Europäische Entwicklungshilfe und Umweltschutz: Rechtliche Grundlagen für eine umweltgerechte Entwicklungshilfe der Europäischen Gemeinschaft [1 ed.] 9783428486465, 9783428086467

Vor dem Hintergrund der fortschreitenden weltweiten Umweltzerstörung untersucht der Autor, ob und inwieweit die Rechtsgr

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Europäische Entwicklungshilfe und Umweltschutz: Rechtliche Grundlagen für eine umweltgerechte Entwicklungshilfe der Europäischen Gemeinschaft [1 ed.]
 9783428486465, 9783428086467

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BENJAMIN VONESSEN

Europäische Entwicklungshilfe und Umweltschutz

Hamburger Studien zum Europäischen und Internationalen Recht Herausgegeben von Thomas Bruha, Meinhard Hilf, Hans Peter Ipsen, Rainer Lagoni, Ingo von Münch, Gert Nicolaysen

Band 10

Europäische Entwicklungshilfe und Umweltschutz Rechtliche Grundlagen für eine urnweltgerechte Entwicklungshilfe der Europäischen Gemeinschaft

Von

Benjamin Vonessen

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CW-Einheitsaufnahme Vonessen, Benjamin: Europäische Entwicklungshilfe und Umweltschutz : rechtliche Grundlagen für eine umweItgerechte Entwicklungshilfe der Europäischen Gemeinschaft / von Benjamin Vonessen. - Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Hamburger Studien zum europäischen und internationalen Recht ; Bd. 10) Zugl.: Hamburg, Univ., Diss., 1995 ISBN 3-428-08646-5 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0945-2435 ISBN 3-428-08646-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Vorwort Im Juni 1992 fand in Rio de Janeiro die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung statt, an der 178 Staaten, zahlreiche Internationale Organisationen sowie die Europäische Gemeinschaft teilnahmen. Wichtigstes Ergebnis der Konferenz war die Annahme der Rio-Deklaration l , der Walderklärungl und der Agenda 21. 3 Zudem wurden zwei zuvor ausgearbeitete Konventionen zur Unterzeichnung ausgelegt: das Rahmenabkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen· und das Übereinkommen über biologische Vielfalt. 5 Zwanzig Jahre nach der Stockholmer Konferenz über die Umwelt des Menschen wurde so auf internationaler Ebene ein erneuter Anlauf unternommen, um ein brisantes Problem von weltweiter Bedeutung in den Griff zu bekommen: die wirtschaftliche Entwicklung zerstört die natürliche Umwelt. Dabei zeigt die einfache Anschauung, daß die Entwicklung sich in der Umwelt vollzieht und auf ihr beruht. Es gilt, diesen selbstzerstörerischen Prozeß umzukehren. Die Entwicklungsländer sind wegen ihrer Armut von der Umweltzerstörung besonders hart betroffen. Eine Möglichkeit, sie bei der Lösung ihrer Umweltprobleme zu unterstützen, ist die umweltgerechte Ausgestaltung der Entwicklungshilfe.

I Rio Declaration on Environment and Development, Report of the United Nations Conference on Environment and Development, AlConf.151126, VoI. I S. 8. Eine Zusammenfassung der Konferenzergebnisse findet sich in BMZ, Materialien Nr. 84. 2 Non-Legally Binding Authoritative Statement of Principles for a Global Consensus on the Management, Conservation and Sustainable Development of All Types of Forests, Report of the United Nations Conference on Environment and Development, AlConf.151126, VoI. mS. 111. 3 Report of the United Nations Conference on Environment and Development, AlConf.151126, VoI. I S. 14. 4 ABI. 1994 L 33 S. 11. Dazu Schröder, UTR 1993 S. 191. Vom 28.03. - 07.04.1995 fand in Berlin die erste Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention statt. Die Vertragsparteien verabschiedeten ein Verhandlungsmandat fllr die Erstellung eines Protokolls über die weitere Reduzierung der Treibhausgase über das Jahr 2000 hinaus (sog. Berliner Mandat), FCCC/CP/I995IL.l4, 07.04.1995. 5 ABI. 1993 L 309 S. 1. Zu den Ergebnissen der Konferenz von Rio Hohmann, NVwZ 1993 S. 311; Ruffert, UTR 1993 S. 397; Beyerlin, ZaöRV 1994 S. 124.

6

Vorwort

Die Europäische Gemeinschaft ist durch ein weltweites Netz von Kooperationsabkommen mit den Entwicklungsländern verbunden. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob und inwieweit der EG-Vertrag und diese Kooperationsabkommen der Gemeinschaft die Möglichkeit geben, durch die Verbindung von Umweltschutz und Entwicklungshilfe einen Beitrag zur Lösung der Umweltprobleme der Entwicklungsländer zu leisten. Dabei werden im Rahmen der Erörterung des EG-Vertrages sowohl die bis Oktober 1993 geltenden Vorschriften als auch deren Änderungen und Ergänzungen durch den Vertrag von Maastricht behandelt. Für Unterstützung danke ich meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Rainer Lagoni, und den Mitarbeitern der Generaldirektion vm (Entwicklung) der Europäischen Kommission, die mir im Rahmen eines Praktikums Gelegenheit gaben, Informationen und Erfilhrungen über die Entwicklungshilfe der Gemeinschaft zu sammeln. Den Herausgebern der "Hamburger Studien zum Europäischen und Internationalen Recht" danke ich rur die Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe. Die Arbeit wurde von der Friedrich-Naumann-Stiftung aus Mitteln des Bundesministeriums rur Bildung und Wissenschaft gefördert. Die Europäische Kommission unterstützte die Veröffentlichung mit einem Druckkostenzuschuß. Das Manuskript schlossen. Bonn, Januar 1996

rur die Veröffentlichung wurde Ende Oktober

1995 abge-

Benjamin Vonessen

Inhaltsübersicht Einflhrung: Entwicklung - EntwicklungslInder - EntwickiungsbUfe ................. 17 A. UmweltJJerstörung in den Entwicklungslinderu .............................................. 21 I. ß. ffi. N. V.

Überblick über die Umweltschäden in den Entwicklungsillndem .................. 21 Ursachen und Folgen .................................................................................... 22 Umwelt und wirtschaftliche Entwicklung ..................................................... 31 Lösungsanslltze ............................................................................................ 34 Die Stellung der Industrieillnder ................................................................... 36

B. Umweltscbutz und Entwicklungshilfe ............................................................... 39 I. Formen der umweltgerechten Entwicklungshilfe........................................... 39 ß. Politikdialog - Konditionalität. ..................................................................... 44

C. 'Überblick iber die EntwicklungshUre der Europliscben Gemeinscb.ft ......... 52 L Zusammenarbeit nach Lllndergruppen .......................................................... 52 ß. Die Berücksichtigung des Umweltschutzes ................................................... 60 D. Die Grundlagen des EG-Vertrages für eine umweltgerecbte Entwicklungsbilfe.................................................................................................................... 65 I. Kompetenzen der Europäischen Gemeinschaft fiir eine umweltgerechte Entwicklungshilfe ........................................................................................ 65 ß. Gestaltungsgebote des EG-Vertrages für die Anpassung der Entwicklungshilfe an die natürliche Umwelt ..................................................................... 95

E.

Lom~Abkommen

............................................................................................ 102

I. Umwelt und Entwicklung im Ersten, Zweiten und Dritten Abkommen von

Lonle ......................................................................................................... 102 ß. Gliederung des Vierten Abkommens von Lome .......................................... 106 ffi. Grundlagen ................................................................................................ 110 N. Umwelt und Entwicklung........................................................................... 114

V. Projekte zum Schutz der Umwelt................................................................ 118 VI. Prüfung der Umweltverträglichkeit. ............................................................ 148 VII. Streitflllie ................................................................................................... 160

8

InhaItsUbersicht

VID. Halbzeitprilfimg ......................................................................................... 162 IX. Zusanunenfussung und Bewertung ............................................................. 163 F. AssoziieruDpabkommeD mit deD LiDdem des Mittelmeerraumes .............. 167

I. Tntkei ........................................................................................................ 167

II. ß. N. V. VI.

Malta und Zypern....................................................................................... Maghreb- und Mashrek-Staaten.................................................................. Israel .......................................................................................................... Ergflnzende Maßnahmen ............................................................................ Ausblick ....................................................................................................

168 171 173 174 176

G. AsieD uDd Lateinameriu ........ ;...................................................................... 179

I. Rahmenabkommen ..................................................................................... 179 ß. Verordnung Uber die Hilfe zugunsten der EntwicklungsilInder Asiens und Lateinarnerikas .................................................................................... 183 H. ZusammeDfassuDg uDd Ausblick .................................................................... 187 Literatarvel'7JeichDis............................................................................................. 193

Sachwortregister .................................................................................................. 217

Inhaltsverzeichnis Einfilhrang: Entwicklung - Entwicklungsiinder - Entwicklungshilfe ................. 17 A. Umwelbentörang in den EntwickiungsliDdera .............................................. 21

L Überblick über die Umweltschäden in den Entwicklungsländern ...................... 21

11. Ursachen und Folgen ....................................................................................... 22 1. Bevölkerungswachstum ............................................................................... 23 2. ObermAßige und ökologisch nicht angepaßte Landnutzung .......................... 23 3. Belastungen in den Ballungszentren ............................................................ 24 4. SozioökOIlOlllische Ursachen ....................................................................... 25 5. Mangelndes Umweltbewußtsein .................................................................. 26 6. Mangelnde Umsetzung der Gesetze und Programme.................................... 29 7. Fazit •••••••••................................................................•...........•..........•..•....... 30 IlI. Umwelt und wirtschaftliche Entwicklung......................................................... 3 ] N. Lösungsansltze ............................................................................................... 34 V. Die Stellung der lndustrieländer ...................................................................... 36 B. Umweltschutz und Entwicklungshilfe ............................................................... 39 L Formen der umweltgerechten Entwicklungshilfe .............................................. 39 1. Vorhaben zum Schutz der Umwelt ............................................................... 39 2. Prüfung der Umweltvertrliglichkeit .............................................................. 41 11. Politikdialog - KonditionaliW .......................................................................... 44 1. Politikdialog ................................................................................................ 44 2. KonditionaliW ............................................................................................. 45 a) Rechtliche Zuliissigkeit ............................................................................ 46 b) Durchsetzbarkeit ...................................................................................... 47 aa) Vertragsverhandlungen....................................................................... 47 bb) ProjektdurchfUhrung .......................................................................... 50

c. tiberblick über die Entwicklungshilfe der Europlischen Gemeinsch.ft ......... 52 I. Zusammenarbeit nach LlIndergruppen .............................................................. 52 1. Das Abkonunen von Lome ........................................................................... 53 2. Überseeische LlInder und Gebiete ................................................................ 55 3. Assoziierungen mit den LlIndern des Mittelmeerraumes ............................... 57 4. Rahmenabkommen mit Ländern Asiens und Lateinamerikas ........................ 58

10

Inhaltsverzeichnis

5. Entwicklun~hilfe an Länder Asiens und Lateinamerikas ohne Rahmenabkommen ................................................................................................... 59 ß. Die Berücksichtigung des Umweltschutzes ...................................................... 60 1. Programmatische Grundlagen...................................................................... 61 2. Recht und Entwicklung ............................................................................... 64

D. Die Grundlagen des EG-Vertrages für eine umweltgereehte Entwicklungshilfe ........................................................................................................... 65 I. Kompetenzen der Europäischen Gemeinschaft fiir eine umweltgerechte Entwickl~hilfe ............................................................................................ 65 I. Die Kompetenzen bis zum Vertrag von Maastricht ....................................... 65 a) Bestimmung der einschlßgigen Rechtsgrundlagen..................................... 65 b) Kompetenzen fiir finanzielle und technische Entwicklungshilfe ................ 69 aa) Art. 131 ffEWGV .............................................................................. 70 bb) Art. 238 Abs. I EWGV ...................................................................... 70 (I) Art. 238 EWGV als Kompetenznorm ............................................ 71 (2) Art. 238 EWGV als entwicklun~politische Kompetenmorm ........ 74 (3) Die geographische Reichweite des Art. 238 EWGV ...................... 75 ce) Die AE1R-Rechtsprechung des EuGH ................................................ 76 dd) Art. 235 EWGV ................................................................................. 79 2. Die Kompetenzen nach dem Vertrag von Maastricht .................................... 82 a) Bestimmung der einschlßgigen Rechtsgrundlagen..................................... 83 b) Kompetenzen fiir finanzielle und technische Entwicklun~hilfe ................ 84 aal Art. 130u ffEGV ............................................................................... 84 bb)Art.131 ffEGV ................................................................................. 91 ce) Art. 238 EGV ..................................................................................... 92 dd) Art. 235 EGV .................................................................................... 93 3. Umweltschutz und Entwickl~hilfe ........................................................... 93 ß. GestaItun~gebote des EG-Vertrages fiir die Anpassung der Entwicklun~hilfe an die natOrliche Umwelt .................................................................. 95

E. Lom~Abkommen ............................................................................................ 102 I. Umwelt und Entwicklung im Ersten, Zweiten und Dritten Abkommen von Lome ....................................................................................................... 102 11. Gliederung des Vierten Abkommens von Lome .............................................. 106 III. Grundlagen.................................................................................................... 110 N. Umwelt und Entwicklung .............................................................................. 114 V. Projekte zum Schutz der Umwelt ................................................................... 118 I. Mögliche Vorhaben................................................................................... 118 a) Umwelt ................................................................................................. 119 b) Landwirtschaft ...................................................................................... 121 c) Fischerei ............................................................................................... 123 d) Bergbau ................................................................................................ 123 e) Energie ................................................................................................. 123

Inhaltsverzeichnis

11

f) Tourismus ............................................................................................. 124 g) Verkehr ................................................................................................ 125 h) Kommunikationswesen ......................................................................... 125 i) Kultureller und sozialer Bereich ............................................................ 125 j) Regionale Zusanunenarbeit .................................................................... 127 k) Übrige Bereiche ...................................................................................... 129 2. Ausgestaltung der Vorhaben...................................................................... 131 a) Beteiligung und Ausbildung der Bevölkerung ....................................... 131 b) Armutsbekärnpfung. .............................................................................. 133 3. Entwicklungsfinanzierung ......................................................................... 134 a) Zielsetzung der Entwicklungsfinanzierung ............................................ 134 b) Interventionsbereich.............................................................................. 134 c) Umfang der Hilfe .................................................................................. 135 d) Verfuhren ............................................................................................. 137 aa) Progranunierung. ............................................................................ 138 (1) Inhalt des Richtprogranuns ....................................................... 138 (2) Rechtliche Wirkung.................................................................. 139 (3) Bedeutung fii.r den Umweltschutz ............................................. 141 (4) Zustandekommen ..................................................................... 142 bb) Projektdurchfiihrung ...................................................................... 144 VI. Prüfung der Umweltvertrllglichkeit................................................................ 148 1. Prüfung der Bereiche der Zusanunenarbeit ................................................ 149 2. Prüfung der Projekte ................................................................................. 149 a) Sachlicher Anwendungsbereich ............................................................. 150 b) Verfahren ............................................................................................. 153 c) Methoden zur Sanunlung der Informationen .......................................... 154 d)· Beteiligung der Bevölkerung................................................................. 157 e) Einfluß auf die Entscheidung ................................................................ 157 f) Ausgestaltung der Korrektur- bzw. Begleitmaßnahmen .......................... 159 g) Zusanunenfassung ................................................................................ 160 Vll. Streitfll.1le ...................................................................................................... 160 vm. Halbzeitprüfung ........................................................................................... 162 IX. Zusanunenfassung und Bewertung ., ............................................................. 163

F. Assoziierungsabkommen mit den Lindern des Mittelmeerraumes ............... 167 1 TOrkeL ........................................................................................................... 11. Malta und Zypern ........................................................................................... m. Maghreb- und Mashrek-Staaten ...................................................................... IV. Israel .............................................................................................................. V. Ergänzende Maßnahmen ................................................................................ VI. Ausblick ........................................................................................................

167 168 171 173 174 176

G. Asien und Lateinamerika ............................................................................... 179 I. Rahmenabkommen ........................................................................................ 179

12

Inhaltsverzeichnis

1. Abkommen mit entwicklungspolitischer Komponente ................................ 179 2. Abkommen ohne entwicklungspolitische Komponente ............................... 182 ll. Verordnung über die Hilfe zugunsten der Entwicklungsländer Asiens und LateinaIDerikas ............................................................................................. 183

H. Zusammenfassung und Ausblick .................................................................... 187 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 193 Sachwortregister .................................................................................................. 217

Abkün.:ungsven.:eichnis a.A AASM ABI. Abs. ADPY

a.E. AJICL AKP

ALA AöR ARSP Art. ASEAN ASSP BayVBI. BCTWLJ BECA BGBI. BMZ

BTag-Drucks. Bull. BVerfUE CaC Cah.dr.eur. CIDIE

CMLRev Com.Int. ders. dies. DÖV DVBI. EA EAG ECU

anderer Ansicht Assoziierte Afrikanische Staaten und Madagaskar Amtsblatt Absatz African Development Perspectives Yearbook am Ende African Journal ofInternational and Comparative Law Afrika, Karibik, Pazifik Asien. Lateinamerika Archiv des öffentlichen Rechts Archiv ßlr Rechts- und Sozialphilosophie Artikel Association of South-east Asian Nations Annuaire Suisse de Science Politique Bayrische Verwaltungsblätter Boston College Third World Law Journal Bulletin ofEastem Caribbean Affairs Bundesgesetzblatt Bundesministerium ßlr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Bundestags-Drucksache Bulletin Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts Cooperation and Conflict Cahiers de droit europeen Committee ofInternational Development, Institutions on the Environment Common Market Law Review Comunitä Intemazionale derselbe dieselben Die Öffentliche Verwaltung Deutsches Verwaltungsblatt Europa-Archiv Vertrag zur GrOndung der Europäischen Atomgemeinschaft European Currency Unit

14 Ed. EEA EEF EG EGKS EGV

Ern

EJn.. ELRev engl.

epd

EU EuGH EuGRZ EuR

EUV

EuZW EWG EWGV E+Z FFWA Fn. franz.

FS GATT GBT GBTE GTE GYll..

HS ICJ ICLQ IGH IUCN

i.V.m. IWF JCM Studies JDW JEI JWT KSE

AbkOrzungsverzeichnis Editor Einheitliche Europäische Akte Europäischer Entwicklungsfonds Europäische Gemeinschaft Europäische Gemeinschaft filr Kohle und Stahl Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft Europäische Investitionsbank European Journal ofInternational Law European Law Review englisch Evangelischer Pressedienst Europäische Union Europäischer Gerichtshof Europäische Grundrechte-Zeitschrift Europarecht Vertrag Ober die Europäische Union Europäische Zeitschrift tl1r Wirtschaftsrecht Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Entwicklung + Zusammenarbeit Tbe Fletcher Forum ofWorld Affairs Fußnote französisch Festschrift General Agreement on TarifIs and Trade von der Groebenlvon BoeckhfThiesing, Kommentar zum EWG-Vertrag, 2. Auflage von der Groebenlvon BoeckhfThiesinglEhlermann, Kommentar zum EWG-Vertrag, 3. Auflage von der GroebenlThiesinglEhlermann, Kommentar zum EWG-Vertrag, 4. Auflage German Yearbook ofIntemational Law Halbsatz International Court of Justice International and Comparative Law Quarterly Internationaler Gerichtshof International Union for the Conservation ofNature and Natural Resources in Verbindung mit Internationaler Währungsfonds Journal of Common Market Studies Jahrbuch Dritte Welt Jahrbuch der Europäischen Integration Journal ofWorld Trade Kölner Schriften zum Europarecht

AbkOrzungsverzeichnis L.I.E.I.

MTM

m.w.N. NJW

NRO

NVwZ OAS OECD RdC

RDI

RevMC RGDIP RISED Riv.dir.eur. Rs. RTDE Rz. S. Smlg. SP Sp. Stabex Sysmin Tex.llJ UA

u.a.

OLG

UNEP

UNO

UTR

vgl. Vir.JIL VO Vol. VRÜ

WHO WTO YEL

ZaöRV

15

Legal Issues ofEuropean Integration MarchCs tropicaux et mediterraneens mit weiteren Nachweisen Neue Juristische Wochenschrift Nichtregierungsorganisationen Neue Zeitschrift filr Verwaltungsrecht Organization of American States Organization for Economic Cooperation and Development Recueil des Cours Revue de Droit international et de Droit compare Revue du MarchC Commun Revue GeneraIe de Droit International Public Regular Information System on Environment and DevelopmentIReseau d'information sur l'environnement et le developpement Rivista di diritto europeo Rechtssache Revue trimestrielle de droit europCen Randzeichen Seite Sammlung Spiegelstrich Spalte System zur Stabilisierung der Ausfuhrerlöse Besondere Finanzierungsfazilität Texas International Law Journal Unterabsatz und andere, unter anderem Überseeische LlInder und Gebiete United Nations Environment Programme United Nations Organization Jahrbuch des Umwelt- und Technikrechts vergleiche Virginia Journal ofIntemationai Law Verordnung volume Verfassung und Recht in Übersee World Health Organization World Trade Organization Yearbook ofEuropean Law Zeitschrift filr ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht

Einmhrung: Entwicklung - Entwicklungslinder - Entwicklungshilfe Entwicklung ist ein normativer Begriff. Seine Bedeutung wird von den Wertvorstellungen der Akteure bestimmt, die das Ziel der Entwicklung vorgeben. 1 Es gibt keine allgemein gebräuchliche oder gar rechtlich verbindliche Definition des Begriffs Entwicklung. 2 Nach Art. 55 UN-Charta3 (Kapitel IX "Internationale Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet") llirdern die Vereinten Nationen die Verbesserung des Lebensstandards, die Vollbeschäftigung und die Voraussetzungen fllr wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt und Aufstieg. Der Begriff Entwicklung wird in dieser Bestimmung nicht verwendet. Auch der EG-Vertrag enthält keine Definition dieses Begriffes. Nach Art. 3 lit. k, 131 Abs. 2 EGV ist die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der ÜLG ein Ziel ihrer Assoziierung mit der Gemeinschaft. Die Assoziierung soll in erster Linie den Interessen der Einwohner der ÜLG dienen und ihren Wohlstand llirdern, um sie der von ihnen erstrebten wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung entgegenzufilhren (Art. 131 Abs. 3 EGV). Die EG überläßt es also den Einwohnern der ÜLG, das Ziel ihrer wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung festzulegen. Mit dem Vertrag von Maastricht wurden zwar neue Bestimmungen über die Entwicklungszusammenarbeit in den EG-Vertrag aufgenommen (Art. 3 lit. q, l30u - l30y EGV), doch auch hier wird der Begriff Entwicklung lediglich mit den Attributen "nachhaltig", "wirtschaftlich" und "sozial" versehen (Art. 130u Abs. 1 EGV), eine präzise Definition geben die Bestimmungen nicht. In einem allgemeinen und umfassenden Sinne kann man Entwicklung als die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen verstehen. 4 Dazu gehören soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Aspekte. 5 Im Vorder-

I

Nohlen / Nuscheler, in: dies. (Hrsg.), S. 55, 56; Pearce u.a., S. 2.

Eine Definition des Begriffs nach internationalem Recht versucht Kenig- Witkowska, S. 30 ff. 3 BGBL 197311 S. 430, 197411 S. 769, 198011 S. 1252. 4 Vgl. Todaro, S. 16 ff, Bartelmus, S. 3; Moore, BECA Vol. 16 No. I (March / April 1990) S. 30, 31; Weltbank, Weltentwicklungsbericht 1992 S. 43. 5 AusfUhrlich zum Entwicklungsbegriff Nohlen / Nuscheler, in: dies. (Hrsg.), S. 55. Vgl. Art. 130u Abs. 1, 131 Abs. 2 und 3 EGV, Ptiambel Abs. 8, Art. 4 Abs. 1 Lom6 2

2 Vonessen

18

Einfllhrung

grund der Entwicklung steht bei den ärmeren Ländern der wirtschaftliche Aspekt. 6 Denn zum einen sind viele der unbefriedigten und dringenden Bedürfhisse der Bevölkerung materieller Art. Zum anderen ist fUr die Verbesserung der Lebensqualität, soweit es um die Befriedigung der Grundbedürfhisse geht, die Steigerung des Einkommens eine notwendige, wenn auch nicht ausreichende Bedingung. 7 Begreift man Entwicklung als die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung, so hängt der Entwicklungsstand und die Einteilung eines Landes in die Gruppe der Industrieländer oder in die Gruppe der Entwicklungsländer u.a. vom Lebensstandard seiner Bevölkerung ab.' Die wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, die den Lebensstandard beeinflussen, sind zahlreich und z.T. nur schwer quantifizierbar. Dies macht eine Auswahl bestimmter Kriterien erforderlich. Eine verbindliche Festlegung dieser Merkmale und damit des Begriffs Entwicklungsland gibt es ebensowenig wie eine allgemein verbindliche Liste der Entwicklungsländer. 9 Die UN-Charta bestimmt nicht, welche Staaten Entwicklungsländer sind. Auch im EG-Vertrag findet sich keine entsprechende Vorschrift. In der Praxis werden verschiedene Verzeichnisse geftlhrt. Dabei stand in der Vergangenheit das Pro-Kopf-Einkommen der Bevölkerung im Vordergrund. Seit einigen Jahren werden zusätzlich andere Kriterien hinzugezogen, z.B. der Augmented Physical Quality 0/ Life Index und der Human Development Index. 1O Die Vereinten Nationen unterscheiden die Gruppe der Entwicklungsländer und die Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries)." Die Weltbank teilt die Staaten in Länder mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommen ein, wobei sie die Staaten mit niedrigem und mittlerem Einkommen als Entwicklungsländer qualifiziert. 12 Auch der Entwicklungshilfe-Ausschuß der OECD ftlhrt ein Verzeichnis der Entwicklungsländer. I3 Die Europäische Gemeinschaft verwendet verschiedene Listen, um den Anwendungsbereich ihrer Maßnahmen zugunsten der

N-Abkommen. Vgl. auch die Definition in Präambel Abs. 2 der Erklärung über das Recht auf Entwicklung der UN-Generalversammlung vom 04.12.1986, A 41/128. 6 EG-Kommission, Memorandum zur Entwicklungspolitik der Europllischen Gemeinschaft, 05.10.1982, KOM (82) 640 endg. S. 2. 7 Todaro, S. 17. 8 Vgl. Hemmer, S. 3. 9 Zu den Merkmalen der Entwicklungslllnder Nohlen, S. 212 f. 10 BMZ, Journalisten-Handbuch 1995 S. 284 ff. 11 BMZ, Journalisten-Handbuch 1995 S. 289 f. 11 Weltbank, Weltentwicklungsbericht 1994 S. Xll. 13 OECD, Development Co-operation 1994 Report S. L 6.

Einfllhrung

19

Entwicklungsländer festzulegen. 14 Der Kreis der Begünstigten, die finanzielle und technische Hilfe erhalten können, umfaßt die Vertragspartner des LomeAbkommens, die assoziierten überseeischen Länder und Gebiete, die übrigen Staaten, die mit der Gemeinschaft Abkommen mit entwicklungspolitischer Komponente geschlossen haben sowie diejenigen Länder, die vom Anwendungsbereich der VO Nr. 443/92 vom 25.02.1992 über die finanzielle und technische Hilfe zugunsten der Entwicklungsländer Asiens und Lateinamerikas erfaßt werden. l ' Die mittel- und osteuropäischen Staaten und Rußland werden von der OECD und der EG nicht zu den Entwicklungsländern gezählt, sondern fallen in die Kategorie der Reformstaaten bzw. Staaten, die den Übergang zur Marktwirtschaft anstreben. 16 Abkommen der EG mit diesen Staaten und deren finanzielle Unterstützung werden daher im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt!' Zur Entwicklungspolitik gehören alle Maßnahmen, die auf die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen abzielen. Solche Maßnahmen zu ergreifen ist in erster Linie Sache der Entwicklungsländer}' Die Industriestaaten können dabei durch Entwicklungshilfe von außen unterstützend eingreifen. 14 Zum Beispiel Verordnung Nr. 3281/94 vom 19.12.1994 aber ein Mehrjahresschema allgemeiner Zollpräferenzen fl1r bestimmte gewerbliche Waren mit Ursprung in EntwicklungsUIndern fllr den Zeitraum 1995 - 1998 (ABI. 1994 L 348 S. 1, berichtigt in ABI. 1995 L 82 S. 29). I' Das sind 70 AKP-Staaten, 20 ÜLG, 11 Uinder des Mittelmeerraumes und 24 länder Asiens und Lateinamerikas (Assoziierungen mit entwicklungspolitischer Komponente), sowie die abrigen Entwicklungsländer Asiens und Lateinamerikas (FundsteIle der VO: ABI. 1992 L 52 S. 1). Zu der Frage, ob die EG in der Vergangenheit alle Entwicklungsländer berGcksichtigt hat, Lucron, RevMC 1987 S. 662 tI: 666. 16 BMZ, Journalisten-Handbuch 1995 S. 284 tI; Lenz-Heclcer, Art. l30u Rz. 2. 17 Nicht berGcksichtigt werden auch einige der Nachfolgestaaten der Sowjetunion, fl1r die die Gemeinschaft vorQbergehend Finanzhilfe als technische Hilfe bereitstellt, um ihre wirtschaftliche Umgestaltung zu beschleunigen. Die Hilfe wird von der Gemeinschaft auf Art. 235 EGV gestGtzt. Zum Beispiel: Vorschlag fl1r einen Beschluß des Rates und der Kommission Qber den Abschluß des Abkommens aber Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen den Europäischen Gemeinschaften und ihren Mitgliedstaaten einerseits und Kasachstan andererseits, Art. 73 ff (ABI. 1994 C 319 S. 4), mit Änderung in KOM (95) 137 endg. vom 08.05.1995 S. 10; Verordnung Nr. 2053/93 vom 19.07.1993 aber eine technische UnterstGtzung der unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion und der Mongolei bei ihren BemGhungen um die Gesundung und Neubelebung ihrer Wirtschaft (ABI. 1993 L 187 S. 1). la Vgl. Prlambel Abs. 11 und Art. 7 der Charta der wirtschaftlichen Rechte und Pflichten der Staaten der UN-Generalversammlung vom 12.12.1974, A/3281 (XXIX), sowie Art. 4 Abs. 1 Lome N-Abkommen.

2'

20

Einfllhrung

Entwicklungshilfe kann in Form finanzieller oder technischer Hilfe geleistet werden. Zur finanziellen Hilfe gehören Darlehen und Zuschüsse, die rur Projekt-, Programm,- Waren- und Strukturhilfe eingesetzt werden. 19 Mit der technischen Hilfe soll die LeistungsBhigkeit von Menschen und Organisationen durch Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten gesteigert werden. Sie umfilßt u.a. die Entsendung von Fachkräften, die Lieferung von Ausrüstung, die Zahlung von Gehältern an einheimische Fachkräfte sowie allgemein deren Aus- und Fortbildung.20

BMZ, Joumalisten-Handbuch 1995 S. 135 ff. BMZ, Gemeinsam fi1r die eine Welt S. 79. Die Unterscheidung zwischen finanzieller und technischer Hilfe ist etwas irrefllhrend, da auch technische Hilfe den Einsatz finanzieller Mittel erfordert. 19

20

A. Umweltzerstörung in den Entwicklungsländern In ihrem Streben nach einer Verbesserung der Lebensbedingungen sehen sich die Entwicklungsländer in zunehmendem Maße mit Umweltproblemen konfrontiert. Die Umwelt - im eigentlichen Sinne des Wortes - ist umfassend. l Sie bezeichnet die Gesamtheit der äußeren Lebensbedingungen des Menschen2 und läßt sich in die soziale, kulturelle und natürliche Umwelt unterteilen. l Umwelt soll hier als die natürliche Umwelt verstanden werden. 4 Zu ihr gehören die Umweltmedien Boden, Luft und Wasser sowie Fauna und Flora. s

J. Überblick fiber die Umweltschäden in den Entwicldungslindern

Die natürliche Umwelt in den Entwicklungsländern ist ebenso vielflUtig wie die Belastungen, denen sie ausgesetzt ist. So läßt sich hier kein detailliertes Bild der Umweltsituation aller Entwicklungsländer zeichnen. 6 Einige Beispiele schwerwiegender und weitreichender Umweltprobleme mögen einen Eindruck von der Geflihrdung und Zerstörung der verschiedenen Umweltmedien vermitteln. Die Fruchtbarkeit des land- und viehwirtschaftlich nutzbaren Bodens wird in vielen Entwicklungsländern durch Erosion, Savannen- und Wüstenbildung sowie durch Versumpfung und Versalzung bedroht. 7 So sind z.B. auf dem dicht besiedelten Hochland der Insel Java über ein Drittel der 4,4 Millionen Hektar kultivierten Landes in ernstem Ausmaß von Erosion betroffen. Die Bodenver-

1 2 l

Tehranian, S. 12. Hoppe I Beckmann, Rz. 1. Prümm, S. 3; Hoppe I Beckmann, Rz. 1 f.

Zum Begriff der Umwelt im Völkerrecht Lagoni, S. 233, 240 f; zum Begriff der Umwelt im Europarecht Schröer, S. 40 ff; Grabitz I Nettesheim, in: Grabitz I Hilf (Hrsg.), Art. BOr Rz. 1 ff. S Prümm, S. 4. 6 Daten zur globalen Umweltsituation enthalten Council of EnvironmentaI QuaIity, Global 2000; UNEP, Umwelt - Weltweit; World Resourees Institute, World Resourees 1994-95; Lean u.a., Worldwide Fund Atlas ofthe Environment. 7 Tschiersch u.a., S. 10 ff; Hartje, S. 15 ff; Weimert u.a., S. 24 ff. 4

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A Umweltzerstörung in den EntwicklungsilIndem

luste zeigen in einem der Stromgebiete eine ständige Zunahme: während sie im Jahre 1911 bei 1 mm pro Hektar und Jahr lagen, erreichen sie heute 6 mm. 1 Das Wasser der Flüsse und Meere wird durch Abwässer, Abfall und chemische Substanzen verschmutzt. 9 Die Belastung des brasilianischen Rio Madeira durch Quecksilber, das bei der Goldgewinnung eingesetzt wird, ist so stark, daß die Rückstände in den Fischen des Flusses - verglichen mit den Richtwerten der WHO - alarmierend hoch sind und ihr Verzehr ein offensichtliches Gesundheitsrisiko darstellt. lo Immissionen belasten die Luft in den Städten und Industriezentren der Entwicklungsländer. l1 In einigen Ballungszentren - z.B. Bombay, Kairo, Karachiübersteigt die Luftverschmutzung durch Schwebstoffe die von der WHO empfohlenen Richtwerte um mehr als 100%.12 Die Pflanzenwelt wird insbesondere durch die Zerstörung der Wälder bedroht. Ein besonders krasses Beispiel ft1r Entwaldung ist Haiti. Während in den zwanziger Jahren noch 60% des Staatsgebietes bewaldet waren, war der Bestand in den siebziger Jahren bereits auf 7% des Gebietes geschrumpft. 13 Die Zerstörung der Wälder fUhrt auch zur Bedrohung der Fauna der Entwicklungsländer. Auf der malayischen Halbinsel gelten 61 Säugetiere und 16 Vogelarten als geflhrdet. Die Population von sieben Primatenarten ging von 1958 bis 1975 um bis zu 50% zurück. 14

n. Ursachen und Folgen Die Ursachen der Umweltzerstörung in den Entwicklungsländern sind zahlreich. Sie bilden verschiedene Ursachenketten, die netzartig miteinander verwoben sind. Aus diesem komplexen Geftlge sollen die wichtigsten Aspekte herausgegriffen werden.

Repetto, Ambio 1986 S. 14. BMZ, Materialien Nr. 77 S. 7 f; Hartje, S. 21, 36; Tschiersch u.a., S. 20. 10 Malm u.a., Ambio 1990 S. 11, 13 f. 11 BMZ, Materialien Nr. 77 S. 6 ff; Weimert u.a., S. 54 f; Hartje, S. 35 f. 12 World Resources Institute, World Resources 1994-95 S. 199. 13 Lugo u.a., Ambio 1981 S. 318, 319. 14 Aiken / Leigh, Ambio 1985 S. 15, 18 f.

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n. Ursachen und Folgen

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1. Bevölkerungswachstum Einer der entscheidenden Faktoren filr die Zerstörung der Umwelt ist das schnelle Wachstum der Bevölkerung. Von 1950 bis 1990 stieg die Weltbevölkerung von 2,5 auf 5,3 Milliarden, wobei es in den Entwicklungsländern eine Zunahme von 1,7 auf 4,1 Milliarden gab. I ' Bis zum Jahr 2050 wird der Bevölkerungsanstieg in den Entwicklungslftndern auf 8,22 Milliarden geschätzt. 16 Dies fllhrt zu einem immensen Bedarf an Nahrung, Rohstoffen und Energie, dessen Befriedigung eine starke Belastung der natürlichen Umwelt bedeutet. 17 2. Obermißige und ökologisch nicht angepaßte Landnutzung Der steigende Bevölkerungsdruck in den Entwicklungsländern zwingt zur Ausweitung der Land- und Viehwirtschaft. 11 Übermäßige landwirtschaftliche Nutzung, insbesondere fehlende Brachen, laugen die Böden aus. 19 Traditionelle Methoden der Viehhaltung, getbrdert durch veterinäre Maßnahmen und Brunnenbau, filhren zur Überweidung der Flächen.20 Feuerholzbedarf, holzwirtschaftliehe Nutzung, zunehmender Wanderfeldbau und Ansiedlung von Menschen in Waldgebieten sind Ursachen der Entwaldung. 21 Diese bewirkt ebenso wie die übermäßige Land- und Viehwirtschaft eine Verringerung der Pflanzendecke und setzt die Böden der Erosion durch Wind und Wasser aus. 22 Nutzbares Land kann so zur Wüste werden.

I' UNO, World Population Prospects 1990 S. 20.

World Bank, World Population Projections 1994-95 S. 60. Tschiersch u.a., S. 28; EG-Kommission, Schutz der natürlichen Ressourcen - Bekampfung der Desertifikation in Afrika (Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament), 22.01.1986, KOM (86) 16 endg. 1.1; dazu der Aktionsplan des Rates vom 17.04.1986, Bull. EG 4-19862.2.29 (kurze Zusammenfassung des Aktionsplans bei Johnson / Corce/le, S. 325). 18 Hartje, S. 13; Tschiersch u.a., S. 28. 19 Tschiersch u.a., S. 10. 20 EG-Kommission, Berücksichtigung des "Umwelt"- Aspekts in der Entwicklungspolitik der Gemeinschaft (Mitteilung an den Rat), 31.10.1984, KOM (84) 605 endg. S. 3; EG-Kommission, Schutz der natürlichen Ressourcen - Bekampfung der Desertifikation in Afrika, 22.01.1986, KOM (86) 16 endg. 1.2.1.2. 21 Hartje, S. 16 ff; Römpczyk, S. 24 f; BMZ, Materialien Nr. 77 S. 12 f; EGKommission, Schutz der natürlichen Ressourcen - Bekampfung der Desertifikation in Afrika, 22.01.1986, KOM (86) 16 endg. 1.2.2. La, b. 22 Hartje, S. 15 f; Weimert u.a., S. 31 ff. 16

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A Umweltzerstörung in den Entwicklungsillndern

Folge dieser Prozesse ist der Verlust von Anbau- und Weideflächen, der seinerseits zur Verringerung der Nahrungsmittelproduktion filhrt. 23 Durch die Zerstörung der Wälder geht eine Quelle von Nahrung, billiger Energie und Baumaterial verloren. 24 Eine weitere wesentliche Folge ist der Rückgang der Artenvielfalt mit ihrem genetischen Potential, an dessen Aufrechterhaltung ein ökologisches, wirtschaftliches und wissenschaftliches Interesse besteht. 25 Auch die Methoden der modernen Landwirtschaft tragen zur Umweltzerstörung bei. Unzureichende Entwässerung in der Bewässerungslandwirtschaft filhrt zu Versumpfung und Versalzung der Böden.26 Monokulturen begünstigen die Vermehrung der Schädlinge, mindern die Bodenproduktivität und verändern die Bodenstruktur. 27 In zunehmendem Maße werden Agrarchemikalien verwendet. 21 Folge dieser unsachgemäßen Praktiken ist auch hier eine Verschlechterung der landwirtschaftlichen Böden, die die Nahrungsmittelversorgung erschwert. 29 Agrarchemikalien verschmutzen das Wasser und können den Fischfimg beeinträchtigen. 30 Schließlich begründen die Schädlingsbekämpfungsmittel Gesundheitsgefahren fiir die Bevölkerung, insbesondere fiir die Anwender der MittePI

3. Belastungen in den Ballungszentren In den städtischen Agglomerationen der Entwicklungsländer verschmutzt die Industrie, vor allem die Grundstoffindustrie, Luft und Wasser. 32 Zur Luftverschmutzung trägt auch die zunehmende Zahl der Kraftfahrzeuge bei, die ein hohes durchschnittliches Alter haben und nicht auf ihre Emissionen hin kon-

23 Weimert u.a., S. 21; EG-Kommission, Schutz der natürlichen Ressourcen - Bekämpfung der Desertifikation in Afrika, 22.01.1986, KOM (86) 16 endg. Einleitung. 24 EG-Kommission, Schutz der natürlichen Ressourcen - Bekämpfung der Desertifikation in Afrika, 22.01.1986, KOM (86) 16 endg. 1.2.2.1. 25 Vgl. das Zweite Aktionsprogramm der Europäischen Gemeinschaften filr den Umweltschutzvom 17.05.1977, ABI. 1977 C 139 S. 1 Nr. 162. 26 Hartje, S. 19 f, Tschiersch u.a., S. 12. 27 Weimert u.a., S. 58 ff. 28 Römpczyk, S. 22; BMZ, Materialien Nr. 77 S. 8. 29 Hartje, S. 22. 30 Hartje, S. 21; Weimert u.a., S. 36. 31 Weimert u.a., S. 37 f; Römpczyk, S. 20; BMZ, Materialien Nr. 77 S. 8. 32 Hartje, S. 38 ff; BMZ, Materialien Nr. 77 S. 7.

II. Ursachen und Folgen

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trolliert werden. 33 Wasser und Böden werden durch unzureichende Abfall-, Abwässer- und Fäkalienentsorgung belastet. ~ Aus Luft- und Wasserverschmutzung resultieren Gesundheitsgefahren filr die Bevölkerung. 35 Der ungeordnete Abfall ist ein Herd filr Krankheitserreger und stellt so ebenfalls eine Bedrohung filr die menschliche Gesundheit dar. 36 Die Belastung der Gewässer kann den Fischfang und die Landwirtschaft beeinträchtigen. 37

4. Sozioökonomische Ursachen Weitere Ursachen filr die Umweltzerstörung in den Entwicklungsländern lassen sich aus sozioökonomischer Perspektive aufzeigen. Armut und materielle Not zwingen viele Menschen in den Entwicklungsländern, ihre natürlichen Ressourcen zu zerstören. 38 So werden aus wirtschaftlicher Not Wälder abgeholzt, um den Feuerholzbedarf zu decken. 39 Armut und wirtschaftliche Unterentwicklung als solche sind also ebenfalls ein Faktor der Umweltzerstörung.