Diocletian und die Erste Tetrarchie: Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft? [Reprint 2011 ed.] 3110109344, 9783110109344

In der 1968 gegründeten Reihe erscheinen Monographien aus den Gebieten der Griechischen und Lateinischen Philologie sowi

175 90 9MB

German Pages 224 Year 1987

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Diocletian und die Erste Tetrarchie: Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft? [Reprint 2011 ed.]
 3110109344, 9783110109344

Table of contents :
Vorwort
1. Einleitung
2. Diocletians Herrschaftsantritt
3. Die Ernennung Maximians zum Caesar und Augustus und die ,Epiphanie‘ von Iovius und Herculius
4. Die Ernennung der Caesares im Jahr 293
5. Iovius und Herculius: die Funktion der sakralen Cognomina im tetrarchischen System
6. Die Manipulation mit den dies imperii sowie der Zählung der Regierungsjahre zwischen 293 und 303 und die Herstellung einer tetrarchischen Symmetrie
7. Abdankung und Nachfolgeregelung
a. Die Zuverlässigkeit des Lactantius als Historiker
b. Gab es eine dynastische Politik Diocletians?
c. Der Eid Maximians
d. Der Zeitplan für die Abdankung
8. Der Galeriusbogen von Thessalonike und sein Tetrarchenrelief: Glorifizierung der tetrarchischen Ordnung oder Sinnbild der Dominanz des Galerius?
9. Schlußbemerkung
Anhang: Der Arcus Novus an der Via Lata in Rom
Literatur- und Abkürzungsverzeichnis
Personen- und Sachregister
Stellenregister
Abbildungsverzeichnis

Citation preview

Frank Kolb Diocletian und die Erste Tetrarchie

w DE

G

Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Herausgegeben von Winfried Bühler, Peter Herrmann und Otto Zwierlein

Band 27

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1987

Diocletian und die Erste Tetrarchie Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft?

von Frank Kolb

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1987

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort

Gedruckt auf säurefreiem Papier (alterungsbeständig — pH 7, neutral)

CIP- Kur^titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Kolb, Frank: Diocletian und die Erste Tetrarchie : Improvisation oder Experiment in d. Organisation monarch. Herrschaft? / Von Frank Kolb. - Berlin ; New York : de Gruyter, 1987. (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte ; Bd. 27) ISBN 3-11-010934-4 NE: GT

© 1987 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Einband: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Α. Alföldi in memoriam

Vorwort Dieses Buch befaßt sich ausschließlich mit dem Problem der tetrarchischen Herrschaftsordnung. Themen wie Zeremoniell und Insignien, mustergültig behandelt von Andreas Alföldi, sowie die administrativen, wirtschaftlichen, militärischen und religionspolitischen Reformen der Tetrarchie sind nicht Gegenstand dieser Abhandlung. Meine Beschäftigung mit der Thematik reicht in die zweite Hälfte der 70er Jahre zurück, und manche Seminardiskussion mit meinen Kieler Studenten hat die Entwicklung der hier vorgetragenen Thesen gefördert. Der Kern des Buches entstand während eines vom National Endowment for the Humanities finanzierten Forschungsaufenthaltes am Institute for Advanced Study in Princeton, N.J. (U.S.A.) vom September 1981 bis April 1982. Dort durfte ich meine Thesen in einem Colloquium vortragen, wobei ich wichtige Anregungen und Kritik empfing, insbesondere von den Herren G. W. Bowersock, J. F. Gilliam, Chr. Habicht sowie von P. Bastien und K. Rigsby. Ihnen allen sei hier herzlich gedankt. Ganz besonders verpflichtet bin ich A. Chastagnol und meinem verehrten Lehrer J. Straub, die das Manuskript gelesen und mir überaus hilfreiche, teils kritische teils zustimmende Hinweise gegeben haben. Die von mir vertretenen Thesen gehen selbstverständlich ganz zu meinen Lasten. Dank schulde ich ferner dem Verleger und den Herausgebern für die Aufnahme der Arbeit in diese Reihe sowie der Verwertungsgesellschaft Wort für die großzügige Gewährung eines Druckkostenzuschusses. Nicht vergessen sei auch die Hilfe, die mir H. Brandt und M. Zimmermann bei der Überprüfung der Zitate und der Zusammenstellung von Literatur- und Abkürzungsverzeichnis, W. Dommershausen und F. Unruh sowie B. Kupke und W. Powilleit bei der Fahnenkorrektur und der Herstellung der Register und schließlich Frau Steude-Künnemann und Frau Franz bei der Gestaltung des Manuskripts zuteil werden ließen. Folgende Institutionen haben mir freundlicherweise Photos und/oder Gipsabgüsse zugesandt: American Numismatic Society (New York); Archäologisches Museum der Universität Münster; Ashmolean Museum, Heberden Coin Room (Oxford); Bibliotheque Nationale, Cabinet de Medailles (Paris); British Museum, Department of Coins and Medals (London); Deutsches Archäologisches Institut (Athen und Rom); Hunterian Museum (Glasgow); Institut für Altertumskunde der Universität Köln; Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett (Wien); Nationalmuseet Koben-

VIII

Vorwort

havn; Rheinisches Landesmuseum Trier; Staatliche Museen zu Berlin, Münzkabinett. Zum Schluß noch einige technische Bemerkungen: Das vorliegende Manuskript war im Frühjahr 1985 abgeschlossen; die Sekundärliteratur ist daher nur bis zum Jahr 1983 systematisch erfaßt, später erschienene Literatur konnte nurmehr sporadisch verwertet werden. Das jüngst erschienene Buch von St. Williams, Diocletian and the Roman Recovery (1985) bleibt zu sehr an der Oberfläche, um für unsere Problematik zitierenswert zu sein. — Für die Zeitschriftenabkürzungen wurden die Siglen der Annee Philologique zugrunde gelegt, für die Abkürzung der Werke antiker Autoren die entsprechenden Verzeichnisse des Liddell/Scott bzw. Lewis/Short. Häufiger zitierte Werke werden nur mit dem Namen des Verfassers (allenfalls noch zusätzlich mit der Jahreszahl) zitiert. Für die Panegyrici Latini habe ich die Ausgabe von R. Α. B. Mynors zugrunde gelegt, in Klammern aber die Buchzählung der Edition von E. Galletier hinzugefügt. Sämtliche Jahreszahlen bedeuten ,nach Christus', sofern nicht ausdrücklich anders vermerkt. Dieses Buch ist einem großen Mann gewidmet, dem ich sehr viel zu verdanken habe. Tübingen, im Herbst 1986

Frank Kolb

Inhalt Vorwort 1. Einleitung 2. Diocletians Herrschaftsantritt 3. Die Ernennung Maximians zum Caesar und Augustus und die ,Epiphanie' von Iovius und Herculius 4. Die Ernennung der Caesares im Jahr 293 5. Iovius und Herculius: die Funktion der sakralen Cognomina im tetrarchischen System 6. Die Manipulation mit den dies imperii sowie der Zählung der Regierungsjahre zwischen 293 und 303 und die Herstellung einer tetrarchischen Symmetrie 7. Abdankung und Nachfolgeregelung a. Die Zuverlässigkeit des Lactantius als Historiker b. Gab es eine dynastische Politik Diocletians? c. Der Eid Maximians d. Der Zeitplan für die Abdankung 8. Der Galeriusbogen von Thessalonike und sein Tetrarchenrelief: Glorifizierung der tetrarchischen Ordnung oder Sinnbild der Dominanz des Galerius? 9. Schlußbemerkung Anhang: Der Arcus Novus an der Via Lata in Rom Literatur- und Abkürzungsverzeichnis Personen- und Sachregister Stellenregister Abbildungsverzeichnis Tafeln I - I V

VII 1 10 22 68 88

115 128 131 139 143 150

159 177 180 184 188 196 204

1. Einleitung Anfang des 5. Jh.s n. Chr. verfaßte der christliche Historiker Orosius einen knappen Abriß der Weltgeschichte. Im Zusammenhang mit seiner Darstellung der Epoche Diocletians und seiner Mitherrscher referierte er die Argumente, welche von Heiden seiner Zeit gegen die christliche These von der Bestrafung der Christenverfolger durch Gott vorgebracht wurden. Jene Heiden verwiesen auf die ungewöhnliche felicitas der Tetrarchen, insbesondere auf eine einzigartige Leistung dieser gnadenlosen Verfolger der christlichen Kirche (VII 2 6 , 5 - 6 ) : res praeterea humano generi hucusque incognita: multorum simul regum patiens consortium et magna concordia potestasque communis, alias numquam, nunc in commune prospiciens. „Es trat ein dem Menschengeschlecht bis dahin unbekannter Zustand ein: eine auf gegenseitiger Duldung beruhende Gemeinschaft vieler Herrscher, gekennzeichnet durch große Eintracht und gemeinsame Machtausübung, die in diesem Falle, anders als sonst, das Gemeinwohl im Auge hatte". Der spätantike heidnische Historiker Aurelius Victor zieht zwar nicht jene religionspolitischen Folgerungen seiner Glaubensgenossen, betont aber gleichfalls, daß die concordia der Tetrarchen, verbunden mit ihrer Anerkennung der Autorität Diocletians, ein bemerkenswertes Phänomen in der Geschichte Roms gewesen sei (Caes. 39, 28—29). Die frühestens Ende des 4. Jh.s ebenfalls in heidnischer Gesinnung verfaßte ominöse Historia Augusta preist die Tetrarchen als quattuor sane principes mundifortes, sapientes, benigni et admodum liberales, unum in rem publicam sentientes (Car. 18,4). Und es kann kaum überraschen, daß auch der letzte heidnische Kaiser, Iulianus Apostata, ein Loblied auf diese enggefügte Gemeinschaft von vier Herrschern singt, indem er sie mit einer Tanzgruppe vergleicht, deren Harmonie durch das Können ihres besten Künstlers gelenkt und aufrechterhalten werde (Caes. 315). Solche Charakterisierungen rufen unvermeidlich die Porphyrstatuen der Tetrarchen von San Marco in Venedig und im Vatikanischen Museum zu Rom in Erinnerung (Abb. la.b und 2a.b), welche die vier Herrscher als jeglicher Individualität entkleidete, in der Harmonie kaiserlicher Herrschaft aufgehende Wesen darstellen und so ihre unübertreffliche concordia symbolisieren 1 . 1

Porphyrstatuen von San Marco und im vatikanischen Museum: R. Delbrueck, Antike Porphyrwerke, 1932, 84ff. 91 f. Taf. 3 1 - 3 4 . 3 5 - 3 7 . B. Andreae, Römische Kunst, 19783,

2

Einleitung

Entsprach diese Propaganda wenigstens annähernd der historischen Realität? Und wenn ja: Worin bestand das Geheimnis dieses einzigartigen, beinahe übermenschlichen Phänomens einer Vielzahl von Herrschern, die, jeweils im Besitz kaiserlicher Gewalt, dennoch eine harmonische Regierung und die Einheit des Reiches bewahrten? Haben wir es hier mit einer genialen Konstruktion kaiserlicher Herrschaft zu tun? Ein Zeitgenosse der Tetrarchen, der christliche Schriftsteller Lactantius, berichtet in seiner Schilderung der Einrichtung der sogenannten Zweiten Tetrarchie im Jahr 305 n. Chr., Galerius, einer der beiden neuen Augusti, habe gefordert, daß die Ordnung der monarchischen Gewalt im römischen Reich, wie sie Diocletian geschaffen habe, beibehalten werden solle. Zwei Augusti und zwei ihnen untergeordnete Caesares sollten die Herrschaft ausüben. Derselbe Autor schreibt Galerius ferner die Absicht zu, nach der Feier seiner vicennalia, d. h. nach seinem 20. Regierungsjubiläum, abdanken zu wollen 2 . Die Vorstellungen des Galerius von der Gestaltung kaiserlicher Herrschaft scheinen nun in Übereinstimmung mit der politischen Realität zu stehen, wie sie sich uns in dem Zeitraum von 293 — 305 n. Chr. darstellt. Im Jahr 293 ernannten die beiden Augusti, Diocletian und Maximian, zwei Caesares, Constantius und Galerius, und im Jahr 305 dankten die Augusti feierlich ab, nachdem sie — am Ende des Jahres 303 — ihre vicennalia gefeiert hatten. Diese Konformität der Geschichte mit dem von Galerius formulierten politischen Prinzip hat moderne Gelehrte veranlaßt, ein sogenanntes tetrarchisches System zu konzipieren. In den Grundzügen bereits von J. Burckhardt formuliert, dann von O. Seeck ausgebaut, blieb es in seinen wesentlichen Bestandteilen lange Zeit unbestritten3. Es enthält die folgenden Elemente: 1) die Regierung von vier Herrschern, nämlich zwei Augusti und zwei Caesares, ein ,Achtaugensystem', wie E. Kornemann sich ausdrückt. 2) eine hierarchische Rangfolge: Zum einen sind die Caesares den Augusti untergeordnet; zum anderen entscheidet der dies imperii, der Tag des Regierungsantritts, über die Rangabstufung innerhalb der beiden Herrscherpaare.

2 3

Abb. 148 mit S. 337 f. und Abb. 604. 605. Η. P. L'Orange, Das spätantike Herrscherporträt von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 284—361 n. Chr., 1984. Im Vatikan umarmen sich wohl jeweils die beiden Augusti und die beiden Caesares (s. unten 166). Lact. mort. pers. 18,5; 20,4. Burckhardt 40 ff. Seeck l 4 , 1—41. Ähnlich auch Kornemann 119: „ungemein künstlich". „Achtaugensystem". Vgl. auch H. Mattingly, in: CAH 12, 1939, 324 ff. Wickert 2214 f. Alföldi 1956, 196 ff. Stein 68 f. Vogt 1965, 147 ff. Enßlin 1948, 2448 ff. Auch Mommsen 1169 scheint ein derartiges tetrarchisches System anzunehmen. Vgl. auch R. Andreotti, Didaskaleion N.S. 8, 1930, Heft 1, 1 6 4 - 1 6 6 .

Einleitung

3

3) einen Zeitplan: Jedes Herrscherpaar soll zehn Jahre als Caesares und weitere zehn Jahre als Augusti regieren. 4) eine Nachfolgeregelung: Die Augusti treten zurück, wenn ihre Zeit abgelaufen ist; ihre Caesares rücken in die Position der Augusti nach, und ein neues Paar von Caesares wird ernannt. Die traditionelle dynastische Politik wird dabei durch Kooptation bzw. Adoption von erwachsenen und regierungsfähigen Männern ersetzt, ohne Rücksicht auf Blutsverwandtschaft, obwohl letztere nicht prinzipiell von der Nachfolge ausschließt 4 . 5) eine Theokratie als ideologische Grundlage: Die vier Herrscher sind Mitglieder einer göttlichen Familie von Iovii und Herculii, d. h. sie gelten als Abkömmlinge von Jupiter und Hercules. Zweck dieses Systems sei es gewesen, die für das 3. Jh. n. Chr. charakteristische Instabilität kaiserlicher Herrschaft mit ihren ununterbrochenen Usurpationen, die zeitweise zu regelrechter Anarchie im Reich führten, zu beenden. Nicht nur dem in dieser Hinsicht ohnehin recht bedeutungslosen Senat, sondern auch dem Militär sollte die Möglichkeit der Initiative zur Nominierung eines Herrschers bzw. zur Anzettelung von Usurpationen genommen werden. Die Erfindung des Systems hat man in der älteren Forschung einhellig Diocletian zugeschrieben, der als die klar dominierende Gestalt der Ersten Tetrarchie galt. Einige Gelehrte, ζ. B. O. Seeck und J. Vogt, haben angenommen, daß Diocletian jenes Konzept bereits bei Beginn seiner Herrschaft entwickelte. Andere, wie J. Burckhardt, H. Mattingly, W. Enßlin, E. Stein und P. De Francisci, kamen zu der Überzeugung, daß das System der Tetrarchie von Diocletian in den Jahren 291/292 oder 293 konzipiert wurde 5 . Das Wesen dieser Regierungsordnung wurde von jenen Gelehrten unterschiedlich beurteilt: als romantisch und künstlich von Burckhardt; als unrealistisch, rätselhaft und symptomatisch für die Realitätsferne und Unfähigkeit Diocletians von Seeck; von Vogt hingegen als Evidenz für Diocletians „außerordentliche Fähigkeit, die gegebenen Machtverhältnisse zu durchschauen und seine Erfahrungen für großzügige Planungen auszunützen" 6 . Die Existenz des Systems als solche wurde, bei manchen Uneinigkeiten im Detail, bis vor kurzem kaum in Frage gestellt. Seit etwa vierzig Jahren hat sich in der Forschung freilich eine Tendenz angebahnt, eine p l a n v o l l e Errichtung dieser Herrschaftsordnung zu bestreiten. Dabei hat man das Datum, zu welchem das System erstmals 4 5

6

Von De Francisci 9 merkwürdigerweise als „un sistema a base democratica" bezeichnet. Vgl. die Literatur in A n m . 3. Skeptisch hinsichtlich eines tetrarchischen Systems, wie es hier skizziert ist, scheint A . Heuß, Römische Geschichte, 1976 4 , 43 ff. zu sein. Vogt 147. Ähnlich urteilt Mattingly (s. Anm. 3). Seeck (s. Anm. 3) erkennt durchaus den Beitrag der Tetrarchie zur Stabilität der kaiserlichen Herrschaft in jenen Jahren an.

4

Einleitung

nachgewiesen werden könne, immer näher an den Zeitpunkt der Abdankung Diocletians herangerückt. Schon Enßlin datierte in seinem REArtikel zu Diocletian aus dem Jahr 1946 seine Entstehung f r ü h e s t e n s ins Jahr 293 und betrachtete es nurmehr als Resultat einer Reihe von improvisierenden Antworten auf jeweils akute politische und militärische Herausforderungen, denen sich Diocletian während der ersten neun Jahre seiner Herrschaft gegenübersah7. Noch stärker betonte den Improvisationscharakter J. Straub, der auch Skepsis hinsichtlich einer längerfristig geplanten Abdankung äußerte8. Der französische Gelehrte W. Seston hat in seiner 1946 erschienenen bedeutenden Monographie 9 , die immer noch das Standardwerk zu unserem Gegenstand darstellt, unabhängig von Enßlin die Improvisationsthese weiterentwickelt. Seiner Meinung nach haben nur wenige Staatsmänner der Weltgeschichte mit einem geringeren Maß an Programmvorstellungen die Regierung angetreten als Diocletian. Die Gemeinschaft von vier Herrschern sei von Diocletian unter dem Druck politisch-militärischer Ereignisse eingerichtet, die Tetrarchie als System erst ca. 300 von Diocletian konzipiert worden und überhaupt erstmals im Jahr 303 auf dem Bogen des Galerius in Thessalonike eindeutig bezeugt. Sestons Meinung setzte sich in den folgenden Jahren weitgehend durch; ihr folgen heute noch vor allem französische Forscher, insbesondere A. Chastagnol 10 , nach dessen Auffassung die Tetrarchie in den Jahren 299 — 302 nach Bewältigung der militärischen Probleme in Britannien und gegen die Perser zielstrebig systematisiert und im Jahr 302 von Diocletian mit einem Abdankungsplan verknüpft worden ist. Seit dem Erscheinen von Sestons Buch sind zahlreiche wichtige neue Quellenzeugnisse — Inschriften, Papyri und Münzen — entdeckt bzw. in ihrer Bedeutung erst hinreichend gewürdigt worden. Und eine Reihe von Beiträgen zu einzelnen Problemen der Tetrarchie wurde publiziert, welche insgesamt dahin tendieren, die Existenz eines tetrarchischen Systems überhaupt zu leugnen. In zwei kürzlich vorgelegten Monographien des englischen Althistorikers T. D. Barnes11 zur diocletianisch-constantinischen 7

8

9 ,0

11

Enßlin (s. Anm. 3). Auch F. Lot, La fin du monde antique et le debut du moyen äge, 1951, 14ff. ist sich nicht sicher, ob Diocletian ein langfristiges Konzept hatte oder nur improvisierte, aber er glaubt ζ. B. an eine freiwillige Abdankung im Jahr 305. Straub 50 f. 84 ff. Vgl. aber auch schon Kornemann 110 ff. Ders., Römische Geschichte, 26, 1970, 335 ff. Seston 1946. Chastagnol 1967, 54ff., bes. 59 und 63. Ders. 1982, 99 fällt über Diocletian ein ganz ähnliches Urteil wie Vogt. Vgl. M. Grant, Das römische Reich am Wendepunkt, 1972, 82 f. Sirago 581 ff. P. Petit, Histoire generale de l'empire romain, 1974, 527 ff., der sich in seiner Darstellung der Epoche der Tetrarchie fast ganz an Seston anschließt. Barnes 1981 und 1982. Ganz ähnlich Rousselle, G. S. R. Thomas und König. Schon Seston 1946, 127 f. hat Zweifel an der concordia geäußert. Den mauretanischen Feldzug im Jahr 297 habe Maximian nur aus Rivalität gegenüber seinem Caesar Constantius

Einleitung

5

Zeit findet diese Tendenz eine Zusammenfassung: Die gemeinsame Herrschaft der vier Kaiser und ihre besondere Gestaltung, einschließlich des einzigartigen Phänomens der Abdankung, werden hier nicht nur als bloße Reaktion auf akute politische und militärische Notwendigkeiten gesehen, sondern zusätzlich auf Rivalität unter den vier Herrschern zurückgeführt. Ehrgeiz und Neid, Feindschaft und massive Drohungen, nicht etwa Eintracht, werden als die treibenden Kräfte in den Beziehungen der vier Herrscher zueinander betrachtet. Das oben skizzierte tetrarchische System habe es in den Jahren 293 — 305 nie gegeben; vielmehr stelle es eine Fiktion dar, die Galerius im Jahr 305 eingeführt habe, um seine eigenen Aspirationen auf die höchste Stellung im Staat, die Nachfolge seines Sohnes Candidianus und die Gründung einer eigenen Dynastie zu verschleiern. Nach dieser Auffassung stellt die Tetrarchie selbstverständlich kein neues Regierungskonzept dar und hat keinen Anspruch darauf, als einzigartiges oder zumindest bemerkenswertes, wenn auch kurzlebiges, historisches Experiment betrachtet zu werden. Davon wird auch das Urteil über die Persönlichkeit Diocletians und seine Qualitäten als Kaiser beeinflußt. Nicht nur streitet man ihm ab, systematisch ein langfristiges Konzept der Herrschaft mehrerer Kaiser entwickelt zu haben; er erscheint sogar als eine ängstliche und schwache Persönlichkeit, welche von den brutaleren und energischeren Mitherrschern zu beträchtlichen Konzessionen gezwungen wurde. Mir scheint diese neue Sicht der Tetrarchie und Diocletians nicht nur Resultat durch neue Zeugnisse erweiterter Faktenkenntnisse zu sein, sondern auch Indiz jenes Wechsels der historischen Perspektive, der gekennzeichnet ist durch ein tiefes Mißtrauen oder gar Aversion gegen die Figur des großen Mannes in der Geschichte. Zudem führt wachsende Spezialisierung in unserem Fach immer häufiger dazu, daß aus einem relativ begrenzten Bereich von Quellen weitreichende Schlußfolgerungen gezogen werden. Daher ist das gewandelte historische Urteil vielleicht auch Folge des Wandels in der Forschungsorganisation. Meine eigene Beschäftigung mit dem Gegenstand resultierte aus der Aufgabe, einen Forschungsbericht über Diocletian zu schreiben. Nachdem ich mich durch die neuesten Veröffentlichungen durchgearbeitet hatte, war ich zunächst ebenfalls davon überzeugt, daß es nie ein tetrarchisches System gegeben habe. Aber sobald ich begann, die einzelnen Ergebnisse zu einem zusammenhängenden Bild zu fügen, fand ich sie widersprüchlich und wenig überzeugend. Eigene Beschäftigung mit den Quellen führte mich dann zu ganz anderen Schlußfolgerungen, die eher eine Rückkehr zu älteren veranstaltet: „Un Herculius est le rival d'un autre Herculius. Ainsi, dans l'edifice improvise de 293, la premiere victoire [de Constantius 296] a fait apparaitre la premiere fissure". Beweise für seine Deutung kann Seston jedoch nicht anführen.

6

Einleitung

Forschungspositionen bedeuten, jedoch mit beträchtlichen Nuancen und, wie ich meine, einer besseren Absicherung durch antike Zeugnisse. Letztlich führen meine Überlegungen wohl zu einer höheren Bewertung der Tetrarchie als eines politischen Experiments als sie die bisherige Forschung je vorgenommen hat. Bevor ich nun dazu übergehe, die Entwicklung der Tetrarchie in ihren wesentlichen Etappen zu schildern, sind noch zwei Vorbemerkungen vonnöten: Die erste betrifft ein scheinbares Paradoxon in der Themenstellung meines Buches. Wie kann eine Viererherrschaft, eine ,Tetrarchie', wie die erst moderne Bezeichnung für die von Diocletian begründete Herrschaftsorganisation lautet, ein Experiment in m o n a r c h i s c h e r Herrschaft, in Alleinherrschaft, sein? Orosius VII 26,6 spricht von der Tetrarchie als einem multorum simul regum ... consortium. Und ein Zeitgenosse der Tetrarchie, der Neuplatoniker Porphyrios, bietet eine Definition der Monarchie, die auf den ersten Blick mit einer Vielkaiserherrschaft nicht vereinbar erscheint: "Monarch ist nicht der, der a l l e i n ist, sondern der a l l e i n h e r r s c h t " . Es scheint daher nur vernünftig, wenn Ernst Kornemann in seinem Buch über ,Doppelprinzipat und Reichsteilung' statt ,Monarchie' den Begriff der ,Dyarchie' für eine Herrschaft von zwei Augusti verwenden möchte 12 . Aber die Formulierung des Porphyrios läßt m. E. durchaus eine Interpretation zu, wonach die Regierungsform der Monarchie auch dann gewährleistet ist, wenn unter mehreren Principes e i n e r die wirkliche Herrschaft ausübt. Und der Historiker Cassius Dio hat zu Beginn des 3. Jh.s in einer, wie ich meine, einfühlsamen Charakterisierung des römischen Prinzipats unser Paradoxon folgendermaßen aufgelöst: „Auf diese Weise ging die Macht sowohl des Volkes als auch des Senats gänzlich in die Hände des Augustus über, und von dieser Zeit an existierte genau genommen eine Monarchie; denn Monarchie ist wohl die korrekteste Bezeichnung, auch wenn schon mal zwei oder drei Männer zur gleichen Zeit die Macht innehatten". In dieselbe Richtung weist die Bemerkung des Orosius an der eben zitierten Stelle, daß die vier Herrscher eine potestas communis innehatten. Mehr als 200 Jahre zuvor hatte ein christlicher Zeitgenosse des Cassius Dio, Tertullian, die Monarchie Gottes und das Problem der Trinität anhand eines Vergleichs mit der kaiserlichen Herrschaft erörtert: Die Machtvollkommenheit des römischen Kaisers bleibe unteilbar, auch wenn er einen Kollegen habe, wie man es im Falle des Marc Aurel sehen könne. Mit einer solchen Auffassung stimmen die Äußerungen von Rhetoren der tetrarchischen Epoche überein. Der Panegyriker von 289 erläutert die concordia der Augusti Diocletian and Maximian mit den

12

Kornemann 5 f. und passim.

Einleitung

7

Worten: Ita quamvis maiestatem regiam geminato numine augeatis, utilitatem imperii singularis consentiendo retinetis. Die ,Vermehrung' der maiestas regia

durch die Kollegialität ist mit dem Vorteil einer einzigen herrscherlichen Gewalt vereinbar. Der Panegyriker von 291 betrachtet das Imperium der beiden Augusti als Patrimonium indivisum. Und sein Kollege, der im Jahr 307 vor Maximian und Constantin auftritt, erklärt indirekt, es sei gleichgültig, ob die unteilbare Herrschaft von einem oder mehreren Regenten getragen werde 13 . Man darf der Auffassung unserer antiken Zeugen um so eher zustimmen, als wir in der Tat über zahlreiche historische Exempla dafür verfügen, daß auch bei einer Teilung der Herrschaft zwischen zwei oder mehr Regenten sowohl der Gedanke an die Einheit des Reiches als auch der an die Einheit der Macht, die man sich teilte, gewahrt blieb. Und umgekehrt erschien das Fehlen eines zweiten Herrschers keineswegs als Vakanz. Die Vereinbarkeit von Monarchie und Kollegialität im Prinzipat war freilich nur so lange gewährleistet, als die potior auctoritas eines der Herrscher außer Frage stand. Ob nun die Herrschaft in der Form arrangiert wurde, daß der Sohn oder Bruder des jeweils regierenden Augustus als Caesar eine Position nachgeordneter Mitregentschaft oder aber als Augustus eine, wie Kornemann — im Anschluß an Mommsen — sich ausdrückt, Samtherrschaft formal gleichen Rechts innehatte, die auctoritas des älteren Augustus, die in der Regel auch durch den Vorbehalt besonderer Ehrenrechte zum Ausdruck gebracht wurde, war im Prinzip unbestritten. Kornemann wird diesem Tatbestand auch durchaus gerecht, wenn er an anderer Stelle schreibt: „Eines steht fest, daß nämlich eine Gewaltenteilung bzw. Reichsgliederung der Samtherrschaft anfangs genauso fremd ist, wie sie es der Mitregentschaft in der Regel gewesen ist" 14 . Cassius Dio hat also die machtpolitische Realität richtig beurteilt, wenn er auch den Doppel-, Tripel- oder Quadrupel-Prinzipat als Monarchie betrachtet wissen wollte. Vom Standpunkt des römischen Staatsrechts ist denn auch die Bezeichnung des diocletianischen Regierungssystems als Tetrarchie unangemessen, wie wir sehen werden 15 . Die zweite Vorbemerkung betrifft den historischen Kontext, in welchen die Tetrarchie einzuordnen ist. Es muß gefragt werden, worin sich ein 13

14 15

Porphyrios, bei: Macarius Magnes VI 20, ed. Blondel p. 199. Dio Cassius LIII 17,1. Tert. adv. Praxeam 2 (CSEL 47, p. 231). Pan. Lat. X (2) 11,2 von 289. Pan. Lat. XI (3) 6,3 von 291. Pan. Lat. VII (6) 9,6 von 307. Vgl. auch Lact. mort. pers. 7,2: participes regni sui. Straub 92. Kornemann 80. Vgl. Mommsen 1170. Straub 35 ff. So richtig schon R. Andreotti, Didaskaleion N.S. 8, 1930, Heft 1, 161. Vgl. zum Problem des Begriffs .Monarchie': Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 4, hrsg. v. O. Brunner, W. Conze und R. Koselleck, 1978, 133 ff., bes. 139 f.

8

Einleitung

,tetrarchisches System' mit den vorhin ge2eichneten Zügen denn von den vorherigen Ausprägungen des Prinzipats unterschied. Schon Augustus hatte sich bemüht, das Nachfolgeproblem durch Adoption von ,Thronkandidaten' und die Verleihung bestimmter Gewalten an diese zu regeln. Spätestens seit Hadrian trug der designierte Nachfolger und consors imperii des regierenden Augustus den Caesartitel 16 , und Antoninus Pius sorgte dafür, daß zwei Adoptivsöhne, einer von ihnen mit dem Caesartitel, zur Sicherung der Thronfolge bereitstanden. Der Prinzipat von Nerva bis Marc Aurel ist als die Epoche des sogenannten Adoptivkaisertums bekannt — freilich zu Unrecht in den antiken Quellen und der älteren Forschung deswegen gepriesen; es handelte sich bei der Propagierung der Auswahl des Besten durch Adoption nur um die ideologische Verbrämung einer durch das Fehlen leiblicher Söhne bedingten politischen Notlösung: imitatur adoptio prolem, bemerkt Ausonius (XXII (13) 52 — 68, bes. 54) ganz richtig zum Adoptivkaisertum des 2. Jhs. Wichtig im Hinblick auf die Vorgeschichte der Tetrarchie ist eher der Umstand, daß Marc Aurel und sein Adoptivbruder Lucius Verus im Jahr 161 den ersten Doppelprinzipat zweier formal gleichberechtigter Augusti f r a t r e s bildeten und Marc Aurel sogar versuchte, diese Doppelherrschaft durch die Ernennung seiner beiden Söhne zu Caesares für die folgende Generation fortzusetzen 17 — gewissermaßen eine erste Tetrarchie zu bilden: Tumque primum Romana res publica duobus aequo iure Imperium administrantibus paruit, cum usque ad eos singulos semper habuisset Augustos (Eutr. VIII 9,2). Als ,Vorläufer' der diocletianischen Ordnung könnte man ferner vor allem den kurzlebigen Doppelprinzipat ,zu gleichen Rechten' von Maximus und Balbinus imjahr 238 sowie die ,Tetrarchie' der beiden Augusti Valerianus und Gallienus mit den beiden Caesares und Söhnen des Gallienus, Valerianus iunior und Saloninus, nennen. So scheint man auf den ersten Blick Ernst Kornemann Recht geben zu müssen, wenn er die Tetrarchie Diocletians nur als Zusammenfassung von bis zu Augustus zurückreichenden Tendenzen, als „die konsequente Weiterbildung des Vier- resp. Sechsaugensystems der vorhergehenden Zeit zu einem Achtaugensystem" und nicht als grundlegende Neuerung der Organisation des Prinzipats auffassen will. Ganz ähnlich sieht F. De Martino als wichtigen Bestandteil der seiner Meinung nach besonders r ö m i s c h geprägten Regierung Diocletians das Festhalten am traditionell römischen Prinzip der Kollegialität 18 . 16

17 18

Nach J. Straub, Regeneratio Imperii, 1972, 36 ff. beginnt diese Entwicklung bereits bei der Adoption des Piso durch Galba. Vgl. Kornemann 72 ff. J. R. Palanque, REA 46, 1944, 4 7 - 6 4 . 2 8 0 - 2 9 8 . C. Zaccaria, A H N 25, 1978, 1 0 3 - 1 3 8 . Vgl. Kornemann 78 ff. Kornemann 111. Vgl. Ε De Martino, Storia della Costituzione Romana 5, 19752, 106 f. Ähnlich Straub 37. Dagegen F. Fabbrini, in: Atti del II. Seminario Romanistico Gardesano ( 1 2 . - 1 4 . Juni 1978) 1980, 387f.

Einleitung

9

Zu einem solchen Urteil gelangen Kornemann und De Martino m. E. aber nur, weil sie andere, gewissermaßen Revolutionäre' Aspekte des vorhin skizzierten tetrarchischen Systems teils nicht anerkennen, teils falsch einschätzen: nämlich die a u c h f ü r d i e Z u k u n f t geplante F e s t l e g u n g der Z a h l der Herrscher, die freiwillige Abdankung der Augusti zu Lebzeiten und eine konsequente Ergänzung des Herrscherkollegiums durch Adoption statt durch genuin dynastische Erbschaft aufgrund von Blutsverwandtschaft. Die tatsächliche Existenz eines derartigen tetrarchischen Systems werde ich in meinen folgenden Ausführungen nachzuweisen versuchen.

2. Diocletians Herrschaftsantritt19 Am 20. November 284 20 ,wählte' das römische Heer, welches gerade von einem Feldzug gegen die sassanidischen Perser zurückgekehrt war, einen etwa 35 — 40 Jahre alten und angeblich aus einfachen sozialen Verhältnissen stammenden Offizier aus Dalmatien zum Herrscher des römischen Reiches. Der neue Kaiser hieß C. Valerius Diocles; er nannte sich nun M. Aurelius (C.) Valerius Diocletianus 21 . Die Umstände dieser Kaiserproklamation, welche im Westen Kleinasiens entweder bei Chalkedon oder aber in der Nähe von Nikomedien stattfand, sind einigermaßen geheimnisvoll. Die Problematik berührt unser Thema insofern, als sie nicht ohne Bedeutung für unsere Beurteilung der Persönlichkeit Diocletians und für ein angemessenes Verständnis seines offenbar besonders ausgeprägten Legitimationsbedürfnisses ist; sie muß daher hier kurz behandelt werden. 19

20

21

Die wichtigsten Quellen sind: Aur. Vict. Caes. 38,3; 38,6-39,1. Eutr. IX 1 8 , 1 - 2 ; 19,2; 2 0 , 1 - 2 . Epit. de Caes. 3 8 , 2 - 5 ; 38,8-39,1. Zon. 12,30-31. SHA, Car. 8 , 2 - 7 ; 12,1-13,2. Die früher umstrittene Datierung — noch Seston 1946, 49 ff. schlug aufgrund von Chron. Pasch.ad a. 284 (Chron. Min. I p. 229) den 17./19. September 284 vor — steht durch die Publikation des Papyrus Beatty von Panopolis (ed. T. C. Skeat 2, 162—163. 260—261. S. 82. 98; vgl. S. 145) außer Diskussion. Der Papyrus bestätigt Lact. mort. pers. 17,1. Auf Eus. mart. Pal. 1,5; 2,4 hatte sich Enßlin 1948, 2423 gestützt. In Aegyptus 28, 1948, 178 ff. bevorzugt er ebenso wie A. D'Accini, RFIC 26, 1948, 244 ff. die Angabe des Lactantius. Zum Alter und zur Person Diocletians vgl. Bullt 7 ff. Enßlin 1948, 2419 ff. Costa 1874 f. Seston 1946, 44f. (gegen Seeck l 4 , 145. 501f.). A. Passerini, Acme 1, 1948, 132-141. Barnes 1982, 30 ff. (40 Jahre alt). Chastagnol 1982, 92 f. (nur 36 Jahre alt). Μ. E. unberechtigte Zweifel an den Altersangaben der Epitome de Caesaribus 39,7 werden in PLRE 1, 253 f. geäußert, wo Pan. Lat. XI (3) 7,6—7 falsch gedeutet wird. Zu den Angaben in SHA, Car. 13,1 vgl. R. Syme, Emperors and Biography, 1971, 252 f. 272 f. B. Baldwin, Klio 58, 1976, 112. T. D. Barnes, The Sources of the Historia Augusta, 1978, 77 f. — Seston vermutet, daß Diocletian Prätorianerpräfekt unter Carus war (1946, 46). T. D. Barnes, Phoenix 26, 1972, 156 hält ihn für den Befehlshaber der protectores. Vgl. R. J. Frank, Scholae Palatinae. The Palace Guards of the Later Roman Empire (Pap. Amer. Acad. Rome 23) 1969, 42 f. Jones 3, 53. 636. - Den (alten) Namen C. Valerius Diocles bezeugt POxy XLII 3055. Die Umbenennung zu Μ. Aurelius C. Valerius Diocletianus weist Loriot 1973, 71ff. nach. — Ort der Proklamation: Das Chronicon Paschale (s. Anm. 20) berichtet, Diocletian sei bei Chalkedon proklamiert worden. Dem schließt sich S. Mazzarino, L'Impero Romano (Trattato di Storia Romana 2) 1956, 383 an. Aber Zos. I 73,2 und loh. Ant. fr. 163 (FHG IV p. 601) nennen Nikomedien als Ort der Proklamation. So auch Enßlin 1948, 2423. Barnes 1981, 4. Chastagnol 1982, 92.

Diocletians Herrschaftsantritt

11

Zweifellos stellte Diocletians Herrschaftsantritt nur ein weiteres Beispiel für die im 3. Jh. so zahlreichen Usurpationen dar, welche nicht ohne die Ermordung regierender Herrscher bzw. Rivalen im Kampf um den Thron vonstatten zu gehen pflegten. Die Frage ist in diesem Falle nur, wie viele Widersacher Diocletian beseitigt hat, um sein Ziel zu erreichen. Er trat die Nachfolge dreier Herrscher an, die gemeinsam regiert hatten, des M. Aurelius Carus und seiner Söhne Carinus und Numerianus. Kürzlich hat H. W. Bird 22 argumentiert, daß Diocletian an ihrer aller Tod schuldig war — ganz abgesehen von seiner unstrittigen Erdolchung Apers, des Prätorianerpräfekten und Schwiegervaters Numerians. Dies würde freilich bedeuten, daß Diocletian einen langfristigen Mordplan ersonnen hatte, und ihn als geeigneten Protagonisten in einem Kriminalroman von Agatha Christie erscheinen lassen. Es würde freilich auch von seiner grundsätzlichen intellektuellen Befähigung zu weitsichtigem Vorausplanen, ζ. B. des Systems der Tetrarchie, zeugen. Aber obwohl dies meine grundsätzliche These stützen würde, sehe ich mich doch veranlaßt, auf dieses Beweisstück zu verzichten. Gegen einen langfristigen Mordplan Diocletians spricht von vornherein, daß nicht einmal Lactantius, der gewöhnlich keine Gelegenheit ausläßt, Diocletian zu verleumden, eine solche Möglichkeit ins Auge gefaßt hat. Es kann keinen Zweifel geben, daß Diocletian am Tod des Carinus beteiligt war, der nach einer siegreichen Schlacht gegen Diocletian am Margus-Fluß, wahrscheinlich im Spätsommer 285, von einem Tribunen seines eigenen Heeres, dessen Frau er verführt haben soll, ermordet wurde. Diocletian scheint das Offizierscorps des Carinus infiltriert und korrumpiert zu haben 23 . Aber zu jenem Zeitpunkt hatte er bereits den Thron usurpiert, und um sein eigenes Leben zu retten, mußte er diesen gefährlichen Gegner, welcher Legitimität mit militärischer Macht verband, loswerden. Ebenfalls erst anläßlich seines Herrschaftsantritts tötete Diocletian mit dem oben genannten Aper einen anderen für ihn gefährlichen Mann. Er erklärte vor dem versammelten Heer unter Eid, daß er am Tod Numerians unbeteiligt sei, schob die Schuld Aper zu und stieß sofort sein

22

23

Bird 123 ff. Mitschuld am Tod Numerians spricht ihm ζ. B. Sirago 584 zu. Zurückhaltend Christol 1980, 83 f. Wichtigste Quellen: Aur. Vict. Caes. 39,1 If. Eutr. I X 20,2. Epit. de Caes. 38,7 f. Zos. I 73,3 = loh. Ant. fr. 163 (FHG IV p. 601). SHA, Car. 1 8 , 1 - 2 . Das Datum der Schlacht ist umstritten: Enßlin 1948, 2424: Frühjahr 285. Seston 1946, 53: Frühjahr oder Mitte Sommer 285. Barnes 1981, 5 und 1982, 50: Frühjahr 285. E. Demougeot, La formation de l'Europe et les invasions barbares, 1979, 23: Juli/August 285. Chastagnol 1980, 79 und 1982, 93: Ende Sommer 285. Letztere Datierung wird gestützt durch das Zeugnis des Chronographen von 354 (Chron. Min. I p. 148), der die Regierungszeit des Carus und seiner Söhne auf i n s g e s a m t zwei jähre, elf Monate und zwei Tage datiert; dies führt in den August/September 285.

12

Diocletians Herrschaftsantritt

Schwert in die Brust des Präfekten, der offensichtlich ahnungslos an seiner Seite stand. „A charge supported by such decisive proof was admitted without contradiction", kommentiert Edward Gibbon sarkastisch. Es verwundert nicht, daß jene Tat bei modernen Gelehrten den Argwohn erregte, Diocletian könne auch in den Tod Numerians verwickelt gewesen sein und in Aper nur einen Sündenbock gefunden haben24. Unsere lateinischen Quellen bestätigen diese Auffassung nicht, denn sie überliefern, daß Aper seinen Schwiegersohn ermordet habe. Aber sie sind zweifellos parteiisch zugunsten des großen Diocletian. Obwohl sie ihn nicht als einen vollkommenen Herrscher betrachten, da er — wie auch seine künftigen Mitkaiser illyrischer Herkunft — gar keine oder nur geringe Bekanntschaft mit dem antiken Bildungskanon gemacht hatte, wurde seine Regierungszeit doch als ein Glücksfall für das römische Reich beurteilt. Infolgedessen spielen Carinus und Aper die Rolle der Bösewichte im Stück, sie verdienten ihr Schicksal25. Der Verdacht, daß unsere Quellen möglicherweise Diocletians Verwicklung in den Tod von Numerianus und vielleicht auch von Carus verschleiern, wie Bird annimmt, scheint folglich gerechtfertigt. Die Überlieferungsvarianten über den Tod des Carus durch Blitzschlag oder Krankheit sind nicht dazu angetan, großes Vertrauen zu erwecken 26 . Dennoch möchte ich argumentieren, daß wahrscheinlich weder Diocletian noch Aper etwas mit dem Tod von Carus und Numerianus zu tun hatten. Zunächst ist festzustellen, daß in der Tat unsere lateinischen Quellen etwas zu verschleiern scheinen; denn eine östliche Tradition, die lange Zeit übersehen oder beiseite geschoben worden ist, führt den Tod sowohl von Carus als auch von Numerianus auf Wunden zurück, die ihnen während ihres Perserfeldzuges durch Feindeinwirkung zugefügt wurden. Auf ganz 24

25

26

E. Gibbon, The Decline and Fall of the Roman Empire, 1837, 139. Zu den Ereignissen vgl. Seston 1946, 4 7 - 4 9 . Enßlin 1948, 2424. Schon in der älteren Forschung ist des öfteren Skepsis gegenüber der angeblichen Schuld Apers und Unschuld Diocletians geäußert worden. Passerini 141 — 151 bietet die Auffassungen der älteren Literatur (einschließlich Sestons) und wendet sich gegen eine Verdächtigung Diocletians — allerdings, wie er selbst auf S. 144 zugibt, eher aus sentimentalen als aus rationalen Gründen. Der Version der antiken Quellen folgen ζ. Τ. P. Meloni, II regno di Caro, Numeriano e Carino, 1948, 133 — 135 und De Francisci 2. Als Glücksfall für das Imperium Romanum betrachtet die Tetrarchen Aur. Vict. Caes. 39, 26. Die Darstellung vom Tod des Carus durch Krankheit und von der Verbrennung seines Leichnams (mit seinem Zelt) in SHA, Car. 8,2—7 ist m. E. eine der .Alternativen', wie die SHA sie häufig erfinden. Freilich zieht nicht einmal diese besonders klatschsüchtige Quelle eine Ermordung des Carus in Betracht, obwohl die römischen Autoren in bezug auf den Tod von Kaisern bei Perserfeldzügen gerade diese Version bevorzugen (vgl. Mazzarino 1976, 655 ff.). Gänzlich unbrauchbar ist zu diesem Punkt der Bericht der nestorianischen Chronik von Seert (ed. A. Scher, PO IV 3, Nr. 17, Teil 1, 1981, S. 239), welche in einem auch sonst von Konfusion strotzenden Kontext überliefert, Diocletian sei von Numerianus getötet worden.

Diocletians Herrschaftsantritt

13

ähnliche Weise widerspricht diese Überlieferung der lateinischen Tradition in der Darstellung des Todes Gordians III. im Jahr 244. Obwohl der zuverlässigste Autor innerhalb jenes Traditionsstrangs, Zonaras, erst dem 12. Jh. angehört, scheint sein Bericht letztlich auf eine Quelle des 3. Jh.s zurückzugehen. Zwar geht seine Darstellung wahrscheinlich in manchen Details in die Irre, aber sie hat eine starke Stütze in gewichtiger zeitgenössischer Evidenz, nämlich den Triumphalreliefs der sassanidischen Könige in Naqs-i-Rustem und in den Res gestae divi Saporis 27 . Man kann diese Zeugnisse nicht einfach als persische Propaganda abtun. Mit wenigstens ebenso großer Berechtigung kann man unsere römischen Quellen verdächtigen, daß sie nach Möglichkeit römische Niederlagen unerwähnt lassen und die Wahrheit über Tod oder schwere Verwundung eines römischen Kaisers in der Schlacht durch Legenden ersetzen. Mit Sicherheit bietet die römisch-lateinische Überlieferung eine falsche Chronologie, denn sie behauptet, daß Numerianus direkt nach dem Tod seines Vaters von Persien nach Kleinasien zurückmarschierte. Er muß aber den Perserfeldzug mindestens ein Jahr lang fortgesetzt haben. Carus starb vor dem 30. August 283, denn wir haben von ihm keine alexandrinischen Münzen mit Angabe eines zweiten Regierungsjahres, und der Chronograph von 354 gesteht ihm zehn Monate und fünf Tage Regierungszeit zu, d. h. bis zum Juli/ August 283. Numerianus aber hielt sich zwar im Frühjahr 284 schon einmal in Emesa auf, kehrte jedoch erst im Spätherbst 284 nach Kleinasien zurück, und die Chronologie der ägyptischen Papyri spricht dafür, daß er tatsächlich erst im November 284 starb. Für eine Fortsetzung des Perserkriegs durch ihn spricht auch, daß der Poet Nemesianus (Cyneg. 63 f. 71 — 75) beabsichtigte, Numerians Persersiege in einem Gedicht zu feiern. Und der Anspruch des Kaisers, Sieger über die Perser zu sein, wird an seinem Siegestitel Persicus Maximus deutlich. Auf den Reliefs von Naqs-iRustem muß er wahrscheinlich mit jenem römischen Kaiser identifiziert werden, der von Bahram II. besiegt wird 28 . Neben der wahrscheinlichen Unzuverlässigkeit unserer lateinischen Überlieferung spricht ferner die historische Unwahrscheinlichkeit einer Beteiligung Diocletians am Tod des Carus und Numerianus für die persische Version. Ein Mordplan, der sich über mehr als ein Jahr erstreckt 27 28

Vgl. Mazzarino 1976, 655ff. Ders. 1971, 59ff. D. MacDonald, Historia 30, 1981, 502ff. Chronograph von Ravenna (Chron. Min. I p. 148). — Keine alexandrinischen Münzen mit einem zweiten Regierungsjahr des Carus: Vogt 1924, 1, 220—222. Geißen-Weiser 64. Τ. B. Jones, AJPh 59, 1938, 383 f. Vgl. Chastagnol 1980, 78 f. - Aufenthalt in Emesa: Cod. lust. V 52,2 vom 16. 3. 284. — Zur Darstellung auf den Reliefs von NaqS-i-Rustem vgl. E. Podara, The Art of Ancient Iran, 1965, 206 mit Taf. 55. Vgl. den Cameo im Cabinet des Medailles, MonPiot 1, 86 ff. — Numerians Titel Persicus Maximus·. CIL XII 110. Vgl. M. Besnier, L'empire romain, 1937, 277. — Chronologie der ägyptischen Papyri: D. W. Rathbone, ZPE 62, 1986, 1 2 6 - 1 2 9 .

14

Diocletians Herrschaftsantritt

hätte, wäre ohne Parallele in der Geschichte der Usurpationen im römischen Reich und praktisch kaum durchführbar gewesen. Ein möglicher Usurpator hätte nicht Carus getötet, aber dessen Sohn Numerianus ein weiteres Jahr lang verschont und letzterem auf diese Weise Gelegenheit geboten, seinen Vater zu rächen oder zumindest seine eigene Position durch einen Sieg über die Perser zu stärken. Usurpationen führten notorisch zur sofortigen Eliminierung aller regierenden Herrscher oder Thronkandidaten, die sich in Reichweite des Usurpators befanden. Folglich bleibt für eine eventuelle Ermordung des Carus nur ein Kandidat übrig, nämlich Aper. Als Schwiegervater des jungen Augustus Numerianus befand er sich nach dem Tod des Carus in der Position eines parens ac tutor principis — wie Timesitheus und Philippus Arabs gegenüber Gordian III. etwa 40 Jahre vorher oder Stilicho als Schwiegervater des Honorius mehr als ein Jahrhundert später. Der persönliche Machtgewinn, den Aper aus einer solchen Tat hätte ziehen können, ist evident. Andererseits kann Aper jedoch kaum am Tod seines Schwiegersohnes Numerianus interessiert gewesen sein, da dieses Ereignis ihn seiner Machtbasis beraubte. Die Behauptung einiger spätantiker Breviarien, er habe selbst Kaiser werden wollen (Eutr. IX 18,2. Epit. 38,2), dürfte Spekulation sein. Für eine solche Tat käme also eher Diocletian in Frage. Aber falls die Überlieferung, daß Numerians Tod eine Zeitlang geheimgehalten wurde, einen wahren Kern enthält, dann gewinnt die Annahme, daß er an einer Krankheit oder an einer auf dem Perserfeldzug erhaltenen Verwundung starb, an Wahrscheinlichkeit. Unmöglich kann sein Tod irgendeinem der hohen Offiziere in seiner Umgebung, einschließlich des Prätorianerpräfekten Aper und des Befehlshabers der Leibgarde (?) Diocletian, längere Zeit verborgen geblieben sein. Daher müssen sie untereinander übereingekommen sein, den Tod des Kaisers vor dem Heer zu verheimlichen. Aber weshalb? Eine Ermordung mit der Absicht einer Usurpation setzt die Existenz eines Thronkandidaten voraus. Falls es ihn gab, war keine Zeit zu verlieren mit der Proklamation des neuen Herrschers, weder von selten Apers noch Diocletians. Aber falls Numerianus tatsächlich an einer Krankheit ödet an einer Verwundung starb, möglicherweise sogar unerwartet, dann könnte die beiden ein gemeinsames Interesse vereint haben, den Tod des Kaisers eine Zeitlang geheimzuhalten. Aper mag aus Loyalität gegenüber der Dynastie, mit welcher er liiert war, geplant haben, das Heer dem Kommando des legitimen Herrschers Carinus zu unterstellen und die Soldaten an ihrem üblichen Zeitvertreib der Erhebung von Gegenkaisern zu hindern. Hingegen benötigten jene führenden Generäle, welche sich für die Proklamation eines neuen Herrschers entschieden, einige Zeit, um einen Kandidaten aus ihrem Kreise auszuwählen. Aper mag sich schließlich ihrer Entscheidung unterworfen und zugestimmt haben, die Proklamation Diocletians zu unterstützen. Möglicherweise aber wurde er

Diocletians Herrschaftsantritt

15

auf andere Weise getäuscht. Vielleicht war die Heeresversammlung offiziell nur anberaumt worden, um den Tod Numerians zu verkünden. Zweifellos stellte Aper schon aufgrund seiner nahen Verwandtschaft zu Carinus eine Bedrohung für den neuen Herrscher dar; möglicherweise war er auch von einem Teil des Generalstabs als Thronkandidat begünstigt worden 29 . Jedenfalls war seine Beseitigung nur folgerichtig. Diocletian bewies Rücksichtslosigkeit, als die Situation es zu erfordern schien. Man muß nicht jenem spätantiken bzw. frühbyzantinischen Historiker Glauben schenken, der behauptet, Diocletian sei frei von Machttrieb gewesen und habe das Kaisertum nur übernommen, um die res publica wiederherzustellen30. Aber zweifellos wurde der neue Herrscher wegen seiner erwiesenen persönlichen Fähigkeiten ausgewählt. Darüber hinaus bot er freilich den nicht zu verachtenden Vorteil, daß er noch keine Söhne hatte. Da die Geschichte des 3. Jh.s hinreichend bewiesen hatte, daß das römische Reich mindestens zwei Herrscher benötigte, ließ Diocletians Ernennung folglich Chancen offen für die anderen Mitglieder der führenden Offiziersclique; aus ihrem Kreis mußte der neue Mann seinen Mitregenten wählen. Anders als Seston 31 glaube ich, daß Diocletian von Anfang an die Absicht hatte, die kaiserliche Gewalt zu teilen. Aber zunächst mußte er das Risiko seiner neuen Würde allein tragen, sich gegen Carinus durchsetzen und durch den Sieg im Kampf seine Legitimität unter Beweis stellen. Gewiß, das Heer als der anerkannte Wahlkörper bei der Kaiserwahl hatte ihn auf den Thron gehoben — zudem noch divino consensu32. Diocletian soll sich bei seiner Proklamation an den Sonnengott als jene göttliche Kraft gewandt haben, die seinen Anspruch als Rächer Numerians und damit zugleich auf den Thron unterstützte33. Der Sonnenkult war besonders im illyrisch-orientalischen Teil des Heeres sehr verbreitet. Sol galt als Rächer des Verbrechens und des Meineids. Diocletian hat jenem Gott nicht nur in dieser besonderen Situation, sondern auch in den folgenden 29

30

31 32 33

Letzteres vermutet Christol 1980, 84. Schon Seeck l 4 , 3 f. nahm an, daß Aper den Tod Numerians verheimlichte, um die Soldaten nicht in Unruhe zu versetzen und die Truppen geordnet dem Carinus zuzuführen. Vgl. auch Enßlin 1948, 2424. Anonymus post Dionem (FHG IV p. 198 = Dio Cassius, ed. Boissevain III p. 747 Nr. 181): Diese Auffassung ist vielleicht aus der späteren Abdankung Diocletians abgeleitet. Anders SHA, Car. 15,1: semper in animo Diocletianus habuit imperii cupiditatem. Seston 1946, 184. Vgl. zur Kaiserproklamation der Spätantike Straub 1939, 7 ff. SHA, Car. 13,1: Diocletiamm omnes divino consensu ... Augustum appellaverunt. Aur. Vict. Caes. 39,13: Igitur Valerius prima ad exercitum contione cum eductogladio solem intuens obtestaretur ignarum cladis Numeriani neque imperii cupientem se fuisse, Aprum proxime astantem ictu transegit. Vgl. Seston 1946, 47 mit Literatur. De Francisci 16 mit Anm. 2 folgert aus Lact. mort. pers. 19,2 falschlich, Diocletian habe bereits damals neben einer Jupitersäule den Purpur angelegt.

16

Diocletians Herrschaftsantritt

Jahren und Jahrzehnten seine Verehrung erwiesen. Eine Inschrift aus Carnuntum, von den dort im Jahr 308 unter Vorsitz Diocletians versammelten Herrschern aufgestellt, bezeichnet den Deus Sol Invictus Mithras als fautor imperii der Iovier und Herculier. Und als Conservator Augusti und Sol Invictus erscheint er schon auf aurei und antoniniani aus den ersten Monaten der Regierung Diocletians. Als rector orbis war Sol die Manifestation der Providentia deorum, Garant der Ewigkeit von Reich und Kaisertum34. Die Berufung auf Sol war insbesondere seit Aurelian eine solide Tradition, aber keine ausreichende Rechtfertigung der frisch errungenen Stellung; die Anknüpfung an eine möglichst ruhmreiche Dynastie war hingegen stets ein probates Mittel gewesen, um die Sympathie der Soldaten und anderer einflußreicher Gruppen, u. a. der Senatoren, zu gewinnen. Diocletian sah sich der besonderen Schwierigkeit gegenüber, daß es im Westen des Reiches mit Carinus einen legitimen Kaiser gab. Der Vorwand, Rächer des eigenen Vorgängers zu sein, wie ihn auch Diocletian bei der Ermordung Apers vorbrachte, war auf Dauer noch nie eine hinreichende Legitimation gewesen. Weder Octavian noch Septimius Severus, die sich als Rächer Caesars bzw. des Pertinax erklärten, begnügten sich damit, die Rechtmäßigkeit ihrer Machtergreifung auf solch dünnem Fundament zu etablieren. Octavian konnte sich auf seine Stellung als divi filius berufen und kreierte dann zusätzlich die Fiktion der res publica restituta. Seit Septimius Severus, der sich selbst in die Familie der Antonine adoptierte, war eine Berufung auf diese ruhmreiche Dynastie ein allgemein akzeptiertes Herrschaftsprogramm. Auch Diocletian knüpfte m. E. an diese Tradition an. Wie man es vielleicht für seine Vorgänger Claudius II. Gothicus, Probus, Carus und seine Söhne vermuten darf, übernahm er A u r e l i u s als zweites Gentilnomen neben Valerius35. Ganz zu Anfang seiner Regierung nannte er sich offensichtlich sogar — wie Carinus — Marcus A u r e l i u s Caius Valerius Diocletianus36. Da er später seinen frater Maximianus gleich-

34 35 36

A E 1914, 249. CIL V 803. Christol 1980, 83ff., bes. 8 5 - 9 1 . Aurelius: z.B. ILS 5 6 8 - 5 7 1 . 6 0 5 - 6 0 8 . 613. 614 usw. POxy XLII 3055 vom 7. 3. 285. Damit wird Sestons 1948, 40, Vermutung bestätigt. Vgl. auch H.-G. Pflaum, BHAC 1972/74 (1976) 189. Chastagnol 1982, 92 f. Quellenbelege: CIL III 7173. VIII 10288. 10367. IX 6064. 6070 ( = X 6 9 6 9 . 6975). In CIL VIII 18230 aus Lambaesis ist hingegen mit Sicherheit statt des Μ hinter Impp. ein NN zu lesen. — Sirago 583 Anm. 7 glaubt, Diocletian sei nur „per confusione con Massimiano" M. Aurelius (statt C. Aurelius) genannt worden. In der Tat herrscht in den o. g. sowie anderen Meilensteininschriften eine ziemliche Verwirrung in bezug auf Diocletians Namen. In CIL IX 6064 ζ. B. heißt er M. Aurelius Balerius (sie!) Diocletianus, in VIII 10367 M. Valerius Diocletianus, in VII 7173 (Asia) Μ. Aurelius Diocletianus. Da er in diesen Inschriften, außer in VIII 10288, zusammen mit Maximianus Augustus genannt wird, in anderen Inschriften (z.B. A E 1978, 823) zur selben Zeit aber mit der Namensform C. Valerius erscheint, muß man folgern, daß es Irritationen hinsichtlich seines Namens gab. — Aber einen klaren Beweis für den Namen M. Aurelius bietet eine Inschrift aus Colybrassus in Kilikien, die zwischen

Diocletians Herrschaftsantritt

17

fails zur Annahme des Namensbestandteils Marcus Aurelius veranlaßte, ist es eindeutig, daß Diocletian hiermit ein Programm verfolgte. Sein bisheriges Cognomen Diodes 3 7 behandelte er, als sei es sein nomen gentile gewesen, und bildete es, wie dies ein Adoptierter mit seinem angestammten Gentilnomen zu tun pflegte, zu Diocletianus um. Da Diocletian gegen Carinus kämpfen mußte, war ihm von vornherein die Möglichkeit einer Verbindung mit der Familie des Carus verwehrt. Folgerichtig schritt er von der vorgeblichen Rache zur damnatio memoriae Numerians und beanspruchte, Befreier der res publica und der Stadt Rom von der Tyrannis des Carinus zu sein — eine wohlbekannte stereotype Propagandaformel 38 . Der römische Senat, der als politische Körperschaft dem 20. November und 9. Dezember 284 aufgestellt wurde, also unmittelbar nach dem Regierungsantritt Diocletians: A E 1965, 315; 1973, 540. G. E. B e a n - T . B. Mitford, Journeys in Rough Cilicia in 1962 and 1963 (Akad. Wien, Phil.-Hist. Kl., Denkschr. 85) 1965, 20 f. Nr. 25. Loriot 1973. Die Inschrift nennt den neuen Herrscher Αύτοκράτορα Καίσαρα / Μαρκον Αύρήλιον Γάϊον Ούαλέριον Διοκλητιανόν / Ευσεβή, Εύτυχή Σεβαστόν, / δημαρχικής έξουσίας / [κα]ΐ ϋπατον τό πρώτον κτλ. Von den Hrsgg. zu Unrecht als „pardonable inaccuracy" charakterisiert, zeigt die Namensform mit aller Deutlichkeit, daß Marcus kein Verschreiben statt Caius war, sondern Diocletian Μ. Aurelius seinem bisherigen Namen voranstellte. Zwar tritt in der Folgezeit die kürzere Namensform C. Aurelius Valerius Diocletianus in den Vordergrund, aber ζ. Β zwei Inschriften auf Statuenbasen aus Didyma, datiert zwischen den 1. April 286 und den 1. März 293, enthalten die Namen M. Aurelius Valerius Diocletianus und M. Aurelius Valerius Maximianus (A. Rehm, Didyma II: Die Inschriften, 1958, Nr. 89. 90). M. Aurelius scheint also eine legitime Variante zu C. Aurelius geblieben zu sein. Es scheint mir aufgrund dieses Sachverhalts und auch wegen der Benennung Maximians als M. Aurelius am Ende des Jahres 285 (s. unten 44 ff.) nicht möglich, mit Loriot 1973, 72 anzunehmen, die Namensform M. Aurelius sei vielleicht nur ein Angebot an den ebenso benannten Carinus zur Teilung der kaiserlichen Herrschaft gewesen, nach dem Scheitern dieses Versuchs aber fallengelassen worden (Loriot beruft sich auf PMichael 21 und POxy XLII 3055 von Februar und März 285, wo Diocletian jeweils C. Aurelius Valerius Diocletianus heißt), um dann dem Mitregenten Maximian zuliebe seit 286 wieder aufgegriffen zu werden (BGU IV 1090 vom 31. 3.286). H.-G. Pflaum, BSAF 1973, 76, äußert in einem Diskussionsbeitrag zu Loriots Thesen, der letztere Schritt sei im Rahmen eines Namenstausches zwischen Diocletian und Maximian erfolgt. Aber mir scheint, es gibt keinen Beleg dafür, daß Diocletian den Namen Marcus je offiziell aufgegeben hätte, und die Ernennung Maximians führte nicht zu einem Namenstausch, sondern zu einer Übertragung von Diocletian geführter Namen auf den ,Adoptivbruder' Maximian (vgl. unten 47). Es gibt im übrigen kein Indiz dafür, daß Diocletian an eine Teilung der Herrschaft mit Carinus gedacht hätte. Wie Loriot (1973, 74 f.) selbst im Hinblick auf die sofortige Annahme des Konsulats durch Diocletian — und man muß hinzufügen, daß Diocletian b e i d e Konsulatspositionen besetzte (s. unten 18) — zugestehen muß, hat der neue Herrscher von Anfang an keine Rücksicht auf Carinus genommen. — Auch Maxentius nannte sich übrigens nach seiner Usurpation Aurelius Valerius: P L R E 1, 571. 37 38

Lact. mort. pers. 9,11; 19,5; 52,3. Lib. or. 19,45 ff. Epit. de Caes. 39,1. Zur damnatio memoriae Numerians und zum liberator-Motiv vgl. Seston 1946, 48 f. Ein sonst nicht näher bekannter Usurpator auf dem Balkan, namens Iulianus, proklamierte damals die libertas publica auf seinen Münzen, während Carinus in Rom die Konsekration seines Bruders verkünden ließ: Seston 1946, 52.

18

Diocletians Herrschaftsantritt

machtlos war, aber in seinen einzelnen Mitgliedern und im Hinblick auf die öffentliche Meinung der Eliten des Reiches immer noch einflußreich, wurde mit einem Köder gelockt: Diocletians erster Kollege im Konsulat, und zwar noch im Jahre 284, war L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus, ein prominentes Mitglied einer patrizischen Familie aus Kampanien, der sich vermutlich gerade bei Diocletian in Kleinasien befand. Er wurde möglicherweise zusätzlich zum praefectus urbi ernannt. Noch denkwürdiger erschien der Nachwelt freilich die Übernahme des bereits von Carinus ernannten Aristobulos als Konsulatskollegen für das Jahr 285. Ammianus Marcellinus erinnert sich anläßlich des vierten Konsulats des Kaisers Julian an dieses Ereignis. Letzterer habe mit Sallustius einen privatus als Kollegen im Konsulat akzeptiert, quod post Diocletianum et Aristobulum nullus meminerat gestum^. Wenn somit die Tetrarchen in SHA, Car. 18,4 als perreverentes Romani senatus bezeichnet werden, so mag dieses Urteil eines der,senatorischen Ideologie' verpflichteten und den Tetrarchen gegenüber grundsätzlich positiv eingestellten Biographen topischen Charakter besitzen, im Bewußtsein des Verfassers jedoch auch eine Stütze in der historischen Realität besessen haben. Diocletians Hofierung des Senats dürfte freilich kaum so weit gegangen sein, daß er noch im Jahr 285 Rom besuchte, wie der byzantinische Historiker Zonaras und manche modernen Historiker behaupten. Zwar scheint eine Münzemission aus Ticinum mit dem Rs.-Typus Adventus Augusti die Ankunft des Kaisers in Oberitalien zu bezeugen, aber dies bedeutet keineswegs, daß er auch den Weg nach Rom genommen hat40. In Pan. Lat. X (2) 14,1 aus dem Jahr 289 wird ein Rombesuch des Kaisers als sehnlicher Wunsch formuliert, und der Panegyriker hätte in diesem Zusammenhang vermutlich einen früheren Aufenthalt Diocletians in der Reichshauptstadt erwähnt. Damit fällt aber auch eine Stütze für die bisweilen geäußerte Annahme, der neue Herrscher habe im Gegensatz zu seinen unmittelbaren Vorgängern den Senat um förmliche Bestätigung seiner Wahl durch das Heer ersucht41. Man darf freilich annehmen, daß Diocletian mit dem römischen Senat im Hinblick auf die seit Probus anscheinend für die staatsrechtliche Legitimation nicht mehr maßgebliche ,Anerkennung' durch dieses Gremium keine Schwierigkeiten hatte.

39

40

41

Zu Bassus' Laufbahn s. AE 1964, 223. Zum ersten Konsulat Diocletians: Loriot 1973, 71 ff. Zur Stadtpräfektur des Ovinius Bassus: Chastagnol in einem Diskussionsbeitrag zu Loriot 1973, 76. Zu Aristobulos: Ammian. XXIII1, 1. PLRE 1, 151. 157. 254. Barnes 1982, 93. Zon. 12,21. RIC V 2 S. 241 Nr. 203 aus Ticinum. Die Münze trägt die Legende Adventus Aug. und bezeugt so die Ankunft eines Kaisers in Oberitalien (so richtig Barnes 1982, 50). Anders Enßlin 1948, 2425. Sirago 584. Chastagnol 1980, 79 f. Ders. 1982, 93. Enßlin 1948, 2425.

Diocletians Herrschaftsantritt

19

Der neue Herrscher gab sich jedoch mit den bisher geschilderten Legitimationsgrundlagen nicht zufrieden. Bereits wenige Wochen oder Monate nach seinem Herrschaftsantritt beginnt Jupiter die herausragende Rolle in seiner Herrschaftspropaganda zu spielen. Sein Name Diocles mag hier einen spezifischen Anknüpfungspunkt geboten haben, da er eine besondere Beziehung zu Zeus suggerierte 42 . Jedenfalls ließ Diocletian den von Aurelian begründeten, von Probus, Carus und seinen Söhnen fortgeführten V o r r a n g des Sol-Kultes in der Herrscherideologie auf Jupiter übergehen. Die Vorstellung von Jupiter als dem Ursprung seiner Herrscherstellung wurde auf Münzen propagiert, die den Typus des Iupiter Conservator43 oder direkt den Vorgang der Herrschaftsübertragung darstellten: Vs. Büste Diocletians/Rs. Kaiser, stehend, mit kurzem Zepter, nach rechts gewandt, empfangt den Globus, auf dem eine Victoria steht, von Jupiter, der, nach links gewandt, ein langes Zepter hält. Legende: IOVI CONSERVATORI AVG44 (Abb. 3). Hingegen gehören Prägungen mit einer entsprechenden Darstellung der Herrschaftsübertragung, aber mit der Legende dementia Temporum erst in die Zeit nach der Ernennung Maximians zum Augustus, wie ich unten (S. 100) zeigen werde. Das gleiche gilt für die Prägung von antoniniani der Münzstätte Siscia mit der Rs.Legende Fides Militum, auf welcher ein Kaiser den Globus von einer in militärische Tracht gekleideten Gestalt entgegennimmt (Abb. 4). Diese Szene hat bisher zwei Deutungen erfahren: 1) Diocletian empfangt den Globus von einem Soldaten45; damit wird die Herleitung seiner Herrschaft vom Heer verdeutlicht46. 2) Es ist kein Soldat, sondern Jupiter dargestellt, von dem der Kaiser die Herrschaft empfangt47. Ikonographisch kann es sich hier jedoch nicht um Jupiter handeln, da die betreffende Gestalt zwar das lange Zepter des Gottes hält, sich aber nicht — wie bei Jupiter üblich — darauf stützt, sondern es im linken Arm trägt und außerdem tatsächlich in militärische Tracht gekleidet ist. 42 43

44

45

46 47

Zur Namensform Diocles vgl. W. Hartke, Römische Kinderkaiser, 1951, 127 Anm. 4. lovi Conservatori: z.B. RIC V 2 S. 245 Nr. 2 4 6 - 2 4 8 und sonst oft. Pink 1931, 1 1 - 1 6 datiert die stadtrömischen Emissionen ins Jahr 285. Chastagnol 1982, 96 datiert die frühesten Münzen Diocletians mit der Legende lovi Conservatori auf Anfang 286, aber ohne Angabe von Gründen. In RIC V 2 werden die frühesten ins Jahr 285 datiert (ζ. B. S. 239 Nr. 187. S. 240 Nr. 1 9 0 - 1 9 2 . 194. S. 236 Nr. 160). Herrschaftsübertragung: RIC V 2 S. 256 Nr. 324. S. 257 Nr. 328 (antoniniani aus Antiochia und Tripolis, datiert ins Jahr 284). RIC V 2 S. 247 Nr. 266 (antoninianus aus Siscia, datiert 285/86): Dort wird die Rückseite so erläutert, daß Diocletian den Globus von einem Soldaten erhalte (so auch Cohen ό2, S. 424 Nr. 73), aber in Anm. 1 die Alternative „or Iupiter" geboten. Straub 1939, 41. So ζ. B. Seston 1946, 210.

20

Diocletians Herrschaftsantritt

Selbstverständlich trägt aber ein g e w ö h n l i c h e r , Soldat' nicht das Z e p t e r Jupiters, sondern allenfalls ein Kaiser 4 7 *. U n d so ist denn hier m. E. Diocletian dargestellt, der den G l o b u s an Maximian überreicht. D e n Beweis stellt eine parallele P r ä g u n g derselben Emission im N a m e n des letzteren Herrschers dar, w e l c h e auf ihrer Rs. eine ganz entsprechende Investiturszene zeigt 4 8 ( A b b . 5). D i e P r ä g u n g dieser beiden antoniniani aus Siscia f ü r Diocletian und Maximian ist also im Z u s a m m e n h a n g mit der E r n e n n u n g Maximians z u m A u g u s t u s zu sehen u n d somit auf Frühjahr/ S o m m e r 2 8 6 (s. S. 51 f. 64) zu datieren. Die Darstellung der Investitur des Kaisers durch J u p i t e r w a r seit Gallienus nichts grundsätzlich Neues. Diocletian k o n n t e hier unmittelbar an M ü n z t y p e n seines V o r g ä n g e r s Carinus a n k n ü p f e n 4 9 . A b e r nicht n u r 47a

Es kann vorkommen, daß der Kaiser von einem Soldaten die Victoria entgegennimmt, während er selbst den Globus hält (RIC V 1 S. 281 Nr. 149). Aber m. E. gibt es keine gesicherte Darstellung der Übergabe des Symbols der Weltherrschaft seitens eines Soldaten an den Herrscher. RIC V I S . 279 Nr. 126 wird eine Münze Aurelians aufgeführt mit der Rs.-Legende Fides Militum und einer Szene, in der angeblich ein Soldat einen von einer Victoria gekrönten Globus an den Herrscher überreicht. Aber ebenso wie bei der zur selben Emission gehörenden Nr. 127 (Abb. 4a) heißt die Legende in Wirklichkeit VIRT MILITVM (freundlicher Hinweis von M. Amandry). Und auf beiden Stücken — auch auf der schlecht erhaltenen Nr. 126 erkennbar (Abb. 18) — steht die Victoria nicht auf dem Globus, sondern auf der Hand einer der beiden Personen, nämlich des am quer gehaltenen Zepter erkennbaren Kaisers. Keine Herrschaftsübergabe, sondern nur eine jeweils erbrachte .Leistung' ist dargestellt. Weder der Globus noch die Victoria werden überreicht, sondern beide .Personen' präsentieren ihre gemeinsamen Verdienste: Sieg und Weltherrschaft — wobei der Globus in der Hand des .Soldaten' allerdings eine maßgebliche Beteiligung des Heeres propagiert. Ganz anders hingegen die Darstellung der Herrschaftsübergabe durch Jupiter an den Herrscher in RIC V I S . 279 Nr. 129 mit Taf. VIII 125. Siehe ferner S. 279 Nr. 131. 132. S. 284 Nr. 174. S. 289 f. Nr. 225-228. S. 304 Nr. 346. S. 310 Nr. 394. 395 (mit Taf. VII 108). S. 328 Nr. 16. S. 331 Nr. 54. S. 340 Nr. 133. S. 348 Nr. 212. Vgl. auch S. 345 Nr. 190. S. 347 Nr. 210. 211. S. 348 Nr. 213 (Legende: dementia Temporum). Jupiter wird im übrigen nie im Militärkostüm und nie mit quergehaltenem Zepter dargestellt, sondern stets mit senkrecht aufgestütztem Zepter und entweder ganz nackt (ζ. B. RIC IV 1 Taf. V 12. RIC V 1 Taf. VII 108) oder mit himationartigem, losem Überwurf (ζ. B. RIC V 1 Taf. VIII 125). Vgl. zu Zepterhaltung und Kleidung Jupiters weiterhin RIC IV 2 S. 86 Nr. 201. S. 88 Nr. 234-236 mit Taf. IV 16; ebenda Taf. I 3. 8. 16. IV 2. 11. V 9. 12. XII 5 usw. RIC V 2 Taf. XII 3. RIC VI Taf. IX 190. X 234a. XI 44c. 49. 54. XII 69a. 73. XIII 44. 69c. 79. XVI 54. Hingegen hält der Kaiser gelegentlich Zepter oder Lanze quer (.traverse') im Arm: RIC IV 1 Taf. XVI 6. RIC IV 2 Taf. I 1 8 - 2 0 . II 10. V 16. RIC IV 3 Taf. XV 1. Vgl. auch Abb. 19.

48

RIC V 2 S. 288 Nr. 583 (antoninianus aus Siscia, datiert 285/86). Vgl. RIC V 2 S. 178 Nr. 323. 324 mit Taf. VII Nr. 16 (Cyzicus). Fears 1977, 267; 1981, 3—141, bes. 118 f. Diese Feststellung gilt für die Münzprägung. Auf M e d a i l l o n s haben auch Commodus, Alexander Severus und Gordian III. ihre göttliche Berufung durch Jupiter verkündet. Fears 1977, 303 ff. führt das Vordringen der göttlichen Legitimation der Herrscher in der zweiten Hälfte des 3. Jh.s auf die fehlende dynastische Legitimation sowie auf östliche, insbesondere sassanidische Einflüsse zurück. Mir scheint letzteres

49

21

Diocletians Herrschaftsantritt

drängte unter Diocletian Jupiter in dieser Rolle andere Götter, wie Sol, in den Hintergrund; sehr bald auch entwickelte Diocletian diese Konzeption von Jupiter als Quelle seiner Macht systematisch weiter und hob sie auf ein bisher im römischen Reich kaum anzutreffendes Niveau theokratischer Herrschaftslegitimation. Der entscheidende Schritt erfolgte, als Diocletian den aus der Umgebung von Sirmium stammenden pannonischen Offizier Maximianus50 zu seinem Mitherrscher erhoben, so wahrscheinlich die Erwartungen seiner ehemaligen Generalskollegen erfüllt und zugleich angemessen auf die politischen Notwendigkeiten reagiert hatte. Quid ea

memorem ascivisse consortio multos externosque tuendi prolatandive

gratia

iuris

Romanfi Mit diesen Worten kommentiert Aurelius Victor die Formierung der Tetrarchie durch die Ernennung von nicht zu Diocletians Familie gehörenden Mitherrschern 51 . Die erste der in diese Richtung führenden Maßnahmen Diocletians verdient eine besonders detaillierte Behandlung, da sie, wie ich glaube, den Weg ebnen kann für ein angemessenes Verständnis der Entwicklung eines tetrarchischen Konzepts von Seiten Diocletians.

50

51

angesichts der römischen Tradition dieses Konzepts (Domitian, Trajan, mius Severus) sehr zweifelhaft. Schon Augustus suchte im übrigen die Jupiter: Vgl. Μ. M. Ward, SMSR 9, 1933, 203 ff. De Francisci III 1 430 Zu den dürftigen Nachrichten über seine Herkunft und Karriere vgl. 1 3 - 1 5 . Barnes 1982, 32f. Aur. Vict. Caes. 39,16.

Hadrian, SeptiAssimilation an f. jetzt Pasqualini

3. Die Ernennung Maximians zum Caesar und Augustus und die ,Epiphanie' von Iovius und Herculius War die Proklamation Maximians nur eine aus einer aktuellen Notlage zu erklärende, improvisierende Maßnahme? Wollte Diocletian zunächst allein regieren, wie Seston meint52? Oder stand dahinter ein langfristiges Konzept? Wann wurde Maximian Caesar und wann Augustus? War er überhaupt Caesar? Zu welchem Zeitpunkt nahmen die beiden Herrscher die Beinamen Iovius und Herculius an? Diese Fragen sind häufig diskutiert worden, ohne daß man einen Konsens hätte erzielen können. Eine Lösung der Probleme wäre jedoch bedeutsam, weil sie auf die Absichten, die Diocletian zu Beginn seiner Regierung im Hinblick auf die Gestaltung der Herrschaft hegte, einiges Licht werfen könnte. Dabei erscheint mir die Frage, ob er politisch-militärischen Notwendigkeiten Tribut zollte o d e r einem Konzept folgte, nicht richtig gestellt, da es sich bei diesen beiden Möglichkeiten nicht um einander ausschließende Alternativen, sondern um häufig ineinander verschlungene geschichtliche Gestaltungskräfte handelt. Welche Informationen bieten uns die Quellen 53 ? Die meisten von ihnen beziehen sich nur auf Maximians Ernennung zum A u g u s t u s oder i m p e r a t o r , welch letztere Bezeichnung sowohl auf einen Caesar wie auf einen A u g u s t u s angewendet werden kann54. Nur Eutrop IX 22,1 (vgl. 52 53

54

1946, 184. Die wichtigsten Quellen sind: Eutr. IX 20,3; 22,1. Ammian. XXVII 6,16. Aur. Vict. Caes. 39, 17 f. Hier. Chron. ad a. 287 (p. 225 Helm). Chron. Pasch, ad a. 287 (Chron. Min. I p. 229 f.). Mal. p. 306 und 506 Bonn (spricht nicht von Maximianus Herculius, sondern von Galerius nach Meinung von D'Elia 143). Zon. 12,31. Cons. Const, ad a. 286 (Chron. Min. I p. 229). Passio Marcelli (The Acts of the Christian Martyrs, ed. Η. Musurillo), Recensio Μ 1, 1; 2,1. Recensio Ν 2,1; 3,1. BGU IV 1090. III 922. POxy X 1260. CIL VI 1124. 1128 = 31241. VIII 10382 = 22423b. 22499 ( = ILS 616). 22187. ILS 641. 642. Pan. Lat. VI (7) 15,6. X (2) 3 , 1 - 3 ; 4 , 1 - 4 ; 5,1. XI (3) 1,1; 2 , 1 - 4 ; 3,2. 7. Vgl. ferner Chron. Alex. 1, p. 511 Bonn. Theophan. Chron. a. 5780 (I p. 8 Bonn). D'Elia 139 f. glaubt, daß bei Aurelius Victor imperator stets gleichbedeutend mit Augustus sei. Aber in den von ihm angeführten Stellen taucht das Wort überhaupt nur siebenmal auf und davon wiederum nur zweimal in einem Kontext, wo neben der Ernennung eines imperator die Verleihung der Caesarea insignia an dessen Sohn erwähnt wird. Ein G e g e n s a t z zwischen imperator und Caesar ist daraus nicht zu entnehmen. Im übrigen kann Victor der Kürze halber die beiden Akte der Caesar- und Augustusernennung Maximians mit dem Begriff imperator in eins zusammengezogen oder aber auf diese Weise die starke Stellung Maximians als Caesar verdeutlicht haben (s. unten 42 f.).

23

Ernennung Maximians und .Epiphanie* von Iovius —Herculius

Oros. VII 25,2—5) stellt ausdrücklich fest, daß Maximian zunächst Caesar wurde, um die Bagauden in Gallien zu bekämpfen, und danach erst Augustus 55 . Wenn er Maximian als Caesar bereits den Beinamen Herculius gibt (Maximianum Herculium), so ist dies zweifellos nicht in dem Sinne gemeint, daß Maximian als Caesar schon dieses Cognomen trug, sondern Eutrop verwendet es nur zu seiner Unterscheidung von Maximianus Galerius. Eutrops Zeugnis hinsichtlich der Ernennung Maximians zum Caesar wird indirekt bestätigt durch Ammianus Marcellinus (XXVII 6,16): In hoc tarnen negotio, Valentinianus morem institutum

antiquitus

non Caesares sed Augustes germanum nuncupavit et filium, enim quisquam antebac adscivit sibi pari potestate Marcum, qui Verum, adoptivum fratrem,

supergressus,

benevole satis.

Nec

collegam, praeter

principem

absque diminutione aliqua

maiestatis

imperatoriae, socium fecit.

Ammian kann hier gewiß nicht meinen, daß Valentinian als erster solche Mitherrscher ernannte, die ihm in jeder Hinsicht, einschließlich der Regierungsautorität, gleichstanden. Dies wäre schon in bezug auf Valens, insbesondere aber auf Gratian ein unserem Historiker nicht zuzutrauender Irrtum, zumal Ammian selbst an anderer Stelle für die Beziehung zwischen Valentinian I. und seinem Bruder Valens klarstellt, daß ersterer über die potior auctoritas verfügte (XXVI 4,3; 5,2). Ammian will folglich in der oben zitierten Stelle sagen, daß vor Valentinian I. nur einmal ein Herrscher den Augustustitel auf einen Mitherrscher übertrug, ohne diesen zuvor zum Caesar zu machen, nämlich M. Aurelius Antoninus im Falle des L. Verus. Wie Eutropius verbinden auch Aurelius Victor und Hieronymus (Eusebius) Maximians Ernennung, und zwar diejenige zum imperator, mit der Revolte der Bagauden. Victor (Caes. 39,48) teilt uns ferner mit, daß Maximian bei der Abdankung der Augusti im Jahr 305 gegenüber Diocletian anno minus potentia fuerat\ er datiert folglich Maximians Ernennung ans E n d e des J a h r e s 285. Die Beinamen Iovius und Herculius haben die beiden Herrscher nach Victor erst einige Zeit nach der Erhebung Maximians zum imperator angenommen. Hieronymus datiert die Ernennung Maximians zum imperator falschlich ins Jahr 287/88, das Chronicon Paschale und Malalas geben 287 an. Zonaras datiert jenes Ereignis in das zweite Jahr der Regierungszeit Diocletians, d. h. auf 285/86. Damit stimmt die Datierung des ersten Regierungsjahres Maximians in ägyptischen Dokumenten überein, in welchen der Mitherrscher Diocletians seit dem März 55

Letzterer Schritt erfolgte nach Eutropius' Darstellung als Reaktion auf die Usurpation des Carausius, was falsch ist, wie wir sehen werden (s. unten 48). Eutropius verbindet auch die Ernennung der Caesares mit militärischen Ereignissen und macht sich dabei anscheinend chronologischer Irrtümer schuldig (s. unten 70—72). In Wirklichkeit arrangiert Eutropius freilich in diesem Zusammenhang sein Material nach Themen und nicht chronologisch. Vgl. D'Elia 137 f. Vgl. auch Eutrops Übersetzer Paianios IX 20,3: χειροτονήσας Καίσαρα Μαξιμιανόν τόν Έρκούλιον έξέπεμψε (gegen die Bagauden).

24

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

286 genannt wird (s. unten 27 f.). Die Consularia Constantinopolitana datieren Maximians Proklamation zum imperator auf den 1. April 286. Die Passio Marcelli erwähnt für den 21. Juli 298 in bezug auf Maximian die Feier eines natalis imperatoris, eines dies festus imperii vestri bzw. eines natalis geminus (oder genuinus) dominorum nostrorum ... (s. unten 52ff.). Für eine Datierung nicht verwertbar sind die Zahlenangaben im Panegyricus von 307 sowie bei Lactantius, wo Maximian jeweils für das Jahr 304/05 sein zwanzigstes Regierungsjahr zugeschrieben wird; in diesen Fällen handelt es sich nicht um eine Zählung der tatsächlichen Regierungsjähre, sondern um eine ,künstlich' veränderte Zählung der imperatorischen Akklamationen (s. unten 116 f.) 56 . Aufgrund der hier aufgeführten Quellen sind in der Forschung folgende Daten vorgeschlagen worden: a) E r n e n n u n g z u m C a e s a r 1. April 285: O. Seeck Frühjahr 285: PLRE 1,574 Sommer 285: W. Enßlin, E. Kornemann, R. E. Smith 21. Juli 285: T. D. Barnes September 285: S. D'Elia 22. September 285: A. Pasqualini vor dem 20. November 285: M. Festy 10. —31. Dezember 285: A. Chastagnol 1. März 286: W. Seston, Α. Η. M. Jones, V. Sirago b) E r n e n n u n g z u m A u g u s t u s 1 0 . - 3 1 . Dezember 285: A. Pasqualini 1. Januar 286: S. D'Elia Anfang 286: O. Seeck vor dem 1. März 286: Α Chastagnol (1967: möglicherweise) 1. März 286: R. E. Smith, T. D. Barnes (1976) 1. April 286: W. Enßlin, E. Kornemann, Α. Η. M. Jones, T. D. Barnes (1981, 1982), A. Chastagnol (1967: möglicherweise); ders. (1982: affirmativ), M. Festy 17. oder 19. September 286: W. Seston, V. Sirago c) E r n e n n u n g z u m C a e s a r oder A u g u s t u s 20. November 285: J. Lafaurie 1 0 . - 3 1 . Dezember 285: A. Rousselle d) , E p i p h a n i e ' v o n I o v i u s u n d H e r c u l i u s 1. Hälfte des Jahres 287: A. Chastagnol, P. Bastien

56

Pan. Lat. VII (6) 8,8; 10,1; 11,6. Lact. mort. pers. 30,6. Falsch interpretiert von D'Elia 145 f. Zu den übrigen Quellen s. Anm. 53.

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius—Herculius

25

21. Juli 287: W. Seston 288 beim Zusammentreffen der beiden Augusti in Mainz: S. D'Elia 57 . Der erste Eindruck, daß eine Lösung dieser offensichtlich verzwickten Problematik hoffnungslos sein könnte, täuscht. Die Entdeckung neuer Inschriften und exakte Forschung haben wertvolle Resultate gebracht. Insbesondere ist der dies imperii Maximians dank den Bemühungen von A. Chastagnol und A. Rousselle ziemlich genau datierbar 58 . Seit langem ist bekannt, daß Maximians erstes Regierungsjahr in Ägypten dem zweiten Regierungsjahr Diocletians entspricht; da das ägyptische Jahr am 29. August beginnt, Diocletians zweites Regierungsjahr folglich vom 29. August 285 bis zum 28. August 286 läuft, liegt der dies imperii Maximians zwischen dem 29. August 285 und dem 28. August 286. Dies schließt alle

Daten v o r dem 29. August 285 als dies imperii

für Maximian aus, und

deshalb haben jene Gelehrten, welche annehmen, daß er im Frühjahr oder im Frühsommer 285 zum Caesar ernannt worden sei, gefolgert, Maximians Stellung als Caesar sei von untergeordneter Qualität gewesen, indem er weder die tribunizische Gewalt noch das Recht auf imperatorische Akklamationen besessen habe (s. unten 34ff.) 5 9 . Chastagnol und Rousselle

57

56

59

Seeck 1 4 ,25 f.; RhM N. F. 6,1907, 489f. Enßlin 1930, 2 4 8 9 - 2 4 9 4 ; 1948, 2425ff. Seston 1946, 60 ff. Chastagnol 1967, 54 ff. Smith 1068 ff. Rousselle 445 ff. Jones 1, 38. D'Elia 133ff., bes. 168. 1 7 2 - 1 7 4 . Barnes, Phoenix 1976, 176f.; 1981, 6f.; 1982, 4. Pasqualini 16 ff. Chastagnol 1982, 94 ff. Kornemann 115. Sirago 584. Lafaurie 197 (vgl. Ph. Webb, RIC V 2 S. 204: Augustus früh im Jahr 285). Bastien 1972, 1 3 - 1 5 . 4 1 . Festy 197 ff. Vgl. auch Passerini 151 — 173, der Sestons Datierungen akzeptiert, aber z.T. eine andere politische Deutung damit verbindet. Die These von Costa 11 ff., wonach Maximian bis zum 1. 3. 293 von Diocletian als untergeordneter collega ohne exakt definierte juristische Stellung eingesetzt war, braucht nicht mehr diskutiert zu werden. Zur älteren Forschung vgl. auch Schaefer 39 ff. Chastagnol 1967, bes. 55 f. Rousselle 445 ff. Die Argumente von Smith 1068 ff. gegen Chastagnol beruhen auf einer falschen Interpretation von Maximians Stellung als Caesar (s. unten 34 ff.), einer ebenso irrigen Deutung von Pan. Lat. XI (3) 2,2, wobei er zu Unrecht Chastagnols Lateinkenntnisse tadelt, und vor allem auf willkürlicher Eliminierung der wichtigen Inschrift CIL VI 1124, die in vorzüglichem Zustand erhalten ist. Smith 1068 läßt Rhetorik über methodisch zulässige Quellenbenutzung triumphieren: „This inscription is best left out of account, since it creates too many difficulties". Und er macht gar Seston den Vorwurf „of having forced it into his service" — ganz so, als ob Seston mit der Verwertung dieser Inschrift sich eines Vergehens schuldig gemacht hätte. Freilich fügt sich diese Inschrift nicht in Smith's vorgefaßtes Schema ein. Chastagnols und Rousselles Argumentation hat hingegen den Vorteil, daß sie a l l e Inschriften, die nicht o f f e n k u n d i g e Irrtümer in der Zählung der tribunizischen Gewalten und imperatorischen Akklamationen enthalten (wie CIL II 4960 = 6198: TR Ρ V (III) COS IV; CIL II 1439 ( = ILS 630): TR Ρ VIII COS VI), gerecht wird. Bedauerlicherweise scheint Barnes (vgl. Anm. 57) die wichtigen Beiträge von Chastagnol und Rousselle zu ignorieren und sich ohne Angabe von Gründen Smith anzuschließen. Außer von Barnes und Smith (s. Anm. 58) wird diese Auffassung u. a. auch von Kornemann, Enßlin und Pasqualini vertreten (vgl. die Literaturangaben in Anm. 81).

26

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

haben nun den Zeitraum, in welchen wir Maximians dies imperii datieren können, beträchtlich verengt. Wenigstens bis zum Jahr 290 verfügte Maximian über zwei tribuniciae potestates weniger als Diocletian. Da die tribunicia potestas, welche ein Kaiser erstmals am Tag seines Herrschaftsantritts erhielt, seit Nerva oder Trajan jährlich am 10. Dezember erneuert wurde 60 , muß Diocletian seine dritte tribunicia potestas am 10. Dezember 285 erhalten haben (die beiden vorangehenden am 20. November, dem Tag seiner Proklamation, und am 10. Dezember 284), b e v o r Maximian seinen dies imperii hatte und seine erste tribunicia potestas erhielt. Dies wird bestätigt durch die Zählung der tribuniciae potestates Maximians. Da die Inschriften ihm trib. pot. V und cos. II (289 n. Chr.) sowie trib. pot. V und cos. III (290) zuweisen, muß er seine fünfte tribunicia potestas am 10. Dezember 289 erhalten haben und folglich seine achte am 10. Dezember 292. Ein antoninianus aus Lyon beweist, daß er diese achte tribunicia potestas immer noch innehatte, als er am 1. Januar 293 zum vierten Mal Konsul wurde. Dies bedeutet, daß er seine erste tribunicia potestas entweder am 10. Dezember 285 oder danach erhielt. Andererseits weisen Inschriften und Münzen auf ein Datum vor dem 1. Januar 286 hin: CIL VI 1124 bietet IMP VIII und COS III für Maximian. Da er am 1. Januar 293 zum vierten Mal das Konsulat bekleidete, muß die Inschrift vor diesen Tag datiert werden; da ferner die imperatorische Akklamation infolge einer durch Diocletian vorgenommenen Systematisierung früherer Ansätze jährlich am dies imperii erneuert wurde, kann Maximians achte imperatorische Akklamation nicht vor 292 erfolgt sein, und dies bedeutet, daß sein dies imperii ins Jahr 285 zu datieren ist. Da er jedoch, wie wir sahen, seine erste tribunicia potestas frühestens am 10. Dezember 285 erhalten hat, fand seine Ernennung zum Mitregenten zwischen dem 10. und 31. Dezember 285 statt. Kürzlich hat M. Festy Einwände gegen die Kalkulationen von Chastagnol und Rousselle erhoben. Er vertritt seinerseits die Auffassung, daß Maximian a) anläßlich seiner Ernennung zum Augustus — nach Festy am 1. April 286 — seine erste imperatorische Akklamation erhalten habe, in der Folgezeit, spätestens im Jahr 292, aber die Zählung seiner imperatorischen Akklamationen auf den Tag seiner Ernennung zum Caesar vorverschoben habe, für welches Verfahren Galerius eine Parallele biete, b) die 60

Zur Diskussion um das Datum der jährlichen Erneuerung der tribunizischen Gewalt und der imperatorischen Akklamation vgl. H. Dessau, EphemEpigr. 7, 1892, 429 ff., der behauptet, unter Diocletian bezögen sich die Zahlen hinter dem Titel imperator nicht mehr auf die imperatorische Akklamation, sondern auf die tatsächlichen Regierungsjahre; ihm schließt sich D'Elia 146 an; dagegen zu Recht O. Seeck, RhM 48, 1893,205. Vgl. ferner Mommsen 796 ff. H. Mattingly, JRS 20, 1930, 78 ff. M. Hammond, The Antonine Monarchy, 1959, 72ff. Seston 1946, 3 5 7 - 3 6 6 . 395f. Lafaurie 192ff. P. Bruun, Arctos 9, 1975, 11 ff. P. Anello, in: Studi di storia antica offerti dagli allievi a Eugenio Manni, 1976, 15 ff. Baglivi 5 3 f f , bes. 5 4 - 6 0 . Loriot 1981, 225ff. Festy 194ff.

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius—Herculius

27

Zahl der tribuniciae potestates jedoch erst im Jahr 293 um eine erhöht, d. h. die Zeit seines Caesariats einbezogen habe, um sein eigenes Caesariat demjenigen der neu ernannten Caesares, die beide von Anfang an mit der tribunicia potestas ausgestattet waren, nachträglich gleichzustellen. Festy begeht jedoch einen klassischen Zirkelschluß, indem er bei seiner Argumentation von der Prämisse ausgeht, daß Maximian einen inferioren Caesariat bekleidete, und somit eben das voraussetzt, was erst zu beweisen wäre. Sein Hinweis auf die fehlende Münzprägung für Maximian reicht dazu nicht aus (s. unten 45 ff.). Ferner wäre es rätselhaft, warum Maximian nach seiner Ernennung zum Augustus zwar die Zählung seiner imperatorischen Akklamationen, nicht aber zugleich die der tribuniciae potestates auf den dies imperii als Caesar zurückdatieren, sondern mit letzterer Maßnahme bis 293 hätte warten sollen. Und schließlich sind die von Festy zugrundegelegten Quellen für seine Rekonstruktion der Zählungen von tribunicia potestas und imperatorischer Akklamation des Galerius, wie er selbst sagt, „contradictoires", Festys Schlußfolgerungen folglich keineswegs überzeugend 61 . Die Datierung der Ernennung Maximians zum Kaiser auf das Ende des Jahres 285 wird, wie erwähnt (oben 23), bestätigt durch Aurelius Victor, der anläßlich der Abdankung der Augusti im Jahr 305 Maximian eine gegenüber Diocletian um ein Jahr geringere Regierungszeit zuschreibt62, und vor allem auch durch ägyptische Ostraka und Papyri. Papyri vom 20. November und 30. Dezember 285 sowie ein Ostrakon aus Karanis vom 19. Januar 286 sind nur durch Diocletians zweites 61

62

RIC V 2 S. 261 Nr. 344. 345: TR Ρ VIII COS IV. Zwar gibt es eine Parallelprägung für Diocletian mit derselben Rückseite (RIC V 2 S. 221 Nr. 4. S. 222 Nr. 5); aber bei Diocletian fielen zwischen dem 10. und 31. Dezember 290 das vierte Konsulat und die achte tribunicia postestas zusammen. Die Prägung Maximians hingegen gehört ins Jahr 293 und bezieht sich ausschließlich auf diesen Kaiser. Vgl. Bastien 1972, 57 f. 198 f. 201 f. Nr. 462-466. 477-481. - CIL III 6626 ( = ILS 617): Diocletian hat TR Ρ V COS III, Maximian TR Ρ III COS II. CIL VIII 10382 a = 22423 b: Maximian hat TR Ρ V COS II. CIL VI 1128 = 31241: Maximian hat TR Ρ V COS III. Unglücklicherweise sind uns nur zwei datierte Inschriften für Diocletian und Maximian nach 293 erhalten: eine Bauinschrift von Winterthur aus dem Jahre 294 (ILS 640) und das Preisedikt von 301 (ILS 642). Daß beide ebenfalls jeweils zwischen den 10. und 31. Dezember datiert werden, mag als .merkwürdiger Zufall' erscheinen und Skepsis gegenüber der Datierungsmethode erwecken. Aber nur in bezug auf erstere Inschrift kann man vielleicht dieses Argument vorbringen. Bei wichtigen Gesetzen wie dem Preisedikt kann es nicht verwundern, daß die Herrscher sie gerade anläßlich hoher Festtage, wie der Feier eines dies imperii, erließen! Vgl. zu dieser Sitte Lact. mort. pers. 35,1. 4. — Zur Umwandlung der imperatorischen Akklamationen in eine Zählung der dies imperii vgl. Festy 194. 197; seine These zur Zählung der imperatorischen Akklamationen und tribunizischen Gewalten Maximians und des Galerius ebenda 197-205. 220-222. Aur. Vict. Caes. 39,48. Dabei hat Victor die t a t s ä c h l i c h e n Regierungsjahre vor Augen, nicht die Zählung der tribunizischen Gewalten, wie Pasqualini 21 meint.

28

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

Regierungsjahr datiert, während Dokumente vom 31. März, 24. Mai und 12. Juni 286 zusätzlich Maximians erstes Regierungsjahr angeben63. Eine Ernennung Maximians Mitte Dezember 285 konnte in der Tat kaum bereits am 19. Januar 286 in Karanis bekannt sein, aber natürlich leicht im März desselben Jahres64. Man kann den Datierungsspielraum 10. —31. Dezember 285 sogar noch weiter einengen. Im Jahr 293 wurde Maximians Zählung seiner Herrschaftsjahre an jene Diocletians angeglichen, und sie feierten gemeinsam die decennalia (293) und zehn Jahre später die vicennalia (303) (s. unten 116.122 f.). Da eine solche Jubiläumsfeier (oder überhaupt ein festlicher Aufenthalt des Kaisers in Rom) in der Regel wohl etwa einen Monat dauerte65, konnte sie beide dies imperii, jenen Diocletians am 20. November und denjenigen Maximians zwischen dem 10. und 31. Dezember umfassen. Im Jahr 303, als die beiden Augusti gemeinsam in Rom die vicennalia feierten, verließ Diocletian die Hauptstadt am 19. Dezember — möglicherweise nachdem er das Ende eines Sol-Saturnfestes am 16. Dezember (s. unten 119), sicherlich aber den dies imperii Maximians abgewartet hatte66. Dies bedeutet, daß Maximians dies imperii wahrscheinlich zwischen den 10. und den 18. Dezember 285 fiel67. Ich meine nun, daß uns sogar das präzise Datum des dies imperii Maximians literarisch überliefert ist. Lactantius68 schildert die Wende im 63

64

65

66

67 68

SB VI 9216 Z. 18. SB IV 7443 Z. 23. OMich 777. Vgl. L. Amundsen, Greek Ostraka in the University of Michigan Collection 1, 1935, Nr. 405. 407. BGU IV 1090 (vom 31. 3. 286); III 922 (vom 24. 5. 286). POxy X 1260 (vom 12. 6. 286). Vgl. jetzt auch die Zusammenstellung der ägyptischen Datierungen der Regierungsjahre zur Zeit der Tetrarchie bei Bagnall-Worp, 1979, bes. 2 - 6 . Diess. 1978. Der Wert der Datierung in BGU IV 1090 Z. 34 (21. 3. 286?) ist angezweifelt worden, da das Dokument nur als Quittung zu einem Papyrus des Jahres 280/81 hinzugefügt worden ist. Es könnte also vorausdatiert worden sein: so Vandersleyen 36. Dagegen Chastagnol 1967, 56. Smith 1059. Barnes 1982, 4 Anm. 6 (vgl. 1981, 7) schließt sich hingegen wieder an Vandersleyen an. In Phoenix 1976, 177 Anm. 14 hatte er den Papyrus vom 21. 3. 286 noch als Beweis für die Ernennung Maximians zum Augustus vor diesem Datum betrachtet (s. unten 49). Pasqualini 22 ff. — wie schon D'Elia 162 — hat die Angabe des OMich 777 über Steuerrückstände aus dem ersten Regierungsjahr Diocletians sowie Steuerschulden aus seinem zweiten Jahr irrtümlich als Nebeneinander zweier Regierungsjahre Diocletians und Maximians gedeutet. Die Datierung steht am Schluß des Dokuments: β' Τΰβ ιδ', d.h. 19. Januar des zweiten Regierungsjahres Diocletians. Vgl. Moreau 2, 303. Straub 139. Einen sicheren Beleg für diese These gibt es zwar nicht, aber die Formulierung in Lact. mort. pers. 17,2 legt eine solche Dauer nahe. Und auch Constantius II. blieb anläßlich seiner Triumphfeier im Jahr 354 29 Tage in Rom (Ammian. XVI 10, 20). Lact. mort. pers. 17,1—3. Die g e m e i n s a m e Feier bedeutet keineswegs, daß im Jahr 303 Maximians dies imperii mit jenem des Diocletian am 20. November zusammengelegt worden wäre, wie Smith 1062 und A. Chastagnol (persönliche Mitteilung) vermuten. So auch schon Rousselle 454. Lact. mort. pers. 17—18,1. Vgl. den Kommentar von Moreau 2, 297 — 307.

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius —Herculius

29

Leben Diocletians, seine von Gott bewirkte Bestrafung für die Christenverfolgung, in pointiertem Zusammenhang mit wichtigen Daten der Tetrarchie: 1. Hoc igitur scelere perpetrato Diocletianus, cum iam felicitas ab eo recessisset, perrexit statim Romam, ut illic uicennalium diem celebraret, qui erat futurus a. d. duodecimum Kalendas Decembres. 2.Quibus sollemnibus celebratis, cum libertatem populi Romani ferre non poterat, impatiens et ager animiprorupit ex urbe impendentibus Kalendis lanuariis, quibus Uli nonus consulatus deferebatur. 3. Tredecim dies tolerare non potuit, ut Roma potius quam Rauenna procederet consul, sed profectus hieme sauiente, frigore atque imbribus uerberatus morbum leuem, at perpetuum traxit uexatusque per omne iter lectica plurimum uehebatur. 4. Sic astate transacta per circuitum ripa Istrica Ntcomediam uenit morbo iam graui insurgente: quo cum se premi uideret, prolatus est tarnen, ut circum quem fecerat dedicaret anno post uicennalia repleto. 5. Deinde ita languore

oppressus, ut per omnes deos pro uita eius rogaretur; donec Idibus Decembribus luctus repente in palatio, mastitia et lacrima iudicum, trepidatio et silentium tota ciuitate. 6. Iam non modo mortuum, sed etiam sepultum dicebant, cum repente mane postridie peruagari fama quod uiueret, domesticorum ac iudicum uultus •alacritate mutari. 7. Non defuerunt qui suspicarentur celari mortem eius, donec Casar ueniret, ne quid forte a militibus nouaretur. 8. Qua suspicio tantum ualuit, ut nemo crederet eum uiuere, nisi Kalendis Martiisprodisset, uix agnoscendus, quippe qui anno fere toto agritudine tabuisset. 9. Et ille Idibus Decembribus morte sopitus animam receperat, nec tarnen totam. Demens enim /actus est, ita ut certis horis insaniret, certis resipisceret. 1. Nec multis post diebus Casar aduenit, non ut patri gratularetur, sed ut eum cogeret imperio cedere. Mit der Feier seiner Vicennalien am 20. November geht also nach Lactantius die felicitas Diocletians zu Ende. Er erfährt die Mißgunst des römischen Volkes, reist angeblich aus diesem Grund vorzeitig aus Rom ab und feiert den Antritt seines neunten Konsulats nicht am eigentlich passenden Ort, sondern in Ravenna. A u f der Reise dorthin zieht er sich eine Krankheit zu, die sich während der folgenden Monate so verschlimmert, daß er zur Einweihung der neuen Zirkusarena in Nikomedien am 20. November 304, dem einundzwanzigsten Jahrestag seines Herrschaftsantritts, getragen werden muß. An den Iden des Dezember (13. Dezember 304) scheint er dem Tod nahe. Zwar erholt sich sein Körper, aber er bleibt geistig krank. Und als er an den Kaienden des März (1. März 305), dem dreizehnten Jahrestag der Ernennung der Caesares, wieder in der Öffentlichkeit erscheint, ist er von der Krankheit bis zur Unkenntlichkeit gezeichnet. Es ist offensichtlich, daß Lactantius diese präzisen Daten nicht anführt, um der Gewissenhaftigkeit eines modernen Historikers Genüge zu tun. Es ist ein Fehler, aufgrund solcher Angaben seine historische Zuverlässigkeit zu überschätzen (s. unten 131 ff.). Gewiß bietet uns z.B. die Notiz,

30

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

daß Diocletian am 13. Tag vor seinem Konsulatsantritt aus Rom abreiste, das Datum des 19. Dezember; aber diese Präzisierung dient nur dazu, die deshalb nicht ohne weiteres glaubwürdige These des Lactantius von der überhasteten Abreise Diocletians zu dokumentieren: Der Kaiser wartete nicht einmal die wenigen Tage bis zum 1. Januar in Rom ab, weil er der Mißgunst des römischen Volkes entfliehen wollte! Entsprechendes behauptet die heidnische Polemik später vom christlichen Kaiser Constantin68a. Ebenso haben die übrigen Daten eine ganz bestimmte Funktion im Rahmen der Polemik des Lactantius gegen den Christen Verfolger Diocletian. Unter den Stationen seiner Bestrafung durch Gott wird zweimal der eigene dies imperii des Kaisers aufgeführt, ferner der dies imperii der Caesares am 1. März69. Vor dem Hintergrund der hämischen Polemik des Lactantius gegen die von den Heiden behauptete felicitas des Christen Verfolgers (s. oben S. 1) kommt solchen Jubiläumsfesten eine ganz besondere Bedeutung zu, denn an ihnen vor allem wurde die felicitas der Herrscher und des Reiches gefeiert (s. unten 119). Ähnliches gilt für den Tag des Konsulatsantritts Diocletians am 1. Januar 30470. Es ist offensichtlich, daß Lactantius hier nur höchst symbolträchtige Daten erwähnt, zudem solche, an denen der Kaiser sich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen pflegte. Wenn Lactantius in einem solchen Kontext gerade den Iden des Dezember (13. Dezember 304) den Höhepunkt der Krankheit Diocletians zuschreibt, so muß dieses Datum eine besondere Bedeutung haben. Gewiß, die Iden des Dezember waren Jupiter, dem ,Vater' Diocletians, heilig, aber dies traf für die Iden eines jeden Monats zu71, und es handelte sich nicht um ein wichtiges Jupiterfest, an dem der Kaiser etwa in der Öffentlichkeit hätte auftreten müssen. Jedenfalls wäre die Einreihung dieses Tages unter die höchsten tetrarchischen Festtage bei Lactantius von jenem Tatbestand her kaum gerechtfertigt. Da wäre der Geburtstag des Kaisers am 22. Dezember schon eher in Frage gekommen — und er wird vielleicht von Lactantius indirekt erwähnt, wie wir gleich sehen werden. Der 13. Dezember aber muß gleichfalls ein Tag gewesen sein, an dem Diocletian eigentlich in der Öffentlichkeit hätte erscheinen müssen. Nur wenn man dies voraussetzt, ist die Äußerung des Lactantius so recht verständlich, Ma

69 70

71

Zos. 2, 30. Vgl. Straub 1939, 193 f., der die Abreise Diocletians vor Antritt seines Konsulats nur als Beweis dafür betrachtet, „wie konventionell er sein Verhältnis zu dieser Stadt auffaßte, aber keineswegs, daß er sich unsicher gefühlt hätte". Auch Constantius II. bleibt — wie Diocletian — exakt 29 Tage in Rom (Ammian. XVI 10, 20)! Vgl. unten 70. 115. Vgl. A. Alföldi, Α Festival of Isis in Rome under the Christian Emperors of the IVth Century (Diss. Pann. ser. 2, fasc. 7) 1937, 49 f. Gerade die felicitas der Christenverfolger will Lactantius widerlegen; deshalb geht er so häufig auf dieses Thema ein: Vgl. auch mort. pers. 8,6; 9,11; 17,1. Macr. sat. I 15,15.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Hcrculius

31

daß bis zum 1. März 305, als Diocletian am dies imperii der Caesares wieder öffentlich auftrat, niemand so recht daran glaubte, daß er noch lebe. Der ,Beweis' am 13. Dezember fehlte! Man beachte auch die rhetorische Klimax bei Lactantius: Als Diocletian von der Vicennalienfeier abreiste, erkrankte er. Beim Konsulatsantritt am 1. Januar 304 ist er noch zum procedere fähig, kann er noch in der Öffentlichkeit erscheinen. Am 20. November 304 muß er schon getragen werden, und am 13. Dezember desselben Jahres ist nicht einmal mehr dies möglich; als er dann am 1. März 305 wieder in der Öffentlichkeit auftritt, ist er nicht mehr er selbst. Warum ist der 13. Dezember für Lactantius so bedeutsam? Angesichts der Tatsache, daß unter den Stationen der Krankheit Diocletians bei Lactantius sein eigener dies imperii wie auch derjenige der Caesares aufgeführt ist, scheint mir die Schlußfolgerung geradezu zwingend, daß der 13. Dezember den dies imperii des vierten Tetrarchen, nämlich des Maximianus Herculius, markiert 72 . Und es kann nicht verwundern, daß Diocletian, der sogar für den Beginn der Chris ten Verfolgung mit den Terminalia (23. Februar) ein Jupiterfest aussuchte73, für die Ernennung seines ersten Mitregenten gleichfalls einen dem Jupiter heiligen Tag wählte. Es sei daran erinnert, daß Constantin den Augustustitel wahrscheinlich am 25. Dezember (307), dem Natalis Solis Invicti, annahm74. Der Bericht des Lactantius über die Bestrafung Diocletians erhält damit eine besondere Pointe, die gleichsam eine negative Umkehrung der Chronologie der Tetrarchie, d. h. auch der mit den Jahren .gewachsenen' felicitas Diocletians, bedeutet. Die Krankheit beginnt gleich nach den gemeinsamen Vicennalien der Augusti, verstärkt sich am dies imperii Diocletians im darauffolgenden Jahr, erreicht ihren Höhepunkt am dies imperii seines ersten Mitregenten und zeigt ihre verheerenden Auswirkungen am dies imperii der Caesares.

72

73 74

Kein Argument gegen einen dies imperii Maximians am 13. Dezember bietet PPan 2 aus dem Jahr 300, wo die Zahlung rückständiger Donative an in Ägypten stationierte Truppen verfügt wird, und zwar für den dies imperii Diocletians am 20. November, den Geburtstag desselben Herrschers am 22. Dezember (beide Male ist das Jahr 299 gemeint) und für das dritte Konsulat von Constantius und Galerius, welches die beiden Caesares am 1. Januar 300 antraten. In den verschiedenen Schreiben werden z.T. mehrere dieser Festtage, ζ. T. nur einer von ihnen erwähnt (Z. 1 6 2 - 1 6 4 . 1 6 9 - 1 7 3 . 1 8 1 - 1 8 2 . 1 8 7 - 1 8 8 . 1 9 2 - 1 9 3 . 1 9 9 - 2 0 0 . 205. 2 6 0 - 2 6 3 . 267-268), nie aber ein Festtag Maximians. Aber natürlich enthalten diese Aufzeichnungen keine vollständige Liste der tetrarchischen Regierungs- und Geburtstagsfeiern. Vermutlich wurden im Osten des Reiches Donative vor allem oder nur an Festtagen der .östlichen' Herrscher, Diocletian und Galerius, verteilt. Lact. mort. pers. 12,1. Lafaurie 192 ff.; ders., Melanges A. Piganiol 2,1966, 795 ff. Baglivi 67. Skeptisch: Chastagnol, RN 1980, 108.

32

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius—Herculius

Diese rhetorisch geschickte Verknüpfung harter Schicksalsschläge Diocletians mit den höchsten Feiertagen der Tetrarchie setzt Lactantius vielleicht in Kap. 18,1 fort. Die Interpretation des Satzes hängt davon ab, ob man nec multis post diebus auf die Kalendae Martiae von 17,8 bezieht, wie etwa Moreau, oder auf die zuletzt (17,9) erwähnten Iden des Dezember. Μ. E. gibt letztere Annahme einen guten Sinn: Wenige Tage nach dem 13. Dezember soll Galerius zu Diocletian gekommen sein, aber nicht um dem Adoptivvater zu gratulieren, sondern um ihn zum Rücktritt zu zwingen. Da unmittelbar vorher, in 17,9, davon die Rede ist, daß Diocletian dem Tod noch einmal entrann, hat man diese nicht abgestatteten Glückwünsche auf die physische Genesung des Kaisers bezogen 75 . Aber Lactantius führt aus, daß Diocletian zwar physisch überlebte, jedoch wahnsinnig wurde; dies kann er seinen Lesern nicht als für Galerius obligatorischen Anlaß zu Glückwünschen präsentieren, die allenfalls Ausdruck von Zynismus hätten sein können. In Wirklichkeit dürfte der Anlaß zur Gratulation der Geburtstag Diocletians am 22. Dezember sein. Lactantius geht zweifellos zu Recht davon aus, daß seinen Lesern das Datum des Kaisergeburtstages, welcher mit Sicherheit auch nach 305 bis zum Tod Diocletians weiterhin gefeiert wurde, so geläufig war, daß er es durch die Formulierung „wenige Tage nach dem 13. Dezember" nur anzudeuten brauchte. Die Pointe ist durchschlagend: Ausgerechnet am Geburtstag zwingt der Adoptivsohn und Caesar Galerius, anstatt dem ohnehin schon vom Schicksal schwer geschlagenen Herrscher zu diesem Tag zu gratulieren, ihm das Zugeständnis der Abdankung ab. Krasser konnte Lactantius die persönliche Katastrophe Diocletians nicht ausmalen. Aus dem 13. Dezember 285 als dies imperii Maximians ergeben sich wichtige Folgerungen für die Problematik seiner Ernennung zum Caesar und Augustus. Das Datum des 1. April in den Consularia Constantinopolitana (ad a. 286: His conss. levatus est Maximianus imperator senior die Kai. Apr.) kann allenfalls für die Proklamation Maximians zum Augustus in Anspruch genommen werden, nicht aber für seinen dies imperii als Caesar. Die bisher überwiegende Forschungsmeinung, welche davon ausgeht, daß Maximian ein Caesar ohne tribunicia potestas und imperatorische Akklamation war, und die deshalb den 1. April 286 als Tag seiner Erhebung zum Augustus und als seinen w a h r e n dies imperii betrachtet, während sie letztere Qualität dem Tag seiner Ernennung zum Caesar nicht zubilligen will, muß aufgegeben werden 76 . Entweder muß man den 1. April 286 ganz eliminieren und stattdessen den 13. Dezember 285 als Tag der Ernennung Maximians zum Augustus akzeptieren — einige Forscher tendieren zu 75 76

Moreau 2, 307. Cons. Const, ad a. 286 (Chron. Min. I p. 229). Vgl. z.B. O. Seeck, RhM N.F. 6, 1907, 489. Enßlin 1930, 2490. 2492. Barnes 1982, 4 mit Anm. 6; 26.

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius—Herculius

33

einem frühen Datum (s. oben 24 zu den verschiedenen Auffassungen über den dies imperii Maximians zwischen dem 10. und 31. Dezember 285) — oder aber annehmen, daß er an jenem Tag zum Caesar ernannt wurde und am 1. April 286 nur seine Erhebung zum Augustus erfolgte, ohne daß dieser Tag als dies imperii zu qualifizieren wäre. Im letzteren Fall freilich wäre die These, daß Maximian ein Caesar minderen Ranges war, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Unglücklicherweise kann das Datum des 1. April 286 in den Consularia Constantinopolitana ohnehin kein großes Vertrauen beanspruchen. Der Anachronismus senior77 fallt dabei weniger ins Gewicht als die Tatsache, daß falsche Datierungen in dieser Quelle nichts Ungewöhnliches sind. Der 1. April scheint in den Consularia Constantinopolitana besondere Gunst zu genießen: ζ. B. wird statt des 1. Mai 305 der 1. April 304 als Tag der Abdankung Diocletians und Maximians angegeben 78 . Datierungen dieser Quelle sollte man folglich nur dann übernehmen, falls sie durch weitere Evidenz oder plausible Überlegungen bekräftigt werden können. Im Falle der angeblichen Ernennung Maximians zum Augustus am 1. April 286 trifft zumindest ersteres nicht zu. Barnes verweist zwar auf ludi am 1. April, die im Kalender des Philocalus verzeichnet sind. Aber der Kalender wurde unter der constantinischen Dynastie zusammengestellt, als man die Festtage Maximians nicht mehr feierte. Daher ist auch die Vermutung von A. Degrassi, es handele sich um ludi votivi im Zusammenhang mit dem Geburtstag des Constantius am 31. März, wesentlich plausibler79. J . Colin sieht den 1. April als dies imperii Maximians bestätigt durch den Zusammenhang zwischen christlichen Märtyrertagen und Kaiserfesten. Er registriert Märtyrertage am 2., 5. und 9. April 306 und 307 und setzt sie in Beziehung zu Maximians dies imperii. Aber erstens ist es zweifelhaft, daß nur Kaiser77

78

79

Mit senior will der Kompilator wohl den älteren von dem jüngeren Maximianus (Galerius) unterscheiden, der in dieser Quelle stets nur Maximianus genannt wird (Chron. Min. I p. 230 f. ad a. 291. 294. 297. 300. 302. 304. 306. 308. 310. 311). Für 310 wird der Tod von Maximianus senior registriert, für 311 derjenige von Maximianus iunior. Es wird also dabei wohl nicht an den von Maximian und Diocletian nach ihrer Abdankung geführten Titel des senior Augustus gedacht. Die Ernennung der Caesares wird auf 291 statt 293 datiert, das Preisedikt ins Jahr 302 (statt 301), und die Zahl der Konsulate der Kaiser ist ζ. T. falsch angegeben, ζ. B. für die Jahre 297 und 299. — Es ist allerdings zu beachten, daß schon Eusebius merkwürdigerweise eine um ein Jahr niedrigere Chronologie verwendet und die Abdankung von Diocletian und Maximian ins Frühjahr 304 zu datieren scheint: Eus. h. e. VIII 1 3 , 1 0 - 1 1 . VIII App. 2; mart. Pal. 3,1 und 5; vit. Const. 1,18. Vgl. M. R. Cataudella, SicGymn N. S. 20, 1967, 8 3 - 1 1 0 , bes. 100ff. Vielleicht hat Eusebius, der für die frühere Zeit alexandrinische Quellen benutzte (R. M. Grant, Eusebius as church historian, 1980, 72 ff.), diese Datierungsform fortgeführt und dabei einen Irrtum begangen. Oros. VII 25,14 folgt anscheinend ebenfalls dieser Chronologie. Barnes 1982, 4, Anm. 6 (vgl. S. 26). CIL V p. 262. A. Degrassi, Inscript. It. 13,2 (1963) 434.

34

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius—Herculius

festtage Gelegenheit zu Martyrien boten, und zweitens geht in allen anderen von Colin angeführten Fällen das Datum der Martyrien dem Kaiserfesttag voraus. Es empfiehlt sich daher, bei den o. g. Märtyrertagen eher an eine Verbindung mit der Feier der dies imperii und/oder natales von Septimius Severus und Caracalla am 8., 9. und 11. April zu denken; diese Kaiserfesttage sind ζ. T. noch im Kalender von 354 und bei Polemius Silvius verzeichnet 80 . Der 1. April als Tag der Proklamation Maximians zum Augustus ist also eher unwahrscheinlich. Die o. g. Alternative, den 13. Dezember 285 als Datum für Maximians Ernennung zum Augustus zu betrachten, bringt gleichfalls erhebliche Schwierigkeiten mit sich. Prüfen wir zunächst die Möglichkeit, daß Maximian im Frühjahr/Sommer 285 Caesar wurde und am 13. Dezember 285 Augustus. Diese Hypothese bedingt, daß Maximian als Caesar eine niedrigere Position innehatte als irgendein früherer oder späterer Caesar. Es herrscht in der Tat, wie schon gesagt, die ζ. B. von Kornemann, Enßlin, Seston, Smith, Barnes und Pasqualini vertretene communis opinio vor, daß Maximian Caesar ohne tribunicia potestas und imperatorische Akklamation war 81 und deshalb, zumindest bis 293, seine Regierungsjahre nur von seinem dies imperii als Augustus an zählte82. In diesem Fall hätte Maximians Stellung sich gänzlich von jener der Caesares von 293 unterschieden, was wiederum eine beträchtliche Veränderung in Diocletians Herrschaftskonzept anzeigen würde. Aber jene recht komplizierte und historisch eher unwahrscheinliche Konstruktion der kaiserlichen Karriere Maximians ist nicht aufrechtzuerhalten, wie wir sehen werden. Smith argumentiert, daß die tribunicia potestas für einen Caesar während des 3. Jh.s ohnehin ungewöhnlich geworden sei83, Maximian in dieser Hinsicht folglich keine Ausnahme dargestellt hätte. Aber die Seltenheit

80 81

82

83

J. Colin, Melanges A. Piganiol 3, 1966, 1565 ff. Vgl. Stern, 1953, 33. Kornemann 114 f. Enßlin 1948, 2426; ders., 1930, 2492. Seston 1946, 61 ff. Smith 1064—1066. Barnes 1982, 26. Ähnlich Pasqualini 26—29. Ihre Argumente stellen einen für diese Forschungsmeinung ganz charakteristischen Zirkelschluß dar. Sie datiert ohne triftige Gründe Maximians Ernennung zum Caesar auf September (?) 285, schließt aus der späteren Hinzufügung einer tribunizischen Gewalt (s. unten 116) auf eine nachträgliche Einbeziehung der Zeit als Caesar in die Regierungsjähre Maximians und folgert daraus, daß der dies imperii Maximians ursprünglich nur der Tag seiner Erhebung zum Augustus gewesen sein könne. Mispoulet 461 erklärte die antike Uberlieferung, Maximian sei Caesar gewesen, überhaupt als Irrtum. Er bemerkt ganz zu Recht, daß ein derart unterprivilegierter Caesar ohne historische Parallele wäre, und schließt daraus, daß Maximian ein Caesar designates bzw. destinatus oder imperator destinatus oder aber heres imperii, wie Titus, Caracalla und Alexander Severus, gewesen sei. Nach Costa 15 war er sogar bis 293 nicht einmal Caesar, sondern ein „collega minore senza una ben determinata posizione giuridica". Smith 1064 unter Verweis auf Mommsen 1160 ff., der aber weitaus vorsichtiger argumentiert (bes. 1164-1166).

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius—Herculius

35

von Inschriften, die eine solche tribunicia potestas bezeugen könnten, ist ein wohlbekanntes Phänomen dieser Epoche, und zudem gibt es Beispiele, die das Gegenteil beweisen. So ist die tribunicia potestas belegt für die beiden Söhne des Decius und insbesondere auch für die unmittelbaren Vorläufer Maximians, nämlich Carinus und Numerianus, welche folgerichtig ihre Zeit als Caesares in die Zählung ihrer Herrschaftsjahre einbezogen 84 . Maximian soll aber nicht nur in dieser Beziehung eine besonders niedrige Stellung als Caesar innegehabt haben. Jene Forscher, die seine Ernennung auf diesen Posten für Frühjahr oder Sommer 285 postulieren, sehen seine inferiore Position auch dadurch bestätigt, daß Maximian im Jahr 286 nicht das ordentliche Konsulat bekleidete 85 . Ein Kaiser, gleichgültig ob er Caesar oder Augustus war, wurde in der Regel am 1. Januar, der auf seine Ernennung folgte, consul Ordinarius, zumindest falls seine Proklamation vor dem üblichen Zeitpunkt für die Designation der ordentlichen Konsuln lag; dieser Termin scheint während der Kaiserzeit der Oktober gewesen zu sein86. Wäre Maximian im Frühjahr/Sommer 285 zum 84

85 86

Söhne des Decius: CIL VI 1102. Carinus und Numerianus: POxy I 55. BGU VII 1611. Maximian: CIL VIII 22499 = 10396. 22116. 10283. 1 0 2 8 5 - 8 6 . AE 1901,159. Vgl. Henze, RE II 2 (1896) 2455 f. s. v. Aurelius Nr. 75. Seston 1946, 61. Die Zweifel in bezug auf Numerianus (Meloni 75 ff. Kornemann 106 ff. Smith 1064 mit Anm. 2) sind unberechtigt. — Daß die Inschriften, welche Maximian als Caesar nennen, keine imperatorischen Akklamationen für ihn anführen, besagt nichts. Auch bei den tetrarchischen Caesares Constantius und Galerius ist das nicht der Fall, und dennoch bezeugen ihre vota-Feiern (s. unten 115), daß ihre imperatorische salutatio alljährlich erneuert wurde (vgl. auch Münzen des Constantius von 305: RIC VI S. 168 Nr. 35. Bastien-Metzger 137 Nr. 339. Vgl. Lafaurie 198). Vgl. die Literaturangaben in Anm. 81, bes. Enßlin 1930, 2489. Pasqualini 26 — 29. Zum ordentlichen Konsulat eines Kaisers vgl. Mommsen 1096. A. Degrassi, I fasti consolari dell'Impero Romano, 1952, 275 ff. — Oktober als spätestes Datum der Designation: Mommsen StR. I 3 , 558 f. Suet. Claud. 46 und Henzen, Acta Arvalia, 1874, S. LXX f. sprechen für dieses Datum, desgleichen, wie ich meine, die chronologische Relation zwischen Herrschafts- und Konsulatsantritt. Freilich k o n n t e n Kaiser schon v o r Oktober zum Konsulat designiert werden: Alexander Severus am 1. Juli für sein erstes Konsulat (Feriale Duranum col. II Z. 18 f.). Polemius Silvius (CIL I p. 335 für 448 n.Chr.) verzeichnet noch den 9. Januar als traditionelles Datum für die Designation zum S u f f e k t konsulat; dies beweist die Geltung derartiger Termine auch für die Spätantike. — Die Liste der kaiserlichen Konsulate bei Degrassi a. o. (vgl. Lafaurie 195 f.) zeigt, daß Augusti und Caesares in der Regel am 1. Januar des auf ihre Ernennung folgenden Jahres ein ordentliches Konsulat erhielten. Caesares, die K l e i n k i n d e r waren, wurden nicht mit dem Konsulat bedacht. Es gibt einige weitere Ausnahmen: Domitian, Caesar seit 69, cos. I suff. im Jahr 71; Marcus Aurelius, Caesar seit 138, cos. I 140; Caracalla, Caesar seit 196 und Augustus seit 198, cos. I 202; Geta, Caesar seit 198, cos. I 205; Flavius Severus und Maximinus Daia waren Caesares seit dem 1. 5. 305, erhielten aber erst im Jahr 307 das ordentliche Konsulat, weil für 306 die Augusti Constantius und Galerius vorgesehen waren. Marcus Aurelius wurde am Tag seiner Ernennung zum Augustus erneut Konsul, Tacitus erhielt wohl sein zweites Konsulat am Tag seiner Ernennung durch den Senat am 25. September 275 und sein drittes am 1. Januar 276. In einigen Fällen traten Kaiser

36

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius —Herculius

Caesar ernannt worden, so würde man ihn am 1. Januar 286 als cos. ord. erwarten. In der Tat hat Seston 87 aus der Tatsache, daß er erst am 1. Januar 287 Konsul wurde, sogar gefolgert, daß Maximian überhaupt erst imjahr 286 Caesar und Augustus geworden sein könne. Dies ist, wie wir sahen, auf jeden Fall auszuschließen. Aber auch die erwähnte dominierende Forschungsmeinung ist nicht akzeptabel. Eine methodisch plausible Argumentation muß m. E. vom überlieferten Regelfall ausgehen und deshalb die genau umgekehrte Schlußfolgerung ziehen: Da Maximian nicht schon am 1. Januar 286, sondern erst am 1. Januar 287 cos. ord. wurde, kann er nicht vor Ende Oktober/Anfang November 285 Caesar geworden sein. Diocletian konnte ihn am Ende des Jahres 285 nicht mehr zum Konsul für 286 ernennen, weil zum üblichen Termin (Oktober 285) bereits zwei Senatoren, M. Iunius Maximus und Vettius Aquilinus, designiert worden waren. Wir sahen (oben 18), daß sich Diocletian zumindest zu Beginn seiner Herrschaft gerade in solchen Angelegenheiten gegenüber dem Senat rücksichtsvoll verhielt: Als seinen Kollegen im Konsulat für die letzten beiden Monate von 284 hatte er den einflußreichen kampanischen Senator L. Caesinius Ovinius Manlius Rufinius Bassus nominiert, für 285 hatte er den bereits als Kollegen von Carinus amtierenden Aristobulos als Konsulatskollegen beibehalten88. Zweifellos wollte er den Senat nicht durch eine Änderung in den Designationen für 286 verärgern, wie dies

87 88

an die Stelle bereits designierter und schon amtierender Konsuln: Caligula, Otho, Vitellius, Elagabal, Diocletian (284 und 285). In anderen Fällen waren Caesares und Augusti bereits Konsuln, bevor sie noch im selben Jahr zum Kaiser erhoben wurden: Trajan, L. Aelius, L. Verus. Und langfristige Planung liegt wahrscheinlich in jenem Fall vor, wo die Ernennung zum Caesar kurz vor den Amtsantritt als Konsul fiel: Commodus, Caesar seit dem 27. November 176 und cos. I 177. Bei Licinius, Augustus seit dem 11. November 308 und Konsul 309, ist die rasche Ernennung vermutlich auf den Tod des Caesars Severus zurückzuführen, der wohl für 309 zum Konsulat designiert war. — Vielleicht gibt es in einigen Fällen Hinweise darauf, daß die Designation einiger Herrscher zum Konsulat nicht vor Oktober des vorausgegangenen Jahres erfolgte: Nero, Augustus seit dem 13. Oktober 54, cos. I 55; Nerva, Kaiser seit dem 18. September 96, cos. III 97; Hadrian, Kaiser seit August 117, cos. II 118; Decius, Kaiser seit September 249, cos. II 250; Volusianus, Kaiser seit November 251, cos. I 252. Obwohl bei allen diesen Beispielen der neue Herrscher m ö g l i c h e r w e i s e seinen verstorbenen Vorgänger im Konsulat ersetzte, ist diese Annahme doch unwahrscheinlich, und von keinem jener Herrscher — auch nicht von Nero zu Beginn seiner Herrschaft — sollte man annehmen, daß er einen privatus verdrängte. Vielmehr dürfen wir vermuten, daß die Designation von Kaisern zu Konsuln grundsätzlich nicht an ein bestimmtes Datum gebunden war und ihre Beschränkung nur in der Regel fand, daß kein bereits designierter Konsul dadurch seinen Posten verlieren sollte. — Die Einwände von D'Elia 148 f. gegen die Regeln der Ernennung zum Konsulat sind nicht durchschlagend. Seston 1946, 66. Vgl. Barnes 1982, 93. PLRE 1, 151. 157. 254. Quellen: Chron. Pasch. 509 (Chron. Min. 1, 229). Sync. p. 725 Bonn. Ammian. XXIII 1,1.

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius — Herculius

37

anscheinend Domitian im Jahr 81 getan hatte 89 . Maximian erhielt daher sein erstes Konsulat am 1. Januar 287 als Augustus zusammen mit Diocletian, sein zweites gewissermaßen als Entschädigung gleich im Jahr darauf gemeinsam mit dem Senator Ianuarianus. Constantius und Galerius hingegen konnten zum frühestmöglichen Termin nach ihrer Erhebung zu Caesares als ordentliche Konsuln amtieren, nämlich am 1. Januar 294, weil ihre Ernennung zum Caesar schon im März/Mai 293 erfolgt war 90 . Die traditionelle Forschungsthese von Maximians inferiorem Caesariat sieht sich aufgrund ihrer Datierung der Caesarernennung auf Frühjahr/ Sommer 285 zu weiteren Abstrichen an der Position Maximians gezwungen. Die kaiserlichen Siegestitel zeigen Diocletian um einen germanischen und einen sarmatischen Sieg gegenüber Maximian voraus 91 . Diocletian muß folglich diese beiden Erfolge errungen haben, bevor Maximian Caesar wurde; dies war zumindest die Schlußfolgerung Enßlins, der deshalb diese Siegesakklamationen in den Sommer 285 und die Ernennung Maximians kurz danach datierte. Barnes und andere, welche jene Siege Diocletians später datieren, nämlich in den Herbst bzw. die letzten Monate des Jahres 285 und dennoch an der Frühdatierung von Maximians Caesariat festhalten, nehmen offensichtlich an, daß Maximian ein Caesar war, der keinen Anteil an den Siegen seines Augustus hatte 92 . Dies wäre ohne Vorbild, da alle vorangegangenen Caesares, ohne Rücksicht auf ihren Status, stets die Siegestitel des regierenden Augustus übernahmen 93 , und unter der Tetrarchie wurde das Prinzip der Kollegialität bei der Annahme von Siegestitulaturen besonders strikt gewahrt 94 ; wir müssen aber auch im Hinblick auf

89 90 91

92 93

94

E r wird dafür Plin. Pan. 57 postum getadelt (vgl. Mommsen 1096 mit Anm. 1). s. unten 68 ff. Vgl. Barnes 1982, 93. I L S 642 (301). Vgl. dazu Enßlin 1948, 2426. Barnes, Phoenix 1976, 175. A. Arnaldi, R I L 106, 1972, 2 8 ff. Ich stimme mit Barnes überein, daß Mommsens Ergänzung IUI anstelle von III hinter Maximians Siegestitel aufgrund des von Κ . T. Erim-J. Reynolds, J R S 63, 1973, 100 mit Taf. X publizierten Inschriftenfragments abzulehnen ist. — Ursprünglich hatte Diocletian auch eine Bri/annicus- Maximus- Akklamation mehr, denn C I L VI 1 1 1 6 — X I V 128 (ILS 615: Ostia) aus dem Jahr 285 überliefert zuverlässig für Diocletian nur die Siegestitel Britannicus Maximus, Germanicus Maximus in dieser Reihenfolge. Pasqualini 43 mit Anm. 2 führt erstere Akklamation auf einen Sieg des Carausius zurück, der im Dienst Diocletians die Küste Britanniens und der Aremorica erfolgreich mit einer Flotte verteidigte, während Maximian die Bagauden bekämpfte. Mit der Usurpation und damnatio memoriae des Carausius ließ Diocletian jenen Siegestitel fallen — bezeichnenderweise erwähnen auch die Panegyriker diesen Erfolg nicht! — und nahm ihn erst nach der Rückeroberung Britanniens durch Constantius wieder an. Anders Costa 249 f., der den Titel mit den Operationen eines unbekannten Generals verknüpft; in diesem Fall wäre es nach Pasqualini unverständlich, warum er ihn fallen ließ. Enßlin 1948, 2426. Seston 1946, 81. Barnes, Phoenix 1976, 176. P. Kneissl, Die Siegestitulatur der römischen Kaiser (Hypomnemata 23) 1969, 175 ff., bes. 182. Vgl. Barnes 1982, 27.

38

Ernennung Maximians und .Epiphanie* von Iovius — Herculius

Maximian von der Regel ausgehen. Nun ist das spätere Datum, Herbst 285, für jene Siege Diocletians über die Germanen und Sarmaten wahrscheinlich das korrekte, da Diocletian diese Schlachten nach der Beseitigung des Carinus geschlagen haben dürfte, ein Ereignis, welches seinerseits entsprechend den Angaben des Chronographen von 354 am ehesten in den (Spät-)Sommer 285 zu datieren ist95. Wenn Diocletian danach als a l l e i n i g e r Herrscher noch zwei Schlachtensiege errang, kann Maximian nicht vor Spätherbst 285 Caesar geworden sein. Es ist nun, im Hinblick auf dessen dies imperii am 13. Dezember 285, höchst unwahrscheinlich, daß Diocletian den Maximian im Oktober/ November zum Caesar und schon am 13. Dezember zum Augustus erhob, denn zwischenzeitlich müßte Maximian noch die Bagauden besiegt haben und die Nachricht davon bei Diocletian in Nikomedien eingetroffen sein96. Eutropius (IX 20,3; 22,1) stellt eindeutig fest, daß Diocletian Maximian zum Caesar ernannte, als er ihn gegen die Bagauden entsandte, und ihn erst nach diesem Feldzug zum Augustus erhob. Nichts spricht gegen die Glaubwürdigkeit dieser Chronologie ,Caesariat-Bagaudenkampf-Augustusproklamation'. Maximian gegen die Bagauden zu schicken, ohne ihn vorher zum Mitregenten zu ernennen, wäre ein politisch höchst unkluger, sogar gefahrlicher Akt seitens Diocletians gewesen. Glücklicherweise bezeugen nun zwei zeitgenössische Quellen, Pan. Lat. X (2) 3—4 und VII (6) 8, 3, welche bisher, soweit ich sehe, von der Forschung noch nicht in diesem Zusammenhang herangezogen worden sind, daß Maximian zur Zeit des Bagaudenfeldzugs bereits Mitregent Diocletians war. Der Panegyriker von 289 preist Maximians Erfolge auf diesem Feldzug als ein benefi95

96

Der Chronograph von 354, dessen chronologische Angaben im allgemeinen recht verläßlich sind, schreibt Carus und seinen Söhnen eine Regierungszeit von insgesamt zwei Jahren, elf Monaten und zwei Tagen zu, was den Tod des Carinus in den August/ September 285 datiert (s. oben 11). So zuletzt Chastagnol 1980, 79. Barnes, Phoenix 1976, 178: Sommer 285. Vgl. Meloni 166 ff. Seston 1946, 53. Pasqualini 32 — 35 versucht, eine interpolierte Fassung der zwischen 443 und 450 vom Bischof Eucherius von Lyon verfaßten Passio Acaunensium Martyrum (MGH, Script, rer. Merov. III p. 20 ff.; interpolierte Fassung: Act. SS., Sept. VI p. 345) als Beleg für ihre These heranzuziehen, daß Maximian den Bagaudenkrieg seit Spätsommer 285 führte. In dieser Quelle wird das auf den 22. September datierte Martyrium der thebaischen Legion mit dem Bagaudenfeldzug Maximians in Verbindung gebracht. Aber die Überlieferungen zur thebaischen Legion sind notorisch unzuverlässig, das Martyrium fügt sich nicht in die kaiserliche Religionspolitik der frühen Jahre Diocletians ein, und D. van Berchems (Le Martyre de la Legion Thebaine, 1956,19—21. 28 —30) Nachweis anachronistischer Züge in dieser Überlieferung ist von Dupraz (Les passions de S. Maurice d'Agaune, 1961) nicht widerlegt worden. Auch D. Lassandro, Invigilata Lucernis 3/4, 1981/82, 57—110, bes. 79 — 85 behandelt die Quellen zur thebaischen Legion. Er datiert Maximians Ernennung zum Caesar ins Frühjahr 285 und den Bagaudenfeldzug auf Ende 285/Anfang 286. Die konfusen Ausführungen von D. O'Reilly, San 8, 1977, 4 2 - 4 6 zum Bagaudenfeldzug können hier außer Betracht bleiben.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie* von Iovius — Herculius

39

dum, welches er Diocletian als Dank für die Übertragung der herrscher-

lichen insignia abgestattet habe: plus tribuisse beneficii quam acceperis (3,1). Denn die Triumphaltrabea und sonstige Konsularinsignien, die der Panegyriker hier als höchste Form der Kaisertracht anführt 97 , sowie der Kranz oder der Nimbus, der das Haupt des Herrschers umgibt, seien zwar berechtigte Auszeichnungen für die Verdienste der Herrscher, aber von weit größerer Bedeutung seien die Taten, quae tu (i. e. Maximianus) impartito

tibi imperio vice gratiae rettulisti (3,2 — 3). Der Panegyriker preist dann in allgemeinen Worten die Aufgaben Maximians als Herrscher (3,3—4). In Kap. 4 wird er konkreter: Maximian sei in einer Notlage des Staates, als ein Herrscher allein nicht mehr genügte (ac ne id quidem unicum sufficeret auxilium) zu Hilfe geeilt, wie Herkules einst Jupiter im Gigantenkampf

(4,2). An non illud malum simile monstrorum biformium in hisce terris fuit, quod tua, Caesar, nescio utrum magis fortitudine repressum sit an dementia mitigatum, cum militaris habitus ignari agricolae appetiverunt, cum arator peditem, cum pastor equitem, cum hostem barbarum suorum cultorum rusticus vastator imitatus est (4,3)? Hier wird ganz ohne Zweifel der Bagaudenfeldzug als erste Großtat des neuen Herrschers, als das oben erwähnte beneficium, angeführt. Und den Vergleich der Bagauden mit den von Herkules besiegten Giganten reflektiert auch die Münzprägung der folgenden Jahre (s. unten 108). Zuerst also hat Maximian das Imperium und die kaiserlichen insignia empfangen und dann Diocletian seinen Dank dafür abgestattet. Wäre der chronologische Verlauf der Ereignisse umgekehrt gewesen, so hätte der Panegyriker die Gelegenheit nicht ausgelassen, die Leistungen Maximians in den Bagaudenkämpfen als Ursache für seine Ernennung zum Kaiser hinzustellen. Die Erwähnung des Imperium und die Anspielung auf herrscherliche insignia bezeugen m. E. auch, daß Maximian während des Bagaudenfeldzugs kein Caesar niederer Position gewesen ist. In der zweiten o. g. Panegyrikerstelle von 307 (VII (6) 8,3) hält der Redner dem gerade von Maximian zum Augustus ernannten Constantin die herkulischen Taten des älteren Herrschers vor Augen, der den Beweis seiner Abstammung von Herkules nicht schmeichlerischen Lobrednern überließ, sondern durch seine Leistungen lieferte. Er fahrt fort: Hic est,

qui in ipso ortu numinis sui Gallias priorum temporum iniuriis efferatas rei publicae ad obsequium reddidit, sibi ipsas ad salutem. Es liegt eine deutliche Anspielung auf Maximians Bagaudenfeldzug vor. Welchen chronologischen Anhaltspunkt bietet in ipso ortu? Constantin wird im selben Panegyricus (1,1) am 25. 12. 307, dem Tag seiner Ernennung zum Augustus, oriens imperator genannt. Der 1. März 293 ist der ortus der Caesares Constantius und Galerius bzw. ihrer maiestas (VIII (4) 2,2; 3,1). Der ortus erfolgt also

97

Vgl. dazu Alföldi 1970, 100. 143 ff.

40

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

am dies imperii. Im Falle Maximians kann nur gemeint sein, daß er, gerade zum Mitregenten ernannt, nach Gallien entsandt wurde, um dort aufzuräumen. Der vorhin zitierte Panegyricus X (2) von 289 bietet wohl einen weiteren chronologischen Anhaltspunkt. Er teilt uns mit (5,1), daß Maximian unmittelbar nach dem Bagaudenfeldzug Kämpfe gegen mehrere in Gallien eingedrungene germanische Stämme führen mußte: Statim, vixdum misero illo furore sopito, cum omnes barbarae nationes excidium universae Galliae minarentur, neque solum Burgundtones et Alamanni sed etiam Chaibones Erulique ... praecipiti impetu in has provincias inruissent, quis deus tarn insperatam salutem nobis attulisset, nisi tu adfuisses? Barnes hat diesen Feldzug in einem 1976 erschienenen Aufsatz zu Recht ins Jahr 286 datiert, während er in seinem jüngsten Buch ohne nähere Begründung den Spätherbst 285 bevorzugt 98 . Damit freilich bringt er seine eigene These in Schwierigkeiten, wonach Maximian bis zum Frühjahr 286 Caesar ohne Recht auf Führung von Siegestitulaturen war; denn zweifellos hat der vom Panegyriker erwähnte Germanensieg ihm erstmals den Titel Germanicus Maximus eingebracht, auch wenn Barnes jetzt offensichtlich annimmt, dieser Sieg habe sich nur in der Titulatur Diocletians niedergeschlagen. Der Panegyricus X (2) 3—5 läßt aber keinen Zweifel daran, daß Maximian diesen Sieg, wie auch jenen über die Bagauden, als vollgültiger imperator**a errungen und sich dabei die triumphi ornamenta und victoriae gloria (5,2 — 4) verdient, d. h. auch den entsprechenden Siegestitel erlangt hat. Dies bezeugt ferner Pan. Lat. XI (3) 7,1—2, wo der Redner ausführt, wie der eine Herrscher an des anderen Triumphen teilhat: Maximian an den Erfolgen Diocletians über die Syrien benachbarten Stämme, in Rätien und über die Sarmaten; Diocletian an den Siegen Maximians über Chaiboner und Heruler, innergermanische Stämme und die Franken. Maximian hat also nicht teil am ersten Germanen- und Sarmatensieg Diocletians, wohl aber an dessen zweitem Sarmatensieg von 289, als auch Maximian den Siegestitel Sarmaticus Maximus erhielt. Diocletian hat seinerseits Anteil an Maximians erstem Germanensieg. Am 26. 2. 286 befand Maximian sich in Mailand (s. unten S. 43); ganz gewiß hatte er, folgt man unseren Quellen, zwischen der Niederschlagung des Bagaudenaufstandes und seinem ersten Germanensieg keine Zeit zu Barnes, Phoenix 1976, 178; 1982, 57. 255. Datierung auf Frühjahr/Sommer 286: Enßlin 1930, 2496. Pasqualini 36 ff. Seston 1946, 70 datiert diese Kämpfe anscheinend auf 287. 98a Dies bedeutet, daß er ebenso wie die Caesares von 293 die Gewalten und Rechte eines imperator innehatte und als solcher in offiziösen Quellen bezeichnet werden konnte, während er wohl ebensowenig wie diese den //tf/xrra/or-Namen in der Titulatur offizieller Dokumente tragen durfte (vgl. unten 85). D'Elia 180 irrt daher, wenn er aus der /w^ra/or-Qualität Maximians beim Kampf gegen die Germanen 286 schließt, dieser sei damals bereits Augustus gewesen, weil er nur als solcher imperator habe sein können.

98

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius—Herculius

41

einem solchen Abstecher nach Norditalien. Es ist daher eine zwingende Schlußfolgerung, daß er Mailand auf seinem Weg von Nikomedien in den Westen besuchte, die Verhältnisse in Oberitalien regelte, sein Heer sammelte und im Frühjahr die Alpenüberquerung wagte, so daß der Bagaudenfeldzug ins Frühjahr, der Germanensieg in den (Früh-)Sommer 286 gehören. Es scheint daher, daß Maximian entweder am 13. Dezember 285 Caesar (und zwar mit vollen Rechten) wurde oder überhaupt nicht. Er könnte sofort zum Augustus ernannt worden sein. Die fehlenden Münzen für Maximian als Caesar, die auch von jenen Forschern, welche ihm eine inferiore Position als Caesar zuweisen, als Beweis angeführt worden sind", könnten für diese Möglichkeit sprechen. In der Tat ist das Fehlen von Münzen für einen Caesar außergewöhnlich und bedarf der Erklärung 100 . Aber zunächst muß betont werden, daß die These von der sofortigen Ernennung zum Augustus der sonstigen antiken Überlieferung widerspricht: zum einen Inschriften, welche Maximian als nobilissimus Caesar bezeugen101, zum anderen der historiographischen Tradition, nämlich Eutropius und Ammianus (s. oben 22 f.). Letzterer behauptet, wie erwähnt, daß vor Valentinian I. nur M. Aurelius seinen Mitherrscher direkt zur Position eines Augustus erhob. Es fallt schwer anzunehmen, daß das Beispiel so berühmter Herrscher, wie Diocletian und Maximian, dem spätantiken Historiker nicht bekannt gewesen wäre. Er weiß ζ. B., daß Maximian collega Diocletians war, und behauptet, die beiden Caesares seien ihre apparitores gewesen (XIV 11,10); er muß in seiner leider verlorenen Darstellung der tetrarchischen Epoche die Ernennung Maximians zum Caesar erwähnt haben. Um das Fehlen von Münzen für Maximian als Caesar zu erklären, müssen wir unsere bisher vorgebrachten Argumente in den historischen Kontext einfügen. Als Diocletian Maximian gegen die Bagauden in Gallien entsandte, während er selbst im Osten blieb, übergab er ihm ein unabhängiges Kommando von großer Verantwortung. Eine solche Aufgabe einem Mitregenten anzuvertrauen, den er gerade beleidigt hatte, indem er ihm 99 Vgl. Seston 1946, 81. 100 Webb, RIC V 2 S. 204 datiert die frühesten Münzen Maximians als Augustus ins Jahr 285! Er glaubt anscheinend, daß Maximian ohne kaiserliche Stellung gegen die Bagauden entsandt und dann gleich Augustus wurde. Vgl. auch Vandersleyen 35. 101 Zitiert bei Seston 1946, 61 mit Anm. 2. Vgl. Pasqualini 17—20. Zu einigen fragwürdigen Exemplaren vgl. unten 50 Anm. 135. Als Beispiel sei ein nordafrikanischer Meilenstein zitiert (CIL VIII 10285): Aur[elto] Valerie Maximiane nobilissimo Caes(ari). Auch jene Inschriften, in denen Maximian nobilissimus Caesar Augustus genannt wird, zeugen wohl von seiner vorherigen Stellung als Caesar, wie dies C. Zaccaria, Labeo 22, 1976, 343 ff. für Gallienus gezeigt hat. Der Titel Augustus wird freilich im 3. Jh. öfter den Caesares beigegeben! Vgl. auch Anm. 131 und 134.

42

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

fast alles verweigerte, worauf ein Caesar gewöhnlich Anspruch hatte, nämlich Konsulat, Siegesakklamationen, tribmicia potestas und das herrscherliche Privileg des Münzporträts, wäre überaus gefahrlich gewesen102. Selbst kleine Kinder hatten diese Ehrungen in der Vergangenheit erhalten; Diocletian hätte sie einem erprobten General wie Maximian nicht verweigern können. Empfehlenswerter als ein solches Risiko einzugehen war es, einem frischen Vorbild zu folgen. Als Carus zu seinem Perserfeldzug aufbrach, ließ er seinen Sohn Carinus in einer starken Position als Caesar zur Bewachung Galliens zurück, ea lege, ut omnia faceret, quae Augusti faciunt, wie die Historia Augusta überliefert (Car. 16,2; vgl. 7,1), und sie dürfte damit der Wahrheit ziemlich nahekommen 103 . Der Westen des Reiches scheint denn auch ruhig geblieben zu sein, solange Carinus in Gallien residierte. Diocletian hatte keinen Grund, diese historische Erfahrung in einer Situation zu verachten, in der Gallien einen starken Herrscher benötigte, der mit einer gefahrlichen Revolte von verzweifelten Bauern, welche eigene Kaiser ausgerufen hatten, fertig werden sollte sowie mit germanischen Stämmen, die bereits die Gelegenheit nutzten, um eine durch den Feldzug des Carinus gegen Diocletian von ihren wertvollsten Truppenverbänden entblößte Grenzbefestigung zu durchbrechen. Als Gegenmittel gegen eine Revolte, eine Usurpation und einen Angriff auswärtiger Feinde brauchte man einen starken Herrscher, nicht einen gedemütigten und deshalb gefahrlichen Caesar, sondern einen solchen von hohem Rang mit Aussichten auf den Augustustitel. Als Indiz für eine starke Position Maximians ist es zu werten, daß er offensichtlich schon als Caesar auf seinem Zug gegen die Bagauden gesetzliche Maßnahmen treffen durfte. Mommsen, der die Ansicht vertrat, in der Tetrarchie habe faktisch nur Diocletian das — im Prinzip auch Maximian zustehende — Recht genutzt, kaiserliche constitutiones auszugeben, und den Caesares habe dasselbe gar nicht zugestanden 104 , emendierte aufgrund 102

Pasqualinis 27 Begründung für die angebliche Verleihung einer inferioren Caesarwürde an Maximian ist abwegig. Diocletian habe ihn wegen seiner Rohheit, geringen Bildung und schwachen Intelligenz zunächst faktisch auf die Stellung eines Generals beschränken wollen. Damit übernimmt sie die Charakterklischees unserer antiken Quellen und übersieht, daß Diocletian mit Sicherheit keinen Dummkopf und wüsten Rohling zum Mitherrscher ausgewählt hätte. Die von ihr als Beleg angeführte Stelle Pan. Lat. X (2) 8,1—2 hat Pasqualini ganz falsch interpretiert. Ein Panegyriker hätte Maximian doch niemals unterstellt, dieser sei nicht hinreichend gebildet, um Scipio Africanus zu kennen! 103 Ygi z u di e s er Stelle O. Th. Schulz, Vom Prinzipat zum Dominat, 1919, 214. Kornemann 108. Straub 1939, 44. Kornemann und Straub haben Diocletian die Anwendung dieses Vorbilds auf seine Caesares von 293 zugeschrieben. Dagegen P. Bruun, Arctos 9, 1975, 13. Auch Seston 1946, 79—81 hat bereits den Vergleich zwischen Carinus und Maximian gezogen, läßt aber die Frage offen, ob Diocletian dem Vorbild des Carus gefolgt sei. 104 Mommsen GS 2, 265 ff. Eus. vit. Const. I 14,1 wird eine Oberaufsicht Diocletians über die Finanzverwaltung behauptet. Seston 1946, 234 nimmt an, daß Maximian zwar

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' v o n Iovius—Hetculius

43

dieser fragwürdigen Prämisse in der auf den 11./12. Februar 286 datierten subscriptio des Frag. Vat. 282 den Ortsnamen Mediolani zu Nicomediae, weil Diocletian sich zu jenem Zeitpunkt nachweislich in letzterer Stadt oder jedenfalls nicht weit von ihr aufgehalten haben muß; und Mommsen sah sich veranlaßt, an anderen Stellen Emendationen ähnlicher Art vorzunehmen: In Cod. lust. VI 59,2 ζ. B. ersetzte er Veronae durch BeroeaeXQS, um den Ortsnamen der Reiseroute Diocletians anzupassen. Nun ist zweifellos der Augustustitel Maximians in jenem Mailänder Reskript interpoliert worden, wie auch sein Name in allen von Diocletian zwischen dem 20. November 284 und dem dies imperii Maximians am 13. Dezember 285 erlassenen constitutiones nachträglich eingefügt wurde. Aber der Umstand, daß die am 1.3.293 ernannten Caesares gleichfalls in allen nach dem 1. Januar 293 verfügten constitutiones hinzugefügt sind, spricht m. E. dafür, daß Diocletian seinen Caesares das Privileg, Rechtserlasse zu verfügen, zugestand, und dies galt sicherlich auch für Maximian, der spätestens als Augustus wohl gar leges erlassen durfte 106 . Krüger hat also in seiner Ausgabe des Codex Iustinianus 107 zu Recht jene Mommsenschen Emendationen abgelehnt und angenommen, daß der Erlaß vom 11./12. Februar 286 von Maximian während eines Aufenthalts in Mailand ausging. Dasselbe gilt sicherlich auch für ein am 21. Juni 286 in Mainz ergangenes Reskript 108 . Als Beleg für die b e s o n d e r s s t a r k e Stellung Maximians zu jenem Zeitpunkt ist ferner die gesonderte Zählung seiner Regierungsjahre in den ägyptischen Papyri (s. unten 49 f.) zu betrachten; die Caesares vor ihm waren stets in die Zählung der Regierungsjahre des jeweiligen Augustus einbezogen worden 109 . Die neue Sitte einer gesonderten Zählung behielt Diocletian auch im Falle der 293 ernannten Caesares bei (s. u. 121). Reskripte wie ein iuris consultus erteilen, aber keine Edikte erlassen durfte. Die Mommsenschen Emendationen v o n Ortsnamen ließen für Maximian nur sechs der ca. 1200 constitutiones der diocletianischen Epoche übrig. Vgl. auch Pasqualini 133 ff., die eher noch über Mommsen hinausgehen möchte. Aber die geringe Zahl uns erhaltener westlicher constitutiones hängt, wie Pasqualini selbst weiß, mit der unterschiedlichen Intensität des .Sammeleifers' im Osten und Westen zusammen. Vgl. auch D. Liebs, Hermogenians Iuris Epitome, 1964, 31 ff. 105 Mommsen G S 2, 275. 106 Maximian als Caesar: Cod. lust. II 28(30) 1. III 28,18; 29,4. IV 21,6. Die Caesares von 293: Cod. lust. II 31 (32) 2 usw.; leges Maximians als Augustus: Liebs, ZSav 100, 1983, 489. 508. 107 Corpus Iuris Civilis 2, 1892. Ihm schließt sich König 572 an. Vgl. auch Liebs a.O. 108 Mommsen G S 2,265. 109 Vgl. Smith 1065 f. Dies galt auch für mitregierende Augusti, so daß Smith's Argument, die getrennte Zählung sei für Maximian als Caesar undenkbar und der Caesariat von 293 stelle auch in dieser Hinsicht eine Weiterentwicklung dar, nicht durchschlägt. Maximian hat als mitregierender Augustus seine eigene Zählung, es handelt sich also a u f j e d e n F a l l um eine N e u e r u n g Diocletians, und warum sollte sie nicht schon 285/86 dem C a e s a r Maximian gegolten haben?

44

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

Unsere bisherigen Ausführungen deuten darauf hin, daß Diocletian die Ernennung Maximians sehr sorgfaltig überlegt und durchgeführt hat. Dafür spricht auch der äußere Ablauf. Nach dem Sieg über Carinus und Kämpfen gegen Sarmaten und Germanen auf dem Balkan bezog Diocletian gegen Ende des Jahres 285 ein Winterlager in Nikomedien; er ist dort noch Mitte Januar 286 bezeugt 110 . In dieser Stadt, welche so eng mit seinem eigenen Herrschaftsantritt verbunden war, wollte er offensichtlich seinen Mitherrscher ernennen, wie er später auch Galerius und die östlichen Herrscher der Zweiten Tetrarchie ebendort vor einer Jupiterstatue proklamieren ließ 111 . Wenn also sogar die äußeren Umstände der Ernennung Maximians programmatisch waren, warum nicht auch der Verzicht auf eine Münzprägung für den neuen Caesar? Μ. E. bietet die zunächst nur vage Definition der Beziehung zwischen den beiden Herrschern den Schlüssel zu diesem Problem. Maximian wurde ein Aurelius Valerius, d. h. er wurde in Diocletians Familie adoptiert; aber in welcher verwandtschaftlichen Position? Ein Caesar war stets entweder leiblicher oder adoptierter Sohn eines Kaisers gewesen. Letzteres hat man auch für Maximian postuliert, ζ. T. mit der Folgerung, daß er auf diese Weise zum N a c h f o l g e r Diocletians designiert worden sei112. Es gibt jedoch für diese These keine Zeugnisse, obwohl Seston113 behauptet, ein Papyrus vom August 287 (PLond 710) nenne Maximian filius Augusti. Seit dem Erscheinen von Sestons Monographie spukt der filius Maximian als tralatizisches Gespenst in der Forschung zur Tetrarchie umher. Aber in jenem Papyrus findet sich keine derartige 110

111

112

113

Cod. lust. IV 21,6 ist auf den 20. Januar 286 datiert. Das Chronicon Paschale ad a. 287 (Chron. Min. I p. 229 f.) berichtet, Diocletian habe Maximian παραχειμάσας έν Νικομηδείςι ernannt. Man würde die byzantinische Chronik zweifellos überfordern, wenn man den chronologischen Gehalt des Partizips Aorist allzu sehr pressen würde. Vgl. Lact. mort. pers. 7,10: Ita semper dementabat, Nicomedtam studens urbi Romae coaequare·, ebenda 19,2: Iovis signum auf einer columna am Krönungsort. Man muß sich wohl eine ähnliche Konstruktion vorstellen wie bei der columna mit der Statue Jupiters im Rahmen des Fünfsäulendenkmals auf dem Forum Romanum (vgl. unten 123 ff.). Maximian als filius·. Mal. p. 506 Bonn behauptet, Maximian sei bereits v o r seiner Ernennung zum Caesar Sohn Diocletians gewesen. Als designierten Nachfolger betrachten den Maximian z.B. Vogt 1965, 148. A. Heuß, Römische Geschichte4 1976, 437: „Kaiseranwärter". Seston 1946, 64 f. 222. - PLond 710 ( = Greek Papyri in the British Museum III p. XXVII Pap. 710 = PGren II 70 = Mitteis, Chrest. 191) vom August 287. Seston hat andere Gelehrte noch dadurch irregeführt, daß er als Datum des Papyrus einmal das richtige Jahr 287, ein andermal 286 nennt. Zur ungeprüften Übernahme seiner Behauptung in der Forschung vgl. Pasqualini 110—112. Rousselle 457. Chastagnol 1982, 94. Eine ,Sohnschaft' Maximians leugnen Enßlin 1948, 2421; 1930, 2488. 2494 und Smith 1066, der richtig vermutet, daß Maximian als Caesar „possibly assumed the name of Valerius but was not formally adopted into any specific relationship". — Zu Maximians Namen Aurelius Valerius s. ζ. Β. AE 1981, 868.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

45

Bezeichnung Maximians, und PLond 710 gehört in der Tat ins Jahr 287, als Maximian mit Sicherheit bereits seit einem Jahr Augustus und frater Diocletians war (s. unten 51). Selbst wenn es aber einen derartigen Titel für Maximian in einem ägyptischen Papyrus gäbe, so wäre dies wohl nur auf die Verwirrung eines inkompetenten Schreibers der ägyptischrömischen Bürokratie zurückzuführen. Nicht akzeptabel ist auch die von einigen Forschern vertretene These, die B e i b e h a l t u n g des Titels nobilissimus Caesar n e b e n dem A u g u s t u s t i t e l i n einigen afrikanischen Inschriften habe die Funktion, Maximian als Thronerben zu präsentieren. Es handelt sich vielmehr um eine in inoffiziellen Dokumenten nicht seltene Ungenauigkeit 114 . Pan. Lat. VI (7) 15,6 berichtet zudem, daß Maximian ab eo (/. e. Diocletiano) fuerat frater adscitus\ der Panegyriker weiß offensichtlich nichts von einer vorausgegangenen Adoption als filius. Die Bezeichnung Maximians als frater Diocletians ist aber nicht vor seiner Annahme des Augustustitels bezeugt 115 . Diocletian, so meine ich, ließ den Charakter seiner verwandtschaftlichen Beziehung zu dem neuernannten Caesar zunächst offen. Ich glaube nicht, daß ihn an der Einrichtung einer Sohnschaft Maximians die Tatsache hinderte, daß letzterer allenfalls drei bis sieben Jahre jünger als er selbst war 116 , denn Constantius ζ. B. dürfte kaum wesentlich jünger als Maximian gewesen sein und wurde dennoch dessen filius (s. unten 68. 70). Ich bin vielmehr der Ansicht, daß Diocletian ein Konzept für die nahe Zukunft entwickelt hatte: Falls Maximian gegen die Bagauden erfolgreich sein würde, wollte er ihn zum gleichberechtigten Augustus und frater erheben 117 . Mit diesem Versprechen entsandte er ihn Ende 285 oder Anfang 286 in den Westen des Reiches. Angesichts dieses Schwebezustandes schien es angebracht, für Maximian als Caesar keine Münzen herauszugeben. Es wird bei der Diskussion um die fehlende Münzprägung für Maximians Caesariat meist vergessen, daß hierfür durchaus ein historisches Exempel vorlag. Auch für Trajan als Caesar wurden keine Münzen geprägt 118 . Man 114 115

116

117

118

Vgl. Enßlin 1930, 2492. D'Elia 170 ff. Pasqualini 20; s. auch A E 1981, 904 für Constantin. Vgl. Lact. mort. pers. 8,1: frater eius Maximianus. Pan. Lat. X (2) 1,5. X I (3) 7,5. Die /re/w-Bezeichnung ist auch in Inschriften und Papyri bezeugt, so ζ. B. RA Ser. 4, Nr. 4, 1904 Nr. 220. Barnes 1982, 30 f. Epit. de Caes. 40,11. Pasqualini 6 — 8, mit richtiger Beurteilung des Informationswertes von Pan. Lat. VII (6) 9,5. VI (7) 15,2. X I (3) 7 , 6 - 7 . VII (6) 11,2. Auf nur etwa drei Jahre jünger als Diocletian schätzt Chastagnol 1982, 94 Maximian. Es ist zu beachten, daß selbst ein mitregierender Augustus nicht frater sein mußte. Vgl. unten 47. RIC II S. 245. Z u n ä c h s t auch nicht für Domitian, aber dieser trug den Caesartitel, ohne die staatsrechtlichen Machtbefugnisse eines Mitregenten zu besitzen (Straub, Regeneratio Imperii, 1972, 62). Außerdem erscheint er aber zusammen mit seinem Bruder Titus auf den R ü c k s e i t e n schon der frühesten stadtrömischen Prägungen Vespasians als Caesar Augusti filius und princeps iuventutis (RIC II S. 15 ff. Nr. 2. 3. 2 3 - 2 7 ) . Ab 73 erscheint er

46

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

hat zur Erklärung dieses Umstands verschiedene Argumente angeführt: a) Nerva habe seinem Mitregenten das Münzrecht nicht zugestehen wollen oder Trajan, der bei seiner Ernennung nicht in Rom anwesend war, habe aus persönlichen Gründen dieses Recht nicht nutzen wollen 119 , b) Vor allem die kurze Dauer von Trajans Caesariat (27./28. Oktober 97 bis 27. Januar 98) habe die Prägung von Münzen verhindert. Dies ist die Auffassung von S. D'Elia, der mit demselben Argument auch die fehlenden Münzen für Maximian als Caesar erklären will 120 . Aber seine Daten für die Karriere Maximians (Nominierung als Caesar Mitte September 285, als Augustus 1. Januar 286) sind, wie wir nachweisen konnten, nicht korrekt. Und zudem genügten einige Monate Regierungszeit durchaus zur Organisation einer Münzprägung, wie das Beispiel der gallischen Usurpatoren Laelianus und Marius zeigt, die nur zwei bis drei bzw. vier Monate regierten 121 . Deshalb liegt m. E. auch im Hinblick auf Trajan eher die Vermutung nahe, daß angesichts der schweren Krankheit Nervas und des voraussehbaren Herrscherwechsels die Münzprägung für Trajan bis zu seiner Ernennung zum Augustus aufgeschoben wurde. Im Falle Maximians dürfen wir in ganz ähnlicher Weise die Absicht Diocletians zur baldigen ,Aufstockung' des Mitregenten voraussetzen; und da Diocletian ihn zu s e i n e n e i g e n e n L e b z e i t e n zum formal gleichberechtigten Augustus erheben wollte, kam noch ein weiteres gewichtiges Argument gegen eine Münzprägung für Maximian hinzu. Die traditionelle Darstellung eines Caesars auf Münzen war diejenige eines untergeordneten Herrschers, eines fil'tus Augusti u n d p r i n c e p s iuventutis·, in dieser Position erscheinen die Caesares des Jahres 293 auf Münzen 122 . Falls Diocletian Maximian aber binnen kurzem zum Augustus und frater erheben wollte, hätte es leicht ein wenig sonderbar erscheinen können,

1,9 120 121

122

dann auch als .Prägeherr' auf den V o r d e r s e i t e n (ebenda S. 41 ff. Nr. 230 — 253). — Für Aelius Caesar wurden im Jahr 137 Münzen geprägt (ebenda S. 480 —482 Nr. 1053 — 1077). A. Garzetti, Nerva, 1950, 85 f. D'Elia 1 7 0 - 1 7 2 . RIC V 2 S. 369 — 378. Vgl. I. König, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus, 1981, 1 3 2 - 1 4 0 . ζ. B. RIC VI S. 356f. Nr. 5 0 - 6 1 A. Vgl. Pan. Lat. IX (5) 6,1. Clodius Albinus trägt auf den Münzen den Titel Caesar, sein Porträt wird stets ohne Lorbeerkranz abgebildet, und der Rs.-Typus Providentia Aug. apostrophiert die ,Vorsehung' des Septimius Severus bei der Wahl des N a c h f o l g e r s . Den Imperator-Tttel trägt Clodius Albinus als Caesar ebensowenig wie die tetrarchischen Caesares (s. unten 85): RIC IV 1 S. 40 — 42. Vgl. auch die Verleihung des Titels ßlius Augustorum an Constantin und Maximinus Daia auf der Konferenz von Carnuntum 308, bezeugt auf Münzen aus Siscia, Nicomedia, Antiochia und Alexandria: J.P.C. Kent, NC 1957, 25 f.; ferner auf Papyri: PThead 41 Z. 2 - 3 . POslo III 86 Z. 7 (beide von 309 n. Chr. und mit dem Charakter offizieller Dokumente). Zum Titel princeps iuventutis auch für den regierenden Kaiser s. W. Beringer, RE XXII 2 (1954) 2305. Kornemann 90 ff. A. Alföldi, Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jh.s n. Chr., 1967, 164.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie* von Iovius —Herculius

47

wenn ein filius kurz danach zum frater wurde. Daß eben dieser Gesichtspunkt ausschlaggebend gewesen sein dürfte, legt eine in diesem Zusammenhang bisher nicht herangezogene Stelle bei Lactantius nahe, wo der christliche Autor die Zukunftspläne des Galerius erläutert 123 : Habebat ipse Licinium ueteris contubernii amicum et α prima militia cuius consiliis ad omnia regenda utebatur, sed e um Ccesarem facere filium nominaret, ut postea in Constantii locum nuncuparet atque fratrem.

familiarem, noluit, ne Augustum

„Er (i. e. Galerius) wollte ihn (i. e. Licinius) nicht zum Caesar machen, um nicht jenen ,Sohn' nennen zu müssen, den er später anstelle des Constantius zum Augustus und ,Bruder' ernennen wollte". Es bestand sicherlich weder ein dringender Wunsch auf selten Maximians noch eine drängende Notwendigkeit auf selten Diocletians, die Erinnerung an eine Übergangsstellung zu verewigen, so bedeutungsvoll diese auch war. So erscheint Maximian denn auch in Inschriften seines Caesariats nie als princeps iuventutis\ Maximian sollte eben nicht filius und präsumtiver Nachfolger sein, sondern frater und Mitherrscher gleichen Ranges werden. Dies war auch bei einer Samtherrschaft zweier Augusti nicht selbstverständlich. Die Beispiele für Doppelprinzipat im 3. Jh. zeigen — mit Ausnahme von Pupienus und Balbinus (238), welche k e i n e r l e i Verwandtschaftsbande knüpften — stets einen filius als irnior Augustus an der Seite eines mit der potior auctoritas ausgestatteten Herrschers 124 . Constantin war nach seiner Ernennung zum Augustus durch Maximian im Jahr 307 iure adoptionis nepos, maiestatis ordine filius (Pan. Lat. VII (6) 3,3). Und Valentinian I. war zwar leiblicher Bruder des Valens, aber zugleich, als sein auctor imperii, auch sein ,Vater'. Augusti fratres hatten sich vor der tetrarchischen Epoche nur M. Aurelius und L. Verus genannt, und m. E. stellten sie das direkte Vorbild für die M a r c i A u r e l i i Diocletianus und Maximianus dar, auch wenn die rhetorische Konvention die tetrarchischen Panegyriker dazu veranlaßte, die Vorbilder für die Qualitäten und Taten der Herrscher in der Republik und weniger unter den idealen principes, wie Marc Aurel, zu suchen125. Wenn man diese Rekonstruktion des historischen Hintergrundes 123

124 125

Lact. mort. pers. 20,3. Auch Smith 1066 bezweifelt zu Recht, „whether it would have been acceptable to the Roman world to make a frater of one's filius". Man beachte, daß Septimius Severus die Selbstadoption in die Familie der Antonine vollzog, indem er sich selbst zum frater des Commodus erklärte und so dem jeweiligen Lebensalter Rechnung trug. So ζ. B. Caracalla als Mitregent des Septimius Severus: vgl. Kornemann 192. Them. or. VI 76 a —b. Vgl. entsprechend Gratian gegenüber Theodosius: ebenda XIV 182 b—183 a. Zu den spätantiken Beispielen vgl. Straub 45 ff. — Vergleich mit M. Aurelius und L. Verus: Der Unterschied bestand nur darin, daß L. Verus im Gegensatz zu Maximian nicht auch pontifex maximus wurde: Kornemann 192. — R. Syme, Emperors and Biography, 1971, 89 ff. verweist darauf, daß der Antoninenname bei den Panegyrikern

48

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

akzeptiert, so ergeben sich daraus einige nicht unwesentliche Schlußfolgerungen hinsichtlich der Entwicklung der Tetrarchie: 1) Die Caesares des Jahres 293 stellten in der Tat eine Weiterentwicklung in Diocletians Konzept von der Position eines Caesars dar, aber in anderer Hinsicht als bisher vermutet. Zwar sind ihre Kompetenzen und Privilegien in Maximians Caesariat — welches seinerseits nichts Sensationelles enthielt, sondern einer Tradition folgte, die über Carinus und Numerianus wenigstens bis zu Gallienus zurückging 126 — gewissermaßen vorweggenommen, und schon Maximian, nicht erst die Caesares von 293, feierte seinen dies imperii am Tag seiner Ernennung zum Caesar127. Aber die Caesares von 293 sollten als filii Augustorum nicht nur Mitregenten und Helfer sein, wie Maximian, sondern zusätzlich auch präsumtive N a c h f o l g e r der Augusti. 2) Die Usurpation des Carausius in der zweiten Hälfte des Jahres 286 oder in der ersten Hälfte des Jahres 287 kann nicht der Anlaß für die Ernennung Maximians zum Augustus gewesen sein128, wenn Diocletian diesen Schritt bereits im Dezember 285 plante. Man müßte im Gegenteil folgern, daß die Usurpation des Carausius, wenn sie in irgendeinem Zusammenhang mit der Erhebung Maximians zum Augustus stand, aus Verstimmung des Feldherrn über eben diese Maßnahme Diocletians resultierte. Die Chronologie ermöglicht diese Interpretation. Unsere antiken Quellen datieren die Revolte des Carausius in das Jahr 286/87, und jüngste numismatische Forschungen haben ergeben, daß Carausius nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 286 seine Usurpation vorgenommen haben kann129.

126 127 128

129

zwischen 289 und 362 kaum eine Rolle spielt und auch Augustus nur ganz selten auftaucht, Vgl. C. Zaccaria, Labeo 22, 1976, 343 ff. Anders ζ. B. noch Stern 1953, 76 und die bereits genannten Forscher. Diese auf Eutr. IX 22, 1 (s. oben 22 f.) gestützte Ansicht vertreten Seston 1946, 75 ff. 361. Pasqualini 32. 112. Chastagnol 1982, 96 (er datiert die Usurpation des Carausius gar in die ersten Monate des Jahres 286). Dagegen Smith 1068. Shiel 41. 202 f. Vgl. R. A. G. Carson, JBAA ser. 3, Bd. 22, 1959, 33 ff. P. J. Casey, Britannia 8, 1977, 283 ff. (Carausius kontrolliert schon seit 286 die Häfen des nordwestlichen Gallien: gegen H.-G. Pflaum, RN ser. 6, Bd. 2, 1959/60, 53). R. Beaujard-H. Huvelin, in: Histoire et Numismatique en Haute Normandie (Cahiers des Annales de Normandie Nr. 12) 1980, 6 3 - 9 1 . Barnes 1982, lOf. Seston 1946, 75 mit Anm. 3. Im Anschluß an Enßlin 1930, 2497 und D'Elia 230 ff. mit Anm. 46 datiert Pasqualini 44 den Ausbruch der Usurpation erst ins Jahr 287/88. — Die literarischen Quellen bieten folgende Daten: Nach Eutr. IX 22,2 war die Usurpation des Carausius und ihre Verlängerung durch Allectus decimo anno zu Ende, nach Oros. VII 25,6 post decern annos. Da die Rückeroberung Britanniens durch Constantius Ende 296 abgeschlossen war, führt dies an das Ende des Jahres 286/Anfang 287 als Beginn der Revolte. Für Allectus wird ein triennium als Dauer seiner Regentschaft angegeben (Eutr. IX 22,2). Und damit stimmt überein, daß für Carausius' Regime eine Dauer von sechs bis sieben Jahren überliefert wird (Eutr. IX

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

49

Wenn Maximian vorher zum Augustus erhoben wurde, so hätten wir gleich bei der Ernennung des ersten Mitregenten ein Beispiel dafür, daß Diocletian zwar zweifellos auf aktuelle, aber für das 3. Jh. im a l l g e m e i nen charakteristische politische Probleme reagierte und zugleich nicht einfach improvisierte, sondern ein Konzept entwickelte, welches über die Erfordernisse der akuten militärischen Notlage hinausging. Man muß aber noch weiter gehen: Es kann für Diocletian von Anfang an kaum einen Zweifel daran gegeben haben, daß zwei Augusti fratres zwei Caesares als f i l i i zur Sicherung der Nachfolge benötigten. Die Gemeinschaft von vier Herrschern scheint mir deshalb schon in der politischen Entscheidung Diocletians vom Dezember 285 angelegt zu sein. Können wir das präzise Datum der Erhebung Maximians zum Augustus ausfindig machen? Der in den Consularia Constantinopolitana überlieferte 1. April 286 dürfte, wie wir sahen, kaum für die Lösung dieses Problems in Frage kommen. Einige Gelehrte — Chastagnol (1967), Smith, Barnes (1976), Pasqualini — haben vermutet, daß dieser Schritt schon am 1. März 286 oder sogar noch früher vollzogen wurde. Ihre Auffassung stützt sich auf die drei oben (s. 22 Anm. 53) bereits erwähnten Papyri, welche seit dem 31. März 286 für Maximian den Titel Σεβαστός (Augustus) verwenden 130 . Seston hat die Beweiskraft dieser Zeugnisse freilich abgestritten, da in ägyptischen Papyri wie auch auf alexandrinischen Münzen und sogar in lateinischen Inschriften des 3. Jh.s Caesares häufig Σεβαστός bzw. Augustus genannt werden 131 . Aber Smith argumentiert, daß in allen

130

131

22,2: post septennium. Oros. a.O. Aur. Vict. Caes. 39,40: sexennto post). Alle diese Angaben weisen auf Ende 286 (nämlich nach dem 20. November 286) oder Anfang 287. Angesichts solcher Übereinstimmung der schriftlichen Überlieferung kann das Datum kaum in Zweifel gezogen werden. — Der relativ detaillierte Bericht des Johannes Antiochenus fr. 164 (FHG IV p. 601) setzt voraus, daß Maximian bereits den Namen Herculius trug, bevor Carausius usurpierte. Maximian soll als Herculius mit der Beseitigung des der Kollaboration mit den Barbaren verdächtigen Feldherrn beauftragt worden sein und dadurch dessen Usurpation bewirkt haben. Chastagnol 1967, 56 Anm. 3 läßt aber auch den 1. April als mögliches Datum zu. Er behauptet freilich nicht — wie Smith 1064—1068 unterstellt —, daß das Dokument vom 31. März 286 Maximian nur C a e s a r nenne. Barnes 1982, 4 mit Anm. 6, hat seine Meinung inzwischen geändert und bevorzugt ebenfalls den 1. April. Seston 1946, 65 Anm. 2. Beispiele für die Verwendung des Augustustitels für Caesares des 3. Jh.s bei Mommsen 1164 f. Anm. 5. — SB I 421 (A. Deissmann, Licht vom Osten, 1923, 313 f.) wird der eben erst zum Caesar ernannte Maximus, Sohn des Maximinus Thrax, Σεβαστός genannt. D'Elia 166—169 hat die Titulaturen der Papyri von 181 an zusammengestellt und behauptet, daß m e i s t die Unterscheidung zwischen Augusti und Caesares beachtet sei. Aber zum einen kann angesichts der geringen Zahl von Papyri für Maximian vor dem 29. 8. 286 .meist' kein beweiskräftiges Indiz darstellen, und zum anderen ist auch D'Elia 168 geneigt, nur den Papyrus vom 12. Juni 286 als beweiskräftig zu betrachten. Da jedoch ζ. B. bei den beiden Philippi dieselbe Formel für den Augustus wie für den Caesar verwendet ist (ebenda 167), kann der ,Beweis' nicht akzeptiert werden.

50

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

anderen Fällen der Augustustitel z u s ä t z l i c h zum Caesartitel eingefügt sei, während Maximian schlicht und einfach Augustus genannt werde 132 . Jedoch dürfte m. E. der scheinbare Unterschied nur auf die unterschiedliche Länge und Präzision des Titelformulars zurückzuführen sein. In den beiden ersten jener drei Papyri wird eine sehr verkürzte und summarische Titelform verwendet, während der dritte, ausführlichere, b e i d e n Herrschern die Titel Αύτοκράτωρ Καίσαρ Εύσεβής Εύτυχής Σεβαστός, Imp. Caes. P. F. Aug., verleiht 133 . Dies ist ganz ähnlich der Titulatur von Carus und seinen Söhnen in PCorn 12 von November/Dezember 282 und POxy 55 vom 7. April 283, w o jeweils alle drei Herrscher, der Augustus wie die Caesares, έπιφανέστατοι Καίσαρες Εύσεβεϊς Ευτυχείς Σεβαστοί, nobilissimi Caesarespiifelices Augusti, genannt werden. Die Wendung nobilissimus Caesar schließt Carus mit ein, und dies wiederum ist nichts Ungewöhnliches, da dieser Titel auch sonst des öfteren für Augusti gebraucht wurde 134 . Auch die tetrarchischen Caesares von 293 werden in ägyptischen Dokumenten hin und wieder Σεβαστοί statt Καίσαρες, ferner auch κύριοι und Αυτοκράτορες genannt 135 . Angesichts dieser Inkonsequenzen und Ungenauigkeiten kann man aus solcher Evidenz keine sicheren Schlußfolgerungen ziehen, ausgenommen jene, daß Maximian spätestens am 31. März 286 in Ägypten als Herrscher anerkannt war. Es ist aber recht unwahrscheinlich, daß er nur zwei bis 132 133

,34

135

Smith 1065. BGU IV 1090. III 922. Die Ungenauigkeit äußert sich auch darin, daß im letzteren Papyrus b e i d e Herrscher κύριοι genannt werden, in ersterem nur Diocletian. Daß hier nicht eine zwischenzeitlich erfolgte Ernennung Maximians zum Augustus die Änderung bewirkt hat, zeigen Dokumente der folgenden Jahre, wo ebenfalls die Nennung beider Herrscher durch den S i n g u l a r του κυρίου eingeleitet wird: Bagnall-Worp 1979, 4ff. z.B. CIL II 1082. XIII 8936. XVII 2, 661. E E VIII 252. A E 1981, 568 wird Flavius Valerius Severus wahrscheinlich p. f . -Aug. nob. Caes. genannt. Zugegebenermaßen trägt nur Carus den Titel Imperator (Αυτοκράτωρ); aber dies moniert Smith 1065 zu Recht nicht, denn den Caesares wurde im 3. Jh. auch der Imperatortitel zugeteilt, so ζ. B. dem jüngeren Valerian auf Inschriften sowie Carinus auf Münzen: Mommsen 1164 Anm. 5. Es handelt sich hier gar um o f f i z i e l l e Dokumente! Vgl. Meloni 72f. Bagnall-Worp 1979, 10 ff., bes. 15. Vgl. für die Tetrarchie noch folgende ,konfuse' Zeugnisse: AE 1975, 511: nobilisimo (sie!) Caesari Caio Galerio Maximiane \Inv(icto)\ Augusto cons(uli) bono rei public(a)e nato, datiert auf 305 oder später. AE 1976, 555: dominis nostris Diocletiano et Maximiane et Constantio nobilissimis Caes(aribus). Ebenda 662: Αύτοκράτορσ[ι] | [...] | Γ(αΐφ) Ούαλερ(ίφ) \ Κ | Διοκλητιανω κέ | Μαξιμιανφ | κέ τοΐς έπιφανεστώτοις | Σεββ(αστοΐς)] | [Κέσαρσιν]. Vgl. auch Maximianus Caesar als Augustus auf nordafrikanischen Inschriften: CIL VIII 22499 = ILS 616. L. Leschi, RAfr 72, 1931, 280 ff. Ferner für die Provinz Asia: AE 1901, 159 = IGR IV 523: 'Αγαθή τύχην | τόν έπιφανέστατον | Καίσαρα Μ. Αύρή[λιον] | Μαξιμιανόν Εύσεβή Εύτυχή Σεβ. II ή πόλις, | ήγεμονεύοντος τοΰ | διασημοτάτου Ίου[λίου] | ... Bei der zuletzt zitierten Inschrift ist freilich unklar, ob Maximian zum Zeitpunkt ihrer Abfassung noch Caesar oder schon Augustus war. Eine entsprechende Titulatur findet man für Galerius und Constantius: CIL VIII 17884. 22433. 21966. 22277. 22459. 22460.

Ernennung Maximians und .Epiphanie* von Iovius—Herculius

51

drei Monate nach seiner Ernennung zum Caesar bereits Augustus wurde. Wenn er sich im Februar 286 noch in Mailand aufhielt, wie wir sahen (S. 43), und danach zum Bagaudenfeldzug aufbrach, den er sicherlich noch als Caesar führte, so dürfte seine Beförderung zum Augustus frühestens ins späte Frühjahr fallen. Einen terminus ante quem für seine Ernennung zum Augustus bieten a) ein Medaillon mit Maximian als Augustus, welches anläßlich seines Konsulatsantritts am 1. Januar 287 geprägt wurde136, b) insbesondere alexandrinische Münzen, welche eine präzise Datierung nach Regierungsjahren aufweisen. Angesichts der vorhin analysierten Tatsache, daß für Maximian als Caesar keine Münzen geprägt wurden, müssen die frühesten alexandrinischen Münzen mit seinem Porträt und Namen ihn als Augustus präsentieren. Von den zehn alexandrinischen Münztypen, die mit dem zweiten Regierungsjahr Diocletians datiert sind, tragen acht auch das erste Regierungsjahr Maximians (für den in jenem Jahr ingesamt neun Typen ausgegeben wurden); sie sind folglich zwischen dem 29. August 285 und dem 28. August 286 geprägt worden. Zu diesen gemeinsamen Prägungen zählt ein Homonota-Typus mit Doppelfüllhorn (Abb. 6. 11), Symbol der concordia der beiden Herrscher. Noch klarer ist ein zweiter Typus, der nur für Maximian geprägt wurde (Abb. 7): Vs. Maximians Büste mit Panzer und Paludamentum; Rs. Diocletian und Maximian als togati mit dextrarum iunctioxyi. Rem publicam una mente regitis, neque vobis tanta locorum diversitas obest quominus etiam veluti iunctis dexterisgubernetis, bemerkt der Panegyriker des Jahres 289 im Hinblick auf die beiden Augusti (Pan. Lat. X (2) 11,1). Diocletian und Maximian werden auf jenen alexandrinischen Münzen als gleichberechtigte Herrscher dargestellt, was sich auch in der identischen Titulatur niederschlägt. Beide sind Α(ύτοκράτωρ) Κ(αισαρ) Σεβ(αστός), Imp. Caesar Augustus. Während, wie wir sahen, dies in ägyptischen P a p y r i kein stringenter Beweis für Maximian als Augustus wäre, wird die Titulatur auf den alexandrinischen M ü n z e n wesentlich präziser gehandhabt138. Wir dürfen aus diesen Münzen folglich mit großer Sicherheit schließen, daß Maximian v o r dem 29. August 286 bereits Augustus war. Aber wie lange vorher? Die im Vergleich zu Diocletian fast gleich große Anzahl (9:10) der im Jahr 285/86 geprägten alexandrinischen Münztypen scheint auf den ersten Blick dafür zu sprechen, daß seine Ernennung

136 137

138

Pink 1931, 17. Alföldi 1970, Taf. 10,5. Vgl. zum Konsulat CIL VIII 22187. Vogt 1924, 1, 223 f.; 2, 168. Dattari 1, 1901, 382 Nr. 5702. 5923. 5823. Geißen/Weiser S. 80 Nr. 3218. S. 98 Nr. 3280. S. 100 Nr. 3281 mit Abb. J. W. Curtis, The Tetradrachms of Roman Egypt, 1969, 147 Nr. 2074; ebenda S. 148: „extremely rare". Die Prägung knüpft an eine ähnliche von Carinus und Numerianus an: Vogt 1924, 1, 222; 2, 167. Richtig interpretiert wird die Münze von Kornemann 115. Vgl. die Aufstellung der Münztitulaturen bei D'Elia 164 f.

52

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius—Herculius

geraume Zeit vor dem 29. August erfolgte 139 . Aber die verschiedenen Münztypen wurden offensichtlich in der Regel nicht nacheinander, sondern gleichzeitig in mehreren Offizinen geprägt, wie ζ. B. aus den Emissionen des Jahres 292/93 ersichtlich ist. Die beiden Caesares Constantius und Galerius wurden zu einem relativ späten Zeitpunkt (März/Mai 293) in jenem ägyptischen Jahr ernannt, und diesem Umstand scheint auf den ersten Blick zu entsprechen, daß sie an nur 11 der 24 in jenem Jahr geprägten Typen beteiligt sind. Aber auch im darauffolgenden Jahr 293/ 94 prägen sie nur bei dreizehn von vierundzwanzig Münztypen mit. Schlüsselt man andererseits die Prägungen von 292/93 nach den einzelnen Tetrarchen auf, so ergibt sich ein anderes Bild. In dem im Vergleich zum Jahr 285/86 wesentlich reichhaltigeren Typenrepertoire ist Maximian überproportional vertreten (18 mal), Diocletian hingegen nur elfmal, Constantius neunmal, Galerius achtmal 140 — ein klarer Beweis dafür, daß die Zahl der Münztypen unabhängig ist von der Regierungsdauer. Es ist daher sehr wohl denkbar, daß Maximian nur wenige Wochen vor dem 29. August 286 zum Augustus proklamiert wurde und dennoch in jenem ägyptischen Jahr noch alexandrinische Prägungen mit neun verschiedenen Rs.-Typen erhielt. Die antike Überlieferung bietet uns ein Datum für einen Festtag Maximians, welcher sich gut in den hier rekonstruierten chronologischen Rahmen für seine Ernennung zum Augustus einfügen würde, dessen Bedeutung jedoch sehr umstritten ist. In zwei Handschriftenversionen der zu den ,guten' christlichen Märtyrerakten zählenden Passio Marcelli wird der 21. Juli des Jahres 298 als ein besonderer Herrscherfesttag Maximians genannt 141 . Der von den Herausgebern Recensio Μ genannte Überlieferungsstrang erwähnt einen natalis imperatoris (1,1) bzw. dies festus imperatoris vestri (2,1). In der Recensio Ν erscheint der Tag als dies festus imperii vestri (2,1). Zudem ist in drei Manuskripten der Recensio Ν zu Beginn des dritten Kapitels ein Brief eingefügt, in welchem der betreffende Tag natalis genuinus dominorum nostrorum eorumdemque Augustorum Caesarum genannt wird. Der Bollandist De Gaiffier 142 hielt die Lesart geminus an dieser Stelle für die einzig sinnvolle. Seston 143 folgte ihm und brachte die Überlieferung der Passio Marcelli in Zusammenhang mit dem ins Jahr 291 datierten Pan. 139 140 141

142 143

So D'Elia 165. Vogt 1924, 2, 168. 1 7 2 - 1 7 4 . The Acts of the Pagan Martyrs, ed. Η. Α. Musurillo, 1972, 250 ff. Zum Überlieferungswert der verschiedenen Handschriften ebenda S. X X X V I I f. Musurillo widerspricht Sestons (1950, 257 ff.) Ansicht, daß Recensio Ν die bessere Version sei als Recensio M. Vgl. G. Lanata, Gli atti dei martiri come documenti processuali, 1973, 201ff. (Text). Ders., Byzantion 42, 1972, 509 ff. Bulletin du Cange 16, 1941, 131. 1946, 223 f.; 1950, 257 ff.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

53

Lat. XI (3) an Maximian, welcher in den Handschriften die Überschrift

Genethliacus

Maximiani

Augusti

trägt und ebenfalls einen geminus

oder

genuinus natalis des Kaisers überliefert (1,1; 2,2; 19,1; 19,3). Dieser Tag wird vom Panegyriker eindeutig vom dies imperii Maximians, an welchem er seine quinquennalia, sein fünfjähriges Regierungsjubiläum, gefeiert hatte, unterschieden. Die Behauptung Sestons, daß in der Passio Marcelli und dem Panegyricus von 291 derselbe Tag gemeint sei, scheint einleuchtend. Dies bedeutet, daß auch der in der Passio Marcelli zelebrierte 21. Juli nicht der dies imperii Maximians sein kann 144 . Die Interpretation jenes als natalis bezeichneten Tages hängt davon ab, ob man geminus oder genuinus als die bessere Lesart akzeptiert. Die meisten Editoren und andere Forscher haben sich für die erstere Version entschieden. Eine Reihe von Gelehrten deutete bis in jüngste Zeit den geminus natalis des Panegyricus als den auf ein und denselben Tag fallenden Geburtstag Diocletians und Maximians145. Aber diese Interpretation ist seit der Publikation von PPan II aus dem Jahr 300 endgültig widerlegt; dort wird der 22. Dezember als Geburtstag Diocletians — und zwar a l l e i n Diocletians — genannt 146 . Der 21. Juli könnte folglich nur Maximians Geburtstag sein. Dieser Deutung scheint aber die Formulierung der Passio Marcelli entge-

genzustehen, wo von einem natalis ... dominorum nostrorum

..., also der

beiden Augusti oder — wie Seston annimmt — gar aller vier Herrscher zugleich die Rede ist.

144

145

146

Letzteres hatten angenommen: H. Delehaye, AB 41, 1923, 262. J. Carcopino, Le Maroc antique, 1983, -248. Barnes, Phoenix 1976, 177 mit Anm. 15 vertritt die nicht weniger falsche Ansicht, der betreffende Tag bezeichne die Ernennung Maximians zum Caesar am 21. Juli 285. Er trennt merkwürdigerweise den geminus oder genuinus natalis in Pan. Lat. XI (3) von jenem der Passio Marcelli. Letzteren betrachtet er als Tag der Caesarernennung, ersteren als .doppelten Geburtstag' Diocletians und Maximians am 22. Dezember. Ders. 1982, 32 mit Anm. 13; 57; 58 mit Anm. 52, läßt die Lesung geminus natalis im Panegyricus zugunsten von genuinus fallen und ebenso unter Bezugnahme auf PPan 2 den .doppelten' Geburtstag der beiden Herrscher; er läßt das Datum des Geburtstags Maximians jetzt offen. Seine Argumentation entbehrt insgesamt der Logik. Burckhardt 46. Seeck l 4 , 24. Enßlin 1948, 2421; 1930, 2487: „Die Zuneigung des älteren D. zu dem doch recht anders gearteten M. ist sicherlich nicht wenig durch den Umstand gefördert worden, daß sie beide den gleichen Geburtstag hatten". Vgl. auch PLRE 1, 573. Liebeschuetz 392 Anm. 4. Musurillo a.O. scheint Seston dahingehend mißverstanden zu haben, daß dieser ebenfalls den G e b u r t s t a g Maximians am 21. Juli meine. Schaefer 34 ff. zitiert zustimmend die Auffassung von Chr. Gottlieb Schwarz in der Nürnberger Ausgabe der Panegyriker von 1779, wonach die im Panegyricus zum Ausdruck kommende Tendenz, die beiden Herrscher wie Zwillingsbrüder in allem gleich darzustellen, den Gedanken hervorgerufen haben könnte, der Geburtstag des einen Kaisers sei zugleich immer derjenige des anderen. PPan 2 Z. 162-166. 169-173 usw. Pan. Lat. XI (3) 7,7 zeigt zudem, daß bei der .Angleichung' Diocletians und Maximians nicht das wirkliche Alter gemeint ist.

54

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

Seston hat versucht, das Problem durch eine zweifellos ingeniöse These zu klären. Er weist auf die Bedeutung hin, welche der Panegyriker 147 jenem Festtag beimißt, indem er ihn sogar über den dies imperii des Kaisers stellt. Es kann sich nach Seston nicht um einen normalen Geburtstag handeln, denn der Panegyriker beschäftigt sich nicht mit origo und Erziehung des Herrschers oder mit seinen Leistungen vor seinem Herrschaftsantritt, wie es einem solchen Anlaß angemessen wäre. Er schwelgt auch nicht im Lobpreis seiner militärischen und politischen Erfolge, wie man es anläßlich eines dies imperii erwarten würde. Seine Themen sind vielmehr pietas u n d f e l i c i t a s sowie die Qualitäten b e i d e r Herrscher als Abkömmlinge von Jupiter und Herkules. Ihre immortalitatis origo (3,7) als Söhne von Göttern (2,4: vos dis esse genitos), ihre Abstammung von Jupiter als dem

caelestis ille vestri generis conditor velparens (3,2) werden nach Seston gefeiert. Der französische Gelehrte zog daraus den Schluß, daß der 21. Juli — und zwar seiner Meinung nach der 21. Juli 287 — jener Tag war, an welchem Diocletian und Maximian die Titel Iovius und Herculius annahmen 148 .

Dieser natalis geminus entspreche terminologisch dem ortus Caesarum im Jahr 293 (s. unten 80), denn die Caesares traten an ihrem dies imperii zugleich in die göttliche Familie der Iovii und Herculii ein. Von daher erklärt sich nach Seston auch die Formulierung geminus natalis dominorum

nostrorum eorumdemque Augustorum Caesarum in der Passio Marcelli; geminus habe zunächst die beiden Augusti, dann die beiden Herrscherpaare bezeichnet 149 . Obwohl auch die .menschlichen' Geburtstage der Tetrarchen gefei-

147 148

149

Pan. Lat. XI (3) 2 , 1 - 4 . Sestons Datum 21. Juli 2 8 7 resultiert aus seiner nicht mehr aktuellen Chronologie. Er datierte den dies imperii Diocletians noch auf den 17./19. September 284 und nahm an, daß Diocletian an seinem dritten dies imperii, d. h. am 17./19. September 286, Maximian zum Augustus ernannt habe (1946, 64 ff.). Dafür stützte er sich — außer auf das Chronicon Paschale (s. Anm. 53) — auf folgende Argumente: 1) die spätere g e m e i n s a m e Feier der dies imperii durch beide Herrscher (vgl. unten 116 ff.); 2) In CIL VIII 22187 wird Diocletian mit seinem zweiten Konsulat genannt, während der Name Maximians mit Augustustitel sowie TR Ρ II COS PROCOS n a c h t r ä g l i c h hinzugefügt wurde. Seston bemerkt zwar richtig, daß der Zusatz nach dem 1, Januar 287 erfolgt sein muß, erkennt aber nicht, daß dies hinsichtlich des Datums der Ernennung Maximians zum Augustus allenfalls einen terminus ante quem (1. Jan. 287), aber kein Indiz für eine Datierung in die zweite Hälfte des Jahres 286 liefern kann. 3) Sestons Lesung [no]b[ilissimo Caesari] für Maximian in CIL VIII 22116, wo für Diocletian PP (sic!) II und COS II notiert ist, hat Pasqualini 17 — 19 zu Recht zurückgewiesen. Damit sind Sestons chronologische Schlußfolgerungen aus diesen Inschriften hinfällig. Es ist vor allem Sestons falsche Annahme, Maximian sei erst im September 286 Augustus geworden, die ihn geradezu zwingt, die Epiphanie erst für den 21. Juli des darauffolgenden Jahres zu postulieren. D'Elia 267 hat jedoch zu Recht darauf hingewiesen, daß die enklitische Partikel que nicht, wie Seston interpretiert, die Übersetzung ,der Augusti und der Caesares' rechtfertigen kann; es ist vielmehr von Augusti Caesares die Rede, folglich nur von Diocletian und

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

55

ert worden seien, müsse die Errichtung einer göttlichen Familie, in welche neue Mitglieder anläßlich ihrer Adoption und Ernennung zum Herrscher ,geboren' wurden, die ,göttlichen' Geburtstage in den Vordergrund gerückt haben. Da diese in Zukunft, d. h. bei der Ernennung neuer Herrscher, stets mit dem dies imperii derselben zusammenfielen, können wir nach Seston verstehen, warum der Terminus dies imperii seit der tetrarchischen Zeit von dem des natalis (imperii) überlagert wurde 150 . Sestons These hat Anhänger gefunden 151 , aber zahlreicher sind die ablehnenden Stimmen. A. Passerini und S. D'Elia haben Seston mit gewichtigen Argumenten widersprochen und die Auffassung vertreten, die gemini natales seien die echten Geburtstage der beiden Augusti, die zwar nicht auf denselben Tag fielen, aber in der Verehrung der Untertanen als .Zwillingsgeburtstage' der gemini fratres verstanden worden seien. Diese bereits im 18. Jh. und dann von O. Schaefer zu Beginn dieses Jahrhunderts vertretene These 152 scheitert m. E. an der Formulierung geminus natalis tuus (Pan. Lat. XI (3) 19,1). Die von Passerini g e g e n Seston vorgebrachten Argumente sind hingegen von anderen Forschern aufgegriffen und ausgebaut worden. E. Wistrand, A. Pasqualini sowie C. Ε. V. Nixon 153 versuchen damit i h r e These zu begründen, man solle genuinus statt geminus lesen und im genuinus natalis den wirklichen Geburtstag Maximians im

Unterschied zu seinem natalis imperii (d. h. dies imperii) sehen. Ihre Argumente, die sich größtenteils auch schon bei O. Schaefer finden, sind zusammengefaßt folgende: 1) die fehlende Erläuterung einer solch ungewöhnlichen Epiphaniefeier, wie Seston sie postuliert, im Panegyricus XI (3) sowie die gleichfalls fehlende Verwendung eines dem Begriff der Epiphanie angemessenen lateinischen Terminus. 2) das Fehlen eines solchen Festtags in überlieferten römischen Festkalendern, wo stets nur dies imperii und Geburtstag der Herrscher auftauchen.

150 151

152

153

Maximian. Weniger einleuchtend, aber möglich ist D'Elias These, daß que aus Gründen des Wohllauts an Augustorum statt eorundem angefügt wurde und eigentlich dominorum nostrorum eorundemque Augustorum Caesarum zu lesen sei, eorundemque daher die Bedeutung ,und zwar' besitze. Vgl. dazu auch Stern 1949, 551 ff. Galletier 1, 1952, 50 Anm. 2; 51 Anm. 1. H. Stern, AlPhO 9, 1949, 551ff. Chastagnol 1967, 59 Anm. 3. Smith 1066 Anm. 2; 1069. Vgl. die Textversionen in der Ausgabe von V. Paladini—P. Fedeli, Panegyrici Latini, 1976, 227 f. 243 f. zu 1,1; 2,3; 19,1; 19,3. Schaefer 34ff. 105. Vor ihm schon Chr. Gottlieb Schwarz, in: W.Jäger, Panegyrici veteres, 1779, 102. Passerini 1 8 4 - 1 9 4 . D'Elia 2 6 2 - 2 6 9 . Wistrand 131ff.; zustimmend G. Lanata, Gli atti (s. Anm. 141) 205. Nixon 1981, 157 ff. Pasqualini 8 ff. D'Elia 264 ff. Schon Gothofredus hatte die Lesung genuinus vorgeschlagen: s. L. Patarol, Panegirici antichi volgarizzati, 1842, 1131 ff. Vgl. zuletzt T. Janson, CPh 79, 1984, 22 mit Anm. 13.

56

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius — Herculius

3) Die von Seston und H. Stern angeführten orientalisch-hellenistischen Vorbilder für die Epiphanie eines Herrschers datieren dieselbe stets auf den Tag des Herrschaftsantritts. 4) Ein Epiphanietag der Kaiser könne nicht für wichtiger gehalten worden sein — wie dies Pan. Lat. XI (3) 2,1 —2 impliziere — als ihr dies imperii. Wohl aber trat, so füge ich hinzu, in der Spätantike der dies imperii hinter dem natalis genuinus zurück 154 . 5) Die Formulierung in Pan. Lat. XI (3) 2,1 bic ... dies ..., qui te primus protulit in lucem weise eindeutig auf den wirklichen Geburtstag Maximians hin, ebenso in 2,2 der Gegensatz zwischen ipsi Uli dies quibus imperii auspicia sumpsistis und ge(nu)ini vestri natales. 6) Näherliegend sei der Gedanke, daß die göttlichen Qualitäten der Herrscher mit ihrer G e b u r t gegeben sind und mit ihrem H e r r s c h a f t s a n t r i t t manifest werden — nicht erst bei einer besonderen Epiphanie n a c h dem Herrschaftsantritt, wie Seston annehme. 155 7) In Pan. Lat. XI (3) 19,1 ergebe die Formulierung gemino natali tuo keinen Sinn, sondern nur genuino natali tuo. Dies werde noch deutlicher, wenn man den Kontext von 19,2 — 3 hinzunehme. Dort werden als angemessener Gegenstand eines Panegyricus am ge(nu)inus natalis des Kaisers die a n g e b o r e n e n virtutes, nämlichpietas und felicitas, den im Laufe der Jahre sich entfaltenden Eigenschaften, wie Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Weisheit, gegenübergestellt; pietas und felicitas der Herrscher aber sind Hauptthemen des Panegyricus. Auch entspricht der Übergang von angeborenen virtutes zum Preis des Ursprungslandes in 3,8—9 den Kompositionsregeln des logos basilikos und vor allem des logos genethliakos der antiken Rhetorik. 8) genuinus natalis wird im Codex Theodosianus 156 für den wirklichen Geburtstag des Kaisers verwendet; im Kalender des Polemius Silvius von 448/49 wird der natalis genuinus dem natalis purpurae, d. h. dem dies imperii, gegenübergestellt. S. D'Elia hat daher zumindest für die Passio Marcelli an der Lesart genuinus festhalten wollen, und schon J. Gothofredus hatte vorgeschlagen, an den betreffenden Panegyrikerstellen statt geminus eher genuinus zu lesen 157 . Nixon hat bei einer erneuten Prüfung des Manuskripts Londinensis Harleianus (H), welches als die beste handschriftliche Überlieferung für diesen Panegyricus gilt, festgestellt, daß dort in allen vier Fällen (1,1; 2,2; 19,1; 19,3) genuinus natalis 154

155 156

157

Schulten, RE V 1 (1905) 478 s. v. Dies imperii. Zum natalis in den beiden ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit vgl. Herz 1975, 41ff. Vgl. auch Arnaldi, MIL 35, 1975, 224 gegen Baglivi 88 f. Cod. Theod. VI 26,11 von 397; VI 26,17 von 416. Vgl. auch II 8,25 von 409, w o der imperii nostri ortus dem natalis gegenübergestellt wird. CIL I l 2 , p. 254ff. D'Elia 264—267. Codex Theodosianus cum perpetuis commentariis Iacobi Gothofredi, 1665, zu Cod. Theod. VI 26,11 und VI 26,17.

Ernennung Maximians und .Epiphanie* von Iovius—Herculius

57

steht, und dasselbe gilt für zwei weitere von insgesamt sieben der bedeutenderen Manuskripte der Überlieferung (X). Es ist also durchaus denkbar, daß der Archetyp die Lesart genuinus statt geminus aufgewiesen hat. Nicht alle diese Argumente sind in gleicher Weise überzeugend. Das Fehlen eines Epiphaniefestes in den erhaltenen Kalendern kann nach dem Zusammenbruch des tetrarchischen Systems und der Iovius-HerculiusIdeologie nicht verwundern. Wenn die Ernennung der Caesares im Jahr 293 als ortus Caesarum umschrieben wird (s. unten 80), so bezeugt die durch ortus gegebene Assoziation an den Sonnenaufgang, daß es durchaus im Lateinischen einen terminus technicus für eine solche Epiphanie gab und die Panegyriker ihn verwendeten. Ein Mosaik von Thysdrus aus dem ersten Drittel des 3. Jh.s zeigt wahrscheinlich einen Stern als Symbol für den ortus eines ,neuen Alexander' am Geburtstag des Kaisers Alexander Severus 158 . Die Konzeption einer kaiserlichen Epiphanie ist also für das 3. Jh. eindeutig bezeugt, und zwar sowohl für den wirklichen Geburtstag als auch für den dies imperii. Angesichts der religiösen Fundierung des tetrarchischen Herrschaftssystems wäre es auch ohne weiteres denkbar, daß ein b e s o n d e r e r Epiphanietag in den Augen der Herrscher an Bedeutung selbst den dies imperii übertraf. Der Empfang der lux aeterna durch den persischen König an seinem dies imperii ist kein durchschlagendes Argument gegen die Möglichkeit einer tetrarchischen Variante, denn die Familie der Iovii und Herculii war eben eine Neuerung, wie wir sehen werden (unten 89 ff.). Seston hat im Hinblick auf Pan. Lat. XI (3) 3,8 und 19,2 — 3 durchaus schon erkannt, daß die Herrscher ihre göttlichen Qualitäten bereits bei ihrer Geburt besaßen; er behauptet nur 159 , daß sie an ihrem »natürlichen' Geburtstag zwar vorherbestimmt waren, eines Tages Iovius und Herculius zu werden, dies jedoch erst n a c h ihrer Thronbesteigung o f f e n k u n d i g wurde. Und m. E. wäre es pedantisch, darauf zu verweisen, daß Diocletian doch eigentlich schon am Tag seines Regierungsantritts hätte als Iovius in Erscheinung treten oder dies jedenfalls nachträglich hätte beanspruchen müssen, folglich ein vom dies imperii getrennter Epiphanietag unlogisch wäre. Logik ist keine wichtige Komponente religiös-emotional bestimmter Konstruktionen. Das stärkste Argument gegen Seston ist zweifellos Pan. Lat. XI (3) 19,1 —3, wo vom natalis tuus die Rede ist — während in bezug auf b e i d e Herrscher von natales vestri (z.B. 2,2), mithin von zwei verschiedenen Geburtstagen, gesprochen wird — und bei der Gegenüberstellung von a n g e b o r e n e n und m i t d e n J a h r e n e r w o r b e n e n virtutes

158 159

J. Gage, Basileia, 1968, 249 ff. unter Bezugnahme auf SHA, AS 5,2. Seston 1950, 265.

58

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

erstere mit diesem natalis in Verbindung gebracht werden. Dabei ist die Epiphanie dieser virtutes so eindeutig auf diesen ,echten' Geburtstag beschränkt, daß damit Sestons These widerlegt ist, auch wenn der Redner in seinem Panegyricus nicht von einer Zeugung der Herrscher durch weltliche Eltern, sondern durch die wahren parentes Jupiter und Herkules spricht (2,3; 3,2.8). Die göttliche Zeugung war eben schon bei der tatsächlichen Geburt gegeben, und damit die Vorherbestimmung zum Kaisertum. Deshalb war es auch göttliche Bestimmung, daß die beiden Herrscher in einer Region geboren wurden, wo rastloser Kampf an der Tagesordnung war (3,9; 4,1)! Dennoch bedeutet dies m. E. noch nicht zwangsläufig, daß die Lesung geminus durch genuinus zu ersetzen ist, obwohl die Handschriften dies möglich erscheinen lassen. Zunächst ist geminus zweifellos die lectio difficilior; genuinus natalis war die verständlichere Version. Ferner fragt man sich, warum der Panegyriker so sehr darauf hätte insistieren sollen, daß der natalis ein genuinus war160. Eine solche Pedanterie wäre nur erforderlich gewesen, wenn im Jahr 291 bereits die Formulierung natalis imperii in Umlauf war. H. Stern hat jedoch gezeigt, daß es zwar in der berühmten Inschrift des Antiochos von Kommagene ein hellenistisches Pendant gibt (γενέθλιος διαδήματος), aber in der römischen Welt erstmals in Pan. Lat. VI (7) 2,3 aus dem Jahr 310 von einem natalis imperii die Rede ist. Im Jahr 313 kann dann freilich ein Panegyriker den dies imperii des Maxentius einfach natalis suus nennen (Pan. Lat. X I I (9) 16,2), und ebenso selbstverständlich verwendet Lactantius (mort. pers. 44,7; 46,8—9) diesen Terminus. Die Formel scheint also constantinisch zu sein. Wistrand will das Argument Sterns mit dem Hinweis auf SHA, Η 4,7 und Ρ 15,5 widerlegen, wo ein natalis imperii neben einem natalis adoptionis bzw. einem ,echten' natalis genannt wird. Wistrand glaubt, daß hier eine ältere Quelle zugrundeliege, die Wendung natalis imperii somit bereits dem 3. Jh. angehöre. Aber selbst wenn die Historia Augusta hier nicht den Ende des 4. Jh.s üblichen Sprachgebrauch in eine ältere Vorlage eingebracht haben sollte — wofür die merkwürdige Wendung natalis adoptionis zu sprechen scheint, die voraussetzt, daß natalis auf alle möglichen erstmaligen kaiserlichen Anlässe übertragen werden kann —, so könnte jene ältere Vorlage sehr wohl die in constantinischer Zeit verfaßte Enmannsche Kaisergeschichte gewesen sein, die natürlich ebenfalls bereits einen nachtetrarchischen Sprachgebrauch aufwies161. 160

N i x o n 1981, 164 f. Schon Schaefer 35 f. Anm. 2 lehnte die von Gothofredus vorgeschlagene Lesung genuinus ab, weil man „dem Redner die pedantische Hin2ufügung des scharf unterscheidenden ^ « « / » « j in 19,1 und 3 nicht zutrauen" dürfe.

161

A. Enmann, Eine verlorene Geschichte der römischen Kaiser und das Buch de viris illustribus, Philologus Suppl. 4, 1884, 335 ff. T. D. Barnes, The Sources of the Historia Augusta, 1978, 91.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius—Herculius

59

Einen Beweis für die Gebräuchlichkeit der Formel natalis imperii schon im Jahr 307 scheinen freilich Münzemissionen Constantins und Maximians in Silber und Kupfer zu liefern, welche die Rs.-Legende PLVR (bzw. MVLT) NATAL FEL {pluribus bzw. multis natalibusfeliciter) aufweisen. Bei den Kupfermünzen gibt es eine Stempelkoppelung mit einer Vota-Münze Maximians aus demselben Jahr, welche ihrerseits zu einer umfangreichen Emission von Vota-Münzen Constantins mit VOT(IS) X (CAESS NN) und Maximians mit VOT(IS) XXX (AUGG NN) gehört 162 . Es scheint also, daß der natalis sich hier auf den dies imperii der Vota-Feiern bezieht. Aber Zweifel sind angebracht. Die Formel ist singulär für eine Prägung zu einem Regierungsjubiläum; sie würde zudem eine große Vertrautheit der Zeitgenossen mit der Gleichsetzung von natalis imperii und dies imperii voraussetzen, wofür es sonst keine Belege gibt. Vor allem aber taucht natalis ohne den Zusatz imperii auf, und mit dem schlichten natalis ohne Zusatz wird auch in der Folgezeit stets der ,richtige' Geburtstag bezeichnet. Jene Münzen sind also vermutlich Geburtstagsprägungen, aber zu welchem Geburtstag? Die Vota-Emissionen sind mit größter Wahrscheinlichkeit anläßlich des dies imperii des Caesars Constantin am 25. Juli geprägt worden, und sowohl die gemeinsame Feier solcher Festtage als auch die Gegenüberstellung der Vota der Caesares und der Augusti sind tetrarchische Tradition (s. unten 118.121). Entsprechend tragen auch die NATAL FEL-Münzen sowohl das Porträt Constantins als auch dasjenige Maximians. Es ist nun eher unwahrscheinlich, daß der Geburtstag Constantins am 27. Februar anläßlich einer Prägung im Sommer kommemoriert wurde. Vorzüglich paßt hingegen der nur vier Tage vor Constantins dies imperii gelegene dies festus bzw. natalisgeminus oder genuinus Maximians am 21. Juli. Constantin hat die Gelegenheit seiner Vota-Prägungen folglich benützt, um das frisch geschlossene oder sich gerade anbahnende Bündnis mit Maximian mit einer Geburtstagsprägung für letzteren zu propagieren. Die Prägung von 307 spricht daher m. E. dafür, daß der 21. Juli der wirkliche natalis Maximians war — was freilich die Frage, ob im Panegyricus von 291 und in der Passio Marcelli von einem natalis genuinus oder geminus die Rede ist, immer noch nicht entscheidet. Kehren wir zunächst zum Problem der Formel natalis imperii zurück. Es gibt in unseren Quellen m. E. deutliche Hinweise darauf, daß die Wendung natalis imperii im Jahr 310 noch nicht gebräuchlich gewesen sein kann. Der Festkalender von Dura Europos zeigt, daß bis zur Mitte des 3. Jh.s nur vom dies imperii die Rede war. In den Panegyrici taucht natalis imperii erstmals in der o. g. Rede aus dem Jahr 310 auf, obwohl Pan. Lat. VII (6) von 307 und VIII (4) von 297 aus Anlaß von Regierungsjubiläen 162

P. Strauss, RN ser. 5, Bd. 16, 1954, 27. J. P. C. Kent, NC 1957, 76. RIC VI S. 205 f. Nr. 6 3 9 - 6 4 1 . S. 213f. 7 4 4 - 7 5 4 . S. 13. 153. Nixon 1981, 165.

60

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius — Herculius

gehalten wurden; natalis imperii erscheint ausgerechnet in einem Panegyricus, der seine Entstehung nicht einem solchen Anlaß verdankt, und die Wendung ist in dem betreffenden Kontext noch nicht formelhaft, sondern erst im Entstehungsstadium begriffen. Der Redner teilt nämlich erstmals der staunenden Mitwelt die bisher nur einem kleinen Kreis bekannte Tatsache der Abstammung Constantins von Claudius II. Gothicus mit und führt aus, daß schon mit diesem Ahnherrn seines Geschlechts die imperii fortuna in Constantin eingegangen sei (2,1—2). D.h. bereits damals war er vom Schicksal als ,geborener' Herrscher vorherbestimmt (2,5: imperator es (natus)\ 3,1: Imperium nascendo meruisti), obwohl — so der Redner — der kürzlich gefeierte Festtag (der 25. Juli nämlich) als imperii tui natalis gefeiert werde. In Wirklichkeit könne dem g e b o r e n e n Herrscher die Übertragung des Imperiums keine zusätzliche Erhöhung bieten (8,3—4). Die Konzeption vom ,geborenen Herrscher' veranlaßte folglich den Redner, hier in einer Art Wortspiel die Vorstellung vom ,Geburtstag der Herrschaft' zu prägen — möglicherweise zum erstenmal. Die üblichen Wendungen für den Herrschaftsbeginn in den zeitlich vorausgehenden Panegyrici sind — wie schon erwähnt — das dem Sonnenkult entlehnte Wort ortus bzw. verwandte Formulierungen: Pan. Lat. VII (6) 1,1: Constantine oriens imperator (am 25. 12. 307); ebenda 8,3: in ipso ortu numinis sui (bezüglich der Ernennung Maximians zum Caesar); VIII (4) 2,2: divinus ille vestrae maiestatis ortus (in bezug auf die Ernennung des Constantius und des Galerius); 3,1: ortu Caesarum maximorum. Vom Sprachgebrauch der tetrarchischen Panegyriker her wäre die ständige Betonung genuinus natalis auch dort, wo der Kontext nicht auf den Kontrast zum dies imperii abhebt und der Sinn von natalis auch ohne genuinus klar wäre, wie etwa Pan. Lat. XI (3) 19,1, daher in der Tat eine unerklärliche Pedanterie. Aber welchen Sinn könnte die Bezeichnung geminus natalis in bezug auf den tatsächlichen Geburtstag Maximians besitzen? Den möglichen Schlüssel des Rätsels bietet m. E. Pan. Lat. XI (3) 2,3: quos (i. e. vestros natales) quidem ... vestri par iter ac vestrorum numinum reverentia colimus, siquidem vos dis esse genitos et nominibus quidem vestris, sed multo magis virtutibus approbatis. Hier wird kein Gegensatz zwischen den göttlichen nomina und den göttlichen virtutes konstruiert, wie S. D'Elia 163 meint, sondern nur betont, daß die Namen gewissermaßen äußere Kennzeichen jener göttlichen Qualitäten sind (vgl. Pan. Lat. X (2) 2,3). Diocletian und Maximian waren seit i h r e r G e b u r t Iovius und Herculius, auch wenn sie sich die Namen erst später zugelegt haben; ihre göttlichen numina (.Wirkungskräfte') sind mit i h n e n geboren. Es besteht daher die Möglich-

163

D'Elia 262.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie* von Iovius—Herculius

61

keit, den ,doppelten' Geburtstag als jenen des Herrschers und seines göttlichen numen zu erklären; dieser doppelte Geburtstag wurde vielleicht noch verstärkt durch das Zusammenfallen des natalis Maximians mit einem natalis des Herkules selbst164. Der Panegyriker gibt einen Hinweis auf ein solches Zusammentreffen: Pan. Lat. XI (3) 3,7 wird in die Parallelisierung der Taten von Herkules und Jupiter mit jenen Maximians und Diocletians folgender Satz eingeschoben: his quidem certe diebus, quibus immortalitatis origo celebratur, instigat (i.e. Hercules), ut videmus, illos a sacris certaminibus accitos ut pertinaci animositate certandi multa faciant ipsius similia Victor is. Seston glaubte, wie schon G. Schwarz im 18. Jh., hier eine Anspielung auf die Feiern der origo immortalitatis der Herrscher selbst, d. h. auf das von ihm postulierte Epiphaniefest, erkennen zu können. Aber O. Schaefer und Nixon interpretieren die Stelle m. E. zu Recht so, daß diese Feiern sich auf das Subjekt dieses und des vorausgehenden Satzes, nämlich auf Hercules Victor selbst, beziehen müssen, von dessen ,Himmelfahrt' (adoptio caelitum) gerade die Rede gewesen ist (3,6)165. Dieses Fest dauerte offensichtlich mehrere Tage {bis diebus) und fiel zusammen mit dem Geburtstag Maximians. Der Verlust des tetrarchischen Festkalenders infolge der constantinischen Distanzierung von der Tetrarchie hat uns keine weiteren Informationen über dieses tetrarchische Herkulesfest zukommen lassen166, welches vielleicht gezielt auf den Geburtstag Maximians gelegt worden war. Das Zusammentreffen des Geburtstages des Kaisers und seines göttlichen numen mit der Himmelfahrtsfeier, d. h. der ,Gottesgeburt' des Herkules, rechtfertigt gleich doppelt die Wendung geminus natalis tuus.

Diese Interpretation hat schon Chr. Gottlieb Schwarz, in: H. J. Arnsen, Panegyrici veteres, 1790/97, 66 ff. in Erwägung gezogen. Vgl. aber auch Schaefer 36. Nixon 1981, 161 f. 165 Chr. Gottlieb Schwarz, zitiert bei Schaefer 36 Anm. 5. Schaefer hält dem entgegen, daß „bloß ein vestrae oder Suae bei immortalitatis ... diese Erklärung gestatten" würde. 166 Di e u n s bekannten natales des Herkules wurden am 1. Februar, vielleicht auch am 1. Juni und in Afrika am 21. Oktober gefeiert. Quellen bei Nixon 1981, 159 Anm. 9. Vgl. G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, 19122, 271ff. K. Latte, Römische Religionsgeschichte, 1960, 433 ff. Weitere Feiern zu Ehren des Herkules fanden am 4. Juni sowie am 12. und 13. August statt. — Μ. E. überflüssige Anstrengungen unternimmt Nixon 1981, 162 Anm. 21 bei der Interpretation der Worte si non sensus meos dicatorum vobis dierum proxima quaeque veneratio sui maiestate praestringit in Pan. Lat. XI (3) 2,1, wo er proximo quaeque veneratio mit „all the very recent celebrations" übersetzt. Er sieht dabei Schwierigkeiten mit proxima, „which may seem inappropriate for a succession of festivals held over several months". Aber man sollte proxima quaeque veneratio mit „das jeweils bevorstehende oder vergangene bzw. z e i t l i c h n ä c h s t e oder jüngst gefeierte Fest" übersetzen (vgl. Pan. Lat. VI (7) 2,3). Der Panegyriker will sagen, daß ein gerade bevorstehendes oder vergangenes Fest zu Ehren der Herrscher durch seinen unmittelbaren Eindruck in den Augen der Beteiligten, insbesondere seiner eigenen Person, die Bedeutung anderer Herrscherfeste in den Hintergrund zu drängen tendiert. 164

62

Ernennung Maximians und ,Epiphanie* von Iovius —Herculius

Nun spricht freilich der Panegyriker mehrmals von gemini vestri natales und bezieht dabei eindeutig Diocletian mit ein (2,2; 19,3). Wir müßten also für ihn ein ähnliches Zusammentreffen seines Geburtstags am 22. Dezember mit einem tetrarchischen Jupiterfest postulieren; aber die zweifellos auch zu seinen Ehren gehaltenen Panegyrici sind uns nicht überliefert, und wie im Falle des Herkulesfestes am 21. Juli ist keine Nachricht über ein derartiges Jupiterfest erhalten. Unsere Interpretation würde auch der bei Bevorzugung von genuinus recht schwierig zu erklärenden Nebenüberlieferung der Passio Marcelli 3,1 (Recensio N) 167 insofern einen Sinn geben, als natürlich alle Tetrarchen in eine Feier einbezogen gewesen wären, welche zugleich die Geburt des Herculius-numen und seines Trägers sowie der immortalitas eines der beiden Schutzgötter der Tetrarchie umfaßte 168 . Eine ganz entsprechende Verwendung des Plurals statt des Singulars bietet Pan. Lat. IX (4) 15,2: hae imperatorum et Caesarum litterae (vgl. 15,1: hac tantorum principum exhortatione) bezeichnet ein Schreiben {sacra epistula) des Constantius (IX (4) 14,1: meum Constanti Caesaris ex Italia revertentis ... comitatum). Prägungen der Münzstätte Karthago aus dem Jahr 297 verkünden den Felix Adventus Augustorum Nostrorum, obwohl nur ein Kaiser, nämlich Maximian, in die Stadt eingezogen ist; die Münzlegende Salvis Augustis et Caesaribus Felix Carthago anläßlich des adventus Maximians in jener Stadt im Winter 297/98 deutet in dieselbe Richtung 169 . Zu erwähnen ist auch ILS 644: ob felicissimum diem XX vestrorum für alle v i e r Herrscher, obwohl in Wirklichkeit nur zwei die Vicennalien feierten (s. unten 125 mit Anm. 378). Gewiß wäre die Bedeutung des geminus natalis für die Tetrarchie noch stärker, falls er zugleich das Datum für die Übernahme des HerculiusT i t e l s durch Maximian gewesen wäre. Dieser Akt aber stand, wie wir gleich sehen werden, in engem chronologischem Zusammenhang mit 167

Wistrand 141 f. (ähnlich Liebeschuetz 392) hält sowohl eine Textkorruptel als auch barbarisches Latein für möglich. Ein generalisierender Plural statt des Singulars bezeichne in letzterem Fall den Geburtstag ,des einen der Herrscher'! Wistrands Parallelstellen (Cod. Theod. II 8,8. Cie. Att. I 17,3) stellen aber keine befriedigende Entsprechung dar, da im einen Fall allgemein v o m Geburtstag von Herrschern beim Zusammentreffen mit einem Sonntag, nicht aber v o m Geburtstag eines bestimmten Herrschers die Rede ist, und im zweiten Fall das Objekt als Ganzes in den Plural gesetzt wird; es müßte entsprechend in der Passio Marcelli auch genuinus natalis im Plural erscheinen. Nixon (1981, 163) begnügt sich denn auch damit, den Satz in seiner überlieferten Form als „absurd" zu bezeichnen und nur Sestons Ersatz von genuinus durch geminus als willkürlich zu kritisieren. Dies ist unbefriedigend.

168

Diese Möglichkeit haben D'Elia 260, Wistrand 142 und Pasqualini 12 für das Festhalten an der Lesung genuinus angeführt. Alle vier Tetrarchen seien in die Geburtstagsfeier Maximians einbezogen gewesen. Aber PPan 2 wird der Geburtstag nur als derjenige Diocletians bezeichnet. RIC VI S. 411 f. 415f. 423f. Nr. 10—14b; S. 426f. Nr. 2 7 a - 3 4 b . Callu-Yvon 308.

169

Ernennung Maximians und .Epiphanie* von Iovius — Herculius

63

seiner Erhebung zum Augustus. Letztere wäre in unserem Panegyricus sicherlich erwähnt, wenn sie gleichfalls auf den 21. Juli 286 gefallen wäre, auch wenn der Tag der Annahme des Augustustitels nicht als Maximians dies imperii gewertet wurde 170 . Für die Frage nach dem Datum der Proklamation Maximians zum Augustus und der , Epiphanie' der Cognomina Iovius und Herculius kann der geminus natalis Maximians am 21. Juli folglich keinen definitiven Beitrag liefern. Wir haben feststellen können (oben 51 f.), daß Maximian vor dem 29. August 286 zum Augustus erhoben wurde; er muß aber auch vor Ende des Sommers 286 den Herculiustitel angenommen haben. Aurelius Victor (Caes. 39,18) teilt uns mit, daß Diocletian und Maximian die göttlichen Titel nach dem Bagaudenfeldzug, der wahrscheinlich im Frühjahr 286 endete, annahmen. Wir verfügen ferner über folgende termini ante quos: a) Ein anläßlich des Konsulatsantritts Maximians am 1 . 1 . 287 geprägtes Bronzemedaillon trägt auf der Vorderseite die Büste Maximians mit Löwenfell und Zepter sowie die Legende Iovio et Herculio\ auf der Rückseite zeigt es Maximian und Herkules nebeneinandersitzend, beide bekränzt von

Victoria, sowie die Legende Herculi{o?) Maximiane

Augusta171.

b) Vor dem 13. Oktober 286 ist Perinthus in Heraclea umbenannt worden, höchstwahrscheinlich zu Ehren des Herculius. Für diese Annahme spricht, daß auch Gorsium, welches im Jahr 260 zerstört worden war und unter der Tetrarchie wieder aufgebaut wurde, den Namen Heraclea erhielt 172 . Daß den Zeitgenossen die Vorstellung, Städte könnten sich nach den göttlichen Epitheta der beiden Herrscher benennen, geläufig war, 170

171 172

Die Annahme der Beinamen Iovius und Herculius an einem dies imperii postuliert Passerini 190. Den notwendigen Zusammenhang mit der Ernennung zum Augustus betont zu Recht Enßlin, DLZ 70, 1949, 119. Gnecchi Taf. 124 Nr. 1. Perinthus-Heraclea: Fr. Vat. 284. Vgl. IGR I 7 8 9 - 7 9 2 (Weihungen für die vier Tetrarchen). Mommsen, ZNum 15, 1887, 241. Enßlin 1930, 2494; 1948, 2428. E. Oberhummer, RE XIX (1938) 810. Sestons (1946, 222 Anm. 2), D'Elias (183) und Pasqualinis (106 f.) Argumente gegen diese Schlußfolgerung können nicht überzeugen. Daß uns angesichts der überaus lückenhaften Überlieferung der G r u n d für die Umbenennung von Perinthus nach Maximianus Herculius oder Herkules selbst nicht bekannt ist, bedeutet doch nicht, daß es einen solchen Grund nicht gab. Und daß Perinthus sich z u f ä l l i g zu jener Zeit nach Herkules benannt haben soll, weil dessen Kult am Ende des 3. Jh.s im Osten besonders populär war, ist keine sehr plausible Erklärung, zumal Seston für diese Popularität nur die Münzen des Carus und Diocletians anführen kann. Warum andererseits eine Weihung Diocletians und Maximians an Jupiter, Herkules und Victoria aus dem Jahr 288 einen terminus ante quem für die Annahme der göttlichen Beinamen bilden soll (so Pasqualini a. O.), ist rätselhaft. Und keineswegs plausibler ist die Vermutung derselben Autoren, das stadtrömische Medaillon von 287 mit der Legende Iovio et Herculio sei a n l ä ß l i c h der A n n a h m e dieser beiden Namen im Juli 287 geprägt worden. — Gorsium: J. Fitz, AAntHung 24, 1976, 383 ff. Dieser Parallelfall widerlegt D'Elias 183 Argument, daß es keinen „atto simile" zur Zeit der Tetrarchen gebe.

64

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

zeigt Pan. Lat. X (2) 13,3, wo der Redner die Stadt Rom apostrophiert und ihr nahelegt, freiwillig die Beinamen Iovia und Herculia anzunehmen. Und bekanntlich erhielten zwei ägyptische Provinzen eben diese Namen. Die Annahme des Cognomens Herculius durch Maximian dürfte daher mit großer Wahrscheinlichkeit im Frühjahr/Sommer 286 erfolgt sein. Dies bedeutet, daß die Erhebung des verdienten Caesars zum gleichberechtigten Augustus und die Begründung der Iovius-Herculius-Ideologie in engem zeitlichem Zusammenhang gestanden haben müssen. Eine Bestätigung für diesen chronologischen Ansatz bieten die ersten Münzemissionen für Maximian als Augustus in westlichen und östlichen Münzstätten (Lyon, Rom, Ticinum, Tripolis, Antiochia), die s o f o r t die Iovius-Herculius-Ideologie präsentieren 173 . Die jüngste Ordnung der Münzen von Lyon durch P. Bastien 174 ist hier von besonderer Bedeutung. Maximians erste Lyoner Emission von Goldmünzen, auf welchen die tetrarchische Ideologie den wichtigsten Stützen der kaiserlichen Macht, nämlich den Offizieren und der oberen Verwaltungshierarchie, vorgestellt wurde, ist von geringer Quantität, aber großer Klarheit in ihren Propagandathemen. Ein Typus verbindet die Büsten der Augusti Diocletian und Maximian auf Vorder- und Rückseite, wobei der neue Augustus Keule und Löwenfell trägt (Abb. 8). Eine ähnliche Büste Maximians ist mit einer Rückseite verbunden, welche Jupiter und Herkules einander gegenüberstehend zeigt (Abb. 9). Ein weiterer Typus bietet Maximians Büste mit dem Löwenfell auf dem Kopf auf der Vorderseite und Salus Augg. auf der Rückseite (Abb. 10). Dies ist eine klare Parallele zur Darstellung von Commodus als Hercules Romanus, vielleicht ein weiterer Rückgriff auf die antoninische Dynastie, aber auch Postumus hatte sich so abbilden lassen175. Die zweite Emission verbindet Virtus Augg. mit Herkules — von jetzt an eine Standardverbindung in der tetrarchischen Ideologie. Die quinarii, welche zu dieser Emission gehören, stellen verschiedene Herkulestaten dar mit der Legende Η ercult Augg., während die antoniniani

173

174

175

RIC V 2 S. 258 Nr. 334ff.; S. 278ff. Nr. 5 0 4 - 5 0 8 . 517. 5 1 9 - 5 2 1 . 531. 533. 535. 557. 590. 623. Zu den Prägungen von Antiochia, auf denen die Kaiser auch sofort die Schutzgötter a u s t a u s c h e n (vgl. unten 108), s. Pink 1931, 46. Hingegen folgte Alexandria erst 290/91 mit der Präsentation des Herkules nach (Zeus war bereits 285/86 geprägt worden): Vogt 1924, 1, 224. Geißen/Weiser S. 106 Nr. 3308 mit Abb.; S. 108 Nr. 3 3 0 9 - 3 3 1 1 mit Abb. Bastien 1972, 34 ff. Die Emission der ersten Münzen mit Maximian ist bei Bastien die zweite der wiedereröffneten Münzstätte Lyon. Seine Datierung der Emissionen ist freilich an seiner Annahme des 1. 4. 286 als Datum der Ernennung Maximians zum Augustus orientiert und von daher nicht verbindlich. Bastien 1972, Nr. 29. 30. 34 a. b. Ders., Le monnayage de bronze de Postume, 1967, 62. Taf. 27 Nr. 129.

Ernennung Maximians und ,Epiphanie' von Iovius —Herculius

65

die Legende Iovi Conservatori aufweisen und Herkules als Conservator Augg. zeigen 176 . Bastien, der Chastagnols Datierung der Ernennung Maximians zum Augustus auf den 1. April 286 und der Epiphanie von Iovius und Herculius in die erste Hälfte des Jahres 287 (18./19. Februar) folgt, drückt seine Überraschung darüber aus, daß das Herkulesthema dennoch direkt vom Beginn der Karriere Maximians als Augustus an eine zentrale Rolle spielt 177 . In Wirklichkeit erlauben diese Prägungen m. E. nur eine Schlußfolgerung: Das Iovius-Herculius-Thema mit Jupiter und Herkules als Conservatores Augustorum und den Herrschern als Inkarnation jener Götter ist schon zu diesem Zeitpunkt voll entwickelt; die ,Epiphanie' konnte auf den Münzen nicht deutlicher angekündigt werden. Der Zusammenhang der Herkules-Darstellungen mit der Annahme des Augustus- und des Herculius-Titels durch Maximian wird dabei um so deutlicher, wenn man berücksichtigt, daß Diocletian während seiner Alleinherrschaft keine Herkules-Themen auf seinen Münzen hatte darstellen lassen. Ich möchte ferner vermuten, daß die ins Jahr 286 gehörende Goldprägung mit der Legende Fatis Victricibus aus Cyzicus auf die Epiphanie von Iovius und Herculius als unausweichliches, von den Göttern bzw. dem Schicksal vorherbestimmtes Ereignis zu beziehen ist. Denn in Cyzicus gehört diese Emission offensichtlich mit der Prägung von Münzen mit

den Legenden Iovi Conservatori und Virtuti Herculis zusammen und steht

am Anfang der Prägungen für Maximian. Der Fatis Victricibus-Vti.gung steht dabei nach Pink als Ergänzung eine Concordiae Af/7//«w-Emission zur Seite, wie sie auch anläßlich der Ernennung der Caesares 293 geprägt wurde (s. unten 110 ff.) 178 . Diese Prägungen gehören ins späte Frühjahr oder in den Sommer 286. Da die Usurpation des Carausius nicht vor dem Herbst 286 begann (s. oben 48), wird auch hierdurch Sestons These 179 , die Ernennung Maximians zum Augustus und Herculius sei auf die Usurpa176 177

178

179

Bastien 1972, Nr. 3 2 - 3 3 . 35. S. 3 5 - 3 7 . Ebenda S. 14 f. und bes. 35: „Si l'epiphanie des Iovii et des Herculii date de 287, il faut bien constater que, des son avenement, Maximien revet les attributs d'Hercule ou peutetre meme s'identifie ä lui. Dans cette emission les revers herculeens jouent d'ailleurs un röle capital". Chastagnol, La prefecture urbaine sous le Bas-Empire, 1960, 189. Ders., Les fastes de la prefecture de Rome au Bas-Empire, 1962, 17 erschließt das exakte Datum aus dem Amtsantritt der praefecti urbi von 291, 296 und 302. Vgl. auch Chastagnol 1982, 96, der zudem noch annimmt, daß Diocletian und Maximian erst Anfang 287 fratres wurden. RIC V 2 S. 251 Nr. 293. Vgl. Bastien/Metzger Nr. 1 4 - 2 0 mit der korrekten Datierung. Pink 1931, 38 f. 41, der diese Prägung auf 285/86 datiert, weil es sich noch um aurei von — Pfund handelt, während die ersten Goldmünzen Maximians 286 ^ Pfund wogen. Seston 1946, 76 ff. 86 f. - D'Elia 278 ff., bes. 287, glaubte gar, durch eine scharfsinnige Analyse der Panegyrici X (2) und XI (3) das Treffen der beiden Augusti in Mainz 288 als Zeitpunkt der Annahme der Titel Iovius und Herculius ausmachen zu können.

66

Ernennung Maximians und .Epiphanie* von Iovius —Herculius

tion des Carausius zurückzuführen, widerlegt. Zwar berichtet Eutropius die Ernennung Maximians zum Augustus erst nach seiner Erwähnung der Revolte des Carausius, aber er formuliert dies nicht im Sinne einer Datierung. Eutropius faßt in IX 22,1 die militärischen Probleme der Tetrarchie zusammen und betrachtet die Tetrarchie als Versuch, sie zu lösen. Dabei werden zwei mit Maximian verbundene kriegerische Ereignisse genannt, neben der Revolte des Carausius noch jene der Quinquegentiani in Nordafrika, die in den Jahren 296/97 akut wurde. Desgleichen werden der erst 296 ausgebrochene Krieg gegen Narses und die frühestens ins gleiche Jahr gehörende Revolte in Ägypten als allgemeiner Bedingungsrahmen der Entstehung der Tetrarchie genannt. Hieraus wird deutlich, daß seitens Eutrops keine exakte Chronologie intendiert ist. Die Ernennung Maximians als Augustus war nicht Diocletians unmittelbare Reaktion auf die Revolte des Carausius, und die Familie der Iovii und Herculii, deren Mitglieder das exklusive Recht auf die Herrschaft im römischen Reich besaßen, ist von Diocletian nicht konzipiert worden, um d i e s e m s p e z i e l l e n Usurpator jegliche Hoffnung auf eine Aufnahme in die Gemeinschaft der Kaiser zu nehmen. Diocletians Entscheidung war vielmehr in ihrer generellen Ausrichtung bereits in den besonderen Umständen der Ernennung Maximians zum Caesar am 13. Dezember 285 vorprogrammiert und kam für die hohen Offiziere, die sich in Maximians Umgebung in Gallien befanden, sicherlich nicht überraschend. Während fast 100 Jahre später bei der Erhebung Valentinians II. zum Augustus in den führenden Offizierskreisen die Sorge bestand, der regierende Augustus Gratian könnte verärgert darüber sein, daß ohne vorherige Einholung seiner Zustimmung eine solche Proklamation vollzogen wurde (Ammian. XXX 10,4—6), lag im Fall Maximians zweifellos ein Ernennungsschreiben' Diocletians und vielleicht eine förmliche nuncupatio vor einer contio in Nikomedien vor. Da er seinen Mitregenten erst wenige Monate zuvor vor der Truppe mit den Herrscherinsignien ausgestattet hatte, war bei dieser ,Beförderung' seine persönliche Anwesenheit nicht dringend erforderlich. Die zunächst fehlende Präzisierung der Verwandtschaftsbeziehung der beiden Herrscher ließ den Weg frei für die divini fratres, nach dem Vorbild von M. Aurelius und L. Verus. Die concordia der neuen fratres beruhte nicht zuletzt auf ihrer staatsrechtlichen Gleichstellung als Augusti, welche von Anfang an alle Titel teilten, einschließlich derjenigen des pontifex maximus und pater patriae. Es handelte sich, um in Kornemanns180 Terminologie zu sprechen, um eine S a m t h e r r s c h a f t , nicht um eine Mitregentschaft, wie derselbe Forscher die Kollegialität zweier Herrscher unterschiedlichen Ranges kennzeichnet. Jedoch gab es zunächst klare Zeichen der höheren

180

Kornemann 115.

Ernennung Maximians und .Epiphanie' von Iovius —Herculius

67

Anciennität Diocletians: Er besaß zwei tribuniciae potestates und eine imperatorische Akklamation sowie seit 288 kontinuierlich ein Konsulat mehr als Maximian. Ob hingegen die Titel Iovius und Herculius eine Rangabstufung anzeigten, wie es die communis opinio will, werden wir in Kapitel 5 untersuchen. Diocletian scheint bei der Ernennung seines ersten Kollegen im Prinzipat von Beginn an ein beträchtliches Maß an weitsichtiger Planung entwikkelt zu haben, indem er ein Konzept entwarf, welches deutlich über die Erfordernisse einer Notsituation hinausging: Er griff für die Stellung Maximians zunächst auf Exempla der jüngsten Vergangenheit zurück, hatte dabei für die Zukunft schon das Vorbild Marc Aurels vor Augen und verband dessen Modell der Augusti fratres sogleich mit einer neuartigen theokratischen Fundierung der Herrschaft (s. unten 88 ff.). Ich möchte die Behauptung wagen, daß Maximian auch ohne die Revolte der Bagauden zum Kaiser ernannt worden wäre, weil Diocletian begriffen hatte, daß die historische Erfahrung seiner Zeit und die allgemeine politische Situation einen Kollegen im Herrscheramt erforderten. Es ist diese Art von politischen Notwendigkeiten — nicht kurzfristig akute Probleme —, welche wir bei der Deutung der Tetrarchie als ,Antwort' auf eine historische »Herausforderung' im Auge behalten müssen. Innerhalb dieses weitgesteckten Rahmens politischer Zwänge konnte Diocletian jedoch zwischen Alternativen zur Sicherung einer stabilen kaiserlichen Herrschaft wählen. Seine wahre Leistung bestand in den Entscheidungen, die er letztendlich traf; sie wurzelten zwar in der römischen Tradition, aber die Art und Weise, in der er diese Tradition umformte, war außergewöhnlich und verriet eine profunde politische Begabung. Die Ernennung der Caesares bietet einen weiteren Beleg für diese These.

4. Die Ernennung der Caesares im Jahr 293 Im Jahr 293 ernennen Diocletian und Maximian zwei,Landsleute' vom Balkan zu Caesares: Constantius und Galerius. Zusammen mit diesen bilden sie nun die Tetrarchie, über deren Mitglieder Aurelius Victor folgendermaßen urteilt (39,26): „Sie alle hatten Illyricum als Vaterland; sie besaßen zwar zu wenig an bumanitas, waren aber dafür hinreichend durch die Härten des Landlebens und des Soldatentums gestählt und besaßen vorzügliche Qualitäten für die Lenkung der res publica (optimi rei publicae fuere)". Die beiden Caesares traten gleich in doppelte verwandtschaftliche Beziehung zu den Augusti. Sie wurden nicht nur als deren Söhne adoptiert, sie mußten auch ihre bisherigen Ehegattinnen bzw. Partnerinnen verstoßen und die Töchter ihrer neuen Väter heiraten, wurden also zugleich deren Schwiegersöhne 181 . So hatte es auch Augustus im Falle von Tiberius und Julia einst gehandhabt, ergänzt Aurelius Victor 182 . Der entscheidende Unterschied bestand aber darin, daß Augustus den Tiberius erst adoptierte, als dieser von Julia wieder geschieden war; und damit hielt der erste Kaiser sich an die Vorschriften des römischen Rechts, wonach ein Schwiegersohn nicht adoptiert werden durfte, weil er damit zum Bruder seiner Ehefrau wurde 183 . Die römischen Juristen gestatteten freilich eine Ausnahmeregelung, wenn der pater familias die Tochter aus seiner väterlichen Gewalt entließ 184 ; so praktizierte es Claudius, als er seinen Adoptivsohn Nero mit seiner Tochter Octavia verheiratete185. Für die Tochter des Antoninus Pius, die dessen Adoptivsohn Marc Aurel heiratete, wird jedoch 181

182 183

184 185

Aur. Vict. Caes. 39,24 f. Epit. de Caes. 39,2. Eutr. IX 22, 1 zu den Eheschließungen. Constantius war vielleicht schon im Jahr 289 mit Theodora, der Stieftochter Maximians, liiert (Pan. Lat. X (2) 11,4). Nur Pan. Lat. VIII (4) 1,3. 5; 13,2. VII (6) 3,3 erwähnen auch ausdrücklich eine Adoption des Constantius durch Maximian bzw. seine Sohnschaft. Für Galerius kann sie nur aus seinem neuen Namen Valerius und der zweifelsohne mit Constantius gleichartigen Stellung erschlossen werden. Vgl. zu den beiden Caesares auch die Artikel von W. Enßlin, RE XIV (1930) 2 5 1 6 - 2 5 2 8 , und von O. Seeck, RE IV (1900) 1 0 4 0 - 1 0 4 3 . PLRE 1, 227 f. 574f. R. Andreotti, Didaskaleion N.S. 8, 1930, Heft 1, S. 1 5 7 - 2 0 1 ; Heft 2, S. 1 - 5 0 (zu Constantius). Caes. 39,25. M.-H. Prevost, Les adoptions politiques ä Rome sous la republique et le principat, 1949, 41 f. H.-U. Instinsky, Hermes 94, 1966, 326. Gaius I 61. Dig. 23,2,17,1. Dio Cassius LX 33,2 2 . Vgl. aber die spöttische Bemerkung Schol. luv. 8, 215.

Ernennung der Caesares

69

keine derartige emancipatio seitens ihres Vaters überliefert, sie wird lediglich von der modernen Forschung konjiziert 186 — vielleicht zu Unrecht. Möglicherweise trat der Grundsatz des princeps legibus solutus hier in Kraft, und vielleicht haben Diocletian und Maximian sich ebensowenig um die üblichen Rechtsnormen gekümmert. Nicht von der Hand zu weisen ist aber vor allem die Vermutung, daß das antoninische Adoptionssystem für das Konzept Diocletians Pate gestanden hat, auch wenn die Caesares nur das Gentilnomen Valerius, nicht aber den Namen Aurelius erhielten. Folgende Probleme sind jedoch vor allem im Zusammenhang mit der Begründung der Tetrarchie zu erörtern: War die Einrichtung einer gemeinsamen Herrschaft von vier Kaisern nur Resultat einer raschen Improvisation als Antwort auf akute politische und militärische Zwänge (so Seston) oder gar nur Ergebnis einer Rivalität zwischen den beiden Augusti (so z.B. I.König) 187 ? Mit diesem Problem verbunden ist die Frage, welches der dies imperii des Galerius war und warum der Herculius Constantius in der Rangordnung der Tetrarchie vor dem Iovius Galerius stand. Und schließlich müssen wir prüfen, ob diese gemeinsame Herrschaft von vier Kaisern wirklich ein neues Element in den römischen Prinzipat einbrachte. Unsere Quellen 188 bieten unterschiedliche und widersprüchliche Datierungen für die Ernennung der Caesares: 1. März 291 in den Consularia Constantinopolitana; das Jahr 292 bei Hieronymus; der 21. Mai 293 im Chronicon Paschale. Das erste und das letzte Datum muß man miteinander kombinieren; der 1. März 293 wird als dies imperii des Constantius durch einen Panegyricus aus dem Jahr 297 bezeugt. Constantin knüpfte später an den dies imperii seines Vaters an, als er seine Söhne an einem 1. März zu Caesares ernannte 189 . Ägyptische Quellen bezeugen seit dem 28. Mai 293 die Existenz zumindest eines dritten Herrschers, von der sie am 29. März desselben Jahres noch nichts wußten, was angesichts der für Ägypten üblichen Verzögerung der Nachrichtenübermittlung dem 1. März als dies imperii zumindest eines der beiden Caesares nicht entgegensteht 190 . 186 p r evost a. O. 55 ff. 187 188

189

190

Seston 1946, 88 f. König 5 6 7 - 5 7 6 . Eutr. IX 22,1. Cons. Const, ad a. 291 (Chron. Min. I p. 230). Hier. Chron. ad a. 289/92 (p. 225 f. Helm). Chron. Pasch, ad a. 293 (Chron. Min. I p. 230). Pan. Lat. VIII (4) 2 , 2 - 3 ; 3,1. Aur. Vict. Caes. 3 9 , 2 1 - 2 4 . Lact. mort. pers. 19,2; 35,4. Constantin II., Crispus und Licinianus, der Sohn des Licinius, wurden am 1. März 317 zu Caesares ernannt, letzterer vielleicht in Anknüpfung an Philippus Arabs (vgl. SHA, Gd. 34,5): Pan. Lat. IV (10) 1,1; 2 , 2 - 3 ; 38,2. Epit. de Caes. 41,4. Zos. II 20,2. Cons. Const, ad a. 317 (Chron. Min. I p. 232). Chron. Pasch, ad. a. 317 (ebenda). Vgl. PSI III 205. POxy XII 1574 = BLI S. 393. Vgl. auch Chr. Habicht, Hermes 86, 1958, 365 ff. 374 f. A. Chastagnol, in: Romanitas-Christianitas, J. Straub zum 70. Geb. gewidmet, hrsg. v. G. Wirth, 1982, 368. OMich 447. Vgl. 437 - 440.

70

Ernennung der Caesares

Die wenigen antiken Quellen, welche ein Motiv für die Ernennung der Caesares erwähnen, verbinden sie anscheinend mit militärischen Ereignissen, nämlich den Revolten des Carausius in Britannien und des Achilleus in Ägypten (Eutropius, Victor, Hieronymus). Zumindest im Falle des Hieronymus liegt aber eine wirre Chronologie vor, und wir haben gesehen, daß Eutropius keine exakte Datierung bieten will (oben 65 f.). Die moderne Forschung hat aber jene Kausalverknüpfung unserer Quellen aufgegriffen und geht in der Regel davon aus, daß Constantius wegen Carausius und Galerius wegen der Revolte von Busiris und Koptos in Ägypten (so Enßlin) oder der von Persien drohenden Gefahr (so Seston) ernannt wurde 191 . Die Entscheidung über die Ernennung eines oder zweier weiterer Herrscher sei, so vermutet man, möglicherweise bei einem Treffen zwischen Diocletian und Maximian in Mailand im Winter 290/91 gefällt worden 192 . Da Maximian sich als unfähig erwiesen habe, gleichzeitig mit den germanischen Stämmen und dem verruchten Usurpator Carausius fertig zu werden 193 , sei ein anderer erfahrener General illyrischer Herkunft für diese Aufgabe ausgewählt worden: Constantius, der nunmehr Flavius Valerius Constantius hieß und wohl bereits über 40 Jahre alt war, d. h. höchstens fünf Jahre jünger als Maximian. Er hatte eine ähnliche, im wesentlichen aufs Militärische beschränkte Ausbildung hinter sich wie die beiden Augusti. Vor seiner Proklamation war er Offizier, ferner Statthalter von Dalmatien gewesen und möglicherweise schon seit 288/89, spätestens aber seit seiner Ernennung zum Caesar, mit Theodora, einer Tochter Maximians, verheiratet. Vielleicht war er auch Prätorianerpräfekt Maxi-

191 192

193

Enßlin 1948, 2434 f. Seston 1946, 89 f. Enßlin 1948, 2433: März 291. Ebenso Pasqualini 50. 5 3 - 5 5 . Chastagnol 1982, 98 f.: 1. Januar 291. Seston 1946, 209 läßt diese Frage offen und glaubt ansonsten, daß Diocletian ohnehin alles allein entschied. Nach Barnes 1981, 8 fand im Winter 290/91 das Treffen zwischen Diocletian und Maximian statt, aber die Entscheidung traf Diocletian allein in seiner Residenz Sirmium 291/93. Smith 1061 plädiert für 290/91, glaubt aber, daß Constantius und Galerius zunächst nur als „second-in-command" vorgesehen wurden, später erst als Caesares. — Im Jahr 290/91 zeigen die alexandrinischen Münzen erstmals seit 285/86 wieder Jupiter und zudem Herkules als einzige Typen neben Nike (Vogt 1924, 1, 223 f. Schwartz 1975, 109. R. A. Haatvedt-E. Peterson, Coins from Karanis, 1964, 83 f.). Sollte dies die Erweiterung der .göttlichen Familie' ankündigen? Dies würde die .Konferenz' von Mailand ins Jahr 290 datieren. Wenn die chronologischen Hypothesen von J. Grincourt, REA 56,1954, 366—376, stimmen, so erklärt sich das Zusammentreffen der beiden Augusti in Mailand zur ungünstigen Winterszeit aus der von Carausius drohenden Gefahr nach dessen Ausgreifen nach Gallien. Zur Ereignisgeschichte vgl. Pasqualini 42 ff. Gegen die unkritische Verachtung Maximians seitens großer Teile der modernen Forschung hat sich m. E. zu Recht Passerini 151ff., bes. 173 ff. gewandt.

Ernennung der Caesares

71

mians; jedenfalls hat er wohl in dessen Auftrag Feldzüge gegen germanische Stämme geführt 194 . Es stellt sich die Frage, warum er so spät zum Caesar ernannt wurde, obwohl doch der Fehlschlag Maximians gegen Carausius bereits dem Jahr 289 angehörte; aber es mag Komplikationen und Hoffnungen — vielleicht dynastische Spekulationen Maximians? (s. unten 139 ff.) — gegeben haben, über die wir nichts Genaues wissen. Vielleicht haben die beiden Augusti Anfang des Jahres 291 in Mailand noch keine ganz feste Vereinbarung über eine Proklamation von Caesares getroffen, die erst zwei Jahre später stattfinden sollte. Wohl aber mögen sie eine solche Maßnahme als Eventualität ins Auge gefaßt und sich über die p o t e n t i e l l e n Kandidaten geeinigt haben. Die Ernennung des Constantius, so scheint es, kann man mit drängenden militärischen und politischen Problemen erklären, sicherlich aber als eine Kriegserklärung an Carausius, der sich auf Münzen als dritter im Bunde gemeinsam mit Diocletian und Maximian präsentierte 195 , verstehen. Es dürfte aber schwerfallen, entsprechende Motive für die Ernennung des vielleicht etwas jüngeren 196 Galerius geltend zu machen. Er mag eine vergleichbare Karriere wie Constantius hinter sich gehabt haben, war vielleicht Prätorianerpräfekt Diocletians und möglicherweise bereits mit dessen Tochter Valeria verheiratet 197 . Als er zum Caesar ernannt wurde, gab es im Osten weder einen Usurpator noch drängende militärische Konflikte. Seston hat gezeigt, daß die erste ägyptische Revolte nicht vor der Ernennung des Galerius ausgebrochen sein kann. Er selbst betrachtet die Proklamation des Galerius als Antwort auf persische Kriegsvorbereitungen, kann seine These jedoch nicht belegen. Die sassanidischen Quellen, die er erwähnt, bezeugen freundschaftliche Beziehungen zwischen Römern und Persern; im Jahr 287 war ein Friedensvertrag geschlossen worden, und der gefährliche Narses kam nicht vor Mitte des Jahres 293 auf den Thron. Die Römer scheinen keine Gefahr gewittert zu haben, denn seine Attacke im Jahr 296 überraschte sie offensichtlich; und erst von 297 an wurden die Befestigungen an der östlichen Grenze des Reiches verstärkt. Galerius scheint zwar die ersten beiden Jahre seiner Herrschaft im Orient verbracht zu haben, aber erst im Jahr 294 dürfte er in Kampfhandlungen, nämlich in Ägypten, verwickelt worden sein 198 . Eine akute Notsituation 194 195 196

197 198

Vgl. Barnes 1982, 3 5 - 3 7 . 125f. Pan. Lat. X (2) 1 1 , 4 - 6 . VIII (4) 1 , 5 - 2 , 1 . RIC V 2 S. 442. 550 Nr. 1. H.-G. Pflaum, RN ser. 6, Bd. 2, 1959/60, 53 ff. Barnes 1982, 37, datiert sein Geburtsjahr auf ca. 260, d. h. er wäre etwa zehn Jahre jünger als Constantius (ebenda 35), aber Barnes bringt keine gewichtigen Argumente vor. Chastagnol 1982, 99 vermutet nur einen geringen Altersunterschied. Barnes 1982, 37 f.; 1981, 9. Seston 1946, 90. 141ff. 162 ff. Barnes, Phoenix 1976, 181f. Vgl. zu den römisch-persischen Beziehungen bis 293 Enßlin 1942, 7 - 2 3 . Pan. Lat. X (2) 10,7. XI (3) 5,5.

72

Ernennung der Caesares

kann also für seine Ernennung nicht verantwortlich gemacht werden. Pan. Lat. VIII (4) 3,2—3 betont denn auch für den Zeitpunkt der Ernennung der Caesares das F e h l e n militärischer Probleme, weist allerdings darauf hin, daß die Rückeroberung von Batavia und Britannia noch bevorstünde. In bezug auf die Perser heißt es nur: Partho quippe ultra Tigrim redactor die Perser galten als gebändigt 199 . Warum wurde Galerius dann überhaupt ernannt? Nicht unwesentlich für die Beantwortung dieser Frage scheint die Datierung seines dies imperii zu sein. In der Regel wird der 1. März 293 als dies imperii b e i d e r Caesares betrachtet, aber unsere Quellen erlauben auch eine andere Schlußfolgerung. Constantius wurde höchstwahrscheinlich von Maximian in Mailand auf den Thron gehoben, bei Galerius hingegen herrscht Uneinigkeit, ob die Zeremonie in Nikomedien oder in einer Stadt auf dem Balkan, ζ. B. Sirmium, stattfand, wobei auch umstritten ist, ob Diocletian persönlich bei diesem Akt anwesend war oder nicht 200 . Eine g l e i c h z e i t i g e Zeremonie an zwei so weit auseinanderliegenden Orten wie Mailand und Nikomedien (bzw. Sirmium) würde per se eine sorgfältige, einigermaßen langfristige Planung voraussetzen. Seston201 hat jedoch daraufhingewiesen, daß es neben der .westlichen' Überlieferung über den dies imperii der Caesares am 1. März mit dem Chronicon Paschale (ad a. 293, Chron. Min. I p. 230) eine ,östliche' Tradition gebe, nach welcher die Ernennung b e i d e r Caesares am 21. Mai 293 in Nikomedien stattfand. Seston zog daraus den Schluß, daß die Caesares unterschiedliche dies imperii hatten, nämlich Constantius am 1. März, Galerius am 21. Mai, daß diese dies imperii aber in unseren Quellen jeweils auf den Tag jenes Caesars synchronisiert wurden, in dessen Reichsteil der jeweilige Autor schrieb. Seston hat mit seiner These keinen sehr großen Anklang gefunden 202 . Die Datierungen des Chronicon Paschale sind in der Tat nicht unbedingt zuverlässig. Aber in diesem Fall scheint der Satzbau darauf hinzuweisen, daß der Name des Constantius erst nachträglich hinzugefügt worden sein könnte; dies scheint für den 21. Mai als ursprünglichen dies imperii nur des Galerius und für

199 200

201 202

Vgl. Pan. Lat. IX (5) 18,4: der Eufratae limes ist wiederhergestellt. 1. März 293: ζ. B. Seeck 1 \ 31. Enßlin 1948, 2436 f. Barnes 1981, 8. Für eine Ernennung des Constantius durch Maximian in Mailand spricht das Itinerarium des letzteren. Am 2. Mai 293 befindet er sich in Mailand, am 18. März vielleicht in Ravenna (gegen Mommsen GS 2,279. Vgl. Seston 1946, 93 Anm. 4): Cod. lust. IV 24,9. VI 8,1. Barnes 1982, 59. Pasqualini 53. 1946, 92ff. Ihm folgt ζ. B. Sirago 589. Smith 1061 Anm. 2 meint, daß zwar eine g l e i c h z e i t i g e Ernennung der Caesares g e p l a n t war, aber nicht zustande kam, weil Diocletian zum vorgesehenen Zeitpunkt (1. März) nicht bis Nikomedien gelangte. Dennoch habe man von Anfang an die Ernennung von zwei Caesares und die Feier eines gemeinsamen dies imperii vorgesehen.

Ernennung der Caesares

73

eine erst später vorgenommene Synchronisierung der dies imperii der beiden Caesares zu sprechen. Sestons Argumente verdienen deshalb eine nähere Prüfung. Die Rangpriorität des Herculius Constantius gegenüber dem Iovius Galerius läßt sich nach Seston nur auf eine früher erfolgte Ernennung des ersteren zurückführen. In der Tat entschied der dies imperii, nicht das Lebensalter, über die Anciennität mehrerer gleichzeitig regierender Herrscher 203 . Und wenn Galerius später gleichfalls seine quinquennalia und decennalia am 1. März feierte und auch beabsichtigte, seine vicennalia an jenem Tag zu begehen, so kann dies sehr wohl auf eine spätere Manipulation Diocletians mit den kaiserlichen Festtagen zurückzuführen sein (s. unten 115). Allerdings ist auch denkbar, daß man bei g l e i c h z e i t i g e n dies imperii dem an Jahren Älteren, in diesem Fall Constantius, den höheren Rang zubilligte. Dafür spricht, daß bei Einrichtung der zweiten Tetrarchie der Herculius Severus am selben Tag zum Caesar ernannt wurde wie der Iovius Maximinus Daia, nämlich am 1. Mai 305, und dennoch den höheren Rang besaß. Das Chronicon Paschale lokalisiert die Ernennung des Galerius in Nikomedien, und dies erscheint plausibel, da Diocletian diesen Ort als eine Art ,Krönungsstadt' betrachtet zu haben scheint 204 . Barnes glaubt hingegen, die Angabe des Chronicon Paschale habe kein Gewicht, weil diese Quelle nur ägyptische Ereignisse genauer kenne; es handele sich beim 21. Mai allenfalls um den Tag, an welchem das lorbeerbekränzte Bild (laureata imago) des neuen Caesars in Alexandria eingetroffen sei. Seiner Meinung nach wurde Galerius am 1. März in Sirmium ernannt. Aber diese These ist reine Spekulation. Die Ortsangabe der Chronik wird durch den von Barnes ansonsten hochgeschätzten Lactantius bestätigt 205 . Die Unsicherheiten über Ort und Datum der Proklamation des Galerius resultieren aus dem umstrittenen Itinerar Diocletians. Subskriptionen im 203

204 205

Straub 38. Lact. mort. pers. 20,1; 25,5; 28,1 (vgl. 26,7); 32,3; 44,11 zeigen, daß dieses Prinzip gerade in der tetrarchischen Epoche sorgfaltig beachtet wurde. Selbst Maxentius macht gegenüber seinem Vater Maximian seinen früheren dies imperii geltend (zu Unrecht nach D e Francisci 12 f. Vgl. aber den Anspruch des Maximinus Daia in Lact. mort. pers. 32,2 f.). Vgl. auch Seston 1946, 91 mit Anm. 3. Seston 1946, 94 f. mort. pers. 19,2: erat locus altus extra civitatem (/'. e. Nicomediam), in cuius summo Maximianus ipse (i.e. Galerius·, vgl. ebenda 19,4) purpuram sumpserat, et ibi columna fuerat erecta cum Iovis signo. Zu letzterem vgl. die Jupiterstatue des Fünfsäulendenkmals auf dem Forum Romanum (s. unten 123 ff.). An der textkritisch einwandfreien Überlieferung des Zeitgenossen Lactantius zu zweifeln, ist in diesem Fall unberechtigt, da dieses Detail keine Funktion in seiner Polemik gegen die Christenverfolger hat. Es ist methodisch willkürlich, wenn Barnes 1982, 62 mit Anm. 73 den Namen .Maximianus' als Eindringen einer Glosse in den Text erklären und seinerseits Sirmium als Ort der Ernennung des Galerius vorschlagen will. Dagegen zu Recht Creed 100.

74

Ernennung der Caesares

Codex Iustinianus schließen nach Mommsen eine Anwesenheit Diocletians in Nikomedien am 1. März 293 aus; dieselbe Meinung vertritt Seston. Aber Enßlin hat dieser Rekonstruktion des Itinerars durch Mommsen widersprochen 206 . Ebenso umstritten ist, ob Diocletian am 21. Mai in Nikomedien gewesen sein könne. Seston bejaht dies: Diocletian sei am 12. Mai 293 in Hadrianopolis und am 5. Juni 293 in Philippopolis bezeugt; diese Reiseroute habe ihm einen kurzen Abstecher von 363 römischen Meilen bis nach Nikomedien zum Vollzug der Zeremonie am 21. Mai ermöglicht 207 . König hingegen folgt Mommsen darin, daß Diocletian am 25. Mai 293 bereits in Philippopolis bezeugt sei, was seine Anwesenheit in Nikomedien am 21. Mai ausschließen würde 208 . Zwar ist auch diese Schlußfolgerung nicht zwingend, da ζ. B. Maximinus Daia bei seiner Flucht vor Licinius 160 römische Meilen binnen 36 Stunden zurücklegte (Lact. mort. pers. 47,7), Diocletian folglich bei einer vergleichbaren Reisegeschwindigkeit von fünf Meilen pro Stunde in drei Tagen von Nikomedien nach Philippopolis gelangen konnte. Aber es gibt keinen zwingenden Grund, warum er eine derartige Kraftanstrengung hätte unternehmen sollen. Die Entscheidung in dieser Frage hängt davon ab, ob man Mommsens Emendationen von Daten und Ortsnamen in den Subskriptionen des Codex Iustinianus übernimmt. Diese beruhen — wie wir schon sahen (S. 42 f.) — ζ. T. auf der fragwürdigen Prämisse, daß Maximian so gut wie keine Reskripte herausgab, sondern die Gesetzgebung im weitesten Sinne nur von Diocletian praktiziert wurde. Deshalb ersetzt Mommsen systematisch westliche Ortsnamen durch östliche, ζ. B. Veronae durch Beroeae in Cod. lust. VI 59,2. Zwangsläufig sieht er sich gezwungen, auch Datierungen dem möglichen Itinerar Diocletians anzupassen: So wird aus XVI

K. Iul. Beroeae CC. conss. ein XVI K. Iun. Beroeae AA. conss. (Cod. Iust.

V 24,1). P. Krüger 209 verweigerte in seiner Ausgabe des Codex Iustinianus die Übernahme mehrerer Mommsenscher Emendationen. König folgt ihm insoweit, als er in dem einen Fall Veronae statt Beroeae liest. Dies würde das Hindernis für Diocletians Reise nach Nikomedien bzw. seine Ank u n f t am 21. Mai beseitigen. Aber König hält an Mommsens Emendation von die VIII bzw. XVI K. Iun. sowie conss. Α Λ. (= Augustis) anstelle von VIII bzw. XVI K. Ian. conss. CC. (= Caesaribus) in Cod. lust. II

206 207 208 209

Mommsen G S 2,273. 279. Seston 1946, 92 ff. Enßlin, DLZ 70, 1949, 119 f. Seston 1946, 93. König 5 7 1 - 5 7 3 . Mommsen G S 2,275. zu Cod. lust. VI 59,2. Vgl. auch Barnes 1982, 59 mit Anm. 56, der aber auf S. 52 Mommsens Emendation des Konsulats in Cod. lust. V 24,1 aus Iul. in Iun. und CC in A A beibehält und den Aufenthalt Diocletians in Beroea statt auf 294 ins Jahr 293 datiert, was wiederum Diocletians Anwesenheit in Nikomedien ausschließen würde.

Ernennung der Caesares

75

17 (18) 3 bzw. II 52 (53) 4 fest, die beide in Philippopolis erlassen worden sind. Mommsen argumentiert, daß die ursprünglichen Datierungen Diocletians Anwesenheit in dieser Stadt am 25. Dezember 293 und 25. Dezember 294 voraussetzen, welches unmöglich sei, da der Kaiser vom 15. Dezember 293 bis zum 1. Mai 294 sowie vom 15. November bis zum 30. Dezember 294 ununterbrochen Reskripte in Sirmium bzw. in Nikomedien erließ. Und, wie gesagt, falls Diocletian am 25. Mai in Philippopolis war, hätte er kaum zwischen dem 21. und 25. Mai 363 römische Meilen von Nikomedien dorthin zurücklegen können 210 . Mommsens Kalkulationen enthalten jedoch eine weitere Unsicherheit. Seine Chronologie beruht auf der Annahme, daß der Codex Hermogenianus und Codex Gregorianus, aus denen die Reskripte des Codex Iustinianus entnommen sind, spätestens 294/95 publiziert worden sind. Dies bedeutet grundsätzlich, daß alle angegebenen Konsulate vor jenem Zeitpunkt liegen müssen, und aufgrund dieser Annahme hat Mommsen die Reiserouten der Tetrarchen in die Zeit bis zum Jahr 294 zusammengedrängt. Aber wie er selbst zugesteht, enthielt der Gregorianus spätere Zusätze, ζ. B. das berühmte Edikt gegen die Manichäer; und dasselbe gilt für den Hermogenianus 211 . Mommsen selbst hat mehrere Reskripte in die Jahre nach 294/95 datiert. Die Reihenfolge der Erlasse in den einzelnen Kapiteln des Codex Iustinianus gibt zudem nicht notwendig ihre ursprüngliche chronologische Ordnung wieder, wie z.B. VI 59,1 — 10 zeigen. Von den o.g. beiden Reskripten folgt aber nur auf Cod. lust. II 17 (18) 3 ein weiteres tetrarchisches Reskript, welches XVI K. Ian. Sirmii CC. conss. datiert ist. Nach 293 und 294 haben wir folgende Konsulate beider Augusti bzw. beider Caesares in einem Jahr: 299 300 302 303 304 305

AA CC CC AA AA CC

Das Reskript Cod. lust. II 52 (53) 4 könnte leicht am 25. Dezember der Jahre 300 oder 302 erlassen worden sein, als beide Caesares Konsuln waren, und II 17 (18) 3 könnte auf den 25. Dezember 299 oder 304 datiert werden. Deshalb bleibt die Möglichkeit einer Anwesenheit Diocletians in

210 211

Zur Entfernung vgl. Itin. Anton. 136,4—140,2. Vgl. D. Liebs, Hermogenians Iuris Epitome (Abh. Göttingen, Phil.-hist. Kl., 3. Folge, Nr. 57) 1964, 23 mit Anm. 65 und 66.

76

Ernennung der Caesares

Nikomedien am 21. Mai 293 bestehen, obwohl sie von seinem Itinerar her nicht nachgewiesen werden kann. Ein weniger überzeugendes Argument für einen dies imperii des Galerius am 21. Mai 293 hat König 212 vorgebracht. Die ersten Trierer Emissionen von aurei, welche die Erweiterung des Herrscherkollegiums bezeugen (mit dem Münzzeichen PT), betonen zwar die Iovius-Herculius-Ideologie, zeigen aber nur den Caesar Constantius, während Galerius erst auf einer späteren Emission mit dem Münzzeichen _L erscheint, welche alle vier Tetrarchen umfaßt 213 . König betrachtet dies als Indiz dafür, daß Constantius früher als Galerius ernannt wurde, mithin die Trierer Münzstätte bei jener ersten Emission von des letzteren Ernennung noch nichts wußte. Diese Beobachtungen Königs dürften jedoch nicht zutreffen. Die Trierer Goldmünzen sind anscheinend erst Ende 293/Anfang 294, d. h. mit Sicherheit mehrere Monate nach der Ernennung des Galerius, geprägt worden, da ihre Reverse an stadtrömische Konsulatsmünzen für Constantius, die frühestens Ende 293 ausgegeben sein dürften, anknüpfen 214 . Und Constantius seinerseits fehlt auf der ersten Prägung von Goldmünzen in Nikomedien, die freilich nur vage in die Jahre 295 bis 303 datiert wird 215 . Er ist jedoch auf den Festprägungen der Münze Antiochia aus dem Jahr 293 von Beginn an dabei, und ebenso sind b e i d e Caesares von Anfang an auf den Prägungen von Siscia aus dem Jahr 293 präsent 216 . Ganz Entsprechendes finden wir im Westen: Die Münze von Lyon prägt sogleich nach der Begründung der Tetrarchie antoniniani sowohl für Constantius wie für Galerius. Dabei sind die Rückseitenlegenden Providentia Deor(um) und Concordia Aug(ustorum) eindeutig komplementär, und der ProvidentiaTypus bezieht sich zweifellos auf die E r n e n n u n g der Caesares und die damit verbundene Regelung der Nachfolge 217 . Ferner schließen antoniniani von Constantius und Galerius mit der Legende Pax Augustorum an entsprechende Emissionen des Jahres 292 für Diocletian und Maximian an 218 . Die Münzprägungen können also keinen unterschiedlichen dies imperii der Caesares bezeugen; sie schließen ihn freilich auch nicht aus. Insgesamt ist

212 213 2!4

215 216 217

218

S. 568. RIC VI S. 9 f. mit Anm. 6; S. 143. 1 6 3 - 1 6 5 mit Anm. 1 auf S. 162. Pink 1931, 30 ff. Pink 1931, 29 datiert die Trierer Münze ins Jahr 293, weil die römischen Festmünzen teils „unmittelbar v o r 293, teils im Festjahre" geprägt worden seien. Pink 1931, 44. Pink 1931, 4 8 - 5 4 . Vgl. zur Providentia·. Μ. P. Charlesworth, HThR 29, 1936, 107 ff. Martin bes. 103 ff. J. Beranger, Principatus, 1973, 331 ff., bes. 339 — 341, welcher feststellt, daß schon die von Augustus errichtete Ära Providentiae engstens mit der Adoption des Tiberius verbunden war. Seine Auffassung wird bestätigt durch J. Scheid —H. Broise, MEFRA 92, 1980, 215 ff. Bastien 1972, 5 9 - 6 1 .

Ernennung der Caesares

77

die Datierung des dies imperii des Galerius auf den 21. Mai zwar nicht beweisbar, aber auch nicht widerlegbar und durchaus möglich 219 . Für welches Datum soll man sich entscheiden, und welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Spielen wir beide Möglichkeiten durch. Akzeptiert man den 1. März als dies imperii beider Caesares, so muß man eine recht langfristige Planung ihrer Proklamation anerkennen und zumindest für das Phänomen des Doppel-Caesariats akute politisch-militärische Ereignisse ausschließen. Zweifellos würden diese Schlußfolgerungen sich gut in unsere bisherige Interpretation diocletianischer Politik einfügen. Hingegen wird die mögliche Ernennung des Galerius am 21. Mai von Seston220 als Beweis für seine eigene These gedeutet, daß die Ernennung der Caesares im Jahr 293 nicht auf ein tetrarchisches Konzept zurückzuführen sei, welches jeden Augustus mit einem Caesar ausstatten sollte, sondern eine Antwort auf eine akute Krise war. Zu dem Zeitpunkt, als Constantius den Caesartitel erhielt — so argumentiert Seston — , dachte noch niemand an einen Caesar Galerius; für wenige Monate war mithin Platz für eine Triarchie anstelle einer Tetrarchie. Und hätten nicht besondere militärische Erfordernisse die Ernennung r e i f e r Männer zu Caesares unabdinglich gemacht, so hätte Diocletian nach Sestons Meinung ohnehin auf eine genuin dynastische Nachfolge zurückgegriffen, wie Pan. Lat. X (2) 14,1 mit seiner Anspielung auf Maxentius, den Sohn Maximians, als möglichen künftigen Nachfolger zeige (s. unten 138 ff.). Wie wir gesehen haben, kann das Argument einer militärischen Notsituation jedoch nur im Falle des Constantius greifen, nicht bei Galerius. Diocletian hätte also an seiner Stelle ohne weiteres Maxentius auswählen können, der bereits mindestens zehn Jahre alt war 221 , d. h. durchaus ,reifer' als manche früheren Caesares. Er griff jedoch damals ebensowenig auf ihn zurück wie im Jahr 305 (s. unten 142 ff.). Und er lehnte eine Triarchie strikt ab, als Carausius — freilich ein Usurpator — sie wünschte. König 222 hat aus den seiner Meinung nach unterschiedlichen dies imperii der Caesares eine These konstruiert, welche jener Sestons widerspricht, aber keineswegs plausibler ist. Keine politische und militärische Notlage, sondern Rivalität zwischen den beiden Augusti bildete seiner Meinung nach den Hintergrund für die Entstehung der Tetrarchie. Die Ernennung des Constantius beruhte auf eigenmächtigem Vorgehen eines ehrgeizigen Maximian, der seine inferiore Stellung durch eine Demonstration seiner 219

220 221 222

Inschriften, wie SEG 28, 1978 Nr. 1426 vom Golan, wo Diocletian und Maximian als Augusti, aber von den Caesares nur Constantius genannt werden, beweisen freilich nichts, solange der Plural Καίσαρες darauf hindeutet, daß Galerius nur durch einen Irrtum des Steinmetzen vergessen wurde! 1946, 9 8 - 1 0 0 . Vgl. Barnes 1982, 34. König 5 7 4 - 5 7 6 .

78

Ernennung der Caesares

unabhängigen Autorität kompensieren wollte. Es gelang ihm, Diocletian zu überraschen und diesem so nur die Wahl zwischen Bürgerkrieg und der Ernennung eines eigenen Caesars zwecks Wiederherstellung des Machtgleichgewichts zu belassen. König greift in gewissem Maße einen Gedanken O. Seecks auf, der bereits die Ernennung Maximians zum Augustus auf den Druck des Juniorpartners zurückführen wollte 223 . Welche Argumente führt König an, abgesehen von einem möglicherweise unterschiedlichen

dies imperii der Caesares?

1) Maximian, so König, war bei der Proklamation des Constantius in Mailand anwesend, während Diocletian an der entsprechenden Zeremonie für Galerius in Nikomedien nicht teilnahm. Letzteres ist nicht zu beweisen, wie wir sahen224, und König 225 entkräftet im übrigen sein eigenes Argument, wenn er — vielleicht fälschlicherweise — meint, daß aufgrund der größeren Autorität Diocletians dessen signum ausreichte, seine Gegenwart symbolisch zu repräsentieren, während Maximian persönlich teilnehmen mußte. 2) Diocletians ausgefeiltes hierarchisches System, welches einem Iovius einen Herculius unterordnete, wurde einschließlich der damit verbundenen charismatischen Struktur kaiserlicher Herrschaft durch die vorgezogene Ernennung eines Herculius-Caesars von Maximian absichtlich zerstört. Aber in der im Jahr 305 begründeten Tetrarchie waren sogar b e i d e Herculii den Iovii an Anciennität überlegen, und dieses Arrangement hat Diocletian noch selbst getroffen. Man könnte einwenden, daß es sich dabei um eine spätere Entwicklung handele, die eben Resultat der Ereignisse von 293 sei. Jedoch gibt es kein Indiz dafür, daß die charismatische Kraft des Iovius-Herculius-Konzepts nach 293 gestört war. Und ich werde im folgenden Kapitel darzulegen versuchen, daß bereits vor 293 die Beinamen Iovius und Herculius ohnehin keinen unterschiedlichen Rang der Herrscher zum Ausdruck bringen sollten. Man kann weitere Einwände gegen Königs Theorie erheben: Hätte Maximian seine Unabhängigkeit und Macht demonstrieren wollen, so hätte er dies am deutlichsten durch die Ernennung seines eigenen Sohnes Maxentius, und nicht des Constantius, zeigen können. Ferner mag Maximian zwar ehrgeizig gewesen sein, aber dies bedeutet noch nicht — und es gibt auch keine Zeugnisse dafür —, daß er aggressiv gegenüber Diocletian vorgegangen wäre. Lactantius, der seinen sarkastischen Hohn über die angebliche felicitas und concordia der Tetrarchen ausschüttet, wo er nur eine 223

224 225

Seeck l 4 , 26. Schon Enßlin 1948, 2427; 1930, 2492 f. hat sich gegen eine solche These gewandt. oben 7 3 - 7 6 . S. 573 f.

Ernennung der Caesares

79

Gelegenheit dazu findet (s. unten 133 ff.), hätte sich ein Thema wie die Feindschaft unter den scheinbar so einträchtigen Augusti kaum entgehen lassen; er unterstreicht aber im Gegenteil ihre Einmütigkeit 226 . In der Tat erkannte Maximian auch nach 293 weiterhin mit Respekt die höhere Anciennität Diocletians an. Dies zeigt mit aller Deutlichkeit die Reihenfolge ihrer Namen in Inschriften, in Reskripten und auf Münzen, und zwar im Westen nicht weniger als im Osten, sodann Diocletians Vorsprung in der Zahl der Konsulate bis zur Abdankung im Jahr 305 und ganz besonders die Reorganisation der westlichen Münzstätten, welche offensichtlich auf Maximians Initiative zurückging. Seit 293 war einer jeden officina in einer westlichen Münzstätte die Prägung von Münzen eines bestimmten Kaisers zugewiesen, und zwar in Übereinstimmung mit der offiziellen Rangfolge, d. h. officina Α prägte stets für Diocletian 227 . In Lyon scheint auch die Verwendung der Typen der Kaiserbüsten auf den Vorderseiten der Münzen hierarchisiert gewesen zu sein. Eine die concordia der Herrscher unterstreichende Anordnung bietet auf der anderen Seite die Diocletian unterstehende Münzstätte Alexandria. Hier signieren seit 291/92 die Offizinen Α und Δ für Diocletian, Β und Γ für Maximian; letzterer wird also von den Offizinen Diocletians eingerahmt und zugleich für den ,ersten Platz' Diocletians mit Platz zwei und drei gewissermaßen entschädigt. Nach der Ernennung der Caesares prägt Constantius mit Diocletian in den Offizinen Α und Δ, Galerius mit Maximian in Β und Γ. Wir treffen hier auf eine chiastische Anordnung der Herrscherpaare, wie sie vielleicht auch bei anderen ,Monumenten' auftaucht (s. unten 166) 228 . Sie unterstreicht die Harmonie der vier Tetrarchen, die auch trefflich zum 226

227

228

Lact. mort. pers. 8,1: Quid jrater eius Maximianus, qui est dictus Hercultus? Non dissimilis ab eo: nec ettim possent in amicitiam tarn fidelem cohaerere, nisi esset in utroque mens una, eadem cogitatio, par voluntas, aequa sententia. Vgl. Eutr. IX 27,1. — Damit soll nicht ausgeschlossen werden, daß hin und wieder ein Tetrarch Ansätze zu gewissen Alleingängen zeigte. Vielleicht unternahm Maximian einen solchen Versuch, indem er 289 seinen Sohn Maxentius vorsichtig ins Spiel brachte (s. unten 140 f.). Und vielleicht ist auch des Constantius' Prägung des Genius Populi Romani mit Himation statt mit Chlamys —welch letzteres der gängige Typus der tetrarchischen Genius-Prägungen war — im Jahr 297/98 so zu werten. Jedenfalls setzte Constantius diesen seinen Typus nach seiner Ernennung zum Augustus durch (Callu 62. Bastien 1980, 46. 60). Aber erstens blieb es 297/98 zunächst bei einem Versuch, und zweitens ist die ohnehin unklare politische Bedeutung dieses Unterfangens wohl nicht allzu hoch anzusetzen angesichts der Tatsache, daß die genii der Tetrarchen auf dem Fünfsäulendenkmal in Rom ebenfalls nicht im militärischen Gewand, sondern in der Toga erscheinen (s. unten 124). Diese Reform läßt sich zuerst in Karthago beobachten (ca. 296/98 n. Chr.), seit ca. 300 in Rom und vielleicht auch in Aquileia (letzteres wird angezweifelt von A. Jelotnik, NZ 87/88,1972, 75). Maximian führte sie anscheinend anläßlich seiner Feldzüge in Nordafrika ein und übertrug sie nach seiner Rückkehr nach Italien im Jahr 298/99 auf die dortigen Prägestätten (RIC VI S. 46). Lyon: Bastien 1972, 87. Alexandria: Pink 1930, 33.

80

Ernennung der Caesares

Ausdruck gebracht wird in Prägungen der Münzstätte Lyon vom Anfang des Jahres 294, auf denen die Porträts der Iovii und Herculii wechselseitig miteinander verbunden sind, wobei die Augusti jeweils auf der Vorderseite, die Caesares auf der Rückseite erscheinen229. Diese Eintracht beruhte zweifellos auf der überlegenen Autorität Diocletians, wie es Aurelius Victor (Caes. 39,29) formuliert: Valerium utparentem seu dei magni suspiciebant modo. Es gibt kein Indiz dafür, daß sie von Maximian in Frage gestellt wurde. In dieses Bild fügt es sich auch gut ein, daß Diocletian, wie wir noch sehen werden, sich im weiteren Verlauf der Entwicklung des tetrarchischen Systems gegenüber Maximian großzügig in der Angleichung der protokollarischen Stellung beider Augusti erwies. Man kann Königs These folglich nicht zustimmen. Und ich möchte im folgenden zeigen, daß eine eventuelle Ernennung des Galerius am 21. Mai, ebenso wie jene des Constantius am 1. März, vermutlich auf sorgfältige Planung Diocletians zurückging, der den oder die dies imperii der Caesares mit einem besonderen politischen und militärischen Programm verknüpfte. Für eine wohlüberlegte Wahl des 1. März haben wir eine offizielle Bestätigung in Pan. Lat. VIII (4) 3,1, gerichtet an Constantius anläßlich seiner (und wahrscheinlich auch des Galerius, s. unten 115) quinquennalia am 1. März 297230. Der Redner führt aus, daß die Kalendae des März eine dreifache kosmische Geburt markieren: den Beginn des Frühlings, wenn die Natur erwacht; den Anfang des alten römischen Jahres; den Ursprung der Welt. Diese kosmischen Geburten sind jetzt in ihrer Kraft gesteigert worden durch den ortus Caesarum, die Epiphanie von Constantius und Galerius als Mitglieder der göttlichen Familie der Iovii und Herculii. Die Vierzahl der Herrscher entspricht dem Bau des Kosmos, den vier Elementen, vier Jahreszeiten, vier Kontinenten usw. (4,2). Der Rhetor kleidet die Epiphanie der Caesares, die ein kosmisches Ereignis darstellt, in eine Sprache, die der Verkündung eines neuen aureum saeculum angemessen ist. Er führt aus, daß am Tag dieser Epiphanie die Sonne heller leuchtete als selbst am Tag des Anfangs der Welt (2,2 f.). Die Konzeption von einem ortus der Caesares beinhaltet astrale Vorstellungen231, und der 1. März nahm in der Tat einen herausragenden Platz im astrologischen Kalender ein. Der Widder als das Sternbild des März wurde zugleich als das erste Zeichen des Zodiacus betrachtet, markierte mithin den Anfang des

229 230 231

Bastien 1972, 66. Vgl. zum folgenden Stern 1949, 551 ff.; 1953, 61. 77 f. J. Gage, Basileia, 1968, 248 weist darauf hin, daß Münzen des Pertinax die Legende Providentia Deorum mit der Darstellung eines Sterns verbinden. Liegt hier eine Bezugnahme auf das Erscheinen eines Kometen vor? Vgl. H. Stern, JS 1965, 117 — 131, bes. 122-127.

Ernennung der Caesares

81

astrologischen Jahres. Ferner war nicht nur der Monat März insgesamt dem römischen Kriegsgott Mars geweiht, sondern der 1. März eben jenes Jahres 293 war ein Dienstag, von dem die astrologische Spekulation annahm, daß er unter der Herrschaft des Planeten Mars stand. Er galt ferner, wie der Kalender von 354 notiert, als ein Tag, an dem es besonders günstig sei, Krieg zu führen. Das Feriale Duranum bezeugt den 1. März als einen bedeutenden Tag im Militärkalender; an ihm wurde der Geburtstag des Mars Pater Victor mit dem Opfer eines Stieres gefeiert. Der Kalender von 354 verzeichnet für den Dienstag einen Natalis Martis, ein Kalender des 1. Jh.s feriae Martis2i2. Wir dürfen davon ausgehen, daß nicht Maximian diesen Tag auswählte, sondern Diocletian, dessen starke astrologische Interessen von so verschiedenen Autoren wie dem Christen Lactantius und dem heidnischen Historiker Aurelius Victor bezeugt werden 233 . Schon in der frühen und hohen Kaiserzeit konnte die bei der Auswahl des neuen Herrschers zutage tretende Providentia (Deorum) mit der Beachtung astraler Konjunktionen verbunden sein. Diocletian hat sich bei der Wahl des dies imperii für Constantius (und Galerius?) einen Tag ausgesucht, welcher den Segen der Götter, das Wohl der ganzen Welt und den vielbenötigten Schutz durch den Kriegsgott Mars sichern würde 234 . Neben Jupiter und Herkules wurde Mars der prominenteste Schutzgott der Tetrarchen, insbesondere der Caesares, wie zahlreiche Münzen und das tetrarchische Relief des Galeriusbogens dokumentieren 235 . Es ist unwahrscheinlich, daß nur der dies imperii des Constantius mit solcher Sorgfalt ausgewählt wurde. Falls Galerius ebenfalls am 1. März ernannt wurde, so ist vielleicht bemerkenswert, daß in der astrologischen 232

233

234

235

Feriale Duranum col. I Z. 19 — 20, in: The Excavations at Dura-Europos. Final Report V Part I. The Parchments and Papyri, 1959, Nr. 54. Vgl. R. O. F i n k - Α . S. Hoey-W. F. Snyder, YC1S 7, 1940, 1 - 2 2 . R. O. Fink, Roman Military Records on Papyrus, 1971, 422 ff. — Geburtstag des Mars: A. Degrassi, Inscr. It. XIII 2, 417. — Kalender von 354: Stern 1953, 77. Vgl. auch Fasti Praenestini, ed. Mommsen, CIL I2 S. 334. Lact. mort. pers. 10,1: scrutator rerum futurarum. Aur. Vict. Caes. 39,48: imminentium scrutator.-Aurei mit der Legende Fat is Victricibus: RIC V 2 S. 251 Nr. 293. 294 (Cyzicus). S. 254 Nr. 314 (Antiochia) (alle mit Diocletian auf Vs.). S. 293 Nr. 617 (Antiochia; Maximian auf Vs.). Straub 1939, 88 glaubt, daß sie anläßlich der Abdankung 305 geprägt wurden, Pink 1931, z.B. S. 46 scheint aber wie RIC V 2 diese Emissionen v o r die Ernennung der Caesares zu datieren! — Martin 210 ff. (zu Vespasians Wahl des 1. Juli als Tag seiner wohlvorbereiteten Akklamation); S. 228 ff. (zu Nervas Prädestination durch Horoskop und Providentia-Piägungen); S. 289 ff. (zu Providentia-Münzen und Astrologie anläßlich der Nachfolgeregelung Hadrians im Jahr 136); ferner S. 422 ff. (Zusammenfassung). Der Redner setzt seine Lobrede in der Tat mit dem Preis der Kriegserfolge der Caesares fort (3,2 f.). Den Mars hatte auch Postumus als seinen Beschützer erwählt: I. König, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus, 1981, 103. 109 f. 116 f. Vgl. Pink 1931, 55. Vgl. unten 163 ff. zum Galeriusbogen.

82

Ernennung der Caesares

Geographie Persien dem Widder zugeteilt war236. Falls er aber tatsächlich zu Beginn seiner Karriere als Caesar einen gesonderten dies imperii hatte, so sollte man erwarten, daß Diocletian auch ihm eine programmatische Komponente verlieh. Das Feriale Duranum (col. II, Z. 10—11) hat zum 21. Mai eine Eintragung, welche unglücklicherweise verstümmelt ist, aber dennoch in ihrer Bedeutung faßbar237. Es heißt dort: XII KAL [i]VNIAS QVOD D I W S SEVERVS IMPERATOR A[ a]PP[ell]Ä[tu]SS[it DIVO PI[o] SEVERfo]

„Weil der vergöttlichte Severus als Imperator begrüßt wurde von ( ), für den vergöttlichten Pius Severus". Es fehlt ausgerechnet das Wort, welches den Anlaß, dessen in dieser Eintragung gedacht wird, identifizieren würde. Jedenfalls muß es ein für Septimius Severus bedeutender Tag gewesen sein, da er noch mehr als zehn Jahre nach seinem Tod beachtet wurde. Es war nicht sein ,militärischer' dies imperii am 9. April 193, an welchem er von seinem Heer in Carnuntum zum Kaiser proklamiert worden war238. Aber die Wendung imperatorem appellare konnte auch für die Proklamation durch den Senat oder für eine Siegesakklamation verwendet werden. Für beide Möglichkeiten haben die Herausgeber Argumente angeführt; im letzteren Fall, so wird angenommen, hätte man an Severus' erste Siegesakklamation während seines ersten Partherfeldzuges im Jahr 194 zu denken239. Ich kann hier nicht in aller Ausführlichkeit die komplizierte und extensive Argumentation, welche mit dieser Frage verknüpft ist, darlegen, und eine Entscheidung zwischen den beiden Möglichkeiten ist ohnehin nicht von allzu großer Bedeutung für unser Problem. Es ist möglich, daß eine senatorische Gesandtschaft, die vielleicht am 21. Mai 193 in Ravenna mit Severus zusammentraf, von letzterem als Überbringer der Anerkennung durch den Senat betrachtet wurde240. In 236 237

238 239

240

RE Χ A (1972) 574 f. (H. Gundel). The Excavations at Dura-Europos. Final Report V Part I Nr. 54, S. 208 f. Fink-HoeySnyder a.O. 44 f. 1 2 9 - 1 3 6 . 258 f. (Kommentar). Fink, Roman Military Records 425. Chartae Latinae Antiquiores 6. Vgl. A. Birley, Septimius Severus, 1971, 159. Als dritte Möglichkeit wird die Anerkennung des Sieges seitens der geschlagenen Truppen des Pescennius Niger in Betracht gezogen. Für diese Lösung entscheidet sich auch Herz 1975, 36 f. Aber ich halte sie für unwahrscheinlich. Auf Severus' Anerkennung in Ägypten mag eine Siegesfeier am 13. Februar hinweisen, und Herz a.O. bezieht zwei sonst für Caracalla in Anspruch genommene Feiern am 19. Februar und 31. März auf die Siege über Clodius Albinus bei Lyon und Pescennius Niger bei Issos. Für diese These spricht, daß hinter imperator α eine proklamierende Körperschaft zu ergänzen ist, und senatu würde den vorhandenen Raum gut ausfüllen, während die Nennung von Truppeneinheiten oder kaiserlichen Siegen zu lang wäre. Zudem mußte Severus ein Interesse daran haben, seine Anerkennung durch den Senat möglichst weit zurückzudatieren, um einen Ausgleich für Nigers Rückhalt in der stadtrömischen

Ernennung der Caesares

83

diesem Fall läge der dies imperii des Galerius genau 100 Jahre nach dem senatorischen dies imperii des Severus. Die andere Deutung würde ihn eng mit Severus' erstem parthischen Feldzug verbinden 241 . Der dies imperii von Kaisern, die unter Bedingungen ernannt wurden, welche einen sorgfaltigen Zeitplan ermöglichten, wurde nicht selten unter dem Gesichtspunkt einer Anknüpfung an besondere Festtage früherer Kaiser ausgewählt242. Alexander Severus ζ. B. wurde am 26. Juni von Elagabal adoptiert und zum Caesar ernannt; an diesem Tag war Tiberius von Augustus adoptiert worden. Caracalla und Geta wurden von Septimius Severus am 28. Januar zum Augustus bzw. Caesar proklamiert; dieser Tag war der dies imperii Trajans, der ebenso wie Septimius Severus und seine Söhne das Partherreich mit einem siegreichen Feldzug überzogen hatte. Trajans dies imperii wurde auch der Jahrestag von Severus' parthischer Siegesfeier243. Sicherlich ist es eine Feststellung ex eventu, wenn es SHA Car. 18,3 in bezug auf Galerius und Constantius heißt: quorum alter natus est, qui acceptam ignominiam Valeriani captivitate deleret, alter, qui Gallias Romanis

241

242

243

Bevölkerung (Dio Cassius 74 (73) 13,5; 15,2) aufweisen zu können (vgl. Fink, YC1S 7, 1940, 134—136; ders., in: The Excavations at Dura-Europos. Final Report V Part I 208 f.; ders., Roman Military Records 426. Hoeys Gegenargumente, YC1S 7, 1940, 129—131, überzeugen ebensowenig wie die Ausführungen Snyders, ebenda 258 f.). Es mußte ferner seine Legitimität in besserem Licht erscheinen lassen, wenn seine Anerkennung durch den Senat nicht in allzu engem Zusammenhang mit seiner Belagerung Roms stand. Und schließlich bietet Severus Alexander eine Parallele, denn auch er erhielt eine militärische und eine senatorische Anerkennung, die beide im Feriale Duranum verzeichnet sind (col. I Z. 23 — 29). — Hoey (a. O. 131 — 134) möchte in der Lücke entweder IMP IIII (für den Sieg über Pescennius Niger bei Issos) oder IMP (für den ersten Parthersieg) einsetzen. Letzteres wäre die wahrscheinlichere Lösung, da z w e i m i l i t ä r i sche dies imperii als r e i c h s w e i t e Festtage (der 21. Mai ist auch im Kalender des nordafrikanischen Theveste verzeichnet: S. Gsell, InscrAlg 1 Nr. 3041) unwahrscheinlich sind. Zwar haben Siegesfeste in den Kalendern meist das Ende einer Dynastie nicht überlebt, aber es gab Ausnahmen, und nach dem Feriale Duranum ist uns kein weiterer M i l i t ä r kalender erhalten, so daß es keinen Beweis gegen eine solche Vermutung gibt (vgl. Stern 1953, 70 mit Anm. 2). Im Kalender von 354 sind die dies imperii der der constantinischen vorausgehenden Dynastien anders als im Feriale Duranum systematisch getilgt. Vgl. Herz 1975, 4 f. 38 f. Ders. 1978, 285 ff. .Idealherrscher' wurden so mit der herrschenden Dynastie verknüpft und dienten als ,Modell*. Vgl. Eutr. VIII 5,3: felicior Augusto, melior Traiano als höchstes Lob eines Kaisers. Vgl. W. F. Snyder, YC1S 7, 1940, 297 ff. Martin 384. 388 vermutet, daß Severus seinen Partherkrieg gezielt mit seiner Familie unternahm, wie dies vorher Trajan und Marc Aurel getan hatten, um die Familienmitglieder mit seinem Sieg zu verbinden und sie so als geschlossene domus divina vorzustellen. Iulia Domna erhielt wie Faustina die Jüngere den Titel mater castrorum. Vgl. auch J. Guey, REA 50, 1948, 60 ff. Z. Rubin, Chiron 5, 1975, 431 ff. Severus prägte denselben Providentia-Typus wie Trajan: RIC IV 1 S. 108 Nr. 138.

84

Ernennung der Caesares

legibus redderet244. Aber sie entspricht wohl in der Tat der Konzeption Diocletians. Die tetrarchischen Caesares wurden ernannt, um Krieg zu führen — nicht etwa, weil der Feind gerade im Begriff war, die römischen Grenzen zu attackieren, sondern im Hinblick auf ein langfristiges militärisches Programm. Im Westen war es die Rückeroberung Britanniens, im Osten der auf Diocletian lastende Zwang, den Beweis dafür anzutreten, daß er den Thron verdiente — anstelle von Carus und Numerianus, die einen zumindest teilweise erfolgreichen Perserfeldzug geführt hatten. Es gibt eine östliche Überlieferung, die im sogenannten Anonymus post Dionem erhalten ist und sich letztlich wohl aus einer zeitgenössischen Quelle herleitet245; nach ihr hatte Carus am Tag seiner Proklamation den Krieg gegen die Perser zur Hauptaufgabe seiner Regierung erklärt. Dieses dictum dürfte Diocletian bekannt gewesen sein, und er mag sehr wohl den Wunsch verspürt haben, Carus zu übertreffen. Es liegt also nahe, daß er Galerius für die spezielle Aufgabe des Perserkrieges zum Caesar ernannte. Galerius verbrachte wahrscheinlich die ersten Jahre seiner Regierung fast durchgehend an der Ostgrenze und besiegte in den Jahren 296—298 in der Tat die Perser2453. Ebenso wie Carus scheint er vom Tag seiner Ernennung an vorherbestimmt gewesen zu sein, einen Persersieg zu erringen. Und Galerius hat seine von Diocletian mit dem Programm des Perserkrieges angelegte Verbindung zur antoninisch-severischen Dynastie anscheinend nicht vergessen. Ein Porträt des Galerius ist wohl zu Recht als bewußte Imitation Trajans, eines großen Parthersiegers, interpretiert worden. Und auf dem Galeriusbogen von Thessaloniki ist er als novus Alexander dargestellt (s. unten 164.172)246. Hinsichtlich der Verbindung von Partherkrieg und Alexanderimitation muß den Zeitgenossen damals der Sohn des Severus, Antoninus Caracalla, vor Augen gestanden haben. Ein dies imperii des Galerius am 21. Mai könnte also ebenso wie derjenige des Constantius am 1. März die Ankündigung eines von der Providentia deorum, welche über der Ernennung der Caesares wachte, eingeleiteten neuen saeculum bezeichnet haben, und zwar eines für die Römer siegreichen saeculum in den römisch-persischen Beziehungen. Auch für den erfolgreichen Feldzug des L. Verus gegen die Parther war die Providentia deorum in Anspruch genommen worden. Verus war bestimmt, die aeternitas

244

Zur Befreiung der Galliae durch Constantius s. Pan. Lat. VIII (5) 6,1 ff. Dio Cassius ed. Boissevain III S. 747 Nr. 180. 245a Nach Lact. mort. pers. 18,6 hat Galerius im Jahr 305 annos quindecim in Iliyricum ... relegatus zugebracht. Entweder liegt hier eine Textkorruptel vor, und man sollte quinque cum statt quindecim lesen. Oder aber es sind auch die Jahre einbezogen, die Galerius vor seiner Ernennung zum Caesar als Offizier auf dem Balkan gedient hatte. Schließlich ist auch ein Irrtum des Lactantius denkbar. 24i Porträt: G. Dornas, BCH 99, 1975, 5 2 1 - 5 3 3 . 245

Ernennung der Caesares

85

des Reiches gegen die Feinde im Osten zu sichern 247 . Galerius gelang es, die Provinz Mesopotamia, die einst Severus eingerichtet hatte, zurückzugewinnen, und er hat wohl — ebenso wie Severus — die persische Hauptstadt Ktesiphon erreicht 248 . Victor behauptet, daß er gar eine neue Provinz jenseits der Grenzen Mesopotamiens eingerichtet haben würde, wenn nicht Diocletian ihn daran gehindert hätte 249 . Ob nun die Ernennung des Constantius am 1. März und diejenige des Galerius am 21. Mai 293 oder aber diejenige beider Caesares gemeinsam am 1. März jenes Jahres stattfand, in jedem Fall beinhaltete ihre Proklamation ein subtiles Programm kosmischer Herrschaft, eines neuen goldenen Zeitalters 250 und einer erfolgreichen Außenpolitik. Dies spricht entschieden dagegen, daß ihre Proklamation durch bloßen Zufall, durch improvisierende Reaktion auf eine akute Notlage oder infolge eines Machtkampfes der Augusti zustande kam. Zweifellos waren die Caesares von Beginn an für die Lösung militärischer Probleme vorgesehen. Die Münzstätte Siscia prägte für sie Emissionen mit der Legende Praesidia Ret Public (ae)2SX. Aber vor allem dürfte ihre Ernennung ein Konzept monarchischer Herrschaft andeuten, welches in der Tat auf eine Symmetrie hin orientiert war, um das Problem der Nachfolge, welches dem Prinzipat seit Augustus anhaftete, zu bewältigen. Die bereits bestehende ,Samtherrschaft' zweier Augusti wurde durch eine ,Mitregentschaft' zweier Caesares ergänzt. Auch letztere waren imperatores, d. h. sie erhielten tribunizische Gewalt und Imperium, kaiserliche Herrschaftsinsignien, eine gesonderte Zählung ihrer Regierungsjahre, die Auspizien sowie Anteil an den Siegesakklamationen, ferner das Recht auf die Anrede Dominus Nosfer252. Aber den Augusti waren einige Privilegien vorbehalten: Die Caesares trugen nicht das Praenomen Imperator, dementsprechend wurden für sie auch keine imperatorischen Akklamationen inschriftlich verzeichnet, obwohl ihre Regierungs-Vota begangen wurden (s. unten 115 ff.). Und sie erhielten ebensowenig die den Augusti vorbehaltenen Titel Pius, Felix, Invictus, Pater Patriae, Proconsul. Auch scheint der Rangunterschied darin zum Ausdruck gekommen zu sein, daß nur den Augusti aeternitas, den Caesares die weniger sakral angehauchte perpetuitas zugeschrieben wurde 253 . Sie waren zwar mehr als 247 248 249 250

251 252

253

Vgl. Martin 327 ff. SHA, S 16,1; Car. 9,3. Vgl. Meyer 1980, 442 f. Aur. Vict. Caes. 39,36, Es sei erneut auf eine Analogie zu den Antoninen verwiesen. Die Geburt der Zwillingsbrüder Commodus und Antoninus im Jahr 161 wird auf den Münzen ebenfalls mit Symbolen des goldenen Zeitalters gefeiert: Martin 326 f. Pink 1930, 34. RIC V 2 S. 301 Nr. 671; S. 308 Nr. 716 {antomniani von 293). Pan. Lat. VIII (4) 15,2 {vestro auspicio). 4 {felicitas imperatorum). VIII (4) 3,1 {aeterni imperatores). Vgl. Kornemann 114. D e Francisci 20. Zur Reservierung des nomen imperatoris in der offiziellen Titulatur für die Augusti s. Lact, mort. pers. 9,10; 18,4; 25,5; 32,6. Pan. Lat. VII (6) 1,1. 4; 2,1. IX (5) 4,1; 15,2;

86

Ernennung der Caesares

bloße apparitores, wie Ammian ( X I V 11,10) sie charakterisiert, aber sie waren nachgeordnete Herrscher. Vor allem aber waren sie präsumtive Nachfolger. Hätte Diocletian nur einen dritten und vierten Herrscher proklamieren wollen, um mit den militärischen Problemen fertig zu werden, so hätte er Constantius und Galerius gleichfalls zu Augusti ernennen können. Solche Überlegungen waren der tetrarchischen Epoche durchaus nicht fremd, wie Lactantius bezeugt 254 . Und sie wurden Realität, als einige Zeit nach der Konferenz von Carnuntum, wohl im Verlauf des Jahres 310, Galerius und Licinius auch Maximinus Daia und Constantin als Augusti anerkennen mußten 255 . Obwohl Constantius und Galerius im Prinzip dieselben kaiserlichen Gewalten erhielten wie die beiden Augusti, beinhaltete der Status eines Caesars, princeps iuventutis und filius Augusti zwangsläufig in erster Linie das Konzept einer Nachfolge 256 . Die Historia Augusta schreibt Diocletian in bezug auf die Ernennung der Caesares also zu Recht die ausdrückliche Absicht einer Thronfolgeregelung zu 257 . Die von Diocletian im Jahr 286 begründete Dyarchie von zwei Augusti bedingte eben, wenn man sie perpetuieren wollte, eine Tetrarchie. Deshalb konnte noch Galerius bei der Usurpation des Maxentius die Ernennung eines dritten Caesars nicht in Betracht ziehen: et tres Caesares facere non poterat (Lact. mort. pers. 26,4). In gewissem Maße mögen die Antonine vorbildhaft gewirkt haben: Die Augusti M. Aurelius und L. Verus hatten mit L. Commodus und Annius Verus, den Söhnen des Marcus, zwei Caesares als präsumtive Nachfolger ernannt. Aber diese Caesares hatten keinen Anteil an der Regierungsgewalt. Und während es damals gewissermaßen durch eine Laune der Natur zu einer solchen symmetrischen Konstellation gekommen war, hat Diocletian 17,5. Ausnahmen hinsichtlich des Imperatortitels sind: RIC V 2 S. 309 Nr. 718: Imp. C. Gal(erius) Val(erius) Maximianus Nob. Caes. {antoninianus aus Cyzicus von 293/94). Die Titulatur beruht wohl auf einem Irrtum des Stempelschneiders. Galerius war frisch ernannt. Vgl. ferner: CIL II 4632, add. p. 712. HAEp. 6/7, 1955/56, 1. 237. E E VIII 213 (gegen Festy 198). — Zur Titulatur s. auch Seston 1946, 357 — 366. H.-U. Instinsky, Hermes 77, 1942, 351 ff. C. Η. V. Sutherland, ANSMusN 7, 1957, 69f. Arnaldi 1 2 6 - 1 2 9 . Barnes 1982, 1 7 - 2 9 . - Pan. Lat. VIII (4) 3, 1 und I X (5) 16,4 nennen freilich auch die Caesares aeterni imperatores bzw. aeterni principes, und Instinsky a. O. unterstreicht auch, daß die Begriffe aeternus und perpetuus von ihrer Bedeutung her synonym seien. 2 5 4 mort. pers. 18,4; vgl. 32,5. 2 5 5 Lact. mort. pers. 32,6. RIC VI S. 15. 32. Barnes 1981, 33. 256 Vgl. Lact. mort. pers. 32,5. CIL III 6164. J. Maurice, Numismatique Constantinienne 2, 1911, 302 ff. Moreau 2, 389. Zu Constantius und Galerius als principes iuventutis·. RIC V 2 S. 300f. Nr. 6 5 8 - 6 6 8 ; S. 307f. Nr. 7 0 4 - 7 1 2 . 715. - Der Titel nobilissimus Caesar könnte die Vorstellung der Nachfolge beinhaltet haben: vgl. M. R. Alföldi, in: Festschr. d. Wiss. Gesellsch. an der J . W . v.Goethe-Universität Frankfurt, 1981, 337 — 348, bes. 346 f. — Zur inferioren Stellung der constantinischen Caesares im Vergleich zu den tetrarchischen vgl. Arnaldi, RIN 83, 1981, 7 5 - 8 6 . 257 SHA, Ael. 2,2.

Ernennung der Caesares

87

sie bewußt herbeigeführt. Diocletian überging sogar, und dies war ein geradezu revolutionärer Schritt, erstmals in der römischen Geschichte den legitimen leiblichen Sohn eines regierenden Augustus, nämlich Maxentius. Erstmals wurde damit ein nicht von natürlichen Umständen diktiertes, echtes Adoptivkaisertum praktiziert. Diocletian wollte erwachsene, fähige Männer an der Regierung beteiligen und nicht durch traditionelle dynastische Politik das Reich schwächen. Es ergab sich nun aber, daß die neuen Caesares nicht wesentlich jünger waren als die Augusti 258 und zweifellos auch nicht weniger ehrgeizig. Der Gedanke, wie diese Caesares wohl reagieren würden, wenn sie im Alter von 60 Jahren immer noch f i l i i Augustorum sein müßten, geschweige gar apparitores, wie Ammianus meint 259 , hätte Diocletian schlaflose Nächte bereiten müssen — falls er nicht seit 293 auch bereits die Absicht zur Abdankung der Augusti in nicht allzu ferner Zukunft gefaßt hatte 260 . Bevor ich darauf näher eingehe, bleibt aber noch zu erörtern, wie Diocletian das Nachfolgeproblem durch die Begründung eines neuartigen theokratischen Systems aus der bisher üblichen dynastischen Tradition herauslöste. 258

259 260

Vgl. die einander zugewandten Porträts auf einem Trierer Goldmedaillon von 294: RIC VI S. 163 Nr. 2. Pink 1931, 30. Bastien-Metzger Nr. 197. Ammian. XIV 11,10. So auch schon De Francisci 8 f. Der Bericht des Lactantius (mort. pers. 9,8), Galerius sei nach seinem Persersieg der Position als Caesar überdrüssig gewesen, ist zwar sicherlich eine Fiktion, aber eben ein für die Zeitgenossen naheliegender Gedanke.

5. Iovius und Herculius: die Funktion der sakralen Cognomina im tetrarchischen System Magnified ilia et clara per gentes Ioviorum et Herculiorum cognomina nennt Lactantius die sakralen Beinamen der Tetrarchen — gewiß ironisierend, aber er bezeugt zugleich ihre umfassende Propagierung als ideologische 'Grundlage der Tetrarchie, was durch Münzen und Inschriften bestätigt wird 261 . Der christliche Autor betont dabei im übrigen, daß Diocletian als e r s t e r Herrscher den Beinamen Iovius annahm. Mir geht es bei der Behandlung dieser Cognomina vor allem um zwei Fragen: 1) Welche Auswirkungen hatte die Gründung einer Familie von Iovii und Herculii auf die Konzeption der Herrschaft und die Nachfolgeregelung? 2) Verträgt sich die Voranstellung des Herculius Constantius vor den Iovius Galerius in offiziellen Dokumenten mit der gemeinhin hierarchisch gedeuteten Intention dieser Beinamen? Die sakrale Komponente der Namen will ich nur kurz berühren, denn das Problem des Gottkaisertums ist in der Forschung erschöpfend diskutiert worden, und ich habe dazu kaum Neues zu bieten. Die überwiegende Meinung der Forschung geht dahin, daß Diocletian und seine Mitherrscher sich selbst nicht als Götter betrachteten; die Frage orientalischer Einflüsse wird eher skeptisch gesehen262. Diocletian und

Lact. mort. pers. 52,3. Vgl. ebenda 8,1, ferner Pan. Lat. IX (5) 8,1.3; 10,2. Die Inschriften weisen jene cognomina der Kaiser des öfteren auf: CIL III 4413 = ILS 659. CIL III 12310 = ILS 634. CIL III 3231 = ILS 623. CIL VIII 18230. CIL VI 254. 255 = ILS 621. 622. AE 1903, 357. ILAlg II 2, 4636. In CIL VIII 2345-2347 = ILS 6 3 1 - 6 3 3 wird das numen des Herrschers angerufen. — Die Münzen hingegen formulieren meist die Iovius-Herculius-Konzeption nur indirekt, indem sie die engen Beziehungen der Herrscher zu ihren Göttern darstellen, wie im folgenden noch gezeigt werden soll. Iovius und Herculius erscheinen auf einem Medaillon von 287: Pink 1931, 11 Nr. 66. S. 17. Vgl. ferner Gnecchi 2, 124 Nr. 3. Cohen VI S. 434 Nr. 185; S. 481 Nr. 7 ( = Gnecchi 1, 12 Nr. 3). RIC VI S. 72. 608. 636 Nr. 134 (aus dem Jahr 310). Vor allem auf Goldprägungen tauchen des öfteren die Legenden Iovi(i) Augusti bzw. Caesaris und Herculi(i) Augusti bzw. Caesaris auf: Pink 1931, 35. 36. Bastien-Metzger S. 110-112 Nr. 276-283. 262 Vgl. ζ. B. J. Vogt, Zur Religiosität der Christenverfolger im römischen Reich (SB Heidelberg Η. 1) 1962, 25f. D'Elia 199-220. Kornemann, Römische Geschichte 26, 1970, 142. De Decker 494-496; s. auch Ν. H. Baynes, JRS 25, 1935, 8 4 - 8 6 . F. Taeger, Charisma 2, 1960, 456-462. Seston 1954, 1038-1045. Fears 1977, 296. Ders., RAC 261

Iovius und Herculius

89

seine Mitherrscher seien bei der sakralen Überhöhung des Kaisertums der großen Mehrheit ihrer Vorgänger gefolgt. Freilich hat Diocletian m.E. eine wirklich originelle Komponente eingeführt. Zwar geht die enge Verbindung römischer Herrscher mit Jupiter bzw./und Herkules bis in die Anfänge des Prinzipats zurück, und die Auswahl der beiden Götter als comites oder conservator es Augusti war an sich nichts Neues263. 1981, 1127. Straub 1939, 80ff. Weitere Literatur: J. Beranger, Principatus, 1973, 429ff. F. Burdeau-N. Charbonnel-M. Humbert, Aspects de l'Empire romain, 1964, 10 ff. Enßlin 1948, 2450 f. Alföldi 1970, 3 ff. F. Burdeau, L'empereur dans les Panegyriques romains, 1964, 18 ff. H. Mattingly, in: CAH XII 1939, 330; ders., HThR 45, 1952, 132: Diocletian und Maximian besitzen die genii ihrer Götter. Seston 1946, 218 ff.; 1950, 262. D'Elia 262. Von ,Orientalisierung' spricht man nur noch im Sinne eines allmählichen Einwirkens orientalischer Traditionen auf den römischen Prinzipat im Verlauf einer mehrhundertjährigen Entwicklung: F. Fabbrini, in: Atti del II. Seminario Romanistico Gardenano (12.— 14. Juni 1978) 1980, 386 mit Anm. 130. — Im Gegensatz etwa zu Aurelian erscheinen die Tetrarchen bis 305 in offiziellen Dokumenten und auf Münzen auch nicht als domint. Zwar behauptet Aurelius Victor (Caes. 39,4. Vgl. Eutr. IX 26. Hier. Chron. ad a. 296, p. 226 Helm) von Diocletian: dominum palam diet passus et adorari se appellorique uti deum. Aber er schränkt dies Caes. 39,8 ein: eoque ipso quod dominum dici passus, parentem egit. Diocletian hat sich die Anrede dominus zwar gefallen lassen, sich jedoch nicht selbst so bezeichnet. Im Preisedikt (ILS 642), praef. 110 nennen die Tetrarchen sich selbst parentes. Erst nach ihrer Abdankung wurden die seniores Augusti Diocletian und Maximian auf Münzen (s. aber CIL VIII 9988. XII 5520. XIII 6727) domini genannt: vgl. RIC VI S. 690 f. (Index). De Francisci 6. Zur Kritik an der Überlieferung Victors vgl. vor allem auch Alföldi 1970, 6 ff. 45 ff., bes. 58 f. 63. Straub 80 ff. S. Calderone, in: Le Culte des Souverains dans l'Empire Romain (Fondation Hardt, Entretiens 19) 1972, 217. Eine Rechtfertigung der Überlieferung versuchen W. T. Avery, MAAR 17, 1940, 6 6 - 8 0 . H. Stern, JWI 17, 1954, 184-189. Chastagnol 1982, 97f. - Die These von J. Maurice, Byzantion 12, 1937, 73 ff., die Einführung der Beinamen Iovius und Herculius sei auf ägyptische Einflüsse zurückzuführen, bedarf keiner weiteren Diskussion. Auch die These von Liebeschuetz 394, die tetrarchische Iovius-Herculius-Ideologie sei ,unrömisch' und leite sich aus hellenistischen Theorien zum Königtum her, findet keine Rechtfertigung in den Quellen. Die von ihm als Beleg angeführte Stelle Dion Chrys. or. I 84 bezieht sich nur auf Herakles als Vorbild des Herrschers; dies ist aber nur ein Element des tetrarchischen Systems und keineswegs das wichtigste! — .Unsystematisches' Schwanken zwischen direkter Vergöttlichung und der Konzeption des Gottesgnadentums registriert B. Saylor Rodgers, Historia 35, 1986, 69 — 104, bei den spätantiken lateinischen Panegyrikern. 263

Vgl. Pan. Lat. IX (5) 20,1: Jupiter und Herkules als auxiliatores dei der Tetrarchen. Römische Herrscher und Jupiter bzw. Herkules: J. Beaujeu, La religion romaine ä l'apogee de l'empire, 1975, 71. Fears 1981,1-141; ders. RAC 1981,1121ff. Vgl. I. König, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus, 1981. 103. 109 f. 116 ff. zu Jupiter und Herkules als comites Augusti-, diese Rolle spielen die Götter bei Postumus, Aurelian, Probus, Carus und Carinus. Trajan ließ sich Optimus nennen (vgl. Jupiter Optimus Maximus), und auf dem Bogen von Benevent streckt Jupiter ihm das Blitzbündel entgegen, zweifellos um es ihm zu überreichen (F. J. Hassel, Der Trajansbogen in Benevent, 1966, 20 mit Taf. 14). Aber schon Caligula war Optimus Maximus Caesar. A. Aiardi, Atti delP Istituto Veneto 136, 1977/78, 99—108. Hadrian prägte Münzen mit Providentia Deorum und einem Adler, der dem Kaiser den Blitz des Jupiter bringt: RIC

90

Iovius und Herculius

Aber Libanius264 bemerkt, Diocletian habe es von allen Kaisern am besten verstanden, die Welt von den Göttern der Herrscher regieren zu lassen. In der Tat bedeuten die Beinamen Iovius und Herculius mehr als nur ein Gottesgnadentum, nämlich Teilhabe am göttlichen Wesen, insbesondere an den virtutes der Götter. Die Herrscher besaßen die numina265, die Wirkungskräfte von Jupiter und Herkules, und zwar seit ihrer Geburt, nicht erst mit der Stunde ihres Herrschaftsantritts266. In diesem Sinne II (Hadrian) Nr. 589. Fears 1977, 243 ff. Die Münzen Diocletians, auf deren Rückseite die Darstellung Jupiters im Gigantenkampf mit der Legende Iovi Fulgeratori verbunden wird (vgl. B. W. A. van Es, Helinium 10, 1970, 136—139), erinnern an den Vergleich der Taten des Augustus mit dem Gigantenkampf Jupiters in augusteischer Zeit (M. M. Ward, SMSR 7, 1933, 205 ff.). Zu Augustus und Jupiter s. Manil. Astron. 1, 800. Besonders bemerkenswert ist natürlich im Hinblick auf Vorläufer der tetrarchischen Ideologie die enge Assoziation von Commodus mit Jupiter und Herkules: vgl. jetzt R. Pera, RIN 82, 1980, 109-122. Zu Herkules in der Kaiserzeit s. M. Jaszynowska, ANRW II 17,2 (1981) 631-661. W. Derichs, Herakles. Vorbild des Herrschers in der Antike, Diss. Köln, 1950. C. C. Vermeule, in: Festschr. F. Brammer, 1977, 289 ff. Allgemein zur Assimilation römischer principes an Götter: Alföldi 1970, 215 ff. — Ob Diocletian durch die inschriftlich bezeugte .kombinierte' Verehrung von Jupiter und Herkules zur Wahl dieser Schutzgötter inspiriert wurde (so schon J. Toutain, Les cultes paiens dans l'empire romain 1, 1906, 405 ff.), sei dahingestellt. — Die verschiedenen Deutungen der göttlichen Beinamen in der älteren Forschung sind zusammengestellt bei D'Elia 208-210. 264 Lib. or. IV 61,5 p. 331 Förster. 265 Vgl. auch Weihungen an die genii lovii Augusti und Herculii Augusti: ILS 621. 622 = CIL VI 255. Vgl. unten 123 f. zum Fünfsäulendenkmal; ferner Pan. Lat. X (2) 2,3. VII (6) 12,4 u.a. Zur anima caelestis der Tetrarchen s. Pan. Lat. XI (3) 6,4. 5. IX (5) 8,1—2. Deshalb ist es falsch, wenn Passerini 189 ff. zu Pan. Lat. XI (3) 2,3—4 (vos dis esse genitos et nominibus quidem vestris, sed multo magis virtutibus approbatis) schließt, die höhere Wertung der virtutes gegenüber jenen nomina durch den Panegyriker habe nicht in Übereinstimmung mit der offiziellen Propaganda gestanden. Die virtutes, die den Herrschern von Geburt an eigen waren, waren eben die des Jupiter und Herkules, und i n s o f e r n kann der Panegyriker sagen, daß die Annahme der nomina gewissermaßen nur eine spätere Bekundung einer seit ihrer Geburt den Herrschern eigenen Qualität war. Damit ist keinerlei Abwertung der nomina verbunden. J. Beranger, Principatus, 1973, 433 f. bemerkt zu den Begriffen deus und divus (zwischen denen es seiner Meinung nach keine wirklichen Unterschiede gibt: ebenda 430 ff.), numen und genius, daß sie verschiedene Bedeutungen hätten, indem numen die Manifestation einer verehrungswürdigen Aktivität bezeichne, genius aber den „demon personnel", der jedes Individuum von der Wiege bis zum Grab begleitete. Der genius stelle somit ein geistiges Double des Menschen dar. Und ebenda 435 bemerkt er: „L'appel ä l'empire emane du numen de Diocletien (Pan. Lat. X (2) 3,1). L'homme s'efface derriere son ,double', dont il manifeste la puissance". 266 v g i . s 56 f. De Francisci 16 f. glaubt, die Tetrarchen hätten nur den göttlichen Ursprung der kaiserlichen Gewalt, das Charisma der Institution, zum Ausdruck bringen wollen, nicht aber ihre persönliche Vergöttlichung. Es ist jedoch methodisch unzulässig, wenn er die seiner Auffassung widersprechenden Zeugnisse der Panegyriker als Ausdruck .volksnaher' Konfusion betrachtet, während er andererseits seine eigene Beweisführung auf eben diese Autoren stützt. Ganz ähnlich argumentieren freilich D'Elia 217 und Arnaldi 109-133, bes. 111-113. Richtig hingegen Liebeschuetz 389ff.

Iovius und Herculius

91

können die Kaiser als f i l i i jener Götter bezeichnet werden 267 , und aus diesem Grunde ist im Falle Diocletians und Maximians erstmals in Inschriften das Adjektiv aeternus mit den Namen der Kaiser verbunden und somit zu einer p e r s ö n l i c h e n Qualität der Herrscher geworden, während die

sonst gebräuchliche Wendung aeternitas Augustorum, principum u. ä. die Ewigkeit des Amtes und der Dynastie kennzeichnet268. Vor diesem Hintergrund ist m. E. auch jene vieldiskutierte Inschrift zu deuten, welche

Diocletian und Maximian als diis genitis et deorum creatoribus (vgl. Pan. Lat.

XI (3) 2,4: vos dis esse genitos) gewidmet ist269. Das Dokument besitzt als Meilensteininschrift offiziellen Charakter und kann den Anspruch erheben, das Herrscherbild der tetrarchischen Epoche wiederzugeben. Die beiden Augusti, dies besagt ihr Inhalt, sind in ihren Wirkungskräften göttlicher Herkunft und fähig, ihrerseits mit entsprechenden Qualitäten begabte Herrscher — mit deorum sind die 293 ernannten Caesares, nicht etwa leibliche Söhne gemeint — zu ,schaffen', indem sie mit der Proklamation deren göttliche Qualitäten enthüllen. Vielleicht liegt in dieser besonderen 267

268

269

Pan. Lat. XI (3) 2 , 3 - 4 . VII (6) 8 , 2 - 3 . IX (5) 8,1. Zu Unrecht bestreiten manche Forscher (s. Anm. 266) die Übereinstimmung der Panegyriker mit der offiziellen Selbstdarstellung der Herrscher. Wenn z.B. Arnaldi 110—113 (vgl. hingegen Straub 148ff.) behauptet, die in den Panegyrici geäußerte Gottessohnschaft der Tetrarchen entspreche nicht deren Auffassung und die Bezeichnung als ,Söhne Jupiters und Herkules' fehle in offiziellen Inschriften und auf Münzen, so sind dagegen zwei Argumente vorzubringen: Zum einen liegt ein Mißverständnis der von den Panegyrikern gemeinten .Gottessohnschaft' vor; auch Arnaldi bezweifelt nicht eine Teilhabe der Tetrarchen an den göttlichen virtutes. Und zweitens können die Namen Iovius und Herculius gar nichts anderes bedeuten als ,Sohn des Jupiter bzw. des Herkules', und diese Namen tauchen auch auf Münzen auf (s. oben 88 mit Anm. 261). Zu aeternus s. die oben Anm. 253 zitierte Literatur. Es ist widersprüchlich, wenn Arnaldi den Bezug von aeternus auf eine .Unsterblichkeit' der Herrscher leugnet, weil sie sich auf offiziellen Dokumenten nicht selbst so bezeichneten (vgl. dazu Ammian. XV 1,3. W. Enßlin, Gottkaiser und Kaiser von Gottes Gnaden, 1943, 74 f.), und andererseits den aeternus Augustus Diocletian auf einer Münze Constantins aus dem Jahr 308 weginterpretiert (130 ff.). Die Verbindung der Aeternitas Augusta ( — i) a u c h mit der Person des Herrschers wird schon deutlich anhand von Münzprägungen mit dieser Legende anläßlich der Konsekration des Augustus. Natürlich ist aber auch die .Ewigkeit' der Dynastie impliziert; die domus Augusta wurde Garant der Ewigkeit des Staates (Μ. P. Charlesworth, HThR 29, 1936, 123 f. C. Koch, Religio, hrsg. von O. Seel, 1960, 150 f.). CIL III 710 = ILS 629. Vgl. AE 1940, 182. Warum ein solcher Meilenstein keine offizielle Inschrift sein soll (so Taeger, Charisma 2, 463. Arnaldi 111 Anm. 11), ist mir unverständlich. Gewiß handelt es sich nicht um .Selbstzeugnisse' der Herrscher, aber mir scheint, daß man alle von staatlichen Amtsträgern angefertigten Dokumente als offizielle zu betrachten hat, da sie zweifellos nicht der Auffassung der kaiserlichen Regierung zu widersprechen pflegten. — Zur Formel vgl. Verg. Aen. 9, 642. Sen. dial. 6, 15. Sil. Ital. 3, 625. Stat. silv. I 1,74. IV 3,139. — A. Chastagnol hat mich auf eine unveröffentlichte Inschrift aus Saepinum hingewiesen, welche von T. Spagnuolo Vigorita, Exsecranda Pernicies, 1984, 11 Anm. 16 erwähnt wird und auf Constantin die Formel dis g e n i t u s anwendet!

92

Iovius und Herculius

Ausgestaltung der charismatischen Überhöhung der tetrarchischen Herrscher der Grund für die in einer bemerkenswerten Hinsicht unterschiedliche Gestaltung zweier ansonsten ganz ähnlicher Münzbilder: Carus und Carinus werden dargestellt, wie der Vater den Globus mit der Victoria seinem Sohn überreicht, während hinter den beiden jeweils Sol und Herkules stehen und die Kaiser bekränzen. Eine entsprechende Bekränzung durch die Schutzgötter Jupiter und Herkules finden wir auf Goldmedaillons für Diocletian und Maximian (Abb. 12). Aber während auf den Münzen des Carus und Carinus alle vier Beteiligten s t e h e n , s i t z e n hier die beiden Augusti, während die Götter stehen — wie auch auf dem Galeriusbogen 270 ! Bei ihrem adventus in Oberitalien im Jahr 290 werden die beiden A u g u s t i als conspicuus et praesens Iupiter bzw. Imperator Hercules b e g r ü ß t 2 7 1 .

Als Jupiter, der wahre Herrscher der Welt, Diocletian zum Kaiser machte und letzterer Maximian als seinen Mitherrscher auserkor, wurde ihre von Geburt an in Wirklichkeit göttliche Natur der ganzen Welt enthüllt; es war eine Epiphanie. So kann es nicht verwundern, daß Diocletian sich als erster römischer Kaiser auf der Vorderseite von Münzen im Kostüm Jupiters abbilden ließ, während Maximian in der Tracht des Herkules dargestellt wurde 272 . Andererseits verraten gerade die Beinamen Iovius und Herculius deutlich, daß k e i n e G l e i c h s e t z u n g der Herrscher mit jenen Göttern erfolgen sollte 273 . In der tetrarchischen Herrschaftsideologie waren Jupiter und Herkules die wahren Herrscher über den Kosmos und das Imperium Romanum; sie regierten durch das Medium der mit göttlichen virtutes ausgestatteten Kaiser 274 . Der Vorteil einer solchen theokratischen Begründung der kaiserlichen Herrschaft ist evident. Keine Rolle gespielt hat m. E. der Wunsch, mit diesen Beinamen die niedrige Herkunft der Kaiser zu verschleiern 275 .

270 271 272

273

274

275

RIC V 2 S. 167 Nr. 225. Gnecchi Taf. 5 Nr. 7. Zum Galeriusbogen s. unten Anm. 485. Pan. Lat. XI (3) 10,5. Vgl. X (2) 2,1: Maximian als praesens deus. Gnecchi Taf. 121,1. Vgl. Alföldi 1970, 222 mit Anm. 3. Vermeule a.O. Taf. 79 Abb. 3 - 6 . Vgl. Mal. I p. 310 Bonn: „Ich lege die Herrschaft nieder; ich trug das Kleid des unsterblichen Zeus". Die v o n J. G. Deckers, RQu 6 8 , 1 9 7 3 , 1 — 3 4 , bes. 15 — 23 postulierte Darstellung der Tetrarchen als Götter in einer Wandmalerei in der Apsis des Lagerheiligtums von Luxor scheint mir hingegen zweifelhaft. Es könnte sich auch um die Mitglieder der Zweiten oder Dritten Tetrarchie oder um zwei Götter und zwei Kaiser handeln. Liebeschuetz 393 weist auf Pan. Lat. X I (3) 19,2 als Beleg für das .Menschsein' der Herrscher hin. Dort wird die felicitas der astrologischen Konstellation ihrer Geburt zugeschrieben, was nur bei Menschen sinnvoll sei. Freilich, wenn gemini natales g e m e i n s a m e .Geburtstage' der Herrscher und ihrer Schutzgötter sein sollten (s. oben 60 — 62), so hätten Diocletian und Maximian eben eine g ö t t l i c h e astrale Konstellation! F. D e Martino, Storia della costituzione romana 5 2 , 1975, 128 ff. bestreitet mit unzulänglichen Argumenten den theokratischen Charakter der diocletianisch-tetrarchischen Monarchie. Dagegen zu Recht F. Fabbrini (s. Anm. 262). So Enßlin 1948, 2427.

Iovius und Herculius

93

Vielmehr reduzierte ihre Wahl durch die Götter zumindest der Idee nach die Bedeutung weltlicher Gewalten bei diesem Akt, insbesondere auch diejenige des Heeres. Schon Aurelian soll erklärt haben, daß nicht das Heer, sondern der Gott dem Herrscher seine Gewalt verleihe. Und die mit der Ernennung neuer Herrscher verbundenen Prägungen von Münzen mit den Legenden Providentia Deorum bzw. Augustorum, die schon seit der augusteisch-tiberischen Zeit Ausdruck einer religiös und ethisch begründeten Souveränität' des Herrscherhauses sind, werden unter der Tetrarchie verstärkt aufgegriffen276. Diocletians Konzept enthielt den Gedanken, daß Jupiter ihn als seinen Stellvertreter mit der Herrschaft über die Welt betraut habe und er als Vermittler des Gottes nunmehr allein das Recht besitze, weitere Kaiser dem Heer vorzustellen. Indem er eine göttliche Familie zunächst von zwei, dann — zusammen mit Maximian — von vier Herrschern (und zwei Göttern) gründete, Schloß er einen jeden, der nicht zu dieser göttlichen Gemeinschaft gehörte, von der Teilhabe an der kaiserlichen Gewalt aus. Die Familie der Iovii und Herculii war eine sakrale K o n s t r u k t i o n mit s t a a t s r e c h t l i c h e n K o n s e q u e n z e n . Geradezu revolutionär war die ausschließliche Mitgliedschaft der Kaiser selbst in dieser göttlichen Familie. Im Gegensatz zur bisher üblichen kaiserlichen domus divina211, ζ. B. jener der Severi und Licinii, waren Frauen und Kinder diesmal n i c h t einbezogen. Zwar sollten enge verwandtschaftliche Bindungen der Tetrarchen untereinander den Zusammenhalt des Herrscherkollegiums festigen, aber dies hatte nicht den Einschluß der natürlichen Familienmitglieder in den Kreis der zur Herrschaft Berechtigten zur Folge. Die Mitglieder der natürlichen Familien der Herrscher werden auf Münzen und anderen offiziellen Dokumenten der Ersten Tetrarchie und anscheinend auch in privaten Inschriften nicht erwähnt oder jedenfalls nicht als Mitglieder des Kaiserhauses angesprochen278. 276

Zur Herrschaftsübertragung vgl. Straub 76 ff. — Aurelian: Anonymus post Dionem ( F H G IV p. 197). - Providentia: Martin 103 ff. u. bes. 422 ff. (Zusammenfassung). RIC V 2 S. 680 f. R I C VI S. 703 (Register der Rückseitenlegenden). Vgl. auch den von Eus. vit. Const. I 24 erhobenen Anspruch, wonach Constantin als erster Kaiser nur von Gott, nicht von Menschen erhoben worden sei.

277

Dieses Konzept ist mittlerweile inschriftlich bereits für das Jahr 33 bezeugt: A E 1978 Nr. 395. Für das 3. Jh. vgl. C. Zaccaria, Labeo 22, 1976, 3 5 4 - 3 5 9 . In B C H 46, 1922, 332 Nr. 13 (Teos), fast unverändert und ohne Kommentar wieder abgedruckt in S E G 2, 1924 Nr. 591, haben die Herausgeber eine sehr lückenhafte Ehreninschrift dahingehend ergänzt, daß diese an eine Kaiserin Marcia, Gattin des Augustus Maximianus gerichtet wäre, und haben sie ins Jahr 2 9 3 / 9 4 datiert. Aber weder Ergänzung noch Datierung halten einer Überprüfung stand. Die ersten vier Zeilen lauten: Άννιάνα τήν[ Σε-

278

βαστήν Μαρ[κίαν? νοΰ Καίσαρος[ χρημάτων θε[...

Μαξιμιαέκ των

94

Iovius und Herculius

Weder Maxentius, auf dessen Abstammung von einem göttlichen Vater der Panegyriker des Jahres 289 anspielt (s. unten 140), noch Constantin gehören zur domus divina. Die vier Herrscher bilden eine exklusive göttliche Familie von Vätern, Söhnen, Brüdern, Onkeln und Neffen, welche keine wahrhaft dynastische ist, da das Fehlen von weiblichen Mitgliedern Kooptation durch Adoption obligatorisch macht. Die aus dem 2. Jh. wohlbekannte Nachfolgeregelung durch Adoption war nun eine göttlich sanktionierte Auswahl, eine Aufnahme des von Jupiter prädestinierten Kandidaten in die Herrscherfamilie. Das Nebeneinander von göttlicher und menschlicher Familie im tetrarchischen Herrschaftssystem führte zu für unsere Vorstellungen kuriosen Formen der Verwandtschaftsbeziehung. Die Caesares waren, wie wir sahen, zugleich Söhne und Schwiegersöhne der Augusti. Im Jahr 307 war Constantin im Verhältnis zu Maximian a) Enkel durch Adoption in die Familie der Herculii (über Constantius, der in dieser Beziehung Sohn Maximians und Vater Constantins war); b) Sohn in bezug auf die Emanation der kaiserlichen Gewalt: Der ältere Augustus als Vermittler Jupiters und als summits imperator hatte ihn, den novus imperator, zum Augustus erhoben; c) Schwiegersohn durch natürliche Bande: Er war mit Maximians Tochter Fausta verheiratet279. Im Jahr 305 wird Diocletian, der senior Augustus, in einer freilich nichtoffiziellen Inschrift pater Augustorum (d. h. Vater von Galerius und Constantius zugleich!) genannt 280 . Maximinus Daia und Constantin erscheinen in Papyri dementsprechend als filii Augustorum281. Dies scheint im Widerspruch zu stehen zu Pan. Lat. VIII (4) 1,3 von 297, wo Maximian pater, Diocletian jedoch patruus des Constantius genannt werden. Aber in Wirklichkeit sprechen beide Quellenzeugnisse nur unterschiedliche Verwandtschaftsbeziehungen an: Der Panegyriker bezieht sich auf die menschliche Familie, welche durch Adoption begründet worden war, die Papyri Nur weil in Zeile 12/13 noch einmal... Μαξι?/μιανοΰ ergänzt ist, glauben die Herausgeber, auch in Z. 2/3 eine solche Ergänzung vornehmen zu können. Aber der Mann in Z. 12/ 13 ist, wie der Kontext zeigt, ein lokaler Amtsträger. Für Maximian wird zwar eine bisher unbekannte .Vorgängerin' seiner Ehefrau Eutropia postuliert (Barnes 1982, 33 f.), aber es ist nichts über sie überliefert. Zudem wäre es ausgeschlossen, daß zwar seine Frau als Augusta, er selbst aber nur als Caesar bezeichnet würde! Wenn in der Inschrift wirklich eine Kaiserin Marcia genannt ist, so ist wahrscheinlich Marcia Otacilia Severa, die Gattin des Philippus Arabs, gemeint. — Enßlin 1930, 2521 schließt aus der von ihm angenommenen Abfassungszeit des Laterculus Veronensis vor 297, daß Galerius schon vor diesem Jahr die dort verzeichnete Provinz Valeria nach dem Namen seiner Gattin benennen durfte. Aber das Provinzenverzeichnis wird von der neueren Forschung in die erste Hälfte des 4. Jh.s datiert: Α. Η. M. Jones, JRS 44, 1954, 2 1 - 2 9 . 279 280 231

Pan. Lat. VII (6) 3, 2 - 3 ; 13,4; 14,4. A E 1981, 520: Constantin als nepos Maximians. CIL III 12049. PThead 41.Z.3. POslo III 86 (allerdings erst v o m 16.9. 309, und hier als Titel!).

Iovius und Herculius

95

auf die kaiserliche Hierarchie, in welcher Diocletian und Maximian gemeinsame ,Erzeuger' von Galerius und Constantius waren. Und ganz entsprechend gilt dies für das Verhältnis der Augusti der Zweiten Tetrarchie zu ihren Caesares. Die Vorstellung, daß die Nominierung eines Mitregenten oder Nachfolgers stets als g e m e i n s a m e s Werk der regierenden Augusti verstanden wurde, auch wenn nur einer von ihnen an der betreffenden Zeremonie beteiligt war, bedeutet aber, daß der Herculius-Augustus bzw. HerculiusCaesar der Quelle imperialer Gewalt, nämlich Jupiter, genauso nahestand wie sein Iovius-Kollege. Dies bringt Pan. Lat. XI (3) 3,2 zum Ausdruck: Profecto enim nonpatitur hoc caelestis ille vestri generis conditor vel parens. 282 Man muß diese Stelle, an der viel herumgerätselt worden ist , aus dem Kontext von Kap. 3 heraus interpretieren. Der Redner will begründen, warum die beiden Herrscher ständig aktiv sind, sich nie dem otium hingeben. „Sicherlich duldet dies nicht der himmlische Begründer bzw. Vater eures Geschlechts". Denn zum einen ist alles Unsterbliche ewiger Bewegung verhaftet. Zum anderen „sind gerade jene eure parentes (Väter), die euch Namen und Herrschaft zuteilten, ständig mit hochbedeutenden Werken befaßt" (3,3). Im folgenden schildert der Redner dann die Taten Jupiters, des Diocletiani auctor deus, und des Herkules Maximians. Es ist also deutlich, daß die zuvor genannten parentes eben jene beiden Götter sind. Der vestri generis conditor vel parens, der keine Ruhepause duldet, kann aber nur Jupiter sein, welcher conditor sowohl der Iovii als auch — als Vater des Herkules — der Herculii ist. Für die Iovii ist er aber zugleich parens, während im Falle der Herculii Herkules diese Rolle einnimmt (Jupiter hätte als Großvater bezeichnet werden müssen). Jupiter ist jedoch für a l l e v i e r H e r r s c h e r summuspater (Pan. Lat. IX (5) 15,3; 10,2); dem Hercules tuus wird der Iupiter vester gegenübergestellt (Pan. Lat. X (2) 4,2. Vgl. XI (3) 14,2). Die Iovii und Herculii bilden folglich ein einziges Geschlecht, welches sich von Jupiter herleitet; sie sind nur in zwei Familienzweige gegliedert. Es gibt kein Indiz in den Quellen, daß die Iovii die ranghöhere Familie waren. Andererseits scheint auf den ersten Blick die selbstverständliche Überlegenheit Jupiters über Herkules auch eine hierarchische Komponente jener Beinamen zu implizieren, und dies ist in der Tat die communis opinio der Forschung, wobei bisweilen die Hierarchisierung des Kaiserkollegiums sogar als Hauptzweck der cognomina gesehen wird 283 . Nicht einmal die 282 283

Vgl. ζ. B. Schaefer 107 f. Letzterer Gedanke ζ. B. bei Liebeschuetz 394. S. aber vor allem Seston 1946, 231 ff. J. Carcopino, REA 49, 1947, 314. König 569 ff. Stein 66. Kornemann 111. Enßlin 1948, 2427; 1930, 2494: Diocletian wollte durch den Herculiusnamen Maximian von sich absetzen. Rousselle 459. Pasqualini 105 ff., die eben wegen der dadurch bedingten

96

Iovius und Herculius

Möglichkeit einer historischen Entwicklung ihrer Bedeutung wird in Betracht gezogen 284 — merkwürdigerweise, da doch die Entwicklung der Tetrarchie als solcher so betont worden ist. Meiner Meinung nach wurde nun zumindest von einem recht frühen Zeitpunkt an Diocletians in der Praxis zweifellos vorhandene potior auctoritas gegenüber Maximian nicht in diesen Beinamen zum Ausdruck gebracht. Die traditionelle Interpretation der cognomina beruht auf der Annahme, daß sie die Beziehung zwischen den beiden Herrschern in Entsprechung zu jener zwischen den beiden Göttern charakterisieren und so eine unterschiedliche Qualität in den Funktionen der Augusti verkünden sollten: Jupiter bzw. Iovius als Herrscher, Herkules bzw. Herculius als Helfer285. Pan. Lat. X (2) 11,6—7, wo die Wirkungsweise der Herrscher in Analogie zu jener der beiden Götter dargestellt ist, wird gewöhnlich für diese These herangezogen. Aber wohl nicht zufallig konnte eine Bestätigung für jene Theorie nur in einem verstümmelten Satz ,entdeckt' werden, dessen genauer Sinn sich uns nicht erschließt, da das wichtigste Wort fehlt286: Vt enim omnia commoda caelo terraque parta, licet diuersorum numinum ope nobis prouenire uideantur, a sum mis tarnen auctoribus manant, Ioue rector e caeli et Hercule pacatore terrarum, sic omnibus pulcherrimis rebus, etiam quae aliorum due tu geruntur, Diocletianus f f a c i t , tu tribuis effectum. Vestrae, inquam, fortunae, uestrae felicitatis est, imperator, quod iam milites uestri ad Oceanum peruenere uictorta, iam caesorum in illo litore hostium sanguinem reeiproei fluetus sorbuerunt.

.Ungleichheit' von Diocletian und Maximian den von Kornemann, bes. 110 ff., auf Diocletian und Maximian angewandten Mommsenschen Begriff der ,Dyarchie' ablehnt. Die einzige Gegenstimme gegen eine rangbezeichnende Qualität der göttlichen cognomina kam, so weit ich sehe, von Stade 36 f. Er Schloß dies gerade aus dem Umstand, daß seit 293 ein Herculius Caesar im Rang über einem Iovius Caesar stand. Zweifellos ist dieses Argument für sich genommen nicht ausreichend. 284 Eine Ausnahme bildet D'Elia 302 — 307, der freilich von Pan. Lat. X (2) aus dem Jahr 289 zu Pan. Lat. XI (3) von 291 eine Entwicklung feststellen zu können glaubt, die von einer G l e i c h h e i t Maximians zu einer U n t e r o r d n u n g des Herculius unter den Iovius führte. 285 So u. a. Seston 1946, 232. H. Mattingly, HThR 45, 1952, 131-134. W. Enßlin, Gottkaiser und Kaiser von Gottes Gnaden, 1943, 4 8 - 5 0 . Fears 1977, 296. De Francisci 19 ff. F. Taeger, Charisma 2, 460. Straub 226 Anm. 247. R. Turcan, ANRW II 16,2 (1978) 1025. 1031. Liebeschuetz 392. Pasqualini 113. 286 £)j e verschiedenen Editoren haben unterschiedliche Ergänzungen für die Lücke vorgeschlagen: facem A. Baehrens; actum Eyssenhardt; causam Eldik; facti iorturn) Novak; facit (jnitiuniy Brokman; Paladini-Felino wollen es bei der Lücke belassen (Panegyrici Latini, 222). D'Elia 292 f. glaubt, daß der Text im überlieferten Zustand sinnvoll sei. Seine Interpretation stimmt im übrigen in wesentlichen Punkten mit der meinigen überein; aber er irrt m. E., wenn er meint (S. 273), die Interpretation der Beziehungen zwischen Diocletian und Maximian durch Mamertinus stimmten nicht mit der diocletianischen Sicht überein. Die Münzen sprechen hier eine deutliche Sprache.

Iovius und Herculius

97

Selbst wenn die vorgeschlagenen Ergänzungen [initium] facit oder [facem] facit o. ä. zutreffend wären, könnte man daraus nicht auf eine Subordination Maximians schließen, denn die Stelle würde nicht mehr aussagen, als daß Diocletian der ,Beginner' war, der jedoch nichts vollbringen konnte ohne Maximian als ,Vollender'; die beiden Herrscher und ihre virtutes sind komplementär. Die Worte etiam quae aliorum ductu geruntur deuten an, daß jener Satz nicht in dem Sinne interpretiert werden kann, als ob Maximian die mühselige Arbeit hätte leisten müssen für einen Diocletian, der in ungestörter Abgeschiedenheit nur mit dem Erteilen von Befehlen beschäftigt war. Maximians Wirksamkeit als pacator terrarum wird garantiert durch seine felicitas, und zwar auch ohne seine direkte Einmischung. Es ist bezeichnend, daß zwar von Jupiter als rector caeli und Herkules als pacator terrarum gesprochen wird, aber damit keine untergeordnete Stellung des Herkules zum Ausdruck gebracht werden soll, denn es wird hinzugefügt, daß sie b e i d e summt auctores für alles Gute auf der Erde sind und b e i d e über den sonstigen diversa numina stehen — eine Auffassung, die mit der Rolle des Herkules im traditionellen olympischen Götterhimmel sicherlich nicht zu vereinbaren ist! Nach Auffassung der Panegyriker wirkt auch Herkules kraft eines göttlichen nutus (IX (5) 16,2), und die neuplatonisch getränkte Interpretation einer Vergilstelle (ecl. 3,60), wonach Jupiter die ganze Welt erfüllte, wird auch auf Herkules übertragen (Pan. Lat. XI (3) 14,4)! Jupiter und Herkules stehen g e m e i n s a m an der Spitze der Götterhierarchie 287 ! Nirgendwo taucht in den Panegyrici der Ersten Tetrarchie eine Unterordnung Maximians unter Diocletian auf, wie sie der Panegyriker von 307 dem gerade ernannten iunior Imperator Constantin gegenüber dem senior Augustus Maximian zuschreibt 288 . Die Kärrnerarbeit der Ersten Tetrarchie leisteten die Caesares, wie es Ammian in freilich übersteigerter Form schildert (s. oben 85 f.). Eine andere Panegyrikerstelle scheint aber auf den ersten Blick doch eine rangordnende Funktion der cognomina Iovius und Herculius zu bezeugen. Um die concordia und Gleichheit der Augusti zu betonen, schildert der Panegyriker vom 21. Juli 291 die Verwirrung im Hofzeremoniell, die angeblich beim gemeinsamen adventus der Herrscher in Mailand Anfang 291 entstand 289 . Er teilt uns dabei jedoch indirekt mit, daß es normalerweise

287

288

289

Dies scheint mir aber eher Resultat der diocletianischen Herrschaftskonzeption zu sein als auf illyrische Einflüsse zurückzugehen, wie D'Elia 313 f. meint. Pan. Lat. VII (6) 14,Iff. De Francisci 21 überträgt dies ungerechtfertigterweise auf die E r s t e Tetrarchie und vernachlässigt somit die historische Entwicklung bzw. erkennt nicht die gänzlich verschiedenen Situationen. Vgl. die anläßich dieses Zusammentreffens geprägten aurei RIC V 2 S. 222. 261 Nr. 11. 347. Vgl. Bastien-Metzger Nr. 155, welche die Datierung durch Pink 1931, 17 ins Jahr

98

Iovius und Herculius

eine klar festgelegte Priorität Diocletians in diesem Bereich gab (Pan. Lat. XI (3) 11,1—2): consuetudinem simplicis venerationisgeminatο numine repente turbastis. Nemo ordinem numinum solita secutus est disciplina; omnes adorandi mora restiterunt duplicato pietatis o f f i c i o contumaces. Man könnte versucht sein, den ordo numinum auf die cognomina Iovius und Herculius zu beziehen bzw. auf die den Herrschern innewohnenden göttlichen numina (vgl. ζ. B. Pan. Lat. X (2) 13,4—5). Doch ist die Sachlage keineswegs eindeutig. Der Begriff des numen war unter der Tetrarchie wie sonst auch eine ganz gebräuchliche Bezeichnung für den Kaiser selbst. In Pan. Lat. VI (7) 2,1 ζ. B. wird der Kaiser Claudius II. Gothicus schlicht numen genannt290. Und wenn es Pan. Lat. X (2) 11,2 heißt: Ita, quamvis maiestatem regiamgeminato numine augeatis, utilitatem imperii singularis consentiendo retinetis, so wird mit geminatum numen nur auf die Zweizahl der Herrscher verwiesen. Die wörtliche Parallele in Pan. Lat. XI (3) 11,1 consuetudinem simplicis venerationis geminato numine ... turbastis legt eine analoge Deutung nahe. So ist m. E. der ordo numinum nicht die Rangordnung der W i r k u n g s k r ä f t e des Iovius und des Herculius, sondern der beiden Herrscher als Personen. Die höhere Anciennität Diocletians war unbestritten; sie fand, wie wir sahen (S. 66f. 79), ihren Ausdruck in der Zählung der tribunizischen Gewalten, der imperatorischen Akklamationen und der Konsulate sowie in der Voranstellung seines Namens in offiziellen Dokumenten. Aber obwohl auf dem Galeriusbogen (s. S. 162 f.) Diocletian allein das lange Zepter Jupiters hält, ist dieses doch nicht zufallig zwischen ihn und Maximian piaziert, um so die g e m e i n s a m e Weltherrschaft der beiden Augusti zu betonen. Denn auch Maximian stand dieses Attribut des höchsten Gottes zu, wie parallele Prägungen für die beiden Augusti aus Siscia zeigen, wo Diocletian und Jupiter bzw. Maximian und Herkules sich beim Opfer am Altar gegenüberstehen, die Augusti jeweils mit dem langen Zepter Jupiters ausgestattet (Abb. 13)291. Darin kommt zum Ausdruck, daß Maximian in Ausübung seiner kaiserlichen Gewalt ebenso Stellvertreter' Jupiters auf Erden ist wie Diocletian. Im Jahr 307 betrachtete Maximian Jupiter selbst, nicht Diocletian, als seinen auctor imperii292: Quid enim putas tibi, Maximiane, Iouem ipsum respondisse, cum tu ingenti animo diceres 'recipe, Iupiter, quod commodasti'? hoc profecto respondit 'non mutuum istud tibi tradidi, sed aeternum; non recipio, sed seruo'.

290

291 292

287 mit A. Baldwin-Brett, NC 1933, 280 zurückweisen und den Anfang des Jahres 291 bevorzugen. Vgl. ζ. B. auch Pan. Lat. VIII (4) 1,5; 5,4; 13,2; 19,1. VI (7) 1,4; 2,5. XII (9) 1,1. X (2) 1,1. 2. usw. Vgl. auch B. Saylor Rodgers, Historia 35, 1986, 72. RIC V 2 S. 246f. Nr. 2 5 9 - 2 6 5 . S. 287f. Nr. 5 7 7 - 5 8 2 mit Taf. XII 3. 4. Pan. Lat. VII (6) 12,6.

Iovius und Herculius

99

Diocletian war nur V e r m i t t l e r dieser Herrschaftsübergabe (VII (6) 11,4): Imperasti pridem rogatus a fratre! Maximian übernahm die kaiserliche Herrschaft also vom höchsten Gott und auf Bitten des Bruders hin. Freilich, so könnte man einwenden, diese Zitate betreffen einen Zeitpunkt, zu dem die tetrarchische Ordnung im Begriff ist zusammenzubrechen; für das Jahr 285/86 können diese Stellen wenig besagen. Aber der früheste uns erhaltene tetrarchische Panegyricus von 289 drückt sich ähnlich behutsam aus: cum ad restituendam rem publicam a cognato tibi Diocletiani numine fueris invocatus (X (2) 3,1; vgl. 4,1: haec omnia cum α fratre optima oblata susceperis), wobei invocare das flehentliche Zu-Hilfe-Rufen bezeichnet. Zwar wird kein Zweifel daran gelassen, daß Diocletian ihm die Herrschaftsinsignien übertragen hat (3,2), aber die Macht wird geteilt, indem Maximian von Diocletian seinen ihm z u s t e h e n d e n A n t e i l erhält (3,3: impartito tibi imperio). Diocletian v e r l e i h t nicht die Herrschaft, sondern er t e i l t sie mit anderen: primus imperium participavit (Pan. Lat. VI (7) 15,4). Es genügt, die klare Formulierung der Herrschaftsvergabe im Panegyricus an Maximian und Constantin von 307 zum Vergleich heranzuziehen (ζ. Β. VII (6) 2,1): Quid enim aut tu carius dare aut tu carius accipere potuisti ... (vgl. 5,3: te qui ilium declararet Augustum). Aber im letzteren Fall handelt es sich eben um die Investitur eines iunior imperator durch einen senior Augustus, eines filius durch seinen pater (3,2 — 3; vgl. 13,3 — 14,5). Im Falle Diocletians und Maximians hingegen hat ein Bruder den a n d e r e n zu Hilfe gerufen und ihm das zustehende Erbe des g e m e i n s a m e n summus pater zugeteilt. Nicht einmal der gegenüber Maximian feindselig eingestellte Panegyriker von 310 versteigt sich zu einer stärkeren Ausdrucksweise als der Formulierung: ab eo (i. e. Diocletiano) fuerat frater adscitus (Pan. Lat. VI (7) 15,6). Wenn folglich Carausius sich als frater der beiden Augusti präsentierte, so dokumentierte er damit, daß er sich mit ihnen die Macht teilte und sie nicht von ihnen bzw. von Diocletian herleitete, auch wenn er sich um Anerkennung von dieser Seite her bemühte. In Pan. Lat. XI (3) 3,3 wird dementsprechend auf Jupiter und Herkules als vestri Hit parentes, qui vobis et nomina et imperia tribuerunt verwiesen. Diese Formulierung ist insofern etwas unklar, als zwei verschiedene Tätigkeiten um der Geschlossenheit des Satzbaus willen hinsichtlich ihrer Urheber miteinander verschmolzen worden sind. Herkules war zwar an der Zuteilung der Namen beteiligt (vgl. Pan. Lat. X (2) 1,3: principem illum tut generis ac nominis), aber nicht an jener der imperia. Diese hat Jupiter sowohl an Diocletian als auch an Maximian vergeben. Freilich gibt es Münzen, auf denen Maximian den Globus als Zeichen der Weltherrschaft von Diocletian entgegennimmt (s. oben S. 19 f.), während dieser ihn stets nur von Jupiter empfängt. Letzteres trifft für das Jahr seiner Alleinherrschaft zu, wie wir sahen (S. 19), aber auch

100

Iovius und Herculius

für die Zeit nach der Ernennung Maximians zum Mitregenten, wie folgende Beispiele zeigen: 1) Vs. Büste Diocletians/Rs. Kaiser erhält Globus mit Victoria von Jupiter; Legende: dementia Temporum (antoninianus von Siscia, datiert 285/87): Abb. 14. 2) Vs. Büste Diocletians/Rs. Kaiser erhält Globus mit Victoria von Jupiter; Legende: Iovi Conservatori Augg. {antoniniani von Antiochia und Tripolis, datiert 285 bzw. 285/90293): Abb. 15. Bei dem zweiten Typus ist durch den Plural Augg. Maximian eindeutig in die Prägung einbezogen. Bemerkenswert ist aber vor allem, daß derselbe Typus in denselben Münzstätten auch in s e i n e m Namen geprägt wird, mithin auch Maximian den Globus mit Victoria direkt von Jupiter empfängt (Abb. 16)294. Die Datierung der Münzen in RIC V 2 ist mit Sicherheit falsch; die Prägungen gehören frühestens in den Sommer 286, dürften vom Stil her allerdings auch nicht viel später hergestellt worden sein. Ganz ähnliches gilt für die o. g. Prägung Nr. 1 ( d e m e n t i a Temporum). Auch in diesem Fall haben wir eine Parallelprägung der betreffenden Münzstätte Siscia für Maximian (Abb. 17)295. In RIC V 2 ist die Münze Diocletians auf 285/87, diejenige Maximians auf 287 datiert. Auch hier hat der Sommer 286 als terminus ante quem non zu gelten. Diese Emissionen zeigen jedoch vor allem, daß Maximian sofort oder recht bald nach seiner Ernennung auf den Münzen als von J u p i t e r e i n g e s e t z t e r Herrscher dargestellt wird. Daneben (oder davor?) stehen freilich Prägungen, auf denen anscheinend Diocletian ihm den Globus überreicht. Die Frage ist deshalb nicht einfach zu entscheiden, weil die Münzdarstellungen nicht hinreichend deutlich machen, ob die — stets auf der vom Betrachter aus gesehen rechten Seite stehende und stärker frontal dargestellte — den Globus überreichende Gestalt die Nacktheit des höchsten Gottes zeigt oder ein militärisches Gewand trägt. Es scheint aber, daß auf der Fides-Militum-Vrigung aus Siscia (s. oben 19 f.) Maximian von Diocletian den Globus empfangt. Auch in diesem Fall prägen b e i d e den betreffenden Münztyp. Ein aureus aus Cyzicus mit einer entsprechenden Darstellung, aber der Legende Concordia Augg., scheint jedoch nur für Diocletian geprägt worden zu sein296. Auch diese, in RIC V 2 nicht

294 295 296

RIC V 2 S. 246 Nr. 252. S. 256 Nr. 325. S. 257 Nr. 329. RIC V 2 S. 294 Nr. 623. RIC V 2 S. 286 Nr. 575. 576. RIC V 2 S. 250 Nr. 290 (aureus aus Cyzicus: Vs. Diocletian; Rs. Concordia Augg.·, undatiert). Fides Militum·. S. 247 Nr. 266. S. 288 Nr. 583 {antoniniani aus Siscia, datiert 285/86). Auch die erstgenannte, undatierte Münze dürfte etwa 285/86 geprägt worden sein, da es zum einen keine weiteren Münztypen gibt, auf denen Diocletian den Globus (ohne Victoria) an Maximian übergibt und zum anderen die jeweiligen Reverslegenden Concordia Augusto-

Iovius und Herculius

101

näher datierte Prägung dürfte in die Anfange der gemeinsamen Regierung Diocletians und Maximians gehören. Hingegen stellt eine Emission von antoniniani im Namen Maximians aus Siscia mit der Rs.-Legende Victoria Augg., die in RIC V 2 ohne erkennbare Gründe auf 291 datiert wird, obwohl die Münzstättensignatur ^ ^ mit jener der oben behandelten Clementia-Temporum-Vti.gur\g übereinstimmt und sich dadurch von den chronologisch späteren Prägungen abhebt (Abb. 19)297, nicht unbedingt eine Herrschaftsübergabe dar, sondern möglicherweise das gemeinsame Halten des Globus', d. h. die gemeinschaftliche Ausübung der Weltherrschaft. Obwohl also anfangs Diocletian als Vermittler der Investitur Maximians erscheint, wird doch zugleich klar betont, daß auch die Legitimation des zweiten Augustus auf seiner Berufung durch Jupiter beruht. Hingegen erscheint Herkules auf den Münzen — und auch sonst — nie als auctor imperii. Er bekränzt allenfalls — anstelle von Victoria — den Herrscher oder überreicht ihm eine Victoria, aber nie den Globus 298 . In der ,Filiation' k a i s e r l i c h e r M a c h t steht der Herculius also von vornherein in direkter Verbindung zu Jupiter, ist ihm genauso nahe wie der Iovius (vgl. auch die Münzlegenden Iovi Augus tor um), obwohl dieser als ,Sohn' Jupiters ein besonders ,familiäres' Verhältnis zu ihm hat 299 . In den 90er Jahren des 3. Jh.s wird auch Diocletians Vermittlerrolle bei der Investitur Maximians nicht mehr dargestellt, sondern nur noch die direkte Herleitung der Herrschaft a l l e r v i e r Tetrarchen von Jupiter (s. unten 109ff.). Da diese Prägungen nicht zuletzt in Münzstätten veranstaltet wurden, die der Kontrolle Diocletians unterstanden, kann kein Zweifel daran bestehen, daß der Iovius seine(n) Mitherrscher im Hinblick auf den Ursprung der kaiserlichen Herrschaft f r e i w i l l i g auf eine Ebene mit sich gestellt hat.

297

298

299

rum und Fides Militum einander ergänzen, indem sie sich auf die wichtigsten Machtgrundlagen der kaiserlichen Herrschaft berufen. Vgl. die ähnlich komplementären Typen, die im Anschluß an die Einrichtung der Tetrarchie 293 ff. geprägt wurden (unten 109 ff.). Vgl. zu den beiden Münztypen auch Seston 1946, 209 f. 221 mit Anm. 3. Es wird jedenfalls kein plausibler Grund für diese späte Datierung angegeben: RIC V 2 S. 288 Nr. 585 — 587. Legende: Victoria Augg. Mir ist kein Grund ersichtlich, warum RIC V 2 S. 288 Nr. 5 8 5 - 5 8 9 nicht ungefähr gleichzeitig mit Nr. 583 und vielleicht mit Nr. 252 (auf S. 246) geprägt worden sein sollen. Die Prägemarken sind ζ. T. dieselben, die Darstellung ist ähnlich. Und der Typus der „radiate, bare bust" wird S. 288 Nr. 581 auf 289/90 datiert. Bekränzung des Herrschers: Alföldi 1970, Taf. 10,11. Seston 1946, 232. Vgl. auch unten 102. Zu verschiedenen Herkulestypen der Tetrarchie vgl. W. Derichs, Herakles 104 ff. RIC V 2 S. 231 Nr. 112 (Trier 292): Vs. Doppelbüste eines Herrschers (mit Lorbeerkranz) sowie Jupiters. Legende: Imp. C. Val. Diocletianus P. Aug. — Rs. Jupiter sitzend, mit Zepter und Globus mit Victoria. Legende: Iovi Augg. Ein ganz ähnlicher Typus wurde für Postumus geprägt, wobei Jupiter durch Herkules ersetzt ist: ebenda S. 358 Nr. 256. 258. 2 6 0 - 6 4 usw.

102

Iovius und Herculius

Dementsprechend stehen die Ausübung der Macht zu gleichen Teilen, die concordia und Gleichheit der Herrscher in der offiziösen Propaganda der Panegyriker und auf den Münzen im Vordergrund. Parallele Emissionen von aurei aus Cyzicus und Antiochia für Diocletian und Maximian zeigen auf der Rückseite beide Kaiser nebeneinandersitzend, jeden mit einem Globus in der Hand und von Victoria bekränzt; das Bild der Eintracht und Gleichheit wird abgerundet durch die Legende Concordiae Augustorum Nostrorum (Abb. 20)300. Auf antoniniani aus Heraclea und Siscia, die ins Jahr 292 datiert werden 301 , stehen die beiden Kaiser einander gegenüber und Victoria zwischen ihnen, mit den Händen auf ihren Schultern (Legende Victoria Augg.). Entsprechend wird das Verhältnis der beiden Schutzgötter zueinander dargestellt: antoniniani aus Lyon zeigen die beiden Götter einander gegenüberstehend und sich die Hand reichend; Legende: Virtus Augg.302. Eine Emission von antoniniani aus Siscia, auf 293/95 datiert, aber vor 294 geprägt, falls es sich tatsächlich um Vorreformmünzen handelt303, verbindet die Legende Iovi et Herculi Conservatoribus Augustorum mit der Darstellung Jupiters, der ein Zepter hält und von Herkules eine Victoria entgegennimmt. Die Position des Herkules gegenüber Jupiter ist hier die des den Sieg schenkenden pacator terrarum. Da andererseits Victoria dargestellt wird, wie sie Jupiter den Globus reicht304, wird zumindest indirekt der Gedanke zum Ausdruck gebracht, daß Jupiter für den Erhalt seiner Weltherrschaft auch Herkules zu Dank verpflichtet ist. Undenkbar scheint freilich die Vorstellung, daß Jupiter im Gegenzug den Globus an Herkules geben könnte; dies hätte allzu sehr gegen Religion und ikonographische Tradition verstoßen. Wohl aber konnte man Jupiter und Herkules nebeneinander stehend abbilden, wobei ersterer Globus und Zepter, letzterer die Victoria und seine üblichen Insignien trägt 305 (Abb. 21). Die Darstellung der Münzen findet ihr Pendant in den beiden Panegyrici, die in den Jahren 289 und 291 an Maximian adressiert wurden. Sie sind expliziter als die Münztypen, stehen aber, wie wir sehen werden, in 300

301 302

303 304 305

RIC V 2 S. 251 Nr. 292. S. 254 Nr. 313. S. 290 Nr. 601. S. 293 Nr. 615. 616 (undatiert). Bastien-Metzger Nr. 25. 26. Wenn auf Mosaiken der Villa von Piazza Armerina der im Gigantenkampf siegreiche Herkules von Jupiter statt von Victoria bekränzt wird, so entspricht dies folglich nicht der tetrarchischen Ideologie und kann somit auch nicht als Indiz für Maximian als Besitzer der Villa gedeutet werden (gegen Liebeschuetz 393). RIC V 2 S. 249 Nr. 2 8 0 - 2 8 2 . S. 288 f. Nr. 588. 589. RIC V 2 S. 270 Nr. 4 3 2 - 4 3 6 , fälschlich datiert auf 285. Vgl. Bastien 1972 S. 137 Nr. 1 0 8 - 1 1 2 . S. 121 Nr. 34. RIC V 2 S. 288 Nr. 584. RIC V 2 S. 232 Nr. 127: Goldmedaillon aus Rom. Legende: Perpetua Felicitas Augg. RIC V 2 S. 248 Nr. 275 (293/95). S. 256 Nr. 323. S. 257 Nr. 327. S. 294 Nr. 622. 624. Legende: Iovi et Herculi Conservatoribus Augg. (antoniniani aus Antiochia und Tripolis, fälschlich datiert auf 285).

Iovius und Herculius

103

bemerkenswerter Übereinstimmung mit ihnen 306 . Der erste, Pan. Lat. X (2) von 289, enthüllt, daß die Beziehung zwischen Iovius und Herculius nicht so einfach mit den Verhältnissen der Götterwelt zu vereinbaren war. Einerseits wird auf die Investitur des Herculius durch den Iovius angespielt (s. oben 99) 307 , und insgesamt scheint der Redner infolge des notwendigen Rückgriffs auf die Beziehungen zwischen Jupiter und Herkules bei Maximian mehr den kampfestüchtigen Feldherrn, bei Diocletian hingegen geistige Tugenden in den Vordergrund zu rücken. Aber damit will er nicht zum Ausdruck bringen, daß Maximian nur die Befehle Diocletians auszuführen habe, sondern er will seine herkulischen Qualitäten darstellen,

um den X (2) 7,6 formulierten Gedanken Herculei generis hoc fatum est, virtuti tuae debere quod vindicas zu illustrieren. Und er unternimmt große Anstrengungen, um die Wechselseitigkeit der Verdienste der Herrscher sowie die vollkommene comordia, welche auf ihrer frappierenden Gleichheit beruhe, zu unterstreichen. Jupiter hätte seine Stellung als Herrscher nicht ohne die Hilfe des Herkules im Gigantenkampf behaupten können, letzterer wurde zum Dank dafür von Jupiter unter die Götter erhoben. Ganz entsprechend verdankt Diocletian in nicht geringerem Maße seinen Thron dem Maximian als letzterer den seinigen Diocletian, denn für die Rettung des in seinem Bestand bedrohten Imperiums reichte das unicum auxiltum (d. h. Diocletian) nicht aus; nur weil Maximian praecipitanti Romano nomini zu Hilfe kam, wurden das Reich und Diocletian bewahrt (4,2). Es wird

306

307

Vgl. dazu M.-C. L'Huillier, DHA 2, 1976, 435-442, bes. die Bemerkungen von M. Christol in der Diskussion ebenda 442 f. Die oft frappierende Entsprechung zwischen Münzpropaganda und Panegyrici bezieht sich nicht nur auf das stereotype Formular der Siegespropaganda, sondern ζ. B. auf den Vergleich der Schlachten Maximians mit einzelnen Herkulestaten, auf die Topik von Jupiter als rector coeli und Herkules als pacator terrarum, auf das Bild der dextrarum iunetio als Sinnbild der Eintracht und auf die adventusSymbolik. Übersehen werden diese Parallelen von R. Seager, LivCISemPap 4, 1983, 129—165, der nicht zuletzt aus diesem Grund eine m. E. verfehlte Interpretation der Panegyrici von 289 und 291 bietet. Er glaubt, in den beiden Reden eine unterschiedliche Darstellung der Beziehungen zwischen Diocletian und Maximian feststellen zu können: Der Panegyricus von 289 stelle Maximian als den überlegenen Partner dar und dränge Diocletian zurück, während die Rede von 291 beide Herrscher „as equals" (S. 133) behandele. Aber die bloße Tatsache, daß Diocletian in den Panegyrici an Maximian so häufig erwähnt wird, und zwar auch in jenem von 289, zeigt, welch bedeutende Rolle er in den Augen des Redners einnimmt. Pan. Lat. X (2) 3,1. 3; 4,1. Hingegen impliziert Pan. Lat. XI (3) 3,4 ille (i. e. Jupiter) ... Dtocletiani auetor deus nicht, daß der oberste Gott nur Diocletian unmittelbar die Herrschaft verlieh. Wie vielmehr das kurz darauffolgende Herculis (tut) (3,6) andeutet, beziehen sich diese Ausführungen auf die beiden .Familienstammbäume' der Iovii und Herculii als von Jupiter bzw. Herkules .gezeugte'. In d i e s e r Hinsicht steht Jupiter Diocletian näher, ist er sein auetor, wie auch Pan. Lat. XI (3) 3,2 zeigt, wo es heißt: caelestis ille vestrigeneris conditor vel parens·, conditor bezieht sich auch auf den Herculier Maximian, parens hingegen nur auf Diocletian.

104

Iovius und Herculius

suggeriert, daß Maximian mehr gab als er empfing (3,1), da seine Verdienste höher zu bewerten seien als die äußerlichen Insignien der kaiserlichen Herrschaft, die Diocletian ihm übergeben hat. Der Redner unterstreicht im übrigen (9,3 — 5), daß Iovius und Herculius fratres sind, d. h. von gleichem Status, und dies sogar in größerem Maße in bezug auf ihre Qualitäten (virtutibus fratres) als aufgrund äußerer Ähnlichkeit und verwandtschaftlicher Beziehung (vgl. auch XI (3) 7,5). F r e i w i l l i g regieren sie pari aetatis auctoritate\ d. h. obwohl Diocletian an Anciennität überlegen ist, gesteht er Maximian die gleiche auctoritas zu. Die beiden Herrscher imitieren einander: Maximian ahmt Diocletians liberalitas nach (9,3), Diocletian strebt nach Maximians virtus im Krieg (8,6; 9,3). Und diese wechselseitige Nachahmung verstärkt ihre concordia und Gleichheit. Da ist keine Rede von Unterordnung des Herculius unter den Iovius; Maximian ist kein iunior Augustus, wie bisweilen behauptet wird 308 . Ganz im Gegenteil, es wird ausdrücklich festgestellt, daß es keinerlei Unterschied der staatsrechtlichen Stellung gibt (9,4: neque ullutn inter vos discrimen esse patiamini). Geradeso wie die Dioskuren-Zwillinge regieren Iovius und Herculius mit vollkommen gleichen Rechten das römische Reich: rem publicam pari sorte teneatis (9,4; vgl. XI (3) 6,3; 7,7). Dem entspricht es, wenn der Panegyriker von 297 von illa Iovis et Herculis cognata maiestas in Iovio Herculioque principibus (VIII (4) 4,1) spricht: cognatus hat die Konnotation .übereinstimmend, ähnlich'. Und so ist denn Herkules ebenso conservator der Herrscher (und nicht nur victor) wie Jupiter 309 . Es ist eine verbreitete Auffassung, daß die Panegyriker nicht allzu ernst genommen werden sollten, wenn sie in derartige Schmeichelei gegenüber Maximian verfielen. Wie unberechtigt dieser Vorwurf ist, zeigen die oben (S. 102) erwähnten Goldmünzen, die anläßlich der Ernennung der Caesares bzw. der decennalia der Augusti im Jahr 293 geprägt wurden und dieselbe Botschaft übermitteln, indem sie die beiden Augusti Seite an Seite thronend zeigen, jeden mit einem Globus und gänzlich identischem Zepter sowie bekränzt von Victoria, welche, um ihre concordia und Gleichheit zu unterstreichen, beide mit ihren Flügeln umfangt (Abb. 20) 310 . Die Bezugnahme des Panegyrikers auf die Hilfeleistung des Herkules im Gigantenkampf fand anscheinend ihr monumentales Pendant in der Darstellung des Gigantenkampfes auf den Schmuckkonsolen des Jupitertempels im Diocletianspalast zu Spalato. Herkules war dabei direkt neben Jupiter dargestellt 311 . Und nie zuvor war die Gigantomachie in der Reichsprägung so populär wie auf den Gold- und Bronzemünzen Diocletians, Maximians und Con308 309 310 311

Vgl. ζ. B. De Francisci 19 ff. Pasqualini, bes. 112 ff. RIC V 2 S. 242 Nr. 2 1 2 - 2 1 8 . S. 2 8 2 - 2 8 4 Nr. 538. 5 4 3 - 5 5 2 . RIC VI S. 701 (Index). Vgl. Anm. 300. Wrede 1981, 6 7 - 7 0 .

Iovius und Herculius

105

stantius' 312 . Eine ähnliche Beobachtung läßt sich im Hinblick auf die Dioskuren treffen. In den Panegyrici sind sie eine Metapher für die concordia der Augusti, und auf den tetrarchischen Münzen, und zwar auf Goldmünzen der Jahre 293/94 oder 297, erscheinen sie als comites Augg. et Caess. NNNN, bezeichnenderweise gekoppelt mit Prägungen von Concordia Augg. et Caess. NNNN, Vota X Caess. sowie Vota XX Augg.-Typen313. Die Dioskuren tauchen ferner in bedeutungsvollem Zusammenhang mit tetrarchischen Monumenten auf: auf dem Bogen des Galerius und auf den Säulenbasen eines tetrarchischen Triumphbogens von der Via Lata in Rom (s. unten 122.163). Ein Kopf eines Tetrarchen, möglicherweise Maximians, und eines Dioskuren sind in Diocletians Palast in Spalato entdeckt worden; wahrscheinlich gehörten sie zu einer tetrarchischen oder zumindest dyarchischen Gruppe mit Dioskuren 314 . Die symbolische Bedeutung der Verbindung der Dioskuren mit den Tetrarchen ist bisher m. E. nicht hinreichend gewürdigt worden (vgl. unten 120 f.); sie soll zweifellos auch die aeternitas imperatorum unterstreichen 313 , aber in erster Linie die concordia, ,Identität' der Herrscher, wie sie sich in den tetrarchischen Gruppen von San Marco und im Vatikan widerspiegelt. Als Söhne des Zeus, des auctor imperii der Tetrarchen, betonen die Dioskuren ferner die direkte Beziehung aller vier Herrscher zu Jupiter. Mit der Dioskurensymbolik knüpfen die Tetrarchen im übrigen erneut an die antoninische Dynastie an, denn auch die beiden am 31. August 161 geborenen Zwillinge T. Aurelius Fulvus Antoninus und L. Aurelius Commodus werden auf Münzen durch Sterne über ihrem Kopf in Beziehung zu den Dioskuren gesetzt 316 . Es sei nochmals ausdrücklich betont, daß meine bisher vorgebrachten Argumente sich auf die offizielle und offiziöse Propaganda der Tetrarchie beziehen, nicht auf die politische Realität. Auf letztere sowie auf die

312

313

3,4 315 316

Vgl. ζ. B. RIC VI S. 165 Nr. 20. S. 170 Nr. 56. 57. F. Vian, Repertoire des gigantomachies figurees dans l'art grec et romain, 1951, l l l f . Loriot, BSFN 1981, 88 ff. hat auf die Ähnlichkeit zwischen der Schilderung des Gigantenkampfes bzw. der Taten von Diocletian und Maximian mit der Darstellung auf tetrarchischen Münzen von Iantinum hingewiesen. Vgl. auch die Digression über den Gigantenkampf in einem griechischen Gedicht auf den Perserkrieg: L. Page (Hrsg.), Select Papyri 3, 1960, 542—544. Pink 1931, 26. RIC VI S. 300. 310f. Nr. 1. 2a. b. 5 a - 7 b . Vgl. S. 403f. Nr. 1 4 - 1 9 . 35 — 38, w o sie die Aeternitas Augg. symbolisieren. B. Andreae, Römische Kunst, 19733 Abb. 610. N. Cambi, Archjug 17, 1976, 23 ff. So ζ. B. auf den Anm. 313 zit. Münzen des Maxentius: RIC VI S. 403 Nr. 14—19. SHA, C 1,2. RIC III S. 347 Nr. 1677. Vgl. S. 271 Nr. 7 0 9 - 7 1 2 . S. 346 Nr. 1665. 1666. Der Bezug auf die Dioskuren wird übersehen von Martin 326 f., der die Sterne nur als Ausdruck der Divinisierung bzw. des göttlichen Schutzes deutet, als Indiz ihrer zukünftigen Stellung als Herrscher und divi. — Mit den Dioskuren assimiliert wurden in der Literatur sowie in Inschriften schon die Großneffen des Augustus, C. und L. Caesar, sowie Germanicus und sein Bruder Drusus (Ov. Trist. 2,167. Pont. 2, 281), Nero und Drusus Caesar. Vgl. K. Scott, CPh 25, 1930, 153. 379.

106

Iovius und Herculius

Anciennitätsordnung hebt Eusebius ab, wenn er Diocletian als μέγας βασιλεύς und τον πρώτον της άρχής έπέχων βα3μόν bezeichnet317, und ebenso Aurelius Victor, der Diocletian als denjenigen sieht cuius nutu omnia gerebantur (Caes. 39,36) und zu dem die anderen Tetrarchen „aufschauen wie zu einem Vater bzw. einem großen Gott" (39,29: ut par entern seu dei magni suspiciebant modo). Ganz ähnlich bemerkt der Kaiser Iulian, Maximianus und Constantius hätten zu Diocletian mit Ehrfurcht aufgeblickt 318 . Die cognomina Iovius und Herculius waren jedoch nicht Ausdruck dieser Überlegenheit Diocletians. Falls aber die Beinamen Iovius und Herculius keinen Unterschied im Rang bezeichneten, welche Bedeutung kam ihnen dann zu? Man muß sich vergegenwärtigen, daß es in diesem System der Iovii und Herculii keine rigide Logik gab. Von Anfang an war es ein Widerspruch, daß Diocletian als Sohn Jupiters genau genommen entweder der Vater oder der Onkel Maximians, des Sohnes des Herkules, hätte sein müssen, während sie sich doch in Wirklichkeit zu dem Zeitpunkt, als sie Iovius und Herculius wurden, fratres nannten. Bei Anwendung strenger Logik hätte eigentlich eher Diocletian, nicht Maximian, als Sohn Jupiters mit Herkules gleichgesetzt werden müssen, denn Herkules war ein Iovius 319 . Ein Herculius hingegen war ein Sohn des Herkules — weshalb Herkules auch als avus, Maximian als pater des Constantius bezeichnet werden 320 . Vor allem aber sind im Gegensatz zur Welt der Götter die i r d i s c h e n Jupiter und Herkules auf den Münzen Seite an Seite thronend dargestellt, jeder mit den gleichen Symbolen der Weltherrschaft ausgestattet (s. oben 104). Es war freilich unumgänglich, im Rahmen antiker religiöser Vorstellungen und ikonographischer Traditionen Jupiter und Herkules mit den ihnen von jeher zustehenden und selbstverständlich den Vorrang des obersten Himmelsgottes zum Ausdruck bringenden Attributen und Wirkungsweisen

317

318 319

320

Eus. vit. Const. I 14,1. 4. Vgl. auch seine Charakterisierung des Constantius als πρώτος Σεβαστός: ebenda I 18,1. S. ferner 1,1: Constantin als μέγας βασιλεύς. Anders Straub 49 f. De Francisci 24. — AE 1978 Nr. 727b (Meilenstein) ist entweder konfus abgefaßt oder falsch gelesen worden. Die Inschrift lautet nach Meinung der Hrsgg. folgendermaßen: Imp(eratori) Caes(ari) M(arco) Aur(elio) Dio(cleti)ano [ma]\xim[o] et M[aximia]no et \ Fl(auio) Val(erio) [Constantio et] | Gal(erio) Val(erio) \Maximia\n\o \ no]b[b(ilissimis) Cae]ss(aribus). \ Μ (Uta) p(assuum) VIII. Hier wäre demnach Diocletian durch das Attribut maximus hervorgehoben, was singular wäre. Vermutlich sind aber vor M[aximia\no nur Prä- und Gentilnomen Maximians zu ergänzen, wie sie auch bei den drei anderen Herrschern aufgeführt sind. Iul. or. I 5 . - Mit Aur. Vict. Caes. 39,29 vgl. SHA,AS 50,2: ut deum suspiciebant. Herkules und Venus sind Iovii·. CIL IX 3414. VI 30906. X 3776 (Stele für Hereto Iovio bei den Vest(al?)innen: Ende 3. Jh. v. Chr.!). Pan. Lat. IX (5) 8,1 von 297.

Iovius und Herculius

107

darzustellen, und diese Abstufung beim unumgänglichen Vergleich zwischen den Göttern einerseits und Iovius und Herculius andererseits zu umgehen, war kein einfaches Unterfangen. Um so bemerkenswerter ist das intensive und im wesentlichen erfolgreiche Bemühen der Panegyriker und der Münzen, die eigentlich zwangsläufig sich einstellende Analogie eines dem Iovius untergeordneten Herculius zu vermeiden und stattdessen die Gleichheit und concordia herauszustreichen. Um dies zu erreichen, interpretieren die Panegyriker den Unterschied zwischen Iovius und Herculius nicht als einen qualitativen, sondern als einen m o d a l e n . D. h. es existiert zwar ein Unterschied in den Wirkungskräften (jnumina) ihrer jeweiligen Götter, in den besonderen Gaben, welche die Herrscher von ihren göttlichen Vätern erbten, aber daraus resultiert nur eine ,wertneutrale' Verschiedenheit der M i t t e l , die sie zum Erreichen i d e n t i s c h e r Ziele anwenden. Tu fecisti fortiter, ille sapienter in Pan. Lat. X (2) 4,1 von 289 scheint auf den ersten Blick die Nuance eines qualitativen Unterschieds dieser Mittel zu enthalten, aber diese Bemerkung bezieht sich auf die Heranziehung Maximians zur Herrschaft, welche seitens Diocletians ein weiser Schritt, von Seiten Maximians angesichts der gewaltigen Aufgaben eine mutige Entscheidung gewesen sei. Und wenn im folgenden noch ausgeführt wird, daß Diocletian seine Aufgaben Iovis sui more nutu illo patrio vollbringt, während Maximian eine stärker physische Form der virtus im Krieg zu beweisen hat (7,5 f.), so muß man dies im Kontext der unmittelbar zuvor aufgeführten Taten der beiden Augusti sehen, nämlich der ohne nennenswerte kriegerische Auseinandersetzung von Diocletian den Persern abgerungenen Zugeständnisse — deshalb außer Iovis sui more ... auch noch maiestate vestri nominis — und im Kontrast dazu der harten Kämpfe Maximians gegen die Germanen (7,2 — 4). Der Unterschied besteht n i c h t in der Q u a l i t ä t der M i t t e l , denn letztere m u ß ten entsprechend den u n t e r s c h i e d l i c h e n p o l i t i s c h e n V o r a u s s e t z u n g e n verschieden sein. Die Erfolge sind hingegen gleichrangig (X (2) 11,1. XI (3) 7 , 3 - 5 ) ; virtutibus fratres bedeutet eben, daß es keinen Unterschied in ihrer Qualität als Herrscher geben kann, und Pan. Lat. XI (3) 3,2 verdeutlicht, daß beide Herrscher ständig über die ganze Welt hinweg in Bewegung sind, ununterbrochen beschäftigt mit gleichartigen Problemen (vgl. 4, 1 —4). Es gibt folglich keinen ,ruhenden Weltherrscher' Diocletian und daneben bzw. darunter einen geschäftigen Diener' Maximian; ihre Rollen sind nicht analog etwa zu jenen von Ahura Mazda und Mithras. Im übrigen sind nach Auffassung der Panegyriker die virtutes der Herrscher nicht streng voneinander geschieden und exklusiv; sie tendieren vielmehr zu immer größerer Angleichung (Pan. Lat. X (2) 9,3; s. oben 104). Pan. Lat. X (2) 2,4—5 vergleicht Maximians harte Jugend mit derjenigen Jupiters und seine Geschwindigkeit mit derjenigen des höchsten Himmelsgottes: Schneller als Jupiter das Aussehen des Himmels verändert,

108

Iovius und Herculius

hat Maximian am Tag seines ersten Konsulatsantritts (1. Januar 287) das Festgewand des Konsuln gegen das Kriegskostüm eingetauscht (6,3 — 4). Im Jahr 297 stattet der Redner Eumenius Maximian in seinem Kampf gegen die maurischen Stämme mit Jupiters Donnerkeil aus 321 . Dies wiederum findet eine Parallele in Münztypen. Auf Prägungen der Jahre 287/ 89 für Maximian und für Carausius händigt Jupiter seinen Donnerkeil an Herkules aus (Abb. 22)322. Dieser Austausch wird auf die Herrscher übertragen: So hält Diocletian auf der Vorderseite einer Emission von Lyon die Keule des Herkules (Abb. 23)323. Ohnehin werden Vorderseiten der Iovii bzw. Herculii mit Rückseiten gekoppelt, auf denen der parens des jeweils anderen Familienzweigs dargestellt ist. So prägt ζ. B. die Münzstätte von Lyon antoniniani für Maximian mit Iupiter Conservator (seit 286), für Diocletian mit Hercules Pacifer (seit Frühjahr 287) auf den Rückseiten 324 . Die Münzstätte von Iantinum (Meaux) gibt zwei thematisch zusammengehörige Typen von aurei heraus (289/93): 1) Vs. Büste Maximians/Rs. Jupiter, der einen Giganten mit seinem Donnerkeil tötet; Legende: Iovi Fulgeratori. 2) Vs. Büste Diocletians/Rs. Herkules, der Antaeus tötet; Legende: Virtus Augg>.325. Dieser , Austausch' setzt sich fort auf Münzen der Caesares: Auf antoniniani des Jahres 293 aus Lyon verwendet der Herculius Constantius das Blitzbündel als Münzzeichen, der Iovius Galerius hingegen die Keule. Maximian läßt in dieser Emission b e i d e Symbole auf seinen Münzen anbringen 326 . So kann es denn nicht verwundern, daß Maximian vom Panegyriker des 21. April 289 als jupiterhafter Weltherrscher dargestellt wird, der ,νοη

321 322

323 324 325

326

Pan. Lat. IX (5) 21,2: perculsa Maurorum agmina fulminantem. Carausius: RIC V 2 S. 547 Nr. 1074. Maximian: Roman Imperial Coins in the Hunter Coin Cabinet IV S. 240 Nr. 3. S. 242 Nr. 26. Taf. 55 Nr. 3. 26. Bastien 1980, 109 und Nr. 189 auf Taf. 18. Bastien 1972 Nr. 60. 63. 64. 70. 115. 138. 139. Seston 1946, 102 hat dies bereits als Dokumentation tetrarchischer concordia verstanden, aber noch nicht die Bedeutung gegenseitiger imitatio gesehen. Vgl. O. Voetter, NZ 1899, 40. Pink 1931, 37f.: 293. Bastien 1972, 60; ders., ANS MusN 25, 1980, 7 7 - 8 5 mit Taf. 9—11, hat für eine Datierung in die ersten Monate des Jahres 293 (vor den 1. März 293) plädiert und den Anschluß dieser Prägungen an stadtrömische, bei denen allerdings die Götter ,richtig' zugewiesen sind, sowie ihre Fortsetzung durch Trierer Prägungen von Ende 293/Anfang 294 gezeigt. Zuletzt Loriot, BSFN 1981, 88 ff., der gerade aufgrund der parallelen Panegyrikerstellen Pan. Lat. X (2) 9,3; 8,6 (vgl. oben 39) gegen Bastien und Seston jene Münzen eher ins Jahr 289 datieren will. Maximians Gigantenkampf soll in diesem Fall eine Allegorie seiner Auseinandersetzung mit Carausius darstellen. — Auf Trierer aurei von 295/96 erscheinen Maximian und Constantius mit der Rückseite Iovi Fulgeratori: Bastien-Metzger Nr. 207. 208. Bastien 1972, 60.

Iovius und Herculius

109

oben herab' das Geschick des Erdkreises überwacht und lenkt, dessen allgegenwärtigen Augen und Sinn nichts entgeht (Pan. Lat. X (2) 3,3 — 4). Mir scheint, die vorgebrachten Argumente und Zeugnisse verdeutlichen zur Genüge, daß die offizielle und offiziöse Propaganda der Tetrarchie zumindest schon in einem frühen Stadium der , Samtherrschaft' Diocletians und Maximians den Eindruck einer hierarchisierenden Konnotation der cognomina Iovius und Herculius zu vermeiden bemüht war. Sollte Diocletian anfangs mit diesen Namen die Absicht einer ,Herabsetzung' Maximians verbunden haben — was sehr zweifelhaft ist, da er ihn doch als frater ,adoptierte' —, so hat er dieses Konzept rasch aufgegeben. Mommsen hatte recht, als er darauf hinwies, daß zwar vermutlich eine höhere Anciennität des am längsten amtierenden Augustus respektiert wurde, diese jedoch weder rechtlich fixiert noch in der Titulatur ausgedrückt war. Die Einwände, die dagegen vorgebracht worden sind, treffen nur insofern zu, als man wohl nicht mit Mommsen eine bis in die Republik zurückreichende Tradition der Kollegialität für dieses Phänomen verantwortlich machen sollte 327 . Als im Jahr 293 die Caesares ernannt wurden, gab es jedenfalls schon seit längerer Zeit keine rangbezeichnende Bedeutung der cognomina Iovius und Herculius, obwohl Diocletian einen persönlichen Anciennitäts- und Autoritätsvorsprung besaß. Diese ,Gleichheit' von Iovius und Herculius ist nicht auf eine Erpressungspolitik Maximians zurückzuführen, sondern war Bestandteil eines von Diocletian sorgfaltig in die Wege geleiteten Programms. Falls Maximian besonderen Ehrgeiz entwickelt haben sollte, so wurde dieser von Diocletian klugerweise absorbiert, bevor er gefahrliche Spannungen hervorrufen konnte. Der höhere Rang, welchen der Herculius Constantius gegenüber dem Iovius Galerius einnahm, bedeutete folglich keinen Bruch mit Diocletians Konzept charismatischer Herrschaftslegitimation, sondern muß als ein wohlüberlegter Schritt gedeutet werden, die Harmonie innerhalb des Geschlechts der Iovii und Herculii weiter zu festigen. Von jetzt an präsentieren die Inschriften und andere offizielle Dokumente 3 2 8 die beiden Herculii eingerahmt von den beiden Iovii, ähnlich der chiastischen Anordnung, welche vielleicht manchen Statuengruppen der Tetrarchen und möglicherweise auch ihrer Aufstellung in dem tetrarchischen Relief des Galeriusbogens eigen war (s. unten 165 f.). Die ideologischen und politischen Grundlagen der nunmehr eingerichteten Tetrarchie werden auf Reformmünzen (Neoantoniniani und Silbermün-

327 328

Mommsen 1170. Dagegen: De Francisci 11 ff. Vgl. Straub 37 ff., bes. 40. ζ. B. ILS 636 ff.

110

Iovius und Herculius

zen) der Jahre 293/94 ff. vorgestellt 329 . Die mittleren und östlichen Münzstätten des Reiches prägen für jeden der vier Herrscher kleine öw-Nomi329

Die Stücke sind den antoniniani ähnlich und deshalb auch als Vorreformmünzen bereits aufgeführt in RIC V 2 S. 246 Nr. 256-258. S. 249 Nr. 284. S. 255f. Nr. 321-322. S. 289 Nr. 595. S. 291 Nr. 606. 607. S. 294 Nr. 621. S. 302 Nr. 672. S. 308 f. Nr. 717. 718. Sie weisen aber weder Silbersud noch das Zeichen XXI auf und gehören vielleicht als eine Unterabteilung der jolles schon zu den Reformmünzen: Pink 1930, 14. Die Datierung der Reform ist in der Forschung umstritten. Während die englische Schule früher das Jahr 296 bevorzugte (vgl. ζ. B. Ph. Webb, RIC V 2, S. 207), aber ζ. B. auch Callu 20 ff. (vgl. Callu-Yvon 303 — 320, bes. 304 f.) 295/96 vorschlug, herrscht jetzt Übereinstimmung, daß nur 293 oder 294 in Frage kommt: so schon Pink 1930, 9 ff. C. Η. V. Sutherland, RIC VI S. lf. Bastien hat beachtliche Argumente dafür vorgebracht, daß zumindest in Lyon und Trier die ersten Reformmünzen in der zweiten Hälfte des Jahres 294 geprägt wurden (1972, 75 f.; 1980, 36 ff. P. Bastien-F. Vasselle, Le tresor monetaire de Domqueur (Somme) 1965, 12 f.): 1. In Trier wurden noch antoniniani (aureliani), d. h. Vorreformmünzen, geprägt, die bereits die Konsulbüste des Constantius tragen, der sein erstes Konsulat am 1. Januar 294 antrat; 2. aureliani, d. h. ebenfalls Vorreformmünzen, aus Lyon, die v o r und w ä h r e n d der Eröffnung der Münzstätte Trier geprägt wurden, zeigen die Konsulbüsten von Constantius und Galerius, gehören also ebenfalls ins Jahr 294. — Freilich gesteht Bastien (1980, 51) in einem anderen Fall die Möglichkeit zu, daß Münzen mit Konsulbüsten Diodetians und Maximians für ihr Konsulat im Jahr 302 außerhalb des betreffenden Konsulatsjahres geprägt wurden. Und er verweist an anderer Stelle (Cercle d'Etudes Numismatiques 15, 1978, 3) darauf, daß kaiserliche Konsulbüsten durchaus im Jahr bzw. in den Jahren nach dem betreffenden Konsulatsjahr geprägt werden konnten. Vor allem aber kann die Reform in verschiedenen Münzstätten zu verschiedenen Zeitpunkten begonnen worden sein. — P. Bruun, ANSMusN 24, 1979, 133 ff. versucht den Nachweis, daß die frühesten Reformmünzen in östlichen und zentralen Münzstätten des Reiches noch vor dem 1. März 293 geprägt wurden. Er führt folgende Argumente an: 1. Die erste, recht umfangreiche Emission der neuen nummi in Herakleia ist nur im Namen Diocletians und Maximians geprägt worden (RIC VI S. 530 Nr. 12 a —b). Es gab die Caesares folglich noch nicht. 2. Die ersten Reformsilberemissionen von Siscia umfassen nur Münzen der beiden Augusti, die in einer einzigen officina geprägt worden sind, während nachfolgende Emissionen für alle vier Herrscher in zwei officinae hergestellt wurden (RIC VI S. 459 Nr. 3 2 a - b . A. Jelotnik, The SiSak Hoard of Argentei of the Early Tetrarchy (Situla 3) 1961, 42). Bruun schließt daraus, daß die Münzreform von Diocletian nicht in allen Fällen zur gleichen Zeit durchgeführt wurde, in Herakleia und Siscia aber jedenfalls schon vor dem 1. 3. 293 einsetzte. Seine Argumente erscheinen mir jedoch nicht akzeptabel. Die Rückseite der Silberemissionen von Siscia zeigt vier Personen beim Opfer vor dem Torbogen einer mit Türmen versehenen Festungs-, Stadt- oder Palastanlage. Es ist völlig ausgeschlossen, daß — wie Bruuns meint — die zwei Augusti mit zwei Opferdienern dargestellt seien. Derartiges ist auf größeren Bildflächen denkbar. Aber es ist mehr als unwahrscheinlich, daß man noch zwei Opferdiener in das enge Bild der Münze hineinquetschte, sie zudem ebenso groß wie die Augusti und schließlich in derselben Tracht darstellte. Es handelt sich zweifellos um die beiden Caesares, die hinter bzw. neben den opfernden Augusti stehend an der Zeremonie teilnehmen (so richtig schon Pink 1930, 12). Es wird dies ferner bewiesen durch die Trierer Goldmultipia, die 305 als Donative für das fünfte Konsulat der Caesares, ihren dies imperii am 1. März und den Regierungswechsel am 1. Mai ausgegeben wurden: Bastien-Metzger Nr. 393 — 395. Auf den Münzen der Caesares sind die beiden opfernden Herrscher von kleiner gestaltetem Personal umgeben, auf der Prägung der Augusti stehen

Iovius und Herculius

111

nale330, welche sorgfaltig aufeinander abgestimmt sind: Die Rückseiten stellen jeweils einen Kaiser in Militärtracht dar, der eine Victoria auf einem Globus von Jupiter in Empfang nimmt. Aber während die Münzen der zentralen Prägestätten die Legende Concordiae Augustorum tragen (Abb. 24), weisen jene der östlichen Münzstätten die Legende Concordia Militum auf (Abb. 25). Die Silberprägung verkündet gleichzeitig in Rom, Cyzicus, Herakleia, Nicomedia, Alexandria die Losungen Providentia Augustorum hinter ihnen in gleicher Größe und Tracht die neuen Caesares. Zudem sind die beiden Emissionen RIC VI S. 459 Nr. 32 a —b und Nr. 33 a—b thematisch aufeinander zugeordnet: Erstere trägt die Rs.-Legende Virtus Militum, letztere Providentia Augg., welches die passende Formel für die Erweiterung des Herrscherkollegiums bzw. die Nachfolgeregelung darstellt (vgl. oben 76). Dies wird auch belegt durch die im Namen von Constantius und Galerius erfolgte Prägung von antoniniani der Münzstätte Lyon im Jahr 293 mit Providentia Deorum und Concordia Augg. (Bastien 1972, 60). Die Berufung auf die Soldaten und die einträchtige Fürsorge der Augusti entspricht den Prägungen von Kupfermünzen mit Concordia Augg. und Concordia Militum anläßlich der Ernennung der Caesares (s. S. l l l f . ) . Die Providentia Augg.-Pragung, die in zwei officinae und ebenfalls nur im Namen der Augusti geprägt ist, weist ihrerseits Rs.-Stempelkoppelungen mit Münzen der Caesares auf. Gegenüber diesen Tatsachen ist die Prägung von RIC VI S. 459 Nr. 32 a —b in nur e i n e r officina ein irrelevantes Argument. Ferner wurden ζ. B. auch Concordia Militum-Münzen aus Herakleia, die RIC VI S. 532 Nr. 2 1 - 2 2 ins Jahr 297/98 datiert werden, auf jeden Fall aber nach Ernennung der Caesares ausgegeben wurden, nur für die beiden Augusti geprägt. Zugleich wird hieran auch in bezug auf die o. g. Silbermünzen von Herakleia deutlich, daß die ersten Reformmünzen nicht notwendig auch im Namen der Caesares geprägt worden sein müssen, selbst wenn diese bereits ernannt waren. Man könnte allenfalls folgern, daß sie k u r z nach deren Ernennung ausgegeben wurden, bevor den Stempelschneidern ein Porträt vorlag. Die Korrekturbedürftigkeit der Datierungen in RIC VI wird dokumentiert durch eine Untersuchung von M. Dhenin-A. Draux, BSFN 36, 1981, 9 — 12, wo anhand der Stempelkoppelung eines neu entdeckten Trierer argenteus vom Typ RIC VI S. 177 Nr. 114-118 mit dem aureus RIC VI S. 165 Nr. 18 dargelegt wird, daß die Datierung jener Silberemission nicht in die Jahre 298/99 gehört, wie in RIC VI S. 177 vorgeschlagen, sondern spätestens ins Frühjahr 294. 330

Sie werden in RIC VI in die Jahre 294/95 bis 297/98 datiert, dürften aber m. E. vor allem auch ins Jahr 293 zu datieren sein und zeitlich enger zusammengehören. — Concordiae Augg.: RIC VI S. 283 Nr. 2 5 a - 2 6 b (Ticinum ca. 294/95). S. 355 Nr. 47 a. b. (Rom ca. 294/95; beschränkt auf Diocletian und Maximian). S. 358 Nr. 68 a—70 b (Rom ca. 296/97). S. 465 Nr. 9 1 a - 9 2 b (Siscia ca. 295). - Concordia Militum·. S. 531 Nr. 1 3 - 1 6 (Herakleia ca. 295/96). S. 532 Nr. 21 - 2 2 (Herakleia ca. 297/98; beschränkt auf Diocletian und Maximian). S. 580 Nr. 13—14 b (Cyzicus ca. 295/96; keine Prägungen für Diocletian). S. 581 Nr. 15a —19b (Cyzicus ca. 295/99). S. 621 Nr. 6 0 a - 6 1 b (Antiochia ca. 296). S. 621 f. Nr. 62 a—63 b (Antiochia ca. 297). S. 667 Nr. 4 6 a - 4 8 b (Alexandria ca. 296/97). Grundlage für diese Chronologie ist die Datierung der Münzreform in Alexandria ins Jahr 294 und die angeblich v o r a u s g e h e n d e Prägung von vota A"-Münzen 293/94 (vgl. RIC VI S. lf.). Mir scheint aber, daß dadurch ein Beginn jener Reformprägung in der zweiten Hälfte des Jahres 293 nicht ausgeschlossen wird (s. Anm. 329). — Der ConcordiaMilitum-Typus wird 305/08 auf kleinen ««-Nominalen von Alexandria wieder aufgenommen, diesmal anläßlich der Begründung der Zweiten Tetrarchie: RIC VI S. 670 Nr. 5 9 a - 6 0 b (305/06). S. 675 Nr. 84. 85 (306/07); sie ist begrenzt auf Severus als Augustus und Constantin als Caesar.

112

Iovius und Herculius

und Virtus Militum sowie als konkretes militärisches Ergebnis dieser Kombination Victoria Sarmat(ica)™. Auf diese Weise werden die Grundlagen tetrarchischer Macht und zur gleichen Zeit die beiden wichtigsten Institutionen des Reiches, nämlich die Tetrarchie und das Heer, vorgestellt: Die Concordia Augustorum garantierte zusammen mit der Providentia Augu332 storum die harmonische Auswahl der Caesares , den Zusammenhalt der Tetrarchie und die Einheit des Reiches, welche aber auch der Virtus Militum bedurfte und insbesondere der Concordia Militum. Zwischen letzterer und der Concordia Augustorum bestand wechselseitige Abhängigkeit, aber beide wurden von Jupiter garantiert, von dem die kaiserliche Gewalt aller vier Herrscher d i r e k t hergeleitet wird 333 . Jupiter ist der einzige auctor imperii334. Dieses tetrarchische Programm der Jahre 293 und folgende erscheint diesmal nicht auf den Goldmünzen, welche hauptsächlich als Gehalt bzw. Donativ an hochrangige Persönlichkeiten, insbesondere Offiziere, verteilt wurden, sondern auf den Münzen für den einfachen Soldaten und Zivilisten335. Die Kupfermünzen zeigten ansonsten seit 293/94 in der Regel den Genius Populi Romani als Symbol der Einheit des römischen Reichsvolkes; sie betonten damit die Romanitas des orbis terrarum. Daneben aber sollte nun die tetrarchische Ideologie unter allen Einwohnern des römischen Reiches, nicht zuletzt im Heer, verbreitet werden. H. Mattingly 336 glaubte, Diocletian habe mit der Iovius-HerculiusTheologie und vor allem mit dem Konzept der Gottessohnschaft eine für die Christen akzeptable Variante des römischen Herrscherkultes schaffen und damit ihre Loyalität gegenüber dem Staat gewinnen wollen. Aber dies Pink 1930, 9 ff. Dies wird auf gleichzeitigen Münzen des Constantius aus Lyon betont (Bastien 1972, 59 f.): a) antoniniani, vielleicht vom Ende des Jahres 293: Vs. jeweils ein Tetrarch; Rs. Concordia Augg. und zwei Concordiae mit dextrarum iunctio; b) antoniniani, zum einen des Constantius mit Providentia Deorum und Blitzbündel Jupiters auf Rs., zum anderen des Galerius mit Concordia Augg. und Keule des Herkules auf Rs. Hier ist es also die Providentia der Götter, welcher zusammen mit der Concordia der Augusti die durch den Tausch der Attribute der jeweiligen parentes (vgl. oben 107 — 109) zusätzlich unterstrichene einträchtige Auswahl der Caesares zu verdanken ist. 333 Gegen Arnaldi 110 Anm. 7 - 8 . 334 Vgl. Seston 1946, 209 f., aber auch 233 f. De Francisci 13 f. Arnaldi 121 Anm. 57. 335 Vgl z u r Goldmünzenprägung als Medium kaiserlicher Propaganda M. R. Alföldi, Die constantinische Goldprägung. Untersuchungen zu ihrer Bedeutung für Kaiserpolitik und Hofkunst, 1963, bes. S. 1. C. Η. V. Sutherland, JRS 53, 1963, 14 f. Callu 9 ff. Freilich war die göttliche Auswahl der Herrscher seit Gallienus hauptsächlich auf antoniniani dargestellt worden: Fears 1977, 303. Zur sorgfaltigen Auswahl von Münzsorten und Münzstätten bei der Prägung bestimmter Typen vgl. ebenda 304 sowie H. Mattingly, in: CAH XII 310 f. 313. 319 f. 324. Zur Beachtung der Münzdarstellungen durch die unteren Volksschichten vgl. zuletzt J. Szidat, MH 38, 1981, 22 ff. 336 HThR 45, 1952, 131 ff. 331

332

Iovius und Herculius

113

ist höchst unwahrscheinlich 337 und kam jedenfalls nicht zum Tragen. Ganz im Gegenteil, die tetrarchische Version der Herrscherideologie konnte allenfalls als heidnische Konkurrenz verstärkten Widerstand der Christen hervorrufen. Und da nach Meinung Diocletians und seiner Mitregenten die Stabilität der kaiserlichen Herrschaft, die Einheit und sogar die Existenz des Reiches und des populus Romanus auf diesem Herrschaftskonzept ruhten, konnte eine Verweigerungshaltung dieser theokratischen Ordnung gegenüber von den Herrschenden nicht toleriert werden. Die tetrarchischen ,Gottessöhne' konnten den Monopolanspruch des christlichen Gottessohnes nicht tolerieren. Die Christenverfolgung war meines Erachtens eine logische Konsequenz der ideologischen Grundlagen der Tetrarchie. Der Blitz des Jupiter und die Keule des Herkules sollten nicht nur die Barbaren an den Grenzen, sondern ebenso jene treffen, welche die Opfer im Götterund Kaiserkult verweigerten. Lactantius deutet an, daß sich auch aus christlicher Sicht die Zusammenhänge in dieser Weise darstellten. Nicht zufallig verkündet er am Schluß von De mortibus persecutorum (52,3) triumphierend, daß Gott jene maßlosen ,göttlichen' cognomina vom Erdboden getilgt habe. In den Divinae Instituttones, welche „a definitive encyclopedia of Christian polemic for men of educated tastes during the Great Persecution" 338 darstellten, werden von allen heidnischen Göttern nicht zufällig Jupiter und Herkules am stärksten attackiert, wobei zu bedenken ist, daß die Verbrechen, die Lactantius dem Kaiser Maximian in der Schrift De mortibus persecutorum vorwirft, übereinstimmen mit jenen des Herkules in den Divinae Institutiones339. Vor allem aber wird in Lactantius' ,Weltalterlehre' Jupiter als der eigentliche Urheber der Christenverfolgung und alles Bösen vorgestellt. Jupiters und seiner N a c h k o m m e n {progenies) Herrschaft habe den Untergang des aureum saeculum verursacht 3392 . Da Lactantius der einzige ist, der diese Verbindungslinie zwischen Jupiter und der Christenverfolgung zieht 340 , liegt ein Zeitbezug nahe, und zwar auch in der Hinsicht, daß die Herrschaft der progenies Jupiters diejenige der tetrarchischen Iovii und Herculii bezeichnen soll. Nach Lactantius ist die goldene Zeit mit der Entsendung des wahren Gottessohnes Christus durch Gott wieder eingeführt worden 341 . Hingegen habe die Herrschaft Jupiters (und Diocletians) das aureum saeculum zerstört (Lact. inst. V 6,13 — 7,2): 337 338 339

339a 340

341

J. Vogt, Zur Religiosität der Christenverfolger (s. Anm. 262) 25 f. O. Nicholson, Latomus 43, 1984, 135. Vgl. z . B . Lact. mort. pers. 8,5 und inst. V 8,16. Vgl. N. H. Baynes, JRS 34, 1944, 136. Nicholson a.O. 1 3 3 - 1 4 2 . inst. V 5 , 9 - 6 , 1 3 . V. Buchheit, Historia 28, 1979, 4 7 2 - 4 8 6 , der für h e i d n i s c h e Kritik an Jupiter noch auf Tib. I 3,49 f. verweist. Lact. inst. V 7, 1 f.

114

Iovius und Herculius

Haec est profecto iustitia et hoc aureum saeculum, quod love primum regnante corruptum, mox et ipso et omni eius progertie consecrata deorumque multorum suscepto cultu fuerat omne sublatum. Sed Deus ut parens indulgentissimus adpropinquante ultimo tempore nuntium misit, qui vetus illud saeculum fugatamque iustitiam reduceret, ne humanum genus maximis et perpetuis agitaretur erroribus. Rediit ergo species illius aurei temporis et reddita quidem terrae, sed paucis adsignata iustitia est, quae nihil aliud est quam dei unici pia et religiosa cultura.

Diese Auffassung steht in krassem und bewußtem Gegensatz zum Anspruch Diocletians, wie er sich ζ. B. in seiner Darstellung als Wiederhersteller der Saturnia regna in Gestalt einer Doppelherme, welche seinen Kopf mit jenem des Saturn kombiniert342, sowie in der aureum-saeculum-Ptop&gunda der tetrarchischen Panegyrici und Münzen äußert (s. unten 118 ff.). Sie widerspricht aber auch dem Urteil heidnischer Autoren, wie SHA, Hei. 35,4M3 (Diocletianus, aurei parens saeculi), welches übereinstimmt mit Pan. Lat. IX (5) 18,5: adeo, ut res est, aurea ilia saecula, quae non diu quondam Saturno rege viguerunt, nunc aeternis auspiciis Iovis et Herculis renascuntur (vgl. XI (3) 15,2—4). Für Lactantius waren die Jupiterreligion, die Ioviorum et Herculiorum cognomina ... insolenter adsumpta (mort. pers. 52,3), die tetrarchische Ideologie insgesamt Hintergrund der Christenverfolgung und eines ferreum saeculum für die Christen. Ganz ähnlich hatte der Historiker Cassius Dio die Propagierung eines aureum saeculum durch Commodus mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß seine Erzählung ebenso wie das Geschick der Römer mit dem Tod Marc Aurels von einer goldenen basileia zu einer eisernen und rostigen übergehe (72,36,4). Die Bemühungen Diocletians um die Propagierung eines neuen aureum saeculum konzentrierten sich, abgesehen von der Iovius-Herculius-Ideologie, auf die besonders sorgfaltige Auswahl der dies imperii der Tetrarchen, wie sie ζ. B. im Amtsantritt der Caesares am 1. März/21. Mai ihren Ausdruck fand. Die Festigung des aureum saeculum durch Stärkung der tetrarchischen concordia war auch das Ziel der im folgenden Kapitel zu erörternden Manipulationen Diocletians mit jenen dies imperii, mit der Zählung der Regierungsjähre und der wjta-Symbolik in den Jahren zwischen 293 und 303.

342

343

H. Fuhrmann, MDAI (R) 53, 1938, 37 Abb. 41. A. D. Nock, JRS 37, 1947, 108 Anm. 57. Η. P. L'Orange, Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den KonstantinSöhnen 2 8 4 - 3 6 1 n.Chr., 1984, 21 f. glaubt mit V. Paulsen (Meddelels Glypt Keb 24, 1967, 20ff. mit Abb. 17 — 19) an eine Kombination Diocletians mit Chronos. Vgl. auch ebenda 12 f. zu Doppelhermen, welche Porträts Diocletians und Maximians mit Flußgöttern koppeln, die ihrerseits die Felicitas Saeculi symbolisieren. Bemerkenswert ist, daß die SHA spielerisch differenzieren: Diocletianus, aurei parens saeculi, et Maximianus, ut vulgo dicitur, ferret.

6. Die Manipulation mit den dies imperii sowie der Zählung der Regierungsjähre zwischen 293 und 303 n. Chr. und die Herstellung einer tetrarchischen Symmetrie Falls Galerius und Constantius nicht ohnehin gemeinsam am 1. März 293 ernannt worden sind, so haben sie jedenfalls spätestens seit 297 ihren dies imperii an ein und demselben Tag, nämlich am 1. März, gefeiert. Dies ist eindeutig bezeugt für die quinquennalia jenes Jahres (Pan. Lat. VIII (4) 3,1), ferner für die decennalia von 302 (s. unten S. 122) und die beabsichtigten vicennalia des Galerius im Jahr 312 (Lact. mort. pers. 35,4); und dieser Brauch der gemeinsamen Feier des dies imperii scheint nicht auf die Jubiläen beschränkt gewesen zu sein (Lact. mort. pers. 17,8). Wenn Galerius anfangs seinen dies imperii am 21. Mai feierte, so muß dieser verschoben worden sein — was nicht ungewöhnlich war, aber natürlich einen bestimmten Zweck verfolgte 344 , in diesem Fall die Verstärkung der Gleichheit und concordia der Caesares. Ein zweiter Schritt in dieser Richtung erfolgte im Jahr 300. Bis zu diesem Jahr hatte Constantius gegenüber Galerius stets ein Konsulat voraus, ebenso wie Diocletian gegenüber Maximian. Im Jahr 300 zog Galerius jedoch mit Constantius gleich. Eine vergleichbare und vielleicht gar spektakulärere Entwicklung läßt sich von 293 an für die beiden Augusti beobachten. Maximian hatte im Jahr 288 ein Konsulat gegenüber Diocletian aufgeholt, war aber weiterhin mit einem im Rückstand. In dieser Hinsicht blieben die tetrarchischen Augusti hinter ihren Vorbildern M. Aurelius und L. Verus zurück. Am 1. Januar 161 feierten letztere erstmals ein gemeinsames Konsulat, aber Marc Aurel war cos. III, Verus cos. II. Danach aber gingen die divini fratres einen Schritt weiter als Diocletian und Maximian. Am 1. Januar 167 zog L. Verus mit seinem dritten Konsulat mit M. Aurelius gleich, worauf vielleicht 167/68 geprägte Münzen mit Aequitas anspielen345. 344

345

Vgl. zu einer solchen Verschiebung des dies imperii bei Constantin: P. Bruun, NC 1969, 177ff.; Arctos 9, 1975, Iff. Herz 1978, 29 Anm. 36. Chastagnol, RN 1980, 106ff. Nach seiner Ernennung zum Augustus am 1. 5. 305 habe Constantius diesen Tag als dies imperii betrachtet und von ihm aus seine Regierungsjahre gezählt, behaupten Lafaurie 198 und Baglivi 91 mit Anm. 158. Aber vielleicht feierte er zwei Regierungsjubiläen nebeneinander? Hat Galerius nach 305 zunächst gleichfalls den 1. Mai, dann aber wieder (oder weiterhin?) den 1. März als seinen dies imperii betrachtet (vgl. Chastagnol, RN 1980, 106)? Zu den Konsulaten der Tetrarchen vgl. Barnes 1982, 91 ff. — M. Aurelius und L. Verus: RIC III S. 227 Nr. 178. S. 228 Nr. 1 8 9 - 1 9 2 . S. 290 Nr. 960. 961. S. 260 Nr. 576. 577. S. 330 Nr. 1479. Vgl. Martin 331 f.

116

Dies Imperii

und tetrarchische Symmetrie

Unter der Tetrarchie war die Entwicklung bei der Zahlung der Regierungsjahre wichtiger. Im Jahr 293 erhielt Maximian eine zusätzliche tribunicia potestas, welche den Abstand zu Diocletian von zwei auf eine tribunicia potestas reduzierte346. Manche Forscher nehmen an, daß damit Maximians Caesariat in die Zählung der Regierungsjahre einbezogen und er somit nachträglich den Caesares des Jahres 293 staatsrechtlich gleichgestellt werden sollte347. Aber diese Auffassung beruht auf der — wie wir sahen (S. 35 ff.) — verfehlten These von einem inferioren Caesariat Maximians. Seston348 glaubte zudem, daß mit dieser Maßnahme Maximian gegenüber Carausius, der sich vor Maximian zum Imperator habe proklamieren lassen, höher eingestuft werden sollte — eine These, die aus chronologischen Gründen nicht vertretbar ist (s. oben 48.65 f.). Wichtiger ist der Hinweis von A. Chastagnol, daß schon vor dem Jahr 301 außer der Aufstockung von Maximians tribunizischen Gewalten auch eine Angleichung seiner imperatorischen Akklamationen an jene Diocletians vorgenommen worden sein muß. Er vermutete, daß dies anläßlich der quinquennalia der Caesares im Jahr 297 stattfand, aber R. E. Smith und A. Rousselle haben auch diese Veränderung — und m. E. zu Recht — ins Jahr 293 datiert 349 . Es leuchtet ein, daß Maximian gleichzeitig mit einer zusätzlichen tribunicia potestas eine weitere imperatorische Akklamation erhielt. Ob dies bereits anläßlich der Erhebung der Caesares am 1. März 293 oder — was aufgrund der Analogie zu den vicennalia von 303 (s. unten 122 f.) wahrscheinlicher ist — erst in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit der gemeinsamen Decennalien-Feier am Ende jenes Jahres geschah, muß vorläufig offenbleiben350. 346

347

348 349

350

Mispoulet 455 f. Vgl. G. Goyau, in: Etudes offertes a P. F. Girard, 1912, 1, 67 f. Seeck l 4 , 447 f. D'Elia 147. Seston 1946, 61. 361. Vgl. die in Anm. 346 zitierte Literatur und ferner O. Seeck, RhM N.F. 62, 1907, 490. Smith 1062f. Pasqualini 2 4 - 2 7 . Rousselle 453. 1946, 60ff. Die entscheidenden Zeugnisse sind ILS 640 und 642. Chastagnol 1967, 54 ff., bes. 63. Smith 1070. Rousselle 444 ff., bes. 454. Letzterer glaubt, daß auch die Angleichung der imperatorischen Akklamationen den Zweck hatte, jetzt erst das Caesariat Maximians in dessen Zählung seiner Regierungsjahre einzubeziehen. Aber das widerspricht Rousselles eigener korrekter Feststellung (s. oben 25 f.), daß Maximian schon Ende 285 die erste imperatorische Akklamation erhielt. Rousselle müßte also Maximians Caesariat schon ins Jahr 284 datieren, um begründen zu können, daß Maximian 293 trotz einer z u s ä t z l i c h e n imperatorischen Akklamation die Zahl der Akklamationen Diocletians noch nicht erreichte. — Im übrigen hat schon Costa 238 ff. eine Aufstockung der imperatorischen Akklamationen im Jahr 293 angenommen, aber für den 17. September, den er noch für den dies imperii Diocletians hielt. Das Motiv war seiner Meinung nach eine Neuordnung der Prärogativen der Augusti anläßlich der Einrichtung der Tetrarchie. Mispoulet 455 ff. datierte sowohl die Aufstockung der tribunizischen Gewalten als auch der imperatorischen Akklamationen ins Jahr 294. So auch Rousselle a. O. Vgl. Barnes 1982, 26. Pan. Lat. XI (3) 1,3 von 290/91 zeigt übrigens, daß damals eine solche Maßnahme noch nicht geplant war. Die beiden Augusti haben getrennte pe&z-Feiern!

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

117

I n f o l g e dieser Manipulation differierten die imperatorischen A k k l a m a tionen der A u g u s t i , u n d damit die w e g e n ihrer A n k n ü p f u n g an die Ü b e r t r a g u n g der Herrschaft durch J u p i t e r und das Heer v o m politischen und religiösen Gesichtspunkt her wichtigste Z ä h l u n g ihrer Regierungsjahre, n u r m e h r zwischen d e m 20. N o v e m b e r und d e m 13. D e z e m b e r eines jeden Jahres. Es entstand somit die Fiktion einer gleich langen Regierungszeit f ü r Diocletian und Maximian — ein weiterer entscheidender Schritt hin zu d i o s k u r e n h a f t e r Gleichheit und Harmonie. Die F o l g e war, daß die A u g u s t i zwischen d e m 20. N o v e m b e r und dem 13. D e z e m b e r 2 9 3 gemeinsame decennalia feierten 3 5 1 , w i e üblich schon zu B e g i n n des zehnten Regierungsjahres 3 5 2 . V o t a - M ü n z e n der Prägestätten L y o n , Trier und R o m zeigen die L e g e n d e n V O T X , V O T Χ Μ X X ( A b b . 2 6 a ) und P R I M I S X M U L T I S X X , und die L e g e n d e V O T I S A V G G ( A b b . 2 6 b) betont, daß die vota b e i d e n A u g u s t i galten 3 5 3 . Insgesamt taucht auf den w t a - P r ä g u n gen das P o r t r ä t Maximians sogar wesentlich h ä u f i g e r auf als dasjenige Diocletians. Dabei zeigt die Verteilung der O f f i z i n e n der Münzstätte R o m auf die beiden K a i s e r die sorgfältige Planung einer g e m e i n s a m e n Decennalienprägung: Die O f f i z i n e n 1, 3 u n d 6 prägen f ü r Maximian, 2 und 4 f ü r Diocletian, 5 und 7 f ü r beide K a i s e r gemeinsam. In Ä g y p t e n

351

352

353

Den Bezug der fo/a-Feiern zum dies imperii hat P. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des 2. Jh.s, 1931/37, 1, 227; 3,137 f. (vgl. Gnomon 13, 1937, 678 f.) aufgezeigt. Vgl. auch Mattingly 1950, 155 ff.; 1953, 219 ff. Chastagnol 1983, 11 ff. Diocletian und Maximian müssen — wie gesagt (Anm. 350) — ihre jeweiligen quinquennalia noch getrennt gefeiert haben. Auf diejenigen Diocletians beziehen sich vielleicht Aeternitas Ausg.-Prägungen (RIC V 2 S. 241 Nr. 204. S. 282 Nr. 542, datiert auf 289), für diejenigen Maximians s. Pan. Lat. XI (3) 1,1. 3. Vota-Münzen für die quinquennalia Diocletians verzeichnet Pink 1931, 3. 24. Er verweist auf einen aureus aus Heinum, der auf der Vs. das dritte Konsulat für Diocletian und auf der Rs. Victoria Augg. und eine Victoria zeigt, welche auf einen Schild VOT X schreibt. Derselbe Revers sei mit einem antoninianus Maximians mit der Angabe von dessen zweitem Konsulat verbunden. Das dritte Konsulat Diocletians fallt ins Jahr 287, das zweite Maximians ins Jahr 288; nur im letzteren Jahr könnten Quinquennalienmünzen geprägt worden sein. Freilich betont Pink, daß er die diocletianische Münze wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht abbilden konnte, und ich habe weder sie noch diejenige Maximians in den gängigen Publikationen wiederfinden können. Auch Chastagnol 1983, 14 kennt sie nicht. — Für Carausius besitzen wir hingegen Quinquennalienprägungen aus dem Jahr 290: RIC V 2 S. 463 Nr. 3. 4. S. 514 Nr. 595 — 597. Vorher hat wohl nur Postumus quinquennalia gefeiert und auf einem freilich singulären Münztypus verewigt: Chastagnol 1983, 14. Zur Feier am Beginn des Jubiläumsjahres s. Pan. Lat. V (8) 13,2. IV (10) 38,2. Daß Regierungsjubiläen zum Beginn des jeweiligen Jubiläumsjahres, d.h. in diesem Fall am 10. Jahrestag der Herrschaftsübernahme, gefeiert wurden, zeigen auch deutlich Goldmultipia von 305, auf denen das dreizehnte Regierungsjahr von Constantius und Galerius noch zu ihrer Zeit als Caesares feierlich begangen wird: Bastien-Metzger Nr. 393. 394. S. 137 f. RIC V 2 S. 230 Nr. 108-111. S. 232 Nr. 125. 126. S. 233 Nr. 130. S. 238 Nr. 175-179. S. 273 Nr. 466-468. S. 275 Nr. 485. S. 278 f. Nr. 511-514.

118

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

freilich wurde anscheinend eine Realistische' Zählung der Regierungsjahre Maximians fortgeführt, wie im Jahr 294/95 geprägte Münzen mit der Legende περίοδος δεκάτη bezeugen 354 ; aber die ägyptische Zählung nahm eine Ausnahmestellung ein (s. unten 122). Gegen eine Bezugnahme der westlichen fota-Münzen auf g e m e i n same decennalia Diocletians und Maximians könnte man einwenden, daß auch sonst in die Feste und Ehrungen e i n e s Herrschers b e i d e Augusti bzw. a l l e Tetrarchen einbezogen wurden 355 , wie ζ. B. karthagische Münzen mit der Legende Adventus Augg. anläßlich der Ankunft Maximians in Karthago im Jahr 297 zeigen. Aber neben der durch die Inschriften bezeugten veränderten Zählung der Regierungsjahre Maximians spricht das Fehlen von gesonderten Decennalienemissionen dieses Kaisers im Westen im Jahr 294/95 für ein tatsächliches Zusammenfallen der Regierungsjubiläen. Das durch die Münzprägung bezeugte Streben spätantiker Kaiserkollegien nach Harmonisierung ihrer wta-Zählungen wird folglich bereits unter der Tetrarchie praktiziert 356 . Verbunden mit den vota-Prägungen von Ende 293/Anfang 294 sind Emissionen mit der Legende Providentia Deorum, welche die Gunst der göttlichen Vorsehung bei der Begründung und Harmonisierung der Tetrarchie beschwört, ferner dazu passend Concordia Augustorum^1, welche Garant der Saeculi Felicitas ist. Gefeiert werden zudem die Aeternitas Augustorum und die Saeculares Augusti zusammen mit der Roma Aeterna> womit die Verbindung zwischen der Ewigkeit Roms, des römischen Reiches und der neuen kaiserlichen Dynastie formuliert wird 358 . Der ursprüngliche Zweck der wte-Feiern waren Danksagung, 354

355 356

357

358

Vogt 1924, 2, 176. Da vota-Münzen gewöhnlich nicht in größerer zeitlicher Distanz zum Ereignis geprägt wurden, darf man davon ausgehen, daß Maximian in der Tat in Ägypten seine decennalia im Jahr 294 feierte. Bei den decennalia Diocletians tragen auch die Münzen Maximians einen Lorbeerkranz wie die vota-Prägung für Diocletian: Vogt 1924, 1,225; 2, 174. Die Auffassung von Chastagnol, auch im Westen seien die decennalia Maximians im Jahr 294 gesondert gefeiert worden (1983, 15), kann sich auf kein Zeugnis stützen. Ähnlich wie Chastagnol auch Pasqualini 74. Bastien 1972, 63. So richtig D'Elia 242 - 244. Vgl. RIC VIII S. 50 und Pan. Lat. IV (10) 2 , 2 - 3 zur Harmonisierung der vota-Zählung unter Constantin. Auf einer Prägung, die RIC V 2 S. 223 Nr. 17 ins Jahr 294 datiert wird, erscheinen zur Legende Concordia Augg. zwei Concordiae, welche sich die Hände reichen. Beranger, Principatus, 1973, 381 sieht in dieser Verdoppelung die Konzeption der Kaiser als Hypostasen der Concordia. Bastien 1972, 63ff. 70ff. 236ff. Nr. 664-679. Vgl. Arnaldi 113. 1 1 5 - 1 1 8 , bes. zur Legende Aeternitas Augustorum. Martin 210 ff. zur Wiederholung der Providentia-DeorumPrägungen am dies imperii von Herrschern. — Daß die Saeculares Augg.-Münzen nicht zu einer echten Saecularfeier Roms gehören, hat schon D'Elia 244 gezeigt. Vgl. Chastagnol 1983, 15. J.-P. Callu, Caesarodunum 10 bis, 1976, 210f. Cahn 5 - 2 1 , bes. 18. J. Gage, Recherches sur les jeux seculaires, 1934, 77—111, bes. 107.

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

119

Fürbitte und Gelübde an die Götter für vergangenen und zukünftigen Schutz und die felicitas der Herrscher (yota suscepta et soluta). Aber sehr bald waren die vota-Feiern mit ihrer Erneuerung der felicitas und aeternitas der Herrscher engstens mit dem mystischen Konzept des goldenen Zeitalters, des aureum saeculum, verknüpft worden 359 . Diocletian legte, wie wir sahen (S. 113 f.), besonderen Wert auf die Propagierung eines neuen goldenen Zeitalters. Und die Darstellung seines Porträts zusammen mit demjenigen des Saturn-Kronos, dem Gott des goldenen Zeitalters, in Form einer Doppelherme (s. oben 114) findet eine bemerkenswerte Ergänzung in einem mysteriösen Kronosfest von Durostorum. W. Weber 360 hat, ausgehend von einem ζ. T. legendären Bericht der Acta Dasii, gezeigt, daß dieses Fest vermutlich dreißig Tage lang, vom 18. November bis zum 18. Dezember, gefeiert wurde und vor allem die Geburtstage des syrischen Sonnengottes am 18. November und des Saturn am 17. Dezember umfaßte. Der syrische Sonnengott wurde oft mit dem Zeus des Monats Dios, des ersten Monats des syro-makedonischen Kalenders ( = November), gleichgesetzt, und Weber hat wohl zu Recht vermutet, daß Diocletian sich in einer besonderen Beziehung zum Monat Dios sah. Da Weber jedoch am falschen Datum (September) des Chronicon Paschale für die Proklamation Diocletians (s. oben 10) festhielt, führte er die Feier der vicennalia im Winter 303 auf eine bewußte Verlegung der i>o/ο/ώ-Jubiläen einzubeziehen. Auf diese Weise dokumentierte der Iovius seine Einordnung in eine Genealogie, an deren Beginn Kronos-Saturn, der Herrscher des goldenen Zeitalters, stand. Seit 293 inaugurierten die beiden Augusti gemeinsam die felicitas des neuen saeculum, welches bei ihrem Regierungsantritt begonnen hatte; sie verdoppelten' gewissermaßen die Wirksamkeit der kaiserlichen felicitas. 359

Vgl. Mattingly 1950, 155 ff.; für das 4./5. Jh. ders. 1951, 219 ff. Die Bemerkung des Lactantius (mort. pers. 17,1), daß Diocletian nach Beginn der Christenverfolgung cum tarn felicitas ab eo recessisset, perrexit statim Romam, ut illic vicennalium diem celebraret, verdeutlicht in ganz besonderer Weise den engen Zusammenhang von vota und felicitas. Eine vota-Feier ohne felicitas, so suggeriert der Autor seinen Lesern, die diese Anspielung zweifellos sofort verstanden, ist ein Paradoxon. Zu vota und aureum saeculum vgl. A. Alföldi, Α Festival of Isis in Rome under the Christian Emperors of the IVth Century, 1937, 48 ff. Vgl. auch Martin 228 ff. zu den vicennalia Trajans und den quinquennalia Hadrians. Bei letzteren sind Providentia-Viigungen verbunden mit Emissionen von Münzen, welche die Legenden restitutor orbis terrarum und saec(ulum) au(reum) mit einem den Zodiacus haltenden Aion aufweisen (278 ff.). Für die saeculum-aureum-PropagAtida kaiserlicher Dynastien des 3. Jh.s s. z.B. C. Zaccaria, ΑΠΝ 25, 1978, 103 — 138.

360

ARW 19, 1960/61, 316 ff.

120

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

Und vielleicht war schon im Jahr 293 mit der Vorstellung vom zyklischen Wechsel der Zeiten und der Metapher vom goldenen Zeitalter ein geplanter Wechsel im Herrscherkollegium, das Konzept einer ,Verjüngung' der kaiserlichen Gewalt, verbunden. Möglicherweise von 293/94 an, mit Sicherheit aber seit den quinquennalia der Caesares im Jahr 297, standen sich nämlich die dies imperii der Augusti und der Caesares als eng verknüpfte Einheiten gegenüber. Bei den Decennalienprägungen des Jahres 293/94 scheinen auf den Kupfermünzen die beiden Caesares in die Feier miteinbezogen. Ihr Porträt taucht zusammen mit den Rückseitenlegenden VOTIS X und VOTIS Χ Μ X X auf, von denen erstere Formel sich nicht nur auf die vota soluta der Augusti, sondern ebenso auf vota suscepta für die Caesares beziehen könnte 361 . Die Münzstätte Aquileia prägt entweder 293/94 oder 297 eine Serie von Goldmünzen mit einem wohlabgestimmten tetrarchischen Programm: 1) Vs. Porträt des Constantius/Rs. Dioskuren; Legende: Comites Augg. et Caess. NNNN; 2) Vs. Porträt Diocletians bzw. Maximians/Rs. Concordia Augg. et Caess. NNNN; 3) Vs. Porträt Maximians/Rs. Herculi Comiti Aug. N; 4) Vs. Porträt Maximians/Rs. Iovi Conservatori Augg. NN; 5) Vs. Porträt des Constantius bzw. Galerius/Rs. Vot. X Caess. (Abb. 27); 6) Vs. Porträt Diocletians bzw. Maximians/Rs. Vot. XX Augg. (Abb. 28). Die Dioskuren als Symbol des ,Zwillingscharakters' der Augusti bzw. Caesares, die concordia als Ausdruck der Eintracht der Tetrarchen, die beiden göttlichen parentes als Garanten ihrer Herrschaft und Eintracht, die symmetrische wAa-Zählung als Symbol eines intendierten zyklischen Wechsels im Zehn- bzw. Ζ wanzig-Jahresrhythmus scheinen hier sinnfällig miteinander verknüpft 3 6 2 . Zur Feier der quinquennalia der Caesares im März 297 gehören jedenfalls Prägungen von Neoantoniniani mit V O T X für die Caesares (Abb. 29) und V O T X X für die Augusti (Abb. 30) aus Ticinum und Karthago sowie möglicherweise aus Rom 363 . Die vota-Zählungen reflektieren den jeweiligen

362

363

RIC V 2 S. 306 Nr. 702. 703. Cahn 5 ff. Chastagnol 1967, 6 0 - 6 2 ; 1983, 15. Ein neu entdeckter antoninianus des Jahres 293/94, der die Rs. VOT Χ Μ X X mit Constantius NOB C auf der Vs. verbindet, wird von M. Amandry, BSFN 36, 1981, 110 f. vorgestellt. RIC VI S. 310 f. Nr. l - 7 b mit S. 300. Pink 1931, 25f. Zu den aurei aus Aquileia s. auch Chastagnol 1967, 62. Bastien-Metzger Nr. 35 —39 und S. 44 Anm. 1. — Concordi(ae) Augg. et Caess. NNNN: ebenda Nr. 40. 41. Vgl. schon Pink 1931, 26. RIC VI S. 285 Nr. 3 6 a - 4 2 b (Ticinum; wohl fälschlich ins Jahr 299 datiert). S. 427 Nr. 35a—38 (Karthago; wohl fälschlich ins Jahr 303 datiert). S. 198 Nr. 5 6 2 - 5 6 4 (Trier): Multis X und Muttis XX, m. E. fälschlich ins Jahr 302 datiert. Muttis gilt stets für vota suscepta] Vielleicht gehören auch Nr. 565 — 571 ins Jahr 297. Zur Datierungsfrage s. Chastagnol 1967, 62 f. Callu-Yvon 307. - RIC VI S. 359 f. Nr. 7 4 - 8 9 b (Rom) könnte

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

121

,Zwillingscharakter' der Augusti und der Caesares. Aber die politische Aussage geht über das Konzept der concordia hinaus. Zum erstenmal überhaupt in der römischen Kaiserzeit erhalten unter der Tetrarchie Caesares eine ges o n d e r t e Feier ihrer vota — obwohl auch bei früheren Caesares, wie etwa Geta oder Gallienus, die Gelegenheit zur separaten Zelebrierung von Quinquennalien bestanden hätte; und wenn nicht schon 293 so spätestens jetzt — auch dies zum erstenmal in der römischen Geschichte — bieten die Münzen ein Nebeneinander bzw. eine Gegenüberstellung der vota regierender Kaiser. Bemerkenswert ist dabei, daß die Münzen eine D i f f e r e n z von zehn R e g i e r u n g s j a h r e n zwischen den Augusti und den Caesares suggerieren; denn obwohl in jenem Jahr 297 die quinquennalia der Caesares und im darauffolgenden Jahr die quindecennalia der Augusti gefeiert wurden bzw. hätten gefeiert werden können und obwohl es üblich war, auch die vota soluta auf den Münzen zu vermerken, tauchen keine Prägungen mit vota V bzw. XV auf. Die Tatsache, daß die Münzen nur vota suscepta, nämlich vota X für die Caesares und vota XX für die Augusti, angeben, scheint mir auf eine besondere Betonung der Zahlen X und XX für die Beziehung zwischen Augusti und Caesares hinzuweisen. Möglicherweise ist eine solche Gegenüberstellung von vota auch in der Inschrift VOTIS X ET XX eines tetrarchischen Triumphbogens, des Arcus Novus an der Via Lata in Rom, enthalten364. Der Bogen wurde entweder zur Decennalienfeier des Jahres 293 — so die communis opinio der neuesten Forschung 365 — oder anläßlich der Quinquennalienfeier der Caesares im Jahr 297 oder aber anläßlich der Decennalien der Caesares im Jahr 302 errichtet (s. Anhang). Für eine Datierung auf 297 spricht, daß in zweiter Verwendung angebrachte Reliefs offensichtlich einen britannischen Triumph feierten, wie er in der Tetrarchie nur nach der Rückeroberung Britanniens durch Constantius 296 begangen werden konnte. Und wie Kähler 366 gezeigt hat, ist für alle stadtrömischen Triumphbögen vom Ende des 3./Anfang des 4. Jh.s die Verbindung mit vota-Feiern nachweisbar, entsprechend der seit dem 3. Jh. erkennbaren engen Verknüpfung von Regierungsjubiläen und Triumphalsymbolik. Akzeptiert man diese Deutung, so beziehen sich die vota X der Triumphbogeninschrift auf die

364

365

366

wohl ebensogut ins Jahr 302 oder 303 datiert werden, denn die Serie enthält nur VOT XX für alle vier Herrscher. Anläßlich der quinquennalia der Caesares würde man aber jedenfalls auch vota X für die Caesares erwarten. Quellen: Chronograph von 354 (Chron. Min. I p. 148). Notitia Regionum Urbis XIV, in: H. Jordan, Topographie der Stadt Rom im Altertum II, 1871, 550. Vgl. Kähler 1936. J. Sieveking, MDAI(R) 52, 1937, 7 4 - 8 2 . A. Collini, NScavi 62, 1934, 167. M. Cagiano de Azevedo, Le antichita di Villa Medici, 1951, 48 — 50. Laubscher 1976, 6 9 - 1 0 7 . Buttrey 375ff., bes. 378ff., der eine These Kählers (1936, 32f. 26) wieder aufgreift. 1936, 21 f.

122

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

Caesares, die vota XX auf die Augusti, denn für die Caesares kamen 297 nur vota X als suscepta in Frage und für die Augusti waren in jenem Jahr vota X soluta nicht mehr aktuell. Die Darstellung der Dioskuren auf den Originalreliefs der Sockel des Bogens spricht für den tetrarchischen Charakter desselben, für seine Bezugnahme auf die — seit 293 verdoppelten — gemini fratres. Weniger ausgeprägt erscheint die Gegenüberstellung der vota für die Caesares und die Augusti anläßlich der Decennalien der Caesares im Jahr 302: Goldprägungen aus Trier mit den Rückseitenlegenden Primi Decennales Cos. IUI für beide Caesares und Sic X Sic XX Cos. IUI (Abb. 31) mit dem Porträt des Galerius auf der Vorderseite bestätigen den Bezug dieser Münzen auf den 1. März 302. Bei diesem Anlaß wurden ferner Münzen der Caesares mit VOT X SIC XX, VOTIS X SIC XX geprägt, dazu Emissionen mit SIC X SIC XX für Diocletian und Galerius sowie VOTIS X SIC XX für Maximian und Constantius ausgegeben367. Im Jahr 303, anläßlich der Feier der vicennalia der Augusti in Rom, tritt uns die Symmetrie von zehn und zwanzig Jahren jedoch mit aller Deutlichkeit entgegen. Offensichtlich hat Diocletian bei diesem Anlaß die tetrarchische concordia weiter zu perfektionieren versucht: Die bisher .realistische', jeglicher symbolischen Bedeutung entbehrende ägyptische Zählung der Regierungsjahre, in welcher Diocletian stets ein Jahr gegenüber Maximian voraus hatte, wurde jetzt verändert. In den Papyri wird nun beiden Herrschern die gleiche Regierungszeit zugeschrieben, und die vicennalia werden deutlich als gemeinsame Feier von Diocletian und Maximian bezeichnet368. Diese zwischen dem 20. November und dem 13. Dezember veranstaltete gemeinsame Feier beider Augusti war nach Meinung von A. Chastagnol zudem verknüpft mit einer künstlichen ,Wiederholung' der decennalia 367

368

Ansonsten wurden bei diesem Anlaß in Trier Prägungen mit den besonderen Schutzgöttern der Tetrarchen veranstaltet: lovi Conservatori für Diocletian, Herculi Conservatori für Maximian, Soli Invicto für Galerius, Marti Propugnatori für Maximian, Constantius und Galerius sowie Prägungen mit Virtus Iovi(i) Caesaris und Virtus Herculi(i) Caesaris für Galerius und Constantius mit einer Herkulestat auf der Rückseite. Außerdem gehören hierher anscheinend aurei mit Salus Augg., Securitas Augg. und Pax Aeterno·. RIC VI S. 173 Nr. 82. S. 174 Nr. 99. S. 178 Nr. 134. S. 198 Nr. 5 6 5 - 5 7 1 (s. Anm. 363). S. 687 add. zu S. 172. Vgl. P. Strauss, RN ser. 5, Bd. 16, 1954, 28 ff. Chastagnol 1967, 63 f. Nicht in allen Fällen scheint mir freilich Chastagnols Aufteilung der Münzen auf die Jahre 297 — 302/3 ganz schlüssig zu sein. — Zu den Decennalienmünzen und den tetrarchischen Göttergruppen sowie den anderen Emissionen vgl. Bastien-Metzger 195 — 197 und Nr. 2 4 5 - 2 8 3 . 2 4 0 - 2 4 4 . POxy XVIII 2187 Z. 21. Vgl. auch ILS 644 = CIL VIII 4764 = 18698. Chastagnol 1967, 54 ff., mißverstanden von Festy 201 f., der meint, Chastagnol behaupte eine zusätzliche imperatorische Akklamation für Maximian im Jahr 303. J. D. Thomas, CE 46, 1971, 173. 179.

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

123

der Caesares. Aurei aus Trier und anderen Münzstätten feiern dieses Ereignis mit vota soluta für die vicennalia und vota suscepta für die tricennalia der Augusti: 1) Vs. Porträt Diocletians/Rss. X X D I O C L E T I A N I AUG, VOT X X A U G G NN, VOTIS X X SIC X X X und PRIMI X X IOVI AUG(USTI) (COS VIII); 2) Vs. Porträt Maximians/Rss. X X MAXIMIANI AUG, VOT X X A U G G NN, VOT X X SIC X X X , MULTIS X X X . In einer zweiten Trierer Serie, die vielleicht zum dies imperii Maximians am 13. Dezember geprägt und an diesem Tag als Donativ ausgegeben wurde, werden jedoch mit vota-Münzen der Augusti solche der beiden Caesares geprägt; die Legenden lauten: V O T X X A U G G NN, MULTIS X X , und V O T X X CAESS (Abb. 32. 33). Im ersteren Fall handelt es sich um vota soluta, im letzteren um vota suscepta369. Noch klarer scheint dieses Programm in dem anläßlich der vicennalia errichteten berühmten Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen auf dem Forum Romanum zum Ausdruck zu kommen. Dieses Monument wurde bezeichnenderweise in unmittelbarer Nähe sowohl der aedes Concordiae Augustae als auch eines kleinen Heiligtums des genius populi Romani, welches den engstens mit der Gründung Roms und der Romulus-Legende verbundenen sakralen Mittelpunkt der urbs, den mundus, krönte, aufgestellt 370 . Die beiden Augusti, die in dem am 21. April 289, d. h. am Geburtstag Roms, gehaltenen Panegyricus ( X (2) 1 ff., bes. 1,5) als Neugründer des Reiches und der urbs gepriesen werden, die ferner den in einem Brand des Jahres 283 zerstörten Westteil des Forums haben wiederherstellen lassen, werden auf

369

Mit diesen ί»«Λζ-Prägungen verbunden ist erneut die Propagierung der göttlichen Conservatores Augg. et Caess. NN (diesmal beschränkt auf Jupiter und Herkules) sowie eine Serie mit Pittas Augg. et Caess. NN und Salus Augg. et Caess. NN. Auf den Multipla von zehn aurei wird dabei die Concordia der Augusti betont, indem Maximian auf der Vorderseite das Zepter mit dem Adler des Jupiter und auf der Rückseite den Herkules, Diocletian auf der Vorderseite die Victoria des Herkules auf dem Globus und auf der Rückseite den Jupiter abbildet (vgl. oben 107 f.). Vgl. jetzt die Zusammenstellung der Serien bei Bastien-Metzger 197f. und Nr. 2 8 5 - 3 9 2 . Sie vermuten (S. 118 Anm. 4 zu S. 117), daß die erste Serie am 20. November, die zweite am Geburtstag Diocletians am 22. Dezember als Donative ausgegeben wurden. Aber der dies imperii Maximians am 13. Dezember ist wahrscheinlicher. RIC VI S. 201 Nr. 6 0 7 - 6 1 4 b (Trier, Kupfer). S. 172 Nr. 75. 76 (Trier, Gold). S. 174 Nr. 9 3 a - 9 8 (Trier, Gold). S. 178 Nr. 135. 136 (Trier, Silber). S. 281 Nr. IIa. b (Ticinum, Gold). S. 312 Nr. 10—15 (Aquileia, Gold). Vielleicht gehören hierher auch noch S. 359f. Nr. 7 4 - 8 9 b (Rom, Kupfer; s. Anm. 363). S. 554f. Nr. 1 3 - 1 6 (Nicomedia, Gold). Es ist bezeichnend, daß im Osten nur die .heimliche Hauptstadt' Jubiläumsmünzen prägt. Ebenfalls wichtig ist das Übergewicht der Goldprägungen! Vgl. Chastagnol 1967, 64. Strauss a. Ο. 51 f. — Eus. h.e. VIII 13,9 bemerkt, daß die Tetrarchen noch „die Gedenktage einer zehn- und zwanzigjährigen Regierung in dauerndem und tiefem Frieden ... begehen" konnten, bevor sie durch die Christenverfolgung Gottes Strafgericht auf sich zogen. Aber er könnte hier auch ein chronologisches Nacheinander im Auge haben.

370

Η. P. L'Orange, MDAI(R) 53,1938,1 ff. Kahler 1964, 7 ff. Wrede 1 1 1 - 1 4 2 . J . Engemann, FMS 18, 1984, 336 ff.

124

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

diese Weise mit dem Ursprung Roms verknüpft, als Erneuerer der felicitas der urbs begriffen. Auf der einzigen erhaltenen Basis des Monuments erscheint Roma im Amazonentypus am rechten Rand eines Reliefs und hat ihren Mantel so um ihr Haupt geworfen, daß er die Form des Tierkreises angenommen hat. Während der Kopf der Reichsgöttin verloren ist, erscheint unmittelbar neben seinem Platz im Scheitelbogen der Gewandbahn der Kopf des Sol, in derselben Position wie Aion im Zodiacus auf dem Galeriusbogen (s. unten 174 f.). Durch Sol, den Spender der lux aeterna, wird die Stadtgöttin als Roma Aeterna gekennzeichnet. Die Basisreliefs stellen ferner mit Mars und Victoria die immerwährende Sieghaftigkeit der Tetrarchie sowie mit einem Suovetaurilienopfer die Verbindung zwischen dem Regierungsjubiläum, dem Beginn einer neuen goldenen Zeit und der Entsühnung der Bürger, der urbs und des Reiches von allem Frevel dar371. Daß die räumliche Nähe des tetrarchischen Monuments zum mundus und zum genius populi Romani kein Zufall, sondern Ausdruck eines politischsakralen Programms ist, wird durch zwei ikonographische Tatbestände bezeugt: 1) Mit dem Beginn der Münzreform von 293/94 wird in den meisten Münzstätten des Reiches der genius populi Romani, der seit Septimius Severus in der römischen Münzprägung so gut wie gar nicht mehr aufgetaucht war, das beinahe einzige Rückseiten-Motiv auf den folles. Dabei hat Diocletian den genius populi Romani nicht zufallig mit dem kalathos des ihm eng verbundenen ägyptischen Sarapis (s. unten 170 f.), der als Gott der Ewigkeit und des Schicksals gut zur urbs aeterna paßte, ausgestattet. Der genius populi Romani wurde so charakteristisch für die Tetrarchie, daß ein Abweichen von diesem ikonographischen Motiv in den politischen Auseinandersetzungen nach 305 in der Regel eine gezielte Distanzierung von der diocletianischen Regierungsordnung zum Ausdruck gebracht zu haben scheint372. 2) Auf den fünf Säulen des tetrarchischen Monuments standen neben Jupiter anscheinend nicht Statuen der Tetrarchen selbst, sondern — als Pendants zum genius populi Romani — die Genien der Herrscher im von Augustus geschaffenen Typus des genius Augusti, d. h. mit Toga und Füllhorn im Arm 373 (Abb. 34). Tetrarchische Inschriften, die den genii der Herrscher geweiht sind374, und insbesondere eine stark beschädigte Inschrift aus Halikarnassos, die wohl eine Weihung an Jupiter und die genii der Tetrarchen enthielt 375 , bestätigen die Wahrscheinlichkeit eines 371 372 373 374 375

Vgl. Wrede 122 ff. Wrede 139. Callu 60 ff. und 16. Wrede 1 1 1 - 1 4 2 . CIL III 449. VIII 2 3 4 5 - 2 3 4 7 . 23179. VI 254. 255 = ILS 621. 622. CIL III 449 = ILS 635.

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

125

Statuenprogramms mit Jupiter als summuspater zwischen den Genien seiner sowie seines Sohnes Herkules Nachkommen 376 . Es ist dies ein weiterer Beleg für die u n m i t t e l b a r e Herleitung der Herrschaft a l l e r v i e r Tetrarchen von Jupiter. Von den vier Säulenbasen mit den Statuen der genii der Tetrarchen trugen ferner je eine die Inschrift Caesarum decennalia feliciter (diese ist erhalten) und Augustorum vicennalia feliciter (nurmehr durch literarisch überlieferte, frühneuzeitliche Augenzeugenberichte bekannt); für die beiden anderen Sockel werden die Inschriften Caesarum vicennalia feliciter und Augustorum tricennalia feliciter vermutet. Auf der fünften Säulenbasis mit der Statue des Jupiter befand sich die —ebenfalls aus zweiter Hand tradierte — Inschrift vicennalia imperatorum. Die Bedeutung dieser Inschriften wurde von Η. P. L'Orange und H. Kahler 377 noch nicht in vollem Umfang verstanden, weil sie irrtümlich glaubten, Maximian habe seine Vicennalien nicht schon 303, sondern erst ein Jahr später gefeiert. L'Orange verwies ferner darauf, daß es üblich war, Caesares in die vota der Augusti miteinzuschließen. Dieses Argument wäre aber, wie wir sahen (S. 121), nur dann durchschlagskräftig, wenn die Caesares keinen eigenen dies imperii gefeiert und somit auch keine eigenen vota erhalten hätten. Die Tetrarchie brachte hier eben eine Neuerung, und die beiden Caesares hatten ihre decennalia bereits im Jahr 302 begangen. So ist ihre erneute Zelebrierung im Jahr 303 gemeinsam mit den vicennalia der Augusti als ein gezielter politischer Akt zu werten. In den Inschriften des Fünfsäulendenkmals werden nicht nur die decennalia der Caesares den vicennalia der Augusti gegenübergestellt, sondern die vota beider Herrscherpaare in der Formel vicennalia imperatorum, d.h. in vota XX suscepta für die Caesares und vota XX soluta für die Augusti, zusammengefaßt. Daß dieses Konzept nicht nur in der Stadt Rom, sondern im gesamten Reich propagiert wurde, bezeugt die Inschrift auf einem numidischen Triumphbogen, welche von einer Vicennalienfeier der Augusti und der Caesares spricht 378 . 376 377

378

Wrede 137 f. s. Anm. 370. Vgl. aber jetzt Η. P. L'Orange, Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 284—361 n.Chr., 1984, 3. 10f., der auch glaubt, zwei Fragmente einer porphyrnen Kolossalstatue und ein fast vollständig erhaltenes Exemplar mit dem Fünfsäulendenkmal verbinden zu können. ILS 644 = CIL VIII 4764: Maltis XXX vestris, dddd. nnnn. Diocletiane \ et Maximiane aeterni Augg. et Constanti \ et [ Maximianje nobb. Caess.l ob Jelicissl\mum diem XX vestrorum Victorias fecit ordo \ mun. nostri, regente p(rovinciam N(umtdiam) vestra(m) Aurel(io) Quin\tiano v. p.; arcum Pompeus Donatus fl(amen) p(erpetuus) et Sit\tius Frontinianus p f . de suo fecerunt. Schon Costa 185 hat auf die Parallelität der vota für Augusti und Caesares hingewiesen. Er glaubte jedoch — ebenso wie Stern 1953, 76 —, daß im Jahr 303 die decennalia der Caesares regulär gefeiert worden seien. Er erkannte nicht, daß man die Regierungsjubiläen nicht erst nach Ablauf, sondern schon mit Beginn des jeweiligen Jubiläumsjahres feierte.

126

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

Damit waren die Regierungsjubiläen und -vota der Tetrarchie endgültig in einer dezimalen Symmetrie zusammengeschweißt. Es sei darauf hingewiesen, daß im Jahr 305 die Einrichtung der Zweiten Tetrarchie von Münzprägungen begleitet ist, welche die Legenden VOT X und VOT XX für die neuen Caesares bzw. Augusti tragen 379 (Abb. 35. 36). Meiner Meinung nach propagieren diese Münzen ein Programm, welches der von Lactantius behaupteten Absicht des Galerius entspricht, nach der Feier seiner vicennalia abzudanken (s. oben S. 2). Denn auch Diocletians Manipulation mit Regierungsjubiläen und -vota im Jahr 303 ist m. E. vor dem Hintergrund seiner eineinhalb Jahre darauf erfolgten Abdankung zu sehen. Im Unterschied zu der Feier der decennalia des Jahres 293, als er im Osten blieb, nahm Diocletian dieses Mal die Mühe auf sich, den langen Weg von Nikomedien nach Rom zu reisen, wobei er die alte Hauptstadt wahrscheinlich zum ersten und letzten Mal besuchte380. Er hatte nicht die Absicht, anläßlich der vicennalia in Rom abzudanken; diesen Akt wollte er an jenem Ort vollziehen, in dessen Nähe er wahrscheinlich selbst zum Augustus proklamiert worden war, wo er Maximian zum Caesar ernannt und vielleicht auch in dessen Abwesenheit zum Augustus erhoben hatte (s. S. 10. 44. 66), wo ferner Galerius mit den Insignien eines Caesars ausgestattet worden war. Nikomedien wurde von ihm in seinen letzten Jahren zu einer ,Hauptstadt' ausgebaut 381 . In der symbolischen Reichshauptstadt Rom wollte er jedoch einen glanzvollen Schlußstrich unter seine erfolgreiche Regierung ziehen und mit Maximian persönlich zusammentreffen, um einen exakten Zeitpunkt hinsichtlich der Niederlegung ihrer gemeinsamen Herrschaft zu vereinbaren. Vielleicht waren auch die Caesares bei diesem Anlaß in Rom, obwohl Lactantius dies für Galerius abstreitet382. Die Verbindung von vota- und Triumphalsymbolik wird diesmal besonders deutlich: Neben den vicennalia werden auch die Siege gefeiert, welche die Tetrarchen angehäuft hatten, ganz besonders der Sieg über die Perser. Schon Septimius Severus hatte seine decennalia mit dem Triumph über die Parther verknüpft 383 . Bei jenem Anlaß nun hat sich Diocletian im Tempel des kapitolinischen Jupiter von Maximian einen Eid auf die gemeinsame Abdankung leisten lassen. Die Überlieferung ist zuverlässig und ganz zu Unrecht angezweifelt 379 380

381 382 383

RIC VI S. 209 Nr. 682-688. Vgl. S. 214 Nr. 748-754. Ein bisweilen vermuteter Besuch des Kaisers im Jahr 285, nach dem Sieg über Carinus, ist nicht nachweisbar. Vgl. Chastagnol 1982, 104 f. und oben 18. Lact. mort. pers. 7,10. Chastagnol 1982, 105. Lact. mort. pers 27,3. Chastagnol 1983, 13. Anscheinend hat aber schon Hadrian an seinen vicennalia Münzen mit der Feier eines Triumphes über die Juden und seiner glücklichen Rückkehr aus dem Osten geprägt: Martin 289. RIC II S. 373 Nr. 289-295. S. 441 Nr. 792. A. Chastagnol, RN 26, 1984, 1 0 7 - 1 0 9 .

Dies Imperii und tetrarchische Symmetrie

127

worden (s. unten 143 ff.). Die Konstruktion der Tetrarchie mit zwei Augusti und zwei Caesares als ihren präsumtiven Nachfolgern, das ziemlich fortgeschrittene Alter der Caesares, die Einführung der Zehn-Jahres-Symmetrie für die Zählung der Regierungsjahre, das Konzept des zyklischen Wechsels, welches in dieser Zählung und in der politisch-religiösen Symbolik des dies imperii der Caesares am 1. März enthalten ist, und natürlich die tatsächlich vollzogene gemeinsame Abdankung der Augusti am 1. Mai 305 — all dies scheint darauf hinzuweisen, daß Diocletian in sorgfältiger Weise ein Konzept der Abdankung vorbereitet hat. Die überaus enge concordia ließ die Tetrarchen auswechselbar erscheinen. Diese Quasi-Identität hat ihren unübertrefflichen Ausdruck in den tetrarchischen Statuen von San Marco und im Vatikan gefunden; sie ist aber auch auf den Münzen präsent. P. Bastien hat kürzlich festgestellt, daß auf den im Jahr 304/05 geprägten folles der Münzstätte Lyon, nach Ansätzen schon seit dem Jahr 294, die Titulaturen der Tetrarchen eine einheitliche Vereinfachung erfahren, die Buchstaben einen gemeinsamen neuen Duktus erhalten und vor allem die Porträts der vier Herrscher ihre individuellen Züge gänzlich verlieren und in einem einzigen, einheitlichen, idealisierten Porträt verschmelzen, welches den Geist der Ersten Tetrarchie gegen Ende ihrer Regierungszeit treffend zum Ausdruck bringt 384 . Wenn der Panegyriker von 289 noch formulieren konnte, daß vos ... in summis rebus aequavit non vultuum similitudo, sed morum (Pan. Lat. X (2) 9,5), so sind jetzt neben den mores auch die vultus einander angeglichen. In den letzten Jahrzehnten und ganz besonders in jüngster Zeit ist freilich ein sorgfältig vorbereiteter Abdankungsplan Diocletians häufig bestritten worden 385 . Man zieht es vor, dem Bericht des Lactantius zu vertrauen, der es in seinem Werk De mortibus persecutorum, einem „sadistischen Pamphlet" 385 ", unternommen hat, die Verfolger der christlichen Kirche zu verleumden. Er führt die Abdankung Diocletians und Maximians einzig auf den Druck des Galerius zurück, welcher die Rolle des Erzschurken in seiner Schrift spielt. Im folgenden Kapitel werde ich mich mit den Argumenten jener Forschungsrichtung auseinandersetzen.

Bastien, RBN 124, 1978, 7 3 - 8 0 . Ders. 1980, 50. 55f. llOf. 139. Vgl. jetzt auch Η. P. L'Orange, Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 2 8 4 - 3 6 1 n. Chr., 1984, 4. 1 4 - 1 6 . 21. 26, der aber unter dem Einfluß von Lactantius hierin das Resultat einer zunehmenden Dominanz des .Galeriusbildes* sieht; dies ist jedoch schon wegen des frühen Einsetzens dieses Porträttyps (294/95) ausgeschlossen. Es ist bezeichnend, daß Constantin im Jahr 307 diese Linie verläßt. 385 Chastagnol bildet mit seinem konsequenten Festhalten an der These Sestons geradezu eine Ausnahme: zuletzt 1982, 106 f. 385a Μ. I. Finley, Aspects of Antiquity, 1977 2 , 137. 384

7. Abdankung und Nachfolgeregelung Lactantius (mort. pers. 18,1 — 7) behauptet, Galerius habe von Diocletian dessen Abdankung und die Beibehaltung der bestehenden Herrschaftsordnung mit zwei Augusti und zwei Caesares gefordert bzw. erpreßt. Den Vorschlag Diocletians, ihn und Constantius gleichfalls zu Augusti zu ernennen und so eine Tetrarchie von vier Augusti zu begründen, habe Galerius aus egoistisch-machtpolitischen Gründen abgelehnt. Folgt man dem christlichen Autor, so wäre die Tetrarchie in der damals bestehenden Form für Diocletian kein Dogma gewesen, sondern erst von Galerius zum System (in perpetuum conservart) erhoben worden und damit auch Abdankung und Nachfolgeregelung auf seine Initiative zurückzuführen. Wir müssen also in diesem Kapitel untersuchen, ob die Abdankung Diocletians und Maximians sowie die Einrichtung der Zweiten Tetrarchie auf einem vorgefaßten Plan Diocletians beruhten oder das Resultat massiven Drucks seitens eines übermächtigen Galerius waren. Und falls ein Plan Diocletians existierte, wie war er konzipiert? Die antiken Quellen zur Abdankung und Nachfolgeregelung zerfallen in mehrere Gruppen: 1) eine zeitgenössische, offiziöse, heidnische Version, die uns in den Panegyrici von 307 und 310 n. Chr. erhalten ist. Sie behauptet, daß es eine durch Eid bekräftigte Abmachung zwischen Diocletian und Maximian im Hinblick auf eine gemeinsame gleichzeitige Abdankung gab. Diocletian, so ist der Tenor, habe freiwillig abgedankt (Pan. Lat. VI (7) 15,4—6. VII (6) 9,2). Ferner behauptet der die Rückkehr Maximians in die aktive Politik erläuternde Redner von 307, daß Alter und physische Schwäche seinerzeit der Öffentlichkeit als Grund für den Rückzug Diocletians und Maximians ins ,Privatleben' genannt worden seien. Der Panegyriker berichtigt diese Version für Maximian. Angeblich war es in seinem Falle Loyalität, welche ihn veranlaßte, Diocletians Ratschluß zu folgen (Pan. Lat. VII (6) 9,3 — 5). Der Panegyriker von 310, der auf Maximian keine Rücksicht mehr zu nehmen braucht, betont die Freiwilligkeit der Abdankung Diocletians; von Krankheit und Altersschwäche desselben ist hier keine Rede. 2) divergierende Versionen späterer heidnischer Autoren: Der Kaiser Julian (Caes. 315 B.) schreibt die Abdankung Altersschwäche zu, ebenso Eutropius (IX 27,1). Ein anomymer griechischer Historiker, der sog. Anonymus post Dionem, macht Alpträume Diocletians für seine Entscheidung verantwortlich 386 . Mißtrauen gegenüber der Zukunft und der Zuver386

Anonymus post Dionem fr. 13,6 FHG IV p. 198 ( = Dio Cassius ed. Boissevain III S. 748 Nr. 186). Da im voraufgehenden Fragment eine Beschreibung des römischen

Abdankung und Nachfolgeregelung

129

lässigkeit seiner Kollegen haben nach Zosimos (II 10,5) Diocletian veranlaßt abzudanken. Aurelius Victor (Caes. 39,46 — 48) berichtet dieselbe Version, allerdings nur als die Meinung einer größeren Zahl von Autoren (plures), nicht als seine eigene. Vielmehr handelte es sich seiner Meinung nach um eine freiwillige Abdankung, die nur auf die exzellenten Charaktereigenschaften Diocletians zurückzuführen sei. Diese Version des spätantiken Historikers wird von der gegen Ende des 4. Jh.s verfaßten Epitome de Caesaribus (39,5: Diocletianus ... sponte imperiales fasces relinquens) übernommen; sie stimmt zudem mit derjenigen des Panegyrikers von 310 überein. Und es sollte nicht übersehen werden, daß Lactantius in seiner Schilderung des Abdankungsplans des Galerius die f r e i w i l l i g e Abdankung eines Herrschers der Tetrarchie für möglich hält! 3) zeitgenössische christliche Versionen: Physische und geistige Erkrankung war nach Eusebius die Ursache (h. e. VIII 13,11. Vgl. VIII app. 3). Dieselben Faktoren und daneben noch timiditas nennt Lactantius (mort. pers. 19,3; 17,4—18,7) als Voraussetzung für den eigentlichen Grund, nämlich erfolgreiche Erpressung seitens des Galerius. 4) eine in konstantinischer Zeit entstandene christliche Version: Erfolglosigkeit bei der Christenverfolgung habe Diocletian resignieren lassen, meinen Constantin und Johannes von Antiochia 387 . Hinsichtlich Maximians wird einmütig überliefert, er habe widerstrebend abgedankt, gezwungen von Diocletian und/oder Galerius (die letztere Version nur bei Lactantius). Es ist offensichtlich, daß die Version des Lactantius, welche Erpressung durch Galerius für die Abdankung der Augusti verantwortlich macht, sogar im christlichen Kontext isoliert ist. Die constantinische Propaganda hat diese Erklärung nicht einmal zu einem Zeitpunkt aufgegriffen, als Constantin seine Stellung nicht mehr auf die tetrarchische Ordnung stützte 388 und es im Rückblick hätte opportun erscheinen können, die beiden Verfolger der christlichen Kirche im Streit miteinander darzustellen, das Scheitern der tetrarchischen Ordnung als Strafe Gottes zu erläutern und den maßlosen Ehrgeiz des Galerius zu verurteilen. Aber Constantin betont ganz im Gegenteil, daß zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Christenverfolgung der Staat sich in bester Ordnung befand und E i n t r a c h t unter den Tetrarchen herrschte!388"

Triumphes geboten wird und Zon. XII 32, p. 163, 20 ff. sowie Joh. Ant. fr. 167 (FHG IV p. 601) eine entsprechende Reihenfolge von Triumph und Abdankung aufweisen, bezieht sich jenes Fragment zweifellos auf die Abdankung Diocletians. Vgl. Mazzarino 1976, 666 ff. 387 Const, or. ad coet. sanct. 25, 1 - 2 . Joh. Ant. fr. 167,2 (FHG IV p. 602). Vgl. auch Eus. vita Const. 18,1, wo die Ursache der Abdankung offengelassen wird. 388 Gegen Creed S. XLV. ^ Const. or. ad coet. sanct. 25.

130

Abdankung und Nachfolgeregelung

Es war daher vom quellenkritischen Standpunkt aus keineswegs abwegig, wenn die Forschung seit E. Gibbon in der Regel nicht auf Lactantius zurückgriff, sondern meist entweder die Version vom schlechten Gesundheitszustand und Altersschwäche akzeptiert hat oder zumindest die Durchführung einer ohnehin beabsichtigten Abdankung zu gerade jenem Zeitpunkt der Krankheit Diocletians zugeschrieben hat, wie z. B. W. Enßlin. G. Costa nahm an, daß Diocletian rechtzeitig abdanken wollte, um ,νοη außen' das reibungslose Funktionieren seines Systems beobachten und kontrollieren zu können; seine Krankheit habe nur den Z e i t p u n k t der Abdankung beeinflußt. L. Wickert Schloß sich sogar ganz der Version des Aurelius Victor an. W. Seston hingegen vermutete, daß Diocletian den Vorsatz zu einer Abdankung faßte, weil er fürchtete, die Caesares könnten ohne einen festen Zeitplan für einen solchen Schritt rebellisch werden. Seine Auffassung leitet über zu der heute meist vertretenen Ansicht, die sich bereits bei J. Straub findet, der die Abdankung als Resultat s o w o h l einer auf seine Erkrankung zurückzuführenden Initiative Diocletians als a u c h des Drucks des Galerius betrachtet; auf letzteren sei wohl auch „das Spiel mit den Zahlen" zurückzuführen, falls es nicht von Lactantius selbst erfunden worden sei389. Wesentlich radikaler wird die Version des Lactantius in den letzten Jahren favorisiert von G. S. R. Thomas, A. Rousselle, D. De Decker und T. D. Barnes390. Diese Forscher schreiben die Abdankung der Augusti, die Zusammensetzung der Zweiten Tetrarchie und auch die Christenverfolgung Galerius zu. Alter und Krankheit Diocletians hätten nur in zweiter Linie eine Rolle gespielt. In diese Interpretationslinie fügt es sich gut ein, daß neuerdings auch der Galeriusbogen von Thessalonike als Denkmal für einen übermächtigen Galerius interpretiert wird (s. Kap. 8). Nach dieser neueren Auffassung ist das tetrarchische System erst im Jahr 305 entstanden, und zwar als Erfindung des Galerius,

389

390

Gibbon, Decline and Fall (s. Anm. 24) Kap. XIII. Enßlin 1948, 2489. Ganz ähnlich De Francisci 27 f. Costa 77. Wickert 2264. Straub 1939, 84—87, der im übrigen auch den „Zusammenhang" mit den „ V i c e n n a l i e n " als „sehr wichtig" hervorhebt. Skeptisch auch Kornemann 119 f. G. S. R. Thomas 2 2 9 - 2 4 7 . Rousselle 455 ff. Barnes 1976, 2 3 9 - 2 5 2 ; ders. 1981, 25 f. De Decker 486 ff. Aber es gab auch in der älteren Forschung bereits Advokaten dieser Auffassung: R. Pichon, Lactance. Etude sur le mouvement philosophique et religieux sous le regne de Constantin, 1901, 370. N. H. Baynes, CQ 18, 1924, 189 f. M. Geizer, Kleine Schriften 2, 1963, 378 ff. G. Ε. M. de Ste. Croix, HThR 47, 1954, 108 f. Moreau 1, 47, letzterer allerdings differenzierter (vgl. dens. 1964, 58 — 61): Galerius habe Druck ausgeübt auf einen Diocletian, der ohnehin seit längerer Zeit das Erbprinzip aufgegeben und für den Fall, daß er selbst sich zur Abdankung gezwungen sehe, das g l e i c h z e i t i g e Abtreten der beiden Augusti vorgesehen habe. Seine Absicht sei es gewesen, in Ruhe und ohne dynastische Querelen die Nachfolge zu regeln. — Skeptisch gegenüber der Darstellung des Lactantius jetzt wieder Creed S. XLIV—XLV.

Lactantius als Historiker

131

der sich durch die Ernennung ,seiner' Leute zu Caesares die führende Position im Herrscherkollegium sichern wollte und langfristige dynastische Pläne für seinen Sohn Candidianus hegte.

a. Die Zuverlässigkeit des Lactantius als Historiker Diese These beruht auf dem Glauben an die grundsätzliche Zuverlässigkeit der historischen Überlieferung des Lactantius, eine Qualität, die der antike Autor in topischer Form selbst unterstreicht (mort. pers. 52,1). Die Wertschätzung des Lactantius ist seit der vorzüglichen kommentierten Edition von J. Moreau en vogue 391 . Dieser Forscher trug ganz entscheidend zu der Auffassung bei, daß Lactantius zwar polemisch und tendenziös schreibe, aber hinsichtlich der bloßen Fakten doch vertrauenswürdig sei, weil er es sich nicht habe leisten können, seine christlichen Zeitgenossen zu täuschen, ohne bei ihnen jegliche Glaubwürdigkeit zu verlieren. Vor allem Barnes unterstützt diese Position und verläßt sich für seine Rekonstruktion der Geschichte der letzten Jahre der Ersten Tetrarchie fast ausschließlich auf diesen Autor. Im Zusammenhang mit der Frage der Zuverlässigkeit des Lactantius wird das Datum der Abfassung seiner Schrift De mortibus persecutorum erörtert. Die vertretbaren Forschungsmeinungen schwanken heute in ihrer Datierung zwischen dem Jahr 313 und dem Jahr 319: 318/19 wurde das Werk verfaßt nach Auffassung Moreaus, der den in Lactantius' Schrift erwähnten Tod Diocletians in das Jahr 316 datiert. Hingegen setzte schon H. Peter die Abfassung der Schrift auf Ende 313/Anfang 314 an. Und Barnes meint, daß Diocletian bereits zwischen 311 und 313 gestorben sei; er plädiert deshalb für eine Publikation von De mortibus persecutorum schon im Jahr 314/15, ebenso J. L. Creed, dem die neueste Ausgabe der Schrift verdankt wird 392 . Barnes folgert aus dieser Frühdatierung, daß Lactantius zu jenem Zeitpunkt sich noch nicht zwischen Constantin und Licinius entscheiden mußte und deshalb gegenüber beiden Kaisern Unparteilichkeit bewahren konnte; sein historisches Urteil sei dementsprechend bestimmt von „candour und accuracy"3923. Selbst wenn man der Frühdatierung der Schrift zustimmt, sind die daraus gezogenen Folgerungen doch nicht akzeptabel. Die Tatsache, daß Moreau 1, bes. S. 44 — 55. Ders. 1964, 58 — 61. Eine ganz ähnliche Auffassung vertrat schon J.Maurice, CRAI 1908, 1 4 6 f f . — Kritische Stimmen der älteren Forschung gegenüber Lactantius: V. Duruy, Histoire des Romains 7, 1885, 5. Burckhardt 313 f. H. Schiller, Geschichte der römischen Kaiserzeit 2, 1887, 7. 173. 392 Moreau 1,34 — 37. H. Peter, Die Scriptores Historiae Augustae, 1892, 34. Barnes 1973, 29ff., bes. 39. Creed S. X X X I I I - X X X V . 392> Barnes 1973, 39. 391

132

Abdankung und Nachfolgeregelung

Lactantius möglicherweise ein unabhängiges Urteil besitzt, besagt noch nicht, daß dasselbe auch unparteiisch ist. Aber schauen wir uns an, auf welchen Argumenten im einzelnen die Überzeugung von der Unparteilichkeit des Lactantius beruht. Barnes nennt als wichtigstes Beispiel seine Charakterisierung von Maximian und Maxentius, welche nicht der offiziellen constantinischen Propaganda entspreche. Mit Ausnahme der Jahre 311/12 sei Maximian in der constantinischen Propaganda günstig beurteilt, Maxentius hingegen verleumdet worden. Anders Lactantius: Er behandele den Maxentius leidenschaftslos, verteufele aber Maximian 393 . Was ist damit bewiesen? Doch nicht mehr, als daß Lactantius zwar ein Anhänger Constantins war, vor allem aber ein überzeugter Christ, der seine entsprechende Deutung der Geschichte nicht gänzlich dem zeitweiligen Wandel der constantinischen Propaganda opferte 394 . Im übrigen hätte Maxentius selbst seine Beurteilung durch Lactantius wohl nicht so positiv gesehen wie Barnes. Wenn der christliche Autor (18,9) ihn als homo perniciosae ac malae mentis, ... superbus et contumax beschreibt und ihm Constantin als sanctissimus adulescens (18,10) gegenüberstellt, so ist dies nach Barnes „hardly a severe condemnation" 395 . Maxentius selbst hätte darüber gewiß anders geurteilt. Die bloße Tatsache, daß Lactantius Maßnahmen des Maxentius zugunsten der Christen unterschlägt, obwohl diese allen Zeitgenossen bekannt waren und auch in der christlichen Überlieferung erwähnt sind 396 , zeigt mit hinreichender Deutlichkeit, daß der Autor von De mortibus persecutorum sehr wohl Konzessionen an seine proconstantinischen Sympathien machte sowie an seine zentrale These, daß nur die christenfeindlichen Tyrannen untergehen. Immerhin trägt er als Christ in gewissem Ausmaße stillschweigend der Tatsache Rechnung, daß Maxentius in seinem Herrschaftsbereich die Verfolgungen beendete, während sein Vater Maximian sich anders verhielt. Deshalb macht Lactantius im Falle des letzteren keine Konzessionen an wechselnde constantinische Propaganda, und wir dürfen annehmen, daß Constantin kaum in der Lage oder willens war, mit der Zensur gegen diese Form christlicher Überlieferung einzuschreiten. Lactantius' Verleumdung

393

Barnes 1973, 42 f. Dies hat auch Christensen 27. 81 richtig gesehen, obwohl seine These, dies sei nicht zuletzt auf die Abfassung des Werkes in Nicomedien, d. h. im Herrschaftsbereich des Licinius, zurückzuführen, mir nicht bewiesen scheint. Vgl. Creed S. X X X I V f. 395 Barnes 1973, 42. 396 Vgl. Eus. h. e. VIII 14,1. Zum Datum der Kirchengeschichte des Eusebius s. Ed. Schwartz im Vorwort seiner Textausgabe Bd. 3, S. XLVIIff. und RE VI 2 (1909) 1403 f. s. v. Eusebios Nr. 24. — Vgl. auch R. Teja, in: Studien zur antiken Sozialgeschichte, Festschr. F. Vittinghoff, hrsg. v. W. Eck u.a., 1980, 465 — 476, der darauf verweist, daß Lactantius das Christentum von Valeria und Prisca verschweigt, weil sie zur Tyrannenfamilie gehörten und elend zugrundegingen. 394

Lactantius als Historiker

133

Maximians als eines grausamen, von der Sucht nach sexuellen Ausschweifungen besessenen Tyrannen ist deshalb noch nicht unparteiisch und an der historischen Wahrheit orientiert. Es handelt sich vielleicht nicht um proconstantinische, aber um christliche Propaganda. Die Thesen von Moreau, Barnes u. a. beruhen auf einer m. E. unzutreffenden Definition »historischer Fakten'. Für jene Forscher scheinen geschichtliche Fakten sich zu beschränken auf chronologische Angaben, Ortsnamen, Schlachten u. ä., während alle jene historischen Daten, welche aus der Verbindung einzelner Ereignisse und Datierungen resultieren, ausgeklammert werden. Auf diesem Interpretationsniveau mag Lactantius vielleicht als einigermaßen zuverlässiger Historiker gelten. Aber wenn die wohlüberlegte Auslassung bedeutender Einzelheiten, die systematische Verleumdung bestimmter Kaiser und folglich auch ihrer Motive, die falsche Zuweisung bestimmter politischer Absichten usw. dazu führen müssen, wie wohl niemand bestreiten kann, daß dadurch (falsche) historische Fakten' geschaffen werden, dann kann man Lactantius nur sehr fragwürdige Qualitäten als Historiker zuschreiben. Und für eben diese Form gezielter Geschichtsverfalschung gibt es hinreichende Indizien im Werk des Lactantius 397 . Da kann man ζ. B. auf sein Versäumnis verweisen, die Investitur Constantins als Augustus durch Maximian zu erwähnen oder die Weigerung Constantins, die 308 in Carnuntum getroffenen Entscheidungen, welche ihn zum Caesar degradierten, anzuerkennen. Desgleichen scheint die Darstellung des Lactantius (mort. pers. 28 — 30) vom Tod Maximians tendenziös von der Schilderung des Eutropius (X 3,1—2) abzuweichen, indem Lactantius offensichtlich Constantin durch den Einschub einer fingierten Begnadigung Maximians in einem günstigen Licht erscheinen lassen will 398 . Nicht bestreiten läßt sich ferner, daß er Diocletians Verwaltungs-, Militär- und Wirtschaftsreformen (mort. pers. 7,2 — 7) überaus verzerrt darstellt. Ungerecht und irreführend ist seine Behauptung, Galerius habe die orientalische Knechtschaft im römischen Reich einführen (mort. pers. 21,2) und an die Stelle des römischen ein dakisches Reich setzen wollen (27,9). Sicherlich nicht höher zu bewerten ist seine Betonung von Galerius' angeblicher, in anderen Quellen freilich nicht erwähnter, unüberbietbarer Arroganz (mort. pers. 9,8). Überhaupt erinnert der christliche Cicero' nicht zuletzt darin an sein heidnisches Vorbild, daß er dessen Neigung übernimmt, den Charakter politischer und ideologischer Gegner

397

398

Christensen bes. 42 — 76 versucht zu zeigen, wie Lactantius Nachrichten der sog. Enmannschen Kaisergeschichte verfälscht hat, die er ebenso wie die spätantiken Breviarien als Quelle besonders für die Ereignisse im Westen des Reiches herangezogen habe. Christensen 60—62. Wenn Barnes 1973, 41 f. unter Berufung auf Moreau 1,46 solche Erfindungen nicht Lactantius selbst, sondern zeitgenössischen Gerüchten zuschreiben will, so entbehrt dies jeder methodischen Rechtfertigung.

134

Abdankung und Nachfolgeregelung

ζ. T. mit Rückgriff auf das Repertoire der Tyrannentopik in den schwärzesten Farben zu malen399. Im Vergleich dazu sind bestimmte rhetorische Kunstgriffe fast harmlos zu nennen, so ζ. B. wenn Lactantius schadenfroh in der Schilderung von Diocletians angeblich erfolglosem Rombesuch und jener Unbilden schwelgt, die der Kaiser auf seiner Winterreise durch den Apennin zu erdulden hatte (mort. pers. 17,3); er benutzt dabei gezielt die Topik der kaiserlichen felicitas, wie sie in den heidnischen Panegyrikern verwendet wird, um seinerseits einen „panegyric a rebours" 400 zu bieten. Doch selbst wenn man sich dazu entschließt, die Interpretation eines ,historischen Faktums' im Sinne der o. g. Forscher zu akzeptieren, kann man Lactantius Verfälschung nachweisen. Zu einer solchen tendiert er immer dann, wenn die Konzeption seines Werkes ihm dies nahelegt. So datiert er die im Jahr 310/11 gefeierten quinquennalia des Maxentius ins Jahr 312, wahrscheinlich um dem Gegner Constantins einen deutlich späteren Regierungsantritt zuzuschreiben als dem Vorkämpfer des christlichen Glaubens und zugleich die/i/w/aj'-Propaganda seines Regierungsjubiläums durch dessen Zusammentreffen mit der Niederlage am pons Milvius zu ironisieren. Maxentius regierte nicht für fünf Jahre, wie Lactantius schreibt, sondern sechs401. Lactantius' Beschreibung des Palastbrandes zu Nikomedien im Jahr 302 (mort. pers. 14,2.6) ist in ihren Details und nicht zuletzt in der Schuldzuweisung an Galerius nach dem Vorbild der Darstellung des neronischen Brandes bei Tacitus und Sueton modelliert. Nur Lactantius berichtet über die , Schuld' des Galerius an dieser Katastrophe402. Auch die von ihm suggerierte prominente Rolle des Galerius bei der großen Christenverfolgung findet keine Parallele in unseren sonstigen Quellen. Eusebius bietet in seinem ursprünglichen Bericht nicht den leisesten derartigen Hinweis. Erst in einer späteren Appendix zitiert er die Version a n d e r e r Q u e l l e n — womit er wohl in erster Linie oder ausschließlich Lactantius meint —, daß Galerius der Initiator der Verfolgung gewesen sei. Das entsprechende Kapitel ist ganz dem Versuch gewidmet, eine Verbindung zwischen dem Tod der Tetrarchen und ihrer Behandlung der Christen herzustellen, und deshalb sicherlich durch das Werk des Lactantius beeinflußt 403 . Die constantinische Version, wie sie in einer

399 400 401 402

403

Vgl. Christensen 80 f. S. G. MacCormack, Art and Ceremony in Late Antiquity, 1981, 24. Chastagnol, RN ser. 6, Bd. 4, 1962, 323 f.; RN ser. 6, Bd. 22, 1980, 111. J. Rouge, in: Melanges W. Seston, 1974, 433 ff. Vgl. Christensen 71. Moreau 2, 281 f. Const, or. ad coet. sanct. 25,2 und Eus. h.e. VIII 6,6 schreiben den Ausbruch des Feuers n i c h t dem Galerius zu. Constantin behauptet vielmehr, er habe selbst den Einschlag des Blitzes in den Palast miterlebt. Eus. h.e. VIII 4,2.4; 13,11; App. 1.4 (vgl. Eus. vita Const. 1,57) ist ganz entsprechend von Lactantius beeinflußt.

Lactantius als Historiker

135

Rede des Kaisers erhalten ist 404 , kennt nur Diocletian als Urheber der Verfolgung. Ein Inschriftenfund hat ferner eine romanhafte Überlieferung unseres Autors in den Bereich der Fiktion verwiesen. Ein Militärdiplom vom 7. Januar 306 405 datiert den zweiten britannischen Krieg des Constantius ins Jahr 305 statt ins Jahr 306, welch letzteres Datum in der Forschung nicht zuletzt aufgrund der Darstellung des Lactantius bevorzugt worden war. Da Constantin nach einem zeitgenössischen Zeugnis an diesem Feldzug seines Vaters teilnahm 406 , wird jene farbige Erzählung diskreditiert, die zuerst bei Lactantius (mort. pers. 24,3 — 9) und später sowohl bei christlichen wie heidnischen Autoren auftaucht 407 , wonach Galerius Constantin eine Zeitlang als Geisel zurückhielt, bis es letzterem gelang, zu entkommen — aber nur, um noch rechtzeitig am Totenbett seines Vaters anzugelangen, der eben noch Zeit fand, seinen Sohn zum Augustus zu ernennen. In Wirklichkeit konnte Constantin offensichtlich sofort nach der Begründung der Zweiten Tetrarchie am 1. Mai 305 unbelästigt durch Galerius von Nikomedien abreisen und von Anfang an am Feldzug seines Vaters teilnehmen. Es scheint daher auch eine vernünftige Schlußfolgerung, daß Constantius selbst in keiner Weise sich Sorgen über die Zusammensetzung der Zweiten Tetrarchie gemacht hat, sondern gleich nach jener politischen Entscheidung den Kanal überquerte, um einen Feldzug gegen die Pikten zu beginnen. Er hatte offensichtlich nicht die leiseste Absicht, durch Ernennung seines Sohnes zum Caesar oder sogar zum Augustus das tetrarchische System zu zerstören 408 . Merkwürdigerweise übernehmen jedoch zahlreiche Gelehrte die Version des Lactantius, wonach Galerius allein die drei anderen Tetrarchen

404

405

406 407

408

Const, or. ad coet. sanct. 25, 1—2. Auch Lact. mort. pers. 7,1; 10,6 betrachtet im Grunde Diocletian als eigentlichen machinator der ersten antichristlichen Maßnahmen, aber die Schuld an der b l u t i g e n Verfolgung schreibt er Galerius zu: 10,5f.; 11,8; 14,1 ff.; 31,1. AE 1961, 240. Vgl. die neueste Ausgabe mit Kommentar bei Μ. M. Roxan, Roman Military Diplomas 1954 — 1977 (Institute of Archaeology London, Occasional Publ. 2) 1978, 100 f. Nr. 78. Die Zweifel von G. Forni, Athenaeum Ν. S. 38, 1960, 16 f. und BIDR ser. 3, Bd. 1, 1959, 260 ff. sowie von A. Lippold, Chiron 11, 1981, 363 Anm. 72 an der Korrektheit der kaiserlichen Siegestitel in jenem Diplom können m. E. kein Gegenargument darstellen. Barnes, Phoenix 1976, 191 akzeptiert zu Recht diese Angabe des Diploms, ohne jedoch Rückschlüsse auf Lactantius* Wahrheitsliebe im Umgang mit Fakten zu ziehen. Pan. Lat. VI (7) 7,5. Eus. vita Const. 1,20 f. Aur. Vict. Caes. 40,2. Epit. de Caes. 41,2. Zos. II 8,2 ff. Prax. I 2 (FHG II Β S. 948 Nr. 219). Exc. Val. I 2 , 2 - 4 . Vgl. Creed 105, der auf mythische und alttestamentliche Parallelen verweist. Baglivi 86 bemerkt, daß Constantius allenfalls Constantin dem Galerius v o r g e s c h l a g e n haben könnte.

136

Abdankung und Nachfolgeregelung

mit der Drohung eines Bürgerkrieges habe einschüchtern und zur Akzeptanz einer ihm gefälligen Nachfolgeregelung zwingen können — derselbe Galerius, der nach Darstellung eben des Lactantius nicht wagte, etwas gegen den jungen Constantin zu unternehmen, da er einen Bürgerkrieg f ü r c h t e t e (mort. pers. 24,4)! Selbst das von Lactantius wörtlich (!) überlieferte angebliche Gespräch zwischen Diocletian und Galerius, in dem ersterer sich so gut wie widerstandslos in alle Wünsche des Galerius fügt (mort. pers. 18), wird im Kern akzeptiert 409 . Nichts ist jedoch unwahrscheinlicher, als daß die anderen drei Herrscher sich von Galerius derart hätten unter Druck setzen lassen. Nach dem Eindruck, den die sonstigen Quellen und ihre eigenen Taten vermitteln, waren sie mindestens so hart und konnten wenigstens ebensosehr auf die Loyalität ihrer Armeen zählen wie Galerius. Dies stellte sich denn auch schon im Jahr 307 heraus, als das Heer des von Galerius unterstützten Severus zu Maximian desertierte und bald darauf die Truppen des Galerius selbst beinahe denselben Schritt vollzogen 410 . Zudem beruht die gesamte Darstellung des Lactantius von der Erpreßbarkeit Diocletians auf der ständigen Charakterisierung des letzteren als eines Feiglings (mort. pers. 7,2; 8,2; 9,6; 9,7 usw.), was unseren Kenntnissen über diesen Mann radikal widerspricht 411 . In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß Lactantius nicht die von anderen Autoren berichtete angebliche Demütigung des Galerius durch Diocletian im Anschluß an den ersten, mißglückten Perserfeldzug erwähnt 412 — zweifellos aus denselben Motiven, die ihn auch veranlaßten, diesen Feldzug, der mit einer Niederlage des Galerius endete, überhaupt zu verschweigen. Die Verfälschung der historischen Situation zugunsten der Gesamtkonzeption seines Werkes ist auch hier allzu deutlich. Von den Absichten her, die Lactantius mit seiner Schrift verfolgte, nämlich der Darstellung des Kampfes zwischen dem ,Guten' ( = Christentum) und dem ,Bösen' ( = Christenverfolger) 413 , war diese Verdrehung 409 410

411

412 413

Moreau 1,47. Barnes 1981, 25. Creed 96 f. Die Nachricht des Lactantius (mort. pers. 18,1), Galerius habe Maximian mit der Drohung eines Bürgerkrieges eingeschüchtert, wird von Barnes 1981, 25 (zustimmend Creed 97) mit einem persönlichen Zusammentreffen der beiden verknüpft. Dies könnte wohl allenfalls anläßlich der vicennalia in Rom Ende 303 erfolgt sein (s. oben 126). Aber vom Inhalt einer solchen Unterredung könnte Lactantius kaum etwas gewußt haben, ebensowenig vom Inhalt eines angeblichen Briefes Maximians an Diocletian (mort. pers. 18,7). Es gibt keinen Grund, in seiner Behauptung mehr zu sehen als eine tendenziöse Insinuation. Vgl. auch Christensen 80. Zwar spricht auch Constantin (or. ad coet. sanct, 25,2) von der Furcht Diocletians, aber er meint die Furcht vor Gott! Dazu ist eine Abhandlung des Verfassers im Druck. Lact. mort. pers. 1,8 — 9; 52. Vgl. Christensen 15 f. 79. Teja, in: Festschr. Vittinghoff 465 — 476, bes. 466. J. Rouge, in: Texte und Untersuchungen 115, 1976, 135 — 143, hält das 2. Makkabäerbuch für das Vorbild des Lactantius.

Lactantius als Historiker

137

der historischen Realität nur folgerichtig, da Galerius, und nicht Diocletian, der Hauptschurke im Stück zu sein hatte. Diocletian war nur zwei Jahre lang in die Verfolgung verwickelt; er dankte ab und verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in recht ungetrübter Ruhe in Spalato 414 . Zwar wurde auch er von Gott bestraft, wie Lactantius versichert: Das Glück verließ ihn bald nach dem Beginn der Verfolgung (mort. pers. 17,1; vgl. 9,11), er wurde ernsthaft krank, und zwar nicht nur physisch, sondern — zweifellos eine Fälschung der christlichen Überlieferung — auch geistig. Doch insgesamt war Galerius viel besser als Sündenbock qualifiziert, als Beispiel dafür, wie Gott seine Feinde bestrafte: E r war neun Jahre lang in die Christenverfolgung verwickelt, und er mußte kurz vor seinem Tode gewissermaßen die Kapitulationsurkunde unterzeichnen. Sein Ende wurde von einer schrecklichen Krankheit verursacht, die Lactantius mit sadistischem Vergnügen entsprechend den Symptomen des Tyrannentods der griechischen und biblischen Tradition (ζ. B. Antiochos Epiphanes, Herodes) ausmalt 415 . Betrachten wir zum Schluß noch die Überlieferung des Lactantius über den Herrschaftswechsel von 305, die Begründung der Zweiten Tetrarchie. Die neuen Caesares, Maximinus Daia und Severus, seien bloße Kreaturen des Galerius gewesen, die unerwartet und ungerechterweise gegenüber Constantin (und Maxentius) 416 bevorzugt worden seien, berichtet Lactantius (mort. pers. 18,11 — 19,5; 25,2). E r verrät sich m. E. mit der Behauptung (mort. pers. 19,4—5), alle hätten sich gewundert, wer denn Maximinus Daia überhaupt sei und woher er stamme. In Wirklichkeit war Maximinus ebenso tribunus in der römischen Armee wie Constantin und den Soldaten bzw. Offizieren zweifellos bekannt (mort. pers. 19,6. Pan. Lat. VII (6) 5,3). Es scheint richtig zu sein, daß Maximinus Daia dem Galerius nahestand (Lact. mort. pers. 18,14: affinis) und mit seiner Schwester verheiratet war. Aber die Behauptung, daß auch Severus nur eine Kreatur des Galerius war, findet keine Stütze in zuverlässigen Informationen. Unsere Quellen wissen nicht mehr über ihn zu berichten, als daß er ein Trunkenbold und Tänzer und deshalb mit Galerius g e i s t e s v e r w a n d t gewesen sei (Lact, mort. pers. 18,12. Exc. Val. I 4,9). Dies ist topische Verleumdung und proconstantinische Propaganda. Die Nachricht des Lactantius (mort. pers. 18,12), Galerius habe ihn nach seiner eigenen Aussage zu Maximian in den Westen geschickt, damit dieser ihn zum Caesar ernenne, kann kein

414

415

416

Zum Zeitpunkt des Todes Diocletians vgl. Moreau 2,421 - 4 2 3 : 313. Barnes 1973, 3 2 - 3 5 : 311/12. Vgl. Moreau 2, 384. Christensen 40. 80. W. Nestle, ARW 33, 1936, 2 4 6 - 2 6 9 . Creed S. X X V I I I . Es gibt kein Indiz dafür, daß letzterer bei der Zeremonie in Nikomedien anwesend war, obwohl Barnes 1981, 25 f. dies für möglich hält.

138

Abdankung und Nachfolgeregelung

Vertrauen beanspruchen. Es ist ausgeschlossen, daß Maximian sich von Galerius einen Caesar hätte aufzwingen lassen. Man sollte zudem die Tatsache nicht unterbewerten, daß die Investitur des Severus von Maximian in Mailand durchgeführt wurde, gemeinsam mit der Ernennung des Constantius zum Augustus 417 . Vielleicht war Severus sogar Prätorianerpräfekt Maximians gewesen — wie wohl Constantius vor seiner Erhebung zum Caesar418. In jedem Fall müssen wir davon ausgehen, daß Severus der Kandidat von Maximian und Constantius war, wobei wir das Einverständnis Diocletians voraussetzen dürfen. Constantius hat denn auch den Severus, ohne auch nur im geringsten zu zögern, als seinen Herculius Caesar und Sohn adoptiert und ihm sein eigenes Gentilnomen Flavius zusätzlich zu den Namen Valerius Severus verliehen. Lactantius (mort. pers. 18,5; 20,1) behauptet, die Zweite Tetrarchie sei nur ein Vorwand für Galerius' dynastische Intentionen gewesen. Sein eigener Sohn Candidianus, Stiefenkel Diocletians, welcher im Jahr 305 neun Jahre alt war, sollte nach Galerius' Abdankung zusammen mit Maximinus Daia Caesar sein, Licinius und Severus jeweils die Stellung eines Augustus bekleiden. Galerius soll den Tod (oder eine erzwungene vorzeitige Abdankung) des Constantius, welcher sich erst mehr als ein Jahr später ereignete, ebenso vorhergesehen haben wie den Aufstieg des Licinius, der erst am Ende des Jahres 308 auf Empfehlung Diocletians erfolgte. Aus diesen Ausführungen dürfte ersichtlich geworden sein, daß kein Anlaß besteht, Vertrauen in die historische Wahrhaftigkeit des Lactantius zu setzen. Empfehlenswerter ist es m. E., seine Darstellung nur dann zu akzeptieren, wenn sie von anderen Quellen bestätigt wird oder zumindest nicht als Baustein seiner Diffamierungskampagne gegen die Christenverfolger erscheint419. Gegen Moreaus These, Lactantius hätte nicht ohne Schaden für seine Autorität und Glaubwürdigkeit den Zeitgenossen bekannte Ereignisse verfälschen können 420 , ist einzuwenden, daß er bei seinen christlichen Zeitgenossen mit einer Entstellung der historischen Wahrheit ebenso Anklang finden konnte, wie die Verleumdungen seines Vorbilds Cicero gegenüber Antonius ein beifälliges Publikum fanden. Propaganda 417

418 419 420

Lact. mort. pers. 26, 10. Auch Eutr. X 2,1 behauptet, Galerius habe b e i d e Caesares ausgewählt, aber er verbindet dies mit der merkwürdigen These, Constantius habe seinen Herrschaftsanspruch auf Italien und Africa von vornherein preisgegeben. Vgl. zum Ort Eutr. IX 7,2. Warum Severus .heimlich' von Galerius nach Mailand geschickt worden sein soll, wie Barnes 1981, 26 behauptet, ist nicht ersichtlich. Bei Lactantius (mort. pers. 18,12) behauptet Galerius zwar, er habe ihn geschickt, aber von einer heimlichen Entsendung ist keine Rede. Vgl. Barnes 1982, 39; s. oben 70 f. So richtig Stade 11. 20. Moreau 1,46.

Dynastische Politik Diocletians?

139

kann sogar, wie moderne Beispiele zeigen, umso wirkungsvoller sein, je stärker sie die Realität pervertiert. b. Gab es eine dynastische Politik Diocletians?

Im Jahr 305 waren Constantin und Maxentius die Kandidaten Diocletians für die Thronfolge, und bei der Proklamation der neuen Caesares am 1. Mai 305 rechneten alle Anwesenden mit ihrer Ernennung, behauptet Lactantius421. Seine Darstellung verdient zumindest in bezug auf Constantin grundlegende Skepsis, denn dieser war vielleicht sogar nur ein Bastardsohn des Constantius, hätte bei Vorliegen eines dynastischen Konzepts auf jeden Fall aber hinter den drei legitimen Söhnen jenes Herrschers aus der Verbindung mit Maximians Tochter Theodora zurückstehen müssen421®. Nicht wenige moderne Gelehrte haben jedoch aus den Ausführungen des Lactantius geschlossen, daß Diocletian stets eine dynastische Nachfolgeregelung im Sinne hatte. So argumentierte schon O. Seeck, und diese These findet in jüngster Zeit immer mehr Anhänger 422 . Nach Rousselles Auffassung hatte die Formierung der Ersten Tetrarchie im Jahr 293 im wesentlichen nur den Zweck, die Zeit bis zur ,Reife' des Maxentius zu überbrükken, geradeso wie die Zweite Tetrarchie dieselbe Funktion im Hinblick auf Candidianus erfüllen sollte. Folgerichtig wäre die Tetrarchie nur so etwas wie ein Wartesaal für die eigentlichen Kandidaten gewesen, die jedoch nie den Zug erwischten. Nach Rousselle waren Nerva (mit der Ernennung Tr&jans) und Augustus, der mit der Ernennung Agrippas zum Regenten des Ostens und der Adoption von C. und L. Caesar auch schon so etwas wie eine ,Tetrarchie' geschaffen habe, die Vorbilder Diocletians. Aber die von Rousselle als Belege für seine Auffassung zitierten Stellen besagen nichts dergleichen. Galerius zitiert bei Lactantius (mort. pers. 18,2) Nerva nur als Argument für eine frühzeitige Übergabe der Herrschaft, und die Adoption Trajans spräche allenfalls g e g e n die angeblich dynastischen, auf Constantin und Maxentius fixierten Pläne Diocletians! Die andere von Rousselle in diesem Zusammenhang als Beleg angeführte Stelle bei Aurelius Victor (Caes. 39,25) zieht nur einen Vergleich zwischen der H e i r a t s p o l i t i k Diocletians und derjenigen des Augustus, impliziert aber nicht, daß Augustus auch Diocletians Vorbild im Hinblick auf die Nachfolgeregelung gewesen sei. 421 421a

422

mort. pers. 19,1 ff. Zu den drei legitimen Söhnen des Constantius, nämlich Iulius Constantius, Dalmatius und Hannibalianus, vgl. Eutr. IX 22,1. Exc. Val. I 1,1. Oros. VII 25,5. Zon. XII 32. Zu Constantin vgl. Barnes 1982, 36 mit Quellenangaben. Seeck l 4 , 34. Von neueren Forschern sei hier z.B. auf Rousselle 457—461 und Barnes 1981, 9. 25 f. verwiesen.

140

Abdankung und Nachfolgeregelung

Rousselles Konstruktion dynastischer Pläne Diocletians und Galerius' entbehrt zudem einer gewissen Logik. Maxentius und Candidianus seien im Jahr 293 bzw. 305 zu jung gewesen für die Ernennung zu Caesares, lautet sein Argument. Aber wenn der 293 mindestens zehn Jahre alte Maxentius noch zu unreif erschien, warum hätte dann Candidianus, der im Jahr 312 bei der geplanten Abdankung des Galerius sechzehn Jahre alt geworden wäre, eine höhere .Reife' besessen? Wenn ferner Galerius in der Tat im Jahr 305 Diocletian und den beiden anderen Tetrarchen seinen Willen aufzwingen konnte, so hätte er doch Candidianus sofort zum Caesar ernennen und damit an eine alte Tradition der Verleihung des Caesartitels an Herrschersöhne im Kindesalter anknüpfen können. Dasselbe Argument gilt für Diocletian und Maxentius im Jahr 293. Einen Hinweis auf Maxentius als avisierten Thronkandidaten, hat man in Pan. Lat. X (2) 1 4 , 1 - 2 aus dem Jahr 289 gesehen: Sedprofecto mature ille inlucescet dies, cum uos uideat Roma uictores et alacrem sub dexter a jilium, quem ad honestissimas artes omnibus ingenii bonis natum felix aliquispraeceptor exspectat, cut nullo labore constabit diuinam immortalemque progeniem ad Studium laudts hortari. Non necesse erit Camillos et Maximos et Curios et Catones proponere ad imitandum; quin potius uestra illi facta demonstret, uos identidem et semper ostendat praesentes et optimos imperatoriae institutionis auctores.

Zweifellos ist mit der divina immortalisque progenies, die ad Studium laudis angespornt werden soll, Maxentius gemeint. Und die Formulierung sub dextera bedeutet vermutlich, daß er beim triumphalen Einzug Maximians, ähnlich wie Marcellus unter Augustus, auf dem rechten Wagenpferd saß423. Der Panegyriker spielt also in der Tat auf Maxentius als möglichen Thronkandidaten an, der eine imperatoria institutio genießen soll. Aber wir können darin nicht mehr sehen als einen V e r s u c h M a x i m i a n s , die Zugehörigkeit seines Sohnes zur domus divina zu suggerieren, ihn als Thronkandidaten a u f z u b a u e n ! Erst 306/07, als die Zweite Tetrarchie in voller Auflösung begriffen ist, kann Maximian derartige Wünsche deutlicher formulieren 424 ; im Jahr 289 blieb es ein vorsichtiger Versuch, auf den der Lobredner anspielt, der aber von Diocletian (und Maximian selbst) im Jahr 293 bei der Ernennung der Caesares nicht berücksichtigt wurde. Schon der ebenfalls an 423

424

Vgl. TLL s. v. dexter 916 ff. Zu Marcellus s. Kornemann 8. Vielleicht sitzt auf dem Galeriusbogen auf dem linken Wagenpferd beim adventus des Galerius in Thessalonike (?) nicht ein Wagenlenker, wie Laubscher 62 meint, sondern Candidianus). Pan. Lat. VII (6) 2,2. 5. An dynastische Pläne beider Augusti seit 289 glaubt ζ. B. De Decker 486 ff. Von bloßen Wünschen Maximians geht hingegen Straub 94 aus. Zurückhaltend Groag, RE XIV 2 (1930) 2420 f. Seston 1946, 99 meint, daß Diocletian 289/90 durchaus Maxentius noch für die Nachfolge vorgesehen haben könnte, aber 293 diese Möglichkeit beiseiteschob. Vgl. D'Elia 293 ff. bes. 299 — 302, dessen Darlegungen auch hier wieder besondere Aufmerksamkeit verdienen. Baglivi 84 Anm. 145.

Dynastische Politik Diocletians?

141

Maximian adressierte Panegyricus vom 21. Juli 291 erwähnt Maxentius nicht mehr, obwohl gerade in dieser anläßlich des G e b u r t s t a g s des Herrschers gehaltenen Rede ein Eingehen auf seine Kinder nahegelegen hätte (vgl. den flüchtigen Hinweis auf die Familien in XI (3) 19,4: vestrorum generum caritatemX). Dies kann man als Argument dafür betrachten, daß eine Personalentscheidung im Hinblick auf mögliche künftige Caesares bereits zu Beginn des Jahres 291 getroffen worden war (s. oben 70 f.). Wenn Maxentius vielleicht schon 292/93 mit Valeria Maximilla, der Tochter des Galerius, vermählt wurde und das Gentilnomen Valerius trug — wie auch Constantin —, so hatte dies nur den Zweck, den Zusammenhalt der natürlichen' Familien der an der Herrschaft beteiligten Iovii und Herculii zu sichern (s. oben 93 f.) 425 . Es gibt möglicherweise eine weitere, noch wesentlich vorsichtigere Anspielung auf eine dynastische Nachfolge in Pan. Lat. VIII (4) 19,4—20,1 von 297, adressiert an Constantius: Nos quidem certe, ο perpetui parentes et domini generis humani, hoc a dis immortalibus omni uotorum nuncupatione deposcimus ut liberi nepotesque nostri et siqua omnibus saeculis erit duratura progenies cum uobis, tum ettarn his quos educatis atque educabitis dedicentur. Quid enim melius posteris nostris optare possumus quam quo fruimur ipsi?

Hier ist jedoch nicht einmal unbedingt von leiblichen Söhnen der Herrscher die Rede, sondern allgemein von Nachfolgern, die von den regierenden Kaisern zur Übernahme der Herrscherposition ausgebildet werden. Ihre künftige Rolle wird nicht nur in eine überaus vage Terminologie gekleidet, die divergierende Interpretationen erlaubt; sie wird auch in die Zeit der Kinder und Enkel usw. der lebenden Generation verschoben — vielleicht etwas spät für Maxentius und Constantin. Solche höchst vorsichtigen Anspielungen auf eine eventuelle dynastische Nachfolgeregelung sind nicht in einem Stil gehalten, wie man ihn als Resultat einer festen Zusage oder eines expliziten Vorsatzes auf selten Diocletians erwarten würde. Derartig schwache Andeutungen sind nicht vergleichbar mit dem unverhüllten Lobpreis des Prinzips der erblichen Nachfolge in den Panegyrici an Constantin, natürlich mit Bezug auf ihn selbst und auf seine Söhne, oder in der Rede des Pacatus an Theodosius I. 426 Diocletian hat offensichtlich zu k e i n e m Zeitpunkt die Absicht geäußert, die leiblichen Söhne seiner Mitregenten für die Nachfolge zu berücksichtigen. Obwohl er 425

426

Zu Maxentius als Schwiegersohn des Galerius vgl. CIL XIV 2825. 2826 = ILS 666. 667. Lact. mort. pers. 18,9; 26,6; 27,4. Epit. de Caes. 40,14. Exc. Val. I 3,7. Enßlin 1930, 2519. Groag, RE XIV 2 (1930) 2420. Constantin war mit Fausta, einer Tochter Maximians, verlobt: Pan. Lat. VII (6) 6 , 1 - 2 . Constantin und Söhne: Pan. Lat. VII (6) 2 , 2 - 5 ; 5,3; 14,7. VI (7) 2 , 1 - 5 ; 3,1; 4,2. IV (10) 3 6 , 2 - 5 . XII (9) 26,5. Theodosius und Söhne: Pan. Lat. II (12) 16,4; 45,3.

142

Abdankung und Nachfolgeregelung

die Bande zwischen den Mitgliedern der Tetrarchie durch Heirat stärkte — worauf man bei der Etablierung der Zweiten Tetrarchie im Jahr 305 anscheinend nicht so großen Wert legte —, trennte er doch eindeutig die natürliche' Familie von der göttlichen (s. oben 93 f.). Bei Lactantius (mort. pers. 18,11) nennt Galerius den Maxentius einen privatus, und in der Tat gehörten im Konzept der Tetrarchie Maxentius und Constantin nicht zur kaiserlichen göttlichen Familie der Iovii und Herculii — und ebensowenig Candidianus und die legitimen Söhne des Constantius. Nie erscheinen diese Personen in einem tetrarchischen Kontext, weder in der Literatur noch in Inschriften noch auf Münzen noch auf Staatsreliefs. Das gleiche gilt für die anderen Mitglieder der kaiserlichen Familien. Valerius Romulus, der Sohn des Maxentius und der Valeria Maximilla, der Tochter des Galerius, setzt seinen Eltern im Jahr 305/06, noch vor der Usurpation des Maxentius, Inschriften, in denen er selbst clarissimus puer, der Vater clarissimus vir genannt werden, d. h. die üblichen senatorischen Rangtitel innehaben, aber in keiner Weise als Mitglied der domus divina gekennzeichnet erscheinen. Nur bei der Mutter verrät der Titel nobilissima femina immerhin, daß sie Tochter eines Kaisers ist. Erst als die tetrarchische Ordnung sich in Auflösung befand und das auf natürlicher Verwandtschaft beruhende dynastische Prinzip wieder zum Durchbruch kam, wurde ζ. B. Valeria, die Tochter Diocletians und Frau des Galerius, in offiziellen Dokumenten Augusta genannt427. Man kann daraus keine andere Schlußfolgerung ziehen, als daß Diocletian keine dynastische Nachfolge im traditionellen Sinne wünschte. Er wollte sein Regierungssystem freihalten von den Gefahren, welche diese erfahrungsgemäß mit sich brachte. Commodus, der Sohn Marc Aurels, mag ihm als warnendes Beispiel vor Augen gestanden haben. Diocletians Absicht war es, nur fähige Männer, die im Dienst der Augusti ,erzogen' worden waren, an die Spitze des Staates zu stellen4273. Das Ubergehen des Maxentius bei der Begründung der Tetrarchie im Jahr 293 bedeutete, daß zum erstenmal in der römischen Geschichte der Sohn eines regierenden Kaisers nicht für die Thronfolge in Betracht gezogen wurde; die Auswahl der Caesares von 293 ist deshalb der erste historische Fall eines wirklichen Inschriften des Romulus: ILS 666. 667. Vgl. Lact. mort. pers. 39,1. PLRE 1,937 s. v. Galeria Valeria . AE 1979, 602. G. Petzl-H. W. Pieket, ZPE 34, 1979, 282. 4 2 7 1 K. Kraft, Gesammelte Aufsätze zur antiken Geldgeschichte und Numismatik 2, hrsg. von H. Castritius u. D. Kienast, 1985, 211—219, bes. 217 f. stellt die These auf, daß — seiner Meinung nach in den Jahren 293 und 305 geprägte — Kleinmünzen mit der Legende LJtilitas Publica „eine Antwort auf eine latent vorhandene Kritik" am tetrarchischen System verkündeten. Diocletian gebe mit der Betonung des öffentlichen Nutzens gegenüber persönlichen Interessen (ζ. B. Constantins und Maxentius') zu erkennen, „daß er sich des Künstlichen und der Unbeliebtheit seines tetrarchischen Systems durchaus bewußt war". Ich halte diese Vermutung Krafts für unberechtigt.

427

Eid Maximians

143

Adoptivkaisertums. Diocletians Politik im Jahr 305 war nichts anderes als eine logische Fortsetzung dieser beispiellosen Maßnahme, ein Resultat seines tetrarchischen Konzepts, nicht einer Erpressung durch Galerius. Nach 293 wäre es zudem nicht länger möglich gewesen, die Söhne der regierenden Kaiser in ein System von vier Herrschern zu integrieren; denn es gab im Jahr 305 sechs Söhne, aber nur zwei neue Positionen. Diocletian besaß offensichtlich die Autorität, um Maximian, Constantius und Galerius zu überreden, das Reich nicht in die ζ. T. anarchischen Verhältnisse des 3. Jh.s zurückzubefördern. Er bewahrte auch nach seinem Rücktritt viel von seiner Autorität. Es ist undenkbar, daß im Jahr 308 die rivalisierenden Kaiser einen physisch und geistig kranken Diocletian, der drei Jahre zuvor von Galerius zur Unterwürfigkeit gezwungen worden war, als Schiedsrichter in ihren Angelegenheiten akzeptiert hätten. H. Chantraine 428 hat kürzlich gezeigt, daß bei der Konferenz von Carnuntum zwar Galerius als einziger legitimer Augustus zusammen mit Diocletian den Vorsitz führte, daß aber letzterer die eigentliche Autorität verkörperte und der maßgeblich Handelnde war, der zum einen selbst den Licinius adoptierte und ihn zum anderen vor dem versammelten Heer zum Augustus erhob; er übernahm zu diesem Zweck 308 nochmals das Konsulat, wie auch zuvor (293 und 305) die Investitur neuer Herrscher von der Bekleidung des Konsulats durch die regierenden Augusti begleitet war. Nicht Diocletian war also schwach, sondern Galerius, der ihn um Hilfe bitten mußte, da er sich als unfähig erwiesen hatte, die ,wilden jungen Männer' Maxentius und Constantin einzuschüchtern. Galerius besaß nicht genügend Autorität, um die enorme Disziplin aufrechtzuerhalten, welche von den Mitgliedern des tetrarchischen Systems verlangt wurde. Aber insbesondere war es der Egoismus Constantins, der die Tetrarchie ruinierte und für die nächsten zwanzig Jahre wiederum den verderblichen Kreislauf von dynastischer Politik, Usurpation, Mord und Bürgerkrieg in Gang setzte, der in den vorausgegangenen zwanzig Jahren durch Diocletians einzigartiges Experiment unterbrochen oder doch wenigstens erheblich abgemildert worden war.

c. Der Eid Maximians Et quamquam aliis alia aestimantibus veri gratia corrupta sit ...; mit diesen Worten leitet Aurelius Victor (Caes. 39, 48) seinen abschließenden Kommentar zur Abdankung Diocletians ein. Es kann nicht überraschen, daß Gerüchte mit divergierenden Versionen ein solch beispielloses, für die Zeitgenossen kaum verständliches Ereignis wie die freiwillige Abdankung 428

Hermes 110, 1982, 4 7 7 - 4 8 7 .

144

Abdankung und Nachfolgeregelung

der Augusti umgaben 429 . Zwar war es nicht das erste und einzige Mal, daß ein römischer Herrscher aus seiner Position abtrat, ohne diese Tatsache seiner schlichten Ermordung zu verdanken. Am bekanntesten ist wohl die von Dürrenmatt literarisch verewigte Zwangspensionierung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus im Jahr 476, erzwungen von Odoaker, der den jungen Herrscher auf einen Ruhesitz ins schöne Kampanien schickte. Ein anders gelagerter Fall war Vetranio, ein verdienter General der konstantinischen Dynastie, der von Constantia, der Tochter Constantins, im Jahr 350 überredet wurde, angesichts der Usurpation des Magnentius in Gallien sich selbst von seinem Heer zum Kaiser proklamieren zu lassen, um so einen Anschluß der auf dem Balkan stationierten Truppen an den Usurpator zu verhindern. Im geeigneten Moment führte er seine Streitmacht dem legitimen Kaiser Constantius zu, dankte ab und verbrachte seine letzten Jahre auf einem Ruhesitz im bithynischen Prusa. Wieder eine andere Nuance bietet der Fall des Tetricus, des letzten Kaisers des sogenannten gallischen Reiches, der im Frühjahr 270 in einer militärisch und politisch recht aussichtslosen Lage seine Truppen im Stich ließ, sich dem Kaiser Aurelian ergab und auf diese Weise nicht nur zu hohem Alter, sondern gar noch zu prestigeträchtigen Ämtern gelangte. Andere römische Regenten boten in äußerster Notlage ihren Kontrahenten ihre Abdankung an, so Vitellius, der für eine Abfindung von hundert Millionen Sesterzen auf die Herrschaft verzichten wollte, aber von seinen eigenen Anhängern an diesem lukrativen Geschäft gehindert wurde, und angeblich auch Didius Iulianus im Jahr 193 gegenüber Septimius Severus, als dieser mit seinem Heer vor den Toren Roms stand, aber der ,Gestrenge' bevorzugte die sicherere Alternative429®. Diese Beispiele haben — mit Ausnahme des Falles Vetranio, dessen Regierung von Anfang an nur taktische Bedeutung hatte und als eine ephemere geplant war — eines gemeinsam: Die Betroffenen befanden sich in einer mehr oder weniger aussichtslosen Situation und kapitulierten vor der unmittelbaren militärischen Bedrohung eines mächtigeren Widersachers. Unter normalen Bedingungen hat kein römischer Herrscher vor dem Zeitpunkt seines Ablebens eine Abdankung vorgenommen oder auch nur ernsthaft erwogen; ein solcher Fall war gewissermaßen im römischen Staatsrecht nicht vorgesehen. Diocletian und Maximian waren eine Aus429

skeptisch man in der Antike einer solchen Möglichkeit gegenüberstand, zeigt Ambr.

Exam. V 52 D (CSEL 32,1,1 S. 179): Quem invenies hominum, qui sponte deponit Imperium et ducatus sui cedet insigne fiatque volens numero postremus ex primo. Vgl. aber auch schon Arist. Pol. III 4, 1277a, 23 ff. 429a

Romulus Augustulus: Exc. Vales. 37 f. - Vetranio: Zos. 2,44. 30 f.; 2,76. Themist. or. 2,34 ff. - Tetricus: Eutr. IX 13. Aur. 35,7. SHA, Τ 2 4 , 2 - 5 . - Vitellius: Tac. hist. III 65,1 f. Suet. Vit. Didius Iulianus: Herodian. II 12,5. Vgl. Dio LXXIII (74) 17,2.

Zon. 13,7. Iul. or. 1,26. Vict. Caes. 35,4 f. Epit. 15,2. Dio L X V 17,1 f. SHA, DI 6,9.

Eid Maximians

145

nähme, sie dankten freiwillig ab, aber ihre Abdankung war nur eine logische Konsequenz des tetrarchischen Systems, welches im Jahr 293 errichtet worden war; dieses konnte ohne einen solchen Schritt nicht funktionieren. Gerade weil Diocletian kein unrealistischer Theoretiker war, sondern menschliche Schwäche und Ehrgeiz in Rechnung zog, wußte er, daß die Augusti irgendwann den Caesares Platz machen mußten 430 , und zwar nicht zu spät. Maximian mag gezögert haben und seinem Mitherrscher widerwillig gefolgt sein, aber diese Version unserer Quellen 431 , die auch in der modernen Forschung allgemein akzeptiert worden ist, könnte ein bloßer Rückschluß von seinem späteren Verhalten sein. In jüngster Zeit ist nun freilich ein wichtiges Quellenzeugnis für einen spätestens im Jahr 303 gefaßten Abdankungsplan in Zweifel gezogen worden. G.S.R. Thomas und andere Forscher 432 behaupten, daß Maximian niemals einen Abdankungseid gegenüber Diocletian geleistet habe, denn er sei bei dem einzig möglichen Anlaß eines Zusammentreffens der beiden, nämlich den Feiern der vicennalia in Rom, gar nicht präsent gewesen. Entscheidend für eine Beantwortung dieser Frage ist die Interpretation von Pan. Lat. VII (6) 8 , 7 - 9 , 2 aus dem Jahr 307 und Pan. Lat. VI (7) 15,4—6 aus dem Jahr 310. An beiden Stellen wird ein consilium bzw. ein Eid im Tempel des kapitolinischen Jupiter in Rom erwähnt, der die gemeinsame Abdankung von Diocletian und Maximian sanktioniert habe. Da ein Zusammentreffen der beiden Augusti in Rom nur für die Vicennalienfeier des Jahres 303 bezeugt scheint433, haben mehrere Forscher die Abdankungsvereinbarung auf diesen Anlaß datiert. Thomas führt zunächst Pan. Lat. VII (6) 8,7 — 8 als Beweis dafür an, daß Maximian am Ende des Jahres 303 gar nicht in Rom gewesen sein könne; die Stelle bezeuge vielmehr, daß sein Besuch in Rom während seines achten Konsulats, in seinem zwanzigsten Regierungsjahr, d. h. 304, stattgefunden habe; seine Anwesenheit in Rom sei denn auch noch für den 21. April 304 belegt 434 . Maximian wäre also erst in Rom eingetroffen, nachdem Diocletian die Stadt am 19. Dezember 303 verlassen hatte. Es habe deshalb keinen Eid geben können, und die ganze Geschichte um die freiwillige Abdankung sei eine Erfindung. Diese Möglichkeit zieht auch Seston 1946, 188 f. in Betracht. Vgl. ζ. B. Lact. mort. pers. 26,7: patri suo post depositum imperium in Campania moranti purpuram mittit et bis Augustum nominat (i.e. Maxentius). llle vero et rerum novarum cupidus et qui deposuerat invitus, libenter arripuit. Vgl. Aur. Vict. Caes. 39,48. Eutr. IX 27,2. 432 G. S. R. Thomas 229 ff. Rousselle 455. Bastien NAC 5, 1976, 253 ff. Vgl. hingegen für die ältere Forschung Enßlin 1930, 2510. D'Elia 244. Seston 1946, 187 f. 433 C. Ε. V. Nixon, Phoenix 1981, 7 0 - 7 6 . Pasqualini 76. Barnes 1981, 16; 1982, 59. Chastagnol 1980/81, 1 8 7 - 1 9 1 ; 1983, 1 5 - 1 7 . 434 XV Kai Maias: Passio S. Sabini, Codex in c., veröff. v. Caesar Baron, Annales Ecclesiastici 2,1954, 711 = Bd. 3, 343 der Ausgabe v. A. Theiner, 1864. Vgl. D. Liebs, Hermogenians Iuris Epitome, 1964, 35. 430

431

146

Abdankung und Nachfolgeregelung

In der Tat scheint der Text auf den ersten Blick Thomas Recht zu geben. Bei oberflächlicher Interpretation kann man seine Meinung teilen, daß hier von einem zweifachen Besuch Maximians in Rom gesprochen werde, von einem ersten, durch andere Quellen bezeugten, im Jahr 298/ 99 und von einem zweiten im Jahr 304: Te primo ingressu tuo tanta laetitia, tanta frequentia populus Romanus excepit, ut, cum te ad Capitolini Iouis gremium uel oculis ferre gestiret, stipatione sui uix adportas urbis admitteret. Te rursus uicesimo anno imperatorem, octauo consulem, ita ipsa amplexu quodam suo Roma uoluit detinere ut uideretur augurari iam et timere quod factum est.

C. Ε. V. Nixon und A. Chastagnol 435 haben jedoch in überzeugender Weise die These von Thomas mit dem Argument zurückgewiesen, daß die zitierte Stelle nur auf einen einzigen adventus Maximians in Rom anspiele; der zweite Teil des Abschnitts beschreibe keinen adventus, sondern die A b r e i s e des Kaisers im Jahr 304, lasse mithin seine Ankunft im Jahr 303 zu. Chastagnol weist zu Recht darauf hin, daß der Panegyriker bei der Schilderung der Ankunft des Kaisers in Rom den Akzent auf den Marsch zum Kapitol im Anschluß an siegreiche Feldzüge legt. Auch seiner Meinung nach sind freilich die Siege über die Mauren in Nordafrika 296/97 der Anlaß; es handele sich um den adventus Maximians in Rom im Jahr 298/ 99; die beiden in diesem Abschnitt geschilderten Szenen lägen somit um fünf bis sechs Jahre auseinander. Μ. E. läßt die Panegyrikerstelle jedoch eine Interpretation zu, welche sowohl die Ankunft als auch die Abreise Maximians auf ein und denselben Besuch in Rom 303/04 bezieht. Man hat bisher einhellig primo zu ingressu gezogen und dabei die Möglichkeit übersehen, daß die Konstruktion des gesamten Passus auf der Gegenüberstellung von te primo und te rursus aufgebaut sein könnte; primo ist in diesem Fall nicht Adjektiv, sondern Adverb, und bedeutet ,zunächst'. Der Redner bringt so zum Ausdruck, daß er ,zunächst' die Szene des adventus Maximians in Rom beschreiben will. Mit rursus geht er dann zur Kontrastszene, nämlich der profectio, über; rursus hieße in diesem Fall ,wiederum' im Sinne von ,andererseits' 436 . Das Verständnis dieser Stelle wird m. E. erheblich gefördert, wenn man berücksichtigt, daß die ,Bilder' der Panegyriker häufig dem Repertoire der Staatsreliefs und der Münzpropaganda entnommen sind (s. oben 102 ff.). Die adventus-Reliefs stellen dar, wie der Kaiser vom römischen Volk bzw. seinen Repräsentanten, dem genius senatus und dem genius populi, vor dem Stadttor empfangen und in die Stadt eingeholt wird. Roma selbst kann

435 436

Nixon, Phoenix 1981, 70 ff. Chastagnol 1980/81, bes. 188. Belege für diese Bedeutung von rursus in Forcellini s.v. 2 II. Zur Verwendung verwechselbarer Casus vgl. Lact. mort. pers. 8,2: Hoc solum differebant, wo hoc Ablativ ist!

Eid Maximians

147

dabei auch auftreten436"; hier erscheint sie in der profectio-Szene, bei der Verabschiedung des Kaisers aus Rom. Daß es sich bei der ,Umarmung', mit welcher die Roma den Kaiser zurückhalten will (vgl. auch Pan. Lat. X (2) 14,4), trotz der Topik der Szene um ein zeitlich eindeutig festgelegtes, einmaliges Ereignis handelt, nämlich die Abreise Maximians im Jahr 304, zeigt die Verwendung des Perfekts voluit. Der erste Satz bezieht sich demnach auf den adventus und Trimphzug Maximians, den er gemeinsam mit Diocletian im November 303 durchführte. Der zweite Satz beschreibt die Abreise Maximians irgendwann im Frühjahr/Sommer 304. Die Panegyrikerstelle steht also keineswegs im Widerspruch zu einer Eidesleistung Maximians im kapitolinischen Tempel anläßlich der Vicennalienfeier von 303. Die Anwesenheit Maximians in Rom bei der Feier der vicennalia und des Persertriumphes wird zudem bezeugt durch spätantike Autoren. Eutropius (IX 27,2) sagt ausdrücklich, daß die beiden Augusti abdankten post

triumphum inclitum, quem Romae ex numerosis gentibus egerant^1.

Er geht

mithin von der Anwesenheit beider Augusti aus. Die These Bastiens438, der von Eutrop geschilderte Triumph brauche nicht in Zusammenhang mit den vicennalia zu stehen, ist schon deshalb nicht akzeptabel, weil die Verbindung von Triumph- und Regierungsjubiläumsfeiern bereits Tradition hatte439. Und sein Argument, es seien gerade in Rom k e i n e Vicennalienmünzen geprägt worden, beruht vermutlich auf einem Irrtum, da

4361 Vgl.

437

438 439

I. Scott Ryberg, Panel Reliefs of Marcus Aurelius, 1967, 2 8 - 3 7 {profectio). 6 6 - 7 1 {adventus). R. Brilliant, Gesture and Rank in Roman Art, 1963, 173—177 {adventus). E. Angelicoussis, MDAI (R) 91, 1984, 141 ff. {adventus). F. J. Hassel, Der Trajansbogen in Benevent, 1966, 19 (profectio). Vgl. auch Hier. Chron. ad a. 304 (p. 227 Helm): Diocletianus et Maximianus Augusti insigni pompa Romae triumpharunt. Jord. Rom. ad a. 302 (MGH, AA V p. 38 f.). Zon. XII 31. Von der Anwesenheit a l l e r v i e r Tetrarchen geht Chastagnol 1983, 15f. aus, freilich ohne Quellenzeugnisse anzuführen. Vielleicht könnte man Lact. mort. pers. 18,1, wo der christliche Autor ein Zusammentreffen zwischen Maximian und Galerius zu implizieren scheint, geltend machen. Ein solches Zusammentreffen konnte am ehesten anläßlich der vicennalia stattfinden. Dagegen zu sprechen scheint jedoch Lact. mort. pers. 38,7, wo von den Goten in der Leibwache des Maximinus Daia die Rede ist, die sich aus jenen rekrutierten, qui a Gothis tempore vicennalium terris suis pulst Maximiane (i.e. Galerio) se tradiderant ... Allerdings muß ,zur Zeit der vicennalia' nur allgemein Ende des Jahres 303 heißen; der Vorgang könnte sich also auch vor der Abreise des Galerius nach Rom abgespielt haben. Und zudem muß er nicht einmal selbst bei dieser Kapitulation anwesend gewesen sein, um den Ruhm des Siegers einzuheimsen. Den Ausschlag gegen Chastagnols Vermutung gibt aber wohl Lact. mort. pers. 27,3, wo es von Galerius anläßlich seines Feldzugs nach Italien im Jahr 307 heißt: qui numquam viderat Romam\ NAC 5, 1976, 254 f. Vgl. ζ. B. zur Triumph- und Decennalienfeier des Septimius Severus und seiner Söhne im Jahr 203: Herz 1975, 36; s. auch E. Merten, Zwei Herrscherfeste in der Historia Augusta, 1968, 16 ff.

148

Abdankung und Nachfolgeregelung

roAz-XX-Münzen, die in RIC VI dem Jahr 297/98 zugewiesen werden, höchstwahrscheinlich ins Jahr 303 gehören, denn sie sind nicht mit Quinquennalienmünzen der Caesares verbunden, sondern stehen für sich440. Zudem würden stadtrömische Vicennalienmünzen — falls Bastien recht hätte — auch für Diocletian fehlen, dessen Anwesenheit in Rom anläßlich jener Feier von Lactantius nun aber zweifelsfrei bezeugt wird 441 . Und wenn eben dieser Autor behauptet (mort. pers. 30,6), daß Maximian cum ingenti gloria viginti annorum vota celebravit, so weist er indirekt auf die Anwesenheit des Kaisers bei der Vicennalien- und Triumphfeier in Rom hin. Die Nachricht des Chronographen von Ravenna442, wonach die beiden Augusti cong(iarium) dederant (denarios) ooDL usw., bezieht sich sicherlich gleichfalls auf diesen Anlaß. Thomas behauptet ferner, die Informationen der Panegyriker von 307 und 310 über den Abdankungsplan seien widersprüchlich. Nur der Panegyricus von 310 erwähne ausdrücklich einen Eid im kapitolinischen Tempel, während jener von 307 nur vage von einem consilium spreche, ohne dieses näher zu lokalisieren und zu datieren. Dieses consilium könnte nach Auffassung von Thomas im Jahr 307 erfunden worden sein, um die Abdankung Maximians zu erklären und zu rechtfertigen; und im Jahr 310 sei das angebliche consilium dann noch verstärkt worden zu einem Eid, um Maximian nun als Eidbrüchigen zu präsentieren. Plausibler ist jedoch m. E. die umgekehrte Argumentation: Die Anspielung auf einen ,Beschluß' bei beiden Panegyrikern bezeugt einen festen historischen Kern in den Ausführungen der Rhetoren. Der Panegyricus von 307, der an Maximian und Constantin adressiert war, konnte unmöglich offen eingestehen, daß die Vereinbarung zwischen Diocletian und Maximian ein Eid war, denn in diesem Fall hätte er Maximian, der erneut die Herrschaft usurpiert hatte, als einen Eidbrüchigen präsentiert, was zum damaligen Zeitpunkt weder in dessen noch in Constantins Sinne sein konnte. Hingegen konnte der Redner des Jahres 310 nach dem ,Selbstmord' Maximians die Überlieferung über den Eid frei verwenden, um den toten Kaiser zu schmähen. Obwohl mithin die Einwände von Thomas gegen die Historizität des Eides nicht aufrechtzuerhalten sind, äußert Nixon 443 sich in dieser Hinsicht zurückhaltend. Aber er gesteht zu, daß der kapitolinische Tempel, wo der Triumphzug anläßlich der vicennalia sein Ende genommen haben muß, der 440 441

442 443

RIC VI S. 359 Nr. 7 4 - 8 9 b . Vgl. auch Chastagnol 1967, 64. Daß seine angeblich überstürzte Abreise von Rom die Prägung von Vicennalienmünzen in der Hauptstadt verhindert habe, wie Bastien, NAC 5, 1976, 255 ff. meint, ist schon deshalb unwahrscheinlich, da derartige Prägungen zweifellos schon vor dem Beginn der Feierlichkeiten in Gang gesetzt zu werden pflegten und Diocletian sich mindestens einen ganzen Monat lang in Rom aufhielt. Chron. Min. I p. 148. Vgl. Mal. XII 308, 1 5 - 1 7 , p. 74 Bonn. Phoenix 1981, 75 f. mit Anm. 25.

Eid Maximians

149

ideale Ort für einen solchen Eid war; wo sonst hätten die von J u p i t e r eingesetzten Herrscher einen angemesseneren Rahmen und geeigneteren .Ansprechpartner' für ihren Herrschaftsverzicht finden können? Es sei nur nebenbei darauf verwiesen, daß ζ. B. Nerva die Adoption Trajans vor Jupiter auf dem Kapitol vollzogen hat444. Zudem datieren die beiden Panegyrici im Grunde das consilium bzw. den Eid übereinstimmend. Auch in Pan. Lat. VII (6) 9,2 von 307 wird nämlich das consilium durch das Wort olim g e r a u m e Zeit vor die Abdankung von 305 datiert. Dies wäre für den vom Redner verfolgten Zweck der Exkulpierung Maximians nicht notwendig gewesen, es verursachte sogar Schwierigkeiten. Im Falle einer bloßen Erfindung hätte der Rhetor leicht die Vereinbarung über die Abdankung in einen engeren chronologischen Zusammenhang mit dem 1. Mai 305 bringen und so wesentlich plausibler seine Version darstellen können, daß Maximian aus Loyalität einem Wunsch des alten und von Krankheit geschwächten Diocletian nachgegeben habe. Denn letzterer war bei seinem Aufenthalt in Rom Ende 303 noch nicht erkrankt. Nicht einmal Lactantius behauptet dies, obwohl es sich in seine Propaganda gut eingefügt hätte, daß ein (geistes-)kranker Kaiser die Christenverfolgung begann. Diocletian, der nach der zuverlässigen und zu Unrecht manchmal angezweifelten Altersangabe der Epitome de Caesaribus (39,7) im Jahr 303 kaum sechzig Jahre alt gewesen sein dürfte, war aber gerade einige tausend Kilometer von Nikomedien nach Rom gereist und hatte die Donaugrenze inspiziert, dabei wahrscheinlich noch einen Sieg über die Karpen errungen445. Auch nach seiner Abreise von Rom schien seine jetzt auftretende Erkrankung zunächst unbedeutend (Lact. mort. pers. 17,3), sie konnte folglich keine Rücktrittsgedanken fördern. Der Redner von 307 hat deshalb erhebliche Schwierigkeiten (VII (6) 9,2—6), eine vernünftige Erklärung für das consilium bereits zum Zeitpunkt der vicennalia zu geben. In der Tat bezieht er Diocletians schwachen Gesundheitszustand nur auf den Zeitpunkt der Abdankung, nicht auf den des consilium. So geht im Grunde auch aus der Darstellung des Panegyrikers bei näherem Hinsehen 444 445

Plin. Pan. ( = Pan. Lat. I) 8. Dio Cassius LXVIII 3,4. Zu den Karpenkriegen der Tetrarchen in den Jahren 302/03 vgl. J. Kolendo, in: Hommäges ä M. Renard (Coli. Latomus 102) 2, 1969, 3 7 8 - 3 8 5 . Die Altersangabe in Epit. de Caes. 39,7 wird wegen der angeblichen .Altersschwäche', die Diocletian zur Abdankung veranlaßt habe, von manchen Gelehrten verworfen (ζ. B. PLRE 1, 253 f.); aber die als Beleg für ein wesentlich höheres Alter Diocletians gegenüber Maximian angeführte Stelle Pan. Lat. XI (3) 7,6 — 7 spielt mit dem Zwillingsvergleich, und die Erwähnung des intervallum aetatis erfolgt im Rahmen der Kontrastierung .natürlicher' Zwillinge mit den aufgrund harmonisierender Charaktereigenschaften .wahren' kaiserlichen .Zwillingen'. Kein Zweifel also, daß ein Altersunterschied bestand, aber er muß nicht zehn Jahre o. ä. betragen haben. Die Münzporträts deuten jedenfalls nicht auf einen solchen Abstand hin. Aus Epit. de Caes. 40,11 geht hervor, daß Maximian ca. fünf Jahre jünger gewesen sein dürfte, falls der Tod Diocletians ins Jahr 313 fiel.

150

Abdankung und Nachfolgeregelung

hervor, daß nicht Krankheit, sondern ein Plan die Abdankung herbeiführte — keine allzu günstige Version für Maximian im Jahr 307. d. Der Zeitplan für die Abdankung Die Abdankung der beiden Augusti war letztlich Ausdruck der göttlichen Vorsehung — so sah es Diocletian, und deshalb verkünden zahlreiche Münzprägungen der Jahre 305 ff. die Botschaft Providentia Deorum Quies Augustorum4*6. Die Providentia Deorum wird, wie wir gesehen haben (S. 76), mit Vorliebe zur Legitimation einer planvoll durchgeführten Nachfolgeregelung beschworen; und so ist in diesem Fall der ,Ruhestand' der seniores Augusti Resultat eines göttlichen Plans und Grundlage der Perpetuierung der Tetrarchie. A l l e Münzstätten des Reiches prägen diesen Münztypus und demonstrieren somit, daß die Abdankung von Diocletian und Maximian auf der Grundlage tetrarchischer concordia erfolgte und nicht auf Erpressung durch Galerius zurückzuführen ist. Im übrigen stellt der gewaltige Palast von Spalato, in den Diocletian sich nach seiner Abdankung zurückzog, ein klares Indiz für recht frühe Abdankungspläne dar. Die Errichtung dieser Anlage muß eine mehrjährige Bauzeit erfordert haben. Spalato liegt aber zudem weit abseits der großen Heerstraßen, welche von den Residenzstädten der Tetrarchie, von Trier bis nach Antiochia, gesäumt wurden. Spalato ist ein wirkliches Refugium, weist dementsprechend auch keine Räumlichkeiten für eine Verwaltung auf. Der Beginn des Palastbaus ist somit ein terminus ante quem für den Abdankungsplan Diocletians. Leider ist der Baubeginn archäologisch nicht präzis datierbar, aber in der Forschung nimmt man eine wenigstens fünfbis zehnjährige Bauzeit und einen Beginn der Arbeiten ca. 295/300 an. Obwohl der Palast im Jahr 305 noch nicht ganz fertig war, kann m. E. kein Zweifel daran bestehen, daß er spätestens um 300 begonnen worden sein muß, um Diocletian im Jahr 305 als Refugium dienen zu können447. 446 447

Vgl. RIC VI S. 703 (Index der Rs.-Legenden) s. v. Providentia Deorum Quies Aug,g. Vgl. zur Datierung des Palastbaus L. F. Giuliano, ANRW II 12,1 (1982) 254. J. MarasovicT. Marasovic, Der Palast des Diocletian, 1969, 8 f. EAA VII (1966) 427. Zum Palast im allgemeinen s. jetzt T. Marasovic, in: Corso di Cultura sull' Arte Ravennate e Bizantina (Ravenna, 6/18 Maggio 1979) 1979, 197—213. Die Quellen zum Rückzug Diocletians nach Salona sind zusammengestellt bei F. Bulic 28 f. — Eine ähnliche Funktion wie der Diocletianspalast von Spalato mag ein haud fange Sirmio (Epit. 40,10) von Maximian am Wohnort seiner Eltern e r b a u t e s p a l a t i u m innegehabt haben. — Ich verdanke A. Lippold, Regensburg, die Kenntnis eines Zeitungsberichts in der FAZ über eine Neuentdeckung bei den jugoslawischen Ausgrabungen bei Gamzigrad, ca. 150 km südöstlich von Belgrad. Im Herbst 1984 stieß man dort bei der Erforschung einer sehr großen, um 300 errichteten Palastanlage, in der man von Beginn an eine Residenz des Galerius vermutet hat (D. Srejovi£—A. Lalovic-D. Jankovic, Archjug 19, 1978 (1979), 5 4 - 6 3 . M. Mirkovit, in:

Zeitplan für Abdankung

151

Der Palast von Spalato bestätigt also die Existenz des tetrarchischen Konzepts vor 300 und ebenso die Existenz eines Zeitplans für die Abdankung. Damit ist freilich eine wichtige Frage noch nicht beantwortet, nämlich ob eine Abdankung nach ,zwanzig Jahren' intendiert war. Man hat u. a. die Erwähnung von vota XXX auf den Vicennalienprägungen der Augusti sowie in Inschriften 448 als Argument gegen eine beabsichtigte Abdankung nach zwanzig Jahren angeführt. Aber die Verbindung von vota soluta für die vergangenen Regierungsjahre mit vota suscepta für das folgende Jahrzehnt war eine geradezu stereotyp angewandte Formel. Primi XX Iovi Aug. cos. VIII auf Münzen des Jahres 303449 setzt gar die ,Erwartung' eines Iterum X X , d. h. eines vierzigjährigen Regierungsjubiläums, voraus. Ferner wurden die Augusti auch nach ihrer Abdankung nicht wirkliche privati, obwohl unsere Quellen 450 dies so formulieren — unfähig, den unerhörten Vorgang in staatsrechtlich angemessenere Begriffe zu fassen. Die merkwürdige rechtliche Zwitterstellung der ,Emeriti' wird schon treffender mit der Wendung privatus princeps in Pan. Lat. VII (6) 10,5 von 307 umschrieben. Ganz abgesehen davon, daß Diocletian im Jahr 308 noch einmal das Konsulat bekleidete, führten er und Maximian nach dem 1. Mai 305 den offiziellen Titel seniores Augusti, blieben folglich Mitglieder der göttlichen Familie der Iovii und Herculii. Vermutlich trugen sie weiterhin kaiserliche insignia, und der Palast Diocletians in Spalato mit fastigium, sacra principia und Jupitertempel war ein sacrum palatium. „Wer die Strahlenkrone des ewigen Herrschertums getragen hat, kann nicht wieder im bürgerlichen Leben untertauchen, wer gleich einem Gott, ja als Gott verehrt worden ist, kann nicht wieder als Mensch unter Menschen wohnen und im Dunkel der Massen verschwinden"450®. Wenn Lactantius (mort. pers. 18,3) von Diocletian behauptet, seine Abdankung bedeutete für ihn, daß er post tantam sublimis fastigii claritatem in humilis vitae tenebras hinabstürzte, und er sei in der Tat wieder Diocles geworden (19,5), so handelt es sich dabei um christliche Polemik. Diocletian und Maximian haben nicht auf ihre Augustus-Würde verzichtet, sondern nur auf die

Palast und Hütte, hrsg. v. D. Papenfuß und V. M. Strocka, 1982, 4 8 5 - 4 9 2 ) , auf die Inschrift Felix Romuliana. Offensichtlich hat Galerius die Anlage nach seiner Mutter Romula benannt. Die Lage dieses Palastes in einiger Entfernung von der Hauptstraße, die Naissus mit der Donau verband, läßt ihn als geplanten Ruhesitz für die Zeit nach seiner Abdankung erscheinen. Auch hierin führte Galerius also das Konzept Diocletians fort. 448 Vgl. ζ. B. ILS 644. 449 RIC VI S. 172 Nr. 75. 76. 450 Z.B. Pan. Lat. VI (7) 15,4. VII (6) 12,2. 4. Eutr. IX 2 7 , 1 - 2 ; 28. Lact. mort. pers. 18,3; 19,5 usw. Vgl. auch Vict. Caes. 39,48 (ad communem vitam). Epit. de Caes. 39, 7; s. aber schon Straub 47 f. 450a Straub 85.

152

Abdankung und Nachfolgeregelung

A u s ü b u n g ihrer Gewalt. Ν on enim a te recessit Imperium, et privatus licet diet velles, inhaesit tibi ingenita maiestas, bemerkt Pan. Lat. VII (6) 12,4 wohl zu Recht gegenüber Maximian. Die quies Augustorum bezeichnet folglich nur den Ruhezustand ihrer kaiserlichen Gewalt. Insofern waren Diocletian und Maximian wohl mehr als nur „empereurs honoraires", wie A. Chastagnol meint. Deshalb konnte Maximian im Jahr 307 die auetoritas privati prineipis für seinen Sohn Maxentius in die Waagschale werfen (Pan. Lat. VII (6) 10,5), Diocletian in Carnuntum 308 eine neue Tetrarchie formen (Lact. mort. pers. 29,2)451. Die aeternitas der Herrscher, welche an den zw/ö-Jubiläen gefeiert wurde, blieb auch den seniores Augusti erhalten und bedingte die kontinuierliche ,Fortschreibung' ihrer vota. Zudem dürfte der Abdankungsplan, und erst recht der genaue Abdankungszeitpunkt, nicht offiziell propagiert, sondern erst 305 .enthüllt' worden sein, um keine unnötige Unruhe zu stiften, so daß schon aus diesem Grund eine normale vota-Prägung angebracht war. Gegen einen entsprechend einer dezimalen Symmetrie genau fixierten Zeitplan für die Abdankung hat man ferner die ,historische Realität' ins Feld geführt 452 . Es könne kein Konzept existiert haben, welches eine Abdankung nach zwanzig Jahren vorschrieb, da die Augusti keineswegs exakt zwanzig Jahre lang regierten, wie es zumindest für Maximian von O. Seeck und W. Seston453 noch angenommen wurde. Der Z e i t p u n k t der Abdankung sei daher von anderen Faktoren diktiert worden, selbst wenn die Abdankung als solche vorgesehen war, wie etwa J. Moreau meint454. In der Tat regierte Diocletian zwanzig Jahre und sieben Monate lang, Maximian nur neunzehn Jahre und fünf Monate. Ich will mich hier nicht in fruchtlose numerische Spekulationen über den Zufall vertiefen, daß diese beiden Regierungszeiten sich auf genau vierzig Jahre, d. h. zwanzig Jahre für jeden der beiden Augusti, summieren. Stattdessen möchte ich auf das merkwürdige Phänomen hinweisen, daß die antiken Autoren sich zwar der Tatsache einer nicht exakt zwanzigjährigen Regierungszeit der 451

452

453

454

Vgl. Straub 89 ff. De Francisci 23 f. 28 f. 37. Baglivi 99 Anm. 186. Chastagnol 1982, 108. J. Carcopino, REA 44, 1947, 311. J. Beranger, BHAC 1982/83, 2 1 - 5 6 . - Zum Titel seniores Augusti vgl. ζ. B. ILS 645. 646. Münzen mit Quies Augusti bzw. Augustorum und Aeternus(-i) Augustus(-i): Sutherland, ANSMusN 7, 1957, 67 ff. — Palast von Spalato als sacrum palatium: R. Feldmann, AW 1979, 2, S. 51 f. z.B. Enßlin 1948, 2450. Stein 436 Anm. 18. Moreau 1,47; ders. 1964, 59. 61. Rousselle 455 f. Kornemann 119 f. läßt offen, ob die Abdankung „nach einer bestimmten Zahl von Jahren von vornherein ins Auge gefaßt war". Ζ. T. beruht diese Skepsis auch auf faktischen Irrtümern; so glaubt etwa Moreau 1964, 59 f., daß zwar Diocletian seine vicennalia im Jahr 303, Maximian die seinigen aber erst 305 feierte. Seeck l 4 , 39. Seston 1946, 61. Beide Forscher aber betrachten irrtümlich den 1. Mai als dies imperii Maximians! Dagegen schon D'Elia 242. 1964, 61.

Zeitplan für Abdankung

153

beiden Augusti bewußt sind455, daß aber gerade wichtige zeitgenössische Zeugen beiden Kaisern dennoch eine zwanzigjährige Regierungszeit zugestehen456, und dies, obwohl ζ. B. die o f f i z i e l l e ägyptische Zählung der Regierungsjähre nicht der Symbolik der pota-Rechnung folgte, sondern für das Jahr 305 für beide Augusti das 21. Regierungsjahr notierte457. So spricht der Panegyriker von 307 in geradezu formelhafter Weise von einer zwanzigjährigen Regierungszeit Maximians (Pan. Lat. VII (6) 10,1): illa viginti annorum continua felicitas, und ähnlich ebenda 11,6: illisque curis quas viginti annis expertus fueras458. Da Maximians Verhältnis zu Galerius zu jenem Zeitpunkt überaus gespannt war, dürfte er nicht auf eine Fiktion zurückgegriffen haben, mit der dieser seine eigenen dynastischen Ambitionen zu verhüllen suchte. Der Panegyricus von 307 sucht vielmehr die Legitimation der erneuten Machtergreifung Maximians durch die Kontinuität zur Ersten Tetrarchie nachzuweisen (9,6). Die Sprachregelung' von einer zwanzigjährigen Regierungszeit gehört folglich zu einer offiziellen Formel in Diocletians tetrarchischem Konzept459. Dies wird bestätigt durch Lactantius (mort. pers. 42,3); er charakterisiert Diocletian als viginti annorum felicissimus imperator, ad humilem vitam deiectus a deo. Daß die Zahl ,zwanzig' für Lactantius Bestandteil eines tetrarchischen Regierungskonzepts war, zeigt eine weitere Stelle, wo er in zynischer Weise das Ende 455

456

457 458

459

Vgl. z.B. Eus. h.e. VIII 13,9 — 11. In Epit. de Caes. 39,1: Diodetianus ... imperavit annis viginti quinque muß m.E. annis viginti (mensibus} quinque konjiziert werden. Aur. Vict. Caes. 39,48 registriert, daß Maximian ein Jahr weniger regierte als Diocletian. Pasqualini 75 zieht daraus den falschen Schluß, trotz des gegenteiligen Zeugnisses der ägyptischen Papyri sei Maximian bis zur Abdankung um eine imperatorische Akklamation hinter Diocletian zurückgeblieben. Sie unterscheidet nicht zwischen offizieller symbolischer Zählung und der realistischen Berechnung der Regierungsjahre durch einen Historiker wie Victor. Desgleichen die späten Chronographen: Chronograph v. 354 (MGH, AA IX 1 = Chron. Min I p. 148). Chron. Gall. ν. 511 (ebenda IX 2 = Chron. Min. I p. 634). Isid. iun. (ebenda = Chron. Min II p. 465). Pseudoisid. (ebenda p. 500). Beda 398 (MGH AA XIII = Chron. Min. III p. 294). Ad lust. I (ebenda p. 421 f.). Ad Leon. VI (ebenda p. 454). Malalianus (ebenda p. 436) schreibt ihm freilich 19 Regierungs jähre zu. — Vgl. auch Exc. Val. I 1,1: Diodetianus cum Herculio Maximiane imperavit annos XX. Dies erfolgt unter Berücksichtigung der Gleichstellung der imperatorischen Akklamationen seit Ende 303 (s. oben 122). Derselbe Panegyriker greift hingegen auf die realistische Zählweise zurück, wenn er VII (6) 8,8 Maximian zu B e g i n n des Jahres 304 als vicesimo anno imperator, octavo consul bezeichnet. Rousselle 455 ist zu Unrecht der Meinung, Maximian habe im Jahr 307 eine realistische Zählung seiner Regierungsjahre bevorzugt und sei durch Einbeziehung des Zeitraums, den er im Jahr 307 bereits wieder im Amt war, auf insgesamt zwanzig Jahre gekommen. Die Formulierungen des Panegyrikers sind eindeutig; er spricht von der Zeit der g e m e i n s a m e n Herrschaft Diocletians und Maximians und zeigt in 11,6 mit der Verwendung des Plusquamperfekts (illisque curis, quas viginti annis expertus fueras), daß er die zwanzig Jahre bis zur Abdankung am 1. Mai 305 rechnet.

154

Abdankung und Nachfolgeregelung

Maximians kommentiert (mort. pers. 30,6): Ita ille Romani nominis

imperator, qui post longum temporis intervallum cum ingenti gloria viginti

maximus

anno-

finivit460.

rum vota celebravit ... morte Die zwanzigjährige Regierungszeit erscheint hier bemerkenswerterweise auf die Vicennalien des Herrschers bezogen. Diese Verbindung der Vicennalien mit der Abdankung und dem Übergang von der Ersten zur Zweiten Tetrarchie finden wir auch in der Münzprägung, und zwar auf einem vier aurei wiegenden Goldmultipel aus Siscia, welches ein Unikat darstellt (Abb. 37). Es zeigt auf der Vorderseite das Brustbild des lorbeerbekränzten Constantius in Konsultracht und mit Adlerzepter. Die Legende lautet: Constantius PF AVG. Auf der Rückseite überreicht ein Herrscher, welcher frontal dargestellt und dadurch als der bedeutendere hervorgehoben ist, einem anderen den Globus, welchen dieser mit der rechten Hand entgegennimmt; zwischen ihnen, unterhalb des Globus', steht XX in einem Kranz. Die beiden Herrscher tragen die Triumphaltoga, was entweder als Bezugnahme auf die Konsulatstracht des Constantius auf der Vorderseite oder als Tragen des Triumphalkleides bei festlichen Anlässen zu deuten ist. Die Legende der Rückseite lautet: Concordia Augg. et Caess.461. Zweifellos ist dieses Medaillon als Donativ beim Herrscherwechsel von 305 ausgegeben worden, denn nur auf dieses Ereignis kann die Szene der Herrschaftsübergabe anspielen. Ob hier die Investitur des neuen Caesars Severus durch Constantius dargestellt ist 462 oder diejenige des neuen Augustus Constantius durch Maximian, wie ich mit O. Seeck glaube 463 , ist nicht entscheidend. Die Zahl XX bedeutet sicherlich nicht, daß die Münze am Tag der Vicennalienfeier Maximians

460

w

462

443

Die jelicitas viginti annorum entspricht Mün2prägungen des Jahres 303, ζ. B. vier Trierer Goldmultipia: Vs. Diocletian in Konsultracht, Legende COS VIII; Rs. Die beiden Augusti halten gemeinsam eine Statuette der Felicitas über einem Opferaltar, Legende Felicitas Temporum·. Bastien-Metzger S. 113 Nr. 284 mit Anm. 1. RIC VI S. 166 Nr. 27. RIC VI S. 448 und S. 472 Nr. 148. Gnecchi 1, S. 13 Taf. 5 Nr. 9. H. Dressel, Die römischen Medaillone des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (bearb. von K. Regling) 1973, 302—305, der S. 302 Anm. 4 meint, auf der Vs. sei nicht das Porträt des Constantius, sondern dasjenige des Galerius dargestellt. — Konsulats- und Triumphaltracht: Alföldi 1970, 230 f. So die Vermutung von Sutherland, RIC VI S. 472, der die Darstellung so interpretiert, als ob die beiden Herrscher gemeinsam einen Globus hielten. Aber auf den Münzen der Tetrarchie werden die Herrscher in solchen Fällen meist mit je einem Globus dargestellt (vgl. z.B. Abb. 20; s. aber oben S. 101), und bei Abb. 37 ist die Darstellung eindeutig! O. Seeck, ZNum 12, 1885, 1 2 4 - 1 3 1 . Ebenso Dressel a.O. 303. Die Auffassung von Pasqualini 79, es könne sich bei den dargestellten Herrschern um Constantius und Galerius handeln und der Anlaß eine Prägung für deren künftige vicennalia sein, scheitert ebenso an dem Umstand, daß eindeutig eine Herrschaftsübertragung dargestellt ist, wie die Meinung Gnecchis a.O., Severus biete Constantius den Globus an.

Zeitplan für Abdankung

155

verausgabt wurde, wie Seeck464 aufgrund seiner falschen Datierung der Regierungsjahre und -jubiläen Maximians noch annahm; und es wird damit auch nicht auf die künftigen vicennalia der beiden neuen Augusti der Zweiten Tetrarchie angespielt 465 , da diese eben nicht beide dargestellt sind und der Concordia Augustorum ...-Typus vor allem die Proklamation neuer Herrscher begleitet (s. oben l l l f . ) . Folglich wird auf dieser Münze der am 1. Mai 305 vollzogene einträchtige Wechsel in der Herrschaft mit den vicennalia als symbolischem ,tetrarchischem' Datum des Übergangs von der Ersten zur Zweiten Tetrarchie verknüpft. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine auf Nikomedien, d. h. eine Münzstätte des Galerius, beschränkte Goldprägung für Constantius und Galerius mit den Rückseiten-Legenden: X Constanti(i) Aug(usti) und X Maxtmiani Aug(usti) (Abb. 38). Sie wird RIC VI S. 546 auf vota suscepta für die beiden Herrscher als A u g u s t i bezogen. Da sie als C a e s a r e s ihre decennalia schon drei Jahre vorher gefeiert hatten, ist in der Tat eine Bezugnahme auf dieses Jubiläum nicht denkbar. Man darf m. E. aber auch keine schematische Übernahme der bei R e g i e r u n g s a n t r i t t e n üblichen vota .^-Prägungen unterstellen, zumal bei jenem Anlaß auch vota A">Y-Münzen für die Augusti geprägt wurden (s. oben 126). Man muß vielmehr berücksichtigen, daß gerade Galerius, der für diese Prägungen verantwortlich war, seine Abdankung nach der Feier der vicennalia im Jahr 312 ins Auge gefaßt hat (s. oben S. 2.129), folglich sich selbst im Jahr 305 schon in der z w e i t e n Z e h n - J a h r e s - P e r i o d e seiner Regierung sah. Somit dürfte jene Emission den dezimalen Zyklus des tetrarchischen Konzepts, d. h. das Schema einer insgesamt zwanzigjährigen Regierungszeit, die in je ,zehn Jahre' als Caesar und Augustus aufgeteilt sein sollte, bekräftigen. Im Jahr 305 brachen die ,zehn Jahre' der Regierung als Augusti für Constantius und Galerius an, und diese Vorstellung widersprach nicht dem Umstand, daß die neuen Augusti weiterhin am 1. März 293 als dies imperii festhielten und nicht etwa den Tag ihrer Ernennung zu Augusti als neuen dies imperii betrachteten 466 ! Daß mit dem Regierungsantritt der neuen Augusti wirklich ein neuer ,Zehn-Jahres'-Zeitraum beginnen sollte, wird unterstrichen durch die Verbindung dieser MJ/Ö-Prägungen mit der Ausgabe von Goldmünzen, welche die tetrarchischen Schutzgötter Jupiter Conservator für Galerius und Maxi464

445 466

a. O. 127 ff. Als votis vicennalibus solutis in bezug auf Maximians 20jähriges Regierungsjubiläum deutet auch Dressel a. O. 303 Anm. 4 die Legende. So Pasqualini 79. RIC VI S. 546. 558 Nr. 37. 38. Bastien-Metzger Nr. 11. 12. Vorbild für die besondere Formulierung dieser w/ö-Prägungen sind Vicennalienprägungen Diocletians und Maximians aus Nicomedia, Ticinum und Aquileia mit XX Diocletiani Aug. und XX Maxtmiani Aug.·. RIC VI S. 281 Nr. IIa. b. S. 312 Nr. 1 0 - 1 3 . S. 554f. Nr. 1 3 - 1 6 . Sie sind Reflex des Itinerars Diocletians 303/04.

156

Abdankung und Nachfolgeregelung

minus, Hercules Victor für Constantius, Mars Pater für Severus und Sol Invictus für Maximinus abbilden. Eine ganz entsprechende Kombination finden wir schon bei den decennalia der Caesares 302, der Wiederauflage derselben anläßlich der vicennalia der Augusti 303, ferner bei den quinquennalia der Caesares 297 und den decennalia der Augusti 293. Desgleichen wird die Begründung der dritten Tetrarchie im Jahr 306 von solchen Prägungen begleitet 467 , die im Osten des Reiches die eigentlichen wta-Münzen ersetzt zu haben scheinen. Wir müssen uns folglich mit dem Gedanken abfinden, daß die Abdankung der Augusti am 1. Mai 305 468 verbunden war mit der Fiktion einer zwanzigjährigen Regierungszeit. Der Irrtum jener Forscher, die gegen ein tetrarchisches Zehn- und Zwanzig-Jahre-Schema die tatsächliche Regierungszeit ins Feld geführt haben, besteht darin, daß sie den modernen linearen Zeitbegriff zugrundelegen. Wir haben es aber im Falle politischer Legitimation in der Antike in der Regel mit der Anwendung eines ,mythischen' Zeitbewußtseins zu tun, welches in Zeitgestalten denkt. Die Zeitgenossen der Tetrarchen jedenfalls dürfte es nicht überrascht haben, daß Symbolik über die Wirklichkeit triumphierte. Das tetrarchische System war eine Art Filter, durch welchen die Realität kaiserlicher Herrschaft in die Form einer idealen Ordnung gesiebt wurde. Illa viginti annorum continua felicitas besagt, daß die vota-Jubiläen die ,eigentlichen' Regierungsabschnitte markierten, folglich die vicennalia als ,Abschluß' der Regierung der beiden Augusti begriffen wurden und zugleich als Zeitpunkt des Herrscherwechsels, welcher im Sinne der vota die Erneuerung der felicitas des tetrarchischen Herrscherkollegiums und der gesamten Welt garantierte. Diese Interpretation der zwanzigjährigen Regierungszeit scheint mir bestätigt durch den schon mehrmals erwähnten, von Lactantius (mort. pers. 20,4) überlieferten Abdankungszeitplan des Galerius 469 . Diese Stelle ist gewöhnlich so interpretiert worden, daß Galerius a n l ä ß l i c h der Vicennalienfeier des Jahres 312, d. h. nach insgesamt neunzehn Jahren Regie467

468

469

293/94: RIC VI S. 553 f. Nr. 1 - 1 2 (Nicomedia 294/95). Vgl. S. 660 Nr. 1 - 4 , wo Mars noch - fehlt (Alexandria 294). 305/06: RIC VI S. 202 - 204 Nr. 6 1 6 - 6 2 6 b . 6 2 8 a - 6 3 2 (Trier). S. 557 f. Nr. 3 1 - 3 6 (Nicomedia). 306/07: RIC VI S. 559 f. Nr. 4 1 - 4 3 (noch ohne Jupiter; Nicomedia). A. Chastagnol teilte mir seine Vermutung mit, daß vielleicht die Fertigstellung des Palastes von Spalato ausschlaggebend für diesen Termin war. — Das Datum bietet Lact, mort. pers. 19,1. Es wird indirekt bestätigt durch Papyri: vgl. Chastagnol 1967, 76. P. Wisconsin I 32 = PLugdBat XVI (1967) S. 115 ff.; ferner durch Inschriften: CIL VI 497 = 30779. Das Datum 1. April 304 in Cons. Const. (Chron. Min I p. 231) ist falsch (s. oben 33). Und Eus. h. e. VIII 13,10 datiert wohl irrtümlich auch die Abdankung, nicht nur die Erkrankung Diocletians ins zweite Jahr der Christenverfolgung. Vgl. Eus. vit. Const. I 18,1. Vgl. auch Lact. mort. pers. 31,2: Iam de agendis et ipse vicennalibus cogitabat-, 31,2 ff.: Vorbereitungen für ein großes Fest.

Zeitplan für Abdankung

157

rungszeit, abzudanken beabsichtigte. Aber m. E. legt der Text eine andere Chronologie nahe, nämlich daß er zunächst seine vicennalia feiern und d a n n , nach bzw. mit der Ernennung seines Sohnes zum Caesar, abdanken wollte. Die vicennalia werden somit nur als der geeignete Zeitpunkt für die V o r b e r e i t u n g des Herrscherwechsels avisiert. Einen genauen Zeitpunkt für den Vollzug desselben hat Galerius (bzw. Lactantius) nicht genannt; es gibt also auch keinen Anlaß zu der Vermutung, er habe vielleicht am 1. 3. 313, seinem 21. dies imperii, nach genau zwanzig Jahren abdanken wollen. Das von Galerius formulierte tetrarchische System beinhaltet keine Abdankung nach exakt zwanzig Jahren, sondern einen Zehn-JahreRhythmus, der auf der vota-Zählung beruht und durch die symmetrische Gegenüberstellung von vota X und vota XX für die Caesares und Augusti auf Münzen des Jahres 305 angemessen propagiert wird (s. oben 126). O b die Tatsache, daß die vorbildlichen Herrscher der antoninischen Dynastie jeweils ca. zwanzig Jahre regierten, bei der Entstehung dieses diocletianischen Abdankungskonzepts eine Rolle gespielt hat, sei dahingestellt. Es sei aber darauf verwiesen, daß vielleicht bereits Trajan anläßlich seiner vicennalia Prov(identia) Aug(usta oder -usti?)- Münzen prägen ließ, welche wohl auf eine Nachfolgeregelung und den Beginn einer neuen Glücksperiode anspielen sollten. Noch deutlicher scheint das Vorbild für das tetrarchische Konzept bei Hadrian: Anläßlich seines 20. Regierungsjahres werden Providentia-Münzen geprägt, deren Beziehung auf die Nachfolge besonders durch ihre Verknüpfung mit dem Phönix, dem Symbol der Nachfolge und Erneuerung, auf alexandrinischen Münzen deutlich wird. Die erfolgte Nachfolgeregelung wird 138 n. Chr. mit Providentia-, Aeternitas-, Felicitas-, Pietas- und Concordia-Typen gefeiert, wobei die concordia sich zweifellos auf die beiden Thronprätendenten Aelius Caesar und Antoninus Pius bezieht. Und Concordia-Prägungen mit drei verschränkten Händen, die auf Antoninus Pius, Marc Aurel und Lucius Verus anspielen, verkünden zwischen dem 20. Dezember 160 und dem 7. März 161 die Garantie einer geordneten Nachfolge 470 . Die Regelmäßigkeit und Ordnung der Herrschaftsübergabe im sogenannten Adoptivkaisertum des 2. Jh.s mag also bei Diocletian die Neigung zu numerischer Symbolik gefördert haben. Das diocletianische Regierungssystem beinhaltete jedenfalls das Konzept 470

RIC II S. 246 Nr. 28. S. 269 Nr. 3 5 7 - 3 6 5 . S. 373 Nr. 2 8 9 - 2 9 5 . S. 441 Nr. 792. III S. 154 Nr. 1050. Vogt 1924, 1,109 f.; 2,60. Μ. P. Charlesworth, H T h R 29, 1936, 117 f. Martin 228ff. 289ff. 304f. 320ff. A. Chastagnol, R N 26, 1984, 1 0 7 - 1 0 9 . J.-P. Callu, Caesarodunum lObis, 1976, 219 f. vermutet, daß die Betonung der vicennalia in der Spätantike auf die zeitgenössische Verehrung für die Dynastie der Antonine zurückging. J. Carcopino, R E A 44, 1947, 310 f. glaubt, daß diesen ,Soldatenkaisern' die Länge des Legionsdienstes als Vorbild für die Länge ihrer eigenen Regierungszeit gedient habe. Zu den Münzen für die ,retirierten' seniores Augusti s. A. S. Bellinger, in: Studies in honour of Α. Μ. Friend, 1952, 1 - 6 .

158

Abdankung und Nachfolgeregelung

eines zyklischen Wechsels in der Herrschaft, eines ortus neuer Caesares und Augusti alle ,zehn Jahre', welcher die aeternitas und felicitas der Tetrarchie in Harmonie mit der kosmischen Ordnung garantierte. Dies ist, so meine ich, auch die Botschaft des berühmten Tetrarchenreliefs auf dem Galeriusbogen von Thessalonike.

8. Der Galeriusbogen von Thessalonike und sein Tetrarchenreüef: Glorifizierung der tetrarchischen Ordnung oder Sinnbild der Dominanz des Galerius? Dieses Denkmal wurde wohl von der Polis Thessalonike zu Ehren des Caesars Galerius errichtet471. Seine Reliefs preisen diesen Herrscher, insbesondere seine Erfolge im Perserkrieg, aber sie sind zugleich ein wichtiges Zeugnis tetrarchischer Herrschaftsideologie. In gewissem Sinne bilden sie das östliche Äquivalent zu den ausschließlich aus dem Westen des Reiches erhaltenen Panegyrici der tetrarchischen Epoche472. Freilich ist Bildsprache weniger explizit als das gesprochene und geschriebene Wort; und im Falle des Galeriusbogens wird die Interpretation noch durch den Umstand erschwert, daß von den ursprünglich wohl vier Reliefpfeilern jetzt nur noch zwei vorhanden sind. Aber auch die exakte Datierung und der topographisch-architektonische Zusammenhang des Bogens mit anderen Gebäuden sind heftig umstritten. Es besteht kein Zweifel, daß der Bogen zwischen dem Ende des Perserkrieges bzw. dem Friedensschluß mit den Persern (wahrscheinlich 298) und dem Tod des Galerius im Jahr 311 errichtet worden sein muß. Da nach übereinstimmendem Urteil Galerius noch als Caesar abgebildet ist, stellt der 1. Mai 305 einen terminus ante quem dar. Eine noch präzisere Datierung des Bauwerks scheint möglich auf dem Weg über die Klärung des politischen Kontexts, in den der Bogen und seine Reliefs einzuordnen sind. In der 1975 erschienenen modernen Standardpublikation des Bogens von H.-P. Laubscher wird seine Einweihung auf die vicennalia des Jahres 471

472

Die Weihinschrift des Bogens ist nicht erhalten, aber die griechischen Beischriften zu einzelnen Figuren deuten auf die griechische Polis als Auftraggeber hin: Kinch 8. Vgl. Laubscher 1975, 14 f. — Die älteste Publikation des Bogens stammt von Kinch. Vgl. ferner Schoenebeck 3 6 1 - 3 7 1 . G. Velenis, AA 1979, 249ff. Mir nicht zugänglich: M. S. Pond Rothman, The Arch of Galerius: A Sculptural Record of the Age of the Tetrarchies, Diss. University of Michigan 1970 (Univ. Microfilms Ann Arbor, Michigan). Die von Schoenebeck 365 getroffene Unterscheidung zwischen annalistisch-chronologisch berichtenden Triumphbogenreliefs und nur auf die kaiserliche Repräsentation abhebenden Panegyrici scheint mir nicht akzeptabel. Beide Quellengattungen bieten m. E. .Repräsentationsbilder', nicht in erster Linie chronologisch erzählende Historie. Dem Galeriusbogen gesteht Schoenebeck 366 denn auch immerhin die Verbindung von annales und Panegyrici zu einer neuen Einheit zu. Dieselbe Mischung liegt jedoch auch in den Panegyrici häufig vor.

160

Galeriusbogen von Thessalonike

303 datiert, die Zeit seiner Errichtung in die Jahre 299—303. Μ. S. Pond Rothman setzt den Baubeginn auf ca. 300 an und vermutet gleichfalls, daß die Einweihung im Jahr 303 erfolgte, als Diocletian auf seinem Weg nach Rom in Thessalonike Station gemacht habe. Hingegen datiert H. G. Meyer die Errichtung des Monuments zwischen den 20. November 303 und den 1. Mai 305, mit dem Argument, daß die vota für die vicennalia und der Triumph vom 20. November 303 auf dem Bogen bereits dargestellt seien, folglich der Vergangenheit angehörten, während andererseits Galerius noch als Caesar erscheine473. Baubeginn und Einweihungsdatum sind m.E. nicht aufs Jahr genau festzulegen. Aber das Format des Bogens selbst zusammen mit anderweitigen chronologischen Anhaltspunkten ermöglicht es doch, einen gewissen Rahmen abzustecken. Zunächst einmal lassen wta-Inschrift (s. unten 173) und Inhalt der Reliefs keine Zweifel daran zu, daß der Bogen errichtet wurde, als die Erste Tetrarchie noch aktuell war, d. h. vor dem 1. Mai 305. Ferner wurden zwar unter der Tetrarchie in mehreren, vermutlich gar vielen Städten des Reiches Triumph- oder Ehrenbögen für die Tetrarchen errichtet, ohne daß man daraus auf eine besonders enge Beziehung letzterer zu der betreffenden Stadt schließen dürfte, so ζ. B. im numidischen Macomades und im spanischen Emerita 474 . Aber das historische Relief war im Osten des Reiches weniger üblich, und der architektonische und künstlerische Aufwand im Falle des Galeriusbogens von Thessalonike ist außergewöhnlich und nur erklärbar, wenn der Bogen zu einem Zeitpunkt konzipiert wurde, als Galerius zumindest bereits die Entscheidung kundgegeben hatte, seine Residenz in Thessalonike aufzuschlagen. Dies kann erst nach dem Erfolg im Perserkrieg, d. h. frühestens 298, erfolgt sein. Zwar hielt sich Galerius im Frühjahr 299 noch mit Diocletian in Antiochia auf, aber Thessalonike erhielt 298/99 nicht ohne Grund eine kaiserliche Münzstätte475. Ob nun Galerius' Umzug nach Thessalonike auf dem Bogen dargestellt ist oder nicht (s. unten 169), dieses Ereignis war wohl auf jeden Fall der unmittelbare Anlaß für den Entschluß der Polis Thessalonike, einen solchen Bogen zu errichten. Gesteht man einen gewissen Zeitraum für die Planung des Monuments und seiner Reliefs zu, so dürfte die Arbeit

473

474 475

Laubscher 1975, 107 f. Pond Rothman 1975, 1 9 - 4 0 ; 1977, 4 2 7 - 4 5 4 . Meyer 1978, 211—222; 1980, 374f. Seine Datierung entspricht ungefähr der von A. Alföldi, in: Studies in Economic and Social History in Honor of A. C. Johnson, 1951, 309 vorgeschlagenen, nämlich 305. Macomades: ILS 644 = CIL VIII 4764. Emerita: Arce 3 5 9 - 3 7 1 . Zur Diskussion der älteren Forschung bezüglich der Residenz Thessalonike s. Laubscher 1975, 14 f. Die Goldprägung setzt mit Konsulatsmünzen für die Caesares zu deren Konsulat im Jahre 300 ein (Pink 1931, 45). Für die Silberprägung hingegen glaubt Pink 1930, 28 ff., den Anschluß an Prägungen von Nicomedia und Heraclea registrieren und ihren Prägebeginn auf 298 datieren zu können.

Galeriusbogen von Thessalonike

161

kaum vor dem Jahr 299/300 begonnen worden sein. Ein ca. 300 in Angriff genommener Ehrenbogen konnte sowohl als Rückblick auf den Sieg über die Perser wie auch als Vorausschau auf die kommenden vicennalia im Sinne eines Höhepunktes und Wendepunktes der Tetrarchie hin konzipiert werden. Nicht zwingend ist die Annahme, er sei im Jahr 303 anlaßlich der vicennalia bzw. der Durchreise Diocletians eingeweiht worden — zumindest nicht in der Form, daß der Bogen damals bereits völlig fertiggestellt gewesen sein muß! Am Vicennalienfest selbst stand vermutlich keiner der Tetrarchen für eine Einweihungsfeier in Thessalonike zur Verfügung. Und es war, wie wir sehen werden, von der Aussage der Reliefs her recht gleichgültig, ob der Bogen im Sommer 303 oder im Sommer 304 fertig wurde. Selbst die vota-Wünsche auf dem Bogen (s. unten 173) konnten sowohl einige Zeit vor als auch nach den vicennalia angebracht werden. Es läßt sich freilich m. E. ein terminus ante quem für den Baubeginn des Bogens festmachen. Die Übersiedlung der kaiserlichen Münzstätte von Thessalonike nach Serdica wohl im Jahr 303/04 wird zu Recht als Indiz für eine gleichzeitige Verlegung der Residenz des Galerius nach letzterem Ort gedeutet 476 , wo seine Anwesenheit im Anschluß an die Konferenz von Carnuntum im November 308 noch bezeugt ist477. Meyers Argument, es sei „rein willkürlich", mit der Verlegung der Münzprägung einen Residenzwechsel in Verbindung zu bringen 478 , ist unverständlich. Die Einrichtung von Münzstätten in kaiserlichen Residenzorten ist eine evidente Tatsache. So wird ζ. B. Ende 293/Anfang 294 Trier als Residenz des Constantius mit einer Münze ausgestattet. Und Lact. mort. pers. 18,6, wo Galerius sich beklagt, er kämpfe schon lange Jahre ad ripam Danuvii mit den Barbaren, ist kein Beleg für Meyers These, daß Galerius im Frühjahr 305 seine Residenz im an der Donau gelegenen Sirmium aufgeschlagen habe, nachdem er erst 304 nach Thessalonike umgezogen sei. Wir müssen also davon ausgehen, daß Galerius 303 von Thessalonike nach Serdica umgezogen ist. Offenkundig wollte er näher an der Donaugrenze residieren, um die seit dem Herbst 303 dort von ihm geführten Kämpfe gegen Karpen und Sarmaten besser organisieren zu können. Nachdem aber in Carnuntum Licinius zum Augustus erhoben worden war und seine Residenz in Sirmium aufgeschlagen hatte, scheint Galerius bald wieder Thessalonike als seinen Hauptsitz auserkoren zu haben, da auch die Münzstätte von Serdica erneut dorthin verlegt wurde 479 . Wir dürfen folglich daraus

476

477 478 479

Pink 1930, 30. Callu 53 f. RIC VI S. 54 ff. 486 ff. 501 ff. Laubscher 1975, 14 Anm. 95. Barnes 1982, 61 f. mit Anm. 71 und 72. Exc. Val. I 3,8. Meyer 1980, 413. RIC VI S. 61f. 504 f. Barnes 1982, 62.

162

Galeriusbogen von Thessalonike

schließen, daß man mit dem Bau des Bogens sicherlich vor dem Umzug des Galerius nach Serdica im Jahr 303 begonnen haben muß — erst recht, wenn auf einem der Reliefs in der Tat die Verlegung seiner Residenz nach Thessalonike dargestellt sein sollte. Gegenwärtig nicht zu entscheiden ist der Streit um die Frage, ob man mit der Errichtung des Monuments schon begann, b e v o r die in der Regel als Palast und Mausoleum des Galerius gedeuteten Bauten in der unmittelbaren Umgebung des Bogens geplant bzw. in Angriff genommen waren, wie etwa Laubscher meint, oder ob der Bogen von Anfang an als Bestandteil der kaiserlichen Residenz gedacht und in Wirklichkeit kein Triumphbogen, sondern ein Propylon zum ,Palast' war, wie Meyer und ähnlich Pond Rothman vermuten 480 . Die verschiedenen Interpretationen des topographisch-architektonischen Zusammenhangs gehen von unterschiedlichen Prämissen aus. So verweist Velenis auf den Ausgrabungsbefund, vor allem auf den großen Unterschied im Bodenniveau (fast 5 m) zwischen dem Bogen und der Via Egnatia, die zum ,Palast' führte; seiner Meinung nach spricht dies gegen eine Ausrichtung des Bogens auf den ,Palast' hin. Er ist ferner der Meinung, daß die Rotunda gegenüber dem sogenannten Palast kein Mausoleum, sondern ein Tempel und der Bogen auf dessen Temenos hin orientiert gewesen sei. Hingegen geht Meyer vom Reliefschmuck des Bogens aus und kommt zu der Auffassung, daß die ,Leserichtung' der Reliefs den Betrachter zum sogenannten Palast hinführte. Die Problematik ist schon deshalb kaum zu lösen, weil nicht einmal eindeutig geklärt scheint, ob es sich bei dem Komplex wirklich um eine Palastanlage handelte 481 . Es scheint daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt angebracht, den topographischen Zusammenhang auszuklammern und eine historische Interpretation des Bogens nur aufgrund der Aussagen der Reliefs selbst vorzunehmen. Es versteht sich von selbst, daß in diesem Rahmen nur die direkt auf unser Thema bezogenen Reliefs zu betrachten sind, insbesondere das berühmte, in seiner Komposition einmalige und gewiß nicht zufallig in Augenhöhe des Betrachters angebrachte sogenannte Tetrarchenrelief (Β II 21) 4 8 2 (Abb. 39). Es soll zunächst eine knappe Beschreibung dieses Reliefs geboten werden, wobei nur das für die folgende Erörterung Wichtige hervorzuheben ist: Das Relief zeigt Diocletian mit dem langen Zepter Jupiters und 480 481

482

Meyer

1980>

434. p o n d Rothman 1977, 426 ff.

Velenis, A A 1979, 249 ff. Zur Palastanlage vgl. M. Cagiano de Azevedo, F R 117, 1979, 7—28. Skeptisch bezüglich der Bestimmung als Palastanlage: N. Duval, F R 115, 1978, 27 — 62, bes. 57—59; ders. in: X X V I Corso di Cultura sull' Arte Ravennate e Bizantina (Ravenna, 6/18 Maggio 1979), 1979, 4 0 - 5 1 , bes. 46f. Die Numerierung der Reliefs richtet sich nach Laubscher 1975.

Galeriusbogen von Thessalonike

163

Maximian mit einem kurzen Zepter, beide von Victorien bekränzt. Sie thronen auf der Himmelskugel und stützen ihre Füße auf zwei Bögen, in welchen die Köpfe von zwei in ihrer Identität umstrittenen Personifikationen zu sehen sind; die plausibelste Deutung ist wohl, daß hier Caelus und Oikumene dargestellt sind. Das Relief zeigt mithin die Kaiser als principes

mundi und Herrscher über den orbis terrarum, wie es literarisch Pan. Lat.

X (2) 10,1 formuliert: vos vero, qui Imperium non terrae sed caeli regionibus terminatis, tantam vim tantam potestatem mutuo vobis impartire divinae profecto immortalisque fiduciae est, quam cupiditas nulla perturbed. Neben jedem der beiden Augusti steht ein Caesar, der seine Hand ausstreckt, um einer verschleierten, knieenden Frauengestalt aufzuhelfen. Es handelt sich um den bekannten Gestus der restitutio einer Provinz oder Region 484 . Damit wird die Wiederherstellung der Unversehrtheit des corpus imperii propagiert. Am rechten unteren Bildrand ruht Gaia, die Personifikation der fruchttragenden Erde, um welche sich vier Putti als Symbole ihrer Fruchtbarkeit tummeln. Am linken unteren Bildrand liegen die Meeresgötter Okeanos und Tethys. Diese Personifikationen sind Ausdruck der felicitas, welche die Herrschaft der Tetrarchen für die gesamte Erde, Land und Meer, gebracht hat. Links und rechts von den Tetrarchen steht eine auserlesene Versammlung von westlichen und östlichen Gottheiten, womit zugleich die Reichseinheit unterstrichen wird 485 . Der höchste Gott, ZeusJupiter, ist halb verdeckt dargestellt; er steht neben bzw. hinter dem rechten Caesar. Neben ihm folgt einer seiner Söhne, nämlich ein Dioskur, dann Mars, der ein Tropaeum trägt und ein Pferd am Zügel führt; und ganz rechts steht Fortuna mit dem Füllhorn. Auf der anderen Seite ist Sarapis neben dem Caesar postiert, es folgen der zweite Dioskur sowie Virtus, die ebenso wie Mars ein Tropaeum hält und ein Pferd am Zügel faßt. Die halb abgebrochene Gestalt ganz links ist an ihrem Sistrum als Isis zu

483 vgl. Pan. Lat. VIII (5) 4,1. XI (3) 14,2. SHA, Car. 18,4: principes (,totius) mundi. A. Rösger, BHAC 1979/81 (1983), 255 ff., hat diese Wendung gründlich untersucht, betrachtet freilich mundus nur als Äquivalent zu Imperium Romanum und orbis terrarum, wie es in der Tat auch die Charakterisierung der Senatoren als principes mundi nahezulegen scheint (Pr. 11,2). Aber in den SHA kann mundus auch .Weltall* bedeuten (Ael. 2,5. MA 13,6), und man wird nicht ausschließen können, daß im Hinblick auf die Tetrarchen als principes mundi diese Nuance mitschwingt. 484

485

Zur Annäherung an bzw. Vermischung dieser Geste mit der adoratio vgl. Alföldi 1970, 53. 58. Die Augusti sitzen, während die Götter als ihre comites stehen. Diese ikonographische Gestaltung hat sich in der Kaiserzeit allmählich entwickelt. Vgl. Alföldi 1970, 43 f., der — im Hinblick auf tetrarchische Prägungen wie Gnecchi Taf. 5 Nr. 9 (Abb. 12) — betont, daß „die für das Empfinden der früheren Generationen schier unerträgliche Szene, wo Diocletianus und der ältere Maximianus auf ihren kurulischen Sesseln sitzend von Jupiter und Herkules, die beide stehen, bekränzt werden", den Gipfelpunkt dieser Entwicklung darstelle, und als weiteres Beispiel die Szene des Galeriusbogens anführt.

164

Galeriusbogen von Thessalonike

erkennen. Es ist deutlich, daß die Götter auf der einen in symmetrischer Korrespondenz zu den Göttern auf der anderen Seite stehen; darauf werde ich gleich noch näher eingehen. Die erste umfassende historische Interpretation dieses Reliefs hat W. Seston 486 geboten. Er deutet es als Darstellung der tetrarchischen Herrschaft über die Welt, der Harmonie des tetrarchischen Systems mit der kosmischen Ewigkeit. In mehreren ikonographischen Details glaubt er mithräische Elemente feststellen zu können. Pond Rothman schließt sich der Interpretation Sestons auch in letzterem Punkt an, aber meist wird das Vorhandensein einer mithräischen Komponente geleugnet, so auch von Laubscher. Dieser korrigiert ansonsten zwar einige der von Seston vorgenommenen Identifikationen, akzeptiert jedoch gleichfalls seine generelle Interpretation des Reliefs. Er betrachtet den Bogen als ein Monument, welches der Glorifizierung der Ersten Tetrarchie, ihrer Weltherrschaft und ihrer Befriedung des Imperiums diente, wobei er die prominente Rolle des Galerius als Sieger über die Perser auf zahlreichen Reliefs des Bogens keineswegs übersieht487. Ganz anders wird das Tetrarchenrelief von Meyer gedeutet488. Dieser weist darauf hin, daß auf dem Relief Β II 20, welches sich unmittelbar über dem Tetrarchenrelief befindet, Galerius als novus Alexander sowie durch die lupa Romana auf seinem Panzer als Abkömmling des Mars und novus Romulus dargestellt sei, ein Anspruch, den auch die literarische Überlieferung für ihn bezeuge489. Meyer kommt zu dem Schluß, daß Galerius auf dem Bogen die übrigen Tetrarchen in einer Weise überrage, die nicht vereinbar sei mit der concordia-Propaganda und Rangordnung innerhalb der Tetrarchie. Davon ausgehend versucht Meyer den Beweis anzutreten, daß auch das Tetrarchenrelief keineswegs die Harmonie der Ersten Tetrarchie propagiere, sondern die Überlegenheit der Dynastie der Iovii und insbesondere des Galerius. Der Bogen insgesamt lege Zeugnis ab von den ,absolutistischen' Tendenzen der Zweiten Tetrarchie und vom Versuch des Galerius, noch vor dem Ende der Ersten Tetrarchie „den ärgerlichen Anciennitätsvorteil" des Herculius-Caesars Constantius abzugleichen490. Nach Meyers Auffassung weisen die meisten genealogischen und politischen Verbindungslinien im Tetrarchenrelief in erster Linie auf Galerius und erst an zweiter Stelle auf Diocletian, während die beiden westlichen Tetrarchen stark in den Hintergrund treten. Welche Argumente bringt Meyer für seine These vor? 486 487 488 489 490

1946, 250 ff. Pond Rothman 1975, 27. Laubscher 1975, 78. 100 f. 105 f. Meyer 1980, 417 ff. Vgl. Barnes 1981, 19. 1980, 415. Vgl. ζ. B. Epit. de Caes. 40,16 f. 1980, 419 ff.

Galeriusbogen von Thessalonike

165

1. Galerius sei besser sichtbar als Constantius und dementsprechend stärker hervorgehoben. 2. Herkules, die Schutzgottheit der westlichen Tetrarchen, fehle; daraus resultiere eine klare Priorität der Iovii. 3. Jupiter stehe an der Seite des Galerius, denn es sei eine chiastische Anordnung der Tetrarchen anzunehmen, wie sie auch durch Inschriften auf Statuenbasen der Tetrarchen in Ephesos bezeugt sei 491 . 4. Die östlichen (ägyptischen) Gottheiten dominierten auf der linken Seite des Reliefs, wo Constantius stehe. Es handele sich aber um Gottheiten, die in besonders enger Verbindung zu Galerius stünden. 5. Ein entsprechendes Übergewicht der Iovii sei auch in den restitutioSzenen zu erwarten. Folglich dürfte es sich bei der vor Constantius knieenden Provinz um das von Diocletian zurückgewonnene Ägypten handeln, während die von Galerius eroberte Provinz Mesopotamia oder Armenia Maior vor dem östlichen Caesar kniee. Die westlichen Tetrarchen zehrten folglich nur vom Ruhm der militärischen Erfolge der östlichen Kaiser. 6. Mars gehöre zu Galerius, der sich selbst als Sohn dieses Gottes und alter Romulus betrachtet habe492. 7. Meyer bezieht sich auf die oben (S. 77 ff.) diskutierten Thesen von I. König und betrachtet sie als Beweis für die discordia der Tetrarchen, die Meyer seinerseits, wie schon erwähnt, auf dem Galeriusbogen gleichfalls zu entdecken glaubt. Mir scheint, daß man, mit dem letzten Punkt angefangen, sämtliche von Meyer vorgebrachten Argumente widerlegen kann. Es ist nicht notwendig, hier noch einmal auf die unhaltbaren Hypothesen Königs einzugehen. Die übrigen Argumente müssen im Zusammenhang mit einer kurzen Interpretation des Reliefs überprüft werden. Es ist zunächst einmal klarzustellen, daß für den unbefangenen Betrachter des Reliefs Galerius eindeutig in einer untergeordneten Rolle gegenüber beiden Augusti erscheint. Letzteren haftet in erster Linie die ewige Siegeskraft des römischen Kaisers an, denn nur sie werden von Victorien bekränzt. Diocletian wird durch seine frontale Darstellung und das lange Zepter des Jupiter, welches freilich mitten zwischen den beiden Augusti steht und somit auch die Teilhabe Maximians an Jupiters Herrschergewalt symbolisiert, eindeutig als die beherrschende Figur des Reliefs präsentiert. Und Meyers Ausflucht, Diocletian sei nur nach außen hin die beherrschende Figur, während die inneren Bezüge der Komposition meist auf 491

492

Meyer 1980, 417 mit Anm. 275. F. Miltner, J Ö A I 44, 1959, 2 6 6 - 2 6 8 . Aber es ist denkbar, daß die Statue D i o c l e t i a n s zugunsten einer solchen des Theodosius ihren ursprünglichen Platz neben Galerius räumen mußte: J. G. Deckers, RQu 68, 1973, 19 f. Vgl. Lact. mort. pers. 9,9.

166

Galeriusbogen von Thessalonike

Galerius hinwiesen, ist schon deshalb nicht akzeptabel, weil zum einen im römischen Staatsrelief jene Figur, auf die sich die meisten inneren Bezüge konzentrieren, auch nach außen hin als die dominierende dargestellt zu werden pflegt und zum anderen der Betrachter des Reliefs gerade aufgrund der Dominanz Diocletians auf gar keinen anderen Gedanken kommen konnte, als die Sinnbezüge des Reliefs vor allem in seiner Person zusammenlaufen zu lassen. Im folgenden wird sich denn auch zeigen lassen, daß in der Tat die Komposition dieses Reliefs keineswegs auf Galerius hin orientiert ist. Des weiteren ist darauf zu verweisen, daß die von Meyer seiner gesamten Interpretation des Reliefs zugrunde gelegte chiastische Anordnung der Tetrarchen eine bloße Hypothese ist. Wir haben eine derartige Anordnung zwar bei der Offizinenzuweisung der Münzstätte Alexandria beobachten können. Aber im Bereich der Skulptur ist das einzige immer wieder als Beleg zitierte Beispiel, die vorhin erwähnte Statuengruppe aus Ephesos, keineswegs gesichert. Hingegen erscheint auf einem Goldmultipel492® vom Anfang des Jahres 294 je ein Herrscherpaar auf Vorderseite und Rückseite, aber in der ,richtigen' Zuordnung, nämlich Diocletian mit Galerius auf der Vorderseite, Maximian mit Constantius auf der Rückseite. Umstritten ist die Anordnung im Falle der beiden Tetrarchengruppen von Venedig und im Vatikan (Abb. 1.2). Seston493 hat wohl recht, wenn er den Bart als Kennzeichen der Augusti im Unterschied zu den Caesares betrachtet. In diesem Falle wären in Venedig je ein Augustus und ein Caesar zusammengruppiert. Im Vatikan hingegen, wo alle vier einen Bart tragen, deutet das Alter der Gesichtszüge darauf hin, daß jeweils die Augusti und die Caesares ein Paar bilden. Eine chiastische Anordnung von Augusti und Caesares ist jedoch bei keiner der beiden Statuengruppen nachweisbar. Auf einer so schwachen Grundlage wie der m ö g l i c h e n chiastischen Anordnung eine derart komplexe und in ihren Konsequenzen schwerwiegende Interpretation aufzubauen, wie Meyer dies bezüglich des Tetrarchenreliefs tut, ist methodisch nicht akzeptabel. Immerhin, unwahrscheinlich ist eine solche chiastische Anordnung nicht, und da auch Laubscher 494 von ihr ausgeht, wollen wir im folgenden auf dieser Basis argumentieren. Man muß konzedieren, daß in diesem Fall Galerius etwas besser sichtbar ist als Constantius, aber nur, weil letzterer teilweise durch die ursprünglich sicherlich den Globus haltende rechte Hand Diocletians verdeckt ist. Man k ö n n t e dies auch so interpretieren, daß Diocletian gerade ihm als dem künftig rangersten Augustus das Symbol der Weltherrschaft entgegenstreckt. Ferner ist Constantius etwas frontaler dargestellt 4 9 2 1 RIC 493 494

VI S. 163 Nr. 2. Pink 1931, 3 0 - 3 2 . Bastien-Metzger Nr. 197 und S. 88 Anm. 1. Seston 1946, 256 mit Anm. 3. a. O. 72 f. Vgl. Pond Rothman 1975, 22.

Galeriusbogen von Thessalonike

167

als Galerius und damit ebenso gegenüber diesem hervorgehoben wie Diocletian gegenüber Maximian, dessen Körper leicht nach links gedreht ist. Man kann folglich nicht behaupten, daß die Darstellung der Tetrarchen ihrer Reihenfolge auf den Inschriften — und zwar auch auf den östlichen —, wo stets Constantius vor Galerius genannt wird, widerspräche. Ferner könnte die von Meyer und Laubscher zugrundegelegte chiastische Anordnung der Figuren im Tetrarchenrelief nur denselben Sinn haben, den wir auch bei den Statuenbasen von Ephesos voraussetzen müßten, nämlich die vollkommene concordia, die perfekte Balance von Gleichheit und Hierarchie im tetrarchischen System zum Ausdruck zu bringen. Meyer hätte, wenn er schon von einer chiastischen Anordnung ausgeht, daraus auch die Konsequenzen ziehen und dieses Prinzip bei seiner Interpretation der göttlichen Begleiter der Tetrarchen berücksichtigen müssen. Die chiastische Anordnung kann nämlich nichts anderes bedeuten, als daß den Herrschern jeweils gleicher Anteil an den sie umgebenden göttlichen Beschützern zugestanden wird, ohne Rücksicht darauf, auf welcher Seite des Reliefs jene erscheinen. Desgleichen müßte man aus einem chiastischen Darstellungsprinzip folgern, daß darin auch ein gleicher Anteil aller Herrscher an der Providentia deorum und an den Leistungen, welche die Götter und sonstigen Personifikationen symbolisieren sollen, zum Ausdruck kommt — gerade so, wie die Kaiser auch ihre Siegestitel teilten, gleichgültig, welcher von ihnen den betreffenden Sieg errungen hatte. So wird auf Trierer Goldmultipia von 296/97 die restitutio Britanniens mit der Büste nicht nur des Siegers Constantius, sondern auch Diocletians und Galerius' gekoppelt. Dasselbe gilt für aurei, welche auf ihren Rückseiten die erfolgreiche Landung des Constantius auf der Insel darstellen; hier ist auch Maximian einbezogen, und die Büsten Maximians und Constantius' werden in diesem Zusammenhang mit der Rückseitenlegende pacatores gentium verbunden 495 . Den Triumph für Galerius' Persersieg feierten denn auch in erster Linie die beiden Augusti Diocletian und Maximian Ende 303 in Rom (s. oben 126.147). Auf anderen Reliefs des Bogens wird dementsprechend die Beteiligung der übrigen Tetrarchen an den Siegen des Galerius dokumentiert. Wenigstens in je einem Falle nehmen offensichtlich Diocletian und/oder Maximian die Unterwerfung gefangener Perser entgegen (A III 9.10) 496 , und sogar die vier wichtigsten Residenzstädte der Tetrarchen scheinen bei der Kapitulation der Sassaniden anwesend zu sein (Β I 16). Im übrigen standen höchstwahrscheinlich auch Statuen aller vier Herrscher in den vier Nischen des Bogens. Und man muß gegen Meyer die Möglichkeit offenhalten, daß auf der verlorenen Hälfte des Bogens 495 496

Bastien-Metzger Nr. 2 1 9 - 2 2 2 (vgl. auch 2 2 3 - 2 2 5 ) und 2 2 6 - 2 3 0 . 2 3 5 - 2 3 9 . Laubscher 1975, 42.

168

Galeriusbogen von Thessalonike

Kriegserfolge der westlichen Tetrarchen dargestellt waren, wie es z. B. für den Herrschaftsbereich von Diocletian und Galerius auf Reliefs von Iznik, dem antiken Nicaea, bezeugt ist497. Dividere inter vos dii immortales sua beneficia non possunt; quidquid alterutri praestatur, am borum est. Diese Worte des Panegyrikers von 291 (Pan. Lat. XI (3) 7,3; vgl. 7,1), im Hinblick auf die concordia der beiden Augusti formuliert, treffen den Kern tetrarchischer Ideologie, welcher der Galeriusbogen keineswegs widerspricht. Μ. E. enthält das tetrarchische Relief keine Anspielung auf einen konkreten Sieg eines einzelnen Tetrarchen, zumal die Herrscher hier nicht in militärischer Tracht, d. h. mit Panzer, sondern im sogenannten Dienstkostüm dargestellt sind. Die Sieghaftigkeit ist hier nur eine ewige Qualität, sie wird durch die von Mars und Virtus geschulterten Trophäen für alle vier Herrscher beansprucht und nicht weiter konkretisiert. Doch kehren wir zurück zu den Konsequenzen eines chiastischen Arrangements der Tetrarchengruppe; es würde bedeuten, daß ,normalerweise' Galerius an der Seite Diocletians stünde, d. h. nahe den östlichen Göttern, während der eigentliche Platz des Constantius an der Seite Maximians, d. h. neben Zeus-Jupiter und Mars, wäre. In der Tat waren die Beziehungen des Constantius zu Mars wenigstens ebenso eng wie diejenigen des Galerius, wohl gar noch enger. Der 1. März war auf jeden Fall sein dies imperii, vielleicht erst später auch derjenige des Galerius, wie wir sahen (oben S. 72.115). Ein Blick in den Index der Rückseitenlegenden in RIC VI zeigt uns, daß Münztypen mit der Darstellung des Mars fast ausschließlich in westlichen Münzstätten geprägt worden sind, insbesondere in jenen, die Constantius unterstanden, wohingegen der vierte prominente Schutzgott der Tetrarchie, Sol, meist in Verbindung mit Galerius auftaucht, daneben auch mit Diocletian 498 . Zweifellos fand auch 497

498

Residenzstädte: Laubscher 1975, 51f. - Statuen der Tetrarchen: Meyer 1978, 221 Anm. 66; 1980, 429—431. — Kriegserfolge der westlichen Tetrarchen: Laubscher 1 9 7 5 , 1 0 5 f. Meyer 1980, 434 ff. hingegen glaubt, daß auf der verlorenen Hälfte des Bogens Diocletians Ägyptenzug und ein weiteres ,galerisches' Thema dargestellt waren. — Iznik: Laubscher 1975, 105. H. U. von Schoenebeck, FuF 13, 1937, 159 ff. mit Abb. 1. RE VII A 1 (1939) 457 Nr. VII 19 (H. Kähler). Sol erscheint ausschließlich auf Goldmünzen der Ersten Tetrarchie: RIC V 2 S. 252 Nr. 302: Cyzicus (Diocletian, undatiert). RIC VI S. 423 Nr. 9: Karthago (Diocletian, 296/ 305). S. 173 Nr. 83: Trier (Galerius, 295/305; Stempelverbindung mit S. 171 Nr. 63: Mars Propugnator für Galerius). S. 554 Nr. 7: Nicomedia (Galerius, ca. 294). S. 555 Nr. 17: Nicomedia (Galerius, ca. 303/04). S. 615 Nr. 26: Antiochia (Galerius ca. 299/302). Die Propagierung des Sol als Schutzgott des Galerius setzt sich nach 305 fort. Pink 1931, 9. 36. 44 f. stellt fest, daß Constantius mit Mars, Galerius mit Sol verknüpft ist. H. Castritius, Studien zu Maximinus Daia (FAS 2) 1969, 26 ff. glaubt m. E. zu Unrecht an eine regelrechte Göttertetrarchie (Jupiter, Herkules, Sol, Mars) entsprechend der Herrschertetrarchie. Nur Jupiter und Herkules sind die .wahren' tetrarchischen Götter. Auch Castritius' Versuch (ebenda 28f.), aus ILS 6 3 1 - 6 3 3 ( = CIL VIII 2 3 4 5 - 2 3 4 7 ) auf g r u n d s ä t z l i c h e Zuweisung des Sol an Galerius zu schließen, überzeugt nicht. — Vgl.

Galeriusbogen von Thessalonike

169

Constantius Gefallen an der Sonnentheologie 499 , wie überhaupt deutlich ist, daß die concordia der Tetrarchen nicht zuletzt durch den Austausch der Schutzgottheiten betont wurde. Es ist jedoch bezeichnend, daß Sol in dem vermutlich den Umzug des Galerius nach Thessalonike darstellenden Relief des Bogens in einem Tempel der neuen Residenz des Kaisers dargestellt ist (Β II 19) 500 . Ein anonymes Gedicht auf den Perserkrieg 501 setzt Diocletian mit Zeus und Galerius mit dem Sonnengott Apollon gleich, wohingegen auf der Decennalienbasis auf dem Forum Romanum wohl Constantius dem Mars ein Opfer darbringt 502 . Μ. E. ist im Tetrarchenrelief freilich Mars keinem der beiden Caesares besonders zugeordnet, sondern er erinnert hier an den gemeinsamen dies imperii der Caesares, er tritt als Schutzgott beider Herrscher auf. Wie wir oben (Anm. 367. 369) gesehen haben, waren die po/ö-Goldprägungen der Tetrarchen in der Regel mit Emissionen gekoppelt, welche deren Schutzgötter abbildeten, wobei neben Jupiter und Herkules regelmäßig Mars und Sol traten. Von diesen sind d r e i auf dem tetrarchischen Relief dargestellt, nur Herkules fehlt. Dies mag nicht zuletzt durch den Zwang der traditionellen Götterikonographie bedingt sein. In einer symmetrischen Anordnung gleichrangiger Götter konnte als Pendant zu Jupiter nur Sol-Sarapis dienen, nicht Herkules. Letzterer war aber auch nicht der übliche Partner für Mars, denn für diesen gab es traditionelle ,Begleitgötter'. Die Mars entsprechende Figur auf der linken Seite stellt mit Sicherheit Virtus dar, und nicht Roma, wie Meyer meint 503 . Auf einem anderen Relief des Bogens (Β IV 27) sind es gleichfalls Mars und Virtus, welche die Victoriae mit dem Vota-Schild flankieren, während Roma ihrerseits auf einem weiteren Relief (B III 26) allein auf einem Globus sitzend, mit dem Zodiakus ausgestattet, dargestellt ist, umgeben von

499

500 501

502

503

auch P. Strauss, Numismatica N. S. 2, 1961, 3 — 5 zu aurei aus Karthago aus dem Jahr 303, d. h. dem Jahr der vicennalia, auf denen die Iovii mit Sol und Jupiter, die Herculii hingegen mit Mars und Herkules verbunden sind. Vgl. zu Sonnensymbolen auf Münzen des Constantius: Bastien 1980, 107; 1972, 69 f., vgl. ferner S. 222. 225. 232 f. und Taf. 42 Nr. 583 a und b. 5 9 4 - 5 9 5 bis. Taf. 45 Nr. 6 3 6 - 6 4 5 d. Vgl. Laubscher 1975, 63 f. Meyer 1980, 408. PArgent 480, 1 verso Z. 15 f., hrsg. v. E. Heitsch, Die griechischen Dichterfragmente der römischen Kaiserzeit, l 2 (Abh. Göttingen, phil.-hist. Kl. 3 ,49) 19632, 7 9 _ 8 1 Nr. XXII. Η. P. L'Orange, MDAI(R) 53,1938, 16 ff. Skeptisch Kähler 1964,8 mit Anm. 57 auf S. 40. Wrede 134 f. Die beiden tetrarchischen Schutzgötter gaben auch den Einheiten der Martenses und Solenses im kaiserlichen comitatus ihren Namen: D. Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer und die Notitia Dignitatum (Epigraphische Studien 7), 1969, Bd. 1,173 ff. In der Darstellung der tetrarchischen Gigantomachie auf den Schmuckkonsolen unter dem Portalgesims des Jupitertempels im Palast von Spalato taucht auch Helios-Sol auf: Wrede 1981, 6 7 - 7 0 . 1980, 417 ff.

170

Galeriusbogen von Thessalonike

vier Victoriae. Mars und Virtus tauchen auch sonst in der römischen Ikonographie gemeinsam auf, wie Laubscher 504 betont. Virtus personifiziert aber nicht zuletzt die herausragende Qualität des Herkules, wie Münzen mit diesem Gott und der Legende Virtus Aug(usti) bzw. Augg(ustorum) bezeugen, wobei Herkules sogar durch die Gestalt der Virtus ersetzt werden kann 505 ! Die Virtus wird in unserem Relief allen vier Tetrarchen zugewiesen, nicht zuletzt natürlich Galerius, der auf seinem Perserfeldzug ,herkulische' Taten vollbracht hatte. Herkules selbst taucht auf dem Bogen mehrmals auf, u. a. in der gleich zu behandelnden Opferszene, in der Galerius ihm ebenso wie Jupiter huldigt. Offensichtlich hatte Galerius nicht die geringste Absicht, Herkules beiseitezuschieben oder ihn auch nur als unbedeutend hinzustellen. Eine im sogenannten Top-hane von Thessalonike gefundene Statuenbasis wies eine — heute anscheinend verlorene — Inschrift mit einer Weihung an den Hercules Augustus auf, in welcher alle vier Kaiser als Dedikanten in ihrer üblichen hierarchischen Reihenfolge genannt wurden, d. h. der Iovius Galerius hinter dem Herculius Constantius506. Abgesehen davon, daß Herkules im Tetrarchenrelief die symmetrische Komposition der Göttergalerie gestört hätte und deshalb durch Virtus ersetzt wurde, war seine Anwesenheit gerade auch unter dem Aspekt tetrarchischer Ideologie offensichtlich überflüssig. Er fehlte nämlich auch in dem tetrarchischen Fünfsäulen-Monument auf dem Forum Romanum, wo die Statuen der genii der vier Tetrarchen um Jupiter herum gruppiert waren (s. oben 123 ff.). Ein ganz ähnliches Arrangement befand sich wahrscheinlich auf dem Haupttor des Diocletians-Palastes in Spalato 507 . Die Erklärung für die Abwesenheit des Herkules ist wohl darin zu suchen, daß Jupiter als e i n z i g e Q u e l l e der H e r r s c h a f t aller vier Tetrarchen betrachtet wurde (s. oben 95 ff.). Im Tetrarchenrelief, wo er nur halb verdeckt dargestellt ist, hat er hauptsächlich die Funktion, den Ursprung der tetrarchischen Macht anzuzeigen508; er tritt allenfalls in zweiter Linie als besondere Schutzgottheit der Iovii auf. Zu Jupiter gibt es ein Pendant im tetrarchischen Relief, nämlich Sarapis, welcher sowohl für Zeus als auch für Sol stehen konnte. Er ist 504 505

506 507

508

1975, 73. Herkules und Virtus Aug(g): RIC VI S. 142. S. 163 Nr. 3. S. 165 Nr. 25. 26 und sonst oft. Bekränzung Maximians durch Virtus statt durch Herkules auf einer Münze, deren Pendant Diocletian mit Jupiter Conservator abbildet: Pink 1931, 24. Zur Personifizierung der kaiserlichen virtus durch Herkules s. W. Derichs, Herakles 113. ILS 634. Vgl. Kinch 10 Anm. 1. Wrede 1981. Im .Tetrarchenheiligtum' von Luxor hält nur Jupiters Adler den Kranz über die vier Herrscher; und vermutlich stellt die Büste mit Nimbus zwischen den Augusti Jupiter dar: J. Deckers, Jdl 94, 1979, 600ff., bes. 645 Abb. 33f. Vgl. aber oben S. 92 Anm. 272. So richtig Seston 1946, 252.

Galeriusbogen von Thessalonike

171

nicht, wie Meyer meint, in erster Linie mit Galerius verbunden, sondern mit Diocletian509. In Alexandria hatte Diocletian eine Statue als poliuchos, d. h. als Herr der Polis, erhalten und war somit gewissermaßen an die Stelle des Sarapis getreten oder besser gesagt: Er wurde — wie schon Septimius Severus — als dessen irdischer Repräsentant betrachtet, wobei die Gleichsetzung des Sarapis mit Zeus-Jupiter zweifellos im Hintergrund stand510. Unser Relief bietet also die beiden populärsten Versionen des höchsten Gottes zur damaligen Zeit. Für das Arrangement des Reliefs bedeutet dies, daß es keinen qualitativen Unterschied gibt zwischen den Gruppen Maximian-Galerius-Jupiter auf der rechten und Diocletian-Constantius-Sarapis auf der linken Seite. Die Komposition ist symmetrisch und in voller Übereinstimmung mit der concordia der Tetrarchen. Letztere findet ihren besonderen Ausdruck in der Anwesenheit der Dioskuren, die im Kontext des Tetrarchenreliefs in der Regel als Allegorien für die Ewigkeit und für die unendliche, auf der Harmonie des Universums beruhende Wiederkehr der Zeiten interpretiert werden511. Dies ist sicherlich ein sehr wichtiger Aspekt. Aber wie die Panegyrici uns gelehrt haben (s. oben 104 f.), repräsentieren die Dioskuren auch die ,Gleichheit' und concordia der Augusti und der Caesares. Sie personifizieren die Kaiser in ihrer Quasi-Identität, und dies erklärt m. E. ein Detail, welches bisher nicht hinreichend verstanden worden ist. Sehr oft werden die Dioskuren mit ihren Pferden dargestellt, während auf unserem Relief letztere von Mars und Virtus am Zügel gehalten werden. Diese beiden Gottheiten werden zwar gelegentlich dargestellt, wie sie die Quadriga eines siegreichen Kaisers führen512, und Laubscher vermutet deshalb, daß sie sich hier um die Pferde der Caesares kümmern513. Aber letztere erscheinen auf unserem Relief nicht in einem Kontext, in welchem sie Pferde benötigen würden, denn sie tragen, wie bereits bemerkt, nicht die militärische Tracht, sondern das zivile Dienstkostüm. Deshalb sollte man mit Seston514 daran festhalten, daß die Pferde der Dioskuren gemeint sind, zumal bei einem der Tiere eine Mondsichel am Brustgürtel erkennbar ist, wie sie hier anscheinend auch, statt des sonst üblichen Sterns, die Häupter der Dioskuren ziert515. Mars und Virtus führen also gewissermaßen nur indirekt die Pferde der Herrscher, insofern als die Dioskuren, die — wie wir sahen — auf Münzen 509

510 5,1 512 513

514 515

Meyer 1980, 418. Ähnlich Pond Rothman 1975, 23. Zur Verschmelzung von Sarapis mit Jupiter vgl. J. Babelon, RN ser. 5, Bd. 1, 1937, 49. Diocletian als poliuchos·. OGIS 718 Z. 2. Seston 1946, 252 f. Pond Rothman 1975, 24. Gnecchi Taf. 109 Nr. 4; 112 Nr. 2.6. Alföldi 1970, 95 Abb. 5 (vgl. S. 96). Laubscher 1975, 73. Pond Rothman 1975, 24 f. hält die .Vertauschung' der Pferde falschlich für ein Mißverständnis des Bildhauers. 1946, 254. Laubscher 1975, 71 (vgl. aber ebenda Anm. 340). Meyer 1980, 417 mit Anm. 277.

172

Galeriusbogen von Thessalonike

als comites August orum et Caesarum nostrorum erscheinen516, auf unserem Relief die Herrscher in ihrer vollkommenen Harmonie verkörpern. Als Söhne des Zeus waren sie ideale Stellvertreter der Tetrarchen, welche alle vier als Abkömmlinge Jupiters galten. Da das Tetrarchenrelief also keineswegs, wie Meyer meint, ein eifersüchtiges Geltungsbedürfnis des Galerius widerspiegelt, sondern in der Darstellung tetrarchischer concordia mit dem Zeugnis der Panegyrici, Inschriften und Münzen harmoniert, wird auch seine Identifikation der restituierten Provinzen, welche vor den Caesares knien, hinfällig. Ein Übergewicht von östlichen Provinzen, und damit von Leistungen des Galerius, im tetrarchischen Relief läßt sich nicht nachweisen. Gewiß stellt der Bogen insgesamt den Sieg des Galerius über die Perser in den Vordergrund, und auf Relief Β II 20 erscheint er als novus Alexander. Aber diese Hervorhebung der Leistungen eines bestimmten Herrschers ist auch im tetrarchischen Kontext keine Überraschung. Wir dürfen annehmen, daß die im Westen des Reiches errichteten Bögen die Herrscher Maximian und Constantius in den Vordergrund rückten, so anscheinend ein Bogen in Emerita in Spanien und vielleicht der Arcus Novus in Rom (s. S. 160 und 180 ff.). Eine zu einem Triumphaltor gehörende Inschrift wurde in AlbertiIrsa gefunden und stammt vielleicht aus Aquincum; sie wurde anläßlich der decennalia Diocletians und Maximians gesetzt 517 . Vermutlich hat auch in Trier, der Residenz des Constantius, ein ähnliches Monument gestanden, welches in erster Linie die Siege des westlichen Caesars verherrlicht haben dürfte. Jedenfalls läßt die Münzprägung keinen Zweifel an einer solchen Möglichkeit zu. Ein Trierer aureus aus den Jahren 296/99 zeigt Constantius als pacator gentium in einer Quadriga, ein entsprechender Münztyp wurde für Maximian geprägt 518 . Constantius wird als triumphierender Eroberer dargestellt, dem es mithin erlaubt ist, seine Siege offiziell zu feiern, wie auf den oben (S. 167) erwähnten Goldmedaillons von Trier mit der Legende Redditor Lucis Aeternae519. In dem Constantius gewidmeten Panegyri-

516

5.7

5.8 519

RIC VI S. 310 Nr. 1. Es ist rätselhaft, wie Meyer 1980, 418 Anm. 278 behaupten kann, daß „Dioskurenbilder in tetrarchischen Prägungen erst nach dem Verfall des diocletianischen Systems" begegnen. Arce 359 ff. A. Alföldi, AErt 54, 1941, 49. Er verweist auch auf ein entsprechendes Triumphaltor in Mytilene (CIL III 450). Pink 1931, 34. P. Bastien, BPas-de-Calais 9,3, 1973, 2 3 7 - 2 4 3 . RIC VI S. 167 Nr. 34. Vgl. die Interpretation von P. Bastien, BCercleNum 15, 1978, 1 — 6. Die Prägungen gehören m. E. jedoch ins Jahr 296, nicht ins Jahr 297, wie Bastien meint, denn nur Constantius, cos. II 296, trägt die Konsultracht, während Galerius, cos. II 297, im Panzer dargestellt ist. Dies scheint mir bei Prägungen während seines Konsulats sehr unwahrscheinlich. — Auf einer Spieltafel werden der Parther- und der Britanniensieg als gleichbedeutend gepriesen: Parthi occisi, Britto victus, ludite Romani (Lamer, RE XIII 2 (1927) 2010).

Galeriusbogen von Thessalonike

173

cus VIII (4) wird der Caesar dementsprechend als vindex et liberator gepriesen (19,1). So wenig überraschend folglich die Darstellung des Sieges des Galerius über die Perser auf dem Bogen von Thessalonike sich ausnimmt, so unwahrscheinlich ist es doch, daß im Tetrarchenrelief, welches auf die gemeinsame Weltherrschaft der vier Kaiser abhebt, sein Erfolg nochmals in den Vordergrund gerückt sein sollte. Einen Anhaltspunkt für die Identifikation der beiden knieenden Frauengestalten im tetrarchischen Relief mag die Decennalienbasis auf dem Forum Romanum bieten, wo die Sieghaftigkeit aller vier Tetrarchen dadurch zum Ausdruck gebracht wird, daß zwei Gefangene abgebildet sind, von denen der eine das Kostüm der östlichen, der andere die Kleidung der westlichen Barbaren trägt. Der Triumphbogen an der Via Lata (s. S. 183) präsentiert Gefangene aus den Reihen der nördlichen und östlichen Gegner des Reiches 520 . Eine Konkretisierung ihrer Rationalität' ist in keinem Fall möglich. Erst recht dürften im tetrarchischen Relief, welches das Regierungssystem und seine Erfolge insgesamt darstellt, jene beiden Personifikationen keine einzelnen Provinzen, sondern jeweils einen Reichsteil verkörpern. Am plausibelsten ist — trotz der Einwände von Laubscher — die bereits von Kollwitz vorgebrachte Hypothese, daß es sich um Occidens und Oriens handele 521 , deren restitutio somit die Wiederherstellung der Ordnung im Osten und Westen des Reiches propagieren würde. Die zahlreichen Siege an allen Grenzen des Reiches, welche diese restitutio ermöglichten, wurden bei der tetrarchischen Triumphfeier anläßlich der vicennalia von 303 prunkvoll zelebriert. Und möglicherweise nimmt der Galeriusbogen auf dieses Ereignis Bezug. Das Tetrarchenrelief ist gewissermaßen über Eck mit einem weiteren Relief verbunden, auf dem zwei Victorien die (Vicennalien-)fo/ö auf einem Schild vorzeigen (Β IV 27). Das Bindeglied bildet ein Relief mit der sitzenden Roma, gleichfalls umgeben von zwei Victorien (B III 26). Darüber wird die Verschleppung persischer Gefangener dargestellt (B III 25). Diese Reliefkombination könnte auf die Verwendung persischer Gefangener für den Triumphzug in Rom anläßlich der Vicennalienfeier anspielen 522 . In diesen Zusammenhang ließen sich auch die Reliefs mit der Übergabe der triumphalen Elefanten520

521

522

Decennalienbasis: Kahler 1964, 8. Bogen an der Via Lata: Kahler 1936, 6 ff. Laubscher 1976, 69 ff. J. Kollwitz, Oströmische Plastik der theodosianischen Zeit, 1941, 57. Laubscher 1975, 74 f. mit Anm. 363; 1976, 104 mit Anm. 158. — Zur Darstellung des Westens und des Ostens als Unterworfene vgl. auch K . Fittschen, J d A I 91, 1976, 205 f. Kollwitz' Interpretation würde auch dann nicht erschüttert, falls wirklich ein kaum erkennbarer Halbkreis zu Füßen des Galerius ursprünglich einen knieenden Orientalen dargestellt hätte, wie ζ. B. Pond Rothman 1975, 22 f. meint. Vgl. J. Engemann, J b A C 22, 1979, 159 f. Laubscher 1975, 86.

174

Galeriusbogen von Thessalonike

quadriga an Diocletian (Β III 23) und das sogenannte allegorische Schlachtenbild (Β III 24) stellen, welches Meyer als „im Triumphzug herumgetragenes Monumentalgemälde" interpretiert523. Einen Anhaltspunkt für eine Datierung des Bogens nach 303, wie Meyer sie postuliert, können diese Reliefs aber nicht bieten, da man derartiges topisches Triumphinventar natürlich auch v o r dem tatsächlichen Triumph entwerfen und abbilden konnte. Doch kehren wir zurück zum Tetrarchenrelief. Hier bedürfen die sogenannten östlichen Gottheiten noch einer Erläuterung. Sarapis hat nämlich nicht nur Jupiter als Pendant auf der gegenüberliegenden Seite des Reliefs, sondern mit Isis noch eine weibliche Partnerin auf ,seiner' Seite. Isis korrespondiert wiederum mit Fortuna-Tyche auf der rechten Seite; sie steht folglich für felicitas sowie für die schicksalhafte Bestimmung und unendliche Dauer der Tetrarchie. Sarapis und Isis zusammen sind aber vor allem die Götter der vota524 und verknüpfen somit das tetrarchische Relief mit der o. g. w/a-Darstellung, in der zwei Victoriae einen Schild halten, auf dem ursprünglich die vota-Zahlen des Jahres 303 standen525. Die Anwesenheit der vota-Göttct im Tetrarchenrelief betont die Bedeutung der fo/ö-Zählung für die felicitas und aeternitas der Tetrarchie und der kosmischen Ordnung. Daß genau unter unserem Relief ein anderes sieben Victoriae zeigt, welche die Planetengötter, Symbole des unendlichen Kreislaufs der kosmischen Sphären, tragen, unterstreicht den Zusammenhang des tetrarchischen Systems und seiner Sieghaftigkeit mit der kosmischen Ordnung. Vota und Planetengötter spielen m. E. auf den ,ewigen' zyklischen Wechsel an, welcher dem tetrarchischen System inhärent war und durch eine besondere Form der Nachfolgeregelung garantiert werden sollte 526 . Insofern kann man Meyer zugestehen, daß der G a l e r i u s b o g e n auch auf die Zweite Tetrarchie hinweist. Und Meyer mag auch Recht haben mit seiner Interpretation der dem Tetrarchenrelief unmittelbar benachbarten Opferszene (Β I 17) (Abb. 40). Sie stellt Galerius im Kriegskostüm dar und Diocletian im Dienstkostüm (nicht als privatus, wie Meyer meint!), ferner Oikumene, Homonoia, Eirene und den Aion mit dem Zodiacus. Während man zuvor diese Szene nur als Darstellung tetrarchischer pietas, concordia und Friedensstiftung gedeutet hatte 527 , interpretiert Meyer sie als 523 524 525 526

527

Vgl. Meyer 1978, 220; 1980, 423. 4 2 5 ff. A. Alföldi, Α Festival o f Isis in Rome, 1937, 47 ff.; J b A C 8/9, 1965/66, 53 ff. D a r a u f h a t zuerst Alföldi 1970, 99 hingewiesen; Laubscher 1975, 90. 106. So m. E . richtig Seston 1946, 2 5 2 ff. Der Einwand von Baynes, J R S 38, 1948, 112, die Symbolik der Periodizität beziehe sich nur auf die Wiederkehr der vota, ist insofern wirkungslos, als die Vicennalienvota eben gerade den Einschnitt des Regierungswechsels markierten, wie wir sahen (oben 152 ff.). So ζ. B. Pond Rothman 1977, 453. Vgl. Laubscher 1975, 5 2 - 5 7 .

Galeriusbogen v o n Thessalonike

175

eine Hochzeitsszene: Diocletian als Brautvater verheirate durch Vermittlung der Homonoia die Oikumene an den pacator terrarum Galerius, der die Libation beim Hochzeitsopfer vollziehe; Diocletian stelle somit Galerius als seinen Nachfolger vor 528 . Galerius ist zudem auf diesem Relief in auffälligerer Pose dargestellt als Diocletian. Man sollte dies aber nicht mit Meyer als Indiz zwieträchtiger Profilierungssucht des Caesars werten, denn zugleich verkündet die Anwesenheit der Eintracht, des Friedens und des Aion die Ewigkeit und göttliche Billigung der tetrarchischen Herrschaft, den Frieden und die Harmonie, welche die Kaiser untereinander und der gesamten zivilisierten Welt stiften. Auf dem Opferaltar sind Jupiter und Hercules, die Götter der Iovii und der Herculii, dargestellt. Die Designation des Galerius zum Nachfolger ist also eingebettet in das tetrarchische Konzept Diocletians, der auf diesem Relief eindeutig als der U r h e b e r des Herrscherwechsels dargestellt wird. Der Zodiacus, den Aion in Händen hält, dürfte mit dem Widder begonnen und so auf den gemeinsamen dies imperii der Caesares angespielt haben529. Das Relief bringt zwar zum Ausdruck, daß Galerius Herrscher über die Welt sein soll — ebenso wie natürlich Constantius —, aber gleichermaßen wichtig ist die Symbolik des Friedens, der Eintracht der Tetrarchen und der Ewigkeit des diocletianischen Systems530. Hier wird kein beiseitegeschobener Diocletian vorgestellt, wie Meyer glaubt, wohl aber ein Augustus, der den Herrscherwechsel vorbereitet und zeitlich festgelegt hat 531 . Der Galeriusbogen schlägt also tatsächlich eine Brücke von der Ersten zur Zweiten Tetrarchie, und dies führt uns noch einmal zurück zur Problematik seiner Datierung. Die vicennalia sind, wie schon gesagt (oben 161), kein terminus ante quem für die Fertigstellung des Bogens, denn auch vota-Münzen konnten einige Zeit vor wie auch nach der tatsächlichen Feier des Regierungsjubiläums geprägt werden. Gewiß war der Bogen für das Regierungsjubiläum gedacht, aber er stand damit in einer Traditionskette: Der Severusbogen, der Arcus Novus in Rom, der Bogen der 528 529

530 531

M e y e r 1 9 8 0 , 4 0 1 ff. Z u r Reihenfolge der Sternzeichen auf dem Zodiacus vgl. F. Boll-C. Bezold-W. G u n d e l , Sternglaube und Sterndeutung, 1 9 6 6 5 , 5 1 . R E Χ A ( 1 9 7 2 ) 4 7 2 ff., bes. 6 3 9 f. s. v. Zodiacus (Gundel). A b e r je nach der symbolischen Bedeutung f ü r den jeweiligen Herrscher konnte der Beginn des Zodiacus verschieden gestaltet sein. S o fangt er auf einem Diptychon, welches die Himmelfahrt des A n t o n i n u s Pius darstellt, mit der Waage an (vgl. S. Weinstock, D i v u s Iulius, 1 9 7 1 , Taf. 24 Nr. 4). D e r Kaiser w a r am 19. September in diesem Sternbild geboren. — A u f dem G l o b u s des C o m m o d u s K o s m o k r a t o r im K o n s e r v a t o r e n palast weist der Zodiacus nur drei Sternzeichen auf, nämlich Stier, Capricorn und S k o r p i o n (vgl. J. Gage, Basileia, 1 9 6 8 , 242). — Zu einer weiteren Aion-Darstellung der tetrarchischen Epoche auf einem Mosaik aus Thysdrus vgl. L. Foucher, Decouvertes archeologiques a Thysdrus en 1 9 6 0 ( 1 9 6 1 ) 2 5 und Taf. I X . X . Vgl. auch Laubscher 1 9 7 5 , 57. Wrede 123. Vgl. oben 151 f. zu den seniores Augusti.

176

Galeriusbogen von Thessalonike

Tetrarchen in Macomades, das Fünf-Säulen-Denkmal und — später — der Constantinsbogen verdanken ihre Entstehung einem derartigen Anlaß. Man hat die Errichtung des Galeriusbogens zweifellos längerfristig geplant. Schon deshalb sollte man den Baubeginn des Galeriusbogens nicht, wie Meyer dies tut, erst ans Ende des Jahres 303 datieren. Man kann zudem die F e r t i g s t e l l u n g dieses Monuments mit seinem reichen Reliefschmuck nicht, wie Meyer vorschlägt, in einen Zeitraum von kaum mehr als einem einzigen Jahr zwängen. Es ist höchst unwahrscheinlich, daß der Galeriusbogen in einer kürzeren Zeitspanne angefertigt wurde als der hastig errichtete, großenteils mit Spolien aus der flavisch-antoninischen Zeit ausgestattete Constantinsbogen, für den eine Bauzeit von zwei Jahren und neun Monaten zur Verfügung stand, „und das ist nicht viel", wie Η. P. L'Orange und A. von Gerkan bemerken 532 . Die Errichtung des Galeriusbogens hat sicherlich mehrere Jahre gedauert; man muß sie zwischen etwa 300 und 305 datieren, und dies weist dem Bogen auch von seiner Baugeschichte her jene Brückenfunktion zwischen der Ersten und der Zweiten Tetrarchie zu, die wir aus dem Inhalt seiner Reliefs erschließen konnten. Er ist aber kein Dokument einer beabsichtigten Zerstörung des tetrarchischen Systems und seiner hierarchischen Implikationen durch einen übermäßig ehrgeizigen Galerius, sondern ganz im Gegenteil Zeugnis der Providentia deorum, welche die aeternitas der Tetrarchie und ihrer kosmischen Herrschaft garantiert. Er ist ferner Beweis für die Providentia Augustorum, welche das Glück der Oikumene und eine geregelte Nachfolge gewährleistet. Und er ist schließlich monumentales Symbol für die fortdauernde Attraktivität des tetrarchischen Systems als eines idealen Modells für die kaiserliche Herrschaft. Der Bogen bestätigt somit die von Lactantius formulierte Absicht des Galerius, das diocletianische Regierungssystem beizubehalten, die Zweite Tetrarchie auf jene ideologische Grundlage zu stellen, welche Diocletian geschaffen hatte.

532 Vgl η . P. L'Orange-A. v. Gerkan, Der spätantike Bildschmuck des Constantinsbogens, 1939, 28.

9. Schlußbemerkung Niemand, zu allerletzt Diocletian, dürfte erwartet haben, daß das tetrarchische System auf unbegrenzte Zeit so reibungslos funktionieren werde, wie es dies bis 305 getan hatte. Auch Kaiser waren den Launen des menschlichen Schicksals ausgesetzt. Regierungsdauer, Abdankungstermin und Nachfolgeregelung mußten für Improvisationen offen sein, da ein Caesar oder Augustus vorzeitig sterben konnte. Aber die Konferenz von Carnuntum im Jahre 308 zeigte, wie Diocletian mit eventuell auftauchenden Problemen zurechtzukommen vermochte. Er entschied in den Bahnen des tetrarchischen Systems: Es blieb bei zwei Augusti und zwei Caesares, bei der Kooptation von Erwachsenen (,Wahl des Besten') ohne Rücksicht auf Blutsverwandtschaft und bei der theokratischen Fundierung der domus divina. Wichtig ist auch die Feststellung, daß die Beibehaltung des tetrarchischen Systems in diesem Falle zweifellos nicht auf eine militärische Notlage zurückzuführen war, wie manche Forscher dies für 293 — fälschlich, wie wir sahen — annehmen. Wie sahen Diocletians Maßnahmen im Jahr 308 im einzelnen aus? Er beließ Maximinus Daia in der Position eines Caesars und ernannte Licinius, einen General relativ fortgeschrittenen Alters, von dem man erwarten konnte, daß er nach etwa zehn Jahren zur Abdankung bereit war, zum Augustus. Diese Regelung zwang Diocletian zu gewissen Abweichungen von der tetrarchischen Ordnung der Jahre 293 — 305: Er ernannte einen Augustus, der vorher nicht Caesar gewesen war. Schwierigkeiten scheint ferner die Aufrechterhaltung der Gleichgewichtigkeit der Familienstammbäume der Iovii und Herculii bereitet zu haben. Über einen göttlichen Beinamen des Licinius erfahren wir erst ab ca. 320, und da ist er ein Iovius. Man hat vermutet, daß er zunächst Herculius gewesen und erst später ,übergewechselt' sei, aber H. Chantraine hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, daß Licinius von Anfang an Iovius war, die entsprechende Propaganda freilich erst ab ca. 320 nach seinem Bruch mit Constantin und im Zusammenhang mit seinem Vorgehen gegen die Christen betrieb. In der Tat gab es Hindernisse für ein Herkuliertum des Licinius. Maximian, der als einziger einen herkulischen Augustus hätte .schaffen' können, wurde 308 zum Rücktritt gezwungen und an der Ernennung des Licinius nicht beteiligt. Er hatte sich in den voraufgegangenen Jahren durch sein Verhalten diskreditiert. Der Herculius Constantin wurde zum Caesar

178

Schlußbemerkung

degradiert und kam für die Ernennung und Adoption eines Augustus nicht in Frage. Diocletian und Galerius aber konnten nur Iovii .erzeugen'. Für die Einsetzung eines mit Galerius gleichrangigen Augustus und frater kam nur Diocletian in Frage533. Man sieht, wie Diocletian an gewissen Prinzipien festhält, aber hinreichend flexibel ist, um Varianten, in diesem Fall möglicherweise drei Iovii neben einem Herculius, zuzulassen. Das tetrarchische System konnte nicht stets rigide angewandt werden, aber es sollte als ein Rahmen dienen, innerhalb dessen Anpassungen entsprechend den wechselnden Umständen vorgenommen werden konnten. Insgesamt war das tetrarchische System eine beeindruckende Konstruktion, eine Mischung aus politischer Erfahrung und Weitsichtigkeit auf der einen, der Tendenz zur Systematisierung auf der anderen Seite — und insofern ganz charakteristisch für Diocletians Reformen im allgemeinen. Einen prudens vir, der ob sapientiam gewählt worden sei, nennt ihn Aurelius Victor (Caes. 39,1.8), was der Zeitgenosse Lactantius trotz negativer Akzentuierung indirekt bestätigt: semper se volebat videri astutum et intelligentem (mort. pers. 14,3)533a. Nicht humanitas, ,Bildung', sondern „rationale Potenz"534 war es, die ihn nach Meinung der antiken Autoren auszeichnete. Um die Probleme kaiserlicher Herrschaft, die das dritte Jahrhundert aufgeworfen hatte, nämlich Stabilität und Nachfolgeregelung, zu lösen, wählte Diocletian nützliche Traditionen aus und formte sie zu etwas ganz Neuem: Zunächst gab er der schon von Marc Aurel erprobten gemeinsamen Herrschaft zweier Augusti fratres eine ingeniöse ideologische Grundlage (Iovius-Herculius); dann, vielleicht schon seit 291, bereitete er eine geradezu revolutionäre Nachfolgeordnung vor: Indem er den Sohn eines regierenden Herrschers ausschloß, errichtete er das erste wirkliche Adoptivkaisertum535; und infolge der Adoption erwachsener, fähiger Männer gab es nun wirklich vier Herrscher mit regionalen Aufgabenbereichen. Zwar hatten auch die Augusti Valerianus und Gallienus für sich selbst und die beiden Caesares Valerianus iunior und Saloninus bestimmte regionale militärische Kontrollbereiche vorgesehen, aber diese Caesares hatten aufgrund ihres unreifen Alters nur die Funktion einer kaiserlichen Präsenz und Stärkung der Dynastie, während die tatsächliche Führung der Politik bzw. der militärischen Aktionen bei ihnen zugeordneten Feldherren lag. Eben diese traditionelle dynastische Politik hat Diocletian nicht fortgesetzt,

H. Chantraine, Hermes 110, 1982, 477 ff., bes. 483 ff. Zur Gegenposition s. R. Andreotti, Diz. Ep. IV (1942) 984 b. 991b. H. Castritius, Studien zu Maximinus Daia, 1969, 38 Anm. 77. 533a Mehr auf .Bauernschläue' hebt das Urteil Eutrops ab (IX 26,1. X 1,3). 534 J. Straub, Historia 1, 1950, 487. 535 Aber keine .Wahlmonarchie', wie Kornemann 119 meint. 533

Schlußbemerkung

179

und schon deshalb kann man seine Maßnahmen nicht als eine nur konservative Revolution' 536 betrachten. Indem er gewissermaßen zwei kaiserliche Familien nebeneinander begründete, nämlich eine, welche durch menschliche Bande zusammengehalten wurde, und eine andere, bedeutendere, die auf ,göttlichen' Bindungen beruhte, suchte er die Vorteile traditioneller römischer (dynastischer) Familienpolitik zu nutzen und zugleich ihre Nachteile zu vermeiden, indem er die Nachfolgeordnung der Reichweite von eigensüchtigen Familieninteressen, aber auch des Heeres und des Senats entzog. Entweder bereits 293 oder spätestens 297 führte er dann eine dezimale Symmetrie in der Vota-Propaganda der Augusti und der Caesares ein, welche m. E. bereits den Zehn-Jahres-Rhythmus des Herrscherwechsels und damit auch einen Zeitplan für die Abdankung enthielt. Die Propagierung der vicennalia als s y m b o l i s c h e n Zeitpunkts für die Abdankung und der Abdankungseid der Augusti im Tempel des kapitolinischen Jupiter, gewiß verbunden mit einer präzisen Festlegung des t a t s ä c h l i c h e n Abdankungstermins, bildeten den Abschluß der programmatischen Vorbereitung eines für die römische Kaiserzeit wahrhaft einzigartigen und revolutionären Vorgangs. Auf allen ihren Stufen verrät diese Entwicklung des tetrarchischen Systems die Begabung eines bedeutenden Staatsmannes, der in der Tat in vielerlei Hinsicht optimus rei publicae5yi war.

536 537

So R. R e m o n d o n , La Crise de l'Empire Romain, 1 9 6 4 , 122. Diese W ü r d i g u n g Diocletians durch Aurelius Victor (Caes. 39,26. Vgl. 3 9 , 2 7 f.) ist v o n E. Hohl ( G n o m o n 17, 1 9 4 1 , 4 7 8 f.) richtig interpretiert w o r d e n ; er erkannte, daß in dem betreffenden Satz satis nicht zu optimus, sondern zu imbuti gehört.

Anhang: Der Arcus Novus an der Via Lata in Rom Der Arcus Novus ist literarisch als Bauwerk Diocletians und Maximians bezeugt 1 . Seine Reste waren in der frühen Neuzeit noch sichtbar, und wahrscheinlich befinden sich Teile des Bogens in den Boboli-Gärten von Florenz und der Villa Medici in Rom, darunter ein Fragment mit einem eichenkranzumwundenen Schild, auf den eine Göttin, wohl Venus, die Formel VOTIS X E T X X schreibt. Von der älteren Forschung, aber in jüngster Zeit ζ. B. auch von L. Richardson 2 wird der Bogen aufgrund dieser Formel ins Jahr 303, d. h. auf die vicennalia, datiert. Aber bereits H. Kähler hat aus stilistischen wie historischen Gründen — für die vicennalia wurde das Fünfsäulen-Denkmal auf dem Forum errichtet — für ein früheres Datum, nämlich die decennalia der Augusti 293/94, plädiert 3 . Η. P. Laubscher hat in einer kurzen Monographie zum Arcus Novus diese Datierung bekräftigt und dabei auf analoge wte-Formeln in der Münzprägung des Jahres 293/94 hingewiesen 4 . Und C. V. Buttrey 5 glaubt, aufgrund dieses vota-Formuhrs jedes andere Datum als 293/94 ausschließen zu können. Votis X et XX auf dem Schild entspreche den w/ö-Formeln anläßlich der Decennalienfeier von Diocletian und Maximian; vor allem aber gebe es vota suscepta nur zu B e g i n n und vota soluta nur z u r V o l l e n d u n g einer Regierungsperiode. Niemals jedoch werde votis Χ ο. ä. k o m m e m o r a t i v verwendet in der Form, daß bei Vollendung des f o l g e n d e n Κο/λ-Jubiläums, also ζ. B. der vicennalia, noch einmal Bezug auf die vota s o l u t a des v o r a u s g e h e n d e n Decenniums genommen werde. Diese Beobachtung ist korrekt, übersieht aber, daß es Beispiele gibt, wo die Vota X usw. w e d e r am B e g i n n n o c h am E n d e eines Regierungsabschnitts verkündet werden, sondern m i t t e n d r i n 6 ! Probus ζ. B. 1

2

3

4 5 6

Chronograph v. 354, Chron. min. I p. 148. Notitia Regionum Urbis, in: H. Jordan, Topographie der Stadt Rom im Altertum 2, 1881, 550. ArchClass 27, 1975, 7 2 - 7 8 , gestützt auf CIL VI 31383. S. B. Platner-Th. Ashby, A Topographical Dictionary of Ancient Rome, 1929, 41 f. G. Lugli, I monument! antichi di Roma, suburbio 3, 1938, 265. Enßlin 1948, 2488 f. Kähler 1936, 21 ff. 26 mit Anm. 99; RE VII A 1 (1939) 394 f. Nr. I 37. Vgl. auch B. Andreae, Römische Kunst, 19733, 339. 1976, 6 9 - 1 0 7 , bes. 103. 375 ff., bes. 3 7 8 - 3 8 3 . Vgl. A. Chastagnol, RN ser. 6, Bd. 26, 1984, 104ff., bes. 106 f.

Arcus Novus

181

scheint nicht gleich zu Beginn seiner Regierung (276), sondern erst ca. 280, d. h. anläßlich seiner quinquennalia, Münzen mit Votis X et XX 7 geprägt zu haben . Hinzu kommt, daß die Decennalienprägungen Diocletians und Maximians nicht exakt dieselben vota-Formeln aufweisen wie das Relief vom Arcus Novus, sondern solche, die stärker verdeutlichen, daß die ersten zehn Jahre bereits abgelaufen sind (s. oben 117). Zwar scheint Gallienus anläßlich der decennalia des Jahres 262 VOT X ET XX-Münzen geprägt zu haben8, aber das tetrarchische Formular ist möglicherweise präziser gefaßt und eher an dem des Probus orientiert. Jedenfalls datiert die vota-Formel den Bogen an der Via Lata nicht zwingend ins Jahr 293/ 94. Da der Bogen nun zweifellos nicht schon 284/85 und gewiß auch nicht erst 303 anläßlich der vicennalia der Augusti errichtet wurde, bleiben außer 293/94 nur zwei mögliche vota-Jubiläen: 297 und 302, d. h. die quinquennalia oder decennalia der Caesares. Der Einwand Kählers9, daß eine wAz-Inschrift für ein Jubiläum der Caesares durch den Zusatz Caesarum hätte präzisiert werden müssen, schlägt nicht durch, wie die Münzen von 297/98 zeigen (s. oben 120. Abb. 29). Das Fünfsäulen-Denkmal, welches als Monument für Caesares und Augusti (s. oben 123 ff.) die beiden Herrscherpaare titular voneinander unterscheiden mußte, kann nicht als Argument für Kählers These herangezogen werden. Läßt man ferner die — freilich kaum zwingenden — stilistischen Argumente Kählers gegen einen Ansatz des Bogens ins frühe 4. Jahrhundert gelten, so bliebe neben 293/94 nur das Jahr 297 als Anlaß für die Errichtung des Bogens. Und die einleuchtenden Interpretationen Laubschers zum Inhalt der Bogenreliefs legen m. E. letzteren Zeitansatz nahe. Während die Sockelreliefs ,Originalwerke' der tetrarchischen Epoche sind, scheinen zahlreiche andere Reliefs des Arcus Novus ähnlich wie beim Constantinsbogen in zweiter Verwendung angebracht worden zu sein. Nach Laubscher10 handelt es sich um Spolien von zwei Monumenten claudischer Zeit: der 22 gelobten und 43 geweihten Ära Pietatis Augustae auf dem Kapitol11 und des Arcus Claudii, eines Triumphbogens, der nur 7

8

9 10 11

RIC V 2 S. 52 Nr. 328: Vs. Probus und Legende VOTIS X ET XX auf Schild/Rs. Concord(ia) Mil(itum). S. 56 Nr. 362: Vs. ähnlich/Rs. Felicitas Saecu(li). S. 59 Nr. 383: Vs. ähnlich/Rs. Herculi Pacifero. S. 67 Nr. 4 5 7 - 4 6 1 : Rs. VOTIS X ET XX FEL im Lorbeerkranz. Nr. 462. 463: Rs. VOTIS X PROBI AVG ET XX im Lorbeerkranz. RIC V 1 S. 138 Nr. 9 2 - 9 6 . S. 159 Nr. 333. S. 160 Nr. 334. S. 166 Nr. 411. S. 169 Nr. 440 - 442. S. 178 Nr. 540. 541. S. 183 Nr. 597. S. 184 Nr. 598. 599. Chastagnol 1983, 13. 1936, 41 Anm. 99. 1976, 69ff. Die Existenz dieses Monuments wird freilich angezweifelt von J. Koeppel, MDAI(R) 90, 1983, 103ff.; MDAI(R) 89, 1982, 4 5 3 - 4 5 5 .

182

Anhang

etwa 150 m nördlich des Arcus Novus an der Via Lata stand. Die Reliefs sind zum Teil umgearbeitet — so ist z. B. die wAz-Inschrift auf dem Schild eine Ergänzung der tetrarchisehen Zeit, und der Kopf des Claudius wurde in ein tetrarchisches Porträt umgeformt —, aber in sinnvoller Weise in den neuen Kontext eingefügt. Wie auf Münzen der Jahre 293/94 und folgende waren mindestens zwei, vielleicht alle vier Tetrarchen beim Opfer dargestellt (s. oben Anm. 329), in diesem Fall vor einem Tempel. Darstellungen von kaiserlichen Opfern waren bei fo/ö-Jubiläen ein gängiges Motiv 12 . Der Claudiusbogen wurde anläßlich der Eroberung Britanniens 43 vom Senat beschlossen, aber erst 51/52 eingeweiht. Der Bezug auf Britannien kam in den Reliefs des Bogens, aber auch in seiner topographischen Situation zum Ausdruck. Die Via Lata bzw. Flaminia war die große Ausfallstraße nach Norden, in Richtung Gallien und Britannien. Ebenso wie die Ära Pacis Augustae nicht zufallig an der Straße errichtet wurde, auf der Augustus von Spanien zurückkehrte, hat die Eroberung der Provinz Britannien die Position des Arcus Claudii bestimmt. Der tetrarchische Arcus Novus hat nun zum einen aus der Ära Pietatis (?) solche Reliefs übernommen, welche die concordia und pietas der Tetrarchen betonten, wie sich dies bei einem Regierungsjubiläum ziemte. Zum anderen aber knüpfte schon sein Standort an den claudischen Bogen und sein außenpolitisches Programm an. Laubscher13 hat denn auch die Hypothese aufgestellt, daß der Bogen den Kaiser — seiner Meinung nach Diocletian — bereits im Jahr 293/94 als restitutor Britanniae feierte, d.h. eines der wichtigsten außenpolitischen Ziele, die Beseitigung des Carausius und die Rückeroberung Britanniens, unter Vorwegnahme des Resultats programmatisch zur Schau stellte14. Aber ein bloßer, wieder akut gewordener G e d a n k e an eine Unterwerfung 15 hat auch in tetrarchischer Zeit sonst nie zur Aufstellung von Triumphbögen geführt; diese waren stets Resultat eines mehr oder weniger erfolgreichen Unternehmens! So führt gerade der von Laubscher mit plausiblen Argumenten hergestellte Kontext zwischen Arcus Claudii und Arcus Novus von dem Datum 293/94 weg auf 297/98, d. h. den Zeitpunkt, zu dem auch die Münzen und der Panegyricus VIII (4) vom 1. 3. 297 die Unterwerfung Britanniens durch Constantius preisen152. Warum sollte der Arcus Novus nicht die Feier der quinquennalia der Caesares mit dem Triumph für den Sieg der Vgl. die Hinweise bei Laubscher 1976, 75 f. mit Anm. 31—34. 1976, 1 0 5 - 1 0 7 . 14 Laubscher 1976, 105. 15 ebenda 106. ,5a Constantius ist bei der Feier am 1. März 297 persönlich anwesend (Pan. Lat. VIII (4) 4,4), der Britannienfeldzug folglich beendet. ,2

13

Arcus Novus

183

Tetrarchie über Carausius und die Rückeroberung Britanniens verbinden? Wir hätten dann ein zeitlich früher anzusetzendes Pendant zum Galeriusbogen, der ebenfalls Triumphmonument für einen Caesar ist. Am Arcus Novus wären die Taten des Constantius in einen tetrarchischen Kontext gerückt worden. So konnten die beiden Frauengestalten in fremdländischer Tracht16 auf einem Relieffragment des Claudiusbogens problemlos übernommen werden, falls die Deutung Laubschers 17 korrekt ist, daß sie die 42 von Claudius als Provinzen eingerichteten bisherigen Klientelstaaten Mauretania Caesariensis und Tingitana oder aber die 44—46 als gesonderte Provinzen etablierten Moesia und Thracia versinnbildlichen. Hat nicht Maximian im Jahr 296/97 Mauretanien von Rebellen gesäubert (Pan. Lat. IX (5) 21,2)? Und haben nicht Diocletian und Galerius die Provinzen Moesia und Thracia bzw. generell die Donauprovinzen von der Barbarenoder genauer Sarmatengefahr befreit? Die Überlieferung des Chronographen von Ravenna, daß Diocletian und Maximian zahlreiche öffentliche Bauwerke, darunter auch den Arcus Novus errichteten, ist kein Argument gegen den Zusammenhang des Bogens mit den quinquennalia der Caesares von 297 und dem Britannientriumph des Constantius. Denn selbstverständlich war der Bogen konzipiert als ein Monument der Tetrarchie, waren die Augusti für seine Errichtung verantwortlich und in seinen Reliefs als Teilhaber an der tetrarchischen Sieghaftigkeit verherrlicht.

16 17

Laubscher 1976, 91. 1976, 92. Vgl. aber oben S. 173.

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis Nur die wichtigsten Titel werden aufgeführt. Periodica werden abgekürzt entsprechend den Siglen der Annee Philologique. Alföldi 1956: Α Alföldi, Römische Kaiserzeit, in: Historia Mundi 4, 1956, 190-297. Alföldi 1970: A. Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreich, 1970. Arce: J. Arce, Un relieve triunfal de Maximiano Herculeo en Augusta Emerita y el Pap. Argent. inv. 480, in: MDAI(M) 23, 1982, 359-371. Arnaldi: A. Arnaldi, Aeternitas e Perpetuitas nella monetazione di eta tetrarchica, in: RIN 79, 1977, 109-133. Baglivi: N. Baglivi, Ricerche sul dies imperii e sulla celebrazione dei quinquennali di Costantino I, in: Koinonia 1, 1977, 53 — 138. Bagnall/Worp 1978: R. S. Bagnall/K. A. Worp, The Chronological Systems of Byzantine Egypt (Stud. Amst. 8) 1978. Bagnall/Worp 1979: R. S. Bagnall/K. A. Worp, Regnal Formulars in Byzantine Egypt (BASP Suppl 2) 1979. Barnes 1973: T. D. Barnes, Lactantius and Constantine, in: JRS 63, 1973, 29—46. Barnes 1976: T. D. Barnes, Sossianus Hierocles and the antecedents of the Great Persecution, in: HSPh 80, 1976, 239-252. Barnes, Phoenix 1976: T. D. Barnes, Imperial Campaigns, A. D. 285 — 311, in: Phoenix 30, 1976, 174-193. Barnes 1981: T. D. Barnes, Constantine and Eusebius, 1981. Barnes 1982: T. D. Barnes, The New Empire of Diocletian and Constantine, 1982. Bastien 1972: P. Bastien, Le monnayage de l'atelier de Lyon. Diocletien et ses coregents avant la reforme monetaire (285 — 294), 1972. Bastien 1980: P. Bastien, Le monnayage de l'atelier de Lyon de la reforme monetaire de Diocletien ä la fermeture temporaire de l'atelier en 316 (294—316), 1980. Bastien-Metzger: P. Bastien —C. Metzger, Le tresor de Beaurains (dit d'Arras), 1977. Bird: H. W. Bird, Diocletian and the Deaths of Carus, Numerian and Carinus, in: Latomus 35, 1976, 123-132. Bulic: F. Bulic, L'imperatore Diocleziano. Nome, patria e luogo dela sua nascita; anno, giorno, luogo e genere della sua morte (BASD 39) 1916. Burckhardt: J. Burckhardt, Die Zeit Konstantins des Großen, 4. Aufl. hrsg. v. E. Hohl, 1924. Buttrey: Τ. V. Buttrey, The Dates of the Arches of,Diocletian' and Constantine, in: Historia 32, 1983, 375-383. Cahn: H. A. Cahn, Die Trierer Antoniniane der Tetrarchie, in: SNR 37, 1955, 5—21. Callu: J.-P. Callu, Genio Populi Romani (295 — 316). Contribution ä une histoire numismatique de la tetrarchie, 1960. Callu-Yvon: J.-P. Callu —J. Yvon, Le tresor de Ngaous (Algerie) (.Neoantoniniani' de la Premiere Tetrarchie), in: Melanges d'archeologie et d'histoire offerts ä A. Piganiol 1, 1966, 303-321. Chastagnol 1967: A. Chastagnol, Les annees regnales de Maximien Hercule en Egypte et les fetes vicennales du 20 novembre 303, in: RN ser. 6, Bd. 9, 1967, 54—81.

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis

185

Chastagnol 1980: A. Chastagnol, Sur la Chronologie des annees 275—285, in: Melanges de numismatique, d'archeologie et d'histoire offerts a J . Lafaurie, 1980, 75 — 82. Chastagnol, RN 1980: A. Chastagnol, A propos des .quinquennalia' de Constantin, in: RN ser. 6, Bd. 22, 1980, 1 0 6 - 1 1 9 . Chastagnol 1980/81: A. Chastagnol, Deux notules sur l'epoque de Diocletien, II: Maximien ä Rome, in: B S A F 1980/81, 1 8 7 - 1 9 1 . Chastagnol 1982: A. Chastagnol, L'evolution politique, sociale et economique du monde romain de Diocletien ä Julien. La mise en place du regime du Bas-Empire (284 — 363), 1982. Chastagnol 1983: A. Chastagnol, Les jubiles imperiaux de 260 ä 337, in: Crise et redressement dans les provinces europeennes de l'Empire (milieu du IIIC—milieu du IV e siecle ap. J.C.). Actes du Colloque de Strasbourg (decembre 1981), hrsg. v. E. Frezouls, 1983, 11-25. Christensen: A. S. Christensen, Lactantius the Historian, 1980. Christol 1980: Μ. Christol, Litterature et numismatique: l'avenement de Diocletien et la theologie du pouvoir imperial dans les dernieres decennies du IIIC siecle, in: Melanges de numismatique, d'archeologie et d'histoire offerts ä J . Lafaurie, 1980, 83 — 91. Cohen: H. Cohen, Description historique des monnaies frappees sous l'empire romain, 1—8, 2. Aufl., 1880-1892, Nachdruck 1955. Costa: G . Costa, L'Imperatore Dalmata (C. Valerius Diocletianus). Estratto del Dizionario Epigrafico de Antichitä Romana, 1912. Creed: J . L. Creed (Hrsg.), Lactantius, De mortibus persecutorum, 1984. Dattari: G. Dattari, Nummi Augustorum Alexandrini 1, 1901. De Decker: D. De Decker, La politique religieuse de Maxence, in: Byzantion 38, 1968, 472-562. De Francisci: P. De Francisci, Arcana Imperii III 1—2, 1948. D'Elia: S. D'Elia, Ricerche sui panegirici di Mamertino a Massimiano, in: A F L N 9, 1960/ 61, 1 2 1 - 3 9 1 . Enßlin 1930: W. Enßlin, R E X I V 2 (1930), 2 4 8 6 - 2 5 1 6 s.v. Maximianus (Herculius); 2516—2528 s.v. Maximianus (Galerius). Enßlin 1942: W. Enßlin, Zur Ostpolitik des Kaisers Diokletian (SBAW München, Η. 1) 1942. Enßlin 1948: W. Enßlin, R E VII A 2 (1948) 2 4 1 9 - 2 4 9 5 s.v. Valerius (Diocletianus). Fears 1977: J . R. Fears, Princeps a diis electus. The Divine Election of the Emperor as a Political Concept at Rome, 1977. Fears 1981: J . R. Fears, The Cult of Jupiter and Roman Imperial Ideology, in: ANRW II 17, 1 (1981) 3 - 1 4 1 . Fears, RAC 1981: J. R. Fears, RAC X I (1981) 1103-1159 s.v. Gottesgnadentum. Festy: M. Festy, Puissance tribunicienne et salutations imperiales dans la titulature des empereurs romains de Diocletien ä Graden, in: RIDA ser. 3, Bd. 29, 1982, 193 — 234. Galletier: Ε. Galletier (Hrsg.), Panegyriques Latins, 2 Bde. 1949/52. Geißen/Weiser: A. Geißen/W. Weiser, Katalog alexandrinischer Kaisermünzen der Sammlung des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln 4 (Papyrologica Coloniensia V) 1983. Gnecchi: I. Gnecchi, I medaglioni romani, 3 Bde., 1912. Herz 1975: P. Herz, Untersuchungen zum Festkalender der römischen Kaiserzeit nach datierten Weih- und Ehreninschriften, Diss. Mainz 1975. Herz 1978: P. Herz, Der dies imperii unter den Severern, in: Z P E 31, 1978, 285 — 290. Jones: Α. Η. M. Jones, The Later Roman Empire, 284 — 602. Α Social, Economic and Administrative Survey, 3 Bde., 1964. Kahler 1936: H. Kähler, Zwei Sockel eines Triumphbogens im Boboligarten zu Florenz, 1936.

186

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis

Kahler 1964: H. Kahler, Das Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen auf dem Forum Romanum, 1964. Kinch: K. F. Kinch, L'arc de triomphe de Thessalonique, 1890. König: I. König, Die Berufung des Constantius Chlorus und des Galerius zu Caesaren, in: Chiron 4, 1974, 5 6 7 - 5 7 6 . Kornemann: E. Kornemann, Doppelprinzipat und Reichsteilung im Imperium Romanum, 1930. Lafaurie: J. Lafaurie, Remarques sur les dates de quelques inscriptions du debut du IVC siecle, in: CRAI 1965, 1 9 2 - 2 1 0 . Laubscher 1975: H.-P. Laubscher, Der Reliefschmuck des Galeriusbogens in Thessaloniki, 1975. Laubscher 1976: H.-P. Laubscher, Arcus Novus und Arcus Claudii, zwei Triumphbögen an der Via Lata in Rom (Nachr. Akad. Göttingen, Phil-hist. Kl. Nr. 3) 1976. Liebeschuetz: W. Liebeschuetz, Religion in the Panegyrici Latini, in: Überlieferungsgeschichtliche Untersuchungen, hrsg. v. F. Paschke, 1981, 3 8 9 - 3 9 8 . Loriot 1973: X. Loriot, Les debuts du regne de Diocletien d'apres une inscription trouvee ä Ayasofya (Pamphylie), in: BSAF 1973, 7 1 - 7 6 . Loriot 1981: X. Loriot, Les acclamations imperiales dans la titulature de Severe Alexandre et de Gordien III, in: ZPE 43, 1981, 2 2 5 - 2 3 5 . Loriot, BSFN 1981: X. Loriot, Les aurei de Diocletien et Maximien ä la marque IAN, in: BSFN 36, 1981, 8 8 - 9 2 . Martin: J. P. Martin, Providentia Deorum, 1982. Mattingly 1950: H. Mattingly, The Imperial vota, in: PBA 36, 1950, 1 5 5 - 1 9 5 . Mattingly 1953: H. Mattingly, The Imperial vota, in: PBA 37, 1953, 2 1 9 - 2 6 8 . Mazzarino 1971: S. Mazzarino, La tradizione sulle guerre fra Shäbur I e l'impero romano, in: AAntHung 19, 1971, 5 9 - 8 2 . Mazzarino 1976: S. Mazzarino, L'anonymus post Dionem e la „topica" delle guerre romanopersiane 242/4 d. C. —283/84 d. C., in: Atti del Convegno sul tema ,La Persia nel Medioevo' (Accad. Nazionale dei Lincei 368) 1971, 655—678. Meloni: P. Meloni, II regno di Caro, Numeriano e Carino, 1948. Meyer 1978: H. G. Meyer, Rezension zu Laubscher, Galeriusbogen, in: GGA 230, 1978, 211-222. Meyer 1980: H. G. Meyer, Die Frieszyklen am sogenannten Triumphbogen des Galerius in Thessaloniki. Kriegschronik und Ankündigung der zweiten Tetrarchie, in: JDAI 95, 1980, 3 7 4 - 4 4 4 . Mispoulet: J.-B. Mispoulet, Chronologie de Maximien Hercule, in: CRAI 1908, 455—465. Mommsen: Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht II 2 3 , 1887. Mommsen GS: Th. Mommsen, Über die Zeitfolge der Verordnungen Diocletians und seiner Mitregenten (1860), in: Gesammelte Schriften 2, 1905, 1 9 5 - 2 9 2 . Moreau: J . Moreau (Hrsg.), Lactance, De la mort des persecuteurs, 2 Bde., 1954. Moreau 1964: J. Moreau, Notes d'histoire romaine, in: Scripta Minora, hrsg. v. W. Schmitthenner, 1964, 5 0 - 6 1 . Nixon 1981: C. Ε. V. Nixon, The .Epiphany* of the Tetrarchs? An Examination of Mamertinus' Panegyric of 291, in: TAPhA 111, 1981, 1 5 7 - 1 6 6 . Nixon, Phoenix 1981: C. Ε. V. Nixon, The Panegyric of 307 and Maximian's Visits to Rome, in: Phoenix 35, 1981, 7 0 - 7 6 . Pasqualini: A. Pasqualini, Massimiano Herculius, 1979. Passerini: A. Passerini, Osservazioni su alcuni punti della storia di Diocleziano e Massimiano, in: Acme 1, 1948, 1 3 1 - 1 9 4 . Pink 1930: K. Pink, Die Silberprägung der Diocletianischen Tetrarchie, in: NZ 63, 1930, 9-38. Pink 1931: K. Pink, Die Goldprägung des Diocletianus und seiner Mitregenten (284—305), in: NZ 64, 1931, 1 - 5 9 .

Literatur- und Abkürzungsverzeichnis

187

Pond Rothman 1975: M. S. Pond Rothman, The Panel of the Emperors Enthroned on the Arch of Galerius, in: Byzantine Studies II 1, 1975, 19—40. Pond Rothman 1977: M. S. Pond Rothman, The Thematic Organization of the Panel Reliefs on the Arch of Galerius, in: AJA 81, 1977, 427-454. Rousselle: A. Rousselle, La Chronologie de Maximien Hercule et le mythe de la tetrarchie, in: DHA 2, 1976, 445-466. Schaefer: O. Schaefer, Die beiden Panegyrici des Mamertinus und die Geschichte des Kaisers Maximianus Herculius, Diss. Straßburg 1914. Schoenebeck: H. v. Schoenebeck, Die zyklische Ordnung der Triumphalreliefs am Galeriusbogen in Saloniki, in: ByzZ 37, 1937, 361—371. Seeck: O. Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt, l 4 , 22 - 52, 6, 1920/22 (ND 1966). Seeck 1900: O. Seeck, RE IV 1 (1900) 1040-1043 s. v. Constantius Nr. 1. Seston 1946: W. Seston, Diocletien et la tetrarchie 1, 1946. Seston 1950: W. Seston, Iovius et Herculius ou l'„epiphanie" des tetrarques, in: Historia 1, 1950, 257-266. Seston 1954: W. Seston, RAC III (1954) 1038-1054 s.v. Diocletianus. Shiel: N. Shiel, The Episode of Carausius and Allectus (British Archaeological Reports 40) 1977. Sirago: V. A. Sirago, Diocleziano, in: Nuove Questioni di Storia Antica, 1969, 581—613. Skeat: T. C. Skeat, Papyri from Panopolis in the Chester Beatty Library, 1964. Smith: R. E. Smith, The Regnal and Tribunician Dates of Maximianus Herculius, in: Latomus 31, 1972, 1058-1071. Stade: K. Stade, Der Politiker Diokletian und die letzte große Christenverfolgung, Diss. Frankfurt/Main 1926. Stein: E. Stein, Histoire du Bas-Empire 1, 1959. Stern 1949: H. Stern, Natalis Imperii, in: Παγκάρπεια. Melanges Η. Gregoire 1, 1949, 551-559. Stern 1953: Η. Stern, Le Calendrier de 354, 1953. Straub: J. Straub, Vom Herrscherideal in der Spätantike, 1939 (ND 1964). Thomas: G. S. R. Thomas, L'abdication de Diocletien, in: Byzantion 43, 1973, 229—247. Vogt 1924: J. Vogt, Die alexandrinischen Münzen, 2 Bde. 1924. Vogt 1965: J. Vogt, Der Niedergang Roms. Metamorphose der antiken Kultur, 1965. Wickert: L. Wickert, RE XXII 2 (1954) 1998-2296 s.v. princeps (civitatis). Wistrand: E. Wistrand, A Note on the „geminus natalis" of Emperor Maximian, in: Eranos 62, 1964, 131-145. Wrede: H. Wrede, Der genius populi Romani und das Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen auf dem Forum Romanum, in: BJ 181, 1981, 111-142. Wrede 1981: H. Wrede, Eine tetrarchische Gigantomachie in Spalato, in: JbAC 24, 1981, 67-70.

Personen- und Sachregister Abdankung: 2 - 5 , 9, 23, 27, 32, 33 mit A. 78, 81 A.233, 87, 126f., 127, 128ff., 143ff„ 148, 1 5 0 - 1 5 8 , 179. Adoption: 3, 8, 9, 44, 68, 83, 94, 109, 138, 139, 178. Adoptivkaisertum 8, 87, 143, 157, 178. adventus: 97, 103 A. 306, 140 A.423, 146. - Münzen: 18, 62, 118. L. Aelius: 36 A.86, 46 A.118, 157. Agrippa: siehe Vipsanius. Ägypten: 50, 64, 70, 71, 82 A.239, 165. - Jahreszählung: 25. - Zählung von Regierungsjahren: 25,117 f., 122, 153. aequitas: 115. aeternitas: 84, 85 f. mit A.253, 105, 119,152, 158, 174, 176. - Münzen: 91 mit A.268, 118, 157. aeternus (Inschriften): 91 mit A. 268. Africa: 50 Α. 135, 61 Α. 166, 138 Α. 417. Aion: 174. Alexandria: 73, 171. - Münzstätte: 46 Α. 122, 51, 52, 70 Α. 192, 79, 111 Α.330, 112, 156 Α.467, 166. Allectus: 48 Α. 129. Anciennitätsprinzip: 67, 78, 79, 98, 104, 105 f., 109, 164. anima caelestis (der Tetrarchen): 90 A. 265. M. Annius Verus (Sohn Marc Aurels): 86. Antiochia: 150, 160. - Münzstätte: 46 A. 122, 64, 76, 81 A. 233, 100, 102, 111 A.330. Antiochos IV. Epihanes: 137. Antonine: 8 , 1 6 , 1 7 , 4 7 , 64, 69, 84, 85, A. 250, 86, 105, 157. Antoninus (siehe Aurelius Fulvius). Antonius Pius: 8, 157. Antonius (Marcus Antonius): 138. Aper: 11 ff., 16. Apollon: 169. Aquileia (Münzstätte): 120 A.362, 123, 155 A. 466, 168 A. 498. Aquincum: 172. Ära Pacis Augustae: 182.

Aristobulos (cos. 285): 18, 36. Armenia Maior: 165. Asia (Provinz): 50 A. 135. Astrologie: 80, 81 f. mit A.233, 124, 169, 174, 175 mit A. 529. auctoritas: 7, 47, 96, 184. Augustus (Kaiser): 8, 16, 48 A. 125, 68, 76 A. 217, 83, 90 A.263, 105 A.316, 124, 139 f. Aurelian: 16, 19, 20 A . 4 7 a , 89 A.262f., 93, 144. Aurelius (Gentiliz): 16, 44, 69. — Fulvius: 85 A. 250, 105. — Quintanus 125 A. 378. aureum saeculum: 80, 84 f. A.250, 113 f., 119 A. 359, 120, 124. Bagauden: 23, 38, 39, 40, 41 A. 100, 45, 51, 63, 67. Bahram II (Sassanidenkönig): 13. Balbinus (Kaiser): 8, 47. Bassus (L. Caesonius Ovinius Manlius Rufinianus Bassus, cos. 284): 18, 36. Batavia: 72. beneficium: 38 f. Britannien: 70. — Eroberung durch Claudius: 182. — Rückeroberung durch Constantius: 37 A. 91, 48 A. 129, 72, 84, 121, 135, 167, 172 A. 519, 182. Busiris: 70. Caesar: 16. — (Gaius und Lucius): 105. Caesar(iat): 68 ff. — Maximians: 22 f., 25, 26 f., 32, 34, 37, 39, 41, 42 A. 102, 44, 45 f., 51, 116 A. 341. — Titel seit Hadrian: 8. — Caesarea insignia: 22 Α. 54. — Imperator-Titel: 22 Α. 54, 46 Α. 122. — Titulatur in den Papyri: 49 f. — apparitores: 41. — Kompetenzen und Titel: 85. — dies imperii: 54, 69 f., 72 ff., 80 ff., 125.

Personen- und Sachregister — Gesetzgebungsrecht: 43. — vota-Feiern: 121, 125. Caligula: siehe unter Gaius. Candidianus: 5, 131, 138, 140, 142. Caracalla: 34, 35 A. 86, 47 A. 124, 82 A. 239, 83 f. Carausius: 23 A. 55, 37 A. 91, 48, 49 A. 129, 65f., 70f., 77, 99, 108, 116, 117 A.351, 182. Carinus: 11 f., 14 ff., 20, 35, 38, 42 f., 48, 50 A. 134, 51 A. 137, 89 A.263, 92, 126 A. 380. Carnuntum: 46 A. 122, 82. — Konferenz von 308: 86, 133, 143, 152, 161, 177. Carus: 11 ff., 1 6 - 1 9 , 38 A. 95, 42 mit A. 103, 50 mit A. 134, 63 A.172, 84, 89 A.263, 92. Cato: 140. Chalkedon: 10. Christen: 1 1 2 - 1 1 4 , 132 A. 396. Christenverfolgung: 113 f., 119 A. 359, 123 A. 369, 129, 130, 136 f., 149. — Diocletians: 29, 134 f. — Galerius: 134. — Licinius: 177. — im Westen: 132. Claudius (Kaiser): 68, 182, 183. — II. „Gothicus": 16, 60, 98. Clementia-Temporum-Münzen: 19, 100 f. Clodius Albinus: 46 A. 122, 82, A.239. Comites Augg. et Caes. NNNN (Münzlegende): 120. Commodus: 20 A.49, 36 A. 86, 47 A. 123, 64, 85 A.250, 86, 90 A.263, 105, 114, 142. concordia 1, 6 f., 78, 97, 104, 105, 107, 112 A. 332, 114, 115, 120 f., 122 mit A.369, 127, 150, 164, 167, 168, 169, 171, 174, 182.

— Münzen: 51, 76, 79, 80, 100 A.296, 102, 111 A. 329 und 330, 118 mit A.357, 120 mit A.362,154,155,157. Abb. 18,20,24. Concordia Militum (Münzlegende): 65, 111 mit A. 329 und 330, 112, 181 A . 7 , Abb. 25. Conservatores Augg. et Caes. NN (Münzlegende): 123 A.369. consors imperii: 8. Constantia (Tochter Constantins): 144, Constantin: 7, 30 f., 39, 45 A. 114, 46 A. 122, 47, 5 9 - 6 1 , 69, 86, 91 A. 268 f., 93 A. 276,

189

94f., 97, 99, 106 A.317, 111 A.330, 115 A. 344, 118 A. 356, 127 A.384, 132, 133, 135 ff., 139, 142 f., 148, 177. Constantin II.: 69 A. 189. Constantius I Chlorus (Auswahl): — Alter und Ausbildung: 70. — Geburtstag: 33. — Caesariat: 68 ff. — dies imperii: 31, 48. — Titulatur: 50 A. 135. — Rang: 73, 109. — Sonnentheologie: 168 f. — Münzen: 46, 52, 76, 120, 122, 186. siehe auch: Konsulat, vota. Constantius II: 28 A. 65, 30 A . 6 8 a , 144. Crispus: 69 A. 189. M. Curius Dentatus: 140. Cyzicus (Münzstätte): 65, 81 A. 233,100,102, 111 A.330, 112, 168 A.498. Dalmatien: 10, 70. Dalmatius: 139. decennalia: 28, 116, 117, 125. — 293/4: 104, 118, 126, 156, 172, 180. — 302: 73, 115, 122f., 156, 181. — Münzen: 117 f., 120, 181. Decius: 35, 36 A. 86. dies imperii: 40, 52, 115 ff. — Diocletian: 30, 31, 54 Α. 148. — Maximian: 25, 2 6 - 3 1 , 48, 53, 54 mit A. 148. — Caesaren: 48, 175. — Constantius: 48, 168. — Galerius: 31, 115 ff., 157. — Uberlagerung durch natalis imperii?: 54f. — im Festkalender: 55. — und Epiphanietag: 56, 57. — Zweite Tetrarchie: 155. (siehe auch: Tetrarchie, Rangstufen), diis genitis et deorum creatoribus: siehe Gottessohnschaft. Diocletian (Auswahl): — Herkunft, Proklamation: 10 ff., 18. — Name: 10 A. 21,16 mit A. 3 6 , 1 7 , 1 9 A. 42. — Geburtstag: 30, 32, 53ff., 123 A.369. — Senat: 18, 36. — Gesetzgebung: 42 f., 74. — Adoption Maximians: 44. — Titulatur, Ämter: 67, 79. — Münzen: 51 f., 92 mit A.272, 120, 122 f. (siehe auch: vota). — Krankheit, Tod: 29, 129 f., 131, 137,149 f.

190

Personen- und Sachregister

- Galeriusbogen: 162ff., 168f., 171, 174. vgl. ferner: Abdankung, Anciennitätsprinzip, Siegestitulatur, Tetrarchie. Diocletianspalast: siehe Spalato. Dios (Monat): 119. Dioskuren: 104, 105, 122, 163, 171. - Münzen: 120, 171 f. divino consensu: 15. dominus-Titel: 89 A. 262. Domitian: 21 A.49, 35 A. 86, 37, 45 A. 118. Domitius Alexander: 66. domus Augusta: 91 Α. 268. domus divina: 93 f., 142, 177. Doppelprinzipat: 8. Drusus: 105. Dyarchie: 6, 86, 96 A. 283. Dynastisches Prinzip: 3, 5, 16, 77, 87, 139 ff., 178 f. Elagabal: 36 A. 86, 83. Enmannsche Kaisergeschichte: 58. Epiphanie: 54 A. 148, 55, 56, 57, 58, 61, 63, 65, 80, 92. Eutropia: 94 A. 278. Ewigkeit: siehe aeternitas und perpetuitas. Fatis Victricibus (Münzlegende): 65, 81 A. 233. Fausta: 94, 141 A. 425. Faustina d. J.: 83 A.243. fautor imperii: siehe Sol. felicitas (der Tetrarchen): 1, 29, 30 mit A. 70, 31, 54, 56, 78, 92 A.273, 97, 119 mit A. 359, 134, 156, 158, 174. - (Roms): 124. — Tetrarchenrelief: 163. — Münzen: 157. Felicitas Saeculi: 114 A. 342, 118, 181 A. 7. Felicitas Temporum: 154 A.460. ferreum saeculum: 114. Festkalender: 55. — tetrarchischer: 61. Fides Militum (Münzen): 19, 20, A . 4 7 a , 100 mit A. 296. filius Augusti (Maximian): 44, 46. filii Augustorum (Constantius, Galerius): 46 A. 122, 48, 87, 94 mit 281. Fortuna: 60, 163, 174. Furius Camillus: 140. Gaia (Göttin): 163. Gaius (Caligula): 36 Α. 86, 89 Α. 263.

Galba: 8 Α. 16. Galerius (Auswahl): — bei. Laktanz: 133. — Titulatur: 35, 50 A. 135. — Proklamation: 44. — Caesariat. 68 ff. — dies imperii: 31, 48, 115 ff. — Alexanderimitation: 84. — Münzen: 46, 52, 76, 120, 122, 154 A.463 (siehe auch vota). — Demütigung durch Diocletian: 136. — Alter: 71. — Ruhesitz: 150 f. A.447. — Krankheit und Tod: 137. siehe auch: Abdankung, Konsulat, Perserfeldzug, Thessaloniki/Galeriusbogen. Gallien: 23, 40, 41, 42, 48 A. 129, 66, 70 A. 192, 83 f. siehe auch Bagauden. Gallienus: 8, 41 A.101, 48, 112 A.335, 121, 178, 181. „Gallisches Reich": 144. geminus/genuinus natalis: 24, 52 f. mit A. 144, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 6 0 - 6 2 , 92 A. 273. genius: 89 Α. 262, 170. — Inschriften: 124. — genius-Augusti-Inkonographie: 90 Α. 26, 124, Abb. 34. — genius populi: 146. — genius populi Romani (Münzen): 79 A. 226, 112, 124. — genius senatus: 146. Germanicus: 105. Geta: 35 A. 86, 83, 121. Goldenes Zeitalter: siehe aureum saeculum. Gordian III.: 13f., 20 A.49. Gorsium/Heraclea: 63. Gottesgnadentum: 90. Gottessohnschaft: 91 A.267, 112 f. Gottkaisertum: 88. Gratian: 23, 47 A. 125. Hadrian: 8, 21 A.49, 36 A.86, 81 A.233, 89 f. A. 263, 119 A. 359, 126 A.383, 157. Hannibalianus (Sohn des Constantius): 139. Heer: 136. — und Kaisererhebung: 3, 15, 92 f. — und Sonnenkult: 15. Heraclea: siehe Perinthus und Gorsium. Heraclea (Münzstätte): 102, 111 A. 329 und 330, 112.

Personen- und Sachregister Herculius: 3, 16, 23, 49 A. 129, 54, 57, 60, 62f. A. 170, 78, 80. 8 8 - 1 1 4 , 175. — keine Rangbezeichnung: 103 ff., 109. — nach 305: 177. — Münzen: 63, 80, 92 ff. Hercules: 3, 54, 81. — natales: 61 A. 166. — Gehilfe Jupiters: 39, 103, 104 (siehe auch Gigantomachie). — Taten: 64 (siehe auch Gigantomachie). — als pacator terrarum: 97, 103 A.306. — Victor: 61, 156. — auf Galeriusbogen: 165, 170, 175. — Münzen: 64, 92,120, 122 A. 367, 169, 170. — als Conservator Augg. auf Münzen: 64 f., 122 A. 367. — Hercules-Pacifer-Münzen: 108. Herodes: 137. Hofzeremoniell: 97. Homonoia: 51, 174. Honorius: 14. Iantinum (Meaux) (Münzstätte): 105 A. 312, 108.

Ianuarius (cos. 288): 23, 37. Imperator-Name: 40 A. 98 a. — Titel: 22 A. 54. Imperatorische Akklamation: 116 f. — Diocletian: 67. — Maximian: 40 mit 98 a. — Constantius: 35. — Galerius: 27, 35. Iovius: 3, 16, 54, 57, 60, 78, 80, 8 8 - 1 1 4 , 175. — Titel: 23, 54, 63 ff. — Rangbezeichnung?: 164, 165. — Ideologie: 57, 60, 64, 76, 78, 89 f. 8 8 114. — nach 305: 151, 177. — Münzen: 63, 80, 92 ff. — Panegyrici: 102 ff. — Iovi Augustorum (Münzlegende): 101 mit A. 299. Isis: 163, 174. Iulia (Tochter des Augustus): 68. — Domna (Gattin des Septimius Severus): 83 A. 243. Iulianus Apostata: 1, 18. Iulius Constantius (Sohn des Constantius Chlorus): 139. M. Iunius Maximus (cos. 286): 36.

191

Jupiter: 3, 19, 20 mit A . 4 7 a , 30, 54, 62, 81, 165. — Ahnherr der Iovier und Herculier: 47, 95, 100, 101, 112, 124 f., 170. — summus pater: 124 f. — auctor imperii (Maximians 307): 98 f. — rector caeli: 97, 103 A.305. - i m Gigantenkampf: 39, 90 A.263, 103, 104, 105 A. 312, 108 mit A.325, 169 A. 503. — Optimus Maximus: 89 A. 263. — Fünfsäulendenkmal: 124, 170. — Galeriusbogen (Opferszene): 175. Tetrarchenrelief: 162. — Conservator: 155, 170 Α. 505. Münzen: 10 mit A.43, 65, 100, 108, 122 A. 367. — Fulgeratori (Münzen): 90 A. 263, 108 A. 325. — und Hercules als parentes der Kaiser: 58. — und Hercules auf Münzen: 20 A . 4 7 a , 64, 70 A. 192, 123 A.369, 169, Abb. 9, 12. — als comites/conservatores Augusti: 89. Taten: 61. Kalender des Polemius Silvius: 56. — syro-makedonischer: 119. — von Dura Europos: 59. — von 354: 81, 83 A.241. — von Theveste: 83 A. 240. (siehe auch: Feriale Duranum, Stellenregister). Karthago (Münzstätte): 62, 118, 120, 168 A. 498. Kinderkaiser: 42. Konsulat: 35 A. 86. — Diocletian: 67, 79. 304: 29, 31. 308: 143. — Maximian: 26, 35, 51, 63, 108, 115. — Constantius: 37. — Galerius: 37, 115. Kooptation: 3, 94. Koptos (ägypt. Revolte). 70. Kronosfest von Durostorum; 119. Kronos-Saturn: siehe Saturn. Laelianus (gallischer Gegenkaiser): 46. liberalitas: 104. liberator-Motiv: 17 mit A. 38. Licinianus (Sohn des Licinius): 69 A. 189.

192

Personen- und Sachregister

Licinius: 36 A. 86, 47, 74, 86, 93, 131, 132 A. 394, 138, 143, 161, 177 f. Lucius Verus: 8, 23, 36 A. 86, 47, 66, 84, 86, 115, 157. lux aeterna: 57, 124, 172. Luxor (Lagerheiligtum): 92 A. 272. - Tetrarchenheiligtum: 170 A.507. Lyon: 82 A. 239. - Münzstätte: 26, 64, 76, 79, 80, 102, 108, 110 A.329, 111 A.329, 112 A.332, 117, 127. Macomades (Numidien): 160, 175 f. Magnentius: 144. maiestas: 7, 39. Mailand: 40f., 43, 51, 70 mit A. 192, 71, 72, 78, 138 mit A.417. Manichäer-Edikt: 75. Marc Aurel: 8, 23, 35 A. 86, 41, 47, 66 ff., 83 A. 243, 86, 114 f., 142, 157, 178. Marcellus (Neffe des Augustus): 140. Marius (gallischer Gegenkaiser): 46. Mars: 81, 164. - Schutzgott der Caesares: 165, 168, 169. - Pater: 155. Victor: 81. - Propugnator: 122 A. 367. - feriae Martis/natalis Martis: 81. - Fünfsäulendenkmal: 124. - Tetrarchenrelief: 163, 171. - Galeriusbogen: 168, 169. - Münzen: 168, 169. mater castrorum: 83 A. 243. Mauretania: 183. Maxentius: 17 A . 3 6 , 58, 73 A . 2 0 3 , 77 f., 79 A. 226, 86 f., 94, 105, 132, 134, 137, 139 ff., 145 A. 431, 152. Maximian (Auswahl): - Name: 16 f., 44 mit A. 113. - Ehefrauen: 93 f. A. 278. - Alter: 45. - Geburtstag: 53 — 57, 60 f. - bei Laktanz: 132 f. - Caesariat: 22 f., 25 ff., 32, 34, 37, 39, 41, 42 A. 102, 116 mit A.349. - Staatsrechtliche Stellung: 104. - Itinerar: 43 A. 104, 72 A. 200. - Gesetzgebung: 42 f., 74. - dies imperii: 2 6 - 3 1 , 48, 53f. mit A. 148. - tribuniciae potestates: 26 f. - Titulatur: 40 f., 45, 51. - Münzen: 21, 41, 4 4 - 4 6 , 51 f., 59, 64, 79, 92, 122 f., 167.

- Tod: 133. - Eid: siehe Abdankung. siehe auch: Bagauden, Konsulat, vota. Maximinus Daia: 35 A. 86, 46 A. 122, 73 f., 86, 94, 137 f., 147 A.437, 155 f., 177. - Thrax: 49 A . 1 3 1 . Maximus (Sohn des Maximinus Thrax): 49 A.131. Mithras-Kult: 107, 164. Monarchie: 6 f. Narses: 66, 71. natalis imperatoris: 24, 52— 60. - purpurae: 56 (siehe auch: dies imperii und geminus/genuinus/natalis. Nero: 36 A. 86, 68, 105. Nerva: 8, 26, 36 A . 8 6 , 46, 81 A.233, 139, 149. Nicaea (Iznik): 168. Nike (Münzen): 70 A. 192. Nikomedia: 10, 29, 38, 41, 43, 44, 66, 126, 132, 149. - Erhebung des Galerius: 44, 72 ff., 78. - Jupiterstatue: 44. - Palastbrand: 134. - Münzstätte: 46, 76, 112, 123 A. 369, 155 mit A. 466, 156 A . 4 6 7 , 168 A.498. Abb. 38. Nimbus: 39. numen: 60f., 88 A.261, 90 mit A . 2 6 5 , 97, 98, 107. Numerianus: 11 ff., 17, 35, 48, 50, 51 A. 137, 84. nuncupatio: 66. Octavia (Tochter des Claudius): 68. Octavian: siehe Augustus. Odoaker: 144. Oikumene: 174. orbis terrarum: 112, 163. Oriens: 173. ortus Caesaris: 39, 54, 57, 60, 80, 158. Otho: 36 A. 86. pacator gentium: 172. - terrarum: 97, 102, 103 A. 306 (siehe auch: Hercules). parens ac tutor principis- 14. pater patriae: 66. Patrimonium indivisum: 7. pax aeterna: 122 A.367. pax Augustorum: 76.

Personen- und Sachregister Perinthus/Heraclea: 63. perpetuitas: 85 f. mit A. 253. Perser: 107, 126, 167. — -feldzug: 4, 10, 12 A.26, 84, 136, 159 f., 167, 169, 170, 172. auf Spieltafel: 172 A. 519. — römisch-persische Beziehungen: 71 mit A. 198, 72 mit A. 199, 84. — Persertriumph (Rom 303): 147. — Galeriusbogen: 173. — Triumphalreliefs der Sassanidenkönige: 13. Persien: 70. — in der astrologischen Geographie: 81 f. Pertinax: 16, 80 A.231. Pescennius Niger: 82 A. 240, 83 A. 240. Philippopolis: 74, 75. Philippus Arabs: 14, 49 Α. 131, 69 Α. 189, 94 Α. 278. pietas: 54, 56, 174, 182. — Münzen: 157. Planetengötter: 174. poliuchos (Diocletian/Sarapis): 171. Pompeus Donatus: 125 A.378. pontifex maximus: 47, 66. Porphyrstatuen der Tetrarchen: 1. Postumus (gallischer Gegenkaiser): 64, 81 A. 234, 89 A. 263, 101, 117 A.351. potestas communis: 6. Praesidia Rei Publicae (Münzen): 85. Prätorianerpräfekt: 10 A.21, 70, 71, 138. Preisedikt: 27 A. 61, 33 A. 78, 89 A. 262, 116 A. 349. princeps iuventutis: 46 A. 122, 47, 86 mit A. 256. princeps legibus solutus: 69. principes mundi: 163. Prisca (Ehefrau Diocletians): 132 A. 396. Probus: 16, 18 f., 89 A.263, 180 f. profectio: 146 f. Providentia Augustorum: 176. — Münzen: 46, 93, 111 A.329, 112. Providentia deorum: 16, 81, 84, 112 A. 332, 150, 167, 176. — Münzen: 76 mit A.217, 80 A.231, 89f. A.263, 93, 111 A.329, 118. providentia-Prägungen: 81 A. 233, 83 A. 243, 157. Pupienus: 47. quies Augustorum: 152 A. 451. Quinquegentiani: 66.

193

quinquennalia — Probus: 181. — Maximian: 53. — Caesares297: 73, 80,115, 116, 117 A.351, 120, 121, 156, 181, 182. Münzen: 198. — Maxentius: 134. rector orbis: siehe Sol. Regierungsjubiläen: siehe vota. res publica (restituta): 15, 16, 68. restitutio (einer Region): 163, 165, 167, 173. restitutor orbis terrarum (Münzen): 119 A. 359. Rom: 17, 18, 64, 118. — Gründung: 123 f. — symbolische Reichshauptstadt: 126. — aedes Concordiae Augustae: 123. — Ära Pietatis Augustae (Kapitol): 181. — Arcus Claudii: 181. — Arcus Novus: 121, 172, 173, 175, 180— 183. — Constantinsbogen: 176. — Forum: 123 f. — — Decennalienbasis: 169, 173. Fünfsäulendenkmal: 44 A. 111, 73 A. 205, 79 A. 226, 90 A.265, 123 ff., 170, 176, 180, 181. — genius-populi-Romani-Heiligtum: 123. — kapitolinischer Tempel: 145, 147 f. — Diocletians Rombesuch: 18, 126 mit A. 380, 134, 145. — Maximians Rombesuch: 145. — Vicennalienfeiern 303: 28, 29, 122 f., 126. - M ü n z s t ä t t e : 64, l l l f . mit A.330, 117, 120, 123 A. 369. Roma (Göttin): 124, 146 f., 169, 173. — Aeterna (Münzen): 118. Romula (Mutter des Galerius): 151. Romulus: 123. — Augustulus: 144. Saeculares Augusti (Münzen): 118. Sallustius (cos. 363): 18. Saloninus (Sohn des Gallienus): 8, 178. Salus Augustorum (Münzen): 122 A. 367. „Samtherrschaft": 66, 85, 109. Sarapis: 124, 169-171. — Tetrarchenrelief: 163, 174. Sassaniden: siehe Perser. Saturn-Kronos: 119. Saturnia regna: 114.

194

Personen- und Sachregister

Scipio Africanus: 42 A. 102. Securitas Augustorum (Münzen): 122 A. 367. Senat: 17 f., 36, 83 A.240. — Kaisemominierung: 3. — Anerkennung der Kaiser: 18. — Proklamation des Septimius Severus: 82. Senatoren: 16. Senatorische Ideologie: 18. Senior Augustus: 89 Α. 262, 94, 99,150,151, 152 mit Α. 451. Septimius Severus: 16, 34, 46 A. 122, 47 A. 123 und 124, 82 ff., 124, 144, 147 A. 439, 171. Serdica: 161, 162. — Münzstätte: 161. Severus (Fl. Valerius Severus): 35 f. A. 86, 50 A. 134, 73, 93, 111, 136 ff., 154, 156. — Alexander: 17, 20 A.49, 35 A.36, 57, 83. Shapur: 13. Siegestitulatur: 37, 40, 82, 103 A. 306, 135 A. 405, 167. — Britannicus maximus: 37 A. 91. — Germanicus maximus: 40. — Persicus maximus: 13. — Sarmaticus maximus: 37. 40. Sirmium: 21, 70 A. 192, 72 f. mit A. 205, 75, 150 A.447, 161. Siscia (Münzstätte): 19, 20, 4*6 A. 122, 76, 85, 98, 110 mit A.296, 101, 102, 111 A.300, 154, Abb. 37. Sittius Frontinianus: 125 A. 378. Sol: 15, 16,19, 60,119, 122 Α. 367,124,156. — Münzen: 92, 168 f. mit A.498, 169. — Sol-Saturnfest: 28. Spalato (Split) (Diocletianspalast): 105, 150 f. — Haupttor: 170. — Jupitertempel: 104, 169. Stilicho: 14. Tacitus (Kaiser). 35 A. 86. Terminalia: 31. Tetrarchie: — tetrarchisches Konzept: 11, 15, 34, 49, 67, 77, 109, 112, 120, 130 f., 143, 175. moderne Forschung: 2—5. — — Vorläufer: 8. — — dies imperii der Caesares: 80 ff. — — militärisches Programm: 83 f. — — politisch-sakrales Programm: 124. 10-J ahres-Rhy thmus: 152, 153, 155. — — ewiger Wechsel: 174. — — Veränderungen 308: 177 f.

— Ideologie: 170. — Schutzgötter: 81 (siehe auch: Jupiter, Herkules, Mars, Sol). — Symmetrie: 115 ff. — Kollegialität: 8, 66, 102, 109. — — Angleichung im Porträt: 127. — — und Monarchie: 6 f. — — Siegestitulaturen: 37, 40. — Titulatur: 41, 45, 51, 50 A. 135, 85. Angleichung: 28, 127. — Heiratspolitik: 93 f. A.278, 139, 141. — Ausschluß der leiblichen Söhne: 139 ff. — Zwillingscharakter der Augusti/Caesares: 120 f. — Beziehungen zwischen den Augusti: 44 f. Discordia?: 77 f., 165. — Rangordnung/Hierarchisierung: 73, 95ff., 104, 109, 164. — Tetrarchenbögen: 160 (siehe auch zum betreffenden Denkmal). — Tetrarchengruppen: 1, 105, 127, 166. - Z w e i t e Tetrarchie: 92 A.272, 95, 111 A. 330, 126, 128 ff., 155. Einrichtung: 2. — — absolutistische Tendenzen: 164. — — und Galeriusbogen: 174 f. — Dritte Tetrarchie: 92 A.272, 156. Tetricus (gallischer Gegenkaiser): 144. Theodosius I.: 43 A. 125, 141, 165. Theodora: 68 A. 181, 70, 139. Theokratie: 3, 67. — und christlicher Widerstand: 113. Thessalonike: 140 A.423, 160, 161 f. — Galeriusbogen: 4, 81, 84, 92, 98,105, 109, 124, 130, 140 A.423, 158, 159ff. — — Opferszene: 174 f. Tetrarchenrelief: 162 ff., Abb. 39. — — — östliche Gottheiten: 174. — Galeriuspalast und -mausoleum: 162. — Münzstätte: 160 f. Tiberius: 68, 76 Α. 217, 83. Ticinum: 18. - M ü n z s t ä t t e : 64, 111 A.330, 120, 123 A. 369, 155 A. 466. Timesitheus: 14. Titus: 45 A. 118. Trajan: 21 A.49, 26, 36 A.86, 45f., 83f., 89 A. 263, 119 A. 359, 139, 149, 157. Triarchie: 77. tribunicia potestas: 26, 27, 34, 67, 116 ff. tricennalia: 123, 125. Trier: 150, 161, 172.

Personen- und Sachregister - Münzstätte: 76, 87 A. 258, 108 A. 325,110 A. 329, 117, 120, 122, 123 mit A.369, 154 A. 460, 156 A. 467, 167, 168 A.498, 172. Tripolis (Münzstätte): 64, 100. Triumphalsymbolik: 126. Triumphaltrabea: 39. Triumphbögen: 121. 125 mit A.378. triumphi ornamenta: 40. Tyche: siehe Fortuna. Tyrannentopik: 134. urbs aeterna: 124. Usurpationen: 3, 11, 14, 42, 46, 48, 65 f., 71, 144. utilitas publica: 142 A. 427 a. Valens: 23, 47. Valentinian I.: 23, 41, 47. Valentinian II.: 66. Valeria (Provinz): 94 A. 278. Valeria (Tochter Diocletians): 71, 132, 139. — Maximilia (Tochter des Galerius): 141 f. Valerian: 8, 50 Α. 134, 83, 178. — iunior: 8, 178. Valerius (Gentiliz): 16, 44, 69, 141. — Romulus (Sohn des Maxentius): 142. Venus: 180. Vespasian: 45 Α. 118, 81 Α. 233. Vetranio (Usurpator): 144. Vettius Aquilinius (cos. 286): 36. vicennalia: 28, 29, 31, 62, 123, 125, 126, 136 A. 410, 154 f., 161. - von 303: 116,119,122,145,147,156,173, 175, 180, 181. und Einweihung des Galeriusbogens: 159 f. Triumphzug in Rom: 173. symbolischer Abdankungszeitraum: 179. - Galerius: 73, 115, 154 A.463, 157.

195

- M ü n z e n : 147f., 151, 155 A.466, 169 A. 498. Victoria: 124, 163, 165, 169, 173, 174. — Münzen: 19, 20, A . 4 7 a , 63, 92, 100 mit A. 296, 101 mit A.299, 102 mit A.300. 111, 123 A.369. Victoria Augustorum (Münzen): 101, 102. Victoria Sarmatica (Münzen): 112. M. Vipsanius Agrippa: 139. Virtus: 56, 57 f., 92. — göttliche virtutes (der Herrscher): 60, 90, 91 A. 267. Virtus (Göttin): 170. — Darstellung auf Galeriusbogen: 168, 169. Tetrarchenrelief: 169, 170 f. virtus (der Augusti): 97, 102, 104, 107. — virtus Iovi(i) Caesaris/Herculi(i) Caesaris: 122 A. 367. — Virtus Augustorum (Münzen): 64, 108, 170. — Virtus Militum (Münzen): 20 A. 47 a, 111 A. 329, 112. — Virtus Herculis (Münzen): 65. Vitellius: 36 A. 86, 144. Volusianus: 36 A. 86. vota: 120 ff., 160, 179, 180. — Feiern: 33, 35 A. 14, 117 A. 351 und 352, 188 mit A. 354, 119 mit A.359, 152, 182. und Abdankung: 156. — Inschrift auf Arcus Novus: 180. auf Galeriusbogen: 160, 161, 173. — und ihre Götter: 174. — dezimale Symmetrie: 121 — 126, 179. — Münzen: 105, 111 A.330, 112 A.367, 120 mit A. 361 und 363, 151, 155, 169, 175, 180. Zeus: 119, 172 (siehe auch Jupiter). Zodiakus: siehe Astrologie.

Stellenregister a) literarische Quellen Act. SS., Sept. VI p. 345: 38 Anm. 96 Ambr. Exam. V 52 D: 144 Anm. 429 Ammian. XIV 11,10: 41, 86f. XVI 10, 20: 28 Anm. 65, 30 Anm. 68 a XXIII 1,1: 18 XXVI 4,3: 23 XXVI 5,2: 23 XXVII 6, 16: 22 Anm. 53, 23 XXX 10, 4 - 6 : 66 Anonymus post Dionem FHG IV p. 197 (Dio Cassius ed. vain III p. 147 Nr. 178): 93 FHG IV p. 198 (Dio Cassius ed. vain III p. 747 Nr. 180): 84. FHG IV p. 198 (Dio Cassius ed. vain III p. 747 Nr. 181): 15 FHG IV p. 198 (Dio Cassius ed. vain III p. 748 Nr. 186): 128

BoisseBoisseBoisseBoisse-

App. 1.4: 134 Anm. 403. Arist. Pol III 4, 1277 a, 23 ff.: 144 Anm. 429 Aur. Vict. Caes. 35,4 f.: 144 38,3: 10 Anm. 19 38,6-39,1: 10 Anm. 19 39, 1.8: 178 39,4: 89 Anm. 262 39,8: 89 Anm. 262 39,11 f.: 11 Anm. 23 39,13: 15 39,16: 21 39,17f.: 22 Anm. 53 39,18: 63 39,21-24: 69 39,24f.: 68 39,25: 68, 139 39,26: 12 Anm. 25. 39,27: 179 39,29: 80, 106 39,36: 85, 106 •

39,40: 48 f. Anm. 129 39,46-48: 129 39,48: 22, 27, 81, 143, 145, 151, 153 Anm. 455 40,2: 135 Aur. Epit. de Caes. 35,7: 144 38,2: 14 3 8 , 2 - 5 : 10 Anm. 19 38,7 f.: 11 Anm. 23 38,8-39,1: 10 Anm. 19 39,1: 17, 153 Anm. 455 39,2: 68 39,5: 129 39,7: 10 Anm. 21, 149. 151 40,10: 150 Anm. 447 40,11: 45, 149 Anm. 445 40,14: 141 Anm. 425 40,16 f.: 164 41,2: 135 41,4: 69 Anm. 189 Ausonius XXII (13) 5 2 - 6 8 : 8 Cass. Dio LIII 17,1: 6 LX 33,2: 68 LXV 17,1 f.: 144 LXXII 36,4: 114 LXXIII (74) 17,2: 144 LXXIV (73) 13,5: 82 f. Anm. 240; 15,2: 82 f. Anm. 240 LXVIII 3,4: 149 Chron. Alex. 1 p. 511 Bonn: 22 Anm. 53 Chron. Gall.: siehe Chron. Min. I p. 634 Chron. Min. I p. 148: 11 Anm. 23, 13, 38 Anm. 95, 121, 148, 153, 180 p. 229 ( = Cons. Const, ad. a. 286): 22 Anm. 53, 24, 32 f. p. 229 f. ( = Chron. Pasch, ad. a. 287): 22 Anm. 53, 23, 44 Anm. 110 p. 230 ( = Cons. Const, ad. a. 291): 69

197

Stellenregister p. 230 ( = Chron. Pasch, ad. a. 293): 69, 72 f. p. 232 ( = Cons. Const, ad. a. 317 & Chron. Pasch, ad. a. 317): 69 Anm. 189 p. 299 ( = Chron. Pasch, ad. a. 284): 10 Anm. 20 f. p. 634 (Chron. Gall. ν. 511): 153 Chron. Min. II p. 465 ( = Isid. iun.): 153 p. 500 ( = Pseudosid.): 153 Chron. Min. III p. 294: 153 p. 421 f.: 153 p. 436: 153 Anm. 456 p. 454: 153 Chron. Pasch.: siehe Chron. Min. Cie. Att. I 17,3: 62 Anm. 167

18,2: 14 19,2: 10 Anm. 19 20, 1 - 2 : 10 Anm. 19 20,2: 11 Anm. 23 20,3: 22 Anm. 53, 38 22,1: 22 f., 23 Anm. 55, 38. 48 Anm. 128, 66, 68 f., 139 Anm. 421a 22,2: 48 f. Anm. 129 26: 89 Anm. 262 26,1: 178 Anm. 533 a 27,1: 79 Anm. 226, 128, 151 27,2: 145, 147, 151 28: 151 Eutr. X 1,3: 178 Anm. 533 a 2,1: 138 Anm. 417 3 . 1 - 2 : 133

Numesian Cyneg. 53f. 71—75: 13

Exc. Val. I 1,1: 139 Anm. 421 a, 153 Anm. 456 2 . 2 - 4 : 135 3,7: 141 Anm. 425 3,8: 161 4,9: 137 37 f.: 144

Dion. Chrys. or. I 84: 89 Anm. 262

Herodian II 12,5: 144

Eus. h. e. VIII 4,2.4: 134 6,6: 134 Anm. 402 13,9-11: 153 13,10: 156 Anm. 468 13,11: 129, 134 14,1: 132 app. 3: 129 man. Pal. 1,5: 10 Anm. 20 2,4: 10 Anm. 20 vit. Const. I 1,1: 106 Anm. 317 14,1: 42 Anm. 104, 106 18,1: 106 Anm. 317, 129 Anm. 387, 156 Anm. 468 20 f.: 93 Anm. 276 24: 93 Anm. 276 57: 134 Anm. 403

Hier. ad. ad. ad. ad.

Cons. Const.: siehe Chron. Min. Const, or. ad. coet. sanet. 25: 129 25, 1 - 2 : 134 f. 25,2: 134 Anm. 402, 136 Anm. 411

Eutr. VIII 5,3: 83 Anm. 242 9,2: 8 Eutr. IX 7,2: 138 Anm. 417 13: 144 18,1-2: 10 Anm. 19

Chron. a. 287 (p. 225 Helm): 22 Anm. 53, 23 a. 289/92 (p. 255 f. Helm): 69 a. 296 (p. 226 Helm): 89 Anm. 262 a. 304 (p. 227 Helm): 147 Anm. 437

Isid. iun.: siehe Chron. Min. II p. 465 Itin. Anton. 136,4-140,2: 75 Anm. 210 Iul. Caes. 315: 1 315 B: 128 or. I 5: 106 1,26: 144 1,30 f.: 144 2,76: 144 Joh. Ant. fr. 163 (FHG IV p. 601): 10 Anm. 21, 11 Anm. 23 fr. 164 (FHG IV p. 601): 49 Anm. 129 fr. 167 (FHG IV p. 601): 129 Anm. 386 fr. 167,2 (FHG IV p. 602): 129 Jord. Rom. ad. a. 302 (MGH, AA V p. 38 f.): 147 Anm. 437 Lact. inst. V 7,1 f.: 113

198

Stellenregister

5,9-6,13: 113 6,13-7,2: 114 7,1 f.: 113 8,16: 113 Lact. mort. pers. 1 , 8 - 9 : 136 I,52: 136 7,1: 135 Anm. 404 7,2: 7, 136 7 , 2 - 7 : 133 7,10: 44 Anm. 111, 126 8,1: 45 Anm. 115, 79, 88 8,2: 146 Anm. 436, 136 8,5: 113 8,6: 30 Anm. 70 9,6: 136 9,7: 136 9,8: 87 Anm. 260, 133 9,9: 165 9,10: 85 Anm. 253 9,11: 17, 30 Anm. 70, 137 10,1: 81 10,5 f.: 135 Anm. 404 II,8: 135 Anm. 404 12,1: 31 14,1 ff.: 135 Anm. 404 14,2.6: 134 14,3: 178 17-18,1: 28 ff. 17,1: 10 Anm. 20, 30 Anm. 70, 119 Anm. 359, 137 1 7 , 1 - 3 : 28 Anm. 65f. 17,3: 134, 149 17,4-18,7: 129 17,8: 115 17,9: 32 18: 136 18,1: 32, 84 Anm. 245 a, 136 Anm. 410, 147 Anm. 437 1 8 , 1 - 7 : 128 18,2: 139 18,3: 151 18,4: 85 Anm. 253, 86 18,5: 2 18,9: 132, 141 Anm. 425 18,10: 132, 141 Anm. 425 18,11: 142 18,11-19,5: 137 18,12: 137 f. 18,14: 137 19,1: 139, 156 Anm. 468 19,2: 15 Anm. 33, 44 Anm. 111, 69, 73 Anm. 205

19,3: 129 1 9 , 4 - 5 : 137 19,5: 17, 151 19,6: 137 20,1: 73 Anm. 203, 138 20,3: 47 20,4: 2, 156 f. 21,2: 133 2 4 , 3 - 9 : 135 24,4: 136 25,2: 137 25,5: 73 Anm. 203, 85 Anm. 253 26,1: 145 26,4: 86 26,6: 141 Anm. 425 26,7: 73 Anm. 203 26,10: 138 27,2: 133 27,3: 126, 147 Anm. 437 27,4: 141 Anm. 425 2 8 - 3 0 : 133 28,1: 73 Anm. 203 29,2: 152 30,6: 24, 148 Anm. 442, 153 f. 32,3 f.: 73 Anm. 203 32,5: 86 35,1: 27 Anm. 61 35,4: 27 Anm. 61, 69, 115 39,1: 142 42,3: 153 44,7: 58 44,11: 73 Anm. 203 4 6 , 8 - 9 : 58 47,7: 74 52,1: 131 52,3: 88, 113 f. Lib. or. IV 61,5 p. 331 Förster: 90 XIX 45 ff.: 17 Macarius Magnes VI 20 ed. Blondel p. 199: 6 Macr. sat. I 15,15: 30 Mal. p. p. p. p.

XII 308, 1 5 - 1 7 74 Bonn: 148 306 Bonn: 22 Anm. 53, 23 310 Bonn: 92 Anm. 272 506 Bonn: 22 Anm. 53, 23, 44 Anm. 112

Chronik von Seert (ed. A. Scher, PO IV 3, Nr. 17, Teil 1, 1981, S. 239): 12 Anm. 26

Stellenregister Oros. VII 25,2: 139 Anm. 421 a 2 5 , 2 - 5 : 23 25,6: 48 Anm. 129 26,5-6: 1 26,6: 6 Paianios IX 20,3: 23 Anm. 55 Pan. Lat. I: siehe Plin. Pan. Pan. Lat. II (12) 16,4: 141 45,3: 141 Pan. Lat. IV (10) 1,1: 69 Anm. 189 2 , 2 - 3 : 69 Anm. 189, 118 Anm. 356 3 6 , 2 - 5 : 141 38,2: 69 Anm. 189, 117 Anm. 352 Pan. Lat. V (8) 13,2: 117 Anm. 352 Pan. Lat. VI (7) 1,4: 98 Anm. 290 2,1: 98 2,3: 58 f., 61 Anm. 166 2 . 1 - 5 : 141 2,5: 98 3,1: 141 4,2: 141 7,5: 135 15,2: 45 15,4: 99, 151 1 5 , 4 - 6 : 128, 145, 148 f. 15,6: 9, 22 Anm. 53, 45, 59 f. Pan. Lat. VII (6) 1,1: 60, 85 Anm. 253 2,1: 85 Anm. 253, 99 2,2: 140 2 . 2 - 5 : 141 3,1: 85 3 , 2 - 3 : 94, 99 3,3: 47, 68 Anm. 181 4: 85 Anm. 253 5,3: 99, 137, 141 6 . 1 - 2 : 141 Anm. 425 7 . 6 - 7 : 45 8 . 2 - 3 : 91 8,3: 38 ff. 8 . 7 - 8 : 145 ff. 8,7-9,2: 145, 148 f. 8,8: 24, 153 Anm. 458 9,2: 24, 128, 149 9 . 2 - 6 : 149 f. 9 . 3 - 5 : 128 9,5: 45

199

9,6: 7, 153 10,1: 24, 153 10,5: 151 f. 11,2: 45 11,4: 99 11,6: 24, 153 12,2: 151 12,4: 90, 152 12,6: 98 f. 13.3-14,5: 99 13,4: 94 14,1 ff.: 97 14,4: 94 14,7: 141, 182 Pan. Lat. VIII (4) 1,3: 68 Anm. 181 1,5: 98 2 , 1 - 2 : 60 2,2: 60

2 , 2 - 3 : 69, 80 2,5: 60 3,1: 60, 69, 80, 86 Anm. 253, 115 3 . 2 - 3 : 72, 81 4,1: 104, 163 Anm. 483 4,2: 80 4,4: 182 Anm. 15 a 5: 68 Anm. 181 5,4: 98 6,1 ff.: 84 Anm. 244 8 . 3 - 4 : 60 13,2: 68 Anm. 181, 98 15,2: 85 19,1: 98, 172 f. 19.4-20,1: 141 Pan. Lat. IX (5) 4,1: 85 Anm. 253 6,1: 46 8,1: 88, 91, 106 8 , 1 - 2 : 90 Anm. 265 8,3: 88 Anm. 261 10,2: 88, 95 14,1: 62 15,1: 62 15,2: 61 f., 85 Anm. 253 15,3: 95 16,2: 96 16,4: 86 Anm. 253 17,5: 85 f. Anm. 253 18,4: 72 Anm. 199 18,5: 114 21,2: 108, 183 Pan. Lat. X (2) Iff.: 65 Anm. 179, 96 Anm. 284, 103f., 123

200

Stellenregister

1,1: 98 I,3: 99 2: 99 2,1: 92 2,3: 60, 90 2 , 4 - 5 : 107 f. 3,1: 90 Anm. 265, 99, 103 3 , 1 - 3 : 22 Anm. 53 3,2: 22 Anm. 53, 99 3,3: 99, 103 Anm. 307 3 , 3 - 4 : 38f., 108f. 4,1: 99, 103 Anm. 307, 107 4 . 1 - 4 : 22 Anm. 53 4,2: 95, 103 5,1: 40 5 , 3 - 5 : 40 6 , 3 - 4 : 108 7 . 2 - 4 : 107 7,5: 107 7,6: 103 8,6: 104, 108 Anm. 325 9,3: 108 Anm. 325 9,3 f.: 104, 107 9,5: 104, 127 10,1: 163 10,7: 71 II,1: 51, 107 11,2: 6 f., 98 11,4: 68 Anm. 181 1 1 , 6 - 7 : 96 f. 13,3: 64 13,4-5: 98 14,1: 16, 77 14,1-2: 140 14,4: 147 Pan. Lat. XI (3) 1,1: 55, 65 Anm. 179, 96 Anm. 284, 22 Anm. 53, 52 f., 56 f., 117 Anm. 351 1,3: 116, 117 Anm. 351 2,1: 61 Anm. 166 2,1 f.: 56 2 . 1 - 4 : 22 Anm. 53, 54 2,2: 25 Anm. 58, 52 f., 56 f., 62 2,3: 58, 60 2 . 3 - 4 : 90 Anm. 265, 91 3 . 2 - 8 : 58 3,2: 22 Anm. 53, 54, 95, 103 Anm. 107, 107 3,3: 95, 99 3,4: 103 Anm. 307 3,6: 103 Anm. 307 3,8: 57

3 , 8 - 9 : 56 4 , 1 - 4 : 107 5: 90 Anm. 265 5,5: 71 6,3: 7, 104 7: 22 Anm. 53 7,1: 168 7,1 f.: 40 7,3: 168 7 , 3 - 5 : 107 7,5: 45 Anm. 115, 104 7 , 6 - 7 : 10 Anm. 21, 149 Anm. 445 7,7: 53 Anm. 146, 104 8 , 1 - 2 : 42 Anm. 102 10,5: 92 11.1-2: 97f. 14,2: 95, 163 Anm. 483 14,4: 96 1 5 . 2 - 4 : 114 19,1: 52 f., 55, 56 f., 60 1 9 , 1 - 3 : 56 f. 19,2 f.: 57 19,2: 92 Anm. 273 19,3: 52f., 56 f., 62 19,4: 141 Pan. Lat. XII (9) 1,1: 98 Anm. 290 16,2: 58 Passio Acannensium Martyrum (MGH, Script, rer. Merov. III p. 20 ff.): 38 Anm. 96 Passio Marcelli Recensio Μ 1,1: 22 Anm. 53, 24, 52 f. Μ 2,1: 22 Anm. 53, 24, 52 f. Ν 2,1: 22 Anm. 53, 24, 52 f., 54, 56 Ν 3: 54, 56 Ν 3,1: 62 Plin. Pan. 57: 149, 37 Porphyrios bei Macarius Magnes: siehe dort Prax. I 2 (FHG II 948 Nr. 219): 135 Pseudoisid.: siehe Chron. Min. II p. 500 Schol. luv. 8, 215: 68 Anm. 185 Sen. dial. 6,15: 91 Anm. 269 SHA Ael 2,2: 86 Ael 2,5: 163 Anm. 483 AS 50,2: 106 Anm. 318 C 1,2: 105 Car. 7,1: 42 Car. 8 , 2 - 7 : 10 Anm. 19, 12 Anm. 26

Stellen register Car. 9,3: 85 Car. 1 2 , 1 - 1 3 , 2 : 10 Anm. 19 Car. 13,1: 10 Anm. 21, 15 Car. 15,1: 15 Anm. 30 Car. 16,2: 42 Car. 18,3: 83 f. Car. 18,4: 1, 18, 163 Anm. 483 DI 6,9: 144 Η 47: 58 Hel. 35,4: 114 MA 13,6: 163 Anm. 483 Ρ 15,5: 58 Pr. 11,2: 163 Anm. 483 Τ 2 4 , 2 - 5 : 144 Sil. Ital. 3,625: 91 Anm. 269 Stat. Silv. I 1,74: 91 Anm. 269 IV 3, 139: 91 Anm. 269 Suet. Claud. 46: 35 Anm. 86 Vit. 15,2: 144 Tert. adv. Praxean 2: 7 Anm. 13 Them, or

201

11,34 ff.: 144 VI 76 a—b: 47 XIV 182 b - 1 8 3 a: 47 Theophan Chron. a. 5780 (I p. 8 Bonn): 22 Anm. 53 Verg. Aen. 9,642: 91 Anm. 269 eel. 3,60: 97 Zon. XII 13,7: 144 21: 16

3 0 - 3 1 : 10 Anm. 19 31: 22 Anm. 53, 23, 147 Anm. 437 32: 129 Anm. 386 Zos. I 73,2: 10 Anm. 21 73,3: 11 Anm. 23 II 2,44: 144 8,2 ff.: 135 10,5: 128 f. 20,2: 69 Anm. 189 30: 30

b) Rechtsquellen Cod. lust. II 17 (18) 3: 74 f. II 28 (30) 1: 43 II 31 (32) 2: 43 II 52 (53) 4: 74 f. III 28,18: 43 III 29,4: 43 IV 21,6: 43 f. IV 24,9: 72 Anm. 200 V 24,1: 74 V 52,2: 13 VI 8,1: 72 Anm. 200 VI 5 9 , 1 - 1 0 : 75 VI 59,2: 43, 74

Cod. Theod. II 8,8: 62 Anm. 167 II 8,25: 56 Anm. 156 VI 26,11: 56 VI 26,17: 56 Dig. 23,2,17,1: 68 Frag. Vat. 282: 43 284: 63 Anm. 172 Gaius I 61: 68

c) Papyri BGU III 922: 49 f. IV 1090: 49 f. IV 1090 Z. 34: 28 Anm. 64 VII 1611: 35 Feriale Duranum col I Z. 1 9 - 2 0 : 81 col I Z. 2 3 - 2 9 : 83 Anm. 240

col II Z. 1 0 - 1 1 : 82 col II Z. 18 f.: 35 Anm. 86 Papyrus Beatty v. Panopolis (ed. T. C. Skeat 2, 1 6 2 - 1 6 3 . 260 - 261): 10 Anm. 20 PArgent 480, 1 verso Z. 15 f.: 169 PCorn 12: 50 PLond 710 = PGren 1170 = Mitteis, Chrest. 191: 44 f.

202

Stellenregister

PMichael 28: 17 Anm. 36 POslo III 86: 94 - Z. 7: 46 Anm. 122 POxy I 55: 35 X 1260: 28 Anm. 63 XII 1574 = BLI 393: 69 Anm. 189 XVIII 2187 Z. 21: 122 XLII 3055: 16 f. LV: 50 PPan 2: 62 Anm. 168 Z. 162-164: 31 Anm. 72 Z. 162-166: 53 Z. 169-173: 31 Anm. 72, 53 Z. 181 f.: 31 Anm. 72, 53 Z. 187 f.: 31 Anm. 72, 53

Z. Z. Z. Z. Z.

192 f.: 31 Anm. 72, 53 199 f.: 31 Anm. 72, 53 205: 31 Anm. 72, 53 260-263: 31 Anm. 72, 53 267 f.: 31 Anm. 72, 53

PSI III 205: 69 Anm. 189 PThead 41 Z. 2 - 3 : 46 Anm. 122 Z. 3: 94 PWisconsin I 32 = PLugdBat XVI 1967, 155 ff.: 156 Anm. 468 SB I 421: 49 Anm. 131 IV 7444 Z. 23: 28 VI 9216 Z. 18: 28

d) Ostraka OMich 437 - 440: 69

447: 69 777: 28

e) Inschriften AE 1901, 1903, 1914, 1940, 1961, 1964, 1965, 1973, 1975, 1976, 1976, 1978, 1978, 1978, 1979, 1981, 1981, 1981, 1981,

159 = IGR IV 523: 50 Anm. 135 357: 88 Anm. 261 249: 16 182: 91 Anm. 269 240: 135 223: 18 315: 16 f. Anm. 36 540: 16 f. Anm. 36 511: 50 Anm. 135 555: 50 Anm. 135 662: 50 Anm. 135 395: 93 Anm. 277 727 b: 106 Anm. 317 823: 16 Anm. 36 602: 142 520: 94 568: 50 Anm. 134 868: 44 Anm. 113 904: 45 Anm. 114

A. Degrassi, Inscr. It. XIII 2, 417: 81 BCH 46, 1922, 332 Nr. 13: 93 Anm. 278 CIL I p. 335: 35 Anm. 86

CIL II 1082: 50 1439: 25 Anm. 59, 26 4632: 86 Anm. 253 4960: 25 Anm. 59, 26 CIL III 449: 122 Anm. 368 450: 172 Anm. 517 710: 91 3231: 88 Anm. 261 4413: 88 Anm. 261 6164: 86 6626: 27 Anm. 61 7173: 16 Anm. 36 12049: 94 12310: 88 Anm. 261 CIL V 803: 16 Anm. 36 CIL VI 497: 160 254: 124 f., 88 Anm. 261 255: 124 f., 88 Anm. 261, 90 1102: 35 1116: 37 Anm. 91 1124: 22 Anm. 53, 25 Anm. 58 1128: 22 Anm. 53, 27 Anm. 61

Stellenregister 31383: 180 Anm. 2 CIL VII 7173: 16 Anm. 36 CIL VIII 2345-2347: 88 Anm. 261, 124 f., 168 Anm. 498 4761: 122 Anm. 368 4764: 125, 160 9988: 89 Anm. 262 10283: 85 10285: 35, 41 Anm. 101 10286: 35 10288: 16 Anm. 36 10367: 16 Anm. 36 10382: 22 Anm. 53 10382 a: 27 Anm. 61 17884: 50 Anm. 135 18230: 16 Anm. 36, 88 Anm. 261 21966: 50 Anm. 135 22116: 35, 54 Anm. 184 22187: 22 Anm. 53, 51, 54 Anm. 184 22277: 50 Anm. 135 22433: 50 Anm. 135 22459: 50 Anm. 135 22460: 50 Anm. 135 22499: 22 Anm. 53, 35, 50 Anm. 135 CIL IX 6064 = X 6969: 16 Anm. 36 6070 = X 6975: 16 Anm. 36 CIL XII 110: 13 5520: 89 Anm. 262 CIL XIII 6727: 89 Anm. 262 8936: 50

203

CIL XIV 2825: 141 Anm. 425 2826: 141 Anm. 425 CIL XVII 2661: 50 E E VIII 213: 86 Anm. 253 252: 50 HAEp. 6/7, 1955/56, 1: 86 Anm. 253 237: 86 Anm. 253 IGR I 789-792: 63 Anm. 172 IGR IV 523: 50 Anm. 135 ILAlg II 2, 4636: 88 Anm. 261 ILS 616: 22 Anm. 53, 35, 50 Anm. 135 617: 27 Anm. 61 621: 88 Anm. 261, 90, 124 f. 622: 88 Anm. 261, 90, 124 f. 623: 88 Anm. 261 629: 91 630: 25 Anm. 59, 26 631-633: 88 Anm. 261, 124f., 168 Anm. 498 634: 88 Anm. 261, 170 635: 122 Anm. 268 642 praef. I 10: 89 Anm. 262 642 (301): 37 644: 122 Anm. 368, 125, 160, 151 659: 88 Anm. 261 666 f.: 141 Anm. 425, 142 SEG 2, 1924 Nr. 591: 93 f. Anm. 278 28, 1978 Nr. 1426: 77 Anm. 219

Abbildungsverzeichnis (In Klammern die Seite, auf der die betreffende Abb. behandelt wird) Abb. 1, a und b: Tetrarchengruppe von San Marco/Venedig: DAI Rom Neg. Nr. 68.5154 und 68.5152 (S. 1.166) Abb. 2, a und b: Tetrarchengruppe im Vatikan: DAI Rom Neg. Nr. 5694 und 5695 (S. 1.166) Abb. 3: Antoninianus Diocletians: London, British Museum (S. 19) Abb. 4: Antoninianus Diocletians: London, British Museum (S. 19) Abb. 4 a: Antoninianus Aurelians: London, British Museum (S. 20 Anm. 47 a) Abb. 5: Antoninianus Maximians: Oxford, Ashmolean Museum (S. 20) Abb. 6: alexandrinische Tetradrachme Maximians: Institut für Klassische Altertumskunde der Univ. Köln (nach Katalog Geißen/Weiser Bd. 4, Nr. 3280: S. 51) Abb. 7: alexandrinische Tetradrachme Maximians: Institut für Altertumskunde der Univ. Köln (nach Katalog Geißen/Weiser Bs. 4, Nr. 3281: S. 51) Abb. 8: Aureus Diocletians: London, British Museum (S. 64) Abb. 9: Aureus Maximians: Glasgow, Hunterian Museum (S. 64) Abb. 10: Aureus Maximians: Paris, Bibliotheque Nationale (S. 64) Abb. 11: alexandrinische Tetradrachme Diocletians: Institut für Altertumskunde der Univ. Köln (nach Katalog Geißen/Weiser Bd. 4, Nr. 3218: S. 51) Abb. 12: Goldmedaillon Maximians: nach Gnecchi, Medaglioni Taf. 5 Nr. 7 (S. 92) Abb. 13: Antoninianus Maximians: Oxford, Ashmolean Museum (S. 98) Abb. 14: Antoninianus Diocletians: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 100) Abb. 15: Antoninianus Diocletians: London, British Museum (S. 100) Abb. 16: Antoninianus Maximians: London, British Museum (S. 100) Abb. 17: Antoninianus Maximians: Glasgow, Hunterian Museum (S. 100) Abb. 18: Antoninianus Aureliaus: Paris, Bibliotheque Nationale (S. 20 Anm. 47 a) Abb. 19: Antoninianus Maximians: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 101) Abb. 20: Aureus Diocletians: London, British Museum (S. 102. 104) Abb. 21: Antoninianus Maximians: Glasgow, Hunterian Museum (S. 102) Abb. 22: Antoninianus Maximians: Glasgow, Hunterian Museum (S. 108) Abb. 23: Follis Diocletians: London, British Museum (S. 108) Abb. 24: Neoantoninianus des Constantius: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 111) Abb. 25: Neoantoninianus des Maximianus Galerius: Oxford, Ashmolean Museum (S.111) Abb. 26 a: Antoninianus Diocletians: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 117) Abb. 26 b: Antoninianus Maximians: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 117) Abb. 27: Aureus des Constantius: Paris, Bibliotheque Nationale (S. 120)

Abbildungsverzeichnis

Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

28: 29: 30: 31: 32:

Abb. 33: Abb. 34: Abb. 35: Abb. 36: Abb. 37: Abb. 38: Abb. 39: Abb. 40:

205

Aureus Maximians: London, British Museum (S. 120) Neoantoninianus des Constantius: Oxford, Ashmolean Museum (S. 120) Neoantoninianus Diocletians: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 120) Aureus des Maximianus Galerius: London, British Museum (S. 122) Aureus des Constantius: New York, American Numismatic Society (S. 123) Aureus des Maximianus Galerius: London, British Museum (S. 123) Fünfsäulendenkmal der Tetrarchen auf Constantinsbogen in Rom: DAI Rom, Neg. Nr. 32.9 und 32.10 (S. 124) Kleine Kupfermünze des Constantius: Wien, Kunsthistorisches Museum (S. 126) Kleine Kupfermünze des Maximinus Daia, London, British Museum (S. 126) Goldmultipel des Constantius: Berlin, Staatliche Museen (S. 154) Aureus des Constantius: Kopenhagen, Nationalmuseum, Königliche Münz- und Medaillensammlung (S. 155) Tetrarchenrelief des Galeriusbogens zu Saloniki: Archäologisches Seminar der Universität Münster, Foto Wiegartz (S. 162) Opferszene auf dem Galeriusbogen zu Saloniki: Foto DAI Athen, Neg. Nr. Sal. 221 (S. 174)

Tafel I

Tafel II

Tafel III

Tafel IV

UNTERSUCHUNGEN ZUR ANTIKEN LITERATUR UND GESCHICHTE MANFRED LANDFESTER

Handlungsverlauf und Komik in den frühen Komödien des Aristophanes Groß-Oktav. XII, 305 Seiten. 1977. Ganzleinen DM 1 2 2 , ISBN 3110069504 (Band 17) J A M E S N. O'SULLIVAN

A Lexicon to Achilles Tatius Groß-Oktav. XIX, 442 Seiten. 1980. Ganzleinen DM 198,— ISBN 3110078449 (Band 18) CHRISTOPH EUCKEN

Isokrates Seine Positionen in der Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Philosophen Groß-Oktav. VIII, 304 Seiten. 1983. Ganzleinen DM 1 3 8 , ISBN 311008646 8 (Band 19) HARTMUT ERBSE

Studien zum Prolog der euripideischen Tragödie Groß-Oktav. XVI, 307 Seiten. 1984. Ganzleinen DM 1 4 4 , ISBN 3110100002 (Band 20) RAINER B E R N H A R D T

Polis und römische Herrschaft in der späten Republik (149—31 v. Chr.) Groß-Oktav. VIII, 318 Seiten. 1985. Ganzleinen DM 1 3 8 , ISBN 3 11 009505 X (Band 21)

Preisänderungen vorbehalten

Walter de Gruyter

w DE

G

Berlin · New York

UNTERSUCHUNGEN ZUR ANTIKEN LITERATUR UND GESCHICHTE H E I N Z - G Ü N T H E R NESSELRATH

Lukians Parasitendialog Untersuchungen und Kommentar Groß-Oktav. XI, 559 Seiten. 1985. Ganzleinen DM 2 5 8 , ISBN 3110102773 (Band 22) J O C H E M KÜPPERS

Tantarum causas irarum Untersuchungen zur einleitenden Bücherdyade der Punica des Silius Italicus Groß-Oktav. VIII, 211 Seiten. 1986. Ganzleinen DM 9 8 , ISBN 3110106108 (Band 23) H A R T M U T ERBSE

Untersuchungen zur Funktion der Götter im homerischen Epos Groß-Oktav. XIV, 316 Seiten. 1986. Ganzleinen DM 1 6 8 , ISBN 3110107775 (Band 24) MICHAEL ERLER

Der Sinn der Aporien in den Dialogen Piatons Übungsstücke zur Anleitung im philosophischen Denken Groß-Oktav. XI, 330 Seiten. 1987. Ganzleinen DM 1 4 5 , ISBN 3 11 010704 X (Band 25) CHRISTOPH RIEDWEG

Mysterienterminologie bei Piaton, Philon und Klemens von Alexandrien Groß-Oktav. XII, 192 Seiten. 1987. Ganzleinen DM 1 1 2 , ISBN 311010807 0 (Band 26)

Preisänderungen vorbehalten

Walter de Gruyter

w DE

G

Berlin · New York