Metaphysik: Eine Wissenschaft sui generis : Theorie und Erfahrung auf dem Gebiet des Inkommen (Erfahrung und Denken) 3428048083, 9783428048083

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Metaphysik: Eine Wissenschaft sui generis : Theorie und Erfahrung auf dem Gebiet des Inkommen (Erfahrung und Denken)
 3428048083, 9783428048083

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Zitate
Einleitung
1. Warum die Frage: „Was ist Metaphysik?“?
2. Knappe Zusammenfassung der Entwicklung des menschlichen Denkens
2.1 Unterscheidung Ost und West
2.2 Orientales Altertum
2.3 Antikes Griechenland
2.4 Übergang
2.5 Mittelalter
2.6 Übergang
2.7 Moderne Philosophie
2.8 20. Jahrhundert
2.9 Rückblick
I. Was ist Metaphysik?
1. Physik, Metaphysik und Philosophie
2. Was ist Metaphysik nicht?
3. Metaphysik, Erkenntnis und Werte
3.1 Das Sublime, die Inkommensurabilität und die Transzendenz
3.2 Das Metaphysische
4. Der besondere Charakter der metaphysischen Erfahrung: der Weltschmerz
5. Übersicht über die systematischen bzw. die historischen Auffassungen der Metaphysik
5.1 Metaphysik als Erkenntnis einer besonderen Gattung der Wirklichkeit
5.1.1 Seiendes, welches nicht unmittelbar sinnlicherfaßt wird
5.1.2 Erkenntnis von Seiendem an und für sich im Gegensatz zur Erkenntnis seiner Erscheinungsformen
5.1.3 Erkenntnis von Seiendem wie es sein sollte im Gegensatz zu der Art, wie es tatsächlich ist
5.2 Metaphysik als besondere Gattung von Erkenntnis
5.2.1 Absolute Erkenntnis
5.2.2 Die rein auf Vernunft allein beruhende Erkenntnis
5.2.3 Die Kantsche Auffassung
5.2.4 Erkenntnis durch radikale Kritik
5.2.5 Metaphysik als Ontologie zwischen Theologie und Physik
5.3 Die Metaphysik im Laufe der Philosophiegeschichte
6. Das Problem des Beweises Gottes
II. Die antiken Quellen der Metaphysik
1. Orientalische Metaphysik
1.1 Die Urquelle: der Weda
1.1.1 Poly-, Mono- und Pan-Theismus zugleich
1.1.2 Der Ritus
1.1.3 Analoge westliche Vorstellungen
1.1.4 Das Feuer
1.1.5 Das Lebenselixier: Soma
1.1.6 Die Ordnung
1.1.7 Der Mensch und der Tod
1.1.8 Das Sein und das Nicht-Sein
1.1.9 Die Angst
1.1.10 Die Liebe
1.1.11 Das Haus
1.1.12 Der Dialog
1.2 Wedische Metaphysik
1.2.1 Regelrechte Philosophie in Indien
1.3 Gab es eine Iranische Metaphysik?
1.4 Die jüdische Religion
2. Griechische Metaphysik
2.1 Charakteristiken und Einteilung
2.1.1 Vorsokratik
2.1.2 Der Fortschritt und das In-Frage-Stellen
2.2 Die Sokratische Erörterung von Tod und Liebe
2.2.1 Sokrates und der Tod
2.2.1.1 Kommentar
2.2.2 Sokrates und die Liebe
2.2.2.1 Kommentar
2.3 Platonische Metaphysik
2.3.1 Plato ein Metaphysiker? ein Mystiker?
2.3.2 Mystik versus Mystizismus; Mystik und Metaphysik
2.3.2.1 Die besondere Fähigkeit, urteilen zu können, heißt Vernunft
2.3.2.2 Die besondere Fähigkeit, ‚mit-im-Templum‘ zu sein ... heißt Kontemplation
2.3.3 Metaphysik und Mystik. Fortsetzung: Die Modalitäten der Erkenntnis, ihre modi und ihre zugehörigen Sprachen. Die Dialektik
2.3.3.1 Das Problem der Sprache
2.3.3.2 Die Frage nach der Sachlichkeit
2.3.4 Zurück zu Plato
2.3.5 Plotinische Metaphysik des Seins
2.3.5.1 Entstehung und Inhalt der Plotinischen Metaphysik
2.4 Aristotelische Metaphysik
2.4.1 Grundlage
2.4.2 Illustrationen aus den Büchern A bis K der Metaphysik
2.4.3 Die Aristotelische „Theologie“
III. Christliche Metaphysik
1. Hohes Mittelalter
1.1 Einführung
1.2 Augustinus
1.2.1 Kommentar
1.3 Johannes Scotus Erigena
1.4 Anselm und Abaelard
1.5 Kommentar zur christlichen Philosophie vor der Scholastik
1.5.1 Der Universalienstreit
1.5.2 Das Problem von Leib und Seele
1.5.3 Die Metaphysik der inneren Erfahrung
2. Die Scholastik
2.1 Ausgangslage
2.2 Thomas von Aquino
2.2.1 Kommentar
2.3 Denker außerhalb des Thomismus
2.4 Ausklang
IV. Moderne Metaphysik
1. Einleitung
2. Descartes
2.1 Cartesianer und Anti-Cartesianer
2.1.2 Spinoza
2.1.3 Malebranche
2.1.4 John Locke
3. Leibniz
3.1 Intermediäre Phasen in der Moderne
3.2 Die Leibnizsche Metaphysik: die Monadologie oder Theorie der einfachen Substanzen
3.3 Ende der Theodizee
4. Das 18. Jahrhundert und der Anfang des Antimetaphysizismus
4.1 Erste Periode: Der Übergang
4.2 Zweite Periode: Geist, Natur und Gesellschaft
4.3 Dritte Periode: Physiokraten und Ökonomisten; der Fortschritt, das Gefühl und die Vorboten der Romantik; Kant und die Kritik
4.4 Philosophie und Religion
4.4.1 Philosophie und Religion sind zwei königliche Wege der menschlichen Besinnung
4.4.2 Die Verdrängung der Religion durch die Philosophie
4.5 Natur und Geist
5. Immanuel Kant
6. Metaphysik und der deutsche Idealismus
6.1 Was heißt Idealismus?
6.2 Die drei großen Vertreter des deutschen Idealismus am Anfang des 19. Jahrhunderts
6.2.1 Der Idealismus zwischen Kant und Hegel
6.3 Nebenerscheinungen und Gegner des Idealismus
7. Die angebliche Überwindung der Metaphysik im Positivismus Comtes
7.1 Folgerungen des Positivismus
7.2 Kommentar
8. Der Materialismus bzw. die Materialismen
8.1 Der Marxismus oder dialektische Materialismus
9. Der Existentialismus – Kierkegaard
V. Zeitgenössische Metaphysik
1. Einleitung
1.1 Zerfall der alten Metaphysik
1.2 Verbreitung des Idealismus vor und während der Jahrhundertwende
1.3 Vorboten der neuen Metaphysik
1.4 Blick in Richtung der indischen Philosophie
2. Metaphysische Tendenzen, nach sprachlichen bzw. geographischen Gesichtspunkten eingeteilt – Abgrenzung der Moderne
2.1 Henri Bergson
2.2 Die Tragik der Existenz
2.2.1 Miguel de Unamuno als Beispiel
3. Die Phänomenologen
4. Intuitionisten und Ähnliches
5. Spiritualisten
6. Existentialisten
7. Gegner der Metaphysik
8. Metaphysik, eine Wissenschaft sui generis
9. Zukunft der Metaphysik
Namenverzeichnis
Sachverzeichnis

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ANDRE MERCIER

Metaphysik- eine Wissenschaft sui generis

ERFAHRUNG UND DENKEN Schriften zur Förderungder Beziehungen zwiBchen Philosophieund Einzelwissenschaften

Band 61

Metaphysik eine Wissenschaft sui generis Theorie und Erfahrung auf dem Gebiet des Inkommensurablen

Von

Dr. phil. Dr. h. c. Andre Mercier Professor emeritus für theoretische Phyeik und Philo1ophie an der Universität Bem

DUNCKER

&

HUMBLOT

BERLIN

Alle Rechte vorbehalten

@ 1980 Duncker & Humblot, Berlln

n

Gedruckt 1980 bei Zippel- Druck, Berlln 36 Printed in Germany ISBN 3 428 04808 3

Vorwort Ein theoretischer Physiker beschäftigt sich hier mit der Geschichte der Metaphysik und ihren Problemen. Andre Mercierunterscheidet sich dadurch von anderen Physikern, welche auch metaphysisch interessiert waren, ohne jedoch auf die Geschichte der Metaphysik Rücksicht zu nehmen. Wenn sie sich metaphysischen Gedanken widmen, arbeiten die Physiker gewöhnlich nur mit physikalischen Begriffen, was beweist, daß sie sich fortwährend außerhalb der Domäne der Metaphysik befinden. Das war oft der Fall im neunzehnten Jahrhundert, als viele Physiker uns ein rein naturwissenschaftliches Weltbild vermittelten. Alle diese Weltbilder aber, die damals als Metaphysik galten, sind seit langem vergessen. Und mit Recht, denn es gibt keine Metaphysik unabhängig von der Geschichte des Menschen. Im Gegensatz dazu hat sich Professor Andre Mercier das ganze System der metaphysischen Begriffe angeeignet, und damit ausgestattet beschäftigt er sich hier mit den großen Problemen der Metaphysik, wie sie im griechischen Altertum entstanden sind und sich im weiteren geschichtlichen Prozeß entwickelt haben. A. Mercier gibt uns hier in knapper Weise einen kritischen Überblick über die großartige begriffliche Entwicklung des menschlichen Geistes, welche den Namen Metaphysik trägt. Man könnte die ganze Geschichte der Philosophie als einen unaufhörlichen Kampf zwischen der Logik und der Metaphysik verstehen. Das liegt im Wesen des menschlichen Geistes, welcher einerseits die unmittelbare Realität mit seinen logischen Begriffen erfassen will und andererseits mit Ideen der Vernunft das begreifen möchte, was die unmittelbare Realität transzendiert. Die Transzendenz ist die Domäne der Metaphysik. Schon bei Platon haben wir diesen Kampf zwischen Logik und Metaphysik. In seinem Dialog Sophistes, wo er seine Ideenlehre selbst kritisiert, haben wir ein klassisches Beispiel dieses unaufhörlichen Kampfes des menschlichen Geistes. Im Mittelalter ist der berümte Streit zwischen Realismus und Nominalismus ebenfalls ein Beispiel dieses tragischen Bemühens des Menschen. Der Realismus vertritt hier die Metaphysik, während der Nominalismus die Logik repräsentiert. Ein weiteres frappantes Beispiel für diesen Kampf finden wir bei Kant, welcher einerseits durch seine Kritik die traditionelle Metaphysik überwinden möchte und andererseits erklärt, er sei in die Metaphysik verliebt und möchte eine neue Metaphysik begründen. Unser Zeitalter schließlich, das sowohl die Logik als auch die, Wissenschaft in einer Weise entwickelt hat, die bislang in der Geschichte unbekannt war, zeichnet sich durch eine starke metaphysische Sehnsucht aus, welche sich

Vorwort

6

in verschiedenen Strömungen manifestiert. Wir kennen also auch in unserem Zeitalter, und vielleicht stärker denn je, den Kampf zwischen Logik und Metaphysik. Alle sozialen Strömungen unserer Zeit, welche revolutionären Charakter tragen, sind nicht anders zu begreifen als aus der seelieh-metaphysischen Not der heutigen Menschen heraus. Schon aus diesem Grunde glaube ich, daß das vorliegende Buch von Andre Mercier den jungen Menschen besonders helfen wird, sich in der heutigen begrifflich konfusen Zeit zu orientieren. Von spezieller Wichtigkeit sind auch die kritischen Bemerkungen des Verfassers über die philosophischen und weltanschaulichen Strömungen der Gegenwart. Was aber hier besonders hervorgehoben werden muß, ist das Urteil des Verfassers, daß der Marxismus als begriffliches System veraltet sei. In Wahrheit entwickelt sich die heutige, freie Welt wissenschaftlich, technisch und wirtschaftlich mit unglaublicher Elastizität in enormen Dimensionen wirklich weiter, und von diesem Standpunkt aus erscheint tatsächlich das geschlossene System des Marxismus als Rudimentum einer weit zurückliegenden Epoche. Was Schopenhauer über den Menschen sagt, daß nämlich letzterer ein metaphysisches Wesen sei, das hat auch heute noch Geltung, trotzaller vielseitigen Entwicklung der Wirtschaft und der Technik in unserer Zeit. Die metaphysische Sehnsucht der Menschen ist auch heute überall anwesend, nicht nur in der Poesie, in der Kunst, sondern auch in der Philosophie und schließlich in den politischen und sozialen Träumereien der heutigen Menschen. Athen, 30. Mai 1980

Johannes Theodorakopoulos Professor em. der Philosophie an der Universität Athen und Generalsekretär der Akademie zu Athen

Inhaltsverzeichnis Zitate . ......... . .. . .. . ..................... . ...... . . . . .......... . ... . . . ...

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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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I. Warum die Frage: .,Was ist Metaphysik"? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Knappe Zusammenfassung der Entwicklung des menschlichen Denkens. 2.1 Unterscheidung Ost und West . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Orientales Altertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Antikes Griechenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Übergang .. .. .. . .. .. .. . .. .. . .. .. .. . .. . . . . .. .. .. . .. .. .. . .. . .. .. .. 2.7 Moderne Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8 20. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9 Rückblick .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . . .. . .. .. .. . .. .. .. . .. .. .. . .. . ..

14 14 15 16 18 19 19 20 21 21

Was ist Metaphysik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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I. Physik, Metaphysik und Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Was ist Metaphysik nicht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Metaphysik, Erkenntnis der Werte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Das Sublime, die InkommensJrabilität und die Transzendenz . . . . . . . I 3.2 Das Metaphysische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Der besondere Charakter der metaphysischen Erfahrung: der Weltschmerz

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5. Übersicht über die systematischen bzw. historischen Auffassungen der Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1 Metaphysik als Erkenntnis einer besonderen Gattung der Wirklichkeit 5.1.1 Seiendes, welches nicht unmittelbar sinnlicherfaßt wird . . . . . . 5.1.2 Erkenntnis von Seiendem an und für sich im Gegensatz zur Erkenntnis seiner Erscheinungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.3 Erkenntnis von Seiendem wie es sein sollte im Gegensatz zu der Art, wie es tatsächlich ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Metaphysik als besondere Gattung von Erkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Absolute Erkenntnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Die rein auf Vernunft allein beruhende Erkenntnis . . . . . . . . . . . 5.2.3 Die Kantsche Auffassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4 Erkenntnis durch radikale Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.5 Metaphysik als Ontologie zwischen Theologie und Physik . . . . .

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Inhaltsverzeichnis 5.3 Die Metaphysik im Laufe der Philosophiegeschichte . . . . . . . . . . . . . . . .

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6. Das Problem des Beweises Gottes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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II. Die antiken Quellen der Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Orientalische Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . l.l Die Urquelle: der Weda . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Poly-, Mono- und Pan-Theismus zugleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2 Der Ritus .... . ... . . . ................. . ... . . :. . .. . .... . ... . . 1.1.3 Analoge westliche Vorstellungeq . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.4 Das Feuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.5 Das Lebenselixier: Soma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.6 Die Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.7 Der Mensch und der Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.8 Das Sein und das Nicht-Sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.9 Die Angst .. . ....... . . . . . . .. . . . .. . ....... . ...... . . . .. . . . . . . .

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1.1.10 Die liebe.. . . ..... .. . ........ . .. . .. . . . .... . . . . . . . . . ... . . . .. 1.1.11 Das Haus......... . . . ............. . . . ................ . . . . . . 1.1.12 Der Dialog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Wedische Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Regelrechte Philosophie in Indien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Gab es eine iranische Metaphysik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 .Die jüdische Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Griechische Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Charakteristiken und Einteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Vorsokratik....................... . . . . . . . ......... . ... . . ... 2.1.2 Der Fortschritt und das ln-Frage-Stellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Die Sokratische Erörterung von Tod und liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Sokrates und der Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1.1 Kommentar.............. . ....... . ....... . . . ... .. ... 2.2.2 Sokrates und die liebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2.1 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Platonische Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1 Plato ein Metaphysiker? ein Mystiker? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Mystik versus Mystizismus; Mystik und Metaphysik . . . . . . . . . . . 2.3.2.1 Die besondere Fähigkeit, urteilen zu können, heißt Vernunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2.2 Die besondere Fähigkeit, ,mit-im-Templum' zu sein . .. heißt Kontemplation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Metaphysik und Mystik. Fortsetzung: Die Modalitäten der Erkenntnis, ihremodiund ihre zugehörigen Sprachen. Die Dialektik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3.1 Das Problem der Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3.2 Die Frage nach der Sachlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

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2.3.4 Zurliek zu Plato . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.5 Plotinische Metaphysik des Seins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.5.1 Entstehung und Inhalt der Plotinischen Metaphysik . . ..

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2.4 Aristotelische Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Grundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Illustrationen aus den Büchern A bis K der Metaphysik . . . . . . . 2.4.3 Die Aristotelische .,Theologie" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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lll. Christliche Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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I. Hohes Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1.1 Einführung............. . . . ........... . . . . . ............. . . . .. . . . . 1.2 Augustinus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Johannes Scotus Erigena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 Anse/rn und Abaelard . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Kommentar zur christlichen Philosophie vor der Scholastik . . . . . . . . . 1.5.1 Der Universalienstreit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.2 Das Problem von Leib und Seele .. .. .. .. . .. .. . . .. .. .. .. .. .. . 1.5.3 Die Metaphysik der inneren Erfahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Die Scholastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. . . . . . . . . . . 2.1 Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Thomas von Aquino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Denker außerhalb des Thomismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Ausklang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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IV. Moderne Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Descartes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Cartesianer und Anti-Cartesianer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Blaise Pascal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Spinoza............ . .. . ....... . ..... . . . . . ................ . . 2.1.3 Malebranche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 .4 lohn Locke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Leibniz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Intermediäre Phasen in der Moderne .. .. . ..... . . ... .. .. .. ... . . . . . . 3.2 Die Leibnizsche Metaphysik: die Monadologie oder Theorie der einfachen Substanzen....... . . . . . . . ...... . . . . . ... . . . ................. . 3.3 Ende der Theodizee....... .. . . .. . . . . . . . . . . . . . . . .... . .... ... . .. . ..

143 143 144 ISO

4. Das 18. Jahrhundert und der Anfang des Antimetaphysizismus . ...... . . . 4.1 Erste Periode: Der Übergang...... ........ .. .... . .... . . . . ...... . .. 4.2 Zweite Periode: Geist, Natur und Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

150 151 151

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Inhaltsverzeichnis 4.3 Dritte Periode: Physiokraten und Oekonomisten; der Fortschritt, das Gefühl und die Vorboten der Romantik; Kant und die Kritik . . . . . . . . 4.4 Philosophie und Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1 Philosophie und Religion sind zwei königliche Wege der menschlichen Besinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.2 Die Verdrängung der Religion durch die Philosophie . . . . . . . . . 4.5 Natur und Geist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5. Immanuel Kant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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6. Metaphysik und der deutsche Idealismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Was heißt Idealismus? . . . .. . . . . . . . .. . ... .. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. .. . . . 6.2 Die drei großen Vertreter des deutschen Idealismus am Anfang des 19. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Der Idealismus zwischen Kant und Hege[ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Nebenerscheinungen und Gegner des Idealismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

161 161 164 169 172

7. Die angebliche überwindung der Metaphysik im Positivismus Comtes . . . 7.1 Folgerungen des Positivismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.2 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

174 178 178

8. Der Materialismus, bzw. die Materialismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Der Marxismus oder dialektische Materialismus. . .. . .......... . . . . .

180 181

9. Der Existentialismus- Kierkegaard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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V. Zeitgenössische Metaphysik . : . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Zerfall der alten Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Verbreitung des Idealismus vor und während der Jahrhundertwende 1.3 Vorboten der neuen Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 ' Biick in Richtung der indischen Philosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Metaphysische Tendenzen nach sprachlichen bzw. geographischen Gesichtspunkten eingeteilt. - Abgrenzung der Moderne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Henri Bergsan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Die Tragik der Existenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Miguel de Unamuno als Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Die Phänomenotogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Intuitionisten und Ahnliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5. Spiritualisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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6. Existentialisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7. Gegner der Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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8. Metaphysik eine Wissenschaft sui generis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

203

9. Zukunft der Metaphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Namenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Zitate .,Der Tod ist der eigentlich inspirierende Genius oder der Musagel der Philosophie, weshalb Sokrates diese auch ea.v&:tov ~EAE'"J definiert hat. Schwerlich sogar würde auch ohne den Tod philosophiert werden. Daher wird es ganz in der Ordnung sein, daß eine spezielle Betrachtung desselben hier an der Spitze des letzten, ernstesten und wichtigsten unserer Bücher ihre Stelle erhalten. Das Tier lebt ohne eigentliche Kenntnis des Todes: daher genicl~t das tierische Individuum unmittelbar die ganze Unvergänglichkeit der Gattung, indem es sich seiner nur als endlos bewußt ist. Beim Menschen fand sich mit der Vernunft notwendig die erschrekkende Gewil~heit des Todes ein. Wie aber durchgängig in der Natur jedem Übel ein Heilmittel oder wenigstens ein Ersatz beigegeben ist, so verhilft diese Reflexion, welche die Erkenntnis des Todes herbeiführte, auch zu metaphysischen Ansichten, die darüber trösten und deren das Tier weder bedürftig noch fähig ist. Hauptsächlich auf diesen Zweck sind alle Religionen und philosophischen Systeme gerichtet, sind also zunächst das von der reflektierenden Vernunft aus eigenen Mitteln hervorgebrachte Gegengift der Gewißheit des Todes. Der Grad jedoch, in welchem sie diesen Zweck erreichen, ist sehr verschieden, und allerdings wird eine Religion oder Philosophie viel mehr als die andere den Menschen befähigen, ruhigen Blickes dem Tod ins Angesicht zu sehen. Brahmanismus und Buddhaismus, die den Menschen lehren, sich als das Urwesen selbst, das Brahm, zu betrachten, welchem alles Entstehen und Vergehen wesentlich fremd ist, werden darin viel mehr leisten als solche, welche ihm aus Nichts gemacht sein und seine von einem anderen empfangene Existenz wirklich mit der Geburt anfangen lassen. Dementsprechend finden wir in Indien eine Zuversicht und Verachtung des Todes, von der man in Europa keinen Begriff hat. Es ist in der Tat eine bedenkliche Sache, dem Menschen in dieser wichtigen Hinsicht schwache und unhaltbare Begriffe durch frühes Einprägen aufzuzwingen und ihn dadurch zur Aufnahme der richtigeren und standhaltenden auf immer unfähig zu machen. Zum Beispiel ihn lehren, dal~ er erst kürzlich aus Nichts geworden, folglich eine Ewigkeit hindurch Nichts gewesen sei und dennoch für die Zukunft unvergänglich sein sollte, ist gerade so, wie ihn lehren, daß er, obwohl durch und durch das Werk eines Andern, dennoch für sein Tun und Lassen in alle Ewigkeit verantwortlich sein solle. Wenn nämlich dann bei gereiftem Geiste und eingetretenem Nachdenken das Unhaltbare solcher Lehren sich ihm aufdringt, so hat er nichts Besseres an ihre Stelle zu setzen, ja ist nicht mehr fahig, es zu verstehen und geht dadurch des Trostes verlustig, den auch ihm die Natur zum Ersatz für die Gewißheit des Todes bestimmt hatte. lnfolge solcher Entwicklung sehen wir eben jetzt (1844) *in England unter verdorbenen Fabrikarbeitern die Sozialisten und in Deutschland unter verdorbenen Studenten die Junghegelianer zur absolut physischen Ansicht herabsinken, welche zu dem Resultate führt: edite, bibite, post martern nulla voluptas, und insofern als Bestialismus bezeichnet werden kann. Nach allem inzwischen, was über den Tod gelehrt worden, ist nicht zu leugnen, daß wenigstens in Europa die Meinung der Menschen, ja oft sogar desselben Individuums, gar häufig von neuem hin und her schwankt zwischen der Auffassung des Todes als absoluter • Das Datum steht nicht im Originaltext (Anmerkung des Verfassers).

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Zitate

Vernichtung und der Annahme, daß wir gleichsam mit Haut und Haar unsterblich seien. Beides ist gleich falsch: allein wir haben nicht sowohl eine richtige Mitte zu treffen, als vielmehr den höheren Gesichtspunkt zu gewinnen, von welchem aus solche Ansichten selbst wegfallen." Arthur Schopenhauer, Über den Tod (Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau o. J., s. 7-12) Nach Schopenhauer ist also der Tod die Ursache allen Philosophierens und das Problem der Metaphysik! ..11 y a une metaphysique nouvelle dans l'absolue destruction de toute metaphysique

..

Georges Duhamel, Cecile panni nous (Au Mercure de France, Paris 1938, p. 167)

Daß kurz vor dem Zweiten Weltkrieg so etwas geschrieben wurde - und zwar von einem namhaften Schriftsteller, der nicht als Philosoph gilt-, ist bezeichnend für die Tat· sache, daß zu jener Zeit schon seit einigen Jahrzehnten ein Wind wehte, der die Metaphysik als tot erklärte und die ganze philosophische Vergangenheit ablehnen wollte, die Me· taphysik doch nicht für alle Zeiten aus der Welt des Denkens verschwunden war und wie der Vogel Phönix aus ihren Aschen wieder auflebte .

.,ma ghi volgeva il mio disio e il velle, si come rota ch'igualmente e mossa, l'amor ehe move il sole e ['altre stelle." Dante, La Divina Commedia, Paradiso, Canto XXXIII 143-145.

Es sind dies die drei letzten Verse der Göttlichen Komödie: Wie sie die Sonne und die übrigen Sterne ähnlich einem gleichmäßig rotierenden Rad in Bewegung hält, unterhielt die Liebe schon meinen Willen und meine Begierde (nach dem höchsten Gut).

Einleitung 1. Warum die Frage: "Was Ist Metaphysik?"?

Die Großen unter den Philosophen der Generation, die der unsrigen vorangegangen ist, haben sich zu einem nicht unwesentlichen Grade im Grunde die Frage gestellt: Was ist Metaphysik? Gerade dieser Frage ist das vorliegende Buch gewidmet. Genau die Frage, wie sie hier eben formuliert worden ist: "Was ist Metaphysik?" hat explizit nur Martin Heidegger so als Titel einer seiner 1929 erschienenen Schriften gestellt, welche seine Antrittsvorlesung wiedergab. Andere aber, zur gleichen Zeit oder gar schon vorher, haben eigentlich mit dem gleichen Problem gerungen: Gabrief Man·el nicht nur in seinem Joumal Metaphysique (1927), sondern namentlich mit der Beschäftigung mit dem, was er das ontologische Geheimnis: Je mystere ontologique genannt hat,- Martin Buher im Problem des Verhältnisses von Ich und Du, - Edmund Husserl überhaupt mit der Beschäftigung mit dem Problem des Grundes, ja der Bedingungen der Möglichkeit der Begründung einer Wissenschaft von der Essenz (vom Wesen), genannt die Reine Phänomenologie,- die Existentialisten im Allgemeinen, darunter die "Antimetaphysiker" die, wie J. P. Sartre das Nichts (/e neant) anstelle Gottes gesetzt haben. Die Metaphysik hatte aber schon Jahrhunderte lang bestanden: unter diesem Namen seit den Anfängen der Scholastik im Mittelalter, de facto aber seit der Antike,- ja seit den ältesten bekannten Schriften: den Wedas im 2. indischen vorchristlichen Jahrtausend. Warum mußten die Denker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, also die Pioniere der zeitgenössischen Philosophie, diese Frage stellen? Was war ge· schehen, das einen Schatten, einen Zweifel, sogar einen Schleier über diese Lehre geworfen hatte? Wir werden uns mit diesem Fragenkomplex vorgängig des detaillierten Studiums wichtiger Texte und Autoren beschäftigen. Um aber überhaupt eine Anzahl Hinweise dabei verstehen zu können, bedürfen wir zuerst einmal einerauch so knapp gehaltenen- sehr gedrängten Zusammenfassung der Geschichte des menschlichen Denkens gerade in bezug auf die Grundfragen der Metaphysik, um zu wissen, wo und wann und unter welchen Umständen die erwähnten Namen und die Bezeichnung der Systeme einzusetzen sind,- weshalb ich die Darstellung überhaupt mit einer- "nur" siebenseitigen- Geschichte der

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Einleitung

Philosophie eröffnen werde, indem ich mich auf die Probleme der Metaphysik beziehen werde. l.l Welches sind indessen diese Probleme der Metaphysik? Auch das ist eine schwierige Frage, sogar eine Frage für die Metaphysik selbst! Die Meinung darüber wechselt mit dem Denker. Wir können versuchsweise einige solche erwähnen, etwa: - Die Frage selbst: Was ist Metaphysik? Denn die Metaphysik ist für alle eine Reflexion über die (Gründe der) Reflexion, folglich irgendwie eine Reflexion über sich selbst. - Das Sein; und zwar das Sein des einzelnen Seienden wie auch das Sein an und für sich. Das macht aus der Metaphysik als Wissenschaft die Ontologie. - Ferner das Sein Gottes, bzw. der "Nachweis" Gottes; dies hat zur Folge, daß die Metaphysik manchmal mit der Theologie (so bei Aristoteles), manchmal auch mit der Mystik (so bei manchem Naturwissenschaftler) verwechselt wird. - Die Auszeichnung des Menschen unter allen Kreaturen; folglich das Problem der Seele und des ..Beweises" einer vom Leib unabhängigen Seele. - Die Zeit und ihr Verhältnis zum Sein. (Der Raum hingegen ist kein Problem für die Metaphysik, sondern für die Erkenntnistheorie). - Folglich die Existenz und die Essenz (als Wesen und als Wesenheit). - Die Liebe, weil sie das einzige ist, was die Zeit im Schoße der Existenz aufzuheben vermag und somit den Menschen in direkter Verbindung mit dem Sein als solchem setzt. -Der Tod. - Die Freiheit. - Die Tatsache, daß es überhaupt die Welt gibt. - Sein und Haben.

- Der Zweifel an dem Sinn einer Metaphysik, folglich Metaphysik und Antimetaphysik. - Deshalb das Nichts. - Usw.

2. Knappe Zusammenfassung der Entwicklung des menschlichen Denkens 2.1 Man unterscheidet grosso modo die westliche Philosophie (Okzident) von der östlichen Philosophie (Orient). Das Denken des Orients ist viel älter als dasjenige des Westens, hat sich aber weniger geändert im Laufe der Jahrhunderte, ja Jahrtausende, weil es nicht die Denkrevolutionen durchgemacht hat,

2. Knappe Zusammenfassung der Entwicklung des menschlichen Denkens

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die dem Okzident durch das Christentum und das Aufblühen der Naturwissenschaften zugekommen sind. Die einzige Denkrevolution gleichen Ausmaßes im Orient ist der Buddhismus gewesen, und sie geschah im 6. vorchristlichen Jahrhundert. 2.2 Orientales Altertum. Die ältesten bekannten Schriften sind im Weda zwischen dem 15. und dem 10. Jahrhundert v. Chr. entstanden. Die ganze indische Philosophie schließt daran; diese Philosophie unterscheidet- im Gegensatz zur okzidentalen- nicht prinzipiell die Religion von der Spekulation, so daß keine Tradition dort besteht, die Philosophie von der Theologie zu trennen. Dies ist für die Metaphysik sehr wichtig. Als mehr ausgeprägt philosophisches System entwickelt sich ca. I 000 bis 500 v. Chr. der Vedanta mit den Upanishaden als wichtigste Schriften. Religiöser Hintergrund ist die Vorstellung einer Urgottheit, Brahman, einer grol~en allumfassenden Seele, Atman, der Personifikation Brahmans in Brahma, mit welchem Vishnu und Shiva eine göttliche Trinität, genannt Trimurti, bilden. Atman bedeutet: .,Gott in uns selbst" und wird machmal bloß als .,Selbst" gedeutet. Im Vedanta spielt das mystische Erlebnis eine wichtige Rolle. Es liefert eine Art .,Beweis" Gottes. Die ganze indische Philosophie bleibt in dessen Tradition bis in unsere Tage erhalten. Der im 6. Jahrhundert entstandene Buddhismus ist eine Heterodoxie der indischen religiösen Philosophie. Die Heterodoxie besteht in der Lehre, daß die Glückseligkeit nicht auf Atman, sondern auf einem Erlöschen der Seele des Menschen im Nirvana beruht. Abgesehen von der Verbreitung des Buddhismus nach dem Fernen Osten ist das chinesische Denken eher moralisch-sozial orientiert, was für die Betrachtung der Metaphysik von geringerem Belang ist. Wichtiger ist das dem alt-indischen Denken verwandte awestische Denken von Alt-Persien (von Awesta, Grundtext) und die reformatorische Lehre desselben durch Zarathustra, auch Zoroaster genannt. Die Erfinder solcher großen metaphysischen Lehren sind Aryer gewesen. Aryer waren eine Rasse des östlichen Mittelmeeres, verwandt mit der alpinen Rasse. Ihre Sprache war indo-europäisch und umfaßte die indo-iranische Gruppe. Sie verteilte sich zwei Jahrtausende v. Chr. nach Indien und nach Iran. Wenn in Indien sich eine komplizierte religiöse Philosophieaufgrund eines von einem komplizierten mythologischen Polytheismus überdeckten Mono-pantheismus entwickelte, entstand in Iran schließlich eine rein monotheistische Religion, die erste monotheistische Religion in der Welt nach dem Anspruch der Parsen, d . h. der heute noch lebenden Anhänger Zarathustras, eben durch den Propheten Zarathustra wahrscheinlich vor dem 8. vorchr. Jahrhundert verkündet. Die meisten Schriften, die im Laufe der Zeit entstanden sind, wurden erstens durch den Zug Alexanders in Persepolis, zweitens denjenigen der Muselmanen in der Nähe von Ekbatan (heute Hamadan) zerstört. Die Lehre ist in

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Einleitung

den Gathas (Gesänge) enthalten, welche Ahura Mazda, Gott loben. Eine Analogie mit den Wedas besteht. Die besonderen Züge sind Widersätze wie Leben und Nicht-Leben, Seele und Materie, Wirklichkeit und Nicht-Wirklichkeit usw. ; der menschlichen Seele ist der unmittelbare Kontakt mit der Gottheit möglich. Im Gegensatz zum Hinduismus, der einen gewissen Pessimismus enthält (in besonders starker Form in der Buddhistischen Heterodoxie), welcher sich in der Lehre der Reinkarnation der Seele manifestiert und das mönchartige Leben begünstigt, ist Zoroasterismus optimistisch, insbesondere da er den Begriff Maya (Scheinartigkeit der Welt) des Hinduismus nicht kennt. Im Westen hat sich der asiatische Einfluß möglicherweise bemerkbar gemacht. Auch von Ägypten sind wohl Einflüsse gekommen, namentlich deswegen, weil dort eine elementare praktische Mathematik getrieben wurde. Auch die Weisheit der Sumerer und dann der Assyrer namentlich auf dem Gebiet der Astronomie und der Zeitrechnung ist nicht zu vernachlässigen. 2.3 Antikes Griechenland Aber schon im 7. Jahrhundert v. Chr. entstand in Griechenland eine Art .. Physik", die darin bestand, Prinzipien zu erfinden, aus denen die Existenz der materiellen Dinge in ihrer Mannigfaltigkeit zu folgern wäre. Thales von Miletus, Anaximander, dann im 6. Jahrhundert Anaximenes sind die wichtigsten Mileter, - ersterer mit dem Wasser als dem Prinzip oder Element, der zweite mit dem schon abstrakten, metaphysisch klingenden Begriff des tlTCE!.POV (des Nichtabgegrenzten), der dritte mit dem TCVE~ (im wesentlichen die Luft). Parallel dazu sind die Pythagoräer zu erwähnen, welche für die Metaphysik viel wichtiger sind; denn die Auffassung von Pythagoras (gest. ca. 500 v. Chr.), die Zahlen seien die Substanz der Dinge und die Welt sei nach einer Harmonikallehre zu verstehen, hat großen Einfluß auf Plato gehabt und bildet einen gewichtigen Gegenstand der Inspiration und zugleich der Metaphysik des Aristoteles, der allerdings die pythagoreisch geprägte Metaphysik von Plato eher kritisierte. Der Pythagoreismus geht irgendwie dann durch die ganze westliche Philosophie. Er enthielt auch Ansichten über die Seele und vertrat die Doktrin der Seelenwanderung (die auch Plato übernahm), was auf einen indischen Ursprung der Lehre hindeuten könne. Schließlich war die Mathematik als Lehre des reinen Beweises eine pythagoreische Leistung. Der Pythagoreismus vereinigte Religion, Philosophie (sagen wir hier grob ..Metaphysik") und Naturwissenschaft (damals bestehend aus den Anfängen der Physik) samt der politischen Führung der Gesellschaft und vermeintlich auch die Kunst in eine einzige Angelegenheit. Diese synthetische Integralität von Theorie und Praxis findet man sonst nur in der indischen Tradition (bis zu unseren Tagen); sie ist im Westen total verlorengegangen. Eine dritte Richtung ist für diese sogenannt vor-sokratische Zeit zu erwähnen, die der Eleaten-Schule, mit Xenophanes als ihren Begründer, Pannenides

2. Knappe Zusammenfassung der Entwicklung des menschlichen Denkens

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(geb. ca. 540 v. Chr.) als ihren bedeutendsten Vertreter, Zeno u. a. m. Ersterer vertrat einen idealistischen Pantheismus, was einer Metaphysik behilflich sein konnte, der zweite fügte die Idee hinzu, daß- da alles nur ist- das Sein das Urprinzip aller Dinge und das Nicht-sein eine Unmöglichkeit sei, was der westlichen Metaphysik einen großen Vorsprung gab; indem ihr die Möglichkeit ge· geben wurde, als Lehre des Seins- gelehrt gesagt - als Ontologie zu walten. Dazu kommen einige weitere, untereinander mehr oder weniger verwandte Schulen hinzu,- der Phänomenalismus von Heraklit mit dem Feuer als Prinzip der Änderung (statt des Seins), gefolgt von Empedokles,- der Physikalismus der Atomisten Leukipp und Demokrit (46G-370), der ursprüngliche Atomismus von Anaxagoras (500-428), der meinte, daß eine göttliche Intelligenz, genannt Nous die Vernunft (voüc;), die Homeomerien oder Ähnlichkeiten, aber zugleich die Unterschiede der Dinge auseinandergenommen hätte, um sie durch Mischung in die Körper einzuflößen. Anaxagoras kam nach Athen und war vielleicht der Lehrer des Sokrates. Bis dahin, d. h. bis vor der Hellenischen Periode, sind folgende Begriffe entstanden, die für eine Metaphysik besonders wichtig sind: das Unendliche(!bmpov), das Sein (-o;o ov), die Vernunft (voüc;) allerdings noch mit einer genügenden Breite, damit Nous auch das Herz einschließe. Dieser Art der Vernunft gesellt sich eine zweite, genannt A.6yoche angezeigten Nihilismus (er sprach von einer Dekadenz des menschlichen Geistes im Platonismus wie namentlich im Christentum), die er im Denken seiner Zeit festzustellen vermeinte, ist in der ganzen antiplatonische Philosophie des Westens vorhanden, welche auf die Wirklichkeit des Ich, und des Seins als Wille gerichtet worden war. Man kann gewissermaßen in der ganzen Geschichte der westlichen Philosophie seit Aristoteles einen Zug in der Form einer Ablehnung dessen verfolgen, was bei Plato die größte Tiefe seines Denkens erreichte: Schon Aristoteles sah in den Platonischen Ideen nur ein Vakuum. Der westliche Denker hatte somit gelernt und war sich gewohnt geworden, jenseits des metaphysischen Absoluten nur noch ein Nichts zu denken. Für die Denker des Osten ist dieses Jenseits aber nicht leer, sondern voll. Z. B. bedeutet Nirvana für sie keineswegs das Nichts, sondern eine absolute ontologische Fülle. Setzt man den Tod Gottes voraus, bleibt nur das westliche Nichts, und das Ich verbleibt da in seiner Einsamkeit und explodiert nach unten kraft eines unbeschränkten Vermögens der Verneinung: in die Hölle des Ich sozusagen. Das ist westlicher Nihilismus oder westliche Dekadenz. Um dem entgegenzutreten, kann man sich dem östlichen Denken zuwenden, bei welchem die Unterscheidung zwischen Philosophie und Religion wegfällt, weil beide, Philosophie und Religion, auf das Urprinzip aller Dinge: Brahman zu gerichtet sind. Aber dieses Denken ist auch bestrebt, Metaphysik und Mystik (sozusagen in einer Spezifizierung von Philosophie und Religion) in eine Einheit zu verschmelzen. Das ist eine Auffassung von Metaphysik und Mystik, die

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V. Zeitgenössische Metaphysik

äußerst anziehend erscheint aber zugleich einer gewissen Vereinfachung, ja einer "terrible simplification" gleichkommt, welche mit meiner Vorstellung nicht im Einklang steht. Es erscheint deshalb fraglich, ob sich die Metaphysik der Spiritualisten und die indische Denkweise in irgendetwas überdecken, obgleich man hier und da von einer Angleichung gesprochen hat. Die Spiritualisten sind im großen und ganzen der christlichen Tradition treu geblieben. Für sie besteht der Unterschied zwischen metaphysischer und religiöser Erfassung des Göttlichen durch die Kraft des Denkens bzw. dank der Macht der Offenbarung fort. Für mich bleibt die reziproke Nichtzurückführbarkeit von Sprache der Dialektik in der Metaphysik und "Sprache" des Schweigens in der Mystik bestehen. Und so wirft z. B. die christliche Lehre den mystisch-metaphysischen Denkern vor, daß sie behaupten, das absolute göttliche Sein ohne Beihilfe der Gnade zu erreichen. Der große Unterschied zwischen Westen und Osten besteht in dieser Hinsicht darin, daß in der jüdisch-christlich-islamischen Tradition Gott ein persönlicher Gott ist, im indischen Denken hingegen ursprünglich ein undifferenziertes Urprinzip, das erst durch Spezifikationen zu persönlichen Göttern werden kann, die ihrerseits in Menschengestalten weitere Inkarnationen erleben. Der Glaube an einen persönlichen Gott gestaltet das Verhältnis zwischen Mensch und Gott anders als das Denken an ein transpersönliches überindividuelles Absolutes, namentlich als es das adwaitische Denken tut, wonach keine Dualität jeglicher Art besteht. Es bleibt indessen die Tatsache bestehen, daß eine Konfrontierung der beiden Traditionen: der westlichen und der östlichen immer tiefer vor sich geht, und das ist einmal eine positive Aufforderung an die Metaphysik, die vielmehr versprechend sein dürfte als die negative Drohung der verschiedenen Ideologien des Westens.

2. Metaphysische Tendenzen, nach sprachlichen bzw. geographischen Gesichtspunkten eingeteilt - Abgrenzung der Moderne Tendenzen haben sich entwickelt, welche einigermaßen nach Regionen der sprachlichen und der intellektuellen Traditionen unterschieden werden können, und das sind Frankreich, Deutschland, das angelsächsische Gebiet, Italien, ferner was ein Iberisches Denken (einschließlich Latein-Amerika) genannt werden könnte, und schließlich Indien. Dazu kommt, daß das 20. Jahrhundert sich der Mystik gegenüber eher positiv gezeigt hat im Gegensatz zum vorigen Jahrhundert, das (abgesehen vom romantischen Liebäugeln für den Mystizismus) der Mystik verschlossen blieb. Und so konnte ein gesundes Verhältnis zwischen Metaphysik und Mystik wieder bestehen im Sinne der Unterscheidung, die zwischen ihnen entsprechend früheren Betrachtungen (vgl. 2.3.2, 2.3.3) gemacht werden muß, obgleich die Bemerkung über den indischen Einfluß nicht zu vernachlässigen ist.

2. Metaphysische Tendenzen - Abgrenzung der Moderne

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Nun ist soeben eine zeitliche Grenze dadurch gesetzt worden, daß das 20. vom 19. Jahrhundert unterschieden wurde. Ist die Zeit um 1900 die Übergangs· zeit zwischen einer Periode der sogenannten modernen Geschichte der Philosophie und speziell der Metaphysik und einer weiteren Periode, welche als diejenige der zeitgenössischen Metaphysik zu bezeichnen wäre? Die Antwort ist ungefähr ja. Das .,ungefähr" ist dabei sofort einleuchtend, da nicht plötzlich alle Denker gewissermaßen über Nacht neu und anders denken können. Die Re· naissance zum Beispiel begann in Italien ein Jahrhundert vor der Renaissance in Nord-Europa. Aber damals verbreiteten sich die Gedanken langsamer als jetzt. Der erste Weltkrieg könnte in gewisser Hinsicht auch als Grenzzeit zwischen einer abklingenden Moderne und einem sogenannten zeitgenössischen Denken gelten, zumal weil dieser Weltkrieg viele überlieferte Anschauungen über Bord warf und auch ein fast unendliches Elend nach sich zog, das das Erlebnis des Weltschmerzes sozusagen universell oder mindestens in der ganzen westlichen Hemisphäre spürbar zu machen vermochte und folglich jede Spur einer überlieferten, traditionellen metaphysischen Denkweise als ü herholt und nicht mehr haltbar erscheinen lassen mußte. Aber eine Vorwegnahme dieses Umsturzes im Denken war schon um die Jahrhundertwende geschehen. Leute wie Henri Bergsan in Frankreich und Edmund Husserl in Deutschland waren schon vierzigjährig, d. h. in dem Lebensalter, wo Philosophen reif werden und ihre wesentlichen Gedanken etwa niederschreiben und veröffentlichen. Wenn auf deutschem und deutsch sprechendem sowie angrenzendem Gebiet die Husserlsche Phänomenologie mit ihrer Methode der Ausklammerung (.,Epoche") alles Nebensächliche zum Zwecke der Erreichung einer .,Wesensschau" zunächst eher als eine Methologie denn als eine eigentliche Metaphysik aussieht, ist die im französisch sprechenden Gebiet sich verbreitende Bergsonsche Auffassung der Intuition der Zeit als Dauer und der Gegenstände als Seiende gegenüber ihrer mathematisch-wissenschaftlichen, zugleich ihr Wesen zerstörender Konzeption viel unmittelbarer eine Metaphysik, die aber im Gegensatz zur Tradition die dauerhafte Natur des Geschehens statt seinem auf statisch-geometrischer Darstellung reduzierten Abbild zu erfassen behauptet. Neben dem Bergson-artigen Intuitionismus, der seine Weiterführung erleben wird und ähnliche ARschauungen verursachen wird wie bei Mystikern oder im Falle eines Teilhard de Chardin, entwickelt sich eine andere Art Intuitionismus unter den Mathematikern (Brouwer u. a. m), dies zu einer Zeit, wo die Mathematik eine noch nie erlebte Krise durchmacht, weil Zweifel an der Möglichkeit ihrer sauberen Begründung erhoben werden und unter anderem die Frage gestellt wird, ob die Mathematik die Erreichung der Schau der Ideen (mathematischer Platonismus) anstrebt, oder die Aufstellung eines intellektuellen Spiels mit frei gewählten Regeln, oder die Abstraktion von den reinen Strukturen der Wirklichkeit, oder was noch ist, und folglich die Beziehung zwi-

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V. Zeitgenössische Metaphysik

sehen Metaphysik und Mathematik entweder als eine feste, oder eine lose, oder als inexistent oder sonstwie interpretiert bzw. erklärt wird. Parallel zu diesen neueren Strömungen sind Fortsetzungen anderer Strömungen in Richtung entweder einer Erneuerung der Metaphysik oder einer Gegnerschaft zu ihr zu verzeichnen. Nicht immer unabhängig vom Einfluß der Phänomenologie und ihrer Methode sind verschiedene Gattungen des Existentialismus, namentlich derjenige Heideggers. Aber die Existentialisten werden durch Sinn und Unsinn des Lebens, durch das Gefühl. in die Welt geworfen zu sein (sei es durch eine göttliche Bestimmung, sei es ohne Grund)- so daß diese Welt .,weitet", das Nichts .,nichtet" und dergleichen-, dermaßen beeindruckt, daß für sie die Metaphysik gar nicht mehr auf der Seite der reinen Vernunft zu treiben ist, sondern sie sich als ein Sichbewußtwerden eben dieses Weltschmerzes und gegebenenfalls (obgleich nicht immer) seiner Überwindung ergibt. Der Positivismus lebt wieder auf in der Bewegung der Neo-positivisten, welche hauptsächlich aus dem sogenannten Wiener Kreis stammen. Bezüglich der Metaphysik ist das die Hochburg ihrer Gegner, denn die Neopositivisten erklären, daß jede met~physische Bestrebung nur Pseudo-Probleme- also falsche, lügenhafte, illusorische Probleme- aufwirft und deshalb zu verwerfen sei (darin erinnern sie an Hume, der schrieb: ..... commit it to the flames, for it is nothing but sophistry .. . ", vgl. 4.5); sie sind Anhänger des Empirizismus in England, des Positivismus sofern es sich um die Aufstellung einer Erforschung der Wirklichkeit handelt, des Szientismus in dem Sinn, daß nicht nur die Wissenschaft allein eine vernünftige Erklärung gibt, sondern daß alles sich auf eine wissenschaftliche Art und Weise explizieren läßt, und schließlich logische Positivisten in der Forderung, die Logik allein als brauchbare philosophische Methode der Analyse zu benützen. Sie verkörpern also den Inbegriff von Antimetaphysikern in dreifacher Hinsicht. Ebenfalls ist die Bewegung der in England entstandenen analytischen Philosophie zu erwähnen, die die einzig bleibende Aufgabe der Philosophie darin sieht, die Sprache zu analysieren, um zu lernen, fern von jeder Pseudofragestellung zu bleiben. Eine Verwandtschaft mit dem Neopositivismus besteht, so daß oft eine Identifikation des Zieles erstrebt wird, wobei von ihren Befürwortern die Sprachanalyse als die Methode zeitgenössischen Philosophierens erklärt wird. Aber es sind auch andere Tendenzen vorhanden, so diejenige, welche sich an einen systematischen Skeptizismus anlehnt, diejenige, welche die Sprachanalyse als höchste Phase der Vernunftsanwendung zum letzten Kapitel der Metaphysik machen will in einer totalen lgnorierung der Erneuerung der metaphysikalischen Fragestellung nach Sinn der Existenz usw. Diese sprachanalytisch geführte Metaphysik steht im Grunde in der direkten aristotelischen Tradition, welche in Oxford ununterbrochen während fast einem Jahrtausend bestanden hat, aber sie hat die ursprünglichen Gegenstände der aristotelischen Metaphysik verloren und ist deshalb nur noch eine neue Scholastik der

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Sprachanalyse, eine Methodologie in der Form einer bereinigten Denklehre geworden. Und weil sie eine bloße Methodologie ist, lassen sich zwischen ihr und der Phänomenologie, die im Wesentlichen auch nur eine Methodologie ist, Beziehungen und Vergleiche anstellen (P. Rica!ur). Schließlich sind die Marxisten in stetig größerer Schar da, welche im großen und ganzen aufgrund ihrer zunehmenden ideologischen und orthodoxen Anhänglichkeit und infolge einer Leninistischen Indoktrinierung sich auch zu einer regelrechten Scholastik entwickeln und so ein eigenes .,Opium für das Volk" brühen, genau wie ihr Begründer es der christlich-geprägten Scholastik (auch zu einer Ideologie geworden) vorgeworfen hatte 1• Als Belege zur Metaphysik der Jahrhundertwende und des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts seien hier jetzt Exzerpte von zwei Autoren (samt kurzen Kommentaren gegeben): Aus einem Werk Bergsans als Illustration des lntuitionismus, aus einem Werk Unamunos als Illustration eines .,tragischen Existentialismus", beide Autoren, die von unzähligen Lesern gelesen worden sind und somit zeit ihres Lebens sich eines riesigen Erfolges erfreuen konnten. So hat z. B. im Laufe von vierzig Jahren das Bergsansehe .,Essai . .. "nicht weniger als 26 Auflagen, .,Les deux sources de Ia morale et de Ia religion" sogar vierundsechzig Auflagen in 19 Jahren erlebt. 2.1 Henri Bergsan (1859-1941 . Von ihm sind etwa vier Hauptwerke zu erwähnen .. Essais sur les donnees immediates de Ia conscience" (1889)- ,.Matiere et memoire" (1896)- .,L'Evolution creatrice" (1907)- ,.Les deux Sources de Ia morate et de Ia religion" (1932). Merkmal seiner Philosophie: Es besteht eine Kontinuität der Metaphysik und der Physik. Nach Descartes war Philosophie eine Wissenschaft nach Art der Mathematik; nach Bergsan ist sie es aber nach Art der Biologie. Diese neue Allianz zwischen der Metaphysik und den Wissenschaften bedeutet eine Änderung in der Struktur des Verstandes. ,.11 faut rompre les cadres mathematiques ..." sagt er 1901 ,.(pour) edifier une metaphysique capaqle de monter de plus en plus haut ...". Das spricht gegen den cartesischen Mathematismus und gegen den - später entstandenen - (logischen) Neo-positivismus: Eine Metaphysik, welche tief in der Erfahrung verwurzelt und den Lebenswissenschaften angepaßt wäre, um sie sogar zu transzendieren. Die Wirklichkeit ist veränderlich. Das hindert die Philosophie nicht daran, eine Seinsphilosophie zu sein.

Bergsan erhebt sich nicht nur gegen den cartesischen Mathematismus, sondern auch gegen den Kantschen Relativismus, der auf die Vorstellung eines unveränderlichen Seins beruht, das durch die Erkenntnis nicht erreicht werden kann. Allerdings muß man sich dessen klar sein, daß es nicht die .,WissenschaftI Zur Definition des heutigen Begriffes von Ideologie und zur Gefahr der Ideologien für die Metaphysik, siehe A Mercier: La menace des ideologies et du mysticisme en face de Ia veritable metaphysique (in Memorias del Symposium filos6fico internacional en homenaje al XXV anniversario de Ia sociedad mexicana de filosofia, vol. I, Ixtapan de Ia Sal. Estado de Mexico, 5-11 julio 1979, p. 11-24)

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liehe", insbesondere die physikalische Zeit ist, welche andauert, denn die positive Wissenschaft entzeitlicht die Zeit, nimmt ihr die Dauer weg, indem sie aus ihr ein bloßes Konzept, einen abstrakten Begriff macht. Mit Bergsan ist die Zeit als eines der wichtigsten metaphysischen Probleme da; das war außer bei Augustinus und Pascal nicht der Fall gewesen, obwohl Kant sich scheinbar so sehr mit der Zeit befaßt hatte, denn bei Kant ist die Zeit eine Formapriori unserer Anschauung, eine "nothwendige Vorstellung, die allen Anschauungen zugrundeliegt .. ."(Kritik, Transc. Aesth. § 4). Für Bergsan ist jeder Augenblick voll Neuigkeit, radikale Neuigkeit, Unvorhergesehenes und unendlich reich an Sein. Das Sein wird in der Zeit wiedergefunden. Die physikalische Zeit, oder Zeit der Mechanik ist nicht die Zeit des Bewußtseins. Die Zeit des Bewußtseins ist Dauer: la dun~e. Das Andauern ist zugleich Veränderung, nicht aber Zerfall, denn Bewußtsein ist zugleich Erinnerung: memaire. Die Erhaltung der Erinnerung ist eine Eigenschaft, ja eine Garantie des Seins. Wenn also Zena und seine Paradoxe abgelehnt werden, wird dafür Heraklit auch nicht als Ersatz genommen, denn Letzterer hatte kein Sein in seiner Vorstellung der Welt als der des Werdens. Die Wirklichkeit ist Sein und Werden zugleich. In einer solchen Perspektive stellen sich die Probleme der Metaphysik anders als in der Tradition, zum Beispiel dasjenige der Freiheit. Als Illustration geben wir (in Übers.) einige Exzerpte (samt Kommentar) aus Bergsans "Essai sur /es dannees immediates de Ia canscience" betr. just die Freiheit (Abhandlung über die unmittelbaren Gegebenheiten des Bewußtseins, 165 ff. nach der Numerierung der "Edition du Centenaire" in CEuvres, P. U. F., Paris 1970, S. 143): "Man nennt Freiheit das Verhältnis des konkreten Ichs zum Akt, den er ausführt. Dieses Verhältnis läßt sich nicht definieren, gerade weil wir eben frei sind." (Man bemerke hier, wie eine eigenartige dialektische Ausdrucksweise auftritt: die Unmöglichkeit einer eigentlichen Definition der Freiheit beruht nach Bergsan darauf, daß wir frei sind). Der Text lautet weiter: "Es läßt sich nämlich wohl ein Ding, nicht aber ein Fortschreiten analysieren; zum Beispiel läßt sich die Ausdehnung, nicht aber die Dauer, auseinandernehmen. Folglich, falls man doch darauf besteht, zu analysieren, so verwechselt man unbewußt das Fortschreiten mit einem Ding und die Dauer mit einer Ausdehnung." Mit anderen Worten die Analyse einer so intuitiven Notion2 wie der Zeit macht aus dieser Zeit einen analytischen Raum, der nichts ist als ein mathematisches Objektum, das mit der Dauer als der unmittelbaren Gegebenheit unseres Bewußtseins nichts mehr echt Gemeinsames hat; das sich Entfaltende wird durch das Entfaltete ersetzt: "Allein dadurch", fährt er weiter, "daß man die konkrete Zeit auseinanderzunehmen behauptet, setzt man ihr Stücke nebeneinander in den 2 Ich unterscheide zwischen einer .,Notion", die noch durch keine Konzeptualisierung zum Begriff umgewandelt ist, und dem zugeordneten Begriff, der aus der Notion durch eine, mehr oder weniger formale Konzeptualisierung anhand einer Lehre oder einer Theorie entsteht.

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homogenen Raum; anstelle der sich entfaltenden Tat setzt man die fertige Tatsache auf, und da man so angefangen hat, sozusagen die Tätigkeit des Ich festzuhalten, sieht man, wie die Spontaneität sich in Trägheit und die Freiheit sich in Notwendigkeit umwandeln.- Dies ist der Grund, weshalb jede Definition der Freiheit dem Determinismus Recht geben wird." Hier sieht man, wie Bergsan die Freiheit und die Spontaneität des Augenblicks in enge Beziehung bringt, um zu verhindern, daß die alte Schwierigkeit wieder auftaucht, die ganz besonders seit der Newtonsehen Mechanik die Geister beschäftigt hatte, und welche in dem scheinbaren Widerspruch zwischen Determinismus und Freiheit bestand. Kant, zur Zeit als Laplace den Determinismus ausgerufen hatte, hatte schon versucht, dem Widerspruch dadurch zu entkommen, daß er je eine Kategorie zu der theoretischen, respektiv zu der praktischen Vernunft zugeordnet hatte, nämlich die Kausalität für die erste und die Freiheit für die zweite, als ob es möglich wäre, diese beiden Vernünfte ganz autonom zu deklarieren und unabhängig voneinander anzusehen, auch wenn sie beide je als spezifische Verwendung ein und der gleichen "reinen" Vernunft sind. Diese Auseinanderhaltung von Kausalität (worunter unvermeidlich im Rahmen·der Wissenschaft der Determinismus verstanden wurde) und Freiheit hat keinen Philosophen und auch keinen Menschen auf der Straße davon abgehalten, eine einheitliche Vernunft zu halten, so daß seitdemjeder es für einen Widerspruch empfand, daß es einerseits den Determinismus, andererseits die Freiheit gibt. Denn wir sehen die Determiniertheit physischen Geschehens ein und wir wissen ganz einfach, daß wir immer wieder frei handeln können. Bergsans Versuch, dieses Thema anhand einerneuen Auffassung der Zeit zu lösen ist meiner Ansicht nach auf den richtigen Weg gelenkt worden, aber löst es doch nicht ganz und ich habe für meinen Teil versucht, die metaphysische Erfassung sowohl der Zeit als auch der Freiheit so zu erneuern, daß man einen Schritt weiter zur Lösung dieses sehr schwierigen Problems kommt. (Die metaphysische Neuauffassung der Zeit habe ich in meiner Abschiedsvorlesung3 und meine Auffassung der Freiheit schon in meinem Buch über Liebe und Sein: De /'Amour de l'Etre4 dargelegt.) Es muß aber indessen die Argumentation Bergsans weiterverfolgt werden, um seine Intention voll und ganz zu verstehen. Er sagt weiter: "Soll man wohl den freien Akt dadurch definieren, daß man sagt, er hätte- nachdem er begangen worden ist - im Grunde ausgelassen worden sein können? Doch impliziert eine solche Behauptung- wie übrigens auch die gegenteilige Behauptung - ·die Idee einer absoluten Äquivalenz zwischen der konkreten Dauer und ihrem räumlichen Symbol,- und sobald man diese Äquivalenz postuliert, gelangt man am Ende der nämlichen Überlegung, die soeben entwickelt worden ist, zum strengsten Determinismus." 3 4

Veröffentlicht in Epistemologia (1, 1978, S. 337). (Louvain / Paris 1960).

13 Mercier

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Also noch einmal: Die Verräumlichung derZeit kommt einer Verdeterminierung der Freiheit gleich. Bergsan fährt nun fort: ,.Will man andererseits den freien Akt als ,denjenigen defi'nieren, den man nicht voraussagen kann, auch wenn man alle Umstände zum voraus kennt, unter denen er ausgeführt wird'? Doch wenn man alle diese Umstände als gegeben auffaßt, heißt das, daß man innerhalb der konkreten Dauer sich im Moment selbst der Ausführung des Aktes setzt. Oder aber man nimmt an, daß der Stoff der psychischen Dauer sich zum voraus symbolisch darstellen läßt, was dem gleichkommt, die Zeit als homogenes Medium aufzufassen und damit unter einer neuen Form die absolute Äquivalenz zwischen der Dauer und ihrem Symbol zu postulieren. Vertieft man diese zweite Definition der Freiheit, wird man erneut zum Determinismus geführt." Also zum dritten Mal: Die Konfusion von Zeitdauer und Zeitsymbolik erzwingt das Dilemma zwischen Freiheit und Determinismus. Ein viertes Argument bei Bergsan lautet wie folgt: "Will man schließlich den freien Akt dadurch definieren, daß er nicht notwendigerweise durch seine Ursache determiniert ist? Aber entweder hat das keinen Sinn, oder man meint damit, daß gleiche innere Ursachen nicht immer die gleiche Wirkung haben. Man nimmt also an, daß die psychischen Voraussetzungen eines freien Aktes wiederkehren können, daß die Freiheit sich in einer Dauer entfaltet, deren Momente gleich aussehen, und daß die Zeit ein homogenes Medium ist wie der Raum. Dies führt von selbst auf die Vorstellung einer Äquivalenz der Dauer mit ihrem räumlichen Symbol. und es braucht nicht viel dazu, um zu sehen, daß daraus noch einmal der Determinismus wieder auftaucht." Wie wir sehen, argumentiert Bergsan ständig um den Irrtum der Verwechslung der Zeit als Dauer mit ihrer Vorstellung als mathematisches Symbol. "Der Irrtum Kants"- sagt später Bergsan- "bestand in der Verwechslung der Zeit mit einem homogenen Medium. Er (Kant) scheint nicht bemerkt zu haben, daß die wirkliche Dauer aus ineinander verinnerlichten Momenten besteht und daß, wenn ihr die Form eines homogenen Ganzen zugeschrieben wird, es so ist, weil sie als Raum zum Ausdruck gebracht wird. Und so kommt eben die Unterscheidung, die er (Kant) zwischen Zeit und Raum herstellt, im Grund einer Verwechslung von Zeit und Raum gleich, genau wie die Verwechslung der symbolischen Darstellung des Ich mit dem Ich selbst. Er hielt das Bewußtsein für unfähig, die psychologischen Tatsachen anders zu erfassen als durch eine Aneinandersetzung (juxt-appasitian) und vergaß, daß ein Medium, in dem diese Tatsacheil aneinandergesetzt werden und unterschieden werden können, notwendigerweise ein Raum und nicht eine Dauer ist. Dadurch wurde er verleitet, zu glauben, daß gleiche Zustände dazu fähig sind, sich in der Tiefe des Bewußtseins gleichermaßen zu bilden wie gleiche physikalische Phänomene im Raume; das ist wenigstens was er (Kant) implizite annahm, als er dem Kau-

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salitätsverhältnis den gleichen Sinn und die gleiche Rolle sowohl in der inneren als auch in der äußeren Welt zuschrieb. Folglich mußte die Freiheit eine unverständliche Angelegenheit werden." ... "In dieser Verwechslung von wahrer Dauer und ihrem Symbol bestehen, meiner Meinung nach" -fährt Bergsan fort - "sowohl die Stärke wie auch die Schwäche der Kantschen Philosophie. Kant denkt sich einerseits Dinge an sich, andererseits eine homogene Zeit und einen homogenen Raum, durch welche die Dinge an sich gebeugt werden: so würden einerseits das Ich als Phänomen, dasjenige also, welches das Bewußtsein wahrnimmt, andererseits die äußeren Gegenstände auftauchen. Zeit und Raum wären dabei weder in uns noch außer uns; jedoch wäre die Unterscheidung zwischen innen und außen das Ergebnis von Zeit und Raum. Solch eine Doktrin hat den Vorteil, daß sie unserem empirischen Denken eine solide Grundlage gibt und uns darin zu bestärken, daß die Phänomene als solche adäquat zu erkennen sind. Wir könnten diese Phänomene sogar zu Absoluten erheben . . . Aber wenn die Zeit, wie sie das unmittelbare Bewußtsein wahrnimmt, wie der Raum ein homogenes Medium wäre, müßte die Wissenschaft sie so gut wie den Raum erfassen können. Aber ich (Bergson) habe mich bemüht, zu zeigen, daß die Dauer als Dauer, daß die Bewegung als Bewegung, der mathematischen Erfassung nicht zugänglich sind, welche ja von der Zeit nur die Simultaneität oder Gleichzeitigkeit zurückhält und von der Bewegung selbst nur die Unbeweglichkeit (l'immabilite). Das ist, was weder die Kantianer noch ihre Gegner bemerkt zu haben scheinen: in dieser durch die Wissenschaft konstruierte Welt von angeblichen Phänomenen sind sämtliche Beziehungen, welche nicht als Simultaneität übersetzt werden können, wissenschaftlich unerkennbar." Auf einmallehnt damit Bergsan die metaphysischen und die erkenntnistheoretischen Voraussetzungen Kants ab. Diese Kritik der "Kritik" der "Kritik der reinen Vernunft" hat der Kantschen Philosophie ein~n schweren Schlag versetzt. Nicht einmal Husserl (1859-1938), der ein Zeitgenosse von Bergsan gewesen ist, konnte mit seiner "Phänomenologie", die er als reine Phänomenologie im Sinne einer Rückkehr auf die ursprünglichen Daten der Erfahrung konzipierte, diese Kritik der Kantschen Philosophie wiedergutmachen. Diese Konsequenzen für die Erfassung der Freiheit sind wichtig. Bergsan schließt das Essai mit den folgenden Bemerkungen: "Wenn auf der einen Seite wir frei sind jedesmal, wo wir in uns selber zurücktreten wollen, so wollen wir es doch anderseits selten tun. Das ist weil schließlich, sogar in den Fällen, wo die Handlung frei vor sich geht, man über sie nicht nachdenken kann, ohne ihre Bedingungen untereinander zu veräußerlichen, d. h. im Raume und nicht mehr in der reinen Dauer. Das Problem der Freiheit ist deshalb aus einem Mißverständnis entstanden: es ist für die Modernen dasselbe gewesen was für die Antiken die Sophismen der Eleatenschule gewesen sind, und wie diese Sophismen selbst hat das Freiheitsproblem seinen Ursprung in der Illusion, durch welche das Aufeinanderfolgen und das Gleichzei13*

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tige, oder die Dauer und die Ausdehnung, oder noch die Qualität und die Quantität, verwechselt werden." Die letzten Worte dieses Zitates sind für mich interessant, weil sie zeigen, daß Bergsan wie andere Philosophen der Jahrhundertwende so sehr auf die Auseinanderhaltung von Qualität und Quantität geachtet haben, als ob dies zwei völlig autonome, aufeinander unzurückführbare sogar in jeder Hinsicht voneinander fremde Begriffe wären. Ich kann mich dem allerdings nicht anschließen. Ich halte dafür, daß diese Philosophen, einschließlich Bergson, sich darin getäuscht haben, und daß wir heute in extremer Weise immer noch und mehr denn je daran leiden, daß wir Qualität und Quantität für unverträglich halten. In Wirklichkeit sind sie zwei Aspekte ein und desselben, nämlich des Wertes. Der Wert ist dort, wo Qualität und Quantität zusammenkommen. Natürlich darf dabei das Quantitative nicht als das Mengenhafte gedeutet werden, sondern als das Ergebnis der Anwendung von (Er-)messen. (Auf einer analogen Unterscheidung hat Dilthey, 1833-1911, die Unterscheidung zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften eingeführt, die trotz ihrem großen Erfolg unter den Gelehrten meiner Meinung nach auf einem Irrtum beruht. Siehe indessen § 9, w.u.) Aber diese Fragestellung verschiebt die Besinnung von der eigentlich metaphysischen auf die axiologische Sphäre zu. 2.2 Die Tragik der Existenz, Der Zwang, in der .,weitenden" Welt existieren zu müssen, hineingeworfen zu sein, gegebenenfalls in das .,nichtende" Nichts angezogen zu werden, beschäftigt die Existentialisten. Oft wird die Meinung vertreten, daß aus diesem Zwang folge, daß das wichtigste Moment des Daseins, ja gegebenenfalls das einzige wichtige Moment dasjenige sei, wo das Dasein verlassen wird, also der Tod, und das Leben sei eine Vorbereitung auf den Tod. Solche Gedanken können religiös oder a-religiös geführt werden, sie können in der Absicht oder ohne die Absicht entwickelt werden, von der Existenz aus einen Übergang in die Essenz herzustellen: Shakespearische Gedanken wie im Harnlet-Drama (.,Tobe or not tobe"), Pascalsehe .,Pensees" oder Kierkegaardsche Überlegungen ... Wir könnten unter den zeitgenössischen Vertretern diese Tragik des Daseins beliebig illustrieren. Um nicht wie so oft bei Heidegger oder Sartre zu verweilen, sollen hier aus einem Werk von Unamuno solche Exzerpte gemacht werden. 2.2.1 Miguel de Unamuno als Beispiel. Unamuno (1864-1936), spanischer Essayist, hat über alle Probleme seiner Zeit geschrieben. Er war Rektor der Universität Salamanca, als er 1924 abgesetzt und nach den Kanarischen Inseln deportiert wurde. Schließlich ging er nach Frankreich ins Exil. Er beteiligte sich an der Instauration der Republik am Anfang des Zivilkrieges, der schließlich mit dem Siege Francos endete. Aus dem Werk .,Das tragische Gefühl des Lebens" (1912) entnehmen wir folgende Zitate (in Übers. samt kurzen Kommentaren): .,Homo sum; nihil huma-

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num a me alienum puto, sagt der Komiker auf Latein. Und ich sage sogar: nullum hominem a me alienum puto. Denn das Beiwort humanus ist mir gleich suspekt wie das abstrakte Substantivum huma11itas, die Humanität" (Menschheit oder aber auch Menschlichkeit in der deutschen Übertragung des Wortes) . .,Weder das Humane noch die Mensch(lich)(k)(h)eit; weder das einfache Adjektiv noch das abstrakte Substantivum" (will ich dulden), .,sondern das konkrete Substantivum: der Mensch. Der Mensch aus Fleisch und Knochen, derjenige, der geboren wird, der spielt, schläft, denkt, liebt; der Mensch, den man sieht und hört, der Bruder, der wahre Bruder." .,Denn es gibt auch ein Ding, das man Mensch nennt, und das das Subjekt mancher Divagationen" (Geschwätz) .,mehr oder weniger wissenschaftlicher Art von sich gibt. Das ist das Zweibein der Legende, das ~~v 1tOA~'t~x6v von Aristoteles, der Vertragspartner von Rousseau, der homo economicus der Manchester Schule, der homo sapiens von Lim1e oder, wenn man so sagen will, das aufrechtgehende Säugetier. Ein Mensch, der weder diesseits noch jenseits gehört, weder unserer noch einer anderen Zeit entstammt, der kein Geschlecht und kein Vaterland hat; kurzum, eine reine Idee; d. h. was Anderes als ein Mensch." .. Unser Mensch ist derjenige aus Fleisch und Knochen; ich, Du, . .., dieser weiter entfernte, wir alle, die die Erde betreten." Die Kritik, die Unamuno hier an die Konzeptualisierung des Begriffs Mensch richtet, ist im Grunde die gleiche, die Bergsan an die Konzeptualisierung des Zeitbegriffs richtete. In der Tat, er fährt weiter und gebraucht die gleiche Charakterisierung anband des Wortes .,konkret" : .,Und dieser konkrete Mensch . .. ist das oberste Subjekt und das oberste Objekt jeder Philosophie, gleichgültig was gewisse Philosophen darüber meinen." Unter Philosophie ist somit die Metaphysik mit ihrem heutigen Gegenstand, dem Menschen zu verstehen. Nun kommt etwas interessantes: .,Es ist wichtig, zu bemerken, daß die Philosophie der Dichtung näher steht als der Wissenschaft." (Diese Ansicht wurde auch später durch Heidegger vertreten; ich stimme dem mit der Spezifikation zu, daß unter Philosophie hier die Metaphysik zu verstehen ist, und habe selber in meinen Veröffentlichungen die Beziehung zwischen der Metaphysik und der Dichtung wiederholt erörtertS.) Die Gründe, welche Unamuno zugunsten seiner Aussage anführt, sind nun die folgenden, wie er weiter ausführt: .,Der Grund ist, daß die Wissenschaften, die uns so wichtig erscheinen und für unser Leben und unser Denken unerläßlich sind, doch in einem gewissen Sinn uns fremder sind als die Philosophie" (verstehe: als die Metaphysik) . .,Sie sind auf ein objektiveres Ende zu gerichtet, d. h. mehr außerhalb unser selbst. Sie sind, schlußendlich, Sache der Ökonomie. Eine neue wissenschaftliche Entdeckung, s Siehe z. B. A. Mercier, La poesie comme metaphysique (Diotima, Vol. 7, 1979, S. 208).

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sogar auf dem Gebiet der sogenannten theoretischen Wissenschaften, ist eine Angelegenheit von einigem Nutzen, wie ... die Dampfmaschine, das Telephon ..." "Die Philosophie entspringt der Notwendigkeit, uns ein einheitliches und gesamtes Bild der Welt und des Lebens zu machen und entspricht- als Folge davon - einem Gefühl, das eine intime Bezogenheit und sogar eine Handlung erzeugt. Aber im Grunde ist dieses Gefühl nicht das Ergebnis, sondern die Ursache solcher Auffassung. Unsere Philosophie, d. h. die Art und Weise wie die Welt und das Leben zu verstehen oder nicht verstehen sind, entspringt unserem Gefühl eben dieses Lebens..." "Der Mensch ist angeblich ein vernünftiges Wesen. Warum sagt man nicht, daß er ein affektives, gefühlsmäßiges Wesen ist?" . .. "Betrachten wir zum Beispiel lmmanuel Ka11t, der in Königsberg geboren wurde und am Ende des 18. und bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts lebte. Es gibt in der Philosophie dieses Ka111, des Herzens- und Kopfesmenschen, einen bedeutenden Sprung - wie Kierkegaard, dieser andere (welch anderer!) Mensch, gesagt hätte- den Sprung von der Kritik der reinen Vernunft zur Kritik der praktischen Vernunft. In letzterer hat er ... das rekonstruiert, was er in ersterer kaputt gemacht hatte. Nachdem er anhand seiner Analyse die traditionellen Gottesbeweise durchleuchtet und verstaubt hatte, Beweise jenes Gottes von Aristoteles. .. , des ersten unbewegten Motors, kommt er dazu, Gott wieder herzustellen, diesmal aber den Gott des Gewissens, den Schöpfer der moralischen Ordnung, kurzum, Luthers Gott. .." "Jeder, der die Kritik der praktischen Vernunft aufmerksam liest, wird sehen, daß dort die Existenz Gottes strikte aus der Unsterblichkeit der Seele abgeleitet wird, und nicht umgekehrt. Der kategorische Imperativ führt uns zu einem moralischen Postulat, welches seinerseits in der teleologischen, besser eschatologischen Sphäre die Unsterblichkeit der Seele fordert; und um die Unsterblichkeit zu begründen, müssen wir Gott bejahen. Alles anden: ist ein professioneller Trick der Philosophie ..." "Einen Tag, als ich"(= Unamunu) "einem Bauern vorschlug, anzunehmen, es gäbe den Gott über Himmel und Erde als Bewußtsein des Universums, aber keine unsterbliche Seele in jedem einzelnen Menschen, da erwiderte er: Aber dann, warum dieser Gott?" .. . "Mit andern Worten: Du, Ich wollen, daß wir nie sterben, und unsere Aspiration, daß wir nie sterben, ist unser wirkliches Wesen." Soweit Unamuno.

3. Die Phänomenotogen

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3. Die Phänomenologen Die Bezeichnung Phänomenologie geht auf den deutschen Idealismus zurück. Hege/ hatte die Phänomenologie des Geistes geschrieben. Es ging dabei allgemein um die Beschreibung der Entwicklung des Bewußtseins bis zur höchsten Stufe des religiösen und des philosophischen Bewußtseins. Für Hege[ war die Phänomenologie des Geistes die Theorie des menschlichen Daseins. Die moderne Phänomenologie geht auf Husserl (1859-1938) zurück. Seine Logischen Untersuchungen sind nicht unmittelbar eine Metaphysik. Er trachtete mehr gegen das was er "reine Phänomenologie'' nannte. Ursprünglich ist Husserl von der Mathematik her gekommen. Sein Denken ist gegen Kant und den Englischen Empiristen gerichtet. Nach ihm überdeckt der Begriff des Gegenstandes viel mehr als die bloße sinnliche Objektivität. Er beruft sich auf die "Intentionalität": die Richtung auf ..., die Anwendung auf ... Alles, auf das die Intention gerichtet ist, ist Gegenstand. Die Erkenntnis ist folglich eine Erfüllung (der Intention), die Intention der Wesenheit, welche er die ,.Wesensschau" nennt. Die Philosophie soll laut einer neuen Art radikalem Zweifel alles ausklammern was gegeben ist, um zu dieser Wesensschau zu gelangen; dieses Ausklammern heißt epoche. Die Phänomenologie ist mehr Methode (oder Methodologie) als Metaphysik im eigentlichen Sinn. Sehe/er erweitert sie auf Moral und Religion, lngarden auf die Kunst und Heidegger überträgt sie auf die Existenzphilosophie. Die Phänomenologie ist heute sehr verbreitet; in Frankreich haben sie Merleuu-Ponty (1908-1961) und Rica!ur übertragen.

4. Intultlonlsten und Ähnliches Nach Bergsan ist eine Tendenz entstanden, die man heute noch durch Leute wie H. Gauhier u. a. vertreten sieht. Teilhard de Chardin (1886-1955) erweist die Tendenz einer Verwechslung der intuitionistischen Metaphysik mit der Mystik und fällt somit unter der Kritik von § 2.3.2.

5. Spiritualisten Die wirklichen Metaphysiker des 20. Jahrhunderts sind wohl am ehesten die Spiritualisten. Sie bilden hauptsächlich eine französische Schule, aber nicht nur. Denn z. B. A. N. Whitehead (1861-1947), welcher von Cambridge (England) nach Cambridge (Massachussetts) übersiedelte, gehörttrotzseinem Ursprung als Mathematiker der spiritualistischen Philosophie an. Unter den Franzosen

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seien drei erwähnt: Maurice Blonde[ (1861-1949), Louis Lavelle (1883-1951) und Gabriel Marc.·el (1889-197 3 ). Es ist nicht üblich, Whitehead zu den Spiritualisten zu zählen. (Unter seinen Werken seien erwähnt: Religion in the Making, Processand Reality, Adventure of Ideas, lmmortality .. . ) Vielmehr wird er als Synthetiker bezeichnet. Aber er meinte, daß Philosophie ein Handeln sei eher als eine Lehre, und das ist auch was z. B. Blonde/ meinte. Die philosophische Aufgabe sei es, dem Unerreichbaren näher und näher zu kommen, weshalb Metaphysik kein geschlossenes System sein kann und die Sprache der Worte unzulänglich bleibt. Metaphysik ist danach die Wissenschaft des Transzendierens bisher erreichten Wissens und der mühsamen Abklärung des Geheimnisvollen. Auch diese Ideen sind für die spiritualistische Philosophie typisch. Die Reflexion über das Geheimnis des Seins wird bei Marcel die größte Rolle spielen. Nach Blonde/ (mit den Werken Le Iien substantiel, L'Action, La Pe11see, L'Etre et !es etres usw.) ist die Wissenschaft vom Sein weder abstrakt noch leer, aber um die Natur des Seins zu erfassen muß man seinen genetischen Charakter erkennen infolge eines natürlichen Gebährens (parturitio) der Progression der Seienden auf das Sein zu. Das ist eine Lehre des Besser-seins. Folglich kann die Methode der Metaphysik nie aus der Phänomenologie bestehen. Es geht darum, die sukzessiven Stufen des Seins bis zum Geheimnis des Seins zu besteigen (bei Platin war das die Aufgabe der Seele. Man wird hier auch an den Weda erinnert; vgl. II, 1.1.8). Aber dieses Geheimnis bleibt, weil des Seins letzte Wirklichkeit der Analyse unzugänglich bleibt. Das Sein manifestiert sich unser durch eine Selbstbejahung, die zugleich seine Ergiebigkeit ist. Dies schlieJ~t die Wirklichkeit des Nichts aus, das nur als abgeleitete, nicht aber als primäre Idee bestehen kann, über welche Bergsan schon gesagt hatte, daß sie sich selbst vernichtet, was 1. P. Sartre nicht davon abgehalten hat, später mit einer solchen Idee zu operieren aber vergebens zu versuchen, sie zu .,reifizieren", d. h. sie in die Realität oder Dinglichkeil umzusetzen. Es stimmt indessen, sagt Blonde/, daß wir eine gewisse Erfahrung der .,Abwesenheit des Seins" haben (in der Theologie wird in Analogie dazu von einem deus absconditus, sogar von den Abwesenheiten Gottes gesprochen, so z. B. G. W. Locher), aber Abwesenheit bedeutet nicht ihre Negation. Demgegenüber haben wir eine Erfahrung, ja ein Erlebnis des Seins, welches aber dem Menschen als Metaphysiker beängstigende Fragen aufzwingt, welche in jene kulminieren, ob wir recht handeln, wenn wir das Sein als so immens ansehen, daß wir es nie totaliter erfassen können. Das Handeln aber bejaht das Sein am radikalsten. Zu sagen, wie Kant und andere, daß es eine Dichotomie zwischen dem Phänomenon und dem Noumenon gibt, ist Unsinn, denn wir sollen das Sein weder im Phänomenon noch hinter ihm suchen. Wir müssen es durch und über die einzelnen Stufen seiner Manifestationen (Materie, Leben, Person, Gesellschaft, sogar das .,Eine") hinaus zu erreichen trachten, denn die Idee des Seins ist gleich

5. Spiritualisten

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der Idee des Göttlichen. Sogar Gottesbeweise genügen nicht, um uns das Sein zu "liefern". Es bleibt immer zwischen uns und ihm eine irreduktible Inkommensurabilität. Das Geheimnis des Seins besteht fort, und doch erleben wir es. Lavelle, Verfasser von Dialectique du munde sensible, De l'Etre, La presence totale, Du temps et de l'eternite u. a. m. wandert vom Problem des Seins über dasjenige des Handeins zum Problem der Ewigkeit gegenüber der Zeit und der totalen Gegenwart. Wir besitzen, meint er, eine Macht, die darin besteht, daß wir "Ich" sagen können, denn das Ich erkennt und gestaltet sich selbst. Aber dieses Ich steht zugleich in einer Einsamkeit da vor dem Weltall, das ihm als Spiegel dient. Um diese Einsamkeit zu überwinden braucht es die Liebe, welche uns die Erfassung der Unendlichkeit und der Einheit sichert. Jedoch sind wir in der Zeit als Handwerker des Lebens, eine Zeit, die durch unser Begehren zustandekommt, wogegen die Zeit abzuschaffen wäre. Allein dem Tod ist es gegönnt, alles abzuschaffen; zugleich aber vervollkommnet er. So daß das Sich-auf-denTod-vorbereiten der Zubereitung des Lebens gleichkommt. Allerdings stirbt man allein; der Tod führt somit in eine Einsamkeit zurück, aber letztere ist nicht mehr die ursprüngliche Einsamkeit, sondern sie ist diejenige unseres Verhältnisses zur Ewigkeit. Gabriel Man·el gilt wohl als großer Vertreter der Metaphysik in unserem Jahrhundert; er hat es nicht nur mit seinem Journal de Metaphysique bewiesen; er hat es auch zur Genüge mit weiteren Werken nachgewiesen, darunter Etre et Avoir, Posjtion et approches concretes du mystere ontologique usw. Eine mystische Vision ist bei ihm auch vorhanden sowie eine seltene Gabe unter Philosophen, das Gefühl des Bewahrens eines Verhältnisses zwischen den Lebenden und den Toden. Wenn aber von keinem Autor wie von Marcel so deutlich gesagt wird, daß das Sein ein Geheimnis beinhaltet, läßt er sich nicht in Versuchung ziehen, Metaphysik und Mystik zu verwechseln.

Die Metaphysik Mareeis besteht nicht darin, ein "Problem des Seins" zu stellen, sondern über das Geheimnis des Seins zu reflektieren. Denn ein Problem ist eine Schranke auf dem Wege der Erkenntnis, und jede Problematisierung, meint er, bedingt eine Spaltung zwischen einem Subjekt und einem Objekt; Probleme gibt es deshalb nur mitsamt eines Bruches, der einer Alienation, einer Entfremdung gleichkommt. Das, was zu tun ist, besteht eben nicht darin, aus dem Sein ein Problem zu machen; das Sein muß als "unmittelbar" angesehen werden. Seine Allgegenwart, die Immanenz des Denkens im Sein, die Transzendenz des Seins über das Denken hinaus verhindern es, das Sein zu verobjektivieren. Das "Problem" des ontologischen Geheimnisses ist eine fragende Reflexion über die Totalität von Sein-samt-mir-selbst. Es ist deshalb eine "Metaproblematik". Diese Totalität verlangt eine Partizipation, eine Teilnahme, sogar eine Kommunion. Jede Antwort, die von mir stammt, ist zweifelhaft. Nicht ich entdecke das Sein, sondern das Sein selber ent-deckt, entschleiert sich, und doch kann ich es nicht er-fassen; ich kann nur demütig davor stehen; und meine Demut garantiert meine Freiheit.

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V. Zeitgenössische Metaphysik

Man hat fälschlicherweise diese Mareeisehe Metaphysik als christlicher Existenzialismus bezeichnet. Zumal ist sie nicht existenzialistisch gesinnt, denn sie postuliert nicht, daß der Mensch nichts ist, solange er nicht aus sich selbst etwas gemacht hat; dann ist sie, wenn auch in keinem Widerspruch mit dem Christentum, nicht aus ihm entstanden. Sie steht eindeutig in der Linie des Spiritualismus. Man könnte vielleicht mit Vorteil von einer Metaphysik der Spiritualität sprechen6. 6. Existentialisten

Man kann sie in religiöse (protestantische, katholische und andere,- es seien hier Heidegger und Jaspers genannt), a-religiöse und anti-religiöse Existentialisten (Sartre . . .) einteilen. Die protestantischen Existentialisten weisen eine starke Beziehung zu Kierkegaard auf, sie sind oft von der Theologie her gekommen. Katholische Existentialisten findet man in Italien (Castelli .. .) und dem übrigen lateinischen Sprachgebiet. Philosophisch geleitete Bewegungen existentialistischen Charakters trifft man im Judentum (Martin Buher), im Islam (das ganze Erwachen des Islam ist existentialistischer Natur), hingegen nicht in der Erneuerung der indischen Philosophie, welche eher auf Adwaita (NichtDualität) als Summum metaphysischen Denkens gerichtet ist. Der Existentialismus lehrt, daß der Mensch nichts ist, solange er nicht etwas aus sich selbst gernacht hat. Es gibt nicht eine Essenz, eine Wesenheit des Menschen, die diesen vorausdeterminieren würde. Die Existenz ist nichts weiteres als das Werk unseres freien Tuns. Wie man sieht, ist das eine Ablehnung der Philosophie der Ideen, eine konkrete Reflexion über das menschliche Dasein als solches. Das pl·rsönlichc Gefühl jedes individuellen Existentialisten führt folglich zu jedem individuellen Existentialismus: bei Heidegger (1889-1976) zum Versuch, den Grund menschlicher Subjektivität zu finden (Einfluß der Phänomenologie: sog. Existentialphilosophie, s. hauptsächlich Sein und Zeit, Was ist Metaphysik, Vom Wesen des Grundes, Der Feldweg usw.), - bei Jaspers (1883-1967) aus dem religiösen Gefühl heraus die Spannung zwischen der göttlichen Berufung und der irdischen Bindung des Menschen (s. z. B. Die geistige Situation der Zeit, Einführung in die Philosophie, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, Rechenschaft und Ausblick ... ),-bei Sartre aus dem Gefühl absoluter Freiheit zum atheistischen Existentialismus des Versagens und zur Antimetaphysik des Nichts (L'etre etle neant, ... Weiter diverse Theaterstücke). 6 Es sei hier dem Verfasser dieses Buches gestattet, anzudeuten, daß wenn er als Metaphysiker in eine Klasse eingeteilt werden müßte, er wohl auch auf der gleichen Linie der ,.philosophie de l'esprit" passen würde. Seine Werke (De l'amour et de l'etre, Thought and Being, Erkenntnis und Wirklichkeit usw.) weisen tatsächlich auf die nämliche Richtung, insbes. was die Demut anbetrifft, ohne die es die Verklärung des Weltschmerzes nicht gibt. Verf. würde aber selber lieber keinem-ismuszugeteilt werden. Auch hat er mit aller Schärfe die Verträglichkeit zwischen Wissenschaft und Religion nachgewiesen.

7. Gegner der Metaphysik

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Der Existentialismus des 20. Jh. kann nur bedingt als eigentliche Metaphysik gelten, weil er dem Menschen gilt und nicht der ursprünglichen metaphysischen Fragestellung. Er ist ein Humanismus und deshalb beinahe eine Ideologie. Seinem einstigen Erfolg scheint die Zeit der Vergessenheit gefolgt zu sein, als ob eine Periode besonderer geistiger Unruhe vorbei wäre. Nichtsdestowenigerhat die existentialistische Tradition seit langer Zeit geherrscht; wir haben gesehen, daß sie durch Augustinus ermöglicht wurde und sie wird vermutlich wieder auftauchen.

7. Gegner der Metaphysik Solche sind hauptsächlich in der Fortsetzung des Positivismus, Neopositivismus, Wiener Kreis, teilweise in der Englischen analytischen Philosophie zu treffen, nicht aber prinzipiell im dialektischen Materialismus, es sei denn, die Vertreter Ietzterens betrachten die Metaphysik nur unter ihrer traditionellen Sicht, welche mit der marxistischen Ideologie unvereinbar ist. Antimetaphysik (Voltaire, in einem gewissen Sinn Schopenhauer, Nietzsche, Sartre .. .) ist nicht eine Ablehnung der Metaphysik, sondern ein verkehrtes Anpacken derselben verursacht durch verkehrte Voraussetzungen.

8. Metaphysik, eine Wissenschaft sui generis Metaphysik ist in unseren Tagen mehr denn je eine Wissenschaft sui generis. Genuine zeitgenössische Metaphysiker würden dies bestätigen, zum Beispiel die ganze (mehr amerikanische als englische) Schule in der Nachfolge Whiteheads (der zusammen mit dem "Antimetaphysiker" Bertrand Russell 1910 die Principia mathematica verfaßt hat). Zu dieser Schule gehört zum Beispiel Hartshorne. Aber wenn bestimmt das Verhältnis (besser vielleicht das Unverhältnis) zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen, das, was wir anfangs die Inkarnmensurabilität nannten, im Vordergrund steht, so versucht man heute nicht so sehr bloß Gott an dem einen Ende allein zu problematisieren, sondern man versucht es eher am anderen Ende mit dem Menschen und mit der Gesellschaft, wogegen Gott eher ins Problem: "Gott - Nicht-Gott" gestellt wird.

9. Zukunft der Metaphysik Wohl sind der Existentialismus und der Marxismus die zwei starken Strömungen des zweiten Drittels des 20. Jahrhunderts gewesen, wenn man an die Vertretung der Metaphysik denkt, denn weder die Phänomenologie noch die analytische Philosophie sind dabei richtig heranzuziehen, da letztere im wesentlichen a-metaphysisch ist, wenn nicht der Metaphysik gegenüber ablehnend gesinnt, und sie ist wie die Phänomenologie viel eher eine Methodologie

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V. Zeitgenössische Metaphysik

als eine richtige Philosophie. Trotz der phänomenologischen Forderung, die Wesensschau zu erreichen- was in Analogie mit der Pythagoreischen "Theoria" wenigstens metaphysisch klingt-, haben die wenigsten diese Wesensschau und begnügen sich mit einer immer komplizierteren Beschreibung des Weges, der zu ihr zu führen vermag. Analytische Philosophie und Marxismus haben sich anderseits zu typischen Scholastiken entwickelt, was immer das Zeichen einer Entartung und der Hinweis darauf ist, daß sie sich erschöpft haben und sich folglich im Grunde wiederholen. Marxismus und Existentialismus - aber besonders ersterer - sind veraltete Denkweisen, weil sie sich ja auf eine Situation des Menschen (seiner sozialen Situation bzw. die Tragik seines in-die-Welt-geworfen-seins) beziehen, die die Aufmerksamkeit des Menschen der Zukunft nicht mehr anzuziehen vermag. Es werden in der Zukunft ganz andersartige Situationen sein, die den Menschen beunruhigen werden: Seine Rechte und seine Freiheit, seine Unterwerfung durch unerträgliche Ideologien, sein Schicksal in der vertechnisierten Welt, und dgl. mehr. Daß nun eine zeitgenössische, und nicht destoweniger eine zukünftige Metaphysik die einzelnen "anderen" Wissenschaften nicht ignorieren darf, war schon eine Erkenntnis der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bei der allerdings die Naturwissenschaften ausschlaggebend gewesen sind, weil man in dieser Zeit den Eindruck erhielt, daß die Geisteswissenschaften allmählich alle zu Naturwissenschaften werden würden- was von einer gewissen Warte aus richtig ist -, aber neuerdings hat man begonnen, einzusehen, daß man von einer komplementären Warte aus die Naturwissenschaften auch so betrachten kann, daß sie allmählich zu Geisteswissenschaften werden, so daß sich in unseren Tagen die ursprüngliche Diltheysche Dichotomie in einer Art dialektische Bewegung auflöst. Auch die alternative Forderung, daß die Metaphysik entweder ein "Humanismus" (der Marxismus behauptet, einer zu sein, wenn er bei den Gegnern "salonfähig" erscheinen will), oder ein "Sozialismus" (viele versuchen, diese Version zu erfüllen, um im Feld der Marxisten gut angesehen zu werden) zu sein hat, ist im Grunde eine veraltete Sache und kommt ihrer Verfälschung in den Ideologien gleich. Was für die Zukunft gilt, ist vielmehr eine spiritualistische Forderung, welche nach Gabriel Man·el etwa in der Formel ihre Zusammenfassung finden würde, daß es wichtiger sei, zu sei11, als zu habe11, wogegen die Tendenz des bald verlaufenen Jahrhunderts im großen und ganzen die gewesen ist, zu haben, um zu sein! Vielleicht wird die nächste Jahrhundertwende auch noch eine Wende dieser Art im metaphysischen Denken darstellen.

Namenverzeichnis* Abaelard, 111, 114, 115 Abraham, 65 Adam, Patriarch, 29, 150 Adam, Ch., 135 Agathon, 62, 63, 64 Albertus magnus, 19, 120, 121 Albertus von Sachsen, 126 d'Alembert, 20, 41, 152, 153 Alexander von Aphrodisias, 22 Alexander der Große, 15, 112 Alkibiades, 62, 66 Alquie, F., 125 Ammonius Sakkas, 88 Anaxagoras, 17, 94 Anaximander, 16, 56 Anaximenes, 16, 94 Andronikos, 22, 32, 92 Anselm von Canterbury, 19, 42, 111 Anytos, 57 Apollodoros, 62 Aquin, siehe Thomas von Aristodemos, 62 Aristophanes, 62, 63, 67 Aristoteles, 14, 16,17,18,19, 22, 32,34, 35, 37,40,41,43,47,48,51,66,68,69,79, 85, 87,88,89,90,91,92,93,94,95, 96,97,98, 100, 101, 102, 104, 108, 109, 113, 114, 118, 120, 121, 122, 123, 126, 144, 148, 169, 186, 187, 197, 198 Arnaud, 136 Asklepios, 22 Augustinus, hl.,18,19,46,102,105,106,107, 108, 109, 110, 119, 126, 150, 192, 203

Augustus, Kaiser, 22 Aurobindo, 70 Bacon, Francis, 20,40,113,150 Bacon, Roger, 19, 120, 124, 125, 126 Baumgarten, 41 Beda venerabilis, 109 Beethoven, L. van, 166 Berdiaeff, Nicolas, 106, 107 Bergson, Henr~ 37, 39, 176, 189, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 199, 200 Berkeley, 20, 152, 162, 179 Berlioz. 166 Bernhard von Clairvaux, hl., 119 Blonde/, L, 186, 200 Boehme, 158 Boethius, 109 Bonaventura, hl. (Giovanni Fidanza), 120 Bonnevil/e, 158 Bosanquet, Bernard, 186 Bossuet, 33, 142 Bourdin, 132 Boutroux, Emile, 187 Bradley, F. H., 186 Brahma, 55 Brahms, 166 Brehier, Emile, 82 Bremond, 147 Brouwer, L E. J., 189 Bruno, 167 Brunschvicg, Uon, 140, 141 Buber, Martin, 13, 202

* Im Namenverzeichnis werden nicht nur Autorennamen, sondern auch andere Eigennamen (wie z. B. Abraham aus dem Alten Testament, Haydn unter den Komponisten, oder Rama unter den Helden der Mythologien) kursiv gedruckt. Sämtliche Seiten, auf denen sich die Namen befinden, sind ohne besondere Hervorhebung vermerkt. Die Namen von Gottheiten (Eros, Vishnu . .. ) sind hingegen im Sachverzeichnis (einschließlich Gott) aufgeführt, weil sie an Begriffe (Liebe, Inkarnation ...) anknüpfen. (Der Name Jesu Christi ist, je nach der Bedeutung, im einen oder anderen Verzeichnis zu finden.)

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Namensverzeichnis

Buddha, 70 Buridan, 126 Cagliostro (G. Balsamo), 158 Calvin, 154 Cä5ar (auch Caesar), 107, 147 Castelli, Enrico, 202 O:lerephon, 60 Chateaubriand, F. R de, 166 Chopin, Frederic, 166 Christine, Königin von Schweden, 131 , 132 Christus (siehe Jesus C.) Cicero, 22 Comte, Auguste, 21, 39,40, 174, 176, 178, 181 Condillac, E. de., 40 Confucius, 157 Copernicus, 126 Cousin, Victor, 163, 173, 186 Croce, Benedetto, 186 Daniel, Prophet, 65 Dante, 12 Darwin, 21 Delacroix, Eugene, 166 Demolcrit, 17 Descartes, Rene, 20, 33-34, 35, 39, 40, 41, 44, 48,61,87,88,95, 101,108,112,114, 118, 124, 131, 132, 133, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141 , 142, 144, 145, 147, 148, 150, 153, 154, 155, 158, 163, 179, 191 Destutt de Tracy, A. L. C., 40, 74 Diderot, Denis, 152, 156, 157, 158 Dilthey, Wilhelm, 196, 204 Diogenes, 94 Dionysios Aeropagita, 110 Dionysios der Junge, 82 Diotima, 18, 65, 67, 91 Dominicus, hl., 120 Duhamel, Georges, 12 Duns Scotus, lohn, 110, 120, 125, 126 Eckart, Meister (auch Eckhart), 81 , 120, 125, 126 Einstein, Albert, 106, 118 Empedokles, 17, 94 Engels, Friedrich, 21 , 174, 181 Erigena (siehe Scotus) Eri.ximachos, 62, 63 Eucken, Rudolph, 39

Fichte, 21 , 41, 83, 163, 164, 165, 166, 168, 169, 170, 173 Franco, General, 196 Franziskus, hl., 19, 70, 119, 120 Fulbert, 111 Gabriel, Erzengel, 65 Galanos, Demetrios, 21 Galen, 132 Galile~ 20, 57, 87, 88, 126, 131, 181 Gandhi, 29 Gericault, Theodore, 166 Gibson, Boyce, 143 Glaukon, 62 Goethe, 21, 158, 166, 172, 173 Gordian ///., Kaiser, 89 Gouhier, Henr~ 199 Gregorius magnus, hl., 109 Grimm, F. M. von, 157 Hartshorne, Charles, 203 Haydn, 77 Regel, 21,41. 79,83, 131,141,144,151, 156, 161, 163, 164, 165, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 199 Heidegger, Martin, 13, 21 , 91, 107, 183, 190, 196, 197, 199, 202 Helvetius, 157 Helolse, 111 Hemsterhuis, 157 Heraklit (auch Herakleitos), 17, 56, 63, 82, 94, 192 Hercler, 158, 172 Herennius (Caius Pontus), 88 Hesiod, 94 Hilbert, David, 44 Hippokrates, 132 Hippon, 94 Hobbes, 20, 41 ~'Holbach, Paul Henr~ 157 Hölderlin, 166 Hugues de Saint-Victor, 119 Humbolt, Alexo.nder von, 173 Humbolt, Wilhelm von, 173 Hume, 20, 152, 156, 158, 159, 162, 190 Husserl, Edmund, 13, 21. 180, 189, 195, 199 Huygens, 132 Ingarden, Roman, 199

Namensverzeichnis

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!saak, Sohn Abrahams, 65 Isidorus, 109

Luther, 198 Lykon, 57

Jacobi, F. H., 157 James, William, 39 Jaspers, Kar/, 202 Jeanne (Johanna) d'Arc, 65 Jesus Christus, 65, 109, II!, 126, 149, 157 Johann vom Kreuz, 81, 119 Johannes der Täufer, 65 lohn Scotus (siehe Scotus) Josephine de Beauharnais, Kaiserin, 26 Jowett, B., 60, 70 Jupiter, 49 Judas, 149

Mach, Ernst, 178 MacPherson, James, 166 Mahler, Gustav, 166 Malebranche, N. de, 20, 40, 139, 142, 143, ISO Marcel, Gabriel, 13, 21, 80, 107, 109, 200, 201,202,204 Maria, hl., 65 Marie-Louise von Habsburg, Kaiserin, 26 Marx, Karl, 2!, 172, 174, 175, 180, 181 Maupertuis, P. L. Moreau de, 152 Maxwell, James Clerk, 29 Mendelssohn, Moses, 157 Mercier, Andre, 79, 191, 193, 197, 202 Merleau-Ponty, Maurice, 199 Meyerson, Emile, 178 Michelangelo, 29 Milton, 74 Mohammed, Prophet, 65 Moliere, !39 Montesquieu, Ch. de Secorrdo.t de, 20 Moritz von Nassau, Stathouder, 131, 135, Moses, Prophet, 64

Kant, 20, 35, 36, 37, 38, 39, 41, 44, 47, 71, 79, 83,127,142,143,144,150,152,153,159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 169, 170, 171, 172, 179, 180, 186, 192, 192, 194, 195, 198, 199, 200 Karl der Große, Kaiser, 104, 109 Karl der Kahle, König, II 0 Kepler, 87 Kierkegaard, Sdren, 21 , 54, 107, 172, 182, 183, 196, 198, 202 Kilwardby, 124 König von Rom, Der, 26 Kratylos, 82 Lachelier, Jules, 187 La Mettrie, J. Offroy de, !57 Laplace, P. S. de, 193 Lavater, J. C., I 58 Lavelle, Louis, 200, 201 Leibniz. 20, 40, 106, 125, 136, 139, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, ISO, 153, 157, 179, 186 Leonardo da Vinc~ 87 Lessing, 158 Leukipp, !7 Linne, 197 Liszt, Franz. 77 Locher, G. W., 200 Locke, lohn, 20, 143, 145, ISO, 151 Longinus, 88 Ludwig XIV., König, 142 Ludwig XV., König, 152 Lull, Raimundo, 120, 125

Napoleon, Kaiser, 26, 27, 74, 112, 168 Newton, 20, 29, 87, 88, 126, 144, 151, 153, 159, 181 Nicole, Pierre, 136 Nietzsche, Friedrich, 21, 135, 185, 187, 203 Nikolas von Damas, 22 Oizerman, Theodor Ilyich, 32 Origen, 88 Orpheus, 49 Ossian, 166 Parain-Vial, Jeanne (siehe Via!) Parmenides, 16, 56, 94, 95, 106, 117, 167 Pascal, 20,33,46,96, 107,108,109,119,138, 139,140,141,144,150,155,157,192,!96 Paulus, Apostel, 104, 105 Pausanias, 62, I 09 Pawlow, Todor, 162 Peckam, 124 Penia, 65 Petrus, Apostel, 104

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Namensverzeichnis

Phaidros, 62 Platon, 16, 18, 37, 43, 46, 48, 59, 62, 66, 67, 68,69,70,71,75,76,78,79,81,82,83,84, 85,86,87,88,89,92,93, 95,99, 102,105, 108, 109, 113, 114, 118, 124, 141, 148, 155, 163, 167, 180, 186, 187 Plotin, 18, 75, 76, 81, 82, 85, 86, 87, 88, 90, 91, 92, 102, 105, 108, 109, 141, 200 Popper, Karl, 44 Poros, 65 Porphyrius, 82, 89 Protagoras, 69 Prudhomme, A. Sully, 41 Pucelle, Jean, 143 Pyrrhon, 156 Pythagoras, 16, 44, 56, 69, 70, 155 Rama, 65 Rao, S. R, 49 Ravaisson, Jean, 186 Renan, Ernest, 173 Richelieu, Kardinal de, 142 Ricoeur, Paul, 191, 199 Rignano, Eugenio, 178 Robert Grosseteste, 120, 124, 126 Roscelin, 114 Ross, W. D., 93 Rousseat-t, 20, 152, 157, 174, 175, 197 Royce, Josuha, 168, 186 Royer-Collard, P. P., 173 Russell, Bertrand, 203 Rutherford, W., 50 Ryle, Gilbert, 41 Sartre, Jean-Paul, 13, 91, 107, 180, 185, 196, 200,202,203 Sehe/er, Max, 199 Schelling. F. W. J., 21, 83,163, 164, 165, 166, 167, 168, 173 Schiller, 21, 173 Schleiermacher, Friedrich, 167, 172, 173 Schopenhauer, Arthur, 11-12,21,35,36, 40, 174, 185, 187, 203 Schubert, Franz. 166 Schumann, Robert, 77, 166 Schweitzer, Albert, 29 Scotus, John-Erigena, 19, 105,110

Scotus, lohn Duns (siehe Duns) Shakespeare, 107, 196 Shiva, 55 Siger von Brabant, 121, 124 Sokrates, 11,17,18,54,57,59,60,61,62,63, 64, 65, 66, 67, 82, 85,87, 107,109,111, 126, 148, 158, 175, Spinoza. 20, 41, 139, 141, 142, 150 Stendhal (Henri Beyle), 40 Swedenborg. Emmanuel, 158 T agore, Rabindranath, 21 Tannery, Paul, 135 Teilhard de Chardin, Pierre, 124, 189, 199 Thales, 16, 94, 155 Theodoracopoulos, Johannes, 9, 83 Theodorich, Kaiser, 109 Theophrastes, 22 Thomas a Kempis, 68 Thomas von Aquin, 13, 19, 20, 32, 33, 40, 44, 46, 48, 92, 100, 102, 105, 108, 109, 111, 114, 120, 121, 123, 124, 126, Tillich, Paul, 109 Unamuno, Miguel de, 191, 196, 197, 198 Via[, Jeanne, 107 Vishnu, 55 Vivekänanda (Narendranäth Datta), 21 Voltaire, 20, 40, 41, 151, 152, 156, 157, 203 Wagner, Richard, 166 Wahl, Jean, 107 Weil, Simone, 67, 68, 70, 81, 83, 87 Whitehead, Alfred North, 21, 199,200, 203 Wilhelm van Moerbeke, 121 Wittgenstein, Ludwig. 80, 81 Wolft. Christian von, 41. 157 Wordsworth, William, 166 Xenophanes, 16, 94-95 Xenophon, 60 Zacharias, Prophet, 65 Zarathustra (siehe Zoroaster) Zeno, 17, 106, 192 Zoroaster, 15, 16, 51.

Sachverzeichnis*

Aberglaube 154 Abbild 86, 129, 133, 189 Abfall 91 absolut 169, 176 Absolut, transpersönliches überindividuelles - 188 Absolute, das- 26, 37, 91, 166, 167, 168, 169, 171, 182, 183, 186, 187, 195. Erfassung des -en 186 Abstraktion 39, 44, 45, 54, 163, 189 Abwesenheit des Seins 200. - Gottes 200 actualitas 112 actus purus 113 adaequatio (rei et intellectus) 122 adwaita 96, 188, 202 Aesthetik (auch Ästhetik) 24, 78, 160, 186 aeternitas 116 Aeternität 116 aeternus 116 Aeviternität 116 aeviternus 116 aevum 116 Affe 158 Affirmation, halbe- 101 Agathon (auch tXytX66v) 32, 86, 90, 91 Agni 50, 51,54,56 Ägypten 70 Ägypter 101 Ahura Mazda 16 Akademie (Platos -) 70, 82, 92 Akt90,93,98, 99, 100, 112,169,192 freier - 194, freier - Gottes 126, 146, 148, göttlicher- 100, reiner- 100, 113, 118

Ursache in - 100 Aktuale, das - 93 Aktualisierung 73 Aktualität 90, 113 Akzident 97, 101, 146 akzidentell 93, 97, 147 Albigenser 120 Alexandrien 75, 88, 89 alexandrinische Zeit 130 Algebra 134 Alienation 201 All 71, 97 Allerheiligste, das- 73 Allgegenwart des Seins 20 1 Allgemeine, das - 97 All-Macht Gottes 71 , 72, 157, 159 All-Sein 76 also 102 Altar 73 a-metaphysisch 130 Analyse, mathematische - 176 Analytik 88, 160 transzendentale - 160