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German Pages 74 [75] Year 2000
HansMagnus
Enzensberger Einladung zu einem Poesie-Automaten
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Die Frage, ob sich Poesie maschinell herstellen läßt, beschäftigt die Menschen schon lange.Ein Zeitungsartikel von 1777 vermeldet etwa aus Göttingen die Erfindung einer windgetriebenen »poetischen
Handmühle«, »durch welche man Oden von allen Gattungen ganz mechanisch verfertigen könne«. Vor gut fünfundzwanzig Jahren nun hat Hans Magnus Enzensberger
zu diesem Thema eine » Einladung zu einem Poesie-Automaten« ge
schrieben, die er als ein Sprach- und Denkspiel in Zeiten politischen Katzenjammers verstand, keineswegs aber deshalb als ein Nebenpro
dukt. Durchausmit systematischer Gründlichkeit geht H.M.E.vor, legt die allgemeinen,mathematischen Grundlagen dar, betrachtet hi storische, linguistische, literarische und medientheoretische Ge sichtspunkte,macht sich über die Grenzen seines Programms keine
Illusionen und gibt einen Ausblick auf vielleicht perfektere Versio nen, für die er Programmierern schon einmal sachdienliche Hinweise gibt.
Nun, im Sommer des Jahres 2000 sind endlich die technischen Ent wicklungen so ausgereift, daß Enzensbergers Phantasie in die Reali tät umgesetzt wird und der Automat gebaut. Die Präsentation des
Poesie-Automaten zu einem Lyrikfestival in Landsberg am Lech ist der Anlaß, diese Schrift Enzensbergers erstmals zu veröffentlichen. Foto: Isolde Ohlbaum
每
Hans Magnus Enzensberger Einladung zu einem Poesie-Automaten
Suhrkamp
edition suhrkamp 2156 Erste Auflage 2000 © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2000 Erstausgabe Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das
der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)
ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Satz: Jung Satzcentrum, Lahnau
Druck: Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden Umschlag gestaltet nach einem Konzept
von Willy Fleckhaus: Rolf Staudt
Printed in Germany 1 2 3 4 5 6 - 05 04 03 02 01 00
»Ein gewisser Herr M. in Göttingen rühmt sich eine poetische Handmühle erfunden zu haben, durch welche man Oden von aller Gat
tung ganz mechanisch verfertigen könnte. Es
sollen in verschiedenen Sammlungen schon Producten von derselben stehn, die kaum der
Kenner von denen aus freyer Faust gemach ten unterscheiden würde. Die Einrichtung der Maschine hat viele Aehnlichkeit mit einer
großen Seidenzwirnmühle; die Kraft die sie in
Bewegung sezt, ist der Wind.« Hessen-Darmstädtische privilegierte
Landzeitung vom 30. Juli 1777
Inhalt
Vorbemerkung
13
1. Beschreibung 17 1.1. Allgemeine Grundlagen
17
1.2. Mathematische Grundlagen
22
1.3. Weichware 25 1.4. Hartware 32
1.5. Gebrauchsanweisung
2. Theorie
33
37
2.1. Historische Gesichtspunkte
37
2.2. Linguistische Gesichtspunkte 41 2.3. Literarische Gesichtspunkte 46
2.4. Medientheoretische Gesichtspunkte 3. Weiterungen
53
59
3.1. Grenzen des Programms
59
3.2. Technische Aussichten 62 3.3. Einladung an poetische Programmierer 4. Technischer Anhang
4.1. Anzeigetafel
65
4.2. Software 68 Anmerkungen 71 Zwei Beispiele
73, 74
65
63
Vorbemerkung Vor gut fünfundzwanzig Jahren war mir aus nahmsweise langweilig zumut. Die politische Bewegung hatte sich in Katzenjammer, Sek
tiererei und Gewaltphantasien aufgelöst, und meine langfristigen literarischen Projekte ka men nicht recht voran. Ich zog mich auf ge wisse Sprach- und Denkspiele zurück, die den Vorzug des Obsessiven hatten. Je härter die Nüsse waren, die es zu knacken galt, desto
besser. Einer solchen Fluchtbewegung ver dankt sich das Projekt eines Poesie-Automa ten, den ich damals entwarf. Mit dem Pro
gramm war ich monatelang, fast möchte ich sagen, Tag und Nacht beschäftigt.Man kennt solche fixen Ideen von Hackern, von Spielern, die ihre Hoffnungen auf Systeme setzen, und von Kindern, die ihren Computerspielen ver fallen sind. Unangenehm für die Mitwelt, da solche Leute kaum mehr ansprechbar sind, aber nicht ohne Reiz für jemanden, dem die Realität keinen Spaß macht. An eine Veröffentlichung meiner Ergeb nisse habe ich nicht gedacht, geschweige denn 13
an die Verwirklichung, das heißt, an den Bau meines Automaten, der im übrigen recht kostspielig gewesen wäre. Es gefiel mir, daß kaum jemand wußte, was ich trieb. Erst viel
später habe ich meinen Plan gelegentlich er wähnt. Aus purem Zufall erfuhr jemand da von, der an den Planungen für den Münche
ner Flughafen beteiligt war. Ich hatte keine Lust, für mein inzwischen halb vergessenes Projekt zu werben, und die Airport-Manager hielten, als meine Bekannte ihnen die Sache
vortrug, den Automaten für ein Hirngespinst. Gedichte waren ihnen - verständlicherweise -
Hekuba. Zeitgenössische Kunst, das mochte ja noch angehen. Aber Lyrik auf dem Flug hafen, das wäre zu weit gegangen. Ich hörte es mit Gleichmut.
Um so überraschter war ich, als ein paar Jahre später ein enthusiastischer Herr aus Landsberg am Lech bei mir anrief. Landsberg,
eine bayerische Kleinstadt, gedachte im Jahr 2000 ein Stadtjubiläum zu feiern, und aus die sem Anlaß hatte man ein kleines Festival unter
dem Titel Lyrik am Lech ins Auge gefaßt. Ali Nasseri, eine höchst außergewöhnliche Er scheinung, ist nicht gerade das, was man sich 14
unter einem bayerischen Lokalmatador vor
stellt. Er legte sich beim Oberbürgermeister und beim Stadtrat für den Poesie-Automaten ins Zeug, und zur allgemeinen Überraschung gelang es ihm trotz mancher Widerstände und
nach langen, höchst amüsanten Debatten in
den Gremien und in den Leserspalten der Lo kalpresse, das Vorhaben durchzusetzen. Der
Automat wird gebaut und soll im Juni 2000 vorgestellt werden. Aus diesem Grund habe ich mich ent
schlossen, den vorliegenden Essay hervorzu holen und zu publizieren. Er stammt aus dem Jahr 1974. Ich habe darauf verzichtet, ihn auf den heutigen Stand zu bringen, und lege ihn,
abgesehen von einigen stilistischen Retou
chen, genau so vor, wie er damals geschrieben wurde.
München, im Sommer 1999
H.M.E.
»Die Analysis ist eine Divinations- oder die
Erfindungskunst, auf Regeln gebracht.«
Novalis
» Die Poesie ist eine Logik, aber keine Wissenschaft.« Attila József
I. Beschreibung 1.1. Allgemeine Grundlagen 1.1.1. Wer aus einer endlichen Menge von Sprachelementen, einem Lexikon, auf Grund
eines Systems von Verfahrensregeln, deren Repertoire ebenfalls endlich ist, eine unend lich große Zahl von verschiedenen Sätzen zu erzeugen vermag, von dem sagt man, er spre che (oder schreibe) eine Sprache. Wenn man
Lust dazu hat, kann man einen solchen Spre cher als einen Automaten betrachten, der mit
Hilfe eines Programms, der Grammatik, und eines Speichers, des Lexikons, beliebig viele »richtige« Lösungen auswirft. 17
Allerdings ist ein Automat, der über eine derartige Sprachkompetenz verfügt, nicht konstruierbar, und zwar schon deshalb nicht,
weil kein Linguist imstande ist, das vollstän dige Programm einer natürlichen Sprache zu formulieren. Insofern ist die Rede vom Auto
maten nur eine bequeme Fiktion.
1.1.2. Die poetische Kompetenz ist ein
Sonderfall der allgemeinen Sprachbeherr schung. Die Produktion (und das Verständ nis) von poetischen Texten unterliegt nicht nur dem primären Regelsystem der Gramma tik. Sie erfordert darüber hinaus eine »sekun
däre Durchorganisation der Sprachstruktur« - so unpoetisch drückt sich die Wissenschaft
nun einmal aus –, also die Beherrschung eines weiteren Programms, von dem das erste über lagert und in gewissen Grenzen auch modifi ziert wird. (1) Da sich aber schon für die normale Gram
matik ein auch nur halbwegs vollständi ges Programm nicht angeben läßt, ist an
die Konstruktion eines Automaten, der
über eine solche poetische Gesamtkompe tenz verfügen würde, nicht im Traum zu den ken.
18
1.1.3. Aber warum so unbescheiden? Die meisten
Automaten
sind
schließlich
nur
hochgezüchtete Kretins. Es wäre vermessen, von einem Monster, das noch nicht ausge
schlüpft ist, geniale Leistungen zu erwarten. Bei der Entwicklung von Ungeheuern muß man,wie unsere Ingenieure, vom Besonderen
zum Allgemeinen fortschreiten. Dabei ist der Konstrukteur, wenn er nicht zum bloßen Bastler werden will, auf allerhand theoreti
sche Vor- und Rückgriffe angewiesen. Er wird sich zunächst auf Teilroutinen aus einem Sub
programm beschränken. Wenn es ihm gelingen sollte, der achsel zuckenden Mitwelt einen ersten Poesie-Auto
maten vorzustellen, kann er sicher sein, daß sich andere finden werden, die nur allzu bereit
sind, sich an seine Fersen zu heften. Diese
Nachahmungstäter könnten dann, ohne daß er einen Finger zu rühren bräuchte, über eine ganze Hierarchie von Zwischenstufen zu ei
nem generalisierten Programm voranschrei
das immer raffiniertere Gedichte schreibt. Der erste Schritt hat es allerdings in sich,
ten,
und zwar aus folgendem Grund. Man kann zwar das Lexikon einer natürlichen Sprache 19
beliebig aufspalten, nicht aber ihre Gramma tik; und etwas Ähnliches gilt für das sekun däre Regelsystem der Poetik. Wer also von seinem Automaten verlangt,
daß dieser semantisch, syntaktisch und poe tisch »einwandfreie« Texte produzieren soll, der muß, wenn er sein Programm schreibt, eine sehr große Zahl von linguistischen und poetischen Verfahrensregeln berücksichtigen.
Eben diese Regeln können aber, wie gesagt, nie hinreichend genau oder gar vollständig formalisiert werden. Sie müssen in das Pro
gramm gewissermaßen eingeschmuggelt wer den und bleiben implizit. Das bedeutet aber, daß jeder Fehler in der Programmstruktur zu
Regelverletzungen führt, die immer erst hin terher zum Vorschein kommen, in den Tex
ten, die das Monster hervorbringt. Anders ausgedrückt: Ob der Pudding etwas taugt, er weist sich beim Essen.
Dazu kommt eine andere kleine Schwierig keit: Was ist eigentlich ein »einwandfreier« Text? Gibt es überhaupt »richtige« Gedichte, und wenn ja, nach welchen Kriterien soll dar über entschieden werden, ob ihnen diese Qualität zukommtoder nicht? 20
Die Gelehrten sind sich in dieser Frage, wie üblich, nicht einig. (2) Was die grammatische Struktur angeht, lassen sich immerhin Nähe rungslösungen angeben. Ob aber eine poeti sche Struktur »sinnvoll« ist oder nicht, dar über läßt sich streiten. Urteile dieser Art
nehmen gewöhnlich die Form der bloßen Be hauptung oder des schlichten Machtworts an,
das heißt, sie operieren mit den herkömmli chen Mitteln der Literaturkritik.
1.1.4. Der Poesie-Automat, der diese Fra gen aufwirft, ohne daß er sie klären oder gar beantworten könnte, beschränkt sich zu nächst auf einen winzigen Ausschnitt aus dem Lexikon einer einzigen Sprache, des Deut
schen. Seine Kapazität reicht jedoch aus, um eine Reihe beliebig gewählter anderer Spra chen aufzunehmen, falls sich jemand finden sollte, der es versuchen möchte. Was aber das Deutsche betrifft, so setzt das Programm die Grammatik dieser Sprache voraus; es muß de
ren Regeln respektieren, und damit punktum. Es werden also erhebliche Abstriche und
Einschränkungen gemacht. Dessen ungeach tet verspricht der Poesie-Automat eine zwar endliche, aber doch sehr große, vielleichtallzu große Menge von Gedichten zu erzeugen. 21
Seine Produktivität übertrifft nämlich alles, was die Menschheit bisher an Poesie hervor
gebracht hat, wenn auch nur in quantitativer Hinsicht. Und selbst wenn es andere intelli gente Spezies im Universum geben sollte, so werden sie, soweit sie nicht den Verstand ver loren haben, keine Lust haben,mit dieser Ma
schine zu wetteifern. Die Menge von Texten, die sie liefern kann, ist von der Größenordnung 1036. Der Auto mat kann also praktisch beliebig viele unver öffentlichte Gedichte hervorbringen. Die
Wahrscheinlichkeit, daß sich ein und derselbe Text wiederholt, ist unter diesen Umständen
gering. Ein solches Ereignis ist, bei ununter brochenem Betrieb, nur einmal in je 5 x 1029 Jahren zu erwarten, das heißt (unter Berück
sichtigung der astrophysikalischen Gegeben heiten): nie.
1.2. Mathematische Grundlagen 1.2.1. Die hohe Kapazität des Automaten er klärt sich aus den Gesetzen der Kombinato
rik, mit denen er operiert. 22
Der Saufbruder
schläft.
Homer
geht baden
schwankt. Die Regierung Wie viele Sätze lassen sich aus den hier vorge gebenen 2 X3 = 6 Satzteilen bilden,wenn jeder
der resultierenden Sätze zweigliedrig sein und wenn die Abfolge von links nach rechts ge
wahrt bleiben soll? Es ist leicht zu sehen, daß folgende Lösungen möglich sind: Der Saufbruder
schläft.
Der Saufbruder
geht baden.
Der Saufbruder
schwankt.
Homer
schläft.
Homer
gehtbaden.
Homer
schwankt.
schläft. Die Regierung geht baden. Die Regierung schwankt. Die Regierung Mathematisch ausgedrückt handelt es sich
hier um die Permutation der Kombinationen
von n Elementen zur r-ten Klasse, wobei in diesem Fall n = 3 und r = 2. Die Anzahl der
möglichen Permutationen der Kombinatio nen (auch Zahl der Variationen genannt) läßt sich wie folgt angeben: [1] Vʻr (n) = n'; 23
das sind im vorliegenden Fall 32 = 9 Variatio nen.
Nimmtman statt drei Elementen (3) zehn
an, und gehtman von zwei- zu sechsgliedri gen Ausdrücken über, so ergeben sich mithin 10 Variationen.
1.2.2. Jede dieser Variationen läßt sich als
eine Gedichtzeile auffassen, die mit anderen,
analog aufgebauten Zeilen als Element für den Aufbau von Variationen höherer Ordnung verwendet werden kann. Werden nun diese
Elemente zweiten Grades, jedes von der Kon
figuration V, (n), ihrerseits zur R-ten Su perklasse variiert, so ergibt sich hieraus die Permutation der Kombinationen der Permu
tationen der Kombinationen, oder mit ande ren Worten die Variation zweiten Grades:
[2] V“R[V, (n)] (n) = [nr]R.
Tja, und eine solche Variation zweiten Grades
ist die mathematische Struktur eben jenes be
scheidenen Programms, zu dem hier eingela
den werden soll und das sich – um sozusagen die Kirche im Dorf zu lassen – mit der deut
schen Sprache begnügt. Es enthält nämlich ein Repertoire von zehn mal sechsGedichtzeilen, deren jede aus sechs Einzelgliedern besteht, 24
mit anderen Worten, aus einem Repertoire von zehn Elementen, die zur sechsten Klasse und zur sechsten Superklasse variiert werden. Das führt zu insgesamt zehn hoch sechs hoch sechs, also 1036 Variationen.
1.2.3. An diesem Punkt pflegen die Lieb haber der Statistik ihren wehrlosen Zuhörern zu erklären, was eine Zahl mit 36 Nullen be deutet. Dabei muſ meist der Eiffelturm oder
der Äquator herhalten; notfalls wird auch die Entfernung der Erde vom Mond zu Hilfe
ge
nommen, um das Unermeßliche meßbar zu
machen. Solche Erläuterungen sind trivial. Es versteht sich von selbst, daß das Universum
1036 Gedichte nichtbeherbergen kann. Zahlen
dieser Größenordnung sind nicht nur unvor stellbar, sie sind abscheulich.
1.3. Weichware 1.3.1. Der Poesie-Automat ist einerseits ein abstraktes Modell, dessen Struktur dem Re
gelsystem Grammatik/Poetik folgt, anderer seits eine konkrete Maschine, die nach den
üblichen Regeln der Technik gebaut werden 25
kann. Gerät und Programm, Hardware und
Software müssen zwar aufeinander abge
stimmtsein, lassen sich aber unabhängig von einander beschreiben.
1.3.2. Der Bau der Maschine ist relativ
simpel, aber das Programm ist vertrackt. Es muß eine Unzahl von formalen und inhaltli
chen Bedingungen erfüllen, die derart inein ander verzahnt sind, daß sich keine von ihnen
herauslösen läßt. Die grundsätzliche Schwie rigkeit bei seinem Aufbau liegt darin, daß die ser Prozeß nicht formalisierbar ist: ein Pro
gramm des Programms existiert nicht. Exakt bestimmbar ist nur seine Hohlform, das leere kombinatorische Gerüst.
1.3.3. »Die Eigenschaften dieser mathe matischen Matrix sind bereits beschrieben worden.« Ein solcher Satz ist eindimensional
in dem Sinn, daß er nur in einer Richtung und
auf eine Art gelesen werden kann. Anders der Saufbruder:
Der Saufbruder
schläft.
Homer
geht baden.
schwankt. Die Regierung Was hier vorliegt, ist ein zweidimensionaler
Text, der sich nicht mehr linear abbilden läßt. 26
Die Lektüre kann in zwei Richtungen fort
schreiten. Es handelt sich um eine Textfläche.
Noch ein Schritt weiter auf diesem Weg, und man hat einen Textkörper vor sich, der Lektü reschritte in drei Dimensionen erlaubt. Aus
der vorgegebenen Matrix folgt, daß das Pro gramm des Poesie-Automaten ein dreidimen sionales Gedicht sein muß. Leider liefert die
Literaturgeschichte kein Beispiel für ein sol ches Gebilde. Das hängt vielleicht mit dem Umstand zusammen, daß dreidimensionale Texte verdammt schwer zu schreiben sind.
1.3.4. Wer es dennoch versucht, muß be denken, daß die erste Dimension (rechts/
links) allen andern gegenüber insofern privi legiert ist, als sie weder Umkehrungen noch Nullschritte zuläßt. Diese Regel verhindert,
daß, beispielsweise, die vorhin zitierte Text fläche ungrammatische Sätze wie die folgen den
erzeugt: Der Saufbruder Geht baden
die Regierung. Homer.
Es folgt daraus, daß die Lektüre nicht beliebig hin- und herspringen kann, sondern an ge
wisse Regelmäßigkeiten gebunden ist. Diese Einschränkung wird nur der Vollständigkeit 27
halber erwähnt; wir lernen je schon im zarten Alter, sie zu beachten. 1.3.5. Viel heikler ist eine andere Forde rung an das Programm, und zwar diese: Alle
Textglieder, die aufeinander folgen können, müssen miteinander kompatibel sein. Die fol gende Textfläche würde gegen dieses Gebot verstoßen: Das Haus
schläft.
geht baden. Die Regierungen löffelt. 1.3.6. Die naheliegende (und ausgesprochen Homer
heimtückische) Frage lautet nun: Welche Kri terien sollen für die Vereinbarkeit von Text
gliedern gelten? Zwar stellt die Syntax gewisse Minimalbe
dingungen bereit, die jeder Satz erfüllen muß, wenn er überhaupt als (deutscher, englischer
usw.) Satz verstanden werden soll. Ein Satz wie
Die Regierungen schläft. ist schlicht und einfach falsch. Anders steht es mit den semantischen Be
dingungen, denen ein »einwandfreier« Satz genügen muß. Wie irreguläre, defekte, »un wahrscheinliche« und »sinnlose« Sätze von 28
einander abzugrenzen sind, das ist auch unter Sprachphilosophen und Linguisten strittig. Das Haus
schläft.
Das Haus
löffelt.
Die beiden Sätze sind
ganz
ähnlich gebaut.
Während aber im ersten Fall der Sprachge brauch die metaphorische Bedeutung von
»schläft« anerkannt hat, wird im zweiten Fall
die Verbindung der beiden Satzglieder als an
omal empfunden. Die Regel, daß alle aufeinanderfolgenden Satzelemente
miteinander
vereinbar
sein
müssen, gehört also zu den Operationsbedin
gungen, die sich nicht exakt definieren lassen. Es bleibt eine breite Grauzone strittiger Fälle
übrig. Das Programm muß sich mit einer Nä herungslösung begnügen.
1.3.7. Ein Automat, der lediglich eine Menge von einwandfrei gebauten Sätzen lie fern würde, wäre ziemlich leicht zu konstru ieren. Er könnte als heuristisches Modell bei
der Beantwortung von linguistischen Fragen dienen. Wer jedoch auf solche Untersuchun
gen nicht neugierig ist, den würden seine Er
zeugnisse nur anöden. Für ein Gedicht-Programm reichen die 29
kombinatorischen, syntaktischen und seman
tischen Regeln nicht aus. Sie müssen durch
eine poetische Sekundärstruktur moduliert
werden.
Nun ist aber die Poetik bekanntlich ein Re
gelsystem vorwissenschaftlicher Natur. Die
Literaturtheorie hat sich jahrhundertelang
vergeblich bemüht, daran etwas zu ändern. Das bedeutet, daſ eine exakte Beschreibung des Poetik-Programms schon aus methodi schen Gründen nichtmöglich ist. Man könnte allenfalls, Schritt für Schritt, erzählen, wie es zustande gekommen ist. Das wäre freilich
ziemlich langweilig. 1.3.8. Stattdessen
sollen
abschließend
zwei Grundprobleme erörtert werden, die je des poetologische Programm aufwirft.
Die Regel, daß alle aufeinanderfolgenden Textglieder miteinander vereinbar sein müs sen, läßt sich um so leichter erfüllen, je ähnli
cher diese Glieder sind.Man braucht sich nur auf möglichst synonyme Ausdrücke zu be
schränken, die sämtlich in ihren wörtlichen,
unmittelbaren (also nicht übertragenen oder idiomatischen) Bedeutungen fungieren, und sie zu streng parallel gebauten Sätzen zusam 30
menzufügen - und schon hat man ein Pro
gramm, dessen Glieder kompatibel sind. Al
lerdings wäre das Resultat einfältig. Ein grundlegendes, wenn auch selten for
muliertes, weil selbstverständliches Prinzip
der Poetik ist jedoch die Mannigfaltigkeit. Vollkommen monotone ästhetische Produk
tionen sind unerträglich. Das gilt sogar für ex trem repetitive »Texte« wie die minimal mu
sic; ihre endlosen Wiederholungen werden nur durch unmerkliche, aber bewußt einge
setzte Abweichungen gerechtfertigt. 1.3.9. Zweitens gilt für jede Poetik, daß sie es darauf abgesehen hat, die Regeln der primä
ren Sprachstruktur zu unterlaufen und zu überschreiten. Eine solche Strategie der kon trollierten Regelverletzung liegt auch der Me
taphernbildung zugrunde. So verstößt der Satz
Ein Kinderwagen schreit und Hunde flu chen
(Lichtenstein) gegen die semantischen Regeln (und erweitert sie zugleich). Dieses Prinzip
der gezielten Abweichung greift auch auf die Syntax über Während also die Logik einfacher Textau
tomaten auf Gleichförmigkeit, Regelmäßig
keit, Redundanz und Monotonie zielt, muß ein Poesie-Automat ein Maximum an Man
nigfaltigkeit, Überraschung, Polysemie und begrenzter Regelverletzung anstreben. Inso
fern steht die primäre Struktur des Pro gramms im Gegensatz zu seiner poetischen Sekundärstruktur. Das Ergebnis kann nur ein Kompromiß sein, der beide Seiten dieser Dia lektik im Sinn behält.
1.4. Hartware 1.4.1. Man kann mit Kanonen auf Spatzen
zielen. Auch auf diese Weise werden Treffer erzielt. Der Umgang von Künstlern mit dem Computer erinnert nicht selten an dieses Ver
fahren. Fast immer wird mit überdimensio nierten technischen Mitteln gearbeitet. Ein kombinatorischer Poesie-Automat läßt sich, was die Hardware angeht, mit ziem lich einfachen Mitteln realisieren. Elektrome
chanische Anzeigetafeln, wie man sie auf je dem Flughafen findet, reichen vollkommen aus.
32
1.4.2. Die alphanumerischen Zeichen er
scheinen bei einem solchen System auf einzel nen Paletten, die individuell durch einen
Schrittmotor angetrieben werden. Dieser Mo tor fächert die Paletten derart auf, daß sie nach vorne fallen. Bei jedem Einzelschritt erscheint ein anderes Zeichen. Eine elektronische Steue rung gibt den Motoren die notwendigen Im
pulse. Sie enthält einen Zufallsgenerator, der aus den verfügbaren Textgliedern eine aleato rische Variation ansteuert. Nach maximal vier
Sekunden erscheint auf der Anzeigetafel ein vollständiges Gedicht. Der Automat kann mehrere voneinander
unabhängige Einzelprogramme aufnehmen. Soweit sie die lateinische Schrift verwenden,
sind auch Programme in anderen Sprachen möglich.
1.5. Gebrauchsanweisung 1.5.1. Im bürgerlichen Zeitalter galt die Lek türe von Gedichten als eine streng individu elle, private, intime Tätigkeit. Das war nicht immer so und muß nicht immer so bleiben.
33
Die Momente der »Stimmung«, der Introver sion, der Versenkung, die zu einer solchen Praxis gehören, sind nicht mehr selbstver ständlich.
Ein Poesie-Automat paßt eher in öffentli che Räume, die einekollektive, zerstreute, an onyme Lektüre erlauben. Er verträgt gewis sermaßen keinen Eigentümer. Schon von seiner Kapazität her wäre es absurd, ihn an ei nem Ort aufzustellen, wo er nur einem Ein
zelnen zugänglich wäre. Sein idealer Platz wäre daher ein Zentrum
der allgemeinen Zirkulation. Dem entspricht auch seine technische Gestalt, die sich an den Bedürfnissen des Massenverkehrs orientiert.
Ein angemessener Ort wäre zum Beispiel die
Passagierzone eines großen Flughafens.
1.5.2. In den Abfertigungs- und Warte hallen eines Airports verfügt jedermann über
ein gewisses Quantum an leerer Zeit. Die Spanne zwischen Check-in und Abflug er fordert Aufmerksamkeit und zugleich Passi vität. Es entsteht eine eigentümliche Atmo sphäre, in der sich Ungeduld mit Langeweile und Nervosität mit Ablenkbarkeit mischen.
Diese Bedingungen sind günstig für Spiele, 34
die nur kurzfristige Aufmerksamkeit verlan gen.
»Die Rezeption in der Zerstreuung, die
sich mit wachsendem Nachdruck auf allen Gebieten der Kunst bemerkbar macht und
das Symptom von tiefgreifenden Veränderun gen der Apperzeption ist« (4), würde sich in
einer solchen Umgebung von selbst einstel len.
Dader Automat grundsätzlich für mehrere Sprachen ausgelegt ist, trägt er auch den Be dürfnissen eines polyglotten Publikums Rechnung. Es ist im übrigen nicht einzuse hen, warum Großflughäfen wie Rhein-Main oder Heathrow zwar allen denkbaren kom
merziellen Interessen entgegenkommen, sich aber, was ihre ästhetischen Standards betrifft, Luftschutzbunker und Kernkraftwerke zum Vorbild nehmen.
Natürlich könnten auch andere Orte, wie
Theater- oder Kino-Foyers, ihre Kundschaft mit Gedichten aus dem Automaten erfreuen,
ganz zu schweigen von den palmenge schmückten Einöden jener Einkaufs- und Er lebnis-Zentren, die unsere Innenstädte durch löchern. Daß die Investoren auf eine derartige 35
Idee verfielen, ist allerdings kaum anzuneh men.
1.5.3. Der Poesie-Automat verursacht praktisch keine Betriebskosten. Die Lebens
erwartung des Geräts liegt nach Angaben der Hersteller bei etwa fünfzig Jahren. Die Anlage ist wartungsfrei. Bei einem Benutzungsinter vall von fünfMinuten wird die durchschnittli che Zeit, die zwischen zwei Betriebsstörungen
vergeht,mit zehn Jahren angegeben. Im Lite raturbetrieb sind solche Spezifikationen eher selten.
2. Theorie
2.1. Historische Gesichtspunkte 2.1.1. Jede Erfindung beruht auf einer frühe ren. Auch der Poesie-Automat hat seine Vor
gänger. Er zieht die Konsequenz aus einer
europäischen Tradition, die sich bis ins Mit telalter zurückverfolgen läßt. Gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts verfaßte der katalanische Scholastiker Ramón
Llull (1232-1316) einen Traktat mit dem Titel Ars magna et ultima, in dem er behauptet, die Vielfalt dessen, was existiere, könne auf eine
verhältnismäßig geringe Zahl von Grundele menten zurückgeführt werden. Er unterschei det beispielsweise neun principia absoluta und ebensoviele principia relativa, die er mit sym bolischen Buchstaben codiert. Diese Ele
mente gelten im System des Lullus sozusagen als das Lexikon, aus dem sich, nach einem kombinatorischen Verfahren, unbegrenzt viele »Sätze« bilden lassen, da der Philosoph zwischen Signifikant und Signifikat nicht un terscheidet, wirft das Programm zugleich mit 37
den Sätzen das aus, was sie bezeichnen, also mit aller Wissenschaft vom Seienden zugleich
alles Seiende. Mit dem philosophischen Ge halt dieser Lehre, die sich ihrerseits aus an tiken Quellen, vor allem aus dem Neupla tonismus speist, mögen andere wuchern.
Ihr methodischer Kern ist, unabhängig von seiner theologisch-spekulativen Einkleidung,
durchaus rational. Lullus spielt sogar in der Geschichte der Automaten eine Rolle. Er soll
eine Art logischen Roboter konstruiert haben, der drehbare Kreise, Dreiecke und Zylinder
enthielt und Schlußfolgerungen zog. (5) 2.1.2. Jedenfalls hat die Ars magna den Grund gelegt sowohl für die modernen Lo gik-Kalküle wie auch für die kombinatorische Poetik. Beide Entwicklungen lassen sich fast
lückenlos durch die Jahrhunderte verfolgen. Der mathematische Zweig dieser Überliefe rung reicht über Leibniz (»Alphabet der menschlichen Gedanken«), Boole (Boolsche Algebra), Babbage (Analysis-Maschine) bis zu Peano, Russell, Turing und von Neumann. Auf der Seite der ästhetischen Kombinato
rik wären vor allem Athanasius Kircher (Ars
magna sciendi sive combinatoria), Quirinus 38
Kuhlmann, Novalis (mit den Fragmenten) und Mallarmé (mit seinem Projekt des Livre
universel) zu nennen. 2.1.3. Die unmittelbare Vorstufe zu dem
hier beschriebenen Programm hat Raymond Queneau entworfen. (6) Es handelt sich dabei um einen zweidimensionalen Text. In einem
pseudonymen Vorwort zu dieser Schrift be ruft sich Queneau auf alte manieristische Tra ditionen:
»Schon im siebzehnten Jahrhundert hat Georg Philipp Harsdörffer, in einem Anhang, den er den Deliciae physico-mathematicae sei nes Landsmanns Daniel Schwenter beigab, zum ersten Mal von der Möglichkeit »protei
scher Gedichte gesprochen. Er schlägt vor, innerhalb eines Verses einsilbige Schlüssel
wörter zu permutieren - einsilbig deshalb, da mit der Sinn sich ändern kann, ohne das Me
trum zu zerstören. Durch Permutation der elf Einsilbler, die in den folgenden beiden Versen unterstrichen sind:
Ehr, Kunst, Geld, Guth, Lob, Waib und Kind,
Man hat, sucht, fehlt, hofft, und verschwind.
lassen sich 39 917 800 verschiedene Distichen gewinnen.« (7)
2.1.4. Queneau geht über Harsdörffers Programm hinaus. Er unterwirft nicht ein
zelne Wörter, sondern ganze Verszeilen einem kombinatorischen Verfahren. Außerdem geht er von der einfachen Permutation zur Permu
tation der Kombination, d. h. zur Variation über. In seinem zweidimensionalen Automa ten werden zehn Elemente zur vierzehnten
Klasse variiert, wodurch sich nach [1] 1014 mögliche Texte ergeben.
Die metrische Struktur, die Queneau ge wählt hat, ist die des Sonetts; aus diesem Grunde operiert er mit einem vierzehnzeili gen Schema. Es sind je zehn verschiedene er ste, zweite usw.bis vierzehnte Zeilen vorhan den. Jede Zeile läßt sich wie eine Buchseite einzeln umblättern, wodurch alle Textvarian ten einzeln ablesbar werden. Damit ist der
Autor an die äußerste Grenze dessen vorge stoßen, was die Buchform leisten kann. Drei dimensionale Programme, welche die Varia
tion zweiten Grades ermöglichen, sind auf diese Weise nicht mehr darstellbar.
40
2.2. Linguistische Gesichtspunkte 2.2.1. Die syntaktischen Regeln, die darüber
entscheiden, ob zwei oder mehr Satzglieder miteinander kombinierbar sind, kennt jeder: zum Beispiel die Regeln über die Kongruenz von Substantiv und attributiv gebrauchtem Adjektiv, über die Flexion und die Rektion
der Verben. Diese Paradigmen lassen sich for
malisieren, und sie sind von der Bedeutungs ebene unabhängig. Weniger eindeutig sind die semantischen Regeln. Die Frage, welche Textglieder mitein
ander vereinbar sind, läßt sich in vielen Fällen gar nichtmit den Mitteln der Grammatik ent
scheiden. Oft wirft sie sprachphilosophische Probleme auf, und letzten Endes läßt sie sich
wohl nur pragmatisch beantworten. Das ist eine der Schwierigkeiten, an denen die Pro
grammierung von einwandfrei arbeitenden Übersetzungsautomaten bisher gescheitert ist.
2.2.2. Besonders kraſ zeigt sich diese Pro blematik an den sogenannten Partikeln. Die traditionelle Grammatik faßt unter diesem
Portemanteau-Begriff eine ziemlich bunt 41
scheckige Gruppe von Wörtern zusammen, deren Erforschung lange vernachlässigt wor den ist, vielleicht, weil sie so unscheinbar da
herkommen. (Ähnliches gilt für manche Ad verbialbestimmungen, die sich aus mehreren Wörtern zusammensetzen.) Die interessante sten Partikel sind die Adverbien und Kon
junktionen. Sie sind derartwiderspenstig, daß sie beim Aufbau des Programms immer wie der für Schwierigkeiten und Überraschungen gesorgt haben. Ein Wort aus dieser Klasse kann Bedeutung und Tonfall eines Satzes
schlagartig verändern. Der Effekt ist deshalb so frappierend, weil er sich kaum vorhersehen läßt. Das semantische Potential der Partikel
ist also bedeutend, doch die zugrundeliegen den Vereinbarungsregeln sind so gut wie un bekannt.
Die folgende simple Matrix zeigt an einem kleinen Ausschnitt, was es mit diesen Stören frieden auf sich hat: Plötzlich
nur.
Zwar
noch.
Vorläufig sterbe ich Neuerdings Gelegentlich
erst.
42
auch. ganz.
Inzwischen
ja.
Eigentlich Allerdings
schon.
sterbe ich
aber.
Trotzdem
nämlich.
Ansonsten
immer.
Nichtalle der hundert möglichen Variationen sind »einwandfrei«, »richtig« oder »sinnvoll« (was immer dasheißen mag). Die Gründe, aus denen manche Sätze, welche die Matrix liefert, abgelehnt werden können, sind jedoch ver schieden.
Neuerdings sterbe ich immer ist eine Aussage, die schon aus logischen Gründen angezweifelt werden kann. Wenn man unbedingt will, kann man ihr jedoch eine
metaphorische Bedeutung beimessen, ähnlich wie in dem folgenden Satz, dessen erstes Ad verb anzudeuten scheint, daß er nicht buch stäblich verstanden werden will:
Eigentlich sterbe ich immer. Anders verhält es sich bei der folgenden Va riation:
Allerdings sterbe ich aber. Das geht nicht.Hier störtdie logische Redun danz. In der doppelten Einschränkung steckt ein Rest von doppelter Negation. Aber das 43
reicht nicht aus, um dem Satz zu einer festen Bedeutung zu verhelfen. Es bleibt nur ein schlingernder Eindruck zurück. Manifest wi
dersprüchlich wäre die Behauptung: Gelegentlich sterbe ich immer. Neben diesen relativ übersichtlichen Fällen gibt es aber eine beträchtliche Zahl von Sät zen, die in einer semantischen Grauzone lie
gen. Sie wirken irritierend, ohne daß sich an geben ließe, warum sie eigentlich »falsch« sind:
Plötzlich sterbe ich erst.
Zwar sterbe ich ganz. Inzwischen sterbe ich noch.
Vorläufig sterbe ich schon. Die unvorstellbare Komplexität der Regeln, die für die »richtige« Verwendung der Parti keln sorgen, läßt sich jedoch erst ermessen, wenn man dazu übergeht, auch das mittlere Glied der Matrix, also das Verbum, zu variie ren. Wenn man nämlich den Ausdruck »sterbe
ich« gegen andere, syntaktisch gleichwertige Ausdrücke austauscht, so hat das buchstäblich unabsehbare Folgen. Ein Satz, welcher der se
mantischen Grauzone zuzurechnen war, kann durch eine solche Operation regulär werden: 44
Vorläufig sterbe ich noch. Vorläufig warte ich noch. Umgekehrt kann ein normaler Satz durch die sen Tausch ins Zwielicht gerückt werden: Plötzlich sterbe ich nämlich. Plötzlich warte ich nämlich.
Mit diesen Andeutungen soll nicht den Lin guisten unter die Arme gegriffen werden, die es ohnehin besser wissen. Sie sollen lediglich
die Schwierigkeiten zeigen, die mit der Pro grammierung eines Poesie-Automaten ver bunden sind.
2.2.3. Wir glauben heute - Noam Choms ky sei Dank-, daß es ein System von formalen Universalien gibt, das allen natürlichen Spra
chen gemeinsam ist. Wenn das wahr ist,müßte auch ein universeller Poesie-Automatmöglich
sein. Allerdings folgt aus dieser Prämisse nicht, daß sich die nötigen Programme durch
Übersetzung gewinnen ließen. Denn univer sell, im Sinn der Hypothese, ist nur die (un sichtbare) Tiefenstruktur dieser Sprachen, nicht ihre manifeste Grammatik. Unabhängig davon, wie man ihre Unterschiedeklassifiziert - darüber besteht keine Einigkeit -, fest steht
jedenfalls,daß jede Sprache zum Aufbau ihrer 45
Sätze ihre spezifischen »Beziehungsmittel« verwendet. Für die Programmierung eines kombinatorischen Automaten sind aber gera
de diese Mittel wichtig. Allgemein kann man vielleicht
sagen, daß Sprachen vom isolieren
den und agglutinierenden Typus leichter zu programmieren sind als Sprachen mit poly synthetischen und flektierenden Grammati
ken. Ein deutsches Programm ist deshalb
schwerer zu schreiben als ein englisches.
2.2.4. Ein Sonderfall sind Sprachen, in de
nen sich die Schrift unabhängig von der Aus sprache entwickelt hat. Das ist vor allem beim
Chinesischen der Fall. Ein Poesie-Automat, der nur die Schriftform anzeigt, wäre für eine solche Sprache ganz anders zu entwickeln als
nach den hier entwickelten Prinzipien, und auch die Hardware könnte nicht mit alphanu merischen Zeichen arbeiten.
2.3. Literarische Gesichtspunkte 2.3.1. Was die literarische Konfiguration des Automaten angeht, so lassen sich zwei ex
treme Lösungen denken. 46
Es ist ziemlich einfach, ein Programm zu entwerfen, das innerhalb der Grenzen syn taktischer Regeln) möglichst unwahrscheinli
che Texte erzeugt. Dabei wird die Entropie minimiert, und es gilt der Satz: Je bizarrer die Verknüpfungen, desto besser. Es entstehen Gedichte, die der Nonsense-Poesie naheste hen.
Dieser Effekt wird jedoch mit einem hohen Grad von Beliebigkeit erkauft. Alles Mögli
che tritt mit allem Möglichen in Beziehung. Die Variation ist von hoher Mannigfaltigkeit, wirkt aber irrelevant und ermüdend. Ein hi
storisches Beispiel dafür gibt die écriture au tomatique der Surrealisten ab. Auch Queneaus zweidimensionaler Text automat strebt solche Wirkungen an. Dieser Autor stand anfangs den Surrealisten nahe, doch hat er später Züge eines sekundären Klassizismus entwickelt, die sich auch in der Struktur seines Programmszeigen. Das führt zu einem ironischen Kontrast zwischen dem strikten Traditionalismus der Form (dem So
nett-Schema) und der Willkür der » Aussa gen«, die das Niveau des unstrukturierten Blödsinns kaum überschreiten.
47
2.3.2. Im anderen Extremfall wird genau
umgekehrt verfahren. Das Programm soll
möglichst wahrscheinliche Texte liefern. Die
Ergebnisse zeichnen sich durch hohe Regelmä
Bigkeit und Redundanz aus; die Entropie wird maximiert. Es entstehen kontrastarme, redu zierte Texte, deren ästhetischer Lakonismus
durch Verarmung erkauft wird. In der neueren Literatur ist diese Lösung durch die konkrete
Poesie vertreten.Ein beliebiges Beispiel: undundundundundund undundundundundund
undundundundundund undundundundundund undundundundundund undundundundundund undundundundundund
undundundundundund
undundundundundund zer br eche n (8)
2.3.3. Das für den Automaten gewählte Pro gramm strebt keine dieser Lösungen an. Es soll im Gegenteil die Dialektik von Absicht und Zufall, Regelsystem und Aleatorik, Mo
notonie und Mannigfaltigkeit so weit wie
möglich entfalten. 48
2.3.4. Eine vollständige Beschreibung der
Poetik, die dem Programm zugrunde liegt, ist unmöglich. Eine ausführliche Darstellung ih
rer Entwicklungsschritte wäre langweilig. Ein paar Faustregeln lassen sich immerhin ange ben.
Das Lexikon war so zu wählen, daß es nur
zu gezielten, nicht aber zu unbeabsichtigten Wiederholungen kommen kann. Das Material muß ein Minimum von Kohärenz aufweisen,
aber zugleich semantisch und pragmatisch so disparat sein, daß auch unvorhergesehene Aussagen zustande kommen. Je mehr latente
Polysemien es enthält, desto besser. Die syntaktische Variabilität ist im Deut schen eng begrenzt. Daran ist vor allem der Flexionsreichtum der Sprache schuld. Hinzu
kommen die Vorschriften, die die Satzstellung regeln, und andere Einschränkungen der Frei
zügigkeit. Das Programm greift deshalb auf stilistischeMittel wie die Aufzählung und die
Interjektion zurück. Der Tonfall der Sätze wird durch Partikel und Zeichensetzung be einflußt und variiert.
Weitere Einschränkungen ergeben sich aus metrischen Gründen. Das Programm soll an 49
kein festes Versmaß gebunden sein. Doch un terliegen auch unregelmäßige Rhythmen ge wissen Regeln,was die Abfolge von betonten und unbetonten, schweren und leichten Sil
ben angeht. Schließlich muß jeder poetische Text auch
ein Minimum von kompositorischen Forde rungen respektieren. Die bloße Addition von einzelnen Textgliedern oder Zeilen ergibt noch kein Gedicht. Der vollständige Text,wie er auf der Anzeigetafel erscheint, muß »An fang« und »Ende« haben und eine Art von Fortgang zeigen. Er muß, mit einem Wort, mehr sein als die Summe seiner Teile.
Das ist leicht gesagt, aber schwer zu ma
chen. Denn die genannten Bedingungen sol len ja nicht nur jeweils für sich selber, sondern alle miteinander gelten, und niemand kann im voraus sagen, welche Folgen es hat, wenn sie sich überlagern. Eines jedoch wird sich mit Gewißheit sagen lassen: nur ein Dichter wird den Automaten programmieren können.
2.3.5. Dabei taucht eine interessante Frage auf. Weiß ein solcher Dichter,was er tut? Ist er überhaupt imstande, vorherzusehen, was bei seiner Arbeit herauskommt? Die Antwort so
kann nicht davon abhängen, ob er sein Metier beherrscht, ob er Talent hat oder nicht, usw. Denn wie hoch auch immer er die Kapazität
seines eigenen Gehirns einschätzen mag, fest steht, daß sie jedenfalls weit hinter der hier ge
forderten von der Größenordnung 1036 zu rückbleibt.
Deshalb wird der Autor des Programms sein blaues Wunder erleben, sobald seine Kreatur anfängt, Gedichte zu produzieren. Daß dabei krasse Niveauschwankungen auf treten werden, ist noch das Mindeste. Ganz
gleich, nach welchen Kriterien man ihre Qua lität beurteilt – es werden sicherlich bald »schlechtere«, bald »bessere« Texte zum Vor
schein kommen. Je konsistenter das Pro
gramm, desto geringer werden diese Schwan kungen ausfallen. Umgekehrt: interessante Gedichte wird vermutlich nur ein Programm liefern, das möglichst viele Freiheitsgrade zu läßt; das hat aber auch zur Folge, daß die über
wiegende Mehrzahl eher mittelmäßig, wenn nicht miserabel ausfällt – eine statistische Ver
teilung, die aus dem »wirklichen« literarischen Leben wohlbekannt ist und
gegen die auch der
beste Automat nichts ausrichten kann. SI
2.3.6. Daß das hier vorgeschlagene Projekt die törichte Frage aufwirft, wer der bessere Dichter sei, »der Mensch« oder »die Ma schine«, wird sich wahrscheinlich nicht ver meiden lassen. Es ist auch mit der Erkundi gung zu rechnen, ob der Automat dazu
gedacht ist, den Tod der Kunst, der Literatur, der Poesie usw. herbeizuführen. Glücklicher
weise handelt es sich um Tätigkeiten, die nicht durch Tarifabkommen geregelt sind; andern falls wären Proteste gegen die drohende Ver nichtung von Arbeitsplätzen zu erwarten. Auf die üblichen kulturkritischen Ein
wände könnte der Autor des Programms nur
mit den üblichen Gegenargumenten ant worten, etwa mit der Feststellung, daß eine gewerbliche Heimarbeit, deren Erzeugnisse
gegenüber denen eines Automaten ins Hinter treffen geraten, überflüssig ist. Insofern kann der Poesie-Automat auch
als kritische Meßlatte dienen. (9) Wer nicht besser dichten kann als die Maschine, der täte besser daran, es bleiben zu lassen.
52
2.4. Medientheoretische Gesichtspunkte 2.4.1. »Tout au monde existe pour aboutir à un livre.« Mit diesem berühmten Satz Mallar
més erreicht der Fetischismus, den die euro
päische Kultur mit dem Buch getrieben hat, seinen Höhepunkt. Mallarmé hat allen Ern stes den Plan verfolgt, ein Buch zu schreiben,
in dem die gesamte Poesie enthalten wäre- ein Ziel, das sich am besten auf englisch wiederge ben läßt: A book to end all books.
Er griff zu diesem Ende auf die Ideen des Ramón Llull und seiner Schüler zurück. In seinen Notizbüchern findet sich die Zahl
3 628 800. Das ist der numerische Ausdruck für die Fakultät von 10, und n! gibt bekannt lich die Zahl der möglichen Permutationen
von n an. Obgleich er die Absicht hatte, seine Ergebnisse kritisch zu sichten und unter den kombinatorisch erzeugten Texten eine Aus wahl zu treffen, rechnete Mallarmé für sein Projekt mit einem Umfang von zwanzig enormen Bänden. Er hat sogar die Kosten für eine solche Publikation kalkuliert. (10)
2.4.2. Der Kult des Buches schlägt jedoch, wenn man seine Logik weit genug verfolgt, in 53
sein Gegenteil um. Schon bei Queneau stößt das kombinatorische Verfahren an die Gren zen der Buchform. Mit dem dreidimensiona
len Text wird sie überschritten. Daraus erge
ben sich einige interessante Konsequenzen.
Während nämlich das Buch ein konservie
rendes Medium ist,dazu bestimmt, Texte fest zuhalten, sie zu akkumulieren und zu überlie
fern, löscht der Poesie-Automat mit jedem neuen Text, den er anzeigt, dessen Vorgänger aus. Aber nicht nur das: da der Zufallsgenera tor, der den Automaten steuert, keine Rekon struktion früherer Zustände zuläßt, ist der
einmal gelöschte Text unwiederbringlich ver loren. Er verschwindet in der riesigen Menge
der möglichen Texte, aus der er nur durch ei nen extrem unwahrscheinlichen Zufall wieder
hervorgeholt werden könnte. 2.4.3. Selbstverständlich könnte man an den Automaten einen Drucker anschließen,
der alle ausgeworfenen Texte festhält. Aber auf diese Weise ist der Sache nicht beizukom
men. Denn alle diese Texte auszudrucken und
festzuhalten wäre auf die Dauer ein Ding der Unmöglichkeit, und selbst wenn man den Versuch unternähme, würde sich das Paradox 54
nur auf einer anderen Ebene wiederholen: das
»gesuchte« Gedicht ginge in einem ungeheu ren Berg von Drucksachen unter und wäre so gut wie unauffindbar.
2.4.4. Während also bisher die technischen
Möglichkeiten der Reproduktion von Texten die Möglichkeiten der Textproduktion über
trafen (was die Voraussetzung dafür ist, daß es
Auflagen geben kann, die größer als eins sind), läuft hier die Produktivität der Mög
lichkeit ihrer Vervielfältigung davon. Ja, es ist vielleicht überhaupt nichtmehr sinnvoll, zwi schen dem einen und dem andern zu unter scheiden.Jedenfalls sabotiert der Automat die
Möglichkeit, die Texte, die er liefert, zu archi vieren, sie in Waren zu verwandeln und in Be sitz zu nehmen.
2.4.5. Auch die Frage nach dem Autor der Gedichte zieht merkwürdige Antworten nach
sich. Wer trägt eigentlich die Verantwortung für die Texte, die der Automat erzeugt, wenn weder der Verfasser des Programms noch der
Benutzer in der Lage ist, ihren »Inhalt« vorher zusehen? Es liegt nahe, auf eine Redewendung
zurückzugreifen, die sich in der deutschen Phi losophie lange Zeit großer Beliebtheit erfreut SS
hat: Es sei die Sprache selbst, die (»durch« den Poeten »hindurch«) dichte. Das ist aber leider keine Erklärung, sondern eine Mystifikation. Klar ist nur, daß im genetischen Sinn der Verfasser des Programms als Urheber gelten muß, da ohne seine Arbeit keiner der fragli chen Texte zustande käme. Er ist es auch, der über das Lexikon des Automaten, sein kom binatorisches Gerüst usw. entscheidet. Doch
bleiben diese Vorentscheidungen abstrakt; sie konkretisieren sich jeweils nur im einzelnen manifesten Text. Dann ist es aber zu spät. Der Verfasser des Programms kann das Resultat nicht kontrollieren; er weiß nicht, was bei sei
nem Spiel herauskommt. 2.4.6. Andererseits könnte man behaup ten, es sei der Benutzer, der hier »dichte«; denn erst durch seine Intervention treten die
jeweiligen Texte hervor. Seine Mitwirkung ist punktuell und minimal, aber notwendig, wie die des Spielers beim Würfelwurf. (Der Schat ten Mallarmés fällt also nicht nur auf den Pro
grammierer, sondern auch auf den, der den Knopf drückt.) Solche Situationen werden von den mei sten Menschen, bewußt oder unbewußt, in ei 56
nem atavistischen Sinn gedeutet. Der Spieler sagt: „Das ist mein Wurf«, oder: »Ich habe Glück gehabt.« Erbringt also seine Person ins
Spiel. Dem stochastischen Prozeß unterlegt er eine subjektive Bedeutung. Damit verhält er sich ähnlich wie ein Astrologe, der den Bah
nen der Himmelskörper einen menschlichen Sinn beimiſt. Es ist übrigens bemerkenswert,
daß die Kombinatorik bei der Erstellung von Horoskopen eine wesentliche Rolle spielt. Nun kann man natürlich den Rationalisten hervorkehren und das Verhalten von Stern
deutern und Spielern (warum nicht auch von Lesern?) als Aberglauben bezeichnen - oder als Projektion, wenn man sich auf die Psycho
analyse versteift. Aber das alles führt in unserm Fall nicht
weiter. Jeder Prozeß, der sich der Kontrolle des Betrachters entzieht, bedarf nämlich der
subjektiven Deutung; andernfalls bleibt er gleichgültig. Das ist der rationale Kern jener Theorien, auf die sich Spieler, Sterndeuter und Leser berufen. Es spielt dabei keine Rolle, ob diese Interpretationen »falsch« oder »richtig« sind. Das gilt in besonderem Maße für die Lektüre, die ohne die deutende Beteiligung 57
des Lesers,wenn man will, ohne seine Projek
tionen, gar nicht möglich wäre. Insofern ver
hält sich die Strategie des Lesers (innerhalb gewisser Grenzen) spiegelbildlich zu der des Autors.
2.4.6. Der Poesie-Automat legt diesen Zu
sammenhang bloß, indem er die Autorschaft im herkömmlichen Sinn relativiert. Daraus
folgt zwar nicht, daß »jedermann dichten kann«, und es wäre zuviel verlangt, wollte man sich von einem Automaten die einst viel
beschworene Demokratisierung der Kunst erwarten. Dennoch wird sich von dem Pro
jekt,mit den Worten Benjamins, sagen lassen: »Damit ist die Unterscheidung von Autor
und Publikum im Begriff, ihren grundsätzli chen Charakter zu verlieren.« (11) Zumindest aber verspricht der Poesie-Automat ein an
onymes, und das heißt, ein namenloses Ver gnügen.
3. Weiterungen 3.1. Grenzen des Programms 3.1.1. Der hier entworfene Automat erweitert
die bisher bekannten Möglichkeiten der pro grammierten Poesie um eine ganze Dimen sion. Er weckt jedoch zugleich Wünsche, die er nicht einlösen kann. Wo liegen seine Be schränkungen, und welche Vorgaben wären nötig, um seine Kapazität zu erweitern?
Wer solche Ambitionen
zu
dämpfen
suchte, der könnte behaupten - und dieser Standpunkt wird von vielen vertreten -, jeder Automat, wie differenziert auch immer, sei
borniert. Dieser Einwand ist triftig, aber auch trivial, denn er könnte auch in bezug auf das zentrale Nervensystem der höheren Tiere er hoben werden. Doch stecken auch im beschei
densten Entwurfnoch ungenutzte Reserven. 3.1.2. Drei strukturell bedingte Schranken des vorgestellten Automaten verdienen eine
nähere Erläuterung Zum einen wird die Reichweite des Pro
gramms durch die Vorschritt, daß alle Text
glieder miteinander kompatibel sein müssen, stark eingeschränkt. Diese Regel ist prinzipi ell nicht zu durchbrechen. Doch macht das
kombinatorische Gerüst es erforderlich, daß
für jede seiner Leerstellen genau n (im vorlie
genden Fall also 10) Elemente zur Verfügung
stehen, nicht mehr und nicht weniger. Nun versteht es sich aber von selbst, daß jede na türliche Sprache über ein weit größeres lexi
kalisches Repertoire verfügt
nur daß die
Textglieder, die sich daraus bilden lassen, nicht beliebig miteinander kombinierbar sind. Oft wäre es ein Kinderspiel, statt zehn Ele menten deren Dutzende oder Hunderte ein
zubringen. Eine viel größere Vielfalt wäre die Folge. In anderen Fällen ist dagegen nicht ein mal das Minimum n = 10 erreichbar. Wenn
sich ein Weg fände, das starre Programm schema zu modifizieren, die Kompatibilitäts regel zu durchbrechen und diese Durchbre chungen ihrerseits zu programmieren, so ließe sich die sprachliche Reichweite des Au
tomaten bis zu einem phantastischen Grad steigern. Dieser Gesichtspunkt ist vor allem für den Poeten als Programmierer von Inter esse.
60
3.1.3. Ein weiterer struktureller Defekt des Automaten liegt darin, daß er mit einem ferti
gen Programm arbeitet, das, einmal abge schlossen, keine Erweiterungen mehr zuläßt. Erist in diesem Sinn unbelehrbar.Der heuristi
sche Wert einer solchen Maschine (die außer
dem keinen systematischen Zugriff, sondern
nur Random-Lösungen zuläßt) ist dadurch sehr begrenzt.Ein Linguist könnte vermutlich nicht viel damit anfangen. Ein Automatmit of
fenem Programm würde dagegen allerhand in teressante Experimente erlauben. Er wäre, die entsprechendeRechen-und Speicherkapazität
vorausgesetzt, lernfähig in dem Sinn, daß sich sein syntaktisches und semantisches Regelsy stem immer weiter verfeinern ließe.
3.1.4. Vom Standpunkt des Benutzers aus erscheint als größter Nachteil des Automaten
die Bequemlichkeit,mit der er zu bedienen ist. Die Kehrseite dieses Komforts ist es, daß der
Eingriff dessen, der mit ihm umgeht, auf ein Minimum beschränkt bleibt. Ein Knopfdruck das ist alles. Amüsanter wäre es, wenn der
Benutzer den Automaten mit seinem eigenen Lexikon füttern könnte, um auszuprobieren,
was dieser damit anfängt. Im Prinzip ließe 61
sich ein dialogfähiger Poesie-Automat den
ken, vielleicht sogar konstruieren. 3.2. Technische Aussichten
3.2.1. Die technischen Anforderungen, die das vorgeschlagene Programm an Hard- und Software stellt, sind sehr bescheiden. Die
Textmenge liegt bei 6 KB. Dafür genügt ein winziger Speicher. Die Anzeigetafel wird
elektromechanisch gesteuert. Ein einfacher Computer mit einer Spei cherkapazität von einigen Mega- oder gar Gi gabyte könnte selbstverständlich vielmehr lei sten. Die Schwierigkeit läge einzig und allein im Programm, das eine ganze Hierarchie von syntaktischen und von Lexikonregeln um fassen müßte, einschließlich der Einschrän
kungen und der Ausnahmen, denen sie unter liegen. Logische Verzweigungen, bedingte Sprungbefehle und Schleifen könnten dann für eine Flexibilität sorgen, die innerhalb einer starren kombinatorischen Struktur unerreich
bar ist. An die Stelle der Anzeigetafel müßte ein Monitor treten, auf dem jedes Textglied 62
prinzipiell an jeder beliebigen Stelle erschei nen könnte.
3.2.2. Ein solches Projekt liegt jetzt schon in Reichweite. Es müßte an die Erfolge und
Fehlschläge anknüpfen, die sich auf dem Feld der automatischen Übersetzung gezeigt ha ben. Poesie-Automaten höherer Stufe über
steigen die Möglichkeiten eines einzelnen Au tors. Sie wären nur von
einem
Team
zu
verwirklichen, in dem Linguisten, Program mierer und Poeten zusammenarbeiten. Nicht
nur die Figur des Dichters, sondern auch die seines Schattens, des Erfinders und
Pro
gramm-Autors, der diese Zeilen schreibt, ver löre sich so, wie Dädalus, in seinem eigenen Labyrinth.
3.3. Einladung an poetische Programmierer
3.3.1. Bis dahin ist der Weg noch ziemlich weit.Unterdessen aber ist er frei für jeden, der
Lust hat, ihn einzuschlagen. Schon das Pro
gramm der dritten Dimension braucht nicht die Marotte eines einzelnen zu bleiben. Die 63
Kapazität des Automaten reicht aus, um viele
weitere Entwürfe aufzunehmen. Vorschläge sind willkommen. Amateure seien jedoch ge warnt. Wer ein solches Programm im eigenen
Kopf ausarbeiten will, sollte mit ein paar Mo naten Arbeitszeit rechnen und sich mit einem
Vorrat an Aspirin versehen. Es handelt sich
um ein verdammtkomplexes Spiel jenseits der Berechenbarkeit.
3.3.2. Die Einladung gilt nicht nur für deutsche Teilnehmer. Der Automat könnte
sich zu einem babylonischen Gerät entwik keln, wenn Autoren aus anderen Sprachen be reit wären, weitere Programme beizusteuern. Aus den angedeuteten Gründen wäre das
Englische ein besonders geeignetes Medium, aber auch jedes andere Idiom, das sich latei nisch transkribieren läßt, käme in Betracht.
Poesie-Programmierer aller Länder, verei
nigt euch!
64
4. Technischer Anhang
4.1. Anzeigetafel Die Anzeigetafel des Automaten, ein soge
nanntes Flap-Board-System, wurde im Win ter 1999/2000 von der Firma Solari S.A. in Udine gebaut. Sie besteht aus sechs Zeilen zu je 142 Einzelelementen (Flap Units). Jedes dieser Elemente enthält vierzig Ein
zelpaletten aus verwindungsfreiem und ab riebfestem Kunststoff, die in Lochscheiben
waagrecht eingehängt sind und nach vorwärts fallen. Die Palettenrollen hängen ihrerseits in einem Halbzylinder aus Aluminium und wer
den von je zwei seitlichen Sinterlagern gehal
ten. Angetrieben werden die Elemente ein zeln über ein geräuscharmes Getriebe durch einen polarisierten Schrittmotor, der seit lich am Palettensystem angebracht ist. Die Schrittgeschwindigkeit liegt bei 75 ms. Die maximale Zeit für eine Umdrehung beträgt
somit etwa 2,8 Sekunden. Jeder Einzelschritt des Elektromotors wird durch einen Impuls an die Steuerung quittiert. 65
Die Zeilen zur Aufnahme der Einzelele
mente bestehen aus Aluminium-Profilschie nen mit Steckbuchsen für den elektrischen
Anschluß. In diese Profilschienen können die
Elemente ohne Werkzeug eingesteckt wer den. Dadurch können die Zeilen jederzeit neu aufgeteilt und bestückt werden. Die
Palettenzeilen
sind
übereinander
montiert und an seitlichen Kastenprofilen befestigt. Diese Profile enthalten auch die
Verdrahtung, die durch Blechstreifen abge deckt und jederzeit von vorne zugänglich ist. Für jede Zeile ist eine Kabelsteckverbin
dung vorgesehen, so daß im Bedarfsfall die komplette Zeile ausgetauscht und die ganze Tafel um weitere Zeilen verlängert werden kann.
Jedes Palettenelement kann einen Satz
von vierzig alphanumerischen Zeichen (ein
schließlich Satzzeichen und Spatium) aufneh men. Zur Beschriftung werden reflektierende
Farben im Seidendruckverfahren verwendet. Das erhöht die Lesbarkeit, auch bei Sonnen einstrahlung oder Gegenlicht. Bei einer Schrifthöhe von 35 mm sind die Anzeigen bis
aufeine Entfernung von 15-20 Metern gut les 66
bar. Der horizontale Lesbarkeitswinkel liegt
bei 170° Als Schriftschnitt wurden die Versalien ci
ner halbfetten Akzidenz-Groteske vom Typ der Helvetica gewählt, die weiß auf schwar zem Grund erscheinen.
Die Anzeigetafel mißt 5650 X 1000 X 200 mm und wiegt 660 kg. Sie wird über eine Schnittstelle vom Typ DSK (LAN Ethernet) angesteuert.
Nach Angaben des Herstellers befinden
sich mehrere hundertausend derartige Sy stemeim Einsatz, vor allem auf Flughäfen und Bahnhöfen, in Banken und Börsen. Zu ihrer
Betriebssicherheit wird gesagt, daß die mitt lere Zeit zwischen zwei Ausfällen, bei unun terbrochenem Lauf und 1,6 X 10 Umdrehun
gen, 1800 Stunden beträgt; bei normalem
Betrieb, d. h. bei je einer Umdrehung in fünf Minuten, fällt das System, statistisch gesehen, nur alle zehn Jahre aus. Seine theoretische Le benserwartung liegtbei so Jahren.
67
4.2. Software Die zur Steuerung der Anzeigetafel erforder liche Software wurde von der Firma Galilei
GmbH in Oberhaching entwickelt. Zugrunde
liegen ihr einerseits das Textprogramm des Autors (die » Quelldatei«), andererseits die Spezifikationen der Firma Solari. Die Einga
bedaten wurden dem Konzept entsprechend strukturiert, als Textdatei digitalisiert und auf der Festplatte eines Rechners gespeichert. Der Zugriff auf die Datei wird durch einen Zufallsgenerator gesteuert. Die generierten Verse können auch auf einem Bildschirm an
gezeigt werden. Das von Galilei entwickelte Programm wurde auf Borland Delphi 4.0 für Win32 Umgebung geschrieben. Die Systemvoraus
setzungen für dieses Programm sind: Win dows 9x/NT/2000; mindestens Pentium 100
und 16MB RAM; IMB HDD Speicherplatz für Quelldatei und Gedicht-Zwischenspei cher. Für die Bildschirmanzeige wird ein Farbmonitor mit 800 x 600 X 75 Hz HiColor
empfohlen.
Die Quelldatei enthält die Poesie-Ele 68
mente. Sie ist folgendermaßen strukturiert, wenn
m = Anzahl der Gedichtzeilen n
= Anzahl der Elemente pro Zeile
k = Anzahl der Varianten pro Element und Zeile: Element 1 Variante i Zeile 1 Element 2 Variante Ii Zeile 1 ... Element n Variante i Zeile i
Element 1 Variante 2 Zeile i Element 2 Variante 2 Zeile 1 ... Element n Variante 2 Zeile I
Element 1 Variante k Zeile 1 Element 2 Variante k Zeile 1 ... Element n Variante k Zeile i
Element 1 Variante i Zeile 2 Element 2 Variante i Zeile 2 ... Element n Variante i Zeile 2
Element 1 Variante 2 Zeile 2 Element 2 Variante 2 Zeile 2 ... Element n Variante 2 Zeile 2
Element 1 Variante k Zeile 2 Element 2 Variante k Zeile 2 2 ... Element n Variante k Zeile 2
Element 1 Variante i Zeile m Element 2 Variante 1 Zeile m... Element n Variante i Zeile m
Element 1 Variante 2 Zeile m Element 2 Variante 2 Zeile m... Element n Variante 2 Zeile m
Element 1 Variante k Zeile m Element 2 Variante k Zeile m... Element n Variante k Zeile m 69
Diese Struktur erzeugt Gedichte mit m Zeilen, bei n Elementen pro Zeile und k Vari anten pro Element. Der Algorithmus sieht folgendermaßen aus: Erzeuge eine Zufallszahl rı (zwischen i und k); drucke Element i für Zeile 1 in der Variante r, aus;
erzeuge eine Zufallszahl r, (zwischen i und k); drucke Element 2 für Zeile 1 in der Variante rz aus;
erzeuge eine Zufallszahl r, (zwischen i und k); drucke Element n für Zeile 1 in der Vari ante rn aus;
schalte zur folgenden Zeile um; usw. Die Quelldatei kann nach diesem Prinzip nur durch die Vorgaben der Anzeigetafel be
grenzt – beliebig ausgetauscht oder erweitert werden. Auch komplexere Software-Pro gramme zur Steuerung des Automaten sind
denkbar, vorausgesetzt, es stehen entspre chend formalisierte syntaktische, semantische
und kontextabhängige Regeln zur Verfügung. 70
Anmerkungen
(1) Manfred Bierwisch, »Strukturalismus. Geschichte, Pro bleme und Methoden«. In: Kursbuch s. Frankfurt am Main 1966. S.142.
(2) Vgl.dazu The Structure of Language.Readings in thePhi
losophy of Language. Edited by Jerry A. Fodor and Jerrold J. Katz. Eaglewood Cliffs, N. J. 1964.
(3) Der Begriff des Elements wird hier rein mathematisch ge
faßt; er darf in diesem Zusammenhang nicht im Sinn von »Sprachelement« verstanden werden.
(4) Walter Benjamin, »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit«. In: Gesammelte Schriften. Herausgegeben von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppen häuser. Frankfurt am Main 1974. Band I, S. 505.
(5) Die Schrift von Lullus, 1480 zum ersten Mal gedruckt, kenne ich nur aus zweiter Hand. Über sie und über die Arbeiten A. Kirchers siehe Gustav René Hocke, Manierismus in der Lite
ratur. Sprach-Alchimie und esoterische Kombinationskunst.
Reinbek 1959.
(6) Cent milliards depoèmes. Paris 1961.
(7) A. a. O.F. Le Lionnais,»Á propos de la littérature expéri mentale«. Dem Autor dürfte hier ein doppelter Irrtum unterlau fen sein. Denn wenn der Endreim erhalten werden soll, muß das Wort Kind seine Position im Vers behalten, darf also nicht der Permutation unterworfen werden. Ferner liest Le Lionnais das
Wort Man als Substantiv. Es ist jedoch wahrscheinlich als Prono men zu verstehen. Somit handelt es sich bei Harsdörffer nicht um
elf, sondern um neun Elemente, die permutiert werden. Umge kehrt kann das Verbum hat mit den anderen vertauscht werden, so daß sich zehn Elemente ergeben. Das Distichon hieße somit: Ehr, Kunst, Geld,Guth, Lob, Waib und Kind, Man hat, sucht, fehlt, hofft und verschwindt.
Daraus ergeben sich durch Permutation, nach der Formel P (n) = n! genau
10! oder 3 628 800 verschiedene Varianten.
Selbst wenn man die von L. angenommene Zahl n = 11 zu
71
grunde legt, reicht es nur zu 11!= 39916800 Varianten, das sind
tausend weniger als L. behauptet. Allerdings wäre es kleinlich,
ein so lächerliches Defizit gegen den Meister ins Feld zu führen.
Selbst die Differenz von rund 33 Millionen, die sich auftut,wenn
man meine Lesart der seinigen vorzieht, ist, gemessen an der hemmungslosen Fruchtbarkeit kombinatorischer Algorithmen, nur ein Klacks.
(8) Gerhard Rühm in: konkrete poesie international (rot 21).
Herausgegeben von Max Bense und Elisabeth Walther. Stuttgart 1965.
(9) Einen etwas bescheideneren Versuch hat Erwin Schäfer
mit seiner Schrift Gedichte aus dem Computer unternommen. Aus Gedichten von achtzehn deutschsprachigen Autoren hat er » Teilkontexte entnommen, ... die sich aus einem Wort bis höch
stens zwei Zeilen zusammensetzen.« Diese Zitate wurden auf
Lochstreifen übertragen,sortiert, gespeichert, nach dem Zufalls
prinzip abgerufen, permutiert und ausgedruckt. »Aus der Fülle der neuen Texte wurden die ausgesucht, deren Inhalt definierbar und interpretierbar ist.« Die Kriterien hierfür werden nicht ange
geben. Außerdem hat Schäfer »Umstellungen vorgenommen
und Verbindungs- und Übergangstexte hinzugefügt«, was die
Validität seines Programms erheblich beeinträchtigt. Interessant ist aber die Schlußfolgerung, die er zieht: »Daß ein derartiges Ex periment die Lyrik einer ganzen Autorengeneration in Frage stellen kann, zeigen die Ergebnisse. AusGedichten entstehen mit Hilfe des Computers Gebilde, deren Künstlichkeit und Profani
tät [?] gerade deshalb, weil es sich nicht um Parodien handelt, Zweifel an den Originalen wecken.« Schäfers Schrift ist erschie
nen in der Reihe LuchterhandsLoseblattLyrik 24. Neuwied und
Berlin 1970. (10) Gustav René Hocke, a. a. O. S. 52 ff.
(11) Walter Benjamin, a. a. O.S.493.
72
Zufallsgesteuertes Probegedicht aus dem deutschen Programm Vorbildliche Halbheiten in den Gremien. Dieser beklom mene Partnertausch vor dem Erbrechen,
und diese zweideutigen Beschwörungen: Zugegeben! Oh nehin bedauern wir immer irgendetwas. Im Kopfhörer zur Belohnung genießerische Lernprozesse. Ungerührt sublimieren!
Krücken. (»Das Publikum war immer so brutal.«) Im Klini kum Totenstille.
Die teigige Tagesschau lauert uns auf, oder die Grübelei. Hierzulande essen wir lieber.
Ausbrüche, Restrisiken, abblätternde Paradiese. Letzten Endes sind wir dran.
73
Zufallsgesteuertes Probegedicht
aus einem vorläufigen englischen Programm Imiss you, hot girl!Don't lock me into the ash-can, and help me to sleep no more.
Gorgeous treasures all over the place. The others might
hardly notice it.
Sloppy confessions: »The public are too neurotic basically.« Women are perfect. Silent businessmen fill our lives, and common sense runs amuck.
I listen.My magic is perfumed with rage. I giggle, I sing: Fear not our parents glowing in the dark! Downstairs the country is doing fine. Als Zufallsgenerator wurde das Telefonbuch von Berlin (West) für 1974/75 benutzt. Der Steuerung des Programms sind die Endziffern der ersten
36 Telefonnumme mern auf Seite 802, Spalte 2 des ersten Bandes zugrunde gelegt.
Hans Magnus Enzensberger
im SuhrkampVerlag und im Insel Verlag
Ach Europa! Wahrnehmungen aus sieben Ländern. Mit einem Epilog aus dem Jahre 2006.Leinen und st 1690
Aussichten auf den Bürgerkrieg. Bütten-Broschur und st 2524 Blindenschrift, es 217
Deutschland, Deutschland unter anderm. Äußerungen zur Politik. es 203 und es 3313
Diderots Schatten. Unterhaltungen. Szenen. Essays. Übersetzt, bearbei tet und erfunden von Hans Magnus Enzensberger. Leinen Einzelheiten I. Bewußtseins-Industrie. es 63
Der Fliegende Robert. Gedichte, Szenen, Essays. Leinen und st 1962 Die Furie des Verschwindens. Gedichte. es 1066 Gedichte. 1950-1985. st 1360 Gedichte. 1950-1995. st 2548
Die Große Wanderung. Dreiunddreißig Markierungen.Mit einer Fuß
note Über einige Besonderheiten bei der Menschenjagdı. Bütten
Broschur und st 2334 Kiosk. Neue Gedichte. Leinen und BS 1256 Der kurze Sommer der Anarchie. Buenaventura Durrutis Leben und Tod. Roman. Gebunden und st 395
Landessprache. Gedichte. es 304 Mausoleum. 37 Balladen aus der Geschichte des Fortschritts. Halblei nen, BS 602 und st 2377
Der Menschenfreund. Komödie. Mit einem Nachwort des Autors. BS 871
Mittelmaß und Wahn. Gesammelte Zerstreuungen. Gebunden und st 1800
Politik und Verbrechen. Neun Beiträge. st 442 Politische Brosamen. Gebunden und st 1132
Die Tochter der Luft. Ein Schauspiel. Nach dem Spanischen des Calderón de la Barca. Engl. Broschur
Der Untergang der Titanic. Eine Komödie. Gebunden, st 681 und st 2614
Verteidigung der Wölfe. Gedichte. Nachwort von Reinhold Grimm. BS 711
Voltaires Neffe. Eine Fälschung in Diderots Manier. Bütten-Broschur
Der Weg ins Freie. Fünf Lebensläufe, überliefert von Hans Magnus Enzensberger. es 759
Zickzack. Aufsätze.Gebunden
Zukunftsmusik. Gedichte. Leinen und st 2223
27/1/4.97
Hans Magnus Enzensberger im Suhrkamp Verlag und
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Von Hans Magnus Enzensberger herausgegeben
Allerleirauh. Viele schöne Kinderreime versammelt von H.M.Enzens berger. it 115
Allgemeines deutsches Reimlexikon. 2 Bde. in Kassette.Herausgegeben von Peregrinus Syntax. Mit einer Gebrauchsanleitung von Hans Magnus Enzensberger. Leinen
Clemens Brentano: Gedichte. Erzählungen.Briefe. Herausgegeben von
Hans Magnus Enzensberger. it 557 Freisprüche. Revolutionäre vor Gericht. Herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger. st 111
Gespräche mit Marx und Engels. Mit einem Personen-, Elogen- und Injurienregister. Herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger.
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Bartolomé de Las Casas: Kurzgefaßter Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder.Herausgegeben von HansMagnus Enzensber ger. Deutsch von D. W.Andreä. it 553
Museum der modernen Poesie. Eingerichtet von Hans Magnus En zensberger. 2 Bde. st 476
Requiem für eine romantische Frau.Die Geschichte von Auguste Buß
mann und Clemens Brentano. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen überliefert von HansMagnus Enzensberger.Aus neuen Fun den ergänzt und mit einem Capriccio als Zugabe. it 1778
Übersetzungen Edward Lears kompletter Nonsens. Limericks, Lieder, Balladen und
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Molière: Der Menschenfeind. Nach dem Französischen des Molière von Hans Magnus Enzensberger. it 401
Pablo Neruda: Die Raserei und die Qual. Gedichte. Spanisch und
deutsch. Auswahl, Übertragung und Nachwort von Hans Magnus
Enzensberger. BS 908
César Vallejo:Gedichte. Spanisch und deutsch. Übertragung und Nach wort von Hans Magnus Enzensberger. BS 110
William Carlos Williams: Die Worte, die Worte, die Worte. Gedichte.
Amerikanisch und deutsch. Übertragung, das Gedicht Envois und Nachwort von Hans Magnus Enzensberger. BS 76
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5650X1000X200
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APPROX.WEIGHT Kg 660
COLOR AND MATERIAL OF THE FLAP UNIT'S READABLE SIDE : SICODUR BLE CHARACTER STYLE OF FIXED INSCRIPTIONS : CHARACTER STYLE OF FLAP UNIT'S INSCRIPTIONS : G.S.B. SOLARI-— WHITE. COLOR OF THE FRAME : MATT BLACK RAL 9004 poslz
c9c/pret.
codice
Dio.Toscano
descrizione quantit?
DESCRIZIONE
conti
note
FLAP BOARD 6 LINES X 142 COLUMNS ECF3
2
Motoriale
Codice a Borte
Dota
Doto
24-5-99
9.9.99
Disegno di propriet? della
SOLARI DI UDINE Spo
Trottamento Superficide
Tall pan
Grado MEDIO Nossa kg
a termine di Legge vietato ochiunque di consegnarlo o terzi o di forns uso senzo autorizzazione scritta
solari Tudne
Scolo
DISEGNO Ed
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Sorttulacan
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Sostituito od
Während also die Logik einfacher
Textautomaten aufGleichförmigkeit, Regelmäßigkeit, Redundanz und Monotonie zielt, muß ein Poesie-Automat
ein Maximum an Mannigfaltigkeit,
Überraschung, Polysemie und begrenzter Regelverletzung anstreben.
Originalausgabe ISBN 3-518-12156-1 DM 14,90 ab 01.01.2002
9178351811215661€ 7,50