeklärten Vorstellung waren derartige Denkmäler unter ästhetischen, der romantischen unter ideellen Gesichtspunkten wichtiger als die Denkmäler im eigentlichen Sinn. Damit rückten vor allem zwei Aspekte in den Vordergrund: der historische Überrestcharakter, der die unwillkürliche Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart schuf, und die künstlerische Qualität, die über ästhetische vor allem ethische Werte vermittelte. In der Folge galt als Denkmal alles, wie es etwa der »Brockhaus« 1833 ausdrückte, »was als Zeichen der Vergangenheit gewisse Erinnerungen aus der Zeit oder an die Zeit, wo sie gefertigt wurden, erwecken will oder kann, vorzüglich aber Gegenstände menschlicher Kunst«.13 Hiermit war die Erweiterung zum gewordenen Denkmal fixiert. Die Denkmaltheorie beschäftigte sich nun vor allem mit Wert und Funktion überlieferter Kunstwerke. Deren Bedeutung für Belehrung und Information im Bereich von Kunstgeschichte und allgemeiner Geschichte rückte in den Blick. Mit dem erwachten öffentlichen Interesse erweiterte sich zugleich das staatliche Interesse. Auch die Aufgaben der staatlichen Verwaltung im Bereich von Kunst und Kultur dehnten sich aus. Dies verlangte eine neuerliche Präzisierung des Denkmalbegriffs. Denn sobald in Verordnungen Denkmalschutz fixiert wurde, waren exakte, juristisch und administrativ anwendbare Definitionen erforderlich. Anfangs dominierte dabei optimistische Urteilssicherheit.14 Dahinter stand die Vorstellung eines geschlossenen, unumstrittenen Kanons an Bewertungskriterien. Die ersten Gesetzentwürfe der 1880er Jahre suchten solche Definitionen und Kriterien zu formulieren. Demnach galten meist als Denkmäler »alle unbeweglichen und beweglichen Gegenstände«, die aus »einer abgelaufenen Kulturperiode« stammten und »als charakteristisches Wahrzeichen ihrer Entstehungszeit« für die Kunstgeschichte oder für die allgemeine Geschichte »sowie für die Erhaltung der Erinnerung an Vorgänge von hervorragendem historischen Interesse« eine »besondere Bedeutung« hätten.15 Die späteren Gesetzesprojekte in Kaiserreich und Weimarer Republik hielten in den Grundzügen an dieser Definition fest. Die Klarheit solcher Formulierungen wurde allerdings von Anfang an in Zweifel gezogen. 1885 veröffentlichte der preußische Oberregierungsrat von Wussow im Auftrag des Kultusministeriums eine zweibändige Zusammenstellung und Dokumentation über die »Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten der Gegenwart«. Darin bezweifelte er, ob das Denkmal überhaupt zu definieren sei, hänge es doch von dem »subjektiven Urtheil« ab, was als besonders bedeutsam für Kunst, Geschichte und Erinnerung 84 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

angesehen werde. Nur in einer Hinsicht sah Wussow ein objektives Kriterium und damit jede »Meinungsverschiedenheit ausgeschlossen«, nämlich daß ein Denkmal »aus der Vergangenheit stammen« müsse.16 Juristische Vorbehalte wegen der Unbestimmtheit des Denkmalbegriffs nahmen in der Folge noch zu. Auch nach beinahe fünf Jahrzehnten der Diskussion über Denkmalpflege, Denkmaltheorie und Denkmalschutzgesetze kam Joseph Krayer in einer rechtswissenschaftlichen Dissertation 1930 zu dem Schluß, daß eine Definition des Denkmals nicht existiere und der Begriff völlig unklar sei.17 Als Minimalkonsens galt bei Juristen, Verwaltungsbeamten, Denkmalpflegern und Kunstwissenschaftlern weiterhin lediglich, daß ein »als Denkmal anerkannter Gegenstand ... ein für allemal der Vergangenheit angehören« mußte.18 Im übrigen hielten alle gesetzlichen Definitionen zwar grundsätzlich an dem geschichtlichen und künstlerischen Kriterium fest, suchten aber in Ausführungsbestimmungen und Verwaltungsanordnungen durch eine Aufzählung oder konkretere Hinweise und Beispiele die begrifflichen Probleme zu mildern. Dieses Verfahren hatte nicht zuletzt den Vorteil, daß unter der Hand die anfängliche Beschränkung auf herausragende Kunstwerke oder Nationaldenkmäler aufgegeben werden konnte. Schon der erste deutsche Gesetzentwurf zum Denkmalschutz, der badische vom Dezember 1883, stellte auch Objekte unter Schutz, die lediglich Bedeutung als Wahrzeichen eines Orts oder einer Region hatten. 1897 sah Wolfgang Maria Schmid, bayerischer Denkmalpfleger und Angestellter des Münchner Nationalmuseums, in seiner »Anleitung zur Denkmalpflege im Königreich Bayern« den »Wert eines Denkmales ... nicht immer in seiner Bedeutung für die Entwicklung der Kunst oder Geschichte des ganzen Landes, sondern häufig bloß in der Bedeutung für seinen speciellen Standort« begründet.19 Entsprechend betonte der ostpreußische Provinzialkonservator Adolf Boetticher 1898 in der »Anleitung für die Pflege und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Ostpreußen«, daß »der Maßstab für den Wert des Denkmals ... nicht allein in der Stellung des Bauwerkes für die allgemeine Kunstgeschichte, sondern ebenso sehr in seiner Bedeutung für den enger begrenzten Landesteil oder für den Ort, an dem es errichtet ist, zu suchen« sei.20 Da die Objektivität des Denkmalbegriffs in Frage gestellt wurde, und zwar nicht nur von Kunsthistorikern, sondern auch von Verwaltungsbeamten und Juristen, blieb nur ein Ausweg: Neben die historische Dimension und die ästhetisch-künstlerische Qualität, die man, obschon sie nicht exakt zu messen war, nicht aufgeben wollte und konnte, rückte das öffentliche Interesse am Erhalt des Denkmals als drittes Kriterium. Es war zwar ebenfalls kein objektives Merkmal, sondern selbst wieder historischem Wandel, ästhetischer Wertung und jeweiligen, örtlich unterschiedlichen Prioritäten unterworfen. Aber es setzte eine intersubjektive Einigung vor85 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

aus, und diese schien durchaus möglich, denn sie konnte durch ein normiertes Verfahren erzielt werden und fand im öffentlichen, etwa kommunalen oder staatlichen Handeln ihren Ausdruck. Das Denkmal definierte sich so gewissermaßen durch die Denkmalpflege. Nicht mehr im absoluten Wert des Objekts, der gar nicht meßbar war, sondern im öffentlichen Zugriff, der sich formaljuristisch zunächst meist in der sogenannten »Klassierung«, der Eintragung in eine Liste, äußerte,21 konstituierte sich das Denkmal. Abgesehen davon, daß nun wichtig wurde, welche Instanz über die Einordnung eines Objekts als Denkmal entschied, bedeutete das denkmaltheoretisch zweierlei. Einmal war das Denkmal notwendigerweise erst durch die Beziehung zwischen Objekt und Rezipient definiert. Sodann war die eigentliche Kulturtat nicht die Schaffung von Denkmälern, sondern deren Wahrnehmung und Pflege. In der Entwicklung und Ausweitung des Denkmalbegriffs spiegelten sich die Wandlungen der Denkmalwerte. Diese bezeichnen die Eigenschaften, die ein Objekt zum Denkmal qualifizieren. Die Theorie der Denkmalwerte, wie sie zusammenhängend von dem österreichischen Kunsthistoriker Alois Riegl im Jahr 1903 formuliert wurde,22 begründete das Interesse von Wissenschaft, Gesellschaft oder Staat am Denkmal, also das öffentliche Interesse, und den Umgang mit dem Denkmal, die staatlich-rechtlichen Vorkehrungen wie die Grundsätze der Erhaltungsarbeit. Aus den Denkmalwerten folgten somit die Motive und Merkmale der, wie es seit der Jahrhundertwende hieß, »Denkmalpietät« und »Denkmalverehrung« oder des »Denkmalkultus«.23 Sie verdeutlichten den quasi-religiösen Gehalt der modernen Denkmaltheorie. An der Jahrhundertwende differenzierte sich der Denkmalbegriff immer weiter aus. Verschiedenartige Denkmalwerte prägten sich aus, die isoliert und vereinzelt, aber auch unterschiedlich kombiniert in einem Denkmal aufgefunden werden konnten. Abgesehen von reinen Nutzenwerten wie dem materiellen Wert,24 dem touristischen Wert25 oder dem Gebrauchswert, die einem Objekt auch unabhängig von seiner Denkmalqualität innewohnen, also für sich genommen die Denkmaleigenschaft nicht begründen konnten, handelte es sich vor allem um sechs Denkmalwerte: den Zeugniswert, den historischen Wert, den Kunstwert, den Vorbildwert, den Alterswert und den Kultur- oder Heimatwert. Erstens: Chronologisch und sachlich am Anfang der Beschäftigung mit Denkmälern stand der Zeugniswert.26 Er stellte eine objektive Eigenschaft dar, denn er lag im Objekt. Dieses erhielt bewußt die Erinnerung an bestimmte Personen, Dinge oder Vorkommnisse. Es bezeugte Tradition und Herrschaft, legitimierte Personen und Institutionen. Zunächst drückte sich der Zeugniswert vor allem in gewollten Denkmälern aus. Aber auch gewordene Denkmäler konnten derartige Funktionen übernehmen. So konnte man etwa Überresten des Mittelalters die Aufgabe zusprechen, die 86 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Einheit von Thron und Altar in der Geschichte zu belegen und damit als Maxime der Gestaltung der Gegenwart zu legitimieren.27 Zweitens: Der historische Wert folgte chronologisch dem Zeugniswert und markierte den Beginn moderner Denkmalpflege. Auch er hatte einen objektiven Kern. Denn er haftete im Grunde jedem Gegenstand an, der aus der Vergangenheit stammte. Er betraf die Information über Vergangenes und konnte sich - bewußt oder nicht - in gewollten und in ungewollten Denkmälern finden. Zumeist aber war unwillkürlichen Überresten ein weit höherer historischer Wert zuzuschreiben. Es ging dabei gewissermaßen um den Quellencharakter von überlieferten Gegenständen. Bewegliche Altertümer, Bodenfunde und Münzen waren die hier zunächst betrachteten Objekte, Sammlungen und Museen wurden zur Erforschung und Pflege eingerichtet. Anfangs dienten die Objekte als Informationsquellen über Ursprungszweck und Ursprungszeit. Seit den 1870er Jahren begann sich aber die Vorstellung durchzusetzen, daß viele Denkmäler, und zwar gerade Baudenkmäler, einen historischen Prozeß spiegelten, den Ablauf verschiedener Epochen der Kunstgeschichte verdeutlichten und die Spuren der Nutzung durch Generationen trugen und daß auch dieser Prozeß selbst zum Gegenstand der Denkmalpflege werden könne. Der »Entwicklungsgedanke« kennzeichnete die moderne Denkmalpflege.28 Drittens: Der Kunstwert charakterisierte ein Objekt als Ergebnis künsderisch-ästhetischen Schaffens. Zum Kunstwert konnte im weiteren Sinn die städtebauliche Bedeutung gezählt werden, denn auch dabei ging es um künstlerische Fragen, etwa um Straßenanlage, Gestaltung, Stilwahl, Harmonie und Maßstäblichkeit. Meinte man im 19. Jahrhundert zunächst noch Kunst und Schönheit objektiv bestimmen zu können, setzte sich spätestens seit dem Ausgang des Jahrhunderts die Ansicht durch, daß der Kunstwert anders als der Zeugnis- und der historische Wert keinen objektiven Kern mehr enthielt. Keine Epoche konnte als allein vorbildhaft und normgebend anerkannt werden, da man mit dem »historischen Entwicklungsgedanken« auch den »Glauben an ein objektives Kunstideal« aufgeben mußte.29 Viertens: Der Vorbildwert zielte auf die unmittelbare Anwendung des Überlieferten. Das Objekt sollte, so ein wesentliches Element des Denkmalverständnisses im 19. Jahrhundert, Stil und Geschmack formen, namentlich das herausragende Meisterwerk als Vorbild und Anregung dienen.30 Seit den 1870er Jahren wurde entsprechend auch vermehrt der »Werth der Baudenkmäler für die Kunstausübung« hervorgehoben. Statt aus Lehrbüchern solle man Baukunst lieber durch praktische Anschauung lehren, »an den deutschen Baudenkmälern unsere Sinne vervollkommnen, unser Kunstgefühl ausbilden«, und zwar nicht zur bloßen historistischen Nachahmung, sondern zur Formung des Geschmacks durch eine »Vertie87 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

fung in die Kunstwerke«. Das sollte jetzt nicht mehr nur auf ausgezeichnete Objekte bezogen werden, vielmehr ging es auch um »die Hebung des Handwerks und der Kunstindustrie durch die Wiederbelebung der interessantesten, verloren gegangenen technischen Arbeitsprozesse«.31 Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde dieser Vorbildwert dann noch weiter ausgedehnt; die Erneuerung von Kunsthandwerk und Volkskultur stand nun ganz im Vordergrund. Die Werke der Vergangenheit, aber auch deren Arbeitsweise und Arbeitsverständnis sollten die Gegenwart belehren und befruchten. Beispielhaft für die praktische Anwendung steht Paul SchultzeNaumburg, der in seinen »Kulturarbeiten« durch Darstellung und Abbildungen das gute Alte und das schlechte Neue in Architektur, Handwerk und Landschaftsgestaltung kontrastierte und so konkrete Anleitung für neues Schaffen geben wollte. Nach der Jahrhundertwende sollten Denkmäler selbst Industrieprodukte in Qualität, Form und Stil veredeln helfen. Fünftens: Dem Alterswert lag die Überzeugung zugrunde, daß weder der historische Informationswert noch die künstlerisch-ästhetische Qualität die Empfindungen beim Betrachten von Denkmälern wirklich hinreichend erklärten. Vielmehr verändere und erweitere sich der historische Wert unter dem Einfluß des Entwicklungsgedankens. Der Betrachter rezipiere ein Objekt nicht in seinem historischen Quellenwert, sondern er nehme die in einem Objekt gespeicherte Geschichte wahr, etwa Entwicklung, Vergehen oder Verfall. Der biologistische Gehalt dieses Vergänglichkeitsverständnisses konnte sogar Parallelen zur Natur nahelegen.32 Der Alterswert, der abstrakt die Vergänglichkeit anzeigte, stand also im Gegensatz zu dem Unvergänglichkeit vorgebenden gewollten Erinnerungswert. Das Objekt selbst verlor seinen konkreten Charakter. Für Alois Riegl, den eigentlichen Entdecker und Theoretiker des Alterswerts, war das Denkmal »nur mehr ein unvermeidliches sinnfälliges Substrat, um in seinem Beschauer jene Stimmungswirkung hervorzubringen, die in modernen Menschen die Vorstellung des gesetzlichen Kreislaufes vom Werden und Vergehen, des Auftauchens des Einzelnen aus dem Allgemeinen und seines naturnotwendigen allmählichen Wiederaufgehens im Allgemeinen erzeugt«. Dies alles beruhe bloß auf einer »sinnliche[n] Wahrnehmung« und auf dem »Gefühl«. Der Alterswert war in seiner quasi-religiösen Dimension folglich allen Menschen zugänglich, er setzte keine Vorbildung voraus.33 Riegl sah im Alterswert deshalb geradezu ein Spiegelbild der Moderne. Der Alterswert sprach die Massen an und stand für individuelle Emanzipation, soziale und konfessionelle Egalität sowie politische Partizipation, für die »Demokratisierung des Denkmals«, wo der bildungs- und verstandesgeleitete Kunst- und Geschichtswert »noch eine aristokratische Auslese bedingt« hätten.34 Tatsächlich fand das Konzept des Alterswerts an der Jahrhundertwende schnell Aufmerksamkeit.35 Allerdings wurden auch Vor88 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

behalte geäußert. Manchen mißfiel der Begriff. Der bayerische Generalkonservator Georg Hager etwa sprach vom Stimmungswert.36 Manche wollten das elitär-wissenschaftliche Element nicht zugunsten des demokratischen aufgeben, sondern beide verbinden.37 Wieder andere wie der Wiener Kunsthistoriker, Denkmalptleger und Riegl-Nachfolger Max Dvorak sahen im Alterswert nur unscharf definierte ästhetische Qualitäten, die man in beschreibenden Begriffen wie »romantisch, malerisch, stimmungsvoll« zwar ausdrücken, aber kaum präzise fassen könne.38 Doch machte gerade die Ambivalenz, die für das Fin de siède typische Kombination von wissenschaftlicher Fundierung mit mythisch-irrationalen Empfindungen, die Attraktivität der Idee vom Alterswert aus. Sechstens: Der Heimatwert war für den staatlichen Denkmalschutz und für die praktische Denkmalpflege ebenso bedeutsam wie der Alterswert. Seine Anfänge lagen weit vor dem Ende des 19. Jahrhunderts. Anfangs tauchte er oft unter dem Etikett des patriotischen Werts auf. So wurde 1878 von Baudenkmälern als »Stützen des Patriotismus« gesprochen. Diese seien »mit die stärksten Fesseln des Heimatgefühles, die Felsen, an welche der Lokalpatriotismus, ohne den eine Liebe zum Gesammtvaterland nicht möglich ist, sich in den wechselvollen Stürmen des Lebens anklammert«.39 Aber erst mit dem Aufkommen der Kultur- und Heimatgeschichte wuchs ein breites Interesse auch an kleineren, scheinbar unbedeutenderen Überresten. Die »Unersetzlichkeit des Kleinsten innerhalb der Entwicklung« wurde anerkannt.40 Damit wurden nicht mehr nur antiquarische Denkmäler des individuellen Kunstschaffens erfaßt, sondern die Überreste sozialer Gruppen oder einer ganzen Gesellschaftsordnung. Seit der Jahrhundertwende versuchte vor allem die Heimatbewegung, den Heimatwert der Denkmäler nicht nur als Schutzkriterium durchzusetzen, sondern als konstituierendes Merkmal moderner Denkmalpflege in den Mittelpunkt zu rücken. Der Architekt, preußische Baubeamte und Publizist Oskar Hoßfeld forderte schon im Jahr 1900, Denkmalpflege solle »Heimathschutz im vollen Sinne dieses Wortes« sein. Die lokale Überlieferung, etwa die Dorfkirche, strahle den »Geist« aus, den das Volk brauche, »wenn es den Halt nicht verlieren will, den es zur Sicherung eines stetigen ersprießlichen Culturfortschrittes nicht entbehren kann«.41 Der Heimatwert hatte aber nicht allein eine regional- oder lokalpatriotische Komponente. Da alles, was Erinnerungen wecken konnte, das Landschafts- oder Ortsbild prägte oder auch nur von lokaler Bedeutung schien, nun einbezogen wurde und der Denkmalbegriff nicht auf bestimmte Denkmäler oder Personengruppen beschränkt war, hatte der Heimatwert wie schon der Alterswert einen egalitären und demokratischen Gehalt. Er verwies einerseits auf die bürgerliche Emanzipation des Individuums, verlangte andererseits aber die Einordnung in die Gemeinschaft, deren »moralische Pflicht« 89 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

es sei, das »Ahnenvermächtnis« zu ehren. Wer Denkmäler, »reiche Quellen des Gemeinsinnes und der Vaterlandsliebe«, vernichte, »schädigt die Allgemeinheit«. Er sei ein »Feind seiner Vaterstadt und seines Vaterlandes«.42 Heimatwert und Alterswert trugen gemeinsam zur Neuorientierung in der Denkmalpflege bei. Allerdings konnten sie auch kollidieren. Dies zeigte sich besonders bei der nationalen Variante des Heimatwerts. Schon der gewollte Erinnerungswert war oft national untermalt, dienten demgemäß Denkmäler doch der Legitimation von Nation und Herrschaft. Der Heimatwert setzte an diese Stelle allerdings eine gewissermaßen demokratische Variante der Nation. Nationale Identität wurde dabei nicht durch das nationale Monument von oben gestiftet, sondern wuchs aus dem Empfinden nationaler Kulturgüter. Georg Dehio konstatierte im Jahr 1905: »Wir konservieren ein Denkmal nicht, weil wir es für schön halten, sondern weil es ein Stück unseres nationalen Daseins ist.« Für Dehio war damit angesichts der Subjektivität ästhetisch-künstlerischer Wertung »ein unveränderliches Wertkennzeichen gefunden«.43 Alois Riegl schien dieser Denkmalbegriff sachlich unannehmbar, werde damit doch die Allgemeingültigkeit des Denkmalwerts in ein egoistisches Gefühl umgemünzt, »sobald es mit Bezug auf Angehörige einer anderen Nation empfunden wird«. Motiv der Denkmalpflege sei dann »Ruhmsucht, und nicht mehr Pietät«. Tatsächlich aber sei die Empfindung des Alterswerts nicht von nationalen Kriterien abhängig. »Haben wir aber nicht unzählige Male im Anblick eines Denkmals geschwelgt, ohne uns auch nur im leisesten seines nationalen Ursprungs bewußt zu werden? Und haben uns andere Denkmäler darum weniger Wohlgefallen eingeflößt, weil sie einem ausländischen, etwa dem italienischen Kunstschaffen entstammten?« Es gehe eben nicht um ein National-, sondern um ein »Menschheitsgefühl«.44 Das idealistische Postulat Riegls konkurrierte mit den Zielen von Heimatbewegung, Verwaltung und Politik, die Heimat- und Alterswert der Denkmäler für eine gegenwarts- und anwendungsorientierte Denkmalpflege nutzen wollten. Dabei ging es auf der einen Seite um die Kompensationsfunktion. Modernisierung, Industrialisierung und Urbanisierung hätten die »Sehnsucht nach Freuden und Empfindungen, die den Menschen über den materiellen Kampf ums Dasein erheben«, geweckt, nach allem, was »nicht nur mit dem Maßstabe der technischen Leistungen oder des materiellen Nutzens bemessen werden kann«.45 Die stille Anschauung, die Versenkung in die Stimmung eines Denkmals und die Besinnung auf die heimatlichen und nationalen Werte - all dies mochte die Verluste der Gegenwart, die Bedrohung der Sicherheit durch einen immer schnelleren Wandel erträglich machen. Auf der anderen Seite ging es um die pädagogisch-ethische Funktion der Denkmäler, die es »bei jeder sich bietenden Gelegenheit« hervorzuheben galt.46 Max Dvorák erschien Denkmalpflege 90 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

»vom Standpunkte der allgemeinen Volksbedürfnisse so notwendig wie etwa die Fürsorge für das Schulwesen«.47 Georg Hager zog die Summe von moderner Denkmalwertlehre und ethischer wie praktischer Funktion der Denkmalpflege in der Gegenwart, wenn er die Denkmäler »als Nährboden einer fruchtbaren schöpferischen Tätigkeit der Gegenwart und froher Hoffnungen für die Zukunft« pflegen wollte.48 Denkmäler galten, so die 1899 gegründete Zeitschrift »Die Denkmalpflege« in ihren programmatischen Einführungsworten, als der »Born«, »aus dem die Kunst eines Volkes schöpfen muss, will sie sich ihre Jugendfrische, ihre bodenwüchsige Kraft und damit ihren erziehlichen Werth zum Nutzen des Vaterlandes dauernd bewahren«.49 Insofern wurde Denkmalpflege nicht nur als eine mögliche Betätigung für Wissenschaft oder Freizeit angesehen, auch nicht nur als Pflicht der Gegenwart gegenüber der Vergangenheit. Es galt nicht allein, wie der Kunsthistoriker Konrad Lange formulierte, aus »Pietät für die historische Überlieferung« das »Erbe unserer Väter zu erhalten« und die Denkmäler »unseren Nachkommen ungeschmälert und unverändert zu überliefern«.50 Vielmehr zielte Denkmalpflege im Rahmen der neuen Wertlehre auf die Beeinflussung der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft. b) Ausweitung und Wandel der Denkmalpflege Die Lehre von den Denkmalwerten wirkte unmittelbar auf die praktische Denkmalpflege ein. Der Denkmalbegriff erfaßte immer weitere Kategorien. Immer mehr Objekte wurden als Denkmäler betrachtet. Über den Alters- wie über den Heimatwert konnte fast jedes überlieferte Objekt zum Denkmal aufsteigen, wenn es nur eine bestimmte Wirkung auf den Betrachter ausübte oder auch von noch so beschränkter lokaler Bedeutung war.51 Die Reichweite praktischer Denkmalpflege dehnte sich dabei in mehrfacher Hinsicht aus. Dies zeigt sich, wenn man Denkmäler nach den Kriterien der äußeren Beschaffenheit, der Entstehungszeit, der sozialkulturellen Funktion und der Eigentumsverhältnisse unterscheidet.52 Erstens: Nach der äußeren Beschaffenheit wurden zunächst Naturdenkmäler53 von Kulturdenkmälern getrennt. Naturdenkmäler waren für Hugo Conwentz, den Begründer der staatlichen Naturdenkmalpflege in Preußen am Beginn des 20. Jahrhunderts, gerade dadurch definiert, daß sie von Kultureinflüssen nicht oder kaum berührt und ohne Zutun des Menschen entstanden waren. Es konnte sich etwa um Gelände oder Pflanzenbestände handeln.54 Das Bestreben, Kultur und Natur, Kultur- und Naturdenkmäler zu verbinden, beiden gleichermaßen Gefühlswerte zuzusprechen und den Kulturdenkmälern einen quasi natürlichen Lebenslauf zuzuschreiben, war 91 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zwar theoretisch anerkannt, in der Praxis aber nicht umzusetzen. Sodann wurden bewegliche von unbeweglichen Denkmälern unterschieden, ferner in der Erde befindliche Bodendenkmäler von über der Erde befindlichen Objekten wie Kunst- und Baudenkmälern, diese darüber hinaus von Schriftdenkmälern und alle gegenständlichen Denkmäler schließlich von Sitten und Gebräuchen. Unter dem Einfluß der Heimatidee und der neuen Denkmalwertlehre gab es noch an der Wende zum 20. Jahrhundert administrative und legislative Bemühungen, alle derartigen Kategorien von Denkmälern gemeinsam zu erfassen und unter denselben staatlichen Schutz zu stellen. Beispielhaft dafür steht das schon erwähnte hessische Denkmalschutzgesetz von 1902, das nicht nur Bau- und Kunstdenkmäler, sondern auch Naturdenkmäler und Schriftgut betraf. Aus wissenschaftlichen und verwaltungspragmatischen Gründen setzte sich aber eine fachliche Spezialisierung in Museums- und Sammlungswesen, Bodendenkmalpflege, Kunst- und Baudenkmalpflege, Archivwesen sowie Natur- und Heimatschutz durch. Zweitens: Für die praktische Denkmalpflege von besonderer Bedeutung war die Unterscheidung der Denkmäler nach Entstehungsepochen. Zumal seit man das Denkmal verstärkt als Produkt eines Entwicklungsprozesses verstand, mußte die Konzentration auf einzelne Kunstepochen aufgegeben und der denkmalpflegerische Zugriff auf bislang für minder bedeutsam gehaltene Perioden ausgedehnt werden. Noch bis in die 1890er Jahre genoß in wissenschaftlicher Sicht die Gotik Priorität. Sie galt als erste architektonisch und künstlerisch hochstehende, geschlossene und vollendete Epoche der deutschen Kunstgeschichte. Ihre Erzeugnisse hatten Vorrang vor Renaissance, Barock, der einerseits zu pompösem Prunk in der Architektur, andererseits zu schematischen Stadtplanungen geführt habe, und erst recht Rokoko, das als Verfall, als Ausdruck von luxuriösem Protz, unernster Verspieltheit und moralischem Niedergang angesehen wurde. Der deutschen Kunstgeschichte wurde ein sukzessiver Verlust an Orientierung und Stilgefühl, dem 19. Jahrhundert vollends die Unfähigkeit zu einem eigenen Stil vorgeworfen. Folgerichtig interpretierte man noch in den 1870er Jahren den Klassizismus als künstlerische Bankrotterklärung. Seine Arbeiten galten in der Regel nicht als denkmalwürdig.55 Seit den 1890er Jahren verschob sich die Zeitgrenze. Barock und Rokoko wurden unter dem Einfluß der Heimatbewegung von Architekten wie Karl Henrici bis zu Konservatoren und Kunsthistorikern wie Georg Hager zu den »durchaus echt deutschen Stilweisen« gezählt und zu epochenspezifischen Ausdrucksweisen der deutschen Seele erklärt. Den Niedergang der Baukultur datierte man nun auf die 1830er Jahre, die »schreiende Missklänge in die Harmonie des früheren Bestandes hineingetragen« hätten.56 Schließlich gewann nach der Jahrhundertwende die Auffassung an 92 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Einfluß, daß die Denkmalpflege sich auf »Werke aller abgeschlossenen Kulturepochen« beziehen solle. Darunter verstand man nun die Zeit bis etwa 1870.57 Seit dem Ersten Weltkrieg setzte sich dies endgültig durch.58 In der Weimarer Republik wurde teilweise sogar gefordert, Zeitgrenzen ganz aufzugeben. Allein der künstlerische Wert eines Objekts und seine Bedeutung für den Gesamteindruck einer Anlage sollten die Erhaltungswürdigkeit bestimmen.59 Drittens: Hinsichtlich der ursprünglichen kulturellen und sozialen Funktion waren bäuerliche, bürgerliche, städtische, kirchliche, feudale oder höfische Bau- und Kunstwerke voneinander zu scheiden. Dabei konnte weiter zwischen den spezifischen Denkmälern bestimmter Kulturgruppen differenziert werden, etwa zwischen christlicher und jüdischer Kultur. Neben den sakralen Bauwerken der christlichen Konfessionen rückten in den 1890er Jahren auch die Denkmäler des Judentums in den Blick. So bildete sich im Frühjahr 1897 in Frankfurt am Main eine »Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler«. Die Gesellschaft wollte Überreste jüdischer Kultur erforschen und in Originalen oder Abbildungen sammeln, Vorbildersammlungen für neue Kultusbauten zusammenstellen, eine jüdische Kunsttopographie vorbereiten sowie durch Preisausschreiben und Vorträge, Schriften und Vereinsmitteilungen, die 1901 erstmals erschienen, auf die Öffentlichkeit einwirken.60 Auch die staatlichen Fachbehörden erforschten seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert Anlagen der jüdischen Religionsgemeinschaft, etwa Synagogen, Judenschulen oder Judenbäder, nahmen sie in Inventare auf und ließen sie restaurieren.61 Über die Sakralbauten, herrschaftlichen Gebäude sowie die stadtbürgerlichen Funktionsbauten, etwa Rathäuser und Stadtmauern, hinaus erweiterte sich das denkmalpflegerische Interesse zunehmend auf Bauwerke und Objekte mit wirtschaftlicher oder technischer Funktion, auf sogenannte technische Denkmäler. Dazu trug bei, daß auf der einen Seite überlieferte Handwerksformen durch die Industrialisierung an Bedeutung verloren und vorindustrielle Produktionsanlagen ihre Funktion einbüßten, auf der anderen Seite heimatbewegte Autoren in der traditionalen bürgerlichen und bäuerlichen Lebensweise ethische Werte zu erkennen meinten. Zunächst ging es lediglich um Relikte der vorindustriellen Epoche, etwa um Wind- und Wassermühlen, Brücken, Brunnen, Schöpfwerke, Schmieden und Öfen, die im Kaiserreich erstmals als Denkmäler betrachtet und in Inventare aufgenommen wurden. In der Weimarer Zeit wurde darüber hinaus Zeugnissen der technisch-industriellen Modernisierung des 19. Jahrhunderts Denkmalqualität zugesprochen.62 Die Entdeckung des Alterswerts, die Aufwertung des Kultur- und Heimatwerts sowie die Erweiterung des Vorbildwerts auf die Volkskultur führten zu einer Ausdehnung der Denkmalpflege auf Bauwerke der bürger93 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

lichen und bäuerlichen Wohn- und Alltagskultur. Nicht mehr nur die Werke großer Baumeister und nicht mehr nur die Objekte der Elitenkultur, des Hochadels und der Kirche, sondern auch die Erzeugnisse der Bauhandwerker wurden als Denkmäler entdeckt. Darin spiegelte sich eine latente Demokratisierung des Denkmalgedankens.63 Stadtbürgerhäuser der Spätgotik und der Renaissance wurden schon im späteren 19. Jahrhundert vermehrt als Objekte der Denkmalpflege angesehen.64 Im Jahr 1904 richtete der von den Geschichtsvereinen initiierte »Tag für Denkmalpflege« einen Ausschuß zur Aufnahme, Erforschung und Erhaltung alter Bürgerhäuser in Deutschland ein. Neben Architekten und Konservatoren waren städtische Baubeamte darin vertreten.65 Auch die ländliche Architektur wurde erfaßt. Anfang 1895 initiierte der »Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine« eine systematische Aufnahme und Sammlung der »charakteristischen Typen des deutschen Bauernhauses«.66 Oskar Hoßfeld setzte sich 1900 in der Zeitschrift »Die Denkmalpflege« für den Erhalt der bislang wenig beachteten kleinen Dorfkirchen ein. Sie seien »fast die einzigen Marksteine alter Cultur und Geschichte auf weite Landstrecken«.67 Die »Denkmalpflege auf dem Lande«68 gewann in den folgenden Jahren schnell an Bedeutung. Dabei ging es immer weniger um das einzelne Objekt, das für sich genommen nicht sonderlich bedeutsam oder nur ein Beispiel für zahlreiche gleichrangige Objekte sein mochte. Aber das Straßen- und Ortsbild insgesamt, so etwa das preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten und das Innenministerium im Januar 1908 in einem gemeinsamen Rundschreiben, »möge es sich auch aus noch so einfachen und scheinbar anspruchslosen Teilen zusammensetzen«, bilde »ein kulturgeschichtliches Erbteil«, »dessen Wert erkannt und gewürdigt werden« müsse, wenn es »im künstlerischen Sinne ein Ganzes« darstelle.69 Stadtanlagen und Straßenzüge, sogar Stadtpläne und Straßennamen wurden nun als Objekte der Denkmalpflege diskutiert.70 Straßennamen sollten speziell als historische Quellen und generell zur Bildung des geschichtlichen Bewußtseins bewahrt werden.71 Die Erweiterung des Denkmalbegriffs vollzog sich allerdings in der Praxis weitaus langsamer als in der Theorie. An der Jahrhundertwende wurden Wohnhäuser nur im Ausnahmefall formell als Denkmäler deklariert. In Elsaß-Lothringen beispielsweise hielt der Konservator nach einer Übersicht aus dem Jahr 1903 ca. 5.000 bis 6.000 Objekte für erhaltenswürdig. In der Mehrzahl ging es dabei um Kirchen. Hinzu kamen viele römische Fundstätten und mehrere öffentliche Gebäude. Auch eine Reihe von Privathäusern tauchte auf, allerdings handelte es sich fast ausschließlich um städtische Bürgerhäuser und dabei oft nur um künstlerisch bedeutsame Hausteile, etwa Portale. Bauernhäuser spielten keine Rolle. Unter den weniger als 200 formal klassierten, das heißt in eine rechtlich verbindliche 94 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Liste eingetragenen geschichtlichen Denkmälern in Elsaß-Lothringen befanden sich 1903 allein 110 sakrale Gebäude und Gebäudeteile, 51 Schlösser, Burgen, Burgruinen und Schloßteile sowie 14 Befestigungsreste von Mauern bis zu Türmen. Zum Rest gehörten unter anderem zwei Rathäuser und zwei Brunnen. Privathäuser fanden sich, auch aus rechtlichen Gründen, nicht auf der Liste.72 Die rheinische Provinzialkommission für Denkmalpflege hatte sich nachweislich ihres Tätigkeitsberichts aus dem Jahr 1917 in den vorhergehenden zwei Jahrzehnten mit 187 kirchlichen Bauwerken sowie 33 Ruinen und Stadtbefestigungen beschäftigt, aber nur mit 26 profanen Bauten.73 Noch 1929 schätzte der preußische Konservator der Kunstdenkmäler Robert Hiecke, daß sich über 90 Prozent der von der Denkmalpflege zu erfassenden Objekte im öffentlichen Besitz befänden und es sich dabei zu 75 Prozent um kirchliche Gebäude handele.74 Das Wohnhaus war zwar theoretisch als mögliches Denkmal erkannt, dem Zugriff der praktischen Denkmalpflege wurde es aber erst langsam erschlossen. Viertens: Das hing auch mit der Verfügungsgewalt an Denkmälern zusammen. Ob ein Denkmal im Besitz oder Eigentum des Staats, der Kirche, einer Stiftung oder einer Privatperson war, entschied über die Kompetenz der staatlichen Denkmalpflege. Noch bis in die 1880er Jahre betraf Denkmalschutz vor allem öffentliches Eigentum, denn Körperschaften wie Kirchen und Kommunen unterlagen dem staatlichen Aufsichtsrecht. Ein Eingriff in Privateigentum war dagegen rechtlich weitgehend ausgeschlossen, Wohnhäuser blieben somit eximiert. Dies schien auch unproblematisch, solange sich der Denkmalbegriff vornehmlich auf monumentale Bauwerke wie Burgen, Schlösser, Kirchen und Stadtbefestigungsanlagen beschränkte. Mit der Ausweitung des denkmalpflegerischen Interesses auf bürgerliche und bäuerliche Kultur seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kategorisierung und Berücksichtigung der Eigentumsverhältnisse in juristischer und administrativer Hinsicht erforderlich, um eine praktische Umsetzung der neuen Ideen zu gewährleisten. Die Diskussion über Denkmalbegriff und Denkmalwerte dehnte nicht nur den Kreis der Denkmäler aus, sie hatte auch unmittelbare Bedeutung für den praktischen Umgang mit Denkmälern. Der älteren, historistischen Auffassung lag ein statisches Verständnis des Denkmals zugrunde. Das Denkmal war ein Wahrzeichen der Entstehungszeit, ein Zeuge von Ruhm, Rechtschaffenheit und Legitimation des Besitzers und ein Vorbild für die Gegenwart. Darin ruhte sein Denkmalwert. Der Charakter des Objekts in der Entstehungszeit gab mithin die Normen der Erhaltungs-, Umbauoder Erweiterungsmaßnahmen vor. Es kam, so etwa Franz Kugler 1847 »auf Erhaltung und gelegentlich auf möglichst reine Wiederherstellung«, »auf die Gründung von Sammlungen« sowie auf die »Vorführung der 95 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

älteren Werke« an.75 Damit waren die Grundsätze der historistischen Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts umrissen. Denkmalpflege hatte eine museale Aufgabe. Baudenkmalpflege war in beträchtlichem Maß historistische Rekonstruktion. Dies hatte mehrere Konsequenzen für die Praxis. Einmal ging es darum, den ursprünglichen oder auch nur den ursprünglich beabsichtigten, aber nie ausgeführten Zustand herzustellen. Dabei wurden sodann neue Zutaten stilistisch angeglichen, so daß im Idealfall das Alte und das Neue ununterscheidbar zu einer Einheit verschmolzen. Ferner wurden aus Baudenkmälern alle späteren Zutaten entfernt, zunächst grundsätzlich, dann reduziert auf das vermeintlich Unschöne oder Mißlungene. Schließlich legte man Baudenkmäler frei. Namentlich Sakralbauten wurden ihrer alten Umbauung, sei es durch Pfarr- und Bürgerhäuser, sei es durch Marktbuden und ähnliches, entkleidet, um ein in stilisierter Erhabenheit einsam residierendes Monument zu erzielen. Idealisiertes Leitbild war die deutsche Gotik. Die Vorgehensweise erläuterte der Architekt Carl Schäfer, einer der bedeutendsten Neogotiker, 1902 in seiner »Denkschrift über die Wiederherstellung des Meißner Doms«, in der es vor allem um die Wiederherstellung oder Vollendung des Westbaus und damit um die Rekonstruktion der Türme ging. Sein Postulat lautete, »im geschichtlichen Sinne, im Sinne der Pietät, gegen eine entschwundene, nicht hoch genug zu schätzende, glanzvolle Kunstperiode« zu handeln. Deshalb stellte er an den Anfang der Arbeit drei Fragen, die wissenschaftliche Forschung und künstlerische Intuition verbanden, und zwar in bemerkenswerter Reihenfolge: »a) Wie muß der neue Oberbau gestaltet werden, um den einschlagenden, allgemeinen Bildungsgesetzen der mittelalterlichen Kunst zu genügen? b) Sind anderwärts Beispiele alter Turmbauten vorhanden, die Aufschluß geben könnten über das, was in Meißen einst vorhanden oder beabsichtigt war? c) Finden sich am Werk selbst Anhaltspunkte für die weitere Planung?«76 Nach diesem Prinzip erfolgten im 19. Jahrhundert zahlreiche Restaurationen und Ergänzungen vor allem großer Sakralbauwerke, etwa in Köln, Regensburg, Ulm und Würzburg.77 Auch in den Städten, etwa in Nürnberg und Lübeck, ließ man noch bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert herausragende sakrale und profane Baudenkmäler im historistischen Sinn restaurieren und komplettieren.78 Nicht nur historische Ideale, sondern auch politische Ziele lagen dieser Praxis zugrunde. Fürsten, Kirche und Bürgertum schufen sich auf diese Weise - bei im einzelnen divergierenden und konkurrierenden Zielen - Denkmäler ihrer Schaffenskraft und Bedeutung. Kritik an puristischen Restaurationen setzte in Europa mit dem Engländer John Ruskin in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, in Deutschland dagegen gemäß einer geläufigen Ansicht nach vereinzelten Vorläufern wie Wilhelm Lübke79 erst am Jahrhundertende mit der Diskussion um heraus96 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ragende Objekte wie das Heidelberger Schloß.80 Doch in Bauverwaltung und Architektenschaft traten schon weit früher, seit den 1870er Jahren, Zweifel an der historistischen Monumentaldenkmalpflege und besonders an der »Restaurationssucht« zutage. Ähnlich früh wurde auch auf die Bedeutung ördicher Denkmäler verwiesen oder eine malerische Ansicht beschworen und als erhaltenswürdig angesehen.81 Ebenso wurde schon zu dieser Zeit das Prinzip der »Stilreinheit« in Frage gestellt, so in einer Denkschrift des »Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine« aus dem Jahr 1878. Man werde sich »vor dem barbarischen Verfahren hüten müssen, werthvolle An- und Einbauten eines Domes aus Purifikationssucht zu zerstören, weil diese Theile in einem andern Stile errichtet sind, als der Hauptbau«. Die Denkmäler müsse man »nun einmal hinnehmen, wie sie sind«, wie sie »von der Vergangenheit als Erbstück geschenkt« worden seien. Bewahrenswürdig sei »alles Schöne, mag es im 12. oder 17. Jahrhundert geschaffen sein«. Denn gerade »in diesem originellen, malerischen und vielgestaltigen Wesen unserer, verschiedenen Zeiten entstammenden Baudenkmäler« liege »ein poetischer Reiz«.82 Auch wenn die Denkschrift noch eine nicht näher definierte Schönheit als Kriterium der praktischen Denkmalpflege ansah, spiegelte sie doch schon die Aufweichung der historistischen Vorstellung von Denkmalpflege und die Anerkennung des Entwicklungsgedankens, eine Tendenz, die sich in Schriften der späten 1870er und der 1880er Jahre zunehmend niederschlug.83 Bis zur Jahrhundertwende dominierte allerdings noch das Prinzip der Restauration. Ihre Vertreter waren meist Praktiker wie Carl Schäfer oder der Metzer Dombaumeister Paul Tornow, der später auch Konservator der geschichtlichen Denkmäler in Lothringen wurde. Sie relativierten allenfalls in publizistischen Rechtfertigungen das Prinzip der Stileinheit. Tornow plädierte 1900 dafür, alle geschichtlichen Stile bis etwa 1800 auch bei Restaurationen anzuerkennen und nach Möglichkeit nur Ausbesserungen vorzunehmen. Wenn jedoch die ursprüngliche Bauabsicht nicht ausgeführt worden sei und »das praktische und ästhetische Bedürfnis der Fertigstellung« vorliege, sah er »gegen deren Ausführung keine Bedenken«, zumal das, was »von rein idealem Standpunkte« wünschenswert erscheine, mit den »Forderungen der modernen Zeit« kollidieren könne. Malerei, Fenster und Ausstattungen hätten sich dabei im Stil anzupassen, unumgängliche Erweiterungen seien »genau im Sinne und Geiste des ursprünglichen Erbauers auszuführen«, als ob sie »dem Baudenkmale organisch entwachsen« seien. Die »Eigenart« des restaurierenden Architekten dürfe keinesfalls zu erkennen sein, vielmehr müsse sich der Architekt den ursprünglichen Baustil wie eine Sprache aneignen. Zutaten im neuen Stil seien schon deshalb nicht zulässig, weil es keinen einheitlichen Stil mehr gebe. Auch qualitative Ergänzungen etwa durch Glasmalereien seien zulässig und

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geboten. Qualitativ unbedeutende spätere Ausbauten oder Gebäude, welche die Wirkung des Denkmals beeinträchtigten, seien dagegen zu beseitigen, wenn durch Freilegungen auch der Maßstab nicht verloren gehen dürfe.84 Trotz mancher Zugeständnisse etwa in bezug auf Stileinheit, Maßstäblichkeit und Kennzeichnung von neuen Zutaten durch eine Datierung war dies doch das Programm der historistischen Restaurationsdenkmalpflege. Es fand auch an der Jahrhundertwende noch in vielen Publikationen seinen Ausdruck. 1899 konnte man in der neuen Fachzeitschrift »Die Denkmalpflege« über die Wiederherstellung der Türme, Tore und Wehrgänge der Marienburg lesen, es gelte, da die überlieferte Information über den Ursprungsbestand nicht ausreiche, »mit den Aufgaben im Kopf das Mittelalter, wo es noch vorhanden, aufzusuchen und die wehrbaulichen Einzelheiten aufzunehmen und zu verarbeiten«.85 Im Zuge der Durchsetzung der neuen Denkmalwertlehre wurden die Grundsätze der historistischen Denkmalpflege in der Theorie ganz aufgegeben. Nun ging es darum, das Denkmal am Ort in seinem historischen Entstehungs- und räumlichen Wirkungszusammenhang zu erhalten. Denn die Objekte hätten, so Georg Dehio, »ihre historische und künstlerische Bedeutung nur in dem bestimmten Zusammenhang, für den sie geschaffen waren; sie aus demselben loslösen, heißt meistens die größere Hälfte ihres Wertes auslöschen«.86 Nur am Ursprungs- und Bestimmungsort konnten sich alle Denkmalwerte entfalten. Nicht mehr das einzelne herausragende Objekt, sondern das Ensemble, den sozialen und kulturellen Zusammenhang, galt es zu bewahren. Bloß museale Sammlungspolitik stieß deshalb zunehmend auf Ablehnung. Das Museum als exklusiver Platz der Geschichts- und Kunstpflege für Fachleute und Liebhaber konnte nun erst recht nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Allenfalls sollte umgekehrt das alltägliche Leben musealisiert werden, Anschauungs- und Bildungswert erhalten. Das konnte in der Konsequenz paradoxerweise sogar zur neuen, allerdings umstrittenen Museumsgattung des Freilichtmuseums fuhren.87 Bedeutsamer war für die Baudenkmalpflege allerdings die Restaurationspraxis. Der neue dynamische Denkmalbegriff, der auf die im Objekt gespeicherte Entwicklungsgeschichte zielte, mußte neben dem Werden auch den Verfall anerkennen. Das galt namentlich für den Alterswert. Was sich Zeit und Natur zurückerobert hatten, durfte der Mensch nicht mehr reklamieren. Die Machbarkeitsideologie der historistischen Denkmalpflege wurde damit aufgegeben. Nunmehr wurde vor allem das »Restaurationswesen«, ein »illegitimes Kind« des Historismus, wie Dehio urteilte, verworfen. Das Denkmal sollte die Spuren des Geschichtsverlaufs nicht verleugnen. Man könne »eben nur konservieren was noch ist«, auch »ein entstelltes, zerstörtes Kunstwerk« müsse man ertragen »wie die Tatsache von Alter und Tod überhaupt; in Täuschungen Trost suchen wollen wir 98 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nicht«. Die naheliegende, jedoch, wie sich in der Praxis herausstellte, schwer zu realisierende Konsequenz hieß demnach, man dürfe nur den Bestand bewahren, aber nichts bereits Zerstörtes wiederherstellen, »nicht restaurieren - wohl aber konservieren«.88 Und diese Maxime war selbst dann zu befolgen, so der Karlsruher Kunsthistoriker und einflußreiche Denkmalpflegepolitiker Adolf von Oechelhaeuser, gleichfalls in charakteristischer biologistischer Ausdrucksweise, wenn das Objekt so den »Weg alles Irdischen« gehen müsse und dem »natürlichen Verfall« ausgeliefert werde.89 Denn in letzter Konsequenz mußte die neue Auffassung zu der Schlußfolgerung führen, daß ein Bauwerk nicht ewigen Bestand haben könne, sondern ihm ohnehin »wie jedem Gebilde der Natur« »vom Augenblick des Entstehens der Untergang beschieden« sei.90 Die neuen Grundsätze, von denen manches schon in der Praxis seit den 1880er Jahren erprobt und umgesetzt wurde,91 bevor es in die Denkmaltheorie der Jahrhundertwende Eingang fand, hatten mehrere konkrete Konsequenzen. Es galt erstens, alle Stilelemente eines Baudenkmals gleichermaßen zu bewahren. Das Prinzip der Stileinheit, in Klassizismus und Historismus gepflegt, widersprach der Vorstellung des Alterswerts, der Vorstellung vom Denkmal als einem »beseelten Wesen«.92 Während das in mehreren Etappen ergänzte und unvollendete Straßburger Münster, so wieder Dehio, eine »Fülle historischen Lebens« verkörpere, demonstriere das komplettierte Nationaldenkmal Kölner Dom »die kalte archäologische Abstraktion« der historistischen Denkmalpflege. Keineswegs dürfe ein sakrales Baudenkmal auf seinen mittelalterlichen Ursprung reduziert und aller späteren Zutaten beraubt werden. Derart verliere es gleichsam seine Geschichte.93 Auch Cornelius Gurlitt, einer der ersten, schärfsten und konsequentesten Kritiker der Restaurationspraxis, urteilte ähnlich. Eine mittelalterliche Kirche wirke nicht an sich »ehrwürdig«, sondern nur eine solche Kirche, der man die Jahrhunderte des Gottesdienstes ansehe.94 Neben der zeitlichen Stilpurifikation wurde zweitens auch die regionale und soziale Stilnivellierung verworfen. Die »Verbindung allgemeiner Kunstformen mit lokaler und persönlicher Eigenart, mit der ganzen Umgebung und mit all dem, wodurch die geschichtliche Entwicklung das Denkmal zum Wahrzeichen dieser Umgebung erhoben hat«, mache gerade die Denkmalwirkung aus.95 Mit der Kritik am Stilpurismus hing drittens die Kritik an historistischen Ergänzungen zusammen. Nicht die »blutlosen Stilübungen« 96 dürfe man an die Stelle des Alten setzen oder zu seiner Ergänzung benutzen. Wo Umbauten und Erweiterungen erforderlich seien, gelte es Formen zu finden, die sich zwar in das Bestehende einfügten, die aber als modern erkennbar blieben. Auch Baulücken sollten durch eingepaßte, jedoch nicht nachahmende Bauten geschlossen werden. Die Wortführer der Denkmal99 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

pflege- und Heimatbewegung in Deutschland setzten sich gegen stiltreue Ergänzungen und für künstlerisches Neuschaffen ein, weil dies das eigentlich geschichtsbewußte Vorgehen sei. »Unbefangen in den Formen unserer Zeit« solle man arbeiten, so Gradmann, »wie es unsere Vorfahren zu ihrer Zeit getan haben«.97 Viertens folgte, daß auch die Freilegung der Baudenkmäler zu vermeiden war. Was das 19. Jahrhundert noch als monumentale Heraushebung praktiziert hatte, erschien nun als Verlust an Maßstäblichkeit und historischer Korrektheit.98 Gerade die Heimatbewegung, der es um geschlossene und harmonische Ortsbilder ging, wehrte sich gegen die »Freilegungsmanie« des 19. Jahrhunderts.99 Das bedeutete fünftens, daß nicht mehr das reine, gesäuberte Kunstdenkmal der historistischen Denkmalpflege angestrebt wurde. Vielmehr galt es nun auch, die Verbindung von Architektur und Vegetation, von Kultur und Natur zu pflegen, zumal dies organisches Leben und Vergänglichkeit sinnfällig demonstrierte. Auch Strauchwerk und Efeu an Ruinen waren zu bewahren, da der Bewuchs »überhaupt einen wesentlichen Bestandteil der Schönheit der Ruine ausmacht« und dieser »einen malerischen Reiz« verlieh.100 Nur wenn der Bewuchs den Bestand des Mauerwerks bedrohte, sollte eingegriffen werden. Dazu gehörte, daß auch Landschaft und Pflanzen in der Umgebung von bestimmten Denkmälern zu erhalten waren, um das stimmungsvoll-harmonische Gesamtbild von Kultur und Natur zu bewahren.101 Insgesamt ging es jetzt über die Erhaltung eines Baukörpers, der »Baumassen«, hinaus um die Bewahrung der »Wirkung«, der Gesamtheit von Denkmalwerten, der »Situation des Denkmals«.102 Es komme »der Denkmalpflegebewegung im Grunde genommen viel weniger auf die Erhaltung des einzelnen Denkmals an, als auf die Erhaltung der Fülle von geistigen Werten, die ein solches Denkmal ausströmt«.103 Derartige Aussagen, hier nach dem Osnabrücker Vortrag eines Regierungsbaumeisters aus dem Jahr 1911 wiedergegeben, stellten bald Gemeinplätze der Denkmalpflegetheorie dar. Für die Praxis folgerten Kunsthistoriker wie der elsässische Konservator Felix Wolff daraus eine Arbeitsteilung: »Die Erhaltung des Baukörpers ist Sache der Architekten, die Erhaltung der ›Situation‹ ist die Aufgabe des Denkmalpflegers«. Wenn man im Fall des Heidelberger Schlosses, des umstrittensten Objekts deutscher Denkmalpflege an der Jahrhundertwende, den Architekten folge, müsse man den ruinösen und mangels Fenstern und Dach gefährdeten Ott-Heinrichsbau überdachen. Dann wäre der Bau erhalten, die »Situation« aber zerstört, denn »zum Gemüt und zur Phantasie spricht die Ruine« als die Verkörperung der geschichtlichen Entwicklung mit allen Brüchen und Konflikten. Folglich solle die letzte »kritische Entscheidung, welche Mittel angewendet werden müssen, um das Denk100 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

mal als solches zu erhalten, ... unter Berücksichtigung aller Denkmalwerte von dem Denkmalpfleger erfolgen«.104 Damit waren die Grenzen der im Ansatz auf gesellschaftliche Öffnung zielenden Denkmalwertlehre abgesteckt und ihre Konsequenzen für die Praxis formuliert. Die Durchsetzung des Neuen verlangte die Entscheidungsautonomie des kunsthistorisch gebildeten Denkmalpflegers. c) Kontroversen und Relativierung in der Praxis In der Theorie standen sich anfangs beide Überzeugungen, untermauert von berufsständischen Positionen, scheinbar unversöhnlich gegenüber, und die ältere Restaurationsdenkmalpflege sah sich in die Defensive gedrängt. Vertreter der jungen Disziplin Kunstgeschichte, Denkmalpfleger und Städtebautheoretiker verfochten in den Organen und Foren der wilhelminischen Kulturbewegung, etwa im »Kunstwart«, in den »Flugschriften des Dürerbundes« oder auf dem »Tag für Denkmalpflege«, die neue Denkmalwerdehre, kritisierten Historismus und Restauration und versuchten, die Bautechniker und praktischen Architekten im Sinne Wolffs auf eine bloß technische Behandlung des Objekts zu beschränken. Dagegen wehrten sich freischaffende oder in der Bauverwaltung tätige Architekten und Ingenieure, aber auch manche Kunsthistoriker warnten bald wieder vor einer überzogenen Wende. So schien sich beispielsweise in der Zeitschrift »Die Denkmalpflege« zunächst eine Öffnung gegenüber den neuen Ideen anzubahnen. In programmatischen Beiträgen an der Jahrhundertwende wurde der Stimmungswert der Denkmäler erläutert, die Pflege der ländlichen Heimatkultur gefordert und die »Stilreinigung« als eine der »bedenklichsten Verirrungen der Neuzeit« verworfen.105 Doch schlug die Meinung in den folgenden Jahren um. Gustav von Bezold, der Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, kam 1909 mit seiner Kritik am »Übereifer in der Denkmalpflege« zu Wort. Bezold warnte davor, die neuen Grundsätze der Denkmalpflege überzustrapazieren. Es hieße »die Ziele der Denkmalpflege überspannen, wenn man ausnahmslos jeden alten Bau als geschichtliches Denkmal erklären und für alle Zeiten in seinem Bestand von 1908 erhalten will; das liefe darauf hinaus, daß vom Beginn des 20. Jahrhunderts an die Städte und Dörfer Deutschlands mumifiziert würden«. Das Alter an sich begründe kein Konservierungsinteresse. Vielmehr sei die Verbesserung eines vorgefundenen unharmonischen Zustands durchaus gerechtfertigt, und zwar die Verbesserung nach historistischem Prinzip in gotisierender Form. Bezold wandte sich damit gegen die »fortwährenden Verunglimpfungen der Kunst des 19. Jahrhunderts«, in dem viele der »in trostlosem 101 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Zustande« aus dem 18. Jahrhundert übernommenen Kirchen »in künstlerisch und archäologisch tadelloser Weise« restauriert worden seien.106 Im selben Jahr wie Bezold bezog auch der Berliner Architekt, Baubeamte und Hochschuldozent Erich Blunck in der »Denkmalpflege« gegen die Modernen Position, indem er die »Verflachung des historischen Sinnes« kritisierte, »welche sich auf dem Gebiete der Denkmalpflege in der etwas gefühlsseligen Alterswertschätzung ausprägt«.107 Und ebenfalls 1909 fand sich in der »Denkmalpflege« die Empfehlung, »bei Ergänzungen streng im Sinne der alten Architektur nicht zu ängstlich zu sein und anderseits nicht zu kühn nach neuen Mustern zu greifen, wenn altbewährte zur Verfügung stehen, die den erhaltenen Formen entsprechen«.108 Es traf deshalb keineswegs zu, wenn die Anhänger der Alterswertlehre und des Konservierens wie der Tübinger Kunsthistoriker Konrad Lange im Jahr 1906 oder der württembergische Konservator Eugen Gradmann 1912 suggerierten, die neuen Prinzipien hätten sich in der modernen Denkmalpflege bereits durchgesetzt oder seien zumindest unwiderruflich auf der Siegerstraße.109 Anfangs herrschte in der Debatte unterhalb der Ebene der Wortführer wie Gurlitt, Dehio oder Hager eher Irritation. Ein badischer Konservator gab die Stimmung der in der Praxis mit Bauwerken konfrontierten Denkmalpfleger und Baubeamten durchaus korrekt wieder, wenn er auf Anfrage des zuständigen Kultusministeriums am 7. August 1902 urteilte, es sei »überaus schwierig und schwerlich lohnend, allgemeine Ratschläge aufzustellen«, wie man plastische Kunstwerke und Baudenkmäler praktisch behandeln solle. Die Denkmalpflege sei dafür »noch zu jung«, Erfahrungen fehlten, sogar unter Fachleuten bestünden noch große Meinungsverschiedenheiten, und man müsse »von Fall zu Fall« entscheiden.110 Denn sogar Kunsthistoriker, die der Heimatbewegung nahestanden, äußerten erneut Skepsis. Adolf von Oechelhaeuser warnte 1906 ebenfalls vor pauschalen Maximen und empfahl, den jeweiligen Einzelfall zu prüfen. Beispielsweise sei eine Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses abzulehnen, ein Aufbau der Marienburg aber zu bejahen.111 Der Jenaer Kunsthistoriker Paul Weber forderte noch 1909, Bauwerke nur stilgemäß zu restaurieren, da gegenwärtig ein eigener Zeitstil nicht existiere und bei modernen Zutaten »Willkürlichkeiten« und »Vergewaltigung« des Denkmals drohten. Der Bonner Kunsthistoriker und rheinische Denkmalpfleger Paul Clemen beklagte 1906 in einer Würdigung Paul Tornows, daß auch die Modernen bereits zu dogmatisch vorgingen. Wie Oechelhaeuser verlangte Clemen die Berücksichtigung des jeweiligen Einzelobjekts. Auch die Stileinheitsbewegung sei zumindest zu ihrer Zeit eine künstlerische Ausdrucksweise gewesen.112 Damit wurde der Historismus selbst als eigenständige und schützenswerte Kunstepoche anerkannt. Wenn in den folgenden Diskussionen auch die Modernisten Terrain gewannen, blieben doch Aus102 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nahmen gleich vorbehalten, »namentlich wo gemütliche Gesichtspunkte im Sinne der Heimatliebe ... hinzukamen«.113 Derartige Erwägungen, bei denen der Heimatwert eines Denkmals mit der Restaurationskritik kollidierte, wiesen auf die Widersprüche der Konservierungsdenkmalpflege in der Praxis hin. Gerade hier mußten radikale moderne Forderungen relativiert werden. Denn es zeigte sich, daß der Kontroverse oft nur Scheinalternativen zugrundelagen. Ein Beispiel aus dem Oberelsaß, das Thanner Tor in der Stadt Sennheim, verdeutlicht dies. Das Tor bestand aus einem mehrgeschossigen Steinsockel und einem als Wohnung genutzten Fachwerkaufbau. Teile stammten aus dem 13. Jahrhundert. Das Bauwerk war allerdings reparaturbedürftig. Aus Sicht der Gemeinde blockierte das Tor überdies den Verkehr, und im Jahr 1900 wurde der Abriß erwogen. Der elsässische Konservator Felix Wolff setzte sich für Erhalt und Reparatur des Tores ein. Es handele sich um ein »höchst lehrreiches und in dieser Form einzig dastehendes Bauwerk im Lande«, um »eines der interessantesten Thore des Elsaß«. Da sich das Tor in Privatbesitz befand, kam es allerdings zu keinen Änderungen. Wenige Jahre später wurde das Tor durch einen Brand weitgehend zerstört. Nur die massiven Außenmauern hatten dem Feuer standgehalten. Erneut wurde ein breiterer Durchbruch für den Verkehr gefordert. Wolffs Nachfolger, der Architekt Johannes Knauth, plädierte jedoch am 12. Dezember 1910 entschieden für die Wiederherstellung des Ursprungszustands. Selbst wenn daneben ein neuer Verkehrsweg angelegt würde, dürfe »der im Zusammenhang des Turmes und der anschließenden Stadtmauer und Gebäudegruppe bedingte malerische Stimmungswert nicht beeinträchtigt« werden. Knauth empfahl sogar den Ankauf des Privatgebäudes durch die Gemeinde und stellte einen staatlichen Zuschuß in Aussicht. Das Restaurationsprojekt scheiterte gleichwohl an dem hohen Finanzbedarf, für den der Gemeinderat nicht aufkommen wollte. Im Ersten Weltkrieg wurde die Torruine noch einmal beschädigt, angeblich nach einer Beschießung durch die Franzosen, und 1916 erwog man erneut den vollständigen Wiederaufbau, nunmehr auch als politische Demonstration.114 Das Problem des Thanner Tores war nach den Grundsätzen der neuen Denkmallehre kaum zu lösen. So konnte, einmal, die traditionelle Sicht ein wesentliches Moment für sich in Anspruch nehmen, dem erst die Modernen als Kriterium des Denkmalwerts zum Erfolg verholfen hatten. Oftmals vermochte nämlich nur eine historistische Restauration ein für das Straßenoder Ortsbild wesentliches Objekt sowie eine Ensemble- und Stimmungswirkung zu bewahren. Während die Modernen dagegen einerseits erst das Bewußtsein für derartige Wirkungen geweckt hatten, mußten sie andererseits gerade deren Zersetzung als Teil des historischen Prozesses quasi fatalistisch hinnehmen. Das hing, sodann, mit dem unvermeidlichen in103 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

neren Widerspruch der kunsthistorischen Denkmalpflege zusammen. Nicht nur konnte im Prinzip jedes Objekt zum Denkmal werden, auch jede Entwicklung war erinnerungswürdig. Im Grunde mußte jede Veränderung im Moment ihres Entstehens schon wieder konserviert werden. Eine Brandruine und selbst eine Kriegszerstörung mußten als solche dokumentiert werden. Jeder Maßstab, jede objektive oder auch nur intersubjektiv diskutierbare Skala schien aufgegeben. Im Sennheimer Fall mußte Knauth deshalb notgedrungen eine bestimmte Wirkung als wesentlich aufwerten, die Stimmung der mittelalterlichen Stadtanlage. Schließlich mißachtete die radikale kunsthistorische Sicht auch in elitärer Weise die ästhetischen, ökonomischen und politischen Bedürfnisse von Auftraggebern, Gemeinwesen und Öffentlichkeit. In der Praxis ließ sich dies nicht durchhalten. In Sennheim widersetzten sich die Interessen des Privateigentümers wie der Gemeindeverwaltung einer allemal schon problematischen Denkmalpflege nach bloß wissenschaftlichen Grundsätzen, und später kamen die wiederum anders gelagerten Ziele einer ideologischen Kriegsfuhrung hinzu. Daß sich in der Praxis den neuen Ideen und Prinzipien Widerstände entgegenstellten, hatte also vor allem mit der Multifunktionalität der Denkmalpflege und mit ihrer Abhängigkeit von ökonomischen und politischen Interessen zu tun. Die Auftraggeber konnten die neuen Grundsätze blockieren, solange die rechtliche Lage die Verfügungsgewalt des Eigentümers bei Erhaltungsmaßnahmen nur wenig einschränkte. Die Eigentümer hatten in aller Regel kein Interesse an einer Ästhetik der Vergänglichkeit, an morbiden Stimmungen oder am Genuß des Verfalls, denn derartiges widersprach sowohl den Nutzungs- als auch den Demonstrationszwecken von Denkmälern. Während Wissenschaft und staatliche Behörden den neuen Ideen zum Durchbruch verhelfen wollten und die Denkmalpflege an sich als Kulturaufgabe propagierten, ging es den Eigentümern, namentlich Kirchen, Kommunen und Monarchen, um die Präsentation und Nutzung ihrer Objekte. Sie verlangten deshalb eine historistische Restaurationspraxis, selbst als diese wissenschaftlich überholt schien. Damit überlagerten sich denkmalpflegerische Fachkontroversen mit Konflikten zwischen dem institutionell expandierenden Staat auf der einen Seite und Kirche und Kommunen auf der anderen Seite. Die Konflikte begannen im kirchlichen Bereich. Das Grundsatzproblem war bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesprochen worden. Schon 1844 hatte sich das preußische Kultusministerium gegen purifizierende und gotisierende Restaurationen von Kircheninnenräumen gewandt und dabei nicht nur auf den künstlerischen Rang auch nachmittelalterlicher Stile, sondern zudem auf die im Inventar widergespiegelte Entwicklung von Kirche und Frömmigkeit hingewiesen.115 Die ministeriellen Forderungen setzten sich in der Praxis freilich nicht durch. In den 104 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

1880er Jahren rückte die Frage der Kirchenrestaurationen in den Mittelpunkt des staatlichen Interesses an der Denkmalpflege. Zu diesem Zeitpunkt war die Restauration der großen Sakralbauten bereits abgeschlossen, Dome und Nationaldenkmäler überstrahlten gewissermaßen das sakrale und profane Leben. Das spornte auch kleinere Gemeinden zur Nachahmung an, zumal sie durch Bevölkerungsexplosion, wirtschaftliches Wachstum und kommunale Konkurrenz Handlungsbedarf sahen. Stilreine Restaurationen sollten Finanzkraft und Geschmack, Wohlhabenheit und Wohlanständigkeit der Gemeinde demonstrieren. Über die in der Urbanisierung ausbrechende »Restaurationssucht« beklagten sich staadiche Baubehörden schon, ehe die großen, von wissenschaftlich und künstlerisch geschulten Architekten durchgeführten Restaurationen in die Kritik gerieten. So beschwerte sich 1882 ein Mitglied der bayerischen Obersten Baubehörde über lokale Kirchenrestaurationen und Purifikationen, bei denen »die ganze Geschichte des Bauwerkes vernichtet wird, welche in den Denkmalen, die durch Jahrhunderte die Pietät gestiftet hat, geschrieben steht«. Derartige Restaurationen betreibe man häufig nur, »um dem benachbarten Pfarrer oder der Nachbargemeinde gegenüber nicht nachzustehen«. Die bayerischen Baubehörden verstanden das Kulturdenkmal mithin bereits als Zeuge eines Prozesses, lange bevor dieser Gedanke in der Denkmaltheorie ausformuliert wurde. Das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten stellte sich im Juli 1882 ganz hinter die Beschwerde des Baubeamten. Auch das zur Abhilfe aufgeforderte bischöfliche Ordinariat in Regensburg versicherte daraufhin, es habe bislang schon dem »vorschnellen Restaurationseifer und einseitigen Purificiren« entgegenzuwirken versucht und werde sich künftig dafür einsetzen, daß Geistliche während ihres Studiums in christlicher Kunst ausgebildet würden, um ein fachkundigeres Verhalten im Amt zu erreichen.116 Die bayerischen Verhältnisse stellten keine Ausnahme dar. Auch in Preußen klagten die Denkmalfach- und Baubehörden bereits vor der Jahrhundertwende darüber, daß die Kirchen Wiederherstellungen oft als gotisierende »Reinigung« betrieben und wertvolles Inventar herausräumten. Verantwortlich dafür seien Pfarrer, Architekten und Handwerker, die einseitig ausgebildet seien. Oft werde »der nächstbeste Techniker«, ein »Verwandter des Pastors oder eines Kirchenvorstehers, der Kreisbaumeister« oder eine ähnlich unzureichend qualifizierte Kraft mit den Arbeiten beauftragt. Aus Sicht der preußischen Konservatoren, die seit 1891 sukzessive in allen Provinzen eingesetzt wurden, waren die neue Denkmalschutzverwaltung und die Inventarisation in Preußen gerade eingerichtet, um diesen Übeln abzuhelfen. Es gelte dafür zu sorgen, daß ein Kunstwerk, nicht als Vertreter eines Typus, sondern als »Individuum«, als Denkmal für eine 105 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Entwicklung, nicht für die Entstehung betrachtet, also im gewordenen Zustand erhalten werde.117 Trotz aller Initiativen der Baubehörden blieb der Grundkonflikt zwischen dem Repräsentationsbedürfnis der Kirchengemeinden und den Forderungen der Denkmalpflege noch über die Jahrhundertwende hinaus bestehen. Zwar wurden nun gemäß den neuen Prinzipien auch nachmittelalterliche Stile anerkannt und konserviert. Eine gewisse Berühmtheit erlangte der Fall der Bremer Stephanikirche, die ihre Rokokoorgel in den 1880er Jahren gemäß dem Purismus-Prinzip entfernt und an das Bremer Gewerbemuseum abgegeben hatte, sie nach zwanzig Jahren aber zurückholte und erneut aufstellte, um »die Sünden der Väter wieder gut zu machen«.118 Jetzt sollte gerade die vielgestaltige künsderische Entwicklung von der langen Tradition der Kirche zeugen, wobei allerdings der Historismus als eigenständige Epoche noch verleugnet wurde. Aber daß auch eine künsüerisch unbedeutendere Kirche etwa aufgrund ihrer Heimatwerte Denkmaleigenschaft haben könnte, setzte sich noch nicht durch. Die überlieferten kleinen Dorfkirchen beispielsweise galten den Gemeinden eher als Beleg für Dürftigkeit und Rückständigkeit. Dagegen kämpften Denkmalpfleger und Heimatschützer noch lange vergeblich an.119 Interesse an stilgerechten Restaurationen hatten auch die politischen Gemeinden. Bei ihnen vermengten sich die Ziele von Wirtschaft und Fremdenverkehr mit eher politischen Absichten. Viele Stadt- und Gemeindeverwaltungen entdeckten bald nach der Reichsgründungszeit, besonders nach Abschluß des ersten Urbanisierungsschubs der 1870er Jahre, die Bedeutung des historischen Baubestands für Renommee und Attraktivität ihrer Kommune. Das galt nach innen wie nach außen. Nach innen sollte die Pflege der gemeinsamen Geschichte Lokalpatriotismus und Gemeinschaftsgefühl stärken, Identität schaffen. In gewisser Hinsicht kamen diesem Ziel die neuen Grundsätze der Denkmalpflege entgegen. Denn sie werteten das nur ortsgeschichtlich bedeutsame Denkmal ebenso auf wie das Objekt, das vielleicht kunsthistorisch von minderem Rang, dafür aber für Volkskultur und Heimatgeschichte von Bedeutung war. Heimatbewegte Autoren wie der Architekt Oskar Schwindrazheim mit seinem »Offenen Brief an den Bürgermeister einer deutschen Kleinstadt« (1901) oder der Kunsthistoriker Paul Weber mit seinem Vortrag zum Thema »Was können die Stadtverwaltungen für die Erhaltung des historischen Charakters ihrer Städte tun?« (1902) förderten die kommunale Geschichtspflege.120 Nach außen sollte die Erhaltung des historischen Baubestandes die Attraktivität einer Kommune erhöhen. Zum einen konnte eine Gemeinde so bürgerliche Wohlhabenheit demonstrieren und damit als gediegener Wohnort, wenn nicht gar als seriöser Wirtschaftsstandort erscheinen. Zum anderen entwickelte sich der Fremdenverkehr im ausgehenden 19. Jahrhundert zu 106 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

einem bedeutsamen Wirtschaftsfaktor. Nicht nur Natur und Landschaft, sondern auch die historischen Stadtkerne avancierten dabei zu touristischen Zielen. Bekannte traditionsreiche Kommunen wie Rothenburg ob der Tauber pflegten in diesem Sinn ihr Ortsbild. Auch Städte, die von Industrialisierung und Modernisierung am Rande liegen gelassen worden waren, suchten ihr Manko in Gewinn umzumünzen und warben mit naturnaher Lage und kulturell wertvollen historischen Baubeständen.121 1914 war es bereits weithin anerkannt, »daß die Schönheit einer Stadt einer der mächtigsten Faktoren für ihren Wohlstand bedeutet, indem sie in den Herzen ihrer Bewohner die Gefühle der Heimatliebe weckt und für die Fremden die große Anziehungskraft bildet, also den steten Zuzug von Menschen verursacht«.122 Außenstehenden Beobachtern wie dem amerikanischen Autor Frederic C. Howe stellte sich die Stadtkultur in Deutschland insofern geradezu idyllisch dar. In den deutschen Städten, so Howe 1913, sei der Gemeinsinn außerordentlich weit entwickelt. Die Bereitschaft der Stadtbevölkerung, für kommunale Aufgaben finanziell einzustehen, erstrecke sich auch auf Bereiche der Kultur und Ästhetik bis hin zur Baupflege. Deshalb bewahrten die deutschen Städte auch ihren alten Baubestand.123 Aus Sicht der deutschen Kunsthistoriker und staatlichen Denkmalpfleger hatte diese kommunale Kulturpolitik allerdings ambivalenten Charakter und problematische Konsequenzen. Denn die Zielsetzungen beeinflußten die Praxis städtischer Denkmalpflege. Nicht Vielfalt, Konflikt, Wandel oder womöglich Verfall galt es aus städtischer Sicht zu demonstrieren, sondern Einheit, Harmonie, Kontinuität und Erfolg. Unter dem Etikett einer Stadtbildpflege lebte dabei eine neohistoristische Denkmalpflege fort. Am markantesten trat dies in den sogenannten Fassadenwettbewerben hervor.124 Dem gründerzeitlichen Stadtausbau waren Altstadtviertel zum Opfer gefallen. Straßenzüge mit historistischen Bürgervillen veränderten das Stadtbild grundlegend. Im ausgehenden 19. Jahrhundert versuchten Bürgertum und Verwaltungen traditionsreicher Städte, diese Entwicklung einzugrenzen. Unter dem Einfluß der Heimatbewegung und auch der Umorientierung und Ausweitung der Denkmalpflege kam man zu der Auffassung, daß die Ästhetik im Städtebau stärker gesteuert und anstelle der bloß eklektischen und willkürlichen Kombination historischer Elemente im Historismus das Ortstypische und Handwerkliche im Städtebau wiederbelebt werden müsse. Nach dem Beispiel eines Hildesheimer Wettbewerbs an der Jahrhundertwende wurden deshalb zwischen 1901 und 1903 in Bremen, Lübeck, Köln, Danzig, Dresden, Frankfurt und Trier Wettbewerbe zur Stadtbildpflege ausgeschrieben, meist getragen von lokalen Vereinen in Zusammenarbeit mit den städtischen Baubehörden. Man wollte so eine Sammlung ortsangepaßter Musterfassaden zur Verfügung 107 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

stellen, um Geschmack und Stilempfinden von Bauherren und Bauschaffenden zu beeinflussen, die Neubautätigkeit zu steuern und im Stadtbild an die Tradition anzuknüpfen. Ergänzend verlangten manche Baustatute wie das Nürnberger oder das Hildesheimer von 1899 für Neubauten in bestimmten Straßenzügen eine Anpassung an historische Stile, in Hildesheim etwa an die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts üblichen Formen. All dies verwischte die Unterschiede zwischen Altem und Neuen und förderte eine gewisse Musealisierung des Stadtbilds. Praxis und Ergebnisse der Fassadenwettbewerbe waren deshalb in der Fachwelt umstritten. Die Initiatoren wie der Hildesheimer Oberbürgermeister Gustav Struckmann125 standen der Geschichts- und Heimatbewegung durchaus nah. Struckmann sah in der Denkmalpflege zwar eine zentrale Aufgabe moderner Kommunalpolitik, dies aber nur als Bestandteil einer aufeinander abgestimmten Einheit von Stadtbildpflege, Baupolizei, Baugestaltung und Heimatschutz. Das Geschichtliche gab die Richtlinien von Ästhetik und Form vor, sollte aber nicht den Vorrang erhalten.126 Doch trotz anfänglich positiver Würdigungen der Fassadenwettbewerbe auch durch die staatliche Bauverwaltung und die Denkmalpflege127 überwog in der Denkmal- und Heimatbewegung bald die Kritik. Anstelle von »Theaterdekoration« und »Schein-Architektur« müsse wieder eine »handwerklich-bürgerliche Baukunst« entstehen, die nicht bloß das »Aeußerliche« nachahme, sondern in Anknüpfung an die Überlieferung und in der gleichen »Gesinnung« gemäß den heutigen Bedürfnissen gestalte, forderte der preußische Baubeamte Erich Blunck im Jahr 1903.128 Ähnlich witterte Paul Weber bei Fassadenwettbewerben die »Gefahr«, »das Wesen der alten Bauweise in den äußeren Formen zu suchen, nicht in der Art zu gestalten«. Man solle nicht »Erkerchen, Thürmchen, Dachhauben, Zinnen da und dort ansetzen«, sondern »wie in alter Zeit« »aus dem Material heraus die Zierformen gestalten«, »von innen nach außen bauen«, »Zweck und Material des Baues außen erkennen lassen, mit einem Worte: die Wahrheit anstreben«.129 Die Annahme der Kritiker, das Wahrhaftige stelle auch das Praktische und Schöne dar, die didaktische Devise, man solle nicht kopieren, was, sondern wie in der Geschichte geschaffen worden sei, und die praktische Schlußfolgerung, es komme weniger auf die Form als vielmehr auf das Gestalten an, setzten sich hinsichtlich der Fassadenwettbewerbe relativ schnell durch. Nach 1903 gingen auch die Stadtverwaltungen davon wieder ab, zumal die Wettbewerbe insgesamt unbefriedigende Ergebnisse aufwiesen und eine Verbesserung der praktischen Bautätigkeit kaum erreicht worden war. Aber auch in der Folge schlug sich das kommunale Interesse an einer neohistoristischen Denkmalpflege und an der rekonstruierenden Aufbesserung des überlieferten Ortsbildes in vielfältigen Kon108 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

flikten zwischen Stadt- oder Dorfgemeinde einerseits, Fachwissenschaft und staatlicher Bauaufsicht andererseits nieder. So gab, um nur ein markantes Beispiel zu nennen, in der nordosthessischen Stadt Eschwege, die zur preußischen Provinz Hessen-Nassau gehörte, die Stadtverwaltung kurz vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs die Restauration der Altstädter Kirche in Auftrag. Die Stadtverwaltung war keineswegs modernitätskritisch eingestellt, sondern wollte Modernisierung und Industrialisierung fördern. Geschichtspflege folgte hier dem »Kalkül der Stadtentwicklungspolitik«. Ziel war es, mit Hilfe kleiner Modifikationen an der Kirche, namentlich einer Ersetzung der alten barocken Turmhaube durch einen hohen neogotischen Spitzhelm, das Stadtbild ästhetisch zu vervollständigen und so die Silhouette als Wirtschaftsfaktor einzusetzen, die Stadt »als attraktives Reiseziel und angenehmen Wohnort« zu präsentieren. Der Provinzialkonservator suchte demgegenüber die neue kunsthistorische Anschauung durchzusetzen und die Rekonstruktion zu verhindern.130 Derartige Vorgänge stärkten den gemeindlichen Zusammenhalt und ließen die moderne Denkmalpflege als staatlich oktroyierte, elitäre Wissenschaft erscheinen, die mit den tatsächlichen Bedürfnissen des kommunalen Lebens nichts zu tun habe. Das Verständnis für den staatlichen Denkmalschutz wurde damit vermindert, und die Konflikte stellten die von der Denkmalpflege- und Heimatschutzbewegung beanspruchte Volkstümlichkeit in Frage. Mit den Grundsätzen einer modernen Kulturdenkmalpflege kollidierten neben kirchlichen und kommunalen auch nicht selten politisch-herrschaftliche und monarchische Interessen. Denn in politischer Hinsicht widersprach eine bloße Ruinenpflege und Konservierung dem Bemühen, ein heroisches Bild der Vergangenheit zu zeichnen oder ein Monument der nationalen Leistungsfähigkeit und Größe herauszustellen. Namentlich das Geschichts- und Herrschaftsverständnis Wilhelms IL verlangte in der Denkmalpflege ungeachtet aller wissenschaftlichen Zweifel eine strikt historistisch-perfektionistische Rekonstruktionspraxis. So förderte der Kaiser vor allem den Architekten Bodo Ebhardt, der mehrere Restaurationen auf der Basis eines nationalen und monarchischen Verständnisses von Denkmalpflege durchführte. Die Bevölkerung, so Ebhardt, solle wieder aufgebaut sehen, was durch Kriege oder Verfall zerstört sei, sie solle ihre nationalen Gefühle durch große Denkmäler bestärkt wissen. Ihr sei deshalb zu zeigen, daß »die engere Heimat ... früher schon groß und reich an Ansehen und Bedeutung war«. Ebhardt wollte mit seiner Arbeit zur Legitimation des deutschen Kaisertums beitragen und befürwortete darum die schöpferische Wiederherstellung in angepaßten Stilformen. Die Gegner der Wiederherstellungen hätten nur politische Einwände, sie befürchteten vielleicht das Wiederauferstehen mittelalterlicher Fürstenherrschaft.131 Die historistischen Prinzipien des Kaisers und ihre Umsetzung durch 109 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Ebhardt lassen sich unter anderem am Beispiel der Hohkönigsburg bei Schlettstadt im Unterelsaß zeigen.132 Die Burg war weitgehend verfallen, als der Kaiser sie 1899 zum Geschenk erhielt. Wilhelm ließ sie durch Ebhardt im gotisierenden Stil wiederaufbauen, denn ein verfallendes Denkmal mochte zwar zur Besinnung auf die Vergänglichkeit allen Lebens anhalten, konnte aber schwerlich kaiserliche Herrschergewalt repräsentieren. Doch gerade um eine Demonstration des preußisch-deutschen politischen und kulturellen Vorrangs ging es Wilhelm II. Es gelte, mit der Hohkönigsburg ein Gegenstück zur Marienburg in Westpreußen, zu dem berühmten Denkmal preußischer Macht und Kultur, zu schaffen und dem Elsaß wie Frankreich Stabilität, Leistungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit der deutschen Herrschaft zu beweisen. Die Burg sollte zum Nationaldenkmal nach dem Muster der berühmten Vorläufer des 19. Jahrhunderts avancieren.133 Das demonstrierte den Primat der herrschaftspolitischen Erwägungen vor allen denkmalpflegerischen Einwänden. Nach dem Ende des Kaiserreichs schien der Konflikt zwischen monarchischen Interessen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zwar obsolet. Nunmehr aber wurden in anderer Form politische Interessen an Denkmäler herangetragen, die erneut eine reine Konservierungsdenkmalpflege in Frage stellten. So wie ein gegenwartsorientierter, sozial verpflichteter Heimatschutz gefordert wurde, so geriet auch der bloß antiquarisch-kunsthistorische Denkmalkultus etwa Georg Hagers, der das »Große an den alltäglichen Erscheinungen« rühmte und noch das »kleinste Denkmal« bewahren wollte, in die Kritik.134 Unter den Bedingungen der Weimarer Republik stand vielmehr die soziale und bald auch die nationale Aufgabe der Denkmalpflege im Blick.I35 Denkmäler verkörperten gemeinsame Geschichte und gemeinsame Heimat, vermittelten eine Zusammenbindung »über den Irr- und Wirrsalen des Parteigetriebes«.136 Das Denkmal galt nun primär als gegenwartsorientiertes Kunstwerk: »Nicht weil etwas alt ist, geht es uns an, sondern obwohl es alt ist«, hieß es etwa 1921 auf einer Denkmaltagung.137 Dergleichen Ansichten spiegelten zwar noch nicht die Mehrheitsmeinung der deutschen Denkmalpfleger wider, fanden aber doch zunehmend Resonanz.138 Zugespitzt etwa forderte Ende der zwanziger Jahre Η. Κ. Zimmermann, Denkmäler der Vergangenheit müßten »in lebendiger Beziehung zur Gegenwart erhalten werden«. Bei einer rein kunstwissenschaftlichen Vorgehensweise drohe die »Gefahr einer fortschreitenden, kulturell verhängnisvollen Entfremdung zwischen dem sorgsam und mühselig erhaltenen oder sogar rekonstruierten Alten und dem völlig unabhängigen, bewußt traditionslosen, absichtlich gegensätzlich Neuen«. »Leben«, »Entwicklung« und »Veränderungen« müßten hingenommen werden. Folgerichtig plädierte Zimmermann, wie erwähnt, auch dafür, Zeitgrenzen 110 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

in der Denkmalpflege ganz aufzugeben und »keinerlei kategorischen Begriff des ›Alters‹ oder des ›Historischen‹ aufkommen zu lassen, sondern die Ehrwürdigkeit und Erhaltungswürdigkeit eines Bauwerks nur nach seiner lebendigen Wirkungskraft zu bemessen, also nach der zeitlosen Höhe seines rein künstlerischen Ranges und nach seiner Bedeutung als Teilglied eines wertvollen Gesamtbildes«. Ziel der Denkmalpflege war es dann, »diese Faktoren der lebendigen Wirkung zu erhalten, zu erneuern, zu steigern«.139 Ein derartiger Ansatz hatte Konsequenzen für die praktische Denkmalpflege. Neue Nutzung, Umbau, Erweiterung, selbst Wiederaufbau von Denkmälern galt es aus dieser Perspektive zu akzeptieren, das Denkmal nur »in seinem Kulturwert sicherzustellen und zugleich mit dem fortschreitenden Leben wie mit der zeitlichen Umgebung in Einklang zu bringen«.140 Damit stand nicht in Widerspruch, daß sich in der Zeit der Republik eine Rückkehr zum rigoros wertenden Denkmal begriff anbahnte. Sogar eine Wiederaufnahme des unter dem Einfluß der Riegischen Theorie wie der Heimatschutzbewegung oft abgelehnten Prinzips der Klassierung wurde gefordert, um die nunmehr beschränkten materiellen Mittel ganz den »großen Denkmälern der Nation« zugute kommen zu lassen.141 Der kunstwissenschaftliche Relativismus geriet damit in die Kritik. Der nachrevolutionären Fraktionierung von Normen und Anschauungen konnte die seit der Jahrhundertwende herausgebildete Denkmaltheorie nicht mehr genügen. Die Gleichrangigkeit unterschiedlicher Epochen, Regionen und Denkmalkategorien, dazu die zentrale Bedeutung des Kunstwollens und der Rezeption unterliefen jede Orientierungsfunktion der Geschichtspflege. Gegen »die zersetzende Relativierung aller Werte« wurde das »Verlangen nach einem absoluten Wertmaßstab als Halt und Richtschnur im Leben«, gegen »einen extremen Individualismus« das »Bedürfnis nach sozialer Bindung« hervorgehoben. »Richtlinien, die bleibend sein sollten«, vermißte Paul Clemen 1928.142 Das daraus entwickelte Konzept von Denkmalpflege setzte auf Gemeinschaftsstiftung, auf eine nationale Sinnstiftung durch Geschichte. Das nationale Ethos wurde als Bezugspunkt der Denkmalpflege propagiert. Denkmäler waren demnach nicht mehr primär interessant aus Gründen der Pietät, wegen ihres künstlerischen Charakters oder ihres historischen Informationswerts, auch nicht wegen ihres Alters- und Stimmungswerts, sondern vor allem als nationale Symbole. Beispielhaft für die Kehrtwende steht Paul Clemen, der in den Jahren der Weimarer Republik mehrfach die Kaiserzeit als Vorbild für eine national wertorientierte Denkmalpflege pries, dies zuletzt bei einer Rede Anfang 1933 zur Wiederkehr der Reichsgründung vom 18. Januar 1871. Dabei vertrat er einen neuen Denkmalbegriff, der Konsequenzen für die praktische Denkmalpflege hatte. Die Marienburg, das Straßburger Münster und 111 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

den Kölner Dom, dessen Äußeres bei einer »lediglich künstlerisch-kunstgeschichtlichen Würdigung« keinen hohen Rang erhalten würde, interpretierte Clemen vor allem als Symbole der Nation und ihrer Geschichte. Ausschlaggebend sei dabei »die Fülle der assoziativen Vorstellungen, der Erinnerungen und Gedanken, die im Bereich des Bewußten wie des Unbewußten unlösbar mit einem Werk verknüpft sind, die seine geheime Musik in unserer Seele bestimmen, die Welt des Symbolischen, der Mythos«.143 Gerade am Kölner Dom offenbarte sich der erneute Wandel in der Denkmalpflege. Anläßlich der Fünfzig-Jahr-Feier der Dom-Vollendung stritt man 1930 zwar über den Wert der Bauformen. So wurde auch geäußert, »daß es traurig sei, so etwas wie den neogotischen Ausbau überhaupt erhalten zu müssen«.144 Aber Clemen und andere Kunsthistoriker wie Denkmalpfleger waren der Ansicht, daß der Dom nicht nach den Prinzipien der »Museumstechnik« oder der »Ruinenkonservierung« behandelt werden könne, man ihn nicht »in Schönheit sterben« lassen dürfe, sondern ihn restaurierend und ergänzend als »ein nationales historisches Denkmal und ein Symbol« bewahren müsse.145 In national-ethischer Sichtweise konnten auch gegensätzliche Vorstellungen von Denkmalpflege wieder harmonisiert werden. Clemen würdigte einerseits Georg Dehio, den scharfen Kritiker von historistischem Purismus und Restaurationspraxis der Denkmalpflege des 19. Jahrhunderts, wegen seines Bemühens, die Geschichte der Deutschen durch die Geschichte der deutschen Kunst zu ergründen.146 Andererseits rehabilitierte er in gewissem Maße Bodo Ebhardt, dessen Restaurationen und Rekonstruktionen zu den extremsten und umstrittensten Beispielen historistischer Denkmalpflege gehörten. So wertete er Ebhardts Vorgehen bei der Hohkönigsburg auf. Letzdich sei es hier nicht um Restaurationsprinzipien gegangen, sondern um die »Schaffung eines Symbols alemannisch-deutscher Kunst im Westen«. Die seinerzeit von Wilhelm II. gezogene Parallele zur Marienburg im Osten erschien Clemen nicht abwegig, wenn er auch einräumte, daß die Hohkönigsburg »im Volksempfinden« nicht denselben Rang innehabe und sich für den Demonstrationszweck vielleicht geeignetere, bedeutendere und besser erhaltene Objekte hätten finden lassen.147 Der politische und nationale Zweck relativierte mithin die Grundsatzkontroversen. In der Summe offenbarten die Kollisionen zwischen gesellschaftlichen Interessen und wissenschaftlichen Vorstellungen tiefer liegende Probleme. Deshalb schien die Entwicklung in der Praxis weniger determiniert und unumkehrbar als in der Theorie. Es blieb zwar bei der kryptodemokratischen Ausweitung der Denkmalkategorien. Aber die prinzipielle Restaurationskritik war weder logisch-fachlich noch politisch durchzuhalten. Die inneren Widersprüche traten zutage, als die Denkmalpfleger erkannten, daß auch der Historismus eine künstlerische Epoche eigenen Ranges dar112 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

stellte. Damit mußten sie einräumen, daß ihre eigene antihistoristische Position selbst nur relativ war. 1919 kam Cornelius Gurlitt deshalb zu dem Schluß, daß auch die historistischen Restaurationen Denkmalwert erlangen könnten. Carl Schäfers Rekonstruktionen der Türme am Meißener Dom hatte er zwar seinerzeit abgelehnt, als »Beweise eines ästhetischen Irrtums ihrer Entstehungszeit«. Nun aber räumte er ein, daß er sich »gegen ihre Entfernung oder gegen einen Umbau erklären« würde, »da das Bestehende sein Recht hat als Urkunde des Kunstgeistes seiner Zeit«. Denn sein eigenes Urteil sei »nicht minder bedingt ... durch die Zeitumstände, wie das jedes anderen«, und auch der Historismus könne später einmal wieder positiver beurteilt werden, wie es vor zwei Jahrzehnten Barock und Rokoko geschehen sei.148 Mit dem Eingeständnis der Zeitgebundenheit und Relativität jeder wissenschaftlichen Erkenntnis waren der Zugriff auf die Denkmäler und das Verständnis der Denkmalpflege letztlich ganz der Öffentlichkeit überantwortet. In Gesellschaft und Politik fielen die Entscheidungen über Denkmalwerte und Denkmalpflege. Eine wichtige Rolle bei der Vermittlung und Durchsetzung der neuen Denkweise über Geschichte kam deshalb Vereinen und öffentlichen Organisationen zu.

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4. Vereinswesen und Organisationen Ein Objekt wird erst in der Rezeption zum Denkmal. Denkmalpflege kann folglich nur in der Öffentlichkeit wirken. Sie ist per definitionem eine öffentliche Angelegenheit. In der Denkmalpflege überlagerten sich deshalb wie in kaum einem anderen Sektor staatliche und gesellschaftliche Initiativen. Dabei beeinflußte die wirtschaftliche und politische Modernisierung Gestalt und Zielrichtung der gesellschaftlichen Bewegung. Auch deren Erscheinungsformen wandelten sich. So bildeten sich in der Zeit des Kaiserreichs generell die modernen Formen der Organisation von Interessen aus.1 Die Entstehung eines Nationalstaats, der eine effizientere Arbeitsweise und eine breitere Mobilisierung erforderte, trug dazu ebenso bei wie die politische Durchdringung und latente Demokratisierung der Gesellschaft. Dies wirkte sich auch im öffentlichen Engagement für die Denkmalpflege aus. Anfangs fungierten als Träger des öffentlichen Interesses an der Denkmalpflege die Geschichts- und Altertumsvereine. Neben ihnen entwickelten sich seit den 1890er Jahren Heimatvereine und Heimatbünde, die in ihren Zielen die nunmehr drängenden sozialen Konflikte berücksichtigten und in ihrer Vorgehensweise moderne Politikformen einbezogen. Allerdings brachten derartige Zusammenschlüsse als ideelle Förderverbände nicht nur gesellschaftliche Interessen gegenüber dem Staat zur Geltung. Sie wurden vielmehr auch von Politik und Staat beeinflußt. Während die ständige Ausdifferenzierung der Vereinsbewegung von den Geschichtsvereinen zu einer Vielzahl von Heimatorganisationen die Diversifizierung von Gesellschaft und Bürgertum seit der Industrialisierung spiegelte, offenbarten Versuche zur Konzentration der Kräfte und zur Formierung der Denkmalpflegebewegung auf Reichsebene die Herausbildung einer nationalen politischen Kultur. Die Rolle der organisierten Heimatbewegung wandelte sich freilich, bedingt durch die Einschnitte von Krieg und Republik.

a) Geschichtsvereine Im späteren 18. Jahrhundert entstanden in Deutschland die ersten modernen Vereine als freiwillige, überständische Zusammenschlüsse.2 Sie suchten eine staatsfreie Sphäre der unabhängigen Freizeitbeschäftigung, ermöglichten die Ausbildung einer autonomen bürgerlichen Kultur und trugen zur Mobilisierung der Gesellschaft bei. Die frühen Vereine in Deutschland waren meist nicht spezialisiert. Das änderte sich erst seit dem beginnenden 114 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

19. Jahrhundert, und nach 1815 bis in den Vormärz hinein entstanden unter dem Einfluß des romantisch-nationalen Geschichtsinteresses wie des restaurativen Landesbewußtseins in schneller Folge lokale und regionale Geschichtsvereine. Seit Beginn der 1850er Jahre kam es bis in die Reichsgründungszeit zu einer weiteren Welle von Vereinsbildungen. Durch Zweigvereine oder Neugründungen wurde ein immer dichteres Netz öffentlicher nichtstaatlicher Geschichtspflege geknüpft.3 Bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts expandierten die Geschichts- und Altertumsvereine kontinuierlich. Zunächst entstanden sie meist in den Residenz- und Hauptstädten, dann in den nachgeordneten Verwaltungszentren und schließlich auch in kleineren Mittelstädten, weniger jedoch in den Zentren von Urbanisierung und Industrialisierung. Allein für Preußen wurden 1885 etwa hundert Geschichts-, Altertums- und Museumsvereine gezählt.4 An der Jahrhundertwende bestanden im Gebiet des Deutschen Reichs neben zahlreichen kleineren und spezialisierten Vereinen knapp 150 bedeutendere Geschichtsvereine mit beträchtlichen und bis dahin steigenden Mitgliederzahlen. Beispielsweise wies der »Mannheimer Altertumsverein« um 1900 etwa 700 und der Bodenseegeschichtsverein etwa 800 Mitglieder auf.5 Die Mitgliedschaft der Geschichtsvereine, vor 1848 noch von Hof, Adel und höherer Beamtenschaft einerseits, Honoratioren und Bildungsbürgern wie Pfarrern, Professoren, Gymnasiallehrern, Ärzten und Apothekern andererseits geprägt, weitete sich nun auf andere bürgerliche Schichten, etwa lokale Beamte, Volksschullehrer und kleine Kaufleute, aus. Die Zugehörigkeit zum örtlichen Geschichtsverein wurde zur »gesellschaftlichen Konvention«.6 Die Vereine beschäftigten sich mit der Ermittlung und Erforschung, Verzeichnung und Dokumentation der geschichtlichen Überlieferung eines Landes oder Landesteils. Oftmals leiteten sie eine erste Inventarisation ein. Teilweise betätigten sie sich selbst bei praktischen Erhaltungsmaßnahmen an vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern oder Bauwerken. Sie kauften auch Denkmäler auf und legten Sammlungen oder Museen mit regionalem Bezug an. Nicht selten publizierten sie ihre Arbeiten in eigenen Zeitschriften. Die Vereine beschränkten sich häufig nicht auf die politische oder dynastische Geschichte, viele schlossen schon zu Anfang auch die Verfassungs-, Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Sittengeschichte ihres Wirkungsgebiets ein. Zunehmend grenzten sie dabei ihren regionalen Bezug ein. Von gelehrten Gesellschaften mit nationalem Anspruch entwickelten sie sich zu Stätten der Erforschung lokaler und regionaler Geschichte. Der 1852 gegründete »Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine« garantierte durch jährliche Generalversammlungen, Resolutionen und Publikationen eine gewisse Einheitlichkeit und überregionale Wirksamkeit der Interessenvertretung. Er drängte auch auf wissenschaft115 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

liche Aufgeschlossenheit und eine regelmäßige personelle Erneuerung der Geschichtsvereine. Zudem empfahl er die Zusammenarbeit benachbarter oder sich regional überlappender Vereine.7 Diesem Verlangen kamen in gewisser Hinsicht die Historischen Kommissionen nach, die in mehreren deutschen Staaten und Regionen nach vereinzelten Anfängen vornehmlich in den 1890er Jahren entstanden, der Koordination und Integration der geschichtlichen Forschungsaktivitäten einer Region dienen und die Landesgeschichte vermitteln sollten. Sie gingen auf die Initiativen der Geschichtsvereine, auf Vorschläge von Universitätswissenschaftlern oder auf staatliche Wünsche zurück. In Bayern, Sachsen, Baden, Württemberg und Hessen-Darmstadt waren sie finanziell und organisatorisch eng an den Staat gebunden, der sich die Ernennung von Mitgliedern reservierte. In Baden etwa unterstand die Kommission dem Ministerium für Justiz, Kultus und Unterricht, das auch die Mittel zur Verfügung stellte. Die Mitglieder wurden teils vom Großherzog ernannt, teils von der Kommission gewählt und vom Großherzog bestätigt. In anderen Regionen versuchten die Historischen Kommissionen zumindest eine gewisse Autonomie zu bewahren.8 Praktisch waren auch diese teilautonomen Kommissionen auf die Unterstützung durch öffentliche Geldgeber angewiesen, und deren Interessen wurde durch die Teilhabe von Vertretern der staatlichen oder provinzialen Behörden in den Kommissionsgremien Rechnung getragen. Darin offenbarte sich die fortwährende Bindung der vereinsmäßig organisierten Geschichtspflege an den Staat. Denn die Vereine repräsentierten zwar einerseits die öffentlichen Geschichtsinteressen gegen Politik, Staat und Dynastien, waren andererseits aber in mehrfacher Hinsicht eng mit Staat und Politik verknüpft. Sie standen häufig zwischen Staat und Gesellschaft und dienten als Scharniere zwischen obrigkeitlichen und bürgerlichen Forderungen.9 Der staatliche Einfluß drückte sich in mehrfacher Hinsicht aus. Erstens lagen den Geschichtsvereinen vielfach fürstliche oder staatliche Anregungen zugrunde. Oft initiierten Fürsten oder hohe Beamte die Gründung. Zumindest wurde der Landesherr häufig als Protektor gewonnen.10 Zweitens traten auch viele Staatsdiener und selbst Angehörige der Fürstenhäuser in die Vereine ein. Regierungsbeamte übernahmen Leitungsfunktionen, nicht selten sogar qua Amt.11 Drittens erhielten die Vereine fast durchweg finanzielle Unterstützung aus staatlichen oder kommunalen Kassen. Meist konnten sie ohne derartige Beihilfen, die bis zu drei Vierteln der Einnahmen ausmachten, ihre Existenz nicht sichern. Die Vereine mußten in der Regel ihren Etat der Verwaltung vorlegen und damit quasi genehmigen lassen.12 Viertens profitierten die Vereine zwar von fürstlichem Protektorat, staatlichem Privileg und finanzieller Absicherung. Dafür mußten sie aber auch obrigkeitliche Eingriffe hinnehmen und ihre 116 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

innere Organisation wie ihre praktische Arbeit am staatlichen Interesse ausrichten. Oft übernahmen sie gewissermaßen in Delegation Aufgaben öffentlicher Geschichts- und Denkmalpflege. So beschäftigte sich zum Beispiel der »Alterthumsverein für das Großherzogtum Baden« auf direkte Empfehlung der Behörden mit der Verzeichnung, Erhaltung und Restauration von Kunst- und Baudenkmälern.13 Dem »Verein für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung« oblag die Fürsorge für Sammlungen und Museen, und zwar in einer eigentümlichen Gemengelage von Staats- und Vereinszuständigkeiten. Der Konservator des zunächst staatlichen, aber der Verwaltung des Vereins unterstellten Wiesbadener Altertumsmuseums war einerseits Staatsbedienter. Er wurde vom Staat verpflichtet und instruiert. Zugleich aber gehörte er qua Amt dem Vereinsvorstand an. Die Berücksichtigung staatlicher Belange war so gewährleistet.14 Das staatliche Interesse an den Geschichtsvereinen beruhte in den ersten beiden Dritteln des 19. Jahrhunderts auf einer Reihe von Motiven. In den süddeutschen Staaten galt es, die territoriale Integration neu erworbener und heterogen zusammengesetzter Landesteile zu untermauern. Das Landesbewußtsein sollte gefördert werden und historische Kontemplation, die Besinnung auf eine idealisierte Vergangenheit und die Beschäftigung mit fernen Epochen an die Stelle politischen Räsonnements und Engagements treten. Der Einfluß konservativer Vereinsfunktionäre sollte dabei liberale Tendenzen eindämmen.15 Derartig motivierte Versuche zur Einbindung der Geschichtsvereine in staatliche Zwecke setzten sich im Kaiserreich fort. Dabei traten allerdings neue Aspekte hinzu, die zum einen mit Staatsbildungsprozessen und dem Interesse an einer Ausweitung staatlicher Wirkungsbereiche, zum anderen mit veränderten Herrschaftsanforderungen im Reich zusammenhingen. Beispielhaft für zwei sehr unterschiedliche Formen staatlicher Instrumentalisierung der Geschichtsvereine stehen das Großherzogtum Oldenburg und das Reichsland Elsaß-Lothringen. In Oldenburg übernahm der Geschichtsverein hoheitliche Funktionen in der Denkmalpflege und ersetzte in Teilbereichen lange eine staatliche Denkmalschutzverwaltung.16 In Elsaß-Lothringen wurde den Geschichtsvereinen die Aufgabe zugewiesen, die bürgerlichen Führungsschichten einzubinden, ihnen über die Geschichtspflege deutsche und nationale Identität zu vermitteln und sie auf ein ideelles Engagement für die Landesgemeinschaft zu lenken.17 Die Vereine waren also, abhängig von der jeweiligen politischen Lage, in sehr unterschiedlicher Weise an den Staat gebunden. Mit der Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse im Kaiserreich seit den 1890er Jahren mußte sich deshalb ihre Funktion erneut wandeln. Die traditionelle Arbeit der Geschichtsvereine wurde aus mehreren Richtungen in Frage gestellt. Einmal sahen sich die alten Vereine der Konkurrenz von 117 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Heimatschutzideen und Heimatbewegung ausgesetzt, die dieselbe bildungsbürgerliche Klientel ansprach, sich ähnlichen Arbeitsgebieten widmete, ebenfalls um die raren Staatszuschüsse warb und mit ihren moderneren, gegenwartsorientierten Zielen eher öffentliches und politisches Interesse zu erregen schien. Sodann führten die Expansion der Geschichtsvereine und das Anwachsen ihrer Mitgliederzahl zu einer Ausdehnung des Laienelements, während zähe Vereinsstrukturen und beharrendes Leitungspersonal die wissenschaftliche Erneuerung blockierten. Ferner entstanden vermehrt Fachbehörden für Tätigkeiten, welche die Geschichtsvereine mit übernommen hatten, wie etwa besonders für die Denkmalpflege. Schließlich konzentrierte sich die wissenschaftliche Arbeit zunehmend in Universitäten, Archiven, Bibliotheken und eben den Historischen Kommissionen. Die Vertreter dieser institutionalisierten, bürokratisierten und verwissenschaftlichten Geschichtspflege verlangten das Monopol auf die historische Landesforschung. Die dem Einfluß von Wissenschaft und Behörden offenen Historischen Kommissionen etwa drängten die im Vergleich eher im Ruch des Dilettantismus stehenden Vereine ab von praktischer Denkmalpflege, Ausgrabungstätigkeit und Sammlungswesen und verwiesen sie ganz auf lokale Archivforschung und Quellenpublikationen. Die Fachinstanzen mochten konkurrierende Aktivitäten der Vereine nur akzeptieren, wenn diese sich ihren Prinzipien und ihrem Wissenschaftsverständnis unterordneten.18 Unter diesen Umständen traten schon seit Beginn der 1890er Jahre in den Geschichtsvereinen selbst Initiativen zur organisatorischen und vor allem inhaltlichen Erneuerung hervor. Sie waren freilich in der Regel nicht mit einer personellen Erneuerung verbunden. Die oft schon lange Jahre amtierenden Vereinsvorstände blieben meist unangefochten in ihren Positionen. Die anfangs noch kryptodemokratischen Strukturen in den bürgerlichen Vereinen des 19. Jahrhunderts hatten sich längst zum Anciennitätsprinzip, zum gewohnheitsrechtlichen Zugriff auf Ämter und zur Pfründenwirtschaft hin entwickelt. Reformen setzten sich deshalb nur dort durch, wo sie von den etablierten Führungspersönlichkeiten der Vereine getragen wurden oder wo der Staat seine Interessen an einer Erneuerung durch finanziellen Druck geltend machte. Oldenburg und Elsaß-Lothringen stehen dafür wiederum beispielhaft. In Oldenburg erweiterte der Altertumsverein seinen Aufgabenbereich auf die jüngere Landes- und Heimatgeschichte. Die Abkehr von reiner Wissenschaftlichkeit und die Popularisierung der Tätigkeit wurden von Regierung und Landtag unterstützt.19 In Elsaß-Lothringen setzte die staatliche Verwaltung eine organisatorische Straffung ebenso wie inhaltliche Neuorientierungen durch und intensivierte die Kontrolle.20 Die Geschichtsvereine hatten somit zwar in den ersten beiden Jahrzehnten des Kaiserreichs aus Sicht der Länderbe 118 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

hörden recht attraktive und vergleichsweise kostengünstige Instrumente zur Beeinflussung und Integration bildungsbürgerlicher Schichten dargestellt, in wilhelminischer Zeit aber konnten sie den staatlich-politischen Anforderungen an eine Geschichtspflege nicht mehr genügen. Sie verloren ihr Monopol auf die Beschäftigung mit Denkmälern und Denkmalpflege. b) Heimatvereine und organisierte Heimatbewegung Konkurrenz für die traditionellen Geschichtsvereine entstand besonders durch die Expansion und Ausdifferenzierung der Vereinsbewegung. Zwar verminderten sich die absoluten Mitgliederzahlen der Geschichtsvereine nicht, doch wurde ihre Bedeutung in relativer Hinsicht reduziert. Sozialgeschichtlich betrachtet, spiegelten die neuen Vereine die Entwicklung des Bürgertums; sie waren Ausdruck neuer bürgerlicher Berufe und neuer bürgerlicher Vorstellungen. Zum Teil organisierten sich in ihnen materielle und berufsständische Interessen, zum Teil wollten sie neue Freizeitbetätigungen propagieren und ermöglichen, zum Teil schließlich setzten sie sich für eine soziale und ideelle Reform im weiteren Sinn ein. Erstens: Für die Organisation berufsständischer und materieller Interessen stehen beispielhaft die Architekten- und Ingenieurvereine, die mit der Herausbildung und Ausbreitung eines gesonderten Architektenberufs aufkamen.21 Zur Zeit der Reichsgründung existierten bereits zahlreiche lokale und regionale Vereine. 1870/71 entstand der »Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine«. Er setzte sich mehrfach für eine gesetzliche und organisatorische Intensivierung des Denkmalschutzes ein, besonders für ein verstärktes Engagement des Reichs, für ein Reichsgesetz zum Baudenkmalschutz und für die Aufnahme eines ständigen Postens zur Pflege von Baudenkmälern in den Reichsetat.22 Als die Aufmerksamkeit für die Baudenkmalpflege namentlich in Zusammenhang mit dem Städtebau bis zur Jahrhundertwende zunahm, wurde der Architektenverband, in dem sich die Privatarchitekten gegenüber den Baubeamten in den Vordergrund schoben, zur Konkurrenz nicht nur der Kunsthistoriker und beamteten Denkmalpfleger, sondern auch der Geschichtsvereine und lokalen Laienforscher. Die Architektenvereine schienen dabei die fachliche Kompetenz und methodische Innovationsfähigkeit zu repräsentieren, die den Geschichtsvereinen zunehmend abgesprochen wurden. So initiierte der »Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine« im Januar 1895 eine Aufnahme der »charakteristischen Typen des deutschen Bauernhauses« mit Zeichnungen, Grundrissen, Ansichten, Lageplänen und beschreibenden Notizen auch zur Baugeschichte, die in ihrer systematischen Vorgehensweise, in der Konzentration auf die niedere Profankultur, in der Verschie119 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bung der Zeitgrenze bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und im Bemühen um landeskundlich-regionale Erklärungsansätze durchaus modern anmutete, wenn die Bewertungskriterien auch noch undifferenziert waren.23 Zweitens: Neue bürgerliche Freizeitinteressen zeigten sich in der Expansion der Gebirgs-, Wander- und Touristenvereine im Kaiserreich.24 Bereits im Oktober 1872 wurde im Elsaß von privater Seite, aber mit »Ermunterung« durch den Bezirkspräsidenten der Vogesenklub vorbereitet. Der Verein sollte nach dem Vorbild des 1869 gegründeten »Deutschen Alpenklubs« Natur, Ruinen und Burgen in den Vogesen schützen sowie die historischen Kenntnisse über die Region vertiefen.25 Der Vogesenklub avancierte binnen weniger Jahre zur Konkurrenz für die »Gesellschaft für die Erhaltung der geschichtlichen Denkmäler des Elsaß«. Ähnliche Wander- und Gebirgsvereine entstanden beispielsweise im Taunus, im Schwarzwald und im Sauerland. Im »Verband Deutscher Touristenvereine« (seit 1908: »Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine«) waren bei der Gründung 1883 15 Vereine mit 11.000 Mitgliedern zusammengeschlossen. 1890 existierten bereits 47 Vereine. Allein der »Sauerländische Gebirgsverein« hatte im Jahr 1895 7.000 Mitglieder. Auch in diesen Vereinen dominierte das Bildungsbürgertum. Dem Sauerländer Verein gehörten 350 Lehrer an, ein Viertel der Mitglieder stammte aus der Beamtenschaft. Dennoch war die soziale Basis relativ breit. Über die Hälfte der Mitglieder stellten Gewerbetreibende und Handwerker. Den Vereinen ging es vor allem darum, die Natur zu erschließen und zu erleben. Die Bewahrung der Natur wurde dabei angesichts der zunehmenden Bedrohung des Überlieferten durch die wirtschaftliche Entwicklung immer wichtiger. Um die Jahrhundertwende nahmen die Gebirgsvereine deshalb den Natur- und Heimatschutz in ihre Zielsetzungen auf. Über den Landschaftsschutz entdeckten sie dann den Schutz der geschichtlichen Denkmäler. Schon aufgrund ihrer zahlenmäßigen und sozialen Breite prägten sie das öffentliche Bewußtsein. In gewisser Hinsicht gehörten zur Gattung der Natur- und Wandervereine auch Jugendbewegung und »Wandervogel«, die ebenfalls das Naturerlebnis anstrebten und ihre Interessen zugleich auf Burgen, Ruinen und andere Stätten von historischer Bedeutung richteten.26 Drittens: Der Wandervogel war indes noch weit mehr als ein Freizeitverein, er zielte auf eine umfassendere gesellschaftliche Erneuerung. Hier stand er wiederum den sozialen und ideellen Zielen nicht fern, die sich in der eigentlichen Heimatbewegung organisierten. Dazu zählten die Organe und Vereine, die seit den 1890er Jahren in allen deutschen Staaten entstanden und sich der Pflege anfangs der ländlichen, bald der gesamten heimatlichen Umwelt widmeten. Sie befaßten sich gleichermaßen mit Geschichte und Kunst, Kultur und Natur, arbeiteten für die Bewahrung 120 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

überkommener Lebensformen und der örtlichen Lebenswelt. Vergangenheit und natürliche Umwelt sollten Maßstäbe und Muster zur Gestaltung der Gegenwart bereitstellen. Die Heimatvereine waren damit eine Spielart der vielfältigen Initiativen, die als Antwort auf ideelle Defizite der Modernisierung und reale Verluste an Überliefertem die Bildungswerte regionaler Natur und Kultur entdeckten. Das Spektrum dieser Bewegungen reichte von Heinrich Sohnreys 1896 gegründetem »Ausschuß für Wohlfahrtspflege auf dem Lande« (seit 1904: »Deutscher Verein für ländliche Wohlfahrtsund Heimatpflege«) bis zum »Dürerbund«. Sie verbanden konservative und neoromantische mit reformerischen Elementen.27 Zugleich waren sie Ausdruck einer bildungsbürgerlichen Gegenoffensive gegen wirtschaftlich bedingte Verluste in der Lebenskultur, gegen die Dominanz von Werten und Zielen des Wirtschaftsbürgertums sowie gegen den bedrohlichen Aufstieg neuer sozialer Schichten und der Sozialdemokratie. Verlorenes Terrain galt es wiederzugewinnen, die Meinungsführerschaft sicherzustellen und die Gesellschaft auf der Basis traditioneller Werte zu läutern. Die Heimatvereine bauten auf tätige Mitwirkung wie auf Bildung und Erziehung, zugleich wandten sie sich an die kommunalen und staatlichen Obrigkeiten und verlangten eine Berücksichtigung ihrer Grundsätze beim öffentlichen Handeln. An der Jahrhundertwende beschäftigte sich bereits eine unüberschaubare Zahl sehr unterschiedlicher Vereine mit der Geschichts- und Denkmalpflege. Die Heimatvereine erhielten besonderen Zulauf, weil sie aktiver und attraktiver als die Geschichtsvereine waren, anfangs weniger etatistisch ausgerichtet schienen und lokalen und regionalen Traditionen mehr Raum gaben. Das konnte allerdings in wenig integrierten Staaten wie beispielsweise im dreigeteilten Großherzogtum Oldenburg hochpolitische Folgen haben.28 Auch deshalb wurde die Ausbildung eines flächendeckenden Netzes von Heimatvereinen von Bestrebungen der Inkorporation und Integration, Zentralisierung und Vereinheitlichung begleitet. Auf regionaler Ebene entstanden Bünde und Zusammenschlüsse, deren Wirkungsbereich teils mit Ländergrenzen übereinstimmte, 'teils aber auch darüber hinausreichte, wenn historische Kulturräume von politischen Grenzen zerschnitten wurden. An Zusammenschlüssen auf Länderebene waren die Staatsfegierungen selbst interessiert. Ihnen ging es darum, grenzüberschreitende Bestrebungen unter Kontrolle zu bringen, der binnenstaadichen Konkurrenz entgegenzuwirken und alle Vereine gleichermaßen auf die Pflege einer Landesidentität zu verpflichten. In diesem Sinn versuchten sie schon früh, gegen das Bemühen lokaler Honoratioren um Tradition und Eigenständigkeit eine Monopolisierung von Geschichtspflege und Geschichtsinterpretation durch die Zentralisierung und Privilegierung regierungsnaher Vereine zu erreichen.29 In Elsaß-Lothringen beispielsweise 121 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

drängte das Ministerium mehrfach auf eine Vereinigung der Geschichtsund Heimatbestrebungen, um die Integration des Reichslands zu befördern. Deshalb wurde es 1913 begrüßt, daß sich zumindest die Mehrheit der elsässischen Geschichts- und Altertumsvereine zu einem Verband zusammenschloß.30 Neben den Regierungen versprachen sich auch Wissenschaftler und Fachbehörden von der Zusammenbindung zersplitterter Heimat-, Kunst- und Denkmalpflegeinitiativen in Landesvereinen Vorteile, etwa größeren Einfluß auf Parlamente und Regierungen.31 Die Anfänge breiterer landschaftlicher Zusammenschlüsse von Heimatbestrebungen lagen in den 1890er Jahren, im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts setzten sie sich in beinahe allen deutschen Regionen durch. Beispielsweise erschien in Bremen seit 1895 die Zeitschrift »Niedersachsen«, aus deren Umfeld 1904 der »Verein für Niedersächsisches Volkstum« hervorging. Vergleichbare Bünde entstanden seit 1900 in schneller Folge: 1901 der »Heimatbund Niedersachsen«, der 1906 in dem Zusammenschluß der niedersächsischen Heimatvereine, dem »Niedersächsischen Ausschuß für Heimatschutz«, später »Niedersächsischer Heimatbund« genannt, aufging; 1902 der »Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde«; 1906 der »Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz«; 1908 der »Schleswig-Holsteinische Landesverein für Heimatschutz«, der später als »Heimatbund der Provinz Schleswig-Holstein« firmierte, und die »Westfälische Kommission für Heimatschutz«, aus der 1915 der »Westfälische Heimatbund« entstand; 1909 der »Landesverein Badische Heimat«; 1913 ein Heimatbund im Regierungsbezirk Kassel und ein hessen-darmstädischer Bund für Heimatschutz. In diese Landesvereine gingen oft sachlich spezialisiertere Organisationen ein. So fusionierten in der »Badischen Heimat« zwei an der Jahrhundertwende gegründete Vorläufervereine, der »Badische Verein für Volkskunde« und der »Verein für ländliche Wohlfahrtspflege«.32 Die Heimatbünde beanspruchten im Grundsatz wie in der Praxis ein breites Arbeitsfeld. Dies hing mit dem umfassenden Krisenverständnis und dem ganzheitlich-organischen Lösungsmodell der zivilisationskritischen Bewegung zusammen. Die Tätigkeit gliederte sich auf in drei Bereiche : erstens den »Schutz der natürlichen Landschaft«, wobei Naturdenkmäler sowie geologische, botanische und zoologische Fragen eingeschlossen waren; zweitens den »Schutz der Geschichts- und Kunstdenkmäler«; drittens den »Schutz des heimatlichen Volkstums in Sprache, Sitten und Gebräuchen, Volkstrachten, ländlicher Bauweise und anderen typischen Zügen«. Diese drei Bereiche zusammen machten erst die schützenswerte »HeimatEigenart« aus.33 Öffentliche Wirkung strebten die Heimatvereine allgemein durch Petitionen und Eingaben an Behörden, Gremien und Parlamente, durch Periodika und andere Publikationen, durch Vorbildersamm122 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

lungen, Museen, Vorträge, Wettbewerbe sowie Beratungsstellen namentlich für Baufragen an. Forschung wurde zwar betrieben, stellte aber kein eigenständiges Ziel dar, sondern diente lediglich als Voraussetzung und Mittel der praktischen Tätigkeit, die in Heimatpflege und -gestaltung auf »Gegenwart und Zukunft«34 abzielte. Wie die Geschichtsvereine wurden die Heimatbünde von Vertretern der Honoratioren und Eliten der Länder geleitet. Doch waren ihre Führungsgruppen heterogener. Nicht nur die im öffentlichen Dienst einschlägig tätigen Museumsleiter und Bibliothekare, Archivare und Wissenschaftler bestimmten das Bild. Neben den Fachleuten und den höheren Beamten fanden sich vielmehr verstärkt freiberufliche Akademiker und Angehörige des Wirtschaftsbürgertums. Ein frühes Beispiel für industrielles Engagement in der Geschichts- und Heimatbewegung stellt der Eisenindustrielle Gustav Mevissen dar, der 1881 die »Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde« mitbegründete. Diese Gesellschaft repräsentierte schon nicht mehr den älteren Typ des Geschichtsvereins, sondern stellte eine Reaktion auf die Modernisierungsverluste dar und vertrat einen breiteren kulturgeschichtlichen Ansatz.35 Sie arbeitete damit für die Vereinbarkeit von Industrialisierung und Heimatpflege. Auch der »Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz« von 1906 spiegelte die Öffnung gegenüber neuen bürgerlichen Schichten. Bei seiner Gründung und in den Führungsgremien waren auch Vertreter der Wirtschafts- und Finanzwelt beteiligt.36 Die Heimatbünde konfrontierten die deutschen Staaten mit einer neuen Qualität gesellschaftlich-öffentlicher Organisation. Sie entstanden nicht nur faktisch in Konkurrenz zu den alteingesessenen, staatlich protegierten Geschichtsvereinen. Vielmehr übten sie häufig eine immediatisierende Wirkung aus. Zwar waren sie in ihrer Orientierung an Region oder Heimat antizentralistisch ausgerichtet, doch sahen sie zugleich im Heimatbewußtsein den Baustein des Nationalgefuhls.37 Das konnte die Legitimation der Einzelstaaten in Frage stellen, zumal sich die Vereine an historischen Landschaften orientierten und die alten Ländergrenzen unterliefen. Der »Verein für Niedersächsisches Volkstum« etwa ging zwar von Bremen aus, bezog aber auch die benachbarten Territorien der preußischen Provinz Hannover und des Großherzogtums Oldenburg in seine Arbeit ein. Der »Heimatbund Niedersachsen« bearbeitete den gesamten niedersächsischen Raum. Der »Niedersächsische Vertretertag«, der sich nach dem Satzungsentwurf von 1905 als »Zentralstelle für Heimatschutz in Niedersachsen« verstand, als Dachverband also, und der Vereine, Museen, wissenschaftliche Anstalten, Stadtverwaltungen, Staats-, Provinzial- und Landschaftsbehörden als Mitglieder aufnehmen wollte, beanspruchte explizit, für die Gebiete der preußischen Provinz Hannover, der Herzogtümer Braunschweig 123 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und Oldenburg, der Fürstentümer Lippe und Schaumburg-Lippe sowie der Freien Stadt Bremen zu arbeiten.38 Auch die zentrale Veranstaltung der niedersächsischen Heimatpflege, der seit 1902 jährlich durchgeführte Niedersachsentag, dokumentierte und vertiefte das Bewußtsein einer grenzübergreifenden gesamtniedersächsischen Identität. Bedrohlich war diese Tendenz zunächst allenfalls für Kleinstaaten wie das dreigeteilte Oldenburg oder für die Freien Städte. Wirkten die Heimatbünde auch funktional auf eine Relativierung einzelstaatlicher Grenzen hin, arbeiteten sie doch intentional in der Zeit des Kaiserreichs noch nicht gegen die deutschen Bundesstaaten. Umgekehrt erkannten namentlich die Behörden der Mittelstaaten und der preußischen Provinzen den Nutzen einer freiwillig-vereinsmäßigen Heimatarbeit. Gerade weil die Heimatbünde sich im Unterschied zu den Geschichtsvereinen als Bewegung verstanden oder als Dachverband organisierten, gewannen sie das besondere Interesse der Politik. Eine Bewegung mußte unter obrigkeitliche Kuratel gestellt, ein Dachverband konnte instrumentalisiert werden. Denn das Dachverbandskonzept schloß ein, daß die Bünde auch korporative Mitglieder aufnahmen, und zwar neben lokalen Heimatvereinen vor allem staatliche, provinziale und kommunale Behörden. Ziel des Dachverbandskonzepts war es, die Interessen zu bündeln und auszugleichen, so einerseits dem Heimatschutzgedanken politische Wirkung zu verschaffen, andererseits aber die Verpflichtung der Heimatbewegung gegenüber den Behörden deutlich zu machen. Wie die Geschichtsvereine wurden deshalb auch die Heimatbünde in mehrfacher Weise an den Staat gebunden. Erstens wurden sie zwar seltener auf direkte staatliche oder fürstliche Initiative hin gegründet, doch oft mit behördlicher Billigung, Förderung oder gar Lenkung. Der bayerische Volkskunstverein beispielsweise war ursprünglich als regional begrenzter Zweigverband des Würzburger »Vereins für Volkskunde und Mundartforschung« geplant. Erst die Einflußnahme von Behördenvertretern, die ein von der Regierung kontrolliertes Hilfsinstrument wünschten, führte zur Gründung eines selbständigen, in ganz Bayern tätigen Vereins.39 Zweitens erhielten Fürsten und Beamte bevorzugte Ämter. Landesherren übernahmen das Protektorat oder Patronat, manche wurden zu Ehrenvorsitzenden ernannt. Landesbeamte waren in den Führungsgremien der Vereine vertreten.40 In der Zusammensetzung der Vorstände spiegelte sich zwar die auf Teilgebieten ungebrochene Harmonie bürgerlicher und politischer Interessen. Staats- und Provinzialbeamte, Wissenschaftler und Vertreter der Wirtschaft nahmen teil. Aber der staatliche Einfluß dominierte de facto. Im bayerischen Volkskunstverein, in dessen leitenden Gremien Architekten, Künstler und Wissenschaftler zahlenmäßig bei weitem überwogen, erwies sich bald der schon bei der Gründung einflußreiche Behör124 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

denvertreter, nämlich der Regierungs-, dann Ministerialrat im Innenministerium Gustav (von) Kahr, als der starke Mann.41 Eine ganz offene Form der Einflußnahme wählte Baden. Der Vorsitzende des »Landesvereins Badische Heimat« wurde zwar von der Mitgliederversammlung gewählt, mußte aber die Bestätigung der Landesregierung erhalten und wurde von dieser auch als Landesbediensteter besoldet.42 Drittens konnten, wie am badischen Fall besonders deutlich ablesbar, auch die Heimatvereine ohne regelmäßige öffentliche Beihilfen nicht arbeiten. Beträchtliche Teile ihrer Etats, von einem Viertel bis zu drei Vierteln, wurden von Staats- und anderen Behörden getragen. Hinzu kamen Zuschüsse für einzelne auch aus staatlicher Sicht besonders publizitäts- und prestigeträchtige Projekte.43 Viertens resultierte daraus fast zwangsläufig eine organisatorische oder inhaltliche Ausrichtung an den Interessen und Vorgaben der Behörden. Ideologisch-politische und administrativ-pragmatische Aspekte standen dahinter. Vor allem konnten die Bünde dazu dienen, modernisierungskritische Bestrebungen einzubinden und Energien abzulenken, die Heimatpflege als ebenso unbedenkliche wie nützliche Freizeitbeschäftigung anzubieten und das Bürgertum auf eine ideelle Aufgabe für die Gemeinschaft zu verpflichten. Die regionale Heimatarbeit sollte so benutzt werden, um innere Konflikte zu relativieren und politische Einheiten durch eine historisch-kulturelle Identität zu überhöhen und zu stabilisieren. Die einzelnen Staaten koppelten je nach Ausgangslage sehr unterschiedliche konkrete Integrations- und Modernisierungsaufgaben miteinander. Der Vorsitzende des »Heimatbundes Niedersachsen«, Julius Iwan Kettler, betonte in einem Rückblick auf den »Niedersachsentag« von 1904, die Heimatschutztagung habe zur Überbrückung politischer und konfessioneller Unterschiede beigetragen, Weifen, Nationalliberale, Zentrum, Freisinnige und Konservative hätten friedlich und konstruktiv zusammengearbeitet.44 Dieses zwar grenz-, aber auch parteiübergreifende Niedersachsenbewußtsein konnte somit angesichts der besonderen Vorgeschichte der preußischen Herrschaft selbst aus staatlicher und erst recht aus provinzialer Sicht eine befriedende Funktion übernehmen. In München wiederum wollte man den Volkskunstverein ganz auf eine nationalbayerische Identitätsstiftung verpflichten. Auch dabei galt der Anspruch unpolitischer Überparteilichkeit.45 Derart sollte der Verein, so Kahr 1912, »im Dienste der vaterländischen Kultur und Sitte« wirken, im Dienste »des engeren Vaterlandes«, also Bayerns, und der bayerischen Kunst »einen breiten Boden im Volke« gewinnen. Erst über die bayerische Selbstfindung sollte dann ein »Wahrzeichen« »deutschen Geistes und deutscher Schaffenskraft« gesetzt werden.46 In diesem Sinn postulierte das Münchner Innenministerium im Juni 1913, daß die Tätigkeit des Volkskunstvereins »nicht nur dem 125 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bayerischen, sondern dem gesamten deutschen Vaterlande« zugute kommen werde.47 Bayerns zentrale Rolle im Reich wurde so unterstrichen. Fünftens konnten die Heimatbünde die Tätigkeit der staatlichen, provinzialen und kommunalen Instanzen ergänzen oder ersetzen. Sie versuchten also nicht nur, politische Entscheidungen zu beeinflussen und Reformen zu initiieren, etwa indem sie Konservatorenämter und eine verbesserte Stadtplanung forderten. Vielmehr nahmen sie auch selbst in Verbindung mit den Behörden amtliche oder halbamtliche Funktionen wahr. So richteten viele Bünde Bauberatungsstellen ein, denen Vertreter des jeweiligen Vereins, der Architektenschaft und der Behörden angehörten.48 Manche Vereine bewilligten selbst Beihilfen für Instandsetzungen.49 Ihre Periodika dienten in einigen Fällen zugleich als Informationsblatt der behördlichen Denkmalpflege. Dem »Landesverein Badische Heimat« beispielsweise wurden staatliche Finanzmittel und Kompetenzen in den Bereichen Denkmalpflege, Landschaftsschutz und Volkskunde übertragen.50 In Bayern empfahl das Innenministerium 1904 den untergeordneten Behörden ausdrücklich, den Volkskunstverein als Bauberatungsstelle anzusprechen. Der Verein richtete dafür einen Fachausschuß mit hauptamtlichen Architekten ein, der Entwürfe im Heimatschutzstil erstellte.51 Die Heimatbünde konnten mithin als gewissermaßen graue Behörden eingesetzt werden. Skeptisch reagierten darauf zwar diejenigen Ämter und Behörden, die an einer Bürokratisierung und Spezialisierung sowie an der Absicherung ihrer Kompetenzen im Bereich der Kulturpolitik interessiert waren.52 Aus Sicht der Staatsregierungen machte indes gerade der nichtstaatliche Charakter einen besonderen Vorteil aus. Er ließ den Bünden den Schein der Unabhängigkeit und bürgerlichen Selbstorganisation und erhöhte ihre Attraktivität bei denen, die mit bürokratiekritischer Stoßrichtung die sich immer weiter ausdehnenden Funktionen und Zugriffsrechte der staadichen Behörden ablehnten oder die Beschneidung von Privateigentum und Selbstverfügungsrecht im Bereich von Denkmal- und Heimatschutz kritisierten. Die praktischen Aufgaben im administrativen Bereich relativierten zudem ideologische Vorgaben und zivilisationskritische Grundsätze. Das spiegelte sich in einer Aussage des bayerischen Ministerialrats Kahr. Zwar müsse dem Modernitätskult, der »Verwilderung des Geschmacks« und der »Verödung des Bauwesens« durch eine »Umkehr«, durch die Erkenntnis der »idealen Aufgaben des Volkes«, begegnet werden. Doch sei man mitnichten gegen den Fortschritt an sich oder für realitätsferne ländliche Idyllen. Auch die Landbevölkerung solle vielmehr an den »Errungenschaften der Neuzeit« teilhaben.53 Derart ließen sich Heimatpflege und wirtschaftliche Modernisierung wirkungsvoll verbinden.

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c) Formierung der Heimat- und Denkmalschutzbewegung auf Reichsebene

Über die regionalen Bünde hinaus bildeten sich an der Jahrhundertwende reichsweite organisatorische Verbindungen zur Förderung von Heimatund Denkmalschutz. Sie dienten der Verfachlichung, Verwissenschaftlichung und Vereinheitlichung der Arbeit und wurden insofern auch von einzelnen Länderregierungen forciert, besonders von der preußischen, die dadurch ihre kulturpolitische Dominanz besser absichern konnte. Reichsweite Verbindungen drückten aber zudem ein neues Verständnis des Arbeitsfeldes der Heimat- und Geschichtsbewegung aus. So wie die Krisenursachen, namentlich Industrialisierung und Verstädterung, und die Krisenphänomene, von der Landschaftszerstörung bis zum Werteverfall, als übergreifende, gesamtgesellschaftliche Erscheinungen betrachtet wurden, wurde auch eine nationale Therapie für notwendig erachtet. Die Zeitschrift »Die Denkmalpflege« (1899) stand für die staatlich protegierten Vereinheidichungsbestrebungen; der »Tag für Denkmalpflege« (1900) und der »Bund Heimatschutz« (1904) spiegelten gesellschaftliche Integrationsbestrebungen auf nationaler Ebene. De facto waren allerdings staatliche und gesellschaftliche Bestrebungen zumindest personell, teilweise auch institutionell eng verflochten. Erstens: Im Februar 1898 regte der preußische Staatskonservator Reinhold Persius54 beim Kultusministerium die Gründung einer Fachzeitschrift für Denkmalpflege an. Die provinziale Denkmalschutzorganisation sei ausgebaut, das allgemeine Interesse an der Denkmalpflege stark gestiegen, die Presse berichte immer öfter über einschlägige Fragen. Dabei handele es sich nicht bloß um eine Modeerscheinung. Vielmehr wirke hier ein durch die »Einigung Deutschlands gesteigertes Heimath-Gefühl«. In dieser Situation müsse die Kultusverwaltung nach dem Vorbild Frankreichs und Österreichs gewissermaßen Flagge zeigen, sich an die Spitze der Bewegung stellen. Angesichts der öffentlichen Bestrebungen sollten so Fachkompetenz und Meinungsführerschaft bei der politisch-administrativen Instanz konzentriert werden.55 Konkret schlug Persius vor, als Beilage des »Centralblatts der Bauverwaltung«, das im Ministerium der öffentlichen Arbeiten erschien, vierzehntägig ein »Centralblatt der Denkmalpflege« herauszugeben. Es sollte auch gesondert erhältlich sein. Die Schriftleitung könne die bisherige Leitung des »Centralblatts der Bauverwaltung«, jedoch im Einvernehmen mit dem Konservator der Kunstdenkmäler, übernehmen. Das Kultusministerium müsse sich mit einem Zuschuß beteiligen.56 In den weiteren Diskussionen nahm das Projekt Gestalt an. Zwar suchte das preußische Finanzministerium zu blockieren. Es wies besonders alle Versuche zurück, die Zeitschrift 127 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

unter die Zuständigkeit des Kultusministeriums zu stellen und damit eine mit finanziellen Folgelasten verbundene Rezentralisierung der in Preußen teilweise an die Provinzen delegierten Denkmalpflege einzuleiten. Die Kultusverwaltung beharrte demgegenüber darauf, daß es Probleme der Denkmalpflege gebe, die über die einzelnen Provinzgrenzen hinaus von Bedeutung seien, und das geplante Blatt allgemein über Fragen der Denkmalpflege, über Grundsätze und Praxis informieren, ministerielle Erlasse verbreiten sowie das Interesse für Denkmalpflege beleben könne. Die Beilage erhielt schließlich den Titel »Die Denkmalpflege« und erschien ab 1899 alle drei bis vier Wochen. Die Gründungsherausgeber Otto Sarrazin und Oskar Hoßfeld gehörten der preußischen Bauverwaltung an.57 Die theoretischen Debatten um die Denkmalpflege an der Jahrhundertwende schlugen sich in der neuen Zeitschrift nur am Rande nieder. Ihren Schwerpunkt legte sie auf Informationen über Denkmäler und praktischtechnische Fragen der Sicherung und Erhaltung. Daneben fanden sich organisatorische Hinweise, Tagungsberichte und Buchbesprechungen. Mittelbar indessen spiegelte die »Denkmalpflege« den Paradigmenwechsel der Disziplin. Die großen Sakralbauwerke standen in ihren Beiträgen nicht mehr allein im Mittelpunkt. Bürgerliche und bäuerliche Bauwerke, Altstädte und Dörfer wurden zumindest gleichermaßen berücksichtigt. Stadtbilderhaltung und Heimatschutz spielten eine gewisse Rolle. Primär war die Zeitschrift in dieser Hinsicht das Organ von Baubeamten und Konservatoren.58 Ihre eigentliche Bedeutung lag dabei in zwei Aspekten. Zum einen reklamierte sie Gültigkeit über die preußischen Grenzen hinweg. Sie wollte von Anfang an Forum für das gesamte Gebiet des Deutschen Reichs sein. Die politisch zurückhaltende, praktisch-technische Ausrichtung verschaffte ihr den Zuspruch auch außerpreußischer Fachbehörden. Berichterstatter konnten in den wichtigsten deutschen Ländern gewonnen werden. Selbst das bayerische Innenministerium empfahl die Zeitschrift im Februar 1900 nach sorgfältiger Durchsicht des ersten Jahrgangs den Landesbehörden als nützliches Hilfsmittel.59 Auf diese Weise intensivierte »Die Denkmalpflege« zum anderen die Kommunikation unter den Fachdenkmalpflegern. Sie trug zur Vereinheitlichung und auch zur Verwissenschaftlichung der einzelstaatlichen Denkmalpflege bei. Zweitens: Der »Gesam(m)tverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine« beschäftigte sich immer wieder mit Fragen der Denkmalpflege und regte, so auf seinen Generalversammlungen von 1887 und 1893, Reformen in Organisation und Recht des Denkmalschutzes an.60 Dabei blieb er aber etatistisch zurückhaltend. Unter dem Einfluß zivilisationskritischer Strömungen und der aufkommenden Heimatschutzbewegung suchte er spätestens seit 1898 eine gewisse Distanz zum Staat zu demonstrieren und eigenständig tätig zu werden.61 In diesem Sinn errichtete der 128 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

»Gesamtverein« noch 1898 eine »Kommission für Denkmalpflege« unter dem Oberstudienrat Eduard (von) Paulus, dem Sekretär des württembergischen Altertumsvereins und württembergischen Landeskonservator. Sie entwarf eine Resolution, welche die deutschen Staaten zum Ausbau des Denkmalschutzes aufrief und konkrete inhaltliche Empfehlungen für ein Denkmalschutzgesetz enthielt. Die Resolution wurde auf der Hauptversammlung des »Gesamtvereins« in Straßburg 1899 verabschiedet.62 Auf dieser Hauptversammlung wurde die Kommission zugleich personell umgebildet, dabei fachlich gestärkt und aufgewertet. An der Stelle von Paulus, dem zwar poetisches Denkmalgefühl, aber weniger wissenschaftliche Genauigkeit und administratives Geschick zugute gehalten wurden,63 übernahm der Bonner Rechtshistoriker Hugo Loersch64 den Vorsitz. Zur Kommission zählten ferner der rheinische Provinzialkonservator Paul Clemen,65 der bayerische Architekt und Kunsthistoriker Gustav von Bezold,66 der Berliner Archivrat Paul Bailleu67 und der Architekt Peter Walle68. Die Kommission sollte sich dauerhaft für den Denkmalschutz im ganzen Reichsgebiet einsetzen und eine vom »Gesamtverein« unabhängigere Organisationsform vorbereiten. Schon im folgenden Jahr wurde die organisatorische Trennung vollzogen. Unter dem Namen »Tag für Denkmalpflege«69 trat ein selbständiges Forum ins Leben. Ziel war es, wie Clemen 1899 ausführte, »allen Betheiligten, den Vertretern der Regierungen, den Organen der Denkmalpflege, den Architekten und Künstlern, den Archäologen und Kunstgeschichtsforschern und allen Anhängern der Sache die Möglichkeit zu freiem Austausch und zu ungehinderten Berathungen« zu geben.70 In der Folge konsolidierte sich der »Tag für Denkmalpflege« schnell. Zwischen 1900 und 1913 wurde er jährlich abgehalten.71 Seit 1907 wurde die Zusammenarbeit mit dem 1904 gegründeten »Bund Heimatschutz«, der neuen reichsweiten Heimatschutzorganisation, intensiviert, gemeinsame Tagungen im Zwei-Jahres-Turnus wurden geplant. Die Koppelung der Initiativen, die allerdings auf den Fortbestand ihrer organisatorischen Selbständigkeit Wert legten, sollte die gleichartige Stoßrichtung demonstrieren und den Fachaustausch erleichtern. Vor dem Krieg kam es nur noch 1911 und 1913 zu derartigen »Tagen für Denkmalpflege und Heimatschutz«. Die Verbindung mit dem »Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine« wurde dagegen gelöst. Verstand sich der »Gesamtverein« noch als Zusammenfassung und Ausgleich der Interessen lokaler und regionaler Vereine, war der Denkmaltag als Organisation de facto nur durch seinen Vorstand präsent. Er fungierte weder als Dachverband noch als Mitgliederverein, denn eine Mitgliedschaft gab es nicht. Reguläre Einnahmen aus Beiträgen fehlten deshalb ebenfalls. Statuten wurden nicht aufgestellt. Alle Beschlüsse faßte die jährliche Ver129 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Sammlung, die auch den Vorstand bestimmte. In dem nunmehr zwölfköpfigen Ausschuß waren Kunsthistoriker, Architekten, Konservatoren, Praktiker, staatliche Baubeamte und Kommunalpolitiker besonders aus Preußen, Hessen, Baden, Sachsen und Bayern vertreten. Die »zwanglose Organisation« und »freie Beweglichkeit unseres Tages«, die der seit 1905 amtierende Vorsitzende Adolf von Oechelhaeuser hervorhob, führte allerdings nicht nur dazu, daß sich der »Tag« »ausschließlich im Dienste der Sache nutzbringend« betätigen konnte,72 sondern ermöglichte es Oechelhaeuser und seinem Stellvertreter Paul Clemen auch, die Geschäfte weitgehend allein zu lenken. Neben amtlichen Vertretern der deutschen Länderregierungen nahmen schon im Jahr 1900 auch Vertreter Österreichs und der Schweiz teil. Österreich blieb dem »Tag« eng verbunden; 1911 wählte man Salzburg als Tagungsort. Die Schweiz verhielt sich distanzierter und entsandte nicht regelmäßig Vertreter. Die Teilnehmerzahlen stiegen von 150 im Jahr 1903 über etwa 500 im Jahr 1909 auf rund 700 im Jahr 1913.73 Zum einen erhöhte sich die Zahl der beteiligten staatlichen und städtischen Beamten, da die Staaten und besonders die Kommunen öffentliche Bedeutung und Werbewirksamkeit der Denkmaltage und der denkmalpflegerischen Tätigkeit überhaupt erkannten. Zum anderen drückte sich die vermehrte öffentliche Resonanz auch in der Teilnahme von nicht wissenschaftlich gebildeten, lediglich allgemein interessierten Laien aus. Dazu zählten Elementarschullehrer oder Bildungsbürger und Honoratioren der Tagungsstadt. Diese Tendenz wurde noch gefördert durch die Öffnung des Denkmaltags für den Heimatschutz und die Abkehr von der rein wissenschaftlichen und amtlichen Fachtagung. Der »Tag für Denkmalpflege« beschäftigte sich vor allem mit sechs Themenkreisen.74 Erstens ging es um die Grundsätze von Denkmalpflege und Restaurationen, um Purismus, die Gestaltung von neuen Zutaten und das Verhältnis von Denkmalpflege und moderner Kunst. Der »Tag« wurde hier zum Forum und teilweise auch Instrument der Neuerer. Schon auf dem Denkmaltag des Jahres 1900 kritisierte Cornelius Gurlitt die herkömmliche Anschauung der anpassenden Rekonstruktion und Ergänzung. Seine anfangs mehrheitlich abgelehnte Sichtweise setzte sich auf den Tagungen durch und ging über die Tagungs- und Presseberichte in die Praxis ein. Zweitens beschäftigte sich der »Tag« in ausführlichen Berichten und Debatten immer wieder mit Recht und Organisation des Denkmalschutzes im Deutschen Reich und im Ausland. Der Darmstädter Vertreter präsentierte hier erstmals ausführlich und mit reichsweiter Resonanz den Entwurf eines hessischen Denkmalschutzgesetzes. Denkmalschutz- und Verunstaltungsgesetzgebung sowie Fragen der Ortsstatute und der Baupolizei etwa in Preußen, Baden und Bayern wurden gleichermaßen diskutiert, die 130 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Regierungen damit zumindest unter Rechtfertigungszwang gesetzt, wenn auch die realen Erfolge kaum meßbar waren. Drittens ging es um Voraussetzungen und Ausbildung von Denkmalpflegern sowie um die Vermittlung denkmalpflegerischer Grundkenntnisse an Beteiligte und Betroffene, etwa an Geistliche. Viertens bildeten Praxis und Technik der Denkmalpflege einen Schwerpunkt. Dies reichte von der »Methodik der Ausgrabungen« über »Versuche mit Steinerhaltungsmitteln« und den »Einfluß der Vegetation auf die Baudenkmäler« bis zur »Bemalung und Konservierung mittelalterlicher Holz- und Steinskulpturen«. Fünftens wurde eine Reihe umstrittener Restaurationen an herausragenden Baudenkmälern diskutiert. Hierzu zählten das Straßburger Münster, der Dom in Meißen, das Heidelberger Schloß und die Hohkönigsburg im Elsaß. Dabei rückten immer wieder der von Gurlitt angeregte Stilwandel und die Grundsatzkontroversen um Purismus, Konservierung und Rekonstruktion in den Blick. Sechstem schließlich widmeten sich mehrere Beiträge auch neuen Denkmalkategorien und spiegelten damit die Ausweitung des Denkmalbegriffs. Die Erhaltung von Bürgerhäusern, Straßennamen und Städtebildern und die »Denkmalpflege auf dem Lande« wurden behandelt. Ins Bewußtsein gerieten dabei der Eigenwert kleinerer, geschichtlich und künsderisch nicht herausragender Überreste bürgerlicher und bäuerlicher Kultur sowie die Erhaltungswürdigkeit von stimmungsvollen Ensembles aus baulichen und eventuell auch natürlichen Elementen. Dies schuf die Verbindung zu den Fragen des Heimatschutzes. Die Tagungsberichte wurden regelmäßig veröffentlicht. 1910 und 1913 erschienen zudem thematisch gruppierte Auszüge aus den Protokollen.75 Zentrale Tagungsbeiträge wurden darüber hinaus als eigenständige Schriften beispielsweise in den »Flugschriften des Dürerbundes« vertrieben oder als Sonderdrucke an Stadtverwaltungen und andere Betroffene verschickt. Die Tagung wurde damit neben der eher praktisch orientierten Zeitschrift »Die Denkmalpflege« zum wichtigsten Forum der kontroversen Diskussion wie der Vereinheitlichung und Weiterentwicklung denkmalpflegerischer Grundsätze.76 Der »Tag« war zugleich denkmalpflegerisches Stimmungsbarometer, an dem die Regierungen öffentliche Reaktionen auf ihre Kulturpolitik ablesen konnten. Schließlich verstand sich der »Tag für Denkmalpflege« zunehmend als eine Art Verein für Denkmalpflege, dessen Leitung auch zwischen den Jahrestagungen öffentlich Position bezog, und als Interessenvertretung der sehr heterogenen Gruppe der mit Denkmalpflege beschäftigten Architekten, Kunsthistoriker, Archäologen und sonstigen Fachvertreter. Die Denkmaltage stießen zunächst auf das rege Wohlwollen der deutschen Einzelstaaten. Praktisch alle Staaten, auch von Anfang an Bayern,77 entsandten amtliche Vertreter. Offiziell Einladende waren die Länderregie131 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

rungen. Üblicherweise zahlte die einladende Regierung einen Kostenzuschuß zur Tagung und zum Druck der stenographischen Berichte. Das staatliche Engagement ließ die jeweilige Regierung als kulturpolitisch aufgeschlossen erscheinen.78 Die Berichterstattung über die Denkmaltage, die mit Besichtigungen am Ort und in der Umgebung verbunden waren, verschafften der Region überdies Publizität und touristische Anziehungskraft. Doch auch die kritischen Stimmen aus den Kreisen der Regierungsvertreter und amtlichen Konservatoren mehrten sich. Der erweiterte Teilnehmerkreis schien nicht mehr die Gewähr für eine Fachdiskussion unabhängig von öffentlichen Kontroversen und politischen Interessen zu bieten.79 Vor allem die Konservatoren fühlten ihr Monopol auf die denkmalpflegerische Fachkompetenz in Frage gestellt. Kunsthistoriker, Architekten und Ingenieure, aber auch Vertreter anderer Institutionen, etwa von Vereinen und Stadtverwaltungen, beeinflußten die Beratungen und Resolutionen der Denkmaltage, die dann in Presse und Öffentlichkeit Bild und Ziele der modernen Denkmalpflege bestimmten und die staatlichen Entscheidungen zu lenken versuchten. Hinzu kam, daß sich der Vorstand, der anfangs noch Wert auf die enge Verbindung mit den Staatsbehörden gelegt hatte, seit etwa 1905 um eine unabhängigere Stellung bemühte. Die Denkmaltage, meinten deshalb die preußischen Konservatoren 1911, seien »Massenansammlungen ohne Verpflichtung« und nicht befugt, maßgebende Urteile zu fällen.80 In der Folge richtete Preußen einen jährlichen Konservatorentag ein, der örtlich und zeitlich an den »Tag für Denkmalpflege« gekoppelt wurde, aber inhaltlich unabhängig und nicht öffentlich zusammentrat. Auch bemühte sich gerade Preußen schon früh, nur die Fachleute im engsten Sinn, namentlich die Konservatoren, teilnehmen zu lassen, um die Denkmaltage nicht durch eine großzügige und systematische Abordnung juristischer und technischer Regierungsdezernenten allzusehr aufzuwerten.81 Zudem erwogen Preußen und Bayern 1910 in seltener Einmütigkeit, die Verringerung der Denkmaltage auf einen zweijährigen Rhythmus durchzusetzen, um der sich verselbständigenden Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen und ihre politische Durchschlagskraft zu mäßigen. Allerdings wagte die bayerische Regierung nicht, dies offiziell anzuregen. Sie wollte den Eindruck vermeiden, »als brächten die Regierungen dem hohen idealen und praktischen Wert der bezüglichen Bestrebungen zu geringes Interesse entgegen«.82 Der Eindämmungsversuch scheiterte. In der Folge vergrößerte sich die Distanz zwischen Regierungspolitik und Denkmaltag zunächst eher noch; die vom Vorstand betriebenen Verselbständigungstendenzen zeigten Wirkung. Drittens: Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gelang es nicht, reichsweite organisatorische Zusammenschlüsse der Heimatschutzvereine herbeizu132 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

führen. Auch mehrere Initiativen Ernst Rudorffs scheiterten.83 Erst nach dem Aufschwung der Heimatbewegung am Jahrhundertausklang, nach der Gründung zahlreicher Heimatvereine und einiger Heimatbünde, hatte er Erfolg. Mittlerweile waren Zivilisationskritik und Heimatidee zum Politikum geworden; sie mobilisierten das Bürgertum. Freilich hatten auch die 1901 einsetzenden Vorbereitungen zur Gründung eines reichsweiten Heimatschutzvereins, des »Bundes Heimatschutz«,84 anfangs noch sektiererische Züge. Beteiligt waren lediglich der Verleger Georg Heinrich Meyer, in dessen Verlag eine Heimatzeitschrift und Arbeiten Rudorffs erschienen und der sich von einer Vereinsgründung auch eine Werbung für diese Schriften versprach, der Volkskundler Robert Mielke,85 der zunächst eine allgemeine, nur über eine Abteilung für Heimatschutz verfügende Kulturvereinigung anstrebte, und Rudorff selbst. Rudorff setzte sein Konzept eines besonderen Heimatschutzverbandes durch, auch mit Unterstützung des später zugezogenen preußischen Baurats und Gründungsherausgebers der Zeitschrift »Die Denkmalpflege« Oskar Hoßfeld, der hilfreiche Verbindungen knüpfen und staatliche Reaktionen eruieren konnte. Tatsächlich lenkten in der Folge vor allem Hoßfeld und Mielke die weiteren Schritte zur Gründung des Heimatschutzbundes. Der Plan wurde indessen bewußt nicht öffentlich gemacht. Zwar berieten sich die Initiatoren gelegentlich mit Sympathisanten wie dem Begründer der ländlichen Wohlfahrtspflege Heinrich Sohnrey, doch zogen sie es vor, die wichtigsten Schritte im engsten Kreis zu besprechen. Einbezogen wurde nicht einmal Hugo Conwentz, der Direktor des westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig, der den Naturschutz propagierte und später, seit 1906, die »Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege« in Preußen aufbaute und leitete.86 Er galt Rudorff und Mielke wegen seiner »einseitig-wissenschaftlichen Bestrebungen«87 nicht als zuverlässiger Förderer eines Heimatschutzes, der sich bildend und gestaltend an die Gegenwart richten sollte. Denn eigentlicher Schwerpunkt war nicht die Forschung, auch nicht die »materielle Erhaltung und Sicherung des Bestandes«. Man wollte kein bloßes »Organ der Natur- und Denkmalpflege« werden, keine »Art von ästhetischer Polizei«. Im Mittelpunkt sollte vielmehr »der Mensch als Teil seines Volkes und Ergebnis seines Landes und seiner Vergangenheit« stehen, »der deutsche Mensch, ... der durch den Heimatschutz erst wieder zu einer schlichten Auffassung der heimatlichen Landschaft, zu einer innerlichen Anerkennung ihrer Kulturwerte, zu einem bewußten Erkennen seiner Stellung als Angehöriger seines Volkes kommen« sollte. Einerseits sollte der Bund dabei gemäß dem ganzheitlichen Erziehungsanspruch »die Vertiefung und Verinnerlichung des deutschen Menschen« anstreben, dabei »alle Gebiete unseres öffentlichen und privaten Geistes- und Wirtschaftslebens erfassen, alle Stände durchdringen«, kurz: »sich zu einer Kulturbewe133 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gung auswachsen«. Andererseits wollten die Bundesgründer »die Arbeitsorganisation abgrenzen und erleichtern«.88 So wurde das Arbeitsgebiet pragmatisch in sechs jeweils von einem Fachmann geleitete Bereiche aufgeteilt: »1. Denkmalpflege. 2. Pflege der überlieferten ländlichen und bürgerlichen Bauweise; Erhaltung des vorhandenen Bestandes. 3. Schutz der landschaftlichen Natur einschließlich der Ruinen. 4. Rettung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt sowie der geologischen Eigentümlichkeiten. 5. Volkskunst auf dem Gebiete der beweglichen Gegenstände. 6. Sitten, Gebräuche, Feste und Trachten.«89 Denkmal- und Baupflege erhielten dabei eine vorrangige Bedeutung, wenn auch die Satzung des »Bundes« den »Schutz der Natur« gleichberechtigt neben den »Schutz und die Pflege der Werke« stellte.90 Der am 30. März 1904 gegründete »Bund Heimatschutz« verstand sich nicht als Dachverband, sondern organisatorisch als Mitgliederverein, ideell als Bewegung. 1904 hatte er 44 körperschaftliche und 573 persönliche, 1905 84 körperschaftliche und 683 persönliche, 1906 150 körperschaftliche und über 1.000 persönliche Mitglieder. Auch die Teilnehmerzahlen der Jahresversammlungen nahmen zu.91 Der Etat des »Bundes Heimatschutz« erreichte ebenfalls schnell ein vergleichsweise hohes Niveau.92 Die Mittel dienten vornehmlich der Werbung für den Heimatschutz in Politik und Gesellschaft, so durch ein Mitteilungsblatt, und überdies der anfangs vorgesehenen praktischen Arbeit in den sechs Abteilungen. Erster Vorsitzender wurde der Architekt Paul Schultze-Naumburg, der durch seine zivilisationskritischen und heimatbewegten Schriften, etwa durch Aufsätze im »Kunstwart«93 und durch die »Kulturarbeiten«, die seit 1902 erschienen, gerade bekannt geworden war. Er sollte nur als Aushängeschild fungieren. Seine Bestrebungen, Einfluß auf die inhaltliche Gestaltung des Bundes zu nehmen, versuchten Rudorff und Mielke zu blockieren. Zweiter Vorsitzender wurde der schaumburg-lippische Staatsminister Friedrich Freiherr von Feilitzsch in Bückeburg, der die Teilnahme der Politik nach außen dokumentierte, als Vertreter einer im Reich aber doch zweitrangigen Regierung leicht einzubinden schien. Als Geschäftsführer fungierte Mielke. Der Gründungsinitiative schlossen sich zahlreiche Kulturpolitiker, Künstler, Architekten, Forscher und Geistliche an.94 Vielerlei personelle Querverbindungen zum »Tag für Denkmalpflege« und zu Heinrich Sohnreys Verein für ländliche Wohlfahrtspflege95 dokumentierten die dichte Vernetzung des Heimatvereinswesens an der Jahrhundertwende. Industrie und Handel waren allerdings kaum vertreten, geringer noch als in den regionalen und lokalen Heimatvereinen. Deshalb legte Mielke, anders wohl als der strikt industrieskeptische Rudorff, besonderen Wert auf die Beteiligung des Freiburger Nationalökonomen Carl Johannes Fuchs, der auch bei Sohnrey mitarbeitete, »weil diese Tatsache allein den Gegenern 134 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

des Heimatschutzes aus dem Industrielager den Nachweis erbringen mußte, daß sich der Kampf nicht gegen die Industrie, sondern gegen ihre Auswüchse richtete«.96 Gründung und Tätigkeit des »Bundes Heimatschutz« wurden von den einzelstaatlichen Regierungen zunächst wohlwollend aufgenommen. Viele Staatsregierungen riefen ihre Behörden ausdrücklich zur Unterstützung auf.97 Doch deuteten sich auch Probleme an, welche die weitere Entwicklung störten. Einmal hemmten die sektiererisch-idealistischen Anfänge. Unterschiedliche Schwerpunkte und konkurrierende Motive der ihrem Ziel teilweise mit religiöser Inbrunst verschriebenen Gründer und Mitglieder ließen den »Bund« aus politischer Sicht unberechenbar und unzuverlässig erscheinen. Rudorff und Mielke wollten sich in Öffentlichkeit und Vereinswesen das Monopol auf die Heimatarbeit sichern. Der industriefeindliche Rudorff stand gegen Schultze-Naumburg, der eher die Kontrolle und Korrektur der wirtschaftlichen Modernisierung anstrebte. Die überzeugten Heimatschützer mißtrauten den vom Staat protegierten und teilweise administrativ eingebundenen wissenschaftlichen Denkmalpflegern und Naturschützern. Sodann war der »Bund« keine Verbindung dilettierender betulicher Heimatforscher bildungsbürgerlicher Provenienz und lokaler Verwurzelung. Die Gründung ging von Berlin aus, und die Basis lag - anders als bei den Geschichtsvereinen - nicht in den von der Industrialisierung erst gestreiften Klein- und Mittelstädten auf dem Lande, sondern in der Großstadt. Die Führungspersönlichkeiten entstammten meist dem großstädtischen Bürgertum und suchten Einfluß auf die großstädtische Politik. Mit den modernen Mitteln der Interessenvertretung und Politik wohlvertraut, betrieben sie einen fast professionellen Lobbyismus in den Schaltzentralen der Macht. Sie wirkten also nicht nur, wie von der Politik gewünscht, auf die Bevölkerung ein, sondern engagierten sich auch kritisch gegen die Politik. Schultze-Naumburg verlangte in diesem Sinn 1907, der Heimatschutz müsse offensiv »in die verschiedensten Zweige des öffentlichen Lebens eingreifen«.98 Dies vermehrte die Reibungspunkte und die politischen Widerstände. Schließlich irritierte die Staats- und Provinzialregierungen wie auch die regionalen Heimatbünde zunehmend der Anspruch des »Bundes«, als nationale Sammlungsbewegung aufzutreten. So arbeiteten zwar viele Vertreter von Länderbehörden und regionalen Heimatbünden mit. Initiativen des »Bundes Heimatschutz« allerdings, ein flächendeckendes Netz an Zweigvereinen zu bilden, also selbst Vereine in Ländern, Provinzen und Ortschaften ins Leben zu rufen oder umgekehrt bestehende Vereine in seine Organisation einzubinden, stießen auf Widerspruch. Neben örtlichen Vereinen traten zunächst nur die Heimatverbände kleinerer Staaten als 135 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

körperschaftliche Mitglieder in den »Bund Heimatschutz« ein. Der bayerische Volkskunstverein im besonderen arbeitete zwar mit den reichsweiten Heimatschutzorganisationen zusammen, gliederte sich aber dem »Bund« auch nach wiederholtem Drängen nicht an, weil er die Aufgabe seiner Eigenart und die Funktionalisierung für Berliner politische Ziele fürchtete. Ähnliche Besorgnisse um die organisatorische und inhaltliche Unabhängigkeit fanden sich bei Vereinen und Behörden anderer Länder oder Provinzen. Mehrere niedersächsische Verbände, der »Heimatbund Mecklenburg« und der große und einflußreiche »Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz« traten dem »Bund« ebenfalls nicht bei. In Posen, West- und Ostpreußen, Thüringen und Elsaß-Lothringen gelang es bis zum Krieg nicht, Landesvereine ins Leben zu rufen.“ Wo der »Bund« die Gründung von Landesvereinen anregte wie etwa im preußischen Regierungsbezirk Wiesbaden, protestierten die alteingesessenen Geschichtsvereine, die um Monopol, Attraktivität und Finanzmittel bangten.100 Angesichts derartiger Kollisionen von nationalen, regionalen und politischen Interessen mußte der »Bund Heimatschutz« seit 1908 seine Politik korrigieren. Die Satzung wurde abgeändert. Die Landesvereine wurden aufgewertet; die Zentrale blieb nur mehr organisatorische Spitze mit primär werbenden Funktionen. Persönliche und lokale körperschaftliche Interessenten mußten einem Landesverein beitreten und konnten nur noch ausnahmsweise direkt Mitglied im »Bund« werden. Nicht mehr eine Bundesversammlung, sondern eine Vertreterversammlung, die von den Orts- und Landesvereinen beschickt wurde, entschied über Satzungsänderungen, stellte den Etat auf, fällte die Beschlüsse und wählte den Vorstand. Zu diesem gehörten neben dem Vorsitzenden und zwei Stellvertretern zwölf bis sechzehn Beisitzer, die den Landesvereinen anteilsgemäß entstammen sollten.101 Diese Umkehr der Organisationsstruktur gefiel den Heimatschutzaktivisten der ersten Stunde durchaus nicht. Sie mißtrauten der kontemplativ-betulichen Heimatpflege von wenig grundsatzfesten, eher kompromißbereiten und beeinflußbaren örtlichen Honoratioren. Schultze-Naumburg forderte noch 1911 auf dem »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz«, den bündisch-autoritären Charakter der Bewegung, die »straffe einheitliche Leitung« der Ortsgruppen zu bewahren, um »Einheitlichkeit in der Verfolgung der Ziele« und Effizienz zu gewährleisten.102 Doch Schultze-Naumburg hatte selbst schon an Einfluß eingebüßt. Im Zuge der Erneuerung wurde auch das Führungspersonal ersetzt. Den Vorsitz übernahm 1913 der ehemalige Hallenser Stadtbauinspektor Karl Rehorst, der 1906 Konservator der preußischen Provinz Sachsen und 1907 Beigeordneter der Stadt Köln geworden war,103 nachdem schon vorher der 136 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Mitgründer Mielke durch Fritz Koch als Geschäftsführer abgelöst worden war. Die neue Führung stand für politischen Ausgleich und Vermittlung zwischen den Interessen von Behörden, Ländern und Vereinen, zugleich für eine Vertiefung der Beziehungen zu benachbarten Organisationen wie dem »Tag für Denkmalpflege«. Parallel wurde auch die inhaltliche Arbeit umgestellt, die praktische Tätigkeit trat zurück. Dafür intensivierte der »Bund« seine Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. So initiierte er am Jahreswechsel 1912/13 eine »Stiftung für Heimatschutz«. Die Stiftung wollte das Engagement für den Heimatschutz durch Schriften und Bildpostkarten fördern. Die Karten, ein junges Medium, galten als gutes »Mittel, um die großen Massen zu fassen«. Dem »Schund und Schmutz ..., der sich auf gewissen Postkarten breit macht«, sollten die »Schönheiten«, die »überall« zu finden seien, gegenübergestellt werden.104 Für die nunmehr politisch-propagandistische Ausrichtung sprach auch eine weitere Kurskorrektur am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Bestellung eines neuen Geschäftsführers, des Ingenieurs Werner Lindner, eines effizienten, politisch denkenden Organisators, der bis in die nationalsozialistische Zeit amtierte,105 und die Ergänzung des Vereinsnamens zum »Deutschen Bund Heimatschutz« im Jahr 1914 demonstrierten politische Ambitionen und nationale Orientierung. d) Wandel der organisierten Heimatbewegung in Kriegsund Nachkriegszeit Der Weltkrieg veränderte Charakter und Funktion der organisierten Heimatbewegung. Sie wurde unmittelbar in Kriegsaufgaben eingebunden. Das zeigt sich schon an der Entwicklung des »Tags für Denkmalpflege«. Der dreizehnte »Tag für Denkmalpflege« war für den September 1914 in Augsburg vorgesehen, wurde aber wegen des Kriegs verschoben.106 Am 28. und 29. August 1915 fand eine sogenannte »Kriegstagung für Denkmalpflege« in Brüssel statt.107 Die Einladung unterzeichneten im Namen des Geschäftsführenden Ausschusses des »Tags für Denkmalpflege« Adolf von Oechelhaeuser, zu der Zeit Adjutant beim Militärgouvernement der Provinz Antwerpen, und Paul Clemen.108 Offiziell wurde die Tagung nicht von staatlichen Stellen veranstaltet. Das preußische Kriegsministerium befürwortete sie aber ausdrücklich,109 und sie stand unter dem Protektorat des Generalgouverneurs Moritz von Bissing, der auch persönlich teilnahm. Die staatliche Unterstützung ermöglichte erst die Durchführung, beispielsweise durch die Ausstellung von Passierscheinen. Die Anmeldungen wurden über die Verwaltung des Generalgouvernements abgewickelt. Die Verhandlungen waren nicht öffentlich; sie fanden anders als bei den 137 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bisherigen Denkmaltagen im engen Kreis der Fachleute statt. Publikationen über die Tagung sollten durch den Geschäftsführenden Ausschuß redigiert werden und waren genehmigungspflichtig. Eingeladen waren die ständigen Mitglieder des »Tags für Denkmalpflege«, die Vorsitzenden der wichtigsten Heimatschutzvereine, die Referenten für Denkmalpflege in den größeren deutschen Staaten und ausgewählte Persönlichkeiten. Es wurden aber nicht, wie sonst üblich, offizielle Vertreter der Regierungen, der Kommunalverbände, der Stadtverwaltungen, der Geschichts-, Altertums- und Architektenvereine zugezogen. Laut Teilnehmerliste waren bei den Brüsseler Verhandlungen 69 Personen anwesend. Die Spitzen der Zivilverwaltung in Belgien, einige wenige Militärs sowie zahlreiche, oft selbst im Kriegsdienst stehende prominente Vertreter von Denkmalpflege und Kunstgeschichte nahmen teil, zudem Vertreter Österreich-Ungarns und sogar zwei der neutralen Schweiz.110 Das gegenüber früheren Denkmaltagen gestraffte Programm konzentrierte sich ganz auf die Kriegssituation. Es ging um Denkmäler und Denkmalschutz auf dem Kriegsschauplatz, um völkerrechtliche Fragen und um den Wiederaufbau in Belgien und Ostpreußen. Den Abschluß bildete ein gemeinsamer Ausflug nach Löwen, Mecheln, Lier und Antwerpen. Besichtigungsreisen gehörten üblicherweise zum Begleitprogramm der Denkmaltage. Indes war die Reise der Denkmalpfleger durch das kriegszerstörte und besetzte Belgien im August 1915 eine besonders provozierende Zurschaustellung deutscher Kulturoberhoheit. Dies machte die enge Verknüpfung von militärisch-politischen Zielen und denkmalpflegerischen Interessen deutlich. Die anfangs um Unabhängigkeit vom Staat bemühte Heimatbewegung war im Krieg gänzlich vereinnahmt worden. Davon erhoffte sie sich umgekehrt eine Aufwertung ihrer eigenen Ziele. Das Experiment einer Kriegstagung im besetzten Gebiet wurde allerdings nicht wiederholt. 1916 fiel der Denkmaltag aus, und der nächste »Tag« fand vom 19. bis 22. September 1917 in Augsburg statt.111 Äußerlich bemühte man sich um den gewohnten Rahmen und demonstrierte Normalität. Die alltägliche soziale Not hatte jedoch kulturelle Ziele in den Hintergrund gedrängt. Deshalb kam es diesmal im Vorfeld zu Protesten gegen die aufwendigen Tagungsplanungen.112 Wiederum stand die Tagung ganz im Zeichen des Kriegs und der Kriegspropaganda.113 Der für 1918 in Köln geplante gemeinsame »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« mußte angesichts der Verkehrs- und Versorgungsprobleme ganz ausfallen.114 Auf einer anderen Ebene erfuhr die Heimatbewegung unerwarteten Auftrieb. Neben der denkmalpflegerischen Arbeit im engeren Sinn wurde der Wiederaufbau schon 1915 zu einem zentralen Tätigkeitsfeld der Zivilverwaltung in den besetzten oder umkämpften Gebieten. Vor allem in 138 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Belgien und Frankreich, im Oberelsaß und in Ostpreußen waren nicht nur einzelne Baudenkmäler, sondern ganze Ortschaften in großem Umfang zerstört. In Belgien wurden bei der Besetzung mehr als 20.000 Gebäude völlig vernichtet;115 in Ostpreußen fielen 1914 den Kriegshandlungen 24 Kleinstädte, fast 600 Dörfer, etwa 300 Güter und mehr als 30.000 Häuser zum Opfer.116 Auch Bau- und Kunstdenkmäler wurden dabei in materiell kaum meßbarem Umfang vernichtet. Der »Deutsche Bund Heimatschutz« warnte, daß beim Wiederaufbau mehr noch als nach dem Krieg von 1870/71 »Unkultur«, »Spekulation« und »Selbstsucht« überhand nehmen könnten, und verlangte, den Wiederaufbau nicht bloß isoliert als technisches Bauproblem zu sehen, sondern als ganzheitliche Kulturaufgabe. Aus Sicht des »Bundes« ging es um die »Verbesserung unseres gesamten Wohnungswesens und unserer Lebenskultur überhaupt«, damit um die »Stärkung und Erhaltung unserer Volkskraft«.117 Bald erzielte man Einvernehmen darüber, daß der Wiederaufbau in der »bodenständigen Bauweise« erfolgen sollte.118 In Ostpreußen119 wurden gründerzeitliche und historistische Bauformen nicht wiederhergestellt, sondern aus politisch-ideologischen wie praktischfinanziellen Gründen die Prinzipien der Heimatbewegung berücksichtigt. Unter Berufung auf die Kolonisation Friedrichs II. nahm man Kleinhausbauten der Zeit um 1800 zum Vorbild. Die Wiederaufbauplanung erzeugte eine Aufbruchstimmung unter den romantisch-kulturhistorisch orientierten deutschen Architekten und in den Heimatbünden, die ihre Ziele offiziell anerkannt und in einer nationalen Gemeinschaftsaufgabe verwirklicht sahen. Selbst für die Bautätigkeit in nicht zerstörten Regionen Deutschlands propagierten die Regierungen nun gemäß den Forderungen der Heimatbewegung das Kleinhaus, was sich 1916 im Erlaß eines sogenannten Kriegersiedlungsgesetzes niederschlug.120 Auch für Belgien121 sollten die Grundsätze des deutschen Heimatschutzes und der Denkmalpflege berücksichtigt werden.122 Vor allem der von belgischen Fachleuten vorgesehene Wiederaufbau zerstörter historischer Baudenkmäler im alten Stil wurde von den Deutschen abgelehnt. Selbst Joseph Stübben, der eher gemäßigt argumentierte, verlangte, ältere »städtebauliche Fehler wieder gut zu machen« und »den Wiederaufbau von Stadtteilen, von städtischen und ländlichen Anwesen nicht bloß an sich zu fördern, sondern auch in bessere Bahnen zu lenken«.123 Deutschland müsse schon deshalb eingreifen, weil man es später für Qualität und Ästhetik des Wiederaufbaus verantwortlich machen werde. Die deutsche Militärverwaltung wollte deutsche Architekten zur Beratung heranziehen und deutsche Ästhetikbestimmungen sowie deutsche Bautätigkeit und Ortsbildpflege als Vorbild nehmen. Auch sollten nach dem Vorbild deutscher Heimatvereine »Comités« gebildet werden, die durch Veröffentlichungen und Musterentwürfe 139 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

den Wiederaufbau gemäß deutschen Grundsätzen der Ortsbildgestaltung propagierten.124 Die Heimatbewegung konnte im Krieg somit eine Chance für das Bauwesen sehen. Darüber hinaus verband sie mit dem Krieg Hoffnungen auf eine innere Läuterung der deutschen Gesellschaft überhaupt. Das betraf zum einen die Aussicht auf eine Rückkehr zur »Bescheidenheit, wie sie unseren Vorfahren eigen war«,125 wie sie auch die Heimatbewegung schon immer gefordert habe und wie sie infolge des Kriegs praktisch und psychologisch geboten sei. Das betraf zum anderen die Aufwertung von Heimatbewegung, Heimat und heimischer Kunst. Die oft belächelte, oft übergangene Heimatschutzbewegung fühlte sich nunmehr anerkannt, denn im Schutz der Heimat, ob ideell oder militärisch, sah sie den Sinn des Kriegs schlechthin.126 Zugleich diskutierte man Anforderungen und Wandlungen, denen sich die Heimatbewegung zu unterziehen habe.127 Neben den eher individuellen und punktuellen Aufgaben der Denkmalpflege, so der Tenor, müsse der Heimatschutz jetzt »dem im Daseinskampfe wieder erwachten Heimatgefuhl des deutschen Volkes« gerecht werden und für »das Volk im ganzen« arbeiten. Natur- und Heimatschutz seien nötig, »aber unter weiser Rücksichtnahme auf gewerbliche Forderungen und Fortschritte der Technik«.128 Schon 1916 kündigte Erich Blunck, der spätere brandenburgische Provinzialkonservator, in der »Denkmalpflege« an, man könne nach dem Krieg nicht mehr bloß im Sinne der klassischen Denkmalpflege schützen und erhalten. Angesichts der Zerstörungen und zum Zweck des wirtschaftlichen Wiederaufbaus würden vielmehr Erweiterungen alter Bauten und die Anpassung an neue Bedürfnisse erforderlich werden. »Dann werden Konservatoren nötig sein, die ohne Sentimentalität ihr Amt nicht nur als wissenschaftliche Arbeit, sondern vielmehr als künstlerisch gestaltende Tätigkeit betreiben, und wir werden moderne, aber nicht modische Baumeister gebrauchen, die wie Schinkel imstande sind, auf der alten Kunst fußend, neue unvergängliche Werte zu schaffen.«129 Hier wie beim Neuaufbau in Ostpreußen war die Besinnung auf die Vergangenheit primär als Auftrag zur Gestaltung der Gegenwart gedacht. Am konsequentesten verband Werner Lindner die praktischen Aufgaben des Wiederaufbaus mit der Läuterung der Gesellschaft und einer Reform der Heimatschutzarbeit. In seiner Denkschrift über »Die Aufgaben des Bundes Heimatschutz während des Kriegs und nach Friedensschluß«, die er im Dezember 1916 an die Landesvereine verschickte, entwarf er programmatisch den Funktionswandel der Heimatbewegung.130 »Viele«, so Lindner, hätten »draußen im Schützengraben Liebe und Verständnis für die Heimat gewonnen« und würden »mit erweiterten und gereiften Anschauungen und mit berechtigten Wünschen und Forderungen zurückkommen«. Die Chance zur inneren Erneuerung zu ergreifen, sei von 140 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

staatspolitischer Bedeutung. Speziell der »Bund Heimatschutz« sei dazu geeignet, diese Aufgabe wahrzunehmen, quasi als freiwillige Organisation im öffentlichen Auftrag. Dafür bedurfte es allerdings nach Lindners Anschauung mehrerer Neuerungen. Einmal mußte die Verbindung zum Staat ausgebaut werden. Dieser sollte vor allem die finanziellen Zuschüsse für die Heimatvereine erhöhen und die Spendentätigkeit fördern. Sodann war eine quantitative und qualitative Ausweitung der Arbeit erforderlich, etwa durch Periodika, Ausstellungen, Vorträge, eine intensivere Beratungstätigkeit sowie die Aufnahme des Heimatschutzes in die Ausbildung von Handwerk, Industrie und Kunstgewerbe ebenso wie in die Lehrpläne der allgemeinbildenden Schulen, wo er praktisch vom ersten Schuljahr an in den Fächern Religion, Heimatkunde, Deutsch, Geschichte, Erd- und Naturkunde, Zeichnen und Handfertigkeitsunterricht eine Rolle spielen sollte. Auch in den Lehrerseminaren und auf den Universitäten sollte der Heimatschutz berücksichtigt werden, bis hin zur Einrichtung von Lehrstühlen für Heimatschutz, wie sie vor dem Krieg in Jena und Münster geplant waren. Bislang würden die Studenten etwa im Fach Kunstgeschichte in »Fragen des guten Geschmacks im Bau- und Wohnungswesen oft hilflos« gelassen. Jetzt gelte es, allen Studenten die Vernetzung der gesellschaftlichen Probleme und die ganzheitliche Sicht der Heimatbewegung nahezubringen. Besonders Lehrer und Geistliche, Volkswirte und Juristen, die angehenden Multiplikatoren und Verwaltungsbeamten, müßten in ihrer Ausbildung von Anfang an mit dem Heimatschutz vertraut gemacht werden. Schließlich sei auch die innere Struktur des Heimatbundes zu reformieren. Die Zusammenarbeit der Geschäftsstelle mit den Landesvereinen müsse vertieft werden, was nichts anderes als die bereits vor dem Krieg von der Berliner Zentrale gewünschte, von den Heimatbünden in den Ländern mißtrauisch beobachtete Zusammenziehung von Kompetenzen bei der Geschäftsstelle bedeutete. Die Zentrale, mittlerweile eher Dachverband mit relativ wenigen, nämlich 970 persönlichen Mitgliedern, sollte gegenüber den Landes- und Ortsvereinen, die etwa 27.000 Mitglieder vertraten, gestärkt werden. Rücksichten auf einen Länder- und Vereinsproporz wollte Lindner aufgeben. Um häufigere und regelmäßige Vorstandssitzungen zu ermöglichen, empfehle es sich, mehr Berliner in den Vorstand aufzunehmen. Die Vorstandsmitglieder sollten als Sachverständige für bestimmte »Arbeitsgebiete« füngieren. Von Vorstand und Geschäftsführung eingesetzte ständige Arbeitsausschüsse für die einzelnen Arbeitsgebiete, nämlich für Heimatkunde, Denkmalpflege und Bauberatung, Naturdenkmalpflege und Naturschutz, Verkehr, Reklame, Literatur, Kunst, Öffentlichkeitsarbeit sowie Schule, sollten das Programm der Spezialisierung komplettieren. Ziel war es, einen schlagkräftigen und effizienten Interessenverband für die 141 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Heimatbewegung zu schaffen, der in der Lage war, Verwaltung und Gesetzgebung wirkungsvoll zu beeinflussen. Zwar konnte Lindner seinen Reformplan nicht durchsetzen. Die Interessen der Ländervereine blockierten einen Ausbau der Berliner Geschäftsführung, und die materiellen Möglichkeiten des Staats wie der Heimatbünde ließen gegen Kriegsende eine erhebliche Intensivierung der Heimatschutzarbeit nicht zu. Doch spiegelte Lindners Konzept den Wandel im Verhältnis zwischen dem Staat auf der einen und der Denkmalpflege- und Heimatbewegung auf der anderen Seite. Die Bewegung hatte sich von der föderalistischen Struktur Deutschlands endgültig gelöst, war in höherem Maß an der Nation orientiert. Zentralistische Tendenzen in der Organisation verstärkten sich, und die praktische Tätigkeit beanspruchte noch unbedingter als zuvor, alle Lebensbereiche zu erfassen und die Gegenwart zu gestalten. Das wirkte in die Weimarer Zeit hinein. Doch konnte sich auch die organisierte Heimatbewegung nun der Politisierung und Fraktionierung der Gesellschaft nicht entziehen. In Reaktion auf die politischen und sozialen Umwälzungen wurde schon früh eine soziale Öffnung der bislang bürgerlich geprägten Bewegung gefordert. Die Denkmalpfleger, argumentierte der Jenaer Kunsthistoriker Paul Weber auf dem Denkmaltag von 1920, hätten sich zu sehr abgeschottet und das »handarbeitende Volk, das zurzeit doch nun einmal die entscheidende Macht in Deutschland« bilde, »bisher systematisch vernachlässigt«. Dadurch seien sie »eine dünne, einflußlose Oberschicht« geblieben.131 Denkmalpflege und Heimatschutz würden erst dann allgemein akzeptiert, wenn die Volksschullehrer zu den Tagungen zugezogen würden und »wenn am Vorstandstische künftig auch Vertreter der Arbeiterparteien säßen. Man müsse den Gegensatz, das Mißtrauen, das immer noch die einfachen Leute von den Gebildeten trenne, beseitigen«.132 Diese Forderung stieß zunächst freilich auf Vorbehalte der Fachvertreter. Insbesondere der Vorsitzende des »Tags für Denkmalpflege«, von Oechelhaeuser, betonte den fachwissenschaftlichen Charakter der Tagungen, der eine Beteiligung breiterer Bevölkerungskreise von vornherein unsinnig erscheinen lasse. Die »Vertreter des handarbeitenden Volkes« würden »an unserem Vorstandstische sich bald selbst recht unbehaglich und überflüssig - ›fehl am Ort‹ - vorkommen, ebenso wie die Volksschullehrer als ständige Teilnehmer unserer Tagungen den meisten Fragen, die wir hier behandeln, gleichgültig und teilweise auch verständnislos gegenüberstehen und in der Hauptsache nur dann sozusagen auf ihre Kosten kommen und uns zugleich nützlich sein würden, wenn es sich um Fragen des Volksunterrichts und der Volkserziehung handelt«.133 Die Popularisierung des Gedankenguts von Heimat- und Denkmalpflege müsse den Vereinen, Provinzial- und Landesorganisationen 142 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

überlassen werden, die in unmittelbare Beziehung zur Bevölkerung treten könnten. Von seiten der Vereine selbst und aus politischen Kreisen wurde diese Differenzierung zwischen Fachtagung und Populärverein allerdings aufgegeben. Der Vorsitzende des »Rheinischen Vereins für Denkmalpflege« Max Wallraf, ehemals Kölner Oberbürgermeister, preußischer Staatsminister des Innern und zeitweilig Landtagsabgeordneter, später für die Deutschnationale Volkspartei Mitglied des Reichstags, bezeichnete 1921 die soziale Öffnung geradezu als »das Wichtigste«, auch um Industrialisierung und Denkmalpflege miteinander zu versöhnen. »Wir müssen das Interesse für unsere Bestrebungen, und namentlich für den Heimatschutz, hineintragen in die weitesten Kreise unserer Arbeiterschaft, dann kommen wir nicht zu solchen Erscheinungen, wie sie häufig drohen. Ein Unternehmer steckt sich hinter die einheimischen Arbeiter und sagt ihnen: Ihr könnt an Ort und Stelle gegen hohen Lohn beschäftigt werden. Damit wirft er das moderne Schwergewicht der Arbeiterinteressen für seinen eigenen Plan in die Wagschale. Demgegenüber müssen wir die Arbeiterschaft für die Auffassung gewinnen, daß gerade sie an der Erhaltung schöner Natur und reiner Luft das größte Interesse hat.« Wallraf reklamierte zugleich einen ersten Erfolg bei der praktischen Versöhnung von ökonomischen, sozialen und ökologischen Interessen. Der »Rheinische Verein« habe »sich große Mühe gegeben, auch die linksgerichteten Kreise der Arbeiterschaft für unsere Bestrebungen zu begeistern. Es ist jetzt soweit, daß auch einige der sozialdemokratischen Führer unserem Ausschuß beigetreten sind«.134 Eine dauerhafte Verbreiterung der sozialen Basis gelang allerdings nicht, auch wenn sie bis zum Ende der Republik immer wieder betrieben wurde.135 Der Versuch einer sozialen Öffnung offenbarte, daß die Weimarer Phase von Entwicklungs- und Orientierungsproblemen der Heimatbewegung geprägt war. Konflikte und Brüche innerhalb der einzelnen Heimatorganisationen traten auf, und vielfältige neue Organisationen entstanden. Diese Tendenz der Aufsplitterung wurde von Bemühungen zur Konzentration der Kräfte begleitet. Gerade in der Krise der Republik verstärkten sich die Forderungen, eine einheitliche Organisation, einen »alle deutschen Gebiete umfassenden Verein«, für die Propagierung der Denkmalpflege zu schaffen.136 Zugleich dokumentierten neue Formen der Heimatpropaganda die Anpassung der Bewegung an die politische Moderne. Erstens: Viele der regionalen Heimatbünde mußten in der Republik mit erheblichen Existenzproblemen kämpfen. Manche hatten im Krieg ihre Arbeit weitgehend eingestellt wie der »Hessische Bund für Heimatschutz«, der erst 1925 mit tatkräftiger Hilfe der Behörden, die ihn unter anderem in der Schule, für die Lehrerbildung und die Jugendfürsorge einsetzen wollten, und unter dem Vorsitz des Ministerialrats Heinrich Wagner wieder 143 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zum Leben erweckt werden konnte.137 Vor allem hatten die Vereine größte Mühe, in den destabilen Jahren der Republikgründung, der Inflation und der Wirtschaftskrise ihre Finanzierung sicherzustellen, und das nicht nur gegen prinzipielle Gegner des Heimatschutzes, sondern oft genug gegen die Fachverwaltungen, etwa gegen Konservatoren, die den Behörden empfahlen, die private Konkurrenz knapp zu halten und nicht durch großzügige Förderung oder gar Einbindung in staatliche Aufgaben noch aufzuwerten.138 Ständig mußten somit von verschiedenen Behörden Zuschüsse eingeworben werden. Auch angesichts der politischen Wechsellagen wurde dabei immer wieder der überparteiliche Charakter der Heimatarbeit betont.139 Das allein begründete aber nicht, daß die Heimatvereine auch aus Sicht der deutschen Staaten Aufmerksamkeit verdienten. Jedoch gelang es den größeren Vereinen und Bünden bis zu einem gewissen Grad mit Erfolg, ihre staatspolitische Bedeutung hervorzukehren. Die Förderung des Wiederaufbaus, die Kulturpflege in besetzten oder bedrohten Gebieten, etwa der bayerischen Pfalz, und allgemein die »Erweckung und Wiederbefestigung der in den Stürmen der Zeit verloren gegangenen oder doch erschütterten Liebe zur Heimat«, wie sie der »Bayerische Landesverein für Heimatschutz«, der ehemalige »Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde«, 1920 versprach, das Bemühen, ein »neues vaterländisches Empfinden in den Herzen, namentlich der Jugend« zu stiften, - all dies schien auch den republikanischen Regierungen gleich welcher Couleur ein Unterfangen, das staatliche Hilfe verdiente. Die Tätigkeit des »Bayerischen Landesvereins« wurde deshalb wie schon zu Zeiten der Monarchie eng in die Staatstätigkeit eingebunden. Der Arbeitsbericht des Landesamts für Denkmalpflege erschien seit 1929 in der Vereinszeitschrift: »Bayerischer Heimatschutz«. Umgekehrt erhielt das Landesdenkmalamt im selben Jahr ein besonderes Referat für Heimatpflege.140 Mit der Kulturpflege Bayerns konnte nur die preußische Provinz Westfalen mithalten, die 1923 ein eigenes Kulturdezernat einrichtete, die Heimatpflege und namentlich den »Westfälischen Heimatbund« gut dotierte, freilich auch konzentrierte, steuerte und für die eigenen politischen Zwekke instrumentalisierte.141 Die Heimatvereine der übrigen preußischen Provinzen verwiesen mit Neid auf die materiellen Verhältnisse in Westfalen.142 Aber auch außerhalb Bayerns und Westfalens wurde der volkspädagogische Wert der Heimatpflege bald erkannt. In Zusammenhang mit den Reichsreformbestrebungen kam ein politischer Nutzen hinzu. Gerade weil Westfalen in seiner Kulturraumforschung und Heimatpflege expansive Tendenzen zeigte und beispielsweise die von Hannover lang vernachlässigten Heimatvereine des niedersächsischen Westens, etwa in Osnabrück und im Emsland, sogar finanziell förderte, erkannten die bedrohten Territorien 144 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

wie hier die Provinz Hannover die Notwendigkeit, über Heimatforschung und Heimatpflege ihre eigene Existenzberechtigung und Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Auf diese Weise erhielten zwar einzelne Heimatbünde die gewünschte Förderung, aber sie mußten sich auf das Konzept der unparteilichen Heimatarbeit verpflichten lassen, behördliche Mitsprache bei ihrer Tätigkeit akzeptieren und bei der Verdrängung konkurrierender kleinerer Vereine mitwirken.143 In bestimmten Fällen mußten sie auch regionale kulturelle Traditionen zugunsten der politischen Grenzen leugnen oder mißachten. Die Interessen von regionaler Heimatbewegung und politischer Spitze fielen dabei freilich oft zusammen. So wies etwa der Geograph Kurt Brüning für den »Niedersächsischen Ausschuß für Heimatschutz« das Landesdirektorium im Mai 1930 darauf hin, daß die Provinz Westfalen »auf diesem Gebiet des Heimatschutzes in unglaublicher Weise gegen uns arbeitet«. Er kündigte an, der »Ausschuß« werde den kommenden »Niedersachsentag« in Osnabrück veranstalten und »in den Dienst der Pflege des niedersächsischen Gedankens und des Kampfes um die Erhaltung des Osnabrücker Bezirks und des Emslandes für Niedersachsen« stellen.144 1932 fand der »Niedersachsentag« in Oldenburg statt, wo mittlerweile zahlreiche, auch länderübergreifende Vereine um die Heimatpflege bemüht waren und so die politischen Grenzen unterliefen. Zweitens: Die vor dem Krieg von der preußischen Bauverwaltung im Finanzministerium verantwortete Zeitschrift »Die Denkmalpflege« machte in der Weimarer Zeit einen bemerkenswerten Wandel durch. Seit 1922 erschien sie unter dem Titel »Denkmalpflege und Heimatschutz« und wurde herausgegeben von den preußischen Ministerien der Finanzen und des Kultus in Verbindung mit dem »Deutschen Bund Heimatschutz«. 1930 fusionierte sie mit der in Wien erscheinenden »Zeitschrift für Denkmalpflege«, den ehemaligen »Mitteilungen« der österreichischen Denkmalschutzverwaltung, die ihrerseits seit 1926 in Verbindung mit dem »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« und unterstützt von den Verwaltungen der deutschen Länder publiziert wurde. Die neue Zeitschrift wurde nun unter dem Titel »Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz« herausgegeben von den beiden vorher schon beteiligten preußischen Ministerien zusammen mit dem österreichischen Bundesdenkmalamt unter Mitwirkung der Kunstverwaltungen und Denkmalämter der übrigen deutschen Länder. Sie stellte den Versuch dar, die territoriale und inhaltliche Zersplitterung der deutschsprachigen Denkmalpflege- und Heimatbewegung durch eine staatliche Initiative aufzuheben und eine Konzentration der Kräfte wie auch der Finanzen zu ermöglichen. Drei Aufgaben sollte die neue Zeitschrift erfüllen: Sie sollte dem »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« als Organ dienen, grundsätzlichen Diskussionen und Standortbestimmungen Raum bieten und praktische 145 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Fragen der Denkmalpflege erörtern.145 Tatsächlich wurde sie in den wenigen Jahren ihrer relativ unabhängigen Existenz bis zur nationalsozialistischen Zeit weit stärker als die Vorkriegs-«Denkmalpflege« zum Forum kontroverser Debatten und zum Spiegelbild der krisengenährten Radosigkeit in der Heimat- und Denkmalpflegebewegung. Es gelang jedoch nicht, ein gemeinsames, einheitsstiftendes, als Sprachrohr anerkanntes Organ der Heimat- und Denkmalpflegebewegung zu schaffen. Drittens: Im Juli 1919 rief der Geschäftsfuhrende Vorstand des »Tags für Denkmalpflege« eine außerordentliche Tagung nach Berlin ein. Nur ein beschränkter Personenkreis war geladen. Vor allem Vertreter der preußischen Regierung, die preußischen Provinzialkonservatoren, Denkmalpfleger anderer deutscher Staaten und Museumsbeamte nahmen teil. Diskutiert wurden die durch die Revolution hervorgerufenen aktuellen Probleme, nämlich der Umgang mit dem ehemals landesherrlichen Besitz, die Konsequenzen einer Trennung von Staat und Kirche sowie die drohende Abwanderung von mobilem Kunstgut in das Ausland.146 Erst im September 1920 fand in Eisenach wieder ein regulärer »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« mit allerdings nur 220 Teilnehmern statt. In den folgenden Jahren stieg die Teilnehmerzahl schnell auf das Vorkriegsniveau. Schon 1921 in Münster waren mehr als 500 Teilnehmer versammelt, im September 1922 in Stuttgart fanden sich fast 600 Teilnehmer zum »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« zusammen.147 Nachdem anfangs im zweijährigen Turnus gemeinsame Sitzungen des »Tags für Denkmalpflege« und des »Deutschen Bundes Heimatschutz« vorgesehen waren, wurde Mitte der 1920er Jahre der »Tag für Denkmalpflege« als selbständige Organisation abgelöst durch einen »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz«.148 Dieser hatte nunmehr zwei Vorsitzende: einen für die Denkmalpflege, und zwar zunächst Paul Clemen, der von Anfang an, seit 1899, zweiter Vorsitzender des »Tags« gewesen und 1924 an die Spitze aufgerückt war, und einen weiteren für den Heimatbund, nämlich dessen nunmehrigen Vorsitzenden Hans Karl Freiherr von Stein. Auch daran zeigte sich, daß der »Tag« seinen Charakter langsam änderte; er wurde immer mehr zur öffentlichen Versammlung. Die Fachvertreter beklagten diese Ausweitung, und die preußischen Konservatorentagungen am Rande des offiziellen »Tags« offenbarten Abschottungsversuche. Nur im kleinen Kreis könne man Fachliches sachlich und ohne Emotionen klären, meinte etwa Dagobert Frey 1930. Die großen Sitzungen seien aber gleichwohl nötig, um die öffentliche Wirkung und den Einfluß auf Staatsverwaltungen zu garantieren.149 Auf der Berliner Tagung von 1921 war der Vorstand beauftragt worden, die Angelegenheiten und Ziele der Denkmalpflege auch zwischen den Sitzungen selbständig durch Eingaben und Kontaktnahme mit den Behör146 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

den zu verfolgen.150 Da der »Tag« über keinerlei Statuten oder Geschäftsordnung verfügte, hatte der Vorsitzende dabei einen außerordentlich großen Handlungsspielraum, den namentlich Clemen offensiv nutzte. Allerdings hatte der »Tag« ständig um seine Finanzierung zu bangen. Vorübergehend wurde erwogen, auf einen Zwei-Jahres-Turnus zu wechseln, um Kosten zu sparen. In einzelnen Jahren fand tatsächlich kein Denkmaltag statt. Regelmäßige Subventionen der »Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft«, des Reichsinnenministeriums und des preußischen Kultusministeriums waren erforderlich. Daß dies, wie auf dem »Tag« von 1925 proklamiert, »keine Bindung unserer Tagung selbst mit sich bringen« solle, daß man sich »die Freiheit, die wir haben, die Freiheit des Wortes, die Freiheit der Aktion nach allen Richtungen hin wahren« wollte,151 war kaum realistisch. Schon bei der Wahl der Tagungsorte, namentlich der Grenzgebietsstädte Freiburg 1925 und Breslau 1926, spielte ministerieller Berliner Druck eine wichtige Rolle. In Bayern, das 1925 den Denkmaltag nach Würzburg holen wollte, stieß dies auf wütende Reaktionen. Der Münchner Generalkonservator Georg Hager sah darin wie in manchen anderen Vorfallen, etwa einer Reise von vier Vertretern des »Tags für Denkmalpflege« aus Bonn, Freiburg und Berlin nach Bamberg zu einer Besprechung über die Ausmalung des dortigen Doms, gezielte Versuche, über den »Umweg« des Geschäftsfuhrenden Vorstands des Denkmaltags eine Reichsdenkmalpflege zu installieren.152 Tatsächlich strebte Clemen zumindest den Ausbau des Denkmaltags auf Kosten der Länder und mit Unterstützung Preußens und des Reichs an. Die Kehrseite, die politische Abhängigkeit des »Tags«, trat noch einmal in der Krise der Republik deutlich hervor, als die Kürzung von Zuschüssen den Handlungsspielraum weiter beschränkte. Clemen wollte 1931 sein Amt niederlegen und in diesem Zusammenhang die Existenz des »Tags«, der einzigen »überstaatlichen freien Organisation« für Denkmalpflege und Heimatschutz, »die diese Belange im Gebiet der ganzen deutschen Kultur zusammenfasst« und somit für die Kulturpolitik nach innen und außen bedeutsam sei, dauerhaft absichern. Deshalb hielt er es für »dringend notwendig«, »daß diese ganze wichtige Institution bei irgend einer der Berliner Stellen fest verankert wird«.153 Das gelang zwar nicht, dafür setzte das preußische Kultusministerium durch, daß der Berliner Staatskonservator Robert Hiecke 1932 Clemens Nachfolge antrat. Mit Hiecke, dessen Wahl das preußische Kultusministerium massiv gefordert hatte, glaubten die Behörden des Reichs und Preußens, eine bessere Kontrolle der Heimatbewegung zu erlangen.154 Nachdem zuvor ausschließlich Hochschullehrer, nämlich Hugo Loersch, Adolf von Oechelhaeuser und Clemen, an der Spitze des »Tags« gestanden hatten, die in dieser Funktion weniger gebunden gewesen waren,155 wurde nun nach einhelliger Meinung eine »Verbe147 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

amtung« und nach süddeutscher Kritik zudem eine »Verpreussung« des Vorstands eingeleitet.156 Auch Clemen konnte darüber keineswegs glücklich sein. Er meinte aber, daß »die Verbindung mit einem der grossen sicheren Ministerien für den Tag eine Art Rückendeckung und Rückversicherung« darstellte.157 Den Gesamtausschuß des »Tags« beschwor er deshalb gemeinsam mit seinem Mitvorsitzenden von Stein, angesichts der angespannten Finanzlage und der drohenden Kürzung von Zuschüssen den einflußreichen, diplomatisch agierenden Hiecke zu akzeptieren und so »eine innere Verbindung mit einem unserer Nutritoren herzustellen«. Allerdings fühlten sich die Vorsitzenden doch so unsicher, daß sie die bislang bei der Ernennung eines Vorsitzenden übliche, aber mangels Geschäftsordnung eben nicht vorgeschriebene Wahl durch das Plenum, das doch nur »rein zufällig zusammengesetzt« sei, für diesmal übergehen und lediglich dem Ausschuß die Wahl überantworten wollten. Zudem wurden als stellvertretende Vorsitzende der angesehene und konziliante badische Konservator der kirchlichen Denkmäler Joseph Sauer und der ehemalige Direktor des Bayerischen Nationalmuseums in München Philipp Maria Halm vorgeschlagen, letzterer, um »auch Bayern die ihm und der Bedeutung seiner Denkmalpflege gebührende Vertretung im Präsidium« zu geben, um also bayerischen Vorbehalten gegen die preußische Dominanz den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das Programm der finanziellen Konsolidierung, der politischen Absicherung und des territorialen Ausgleichs wurde ergänzt durch den Plan, den Ende 1931 neu bestimmten Vorsitzenden des »Deutschen Bundes Heimatschutz«, den Landeshauptmann der Rheinprovinz Johannes Horion, als Nachfolger von Steins für die Heimatschutzseite in den Vorsitz des »Tags« zu wählen.158 Damit war der »Tag« vollends politischen Erwägungen preisgegeben. Viertens: Wie der »Tag für Denkmalpflege« mußte sich auch der »Deutsche Bund Heimatschutz« auf die veränderte politische Lage einstellen. Schon im Juni 1920 wurde der Vorstand umbesetzt. Der bisherige Vorsitzende, der ehemalige Landrat Thilo Freiherr von Wilmowski aus Merseburg, legte sein Amt nieder. Den Vorsitz übernahm Hans Karl Freiherr von Stein, der als Unterstaatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen und im Reichsinnenministerium sowie dann als Staatssekretär des Reichswirtschaftsamts von November 1917 bis 1918 beträchtliche Erfahrungen in Verwaltung und Politik gesammelt hatte. Als neuer Schatzmeister konnte der Berliner Bankier Gustav Ratjen gewonnen werden. Die Geschäftsführung verblieb bei Werner Lindner.159 Das Gewicht der Berliner Zentrale verstärkte sich dadurch noch. Deshalb mußte sich der Heimatbund weiterhin und vermehrt gegen die Kritik aus Länderkreisen wehren, er betreibe eine Zentralisierung und 148 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Verreichlichung der Heimatpflege. Die großen Landesvereine verlangten eine stärkere Beteiligung an der Führung der Bundesgeschäfte. Der »Bayerische Landesverein für Heimatschutz« und der »Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz«, die bislang dem »Bund« noch nicht angehört hatten und um die man intensiv warb, machten im September 1920 davon ihren Beitritt abhängig.160 Der bayerische Verein sprach sich gegen die Statuten des »Bundes« aus, weil sie auch die Aufnahme von Einzelpersonen erlaubten. Er wollte gegen diese integrative Struktur die föderalen Elemente gestärkt sehen und lehnte »eine zentrale ständige Bundesleitung von Berlin« ab. Bei dem geringen Umfang zentraler Geschäfte sei eine Bundesgeschäftsstelle überflüssig. Die Geschäftsführung solle vielmehr regionalisiert werden und zwischen den Vereinen wechseln.161 Die anderen Bundeskritiker, wie der »Rheinische Verein«, der Verein »Badische Heimat« und der »Heimatbund Niedersachsen«, schwächten ihre Kritik allerdings in der Folge ab und schlossen sich Berlin an. 1928 gab auch der »Bayerische Landesverein« seinen Widerstand auf und trat dem »Bund« bei.162 Damit hatte sich die Konzeption Werner Lindners durchgesetzt. Der Bundesgeschäftsführer wollte in Anknüpfung an seine Reformpläne aus der Kriegszeit eine effiziente und schlagkräftige Interessenvertretung des Heimatschutzes in Berlin aufbauen. Im Mai 1921 erklärte er die Zusammenfassung der Kräfte zur ständigen Aufgabe des »Bundes«. Berlin müsse sogar in die Landesvereine eingreifen, um durch einen »Zusammenschluss kleiner und kleinster Heimatschutzvereine zu wirtschaftlich tragfähigen Landesvereinen« die Bewegung zu stabilisieren.163 Die Effizienz ging Lindner damit über die Wahrung der lokalen Vereine und des traditionellen Regionalismus. Auch in seiner praktischen Arbeit nahm er ohne Bedenken Elemente der modernen Kultur auf, so etwa, wenn er auf Anregung des Reichsinnenministeriums 1926 einen Werbefilm drehen ließ, der mit Hilfe einer eher lockeren Rahmenhandlung die deutschen Landschaften einschließlich der abgetrennten oder besetzten Gebiete präsentieren sollte. Damit hoffte man, breitere soziale Schichten und die Jugend zu erreichen. Der in seiner Handlung etwas kuriose und auch im Heimatbund nicht unumstrittene Film wurde Anfang März 1927 uraufgeführt und bis Ende Juni an immerhin 410 deutsche Kinos sowie in einigen Kopien auch ins Ausland verliehen.164 Wie die meisten staatlich subventionierten Bünde und Vereine hatte auch der »Deutsche Bund Heimatschutz« in der Weimarer Zeit mit erheblichen Finanzproblemen zu kämpfen. Mitte der 1920er Jahre beschäftigte die Bundeszentrale neben dem Geschäftsführer noch vier weitere hauptamtliche Kräfte. Ein Großteil des Etats wurde für Gehälter verwendet. Ohne die Zuschüsse des Reichsinnenministeriums und des preußischen 149 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Kultusministeriums, die mehr als die Hälfte der Aufwendungen deckten, wäre der »Bund« nicht existenzfähig gewesen. Als die Ministerien seit 1930 die Zuschüsse für den zu diesem Zeitpunkt etwa 30.000 Mark umfassenden Etat kürzten, mußte sich der »Bund« nach anderen Geldquellen umsehen.165 Lindner plante 1931 unter anderem die Gründung einer populär angelegten Zeitschrift unter dem Titel »Volk und Mensch«.166 Auch die Wahl Johannes Horions zum neuen Bundesvorsitzenden Ende 1931 diente dazu, dem »Deutschen Bund Heimatschutz« politischen und damit letztlich finanziellen Rückhalt zu verschaffen. Bei der Stabilisierung mitwirken sollte die Ende der 1920er Jahre gegründete »Gesellschaft der Freunde des deutschen Heimatschutzes«. Laut Satzung vom 11. Januar 1929 war es ihre Aufgabe, die Bestrebungen des »Deutschen Bundes Heimatschutz« durch finanzielle Hilfen und Publikationen zu unterstützen.167 Angesehene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens konnten für die »Gesellschaft« geworben werden. Neben namhaften Mitgliedern der Heimatbünde und der dem Heimatschutz nahestehenden wissenschaftlichen Disziplinen wie der Kunstgeschichte, der Volkskunde, der Volksgeschichte oder der Eugenik traten dem Ehrenausschuß der »Gesellschaft« auch Repräsentanten der wichtigsten politischen Parteien von den Deutschnationalen bis zur Sozialdemokratie bei.168 So sollte der Heimatschutz vom Verdacht der bloßen Fortschritts-Blockade befreit und an finanziell potente Industriellenkreise herangeführt werden. Das gelang immerhin zum Teil. Paul Reusch etwa, Generaldirektor der Gutehoffnungshütte und Interessenvertreter der Industrie, trat im Sommer 1929 der »Gesellschaft« bei. Die Gutehoffnungshütte zahlte Förderbeiträge. Andere wie Krupp dagegen hielten sich zurück und lehnten einen Beitritt ab.169 Die von der »Gesellschaft« 1930 herausgegebene Förderschrift »Der Deutsche Heimatschutz. Ein Rückblick und Ausblick« spiegelte die Vieldeutigkeit der Heimatbewegung und verband Beiträge regionalistischtraditionalistischer und administrationsorientierter, wissenschaftlicher und völkisch-rassistischer Art.170 Ziel Lindners wurde es zunehmend, den Heimatbund von der laienhaften lokalen Heimatarbeit der Vergangenheit zu einer nationalen Heimatpolitik zu führen und aus dem bildungsbürgerlichen Reformverein der Jahrhundertwende eine sozial breite Bewegung mit nationalistischer Stoßrichtung zu machen. Inhaltlich sprachen Lindners Schreiben bei aller traditionalen Einstellung zur Heimatschutzpraxis selbst nicht mehr von regionalen Identitäten, sondern eher von der »Eigenart der deutschen Heimat«, die - lange schon durch den Wertewandel gefährdet - nunmehr durch die Kriegsfolgen erst recht bedroht sei. Die nationale Aufgabe hieß schon 1920 für Lindner, »Deutschland zur Wiedergesundung helfen und stählen zu seinem schweren Kampf ums Dasein«.171 Maßgebliche Wortfuh150 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

rer der Heimatbewegung unterstützten Lindners nationale Politik und kehrten sich von einem bloßen Regionalismus ab. Es gehe, so der Geschäftsführer des »Westfälischen Heimatbundes«, Karl Wagenfeld, eben nicht mehr um elitäre ästhetische Ambitionen des Bildungsbürgertums, sondern um »die breiten Massen in öden Mietskasernen und engen schwarzen Wohnhöhlen zwischen qualmenden Schloten und ratternden Rädern«. »Auch diesen Enterbten Heimat zu schaffen, sie mit der Heimat zu binden, in ihnen die Werte der Heimat lebendig zu machen«, sei Aufgabe des Heimatschutzes. Die Heimatbewegung war demnach »eine der wichtigsten kulturellen volkswirtschaftlichen sozialen deutschen Angelegenheiten, die es gibt«, und das Heimatproblem galt es zu lösen, »wenn Deutschland deutsch bleiben, wenn es in der Welt Geltung haben soll«. Heimat als »Volkssache« sollte die »Volkseinheit« herstellen.172 Letztlich war dann die Heimat nur mehr ein Instrument; Ziel war der »deutsche Mensch, deutsches Volkstum, deutsche Volksgemeinschaft«.173 Nicht alle aber machten diese Entwicklung mit. Die politische und inhaltliche Neuorientierung des »Bundes« isolierte ihn zunehmend von ehemals nahestehenden Bestrebungen. Arbeitete man zunächst beispielsweise noch mit dem »Deutschen Werkbund« zusammen, so 1921 bei einer Publikation über Ingenieurbauten, die als Vorbildersammlung dienen sollte, gingen die Wege seit der Mitte der 1920er Jahre auseinander. Der »Werkbund« warf der Heimatschutzbewegung Altertümelei und Neohistorismus vor,174 der Heimatbund wiederum sah den »Werkbund« auf dem Abweg von Sachlichkeit und Funktionalismus. Auch einflußreiche Mitglieder des »Bundes« wie der zweite stellvertretende Vorsitzende Walther Schoenichen, der Leiter der preußischen »Staatlichen Stelle für Naturschutz«, und Paul Clemen, als Beisitzer ebenfalls Mitglied des Bundesvorstands, beobachteten Lindners Politik mit Unbehagen.175 Dabei wirkten persönliche Animositäten und - bei Clemen - die Konkurrenz des »Tags für Denkmalpflege und Heimatschutz« um dieselbe Klientel, dieselben Finanzquellen und den Einfluß in Berlin mit. Mit Robert Hiecke hatte der Berliner Geschäftsführer allerdings einen in Politik und Denkmalpflege einflußreichen Fürsprecher,176 der dem Heimatbund in der Phase der Krise Rückhalt verschaffte. An der Entwicklung des »Bundes Heimatschutz« bis ans Ende der Republik offenbarte sich noch einmal die Stellung der Geschichts- und Heimatbewegung zwischen Gesellschaft und Staat. Um eine Selbstorganisation der Gesellschaft gegen den Staat handelte es sich nicht. Vielfältige personelle und institutionelle Verbindungen und Abhängigkeiten garantierten die ständige Vermittlung und den Interessenausgleich. Die Organisationen der Heimatbewegung stellten in wilhelminischer Zeit ein Forum für die Zusammenarbeit der bürgerlichen Eliten dar, von Bildungsbürgern, 151 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Fachbeamten aus der Bau- und Kulturverwaltung sowie Politikern. Insofern übernahm die Heimat- und Denkmalpflegebewegung im kulturellen Sektor die Aufgabe, die die Wohnreformbewegung in der Sozialpolitik ausfüllte.177 Durch die Zusammenfassung und Vermittlung von Information und Initiativen rückte sie ihr Thema in das Licht der Öffentlichkeit. Sie schuf Problembewußtsein und gab Lösungsmöglichkeiten vor. Doch als Kritikerin von Modernisierung und Zivilisation blieb sie in einer Minderheitsposition. Das wandelte sich durch den Krieg, der zur Aufwertung der Heimatbestrebungen führte. Daran wollte man nach dem Krieg anknüpfen, aber die wirtschaftliche undfinanzielleNot einerseits, die gesellschaftliche und politische Fraktionierung andererseits veränderten die Lage erneut. Unter den Bedingungen von Parlamentarisierung und Demokratisierung wurde die Heimatbewegung mehr denn je in eine Außenseiterrolle gedrängt. Sie fühlte sich als Opfer der Republik. Organisatorische Festigung und ideelle Gemeinschaftsstiftung wurden deshalb zu den vordringlichen Zielen. Dies verwies wiederum auf Unterstützung durch den Staat. Hatte ehedem allerdings die Heimatbewegung den Staat beeinflußt, verkehrte sich nun die Beziehung. Reich und Länder suchten den Heimatgedanken auf je eigene Weise für ihre herrschafts- und integrationspolitischen Absichten zu nutzen.

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IL Staat und Herrschaft

1. Reich und Nation Nationsbildung und Denkmalpflege stehen in enger Beziehung. Das Geschichtsbild spiegelt Identität und Zugehörigkeit, und Geschichtspflege kann Prozesse der Integration fördern oder auch konterkarieren. Das zeigt sich nicht zuletzt am deutschen Weg zum Nationalstaat, der mit der Reichsgründung von 1871 noch nicht beendet war. Nur zögernd und gegen vielerlei Hemmnisse wurde die Verreichlichung vorangetrieben. Die Konkurrenz von regionaler Identität und Länderinteressen auf der einen Seite, von nationalem Bewußtsein und Reichspolitik auf der anderen Seite trat jetzt deutlich hervor. Insofern schien mit der Gründung des Reichs nicht nur ein machtpolitischer Prozeß abgeschlossen, sondern eine kulturpolitische Aufgabe gestellt.1 Kultur, Kulturpolitik und Geschichtspflege gewannen in mehrfacher Hinsicht an neuer Bedeutung. Erstens waren Industrialisierung und Urbanisierung überregionale, gewissermaßen nationale Phänomene, die auch nach nationalen Antworten verlangten. Zweitens verloren mit der wirtschaftlichen und politischen Modernisierung die Werte der überlieferten dezentralen Kultur ihre selbstverständliche Berechtigung.2 Auf nationaler Ebene mußten neue Werte gefunden, gerechtfertigt und verbreitet werden. Drittens widerstrebten die deutschen Einzelstaaten einer vorbehaltlosen Integration in das neue Reich. Sie forderten eine kulturpolitische Initiative des Reichs geradezu heraus. Und viertens schließlich spielten Bildung, Kultur und Wissenschaft in den ersten Jahrzehnten des Kaiserreichs eine immer größere Rolle im öffentlichen Leben. Die Kultur wurde zum Objekt von Kontroversen in der Gesellschaft und zum Gegenstand der Politik.3 All das lenkte den Blick auf das Reich, das sich wie die deutschen Einzelstaaten nicht nur zum Interventions- und in Anfängen zum Sozialstaat, sondern darüber hinaus zum Kulturstaat zu entwickeln suchte. Anfänge, Probleme und Durchsetzung einer Reichkulturpolitik in der Denkmalpflege zeigten sich an ersten Initiativen im Kaiserreich, sodann an der Nationalisierung der Denkmalpflege im Krieg und schließlich an der Auseinandersetzung um eine Reichsdenkmalpflege in der Weimarer Zeit.

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α) Ansätze einer Reichsdenkmalpflege im Kaiserreich Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 16. April 1871 beließ die Denkmalpflege bei den Einzelstaaten und räumte dem Reich hier keine besonderen Kompetenzen ein.4 Zwar entfaltete das Reich in der auswärtigen Kulturpolitik5 beträchtliche Aktivitäten, etwa durch die Beteiligung an internationalen Ausstellungen. Selbstdarstellung, Kunstpflege und Wirtschaftsförderung verschmolzen dabei. Im Inneren aber beschränkte sich das kunstpolitische Engagement des Reichs auf Zuschüsse für Museen, etwa das Germanische Museum in Nürnberg und das Römisch-Germanische Museum in Mainz, sowie für einzelne herausragende Kultur- und Nationaldenkmäler. Doch wurde früh und mehrfach ein stärkeres Engagement des Reichs in der Geschichtspflege gefordert. Leopold von Ranke selbst schlug Bismarck 1871 die Gründung einer Akademie für deutsche Geschichte und Sprache vor.6 Architektenvereine, Geschichtsvereine und Denkmalpfleger setzten sich wiederholt für dauerhafte und geregelte Befugnisse des Reichs in der Denkmalpflege ein. So richtete der »Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine« am 25. Februar 1878 eine umfangreiche Eingabe an den Reichstag, die den Baudenkmalschutz betraf. Infolge der kulturpolitischen Kleinstaaterei sei der Denkmalschutz in Deutschland schlechter gewährleistet als in anderen westeuropäischen Staaten. Dabei hätten gerade die Baudenkmäler große Bedeutung für die Pflege von National- und Heimatgefühl sowie für Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Der Verband forderte einmal eine reichsweite Inventarisation der Baudenkmäler. Er forderte sodann die Bildung einer länderübergreifenden Sachverständigenkommission. Sie sollte zwar keine Reichsbehörde darstellen, sondern aus Vertretern der Einzelstaaten und unabhängigen Fachleuten bestehen, hätte aber de facto verreichlichende und mediatisierende Auswirkungen gehabt. In einer vom Verband 1878 herausgegebenen Denkschrift Rudolf Redtenbachers war sogar ausdrücklich von einer Zentralbehörde aus hauptamtlichen Mitgliedern die Rede, denen nebenamtliche Reichsbevollmächtigte in den einzelnen »Provinzen« zur Seite standen. Der Verband forderte ferner reichsgesetzliche Bestimmungen zum Denkmalschutz. Er forderte schließlich, im Reichshaushalt feste Mittel zur Förderung der Baudenkmalpflege vorzusehen.7 Derartig weitreichende Vorschläge kollidierten mit dem Reichsrecht und mit den Interessen der Einzelstaaten. Bayern beispielsweise widersprach umgehend dem Plan des Architektenverbands zur Ausweitung der Reichskompetenzen.8 Größere Hoffnungen als auf den Reichstag und den Bundesrat richteten sich deshalb auf Preußen. Mehrfach wurde Preußen aufgefordert, in der Denkmalpflege reichsweit aktiv zu werden, besonders von lokalen und regionalen Instanzen, die ihre Ziele in der Geschichts- und 154 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Heimatpflege auf andere Weise nicht gegen konkurrierende Verwaltungsund Wirtschaftsinteressen im eigenen Land durchsetzen konnten.9 Die Fach- und Behördenvertreter der im Denkmalschutz engagierten Staaten von Bayern bis Oldenburg reagierten dagegen um so allergischer auf preußische Initiativen. Das beschränkte alle Versuche, auf Reichsebene einheitliche Institutionen zu schaffen, reichsrechtliche Bestimmungen für den Denkmalschutz zu erlassen, einen regelmäßigen Etatposten für Denkmalpflege in den Reichshaushalt aufzunehmen, eine Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler unter Leitung des Reichs auf Reichsebene durchzuführen oder im Reichsland Elsaß-Lothringen Denkmalpflege nach den Vorgaben Berlins zu praktizieren. Erstens: In institutioneller Hinsicht kam es nur auf dem Feld der Altertumsforschung zu einigen vielversprechenden Ansätzen. Anfangs wurden allerdings auch derartige Initiativen durch den Widerstand der Einzelstaaten blockiert, welche die kulturpolitische Hegemonie Preußens fürchteten. Vor allem süddeutsche Vorbehalte verzögerten die Errichtung einer Institution zur Erforschung des römischen Limes, die Theodor Mommsen schon seit der Reichsgründung gefordert hatte. Erst 1892 wurde auf Beschluß des Reichstags die »Reichs-Limes-Kommission« gegründet.10 Ein gänzlicher Fehlschlag war der Plan zu einer Reichsaltertümerkommission, den der preußische Konservator der Kunstdenkmäler Ferdinand von Quast Anfang 1875 zu lancieren versuchte. Ausgangspunkt war wie bei der Limeskommission eine eher spezielle Frage. In Nordeutschland drohten die sichtbaren Reste von Römerstraßen und Bohlenwegen durch die wirtschaftliche Modernisierung, namentlich durch Abgrabungen und Brennen der Moore im Zuge der Nutzbarmachung von Land und der Torfgewinnung, zerstört zu werden. Die Gefährdung machte an Landesgrenzen nicht halt, der gesamte schleswig-holsteinische und niedersächsische Raum war betroffen. Quast wollte dementsprechend länderübergreifende Schutzvorkehrungen durchsetzen. Einwände der Länder waren allerdings zu gewärtigen, zumal wenn die Anregung erneut von Preußen ausging. Der Konservator wollte einerseits innerpreußische Widerstände umgehen, andererseits aber offenbar die Durchsetzung der Initiative auf Reichsebene durch eine Kaschierung des preußischen Ursprungs erleichtern. Er legte deshalb der oldenburgischen Regierung nahe, beim Bundesrat den Antrag auf eine Reichsaltertümerkommission zu stellen. Doch in Oldenburg reagierte man skeptisch. Die projektierte Kommission werde voraussichtlich nur »schwerfällig« arbeiten, anderes sei vordringlicher, und gerade unter diesem Gesichtspunkt drohe vor allem eine »Lahmlegung aller Localbestrebungen eben im Hinblick auf das Vorgehen des Reiches«.11 Ministerium wie Großherzog sprachen sich demgemäß für eine dezentrale Denkmäleraufnahme aus und räumten lediglich die Möglichkeit eines 155 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Treffens der zuständigen Ländervertreter ein.12 Denkmalpflege wurde als Vorrecht wie als Motivationsinstrument der Einzelstaaten sorgsam gehütet. Dies konnte in der Konsequenz sogar dazu führen, daß die Staatsregierungen im Denkmalschutz Zugriff auf Reichseigentum beanspruchten. Im Verlauf der Institutionalisierung und Verrechtlichung von Denkmalschutz kam es deshalb zu Konflikten zwischen den Souveränitätsambitionen der Länder und Verselbständigungsneigungen der Reichsverwaltung. Zweitens: Noch chancenloser als eine Reichsverwaltung war eine Reichsgesetzgebung zum Denkmalschutz. Die Initiative des Architektenverbands blieb ohne Erfolg. Die Generalversammlung der Geschichts- und Altertumsvereine forderte seit 1892 ebenfalls ein Denkmalschutzgesetz des Reichs. München witterte dahinter preußische Drahtzieher. Die bayerischen Generalkonservatoren von Wilhelm Heinrich Riehl über Hugo Graf bis zu Georg Hager führten gegen derartige Vorhaben neben der Kompetenzfrage immer wieder an, daß in ihrem Land die Lage der Denkmalpflege »relativ günstig« und eine Reichsinitiative mithin nicht erforderlich sei.13 Umgekehrt beschleunigten Diskussionen über Reichsgesetze die Modernisierung und Effizienzsteigerung wie auch die Vereinheitlichung der Denkmalpflege in den Ländern, die mit eigenen Initiativen dem Reich zuvorkommen wollten. Auch die Geschichtsvereine ließen auf ihrer Tagung von 1899 die Forderung nach einem Reichsgesetz wieder fallen und beschlossen statt dessen einheitliche Grundgedanken für Landesgesetze. So blieb es bei nur ganz wenigen, freilich nicht gänzlich unbedeutenden reichsrechtlichen Bestimmungen zum Denkmalschutz. Beispielsweise und insbesondere drohte das Reichsstrafgesetzbuch demjenigen Strafe an, der vorsätzlich und rechtswidrig öffentliche Denkmäler oder Gegenstände aus Kunst und Wissenschaft beschädigte oder zerstörte. Zumindest nach einem Urteil des Reichsgerichts aus dem Jahr 1910 bezog sich diese Bestimmung auch auf Baudenkmäler.14 Drittens: In finanzieller Hinsicht waren die denkmalpflegerischen Aktivitäten des Reichs ebenfalls beschränkt. Die Architekteneingabe von 1878 hatte einen regelmäßigen Etatposten für Denkmalpflege verlangt. Im Januar 1902 erneuerte der »Verband Deutscher Architekten- und IngenieurVereine« auf Anregung aus Elsaß-Lothringen hin seine Forderung, für die »Erhaltung vaterländischer Baudenkmale« ständige Reichsmittel bereitzustellen. Das Geld sollte überregional bedeutsamen, etwa im Grenzgebiet liegenden oder für die nationale Identität wichtigen Objekten zugute kommen, konkret zunächst der Erhaltung des Straßburger Münsters, dann etwa dem Kölner Dom.15 Obwohl sich Tenor und Begründung der Eingabe gegenüber 1878 gewandelt hatten und weniger das bürgerlich-nationale Kulturstaatsideal als vielmehr das wilhelminisch-nationalistische Machtstaatsideal den Ton angaben, scheiterte die Initiative wiederum. Die 156 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Budgetkommission des Reichstags und der Bundesrat widersprachen aus finanziellen wie aus verfassungsrechtlichen Gründen. Vor allem Bayern verneinte erneut und energisch eine Reichskompetenz in Fragen der Denkmalpflege. Man habe eigene teure Baudenkmäler zu erhalten, Straßburg müsse für seine Objekte selbst aufkommen.16 Die preußisch orientierte Zeitschrift »Die Denkmalpflege« räumte unter diesen Umständen 1902 ein, daß ständige Haushaltsmittel nicht zu realisieren seien. Wichtig aber sei, »in weiten Kreisen« die Erkenntnis zu verbreiten, daß es eine »Ehrenpflicht des Reiches ist, Gebäude, wie das Straßburger Münster nicht verfallen zu lassen«.17 Somit wurden aus dem Reichsetat nur für spezielle Restaurationsprojekte hin und wieder außerordentliche Zuschüsse bewilligt. Dazu zählten die Katharinenkirche in Oppenheim, die in den 1880er Jahren mit Reichshilfe wiederhergestellt wurde,18 die Vollendung des Kölner Domes und der Wiederaufbau der Hohkönigsburg im Elsaß. Voraussetzung einer Reichsbeihilfe, die meist nur als Ergänzung im Rahmen einer Mischfinanzierung gewährt wurde, war eine überragende Bedeutung des Objekts als Nationaldenkmal. Zum Fall Oppenheim hatte schon 1873 ein Ausschuß, dem Vertreter des Besitz- und Bildungsbürgertums angehörten, im »Organ für christliche Kunst« einen Aufruf »An alle Deutschen in der Heimath und im Auslande« veröffentlicht. Der Aufruf verwies in scharf antifranzösischem Tonfall auf die Rheinpolitik Ludwigs XIV. und die Zerstörung der Katharinenkirche im späteren 17. Jahrhundert und beanspruchte, »ein Recht an das Deutsche Reich und dessen Bewohner zu haben, dass aus gemeinschaftlichen Mitteln, sowohl durch Sammlungen bei allen deutschen Patrioten, wie auch durch Beiträge aus der Landes- und Reichscasse der von Frankreich geübte Frevel wieder gesühnt und der herrliche Tempel zu Ehren des deutschen Namens und als bleibendes Wahrzeichen unserer Einheit und Zusammengehörigkeit, den alten Baurissen entsprechend, wieder aufgerichtet werde«. Die Katharinenkirche erschien somit nicht nur als lokaler Sakralbau, sondern als »religiös-nationale[s] Baudenkmal deutschen Wissens, Wollens und Könnens«, die Restauration als nationale Aufgabe und die Reichsbeihilfe als unumgängliche Konsequenz.19 Lag im Fall Oppenheim die nationalpolitische Begründung des Unterstützungsbegehrens auch nicht fern, war doch unübersehbar, daß viele Gemeinden eine nationale Bedeutung ihrer Kirche nur konstruierten, um an öffentliche Mittel zu gelangen.20 Das galt auch für Beihilfeanträge, die sich an den kaiserlichen Dispositionsfonds richteten. Denn Zuschüsse in größerem Umfang als das Reich gewährten die Kaiser aus ihrem Verfügungsfonds. Zahlreiche Gesuche aus allen Teilen Deutschlands gingen ein.21 Hier präsentierte sich die kaiserliche Politik ganz offen als preußische Interessenpolitik, wenn die drei Kaiser 157 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

auch unterschiedliche Prinzipien verfolgten. Wilhelm I. hatte ein gewisses, aber doch begrenztes Interesse an der Förderung von Institutionen der Geschichtswissenschaft und der Geschichtspflege, zumal er durch die skeptische Zurückhaltung des Reichskanzlers Otto von Bismarck gebremst wurde. Auch an der Kunstpolitik war Wilhelm I. nur wenig interessiert. Immerhin jedoch hatte er schon 1868 die Wiederherstellung der Marienburg finanziert.22 Zuschüsse leistete er im übrigen nur, wenn schlagende politische Gründe für ein preußisches Eingreifen vorlagen. Die Restauration der protestantischen Sebaldus-Kirche23 in Nürnberg beispielsweise wollte er deshalb im Februar 1888 nicht unterstützen. Wilhelms Nachfolger Friedrich III. leitete einen Kurswechsel ein. Er wollte das Reich nicht bloß als preußische Interessenvertretung, sondern als engagierten und leistungsfähigen Kulturstaat präsentieren. So bewilligte er etwa am 26. März 1888 die Beihilfe für die Sebaldus-Kirche. Dabei ließ er sich von der Argumentation des preußischen Außenministeriums überzeugen, daß die Anfänge des Hauses Hohenzollern mit der Geschichte Nürnbergs verknüpft seien und es außerdem am Ort einen günstigen Eindruck hervorrufen werde, wenn sich der Kaiser hier engagiere. Das Ministerium empfahl in diesem Sinn mit 20.000 Mark ausdrücklich einen Betrag, der über dem Zuschuß des bayerischen Prinzregenten von 10.000 Mark lag. Auch Wilhelm II. widmete der Kunstförderung und Denkmalpflege große Aufmerksamkeit. Unter seiner Regierung verschoben sich aber die Ziele und Kriterien. Als die Nürnberger Sebaldus-Gemeinde im Mai 1889 erneut um einen Zuschuß bat, sprach sich das Außenministerium für eine Ablehnung aus, da auch der Prinzregent diesmal nichts gezahlt habe. Der junge Kaiser folgte diesem Votum und verweigerte die Beihilfe. Es ging jetzt weniger um die Erinnerung an hohenzollernsche Geschichte als vielmehr um Überlegungen der Reichsdominanz und politischen Opportunität. Die kaiserlichen Grundsätze einer Förderung von Restaurationen aus dem Dispositionsfonds wurden im Juni 1895 niedergelegt. Demnach sollten preußische Projekte Vorzug haben. Nichtpreußische Kirchengemeinden waren in der Regel auszuschließen und nur zu unterstützen, wenn »ein spezifisch preußisches Interesse vorlag« oder es empfehlenswert erschien, daß der Berliner Monarch als Schirmherr protestantischer Interessen auch außerhalb Preußens auftrat.24 Bei seiner engagierten Kunst- und Architekturpolitik25 ging es Wilhelm IL nicht nur um die Demonstration und Legitimation von Herrschaft, sondern auch um die Stiftung von Gemeinschaft, um Integration und Identität. Dabei hatte er eine starre Vorstellung von Charakter und Aufgabe der Kunst. Er glaubte an »die unwandelbaren Gesetze der Schönheit, Harmonie und Ästhetik« und lehnte die moderne Kunst ebenso ab 158 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

wie die Vorstellung einer orientierungslosen Kunsttätigkeit als Selbstzweck. »Ich kenne keine ›Richtungen‹ in der Kunst, ich erkenne nur das wahrhaft Schöne, i.e. die Kunst«, formulierte er. Die Kunst sollte dabei aber nicht bloß schöne Form sein, sondern inhaltlich eine nationale und soziale Aufgabe übernehmen. Die Künstler hatten nach Ansicht des Kaisers eine erzieherische Aufgabe, eine »Kulturmission«. Sie sollten sich nicht allein an die Gebildeten wenden, sondern sich bemühen, die breite Masse, die Arbeiter, »aus dem Getriebe des alltäglichen Lebens zu den Höhen der Kunst zu erheben und das den germanischen Stämmen besonders eigene Schönheitsgefühl und den Sinn für das Edle zu hegen und zu stärken«.26 Wohlwollende zeitgenössische Interpreten lobten deshalb an der Kulturpolitik Wilhelms die »sozialpolitische Fürsorge«. Er orientiere sich nicht an den wenigen »zum Teil überbildeten, international empfindenden Elementen«, sondern an den »Bedürfnissen und Empfindungen der Gesamtbevölkerung«.27 In diesem Sinn griff Wilhelm II. auch in Bauplanungen ein, etwa bei Regierungsgebäuden. Ebenso förderte er besonders die Wiederherstellung von Baudenkmälern, um »die Reste einer großen Vergangenheit des gesamten deutschen Volkes aus den verschiedenen Zeitabschnitten, und in den verschiedenen Gauen des Reiches gelegen, vor weiterer Zerstörung zu bewahren oder aus ihren Trümmern im neuen Glanze als Nationaldenkmäler wiedererstehen zu lassen«.28 Nicht um wissenschaftlich geleitete Konservierungen und Dokumentationen ging es dabei, sondern um ideale, strikt puristische Rekonstruktionen, die allein vergangene Größe und aktuelle Leistungsfähigkeit der Nation beweisen sowie pädagogisch-ethische Wirkung erzielen konnten. Diese Ideen beschwor Wilhelm IL geradezu stereotyp, etwa bei der Marienburg oder bei der Hohkönigsburg im Elsaß.29 Viertens: Konnte das Reich durch einzelne Restaurationen noch nationale Präsenz demonstrieren, blieben die Erfolge der Reichskulturpolitik auf dem Feld der Denkmälerinventarisation beschränkt, allerdings mit einer bemerkenswerten Ausnahme. Schon unmittelbar nach der Reichsgründung wurde von verschiedenen Seiten, so von den Architekten- und Ingenieurvereinen, eine Reichsinventarisation gefordert. Aus verfassungsrechtlichen, politischen und verwaltungspragmatischen Gründen verblieb die Inventarisation aber bei den Einzelstaaten. Zersplitterung der Aktivitäten, Uneinheitlichkeit in den Kriterien und Verzögerungen in vielen Regionen waren die Konsequenz. In den 1880er Jahren drängten die preußische Kultusverwaltung und die Reichsregierung deshalb mehrfach auf eine Berichterstattung der Staatsregierungen über den Fortgang der Inventarisation sowie auf eine Systematisierung und Beschleunigung der Arbeiten.30 Aber erst aus den Diskussionen am »Tag für Denkmalpflege« an der Jahrhundertwende ging der erste Versuch einer Reichsinventarisation her159 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

vor.31 Georg Dehio hatte sie 1899 angeregt, der Dresdner »Tag für Denkmalpflege« im Jahr 1900 beschlossen. Angesichts der Vielzahl und Uneinheitlichkeit der Länderinventare sollte ein einheitlich durchkonzipierter, griffiger, knapper Auszug erstellt werden, der von vornherein nicht auf eine ohnehin nie erreichbare Vollständigkeit zielte, sondern selbstbewußt auswählte, gewichtete und wertete.32 Nachdem Kaiser Wilhelm IL deutlich Wohlwollen signalisiert hatte,33 erbaten führende Vertreter der Denkmalpflegebewegung, nämlich Hugo Loersch, Cornelius Gurlitt und Adolf von Oechelhaeuser, im Juli 1903 eine Subvention des Reichs zur Herausgabe eines Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler. Das Handbuch war auf fünf Bände projektiert. Es sollte den »Besitz Deutschlands« an Kunstdenkmälern bis zum 18. Jahrhundert systematisch und möglichst vollständig erfassen. Als Bearbeiter war Georg Dehio vorgesehen. Durch inhaltliche Konzentration und Reichszuschuß sollte das Werk möglichst kostengünstig hergestellt und billig vertrieben werden, um eine große Verbreitung zu gewährleisten und nicht nur Fachleute, sondern auch interessierte Laien zu erreichen. Man wende sich, so die Antragsteller, bewußt an das Reich, da es sich um ein »vaterländisches Unternehmen« handele, um ein »literarisches Ruhmesdenkmal deutscher Kunst und Wissenschaft«.34 Einmal mehr wurde über die Denkmäler hinaus die Denkmalpflege selbst als Kulturtat gewertet. Das Unternehmen war politisch brisant. Die Einzelstaaten, die meist die Inventarisation in Angriff genommen hatten, argwöhnten nicht nur ein Konkurrenzunternehmen, sondern vor allem eine Untergrabung ihrer Kompetenzen, eine schleichende Verreichlichung in Zusammenarbeit von öffentlicher Bewegung und Reichsverwaltung. Sie lehnten es deshalb auch durchweg von Anfang an ab, Zuschüsse zu gewähren. Baden beispielsweise begrüßte Dehios Plan zwar offiziell und grundsätzlich. Die badische Regierung versicherte sogar, man werde zu den Kosten beitragen, wenn auch die anderen deutschen Regierungen sich beteiligten. Aber sie ließ zugleich bedauernd mitteilen, daß die badische Inventarisation noch in Bearbeitung und es folglich zu früh für ein gesamtdeutsches Denkmälerhandbuch sei; »in der nächsten Zeit« könnten deshalb keine Mittel dafür bereitgestellt werden.35 Auch bei der Reichsspitze stieß das Ansinnen fast durchweg auf Ablehnung. Das Reichsamt des Innern wie das Reichsschatzamt äußerten Bedenken, dafür Gelder vorzusehen. Die Inventarisation sei auf Länderebene schon im Gang, auf Reichsebene hingegen angesichts des erforderlichen Arbeitsaufwands praktisch kaum durchzuführen. Außerdem fehle eine etatmäßige Bewilligung, gegebenenfalls würden andere ähnliche Unternehmungen gleichermaßen einen Zuschuß verlangen. Kurz: ein reichsgestütztes Unternehmen sei »auch in politischer Hinsicht nicht räthlich«.36 Ein 160 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ablehnender Beschluß des Kaisers war bereits vorbereitet. Allein der Reichskanzler Bernhard von Bülow zeigte sich aufgeschlossen. Er betonte den politischen Nutzen des Projekts. Ein solches Handbuch richte sich nicht nur an Kunstkenner und Wissenschaftler, sondern an alle, die an der deutschen Geschichte und ihren Denkmälern Interesse hätten. Auch Wilhelm II. blieb bei seiner positiven Einstellung. Er stellte deshalb am 27. März 1904 aus seinem Dispositionsfonds insgesamt 50.000 Mark für die geplanten fünf Bände des Handbuchs bereit.37 Sie sollten nach Bülows Vorschlag in Raten à 10.000 Mark jeweils nach »Fertigstellung und Billigung« eines Bandes ausgezahlt werden. Private Initiative und Tätigkeit wurden so durch eine staatlich-kaiserliche Finanzierung unter Kontrolle gebracht. 1905 erschien der erste Band des Dehioschen »Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler«, 1912 bereits der letzte Band. Entgegen den pessimistischen Prognosen der Reichsverwaltung brachte am Ende gerade die konzentrierte und inhaltlich beschränkte Reichsinventarisation ein greifbares Ergebnis zustande, während kaum ein Länderinventar vor dem Krieg abgeschlossen werden konnte, viele sogar durch den Wandel der Kriterien und Prinzipien über eine lange Bearbeitungszeit schon vor ihrer Vollendung fast wieder überholt waren. Das »Handbuch« war pragmatisch aufgebaut. Es beschränkte sich auf das Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1871; Österreich und die deutsche Schweiz vor allem wurden ausgeklammert. Neuauflagen in der Weimarer Zeit nahmen die deutsche Schweiz auf und verzeichneten Elsaß-Lothringen weiterhin; ideologische Ziele überlagerten jetzt deutlich die Pragmatik. Die fünf Bände teilten das Bearbeitungsgebiet in die fünf Regionen Mitteldeutschland, Nordostdeutschland, Nordwestdeutschland, Süddeutschland und Südwestdeutschland. Jeder Band war wiederum rein topographisch-alphabetisch gegliedert. Die Grenzen der deutschen Länder blieben dabei völlig unberücksichtigt. Vermittelten die Länderinventare den Eindruck von Uneinheitlichkeit, wandte Dehio reichsweit einheitliche Kriterien an. Zeitlich erfaßte er die Werke vom frühen Mittelalter bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Nur sporadisch verwies er auf römische Überreste. Vorrang genossen die Denkmäler des Mittelalters vom 12. bis zum 14. Jahrhundert, unter den nachmittelalterlichen Werken wählte Dehio stärker aus. Inhaltlich stellte er die baulichen Kunstdenkmäler in den Mittelpunkt. Reine Wehrbauten spielten nur eine untergeordnete Rolle. Auch verzichtete er auf Werke der bildenden Kunst und Malerei aus Museen und Privatsammlungen. In der Dehioschen Rangordnung standen die Sakralbauten an der Spitze, wiederum nach Bedeutung von der Bischofskirche bis zur Synagoge abgestuft, dann folgten die städtischen Bauwerke vom Rathaus bis zum Schulgebäude, 161 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

darauf die privaten Bauten vom Palast bis zum Wohnhaus, ferner Brücken und Brunnen, Tore und Denkmäler im engen Sinn und schließlich Befestigungsanlagen. Die Texte waren einerseits wissenschaftlich fundiert und mit entschiedenen Qualitätswertungen versehen, andererseits möglichst knapp und allgemeinverständlich formuliert. Das erhöhte die Wirkung. Damit war das Werk auch handhabbarer und nützlicher als die umfangreichen, oft wissenschaftlich aufgeblähten Länderinventare und diente vielfach als eine Art Reiseführer. Obwohl oder gerade weil das Werk also in seiner schlicht alphabetischen Ordnung ahistorisch erschien und historisch-kulturelle Landschaften mißachtete, die Erweiterung des Denkmalbegriffs weitgehend negierte, die Hochschätzung des Mittelalters und der Großobjekte aufrechterhielt, bürgerliche und bäuerliche Kultur sowie Ensembles kaum berücksichtigte und schließlich in seinem Begriff von deutscher Kunst offen pragmatischreichspolitisch vorging, konnte es einen außerordentlichen Erfolg erzielen. Viele Neuauflagen belegten dies. Die Befürchtungen der Länder hatten sich damit in doppelter Weise bestätigt. Das Werk untergrub die Bemühungen der Einzelstaaten, ihre Existenz kulturgeschichtlich zu begründen, förderte die nationale Integration und die Legitimation des Kaiserreichs. Es zeigte zum Unbehagen der Länderregierungen zugleich, wie beim Zusammenspiel von Initiativen der Öffentlichkeit und Reichspolitik schnell Wirkungsvolles entstehen konnte. Fünftens: In unmittelbarer Weise konnten sich die Vorstellungen der Reichsspitze von einer nationalen Denkmalpflege allerdings am ehesten in Elsaß-Lothringen niederschlagen. Da Elsaß-Lothringen seit 1871 formal zunächst der Reichsregierung unterstand,38 hatte diese direkten Einfluß auch auf die Kulturpolitik. Hier lagen anfangs, etwa bei der Gründung der Reichsuniversität Straßburg 1872 als moderner Reformhochschule, Machtpolitik gemäß den Interessen des Reichs sowie Versuche der ideologischen Durchdringung und der Germanisierung einerseits mit einer Politik der moralischen Eroberung andererseits nicht unbedingt im Widerspruch. An Architektur, Bautätigkeit und Bauordnungspolitik läßt sich dies ablesen. Das gilt auch für die Denkmalpflege im Reichsland, die unmittelbar und augenfällig das hochbrisante Problem der Eingliederung einer zumindest gespaltenen Bevölkerung betraf Eine Politik der Annexion wie das Ziel der Assimilation und Integration wurden auch hierbei parallel verfolgt. Am ehesten für Versuche der bloßen Demonstration deutscher Herrschaftsansprüche standen Planungen und praktischer Umgang mit einzelnen herausragenden Baudenkmälern wie der Hohkönigsburg, die Wilhelm IL am Beginn des 20. Jahrhunderts als Nationaldenkmal im Stil des 19. Jahrhunderts, als Wahrzeichen deutscher Macht und Herrschaft im Reichsland, wiederaufbauen ließ.39 162 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Betrachtet man nicht nur die markanten Einzelfälle, sondern genauer die Einrichtung des staatlichen Denkmalschutzes in Elsaß-Lothringen,40 differenziert sich das Bild. Der französische Denkmalschutz war dem deutschen in institutioneller und rechtlicher Hinsicht voraus. So war er beim Staat monopolisiert und zentralisiert, zudem das System der Klassierung bereits eingeführt worden. Die deutsche Verwaltung übernahm nach der Annexion zunächst Grundsätze und Recht der französischen Denkmalpflege.41 Zugleich ergingen bald nach der Annexion zahlreiche Anweisungen, welche die Funktionsfähigkeit der Denkmalpflege garantieren sollten.42 Auch wurde die Inventarisation eingeleitet und schließlich eine Umgestaltung in organisatorischer und personeller Hinsicht vorbereitet. Allerdings konnten tiefgreifende Reformen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts realisiert werden.43 Insgesamt wurde versucht, in Elsaß-Lothringen eine modellhafte Denkmalpflege aufzubauen sowie einen hohen kulturellen Standard der deutschen Politik schon durch die bloße Existenz einer effektiven und modernen staatlichen Denkmalpflege unter Beweis zu stellen. Doch kam es immer wieder zu Konflikten zwischen Reichsland- und Reichsinteresse. Am Ende stellte Elsaß-Lothringen bei allen rechtlichen und politischen Besonderheiten zunehmend nur mehr eine Variante föderalen Selbstbehauptungswillens dar. Das Reichsland war, wie sich auch in der Denkmalpflege spiegelte, auf dem Weg zur Staatsbildung. Es gewann an Eigeninteresse und Eigengewicht. Die Verfassungsreform von 1911, die das Reichsland in den Rang eines vollberechtigten Bundesstaats erhob, segnete diese Entwicklung formal ab. Das Reich hatte letztlich an Einfluß verloren. Von einer Reichsdenkmalpflege konnte am Ende des Kaiserreichs für ElsaßLothringen insgesamt kaum gesprochen werden. b) Nationalisierung der Denkmalpflege im Krieg So veränderte erst der Erste Weltkrieg die Position des Reichs in der Denkmalpflege. Bereits während der ersten Kriegsmonate wurden zahlreiche hervorragende Baudenkmäler in Belgien und Frankreich beschossen und erheblich beschädigt oder zerstört.44 Zwar enthielt die Haager Landkriegsordnung von 1907 Vorkehrungen zum Schutz von Kunst- und Geschichtsdenkmälern im Kriegsfall.45 Doch Kriegsführung und Kriegstechnik ließen 1914 diese Bestimmungen schnell obsolet erscheinen. Hinzu kam, daß die Bedrohung von Baudenkmälern durch den Krieg in der Öffentlichkeit eine außergewöhnliche Aufmerksamkeit fand.46 Dies war mit bloß kunsthistorischen Interessen nicht zu erklären. Vielmehr spielten die offenkundige Instrumentalisierung des Denkmalschutzes durch die Politik auf der einen Seite und der enge Zusammenhang zwischen Denkmälern, 163 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Denkmalpflege und Nationalgefühl auf der anderen Seite zusammen. Durch die Ideologisierung des Kriegs und die Erweiterung der militärischen Vorgehensweise um eine propagandistische Kriegsführung wurde Denkmälern eine Schlüsselfunktion zugewiesen. Denkmalpflege avancierte zur nationalen Aufgabe, das Reich war in die Verantwortung gezogen. Dabei wirkte die nationale Euphorie im deutschen Bildungsbürgertum mit. Namentlich die zivilisationskritische Bewegung sah im Krieg eine angemessene Antwort auf die beklagten Begleiterscheinungen der Modernisierung und eine heroische Demonstration von Selbstbehauptungswillen und Selbstbehauptungskraft deutscher Kultur.47 Der suggestiven Wirkung von Aufbruchstimmung und Gemeinschaftserlebnis entzogen sich wie die große Mehrheit der deutschen Wissenschaftler48 auch Kunsthistoriker und Denkmalpfleger nicht. Sie empfanden es als Pflicht und Auftrag, Deutschland das »Bewußtsein seiner weltgeschichtlichen Aufgabe, das sich wieder stützt auf eine große geschichtliche, kulturfördernde Vergangenheit«, zu vermitteln49 und, wie es der Provinzialkonservator der Rheinprovinz Edmund Renard 1916 ausdrückte, im Sinn der nationalen Aufbruchstimmung »an der innern Kriegsbereitschaft nach Möglichkeit mitzuwirken«.50 Überdies führten einige Schlüsselereignisse, die Beschießung und Zerstörung einzelner Baudenkmäler und die anschließenden Diskussionen um die Schuldfrage, dazu, daß innerhalb weniger Wochen des Herbstes 1914 die internationale Kunstwissenschaft in nationale Lager zerbrach, über die hinaus eine Verständigung praktisch unmöglich war. Eine besondere Rolle spielte dabei die teilweise Zerstörung von Löwen51 und der dortigen kulturhistorisch wertvollen Bibliothek durch deutsche Truppen im August 1914 sowie die Beschießung der Kathedrale von Reims52 im September desselben Jahres. Diese Ereignisse lösten einen Sturm der Empörung in der internationalen Presse und Wissenschaft aus.53 »Die beiden Namen Löwen und Reims«, urteilte Paul Clemen Ende August 1915, »haben uns im Ausland ... mehr Abbruch getan als zwei verlorene Schlachten«.54 Auch ehedem neutrale oder deutschfreundliche Beobachter reagierten mit Unverständnis. In Frankreich, England, Italien, den Niederlanden, der Schweiz und Amerika wurde das deutsche Vorgehen als sachlich unbegründete, zumindest überzogene Reaktion gebrandmarkt und die Vernichtung einer Bibliothek und einer Kathedrale als Beleg für deutsche Kulturverachtung gewertet. Für die deutsche Intelligenz wurden Löwen und Reims damit zu Schlüsselerlebnissen. Auf einen Schlag war die internationale Kommunikation unterbrochen, ehemalige Kollegen sahen in Deutschland einen Hort der Barbarei, und der zu Kriegsbeginn propagierte Mythos vom Kampf deutscher Kultur gegen die internationale Zivilisation schien seine Legitimation verloren zu haben.55 Für Clemen, der kein alldeutscher Nationalist war, 164 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sondern ein konservativ-nationaler, monarchisch gesinnter Bildungsbürger mit zahlreichen internationalen Kontakten, beispielsweise als ehemaliger Austauschprofessor in Harvard, bestand kein Zweifel, daß eine propagandistische Verzerrung der Ereignisse durch Belgier, Franzosen und Engländer aus den militärischen Ereignissen erst den politischen Skandal gemacht hatte. Dies begründete für ihn die Notwendigkeit der Gegenpropaganda.56 Die große Mehrheit der deutschen Intelligenz einschließlich der Historiker und Kunsthistoriker bis hin zu Friedrich Meinecke und Karl Lamprecht war gleichermaßen sicher, daß sich Deutschland im Recht befunden habe. Dafür stand auch der berühmte, von 93 Vertretern der kulturellen und wissenschaftlichen Elite Deutschlands unterschriebene Aufruf »An die Kulturwelt«, der am 4. Oktober in der deutschen Presse veröffentlicht und, in zehn Sprachen übersetzt, auch im Ausland verbreitet wurde.57 Die Unterzeichner behaupteten eine spezifisch deutsche Verbindung von Macht und Geist, von Militär und Kultur. Sie betonten ihre »Liebe zur Kunst«, wollten aber nicht »die Erhaltung eines Kunstwerkes mit einer deutschen Niederlage ... erkaufen«.58 Der Aufruf erzielte keineswegs die erhoffte Wirkung, sondern provozierte scharfen Widerspruch und zementierte die internationale Isolation der deutschen Wissenschaftler.59 Auch die folgende deutsche Gegenpropaganda zu den Ereignissen in Löwen60 und Reims61 rief nur erbitterte Reaktionen und Gegenschriften besonders von französischer Seite hervor.62 Die Rechtfertigungsschriften auch der Denkmalpfleger trieben dafür um so deutlicher die nationale Indienstnahme ihrer Disziplin voran. Paul Clemen argumentierte Ende August 1915 im Sinn des »Aufrufs der 93«, daß es keine »Scheidewand ... zwischen dem völkermordenden Geist des neuen Militarismus und dem Geist des alten Deutschland der Dichter und Denker« gebe.63 Als tiefsten Grund ihrer Verhaltensweise und Argumentation führten die deutschen Denkmalpfleger dabei den Vorrang der nationalen Existenz und Ehre an. Gerade die Denkmalpfleger, so wiederum Clemen, »deren letztes Suchen und deren Lebensarbeit der Erforschung und Erhaltung dieser alten Kunst gilt«, müßten erkennen, »daß in einem Augenblick, wo es sich doch nicht um einen abgesteckten Zweikampf, sondern um Sein oder Nichtsein, um unsere ganze nationale Existenz handelt, ein Denkmälerkultus über die militärischen Notwendigkeiten und über die Rücksicht auf die kostbaren Leben zu setzen, wie eine wunderliche und anachronistische Sentimentalität erscheint«.64 Allerdings erkannte die deutsche Seite durchaus die nationalpolitische Funktion und die propagandistische Bedeutung der Denkmalpflege im Kriegsgebiet. Über die Reaktion auf die Vorwürfe in den Fällen Löwen und Reims hinaus wurden deshalb im Herbst 1914 in den besetzten Gebieten zunächst des Westens und dann auch des Ostens Vorkehrungen für einen 165 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

staatlichen Kunstschutz getroffen. Mit der Organisation und Durchführung der Denkmalpflege in den besetzten, durch Kriegseinwirkung nicht unbeträchtlich zerstörten Gebieten sowie im eigentlichen Operationsgebiet der kriegsführenden Parteien, und zwar unter den Bedingungen des langwierigen Stellungskriegs, kam eine gänzlich neue Aufgabe auf die Konservatoren zu. Vorbereitungen dafür waren nicht getroffen worden.65 Es fehlte nicht nur an Konzepten. Hinzu kamen vielmehr als weitere hemmende Faktoren erstens das Mißtrauen der militärischen Führungsstellen, denen sich die Denkmalpfleger »oft geradezu aufgedrängt« hatten,66 gegen die Einbeziehung von Kunsthistorikern in die Besatzungspolitik, zweitens Kompetenzprobleme zwischen Reich und Ländern sowie drittens Differenzen der beteiligten Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, Verwaltungsbeamten und Politiker über die Prinzipien des Kunstschutzes. Eine einheitliche Verwaltung der Kunstangelegenheiten im Reich konnte auch während des Kriegs trotz einiger Initiativen67 nicht durchgesetzt werden. Derartige Konzepte hatten schon wegen der bundesstaatlichen Struktur Deutschlands weiterhin keine Realisierungschance. Nicht einmal für die besetzten Gebiete gelang die Einrichtung einer einheitlichen Kunstadministration. Zuständig für die Verwaltung dieser Gebiete war das Reichsamt des Innern. Bereits kurz nach Kriegsbeginn, noch im August und vor den Ereignissen von Löwen, präsentierte der Generaldirektor der Berliner Museen, Wilhelm von Bode,68 dem Reichsamt und dem Generalgouverneur in Belgien Vorschläge zur Organisation eines Kunstschutzes. Ursprüngliche Überlegungen, belgische Kunstbeamte mit Sicherungsmaßnahmen zu betrauen, wurden nach den Löwener Ereignissen aufgegeben. Statt dessen wurde am 12. September 1914 der Direktor des Kunstgewerbemuseums, Otto von Falke,69 beauftragt, sich über den Zustand der belgischen Kunstdenkmäler zu informieren und Schutzmaßnahmen einzuleiten, gegebenfalls auch mobiles Kunstgut aus Kampfgebieten nach Brüssel zu schaffen. Parallel ordnete das preußische Kultusministerium den Direktor der Breslauer Universitätsbibliothek zur Sicherung der belgischen Bibliotheken und Archive ab.70 Doch zeigte sich bald, daß diese ersten Maßnahmen nicht ausreichten, um die internationale Aufregung um den Fall Löwen zu besänftigen. Angesichts der Schwächen der Kunstschutzpolitik und besonders ihrer öffentlichen Propagierung forderten Kulturpolitiker und Denkmalpfleger eine offensivere Vorgehensweise. Eine Schlüsselfunktion kam nunmehr Paul Clemen zu. Der Bonner Kunsthistoriker hatte vor dem Krieg in vielfältigen wissenschaftlichen Kontakten mit der französischen Gelehrtenwelt gestanden und auch eine Arbeit über die französische Denkmalpflege publiziert.71 Er hielt sich deshalb für besonders berufen, die in seinen Augen ungerechtfertigte Kritik an der deutschen Kriegsführung zu wider166 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

legen, die Einheit von kultureller Selbstverpflichtung und militärischem Vorgehen zu beweisen und zur moralischen Eroberung beizutragen. Seit Kriegsbeginn drängte er darauf, beim Kunstschutz im Operationsgebiet eingesetzt zu werden. In diesem Zusammenhang wandte er sich Anfang Oktober 1914 mit einer Denkschrift an das kaiserliche Zivilkabinett.72 Damit legte er den Grundstein der Kulturpflege des Reichs in den besetzten Gebieten, die er als eigene Disziplin »Kriegsdenkmalpflege« zu überhöhen suchte. Hierzu zählte Clemen neben der notdürftigen Sicherung und der Verzeichnung von Zerstörung und Bestand auch die Forschung sowie die Planung und Kontrolle des Wiederaufbaus.73 Dafür forderte er Vorbereitungen in Friedenszeiten, etwa die Erprobung von Schutzmaßnahmen, die Verpackung von Kunstwerken, die Information über moderne Kriegstechniken von Artillerie und Luftkampf. »Auch die Kunstpflege braucht eine Art Mobilmachung.«74 Eine derartige Kriegsdenkmalpflege verwies auf das Reich, das nicht nur nach innen, sondern besonders nach außen wirken sollte. Es ging um den Einsatz der Denkmalpflege als Mittel der geistigen Kriegsfuhrung und die Außenwirkung der praktischen Tätigkeit. Clemen wollte deshalb französische Architekten der »Commission des Monuments Historiques« bei den Sicherungsarbeiten beschäftigen. Das war auf deutscher Seite durchaus nicht unumstritten. Bodo Ebhardt etwa forderte 1915, für den Wiederaufbau Belgiens nur deutsche Privatarchitekten zu verwenden. Für den deutschen Generalgouverneur in Belgien, den preußischen Generaloberst Moritz Freiherr von Bissing, war es dagegen »mit den Grundsätzen der Billigkeit und der Staatsklugheit unvereinbar«, die durch den Krieg arbeitslosen belgischen Architekten zu übergehen und sie so erst recht zu Gegnern der deutschen Okkupationsverwaltung zu machen.75 Auch Clemen argumentierte ausdrücklich politisch, »in dem Sinne des Werbens um Vertrauen beim Gegner«. Damit sollten nicht die Fähigkeiten der Franzosen auf kulturellem Gebiet gewürdigt werden, sondern im Gegenteil galt es, das feindliche und neutrale Ausland durch eine »Kulturtat ersten Ranges« zu beeindrucken, die »von der hohen Weisheit und dem weiten Blick der deutschen Regierung ein weithin sichtbares rühmliches Zeugnis ablegen würde«. Deutschland stünde in der Weltöffendichkeit als »das erste Kulturvolk der Erde« da. Deshalb verlangte Clemen, aus dem Fall Belgien zu lernen und die Denkmalpflege in Frankreich »frühzeitig« und »selbständig« zu organisieren. Die anhaltende internationale Diskussion um deutsche »Kunstbarbareien« veranlaßte die Reichsregierung dazu, Clemens Wunsch nachzugeben und ihn am 20. Oktober 1914 mit dem Baudenkmalschutz in Belgien zu betrauen. Zu diesem Zweck wurde er neben von Falke der deutschen Zivilverwaltung in Brüssel unterstellt. Im November 1914 erhielt Clemen 167 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zudem den Auftrag, in Nordfrankreich die Kriegsschäden an Baudenkmälern zu verzeichnen, und auf seine erneute Nachfrage Ende Dezember erteilte ihm der Kaiser am 1. Januar 1915 die Genehmigung, in allen wichtigen Fällen die Interessen der Denkmalpflege im eroberten französischen Gebiet wahrzunehmen. Auch die anfangs ablehnende Oberste Heeresleitung unterstützte nun Clemens Arbeit.76 Der Generalquartiermeister erließ aber erst am 2. März 1915 Vorschriften für den Kunstschutz im Kriegsgebiet. Ein ständiger Referent für die Denkmalpflege an der französischen Front wurde sogar erst am 7. Oktober 1916 berufen, und zwar wiederum auf Drängen des preußischen Kultusministeriums. Der Amtsinhaber hatte hauptsächlich für die Sicherung mobiler Kunstgüter zu sorgen. Weitere Fachleute setzte man als »Kunstoffiziere« für den Kunstschutz in den französischen und belgischen Gebieten ein. Im Osten begannen systematische organisatorische Vorkehrungen während des Herbstes 1915. Am 30. September 1915 wurde Paul Clemen dem Verwaltungschef beim deutschen Generalgouvernement in Warschau zugeteilt, um Baudenkmäler aufzunehmen und Kunstbestände zu verzeichnen.77 Ebenfalls zum Generalgouvernement Warschau ordnete man Julius Kohte ab. Er sollte die dortigen Baudenkmäler erforschen.78 Auch im Osten bezog die deutsche Verwaltung die ansässigen Denkmalschutzbehörden, hier das polnische Landeskomitee zur Erhaltung der Altertümer in Warschau, bei der Arbeit ein. Im April 1917 wurde Paul Weber, der Jenaer Kunsthistoriker, als ständiger Denkmalpfleger für Litauen eingesetzt. In Rumänien kam es gleichfalls 1917 zu Ansätzen einer Denkmalschutzbehörde.79 Paul Clemen begutachtete 1917 und 1918 auf mehreren Reisen den Balkan und Makedonien. Ähnlich wurden in Italien seit dem Herbst 1917 deutsche Kunstsachverständige berufen. Auf deutschen Anregungen beruhte auch die Einsetzung des Berliner Museumsdirektors Theodor Wiegand als Generalinspektor der Altertümer für Syrien, Palästina und Westarabien. Der Aufbau des Reichsdenkmalschutzes in den besetzten Gebieten ging also durchweg auf Initiativen der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, an erster Stelle Clemens, zurück. Hinzu kam die Unterstützung vor allem des preußischen Kultusministeriums. Andere Zivilbehörden und besonders die militärische Spitze reagierten zurückhaltender. Deshalb gelang es auch nie, eine dauerhafte Kriegsdenkmalschutzbehörde mit fixierten Kompetenzen zu installieren. Ohnehin sah Kaiser Wilhelm IL den Denkmalschutz im besetzten Gebiet als sein besonderes Steckenpferd an. Er förderte den Kunstschutz zwar, blockierte aber auch eine wissenschaftliche und professionelle Arbeit im Sinne Clemens. Mehrfach besuchte Wilhelm IL selbst zerstörte Denkmäler, so die Ruinen der belgischen Zisterzienserabtei Orval, und befahl die Einleitung von Sicherungsmaßnahmen.80 Gelder aus seinem Dispositionsfonds stellte er für ausgewählte Projekte zur Verfü168 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gung.81 Clemen wurde zum Vortrag über den Stand der Denkmalpflege im Kriegsgebiet geladen.82 Doch auch Bodo Ebhardt, der anders als Clemen einen Wiederaufbau nach deutschen Prinzipien mit deutschen Architekten ohne Beteiligung der Besiegten forderte, wurde vom Kaiser nach Belgien und Frankreich entsandt, um für die deutsche Kunstpflege im Kriegsgebiet zu werben.83 Meinungsverschiedenheiten über den Kunstschutz blieben nicht aus. Sie betrafen zum einen die Frage des Umgangs mit mobilen Kunstwerken, die Verschleppung etwa von französischem Kunstgut nach Deutschland, wie es Wilhelm IL und Berliner Museumsleiter beabsichtigten. Dies widersprach nicht nur dem Völkerrecht, sondern auch den von Denkmalpflegern wie Clemen propagierten moralischen Eroberungen durch eine vorbildliche Kulturpolitik vor Ort.84 Zum anderen kamen namentlich in Bayern Befürchtungen auf, im Zuge der Einrichtung einer Kunstverwaltung in den besetzten Gebieten könnten die Länder überspielt und Verreichlichungstendenzen vorangetrieben werden. Schon im Oktober 1914 hatte München vom Reich vergeblich eine Beteiligung bayerischer Kunsthistoriker am Denkmalschutz in Belgien gefordert. Mehrfach wurde dieser Wunsch für andere besetzte Gebiete wiederholt. Dabei ging es durchweg um die Stellung Bayerns in der deutschen Politik.85 Doch die Einbindung und Selbsteinbindung von Denkmalpflegern in die Kriegspropaganda überspielte föderalistische Vorbehalte. Die Denkmalpfleger sahen ihre Tätigkeit im Kriegsgebiet als Aufgabe für Reich und Nation, als Beitrag zur geistigen Verteidigung und zur Rettung der nationalen Ehre Deutschlands. Das schlug sich in zahlreichen Berichten und Veröffentlichungen nieder. Ein Großteil der Clemenschen Denkschriften und Berichte war von vornherein ganz oder in wesentlichen Teilen für die Publikation im In- und Ausland gedacht und wurde in Übersetzungen verbreitet.86 Fast alle namhaften Theoretiker und Praktiker wilhelminischer Denkmalpflege, von Friedrich Wilhelm Bredt über Georg Dehio und Bodo Ebhardt bis zu Joseph Sauer und Cornelius Gurlitt, beteiligten sich an Publikationen, welche die deutsche Politik verteidigten und die Gegner angriffen.87 Auch die regionalen Heimatbünde stellten sich, oft auf Anregung der einzelstaatlichen Regierungen, in den Dienst der nationalen Propaganda.88 Der Krieg förderte mithin die Verreichlichung und vor allem die Nationalisierung der Denkmalpflege. Dazu trug bei, daß die Auseinandersetzungen mit dem Ausland auf das Feld von Kultur und Kulturpolitik ausgedehnt wurden. Deutsche Kunsthistoriker und Denkmalpfleger betonten eine spezifisch deutsche Tradition der Kunst- und Denkmalpflege. Die Qualität Deutschlands als Kulturvolk, so das zentrale Argument, beweise seine generelle Achtung vor dem Schaffen der Vergangenheit, sei es deutschen 169 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

oder ausländischen Ursprungs. Die in Deutschland praktizierte wissenschaftliche Denkmalpflege nehme im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. Noch im gegenwärtigen Krieg sei es der deutschen Verwaltung in den besetzten Gebieten geradezu eine »Ehrenpflicht«, für die Kunstdenkmäler zu sorgen, selbst wenn sie nicht durch den Krieg, sondern durch vorhergehende Vernachlässigung beschädigt worden waren.89 Deutschland verhalte sich im Kunstschutz wie ein Arzt, der alle Verwundeten, gleich welcher Provenienz, versorge.90 In Rumänien, erfuhren die Leser der »Denkmalpflege« 1917, unterrichte man sogar die Soldaten durch Periodika und Vorträge über Kunst, Kultur und Denkmäler des Landes. Das belege, »daß das deutsche Besatzungsheer in Rumänien über den eigentlich kriegerischen Aufgaben die menschlich höherstehende Wirkung durch geistige Waffen nicht vergessen« habe.91 Die Kunstgeschichte brauchte dabei nicht einmal germanisiert zu werden. Die Denkmalpflege führte sich vielmehr selbst schon durch ihre bloße Existenz als Beleg kultureller Überlegenheit an, während umgekehrt dem Ausland, an erster Stelle Frankreich, eine lange Tradition der Zerstörung von Kulturschätzen und eine unzureichende Kunstpflege vorgeworfen wurde.92 Daß Frankreich angeblich die eigenen Denkmäler unter Billigung der Fachwissenschaft aus verteidigungstaktischen Gründen opfere, galt als weiterer Beleg für die nicht nur fachliche, sondern auch moralische Überlegenheit der deutschen Denkmalpflege. Als letzten und besonders abstoßenden BeweisfranzösischerUnkultur in Politik und Wissenschaft wertete man, daßfranzösischeStellen angeblich beabsichtigten, Kriegsruinen nicht wiederherzustellen, sondern als Mahnmal im ruinösen Zustand zu erhalten, um den Haß gegen die Deutschen zu bewahren und zu nähren.93 Ähnliche Vorwürfe fachlicher und politischer Art richteten sich gegen Belgien,94 Rumänien,95 Rußland96 oder Syrien.97 Allenthalben habe mithin erst die deutsche Besetzung den Durchbruch zu Idee und Praxis einer modernen effektiven wissenschaftlichen Denkmalpflege und praktische Fortschritte ermöglicht.98 An dieser Position hielten die deutschen Kunsthistoriker und Denkmalpfleger auch nach Kriegsende fest. In zahlreichen apologetischen Schriften wurde die Kriegsdenkmalpflege noch im nachhinein legitimiert. Hier sei, so etwa Paul Clemen, »zum erstenmal konsequent der Versuch unternommen worden ..., auf feindlichem Boden für die Erhaltung der Denkmäler und Kunstschätze einer fremden Kultur zugunsten dieser fremden Kultur sich einzusetzen«.99 Tatsächlich bedeutete dies einen bemerkenswerten Wandel. Denkmalpflege diente nun nicht mehr unmittelbar, durch die Stilisierung des eindrucksvollen Monuments, des Nationaldenkmals, den politischen Zielen der expandierenden Macht, sondern eher mittelbar, durch die Demonstration kultureller Überlegenheit, kulturstaatlichen En170 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gagements und kultivierten Verhaltens. Der Krieg verhalf damit einer Konzeption von Denkmalpflege zum Durchbruch, in der es weniger um das einzelne Objekt als vielmehr um die nationale Kulturleistung Denkmalpflege selbst ging. Der Glaube an eine kulturelle Sendung Deutschlands, die Legitimation der Nation durch Kulturpolitik sowie das Verständnis der Denkmalpflege als nationaler Gemeinschaftsaufgabe wirkten als Erbe des Weltkriegs in die Republik hinein. Denkmalpflege rückte jetzt endgültig als nationales Anliegen und Aufgabe des Reichs in das öffentliche Bewußtsein. c) Reichsdenkmalpflege in der Weimarer Republik Kriegsniederlage und Revolutionsausbruch 1918 stellten Kultur und Kulturpolitik vor neue Aufgaben. Angesichts von sozialer Misere und Wohnungsnot einerseits, politischer Desorientierung und Zersplitterung andererseits stand auch die Kulturpolitik ganz im Zeichen der sozialen Fürsorge und der nationalen Integration. Im kulturellen Bereich galt folglich dem Schulwesen die primäre Aufmerksamkeit der neuen Regierungen. Auch über die Schulbildung hinaus schien nur die soziale Aufgabe eine staadiche Förderung schöngeistiger Aktivitäten zu rechtfertigen. In diesem Sinn formulierte Konrad Haenisch, der vom November 1918 bis ins Jahr 1921 für die Mehrheitssozialdemokratie als preußischer Kultusminister amtierte, in seiner 1921 unter dem Titel »Neue Bahnen der Kulturpolitik« erschienenen Programmschrift grundlegende Gedanken zur Kultur- und Geschichtspflege in der Republik. Haenisch wollte die Bedeutung der Kulturpolitik für die Stabilisierung von Revolution und Republik hervorheben. So beklagte er die »Ungeistigkeit« der Revolution; ihr fehle der »große seelische Schwung«. Deshalb dürfe Kulturpolitik nicht als zweitrangig gewertet werden, als Luxus für bessere Zeiten. Eine rein materiell-fiskalische Regelung der Not verspreche keinen dauerhaften Erfolg. Die »Genesung« des deutschen Volkes könne »nur von innen heraus kommen«, »vom deutschen Geiste und von der deutschen Seele, von der deutschen Wissenschaft und Kunst, von deutscher Schule und Erziehung«, also von »ideellen« Aspekten, »die in dem hinter uns liegenden Zeitalter des reinen Mechanismus und eines mißverstandenen Materialismus nur allzu oft unterschätzt worden sind«. Insofern sei der deutsche Wiederaufstieg »eine Erziehungsfrage«, es gehe um »moralische Eroberungen«. Kunst diene »zur Tröstung und seelischen Sammlung« und damit »als gewaltige Triebkraft nationalen Aufschwunges«. Kulturpolitik sollte das Eintreten für das Ganze, konkret für die Nation befördern, um Deutschland im Wettbewerb der Nationen eine bessere Position zu verschaffen.100 171 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Haenisch wollte ein nationales, spezifisch deutsches »Kulturbewußtsein« fördern. Dabei wiederum spielte die Traditionspflege eine zentrale Rolle, und zwar im Sinn der Kulturgeschichtsschreibung von Karl Lamprecht.101 Mit dieser spezifischen Mischung aus kulturgeschichtlichem Anspruch, sozialer Ausrichtung und nationaler Aufgabe der Kulturpolitik stand der Sozialdemokrat Haenisch nicht allein. Vielmehr enthielt dieses Programm wesentliche Elemente, die den kulturpolitischen Reformbestrebungen der frühen Republik gemein waren. Neben der Sozialdemokratie wurden dabei insbesondere die Linksliberalen zu den eigentlichen Verfechtern einer spezifisch republikanischen Kulturpolitik. In praktischer Hinsicht galt dies beispielsweise für Erich Koch-Weser, der als Reichsinnenminister von 1919 bis 1921 kulturpolitische Kompetenzen des Reichs auszubauen versuchte. Koch-Weser, vordem als Bürgermeister von Delmenhorst ein Fürsprecher der oldenburgischen Denkmalpflege- und Heimatschutzgesetzgebung, in der Folge Stadtdirektor von Bremerhaven sowie 1913 bis 1919 Oberbürgermeister von Kassel, stand für eine Kombination pragmatischer Gegenwartsorientierung, historischer Heimatschutzperspektive und reformerischer »Werkbund«-Zielsetzung.102 In theoretischer Hinsicht hatte der parteilose, aber der Deutschen Demokratischen Partei nahestehende Orientalist Carl Heinrich Becker, den Haenisch im April 1919 zum Unterstaatssekretär im Kultusministerium gemacht hatte und der im Jahr 1921 sowie von 1925 bis 1930 auch als Kultusminister fungierte,103 schon 1919 die Grundlagen einer republikanischen Kulturpolitik des Reichs ausgebreitet. In zentralen Aspekten unterschied sich Becker nicht von Haenisch. Auch er sah den Schlüssel zur deutschen Erholung nicht primär im Politischen, Wirtschaftlichen oder Militärischen, sondern im Kulturellen. Noch stärker als Haenisch allerdings begriff Becker den sozialen Auftrag der Kulturpolitik als gcmeinschaftsbildenden und besonders nationalen Auftrag. Denn Deutschland sah Becker durch »Individualismus« und »Partikularismus« geschwächt. Es sei »noch keine geschlossene Nation«, sondern »erst auf dem Wege dazu«. Unter Kulturpolitik verstand er die »bewußte Einsetzung geistiger Werte im Dienste des Volkes oder des Staates zur Festigung im Innern und zur Auseinandersetzung mit anderen Völkern nach außen«.104 Nachdem Machtprinzip und Militarismus als Faktoren der nationalen Integration im Krieg gescheitert seien, gelte es nun, »ein neues einigendes Band zu suchen, das uns über unseren Stammespartikularismus, über unsere konfessionelle Spaltung und über unsere berufsständische und soziale Gliederung hinaus zum Einheitsvolk werden läßt«. Im Nachkriegsdeutschland sei dazu »eine bewußte Kulturpolitik« als »Erziehung zur Nation« erforderlich. Die »Pflege des Volksgedankens« und die Wiederbelebung der Kulturnation Deutschland sollten »zur Über172 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

brückung innerpolitischer Gegensätze« der Parteien und Konfessionen dienen.105 Die Vorstellungen Haenischs wie Beckers implizierten ein stärkeres Engagement des Reichs in der Kulturpolitik. Allerdings hatten abgesehen von Sozialdemokraten und Linksliberalen fast alle politischen Parteien eine eher zwiespältige, meist skeptische Einstellung zu einer republikanischen Reichskulturpolitik im allgemeinen und zur Denkmalpflege etatistischbürokratischer Prägung im besonderen. Das galt erstens für das Zentrum, dessen enge Bindung an die katholische Kirche sowie an die Selbstverwaltungsgremien der westlichen preußischen Provinzen zur Blockierung Berliner Rationalisierungs-, Intensivierungs- und Zentralisierungsambitionen beim Denkmalschutz führte. Maßgebende Zentrumspolitiker, so der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer und der Landeshauptmann der Rheinprovinz Johannes Horion, verbanden dies aber mit einer intensiven Förderung provinzialer Heimatpflege; Horion selbst wurde 1931 Vorsitzender des »Deutschen Bundes Heimatschutz«.106 Das galt zweitens für die Parteien der konservativen Rechten. Die Deutschnationale Volkspartei beharrte einesteils auf einem unbeschränkten Eigentumsrecht. Verbindungen zur evangelischen Kirche und zum ostelbischen Grundbesitz wirkten dabei mit. Anderenteils wandte sie sich entschieden gegen die staatliche Förderung moderner Kunstrichtungen, wie sie etwa in der »Werkbund«Nähe maßgebender Kulturpolitiker Preußens und des Reichs zum Ausdruck kam, und propagierte eine heimatlich verwurzelte kulturelle Reaktion. Ebenso scharf widersetzten sich am Ende der Republik die Nationalsozialisten den »Werkbund«-Einflüssen in der Kulturpolitik. Gegen die republikanische Kulturpolitik opponierte drittens die linke Opposition. Mangelnde Volksnähe der Kunst, fortwährende Vertretung monarchischdeutschnationaler Beamten in den Kultusverwaltungen und Privilegierung der Kirchen waren die zentralen Kritikpunkte. Die Kommunistische Partei insbesondere betonte zudem den Vorrang des technischen Fortschritts, dem ein Kunstdenkmal im Kollisionsfall weichen müsse, »um der Gegenwart freie Bahn zu schaffen«.107 Trotz dieser politischen Vorbehalte war auch die Denkmalpflege von der Neufundierung des Reichs nach der Revolution betroffen. So mußte vor allem die Kompetenz von Reich und Ländern in Kulturpolitik wie Denkmalpflege neu abgesteckt werden. In der Summe stärkte der Umbruch das Reich. Zunehmend übernahm es auch kulturpolitische Aufgaben. Das richtete sich nach innen wie nach außen. Nach innen sollte über die Kulturpolitik eine einheitsstiftende Wohlfahrtspolitik untermauert, nach außen gerade wegen des Versailler Vertrags und wegen der militärischen und wirtschaftlichen Beschränkungen die kulturelle Lebenskraft Deutschlands unter Beweis gestellt werden. Konkret erfaßte das kulturpolitische 173 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Engagement des Reichs die Denkmalpflege in mehrfacher Hinsicht, nämlich durch die Reichsverfassung, durch das neu geschaffene Amt des Reichskunstwarts, durch Reichsverordnungen zum Schutz mobilen Kunstguts, durch Reichszuschüsse für geschichtlich bedeutende Baudenkmäler und nicht zuletzt durch die Forcierung von Heimatschutz und Denkmalpflege in den besetzten und Grenzgebieten. Erstens: Die Verfassung des Deutschen Reichs vom 11. August 1919 beließ zwar die Kulturpolitik prinzipiell in der Kompetenz der Länder, enthielt aber Bestimmungen, die wesentliche Bedeutung für die Denkmalpflege hatten. Vor allem erklärte sie in Artikel 150 Absatz 1 die Denkmalpflege zur staatlichen Aufgabe: »Die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Natur sowie die Landschaft genießen den Schutz und die Pflege des Staates.« Absatz 2 ergänzte einen Auftrag an das Reich, dessen Aufgabe es sei, »die Abwanderung deutschen Kunstbesitzes in das Ausland zu verhüten«.108 Ein derartiger Artikel fehlte noch in den ersten Entwürfen. Erst auf Initiative des Geschäftsführenden Ausschusses des »Tags für Denkmalpflege« und Maximilian von Biegelebens, des hessen-darmstädtischen Gesandten in Berlin, stellte der Zentrumsabgeordnete und Rechtswissenschaftler Konrad Beyerle im Verfassungsausschuß der Nationalversammlung den Antrag, einen Denkmalschutzartikel in die Verfassung aufzunehmen. In erster Lesung wurde der Antrag im Ausschuß abgelehnt, in zweiter nach erneuten Eingaben der Denkmalschutzorganisationen mit kleinen Modifikationen angenommen. Im Plenum der Nationalversammlung beschränkte sich der Berichterstatter auf den lapidaren Hinweis, der Sinn der Bestimmung begründe sich von selbst, und der Artikel wurde ohne Umstände akzeptiert.109 Doch waren Charakter und Reichweite des Artikels in der Folge umstritten. Erstmals erhielten Umwelt- und Denkmalschutz Verfassungsrang und wurden zu Staatszielen erklärt. Das geschah im Teil über die »Grundrechte und Grundpflichten der Deutschen« und hier im Abschnitt über »Bildung und Schule«. Die Bestimmung garantierte allerdings kein Recht eines Menschen oder Staatsbürgers, schützte vielmehr Dinge gerade gegen die freie Verfügungsgewalt des Eigentümers. Auch war sie nicht denjenigen Grundrechten gleichzusetzen, die institutionelle Garantien, etwa den Schutz von Ehe, Familie oder Eigentum, enthielten. Denn diese Grundrechte bezogen sich letztlich auf Personen und sicherten deren Ansprüche auf die Rechtsinstitution. Insofern unterschied sich Artikel 150 auch grundsätzlich von Artikel 142, der Kunst und Wissenschaft unter den Schutz des Staats stellte. Diese Bestimmung sollte den praktizierenden Künstlern und Wissenschaftlern der Gegenwart dienen und ihre Freiheit garantieren, während der Denkmalschutzartikel das Vergangene selbst gegen die Freiheit des modernen Künstlers sicherte.110 174 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Überdies war nicht ganz eindeutig, ob es sich bei Artikel 150 um einen bloßen Programmsatz handelte. Zumindest der zweite Absatz erhielt einen Auftrag, der unmittelbar in geltendes Recht übersetzt werden sollte.111 Auch aus dem ersten Absatz wurde von einigen Autoren geltendes Recht herausgelesen. Das gelang in überzeugender Weise freilich nur, wo die Weimarer Grundrechte, Rudolf Smend folgend, als »ein innerlich geschlossenes ›Kultursystem‹«112 verstanden und die Bestimmungen des Artikels 150 auf ihre kultur- und geistesgeschichtlichen Grundlagen untersucht wurden. Am weitesten ging dabei Albert Hensel in einer 1928 erschienenen Abhandlung, die sich wesentlich von früheren positivistischen Interpretationen löste. Hensel konstatierte, daß Träger der in Artikel 150 fixierten Grundrechte eben kein Individuum, sondern die Kulturgemeinschaft schlechthin sei. Dies stellte er in Zusammenhang mit Artikel 153 Absatz 3, der die Sozialpflichtigkeit des Eigentums proklamierte. Gestützt auf Artikel 150 beanspruchten Reich wie Länder nun Handlungsbefugnisse in der Denkmalpflege, und zwar unter Einschluß des Rechts zum Eingriff in privates Eigentum. Allerdings war umstritten, ob sich Artikel 150 Absatz 1 an das Reich oder die Länder wandte. Selbst entschiedene Befürworter eines staatlichen Denkmalschutzes wie August Kneer, der den Artikel als »Meilenstein auf der Paßhöhe«, als »Magna charta Germaniae« pries, verstanden die Vorschrift lediglich als »Rechtspflicht« der Länder, »für einen solchen Schutz Sorge zu tragen und entsprechende gesetzliche Bestimmungen zu treffen«.113 Auch Biegeleben und Beyerle vertraten die Position, bei der Abfassung habe man lediglich an die Länder gedacht. Dagegen wiesen andere Interpreten wie der badische Regierungsrat im Kultusministerium Karl Asal darauf hin, daß die Verfassung an mehreren weiteren Stellen mit dem Begriff »Staat« eindeutig sowohl das Reich als auch die Länder meine. Für Asal begründete das immerhin eine gewisse Reichskompetenz, allerdings nicht eine Befugnis des Reichs, die Länder zu konkreten Maßnahmen zu verpflichten.114 Zweitens: Indessen fehlte dem Reich institutionell die Möglichkeit, die in der Weimarer Verfassung enthaltenen Kompetenzangebote auszufüllen. Abhilfe sollte eine neue Behörde schaffen. Schon am 10. April 1919 regte Reichsinnenminister Hugo Preuß an, ein Reichskommissariat für Kulturaufgaben beim Innenministerium zu schaffen. Carl Heinrich Becker strebte sogar ein von den übrigen Ministerien unabhängiges Reichskulturamt an als »Zentrum für eine einheitliche Kulturpolitik nach innen und nach außen«.115 Parallel versuchte der »Deutsche Werkbund« in Anknüpfung an die Forderungen des im Herbst 1918 gegründeten »Arbeitsrats für Kunst«, die Stellung der Künstler in der Politik zu stärken und insbesondere ihre Einbeziehung bei Fragen künstlerischer Betätigung des Reichs zu gewährleisten. Derartige Forderungen griffen am 30. Oktober 1919 auch die 175 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

wichtigsten Parteien in der Nationalversammlung, so SPD, Zentrum, Deutsche Demokratische Partei, Deutsche Volkspartei und Deutschnationale Volkspartei, auf. Daraufhin wurde zum Januar 1920 die Stelle eines Reichskunstwarts geschaffen. Sie war dem Reichsinnenminister unterstellt und wurde mit dem Stuttgarter Kunsthistoriker und Direktor der Württembergischen Staatssammlungen Edwin Redslob besetzt.116 Aufgabe des Reichskunstwarts sollte es sein, »die Reichsressorts in allen zu ihrer Zuständigkeit gehörenden Fragen der Gesetzgebung und Verwaltung, in denen die Betätigung einer künstlerischen Auffassung erforderlich erscheint, zu beraten«.117 Der Kunstwart hatte mithin keine Entscheidungsbefugnisse, dafür ein breites und öffendichkeitsträchtiges Arbeitsfeld im Bereich der Formgebung der Reichsbehörden, etwa der Gestaltung von nationalen Symbolen und Hoheitszeichen, sowie der Kulturarbeit des Reichs nach außen, nämlich im besetzten Gebiet, im Grenzgebiet und im Ausland, wo er durch seine Kulturpropaganda die Präsenz des Reichs demonstrieren wollte.118 Er wurde zudem bei der Erstellung einer Liste national wertvollen Kunstguts zugezogen und sollte die Reichsbehörden in Bau- und Architekturfragen beraten.119 Damit war er indirekt auch in Angelegenheiten der Denkmalpflege hineingezogen. Dies galt zwar im Prinzip nur für Bauten des Reichs, doch war dieser Sektor seit der Revolution nicht mehr unbedeutend. Das Reich übernahm durch die Weimarer Verfassung unter anderem Post, Eisenbahn und Wasserstraßen. Es wurde nun zum größten Bauherrn im Reich. Allerdings blieb der Einfluß des Reichskunstwarts beschränkt. Einmal sträubten sich die Reichsbehörden, besonders das Reichsschatz- und das Reichspostministerium, dem Vertreter eines fremden Ressorts regelmäßig Einblick in ihre Planungen zu gewähren und die Verfügungsgewalt über ihren Etat und ihr Ressort beschränken zu lassen. Man beklagte Verzögerungen und die Vernachlässigung betriebswirtschaftlicher Notwendigkeiten.120 Überdies mißtrauten auch die Länder der neuen Reichskunststelle, die ihre föderalen Rechte zu bedrohen schien. Sodann war die Ausstattung des Amts dürftig. Der Kunstwart verfügte selbst in besten Zeiten nur über wenige Bürokräfte und wissenschaftliche Referenten. Der Etat belief sich anfangs auf unter 200.000 Mark und war ebenfalls krisenbedingten Schwankungen unterworfen. Eine effiziente Verwaltungsarbeit war unter diesen Umständen nicht möglich. Ein bürokratischer Ausbau und damit die Effizienzsteigerung des Amts waren weder im Reichstag noch im Reichsrat, der Ländervertretung, durchsetzbar.121 Schließlich sollte und wollte der Kunstwart lediglich eine vermittelnde Position einnehmen. Er sollte nicht bürokratisch tätig werden, vor allem »keinesfalls der allein entscheidende Kunstdiktator« sein. 122 176 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

So beruhte die Wirkung des neuen Amts vor allem auf der publizistischen und werbenden Tätigkeit des Kunstwarts. Einen Mittelpunkt bildete dabei die Pflege von Handwerk, Volkskunst und heimatlicher Bauweise. Als Mitglied des »Deutschen Werkbunds« und Anhänger von Bauhausideen123 stand Redslob einerseits für eine sachliche Ausrichtung. Gegenüber Ländern, Regionen und Vereinen wollte er die Einheit vertreten. Der »kulturelle Wille der Reichsregierung« sollte sich in seinem Amt konzentrieren und ausdrücken.124 Andererseits plädierte er für eine Verbindung zwischen Sachlichkeit und Volkstümlichkeit, für einen »Ausgleich zwischen heimatlicher und einheitlicher deutscher Arbeit«. Gegenüber Tendenzen der Einebnung, Zentralisierung und Verreichlichung wollte er einzelstaatliche und heimatliche Aspekte verteidigen.125 Auch beim Bauen galt es, gegen die »Aufgabe der Eigenart« und die »Nachäfferei« die regionale Anbindung und das »Besinnen auf heimische Eigenart« zu fördern, um die »Gesundung unserer Kräfte« zu erreichen.126 Die Förderung der regionalen Tradition sollte so die gesellschaftlichen Spannungen vermindern helfen und der nationalen Gemeinschaft dienen. Der Bau- und Denkmalpflege fiel dabei nicht nur aus künstlerischen, wissenschaftlichen und geschichtlichen, sondern auch aus national- und sozialpolitischen Gründen eine besondere Funktion zu. Obwohl der Reichskunstwart nur sporadisch und unsystematisch bei Bauvorhaben beteiligt, oft auch nicht von den Reichsbehörden einbezogen, sondern eher von lokalen Vereinen und Initiativen um Unterstützung gegen Bauabsichten der Reichsbehörden gebeten wurde, engagierte er sich für Baupflege und Umgebungsschutz, einmal publizistisch, sodann aber auch amtlich bei Beratungen über Neuerrichtungen von Reichsgebäuden.127 Zudem setzte er sich wiederholt für die Baudenkmalpflege ein, wenn auch recht vorsichtig und, um Konflikte mit den zuständigen Ländern zu vermeiden, nur in prinzipiellen Fragen128 oder bei Denkmälern, die, wie etwa der Bremer Dom, »nicht nur örtlicher, sondern, wenn man so sagen will, nationaler Besitz« seien.129 Entsprechend wollte er im Einzelfall nicht Details der Wiederherstellung prüfen, sondern sich nur dazu äußern, »ob die geleistete Arbeit zugleich ein Vorbild für die gesamte Erhaltungsund Wiederherstellungsarbeit an den national wertvollen Denkmälern darstellt und in diesem Sinne in den Fachkreisen anerkannt wird«.130 Zwar standen dem Kunstwart für den Bereich der Denkmalpflege keine eigenen Mittel zu Verfügung, aber er befürwortete Beihilfebegehren an das Reich, wenn er Denkmälern wegen ihrer politischen Bedeutung in den Grenzgebieten oder ihrer Bedeutung für die Kulturgeschichte nationalen Rang zusprechen zu können glaubte.131 Drittens: Vor dem Ersten Weltkrieg enthielten Denkmalschutzgesetze meist keine speziellen Ausfuhrbeschränkungen für bewegliche Objekte.132 177 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Derartige Vorkehrungen wurden erst im Krieg erwogen, als mit dem Verfall der europäischen Währungen eine Massenabwanderung von Kunstgut vor allem nach Amerika begann. In Deutschland wurde zunehmend die nationale Bedeutung der Kultur hervorgekehrt und der Verlust wertvoller Kunstwerke beklagt. Etwa ein Viertel bis ein Drittel des deutschen privaten Kunstbesitzes, so lauteten Schätzungen, waren während der ersten drei Jahre des Kriegs ins Ausland verkauft worden.133 1917 und 1918 wurde deshalb wiederholt über Ausfuhrbeschränkungen debattiert.134 Doch dagegen opponierte der Kunst- und Antiquitätenhandel,135 und Kunstbesitzer wie Sachverständige monierten den Eingriff in das Privateigentum.136 Die Finanzverwaltung des Reichs wiederum befürchtete eine Schwächung der Währung und eine Schädigung der Kriegswirtschaft. Hinzu kamen Probleme der Kompetenz. Über die Einbeziehung des Reichstags wurde diskutiert. Auch eine Beschränkung auf hervorragende Denkmäler von nationalem Wert wurde gefordert.137 Vor allem die Valuta-Interessen verhinderten am Ende die Realisierung eines Ausfuhrverbots.138 Nach Kriegsende wurde das Projekt zunächst aufgegriffen, aber aus währungspolitischen Gründen wiederum verschoben.139 Da Währungsverfall und Kunstausfuhr weiter rapide zunahmen, legte das Reichsinnenministerium am 12. August 1919 erneut den »Entwurf einer Verordnung über die Ausfuhr von Kunstgegenständen« vor.140 Dies entsprach auch dem Auftrag in Artikel 150 Absatz 2 der Weimarer Verfassung. Nach dem Entwurf bedurfte die Ausfuhr von solchen Kunstgegenständen der Genehmigung, »deren Verbringung in das Ausland einen wesentlichen Verlust für den nationalen Kunstbesitz bedeuten würde«. Die betroffenen Kunstgegenstände mußten in ein Verzeichnis eingetragen sein, das vom Reichsminister des Innern geführt wurde. Eine Eintragung war auch auf Antrag einer Landeszentralbehörde vorzunehmen. In die Liste sollte ausschließlich Privateigentum, nicht Eigentum des Staats, der Kirchen oder anderer Korporationen öffentlichen Rechts aufgenommen werden. Beschwerde oder verwaltungsgerichtliche Klage gegen eine Eintragung waren nicht möglich. Eine Publikation des Kunstverzeichnisses plante man zunächst nicht, einesteils offenbar, um nicht den Handel mit unverzeichneten Gegenständen zu beleben, anderenteils, um die Händler nicht erst auf wertvolle Mobilien aufmerksam zu machen. Nach der endgültigen Fassung sollte aber eine Eintragung den Beteiligten bekannt gemacht werden. Über einen Ausfuhrantrag entschied der Reichskommissar für die Aus- und Einfuhrbewilligung. Er durfte die Ausfuhr nur genehmigen, wenn ein vom Reichsminister des Innern ernannter dreiköpfiger Ausschuß zustimmte. Ein Mitglied dieses Ausschusses mußte auf Vorschlag des Reichsbankdirektoriums bestimmt werden, ein weiteres kunstsachverständiges Mitglied auf Vorschlag der Landeszentralbehörde des Landes, wo das Kunstwerk sich 178 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

befand. Der Ausschuß wiederum durfte einer Ausfuhr nur dann zustimmen, »wenn der materielle Gewinn des Reichs den Verlust des Kunstwerks rechtfertigt«.141 Der Entwurf rief zwar Proteste hervor. In der Nationalversammlung wurde das Vorhaben schlicht für unsinnig erklärt und zunächst von der Beratung abgesetzt, da in Deutschland angesichts der Not bald niemand mehr Kunstwerke kaufen könne und Kunsteigentümer wegen der Steuerbelastung praktisch gezwungen seien, ihre Kunstwerke zu vernichten, wenn sie sie nicht ins Ausland verkaufen dürften. Bayern fürchtete zudem eine preußische Dominanz in der Reichsverwaltung und damit in dem neuen Tätigkeitsbereich des Reichs, der Kulturpolitik.142 Aber die Länder akzeptierten den Entwurf doch schnell und mit nur geringfügigen Abänderungen. Auch von seiten der Nationalversammlung wurde das Projekt nicht mehr blockiert. Am 11. Dezember 1919 erging die neue Bestimmung,143 allerdings nicht als Gesetz, sondern als Verordnung nach dem »Gesetz über die vereinfachte Form der Gesetzgebung für die Zwecke der Übergangswirtschaft« vom 17. April 1919. 144 Dies beschleunigte die Sache einerseits, da nicht die Nationalversammlung, sondern nur ein von dieser gewählter Ausschuß zustimmen mußte und nicht einmal dem Kunst- und Antiquitätenhandel Zeit zur Stellungnahme gegeben wurde,145 hatte andererseits aber zwei aus Sicht der Länder wesentliche Einschränkungen zur Folge: eine notwendige Befristung, nämlich bis zum 3 1 . Dezember 1925, und zumindest de jure eine Beschränkung auf wirtschafts- und finanzpolitische Aspekte. Die Verordnung konnte fortan vom Reich nicht als Präjudiz in Fragen kulturpolitischer Kompetenz herangezogen werden. Die Verordnung von 1919 enthielt beträchtliche Eigentumsbegrenzungen. Sie ging stillschweigend vom Mitverfügungsrecht der Allgemeinheit an deutschen Kunstwerken aus. Indes beschränkte sich die Verordnung auf Privatbesitz. Angesichts des weiteren Wirtschafts- und Währungsverfalls stieg die Gefahr, daß auch Gemeinden, Stiftungen oder Kirchen Kunstwerke verkauften. Namentlich die Kirchen, Besitzer der umfangreichsten Bestände an mobilen Kunstschätzen, die sich infolge der von der Weimarer Verfassung angekündigten Trennung von Staat und Kirche der staatlichen Vermögensaufsicht zu entziehen drohten, konnten geneigt sein, nunmehr Finanzlücken durch Kunstverkäufe zu füllen. Diese Befürchtung äußerte zumindest das Reichsinnenministerium, um den Ländern eine neue, weitergehende Reichsverordnung zum Kunstschutz schmackhaft zu machen.146 Auch Konflikte mit den ehemals regierenden Häusern um die Verwendung des dynastischen Kunstbesitzes hoffte man so von vornherein zu unterbinden. Brauchbare und exakte Untersuchungen über schon vollzogene oder zu erwartende Kunstverkäufe wurden allerdings wohl nie angestellt. Immerhin gelang es diesmal, die Länder durch eine frühzeitige 179 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Einbeziehung für die Sache zu gewinnen. Nur Bayern widersprach einer Dehnung der Reichskompetenzen.147 Am 8. Mai 1920 wurde die neue Bestimmung schließlich ebenfalls als Verordnung erlassen.148 Sie wurde gleichermaßen bis zum Jahresende 1925 befristet und war ausdrücklich für die Übergangszeit konzipiert. Inhaltlich stärkte sie die Länderregierungen, denen die Durchführung allein überlassen blieb.149 Sie betraf das Eigentum von Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie Familiengüter, Lehen und Fideikommisse, nicht dagegen staatliches oder privates Eigentum. Die körperschaftlichen Eigentümer durften bewegliche Geschichts- und Kunstdenkmäler nicht mehr verpfänden, veräußern, »wesentlich« verändern oder ins Ausland verkaufen, ohne zuvor die Genehmigung der Landesbehörden eingeholt zu haben. Wichtig war vor allem die Betonung des öffentlichen Interesses als Schutzmotiv. Schon die Begründung des Reichsinnenministeriums hob hervor, daß es das Interesse der Allgemeinheit gegenüber partikularen, etwa kirchlichen oder fürstlichen Interessen durchzusetzen gelte.150 Die Verordnung bedeute, so das preußische Justizministerium drastischer, »eine Art Sozialisierung des Kunstbesitzes«, eine Eigentumsbeschränkung, die eben gerade und nur für das Gemeinwohl erfolgen könne.151 Auch aus diesem Grunde war allerdings die Verlängerung beider Kunstschutzverordnungen über das Jahresende 1925 hinaus umstritten Da aber grundsätzlich die Regelungsbedürftigkeit der Ausfuhr nicht bestritten wurde, verlängerte man die Reichsverordnung von 1919 mehrfach provisorisch und befristet.152 Die Diskussion um die Kunstschutzverordnungen betraf nicht nur Eigentums- und Kompetenzfragen. Vor allem in Zusammenhang mit dem Ausfuhrverbot von 1919 ging es auch um die inhaltliche Ausgestaltung. Die neu eingesetzte Kommission durfte nur dann eine Ausfuhr genehmigen, wenn der materielle Verlust im Fall eines Ausfuhrverbots den ideellen Verlust durch eine Ausfuhr überwog. Wirtschaftlich-fiskalische und künstlerische Interessen waren folglich gegeneinander abzuwägen. Umstritten war zudem, welche Gegenstände in das »Verzeichnis der national wertvollen Kunstwerke« aufzunehmen seien. Die erste Liste wurde vom Reichsinnenministerium im Sommer 1922 im Druck vorgelegt. Sie nannte lediglich Kunstwerk und Künstler in Kurzbenennung, den Eigentümer, den Aufbewahrungsort und das Land. Im Dezember 1924 erschien ein Nachtrag, der Streichungen, Eigentumsänderungen und Ergänzungen verzeichnete. 1927 publizierte das Innenministerium ein neues Verzeichnis.153 Mit Überarbeitungen wurde jeweils der Reichskunstwart betraut, der die freilich nicht bindenden Vorschläge der Länder aufzunehmen und Sachverständige, so Kunsthistoriker und Museumsdirektoren, ferner den »Tag für Denkmalpflege«, den »Deutschen Verein für Kunstwissenschaft« 180 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und den »Deutschen Museumsbund« zuzuziehen hatte.154 Gegen die ursprünglichen Absichten wurden die Verzeichnisse veröffentlicht, um rechtliche Klarheit zu schaffen und es den Verfügungsberechtigten zu ermöglichen, sich vorab auf das Ausfuhrverbot einzustellen.155 Damit provozierte man freilich öffentliche Diskussionen um die Aufnahmekriterien, zumal das Ergebnis der Verzeichnung zunehmend umstritten war. Das Reichsinnenministerium hatte keine eindeutige Definition gefunden. Die inhaltliche Auswahl überließ es den Kunstsachverständigen und den Ländern, die ihren Vorschlägen jedoch unterschiedliche Kriterien zugrundelegten. Vorerst begnügte das Reich sich damit, die Aufstellung der Liste organisatorisch zu garantieren und sich so als Verkörperung des Gemeininteresses an der Erhaltung von Denkmälern zu präsentieren. Erst seit dem Ende der 1920er Jahre bemühte sich das Innenministerium verstärkt um inhaltliche Vorgaben über den Begriff einer nationalen Kunst. Die nationale Identität wurde gewissermaßen nicht mehr bloß durch Verfahren, sondern durch den Gehalt definiert. Anfangs wurde auch dieses Problem von antizentralistischen, borussophoben Vorbehalten in Bayern geprägt, wo man hinter der Kunstschutzpolitik des Reichs Berliner Museumsinteressen witterte.156 Seit der Publikation der ersten Liste 1922 verschärfte sich die inhaltliche Kritik. Die Einwände umfaßten kunstwissenschaftliche, volkspädagogische und nationalpolitische Aspekte. Zunehmend rückte der nationale Aspekt in den Vordergrund. Grundsätzliche Einwände, die sich auf die didaktische Absicht jeden Kunstschutzes bezogen und den Sinn des Ausfuhrschutzes generell in Frage stellten, äußerte Preußen im Dezember 1927. So hätten die betroffenen Kunstwerke meist »für die Volksbildung keine Bedeutung«, da sie als privater Besitz oft in Banktresoren aufbewahrt würden.157 Damit verschob die preußische Regierung das Gemeininteresse, das das Engagement des Staats begründete, von dem bloßen Erhalt kultureller Erzeugnisse auf die Nutzung der Denkmäler durch die Öffentlichkeit. Bis auf Bremen mochten die anderen Länder dieser Haltung zwar nicht folgen. Aber generell gewann doch der Gedanke an Einfluß, daß der nationale und sozialpolitische Ertrag des Kunstschutzes gewährleistet sein müsse. Das zeigte sich an den Modifikationen, die bei der Verlängerung der Ausfuhrverordnung jeweils angebracht wurden. Ende 1925 ging die Befugnis zur Ausfuhrgenehmigung vom Reichskommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung auf das Reichsinnenministerium über.158 1929 entfiel die Möglichkeit, einer Ausfuhr dann zuzustimmen, wenn der materielle Gewinn des Reichs den ideellen Verlust übertraf.159 Dies ging auf Initiativen aus dem Reichstag zurück. Hier regte man auch schon Ende 1929 an, mit Österreich »eine Übereinkunft im Sinne einer möglichst umfassenden Erhaltung des gesamtdeutschen Kunstbesitzes zu erreichen«.160 Der Zentrumsabgeord181 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nete Georg Schreiber forderte gleichzeitig, monumentale Werke ausschließlich deutscher Kunst »als Besitztum und als Wesenszug unseres eigenen Volkes« zu schützen. Sie sollten die nationale Selbstfindung und Selbstbestätigung ermöglichen. Es werde eine »auf Dauer unerträgliche Situation geschaffen, wenn die Nachfahren und die Enkel der heutigen deutschen Generation in die Privathäuser amerikanischer Großindustrieller und Multimillionäre wandern müssen, um die Wesenszüge des deutschen Volkes in geschichtlicher, nationaler und künstlerischer Hinsicht herauszuarbeiten«.161 Vor allem bemühte sich das Reichsinnenministerium seit Ende der 1920er Jahre, den Schwerpunkt auf die deutsche Kunst zu setzen. So forderte es am 8. Juli 1929 die Länder auf, alle Kunstwerke aus der Liste zu streichen, die nach ihrem Ursprung nicht mit dem deutschen Kulturkreis verbunden und nicht »derart organisch mit der deutschen Heimat und dem deutschen Kunstleben verwachsen und damit zum national unentbehrlichen Kulturgut geworden« seien, daß ihre Abwanderung ins Ausland verhütet werden müsse. Nur solche Kunstwerke sollten klassiert werden, »die irgendwie für die Geschichte der deutschen Kunst und der nationalen Kultur von Bedeutung sind«.162 Der zur Überprüfung des Verzeichnisses gebildete Ausschuß bekräftigte im Februar 1930 endgültig die Lösung vom fiskalischen Wertbegriff, indem er definierte, mit dem Begriff »national wertvoll« seien nur Kunstwerke »deutscher Herkunft« sowie diejenigen »nichtdeutscher Künstler« zu bezeichnen, »die entweder für Deutschland hergestellt wurden oder durch Inhalt und langen Verbleib in Deutschland ein Stück deutschen Kulturguts geworden sind«.163 Der Geschäftsfuhrende Ausschuß des »Tags für Denkmalpflege und Heimatschutz«, der »Deutsche Verein für Kunstwissenschaft« und der »Deutsche Museumsbund«, die bei der Aufstellung der Liste ebenfalls zugezogen wurden und für die Verlängerung des Ausfuhrverbots plädierten, unterstützten diesen Kurs.164 Gegen eine derartige nationale Verengung regte sich aus Kreisen der Fachwissenschaft zwar Widerstand, dieser blieb aber eine Minderheitenposition. Auch in anderer Beziehung wurde in der Konsequenz des neu erwachten Interesses am nationalen Kunstschutz ein Reichsdenkmalschutzgesetz erwogen.165 Dabei ging es um inhaltliche Erweiterungen: um eine Einbeziehung öffentlichen, de facto vor allem kirchlichen Besitzes, um eine Ausdehnung auf Geschichtsdenkmäler und um eine Entschädigungsregelung. Treibend war hier Paul Clemen, der als renommierter Kunsthistoriker und Vorstand des »Tags für Denkmalpflege und Heimatschutz« bei der Erstellung der Kunstliste beteiligt wurde und das Reich zu einer effizienteren und weiterreichenden Lösung drängte.166 Die Liste müsse »ganz neu aufgebaut werden«, und zwar auf der Basis von Rundfragen bei 182 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Ländern und Provinzen. Die Entscheidung über den Begriff des national wertvollen Kunstwerks sollte jedoch beim Reich liegen, am Ende solle »eine kleine Redaktionskommission mit diktatorischer Gewalt die sicher auf sehr verschiedene Masstäbe gebrachte Vorschlagsliste nach Rückfragen soweit notwendig und möglich endgültig« feststellen »und auf das gleiche Niveau« bringen. Die Sachverständigen und Beteiligten, besonders der »Tag für Denkmalpflege« und der »Deutsche Museumsbund«, dürften dabei nicht übergangen werden.167 Entscheidend war die inhaltliche Reichweite neuer Bestimmungen. Clemen verlangte, den Kunstbesitz des Staats, das heißt der Länder und des Reichs, sowie den der Korporationen öffentlichen Rechts und der Gemeinden neu einzubeziehen.168 Dieser Vorschlag stieß auf ein widersprüchliches Echo. Die Kultusministerien in Preußen und Baden unterstützten ihn. Insbesondere das preußische Kultusministerium hielt es für sinnvoll, Ländern, in denen bislang der Zugriff auf kirchlichen Kunstbesitz nicht durchsetzbar gewesen war, etwa Bayern, das durch sein Konkordat von 1924 »stark gehandicapt« sei, von Seiten des Reichs zu helfen, wenn man auch »aus taktischen Gründen« die Kirchen in einem Reichsgesetz nicht explizit nennen solle.169 Aber Bayern selbst und auch Württemberg widersetzten sich. Man könne nicht für jede Ausführ oder jeden Tausch von Gegenständen mit künstlerischem und geschichtlichem Wert die Genehmigung des Reichsinnenministers einholen. Allenfalls sei das möglich, wenn es um einen wesentlichen Verlust »für den nationalen Besitz« gehe. Nur die Länder, so ein weiterer Einwand, verfügten über die historischen, institutionellen, sachlichen und personellen Voraussetzungen für eine Kulturverwaltung. Und schließlich sei es ganz ausgeschlossen, daß »die Länder in der vorgeschlagenen Weise mit ihrem Kunstbesitz unter Reichskuratel gestellt werden«. Eigentum eines Landes könne gegen dessen Willen nicht einbezogen werden. Das betonte man in Bayern um so mehr, als das Reichsinnenministerium, wie es auch die Denkmalpflegebewegung forderte, mit der Ausweitung auf öffentlichen Besitz zugleich neben den bloß künstlerischen Denkmälern alle Gegenstände von geschichtlichem Wert erfassen wollte. Manche Länder wie Baden stimmten zwar zu, Bayern lehnte dagegen ab, weil die Einbeziehung der Geschichtsdenkmäler in Verbindung mit der Ausweitung der Besitzerkategorien eine sprunghafte Aufblähung der Reichsdenkmalpflege auf Kosten der Länder zur Folge haben mußte.170 Umstritten war schließlich auch die Frage der Entschädigung. Die Reichsverordnungen vom 11. Dezember 1919 und vom 8. Mai 1920 hatten keine Entschädigungen vorgesehen. Clemen wollte es dabei belassen. Erstens könne der Staat angesichts der gegenwärtigen Haushaltslage Entschädigungen nicht leisten, müsse dann also auf Ausfuhrverbote ver183 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zichten; zweitens rege die Aussicht auf Entschädigung gerade erst Verkaufspläne der Kirchen und Kommunen an.171 Asal ergänzte die grundsätzliche Überlegung, daß sich der »Zug zu stärkerer Bindung des Privateigentums an die Interessen der Allgemeinheit durchgesetzt« habe, und dies nicht nur in der Weimarer Verfassung und der Verfassungsrechtslehre generell, sondern auch speziell im Denkmalschutzrecht und in der Theorie der Denkmalpflege. Die Fachleute sähen heute im Denkmälerbestand, soweit er »für die vaterländische Kultur von Bedeutung« sei, »eine Art von Nationalgut«, bei dem eine schrankenlose private Verfügungsgewalt nicht zu akzeptieren sei.172 Letztlich scheiterten zwar alle Versuche, die Ausfuhrverordnung zu einem Reichsdenkmalschutzgesetz auszubauen, an der Struktur der Reichs- und Länderkompetenzen. Doch hatte die Debatte die soziale Bindung auch des Kunsteigentums als spezifisch nationale, auf das deutsche Volk bezogene Verpflichtung in den Blick gerückt. Viertens: Seit 1920 wurden auf Anregung des preußischen Kultusministers Carl Heinrich Becker Mittel für die Förderung von Wissenschaft und Kunst in den Reichshaushalt aufgenommen. Die Summe war gering; sie betrug zunächst 100.000 Mark und stieg nach der Inflation auf 1.200.000 Reichsmark. Das Geld diente kulturellen Projekten, die nach Ansicht der Reichsverwaltung von nationalem Interesse waren.173 Vor allem verfügte das Reichsinnenministerium über einen Etatposten zur »Unterstützung und Erhaltung von Bauwerken von besonderer geschichtlicher Bedeutung«. Er belief sich 1926 auf 600.000 Reichsmark, stieg dann vorübergehend, mußte aber schon für das Jahr 1929 wieder auf den Betrag von 650.000 Mark reduziert werden. Von dieser Summe waren beispielsweise 1929 200.000 Mark für den Kölner Dom, 150.000 Mark für den Mainzer Dom und 75.000 Mark für das Ulmer Münster vorgesehen. Das Geld floß also in der Regel an Monumentalbauwerke von nationaler Bedeutung. Es wurde aber weniger nach kunsthistorischen Kriterien, sondern unter Konflikten um die regionale und konfessionelle Ausgewogenheit verteilt.174 Fünftens: Reservat der kulturellen Aktivitäten des Reichs war besonders die auswärtige Kulturpolitik. In diesem Bereich stritten Länder und Öffentlichkeit die Reichszuständigkeit nicht ab. Hinzu kam unter den Bedingungen der Weimarer Republik der Schutz der besetzten oder bedrohten Grenzgebiete.175 Das Reich konnte hier, in der Tradition der Ost- und Elsaßpolitik der wilhelminischen Zeit, effizient und überzeugend deutsche Ansprüche demonstrieren. Die Kunstliste diente der Abschirmung deutscher Kunst nach außen, und der Reichskunstwart sollte den Willen des Reichs auch gegenüber dem Ausland zur Geltung bringen. Sein Eingriff wurde deshalb besonders in Schlesien und dem Rheinland gefordert.176 Redslob selbst betonte 1922, freilich auch, um die Bedeutung des eigenen Amts hervorzukehren und seine Position abzusichern, seine Tätigkeit gebe 184 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

dem Reich die Möglichkeit, nach außen Flagge zu zeigen und zur »Wahrung deutschen Kulturbesitzes in den Grenzgebieten« beizutragen.177 Neben dem Reichskunstwart widmete sich auch das Reichsministerium für die besetzten Gebiete der Kulturpflege im Grenzraum. Meist handelte es sich hier um Zuschüsse für Schulen, ferner für Heimatvereine und schließlich auch um Beihilfen für die Restauration von herausragenden Baudenkmälern wie Schlössern, deren Vernachlässigung »gerade im Grenzgebiet vermieden« werden sollte.178 Durchgängig und selbst in der Krise am Ende der Republik bemühte sich die Reichsregierung trotz der angespannten Haushaltslage, die nationale Bedeutung der Kulturpflege in den Grenzgebieten hervorzukehren. Deshalb wehrte sich das Reich auch gegen die Praxis mancher Länder, die Reichszuschüsse über verschiedenartige kulturelle Projekte breit auszustreuen. Sinnvoll sei es vielmehr, die Beträge auf einzelne Projekte mit besonderer Bedeutung für die Grenze zu konzentrieren, um einen größeren propagandistischen Erfolg zu erzielen.179 Auch die Denkmalpflegebewegung konnte sich dem öffentlichen und staatlichen Interesse an der Grenzgebietsförderung nicht entziehen. Der »Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz« wählte mehrfach grenznahe Tagungsorte, um ein Zeichen nationaler Verbundenheit zu setzen und damit auch seine eigene politische Bedeutung anzuheben. 1925 traf man sich auf Drängen staatlicher Stellen in Freiburg, 1926 »in absichtsvoller Gegenüberstellung« in Breslau, dem »vorgeschobenen Kulturposten in den deutschen Ostmarken«,180 und zwar wiederum auf die »allerernsteste und eindringlichste« Forderung des Reichs und Preußens.181 Generell ging es bei der durch den Staat geförderten Kulturarbeit in den Grenzgebieten darum, die ideelle Verbindung mit dem verlorenen oder bedrohten Gebiet wach zu halten,182 neben der Deutschtumspflege und inneren Integration aber auch Zeichen nach außen zu setzen. Zugleich sollten die Grenzkultur und ihre Denkmäler als Vorbild für hervorragende Leistungen der Deutschen in der Geschichte dienen, als moralische Ermutigung der Nation.183 In der Summe, so zeigen die Bemühungen um die Grenzgebietskultur, waren nicht zuletzt die Kriegsfolgen, namentlich die nach Versailles anhaltenden Konflikte und das ständige Revisionsbegehren, wesentlich dafür verantwortlich, daß Reich und Nation als Kulturträger immer mehr in den Blick rückten. Damit hatten sich am Ende die Gewichte verschoben. Vor 1914 konnte sich das Reich als Kulturstaat noch nicht etablieren. Für Wilhelm I. und Bismarck hatte die Kunstpolitik nur im Einzelfall Bedeutung. Erst unter dem »persönlichen Regiment« Wilhelms IL konnte von einer Aufwertung und Konzeptualisierung der Kulturpolitik gesprochen werden. Herrschaftsdemonstration und Gemeinschaftsstiftung standen nun im Mittelpunkt. Weder eine Reichsverwaltung noch eine Reichsgesetzgebung zum Denkmalschutz waren allerdings durchsetzbar, und die 185 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

finanziellen Einzelbeihilfen waren allzu stark an persönliche und preußische Prioritäten geknüpft, um echte Werbung für einen Kulturstaat Deutsches Reich zu sein. Der Erste Weltkrieg bewirkte einen Nationalisierungsschub, und die Revolution von 1918/19 brachte das Reich endgültig in die kulturpolitische Offensive, ohne daß es zu einer Übereinstimmung im Verständnis der nationalen Kultur gekommen wäre. Vielmehr stärkten der Umbruch und die folgenden sozialen und politischen Verwerfungen auch Regionalisierungsbestrebungen, die dem Ausbau der Reichskompetenzen in der Kultur Grenzen setzten. Die seit der Reichsgründung intensivierten Bemühungen der Länder um staatliche Selbstbehauptung und historisch-kulturelle Identität erhielten dadurch noch einmal neue Nahrung.

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2. Länder und Region Nicht nur die nationale, sondern mehr noch die regionale Identität steht in engem Zusammenhang mit der Denkmalpflege. Denn die überkommene Kultur spiegelt regionale und föderale Traditionen. Deren Erhaltung, Schutz und Pflege galt als Aufgabe der Länder. Insbesondere die Reichsgründung von 1871 und die preußische Dominanz forderten die Einzelstaaten heraus. Berliner Integrationspolitik, Zentralisierung und Verreichlichung verlangten nach Reaktionen. Die einzelstaatlichen Regierungen mußten ihre Aufgaben und ihre Legitimation neu bestimmen. Aus föderalen Prinzipien erwuchsen regionalistische Ziele. Vor 1914 nahmen sie zwar keinen partikularistischen Charakter an. Nach 1918 gewann der politische Regionalismus indes an Bedeutung. Zumindest war das Verhältnis von Reich und Ländern grundsätzlich verändert. Die Stellung des Reichs wurde gestärkt. Preußen übernahm eine neue Rolle als größter Teilstaat und zeitweiliger Widerpart des Reichs. Zudem kamen Diskussionen über eine Reichsreform in Gang. Schließlich blieb auch nicht ohne Folgen, daß die Dynastien als Kulturträger beseitigt worden waren und hergebrachte Loyalitäten entfielen. All dies trug dazu bei, daß die Einzelstaaten wie das Reich bemüht waren, sich als Kulturstaaten zu präsentieren und zu legitimieren. Die Staatsbürokratien von Oldenburg über Preußen bis Bayern verstanden dabei unter Kulturstaatlichkeit primär die Steuerung der Gesellschaft durch den Staat mit Hilfe der Kulturpolitik. Der Staat sah die Kultur als Mittel wie als Ausdruck von Gemeinschaft und Staatsbewußtsein. Ziele, Probleme und Wandel dieser Politik seit der Reichsgründung offenbarten sich nicht zuletzt in der Denkmalpflegepolitik der Länder, etwa in Plänen zu Denkmalschutzgesetzen oder in der Durchführung von Denkmälerinventarisationen, nach dem Krieg zudem verstärkt in dem Bemühen um die Förderung von kultureller Identität durch eine Intensivierung der Denkmalpflege. a) Staatliche Selbstbehauptung und Denkmalpflegepolitik im Kaiserreich

Die deutschen Einzelstaaten waren nach der Reichsverfassung von 1871 nicht nur für Kulturpolitik und Denkmalpflege zuständig. Sie besaßen auch die Polizeihoheit und waren damit zu vorbeugenden, pflegenden wie 187 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schützenden Maßnahmen befugt. Trotz aller Versuche, eine Reichsdenkmalpflege auf den Weg zu bringen, lag der Schwerpunkt der frühen denkmalpflegerischen Modernisierungsbestrebungen deshalb bei den Einzelstaaten. Die Mittel zur Förderung der Kunst machten allein in Preußen ein Vielfaches der entsprechenden Reichsmittel aus. 1897/98 etwa sah der Reichsetat dafür 99.900 Mark, der preußische 2.711.246 Mark vor; 1913 wies der Reichsetat 173.714 Mark, der preußische 4.948.107 Mark für die Kunstförderung aus.1 Obwohl die Einzelstaaten relativ mehr Etatmittel für die Kunstpflege im allgemeinen und für den Denkmalschutz im besonderen zur Verfügung stellten als das Reich, blieben die Aufwendungen im Vergleich zur Gesamthöhe ihrer Haushalte marginal. Zudem rührte sich Widerstand der Finanzverwaltungen immer dann, wenn Reformen in der Denkmalpflege höhere Kosten etwa für die Organisation, für die Unterhaltung von Denkmälern oder für Entschädigungen erwarten ließen. Die Heimatbewegung verwies mit Neid auf die üppigere Ausstattung der Denkmalbehörden im Ausland und appellierte an das Prestigebedürfnis der deutschen Bundesstaaten, die sich in der Konkurrenz der Nationen auch durch ihre Investitionen in die Denkmalpflege zu behaupten hätten. Tatsächlich waren die Unterschiede auf den ersten Blick erheblich. Österreich stellte an der Jahrhundertwende 400.000 Mark für Denkmalpflege bereit, Italien ca. 1.250.000 Lire und Frankreich bis zu 1.500.000 Francs. Preußen dagegen, das die Hauptlast auf die Provinzen abgewälzt hatte, sah bis 1899 in seinem Jahresetat lediglich 18.000 Mark für Denkmalpflege vor. Seit dem Jahr 1900 belief sich der betreffende Haushaltstitel auf jährlich 33.000 Mark. Nur 1901 wurden einmalig 100.000 Mark in den Landeshaushalt eingerückt. Rechnet man allerdings alle einschlägigen Beträge aus den verschiedenen Etatposten zusammen, ergaben sich schon für die 1880er Jahre jährliche Ausgaben des preußischen Staats für unbewegliche Denkmäler in Höhe von 250.000 Mark. Hinzu kamen noch die Provinzen mit zu diesem Zeitpunkt insgesamt durchschnittlich über 400.000 Mark an jährlichen Aufwendungen für Denkmäler.2 Jedoch stellten die einzelnen Provinzen sehr unterschiedliche Summen für den Denkmalschutz bereit. Die Beträge bewegten sich um 1900 zwischen 3.000 und 170.000 Mark jährlich. Im Regierungsbezirk Kassel belief sich der Betrag 1906 gerade einmal auf 5.000 Mark, in Wiesbaden lag er noch darunter.3 Der westfälische Provinzialverband stattete seinen Provinzialkonservator anfangs mit 3.000 Mark jährlich für Beihilfen aus; bis 1913 war allein der Beihilfenfonds auf 39.800 Mark angestiegen. Insgesamt betrugen die Ausgaben der Provinz Westfalen von 1878 bis 1908 für die Inventarisation 350.000 Mark und für die Denkmalpflege 375.000 Mark.4 Bayern nahm erstmals 1892/93 Mittel für die Erhaltung von Kunst- und Geschichtsdenkmälern in den Jahreshaushalt auf, und zwar 12.000 Mark. 188 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Das Geld war aber nur für Objekte der Kirchen und Gemeinden vorgesehen. Staatliche Denkmäler wurden aus dem Bauetat erhalten. Der Betrag stieg 1898/99 auf 20.000, 1900/01 auf 30.000 und 1908/09, nachdem die prähistorischen Denkmäler einbezogen worden waren, auf 35.000 Mark. Dabei blieb es bis 1920. Der Gesamtetat des Generalkonservatoriums belief sich 1908 auf rund 170.000 Mark. Außer den 35.000 Mark für den Denkmalerhalt sowie den Personal- und Bürokosten wurden daraus 23.000 Mark für die Inventarisation, 5.000 Mark für Lokal- und Provinzialmuseen und 8.000 Mark zur Erforschung der Urgeschichte Bayerns bezahlt. Auch andere Mittel, etwa aus einem Titel zur Bestreitung besonderer Aufwendungen für ehemalige Stifts- und Klosterkirchen, flossen in denkmalpflegerische Arbeiten. 1912 umfaßte der Etat des Generalkonservatoriums schon insgesamt rund 220.000 Mark. Davon entfielen neben den 35.000 Mark an Erhaltungsmitteln ca. 83.000 Mark auf Besoldungen, 20.000 Mark auf Reisekosten und 46.000 Mark auf die Inventarisation. Das Kultusministerium verwendete aus seinem Bauetat noch einmal etwa 500.000 Mark für Denkmäler; hinzu kamen weitere 200.000 Mark, die andere Ministerialressorts für ihre staatlichen Objekte aufwendeten, sowie 40.000 Mark aus dem Dispositionsfonds für kirchliche Denkmäler.5 Hessen-Darmstadt kannte bis zur Jahrhundertwende keine besonderen Etatmittel für Denkmalpflege. Für Erhaltungsarbeiten an Baudenkmälern dienten reguläre Baumittel. Erst in den Haushalt von 1901/02 wurden 7.000 Mark für Denkmalpflege eingerückt. Der Betrag stieg 1902/03 auf 9.000, 1905/06 auf 21.000 Mark und belief sich in den folgenden Jahren auf etwa 25.000 Mark. Das Geld sollte der Aufnahme, Erhaltung und Wiederherstellung von Denkmälern dienen. Dazu traten Personal- und Sachmittel in Höhe von gut 12.000 Mark.6 Der Etat des Großherzogtums Oldenburg sah 1912, ein Jahr nach dem Erlaß eines Denkmalschutzgesetzes, für die drei Landesteile nur minimale Beträge vor. So standen im Kernland, dem Herzogtum Oldenburg, für Reisekosten, Tagegelder, Führung der Denkmallisten, Beihilfen zu Erhaltungs- und Wiederherstellungsarbeiten sowie gesetzliche Entschädigungsleistungen 3.600 Mark zur Verfügung. Im oldenburgischen Fürstentum Birkenfeld belief sich der Betrag auf 600 Mark, im oldenburgischen Fürstentum Lübeck auf 500 Mark. Bei diesem Voranschlag blieb es auch für die folgenden Jahre.7 Da die Denkmalpflege neben- und ehrenamtlich betrieben wurde, waren besondere Bürokosten nicht erforderlich und die Personalkosten äußerst niedrig. Allerdings gab der oldenburgische Staat wie andere Bundesstaaten für einzelne monumentale Objekte erheblich höhere Summen aus. So trug er zur Restauration der Alexanderkirche in Wildeshausen von 1907 bis 1911 beinahe 100.000 Mark bei.8 In Elsaß-Lothringen stieg der Denkmalpflegeetat zwischen 1871 und 1914 nur geringfügig, obwohl die Aufgaben der 189 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Konservatoren beträchtlich ausgeweitet worden waren. Wurden zunächst 20.000 Mark jährlich für alle die Denkmalpflege betreffenden Ausgaben vorgesehen, erhöhte sich der Betrag 1880 auf 24.000 und 1907 auf 28.500 Mark.9 Zwar sind die Zahlen schwer zu vergleichen, da alle Regierungen Mittel für Denkmalpflege und Bauerhaltung aus verschiedenen Haushaltstiteln bereitstellten und die vom Denkmalpflegeetat zu bestreitenden Aufgaben sehr unterschiedlich definiert waren. Doch stand fraglos Bayern neben einzelnen preußischen Provinzen, besonders der Rheinprovinz und Westfalen, hinsichtlich seiner finanziellen Aufwendungen für Denkmalpflege im eigentlichen Sinn, das heißt über die bloße Bauunterhaltung einzelner staatlicher Objekte hinaus, im deutschen Vergleich an der Spitze. Insgesamt war die Denkmalpflege aus staatlicher Sicht schon deshalb ein attraktives Betätigungsfeld, weil sie eine erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit und politische Wirkung bei geringen Personal- und Sachkosten versprach. Denkmalschutz wurde daher meist vom Staat oktroyiert, obwohl die Behörden im Einklang mit der Heimatbewegung regelmäßig hervorhoben, daß »auf diesem Gebiet ein Regieren mit dem Polizeistock nach Tunlichkeit vermieden werden« muß.10 Tatsächlich hielten die Fachministerien die untergeordneten Mittelbehörden, etwa Regierungen und Bauämter, zum Denkmalschutz an, diese wiederum die lokalen und kommunalen Instanzen, und staatliche wie kommunale Behörden gemeinsam die privaten Eigentümer. Die oberen Instanzen sahen sich regelmäßig veranlaßt, die niederen vom Sinn des Denkmalschutzes zu überzeugen.11 Motoren der Intervention des Staats in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur generell waren die Bürokratien und Regierungen. Vielfach gingen die kleineren Staaten voran. Kleinräumige, übersichtliche und homogene Bedingungen, traditionaler, schichtenübergreifender Landesstolz und kompromißfördernde Harmonievorstellungen erleichterten Reformen und die Durchsetzung eines staatlichen Denkmalschutzes. Mehrere Motive vermischten sich dabei. Die Gedanken der Heimatbewegung verschmolzen mit staatspolitischen und sozialpolitischen Erwägungen. Beispielhaft wurde dies ausgedrückt in Emil Pleitners an der Jahrhundertwende veröffentlichtem Werk über »Oldenburg im 19. Jahrhundert«. »Nach der Wiederherstellung des Reiches«, so Pleitner, »lenkte sich der Blick nach und nach mehr als bisher auf die einzelnen deutschen Stämme. Je mehr diese an Eigenart verloren, je häufiger sie mit fremden Elementen durchsetzt wurden, desto mehr war man bestrebt, ihre Eigenart und Geschichte zu studieren und so festzuhalten und zu retten, was noch zu erreichen war.«12 Diese Einstellung richte sich nicht gegen die »erfreulichen Erscheinungen« des »gewaltigen Wandel[s] aller Verhältnisse« im 19. Jahrhundert, nicht gegen Fortschritte in Verkehr, Kommunikation und 190 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Bildung, suche aber »unerfreuliche« Konsequenzen des Wandels auszugleichen, nämlich den Verlust an »Ruhe und Behaglichkeit der alten Zeit«, an »Anspruchslosigkeit und Genügsamkeit«, an »alte[m] Glaube[n]«. Die »Verkürzung von Raum und Zeit« zu verkraften, die »sociale Frage« zu bewältigen, um schließlich im Konkurrenzkampf der Nationen zu bestehen - das galt als entscheidende Aufgabe, und hier fiel - so Pleitner für viele der kleinstaatlichen Heimatpflege eine Schlüsselrolle zu. !3 Geschichtsbild und Politikverständnis der Heimatbewegung bedrohten allerdings gerade in kleineren Staaten wie Oldenburg das bislang dominierende gouvernementale Geschichtsbild. Die Verwurzelung menschlichen Daseins im historischen Kulturraum und die Bezugnahme auf und Einbindung in einen Rahmen nationaler Kunst14 machten den im Prinzip reichsskeptischen Kleinstaat tendenziell überflüssig. Das wachsende Interesse an Heimatgeschichte führte somit unterschwellig einerseits zu zentrifugalen, andererseits zu mediatisierenden Tendenzen. In Oldenburg veranlaßte das den Staat dazu, den Altertumsverein um 1890 bei seiner Öffnung für die Landesgeschichte zu unterstützen und über den vom Staat beeinflußten Verein zugleich die Landes- und Heimatforschung zu zentralisieren. Damit sollte, so wurde recht offen ausgedrückt, die territoriale Integration gefördert, die Stoßrichtung der gesellschaftlichen Kulturbewegung kontrolliert und der Rückstand an Kulturstaatlichkeit gegenüber den Nachbarländern aufgeholt werden. In Oldenburg fanden sich somit die Absichten, welche die Politik der deutschen Teilstaaten in der Geschichts-, Heimat- und Denkmalpflege leiteten, in einer exemplarischen Gemengelage. Staatliche Selbstbehauptung bei gleichzeitiger Modernisierung und Fortführung der inneren Staatsbildung wirkten hier wie anderenorts zusammen. Gerade in der Kulturpolitik hüteten die Einzelstaaten ihre Befugnisse sorgsam. Das betraf Organisation und Recht des Denkmalschutzes, die Inventarisation und auch die Museumspolitik. Ankaufspraxis und Expansionspläne der Generalverwaltung der Königlichen Museen in Berlin, welche die deutsche Kunst insgesamt zu erfassen suchte, riefen wiederholt den Protest der einzelstaatlichen Kulturpolitiker hervor, die unter Verweis auf moderne Grundsätze der Denkmalpflege argumentieren konnten, daß ein Objekt an dem Ort und in dem Umfeld bleiben sollte, für die es geschaffen war.15 Angesichts eines offensichtlichen und zunehmenden Bedeutungsverlustes im preußisch-deutschen Reich konnte eine aktive und erfolgreiche Kulturpolitik politische Zeitaufgeschlossenheit, Handlungsfähigkeit und Existenzberechtigung der Einzelstaaten unter Beweis stellen. Zugleich konnten die Monarchien sich dadurch auch historisch absichern. Denn je mehr die dynastische Legitimität zerfiel, desto stärker mußten die Regierungen in der staatlich-historischen Identität politische Legitimität suchen.16 Kulturpolitik und Denkmalpflege boten dafür das geeignete Instru191 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

mentarium. Die zwar regional orientierte, sich aber länderübergreifend organisierende Heimatbewegung und die ebenfalls in überregionale Kommunikationsstrukturen eingebundene wissenschaftliche Kunstgeschichte verstärkten das Bemühen, Kultur und Kulturpolitik als ureigenstes Feld der Einzelstaaten zu behaupten. De facto war diese Politik allerdings nur beschränkt erfolgreich. Die Konkurrenz unter den Staaten und der Einfluß der Heimatbewegung führten nämlich ungewollt zu einer beträchtlichen Vereinheitlichung in Recht, Organisation und Praxis der Denkmalpflege. Ebenso bedeutsam wie die Abgrenzung gegen das Deutsche Reich und die Nachbarstaaten war das Bemühen um eine innerstaatliche Modernisierung und den Ausbau des Kulturstaats, dies auch gegen die Autonomieansprüche und Interessen gesellschaftlicher Gruppen, anfangs vor allem der Körperschaften öffentlichen Rechts, von den Kirchen bis zu den Kommunen. Denkmalschutzmaßnahmen, etwa die Inventarisation oder eine neue Gesetzgebung, dienten den Regierungen dazu, zentrifugale Tendenzen zu stoppen, eine oppositionelle und möglicherweise nationale Funktionalisierung des Heimatschutzes zu verhindern, das Land kulturpolitisch zu integrieren, eine Landesidentität zu stiften und sich schließlich selbst an die Spitze des neuen ästhetischen und historischen Interesses zu stellen, ein bürokratisch-politisches Monopol im Zugriff auf die geschichtliche Überlieferung zu sichern. Dezentrale Denkmalschutzbestrebungen bis hin zu lokalen Sammlungen etwa suchte man zusammenzufassen, um eine Vereinheitlichung, Kontrolle und Leitung zu erreichen.17 Im eigenen Territorium strebten folglich manche Staaten wie Bayern und Baden, mit Abstrichen Hessen, die Zentralisation an, die sie hinsichtlich des Reichs als kulturund geschichtswidrig kritisierten. Diese Politik kollidierte im Grunde mit den Heimatschutzgedanken, auf die sie sich berief. Zugleich verloren dabei aber auch dynastisch-fürstliche Interessen neben den bürokratischen und landespolitischen Zielen an Bedeutung. Seit den 1880er Jahren wurden die unmittelbar machtorientierten Motive staatlichen Denkmalschutzes von Versuchen ergänzt, Herrschaft durch Kultur in vermittelter Form auszuüben. Die pädagogische und sozialpolitische Funktion der Heimatpflege rückte immer mehr in den Vordergrund. Der Kulturstaat wurde sozialstaatlich interpretiert, umgekehrt die soziale Fürsorge als kulturelle Aufgabe gesehen. Daß man über die Kunst Heimatliebe und Patriotismus erzeugen sowie die Gemeinverantwortung stärken und so die Arbeiterschaft in den Staat integrieren könne, ging seit der Reichsgründung zunehmend in sozialpolitische Arbeiterbildungskonzepte ein. Die soziale Frage dominierte die bildungsbürgerlichen Reformdiskussionen und die Kulturpolitik.18 Gerade die Heimat- und Denkmalpflegebewegung unterstrich ihren sozialen Anspruch. Heimatschützer von reaktionären Modernitätskritikern wie Ernst Rudorff bis zu reformkonser192 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

vativen Autoren wie Eugen Gradmann hoben ihre »sozialpolitischen und sozialethischen« Ziele hervor.19 Unmittelbare Berührungspunkte ergaben sich in Zusammenhang mit der Boden- und Wohnreformbewegung, der mehrere Wortführer der Heimatbewegung nahestanden, der Diskussion über den Städtebau sowie der Projektierung gartenstadtähnlicher Arbeiterkolonien und des Kleinhauses, wie etwa in Paul Schultze-Naumburgs »Kulturarbeiten« dokumentiert.20 Heimatpflege bot damit in materieller Hinsicht eine Beseitigung konkreter sozialer Probleme, in ideeller ein Mittel gegen die »Freud- und Trostlosigkeit«21 des modernen Lebens, eine Methode der Läuterung und Besinnung. Auch in Jugendarbeit, Schule und Erziehung wurden deshalb Chancen und Aufgaben einer langfristig angelegten sozial orientierten Kulturpolitik gesehen. Deshalb wurde gefordert, Denkmalpflege und Heimatschutz in den Schulstoff aufzunehmen.22 In dieser Weise sollten sie vermittelt zur Lösung der sozialen Frage beitragen, ausdrücklich der Radikalisierung und Revolutionierung der Arbeiterbevölkerung vorbeugen sowie die Anziehungskraft der Sozialdemokratie mindern. Mit derartigen Überlegungen wurden seit den 1890er Jahren auch zunehmend staatliche Eingriffe in Gesellschaft, Privatleben und Eigentum gerechtfertigt. Nach Adolf von Oechelhaeuser galt es die Auffassung zu propagieren, daß es bei der Denkmalpflege »noch etwas höheres gibt als das gesetzliche Eigentumsrecht«, nämlich »eine ideale Verantwortung«, »ein Pflichtgebot der Allgemeinheit gegenüber«. 23 In der Debatte des preußischen Herrenhauses um ein Verunstaltungsgesetz, das den Gemeinden den Erlaß von Vorschriften der Bauästhetik erlauben sollte, wies der Hildesheimer Oberbürgermeister Gustav Struckmann als Berichterstatter im Frühjahr 1906 Einwände gegen die Ausdehnung polizeilicher Befugnisse mit der Bemerkung zurück, »im Zeitalter der sozialen Gesetzgebung« ziehe man »die Grenzen der Aufgaben des Staats und der Polizei viel weiter, als es früher der Fall gewesen sei«.24 Und in der nationalliberalen »Kölnischen Zeitung« war im Juni 1912 zu lesen, daß es sich bei Heimatschutz und Denkmalpflege »um ein Eingreifen im Interesse der Allgemeinheit, um ein Stück Sozialpolitik« handele.25 Das Bemühen, Herrschafts-, Kultur- und Sozialpolitik zu verbinden, spiegelte sich exemplarisch in Plänen zu Denkmalschutzgesetzen. Vor der Jahrhundertwende wurden lediglich in Baden und Preußen Gesetzentwürfe zum Denkmalschutz vorgelegt. Sie gingen nicht auf Initiativen aus der Öffentlichkeit zurück. Zwar forderten während der 1880er Jahre in einigen Staaten wie Hessen-Darmstadt Landtagsabgeordnete ein Denkmalschutzgesetz. August Reichensperger setzte sich in Preußen für eine Intensivierung der staatlichen Denkmalpflege und bereits 1885 auch für ein Gesetz ein. Der »Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Alter193 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tumsvereine« debattierte 1887 in Mainz ebenfalls über eine staatliche Gesetzgebung zum Denkmalschutz und verabschiedete eine entsprechende Resolution an die deutschen Regierungen.26 Aber diese Forderungen blieben vereinzelt und isoliert, ohne gesellschaftlichen Bezug und politische Überzeugungskraft. Die Entwürfe Badens und Preußens beruhten dagegen auf bürokratischen Interessenerwägungen. Beide dienten der Ausdehnung kulturstaatlicher Kompetenz, standen in Zusammenhang mit dem Kulturkampf und scheiterten nicht zuletzt an der wiedergewonnenen Stärke der Kirche. In Baden stand der Plan eines Denkmalschutzgesetzes für Selbstbehauptungswillen nach außen, denn eine Initiative des Reichs wurde nicht ausgeschlossen, und für Durchsetzungskraft nach innen, gegen korporative und private Interessen, die dem vom Staat monopolisierten Gemeinwohl unterzuordnen waren. Ausgangspunkt war der in Baden mit großer Schärfe geführte Kulturkampf.27 In diesem Zusammenhang wurde am Beginn der 1880er Jahre das badische Staatsministerium reorganisiert. Unter der Leitung Franz Wilhelm Nokks entstand ein Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts.28 Es übernahm vom Innenministerium die Kompetenz in Denkmalschutzfragen. Eine Hauptaufgabe des neuen Ministeriums bestand zunächst in der Abwicklung des Kulturkampfs und in der Regulierung des Verhältnisses von Staat und Kirche. Das umfaßte den Bereich der Kunst- und Denkmalpflege, in dem der staatliche Primat fixiert werden sollte. Die Vorgehensweise der badischen Kultusbürokratie spiegelte die Motivation. Zunächst wurden 1882 die administrativen Zuständigkeiten reorganisiert und gestrafft. Danach erst, am 31. Dezember 1883, legte Nokks Ministerium den Entwurf eines Denkmalschutzgesetzes vor. Die Begründung verwies auf die unbefriedigende Rechtslage. Denkmalschutz und Denkmalpflege seien zwar schon lange als staatliche Aufgabe anerkannt, aber nicht kontinuierlich hinreichend berücksichtigt worden. Sie hätten immer wieder hinter anderen staatlichen Interessen zurückstehen müssen. Diese Abhängigkeit der Denkmalpflege von Zufällen und Willkür wollte das Ministerium abbauen, statt dessen die eigene Zuständigkeit dauerhaft installieren. Deshalb monierte es, daß bislang eine gesetzliche Grundlage der Denkmalpflege und eine klare Abgrenzung der staatlichen Kompetenzen fehlten. Zudem gelte es, die Stellung der öffentlich-rechtlichen Körperschaften im Staat zu regeln. Gegenwärtig würden die staatlichen Einflußmöglichkeiten immer mehr verringert, was um so bedenklicher sei, als das Interesse an Kunstgut und Antiquitäten steige. Im Sinn des öffentlichen Wohls sei eine Ausweitung der Aufsicht gerade über die Körperschaften wichtig, denn zum einen müsse deren Eigentum den künftigen Angehörigen der Korporation ungeschmälert 194 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

erhalten werden, und zum anderen hätten sie ähnliche öffentliche Aufgaben wie der Staat zu erfüllen.29 Die Hervorhebung der etatistischen Position wurde gemildert durch eine frühzeitige Einbeziehung der Kirche.30 Das Erzbistum Freiburg sah hinter dem Projekt freilich einen Eingriff in kirchliche Rechte und protestierte in scharfer Form. Die Regierung zog den Entwurf daraufhin zurück. Dreißig Jahre lang wagte sie es nicht mehr, einen Konflikt in dieser Frage zu riskieren.31 Ein neuer Entwurf, am 30. Juli 1913 präsentiert, zielte wiederum besonders auf kirchliches Eigentum. De facto handelte es sich um eine Art Sondergesetz vor allem für die Bau- und Kunstdenkmäler der Kirche und daneben der politischen Gemeinden.32 Deshalb protestierte das Erzbischöfliche Ordinariat erneut schroff.33 Der Entwurf wurde nach längeren Kontroversen ausdrücklich wegen des Einspruchs der katholischen Kirche im August 1914 schließlich zurückgestellt.34 Das Thema blieb zwar im Gespräch,35 doch scheiterten angesichts des fortwährenden Widerstands der Kirche auch in der Weimarer Zeit alle Versuche, ein Gesetz auf den Weg zu bringen.36 In Preußen spielten andere Faktoren für das Gesetzesvorhaben eine Rolle. Historisch und kulturell, konfessionell und rechtlich klafften die Ausgangsbedingungen in den einzelnen Landesteilen weit auseinander. Diese Heterogenität verdeutlichte zugleich den Handlungsbedarf. Ebenso wie in Baden gingen auch die ersten preußischen Pläne zu einem Denkmalschutzgesetz auf innerministerielle Erwägungen zurück, nicht auf die Einflußnahmen von Öffentlichkeit und Geschichtsvereinen. Vorausgegangen waren in den 1870er Jahren die Dotationsgesetze, welche die Pflege der Kultur und auch die Fürsorge für Denkmäler, worunter zunächst allein Denkmäler im engen Sinn verstanden wurden, den Provinzen überwiesen. Administrative Organe, Zuständigkeiten und vor allem die verbleibenden Aufgaben der staatlichen Kultusverwaltung in Berlin blieben allerdings noch zu regulieren. Schon 1882 erwog man, »die auf Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmäler in Preußen bezüglichen Verhältnisse im Wege der Gesetzgebung zu regeln«.37 Im weiteren Verlauf der 1880er Jahre leitete das Kultusministerium mehrere Projekte zur Intensivierung und Verbesserung der Denkmalpflege ein. 1885 erschien gewissermaßen als Vorarbeit - im Auftrag des Ministeriums ein zweibändiges Werk über die »Erhaltung der Denkmäler in den Kulturstaaten der Gegenwart«.38 Es enthielt Ausführungen, Tabellen und Übersichten über Recht, Organisation und Praxis der Denkmalpflege in den deutschen Bundesstaaten und in zahlreichen europäischen Staaten. Der Staatskonservator Reinhold Persius und der Ministerialreferent Otto Polenz wurden nun mit einer Neugestaltung von Recht und Verwaltung der Denkmalpflege beauftragt. Sie entwarfen ein Denkmalschutzgesetz, welches das 195 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Kultusministerium erstmals am 23. Mai 1887 präsentierte.39 Als unmittelbares Vorbild diente das französische Denkmalschutzgesetz vom 30. März 1887. Die Kommission hatte es lediglich für die preußischen Verhältnisse umgearbeitet. 1890 diskutierten die betroffenen preußischen Behörden den Entwurf. Das Finanzministerium plädierte dafür, jede Verstaatlichung und Zentralisierung der Denkmalpflege zu vermeiden und diese Aufgabe gemäß den Dotationsgesetzen den Provinzen zu überlassen. Deshalb wurde beschlossen, die Reform der Administration, insbesondere den Aufbau einer provinzialen Denkmalschutzverwaltung, vorzuziehen und das Gesetz zurückzustellen. Auch daran zeigte sich der Primat bürokratischer Erwägungen. An der Jahrhundertwende, als die Organisationsreform abgeschlossen war, griff das preußische Kultusministerium den Gesetzesplan wieder auf. Im Dezember 1900 wurde ein neuer Entwurf fertiggestellt und an die Ministerien des Innern, der Justiz und der Finanzen weitergeleitet. Vier Argumente führte das Kultusministerium an, um die interministerielle Durchsetzung des Projekts zu erleichtern. Erstens seien rechtliche Möglichkeiten zur Beschränkung des Eigentums unumgänglich, wolle man den Denkmalschutz wirksam gestalten. Zweitens mache die nun abgeschlossene Reorganisation der provinzialen Denkmalpflege ein einheitliches Recht und eine staatliche Überformung notwendig. Drittens forderten die öffentliche Meinung und besonders die Geschichtsvereine, so etwa auf dem Jahrestag in Straßburg 1899, ein Denkmalschutzgesetz. Daraufhin habe auch der Kaiser gesetzgeberische Maßnahmen verlangt. Viertens dürfe Preußen nicht hinter anderen deutschen Staaten, die schon Denkmalschutzgesetze planten, zurückstehen, auch nicht »hinter anderen großen Kulturstaaten« wie Frankreich, England und Ungarn.40 Denkmalschutz galt hier als Mittel der Legitimation des Staats und seiner Selbstbehauptung, nach innen gegen Individualinteressen und öffentliche Meinung sowie nach außen in der Konkurrenz der modernen Staaten. Die Begründung des Gesetzentwurfs konkretisierte die Motive. Es sei »eine hervorragende Kulturaufgabe«, »die dauernden Zeichen der geschichtlichen Entwickelung des Volkes und die Werke seiner Kunst auch den künftigen Geschlechtern zu überliefern«. Der Denkmalschutz diene insofern »zur Beförderung des allgemeinen Wohls« und liege »im öffentlichen Interesse«. Aus diesem Grunde sei es zulässig und geboten, Eigentumsrechte zu beschränken. Dies könne aber nur der Staat übernehmen. Denkmalschutz sei insofern notwendigerweise eine Staatsaufgabe. Allerdings seien die bestehenden Vorschriften zu allgemein, lückenhaft und unklar. Die Arbeit der bestehenden Institutionen in Staat und Provinzen sei zu wenig koordiniert. Die Behörden hätten in ihren Entscheidungen »zu weiten Spielraum«. Das sei »mit den heutigen allgemeinen Rechtsanschau196 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ungen nicht verträglich«. Notwendig sei deshalb die Fixierung staatlicher Funktionen, die von staatlichen Behörden auszuüben seien.41 Die Verstaatlichung des Denkmalschutzes einerseits, die Verrechtlichung der Verfahrensweise andererseits machten mithin die zentralen Ziele aus. Der Gesetzentwurf wurde allerdings im Staatsministerium blockiert, bevor er König und Landtag vorgelegt werden konnte.42 Vor allem das Finanz- und das Justizministerium erhoben Einspruch, das Innenministerium äußerte ebenfalls Bedenken, und auch die zur Stellungnahme aufgeforderten Oberpräsidenten zeigten sich meist eher skeptisch. Unklare Begrifflichkeiten im Entwurf, die umstrittenen Eingriffe in Privateigentum und die rechtliche, organisatorische und finanzielle Ausweitung der Staatstätigkeit waren dafür verantwortlich.43 Am 15. Januar 1901 mußte das Kultusministerium den König informieren, daß noch längere Verhandlungen mit weltlichen und kirchlichen Behörden erforderlich seien, bevor das Parlament beteiligt werden könne.44 Daß ein Gesetz geplant war, wurde auch in der Öffendichkeit bekannt, und jetzt forderten Mitglieder des preußischen Landtags im Abgeordnetenhaus wie im Herrenhaus, so Gustav Struckmann, verstärkt die Vorlage. Am 12. März 1901 sagte der Kultusminister im Abgeordnetenhaus noch zu, »demnächst« einen Entwurf zu präsentieren. Ein Jahr später mußte Hans Lutsch, der nunmehrige preußische Konservator der Kunstdenkmäler, im Landtag einräumen, daß ein Ende der Vorarbeiten noch nicht abzusehen sei. Weitere Verschiebungen folgten, und im April 1909 schließlich ließ das Kultusministerium erklären, der Erlaß eines umfassenden Denkmalschutzgesetzes sei vorerst nicht beabsichtigt.45 Das Kultusministerium beschränkte sich angesichts anhaltender, vor allem interministerieller Widerstände darauf, ein Gesetz über frühgeschichtliche Denkmäler, Ausgrabungen und Funde vorzubereiten. Aber auch dieses wurde lange blockiert. Bereits im Jahr 1906 hatte das Kultusministerium das Altertümergesetz in Angriff genommen. Nach wiederholten Beratungen mit dem Justizministerium konnte im März 1909 ein Entwurf vollendet werden. Er betraf zum einen frühgeschichtliche Denkmäler, das heißt die Überreste der vorchrisdichen Kunst, und zum anderen sogenannte Altertümer, worunter das Ministerium »alle durch Ausgrabung und Entdeckung aufgefundenen beweglichen Gegenstände aus frühgeschichtlicher und geschichtlicher Zeit« verstand. Konflikte mit der Kirche waren durch die Beschränkung des Wirkungsbereichs von vornherein bewußt vermieden worden. Ein allgemeines Denkmalschutzgesetz greife zu tief in das »Selbstverwaltungsrecht der Kirchen« ein und lasse »politische Schwierigkeiten, namentlich auf Seiten des Zentrums«, erwarten.46 Das Ministerium begründete seine Initiative im allgemeinen mit der »Aufgabe jedes Kulturstaates, Denkmäler und Altertümer ... vor dem Untergange zu bewahren«. Zumal da, wo 197 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

unwiederbringliche Verluste an Altertümern drohten, die »fast die einzige Quelle für die Kenntnis der Urzustände unserer Heimat und unserer Vorfahren bilden«, erscheine es »als eine nationale Pflicht, auf energische Mittel zu ihrer Erhaltung Bedacht zu nehmen«. Im besonderen führte das Ministerium Klagen aus Kunst und Wissenschaft sowie Forderungen des Landtags an, wie sie etwa am 15. April 1904 im Abgeordnetenhaus und am 4. Mai 1907 im Herrenhaus vorgebracht worden waren. Der Entwurf richtete sich nun gegen »die Gefahr der Denkmalzerstörung durch Erdarbeiten«, die »mit der zunehmenden Intensität der Bodenausnutzung und mit dem gesteigerten Verkehre« drohe, gegen »die planlose Bodenwühlerei der sogenannten Liebhaber und die Raubgräberei zu gewinnsüchtigen Zwecken«. Ziel war es, Rechtslücken bezüglich der öffentlich-rechtlichen Korporationen zu stopfen und Privateigentümer einzubeziehen, da auf deren Grund und Boden die Funde und Denkmäler bislang nur durch Enteignung zu erfassen waren.47 Das Kultusministerium fühlte sich zu dem Vorgehen um so mehr berechtigt, als es den Schutz der Altertümer und frühgeschichtlichen Denkmäler nicht für eine Aufgabe provinzialer Heimatpflege hielt, sondern für eine Angelegenheit rein wissenschaftlichen Interesses, bei der die Partizipation von Laien kaum sinnvoll sei. Zudem müsse der Staat in der Konkurrenz der großen deutschen Bundesstaaten Flagge zeigen, nachdem Bayern, Württemberg und Baden mit einschlägigen Verfügungen bereits vorangegangen seien. Gleichwohl ließ sich das Finanzministerium nicht vom Sinn eines solchen Gesetzes überzeugen. Es führte die Eigentumsproblematik, eventuelle Mehrkosten für die Staatskassen, die Ausweitung der staatlichen Tätigkeit und die präjudizierende Wirkung eines auch nur beschränkten Denkmalschutzgesetzes an.48 Erst am 26. März 1914 konnte das Gesetz erlassen werden, und dies auch nur in einer erneut veränderten und reduzierten Fassung. Es betraf jetzt nur mehr »Ausgrabungen« und »Gelegenheitsfunde«.49 Wie in Preußen hatte sich an der Jahrhundertwende das Spektrum der Motive für ein Denkmalschutzgesetz in allen deutschen Staaten erweitert. Die etatistischen Erwägungen der 1880er Jahre wurden dabei freilich nicht aufgegeben, der Druck der Öffentlichkeit, namentlich der Geschichts- und Heimatvereine, versprach allerdings ihre Umsetzung zu erleichtern. Hessen und Oldenburg stehen dafür beispielhaft. Beide Staaten verfügten nur über einige verstreute Rechtsvorschriften zum Denkmalschutz und hatten zudem, anders als die größeren Staaten wie Preußen und Baden, keine Fachverwaltung aufzuweisen. Aufgaben der Denkmalpflege übernahmen vor allem Geschichtsvereine. Ein kontinuierliches staatliches Engagement war in der Öffentlichkeit nicht wahrzunehmen. Im Großherzogtum Hessen verlangten Geschichtsvereine und Landtagsabgeordnete zwar schon 1884 und 1888 gesetzliche Regelungen des 198 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Denkmalschutzes, aber die Regierung sah zunächst keine Notwendigkeit zum Handeln. Als sich am Ende des Jahrhunderts der öffentliche Druck verstärkte, Heimatvereine (1896 und 1899) wie Landtagsabgeordnete (1898) ein Denkmalschutzgesetz forderten und zugleich andere Staaten, an erster Stelle Preußen, einschlägige Maßnahmen initiierten,50 bemühte sich der Großherzog verstärkt, auf kulturpolitischer Ebene Führungskraft und Selbstbehauptungswillen zu demonstrieren. Dies umfaßte nun neben der bekannteren Förderung von Bautätigkeit und Jugendstil in Darmstadt und der schon seit mehreren Jahren intensivierten Heimatpflege auch den Denkmalschutz. Auf dem Dresdner »Tag für Denkmalpflege« von 1900 präsentierte der hessische Ministerialrat Maximilian von Biegeleben einen von ihm selbst erstellten Gesetzentwurf, der in Darmstadt zunächst durch von Biegeleben, sodann in einer Kommission der Ministerialressorts und schließlich im Staatsministerium ausgearbeitet wurde.51 Schon das Verfahren war aussagekräftig, wurde doch die reichsweite öffentliche Diskussion eingeleitet, noch bevor die Debatte im hessischen Abgeordnetenhaus begonnen hatte. Biegeleben hob auf dem Denkmalpflegetag von 1901 zwar hervor, daß das Gesetz »einem großen idealen Ziele dient: der Hebung des Nationalbewußtseins, der Wiederbelebung der Liebe zum Vaterland und zur Heimat mittels der Pflege der Denkmäler, der stummen, aber doch beredtesten Zeugen einer großen Vergangenheit«. Er räumte aber zugleich die politisch-praktische Motivation der Darmstädter Regierung ein. Gerade »die kleinen deutschen Staaten« müßten »ihre Existenzberechtigung insbesondere dadurch dem deutschen Volk gegenüber kundgeben ..., daß sie in ihrer Verwaltung nicht nur, sondern auch in ihrem gesetzgeberischen Vorgehen mit Initiative und rasch arbeiten«.52 Das Gesetz sollte nach außen Handlungsfähigkeit, Kulturkompetenz und Souveränität des hessischen Staats beweisen, nach innen darüber hinaus Legitimität und Identität stiften, die hessische Bevölkerung auf eine gemeinsame Aufgabe verpflichten. In diesem Sinn gelang es, auch den Darmstädter Landtag vom Sinn des Projekts zu überzeugen. Die Interessen von Eigentümergruppen, namentlich Einsprüche der Standesherren, führten zwar zu einigen Milderungen, aber da das hessische Landtagswahlrecht kein hartes Eigentümer- oder Hausbesitzerprivileg kannte und die Sozialdemokratie einen scharfen Konfrontationskurs vermied, konnte der Entwurf am Ende reibungslos passieren und am 16. Juli 1902 als erstes deutsches Denkmalschutzgesetz verabschiedet werden.53 Darin spiegelte sich die beträchtliche Integrationsfähigkeit der Darmstädter Politik.54 Gleichermaßen ohne scharfe Konflikte verliefen die Debatten in Oldenburg. Allerdings galt es hier zentrifugale Tendenzen auszugleichen. Neben dem Kernland, dem Herzogtum Oldenburg, bewahrten das nördlich der Freien und Hansestadt Lübeck gelegene Fürstentum Lübeck mit einer 199 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Regierung in Eutin und das linksrheinische Fürstentum Birkenfeld im Hunsrück mit einer Regierung in Birkenfeld gewisse Sonderstellungen. Separationsbestrebungen und Affinitäten zu den benachbarten preußischen Provinzen, nämlich zu Schleswig-Holstein und zur Rheinprovinz, machten die staadiche Kulturpflege zu einer prekären politischen Angelegenheit.55 Wie in Hessen vermischten sich auch in Oldenburg vielfältige Anregungen und Motive. Im Februar 1908 forderten sechs Landtagsabgeordnete unter Federführung des liberalen Delmenhorster Bürgermeisters Erich Koch, des späteren Reichsinnenministers, ein Denkmalschutzgesetz. Koch begründete den Antrag zum einen mit der unbefriedigenden Rechtslage, zum anderen mit der daraus resultierenden Schwäche der Staatsgewalt. Was auf dem Gebiet der Heimatpflege geschehen sei, hätten Vereine durchgeführt. Diesen fehlten aber sowohl der Zugang zu den notwendigen Informationen als auch die Machtmittel, um Schutzmaßnahmen durchzusetzen. Erforderlich sei eine »verantwortliche öffentliche Stelle«.56 Konkret stellte Koch sich, wie er später präzisierte, vor, daß ein Konservator mit gesamtstaatlicher Kompetenz an die Spitze einer neuen Denkmalschutzbehörde treten und somit Einheit wie gouvernementale Dominanz demonstrieren sollte. Die Zentralisation sollte durch eine kontrollierte Delegation und Partizipation ausgeglichen werden.57 Neben der Landtagsinitiative setzte sich zudem die in Eutin ansässige Regierung für das oldenburgische Fürstentum Lübeck für eine Verbesserung des Denkmalschutzes ein. Sie betrieb seit Anfang des Jahres 1910 den Anschluß der Denkmalpflege in ihrem Bezirk an die preußische Provinz Schleswig-Holstein, zumindest bis zum Aufbau einer oldenburgischen Denkmalschutzverwaltung.58 Die Verhandlungen darüber zogen sich hin. Doch allein schon die Diskussion mit ihrer impliziten Kritik an der Untätigkeit der Oldenburger Zentrale führte dem Staatsministerium die Notwendigkeit vor Augen, zügig einzugreifen und Handlungskompetenz zu beweisen. Aufgrund der Landtagsinitiative wurde im Frühjahr 1908 eine vierköpfige, politisch hochrangig mit Beamten der Innen- und der Bauverwaltung besetzte Kommission ernannt.59 Sie erarbeitete neben einem Verunstaltungsgesetz auch ein Denkmalschutzgesetz, das am 18. Mai 1911 erlassen wurde. Die Kommission betrat dabei Neuland. Außer dem hessischen Gesetz standen keine deutschen Vorbilder zur Verfügung, und die nicht einschlägig bewanderten Kommissionsmitglieder waren sich über die Bedeutung von Denkmälern und Denkmalpflege in Oldenburg unschlüssig. Im Mittelpunkt des staatlichen Interesses standen stärker als in Hessen, wo vor allem die Heimatpflege demonstrativ und propagandistisch aufgewertet werden sollte, die Notwendigkeit, eine Rechtslücke zu schließen, und die Absicht, angesichts der Dreiteilung des Landes Vereinheitlichung 200 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und Verstaatlichung der Denkmalpflege voranzutreiben. Das Denkmalschutzgesetz war »in erster Linie« darauf angelegt, »den Behörden eine Einwirkungsmöglichkeit zu geben«.60 Dieses bürokratisch-etatistische Motiv hatte vor dem Ersten Weltkrieg generell oft Vorrang bei der Reform des Denkmalschutzes. Deshalb hielt es das bayerische Kultusministerium bis 1914 nicht für notwendig, ein Denkmalschutzgesetz vorzulegen. Zwar wurden die auswärtigen Vorarbeiten und Debatten sorgfältig beobachtet.61 Auch forderten Vereine, so die »Anthropologische Gesellschaft« und der »Historische Verein von Oberbayern« 1903, den Erlaß eines Denkmalschutzgesetzes.62 Aber die bayerische Denkmalschutzverwaltung, das Generalkonservatorium, war vergleichsweise gut ausgestattet, effizient organisiert, spezialisiert und mit einem Bündel an Rechtsvorschriften versehen, die eine wirksame Denkmalpflege garantierten. Das Generalkonservatorium sah deshalb keine Notwendigkeit für ein Gesetz, und der Kultusminister konnte im Landtag im Juni 1904 ein Denkmalschutzgesetz für überflüssig erklären.63 Am 6. September 1908 erging - ähnlich wie in Preußen 1914 - lediglich eine Verordnung über »Ausgrabungen und Funde von prähistorischen oder historisch merkwürdigen Gegenständen«.64 Die etatistische Denkmalpflegepolitik der Einzelstaaten, die sich in den Gesetzesprojekten niederschlug, war damit freilich im Kaiserreich an ihre Grenzen geraten. b) Inventarisation

Wandel und Kombination der Motive und Ziele einzelstaatlicher Denkmalpflege zeigten sich an der Inventarisation.65 Sie stand am Anfang jeder Staatstätigkeit im Sektor der Denkmalpflege und blieb ein wesentlicher Bestandteil auch nach der Institutionalisierung eines modernen Denkmalschutzes, veränderte aber ihren Charakter und ihre Funktion. Nach vereinzelten Anfängen im 18. Jahrhundert wurden seit Beginn des 19. Jahrhunderts vermehrt Verzeichnisse von Monumenten und Baudenkmälern angelegt. Das geschah allerdings meist im Rahmen von statistisch-topographischen Landesbeschreibungen, oder es handelte sich um Verzeichnisse, die als binnenadministrative Hilfsmittel dienen sollten. Die von Denkmalpflegern selbst mißverständlich »klassische« Inventarisation genannte Verzeichnung und Beschreibung von Bau- und Kunstdenkmälern nach wissenschaftlichen Kriterien und mit zumindest auch wissenschaftlicher Zielsetzung begann in den 1840er und 1850er Jahren. Meist zählte sie zu den ersten Tätigkeiten der neu installierten Konservatorenämter, so in Preußen und Baden. Bis 1866 kamen indes brauchbare Resultate nicht zustande. Mangel an Personal und Finanzmitteln, Unsicherheiten in den 201 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Kriterien und Notwendigkeiten des Experimentierens trugen dazu bei. Vor allem hatten die Regierungen kein echtes Interesse an einer Intensivierung der Arbeiten. Das änderte sich mit den territorialen Neuordnungen und der Reichsgründung von 1866 bis 1871. Nunmehr erhielt das Inventar über landesgeschichdiche Liebhaberei oder administrative Arbeitserleichterung hinaus Bedeutung als Dokumentation des kulturellen Besitzstands. Die Anlegung eines fundierten, öffendichen und kalkulierbaren Inventars ermöglichte zum einen die Erforschung und Erhaltung der Denkmäler, war mithin notwendig für die administrative und rechtliche Wirkung des Denkmalschutzes und für den staatlichen Zugriff überhaupt. Dadurch ermöglichte sie zum anderen die faktische wie demonstrative Inbesitznahme eines Gebiets und die Ausübung von politischer Herrschaft. Die erste Inventarisation in diesem Sinne leitete der preußische Oberpräsident Eduard von Möller in dem gerade annektierten Kurhessen ein. Er griff dabei auf Vorarbeiten des »Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde« zurück und beauftragte die heimischen Bearbeiter Wilhelm Lotz und Heinrich von Dehn-Rotfelser, die Arbeiten zu vollenden. 1870 erschien mit dem Band »Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel« das erste moderne Inventarisationswerk in Deutschland überhaupt. Die neuen Herren in Kassel hatten damit ihre Kulturbeflissenheit, ihre Achtung vor der althessischen Tradition und zugleich ihren Anspruch auf die Verantwortung für Hessen, ihre Annexions-, Integrations- und Assimilationsabsicht belegt. Der Geschichtsverein, potentielle Heimstatt althessisch-partikularilthessisch Preußen-Kritik, wurde damit eingebunden und für den neuen Staat gewonnen. Dehn-Rotfelser stieg später zum Konservator der Kunstdenkmäler in Preußen auf.66 Eduard von Möller wechselte 1871 als Oberpräsident nach Straßburg. Nach hessen-kasselschem Vorbild initiierte er auch für Elsaß-Lothringen bereits im Dezember 1871 eine Inventarisation der Baudenkmäler, »um das Interesse für die Erhaltung derselben allgemein wirksam zu machen«.67 Ein Zirkular des Colmarer Bezirkspräsidenten vom Februar 1872 verwies in diesem Zusammenhang auf unzureichende französische Versuche und stellte damit die Inventarisation als deutsche Kulturleistung heraus.68 1876 begann die Veröffentlichung der Inventarbände des Reichslands. Nur in dem von Preußen neu erworbenen Hannover konnte ähnlich früh eine Inventarisation durchgerführt werden. Auch hier diente sie der Demonstration von Herrschaft durch eine kulturpolitische Vereinnahmung. In anderen preußischen Provinzen, namentlich in Sachsen, Schlesien, Westfalen und der Rheinprovinz, scheiterten dagegen bis 1875 alle Inventarisationsansätze.69 Ein echter Handlungsbedarf wurde nicht erkannt. Erst mit dem Dotationsgesetz von 1875, das die Denkmalpflege an die Provinzen über202 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

wies, wuchs ein neues Interesse der Provinzen, ihre kulturhistorische Tradition, ihre eigenständige Identität und ihre Funktionsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Die Mitwirkung regionaler Geschichtsvereine an der Inventarisation, etwa der »Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde« in der Rheinprovinz,70 unterstrich die regionalen und provinzialen Integrationsprozesse. Obwohl der staatliche Konservator der Kunstdenkmäler Preußens betonte, die Inventarisation sei allein Sache der Provinzen,71 und obwohl besonders die staatliche Finanzverwaltung jede finanzielle Teilhabe ablehnte, bemühte sich doch gleichzeitig die Berliner Kultusverwaltung, einheitliche Prinzipien der Denkmalpflege im ganzen Königreich sicherzustellen und die kulturpolitische Kompetenz der Regierung zu beweisen. Mehrfach drängte Berlin seit 1875 bis in die 1880er Jahre auf eine landesweite und dann auch auf eine reichsweite Inventarisation. Regionale Selbstbehauptung und zentralistischer Kulturstaatsanspruch ergänzten sich paradoxerweise. In der Folge wurde die Inventarisation zwar fast flächendeckend in Angriff genommen. Zielsetzung, Auswahlkriterien, Inhalt und Gestaltung der Bände blieben aber uneinheitlich. Es fehlten anfangs konkrete Vorstellungen der politischen Instanzen, folglich auch zentrale Vorgaben, und die Konzeptionen der Bearbeiter divergierten. Im einzelnen standen zudem sehr unterschiedliche Finanzmittel zur Verfügung. Unklar und umstritten war vor allem, ob ein primär dem administrativen und praktischen Gebrauch der Behörden dienendes Verzeichnis, eher eine wissenschaftliche Untersuchung und Dokumentation oder eine populäre Darstellung, eine Art Vorbildersammlung und Lehrbuch zur Geschmacksbildung und Anleitung von Kunst und Handwerk sinnvoll sei. Das erste Inventarwerk von Lotz und Dehn-Rotfelser stellte noch ein wissenschaftlich fundiertes, aber knappes Verzeichnis dar. In der Folge uferten viele Inventarisationsvorhaben quantitativ, zeitlich und damit auch finanziell aus. Das minderte ihre Brauchbarkeit und provozierte Kritik an der Verwendung öffendicher Mittel. Versuche, die preußischen Inventare zu vereinheitlichen und zu straffen, kollidierten mit dem Selbstbehauptungswillen der Provinzen, die sich die alleinige Entscheidungskompetenz über Personal, Grundsätze und Veröffentlichung nicht nehmen lassen wollten, und mit der Facharroganz der noch unzureichend in die Verwaltung eingebundenen Bearbeiten72 In den Mittelstaaten, wo wie in Preußen die Inventarisation der administrativen und rechtlichen Institutionalisierung einer modernen staadichen Denkmalpflege voranging, waren einheitliche Grundsätze leichter durchzusetzen. Eine mit den preußischen Verhältnissen vergleichbare Autonomie von Provinzen gab es hier nicht. Der Staat konnte die Bearbeiter auswählen und instruieren oder etwa durch eine Geschäftsordnung normierend wirken.73 Aber auch hier wurde anfangs noch tastend experimen-

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tiert. Die Veröffentlichungen zogen sich oft jahrzehntelang hin und konnten vor 1914 in der Regel nicht abgeschlossen werden. Das Personal wechselte in dieser Zeit, Kriterien und Grundsätze veränderten sich, ebenso die politischen und gesellschaftlichen Erwartungen an eine Inventarisation. Anfangs standen hinter der Inventarisation der Mittelstaaten etatistische Erwägungen der Selbstbehauptung. Wie bei den preußischen Provinzen galt es, kulturelle Tradition und kulturpolitische Handlungsfähigkeit nach außen und innen zu beweisen. Die Inventarisation setzte deshalb ein, als seit dem Ende der 1870er Jahre der fortschreitende Prozeß zum preußischdeutschen Nationalstaat trotz aller föderalen Verfassungselemente immer bedrohlicher wurde und zugleich im Inneren, nicht zuletzt gegen die nach dem Ausklang des Kulturkampfs gefestigte Kirche, auf strikte Behauptung von Staadichkeit und Staatsmonopol geachtet werden sollte. Die Inventarisation erfaßte, dokumentierte und sicherte das Kulturgut des Landes, das der Staat in der Folge gewissermaßen mit notwendiger Konsequenz unter seine Obhut nahm. So begannen Hessen-Darmstadt74 und Baden im Jahr 1882 mit einer modernen Inventarisation. In Hessen erschienen die Verzeichnisse seit 1885, in Baden seit 1887. Teilweise wurden die Inventarbände von vornherein repräsentativ und mit üppigem Bildmaterial als auf den Landesruhm zielendes »nationales Prachtwerk« angelegt, wie Kritiker, hier die Münchner »Allgemeine Zeitung« im Dezember 1896, monierten.75 In der Regel beschränkte sich zwar die herrschaftsorientierte Inventarisation der Frühzeit auf eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme. Die Motive der staatlichen Integration und Ausweitung von Herrschaftsansprüchen bestimmten aber auch dort, so in Baden, die Voreehensweise. In Baden76 zählte die Inventarisation zwar schon seit dem Beginn einer staatlichen Denkmalpflege im Jahr 1853 zu den Aufgaben des Konservators, und 1876 wurde dies im Zuge einer Reorganisation bekräftigt. Doch erst 1882, in Zusammenhang mit einer erneuten Umgestaltung der staatlichen Denkmalpflege und den Vorbereitungen zu einem Gesetzentwurf, intensivierte die Regierung ihre Bemühungen. Dabei war ursprünglich geplant, zunächst nur den Bestand der katholischen Kirche zu erfassen. Dafür wurde mit dem inventarisationserfahrenen Kunsthistoriker und Theologen Franz Xaver Kraus eigens ein spezieller Konservator der kirchlichen Denkmäler eingestellt. Dem Freiburger Erzbischöflichen Ordinariat kündigte das zuständige badische Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts die Inventarisation am 3. Juli 1882 mit der Begründung an, sie sei von verschiedenen Seiten vorgeschlagen worden, besonders vom Landesherrn, der dadurch die Schätze des Landes der Bevölkerung zugänglich machen und die Erhaltung anregen wolle. Die Inventarisation sei »im öffentlichen Interesse unseres Landes dringend geboten«. Der Hin204 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

weis, daß das Kirchengut nur als Teil der Denkmäler des gesamten Landes angesehen werde und im nächsten Schritt auch der profane Denkmalbestand erfaßt werden solle, unterstrich die Vereinnahmung des kirchlichen Eigentums. Auch wenn das Ministerium versicherte, die Inventarisation sei als »wissenschaftliche Untersuchung und Feststellung« vorgesehen, ging es offenkundig um ein politisches Ziel, um die Förderung eines gesamtbadischen Staatsbewußtseins, für das als erstes das Autonomiebestreben der Kirche demonstrativ eingedämmt wurde.77 Um den Affront gegen die Kirche abzumildern, beschloß man, die weltlichen Denkmäler doch von Anfang an mitzuerfassen.78 Dadurch trat freilich der Charakter der kirchlichen Denkmäler als bloßer Teil des öffentlichen Denkmälerbestands nur um so deutlicher hervor. Die Regierung leitete die Inventarisation straff, mit einheidichen Vorgaben und mit Fragebögen, die über das Ministerium zurückgeleitet werden sollten.79 Nach dem ersten Band von 1887 erschien bereits 1890 der zweite. In der Folge traten aber Verzögerungen ein, obwohl spezielles Personal für die Arbeit bereitgestellt war. Die zunehmende Zahl an Bearbeitern ließ das Projekt immer uneinheitlicher werden. Auch führte die Entwicklung von wissenschaftlicher Kunstgeschichte und Denkmal begriff zu einer Ausweitung der Arbeit. Mit einem endgültigen Abschluß war nicht zu rechnen, solange das Verständnis des Denkmals im Fluß blieb. Das widersprach den Interessen von Regierung und Parlament. Nach der Jahrhundertwende nahmen die Klagen zu. Der Landtag wollte für seine Bewilligungen brauchbare Ergebnisse sehen, und das Ministerium beschwerte sich gleichermaßen.80 Das Konzept einer Gesamtschau des Landesdenkmalbestandes als Demonstration von Reichweite und kultureller Basis badischer Herrschaft war seit den 1890er Jahren nicht mehr durchsetzbar. Nach den etatistischen, herrschartsonentierten Anfangen verselbständigte sich die Inventarisation unter der Ägide der Fachwissenschaftler. Durchweg führte dies in den 1890er Jahren und verstärkt nach der Jahrhundertwende zu Kritik aus Regierung, Verwaltung und Öffenlichkeit, zumal die extreme Uneinheitlichkeit der Länderinventare dem wissenschaftlichen Standard kein gutes Zeugnis ausstellte.81 Dem umfangreichen, quellengestützten, aufwendigen, teuren, aber wenig nutzbringenden und elitären wissenschaftlichen Inventar wurde nun das durch Abbildungen aufgelokkerte und anschaulich gestaltete, übersichdiche, knappe, breitenwirksame und preisgünstige Denkmälerverzeichnis gegenübergestellt, das allein eine gesellschaftliche Wirkung erzielen, kulturelle Identität stiften und insofern staatliche Mittel beanspruchen durfte.82 Am Ende des Kaiserreichs stand selbst für Vertreter der katholischen Kirche, die sich anfangs noch skeptisch zur staadichen Besitzergreifung geäußert hatten, außer Frage, daß das Inventar nicht bloß als wissenschaftlich-administratives Werkzeug und auch 205 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nicht bloß als Vorbildersammlung für das Gewerbe, sondern als Instrument der Volkserziehung und ethischen Läuterung dienen sollte, daß es nämlich in den »weiteren Kreise[n] des Volkes ... Interesse für die Vergangenheit, als dem Boden, auf dem die Gegenwart aufgewachsen ist, weckt, sie mit Verständnis und Wertschätzung dessen erfüllt, was frühere Zeiten Großes, Schönes, Erhebendes, Anheimelndes geschaffen haben, und in ihnen die Pflege des Heimatgedankens und die Anhänglichkeit an die Heimat nährt«. Das sei »gerade heute« außerordentlich wichtig, »wo die ungeheuren Errungenschaften auf technischem Gebiete auf einseitige Wertung und auf Überschätzung der Gegenwart hindrängen und vergessen lassen, daß es noch etwas anderes, Höheres gibt als bloß technischen und materiellen Fortschritt«.83 Die Diskussion über den Charakter der Inventare spiegelte mithin auch den schleichenden Parlamentarisierungs- und Demokratisierungsprozeß in der Zeit des Kaiserreichs. Inhalt, Bedeutung und Ausgang der Kontroversen können an zwei unterschiedlichen Fällen, nämlich Bayern und Oldenburg, beispielhaft verfolgt werden. In Bayern84 ging die Inventarisation im Ursprung auf den »Bayerischen Architekten- und Ingenieurverein« zurück, der wiederum eine reichsweite Initiative seines Verbands aufgriff. Ende Dezember 1881 kündigte er dem bayerischen Innenministerium an, die beiden Architekten Gustav von Bezold und Georg Friedrich Seidel wollten für den Verein eine Inventarisation der Baudenkmäler, und zwar nicht nur der großen Bauwerke, sondern auch der kleineren, scheinbar unbedeutenderen, durchführen, und bat um die Unterstützung der staatlichen Behörden.85 Das Innen- wie das Kultusministerium nahmen die Anregung sofort auf, entfalteten umfangreiche Aktivitäten, zogen Kompetenzen an sich und zentralisierten die Arbeit. Die bayerischen Ministerien sahen in der Initiative zwar eine wichtige Voraussetzung zum Erhalt der Denkmäler, verbanden damit aber zunächst keinerlei inhaltliche Vorstellungen über Umfang und Charakter der betroffenen Objekte. Beispielsweise ließ man sich den zu erfassenden Zeitraum vom Architektenverein mitteilen. Auch politische Absichten verknüpften die Ministerien mit der Förderung der Inventarisation nicht.86 Das änderte sich bald. Im Juni 1885 baten Bezold und Seidel, die mittlerweile Verzeichnisse der Bauämter über den regionalen Denkmälerbestand erhalten hatten, um eine regelmäßige, möglichst jährliche finanzielle Beihilfe des Staats. Die Inventarisation diene dem »historischen und künstlerischen Interesse unseres bayerischen Vaterlandes«, konkret der Forschung, dem Denkmalerhalt, der Aufklärung von Öffentlichkeit und Besitzern über die Denkmalwerte sowie der staatlichen Kontrolle.87 Damit gewann das ganze Projekt in politischer Hinsicht eine neue Bedeutung. Das Kultusministerium befürwortete den Antrag zwar prinzipiell, verlangte nun aber, da durch die Zuarbeit der Behörden und die Finanzhilfe ein 206 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

beträchtlicher staatlicher Beitrag geleistet werde, »auch einen entsprechenden Einfluß auf die Durchführung«. Der bayerische Generalkonservator Wilhelm Heinrich Riehl wurde beauftragt, darüber ein Gutachten zu erstellen. Am Ende bewilligte der bayerische Landtag im Juni 1887 eine Summe von 5.500 Mark für zwei Jahre. Gleichzeitig unterstellte der Staat die Inventarisation seiner Aufsicht. Der Generalkonservator sollte mit Seidel und Bczold eine »Commission zur Herstellung einer beschreibenden Statistik der Baudenkmäler Bayerns« bilden und die Leitung übernehmen. Ihm oblag auch die Schlußredaktion der Inventarbände. Die Kommission wurde mit einem Reiseetat ausgestattet sowie um Fach- und Hilfspersonal erweitert und die Arbeit innerhalb der Kommission zwischen Kunsthistorikern und Architekten aufgeteilt. Nach der Vorstellung des Kultusministeriums hatte die Inventarisation nun eine dreifache Aufgabe: Sie sollte einen Basisbeitrag zur wissenschaftlichen Kunstgeschichte darstellen, als Objektverzeichnis für den Behördengebrauch fungieren und als Vorbildersammlung wie als Mittel der Geschmacks- und Stilbildung für Künstler, Kunsthandwerker und Gewerbetreibende dienen.88 1892 erschien der erste, Oberbayern erfassende Inventarband. Er stieß auf beträchtliche öffentliche Kritik. So wurde eine kirchenfeindliche Tendenz behauptet.89 Darin äußerte sich der frühe Konflikt zwischen Staat und Kirche, der den Ausbau staatlicher Denkmalpflege seit Anfang der 1880er Jahre begleitete. In der Folge zog die Diskussion aber noch weitere Kreise. Sie betraf nun Ziele und Aufgaben einer staatlichen Inventarisation generell.90 Vor allem Georg Hager, der spätere Generalkonservator, der seit 1888 an der Inventarisation teilnahm und seit 1894 die Leitung innehatte, geriet in die Kritik. Hager verfolgte ein streng wissenschaftliches Konzept. War der Kreis der zu erfassenden Objekte schon in den Jahren 1882 bis 1885 über alle Erwartungen ausgedehnt worden, wollte Hager beinahe alles von nur rudimentärem historischen Wert verzeichnen. Zudem betrieb Hager umfangreiche Archiv- und Quellenforschungen, die er ebenfalls in das Inventarwerk aufzunehmen gedachte. Auch bereits zerstörte Objekte wollte er beschreiben. Die Schlußredaktion nutzte Hager zu Eingriffen in die Arbeit seiner Mitarbeiter, deren Einfluß und Konkurrenz er auch sonst allenthalben einzugrenzen suchte. Wissenschaftlich attraktive Bearbeitungsgebiete wie Regensburg reservierte er für sich selbst. Aus zeidichen Gründen blieben sie dann jahrelang unbearbeitet. All das verzögerte die Publikation der Inventarbände. Die Aufnahme von quellengestützten Untersuchungen und umfangreichen wissenschaftlichen Apparaten ließ sie überdies anschwellen, unhandlich und teuer werden. Deshalb wurde das Konzept in Frage gestellt. Der Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer diskutierte schon im April 1896 den Vorschlag, das Werk in verkleinerter, vereinfachter und verbilligter Form weiterzuführen 207 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und damit breitere Kreise zu erreichen. Das Generalkonservatorium verteidigte dagegen entschieden das wissenschaftliche Konzept. Nur dafür, so Hager selbst, könne er als Wissenschaftler die Verantwortung übernehmen.91 Das Kultusministerium indes konnte an den Kritikern nicht vorbeigehen, wollte es nicht Konflikte mit dem Finanzausschuß und damit die Fortführung der gesamten Inventarisation riskieren. Zudem mißfiel der Kultusbürokratie selbst das eigenwillige, politischen Rücksichten gegenüber unsensible Vorgehen Hagers. Vor allem wurde seit der Jahrhundertwende die Zielrichtung des Projekts moniert. Durch die kunsthistorische Ausrichtung, so die »Münchner Neuesten Nachrichten« am 17. Dezember 1902, fielen bäuerliche und bürgerliche Kultur unter den Tisch. Anstelle des kunsthistorischen Spezialanspruchs gelte es eine breite Popularisierung anzustreben.92 Einmal mehr zog das Generalkonservatorium in diesem Zusammenhang auch den Vorwurf auf sich, von München aus eine zentralistische Kunstdiktatur auszuüben und der Provinz eher »verächdich« gegenüberzutreten. Die Arbeit, so wiederum die »Münchner Neuesten Nachrichten« Anfang Januar 1903, solle deshalb durch eine Dezentralisation popularisiert werden.93 Aber auch im Kultusministerium kam man nun zu der Überzeugung, daß ein Inventar »kein gelehrtes, wissenschaftliches Werk sein« solle, sondern »ein Verzeichnis mit Darstellungen und kurzen Beschreibungen der Gegenstände«. Das Werk müsse mehr Abbildungen auf Kosten der zu langen und zu wissenschaftlichen Texte enthalten, damit es »auch in den breiteren Volksschichten Eingang finden« könne. Darüber hinaus müsse es »anregend und vorbildlich« sein, unter Architekten und Kunstgewerbetreibenden verbreitet werden und so dem neuen Schaffen als Vorbild dienen. Auch die Vermarktung und Werbung müßten verbessert, der Preis müsse gesenkt werden. Vielleicht sei angesichts der Ansprüche der Autoren zumindest ein »Mittelweg« zwischen populärem und wissenschaftlichem Werk anzustreben.94 Insgesamt also wollte man weg von der bloßen Wissenschaft und hin zu einem Konzept der ästhetischen Erziehung. Das Inventar war damit Mittel der Bildungspolitik und Gewerbeförderung. Das Ministerium berief für Ende Oktober 1903 eine wissenschaftliche Kommission ein, der Behördenvertreter, Kunstwissenschaftler, Geschichtswissenschaftler, Künsder und Geistliche angehörten.95 Die Kommission sollte die Konzeption der Inventarisationstätigkeit diskutieren und die weitere Arbeit beratend begleiten. Hager gelang es hier allerdings noch einmal, seine Vorstellungen weitgehend durchzusetzen. Aufgabe der Inventarisation sollte es nach einer von Hager entworfenen, in der Kommission nur geringfügig abgeänderten Denkschrift sein, über die wissenschaftliche Aufnahme des bayerischen Kunstdenkmälerbestandes der Denkmalpflege wie der Kunst-, Landes- und Ortsgeschichte zu dienen und 208 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

die Kunst sowie die Heimatliebe zu fördern. Hager interpretierte die geforderte Popularisierung jetzt als »Erziehung des Volkes zur Denkmalpflege« und konnte sie so mit seinem wissenschaftlich-elitären Anspruch vereinbaren.96 Die Kommissionsvorschläge wurden im Kultusministerium noch einmal überarbeitet und dann als »Grundsätze für die Inventarisation der Kunstdenkmäler Bayerns« im Ministerialblatt vom 9. April 1904 publiziert.97 Entstanden war eine Kompromißfassung, die letztlich das wissenschaftliche Konzept Hagers nicht grundlegend änderte und abgesehen von einigen technischen Vorkehrungen keine entscheidende Straffung und Beschleunigung der Arbeit erwarten ließ. Der Denkmalbegriff wurde nach Hagers Vorschlägen und in Einklang mit der Denkmaltheorie seit der Jahrhundertwende weiter ausgedehnt. Der Zeitraum, bislang das 11. bis 18. Jahrhundert, umfaßte jetzt das 6. bis frühe 19. Jahrhundert. Selbst minder bedeutende Objekte, Wohnhäuser und auch privater Besitz konnten nunmehr inventarisiert werden. Die landschaftliche und örtliche Bedeutung eines Objekts wie Landschaftsbilder allgemein sollten gewürdigt werden. Forderungen, nur das Typische und Exemplarische aufzunehmen, um knappere, didaktisch geschicktere, übersichtlichere und billigere Inventare zu erhalten, waren jedenfalls nicht erfüllt. In Bayern kollidierten damit exemplarisch wissenschaftlicher Anspruch und Fachautonomie einerseits mit politischen Zielen der Regierung andererseits. Die Inventarisation war nicht mehr nur behördeninterne Aufgabe oder bloß wissenschaftliche Forschung, sondern wie die Denkmalpflege generell längst eine öffentliche Angelegenheit und als solche zu wichtig, um sie allein den Fachleuten zu überlassen. Daß der Staat die Inventarisation betreiben und finanzieren müsse, stand denn auch bei aller Kritik nie ernsthaft zur Debatte. Noch 1904, bevor die Diskussion um Hager abgeflaut war, erhöhte die bayerische Abgeordnetenkammer die jährlichen Inventarisationsmittel von 7.000 auf 20.000 Mark.98 Der Finanzbedarf ermöglichte und erzwang mit der Beihilfe aber auch den steuernden Zugriff des Staats. Die Ziele Erziehung, Identitätsstiftung und Geschmacksbildung gaben die Richtung vor. Nur die aufgrund langer Tradition, relativ umfangreicher Ausstattung und moderner Organisation recht starke Stellung des Generalkonservatoriums sicherte diesem eine gewisse Resistenz gegen politische Anforderungen, stärkte damit im konkreten Fall freilich auch die Wissenschaftsautokratie Georg Hagers. In den Jahren nach 1904 wiederholten sich die öffentlichen und binnenadministrativen Kontroversen um Charakter, Vorgehensweise und Verzögerungen bei der bayerischen Inventarisation. In Oldenburg führte ein ähnlicher Konflikt zwischen wissenschaftlichem Anspruch der Fachinventarisatoren und politisch-volkspädagogischen Zielen der Verwaltung aufgrund anderer Voraussetzungen zu anderen Ergeb209 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nissen. Die Inventarisation wurde hier erst 1891 in Angriff genommen, allerdings wie in den meisten Staaten noch vor der administrativen und rechtlichen Institutionalisierung eines modernen staatlichen Denkmalschutzes. Dabei ging es nicht um die territoriale Integration und die Herrschaftsdurchsetzung im Innern. Zunächst wurden nämlich nur die oldenburgischen Kernlande bearbeitet, nicht die Exklaven, die Fürstentümer Birkenfeld und Lübeck. Hintergrund war ein gewachsenes Interesse an der Tradition des eigenen Landes und der Heimatgeschichte. Der Anstoß zur Inventarisation aber kam von außen. 1887 fragte die Reichskanzlei im Rahmen eines Rundschreibens auch die oldenburgische Regierung nach dem Stand der Inventarisation. Am 12. April 1888 wandte sich der Reichskanzler erneut an das oldenburgische Staatsministerium. Er bat, für Oldenburg die Veröffentlichung eines »womöglich mit Abbildungen ausgestatteten Inventars« vorzubereiten, um die »künftige Herstellung eines Gesamtinventars der Kunstdenkmäler des preussischen Staates, welches der mannichfachsten Berührung mit der Kulturentwicklung bezw. den Kunstdenkmälern der deutschen Nachbarstaaten nicht entraten« könne, zu erleichtern.99 Dem Schreiben lag gleich eine Übersicht über den Fortgang der Inventarisation in Preußen und anderen deutschen Staaten bei. Oldenburg geriet nun in Zugzwang. Man sah jedoch nicht nur die Notwendigkeit, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren, sondern auch die Chance zu einer kulturellen Selbstdarstellung. Deshalb beschloß das Staatsministerium eine Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, die von 1891 bis 1909 durchgeführt und in fünf Bänden publiziert wurde. Die Kosten, die wegen der durchweg nebenamtlichen Tätigkeit der Inventarisatoren relativ gering blieben und sich auf einen jährlichen Betrag von 1.500 Mark, insgesamt auf 24.845 Mark beliefen, übernahm der Staat.100 Amtliche und private Verzeichnisse der Altertumsdenkmäler des Landes waren zwar seit 1820 wiederholt in Angriff genommen worden,101 und 1862 hatte Friedrich Kurt von Alten als frischbestallter Vorstand der großherzoglichen Sammlungen in einer Umfrage alle Kirchen um Angaben über Kunstdenkmäler gebeten, offenbar im Interesse seines neuen Arbeitsfeldes. Doch wissenschaftlich qualifizierte, um Vollständigkeit bemühte Inventare existierten nicht. Am 23. November 1891 wurde der Leiter des großherzoglichen Haus- und Zentralarchivs, Georg Sello, mit den Vorarbeiten beauftragt. Aber mit der Entscheidung für den promovierten Archivrat und designierten Mitherausgeber des »Oldenburger Jahrbuchs« war zugleich eine Entscheidung für den fachwissenschaftlichen Charakter des geplanten Inventars gefallen. Sello, positivistisch-historistisch ausgerichtet und kritisch gegenüber historiographisch dilettierenden Versuchen der Heimatbewegung eingestellt, nahm umfängliche Vorarbeiten in An210 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

griff. Er verhehlte freilich nicht, daß er eine Inventarisierung ohne die fachkundigen Vorarbeiten eines staatlichen Konservators für unprofessionell und ein Inventar ohne die Gewährleistung des fortdauernden Schutzes durch eben diesen Konservator für unsinnig hielt.102 Da nach Jahren noch kein Ergebnis abzusehen war und es darüber zu Konflikten mit der Regierung kam, gab er am 8. Mai 1895 schließlich seine Tätigkeit auf. An seiner Stelle übernahm am 6. August desselben Jahres eine vierköpfige Kommission die Arbeit. Ihr gehörten der Oberfinanzrat Franz Bucholtz, der Oberdeichgräfe Tenge, der Baurat Wege und der junge, noch unbekannte Historiker Hermann Oncken an, der als Archivassistent Sellos in Oldenburg arbeitete.103 Die neue Kommission stand für ein Programm, Es ging dabei zunächst nicht um eine geschichtswissenschaftliche Umorientierung. Oncken beurteilte die Heimatgeschichtsschreibung nicht weniger kritisch als Sello, zumal er die Ansicht vertrat, daß die Geschichte Oldenburgs mit der Reichsgründung zu einem gewissen Abschluß gekommen sei.104 Nicht nur die historistische Methode, sondern auch das tendenziell elitäre Wissenschaftsverständnis verband Oncken mit Sello. Bedeutsamer als der Wechsel vom Archivrat zum Archivassistenten war somit die Aufnahme von Verwaltungsbeamten in die Kommission. Mit Wege und Bucholtz wurden ressortmäßig zuständige (denn dem Finanzministerium oblag die Verwaltung der Forste und damit der größtenteils dort gelegenen Altertumsdenkmäler) und zwar fachlich, aber nicht fachwissenschaftlich qualifizierte Beamte einbezogen. Die Kommission sollte effizienter agieren und deshalb arbeitsteilig vorgehen. Oncken verfaßte die allgemeine Einleitung und die historischen Ortsnotizen. Bucholtz bearbeitete die vorchristlichen, Wege die nachchristlichen Denkmäler. Dahinter stand die Absicht, die nicht unmittelbar fruchttragenden geschichtswissenschaftlichen Vorarbeiten abzukürzen, die Arbeit unter Verwaltungskontrolle zu konzentrieren und zu versachlichen und rasch die Drucklegung der Ergebnisse zu ermöglichen. Bis zur Eröffnung des neuen Landtags im Herbst 1896 sollte ein erster Band vollendet sein, einesteils, um weitere parlamentarische Bewilligungen sicherzustellen, anderenteils, um den propagandistischen Nutzen des Projekts nach außen und innen zur Wirkung kommen zu lassen. Der energisch rationalisierende Zugriff des Staats hatte Erfolg. Tatsächlich erschien im Oktober 1896 der erste, das Amt Wildeshausen betreffende Band der »Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg«. Als Muster hatten die preußischen und sächsischen Publikationen der Bau- und Kunstdenkmäler gedient. Die urkundengestützten dichtgedrängten historischen Ausführungen spiegelten Seilos Vorarbeiten und Onckens Wissenschaftsauffassung. Zum beträchtlichen Teil hatte der Band zudem den Charakter eines historischen Ortslexikons. Die Gemeinden wurden 211 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zunächst nach Verwaltungsbezirken gegliedert und innerhalb dieser Bezirke alphabetisch vorgestellt. Die Kriterien der Auswahl von Denkmälern wurden nicht offengelegt. Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler nahmen einen beträchtlichen Raum ein, ein Zustand, den die Inventarisatoren selbst für unbefriedigend hielten, aber mit dem Charakter des Oldenburger Landes begründeten. Zerstörungen durch Kriege einerseits, das lange Fehlen eines Hofes und die daraus resultierende kulturelle Rückständigkeit andererseits wurden für den Mangel an Bau- und Kunstwerken der mittelalterlichen und nachmittelalterlichen Epochen verantwortlich gemacht.105 Unter den Bau- und Kunstdenkmälern rangierten die Kirchen an erster Stelle; hinzu traten vereinzelt Burg, Stadtbefestigung und Rathaus. Die Darstellung der Denkmäler bediente sich eines historisch-deskriptiven Stils und enthielt sich fast völlig ästhetischer und weitgehend kunstgeschichtlicher Wertungen. Der Wandel eines Bauwerks bis hin zu neogotischen Veränderungen wurde kommentarlos referiert. Beigefügt war dem Werk eine Reihe von Photos, Ansichten, Längsschnitten, Querschnitten und Grundrissen. Schon für den zweiten Band, der Ende 1899 abgeschlossen war und 1900 erschien, wurde eine Umbesetzung der Inventarisationskommission erforderlich. Wege schied aus; an seiner Stelle übernahm der Oberdeichgräfe (später Geheimer Oberbaurat) Tenge die architektonischen Ausführungen. Der Bauinspektor Adolf Rauchheld steuerte den größten Teil der Zeichnungen bei. Damit änderte das Projekt seinen Charakter. Zwar standen der Aufbau des Werkes, die nüchterne Verzeichnung der vorgeschichdichen Denkmäler und der historische Teil in Kontinuität zum ersten Band. Die Bauanalysen aber wurden durch apodiktische Wertungen überlagert. Kunstgeschichtliche und ästhetische Kriterien fielen dabei in eins. So hieß es etwa über die im Ursprung gotische Kirche von Bakum lapidar: »Der 1848 gebaute Turm ist unschön«.106 Die Spannbreite der berücksichtigten Baudenkmäler erweiterte sich. Bäuerliche Fachwerkgebäude oder Herrenhäuser wurden nun ebenfalls einbezogen, teils wegen ihrer geschichtlichen Bedeutung (»Hier finden seit Alters her die Versammlungen der Bauerschaft statt«), 107 teils als Dokumente ländlicher Wohnkultur, teils und quantitativ dominierend wegen architekturgeschichtlich bedeutsamer Details. Auch der Charakter der Abbildungen änderte sich. Die Zeichnungen Rauchhelds folgten, obwohl beeinflußt durch die neue Technik der Photographie, einem ästhetisierenden und romantisierenden Stil. Jedes Gebäude erschien in Natur eingebettet, und vor den Eingang arrangierte er zuweilen die gesamte Bewohnerschaft als harmonische Großfamilie.108 In der Summe wurde das Werk nun optisch ansprechender, weniger spröde und leichter zugänglich. Diese Tendenz spiegelte auch der dritte, 1903 erschienene Band wider -

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Rauchheld war mittlerweile auch formell in die Kommission aufgenommen -, im vierten Band von 1907 kam sie endgültig zum Durchbruch. Denn Bucholtz war gestorben, und vor allem hatte Oncken, der schon seit 1895 in Berlin lebte, zugunsten seiner anderweitigen wissenschaftlichen Interessen auf eine weitere Mitarbeit verzichtet. Unter der Federführung seines Nachfolgers, des Oldenburger Stadtarchivars Dietrich Kohl, schrumpften die historischen Abhandlungen zu knappen Einführungen, und zwar mit der Begründung, »daß das Inventarisationswerk nicht der Ort für eine auf neuem Quellenstudium aufgebaute authentische Geschichtsdarstellung sei«.109 Der kunstästhetisch wertende Tonfall blieb. Aber inhaltlich rückte nun die anschauliche Erläuterung der Denkmäler in den Mittelpunkt, vermehrt wurden Bauwerke der profanen Architektur einbezogen, allerdings nur der Gotik, der Renaissance und des Barock, nicht jüngerer Epochen, wie sich am Beispiel der 1676 durch einen Brand großteils zerstörten und später klassizistisch durchgebildeten Stadt Oldenburg zeigt. Weder der Wert des Klassizismus noch der Wert der Stadt als historische Gesamtanlage wurden berücksichtigt,110 obwohl den Inventarisatoren die Bedeutung der Umgebung für eine Denkmalwirkung durchaus bewußt war und dies zumindest in den Abbildungen zum Tragen kam. Im fünften Band vollendete die Kommission 1909 das Werk im Sinne der konzeptionellen Modifikation. Das Abbildungsmaterial wies eine noch höhere Dichte und Mannigfaltigkeit auf, der fachwissenschaftlich-strenge und lexikalische Charakter verlor sich weitgehend, Aspekte der profanen Wohnkultur und der Volks- und Heimatkunst traten, auch, aber nur teilweise bedingt durch den Charakter der beschriebenen Ämter, stärker hervor. Am Ende hatte das oldenburgische Inventarisationsprojekt die Entwicklung von der Altertumskunde über die wissenschaftliche Landesgeschichte zur Heimatdokumentation mit begleitet, und dem Ausscheiden Sellos und Onckens kam mehr als nur symbolischer Charakter zu. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Heimatschutz stimmte mit den Interessen der Regierung an der Nutzbarmachung von Inventarisation und Denkmalpflege überein. Dabei ging es nicht um die aufwendige Präsentation von Monumentalgebäuden als Denkmalen der oldenburgischen Monarchie, sondern vielmehr um die breitenwirksame Vermittlung der Kulturlandschaft Oldenburg mit ihrem zeitlich und sachlich weit gestreuten Denkmälerbestand. Obwohl die Inventarisation durch Preußen und das Reich angeregt worden war, stand dahinter doch das Bemühen um Selbstbehauptung gegen Verpreußungs- und Verreichlichungstendenzen.

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c) Länder und kulturelle Identität in der Weimarer Republik Während die Einzelstaaten in der Zeit des Kaiserreichs ihre Kompetenzen in der Denkmalpflege sichern und ausbauen konnten, führten Weltkrieg und Revolution zu einem Umschwung. Nunmehr übernahm das Reich die kulturpolitische Offensive. Doch beobachteten die Länder die neuen Aktivitäten des Reichs in der Denkmalpflege mit Unbehagen. Auf der einen Seite reagierten sie defensiv, mit der Abwehr von Reichsinitiativen. Auf der anderen Seite forcierten sie ihre eigene Kulturpolitik als Instrument der partikularstaatlichen Integration. Das preußische Kultusministerium erklärte im Dezember 1922, Denkmalpflege und Heimatschutz fänden ihre Legitimation in dem Umstand, »dass es sich bei den ihrem Schutze anvertrauten Kulturgütern um den sichtbaren Ausdruck dessen handelt, was im Gefühlsleben und in der Phantasie den Einzelnen nicht nur mit der Vergangenheit schlechthin, sondern im höheren Sinne mit den nationalen und religiösen Gemeinschaften verbindet, auf denen sich der Staat aufbaut«.111 Die staatspolitische Bedeutung der Kultur- und Denkmalpflege kehrte auch das bayerische Kultusministerium heraus, und zwar - so etwa im Juli 1928 - gerade in Abgrenzung vom Reich und unter Verweis auf die bayerische Tradition: »Bayerns Kampf um seine Selbständigkeit wird doch nicht zum wenigsten mit dem Hinweis auf seine kulturellen Aufgaben geführt.«112 Aus der Sicht der Reichsbehörden betraf Artikel 150 der Weimarer Verfassung, der die Kunst- und Geschichtsdenkmäler unter »den Schutz und die Pflege des Staates« stellte, sowohl das Reich als auch die Länder.113 Die Länder widersetzten sich jedoch entschieden der durch die Weimarer Verfassungsdiskussion auflebenden »unitaristischen Propaganda«, wie der bayerische Generalkonservator Georg Hager es ausdrückte.114 Sie interpretierten Artikel 150 Absatz 1 als Auftrag an die Länder. Nur diese besäßen die rechdiche Kompetenz zum Denkmalschutz. Gemäß der Verfassungsinterpretation äußerten sich die größeren deutschen Länder auch skeptisch zu den Kompetenzen des Reichskunstwarts. Allein Württemberg begrüßte am 22. Januar 1920 die neue Einrichtung vorbehaltlos und lobte, daß eine Zentralisierung vermieden worden sei.115 Diese Haltung schien nicht erstaunlich, war mit Redslob doch ein Stuttgarter Museumsdirektor als zu diesem Zeitpunkt noch nebenamtlicher Reichskunstwart gewonnen worden; der württembergische Einfluß schien also gesichert. Hessen und Baden äußerten sich vorsichtig, aber ebenfalls kompetenzorientiert. Vor allem Bayern und Preußen erhoben aus verfassungsrechdichen und aus fachlich-kulturbezogenen Erwägungen grundsätzlichere Einwände. Sie verlangten Sicherheit, daß die neue Reichszentralstelle strikt auf die Reichstätigkeit beschränkt und die Länderzuständigkeit in Kunstfragen erhalten 214 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bleibe. Die Ländervertreter bestritten aber nicht prinzipiell das Recht des Reichs, eine derartige Stelle zu schaffen, und sie forderten deshalb auch nicht einen völligen Verzicht auf die neue Behörde. Aber sie warnten doch vor Überorganisation und Zentralisation in der Kunst. Eine solche »Kunstbeeinflussungsstelle«, meinte Georg Hager, könne gar nicht neutral, bloß vermittelnd bleiben.116 Und das bayerische Kultusministerium drohte dem Reichsinnenministerium in der Folge, daß im Sektor von Kunst und Kulturpolitik »jede Zentralisierung und künstliche Vereinheitlichung unerträglich und verhängnisvoll« sei und »nachdrücklichst bekämpft werden« würde.117 Da die Kultur dezentral entstanden sei, so auch der badische Kultusminister Hermann Hummel im November 1920, dürfe nun nicht wieder, wie in wilhelminischer Zeit, von Berlin »diktiert« werden, »was ›schön‹ ist«.118 Tatsächlich witterten die Länder schon bei vergleichsweise nichtigen Anlässen einen Eingriff in ihre Kulturkompetenz.119 Daß sich dabei gerade Preußen hervortat, lag an dessen gewandelter Stellung im Reichsgefüge. Hatte Preußen im Kaiserreich noch die dominierende Rolle in der Kultur gespielt,120 und waren dank der engen Verbindung von Reichs- und preußischer Verwaltung Kompetenzkonflikte dabei ausgeschlossen geblieben, war es jetzt nur mehr der größte unter den deutschen Einzelstaaten, dem eine administrativ erheblich gestärkte, demokratisch legitimierte und um eigene, auch kulturelle Identitätsstiftung bemühte Reichsregierung gegenüberstand. Bayern wiederum befürchtete eine erneute enge Verbindung Preußens mit dem Reich und sah sein Mißtrauen bestätigt durch die Kunstschutzverordnung von 1919, bei der sich der Reichsinnenminister und der preußische Kultusminister tatsächlich unter Übergehung der übrigen Länder vorher abgestimmt hatten. Dies, beklagte der bayerische Referent Richard Hendschel, »zeigt wieder, wie sehr die Kunstverwaltungen der übrigen Länder gegenüber der preussischen benachteiligt sind, wenn das Reich nunmehr auch Angelegenheiten der Kunstverwaltung in den Bereich seiner Zuständigkeiten einbezieht«. »Denn das Reich kann und wird sich ... bei dem Mangel eigener sachverständiger Organe regelmäßig zunächst nur auf das Gutachten der preussischen Kunstverwaltung und ihrer sachverständigen Berater stützen, die dadurch einen Vorsprung und ein Uebergewicht auf einem Gebiete gewinnen, auf dem die Führung viel eher bei den süddeutschen Ländern liegen sollte, die so viel reicher an alten und neuen Kulturwerten sind.«121 Bei diesen Einwänden spielten offenbar auch Vorbehalte gegen das Berliner Kunstverständnis mit, dem Bayern die eigene Kulturtradition entgegenstellte. Wie auch bei den Bemerkungen Hermann Hummels ging es um die Befürchtung, nunmehr werde das Reich eine bestimmte Richtung, nämlich den »Werkbund«, protegieren.122 Gleichwohl wurde Preußen neben Bayern zum entschiedensten Verfechter gliedstaatlicher Kultur215 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Souveränität. Die Verordnung von 1919 unterstützte Preußen nicht, um seinen Einfluß auf das Reich oder gar das Reich selbst zu stärken, sondern um die in Preußen befindlichen Kunstwerte zu sichern. Daß mit den 1919/20 intendierten Reichsmaßnahmen allerdings auch schon die Grenze der Reichskompetenz erreicht sei, betonte der preußische Referent Friedrich Trendelenburg am 5. Januar 1920 unmißverständlich.123 Wie Bayern suchte auch Preußen in der Folge mehrfach, vor allem anläßlich der Verlängerung der Kunstschutzverordnung des Reichs, Reichsregierung und Reichstag davon abzuhalten, weitere Kompetenzen im Sektor der Denkmalpflege zu annektieren und eine Verordnung oder gar ein Reichsgesetz zum Denkmalschutz anzustreben. Das Reich sei ausschließlich für den Schutz gegen Kunstabwanderung zuständig. Schon eine bloße Beschäftigung des Reichstags mit der Materie könne, befürchtete vor allem die bayerische Kultusverwaltung, zu einer Verselbständigung der Diskussion und einer Dehnung der Reichsbefugnisse führen. Aber auch Sachsen und Württemberg sprachen sich entschieden gegen eine reichsgesetzliche Regelung aus. Andere Länder wie Baden, Hessen und Hamburg akzeptierten lediglich die Beibehaltung der provisorischen Reichsbestimmungen.124 Die Länder hatten allerdings keine Bedenken, an den finanziellen Wohltaten des Reichs in der Denkmalpflege, namentlich an den Mitteln des Reichsinnenministeriums zur Restauration von Baudenkmälern, zu partizipieren.125 Ähnlich ambivalent verhielt es sich mit der Kulturarbeit des Reichs in den besetzten und Grenzgebieten. Beinahe alle Länder waren davon betroffen, etwa Preußen mit der Rheinprovinz, Baden mit dem Gebiet um Kehl, Bayern mit der Pfalz, Hessen mit Rheinhessen und einem Teil von Starkenburg und Oldenburg mit Birkenfeld. Kaum verhohlen benutzten diese Länder das Berliner Engagement, um an Finanzmittel des Reichs zu gelangen und ihren eigenen Etat zu endasten. Es war gerade Bayern, das nun nicht mehr den wesentlich regionalen Charakter seiner Kultur betonte, sondern vielmehr hervorhob, daß sich in den zahlreichen Baudenkmälern der Pfalz, beispielsweise den Burgen, »deutsche Reichsgeschichte verkörpert« und deshalb eine Berliner Beihilfe angemessen sei.126 Entsprechend formulierte Baden nach Hinweisen der Reichsverwaltung Anträge auf Zuschüsse aus der kulturellen Westhilfe des Reichs nachträglich um, damit die Bedeutung der geplanten Projekte für die Sicherung des Grenzraums deutlich wurde.127 In ähnlicher Weise tolerierten die Länderregierungen das Kulturengagement des Reichs, wenn es ihre Stellung im eigenen Land zu stärken versprach. Baden beispielsweise akzeptierte eine Verlängerung der Reichsverordnungen zum Kunstschutz, weil es keine Möglichkeit sah, ein eigenes Denkmalschutzgesetz gegen die Kirche durchzusetzen, und somit auf dem Umweg über die Reichsvorschriften 216 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Handhaben zum Eingriff in das kirchliche Verfügungsrecht erhalten wollte.128 Die Vorbehalte der Länder richteten sich mithin vornehmlich gegen eine rechtlich und institutionell dauerhaft abgesicherte, unwiderrufliche Tätigkeit des Reichs in der Denkmalpflege, die überdies das Reich öffentlichkeitswirksam als Kulturnation über die Partikularstaaten zu stellen drohte. Derartigen Plänen suchte man durch die Forcierung der eigenen Kulturpolitik und auch der Denkmalpflege zuvorzukommen. Preußen, Sachsen und Bayern etwa verwiesen bei der Ablehnung einer reichsgesetzlichen Denkmalschutzregelung ausdrücklich darauf, daß sie nunmehr selbst DenkmalSchutzgesetze in Vorbereitung hätten.129 Diese Behauptung sollte dem Reich das Argument einer Untätigkeit der Länder nehmen und hatte offenbar auch Vorwandcharakter, denn Hessen und Hamburg, die bereits Denkmalschutzgesetze erlassen hatten, stimmten einer Verlängerung der Reichsverordnung zu. Aber ohne Frage provozierten Reichsinitiativen doch vorbeugende und abwehrende Länderaktivitäten. Symptomatisch war der preußische Plan, in Konkurrenz zum Reichskunstwart einen Landeskunstwart zu installieren. Bemerkenswerterweise betrieben die Länder dabei zum Teil, wie Bayern, in ihrem Kompetenzbereich gerade die Zentralisierung, die sie dem Reich als kulturwidrig und ahistorisch vorwarfen. Allerdings investierten sie nach wie vor nur relativ geringe Summen in die Denkmalpflege. Der Gesamtetat des bayerischen Landesamts für Denkmalpflege belief sich 1927 auf 278.890 Reichsmark. Davon entfielen 151.390 Mark auf Gehälter und 51.000 Mark auf die Inventarisation, dagegen nur 30.000 Mark auf die Erhaltung der Geschichts- und Kunstdenkmäler. Dieser Betrag, der seit 1924 konstant geblieben war, wurde schon in den folgenden Jahren verringert, und zwar 1928 auf 28.500, 1929 auf 27.000 und 1930 auf 21.000 Mark.130 Baden sah allein für die Erhaltung der weltlichen Baudenkmäler in den Jahren der relativen Stabilität bis zur Wirtschaftskrise ebenfalls jährlich 30.000 Reichsmark vor,131 HessenDarmstadt stellte zur Sicherung und Erhaltung von Baudenkmälern gerade 9.500 Reichsmark jährlich bereit.132 In Oldenburg blieb der gesamte Jahresetat für die Denkmalpflege im Kernland auch von 1924 bis 1929 unter 2.000 Mark.133 Wenn die deutschen Staaten sich in bestimmten Situationen finanziell stärker engagierten, ging es nicht allein um fachliche Aspekte. Beispielsweise drängte die bayerische Regierung das Landesamt für Denkmalpflege seit 1920 mehrfach, die Inventarisation in der Pfalz »aus politischen Gründen« aufzunehmen. Es gelte, die »nationale Haltung« und die »Anhänglichkeit der Pfälzer an Bayern« zu fördern. Dafür wollte man auch Mittel bereitstellen und Reichszuschüsse einwerben.134 Die Krise seit dem Ausgang der 1920er Jahre führte vollends zu massiven Kürzungen der 217 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ohnehin bescheidenen staatlichen Mittel für Denkmalpflege und Heimatschutz. Während Büro- und Personalkosten nur beschränkt flexibel waren und zunächst meist nur um ein Drittel reduziert wurden, konnte man vor allem die Beihilfen und Zuschüsse für den Erhalt von Baudenkmälern abrupt und radikal streichen. 1932 kürzte Baden etwa den Voranschlag auf die Hälfte,135 Bayern ließ ihn ganz offen, wartete die Einnahmen ab und bewilligte dann lediglich Einzelbeträge.136 Zur demonstrativen Intensivierung der Kulturpolitik boten sich gleichwohl besonders Denkmalschutzgesetze an. Zwar war aus fachlicher Sicht ihre Effizienz umstritten. Organisatorische und finanzielle Verbesserungen galten vielen als wirkungsvoller. Die wenigen einschlägigen Gesetze, die in der Zeit des Kaiserreichs erlassen worden waren, nämlich in HessenDarmstadt und Oldenburg, hatten an dieser Auffassung nichts geändert. Die hessischen Geschichtsvereine monierten 1928 sogar, daß andere Staaten Hessen in der Denkmalpflege mittlerweile überholt hätten, und verlangten vom Landtag eine Nachbesserung, besonders eine Aufwertung der Heimatpflege.137 Aber Denkmalschutzgesetze konnten nach außen sichtbar und rechtsverbindlich die Kompetenzen der Länderregierungen festschreiben. Vor allem rückten sie die kulturelle und historische Identität der Länder in das Bewußtsein der Öffentlichkeit. Zwar scheiterten wie schon zur Zeit des Kaiserreichs erneut fast alle Gesetzesinitiativen. Aber auch deshalb lassen sich an ihnen die konkurrierenden kulturpolitischen Motivationen und Funktionen ablesen. Vor allem entstanden die Gesetzesprojekte in Reaktion auf die Reichspolitik. Schon deshalb verdienen sie hier besondere Beachtung. Bemerkenswert ist zunächst der Fall Preußen. Ein Denkmalschutzgesetz wurde bereits 1920 und 1921 im preußischen Landtag gefordert. Der Landtagspräsident richtete an das Staatsministerium die bis in die Formulierung auf die Weimarer Reichsverfassung zurückgehende Bitte, »angesichts der erhöhten Gefahren, denen die Denkmäler der Kunst, der Geschichte, der Natur sowie die Landschaft in der gegenwärtigen Zeit wirtschaftlicher Not ausgesetzt sind«, »das auf Grund des Artikels 150 der Reichsverfassung zu erlassende preußische Gesetz über Denkmalspflege und Heimatschutz tunlichst bald vozulegen«.138 Das traf sich mit den Zielen des Kultusministeriums. Im Dezember 1921 stand ein erster Entwurfkurz vor dem Abschluß, am 11. Mai 1922 sandte ihn das Kultusministerium an die betroffenen Ministerien. Dieser Gesetzentwurf war noch ganz vom neuen Reichsrecht geprägt. Er proklamierte wie die Reichsverordnungen den Schutz der »national wertvollen Denkmäler«, ohne den Nationsbegriff zu klären, und begründete sich mit der Sozialbindung des Eigentums. Erst im Laufe der Diskussion über den Entwurf rückte an die Stelle des nationalen Werts der Bezug zu Land und Region, und die 218 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sozialpolitische Legitimation erhielt eine gemeinschaftsbezogene und etatistische Färbung. Das hing direkt mit dem Einspruch von Justiz- und Finanzministerium zusammen. Beide hielten den Begriff des »national wertvollen Denkmals« für »zu wenig bestimmt« und offenbar auch für latent antirepublikanisch. Der preußische Staatskonservator und Ministerialrat Robert Hiecke wies jedenfalls im Juni 1922 darauf hin, daß der Ausdruck zwar »leicht im deutsch-völkischen Sinne verstanden werden« könne. Es sei »aber schwer, einen anderen zu finden«. Hiecke selbst faßte den Begriff als Ausdruck »eines besonders hervorragenden und unersetzlichen Bestandteils unseres nationalen Kunst- und Kulturbesitzes«. »Nur wenige Gegenstände würden in Frage kommen,« eben nur solche, wie neben Hiecke die Referenten des Kultusministeriums, Schnitzler und Trendelenburg, unterstrichen, wo die »öffentlichen Belange so überwiegend« seien, »daß der Eigentümer ein kleines Opfer bringen müsse entsprechend den Grundsätzen der Reichsverfassung (Art. 153), daß Eigentum verpflichtet und dem Gemeinen Besten dienen soll«. Der Denkmalschutz sei »bisher nicht genügend als öffentliches Interesse und Teil des Gemeinwohls gewürdigt« worden.139 Indessen stellten Justiz- und Finanzministerium gerade dies in Frage. Im Unterschied zur Beurteilung des Kultusministeriums war für sie der Denkmalschutzartikel der Reichsverfassung wie die Sozialbindung des Eigentums lediglich »Programm«, nicht »Rechtsnorm«.140 Vor allem die zahlreichen konkreten Eigentumsbeschränkungen, die der Entwurf vorsah, so eine Erhaltungspflicht des Denkmaleigentümers, lehnten die Ministerien deshalb ab. Die Verfechter des Entwurfs rückten dagegen zunehmend die staatspolitische Bedeutung der Gemeinschaftsbildung via Denkmalpflege in den Vordergrund. Damit versuchten sie, die rechtlichen Einwände mit höherrangigen, gewissermaßen staatsphilosophischen Argumenten aus den Angeln zu heben. Die Begründung der abgeänderten Vorlage vom 17. Januar 1923 spiegelte das bereits. Einer »nicht wieder gutzumachenden seelischen und geistigen Verarmung des ganzen Volkes« durch Mißachtung und Verlust von Denkmälern sollte das Gesetz vorbeugen. Es gehe um den »Schutz dieser ideellen Werte, die dem Volke in der natürlichen Eigenart der Heimat und in dem geschichtlich und künstlerisch bedeutsamen Kulturbesitz überliefert sind«. Dessen Erhalt, allgemeiner ausgedrückt die Gemeinwohlbindung des Privateigentums, sei im Kern keine rechtliche Pflicht, sondern eine moralische Aufgabe. »Wer ein national wertvolles Gut besitzt, hat die sittliche Pflicht, es für die Allgemeinheit zu erhalten.«141 Der Regierungsrat im Staatsministerium Cohn interpretierte diesen Aspekt zwar noch in einem unmittelbar sozialpolitischen, nämlich fürsorgerischen und egalisierenden Sinn. In »einem verarmten Volke« müsse »der Einzelne die ihm verbliebenen künstlerischen Werte auch den vom Glücke minder 219 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

begünstigten Volksschichten zugänglich machen u. erhalten«.142 Hier deutete sich aber auch schon früh, bereits an der Jahreswende 1922/23, der Übergang von einer republikanisch-sozialpolitischen zu einer völkischkulturstaatlichen Interpretation einer gemeinwohlorientierten Denkmalpflege an. Der Begriff der »national wertvollen« Denkmäler wurde zugleich jetzt eindeutig auf den preußischen Staat bezogen. Es gehe um solche Objekte, deren »Verlust eine unersetzliche oder doch bedeutende Minderung der Denkmalschätze des Landes oder eines Landesteils ergeben würde«.143 Zwar solle sich Preußen »als das größte Land im Deutschen Reich« auch nach außen profilieren, den Rückstand im Denkmalschutzrecht aufholen und sich in die Reihe der Kulturstaaten einordnen.144 Aber im Mittelpunkt stand in der Folge die innenpolitische Funktion. So wurde in einer erneut veränderten Fassung vom 16. August 1923 der mißverständliche Begriff des »national wertvollen« Denkmals ganz gestrichen. Durch Listeneintragung zu schützen waren jetzt, wie in Anknüpfung an die Begründung vom Januar formuliert wurde, Objekte, »deren künstlerischer oder geschichtlicher Wert als so hervorragend bezeichnet werden muß, daß ihr Verlust als eine unersetzliche oder doch bedeutende Minderung der Denkmalschätze des Landes oder eines Landesteiles erscheinen würde«.145 Parallel gab das Kultusministerium die vom Justizminister beanstandeten Beschränkungen privaten Eigentums sukzessive auf. Über die Abkehr von allzu rigiden Zwangsmaßnahmen rückte die erzieherische und integrierende Funktion der Denkmalpflege ganz in den Vordergrund. Auch die Stellung der Provinzen und die Teilhabe der Organe der Selbstverwaltung wurden in weiteren Modifikationen des Entwurfs aufgewertet, unter anderem wegen des Einwands, die im Entwurf vorgesehene stärkere Übernahme denkmalpflegerischer Aufgaben durch den Staat, konkret die Festschreibung des Provinzialkonservators als dem Kultusminister untergeordnetes Amt, werde die Provinzialverbände veranlassen, vom Staat die Finanzierung zu verlangen.146 Die meisten Ministerien aber blieben skeptisch. Das Finanzministerium erklärte am 1. September 1923, angesichts der drängendenfinanzpolitischenAufgaben müßten »weniger dringende Aufgaben« wie der Denkmalschutz »bei aller Würdigung der Denkmalspflegebestrebungen« zurückstehen, zumal der Entwurf erhebliche staatliche Ausgaben nach sich ziehe.147 Noch im April 1925 bestand im Innenministerium der »Eindruck«, »dass sämtliche Ressorts ausser dem Kultusminister keine besondere Freude an dem neuen Gesetz haben«.148 Das Kultusministerium allerdings hielt unbeirrt an seinem Projekt fest. Es konnte sich darauf berufen, daß sein Vorhaben in den Grundzügen nur geltendes Recht zusammenfaßte, dem Staat relativ geringe Kosten verursachte, zumal die Provinzen beteiligt waren, und vor allem der vorgesehene 220 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

denkmalrechtliche Eingriff in das Privateigentum weit hinter dem aus anderen Gründen, beispielsweise der Wohnungspolitik, bereits Üblichen zurückblieb. Ausschlaggebend dafür, daß sich am 16. Dezember 1925, unter finanziell vergleichsweise stabilen Bedingungen, endlich auch die skeptischen Ministerien bereit erklärten, den wiederum modifizierten Entwurf zu akzeptieren und Staatsrat wie Landtag vorzulegen,149 waren aber staatspolitische Erwägungen, die nach außen wie innen zielten. Das Kultusministerium hob besonders hervor, daß das Gesetz »aus allgemeinen politischen Gründen« erforderlich sei: »In der Denkmalpflege liegen starke innerliche Werte, die Staat und Volk miteinander verbinden, und es hieße den Staatsgedanken gefährden, wenn sich der Staat auf diesem Gebiete desinteressieren wollte«.150 Ende 1925 kam zu diesem grundsätzlichen Aspekt der Ablauf der Kunstschutzverordnungen des Reichs hinzu, und »Bestrebungen des Reichs, Preussen zuvorzukommen« und neue Reichsdenkmalschutzbestimmungen durchzusetzen, wurden befürchtet. Überdies verwies das Kultusministerium auf die immer noch nicht endgültig geklärte Stellung der Kirchen im Staat.151 Die Beharrlichkeit des Kultusministeriums lag auch in dem Wunsch begründet, gegen den seit den 1870er Jahren vorherrschenden generellen Trend zur Provinzialisierung und zur Stärkung der Selbstbeteiligung an der Denkmalpflege das staatliche Interesse wieder deutlicher zur Geltung zu bringen. Das Gemeinwohl wurde mit dem Staatswohl identifiziert, das Integrationsbemühen war auf den preußischen Staat orientiert. Angesichts von Separations- und Reichsreformbewegungen, die Preußens Existenz betrafen,152 war dies verständlich. Doch rief es scharfe Gegenwehr hervor. Der preußische Staatsrat unter der Führung seines Präsidenten, des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, nutzte das Denkmalschutzgesetz zu einer Grundsatzkontroverse. Adenauer bemängelte einmal die Vorgehensweise der Regierung, die Vorlage des Entwurfs ohne vorherige Befragung der betroffenen Körperschaften, namentlich der Kirchen, Provinzen und kommunalen Spitzenverbände, und drohte Klage beim Staatsgerichtshof an.153 Der Staatsrat monierte sodann den Inhalt des Gesetzentwurfs, darunter auch das »Mißtrauen« gegen die Körperschaften des öffendichen Rechts sowie die Vernachlässigung heimadicher und städtebaulicher Gesichtspunkte des Denkmalbegriffs.154 Dahinter stand die Absicht, über eine kulturpolitische Selbstbestimmung die kulturelle Identität der unterstaatlichen Korporation zu bewahren und ihre politische Existenz sicherzustellen. Provinziale, kommunale und kirchliche Interessen deckten sich hier. Geographisch drückte sich dabei die Position der Regionen, konfessionell das Interesse des politischen Katholizismus gegen das zentralstaadiche und protestantische Berlin aus. Die scharfe Blockadepolitik des Staatsrats ging vor allem auf Zentrumspolitiker wie Adenauer und den 221 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Gutachter Elfes zurück, im Rheinland hatte sie ihre stärkste Basis. Hinter alledem standen allerdings keine grundsätzlichen Zweifel an der Notwendigkeit von Heimat- und Denkmalpflege, sondern lediglich Einwände gegen die Berliner Ziele. Die preußische Regierung beharrte - ebenfalls aus verfahrenstechnischen wie inhaltlichen Erwägungen - auf ihrer Position und wies alle Proteste des Staatsrats in provozierend harscher Form zurück.155 Zwar müsse dem Staatsrat nach der preußischen Verfassung »Gelegenheit zur gutachdichen Äußerung« gegeben werden, doch gelte es den vom Staatsrat offenbar betriebenen schleichenden »Ausbau zu einem vollen Parlamente« zu verhindern.156 Wenn sich die Regierung vom Staatsrat die Vorgehensweise aufzwingen lasse, sei ein Präzedenzfall geschaffen.157 Inhaltlich bestand die Berliner Regierung auf der Überordnung des Staats über die korporativen Interessen, auf der etatistischen Integrationsfunktion öffentlicher Denkmalpflege. Sie gewann den Bonner Kunsthistoriker Paul Clemen, der keineswegs ein überzeugter Republikaner war, als Gutachter. Clemen hatte durch seine rigorosen Vorstellungen von staadich-wissenschaftlicher Denkmalpflege schon Ende des 19. Jahrhunderts als rheinischer Provinzialkonservator die Kritik der katholischen Kirche auf sich gezogen. Er betonte jetzt, daß der Gesetzentwurf der Tradition des preußischen Rechts entspreche und dem Auftrag der Reichsverfassung nachkomme, daß im übrigen Preußen als größtes deutsches Land in der Kulturpflege nicht hinter Hessen und Oldenburg zurückstehen dürfe. Denkmalpflege sei primär eine Staatsaufgabe. Denn erstens gelte es, Denkmalpflege als öffendiches Interesse, als Dienst am Gemeinwohl zu zeigen. In diesem Sinne gehe es um die kulturpolitische Anwendung der verfassungsrechdich fixierten Sozialbindung des Eigentums. Zweitens stelle Denkmalpflege ein staatliches Hoheitsrecht dar. Der Staat finanziere und organisiere sie. Nur er könne gegen partikulare Interessen kompetente und abgewogene Entscheidungen herbeiführen. Der Fachkonservator müsse dabei die ausschlaggebende Instanz sein.158 Am Ende scheiterte der Entwurf. Die Diskussionen im Landtag führten zunächst zu weiteren Verzögerungen. Interessenvertretungen wie der preußische Städtetag beklagten eine unzureichende Berücksichtigung kommunaler Belange und Eingriffe in die Selbstverwaltung.159 Nachbesserungen etwa bezüglich der Entschädigungsfrage sowie Vorkehrungen gegen eine Bürokratisierung und für die stärkere Beteiligung der regionalen Kräfte wurden verlangt. Zentrum und Deutschnationale Volkspartei forderten eine Stärkung der Stellung der Kirchen. KPD und Deutsche Demokratische Partei beklagten fortwährende kirchliche Sonderrechte.160 Auch viele Pressekommentare spiegelten Skepsis wider. Bei aller grundsätzlichen Befürwortung von Denkmalpflege reichten die Einwände von konkreten 222 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Verbesserungsvorschlägen161 über die Forderung nach »einer völligen Umarbeitung auf volkstümlicher Grundlage«,162 um »Staatsallmacht« und daraus resultierende »Erbitterung« zu vermeiden,163 bis hin zu der Ansicht, ein staatliches Gesetz sei überflüssig. Ein Zentrumsabgeordneter im Landtag vermutete, daß die Regierung das Projekt vor allem aus »Prestigegründen« betreibe.164 So zeigte sich, daß unter den Bedingungen der Interessensplitterung in der Republik die etatistische Variante der Identitätsstiftung und Integration weder konsensfáhig noch durchsetzbar war. Nur das Kultusministerium bestand unbeirrt, so noch im Juli 1928, darauf, daß der Denkmalschutz »nicht nur in kultureller Hinsicht, sondern gerade auch in staatspolitischer Beziehung« der gesetzlichen Regelung bedürfe.165 Doch damit konnte es sich kein Gehör mehr verschaffen. Die kulturelle Identitätsstiftung galt in der Zeit relativer ökonomischer Stabilität als zweitrangig, in der Krise seit 1930 dann zunächst als nicht mehr finanzierbar. Erst seit 1932 rückte sie wieder in den Blick. Scheiterte in Peußen eine von Berlin dirigierte identitätsstiftende Kulturpolitik an den zunehmenden zentrifugalen und konkurrierenden Interessen der Provinzen und Kommunen, so schien Bayern, das eine provinziale Selbstverwaltung nicht kannte und von einer zentralistischen kulturpolitischen Tradition geprägt war, günstigere Voraussetzungen für eine etatistisch-integrative Denkmalpflegepolitik aufzuweisen. Wie in Preußen forderten auch in Bayern Landtagsabgeordnete schon 1921 ein Denkmalschutzgesetz. Doch kam es zunächst lediglich zu Ausfuhrungsbestimmungen für die neuen Reichsverordnungen, zumal auch der Generalkonservator Georg Hager ein Denkmalschutzgesetz für überflüssig erklärte. Hager änderte seine Meinung erst, als Ende 1925 das Auslaufen der Reichsverordnungen Pläne zu einem Reichsdenkmalschutzgesetz hervorrief. Eine Landesinitiative schien nun selbst aus Hagers Sicht geboten, um allen Versuchen zuvorzukommen, dem Reich bei Untätigkeit der Länder ein aus Artikel 150 der Weimarer Verfassung abgeleitetes Handlungsrecht zuzugestehen. Daß vor diesem Hintergrund neben Preußen auch Sachsen und Württemberg Mitte der 1920er Jahre Gesetzentwürfe vorbereiteten, wurde in München genau registriert.166 So präsentierte das bayerische Kultusministerium im Sommer 1926 einen eigenen Entwurf.167 Er war in enger Auseinandersetzung mit dem preußischen Projekt entstanden, bediente sich derselben Mittel, verfolgte ähnliche Ziele, setzte dabei aber demonstrativ etatistische und bajuwarische Akzente. Der Entwurf betraf vor allem Objekte der Körperschaften, Stiftungen und Anstalten öffentlichen Rechts, in eingeschränktem Maße auch Privateigentum, nicht dagegen Eigentum des Staats. Da der Staat selbst Träger der Denkmalpflege sei, werde er, so die Begründung, seine eigenen Denkmäler ohne gesetzliche Sanktion schonend und sachgerecht behan115 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

deln. Durch den Verzicht auf rechtsstaatliche Konsequenz und Egalität stellte sich der Entwurf hier in die Tradition monarchisch-obrigkeitlicher Konzepte von Kulturpolitik und Denkmalschutz. Der bayerische Entwurf übernahm wie der frühe preußische aus dem Reichsrecht den Begriff der »national wertvollen Denkmale«. Sie konnten, auch wenn sie sich in Privatbesitz befanden, in eine Denkmalliste eingetragen werden und waren dann einem gewissen Schutz unterworfen. Bayern definierte den Begriff aber anders als Preußen von vornherein im landesbezogenen Sinn. Der Entwurf verstand darunter nämlich lediglich die für das Land oder einen Landesteil bedeutenden Denkmäler. Zudem erstreckte sich der Denkmalbegriff nicht nur, wie bislang üblich, auf geschichtlich, vorgeschichtlich, wissenschaftlich oder künstlerisch wertvolle Objekte. Vielmehr wurde diese Liste nach internen Diskussionen nachträglich präzisiert und erweitert um Bauten von architektonischem Wert sowie vor allem um Gegenstände von volkskundlicher, heimatlicher, heimatgeschichtlicher und ortsgeschichtlicher Bedeutung. Die Verbindung eines demokratischegalitär, regional und dezentral orientierten Volkstums- und Kulturbegriffs mit einer obrigkeitlich, zentral und zentralistisch organisierten Kulturpolitik machte das Spezifische der bayerischen Identitätsstiftung durch Denkmalpflege aus. Auch in Bayern allerdings konkurrierte der vom Kultusministerium propagierte Ausbau des Kulturstaats mit anderen behördlichen Zielen. Zu vielen Verbesserungswünschen im Detail kamen grundsätzliche Bedenken, wie sie ähnlich auch in Preußen und den meisten Ländern die Diskussionen um Denkmalschutzgesetze begleiteten. Wichtig für die staatspolitische Konzeption waren vor allem die Einwände des Innenministeriums, dem in Bayern der Bereich Heimat- und Volkstumspflege unterstand. Es plädierte mit dem »Bayerischen Landesverein für Heimatschutz« und gegen das Justizministerium, dem an einer rechtlich präzisen Begrenzung gelegen war, für eine Betonung volkskundlicher Werte.168 Dahinter stand einesteils das Bemühen, selbst Zugriff auf die Ausführung und Anwendung des Gesetzes zu erhalten, anderenteils aber auch die weiterreichende Konzeption, das Gesetz über die bloß wissenschaftliche und in die Geschichte zielende Anwendung hinaus als Instrument der gegenwartsbezogenen Identitätspflege und politisch-mentalen Integration zu verwenden. Hinzu kamen weitere Kollisionen mit korporativen Interessen. So wurde der Entwurf zurückgestellt. Erst auf eine Initiative im Landtag von Februar 1930 hin wurde er erneut aufgegriffen.169 Auch eine überarbeitete Fassung konnte indes bis zum Ende der Republik nicht mehr durchgesetzt werden. Angesichts der finanziellen Lage schien ein Gesetz 1931 nicht realisierbar,170 und wie in Preußen kam erst 1932 die Diskussion wieder in Gang. Denn in der Krise der Republik verstärkten sich die Bemühungen um eine 224 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Reform der Denkmal- und Heimatpflege in den deutschen Ländern. Dahinter stand die Vorstellung, eine intensivere Kulturpolitik könne zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Krise beitragen. Doch weiterführende Pläne zur Aufwertung und Effizienzsteigerung der Denkmalpflege scheiterten letztlich an der Finanznot der öffentlichen Haushalte. Erst in der Phase der Machtergreifung wurde die Denkmalpflege der Länder erneut intensiviert, nun aber gesteuert von zentralistischen ideologischen Vorgaben. Am Ende trat daran noch einmal zutage, wie sich die Prioritäten zwischen Reich und Ländern seit der Reichsgründungszeit verschoben hatten. Der Ausbau des Kulturstaats im Sektor der Denkmalpflege wurde seit 1871 von den Einzelstaaten durchgesetzt. Er basierte auf einem Bündel an etatistischen Motiven. Die innere Staatsbildung sollte vorangetrieben werden. Konflikte zwischen Reich und Bundesstaaten, zwischen Zentralen und Provinzen sowie zwischen Regierungen und Korporationen erschwerten den Ausbau. Anfangs, bis etwa 1890, dominierten souveränitätspolitische Ziele. Es ging um die Behauptung der kulturpolitischen Autonomie gegen das Reich und um die Durchsetzung des staatlichen Kulturmonopols gegenüber Kulturträgern wie der Kirche. Seit den 1880er Jahren wurden diese Ziele ergänzt von dezidiert integrationspolitischen und sozialpolitischen Erwägungen. Die Länder stellten ihre Legitimität einmal durch die Pflege und Demonstration der Tradition unter Beweis, sodann aber auch durch die bloße Tatsache ihres kulturpolitischen Engagements. Damit suchten sie in doppelter Hinsicht der Bevölkerung Stolz auf das eigene Land und eine Landesidentität zu vermitteln. Dies alles sollte zugleich als sozialpolitische Prophylaxe dienen. Auch insofern war der Kulturstaat Korrelat des Interventionsstaats und in gewisser Hinsicht die ideelle Seite des Wohlfahrtsstaats. Nur vor diesem Hintergrund konnte sich im Kaiserreich die moderne Denkmalpflege als unumgängliches, regelmäßiges Attribut des Staats durchsetzen. Denkmalpflege zu installieren und zu betreiben war nicht Flucht in die Geschichte oder Kompensation von Modernisierungsschäden, sondern konsequente Politik des Ausbaus von Kulturstaatlichkeit und der Sicherung staatlicher Herrschaft. Dies galt über Weltkrieg und Revolution hinaus. Kontinuität bestimmte mithin die Entwicklung. Die Grundtendenzen und Grundprobleme blieben bestehen. Doch änderten sich die Bedingungen und Funktionen von Denkmalpflege. Vor allem war sie neuen Anforderungen ausgesetzt. Revolution und Republik konfrontierten sie mit Prinzipien von Pluralismus und Demokratie, die mit dem hergebrachten Vorrang von Bürokratie und Wissenschaft nicht vereinbar waren. Zudem lag die Initiative nun eindeutig beim Reich. Die Länder versuchten deshalb, ideelle Bindungen an Staat und Volk zu stiften. Für die sich angesichts konkurrierender finanzieller 225 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und politischer Interessen und leerer Staatskassen in der Defensive befindlichen Kulturpolitiker schien die Aufwertung der historisch-kulturellen Identität als Medium der Integration das geeignete Konzept. Allerdings stieß dies auf vielfältige Widerstände. Auf gesetzlichem Weg war es kaum durchzusetzen. Daher mußte sich die Aufmerksamkeit in besonderem Maße auch auf institutionelle und administrative Vorkehrungen richten.

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3. Administration und Partizipation Der Prozeß der inneren Staatsbildung im 19. Jahrhundert verursachte nicht nur ein quantitatives Wachstum der Verwaltung. Vielmehr führte die Ausweitung der Staatsfunktionen auch zu einer Differenzierung und Spezialisierung der staatlichen Administration. Namentlich der Ausbau der Vorsorge-, Wohlfahrts- und Leistungsverwaltung hatte in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts eine Expansion von Sonderbehörden zur Folge.1 Hierzu trug bei, daß die Verwaltung angesichts der fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung vor gänzlich neuen Problemen stand. Davon betroffen war auch die Denkmalpflege. Einerseits vermehrten Bevölkerungswachstum und Städtebau ihre Aufgaben in quantitativer Hinsicht. Andererseits trugen die Politisierung der Öffentlichkeit und die Verwissenschaftlichung der Kunstgeschichte neue qualitative Anforderungen an sie heran. Mit den noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts angewendeten Mitteln der fürstlichen Kulturförderung konnte dies nicht mehr bewältigt werden. Deshalb bemühten sich die meisten deutschen Staaten nach 1871, neue Fachinstanzen zu schaffen. Der Ausbau der Denkmalschutzverwaltung läßt sich aber nicht auf eine bloße Spielart der Bürokratisierung reduzieren. Denn der multidisziplinäre und öffentlichkeitsorientierte Charakter der Denkmalpflege wies einer Fachbehörde eine mehrfache Aufgabe zu, wie sie in dieser Konstellation sonst kaum ein Verwaltungszweig zu erfüllen hatte. Eine Denkmalschutzbehörde hatte administrative Rationalität und Effizienz mit wissenschaftlich-fachlicher Kompetenz zu vereinbaren, dabei den staatlich-politischen Vorrang zu garantieren und die öffentlichen Interessen einzubinden. Deshalb vollzog sich die Etablierung staatlicher Denkmalpflege nicht allein in der Form einer Ausdehnung staatlicher Herrschaftsansprüche. Vielmehr zeigten sich auch in der Denkmalpflege Tendenzen der Bürokratiekritik und Entbürokratisierung, die im ausgehenden 19. Jahrhundert generell den Verwaltungsausbau begleiteten2 und etwa in den Städten zur Einrichtung von zahlreichen beratenden Gremien, Kommissionen und Deputationen führten.3 Gerade in der Denkmalpflege, an der Nahtstelle von Ordnungs- und Leistungsverwaltung, von Polizei und Erziehung, schienen neben bloßer bürokratischer Rationalität eine relative Unabhängigkeit der zuständigen Amtsträger von Politik und Verwaltungshierarchie sowie eine Beteiligung von Fachleuten, Betroffenen und Interessierten besonders erforderlich. Im einzelnen verlief die Installierung oder Reform der staatlichen Denkmalpflege in den deutschen Ländern unterschiedlich, in Abhängigkeit von den jeweiligen Start- und Rahmenbedingungen, den öffentlichen Interes227 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sen und den politischen Kräfteverhältnissen. Die Verteilung und Fixierung der Zuständigkeiten zwischen Fachstellen, dezentralen Vertretungen öffentlicher Interessen und staatlicher Aufsichtsbehörde, also das Problem der Kompetenzen, stand im Mittelpunkt. Zunächst ging es um eine Bürokratisierung, um die Ausformung einer eigentlichen staatlichen Fachadministration. Parallel kam es zu Diskussionen um eine Dezentralisation und Delegation auf regionale Instanzen. Besondere Bedeutung gewann dabei die Öffnung für semistaatliche Institutionen mit ehrenamtlichem Personal, einmal durch Denkmalräte, welche die öffentlichen Interessen einbinden und gleichartig ausrichten sollten, und sodann durch lokale oder regionale Laiendenkmalpfleger. a) Fachbehörden, Bürokratisierung und Kompetenz Zur Zeit der Reichsgründung bestanden nur in den größeren deutschen Staaten zentrale Fachinstanzen für Denkmalpflege: in Bayern das aus der »Generalinspektion der plastischen Denkmäler des Mittelalters« (1835) hervorgegangene »Generalkonservatorium der Kunstdenkmäler und Altertümer«, in Preußen (1843) und Baden (1853) ein »Konservator der Kunstdenkmäler« und in Württemberg das »Konservatorium für die vaterländischen Kunst- und Altertumsdenkmale« (1858). Sie hatten vornehmlich beratende Befugnisse und sollten überdies den Gedanken der Denkmalpflege propagieren und verbreiten. Die bis auf Preußen nebenamtiichen Konservatorenämter wurden als Fachbehörden einem Ministerium zugeordnet, das allein zu entscheiden hatte. Allenfalls stand den Konservatoren wie in Preußen das Recht zu, bei »Gefahr im Verzuge« laufende Baumaßnahmen zu sistieren.4 Die Qualifikation der an der Denkmalpflege Beteiligten war dabei sehr unterschiedlich. Über einen regulären Etatposten für Denkmalpflege verfugten in der Reichsgründungszeit nur die wenigsten Staaten. In der Regel beschränkte sich der Staat auf die Bauunterhaltung des Staatseigentums, die Finanzierung einzelner herausragender Objekte, besonders von Kirchen, und auf die pauschale Subventionierung der Arbeit von Geschichtsvereinen, Denn da es in den meisten Staaten an einer Fachbehörde fehlte, nahmen, wie gezeigt, die Geschichtsvereine, teils auf eigene Initiative, teils im Auftrag des Staats, Aufgaben bei der Pflege wissenschaftlicher und kultureller Überreste wahr. Diesen Weg bevorzugten besonders kleinere Staaten wie Oldenburg oder Bremen.5 Voraussetzungen waren überschaubare Landesverhältnisse, die trotz aller Kompetenzkonflikte eine enge Bindung der Vereine an Staat und Regierung garantierten, und ein eingeschränkter Begriff des Denkmals, der eine ausdifferenzierte Fachbehörde überflüssig

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erscheinen ließ. Besondere Konservatorenämter wurden unter derartigen Bedingungen frühestens nach der Jahrhundertwende eingerichtet, als Konsequenz einer Erweiterung des Denkmalbegriffs, eines gewachsenen und neu organisierten öffentlichen Interesses an Heimat und Geschichte sowie eines politischen Legitimationsbedarfs. In den größeren Staaten setzten vor dem Hintergrund der Nationalstaatsbildung, des föderalen Selbstbehauptungswillens, der gründerzeitlichen Bauzerstörungen, des Kulturkampfs sowie des generellen Verwaltungsausbaus schon unmittelbar nach der Reichsgründung, verstärkt in den 1880er Jahren die innerbürokratischen Diskussionen um eine Reorganisation der Denkmalpflege ein. Der frühe Zugriff trug dazu bei, daß eine etatistischere Variante der administrativen Modernisierung gewählt wurde als in den Staaten, die erst nach der Jahrhundertwende Reformen in Angriff nahmen. Schon in den frühen Reformversuchen offenbarte sich das zentrale Problem einer Denkmalschutzadministration. Es lag im Wesen der Materie begründet und wies zwei Aspekte auf, die in gewisser Hinsicht Kehrseiten einer Medaille waren. Auf der einen Seite zeigte sich, sobald der Staat eine Institutionalisierung vorbereitete, die Multidisziplinarität der Denkmalpflege als organisationstechnisches Problem. Auf der anderen Seite wurde deutlich, daß die Zwischenstellung der Denkmalpflege Autonomie und Selbständigkeitsstreben der neuen Behörde förderte. Baden und Bayern, deren Politik in der Tradition der etatistischen Rheinbundreformen stand, stehen beispielhaft für die komplizierten Entstehungsbedingungen bürokratischer Organisationsformen der Denkmalpflege. Das Großherzogtum Baden6 hatte schon seit 1811/12 Denkmalschutzmaßnahmen ergriffen. Sie beließen jedoch den administrativen Zugriff bei der Bauverwaltung. Der 1853 berufene erste badische Konservator, August von Bayer, hatte zwar ein umfassendes Aufgabenfeld, das sich von den Sammlungen über die Bau- und Kunstdenkmäler bis hin zu den Bodenfunden erstreckte, aber er war nur nebenamtlich tätig. Als in den 1870er Jahren die Folgen des ersten, gründerzeitlichen Baubooms in Baden hervortraten und gleichzeitig Aktivitäten des Reichs in der Denkmalpflege diskutiert wurden, leitete die Regierung nach dem Tod des ersten Konservators eine Reorganisation in die Wege. Durch eine Aufteilung der Tätigkeitsbereiche sollte 1875/76 eine kompetentere und effizientere Arbeit ermöglicht werden. So wurde dem Architekten Gustav Kachel die Fürsorge für die öffentlichen Baudenkmäler des Landes übertragen. Zugleich aber sollte durch eine gemeinsame Oberleitung in der Hand eines Beamten, Ernst Wagners, die Durchsetzung einheitlicher Prinzipien gewährleistet werden. Obwohl die Konservatoren noch nebenamtlich arbeiteten, war damit ein Organisationsprinzip eingeführt, das die badische Denkmalpflege in Variationen über Jahrzehnte hinweg beizubehalten suchte. Es wies 229 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

allerdings systembedingte Schwächen auf. Vor allem drängten die formal untergeordneten, fachlich aber durch ihre Spezialkenntnisse de facto autonomen Ressort-Denkmalschützer auf eine Verselbständigung ihrer Position. Das zwang die Regierung erneut zum Eingreifen. Symptomatisch für das noch konzeptionslose Experimentieren war, daß wiederum erst ein geeigneter Anlaß, der Tod des Baudenkmalpflegers im Jahr 1882, abgewartet wurde. Mit der Abwicklung des Kulturkampfs kam ein gewichtiges Reformmotiv hinzu. Zwar scheiterte, wie erwähnt, der 1883/84 präsentierte Gesetzentwurf zum Denkmalschutz. Aber den Reorganisationversuchen war immerhin ein kleiner Erfolg beschieden. Um eine einheitliche Leitung und Vorgehensweise zu gewährleisten, wurde 1882 das Amt des Konservators der öffentlichen Baudenkmäler wiederum auf Wagner übertragen. Wagner erhielt allerdings zugleich eine bautechnische Hilfskraft für die Baudenkmalpflege, den Architekten Philipp Kircher, und eine weitere Hilfskraft für die Sammlungen. Zudem wurde die Position eines staatlichen Konservators der kirchlichen Denkmäler neu geschaffen. Sie war formal ebenfalls Wagner unterstellt, hatte aber praktisch zunächst nur die Aufgabe, die badische Inventarisation auf dem Gebiet der kirchlichen Denkmäler einzuleiten. Das Vorgehen demonstrierte den Anspruch des Staats auf administrative Kompetenz im gesamten Bereich kultureller Überlieferung und auf Eingriffsrechte auch im kirchlichen Sektor. Die Effizienz der neuen Organisation war damit noch nicht gesichert. De facto wiederholten sich die Entwicklungen der 1870er Jahre. Zum einen mußte Wagners Stelle 1892 zur hauptamtlichen Position aufgewertet werden, um den Arbeitsanfall zu bewältigen. Zum anderen drängte namendich Kircher auf Selbständigkeit. Er blieb zwar formal Hilfsbeamter Wagners, erhielt aber 1898 den Titel eines Konservators der öffentlichen Baudenkmale.7 Der staatliche Konservator der kirchlichen Denkmäler, der Theologe Franz Xaver Kraus, konnte gar nicht erst in das Amt eingebunden werden. In jedem Fall war das Organisationsprinzip nicht sonderlich effektiv. Im zweiten Bauboom der 1890er Jahre konnten die nebenamtlichen Denkmalpfleger die Fülle der neuen Aufgaben nicht bewältigen, dies besonders, nachdem die Reichweite des rechtlichen Denkmalschutzes und die Pflicht zur Einschaltung des Konservators ausgeweitet worden waren. Durch den umständlicheren Bürogang hervorgerufene Bauverzögerungen führten zu öffentlicher Kritik.8 Die Kirche verlangte präzisere Kompetenzfixierungen. Aus der Sicht der organisierten Heimat- und Denkmalschutzbewegung erschienen die badischen Zustände vollends unbefriedigend, zumal nachdem andere Staaten wie Hessen und Bayern mit Reformen vorangegangen waren. Der Vorsitzende des »Tags für Denkmalpflege«, der Karlsruher Hoch230 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schullehrer Adolf von Oechelhaeuser, präsentierte dem badischen Kultusministerium deshalb am 10. Februar 1908 ein weitreichendes Reformkonzept. Bemerkenswert daran war, daß es durchaus etatistische Züge aufwies. Die bisherige Praxis sei unzureichend, den Denkmalpflegern fehle es an Autorität. Notwendig sei die Durchsetzung einer »straffen Organisation«. Eine Regierungsinitiative sei erforderlich, um »von vorneherein Konflikte und Gegenarbeiten« auszuschalten, wie es etwa die vielfältigen Vereinsaktivitäten befürchten ließen. Oechelhaeuser plädierte allerdings für die Installierung einer Fachkommission beim Ministerium und die Einbettung der Reform in ein Denkmalschutzgesetz.9 Damit provozierte er den Widerstand des Konservators Kircher, der die negative Beurteilung der badischen Denkmalpflege zurückwies, lediglich den nebenamtlichen Charakter des Konservatorenamts beklagte, die alten Einrichtungen aber für effektiv, neue für überflüssig und eine Kommission für zu schwerfällig hielt. Im übrigen betonte Kircher, daß allein der »freigestellte« und mit hinreichenden Finanzmitteln ausgestattete Konservator die erforderliche besondere Flexibilität und Verhandlungsfähigkeit vor Ort ausspielen könne.10 Tatsächlich blieb die Organisationsreform in Baden stecken, weil sie an das mehrfach diskutierte, aber schließlich gescheiterte Projekt eines Denkmalschutzgesetzes gebunden blieb. So kam es lediglich zu wiederholten Versuchen, die Zuständigkeiten neu abzugrenzen. Nachdem das seit dem Tod des Amtsträgers Kraus Ende 1901 vakante Amt des staatlichen Konservators der kirchlichen Denkmäler im April 1909 wiederbesetzt worden war, legte das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts am 23. Juni 1909 einen neuen Organisationsplan vor. Ein hauptamdicher Ober-Konservator der Altertümer sollte die Leitung aller Geschäfte der Denkmalpflege und die Sorge für vorgeschichtliche römische wie germanische Denkmäler und Funde übernehmen, ein nebenamtlicher Konservator der öffentlichen Baudenkmäler für Konservierung und Restauration aller weltlichen Baudenkmäler zuständig sein, bei vorgeschichtlichen Objekten und kirchlichen Bauten jedoch »nur auf Ersuchen« des Altertümer- oder kirchlichen Konservators tätig werden. Dem ebenfalls nebenamtlichen Konservator der kirchlichen Denkmäler schließlich oblag die Aufsicht über alle im kirchlichen Besitz befindlichen Bau- und Kunstdenkmäler, bei bautechnischen Fragen sollte er sich mit dem Konservator der öffentlichen Baudenkmäler »ins Benehmen« setzen.11 Diese Geschäftsverteilung trat zwar provisorisch in Kraft, über Korrekturen wurde aber schon bald nachgedacht. So erwog das Ministerium, aus den drei Konservatoren unter dem Vorsitz des Oberkonservators eine »Kommission für Denkmalpflege« zu bilden, die etwa für Tätigkeitsberichte, andere Publikationen und allgemeine Probleme zuständig sein sollte.12 Manko aller Pläne blieb, daß das badische Kultusministerium der relativ 231 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gestiegenen Bedeutung der Baudenkmalpflege wenig Rechnung trug, anders als das Innenministerium hinsichtlich der Baupflege. Kircher wies zu Recht daraufhin, daß seine Aufgaben durch bau- und denkmalschutzrechtliche Neuerungen expandierten. Er verlangte deshalb sowie zur Gewährleistung rascher Arbeit vollständige Unabhängigkeit von der Amtsleitung, die er auf Repräsentation, Geschäftsorganisation und übergreifende Fragen der gesamten Denkmalpflege, etwa Sammlungen, Wappen, Urkunden, beschränkt sehen wollte. Auch hinsichtlich der kirchlichen Objekte wollte er die Verantwortlichkeit umkehren. Sie sollten nicht automatisch dem Konservator für die kirchlichen Denkmäler zugewiesen werden, sondern, soweit bautechnische Fragen oder ein Abbruch zur Debatte standen, dem Konservator der öffentlichen Baudenkmäler, der sich nur bei den über das Bautechnische hinausgehenden Angelegenheiten mit dem kirchlichen Konservator »ins Benehmen« zu setzen habe. Das Kircheninnere wiederum solle in die Obhut des Konservators der beweglichen Denkmäler und Altertümer fallen, der bei bautechnischen und architektonischen Fragen das Benehmen mit dem Baukonservator herzustellen habe. Hier überlagerten sich Erwägungen der organisatorischen, bürokratischen und praktischen Effizienz mit persönlichem Amtsehrgeiz und berufsständischen Aspekten. Nicht von ungefähr lehnte Kircher den ministeriellen Kommissionsplan entschieden ab, da er »als Techniker allein« dastehe und überstimmt zu werden drohe.13 Die Kompetenzkonflikte zwischen dem Bau- und dem Kirchenkonservator spitzten sich in der Folge zu. Auch der Kirche schienen die Zustände untragbar, denn alle drei Konservatoren, auch der Kirchenkonservator, waren staatliche Denkmalpfleger und behielten Zugriffsmöglichkeiten auf Kircheneigentum. Das Erzbistum Freiburg warnte deshalb vor den »sich mehr und mehr geltend machenden oft von sehr subjektiven Auffassungen getragenen Versuchen staatlicher Organe der Denkmalpflege, das kirchliche Bauwesen immer mehr von sich abhängig zu machen«,14 und verlangte, daß die Konservatorentätigkeit »in bestimmter Weise normiert werden« müsse, um bei Interessen-«Kollisionen« den Vorrang kirchlicher Nutzung zu garantieren.15 Das widersprach sowohl den staatlichen als auch den konservatorischen Zielen, und am Ende blieb es bei dem eigentümlichen Schwebezustand der badischen Organisation. Dieser faktische Kompromiß blockierte die Bürokratisierung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Zuständigkeit für Angelegenheiten der badischen Denkmalpflege weiter aufgespalten. Dem gingen Konflikte zwischen dem neu gebildeten Kultusministerium und dem Finanzministerium voraus, das die »Angliederung der Denkmalpflege an die Hochbauverwaltung« forderte16 und nach langwierigen Referentenbesprechungen schließlich durchsetzte, daß »die fernere Durchführung der

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praktischen Aufgaben der Denkmalpflege an den weltlichen Baudenkmälern im Interesse der Vereinfachung und Verbilligung der Staatsverwaltung den Bezirksbauinspektionen unter Leitung des Finanzministeriums zugeteilt« wurde.17 Die restlichen Aufgaben der Denkmalpflege verblieben beim Kultusministerium. Von den drei Konservatoren überstand nur der Konservator der kirchlichen Denkmäler die Reorganisation. Im übrigen übernahmen ehrenamtliche Bezirkspfleger der Kunst- und Altertumsdenkmäler, zwei Oberpfleger sowie ein Ausschuß für Ur- und Frühgeschichte die einschlägigen Funktionen.18 Die genauen Zuständigkeiten der Behörden waren selbst vielen Bezirkspflegern noch Mitte der 1920er Jahre nicht klar,19 und die Ministerien rangen permanent um Kompetenz und Instanzenzug. Die Aufteilung führte zu uneinheitlichen Maßstäben und behinderte Effizienz und Autorität der staatlichen Denkmalpflege, zumal auch flankierende Maßnahmen des Ausbaus stecken blieben. Das alles schuf Raum für Vereine, Architekten und Privatleute, die in Konkurrenz zur staatlichen Denkmalpflege Aktivitäten entfalteten. So offenbarte das Vorgehen des »Landesvereins Badische Heimat« die Lücken und anarchischen Zustände der badischen Denkmalverwaltung in den 1920er Jahren. Der Verein gründete einen mit vier Architekten besetzten Sonderausschuß für Denkmalpflege und Heimatschutz, um Anfragen, Besichtigungen und ähnliches effektiver erledigen zu können. Jedem der vier Ausschußmitglieder wurde ein Landesteil zur Betreuung zugewiesen. Davon setzte er die Behörden im Sommer 1925 durch ein Rundschreiben in Kenntnis. Manche lokalen Ämter und Bezirksämter schlossen deshalb auf eine amtliche Funktion des Vereins, ein Eindruck, den der Ausschuß durch sein Auftreten und seine Aktivitäten noch bekräftigte. Finanzministerium und Bezirksbauämter, die dies als Versuch verstanden, staatliche Aufgaben »in die Hände von Privatarchitekten überzuleiten«,20 hatten größte Mühe, ihre Kompetenzen zu sichern.21 Wie in Baden hatten auch die Reformdiskussionen im Königreich Bayern22 zunächst experimentellen Charakter. Die 1835 ins Leben gerufene »Generalinspektion der plastischen Denkmäler«, eine Schöpfung Ludwigs I., entfaltete nur wenig Wirksamkeit. 1848 wurde die Aufsicht über die Denkmäler mit dem Staatsbauwesen verkoppelt und dem Ministerium für Handel und öffentliche Arbeiten unterstellt, damit die Kulturpflege wieder zum Annex der Bauverwaltung herabgestuft, wie auch in Baden noch bis in die 1850er Jahre. 1868 wurde ein dem Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten zugeordneter »Königlicher Generalkonservator der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns« berufen.23 Er war - trotz des Titels - nur für die Denkmäler der sogenannten historischen Periode ab dem achten nachchristlichen Jahrhundert zuständig, die vorund frühgeschichtlichen Denkmäler bis zum achten Jahrhundert fielen in 233 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

die Kompetenz der Anthropologisch-Prähistorischen Sammlung bei der Akademie der Wissenschaften. Das Amt des Generalkonservators wurde in der Folge mit dem Direktorium des Bayerischen Nationalmuseums in München verbunden. Der Generalkonservator Wilhelm Heinrich von Riehl plädierte 1885 für Organisationsreformen. Er beschwerte sich, daß die Kompetenzen nur ungenau fixiert seien, und verlangte eine Ausweitung seiner Befugnisse bis hin zu einem Sistierungsrecht nach preußischem Muster sowie die Einsetzung von ehrenamtlichen lokalen Korrespondenten der Denkmalpflege.24 Davon wurde vor der Jahrhundertwende freilich nichts realisiert. Dies führte zunehmend zu öffentlichen Diskussionen über Grundsätze und Wirksamkeit der bayerischen Denkmalpflege. Das bayerische Generalkonservatorium war zwar fachwissenschaftlich über die Landesgrenzen hinaus anerkannt, sah sich aber in Bayern immer wieder scharfer Kritik ausgesetzt, auch aus der Kultusverwaltung selbst, die ihrerseits auf Öffentlichkeit und Landtag reagierte. Dort fanden kirchliche und kommunale Vorbehalte gegen die Münchner Kunstpolitik Resonanz. Mit dem Anstieg der Bautätigkeit, dem sich beschleunigenden Verlust alter Bausubstanz und der rapiden Ausweitung der Denkmalschutzaufgaben traten die organisatorischen wie personellen Probleme des noch vor der industriellen Expansion eingerichteten Generalkonservatoriums immer drastischer zutage. Mängel wurden dabei zum einen auf die unzureichende Organisation, zum anderen auf die Zentralisierung der bayerischen Denkmalpflege zurückgeführt. Die Hauptvorwürfe des Ministeriums bezogen sich auf die Amtsführung, namentlich auf die zögernde Bearbeitung der Akten und auf die Verschleppung der Inventarisation durch die Weigerung, Aufgaben zu delegieren und die Kompetenz anderer Wissenschaftler zu respektieren. Damit waren zwei zentrale Anstöße für Organisationsreformen auf dem Gebiet der Denkmalpflege angesprochen: die mangelnde administrative Effizienz und die Selbstherrlichkeit der über eine beträchtliche Autonomie verfügenden Amtsträger. Das bürokratische Prinzip kollidierte mit der elitären Kunstwissenschaft. Das Generalkonservatorium bestand zunächst faktisch nur aus einer Person. Erst seit den 1880er Jahren entwickelte es sich zu einer eigentlichen Behörde, blieb aber mit dem Nationalmuseum derart gekoppelt, daß die Beamten des Museums (an der Jahrhundertwende: ein Direktor, drei Konservatoren, ein Bibliothekar und Sekretär, ein Assistent) die Aufgaben der Denkmalpflege mitversahen.25 Das implizierte notwendig eine Kollision zwischen musealen Sammlungsinteressen und denkmalpflegerischen Erhaltungsambitionen, die in Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel und der Ausweitung der Denkmalkategorien zunehmend auf einen dezentralen Denkmalschutz und die Bewahrung der Überlieferung am Ort 234 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

der Entstehung und Nutzung eines Objekts abzielten. Hinzu kam, daß die sich beschleunigende Ausweitung der Konservatoriumsgeschäfte das Nationalmuseum in die Zweitrangigkeit zurückstufte. Wies das Diensttagebuch des Nationalmuseums 1891 528 und 1907 1.377 Eingänge auf, so stiegen die Tagebuchnummern des Konservatoriums von 197 im Jahr 1891 auf 1.842 im Jahr 1907, zugleich wuchs die Zahl der Gutachten des Konservators von 32 auf 840, die Zahl der Dienstreisen von 14 auf 529.26 Das Nebenamt war zum Hauptamt avanciert, und der Konservator war häufig nicht einmal mehr im Museum anwesend. Organisationsreformen wurden unvermeidbar. Dafür sprachen sich auch Vereine und Landtagsabgeordnete aus. Im bayerischen Kultusministerium wurden die Reformpläne seitdem diskutiert. Allerdings fürchtete der Generalkonservator eine Beschneidung seiner fachlichen Unabhängigkeit. Sein tatsächlicher Einfluß beruhte zum einen auf seinen Finanzmitteln, zum anderen aber auf seinem Handlungsspielraum in der konkreten Arbeit. Der Generalkonservator Georg Hager wies demgemäß der Denkmalpflege ausdrücklich den Charakter einer gewissermaßen nebenadministrativen Instanz zu, da es sich bei ihr »weniger um Verwaltungsdinge handelt, als darum, im Einzelfalle mit Beherrschung von Geist und Praxis der Denkmalpflege und mit künsderischem Können und Fühlen die entsprechenden Angaben vor dem Objekte zu machen«.27 Bei einer derartigen Einstellung konnte dem Konservator die von der Regierung gewünschte Bürokratisierung der Denkmalpflege nicht recht sein. Er spielte deshalb zunächst mit dem Gedanken, die Organisation des Generalkonservatoriums in den Mittelpunkt zu rücken und auszubauen, ohne die Museumsdirektion abzugeben. Dabei zielte er auf eine Kumulierung seiner Kompetenzen, um gleichzeitig Autonomie gegenüber dem Ministerium wie Handlungsfreiheit in der praktischen Arbeit zu gewinnen. Während er öffentlich die populäre und dem zeitgenössischen Denkmalverständnis entsprechende Forderung nach einer Dezentralisation der Kunstpflege und provinzialer Zuständigkeit unterstützte,28 verlangte er in einem internen Gutachten ganz im Gegensatz hierzu die Zentralisation aller einschlägigen Aufgaben bei einer Behörde, wie sie Frankreich nach seiner Ansicht mustergültig verwirklicht hatte.29 Seit 1906 wurde die Reorganisation vorbereitet, 1907 durch eine aus Beamten, den Vorständen der betroffenen Institutionen, Hochschullehrern und Vertretern der historischen Vereine gebildeten Kommission beraten. Am Ende wurde das Generalkonservatorium durch die Verordnung vom 6. September 1908 als selbständige, dem Kultusministerium (Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten) unmittelbar untergeordnete Behörde konstituiert.30 Der Ansehensverlust infolge der Abtrennung des Museums wurde durch die Einbeziehung der prähistori235 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schen Denkmäler kompensiert. An der Spitze der reformierten Behörde stand weiterhin der Generalkonservator, ihm unterstellt arbeiteten zunächst sechs Konservatoren und zwei Kustoden in München sowie ein weiterer Kustos mit Sitz in Würzburg, der für die prähistorischen Denkmäler der Regierungsbezirke Pfalz, Ober-, Mittel- und Unterfranken zuständig war. Dem Konservatorium wurde eine Konservierungs- und eine Restaurationsanstalt angegliedert. Die Konservierungsanstalt sollte für die staatlichen, kommunalen und Vereinsmuseen arbeiten, die Restaurationsanstalt die Wiederherstellung besonders wertvoller Kunstwerke unter der unmittelbaren Obhut des Konservators ermöglichen.31 Obwohl ein von Hager gewünschtes Publikationsorgan32 des Generalkonservatoriums vorerst nicht zustande kam, verfügte die bayerische Denkmalpflege nun doch über ein im deutschen Vergleich außergewöhnlich modernes, differenziertes und spezialisiertes, büromäßig organisiertes Instrumentarium. Die bayerische Organisationsreform fand ihren sinnfälligen Abschluß in einer terminologischen Vereinfachung. Das altehrwürdige »Königliche Generalkonservatorium der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns« erhielt 1917 einen neuen Namen: Es sollte fortan als »Landesamt für Denkmalpflege« firmieren. Der Protest Hagers, der das Generalkonservatorium mitsamt dem alten Namen selbst zum erhaltenswerten Denkmal der bayerischen Geschichte erklärte, blieb erfolglos.33 Die bayerische Namensdebatte offenbarte noch einmal die Kollision zweier Prinzipien. Auf der einen Seite stand das ministerielle Rationalisierungsbestreben, das zugleich durch die Eindeutschung des Namens im Krieg und die Angleichung an die in anderen Bundesstaaten übliche Begrifflichkeit eine politische Komponente hatte.34 Dem stand gegenüber das wissenschaftlich-elitäre Selbstbewußtsein und Amtsverständnis Hagers, das sich mit dem effizienzorientierten Bürokratiedenken, wie es für Bayern charakteristisch war, schlecht vertrug. Die Umbenennung der Behörde im Jahr 1917 spiegelte zwar die Durchsetzungskraft des Bürokratiekonzepts. Allerdings garantierte die personelle Kontinuität in der Praxis erhebliche Einschränkungen. Mit der Einrichtung einer Fachbehörde wie in Baden und Bayern war die Reichweite der Zuständigkeiten oft noch nicht eindeutig abgesteckt. Das betraf zum einen die vertikale Kompetenz. Die Denkmalämter blieben strenggenommen Beratungsorgane und einem Ministerium unterstellt. De facto entwickelte sich eine gewisse Interessenidentität zwischen Fachbehörde und Kultusressort, so daß die Denkmalpfleger in der Regel auf Rückhalt bauen konnten. Dies war um so nötiger, als zum anderen die horizontale Kompetenz der Fachbehörden umstritten blieb. Namentlich die meist bei den Finanzministerien angesiedelten Liegenschaftsverwaltungen und Baubehörden, aber auch andere Ministerien, die über eigene Baubestände verfugten wie die Justizministerien oder nach dem Krieg das 236 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Reichspostministerium, beharrten auf ihrer alleinigen Verfügungsgewalt und blockierten den Zugriff des Denkmalschutzes auf ihre Objekte. Das konterkarierte denkmalpflegerische Bestrebungen. Exemplarisch zeigte sich die Kompetenzproblematik selbst im administrativ fortgeschrittenen Bayern. So nahmen Staatsbehörden mehrfach Einnahmen aus vorgesehenen Baudenkmalverkäufen in das Budget auf und planten die Gelder für andere Verwendungszwecke ein, ohne das Konservatorium einzubeziehen. Damit wurden vollendete Tatsachen geschaffen, die im nachhinein nicht mehr zu korrigieren waren.35 Auch zog die Oberste Baubehörde bei Arbeiten an Denkmälern im Staatsbesitz den Konservator mit der Begründung nicht zu, daß auch der eigene »Baukunstausschuß« denkmalpflegerische Belange berücksichtige. Das verhinderte eine einheitliche Ausübung der staatlichen Denkmalpflege und desavouierte das Generalkonservatorium. Der Staat erließ für Kirchen, Kommunen und Private Vorschriften, hielt sich aber selbst nicht an die eigenen Normen. Ansehen und Durchsetzungsfähigkeit der Denkmalpfleger im Alltag würden dadurch, so das Generalkonservatorium, erheblich beeinträchtigt.36 Obwohl das bayerische Kultusministerium die Position des Konservators stützte, widersetzten sich die übrigen Ministerien und die Oberste Baubehörde.37 Am Ende kam es lediglich zu einer Anweisung des Innenministers an alle Regierungen und Landbauämter, daß ein Verzeichnis der staatlichen Baudenkmäler anzulegen und bei wesentlichen Änderungen an diesen Objekten der Generalkonservator gutachtlich einzubeziehen sei.38 Das Verfahren bei Verkäufen wurde nicht mehr erwähnt, denn die Behörden wollten aus finanziellen Gründen ein Gebäude nicht nur deshalb als Eigentum behalten, weil es Wert als Kulturdenkmal hatte. Selbst mit den Denkmälerverzeichnissen war im übrigen die Kompetenzproblematik durchaus nicht geklärt. Schon im Vorfeld der KultusAnordnung ließ sich das Justizministerium zusichern, daß die von den Landbauämtern anzufertigenden Verzeichnisse vor der Veröffentlichung, administrativen Nutzung und Weiterreichung an den Konservator den betroffenen Behörden vorgelegt würden, da es den dienstlichen Interessen widersprechende Bemerkungen des Konservators zu verhindern gelte.39 Auch das Generalkonservatorium blockierte den eingeschlagenen Weg. Noch im Laufe des Jahres 1908 wurden zwar Listen staatlicher Baudenkmäler angefertigt und zur Ergänzung dem Konservator vorgelegt. Dieser verschleppte allerdings die Angelegenheit über Jahre hinweg und betonte noch im Juli 1911, eine Bearbeitung sei nicht erforderlich, da er möglichst in jedem Fall zugezogen werden sollte. Auf eine Veräußerung alter Staatsbauten sei im übrigen besser völlig zu verzichten, selbst wenn sie keine künstlerischen Details aufwiesen, könne doch schon der Alters- und Stimmungswert eine Erhaltungswürdigkeit ausmachen.40 Damit wurde deut237 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

lich, daß infolge der modernen Denkmaltheorie eine büroförmige Organisierung und Praktizierung von Denkmalschutz an ihre Grenzen stieß. Der offene Denkmalbegriff verlangte eine im Prinzip unbeschränkte oder zumindest variable Kompetenz des Denkmalpflegers, genaugenommen eine Kompetenzkompetenz, da der Denkmalpfleger seinen Tätigkeitsbereich dem Wandel des Geschichtsverständnisses ständig neu anpassen mußte. b) Dezentralisation und Delegation Dezentralisation von Denkmalpflege konnte einmal verwaltungstechnisch gerechtfertigt werden: als sachadäquate Reaktion auf den dezentralen Charakter kultureller Überlieferung und als Erleichterung einer lückenlosen, raschen und flexiblen Kontrolle. Dezentralisation konnte des weiteren politisch legitimiert sein: als Delegation von Staatsaufgaben bis hin zur regionalen und lokalen Selbstverwaltung, dies vor allem, um neben der Effizienz auch die Akzeptanz und Durchsetzbarkeit von Denkmalpflege zu erhöhen und das Staatsbewußtsein durch die Hebung der Heimatverbundenheit zu fördern. Deshalb fand die in Denkmalbegriff, Denkmaltheorie und Denkmalpraxis angelegte Spannung zwischen Zentrale und Peripherie sowie zwischen Staat und gesellschaftlichen Interessen ihren Niederschlag auch im organisatorischen Bereich. Die konsequenteste Zentralisierung betrieben Baden und vor allem Bayern mit ihrer allein fachlich definierten Abgrenzung von Zuständigkeiten. In Bayern wurde zwar 1906 im Finanzausschuß der Abgeordnetenkammer die Einsetzung von Kreiskonservatoren mit Sitz im Kreis gefordert, um das als diktatorisch kritisierte Verhalten der Münchner Zentrale zu unterlaufen,41 aber dieser Vorschlag war im Landtag selbst schon umstritten. Fürchteten manche »eine ganze Reihe von kleinen Paschas, die schlimmer seien als die großen«,42 wies der Kultusminister alle Dezentralisationsforderungen unter Verweis auf die drohende Uneinheitlichkeit in Maßstäben und Praxis zurück.43 Folglich richtete Bayern zwar im Rahmen der Reform von 1908 in Würzburg eine Außenstelle des Konservatoriums ein. Dabei handelte es sich aber lediglich um ein Ein-Personen-Amt, das allein für die prähistorischen Denkmäler zuständig war, wenn der Amtsinhaber 1910 auch vom Kustos zum Konservator hochgestuft wurde.44 Hinzu kam, daß die Würzburger Außenstelle als Dependance der Zentrale weder autonome Entscheidungskompetenz noch Verantwortlichkeit gegenüber regionalen Gremien erhielt. Eine deutlichere Regionalisierung setzten dagegen Hessen und Oldenburg mit ihren Denkmalschutzgesetzen (1902 beziehungsweise 1911) in Gang. Beide Gesetze installierten eine neue, regional gegliederte Fachbehörde. 238 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

In Hessen führten vor allem pragmatische Überlegungen zu einer Teilre gionalisierung. Die Baudenkmalpflege in den drei Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen sollten drei nebenamtliche Pfleger übernehmen, denen in der Folge auch die Aufsicht über die beweglichen Überreste des Mittelalters und der Neuzeit übertragen wurde. In der Praxis mußte diese Aufteilung allerdings relativiert werden. Starkenburg und Oberhessen blieben zunächst in Personalunion vereint, und in den 1920er Jahren wurde die Zuständigkeit für die Starkenburger Kreise unter die Denkmalpfleger von Oberhessen und Rheinhessen aufgeteilt. Im übrigen wahrte Hessen noch Gesichtspunkte der staatlichen Einheit. Ein gesamtstaatlicher Denkmalrat mit umfassenden Kompetenzen wurde eingerichtet, und der Denkmalpfleger für Altertümer und Bodenfunde war wie der später berufene Urkundenpfleger für das gesamte Staatsgebiet zuständig. Der Bodendenkmalpfleger, ebenfalls zunächst nebenamtlich berufen und im Zivilberuf Oberlehrer, wurde 1909 vom Schuldienst beurlaubt, als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Darmstädter Landesmuseums eingesetzt und unter anderem mit der Inventarisation der Altertümer beauftragt.45 De facto handelte es sich um den ersten hauptamtlichen Denkmalpfleger, der mit seiner gesamtstaatlichen Kompetenz Dezentralisationsansätze konterkarierte. Auch die 1906 beschlossene Einrichtung eines hessischen Denkmalarchivs als Dokumentationsstelle, Plan- und Abbildungssammlung wirkte integrierend.46 Damit näherte sich Hessen-Darmstadt in der Konsequenz des staatlich-dirigistischen Zugriffs auf die historische Überlieferung und in der Tradition süddeutscher Reformen seit dem Jahrhundertbeginn den badischen und bayerischen Verhältnissen. In Oldenburg mußte bei der Installierung einer Denkmalschutzorganisation in der Folge des Gesetzes von 1911 auf die Dreiteilung des Landes Rücksicht genommen werden, um zentrifugale Tendenzen abzufedern. Die Verwaltung sollte im Prinzip einheitlich, aber dezentral eingerichtet werden. Als entscheidungsberechtigte Denkmalschutzbehörden fungierten nun das Innenministerium für das Herzogtum Oldenburg und die jeweiligen Regierungen für die beiden Exklaven. Für jeden der drei Landesteile waren nebenamtliche Denkmalpfleger und ein ehrenamtlicher Denkmalrat vorgesehen.47 Im Kernland arbeiteten fünf Denkmalpfleger, nämlich zwei Pfleger für Baudenkmale, Naturdenkmale und Umgebungsschutz (zwei Oldenburger Hochbaubeamte), ein Pfleger für bewegliche Denkmäler (der Direktor des Kunstgewerbemuseums), ein Pfleger für Ausgrabungen, Funde und Denkmäler aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit sowie ein weiterer Denkmalpfleger ebenfalls für Naturdenkmäler.48 Im Fürstentum Lübeck amtierte nur ein Denkmalpfleger, und zwar zunächst vor dem Krieg der schleswig-holsteinische, also preußische Provinzialkonservator, nach dem Krieg dann provisorisch der Stadtlübecker Baudirektor, 239 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

erst ab Juni 1925 ein von der Oldenburger Zentrale aus integrationspolitischen Gründen oktroyierter, in seinem Lübecker Amtsbezirk aber angefeindeter und geschnittener genuin oldenburgischer Beamter, der Ministerialrat Adolf Rauchheld, der auch im Kernland mit Aufgaben der Denkmalpflege beschäftigt war.49 Auch in Birkenfeld gestaltete sich die erforderliche Bestätigung der von der Regierung vorgeschlagenen zunächst drei, dann vier Denkmalpfleger durch das Innenministerium schwierig. Die Berufung von mehreren ortsansässigen Pädagogen und Philologen - nach dem Krieg drei, hinzu trat lediglich ein Forstmeister für die Naturdenkmäler - deutete an, daß es dem Oldenburger Ministerium nicht gelungen war, die Denkmalpflege konsequent zumindest unter zentralstaadiche Kontrolle zu bringen. Die regional verwurzelte Heimatbewegung behielt starken Einfluß.50 Dezentralisation bedeutete also in Hessen keine echte Delegation von Kompetenz und auch in Oldenburg keinen Übergang zur Selbstverwaltung, denn selbst in den oldenburgischen Territorien Lübeck und Birkenfeld blieben die dem Ministerium untergeordneten Regierungen ausschlaggebend, so sehr sie sich auch im einzelnen partikularen Interessen ihrer Regierungsbezirke verpflichtet fühlten. Allein Preußen übertrug die Denkmalpflege auch in ihrem materiellen Gehalt zu einem beträchtlichen Teil auf die Provinzen. Dies stand in Zusammenhang mit der Eingliederung der neuen Landesteile seit 1866, namentlich der ehemaligen Bundesglieder Kurhessen, Nassau, Hannover und Frankfurt. Überlegungen, die Provinzen zu Selbstverwaltungskörperschaften vergleichbar den Kommunen auszubauen, traten in den Vordergrund. Durch die Dotationsgesetze vom 30. April 1873 und 8. Juli 1875 sowie die Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 wurde das Verhältnis von Staat und Provinzen neu reguliert,51 freilich nicht im Sinne vollständiger Selbstverwaltung. Ein Dualismus von staatlieher Administration mit Oberpräsident und Regierung an der Spitze einerseits, provinzialer Organisation durch Landeshauptmann beziehungsweise Landesdirektor und Landesausschuß sowie Provinziallandtag als leitenden Instanzen andererseits wurde festgeschrieben.52 Die neu entstehenden Provinzialverbände übernahmen einen Teil der Kulturpflege in eigene Verantwortung. Die per Gesetz zugewiesenen Dotationsgelder sollten auch zur Förderung von Vereinen, die im Bereich von Kunst und Wissenschaft arbeiteten, sowie zur Unterhaltung von öffentlichen Sammlungen, Landesbibliotheken und Denkmälern dienen.53 Die Denkmalpflege wurde allerdings in den einzelnen Provinzen mit sehr unterschiedlichem Engagement betrieben. In den neuen Provinzen Hannover und Hessen-Nassau bestanden ältere Institutionen der Kulturpflege fort. Das trug zu einer zwar nicht separatistischen, aber doch in Grenzen partikularistischen Kulturpolitik bei, die Berlin, ohne das Prinzip provinzialer Selbstverwaltung auf240 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zugeben, in ein Netz einheitlicher Kulturpflege einbinden wollte. Dies wurde um so dringlicher, als der Berliner Konservator allein die Aufgaben der Denkmalpflege in dem vergrößerten und heterogenen Gebiet nicht bewältigen konnte. 1887 beauftragte das Kultusministerium den Ministerialreferenten und Regierungsrat Otto Polenz sowie den 1886 neu berufenen Konservator der preußischen Kunstdenkmäler, Reinhold Persius, ein Denkmalpflegegesetz zu erarbeiten. Polenz und Persius wollten sich an dem gerade publizierten französischen Schutzgesetz vom 30. März 1887 orientieren und das Gesetz auf herausragende Denkmäler von nationaler Bedeutung beschränkend54 Die Breite der Sachüberlieferung sollte komplementär dazu zunächst durch einen Ausbau der Denkmalpflegeorganisation geschützt werden. Das Organisationsmodell, das demgemäß am 9. Mai 1887 vorgelegt wurde, sah eine Dezentralisation und Delegation der Denkmalpflege vor. Dahinter stand die Vorstellung, »daß die Denkmalpflege von einem weitgehenden gesetzgeberischen Zwange weniger Erfolge zu erwarten hat, als wenn ihr der Charakter der Freiwilligkeit gewahrt wird, wenn es gelingt, sie gewissermaßen zur Herzenssache der Gebildeten der Nation zu machen und das Verständnis für ihre Ziele und Aufgaben in breitere Schichten der Bevölkerung hineinzutragen«. Die beiden Reformbeauftragten relativierten dies allerdings, wenn sie von der »Organisation mehr oder weniger freiwilliger Denkmalpflege« sprachen und vor allem auf die in wissenschaftlicher und administrativer Hinsicht notwendige Zusammenfassung und Vereinheitlichung zersplitterter Initiativen verwiesen, stehe doch »die erforschende und erhaltende Thätigkeit der Provincialverbände, der zahlreichen privaten Vereine und Gesellschaften der Monarchie und der ebenso zahlreichen Privatleute, die sich für die Sache interessiren«, gegenwärtig »fast unbeeinflußt durch den Staat und den staatlichen Conservator ... neben der bureaukratischen Denkmalpflege«. Der mangelnde Erfolg dieser Praxis und das Fehlen einer vermittelnden Instanz führten zur Forderung, »Einheitlichkeit und Planmäßigkeit von oben - durch die Einwirkung des Conservators - zu wahren, für die Ausführung selbst aber die örtlichen Interessenten zu organisiren«.55 In jeder Provinz sollten deshalb zwei Provinzialkonservatoren, je einer für die historischen und für die prähistorischen Denkmäler, von der Provinzialkommission gewählt und vom Staat beglaubigt werden. Sie arbeiteten ehrenamtlich, erhielten aber eine Aufwandspauschale, die halb von der Provinz, halb vom Staat bezahlt werden sollte. Einesteils fungierten sie als verlängerter Arm des Konservators in Berlin und vermittelten zwischen Staats- und Provinzbehörden. Anderenteils arbeiteten sie selbständig als provinziale Konservatoren bei der Überwachung der Denkmäler. Zugleich war eine »Provincialcommission zur Erforschung und zum Schutz der 241 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Denkmäler der Provinz« vorgesehen, die unter dem Vorsitz des Berliner Konservators oder des Oberpräsidenten, das heißt eines Staatsbeamten, einmal jährlich tagen sollte. Ihr gehörten an der Landesdirektor, je ein Vertreter des Konsistoriums und des Bistums, die beiden Provinzialkonservatoren, von der Provinzialvertretung gewählte Mitglieder, Vertreter der einschlägig tätigen Vereine sowie eventuell einzelne private Fachleute und Interessierte. Der Kommission oblagen umfassende Aufgaben, so vor allem die Unterstützung der staatlichen und provinzialen Denkmalpflege, die Beaufsichtigung des Denkmälerbestandes, die Planung größerer Forschungs- und Schutzmaßnahmen, die Bereisung des Landes, die Besichtigung und Aufnahme von Objekten, Ausgrabungen, die Gründung von Vereinen und Sammlungen, die Förderung von Fachpublikationen und sogar die Aufbringung von Geldmitteln.56 Die Kombination von kontrollierter Aufgabendelegation und Stärkung der Eigenverantwortlichkeit für die regionalen Denkmäler einerseits mit der Vereinheitlichung von Organisation wie Grundsätzen und der Sicherstellung staatlicher Leitungskompetenz andererseits schien angesichts des seltenen Zusammentritts der Provinzialkommissionen eher dem Staat entgegenzukommen, der durch den Provinzialkonservator mit seiner Verklammerung der Interessen einen Fuß in die provinziale Selbstverwaltung setzte. Die Schaffung eines Provinzialkonservators stellte dabei eigentlich das Schlüsselstück der Reform dar.57 Als Bindeglied und Exekutor sicherte er öffentliche Akzeptanz, wissenschaftliche Qualität, administrative Effizienz und staatlichen Primat. Das Projekt blieb über Jahre liegen. Zum ersten schien das von der Kultusverwaltung gleichzeitig geforderte Denkmalschutzgesetz im Landtag nicht durchsetzbar. Zum zweiten bewahrheitete sich zunächst die Befürchtung des Berliner Konservators, daß »diefinanziellenSchwierigkeiten ... unüberwindlich sein« würden.58 Innerhalb der Ministerien war der staatliche Zuschuß zum Provinzialkonservatorenamt umstritten. Während das Kultusministerium 1891 schon ankündigte, der Staat werde demnächst Fachstellen in den Provinzen schaffen, plädierte Finanzminister Johannes Miquel im Abgeordnetenhaus noch für eine konsequente Dezentralisation: Die Provinzen hätten allein zu entscheiden, was erhaltenswert sei.59 Zum dritten reagierten die Provinzen angesichts der ungewöhnlichen, auch verwaltungsrechtlich problematischen Mittlerrolle des Konservators mißtrauisch. Sie befürchteten eine Kostenabwälzung und gleichzeitig die Einengung ihrer Selbständigkeit. 1891 gelang es dem Kultusministerium immerhin, in der Provinz Schlesien die Einführung der neuen Institutionen durchzusetzen, freilich abgemildert durch die Zusicherung, daß nur kommunale und private Denkmäler von der Provinz zu erhalten seien, staatliche dagegen weiterhin vom Staat und daß es sich beim Provinzialkonservator primär um ein Organ der 242 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Provinz handele, nur sekundär um einen Vertreter des Berliner Konservators, von dem er bestimmte Funktionen übernehme.60 In gleicher Weise wurden die übrigen Provinzen, und zwar zunächst Brandenburg, Ostpreußen, Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen-Nassau, die Rheinprovinz und Hannover, im Laufe des Jahres 1891 aufgefordert, die neue Organisation vorzubereiten, auch hier wiederum mit dem beruhigenden Hinweis, daß »der von der Provinzial-Commission gewählte Provinzial-Conservator ... in erster Linie als das sachverständige zur Ausführung der Beschlüsse der Provinzial-Commission im Vereine mit dem geschäftsfuhrenden Ausschuß berufene Organ gedacht« sei.61 Befürchtungen vor Verselbständigungsoder Verstaatlichungs-, Bürokratisierungs- oder Zentralisationstendenzen des neuen Konservatorenamts sollten damit beseitigt werden. Parallele Bemühungen, Kabinett und Hof von der Neuerung zu überzeugen, betonten freilich eher Sachzwang und Staatsnutzen. Das ausgeweitete Staatsgebiet, ein wachsendes öffentliches Interesse an der kulturellen Überlieferung und die daraus resultierende Expansion der Dienstgeschäfte des Konservators verlangten demnach eine Rationalisierung. Die vielfältigen konkurrierenden privaten, vereinsmäßigen oder kommunalen Aktivitäten gelte es dabei einzubinden, zumal das Wesen der Denkmalpflege selbst Dezentralisation nahelege. Für die Bewahrung der Denkmäler »müssen zunächst die betreffenden Landestheile und ihre Bewohner interessirt werden, sie müssen ihre Denkmäler lieb gewinnen, sie studiren und vor Verfall und Zerstörung bewahren, in gewissen Grenzen auch selbstbestimmend darüber befinden, was zur Erhaltung derselben für die Nachwelt ins Werk gesetzt werden soll«. Dem Berliner Konservator solle demgegenüber »nur die oberste Aufsicht und Leitung sowie die Durchführung gewisser einheitlicher Grundsätze über das, was erhalten werden muß und in welcher Weise Restaurationen zu erfolgen haben, obliegen«.62 Am 19. November 1891 billigte der König schließlich die geplante Reform,63 und bis zur Mitte der 1890er Jahre führten alle Provinzen, mit Ausnahme des Bezirks Wiesbaden in der Provinz Hessen-Nassau, die neue Organisation nach dem Vorbild des schlesischen Regulativs vom September 1891 ein.64 Der Funktionsbereich der Denkmalpflege wurde auf Staat und Provinz verteilt. Auf der staatlichen Seite waren - wie bislang schon - die Regierungspräsidenten zuständig, die in ihren Abteilungen für Kirchen- und Schulsachen die einschlägigen Verwaltungsgeschäfte führten, und die Beamten der staatlichen Hochbauverwaltung, die an praktischen Arbeiten beteiligt waren. Zwischen Staat und Provinz standen - dies war neu - die Provinzial- beziehungsweise (in Hessen-Nassau) die Bezirkskonservatoren, die fast durchweg zunächst nebenamtlich oder ehrenamtlich arbeiteten, aber eine, wie vorgesehen zur Hälfte vom Staat, zur Hälfte von der Provinz aufgebrachte, Pauschale von 2.400 Mark für Reisekosten und andere 243 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Ausgaben erhielten. Die Konservatoren wurden vom Provinzial- beziehungsweise Landesausschuß auf Zeit gewählt und vom Kultusministerium bestätigt. Es übertrug ihnen »alle Rechte und Pflichten, welche aus der Instruktion für den Königlichen Konservator der Kunstdenkmäler zu Berlin vom 24. Januar 1844 sich ergeben,« und zwar »mit der Maßgabe, daß der Provinzial-Konservator dem Konservator der Kunstdenkmäler unterstellt und gehalten ist, an denselben in allen wichtigen Fällen Bericht zu erstatten«.65 Die Verpflichtung auf die alte Instruktion beschränkte die Konservatoren abgesehen vom Sistierungsrecht auf eine rein beratende und begutachtende Tätigkeit, eine Restriktion, ohne die das Kultusministerium die neue Institution wohl nicht gegenüber den konkurrierenden und betroffenen Ministerien wie dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten hätte durchsetzen können.66 Die Provinzialkonservatoren hatten die in ihrem Amtsbereich befindlichen Gegenstände von künstlerischem oder wissenschaftlichem Wert zu ermitteln und zu überwachen, die Besitzer für den Denkmalschutz zu gewinnen, mit Geschichtsvereinen und Museen zusammenzuarbeiten, Wiederherstellungspläne zu begutachten, mit Behörden und Privaten zu verhandeln und Publikationen zu erstellen. Auf der provinzialen Seite standen - das war gleichfalls in dieser Form neu - die ehrenamtlichen Provinzial- beziehungsweise Bezirkskommissionen zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler. Den Vorsitz führte der Vorsitzende des Provinzial- beziehungsweise Landesausschusses; hinzu traten weitere vom Provinzial- beziehungsweise Landesausschuß im allgemeinen auf eine bestimmte Frist, etwa sechs Jahre, zu wählende Mitglieder, die teilweise von den Kirchen oder Vereinen vorzuschlagen waren. Der Konservator konnte ebenfalls in die Kommission gewählt werden oder sogar qua Amt Mitglied sein, in einigen Fällen allerdings nur mit beratender Stimme. Die Kommissionen hatten die Denkmäler zu erforschen und für ihre Sicherung zu sorgen, einschlägige Bestrebungen zusammenzufassen, das Verständnis für die Denkmäler zu wecken, bei Herstellungsarbeiten eventuell mitzuwirken und jährlich Bericht an den Provinzialbeziehungsweise Landesauschuß zu erstatten. Sie sollten in der Regel mindestens einmal jährlich tagen. Die laufenden und vorbereitenden Geschäfte von Konservator und Kommission führte ein drei- bis fünfköpfiger Ausschuß, dem in der Regel der Konservator selbst angehörte oder sogar vorstand.67 Gegenüber dem ursprünglichen Plan von 1887 war es zu nicht unbedeutenden Einschränkungen gekommen. Sie gingen auf den Einfluß provinzialer Interessen zurück, denn die Geschäftsordnungen der neuen Instanzen wurden von den Provinzialstellen erlassen. Den Kommissionsvorsitz übernahm nicht mehr der Konservator oder der Oberpräsident, sondern mit dem Vorsitzenden des Landesausschusses ein Vertreter der Provinz, de 244 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

facto ein Bürgermeister und damit ein unmittelbarer Verfechter kommunaler Interessen.68 Die von Berlin gewünschte Einstellung eines zweiten Konservators für die vorgeschichtlichen Denkmäler wurde zur bloßen Möglichkeit herabgestuft. In den neuen Provinzen Hessen-Nassau und Hannover sowie in der Berlin-skeptischen Rheinprovinz behinderten zudem starke Vorbehalte die Realisierung der Konzeption, obwohl das Kultusministerium den Provinzen zunächst demonstrativ freie Hand bei der Umsetzung lassen wollte und sich namentlich bei der Konservatorenbestellung »zur äußersten Zurückhaltung veranlaßt« sah. Eine »Einmischung« in diesen »Akt der Selbstvcrwaltung«, betonte Persius, nachdem ihn ein Anwärter für das Amt des Kasseler Bezirkskonservators um Protektion gebeten hatte, werde »der Sache mehr schädlich als förderlich« sein.69 Am hartnäckigsten opponierte der Bezirk Wiesbaden. Zum einen ging es um finanzielle Aspekte und Zuständigkeiten. Das Dotationsgesetz von 1875 bezog sich nicht auf die neuen Provinzen. Wiesbaden bestritt folglich, über Finanzmittel für die Denkmalpflege zu verfugen, bewilligte keine Beihilfen zur Erhaltung von Objekten und verwies auf den Staat. Zum anderen ging es um kulturpolitische Prioritäten von Landesausschuß und Kommunallandtag, die unter Denkmalpflege vornehmlich die Sorge für Altertümer im engeren Sinn und für bewegliche Denkmäler sowie Sammlungen verstanden und dabei hinreichende Aktivitäten der Vereine konstatierten. Erst nach der Sicherung eines Museums und auf mehrfaches Drängen des Staats, das heißt des Oberpräsidenten und des Kultusministeriums, brachte der Bezirk im April 1902 Konservatorenbestellung und Konstituierung einer Bezirkskommission auf den Weg.70 Auch in Hannover verzögerte sich die Umsetzung der Organisationsreform, weil provinziale Besonderheiten mit grundsätzlicher Skepsis zusammenflossen. Die Provinz weigerte sich, die finanziellen Mittel bereitzustellen, weil, wie der Landesdirektor urteilte, erstens die Amtsstellung des Konservators zwischen Staat und Provinz undeutlich sei, zweitens die Folgekosten der Reorganisation noch unkalkulierbar erschienen und drittens »schwer zu beurtheilen« sei, »ob die Einrichtung zu einer Centralisirung der Denkmalpflege führen könne, welche die Weiterentwickelung der Provinzialmuseen zu gefährden geeignet erscheine«.71 Auch nachdem der Provinziallandtag im Februar 1894 nach kontroversen Debatten das Reglement für die Provinzialkommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover beschlossen hatte, blieb die ganze Konstruktion umstritten. Während manche Abgeordnete gar keine rechtliche, sondern nur eine »moralische Verpflichtung« der Provinz zum finanziellen Denkmalschutzbeitrag sahen oder die Ausgaben für die Kommission lieber gleich den Denkmälern zugute kommen lassen wollten,72 betonten andere die Notwendigkeit einer Durchführung der Reform auch 245 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

in Hannover, um in der Konkurrenz der Provinzen nicht zurückzufallen, und zugleich die Bedeutung der Kommission als Gegengewicht zum Staatseinfluß auf den Konservator.73 Vertreter lokaler Interessen befürchteten allerdings eine binnenprovinziale Zentralisierung, die sich etwa in einem Aufkauf der regionalen oder lokalen Kunstgegenstände zugunsten des Provinzialmuseums (dessen Leiter nach ersten Planungen zugleich als Provinzialkonservator fungieren sollte) auswirken könne.74 Als dann im Mai 1894 schließlich ein Konservator gewählt wurde, wollte ihn die Provinzialkommission mit einer eigenen »Dienstinstruktion« versehen. Dies widersprach schon in formaler Hinsicht den Vorgaben des Ministeriums, das die Provinzialkonservatoren auf die Instruktion für den Staatskonservator von 1844 zu verpflichten gedachte. Vor allem war die Instruktion auch inhaltlich weder mit der altpreußischen Vorgabe noch mit den ministeriellen Intentionen in Einklang zu bringen. Der Konservator sollte die »Aufsicht über alle Denkmäler von Kunst und Alterthum in der Provinz Hannover« einschließlich der staatlichen Objekte übernehmen und ihre Inventarisation, Erhaltung sowie Wiederherstellung überwachen. Er amtierte ausdrücklich als »Angestellter der Provinz« und hatte »in dieser seiner Stellung zunächst den Anordnungen der Provinzialkommission bezw. des engeren Ausschusses Folge zu geben«, während er mit dem Berliner Konservator zwar »möglichst enge Beziehungen zu unterhalten, geeignetenfalls bei demselben Förderung seiner Thätigkeit zu erwirken«, »aber den engeren Ausschuß über diesen Theil seiner Thätigkeit fortlaufend in Kenntniß zu erhalten und sich von dort in zweifelhaften Fällen Weisung geben zu lassen« hatte.75 Der hier formulierte eindeutig provinziale Vorrang in der Denkmalpflege mit seiner impliziten Tendenz der provinzialen Integration und Autonomie widersprach der beabsichtigten Vereinheitlichung und Garantie staatlicher Kontrolle und stieß deswegen auf heftigen Widerspruch des Kultusministeriums.76 Da sich aber sogar der Oberpräsident Rudolf von Bennigsen, ehemals selbst als Landesdirektor an der Spitze der Provinz, in formaler wie inhaltlicher Hinsicht hinter das Vorgehen der Provinz stellte, tolerierte das Kultusministeriums am Ende einerseits das provinziale Vorgehen, entwarf aber andererseits eine besondere Instruktion für den Provinzialkonservator in dessen Funktion als Delegierter des staatlichen Konservators.77 So entwickelte sich in Hannover wie in den anderen Provinzen eine doppelte Geschäftsführung und Loyalität der Provinzialkonservatoren, ein Zustand, der am Ende weniger die Funktionsfähigkeit des Amtes beeinträchtigte als vielmehr de facto Unabhängigkeit und Verselbständigung der Amtsträger förderte. Die Dezentralisation entfaltete mithin eine gewisse Eigendynamik. Zum einen erkannten manche Provinzen den Wert der kulturpolitischen Autonomie. Sie funktionalisierten die regionale Überlieferung dabei für die 246 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

provinziale Integration. Nach dem Weltkrieg und vor dem Hintergrund von Diskussionen um eine Rcichsreform intensivierten viele Provinzen die Pflege und Erforschung regionaler Kultur. Das gilt beispielsweise fur die Provinz Westfalen, die 1923 ein eigenes Kulturdezernat einrichtete,78 oder auch für die Provinz Hannover. Kulturraumforschung diente der territorialen Absicherung. Zum anderen wurde das Verhältnis von Zentralisation und Dezentralisation des Denkmalschutzes in den Berliner Ministerien zunehmend kontrovers diskutiert. Während das Finanzministerium aus haushaltsrechtlichen wie finanzpolitischen Gründen und unter Verweis auf die durch das Dotationsgesetz von 1875 übernommenen Verpflichtungen die provinziale Zuständigkeit betonte, beharrte das Kultusministerium auf staatlichen Eingriffsmöglichkeiten, einesteils um fachgerecht erforderliche kostenaufwendige Restaurationen durchführen zu können, anderenteils um bei der Erhaltung von über die Provinzgrenzen hinaus bedeutenden Obiekren mitzuwirken.79 Dahinter stand freilich noch ein anderes Problem, das zwischen Staatsregierung und Provinzen strittig geblieben war.80 Das Dotationsgesetz von 1875 hatte die Provinzen verpflichtet, die Kosten für die »Unterhaltung von Denkmälern« zu bestreiten.81 Als im Zuge der rapide zunehmenden Altbauzerstörungen und des geschärften öffentlichen Denkmalbewußtseins die Aufgaben der praktischen Denkmalpflege immer umfangreicher und die materiellen Lasten immer schwerer wurden, beriefen sich viele Provinzen, namentlich Westpreußen und die Rheinprovinz, die auch Unterstützung im Abgeordnetenhaus erhielten,82 darauf, daß das Gesetz den Begriff des Denkmals durchaus nicht im modernen Sinn verstanden, sondern lediglich die Unterhaltung der Denkmäler im engen, eigentlichen Sinn, vor allem der Kriegerdenkmäler und Standbilder, bezweckt habe und eine weitergehende zwangsweise Übernahme staatlicher Aufgaben den Provinzen ohne vermehrte finanzielle Mittel nicht zugemutet werden könne.83 Das entsprach zwar dem populären Denkmalbegriff der 1870er Jahre, ob es aber tatsächlich die Intentionen des Gesetzgebers traf, konnte nicht geklärt werden. Sicher ist, daß der wissenschaftliche Denkmalbegriff auch schon 1875 weiter gefaßt wurde. Gleichwohl gestand das Kultusministerium den Provinzen in ihrer Interpretation einen »Schein des Rechtes« zu: »Unter dem Ausdrucke ›Denkmäler‹ wird kein Unbefangener das umfassende Gebiet verstehen, welches die Staatsregierung damit verbindet.« Die Staatsregierung werde so in der Öffentlichkeit und gegenüber den Provinzen »leicht ins Unrecht« gesetzt.84 Ganz anders urteilte das Finanzministerium. Über die Denkmäler im engeren Sinn und die nicht mehr im Gebrauch befindlichen Überreste früherer Kunst und Kultur, die das Kultusministerium allenfalls noch vom Gesetz erfaßt sah, hinaus rechnete es auch noch benutzte Kirchen, öffentliche Gebäude und private 247 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Baudenkmäler unter die Formulierung des Dotationsgesetzes, um die Provinzen zur Übernahme der Bauunterhaltungskosten zu verpflichten. Das Kultusministerium geriet dadurch in eine prekäre Lage. Einerseits ließen sich nur wenige Provinzen zu einer Verfahrensweise im Sinne der Interpretation des Finanzministeriums überreden, andererseits hatte es selbst keine Mittel für den Erhalt von Baudenkmälern. Die Denkmalpflege, von den Berliner Ministerien gering geachtet und als Funktionshindernis empfunden, drohte zwischen die Instanzen zu fallen. Das Kultusministerium versuchte deshalb im Frühjahr 1901, neue Dotationen zu einer Änderung der Formulierung im Gesetz zu nutzen und den Provinzen als Aufgabe nicht mehr nur die »Unterhaltung von Denkmälern«, sondern die »Bestreitung der Kosten der provinziellen Denkmalpflege« überhaupt zuzuweisen. Zugleich wollte das Kultusministerium die staatliche Fürsorge für diejenigen Denkmäler sicherstellen, »deren Bedeutung über den Rahmen der Provinz hinausgeht«.85 Doch die betroffenen Ministerien des Innern, der Finanzen, der öffentlichen Arbeiten und der Justiz opponierten gleichermaßen. Erstens gehöre die Sache zum projektierten Denkmalschutzgesetz - dessen Realisierung, wie alle Beteiligten wußten, überaus fraglich war -, zweitens impliziere der Formulierungsvorschlag des Kultusministeriums eine prinzipielle Verpflichtung des Staats, die Kostenaufbringung für Angelegenheiten der Denkmalpflege zu übernehmen und zu regulieren.86 So scheiterte der Novellierungsvorschlag. Insbesondere erwies sich bei der Ingangsetzung der neuen Organisation, daß die 1887 entworfene Konzeption an der Jahrhundertwende bereits überholt war. Das galt für die Provinzialkommissionen, die, daraufist noch einzugehen, nur begrenzte Aktivitäten entfalteten. Das galt auch für die Provinzialkonservatoren, von deren Wirksamkeit die Effizienz der preußischen Denkmalpflege letztlich abhing. Mit der Ausweitung des Denkmalbegriffs und der Verbesserung der technischen Arbeitsmöglichkeiten expandierte ihr Aufgabenbereich weiter. In manchen Provinzen stiegen die Geschäftsnummern nach der Jahrhundertwende jährlich um 50 Prozent.87 Mehrere Provinzen gingen deshalb dazu über, ihre Konservatoren de jure oder de facto im Hauptamt zu beschäftigen. Das rief auf die Dauer neue Konflikte mit dem Kultusministerium um die staatlichen Aufwandsentschädigungen hervor. Zugleich mehrten sich die Initiativen, die eine straffere Verstaatlichung, Zentralisierung und Bürokratisierung der Denkmalpflege in Preußen forderten. »Die Denkmalpflege« monierte, daß es »an der nothwendigen engen Fühlung« zwischen staadichen und provinzialen Stellen fehle. Der Konservator müsse zu häufig vermitteln. Vorteilhafter sei es deshalb, den Staat stärker an der Denkmalpflege in den Provinzen zu beteiligen.88 Im Abgeordnetenhaus wurde seit 1901 diskutiert, die Provinzialkonservato248 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ren im Hauptamt und womöglich als Staatsbeamte anzustellen, den Berliner Staatskonservator etwa durch eine Ernennung zum Vortragenden Rat aufzuwerten und den Ministerialapparat für Denkmalschutz auszubauen.89 Obwohl die Regierung dies unter Hinweis auf das Dotationsgesetz und die provinziale Zuständigkeit für die Anstellung der Konservatoren zurückwies, verstummten Vorschläge nicht, die Zentrale zu stärken oder zumindest die Organisation zu verdichten, zu straffen und zu bürokratisieren.90 Häufig wurde ein Vergleich mit den Organisationsformen im Ausland, besonders in Frankreich, Italien und Belgien, gezogen.91 Hans Lutsch etwa, der Konservator der preußischen Kunstdenkmäler, verwies in seinen Reformüberlegungen vom Juni 1903 auf die straffe Denkmalpflegebürokratie namentlich in den beiden erstgenannten Ländern.92 Bei derartigen Vergleichen spielten aber nicht allein administrationsrationale Erwägungen eine Rolle. Es deutete sich vielmehr eine Perspektive der nationalen Konkurrenz an, unter der Kulturpolitik und Denkmalpflege auch - und insofern gewissermaßen um ihrer selbst, nicht um der Objekte willen betrieben wurden und unter der sie nicht der Willkür der hier sehr unterschiedlich engagierten Provinzen überlassen werden durften. Eine integrierende Funktion konnte eben nicht von einer provinzialen, sondern nur von einer gesamtstaatlichen Politik erfüllt werden.93 Mit dieser nationalpreußischen Intention, mit den administrativen Schwierigkeiten und den ständigen Konflikten um die Durchsetzung der Denkmalpflege, schließlich mit den öffentlichen Forderungen nach einer Organisationsreform hing zusammen, daß das Kultusministerium am 1. Februar 1909 einen Verordnungsentwurf zur Errichtung eines Landesdenkmalrats vorlegte.94 Den Vorsitzenden wollte das Kultusministerium stellen, dem der Rat untergeordnet war und das auch die einzelnen Mitglieder berufen und Geschäftsordnung wie Kompetenzen bestimmen sollte. Der Rat sollte neben Vertretern des Kultusministeriums fakultativ Vertreter der Ministerien für öffentliche Arbeiten, des Innern, für Landwirtschaft und der Finanzen, ferner Vertreter der Kirchen und der Provinzen sowie Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft umfassen und jährlich tagen, ein engerer Ausschuß monatlich zusammentreten. Die Aufgaben umfaßten die Bestimmung des Kreises der Denkmäler, die Aufsicht über die Objekte, die Anfertigung von Gutachten, die Förderung einheitlicher Inventarisationsverfahren, die Anregung von einschlägigen Vereinen sowie die Aufstellung von technischen und künstlerischen Grundsätzen der Denkmalpflege. Diese Vorstellungen, vom Kultusministerium taktisch wenig geschickt parallel zu den noch laufenden Diskussionen über ein Denkmalschutzgesetz präsentiert, fanden schon interministeriell keine Zustimmung. Die idealistischen Versicherungen des Kultusressorts, es gehe darum, jeden 249 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Anschein »individuellen und einseitigen Einflusses« zu vermeiden und in dem neuen Rat die Denkmalpflege gleichermaßen unter wissenschaftlichen, künstlerischen und verwaltungsrechdichen Aspekten sowie unter Einbeziehung der wirtschaftlichen Belange zu behandeln, konnten nicht verdecken, daß zwar heterogene staatliche und zentrifugale provinziale wie gesellschaftliche Interessen eingebunden und damit Gegengewichte zur Dezentralisation der 1890er Jahre geschaffen worden wären, daß aber doch das Kultusministerium den Vorrang beanspruchte. Schon das Innenministerium monierte die bloß fakultative Zuziehung seiner Vertreter und ebenso die tatsächlich eigenartige Bestimmung, die dem Kultusministerium das Recht der Mitgliederbenennung und damit die Verfügung über Angehörige anderer Ressorts einräumen wollte. Es erklärte einen Landesdenkmalrat für überflüssig, da er nur beratend und ohne eigenen Etat arbeiten sollte und eine Anhörung von Fachleuten auch ohne organisatorische Verfestigung möglich sei, im übrigen aber die Verabschiedung des projektierten Denkmalschutzgesetzes abzuwarten stehe.95 Dabei blieb es, und mit dem Scheitern des Gesetzesplans wurden dann alle Reformen des prekären Verhältnisses von Zentrale und Peripherie in Preußen bis zu erneuten Gesetzesprojekten der 1920er Jahre beiseite gelegt. Hierzu trug bei, daß der Konservator der Kunstdenkmäler selbst der Einrichtung eines zentralen Denkmalrats skeptisch gegenüberstand, weil er befürchtete, daß dort wie in der Bauakademie traditionell gesinnte, die modernen Denkmalpflegegrundsätze ablehnende Baubeamte dominieren würden.96 Zunehmend kritisierte er überdies die Politik der Interessenabwägung in der Berliner Zentrale, die nicht nur schwerfällig anmutete, sondern regionale Aspekte der Denkmalpflege zu übergehen schien. Er empfahl deshalb den Provinzialkonservatoren beispielsweise im Herbst 1909 und im Herbst 1911 auf den preußischen Konservatorentagungen, regelmäßigen Fachbesprechungen anläßlich des »Tags für Denkmalpflege«, bei schwierigeren Entscheidungen nicht nach Berlin zu schreiben, denn dort würden sie »im Stich gelassen«, dort »gelten politische und hochkirchliche, selbst Verkehrsfragen für wichtiger, als ›die verhältnismäßig minimalen der Denkmalpflege‹«, sondern vielmehr verstärkt und entscheidungsfreudig eigene Verantwortung zu übernehmen und dabei die Zusammenarbeit mit den Regierungspräsidenten zu suchen,97 kurz: die provinzialen Interessen zu nutzen, um die fachlichen Interessen unabhängig von den Interessen und Konflikten in der Berliner Zentrale durchzusetzen.

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c) Denkmalräte und Partizipation Die Berliner Schwierigkeiten, den politischen Interessenausgleich mit den Fachzielen der Denkmalpflege in Einklang zu bringen, betrafen letzdich ein Grundproblem administrativen Denkmalschutzes, das im multidisziplinären Charakter der quer zur herkömmlichen Verwaltungsorganisation und auch quer zu gesellschaftlichen Gruppen angesiedelten Materie begründet lag. Einen systematischen Weg, gesellschaftliche, außerstaatliche Interessen in die Denkmalpflege einzubeziehen, wies das Beiratsprinzip, wie es auch in Preußen als Element der Dezentralisation eingeführt wurde. Die Beteiligung der Denkmaleigentümer und anderer Vertreter der regionalen Öffentlichkeit im Rahmen von Kommissionen oder Denkmalräten versprach eine reibungslosere und zügigere Durchsetzung denkmalpflegerischer Entscheidungen. Durch die Ausweitung und Popularisierung der Denkmalpflege seit den 1890er Jahren rückte dieser Aspekt in den Mittelpunkt der Reformüberleguneen. Die Denkmalräte und Kommissionen hatten Vorläufer quasi bürokratischen Charakters. Preußen richtete 1853 eine zentrale Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunstdenkmäler ein, die mit dem Kultusminister, dem Ministerialreferenten fur Denkmalangelegenheiten, dem Konservator, dem Generaldirektor der Könglichen Museen, einem Oberbaurat und einem Oberrevisionsrat hochrangig besetzt war. Doch fehlten ihr neben den Finanzmitteln handhabbare Kompetenzen. Sie hatte lediglich gutachterliche und propagandistische Aufgaben und sollte zudem eine Inventarisation der Denkmäler einleiten. Die Kommission trat auch nur zweimal im Jahr 1853 zusammen und stellte ihre Tätigkeit dann wieder ein.98 In Bayern gab das Ministerium dem Konservator 1868 ebenfalls eine gutachterliche Kommission bei, die das Land jährlich bereisen, »die in Bezug auf Architektur, Sculptur, Malerei und Kunstindustrie denkwürdigen Werke« verzeichnen und Erhaltungsmaßnahmen in Anregung bringen sollte.“ Ihre Kompetenzen waren freilich »nicht genügend präzisiert«; noch 1873 verfugte sie über keine Instruktion. Sie tagte offenbar nur ein einziges Mal, und der Generalkonservator Wilhelm Heinrich von Riehl beklagte 1885 ihre »Resultatlosigkeit«.100 Die preußische wie die bayerische Kommission zielten auf den binnenbürokratischen In* teressenausgleich. Diese Form wurde mit der Popularisierung und Öffnung der Denkmalpflege im Kaiserreich obsolet. Die noch 1910 erwogene Einsetzung einer lediglich aus den Konservatoren gebildeten »Kommission für Denkmalpflege« in Baden101 blieb auch deshalb in Ansätzen stecken. Statt dessen setzte sich ausgehend von Preußen das Prinzip der Denkmalräte als Vertretungen öffentlicher Interessen vorübergehend durch. Wo es 251 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nicht eingeführt wurde, wie in den süddeutschen Staaten des bürokrati­ schen Reformmodells, etwa in Baden und Bayern, kam es fast regelmäßig zu konkurrierenden Aktivitäten staatlicher und öffentlicher Denkmalpfle­ ge. Im Unterschied zu den vorreformerischen Vereinsaktivitäten handelten die nun weniger elitären oder antiquarisch-wissenschaftlich orientierten, sondern eher populären, auf breite Integration abgestellten Vereine in größerer Distanz zum Staat, wenn auch nicht völlig autonom. So wurde immer wieder die Einbindung privater Initiativen diskutiert. In Bayern plädierte 1907 sogar der Generalkonservator Georg Hager unter Verweis auf das Vorbild Hessen und in Distanzierung von der etatistischen franzö­ sischen Lösung für eine Einbeziehung der öffentlichen Geschichts- und Altertumsbewegung, um die Popularität der staatlichen Denkmalpflege zu fördern.102 Hager beschrieb damit allerdings auch die Grenze öffentlicher Teilhabe, nämlich die Autonomie der F achkompetenz, welche die berufs­ mäßigen bayerischen Denkmalpfleger gelegentlich eher durch die organi­ sierten Heimatschutzinteressen als durch die Behörden bedroht sahen. Durchgängig, und zwar bis in die Weimarer Zeit hinein, plädierten die bayerischen Generalkonservatoren im Einklang mit dem Kultusministeri­ um deshalb für eine klare Kompetenzabgrenzung zwischen der Behörde und dem »Verein für Volkskunst und Volkskunde«, der wiederholt auf seine denkmalpflegerische Tätigkeit hinwies.103 1920 etwa wehrte sich Hager gegen die vom »Bayerischen Landesverein für Heimatschutz« (so der neue Name des Volkskunstvereins) und mehreren anderen Vereinen geforderte Einrichtung einer »Künstler- und Sachverständigenkommission« als höch­ ster Instanz auch für Angelegenheiten des Heimatschutzes und der Denk­ malpflege.104 Trotz der demonstrativen F örderung des Heimatschutzes durch den bayerischen Staat unterblieb deshalb eine formelle Absicherung der Befugnisse und Aktivitäten von Heimatschutzvereinen. Die Beteiligung öffentlicher und organisierter Interessen an der Denk­ malpflege erschien vor allem als ein Element der Verrechtlichung. Sie war deswegen häufig in Denkmalschutzgesetzen vorgesehen, in bürokratisier­ ten Verwaltungen aber schlecht durchfuhrbar. Sie konnte zudem ein In­ strument der Dezentralisation und Delegation enthalten und widersprach auch in dieser Hinsicht zentralistisch verwalteten Staaten. Das betraf Bay­ ern und Baden, während es für Oldenburg schon aus praktischen Gründen fast unumgänglich wurde, drei Denkmalräte für die drei Landesteile zu schaffen. Allerdings beharrte Oldenburg wie schon bei der Dezentra­ lisation generell so auch bei den Räten auf zentraler Leitungskompetenz. Das Denkmalschutzgesetz von 1911 regelte die Angelegenheiten der lediglich beratenden und gutachterlich tätigen Denkmalräte nicht sämtlich im Detail, sondern überließ dies dem Innenministerium, das auch die Zusammensetzung bestimmte. Den Vorsitz in den Denkmalräten mußte

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ein vom Innenministerium ernannter Beamter fuhren. Das Ministerium drängte in den beiden Exklaven darauf, die Denkmalschutzreferenten bei den jeweiligen Regierungen als Ratsvorsitzende zu bestellen, ein Vorhaben, dem sich die Birkenfelder Regierung erfolgreich widersetzte, da sie Interes­ senkollisionen vermeiden wollte. Im übrigen gehörten den Oldenburger Denkmalräten neben den Denkmalpflegern Baubeamte, Museumskundler, Vertreter der Geschichts- oder Heimatvereine sowie Vertreter der Kirche an; letztere wurden von der Kirche selbst vorgeschlagen. 105 Die regionale Aufteilung der Oldenburger Denkmalräte erleichterte zwar die Wahrung lokaler Interessen, wie sich vor allem in Birkenfeld zeigte, minderte aber zugleich die Durchschlagskraft der Räte und der in ihnen vertretenen gesellschaftlichen Interessen bei F ragen der Gesamt­ steuerung der Denkmalpflegepolitik des Landes. Anders verhielt es sich in Hessen. Zwar bestimmte auch hier das Innenministerium Zusammenset­ zung und Geschäftsordnung des durch Gesetz vom 16. Juli 1902 vorgese­ henen Denkmalrats. Vorgeschrieben war allerdings, daß dem Rat neben Staatsbeamten »je ein Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche, mindestens zwei Mitglieder von hessischen Altertums-, Geschichts- oder Kunstvereinen« sowie »zwei in Hessen wohnhafte Baudenkmalbesitzer« angehörten. Dazu traten in der Regel neben den Denkmalpflegern auch Vertreter der Wissenschaft namentlich von der Technischen Hochschule Darmstadt und der Universität Gießen. Diese konsequente Einbeziehung von Interessenten und Beteiligten bis hin zu Denkmaleigentümern war um so bedeutsamer, als der Rat im Rahmen seiner allgemeinen »Mitwirkung bei der Ausübung des Denkmalschutzes« konkret für die Eintragung privater Denkmäler in die Denkmalliste und die Erklärung des Umge­ bungsschutzes zuständig wurde. 106 Der Denkmalrat sollte in Hessen wie in anderen Ländern mindestens einmal jährlich tagen. In den Anfangsjahren bis zum Ausscheiden des ersten Ratsvorsitzenden, des einflußreichen, auch publizistisch aktiven Darmstädter Ministerialrats Maximilian von Biegele­ ben, im Jahr 1911 spielte der hessische Denkmalrat eine beachtenswerte öffentliche Rolle bei der Bündelung und Vertretung von Belangen der Denkmalpflege. Freilich waren die Räte schon bei der Einführung umstritten, dies selbst in den neuen preußischen Provinzen, wo sie als Konkurrenz zum staatlich beeinflußten Konservator die Möglichkeit boten, regionale und gesell­ schaftliche Interessen wirksam zu repräsentieren. Einerseits wurden wie etwa in Hannover Bedenken laut, die Provinzialkommissionen stünden letzdich nur für die Privatinteressen der Mitglieder und ihrer Heimatorte ein. Vertreter lokaler Heimatvereine befürchteten andererseits, wiederum am Beispiel Hannover nachweisbar, bei der Besetzung übergangen zu werden. 107 Der »Verein für Geschichte und Landeskunde in Osnabrück«

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wandte sich sogar an den Oberpräsidenten, also an den Staat, und verlangte das Vorschlagsrecht für ein Kommissionsmitglied nach dem Vorgange des »Historischen Vereins« zu Hannover, da dieser nur für die niedersächsisch altwelfischen Gebiete arbeite, er selbst dagegen für die westfälischen Teile der Provinz, überdies mehr Mitglieder als der hannoversche Verein habe und publizistisch außerordentlich regsam sei.108 Das deutete an, daß die Kriterien der Einbeziehung ungeklärt waren. Während Osnabrück Aktivi­ tät, Mitgliederzahl und regionale Kompetenz anführte, stand den Reform­ planern schon die gesamtprovinziale Integration mit Hilfe eines Monopols in der Kultur- und Geschichtspflege vor Augen, zumal die zur Milderung der Konflikte diskutierte Einbeziehung lokaler Interessen eine funktions­ widrige Autblähung der Apparate zur Folge haben mußte.109 Die Spannung zwischen Zentrale und Peripherie wurde so durch die preußische Reform im allgemeinen, die Kommissionen zur Erhaltung und Erforschung der Denkmäler im besonderen in die Provinzen hineingetragen. Der Staat und das Berliner Ministerium konnten aus lokaler und regionaler Sicht geradezu als Schutz vor Monopolansprüchen der Provinzzentrale erscheinen. De facto führten die Beiräte im übrigen oft ein Schattendasein als eher lockere Honoratiorentreffen. Dazu trug bei, daß die Sitzungen nicht immer, wie vorgesehen, jährlich stattfanden und daß häufig kein permanen­ ter Versammlungsort fixiert war, vielmehr durch wechselnde Tagungsorte einmal das Ehrgefühl lokaler Veranstalter und Vereine befriedigt, sodann aber auch die Besichtigung unterschiedlicher Objekte ermöglicht werden sollte. Dies verhinderte - neben den langen Sitzungsintervallen und dem Ehrenamtsprinzip - eine Verstetigung der Kommissionstätigkeit und er­ schwerte zudem in ganz praktischer Weise die Anreise der Ratsmitglieder aus allen Teilen der Provinz. Zur Sitzung der Wiesbadener Bezirkskommis­ sion in Limburg beispielsweise erschienen am 18. Oktober 1906 nur fünf Mitglieder und der Vorsitzende, neun Mitglieder fehlten; die Kommission war beschlußunfähig. Die folgende Tagung wurde dann bis Anfang 1908 hinausgezögert und nach Frankfurt einberufen, um eine Beschlußfähigkeit zu ermöglichen. Zudem zeigte sich, daß die langen F risten zwischen den Sitzungen ein rasches und flexibles Agieren unmöglich machten. Dies war jedoch um so nötiger, als die in der Alltagspraxis wichtigste Aufgabe der Wiesbadener Kommission wie der meisten Kommissionen in der Begutach­ tung von Beihilfeanträgen bestand.110 Der Wiesbadener Landesausschuß beschloß deshalb schon am 2. Mai 1906, dem Vorsitzenden der Bezirks­ kommission einen jährlichen Etat von 500 Mark zur Verfügung zu stellen. Daraus sollten »in dringenden F ällen ohne besondere Zustimmung der Gesammt-Kommission im Einverständnis mit dem Bezirkskonservator« Beihilfen für Wiederherstellungen bewilligt werden.111 Das diente der Effizienz, implizierte aber eine faktische Zurückdrängung des Einflusses 254 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

der in der Kommission vertretenen Interessen von Kirche, Vereinen und Wissenschaft. In Kassel tagte die Bezirkskommission zunächst noch seltener, nach der konstituierenden Sitzung am 23. April 1892 erst wieder am 2. April 1894 und dann am 20. Dezember 1898. Nach der Jahrhundertwende wurden regelmäßiger, aber noch immer nicht in jedem Jahr Sitzungen abgehal­ ten.112 F ormale F ragen nahmen zunächst einen beträchtlichen Raum ein. Der »Verein für hessische Geschichte und Landeskunde«, der sich seit seiner Gründung im Jahr 1834 mit der Geschichtspflege im Kurfürstentum Hessen beschäftigte, sah sich als angestammten Vertreter der Denkmalpfle­ ge im Bezirk und die neue Organisation gewissermaßen als Konkurrenz­ verein. Er verlangte deshalb ein »Zusammengehen beider Vereine« und eine bevorzugte Berücksichtigung seiner Mitglieder bei der Wahl von Konservator und Ausschuß. Die Befürchtung, der Geschichtsverein wün­ sche eine dauernde institutionelle Absicherung im Rahmen der neuen Organisation, rief Widerstand gegen eine »etwaige Bevormundung« der übrigen Vereine hervor.113 Andere Kommissionsmitglieder wiederum ver­ standen sich quasi als lokale Konservatoren an ihrem Heimatort und forderten entsprechende Informationen an die Behörden.114 Kurz: Rang­ und Kompetenzfragen verzögerten anfangs die Inangriffnahme der Arbei­ ten. Inhaltlich beschäftigte sich die Kommission zum großen Teil mit dem Fortgang der Inventarisation, vor allem mit der Gestaltung der Inventare. Der Landesdirektor beharrte allerdings darauf, daß der Kommission auch hier nur begutachtende F unktionen zukämen und die Entscheidung bei Landesausschuß und Kommunallandtag liege. Diese seien zwar geneigt, dem Kommissionsurteil in der Regel zu folgen, bei F ragen der Finanzie­ rung müsse der Landtag aber auf seiner alleinigen Abwägung bestehen.115 Wie in Wiesbaden wurde auch in Kassel die Schwerfälligkeit der Kommissi­ onstätigkeit zum Problem. Der Kasseler Bezirkskonservator beantragte deshalb 1901 einen Dispositionsfonds von 1.000 Mark, um seinen Hand­ lungsspielraum, beispielsweise für kurzfristig erforderliche Aufnahmen oder Erwerbungen, zu erhöhen.116 Derartige Korrekturversuche konnten die strukturell bedingten Mängel der Denkmalräte nicht beheben, und auch deshalb sank ihre Bedeutung in der Nachkriegszeit erneut merklich. Unter den Bedingungen einer Ver­ knappung der Haushaltsmittel und auch angesichts der Demokratisierung, der parlamentarisch-repräsentativen Vertretung öffentlicher Interessen, wurden die nebenparlamentarischen Beamten-, Honoratioren- und Kor­ porationenvertretungen obsolet. Sie erschienen vordemokratisch und eli­ tär, personell aufgebläht und unflexibel, dienten nicht selten eher dem Prestige der Mitglieder als der Sache. Als extremes Beispiel dafür stand die westpreußische Provinzialkommission, die mit ihren 66 Mitgliedern nur 255 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

beschränkt handlungsfähig war.117 In den anderen Provinzen sah es nicht viel besser aus. Die hannoversche Provinzialkommission, die nach einer Reglementänderung vom 16. F ebruar 1900 sogar zweimal jährlich tagen sollte, hielt nur bis zum Krieg überhaupt mindestens eine jährliche Ver­ sammlung ab. 1922 wurde das Reglement erneut gestrafft, die Wahl des Provinzialkonservators der Kommission entzogen, der engere Ausschuß gestrichen und die Periodizität auf nur mehr mindestens eine Sitzung im Jahr reduziert. Zwischen 1921 und 1925 trat die Kommission im übrigen gar nicht zusammen. 1931 beschloß der Provinziallandtag die Auflösung. Das öffentliche Interesse für die Denkmalpflege habe derart zugenommen, daß eine weitere werbende Tätigkeit nicht vonnöten sei. Zudem beschäfti­ ge sich die Kommission nun hauptsächlich mit der Begutachtung von Beihilfeanträgen, über die doch der Provinzialausschuß beschließen müsse. Dieser könne folglich die Arbeit gleich ganz übernehmen.118 Selbst der hessische Denkmalrat tagte nur bis zur zehnten Sitzung im März 1914 jährlich, die elfte Sitzung fand erst 1924 statt. Dies alles schuf Handlungs­ raum für Denkmalpfleger und Konservatoren, deren F unktionen und Kompetenzen sich nach dem Krieg ausdehnten und verselbständigten. d) Einbindung von Laien Eine besondere F orm der Partizipation in der Denkmalpflege stellte die Berufung von gebildeten Laien zu ehrenamtlichen lokalen Helfern dar. Sie wurden etwa als Korrespondenten, Vertrauensleute oder Bezirksdenkmal­ pfleger tituliert. Zahlreiche Staaten experimentierten mit einer derartigen Bürgerbeteiligung am Denkmalschutz. Dahinter stand eine doppelte Auf­ gabe. Einerseits sollten die ehrenamtlichen Denkmalpfleger die ständige Kontrolle vor Ort ermöglichen. Andererseits sollten sie für die Denkmal­ pflege werben, schon indem sie durch ihre Existenz Denkmalschutz nicht als bloßen Oktroi des Staats, sondern als freiwillige Eigeninitiative der Bevölkerung erscheinen ließen. Die erzieherische Wirkung einer breiten, dezentralen Laieneinbindung stand dabei im Vordergrund. Deshalb wur­ den meist Multiplikatoren wie Lehrer und Pfarrer oder zumindest örtliche Honoratioren in diese Ämter gezogen. Gleichwohl blieben Effizienz und Sinn einer derartigen Laienbeteiligung umstritten. Den ersten Versuch unternahm Preußen. Ende 1853 beschloß man hier die Berufung von Laienpflegern. Im Laufe des Jahres 1854 wurden 42 Korrespondenten der Denkmalpflege im Lande als ehrenamtliche Aufseher und Berichterstatter ernannt. Sie sollten der zentralstaatlichen Denkmal· schutzverwaltung zuarbeiten. Die Institution erwies sich freilich als F ehl· schlag. Die Korrespondenten entfalteten zunächst eine gewisse Aktivität 256 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und produzierten »eine F ülle von Einzelmaterial - jedoch ohne organi­ schen Zusammenhang«, wie der preußische Kultusminister 1891 resümier­ te; »es fehlte ihnen einerseits an staatlicher Autorität, anderseits an Boden im Lande selbst«.119 Sie verfügten weder in fachlicher noch in administrati­ ver Hinsicht über ausreichende Legitimität, und de facto schlief die Tätig­ keit ein. Schon in Preußen hatten sich die Grundsatzprobleme angedeutet, die in der F olgezeit auch in anderen Ländern zu kontroversen Diskussionen führten. Der bayerische Generalkonservator Riehl verlangte im Rahmen seiner Reformvorschläge von 1885 die Berufung von ehrenamtlichen Kor­ respondenten der Denkmalpflege nach preußischem und darüber hinaus österreichischem Vorbild. Personal vorschlage legte er gleich bei. Seine Kandidaten, vor allem Bürgermeister, Juristen und Gutsbesitzer, ent­ stammten der ländlichen Honoratiorenschaft und dem Bildungsbürger­ tum.120 Kaum fünf Jahre später freilich distanzierte sich Riehl von seinen eigenen Empfehlungen. Eine Einsetzung von Korrespondenten wollte er jetzt nicht mehr befürworten. Die Erfahrung aus anderen Ländern wie die Debatten in der Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine von 1889 hätten nämlich gezeigt, daß eine offizielle königliche Bestallung ins Ehrenamt unfähige Amtsträger anziehe. Riehl fürchtete das »Hervorlocken eines dilettantischen Streberthums«.121 Das deutete auf Selbstabschottungstendenzen der Fachbehörden hin, die eine binnenadministrative Expansion und Rationalisierung bevorzugten, und zugleich auf die dem Korrespondenteninstitut immanente Spannung zwi­ schen F achinteresse einerseits, politischem Integrationsinteresse anderer­ seits. Nicht zuletzt aus politischen Gründen wurde die Verdichtung des Kor­ respondentenprinzips auch in der Folge weiter betrieben, vor allem in der zweiten Phase der Organisationsreformen an der Jahrhundertwende, als die rein bürokratische Tendenz der frühen Reformen in den Hintergrund trat und die Einbeziehung öffentlicher Interessen gerade für die federfüh­ renden Ministerien wichtiger wurde. Die preußischen Provinzen beriefen nach der Installierung einer provinzialen Denkmalpflegeorganisation in den 1890er Jahren lokale Vertrauensleute (Hannover) oder Korresponden­ ten (Rheinprovinz), nun aber in weit größerer Zahl als 1854. Allein in der Provinz Hannover wurden seit Ende 1895 ca. 500 Vertrauensmänner eingesetzt, hier fast ausschließlich Geistliche und Lehrer, vereinzelt dane­ ben Bürgermeister, F örster, Bauräte, Amtleute, Landwirte und Gutsbesit­ zer.122 Die Verhältnisse differierten allerdings in den preußischen Provinzen erheblich.123 Bayern ließ im Gefolge der Organisationsreform 1911 ehren­ amtliche Korrespondenten der Denkmalpflege durch das Generalkonser­ vatorium bestellen. Ihre Aufgaben waren vermittelnder, informierender 257 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und werbender Natur.124 In Oldenburg ermöglichte das Denkmalschutzge­ setz von 1911 die Unterstützung der Denkmalpfleger durch Vertrauens­ männer.125 In Baden wurde schon Ende der 1880er Jahre auf Initiative des Kultusministeriums über die Einsetzung von Bezirksdenkmalpflegern dis­ kutiert. Im Dezember 1894 lag ein erstes Verzeichnis möglicher Kandida­ ten vor, im Juni 1898 dann eine revidierte Liste, am 11. März 1899 erging eine Instruktion. In der Folge wurden die Pfleger vom Kultusministerium offiziell bestallt. Sie fungierten ehrenamtlich, erhielten aber einen finanzi­ ellen Ausgleich für dienstliche Ausgaben. Meist handelte es sich um lokale Honoratioren, vor allem Geistliche, Lehrer und Ärzte, daneben auch um Staatsbeamte im engeren Sinn, beispielsweise um Regierungsbaumeister. An der Jahrhundertwende waren in 47 badischen Amtsbezirken 59 Be­ zirkspfleger der Kunst- und Altertumsdenkmäler tätig.126 Die Laiendenkmalpfleger wurden im Verlauf der Reformen gewisserma­ ßen ehrenhalber verbeamtet, ein Reflex der generellen Bürokratisierung im Kaiserreich und ein Appell an die Staats- und Amtsgläubigkeit der Bevölke­ rung. Sie erhielten in der Regel Dienstausweise, die ihre offizielle Bestal­ lung dokumentierten und ihre Befugnisse belegten, und eine Instruktion. So listete die nach dem Muster der Instruktion für die Korrespondenten der Denkmalpflege in der Rheinprovinz entworfene und am 11. März 1899 erlassene badische Instruktion detailliert die Tätigkeiten auf. Die Pfleger sollten die staatlichen Organe durch die örtliche Aufsicht über künstlerisch oder geschichdich bedeutsame Gegenstände und Bauwerke unterstützen, die Bevölkerung beraten und belehren, mit Vereinen und Behörden Verbindung halten, über drohende oder bereits durchgeführte Zerstörungen, Veränderungen oder Veräußerungen von Denkmälern und über Funde berichten, auch auf kirchliches und privates Eigentum achten obwohl eine direkte Einwirkungsmöglichkeit hier nicht vorgesehen war -, lokale Sammlungen fördern, einschlägige Zeitungsberichte und Abbildun­ gen an den Konservator senden und vieles Weitere mehr.127 Die Instruktion für die Vertrauensmänner der Provinz Hannover vom 10. F ebruar 1900 umschrieb die Funktionen sehr viel knapper, beschränkter und präziser. Die Vertrauensmänner hatten »von allen geplanten Veränderungen an Denk­ mälern und F unden in ihrem Bezirk, welche zu ihrer Kenntniß gelangen, dem Provinzial-Konservator in Hannover möglichst bald Kenntniß zu geben«, hinreichend sei »in der Regel ... eine kurze Postkartennotiz«, und umgekehrt »auf Anfragen des Provinzial-Konservators ... demselben mög­ lichst bald Auskunft zu ertheilen«. Sie waren also lediglich Zuträgerorgane ohne eigenständige Handlungskompetenz. Die Begriffe wurden dann ge­ nauer definiert: Amtsbezirk war der politische Kreis, in dem der Vertrauens­ mann wohnte. Veränderungen meinten vor allem Verkauf, Verschenken, Reparaturen, Entfernung und Verlagerung, mithin Vorgänge, die aus258 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

genommen bei Privateigentum nicht ohne behördliche Genehmigung erlaubt waren. Im einzelnen aufgezählt wurden die Denkmalkategorien, beinahe kein mögliches Objekt bis hin zu »Privathäuser[n]«, gemeint waren Wohnhäuser, wurde dabei ausgelassen.128 Oldenburg erließ im Mai 1920 die nach dem Gesetz von 1911 überfällige Dienstanweisung für die Vertrauensmänner der Denkmalpflege. Demgemäß hatten die Vertrauens­ männer die Denkmalptleger auf die Gefährdung von Denkmälern und auf zur Eintragung in die Denkmalliste geeignete Objekte hinzuweisen, bei eingetragenen Objekten auf die sachgemäße Erhaltung und die Vermei­ dung unzulässiger Veränderungen zu achten sowie schließlich auch auf nicht eingetragene Denkmäler ein Auge zu werfen.129 Trotz der recht detaillierten Vorschriften läßt sich über Effizienz und Wert der Arbeit von Laiendenkmalpflegern wenig Konkretes sagen. Die Suche nach geeignetem Personal erwies sich oft als zeitraubend und schwierig, zumal keinerlei Vorstellungen darüber bestanden, auf welchem Weg und nach welchen Qualifikationen Kandidaten ermittelt werden könnten.130 Vielerorts, so auch in Baden und Oldenburg, blieben Lücken im Netz der lokalen Denkmalpflege. Anderenorts wurde die großzügig installierte Organisation bald reduziert, sei es aus Desinteresse der Amtsträ­ ger, sei es durch schleichenden Entzug von Aufgaben. So befanden sich von den ehedem 500 hannoverschen Vertrauensleuten im Jahr 1909 nur noch 169 im Amt.131 Ferner waren die Lokalpfleger örtlichen Verhältnissen und Bindungen verpflichtet und pragmatisch-ökonomisch orientierten Interes­ sen ihrer Nachbarn eher geneigt als den Vorschriften der ferneren Staatsver­ waltung. Dies galt zumal dort, wo bewußt lokale Amtsträger mit derartigen Funktionen betraut wurden, wie es etwa im Elsaß und in einigen preußi­ schen Provinzen mit den Landräten geschah. F reilich wurde andererseits die systematische und ausschließliche Berufung von Landräten und Bürger­ meistern zu Vertrauensleuten diskutiert und wie in Hannover auch be­ schlossen.132 Diese könnten »vom praktischen Standpunkte aus ... in erster Linie als die zu Vertrauensmännern geeigneten Personen« angesehen wer­ den. Kompetenz, Autorität und Effizienz des Amtes würden so gehoben, etwa, weil die Landräte »in ihrer Eigenschaft als weldiche Kirchenkommiss­ arien ... Kenntnis von allen die Denkmalpflege berührenden Dingen« erhielten, oder auch, weil sie leichter und kontinuierlicher in Amtshierar­ chie und Amtsverkehr einzubinden seien.133 Das behob letzdich die Män­ gel des Instituts nicht, zumal die bildungsbürgerlichen Laien nur schwer mit den Erkenntnissen und Maßstäben wissenschaftlicher Denkmalpflege vertraut gemacht werden konnten. Ästhetisierend-romantisierende Nei­ gungen und heimatpflegerischer Purismus verbanden sich zu Ambitionen einer Ortsbildverschönerung, der die Anerkennung der Vergänglichkeit nicht zupaß kam und die praktisch über konservierenden Denkmalschutz 259 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

weit hinausging. Daß im Streit um den Wiederaufbau der niederelsässi­ schen Hohkönigsburg ein badischer Bezirksdenkmalpfleger öffentlich für die Restauration plädierte und sich damit gegen die Mehrheit der kunstwis­ senschaftlich gebildeten F achkonservatoren stellte,134 beleuchtete schlag­ lichtartie das Dilemma. Deshalb äußerten F achwissenschaftlicher und Konservatoren Bedenken gegen das Laienpflegerprinzip, Nach Aussage des rheinischen Provinzial­ konservators Edmund Renard aus dem Jahr 1925 hatten die Korrespon­ denten »vielleicht gerade infolge der großen Zahl« »immer mehr ver­ sagt«.135 Der hannoversche Provinzialkonservator Jacobus Reimers, der die Aufgabe der Vertrauensmänner darin sah, »dem Provinzialkonservator Nachricht zukommen zu lassen, wenn an Denkmälern etwas vorgenom­ men werde, was nicht zulässig erscheine«, und die Laienpfleger damit gewissermaßen als Ortsgendarmen der Denkmalpflege interpretierte, kam zu der Auffassung, daß die ganze Einrichtung »vollständig versagt« habe. Diesem Urteil widersprachen auch nicht die aus den Kreisen der Betroffe­ nen, den Behörden, Vereinen und Kirchen zusammengesetzten hannover­ schen Fachgremien, die Provinzialkommission zur Erforschung und Erhal­ tung der Denkmäler sowie deren geschäftsfuhrender Ausschuß, aber sie setzten andere Akzente. Sie beharrten, wie es der Hildesheimer Oberbür­ germeister Gustav Struckmann in der Kommission durchsetzte, gegenüber dem Provinzialkonservator zunächst erfolgreich auf der Institution, weil sie auf deren Multiplikatoreffekte, auf Werbung und Partizipation bauten, letztlich weil sie lokale und kommunale Gegengewichte zum F achmo­ nopol des Konservators wünschten.136 Nach dem Krieg gerieten die hanno­ verschen Vertrauensmänner dann aber faktisch »in Vergessenheit«, und Überlegungen, sie mit erweiterten Kompetenzen, etwa einem lokalen Weisungsrecht, wiederherzustellen, wurden vorerst nicht realisiert, zumal der Nachfolger Reimers', der Provinzialkonservator Heinrich Siebern, 1928 »Konflikte mit der staatlichen Denkmalpflege« befürchtete.137 Anders als im potentiell dezentralisierenden, delegierenden und partizi­ patorischen Organisationsmodell Preußens scheiterte in Baden die vom Kultusministerium zur Intensivierung der staatlichen Zugriffsmöglichkei­ ten auf den kirchlichen Denkmalbestand noch vor der Bestellung der Bezirkspfleger geplante Einsetzung von Pflegern für die kirchlichen Denk­ mäler an Einwänden des F achkonservators. Die Pfleger sollten »aus der Zahl kunstverständiger Geistlichen für kleinere Kreise« ausgewählt werden und ohne Entgelt arbeiten, aber eine staadiche Aufwandsentschädigung erhalten. Ihre Aufgaben erstreckten sich auf die Unterstützung der Inven­ tarisierung, Aufbewahrung, Konservierung und Restaurierung kirchlicher Kunstschätze und Altertümer. Die Pfleger hatten zudem »nötigenfalls von ihren Wahrnehmungen Kenntnis zu geben«.138 Die Dekanate benann260 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ten geeignete Kandidaten, und der Konservator der kirchlichen Denkmä­ ler, Franz Xaver Kraus, wurde im August 1890 beauftragt, die Personalvor­ schläge zu begutachten und eine Instruktion zu entwerfen. Kraus erstellte auch eine detaillierte Instruktion, die eine breite Aufsichts- und Berichts­ pflicht der Pfleger enthielt. Der Entwurf wurde vom Erzbischöflichen Ordinariat noch einmal zugunsten einer weitergehenden Information und Einbeziehung des Ordinariats selbst verschärft.139 Kraus bezweifelte aller­ dings die fachliche Kompetenz vor allem des älteren Klerus in christlicher Archäologie und Kunstgeschichte und stellte deshalb in Frage, »ob vor der Hand die Bedingungen vorhanden sind, welche der Aufstellung von Pfle­ gern im beabsichtigten Sinne ihren vollen Werth verleihen«.140 Das Ordina­ riat teilte diese Zweifel, und obwohl das Kultusministerium »den größten Wert« auf eine Aufsicht über die kirchlichen Kunstdenkmäler legte, sich für eine Verbesserung der einschlägigen Ausbildung von Geistlichen durch Universitätskurse einsetzte und auf eine Bestellung der Pfleger drängte, obwohl auch die Instruktion 1894 publiziert wurde, kam es tatsächlich nie zur Bestellung der kirchlichen Pfleger.141 Zweifel an F achkompetenz und Effizienz trafen ebenfalls die schließlich für die weltlichen Denkmäler Badens bestellten Bezirkspfleger. Als Oechel­ haeuser dem badischen Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts im F ebruar 1908 seine schon erwähnten Reformvorschläge einreichte, sparte er nicht mit Kritik an den Laienpflegern. Sie hätten zu wenig »Autorität und Machtbefugnis«. »Insbesondere versagen die Pfleger völlig, wenn es sich um Eingriffe in den Machtbereich der Kurie handelt«.142 Oechelhaeusers Bemerkungen sind auch deshalb aufschlußreich, weil sie die Position der organisierten öffentlichen Heimatschutz- und Denkmal­ pflegeinteressen widerspiegelten. Aus dieser Sicht, wie sie schon bei der von Riehl angeführten Generalversammlung der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine zum Ausdruck kam, konnte der Königsweg nur in der Einbeziehung der mit F achleuten versehenen Vereine und öffentlichen Institutionen bestehen, nicht in der Beteiligung von gebildeten Laien mit allenfalls liebhaberischen Lokalinteressen. Das Korrespondenteninstitut war in seiner Entstehung und in seiner Konzeption als Mischform, angelegt zur Unterstützung der Verwaltungstätigkeit, zur Werbung für die Denk­ malpflege und zur Einbindung lokaler Interessen, letztlich ein politisches Projekt, betrieben vor allem von der Ministerialverwaltung, die zwar nicht die praktischen Schwierigkeiten einer sinnvollen Durchführung leugnete, aber auf den Integrationseffekt der Institution baute. Angesichts dieser Bedingungen konnten die Laienpfleger wie die Ansät­ ze der Partizipation überhaupt nur sehr beschränkte Bedeutung entfalten. In der Bilanz war die Entwicklung der Denkmalpflege zwischen Reichs­ gründung und Republik vielmehr durch eine Ausweitung bürokratischer 261 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Formen und Strukturen gekennzeichnet. Auch der Systemwechsel nach dem Krieg bedeutete in organisatorischer Hinsicht keinen tiefen Bruch. Trotzdem kann diese administrative Modernisierung durch einen Begriff wie Bürokratisierung nur unzureichend charakterisiert werden. Der büro­ fremde, organisationsresistente Charakter der modernen Denkmalpflege wirkte sich unmittelbar auf die staadiche Institutionalisierung aus, und die Einrichtung einer Denkmalfachbehörde vollzog sich unter Experimenten, Rückschlägen und Rücknahmen. Das Bemühen um eine Konzentration der Kräfte und Kompetenzen konkurrierte ständig mit parallelen Versu­ chen zur fachlichen Ausdifferenzierung und Spezialisierung. Im allgemei­ nen entstand eine Dreiteilung von staadicher Administration und Entschei­ dung, wissenschaftlicher Beratungskompetenz durch eine F achbehörde und öffentlicher Partizipation durch Denkmalräte und Laienpfleger. Re­ gionale Gegebenheiten und länderspezifische Verwaltungstraditionen be­ stimmten das Instrumentarium staadicher Denkmalpflege im einzelnen. Das Spektrum reichte von dem aus einer langen Selbstverwaltungstradition erwachsenen preußischen Modell der Dezentralisation bis zu dem in der etatistischen Reformkontinuität seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurzelnden, durchorganisierten, zentralisierten und hierarchisierten baye­ rischen Generalkonservatorium, wobei die Leistungsfähigkeit der Lö­ sungsmodelle nur schwer verglichen werden kann, da der Erfolg von Denkmalpflege quantitativ nur unzureichend zu messen und qualitativ kaum zu erfassen ist. Durchweg allerdings wurden die organisatorischen Reformen primär von der Ministerialbürokratie betrieben. So hatten die Reformen ambivalente Konsequenzen. Auf der einen Seite schienen sie den Staat zu stärken. Zumal die Mediatisierung der Wissenschaft garantierte das Übergewicht politischer, administrativer und fiskalischer Interessen. Auf der anderen Seite behielt auch die verstaatiichte Denkmalpflege eine eigentümliche Schwebestellung zwischen Staat und Gesellschaft, die den Konservatoren eine nicht unbeträchtliche Amtsautonomie sicherte. F ür Qualität und Wirkung der Denkmalpflege war deshalb entscheidend, wie sich das F achpersonal zusammensetzte.

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4. Beruf und Personal Die quantitative und qualitative Aausweitung der Verwaltung im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts führte zu einem quantitativen und qualitati­ ven Wachstum der Beamtenschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es im Deutschen Reich etwa 1.200.000 Beamte, das waren ca. vier Prozent der gesamten Arbeitsbevölkerung. Dazu zählten 390.000 Juristen und Verwal­ tungsbeamte sowie ebenso viele Offiziere, Geisdiche und Lehrer. Hinzu kamen Beamte von Post, Bahn und Versorgungsbetrieben.1 Die Ausdiffe­ renzierung in immer neue Sonderverwaltungen schuf immer neue Arbeits­ felder, unterhöhlte das Juristenmonopol und verlangte immer neue Spezi­ alkenntnisse. An erster Stelle trugen dazu die Behörden der expandie­ renden Lxistungsverwaltung bei, daneben die unterschiedlichen Spezial­ ämter wie beispielsweise die Gewerbeaufsicht.2 Zu diesen Spezialämtern gehörten auch die F achbehörden für Denkmalpflege, die ein besonders qualifiziertes Personal beanspruchten. Damit begann sich ein eigener Be­ rufstand, in gewisser Hinsicht eine Profession, der Denkmalpfleger und Konservatoren herauszubilden. Der Begriff der Profession bezeichnet den auf einer wissenschaftlich-akademischen Ausbildung beruhenden, auf fach­ liche Autonomie abzielenden und elitäres Selbstbewußtsein einschließen­ den Beruf, der auch im Bereich der Staats- oder Stadtverwaltung ausgeübt werden kann.3 Professionalisierung bedeutet dann den Prozeß, der einen Beruf sukzessive in eine Spezialform, eben die Profession, verwandelt. Werdegang, theoretische Grundsätze, praktische berufliche Arbeit und Selbstverständnis der deutschen Denkmalpfleger wiesen freilich auf beson­ dere Merkmale und Probleme hin, welche die Grenzen des Professionali­ sierun gsbegriffs offenbaren. Dies zeigt sich bei der Betrachtung der preußi­ schen Provinzialkonservatoren und bei einer vergleichenden Sicht auf die leitenden Konservatoren in den einzelnen deutschen Staaten. α) Probleme der Professionalisierung

Das Personal der Denkmalfachbehörden war in quantitativer Hinsicht relativ unbedeutend.4 Preußen verfugte in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg über einen staatlichen Konservator der Kunstdenkmäler in Berlin und über vierzehn weitere Konservatoren für die Provinzen. Die übrigen deutschen Länder hatten relativ betrachtet nur im Einzelfall mehr, meist jedoch weniger Konservatoren. An der Spitze stand Bayern mit acht Konservatoren. Hessen-Darmstadt verfugte über vier Denkmalpfleger, Ba263 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

den über drei. Die hessischen und badischen Denkmalpfleger waren aller­ dings nicht einmal sämtlich hauptamtlich tätig. Neben den eigendichen Konservatoren arbeitete in einigen Ämtern noch wissenschaftliches und technisches Hilfspersonal. Dieses umfaßte selbst in den entwickelten und engagierten Territorien ebenfalls nur wenige Personen. In Bayern handelte es sich beispielsweise um zwei Kustoden und einen Wissenschaftlichen Sekretär. Die Provinz Westfalen stellte 1889 zur Unterstützung des Kon­ servators einen Architekten an, 1892 einen Zeichner, 1897 einen zweiten Zeichner und 1899 einen zweiten Architekten.5 Die Rheinprovinz beschäf­ tigte im Büro des Provinzialkonservators vor dem Ersten Weltkrieg einen Landesbaumeister und einen technischen Assistenten für das Denkmalar­ chiv.6 Hinzu kam schließlich nichtwissenschaftliches Büropersonal, das in der Regel nicht mehr als zwei Hilfs- und Schreibkräfte umfaßte. Die geringe Zahl der Denkmalpfleger stand in keinem Verhältnis zu ihrer erheblichen öffentlichen Wirkung. Sie gestalteten das Erscheinungsbild von Ortschaften, Regionen und Staaten, und ihre Tätigkeit wurde in Presse und Parlamenten zunehmend kommentiert und diskutiert. Angesichts der geringen Zahl von Konservatoren auf der einen Seite, der organisatorischen Uneinheitlichkeiten und vagen Kompetenzabgrenzungen, des schleichen­ den F unktionsverlusts der Denkmalräte und des Scheiterns vieler Laien­ pflegerinitiativen auf der anderen Seite hingen Effizienz und Erfolg der Denkmalpflege nicht nur von der organisatorischen Struktur, sondern ganz wesentlich auch von der personellen Besetzung ab. Das Verhältnis von Amt und Person sowie die Rekrutierung der Amtsträger charakterisierten die staadiche Denkmalpflege dabei als Sonderfall staatlicher Verwaltung. We­ der Beruf noch Profession des Denkmalpflegers waren je eindeutig umris­ sen. Es dominierte anfangs der nebenamtliche Pfleger, der quasi keimhaft den professionellen Amtsträger darstellte. Der Vergleich der Verhältnisse in den einzelnen Ländern ist um so problematischer, als die Ämter sehr verschiedenartig organisiert waren und sich das Personal sehr unterschied­ lich rekrutierte. Eindeutig normierte Laufbahnanforderungen an staatliche Denkmalpfleger existierten in Deutschland nirgends. Die Denkmalpflege als Disziplin speiste sich aus der im späteren 19. Jahrhundert neu entstehenden Kunstgeschichte und der Architektur. Die Denkmalpfleger als Berufsgruppe kamen aus dem modernen Baubeamten­ tum, wie es seit dem frühen 19. Jahrhundert entstanden war, aus der Privatarchitektenschaft, die sich in den letzten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts ausbildete,7 aus der Kunsthistorikerschaft sowie aus dem Kreis der gebildeten Laien, Kunstinteressenten und vereinzelt auch Künst­ ler. Die Denkmalpfleger und Konservatoren bildeten insofern zunächst keine exakt abgrenzbare und sozial oder standespolitisch abgeschottete Gruppe. Als solche wurden sie nur gewissermaßen negativ wahrgenom264 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

men. Namentlich Privatarchitekten sahen ihre Standesinteressen durch die Ausweitung der staatlichen Regulierung in Ästhetikfragen und durch die Bauberatung und Plankorrektur von Konservatoren bedroht. Dies richtete sich allerdings gegen Bauaufsicht und Baubeamtentum generell, wenn es auch in strittigen Projekten der Denkmalpflege die größte Aufmerksamkeit fand.8 Die Baubeamten forderten dagegen durch ihre Interessenvertretun­ gen, so den »Verband der deutschen Architekten- und Ingenieur-Vereine«, schon seit den 1870er Jahren eine Ausweitung der staatlichen Denkmal­ pflege und damit die Erweiterung der eigenen Zuständigkeit und Tä­ tigkeit. In positiver Hinsicht zeichneten sich standespolitische Absichten und Tendenzen der Selbstabschottung von Denkmalpflegern erst ansatzweise ab. Dazu zählte die Lösung von Kunstwissenschaft und Architekten tum einerseits, von Administration und Politik andererseits. Hierbei hoben Denkmalpfleger besonders die praktischen und die ethischen Aspekte ihrer Arbeit hervor. Weder die reine Wissenschaft noch die bloße Verwaltung, so die Argumentation, seien fähig, in praktischen F ragen qualifiziert ein­ zugreifen. Die F achentscheidung wollte man deshalb von administrativen und politischen Revisionsmöglichkeiten unabhängig machen. Auch die Skepsis bezüglich der Partizipationsmöglichkeiten durch Denkmalräte und ehrenamtliche Pfleger, wie sie von der Politik gefördert wurden, spiegelte Professionalisierungsbemülumgen von Denkmalpflegern wider. Man be­ harrte darauf, daß der F achdenkmalpfleger akademisch gebildet, in der Theorie geschult, in der Kunst begabt und in der Praxis erfahren sein müsse, um allen Anforderungen des Amts gerecht werden zu können. Dabei tendierten alle Denkmalpfleger zur Überhöhung ihrer Tätigkeit als idealistischer Aufgabe. Denkmalpfleger, hieß es in der »Zeitschrift für Denkmalpflege« 1927/28, müßten viererlei sein: erstens »gewissenhafte Forscher«, die alte Bestände sachgemäß untersuchen konnten; zweitens »erfahrene Techniker«, die beispielsweise Material, Bauweise und Statik zu beurteilen imstande waren; drittens »Künstler«, die alte Werte zu offenba­ ren, neue zu schaffen vermochten; viertens »ernste Erzieher«, die in der Lage waren, Bauherren und Bauhandwerkern die frühere Kunstauffassung und die künstlerischen, heimatlichen und historischen Werte zu vermit­ teln.9 Das verstanden Denkmalpfleger selbst als kaum lernbare, durch Erfahrung und Intuition erworbene Eigenschaft. Die F orderung nach einem besonderen Ausbildungsgang oder nur nach besonderen Ausbil­ dungskriterien wurde deswegen in der Regel noch nicht erhoben. Dagegen wünschte man die eigenen, dem Anspruch nach überlegenen Kunstauffas­ sungen in die Kreise der Beteiligten zu tragen, so durch spezielle kunst­ historische und denkmalpflegerische Kurse in der Ausbildung von Theolo­ gen und Architekten, Ingenieuren und Handwerkern, so auch durch 265 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Denkmalpflegekurse für eine breitere Öffentlichkeit. Eine standespoli­ tische Vertretung der Konservatoren gab es nicht. Allerdings entwickelte sich der »Tag für Denkmalpflege«, der sich an der Jahrhundertwende aus der Generalversammlung der Geschichtsvereine herausgelöst hatte, zuneh­ mend zum Forum der spezifischen Interessen der Denkmalpfleger. Ahnlich wie die beschränkte Institutionalisierung der Denkmalpflege, die mit ihrem bürokratieresistenten Charakter zusammenhing, wertete auch die spezifische F orm der eingeschränkten Professionalisierung, na­ mentlich der ungeregelte Zugang zum Amt, die durch Ausbildung wie Erfahrung gewonnene Qualifikation, die Betonung einer ethisch-erzieheri­ schen Verpflichtung, noch einmal die Rolle der Persönlichkeit auf. Amt und Person waren nicht voneinander zu trennen. Dabei verdienen vor allem die staatlichen und provinzialen Konservatoren Interesse. Denn das Institut des F achdenkmalpflegers breitete sich von oben aus, von den größeren Staaten über die Provinzen auf die Städte. So setzte als erster Staat, wie erwähnt, Bayern 1835 einen »Generalinspektor der plastischen Denkmäler des Mittelalters« ein. Erster Amtsträger wurde kein bayerischer Beamter, sondern der Kunstsammler und Kunsthistoriker Sulpiz Boisseree (17831854).l0 Boisseree erhielt zwar den Titel eines Oberbaurats im Innenmini­ sterium, arbeitete aber in München nur nebenamtlich und gab das Amt schon nach zwei Jahren wieder auf. Als erster hauptamtlicher Konservator in Deutschland wurde 1843 von der preußischen Regierung Ferdinand von Quast (1807-1877) berufen. Quast hatte anfangs Theologie, jedoch hauptsächlich Kunst und Architektur studiert und dann in der Staatsbau­ verwaltung gearbeitet.11 Nach der Jahrhundertmitte folgten 1853 Baden und 1858 Württemberg mit der Einsetzung von Konservatoren der Kunst­ denkmäler. Der badische Konservator August von Bayer (1803-1875)12 und der Württemberger Konrad Dietrich Haßler (1803-1873)13 ent­ stammten nicht der F achbeamtenschaft. Bayer hatte Architektur studiert und arbeitete als Kunstmaler, Haßler hatte Theologie und Orientalistik studiert und lehrte als Gymnasialprofessor. Beide waren faktisch Autodi­ dakten in der Kunstgeschichte, hatten aber leitende F unktionen in den Altertumsvereinen Badens beziehungsweise Württembergs inne. Beide waren zunächst nur nebenamtlich als Konservatoren tätig. Haßler wurde 1865 von seiner Gymnasialtätigkeit entbunden, um die Denkmalpflege hauptamtlich zu betreiben. In den Kommunen oblag die Baudenkmalpflege den Bauabteilungen und Baudirektoren. Erst nach der Jahrhundertwende schufen die Städte besondere Konservatorenämter. Köln ging 1913 mit der Ernennung eines Stadtkonservators voran. Dieser sollte an praktisch allen die Denkmalpflege betreffenden Angelegenheiten mitwirken. Die Realität nahm sich freilich, zumal angesichts des Amtsträgers, bescheidener aus: Erster Konservator 266 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

wurde F riedrich Karl Heimann (1850-1921), der zuvor, seit 1890, als Stadtbaurat in Köln gearbeitet hatte und dann nach dem Ausscheiden aus dem Amt gewissermaßen als ehrenvolle Auszeichnung das für ihn neu geschaffene Amt erhielt. Heimann hatte in seiner Baupolitik noch histo­ ristische Ideale verfolgt, und er war kein Vertreter einer modernen konser­ vierenden Denkmalpflege. Zudem resignierte er letztlich angesichts der rasanten Umgestaltung des alten Stadtkerns.14 Noch 1930 war Köln die einzige preußische Stadt mit einem hauptamdichen Konservator, und zwar nunmehr dem Oberbaudirektor Verbeek. Neben Köln hatten nur Trier und Berlin Konservatoren eingestellt, allerdings im Nebenamt.15 Als eigendiche Vorläufer der modernen Denkmalpfleger können unter diesen Umständen am ehesten die seit den 1890er Jahren eingesetzten Provinzialkonserva­ toren in Preußen gelten.

b) Die preußischen Provinzialkonservatoren Das Amt des Provinzialkonservators wurde seit 1891 in den preußischen Provinzen eingeführt. Der preußische Provinzialkonservator fungierte, wie erwähnt, einerseits als Sachverständiger der Provinzialkommission, ande­ rerseits als Untergebener und Vertreter des in Berlin ansässigen staadichen Konservators der Kunstdenkmäler. Er arbeitete zunächst ehren- bezie­ hungsweise nebenamtlich und erhielt nur eine je zur Hälfte von Provinz und Staat aufgebrachte Ausgabenpauschale. Er wurde, das unterschied ihn von sämdichen staadichen Denkmalpflegern in anderen Ländern, gewählt, und zwar zunächst meist für fünf Jahre. In einigen wenigen F ällen kam es dann zu einer unbefristeten Wahl, so im Regierungsbezirk Kassel 1902 und in Hannover 1910. Die staadiche Bestätigung erfolgte meist »bis auf weiteres«. Gewählt wurde der Provinzialkonservator von der jeweiligen »Provinzialkommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler der Provinz«. Insgesamt wurden nach diesem Modell vierzehn Konservatoren eingesetzt, darunter zwei unter dem Namen »Bezirkskonservatoren« für die Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden in der Provinz Hessen­ Nassau sowie einer als »Landeskonservator« der Hohenzollernschen Lan­ de. In der Weimarer Republik änderte sich das System aufgrund der territorialen Veränderungen geringfügig. An die Stelle der Provinzial­ konservatoren von Westpreußen und Posen trat nun ein gemeinsamer Konservator für die bei Deutschland verbliebenen Teile der beiden Provin­ zen, nämlich den nunmehrigen Regierungsbezirk Westpreußen in der Provinz Ostpreußen und die Grenzmark Posen-Westpreußen. F ür die 1925 neben der Provinz Niederschlesien neu gegründete Provinz Oberschlesien wurde ein eigener Konservator berufen. Das Saargebiet erhielt 1920 eben267 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

falls einen Konservator. Insgesamt waren in Preußen von 1891 bis Anfang 1914 unter Einschluß geschäftsfuhrender Vertreter dreißig Provinzial- und Bezirkskonservatoren beschäftigt, bis 1932/33 kamen vierzehn weitere hinzu. Nach der Jahrhundertwende bis ans Ende der Weimarer Republik wurden die Amtszeiten durchschnittlich länger.16 Eine generelle Professionalisierung der Provinzialkonservatoren ist zwi­ schen 1891 und 1933 allenfalls rudimentär festzustellen. Dazu waren die Verhältnisse in den Provinzen zu heterogen und die Amtsträger zu unter­ schiedlich. Das Amt des Provinzialkonservators entwickelte sich vor allem da vom Ehrenamt zum Nebenamt, wo Beamte der Landesbauverwaltung es innehatten. Im nächsten Schritt dehnte sich der Anteil der Inventari­ sations- und Denkmalpflegegeschäfte sukzessive aus, bis das Nebenamt praktisch zum Hauptamt avanciert war. Meist wurde dies dann auch formal festgeschrieben. Schon vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete der Konservator hauptamtlich in Westfalen (de facto seit 1892, mit einer Unterbrechung von 1915 bis 1921), in Sachsen (seit 1898), in Schleswig-Holstein (1899), in Westpreußen (1903), in Kassel (1909, de facto auch schon von 1892 bis 1901), in Hannover (Übergang zum faktischen Hauptamt zwischen 1910 und 1914) und in der Rheinprovinz (1911). 1929 zogen Ostpreußen und Niederschlesien nach. Aber diese Entwicklung war im Einzelfall auch rückläufig, und zwar in Abhängigkeit von der Person des Amtsträgers. Der 1924 neu ernannte schleswig-holsteinische Konservator übte seine Tätig­ keit neben seinem Hauptamt als Museumsdirektor nur mehr nebenamtlich aus. Auch implizierte der Übergang zur hauptamtlichen Tätigkeit keine Erhöhung der Einstellungsanforderung und keine Verbesserung der Quali­ fikation, sondern war lediglich eine Reaktion auf die zunehmenden Amts­ geschäfte und die große öffentliche Resonanz. Die Konservatoren waren zumeist bürgerlicher Herkunft, nur zwei wie­ sen Adelstitel auf. In Beruf, Verhaltensweise und Werten reproduzierten sie bildungsbürgerliche Muster. Hinsichtlich der beruflichen Qualifikation rekrutierten sie sich zum größten Teil aus zwei Bereichen. Das waren zum einen die technisch oder architektonisch vorgebildeten Baubeamten. Zu­ nächst, in den 1890er Jahren, stellten sie etwa ein Viertel, 1910 und noch 1930 die Hälfte der Provinzialkonservatoren. Zum anderen kamen zahlrei­ che Konservatoren aus der theoretischen und praktischen Kunstwissen­ schaft. Dabei handelte es sich vor allem um Universitätsprofessoren und um Museumsdirektoren. Der Rest der Konservatoren setzte sich aus Vertretern verschiedener, mehr oder weniger einschlägiger Berufe zusammen. Auch freiberuflich Tätige und sogar Autodidakten zählten dazu. Anfangs arbeite­ ten einige freie Architekten als Konservatoren, schon 1910 galt dies aber nur noch für einen einzigen F all, 1930 fand sich kein freier Architekt mehr unter den Konservatoren. Durchgängig fungierten einige wenige Gym268 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nasiallehrer als Konservatoren, einmal wurde ein Pfarrer zum Provinzial­ konservator ernannt. Bei alledem verbietet sich jede Schematisierung. Viele Denkmalpfleger waren nicht eindeutig einer Kategorie zuzurechnen. Viele hatten im Laufe ihres Berufswegs mehrere Qualifikationen erworben, manche zwischen Staatsverwaltung, Wissenschaft und freier Tätigkeit ge­ wechselt. Am ehesten lassen sich die Gruppen der Autodidakten, der Baubeamten, der kunstgeschichtlich gebildeten Architekten sowie der Kunsthistoriker isolieren. Erstens: Unter den Autodidakten, Privatgelehrten und Honoratioren war der Kasseler Bezirkskonservator Ludwig Bickell (1838-1901) sicher­ lich der bemerkenswerteste F all. Bickell entstammte einer alten hessischen Beamtenfamilie. Gemäß der F amilientradition studierte er Kameralwissen­ schaften und begann als Regierungsreferendar in Marburg die Verwal­ tungslaufbahn. Doch er brach die Ausbildung ab und widmete sich fortan ohne feste Anstellung und auf eigene Kosten der Kunstwissenschaft. So veröffentlichte Bickell einige Arbeiten über die unterschiedlichsten The­ men, von »hessischen Holzbauten« über die Marburger Elisabethkirche bis hin zu »Bucheinbänden«. Zudem stellte er eine Sammlung hessischer Altertümer zusammen und erhielt dabei auch die Unterstützung der Regierung und des Geschichtsvereins. Vor allem entwickelte Bickell wohl als erster die Photographie zum Instrument der Denkmalpflege. An selbst gebauten Apparaturen, mit selbst erstellten Photoplatten und im eigenen, zunächst transportablen Labor produzierte er seit den 1870er Jahren eine Vielzahl künstlerisch höchst anspruchsvoll gestalteter Orts- und Gebäude­ aufnahmen. Schon lange vor dem Orientierungswandel der Denkmalpflege vom Monument zum Ensemble verdeutlichte er die Wirkung von Straßen­ bildern und Raumzusammenhängen. 1892 erhielt Bickell die Ehrendok­ torwürde der Universität Marburg, noch im selben Jahr wurde er zum Bezirkskonservator in Kassel gewählt. Doch für eine administrative Tätig­ keit war er ebensowenig geeignet wie für die in der Praxis der Denkmalpfle­ ge notwendigen Verhandlungen und Kompromisse. Wegen seines skurrilen Charakters galt er als »Sonderling«. Bickell stellte im Grunde den bis zur Karikatur zugespitzten F all des vorprofessionellen und vorbürokratischen Denkmalpflegers dar.17 Weniger zugespitzt, aber doch deutlich war der autodidaktische Charak­ ter auch bei anderen frühen Konservatoren. Der Nachfolger Ludwig Bik­ kells in Kassel, Alhard von Drach (1839-1915), studierte Mathematik und Naturwissenschaften, wurde 1861 in Marburg promoviert und habilitierte sich 1864. 1872 wurde er zum außerordentlichen Professor für Mathema­ tik in Marburg ernannt. In seinem F ach reüssierte von Drach freilich nicht weiter. Aber er begann quasi nebenbei mit kunsthistorischen F orschungen, erhielt 1893 zugleich einen Lehrauftrag für mittlere und neuere Kunstge269 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schichte und legte dabei den Grundstein für den ersten kunsthistorischen Lehrstuhl in Marburg. Die Mathematik-Vorlesungen stellte von Drach 1895 ganz ein. Dafür wurde ihm im Jahr 1902 das Amt des Bezirks­ konservators in Kassel angetragen, das er seit 1909, nach Aufgabe seiner Universitätstätigkeit, sogar hauptamdich ausübte, bevor er es 1913 nieder­ legte.18 Oskar Döring (1858-1936), von 1898 bis 1905 hauptamtlicher Konservator in der Provinz Sachsen, hatte nach dem Studium an der Universität Berlin das Staatsexamen für das Höhere Lehrfach abgelegt und war 1886 mit einer Arbeit über die Geschichte des Bistums Metz promo­ viert worden. Er arbeitete zunächst als Hilfsarbeiter bei der Museumsver­ waltung in Berlin und als Lehrer. Bei seinem Amtsantritt als Konservator wurde Döring aber als »Privatgelehrter« gefuhrt. Er gab eine Reihe von Schriften über die Kunstdenkmäler und die Denkmalpflege seines Amtsbe­ zirks heraus, daneben populäre Broschüren zum Heimatschutz und später noch eine äußerst positive Biographie des in Kreisen der Kunstgeschichte umstrittenen Burgenrestaurators Bodo Ebhardt.19 Der promovierte Gym­ nasiallehrer Richard Haupt (1846-1940) wurde 1893 Provinzialkonserva­ tor in Schleswig-Holstein. In der Folge schied er aus dem Schuldienst aus und versah die Konservatorengeschäfte von 1899 bis 1924 im Hauptamt.20 Der Anteil der interessierten Honoratioren und Autodidakten wie Bickell, Döring und Haupt, die bemerkenswerterweise oft hauptamtlich arbeite­ ten, sank zwar, aber noch 1925 wurde für Oberschlesien ein Pfarrer, Alfred Hadelt aus Altwette bei Neiße, als - in diesem F all nebenamtlicher Konservator eingesetzt. Zweitens: Mehrere aus dem Baufach aufgestiegene Beamte spezialisier­ ten sich in der noch jungen Denkmalpflege. Dazu zählte etwa Richard Dethlefsen (1864-1944), der seit 1890 im Staatsbaudienst arbeitete und unter anderem bei zahlreichen Kirchenrestaurationen beteiligt war. 1902 wurde er zugleich Provinzialkonservator von Ostpreußen. 1929 legte er sein Staatsamt nieder und widmete sich bis zum Ruhestand 1936 haupt­ amdich der Konservatorentätigkeit.21 Manche Konservatoren der Baulauf­ bahn hatten zuvor fachwidrig gearbeitet, etwa im Eisenbahnbau, so der Architekt Alois Holtmeyer (1872-1931), der seit 1900 als Regierungs­ baumeister im Staatsdienst stand, 1913 Bezirkskonservator in Kassel wurde und 1927 in den kirchlichen Dienst als Konservator der Erzdiözese Köln wechselte.22 Auch Albert Ludorff (1848-1915), der an der Berliner Bau­ akademie studiert hatte, war zunächst im Reichseisenbahnbau und beim Bau von Reichspostgebäuden beschäftigt, so in Elsaß-Lothringen, bevor er die Inventarisation der Denkmäler bei der Provinzialverwaltung von West­ falen übernahm und zugleich dort seit 1892 bis zu seinem Tod das Amt des Provinzialkonservators ausübte.23 Einige Laufbahnbaubeamte strebten zudem parallel eine Universitäts270 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

karriere an oder arbeiteten zeitweise als Privatarchitekten. Der Architekt und Architekturtheoretiker Theodor Goecke (1850-1919), der mit dem Städtebauromantiker Camillo Sitte zusammenarbeitete und unter anderem die Zeitschrift »Der Städtebau« mit herausgab, hatte an den Technischen Hochschulen in Berlin und Aachen studiert und arbeitete seit 1876 wech­ selweise im Staatsbaudienst, an der Hochschule sowie als Privatarchitekt. Er wurde 1902 Landesbaurat der Provinz Brandenburg, 1903 zugleich Dozent an der Technischen Hochschule Berlin und schließlich 1908 bran­ denburgischer Provinzialkonservator.24 Goeckes Nachfolger im Branden­ burger Amt, der 1919 zum Provinzialkonservator ernannte Architekt Erich Blunck (1872-!1), war zeitweise Baumeister in der Staatsbauverwaltung und seit 1901 Assistent und Stellvertreter des Konservators der Kunstdenk­ mäler. Seit 1907 lehrte er als Regierungsrat im Auftrag des Kultusministers praktische Denkmalpflege an der Technischen Hochschule Berlin, wo er dann ordentlicher Professor wurde.25 Drittens: Mehrere Konservatoren waren doppelt, in Architektur wie in Kunstgeschichte oder Archäologie, qualifiziert. Dazu zählte auch der er­ wähnte Konservator Holtmeyer, der sowohl über den »Dr. ing.« wie den »Dr. phil.« verfugte. Adolf Boetticher (1842-1901), seit 1894 Konservator für Ostpreußen, seit 1900 auch für Westpreußen, war Architekt und Archäologe. Er hatte von 1865 bis 1868 an der Berliner Bauakademie studiert, von 1875 bis 1877 die technische Leitung der Ausgrabungen des Reichs in Olympia übernommen, von 1879 bis 1882 das »Wochenblatt für Architekten und Ingenieure« herausgegeben und von 1886 bis 1891 die Aufnahme der Bau- und Kunstdenkmäler in Ostpreußen durchgeführt.26 Parallelen wies der Lebensweg des ersten hannoverschen Provinzialkon­ servators Jacobus Reimers (1850-1914) auf. Reimers studierte von 1871 bis 1875 an der Technischen Hochschule Hannover Architektur und war dann in der Bauverwaltung tätig. 1883 kehrte er für ein Studium der Archäologie und Kunstgeschichte an die Universität zurück und erwarb den »Dr. phil.«. Einige Jahre arbeitete er sodann als Museumsbeamter in Berlin, bevor er 1890 die Leitung des Provinzialmuseums in Hannover übernahm und 1894 zum Provinzialkonservator gewählt wurde, ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1910 ausübte.27 Viertens: Schließlich stellten die Museumsbeamten und Kunsthistoriker einige Konservatoren. Ferdinand Luthmer (1842-1921), von 1902/03 bis zu seinem Tod erster Bezirkskonservator in Wiesbaden, leitete im Haupt­ amt Kunstgewerbeschule und Kunstgewerbemuseum in F rankfurt am Main.28 Gleichfalls Kunstschul- und Museumsdirektor war F riedrich Wi­ ehert (1878-1951), der Wiesbadener Bezirkskonservator seit 1923. 29 Ernst Sauermann (1880-1956), seit 1924 Provinzialkonservator in Schleswig­ Holstein, war 1904 Direktor des Flensburger Kunstgewerbemuseums und 271 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

später des Kieler Thaulow-Museums geworden.30 Paul Clemen (18661947), von 1892 bis 1911 der erste Konservator der Rheinprovinz, habili­ tierte sich 1893 in dem noch jungen F ach Kunstgeschichte und wurde 1899 als ordenüicher Professor an die Universität Bonn berufen.31 Her­ mann Giesau (1883-1949), der in Leipzig, Straßburg (bei Dehio) und Halle Kunstgeschichte studiert hatte, arbeitete seit 1930 als Provinzialkon­ scrvator der Provinz Sachsen; daneben lehrte er zunächst als Privatdozent und seit 1933 als außerordentlicher Professor.32 Merkmal der Konservatoren war geradezu die nicht normierte, oft aus mehreren, gelegentlich autodidaktisch erworbenen Teilqualifikationen zu­ sammengesetzte Ausbildung. Eine gewisse Homogenisierung und Spezia­ lisierung ließ sich freilich feststellen. Aber auch dabei gab es Ausnahmen, wie die Rückkehr zum Nebenamt in Schleswig-Holstein 1924 und die Berufung eines Pfarrers in Oberschlesien 1925 belegen. Insgesamt wirkten die Erhöhung des Anteils an Baubeamten und besonders die dadurch erleichterte Verlängerung der Amtszeiten in der Weimarer Republik auf eine Verfachlichung und Verstetigung der Tätigkeit hin. Dies förderte die Professionalisierung. Sucht man als Kontrast zum vorprofessionellen Auto­ didakten Bickell Musterbeispiele des professionellen Konservators, drängen sich einzelne Amtsträger der Weimarer Zeit auf. Dazu zählen der erwähnte langjährige ostpreußische Konservator Dethlefsen, der hannoversche Kon­ servator Siebern sowie die rheinischen Konservatoren Renard und Wolff­ Metternich. Heinrich Siebern (1872-?) war nach dem Architekturstudium zunächst als Assistent an der Technischen Hochschule Hannover beschäf­ tigt und wurde 1909 Privatdozent, 1915 Professor, beteiligte sich aber bereits seit 1902 als Regierungsbaumeister an der Inventarisation der Kunstdenkmäler in Hannover. In der Hochbauabteilung des Landesdirek­ toriums stieg er bis 1921 zum Landesoberbaurat auf; seit 1910 versah er die Geschäfte des Provinzialkonservators. Dieses Nebenamt beanspruchte ihn faktisch immer mehr und wurde schon vor dem Ersten Weltkrieg zunächst auf schleichendem Weg, dann auch mit offizieller Bestätigung zum Haupt­ amt, das er bis 1937 innehatte.33 Der Kunsthistoriker Edmund Renard (1871-1932), der nach dem Universitätsstudium Erfahrungen in der Ar­ chitektur, am Kunstgewerbemuseum Berlin, als Vertreter des rheinischen Provinzialkonservators und zuletzt 1910/11 auch kurzzeitig als Hilfsar­ beiter im preußischen Kultusministerium gesammelt hatte, arbeitete von 1911 bis 1928 als hauptamdicher Provinzialkonservator für die Rheinpro­ vinz.34 Sein Nachfolger F ranz Graf Wolff-Metternich (1893-1978), eben­ falls promovierter Kunsthistoriker, seit 1933 Lehrbeauftragter, seit 1936 Honorarprofessor an der Universität Bonn, hatte seit 1928 das Amt des Provinzialkonservators inne und behielt diese F unktion, nach der Auflö­ sung Preußens unter dem Etikett eines Landeskonservators, über den 272 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Zweiten Weltkrieg hinaus bis 1950. Danach trat er in den Dienst des Auswärtigen Amts.35 Eine gleichermaßen ganz auf die Denkmalpflege ausgerichtete, fast professionelle Karriere durchliefen auch die zeitweiligen Provinzialkonser­ vatoren und späteren staatlichen Konservatoren der Kunstdenkmäler in Preußen Lutsch und Hiecke. Hans Lutsch (1854-1922) hatte an der Bauakademie in Berlin studiert und seit 1880 als Baubeamter im preußi­ schen Dienst unter anderem bei der Denkmälerinventarisation mitgewirkt. Bis 1900 stieg er zum Baurat auf. Im Nebenamt lehrte er an der Kunst- und Gewerbeschule in Breslau. Ebenfalls nebenamtlich war er seit 1891 in Schlesien als erster preußischer Provinzialkonservator überhaupt tätig. 1901 wurde er staatlicher Konservator in Berlin.36 Robert Hiecke (18761952) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Berlin, pro­ movierte allerdings in Theologie, wurde 1908 Provinzialkonservator in der Provinz Sachsen, 1918 amtierender, 1920 auch formell staatlicher Konser­ vator in Berlin und Ministerialrat im preußischen Kultusministerium, 1931 daneben Nachfolger Clemens als Vorsitzender des »Tags für Denkmalpfle­ ge« und damit einer der einflußreichsten Denkmalpflegepolitiker in Deutschland, 1934 schließlich Ministerialdirigent im neuen Reichsministe­ rium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und Leiter der staat­ lichen Denkmalpflege nicht nur Preußens, sondern des Reichs.37 Alle diese Konservatoren verstanden sich nicht mehr als schaffende Künstler und weniger als Kunstwissenschaftler, sondern als Praktiker der öffentlichen Denkmalpflege, beinahe als Verwaltungsbeamte, und widmeten ihr ganzes Berufsleben dieser Aufgabe. Neben ihren amtlichen Schriften publizierten sie nur mehr selten Arbeiten zu Theorie und Geschichte der Kunst und der Denkmalpflege im allgemeinen. Allerdings wurde die Bürokratisierung des Selbstverständnisses durch eine Politisierung überlagert. Schon früh Deth­ lefsen und dann besonders Hiecke verstanden ihr Amt als politische Aufga­ be und untermauerten dies durch heimatpflegerisch-ideologische Aktivitä­ ten in der Öffendichkeit. Der politisch agile, öffentlichkeitsgewandte Konservator Hiecke war am Ende der eigentliche Gegenpol zum weltfrem­ den Bickell. Stärker als Professionalisierungstendenzen bestimmten aber regionale Traditionen und Arbeitsschwerpunkte die Auswahl der Konservatoren. So wurden in der Rheinprovinz, die über eine reiche Bau- und Kunstdenkmä­ lerlandschaft besonders sakraler Art verfugte, durchgängig Kunsthistoriker berufen (Clemen, Renard, Wolff-Metternich), in Wiesbaden, wo die Pro­ vinz besonders die Sammlungen forderte, museumserfahrene Kunsthistori­ ker (Luthmer, Wiehert), im kleinstädtisch-dörflich geprägten Regierungs­ bezirk Kassel, der über eine starke, eher auf kulturelle denn auf politische Selbstbehauptung zielende Geschichts- und Heimatbewegung verfugte, 273 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zunächst landeskundige Kunstautodidakten (Bickell, von Drach, in gewis­ ser Hinsicht auch Holtmeyer), in Hannover, das auf administrative Selb­ ständigkeit und regionale Autonomie pochte, kunsthistorisch bewanderte Baufachleute (Reimers, Siebern), in Brandenburg, dem preußischen Kern­ raum und Expansionsgebiet der Metropole Berlin, durchgängig hoch­ qualifizierte Architekten (Bluth, Büttner, Goecke, Blunck), in den nach herkömmlichem Maßstab denkmalarmen Provinzen Ost- und Westpreu­ ßen, wo es um den Ortsbilderhalt im Zuge des wirtschaftlichen Struktur­ wandels ging, Baubeamte und Architekten (Heise, Boetticher, Dethlefsen). Allgemein feststellbar war somit ein gewisses traditions- und funktionsge­ mäßes West-Ost-Gefälle vom Kunsthistoriker zum Architekten. Trotz aller Heterogenität verfugten die preußischen Konservatoren in zunehmendem Maße über ein gemeinsames, exklusives Berufs- und Stan­ desethos. Einerseits grenzten sie sich gegenüber der Berliner Zentrale ab. Durchaus in Übereinstimmung mit dem staatlichen Konservator der Kunstdenkmäler waren sie der Ansicht, daß das Kultusministerium zu stark unter dem Einfluß politischer und gesellschaftlicher Interessen stehe und deshalb einer allein der Kunstwissenschaft verpflichteten Denkmalpflege nicht immer dienen könne. Andererseits repräsentierten auch die Provinzi­ alspitzen politische Interessen. Demgegenüber suchten sich die Provinzial­ konservatoren von den Provinzialdenkmälerkommissionen etwa durch die Erhöhung ihres Verfügungsfonds und durch vorläufige Handlungsberech­ tigungen unabhängiger zu machen. Die Rückbindung an den »Tag für Denkmalpflege« und die öffentliche Denkmalpflegebewegung trugen zur Emanzipation der Konservatoren von der Staats- und Provinzialverwal­ tung bei, die separaten, nichtöffentlichen »Konservatorentagungen« am Rande der Denkmaltage grenzten die F achleute zugleich auch von der Laienbewegung ab und untermauerten das elitäre Selbstbewußtsein. Die­ ses war fach- und amtsspezifisch bestimmt. Die Konservatoren sahen ihre Funktion als zwar politisch bedeutsam, aber systemneutral an. 1918/19 kam es zu einigen Personalwechseln, die jedoch im allgemeinen nicht politisch motiviert waren. 1933 schieden, soweit zu sehen, nur der Wiesba­ dener Konservator Wiehert und sein oberschlesischer Kollege Hadelt aus vermutlich politischen Gründen aus. Wiehert wurde entlassen, Hadelt legte sein Amt am 1. November 1933 nieder. Andere Konservatoren wie Richard Dethlefsen oder der mit der Republik ins Amt gekommene, aber rechtzeitig in die NSDAP eingetretene preußische Staatskonservator Hiecke stellten sich ganz auf die Seite des Regimes, die meisten, eher dem republikkritischen konservativen Bürgertum entstammend, konnten sich auf die beträchtlichen Übereinstimmungen in den Grundsätzen bürgerli­ cher und nationalsozialistischer Heimatpflege zurückziehen und mit der neuen Regierung zusammenarbeiten. 274 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

c) Die leitenden Denkmalpfleger in den deutschen Staaten Wie die Gesamtsicht der preußischen Provinzialkonservatoren weist die Betrachtung der leitenden Denkmalpfleger in den deutschen Staaten auf Veränderungen im Berufsbild des Denkmalpflegers hin. Das gilt in Grenzen schon für die insgesamt fünf staadichen Konservatoren der preußischen Kunstdenkmäler zwischen 1871 und 1933, die allerdings sämtlich aus­ gebildete Architekten mit Verwaltungserfahrung im Baufach waren. Nach­ folger des ersten, 1843 eingesetzten Konservators F erdinand von Quast (1807-1877)38 wurde Heinrich von Dehn-Rotfelser (1825-1885). Dehn­ Rotfelser hatte in der kurhessischen Hofbauverwaltung Karriere gemacht. Er war 1847 Hofbaukondukteur, 1865 Oberhofbaumeister in Kassel ge­ worden und wechselte 1867 nach der Annexion Kurhessens in den preußi­ schen Dienst. 1870 gab er im preußischen Auftrag ein Inventar der Bau­ denkmäler im Regierungsbezirk Kassel heraus. Als preußischer Regierungs­ und Baurat (seit 1878) wurde er 1880 im Referat für Kunstdenkmäler des preußischen Kultusministeriums mit der Wahrnehmung der Geschäfte des staatlichen Konservators betraut; 1882 übernahm er formell das Amt des Konservators.39 Reinhold Persius (1835-1912), der Sohn des bekannteren Architekten Ludwig Persius, ausgebildet an der Bauakademie in Berlin, seit 1867 Hofbaumeister in Potsdam, seit 1872 Direktor der Schloßbau­ kommission, von 1886 bis 1901 preußischer Konservator,40 und Hans Lutsch (1854-1922), Konservator von 1901 bis 1918,41 standen für das fortwährende Bemühen um die Einsetzung von im Baufach geschulten Spezialisten. Erst mit dem erwähnten preußischen Konservator der Weima­ rer Zeit, Robert Hiecke (1876-1952),42 zeichnete sich ein Wandel ab. Hiecke setzte zwar einerseits die Verfachlichung und Professionalisierung der Denkmalpflege fort, in seiner Person spiegelte sich aber andererseits die neuartige Politisierung und Ideologisierung der Denkmalpflege. Diese Tendenz war indes ebenso durch die Zeitumstände und die preußische Personalpolitik wie durch die Persönlichkeit des Denkmalpflegers be­ stimmt. Noch deutlicher spiegelten in Bayern die Persönlichkeiten der leitenden Konservatoren den Wandel von Amt, Beruf und Selbstverständnis des Denkmalpflegers. 1868 wurde Jakob Heinrich von Hefner-Alteneck (1811-1903) zum ersten Generalkonservator der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns ernannt. In Personalunion übernahm er auch die Direktion des Bayerischen Nationalmuseums. Das Amt des Generalkonser­ vators blieb in der Folge über vier Jahrzehnte mit der Museumsdirektion verbunden, was einerseits Konflikte zwischen Sammelinteressen und denk­ malpflegerischen Grundsätzen hervorrief, andererseits dem Amt des Gene­ ralkonservators eine kunsthistorische Prägung gab. F ür den Kunstwissen275 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schaftler von Hefner-Alteneck, der kunst- und kulturhistorische Forschun­ gen veröffentlichte, hatten Museum und Sammlungen Vorrang.43 Nach­ dem von Hefner-Alteneck 1885 in Ruhestand gegangen war, übernahm der aus Nassau stammende Kulturhistoriker, Schriftsteller und Ge­ sellschaftskritiker Wilhelm Heinrich (von) Riehl (1823-1897), der an der Universität München lehrte, die Leitung von Nationalmuseum und Gencralkonservatorium. Unter Riehl, dessen Augenmerk weniger dem spezialistischen Sammeln als vielmehr der gesamten Kulturüberlieferung galt, wurde zwar die Inventarisation begonnen, die praktische Denkmal­ pflege führte aber nach wie vor ein Dasein im Schatten der bayerischen Museumspolitik.44 Riehls Nachfolger, der Kunsthistoriker Hugo Graf (1844-1914), der von 1897 bis 1907 amtierte, gehörte schon einer neuen Generation bayerischer Beamten an. Neben das kunsthistorische Interesse rückte nun die administrative Effizienz. Das Personal der Denkmalpflege wurde erweitert. Die Geschäfte der Denkmalpflege nahmen ein derartiges Ausmaß an, daß eine Verselbständigung des Generalkonservatoriums ins Auge gefaßt wurde, zumal die Interessenkollisionen angesichts des moder­ nen Begriffs des Denkmals, des Ortsbilderhalts und des Ensembleschutzes immer deutlicher und die öffentlichen Reaktionen immer gewichtiger wurden.45 Grafs Nachfolger Georg Hager (1863-1941) verkörperte in seiner Per­ son Widersprüche und Umbrüche der Denkmalpflege nach der Jahrhun­ dertwende. Hager stammte aus Nürnberg, hatte in München Kunst­ geschichte studiert und unter anderem Vorlesungen bei Wilhelm Heinrich von Riehl gehört. 1887 nahm er den Dienst am Bayerischen National­ museum auf; schon 1888 wurde er an der Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler beteiligt. Seit 1894 widmete er, nunmehr in der Funktion eines Konservators, seine Arbeitszeit vornehmlich der Denkmalpflege und Inventarisation. 1907 trat er an die Spitze von Nationalmuseum und Ge­ neralkonservatorium. Nach der Trennung beider Institutionen 1908/09 wurde er erster Leiter des nunmehr selbständigen Generalkonservatoriums, dessen Kompetenzen erweitert worden waren und das über einen eigenen, fachlich gegliederten Apparat mit hauptamtlichem Personal und einen eigenen Etat verfügte. So hatte Hager die Modernisierung und Bürokrati­ sierung, Spezialisierung und Professionalisierung der bayerischen Denk­ malpflege durchgesetzt. Gleichwohl verstand er das Generalkonservatori­ um nicht als eine Verwaltungsbehörde unter vielen. Vielmehr sah er in der Denkmalpflege eine nichtadministrative, wissenschaftliche Aufgabe der Forschung und Belehrung, im Denkmalpfleger den künstlerisch genialen Einzelgänger. In zahlreichen kunsthistorischen Studien, Kunst- und Land­ schaftsbetrachtungen sowie Grundsatzbeiträgen, in denen er die kunst­ theoretischen Positionen der Neuerer an der Jahrhundertwende vertrat, so 276 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bezüglich der Probleme der Restauration, der Stilwahl bei Wiederher­ stellungen und der Erweiterungen von Denkmälern, präsentierte er sein Fach als genießerische Arkanwissenschaft. Zumal er sich nicht als Verwal­ tungsbeamter empfand, praktizierte Hager bei seiner Amtsführung denn auch eine eher antibürokratische Bedächtigkeit, die der Effizienz des Geschäftsgangs nicht zugute kam und der rationalen Verwaltungsstruktur und -praxis Bayerns widersprach. Zwar war er kein unpolitischer Mensch. Nach dem Ersten Weltkrieg verfocht er auf Konservatoren- und Re­ ferententagungen des Reichs und der Länder immer die nationalbayerische Identität gegen Egalisierungs- und Verreichlichungstendenzen in Kultur­ politik und Denkmalpflege. Doch auch von Ministerium und Politik in München suchte er sich unabhängig zu halten. Mit seinem elitären und quasiabsolutistischen Gebaren zog er im eigenen Land die Kritik von Öffentlichkeit und Presse, Landtag und Regierung auf sich. In der Summe kennzeichnete Hagers Amtsverständnis die erstaunliche Symbiose von traditionsbewußtem Bayerntum, modernem Denkmalpflegebegriff, wis­ senschaftlich-elitärem Selbstbewußtsein, organisatorischer Modernisierung und antibürokratischem Affekt.46 Nachdem Hager 1928 aus dem Amt geschieden war, nahm kurzzeitig der Direktor des Bayerischen Nationalmuseums Philipp Maria Halm (1866-1933) die Geschäfte des Generalkonservators wahr,47 bevor 1929 mit dem Kunsthistoriker Georg Lill (1883-1951) der Vertreter einer neuen Berufsauffassung an die Spitze des Landesamts trat. Lill hatte von 1908 bis 1910 im Rahmen der Inventarisation beim Generalkonservatorium und seit 1919 beim Bayerischen Nationalmuseum gearbeitet; daneben redigier­ te er die Zeitschrift »Christliche Kunst« bis zu ihrem Verbot im Jahr 1937. Das Landesamt leitete er über die nationalsozialistische Zeit hinaus bis 1950. Als neuer Amtschef kritisierte er Amtsführung und Amtsverständnis Hagers von Anfang an scharf. Dem Kultusministerium versprach er eine effizientere Verfahrensweise und gedeihlichere Zusammenarbeit. Er griff verschiedene vom Ministerium betriebene, von Hager blockierte Projekte wie ein Denkmalschutzgesetz wieder auf. Sein Interesse galt einmal der Organisation und Verwaltung, die Hager immer nur als Mittel zum Zweck angesehen hatte. Charakteristischerweise publizierte Lill im Vergleich we­ niger bedeutungsvolle kunsthistorische Studien, dafür mehrere Arbeiten zur Organisation und praktischen Arbeit des Landesamts für Denkmalpfle­ ge. Lills Augenmerk galt ferner der Ausweitung und Popularisierung der Denkmalpflege, indem er ein eigenes Referat für Heimatpflege einrichtete oder »Merkblätter« für die praktische Denkmalpflege verbreitete.48 In Baden verzögerten das experimentelle Vorgehen, die oftmaligen Kurskorrekturen und die Aufsplitterung der Zuständigkeiten Tendenzen zur Professionalisierung. Nach dem Tod des ersten Konservators, des aus 277 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

der Schweiz stammenden Kunstmalers August von Bayer (1803-1875), der romantisch-reaktionär eingestellt war, sich für nachmittelalterliche Kunst nicht interessierte, aber auch generell dem wissenschaflichen Denk­ malschutz und der Archäologie nicht gerecht wurde,49 setzte die badische Regierung fachlich qualifiziertere Konservatoren ein, die allerdings weiter­ hin nebenamtlich fungierten. Der Archäologe Ernst Wagner (1832-1920), der als Erzieher des Erbgroßherzogs dem Hof nahestand, wurde 1875 mit der Oberleitung des Konservatorenamts und insbesondere mit der Leitung der Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde beauftragt, eine F unkti­ on, die er bis 1919 innehatte,50 während 1876 der Architekt und Kunstge­ w e r b e Gustav Kachel (1843-1882), der 1878 auch Direktor der Landes­ gewerbeschule in Karlsruhe wurde, die F ürsorge für die Baudenkmäler übernahm.51 1882 erhielt Wagner erneut die Position des Konservators der öffentlichen Baudenkmäler, 1892 sogar im Hauptamt. Als bautechnische Hilfskraft arbeitete daneben seit 1882 der Architekt und Baubeamte Philipp Kircher (1848-1921). Kircher amtierte bis zur Reorganisation der badischen Denkmalpflege nach dem Ersten Weltkrieg. Er beklagte den nebenamtlichen Charakter seiner Tätigkeit und betonte, daß allein der »freigestellte« und mit hinreichenden F inanzmitteln ausge­ stattete Konservator die erforderliche besondere F lexibilität und Verhand­ lungsfähigkeit vor Ort ausspielen könne.52 Zugleich drängte er auf Selb­ ständigkeit von den ihm über- und nebengeordneten Konservatoren. Er blieb formal zwar Hilfsbeamter Wagners, erhielt aber 1898 den Titel eines Konservators der öffentlichen Baudenkmäler. Kirchers persönlicher Amts­ ehrgeiz war stark von berufsständischer Exklusivität geprägt. Er verstand sich »als Techniker«53 und kritisierte die praktische Arbeit seiner kunsthi­ storisch ausgebildeten Kollegen.54 Als Baubeamter, der in der Denkmalpfle­ ge eine rein architektonisch-technische Aufgabe sah und ihre kunstwissen­ schaftlichen Aspekte leugnete, konnte Kircher allerdings nie eine prägende Stellung gewinnen. Auch konnte er sich so nicht in die Denkmalpflegebe­ wegung integrieren. Damit fehlte ihm die öffentliche Rückendeckung, die etwa die bayerischen Konservatoren erwarben und die eine gewisse Unab­ hängigkeit von Politik und Verwaltung ermöglichte.55 Das in Baden 1882 geschaffene Amt eines staatlichen Konservators der kirchlichen Denkmäler, eine badische Besonderheit, erschien wegen der Spagatstellung zwischen Staat und Kirche konfliktträchtig und stellte be­ sondere Anforderungen an den Amtsinhaber. Zunächst war dies F ranz Xaver Kraus (1840-1901), der 1872 auf einen außerordentlichen Lehr­ stuhl für christliche Kunstgeschichte an der neuen Reichsuniversität Straß­ burg, 1878 auf einen Lehrstuhl für Kirchengeschichte in F reiburg berufen worden war und von 1876 bis 1882 als Konservator die Inventarisation der Denkmäler in Elsaß-Lothringen durchgeführt hatte. Kraus war wissen278 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schaftlich wie kirchenpolitisch gleichermaßen umtriebig. Er stand dem badischen Kultusminister und dem Großherzog nahe, kritisierte Rom und die Ultramontanen, setzte sich aber auch für die Beilegung des badischen Kulturkampfs ein. Seine Bestallung und seine Amtsführung demonstrierten den Anspruch des Staates auf administrative Kompetenz im gesamten Bereich kultureller Überlieferung. Kraus konnte nicht wirklich in das Konservatorenamt unter Wagner eingebunden werden. Er verstand sich nicht als F achbeamter, sondern als ein der Politik und dem Regenten verpflichteter Amtsträger in einer gerade in Baden verantwortungsvollen, brisanten Position. Insofern repräsentierte er den vorprofessionellen Typus des wissenschaftlich hochqualifizierten, nicht in die Verwaltung eingebun­ denen, ganz der Monarchie verpflichteten Einzelgängers.56 Sein Nachfolger als staatlicher Konservator der kirchlichen Denkmäler Badens, Joseph Sauer (1872-1949), war dagegen Beispiel eines neuen Typus des modernen F achdenkmalpflegers, der zwar gleichermaßen wis­ senschaftlich gebildet war, sich aber mehr als Teil der Verwaltung empfand, mit unterschiedlichen politischen Herrschaftsformen und mit unterschied­ lichen Regierungen umgehen mußte und die öffentliche Bedeutung der Denkmalpflege einzukalkulieren wußte. Sauer, selbst ein Schüler von Kraus, war 1898 zum Priester geweiht worden, lehrte seit 1905 christliche Kunstgeschichte in Freiburg und erhielt 1916 dort eine ordentliche Profes­ sur für Patrologie, christliche Archäologie und Kunstgeschichte, die er bis zu seiner Emeritierung 1937 innehatte. 1926 und 1932 fungierte er als Rektor der Universität. Er engagierte sich in der Heimatbewegung und nahm eine führende Stellung im »Landesverein Badische Heimat« ein. Das Konservatorenamt, das seit Kraus' Tod im Jahr 1901 zunächst vakant geblieben war, trat er 1910 an. Seine Konservatorentätigkeit, die er fast vierzig Jahre über zwei Weltkriege hinweg ausübte, blieb trotz erweiterter Kompetenzen nebenamtlich. Sowohl gegenüber dem F reiburger Erzbis­ tum als auch gegenüber den politischen Vorgaben und administrativen Zwängen bemühte er sich um Eigenständigkeit. So konnte sich ein beson­ deres, kryptoprofessionelles Amtsverständnis entwickeln.57 Nur Sauer als Konservator der kirchlichen Denkmäler überstand die Reorganisation der badischen Denkmalpflege nach dem Ersten Weltkrieg. Die Zuständigkeiten wurden im übrigen auf meist ehrenamtliche Kräfte aufgeteilt.58 Die praktischen Aufgaben der Denkmalpflege, die dem Kultus­ ministerium entzogen und dem F inanzministerium zugewiesen wurden, unterstanden in der Weimarer Zeit dem Ministerialrat F ritz Hirsch (1871-?). Hirsch, promovierter Kunsthistoriker und Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Karlsruhe, hatte zahlreiche Arbeiten über badische Baudenkmäler veröffentlicht und gab von 1907 bis 1928 die »Zeitschrift für Geschichte der Architektur« heraus. Wegen seines Engage279 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ments für die »F arbe im Stadtbild«, das auch seine Restaurationsprojekte beeinflußte, war er unter Architekten wie in der Heimat- und Denkmalpfle­ gebewegung äußerst umstritten. Den einen galt er als kunsthistorischer Banause, den anderen als Vertreter der denkmalpflegerischen Avantgarde. Mit seiner Verbindung von Wissenschaft und bürokratischer Effizienz, seinem auf F achqualifikation wie Amtsstellung beruhenden Selbstbewußt­ sein, seiner Entscheidungsfreude, seinem kalkulierten und gewandten Um­ gang mit Öffentlichkeit und Publizistik repräsentierte auch Hirsch in einer spezifischen Variante den modernen Typus des professionellen Denkmal­ pflegers.S9 Selbst im kleinen Oldenburg zeigte sich der Wandel von der Honoratio­ ren-Denkmalpflege des 19. zum Beamten-Denkmalschutz des 20. Jahr­ hunderts. Zunächst lag hier die Denkmalpflege praktisch in der Hand Friedrich Kurt von Akens (1822-1894). Von Alten war weder Architekt noch Kunsthistoriker oder Archäologe. Er hatte in Hannover die Militär­ schule besucht, stieg dann im oldenburgischen Hofdienst zum Ober­ kammerherrn auf und leitete die Kunst- und wissenschaftlichen Sammlun­ gen einschließlich der Privatbibliothek des Großherzogs Nikolaus F riedrich Peter IL, der von 1853 bis 1900 regierte. Als Dilettant veröffentlichte von Alten zahlreiche historische und kunsthistorische Studien und betrieb die praktische Denkmalpflege, namentlich Ausgrabungen. Insbesondere hatte er den Vorsitz im 1875 gegründeten »Oldenburgischen Landesverein für Altertumskunde« inne, der in finanzieller und personeller Hinsicht eng an den Staat gebunden war, mit offiziellem Wohlwollen denkmalpflegerische Aufgaben wahrnahm und mangels einer F achverwaltung zum Ansprech­ partner der Regierung in Denkmalschutzfragen wurde. Von Aliens Einfluß in der Denkmalpflege und seine Durchsetzungskraft gegenüber konkurrie­ renden Staatsbehörden gründeten sich ganz wesentlich auf seinem persön­ lichen Vertrauensverhältnis zum Großherzog.60 Das oldenburgische Denkmalschutzgesetz von 1911 verteilte die Zu­ ständigkeiten auf zahlreiche neben- und ehrenamtliche Denkmalpfleger in den Landesteilen Oldenburg, Birkenfeld und Lübeck mit regional und sachlich beschränktem Wirkungskreis. F orst-, Bau- und Museumsbeamte sowie Lehrer und Geistliche übernahmen die neuen Aufgaben. Eine ge­ meinsame Leitung existierte nicht. Nach dem Weltkrieg strebte Adolf Rauchheld, Ministerialrat und Referent für Hochbausachen im F inanzmi­ nisterium, eine erneute Konzentration der Denkmal- und Heimatpflege an, allerdings mit gänzlich anderen Vorstellungen als ehedem von Alten. Rauchheld war als Laufbahnbaubeamter schon vor dem Krieg vom Bauin­ spektor zum Baurat aufgestiegen. An der Jahrhundertwende hatte er an der Inventarisation der »Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Olden­ burg« mitgewirkt. Sein Interesse galt weniger der wissenschaftlichen Alter-

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tümerkunde und den Ausgrabungen als vielmehr der Heimatpflege und Baugestaltung. Sein Handeln war gegenwartsorientiert; ihm ging es nicht um die Geschichtlichkeit an sich, sondern um die gesellschaftsprägende Kraft der Kultur, die erhalten und reproduziert werden sollte. Der Land­ schaftsentstellung wollte Rauchheld mit den Ideen Paul Schultze-Naum­ burgs durch Landschaftsgestaltung begegnen. Insofern verkörperte Rauch­ held in inhaltlicher Hinsicht den modernen Denkmalbegriff. Zugleich plädierte er auch für moderne Methoden des Denkmalschutzes. Er war wie von Alten publizistisch tätig, aber anders als dieser weniger forschend als vielmehr popularisierend. Rauchheld arbeitete mit auswärtigen und grenz­ übergreifenden Heimatschutzorganisationen zusammen, etwa mit dem »Tag ftir Denkmalpflege«, dem »Deutschen Bund Heimatschutz« und dem »Verein für Niedersächsisches Volkstum«. In administrativer Hinsicht bemühte er sich, eine zentralisierte Denkmalschutzverwaltung zu initiie­ ren. So erwirkte er im Sommer 1924 seine vorerst noch informelle Ernen­ nung zu einer Art Heimatkulturreferenten, der in allen Fragen des Heimat­ schutzes, der Denkmalpflege, der bildenden Kunst, des Kunstgewerbes und der Kunsterziehung zur Mitwirkung herangezogen werden sollte. Im Juni 1925 wurde Rauchheld zudem zum Denkmalpfleger für den Landes­ teil Lübeck ernannt. Damit waren aber auch die Grenzen der Professiona­ lisierung erreicht, denn dem Oldenburger Baubeamten fehlte, wie sich in der Praxis zeigte, die Kompetenz in Lübecker Denkmalschutzfragen. Das Oldenburger Ministerium ordnete ihm deshalb als ehrenamtliche Stellver­ treter vor Ort zwei Lehrer bei. Während das Konzept der bürokratischen Integration und Zentralisation somit die Professionalisierung beschleu­ nigen konnte, wirkte ihr das Bemühen um die Wahrung regionaler Identi­ tät und um mentale Integration entgegen.61 Die bislang vorgestellten leitenden staadichen und provinzialen Denk­ malpfleger der Jahre 1871 bis 1933 waren mit einer Ausnahme (Wölff­ Metternich, *1893) sämtlich zwischen dem Anfang des 19. Jahrhunderts und dem Regierungsantritt Wilhelms II. geboren. Der Wandel des Perso­ nals der Denkmalpflege, wie er in Preußen auf Staats- und Provinzebene sowie in Bayern, Baden oder Oldenburg exemplarisch festzustellen war, spiegelt zunächst einen Generationenwechsel, die Abfolge von vier Alters­ gruppen mit je eigenen Prägungen und Ausbildungswegen, Mentalitäten und Auffassungen.62 Am Anfang stand die Generation individualistischer Wissenschaftler meist adeliger Herkunft, die zwischen dem Jahrhundertbeginn und den 1820er Jahren geboren waren und in die Restauration hineinwuchsen. Sie sahen zwischen nationaler Romantik und Loyalität zum jeweiligen Landes­ herrn keinen Widerspruch und verstanden ihr Amt als ideelle wissen­ schaftliche Aufgabe im Dienst der Monarchie. Dazu zählten namendich 281 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

von Bayer (*1803), Haßler (*1803), von Quast (*1807), von Hefner­ Alteneck (*1811) und von Alten (*1822). Ihnen folgte die Generation der zwischen der Mitte der 1820er Jahre und der Revolution von 1848/49 Geborenen. Sie waren schon fast durch­ weg bürgerlicher Herkunft, wuchsen in die Zeit des Vormärz hinein und erlebten die Umbrüche von der Revolution bis zur Reichsgründung als aufwühlende, mentalitätsprägende Ereignisse. Wie immer sie diese poli­ tisch bewerteten, hatten sie doch gleichermaßen ihr unbedingtes Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Stabilität der politischen Verhältnisse verloren. Oft zeichnete sie deshalb eine fast unpolitische F achorientierung aus, und ihre Loyalität war nicht mehr unbedingt an einen bestimmten Landesherrn gebunden. Das gilt etwa für von Dehn-Rotfelser (*1825), Wagner (M832), Persius (*1835), Bickell (*1838), von Drach (*1839), Boetticher (*1842), Luthmer (*1842), Graf (*1844), Haupt (*1846) und Kircher (*1848). Auch Ausnahmen, etwa politische Köpfe wie Kraus (*1840), widersprechen dem nicht, demonstrierte doch Kraus durch seinen kühlen badischen Monarchismus ein ganz anderes Verständnis vom Dienst für den Landesherrn als die romantischen Konservatoren. Die zwischen der Jahrhundertmitte und der Reichsgründung geborene Generation, gewissermaßen die wilhelminische, wuchs in die Euphorie der Reichsgründungszeit hinein und wurde um so tiefer von den Enttäuschun­ gen der Gründerkrise und der Depression wie von der Erschütterung durch den sozialen Umbruch der 1880er und 1890er Jahre geprägt. Sie reagierte darauf mit konservativen Reformkonzepten wie dem Heimatschutzgedan­ ken und mit dem Bemühen zur Selbstorganisation etwa in Heimatbünden, die als Propagandisten und Instrumente der Erneuerung dienen sollten. Obwohl die Vertreter dieser wilhelminischen Generation eine fachlich hochqualifizierte Ausbildung erhalten hatten und vor allem in der Ver­ waltung ihr adäquates Auskommen fanden, lockerte sich infolge der legi­ timitätszerstörenden sozialen Modernisierungskrise die Bindung an den Staat, und die Berufsideale, ob sie eher in der Heimatpflege oder in der wissenschaftlichen Denkmalpflege lagen, wurden als höherrangige Ziele gewertet. Derartige Konzepte verbanden bei aller unterschiedlichen Aus­ richtung im einzelnen beispielsweise Goecke (*1850), Döring (* 1858), Hager (M863), Dethlefsen (*1864) und Clemen (*1866). Die folgende, zwischen der Reichsgründung und dem Regierungsantritt Wilhelms IL geborene Generation lernte die deutschen Monarchien erst zu einer Zeit kennen, als sie schon nicht mehr nur rechtlich, sondern auch faktisch zu bloßen Gliedern des Deutschen Reichs herabgesunken waren und Kulturpolitik betrieben, um überhaupt ihre Existenz noch zu legi­ timieren. Die Vertreter dieser Generation entwickelten kein echtes Loyali­ tätsgefuhl mehr zu deutschen Einzelstaaten, sondern empfanden sich als 282 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

professionelle, nur ihrem F ach und der Reichsnation verpflichtete Denk­ malpfleger. Erzogen wurden sie unter dem Eindruck krisenhafter Verwer­ fungen und in der Hoffnung auf Erneuerung, prägend erschütterten sie vor allem Kriegsnot und Revolution, die den überhöhten Hoffnungen des Kriegsanfangs 1914 folgten. Die qualifizierte Ausbildung und das Gefühl der eigenen fachlichen Unentbehrlichkeit einerseits, die Enttäuschung in der frühen Republik, der Bedeutungsverlust der idealen Kulturwerte, der Primat des Sozialen andererseits verstärkten die Distanz zum Weimarer System und den jeweiligen politischen F ührungen. Das mußte zwar nicht, aber konnte doch die Hoffnung auf einen grundsätzlichen Neuanfang implizieren und eine kritische Einstellung zu Aufstieg und Machtübernah­ me des Nationalsozialismus erschweren. Die qualifizierte und spezialisierte Ausbildung bestärkte das unbedingte Vertrauen in die eigene Unentbehr­ lichkeit und Urteilsfähigkeit. Zu dieser Generation zählten Renard (*1871), Hirsch (*1871), Blunck (*1872), Sauer (*1872), Siebern (*1872), Hiecke (*1876), Sauermann (*1880), Giesau (*1883) und Lill (*1883). Mithin zeigte sich trotz aller individuellen Ausnahmen und Abwei­ chungen und trotz der fortwährend dominierenden Rolle der Einzelper­ sönlichkeit ein deutlicher Wandel in Beruf, Amt und Amtsverständnis des Denkmalpflegers vom 19. zum 20. Jahrhundert. Charakteristisch für die frühen Denkmalpfleger waren die autodidaktischen Qualitäten. Ob von Bayer, Bickell oder von Alten, alle hatten aus persönlichen Interessen gewisse Steckenpferde gepflegt, darauf aufbauend eine weitere Kompetenz erworben und schließlich auch eine mehr oder minder offizielle Stellung erlangt. Archäologie und Kunstgeschichte standen im Mittelpunkt. Samm­ lung und F orschung waren die bevorzugten Methoden. Die Geschichte diente eher mittelbar der Gegenwart, indem sie Vorbilder menschlicher Größe bereitstellte. Die Versenkung in die Vergangenheit sollte zudem der Läuterung in der Gegenwart dienen. Die Denkmalpfleger der Weimarer Zeit, beispielsweise Hirsch, Hiecke oder Rauchheld, waren dagegen auf Technischen Hochschulen oder Akademien ausgebildete Architekten, durchaus Kenner des Wissenschaftsbetriebs, aber meist auch praxiserfahren und vor allem mit Verwaltungskenntnis, administrativem Geschick und politischem Gespür versehen. Denkmalschutzrecht und Publizistik waren die bevorzugten Methoden. Die Geschichte diente unmittelbar der Ge­ genwart, indem sie Modelle des künstlerischen Schaffens und Bauens wie des menschengerechten Lebens überhaupt bereitstellte. Das Interesse der Gegenwart stand für die professionellen Denkmalpfleger allemal vor dem Interesse der Denkmäler, die Geschichtspflege war für sie kein Wert an sich. Krieg und Revolution, die sozialen Aufgaben im Neuaufbau und im Wohnungssektor, hatten viele Denkmalpfleger in dieser Hinsicht geprägt. 283 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

So änderte sich das Selbstverständnis. Aus den Einzelgängern von Bickell bis Hager, die auf ihrem kunsthistorischen Arkanwissen beharrten und daraus ihr nicht selten bis zur Arroganz reichendes Selbstbewußtsein schöpften, die dabei ihre Position neben der Verwaltung suchten, wurden die Beamten vom Stil eines Rauchheld, Hiecke oder Lill, die politische wie administrative Zwänge kannten und damit umzugehen wußten, die inner­ halb des Systems eine Schlüsselstellung anstrebten und ihr Selbstbewußt­ sein aus der Amtsstellung ableiteten. Öffentlichkeit war für sie kein unge­ bildetes, allenfalls zu belehrendes Hindernis mehr, sondern Instrument und Ziel ihrer Tätigkeit. Insofern reflektierte das neuere Amtsverständnis die Bedingungen von Demokratie und Republik. F ühlten sich die frühen Denkmalpileger, etwa von Alten in Oldenburg oder Kraus in Baden, häufig eng gebunden nicht nur an den monarchischen Staat, sondern vor allem an die Person des jeweiligen Monarchen, hatten die Denkmalpfleger des 20. Jahrhunderts und insbesondere der Weimarer Republik, beispielsweise Hiecke, Hirsch oder Rauchheld, eine eher funktionale Auffassung vom politischen System. Auch dies gehört zum Wandel von Amt und Beruf des Denkmalpflegers. Bemerkenswert ist, daß sich dieser Prozeß exemplarisch in einer einzigen Person verdichtete, in dem Bonner Kunsthistoriker Paul Clemen (18661947), der praktisch die gesamte Entwicklung der modernen Denkmalpfle­ ge im wilhelminischen und Weimarer Deutschland begleitete und mitge­ staltete. Clemen hatte vor dem Ersten Weltkrieg unter anderem als Prin­ zenerzieher gewirkt und stand dem preußischen Königshaus und Wil­ helm IL auch persönlich nahe. Zugleich war er ein Vertreter der modernen Wissenschaft, der eine junge Disziplin mit autbaute, internationale Kontak­ te knüpfte und 1907/08 als Austauschprofessor in den USA lehrte. Er gehörte an der Jahrhundertwende zu den Initiatoren des »Tags für Denk­ malpflege«, dem er später selbst vorstand. Dabei war er bestrebt, den »Tag« zum Interessenorgan der Konservatoren wie der Denkmalpflegebewegung auszubauen. Die Stelle eines rheinischen Provinzialkonservators, die er von 1893 bis 1911 innehatte, gab er auf, um sich den Zwängen und Abhängig­ keiten von Provinzial- und Staatsinteressen zu entziehen. Dafür initiierte er die Einrichtung eines sogenannten Denkmalrats, eines Spezifikums der Rheinprovinz, als dessen Vorsitzender er eine dauerhaft institutionell abge­ sicherte, aber faktisch unkontrollierbare Schlüsselstellung erhielt.63 Im Er­ sten Weltkrieg wurde Clemen zum energischen Apologeten und Propagan­ disten der deutschen Besatzungspolitik. Im amtlichen Auftrag übernahm er dabei den Denkmalschutz im wesdichen wie ösdichen Kriegsgebiet. Die Beseitigung der Monarchie im Herbst 1918 bedauerte er zwar. Aber in der Weimarer Zeit arbeitete Clemen mit der republikanischen, sozialdemokra­ tisch geführten Regierung Preußens zusammen, als es um die Durchset284 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zung eines Denkmalschutzgesetzes ging. 1932/33 wiederum revitalisierte er einen mythologisiert-nationalen Begriff von Denkmal und Denkmalpfle­ ge. Auch in der nationalsozialistischen Zeit genoß er offizielles Ansehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich, kurz vor seinem Tod, beschwor er unbeeindruckt die wichtige, zeitlose und überpolitische Rolle und künftige Aufgabe der Denkmalpflege.64 In der Summe zeigt die Biographie Paul Clemens, daß sich der Moderni­ sierungprozeß hinsichtlich Amt, Beruf und Selbstverständnis des Denkmal­ pflegers jeder Vereinfachung widersetzt und mit dem Begriff der Professio­ nalisierung vielleicht nur unvollständig erfaßt werden kann. Das gilt um so mehr, als Organisationsmaßnahmen, die dem besonderen Charakter und den besonderen Aufgaben der Denkmalpflege entsprechen sollten, dem Professionalisierungsprozeß entgegenwirkten. Dazu zählten die Dezentra­ lisation der Denkmalpflege und ihre Delegation auf regionale Instanzen sowie auf semistaatliche Institutionen mit ehrenamtlichem Personal und auf ehrenamtliche Laienpfleger. Insofern war die Denkmalpflege weder büro- noch professionsförmig. Auch der staatliche Denkmalpfleger behielt immer eine Mittelstellung zwischen Staat und Gesellschaft wie zwischen Politik und Wissenschaft, was ihm zugleich eine gewisse Unabhängigkeit sicherte. Vor allem setzten sich die vermehrte Berücksichtigung spezifi­ scher F achqualifikationen, die trotz allem zunehmende administrative und politische Einbindung wie die öffentliche Verantwortung und gesellschaft­ liche Bedeutung insgesamt doch zu einem besonderen Berufsbild des Denkmalpflegers zusammen, das ihn aus dem Kreis benachbarter Berufe, der Ingenieure, Architekten, Archäologen, Philologen, Künstler, Kunsthi­ storiker, Historiker oder Juristen, heraushob, Sozialprestige vermittelte und ein eigenes, abgesondertes, potentiell elitäres Amtsverständnis schuf. In einer Hinsicht stieß freilich auch der professionelle Denkmalpfleger an seine Grenzen: Er blieb im Prinzip auf die Position der zuarbeitenden, gutachtenden und beratenden F achinstanz beschränkt, während die Ent­ scheidung bei der Denkmalschutzbehörde, der Bauaufsicht, verblieb. Diese wiederum mußte nicht nur einen rationalisierten Verwaltungsapparat, son­ dern auch ein wirkungsvolles rechtliches Instrumentarium anstreben, um ihren Vorrang dauerhaft zu behaupten.

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III. Recht und Interesse

1. Baurecht und Verunstaltungsschutz Im Kaiserreich expandierte nicht nur der Apparat staatlicher und kommu­ naler Ordnungs- und Leistungsverwaltung, sondern parallel dazu auch das rechtliche Instrumentarium administrativer Steuerung der Gesellschaft. Ein wesentlicher Grund dafür war das Wachstum der Städte. Der erste Bauboom der Reichsgründungsepoche von 1860 bis 1875 und die fol­ genden Stadterweiterungswellen, namentlich der zweite Bauboom seit 1885/90, schufen Handlungsbedarf Aus zersplitterten, uneinheitlichen und unvollständigen Vorgängern mußte im Kaiserreich ein modernes Bauplanungsrecht völlig neu entwickelt werden, um die Probleme der Urbanisierung zu lösen.1 Das galt unabhängig davon, von welchen städte­ baulichen Theorien die einzelnen Maßnahmen geleitet waren. Denn alle Ansätze, die geometrische Stadtplanung, der kulturhistorisch-romantische Städtebau, die Sozial- und Wbhnungsreform ebenso wie der historisch­ denkmalpflegerische Städtebau, verlangten nach politischer und rechtlicher Umsetzung. Alle vier kombinierten dabei reaktive und proaktive Elemen­ te, Elemente der Störungsabwehr und Elemente der Planung, Steuerung und Anleitung. Dies implizierte faktisch Eingriffe in das Eigentumsrecht, auch wenn dies teilweise explizit abgelehnt wurde. Unmittelbar betroffen von alledem war auch die Denkmalpflege. Denn wo das Bauschaffen durch ein neues Baurecht gelenkt wurde, konnte man nicht umhin, zugleich die Kriterien des Umgangs mit dem Überlieferten rechtlich festzulegen. Angesichts der Mängel des unvollständigen und zersplitterten Baurechts im 19. Jahrhunderts kam es deshalb an der Jahr­ hundertwende, zum beträchtlichen Teil anknüpfend an die Ideen des künstlerischen Städtebaus und des Heimatschutzes, zu Baurechtsnovellie­ rungen und sogenannten Verunstaltungsgesetzen, die den Schutz ästhe­ tischer, künstlerischer und historischer Werte im Stadt-, Orts- und Straßenbild anstrebten. Ihre Durchsetzung wurde freilich durch unzu­ reichende Vorkehrungen und konkurrierende Interessen behindert.

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α) Baurecht bis zur Jahrhundertwende

Das moderne Baurecht entstand in der Zeit des Kaiserreichs. Es hatte allerdings eine vorliberale Tradition, die bis in den Absolutismus zurück­ reichte. Auch die Kommunen entwickelten zur Gefahrenabwehr erste ordnungs- und baupolitische Instrumenten Der aufgeklärte und bürokrati­ sche Absolutismus des ausgehenden 18. Jahrhunderts knüpfte daran an und bezog ästhetische Kriterien bereits als gemeinwohlstiftende Elemente in das Baurecht ein. Das preußische Allgemeine Landrecht von 1794 enthielt das Verbot, Gebäude zu verändern, wenn eine »Verunstaltung der Städte und öffentlichen Plätze« drohte. Auch Neubauten, die zur »groben Verun­ staltung« des Orts- oder Straßenbilds beitrugen, mußten »nach der Anwei­ sung der Obrigkeit geändert« werden.3 Vergleichbare Vorschriften ergin­ gen in einigen anderen deutschen Territorien nach der Jahrhundertwende.4 Zwar wurde seit der Reformzeit die Bodenordnung liberalisiert, und die konstitutioneilen Verfassungen des 19. Jahrhunderts versprachen Sicher­ heit und Schutz des Eigentums, wie es etwa in der preußischen Verfassung von 1850 mit jahrzehntelanger Wirkung festgelegt war, allerdings in der Regel eingeschränkt durch die Möglichkeit der Enteignung »aus Gründen des öffentlichen Wohles« und gegen Entschädigung.5 Jedoch konnten sich weder liberales noch obrigkeitliches Prinzip im Bauwesen eindeutig durch­ setzen. F ortan konkurrierten vielmehr zwei Ziele. Baufreiheit war Pro­ grammsatz, aber Einschränkungen aus Gründen der feuerpolizeilichen und bautechnischen Sicherheit mußten selbst in der Blütezeit des Liberalismus, von den 1840er bis in die 1870er Jahre, hingenommen werden. Häufig waren auch, wie in Preußen, weiterhin die Bestimmungen der Reformzeit über den Ästhetikschutz in Kraft. Bauanzeige- und Baukonsenspflicht blieben allgemein nicht nur bestehen, sondern wurden unter dem Einfluß der entstehenden modernen Staatlichkeit noch ausgeweitet.6 Dem politischen Terraingewinn liberaler Positionen seit den 1840er Jahren stand bald die Notwendigkeit gegenüber, Verfügungsrechte über das Privateigentum zugunsten kollidierender Interessen etwa der Indu­ strialisierung, der Wirtschaftsniederlassung und des Verkehrs einzuschrän­ ken, zugunsten von Interessen also, die nicht von vornherein mit dem öffentlichen Wohl gleichzusetzen waren, sondern selbst private Belange widerspiegelten. Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, neue Verkehrs­ mittel und Industrieansiedlungen in Stadtnähe verlangten die Planung von Bauwesen und Stadterweiterungen, die Ausweitung kommunaler Kompe­ tenzen und den vereinheitlichenden und ordnenden Zugriff des Staats. In den 1860er und 1870er Jahren erließen deshalb mehrere deutsche Staaten neue Baugesetze, die vor allem Verkehrssicherheit, F euersicherheit und 288 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

öffentliche Gesundheit betrafen, etwa Baden 1868 ein Ortsstraßengesetz, das de facto ein F luchtliniengesetz darstellte, Württemberg 1872 eine Allgemeine Bauordnung und Preußen 1875 ein F luchtliniengesetz. Sie gestatteten den Kommunen, zur Planung von Erweiterungen Straßenzüge und F luchtlinien vorzugeben und auch privates Bodeneigentum einzube­ ziehen. Um die Landabtretung für den Straßenbau zu ermöglichen, wur­ den diese Gesetze durch Expropriationsgesetze begleitet, die eine Ent­ eignung im Interesse des Gemeinwohls erlaubten und das Recht auf Entschädigung garantierten. F ragen der Ästhetik standen hier nicht an erster Stelle.7 Als Aufgabe einer gesetzlichen Bauordnung galt es vor allem, eine »vernunftgemäß eingerichtete, gesunde und offene, moderne Groß­ stadt« zu ermöglichen.8 Ästhetik sollte eine vornehmlich dekorative Rolle bei der Neugestaltung spielen. Manche Gesetze versuchten eine ästhetische Baupflege sogar ausdrücklich zu blockieren, so etwa das Hamburger Ent­ eignungsgesetz von 1879, das »für bloße Verschönerungen« nicht ange­ wendet werden durfte,9 und auch in Baden wurden Ästhetikvorschriften im Baurecht »prinzipiell vermieden«.10 Aber in den meisten der seit den 1860er Jahren erlassenen Baugesetze und -Statuten tauchten Vorkehrungen zur ästhetischen Gestaltung auf. Das einflußreiche und rechtsprägende preußische F luchtliniengesetz vom 2. Juli 1875 zählte zwar die »F örderung des Verkehrs, der F euersicherheit und der öffentlichen Gesundheit« als Ziele auf, verlangte aber auch von den Gemeinden, bei einer F estsetzung von F luchtlinien »darauf zu halten, daß eine Verunstaltung der Straßen und Plätze nicht eintritt«.11 Häufig galt das Recht, Ästhetikvorschriften zu erlassen, nur für einen Teil der Gemein­ den, so in Bayern für exakt definierte größere Städte, so auch gemäß den Bauordnungen von Württemberg 1872 und Hessen 1881 für Städte »von größerer Bedeutung« und für Orte, für die besondere »Verhältnisse« zu berücksichtigen waren.12 Meist bezogen sich Ästhetik-Vorschriften auf bestimmte Straßen, vor allem Hauptstraßen, und bestimmte Baumerkmale und Gebäudeteile, namentlich F assaden und Schauseiten. Nach der würt­ tembergischen Allgemeinen Bauordnung von 1872 konnten Gemeinden Vorschriften über das Gebäudeäußere erlassen. Mehrere größere Städte untersagten demgemäß, an Straßen und öffentlichen Plätzen einstöckige Gebäude, vor allem unansehnliche Nutzbauten wie Ställe, zu errichten. Auch Hintergebäude durften »keinen häßlichen Anblick gegen die Straße darbieten«. Gebäude an Hauptstraßen mußten deren Bedeutung entspre­ chen und »eine angemessene architektonische Ausbildung« aufweisen, aneinandergebaute Häuser auch durch Bauform und Anstrich Einheitlich­ keit vermitteln. Klassizistische und geometrische Ideale prägten meist die neuen Baubestimmungen. Doch bedienten sich Landesbauordnungen und lokale Baustatuten häufig eines ebenso umfassenden wie vagen Begriffs von 289 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Ästhetik, der Schönheit und Moral in eins setzte. Die Vorschriften überlie­ ßen in der Regel den Baupolizeibehörden die inhaltliche F üllung. Die Magdeburger Baupolizeiordnung von 1874 verlangte, alle Gebäude an der Straßenseite so zu pflegen, »daß sie nach dem Ermessen der Baupolizei­ behörde kein öffentliches Aergerniß geben«. Die bayerische Landes-Bau­ ordnung von 1864 untersagte in bestimmten Städten (Städten I. Klasse) bei der F assadengestaltung alles, »was die Symmetrie und Sittlichkeit verletzen könnte«.13 Allerdings wurden derartige ästhetische Bauvorschriften dort, wo sie bestanden, »praktisch kaum noch gehandhabt«, so in der »Mehrzahl der großen Städte in Deutschland«, wie Reinhard Baumeister 1876 vermutete, und wo sie neu eingeführt waren, blieben ihre tatsächliche Durchsetzbar­ keit und Wirksamkeit anfangs noch umstritten.14 Auch die Verunstal­ tungsklausel im preußischen F luchtliniengesetz hatte in der Praxis wohl wenig Bedeutung.15 Schon wenige Jahre später allerdings setzte ein Wandel ein. Die seit den 1880er Jahren ergangenen neuen Landesbauordnungen beanspruchten ein breiteres Wirkungsfeld. Als Antwort auf die hygieni­ schen Probleme des Stadtwachstums nahmen sie Anregungen der Wohn­ reformbewegung auf. Sie enthielten Bestimmungen über Wohnungen, etwa über Raumhöhen und die Nutzung von Dach- und Kellerwohnun­ gen.16 In diesem Zusammenhang wurde auch die Rolle der Ästhetik in der Baugestaltung aufgewertet. 1886 änderte Hamburg das Enteignungs­ gesetz und ermöglichte die Anwendung für Ziele der Ästhetik.17 In ande­ ren deutschen Staaten und Städten wurde ebenfalls erwogen, bestehende ästhetische Vorschriften wieder in Erinnerung zu bringen und die baupoli­ zeilichen Möglichkeiten zu erweitern. Dabei rückten über die bloße Ästhe­ tik hinaus auch Fragen des Denkmalschutzes in den Blick. Der Einfluß des romantischen Städtebaus und der Denkmalpflege- und Heimatbewegung trug dazu bei. Voran gingen aber die Städte, die ihre historische Bausub­ stanz zunehmend als Wirtschaftsfaktor erkannten. Wohnqualität und touri­ stische Attraktivität wurden zu Kriterien städtischen Erfolgs und zu Ele­ menten systematischer Stadtplanung. So beklagte der Magdeburger Stadtbaurat Theodor Peters 1901, daß Stadt und Baupolizei keine Hand­ habe hätten, wenn historisch und ästhetisch bedeutsame private Gebäude etwa aus spekulativen Gründen abgerissen würden. Das Stadtbild sei »dem reinen Zufall preisgegeben«, die Kunst werde »international«, und der regionale und lokale Charakter des Städtebaus gehe verloren.18 Mit diesen Erwägungen ergriffen Kommunen, die über herausragende historische Stadtbilder verfugten, Schutzmaßnahmen, noch ehe die Staats­ regierungen selbst einschlägige Vorgaben ins Auge fassen konnten. Ro­ thenburg ob der Tauber, Hildesheim, Nürnberg, Augsburg und Würzburg erließen bereits an der Jahrhundertwende entsprechende Ortsstatuten. Die 290 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Polizeiverordnung des Magistrats von Hildesheim für die älteren Stadtteile vom 17. Juni 1899 beispielsweise galt für bestimmte, namentlich aufge­ zählte Straßen und Plätze. Sichtbare Bauteile waren hier »in einer Bauform zur Ausführung zu bringen, welche sich an die bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts in Deutschland zur Verbreitung gelangten Bauformen an­ schließt«. Neue Bauten hatten sich dem »Gepräge der näheren Umge­ bung« und besonders der nahen »größeren Gebäude« anzupassen.19 Dieses Baustatut zielte ganz auf die Bewahrung des geschlossenen Bildes einer historisch-künstlerisch vermeintlich hochwertigen Epoche, nicht indessen auf die Erhaltung historischer Bausubstanz im wissenschaftlich-denkmal­ pflegerischen Sinn. Zum Zeitpunkt des Erlasses entsprach dies freilich noch dem herrschenden Urteil in der preußischen F achverwaltung. »Die Denk­ malpflege« würdigte das Statut 1899 als »außerordentlich erfreuliches und nachahmenswertes Vorkommniss«.20 In den folgenden Jahren beschlossen weitere preußische Kommunen, unter anderem Trier, Kassel, Wiesbaden und F rankfurt am Main, baupolizeiliche Vorschriften, die Verunstaltungen verhindern und teilweise auch den historischen Eindruck der Straßenbilder schützen sollten.21 Diese frühen ortsstatutarischen Versuche flossen in die Verunstaltungsgesetzgebung der Länder ein, die wiederum zur Verbrei­ tung des neuen Ästhetikprinzips in historisch weniger herausragenden Städten beitrug. b) Verunstaltungsgesetze und Baurechtsnovellierungen An der Jahrhundertwende novellierten fast alle deutschen Länder ihre Baugesetze. Dafür war eine Reihe von Gründen ausschlaggebend. Die disparaten und rechtlich anfechtbaren städtischen Bestimmungen sollten vereinheitlicht und in eine politisch kontrollierbare Richtung dirigiert werden. Das Instrumentarium der Stadterweiterung und Stadtplanung mußte angesichts des zweiten Baubooms in den 1890er Iahren ausgeweitet werden. Gesundheitspolizeiliche Ziele waren, wie seit den 1870er Jahren gefordert, vermehrt zu berücksichtigen. Die Wohnungsreformbestrebun­ gen galt es aufzugreifen. Überdies empfahl es sich, die Ziele der sich ausbreitenden Denkmalpflege- und Heimatbewegung zu berücksichtigen. Hinzu traten eher rechtstechnische Aspekte. Mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Jahr 1900 verloren alte nachbarrechtliche Bestimmungen an Wirkung; neue Bauordnungen mußten sie ersetzen.22 Gemeinsam war allen Baugesetzen in inhaltlicher Hinsicht unter anderem, daß sie öffentliche Planungsmöglichkeiten im Bereich der ästhetischen Baugestaltung erweiterten. Gemeinsam war ihnen in formal-institutio­ neller Hinsicht, daß sie zwar die staadiche Ordnungskompetenz demon291 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

strierten, zugleich aber Rechte an die Kommunen delegierten und deren Handlungsspielraum vergrößerten. Wie schon die F luchtlinien- und Ent­ eignungsgesetze der Reichsgründungszeit23 überwiesen die Baugesetze das Bauplanungswesen an die Gemeinden, die dann selbst entscheiden konn­ ten, inwieweit sie den gesetzlich fixierten Handlungsrahmen nutzen woll­ ten. Auf den Verunstaltungsschutz bezogen, wurden zwei unterschiedliche Modelle der Baurechtsnovellierung gewählt. Einige Länder, beispielsweise Preußen und Oldenburg, erließen spezielle Verunstaltungsgesetze, andere, etwa vor allem Baden und Bayern, beschränkten sich auf die Aufnahme entsprechender Bestimmungen in bestehende Landesbau- oder Polizeiord­ nungen.24 In Preußen bestand kein einheitliches Recht in F ragen der Bauästhetik. Für den ehemaligen Bereich des »Gemeinen Rechts« und des napoleoni­ schen »Code civil«, darunter besonders das Rheinland und Westfalen, existierten mit nur wenigen Ausnahmen keine ästhetischen Bauvorschrif­ ten.25 In den älteren Gebieten galten die Verunstaltungsbestimmungen des Allgemeinen Landrechts. Allerdings legten die Verwaltungsgerichte diese Bestimmungen weit aus. Das preußische Oberverwaltungsgericht ent­ schied am 14. Juni 1882, eine Verunstaltung liege »nicht schon dann vor, wenn nur eine vorhandene Formschönheit vermindert wird oder auch ganz verloren geht« oder wenn eine »Störung der architektonischen Harmonie« drohe. Vielmehr sei nur die »Herbeiführung eines positiv häßlichen, jedes offene Auge verletzenden Zustandes« untersagt.26 Am 24. März 1898 versuchte das Gericht, die Beurteilungskriterien durch die tautologische Definition zu konkretisieren, daß eine »Verunstaltung« nur die »Schaffung eines positiv häßlichen und daher jedes für ästhetische Verunstaltung offene Auge verletzenden Zustandes« umfasse.27 In der Praxis konnte damit ein fachlich kompetenter Schutz nicht gewährleistet werden. Unter diesen Voraussetzungen bildete sich die Verunstaltungsgesetzge­ bung in zwei Schritten heraus. Am Anfang ging es um den Landschafts­ schutz. Im Rheingebiet expandierte während der 1890er Jahre der Touris­ mus. Nebeneffekt war der Wildwuchs an Reklametafeln im Rheintal etwa bei Rüdesheim und Bingen, die mit großflächiger Werbung auch Ausflügler zu Schifferreichen wollten. Das provozierte nicht nur die Kritik der Natur­ und Heimatbewegung, sondern lief auf lange Sicht selbst den touristischen Interessen zuwider. Zunächst wollte man die Entwicklung durch Polizei­ verordnungen steuern. Doch die Rechtsprechung blockierte diesen Weg. Verwaltungsrichter bei Entscheidungen über darauf beruhende Reklame­ verbote und Strafrichter bei Entscheidungen über danach verhängte Stra­ fen erklärten die Verordnungen für rechdich unwirksam, da Polizeiverord­ nungen nur der Aufrechterhaltung der öffendichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung dienen durften, nicht aber der Wohlfahrtspflege.28 Um die 292 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Rechtslücke zu füllen und die Handhaben der Verwaltung zu erweitern, regte das preußische Abgeordnetenhaus ein Verunstaltungsgesetz an, das zunächst nur für das Rheinland Gültigkeit haben sollte, dann aber generell auf den Schutz von Landschaften außerhalb geschlossener Ortschaften ausgedehnt wurde.29 Das »Gesetz gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden« vom 2. Juni 1902 ermächtigte die Landespoli­ zeibehörden, »außerhalb der geschlossenen Ortschaften« zum Schutz »landschaftlich hervorragender Gegenden solche Reklameschilder und sonstige Aufschriften und Abbildungen, welche das Landschaftsbild verun­ zieren«, per Polizeiverordnung zu untersagen.30 Parallel wuchsen die Bemühungen, nicht nur Landschaftsbilder, sondern auch historische Ortsbilder besser vor den Begleiterscheinungen einer unkontrollierten Bauexpansion sowie vor Erneuerung und Werbung zu schützen. Hier trafen staatliche und gemeindliche Initiativen bei der No­ vellierung des Baurechts zusammen. Auf der einen Seite versuchte vor allem das preußische Kultusministerium, Ende des Jahres 1900 erneut ein Denkmalschutzgesetz auf den Weg zu bringen, um die Reorganisation der Denkmalpflegeverwaltung seit 1891 abzuschließen und den neuen Instan­ zen ein übersichtliches Rechtsinstrumentarium an die Hand zu geben. Nachdem dieses Vorhaben an Einsprüchen anderer Ministerien, namentlich des Finanzministeriums, und an Widerständen im Landtag gescheitert war, sollte eine Verunstaltungsgesetzgebung Teile und Grundgedanken retten. Denn auf der anderen Seite forderten Gemeinden, die über historische Straßenzeilen und Bauten verfugten, Handhaben zur Beschränkung der Eigentümerwillkür auf dem Bausektor, um die Attraktivität ihrer Kommu­ nen zu bewahren. Einige Gemeinden hatten zwar bereits örtliche Bau­ polizeivorschriften als Verunstaltungsschutz erlassen. Sie beriefen sich da­ bei mangels anderer Rechtsgründe auf »örtliches Herkommen«. Die Gerichte, etwa das Oberverwaltungsgericht am 25. März 1901, widerspra­ chen allerdings auch hier, und so blieb die »Rechtslage ... in hohem Grade zweifelhaft«. Deshalb regten Kommunalpolitiker wie der Oberbürgermei­ ster Gustav Struckmann aus Hildesheim, der auch das dortige Ortsstatut initiiert hatte, eine Erweiterung des preußischen Verunstaltungsgesetzes von 1902 durch eine entsprechende gesetzliche Ermächtigung an die Gemeinden an.31 Das preußische Herrenhaus, dem Struckmann angehörte, und das Abge­ ordnetenhaus sprachen sich deshalb im F rühjahr 1903 für ein Gesetz »zur Verhinderung der Verunstaltung von Straßen und Plätzen« aus.32 Das Ministerium der öffentlichen Arbeiten leitete darum im September 1903 Vorüberlegungen zu einem Gesetzentwurf ein, der im April 1904 fertigge­ stellt wurde.33 Der Entwurf strebte keine Vereinheitlichung des Verunstal­ tungsrechts an, sondern stellte den Behörden lediglich ein einheitliches 293 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Instrument zur Durchsetzung von bauästhetischen Bestimmungen zur Verfügung, das je nach den örtlichen Bedingungen auszufüllen war. Er bestand allein aus der lapidaren Verfügung, Baupolizeiverordnungen »kön­ nen Vorschriften zur Verhinderung von Bauten und baulichen Veränderun­ gen treffen, welche die Straßen und Plätze in den geschlossenen Ortschaf­ ten verunstalten«.34 Gerade diese knappe F ormulierung sollte einen umfassenden Schutz gewährleisten. Sie betraf nicht bloß grobe Verun­ staltungen und positiv häßliche Bauten. Es reichte vielmehr hin, »wenn der Zustand unschön wirkt und daher der Eigenart der umgebenden Straßen und Plätze widerspricht«. Bei »historisch oder künstlerisch hervorragen­ d e ^ ] Bauwerke[n]« sollte dadurch zudem verhindert werden können, »daß der Eindruck durch Änderungen an ihnen selbst oder in ihrer Umge­ bung zerstört wird«.35 Allerdings dauerte es noch zwei Jahre, bis der Entwurf dem Landtag vorgelegt wurde. Vor allem drei Probleme standen einer reibungslosen Einführung im Weg. Erstens ging es um die F rage, wie fachlicher Sachver­ stand für das ästhetische Urteil der Baupolizei berücksichtigt werden konnte. Zweitens ging es darum, wie weit »Organe der Selbstverwaltung«, konkret die Gemeinden, einbezogen werden sollten. Und drittens ging es um die Beschränkung des Privateigentums.36 In den interministeriellen Beratungen wurde gefordert, Sicherheiten zur Beruhigung der Eigentü­ merinteressen bereits in das Gesetz aufzunehmen, so durch eine genaue Abgrenzung des Schutzbereichs auf bestimmte zu benennende Straßen, Plätze oder Bezirke, durch die zumindest beratende Mitwirkung des Ge­ meindevorstands, durch die Genehmigung von Bauverordnungen seitens einer höheren Instanz, namenüich des Bezirksausschusses, und durch die Einbeziehung von - freilich ebenfalls nur gutachtenden - Sachverstän­ digenkommissionen bei der Durchführung der Verordnungen.37 Hinzu kam, daß sich das Abgeordnetenhaus in einem anderen, im Prinzip ähnlichen, wenn auch inhaltlich eher nebensächlichen F all - es ging um das Gesetz über das F euerlöschwesen vom 21. Dezember 1904 - dem Versuch widersetzte, »die Zahl der Gegenstände zu vermehren, die der Regelung durch ortspolizeiliche Vorschriften unterliegen«. Der Einspruch richtete sich generell gegen die Tendenz, die Zuständigkeiten der Kommu­ nen zu untergraben und den staatlichen Zugriff auf die Gemeindeverwal­ tung zu erweitern. Namenüich aus Kreisen des Zentrums drängte man überdies darauf, im Rheinland und in Westfalen das aus der napoleonischen Zeit herrührende Polizeiverordnungsrecht einzuschränken. Und in den Fachministerien bestanden weiterhin Bedenken, »untergeordneten Poli­ zeiorganen durch Polizeiverordnungen das Recht zu derart empfindlichen Eingriffen in das Privateigentum selbständig einzuräumen«. Die Ministeri­ alberatungen führten deshalb zu dem Plan, »die Angelegenheit auf ortssta294 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tutarischem Wege zu regeln«, weil dabei »der polizeiliche Charakter ... weniger in den Vordergrund« rücke. Der Gemeindevorstand war einzube­ ziehen, jedoch nur durch »Anhörung«, nicht durch das Recht zur »Zustim­ mung«. Eine große Kommission, etwa auf Provinzebene, sollte bei dem Erlaß von Ortsstatuten beratend mitwirken. Vertreter der Provinzialver­ waltung, der provinzialen Denkmalpflegeinstanzen und der Heimat­ schutzverbände hatten hier F achkompetenz zur Geltung zu bringen. Eine Gemeindekommission, eventuell unter Zuziehung von Vertretern der Grundeigentümer, sollte dagegen die Interessen des Privatbesitzes bei der Durchführung der Ortsstatuten wahren. Vorbehalten von Privateigentü­ mern sollte auch die Garantie entgegenkommen, gemäß Baustatut verfüg­ te Änderungen von Bauplänen dürften nicht zu einer erheblichen Erhö­ hung der Baukosten führen.38 Auch die nach diesen Grundsätzen im Januar 1906 erstellte, mittlerweile auf drei Paragraphen erweiterte F assung stieß noch auf ministerielle Wider­ stände.39 Sie wurde aber am 7. März 1906 von Wilhelm II. genehmigt und schließlich dem Landtag vorgelegt.40 Im Abgeordnetenhaus provozierte der Entwurf zunächst scharfe Kritik. Moniert wurde besonders die Ein­ schränkung des Privateigentums, die man nur gegen Entschädigung zulas­ sen wollte. Erst kontroverse Beratungen und Ortsbesichtigungen führten einen Stimmungsumschwung herbei. Die Entschädigungspflicht, die eine Realisierung des Gesetzes erheblich behindert hätte, wurde mehrheitlich abgelehnt.41 Das Herrenhaus, in dem auch die größeren Kommunen über die Wahl durch die Gemeinderäte vertreten waren, begrüßte den Entwurf insgesamt und verlangte sogar eine Ausdehnung der Schutzbestimmungen auf landschaftlich herausragende Gegenden und die Erweiterung der Be­ fugnisse der Ortspolizeibehörden. Diese sollten berechtigt sein, »die Ver­ unstaltung schlechthin« zu verbieten. Gustav Struckmann betonte als Berichterstatter noch einmal, daß bislang mangels eines Schutzes von Ortsbildern und Baudenkmälern einerseits die »Pietät gegen die Vorfahren gröblich verletzt«, andererseits aber auch Schaden für die Städte angerich­ tet worden sei. Kein Tourist besuche mehr die Stadt, die ihren historischen und städtebaulichen Reiz verloren habe. Struckmann wies auch den Ein­ wand zurück, eine Ästhetikgesetzgebung dehne die Aufgaben der Polizei­ gewalt zu weit aus. Er behauptete dagegen den Vorrang des Gemeininter­ esses, denn man ziehe »heute, im Zeitalter der sozialen Gesetzgebung, die Grenzen der Aufgaben des Staats und der Polizei viel weiter, als es früher der F all gewesen sei«.42 Während der folgenden Beratungen im Herren­ und Abgeordnetenhaus wurde der Entwurf dann weiter ergänzt, bevor er am 15. Juli 1907 schließlich als Gesetz verkündet werden konnte.43 Das jetzt acht Paragraphen umfassende Gesetz verband die Interessen von Heimatschutz, Denkmalpflege und kommunaler F remdenverkehrspo295 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

litik. Es enthielt nicht mehr nur eine Ermächtigung, Ortsstatute zu erlas­ sen, sondern selbst schon einen unmittelbar gültigen Verunstaltungs­ schutz. Demnach war generell die »baupolizeiliche Genehmigung zur Ausführung von Bauten und baulichen Veränderungen ... zu versagen, wenn dadurch Straßen oder Plätze der Ortschaft oder das Ortsbild gröblich verunstaltet werden würden«. Darüber hinaus konnten Ortsstatuten »für bestimmte Straßen und Plätze von geschichtlicher oder künstlerischer Bedeutung« einen besonderen Schutz verfugen, der die »Eigenart« des Ortsbildes oder auch nur den »Eindruck« bestimmter Bauwerke bei bauli­ chen Veränderungen bewahren half. Dabei war der Umgebungsschutz ausdrücklich erwähnt. Ortsstatute durften zugleich eine ästhetische Bau­ pflege im Interesse des F remdenverkehrs ermöglichen. Der Regierungs­ präsident war zudem berechtigt, »landschaftlich hervorragende Teile« sei­ nes Bezirks gleichermaßen gegen eine »gröblich[e]‹‹ Verunstaltung zu schützen. Die Zuziehung von Sachverständigen und Gemeindevorständen sowie Verfahrensregelungen und Einspruchsmöglichkeiten federten die Eigentumsbeschränkung rechtsstaadich ab. Dabei war das Gesetz nicht auf bestimmte Kategorien von Eigentümern beschränkt. Es galt folglich strenggenommen anders als die meisten Denkmalschutzgesetze für Privat­ leute und Kirchen, politische Gemeinden und staatliche Behörden glei­ chermaßen. Die Regierung gestand bei den Landtagsberatungen im Mai 1907 auch zu, sich bei Staatsbauten daran halten zu wollen, ohne allerdings eine rechtliche Pflicht explizit anzuerkennen. Nicht ganz klar wurde auch die Selbstbindung der Gemeinden.44 Dies erhöhte freilich nicht die Akzep­ tanz des Gesetzes, sondern vermehrte die Einwände gegen eine Beschrän­ kung des privaten Eigentums. Im Großherzogtum Oldenburg zeigten sich ebenfalls Vielschichtigkeit und Verknüpfung der Motive. Auch hier bildete die Eigentumsfrage einen Schwerpunkt der Diskussion. In Oldenburg entstanden Denkmalschutz­ und Verunstaltungsgesetz in engem Zusammenhang. Die Initiative zu einer umfassenden Gesetzgebung ging nicht von der Zentralregierung aus, sondern von regionalen, kommunalen und lokalen Interessen. 1907 be­ gann die Regierung zu Eutin, für das oldenburgische F ürstentum Lübeck gesetzliche Verunstaltungsbestimmungen nach dem Vorbild der preußi­ schen Gesetze von 1902 und 1907 auszuarbeiten.45 Dahinter standen weniger idealistisch-heimatpflegerische Motive als vielmehr materielle In­ teressen der Ostseebäder, denn der dortige F remdenverkehr expandierte gegen Anfang des 20. Jahrhunderts.46 Badeorte und Villensiedlungen, argumentierte die Eutiner Regierung am 8. Oktober 1909, würden durch Mietskasernen und Reklame zunehmend beeinträchtigt. Das führe zur »Abschreckung des besseren Publikums«.47 Eine andere, kommunale In­ itiative wählte den Weg über den Landtag. Am 12. F ebruar 1908 stellten 296 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sechs Abgeordnete unter F ederführung des Delmenhorster Bürgermeisters Erich Koch den Antrag, die Regierung solle die preußischen Bestimmun­ gen über den Schutz von Bau- und Kunstdenkmälern sowie über den Schutz der Landschaft gegen Verunstaltung für das Großherzogtum über­ nehmen. Die Begründung zielte zum einen auf eine Lücke im oldenburgi­ schen Recht. Gesetzliche Bestimmungen existierten nicht, die Baupoli­ zeibehörden hatten keine Befugnisse in architekturästhetischen F ragen. Sie zielte zum anderen auf die daraus resultierende Schwäche der Staatsgewalt. Was bislang an praktischer Arbeit geleistet worden sei, hätten Vereine durchgeführt. Diesen fehlten aber sowohl der Zugang zu allen notwendi­ gen Informationen als auch die Machtmittel, um Schutzmaßnahmen durchzusetzen.48 Zwar wurden im Landtag Bedenken laut, ein Verunstal­ tungsrecht nach preußischem Vorbild könne wie ein Denkmalschutzgesetz zu weit in private Eigentumsrechte eingreifen, doch in den Landtagsab­ schied vom 19. Juni 1908 wurde der Plan aufgenommen, nähere Bestim­ mungen über Denkmalschutz und Verunstaltung zu erlassen. Weitere öffentliche Initiativen verliehen diesem Vorhaben Nachdruck.49 Die Kommission, die im F rühjahr 1908 ernannt wurde, um ein Denk­ mal- und Heimatschutzgesetz vorzubereiten, entschloß sich, die Arbeit in zwei Projekte zu teilen, ein Verunstaltungs- und ein Denkmalschutzgesetz. Das primäre Interesse von Verwaltung, Kommunen und Öffentlichkeit galt dem aus Gründen von Wirtschaft und F remdenverkehr vordringlichen Landschafts- und Ortsbildschutz durch baupolizeiliche Maßnahmen, nicht dem wissenschaftlich-historischen Denkmalschutz. So legte die Kommissi­ on am 9. Juni 1909 zunächst den Entwurf eines Verunstaltungsgesetzes vor.50 Der knappe, nur sieben Paragraphen umfassende Entwurf lehnte sich eng an die preußischen Bestimmungen an. Vor allem die ersten drei Paragraphen folgten fast wörtlich diesem Modell. Die baupolizeiliche Genehmigung für Bauten oder bauliche Änderungen konnte verweigert werden, wenn dadurch »Straßen oder Plätze der Ortschaft oder das Orts­ bild gröblich verunstaltet« zu werden drohten. Die Gemeinden wurden darüber hinaus ermächtigt, durch Gemeindestatuten Straßen, Plätze sowie Bauten »von geschichtlicher oder künsderischer Bedeutung« und deren Umgebung gegen verunstaltende Veränderungen zu schützen. Reklame, die Bauten, Straßen, Orts- und Landschaftsbilder beeinträchtigte, konnte ebenfalls durch den Gemeindevorstand verboten werden. Hinzu kamen Bestimmungen für spezifisch oldenburgische Verhältnisse, vor allem hin­ sichtlich des Interesses am F remdenverkehr. Im Staatsministerium wurden zwar vor allem wegen des Eingriffs in private Eigentumsrechte Bedenken gegen den Entwurf laut. Widerspruch erwartete man besonders von den ländlichen Abgeordneten des Parla­ ments.51 Gleichwohl präsentierte das Ministerium die Vorlage am 18. 297 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

September 1909 dem Landtag. Es gelte, so die Begründung, ästhetische Gesichtspunkte stärker zu betonen. Nach den neuesten Erkenntnissen und nach dem Beispiel anderer deutscher Staaten, besonders Preußens, sei es rechdich zulässig, gesetzliche Handhaben für die Gemeinden zu schaffen und die baupolizeilichen Eingriffsmöglichkeiten zu erweitern.52 Im Land­ tag stieß der Entwurf prinzipiell auf eine wohlwollende Resonanz. Der Berichterstatter im Verwaltungsausschuß etwa unterstützte die Zielsetzung und nannte »die Verunstaltung, die seit Jahrzehnten die äußere Erschei­ nung von Stadt und Land erfahren hat und täglich neu erfährt«, »eine der unerfreulichsten Begleiterscheinungen des wirtschaftlichen Aufschwungs unserer Zeit«. Einwände richteten sich zum einen, wie erwartet, gegen die drohenden Eigentumsbeschränkungen, zum anderen gegen den gouverne­ mentalen Einschlag. Der »erzieherische Charakter« komme gegenüber dem autoritär-bürokratischen Element zu kurz. Man habe sich dabei zu sehr an Preußen orientiert. Im allgemeinen sei eine Stärkung der Gemein­ den wünschenswert und die baupolizeiliche Beschränkung allein durch Ortsstatut, nicht aber durch landespolizeiliche Anordnung zuzulassen.53 Letzteres mochte wiederum das Staatsministerium nicht zurücknehmen, und die Landtagsmehrheit trug dies mit. So wurde schließlich eine zwar revidierte, weiterhin aber wesentlich an Preußen orientierte, sogar noch stärker als dort gouvernemental ausgerichtete F assung angenommen und am 11. Januar 1910 vom Großherzog verkündet.54 Das preußische Verunstaltungsrecht behielt auch für andere Länder Vorbildfunktion. In zahlreichen deutschen Bundesstaaten wurden nach der Jahrhundertwende Verunstaltungsgesetze diskutiert und, abhängig von den jeweiligen Ausgangsbedingungen, in unterschiedlichen Varianten reali­ siert. Im Reichsland Elsaß-Lothringen beispielsweise erging 1910 lediglich ein knappes Landesgesetz, das ganz allgemein den Gemeinden das Recht einräumte, ästhetische Bauvorgaben in Ortsstatute aufzunehmen. Eine inhaltliche Zielrichtung auf Heimatpflege oder Verunstaltungsschutz sprach das Gesetz explizit nicht an. Den Gemeinden wurde somit eine erheblich größere Selbstbestimmung gegenüber der Landesregierung ein­ geräumt als in Preußen. Auf eine vereinheitlichende und zentralisierende Landesbauordnung legte die Regierung keinen Wert. Eine 1911 von den Berliner Reichsbehörden ausgehende Initiative scheiterte. Die Straßburger Landesregierung befürchtete, durch eine autoritäre Assimilationspolitik im Baurecht neue Konflikte zu provozieren und die Integration zu behindern. Sie nahm dafür in Kauf, daß die Kommunen in der Bauaufsicht völlige Selbständigkeit genossen.55 Für stabilere Länder war das demonstrative Bemühen der Regierung um normative Vorgaben in der Heimat- und Denkmalpflege gerade Mittel der Integration. Kaum ein Land verknüpfte Denkmal- und Verunstaltungs298 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

schutz direkt. In Oldenburg entstanden beide in zeitlichem Zusammen­ hang, rechtlich und praktisch aber getrennt voneinander. Sachsen erließ am 1. Juli 1900 ein vielbeachtetes, als musterhaft gepriesenes Baugesetz, das alle Bereiche der Bauplanung umfaßte, allerdings Verunstaltungsschutz und ästhetische F ragen nur am Rande, rudimentär und unzulänglich be­ handelte.56 Diese wurden am 10. März 1909 in einem besonderen Gesetz geregelt, das einerseits beschränkter war als das preußische, indem es nur die Möglichkeit, nicht die Pflicht zum behördlichen Einschreiten enthielt, andererseits weiter reichte, indem es jede, nicht nur eine »gröbliche« Verunstaltung zu unterbinden erlaubte.57 Das sächsische Gesetz sah als einziges auch Maßregeln für den Fall vor, daß konkurrierende Interessen in der Gemeinde den Erlaß eines Ortsstatuts verhinderten. Ortsstatute konn­ ten nämlich von der höheren Verwaltungsbehörde zwangsweise durchge­ setzt werden.58 Eine Verbindung von Bau- und Denkmalpflege gelang nur in kleineren Staaten mit relativ homogenen Verhältnissen und begrenzba­ ren inneren Widerständen. So erging im April 1912 in Hamburg ein Baupflegegesetz, das neben der Steuerung des Baugeschehens auch Ele­ mente von Denkmalpflege und Naturschutz umfaßte. Schutzzonen und Schutzprinzipien wurden festgelegt. Eine Baupflegekommission hatte nun­ mehr die umfassende Aufsicht über Bebauungspläne, Reklame, Baudenk­ malschutz, ländliches Bauen und Naturschutz inne. Zentralisation und Bürokratisierung steigerten die Effizienz, provozierten umgekehrt aber auch Kritik an Kunstzensur und Stildiktaten.59 F ritz Schumacher, der langjährige Leiter des Hamburger Hochbauwesens, pries aus der Rück­ schau 1920 allerdings schon die »bloße Tatsache des Gelingens eines solchen Gesetzes« als »erfreuliches Zeichen« für einen Bewußtseinswandel in der Öffentlichkeit. Habe »die Allgemeinheit« bislang nur »willig« die baupolizeiliche Kontrolle bei Statik und Hygiene ertragen, akzeptiere sie nun, »daß die ästhetischen Gefahren ebenso ernst zu nehmen sind wie die technischen und hygienischen«. Es gebe eben »auch eine Hygiene unseres Gefühlslebens« .60 Baupflege- und Verunstaltungsgesetze erzielten tatsächlich eine beson­ dere öffentliche Wirkung. Schon ganz unabhängig von ihrer Ausführung demonstrierten sie das Interesse von Staat und Gemeinden an einer Orien­ tierung des Bauschaffens an künsderischen und historischen Gesichtspunk­ ten. Sie drückten die Erweiterung des Gemeinwohls in ästhetischer Bezie­ hung aus und ordneten die Belange von Wirtschaft und Eigentümern den hoheitlichen Planungszielen und Gestaltungsbefugnissen unter. Dieser zwar zunehmend akzeptierte, aber immer noch vielfach als provozierend empfundene Weg der Baurechtserweiterung wurde deshalb nicht ohne Bedenken beschritten. In manchen Ländern, so in Baden, vermied man zunächst bewußt den Erlaß eines Spezialgesetzes und suchte die Ziele des 299 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Heimatschutzes über weniger spektakuläre, aber umfassendere und syste­ matischere Novellierungen des Polizeistrafgesetzbuches und der Landes­ bauordnungen durchzusetzen.61 Dieser Weg bot sich besonders an, weil die Bauordnung vom Innenministerium als Verordnung erlassen und eine langwierige Landtagsdebatte mit Einsprüchen von Wirtschafts- und Eigen­ tümerinteressen dadurch umgangen werden konnte. Wie in Preußen gelang es allerdings auch in Baden erst nach mehrjähri­ gen Vorarbeiten und Diskussionen, den Verunstaltungsschutz zu realisie­ ren. Seit dem 20. August 1904 untersagte das Polizeistrafgesetzbuch bereits die »Beeinträchtigung« herausragender Natur- und Baudenkmäler »durch Aufschriften, Abbildungen usw.«62 Im Mai 1905 legte die Regie­ rung den ersten Entwurf einer Landesbauordnung vor, am 1. September 1907 wurde die neue Bauordnung nach mehreren Überarbeitungen erlas­ sen.63 Zusammen mit dem Polizeistrafgesetzbuch und dem Ortsstraßenge­ setz vom 15. Oktober 1908, das bei einer Verunstaltung der Landschaft oder einer Beeinträchtigung von Baudenkmälern Baubeschränkungen vor­ sah,64 ermöglichte sie einen detaillierten Schutz von Denkmälern, Straßen­ und Ortsbildern. Ortspolizei und Bezirksamt waren zu derartigen Schutz­ bestimmungen ermächtigt und beauftragt. Erstens sollten Verunstaltungen oder auch nur Vernachlässigung und Verwahrlosung der nach außen sicht­ baren Gebäudeteile an Straßen und Plätzen generell verhindert werden. Zweitens konnten für bestimmte Straßen und Plätze besondere Anforde­ rungen an Bauten etwa bezüglich F orm, Baustoffen und F arben gestellt werden, um künstlerisch oder geschichtlich bedeutsame Straßenbilder zu schützen. Drittens konnten örtliche Bauordnungen auch einzelne geschichtlich oder kunstgeschichtlich bedeutsame Baudenkmäler gegen Veränderungen schützen. Der Umgebungsschutz war dabei ausdrücklich eingeschlossen. Viertens wurden auch Naturdenkmäler, definiert als her­ ausragende landschaftliche Schönheiten, als schutzwürdig anerkannt. Der badischen Regierung kam es ausdrücklich darauf an, mit derartigen Bestimmungen nicht nur die bedeutenden und monumentalen Denkmäler, sondern auch die kleineren Baudenkmäler in Stadt und Land zu schützen.65 In diesem Sinn wurde am 25. Juli 1914 das Polizeistrafgesetzbuch abgeän­ dert.66 Nicht mehr nur der »landschaftlich hervorragenden Gegend« galt jetzt der strafrechdiche Schutz, vielmehr waren generell »Orts- und Land­ schaftsbilder« einbezogen. Nicht allein der Schutz »geschichtlich oder künstlerisch bedeutungsvoller Baudenkmäler« wurde angestrebt, sondern der der »Natur- oder Baudenkmäler« generell. Das Herausragende als Kriterium entfiel, Schönheit und Erhaltenswürdigkeit des Normalen wur­ den anerkannt.67 Die Novellierung diente vor allem dazu, der Kritik von Kommunen und Heimatbewegung an einer Zerstörung der Natur durch ausufernde Reklame zu begegnen und dabei auch fremdenverkehrspoliti300 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sche Ziele einer attraktiven Landschaft zu berücksichtigen, ohne mit wirt­ schaftlichen Interessen zu kollidieren. »Die Reklame«, erläuterte das badi­ sche Innenministerium, »bildet heute einen wesentlichen Bestandteil des wirtschaftlichen Kampfes des Einzelnen und darf darum nicht schlechthin verboten werden, dagegen soll verhindert werden, daß sie sich lediglich im Interesse des Einzelnen ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit in markt­ schreierischer und gefühlloser Weise breit macht«.68 Ebenso wie Baden beschränkte sich Bayern darauf, das Baurecht an der Jahrhundertwende zu novellieren, um auch in ästhetischer Beziehung »dem Eigennutze des einzelnen die entsprechenden Schranken« zu set­ zen.69 In zahlreichen Verordnungen und Ministerialentschließungen wur­ den die neuen Grundsätze niedergelegt. Schon das Polizeistrafgesetzbuch in der Fassung vom 22. Juni 1900 ermächtigte alle Gemeinden, ortspolizei­ liche Vorschriften zur Bauästhetik und zum Schutz von Ortsbildern und Baudenkmälern zu erlassen. Zuvor war dies nur größeren Städten (mit mehr als 20.000 Einwohnern) gestattet. Der Staat behielt sich dabei beträchtliche Einwirkungsmöglichkeiten vor. Denn eine ortspolizeiliche Vorschrift wurde zwar in der Regel durch die Gemeindebehörden erlassen, diese unterstanden dabei aber den Anweisungen der staatlichen Polizeibe­ hörden. Ähnlich wie in Sachsen konnte der Staat in Bayern damit aui Ortsvorschriften zur Ästhetik drängen.70 Auch die am 17. F ebruar 1901 erlassene, am 3. August 1910 novellierte Bauordnung enthielt für Denk­ malpflege und Heimatschutz wichtige Bestimmungen. So war bei Verän­ derungen eines Gebäudes in Höhe, Breite oder Länge und bei Fassadenän­ derungen meist eine baupolizeiliche Genehmigung erforderlich.71 Ergänzend traten 1904 mehrere Entschließungen des Innenministeri­ ums über die heimische Bauweise hinzu. Die im Januar 1904 veröffent­ lichten Richtlinien des Innenministeriums für den Erlaß ortspolizeilicher Vorschriften enthielten detaillierte Vorgaben. Eine baupolizeiliche Geneh­ migung sollte bei der Änderung an allen Befestigungen, etwa Gräben, Mauern, Toren und Türmen, erforderlich sein, ferner bei Außen- oder Innenveränderungen an anderen geschichtlich oder künstlerisch bedeutsa­ men Bauten. Auch die Umgebung sollte geschützt werden, um Harmonie und Charakter des Einzelgebäudes wie des Stadtbilds zu bewahren. Die Baulinien sollten nicht mit dem Lineal gezogen werden, sondern ebenfalls die Erhaltung von Orts- und Platzbildern berücksichtigen, und schließlich waren auch bei der Genehmigung von Neubauten ästhetische Gesichts­ punkte zu beachten. Drohte eine Gefährdung von Baudenkmälern, muß­ ten Regierung und Konservator informiert werden.72 Weitere Verfügungen verdichteten in den folgenden Jahren den Verunstaltungschutz, beispiels­ weise Entschließungen vom 11. Juli 1911 über den Schutz von Bauernhäu­ sern und anderen Bauten gegen Reklame und vom 31. Mai 1912 über den 301 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Schutz von Landschaft, Platz- und Straßenbildern bei der Anlage von elektrischen Kraftanlagen, Wasserkraftwerken und Überlandleitungen.73 Stärker als andere Länder zielte Bayern auf eine Bündelung der Kompeten­ zen und eine Vereinheidichung der Grundsätze. Wie das bayerische Bau­ recht74 der Kaiserzeit überhaupt sollte auch der Verunstaltungsschutz eine geschlossene Einheit bilden, damit die historische und kulturelle Geschlos­ senheit Bayerns verdeutlichen und sowohl die touristische Attraktivität des Landes erhöhen als auch die Staatsidee der Regierung übermitteln. c) Realisierung und Kritik

Die Verunstaltungsgesetzgebung und ihre Umsetzung in Ortsstatuten wurden von der Denkmalpflege- und Heimatschutzbewegung aufmerksam begleitet75 und wohlwollend kommentiert. Der »Bund Heimatschutz« gab schon 1910 eine Sammlung typischer oder bemerkenswerter Ortsstatute nach dem neuen Gesetz heraus.76 Kommunalvertreter hielten die ästheti­ sche Baupflege für bedeutsamer als Denkmalschutzgesetze, und Struck­ mann selbst lobte auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Mannheim im September 1907, das preußische Verunstaltungsgesetz entspreche im we­ sentlichen den F orderungen des »Tags« und korrigiere die Rechtsauf­ fassung des Oberverwaltungsgerichts, indem nicht Laien, sondern »Sach­ verständige und Künstier maßgebend« seien.77 Der für Berlin 1910 projektierte Sachverständigenbeirat sollte tatsächlich aus je einem Mitglied der Akademie der Künste, der Akademie des Bauwesens, des Berliner Architektenvereins und der Vereinigung Berliner Architekten sowie aus dem Stadtbaurat für den Hochbau und zwei sachverständigen Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung bestehen.78 F ür den Kommunalpoliti­ ker Struckmann bedeutete dergleichen nicht die Unterordnung unter die Kunst, sondern die Emanzipation der Stadtplanung von kurzfristigen Eigentümerinteressen zugunsten eines langfristigen Gemeininteresses an der Stadtbildpflege. Das neue Instrumentarium des Verunstaltungsschutzes nutzten die Ge­ meinden in den einzelnen Ländern allerdings sehr unterschiedlich. Dazu trug bei, daß mit den erwähnten Ausnahmen von Sachsen und in gewisser Hinsicht auch Bayern die Verwaltungsbehörden keine Möglichkeit hatten, Ortsstatuten zwangsweise durchzusetzen. Die Gemeinden konnten ihre neue F reiheit im Baurecht auch ungenutzt lassen und damit gegen die staatlichen Intentionen wenden. In Oldenburg wurde bis zum Ende der Monarchie wohl kein Ortsstatut aufgestellt.79 Der oldenburgische Regie­ rungsrat Adolf Rauchheld verglich das Verunstaltungsgesetz 1913 mit einem »Schlage in Wasser«, »weil die Gemeinden sich geradezu sträuben, 302 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

die Eigenart ihrer Heimat gegen brutale Eingriffe zu schützen«.80 Die binnengemeindlichen Widerstände von Eigentümerinteressen waren of­ fensichtlich unterschätzt worden. Daran zeigte sich, daß die Oldenburger Regierung das Gesetz auch als Prestigeobjekt betrieben hatte und daß es dem Bedürfnis nur weniger Kommunen und einiger engagierter Kommu­ nal- und Landespolitiker entsprach. Denn ästhetische Baupflege war nicht Ausdruck historisierender Altertümelei in der Gemeindeverwaltung, son­ dern Korrelat urbaner Modernität und Instrument zukunftsorientierter Stadtplanung. In den größeren Ländern wie Elsaß-Lothringen,81 Bayern,82 Baden und Preußen dagegen griffen zahlreiche Gemeinden das neue Instrumentarium auf In Baden erließen mehrere Kommunen schon nach dem Polizeistrafge­ setzbuch von 1904 und auf Empfehlung des Innenministeriums ortsbau­ polizeiliche Vorschriften, die eine Schonung von Baudenkmälern an­ strebten.83 Nach Erlaß der Landesbauordnung ergingen weitere örtliche Bauordnungen mit denkmal- und stadtbildpflegerischen Rücksichten.84 Für Preußen beklagte »Die Denkmalpflege« zwar noch 1911 »dieselbe Zaghaftigkeit« der Gemeinden wie für Oldenburg.85 Und bis September 1908 hatten tatsächlich erst zehn Gemeinden Ortsstatute nach dem Ver­ unstaltungsgesetz vom 7. Juli 1907 eingeführt, erst 32 hatten sie vorberei­ tet. Doch 112 Gemeinden hatten entsprechende Satzungen »in Aussicht genommen«,86 und bis Anfang November 1909 erließen immerhin 101 Städte Ortsstatute. Während der folgenden zwei Jahre kamen weitere 100 Gemeinden hinzu.87 In der Regel wurde dabei die Begrifflichkeit des Gesetzes aufgenommen. Es standen, wie in Danzig, »Eigenart« und »Ein­ druck« des Bildes explizit aufgeführter Straßen und Plätze unter Schutz, in besonderen F ällen, wie etwa in Celle und Goslar, wurden alle Straßen innerhalb eines bestimmten Rings, namentlich der alten Stadtbefestigung, geschützt.88 Allerdings setzten sich die Ortsstatute im regionalen Vergleich sehr un­ terschiedlich durch. In einigen preußischen Provinzen waren noch 1911 kaum Vorarbeiten in Angriff genommen worden. Unter den 101 ersten Ortsstatuten waren die industriell rückständigen Gebiete des preußischen Osten am wenigsten vertreten, am stärksten dagegen die wirtschaftlich­ kulturell entwickelteren Territorien Hessen-Nassaus und der Rheinpro­ vinz.89 Auch und gerade die größeren, stadtplanerisch modernen Städte wie Berlin,90 Hannover91 und Kassel nutzten verstärkt die Möglichkeiten zur Steuerung der Bauästhetik. Kassel diskutierte seit 1908 ein neues Ortssta­ tut. Es konnte freilich erst realisiert werden, nachdem Erich Koch, der noch als Bürgermeister von Delmenhorst das Oldenburger Verunstaltungsgesetz mit angeregt hatte, 1913 Oberbürgermeister der nordhessischen Stadt geworden war und ein neuer Stadtbauinspektor die Bauplanung übernom303 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

men hatte. Koch vertrat eine moderne Stadtentwicklungspolitik, die Bau­ pflege mit Strukturentwicklung und Modernisierung koppelte. Sein Statut wurde als zukunftsweisend gelobt. Es hob den bisherigen Fluchtlinienplan, der die überkommene Straßenfuhrung mißachtete, auf, steckte ein weites Schutzgebiet ab, enthielt genaue Schutzvorkehrungen gegen Reklame, regelte Umbauten in alten Stadtvierteln, war dabei aber, wie »Die Denk­ malpflege« erfreut kommentierte, »frei von Altertümelei« und förderte vielmehr nach modernen denkmalpflegerischen Grundsätzen Bauten, die sich zwar einpassen sollten, aber »im Geiste unserer Zeit« gestaltet waren. Dies sollten die zahlreichen »künstlerischen Kräfte« im Sachverständigen­ ausschuß garantieren.92 In der praktischen Ausführung der Ortsstatuten konkurrierten aber doch wieder gemeindliche Selbstverwaltungsinteressen mit den staatlichen Zie­ len. Die preußischen Provinzialkonservatoren wurden bei der Ausfuhrung von Ortsvorschriften gelegentlich umgangen, wie der Jurist und Denkmal­ pflegepublizist F riedrich Wilhelm Bredt 1912 beklagte. Das Ministerium wies die Gemeinden deshalb ausdrücklich an, bei Erlaß wie Durchfuhrung von Ortsstatuten die Konservatoren als Sachverständige einzubeziehen.93 Darüber hinaus provozierten der Ästhetikschutz im Städtebau und die Verunstaltungsgesetzgebung grundsätzliche Einwände. Städtebautheore­ tiker und Juristen, Heimatbewegung und Sachwalter wirtschaftlicher In­ teressen griffen das neue Recht aus unterschiedlichen Richtungen an. Erstens: Zu den frühesten und schärfsten Kritikern zählten Theoretiker des Städtebaus. Vertreter der geometrischen, der romantischen und der sozialen Richtung kritisierten gleichermaßen rechtlich fixierte kommunale oder staatliche Eingriffe in die ästhetische Gestaltung. Aus Sicht der Archi­ tekten führte der baupolizeiliche Eingriff zu einer inkompetenten Gänge lung der Baukunst durch vorurteilsbeladene Bürokraten. Reinhard Bau­ meister etwa argumentierte schon 1876, es vermittele zwar einen »angenehmen Eindruck«, »wenn die Häuser der Stadt hübsch seien«. Aber man könne die Ästhetik kaum »in gleiche Linie setzen mit Feuersicherheit, Gesundheit und freiem Verkehr«, weil sie eben kein »notwendiges öffentli­ ches Interesse« darstelle. Zudem seien in dieser Sache »sowohl das Gesetz als der Richter von zweifelhafter Autorität«. Auch wenn die »Grundgeset­ ze« der »architektonische[n] Schönheit« »unwandelbar« seien, fehle es doch an einer einheidichen Vorstellung davon. Ganz abgesehen davon, daß sich die ästhetischen Ideale mit der Zeit wandelten, seien die »Momente, welche einen befriedigenden architektonischen Eindruck zusammenset­ zen«, eben »kaum nach allgemeinen Regeln zu schildern«. Hier mache »das Gefühl oder die Uebung den Meister«. Deshalb habe man auch wenig Verbindliches positiviert und »fast überall ... das Urtheil darüber, was gefällige architektonische Ausbildung sei, dem Ermessen der Baupolizei 304 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

anheimgegeben«. Deren Praxis bleibe dann aber notwendigerweise um­ stritten, die »fast unvermeidlichen persönlichen Conflicte zwischen Beam­ ten und Bauherren« fänden eben »keine wissenschaftliche Erledigung«. Ästhetische Vorgaben stellten für Baumeister überdies vor allem Bau­ hemmnisse dar. »Schönheit im vulgären Sinne« bedeute schlicht: »Das Bauen kostet mehr Geld«. Sie verdrängten Bauherren aufs Land, erschwer­ ten »die natürliche Entwickelung der Stadt«, indem sie gewissermaßen auf einen Schlag die ästhetisch vollkommen gestaltete Stadt forderten, und beraubten die Bürger der Möglichkeit, den »Zustand des Werdens« auch der Schönheit kennenzulernen. Umgekehrt hatte nach Baumeisters An­ schauung völlige F reiheit von Ästhetikvorschriften keineswegs Verunstal­ tung zur Folge. »Concurrenz und Bedürfniß fuhren sicherer zur Schönheit als amtliche Controlle«, lautete sein Credo. Dahinter stand noch das Vertrauen auf die Ästhetik des F unktionalen, da »sich der Eindruck der Zweckmäßigkeit und Solidität ungesucht zur architektonischen Schönheit steigert, wenn das rechte künstlerische Vermögen sie verwerthet«.94 Ein derartiges Vertrauen in die Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft konnten Städtebautheoretiker in den folgenden Jahrzehnten und beson­ ders nach den Erfahrungen des zweiten Baubooms der 1890er Jahre kaum mehr aufbringen. Baumeister wandte sich zwar noch auf dem Denkmaltag von 1907 gegen ausufernde baupolizeiliche Ästhetikvorschriften, da sich der Geschmack wandele, die Kunst beschränkt werde und eine »Kunstpoli­ zei« generell bedenklich sei.95 Daß die Bauentwicklung aber einen ästheti­ schen Niedergang zur F olge gehabt habe, wurde zum allgemeinen Ein­ druck. Anhänger des romantischen Städtebaus brachten dies ebenso deutlich zum Ausdruck wie Baumeister. Auch der Geometriker Joseph Stubben verlangte deshalb Beschränkungen der Baufreiheit. Bei der Fluchtlinienplanung sollten künstlerisch und geschichtlich bedeutsame Bauten, Stadtgräben, Stadtmauerteile, Höhendifferenzen und gekrümmte alte Straßenfuhrungen, insgesamt die »Geschlossenheit des alten Bildes erhalten« werden.96 Bautheoretiker, Städtebauer und Architekten plä­ dierten jedoch für einen sehr zurückhaltenden Einsatz des rechtlichen Instrumentariums. Karl Späth etwa beklagte 1914 in seiner Untersuchung der »Umgestaltung von Alt-Brüssel«, daß auch wohlmeinende historisie­ rende Vorschriften, demgemäß selbst die »Nuance« der Dachziegel geneh­ migungspflichtig war, zwar »eine harmonische Gesamtwirkung« förderten, aber durch »solche weitgehenden Bevormundungen« zugleich einem »gleichförmigen Schematismus« den Weg bahnten.97 Stubben verlangte Vorschriften, welche die Harmonie des Eindrucks erhielten, indem die Umgebung eines Denkmals geschützt wurde. Er empfahl für Neu- und Umbauten Anweisungen zu Höhen, Umriß, Dächern, Brandmauern, Auf­ bauten, Baustoffen und Farben, wollte alles andere aber einschließlich der 305 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Form der künstlerischen F reiheit überlassen. Ein Beirat aus Bau-, Kunst­ und Denkmalpflegefachleuten sowie sachverständigen Laien sollte an der Baukontrolle beteiligt sein.98 Vielschichtiger argumentierten die sozialpolitisch orientierten Kritiker der modernen Bauentwicklung. Der sozial- und wohnreformerisch orien­ tierte Theoretiker Rudolf Eberstadt monierte 1909 gerade, daß die volks­ wirtschaftlichen, sozialen und administrativen F ehlentwicklungen im Städ­ tebau auch zu künstlerischen F ehlleistungen geführt hätten. Dagegen sei das »Bedürfnis nach der Freiheit der Formengebung, die durch die Bauord­ nungen vielfach beeinträchtigt« werde, entstanden. Denn »obrigkeitliche Regelung und Bodenspekulation« enthielten »gemeinsam« und sich ge­ genseitig noch fördernd eine »Tendenz zur Schabionisierung«. Die Vorga­ ben einer Bauordnung verlangten Typisierung und eröffneten Spielraum für Spekulation.“ Die Antwort konnte angesichts dieser Diagnose nicht mehr allein aus einer Aufhebung oder Änderung ästhetischer Bauvor­ schriften bestehen. Vielmehr galt es, eine ganzheitliche Lösung der wirt­ schaftlichen und sozialen Probleme moderner Städte anzustreben und dafür einen Rahmen administrativer Steuerung zu schaffen. Daraus sollte sodann die ästhetische Erneuerung folgen. Eberstadt bereitete hier eine Konzeption des Städtebaus vor, wie sie Fritz Schumacher als Frühform der Stadtentwicklungsplanung in Hamburg und Köln später verwirklichte. Isolierte Verunstaltungsbestimmungen sollten damit obsolet werden. Bau­ polizeiliche Eingriffe in die Gestaltungsfreiheit des einzelnen waren für Eberstadt und Theodor Goecke100 in diesem Rahmen akzeptabel, und zwar schließlich durchaus unter Einschluß ästhetischer Erwägungen. Ausgewi­ chen werden konnte damit dem später, 1929, von Roman Heiligenthal formulierten, aber schon Baumeister und Cornelius Gurlitt geläufigen Eingeständnis, daß die ästhetischen Kriterien selbst in zeitlicher Hinsicht relativ waren: »Was von einer Epoche als ›Verschönerung‹ eines Bauwerkes betrachtet wird, wird von einer anderen als ›Verunstaltung‹ empfunden und entfernt.«101 Zweitens: Bedenken gegen das neue Verunstaltungsrecht äußerten auch Juristen. Sie monierten die Aufsplitterung des Schutzes auf verschiedene Gesetze, die oft räumlich beschränkte Reichweite des Schutzes, die Unein­ heidichkeit in Recht und Ausführung sowie die begriffliche Vagheit der zentralen Rechtssätze.102 Die Gesetze und Verordnungen definierten den Verunstaltungsbegriff unterschiedlich, und was eine »Verunstaltung« von einer »gröblichen Verunstaltung« nach dem preußischen Verunstaltungs­ gesetz und diese wiederum von einer »groben Verunstaltung« nach dem Allgemeinen Landrecht trennte, blieb unklar.103 F ür F riedrich Wilhelm Bredt und viele der Heimatbewegung nahestehende Juristen bedeutete »gröblich« den Diminuitiv zu »grob«, der neue Schutz schon gegen 306 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

»gröbliche Verunstaltungen« mußte demnach weiter gehen als bloß einer gegen »grobe«. Andere Juristen wie Paul Alexander-Katz lehnten diese Interpretation ab, und auch die preußische Regierung und das Ober­ verwaltungsgericht erklärten »gröblich« und »grob« für gleichbedeu­ tend.104 Das Gericht blieb sogar in mehreren Urteilen der Jahre 1909 und 1910 bei der alten Auffassung, daß eine Verunstaltung nur bei der Herbei­ führung eines »positiv häßlichen« Zustandes bestehe, während die preußi­ sche Regierung ausdrücklich engere Grenzen zog, jede »unschön« wirken­ de, der »Eigenart« von Straßen oder Plätzen widersprechende Anlage verhindern wollte und auch die relative Verunstaltung berücksichtigte, etwa im F all einer Baulichkeit, die an einer Stelle unbedenklich, an einer anderen aber störend sein konnte.105 Allerdings ließen sich auch Begriffe wie »Eigenart« und »Eindruck«, die in preußischen und anderen Bestim­ mungen auftauchten, »juristisch nicht scharf abgrenzen«,106 und weitere mögliche Begriffe für »Verunstaltung«, etwa »Beeinträchtigung« oder »Verunzierung«, die teilweise verwendet wurden,107 schufen ebensowenig Klarheit. Das Problem lag im Grunde darin, daß das Verständnis von »Verunstaltung« nicht nur dem wechselnden Zeitgeschmack unterlag, sondern auch ein relativer Begriff war. Es kam auf die Umgebung an, was als Verunstaltung empfunden wurde.108 Eine gesetzesförmige Definition war damit beinahe unmöglich. Umstntten blieb auch, nach welchen Maßstäben und durch wen eine Verunstaltung erkannt und qualifiziert werden konnte. Der sächsische Ministerialdirektor Walter Scheicher ging davon aus, daß eine Verunstal­ tung »nicht nach der jeweiligen persönlichen Geschmackrichtung eines Einzelnen, einer Behörde oder eines Sachverständigen«, sondern »objek­ tiv« zu ermitteln sei, und zwar nach »der gemeinen Meinung vernünftig denkender, aber dabei zugleich im Sinne des Grundgedankens des Geset­ zes empfindender Menschen«. Ein anderer Kommentator des sächsischen Gesetzes betonte, eine Verunstaltung sei zu verstehen als »die Schaffung eines Zustandes, der das Gemeinempfinden der Gebildeten, nicht nur das des Durchschnittsmenschen und nicht nur das eines kleinen, ästhetisch gebildeten Kreises verletzt«. Für den preußischen Juristen Paul Alexander­ Katz hingegen durfte nur das Urteil der »ästhetisch Empfindenden«, nicht der »Gebildeten« schlechthin maßgebend sein. Es gehe um »ästhetische Werturteile, bei denen Takt und Einsicht der Behörden und Sachverständi­ gen eine außerordentliche Bedeutung haben müssen«.109 Angesichts dieser Unklarheiten entschieden auch die Verwaltungsgerichte nicht einheitlich, ob für das Erkennen und Bewerten einer Verunstaltung schon das Urteil eines Laien hinreichend oder das eines Sachverständigen erforderlich sei.110 Letzdich kam es somit auf die Auslegung und Anwendung im Einzelfall an. Die Sachverständigenbeiräte waren allerdings nach den ersten Ortsstatuten 307 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

quantitativ und qualitativ sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Denn was einen Sachverständigen ausmache, ob dafür eine Qualifikation erfor­ derlich sei oder ob dabei auch alle nur Betroffenen, etwa Grundeigentü­ mer, eingeschlossen seien, war ebenfalls ungeklärt. Die Bevorzugung von örtlichen Honoratioren, die enge Bindung an Interessen und Personen der Gemeindeverwaltung und die Unterrepräsentation von Architekten und Kunstwissenschaftlern wurden beklagt.111 Trotz der Sachverständigenbei­ räte blieb zudem die Entscheidung in kleinen Gemeinden doch bei Beam­ ten, denen die erforderliche Bildung »des ästhetischen Sinnes« fehlte, wie 1912 in einer juristischen Dissertation bemängelt wurde.112 Dnttens: Die Einwände der Juristen übernahmen auch die, deren rorde­ rungen die Verunstaltungsgesetzgebung entgegenzukommen schien, näm­ lich Vertreter der Denkmalpflege- und Heimatbewegung. Sie befürchteten überdies, daß das neue Instrumentarium dem Wesen der Heimatpflege nicht gerecht werde. Der Verunstaltungsschutz beschränke sich auf nur wenige herausragende Elemente von Kultur und Heimat, achte hingegen den landschaftlichen oder städtebaulichen Zusammenhang immer noch zu gering. Die vom Gesetz verlangte exakte Abgrenzung des Schutzbereichs forderte diese Kritik geradezu heraus.113 Insbesondere wurde eingewendet, daß die Gesetzgebung zwar Straßenbild und Gesamteindruck bewahre, das Baudenkmal in privater Hand aber nur gegen verunstaltende Veränderun­ gen, nicht gegen völlige Beseitigung schütze. Das betraf fraglos das zentra­ le Manko der neuen Gesetzgebung in allen Ländern, einerlei, ob sie dem badischen oder dem preußischen Modell folgte. Sogar manche Kommunal­ vertreter wie Struckmann monierten dies.114 Zwar versuchte man zu argumentieren, daß eine völlige Beseitigung wohl die »denkbar bedeutend­ ste Veränderung« darstellte, doch beinhaltete ein Verbot einen einschnei­ denden und nicht durchsetzbaren Eingriff in das Eigentum, der zudem entschädigungsrechüiche Konsequenzen nach sich zog. Die preußische Regierung nahm diesen F all deshalb ausdrücklich von der Schutzwirkung aus.115 Damit stand ferner der Vorwurf in Zusammenhang, die Verunstaltungs­ schutzpolitik habe das Wesen der modernen Heimat- und Denkmalpflege gar nicht begriffen. Sie achte das Baudenkmal nicht als solches, da sie bloßen F assadenschutz betreibe und - ob willentlich oder unwillentlich historisierende Imitate fördere. Gerade Gustav Struckmann, der das Verun­ staltungsgesetz mit auf den Weg gebracht hatte, mußte sich in der »Denk­ malpflege« im Februar 1909 vorhalten lassen, das gemäß dem Gesetz von 1907 neu aufgestellte Hildesheimer Ortsstatut enthalte bei allen Qualitä­ ten doch einige »nicht mehr zeitgemäßen Bestimmungen«. Es verlange zu sehr eine einheidiche Stilanpassung, die »zum Altertümeln verleiten« kön­ ne, da etwa Neubauten der Althildesheimer Bauweise und den Nachbarge308 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bäuden anzugleichen seien. Eine Stilrichtung vorzuschreiben, sei weder künstlerisch noch historisch gerechtfertigt. Nur die Einpassung in das Ortsbild »in einer das künstlerische Empfinden befriedigenden Weise« sei erforderlich, bei der Ausführung aber Architekt und Bauausschuß Spiel­ raum zu lassen.116 Schließlich argwöhnte die Heimatbewegung zugleich, die ganze Verunstaltungsgesetzgebung gehe letzdich auf materielle Inter­ essen der Kommunalvorstände und des F remdenverkehrsgewerbes zu­ rück.117 Das gab zwar nur ein Teilmotiv wieder, enthielt aber einen zutref­ fenden Aspekt. Von Oldenburg über Baden bis Bayern verhehlten die Regierungen keineswegs, daß Erhalt und F örderung der heimischen Bau­ weise Touristen anziehen und dem F remdenverkehr in Stadt und Land aufhelfen sollten.118 Viertens: Dennoch erhoben nicht zuletzt Vertreter wirtschaftlicher In­ teressen Protest gegen die Ausweitung des kommunalen Baustatuten­ rechts. Geschäftsleute widersetzten sich vielerorts der am Anfang primär angestrebten Einschränkung der Reklame.119 In Baden beklagten Vertreter der Landwirtschaft eine Überbürokratisierung infolge der Landesbauord­ nung von 1907. Das Bauen auf dem Lande sei umständlicher geworden, auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft habe man keine Rücksicht genom­ men. Nach Landtagsdiskussionen erwog das Innenministerium Erleichte­ rungen.120 Im preußischen Landtag gingen mehrere Petitionen gegen die Verunstaltungsbestimmungen und die »Auswüchse« der Heimatschutzbe­ strebungen ein.121 Befürchtet wurde beispielsweise, das neue Gesetz werde die Anlage von F abriken, konkret den F abrikbau selbst, blockieren. Der »Rheinische Verein für Denkmalpflege« hob deshalb in einer Gegeneinga­ be an das Abgeordnetenhaus die Kompatibilität von Heimatschutz und Industrialisierung hervor. Bei »Berücksichtigung der einfachsten Anforde­ rungen an Gliederung und Silhouettenwirkung« sei durch Industrieanla­ gen »ohne wesentliche Erhöhung der Kosten« eine »schöne und monu­ mentale Wirkung zu erzielen«.122 Generell moniert wurde auch die Behinderung ganzer Industriezweige, wenn F ormen, F arben und Materia­ lien baupolizeilich vorgeschrieben waren. So fühlten sich »Dachpappen­ und Holzzementfabrikanten« von Verboten des F lachdachs »bedroht«. 123 In Sachsen eskalierte dieser Konflikt in exemplarischer Weise. Hier wandte sich das Baustoffgewerbe 1914 gegen derartige wirtschaftliche Beeinträchtigungen durch das Verunstaltungsgesetz. Der sächsische Staats­ minister Christoph Johann F riedrich Graf Vitzthum von Eckstädt sah sich deshalb gezwungen, noch entschiedener als der »Rheinische Verein« die wirtschaftliche Rentabilität der ästhetischen Baupflege hervorzukehren. Der Heimatschutz wende sich keineswegs »grundsätzlich« gegen be­ stimmte Baustoffe, wie das Baugewerbe behauptet hatte, sondern fordere nur deren »Behandlung nach künstlerischen Gesichtspunkten«. Die Bauin309 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

dustrie habe sich »auf künstlerische F orderungen allmählich ebenso einzu­ richten, wie sie auf gesundheitliche und feuerpolizeiliche Gesetze einzuge­ hen« gelernt habe. Auf einem vermittelten Wege diene das sächsische Verunstaltungsgesetz sogar der Wirtschaft, denn es »bezwecke letzten Endes eine Steigerung der wirtschaftlichen Kraft unseres Volkes auf dem Weltmarkt, indem es durch künstlerische Geschmacksbildung zu gestei­ gerter Güteleistung erziehen wolle«.124 Mit dieser Argumentation zog sich Vitzthum von Eckstädt auf eine Position zurück, wie sie namentlich die Heimatbewegung immer wieder vertrat und wie sie auch von den Regie­ rungen übernommen wurde. Die Verunstaltungsgesetzgebung sollte nicht bloß Bestehendes schützen und das Stadtbild gestalten, sondern über die Ästhetik die Kultur im umfassenden Sinn und damit auch die Volks­ wirtschaft fördern. Baupflege wurde deshalb auch nicht nur restriktiv und polizeilich durch Ge- und Verbote betrieben, sondern vielmehr als Aufgabe von Erziehung durch Beispiel und Vorbild angesehen. Hier vor allem sah man längerfristig den Ausweg aus den juristischen und prakti­ schen Problemen und Konflikten bei der Umsetzung der neuen Bauvor­ schriften. Denn einmal verstand sich die Heimatbewegung vor allem als pädagogi­ sche Bewegung, die durch Erziehung und Verbesserung des ganzen Men­ schen auch die Ästhetik erneuern und durch Rückgewinnung der Ästhetik umgekehrt den ganzen Menschen erreichen wollte. Der massive Einsatz straf- und ordnungsrechdicher Mittel schien dabei nicht angebracht. F ried­ rich Wilhelm Bredt befürwortete zwar die Gesetzgebung, empfahl aber, in der Praxis soweit wie möglich »Milde walten« zu lassen, »damit um so schneller wenigstens ein Teil der Bevölkerung für das Prinzip, für die Sache selbst, gewonnen wird«. Statt Zwangsmittel und Ordnungsstrafen einzu­ setzen, sollten die Gemeinden eher finanzielle Zuschüsse vorsehen, um die Bereitschaft zur praktischen Heimatpflege zu fördern.125 Die Heimatbewe­ gung plädierte insofern für Vorbild und Anleitung. Sodann bevorzugten auch die staadichen Behörden zumal angesichts vielfältiger Widerstände und konkurrierender Interessen eine verbindliche Vorgehensweise. In Baden wolle man »nicht den schroffen Weg beschrei­ ten«, der andernorts gewählt worden sei, meinte der badische Architekt August Stürzenacker in der »Denkmalpflege«, denn »Kunst und Zwang sind strenge F einde«. »Mehr als Verordnungen nützen ja in diesem F alle Stolz, Selbstbewußtsein und Verehrung des Überkommenen. Diese muß gepflanzt werden im Handwerkerstand und im Laienpublikum«. Die Be­ völkerung sollte für die neuen ästhetischen Erwägungen gewonnen wer­ den. Deshalb komme es letzdich auf die Personen an, welche die Vorschrif­ ten ausführten. In diesem Sinn waren die Bezirksämter in Baden beispielsweise ausdrücklich gehalten, »eine allzugroße Schärfe« bei der 310 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Umsetzung des neuen Baurechts zu vermeiden. Statt dessen sollte eine vorbeugende Baupolitik betrieben werden.126 Schließlich beruhte die vom Staat angestrebte identitätsstiftende und integrierende Wirkung der Heimatpflege gerade auf ihrer - zumindest scheinbaren - Distanz zu Staat und Bürokratie, auf der Aufwertung von lokaler Tradition und Kultur. Das bayerische Innenministerium erließ zwar in dichter Reihenfolge detaillierte, vereinheitlichende Vorschriften, erklärte es aber gleichzeitig zum Wesen der ästhetischen Baupflege, daß generelle Grundsätze kaum aufzustellen seien. Die »heimische Bauweise«, so eine Ministerialentschließung vom April 1904, habe sich entwickelt »aus der Geschichte und den Eigentümlichkeiten des Volksstammes, aus den örtli­ chen Sitten und Lebensbedürfnissen, dem heimischen Baumaterial, aus den klimatischen und sonstigen natürlichen Verhältnissen der Gegend in Ver­ bindung mit der nicht selten von auswärts beeinflußten schöpferischen Kraft der Baumeister«. Sie könne deshalb »naturgemäß nicht allgemein bestimmt«, sondern müsse »von F all zu F all festgestellt werden«.127 Die Gegenwarts- und Zukunftsfunktion der Heimatpflege ließ mithin eine autoritäre, rein polizeiliche oder strafrechliche Durchsetzung untun­ lich erscheinen. Ministerielle Erlasse und Rundschreiben schärften in den meisten Ländern die erzieherischen Grundgedanken der neuen Gesetzge­ bung ein. Heimischer Baustil und Baudenkmäler sollten nicht als starre Schutzobjekte gelten, sondern als Vorbild und Orientierungsmuster für neues Schaffen wirken. Eine preußische Ministerialentschließung vom 10. Januar 1908 versuchte in Anknüpfung an das Verunstaltungsgesetz von 1907, rechtlich aber davon unabhängig und ohne die Schärfe von Polizei­ verordnung und strafrechtlicher Sanktion, die Grundsätze ästhetischer Bauplanung zu propagieren, nämlich Einpassung in die Umgebung, Scho­ nung des Sträßenbilds, Harmonie, Einheitlichkeit sowie Rücksicht auf ördiche Verhältnisse, Lebensweisen, Baustoffe und Bearbeitungsformen. In der Folge traten in zahlreichen Städten und Landkreisen Bauberatungs­ stellen ins Leben. Sie ergänzten in Preußen wie in anderen Ländern das obrigkeitliche Instrumentarium zur Steuerung des Baugeschehens.128 Ein gemeinsamer Erlaß der beiden badischen Ministerien der Justiz, des Kultus und Unterrichts sowie des Innern vom 15. März 1909 wies die Bezirksäm­ ter an, vor allem durch Überzeugung für die neuen Baugrundsätze zu werben und über musterhafte Bauten zu berichten, damit eine Bilder­ sammlung als Modellreservoir angelegt werden konnte. Gleichzeitig emp­ fahlen die Ministerien den Behörden unter anderem die Schriften von Paul Schultze-Naumburg und Heinrich Sohnrey, die F lugschriften des »Dürer­ bundes« und die Zeitschrift »Heimatschutz« zur Information und Orien­ tierung.129 Auch das bayerische Innenministerium verlangte von den nach­ geordneten Behörden, das Bauschaffen auf dem Weg der Überzeugung 311 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

durch Aufnahmen und Mustersammlungen zu beeinflussen.130 Die Bauab­ teilung des hessischen Finanzministeriums beauftragte Ende April 1904 die Hochbauämter, Gemeinden und Private bei der Vorlage von Bauplänen über die heimadiche Bauweise zu informieren und somit der »Erhaltung und Neubelebung landesüblicher Eigenart« zu dienen.131 Über diese Form der Bauberatung hinaus ging es nun auch darum, die Kenntnisse der Bauschaffenden zu vertiefen. So wollte das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe auf Baugewerkschulen und anderen bautechnischen Ausbildungsstätten sowie in Meisterkursen die Grundsätze traditional­ regionaler, sogenannter heimischer Bauweise vermitteln lassen.132 Ähnlich sollten auch die Grundsätze der Denkmalpflege in die Ausbildung von Architekten, Ingenieuren, Handwerkern und selbst Geistlichen einbezo­ gen werden. Das bayerische Generalkonservatorium veranstaltete spezielle Denkmalpflegekurse für Beamte und Geistliche.133 Bei genauer Betrachtung hinterlalst das didaktische Regierungskonzept allerdings einen ambivalenten Eindruck. Die Novellierung und Neuinter­ pretation des badischen Baurechts im Sommer 1914 steht dafür beispiel­ haft. Einerseits wurde im Sinne der Heimatbewegung die Beschränkung des Landschafts- und Denkmalschutzes auf herausragende Objekte auf­ gegeben. Die Bezirksämter sollten in fachlichen F ragen zudem die »Aus­ schüsse für heimatliche Bauweise« des »Architekten- und Ingenieurvcrcins« und den »Verein Badische Heimat«, bei Baudenkmälern den staadichen Konservator einbeziehen. Andererseits wurde der Ausgleich zwischen heimatpflegerischen und wirtschaftlichen Belangen propagiert. Die »Würdigung der beiderseitigen Interessen« sei erforderlich. Bezirkspo­ lizeiliche Autonomie - beziehungsweise vermeintliche Willkür - wurde beschränkt. Vor Erlaß einer orts- oder bezirkspolizeilichen Vorschrift muß­ te jetzt auch der zuständigen Handelskammer »Gelegenheit zur Äußerung gegeben« werden. Angestrebt war ausdrücklich das Zusammenwirken von Behörden, Heimatbewegung und Industrie. Baurecht und Baupflege sollte dem Landes- und Gemeinwohl in materieller und ideeller Weise gleicher­ maßen nutzbar gemacht werden.134 Die gemeinwirtschaftlichen Elemente im heimatpflegerischen Denken wurden dabei in eine harmonisierende Vorstellung des Gemeinwohls übergeleitet. Noch in einer anderen Hinsicht offenbarten sich bald das Dilemma und die Grenzen des Verunstaltungsrechts. Seine Wirksamkeit wurde nämlich nicht nur durch Interessendivergenzen innerhalb der Gemeinden, durch unzureichenden Sachverstand oder durch Konflikte zwischen Staat und Gemeinden beschränkt. Vielmehr entsprach das neue Baurecht im Grunde nicht einem modernen Denkmalschutz, denn es verwischte die Unterschie­ de zwischen wissenschaftlicher Denkmalpflege auf der einen Seite und Heimatschutz sowie heimatgebundener Bauweise auf der anderen Seite. 312 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Die Baupolitik der Kommunen förderte gerade einen historisierenden Heimatschutzstil, der immer deutlicher in Widerspruch zur Konservierung authentischer historischer Überreste trat. Den beträchdichen Handlungs­ spielraum, den die Kommunen im Baurecht behalten hatten, konnten deshalb Denkmalschutzgesetze einschränken. Sie schienen am ehesten geeignet, einen klaren Vorrang von Staat und Wissenschaft zu garantieren.

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2. Denkmalschutzrecht und Denkmalschutzgesetze Wesentliches Element der Entwicklung moderner Staatlichkeit vom späte­ ren 18. bis zum späteren 19. Jahrhundert war die Ausbildung von Rechts­ staatlichkeit. Dazu zählte zum einen die Bindung von Staat und Verwal­ tung an das Recht. Dazu zählte zum anderen die rechtliche Normierung und Steuerung der Gesellschaft wie der gesellschaftlichen Konflikte. Das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 steht beispielhaft für diesen gera­ de im Kaiserreich weitergeführten Modernisierungsprozeß. Die Tendenz zur Rechtsstaadichkeit war dabei nicht bloß F unktion ökonomischer Be­ dürfnisse; es ging nicht allein um die Bereitstellung eines Instrumentariums zur reibungsloseren Durchsetzung kapitalistischer Eigentümerinteressen. Denn Kalkulierbarkeit und Kontrollierbarkeit gesellschaftlicher Vorgänge und staadicher Entscheidungen kamen auch politischen und administra­ tiven Interessen entgegen. Die Intervention des Staats konnte insofern auf bürokratische Eigenziele und Konzepte zurückgehen.1 Ähnliches gilt für den Bereich der Denkmalpflege. Auch hier erhielt die Erweiterung um rechtsstaatliche Elemente eine zunehmend größere Bedeutung, schlugen sich neue administrative Interessen in neuen staatlichen Aktivitäten und rechtlichen Regelungen nieder. Aus den bruchstückhaften Anfängen und verstreuten Bestimmungen ganz unterschiedlichen Charakters bildete sich so ein recht einheitliches Denkmalschutzrecht in den deutschen Staaten heraus. Auch wurde in den größeren deutschen Staaten über den Erlaß eines zusammenfassenden Denkmalschutzgesetzes debattiert, schien doch ein Gesetz die konsequenteste Möglichkeit darzustellen, das Engagement des Kulturstaats zu institutionalisieren und zu perpetuieren. Allerdings scheiterten derartige Initiativen fast durchweg. In den größe­ ren Staaten verdichtete sich zwar bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das Denkmalrecht, doch nur in wenigen Kleinstaaten wurden eigentliche Denkmalschutzgesetze erlassen. Gleichwohl spiegeln die Gesetze wie die nicht realisierten Entwürfe Vorstellungen und Reichweite des modernen Denkmalschutzes. Kritik und Probleme der Umsetzung wiederum ver­ deutlichen die hinter dem Denkmalrecht verborgenen Konflikte um Ziele, Interessen und Steuerungskompetenzen in der Gesellschaft.

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α) Denkmalschutzrecht bis zur Jahrhundertwende

Der Autbau eines rechtlichen Instrumentariums des staatlichen Denkmal­ schutzes vollzog sich in drei Etappen. In einer ersten Phase vom Aufgeklär­ ten Absolutismus bis in die Epoche der Romantik Anfang der 1840er Jahre zeigte der Staat erstmals sein Interesse am Kunstschutz. Die bestehenden Instanzen, vornehmlich Archive und Baubehörden, übernahmen Aufgaben der Denkmalpflege. Einige wenige Verordnungen aus der Zeit des Auf­ geklärten und bürokratischen Absolutismus hatten dabei schon den Cha­ rakter übergreifender allgemeiner Verfügungen mit kulturstaatlichem An­ spruch.2 Bedeutsam war besonders eine hessen-darmstädtische Verordnung aus dem Jahr 1818, die mit einem Inventar als wissenschaftlicher Handhabe der Verwaltungspraxis, mit der Bindung an Kriterien, mit Anzeigepflicht und geregelten Zuständigkeiten bereits wesentliche Attribute moderner Denkmalpflege enthielt, freilich mangels spezieller Denkmalschutzbehör­ den und eines regulären Etatpostens noch keine praktische Wirksamkeit erzielen konnte.3 Die frühen Verordnungen blieben somit de facto Presti­ geprojekte, und zu weiteren derartigen Maßnahmen kam es in den folgen­ den Jahren nicht mehr. Dafür wurde in einer zweiten Phase zwischen den 1840er und den 1890er Jahren eine rudimentäre F achverwaltung für Denkmalschutz eingerichtet. Die einschlägige Kompetenz ging dabei an die Kultusministerien über. Unter dem Eindruck des liberalen Staatsver­ ständnisses ergingen zwar nur relativ wenige Rechtsverfugungen. Behör­ denausbau und Verfahrensregelungen erweiterten aber gleichwohl die staatlichen Handlungsmöglichkeiten. Seit 1890 kam es dann in einer dritten Phase zu einer rapiden Verdich­ tung der Rechtsvorschriften. Ausschlaggebend dafür war einerseits ein regelrechter Problemstau, etwa durch die F olgen des Kulturkampfs und weitere Konflikte zwischen Staat und Kirche, durch den zunehmenden Antiquitätenhandel und die Verschleppung von kirchlichem Kunstinventar sowie durch die Begleiterscheinungen von Urbanisierung, Stadterweite­ rung und Verkehrsausdehnung. Andererseits ging es um die F ortsetzung der inneren Staatsbildung, um die programmatisch gesteuerte Ausweitung des Kultur- und Rechtsstaats. Allerdings blieben die rechtlichen Grundla­ gen des obrigkeitlichen Denkmalschutzes während des 19. Jahrhunderts und noch bis weit über die Jahrhundertwende hinaus verstreut, uneinheit­ lich und lückenhaft. Sie fanden sich im Landesrecht und seit 1871, ver­ stärkt seit 1918 im Reichsrecht, sie bestanden aus Bestimmungen straf­ rechtlicher, zivilrechtlicher und verwaltungsrechtlicher Art, und sie verteilten sich auf Kabinettsverfugungen, Verwaltungsanweisungen, Poli­ zeiverordnungen, Bauordnungen, Gemeindeordnungen, Kommunalauf­ sichtsgesetze, Gesetze über die kirchliche Vermögensverwaltung, bürgerli315 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

che Gesetzbücher, Strafgesetzbücher sowie schließlich Verordnungen über die Organisation von Denkmalschutzbehörden. Systematisch betrachtet gilt es, abgesehen von reichsrechtlichen Bestimmungen vor allem das Baurecht, die Aufsichtsgesetzgebung für die Körperschaften des öffentli­ chen Rechts, Organisations- und Verfahrensanweisungen sowie Spezial­ und F achverfugungen zu unterscheiden.4 Erstens: Die Reichsverfassung von 1871 beließ den Denkmalschutz als Teil der Kulturverwaltung bei den Ländern, und die wenigen Versuche, eine Denkmalschutzgesetzgebung des Reichs zu initiieren, blieben stek­ ken.5 Die Weimarer Verfassung vom 11. August 1919 erklärte den »Schutz und die Pflege« der »Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Natur« sowie der »Landschaft« zur Aufgabe des Staats und den Schutz vor Abwan­ derung von Kunstbesitz speziell zur »Sache des Reichs«, nach vorherr­ schender und in die Praxis umgesetzter juristischer Auffassung blieb aber den Ländern das Recht zur gesetzlichen Regelung des Denkmalschutzes.6 Nur zum Schutz mobilen Kunstguts ergingen 1919 und 1920 zwei Reichs­ verordnungen.7 Ein Reichsdenkmalschutzgesetz wurde zwar teilweise ge­ fordert, in der Weimarer Zeit aber nicht verwirklicht. Im Reichsrecht verstreut fand sich allerdings eine Reihe von Bestimmungen mit Relevanz für den Denkmalschutz: so im Bürgerlichen Gesetzbuch, das die Nichtig­ keit von verbotenen Rechtsgeschäften, etwa von bestimmten Veräußerun­ gen, betraf;8 im Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch, das die Entziehung und Beschränkung von Privateigentum aus Gründen des öf­ fentlichen Interesses und die Erschwerung von Grundstücksveräußerun­ gen durch landesgesetzliche Vorschriften ermöglichte und auch das Flucht­ linien-, Straßen- und Baurecht betraf;9 im Strafgesetzbuch, das demjenigen Gefängnis- oder Geldstrafe androhte, der »vorsätzlich und rechtswidrig« »öffentliche Denkmäler« oder »Gegenstände der Kunst« »beschädigt oder zerstört«;10 schließlich in der Gewerbeordnung, die auch die Veräußerun­ gen von »Gegenständen, welche einen geschichtlichen, wissenschaftlichen oder Kunstwert haben«, durch Innungen und Handwerkskammern von der Genehmigung der Aufsichtsbehörde abhängig machte.11 Derartige Bestimmungen hatten nur beschränkte tatsächliche Relevanz für den Denkmalschutz, aber sie spiegelten Ausweitung und zunehmende Selbst­ verständlichkeit des Denkmalschutzgedankens in allen Bereichen des ge­ sellschaftlichen Lebens und politischen Handelns. Zweitens: Rechdich bedeutsamer waren die landesrechtlichen oder, wie es in der juristischen Literatur des Kaiserreichs oft hieß, die partikularrecht­ lichen Bestimmungen. Einschlägige Vorschriften enthielt hier zunächst das Baurecht, und zwar, wie ausgeführt, bereits seit dem Aufgeklärten Absolu­ tismus. Schutzbestimmungen, wie sie sich etwa im preußischen Allgemei­ nen Landrecht und in Verordnungen der rheinbündischen Epoche fanden, 316 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

blieben bis in die Zeit des Kaiserreichs in Kraft. Die Novellierungen des Baurechts seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahmen dann Elemente der Ästhetikpflege auf. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert wurde dies erweitert um den Verunstaltungs- und Denkmalschutz. Oft wurde die Kompetenz in der Baupflege allerdings an die Gemeinden delegiert, nur in beschränktem Maß wuchsen den Staaten selbst neue Steuerunesinstrumente dabei zu. unttens: Wichtigstes rechtliches Instrument der Denkmalpflege blieb im 19. Jahrhundert die Aufsichtsgesetzgebung, der die Korporationen des öffentlichen Rechts, vor allem politische und kirchliche Gemeinden, unter­ worfen waren. Im Mittelpunkt stand dies zum einen, weil die staadiche Aufsicht über die Körperschaften unstrittig war, und zum anderen, weil die Körperschaften nach dem Denkmalverständnis des 19. Jahrhunderts über den Großteil der Bau- und Kunstdenkmäler verfugten, nämlich über Stadt­ befestigungen, Kirchen und kirchliches Inventar. Kommunen und Kirchen wurden oft mit fast identischen F ormulierungen der staadichen Aufsicht unterworfen.12 Die Kommunen waren seit den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts betroffen von Verwaltungsanweisungen, Erlassen und Ver­ ordnungen, die dem Erhalt alter Stadtbefestigungen dienten. Hintergrund war die Erweiterung der Städte, der Mauern und Tore zum Opfer fielen.13 Umfassendere und grundsätzliche Schutzvorkehrungen enthielten aller­ dings erst die Gemeindeordnungen. Schutzbestimmungen für historisch oder künstlerisch bedeutsame Gebäude und Denkmäler wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts regelmäßige Bestandteile von Ge­ meindeordnungen, so in den 1869 erlassenen, 1908 revidierten Gemein­ deordnungen für die bayerischen Landesteile.14 Dabei waren alle Bau­ denkmalkategorien bis hin zu bürgerlichen Wohnhäusern eingeschlossen. Zugleich wurde die Verbindung zum Baurecht geschaffen. Die Städteord­ nungen und Gemeindeverfassungsgesetze für die preußischen Provinzen verlangten eine staatliche Genehmigung bei der »Veräußerung oder we­ sentlichen Veränderung von Sachen, welche einen besonderen wissen­ schaftlichen, historischen oder Kunstwert haben«.15 Die Kirchen waren ähnlichen Beschränkungen unterworfen. In Preußen etwa wurden diese für die katholische Kirche durch das Gesetz über die Vermögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden vom 20. Juni 1875 und über das Aufsichtsrecht des Staats vom 7. Juni 1876 fixiert, für die evangelische Kirche durch die seit 1876 erlassenen Kirchenordnun­ gen für die einzelnen Provinzen. Demnach war die Genehmigung der staadichen Aufsichtsbehörde, konkret des Kultusministeriums oder in be­ stimmten Fällen nur des Regierungspräsidenten, erforderlich bei der »Ver­ äußerung von Gegenständen, welche einen geschichtlichen, wissenschaft­ lichen oder Kunstwert haben«. Diese Bestimmungen zielten zunächst auf 317 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

den Verkauf von mobilen Kunstschätzen; eine »wesentliche Veränderung« war hier anders als bei den Kommunen dem Wortlaut nach nicht einge­ schlossen.16 Weitaus schärfere Vorschriften als in Preußen unterwarfen in Bayern nach dem Konkordat von 1817 das Kirchenvermögen der Kuratel des Staats. Mehrere Bestimmungen, von einem Erlaß vom 29. Mai 1827 bis zur Kirchengemeindeordnung vom 24. September 1912, machten Veräu­ ßerung, Veränderung, Wiederherstellung oder Zerstörung unbeweglichen oder beweglichen Kircheneigentums mit geschichdicher oder künstleri­ scher Bedeutung von der Zustimmung der staatlichen Aufsichtsbehörde abhängig.17 Ähnlich weitgehende Rechte hatte der Staat auch in Württem­ berg und Baden. In den nord- und mitteldeutschen Kleinstaaten lag die Kontrolle über kirchliche Denkmäler ebenfalls meist bei den weltlichen Instanzen.18 Diese Bestimmungen sicherten einen staatlichen Denkmal­ schutz allerdings nur so lange, wie Staat und Kirche grundsätzlich anein­ ander gekoppelt und der weltlichen Regierung durch die Bindung der evangelischen Kirche an den Landesherrn beziehungsweise durch Konkor­ date mit der katholischen Kirche Aufsichtsrechte gesichert waren. Mit den Weimarer Verfassungsdiskussionen von 1919 kündigte sich eine Trennung von Staat und Kirche an. Wäre sie vollständig realisiert worden, so wären in Ländern, die über kein Denkmalschutzgesetz verfugten, die Denkmäler der Kirche auf einen Schlag freigesetzt worden. Viertens: Mit der staatlichen Aufsicht über die Kirchen eng verschränkt waren organisatorische und verfahrensrechdiche Verfugungen, die eben­ falls das Denkmalschutzrecht beträchtlich erweiterten. Sie regulierten staatliche und behördliche Zuständigkeiten, installierten Denkmalschutz­ behörden und fixierten deren Befugnisse. Abgesehen von einigen Verfü­ gungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zählte dazu besonders die Einrichtung von ersten staadichen Denkmalschutzämtern um die Jahrhun­ dertmitte. Dies gilt besonders für Preußen, Baden und Württemberg. In Preußen etwa wurden in diesem Zusammenhang die Denkmaleigner ver­ pflichtet, Veränderungen an Kunstdenkmälern der Regierung vorab anzu­ zeigen und mit der Durchführung bis zu deren Bescheid abzuwarten. Diese Bestimmung betraf ausdrücklich und gleichermaßen Objekte des Staats, der Kirchen und Kommunen.19 Allerdings ließ das staatliche Interes­ se am Denkmalschutzrecht in den beiden Jahrzehnten seit 1850 in auffälli­ ger Weise nach. In Preußen etwa ergingen zwischen 1850 und der Reichs­ gründung nur mehr wenige Verfahrens- und Organisationsanweisungen. Erst mit der territorialen Vergrößerung Preußens seit 1866 und mit der Reichsgründung verstärkte sich das staatliche Engagement für eine rechtli­ che F undierung der Geschichtspflege erneut. So wurde seit 1870 in den neuen hessischen Landesteilen Preußens die Verzeichnung und Erhaltung der Geschichts- und Kunstdenkmäler durch mehrere Anweisungen regu318 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

liert und intensiviert.20 Seit den 1880er Jahren nahmen die Aktivitäten dann noch einmal sprunghaft zu. Neben der Quantität änderte sich jetzt auch die Qualität der Bestimmungen. Statt partikularer und interner Ver­ waltungsanweisungen beschritt Berlin nun den Weg genereller, einheitli­ cher und öffentlicher Verfügungen. Besonders das Verfahren bei Kirchen­ restaurationen und kirchlicher Kunst wurde jetzt durch zahlreiche Vorschriften geregelt. Seit 1900 standen auch wieder Grundsatzfragen der Organisation und Zuständigkeit im Blickpunkt, so in einem Runderlaß des preußischen Kultusministeriums vom 6. Mai 1904. Hier wurden Denkmal­ begriff und Denkmalkategorien definiert, die Kompetenzen des Provin­ zialkonservators und anderer Staatsbehörden erneut fixiert, Inhalt und Form von Anträgen und Vorlagen geregelt und generell die Verfahrenswei­ sen in denkmalpflegerischen Angelegenheiten vorgeschrieben.21 Wie Preu­ ßen wendeten auch andere Länder wie Bayern und Württemberg nach der Jahrhundertwende ihren Denkmalpflegebehörden größere Aufmerksam­ keit zu, gerade weil ein Denkmalschutzgesetz zu dieser Zeit noch nicht durchsetzbar oder nicht opportun erschien. Parallel wurden den reformier­ ten F achbehörden erweiterte oder zumindest eindeutiger fixierte Befug­ nisse im Bereich vor allem der kirchlichen und staatlichen Baudenkmäler eingeräumt und so die rechtlichen Schutzvorkehrungen komplettiert. All das schuf zwar kein grundsätzlich neues Recht, faßte aber geltendes Recht zusammen, vereinheitlichte es und schärfte es ein. Fünftens: Zur Verdichtung des Denkmalschutzrechts trugen Spezialver­ fügungen bei, die einzelne Denkmalkategorien betrafen oder sich mit bestimmten, oft technischen F ragen der Praxis beschäftigten. Dazu zählten beispielsweise Verfügungen über vor- und frühgeschichtliche Denkmäler, Ausgrabungen und F unde, wie sie in Bremen22 1872, Bayern23 1908 und Preußen24 1914 ergingen. Ein beträchtlicher Teil der Erlasse bezog sich auf sakrale Objekte, ein weiterer, kleinerer Teil auch auf kommunales und staadiches Eigentum. Mittelbarer Rechtfertigungsgrund war also auch hier meist das Aufsichtsrecht des Staats. Wie bei den Verfahrensanweisungen nahm erst seit den 1880er und 1890er Jahren das staatliche Interesse zu, vereinheitlichende Prinzipien durchzusetzen. Bayern verordnete einschlä­ gige Maßregeln zur Praxis bei Kirchenrestaurationen seit 1884.25 Das preußische Kultusministerium erließ vermehrt schon Mitte der 1880er Jahre zahlreiche Verfugungen über vor- und frühgeschichtliche Denkmä­ ler, ferner über Grabsteine, über weitere spezielle Denkmalkategorien wie Glocken, Steinmetzzeichen oder Orgeln sowie schließlich vor allem, und zwar erst seit den 1890er Jahren, nach den Verfügungen über vor- und frühgeschichtliche Objekte, über die Restauration von Baudenkmälern.26 In der Summe läßt sich während des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg eine stetige Verdichtung der Vorschriften zum Denkmalschutz 319 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

feststellen. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hatten fast alle deutschen Staaten Vorschriften zum Denkmalschutz erlassen.27 Allerdings wiesen die Vorschriften beträchtliche Mängel auf. Zum ersten blieben sie unein­ heidich und lückenhaft. Zum zweiten gaben sie zwar den Staatsbehörden das Recht, schützend einzugreifen. Sie fixierten aber keine regelmäßige Pflicht und normierten keine Bedingungen, unter denen ein Schutz unaus­ weichlich eintreten mußte. Ein Anspruch der Öffendichkeit auf den Erhalt bestimmter Objekte konnte daraus nicht abgeleitet werden. Weder Rechts­ staariiehkeit noch Gleichheitsprinzip fanden in den Bestimmungen eine zuverlässige F ixierung. Damit blieb die Denkmalpflege Sache von In­ teressenabwägungen und letzdich willkürlich zu bestimmenden Staatsprio­ ritäten. Zum dritten war die Grundsatzfrage der Konkurrenz von staadi­ chem Regelungsanspruch und nichtstaatlichem, das heißt privatem oder korporativem Eigentumsrecht ungeklärt. Gerade dies aber betraf das Schlüsselproblem des Denkmalschutzrechts, nämlich die Legitimierung des kulturstaatlichen Zugriffs, des Eingriffs in Eigentumsrechte, also die Vermittlung von allgemeinem und partikularem Interesse. Im Rahmen der Aufsichtsgesetzgebung konnte das staatliche Handlungsrecht mit den spezifischen Verhältnissen der Korporationen, ihrer besonderen Stellung im Staat und ihren quasi öffentlichen Aufgaben begründet werden, im Rahmen des Baurechts mit den polizeilichen Ordnungsmaßnahmen, die zur Steuerung von Wildwuchs notwendig und für Sicherheit und Verkehr beispielsweise schon üblich waren. Dabei aber mußte ein über den Einzelinteressen liegendes öffentliches Interesse vor­ ausgesetzt werden. Schon das preußische Allgemeine Landrecht von 1794 berechtigte den Staat, Eigentümer zur Erhaltung einer Sache zu verpflich­ ten, wenn dies zum Besten des »gemeinen Wohls« nötig erschien.28 Gene­ rell aber erachteten Juristen und Beamte es beim Eingriff nicht nur in korporative Verfügungsrechte, sondern auch in privates Eigentum für erforderlich, den Gesetzesweg zu beschreiten, zumal wenn der Eingriff bloß polizeiliche Ordnungsmaßnahmen überstieg.29 Denn die Verfassun­ gen des 19. Jahrhunderts garantierten das Privateigentum und machten Beschränkungen des Eigentumsrechts von der Zustimmung der Landtage abhängig. Zwar enthielten die Verfassungen zugleich die Möglichkeit, Eigentum für öffendiche Zwecke gegen Entschädigung zu beschränken oder zu enteignen, doch dieses Angebot wurde erst nach Jahrzehnten der Vorherrschaft eines liberalen Bauverständnisses mit den Enteignungsgeset­ zen der Kaiserzeit wieder nutzbar gemacht und damit das Eigentum auch in F ragen der Kulturpolitik, Wissenschaftspflege und Bauästhetik an das Gemeininteresse gebunden.30 Hierdurch allerdings sah sich die staatliche Denkmalpflegepolitik auf den Gesetzesweg verwiesen. Schon seit den 1880er Jahren wurde deshalb in 320 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

beinahe allen größeren deutschen Bundesstaaten über den Erlaß von Denk­ malschutzgesetzen diskutiert, die alle F ragen der staadichen Denkmal­ pflege zusammenfassend, einheidich und übersichtlich regeln konnten. Bei Vorbereitung und Erlaß derartiger Gesetze wirkte eine Reihe von Motiven in jeweils unterschiedlichen Kombinationen mit.31 Der Bauboom der Gründerjahre und die beschleunigte Expansion und Veränderung der Städ­ te, die reale Zerstörung von historischer Bausubstanz, hatten dabei un­ mittelbar nur wenig Bedeutung. Vielmehr ging es um die Selbstbehaup­ tung der Einzelstaaten, um die Durchsetzung staatlicher Kulturkompetenz gegen korporative Gewalten, um die Reaktion auf F orderungen der Öf­ fentlichkeit sowie um innerbürokratische Spezialisierungen, Kompetenz­ verschiebungen und Konflikte. Landesspezifische Ausgangsbedingungen kamen hinzu. Nach dem Ersten Weltkrieg erweiterten sich die Motive. Die Weimarer Verfassung erklärte die Denkmalpflege zur Staatsaufgabe; das Reich machte mit zwei Kunstschutzverordnungen den Anfang und drohte weiter in die Kulturkompetenz der Länder einzugreifen. Auch das Verhält­ nis der Kirchen zum Staat wurde schwieriger. Doch allein in wenigen kleineren Staaten, nämlich zuerst in Hessen­ Darmstadt 1902 und dann in Oldenburg 1911, gelang es, derartige Geset­ ze zu erlassen. Daneben konnten nur die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Lübeck Denkmalschutzgesetze realisieren. Hingegen scheiterten ent­ sprechende Entwürfe während der Zeit des Kaiserreichs in den größeren Staaten, so in Preußen, Baden und Bayern. Ausschlaggebend dafür waren zumeist Proteste der katholischen Kirche, Probleme des Eigentumsrechts undfiskalischeBedenken. Auch in der Weimarer Republik änderte sich das Bild kaum. Gescheiterten Plänen oder Entwürfen in den größeren Staaten wie Preußen, Bayern, Baden oder Sachsen standen nur wenige realisierte Gesetzesvorhaben in Kleinstaaten wie Lippe-Detmold und Mecklenburg­ Schwerin gegenüber. Gegen die unter demokratisch-pluralistischen Be­ dingungen vervielfachten politischen Widerstände konnte ein Denkmal­ schutzgesetz kaum noch durchgesetzt werden.32 b) Inhalt und Elemente von Denkmalschutzgesetzen

Denkmalschutzgesetze33 sollten, so die Quintessenz der Motive, Prozesse der Verstaatlichung, Vereinheitlichung, Verrechdichung und oft zudem der Bürokratisierung von Denkmalpflege befördern. Die Projekte der Zeit des Kaiserreichs und diejenigen der Weimarer Republik folgten dabei in den Grundzügen denselben Prinzipien und wiesen dieselben Merkmale auf In der Regel behandelten die Gesetze beziehungsweise Gesetzentwürfe fünf Problemkomplexe. Erstens definierten sie den Denkmalbegriff und legten 321 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zugleich fest, wer befugt sein sollte, ein Denkmal als Denkmal einzuord­ nen, die Definition also praktisch anzuwenden. Zweitens grenzten sie den Kreis der betroffenen Denkmaleigentümer ein. Drittens erläuterten sie die Pflichten und Beschränkungen, denen Denkmaleigentümer unterworfen waren, und drohten Sanktionen bei Zuwiderhandlung an. Viertens enthiel­ ten sie ein Bündel von Sicherungen der Denkmaleigner, angefangen von Verfahrensregelungen über Elemente der Partizipation, Widerspruchs­ möglichkeiten und Rechtsweg bis hin zu Entschädigungen. Fünftens regel­ ten sie häufig, wenn auch nicht immer, die administrative Organisation des Denkmalschutzes. Erstens: Zwar hielt es die juristische Literatur fast durchweg für unmög­ lich, den Begriff des Denkmals in rechtlich einwandfreier Weise zu definie­ ren. Doch mußte es Ziel von allen Denkmalschutzgesetzen sein, genau dies an erster Stelle zu tun. Die älteren europäischen Gesetze und Verordnun­ gen versuchten dem Dilemma aus dem Weg zu gehen, indem sie sich auf bestimmte Kategorien von Denkmälern beschränkten oder durch eine kasuistische Aufzählung den Schutzbereich absteckten.34 In den neueren Gesetzentwürfen bemühten sich die deutschen Bundesstaaten dagegen um generell anwendbare Bestimmungen, ohne jedoch kasuistische Elemente ganz vermeiden zu können. Dabei bestand Einvernehmen, daß es sich bei Denkmälern um materiale Gegenstände oder Sachen handeln mußte. Sitten und Gebräuche etwa, deren Pflege die Heimatbewegung mit an­ strebte, wurden in Gesetzen nicht erfaßt. Die meisten Gesetze betrafen an erster Stelle unbewegliche Objekte wie Baudenkmäler und bewegliche Objekte wie Bauteile, Sammlungen oder Münzen. Hinzu kamen Denkmä­ ler im engen Sinn, etwa Grabsteine, sowie vor- und frühgeschichtliche Überreste, die je nach Landesbedingungen sogar ausdrücklich hervorgeho­ ben wurden. So benannte das oldenburgische Gesetz explizit »Hügelgrä­ ber, Steindenkmäler, Wurten, Burgwälle, Schanzen, Landwehre«. Ein­ bezogen waren Bodendenkmäler, also Ausgrabungen und Funde. Zu den beweglichen Denkmälern wurden in den frühen Gesetzen, nämlich in Hessen und Oldenburg, auch schriftliche Überreste wie vor allem Urkun­ den gerechnet. Das hessische Gesetz insbesondere regelte deshalb zugleich das Archivierungswesen. Die Entwürfe Badens und Preußens aus den 1880er Jahren bezogen sich auf von Menschenhand geschaffene unbewegliche und bewegliche Gegen­ stände, die einen wissenschaftlichen, geschichtlichen oder kunstgeschichtli­ chen Wert aufwiesen. Die Entwürfe und Gesetze der Jahre 1900 bis 1914 enthielten meist ein breiteres, um den kulturgeschichtlichen Wert er­ gänztes Spektrum von möglichen Denkmälern und suchten diese zugleich präziser zu definieren. Vor allem der badische Entwurf von 1913 erweiterte die Begriffsbestimmung wesentlich im Sinne von Heimatschutz und Orts322 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bildpflege, indem er als Baudenkmäler auch Bauwerke anerkannte, die »einem Orts- oder Landschaftsbilde ein besonderes charakteristisches Ge­ präge geben«. Der kunst- und geschichtswissenschaftlich begrenzte Denk­ malbegriff war damit vollends aufgelöst. In der Weimarer Zeit wurde dies teilweise wieder aufgegriffen und der Denkmalbegriff in sozialer Hinsicht erweitert. Der bayerische Entwurf von 1926 bezog neben der geschichtli­ chen, vorgeschichtlichen und wissenschaftlichen Bedeutung architekto­ nisch bemerkenswerte Bauten und in einer revidierten Version auch Werke von heimatgeschichtlichem, ortsgeschichtlichem und volkskundlichem Wert ein. Allen Gesetzen und Entwürfen war die historische Perspektive gemein­ sam. Der zu schützende Gegenstand mußte aus der Vergangenheit stam­ men. Epochen wurden dagegen nicht genannt. Die für den Denkmalschutz zuständigen Referenten hüteten sich, durch scharfe Zeitgrenzen in den Gesetzen selbst Schranken zu errichten, die spätere politische Ziele oder wissenschaftliche Erkenntnisse blockieren könnten. Hessen beipielsweise räumte der Regierung nur die Möglichkeit ein, per Verordnung eine Zeitgrenze für Baudenkmäler festzulegen. Auf diese Weise konnte die Grenze immer wieder korrigiert werden. Die Formulierung der badischen Entwürfe von 1883 und 1913 - Bauwerke, die aus einer »abgelaufenen Kulturperiode« stammten - stellte eher die Ausnahme dar. Bayern sprach noch 1926 von Sachen »aus älterer Zeit«, und das Kultusministerium interpretierte dies in dem Entwurf der Ausführungsbestimmungen als die Zeit bis 1830, eine Grenze, die allerdings einem älteren Denkmalver­ ständnis entsprach und in der Weimarer Zeit bereits umstritten war. Mehre­ re bayerische Ministerien wollten deshalb jüngere Objekte einbeziehen.35 Auch der Leiter des bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Georg Lill, erklärte in einem Gutachten vom F ebruar 1932 die vorgesehene Zeitgrenze für überholt.36 Die Entwürfe Badens und Preußens von 1883 und 1887 interessierten sich nicht für die Naturpflege. Etatistisch ausgerichtet, waren sie vor allem bestrebt, den Bestand der Kirchen und Kommunen unter Kontrolle zu bringen. Das änderte sich vorübergehend an der Jahrhundertwende unter dem Einfluß der Heimatbewegung, welche die Heimat als untrennbare Einheit von Raum und Mensch, von Natur und Kultur verstand. Die Gesetze versuchten folglich, beide Elemente demonstrativ zusammenzu­ binden. Das hessische Gesetz von 1902 faßte unter Naturdenkmälern »natürliche Bildungen der Erdoberfläche, wie Wasserläufe, F elsen, Bäume und dergleichen«, die »aus geschichdichen oder naturgeschichtlichen Rücksichten oder aus Rücksichten auf landschaftliche Schönheit oder Ei­ genart« erhaltenswert schienen. Damit propagierte das Gesetz über den Schutz naturgeschichtlich außergewöhnlicher Überreste hinaus eine ästhe323 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tisch geleitete Landschaftspflege. Während Hessen so den integralen Cha­ rakter der Heimatpflege unterstrich, wählten andere Staaten den Weg der Spezialisierung und regelten den Verunstaltungsschutz in gesonderten Bestimmungen. Denn bald überwogen die Bedenken, ob die organisatori­ sche und rechdiche Verknüpfung von Kulturdenkmalpflege und Natur­ schutz sinnvoll und effizient sei. Universalwissenschaftler standen als Kon­ servatoren nicht zur Verfügung. Kunstgeschichte und Naturgeschichte verlangten eine je besondere Vorbildung und je besondere Arbeitsweisen. Wissenschaftliche Spezialisierung und bürokratische Rationalität begannen sich deshalb gegenüber ideologischer Ganzheitlichkeit wieder durchzu­ setzen. In Preußen wurden schon vor dem Ersten Weltkrieg Fachinstanzen für den Naturschutz eingerichtet. Obwohl die Weimarer Verfassung von 1919 noch den Schutz von Kultur- und Naturdenkmälern in einem Atem­ zug verlangte, war man nach 1918 doch zunehmend bestrebt, die Natur­ pflege wiederum abzusondern. Der Schöpfer des hessischen Denkmal­ schutzgesetzes von 1902, Maximilian von Biegeleben, entwarf 1922 Empfehlungen für Denkmalschutzgesetze der Länder, die vor allem aus Gründen der sachgerechten Spezialisierung den Naturschutz nicht mehr einschlossen.37 Aus der wissenschaftlichen, geschichtlichen, kunstgeschichtlichen oder künstlerischen Bedeutung eines Gegenstands wurde eine weitere notwen­ dige Bedingung dafür abgeleitet, daß dieser dem Gesetz und damit dem staaüichen Ordnungseingriff unterworfen, folglich das Verfügungsrecht des Eigentümers beschränkt werden konnte: Die Erhaltung des Objekts mußte der »Beförderung des allgemeinen Wohls« dienen,38 also, wie die stereotype F ormulierung seit der Jahrhundertwende bis in die Weimarer Zeit lautete, »im öffendichen Interesse« liegen.39 Formulierung und Sache entstammten der Reichsgesetzgebung, nämlich dem Einführungsgesetz zum 1900 in Kraft getretenen Bürgerlichen Gesetzbuch. Es gestattete der Landesgesetzgebung nur die »im öffentlichen Interesse erfolgende« Be­ schränkung und Entziehung von Eigentum40 und begrenzte damit auch die Reichweite von Denkmalschutzgesetzen.41 Die Entwürfe Preußens und Badens aus den 1880er Jahre zielten jedoch schon in dieselbe Richtung, betonten begrifflich aber noch stärker die politische Relevanz eines Ob­ jekts, die erst das staadiche Engagement rechtfertige. Pxeußen wollte 1887 das Schutzgesetz nur dann zur Wirkung kommen lassen, wenn die »Erhal­ tung zugleich ein nationales Interesse bietet«, eine Formulierung, die aus dem französischen Denkmalschutzgesetz stammte und dort den Schutz auf nur wenige herausragende Denkmäler beschränkte.42 Baden drückte 1883 die nationalen Belange aus, indem auch die »Erhaltung der Erinne­ rung an Vorgänge von hervorragendem historischen Interesse« beabsich­ tigt war. In der Begründung führte das badische Kultusministerium noch 324 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

eigens an, daß es »Wahrzeichen« der Erinnerung zu erhalten gelte, denen eine besondere Bedeutung für die Geschichte der Nation, des Landes oder des öffentlichen Gemeinwesens zukam. An der Jahrhundertwende bestand weitgehende Übereinstimmung, daß schon die bloß regionale oder lokale Bedeutung eines Denkmals das öffendiche Interesse am Erhalt begründen konnte und »keineswegs nur an Bauwerke von vaterländischer Bedeutung gedacht« sei, wie es etwa der Darmstädter Baurat Heinrich Wagner 1905 in seinem Kommentar zum hessischen Denkmalschutzgesetz ausführte.43 Der bayerische Entwurf von 1926 erkannte als »national wertvolle Denk­ male« - so der aus dem Reichsrecht übernommene Begriff, der hier aber ausschließlich auf Bayern bezogen wurde - für das ganze Land oder auch nur für einen Landesteil besonders bedeutsame Objekte. Staatliche Le­ gitimität und gesellschaftliche Integration sollten somit nicht mehr un­ mittelbar durch die Vorgabe einer gesamtstaadichen Identität, sondern mittelbar durch die Toleranz regionaler kultureller Identitäten bewirkt werden. Das öffentliche Interesse am Erhalt eines Gegenstands machte daraus erst das dem Gesetz unterworfene Denkmal. Dies wurde meist durch einen besonderen Verwaltungsakt realisiert. Das Denkmal mußte klassiert oder gewertet, in eine Denkmalliste eingetragen werden. Nicht alle Entwürfe sahen allerdings anfangs eine Notwendigkeit, erst einen präzise abgegrenz­ ten Katalog der betroffenen Objekte zu schaffen. In Hessen war nur bei Baudenkmälern im Privateigentum der gesetzliche Schutz von einer vorhe­ rigen Eintragung in die Denkmalliste abhängig. Denkmäler juristischer Personen des öffentlichen Rechts, besonders von Kirchen und Kommunen, unterlagen dagegen generell und auch ohne Eintragung dem Gesetz. Geregelt werden mußte, wer die Klassierung, Wertung oder Eintragung vornehmen durfte. Zwar spielte die wissenschaftliche Qualifikation eine Rolle bei der Vorauswahl der in F rage kommenden Objekte. Doch gemäß dem Begriff des öffentlichen Interesses konnte die letzte Entscheidung nur Verwaltungs- und besonders politischen Behörden überlassen sein. Diese beanspruchten das Monopol auf die Repräsentation des Gemeinwohls. Die letzte Entscheidung über die Denkmalqualität eines Objekts wiesen des­ halb fast alle Entwürfe und Gesetze, schon und besonders die etatistischen Entwürfe Badens und Preußens von 1883 und 1887, dem Kultusministeri­ um oder, wo es dies nicht gab, dem Innenministerium zu. Nur in Hessen nahm ein aus F ach- und Interessenvertretern zusammengesetzter Denk­ malrat die Eintragung von privaten Baudenkmälern in die Denkmalliste vor. Die Entscheidung über Widersprüche gegen eine Eintragung oblag aber auch hier dem Innenministerium. Zweitens: Die Definition des Denkmals über das öffendiche Interesse diente dem Zweck, Beschränkungen des Eigentums zu rechtfertigen. We325 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

sentlich für Charakter und Akzeptanz eines Denkmalschutzgesetzes war dabei die F rage, welche Gruppen von Denkmaleigentümern einbezogen werden sollten. Hier ging es um die Körperschaften öffentlichen Rechts, um den Staat und um private Eigentümer. Alle Entwürfe und Gesetze schlossen die körperschaftlichen Eigentümer ein, die meisten wendeten sich primär an sie, denn, so das preußische Kultusministerium im Septem­ ber 1901, die Korporationen müßten eher und stärker als Privateigentümer »in der Verwaltung ihrer Denkmäler gewissen klar zu legenden Beschrän­ kungen unterliegen«.44 Die Korporationen und Stiftungen des öffentlichen Rechts seien »dem Organismus des Staats eingegliedert«45 und hätten besondere öffentliche F unktionen im Staat. Betroffen waren vor allem Kirchen und Kommunen. Die Staatsregierungen besaßen hier Aufsichts­ rechte, die sie bislang schon durch Gesetze über die Vermögensverwaltung oder andere ordnende Eingriffe wahrgenommen hatten. Dementspre­ chend wurden oftmals alle beweglichen und unbeweglichen Denkmäler der öffenüich-rechtlichen Korporationen pauschal dem gesetzlichen Denkmal­ schutz unterstellt und staatlichen Behörden weitreichende Befugnisse ein­ geräumt. Umstritten schon innerhalb der Ministenen blieb dagegen die Einbezie­ hung des Staatseigentums. Die federführenden Ministerien, namentlich die Kultusministerien, sowie die F achdenkmalpfleger sprachen sich häufig da­ für aus, einmal um ihre Kompetenz abzusichern und die Durchsetzung denkmalpflegerischer Grundsätze zu gewährleisten, sodann um Vorbehalte gegen die neue Gesetzgebung durch eine vorbildhafte und demonstrative Selbstbindung des Staats beiseite zu räumen. Die für die staatlichen Bauten meist verantwordichen F inanzverwaltungen und Baubehörden wollten indes keine Beschneidung ihrer Zuständigkeit hinnehmen. Deshalb ver­ suchten die meisten Entwürfe, das Problem des Staatseigentums zu um­ gehen, etwa mit dem Hinweis, der Staat werde, da er die Denkmalpflege ja selbst trage, seine eigenen Objekte erst recht sorgsam behandeln. Hessen und Oldenburg klammerten in ihren Denkmalschutzgesetzen Staatseigen­ tum ausdrücklich aus. Dies zielte auf die kulturpolitische Souveränität der einzelstaadichen Regierungen. Das hessische Innenministerium wies in einem Ausschreiben vom 9. April 1903 sogar ausdrücklich daraufhin, daß die Sonderstellung des Staatseigentums sich nur auf die hessischen Behör­ den beziehe, während Gebäude etwa im Besitze des Reichs oder der hessisch-preußischen Eisenbahngemeinschaft voll den gesetzlichen Be­ schränkungen unterworfen seien.46 In umgekehrter Weise, als Souveränität nach innen, unterstrich der preußische Entwurf von 1902 den Vorrang der Regierung. Staadiche Denkmäler wurden hier gar nicht erst erwähnt, und dies nicht nur, um die Staatsverwaltung von Einsprüchen der Fachinstan­ zen unabhängig zu halten, sondern vor allem, um keinerlei provinzialen 326 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Anspruch auf die Denkmalpflege an staatlichen Objekten aufkommen zu lassen. Staatseigentum wurde mithin in der Regel eximiert. Problematisch war schließlich die Frage des Privateigentums. Zum einen ging es hier grundsätzlich um den Stellenwert des liberalen Eigentumsprin­ zips, zum anderen um mögliche Entschädigungsforderungen, die nament­ lich die F inanzministerien fürchteten. Die Entwürfe und Gesetze wichen deshalb dem Problem häufig aus, indem sie die Eintragung von Privat­ eigentum in Denkmallisten und damit die Unterschutzstellung privater Denkmäler von der Zustimmung des Eigentümers abhängig machten. Anfangs mochte das als hinreichend erscheinen, zumal nach dem bis über die Jahrhundertwende vorherrschenden Denkmalbegriff die privaten Ei­ gentümer nur am Rande und im Einzelfall betroffen schienen. Schon früh wurde aber darüber hinaus versucht, das öffentliche Interesse auch dem privaten Interesse überzuordnen. Das hessische Gesetz von 1902 bezog private Baudenkmäler ein, allerdings nur in eingeschränktem Maß und mit besonderen Rechtssicherungen für die Eigentümer. Das Oldenburger Ge­ setz von 1911 erfaßte grundsätzlich Denkmäler in privater Hand in beina­ he ebenso weitreichendem Maße wie körperschaftliche Denkmäler, nur von bestimmten Auflagen blieben Privateigentümer ausgenommen. Viele andere Entwürfe etwa in Preußen und Baden vermieden Regelungen zu privaten Objekten, und noch der bayerische Entwurf von 1926 betraf vor allem körperschaftliches Eigentum und nur in speziellen Fällen auch priva­ tes; zum Beispiel konnten hervorragende private Baudenkmäler in eine Denkmalliste eingetragen und damit unter Schutz gestellt werden. Eine generelle Ermittlung des privaten Bestands sei zu schwierig, und vor allem seien Regreßforderungen der Privateigentümer bei Nutzungsbeschrän­ kungen zu befürchten, so die Begründung, die allerdings am grundsätzli­ chen Ziel festhielt, private Denkmäler später einmal ganz dem staatlichen Schutz zu unterwerfen. Privateigentum wurde also im Kaiserreich und bis zum Ende der Weimarer Republik noch durchweg privilegiert. Dnttens: Zu den Auflagen für Denkmaleigner zählte zunächst eine Melde- und Genehmigungspflicht bei allen bedeutenderen Änderungen, die sich auf Form und Charakter des Objekts sowie auf die Verfügungsge­ walt bezogen. Baudenkmäler, so etwa die Oldenburger F ormulierung, »dürfen ohne Genehmigung der Denkmalschutzbehörde weder ganz oder teilweise beseitigt noch veräußert, verändert, wiederhergestellt oder erheb­ lich ausgebessert werden«. Die Genehmigungspflichtigkeit von Veräuße­ rungen richtete sich besonders an die Korporationen. Es sollte verhindert werden, daß deren Eigentum in private Hand überging und damit eventu­ ell dem Denkmalschutz entzogen wurde.47 Bei beweglichen Denkmälern erstreckte sich die Genehmigungspflicht auch auf die Ausfuhr. Bei Anträ­ gen etwa auf Widerhersteilung oder Veränderung konnte die Genehmi327 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gung unter Auflagen erteilt werden. Die Behörden sicherten sich so weit­ reichende gestalterische Einflußmöglichkeiten. Sodann gehörte zu den Auflagen häufig eine hrhaltungsphicht. Der Staat konnte die Vorschrift zur Denkmalerhaltung aus seinem allgemeinen Aufsichtsrecht über die Körperschaften und aus deren Pflicht, ihr Vermö­ gen zu wahren, ableiten. In Oldenburg etwa hatten Kommunen, Kirchen und andere Korporationen öffentlichen Rechts »für die ordnungsmäßige und würdige Unterhaltung und Wiederherstellung Sorge zu tragen«. Ähnliches galt auch in anderen Entwürfen und Gesetzen. Dies konnte soweit fuhren, daß der Staat ermächtigt wurde, den Denkmaleigentümer zu konkreten Erhaltungsmaßnahmen zu verpflichten oder Erhaltungs­ maßnahmen auf Kosten des Eigentümers in die Wege zu leiten. Damit konnte der Staat den Denkmaleigentümern de facto finanzielle Lasten aufbürden, und derartige Vorschriften waren folglich aus eigentumsrechtli­ chen Gründen äußerst umstritten. In einer milderen Variante übernahm der Staat die F inanzierung der Erhaltungsmaßnahmen, die er aus Gründen des Denkmalschutzes für geboten hielt. Zu den Auflagen zählte schließlich in einem weiteren Sinn der Schutz der Umgebung. Dahinter stand der Gedanke, daß das Denkmal nur an seinem Entstehungsort, in seiner Gesamtwirkung, in seiner Stimmung seinen wesentlichen Charakter und Denkmalwert behalten könnte. Diese Auswei­ tung des gesetzlichen Schutzes spiegelte die Ausweitung des Denkmal­ begriffs in der theoretischen Diskussion der Jahrhundertwende. Damit waren erneut erhebliche Einschränkungen des Eigentumsrechts verbun­ den. Das oldenburgische Gesetz von 1911 erlaubte sogar ausdrücklich, »das Denkmal oder seine Umgebung in eine Denkmalliste« einzutragen, die Umgebung also schutzrechtlich vom Denkmal abzukoppeln und als erhalteηswürdig zu verselbständigen. Um den Staatszielen im Denkmalschutz Nachdruck zu verleihen, ent­ hielten einige Gesetzestexte wie der hessische und der Oldenburger Hin­ weise auf die Anwendung von Enteignungsbestimmungen zur Beschrän­ kung oder Entziehung des Eigentums. Der badische Entwurf von 1913 sah überhaupt nur das Enteignungsgesetz von 1899 als staatliche Handhabe vor. Eine Enteignung konnte etwa dazu dienen, Verfall oder vorsätzliche Vernachlässigung eines Objekts zu stoppen oder eine Freilegung zu ermög­ lichen. Über die Enteignungsmöglichkeit hinaus wurden die Auflagen und Pflichten zudem strafrechtlich sanktioniert. Bei Mißachtung der Anzeige und Genehmigungspflichtigkeit von Änderungen, Wiederherstellungen, Veräußerungen und dergleichen drohten Hessen und Oldenburg gleicher­ maßen Geldstrafen bis zu 300 Mark an, bei vorsätzlichem Handeln Strafen bis zu 1.000 Mark oder Haft. Viertens: Im Mittelpunkt der Denkmalschutzgesetzgebung stand ohne 328 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Frage die Ausdehnung staatlicher Kompetenz. Doch konnte das dem von der Heimatbewegung propagierten Gedanken widersprechen, daß Denk­ malpflege vor allem durch Vorbild und Beratung, F ürsorge und Anregung wirken müsse, ein allzu harter Zugriff des Staats dagegen eher kontrapro­ duktiv sei, indem er Widerstände mobilisiere oder zumindest Desinteresse provoziere. Desinteresse an Denkmälern aber stelle die größte Gefahr für eine sachgemäße Pflege dar und führe zum Verfall. Um die Allgewalt des Staats abzumildern, war deshalb eine Reihe von Sicherungen vorgesehen. Einmal sahen die Entwürfe und Gesetze rechtsstaatlich normierte, kal­ kulierbare, öffentliche und kontrollierbare Verfahrensweisen vor. Anhö­ rung und Eintragung, Widerspruchs- und Klagerecht auf dem Weg der Verwaltungsgerichtsbarkeit unterstrichen dies. Auch waren die Behörden verpflichtet, Anträge beispielsweise auf Veränderung, Wiederherstellung oder Veräußerung eines Denkmals binnen einer bestimmten F rist - in Oldenburg im Höchstfall drei Monate - zu entscheiden. Umstritten war der rechtsstaatlich gebotene, aber nicht von allen Denkmalpflegern befür­ wortete Grundsatz der durchgängigen Öffentlichkeit. Die Denkmallisten etwa waren in aller Regel öffentlich und durften, wie in Oldenburg, »von jedermann eingesehen« werden. Das lenkte bei beweglichen Objekten die Aufmerksamkeit des Kunst- und Antiquitätenhandels gerade auf Kunstwer­ ke und konnte dem Schutzzweck des Gesetzes folglich entgegenwirken. Auch die Öffentlichkeit des Eintragungsverfahrens wurde teilweise kriti­ siert, da dadurch den Denkmaleignern Zeit blieb, Veränderungen an noch nicht eingetragenen Objekten vorzunehmen und den Denkmalwert so zu mindern, daß eine Eintragung nicht mehr vertretbar war. Sodann wurden Betroffenen und F achleuten häufig Möglichkeiten der Partizipation eingeräumt. Die Berücksichtigung der Eigentümerinteressen wie die Einbeziehung eines sachkundigen, nicht bloß politisch-bürokrati­ schen Urteils sollten dadurch demonstrativ gewährleistet werden. So sollte der preußische Gesetzentwurf von 1900/02 »den Betheiligten« eine »an­ gemessene Vertretung« und »Mitwirkung« beim Denkmalschutz sichern, um ihre Interessen zu berücksichtigen und »um bei der Verschärfung der geltenden Vorschriften den Betheiligten die Sicherheit für eine gerechte, billige und sachgemäße Ausübung zu gewährleisten«.48 Hessen wie Olden­ burg richteten durch das Denkmalschutzgesetz erstmals Denkmalräte ein, Hessen für den Gesamtstaat, Oldenburg in jedem Landesteil. Den Vorsitz hatte in der Regel ein von der Regierung benannter Staatsbeamter, und auch die weitere Besetzung sowie die Aufstellung der Geschäftsordnung behielt sich der Staat vor. In die Räte und Kommissionen wurden im allgemeinen Vertreter der Behörden, der Geschichts-, Kunst- oder Heimat­ vereine, der katholischen und der evangelischen Kirche, anderer betroffe­ ner Interessen sowie Fachleute aus Kunst und Wissenschaft beratend einbe329 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zogen. Im preußischen Entwurf von 1900/02 und im hessischen Gesetz von 1902 hatten die Kommissionen auch gewisse Entscheidungsbefug­ nisse, Schließlich enthielten die Gesetze Entschädigungsregelungen für Be­ schränkungen der Verfügungsgewalt. Das galt besonders dort, wo die Anwendung der allgemeinen Enteignungsgesetzgebung ermöglicht wur­ de, denn diese sah Entschädigungen vor. Das galt aber oft auch für die Verweigerung einer Veräußerung oder Veränderung von Denkmälern. Ein Privateigentümer konnte beispielsweise in Hessen und Oldenburg unter bestimmten Bedingungen Schadensersatz oder sogar den Ankauf des Ob­ jekts durch den Staat verlangen. Allerdings gab es auch Entwürfe wie den preußischen von 1900/02, welche die Entschädigungsfrage nicht deutlich ansprachen und sie offenbar umgehen wollten. Fünftens: Denkmalschutzgesetze erwähnten meist die Organe des staat­ lichen Denkmalschutzes. Wo eine administrative Organisation schon be­ stand, wie in Preußen und Bayern, sollten die Zuständigkeiten und Aufga­ ben teils fixiert, teils auch abgeändert oder erweitert werden. Oldenburg und Hessen dagegen schufen erst neue Instanzen. Dies war ein entschei­ dendes Argument bei der Durchsetzung der Gesetze in den Parlamenten. Denn die grundsätzliche Notwendigkeit einer staatlichen Denkmalschutz­ verwaltung konnte nach der Jahrhundertwende niemand mehr offen be­ streiten. Im Grundsatz zielten dabei alle Modelle auf eine dreiteilige Struktur, die dazu diente, politisch-administrative Direktive, Sachverstän­ digenurteil und Betroffenenpartizipation institutionell und verfahrens­ technisch zu verknüpfen. Zum ersten gab es eine staatliche Denkmal­ schutzbehörde. An der Spitze sollte in der Regel das Kultusministerium stehen, dem die letzte Entscheidung besonders über die Klassierung von Denkmälern oblag. In den Ländern Hessen und Oldenburg dagegen, die beide über kein besonderes Kultusministerium verfügten, stand an der Spitze das Innenministerium. Mittlere und untere Behörden mit regional beschränktem Wirkungskreis waren für die bauaufsichdiche Genehmigung bei Veränderungen an Denkmälern zuständig, in Hessen etwa die Kreisäm­ ter und Kreisbauinspektoren. Zum zweiten gab es eine Denkmalfachver­ waltung. Sie sollte aus neben- oder hauptamtlich tätigen, bau- oder kunst­ historisch qualifizierten F achleuten bestehen. Diese Denkmalpfleger oder Konservatoren waren oft noch einmal einem speziellen F achgebiet zuge­ wiesen. In Hessen beispielsweise sah das Gesetz besondere Denkmalpfleger für Baudenkmäler, für Altertümer und bewegliche Gegenstände sowie für Urkunden vor. Sie erhielten aus praktischen Gründen häufig einen regional beschränkten Arbeitskreis. Die Denkmalpfleger wurden allgemein nach einem geregelten Verfahren vor allem bei der allgemeinen Denkmälerauf­ sicht, der Inventarisation und der Begutachtung von Bauvorhaben zugezo330 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gen, hatten aber meist de jure sonst keine Entscheidungskompetenzen. De facto konnten die Denkmalpfleger allerdings bei organisatorischem Ge­ schick und Verwaltungserfahrung eine Schlüsselrolle spielen. Zum dritten gab es ehrenamtliche Organe, die dazu dienten, regionale und lokale, korporative und private Interessen einzubinden. Dazu zählten die erwähn­ ten Denkmalkommissionen und -räte oder auch die in einigen Gesetzen erwähnten lokalen »Pfleger«. In jedem Fall wollte der Staat den eigendi­ chen Denkmalschutz nicht an Organe der Selbstverwaltung übertragen, sondern im Rahmen einer staadichen Behörde als staaüiche F unktion erkennbar halten.49 c) Kritik und Probleme Pläne zu Denkmalschutzgesetzen fanden eine merkwürdig zwiespältige Resonanz. Einerseits wurde die Notwendigkeit einer gesetzlichen Rege­ lung des Denkmalschutzes in der Öffentlichkeit seit den späten 1890er Jahren kaum mehr bestritten. Andererseits scheiterte die große Mehrzahl der einschlägigen Gesetzentwürfe an einer Vielzahl von zum Teil auch prinzipiellen Einwänden, die in Behörden und Öffentlichkeit geäußert wurden. Bedenken, Kritik und Einsprüche kamen dabei aus verschiedenen Richtungen: einmal von staatlichen Behörden, sodann aus den Kreisen der Fachdenkmalpfleger selbst, ferner von Denkmaleigentümern, und hier zunächst von der katholischen Kirche, auch von der Heimatbewegung und schließlich von Seiten der Rechtswissenschaft, Erstens: Die meisten staatlichen Behörden befürworteten im Prinzip oder zumindest nach außen den Erlaß eines Denkmalschutzgesetzes. Nicht selten allerdings verzögerten beteiligte Ministerien den Abschluß der inter­ ministeriellen Beratungen, um die Angelegenheit im Sande verlaufen zu lassen. Unmittelbaren Widerspruch noch vor einer öffentlichen und parla­ mentarischen Diskussion erhoben fast überall die Ministerien der Justiz und der F inanzen. Auch niederrangige, besonders regionale Instanzen, die häufig im zweiten Schritt der Vorarbeiten einbezogen wurden, zeigten nicht selten Skepsis. Vielerlei Kritikpunkten im Detail zu begrifflichen Unklarheiten, zur Ausgestaltung bestimmter Behörden oder anderen Spe­ zifika standen einige Haupteinwände gegenüber, die von der Jahrhun­ dertwende bis zum Ausgang der Weimarer Republik in erstaunlichem Maß konstant blieben. An der Spitze aller Einwände rangierten das Eigentums- und das damit verbundene Kostenproblem. Wo keine Entschädigung vorgesehen war, wie im preußischen Entwurf vom Dezember 1900, wurden Beschränkungen des Privateigentums und die Möglichkeit von Enteignungen meist schon 331 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

frühzeitig für bedenklich erklärt und gestrichen.50 Wo aber Entschädi­ gungen unvermeidbar waren, kamen die vor allem von den F inanzmini­ sterien vorgebrachten Bedenken zum Tragen, ein Denkmalschutzgesetz werde dem Staat erhebliche Mehrausgaben aufbürden. Die konsequente Durchführung mußte zu Entschädigungsforderungen fuhren, die dem Staat unkalkulierbare Belastungen zumuteten. Lehnte der Staat aber Ent­ schädigungen ab, litten die Popularität der Denkmalpflege und die Akzep­ tanz denkmalschützerischer Staatseingriffe.51 Auch die den Denkmal­ eignern auferlegte Erhaltungspflicht konnte de facto Restaurationen auf Kosten des Staats bis hin zu dauerhaften Unterhaltungsaufwendungen zur Folge haben, wollte man einen Verfall von Denkmälern wirklich verhin­ dern. In Preußen kam die Problematik der zwischen Provinzen und Staat gespaltenen Zuständigkeiten hinzu. Jede staatliche Kompetenzaneignung mußte hier auch zu finanziellen Ansprüchen fuhren, und die durch die Dotationsgesetze von 1873/75 gefundene Entlastung des Staats drohte auf schleichendem Weg wieder rückgängig gemacht zu werden.52 Darüber hinaus erwarteten namentlich die F inanzministerien auch, daß die erwei­ terte Denkmalschutzverwaltung eines größeren Etats bedürfe. Ferner argwöhnten viele Behörden nicht ganz zu Unrecht, ein gesetzlich ausgebauter und legitimierter staatlicher Denkmalschutz werde über kurz oder lang in ihren Zuständigkeitsbereich hineinragen. Derartige Bedenken begleiteten schon vor den Diskussionen um ein F achgesetz alle Versuche, die Kompetenz der Konservatoren auszuweiten. In Bayern kämpften Ge­ neralkonservatorium und Kultusministerium jahrelang um ihr Recht zur Mitsprache bei allen Denkmälern, die in der Obhut anderer staatlicher Instanzen standen. Anläßlich der Gesetzentwürfe wurden die Kompetenz­ bedenken an erster Stelle wiederum von den F inanzministerien vorgetra­ gen, welche die staadichen Liegenschaften verwalteten und damit die Verfügungsgewalt über zahlreiche historisch bedeutsame Objekte hatten. Aber auch die Kriegsministerien befürchteten Versuche, ihre Baulichkeiten dem Denkmalschutz unterzuordnen. Bauaufsichtsbehörden wie die Ober­ und Regierungspräsidenten in den preußischen Provinzen fühlten sich bedroht, wenn eine neue Denkmalschutz- und Denkmalfachverwaltung per Gesetz eingeführt werden sollte. Hinzu traten schließlich grundsätzliche Vorbehalte gegen die Auswei­ tung der Staatstätigkeit im Bereich des Denkmalschutzes. Dabei ging es nicht nur um Finanzen und Kompetenzen, sondern auch um die Frage, ob das Ziel des Kulturstaats auf Kosten anderer Staatsziele in den Vordergrund zu rücken sei. Das preußische F inanzministerium brachte dies bei seiner strikten Verweigerungshaltung selbst gegen ein bloßes Ausgrabungsgesetz im Frühjahr 1909 am deutlichsten zum Ausdruck. Wenn die Prinzipien des Denkmalschutzes einmal gesetzlich normiert seien, würde auch die Aus332 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

dehnung auf Bauwerke nicht mehr abgewiesen werden können. »In be­ denklicher Weise würden damit den Bestrebungen solcher Kreise, die einseitig die Interessen der Denkmalpflege im Auge haben, ... die Wege geebnet werden.«53 Gegen eine präjudizierende Wirkung richtete sich auch der Einwand, daß der im Ausgrabungsgesetzentwurf gewählte Denkmalbe­ griff zu weit gefaßt sei. Nicht alle Denkmäler, sondern nur herausragende seien zu schützen, und zwar nicht gegen jede Veränderung, sondern nur gegen eine wesentliche 54 Schon anläßlich des Entwurfs von 1900 hatte das Finanzministerium im Februar 1901 geurteilt, »für die große Masse der für Wissenschaft, Kunst und Kunstgeschichte bemerkenswerthen Denkmäler, vor allem aber der Denkmäler von ausschließlich oder vorwiegend lokaler und landschaftlicher Bedeutung« könne »ein allgemeines staatliches Inter­ esse und ein Eintreten mit allgemeinen Mitteln nicht gerechtfertigt wer­ den«. Es dürfe allenfalls darum gehen, »den Untergang und die Zerstörung von Denkmälern hoher und hervorragender allgemeiner nationaler Bedeu­ tung zu verhüten«.55 Damit sollten einem staatlichen Denkmalschutz enge Grenzen gezogen werden, um anderen Zielen etwa der Landesentwick­ lung und wirtschaftlichen Modernisierung Raum zu geben. Nicht nur der Popularisierung denkmalpflegerischer Ziele, sondern häu­ fig auch umgekehrt der Eindämmung aller Kulturstaatsambitionen diente in diesem Zusammenhang der Hinweis, Denkmalpflege solle prinzipiell nicht auf dem Gesetzeswege betrieben werden, besser seien »Belebung des Sinnes« und »F örderung des örtlichen und privaten Verständnisses für die kunst- und kulturgeschichtlichen Denkmäler« sowie die »möglichste Selb­ ständigkeit und F reiwilligkeit des Handelns der nächstbeteiligten lokalen Organisationen«56 Selbst Maximilian von Biegeleben mußte 1904 auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Mainz bei seinen Erläuterungen zur Ausfüh­ rung des hessischen Gesetzes alle etatistischen Ambitionen abstreiten und die erzieherische Aufgabe des staatlichen Denkmalschutzes hervorkehren. Es gehe nicht darum, »eine Verstaatlichung der Kunstpflege herbeizu­ fuhren oder einen Kunstbureaukratismus großzuziehen, sondern durch Anregung, F örderung und Warnung unter tunlichster Vermeidung be­ hördlichen Zwangs einen belebenden Einfluß auf die von den Ge­ meinden und Privaten zu betätigende Kunstpfleee zu üben«.57 Zweitens: Skeptisch zu Denkmalschutzgesetzen äußerten sich auch Konservatoren. Manche bekundeten offen, daß ihnen ein bürokratisierter und verrechdichter Entscheidungsgang weniger sachdienlich erschien als die informelle Einflußnahme, gestützt durch finanzielle Beihilfen, legiti­ miert und autorisiert lediglich durch einen staadichen Amtstitel und fachli­ che Reputation. In Elsaß-Lothringen etwa urteilte 1903 der Konservator der geschichtlichen Denkmäler, F elix Wolff, für ein Denkmalschutzgesetz sei »der Boden in dem Reichsland noch nicht genügend vorbereitet«. Dazu 333 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bedürfe es erst administrativ-organisatorischer Vorbedingungen. So erfor­ dere die gesetzliche Denkmalpflege an unbeweglichen Denkmälern eine Hochbauverwaltung. Die sei aber für das Elsaß noch gar nicht auf Bezirks­ ebene eingerichtet. F ür die beweglichen Denkmäler wiederum fehle bis­ lang ein Landesmuseum, das wie in den deutschen Bundesstaaten die verstreuten und unzureichend aufgestellten Einzelsammlungen zusam­ menfassen und dadurch eine staatliche Aufsicht ermöglichen könne. Auch hier sei somit ein gesetzlicher Denkmalschutz noch gar nicht durchführbar. Man müsse schließlich erst die Wirkung der neuen Denkmalschutzorgani­ sation abwarten und dann entscheiden, ob gesetzliche Bestimmungen überhaupt nötig seien.58 In Baden widersetzte sich der Konservator der öffentlichen Baudenkmäler, Philipp Kircher, dem Vorschlag zu einem Denkmalschutzgesetz. Dessen Möglichkeiten würden überschätzt: »Wir, die wir mitten im Betriebe stehen, haben schon längst daraus keinen Hehl gemacht, dass wir den Wirkungen eines Gesetzes namentlich für die Baudenkmale keine allzu grosse Bedeutung beilegen.« Ein Gesetz enge den Handlungsspielraum des Denkmalpflegers zu sehr ein. Vorzug Badens sei gerade der »freigestellte« Konservator. Dessen Befugnisse gelte es zu erweitern. Im übrigen könne man denkmalpflegerische Ziele besser mit Bauordnung und Baupolizei verfolgen. Diese würden eher akzeptiert als ein Denkmalschutzgesetz, dem der »Charakter eines Ausnahmegesetzes« eigne. Zumal die Kirche verhalte sich bei einem informellen, nicht mit gesetzlichem Zwang drohenden Vorgehen entgegenkommender.59 Auch in Bayern wandten sich die Generalkonservatoren Hugo Graf und Georg Hager wiederholt gegen ein Denkmalschutzgesetz.60 Auf dem F eld der Denkmalpflege sei gesetzlicher und strafrechtlicher Zwang eher kontra­ produktiv. Es komme vielmehr einmal auf Überzeugung und Anleitung an - für die vom Generalkonservatorium gesorgt werden könne -, ferner auf hinreichende F inanzen - denn Beihilfen seien die beste Überzeugungs­ hilfe -, sodann auf eine effiziente Administration - diese stelle das General­ konservatorium mit der zentralisierten Denkmalschutzverwaltung dar und schließlich auf kompetentes Personal - dies finde sich ebenfalls im Generalkonservatorium. Dahinter stand die Befürchtung, ein Denkmal­ schutzgesetz werde den F achdenkmalpflegern rechtliche F esseln anlegen, auf der einen Seite gegen die Denkmaleigner, denen nun rechtsstaatliche Sicherheiten sowie Einspruchs- und Verzögerungsmöglichkeiten gegeben wurden, auf der anderen Seite gegen den Staat, der sich in fixierter F orm die regelmäßige Letztentscheidung vorbehielt. Erst als Mitte der zwanziger Jahre ein Reichsdenkmalschutzgesetz drohte, das die Autonomie der baye­ rischen Denkmalpflege noch viel stärker beschränkt hätte als ein Landesge­ setz, rückten die bayerischen Konservatoren von ihren Vorbehalten ab. Drittens: Kritisch bis ablehnend äußerten sich die Denkmaleigentümer. 334 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

So widersprachen Haus- und Grundbesitzerkreise, darunter Adelsvertreter und Standesherren, den staatlichen Vorhaben. In Hessen etwa setzten die Standesherren dem Denkmalschutzgesetz bei den Beratungen von 1901 zunächst Widerstand entgegen. Sie wollten zum einen den Einfluß der staatlichen Behörden zugunsten von Sachverständigenkommissionen unter Beteiligung Betroffener mindern, zum anderen die Unterschutzstellung des Privateigentums von der Zustimmung des Eigentümers abhängig ma­ chen. Immerhin erreichten sie eine Milderung der Regierungsvorlage.61 Vor allem engagierten sich die primär von Denkmalschutzgesetzen be­ troffenen Körperschaften des öffentlichen Rechts, nämlich Kirchen, Kom­ munen, Provinzialverbände und andere Organe der Selbstverwaltung oder Vertretung körperschaftlicher Interessen. Sie fürchteten die Einschränkun­ gen der Verfügungsgewalt über ihr Eigentum. An erster Stelle die katholi­ sche Kirche opponierte wann immer möglich gegen die Ausweitung des staatlichen Denkmalschutzes. In Baden beispielsweise erklärte sich das Erzbischöfliche Ordinariat im Dezember 1913 für grundsätzlich außer­ stande, an Diskussionen formeller oder informeller Art über ein Gesetz mitzuwirken.62 Ebenso massiv protestierte die katholische Kirche im Rheinland gegen die preußischen Pläne. Viertens: Sogar nicht wenige Vertreter der Heimatschutz- und Denk­ malpflegebewegung zweifelten anfangs, ob Denkmalschutzgesetze nötig seien. Wenn alle guten Willens seien, komme es nicht auf Gesetze, sondern auf die Beteiligung qualifizierter F achleute an.63 Zerstörungen von Denk­ mälern gebe es auch dort, wo Gesetze existierten. Besser sei die »Erziehung der Nation zum Denkmalschutz, zur freiwilligen Achtung vor dem histo­ risch Gewordenen«.64 Zwar setzten sich in der Heimatbewegung die Befür­ worter von Gesetzen durch. Aber auch sie betonten, daß derartige Gesetze alleine noch keinen hinreichenden Schutz garantierten, sondern eher di­ daktischen Charakter haben könnten, indem sie das grundsätzliche Enga­ gement des modernen Kulturstaats demonstrierten, Vorbildwirkung ent­ falteten sowie den Gedanken der Denkmalpflege propagierten und popularisierten.65 Von diesen grundsätzlichen Erwägungen abgesehen, kri­ tisierten Vertreter der Heimatbewegung das durch Gesetze zumeist be­ dingte System der Klassierung. Denn dies bedeute einen Schritt zurück hinter die modernen Grundsätze der Ausweitung von Denkmalkategorien und Pflegebereich.66 Durch die Heraushebung einzelner Objekte würden die nicht klassierten, vergleichsweise unbedeutenderen Dokumente der Volks- und Alltagskultur quasi offiziell als minderrangig deklariert und somit gerade gefährdet, die Bewahrung der überlieferten Kultur also werde in Frage gestellt. Zum eher negativen Beispiel avancierte das zunächst noch als vorbildlich gerühmte französische Denkmalschutzgesetz von 1887. Es postulierte als Voraussetzung einer Klassierung das nationale Interesse am 335 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Erhalt. An der Jahrhundertwende waren danach nur rund 2.000 Objekte klassiert, der Rest der historischen Überlieferung schien demgegenüber unzureichend geschützt.67 Fünftens: Auch die Juristen reagierten zwiespältig auf Gesetzesprojekte zum Denkmalschutz. Generell fanden Denkmalschutzrecht und Denkmal­ schutzgesetze seit der Jahrhundertwende das besondere Interesse der juristischen Literatur. Zahlreiche einschlägige Veröffentlichungen erschie­ nen; teils handelte es sich um handbuchartige Kompendien des geltenden Rechts für ein Land oder eine Provinz, teils um Abhandlungen zu einzel­ nen F ragen. Skeptisch blieben selbst die Befürworter von Heimatschutz bezüglich des Erfolgs von gesetzlichen Regelungen.68 Übereinstimmung herrschte in der rechtswissenschaftlichen Literatur dabei über die zentralen Probleme von Denkmalschutzgesetzen. Dazu zählte an erster Stelle die Eigentumsfrage. Alle Gesetze mußten sich daran messen lassen, ob sie die Beschränkung der Verfügungsgewalt über das Eigentum genau begründe­ ten, verfahrensrechdich exakt fixierten und durch Entschädigungsregelun­ gen absicherten. Ebenfalls viel diskutiert wurde die Schwierigkeit, den Denkmalbegriff präzise und allgemeingültig zu definieren. Gesetze, so die vorherrschende Juristenmeinung, könnten deshalb nie alle historischen Denkmäler unter Schutz stellen, geschweige denn, wie es die Heimatbewe­ gung im Prinzip anstrebte, die Überlieferung schlechthin und ganzheitlich bewahren. Das Bemühen um Verrechtlichung der Denkmalpflege führe unausweichlich zum französischen System der Klassierung. Nur die einzeln in eine Liste oder ein Inventar aufgenommenen Denkmäler könnten durch Gesetze erfaßt werden.69 Skeptisch äußerte sich beispielsweise Josef Kohler zu einer Ausweitung des Denkmalbegriffs durch rein ästhetische Kriterien. Vor allem die hessischen Bestimmungen von 1902, die »natürliche Bildun­ gen« auch aus Gründen der landschaftlichen Schönheit oder gar »Eigen­ art« als Denkmäler definierten, lehnte Kohler ab. Derartige Begriffsbe­ stimmungen könnten fast beliebig ausgelegt werden und »zu einem Uebermaße erdentrückter Romantik und zu unkontrollierbarer Gefuhlsju­ risprudenz« fuhren, »die der gesunden Entwicklung des Eigentums sehr hinderlich werden kann«. Allein »das geschichtliche Interesse«, und zwar unter Einschluß von Gegenständen der Natur, erlaube eine präzise Rechtsauslegung.70 Die vielfältigen Einwände und Widerstände aus unterschiedlichen Rich­ tungen blockierten die meisten Gesetzesprojekte. Hatten Entwürfe schließlich dennoch alle Hürden in Verwaltung, Parlamenten und Öffent­ lichkeit überwunden und waren sie zum gültigen Recht avanciert, schien mit der Publikation zumindest der propagandistische Erfolg gesichert. Hessen und Oldenburg zehrten lange davon. Der praktische Erfolg hing von der Durchfuhrung ab: vom Verlauf der Listeneintragung, von der 336 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Ausgestaltung der Denkmalpflegeorgane, vom Etat, von den Personalent­ scheidungen und von der Rechtsprechung, von der Auslegung des neuen Rechts durch die Gerichte. Euphorische Erwartungen wurden dabei schnell auf ein realistischeres Maß herabgedrückt. Oldenburg steht dafür beispielhaft. Hier verlief die Ausgestaltung der Denkmalpflegeorgane schleppend. Man hatte Schwierigkeiten, geeignetes Personal in hinreichender Zahl im eigenen Land zu finden. Die Zuständigkeiten blieben auf einen größeren Personenkreis nebenamtlicher Kräfte verteilt.71 Das beschränkte die Durchschlagskraft des Gesetzes. Auch diefinanzielleAusstattung der neu­ en Organe war dürftig. Kosten für Büroaufwand waren mangels eigenstän­ diger Behörden nicht eingeplant, den nebenamtlichen Denkmalpflegern wurden wie den ehrenamtlichen Denkmalratsmitgliedern in der Regel lediglich Reisekosten erstattet.72 Insofern stellte die neue Oldenburger Denkmalpflegeorganisation kein Musterbeispiel für Spezialisierung, Ratio­ nalisierung und Kompetenzenbündelung dar. Zumindest bis zum Ersten Weltkrieg gingen von den Denkmalpflegern nur wenige und unbedeutende Initiativen aus. Die Verwaltung offenbarte darüber hinaus eine beträchtli­ che Unsicherheit in der neuen Materie, etwa was die Weite des modernen Denkmalbegriffs anging. Vor allem die Problematik der Klassierung zeigte sich bald. Schon aus arbeitspragmatischen, aber auch aus wissenschaftlichen Gründen konnte gar nicht erst versucht werden, vorab eine komplette Liste der in Oldenburg vorhandenen Denkmäler zu erstellen, wie es das Gesetz noch implizit vorgesehen hatte. Eintragungen wurden erst verfügt, wenn ein bewegliches denkmalwürdiges Objekt verkauft oder ein unbewegliches ausgebessert werden sollte.73 Deshalb blieb es zunächst bei Einzelfällen. Bis ans Ende der Weimarer Zeit wurden lediglich einige hundert Denkmäler in die Listen eingetragen, darunter vor allem sakrale Bauwerke sowie vor- und frühgeschichtliche Gräber, kaum dagegen private Gebäude.74 Entspre­ chend kam es auch nur zu wenigen Konflikten um Restaurationen und Veräußerungen.75 Die Oldenburger Erfahrungen unterstrichen somit manche Bedenken gegen ein Denkmalschutzgesetz. Erheblich mehr Wirkung erzielten die neuen Organe der Denkmalpflege in Hessen. Dazu trug bei, daß die Denkmalpflegerposten F achwissenschaftlern übertragen wurden. Vor allem entfaltete der Denkmalrat, dem die Eintragungen oblagen, unter seinem Vorsitzenden Maximilian von Biegeleben beträchtliche Aktivitäten. Im Jahr 1905 waren 350 Bauwerke in die Denkmalliste aufgenommen, Anfang 1908 bereits 985 und Anfang 1912 2.056. Davon waren 1.597 Eintra­ gungsveriügungen den Verfügungsberechtigten schon zugestellt worden. Hiergegen gingen 290 Beschwerden ein. Meist wurde die Einschränkung der Verfügungsgewalt des Eigentümers beklagt, seltener grundsätzlicher 337 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Zweifel an der Denkmalqualität des strittigen Objekts geäußert. 57 Ein­ sprüche wurden »nach Belehrung freiwillig zurückgezogen«, 191 ent­ schied das Ministerium, und zwar 114 abweisend, nur in sieben Fällen gab es den Beschwerden ganz, in 70 teilweise statt. Der Rest blieb vorerst offen oder erledigte sich von selbst.76 In Oldenburg und Hessen offenbarte sich mithin, daß vor allem ein engagiertes Personal und eine interessierte Bürokratie den Erfolg des staatlichen Denkmalschutzes garantieren konn­ ten. F achkompetenz, administrative Effizienz und hinreichende F inanz­ ausstattung blieben generell die entscheidenden Voraussetzungen wir­ kungsvoller Denkmalpflege. In der Summe zeigten die Gesetzesprojekte, daß das Denkmalschutz­ recht vor allem staatlich-bürokratischen Bedingungen und Notwendigkei­ ten folgte. Gesetze waren da nicht durchsetzbar, wo sie kein neues Recht erstellen, sondern lediglich bestehendes zusammenfassen sollten, und auch da nicht, wo schon eine Denkmalpflegeadministration existierte. Preußen und Bayern, mit Abstrichen Baden sind dafür beispielhaft. Dagegen konn­ ten Gesetze da verabschiedet werden, wo sie ein neues Recht und eine neue Organisation erst noch zu schaffen hatten, etwa in Hessen und Oldenburg. Hier kam erleichternd die relative Kleinräumigkeit hinzu. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war auch, daß es in den größeren Ländern wie Preußen, Baden und Bayern eigenständige Kultusministerien gab. Deren Einrichtung schien zwar Vorteile hinsichtlich fachlicher Kompetenz und administrativer Effizienz zu bieten. Sie mußten aber mit den Finanz­, Innen- und teilweise auch Justizministerien um Zuständigkeiten und Haushaltsmittel konkurrieren, während in Hessen wie in Oldenburg das einflußreiche Innenministerium selbst die F ederführung in F ragen der Denkmalpflege innehatte. Ausschlaggebend waren Interesse und Rolle der partikularstaatlichen Bürokratien, die gegenüber dem Reich und Preußen wie gegenüber der Gesellschaft ihr Steuerungsmonopol sichern und ihre Handlungskompetenz demonstrieren wollten. Der Ausbau von Rechts­ staadichkeit in der Denkmalpflege war dabei ein Element der Staatsbildung und eine Konsequenz bürokratischer Herrschaft in den deutschen Staaten. Dies spiegelte sich im Inhalt der Gesetzesprojekte. Deshalb führten sie weniger zur Befriedung als vielmehr zu zahlreichen Einsprüchen und Widersständen, damit zur Offenlegung der tiefgreifenden Modernisie­ rungskonflikte um das Verhältnis von Staat und Gesellschaft, um korpora­ tive Privilegien und individuelle Rechte im Gemeinwesen.

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3. Kirche und Staat Der Ausbau staatlicher Denkmalpflege seit den 1880er Jahren kollidierte mit den Interessen der Kirchen. Zum einen erfaßten praktische Denkmal­ pflege und Inventarisation gemäß dem zeitgenössischen Denkmalbegriff in erster Linie sakrale Bauten und Kunstgegenstände. Zum anderen waren die frühen Entwürfe und Versionen von Denkmalschutzgesetzen de facto weitgehend Sondergesetze für die Korporationen des öffentlichen Rechts, für die Kirchen, Stiftungen und Kommunen. Staat und Private waren nur selten und nur unter beträchdichen Privilegien einbezogen. Besonders betroffen waren die Kirchen. Die staatliche Vermögensaufsicht behandelte die Kommunen zwar häufig nach denselben Normen und Vorschriften. Im Prinzip steuerten deshalb die Kommunen auf eine ähnliche Interessenkolli­ sion mit dem Staat zu wie die Kirchen, zumal sie nach der Kirche und dem Fiskus die größten Denkmaleigner bildeten und wie die Kirche teilweise in Konkurrenz zu staatlichen Instanzen eigene Behörden mit denkmalpflege­ rischen Aufgaben errichteten. Aber die kommunalen Denkmäler hatten zum beträchtlichen Teil keinen spezifischen Nutzen mehr, der mit einer von der Denkmalpflege intendierten Verwertung in Konflikt geraten konn­ te. Gerade dies galt jedoch für die kirchlichen Monumente, die neben dem Kunstwert vor allem einen Kultwert, einen aktuellen Nutzungswert für liturgische Zwecke, hatten und deshalb in besonderem Maße nach einer Berücksichtigung kirchlicher Interessen verlangten.1 Stärker tangiert als die evangelische Kirche war die katholische. Einmal verfügte sie über einen umfangreicheren und wertvolleren kunsthistori­ schen Besitz. Sodann verbanden sich bei ihr religiöse, künstlerische und architektonische Gesichtspunkte weit enger als bei anderen Konfessionen. Während in der evangelischen Kirche das biblische Wort die Glaubensver­ mittlung dominierte und die Baugestaltung zweitrangig blieb, gehörten im Katholizismus Riten und F ormen zur religiösen Praxis. Fragen der künstle­ rischen Raumausstattung, des Stils und der Restauration berührten deshalb das Wesen des Glaubens. Schließlich war die evangelische Kirche durch die Landeskirchenhoheit noch eng an den Staat gebunden. Dagegen blieb das Verhältnis zwischen Staat und katholischer Kirche schwer belastet. Der Konflikt kulminierte im Kulturkampf der 1870er Jahre, der allein den Katholizismus betraf.2 Die Erfahrungen des Kulturkampfs prägten auf Jahrzehnte die Diskussionen um den staadichen Denkmalschutz im kirch­ lichen Raum.3 Gegenüber dem staadichen Zugriff konnte sich deshalb der Autonomieanspruch der Kirche zum beträchdichen Teil behaupten. In den Reibungen der Praxis wurden zwar Ausgleichsversuche erforderlich, aber 339 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

bis zum Ende der Weimarer Republik blockierte der Widerstand der Kirche tiefgreifende Reformen wie etwa Denkmalschutzgesetze. a) Der staatliche Zugriff Die rechtliche Stellung der kirchlichen Denkmäler und die Reichweite der staadichen Regulierungskompetenz divergierten je nach Territorium und Konfession. Selbst innerhalb der einzelnen deutschen Staaten blieben die Rechtsverhältnisse noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts häufig hetero­ gen. Der Zugriff des Staats auf die Kunstwerte der Kirche beruhte im 19. Jahrhundert ursprünglich nicht auf kunstpflegerischen Erwägungen. Viel­ mehr resultierte er aus der Staatskuratel über das Kirchenvermögen. Im protestantischen Bereich war dies durch die Landeskirchenhoheit abgesi­ chert. Aus der Vermögensaufsicht folgten alle Denkmalschutzbestimmun­ gen. Die protestantischen Instanzen selbst initiierten keine eigenständige kirchliche Denkmalpflege, sondern fungierten lediglich als ausfuhrende Organe.4 Aber auch in katholischen Gebieten hatten sich die deutschen Länderregierungen seit der Säkularisierung und mit dem Ausbau moderner Staadichkeit eine Art Staatskirchenhoheit und in diesem Rahmen vor allem die Aufsicht über die Vermögensverwaltung der Kirchen gesichert. Unge­ klärt blieben dagegen die Verhältnisse der jüdischen Religionsgemeinschaf­ ten. Lediglich in ihrer Eigenschaft als Körperschaften öffentlichen Rechts unterlagen sie staadichen Bestimmungen. Ihr nicht unbeträchtlicher Besitz an Kunstwerten und architektonischen Geschichtszeugnissen stand zur Zeit des Kaiserreichs faktisch noch außerhalb staadicher Regelungen, zu­ mal auch die Kunstwissenschaft seine Denkmalwürdigkeit erst langsam zu erkennen begann.5 Am frühesten, umfassendsten und energischsten ergriff das Königreich Bayern Maßnahmen zum Erhalt kirchlicher Denkmäler.6 Konkordat von 1817, Verfassung von 1818 und Gemeindeedikte sicherten zwar das Eigen­ tum der Kirche, unterstellten es aber dem Schutz und der Aufsicht des Staats. Über die Vermögensaufsicht wurde so mittelbar der Denkmälerbe­ stand überwacht. Spezielle Verfügungen ergingen darüber hinaus für den Schutz von geschichtlich oder künstlerisch bedeutsamem Kircheninventar. Seit den 1880er Jahren verdichtete sich das Netz der Vorschriften. So verpflichtete das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten die Kirchengemeinden im Jahr 1884, vor einer Re­ staurierung die kuratelamdiche Genehmigung einzuholen. Dabei seien auch künsderisch-ästhetische F ragen zu berücksichtigen. Es wurde aus­ drücklich betont, daß Staatsaufsicht und Genehmigungspflicht nicht nur vermögensrechdicher Natur seien, sondern vielmehr auch dann wirksam 340 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

würden, wenn die Geldmittel für eine Restauration nicht aus dem Stif­ tungsfonds, sondern aus privaten Spenden oder Sammlungen herrührten. 1895 verfugte das Ministerium, vor jeder Veränderung künstlerisch oder historisch bedeutsamen Kircheninventars den Münchner Generalkonserva­ tor einzubeziehen. Eine vom Generalkonservatonum 1904 entworfene, von den Bezirks­ ämtern wiederholt veröffentlichte Bekanntmachung schließlich steckte die Reichweite des staatlichen Schutzes bei Mobilien umfassend, exakt und lückenlos ab. Erneut wurde die Genehmigungspflicht bei der »Abgabe oder Veräußerung von Gegenständen, welche künstlerischen oder histori­ schen Wert haben«, eingeschärft. Dabei komme es nicht darauf an, ob die betreffenden Gegenstände »noch im kirchlichen Gebrauch«, auch nicht, ob sie »in gutem Zustande oder beschädigt« seien. Denn bei »der fortwäh­ rend sich steigernden Nachfrage nach Antiquitäten im Handel« hätten sie »heute vielfach einen ungeahnten Wert«. Eine Veräußerung, wurde einer­ seits gedroht, könne »eine große Schädigung des Kirchenvermögens be­ deuten, für welche die mit der Verwaltung dieses Vermögens betrauten Organe haftbar zu machen sind«. Andererseits appellierte die Bekanntma­ chung auch an Prestigebedürfnis und Einsicht der Betroffenen, sollte doch die Kirchenverwaltung »eine Ehre und einen Stolz darin setzen, die von den Vorfahren zum Schmucke des Gotteshauses in frommem Sinne be­ schafften Einrichtungsgegenstände, Kunstwerke und Grabsteine zu erhal­ ten und vor Beschädigung und Verschleuderung zu schützen«. Zudem enthielten die Gegenstände, »rein materiell betrachtet«, »ein Kapital, das von Jahr zu Jahr an Wert steigt und daher im Interesse der Kirche sorgfältig verwaltet werden muß«.7 Die Anweisungen verdeudichten bis in ihren selbstbewußten Anspruch hinein, das Interesse der Kirche zu vertreten, den fast unbeschränkten Zugriff des bayerischen Staats auf die Kunstdenkmäler der Kirche. In diesem Rahmen blieb den Kirchen nur mehr die Aufgabe, etwa über Diözesanverordnungen den Pfarrern staatliche Vorschriften einzuschärfen und praktisch-technische Hinweise zu vermitteln.8 Die Kirchengemeinde­ ordnung vom 24. September 1912, die das gesamte bayerische Territorium und katholische wie evangelische Gemeinden erfaßte, fixierte dann einheit­ lich und umfassend den staatlichen Denkmalschutz im kirchlichen Bereich. Veräußerung oder Veränderung, Wiederherstellung oder Beseitigung von kirchlichen Bauten, Bauwerksteilen und Inventargegenständen, die einen wissenschaftlichen, geschichtlichen oder künstlerischen Wert hatten oder eventuell haben könnten, mußten von der Kreisregierung genehmigt wer­ den. Eine Umgehung der Genehmigungspflicht wurde mit Geldstrafen bis zu 1.000 Mark bedroht.9 An Schärfe und Rigorosität kamen diesen Bestimmungen die Vorschrif341 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ten anderer Länder nicht nach. In Baden, Württemberg und Hessen­ Darmstadt allerdings übte der Staat ebenfalls die Aufsicht über die Denk­ mäler im Besitz der Körperschaften öffendichen Rechts aus, und im Laufe des 19. Jahrhunderts, vermehrt im Kaiserreich, wurden auch hier die Vorschriften ausgeweitet und intensiver eingeschärft. In Hessen dienten dazu auch Bestimmungen über das kirchliche Bauwesen.10 In Baden suchte der Staat seit der Einrichtung des Konservatorenamts besonders auf die Kirche Einfluß zu nehmen und sachkundigen Rat des Konservators bei Restaurationen anzubieten. Sanktionsmöglichkeiten aber bestanden noch nicht.11 Der badische Konservator verschickte 1859 zudem ein Zirkular über den Denkmalschutz, das quasi alle älteren Kirchen bis ins 17. Jahrhun­ dert zu Baudenkmälern und Gegenstände der inneren Kircheneinrichtung auch moderner Art zu Kunstdenkmälern erklärte. Das Zirkular wurde vom Ordinariat akzeptiert und weiterverteilt.12 Der weitreichende Anspruch konnte allerdings mangels rechtlicher und organisatorischer Voraussetzun­ gen nicht in die Realität umgesetzt werden. Erst das Gesetz vom 9. Oktober 1860, welches das kirchliche Vermögen der gemeinsamen Auf­ sicht von Kirche und Staat unterstellte, schuf Klarheit. Zuständige Behörde war der Oberstiftungsrat, dessen Mitglieder je zur Hälfte von der Regie­ rung und vom Erzbistum bestimmt wurden. Die Vermögensverwaltung der evangelischen Kirche in Baden wurde 1861 ähnlich geregelt. Eine Reihe weiterer Bestimmungen von der Landesbauordnung bis zum Enteig­ nungsgesetz von 1899 konnte mittelbar ebenfalls für den Denkmalschutz an Kirchengebäuden angewendet werden. Dies führte allerdings zu Aus­ legungsproblemen. De facto waren die staatlichen Behörden deshalb meist auf das Einvernehmen mit der Kirche angewiesen.13 Im Preußen bestand de jure kein Aufsichtsrecht des Staats über die Bau­ und Kunstdenkmäler der Kirche.14 Der Staat reklamierte zwar schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine grundsätzliche Befugnis zum Schutz auch von Denkmälern im Besitz öffentlich-rechtlicher Korporatio­ nen. Eine rechtsverbindliche Mitsprache konnte aber nicht durchgesetzt werden. Erst mit der Einrichtung und Instruierung des preußischen Kon­ servators der Bau- und Kunstdenkmäler 1843/44 wurde die staatliche Kompetenz für Denkmäler im Besitz öffentlich-rechtlicher Körperschaften festgelegt. Demnach bedurften alle Veränderungen an Kunstdenkmälern einer vorherigen ministeriellen Genehmigung, ausgenommen war lediglich das Eigentum von Privatpersonen.15 In der F olge kam es jedoch zunächst nur zu wenigen Verfügungen, die sich auf Kirchen bezogen.16 Erst der Kulturkampf forcierte mittelbar den staaüichen Denkmalschutz.17 Klarere und einheitlichere Rechtsverhältnisse schufen jetzt die Gesetze über die Vermögensverwaltung in den katholischen Kirchengemeinden und Diöze­ sen sowie die Gesetze über die evangelische Kirchenverfassung in den 342 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

einzelnen Provinzen, die seit 1875 in rascher Folge ergingen. Sie erforder­ ten bei kirchlichen Beschlüssen zur »Veräußerung von Gegenständen, welche einen geschichtlichen, wissenschaftlichen oder Kunstwert haben«, die Zustimmung der Aufsichtsbehörde, das hieß in der Regel die des Kultusministeriums, bei exekutorischen Maßnahmen die des Regierungs­ präsidenten.18 Umstritten war freilich die Reichweite des Begriffs »Veräu­ ßerung«. Etatistische Interpreten wie Hermann Lezius sahen eine Verände­ rung darin dem Sinn nach eingeschlossen,19 andere bestritten das von einem positivistischen Gesichtspunkt aus, selbst wenn sie es, wie Friedrich Wilhelm Bredt, im Sinn staatlicher Denkmalpflege bedauerten.20 Der Wortlaut gebe dies eben nicht her, und zudem stelle die Kommunalgesetz­ gebung in parallelen Bestimmungen sogar neben der Veräußerung explizit auch eine »wesentliche Veränderung« unter Staatsgenehmigung. In der Folge verdichtete sich seit den 1880er Jahren auch das Netz der eigentli­ chen Denkmalschutzvorschriften in Preußen, die speziell für kirchliche Mobilien und Immobilien ergingen oder diese zumindest einschlossen. Durchweg wurde die Mitwirkung der staatlichen Behörden beim Denk­ malschutz an kirchlichen Gegenständen festgeschrieben.21 Kirchen waren zudem eingeschlossen in zahlreichen Erlassen und Verfügungen zu prakti­ schen und technischen F ragen der Behandlung von Bau- und Kunstdenk­ mälern.22 In den größeren deutschen Staaten entstand mithin zwischen der Reichs­ gründung und der Jahrhundertwende ein engmaschiges Netz an Rechts­ vorschriften für die Denkmalpflege an Kirchen. Dem derart fixierten öf­ fentlich-staatlichen Anspruch auf die Sicherstellung des Denkmalschutzes im kirchlichen Bereich lagen im wesendichen vier Argumente zugrunde: erstens die - vermeintliche oder tatsächliche - Inkompetenz kirchlicher Stellen in der Sicherstellung eines sachgemäßen Denkmalschutzes; zwei­ tens eine Kongruenz von staadichem Denkmalschutz und kirchlichen Interessen; drittens die Überordnung des Staats über die Teilkorporation Kirche; viertens die Höherwertigkeit künsderischer Belange gegenüber sakralen Bedürfnissen. Erstens: Klagen über den von der Kirche praktizierten Denkmalschutz setzten bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein, nahmen in den 1870er und 1880er Jahren merklich zu und rissen bis in die Weimarer Zeit hinein nicht ab. So kritisierten Vertreter des Staats verfehlte oder an schwankenden Moden orientierte Restaurationen und darunter vor allem den gotisierenden Purismus. Schon 1844 verfugte das preußische Kultus­ ministerium, »bei einer Erneuerung des inneren Zustandes der alten Kir­ chen ... auch deshalb mit Schonung gegen die alten Denkmäler zu ver­ fahren, weil dabei jedesmal die Geschmacksrichtung des Augenblicks zu entscheiden pflegt, deren Billigung seitens künftiger Generationen nicht 343 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

immer vorauszusetzen ist«. Man könne etwa »den vielen Modernisierun­ gen alter Kirchen, die in den Zeiten des Rokokogeschmacks erfolgt sind und oft alles Alte beseitigt haben,« ebensowenig Beifall zollen »wie den Restaurationen, die in neuerer Zeit in der ersten Begeisterung für den gotischen Baustil unternommen wurden und mehrfach Gelegenheit gaben, alles zu entfernen, was nicht mit gewissen, aus dem Prinzip des gotischen Stils abstrahierten Schulregeln übereinstimmen wollte«.23 Ähnliche Vor­ würfe wurden im letzten Drittel des 19. Jahrhundert in allen größeren Staaten gegen die Kirche vorgebracht.24 Der Oberpräsident von Elsaß­ Lothringen, Eduard von Möller, ein Befürworter und Initiator staatlichen Denkmalschutzes, kritisierte 1874 katholische Pfarrer, die »nach eigenem Gutdünken« Änderungen an ihren Kirchen vornähmen und dabei alte Wandmalereien vernichteten, alte Altäre beseitigten.25 Die Mißstände in Bayern referierte der Bencht eines Mitglieds der obersten Baubehörde, der vom bayerischen Ministerium des Innern für Kir­ chen- und Schulangelegenheiten postwendend der Kirche übermittelt wur­ de. Der Baubeamte hatte auf Presseberichte hin eine Reihe von restaurier­ ten Kirchen besichtigt und sah seine Befürchtungen bestätigt, »daß die gro­ ße Mehrzahl der Pfarrer und ihrer Helfershelfer unter Restauration eines Bauwerkes nichts anderes verstehen, als die Zerstörung alles dessen, was nicht ursprünglich in demselben vorhanden war oder zum Stile derselben nicht paßt, ohne auch nur im geringsten daran zu denken, daß mit dieser Evakuation oder Purifikation die ganze Geschichte des Bauwerkes vernich­ tet wird, welche in den Denkmalen, die durch Jahrhunderte die Pietät ge­ stiftet hat, geschrieben steht. Eine derartig evakuierte Kirche gibt das Bild einer trostlosen Leere und ist nichts anderes, als eine Steinhalle«.26 In die­ sem Sinne wandte sich das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen­ und Schulangelegenheiten in dem Erlaß vom 23. November 1884 gegen einen übertriebenen Purismus bei Kirchenrestaurationen,27 wenn auch nur mit begrenztem Erfolg. Der bayerische Generalkonservator Georg Hager kritisierte noch 1910 im Rückblick die Fehler des Klerus bei Wiederherstel­ lungsarbeiten und bemerkte unter der Geistlichkeit indigniert eine fort­ währende »Unkenntnis der Entwicklung der Baukunst«.28 Zugleich kritisierte die staatliche Kirchenaufsicht leichtfertige Verkäufe von Kircheninventar durch Geistliche und Kirchenvorstände. Man ver­ schleudere wertvolle Kunstgegenstände unwiederbringlich an private Sammler oder Antiquitätenhändler, um sie gegen billige »Jahrmarkts­ kunst«29 aus industrieller Massenproduktion, gegen »die ganze Armseelig­ keit der modernen Gothik mit ihren schablonenmäßig hergestellten F i­ guren aus Gips, Leim und Kälberhaaren« einzutauschen.30 Die kirchlichen Kunstdenkmäler wurden dann nicht selten von Antiquitätenhändlern staat­ lichen Museen zum Kauf angeboten.31 Die Veräußerungen künstlerisch 344 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

oder historisch wertvollen Kircheninventars versuchte das bayerische Mini­ sterium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten deshalb 1884 zu steuern, indem es sie von einer Genehmigung der Kuratelbehörden abhängig machte.32 Doch auch in dieser Hinsicht wurden wiederholte Einschärfungen erforderlich, zumal die Einhaltung der Vorschrift kaum zu überwachen war. Für Mobilienverkäufe waren zunächst ästhetische Vorstellungen und finanzielle Gründe verantwortlich. So wurde etwa in einer bayerischen Dorfkirche des 15. Jahrhunderts im Zuge einer Restauration Anfang der 1880er Jahre ein neuer Anstrich angebracht. Die Grabsteine und Gedächt­ nistafeln aus der Renaissance ließ die Kirchenleitung dabei entfernen und an einer für Besucher nicht sichtbaren Stelle hinter dem Hochalter einmau­ ern, damit, wie ein Mitglied des örtlichen Restaurationskomitees argu­ mentierte, der neue Anstrich »nicht verunstaltet würde«. Oft sollte ein Verkauf des Inventars die Kosten der Restauration eintreiben. F ür den Erwerb neogotischen Ersatzinventars blieb dann nicht mehr viel übrig. Der Rückgriff auf die billigere Industrieproduktion war die Folge. Oder es galt Spenden zu sichern, die an Bedingungen geknüpft waren, etwa wenn »eine hochadelige Dame für Herstellung eines gotischen Altares die Summe von 10-12.000 Gulden geschenkt hatte«. Hinter »Restaurationsmanie« und Inventaraustausch standen aber vor allem Prestigebedürfnisse. Trotz knap­ per Mittel wollte man eine Erneuerung durchfuhren, »um dem benach­ barten Pfarrer oder der Nachbargemeinde gegenüber nicht zurückzuste­ hen«.33 Denn das manifestierte zum einen materiellen Wohlstand und Attraktivität der Gemeinde. Zum anderen symbolisierte eine neogotisch gereinigte, vereinheitlichte und komplettierte Kirche religiöse Harmonie und strikte katholische Observanz, freilich paradoxerweise mit den Mitteln der modernen Industrie und Bautechnik. Zunehmend versuchte die neue F achbürokratie, unter Verweis auf den mangelnden Sachverstand örtlicher Instanzen und Handwerker die Kon­ trolle und Leitung der Restaurationsarbeiten zu monopolisieren. Nicht »der nächstbeste Techniker«, der »Verwandte des Pastor oder eines Kir­ chenvorstehers, der Kreisbaumeister« sollten die Wiederherstellung durch­ fuhren, sondern geschulte Techniker.34 Der professionelle Konservator begegnete den kirchlichen Gremien mit Selbstbewußtsein bis hin zur Amtsarroganz. Beispielhaft dafür war die Bemerkung Georg Lills, der in seinem Gutachten zum Entwurf eines Denkmalschutzgesetzes am 26. Februar 1932 der Kirche die organisatorischen und personellen Möglich­ keiten für eine eigene Denkmalpflege absprach und zum Beweis auf den unterfränkischen Landpfarrer verwies, »der eine spätgotische Holzfigur auf dem Kirchenboden zum Untergang verdammt, weil die weibliche Brustbil­ dung an ihr zu stark sichtbar sei«.35 345 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Zweitens: Der Eingriff der staatlichen Denkmalpflege in den kirchlichen Bereich suchte sich angesichts des von der Kirche selbst angeblich nur unzureichend gewährleisteten Schutzes mit dem wohlverstandenen Eigen­ interesse der Kirche zu legitimieren. Die Behörden gaben vor, erst die Vermögensaufsicht garantiere eine reibungslose Tätigkeit und F unktions­ ausübung der Kirche. Ein Schutz kirchlichen Kunstbesitzes diene gerade den sakralen Aufgaben, da er Mahnmale der F römmigkeit bewahre. Das preußische Kultusministerium wies bereits 1844 daraufhin, daß die Kir­ chen »die Denkmäler des religiösen Sinnes verschiedener Geschlechter« enthielten, die es schon aus »Pietät gegen das Andenken der Vorfahren« zu bewahren gelte, die aber zudem, »selbst wenn sie keinen ausgezeichneten Kunstwert besitzen«, »zur Erbauung« beitragen könnten, da »die gegen­ wärtige, zum Gottesdienst versammelte Gemeinde, indem sie sich in ihnen von Werken ihrer Vorfahren umgeben sieht, zugleich an den frommen Sinn derselben erinnert wird«.36 Noch ein Erlaß des Ministeriums aus dem Jahr 1888 atmete diesen Geist, wenn darin auch schon außerkirchliche Ge­ sichtspunkte gleichrangig neben die kirchlichen Interessen rückten. Es liege, hieß es dort, »ebenso im kirchlichen, wie im allgemeinen geschichtli­ chen und Kunst-Interesse, daß die im kirchlichen Besitze befindlichen Denkmäler in unversehrter Reinheit und auf möglichst lange Dauer erhal­ ten, wo aber Erneuerungen und Veränderungen unvermeidlich sind, diese nur in würdiger und stilgerechter F orm vorgenommen werden«.37 Der Verweis auf das kirchliche Interesse selbst hatte allerdings offenkundig an erster Stelle propagandistische F unktionen. In diesem Sinn wurde er auch später noch benutzt, so von dem bayerischen Generalkonservator Hager mit der Behauptung, daß »die richtig verstandene und geübte Denkmal­ pflege ein Hilfsmittel der Seelsorge ist«.38 Drittens: Mängel der Kirchenverwaltung und die Interessen der Kirche allein genügten dem fortgeschrittenen Kultur- und Rechtsstaatsanspruch der Jahrhundertwende als Begründung institutionalisierter staatlicher Vor­ herrschaft nicht. Der Staatsbegriff des 19. Jahrhunderts ordnete die Kirche nicht dem staatsfreien gesellschaftlichen Raum zu, sondern verstand die Kirchengüter als »Res mixtae« und beanspruchte eine Teilhabe an der Verwaltung. Erst recht seit der Kulturkampfzeit wurde das Gewicht auf eine weltliche Argumentation gelegt. Schon der erwähnte Erlaß von 1888 beschränkte sich nicht auf eine rein kirchenorientierte Begründung. Vor allem die grundsätzliche Überordnung des Staats wurde nun fixiert und neben der Vermögensaufsicht auch die Pflicht des Staats zur Denkmalpfle­ ge festgeschrieben. Das durchzog alle folgenden Verfugungen. »Die staat­ liche Denkmalpflege kann nur von Staatsbehörden wahrgenommen wer­ den«, behauptete etwa das preußische Kultusministerium am 27. Mai 1903 gegen die Auffassung der Regierung in der Provinz Hannover, daß dem 346 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

dortigen Konsistorium die Zuständigkeit für die kirchlichen Denkmäler zustehe.39 Die Rechtshandbücher zum Denkmalschutz, die mit dem Aus­ bau staatlicher Denkmalpflege vor allem in den Kultusverwaltungen initi­ iert wurden, suchten gleichermaßen einen Primat des Staats zu beweisen. Exemplarisch dafür steht die vom Regierungsassessor im Berliner Kul­ tusministerium Hermann Lezius 1908 vorgelegte Darstellung über »Das Recht der Denkmalpflege in Preußen«. Lezius konstatierte ein übergeord­ netes Verrugungsrecht des Staats über den von ihm so genannten »öffent­ lichen Besitzstand«. Der umfasse »nicht nur das öffentliche Eigentum im Sinne der im Gemeingebrauch stehenden und daher dem Verkehr entzoge­ nen Sachen, sondern alle diejenigen Dinge, welche einer öffentlichen Verwaltung unterstehen. Die innere Berechtigung zu dieser Sonderstel­ lung des im öffentlichen Besitz befindlichen Eigentums findet ihre hinrei­ chende Begründung in der Erwägung, daß die öffentliche Wohlfahrtspflege und als ein Teil derselben auch die F ürsorge für die Denkmäler zu den Aufgaben des Staates gehört«.40 Im Prinzip schuf diese Argumentation ein Einfallstor auch für den Zugriff auf private Denkmäler. Lezius beschränkte sich aber explizit noch auf Korporationen des öffentlichen Rechts, weil sie besondere, staatsnahe öffentliche Aufgaben zu erfüllen hätten. Die Kirchen befänden sich »inner­ halb des Staates, der umfassendsten Korporation des öffentlichen Rechts und zugleich des Ausgangspunkts aller Machtbefugnisse, die sich auf unter­ geordnete Gliederungen des Staatsorganismus übertragen«. Sie dienten nicht »privatrechtlichen Interessen«, sondern hätten auf ihrem F eld »öf­ fentliche Verwaltung zu fuhren«. Sie seien »Glieder im Bereiche des Staatswesens, die als dessen Schöpfungen und mit dessen Existenz auf Tod und Leben verbundene Erscheinungen im letzten Ende doch zugleich auch den Staatszweck zu fördern haben«. Aus diesem Grund verfugten sie zwar einerseits über Vorrechte im Vergleich etwa zu Individuen, über »eine bevorzugte Stellung im Staatsleben«, andererseits ergebe »ihre besondere Abhängigkeit von dem Staate, daß sie in gewissen Beziehungen nicht ebenso frei und selbständig sind wie Privatpersonen, sondern sich den führenden Gedanken unterzuordnen haben, welche die rechte Erkenntnis von dem Wesen des Staates als zu seinen Aufgaben gehörig betrachtet«. Auch das Vermögen der Korporationen sei in dieser Hinsicht »öffentlicher Besitz, der dazu bestimmt ist, einen Gegenstand der von der Korporation geführten öffentlichen Verwaltung auszumachen«, und folglich »im Ge­ gensatz zu dem unbeschränkt freien Eigentum der Privatpersonen den im öffentlichen Interesse ergangenen und die völlige Verfügungsfreiheit ein­ schränkenden Bestimmungen unterworfen« sei.41 Diese Argumentation bezog sich de facto primär auf die Kirchen, erwähnte sie aber nicht ausdrücklich und suggerierte so, daß sich der Staat nach dem Gleichheits347 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

grundsatz neutral verhalte. Zudem wurde die Sonderstellung der öffent­ lich-rechdichen Korporationen negativ bestimmt, nämlich als vorrangige Verpflichtung auf das vom Staat zu realisierende Gemeininteresse. Viertens: Die Uberordnung eines abstrakten Staats über Teilkorporatio­ nen und damit auch über gesellschaftliche Organisationen schlechthin war aus der Sicht der öffendichen Denkmalpflegebewegung durchaus zwei­ schneidig. Zum einen beließ es diese Rechtsposition bei einer Festsetzung von Prioritäten, verzichtete aber auf eine inhaltliche F üllung, auf eine Sinngebung der Verfügungsgewalt des Staats. Sie legte also die Definition des Schützenswerten in die Gewalt der staatlichen Behörden, ohne nach öffentlicher oder fachlicher Kontrolle zu fragen. Zum anderen beschränkte der rein etatistische Standpunkt geradezu den Denkmalschutz, indem er Argumente für die Ausklammerung des Privateigentums, das eben nicht denselben Verpflichtungen wie Eigentum der Korporationen unterliege, gleich midieferte. Deshalb mehrten sich nach der Jahrhundertwende Stim­ men, welche die Frage, ob dem Staat oder der Kirche ein Vorrang gebühre, umgehen und statt dessen beide gleichermaßen dem Interesse der Kunst unterwerfen wollten. Der bergische Jurist F riedrich Wilhelm Bredt etwa forderte auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Halberstadt im September 1912, Staat und Kirche, »jene beiden Mächte, die für unser Dasein die Welt bedeuten«, sollten »sich beide die Hand reichen, um gemeinsam jener dritten edlen Macht zu dienen, die Hans Sachs am Ende der Meistersinger so treffend nennt: ›Die heilige deutsche Kunst!‹«. Selbst bei geweihten Gegenständen könne sich die Kirche nicht auf ihre kultisch-liturgischen Zwecke berufen, denn »es gibt eine Höhe der Vollendung, es gibt eine Weihe, welche die schaffende Hand des Künstiers in sein Werk legt, die, nach meinem Empfinden wenigstens, über der Weihe stehen kann, die der Bischof zu rituellen Zwecken dem Gegenstande verleiht«. Daraus folgte der öffendiche Zugriff auf den Kunstschutz unabhängig von kirchlichen Belangen quasi von selbst. Bredt wendete die Berufung der Kirche auf den Primat des seelsorgerischen Nutzens eines Gegenstands geradezu in ihr Gegenteil, indem er daraus ableitete, daß in einer solchen Situation »der Geistliche in seinem Urteil oft das sein [wird], was der Jurist ›befangen‹ nennt«. Hier müsse der von einem F achkonservator beratene »objektiver gestellte Staatsbeamte« »vermittelnd« tätig werden.42 b) Der Autonomieanspruch der Kirche

Die Vorstellung, der Staatsbeamte stehe über den Niederungen kleinlicher kirchlicher Interessen, widersprach diametral einer religiösen Weltsicht. Die staatlichen Denkmalschutzinitiativen seit den 1880er Jahren provozierten 348 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

beinahe umgehend den Widerstand der Kirche. Eine öffentliche Diskussion um den kirchlichen Autonomieanspruch begann freilich erst an der Jahr­ hundertwende. Sie war eine Reaktion auf die Gesetzentwürfe zum Denk­ malschutz, die in den Landtagen von Preußen und Hessen-Darmstadt vorgelegt worden waren. Hier wurden die Argumentationslinien gezeich­ net, die fortan alle Auseinandersetzungen bis in die Weimarer Zeit hinein bestimmten. Scharfer Protest kam vornehmlich von Seiten der katholischen Kirche. Die relative Autonomie der Diözesen, die Erinnerung an den Kulturkampfund die Bindung an Rom trafen dabei zusammen. Die evan­ gelischen Kirchen dagegen, über die Landeskirchenhoheit und die Konsi­ storialverwaltungen enger mit dem Staat verzahnt, bauten eher auf harmo­ nisierende Lösungen. Vor allem vier Aspekte standen im Mittelpunkt der kirchenapologetischen Argumentation: erstens die - vermeintliche oder tatsächliche - Inkompetenz des Staats beim Denkmalschutz; zweitens die lange eigenständige Tradition katholischer Kulturpflege; drittens der Vor­ rang kirchlicher Nutzungsbedürfnisse; viertens das kirchliche Eigentums­ recht. Erstens: Die Inkompetenz des Staats in der Pflege kirchlichen Kulturguts wurde historisch-politisch und religiös begründet. In historisch-politischer Sicht verwiesen Vertreter der Kirchen und des politischen Katholizismus besonders auf Beispiele staatlich betriebener und öffentlich akzeptierter Kunstzerstörung. Staat und Bürgertum, Aufklärung und F ortschritt wur­ den aus dieser Sicht als eigentliche Gefährdungen ausgemacht. Die »menschlichen Leidenschaften«, »Bilderstürmerei und Kriege schafften traurige Ruinen und schleppten die Schätze weg aus Kirchen und Palästen, die sie nicht zerstörten«, behauptete der Jesuit Stephan Beissel im Jahr 1901 in den »Stimmen aus Maria Laach«.43 Und Joseph Laurentius, gleichfalls Jesuit, machte in demselben Organ zwei Jahre später noch unmißverständlicher die profanen Urheber von Denkmalzerstörungen aus, nämlich genau diejenigen, die nun öffentlichen Denkmalschutz propagier­ ten; »laute Anklage« erhebe sich »gegen jene prosaischen Menschen, gegen jene Vertreter der staatlichen Gewalt oder städtischer Gemeinschaften, welche die Denkmäler alter Kunst in Schutt gelegt haben«.44 Namendich die süddeutschen Staaten, die wie Bayern als Vorreiter eines rigoros etatistischen Denkmalschutzes agierten, waren in ihrer modernen Gestalt erst aus den Umbrüchen am Ausgang des 18. Jahrhunderts hervor­ gegangen. Hier wie im Rheinland beruhte die Entstehung moderner Staadichkeit auf der Zurückdrängung kirchlicher Positionen. Es war des­ halb naheliegend, wie ein Zentrumsabgeordneter in der bayerischen Kam­ mer der Abgeordneten am 1. August 1912 den Staat der Inkonsequenz und Scheinheiligkeit zu zeihen, da er früher im Zuge der Säkularisation Kirchen- und Kunstwerte bedenkenlos vernichtet habe und jetzt umge349 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

kehrt den Kirchen Pietät gegenüber der Überlieferung und konsequente Denkmalpflege predige.45 Jahrhundertelang hätten die weltlichen Mächte der Zerstörung durch Moden, Stilwandel und F ortschrittsglauben vorgear­ beitet. »Mit dem heiligen Köln«, argumentierte Beissel, »haben auch andere freie Städte des untergegangenen heiligen römischen Reiches deut­ scher Nation sehen müssen, wie ihre stattlichen Ringmauern und Thorbur­ gen wenigstens zum Teil abgerissen wurden, wie prachtvolle Kirchen, zierliche Kapellen, Kreuzgänge und Zunfthäuser vom Erdboden ver­ schwanden, damit öffentliche Plätze den aufgeklärten Bürgern Licht und Luft gäben und die von Ecken und Winkeln befreiten Straßen zu geraden Wegen würden. F älle, in denen Widerwillen gegen die katholische Religion Kreuze und Heiligenbilder und Denkmäler entfernte, blieben nicht verein­ zelt.«46 Nach der Revolution von 1918/19 fühlten sich Kirchenvertreter erst recht bestätigt. Joseph Sauer, Theologe, Kunsthistoriker und Konser­ vator der kirchlichen Denkmäler Badens, betonte am 5. September 1921 »gegenüber manchen anderslautenden Auffassungen«, »dass die Kirche auch in den verwilderten Verhältnissen der Gegenwart ihre wertvollen Denkmäler und Schätze sorgsam zu verwahren bestrebt ist«.47 Die beiden zentralen Argumente des Staats gegen die kirchliche Kompe­ tenz, verfehlte Restaurationen und Verkäufe von Kirchenmobilien, wurden aus katholischer Sicht gerade gegen den modernen Staat gewendet. Das »Prinzip der Stileinheit« hätten nicht nur Pfarrer und Kirchenvorstände gefördert, sondern immerhin auch »staatliche Vertreter der Kunst« lange Zeit propagiert.48 Zum Restaurationspurismus hätten zumindest doch beide Seiten dem zeitbedingten Erkenntnisstand gemäß beigetragen. Der »Begriff Denkmalpflege« sei eben »nur relativ, sogar sehr relativ«, wie Sauer schon 1912 meinte.49 Im übrigen habe sich die kirchliche Obrigkeit selbst schon dem »vorschnellen Restaurationseifer und einseitigen Purifici­ ren« entgegengestellt.50 Und der Verkauf von Kirchengut sei von außen induziert, durch bürgerliche Moden, Kommerzialisierung und Antiquitä­ tenhandel, sei also tatsächlich nicht Ausdruck einer Inkompetenz der Kirche, sondern vielmehr einer F ehlentwicklung der bürgerlichen Gesell­ schaft.51 Hinzu kam, daß aus der Sicht der Kirche der Staat in einer säkularisierten Epoche gar nicht über die Kompetenz verfugen konnte, kirchlich-religiöse Belange zu beurteilen. Die Einheit der Kunst als religiöser Kunst bestand nicht mehr. »Zwischen moderner und kirchlicher Kunst«, so Beissel, »liegt leider ein Abgrund und zwar deshalb, weil die meisten Modernen sich nicht mehr zur übernatürlichen Offenbarung bekennen wollen und die Autorität der Vertreter der Kirche mißachten«. Deshalb war es unvermeidlich, kirch­ liche Selbstbestimmung auch bei der Auswahl der gestaltenden Künstler zu fordern. Die Kunstaufsicht in Kirchen könne kein überkonfessioneller, 350 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

weltanschauungsneutraler Staat ausüben. Das hatte einen grundsätzlichen Aspekt, der auf die Autonomie der Gottesverehrung abzielte, aber auch einen pragmatischen. Da die kirchliche Kunst nie »Selbstzweck« sei, son­ dern nur »Helferin, deren Werke den Glauben festigen und die Andacht fördern sollen«, gelte es Künstler zu beschäftigen, »welche aus innerer Begeisterung für die Sache, mit gläubiger Überzeugung und Ehrfurcht vor den Dogmen und sichern Überlieferungen der Religionsgemeinschaft er­ füllt sind, welcher das Gotteshaus gehört«. »Ein Maler, der nicht an die Wahrheiten des Christentums glaubt, wird kein für Christen genügendes Werk schaffen. Er mag den Stil, den F altenwurf und die F ärbung dieses oder jenes Jahrhunderts treffen, auch die Ikonographie und Archäologie richtig verwerten, aber den Geist wird er verfehlen.«52 Die staadiche Bürokratie sei vollends außerstande, bei der Aufsicht über Kirchenkunst und -inventar dem Sinn der kirchlichen Zwecke zu entsprechen. Joseph Sauer führte auf dem »Tag für Denkmalpflege« von 1912 das Beispiel eines bayerischen Revisors an, der Einwände gegen die Anschaffung eines Pluvia­ le (also eines Obergewands für den katholischen Priester, wörtlich: eines Regenmantels) mit der Begründung vorgebracht hatte, »einen Regenman­ tel für den Geistlichen in der Kirche halte er für überflüssig«.53 Joseph Laurentius brachte 1903 in den »Stimmen aus Maria Laach« die Ziel­ richtung der Bedenken zum Ausdruck, wenn er die Selbständigkeit der Kirche in der Denkmalpflege mit dem Hinweis forderte, daß »bei der staatlichen Denkmalpflege die Entscheidung über katholische Kirchen und deren Eigentum voraussichtlich auch akatholischen Beamten anvertraut wird«.54 Zweitens: Der staatlichen Inkompetenz stellte die Kirche die lange Tradition kirchlicher Kulturpflege gegenüber. Die Kirche sei nicht nur älter und damit ehrwürdiger als der Staat. Ihr gebühre nicht nur von daher ein Vorrang. Sie habe vielmehr bereits seit ihren Anfängen selbst die Bewah­ rung ihres Kunstbesitzes zum Grundsatz erhoben und erfolgreich durch­ gesetzt. Als »langlebige, vom Personenwechsel unberührte« Anstalt sei sie dazu auch besonders gut in der Lage.55 Tatsächlich konnte die Kirche hier auf eine ganze Reihe einschlägiger Bestimmungen verweisen. So wurde die auf das dritte Jahrhundert zurückverfolgte Weiheformel für angehende Kleriker von kirchennahen Autoren als »das älteste Denkmalschutzgesetz« beansprucht.56 F reilich enthielt sie nur eine allgemeine Aufforderung zur Bewahrung kirchlichen Eigentums und sakraler Güter; es ging nicht um einen spezifisch historischen, künstlerischen oder ästhetischen Charakter von Denkmälern. Im Mittelalter und besonders in der Renaissance ver­ mehrten sich zudem die speziellen und generellen Vorschriften zum Schutz kirchlicher Kunst. Dazu zählten beispielsweise Veräußerungsverbote und Erhaltungsanweisungen. Als erstes und umfassendes modernes Denkmal351 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Schutzgesetz reklamierte die Kirche sodann die Lex Pacca von 1820, die Schutz, Beseitigung und Veräußerung von Denkmälern sowie Ausgrabun­ gen regelte. Zudem setzte die Lex Pacca eine kirchliche Kunstkommission ein, der die Durchführung der Bestimmungen oblag 57 In der Summe sah das kanonische Recht am Ende des 19. Jahrhunderts in recht umfassender Weise den Schutz kirchlicher Denkmäler vor. Auch eine Organisation kirchlicher Kunstpflege mit dreistufigem Instanzenzug (Papst und päpsdi­ che Behörden, Bischof und Diözesanregierung, Pfarrer als Kirchenvor­ stand) war fixiert. Sanktionsmöglichkeiten, nämlich die Exkommunikation bei Laien, etwa Händlern, die Kirchengut unrechtmäßig erwarben und weiterveräußerten, sowie der Verlust der Benefizien bei Klerikern, unter­ strichen die Ernsthaftigkeit der Intentionen. F aktisch blieb der Schutz allerdings weitgehend auf solche kirchlichen Gegenstände wie Geräte oder Meßgewänder beschränkt, die noch in Gebrauch waren. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergingen in den deutschen Diözesen zahlreiche Vorkehrungen, die trotz ihres oft sehr speziellen Charakters umfassende, objekt-, nicht funktionsbezogene Schutzmaßnah­ men im modernen Sinn darstellten. Dazu zählte schon die Einrichtung von Diözesanmuseen, die in Köln, Freiburg, Metz, Breslau, F ulda, Regensburg und Trier entstanden und der Aufbewahrung kirchlicher Kunst dienten. Dazu zählten auch die seit der Jahrhundertmitte, so in Regensburg 1856 und 1874, in F reiburg mehrfach, etwa 1877, erlassenen bischöflichen Warnungen vor Antiquitätenhändlern und die unzähligen Erlasse, die das Verbot einschärften, ohne kirchenobrigkeiüiche Genehmigung Kirchenin­ ventar zu veräußern.58 Das erzbischöfliche Bauamt F reiburg selbst kritisier­ te, daß kirchliche Inventargegenstände, die nicht mehr gebraucht würden oder dem geänderten ästhetischen Empfinden nicht mehr entsprächen, »auf den Kirchenspeicher, oder gar in die Hände von Juden wandern und dort vollends zu Grunde gehen«.59 Zu den modernen Schutzmaßnahmen zählten ferner praktische Anweisungen für die Restaurierung beispielsweise von Wandmalereien.60 Und dazu zählten schließlich Versuche, angesichts der Bevölkerungsexplosion und der teilweise sprunghaft wachsenden Ge­ meinden Umbau oder Abriß zu klein gewordener Kirchen und die Neuer­ richtung größerer Kirchengebäude zu steuern und zumindest von einem konkreten Bedarfsnachweis und einer bischöflichen Genehmigung abhän­ gig zu machen, wie dies schon früh in Köln (seit 1852), Osnabrück (1858) und Regensburg (1861) geschah.61 Bei all diesen Maßnahmen wirkten allerdings die Anforderungen der Öffendichkeit und insbesondere das Drängen der Staatsregierungen schon mit, wenn die Kirche dies in ihrer Argumentation auch nicht hervorkehrte. Das Grundproblem der von Friedrich Wilhelm Bredt so genannten Befangenheit der kirchlichen Denk­ malpflege in den eigenen Nutzungsbedürfnissen wurde damit nicht besei352 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tigt, sondern lediglich institutionalisiert und in verfahrensrechtlichen Vor­ kehrungen festgeschrieben. Der Staat wurde in einzelnen Vorschriften zwar beteiligt, aber unter der Priorität der Kirche und ohne präjudizierende Wirkung. Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche war somit im Vergleich zu staatlichen Denkmalschutzverordnungen faktisch umgedreht. Auf lange Sicht konnte dieser Weg einer eigenständigen kirchlichen Denkmalpflege der Kollision mit der konzentrierten fachlichen Autorität in den staadichen Behörden nicht ausweichen. Drittens: Das zentrale Argument der Kirche stellte der Verweis auf die Nutzung ihrer Denkmäler dar, auf den kirchlich-religiösen Verwendungs­ zweck. Damit war ein Problem angesprochen, das sich im Prinzip durchaus nicht nur auf sakrale Objekte bezog. Denn immer wieder kam es in der Denkmalpflege zu Kollisionen zwischen dem Verlangen der Konservatoren und Behörden einerseits und den Nutzungsbedürfnissen der Denkmalei­ gentümer andererseits. Das Problem war um so schwieriger, als die ständige und fortwährende Nutzung eines Objekts sehr im Interesse der Denkmal­ pflege lag. Eine Nutzung sicherte nach aller Erfahrung den Bestand eher als eine Stillegung, zumal sich ein in Gebrauch befindliches Gebäude auch finanziell eher trug. Im F all kirchlicher Denkmäler kam freilich zu dem generellen Sachverhalt noch der spezifische Charakter der sakralen Objekte hinzu. Das klang schon in der Kritik an der Inkompetenz staadicher und öffentlicher Instanzen an und wurde in vielfältigen Stellungnahmen beson­ ders hervorgehoben. Strenggenommen stand und fiel die Position der Kirche mit der Überzeugungskraft dieses Arguments. Nur hieraus ließ sich die rechtliche Ausgliederung der Kirche aus der Zuständigkeit der Staats­ verwaltung ableiten. Vertreter der Kirche bemühten sich zunächst, in allgemeiner F orm den Primat eines öffentlichen Interesses und die Höherrangigkeit einer absolut gesetzten Kunst zu verneinen. Die von Bredt behauptete »Weihe der Kunst«, die ein Objekt über die kirchliche Nutzung erhebe, sei, führte Sauer aus, »im praktischen Leben unzutreffend«: »Jeder Kirchenbau, auch der durch die Weihe höchsten künsderischen Genius verklärte, ist als Nutzbau entstanden, er hat den praktisch kirchlichen Interessen zu ent­ sprechen. Opfere ich diese Interessen in erheblichem Umfang und dauernd den künstlerischen Rücksichten, so verliert er seine erste und eigentliche Zweckbestimmung, er wird zum Museum, zum toten Denkmal. Aufgabe der Denkmalpflege wird es aber nicht sein dürfen, derart die praktischen unbestreitbaren Bedürfnisse zu ignorieren. Unsere Arbeit gehört immer der Gegenwart, wenn sie sich auch auf Objekte der Vergangenheit er­ streckt. So müssen eben leider Gottes den Anforderungen der Gegenwart und des heutigen kirchlichen Lebens die idealen Interessen der Denkmal­ pflege recht oft den Platz räumen.«62 Sauer erklärte dies auch zur Geldfra353 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

ge. Der Neubau einer Kirche und die Erhaltung der alten als ungenutztes Denkmal und reines Anschauungsobjekt seien eben nichtfinanzierbar.Die zentrale F rage war aus diesem Blickwinkel die der Musealisierung des Denkmals. Hier wich die evangelische Kirche allenfalls tendenziell, aber nicht grundsätzlich von der katholischen Haltung ab. Der Hofgeismarer Superintendent Wissemann betonte auf dem »Tag für Denkmalpflege« von 1912, daß die Kirchen »in erster Linie als Zweckbauten und nicht als Kunstbauten angesehen werden« müßten. Sie seien »nicht als Kunstbau­ ten, nicht zum Zwecke der kunstwissenschaftlichen Studien als Urkunden, nicht zum Zwecke des ästhetischen Genusses als Augenweide ... von den Vorfahren errichtet worden, sondern als Stätten, in denen das Seelenheil für die Gemeindeaneehörieen gepflegt und gefördert wird«.63 Der eigentliche Konflikt wurzelte nicht im allgemeinen Problem der Nutzung von Denkmälern schlechthin, sondern im besonderen Problem der seelsorglichen und sakralen Nutzung. Deswegen auch stand gerade für die Katholiken die Verfügung über den Innenraum im Vordergrund. Es bestehe die Gefahr, schrieb die »Rheinische Volkszeitung« Ende Juni 1896, daß »nicht bloß an, sondern auch in den Kirchen eine staatliche Kunstbu­ reaukratie, welche in den Kirchen vor allem zu pflegende Kunstdenkmäler erblickt«, sich betätigt, um »Bresche in das kirchliche Dispositionsrecht über das dem Cultus gewidmete Eigenthum« zu schlagen.64 Die katholi­ sche Position betonte dabei in Abgrenzung von den »Res pretiosae«, den allgemein historisch, künstlerisch oder religiös wertvollen Gegenständen, den spezifischen Charakter der »Res sacrae«, der geweihten, mit kulti­ schem Sinn versehenen und der Liturgie gewidmeten Gegenstände, der eine Mitwirkung nichtkirchlicher Instanzen von vornherein ausschließe. Dabei wurde der sakrale, außerweltliche Wert dem Anspruch von Staat und Öffentlichkeit vorgeordnet und dabei notwendigerweise das kanonische Recht dem geltenden bürgerlichen vorgezogen. Das war prinzipiell ebenso konsequent wie unversöhnlich. Hieran lag, daß selbst auf Ausgleich zielen­ de Beobachter »zwischen dem Standpunkte des Staates in der Denkmal­ pflege und der Auffassung, die die Kirche hat, in grundsätzlicher Hinsicht keine Übereinstimmung, vielmehr in mancher Beziehung ein[en] Gegen­ satz« erkannten.65 Viertens: Einen besonderen, in gewisser Hinsicht zweischneidigen Cha­ rakter hatte der Versuch der Kirche, ihre Autonomie aus dem kirchlichen Eigentumsrecht abzuleiten. Zweischneidig war dies, weil es vom kanoni­ schen Recht zwar ausging, aber implizit Rechtssätze des römischen und bürgerlichen Rechts anerkannte, das kanonische Recht damit zugleich relativierte und die Kirche zur schlichten juristischen Person herabstufte, die im Grundsatz nicht anders zu behandeln war als jeder private Eigentü­ mer von Denkmälern auch. Spätestens seit sich die Sozialbindung des 354 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Eigentums durchzusetzen begann, drohte sich dieses Argument gegen die Kirche zu kehren. Das kanonische Recht konnte mit der staatsrechtlichen und bürgerlich-rechtlichen Konstruktion von Körperschaften öffentlichen Rechts nichts anfangen. Für das kanonische Recht waren vielmehr Kirchen­ gebäude und Kircheninventar unbeschränktes Eigentum wie auch Besitz der Kirche.66 Da aber die Verfechter eines staatlichen Denkmalschutzes an kirchlichem Besitz darauf beharrten, daß im Falle der Kollision von kanoni­ schem und bürgerlichem Recht dem bürgerlichen - und das hieß staadi­ chen - der Vorrang gebühre, da die vermögensrechtlichen Konflikte eben »reale Werte dieser Welt« beträfen,67 mußte die kirchliche Argumentation ebenfalls vom bürgerlichen Eigentumsbegriff ausgehen. Joseph Laurentius betonte folglich, daß es hier nicht um religiöse Gegenstände schlechthin gehe, sondern lediglich um Güter, Bauten und Kunstwerke, die nicht durch Säkularisation oder Verkauf dem kirchlichen Eigentum entzogen seien. Sie per Verordnung oder Gesetz dem staatlichen Denkmalschutz zu unterstellen, bedeute »einen neuen Schritt zur Verstaatlichung des Kir­ chenvermögens oder der Verwaltung desselben«.68 Dies wurde um so energischer zurückgewiesen, als die neuen Denkmalschutzgesetze, na­ mentlich das hessische aus dem Jahr 1902, die Kirchen wie die politischen Gemeinden verschärften Bestimmungen und staadicher Entscheidung unterwarfen, während die privaten Denkmalbesitzer privilegiert blieben. Zumal der Kirche Entschädigungen in der Regel nicht zustanden, sah Laurentius eine erhebliche Benachteiligung gegenüber Privateigentümern. Hessen habe die Kirche faktisch »unter ein Ausnahmegesetz gestellt« und den beanspruchten Gleichheitsgrundsatz aufgekündigt.69 Trotz der Zweischneidigkeit der Argumentation beriefen sich Vertreter der kirchlichen Position auf das Eigentumsrecht, um die Denkmalschutz­ gesetzgebung in die Kontinuität von Säkularisation und Kulturkampf stel­ len zu können. Schon bei der »Einschränkung des freien Verfiigungsrech­ tes über kirchliches Eigentum« handele es sich um eine »Säkularisation«. Sei »kraft der staatlichen Hoheit ein solcher Eingriff in das Kirchenvermö­ gen berechtigt«, so müsse, was allgemein kaum zugegeben werde, »folge­ richtig auch die Zulässigkeit der Säkularisation anerkannt werden«.70 Der Gefahr einer Gleichstellung mit privaten Denkmaleignern im Negativen glaubte man entgehen zu können, indem man die eigentumsrechdiche Argumentation immer mit dem Verweis auf die spezifisch kirchlichen Nutzungszwecke verknüpfte. Die Notwendigkeit des freien kirchlichen Eigentumsrechts ergebe sich aus den besonderen Aufgaben des kirchlichen Eigentums, die wiederum nur die kirchlichen Instanzen sachgerecht durch­ zuführen in der Lage seien. In der Praxis konfrontierte die Kirche die staatlichen Behörden zudem mit einem ganzen Bündel von rechtlichen, politischen und pragmatischen Einwänden gegen eine Ausweitung büro355 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

kratischer Eingriffsmöglichkeiten. Das vermehrte die Reibungspunkte, schuf aber auch Chancen zum Ausgleich im Einzelfall. c) Reibungen, Ausgleichsversuche und kirchlicher Widerstand

Die Grundsatzkonflikte offenbarten sich in der alltäglichen Arbeit der Denkmalpflege. Mit dem Ausbau einer bürokratisierten und mit hauptamt­ lichem F achpersonal ausgestatteten Denkmalschutzverwaltung stiegen Selbstvertrauen und Kompetenzanspruch der Behörden. Namentlich die Konservatoren wehrten sich dagegen, daß über Denkmalräte und andere Partizipationsmöglichkeiten den Kirchen eine ständige Mitsprachemög­ lichkeit in der staadichen Denkmalpflege eingeräumt war. Der bayerische Generalkonservator etwa machte wiederholt, so im Oktober 1903, deut­ lich, daß er nichts davon hielt, bei Kirchenrestaurationen generell Geistli­ che einzubeziehen. Allenfalls bei einer exakten Begrenzung der Kompeten­ zen auf liturgische Fragen sei dies möglich. Sonst werde die Geistlichkeit ihr subjektives Stilempfinden behaupten wollen, beispielsweise die Gotik auf Kosten späterer Stile durchzusetzen versuchen. Mit dieser Position fand der Generalkonservator die Zustimmung des Kultusministeriums, das ihm le­ diglich bei rein liturgischen F ragen die Zuziehung von Geistlichen vor­ schrieb, die von den jeweiligen Münchner Kirchenbehörden vorgeschlagen worden waren.71 Damit spielte das Ministerium zugleich die kompromiß­ bereiten Münchner Kirchenleitungen gegen die staatskritische Politik aus der Provinz aus. Namentlich das bischöfliche Ordinariat Regensburg stellte weitergehende Forderungen und versuchte das Ministerium auf das Zuge­ ständnis von »Mitwirkung und Zustimmung« zu verpflichten. Das Kultus­ ministerium wollte dagegen der Kirche selbst bei liturgischen F ragen kein förmliches Zustimmungsrecht zugestehen und allen Ansprüchen der Kir­ che vorbeugen.72 Diese Politik des staadichen Monopols in der Denkmalpflege und der Kompetenzenexpansion der Fachinstanzen stieß nicht nur bei den Kirchen­ behörden, sondern auch in der katholischen Öffentlichkeit, im Landtag und in der Presse, auf Widerspruch. Zentralismuskritik, Bürokratieskepsis und Feindschaft gegen die urbane moderne Kunst und Wissenschaft, gegen »die Allmacht der patentierten großstädtischen Kunstmeinung«,73 verban­ den sich dabei. Die »Augsburger Postzeitung« etwa kritisierte am 26. Juli 1908 die F esselung der chrisdichen Kunst durch die Aufsicht des bayeri­ schen Generalkonservatoriums, das sich als »unfehlbar« aufführe, ortete die Bedrohung explizit in protestantischen Konservatoren, implizit in Liberalismus und Wissenschaft schlechthin und verlangte eine stärkere Einbeziehung kirchlicher Kunstkenner bei einschlägigen Restaurations356 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Projekten.74 Ein Jahr später, im August 1909, monierte sie erneut die Entmachtung der Kirche zugunsten von »Machtvollkommenheit« und »Vormundschaft« des Generalkonservatoriums,7S im September desselben Jahres beklagte sie, daß die Geistlichen allenfalls noch das Geld beschaffen dürften, während »ein fremder Laie, vielleicht noch anderer Konfession«, die Restauration vorschreibe.76 Der Konflikt betraf nicht nur formale Befugnisse. Vielmehr verschärfte er sich durch die künstlerischen Kontroversen, die der moderne kunstwissen­ schaftliche Denkmalbegriff und die Ausweitung der Denkmalkategorien nach sich zogen. Kritisiert wurde, so in Bayern, neben der »Paschawirth­ schaft des Konservatoriums« an sich vor allem, daß die »Kunstbureaukra­ ten« nicht in der Lage seien, »auf die Kunstpsyche des Volkes« einzuge­ hen,77 wie es die kirchliche Kunst in der Provinz, die Kunst »unserer heimischen Meister«, vermocht habe.78 Kritisiert wurden zudem kunstwis­ senschaftlicher Rigorismus und Absolutheitsanspruch, welche die dörflich­ gemeindliche Selbständigkeit, die freie Praktizierung ländlicher Volksfröm­ migkeit beschnitten. Eine derartige Politik äußerte sich etwa in Regie­ rungsverfügungen, daß nicht nur Restaurationen an großen bedeutenden Kirchen der »kuratelamtlichen Würdigung der staadichen Aufsichtsbehör­ den« unterlägen, sondern auch Arbeiten an kleinen Pfarr- und Filialkirchen »auf dem Lande«, »da diese für die Geschichte der Architektur wie der Volkskunst sowie für die Stilentwicklung häufig von ganz besonderer Bedeutung sind«.79 Derartige Anweisungen, die die dörflich-sakrale F unk­ tion der Gebäude gar nicht mehr berücksichtigten, sondern allein den kunsthistorischen Wert in den Mittelpunkt stellten, gingen vor allem auf den Einfluß des Generalkonservators zurück. Während das Kultusministe­ rium, aufgeschreckt durch die öffentlichen Debatten, eine politische Be­ friedung anstrebte und die Denkmalpfleger ermahnte, sich nicht mit Min­ derwertigem zu befassen, bestand der Generalkonservator Georg Hager auf den elitären Grundsätzen der Denkmalpflege und der Pflicht, »auch im Kleinen das Große zu finden«. Allein fachorientiert und desinteressiert an kirchlichen Bedürfnissen, betonte er schärfer denn je die Unfähigkeit des Klerus, künstlerische Werte in Dorfkirchen zu erkennen und sachgemäße Restaurationen durchzuführen.80 Daß die Kirche sich der Tendenz zur Einbeziehung ihrer Denkmäler in die staatliche Rechtssetzung letzdich nicht verweigern konnte, lag in der Summe nicht nur an der Rigorosität der F achbehörden, sondern seit der Jahrhundertwende zum wesentlichen Teil auch an dem öffentlichen Druck, den die Denkmalpflegebewegung ausübte. Der »Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine« (Straßburg 1899), der »Kunsthistorische Kongreß« (Lübeck 1900) und der »Tag für Denkmal­ pflege« (Dresden 1900) forderten gleichermaßen, Denkmäler im Eigen357 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tum der Körperschaften öffentlichen Rechts, und damit vor allem der Kirchen, den Denkmälern des Staats gleichzustellen und staadicher Auf­ sicht zu unterwerfen. Unbewegliche und bewegliche Objekte von kunstge­ schichtlicher oder geschichdicher Bedeutung sollten ohne behördliche Genehmigung nicht zerstört, verändert oder restauriert, bewegliche zu­ dem nicht veräußert werden dürfen. Das hätte, wie man von kirchlicher Seite monierte, »alle Kirchen und alle Einrichtungsgegenstände ausnahms­ los und unbedingt, sobald man sie irgendwie als Kunstwerk betrachten kann, der unmittelbaren, eingehendsten und strengsten Beaufsichtigung der vom Staate angestellten Konservatoren« unterstellt.81 Der Einfluß dieser Bestrebungen - am »Tag für Denkmalpflege« zumin­ dest nahmen Vertreter der meisten Länderregierungen teil - brachte die Kirche aber zu der Erkenntnis, daß man das Ruder nicht anderen überlas­ sen dürfe, sondern das öffendiche Engagement grundsätzlich bejahen und daran mitwirken müsse, um die Tendenz zu regulieren und eine kirchliche Partialautonomie, kombiniert mit einem Zustimmungs- oder Vetorecht, zu sichern. Die Partizipation in der F orm von Denkmalräten, wie in Preußen seit den 1890er Jahren und dann etwa im hessischen Denkmal­ schutzgesetz von 1902 vorgesehen, genügte diesen Ansprüchen allerdings nicht.82 Den Rahmen kirchlicher Kompromißbereitschaft steckten viel­ mehr drei Leitsätze ab, die Joseph Sauer, als Geistlicher, Kunsthistoriker und vom Staat angestellter Konservator der kirchlichen Denkmäler Badens geradezu die Personifikation des Kompromisses, auf dem Denkmal­ pflegetag von 1912 formulierte und die später wiederholt aufgegriffen wurden: »Jede Denkmalpflege, die die wesentlichen Rechte eines Dritten beeinträchtigt, wird als Ungerechtigkeit empfunden. Jede Denkmalpflege, die mit dem nächsten Zweck eines Denkmals in Konflikt kommt, ist verfehlt. Jede Denkmalpflege, die die geborenen und wertvollsten Mitglie­ der vor den Kopf stößt, ist wirkungslos.«83 Damit griff Sauer das in der Denkmalpflegebewegung populäre Argument auf, Denkmalpflege könne nur in Freiwilligkeit tiefere Wirkung erzielen. Ihr Erfolg basiere auf Infor­ mation, Belehrung und Mitwirkung, nicht auf staatlich-fachlichem Diktat. Auf dieser Basis plädierte er für eine einvernehmliche Vorgehensweise von Staat und Kirche. »Imperium und Sacerdotium« sollten gemeinsam »in einträchtigem Zusammenwirken, nicht das eine das andere bevormun­ dend«, die Kultur- und Bildungsaufgabe Denkmalpflege verwirklichen.84 Und in diesem Sinne räumten auch Vertreter der Kirche zunehmend ein, daß in einer säkularisierten Welt der Staat über die weit besseren Sanktions­ möglichkeiten verfuge als die in dieser Hinsicht gewissermaßen zahnlos gewordene Kirche. Dieser kompromißbereiten kirchlichen Haltung, die im Grundsatz ein staatliches Recht zur Ausübung des Denkmalschutzes nicht mehr anzwei358 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

feite, sondern nur über die Ausgestaltung reden wollte, kamen seit der Jahrhundertwende auch zahlreiche Vertreter der Öffentlichkeit und des Staats entgegen. Mit der Abmilderung kulturkämpferischer Positionen und der Etablierung des Zentrums in der Politik wuchs die Bereitschaft, parallel zur Aufwertung des Gemeininteresses am Kulturgut auch die Bemühungen der Kirche zu würdigen. Während der rheinische Konservator Paul Clemen in seiner Schrift über »Die Denkmalspflege in der Rheinprovinz« 1896 noch unmißverständlich einen staatlich-fachwissenschaftlichen Vorrang im gesamten kirchlichen Bereich beansprucht hatte, sah sich der Kultusmini­ ster Robert Bosse 1898 aufgrund einer Nachfrage des Zentrums im preußi­ schen Abgeordnetenhaus veranlaßt, deutlich zu machen, daß es sich bei Clemens Buch nicht um eine offizielle Stellungnahme, sondern um eine freie Arbeit handele und Berlin selbstverständlich Einvernehmen zwischen Staat und Kirche in der Denkmalpflege anstrebe.85 Konflikte wurden in der Folge nach Möglichkeit als Abstimmungs- und Koordinationsprobleme unterschiedlicher Instanzen interpretiert. August Kneer etwa äußerte 1915 in seiner vielbeachteten Abhandlung über »Die Denkmalpflege«, wenn der Staat unter Verweis auf ein kirchliches Versagen beim Denkmalschutz Kompetenzen für sich beansprucht habe, »dann ist es nicht die Haltung der Kirche als solche, nicht das Vorgehen der kirchlichen Oberen gewesen, das dazu die Handhabe geboten hat, sondern einzig und allein das wiederholte Zuwiderhandeln der nachgeordneten Organe gegen die eignen Vorschrif­ ten der Kirche und Bischöfe«.86 Deshalb wurde allerdings auch gefordert, »daß der geschäftliche Verkehr zwischen dem Kirchenvorstande und dem zuständigen Kunst- oder Denkmalamte gemäß autoritativer kirchlicher Weisung nicht direkt erfolgen soll, sondern durch das Ordinariat«.87 Tatsächlich gab es zahlreiche Beispiele für fortwährende Spannungen vor allem auf lokaler Ebene. Den Kirchenleitungen waren derartige Konflikte keineswegs angenehm, befürchteten sie doch, der Staat könne dadurch zu eindeutigeren gesetzlichen Bestimmungen veranlaßt werden. »Je mehr von kirchlicher Seite die vernünftigen F orderungen einer wohlverstandenen Denkmalpflege Hand in Hand mit dem Staate erfüllt werden, je weniger der Staat also geltend machen kann, er sei genötigt, selbst diese Sachen in die Hand zu nehmen, desto weniger ist Anlaß und Möglichkeit gegeben, durch eine staatliche Denkmalschutzgesetzgebung die Kirche zu bevor­ munden und sie auf Schritt und Tritt von staadichen Genehmigungen abhängig zu machen«, hieß es 1909 im Erzbischöflichen Ordinariat F rei­ burg. Die »Zeichen der Zeit« seien unübersehbar, und der Kirche fehle »die äußere Macht«, den Staat an der »Durchbrechung der kirchlichen Selbständigkeit zu hindern«. Sie habe es aber »in der Hand, ihm Grund und Begründung einer solchen Maßregel vorwegzunehmen«.88 Diese de­ fensive Position, die das Recht des Staats auf die Denkmalpflege an Kirchen 359 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

intern nicht mehr grundsätzlich in Zweifel zog, hinderte das Ordinariat aber in der Folge nicht, sich gegen die Ausweitung staatlicher Befugnisse zu wehren und eine exakte F ixierung - und damit auch Abgrenzung - der Befugnisse zu fordern. Denn nach außen bestand es prinzipiell darauf, daß »den religiösen Bedürfnissen der Katholiken« bei »Kollisionen« Vorrang vor dem »antiquarische[n] Interesse« einzuräumen sei. Die Kirche müsse ihre Bauangelegenheiten zwar im Rahmen der Gesetze, aber »gemäß ihren Anschauungen und Aufgaben frei und selbständig besorgen«. Allein »ge­ schichtlich und künstlerisch wirklich bedeutsame Gegenstände« könnten erhalten werden, und dies auch nur, wenn »die kirchliche F inanzlage es gestattet«. »Werden darüber hinaus staatliche Interessen geltend gemacht, so wird auch der Staat dafür eintreten müssen.«89 Das demonstrative benarren der Kircne aur den grundsatziicnen Lnrre­ renzen bei gleichzeitigen praktischen Kompromissen korrespondierte mit den Versuchen nicht nur des Staats, sondern auch der Denkmalschutzbe­ wegung, die Prinzipienkollision herabzuspielen und öffentlich Zielaffinität und Harmonie zu beschwören.90 Obwohl beispielsweise Kneer die Un­ vereinbarkeit der Prinzipien erkannte, plädierte er doch für Harmonie in der Praxis, da »bei beiderseitigem guten Willen sehr wohl eine Verständi­ gung und ein einträchtiges Zusammenwirken möglich« sei. Die Kirche müsse sich verstärkt in der Denkmalpflege engagieren, der Klerus einschlä­ gig informieren und etwa vermehrt an den »Tagen für Denkmalpflege« teilnehmen. Umgekehrt sei dem Staat anzuraten, »den Bogen des gesetz­ geberischen Eingreifens nicht zu überspannen«. Denkmalpflege sei »nicht Selbstzweck«. Vielmehr müßten die »Rücksichten auf Gottesdienst und Seelsorge ... allen historisch-ästhetischen Interessen vorgehen«, da »das Ziel der Religion weiter und höher« als konkurrierende Ziele sei.91 Selbst der Kunsthistoriker und Architekt Cornelius Gurlitt, der purifizierende Restaurationen scharf kritisierte, räumte 1904 doch ein, daß eine Kirche, die dem seelsorgerischen Zweck beispielsweise aus räumlichen Gründen nicht mehr dienen könne, zu verfallen drohe und nötigenfalls deshalb doch eher umzubauen sei: »Zuletzt hat aber doch der Lebende recht!«92 So konvergierte der moderne, sozial ausgerichtete, gegenwartsbezogene Denkmalbegriff seit der Jahrhundertwende wieder mit dem nutzungsbezo­ genen Kunstverständnis der Kirche. Insofern verstärkte die Denkmalpflegebewegung nicht nur den Druck auf die Kirche, sondern sie erleichterte auch den Kompromiß. Besonders der »Tag für Denkmalpflege« und die Heimatvereine, die Beamte wie Geistliche umfaßten, integrierten und harmonisierten die Interessen. Bin­ dungen an Region, Heimat und Nation überlappten seit der Jahrhundert­ wende die alten, bis dahin antagonistisch erscheinenden Mächte und Loyalitäten. Doch relativierten die neuen Bestrebungen damit unweiger360 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

lieh Höherrangigkeit und Autonomieansprueh der Kirche. Sie bereiteten die Gemeinpflichtigkeit auch des kirchlichen Eigentums vor. Beispielhaft dafür stand selbst Kneer, der in vielerlei Hinsicht der Kirche weit entgegen­ kommen wollte, aber im Grundsätzlichen auf ein Argument aus der würt­ tembergischen Diskussion über ein Denkmalschutzgesetz verwies: »Die Besitze, welche die Kirche und die kirchlichen Gemeinden aufweisen, sind Besitze, die aus der Allgemeinheit hervorgegangen sind und die mit zu der Allgemeinheit gehören und bei ihr verbleiben sollen.«93 Damit war der zentrale Konflikt zwischen Staat und Kirche, die F rage nach dem Zusam­ menhang von Allgemein- und Sonderinteresse, angesprochen. In den Debatten um Denkmalschutzgesetze stand dieser Aspekt im Mittelpunkt. Denkmalschutzgesetze markierten allerdings die Grenze kirchlicher Kompromißbereitschaft. Denn zum einen fixierten sie notwendigerweise schon durch die F orm ihrer parlamentarischen Entstehung den Primat des Staats, und dies mit beträchtlicher Öffentlichkeitswirksamkeit; zum ande­ ren entzogen sie der Kirche die Sonderstellung, indem sie generelle Verfü­ gungen zumindest für körperschaftliche Denkmaleigner schufen. Deshalb provozierten staatliche Gesetzesinitiativen erbitterten Widerstand der Kir­ che. In Baden scheiterte daran schon der Anfang 1884 noch unter dem frischen Eindruck des Kulturkampfs vorgelegte Gesetzentwurf.94 Ein wei­ terer, 1913 präsentierter Entwurf schien gemäßigter. Doch sah er vor, daß die Kirche zum Zweck der Denkmalpflege enteignet werden konnte. Die Begründung betonte, daß die Denkmäler »ein wertvoller Besitz des ganzen Volkes« seien.95 Das kirchliche Eigentum wurde damit dem vom Staat repräsentierten öffentlichen Interesse und Gemeinwohl untergeordnet. Das Erzbischöfliche Ordinariat F reiburg sah hier »den Weg zu einer neuen Säkularisation« beschritten.96 Denn im Grundsatz betonte das Ordinariat in seiner Stellungnahme vom 10. November 1913, daß eine »staatsgesetz­ liche Regelung der kirchlichen Denkmalpflege ohne Beeinträchtigung der Besitz- und Eigentumsrechte und der freien Verwaltungsbefugnis der Kirche, also auf dem Rechtsboden nicht möglich« sei. Die kirchlichen Gegenstände seien keineswegs »Besitz des ganzen Volkes«, sondern viel­ mehr »Sondergut«.97 Noch deutlicher wurde ein kircheninternes Gutach­ ten, das den Entwurf als eine »Blankovollmacht« für den Staat charakteri­ sierte und vor »sozialistischen und kommunistischen Entwicklungen« warnte.98 Am Ende sah sich das badische Kultusministerium im August 1914 gezwungen, das gesamte Projekt wiederum ausdrücklich wegen der Freiburger Einwände aufzugeben.99 Auch in Hessen widersprach die katho­ lische Kirche allen Gesetzesplänen. Hier monierte sie ebenfalls vor allem eine Beschneidung des kirchlichen Eigentumsrechts.100 Zwar setzte sich die hessische Regierung mit ihrem Projekt schließlich durch. Hier wie in Baden blieb aber der Konflikt zwischen dem neuen Anspruch der bürgerlichen 361 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Öffentlichkeit, konkretisiert in der Denkmalpflegebewegung, das Interesse der Allgemeinheit zu verkörpern, und dem traditionalen Anspruch der katholischen Kirche auf einen außerstaatlichen Handlungsraum im Prinzip unlösbar. In der Weimarer Zeit änderte sich daran de facto nichts, obwohl die Rechtslage grundsätzlich verändert schien.101 Nicht nur verloren die evan­ gelischen Kirchen mit der Abdankung der Monarchen ihren »Summus episcopus«. Vor allem wurden nun immer wieder die Beseitigung der Staatskirchenhoheit und die vollständige Trennung von Staat und Kirche gefordert, wie es schon das marxistisch orientierte Erfurter Programm der Sozialdemokraten aus dem Jahr 1891 vorgesehen hatte. Besonders der kurzzeitige preußische USPD-Kultusminister Adolf Hoffmann arbeitete auf eine Säkularisierung der Kulturpolitik hin. Hoffmann kollidierte hier aber schon mit seinem Ko-Minister von der Mehrheitssozialdemokratie Konrad Haenisch, der eine ausgleichende Politik verfolgte. In der Natio­ nalversammlung wurde ein Kompromiß zwischen Interessenvertretern der Kirche, namentlich den Deutschnationalen und dem Zentrum, auf der einen Seite und den Linksliberalen und Mehrheitssozialdemokraten auf der anderen Seite erzielt. Die radikaleren F orderungen der Unabhängigen Sozialdemokraten nach einer konsequenten Trennung von Staat und Kir­ che setzten sich nicht durch. Das Ergebnis, Artikel 137 der Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919,102 war freilich widersprüchlich. Eine Staatskirche bestand demnach zwar nicht, und der Artikel garantierte auch den Religionsgesellschaften das Recht, »ihre Angelegenheiten selb­ ständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes« zu regeln. Aber die Religionsgemeinschaften blieben zugleich »Körperschaften des öffentlichen Rechts«. Sie waren dadurch nicht nur weiterhin privilegiert, sondern auch einer besonderen Aufsicht unterworfen. Damit wurden die älteren Aufsichtsgesetze für die Korporationen keineswegs obsolet, und die Länderregierungen konnten auch fortan, wenngleich in reduziertem Um­ fang, gewisse Kontrollrechte geltend machen. Dennoch führten die Diskussionen des Jahres 1919 zu einer Verunsiche­ rung.103 Nach Ansicht der Länderkonservatoren drohte bei einer Trennung von Staat und Kirche eine Emanzipation der Kirche von der F achdenkmal­ pflege. Zum einen wäre dabei auch die staatliche Vermögensaufsicht gefal­ len. Zum anderen wären die kirchlichen Denkmäler den privaten Objekten gleichgestellt und wie diese dem rechtlichen Denkmalschutz weitgehend entzogen worden. Eine Veräußerung von Kunstgegenständen beispielswei­ se hätte kaum mehr verhindert werden können.UH Deshalb versuchten die Kultusbehörden der Länder weiterhin, Denkmalschutzgesetze durchzuset­ zen, die besonders auch das Eigentum der öffentlich-rechtlichen Körper­ schaften betrafen. In der Diskussion darüber wiederholten sich Standpunk362 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

te und Kontroversen der Kaiserzeit. r reinen scheiterten in allen gröberen Staaten auch die neuen Gesetzesinitiativen nicht zuletzt wieder am Protest der katholischen Kirche und ihrer nunmehr gestärkten politischen Vertre­ tung. Vor diesem Hintergrund unterstrichen die Fachdenkmalpfleger gera­ de in der Weimarer Zeit erneut den Gemeinanspruch auf die kirchlichen Denkmäler. Cornelius Gurlitt verneinte 1921 den religions- und konfessi­ onsgebundenen Charakter der Kunst ganz und betonte statt dessen ihre historischen und nationalen Bestimmungsmerkmale. Sie sei »Ausdruck des Schönheitsempfindens nicht der Kirche selbst, sondern der ihr anhängen­ den Völker. Sie scheidet sich nicht in ihren F ormen nach Konfessionen, sondern nach Zeiten und Nationen. Und wenn die Völker auch einem oder dem anderen Kult angehören, finden sie doch innerhalb gemeinsamer Stilbewegungen den nationalen Ausdruck für ihre Glaubenswelt.«106 Georg Lill argumentierte 1932 in einem Gutachten zur bayerischen Gesetzesde­ batte entsprechend, daß der Staat als »Gemeinschaft der Staatsbürger« alle »national und volksmäßig wertvollen Denkmäler« erhalten wolle und müsse, auch die christlichen, die wie die profanen oder heidnischen »aus der schöpferischen Kraft des Volkstumes entstanden« seien.107 Ein kirchli­ ches Privileg war damit nicht mehr vereinbar. Lill verwies in diesem Zusammenhang darauf, daß das bayerische Lan­ desamt für Denkmalpflege in einem Spezialreferat kunstwissenschaftlich ausgebildete Geistliche eingestellt hatte. Tatsächlich kam man in der Praxis den Wünschen der Kirche weitgehend nach. Das bayerische Amt beispiels­ weise, das nach eigener Schätzung in 90 Prozent der zu bearbeitenden Fälle mit katholischen Instanzen zu tun hatte, setzte im Außendienst vornehmlich katholische Konservatoren ein, um Konflikte zu vermeiden. In den 1920er Jahren beschäftigte es nur zwei Protestanten, die in der Regel nicht am Außendienst beteiligt waren. Das rief schon Proteste der evangelischen Kirche hervor. Erst 1929 wurde besonders für die protestan­ tischen fränkischen Gebiete ein protestantischer Konservator eingestellt.108 Vor allem der katholischen Kirche gelang es somit in der Weimarer Zeit, ihre Interessen zu behaupten. Zugleich intensivierte sie eigene Schutzmaß­ nahmen.109 Neue Denkmalschutzbestimmungen des kanonischen Rechts ermöglichten es der Diözese Trier und der Erzdiözese Köln sogar, eigene kirchliche Konservatoren einzusetzen, die je nach Persönlichkeit und Ver­ hältnissen in Zusammenarbeit oder in Konkurrenz mit dem Provinzialkon­ servator wirkten.110 Immerhin konnte es unter den angespannten Bedin­ gungen am Ende der Weimarer Zeit und angesichts der finanziellen Engpässe sogar zu öffendichen Vorwürfen kommen, daß die Kirche, der nach wie vor ein Großteil der staatlichen Beihilfen zugute kam, regelrecht bevorzugt werde.111 Dennoch blieb, in der Bilanz gesehen, der Grundsatzkonflikt zwischen 363 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

staatlichem Primat und kirchlicher Autonomie ungelöst. Er war strengge­ nommen auch unlösbar, so wie eine völlige Scheidung von Staat und Kirche in der Denkmalpflege ausgeschlossen schien. Denn die Kirche konnte eine staadiche Einflußnahme nur anerkennen, wenn sie den Vorrang weldicher Gesetze vor religiösen Bedürfnissen akzeptierte. Der Staat hingegen mußte die Allgültigkeit seiner Normen durchsetzen, wenn das kulturstaadiche Recht nicht zum bloßen Partialrecht schrumpfen sollte. Er sah sich ge­ zwungen, dafür wiederum den Gedanken des öffentlichen und nationalen Interesses zu bemühen. Demgemäß mußte er auch die kirchliche Kunst primär als Ausdruck des nationalen Kunstschaffens verstehen und als Besitz der Allgemeinheit reklamieren. Die Gemeinverpflichtung auch des kirchli­ chen Eigentums war die Konsequenz. Somit floß die Kirchenkontroverse in die Diskussionen um das Verhältnis von Eigentumsrecht und Gemeinwohl ein.

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4. Eigentum und Gemeinwohl Das juristische und politische Grundproblem der »Antithese von Planung und F reiheit« begleitete alle planvollen Maßnahmen der Stadt- und Land­ entwicklung.1 Im Bau- und Denkmalschutzrecht kollidierten deshalb pri­ vates und öffentliches Interesse. Verunstaltungs- und Denkmalschutzge­ setze beschränkten notwendigerweise die Verfügungsgewalt über das Eigentum an Grund und Boden wie an Sachen. Die Eingriffe in das Eigentum erschienen als obrigkeitliche Anweisungen öffentlich-rechdi­ chen Charakters und degradierten das Individuum zum Untertan selbst im privaten Bereich. Sie bestanden in Verboten und Geboten, die durch Strafandrohung sanktioniert wurden, engten die Handlungsfreiheit des Eigentümers ein und konnten bis zur völligen Entziehung des Eigentums gehen.2 Übereinstimmend werteten Beobachter die F rage der Eigentums­ beschränkungen als Schlüsselfrage des staatlichen Denkmalschutzes über­ haupt.3 In dem relativ kleinen, scheinbar marginalen Sektor der Denkmal­ pflege offenbarte sich daher zugespitzt eine Grundsatzkontroverse um die Stellung des Individuums in der modernen Gesellschaft, um Ziele und Werte der Gemeinschaft. Die Aufwertung des Gemeinwohls durch die Ausweitung der Verunstaltungs- und Denkmalschutzgesetzgebung mußte jedenfalls Widerspruch provozieren. Für das Grundsatzproblem stand dabei weniger die Kirche. Denn deren Haltung war in gewissem Sinn paradox, berief sie sich doch auf bürgerliche Freiheits- und Gleichheitsrechte, um ihre korporativen Privilegien zu be­ wahren und eine Vorrangstellung in der Gesellschaft zu behaupten. Die Grundsatzkontroverse bezog sich vielmehr auf den privaten Denkmälerbe­ sitz, der allerdings noch am Ende der Weimarer Republik, also lange nach der Erweiterung des Denkmalbegriffs von den Monumentaldenkmälern auf die bürgerliche und bäuerliche Profankultur, nur auf etwa fünf bis zehn Prozent des Denkmalbestands geschätzt wurde.4 In dem Konflikt zwischen Eigentum und Gemeinwohl ging es hier zum einen um den Charakter der Grundrechte, konkret um das Grundrecht der Eigentumsfreiheit und den Zusammenhang von Privateigentum und öffentlichem Interesse. Zum anderen wurde allgemein die Wirtschaftsordnung berührt, das Verhältnis von liberalem Kapitalismus und staadicher Reglementierung. Denn Denk­ mal- und Heimatschutz konnten nicht nur isoliert als Kulturpolitik betrie­ ben werden, sondern griffen, beispielsweise über das Baurecht, immer tief in die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit ein. Beiden Aspekten gemeinsam war die F rage, wie der Primat des Gemeinwohls gegenüber dem Einzelin-

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teresse geltend gemacht werden konnte und sollte. Die Antworten, die hier gefunden wurden, mündeten in das Konzept einer Sozialpflichtigkeit des Eigentums. a) Privateigentum und öffentliches Interesse

Selbst während der vermeintlichen Blüte des Liberalismus, in den mittleren Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts von etwa 1840 bis in die 1870er Jahre, blieb eine Reihe von Beschränkungen des Eigentums namentlich im Bau­ recht bestehen. Doch setzte sich das liberale Eigentumsverständnis zumin­ dest in der Theorie weitgehend durch. In der Rechtswissenschaft dominier­ te ein absoluter und abstrakter Eigentumsbegriff, die römisch-rechtliche Auffassung vom unbeschränkten »jus utendi vel abutendi«. Unter Eigen­ tum wurde nun, und zwar bis in die wilhelminische Zeit, prinzipiell das ungebundene Verfügungs- und Nutzungsrecht an Sachen verstanden. Das Eigentumsverhältnis hatte rein privatrechdichen, nicht öffentlich-rechtli­ chen Charakter.5 Auch die Städtebautheorie folgte zunächst liberalen Ma­ ximen. Die Vertreter des geometrischen Städtebaus wandten sich deshalb gegen überkommene Baubeschränkungen. Eine Großstadt wie Hamburg praktizierte weitgehende Baufreiheit, und das von Carl Friedrich Reichardt 1863 entworfene Modell einer Bauordnung setzte ganz auf die Selbst­ regulierungskräfte der freien Bautätigkeit.6 In der Praxis ließ sich dies nicht durchhalten, wie sich unter dem Eindruck der Urbanisierung und der immer komplexer werdenden Pla­ nungs- und Steuerungsprobleme in den Städten vor allem am Baurecht zeigte. Deshalb wurde seit den Gründerjahren das baurechtliche Instru­ mentarium der Reformepoche des Jahrhundertbeginns reaktiviert und ergänzt. Dabei konnte man sich auch auf das Verfassungsrecht berufen. Denn die deutschen Konstitutionen des 19. Jahrhunderts garantierten nicht nur das Eigentum, sondern räumten zugleich die Möglichkeit ein, es für öffentliche Zwecke gegen Entschädigung zu enteignen.7 Die preußi­ sche Entwicklung demonstrierte die Hauptprobleme. Der 1873 vorgelegte Entwurf eines Enteignungsgesetzes sah bereits die Entziehung von Boden­ eigentum aus Gründen des öffentlichen Wohls bei vollständiger Entschä­ digung vor. Es ging hier faktisch um Enteignungen für den Eisenbahnbau, die zugunsten privater wirtschaftlicher Interessen, nämlich der konzessio­ nierten Eisenbahnunternehmen, durchgeführt werden sollten. Die Über­ tragung auf das Baurecht lag allerdings nahe. Der Grundgedanke, zugun­ sten der Stadtplanung das Individualinteresse zu beschränken, schlug sich nach dem Enteignungsgesetz von 1874 im F luchdiniengesetz von 1875 nieder, wenn hier auch zunächst noch eher der Konflikt zwischen staadi­ chen Ortspolizeibehörden und kommunaler Selbstverwaltung im Vorder366 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

grund stand und es durchaus umstritten war, ob der Staat oder die Gemein­ de das öffentliche Interesse repräsentiere.8 In den Landtagsdebatten über Lnteignungs- und rluchtliniengesetz wurde zwar auch die Extremposition vertreten, daß sich derartiges dem Kommunismus nähere. Aber bei namhaften politischen Kräften deutete sich bereits eine Abkehr vom Begriff des absoluten Eigentums an. Der nationalliberale Politiker Johannes Miqucl, damals Bürgermeister von Os­ nabrück, später F rankfurter Oberbürgermeister und dann preußischer F i­ nanzminister, verlangte bereits, das sogenannte deutsche Recht, das anders als das römische die Beschränkung des Eigentums zugunsten des öffentli­ chen Wohls kenne, für die Stadtplanung wiederaufzugreifen und die kom­ munalen Kompetenzen zu stärken. Konservative wie Ernst Ludwig von Gerlach unterstützten diese Position, indem sie auf ein vorliberales, feuda­ les Verständnis von Grundeigentum zurückgingen, das nicht eine absolute Verfügungsgewalt umfasse, sondern auch Lasten übernehmen müsse. Der Fortschrittsliberale Rudolf Virchow sah dagegen die Vertretung des öffent­ lichen Wohls in der Gemeinde, die deshalb befugt sein müsse, private Rechte zu beschränken. Die sozialpolitische Potenz des Gesetzeswerks wurde in den 1870er Jahren allerdings noch nicht voll erkannt.9 Bei der Diskussion über die später so genannte »Lex Adickes« seit 1892 rückte jedoch der soziale Gedanke, zugunsten des Gemeinwohls, nämlich der Bekämpfung des Wohnungselends, das Privateigentum zu beschränken, ganz in den Vordergrund. Der von dem F rankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes im preußischen Herrenhaus eingebrachte Entwurf sah Zo­ nenenteignung und Zwangsumlegung von Grundstücken vor, um zusam­ menhängendes Bauterrain zu gewinnen. Widerstände aus Grundbesit­ zerkreisen führten allerdings zur Verzögerung. Die schließlich 1902 verkündete F assung, die inhaltlich erheblich abgeschwächt war und nur mehr für Frankfurt galt, spiegelte noch einmal den Einfluß der Eigentümer­ interessen wider.10 Motoren der Aufwertung des Gemeinwohls auf Kosten des Privatinteres­ ses waren mithin oft die Kommunalverwaltungen. Die Ausweitung der städtischen Leistungsverwaltung und der sogenannte Munizipalsozialis­ mus ließen es nur konsequent erscheinen, die Eigentumsfreiheit in immer weiteren Bereichen, in denen man das öffentliche Interesse berührt sah, einzuschränken, schließlich auch in der Bau- und Geschichtspflege. An der Jahrhundertwende hatte sich diese Tendenz in vielen Stadtverwaltungen durchgesetzt, die Verfechter der absoluten Baufreiheit waren hier längst in der Defensive. So postulierte ein Münchner Magistratsreferent 1902 bei einer Diskussion um eine Baubeschränkung aus Gründen von Ästhetik und Naturschutz, »daß das öffentliche Interesse das Interesse eines Einzelnen überwiegt und daß derjenige, welcher ein Grundstück erwirbt, damit nicht 367 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

auch schon ein Recht zur beliebigen Bebauung und Ausnützung desselben erworben hat«.11 In grundsätzlicher Weise formulierte Gustav Struck­ mann, der nationalliberale Hildesheimer Oberbürgermeister, am 5. Juni 1907 bei der Debatte im preußischen Herrenhaus über das preußische Verunstaltungsgesetz die kommunale F orderung: »Das ganze Zusammen­ leben gebildeter Menschen besteht in Beschränkungen, die sich jeder gefallen lassen muß, weil er eben nicht allein da ist, sondern auch noch andere neben ihm ihr Leben nach ihren Neigungen suchen wollen. Und deshalb muß es gestattet sein, auch auf diesem Gebiete [der Bau-, Natur­ und Denkmalpflege - W. S.] Einschränkungen vorzuschreiben, um ein harmonisches gemeinsames Zusammenleben, in dem die verschiedenen Neigungen der einzelnen sich betätigen können, zu ermöglichen; es muß gestattet sein, auch hier, wo es sich um F ragen der Kunst und Schönheit handelt, den einzelnen eine gewisse Beschränkung aufzuerlegen, damit nicht alles, was unseren Städten, unserer Landschaft und unseren Ortschaf­ ten zum Schmucke gereicht, in ständiger Gefahr sich befindet, beliebig der Vernichtung anheimzufallen.«12 Gemeingut war diese Position indes noch lange nicht. Zum einen wider­ setzten sich Eigentümerkreise. Der preußische Entwurf eines Verunstal­ tungsgesetzes von 1907 stieß im Abgeordnetenhaus auf die »schwersten Bedenken«. Die Beschränkungen des Privateigentums wollte man nur gegen eine »entsprechende Entschädigung an die betroffenen Grund­ eigentümer« hinnehmen.13 Zum anderen vermochten auch viele Kom­ munalpolitiker die Bedeutung einer ästhetischen Baupflege nicht zu erken­ nen. Noch im Jahr 1911 beklagte der Berliner Jurist Paul Alexander-Katz die »Schattenseite des städtischen Gemeindelebens, daß mit ihm so häufig eine Abneigung gegen ideale Güter Hand in Hand geht und einseitig nur materiellen Erfolgen nachgestrebt wird«. Dabei meinte er nicht einmal pure Gewinninteressen, sondern eine eingeengte Vorstellung vom Ge­ meinwohl. Auch die »wertvollsten und erhabensten baulichen Erinne­ rungsstücke an die Geschichte des Heimatlandes, an das Werden der Stadt, die herrlichsten Kunstbauten« würden »kurzer Hand verschwinden ge­ macht, wenn es sich um Errichtung eines Kommunalbades oder um die Anlage eines Schweinemarktes handelt«.14 Die über Kommunalpolitik, Baurecht und Verunstaltungsgesetzgebung immerhin langsam verbreitete Vorstellung, daß auch die Ästhetik ein öf­ fentliches Interesse begründe und zu Beschränkungen der Eigentümer­ macht berechtige, gab allerdings den Begriff des absoluten Eigentums noch nicht prinzipiell auf, sondern wollte lediglich die Verfügungsgewalt unter bestimmten Bedingungen den nun als höherrangig eingeschätzten Zielen des Gemeinwesens unterordnen. Die F luchdiniengesetze, die auch die Möglichkeit der Enteignung enthielten, spiegelten diese Entwicklung wi368 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

der. Das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900, das selbst den Eigen­ tumsbegriff gar nicht definierte, sondern nur die Rechte des Eigentümers umschrieb, ließ zwar die »im öffentlichen Interesse erfolgende Entziehung, Beschädigung oder Benutzung einer Sache, Beschränkung des Eigenthums und Entziehung oder Beschränkung von Rechten« per landesgesetzlicher Vorschrift zu. ls Es demonstrierte aber gerade dadurch, daß prinzipiell und a priori die Eigentumsfreiheit noch absolut galt. Immerhin überließ es dem Landesgesetzgeber zu entscheiden, ob Denkmalpflege und Heimatschutz zu den öffentlichen Interessen zu zählen seien. Auch Rechtswissenschaft und Rechtsprechung beharrten auf dem liberalen Eigentumsbegriff, und die Verwaltungsjuristen verzögerten die Ausweitung des Denkmalschutz­ rechts, indem sie auf die Eigentumsproblematik verwiesen, parlamentari­ sche Widerstände, langwierige Rechtsstreitigkeiten und unberechenbare Entschädigungsforderungen prognostizierten. Auf lange Sicht konnten die Juristen eine sukzessive Ausdehnung der öffentlichen Interessen auf den Sektor der Kultur nicht verhindern. Damit bahnte sich an der Jahrhundert­ wende freilich ein neuer Grundsatzkonflikt an, der Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und kulturell-ästhetischen Zielen.

b) Wirtschaßsinteressen und Heimatpflege Über die F rage des Privateigentums im engen Sinn hinaus wurden ord­ nungspolitische und ökonomische Bedenken gegen das Ästhetik- und Denkmalschutzrecht erhoben. Denn eine Reihe von gesetzlichen Bestim­ mungen beschränkte mittelbar die wirtschaftliche Betätigungsfreiheit. Die Reichsgewerbeordnung ließ es zu, gewerbliche Anlagen in bestimmten Ortsteilen zu unterbinden oder nur mit Auflagen zu genehmigen.16 Zahl­ reiche Vorschriften des Landesrechts ermöglichten es den Behörden, Elek­ trizitätsanlagen und -leitungen, F abriken und Reklame zu verhindern. Dagegen wandten sich die organisierten wirtschaftlichen Interessen. Sie interpretierten derartige Vorschriften ordnungspolitisch als Angriff auf die Gewerbefreiheit, ökonomisch als Hindernis nüchterner Kostenkalkulation und Gewinnoptimierung. Hinzu kam, daß Verunstaltungs- und Denk­ malschutzgesetze sowie Ortssatzungen zu erheblichen Eingriffen in De­ tails der Bautätigkeit führen konnten. F orm, F arbe und Material von Neubauten konnten vorgegeben werden. Auch dies interpretierten die Vertreter der betroffenen Branchen als Zwang zu veralteten, möglicher­ weise qualitativ minderwertigen, vor allem aber teureren Materialien und Verfahrensweisen, damit als Bedrohung der wirtschaftlichen Rentabilität. Hinter alledem stand letztlich die Grundsatzfrage, ob es sich bei Denkmal­ schutz und Heimatpflege um weltfremde und industriefeindliche Bewe369 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

gungen handele, ob sie also eine prinzipielle Abkehr von der Moderne zum Ziel hätten, oder ob es ihnen lediglich darum gehe, Fehlentwicklungen zu korrigieren und ungewollte Begleiterscheinungen der Moderne zu mil­ dern. Beispielhaft für den Konflikt stehen die Diskussionen um Verunstal­ tungsgesetze. Sie riefen regelmäßig den Protest organisierter wirtschaftli­ cher Interessen hervor. So wandte sich in Sachsen eine Initiative von Industriellen, und zwar zunächst von Dachpappenfabriken, die das Verbot des F lachdachs fürchteten, gegen den 1907 vorgelegten Entwurf eines Verunstaltungsgesetzes. Kritisiert wurde, »daß das ästhetische Gefühl, der Geschmack, über den sich bekanntlich streiten läßt, im Gegensatze zu allen redlichen Erwerbsinteressen nach Schema F in eine allgemein gültige Uniform hineingepreßt wird«.17 Die Regierung versuchte sich demge­ genüber als Vertreterin des Gemeinwohls zu präsentieren. Zum einen verwies sie auf kulturelle Ideale, denen in der Öffentlichkeit Vorrang vor rein ökonomischen Interessen eingeräumt werde und welche die Politik folglich zu berücksichtigen habe, die eine hinreichende Legitimation für staatliche Eingriffe in individuelle Interessen böten. Der Gedanke der Heimatpflege habe nämlich, so der sächsische Ministerialdirektor Walter Schelcher im Oktober 1908, »gegenüber der fortschreitenden Industriali­ sierung des deutschen Landes und besonders unsers engeren Vaterlandes, gegenüber dem rücksichtslosen Walten des Erwerbsgeistes, gegenüber den Auswüchsen der Reklame mit steigender Macht immer weitere Kreise ergriffen«.18 Zum anderen bestritt die Regierung auch die Behauptung der Kritiker, das Gesetz sei ökonomisch unvernünftig. Beabsichtigt werde gerade, »den Schutz und die Pflege ländlicher Bauweise zu erreichen, ohne höhere Kosten zu verursachen, unter Berücksichtigung der Anforderungen des modernen Verkehrs- und Erwerbslebens und unter Verwertung von billigem Baumaterial«.19 Die Verfechter der Regierungsvorlage reklamier­ ten die »Sparsamkeit« für den Heimatschutz und betonten die »wirtschaft­ lichen Vorzüge einer heimatlicheren Bauweise«, während die Gegner dem »Irrtum« unterlägen, »die ästhetischen F orderungen aller Heimatschutz­ interessen seien kostspielig und nicht vereinbar mit den F orderungen einer zeitgemäßen, praktischen und billigen Bauweise«. Selbst wenn der Hei­ matschutz einige Industriebetriebe benachteilige, komme er doch vielen anderen mittelständischen Betrieben zugute, deren handwerkliche F ähig­ keiten nunmehr wieder zur Geltung kämen.20 Insofern beanspruchte die sächsische Regierung auch, mit der Beschränkung industrieller Willkür eine Schutzpolitik für das einheimische Handwerk zu betreiben. Die betroffenen Zeitgenossen hielten das Verunstaltungs- und Denkmal­ schutzrecht keineswegs für ein marginales Problem, sondern interpretier­ ten es als Angriff des Staats auf die liberale Wirtschaftsordnung schlechthin.

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Den organisierten Wirtschaftsinteressen stand hier die Heimatbewegung gegenüber, die den Anspruch erhob, für das Gemeinwohl einzustehen. Denn die Vereine und Verbände der Denkmalpflege- und Heimatschutzbe­ wegung des Kaiserreichs waren nicht mehr bloß bürgerliche Assoziationen zur Selbstbildung der Mitglieder. Sie wollten vielmehr allgemein erziehend und läuternd in der Gesellschaft wirken und konkret Verbesserungen durchsetzen, von Museumsgründungen über Gesetzesnovellierungen bis hin zur Blockierung landschafts- oder denkmalgefährdender Bauprojekte. In dieser Hinsicht stellten sie selbst mithin ebenfalls Interessenverbände dar, die zwar nicht materielle Interessen, sondern in erster Linie ideelle Ziele ihrer bildungsbürgerlichen Klientel verfolgten, damit aber mittelbar auch den Status des Bildungsbürgertums in der Gesellschaft verteidigen und heben wollten. Der Konflikt zwischen Heimatbewegung und wirtschaftlichen Interes­ sen trat in aufsehenerregender Weise nach der Jahrhundertwende bei der Diskussion um die Stromschnellen am Rhein bei Laufenburg hervor.21 Die Stromschnellen, in Baden an der Schweizer Grenze gelegen, sollten einem Wasserkraftwerk geopfert werden; nach der Planung handelte es sich um das bis dahin größte in Europa. Die umliegenden Gemeinden und die badische Regierung erhofften sich davon neben dem Prestigeerfolg die Ansiedlung neuer Industriebetriebe und einen wirtschaftlichen Auf­ schwung der ganzen Region. »Solchen industriellen Unternehmungen gegenüber«, meinte der badische Innenminister im Jahr 1900, müßten »Rücksichten auf landschaftliche Schönheiten zurücktreten«.22 Die Hei­ matbewegung und namentlich der 1904 gegründete »Bund Heimat­ schutz« entfachten daraufhin eine breite Kampagne, um das Naturdenkmal Stromschnellen gegen kapitalistisch-ökonomische Interessen und »echt amerikanische«23 Großmannssucht zu retten. Presseartikel und Aufrufe, Unterschriftenlisten und Landtagseingaben erzielten tatsächlich eine er­ hebliche öffentliche Wirkung, zumal Persönlichkeiten des öffentlichen und wissenschaftlichen Lebens wie der liberalsoziale Politiker F riedrich Nau­ mann, die Nationalökonomen Werner Sombart und Adolph Wagner, der Soziologe Max Weber sowie der Bodenreformer Adolf Damaschke die Forderungen der Heimatbewegung unterstützten. Allerdings provozierte die Kampagne auch die Gegenwehr der Befürworter des Kraftwerkspro­ jekts in den Gemeinden und in der Wirtschaft. Am Ende entschied sich die badische Regierung aus wirtschaftspolitischen Erwägungen für das Vorha­ ben, und der Heimatschutz mußte sich damit begnügen, auf eine schonen­ de und formschöne Gestaltung der Anlage hinzuwirken. Doch trug die öffendiche Kontroverse dazu bei, die beiderseitigen Interessen organisato­ risch zu festigen. Der »Bund Heimatschutz« fand Aufmerksamkeit und Zulauf und galt als anerkannte Vertretung von Landschafts- und Denk371 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

malschutzinteressen, während beispielsweise der »Bund der Industriellen« 1911 eine »Kommission zur Beseitigung der Auswüchse der Heimat­ schutzbestrebungen« schuf und zudem ein »Verband der Reklame-Interes­ senten« entstand. Das prägte freilich auch den Eindruck, ökologisch­ kulturelle und ökonomisch-liberale Ziele stünden sich unversöhnlich gegenüber. Die in die Gesellschaft zielende Interessenpolitik der Heimatbewegung kollidierte bei zahlreichen weiteren Debatten über den Schutz einzelner landschaftlicher und baulicher Werte gegen F abrikanlagen und Reklame mit ökonomisch-kapitalistischen Interessen. Es blieb deshalb ein besonde­ res Anliegen der Heimatbewegung, neben dem sozialen und ökologischen Nutzen auch die Wirtschaftsverträglichkeit eines konsequenten Heimat­ schutzes zu beweisen.24 Das stärkte, wie sich schon in der sächsischen Diskussion gezeigt hatte, die Position der Verwaltungen gegen industriel­ len Lobbyismus und verbesserte die Chancen zur Durchsetzung des neuen Verunstaltungs- und Denkmalschutzrechts. Entsprechend unterstützten auch preußische Heimatvereine den Verunstaltungsgesetzentwurf der Ber­ liner Regierung gegen ökonomisch begründete Einwände. So formulierte etwa der »Rheinische Verein« in einer Petition an das Abgeordnetenhaus, es hätten »sowohl die älteren Fabrikanlagen im Bergischen wie die Ausfuh­ rung einzelner großer Lagerhäuser und Schleusenbauten in den letzten Jahren gezeigt, daß bei Berücksichtigung der einfachsten Anforderungen an Gliederung und Silhouetten Wirkung durch solche industriellen Anla­ gen, wiederum ohne wesentliche Erhöhung der Kosten, selbst eine schöne und monumentale Wirkung zu erzielen ist«.25 Daß ein Gewerbebau ästhetischen Bedürfnissen genügen müsse und könne, wurde auch auf dem »Tag für Denkmalpflege« ausgesprochen. Gleichzeitig diskutierte man, Reklameausschüsse aus Vertretern von Heimatschutz und Wirtschaft ein­ zurichten, um die Kritik des »Verbands der Reklame-Interessenten« abzu­ wehren und den wirtschaftlichen Nutzen heimatangepaßter Werbung zu zeigen.26 Allerdings wurde der Heimatbewegung oft die ökonomische Kompe­ tenz abgesprochen. Nur wenige Ökonomen waren in der Bewegung ver­ treten. Einige Geschichtsvereine konnten zwar, etwa gerade im Rheinland, eine gewisse Zahl nicht unbedeutender Industrieller aufweisen. In den Heimatvereinen aber fanden sich auf örtlicher Ebene allenfalls kaufmän­ nisch tätige Honoratioren. In den Verbänden, auf Bundes- und Län­ derebene, dominierte ganz das Bildungsbürgertum teils freiberuflich-auto­ didaktischer, teils universitärer oder fachwissenschaftlicher Prägung. Den Ausnahmen kam dadurch eine gewisse Schlüsselrolle quasi als Kronzeugen zu. Dazu zählte der Nationalökonom Carl Johannes F uchs. F uchs hatte sich an der modernen Reformuniversität Straßburg 1890 habilitiert, seit 372 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

1897 lehrte er als ordentlicher Professor in Freiburg, seit 1908 in Tübin­ gen. Er hatte von Beginn an eine fuhrende Stellung in der deutschen Heimatbewegung inne, so zunächst im »Badischen Landesverein Hei­ matschutz« und dann in der »Württembergischen Kommission für Landes­ geschichte«, zudem im »Bund Heimatschutz« als stellvertretender Vorsit­ zender. In mehreren Schriften versuchte er, die Haltung der Heimat­ bewegung zur modernen Wirtschaftsordnung verständlich zu machen.27 Fuchs stellte selbst allerdings ebenfalls keine exakten Berechnungen über Rentabilitätsfragen an. Er stützte sich in dieser Hinsicht auf die Vorarbeit der sächsischen Behörden sowie auf allgemeine Ausführungen der Archi­ tekten und Städtebautheoretiker Karl Henrici und Theodor F ischer.28 Zudem betonte er ähnlich wie später die sächsische Regierung im Zu­ sammenhang mit dem Verunstaltungsgesetz, daß eine Beeinträchtigung der Industrie durchaus dem traditionellen Handwerk zum Vorteil gerei­ chen könne, daß also der Heimatschutz nicht bloß ästhetische Interessen verfolge, sondern eine ganze Kultur mitsamt ihrer Wirtschaftsweise zu schützen beabsichtige und insofern auch ökonomischen Nutzen haben könne. Hier führte er den erwähnten F all des Laufenburger Wasserkraft­ werks an, durch den die traditionelle Lachsfischerei vernichtet werde. Ferner erwähnte Fuchs, daß die Pflege alter Stadtbilder und die heimadiche Bauweise vielerorts dem Fremdenverkehr zugute kämen und folglich gera­ de wirtschaftlich motiviert sein könnten; »so vermag die sonst kulturell an sich wenig erfreuliche ›F remdenindustrie‹ hier auch einmal Gutes zu stiften«. Die Beschränkung des Privateigentums diene dabei dem Gesamt­ interesse der Kommune. Im übrigen bestritt Fuchs aber gar nicht, daß auch materielle Opfer erforderlich sein könnten, um herausragende Objekte der Kulturgeschichte oder Natur zu bewahren.29 Im Grunde ging es Fuchs jedoch weniger um konkrete Rentabilitätser­ wägungen, sondern um die Stellung des Heimatschutzes zur wirtschaftli­ chen Moderne schlechthin. In den Ursprüngen hatten namhafte ideologi­ sche Vorkämpfer der Heimatbewegung wie Ernst Rudorff alle Elemente der modernen zivilisatorischen Entwicklung, vom F remdenverkehr über Fabrikanlagen bis hin zum Kapitalismus, in eins gesetzt, eine grundsätzlich ablehnende Haltung zur Industrialisierung bezogen und sich damit den Ruf weltfremder Reaktion erworben. Nach der Gründung des »Bundes Heimatschutz« gewannen die Stimmen an Gewicht, die auf eine kritische Begleitung und Beeinflussung der Industrialisierung setzten. Die Ziele des Heimatbundes, so auch F uchs, seien »keineswegs rückschrittlich, reaktio­ när oder romantisch«, »wir denken nicht daran, dem Rad der Entwicklung, auch der wirtschaftlichen, in die Speichen zu fallen, um es aufzuhalten oder gar zurückzudrehen, was wir doch nicht vermöchten - aber wir können und wollen es lenken^ daß es nicht unnötig die Schönheiten unserer Heimat 373 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

zermalmt und uns nicht hinabführt in den Abgrund rohen Protzentums und verlogenen Prunks, sondern hinauf auf die Höhen wahrer Kultur«.30 Fuchs setzte sich trotz dieser versöhnlich klingenden Bemerkung doch von denen ab, die eine bloß systemimmanente, gewissermaßen loyale Opposition gegen den Kapitalismus wünschten. Er machte klar, daß es »um nicht mehr und nicht weniger als um eine Einschränkung der Gewerbe­ oder richtiger Erwerbsfreiheit, des modernen Kapitalismus, des Strebens nach dem höchstmöglichen Gewinn« gehe. Heimatschutz bedeute »Kampf gegen den Kapitalismus im Wirtschaftsleben«.31 Zwar plädierte er entschieden dafür, Denkmaleigentümern bei einer Beschränkung von Nut­ zung oder Bauvorhaben eine Entschädigung zuzusprechen. Und er er­ kannte sogar an, daß es sich vielfach als unumgänglich erweise, Kultur- oder Naturgüter der wirtschaftlichen Entwicklung zu opfern. Selbst im Fall der Laufenburger Stromschnellen könne der Bedarf an Energie vielleicht den Bau des Kraftwerks rechtfertigen, jedoch nur, »wenn der Ertrag dieser Ausnützung der Naturkräfte auch der Allgemeinheit zufällt, nicht einer Minderheit von Privatpersonen, von Aktionären«. Eine »jede solche Ver­ nichtung eines idealen Schönheitsgutes, das der Gesamtheit zur Verfügung gestanden hatte«, verlange »gebieterisch die bodenreformerische F orde­ rung, daß diese Naturkräfte verstaatlicht werden müssen ... und keinesfalls in Privateigentum gegeben werden dürfen«. Der Heimatschutz solle dann nur mehr die Aufgabe übernehmen, durch einen Preiswettbewerb »eine Durchführung des Projekts ohne Vernichtung der bestehenden Natur- und Kulturschönheit zu ermöglichen«.32 F uchs sprach sich damit im Sinne der Bodenreformbewegung zwar für die industrielle Modernisierung, aber gegen Spekulation und privatkapitalistische Aneignung aus. Die Ästhetik gerate dabei allenfalls in Konflikt mit individuellen wirtschaftlichen Interes­ sen, nicht jedoch in Gegensatz zu volkswirtschaftlichen Zielen. Und dazu rechnete er auch sozialreformerische Intentionen. Die »Höhen wahrer Kultur« nämlich, die er durch lenkende Eingriffe in die wirtschaftliche Entwicklung anstrebte, sollten nicht wie »früher nur von einer privilegier­ ten Minderheit beschritten« werden, sondern »jetzt allen zugänglich ge­ macht werden«. Das sei »der einzige wahre Sinn des modernen technischen Fortschritts«.33 Ganz ähnlich wie F uchs forderte auch der Jenaer Kunsthistoriker und Denkmalpflegepropagandist Paul Weber am 4. Oktober 1905 in einem Vortrag beim »Bundestag deutscher Bodenreformer« in Berlin das Zusam­ mengehen von sozialer und kultureller Reformbewegung. Er hob deshalb die Übereinstimmungen zwischen der Bodenreformbewegung, die für Modernisierung, Industrialisierung, Stadterweiterung und sogar Massen­ wohnungsbau plädieren mußte, um ihre sozialen Forderungen durchzuset­ zen, und den eher konservierenden Heimat- und Denkmalpflegebestre-

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bungen hervor. Beide hätten »einen gemeinsamen Feind«, den »Egoismus des Einzelnen oder des Konsortiums«. Auch Weber stellte sich nicht grundsätzlich gegen die Moderne. Allerdings könnten »Bodenreform, Denkmalpflege und Heimatschutz, wenn sie einig vorgehen, den Strom der Entwicklung leiten«. Denn »nicht die moderne Entwicklung an sich« sei abzuwenden, »nur ihre Auswüchse, die sich bilden infolge der Profit­ gier, Spekulation und Geschmacklosigkeit des Einzelnen oder des Konsor­ tiums«, gelte es zu beschneiden. Gegen »Privatspekulation« und »Bauspe­ kulation«, sowohl die größten F einde einer Heimat- und Denkmalpflege als auch die Ursachen der sozialen Not, biete die Bodenreformbewegung mit ihrem Zug zur Stärkung des Gemeinwesens wirkungsvolle Instrumen­ te: die Verstaatlichung der Wasserkräfte, angesichts des Laufenburg-F alls für die Heimatbewegung besonders attraktiv, die Vermehrung des kommu­ nalen Bodenanteils in der Stadt, welche die Handlungsfreiheit in der Verkehrspolitik erhöhe und damit die Schonung historischer Baubestände erleichtere, und die städtische Wertzuwachssteuer, also eine zumindest partielle Abschöpfung der Wertsteigerung von Grundstücken zugunsten der Allgemeinheit, die Bauspekulation behindere und somit ebenfalls zum Erhalt von Altbauten beitrage.34 Für die Modernisten in der Denkmalpfle­ ge- und Heimatschutzbewegung sollte somit die modernisierungsbeglei­ tende, intentional konservative, funktional erneuernde Reform von Eigen­ tumsrecht und Wirtschaftordnung die kulturpolitischen Ziele verwirkli­ chen helfen und zugleich zur sozialen Öffnung wie zur erzieherischen Entfaltung der Kultur beitragen.

c) Inhalt des Eigentumsrechts, Gemeinwohl und Denkmalschutz seit der Jahrhundertwende Mit dem vor allem von Fuchs proklamierten Ziel, die von der Gemeinschaft auf Kosten der privaten Willkür geschaffenen und geschützten Kulturwerte allen Schichten zugänglich zu machen, war ein Aspekt angesprochen, der unmittelbar mit der Diskussion um Denkmalschutz und Eigentum zusam­ menhing, jedoch nur selten ausdrücklich vertieft wurde. Vor allem der Berliner Jurist Josef Kohler, der wiederholt die Beziehung von Denkmal­ schutz und Eigentumsrecht diskutierte, wies darauf hin, daß Objekte, die »so bedeutsam sind, daß sie nicht zerstört und nicht ins Ausland geschafft werden dürfen«, der logischen Konsequenz gemäß »auch so wichtig« seien, »daß ihre Kenntnisnahme dem Publikum nicht vorenthalten werden darf«. »Man konserviert die Sachen nicht, um sie zu konservieren, sondern damit sie als Bildungsmittel höchsten Ranges dienen.« Es stehe »nicht im Belieben eines Privateigners«, »Kulturelemente ... der Menschheit zu 375 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

entziehen«. Selbst bei Privateigentum müsse folglich »zur Verpflichtung der Unterhaltung und der Kontrollgestattung noch die Verpflichtung hinzukommen, die Besichtigung mindestens an gewissen wiederkehrenden Tagen gegen mäßiges Eintrittsgeld zu erlauben«.35 Damit war eine sehr pragmatische Möglichkeit aufgezeigt, unmittelbar sozial orientierte Denkmalpflege zu betreiben. Wie der Beweis der Wirt­ schaftsverträglichkeit von Heimatpflege sollte auch die sozialpolitische Argumentation Widerstände gegen Eingriffe in Gewerbefreiheit und Pri­ vateigentum abbauen helfen. Ideell ging es um den immer wieder pro­ pagierten Bildungswert des Heimat- und Denkmalschutzes. Die Stiftung von kultureller Identität, die mentale Bindung an Heimat und Gemeinwe­ sen, rechtfertigte sich ohne weiteres als öffentliches Interesse und staatliche Aufgabe. Juristisch war freilich eine differenziertere Legitimation erforder­ lich, um die Gemeinpflichtigkeit des Eigentums an Denkmälern und Hei­ matwerten zu begründen. Dabei rückte das deutsch-rechtliche Eigentums­ verständnis in den Vordergrund. Die Diskussion um den Vorrang des römischen oder des deutschen Rechts wurde unter nationalen Vorzeichen zwar schon seit dem Untergang der napoleonischen Herrschaft geführt.36 Auch ließ sich das Bemühen, den deutsch-rechtlichen Eigentumsbegriff wiederzubeleben, bereits in der Diskussion um das preußische Enteig­ nungsgesetz von 1874 erkennen. Es kam, wie gezeigt, den Interessen der Kommunalverwaltungen entgegen. Doch erst seit den 1880er Jahren und mit der Vorbereitung des Bürgerlichen Gesetzbuchs gewann die deutsch­ rechtliche Interpretation in der rechtswissenschaftlichen und politischen Diskussion sprunghaft an Einfluß, und nach der Jahrhundertwende erlang­ te sie die Oberhand. Exemplarisch dafür standen zwei Reichsgerichtsurteile von 1902 und 1916, die den römisch-rechtlichen Eigentumsbegriff zugun­ sten des deutsch-rechtlichen Begriffs einer an Pflichten gebundenen Verfü­ gungsgewalt verwarfen.37 Zu den herausragenden Vertretern der germanistischen Rechtsschule zählte in wilhelminischer Zeit der Berliner Jurist Otto (von) Gierke. Gierke ging von der »Eigentumsordnung des deutschen Mittelalters« aus. Dort trug nach seiner Interpretation das Eigentum »Schranken in seinem Be­ griff«. Es war »nicht ein im Gegensatz zu anderen Rechten unumschränk­ tes (absolutes) Recht«. Seine Nutzung war nicht der Willkür überlassen, sondern an die Rechtsordnung gebunden und »mit Pflichten gegen die Familie, die Nachbarn und die Allgemeinheit durchsetzt«.38 Zwar habe in der Neuzeit der abstrakte, unbeschränkte, individualistische, rein privat­ rechtliche Eigentumsbegriff des römischen Rechts häufig dominiert, zu­ letzt sogar noch in beträchtlichen Bereichen des Bürgerlichen Gesetz­ buchs. Doch sei es nicht gelungen, das deutsche Recht ganz auszuschalten. Selbst das Bürgerliche Gesetzbuch bewahre viele deutsch-rechtliche Lan376 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

desbestimmungen. Gerade diesen Beständen deutschen Rechts widmete Gierke seine Aufmerksamkeit. Das Eigentum könne »die Sache nur inner­ halb des vom öffentlichen Recht frei gelassenen Bereiches ergreifen; die private Sachherrschaft muß vor der öffentlichen Sachherrschaft zurücktre­ ten und im Kollisionsfalle weichen«. Das gelte auch für bewegliche Sachen und erst recht für Grundstücke. »Denn die Grundstücke bilden zugleich den vaterländischen Boden, der als Gebiet den Staatskörper und dessen Gliederbau trägt.« In Privateigentum befindliche Sachen waren damit »gleichzeitig unmittelbarer Gegenstand eines mannigfach abgestuften öf­ fentlichen Herrschaftsrechts«. Gierke sprach diesem Herrschaftsrecht des Gemeinwesens zwar abweichend vom mittelalterlichen deutschen Rechts­ verständnis keinerlei Ober- oder Miteigentumscharakter mehr zu, ordnete es aber unzweideutig dem individuellen Privateigentum vor. Er beharrte überdies darauf, daß das Eigentum weiterhin »mit Pflichten durchsetzt« sei, »auch heute Schranken in seinem Begriff« trage und an der Rechtsord­ nung, den Gesetzen und dem öffentlichen Interesse seine Grenzen finde.39 Damit konnte praktisch jede Beschneidung der privaten Verfügungsgewalt über Eigentum legitimiert werden. Die Ideologie des deutsch-rechtlichen Eigentumsbegriffs gewann vor allem an Bedeutung, weil sie eine Antwort auf die politischen und sozialen Konflikte der Zeit zu ermöglichen schien, ohne einem international orien­ tierten Sozialismus Vorschub zu leisten. Sie proklamierte, daß Gesellschaft und Gemeinschaft dem Individualeigentum historisch und sachlich voran­ gingen, und führte mit der geschichdichen Ableitung zu einer Verknüp­ fung von nationaler, eben deutscher Tradition und gemeinschaftsbilden­ der, eben sozialer Aufgabe. Aus »sozialen und ethischen Grundgedanken heraus«, so F riedrich Endemann in seinem »Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts«, habe man »in neuerer Zeit die F orderung gestellt, auch das Eigenthum stärker zu binden und den höheren Zwecken des allgemeinen Wohls dienstbar zu machen«.40 Endemann selbst teilte die in seinem Werk aus dem Jahr 1900 allerdings noch distanzierter referierte Auffassung, »daß der rechtlichen Vorstellung des Eigenthums die von der Rücksicht auf die Gemeinschaft gebotenen Grenzen immanent seien«.41 In der Ausgabe von 1905 formulierte er schon apodiktisch, »daß es ein absolutes und schran­ kenloses Eigentum überhaupt nicht gibt«.42 Obwohl das Eigentumsrecht einerseits das »grundsätzlich unbeschränkte«, »oberste und vermutlich umfassendste Recht« an einer Sache darstelle, beruhe es doch andererseits »auf der Anerkennung und schaffenden Kraft der Rechtsordnung«. »Die Rechtsordnung erzeugt nicht zunächst eine absolute Macht, die nachträg­ lich eingeengt wird: sondern bei der Schaffung des Eigentumsrechtes bereits werden seinem Inhalte die äußeren und rechtlichen Schranken gesetzt, die durch die Anschauung und Interessen der Volksgesamtheit als 377 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

geboten erscheinen«. Das Eigentumsrecht gewähre lediglich »eine recht­ lich und sozial gebundene Herrschaft«. Eine Entschädigung wollte Ende­ mann deshalb auch nur bei der Entziehung des Eigentumsrechts zugeste­ hen. Sofern lediglich, beispielsweise durch polizeiliche Bestimmungen, »die im Eigentumsbegriffe selbst liegenden Schranken zu allgemeiner Durchfuhrung zu bringen« waren, sei eine Entschädigung dagegen nicht gerechtfertigt.43 Der deutsch-rechtliche bigentumsbegrirt wurde nach seiner Durchset­ zung auch auf die Nutzbarkeit für das Baurecht sowie für das Natur- und Denkmalschutzrecht hin geprüft. Gerade hier bot er sich als Anknüpfungs­ punkt an. So führte Josef Kohler 1894 aus, daß »jedes Eigenthum seine Schranke« habe und »nicht nur die Noth des Daseins«, sondern »auch die Wissenschaft und der ästhetische Genuß« dafür die Begründung bieten könnten. Die »Idee des schrankenlosen Individualeigenthums« finde »an den Kulturaufgaben der Menschheit Widerstand«. F olglich sei eine »Be­ schränkung des Eigenthums statthaft ..., wonach die Werke der Architektur nicht einfach vernichtet werden dürfen, wonach der Eigenthümer von Alterthümern und bedeutenden Kunstgegenständen sie erhalten und der Wissenschaft und dem ästhetischen Genuß preisgeben muß«. Bei alledem handele es sich noch nicht um eine Eigentumsentziehung, sondern ledig­ lich um »eine nähere Bestimmung der Art und Weise, wie der Eigenthümer seine Sache benutzen darf und soll«. Auch die Enteignung hielt Kohler aber für ein angemessenes Mittel des Denkmalschutzes. Allerdings verlang­ te er zugleich, dem Denkmaleigner für die durch öffentliche Auflagen verursachte »Störung, Stockung und Belästigung eine genügende Entschä­ digung zu Theil« werden zu lassen.44 Kohler stand in seinen Ausführungen zum Verhältnis von Denkmal­ schutz und Eigentumsrecht noch relativ isoliert. Mit der Jahrhundertwen­ de setzte dann eine intensive juristische Diskussion über diese F rage ein. Dazu trug die neue, etwa mit den Namen Alois Riegl und Georg Dehio verbundene Denkmaltheorie bei, die neben dem individuellen Charakter der Objekte deren Wirkung in der Gesellschaft diskutierte und beispiels­ weise die Funktionen für die Volksbildung und für die nationale Identität hervorhob. Nach Gierkes Vorstellung war eine willkürliche Nutzung gera­ de des Grundeigentums »mannigfach verengt und teilweise nahezu besei­ tigt«, und die »einschneidendsten Beschränkungen« sah er hier im Bereich der Baupolizei.45 Auch Endemann rechnete die Ästhetikbestimmungen des Baurechts, beispielsweise den Schutz von historischen Ortsbildern, zu den Grenzen des Eigentumsrechts. Darüber hinaus konstatierte er die Möglich­ keit, im öffentlichen Interesse, beipielsweise zum Zwecke des Denkmal­ schutzes, zur »Freilegung einer Kirche oder eines Schlosses«, Eigentum zu entziehen, dies allerdings nur gegen eine Entschädigung.46 Der Tübinger 378 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Deutsch-Rechtler Arthur Benno Schmidt reklamierte Denkmalpflege und Heimatschutz 1914 sogar als ureigenste F elder seiner Disziplin, gehe es hier doch zum einen um den Schutz der »Zeugen unserer nationalen Vergangenheit«, und das hieß der »Rechtsquellen unserer deutschen Rechtsgeschichte«, zum anderen um die Erhaltung der Heimadandschaft und der »Eigenart unseres deutschen Volkslebens«.47 Schmidt verband in charakteristischer Weise die deutsch-rechdiche Be­ gründung mit nationalpädagogischen und volkswirtschaftlichen Argumen­ ten. So verwies er zunächst auf die kulturstaatliche Notwendigkeit der »Erziehung unseres Volkes zu nationalem Denken«, wobei den Denkmä­ lern »als Zeugen für die geschichtliche Entwicklung eines Volkes« wie als »Maßstab« eine Schlüsselfunktion zukomme, und sodann unter Berufung auf Carl Johannes F uchs auf die volkswirtschaftlichen Werte, »die der Staat als Hüter des nationalen Reichtums im Interesse künftiger Generationen gegen Raubbau sichern muß«. Daraus folgten »das Interesse der Allge­ meinheit an der Erhaltung ideeller Werte« sowie »Recht und Pflicht des Staates, auf dem Wege der Rechtsordnung Vorschriften zur Herbeiführung eines wirksamen Schutzes zu treffen«. Aus dem so nachgewiesenen öf­ fentlichen Interesse ergab sich die Rechtmäßigkeit einer gesetzlichen Be­ schränkung des Privateigentums. Dies aber war für Schmidt die »Kardinal­ frage« des Denkmalrechtes, denn er kam zu dem Schluß, daß »ein wirk­ samer nationaler Denkmalschutz« die »stärkere Einengung des unbegrenz­ ten Verfügungsrechts des Privateigentümers« voraussetze.48 Karl Heyer ging 1912 in seiner juristischen Marburger Dissertation über »Denkmal­ pflege und Heimatschutz im Deutschen Recht« noch einen Schritt weiter. Wie F uchs und Weber stand er der Bodenreformbewegung nahe. Der Boden sollte zum »Eigentum der Gesamtheit« werden. Auf diesem Wege meinte Heyer auch die Ziele der Heimatschutzbewegung ohne weitere eigentumsrechtliche Konflikte verwirklichen zu können. Die in den Augen der Gemeinschaft, konkret der exekutierenden Natur- und Denkmal­ schutzbehörden, erforderlichen Verfügungsbeschränkungen könnten dann nämlich »in Form einer Vertragsbedingung dem Erbpächter oder sonstigen Nutzungsberechtigten des Bodens auferlegt« werden.49 Damit deutete sich über die bloße Gemeinpflichtigkeit des Eigentums hinaus nach der Jahrhundertwende ein neues Paradigma des Eigentumsver­ ständnisses an. Die Denkmäler wurden dabei quasi dem öffentlichen Eigen­ tum zugeschlagen und waren den Besitzern nur mehr zur Nutzung unter gewissen Bedingungen überlassen. Zumindest wurde ein Mitbesitzrecht der Gemeinschaft behauptet. Im Grunde ging diese Idee auf die Anfänge der modernen Denkmalpflege zurück. Schon der Abbe Henri Grégoire hatte Anfang der 1790er Jahre die Kunstschätze F rankreichs gegen revolu­ tionären Vandalismus schützen wollen, indem er sie zu »monuments pu379 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

blies«, zum nationalen Kulturgut des gesamten französischen Volks, erklär­ te.50 Das bezog sich zwar noch nicht speziell auf Privateigentum, sondern auf die in der Französischen Revolution besonders bedrohten monarchi­ schen, aristokratischen und klerikalen Denkmäler. Der Grundgedanke ei­ ner nationalen Verpflichtung gegenüber den herausragenden Werken der Vorfahren, ganz gleich in wessen Besitz sie sich befanden, lieferte aber ein wirkungsvolles Legitimationsprinzip für die staatliche Denkmalpflege ge­ nerell. Hundert Jahre später wurde dieses Prinzip, erweitert um romantische, historistische und deutsch-rechtliche, aber auch um sozial- und bodenre­ formerische Einflüsse, in Deutschland erneut und verstärkt rezipiert, wenn auch weniger unter Berufung auf die französische Tradition als vielmehr unter Verweis auf eine entsprechende Bemerkung Johann Wolfgang von Goethes aus dem Jahr 1799.51 Ernst Rudorff reklamierte den Grundge­ danken 1880 für die Heimatbewegung und sprach, bezogen auf die Natur, von einem »idealein] Mitbesitz an Gottes Erde, der dem Menschen als Menschen gebührt«.52 Georg Dehio erweiterte diesen Anspruch auf Kul­ turgüter und formulierte 1901 im Streit um das Heidelberger Schloß, daß an einem Denkmal von derartiger Bedeutung »das ganze deutsche Volk ideeller Mitbesitzer« sei.53 In der Folge interpretierte man das Prinzip dann geradezu in einen materiellen Mitbesitz um. Der Kunsthistoriker Paul Weber drückte dies 1905 vor dem »Bundestag deutscher Bodenreformer« mit dem noch vorsichtigen und juristisch unscharfen Verweis auf den »soziale[n] Gedankefn]« aus, daß »die Allgemeinheit ein gewisses An­ recht«, »nach der Auffassung unserer Zeit« sogar »ein gewisses Mitbesitz­ recht an dem künstlerischen Erbe der Vergangenheit« habe.54 Auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Lübeck 1908 formulierte Weber schon dezi­ dierter, daß »die Allgemeinheit ... heute eine Art Mitbesitzrecht an den Denkmälern der Vergangenheit« beanspruche.55 Das Mitbesitzrecht der Gemeinschaft folgte dabei aus Begriff und Wesen des Denkmals, das eben nicht nur für sich selbst stand und somit nicht nur der Verfügungsgewalt des jeweiligen Eigentümers, sondern auch der Verfü­ gungsgewalt der Nation, der Gemeinschaft der Vergangenen, Lebenden und Zukünftigen, unterworfen war. Diese Vorstellung wurde, wie erwähnt, durch die deutsch-rechtliche Literatur beeinflußt, ging aber weiter als Otto Gierke selbst, der für Privatsachen lediglich ein öffentliches Herrschafts­ recht, kein Miteigentum oder Mitbesitzrecht behauptete.56 Im unter­ schwelligen Sozialisierungsanspruch fand sich darüber hinaus das Gedan­ kengut der Bodenreformbewegung wieder. Das 1908 für die Praxis der preußischen Denkmalpflege zusammengestellte Rechtshandbuch von Her­ mann Lezius setzte ebenfalls einen Mitbesitz der Öffentlichkeit am Denk­ malbestand voraus und zog daraus die juristische Konsequenz. Die »natio380 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

nalen Denkmäler« stellten für Lezius, als Korrelat der »Errungenschaften des Volkes auf geistigem Gebiete«, den »sächlichen Besitzstand des Landes in kunst- und kulturgeschichtlicher Beziehung« dar. Damit rechtfertigte Lezius »das Recht und die Pflicht« des Staates, Denkmalpflege auch unter »Anwendung staatlicher Zwangsmittel« zu betreiben und so Gemeinwohl und »öffentliche Wohlfahrt« zu heben.57 Derartige Äußerungen formulierten somit nicht nur ein idealistisches Postulat, sondern dienten als konkrete Legitimation denkmalschutzrecht­ licher Eingriffe. Das Ausland war dabei vorangegangen. Während die deutschen Staaten noch durchweg das Privateigentum eximierten oder zumindest erheblich privilegierten, sah die rigide Gesetzgebung des 19. Jahrhunderts in Griechenland, der Türkei und Ägypten schon alle Denk­ mäler als Staatseigentum und auch Private nur als »Besitzer von Na­ tionalgut« an.58 Zunächst sollten derartige Bestimmungen vor allem den Erhalt von F unden sowie den Schutz gegen die Ausfuhr beweglichen Kunstguts garantieren. Genaugenommen lag dem System der Klassierung und der Aufstellung einer Liste der für die Nation oder das Gemeinwesen wertvollen Denkmäler, wie es 1887 im französischen Denkmalschutzge­ setz mit beträchtlicher Vorbildwirkung fixiert wurde, ebenfalls die Vorstel­ lung eines öffentlich-staatlichen Miteigentums an Kulturdenkmälern zu­ grunde. Nach der Jahrhundertwende ging dieses Modell auch in das Recht der deutschen Staaten ein. Das hessische Denkmalschutzgesetz von 1902, das die zwangsweise Eintragung von privaten Objekten in die Denkmalliste erlaubte, legte es implizit zugrunde. Die Begründung eines braunschwei­ gischen Verunstaltungsgesetzes von 1911 formulierte explizit, daß »die Bau- und Naturdenkmäler eines Landes gleichsam der Gesamtheit angehö­ ren«.59 Die badische Regierung rechtfertigte in ähnlicher Weise die Zugrif­ fe auf Kirchengut, die im Gesetzentwurf von 1913 vorgesehen waren. In seiner Stellungnahme vom November 1913 wies das Erzbischöfliche Ordi­ nariat F reiburg entrüstet die Behauptung zurück, kirchliche Kulturdenk­ mäler seien »Besitz des ganzen Volkes«.60 Kirchliche wie profane Kritiker warfen dem Staat vor, mit der sozialen Neuinterpretation des Eigentums und der Ausweitung des Enteignungsrechts sozialistischen Tendenzen die Bahn zu bereiten.61 Das lag freilich nicht im Sinne der Initiatoren des neuen Denkmalschutz­ rechts. Die Ideologie des deutschen Rechts sollte als Alternative zu marxi­ stischen Ansätzen für die Interessen des Denkmalschutzes nutzbar ge­ macht werden. Die gesamte Denkmalschutzgesetzgebung seit der Jahr­ hundertwende schien so als Teil der sozial motivierten, in einer deutschen Rechtstradition wurzelnden Einschränkung der Eigentumsfreiheit legiti­ miert.62 Am hessischen Gesetz von 1902 hatte tatsächlich mit Arthur B. 381 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Schmidt ein Vertreter der germanistischen Rechtslehre mitgewirkt,63 und das Gesetz galt als Muster einer konsequenten Realisierung des Eigentums­ begriffs der germanistischen Rechtsschule.64 Roderich Stintzing sah 1910 in seiner juristischen Dissertation zum »Heimatschutz durch Eingriff in den Rechtskreis Privater« in Hessen ein spezielles System des »dinglichen Denkmalschutzes« verwirklicht. Der Eigentümer sei bei einer Eintragung seines Objekts in die Denkmalliste »nicht mehr der freie Herr über sein Grundstück«, denn »ein Teil seiner Verrugungsbefugnis« sei »auf die öffentliche Gewalt übergegangen«. Es komme nun auf die Abgrenzung der Verfugungsrechte von Eigentümer und öffentlicher Gewalt an. Im extre­ men F all könne dies »bis zu einer völligen Vernichtung der Baufreiheit« gehen. Demgegenüber herrsche im Heimatschutzrecht der übrigen Staa­ ten - Stintzing konnte hier allerdings erst auf das Bau- und Verunstaltungs­ recht nach preußischem, badischem und bayerischem Modell zurückgrei­ fen - das System der »ästhetischen Polizei«, das noch von der völligen Freiheit des Eigentums ausgehe und eine Beschränkung nur zur »Aufrecht­ erhaltung eines ästhetisch zufriedenstellenden Zustandes«, also nur im Fall einer »Störung« erlaube.65 Unabhängig von dieser grundsätzlichen, in der zeitgenössischen Litera­ tur recht einflußreichen Unterscheidung stimmten freilich die Entwürfe und Gesetze, die zum Denkmalschutzrecht seit der Jahrhundertwende vorgelegt wurden, in der Argumentationsweise überein. Sie verwendeten beinahe alle den aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch entnommenen, aber erst durch die germanistische Rechtslehre aufgefüllten Begriff des öffentli­ chen Interesses, um staatlichen Denkmalschutz und Eigentumsbeschrän­ kungen zu rechtfertigen.66 Darüber hinaus stellten sie beinahe sämdich in bestimmten Fällen das Instrument der Enteignung bereit, nach dem Urteil Friedrich Wilhelm Bredts »das letzte und durchgreifendste Mittel für den Schutz der unserer Pietät anvertrauten Denkmäler der Vergangenheit«,67 namentlich um, wie es in Hessen fixiert war, die Freilegung eines Denkmals zu ermöglichen oder um die Erhaltung eines vom Verfall bedrohten Objekts zu gewährleisten. Der Eigentümer hatte dabei Anspruch auf eine Entschädigung. Umgekehrt sollte das allgemeine Enteignungsrecht für die Denkmalpflege nutzbar gemacht werden. In Baden war das Enteignungs­ gesetz von 1899 gemäß dem Gesetzentwurf zum Denkmalschutz von 1913 als wichtigstes Instrument der Denkmalpflege vorgesehen. In Bayern sollte das 1908 im Entwurf vorliegende Enteignungsgesetz die Eigen­ tumsentziehung zur »Erhaltung historisch oder künstlerisch wertvoller Gebäude und Anlagen samt Zubehör« erlauben, während man ein speziel­ les Denkmalschutzgesetz weder für notwendig noch für durchsetzbar hielt.68 In Preußen fungierte ebenfalls das Enteignungsrecht seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Instrument der Denkmalpflege.69 382 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Auch die Instrumentalisierung des Enteignungsrechts für den Denkmal­ schutz konnte sich auf die germanistische Rechtslehre berufen. Arthur B. Schmidt hielt die Enteignung in dem vom hessischen Denkmalschutzge­ setz gesteckten Rahmen für gerechtfertigt, zumal auch hier eine Entschädi­ gung im Fall der Enteignung und bei einigen weiteren für den Eigentümer erheblich belastenden Auflagen wie dem Versagen einer Abbruchgeneh­ migung eingeräumt war. Dies wurde von anderen Deutsch-Rechtlern be­ fürwortet.70 Die Entschädigungspflicht zeitigte allerdings ambivalente Wirkungen. In gewissen F ällen stärkte sie den Eigentümer, der geradezu ein Recht auf die Enteignung und Auszahlung erwirken konnte, wenn er sein Objekt verfallen ließ und den Staat zum Eingreifen zwang. Im hessi­ schen Gesetz und in einigen weiteren Entwürfen war darüber hinaus ein formeller Enteignungsanspruch unter bestimmten Umständen für den Fall vorgesehen, daß erhebliche Auflagen eine weitere Unterhaltung des Ob­ jekts durch den Eigentümer unzumutbar erscheinen ließen.71 Damit hatte die rechtliche Umsetzung der Gemeinwohlbindung des Eigentums zu­ gleich neue Chancen für spekulative Verhaltensweisen der Eigentümer geschaffen. d) Sozialpflichtigkeit des Eigentums in der Weimarer Republik

Schon vor dem Ersten Weltkrieg bezeichneten Vertreter der Heimat- und Denkmalpflegebewegung, so Georg Dehio im Jahr 1905, ihre Ziele als »sozialistisch«, handele es sich doch um ein Gebiet, wo das Interesse der »Gesamtheit« das »Interesse des Individuums« überwiege und eine »Be­ schränkung des Privateigentums« unabdingbar sei.72 Im Weltkrieg wurde dieses sozialistische Element der Denkmalpflege als geradezu spezifisch deutsch interpretiert. Für Cornelius Gurlitt ging es »um den Kampf zweier grundverschiedener Auffassungen des Verhältnisses des Bürgers zum Staat, der französischen und der deutschen«. Während F rankreich »das höchste Ideal in der F reiheit« sehe, »das heißt im Rechte des Einzelnen, seinem eigenen Willen gemäß zu handeln«, denke man in Deutschland »an die Freiheit der anderen«, an das Beste der »Allgemeinheit«. »Der Staat, die ihm verliehene ausgleichende Gewalt, die den Bürger in seinem Wollen und Tun beschränkt, wird von uns als sittlich und notwendig anerkannt.«73 Im Krieg häuften sich die stereotypen Hinweise deutscher Denkmalpfleger, daß, wie etwa Paul Clemen 1915 formulierte, Denkmäler sogar »nicht einer Nation, sondern der ganzen Kulturwelt« gehörten.74 Dies diente zwar offenkundig zur Rechtfertigung des deutschen Vorgehens in den besetzten Gebieten. Aber die Vorstellung, daß es sich bei Denkmälern um 383 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

»Gemeingut aller« handele,75 wurde als Erbe des Kriegs in die Eigentums­ diskussion der Republik hinübergerettet. In der Revolution von 1918/19 schien sich generell ein neues Eigen­ tumsverständnis durchzusetzen. Der Anspruch, Gemeinwohl und soziale Aufgaben des Staats über die individuelle Willkür der kapitalistischen Eigentümerinteressen zu setzen, und weitgehende Sozialisierungsforde­ rungen beherrschten die Diskussion. Obwohl derartige Pläne scheiterten, schlug sich der Stimmungswandel noch in den Verfassungsberatungen der Nationalversammlung nieder. Friedrich Naumann etwa verlangte, unter die Grundrechte den Satz »Der Grund und Boden ist Nationaleigentum unter privater Benutzung« aufzunehmen.76 Die Weimarer Verfassung vom IL August 1919 vollzog zwar keine Sozialisierungen, räumte aber die Mög­ lichkeit dazu ein. Zudemfixiertesie in Artikel 153 Absatz 3 erstmals in der deutschen Verfassungsgeschichte neben der Garantie des Instituts Eigen­ tum auch dessen Sozialpflichtigkeit mit den Worten: »Eigentum ver­ pflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein für das Gemeine Beste«.77 Da sie es, was im wesentlichen der bisher üblichen Rechtspraxis und der Anschauung der Rechtswissenschaft entsprach,78 dem Gesetzgeber über­ ließ, »Inhalt« und »Schranken« des Eigentums zu fixieren, und darüber hinaus eine Enteignung, allerdings »nur zum Wohle der Allgemeinheit und auf gesetzlicher Grundlage« sowie »gegen angemessene Entschädigung«, zuließ, stand der Durchsetzung des öffentlichen Interesses gegen individu­ elle Eigentümerwillkür scheinbar nichts im Wege. Dabei eingeschlossen war auch der Bereich der Kulturpolitik und insbe­ sondere der Denkmalpflege. Denn die Verfassung erklärte in Artikel 150 Natur- und Kulturdenkmalpflege ausdrücklich zur staatlichen Aufgabe.79 Der Rechtswissenschaftler Konrad Beyerle, der als Zentrumsabgeordneter in der Nationalversammlung an dem Denkmalschutzartikel der Verfassung federführend mitgewirkt hatte, hob auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Eisenach im September 1920 hervor, daß sich die Bestimmung gegen den Mißbrauch der eigentumsrechtlichen Verfügungsgewalt richte. Die Verfas­ sung habe auch in diesem Bereich den sozialen Gedanken einer »Überwin­ dung der Ichsucht zugunsten der Allgemeinheit« anerkannt.80 Albert Hen­ sel stellte in seiner 1928 erschienenen Abhandlung zum Artikel 150 deshalb eine unmittelbare Beziehung zur Sozialpflichtigkeit des Eigentums nach Artikel 153 her und leitete daraus ab, der Verfassungsgeber habe die Denkmalpflege als Beschränkung des Eigentums, jedoch nicht als Enteig­ nung qualifiziert und damit den Verzicht auf eine Entschädigung vorge­ schrieben. Auch Artikel 150 enthalte zwar gewissermaßen ein Grundrecht, aber dessen Träger sei kein Individuum, sondern die Kulturgemeinschaft schlechthin, die es gerade gegen das Individuum, gegen die Verfügungs­ gewalt des Eigentümers, wahrnehmen könne,81 384 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Im Grundsatz war somit die sozialpolitische Funktion von Denkmalpfle­ ge durch die Artikel 150 und 153 verfassungsrechtlich legitimiert. Reich wie Länder leiteten daraus Handlungsbefugnisse und Möglichkeiten zum Eingriff in privates Eigentum ab. Gleichwohl lebte in der Weimarer Zeit die Debatte um Eigentumsrecht und öffendiches Interesse wieder auf. Ähnlich wie ein Bodenreformgesetz sowie Städtebaugesetze in Preußen und im Reich82 scheiterten auch mehrere Entwürfe zu Denkmalschutzgesetzen nicht zuletzt - abgesehen vom Konflikt mit der Kirche - an der Eigentums­ problematik. Zum Erstarken der Widerstände und zur sukzessiven Rück­ nahme der Sozialbindung des Eigentums trug das Reichsgericht mit aufse­ henerregenden Urteilen bei, die eine Abkehr von der Gemeinwohlmaxime, wie sie in früheren, sogar noch kaiserzeidichen Reichsgerichtsurteilen vertreten worden war, anzeigten. Gegen die von der Weimarer Verfassung garantierte Allmacht des Gesetzgebers und gegen sozialpolitische F orde­ rungen schob das Reichsgericht die Sozialpflichtigkeit des Eigentums als zweitrangigen Programmsatz beiseite und interpretierte jedes dingliche oder persönliche private Vermögensrecht als Eigentum. Demnach stellte jede Beschränkung der Verfügungsgewalt schon eine Entziehung von Eigentumsrechten dar und war entschädigungspflichtig. Zahlreiche Nut­ zungsbeschränkungen aus den unterschiedlichsten Bereichen, von der Was­ serwirtschaft über den Gesundheitsschutz bis hin zum Natur- und Denk­ malschutz, wurden damit im Prinzip entschädigungspflichtig und unter den Bedingungen der ökonomischen Krise und knapper öffentlicher Haus­ haltsmitte) praktisch undurchführbar.83 F olgenreich für den Denkmal­ schutz waren vor allem das sogenannte Galgenberg-Urteil und ein Urteil zum F luchtliniengesetz. Der Galgenberg, eine germanische Grab- und Wehrstätte an der Elbe­ mündung bei Cuxhaven, das zum Stadtstaat Hamburg gehörte, war in die Hamburger Denkmalschutzliste eingetragen.84 Ein benachbartes Grund­ stück wollte dessen Eigentümer als Sand- und Kiesgrube nutzen, und er fing bereits mit der Ausschachtung an. Die Hamburger Denkmalschutz­ behörde glaubte dadurch Bestand und Eindruck des Galgenbergs gefähr­ det. Sie trug auch die Sandgrube als Umgebung des Denkmals in die Denkmalliste ein, wie es nach dem Hamburger Denkmal- und Natur­ schutzgesetz vom 6. Dezember 1920 zulässig war, und verbot dem Eigen­ tümer die vorgesehene wirtschaftliche Nutzung. Das Hamburger Denk­ malschutzrecht sah dafür keine Entschädigung vor. Der Eigentümer be­ trachtete das als faktische Enteignung, klagte gegen den Staat Hamburg und bekam durch das Urteil des Reichsgerichts vom 11. März 1927 recht. Die Rechtsvertreter Hamburgs beharrten darauf, daß das Hamburger Recht lediglich eine nach Artikel 153 der Weimarer Verfassung zulässige Bestimmung von »Inhalt« und »Schranken« des Eigentums enthalte, eine 385 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

dem Denkmalschutz widersprechende Nutzung eines Gegenstands oder Grundstücks aber vom Eigentumsbegriff nicht mehr gedeckt sei und die auferlegten Beschränkungen folglich keine Enteignung darstellten. Dem­ gegenüber hielt das Reichsgericht hier die Sozialpflichtigkeitsklausel der Weimarer Verfassung nicht für anwendbar. Vielmehr handele es sich nach Artikel 153 der Reichsverfassung um eine entschädigungspflichtige Enteig­ nung. Eine solche liege schon dann vor, wenn das Recht des Eigentümers, mit seinem Objekt »nach Belieben zu verfahren, zugunsten eines Dritten beeinträchtigt wird«.85 In einem weiteren Urteil vom 28. F ebruar 1930 unterstrich das Reichsgericht seine Position. Das Urteil betraf Paragraph 13 des preußischen F luchdiniengesetzes von 1875. Dieser ermöglichte es, durch die Aufstellung von F luchtlinienplänen Grundstücke zu F reiflächen zu erklären, die nicht mehr bebaut werden dürften. Eine Entschädigung war nicht vorgesehen. Da das Reichsgericht in der Bestimmung eine Enteignung sah, die nach Artikel 153 der Weimarer Verfassung entschädi­ gungspflichtig war, erklärte es den betreffenden Paragraphen für ungül­ tig.86 Ein beträchtlicher Teil der Rechtslehre folgte der Argumentation des Reichsgerichts, daß auch bei einer bloßen Beschränkung der Eigentums­ nutzung von Enteignung gesprochen werden könne, zumal wenn dadurch die vorgesehene Nutzung völlig unmöglich gemacht wurde, wie es bei­ spielsweise im Hamburg der F all war. Walter Jellinek wollte zumindest den Unterschied zwischen entschädigungspflichtiger Enteignung und bloßer Nutzungsbeschränkung am Grad und an der Tiefe der Eigentumsbeschrän­ kung ablesen, also einen fließenden, auch historisch wandelbaren Enteig­ nungsbegriff verwenden. Damit stand er dem Gedankengang des Reichs­ gerichts nicht ganz fern.87 Er zählte aber grundsätzlich den Schutz eines Denkmals vor der Zerstörung zu den im Eigentumsbegriff liegenden Schranken und hielt ihn deshalb nicht für entschädigungspflichtig.88 Allerdings zog das Reichsgericht auch viel grundsätzliche Kritik auf sich. Der Enteignungsbegriff verlor mit den Urteilen seine Eindeutigkeit, ver­ merkte etwa Otto Kirchheimer, und konnte künftig praktisch beliebig auf Maßnahmen angewendet werden, die der Staat im öffentlichen Interesse vornehmen wollte. Denn in Hamburg wurden »bestimmte konkrete nutz­ bare Rechte« gerade nicht »auf den Sachwalter der Öffentlichkeit über­ tragen«, und es wurde auch »niemandem ein errechenbarer Wert zugeführt«.89 Albert Hensel wertete das Galgenberg-Urteil, sollte es grundsätzlich für den Denkmalschutz nach Artikel 150 der Reichsverfas­ sung angewendet werden, schlicht als »das Todesurteil dieses Kulturzwei­ ges«.90 Joseph Krayer sah dem staadichen Denkmalschutz überhaupt »den Boden entzogen«. Da nämlich alle Denkmalschutzgesetze abgesehen von der Möglichkeit zur Enteignung im engen, klassischen Sinn Auflagen und 386 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Eigentumsbeschränkungen ohne jede Entschädigung vorsahen, widerspra­ chen sie nach dem Urteil des Reichsgerichts dem erwähnten Passus des Artikels 153 der Weimarer Verfassung, wonach eine Enteignung nur »ge­ gen angemessene Entschädigung« zulässig war. Die Denkmalschutzgesetze wären demnach samt und sonders ungültig. Aber auch wenn man nicht so weit gehe, sei in der Praxis doch an einen staadichen Denkmalschutz nicht mehr zu denken. Die Entschädigungskosten, die nunmehr für jede Auflage gewährt werden müßten, könnten die einzelnen Ländern nicht tragen.91 So wuchs das Unbehagen daran, daß der »Widerspruch zwischen zwei Wertordnungen«, der »Kulturwertordnung«, wie sie in der Reichsverfas­ sung und auch in Artikel 150 festgelegt war, und der »privatwirtschaftli­ chen Wertordnung«,92 der Gegensatz zwischen dem politischen und ver­ fassungsrechtlichen Anspruch auf Kultur- und Sozialstaat einerseits, der gesellschaftlichen Realität des Wirtschaftsegoismus und der Rechtspre­ chung andererseits, sich vergrößerte und das Gemeinschaftsideal preisgege­ ben wurde. Josef Kohler, der seit 1894 die Bindung des Eigentums an Gemeinschaftsordnung und Staatsziele propagierte, beklagte schon 1919 die »›Hypertrophie‹ des Eigentümerwillkürgedankens«.93 Carl Johannes Fuchs konnte 1930 seine 1905 publizierten Gedanken zum Thema »Hei­ matschutz und Volkswirtschaft« wieder aufgreifen. Nach wie vor bejahte Fuchs die industrielle Modernisierung grundsätzlich, »denn man muß zuerst leben können, um die Heimat zu schützen«. Zunächst gelte es, »einer wachsenden Bevölkerung auf einem gegebenen Territorium minde­ stens ein menschenwürdiges Dasein zu schaffen«.94 Aber die Industrie müsse sich an dem Wohlergehen nicht der Privatwirtschaft, sondern der Volkswirtschaft orientieren, und diese stimme mit den Zielen des Heimat­ schutzes überein. Denn sie liefere die materielle Basis für das höhere Ziel, die immaterielle Kultur der Gesamtheit, zu der wieder die Heimat als zentraler Bestandteil gehöre. Das »Wesen des Kapitalismus«, nämlich »schrankenloses Gewinnstreben des einzelnen« und »der platte privatwirt­ schaftliche Nützlichkeitsstandpunkt«, stünden dem entgegen. Die »Ein­ schränkung des Kapitalismus« und die »Unterordnung der Einzelinteres­ sen unter das Gesamtinteresse« seien in der Summe Ziel der Volkswirtschaft wie des Heimatschutzes.95 Die Kritiker eines absoluten privaten Eigentümerrechts verstanden die Heimatpflege somit nicht bloß als Interesse von einzelnen Individuen oder gesellschaftlichen Gruppen, sondern als gesamtgesellschaftliche, ganzheit­ liche Aufgabe der Gemeinschaft. Sie gingen übereinstimmend davon aus, daß, wie Joseph Krayer 1930 formulierte, »in der Denkmalpflege Werte nationaler, ethischer, sozialer und wirtschaftlicher Art liegen, deren Erhal­ tung für die Geltung des Volkes als Kulturnation wesendich mitbestim­ mend« sei, und daß daraus ein öffendiches Interesse an der Denkmalpflege 387 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

folge.96 Unterschiede zeigten sich allerdings in der rechtlichen Begründung und der politischen Zielrichtung zwischen kulturstaatlichen, deutsch­ rechdichen, sozialstaadichen und völkischen Positionen. Erstens: Die Praktiker in den Kultus- und Denkmalschutzbehörden, die eigendichen Vertreter einer kulturstaadichen Position, waren unmittelbar mit den verwaltungsinternen, juristischen und öffentiichen Widerständen konfrontiert. Auf der einen Seite demonstrierten sie deshalb eine ausglei­ chende, realistische Haltung. Nicht immer, so 1923 der Regierungsrat im badischen Kultusministerium Karl Asal, habe das wirtschaftliche Privatin­ teresse dem öffentlichen Interesse zu weichen.97 Auf der anderen Seite behaupteten die Praktiker auch offensiv das Steuerungsmonopol des Kul­ turstaats. Vor allem propagierten sie ungehemmter als selbst die Deutsch­ Rechtler die juristisch anfechtbare Vorstellung, der Denkmalbestand gehö­ re zum Nationaleigentum. Für den preußischen Ministerialrat Kubier etwa ging es 1920 beim Denkmalschutzrecht um »eine Art Sozialisierung des Kunstbesitzes«.98 Er verstand dies durchaus positiv als Demonstration, daß für das Gemeinwohl das Eigentumsrecht zu beschränken sei.99 Die Denkfigur eines Nationaleigentums an der kulturellen Überliefe­ rung hatte eine wesentliche praktische Konsequenz, vor der die germanisti­ sche Rechtslehre zwar zunächst zurückschreckte, die für die Praktiker aber zentrale Bedeutung hatte. War ein Eigentumsrecht der Öffentiichkeit, das de facto nur der Staat ausüben konnte, erst einmal anerkannt, konnte eine Entschädigung für Maßnahmen des Denkmalschutzes schlechterdings nicht mehr gefordert werden, denn der Staat beschnitt keine Eigentums­ freiheit, sondern übte lediglich seine eigene aus. Einige Denkmalschutzver­ fugungen der frühen Weimarer Republik, so zwei Kunstschutzverordnun­ gen des Reichs von 1919 und 1920 sowie ein württembergisches Gesetz von 1920, verweigerten tatsächlich dem Eigentümer klassierter bewegli­ cher Denkmäler eine Entschädigung für Verfugungsbeschränkungen und wendeten sich damit von den Grundsätzen der älteren Gesetzgebung ab.100 So begrüßte auch der ehemalige hessische Ministerialrat Maximilian von Biegeleben 1928 den von der preußischen Regierung vorgelegten Gesetz­ entwurf, weil er anders als das hessische Gesetz von 1902 im Grundsatz keine Entschädigungspflicht mehr kannte,101 während der Verwaltung fer­ ner stehende Juristen die Beschränkungen des Privateigentums, beispiels­ weise die Möglichkeit einer zwangsweisen Eintragung in die Denkmalliste, mit deutlicher Skepsis als »Sozialisierung« bezeichneten.102 Der Kunsthi­ storiker Paul Clemen wiederum warnte 1931 in Zusammenhang mit der Diskussion um ein Kunstausfuhrgesetz dringend davor, die Entschädi­ gungsfrage in das Gesetz aufzunehmen. Darin liege eine »ganz große öffendiche Gefahr für die Denkmalpflege«. »Schlafende Hunde soll man nicht aufwecken.«103 Auch andere Vertreter der Denkmalpflege wie der 388 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

badische Konservator der kirchlichen Denkmäler Joseph Sauer oder der Karlsruher Ministerialreferent Karl Asal sprachen sich gegen Entschädigun­ gen im Denkmalschutzrecht aus, unter Verweis auf die Sozialbindung des Eigentums und speziell auf den Charakter derjenigen Denkmäler, die »für die vaterländische Kultur von Bedeutung« waren, als »eine Art von Na­ tionalgut«. Wenn der preußische Referent F riedrich Haesler glaubte, dar­ auf nicht verzichten zu können, dann nur, weil er eine Prozeßlawine fürchtete, wenn die Entschädigungsfrage nicht im Gesetz geregelt war.104 Zweitens: Die germanistische Rechtslehre entwickelte die Ansätze der Jahrhundertwende weiter und behielt beträchtlichen Einfluß. Josef Kohler formulierte 1919 apodiktisch: »Das Eigentum unterliegt einer allgemeinen Ordnung im Interesse der wirtschaftlichen und geistigen Kultur.« Die Nutzung müsse auf die F örderung der allgemeinen Kultur hinzielen. Der Begriff »Beschränkungen des Eigentums« erwecke nur »den unrichtigen Schein, als ob es sich hier um ein von außen einwirkendes fremdes Element handelte. Nicht das Eigentum, sondern die Eigentümerwillkür wird be­ schränkt«. Die Beschränkung sei »in den Grundbegriffen des Eigentums enthalten«, »das soziale Element ebenso wichtig wie das individualisti­ sche«. Zu der Kulturordnung, an deren Wohlergehen das Privateigentum zu binden sei, rechnete Kohler gleichrangig drei Bereiche: »die Ordnung zur Pflege des Kunst- und Heimatsinnes, die Ordnung für die Interessen von Gesundheit und Sicherheit und die Sorge für die wirtschaftlichen Interessen«. Landschafts-, Ortsbild- und Denkmalschutz fielen für Kohler also unzweideutig unter die Eigentumsbindung.105 Klaus Knapp erkannte deshalb 1925 in seiner Untersuchung zum Verhältnis von Heimatschutz­ recht und Eigentümergewalt keinen Widerspruch zwischen dem Eigen­ tumsbegriff von Deutsch-Rechtlern wie Gierke, Endemann und Kohler einerseits und der Sozialpflichtigkeit des Eigentums nach der Weimarer Verfassung andererseits. Als Ziel und Inhalt des Eigentums sah er letztlich nicht das Privatrecht, sondern das öffendiche Recht an. Per Gesetz sei die Sozialbindung lediglich genauer zu fixieren. Eine Entschädigung sei für den gesetzmäßigen Denkmal- und Heimatschutz generell nicht nötig, wenn das Gesetz sie nicht ausdrücklich vorsehe.106 In der Konsequenz ging Knapp somit noch einen Schritt weiter als die ältere germanistische Rechts­ lehre. Auch und gerade nach dem Galgenberg-Urteil des Reichsgerichts von 1927 mußten Deutsch-Rechder darauf beharren, daß es ein völlig unbeschränktes Eigentum nicht gebe, vielmehr im Eigentumsbegriff selbst schon die jeweils vom Gesetzgeber genauer zu fixierenden Einschränkun­ gen mitgedacht seien. Unter Verweis auf die verfassungsrechdiche Ge­ meinverpflichtung des Eigentums konnte dann mit Joseph Krayer geschlos­ sen werden, daß denkmalpflegerische Auflagen »keine enteignungsmäßige Belastung vollwertigen Eigentums« darstellten, sondern »die Geltendma389 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

chung einer im Eigentum selbst liegenden Schranke« und also »dem Landesgesetzgeber entschädigungslos gestattet« waren.107 Den Schritt der Pragmatiker des Kulturstaats hin zur Vorstellung von einem Mitbesitz der Öffentlichkeit am Privateigentum oder gar einem staatlichen Obereigentum oder Nationaleigentum am Grund und Boden wollten Deutsch-Rechder bis 1933 allerdings nicht gehen. Der Jenaer Rechtswissenschaftler Justus Wilhelm Hedemann etwa, der sich selbst in die Tradition Gierkes stellte, sah 1930 »große Schwierigkeiten, daraus eine feste konstruktive F orm zu bilden«. Deshalb hielt er trotz der zahlreichen genossenschaftlichen, juristischen, sozialistischen, bodenreformerischen und marxistischen Bestrebungen und trotz der von ihm konstatierten Nachteile eines ungezügelten Individualismus und Liberalismus grund­ sätzlich an der Eigentumsfreiheit fest. Aber »als Gegenwert für dieses gerettete Privateigentum« postulierte er »eine ethische Bindung«, die »ihren halbjuristischen Niederschlag in einer Pflicht zu dienen gefunden« habe. So habe es die Reichsverfassung von 1919 mit der F ormulierung vorgezeichnet, die Nutzung des Eigentums solle »zugleich Dienst sein für das Gemeine Beste«. Den Ausweg aus der Eigentumsfrage sollte mithin die Orientierung am Primat des Staats bieten. Der Staatssozialismus, nicht verstanden als Sozialisierung im engen Sinn der Verstaatlichung, war die letzte Konsequenz der deutsch-rechdichen Theorie.108 Drittens: Die Verfechter einer sozialstaadichen Auslegung des Eigen­ tumsbegriffs standen im Grunde den deutsch-rechtlichen Gemeinschafts­ ideologen nicht ganz fern, wenn sie auch politisch oft gänzlich anderen Positionen zuzurechnen waren und am Ende der Weimarer Republik entgegengesetzte Wege gingen. Während Hedemann sich dem Natio­ nalsozialismus näherte und seine Theorie in völkischer Hinsicht weiterent­ wickelte, mußte ein Vertreter des sozialstaadichen Prinzips wie der Sozial­ demokrat Otto Kirchheimer 1933 Deutschland verlassen. Kirchheimer, ein Schüler Carl Schmitts, veröffendichte 1930 ein Werk über »Die Grenzen der Enteignung«. F ür Kirchheimer hatte die Weimarer Verfassung die Wende gebracht. Sie enthalte keine absolute Eigentumsgarantie, sondern habe die »Kategorien des bürgerlichen Verfassungsschemas aufgelöst«, die »Unverletzlichkeit des Eigentums« aufgegeben und eine »neue Abgren­ zung« des Privateigentums geschaffen. Der Staat habe nunmehr das Recht »zur positiven Normierung des Eigentums-Machtbereichs«. Und das Ei­ gentum sei nicht bloß beschränkt worden, sondern müsse der Allgemein­ heit dienen, ihm sei selbst »eine soziale Pflicht ... immanent«.109 Das bezeichnete nach Kirchheimer den »Inhalt« des Eigentums nach dem Begriff der Weimarer Verfassung. Darüber hinaus sah er in der Verfassung auch »Schranken« des Eigentums, die im Einzelfall durch eine Enteignung, für ihn die »Wegnahme eines Besitzes«, wirksam gemacht werden konnten. 390 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Der Staat, so die Schlußfolgerung, müsse die Grenzen setzen, »an denen die private Machtsphäre des Einzelnen dem organisierten Willen der Ge­ samtnation gegenüber zu weichen gezwungen ist«.110 Kirchheimer bezog dies auch auf den Bereich des Denkmalschutzes. Hier kritisierte er aus­ drücklich die Argumentation des Reichsgerichts im Galgenberg-Urteil. Kirchheimer ging es darum, den sozialstaatlichen Anspruch und demokra­ tischen Charakter der Eigentumsdefinition in der Weimarer Verfassung gegen alle Aushöhlungen zu bewahren. Er bestand auf dem prinzipiellen Recht des Gesetzgebers, die Eigentümerwillkür zu beschränken und den Inhalt des Eigentumsbegriffs immer neu zu fixieren.111 Viertens: Aus den divergierenden Ansätzen schöpfte schließlich die völ­ kische Interpretation des Eigentumsbegriffs, die quasi als Quintessenz der Diskussionen seit dem späteren 19. Jahrhundert über das Jahr 1933 hinaus­ wies. Was jetzt zum Eigentumsbegriff und zum Verhältnis von Privateigen­ tum und Denkmalschutz geschrieben wurde, war insofern nicht wirklich neu. Beispielhaft steht Justus Wilhelm Hedemann, der schon 1930 im ersten Band seines »Bodenrechts« aus der deutsch-rechtlichen Theorie staatssozialistische Schlußfolgerungen gezogen hatte und daran anknüp­ fend im zweiten Band von 1935 die nationalsozialistisch-völkische Theorie entwickeln konnte. Diese verwarf Liberalismus und Individualismus, kri­ tisierte den Vorrang der Wirtschaft vor dem Staat, ordnete über diesen aber noch Volk und Volksgemeinschaft. Auf juristischer Ebene kehrte sie sich von den Grundsätzen des römischen Rechts und vom Formalrecht ab und wandte sich einem organischen, rassisch begründeten, deutschen Volks­ recht zu, das »nicht eine Addition subjektiver Berechtigungen«, sondern »ein Recht der Pflichten« sein und zur Maxime »Gemeinnutz geht vor Eigennutz« erziehen solle.112 Wie das Eigentumsrecht konkret einmal aussehen könnte, ließ Hedemann offen. In jedem Fall wurde es weiter vom Privatrecht in das öffentliche Recht verschoben. Das Privateigentum am Boden sah Hedemann zwar nach nationalsozialistischen Grundsätzen ge­ währt, allerdings eventuell zum »Untereigentum« degradiert und rassisch bereinigt. Nur »Volksgenossen« würden es erwerben dürfen. Zudem durf­ te der Eigentümer genaugenommen nur mehr Treuhänder sein, der nach den Grundsätzen von Pflicht und Gemeinnutz seinen Boden verwaltete. Das Eigentum war, und damit schloß sich der Kreis zu den Ausführungen von 1930, nur »Diensteigentum«, oder, in Hedemanns Sichtweise, »vom Privateigentum zum Diensteigentum erhoben«. Nunmehr flossen »juristi­ sche Gestaltung« und »sittliche Anforderung« in eins.113 Wesentliche Elemente des neuen Eigentumsbegriffs, die Abkehr von individueller Verfiigungswillkür, die Anerkennung sittlich-kultureller Nor­ men der Eigentumsnutzung, die Gemeinwohlorientierung sowie der Pri­ mat von Volk und Staat vor der Wirtschaft, entsprachen den Erwartungen 391 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

und F orderungen der Denkmalpflege- und Heimatschutzbewegung. Wer­ ner Lindner, Geschäftsführer des »Deutschen Bundes Heimatschutz« seit der Vorkriegszeit und in der Phase der Machtergreifung bereits Mitglied der NSDAP, setzte 1934 in seiner programmatischen Schrift »Der Heimat­ schutz im neuen Reich« alle Hoffnungen auf die Möglichkeiten der neuen Regierung. Den Grund und Boden wünschte er als Volkseigentum der individuellen Verfügung entzogen, das Reich sollte die Länder ermächti­ gen, sich über die Eigentumsgarantie in Artikel 153 der Weimarer Verfas­ sung und über die Rechtsprechung der Reichsgerichte hinwegzusetzen und Natur- und Denkmalschutzgesetze zu erlassen. »Nur so lassen sich der rücksichtslosen Ausnutzung des Privateigentums auch ohne Entschädi­ gung die im Sinne der Volksgemeinschaft gebotenen Schranken setzen. Nur so kann die F orderung ›Gemeinnutz geht vor Eigennutz‹, unter Wahrung berechtigter Interessen des Eigentums, zu gebührender Geltung gebracht werden.«114 Die Kompetenz der Regierung, ihre eigene Ver­ fügungsgewalt zu definieren, sollte den Vorrang der kulturpolitischen Ziele und die Einordnung des Privateigentums endgültig garantieren. Somit profitierte der Nationalsozialismus von einem während der Weimarer Jahre gewachsenen und schließlich weitverbreiteten Unbehagen an der ungezü­ gelten F reiheit des Individuums, das in ökonomischer und sozialer, kultu­ reller und politischer Hinsicht von den Pflichten gegenüber der Gemein­ schaft entbunden worden sei. Die Rechtsprechung des Reichsgerichts, resümierte deshalb Willibalt Apelt im Jahr 1946, habe dazu beigetragen.115 In der Summe hatte Albert Hensel 1928 sicherlich nicht unrecht, wenn er für das 20. Jahrhundert »die sozialistische Seite des Denkmalschutzes« hervorkehrte.116 Die Pflege der historischen Überlieferung war tatsächlich seit der Jahrhundertwende zur sozialpolitischen Aufgabe des Staats gewor­ den. Erst jetzt, parallel zur Erweiterung des Denkmalverständnisses und zum Ausbau des Kulturstaats, wurde für den Sektor der ästhetischen Baupflege selbstverständlicher, was aus gesundheitlichen, verkehrspoliti­ schen und feuerpolizeilichen Gründen schon lange üblich war. Auch auf dem F elde der Kultur sollte sich nunmehr der private Eigentümer dem Interesse der Gesamtheit unterordnen. Die Anerkennung einer dem Eigen­ tum inhärenten Bindung an die Gemeinschaft, eines Primats des Ge­ meinwohls, vollzog sich dabei auf drei Ebenen. Auf politischer Ebene wurde schon während der letzten drei Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts das Gemeininteresse immer deutlicher über das Eigentümerrecht gestellt. Auf nationalökonomischer Ebene wurde die Rentabilität eines gemeinwohlori­ entierten Baurechts gegenüber der Eigentümer- und Wirtschaftswillkür errechnet und - langfristig, gesamtwirtschaftlich und ganzheitlich betrach­ tet - der Nutzen einer Eindämmung des Kapitalismus behauptet. Auf rechtswissenschaftlicher Ebene wurde der neuen Anschauungsweise durch 392 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

die Rezeption, Ideologisierung und Instrumentalisierung des sogenannten deutschen Rechts der Boden bereitet. Sozialkonservatismus und Reform, Zivilisationskritik, Kultur forde rung und Sozialpolitik schienen bei diesen Bestrebungen widerspruchsfrei ineinander aufzugehen. Der gemeinschafts­ orientierte Eigentumsbegriff war zwar politisch offen für sozialistische wie für völkische Instrumentalisierungen. Unter den Bedingungen der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre setzte sich aber eine nationalistische und schließlich völkisch gefärbte Sicht durch. Heimat- und Denkmalschutz nahmen keine Sonderrolle ein, vielmehr spiegelten sie die Konflikte und Krisen der gesellschaftlichen Entwicklung vom frühen Kaiserreich bis zum Ende der Weimarer Republik.

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Schluß: Die Verwaltung der Geschichte

In den Jahrzehnten von der Gründung des Kaiserreichs bis zum Ende der Weimarer Republik offenbarte sich eine frappierende Diskrepanz zwi­ schen gesellschaftlicher und staadicher Modernisierung einerseits, öffent­ licher und politischer Geschichtsorientierung andererseits. Eingangs wur­ de in Frage gestellt, ob diese Entwicklung mit dem ambivalenten Charakter der Denkmalpflege als konservative Modernisierung oder antimoderne Reform zu erklären sei. Dafür scheint indes die bildungsbürgerliche Zivili­ sationskritik am Fin de siècle zu sprechen, die als Antwort auf die tiefgrei­ fenden Umwälzungen Deutschlands in politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht aufkam. Obwohl selbst erst Produkt der mo­ dernen Gesellschaft, kritisierte sie die Erscheinungsformen der Moderne. Heimat und Geschichte wurden zu Schlüsselkategorien. Der F ortschritt sollte nicht rückgängig gemacht, aber in vermeindich humanere Bahnen gelenkt werden. Dahinter verbarg sich nicht bloße Reaktion, sondern das quasi noch altliberale Modell einer kleinbürgerlichen Gesellschaft, einer Vielheit von heimatlichen Gemeinschaften, die wiederum Staat und Nation erst konstituieren sollten, nun freilich nicht, wie beansprucht, organisch gewachsen, sondern vom Bildungsbürgertum gestiftet. Der Paradigmen­ wechsel bürgerlichen Denkens offenbarte sich sowohl in der Denkmal- als auch in der Städtebautheorie. Nicht mehr das gewollte Monument, das eindrucksvolle Objekt oder das Nationaldenkmal standen im Mittelpunkt des kunstwissenschaftlichen Interesses, sondern das Erlebnis der Geschicht­ lichkeit und Vergänglichkeit schlechthin, das zur Besinnung, Läuterung und Erneuerung beitragen mochte. Und nicht mehr die rationalistisch­ mechanistische Stadtanlage wurde angestrebt, sondern die kulturhistorisch einfühlende Lebensraumgestaltung. Anders ausgedrückt: Das Denkmal stand nicht mehr für das Singuläre, Spezielle oder gar Herausragende, sondern für das Generelle, Gemeinsame und Verbindende. Daß all dies nicht Gedankenspiel isolierter Sonderlinge war, sondern im Bildungsbürgertum breit verankertes Konzept der Gesellschaftssteuerung, zeigte sich an den Geschichts- und Heimatvereinen. Aus elitär-wissen­ schaftlichen Anfängen entwickelten sie sich bis zum Ersten Weltkrieg

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zunehmend zu modernen ideellen Interessenverbänden, die eine Korrek­ tur der Politik anstrebten. Sie standen freilich in Verbindung mit den Länderbürokratien, wurden von diesen kontrolliert, beeinflußt und teil­ weise instrumentalisiert, nicht selten auch in fast behördenähnlicher F orm inkorporiert. Die organisierte Kulturbewegung spiegelte insofern nicht die Trennung von Staat und Gesellschaft, sondern gerade deren Verbindung. Sie zielte auf die Institutionalisierung des Kulturstaats, eines Staats, der die Kultur förderte und steuerte, ihr aber auch F reiraum gewährte und sich von ihr durchdringen ließ. Die Bürokratie etablierte dann die Denkmalpflege als staatliche Aufgabe. Dabei stand die Verzeichnung des Denkmalbestandes, die Inventarisation, als Demonstration von Herrschaft wie als pädagogische Anleitung zum Geschichts- und Heimatbewußtsein am Anfang. In der Zeit des Kaiser­ reichs verblieb die Initiative noch bei den Einzelstaaten, die sich auf kulturellem F eld im Reich zu behaupten suchten. Der Weltkrieg relativier­ te die Bedeutung der Dynastien und Teilstaaten, machte in bildungsbür­ gerlicher Sicht aus den deutschen Kulturstaaten die Kulturnation. Diese war nun Trägerin und Ziel der Denkmalpflege. Die Kulturtat Denkmalpfle­ ge, ob im Inland oder im besetzten Gebiet betrieben, legitimierte staadiche Aktivität. In der Republik rückte das Reich endgültig in den Vordergrund. Die Länder wurden in eine reaktive Position gedrängt. Sie suchten ihre kulturelle Identität und regionale Legitimität durch Geschichts- und Denkmalpflege hervorzuheben. Kulturpolitik entwickelte sich dabei vom Herrschaftsinstrument zur Gemeinschaftsaufgabe. Denkmalpflege wurde je nach Blickwinkel - als kultureller, sozialer oder nationaler Auftrag verstanden und rückte damit zur regulären Staatsaufgabe auf. Stetigkeit und Effizienz allerdings gewann die staadiche Denkmalpflege erst durch die Einrichtung einer Denkmalfachverwaltung, die sich seit der Spätzeit des Kaiserreichs zu einem fast flächendeckenden Netz von Ämtern ausbil­ dete. Das garantierte auf der einen Seite den politischen Zugriff auf die Geschichtspflege und die administrative Einbindung der Kulturbewegung. Dem besonderen pädagogischen Verständnis von Denkmalpflege angemes­ sen, wurden dabei auf der anderen Seite vielfältige F ormen der Bürger­ teilhabe erprobt. Parallel dazu sicherte die Institutionalisierung von Denk­ malpflege den fachwissenschaftlichen Kompetenzanspruch ab. Eine kleine Elite von Konservatoren und Denkmalpflegern erwarb prägenden Einfluß auf die Baugestaltung. Auf Anregungen aus Kommunen, Vereinen und Verwaltungen sowie erneut auf die wohl ausschlaggebende Handlungsinitiative der Kultusbüro­ kratien ging schließlich das Bemühen zurück, die neue öffentliche Aufgabe durch Gesetze zu normieren, sie kalkulierbar zu gestalten, ihr über Legali­ tät erhöhte Legitimität zu verschaffen, sie aber auch durch die Gesetzes396 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

form der ständigen politischen Aufsicht zu unterwerfen. Dabei ging es mithin nicht um eine bloß formale F ixierung administrativer Organisation und rechtlicher Regeln, sondern um fürsorgerische und restriktive Eingriffe in die Gesellschaft. Privilegien und Interessen von gesellschaftlichen Grup­ pen wie von Individuen wurden berührt. Hieraus resultierten Konflikte einmal mit den dem Kulturstaat unterworfenen Kirchen, sodann mit den Interessen von Privateigentum und Wirtschaft. Das Prinzip des - von oben definierten und oktroyierten - Gemeinwohls setzte sich dabei seit der Jahrhundertwende sukzessive durch und erhielt seine politische und juristi­ sche Legitimation. Die Denkmäler wurden zum gemeinschaftlichen Be­ sitzstand, Denkmalpflege und Denkmalschutz zu sozialen Aufgaben er­ klärt, ihre Ziele dem individuellen Selbstbestimmungsrecht vorgeordnet und damit auf der kulturellen Ebene gewissermaßen ideelle Gegengewich­ te zur ökonomischen Realität geschaffen. Besondere Bedeutung in der Ausprägung und Ausdifferenzierung einer gemeinwohlorientierten Denk­ malpflege gewannen die Erschütterungen in Weltkrieg und Weimarer Re­ publik. Sozialistische, nationale und völkische Varianten des Gemeininter­ esses spiegelten nun die Fragmentierung der Gesellschaft. In inhaltlicher Hinsicht ergibt sich daraus, warum die Denkmalpflege, wie die gesamte sie tragende Heimatbewegung, zwar ambivalent erschien, eher aber multifunktional war. Die institutionalisierte Denkmalpflege re­ präsentierte den modernen Sozial- und Kulturstaat, der das Gemeinwohl zu vertreten beanspruchte, deshalb in immer weitere Bereiche der Ge­ sellschaft ausgriff und die Gegenwart aktiv gestalten wollte. Wissenschaftli­ che F undierung, bürokratische Organisation, rechtsstaadiche Legiti­ mation, politische Kontrolle und öffentliche Partizipation umschrieben die Eckpfeiler der neuen politisch-sozialen Bauform von Denkmalpflege, der modernen Kulturverfassung. Als Probierstein und Experimentier­ feld des Kulturstaats bot sich Denkmalpflege nicht nur an, weil sie re­ lativ kostengünstig zu betreiben war. Vor allem stellte die heimadiche Geschichte ein zugleich fernes, deshalb möglicherweise konfliktfrei zu bearbeitendes, aber doch Nähe suggerierendes Betätigungsgebiet dar, das vor dem Hintergrund beschleunigten gesellschaftlichen Wandels in den Überresten ganz konkret Vertrautheit vermittelte, Tradition, Stabilität und Identität verhieß. Als pädagogisierte Handlungswissenschaft erlaubte Denkmalpflege darüber hinaus die Gestaltung der Gegenwart, die Schöp­ fung von Heimat, die Demonstration von Herrschaft und die Stiftung von Gemeinschaft. Gerade weil die staatliche Denkmalpflege in diesem Rah­ men zwar der Geschichtspflege, also der Verwaltung der Geschichte, aber nicht einem bestimmten Geschichtsbild verpflichtet wurde, war sie vielsei­ tig instrumentalisierbar und konnte, obwohl als historische Disziplin in hohem Grade der Ideologisierung ausgesetzt, in erstaunlicher insti397 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tutioneller, personeller und praktischer Kontinuität politische Systemwech­ sel überstehen. Im territorialen Vergleich zeigten sich ähnliche Grundtendenzen bei den deutschen Ländern, aber doch bemerkenswerte Unterschiede im einzel­ nen. Generell waren Angleichungs- und Vereinheitlichungstendenzen fest­ stellbar. Dies galt in theoretischer und in praktischer Hinsicht. Die Prinzipi­ en der Denkmalpflege unterlagen einem Homogenisierungsprozeß, wozu seit der Jahrhundertwende die Ausbildung einer reichsweiten Kommunika­ tion auf Denkmaltagen und in Zeitschriften beitrug. Landesämter für Denkmalpflege, hauptamtliche, in Architektur oder Kunstgeschichte quali­ fizierte Konservatoren und ein dichtes Netz von Rechtsbestimmungen bildeten die Norm staatlichen Denkmalschutzes am Ende des Untersu­ chungszeitraums. Auch die Motive der Länder, von der Kontrolle der Körperschaften öffentlichen Rechts über die sozialpolitische Motivation bis hin zur staadichen Selbstbehauptung und regionalen Identitätsstiftung gegen das Reich und die Nachbarländer, glichen sich. Die Unterschiede hingen von den regionalen Traditionen, Gegebenheiten und Interessen ab. Besonders die kleineren Staaten wie Oldenburg und Hessen-Darmstadt entwickelten Initiativen in der Kulturpolitik, um ihren realen Machtverlust auszugleichen, ihre Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und ihre Exi­ stenz zu legitimieren. Die hochfliegenden Projekte wie das Denkmal­ schutzgesetz in Oldenburg standen manches Mal in deutlichem Kontrast zur Realität staatlicher Denkmalpflege. Größeren Staaten wie Baden und Bayern ging es darüber hinaus um die innere Staatsbildung sowie um die politische Absicherung gegen das Reich und Preußen. Das führte nament­ lich in Bayern zu einem massiven Kulturetatismus und Kulturzentralismus, die im Widerspruch zur stereotypen Beschwörung eines essentiell dezen­ tralen und freiwilligen Charakters wahrer Heimatpflege standen. Preußen wiederum glaubte sein heterogenes Territorium durch eine gesteuerte Dezentralisation und Delegation der Kulturzuständigkeit zusammenbin­ den zu können. Auch hier stand weniger der Inhalt, sondern vor allem die Tatsache der Geschichtspflege für den kulturstaatlichen Anspruch. Preu­ ßens Kulturpolitik veränderte sich allerdings mit dem Übergang zur Repu­ blik. Der ehedem mit dem Reich eng verwobene Großstaat mußte um seine eigene territoriale Unversehrtheit bangen. Die Delegation der Kul­ turpflege wurde nun zum Instrument provinzialer Selbstbehauptung und drohte entgegen den ursprünglichen Absichten zentrifugale Kräfte freizu­ setzen. F ür das Reich schließlich, das vor dem Ersten Weltkrieg nicht einmal in Elsaß-Lothringen eine Reichskulturpolitik hatte verankern kön­ nen, eröffneten erst die Folgen des Weltkriegs, die republikanische Verfas­ sung, die demokratische Legitimierung der Reichsregierung und die Lö­ sung von Preußen die Chance zu einer eigenen nationalen Kulturpolitik. 398 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

In chronologischer Perspektive wird deutlich, daß die moderne Denk­ malpflege zwischen der Gründung des Kaiserreichs und dem Ende der Weimarer Republik zum regelmäßigen, als öffentliche Aufgabe anerkann­ ten Bestandteil der Staatstätigkeit avancierte. Prozesse der Verwissenschaft­ lichung und Verfachlichung, Bürokratisierung und Verrechtlichung, Politi­ sierung und Ideologisierung setzten sich durch. Sie verliefen im einzelnen ungleichmäßig und in Schüben. Ausschlaggebend dafür war nicht primär die Entwicklung der quantitativ meßbaren Verluste an Bausubstanz, son­ dern die Wahrnehmung der sozialen Veränderungen und Bedürfnisse. Seit 1890, verstärkt seit 1900 wurden Bürokratisierung und Verrechtlichung vorangetrieben, die Umbrüche seit 1914 und 1918 beförderten Politisie­ rung und Ideologisierung. Diese Prozesse vollzogen sich auch nicht ohne gegenläufige Tendenzen. Teils konkurrierten sie miteinander wie die Pro­ zesse der Verwissenschaftlichung und Ideologisierung, obwohl beide gleichermaßen Ausdruck der kulturstaatlichen Moderne waren. Teils er­ gänzten sie einander wie die ständige Tendenz zur Ausdifferenzierung und Spezialisierung auf der einen Seite und das staadiche Bemühen zur Zusam­ menfassung, ablesbar etwa an Plänen zu Denkmalschutzgesetzen, auf der anderen Seite. Sie umfaßten dabei auch grundlegende Paradigmenwechsel in der Denkmaltheorie und -praxis wie die Entdeckung des Alterswerts, die Revision der Restaurationsmaximen und die Ausweitung der bloßen Mo­ numentpflege zum Umgebungs- und Heimatschutz. Vor allem aber wurde der Weg von der herrschaftsverpflichteten zur gemeinschaftsorientierten Denkmalpflege beschritten. Wenn Denkmal­ pflege nach der Jahrhundertwende zunehmend nicht mehr nur, wie Adolf von Oechelhaeuser 1909 formulierte, »Gradmesser für den Kulturzustand eines Volkes«1 war, sondern auch, wie der Kölner Statistiker und Handels­ kammer-Syndikus Alexander Wirminghaus es in der nationalliberalen »Köl­ nischen Zeitung« im Jahr 1912 ausdrückte, »ein Eingreifen im Interesse der Allgemeinheit«, »ein Stück Sozialpolitik« darstellte,2 wenn sie insofern nach dem Urteil eines preußischen Verwaltungsjuristen von 1923 zur über den »Einzelinteressen« stehenden »Wohlfahrtspflege« geworden war,3 wenn schließlich Albert Hensel 1928 konstatierte, im 19. Jahrhundert habe man »die Wiederherstellung des Kölner Doms als ›National‹denkmal feiern« können, im 20. tendiere man dazu, »die sozialistische Seite des Denkmalschutzes zu betonen«,4 dann ging es nicht nur um den Versuch, Denkmalpflege angesichts der drängenden sozialen Probleme und unter den Bedingungen einer pluralistischen Gesellschaft abzusichern, indem man sie mit einer höheren Legitimation versah und die Basis für einen parteiübergreifenden Konsens bereitstellte. Vielmehr stand dahinter das Bemühen, Denkmalpflege aus den Bindungen rückwärtsgewandter Herr­ schaftslegitimation herauszulösen, ihre soziale Verantwortung wahrzuneh399 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

men und sie als Trägerin des Gemeinschaftsgedankens in die Moderne zu überführen, in eine Moderne, in der das Konzept kultureller Gemeinschaft nicht als ideologische Konkurrenz des Rechts-, Verwaltungs- und Partizi­ pationsstaats, sondern gerade als dessen ideeller Kern angesehen wurde. Mit alledem befindet sich die ältere sozial orientierte Denkmalpflege in einer viel ungebrocheneren Kontinuität zur Denkmalpflege der Gegenwart als ihr geschichtswissenschaftliches Pendant. Während man nämlich die Verbindungslinien zwischen der Volksgeschichte der Zwischenkriegszeit und der modernen Struktur- und Sozialgeschichte aufzudecken beginnt,5 wurde im Bereich der Denkmalpflege eine traditionsgeschichdiche Analyse kaum in Angriff genommen. Dabei erscheint gerade bemerkenswert, daß die aktuellen sozialpolitischen, alltagskulturellen und philosophisch-kom­ pensatorischen Interpretationen von Denkmalpflege, die sämtlich auf Ge­ meinwohl und Gemeinschaft zielen, in den Diskussionen seit dem Fin de siècle wurzeln, daß ihre Grundideen bereits vor dem Nationalsozialismus formuliert und durch ihn hindurch auch in völkischen Varianten fortgetra­ gen und weiterentwickelt wurden. Ebenso ist augenfällig, daß die institu­ tionellen Formen moderner Denkmalpflege bereits im Kaiserreich begrün­ det wurden und sich in den folgenden Kontinuitätsbrüchen eher verfestigten. Auch Relikte des kulturstaatlichen Denkens der Jahrhundert­ wende wirken damit bis heute fort. Um so wichtiger sind die Folgerungen, die sich aus den skizzierten Resultaten für das Verhältnis von Denk­ malpflege und Staat in Deutschland zwischen der Gründung des Kaiser­ reichs und dem Ende der Republik ergeben. Erstens: Es war in der Summe nicht die außerstaatliche Öffentlichkeit, welche die neue Staatsaufgabe entscheidend voranbrachte. Vielfach hemm­ ten partikulare gesellschaftliche Interessen sogar den Modernisierungspro­ zeß. Die Kirchen betonten ihre spezifischen Nutzungsziele und betrieben Denkmalpflege zum Ruhme ihres Glaubens. Die politischen Gemeinden erprobten Konzepte einer Stadtentwicklung, in der neben der Bau- auch die Denkmalpflege eine lediglich dienende F unktion zugewiesen bekam. Die preußischen Provinzen schließlich mußten von der Regierung zu einem eigenständigen Kulturschutz gedrängt werden. Erst in der F olge, namendich in der Weimarer Zeit und angesichts von Reichsreformdis­ kussionen, entdeckten sie ihrerseits die Chancen einer regionalen Ge­ schichts- und Identitätspflege. Allen diesen Körperschaften war nicht an der Präsentation von Vergangenheit und Vergänglichkeit, sondern an dem Nachweis von Tradition und historischer Legitimation gelegen. Nicht ohne Grund stellte der Karlsruher Städtebautheoretiker Roman Heiligenthal deshalb 1929 fest, daß das »Bild, das man sich vor dem Kriege von der preußischen Verwaltung zu machen pflegte, die Selbstverwaltungskörper im Fortschreiten und die Regierung zögernd und langsam folgend, ... für 400 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

das Bauordnungswesen nicht« stimmte.6 Tatsächlich forcierten vor allem die Kultusbürokratien die institutionelle Modernisierung der Denkmalpfle­ ge, dies namentlich gegen korporative Rechte und in gewissem Maße auch gegen private Eigentumsansprüche. Es ging insofern auch um die Zurück­ drängung feudaler und liberaler Positionen, um die Ausweitung des staadi­ chen Herrschaftsanspruchs und des bürokratischen Regulierungsmono­ pols, letztlich um innere Staatsbildung. Auf dem Sektor des Denkmal­ schutzrechts propagierten die Kultusministerien eine gesetzliche F undie­ rung sogar gegen die Resistenz vieler Konservatoren, die ihre wissenschaft­ liche Autonomie dem Rechts- und Verwaltungsstaat nicht unterordnen wollten. Zweitens: Die staadiche Steuerungsinitiative diente nicht nur bürokrati­ schen Eigeninteressen, sondern stellte ebenso den Versuch dar, eine Libera­ lismus und Sozialismus hinter sich lassende Antwort auf die sozialen Modernisierungskrisen der Zeit zufinden.Insofern war die Ausbildung des Kulturstaats Korrelat des entstehenden Sozialstaats; sie diente einer Er­ gänzung und Überhöhung der sozialen F ürsorge. Ziel bürokratischer Kulturpolitik auf dem Sektor der Denkmalpflege war dabei aber weder die bloße Kompensation noch die sozialkritische Begleitung der Gegenwart, sondern die Eröffnung gesellschaftlicher Aktions- und Partizipationsmög­ lichkeiten im Rahmen einer vom Staat garantierten Kulturverfassung. Dadurch wurde der Wandel der Gesellschaft an die Tradition gebunden und das Gefühl der Beherrschbarkeit des Wandels in gemeinsamer Arbeit an der gemeinsamen Geschichte vermittelt. Diese Politik war folglich nicht bloße Flucht aus der Gegenwart, keine atavistische Regression, sondern ein Versuch der Zusammenbindung von Staat und Gesellschaft. Sie war auch nicht bloße obrigkeitliche Zwangspädagogisierung, sondern enthielt das kryptodemokratische Angebot, je eigene Geschichte, je eigene Heimat und je eigene Identität zu ermitteln und zu pflegen. Drittens: Damit erscheint die Institutionalisierung von Denkmalpflege aber über eine sektorale Erweiterung der Verwaltung hinaus auch als ein Beitrag zur Nationsbildung. Denkmalpflege war eine Aufgabe der nationa­ len Gemeinschaft. Integration durch herrschaftliches Angebot, gesell­ schaftliche Partizipation sowie gemeinschaftliche Deutung und Kommuni­ kation zielte auf die Gebildeten, auf eine Nation des gebildeten Mit­ telstands unter der Obhut des Kulturstaats. Daraus resultierten die Durch­ dringung der öffentlichen Bewegung der Heimatvereine und Heimatbün­ de durch staatliche Stellen und das ständige Bemühen, diese Bewegung unter der mehr oder minder direkten Aufsicht des Staats zu konzentrieren, zu zentralisieren und auf dem Wege der Delegation im öffendichen Auftrag tätig werden zu lassen. Dieses dominant etatistische, latent partizipa­ torische, dabei aber exklusive Modell regulierter Gemeinschafts- und Na401 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

tionsbildung könnte in gewisser Hinsicht als ein besonderer deutscher Weg zum modernen Staat wie zur Staatsnation angesehen werden. Viertens: Indes stellten sich der bürokratisch-bildungsbürgerlichen Ge­ schichtspolitik Hindernisse entgegen. Zum einen bremsten gesellschaftli­ che wie administrative Interessen die Verstaatlichung und Verrechtlichung der Denkmalpflege. Nicht einmal innerbürokratisch konnte das in aller Regel in den Kultusministerien entworfene Modell gegen konkurrierende Ziele etwa der F inanzverwaltungen durchgesetzt werden. Kirchen und Kommunen, Privateigentümer und Parteien verfochten zudem nicht nur partikulare Ziele. Sie vertraten auch je eigene Vorstellungen von Gemein­ wohl und Gemeinschaft. Das zwischen Reichsgründung und Jahrhundert­ ausgang entwickelte Kulturstaatskonzept war deshalb de facto schon über­ holt, als es in die Tat umgesetzt werden sollte. Denn das obrigkeitliche Interpretationsmonopol auf das Gemeinwohl, das es voraussetzte, wider­ sprach den partizipatorischen Elementen. Das Gemeinwohl selbst aber durch Prozeß und Kommunikation bestimmen zu lassen, wie in der Wei­ marer Zeit angestrebt, erwies sich vollends als illusionär. Die ständig neuen Integrationsversuche hinkten gewissermaßen den ständig neu auftretenden Friktionen in der Gesellschaft hinterher. Vor allem der sozialen Öffnung der Gesellschaft in F orm von Demokratisierung und Pluralisierung konnte die bildungsbürgerliche Heimat- und Denkmalpflegebewegung nicht mehr folgen. Zum anderen widersprach der Charakter der Denkmalpflege selbst dem bürokratischen Kulturstaatsmodell wie der Gemeinwohlverpflichtung der Geschichtspolitik. Öffentliche Partizipation und administrative Effizienz, bürokratisch-politischer Primat und wissenschaftliche Kompetenz waren und sind in institutioneller F orm nicht zu harmonisieren. Denkmalpflege war und ist als angewandte Wissenschaft aus strukturellen und fachlichen Gründen nicht bürokratiefbrmig zu organisieren. Sie stellte zwar ein Element der Ausbildung moderner Staatlichkeit dar, behielt aber ihre Sonderposition sowohl zwischen Staat und Gesellschaft als auch zwischen Administration und Wissenschaft. Gerade dies sicherte den Konservatoren Autonomie und das Monopol auf die Verwaltung der Geschichte, ermög­ lichte es, Separatinteressen der Denkmalpfleger als F achzwänge zu legiti­ mieren, und machte den einer Gemeinwohlorientierung widersprechen­ den, zumal der proklamierten Volkstümlichkeit entgegenstehenden, zu­ tiefst elitären Charakter wissenschaftlicher Denkmalpflege aus. Darin liegt letztlich begründet, daß es bis heute »kein[en] Bereich moderner Staatsin­ tervention« gibt, »wo eine so kleine Gruppe eine für die äußere Gestalt unserer Gesellschaft so entscheidende Rolle spielt«.7

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Abkürzungen

Nicht aufgenommen wurden unmißverständliche oder in der Archivpraxis gängige Abkürzun­ gen, die zur näheren Bezeichnung von Aktenfundorten dienen. ABRStr ADB AfS AHRCol AKBHe AKG ALVRBr AMMetz AWHBMstr BAKo BGB BZAR DKD EAF EG GewO GG GLAKa GStAB GStAMe HStAH HStAMü HStAW HZ LDAKa MS ND NDB NF o.J. o.O. StAD StAM StAO StGB VfZG ZHG

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Anmerkungen

Einleitung: Denkmalpflege und Staat 1 Beyme, Kulturdenkmal. S. 9 6 ; ähnlich auch 1987 ders., Wiederaufbau, S. 213. 2 Die Begriffe Denkmalschutz und Denkmalpflege werden oft nicht scharf unterschieden. Eine heute in Wissenschaft und Verwaltung gängige Begrifflichkeit meint mit »Denkmalpfle­ ge« die »fachliche Betreuung und Beratung«, während die »hoheitliche Aufgabe, mit Hilfe von Gesetzen den Denkmälerbestand vor der Zerstörung zu bewahren«, als »Denkmalschutz« bezeichnet wird; vgl. Kiesow, Denkmalpflege und Kulturschutz, S. 717. Demgemäß wird ver­ waltungsrechtlich zwischen unteren Denkmalschutzbehörden, der Bauaufsicht, und Denk­ malfachbehörden, den Landesämtern für Denkmalpflege, getrennt. Zur Geschichte der begrifflichen Unterscheidung von »Denkmalpflege« und »Denkmalschutz« vgl. Korth, Denk­ malpflege, S. 4 - 6 . 3 Götz, Vorgeschichte, S. 18. 4 Hoffmann-Axthelm, Plädoyer, S. 181f., 197. 5 Bentmann, F älscherzunft. 6 Michel, Identität. 7 Anregungen und Hinweise finden sich eher bei distanzierteren Beobachtern wie dem Historiker Borst, Nutzen, dem Politikwissenschaftler Beyme, Kulturdenkmal, und dem freien Kulturwissenschaftler und Publizisten Sombart, Denkmalpflege. Theoretische Beiträge aus dem Kreis der Denkmalpfleger: Bentmann, Kampf; ders., Problematik; Brönner, Geschichte; Frodl, Denkmalbegriffe; Kiesow, Identität. Beispiele für jüngere Ansätze aus denkmal­ pflegerischer Sicht: Morsch u. Strobel, Denkmalpflege, sowie Morsch, Widerstand. Zahlreiche wichtige Beiträge der letzten zwanzig Jahre jetzt in aktualisierter F assung wiederabgedruckt in: Lipp, Denkmal - Werte. 8 Malinowski, Voraussetzungen, S. 56. 9 Siegel, Denkmalpflege, versucht den öffentlich-staatlichen Auftrag zur Denkmalpflege historisch, wirtschaftlich und rechtlich zu begründen. 10 Borst, Nutzen, S. 17. Zur Debatte um die F unktionen von Geschichte zuletzt der Sammelband von Hardtwig, Studium, hier aus der neueren Literatur die Beiträge von Nipper­ dey, Wozu noch Geschichte, Borscheid, Alltagsgeschichte, und Kocka, Geschichte. Die Kommunikation zwischen Denkmalpflege und Geschichtswissenschaft ist bislang unzurei­ chend. 11 Gunter u. Günter, Architekturelemente, S. 20. 12 Burckhardt, Denkmalpflege, S. 2 8 , 3 1 . Zu einer sozial verantwortlichen und sozialpolitischen Denkmalpflege ebenfalls: Andresen u.a., Materialien; mehrere Beiträge in: Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, Jg. 2 / 3 , 1976; Sombart, Denkmalpflege, S. 307; Sieverts, Denkmalschutz. 13 Zitiert nach: Burckhardt, Denkmalpflege, S. 79. 14 Ebd., S. 2 8 .

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Anmerkungen zu S. 13-18 15 Kummer, Denkmalschutzrecht, S. 2 6 . 16 /ens, Nachdenken. 17 Paul u. Schoßig, Geschichte, S. 16, 22f. 18 Lübbe, Zeit-Verhältnisse. Kulturphilosophie, S. 14, 1 6 - 1 9 , 2 1 - 2 3 , 31f. Ebenso allge­ meiner ders., Zeit-Verhältnisse. Gegenwart, S. 43f. Grundsätzlich Marquard, Kompensation, bes. S. 3 5 8 - 3 6 0 . 19 Zum Beispiel: Siedler, Wiederaufbau; F est, Denkmal. Zur Grundeinstellung ferner Siedler, Kaninchenschwanz. 20 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 9 7 ; Clemen, Deutsche Kunst, S. 67. 21 Borst, Nutzen, S. 8f.; ders., Rezension: Huse, Denkmalpflege, S. 251f. 22 Vierhaus, Einrichtungen, S. 1 1 1 . 23 Vgl. beispielsweise Iggers, Geschichtswissenschaft; F aulenbach, Ideologie; Hammerstein, Geschichtswissenschaft; Schorn-Schütte, Lamprecht; Simon, Staat; Hardtwig, Geschichts­ relieion. 24 Deneke u. Kahsnitz, Museum; Kuntz, Museum; Roth, Heimatmuseum; Mai u. Paret, Sammler. 25 Einschlägige Beiträge: Elze u. Schiera, Mittelalter; Althoff, Die Deutschen; Schorn­ Schütte, Stadt; Schreiner, Stadt des Mittelalters; ders., Kommunebewegung. 26 Oberkrome, Volksgeschichte; Haas, Kulturforschung. 27 Hier für die Denkmalpflege wichtig: Hilger, Clemen, sowie Lübbeke, Hager; für den Rahmen, die Kunstpolitik als staatliche Aufgabe im Kaiserreich, die einleitenden Aufsätze: Scheuner, Kunst, sowie Düwell, Geistesleben, bes. S. 2 2 - 2 7 . 28 Körner, Staat und Geschichte. 29 Kiesow, Denkmalpflege und Kulturschutz. 30 Wohlleben, Denkmalpflege und Geschichte. 31 F ür die Jahre 1870 bis 1945: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 4f. Mehr Aufmerksamkeit für die Denkmalpflege ist von den im Entstehen begriffenen Handbü­ chern zur Geschichte der deutschen Länder zu erwarten; so schon das »Handbuch der bayerischen Geschichte«: Dünninger, Kulturpflege, S. 1256ff. 32 Bentmann, Kampf; Iseken, Denkmalpflege. 33 Siegel, Denkmalpflege. 34 Kummer, Denkmalschutzrecht; Gassner, Entwicklung. 35 Adriani, Recht [Niedersachsen]; Siebertz, Denkmalschutz in Bayern; Hans, Denkmal­ schutz in Baden. 36 Heckel, Staat. 37 Kiesow, Einführung, S. 1-37; Wörner, Geschichte; Dölling, Denkmalpflege. 38 F indeisen, Sachsen-Anhalt; Magirus, Sachsen. 39 Götz, Vorgeschichte. Auch Prodi, Idee, beschränkt sich auf die Vorgeschichte von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis in die 1860er Jahre. 40 Wohlleben, Konservieren; Mielke, Kunstdenkmäler-Inventarisation. 41 Huse, Denkmalpflege, S. 9. 42 Plagemann, Handbuch, S. 417f. 43 Stürmer, Reich. 44 Nipperdey, Geschichte 1866-1918, 2 Bde. 45 So ebd., Bd. 1,S. 722f. 4 6 Grundsätzlich Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 6 - 3 0 ; ders., Sozialgeschichte und Gesellschaftseeschichte; ders., Modernisierunestheorie. 4 7 Peukert, Republik (Klappentext); vgl. ebd., S. 188.

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Anmerkungen zu S. 18-22 48 Vgl. zu dem auf Otto Brunner zurückgehenden, allerdings wegen seiner eigenen Geschichte nicht unumstrittenen Begriff Böckenförde, Verfassungsgeschichte, S. 9. 4 9 Vgl. zur Systematik Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 9f. Auf die umfangreiche Literatur zum Kulturbegriff und zu kulturgeschichtlichen Ansätzen wird deshalb hier nicht eingegangen; als Beispiel eines neueren, in diesem F all ethnologisch inspirierten, die Kategorie der »Bedeutung« integrierenden kulturgeschichtlichen Ansatzes vgl. Daniel, Kultur, bes. S. 9 2 . Es erscheint allerdings fraglich, ob eine Ausweitung des Kulturbegriffs zum geschichtstheoretischen Modellbegriff der heuristischen Klarheit wirklich dient oder nicht eher begriffliche und sachliche Unschärfen mit sich bringt. Vgl, zum Problem auch F isch, Zivilisation, S. 770. 50 Vgl. beispielsweise Lenger, Probleme, S. 113f.; auch Nolte, Rezension: Hoebink, Raum, S. 227f. Grundlegend zum Verhältnis von Staat und Stadt bei der Durchsetzung der moder­ nen Staatsaufgaben mit deutlicher Aufwertung des kommunalen Anteils: Langewiesche, Staat. 51 Exemplarisch: Βήχ, Nürnberg; Deichsel, Kirche. 52 Zur Diskussion um Sozial- und Kulturstaat im Kaiserreich: vom Bruch, Kulturstaat. Huber, Verfassungsgeschichte, Bd. 4, S. 637f., nennt in seiner viel zitierten Definition fünf Elemente oder verknüpfte »Bedeutungsvarianten« des Kulturstaats: die »Staatsfreiheit der Kultur«, den »Staatsdienst an der Kultur«, die »Kulturgestaltungsmacht des Staats«, die »Staatsgestaltungsmacht der Kultur« und den Charakter des Staats als »Kulturgebil­ de«; vgl. auch ausfuhrlich ders., Problematik des Kulturstaats. Hierzu kritisch und weiterfüh­ rend sowie grundsätzlich zu Begriff und Problem von Kultur, Kulturstaat und Kulturpolitik Düwell, Deutschlands auswärtige Kulturpolitik, S. 1-13, der prägnant formuliert, daß der Kulturstaat »Schutz, Pflege, Vermittlung und F örderung der Kultur« beanspruche (ebd., S. 13). 53 Zur methodischen und inhaltlichen Notwendigkeit, bei der Untersuchung der Ge­ schichtspflege die landesgeschichtliche Perspektive einzubeziehen: Körner, Staat und Ge­ schichtsunterricht, S. 86. 54 Gollwitzer, Heimatbewegung; Bergmann, Agrarromantik; Sieferle, F ortschrittsfeinde; Applegate, Nation. Dagegen ist bemerkenswert, daß die ambitionierte Historische Umweltforschung die gebaute Umwelt und mithin die Denkmalpflege nicht zu beachten scheint; vgl. z. B. Andersen, Umweltgeschichte; Abelshauser, Umweltgeschichte. 55 Wohlleben, Konservieren; Huse, Denkmalpflege; tipp, Natur - Geschichte. 56 Beispiele: Zimmermann, Katharinenkirche seit 1689; ders,, Katharinenkirche seit 1815; Arndt, Kaiserpfalz; Bothe, Burg Hohenzollern; Boockmann, Deutschordensschloß Marienburg; ders., Marienburg; Nipperdey, Nationalidee; ders., Kölner Dom; Rathke, Burgenromantik; Borger-Keiveloh, Dome. 57 Als Beispiele für die in den letzten Jahren intensivierte F orschung zu Denkmälern im engen Sinn: Mai u. Schmirber, Denkmal; Tittel, Monumentaldenkmäler; Hutter, Völker­ schlachtdenkmal; Traeger, Walhalla; Tacke, Denkmal; Lurz, Kriegerdenkmäler; Koselleck, Krie­ gerdenkmale. 58 Hetmpel, Geschichtsvereine; Stetter, Entwicklung. 59 Knaut, Natur; Wettengel, Staat; Christiansen, Heimat; Hartung, Zivilisationskritik; Steensen, Bewegung; Klueting, Antimodernismus. 60 Eine Ausnahme stellt die erwähnte Arbeit von Körner, Staat und Geschichte, dar. 61 Vgl. beispielsweise Reultng, Reichsreform. 62 Ditt, Raum. 63 Vgl. etwa vom Bruch, Wissenschaft; ders., Weltpolitik; vom Brocke, Hochschul- und Wissenschaftspolitik; ders., Wissenschaftsgeschichte; Vierhaus u. vom Brocke, F orschung;

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Anmerkungen zu S. 23-30 Pfetsch, Wissenschaftspolitik; Düwell, Deutschlands auswärtige Kulturpolitik; ders. u. Link, Deutsche auswärtige Kulturpolitik; Müller, Bildung. 64 Beispiele: Strobel, Denkmaiverzeichnis [Baden und Württemberg]; 130 Jahre Denk­ malpflege in Baden - 125 Jahre Denkmalpflege in Württemberg; Zimmermann, Denkmal­ schutz [Hessen-Darmstadt]; Hoffmann, Denkmalschutz im Bremischen Staate. 65 Gassner, Entwicklung; Hammer, Entwicklung. 66 Beispiel: Rosenow, Denkmalschutzgesetz [Oldenburg]. 67 Grundlegend: Heckel, Staat; ferner ders., Denkmalschutz. 68 Nur Ansätze bei May, Denkmalschutz; eher grundsätzliche, nicht primär historische Hinweise bei Siegel, Denkmalpflege. Aus Sicht des Grundgesetzes behandelt die historische Entwicklung der Eigentumsfrage im Denkmalschutzrecht jetzt Melchinger, Eigentumsdogma­ tik. 69 Leibholz, Denkmalschutz. 70 Vgl. etwa den Titel des im übrigen materialreichen Sammelbandes von Klueting, Antimodernismus.

I. Idee und Öffentlichkeit 1. Zivilisationskritik und Heimatidee 1 Vgl. zum F olgenden Reulecke, Urbanisierung, S. 6 8 - 1 0 9 ; Hohorst u.a., Arbeitsbuch; Petzina u.a., Arbeitsbuch; Nipperdey, Geschichte 1866-1918, Bd. 1, passim; ebd., Bd. 2, S. 1 4 1 - 1 4 6 ; Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3, passim; Ullmann, Kaiserreich, S. 95ff.; Pfeil, Großstadtfbrschung, S. 113ff. 2 Zur Migration auch: Bade, Auswanderer. 3 Dazu ferner Teuteberg, Urbanisierung; Matzerath, Urbanisierung. 4 Vgl. Krabbe, Eingemeindungsprobleme; Matzerath, Städtewachstum; Hoebink, Raum. 5 Zur Citybildung: Gurlitt, Städtebau, S. 2 4 0 - 2 4 2 ; Schilling, Stadterweiterungen, S. 7f., 16-19. 6 Gurlitt, Städtebau, S. 2 4 6 , 257. 7 Quark, Geschichte, Bd. 1,S. 1 6 9 - 1 8 3 ; Rönnebeck, Stadterweiterung, S. 10, 13-19, 57f. 8 Vgl. Becher, Geschichte. 9 Zur Anziehungskraft der Großstadt auch Kromer, Propagandisten. 10 Vgl. Riehl, Naturgeschichte, Bd. 1-3. Zu Riehl ( 1 8 2 3 - 1 8 9 7 ) , der später, von 1885 bis 1897, dem bayerischen Nationalmuseum in München vorstand und damit auch Gene­ ralkonservator der Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns war, in diesem Zusammenhang: Altenbockum* Riehl: Geramb, Riehl; Bergmann, Aerarromantik, S. 38—49. 11 Zu Zivilisationskritik und Kulturpessimismus übergreifend: Wiora, Kultur; Hepp, Avantgarde; Bausinger, Volksideologie; Stern, Kulturpessimismus; Popov, Ende; von See, Germanen-Ideologie. Zu Zivilisations- und Stadtkritik, Agrarromantik und Naturschutz: Knaut, Natur; Bergmann, Agrarromantik; Sieferle, F ortschrittsfeinde; Sofsky, Schreckbild Stadt; Nipperdey, Geschichte 1 8 6 6 - 1 9 1 8 , Bd. 1, S. 185f.; Bd. 2, S. 164f; Lees, Cities; ders., Critics; Applegate, Nation; Dominick, Environmental Movement; Andersen, Heimatschutz; Petsch, Heimatkunst; Wettengel, Staat; Schoenichen, Naturschutz. Zur Lebensreform­ bewegung: Krabbe, Gesellschaftsveränderung; Linse, Zurück, ο M ensch. Zu Jugendbewegung und »Wandervogel«: Koebner u.a., Zeit; Rüegg, Kulturkritik; Kindt, Wandervogelzeit. Zum »Dürerbund«: Kratzsch, Kunstwart. Zum »Werkbund«: Campbell, Werkbund. Zum Städtebau

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Anmerkungen zu S. 30-35 als Zivilisationskritik: Schubert, Großstadtfeindschaft, sowie unten Kap. 1.2. Zur Boden- und Wohnungsreform: Zimmermann, Wohnungsfrage; Berger-Thimme, Wohnungsfrage; vom Bruch, Kommunismus; Hafner, Wohnreformen. 12 Dazu bes. Pflaum, Kultur-Zivilisations-Antithese; F isch, Zivilisation, S. 740ff. 13 So Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 7, T. 1, S. 22. 14 Rudorff, Verhältnis; ders., Heimatschutz, 1897 (ND 1901). Zu Rudorff (1840-1916): Knaut, Rudorff; Bergmann, Agrarromantik, S. 124-129; Sieferle, Fortschrittsfeinde, S. 161 ff.; Schoenichen, Naturschutz, S. 116-158; Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 24. 15 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten; ders., Aufgaben des Heimatschutzes; ders., Ent­ stellung. Zu Schultze-Naumburg (1869-1949): Borrmann, Schultze-Naumburg; Bergmann, Agrarromantik, S. 129ff. passim; Sieferle, Fortschrittsfeinde, S. 174ff. 16 Rudorff, Verhältnis, S. 270. 17 Storch, Heimat- und Kunstpflege, S. 12. 18 Gradmann, Heimatschutz, S. 4. Zu Gradmann (1863-1927), Pfarrer, 1898-1920 württembergischer Landeskonservator und Vorstand der Altertümersammlung in Stuttgart: Kauffmanti, Gradmann. 19 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 6, 13, 15f. 20 Ebd.,S. 6, 165, 170. 21 Ders., Entstellung, S. 78. 22 Ders., Kulturarbeiten, Bd. 1,S. 15. Ebenso ders., Einstellung, S. 18. 23 Ders., Kulturarbeiten, Bd. L S . 199. 24 Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 47. 25 Vgl. zum Beispiel Paur, Heimatschutz, S. 9f., 18; Rudorff, Verhältnis, S. 275; Gurlitt, Städtebau, S. 245. 26 Rudorff, Verhältnis, S. 275. 27 Ebd., S. 272. 28 Vgl. etwa Sohnrey, Zug vom Lande; ders., Wohlfahrtspflege auf dem Lande; ders., Wegweiser. Zu Sohnrey (1859-1948): Bergmann, Agrarromantik, S. 63-70. 29 Schultze-Naumburg, Entstellung, S. 77. 30 Vgl. beispielsweise Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 66-72. 31 Ders., Verhältnis, S. 267. 32 Ebd., S. 261. 33 So noch die Kritik auf dem »Tag für Denkmalpflege« von 1928; Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 3, 1928/29, S. 58. 34 Schultze-Naumburv, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 282, 285. 35 Vgl. Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 39; ferner Schivelbusch, Eisenbahnreise, S. 111 und öfter. 36 Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 3, 1928/29, S. 58. 37 Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4, 1930, S. 290. 38 Rudorff, Verhältnis, S. 263f. 39 Ebd., S. 275f. 40 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 17-19. 41 Wieland, Denkmal- und Heimatschutz, S. 48. 42 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 6. Vgl. zum Berlin-Bild Stremmel, Modell und Moloch. 43 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 282. 44 Ebd.,S. 165.

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Anmerkungen zuS. 35-42 45 Ders., Vom Verstehen, S. 93. 46 Ebd.. S. 103. 47 Ebd.,S. 107. 48 Rudorff, Verhältnis, S. 270. 49 Ebd.,S. 264f. 50 Vgl. etwa ders., Heimatschutz, 1901, S. 80. 51 Vgl. beispielsweise ebd., S. 25; Gurlitt, Städtebau, S. 275, 278f., 281f., 286 52 Vgl. etwa Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 87; Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 5, S. 3. Zum Bild Amerikas in der Modernitätskritik Schüler, Erfindergeist. 53 Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 86f. 54 Beispielsweise ders., Verhältnis, S. 272; Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 1. 55 Ebd.,S. 17f., 21. 56 Ebd.,S. 480f. 57 Zu Begriff und Gegenstand: Heimat. Analysen; Schmidt, Heimat, S. 6ff. 58 Rudorff, Heimatschutz, 1897. 59 Busch, Einfuhrung, S. 4. 60 Vgl. beispielsweise ebd., S. 5. 61 Schultze-Naumburg, Vom Verstehen, S. 91, 100-107. 62 Rudorff, Verhältnis, S. 261. 63 Ebd., S. 262. 64 Gradmann, Heimatschutz, S. 31 65 Schultze-Naumburg, Landschaftsbild, S. 498. 66 Ders., Kulturarbeiten, Bd. 1, Vorwort zur 1. Auflage (Zitat); ebd., Bd. 7, T. 1,S. 10f.. 67 Rudorff, Verhältnis, S. 272. 68 Die Denkmalpflege, Jg. 15, 1913, S. 98. 69 Auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Salzburg im September 1911, Die Denkmalpfle­ ge, Jg. 13, 1911, S. 108. 70 Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 45f. 71 Schwarz, Naturschutz, S. 11. 72 F uchs, Heimatschutz und Volkswirtschaft, 1930, S. 153. 73 Vgl. etwa Gradmann, Heimatschutz, S. 2. 74 Paur, Heimatschutz, S. 12. Vgl. auch für viele andere Gradmann, Heimatschutz, S. 9. 75 Vgl. Steensen, Bewegung, S. 61, 65. 76 Storch, Heimat- und Kunstpflege, S. 12. 77 Pleitner, Oldenburg, Bd. 2, S. 348f. 78 So in: Bayerischer Heimatschutz. Eine Werbeschrift, S. 16. Vgl. beispielsweise auch Gröschel, Heimatschutzgedanken, S. 3. 79 Storch, Heimat- und Kunstpflege, S. 12. 80 Schwindrazheim, Brief, S. 14. 81 Rudorff, Verhältnis, S. 269. 82 Die Denkmalpflege, Jg. 15, 1913, S. 99. 83 Gradmann, Heimatschutz, Vorwort. 84 Ebd.,S. 10. 85 Ebd., S. 47. 86 Ebd.,S. 19f. 87 Ebd.,S. 21f. 88 Schultze-Naumburg, Vom Verstehen, S. 84 (Hervorhebung ebd.) 89 Vgl. z.B. Schwarz, Naturschutz, S. 3f.

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Anmerkungen zu S. 42-48 90 Vgl. etwa Paur, Heimatschutz, S. 14. 91 Bayerischer Heimatschutz. Eine Werbeschrift, S. 15 92 Ebd.,S. 17 (Hervorhebung ebd.). 93 Die Denkmalpflege, Jg. 15, 1913, S. 99. 94 Dethlefsen, Volkskunst, S. 13. 95 Weber, Persönliche Denkmalpflege, S. 49. Zu Weber (1868-?), der der Heimatschutz­ wie der Bodenreformbewegung nahestand und von 1909 bis 1913 an der Denkmälerinventa­ risation im Regierungsbezirk Kassel beteiligt war: Wer ist's?, 1922, S. 1652; ebd., 1928, S. 1655. 96 Schwindrazheim, Dorfkunst, S. 6. 97 Beispiele: Boetticher, Anleitung; Gradmann, Anweisungen; Lutsch, Merkbuch; Wolff, Handbuch; Schmid, Anleitung; Reimers, Handbuch. 98 Schwarz, Naturschutz, S. 11. 99 Vgl. beispielsweise Schwindrazheim, Brief, S. 17-19; Bredt, Jugendpflege; Schwarz, Naturschutz. 100 Goebel, Heimatkundeunterricht, S. 97f. 101 Schwindrazheim, Brief, S. 39. 102 Vgl. Fischer 1912 in: Bayerischer Heimatschutz. Eine Werbeschrift, S. 17. 103 Giannoni, Heimatschutz, 1911, S. 75. 104 Rudorff, Verhältnis, S. 272. 105 So auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Mannheim im September 1907; Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 100. 106 Vgl. etwa Gradmann, Heimatschutz, S. 1. 107 Weber, Persönliche Denkmalpflege, S. 49. 108 Paur, Heimatschutz, S. 15. 109 Gradmann, Heimatschutz, S. 11. 110 Vgl. zur Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft und zum Historismus im 19. Jahrhundert Iggers, Geschichtswissenschaft, S. 86ff; Gilbert, Geschichte, S. 82-86; Hard­ twig, Geschichtsreligion; Wittkau, Historismus. Insgesamt Hardtwig, Geschichtskultur. 111 Vgl. Schorn-Schütte, Lamprecht; Raphael, Historikerkontroversen. 112 Dehio, Geschichte der deutschen Kunst, Textband I, Vorwort; ders., Deutsche Kunst­ geschichte, bes. S. 68f. 113 Vgl. Schorn-Schütte, Territorialgeschichte; dies., Lamprecht. Wegbereiter, S. 171 f.; Veit-Brause. Historv, S. 457ff. 114 Zum Folgenden Klueting, Rückwärtigkeit, bes. S. 68-82. 115 Ranke, Werke, Bd. 33, S. VII. 116 Zu Oncken (1869-1945), der 1904 durch eine Lassalle-Biographie bekannt wurde und seit 1905 in Chicago, Gießen, Heidelberg, München und Berlin wissenschaftliche Karriere machte, bevor er 1935 zwangsemeritiert wurde: Schwabe, Oncken. 117 F ür Onckens Oldenburger Jahre: Eckhardt, Onckens Erinnerungen, S. 159f.; Lübbing, Landesgeschichte in Profilen, S. 155f. 118 Oncken, Umschau; ders,, Litteraturschau. 119 Ders., Umschau, S. 8. 120 Ebd., S. 55. 121 Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, H. 4, Vorwort. 122 Oncken. Politik, S. 542. 123 Vgl. zu Rudorff in diesem Zusammenhang Knaut, Rudorff, S. 27. Zu Sitte: Collins u. Collins, Sitte.

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Anmerkungen zu S. 48-55 124 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 3, S. 180; vgl. ebd., S. 205. 125 Paur, Heimatschutz, S. 3. 126 Schultze-Naumburg, Vom Verstehen, S. 85 127 Gradmann, Heimatschutz, S. 9f. 128 Schultze-Naumburg, Entstellung, S. 74. 129 Paur, Heimatschutz, S. 4ff., Zitate 5, 7. 130 Henrici, Betrachtungen, S. 517. 131 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 1, Vorwort zur 1. Auflage. 132 Ebd., Bd. 3, S. 43, 46: ders., Entstellung. 133 Ders,, Kulturarbeiten, Bd. 1, Vorwort zur 1. Auflage. 134 Ebd.,S. 2f. 135 Mielke, Volkskunst, S. 59. 136 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 1,S. 58. 137 Ebd., Bd. 4, S. 339. 138 Ebd., Bd. 1, Vorwort zur 1. Auflage. 139 Ebd.,S. 4f. 140 Ders., Entstellung, S. 22. Vgl. auch ders., Kulturarbeiten, Bd. 1, Vorwort zur 4. Auflage. 141 Spranger, Bildungswert, Zitat S. 10; Weniger, Heimat, hier S. 211, 214. Als bemer­ kenswerte Interpretation von Heimatgefuhl und Heimatwesen Schmitt, Katholizismus, S. 14-20, 37f. 142 Spranger, Bildungswert, S. 5f., 12, 22f, 31, 35. 143 Weniger, Heimat, S. 214, 217f. 144 Bartmann, Heimatpflege, S. 81. 145 Oberkrome, Volksgeschichte. Aus der F ülle der Beispiele markant Helbok, Volksge­ schichte, S. 335f. 146 F ischer, Mensch, S. 34-36, Zitat 34. Vgl. auch Gtannom, Heimatschutz. Rückschau und Ausblick, S. 19. 147 Helbok, Mensch, S. 32 148 Lindner, Sinn der deutschen Heimatschutzarbeit, S. 234. Vgl. auch ders., Hat Hei­ matschutz noch einen Sinn? 149 Lampmann, Heimatschutz, S. 51-53. 150 So Lampmann in der »Schlußbemerkung der Schriftleitung« zur Kontroverse mit Lindner, in: Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4, 1930, S. 235. 151 Vgl. Schreiner, Stadt des Mittelalters, bes. S. 534.

2. Stadtplanung und Städtebautheorie 1 Brake, Stadtentwicklungsgeschichte, S. 5. 2 Vgl. Schütte, Lehre, S. 166-169; Krüger, Dürer; Germann, Straßen, S. 10-25; im europäischen Rahmen ferner HalL Planung, S. 14—44. 3 Vgl. Albers, Hamburger Bauordnung. S. 289. 4 Systematisierend F ehl, Stadtbaukunst, S. 37—40. 5 Gurlitt, Städtebau, S. 252. Zu Haussmanns Bautätigkeit vgl. Choay, City, S. 15-19;ffa//, Planung, S. 55-68; Sutcliffe, City, S. 132f.; ferner jetzt Olsen, Stadt, S. 65-76, der das Motiv der Unruhenprophylaxe deutlich geringer veranschlagt.

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Anmerkungen zu S. 55-66 6 Zu Hobrechts Bebauungsplan vgl. Sutcliffe, City, S. 20f.; Hall, Planung, S. 125-129; Thienel, Verstädterung, S. 72f.; Hartog, Stadterweiterungen, S. 31-35; Schubert, Stadtpla­ nung als Ideologie, S. 33-36. Einflußreichste Kritik: Bruch, Zukunft. 7 So im Untertitel von Hegemann, Berlin. 8 Albers, Fluchtlinienplan, S. 196; Sutcliffe, City, S. 21f. 9 Gurlitt, Städtebau, S. 4, 143; Howe, Cities, S. 87; Beyme, Wiederaufbau, S. 246. 10 Reicfardt, Begründung, S. 4, Zu Reichardt (1803-1871): Schumacher, Reichardt; Fischj Stadtplanung, S. 103f. 11 Reichardt, Begründung, S. 12f. 12 Ebd., S. 56. 13 Ebd.,S. 113, 116. 14 Ebd.,S.95f. 15 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 33. Zu Baumeister (1833-1917): Collins u. Col­ lins, Sitte, S. 26f. 16 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 79f., 96, 99-107. 17 Gurlitt, Städtebau, S. 240-242. 18 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 184f. 19 Buk, Ästhetik, S. 10. 20 Hall Planung, S. 314f., 318: Choay, City, S. 19. 21 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 97f. (Hervorhebung ebd.). 22 Stübben, Städtebau, S. 50f. Zu Stübben (1845-1936): F isch, Stübben und Rscher; Collins u. Collins, Sitte, S. 27-29. 23 Stübben, Städtebau, S. 51. 24 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 97-99. 25 Stubben, Städtebau, S. 51 26 Vgl. Choay, Citv, S. 19, 112, Anm. 28. 27 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 105. 28 Ebd. S. 112f. 29 Ebd.,S. 113,116-118, 183. 30 Stⁿübben, Städtebau, S. 183. 31 Vgl. auch Choay, City, S. 21. 32 Vgl. Collins u. Collins, Sitte, S. 33. 33 Zitiert nach: Albers, Entwicklungslinien, S. 136. 34 Druck der »Grundzüge«: Stübben, Städtebau, S. 553f., Zitat 553. 35 Redtenbacher, Denkschrift, S. 14-16. 36 Seidel, Erhaltung, S. 1. 37 F ußnote der Redaktion ebd., S. lf. 38 So auch andeutungsweise Choay, Citv, S. 27. 39 Zitiert nach: Albers, Entwicklungslinien, S. 136. 40 Stubben, Denkmalpflege, S. 77. 41 Vgl. Choay, City, S. 102-106, die vom »culturalist model« spricht. 42 So ein häufiger Vorwurf, vgl. etwa Fehl, Stadtbaukunst, S. 45; Rublack, Stadtbaukunst, S. 173. Dagegen Choay, City, S. 103f., und Nipperdey, Geschichte 1866-1918, Bd. 1,S. 722f. 43 Sitte, Städtebau, S. 90, 97, 106. Zu Sitte (1843-1903): Collins u. Collins, Sitte; Fehl, Stadtbaukunst; ders., Sitte; Schorske, Wien, S. 60-68. 44 Sitte, Städtebau, S. 16, 99, 117f. 45 Ebd.. S. 4. 106. 113. 144. 153. 46 Ebd.,S. 4, 16,68, 119.

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Anmerkungen zu S. 66-74 47 Collins u. Collins, Sitte, S. 2. 48 Langbehn, Rembrandt. 49 Zu Henrici (1842-1927): Curdes, Entwicklung; F isch, Stadtplanung, S. 128. Die wichtigsten Aufsätze der Jahre 1891 bis 1904 in: Henrici, Beiträge; zudem jetzt mit weiterem Material in: Curdes u. Oehmichen, Städtebau. 50 Henrici, Beiträge, S. 265. 51 Ebd., passim, Zitate S. 17, 23, 35. 52 Ebd., S. 5f., 23f., 29f., 266, 269. 53 Ders., Gedanken, S. 30, 57. 54 Ders., Beiträge, S. 51-53 (Zitate), 77, 173; ders., Gedanken, S. 56. 55 Ders., Beiträge, S. 23, 39f., 55f, 224f. 56 Ebd.,S. 32,251f. 57 Ebd., S. 262,269-271. 58 Vgl. Curdes, Entwicklung, S. 17. 59 Stubben, Städtebau, S. 51. 60 Henrici, Beiträge, S. 173. 61 Arminius, Großstädte; Bruch, Zukunft; vgl. Schubert, Stadtplanung als Ideologie, S. 36; Fehl, Städtebaureform, S. 64; Bullock u. Read, Movement, S. 81f. 62 Vgl. beispielsweise Stubben, Städtebau, S. V, Vllf, 5, 25-31, 48. 63 Berger-Thimme, Wohnungsfrage, S. 39-54, 71-119; Bullock u. Read, Movement, S. 159ff.,249ff. passim. 64 Ebd., S. 164. Zu Eberstadt (1856-1922): Fisch, Stadtplanung, S. 80, 112-114, 276. 65 Eberstadt, Handbuch, S. 2, 8, 175-177, 186-193, 223, 297f., 310-316; vgl. ders., Studien, S. 179f.; ferner Fehl u. Rodriguez-Lores, Gemischte Bauweise, S. 273f., 281f. 66 Eberstadt, Handbuch, S. 222. 67 Ebd.,S. 171-173 (Hervorhebung ebd.). 68 Ebd., S. 177-185, Zitate 177f., 183. 69 Ebd., S. 250-253, 352, Zitate 251f. 70 Sutdiffe, City, S. 34. 71 Schumacher, Stufen, S. 285; ders., Selbstgespräche, S. 84-90, bes. 85. Zu Schumacher (1869-1947): Fischer, Schumacher; Durth, Architekten, S. 28, 61-63; Beyme, Wiederaufbau, S. 65f. 72 Schumacher, Stufen, S. 308. 73 Vgl. auch Durth, Architekten, S. 63; Albers, Fluchtlinienplan, bes. S. 197-200 74 Schumacher, Stufen, S. 291f., 305, 354; ders., Köln, S. 15-29; ders., Kulturpolitik, S. 102,104,109-111. 75 Ders., Köln, S. 16 (Zitat); ders., Kulturpolitik, S. 85f., 95-101 76 Ebd., S. Ulf.; ferner ders., Köln, S. 15-29, hier 19, 23, 28 auch charakteristis. Verwendungen organologischer Metaphern für die Stadt, allerdings vermengt mit Metapfn aus dem Bereich der Maschine. 77 Ders., Kulturpolitik, S. 3, 113, 126. 78 Ders., Selbstgespräche, S. 212. Zu dem Architekten und Städtebauer F ischer (1862-1938), der während seiner Tätigkeit im Münchner Stadterweiterungsbüro zwischen 1893 und 1901 Grundsätze des kulturhistorisch-romantischen Städtebaus zu realisieren suchte: Fisch, Stadtplanung, bes. S. 223-270, 277. 79 Schumacher, Kulturpolitik, S. 126,124, 144. 80 Ebd.,S. 112-126. 81 Dokumentation dieser Haltung auch bei Albers, Entwicklungslinien, S. 263.

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Anmerkungen zu S. 75-82 82 Vgl. zur Gartenstadt Hafner, Wohnreformen, S. 178-227; Hartmann, Gartenstadt­ bewegung; Bollerey u. Hartmann, Utopia, S. 150-154; Choay, City, S. 107f.; Sutcliffe, City, S. 41; Hall, Cities, S. 87, 95, 98, 105; Berndt, Gesellschaftsbild, S. 35—42. Zeitgenössische Stellungnahme (1913) des Vertreters einer romantischen, heimatschutznahen Richtung der Gartenstadt: Kampffmeyer, Gartenstadtbewegung. 83 Vgl. Hall, Cities, S. 115f.; Hafner, Wohnungsreformen, S. 101, 202, 230-233; Bullock u. Read, Movement, S. 137-147. 84 Wagner, Architektur 85 Le Corbusier, Städtebau. 86 Taut, Stadtkrone. Zu Taut (1880-1938): Bollerey u. Hartmann, Taut, S. 19, 34, 47f; Junghanns, Taut, 1980, S. 7-9, 11; Posener, Taut, S. 393. 87 Zitiert nach: Kreis, Taut, S. 116. 88 So 1927: Bruno Taut 1880-1938, S. 212, 89 Bollerey u. Hartmann, Utopia, S. 154. 90 Vgl. etwa Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 71, 80f., 105, 109, 161, 457. 91 Buls, Ästhetik, S. VIT Die deutsche Fassung basierte auf der zweiten Auflage von 1894. Zu Buls (1837-1914) und seinem Werk: Collins u. Collins, Sitte, S. 125. Von den zeitgenös­ sischen deutschen Rezioienten (1914): Sväth* Umgestaltung, hier bes. S. 42, 45, 47-49. 92 Buls, Ästhetik, S. 2, 13-15, Zitate IXf., 15. 93 Ebd.,S. 1,3 (Zitat). 94 Ebd., S. 16, 19-21, Zitate 20f. 95 Zu Gurlitt (1850-1938): NDB, Bd. 7, S. 327f.; Biegeleben, Gurlitt; Die Denkmalpfle­ ge, Jg. 22, 1920, S. 16. 96 Gurlitt, Zeughaus, S. 43. 97 Ders., Städtebau, S. 1. 98 Ders., Baukunst, S. 28, 34; detaillierter und abgewogener: ders., Städtebau, S. 298-303. 99 Ders., Baukunst, S. 41,51-53. Vgl. ebd., S. 29f.; ders., Städtebau, S. 4, 11. 100 Ebd., S. 289f. 101 Ebd., S. 275, vgl. ebd., S. 281f., 286. 102 Ebd., S. 240-242, 245f. 103 Ebd., S. 246f., 257-259, Zitat 260. 104 Ebd., S. 253 (Hervorhebung ebd.). 105 Ebd., S. 260-263, 265f., 268, 271-274. 106 So zuspitzend dagegen Albers, Geistesgeschichtliche Entwicklung, S. 184. 107 Dies gilt entgegen der geläufigen Wertung nicht erst für den eigentlichen F unktiona­ lismus; vgl. beispielsweise ebd., S. 190.

3. Denkmaltheorie und praktische Denkmalpflege 1 Zur Begriffsgeschichte: Korth, Denkmalpflege. 2 So Götz, Vorgeschichte, S. 16f. 3 Etwa Gröschel, Heimatschutzgedanken; Krause, Denkmalschutz; Machatschek, Denk­ malkultus. Tendenziell ähnlich Dvorák, Denkmalkultus, S. 258, und Wolff, Zur Denkmalpfle­ ge, S. 93. Skeptischer Haas, Wandlungen, S. 42. 4 So Mielke, Monarchen.

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Anmerkungen zu S. 82-89 5 So Riegl, Denkmalskultus, S. 50f. Vgl. auch Borst, Rezension: Huse, Denkmalpflege, S. 252. 6 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 97; Clemen, Deutsche Kunst, S. 67f. 7 Vgl.Adriani, Recht, S. 15f. 8 Zur Begriffsgeschichte neben den folgenden Belegen auch Wibiral, Beispiele, sowie aus dem Jahr 1860 Grimm, Bd. 2, Sp. 941f. 9 Zedier, Bd. 2 1 , Sp. 1430f. Vgl. zum Stichwort »Denckmahl« auch 1734 ebd., Bd. 7, Sp. 557-562. 10 Zur begrifflichen Trennung zwischen gewollten und gewordenen Denkmälern Riegl, Denkmalskultus, S. 1, 6f. 11 Lezius, Recht, S. 48f.; Speitkamp, Kulturpolitik, S. 138, 150ff. 12 So in einem Bericht der preußischen Oberbaudeputation vom 17.8.1815, auszugswei­ ser Druck: Zur Geschichte der Denkmalpflege in Preußen, S. 6f; Neuabdruck: Huse, Denk­ malpflege. 70ff. 13 Brockhaus, Bd. 3, S. 128. 14 So etwa in der im amtlichen Auftrag verfaßten Schrift aus dem Jahr 1847: Kuglet, Kunst, S. 594. 15 Zitiert nach: Wussow, Erhaltung, [Bd. 1], S. 1 16 Ebd.,S. lf. 17 Ktayer, Denkmalschutz, S. 5. Vgl. auch Härtung, Denkmalspflege, S. 7. Zu den bis heute fortbestehenden grundsätzlichen juristischen Einwände gegen die Mängel des Denk­ malbegriffs vgl. Heinz, Kultur, S. 214, 227-236. 18 Boetticher, Anleitung, S. 7. 19 Schmid, Anleitung, S. 6 (Hervorhebungen ebd.). 20 Boetticher, Anleitung, S. 7. Vgl. auch das Rundschreiben des preußischen Kultusmini­ steriums und des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten an die Regierungspäsidenten, 6.5.1904: HStAW405, Nr. 10220, fol. 208ff. 21 Zur Diskussion über die Klassierung auch: Die Denkmalpflege, Jg. 8, 1906, S. 72. 22 Riegl, Denkmalskuitus. Zu Riegl (1858-1905): Dvorák, Riegl; Kemp, Riegl; Wohlleben, Konservieren, S. 79-82. F erner Dehio u. Riegl, Konservieren. 23 Vgl. beispielsweise Dvofäk, Denkmalkultus, S. 250; Riegl, Denkmalskultus. 24 Dvorák, Denkmalkultus, S. 254, zählte den materiellen Wert dagegen zu den Denk­ malwerten. 25 Gleichwohl wurde der touristische Wert vielfach als Rechtfertigung für Denkmalschutz angeführt; vgl. z. B. Schmid, Anleitung, S. 5. 26 Vgl. Riegl, Denkmalskultus, S. 68. 27 Vgl. Buch, Quast und die Inventarisation, S. 366f. 28 KieW, Denkmalskultus, S. 44. 29 Ebd., S. 45f. 30 So schon 1847 Kuglet, Kunst, S. 594. 31 So 1878 für den »Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine« Redtenba­ cher, Denkschrift, S. 7. 32 Riegl, Strömungen, S. 108 33 Ders., Denkmalskultus, S. 48. 34 Ders., Strömungen, S. 110; vgl. ders., Denkmalskultus, S. 61f. 35 Beispiel aus dem Jahr 1906 für die schnelle Akzeptanz: Lange, Grundsätze, S. 18f. 36 Hager, Vegetation, S. 2. 37 Ders., Heimatkunst, S. VII; ders., Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 482.

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Anmerkungen zu S. 89-94 38 Dvorak, Denkmalkultus, S. 256. Zu Dvorak (1874-1921): Die Denkmalpflege, Jg. 23, 1921, S. 40; NDB, Bd. 4, S. 209f.; Vorwort der Herausgeber in: Dvorak, Aufsätze, S. VII. 39 Redtenbacher, Denkschrift, S. 6f. 40 Vgl. RievL Denkmalskultus, S. 53; Dvorák, Denkmalkultus, S. 253. 41 Hoßfeld, Dorfkirchen, S . 4 1 . Zu Hoßfeld (1848-1915): Die Denkmalpflege, Jg. 17, 1915, S. 112; Nohlen, Baupolitik, S. 252f. 42 DvofäL· Katechismus, S. 9 (Zitate), 22. 43 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 92. Zu Dehio (1850-1932): Wohlleben, Konservieren, S. 74-79; Dehio u. Riegl, Konservieren. 44 RievL Strömungen, S. 106, 108. 45 Dvorák, Katechismus, S. 22. 46 Bayerisches Kultusministerium an das Generalkonservatorium, 7.1.1909, HStAMü MK, Nr. 14426. 47 Dvorak, Katechismus, S. 24. 48 Haver, Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 486. 49 Sarrazin u. Hoßfeld, Einführung, S. 2. 50 Lange, Grundsätze, S. 4. Zu Lange (1855-1921), der von 1894 bis 1921 in Tübingen lehrte und von 1901 bis 1907 im Nebenamt zugleich die Stuttgarter Gemäldegalerie verwaltete: NDB, Bd. 13, S. 550f. Beispiele für zahlreiche ähnliche Aussagen: Wussow, Erhaltung, [Bd. 11, S. 14; Die Denkmalpflege, Jg. 12, 1910, S. 35; Lutsch, Merkbuch, S. 6. 51 Vgl. etwa die Stellungnahme des bayerischen Generalkonservators Georg Hager vom 15.7.1911, hier betreffend Denkmäler im Staatsbesitz, HStAMü MK, Nr. 41315. 52 Aus den zahlreichen Versuchen der Kategorisierung von Denkmalkriterien: Wussow, Erhaltung, [Bd. 1], S. 2-7. Zur Erweiterung des modernen Denkmalverständnisses und der modernen Denkmalpflege: Kummer, Denkmalschutzrecht, S. 24, 27. 53 Der Begriff wurde wohl von Alexander von Humboldt verbreitet. 54 Gradmann, Heimatschutz, S. 46. Vgl. auch Ditt, Raum, S. 134. 55 Vgl. als Beispiel die 1875 veröffentlichte Kritik an dem badischen Baudirektor Friedrich Weinbrenner bei Woltmann, Weinbrenner, S. 436f. 56 Henrici, Beiträge, S. 261f. (Zitate); Hager auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Augsburg im September 1917, vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 102. 57 So das erwähnte preußische Ministenalrundschreiben an die Regierungspräsidenten vom 6.5.1904, HStAW 405, Nr. 10220, fol. 208. Vgl. zu der Entwicklung auch Die Denkmalpflege, Jg. 12, 1910, S. 60. 58 Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 37f. 59 So Zimmermann, Lebendige Denkmalpflege, S. 170. 60 Die Denkmalpflege, Jg. 3, 1901, S. 94f. 61 Bayerischer F all vom Januar 1913 in: HStAMü MK, Nr. 41307. Beispiele für das Interesse am jüdischen Kulturgut in dem Neudruck mehrerer Beiträge der Jahre 1917-1931: Zur Geschichte und Kultur der Juden. 62 Lindner, Technische Kulturdenkmale; Wildemann, Erhaltung. 63 Vgl. auch Brix, Fassadenwettbewerbe, S. 84. 64 Beispiele aus Elsaß-Lothringen: AMMetz 7 AL, Nr. 320; Wolff, Einrichtungen, S. 69t. 65 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 7, 1905, S. 32. 66 Ein Exemplar des Verbands-Rundschreibens vom Januar 1895 in: ABRStr D 398, Nr. 15-8-3. 67 Hoßfeld, Dorfkirchen, S. 41. 68 Ders., Denkmalpflege.

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Anmerkungen zu S. 94-100

69 Preußisches Ministerium der öffentlichen Arbeiten und Ministerium des Innern an alle Oberpräsidenten, 10.1.1908, HStAW405, Nr. 25509. 70 Die Denkmalpflege, Jg. 7, 1905, S. 102. 71 Waener, Straßennamen, S. 102-104; Die Denkmalpflege, Jg. 11, 1909, S. 24. 72 Wolff, Handbuch, S. 123-383; ders., Einrichtungen, S. 52ff. 73 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 70. 74 Gutachten Hieckes, 7.2.1929, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2. 75 Kuglet, Kunst, S. 594. 76 Schäfer, Denkschrift, S. 436. Zu Schäfer (1844-1908): Schuchard, Schäfer. Prominen­ teste zeitgenössische Kritik an Schäfers Meißner Konzept: Gurlitt, Sächsische Denkmalpflege, S. 54-57. 77 Borger-Keweloh, Dome. 78 Brix, Nürnberg, S. 141-152,223-245. 79 Vgl. Huse, Denkmalpflege, S. 90, 100-105. 80 Vgl. zu letzterem die zeitgenössischen Veröffentlichungen Zeller, Schloß, sowie Dihm, Beiträge. 81 Vgl. beispielsweise Seidel, Erhaltung, S. lf. 82 Redtenbacher, Denkschrift, S. 21. 83 Vgl. etwa die Ausführungen des preußischen Baurats und stellvertretende Konservators Paul Emmanuel Spieker aus dem Jahr 1885 über »Pietät gegen ein Denkmal«, nach: Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 101. 84 Tornow, Grundregeln, S. 113-115, 122-124. Zu Tornow (1848-1921): Clemen, Tor­ now; Wolff, Einrichtungen, S. 9, 85 Steinbrecht, Streifereien, S. 7. 86 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 93. 87 Vgl. Kamphausen, Freilichtmuseum, S. 8-10, 12-14; Bartmann, Heimatpflege, S. 105. 88 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 97f. So im Laufe des ersten Jahrzehnts nach der Jahrhundertwende auch viele andere Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Städte­ bauer, etwa Hager, Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 483; Lange, Grundsätze, S. 20; Gurlitt, Baukunst; Fischer, Restaurieren; Zemp, Restaurieren. 89 Oechelhaeuser, Wege, S. 27, 30. Zu Oechelhaeuser (1852-1923), dem langjährigen Vorsitzenden des »Tags für Denkmalpflege«, der seit 1893 an der Technischen Hochschule Karlsruhe lehrte: Wer ist's?, 1914, S. 1210; ebd., 1922, S. 1124. 90 So der Architekt Joseph Schmitz, zitiert nach: Die Denkmalpflege, Jg. 21,1919, S. 93. 91 Beispiel aus der elsässischen Verwaltung vom Mai 1884: ABRStr D 414, Nr. 2335. 92 So Dvorák, Katechismus, S. 28. 93 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 99. Vgl. auch Hager, Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 475. 94 Gurlitt, Baukunst, S. 9, 17. 95 Dvorák, Katechismus, S. 27f. 96 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 100. 97 Gradmann, Heimatschutz, S. 145. F erner etwa Hager auf dem Bamberger »Tag für Denkmalpflege« im September 1905, Die Denkmalpflege, Jg. 7, 1905, S. 101; Hager, Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 466ff., 482; Oechelhaeuser, Wege, S. 32. 98 Grundsätzlich dazu Gurlitt, F reilegen. 99 Vgl. beispielsweise Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 4, S. 131-133, 161, 171-183, Zitate 131, 171. 100 Wolff, Einrichtungen, S. 25.

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Anmerkungen zu S. 100-109 101 Vgl. Hager, Vegetation, S. 2ff., 24; ders., Heimatkunst, S. VI; Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 6, S. 2: Gradmann^ Heimatschutz, S. 149. 102 So der elsässische Konservator: Wolff, Zur Denkmalpflege, S. 93; ebenso ders., Ein­ richtungen, S. 39f 103 Zitiert nach: Die Denkmalpflege, Jg. 13, 1911, S. 29. 104 Wolff, Zur Denkmalpflege, S. 94. Zu Wolff (1852-?): ebd., S. 9; Wer ist's?, 1911, S. 1633; ebd., 1922, S. 1721. 105 Wolff, Zur Denkmalpflege, S. 93f; Hoßfeld, Dorfkirchen, S. 41f.; Bohnstedt, Denk­ malpflege, S. 94. 106 Bezold, Übereifer, S. 10-12. 107 Blunck, Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 47. 108 Brinkmann, Grenzen, S. 37. 109 Lange, Grundsätze. S. 6, 20, 26; Gradmann, Anweisungen, S. 10. 110 LDAKaLNr. 182. 111 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 8, 1906, S. 31. 112 Giemen, Tornow, S. 64. 113 Die Denkmalpflege, Jg. 11, 1909, S. 103f. 114 Akten zum Thanner Tor in Sennheim, unter anderem Stellungnahmen Wolffs vom 11.6.1901 und Knauths vom 11.12.1910, in AHRCol, Nr. 6881. 115 Druck der ministeriellen Zirkularverfügung vom 9.10.1844: Lezius, Recht, S. 99f. 116 Alle Akten in BZAR OA, Nr. 3315. 117 Haupt, Herstellung, S. 70-72. 118 Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 87. 119 Hoßfeld, Dorfkirchen, S. 41f; ders., Denkmalpflege, S. 4f 120 Schwindrazheim, Brief; Weber, Stadtverwaltungen. 121 So beispielsweise in der mittelhessischen Kleinstadt Lauterbach; vgl. Pomp, Lauter­ bach, S. 199. 122 Späth, Umgestaltung, S. 52. 123 Howe, Cities, S. 87, 103f, 143, 155, 252f, 345. 124 Vgl. hierzu Brix, F assadenwettbewerbe; Andresen, Heimatschutzarchitektur, S. 52-58. 125 Zu Struckmann (1837-1919), nationalliberaler Politiker, 1875-1909 Oberbürger­ meister von Hildesheim und Mitglied des preußischen Herrenhauses, 1874-1877 sowie 1884-1891 Mitglied des Reichstags: Wer ist's?, 1914, S. 1674; Die Denkmalpflege, Jg. 21, 1919,S. 116. 126 Ebd., Jg. 4, 1902, S. lOlf. 127 Beispielsweise 1901: Schultze, Erhaltung der alten Städtebilder. 128 Blunck, Fassaden-Wettbewerbe, 1903, S. 21f Vgl. auch ders., Fa$aden-Wettbewerbe, 1902, S. 9 1 , sowie die Erwiderung: Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 116. Zur Diskussion ferner ebd., Jg. 5, 1903, S. 21-23. 129 Weber, Stadtverwaltungen, S. 12f Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 129f 130 Zu dem F all: Deichsel, Kirche, Zitate S. 390. Weiteres Beispiel aus der hessen­ darmstadtischen Stadt Schotten: Jost, Wiederherstellung, S. l f Auch der Wiederaufbau der im Juli 1903 durch ein F euer zerstörten barocken Kirche St. Michaelis in Hamburg führte zu ähnlichen Konflikten, bei denen Senat und Bürgerschaft sich für die Rekonstruktion des Wahrzeichens der Stadt einsetzten, während Denkmalpfleger darin eine Fälschung sahen; vgl. Gobert, Wiederaufbau; F ischer, Schumacher, S. 16-18, 21f 131 Ebhardt, Verfall, S. 3f, 7-10, Zitat 4. Zu Ebhardt (1865-1945) und seiner Kon-

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Anmerkungen zu S. 110-116 zeption: Döring, Ebhardt; Clemen, Rezension: Döring, Ebhardt; Bringmann, Schloßbau, S. 33f. 132 Vgl. Speitkamp, Hohkönigsburg; Richez, Haut-Koenigsbourg; Ebhardt, Hohkönigs­ burg bei Schlettstadt; ders., Hohkönigsburg im Elsaß; ABRStr AL 27, Nr. 840a, 840b, 840c, 840d. 133 So auch der Kaiser bei der Einweihung, 14.5.1908, in: Reden Kaiser Wilhelms IL, Bd. 4 , S . 108-111. 134 Hager, Geheimnis, S. 49. 135 Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz Potsdam 1924, S. 101. 136 Arntz, Heimatpflege, S. 82. 137 So der Wiener Kunsthistoriker und Referent für Musealangelegenheiten im österrei­ chischen Unterrichtsministerium, HansTietze: Tag für Denkmalpflege Münster 1921, S. 59f. Vgl. auch Tietze, Kunstwissenschaft, S. 73. 138 So etwa Karlinger, Denkmalpflege - Gegenwart und Ausblick; ders., Denkmalpflege und Gegenwart; Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 2, 1927/28, S. 25. Dagegen etwa Adolf von Oechelhaeuser: Tag für Denkmalpflege Münster 1921, S. 64. 139 Zimmermann, Lebendige Denkmalpflege, S. 169f. 140 Arntz, Heimatpflege, S. 82. 141 Pfister, Denkmalpflege, S. 204. 142 Alle Zitate: Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 3, 1928/29, S. 56. 143 Clemen, Denkmalbegriff, S. 8f. 144 Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4, 1930, S. 287. 145 Ebd., Jg. 33/5, 1931, S. 71; BAKo R 3 2 , Nr. 377, fol. 35ff. 146 Clemen, Denkmalbegriff, S. 8. 147 Ders., Rezension: Döring, Ebhardt, S. 79. 148 Gurlitt, Sächsische Denkmalpflege, S. 57.

4. Vereinswesen und Organisationen 1 Vgl. Ullmann, Interessenverbände, S. 68. 2 Vgl. allgemein Nipperdey, Verein; ferner mit starker Betonung der Trennung von Staat und Vereinswesen bis in die 1870er Jahre Barmeyer, Staat, hier bes. S. 143f 3 Vgl. Albert, Geschichts- und Altertumsvereine; Heimpel, Geschichtsvereine, S. 46-52; Hoppeu. Lüdtke, Kommissionen,S. 239ff.;Heinemeyer, Kommission, S. 2f.; Dolff-Bonekämper, Entdeckung, S. 139; Schmidt, Landesgeschichte, S. 74. 4 Auflistung bei Wussow, Erhaltung, Anlagenband, S. 106-162. Übersichten für die Rheinprovinz: Clemen, Denkmalspflege in der Rheinprovinz, S. 34-41; für die Provinz Hannover: HStAH Hann. 122a, Nr. 3483. 5 Albert, Geschichts- und Altertumsvereine, S. 6, 23, 28. 6 Heimpel, Geschichtsvereine, S. 57. 7 Albert, Geschichts- und Altertumsvereine, S. 31f. 8 Vgl. Heinemeyer, Kommission, S. 3-13; Brunner, Pflege, S. 16f. 9 Nipperdey, Verein, S. 197f. 10 Beispiele: Heimpel, Geschichtsvereine, S. 50f.; Stetter, Entwicklung; Albert, Geschichts­ und Altertumsvereine, S. 17f. 11 Ebd.,S. 18.

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Anmerkungen zu S. 116-124 12 Vgl. beispielsweise zum »Verein für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsfor­ schung«: undat. Denkschrift (1892), HStAW 405, Nr. 13528, fol. 129ff., hier 134. 13 Albert, Geschichts- und Altertumsvereine, S. 18. 14 HStAW 405, Nr. 13829; Denkschrift zur Geschichte des Vereins, undat. (1892), ebd., Nr. 13528, fol 131f. 15 Vgl. Heimpel, Geschichtsvereine, S. 50-52. 16 Lübbing, Geschichte, S. 8f.; Bucholtz, Friedrich von Akens Gedächtnis, S. 20; Pleitner, Oldenburg, Bd. 2, S. 177; Riedel, Leben, S. 957; Steinhoff, Situation, S. 235; Schmidt, Geschichtsschreibung, S. 79. Akten zum Verein: StAO 134, Nr. 4420. 17 Zu den Geschichtsvereinen in Elsaß-Lothringen: ABRStr D 193, Nr. 220; ABRStr AL 27, Nr. 698; ebd., Nr. 709; AHRCol, Nr. 16671; AMMetz 7 AL, Nr. 327. 18 Heimpel, Geschichtsvereine, S. 62-64; Albert, Geschichts- und Altertumsvereine, S. 31. Vgl. ferner Diff, Deutsche Heimatbewegung, S. 140. 19 Oncken, Umschau, S. 8f.; StAO 134, Nr. 4421. 20 ABRStr AL 27, Nr. 709. 21 Vgl. hierzu Schurath, Privatarchitekten, S. 28-32; Gaber, Berufsstand, S. 31, 33, 40; Bolenz, Vom Baubeamten, S. 133-141. 22 Eingabe des »Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine« an den Reichs­ tag, 25.2.1878, GStAMe Rep. 87B, Nr. 3131, fol. 5. Vgl. auch Redtenbacher, Denkschrift. 23 Ein Exemplar des gedruckten Rundschreibens in ABRStr D 398, Nr. 15-8-3. 24 Vgl. zum Folgenden Gröning u. Wolschke-Bulmahn, Natur, S. 124-129. 25 ABRStr D 193, Nr. 220. 26 Kindt, Wandervogelzeit, S. 69, 27 Vgl. auch die Wertung von Diff, Deutsche Heimatbewegung, S. 141. 28 Vgl. Lübbing, Geschichte, S. 14f.; Diekmann, Wachsen, S. 24f.; Heinemeyer, Denkmale, S. 891. 29 Beispiel aus der preußischen Provinz Hannover: »Verein für Geschichte und Landes­ kunde in Osnabrück« an den Oberpräsidenten in Hannover, 2.2.1894, HStAH Hann. 122a, Nr. 3430, fol. 61-64. 30 ABRStr AL 27, Nr. 698. 31 So etwa der hessen-darmstädtische Denkmalrat laut Sitzungsprotokoll vom 10.1.1912, StAD G 15 Alsfeld, Nr. B l l . 32 Kurze Informationen zu den einzelnen Gründungen in: 75 Jahre Deutscher Heimat­ bund, passim. Darstellungen zur Geschichte der einzelnen regionalen Bünde vor allem in Festschriften; vgl. beispielsweise Voß, Heimatbund. Moderne Regionalanalyse: Diff, Heimat­ verein. 33 So etwa ein Bericht über die niedersächsische Heimatschutzarbeit in: Hannoversches Tageblatt, 15.11.1904. Vgl. auch den mit programmatischen Hinweisen versehenen Beitrag »Ein Rückblick auf den Niedersachsentag«, in: Hannoversches Tageblatt, 19.10.1904. Der Artikel stammte vermutlich vom Vorsitzenden des »Heimatbundes Niedersachsen«, Julius Iwan Kettler. Vgl. auch: 75 Jahre Deutscher Heimatbund, S. 93f. 34 So Kahry Verein, S. 3. 35 Hdmpel, Geschichtsvereine, S. 57. 36 Schollen, Verein, S. 1; Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 16. 37 Vgl. beispielsweise zum »Nordfriesischen Verein für Heimatkunde und Heimatliebe« von 1902 Steensen, Bewegung, S. 6 1 , 65. 38 HStAH Hann. 151, Nr. 53. 39 Kahr, Verein, S. 2.

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Anmerkungen zu S. 124-129 40 F ür Beispiele vgl. Härtung, Vaterland, S. 121; 75 Jahre Deutscher Heimatbund, S. 127; Die Denkmalpflege, Jg. 15, 1913, S. 31. 41 Zur Zusammensetzung des Vorstands im Volkskunstverein: Kahr, Verein, S. 2. Zu Kahr (1862-1934), 1920/21 Ministerpräsident von Bayern, 1917-1920 sowie 1921-1923 Regierungspräsident von Oberbayern, dessen politische Karriere wegen seines Verhaltens im Hitler-Putsch von 1923 endete: NDB, Bd. 11, S. 29f. 42 75 Jahre Deutscher Heimatbund, S. 77. 43 Das Beispiel des bayerischen Volkskunstvereins: HStAMü MWi, Nr. 1930; HStAMü MK,Nr. 11837. 44 Hannoversches Tageblatt, 19.10.1904. 45 »Bayerischer Verein für Volkskunst und Volkskunde« an das Ministerium des Auswärti­ gen und des Hauses, 29.5.1912, HStAMü MA, Nr. 92395. 46 Kahr, Verein, S. 11, 13. 47 Innenministerium an das bayerische Ministerium des Auswärtigen, 28.6.1913, HStAMü MK, Nr. 14439. 48 Die Denkmalpflege, Jg. 12, 1910, S. 79. 49 Einschlägige F älle in ALVRBr, Nr. 3777. 50 75 Jahre Deutscher Heimatbund, S. 77. 51 Kahr, Verein, S. 2,5,12f.; 75 Jahre Deutscher Heimatbund, S. 84. Über die praktische Arbeit vgl. Bayerischer Heimatschutz. Eine Werbeschrift, S. 18ff., 119ff. 52 So der bayerische Generalkonservator Hugo Graf an das Kultusministerium, 12.1.1904, und Stellungnahme des Kultusministeriums, HStAMü MK, Nr. 11837. 53 Kahr, Verein, S. 1, 13. 54 Zu Persius siehe unten Kap. II.4.c). 55 Bericht Persius'. 13.2.1898. GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 17. 56 Ebd. 57 Akten über die Diskussion und Vorbereitung des Projekts von 1898 ebd. 58 Zu Programm und Inhalt der »Denkmalpflege«: Wohlleben, Konservieren, S. 17-20. 59 Bayerisches Innenministerium an das bayerische Kultusministerium, 5.2.1900, HStAMü MK, Nr. 14437. 60 Vgl. StAM 166, Nr. 6523; Jörns, Entwicklung, S. 2 1 ; Walle, Bericht, S. 25. 61 Ebd., S. 26. 62 Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 107. 63 Zu Paulus (d. J . , 1837-1907): Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 48; Strobel, Inventarisationsgeschichte, S. 62f. 64 Zu Loersch (1840-1907), der sich auch als Mitbegründer mehrerer Geschichtsvereine hervoreetan hatte: NDB, Bd. 15, S. 58f. 65 Zu Clemen siehe unten Kap. II.4. 66 Zu Bezold (1848-1934), der über den bayerischen Architekten- und Ingenieurverein vor allem die Denkmälerinventarisation in Bayern begonnen und betrieben hatte: Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 79; Lübbeke, Hager, S. 403f. 67 Zu Bailleu (1853-1922): Wer ist's?, 1914, S. 53; Deutsches Biographisches Jahrbuch, Bd. 4, S. 3-10. 68 Zu Walle (1845-1904): Kohte, Walle. 69 Zur Entstehung und Entwicklung des »Tags« vgl. neben den folgenden Einzelbelegen: Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 105-107; Oechelhaeuser, Bericht; HStAMü MK, Nr. 14457; Hartung, Denkmalpflege und Heimatschutz, S. 176-181; Wohlleben, Konservieren, S. 37-68.

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Anmerkungen zu S. 129-134 70 Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 107. 71 Die Vorkriegs-»Tage«: Dresden 1900, F reiburg i.Br. 1901, Düsseldorf 1902, Erfurt 1903, Mainz 1904, Bamberg 1905, Braunschweig 1906, Mannheim 1907, Lübeck 1908, Trier 1909, Danzig 1910, Salzburg 1911, Halberstadt 1912, Dresden 1913. 72 Oechelhaeuser, Bericht, S. 11. 73 Die Denkmalpflege, Jg. 6,1904, S. 101;ebd., Jg. 11,1909,S. 101;ebd.,Jg. 15,1913, S. 97; Oechelhaeuser, Bericht, S. 10. Die Angaben stimmen nicht ganz überein. 74 Zum folgenden Überblick ebd., S. 4-10; Tag für Denkmalpflege. Stenographischer Bericht, 1900-1913; Oechelhaeuser, Denkmalpflege. Die Zitate entstammen den Inhaltsver­ zeichnissen ebd. 75 Tag für Denkmalpflege. Stenographischer Bericht, 1900-1913; Oechelhaeuser, Denk­ malpflege. 76 Vgl. auch die Bewertung des Hannoveraner Provinzialkonservators Jacobus Reimers in einem Schreiben an den Oberpräsidenten, 17.8.1903, HStAH Hann. 122a, Nr. 3426, fol. 18f. 77 Belege in HStAMü MK, Nr. 14457. 78 Vgl. auch die Hinweise des hessischen Innenministeriums an die Kreisämter, 13.8.1904, StAD G 15 Alsfeld, Nr. B l l . 79 So der Konservator der geschichtlichen Denkmäler im Elsaß F elix Wolff an den preußischen Staatskonservator, 7.4.1905, GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 23a, Bd. IL fol. 67. 80 Protokoll einer Besprechung der preußischen Konservatoren, ebd., fol. 173. 81 So der hannoversche Oberpräsident an den Provinzialkonservator über die Berliner Anweisungen, 21.8.1905, HStAH Hann. 122a, Nr. 3426, fol. 21. 82 Bayerisches Außenministerium an den preußischen Gesandten, 20.8.1910, sowie inter­ ministerieller Schriftverkehr in der Angelegenheit vom Juli und August 1910, HStAMü MK, Nr. 14457. 83 Vgl. Mielke, Rudorff, S. 5; Knaut, Rudorff, S. 37. 84 Zum F olgenden über den »Bund Heimatschutz« neben den Einzelbelegen: Zuhorn, Heimatschutz; Mielke, Rudorff; Knaut, Natur, S. 65ff.; ders., Rudorff, S. 37—49; Ditt, Deut­ sche Heimatbewegung, S. 138-14L 85 Zu Mielke (1863-1935), der als außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule Berlin lehrte und vor allem publizistisch tätig war: Wer ist's?, 1928, S. 1056; ebd., 1935, S. 1078: Kürschners Gelehrtenkalender, 1931, Sp. 1964. 86 Zu Conwentz (1855-1922) und seiner Tätigkeit: Wettengel, Staat, S. 365ff. passim; Schoenichen, Naturschutz, S. 158ff. 87 Mielke, Rudorff, S. 14. 88 Ebd., S. 7f. (Hervorhebungen ebd.). 89 Gründungsaufruf des »Bundes Heimatschutz« von 1904, zitiert nach: Ditt, Deutsche Heimatbewegung, S. 140. 90 »Satzungen des Bundes Heimatschutz« in der F assung von 1908, Druck u.a. in: Adolph, Gesetz, S. 106-110, hier 107. 91 Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 44; ebd., Jg. 8, 1906, S. 114f.; Knaut, Rudorff, S.41,43. 92 Übersicht in der im Dezember 1916 vom Geschäftsführer des »Bundes«, Werner Lindner, vorgelegten Denkschrift »Die Aufgaben des Deutschen Bundes Heimatschutz währenddes Krieges und nach Friedensschluß«, AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928.

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Anmerkungen zu S. 134-139 93 Broermann, Kunstwart, S. 48, überschätzt die Rolle des »Kunstwarts« und Schultze­ Naumburgs bei der Entstehung des »Bundes Heimatschutz«. 94 Mielke, Rudorff, S. 6, 9-15; Knaut, Rudorff, S. 40f. Dazu zählten etwa: Hermann Muthesius, Theodor Fischer, Eduard Paulus, Gustav von Bezold, Carl Schäfer, Paul Clemen, Hans Lutsch, Gabriel von Seidl, Paul Weber, ferner trotz gegenseitiger Skepsis auch Hugo Conwentz, zudem der Hildesheimer Oberbürgermeister Gustav Struckmann, Heinrich Sohn­ rey und der Freiburger Nationalökonom Carl Johannes Fuchs. 95 Bergmann, Agrarromantik, S. 122f. 96 Mielke, Rudorff, S. 13 (Hervorhebungen ebd.). 97 So beispielsweise Hessen: Schreiben der Abteilung für Bauwesen im hessischen Finanz­ ministerium an die untergeordneten Behörden, 27./28.4.1904, StAD G 21A, Nr. 8/18, und AKBHe G 15 Berestr., 5/II, Nr. 2. 98 Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 100. 99 Vgl. Werner Lindners Denkschrift »Die Aufgaben des Deutschen Bundes Heimat­ schutz während des Krieges und nach F riedensschluß«, AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928, sowie Knaut, Rudorff, S. 44. 100 Zum Nassauer Konflikt von 1909: HStAW 405, Nr. 25509. 101 Vgl. Knaut, Rudorff, S. 44f.; Satzung des »Deutschen Bundes Heimatschutz« in der Fassung vom 25.4.1914 in AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928. 102 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 13, 1911, S. 108. 103 Zu Rehorst (1867-1919): ebd., Jg. 21, 1919, S. 16. 104 Ebd., Je. 15, 1913, S. 16. 105 Zu Lindner (1883-1964): Linse, Grundform. 106 Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 96. 107 Dazu der stenographische Bericht: Kriegstagung Brüssel 1915; hier alles F olgende, soweit nicht besonders belegt. Zu den Verhandlungen ferner: Die Denkmalpflege, Jg. 17, 1915, S. 96: ebd., Jg. 18, 1916, S. 12-14. 108 Wiedergabe der Einladung: Kriegstagung Brüssel 1915, S. 7f. 109 GStAMe 2.2.1., Nr. 20793, fol. 89. 110 Kriegstagung Brüssel 1915, S. 3-6. Teilnehmer neben Oechelhaeuser, der den Vorsitz führte, und Clemen: der hessische Gesandte Maximilian von Biegeleben, Max Dvorak, Otto von Falke, der Architekt Cornelius Gurlitt, der bayerische Generalkonservator Georg Hager, der Vorsitzende der »Westfälischen Kommission für Heimatschutz« Engelbert F reiherr von Kerckering zur Borg, der Geschäftsführer des »Deutschen Bundes Heimatschutz« Werner Lindner, der Beauftragte für den Wiederaufbau bei der Zivilverwaltung in Brüssel und Vorsitzende des »Bundes« Karl Rehorst, der badische Konservator der kirchlichen Denkmäler Joseph Sauer, der Hamburger Baudirektor Fritz Schumacher und ebenfalls vom Vorstand des »Deutschen Bundes Heimatschutz« Thilo F reiherr von Wilmowski. Aus der Schweiz: der Züricher Architekt Eugen Probst und der Berner Hochschullehrer Ferdinand Vetter. 111 Zum Abiauf: Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 101-103. 112 Der linksliberale bayerische Abgeordnete Karl Kohl an den Ministerpräsidenten Georg Graf von Hertling, 7.9.1917, sowie Hertlingan das Kultusministerium, 12.9.1917, HStAMü MK, Nr. 14457. Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 103. 113 Ebd.,S. 101f. 114 Ebd., Jg. 20, 1918, S. 21. 115 Angaben Rehorsts in: Kriegstagung Brüssel 1915, S. 87. 116 Angaben Werner Lindners in: Kriegstagung Brüssel 1915, S. 107. Teilweise erheblich höhere Zahlen bei Borrmann, Schultze-Naumburg, S. 126.

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Anmerkungen zu S. 139-145 117 So Werner Lindner im Dezember 1916 in seiner Denkschrift »Die Aufgaben des Deutschen Bundes Heimatschutz während des Krieges und nach Friedensschluß«, AWHBM­ str, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928. 118 Die Denkmaipflege, Jg. 17, 1915, S. 47, über die Einstellung preußischer Landtags­ abeeordneter. F erner ebd., Je. 18, 1916, S. 15. 119 Vgl. zum F olgenden: Kriegstagung Brüssel 1915, S. 107-114; Ostpreußen, seine Vergangenheit; F rank, Heimatschutz; Borrmann, Schultze-Naumburg, S. 126. 120 »Gesetz zur Förderung der Absiedlung« vom 8.5.1916, Preußische Gesetzsammlung, 1916, S. 51-54. Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 20, 1918, S. 71. 121 Vgl. zum F olgenden neben den Einzelbelegen: Kriegstagung Brüssel 1915, S. 86-105; Clemen u. Bersu, Kunstdenkmäler, S. 31f.; Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 102; Stubben, Zum Wiederaufbau; ders., Der Wiederaufbau. 122 Generalgouverneur von Bissing an den Kaiser, 6.10.1915, GStAMe 2.2.1., Nr. 20793, fol. 841f. 123 Stubben, Zum Wiederaufbau, S. 249, 252; ders., Der Wiederaufbau, S. 54. 124 Vgl. Kriegstagung Brüssel 1915, S. 100, 105; Stubben, Der Wiederaufbau, S. 53. 125 So das »Zentralblatt der Bauverwaltung« im Jahr 1919, zitiert nach: Borrmann, Schultze-Naumburg, S. 126. 126 Vgl. beispielsweise: Krieg und Heimat, S. 39ff., 123ff. 127 Elsaß, S. 125. 128 Die Denkmalpflege, Jg. 20,1918, S. 24, über den Inhalt eines Aufsatzes zum Thema »Die Zukunftsaufgaben des Heimatschutzes«. 129 Blunck, Schinkel, S. 27. 130 Ein Exemplar in AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928, hieraus das Folgende einschließlich der Zitate. 131 Zitiert nach der Wiedergabe durch Oechelhaeuser in: Tag für Denkmalpflege Münster 1921, S. 23. 132 Wiedergabe der Ausführungen in: Die Denkmalpflege, Jg. 22, 1920, S. 101. 133 Tag für Denkmalpflege Münster 1921, S. 24. 134 Ebd., S. 51. 135 Beispiel: Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 34/6, 1932, S. 74. 136 Ambros, Denkmalpflege, S. 5. 137 AKBHe G 15 Bergstr., 5/II, Nr. 2. 138 Der bayerische Generalkonservator Georg Hager an das Kultusministerium, 16.2.1921, HStAMü MK, Nr. 11837. Zu entsprechenden Diskussionen in Hannover im Spätherbst 1927: HStAH Hann. 151, Nr. 55. 139 Vgl. zum Beispiel die Satzung des »Heimatbundes Niedersachsen« vom 16.1.1930, HStAH Hann. 151, Nr. 53. 140 Akten zum »Bayerischen Landesverein«, unter anderem die zitierte Eingabe an das Kultusministerium, 25.11.1920: HStAMü MK, Nr. 11837; ferner ebd., Nr. 100195. 141 Dazu jetzt detailliert Ditt, Raum. Zeitgenössische Einschätzung der Vorbildlichkeit Westfalens in der Kulturpflege: Jeserich, Provinzen, S. 191. 142 So beispielsweise mehrfach in den 1920er Jahren der »Heimatbund Niedersachsen«, HStAH Hann. 151, Nr. 53. 143 Zur niedersächsischen Heimatptlege in der Provinz Hannover umfangreiches Material in HStAH Hann. 151, Nr. 53 und 55. 144 Schreiben Brünings vom 7.5.1930, HStAH Hann. 151, Nr. 55.

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Anmerkungen zu S. 146-150 145 Vgl. Frey, Zum Geleitc, S. lf. 146 Die Denkmalpflege, Jg. 21, 1919, S. 70. 147 Ebd., Jg. 22, 1920, S. 97; Tag für Denkmalpflege Münster 1921, S. 3-11; Die Denkmalpflege, Jg. 24,1922, S. 76. Die »Tage« im einzelnen: Eisenach 1920, Münster 1921, Stuttgart 1922, Potsdam 1924, F reiburg 1925, Breslau 1926, Mainz 1927 (Sondertagung), Würzburg und Nürnberg 1928, Köln 1930. 1923, 1929, 1931 und 1932 fanden keine Tagungen statt. 148 Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz F reiburg 1925, S. 28. 149 Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4, 1930. S. 291. 150 BAKo R 32, Nr. 374a, fol. 56. 151 Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz F reiburg 1925, S. 28. 152 Hager für das Generalkonservatorium an das bayerische Kultusministerium. 20.7.1926, HStAMü MK, Nr. 14458. 153 Clemen an den Reichskunstwart Edwin Redslob, 28.7.1931, BAKo R 32, Nr. 374a, fol. 30. 154 Clemen an Redslob, 13.10.1931, ebd., fol. 34; Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 34/6, 1932, S. lf. 155 Clemen und von Stein als Vorstand des »Tags« an die Mitglieder des Gesamtausschus­ ses, Dezember 1931, BAKo R 32, Nr. 374a, fol. 54ff., hier 55. 156 Clemen an Redslob, 13.10.1931, BAKo R 32, Nr. 374a, fol. 34. 157 Ebd. 158 Clemen und von Stein als Vorstand des »Tags« an die Mitglieder des Gesamtausschus­ ses, Dezember 1931, ebd., fol. 54ff., Zitate 58-60. 159 AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928. Ratjen wurde 1927 durch einen Direktor der Dresdner Bank abgelöst. 160 Protokoll der Vertreterversammlung des »Deutschen Bundes Heimatschutz« in Ei­ senach. 24.9.1920. AWHBMstr. Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928. 161 »Bayerischer Landesverein für Heimatschutz« an das bayerische Außenministerium, 7.1.1921, HStAMü MA, Nr. 100195. 162 Akten zu den Beitritten: AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928. 163 Vortrag Lindners auf der Vertreterversammlung des »Bundes«, 8.5.1921, ebd. 164 Ebd.; ferner ALVRBr, Nr. 12722. 165 Zur Finanzlage des »Bundes« Akten in: AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928; ebd., 1929-1936. 166 ALVRBr, Nr. 3787, fol. 121. 167 Ein Exemplar der Satzung in: AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1929-1936. 168 So Reichsinnenminister Carl Severing und Reichstagspräsident Paul Löbe, beide SPD, Ministerialdirektor Arnold Brecht, der Zentrumspolitiker und Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, der Duisburger Oberbürgermeister und ehemalige Reichsinnenminister Karl Jarres, DVP, sowie Wilhelm F reiherr von Gayl, für die DNVP 1932 unter dem Kanzler Franz von Papen Reichsinnenminister; vel. Der Deutsche Heimatschutz, S. 6-8. 169 ALVRBr, Nr. 11153. 170 Vgl. zum Inhalt Speitkamp, Denkmalpflege und Heimatschutz, S. 157-165. 171 Von Lindner entworfener Werbeaufruf des »Bundes«, 31.3.1920, AWHBMstr, Ord­ ner Deutscher Heimatbund 1914-1928.

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Anmerkungen zu S. 151-157 172 Wagenfeld in einem Artikel vom Oktober 1927, ebd. Vgl. auch Wagenfeld an Lindner, 9.10.1925, ebd. 173 So Wagenfeld im Juli 1930 zu einer Umfrage unter den Landesvereinen des »Deut­ schen Bundes Heimatschutz«. AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1929-1936. 174 Rundschreiben Lindners an Vorstand und Landesvereine des »Deutschen Bundes Heimatschutz«, 11.10.1927, AWHBMstr, Ordner Deutscher Heimatbund 1914-1928. 175 Belege für die Jahre 1930/31: ALVRBr, Nr. 3787, fol. 4f., 149-157. 176 ALVRBr, Nr. 3787, fol. 156. 177 Vgl. Berver-Thimme, Wohnungsfrage, S. 37, 126.

IL Staat und Herrschaft 1. Reich und Nation 1 Zum Zusammenhang von Nationalstaat und Kultur Schieder, Kaiserreich, S. 64ff. 2 Vgl. auch Düwell, Deutschlands auswärtige Kulturpolitik, S. 13f. 3 Vgl. allgemein Vierhaus, Entwicklung, S. 197; ferner als Problemaufriß mit zahlreichen Beispielen Mommsen, Kultur. 4 Über die Zuständigkeit des Reichs und der Reichsgesetzgebung Artikel 4 der Reichsver­ fassung, Druck: Huber, Dokumente, Bd. 2, S. 384-402, hier 386f.; vgl. auch Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 6. 5 Vgl. dazu mit grundsätzlichen Hinweisen Düwell, Deutschlands auswärtige Kulturpoli­ tik; ferner vom Bruch, Weltpolitik; Düwell u. Link, Deutsche auswärtige Kulturpolitik. 6 Griewank, Wissenschaft, S. 301. 7 Druckexemplare der Eingabe nebst Länderakten finden sich etwa in: HStAMü MA, Nr. 77191; GStAMe Rep. 87B, Nr. 3131, fol. 5. Vgl. auch Redtenbacher, Denkschrift, hier S. 28. 8 Bayerisches F inanzministerium an das bayerische Kultusministerium, 28.3.1878, HStAMü MA, Nr. 77191. 9 Beispiele vom Februar 1886 und Dezember 1898, GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 141, sowie ebd. Nr. 23a, Bd. 1, fol. 98. 10 Zur Organisation der »Reichs-Limes-Kommission«: Dresslers Kunstjahrbuch 1911/ 12, S. 4. 11 F riedrich Kurt von Alten an den otdenburgischen Staatsminister Karl von Berg, 23.2.1875, StAO 134, Nr. 4420. 12 Bericht des Staatsministeriums an den Großherzog, 24.2.1875, sowie Resolution de Großherzoes, undat. (24./25.2.1875), ebd. 13 So Graf an das bayerische Kultusministerium, 25.7.1900, HStAMü MK, Nr. 14437. Mit Rückblicken ferner Hager an das Kultusministerium, 16.9.1925, ebd., Nr. 14440. 14 Vgl. A$Q\, Denkmalschutzbestimmungen, S. 7. 15 Eingabe des »Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine« vom Januar 1902, HStAMü MA, Nr. 77191. 16 Bayerisches Kultusministerium an das bayerische Finanzministerium, 13.3.1902, ebd. 17 Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 99. 18 Vgl. Zimmermann, Katharinenkirche seit 1815, S. 78-82; ders., Denkmalschutz, S. 212.

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Anmerkungen zu S. 157-163 19 Druck des Aufrufs vom 6.6.1873: Organ für christliche Kunst, Jg. 23, 1873, S. 155f., Zitate 156. Vgl. auch Borger-Keweloh, Dome, S. 41f. 20 Vgl. ebd., S. 43. 21 Beispiele: GStAMe 2.2.L, Nr. 20788; ebd., Nr. 20796. 22 Vgl. F eldenkirchen, Kunstfinanzierung, S. 47f. Zur Kunstpolitik Wilhelms I. und Bis­ mareks: GriewanL Wissenschaft. 23 Zum gesamten Vorgang, auch für das Folgende: GStAMe 2.2.1., Nr. 20788, fol. 100, 103-106,113-115. 24 Gemeinsamer Bericht der preußischen Ministerien für Finanzen, des Auswärtigen und des Kultus, 10.6.1895, ebd., fol. 156f. 25 Zeitgenössische Darstellung aus Hofsicht: Seidel, Kaiser. F erner Malkowsky, Kunst, S. 231-240. 26 Zitiert nach: Seidel, Kaiser, S. 15,18,194. Vgl. auch die Wiedergabe eines Redetextes Wilhelms II. vom Dezember 1901 in: Liman, Kaiser, S. 346-348. F erner vom Bruch, Kunst­ und Kulturkritik, S. 332. 27 Seidel, Kaiser, S. 194. 28 Ebd., S. 26. 29 Zitiert nach: Liman, Kaiser, S. 417, 426. 30 Vgl. beispielsweise Schreiben des Reichskanzlers an das badische Staatsministerium, 26.2.1887 und 12.4.1888, GLAKa 233, Nr. 11794; ebenso an den Statthalter von Elsaß­ Lothringen, 26.2.1887, ABRStr AL 27, Nr. 636. 31 Vgl. zum Folgenden neben den Einzelbelegen vor allem Plagemann, Handbuch; ferner Haussherr, Handbuch, S. 486-489. 32 Vgl. beispielsweise Polaczek, Denkmäler-Inventarisation, S. 290; ders,, F ortgang, S. 143f. 33 Hinweise dazu: GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 192: BAKo R43F, Nr. 2388, fol. 128. 34 Gurlitt, Oechelhaeuser und Loersch an den Kaiser, Mitte Juli 1903, GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 188f., sowie Denkschrift zum Handbuch, ebd., fol. 190f. 35 Badisches Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an die Direktion der Großherzoglichen Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde, 15.9.1900, LDAKa I, Nr. 130. 36 Bericht des Reichsschatzamts und des Reichsamts des Innern, 3.11.1903, GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 186f. 37 Bülow an das Reichsamt des Innern und das Reichsschatzamt, 12.2.1904, sowie an den Kaiser, 22.3.1904, BAKo R43F, Nr. 2388, fol. 146f., 161f.; Bewilligungsbeschluß Wilhelms IL, 27.3.1904, ebd., fol. 162; vgl. auch GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 196; ebd., Nr. 20769, fol. 15. 38 Vgl. zusammenfassend Huber, Verfassungsgeschichte, Bd. 4, S. 437-479; Wehler, El­ saß-Lothringen; Betonung der integrativen Aspekte der Entwicklung des Reichslands: Hiery, Reichstagswahlen; anhand der Bauordnungspolitik mit ähnlicher Tendenz: Wittenbrock, Bauordnungen, S. 301f. Vgl. ferner Nohlen, Baupolitik; Fisch, Straßburger Stadtentwicklung. 39 Vgl. Speitkamp, Hohkönigsburg. 40 Vgl. allgemein für das Folgende Wolff, Handbuch; ders., Einrichtungen; ders., Denk­ malpflege in Elsaß-Lothringen; Pauli, Denkmalpflege; ferner Bredt, Denkmalschutz im Wege der Enteignung; ABRStr AL 27, Nr. 636; ebd., Nr. 709; AMMetz 7 AL, Nr. 319. 41 Erlaß des Oberpräsidenten von Elsaß-Lothringen Eduard von Möller, 7.1.1874; Druck: Wolff, Handbuch, S. 106f. Vgl. ebd., S. 1, 8; ders., Einrichtungen, S. 8. 42 ABRStr D 398, Nr. 15-8-3; Wolff, Einrichtungen, S. 8f; Helfert, Denkmalpflege, S. 125.

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Anmerkungen zu S. 163-167 43 Vgl. Wolff, Einrichtungen, S. 9f., 20-23, 28-32; ders., Handbuch, S. 25. 44 Übersicht über den Umfang der Zerstörungen von Kunst- und Baudenkmälern aus der Sicht des Jahres 1917: Vetter, Friede, S. 9-26. 45 Zu den völkerrechtlichen Aspekten des Denkmalschutzes bis zum Weltkrieg: Ambros, Völkerrecht, bes. S. 80ff.; Sauer, Zerstörung, S. 17f.; Krayer, Denkmalschutz, S. 94f.; Treue, Kunstraub, S. 296ff.; Gurlitt, Schutz der Kunstdenkmäler im Kriege. 46 Ambros, Völkerrecht, S. 73f. 47 Vgl. Vondung, Apokalypse, S. 153, 157, 162, 171; Bergmann, Agrarromantik, S. 174. 48 Vgl. Schwabe, Wissenschaft, S. 21ff. 49 Wagner, Straßennamen, S. 104. 50 Renard, Rheinische Denkmalpflege, S. 23. 51 Vgl. Wieland, Belgien, S. 32-39; Schwelbusch, Bibliothek, S. 14-19; Sauer, Zerstö­ rung, S. 50-60; Hofmann, Erhaltung; Gibson, La Belgique, S. 105-121. 52 Vgl. Clemen,in: Kriegstagung Brüssel 1915,S. 26-34; Clemen, Baudenkmäler auf dem französischen Kriegsschauplatz, S. 46-52; Sauer, Zerstörung, S. 61-75; Vetter, Friede, S. 14f. 53 Vgl. Wolff, Tagebücher, T. 1, S. 94. 54 Kriegstagung Brüssel 1915, S. 15. 55 Vgl. zur internationalen Reaktion auf die Vorfälle und zur Bedeutung für die deutschen Wissenschaftler vom Brocke, Wissenschaft und Militarismus, S. 660f.; Schivelbusch, Bibliothek, S. 26-31. 56 Kriegstagung Brüssel 1915, S. 15f. 57 Vgl. vom Brocke, Wissenschaft und Militarismus, bes. S. 654ff.; Schwabe, Wissenschaft, S. 22f.; Eksteins, Tanz, S. 243f. 58 Wiedergabe des Aufrufes in: vom Brocke, Wissenschaft und Militarismus, S. 718. 59 Zur internationalen Reaktion auf den Aufruf: ebd., S. 664-682. 60 Hofmann, Erhaltung, S. 702; vgl. Schöller, Löwen; Wieland, Belgien, S. 44ff. 61 Kriegsministerium. Beschießung der Kathedrale; Gurlitt, Schutz der Kunstdenkmäler im Kriege, S. 18f.; Zerstörte Kunstdenkmäler an der Westfront, S. 28. 62 Vgl. beispielsweise als Antwort auf das »Weißbuch«: Mayence, L'Armee Allemande. 63 Kriegstagung Brüssel 1915, S. 14. 64 Ebd., S. 41; vgl. auch Gurlitt, Schutz der Kunstdenkmäler im Kriege, S. 15. 65 So monierte später Clemen, Kriegsdenkmalpflege, S. 91. 66 Ebd., S. 99. 67 So im Jahr 1916 durch den Kunstschriftsteller Willy Oskar Dressler mit einer »Denk­ schrift betreffend die Neugestaltung der Verwaltung der Kunstangelegenheiten im Reich und in den Bundesstaaten«, BAKo R 32, Nr. 482. 68 Zu Bode (1845-1929), 1906-1920 Generaldirektor der Berliner Museen: Beyrodt, Bode; Bode, Mein Leben. 69 Zu F alke (1862-1942), 1908-1920 Direktor des Berliner Kunstgewerbemuseums, 1920-1927 Nachfolger von Bodes als Generaldirektor der Berliner Museen: NDB, Bd. 5, S. 8f.; Wer istV, 1935, S. 386; Dresslers Kunsthandbuch, Bd. 2, 1921, S. 137. 70 Hierzu und zur folgenden Darstellung von Organisation und Personal des Kunstschut­ zes in den Kriegsgebieten: Falke, Einrichtung. 71 So 1898: Clemen, Denkmalpflege in Frankreich. 72 GStAMe 2.2.1., Nr. 20793, fol. lff. 73 Grundsätzlich hierzu Clemen, Kriegsdenkmalpflege, sowie ders., Der Krieg und die Kunstdenkmäler. 74 So im August 1915; Kriegstagung Brüssel 1915, S. 37.

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Anmerkungen zu S. 167-173 75 Von Bissing an den Kaiser, 6.10.1915, GStAMe 2.2.1, Nr. 20793, fol. 84k. Zu Bissing ( (1844-1917): NDB, Bd. 2, S. 278. 76 Kabinettsschreiben vom 1.1.1915, GStAMe 2.2.1., Nr. 20793, fol. 16. 77 Vgl. Clemen, Zustand der Kunstdenkmäler auf dem östlichen Kriegsschauplatz. 78 Kohte, Nachwort, S. 137. 79 Jänecke, Denkmäler, S. 106. 80 Clemen u. Bersu, Kunstdenkmäler, S. 26. 81 Vgl. etwa Dragendorff, Arbeit, S. 156. 82 Wilhelm IL, Ereignisse, S. 221. 83 Vgl. Ebhardt, Krieg, S. 5. 84 Zu den Diskussionen vgl. GStAMe 2.2.1., Nr. 20793, fol. 82a-c, 85c, 85e, 85f, 85o, ί 85p, 167. Apologetisch Treue, Kunstraub, S. 297f 85 Bayerisches Außenministerium an die Gesandtschaft Berlin, 17.10.1914, sowie bayeri­ ! sches Kultusministerium an das Außenministerium, 4.5.1916, und an das Kriegsministerium, ■ : 21.11.1917, HStAMü MK, Nr. 41224. 86 Ausschnitte in GStAMe 2.2.1., Nr. 20793. F erner Schreiben Clemens an den Reichs­ \ kanzler, 10.1.1916, BAKo R 43F, Nr. 2395, fol. 80; Clemen, Schutz der Kunstdenkmäler im 1 Kriege. 87 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 17,1915, S. 48; ebd., S. 40; Sauer, Zerstörung; Ebhardt, J Krieg, S. 79f, 143, 145, 152, 153; Gurlitt, Zukunft Belgiens, bes. S. 158f 88 Vgl. etwa Krieg und Heimat; Ostpreußen, seine Vergangenheit; Elsaß; Die Denkmal· 1 pflege, Jg. 17,1915,S. 56;ebd., Jg. 18,1916,S. 120; Endres, Krieg,S. 40. ZurHeimatbewe­ i gung im Krieg auch Schmidt, Heimat, S. 20-22; Avplegate, Nation, S. 108-119. 89 Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 32. 90 Knegstagung Brüssel 1915, S. 86. 91 Jänecke, Denkmäler, S. 106. 92 Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 23f, 32. Vgl. ebd., Jg. 17, 1915, S. 40, 80; 1 Froberger, Verfall; Löhr, Krieg, S. 9-^3; Sauer, Zerstörung, S. 77-85, 100-128. 93 Kriegstagung Brüssel 1915, S. 32; Die Denkmalpflege 19, 1917, S. 101 94 Stubben, Der Wiederaufbau, S. 53; Denkschrift Clemens vom 14.7.1917, GStAMe ; 2.2.1., Nr. 20793, fol. 133. 95 Jänecke, Denkmäler, S. 105f. 96 Die Denkmalpflege, Jg. 18, 1916, S. 127; ebd., Jg. 19, 1917, S. 16. 97 Wievand, Denkmalschutz S. 185. 98 Beispiele: Kohte, Kunstdenkmäler in Polen, S. 11 f.; Dragendorff, Arbeit, S. 156; Jänecke, J Denkmäler, S. 106; Die Denkmalpflege, Jg. 18, 1916, S. 16. 99 Clemen, Kriegsdenkmalpflege, S. 91. Vgl. auch ders., Kunstschutz im Kriege. 100 Haenisch, Kulturpolitik, S. 10f, 21, 26-29, 150. Zu Haenisch (1876-1925): Huber, λ Verfassungsgeschichte, Bd. 4, S. 123; Kosch, Staatshandbuch, Bd. 2, S. 449. 101 Haenisch, Kulturpolitik, S. 69-71, 75f., 90f. 102 Zu Koch-Weser (1875-1944): Beckstein, Koch-Weser. 103 Zu Becker (1876-1933): Düwell, Becker; ders,, Staat und Wissenschaft; Müller, 1 Bildung; Carl Heinrich Becker. Gedenkbuch (darin bes. Wende, Kulturpolitiker). 104 Becker, Aufgaben, S. 3, 7. 105 Ebd., S. 4f, 44, 46, 48, 57f. 106 Zu Horion (1876-1933): Clemen, Horion. 107 So anläßlich der Landtagsdebatte über ein preußisches Denkmalschutzgesetz; Preußi­ s scher Landtag, 2. Wahlperiode, 1. Tagung 1925/27, Hauptausschuß (6-8.10.1927).

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Anmerkungen zu S. 174-178 108 Huber, Dokumente, Bd. 4, S. 173. 109 Vgl. zum Ablauf: Verhandlungen der Verfassunggebenden Deutschen Nationalver­ sammlung, Bd. 328, S. 1674 (18.7.1919); ebd., Bd. 329, S. 2176 (31.7.1919); Asal, Denk­ malschutzbestimmuneen, S. 13f.; Krayer^ Denkmalschutz, S. 108. 110 Vgl. Hensel, Art. 150, S. 325-330; Krayer, Denkmalschutz, S 109f.; Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 15f. 111 Anders Krayer, Denkmalschutz, S. 111. 112 Hensel, Art. 150, S. 321. 113 Kneer, Heimat, S. 20, 114 Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 31-33. Zu Asal (1889-1984), seit 1920 Regierungsrat, 1934-1945 Ministerialrat und Abteilungsleiter im badischen Kultusministeri­ um, seit 1848 in der südbadischen staatlichen Kulturverwaltung tätig: Ottnad, Biographien, Bd. 3, S. 8f. 115 Becker, Aufgaben, S. 36f., 42. 116 Zur Einrichtung des Amt sowie zu Person und Tätigkeit des Reichskunstwarts Redslob (1884-1973): Heffen, Reichskunstwart; F indbücher zu Beständen des Bundesarchivs. Reichskunstwart, S. 1-4; Speitkamp, Erziehung zur Nation; Redslob, Weimar; Edwin Redslob zum 70. Geburtstag. Für Teilaspekte seiner Arbeit: Schellack, Nationalfeierta­ ge; Ribbe, F laggenstreit; Bucher, Errichtung; Lurz, Kriegerdenkmäler, Bd. 4, S. 57-61; Campbell, Werkbund, S. 145-148, 208f., 255f., 314 und passim. 117 So das Reichsministerium des Innern, 23.1.1920, BAKo R 32, Nr. 1, fol. 3. 118 Entwurf Redslobs, undat. (ca. Oktober 1922), BAKo R 32, Nr 2, fol. 62f.; weiterer Denkschrift-Entwurf, 28.6.1920, ebd., Nr. 1, fol. 23f. 119 Rundschreiben des Reichsinnenministeriums, 23.1.1920, ebd., fol. 4. 120 Hinweise und Beispiele 1920-1926: ebd., fol. 46; BAKo R 431, Nr. 831, fol. 25, 39, 182-184; ebd., Nr. 258. 121 Reichministerium des Innern an Redslob, 9.11.1920, BAKo R 32, Nr. 1, fol. 61 122 Reichsministerium des Innern an das Auswärtige Amt, 23.1.1920, ebd., fol. 7. 123 Redslob, Weimar, S. 278ff., 286f. 124 Denkschrift-Entwurf über die Stelle des Reichskunstwarts, 28.6.1920, BAKo R 32, Nr. 1, fol. 21-24, hier 24. 125 Entwurf Redslobs, undat. (ca. Oktober 1922), ebd., Nr. 2, fol. 106f.; Schreiben Redslobs, 25.11.1920, ebd., Nr. 7, fol. 114. 126 Denkschrift über das Amt des Reichskunstwarts, Anfang 1924, ebd., Nr. 3, fol. 2ff., hier 6f. 127 Beispiele: ebd., Nr. 2, 173, 258. 128 Vgl. Schreiben Redslobs vom 30.6.1927, ebd., Nr. 175, fol. 193. 129 Redslob auf ein Anschreiben aus Bremen, 16.7.1920, ebd., Nr. 7, fol. 107. 130 So Redslob am 23.4.1927 anläßlich der Restauration des Mainzer Doms, ebd., Nr. 9, fol. 226. 131 Beispiele ebd, Nr. 15,97,175,374. 132 So allerdings das italienische Denkmalschutzgesetz von 1902; vgl. Bredt, Italienische Denkmalschutzgesetzgebung. 133 Die Denkmalpflege, Jg. 20, 1918, S. 23. 134 Vorlage vom 25.5.1917 mit Begründung in: Bundesratsdrucksachen, Nr. 160, Session 1917. Vgl. hierzu und zur Diskussion über den Entwurf GLAKa 233, Nr. 25904; GLAKa 237, Nr. 44099; Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 35-37.

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Anmerkungen zu S. 178-181 135 Eingaben vom 13.6. und 26.6.1917, GLAKa 237, Nr. 44099; ferner GLAKa 233, Nr. 25904. 136 Die Denkmalpflege, Jg. 20, 1918, S. 23. 137 So der Berichterstatter im Bundesrat, der Sachsen-weimarische Vertreter Arnold Paulssen, 25.6.1917, GLKa 237, Nr. 44099; ferner GLAKa 233, Nr. 25904. 138 So auch hinsichtlich eines revidierten Entwurfs; Text vom 20.2.1918 nebst Begrün­ dung in: GLAKa 237, Nr. 44099. Vgl. Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 37. 139 Bericht des badischen Bevollmächtigten beim Bundesrat an das badische Ministerium des Auswärtigen, 21.1.1919, GLAKa 233, Nr. 25904. 140 Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 37. 141 Druck von Verordnungsentwurf und Begründung: Staatenausschuß, Nr. 167, Tagung 1919. Vgl. AsaL Denkmalschutzbestimmungen, S. 37, 41f. 142 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus an das badische Ministerium des Auswärtigen, 22.10.1919, GLAKA 233, Nr. 25904. 143 Reichsgesetzblatt, 1919, S. 1961f. 144 Druck des Vereinfachungsgesetzes vom 17.4.1919: ebd., 1919, S. 394. Vgl. Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 37f. 145 Bericht des badischen Gesandten beim Reichrat an das badische Ministerium des Auswärtigen, 27.9.1919, GLAKa 233, Nr. 25904. 146 Besprechung mit Länderreferenten am 5.1.1920, BAKo R 431, Nr. 818, fol. 55; Reichsministerium des Innern an das bayerische Kultusministerium, 12.2.1920, HStAMü MK, Nr. 14440; Vorlage von Entwurf und Begründung durch das Reichsministerium des Innern beim Reichsrat, 23.4.1920, Reichsrat, Nr. 123, Tagung 1920; vgl. auch Asal, Denk­ malschutzbestimmungen, S. 55. 147 Vgl. BAKo R 431, Nr. 818, fol. 43ff., 55, 79; BAKo R 32, Nr. 96, fol. 47ff.; Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 56. 148 Reichsgesetzblatt, 1920, S. 913f. Vgl. BAKo R 431, Nr. 818, fol. 88. 149 Vgl. beispielsweise zu Hessen: StAD G 21A, Nr. 8/1. Zu Abschwächungen bei der Ausfuhrung durch die Länder auch Miksch, Kunstsammlungen, S. 221f. 150 Vorlage vom 23.4.1920, Reichsrat, Nr. 123, Tagung 1920. 151 Protokoll einer Besprechung von Reichs- und Ländervertretern über Kunstschutzan­ gelegenheiten und die Ausführung der Verordnung, 8.5., 24.9. und 25.9.1920, GStAB I.HA. Rep. 90, Nr. 1796. 152 Ende 1925, 1927 und 1929 durch Reichsgesetz jeweils um zwei Jahre, 1931 durch Verordnung des Reichspräsidenten um ein Jahr und 1932 durch Notverordnung nach Artikel 48 Absatz 2 der Weimarer Verfassung »bis auf weiteres«; Reichsgesetzblatt, 1925, T. I, S. 470; ebd., 1927, T. I, S. 485; ebd., 1929, T. I, S. 244; ebd., 1931, T. I, S. 779, 786; ebd., 1932, T. I, S. 572. Zu den Debatten um die Verlängerung: BAKo R 2, Nr. 12033; ebd., Nr. 3, fol. 96; BAKo R43I, Nr. 818, fol. 330; HStAMü MA, Nr. 100191. 153 Verzeichnisse und Nachträge in BAKo R 431, Nr. 818, fol. 171ff. (1922), 274ff. (1924); ebd., Nr. 819, fol. 159ff. (1927); ferner in GLAKa 237, Nr. 44101. 154 Reichsministerium des Innern an den Reichskunstwart, 3.8.1925, 2.12.1929 und 20.1.1930, BAKo R 32, Nr. 375, fol. 13, 8 9 , 9 1 . 155 Vgl. Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 39—41. 156 Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus an das badische Ministerium des Äußeren, 22.10.1919, GLAKa 233, Nr. 25904. 157 Badischer Bevollmächtigter beim Reichsrat an das badische Staatsministerium, 16.12.1927, über eine Sitzung des Reichsratsausschusses vom Vortag, ebd.

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Anmerkungen zu S. 181-185 158 Gesetz vom 21.12.1925, Reichseesetzblatt, 1925, T. I, S. 470. 159 Gesetz vom 24.12.1929, ebd., 1929, T. I, S. 244. 160 Reichsministerium des Innern an alle Länderregierungen, 30.12.1929, GLAKa 233, Nr. 25904. 161 Reichstag, 119. Sitzung, 18.12.1929, S. 3640f., Zitat 3641. Ahnlich auch der deutschnationale Abgeordnete Hermann Strathmann, ebd., S. 3642. 162 Reichsministerium des Innern an die Regierungen der Lander, 8.7.1929, BAKo R 32, Nr. 375, fol. 77. 163 Protokoll der Ausschußsitzune vom 24.2.1930, GLAKa 233, Nr. 25904. 164 So der Geschäftsfuhrende Ausschuß des »Tags für Denkmalpflege und Heimatschutz« im Februar 1929, BAKo R 431, Nr. 819, fol. 135ff., und am 26.10.1931, BAKo R 32, Nr. 374a, fol. 38f. 165 Reichsministerium des Innern an das bayerische Kultusministerium, 27.11.1931, HStAMüMK, Nr. 41305. 166 Reichsministerium des Innern an den Reichskunstwart, 20.1.1930, BAKo R 32, Nr. 375, fol. 91; Clemen an den Reichskunstwart Redslob, 8.7.1931, ebd., Nr. 374a, fol. 21. 167 Clemen an Redslob, 13.10.1931, ebd., fol. 35. 168 Ebd., fol. 36; ferner der Vorstand des »Tags für Denkmalpflege und Heimatschutz«, gez. Clemen, v. Stein, an die Mitglieder des Gesamtausschusses des »Tags für Denkmalpflege und Heimatschutz«, Dezember 1931, ebd., fol. 54ff., hier 62, sowie: Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalofleee und Heimatschutz, le. 34/6, 1932, S. 3. 169 F riedrich Haesler, preußisches Kultusministenum, an Clemen, 21.8.1931, Abschrift in GLAKa 235, Nr. 39859. 170 Bayerisches Kultusministerium an das bayerische Staatsministerium, 16.7.1932, würt­ tembergisches Kultusministerium an das Reichsministerium des Innern, 14.3.1932, sowie badisches Kultusministerium an das Staatsministerium, 18.1.1932, Abschriften ebd. 171 Clemen an Redslob, 13.10.1931, BAKo R 32, Nr. 374a, fol. 36, sowie an den preußischen Regierungsrat F riedrich Haesler, 19.8.1931, Abschrift in GLAKa 235, Nr. 39859. 172 Asal an Haesler, 29.1.1932, ebd. 173 Abelein, Kulturpolitik, S. 58f. 174 Zur Mittelverteilung 1926-1929: GLAKa 237, Nr. 44096; HStAMüMK, Nr. 15341. 175 Speziell zur Rheinlandfrage und zur deutschen Rheinpropaganda in der Weimarer Zeit: Wem, Strom, S. 90ff. 176 Denkschrift-Entwurf über die Stelle des Reichskunstwarts, undat. (vermutlich 1920), BAKo R 32, Nr. 1, fol. 25-32, hier 26. 177 So Redslob auf Schleswig-Holstein bezogen am 17.5.1923, BAKo R 32, Nr. 175, fol. 180. Vgl. ebd., Nr. 2, fol. 62f. 178 Badisches Finanzministerium an das Staatsministerium, 22.1.1930, GLAKa 237, Nr. 44096. Weiteres Material in BAKo R 2, Nr. 2611 (Denkschriften vom März 1929 »über die wirtschaftliche und kulturelle Notlage« in den besetzten Gebieten); GLAKa 233, Nr. 26046 (Zuschüsse für die badische Kulturpflege aus dem Westhilfeprogramm des Reichs, 1930 und 1932); StAO 134, Nr. 4422 (Zuschuß für die Heimatpflege im oldenburgischen Landesteil Birkenfeld durch das Reichsministerium für die besetzten Gebiete, 1926). 179 So 1932 in der Auseinandersetzung mit Baden um Beantragung und Nutzung der kulturellen Westhilfe des Reichs, GLAKa 233, Nr. 26046. 180 Dagobert F rey in: Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 1, 1926/27, S. 73. Vgl. auch Tag für Denkmalpflege und Heimatschutz Freiburg 1925, S. 14.

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Anmerkungen zu S. 185-194 181 SoPaulClemen;ebd.,S. 171. 182 Beispielsweise: Saar-F reund. Nachrichten aus dem abgetrennten Saar- und Pfalzge­ biet. Mitteilungsblatt des Bundes »Saar-Verein«, Jg. 2, 1921, Nr. 8, S. 110. 183 Beispiele: Die Denkmalpflege, Jg. 21, 1919, S. 81-83; Dethlefsen, Ordensburgen, S. 4 1 ; Dethleßen, Schloß, S. 18; Schreiben Dethlefsens an den Konservator der Kunstdenkmä­ ler in Berlin, Robert Hiecke, 20.1.1921, GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 138, fol. 45f.

2. Länder und Region 1 Vgl. F eldenkirchen, Kunstfinanzierung, S. 44-49; Abelein, Kulturpolitik, S. 58; Grie­ wank, Wissenschaft, S. 294. 2 Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 75; ebd., Jg. 2, 1900, S. 31; Loersch, Denkmalpfle­ ge, S. 76; Wussow, Erhaltung, [Bd. 1], S. 68f. 3 StAM 150, Nr. 1810, fol. 10; ebd., Nr. 2275, fol. 126; HStAW 403, Nr. 1096, Bd. 1. 4 Busen, Denkmalpflege, S. 14. 5 Angaben nach: HStAMü MK, Nr. 14426f., 14437,14439, 14457, 41306. 6 Zimmermann, Denkmalschutz, S. 194, 218; Jorns, Entwicklung, S. 17; Die Denkmal­ pflege, Jg. 7, 1905, S. 31; ebd., Jg. 9, 1907, S. 31; ebd., Jg. 10, 1908, S. 54; ebd., Jg. 11, 1909, S. 48. 7 Angaben nach: StAO 134, Nr. 4426, 4438. 8 Strahlmann, Alexanderkirche, S. 31 9 Wolff, Einrichtungen, S. 51; ferner Bericht Wolffs an den Staatssekretär für Elsaß­ Lothringen, 14.9.1903, ABRStr AL 27, Nr. 709. 10 Schreiben des Bezirksamts Wolfach an das badische Innenministerium, 25.7.1913, LDAKaLNr. 147. 11 Elsässische Beispiele aus dem Jahr 1903: ABRStr D 398, Nr. 15-8-3; ABRStr D 414, Nr. 2335;AHRCoi,Nr. 16671. 12 Pleitner, Oldenburg, Bd. 2, S. 310. 13 Ebd.,S. 347f. 14 Vgl. auch Heinemeyer, Bestrebungen, S. 253. 15 Vgl. z. B. das Schreiben des badischen Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das badische Außenministerium. 15.2.1907. GLAKa 233. Nr. 10725. 16 Zur bayerischen Politik am Vorabend der Reichsgründung: Hanisch, Fürst. 17 So schon in den 1880er Jahren die Initiativen des preußischen Kultusministeriums; StAM 166, Nr. 6523. 18 Vgl. Reulecke, Kunst; Düwell, Geistesleben, S. 27. 19 Rudorff, Heimatschutz, 1901, S. 45 (Zitat), 50; Gradmann, Heimatschutz, S. 19. 20 Schultze-Naumburg, Kulturarbeiten, Bd. 3, S. 125ff 21 Ebd.,S. 143. 22 Vgl. bes. bredt, Jugendpflege; Kreuzberg, Denkmalpflege; Schwarz, Naturschutz. Ahn­ liche Hinweise in der gesamten Heimatschutzliteratur, etwa Heyer, Denkmalpflege, S. 17. 23 Oechelhaeuser, Wege, S. 37. 24 Preußisches Herrenhaus, 1905/06, Nr. 115, Drucksachen Nr. 78. 25 Wirminghaus, Bedeutung (Hervorhebung ebd.). 26 Jorns, Entwicklung, S. 21; StAM 166, Nr. 6523. 27 Vgl. zum Hintergrund Becker, Staat; Ott, Freiburg.

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Anmerkungen zu S. 194-199 28 Zu Nokk (1832-1903), 1893-1901 auch Präsident des badischen Staatsministeriums: Stadelhofer, Kulturkampfgesetzgebung, S. 101. 29 Begründung des Gesetzentwurfs, Anlage zum Schreiben des badischen Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das Finanzministerium, 31.12.1883, GLAKa 237, Nr. 33828. 30 Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das Erbischöfliche Ordinariat Freibure, 9.1.1884, EAF Β 2-38, Nr. 1. 31 Schreiben an das Innenministerium, 4.3.1909, GLAKa 237, Nr. 33828. 32 GLAKa 440, Zug. 1984/88, Fasz. 105; EAF Β 2-38, Nr. 2. 33 So ein im Freiburger Ordinariat erstelltes Gutachten, 28.10.1913, ebd., Nr. 4. 34 Badisches Kultusministerium an das Erzbischöfliche Ordinariat F reiburg, 8.8.1914, ebd., Nr. 2. Weiteres Material zu den Diskussionen über den Entwurf ebd. sowie ebd., Nr. 4. 35 Aktennotiz vom 2.5.1917, ebd., Nr. 3. 36 Vgl. etwa die Besprechungsnotiz vom 21.9.1925, HStAMü MA, Nr. 100191. 37 Hinweis in einer preußischen Anfrage an das Oldenburger Staatsministerium, 11.9.1882, StAO 134, Nr. 4420. 38 Wussow, Erhaltung. 39 GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 141. 40 Preußisches Kultusministerium an das Innenministerium, 21.12.1900, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 1, fol. 1 f. (Gesetzentwurf ebd., fol. 3ff.); ebenso an das Justizministerium, GStAB I.HA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 18f. (Gesetzentwurf in einer etwas späteren, geringfügig abgewandelten F assung ebd., fol. 20ff.), sowie an das F inanzministeri­ um. 41 Zitate aus der Begründung des Gesetzentwurfs in der Fassung vom September 1901, StAM 150, Nr. 1810, fol. 7ff., hier 11,14. Begründung des Gesetzentwurfs vom 21.12.1900, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 1, fol. 21f. 42 Beschluß des Staatsministeriums, 22.12.1900, GStAB I.HA, Rep. 90, Nr. 1796. 43 GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 1, fol. 34, 37, 39-43; GStAB I.HA, Rep. 84a, Nr. 10748, fol. 21ff. 44 GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 165. 45 Haus der Abgeordneten, 1901, 47. Sitzung (12.3.1901), Sp. 3254; ebd., 1902, 49. Sitzung (7.3.1902), Sp. 3459; ebd., 1909, 73. Sitzung (28.4.1909), Sp. 5399; Herrenhaus, 1902, 11. Sitzung (7.5.1902), S.274f.; Die Denkmalpflege, Jg. 3, 1901, S. 31; ebd., Jg. 5, 1903, S. 39. 46 Votum des preußischen Kultusministeriums für das Staatsministerium, 4.3.1909, BAKo R43F, Nr. 2390, fol. 111 (Hervorhebung ebd.). 47 Begründung des Gesetzentwurfs vom März 1909, BAKo R43F, Nr. 2390, fol. 120f. 48 Votum des Kultusministeriums, 3.4.1909, ebd., fol. 155-157; Voten des preußischen Finanzministeriums vom 23.3. und 6.5.1909, ebd., fol. 145ff., 158ff 49 Preußische Gesetzsammlung, 1914, S. 41^46. 50 Wagner, Denkmalpflege, S. 12f. 51 Oechelhaeuser, Denkmalpflege, Bd. 1, S. 133, 139. Zu Biegeleben (1859-1945), 1899-1911 Leiter der hessischen Ministerial-Bauabteilung, seit 1911 hessischer Gesandter zum Bundesrat, seit 1921 zum Reichsrat in Berlin: Zimmermann, Denkmalschutz, S. 223; Wer ist's?, 1935, S. 121; Huber, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 347. 52 Oecheihaeuser, Denkmalpflege, Bd. 1, S. 149 53 Ebd.,S. 176f.

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Anmerkungen zu S. 199-204 54 Vgl. dazu auch am Beispiel der Debatte über ein Wohnungsgesetz ein Jahr später: Berger-Thimme, Wohnungsfrage, S. 181,191f, 195, 197. 55 Zu den territorialen und politischen Verhältnissen: Klein, Oldenburg, S. 805-809; Schmidt, Oldenburg um 1900; Lübbing, Oldenburgische Landesgeschichte, S. 176-188; Eckhardt, Staat. 56 Antrag vom 12.2.1908, StAO 134, Nr. 4425. 57 Protokollauszug ebd. 58 Regierung Eutin an das Ministerium des Innern, 18.2.1910 sowie 28.5.1910, ebd., Nr. 4437. 59 Kommissionsmitglieder: Geheimer Ministerialrat (später Ministerpräsident) Eugen von F inckh, Regierungsrat Ruhstrat, Oberbaurat Walter F reese und Landrat Christians, ab Januar 1909 zudem der Leiter des oldenburgischen Gewerbemuseums Tenge; StAO 134, Nr. 4425. 60 Oldenburgisches Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Ange­ legenheiten an das hessische Staatsministerium, 5.8.1912, ebd., Nr. 4426. 61 Material in HStAMü MA, Nr. 92354. 62 Bericht des Generalkonservators Georg Lill an das Kultusministerium, 26.2.1932, ebd., Nr. 41305. 63 Staatsminister Anton von Wehner im F inanzausschuß der Abgeordnetenkammer, 9.6.1904, ebd., Nr. 14473. 64 Textwiedergabe bei Kneer, Denkmalpflege, S. 228f. 65 Vgl. zum F olgenden mit exakten territorialen Übersichten Polaczek, Denkmäler­ Inventarisation; ders., Fortgang; Kohte, Stand der Inventarisation; Braun, Inventarisierung; Mielke, Kunstdenkmäler-Inventarisation. Mit historischen und grundsätzlichen Hinweisen ferner Dellwing, Inventarisation. 66 Lotz u. Dehn-Rotfelser, Baudenkmäler. Vgl. Buch, Quast und die Inventarisation, S. 361, 369; Dolff-Bonekämver, Entdeckung, S. 136-138,178-180. 67 Von Möller an den Präfekten von Deutsch-Lothringen, 19.12.1871, AMMetz 7 AL, Nr. 319. 68 Zirkular vom 27.2.1872, AMMetz 7 AL, Nr. 319. 69 Vgl. Buch, Quast und die Inventarisation, S. 370; Denkmalpflege in Ostwestfalen­ Lippe, S. 57. 70 Vgl. Hiteer, Clemen, S. 388f. 71 Konservator Reinhold Persius an Ludwig Bickell, 23.11.1887, StAM 340, Bickell, Nr, 183. 72 Zum Kontrollanspruch der politischen Instanzen der Provinz am Beispiel der Kasseler Bezirkskommission das Sitzungsprotokoll vom 20.12.1898, StAM 220, Nr. 300. Kritik an Uneinheitlichkeit: Die Denkmalpflege, Jg. 3, 1901, S. 45. Versuch einheitlicher Vorgaben: ebd., Jg. 4, 1902, S. 77. 73 Vgl. etwa die Ministerialverfügung zum Beginn der hessischen Inventarisation, 18.10.1882, AKBHe G 15 Bergstr., 5/II, Nr. 10; die F ragebögen und Anleitungen von 1881 /82, StAD G 15 Alsfeld, Nr. Β 17; ferner die »Geschäftsordnung der Kommission für die Veröffentlichung des Werks: Kunstdenkmäler im Großherzogtum Hessen«, die das Darmstäd­ ter Innenministerium 1907 veröffentlichte. StAD G 15 Alsfeld. Nr. Β 11. 74 Vgl. Jörns, Entwicklung, S. 17; Zimmermann, Denkmalschutz, S. 193. 75 Münchner Allgemeine Zeitung, 2.12.1896. 76 Vgl. zum Folgenden auch Strobel, Denkmalverzeichnis, S. 248-254.

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Anmerkungen zu S. 205-212 77 Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das Erzbischöfliche Ordinariat, 3.7.1882, EAF Β 2-38, Nr. 1. 78 M inisterium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das Erzbischöfliche Ordinariat, 16.12.1882, ebd. 79 Dazu Akten in LDAKa I, Nr. 54; ebd., Nr. 176. 80 Akten in LDAKa I, Nr. 53, darin etwa bes. Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an die Direktion der Sammlungen für Altertums- und Völkerkunde, 21.12.1906, sowie an den Konservator Ernst Wagner, 4,2.1909. 81 Kritik an der Uneinheitlichkeit etwa: Münchner Allgemeine Zeitung, 2.12.1896; Polaczek, Denkmäler-Inventarisation, S. 287f. 82 Aus der öffentlichen Diskussion beispielsweise: Mielke, Betrachtungen, S. 101; Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 65; ebd., Je. 8, 1906, S. 101. 83 Braun, Inventarisierung, S. 685f. 84 Vgl. zum Folgenden insgesamt Lübbeke, Hager. 85 »Bayerischer Architekten- und Ingenieurverein« an das Innenministerium, 24.12.1881, HStAMü MK, Nr. 14459. 86 Akten, bes. Innenministerium an das Kultusministerium, 6.1.1882, Kultusministerium an das Innenministerium, 29.1.1882, »Architekten- und Ingenieurverein« an das Kultusmini­ sterium, 147.1882, ebd. 87 Schreiben nebst Denkschrift Seidels und Bezolds, 17.6.1885, ebd. 88 Kultusministerium an den Generalkonservator, 28.6.1885, an das Innenministerium, 2.6.1887, und wiederum an den Generalkonservator, 12.6. und 6.7.1887, ebd. 89 In der katholischen Augsburger Postzeitung, 26.1.1893; dazu Denkschrift Bezolds, 24.1.1894, HStAMü MK, Nr. 14460. 90 Zum F olgenden zahlreiche Beispiele und Belege sowie Presseartikel ebd., Nr. 14460-14462. 91 Rechtfertigungsschreiben Hagers, 8.4.1898, HStAMü MK, Nr. 14461. 92 Münchner Neueste Nachrichten, 17.12.1902. 93 Ebd., 1.1.1903. 94 Im Kultusministerium erstelltes Votum, 20.1.1903, HStAMü MK, Nr. 14462. 95 Einladungsschreiben vom 31.7.1903, ebd. 96 Denkschrift Hagers vom Oktober 1903 sowie Akten zur Kommissionssitzung vom 29.10.1903 ebd. 97 Druck auch: Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 139ff. Zur Bewertung vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 46f. 98 HStAMü MK, Nr. 14462. 99 Zitiert nach dem Vorwort in: Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, H. L S . III. 100 Oldenburgisches Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten an das hessische Staatsministerium, 5.8.1912, StAO 134, Nr. 4426; Ro­ senow, Denkmalschutzgesetz, S. 16. 101 Druck erster Verzeichnisse: SW/o, Denkmalsschutz, S. 12-15,43-64. 102 Ebd., S. 38f. Zu Sello (1850-1926): Lübbing, Landesgeschichte in Profilen, S. 156f. 103 Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, H. 1, S. IIIf.; Rosenow, Denkmalschutzgesetz, S. 15f.; Schmidt. Geschichtsschreibung, S. 79f. 104 Oncken, Umschau, S. 55. 105 Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, H. 1, S. IV. 106 Ebd.,H. 2.S. 76.

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Anmerkungen zu S. 212-217 107 Ebd.,S. 100. 108 Vgl. etwa ebd., S. 104. 109 Ebd., H. 4, Vorwort. 110 Ebd.,S.45-50;Vgl.auch Heinemeyer, Bestrebungen, S. 261. 111 Preußisches Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an die Regie­ rungspräsidenten, 20.12.1922, StAM 330, Marburg C, Nr. 4002, S. 83. 112 Bayerisches Kultusministerium an das bayerische F inanzministerium, 19.7.1928, HStAMü MK, Nr. 41306. 113 So der Vertreter des Reichsministeriums des Innern, Staatssekretär Theodor Le­ wald, auf einer Besprechung mit Referenten der Lander, 5.1.1920, BAKo R43I, Nr. 818, fol. 56. 114 Hager an das bayerische Kultusministerium, 16.9.1925, HStAMü MK, Nr. 14440. 115 Württembergisches Ministerium für Kirchen- und Schulwesen an das Reichsministeri­ um des Innern, 22.1.1920, BAKo R43I, Nr. 831, fol. 30. 116 Besprechungsprotokoll vom 5.1.1920, ebd., Nr. 818, fol. 57ff. 117 Bayerisches Kultusministerium an das Reichsministerium des Innern, 17.2.1920, BAKo R 32, Nr. 1, fol. 14f., Zitat 15. 118 Ebd., fol. 67. 119 Preußisches Beispiel vom Herbst 1923: Ebd., Nr. 2, fol. 223f. 120 Vgl. Düwell, Geistesleben, S. 21. 121 Bayerisches Kultusministerium an das badische Ministerium des Äußeren, 22.10.1919, GLAKa 233, Nr. 25904. 122 Vgl. die Äußerung des bayerischen Referenten Richard Hendschel in der Besprechung vom 5.1.1920, BAKo R43I, Nr. 818, fol. 62; ferner das Schreiben des bayerischen Kultusmi­ nisteriums an das Reichsministerium des Innern, 17.2.1920, BAKo R 32, Nr. 1, fol. 15. 123 Protokoll der Besprechung von Reichs- und Ländervertretern am 5.1.1920, BAKo R 431, Nr. 818, fol. 55f. 124 Bayerisches Kultusministerium an das bayerische Ministerium des Auswärtigen, 5.10.1925, HStAMü MK, Nr. 14458, und 28.5.1929, ebd., Nr. 41305; Generalkonservator Hager an das Kultusministerium, 16.9.1925, ebd., Nr. 14440 (auch mit Verweis auf die preußische Haltung); Protokoll einer Besprechung von Reichs- und Ländervertretern in Freiburg, 21.9.1925, HStAMü MA, Nr. 100191 (hier bes. die Stellungnahmen Preußens, Sachsens, Bayerns, Hamburgs, Badens, Württembergs und Hessens); Reichsministerium des Innern an die Reichskanzlei, 19.11.1925, BAKo R 431, Nr. 818, fol. 330. 125 Bayerisches Ministerium des Auswärtigen an den bayerischen Gesandten in Berlin, 13.10.1927, HStAMü MA, Nr. 100191. 126 So in der »Bayerischen Denkschrift über die wirtschaftliche und kulturelle Notlage in der besetzten Pfalz«, hier § 40, die vom Reichsministerium für die besetzten Gebiete zusammen mit entsprechenden Denkschriften anderer Länder (Oldenburg, Preußen, Baden, Hessen) am 22.3.1929 dem Reichstag übergeben wurde; BAKo R 2, Nr. 2611. 127 So 1932; entsprechende Akten in GLAKa 233, Nr. 26046. 128 Badisches Kultusministerium an das Staatsministerium, 22.6.1925, GLAKa 237, Nr. 44091; Votum des badischen Referenten auf der Besprechung mit Reichs- und Ländervertre­ tern am 21.9.1925, HStAMü MA, Nr 100191. 129 So die Vertreter Preußens, Bayerns und Sachsens in der Besprechung mit Reichsver­ tretern am 21.9.1925, ebd.; ferner der bayerische Generalkonservator Hager an das Kultusmi­ nisterium, 16.9.1925, HStAMü MK, Nr. 14440. 130 Angaben nach ebd., Nr. 41306 und 41322.

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Anmerkungen zu S. 217-223 131 GLAKa 237, Nr. 44091. 132 Landtag des Volksstaats Hessen, 1927/30, Drucksachen Nr. 478, Regierungsvorlage vom 16.3.1929; ferner HStAMü MK, Nr. 41306. 133 StAO 134, Nr. 4422. 134 Bayerisches Außenministcrium an das bayerische Kultusministerium, 14.4. und 9.7.1920, HStAMü MK, Nr. 14464, sowie Aufforderungen des Kultusministeriums an das Landesamt, 1924/25, HStAMü MIC Nr. 51020 und 51024. 135 GLAKa 237, Nr. 44091 136 HStAMü MK, Nr. 41306 und 41322. 137 Vgl. Zorns, Entwicklung, S. 30f. 138 Zitiert nach der Abschrift beim Schreiben des preußischen Kultusministeriums an das Reichsministerium des Innern, 13.12.1921, GStAB LHA, Rep. 90, Nr. 1796. 139 Besprechungsprotokoll vom 2.6.1922, ebd., Nr. 1797. 140 Preußisches Justizministerium an den Ministerpräsidenten, 8.9.1922, ebd. 141 Begründung des Gesetzentwurfs in der Fassung vom 17.1.1923, ebd. 142 Vermerk Cohns, 26.1.1923, ebd. 143 Begründung des Gesetzentwurfs in der Fassung vom 17.1.1923, ebd. 144 Ebd. 145 Kultusministerium an den Ministerpräsidenten, 16.8.1923, ebd. 146 So das Finanzministerium, 26.4.1924, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2. 147 F inanzministerium an das Kultusministerium, 1.9.1923, GStAB LHA, Rep. 90, Nr. 1797. 148 Aktenvermerk über eine Referentenbesprechung, 17.4.1925, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2. 149 Protokollauszug des Staatsministeriums, 16.12.1925, GStAB LHA, Rep. 90, Nr. 1797. 150 Kultusministerium an das Finanzministerium, 23.12.1924, ebd. 151 Stellungnahme des Vertreters des Kultusministeriums auf einer Ministerialreferenten­ besprechunc, 17.4.1925, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2. 152 Vgl. zum Problem der Reichsreform SC/IM/Z, Demokratie, bes. Bd. 1, S. 215ff., 453ff. 153 Aktenvermerk des Staatsministeriums über ein F erngespräch mit Adenauer, 12.11.1926, sowie Adenauer an den preußischen Ministerpräsidenten, 11.11.1926, GStAB I. HA, Rep. 90, Nr. 1797. 154 Druckexemplar der Stellungnahme des preußischen Staatsrats vom 11.12.1926 in GStAMe Rep. 169D, Xb, Nr. 10, Bd. 1 (Sp. 894f.). 155 So in der Gesetzesvorlage an den Landtag, 26.10.1926, ebd., fol. 158. 156 Vermerk des Ministerialrats Hans Elfgen, 30.12.1926, GStAB I. HA, Rep. 90, Nr. 1797. 157 So das Kultusministerium an den Ministerpräsidenten, 24.6.1926, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2. 158 Exemplare des gedruckten Gutachtens Clemens aus dem Jahr 1927 (»Betrachtungen über die Denkmalpflege in Preussen und den Gesetzentwurf der preussischen Regierung«) finden sich in: GStAMe Rep. 169D, Xb, Nr. 10, Bd. 1, fol. 178ff.; BAKo R 32, Nr. 17, fol. 74ff. 159 Preußischer Städtetag an den Landtag, 25.11.1926, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2. 160 Druck der Debatte: Preußischer Landtag, 2. Wahlperiode, 1. Tagung 1925/27. 161 So Maximilian von Biegeleben in der Kölnischen Volkszeitung, 16.6.1928.

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Anmerkungen zu S. 223-233 162 So im Westfälischen Merkur, 8.12.1926. 163 Kölnische Volkszeitung, 14.12.1926. 164 Preußischer Landtag, 2. Wahlperiode, 1. Tagung 1925/27, Hauptausschuß (6.88.10.1927). 165 Kultusministerium an das Innenministerium, 19.7.1928, GStAMe Rep. 77, Tit. 11215, Nr. 3, Beih. 2. 166 Vgl. zur bayerischen Diskussion die Akten in HStAMü MK, Nr. 41305, hier bes. das CGutachten Georg Lills vom 26.2.1932. 167 Entwurf nebst Begründung und Stellungnahmen ebd. 168 Innenministerium an das Kultusministerium, 12.2.1927, ebd. 169 Kultusministerium an das Landesamt für Denkmalpflege, 24.3.1930, ebd. 170 Gutachten Lills an das Kultusministerium, 17.3.1931, ebd.

3. Administration und Partizipation 1 Vgl. allgemein Jesertch u.a., Verwaltungsgeschichte, Bd. 3; ferner Süle, Bürokratietraditi­ ( on, S. 25ff. Zum Ausbau der Leistungsverwaltung auf städtischer Ebene: Krabbe, Stadt, SS. 99ff. 2 Süle, Bürokratietradition, S. 68. 3 Lenger, Bürgertum, S. 133f. 4 Zirkularverfügung des preußischen Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, 24.1.1844, Druck: Lezius, Recht, S. 58-60, Zitat 58. Die eben­ fallsam 24.1.1844 ergangene Instruktion für den preußischen Konservator, die noch über das Jahrhundertende hinaus für die Staats- und später auch für die Provinzialkonservatoren maßgeblich blieb, ebd., S. 60-62. 5 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 87. 6 Einführend: 130 Jahre Denkmalpflege in Baden, hier bes. der Beitrag von Krms, ( Gründung. 7 Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an Kircher, 14.12.1898, LDAKa I, :Nr. 133. 8 Erlaß des Ministers des Kultus und Unterrichts, 29.12.1911, ebd., Nr. 144. 9 Oechelhaeuser an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 10.2.1908, GLAKa 440, Zug. 1984/88, Fasz. 105; Abschrift LDAKa I, Nr. 182. 10 Kircher an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 21.5.1908, ebd. 11 Ministerium der Justiz des Kultus und Unterrichts an den Konservator Kircher, .23.6.1909, ebd., Nr. 89. 12 Erlaß vom 12.8.1909 sowie Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an den J Konservator Kircher, 29.1.1910, ebd. 13 Kircher an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 11.7.1909 sowie 18.3.1910, ebd. 14 Entwurf eines nicht abgesandten Schreibens des Erzbischöflichen Ordinariats an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 5.1.1910, EAF Β 2-38, Nr. 2. 15 Erzbischöfliches Ordinariat F reiburg an den Oberstiftungsrat, 19.5.1910, ebd. 16 F inanzministerium an das Kultusministerium, 9.7.1919, GLAKa 235, Nr. 6192. 17 Kultusministerium an den Konservator der öffentlichen Baudenkmäler Kircher, 18.6.1920, LDAKa I, Nr. 133; vgl. auch GLAKa 235, Nr. 6192.

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Anmerkungen zu S. 233-238 18 Organisationsübersicht im Schreiben des Kultusministeriums an die »Zeitschrift ftir Denkmalpflege«, 13.1.1930, GLAKa 466, Zug. 1983/47, Nr. 160. 19 F inanzministerium an das Kultusministerium, 5.8.1924, GLAKa 237, Nr. 44091. 20 F inanzministerium an die Bezirksbauämter, 10.7.1925, ebd. 21 »Landesverein Badische Heimat« an das F inanzministerium, 22.6.1925, F inanzmini­ sterium an den »Landesverein«, 10.7.1925, und weitere einschlägige Akten ebd. 22 Einrührend: Denkmalpflege in Bayern. 75 Jahre Bayerisches Landesamt, hier bes. Petzet, Landesamt. 23 Helfert, Denkmalpflege, S. 11. 24 Riehl an das Staatsministerium des Innern F ür Kirchen- und Schulangelegenheiten, 28.9.1885, HStAMü MK, Nr. 14425. 25 Zur Amtsstruktur: Note des bayerischen Staatsministeriums des Innern für Kirchen­ und Schulangelegenheitcn an die sächsische Regierung, 22.4.1899, ebd. Vgl. ferner ebd., Nr. 14473. 26 Aufstellung nach ebd. 27 Hager an das Ministerium des Innern Mir Kirchen- und Schulangelegenheiten, 10.7.1915, ebd., Nr. 41318. 28 Hager, Denkmalpflege und moderne Kunst, S. 486. 29 Denkschrift Hagers, Juni 1907, S. 2f., HStAMü MK, Nr. 14426 30 Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern, 1908, S. 759f.; Druck ferner: Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 134-136. 31 Vollzugsbekanntmachung des Ministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangele­ genheiten, 7.9.1908, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern, 1908, S. 760f.; ferner Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 136-138. Vgl. auch Die Denkmalpflege, Jg. 10, 1908, S. 122. 32 Vgl. Hagers Denkschrift für das Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangele­ genheiten, Juni 1907, S. 51, 53, HStAMü MK, Nr. 14426. 33 Verfugung des Kultusministeriums, 22.9.1917, sowie Hager an den Kultusminister und an das Kultusministerium, beide 10.10.1917, ebd., Nr. 41318. 34 Auch die »Königliche Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler« in Sachsen führte seit September 1917 den Titel »Landesamt für Denkmalpflege«; vgl. Gurlitt, Sächsische Denkmalpflege, S. 3. 35 Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten an die Ministerien des Auswärtigen, der Justiz, des Innern, der Finanzen und für Verkehrsangelegenheiten sowie an das Kriegsministerium, 16.5.1905, HStAMü MA, Nr. 92352. 36 Generalkonservator Hager an das Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulange­ legenheiten, 1.5.1905, ebd., sowie 1.8.1907, HStAMü MK, Nr. 144438. 37 Stellungnahmen aus den Jahren 1905/06: HStAMü MA, Nr. 92352. 38 Erlaß des Ministeriums des Innern, 1.1.1908. HStAMü MK. Nr. 14438. 39 Justizministerium an das Innenministerium, 1.12.1907, HStAMü MA, Nr. 92352. 40 Ministerium des Innern an das Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangele­ genheiten, 5.7.1911, sowie Schreiben Hagers, 15.7.1911, HStAMü MA, Nr. 92352. 41 So der Referent Schädler im F inanzausschuß der Abgeordnetenkammer, 25.6.1906, HStAMü ΜΚ, Nr. 14462. 42 So der Passauer Domkapitular und Landtagsabgeordnete Franz Seraph Pichler im Finanzausschuß, 28.6.1906, ebd. 43 Stellungnahme des Kultusministers im Finanzausschuß, 28.6.1906, ebd.

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Anmerkungen zu S. 238-244 44 Die Denkmalpflege, Jg. 10, 1908, S. 122; ebd., Jg. 12, 1910, S. 22. 45 Ministerium des Innern an Ministerium der Justiz, 5.9.1903, StAD G 21A, Nr. 8/1; Wagner, Ausgestaltung, S. 6; Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 123f.; ebd., Jg. 9, 1907, S. 87; ebd., Je. 11, 1909, S. 16. 46 Ernennung des - nebenamtlichen -Vorstands des Denkmalarchivs, 24.3.1906, StAD G 21A, Nr. 8/1; Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 24; Jahresbericht der Denkmalpflege im Großherzogtum Hessen, Bd. 3, S. 267ff. 47 Vgl. §§ 3f. des oldenburgischen Denkmalschutzgesetzes von 1911, Druck: Gesetzblatt Air das Herzogtum Oldenburg, Bd. 37, S. 959-970. 48 Oldenburgisches Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Ange­ legenheiten an das hessische Staatsministerium, 5.8.1912, StAO 134, Nr. 4426; Ministerium des Innern, 2.6.1911. ebd. 134. Nr. 4437. 49 Beschluß des Ministeriums des Innern, 15.6.1925, ebd. 50 Vgl. im einzelnen zu den Personalentscheidungen ebd., Nr 4438. 51 Dotationsgesetze: Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, 1873, S. 187f.; ebd., 1875, S. 497-512. Provinzialordnung für die Provinzen Preußen, Branden­ burg, Pommern, Schlesien und Sachsen: ebd., 1875, S. 335-366. 52 Vgl. Heffter, Selbstverwaltung, S. 588-605, bes. 592f., 599, 602 53 Laut § 4 des Dotationsgesetzes von 1875. Vgl. Kolbow, Kulturpflege, S. 5f.; Jeserich, Provinzen, S. 190-195; Buch, Quast und die Inventarisation, S. 361; Feldenkirchen, Kunstfi­ nanzierune, S. 37. 54 So Polenz, Geschichte, S. 37. 55 Denkschrift der Reformkommission, 9.5.1887, Druck: ebd., S. 37-39, Zitate 37f. 56 Ebd.,S. 38. 57 Persius an Ludwig Bickell, 23.11.1887, StAM 340, Bickell, Nr. 183. 58 Ebd. 59 GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 141. 60 Kultusministerium an den Oberpräsidenten zu Danzig, 28.1.1891, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Bd. 2; Geschäftsordnung der Provinzialkommission für Schlesien, 9.9.1891, ebd. 61 Vgl. die Schreiben des Kultusministeriums an die Oberpräsidenten der Provinz Hanno­ ver, 31.10.1891, HStAH Hann. 122a, Nr. 3430, fol. 5f., Brandenburg (Abschrift), 7.4.1891, ebd., fol. 6-11, Zitat 9, und Hessen-Nassau (Abschrift), 9.5.1891, HStAW 405, Nr. 12879, fol. 104f. 62 Bericht des preußischen Kultusministers Robert Graf von Zedlitz an den König, 4.11.1891, Druck: Polenz, Geschichte, S. 45. 63 Druck der Entschließung: ebd., S. 45. 64 Vgl. Helfert, Denkmalpflege, S. 15; Jesench, Provinzen, S. 193; Lezius, Recht, S. 27-34; Siebern, Denkmalpflege, S. 315-318; F ünfzig Jahre Provinzialverband von Pom­ mern, S. 83f.; Giesau, Geschichte, S. 397-399. 65 So die Bestätigung des Kultusministeriums für den Provinzialkonservator der Provinz Hannover, 9.6.1894, HStAH Hann. 122a, Nr. 3458, fol. 78. 66 Vgl. die Verfügung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, 18.6.1907, ebd., Nr. 3426, fol. 57. 67 Zu Konservator und Kommission vgl. die vom Wiesbadener Landesausschuß 1902 erlassene Geschäftsordnung der Bezirkskommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler, StAM 150, Nr. 2275, fol. 83f., die vom Landesdirektor in Kassel ebenfalls 1902 verkündete Geschäftsordnung für die dortige Bezirkskommission, StAM 220, Nr. 300, sowie

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Anmerkungen zu S. 245-249 das vom hannoverschen Provinzialausschuß 1894 beschlossene Reglement für die Denkmal­ pflege in der Provinz Hannover, HStAH Hann. 150, Nr. 238. 68 Vgl. zur Wiesbadener Bezirkskommission HStAW 403, Nr. 1069, Bd. 1. 69 Persius an Ludwig Bickell, 10.2.1892, StAM 340, Bickell, Nr. 183 (Hervorhebung ebd.). 70 Akten zu den Konflikten in StAM 150, Nr. 2275; HStAW 405, Nr. 12429; vgl. auch den Jahresbericht der Bezirkskommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler im Regierungsbezirk Wiesbaden für das Jahr 1903, undat. (Anfang 1904), HStAW 403, Nr. 1069, Bd. 1. 71 Hannoversches Landesdirektorium an den Oberpräsidenten, 16.1.1893, HStAH Hann. 122a, Nr. 3430, fol. 40f., Zitate 41. 72 Bürgermeister von Linsingen auf der Sitzung des Provinziallandtags vom 13.2.1894, HStAH Hann. 150, Nr. 238. 73 Oberbürgermeister Gustav Struckmann ebd. 74 So der Abgeordnete F ürbringer ebd. 75 Gedruckte »Dienstinstruktion für den Provinzialkonservator der Provinz Hannover«, 10.5.1894, HStAH Hann. 122a, Nr. 3430, fol. 78f. 76 Kultusministerium an den Oberpräsidenten zu Hannover, 17.5.1895, ebd., fol. 85-87. 77 Oberpräsident von Bennigsen an das Kultusministerium, 4.6.1895, ebd., fol. 88-93; Kultusministerium an den Provinzialkonservator, 6.6.1895, ebd., fol. 94. 78 Vel. Diff, Raum, S. 42. 79 Aktenvermerk im Kultusministerium, 16.8.1898, zu einem Schreiben des Finanzmini­ steriums, GStAMe Reo. 76Ve, Sekt 1, Abt. VI, Nr. 141. 80 Votum des Kultusministeriums betr. Gesetzentwurf über die Überweisung weiterer Dotationsrenten an die Provinzialverbände, 25.4.1901, GStAB I.HA, Rep. 90, Nr. 1796. 81 So § 4 Nr. 6 des Gesetzes vom 8.7.1875, Druck des Gesetzes: Gesetz-Sammlung für die Könielichen Preußischen Staaten. 1875. S. 497-512. 82 Haus der Abgeordneten, 1901, S. 3256 (12.3.1901). 83 Zu dem Beispiel der Rheinprovinz: Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 7S. 84 Kultusminister Konrad Studt an das Innenministerium, 23.3.1901, GStAB I.HA, Rep. 90, Nr. 1796 85 Votum des Kultusministeriums, 25.4.1901, ebd. 86 Protokoll des Staatsministeriums, 27.4.1901, ebd. 87 Vgl. zum Regierungsbezirk Kassel den gedruckten Tätigkeitsbericht des Konservators vom Juni 1909 »Aus der Denkmalpflege im Regierungsbezirk Cassel 1904-1908«, ein Exemplar in: StAM 330, Marburg C, Nr. 4008; zu Ostpreußen: Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 83. Als Beispiel die amtlichen Ein- und Ausgänge im Geschäftstagebuch des hannoverschen Provinzialkonservators (ohne informelle Postkartenanfragen und Postkarten­ antworten und bei noch sehr unsystematischer, quasi unbürokratischer Buchführung) nach den Angaben des Provinzialkonservators, wiedergegeben in einem Schreiben des Landesdirek­ toriums der Provinz Hannover an den Oberpräsidenten, 2.1.1909, HStAH Hann. 122a, Nr. 3430, fol. 118-120, hier 120: im Jahr 1898: 163 Nummern; 1899: 209; 1900: 294; 1901: 329; 1902: 440; 1903: 580; 1904: 520; 1905: 540; 1906: 710; 1907: 735. 88 Die Denkmalpflege, Jg. 3, 1901, S. 33. 89 Soam 12.3.1901,17.3.1903, 14./15.4.1904 und 3.3.1905;vgl.ebd.,S. 31f.;ebd.,Jg. 5, 1903, S. 39; ebd., Jg. 6, 1904, S.49f.;ebd., Jg. 7, 1905, S. 31. Der am 16.10.1901 zum Konservator der Kunstdenkmäler berufene Baubeamte Hans Lutsch wurde dann tatsächlich zum Vortragenden Rat im Kultusministerium ernannt; GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 164.

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Anmerkungen zu S. 249-255 90 Im Jahr 1910 etwa Mielke, Betrachtungen, S. 101. 91 So beispielsweise in der Debatte des preußischen Abgeordnetenhauses vom 14.3.1900; vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 2, 1900, S. 31. Ähnlich auch im rheinischen Provinziallandtag 1899; vgl. ebd., Jg. 1, 1899, S. 75. Weiteres Beispiel: Eingabe vom 4.11.1900, GStAMe 2.2.1., Nr. 20768. 92 Lutsch an den Bonner Kunsthistoriker und langjährigen rheinischen Provinzialkon­ servator Paul Clemcn, 29.6.1903, GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 23a, Bd. II, fol. lf. 93 Die Denkmalpflege, Jg. 2, 1900, S. 31;StAM 150, Nr. 1810, fol. 10. 94 Kultusministerium an das Innenministerium, 1.2.1909, sowie undat. Verordnungs­ entwurf, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3b. 95 Innenministerium an das Kultusministerium, 6.2.1909, ebd. 96 So Lutsch an Giemen, 29.6.1903, GStAMe Rep. 76Ve, Sekt 1, Abt. VI, Nr. 23a, Bd. 2, fol. lf. 97 Niederschriften des Konservators der Kunstdenkmäler anläßlich der preußischen Kon­ servatorentage 1909 in Trier und 1911 in Salzburg, ebd., fol. 151 (Zitate), 173. 98 Immediatbericht des preußischen Kultusministers Robert Graf von Zedlitz, 4.11.1891, Druck: Lezius, Recht, S. 25-27, hier 26: Wussow. Erhaltung. [ Bd. 1] S. 38-40. 99 Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten an die Kreisregie­ rungen, Kammern des Innern, 27.1.1868, HSrAMü MK, Nr. 14425. 100 Riehl an das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 28.9.1885, HStAMü MK, Nr. 14425. 101 Badisches Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an den Konservator der öffentlichen Baudenkmäler, Philipp Kircher, 29.1.1910, LDAKa I, Nr. 89. 102 Denkschrift Hagers für das Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegen­ heiten, Juni 1907, S. 60f, HStAMü MK, Nr. 14426. 103 Generalkonservator Hugo Graf an das Ministerium des Innern für Kirchen- und Schuiangelegenheiten, 12.1.1904, ebd., Nr. 11837. 104 »Bayerischer Landesverein für Heimatschutz« u.a. an das Kultusministerium, 8.1.1920, sowie Hager an das Kultusministerium, 14.7.1920, HStAMü MK, Nr. 41315. 105 Akten zu Mitgliedern und Vorsitzenden der Denkmalräte: StAO 134, Nr. 4437f. 106 Hessisches Denkmalschutzgesetz vom 16.7.1902, Art. 10, 32, Druck: Wagner, Denk­ malpflege, S. 33f, 50 (Zitate); vgl. ebd. S. 22. 107 Vgl. die Debatte auf dem Hannoverschen Provinziallandtag vom 13.2.1894, HStAH Hann. 150, Nr. 238. 108 »Verein für Geschichte und Landeskunde in Osnabrück« an den Oberpräsidenten zu Hannover, 2.2.1894, HStAH Hann. 122a, Nr. 3430, fol. 61-64. 109 So der Abgeordnete Rasch auf dem Hannoverschen Provinziallandtag, 13.2.1894, HStAH Hann. 150, Nr. 238. 110 Vgl. die Protokolle der Wiesbadener Bezirkskommission, HStAW 403, Nr. 1069, Bd. 1. 111 Ebd. 112 Akten der Kommission in StAM 220, Nr. 300; vgl. auch den gedruckten Bericht der Kommission »Aus der Denkmalpflege im Regierungsbezirk Cassel 1904—1908« vom Juni 1909, ein Exemplar in StAM 330, Marburg C, Nr. 4008. 113 Denkschrift des »Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde« (Zitat) zur ersten Kommissionssitzung am 23.4.1892 sowie Stellungnahmen des Landesdirektors von Hundeishausen (Gegenzitat) und weiterer Kommissionsmitglieder, StAM 220, Nr. 300.

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Anmerkungen zu S. 255-261 114 Protokoll der dritten Sitzung vom 20.12.1898, ebd. 115 Vgl. die Protokolle von 1898, 1903ff, ebd. 116 Protokoll der Kasseler Bezirkskommission vom 22.5.1901, ebd. 117 Lezius, Recht, S. 29; Kolbow, Kulturpflege, S. 23. 118 Reglement für die Bezirkskommission vom 14.2.1894, Änderungsbeschlüsse des Provinziallandtags vom 16.2.1900 und 16.5.1922 sowie Auflösungsentscheid des Provinzial­ landtags vom 7.3.1931, HStAH Hann. 150, Nr. 238; Siebern, Denkmalpflege, S. 316-318; Engel, Geschichte, S. 344f. 119 Bericht des preußischen Kultusministers Robert Graf von Zedlitz an den König, 4.11.1891, Druck: Polenz, Geschichte. 120 Riehl an das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 28.9.1885, HStAMü MK, Nr. 14425. 121 Riehl an das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 9.5.1890, ebd. 122 Verzeichnis der Vertrauensleute in der Provinz Hannover, HStAH Hann. 122a, Nr. 3431; vgl. ferner Siebern, Denkmalpflege, S. 318. 123 Vergleichende Zahlenangaben: Kolbow, Kulturpflege, S. 31. 124 Die Denkmalpflege, Jg. 13, 1911, S. 127. 125 So § 3 des Gesetzes. 126 Akten zu den Bezirkspflegerernennungen: LDAKa I, Nr. 148f., 154; LDAKa II, Nr. 210f.; GLAKa 235, Nr. 6196-6209. Vel. auch Brunner, Pikee, S. 11. 127 Zur Entstehung der Instruktion 1898/99: LDAKa I, Nr. 148. 128 »Instruktion für die Vertrauensmänner für die Denkmalpflege« (gedruckt, vier Sei­ ten), erlassen von der Provinzial-Kommission zur Erhaltung und Erforschung der Denkmäler in der Provinz Hannover, 10.2.1900, HStAH Hann. 122a, Nr. 3431, fol. 76-78. 129 So § 3 Absatz 4 der Dienstanweisung vom 21.5.1920, StAO 134, Nr. 4424. 130 Landesdirektorium der Provinz Hannover an den Oberpräsidenten zu Hannover, 29.11.1895, HStAH Hann. 122a, Nr. 3431, fol. 7. 131 Protokoll der Provinzialkommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, 10.8.1909, ebd., fol. 112. 132 Siebern, Denkmalpflege, S. 318. 133 Protokoll der Provinzialkommission, 10.8.1909, HStAH Hann. 122a, Nr. 3431, fol. 112. 134 Alfred Siefert aus Uhr in den Elsässer Nachrichten, Nr. 20, 16.2.1901 135 Renard, Denkmalpflege in der Rheinprovinz, S. 451. 136 Alle Zitate und Wiedergaben der Position Reimers' nach dem Protokoll der Provinzi­ alkommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler in der Provinz Hannover, 10.8.1909, HStAH Hann. 122a, Nr. 3431. 137 Siebern, Denkmalpflege, S. 318. Erst in den 1930er Jahren wurden in Hannover offenbar wieder Pfleger in großer Zahl (um 1937: 2.000) eingesetzt; vgl. Kolbow, Kultur­ pflege, S. 31. 138 Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg an die Dekanate, 21.8.1890, LAl· Β 2-38, Nr. 1; vgl. ferner das Schreiben des Katholischen Oberstiftungsrats an das Erzbischöfliche Ordinari­ at, 12.7.1889, ebd. 139 Erzbischöfliches Ordinariat an Kraus, 21.8.1890, sowie weiterer Schriftverkehr nebst Instruktionsentwürfen ebd. 140 Kraus an das Erzbischöfliche Ordinariat, 22.2.1893, ebd. 141 Erzbischöfliches Ordinariat an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts,

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Anmerkungen zu S. 261-268 13.4.1893, ebd.; Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das Ordinariat, 27.7.1893, ebd. (Zitat); Ordinariatsrat Aschenbrenner an das Ordinariat, 11.2.1930, ebd., Nr. 3. 142 Oechelhaeuser an das badische Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 10.2.1908, LDAKal, Nr. 182.

4. Beruf und Personal 1 Hattenhauer, Geschichte, S. 255f. 2 Vgl. Süle, Bürokratietradition, S. 31-33. 3 Es muß sich also nicht notwendig, wie noch im angelsächsischen soziologischen Ur­ sprung des Begriffs angelegt, um einen »freien« Beruf handeln. Zum Begriff mit einigen Abweichungen: Siegrist, Berufe, S. 14; Lundgreen, Akademiker, S. 657; Rottleuthner, Richter­ schaft, S. 147; Süle, Bürokratietradition, S. 70f, 83; Clark, Entstehung, S. 537. F erner mit einem pragmatisch reduzierten, auf die deutsche Beamtenschaft anwendbaren Professionali­ sierungsbegriff Treichel, Primat, S. 34. Verwendung des Professionalisierungsbegriffs auch für die städtischen Verwaltungsfunktionen im Kaiserreich bei Lenger, Stadt- und Urbanisie­ rungsgeschichte, S. 402. 4 Zum Ländervergleich vgl. die Übersicht über die »Hof- und Staatsbehörden der Kunstverwaltung« in: Dresslers Kunstjahrbuch 1911/12, S. lff 5 Busen, Denkmalpflege, S. 14. 6 Renard, Denkmalpflege in der Rheinprovinz, S. 448. 7 Zu Baubeamtentum, Architektenberuf und privater Architektenschaft: Bolenz, Vom Baubeamten; Konter, Architekten-Ausbildung; Clark, Entstehung; ders., Struggle; Schurath, Entwicklung. 8 Zum Bemühen der Privatarchitekten, ihr Metier von der Konkurrenz der Baubeamten frei zu halten, vgl. Clark, Struggle, S. 152f 9 F iechter, Grundsätzliches, S. 98f 10 Zu Boisserée: Ennen, Boisserée; Götz, Denkmalpflege unter Ludwig I., S. 47; Brües, Rheinlande, S. 10, 300, 304-307. 11 Zu Quast: Kohte, Quast, 1907; ders., Quast, 1977; Jahn, Quast; Buch, Quast und die Inventarisation; dies., Quast und Haßler; Börsch-Supan, Baukunst, S. 654ff; Die Preußischen Kultusminister, S. 129f; Huse, Denkmalpflege, S. 69, 78ff. 12 Zu Bayer: Krins, Gründung, S. 34f; Pecht, Bayer. 13 Zu Haßler: ebd., S. 38-41; Buch, Quast und Haßler. 14 Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 7; ebd., Jg. 23, 1921, S. 112; Kier, Köln, S. 121. 15 Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4, 1930, S. 139. 16 Zu diesen und den folgenden Angaben über Qualifikation und Amtszeit der Konser­ vatoren neben den Einzelbelegen die Übersichten: Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 25f; ebd., Jg. 16, 1914, S. 4-7; Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4, 1930, S. 139-141; Lezius, Recht, S. 28-32; Kohte, Denkmal­ pflege in Preußen; GStAB I.HA, Rep. 151, Nr. 3527. Demnach waren in den einzelnen preußischen Provinzen und Bezirken zwischen 1891 und 1933 folgende Konservatoren im Amt (im Detail sind die Angaben zu Amtszeiten nicht immer stimmig): Ostpreußen: Adolf Boetticher 1894-1901, Richard Dethlefsen 1902-1936; Westpreußen (seit 1922

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Anmerkungen zu S. 269-272 Grenzmark Posen-Westpreußen und Regierungsbezirk Westpreußen in der Provinz Ostpreußen): Johannes Heise 1893-1899, Adolf Boetticher 1900-1901, Bernhard Schmid 1902/03-über 1937; Brandenburg: Gustav Bluth 1892-1901, Georg Büttner 1902-1907, Theodor Goecke 1908-1919, Erich Blunck 1919-über 1937; Posen: Franz Schwartz 1895-1901, Julius Kohte 1901-1903, Ludwig Kämmerer 1903-?; Pommern: Hugo Lemcke 1894-1924, Julius Kohte 1924-1932; Schlesien (Niederschlesien): Hans Lutsch 1891-1901, Hermann Kühn 1901-1902, Ludwig Burgemeister 1902-1932, Günther Grundmann 1932-1945; Oberschlesien (Gründung der Provinz 1925): Alfred Hadelt 1925-1933; Sachsen: Emil Theuner 1893-1897, Oskar Döring 1898/ 99-1904, Jaehn 1905-1906, Karl Rehorst 1906-1907, Robert Hiecke 1908-1918, Max Ohle 1918/19-1930, Hermann Giesau 1930-1945; Schleswig-Holstein: Richard Haupt 1893-1924, Ernst Sauermann 1924-1956 (nach dem Krieg als Landeskonservator); Hannover: Jacobus Reimers 1894-1910, Heinrich Siebern 1910-1937; Westfalen: Albert Ludorff 1892-1915, Zimmermann 1916-1920, Johannes Körner 1921-1931, Wil­ helm Rave 1931-1952; Hessen-Nassau, Bezirk Kassel: Ludwig Bickell 1892-1901, Alhard von Drach 1902-1913, Alois Holtmeyer 1913-1926, F riedrich Bteibaum 1926-1950 (seit 1940 als Provinzialkonservator auch für den Bezirk Wiesbaden zuständig, nach dem Krieg Landeskonservator von Hessen); Hessen-Nassau, Bezirk Wiesbaden: F erdinand Luthmer 1902-1921, Radioff 1921-1923, Friedrich Wiehert 1923-1933; Rheinprovinz: Paul Giemen 1893-1911, Edmund Renard 1911-1928, F ranz Graf Wolff-Metternich 1928-1950; Hohenzollern: Wilhelm F riedrich Laur 1896-über 1930; Saargebiet (1920 gegründet): Klein 1920-1935. 17 Zu Bickell: StAM 340, Bickell, Nr. 129 u. 295; Bauer, Bickell; Theuner, Bickell; Hermann, Bickell; Meyer, Bickell. 18 Zu Drach: Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 63; ebd., Jg. 17, 1915, S. 104; Gundlach, Catalogus, S. 379f; Deutsches Biographisches Jahrbuch, Bd. 1, S. 325; ZHG 49, 1960.S. 1-10. 19 Zu Döring: Altpreußische Biographie, Bd. 3, S. 890; Drcsslers Kunsthandbuch, Bd. 2, 1921, S. 108; Giesau, Geschichte, S. 400; F indeisen, Sachsen-Anhalt, S 34. Vgl. ferner Döring, Heimatschutz, sowie ders., Ebhardt. 20 Zu Haupt: Wer ist's?, 1935, S. 611; Zeitschrift der Gesellschaft Mir Schleswig-Holstei­ nische Geschichte 69, 1941, S. XXVII-XLI. 21 Zu Dethlefsen: Wer ist's?, 1935, S. 286; Altpreußische Biographie, Bd. 3, S. 887f; Die Denkmalpflege, Jg. 4, 1902, S. 63. 22 Zu Holtmeyer: ebd., Jg. 15, 1913, S. 78; Wer ist's?, 1922, S. 686; ebd., 1928, S. 694. 23 Zu Ludorff: Wer ist's?, 1914, S. 1038. 24 Zu Goecke: ebd., S. 533; Die Denkmalpflege, Jg. 21, 1919, S. 64; ]unghanns, Taut, S. 7. 25 Zu Blunck: Wer ist's?, 1914, S. 142; Die Denkmalpflege, Jg. 21, 1919, S. 116; Die Preußischen Kultusminister, S. 135f; Kürschners Gelehrtenkalender, 1935, S. 110. 26 Zu Boetticher: Altpreußische Biographie, Bd. 1, S. 66f; Boetticher, Anleitung, S. 5. 27 Zu Reimers: Die Denkmalpflege, Jg. 17, 1915, S. 15; HStAH Hann. 122a, Nr. 3458, fol. 74, 101,105,119, 129. 28 Zu Luthmer: Dresslers Kunsthandbuch, Bd. 2, 1921, S. 368; Renkhoff, Biographie, S. 249; HStAW 403, Nr. 1069, Bd. 2. 29 Zu Wiehert: Wer ist's?, 1914, S. 1845; Handbuch für den Preußischen Staat, 1928, S. 890. 30 Zu Sauermann: Wer ist's?, 1914, S. 1442; Grundmann, Denkmalpflege.

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Anmerkungen zu S. 272-280 31 Zu Clemcn: Verbeek, Clemen; Lutzeier, Gedenkrede; Hilger, Clemen; Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 1, 1926/27, S. 71; Paul Clemen zum 31. Oktober 1936, S. III-V. 32 Zu Giesau: Hiecke, Giesau. 33 Zu Siebern: Wer istV, 1935, S. 1497; HStAH Hann. 122a, Nr. 3458, fol. 128, 133, 144, 147, 152f., 172, 174, 193, 201, 267; Möller, Lage, S. 9. 34 Zu Renard: Wer istV, 1914, S. 1354; Mainzer. Geschichte, S. 10. 35 Zu Wolff-Metternich: Kürschners Gelehrtenkalender, 1940/41 II, Sp. 1129; ebd., 1966 II, Sp. 2746. 36 Zu Lutsch: Die Denkmalpflege, Jg. 3, 1901, S. 110; ebd., Jg. 24, 1922, S. 47f.; GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 164; Die Preußischen Kultusminister, S. 108. 37 Zu Hiecke:NDB,Bd.9,S. 106f.; Wer ist's?, 1935, S. 676; Die Denkmalpflege, Jg. 10, 1908, S. 87; ebd., Jg. 20, 1918, S. 47; ebd., Je. 22, 1920, S. 104. 38 Zu Quast siehe oben Anm. 11. 39 Zu Dehn-Rotfelser: GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 126; Thieme-Becker, Bd. 8 ; S. 553f.; Die Preußischen Kultusminister, S. 84f. 40 Zu Persius: Die Denkmalpflege, Jg. 3,1901, S. 33f.;ebd., Jg. 14,1912, S. 134; Börsch­ Supan, Baukunst, S. 653; Die Preußischen Kultusminister, S. 89; Hoßfeld, Persius; GStAMe 2.2.1.; Nr. 20768, fol. 133-135, 142, 146f., 163. 41 Zu Lutsch siehe oben Anm. 36. 42 Zu Hiecke siehe oben Anm. 37. 43 Zu Hefner-Alteneck: Die Denkmalpflege, Jg. 5, 1903, S. 64; Petzet, Landesamt, S. 9. 44 Zu Riehl: HStAMü MK, Nr. 14425; Geramb, Riehl, bes. S. 461 ff. 45 Zu Graf: Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 48; HStAMü MK, Nr. 14425f.; Petzet, Landesamt, S. 10. 46 Zu Hager: HStAMü MK, Nr. 14426 u. 41325; Hager, Selbstbiographie; NDB, Bd. 7, S. 489f.; Petzet, Landesamt, S. 10-13; Lübbeke, Hager. Sammlung von Aufsätzen des Konservators: Haver, Heimatkunst. 47 Zu Halm: HStAMü MK, Nr. 41318; Lill, Halm. 48 Zu Lill: NDB, Bd. 14, S. 563; Petzet, Landesamt, S. 14-17. Veröffentlichungen unter anderem: Lill, Denkmalpflege in Bayern; ders., Praktische Denkmalpflege; ders,, Landesamt für Denkmalpflege. 49 Zu Bayer siehe oben Anm. 12. 50 Zu Wagner: Dauber, Geschichte, S. 48f. 51 Zu Kachel: Thieme-Becker, Bd. 19, S. 406; Lacroix, Denkmalpflege, S. 6. 52 Kircher an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 21.5.1908, LDAKa LNr. 182. 53 Kircher an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 18.3.1910, ebd., Nr. 89. 54 Kircher an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 1 L7.1909, ebd. 55 Zu Kircher: ebd., Nr. 89 und 133; Lacroix, Denkmalpflege, S. 6. 56 Zu Kraus: Schultze, Kraus; Schiel, Einleitung, S. XVI-XVIII; Kraus, Tagebücher. bes. S. 453,515,530f., 673; Sfopfel, Amt,S. 105-107; Wolff, Einrichtungen, S. 9; Stadelhofer, Kulturkampfgesetzgebung, S. XXI, 36. 57 Zu Sauer: EAF, Personalia Sauer; Biehler, Sauer; Ginter, Sauer; Stopfel, Amt, S. 107f. 58 Schreiben des Kultusministeriums an die »Zeitschrift für Denkmalpflege«, 13.1.1930, GLAKa 466, Zug. 1983/47, Nr. 160. 59 Zu Hirsch: Dresslers Kunsthandbuch, Bd. 2,1921, S. 247; Kürschners Gelehrtenkalen­ der, 1931, Sp. 1188f. Ferner: Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Bd. 1-8.

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Anmerkungen zu S. 280-291 60 Zu Alten: Bucholtz, F riedrich von Akens Gedächtnis; Pleitner, Oldenburg, Bd. 2, S. 178f; Riedel, Leben, S. 957; Lübbing, Oldenburgische Landesgeschichte, S. 183. 61 Zu Rauchheld: StAO 134, Nr. 4423 u. 4437. F erner: Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, H. 2-5; Rauchheld, Volk. 62 Vgl. als Beispiele der Untersuchung von Generationsmentalitäten: Doerry, Übergangs­ menschen (von dessen Modell die hier vorgestellte Einteilung im einzelnen abweicht); Peukert, Republik, S. 25-31. 63 Die Denkmalpflege, Jg. 13, 1911, S. 104; ALVRBr, Nr. 11096, fol. 5, 8-11 64 Zu Clemen siehe oben Anm. 31.

III. Recht und Interesse 1. Baurecht und Verunstaltungsschutz 1 Vgl. Breuer, Expansion, S. 231. Zur Geschichte des Bauplanungsrechts einführend: Schmidt-Aßmann, Städtebaurecht, S. 7-61. 2 Vgl. Hartog, Stadterweiterungen, S. 105; zu F rankreich im Vergleich ferner Harouel, Bauvorschriften, bes. S. 83f., 87, 92. 3 Allgemeines Landrecht, T. I, Tit. 8, §§ 66, 71; Wiedergabe der einschlägigen Paragra phen mit Kommentar auch in: Lezius, Recht, S. 49. 4 So in der Stadt Frankfurt am Main 1809, in dem napoleonischen Modellstaat Berg 1807 und in Nassau 1816; Scotti, Sammlung, T. 2, S. 1079-1082; Verordnungsblatt des Herzogt­ hums Nassau, Bd. 8,1816, S. 165, 232; Kneer, Denkmalpflege, S. 23; Gassner, Entwicklung, S. 26ff. 5 Preußische Verfassung vom 31.1.1850, Art. 9; Druck: Huber, Dokumente, Bd. 1, S, 502. 6 Schmidt-Aßmann, Städtebaurecht, S. 16f; Hartog, Stadterweiterungen, S. 105-107. 7 Vgl. ebd., S. 108; Schmidt-Aßmann, Städtebaurecht, S. 18-20, 23f.; Berger-Thimme, Wohnungsfrage, S. 149; Croon, Staat, S. 72f.; F ehl u. Rodriguez-Lores, Zonenplanung, S. 46; Kneile, Stadterweiterungen, S. 33-35. 8 Reichardt, Begründung, S. 4. 9 Druck des Revidierten Expropriationsgesetzes vom 14.7.1879: Gesetzsammlung der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 15, S. 182-198, hier 182. Vgl. Albers, Räumliche Entwicklung, S. 19. 10 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 266. 11 Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, 1875, S. 561-566, hier 562 (§ 3); vgl. Schmidt-Aßmann, Städtebaurecht, S. 24. 12 Stintzing, Heimatschutz, S. 18. 13 Baumeister, Stadt-Erweiteruneen, S. 261-264. 14 Ebd., S. 266; vgl. ebd., S. 261. 15 Heiliventhal, Städtebaurecht, S. 151. 16 Vgl. Berger-Thimme, Wohnungsfrage, S. 150. 17 Vgl. Albers, Räumliche Entwicklung, S. 19. 18 Peters, Erhaltung, S. 51f, 61f, Zitate 52, 61. 19 Zitiert nach: Die Denkmalpflege, Jg. 1, 1899, S. 74.

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Anmerkungen zu S. 291-297 20 Ebd., S. 75. 21 Ebd., Jg. 2, 1900, S. 31; ebd., Jg. 8, 1906, S. 38 22 Vgl. Heiligenthal, Städtebaurecht, S. 126. 23 Vgl. Hartog, Stadterweiterungen, S. 108f., 115. 24 Verunstaltungsgesetze: Preußen (1902 und 1907), Bremen, Sachsen, Coburg (jeweils 1909), Oldenburg, Schwarzburg-Rudolstadt (1910), Braunschweig, Schaumburg-Lippe (1911) und Hamburg (Baupflegegesetz 1912); Novellierung der Landesbau- oder Polizeiord­ nungen: Baden (Polizeistrafgesetzbuch 1904,.Bauordnung 1907), Bayern (Polizeistrafgesetz­ buch 1908) und Württemberg (Bauordnung 1910); vgl. Knapp, Heimatschutzrecht, S. 12f.; Adriani, Recht, S. 4 1 . Übersicht: Loenins, Gesetz, S. 120f. 25 Begründung zum Verunstaltungsgesetzentwurf des Ministeriums der öffentlichen Ar­ beiten vom April 1904, GStAB LHA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 110-114, hier 110f. 26 Zitiert nach: Alexander-Katz, Bauverbote, S. 28f. 27 Zitiert nach: ebd., S. 30. 28 Knapp, Heimatschutzrecht, S. 10f 29 Ebd., S.1 l ; Die Denkmalpflege, Jg. 8, 1906, S. 38. 30 Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, 1902, S. 159. 31 Begründung zum Verunstaltungsgesetzentwurf des Ministeriums der öffentlichen Ar­ beiten vom April 1904, GStAB LHA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 111 (Zitate); Die Denkmal­ pflege, Jg. 8, 1906, S. 38; Eberstadt, Handbuch, S. 253. 32 Votum der Minister der öffentlichen Arbeiten, des Kultus und des Inneren, 5.1.1906, GStAB LHA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 178-180, hier 180. 33 Ministerium der öffentlichen Arbeiten, 16.9.1903, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 1; ferner GStAB LHA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 109. 34 Ebd., fol. 110. Vgl, auch GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 140, fol. 2. 35 Begründung zum Verunstaltungsgesetzentwurf des Ministeriums der öffentlichen Ar­ beiten vom April 1904, GStAB LHA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 113. 36 Ebd., fol. 113f. 37 Besprechungsprotokoll vom 29.4.1904, ebd., fol. 118-121. 38 Votum der Minister der öffentlichen Arbeiten, des Kultus und des Innern, 5.1.1906, ebd., fol. 178-180; vgl. das Besprechungsprotokoll der Ministerialreferenten vom 14.5.1905, ebd., fol. 134-139. 39 Vel. ebd., fol. 193-196. 40 GStAMe 2.2.1., Nr. 20768, fol. 220. 41 Vgl. Alexander-Katz, Bauverbote, S. 23. 42 Herrenhaus, 1905/06, Nr. 115, Drucksachen Nr. 78, Bericht zur Beratung am 30.3., 31.3. und 23.5.1906. Vgl. auch GStAB LHA, Rep. 90, Nr. 1798; Alexander-Katz, Bauverbo­ te, S. 24f. 43 Druck: Preußische Gesetzsammlung, 1907, S. 260f; die folgenden Zitate ebd. Zur Entstehung auch: Die Denkmalpflege, Jg. 8, 1906, S. 91-93; GStAB LHA, Rep. 84a, Nr. 10747; BAKo R 43F, Nr. 34, fol. 15ff.; Haus der Abgeordneten, 1907, Nr. 14, 333, 343. 44 Vgl. Bredt, Heimatschutzgesetzgebung, S. 28; Alexander-Katz, Bauverbote, S. 9, 26f. 45 Regierung Eutin an das oldenburgische Ministerium des Innern, 20.2.1908, StAO 134, Nr. 4425. 46 Vgl. Prange, Lübeck, S. 580. 47 StAO 134, Nr. 4425. 48 Kochs Antrag ebd.

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Anmerkungen zu S. 297-303 49 Protokollauszüge und Eingaben ebd. 50 Ebd.; hier die folgenden Zitate. 51 Voten im Staatsministerium, 17.6.1909, Staatsministerium an den Großherzog, 13.9.1909, ebd. 52 Anlagen zu den Protokollen und Berichten über die Verhandlungen des XXXI. Land­ tags (2. Versammlung) des Großherzogtums Oldenburg, 1909/10, Anl. 6. 53 Ebd., Anl. 78. 54 Verhandlungen der 2. Versammlung des XXXI. Landtags des Großherzogtums Olden­ burg, 1909/10, S. 16f., 23. Druck des Gesetzes: Gesetzblatt für das Herzogtum Oldenburg, 1910, S. 402-404; ferner Stintzing, Heimatschutz, S. 98f. 55 Wittenbrock, Bauordnungen, S. 229f., 250-252, 300-302. 56 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 2, 1900, S. 8; Gut, Kunst, S, 468; Breuer, Expansion, S. 237f. 57 Wiedergabe: Die Denkmalpflege, Jg. 11,1909, S. 47. Vgl. dazu Bredt, Neue Gesetzge­ bung, S. 9-13; Brück, Denkmalpflege, S. 71-76; Heiligenthal, Städtebaurecht, S. 129, 132. 58 Stintzing, Heimatschutz, S. 45f. 59 F ischer, Schumacher, S. 39-41; zu Entstehung, Inhalt und Wirkung des Gesetzes: Rauschnabel, Stadtgestalt. 60 Schumacher, Kulturpolitik, S. 123f. (Hervorhebung ebd.). 61 So das badische Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts an das Innenmini­ sterium, 4.3.1909, GLAKa 237, Nr. 33828. 62 Stürzenacker, Landesbauordnung und Denkmalpflege, S. 35; vgl. auch Stintzing, Hei­ matschutz, S. 21. 63 Entwürfe der Bauordnung von 1905 bis 1907: GLAKa 237, Nr. 10984; ebd., Nr. 32460. Druck der Landesbauordnung vom 1.9.1907: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden, 1907, S. 385-452 (hier §§ 2, 33-35, 109f., 123, 128 und 131). 64 Vgl. Wo/z, Staatsrecht, S. 357, sowie die Übersicht in GLAKa 237, Nr. 44091. 65 So der Runderlaß des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts sowie des Ministeriums des Innern vom 15.3.1909, LDAKa II, Nr. 3. 66 Gesetz- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden, 1914, S. 283. 67 Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 100. 68 Runderlaß an die Bezirksämter, 12.9.1914, LDAKa L Nr. 132. 69 So eine Entschließung des bayerischen Innenministeriums, 11.7.1911, Druck: Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 101. 70 Ebd., S. 50f.; Stintzing, Heimatschutz, S. 74-76. 71 Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 37-43, bes. 40ff. 72 Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 15; vgl. auch Recht und Verwaltung des Heimat­ schutzes, S. 51ff.; Stintzing, Heimatschutz, S. 78. 73 Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 95ff., lOOff. 74 Hierzu im Vergleich mit Preußen Breuer, Expansion, S. 234ff. 75 Wiedergabe einschlägiger Entwürfe und Bestimmungen beispielsweise in: Die Denk­ malpflege, Jg. 8, 1906, S. 91f.; ebd., Jg. 9, 1907, S. 87; ebd., Jg. 12, 1910, S. 6f., 88. 76 Koch, Ortsstatute 77 Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 97. 78 Vgl. ebd., Jg. 12, 1910, S. 7. 79 Bericht des Ministerialrats Rauchheld, 8.9.1924, StAO 134, Nr. 4423. Vgl. auch Die Denkmalpflege, Ig. 13, 1911, S. 48. 80 Rauchheld, Volk, S. 333.

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Anmerkungen zu S. 303-309 81 Straßburg 1910, Mülhausen 1910, Metz 1911, Saargcmünd 1912, Colmar 1912, Diedenhofen 1913: vgl. Wittenbrock, Bauordnungen, S. 252f 82 Vgl. Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 50f.; Die Denkmalpflege, Jg. 8, 1906, S. 24; ebd., Je. 10, 1908, S. 24. 83 Beispielsweise Heidelberg, F reiburg und Mannheim; vgl. Stürzenacker', Landesbauord­ nung und Denkmalpflege, S. 35; ders., Landesbauordnung und Bauästhetik, S. 22. 84 Beispiele der Jahre 1909 bis 1914 in: LDAKa I, Nr. 150. 85 Die Denkmalpflege, Jg. 13, 1911, S. 48. 86 So F riedrich Wilhelm Bredt auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Lübeck vom 24./ 25.9.1908; vgl. ebd.. Jg. 10, 1908, S. 105. 87 Koch, Ortsstatute, S. 5; Heyer, Denkmalpflege, S. 31 f.; Alexander-Katz, Bauverbote, S. 4 1 ; Renard, Denkmalpflege in der Eifel, S. 74. 88 Koch, Ortsstatute, S. 11, 16,28,42. 89 Aufstellung ebd., S. 5f.; ferner hierzu Alexander-Katz, Bauverbote, S. 41. 90 Die Denkmalpflege, Jg. 12, 1910, S. 6f.; ebd., Jg. 13, 1911, S. 56. 91 Ebd., Jg. 12, 1910, S. 88. 92 Ebd., Jg. 17, 1915, S. 39f., Zitate 39. 93 Bredt, Heimatschutzgesetzgebung, S. 125. 94 Baumeister, Stadt-Erweiterungen, S. 97, 265-267 (Hervorhebung ebd.), 95 Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 98. 96 So auf dem »Tag für Denkmalpflege« in Erfurt im September 1903; ebd., Jg. 5, 1903, S. 107. 97 Späth, Umgestaltung, S. 50. 98 So auf dem Mainzer »Tag für Denkmalpflege« im September 1904; Die Denkmalpfle­ ge, Jg. 6, 1904, S. 103. 99 Eberstadt, Handbuch, S. 250f., Zitate 251. 100 Vgl. auch Fehl u. Rodriguez-Lores, Gemischte Bauweise, S. 273. 101 Heiligenthal, Städtebaurecht, S. 57 (Bildunterschrift). 102 Vgl. Alexander-Katz, Bau verböte, S. 8; Büge u. Zinkahn, Rechtsschutz, S. 13. 103 Vgl. ebd., S. 63f. 104 Bredt, Neue Gesetzgebung, S. 3; Alexander-Katz, Bauverbote, S. 27f. 105 Ebd., S. 31. 106 Ebd., S. 32. 107 StintzinQ, Heimatschutz, S. 57. 108 Vgl. ebd., S. 58f. 109 Alle Zitate bei Alexander-Katz, Bauverbote, S. 32. Vgl. auch Knapp, Heimatschutz­ recht, S. 63. 110 Büge u. Zinkahn, Rechtsschutz, S. 13; Stintzing, Heimatschutz, S. 60 111 Bredt, Neue Gesetzgebung, S. 19f. 112 Heyer, Denkmalpflege, S. 43. Ahnlich auch Alexander-Katz, Bauverbote, S. 47. 113 Die Denkmalpflege, Jg. 12, 1910, S. 6. 114 Vgl. für Baden: Anweisung des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts sowie des Innenministeriums an die Bezirksämter, 15.3.1909, ein Exemplar in LDAKa II, Nr. 3; für Preußen: Die Denkmalpflege, Jg. 9, 1907, S. 98. 115 Alexander-Katz, Bauverbote, S. 34f., Zitat 34. 116 Die Denkmalpflege, Jg. 11, 1909, S. 22; ähnlich auch Stürzenacker, Landesbauord­ nung und Bauästhetik, S. 22. 117 So beispielsweise Mielke, Rudorff, S. 11.

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Anmerkungen zu S. 309-316 118 Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 54; Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 100. 119 Zum Beispiel in Hamburg: F ischer, Schumacher, S. 37. 120 GLAKa 237, Nr. 32461. 121 Haus der Abgeordneten, 1912/13, Nr. 1302. 122 Zitiert nach: Alexander-Katz, Bauverbote, S. 27. 123 Ebd., S. 47. 124 Die Denkmalpflege, Jg. 16, 1914, S. 63. 125 Bredt, Neue Gesetzgebung, S. 22. 126 Stürzenacker, Landesbauordnung und Denkmalpflege, S. 36f.; ders., Landesbauord­ nung und Bauästhetik, S. 22. 127 Zitiert nach: Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 60. 128 Gut, Kunst, S. 470. 129 Druckexemplar des Erlasses in LDAKa II, Nr. 3; vgl. auch Die Denkmalpflege, Jg. IL 1909, S. 65f. 130 Entschließungen vom 21.4.1908, Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 65, sowie vom 4.3.1912, HStAMü MIC Nr. 14439. 131 StAD G 21A, Nr. 8/18; AKBHe G 15 Bergstr., 5/II, Nr. 2. 132 Erlaß vom 18.11.1902, HStAH Hann.122a, Nr. 3434 133 Vgl. etwa Senger, Kurs; ders., Denkmalpflegekurs. 134 Runderlaß des badischen Innenministeriums an die Bezirksämter, 12.9.1914, LDAKa LNr. 132.

2. Denkmalschutzrecht und Denkmalschutzgesetze 1 Vel. John, Politics, S. 248ff; ders., Peculiarities, S. 129-131. 2 Zu den ersten einschlägigen Verordnungen (Bayreuth 1771 und 1780, Hessen-Kassel 1780): Seyler. Geschichte, S. 66; Götz, Vorgeschichte. S. 139f.; Klüssendorf, Münzschatz, S. 103ff.; Nold u. Seib, Anmerkungen, S. 3-6; Kiesow, Einführung, S. 6; Dolff-Bonekämper, Entdeckung, S. 42ff., 328-330, 332-334. 3 Druck: Wagner, Denkmalpflege, S. 5f.; vgl. Zimmermann, Denkmalschutz, S. 190f.; Jörns, Entwicklung, S. 15—42; Kneer, Denkmalpflege, S. 24f.; Schuchard, Denkmalschutz, S. 9f. 4 Vgl. Heckel, Denkmalschutz, S. 1084. Zum F olgenden neben den Einzelbelegen die zeitgenössischen Rechtskompendien und Textsammlungen: Lezius, Recht; Kneer, Denkmal­ pflege; Wussow, Erhaltung; Kohler, Recht der Kunstwerke; Schmidt, Rechtsfragen; Schmid, Anleitung; Recht und Verwaltung des Heimatschutzes. 5 Siehe oben Kap. II.l.a). 6 Art. 6f. betr. Zuständigkeit der Reichsgesetzgebung sowie Art. 150 betr. Denkmal- und Naturschutz (hier die Zitate), Druck der Weimarer Verfassung: Huber, Dokumente, Bd. 4, S. 151-179, hier 152f., 173. 7 Siehe oben Kap. II.l.c). 8 § 134 BGB, vgl. Staudinger, Kommentar, Bd. 1, 7./8. Aufl., S. 518-522. 9 Art. 109,111,119 Ziff. 1 EG zum BGB, vgl. ebd., Bd. 6, 3./4. Aufl., S. 255-259, 271 10 § 304 StGB; vgl. Olshausen, Kommentar, Bd. 2, 11. Aufl., S. 1726-1728. 11 §§89b Nr. 3 103n Absatz I GewO,vgl. Gewerbeordnung für das Deutsche Reich, 21. Aufl.,S. 50, 74f.

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Anmerkungen zu S. 317-321 12 So beispielsweise in Sachsen-Meiningcn 1876 und 1897; Schmidt, Rechtsfragen, S. 153. 13 Vgl. Kneer, Denkmaipflege, S. 23f.; Lezius, Recht, S. 50. 14 Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 5; Schmid, Anleitung, S. 77-79 15 Lezius, Recht, S. 64f., 79f. 16 Vgl. ebd., S. 80f., 89-94; Kneer, Denkmalpflege, S. 118-128, 150; Kohler, Recht der Kunstwerke, S. 82. 17 Recht und Verwaltung des Heimatschutzes, S. 123-128; Kneer, Denkmalpflege, S. 128-130. 18 Vgl. ebd., S. 130f. 19 Zirkularverfiigung des preußischen Kultusministers sowie Instruktion für den Konser­ vator der Kunstdenkmäler, beide 24.1.1844, Druck: Lezius, Recht, S. 58-62. 20 Beispiele: Kasseler Oberpräsident an die Regierung, 6.5.1870, StAM 166, Nr. 6523; Kultusministerium an den Oberpräsidenten zu Kassel, 5.10.1875, ebd.; Rundschreiben der Kasseler Bezirksregierung, Abt. für Kirchen- und Schulsachen, an alle Baubeamten des Bezirks, 27.3.1880, ebd. 21 Druck: Lezius, Recht, S. 109-115. 22 Verordnung vom 21.11.1872, Gesetzblatt der freien Hansestadt Bremen, 1872, S. 168. 23 Verordnung vom 6.9.1908, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern, 1908, S. 762. 24 Ausgrabungsgesetz vom 26.3.1914, Preußische Gesetzsammlung, 1914, S. 41-46. 25 Vgl. Schmid, Anleitung, S. 80ff. 26 Wiedergabe und Kommentierung bei Lezius, Recht, S. 118-147. 27 1914 fehlten lediglich Mecklenburg-Strelitz, Reuß ältere Linie, Schwarzburg-Sonders­ hausen und Lippe-Detmold. Die beiden letzteren Staaten planten aber bereits Verun­ staltungsgesetze. Vgl. Schmidt, Rechtsfragen, S. 157f. 28 Allgemeines Landrecht, T. I, Tit. 8, § 33. 29 So etwa Schmidt, Rechtsfragen, S. 173. 30 Siehe hierzu unten Kap. III.4.a). 31 Siehe oben Kap. II.2. 32 F olgende Gesetze wurden realisiert: Bremen (Gesetz zum »Schutz von Baudenkmälern und Straßen- und Landschaftsbildern« 1909, geändert 1917), Hamburg (Baupflegegesetze 1912), Württemberg (vorläufiges, auf bewegliche Objekte der kirchlichen und politischen Gemeinden beschränktes Denkmalschutzgesetz 1914), Preußen (Ausgrabungsgesetz 1914), Lübeck (Denkmalschutzgesetz 1915), Lippe-Detmold (Heimatschutzgesetz 1920), Ham­ burg (Denkmal- und Naturschutzgesetz 1920), Lübeck (Denkmal- und Naturschutzgesetz 1921 anstelle des Gesetzes von 1915) und Mecklenburg-Schwerin (Denkmalschutzgesetz 1929). Übersichten: Adriani, Recht, S. 4 1 ; Siegel, Denkmalpflege, S. 292f. 33 Der folgende Abschnitt vergleicht systematisch die Elemente der wichtigsten Gesetz­ entwürfe und Gesetze zum Denkmalschutz in den deutschen Staaten zwischen 1871 und 1933. Nur ergänzende Hinweise und Kommentare werden in den Anmerkungen belegt, auf die Wiederholung von Einzelbelegen für die Gesetzestexte selbst wird verzichtet. Alle Zitate und Hinweise beziehen sich auf die hier folgenden Entwürfe und Gesetze nebst Begründun­ gen: badischer Entwurf, 31.12.1883, GLAKa 237, Nr. 33828; badischer Entwurf, 30.7.1913, GLAKa 440, Zug. 1984/88, F asz. 105; preußischer Entwurf, 23.5.1887, GStAMe Rep. 76Ve, Sekt. 1, Abt. VI, Nr. 141; preußischer Entwurf, 21.12.1900, hier benutzt in einer Fassung, die als Datum des Inkrafttretens den 1.4.1902 enthielt (zitiert als Entwurf von

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Anmerkungen zu S. 321-334 1900/02), GStAB I.HA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 20-26; ferner in einer revidierten Fassung, die den preußischen Oberpräsidenten am 11.9.1901 vorgelegt wurde, ein Exemplar in StAM 150, Nr. 1810, fol. 5f.; preußischer Entwurf, 11.5.1922, GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 2; hessisches Denkmalschutzgesetz, 16.7.1902, Druck mit Kommentaren: Wagner, Denkmalpflege, S. 25-55; oldenburgisches Denkmalschutzgesetz, 18.5.1911, Druck: Ge­ setzblatt für das Herzogtum Oldenburg, 1911, S. 959ff; ferner in: Oldenburger Jahrbuch 60, 1961, T. 2, S. 5-11; bayerischer Entwurf in der F assung von 1926 nebst Entwurf der Ausfuhrungsbestimmuneen, HStAMü MK, Nr. 41305. 34 Vgl. Wieland, Denkmal- und Heimatschutz, S. 20. 35 So das Ministerium für Handel, Industrie und Gewerbe, 5.10.1926, und das Innenmi­ nisterium, 12.2.1927, HStAMüMK, Nr. 41305. 36 Gutachten Lills, 26.2.1932, ebd. 37 Ein Exemplar in: StAD G 21A, Nr. 8/1. 38 So etwa die preußische Entwurfsbegründung in der F assung vom September 1901, StAM 150, Nr. 1810, fol. 11. 39 Vgl. zur Durchsetzung dieser F ormel in der Gesetzgebung vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute auch Hönes, Kulturdenkmal, S. 21f. 40 Art. 109 EG zum BGB, vgl. Staudinger, Kommentar, Bd. 6, 3./4. Aufl., S. 255-258. 41 So Maximilian von Biegeleben auf dem »Tag für Denkmalpflege« in F reiburg 1901; Oechelhaeuser, Denkmalpflege, Bd. 1, S. 140. 42 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 12. 43 Wagner, Denkmalpflege, S. 26. 44 So das Kultusministerium an den Oberpräsidenten in Kassel, 11.9.1901, StAM 150 Nr. 1810, fol. 3. 45 Preußische Entwurfsbegründung vom September 1901, ebd., fol. 15. 46 Ein Exemplar des Ausschreibens an die Kreisämter in AKBHe G 15 Bergstr. 5/II, Nr. 11. Vgl. Wagner, Denkmalpflege, S. 31. 47 So die preußische Entwurfsbegründung vom September 1901, StAM 150, Nr. 1810, fol. 16. 48 Das preußische Kultusministerium an den Oberpräsidenten in Kassel, 11.9.1901, ebd., fol. 3. 49 So die preußische Entwurfsbegründung vom September 1901, ebd., fol. 15. 50 Vgl. etwa die Version ebd., fol. 5f. 51 So das preußische F inanzministerium zum Entwurf eines Ausgrabungsgesetzes, 6.5.1909, BAKo R43F, Nr. 2390, fol. 161, 164f. 52 Votum des preußischen F inanzministeriums, 4.2.1901, GStAB I.HA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 40-44; ferner in GStAMe Rep. 77, Tit. 1215, Nr. 3, Beih. 1, fol. 39-43. 53 Votum des F inanzministeriums, 6.5.1909, BAKo R 43F, Nr. 2390, fol. 159f., Zitat 160. 54 Votum des preußischen F inanzministeriums, 23.3.1909, sowie ähnlich im Votum vom 6.5.1909, ebd., fol. 147, 160f. 55 Votum des preußischen F inanzministeriums, 4.2.1901, GStAB I.HA, Rep. 84a, Nr. 10746, fol. 40-44, Zitate 41, 44. 56 Votum des preußischen F inanzministeriums, 23.3.1909, BAKo R 43F, Nr. 2390, fol. 145f. 57 Oechelhaeuser, Denkmalpflege, Bd. 1, S. 187. 58 Wolffan den Staatssekretär für Elsaß-Lothringen von Koller, 14.9.1903, ABRStr AL 27, Nr. 709.

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Anmerkungen zu S. 334-341 59 Kircher an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts, 21.5.1908, LDAKa I,Nr. 182. 60 Hager an das Kultusministerium, 16.9.1925, HStAMü MK, Nr. 14440; zur Position von Graf und Hager ferner das Gutachten Georg Lills, 26.2.1932, ebd., Nr. 41305. 61 Dazu Biegeleben in: Oechelhaeuser, Denkmalpflege, Bd. 1, S. 176f. 62 Schreiben an das Staatsministerium, 3.12.1913, GLAKa 233, Nr. 27502. 63 Die Denkmalpflege, Jg. 7, 1905, S. 75. 64 Lange, Grundsätze, S. 30. 65 Vgl. Heyer, Denkmalpflege, S. 12, 17f. 66 So der bayerische Konservator Georg Lill, 26.2.1932, HStAMü MK, Nr. 41305. 67 Vgl. Die Denkmalpflege, Jg. 6, 1904, S. 12. 68 So beispielsweise Wieland, Denkmal- und Heimatschutz, S. 48f. 69 Ebd., S. 20f. 70 Kohler, Recht an Denkmälern, Sp. 774. Zu Kohlers grundsätzlicher Befürwortung eines staatlichen und gesetzlichen Denkmalschutzes schon 1894: ders., Recht der Kunstwerke. 71 Akten zur Besetzung der Denkmalpflegeorgane aus dem Jahr 1911: StAO 134, Nr. 4424,4426,4437. 72 Voten des Ministeriums des Innern, 3.7.1911, StAO 134, Nr. 4438; Regierung Birkenfeld an das Ministerium des Innern, 16.8.1911, ebd. 73 Oldenburgisches Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Ange­ legenheiten an das hessische Staatsministerium, 5.8.1912, StAO 134, Nr. 4426. 74 Rosenow, Denkmalschutzgesetz, S. 14; Aufstellung: Tantzen, Denkmalslisten. 75 Vgl. Rosenow, Denkmalschutzgesetz, S. 17. 76 Die Denkmalpflege, Jg. 7, 1905, S. 123; ebd., Jg. 10, 1908, S. 15; ebd. 14, 1912, S. 18 (Zitat).

3. Kirche und Staat 1 Zum Grundproblem Heckel, Denkmalschutz, S. 1075, 1084f. 2 Vgl. Morsey, Kulturkampf-Forschung, S. 224. 3 So noch im Jahr 1901 aus jesuitischer Sicht: Beissel, Denkmalspflege, S. 126. Die Literatur zum Kulturkampf berücksichtigt dies kaum; vgl. etwa Stadelhofer, Kulturkampfgesetzgebung. Wohl zu harmonisierend Heckel, Staat, S. 25f. Schon das Verbot des »Organs für christliche Kunst« im Kulturkampf und 1888 die F olgegründung der »Zeitschrift für christliche Kunst«, die die Bedeutung von Restaurationen für den Glauben hervorkehrte, belegen den Zusammenhang von Kulturkampfund staatlicher Denkmalpflege; vgl. Borger-Keweloh, Dome, S. 64. 4 Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 81-84; Kneer, Denkmalpflege, S. 150f. 5 Vgl. ebd., S. 152; Wagner, Denkmalpflege, S. 14. 6 Vgl. zum Folgenden die Ausführungen F riedrich Wilhelm Bredts: Tag für Denkmalpfle­ ge Halberstadt 1912, S. 74f.; Kneer, Denkmalpflege, S. 128-130; Lefert, Maßnahmen, S. 12-18. 7 Druck: Kneer, Denkmalpflege, S. 129f. 8 Vgl. etwa den Erlaß des Erzbischöflichen Ordinariats München und F reising vom 25.6.1901 mit praktischen Hinweisen zu Restauration und Stilfragen bei Kirchen; Amtsblatt für die Erzdiözese München und F reising, 1901, S. 113-119 (2.7.1901); auch in: HStAMü MK,Nr. 14437.

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Anmerkungen zu S. 341-348 9 Lefert, Maßnahmen, S. 16f. 10 Wagner, Denkmalpflege, S. 14; Reidel, Kirche, S. 57-69. 11 Badisches Innenministerium an das Erzbischöfliche Ordinariat F reiburg sowie an den Evangelischen Oberkirchenrat, beide 18.9.1857, EAF Β 2-38, Nr. 1. 12 Zirkular nebst Einverständnis des Erzbischöflichen Ordinariats vom 29.12.1859 ebd 13 Lefert, Maßnahmen, S. 22-24; Katholischer Oberstiftungsrat Karlsruhe an das Erzbi­ schöfliche Ordinariat F reiburg, 19.9.1913, EAF Β 2-38, Nr. 2. 14 Zum Folgenden: Lezius, Recht; Kneer, Denkmalpflege, S. 118-128; Lefert, Maß­ nahmen, S. 8-12; Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 70-73. 15 Zirkularverfugung des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen­ heiten vom 24.1.1844, Druck: Lezius, Recht, S. 58-60, hier 59. 16 Vgl. beispielsweise die Zirkularverfugung des Ministeriums der geistlichen, Unter­ richts- und Medizinalangelegenheitcn vom 9.10.1844, betr. »Schonung alter Denkmäler bei der Erneuerung des inneren Zustandes der Kirchen«, Druck: Lezius, Recht, S. 99f. 17 So implizit auch die Einschätzung von Kneer, Denkmalpflege, S. 142. 18 Lezius, Recht, S. 80-94, Zitat 81. 19 Ebd., S. 81-83. 20 Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 72. Zu dem bergischen Amtsrichter, Schriftführer des »Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz« und Heimat­ schutzpublizisten Bredt (1861-1917): Die Denkmalpflege, Jg. 19, 1917, S. 108. 21 Beispiele aus den Jahren 1888 bis 1903: Lezius, Recht, S. 101-109. 22 Beispiele aus den Jahren 1884 bis 1907: ebd., S. 120-126. 23 Druck der Ministerialverfugung: ebd., S. 99f. 24 Vgl. allgemein Haupt, Herstellung, S. 70. 25 7.1.1874, AMMetz 7 AL, Nr. 319. 26 Berichtsauszug vom Oktober 1882, BZAR OA, Nr. 3315. 27 Vgl. Lefert, Maßnahmen, S. 14f. 28 Hager an das bayerische Kultusministerium, 19.3.1910, HStAMü MK, Nr. 14426. 29 Die Denkmalpflege, Jg. 15, 1913, S. 99, im Bericht über den-Tag für Denkmalpflege« in Dresden vom September 1913. 30 Auszug des Berichts eines Mitglieds der Obersten Baubehörde Bayerns vom Oktober 1882, BZAR OA, Nr. 3315. So auch die Tendenz im erwähnten bayerischen Erlaß vom 23.11.1884; Lefert, Maßnahmen, S. 15. Vgl. zum Problem auch Haupt, Herstellung, S. 71. 31 F allbeispiel: Direktion des bayerischen Nationalmuseums an das Innenministerium, 20.10.1882, HStAMü MK, Nr. 14431. 32 Ministerialblatt für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten im Königreich Bayern, 1884, S.40f. (20.2.1884). 33 Alle Zitate in dem erwähnten Bericht aus der Obersten Baubehörde Bayerns, Oktober 1882, BZAR OA, Nr. 3315. 34 HauvL Herstellung, S. 72. 35 HStAMü MK, Nr. 41305. 36 Druck der Verfügung vom 9.10.1844: Lezius, Recht, S. 99f., Zitate 99. 37 Druck des Erlasses vom 16.2.1888: ebd., S. 101. 38 Wiedergabe der Äußerung Hagers bei Kneer, Denkmalpflege, S. 148. 39 Druck: Lezius, Recht, S. 108f., Zitat 108; vgl. auch Kneer, Denkmalpflege, S. 120f. 40 Lezius, Recht, S. 14. 41 Ebd.,S. 14f. 42 Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 78f.

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Anmerkungen zu S. 349-357 43 Beissel, Denkmalspflege, S. 113. 44 Laurentius, Eigentumsrecht. S. 273. 45 Kammer der Abgeordneten, 99. Sitzung, S. 298 (1.8.1912). 46 Beissel, Denkmalspflege, S. 114. 47 Sauer an das Generalvikariat Regensburg, 5.9.1921, Β ZAR Ο Α, Nr. 3364. 48 Beissel, Denkmalspflege, S. 114. 49 Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 92. 50 Bischöfliches Ordinariat Regensburg an das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 12.9.1882, BZAROA, Nr. 3315. 51 Beissel, Denkmalspflege, S. 114. 52 Ebd.,S. 128. 53 Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 98. 54 Laurentius, Eigentumsrecht, S. 289. 55 Ebd., S. 275 (Zitat), 278f. 56 Ewer, Kunst- und Denkmalpflege, S. 7: vgl. auch Kneer, Denkmalpflege, S. 134. 57 Egger, Kunst- und Denkmalpflege, S. 8; Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 92f.; Kneer, Denkmalpflege, S. 135. Deutsche Übersetzung der Lex Pacca: Wussow, Erhaltung, S.277ff. 58 Beispiele aus dem Erzbistum F reiburg in den 1890er Jahren: EAF Β 2-38, Nr. 1. 59 Erzbischöfliches Bauamt F reiburg an das Erzbischöfliche Kapitelsvikariat F reiburg, 5.10.1871, ebd. 60 Vgl. beispielsweise das Anzeigenblatt für die Erzdiözese F reiburg, 20.10.1904, S. 241-243. 61 Kneer, Denkmalpflege, S. 139-143; Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 93f. 62 Ebd., S. 97. 63 Ebd., S. 85,87. 64 Rheinische Volkszeitung, 28.6.1896 (Hervorhebungen ebd.), 65 Kneer, Denkmalpflege, S. 137 (Hervorhebungen ebd.). 66 Vgl. Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 90; Kneer, Denkmalpflege, S. 136. 67 So Bredt: Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 69 (Hervorhebung ebd.). 68 Laurentius, Eigentumsrecht, S. 278. 69 Ebd., S. 283f., Zitat 284. 70 Ebd., S. 277-279, Zitate 277. 71 Generalkonservator an das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 15.10.1903, HStAMü MK, Nr. 14425; Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten an das Erzbischöfliche Ordinariat München, 21.10.1903, sowie an den Generalkonservator, 25.11.1903, ebd. 72 Bischöfliches Ordinariat Regensburg an das Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, 11.9.1903; Ministerium an das Ordinariat, 11.1.1904; Ordinariat an das Ministerium, 22.1.1904 (Zitat); Ministerium an das Ordinariat, Konzept, Anfang F ebruar 1904, revidierte und expedierte F assung, 9.2.1904, ebd.; vgl. auch Akten in HStAMü MK, Nr. 41316; BZAR OA, Nr. 3347. 73 Donau-Zeitune. 27.8.1909. 74 Augsburger Postzeitung, 26.7.1908. 75 Ebd., 25.8.1909. 76 Ebd.. 14.9.1909. 77 Bayerisches Vaterland, 31.8.1909. 78 Donau-Zeitung, 27.8.1909.

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Anmerkungen zu S, 357-363 79 Regierung der Oberpfalz und von Regensburg, Kammer des Innern, an alle Bezirksäm­ ter des Regierungsbezirks, 30.4.1908, BZAR OA, Nr. 3315. 80 Kultusministerium an den Generalkonservator Hager, 29.9.1909, sowie Hager an das Kultusministerium, 19.3.1910, HStAMü MK, Nr. 14426. 81 Beissel, Denkmalspflege, S. 123f, Zitat 124. 82 Laurentius, Eigentumsrecht, S. 285f. 83 Tag für Denkmalpflege Halberstadt 1912, S. 99. 84 Ebd.,S. 100. 85 Haus der Abgeordneten, 1898,47. Sitzung, S. 1514f. (15.3.1898). 86 Kneer, Denkmalpflege, S. 142. 87 Egger, Kunst- und Denkmalpflege, S. 19. 88 Undat. (November 1909), ungez. Aktennotiz, EAF Β 2-38, Nr. 2. 89 Erzbischöfliches Ordinariat F reiburg an den Oberstiftungsrat Karlsruhe, 19.5.1910, ebd. (Hervorhebung ebd.). 90 So auch der Oberstiftungsrat Karlsruhe in dem Bemühen zur Integration der Interes­ sen; vgl. sein Schreiben an das Erzbischöfliche Ordinariat F reiburg, 28.6.1911, ebd. 91 Kneer, Denkmalpflege, S. 146, 148f. 92 Gurlitt, Baukunst, S. 24. 93 Kneer, Denkmalpflege, S. 147. 94 Ein Exemplar der vom Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts am 31.12.1883 dem F inanzministerium präsentierten F assung in: GLAKa 237, Nr. 33828; die am 9.1.1884 dem Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg vorgelegte Version sowie die Stellung­ nahmen des Ordinariats in: EAF Β 2-38, Nr. 1. 95 Ein Exemplar der am 30,7.1913 dem Bischöflichen Ordinariat F reiburg vorgelegten Fassung nebst Begründung ebd., Nr. 2 (Hervorhebung ebd.). 96 Erzbischöfliches Ordinariat F reiburg an das Ministerium des Kultus und Unterrichts, 18.10.1913, ebd. (Hervorhebung ebd.). 97 Erzbischöfliches Ordinariat F reiburg an den Präsidenten des Staatsministeriums, 10.11.1913, GLAKa 233, Nr. 27502. 98 Gutachten zum Entwurf eines badischen Denkmalschutzgesetzes, gez. »Zw.«, 28.10.1913, EAF Β 2-38, Nr. 4. 99 M inisterium des Kultus und Unterrichts an das Erzbischöfliche Ordinariat F reiburg, 8.8.1914, ebd., Nr. 2. 100 Laurentius, Eigentumsrecht, S. 282-285. 101 Vgl. zum F olgenden Giese, System, S. 20-30, 34-47. 102 Druck: Huber, Dokumente, Bd. 4, hier S. 171. 103 Vgl. Heckel, Staat, S. 6 2 - 6 5 . 104 Protokoll einer Besprechung von Länder- und Reichsvertretern über F ragen von Denkmalschutz und Kunstpolitik in München, 5.1.1920, BAKo R43I, Nr. 818, hier fol. 55; Schreiben des Reichsinnenministers an den bayerischen Kultusminister, 12.2.1920, HStAMü M L Nr. 14440. 105 Vgl. Heckel, Staat, S. 36 (Anm. 96), 38f., 65. 106 Gurlitt, Pflege der kirchlichen Kunstdenkmäler, S. 1. 107 Gutachten Luis, 26.2.1932, HStAMü MK, Nr. 41305. 108 Lill an das Kultusministerium, 18.9.1929, ebd., Nr. 41325. 109 Bestimmungen der Paderborner Diözesan-Synode 1922, S. 3-6, 14; Sauer, Be­ stimmungen, S. 39f.

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Anmerkungen zu S. 363-372 110 Akten zur Berufung eines »Erzdiözesan-Konservator« in Köln 1927/28: ALVRBr, Nr. 11170; ebd., Nr. 3686. 111 Vortrag des rheinischen Provinzialkonservators Metternich, undat. (1931), ebd., Nr. 11012,fol. 49-54, hier 52.

4. Eigentum und Gemeinwohl 1 Albers, Geistesgeschichtliche Entwicklung, S. 194. 2 Vgl. Stintzing, Heimatschutz, S. 11. F erner May, Denkmalschutz, sowie jetzt Melchinger, Eigentumsdogmatik. Zur Geschichte des Eigentumsbegriffs Schwab, Eigen­ tum. 3 Vgl. etwa Bieveleben, Zum preußischen Entwurf: Krayer, Denkmalschutz, S. 48. 4 Gutachten des preußischen Konservators Robert Hiecke, 7.2.1929, GStAMe Rep, 77, Tit. 1215. Nr. 3. Beih. 2. 5 Gierke, Privatrecht, Bd. 2, S. 360f.; Endemann, Einführung, 3.-5. Aufl., Bd. 2, S. 258f, 261f. 6 Reichardt, Begründung. Vgl. zum liberalen Eigentumsbegriff in der Städtebautheorie des 19. Jahrhunderts Fisch, Stadtplanung, S. 100-105; ders., Fachwissen, S. 222-224. 7 Beispielsweise die preußische Verfassung von 1850 in Art. 9; Huber, Dokumente, Bd. 1, S. 502. 8 Preußisches Enteignungsgsetz vom 11.6.1874, Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten, 1874, S. 231-237; F luchtliniengesetz vom 2.7.1875, ebd., 1875, S. 561-566. 9 Berver-Thimme, Wohnungsfrage, S. 203-212. 10 Ebd., S. 213-219: Fisch. Stadtplanung, S. 108; ders., Fachwissen, S. 221 11 Zitiert nach: ebd., S. 224. 12 Zitiert nach: Alexander-Katz, Bauverbote, S. 24f. 13 Ebd., S. 23. 14 Ebd., S. 25. 15 Art. 109 EG zum BGB, Staudinger, Kommentar, Bd. 6, 3./4. Aufl.,S. 255. Vgl. ferner Stintzing, Heimatschutz, S. 13f; Endemann, Einführung, 3.-5. Aufl., Bd. 2, S. 263; ders., Lehrbuch, 8./9. Aufl., Bd. 2/1, S. 438. 16 Kommentar zur Gewerbeordnung, 4. Aufl., Bd. 1, S. 175f; Stintzing, Heimatschutz, S. 14. 17 So über die Industrielleninitiative in einem Zeitungsartikel, zitiert nach: Adolph, Gesetz, S. 77 (Hervorhebung ebd.). 18 Scheicher am 15.10.1908, zitiert nach: ebd., S. 34f. 19 Wiederum Scheicher, zitiert nach: ebd., S. 36. 20 So ein Zeitungsartikel mit der Überschrift »Dachpappe und Heimatschutz«, zitiert nach: ebd., S. 76f. 21 Vgl. zum Folgenden Fuchs, Heimatschutz und Volkswirtschaft, 1905, S. 19f.; ders. u. Schultze-Naumburg, Stromschnellen; Sieferle, Fortschrittsfeinde, S. 168-171. 22 Zitiert nach: Fuchs, Heimatschutz und Volkswirtschaft, 1905, S. 20. 23 So Fuchs ebd. 24 Schultze-Naumburg, Aufgaben des Heimatschutzes, S. 9. 25 Zitiert nach: Alexander-Katz, Bauverbote, S. 27.

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Anmerkungen zu S. 372-380 26 Die Denkmalpflege, Jg. 15, 1913, S. 98f. 27 Vgl. hier bes. Fuchs, Heimatschutz und Volkswirtschaft, 1905, sowie ders., Heimat­ schutz und Volkswirtschaft, 1930. Zu F uchs (1865-1934): Kürschners Gelehrtenkalender, 1935, Sp. 368; Zimmermann, Wohnungsfrage, S. 129, 135f., 166. 28 F uchs, Heimatschutz und Volkswirtschaft, 1905, S. 7, 9. 29 Ebd.,S. 9, 12 (Zitat), 20. 30 Ebd., S. 22f. (Hervorhebung ebd.). 31 Ebd.,S. 10,15. 32 Ebd., S. 18, 20f. (Hervorhebung ebd.). 33 Ebd., S. 23. 34 Weber, Heimatschutz, S. 13-20, 22. 35 So 1904 Kohler, Recht an Denkmälern, Sp. 775f.; im gleichen Sinn schon 1894 ders., Recht der Kunstwerke, S. 72-74. Zu Kohler (1849-1919), seit 1878 Professor in Würzburg, seit 1888 in Berlin: Wer ist's, 1914, S. 883; NDB, Bd. 12, S. 425f. 36 Vgl. Hedemann, Fortschritte, T. 2/2, S. 241-243, 322-324 37 Vgl. ebd., T. 2/1, sowie ebd., T. 2/2, S. 345. 38 Gierke, Privatrecht, Bd. 2, S. 358. Zu Gierke (1841-1921): NDB, Bd. 6, S. 374f. 39 Gierke, Privatrecht, Bd. 2, S. 360-367. Zitate 362-365. 40 Endemann, Einführung, 3.-5. Aufl., Bd. 2, S. 262. Zu dem Juristen Endemann (1857-1936), der sich ursprünglich vor allem mit dem römischen Recht beschäftigt hatte: NDB, Bd. 4, S. 491. 41 Endemann, Einführung, 3.-5. Aufl., Bd. 2, S. 264f. 42 Ders., Lehrbuch, 8./9. Aufl., Bd. 2/1, S. 486. 43 Ebd.,S.437,439,485f. 44 Kohler. Recht der Kunstwerke. S. 83f. 45 Gierke, Privatrecht, Bd. 2, S. 365, 411. 46 Endemann, Lehrbuch, 8./9. Aufl., Bd. 2/1, S. 485, 488-490. In der Auflage von 1900 fand sich noch kein Hinweis auf den baurechtlichen Ästhetikschutz; vgl. ders., Einführung, 3.-5. Aufl., Bd. 2,S. 296f. 47 Schmidt, Rechtsfragen, S. 145. Zu Schmidt (1861-1940), der seit 1889 Rechtswissen­ schaften in Gießen, seit 1913 in Tübingen lehrte: Kim u. Marschall von Biberstein, Zivil­ rechtslehrer, S. 524. 48 Schmidt, Rechtsfragen, S. 171f., 176, 179 49 Heyer, Denkmalpflege, S. 17. 50 Zur französischen Denkmalpflege und zur Position des Abbe Gregoire: Leon, La vie, S. 63ff.,75ff.,bes. 66, 73; Götz, Vorgeschichte, S. 140, 191,473 ff; Wolff, Handbuch, S. 7ff; Clemen, Denkmalpflege in Frankreich, S. 2ff. 51 »Alle Kunstwerke gehören als solche der gesammten gebildeten Menschheit an und der Besitz derselben ist mit der Pflicht verbunden Sorge für ihre Erhaltung zu tragen. Wer diese Pflicht vernachlässigt, wer mittelbar oder unmittelbar zum Schaden oder zum Ruin derselben beyträgt, ladet den Vorwurf der Barbarey auf sich und die Verachtung aller gebildeten Menschen jetziger und künftiger Zeit wird seine Strafe sein.« Goethe, Propyläen, Bd. 2, 1. Stück, S. 119f. 52 Rudorff, Verhältnis, S. 275 (Hervorhebung ebd.) 53 Dehio, Heidelberger Schloß, S. 35. 54 Weber, Heimatschutz, S. 8, 17. 55 Oechelhaeuser, Denkmalpflege, Bd. 1, S. 364. 56 Vgl. beispielsweise Gierke, Privatrecht, Bd. 2, S. 362f.

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Anmerkungen zu S. 381-386 57 Lezius, Recht, S. 8. 58 Heitert, Denkmalpflege, S. 187. 59 Schmidt, Rechtsfragen, S. 176. 60 Erzbischöfliches Ordinariat F reiburg an den Präsidenten des badischen Staatsministeri­ ums, 10.11.1913, GLAKa 233, Nr. 27502. 61 Gutachten zum badischen Gesetzentwurf von 1913, 28.10.1913, EAF Β 2-38, Nr. 4. Vgl. auch das Schreiben des Erzbischöflichen Ordinariats an das Kultusministerium, 18.10.1913, ebd., Nr. 2. 62 So die Einordnung bei Hedemann, Fortschritte, T. 2/1, S. 263-267. 63 Schmidt, Rechtsfragen, S. 145. 64 Vgl. StintzinQ, Heimatschutz, S. 83. 65 Ebd.,S. 89f. 66 Vgl. auch Schmidt, Rechtsfragen, S. 172f. 67 Bredt, Denkmalschutz im Wege der Enteignung, S. 3. 68 Bayerisches Innenministerium an das Kultusministerium, 15.1.1908, entsprechend schon das Kultusministerium an das Innenministerium, 2.2.1906, sowie das Innenministeri­ um an das Kultusministerium, 25.4.1906, alle in HStAMü MK, Nr. 14438. 69 Bredt, Denkmalschutz im Wege der Enteignung, S. 13; Knapp, Heimatschutzrecht, S. 58; Hensel, Art. 150, S. 401. 70 Schmidt, Rechtsfragen, S. 182f., 191; vgl. StintzinQ, Heimatschutz, S. 86-88, 90. 71 Vgl. StintzinQ, Heimatschutz, S. 88. 72 Dehio, Denkmalschutz und Denkmalpflege, S. 92, 94. 73 Gurlitt, Zukunft Belgiens, S. 159f. 74 Kriegstagung Brüssel 1915, S. 11; ebenso schon im Herbst 1914 Wolff, Denkmalpflege und Krieg, S. 117. Vgl. Die Denkmalpflege, Ig. 22, 1920, S. 20. 75 Sodas bayerische Kultusministerium an das Finanzministerium, 30.11.1918, HStAMü MK, Nr. 14440. Vgl. auch Dvoràk, Katechismus, S. 9. 76 Druck des Naumannschen »Versuchs volksverständlicher Grundrechte«: Huber, Doku­ mente, Bd. 4, S. 91-94, hier 92; vgl. Hedemann, Fortschritte, T. 2 / 1 , S. 388. 77 Druck der Reichsverfassung: Huber, Dokumente, Bd. 4, S. 151-179, hier 174. Vgl. zu dem Artikel Scheicher, Artikel 153. 78 Äpelt, Geschichte, S. 340. 79 Huber, Dokumente, Bd. 4, S. 173. Vgl. zu diesem Artikel Schmidt, Artikel 150; Hensel, Art. 150. 80 Die Denkmalpflege, Ig. 22, 1920, S. 98. 81 Vgl. im Detail Hensel, Art. 150,S. 325ff. passim,S. 402-421. Zur Legitimierung eines staatlichen Denkmalschutzes mit der Sozialpflichtigkeit des Eigentums nach Artikel 14 des Grundgesetzes heute: Uibholz, Denkmalschutz. 82 Vgl. Schubert, Stadtplanung als Ideologie, S. 114. 83 Apelt, Geschichte, S. 341-344. F erner Wersche, Eigentum, hier bes. S. 7. 84 Waller, Galgenberg, hier bes. S. 2-4, 111. 85 Zum Galgenberg-F all: Hensel, Art. 150, S. 361, 415-417; Krayer, Denkmalschutz, S. 51f. (Zitat aus dem Urteil des Reichsgerichts ebd., S. 52); Kirchheimer, Grenzen, S. 56-59; Breuer, Bodennutzung, S. 105f., 108. 86 Deutsche Juristen-Zeitung 35, 1930, Sp. 699-702; Krayer, Denkmalschutz, S. 53; Kirchheimer, Grenzen, S. 60. 87 Jellinek, Verwaltungsrecht, S. 413. Kritisch hierzu Kirchheimer, Grenzen, S. 58. 88 jellinek, Verwaltungsrecht, S. 414; vgl. Hensel, Art. 150, S. 419.

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Anmerkungen zu S. 386-402 89 Kirchheimer, Grenzen, S. 57. 90 Hensel, Art. 150, S. 416. 91 Krayer, Denkmalschutz, S. 52f.; vgl. auch Hensel, Art. 150, S. 417. 92 Ebd., S. 391. 93 Kohler, Lehrbuch, Bd. 2/2, S. 123. 94 F uchs, Heimatschutz und Volkswirtschaft, 1930, S. 151. 95 Ebd.,S. 146,149. 96 Krayer, Denkmalschutz, S. 8f. Vgl. ähnlich Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 75. 97 Ebd., S. 43. 98 So in einer Besprechung über die Ausführung der Kunstschutzverordnung des Reichs vom 8.5.1920; Protokoll vom 24./25.9.1920, GStAB I. HA, Rep. 90, Nr. 1796. 99 Ähnlich auch Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 49. 100 Vgl. Krayer, Denkmalschutz, S. 56; Asal, Denkmalschutzbestimmungen, S. 47-49. 101 Biegeleben, Preußischer Entwurf eines Gesetzes, S. 90. 102 Charig, Entwurf, Sp. 1406. 103 Clemen an den preußischen Regierungsrat Haesler (Abschrift), 19.8.1931, GLAKa 235, Nr. 39859. 104 Asal an Haesler, 29.1.1932, sowie Haesler an Clemen (Abschrift), 21.8.1931, GLAKa 235, Nr. 39859. 105 Kohler, Lehrbuch, Bd. 2/2, S. 120-123, Zitate 120f. 106 Knapp, Heimatschutzrecht, S. 130-135, 151f. 107 Krayer, Denkmalschutz, S. 54f, Zitate 55. 108 Hedemann, F ortschritte, T. 2 / 1 , S. 388-391, Zitate 388f. Zu Hedemann (1878-1963), der von 1906 bis 1936 in Jena, von 1936 bis 1946 in Berlin lehrte und sich vor allem mit dem Privatrecht und seiner Geschichte beschäftigte: NDB, Bd. 8, S. 187f. 109 Kirchheimer, Grenzen, S. 35-40. Zu Kirchheimer (1905-1965), der zunächst nach Paris, dann in die USA ins Exil ging und seit 1955 in New York lehrte: Pereis, Kirchheimer, S. 4 0 1 ^ 1 4 . 110 Kirchheimer, Grenzen, S. 43, 47, 63. 111 Ebd., S. 57-59. 112 Hedemann, Fortschritte, T. 2/2, S. 339-341, 344f. 113 Ebd.,S. 350, 354f., 372. 114 Lindner, Heimatschutz im neuen Reich, S. 78. 115 Apelt, Geschichte, S. 344. 116 Hensel, Art. 150, S. 333.

Schluß: Die Verwaltung der Geschichte 1 Oechelhaeuser, Wege, S. 4. 2 Wirminghaus, Bedeutung. 3 Referentenvotum im preußischen Justizministerium zum Entwurf eines DenkmaJschutz­ gesetzes, 8.5.1923, GStAB I.HA, Rep. 84a, Nr. 10749. 4 HensehArt. 150, S. 333 (Hervorhebung ebd.). 5 Vgl. Oberkrome, Volksgeschichte, S. 222-229; Schulze, Deutsche Geschichtswissen­ schaft, S. 289ff., bes. 296, 298-301; ders., Neubejnnn, S. 34-36. 6 HeiligenthaL Städtebaurecht, S. 149. 7 Beyme, Kulturdenkmal, S. 96.

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Quellen und Literatur

1. Ungedruckte Quellen Berlin-Dahlem, Geheimes Staatsarchiv (GStAB) LHA, Rep. 84a (Preußisches Justizministerium) LHA, Rep. 90 (Preußisches Staatsministerium) I.HA, Rep. 151 (Preußisches F inanzministerium) Brauweilcr, Archiv des Landschartsverbands Rheinland (ALVRBr) Numerierte Akten; Nachlässe Colmar, Archives departementales du Haut-Rhin (AHRCol) Numerierte Akten Darmstadt, Staatsarchiv (StAD) G 15 (Hessische Kreise) G 21A {Hessisches Justizministerium) Freiburg, Erzbischöfliches Archiv (EAF) Generalia Β 2-38 (Kunst und Wissenschaft); Personalia Hannover, Hauptstaatsarchiv (HStAH) Hann. 122a (Preußischer Oberpräsident Hannover) Hann. 150 (Provinziallandtag Hannover) Hann. 151 (Provinzialverwaltung Hannover) Heppenheim, Archiv des Kreises Bergstraße (AKBHe) G 15 Bcrgstr. (Hessischer Kreis Bergstraße) Karlsruhe, Generallandesarchiv (GLAKa) 233 (Badisches Staatsministerium) 235 (Badisches Kultusministerium) 237 (Badisches F inanzministerium) 440 (Badisches Landesmuseum Karlsruhe) 466 (Badisches Regierungspräsidium Karlsruhe, Bezirksbauämter/inspektionen) Karlsruhe, Landesdenkmalamt (LDAKa) Abt. I und IL Numerierte Akten Koblenz, Bundesarchiv (BAKo) R 2 (Reichsschatzamt/Reichsfinanzministerium) R 32 (Reichskunsrwart) R 43I, 4311, 43F (Reichskanzlei) Marburg, Staatsarchiv (StAM) 150 (Preußisches Oberpräsidium Hessen-Nassau) 165 (Preußische Regierung Kassel, Abt. I: Inneres) 166 (Preußische Regierung Kassel, Abt. IL Kirchen und Schulen) 220 (Landeshauptmann/Bezirksverband Kassel) 330 (Stadtarchive) 340 (Nachlässe)

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Merseburg, Geheimes Staatsarchiv (GStAMe) 2.2.1. (Geheimes Zivilkabinett) Rep. 76Ve (Preußisches Kultusministerium) Rep. 77 (Preußisches Innenministerium) Rep. 87B (Preußisches Landwirtschaftsministerium) Rep. 169D (Preußischer Landtag 1918-1933) Metz, Archives departementales de la Moselle (AMMetz) 7 AL (Presidence de Lorraine. Cultes et monuments historiques) München, Hauptstaatsarchiv (HStAMü) MA (Bayerisches Ministerium des Auswärtigen und des Hauses) MK (Bayerisches Kultusministerium) MWi (Bayerisches Wirtschaftsministerium) Münster, Archiv des Westfälischen Heimatbundes (AWHBMstr) Akten des (Deutschen) Bundes Heimatschutz Oldenburg, Staatsarchiv (StAO) 134 (Oldenburgisches Ministerium der Kirchen und Schulen) Regensburg, Bischöfliches Zentralarchiv (BZAR) OA (Ordinariats-Archiv) Strasbourg, Archives départementales du Bas-Rhin (ABRStr) AL 27 (Alsace Lorraine. Fonds du Statthalter 1870-1918) D 193, 398, 414 (Departement du Bas-Rhin/Bezirk Unterelsaß) Wiesbaden, Hauptstaatsarchiv (HStAW) 403 (Landeshauptmann/Bezirksverband Wiesbaden) 405 (Preußische Regierung Wiesbaden)

2. Periodika Augsburger Postzeitung, 1893, 1908, 1909. Bayerischer Heimatschutz, Jg. 14, 1916; Jg. 17, 1919. Bayerisches Vaterland, 1909. Berliner Neueste Nachrichten, 1900. Centralblatt der Bauverwaltung, 1916, 1918. Die Denkmalpflege, Jg. 1-24, 1899-1922. F ortsetzung unter dem Titel: Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 25-31, 1923-1929. Nach Vereinigung mit der österreichischen »Zeitschrift für Denkmalpflege« F ortsetzung unter dem Titel: Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz, Jg. 32/4-35/7, 1930-1933. F ortset­ zung unter dem Titel: Deutsche Kunst und Denkmalpflege [DKD], Jg. lff., 1934ff. Denkmalpflege und Heimatschutz: siehe Die Denkmalpflege. Die Denkmalpflege. Zeitschrift für Denkmalpflege und Heimatschutz: siehe Die Denk­ malpflege. Deutsche Juristen-Zeitung, Jg. 32, 1927; Jg. 35, 1930. Deutsche Kunst und Denkmalpflege: siehe Die Denkmalpflege. Donau-Zeitung, 1909. Elsässer Nachrichten, 1901. Frankfurter Zeitung, 1900, 1930. Hannoversches Tageblatt, 1904. Heimatschutz, Jg. 11, 1916. Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung, Jg. 2/3, 1976. Kölnische Volkszeitung, 1900, 1901, 1917, 1926, 1928.

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Kölnische Zeitung, 1908, 1912, 1915, 1917. München-Augsburger Abendzeitung, 1917. [Münchner] Allgemeine Zeitung, 1896. Münchner Neueste Nachrichten, 1902, 1903. Oldenburger Jahrbuch, Jg. 60, 1961. Organ für christliche Kunst, Jg. 23, 1873. Rheinische Volkszeitung, 1896. Saar-Freund. Nachrichten aus dem abgetrennten Saar- und Pfalzgebiet. Mitteilungsblatt des Bundes »Saar-Verein«, Jg. 2, 1921. Westfälischer Merkur, 1926. Zeitschrift für Denkmalpflege, Jg. 1-3, 1926/27-1928/29. Zeitschrift für Geschichte der Architektur, Bd. 1-8, 1907-1928. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde [ZHG], Jg. 49, 1960.

3. Amtsblätter, Gesetzessammlungen, Gesetzestexte Allgemeines Landrecht Mir die Preußischen Staaten von 1794. Textausgabe. Mit einer Einfuhrung von H. Hattenhauer und einer Bibliographie von G. Bernert, F rankfurt a.M. 1970. Amtsblatt für die Erzdiözese München und Freising, 1901. Anzeigenblatt für die Erzdiözese Freibure, 1904. Gesetzblatt der freien Hansestadt Bremen, 1872. Gesetzblatt für das Herzogtum Oldenburg von den Jahren 1909, 1910 und 1911, Bd. 37, Oldenburg o. J . Gesetz- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden, 1907, 1914. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern, 1908. Gesetzsammlung der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 15, 1879. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (ab 1907: Preußische Ge­ setzsammlung), 1815, 1873-1875, 1902, 1907, 1914, 1916. Ministerialblatt für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten im Königreich Bayern, 1884. Reichseesetzblatt, 1914, 1919, 1920, 1925, 1927, 1929, 1931, 1932, 1933. Scotti, J.J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in den ehemaligen Her­ zogthümern Jülich, Cleve und Berg und in dem vormaligen Großherzogthum Berg über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege ergangen sind, T. 2: 1767-1808, Düsseldorf 1821. Verordnungsblatt des Herzogthums Nassau, Bd. 8, 1816.

4. Parlamentsprotokolle Baden Badischer Landtag, 2. Kammer, 1912. Bayern Kammer der Abgeordneten, 1912. Hessen Landtag des Volksstaats Hessen, 1927/30. Oldenburg Landtag des Großherzogtums Oldenburg, 1909/10.

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Preußen Haus der Abgeordneten, 1898, 1901, 1902, 1907, 1909, 1912/13. Herrenhaus, 1902, 1905/06. Preußischer Landtag, 1925/27. Reich Bundesrat, 1917. Verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung, 1919 Staatenausschuß, 1919. Reichsrat, 1920. Reichstag, 1929.

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Bayeriscne Staatsbibliothek München

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Register l.Orte Aufgenommen wurden geographische Bezeichnungen. Nicht aufgenommen wurden die durchgängig behandelten Länder Baden, Bayern, Hessen-Darmstadt, Oldenburg und Preu­ ßen, ferner Deutschland und die Weimarer Republik.

Aachen 66, 271 Ägypten 381 Alpen 120 Altwette 270 Amerika (auch USA) 35f, 77, 79, 107, 164, 178, 182,284,371,462 Antwerpen 137 Athen 68 Augsburg 137f., 290, 356, 416 Bakum 212 Balkan 168 Bamberg 147,417,422 Basel 35 Bayreuth 452 Belgien 77, 138f, 163, 165-170, 249 Berg 448 Bergisches Land 348, 372, 456 Berlin 14f, 27f, 46, 54f, 70, 102, 129, 135f, 141f, 146-149, 151, 155, 158, 166, 168f, 173f, 181, 187, 191, 195, 203, 213, 215f, 221-223, 240-246, 248-251, 254, 263, 267, 270-275, 298, 302f, 319, 347, 359, 368, 372, 374376, 408, 410, 422, 428f, 433f, 460, 462 Bern 423 Bingen 292 Birkenfeld (oldenburgischer Landesteil) 189, 200, 210, 216, 240, 253,280, 432, 455 Bonn 15, 102, 129, 147, 166, 222, 272, 284, 443 Brandenburg 140, 243, 271, 274, 441, 446

Braunschweig 123, 381,422, 449 Bremen 106f, 122-124, 177, 181, 228, 319,321,430,449,453 Bremerhaven 172 Breslau 147, 166, 185, 273, 352, 425 Brüssel 76, 137f, 166f., 305, 423 Bückeburg 134 Celle 303 Chicago 410 Coburg 449 Colmar202,451 Cuxhaven 385 Danzig 107, 133, 303, 422, 441 Darmstadt 199,239,253 Delmenhorst 172, 200, 297, 303 Dessau 67 Diedenhofen 451 Drachenfels 35 Dresden 73, 107, 160, 199, 357, 422, 456 Düsseldorf 422 Duisburg 425 Eisenach 146,384,425 Elbe 385 Elsaß 100, 103, 110, 120, 122, 131, 139, 157, 159, 259f, 334, 417f, 422, 433 Elsaß-Lothringen (siehe auch Lothringen) 20, 94f, 117f, 121, 136, 148, 155f, 161-163, 184, 189, 202, 270, 278, 298,

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303, 333, 344, 398, 416, 420, 427, 433, 454 Emsland 144 f. England 34, 56,96, 164f., 196 Erfurt 362,422,451 Eschwege 109 Eutin 200, 296, 435,449

Hohkönigsburg 111f., 121, 131, 157, 159, 162,260 Hunsrück 200 Italien 164, 168, 188, 249, 430 Jena 43, 67, 102, 141f., 374, 390, 462

Flensburg 67, 271 Franken 236, 345, 363 Frankfurt am Main 93, 107, 240, 254, 271, 291,367,448 Frankreich 54, 56,110, 127,139,157,163170, 188, 196, 202, 241, 249, 252, 324, 335f, 379-381, 383, 448, 460 Freiburg im Breisgau 134, 147, 185, 195, 204, 232, 278f., 352, 359, 361, 373, 381, 422f., 425, 434, 437, 439, 444, 451,454,456-458,461 Freising 455 Friesland 420 Fulda 352 Galgenberg 385f., 389, 391, 461 Gießen 253, 410, 460 Goslar 303 Griechenland 381 Halberstadt 348, 422 Halle 136,272 Hamburg 40, 56, 73, 80, 216f., 289f., 299, 306, 321, 366, 385f., 418, 423, 437, 449, 452f. Hannover (Stadt) 67, 280, 303 Hannover (preußische Provinz) 123, 144f., 202, 240, 243, 245-247, 253f., 256260, 267f., 271f., 274, 346, 419f., 422, 424,441-444,446 Heidelberg 97, 100, 102, 131, 380, 410, 451 Hessen 109, 269, 303, 418, 446 Hessen-Kassel (Kurhessen) 202, 240, 245, 255, 275, 452 Hessen-Nassau (preußische Provinz) 109, 240, 243, 245, 267, 303, 318, 441, 446 Hildesheim 107f, 193, 260, 290f., 293, 308,368,418,423 Hofgeismar 354 Hohenzollern 267, 446

Karlsruhe 57, 75, 99, 230, 278f., 289, 400, 417,456,458 Kassel (Stadt) 172, 275, 291, 303 Kassel (preußischer Regierungsbezirk) 122, 188, 202, 255, 267-270, 273, 275, 410, 435,441-444,446, 453f. Kehl 216 Kempen 67, 69 Kiel 272 Köln 58, 61,67, 73,96,100,107,112,136, 138, 143, 156f., 173, 184, 193, 221, 266f, 270, 306, 350, 352, 363, 399, 425, 459 Lahr 444 Laufenburg 371, 373-375 Lauterbach 418 Leipzig 272 Lier 138 Limburg 254 Lippe(-Detmold) 124, 321, 453 Litauen 168 Löwen (Leuven) 138, 164-166 Lothringen 97, 435 Lübeck(Stadt) 96,107,199,239, 321, 357, 380,422,451,453 Lübeck (oldenburgischer Landesteil) 189, 199f.,210,239f.,280f.,296 Magdeburg 290 Mainz 154, 184, 194, 333, 422, 425, 430, 451 Makedonien 168 Mannheim 115,302,410,422,451 Marburg 269f., 379 Maria Laach 349,351 Marienburg 98, 102, 110-112, 159 Mecheln 138 Mecklenburg 136 Mecklenburg-Schwerin 321, 453

503 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Mecklenburg-Strelitz 453 Meißen 96, 113, 131,417 Merseburg 148 Metz 97, 270, 352,451 Mülhausen 451 München 40, 42, 67, 85, 125, 147Γ, 156, 169, 204, 208, 223, 234, 236, 238, 266, 276f., 341, 356, 367, 407, 410, 413, 455,457f. Münster 141, 146,425 Nassau (siehe auch Hessen-Nassau) 117, 240,276,420,423,448 Neiße 270 New York 462 Niederlande 164 Niedersachsen 122-125, 136, 144f., 149, 155,254,281,420,424 Niederschlesien 267f., 446 Nürnberg 75, 96, 101, 108, 154, 158, 276,290,425 Oberbayern 201,207,421 Oberhessen 239 Oberpfalz 458 Oberschlesien 267, 270, 272, 274, 446 Österreich 86, 127, 130, 138, 145, 161, 257,419 Oldenburg (Stadt) 435 Olympia 271 Oppenheim 157 Osnabrück 100, 144f., 253f, 352, 367, 443 Ostpreußen 27, 85, 136, 138-140, 243, 267f., 270f., 274, 442, 445f. Ostsee 296 Palästina 168 Paris 54f., 57, 80,462 Passau 440 Pfalz 144, 216f.,236, 437 Polen 168 Pommern 441, 446 Posen 27, 136,267,446 Potsdam 275,425 Regensburg 96, 105, 207, 352, 356, 457f. Reims 164f Reuß 453

Rhein 157,292,371,432 Rheinhessen 216, 239 Rheinland (auch preußische Rheinprovinz) 2 7 , 9 5 , 102, 122f., 129, 136, 143.148f., 164, 173, 184, 190, 200, 202f, 216, 222, 243, 245, 247, 257f., 260, 264, 268, 272f., 284, 292-294, 303, 309, 335, 349, 354, 359, 372, 419, 442f., 446,456,459 Rom 82, 349 Rothenburg ob der Tauber 75, 107, 290 Rüdesheim 292 Ruhrgebiet 27 Rumänien 168, 170 Rußland 170 Saargebiet 267, 446 Saargemünd 451 Sachsen (Und) 27, 116, 130, 211, 216f., 223, 299, 301 f., 307, 309f., 321, 370, 372f.,437,440,449 Sachsen (preußische Provinz) 136,202, 268, 270, 272f.,441,446 Sachsen-Meiningen 453 Sachsen-Weimar 431 Salzburg 130,409,422,443 Sauerland 120 Schaumburg-Lippe 124, 134,449 Schlesien 184, 202, 242f., 273, 441, 446 Schleswig-Holstein 122, 155, 200, 239, 243,268,270-272, 432,446 Schlettstadt (Selestat) 110 Schotten 418 Schwarzburg-Rudolstadt 449 Schwarzburg-Sondershausen 453 Schwarzwald 120 Schweiz 75, 130, 138, 161, 164, 278, 371, 423 Sennheim 103f.,418 Starkenburg 216, 239 Straßburg 1 5 , 6 8 , 9 9 , 1 1 1 , 129, 131, 156f., 162, 196, 202, 272, 278, 298, 357, 372, 451 Stuttgart 80, 146, 176, 214, 408, 416, 425 Syrien 168, 170 Taunus 120 Thüringen 136 Trier 107, 267, 291, 352, 363, 422, 443 Tübingen 102, 373, 378, 416, 460 Türkei 381

504 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Ulm 6 1 , 9 6 , 1 8 4 Ungarn 196 Versailles 26, 50, 173,185 Votresen 120 Warschau 168 Westfalen (auch preußische Provinz) 122, 144f, 151, 188, 190, 202, 243, 247, 254, 264, 268, 270, 292, 294, 423f, 446 Westpreußen 27, 110, 133, 136, 247, 255, 267f.,271,274,445f.

Wien 64, 75,89, 145,419 Wiesbaden (Stadt) 117,291 Wiesbaden (preußischer Regierungsbezirk) 136, 188, 243, 245, 254f., 267, 271, 273f., 441-443, 446 Wildeshausen 189,211 Wolfach 433 Württemberg 31, 102, 116, 129, 176, 183, 198, 214, 216, 223, 228, 266, 289, 318f., 361, 373, 388, 408, 432, 437, 449,453,460 Würzburg 96,124,147, 236, 238, 290,425 Zürich 423

2. Personen Adenauer, Konrad 173, 221, 425, 438 Adickes, Franz 367 Alexander-Katz, Paul 307, 368 Alten, F riedrich Kurt von 210, 280-284, 426,448 Apelt, Willibalt 392 Asal, Karl 175, 184, 388f, 430, 432, 462 Aschenbrenner 445 Bailleu, Paul 129,421 Baumeister, Reinhard 56-62, 67, 290, 304306,412 Bayer, August von 229, 266, 278, 282f., 445,447 Becker, Carl Heinrich 172f, 175, 184, 429 Beissel, Stephan 349f. Bennigsen, Rudolf von 246, 442 Bentmann, Reinhard 11 Berg, Karl von 426 Beyerle, Konrad 174f., 384 Beyme, Klaus von 11 Bezold, Gustav von 101f., 129, 206f., 421, 423, 436 Bickell, Ludwig 269f., 272-274, 282-284, 435,441f.,446 Biegeleben, Maximilian F rhr. von 174, 199, 253, 324, 333, 337, 388, 423,434, 438, 454f. Bismarck, Otto von 44, 154, 158, 185, 427

Bissing, Moritz Frhr. von 137,167,424,429 Bleibaum, Friedrich 446 Blunck, Erich 102, 108,140, 271,274,283, 446 Bluth, Gustav 274, 446 Bode, Wilhelm von 166, 428 Boetticher, Adolf 85, 271, 274, 282, 445f. Boisserée, Sulpiz 266, 445 Borst, Otto 12 Bosse, Robert 359 Brecht, Arnold 425 Bredt, F riedrich Wilhelm 169, 304, 306, 310, 343, 348, 352f., 382, 451, 455457 Brüning, Kurt 145, 424 Brunner, Otto 406 Bucholtz, Franz 211,213 Bülow, Bernhard von 161, 427 Büttner, Georg 274, 446 Buls, Charles 76f, 414 Burckhardt, Jacob 45 Burckhardt, Lucius 12f. Burgemeister, Ludwig 446 Christians 435 Clemen, Paul 15,82,102, 111f., 129f, 137, 146-148, 151, 164-170, 182f., 222, 272f., 282, 284f, 359, 383, 388, 421, 423, 425, 428f, 432f., 438, 443, 446448,462

505 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Cohn 219,438 Conwentz, Hugo 9 1 , 133, 422f. Damaschke, Adolf 371 Dehio, Georg 15, 17, 45, 82, 90, 98f., 102, 112, 160f., 169,272, 378, 380, 383,416 Dehn-Rotfelser, Heinrich von 202f., 275, 282,447 Dethlefsen, Richard 42, 270, 272-274, 282, 433, 445f. Döring, Oskar 270, 282, 446 Drach, Alhard von 269f., 274, 282, 446 Dressler, Willy Oskar 428 Dvofäk, Max 89f., 416, 423 Eberstadt, Rudolf 70-72, 74, 306, 413 Ebhardt, Bodo 109f., 112, 167, 169, 270, 418 Elfgen, Hans 438 Elfes 222 Endemann, Friedrich 377f., 389, 460

Falke, Otto von 166f., 423, 428 Feilitzsch, F riedrich Frhr. von 134 Fest, Joachim 15 Finckh, Eugen von 435 Fischer, Eugen 52 Fischer, Theodor 31, 42, 74f., 373, 410, 413,423 Freese, Walter 435 Frey, Dagobert 146, 432 Friedrich IL 139 Friedrich III. 158 Fuchs, Carl Johannes 39, 134, 372-375, 379, 387,423,459f. Fürbringer 442

Gayl, Wilhelm F rhr. von 425 Gerlach, Ernst Ludwig von 367 Giannoni, Karl 39 Gierke, Otto von 376-378, 380, 389f., 460 Giesau, Hermann 272, 283, 446f. Goecke, Theodor 70, 75, 78,271, 274,282, 306,446 Goethe, Johann Wolfgang von 48, 380 Gradmann, Eugen 3 1 , 38, 4 1 , 44, 46, 100, 102, 193,408

Graf, Hugo 156, 276, 282, 334, 421, 426, 443,447,455 Gregoire, Henri 379, 460 Grundmann, Günther 446 Günter, Janne 12 Günter, Roland 12 Gurlitt, Cornelius 31, 57, 77-80, 99, 102, 113, 130f., 160, 169, 306, 360, 363,

383,414,423,427

Hadelt, Alfred 270, 274, 446 Haenisch, Konrad 171-173, 362, 429 Haesler, F riedrich 389, 432, 462 Hager, Georg 89, 91 f., 102, 110,147, 156, 207f., 214f., 223, 235-237, 252, 276f., 282, 284, 334, 344, 346, 357, 416f., 423-426, 436f., 440, 443, 447, 455f., 458 Halm, Philipp Maria 148, 277, 447 Haßler, Konrad Dietrich 266, 282, 445 Haupt, Richard 270, 282, 446 Haussmann, Georges-Eugene 54f., 57, 59, 411 Hedemann, Justus Wilhelm 390f., 462 Hefher-Alteneck, Jakob Heinrich von 275f., 282,447 Heiligenthal, Roman 306, 400 Heimann, F riedrich Karl 267 Heise, Johannes 274, 446 Hendschel, Richard 215, 437 Henrici, Karl 31, 49, 66-69, 72, 75, 78, 92, 373,413 Hensel, Albert 175, 384, 386, 392, 399 Hertling, Georg Graf von 423 Heyer, Karl 379 Hiecke, Robert 95, 147f., 151, 219, 273275, 283f., 417, 433, 446f., 459 Hirsch, Fritz 279f., 283f, 447 Hitler, Adolf 421 Hobrecht, James 55, 412 Hoffmann, Adolf 362 Hoffmann-Axthelm, Dieter 11 Holtmeyer, Alois 270f., 274, 446 Horion, Johannes 148, 150, 173,429 Hoßfeld, Oskar 89, 94, 128, 133, 416 Howe, Frederic C. 107 Humboldt, Alexander von 416 Hummel, Hermann 215 Hundeishausen, von 443 Huse, Norbert 16

506 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Jähn 446 Jarres, Karl 425 Jcllinek, Walter 386 Jens, Walter 13

Kachel, Gustav 229, 278, 447 Kämmerer, Ludwig 446 Kahr, Gustav von 125f., 421 Kerckering zur Borg, Engelbert F rhr von 423 Kettler, Julius Iwan 125, 420 Kircher, Philipp 230-232, 278, 282, 334, 439,443,447,455 Kirchheimer, Otto 386, 390f., 462 Klein 446 Knapp, Klaus 389 Knauth, Johannes 103f., 418 Kneer, August 175, 359-361 Koch, Fritz 137 Koch-Weser, Erich 172, 200, 297, 303f., 429,449 Koller, Ernst Matthias von 454 Körner, Hans-Michael 16 Körner, Johannes 446 Kohl, Dietrich 213 Kohl, Karl 423 Kohler, Josef 336, 375, 378, 387, 389, 455, 460 Kohte, Julius 168,446 Kraus, F ranz Xaver 204, 230f., 261, 278f., 282,284,444,447 Krayer, Joseph 85, 386f., 389 Kübier 388 Kühn, Hermann 446 Kugler, Franz 95 Kummer, Michael 13

Lampmann, Gustav 52, 411 Lamprecht, Karl 45f., 165, 172 Langbehn, Julius 66 Lange, Konrad 91, 102,416 Lassalle, Ferdinand 410 Laur, Wilhelm F riedrich 446 Laurentius, Joseph 349, 351, 355 Le Corbusier (Charles Edouard Jeanneret) 75 Lemcke, Hugo 446 Lewald, Theodor 437 Lezius, Hermann 343, 347, 380f.

Lill, Georg 277, 283f., 323, 345, 363, 435, 439, 447, 454f., 458 Lindner, Werner 52, 137, 140-142, 148151,392,411,422-426 Linsingen, von 442 Lobe, Paul 425 Loersch, Hugo 129, 147, 160, 421, 427 Lotz, Wilhelm 202f. Ludorff, Albert 270, 446 Ludwig I. 233 Ludwig XIV. 157 Lübbe, Hermann 13f. Lübke, Wilhelm 96 Luthmer, F erdinand 271, 273, 282, 446 Lutsch, Hans 197, 249f., 273, 275, 423, 442f.,446f.

Marquard, Odo 13 Meinecke, Friedrich 165 Metternich (siehe Wolff-Metternich) Mevissen, Gustav 123 Meyer, Georg Heinrich 133 Michel, Karl Markus 11 Mielke, Friedrich 12 Mielke, Robert 50, 133-135, 137, 422 Miquel, Johannes 242, 367 Möller, Eduard von 202, 344, 427, 435 Mommsen, Theodor 155 Muthesius, Hermann 423

Napoleon III. 54 Naumann, F riedrich 73, 371, 384, 461 Nikolaus Friedrich Peter IL 280 Nipperdey, Thomas 13, 17 Nokk, Franz Wilhelm 194, 434 Oechelhaeuser, Adolf von 99, 102, 130, 137, 147, 160, 193, 231, 261, 399, 417, 419, 423f., 427, 439, 445 Ohle, Max 446 Oncken, Hermann 46f., 211, 213, 410 Papen, Franz von 425 Paul, Gerhard 13 Paulssen, Arnold 431 Paulus, Eduard von 129, 421, 423 Paur, Hermann 39, 48 Persius, Ludwig 275

507 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Persius, Reinhold 127, 195, 241, 245, 275, 282, 421, 435, 441f., 447 Peters, Theodor 290 Pichler, Franz Seraph 440 Plagemann, Volker 17 Pleitner, Emil 40, 190f. Polenz,Otto 195,241 Preuß, Hugo 175 Probst, Eugen 423 Quast, F erdinand von 155, 266, 275, 282, 445,447 Radioff 446 Ranke, Leopold von 46, 154 Rasch 443 Ratjen, Gustav 148, 425 Rauchheld, Adolf 212f., 240, 280f., 283f., 302,448,450 Rave, Wilhelm 446 Redslob, Edwin 176f., 184, 214, 425, 430, 432 Redtenbacher, Rudolf 62, 154 Rehorst, Karl 136, 423, 446 Reichardt, Carl F riedrich 56, 366, 412 Reichensperger, August 193 Reimers, Jacobus 260, 271, 274, 422, 444, 446 Renard, Edmund 164, 260, 272f., 283, 446f Reusch,Paul 150 Riegl, Alois 86, 88-90, 111, 378, 415 Riehl, Wilhelm Heinrich von 29, 45, 156, 207, 234, 251, 257, 261, 276, 407, 440, 444,447 Rudorff, Ernst 30—40, 43, 48, 52, 133-135, 192,373,380,408,410 Ruhstrat 435 Ruskin, John 34, 96 Sachs, Hans 348 Sarrazin, Otto 128 Sauer, Joseph 148, 169, 279, 283, 350f., 353,358,389,423,447,457 Sauermann, Ernst 271, 283, 446 Schädler 440 Schäfer, Carl 96f, 113, 417, 423 Scheicher, Walter 307, 370, 459 Schinkel, Karl Friedrich 75, 84, 140

Schmid, Bernhard 446 Schmid, Wolfgang Maria 85 Schmidt, Arthur Benno 379, 381-383, 460 Schmitt, Carl 390 Schmitz, Joseph 417 Schmoller, Gustav 70 Schnitzler 219 Schoenichen, Walther 151 Schoßig, Bernhard 13 Schreiber, Georg 182 Schultze-Naumburg, Paul 30-38, 42, 44, 48-50, 52, 76, 88, 134-136, 193,281, 311,408 Schumacher, F ritz 73f., 299, 306, 413, 423 Schwanz, Franz 446 Schwindrazheim, Oskar 40, 43, 106 Seidel, Georg F riedrich 62f., 206f., 436 Seidl, Gabriel von 40, 42, 423 Sello, Georg210f, 213,436 Severing, Carl 425 Siebern, Heinrich 260, 272, 274, 283, 446f. Siedler, Wolf Jobst 15 Siefert, Alfred 444 Siegel, Michael 12 Sitte, Camillo 17,48,64-67, 70, 72, 74, 76, 78,271,410,412 Smend, Rudolf 175 Sohnrev, Heinrich 33, 121, 133f., 311, 408, 423' Sombart, Werner 371 Späth, Karl 305 Spieker, Paul Emmanuel 417 Spranger, Eduard 51 Stein, Hans Karl F rhr. von 146, 148, 425, 432 Stintzing, Roderich 382 Storch, A. 40 Strathmann, Hermann 432 Struckmann, Gustav 108, 193, 197, 260, 293, 295, 302, 308, 368, 418, 423, 442 Studt, Konrad 442 Stubben, Joseph 58f., 61, 63, 67, 69, 76, 139,305,412 Stürmer, Michael 17 Stürzenacker, August 310 Taut, Bruno 75, 414 Tenge211f.,435 Theuner, Emil 446

508 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35777-5

Tietze, Hans 419 Tornow, Paul 97, 102,417 Trendelenburg, F riedrich 216, 219 Verbeck 267 Vetter, Ferdinand 423 Vierhaus, Rudolf 15 Virehow, Rudolf 367 Vitzthum von Eckstädt, Christoph Johann Friedrich Graf 309f. Wagenfeld, Karl 151,426 Wagner, Adolph 371 Wagner, Ernst 229f., 278f., 282, 436, 447 Wagner, Heinrich 143, 325 Wagner, Otto 75, 79 Walle, Peter 129,421 Wallraf,Maxl43 Weber, Max 371 Weber, Paul 43f., 102, 106, 108, 142, 168, 374f.,379f.,410,423 Wege 21 lf.

Wehler, Hans-Ulrich 18 Wehner, Anton von 435 Weinbrenner, F riedrich 416 Weniger, Erich 51 Wiehert, F riedrich 271, 273f., 446 Wiegand, Theodor 168 Wieland, Carl A. 35 Wilhelm I. 158, 185,427 Wilhelm II. 109f., 112, 158-162, 168f., 185, 196, 281f., 284, 295, 419, 424, 427, 429 Wilmowski, Thilo F rhr. von 148, 423 Wirminghaus, Alexander 399 Wissemann 354 Wolff, Felix 100f., 103,333,418,422,433, 454 Wolff-Metternich, F ranz Graf 272f., 281, 446f.,459 Wussow, A. von 84f. Zedier, Johann Heinrich 83 Zedlitz, Robert Graf von 441, 443 Zimmermann 446 Zimmermann, H.K. 110

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