Dietrich Bonhoeffer Werke: Band 7 Fragmente aus Tegel
 9783641106904

Table of contents :
Inhalt
Vorwort der Herausgeber
FRAGMENTE AUS TEGEL
Drama
Roman
Erzählung
Nachwort der Herausgeber
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Register
Die Herausgeber

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Dietrich Bonhoeffer Werke Band 7

DI ET RICH BONHOEFFER WERKE Herausgegeben von Eberhard Bethge (†), Ernst Feil (†), Christian Gremmels, Wolfgang Huber, Hans Pfeifer (†), Albrecht Schönherr (†), Heinz Eduard Tödt (†), Ilse Tödt Siebenter Band

DI ET RICH BONHOEFFER

FRAGMENTE AUS TEGEL Herausgegeben von Renate Bethge und Ilse Tödt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Copyright © 1994 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Das E-Book gibt den Textbestand der Dietrich Bonhoeffer Werke – Sonderausgabe, Gütersloh 2015, wieder. Sie wurde gedruckt mit Unterstützung der Internationalen Dietrich Bonhoeffer-Gesellschaft und der Adolf-Loges-Stiftung, die die Sonderausgabe in besonderer Weise förderte. Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Umschlaggestaltung: Ingeborg Geith, München ISBN 978-3-641-10690-4 www.gtvh.de

Inhalt

Vorwort der Herausgeber

7

Dietrich Bonhoeffer FRAGMENTE AUS TEGEL

19

Drama

21

1 . Szene

21 35 51

Szene 3. Szene

2.

Roman . Sonntag . . . . . . . . . . . . . . . . . " Es war ein heißer Julitag . . . " . . . . . " . . . am Ufer eines stillen Waldsees . . . " " . . . eine scharfe, schnarrende Stimme . . . " " . . . die Stimmen von Christoph und Renate . " Frau von Bremer und Klara . . . " . . . . . . " Ich war dreizehn Jahre alt . . . " . . . . . . " . . . als sollte ich auf dem Meer wandeln . . . " " . . . die Glocken der uralten Kirche . . . " . .

73

. ." . . .

73 73 1 00 1 13 128 138 150 1 80 1 87

Erzählung

193

Nachwort der Herausgeber

205

Anhang . . . . . . . . . . Erzählungsfragment . . Zettelnotizen für das Drama

249 251 252

6

Inhalt

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . a) Von Bonhoeffer benutzte Literatur . . . . b) Von den Herausgebern benutzte Literatur

261 261 263

Abkürzungsverzeichnis

267

Register . . . . . a) Bibelstellen b) Personen c) Sachen und Orte

271 273 275 286

Die Herausgeber . . .

315

Vorwort der H eraus g eber

Dietrich Bonhoeffers Haft im Wehrmachtuntersuchungsge­ fängnis Tegel begann am 5. April 1943. " Die Aufnahmeforma­ litäten wurden korrekt erledigt. Ich wurde für die erste N acht in eine Zugangszelle eingeschlossen ; die Decken auf der Pritsche hatten einen so bestialischen Gestank, daß es trotz der Kälte nicht möglich war, sich damit zuzudecken . . . . Ich wurde in die abgelegenste Einzelzelle auf dem oberen Stock gebracht . . . . Nach 48 Stunden wurde mir meine Bibel zurückgegeben. Sie war darauf untersucht worden, ob ich Säge, Rasiermesser etc. eingeschmuggelt hatte. Im übrigen öffnete sich die Zelle in den nächsten 12 Tagen nur zum Essenempfang und zum Herausset­ zen des Kübels . Es wurde kein Wort mit mir gewechselt. ,, 1 Herausgeholt aus dem Elternhaus durch Oberkriegsgerichtsrat Roeder und den Kriminalbeamten Sonderegger von der Ge­ stapo, ohne daß ein Grund für die Verhaftung angegeben wurde, j äh getrennt von allem, was das Leben ausgemacht hatte, machtlos der Willkür eines menschenverachtenden Re­ gimes preisgegeben, leere Zukunft vor sich : Menschen in sol­ cher Situation trifft ein Haftschock. Zwar besserten die äußeren Umstände sich bald. Das Ge­ fängnispersonal war beeindruckt von der Person Dietrich Bon­ hoeHers. Auch seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum Stadtkommandanten von Berlin, General Paul von Hase, dem auch die Militärgefängnisse unterstanden, flößten Respekt ein. Aber mit der Möglichkeit der Todesstrafe mußte er rechnen. Die Nachbarzellen waren " fast nur mit gefesselten Todeskandi­ daten belegt" . 2 Nachdem ein halbes Jahr Untersuchungshaft verstrichen war, beschuldigte die Anklageschrift vom 21. Sep1 Haftbericht nach einem ] ahr in Tegel, April 1 944 WEN 278 f ; Siglen wie WEN werden im Abkürzungsverzeichnis des vorliegenden Bandes 5 . 267-269 aufgelöst. 2 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 47.

Vorwort der Herausgeber

8

tember 1943 den Gefangenen Bonhoeffer der Wehrkraftzerset­ zung, eines in der Sicht der damaligen Machthaber todeswürdi­ gen Verbrechens. Seine Beteiligung am Widerstand war noch nicht entdeckt worden. In dieser Lage begann Bonhoeffer, " Nicht-Theologisches zu arbeiten" . Als erstes entstand ein Aufsatz über das " Zeitge­ fühl" . Der Text ist verschollen. Die Andeutung seines Inhalts­ "Dankbarkeit und Reue sind es, die uns unsre Vergangenheit immer gegenwärtig halten"3 - erinnert an Notizen Bonhoeffers von 1940 für sein Buch über "Ethik" : " Zeit ist leer, gefüllt durch J esus Christus, der die Fülle der Zeit ist . . . Mir gehört die Vergangenheit. Dankbarkeit, Reue. Verbindung nach rück­ wärts . Tradition, Eltern, Geschichte, Wurzeln, das Erbe. Nicht abgeschnitten. "4 Er beschäftigte sich mit einem Themenkom­ plex, den er in dem geplanten Buch behandeln wollte. " Grundlagen und Aufbau einer künftigen Welt" war von Bonhoeffer 1940 als Titel für sein " Ethik" - Buch erwogen wor­ den . 5 Nach der Inhaftierung 1943 bedachte er weiter, auf wel­ chem Fundament und in welcher Weise ein künftiges Gemein­ wesen aufgebaut werden könnte. 6 Für seine konkreten ethi­ schen Überlegungen zum Aufbau hatte Bonhoeffer 1940 den Rahmen des Abendlandes gewählt und eine " Beschränkung auf Deutschland" zurückgewiesen . 7 Aber 1943, als sich Hitlers Machtbereich über weite Teile Europas und bis nach Nordafrika erstreckte, war allzu deutlich, daß zuerst das Problem bereinigt werden müßte, das Deutschland für die Welt geworden war. In der Hitlerjugend sang man damals : " Wir wollen weitermar­ schieren, bis alles in Scherben fällt ; denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt. "8 An der Wende zum 3

18. 1 1. 1 943 WEN 148 . " Ethik"-Zcttcl N r . 50 mit d e r Überschrift "Das natürliche Leben", s . im Ergänzungsband zu DBW 6 : Zettclnotizcn 42. 5 Siehe " Ethik"-Zettel Nr. l , Zettelnotizen 34. 6 Auf dem Tegeler Zettel NL A 86, 7 ist notiert : " . . . langsam Aufbau", s . im Anhang S . 252 ; im Brief vom 18. 11. 1 943 WEN 1 4 8 wird als Thema des Ro­ mans der " Aufbau des Gemeinwesens" genannt. 7 DBW 6 (E), 89. Vgl. a. a. 0., 95 : " Der geschichtliche Jesus Christus ist die Kontinuität unserer Geschichte" ; 99: , ,] esus Christus hat das Abendland zu einer geschichtlichen Einheit gemacht. " 8 Statt " gehört" hieß e s bei dem Verfasser Hans B aumann ursprünglich: 4

Vorwort der Herausgeber

9

Jahr 1943 hatte Bonhoeffer die " Dummheit" analysiert, die die NS-Propaganda zynisch hervorrief: Im Gespräch mit dem " Dummen" spüre man geradezu, " daß man es gar nicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat" , in deren Bann er zu allem Bösen fähig wird. 9 Über das viel mißbrauchte Wort " Deutschland", das unter die Schlagworte der nationalso­ zialistischen Revolution geraten war und dem Aufwiegeln der Massen dienen mußte, schrieb Bonhoeffer 1943 in der Tegeler Zelle einen langen, stark korrigierten Entwurf auf einem Bogen Durchschlagpapier nieder. 10 Auf Papier derselben Sorte steht ein Personenverzeichnis und ein Aufriß von sechs Szenen eines Dramas, das hinauslaufen sollte auf ein Gespräch zwischen dem fünfundzwanzigjährigen Kriegsteilnehmer " Christoph" und " Brüderchen" : " . . . denkst du an den lieben Gott ? Ja, ich denke, wie er ein glücklicheres Deutschland _" . 1 1 Eine weiter­ gearbeitete Fassung des Entwurfs über " Deutschland", ge­ schrieben auf einem karierten Zettel, mündet in eine Szene, in der " Renate" , "Ulrich" und "Brüderchen" mitspielen. 12 Was auf diesem Zettel steht, ist später fast wörtlich in die zweite Szene des Dramenfragments eingegangen. Renate Bethge er­ kannte darin eine Art säkularer, politischer " Arkandisziplin" . 1 3 Als vierte Szene war i m Dramenaufriß auf dem Bogen Durchschlagpapier vorgesehen : " Auf Reise . . . . Fremder der die Wahrheit sagt. Pfarrer, ob man immer die Wahrheit sagen muß ?"14 An diesen Planungs stand schließt wohl ein Notizzettel " hört uns Deutschland" . Erste Strophe dieses Liedes : " Es zittern die morschen Knochen / der Welt vor dem großen Krieg. / Wir haben den Schrecken gebro­ chen, / für uns war's ein großer Sieg. / Wir werden weiter marschieren, / wenn alles in Scherben fällt, / denn heute da hört uns Deutschland / und morgen die ganze Welt. " Aus H. Baumann, Lieder, zitiert nach : Soldaten singen. Marsch­ und Soldaten-Liederbuch, Bcrlin o. J . ; im Vorwort dieses Liederhcftes werdcn die Kameraden an " der Atlantikküste, in Norwegen, in Jcn weiten Gebieten Rußlands oder in der afrikanischen Wüste" angesprochen. Y Rechenschaft " Nach zehn Jahren" 1 942/43 WEN 1 8 . 1 0 Siehe S . 253 f : Tegeler Zettel NL A 86, 1 0 . 1 1 Siehe S. 254 f: Dramen-Zettel NL A 70,4 (2). 12 Siehe S. 256 f: Tegeler Zettel NL A 86, 1 1 . 1 3 FT 1 978, 1 9 (in der Einleitung) und 221 (Anmerkung) ; vgJ. S . 49 f. 1 4 Siehe S . 255 : Dramen-Zettel NL A 70,4 (2).

Vorwort der Herausgeber

10

mit neun Punkten an ; oben auf dem Zettel sind Personen ge­ nannt, darunter " Pfarrer", verändert zu " Vikar" . 15 Der erste Punkt heißt : " Mitteilung" . Es scheint, daß die folgenden Punkte " Christophs" Selbstgespräche skizzieren, nachdem ihm gesagt worden ist, er sei sterbenskrank. Ihn beschäftigen Dinge wie " Eigener Tod" und " Selbstmord". Es gibt noch einen Zettel, auf dem die Stichworte " Selbst­ mord" und "Tod" erscheinen, und zwar so, wie im Dramen­ fragment " Heinrich" und dessen Besucher, der Handelsvertre­ ter des Todes, davon sprechen. 16 Hier bricht das Gespenstisch­ Faszinierende des Abfalls vom Leben in die Dramenplanung ein. Den Tod darzustellen wie 1932/33 in der Auslegung der biblischen Sündenfallgeschichte1 7 hatte Bonhoeffer anfangs nicht vorgehabt. An dem Thema, das er behandeln wollte - dem Aufbau eines Gemeinwesens, in dem Menschen miteinander le­ ben können -, hielt er fest. Im Dramenfragment wenden sich " Heinrich" und " Christoph" nach dem Abgang des unheimli­ chen Eindringlings alsbald diesem Thema zu. Auf dem zuletzt erwähnten Zettel notierte Dietrich Bonhoef­ fer sich Formulierungen für einen Brief an die Eltern Anfang August 1943. Zu dieser Zeit war endlich im Reichskriegsgericht entschieden worden, daß Anklage gegen ihn erhoben würde. 1 8 Bis dahin hatte er schwere Verhöre durchstehen müssen, in de­ nen nichts gesagt werden durfte, was die Sache der Konspira­ tion gegen Hitler und was die Mitverschwörer verraten würde. Über das bedrängende Thema " Was heißt die Wahrheit sagen ?" - es ist auf dem Bogen mit dem Dramenaufriß angedeutet entstand nebenbei ein Aufsatz. 19 15

Siehe S . 2 5 7 : Tegeler Zettel NL A 86,9. Siehe S . 258 f : Tegeler Zettel NL A 86, 8 . Er und der eben genannte (NL A 86,9) sind helle porige Blätter im Format DIN A 5. Vgl. S. 40, 54-60. 1 7 Ü ber Gen 1-3 hatte Bonhoeffer 1 932/33 an der Berliner Universität eine Vorlesung gehalten, die auf Drängen seiner Studenten veröffentlicht wurde, s. DBW 3 (SF). 1 8 Vgl. 30. 7. und 3 . 8 . 1 943 W EN 97 f und 1 0 1 f. 19 Siehe S. 255 : Dramen-Zettel NL A 70,4 (2). Die in der Zeit der Verhöre entstandene Fassung des Aufsatzes ist wohl nicht erhalten. Im Dezember 1 943 nahm Bonhoeffer die Arbeit an dem Aufsatz wieder auf, vgl. die Erwähnungen am 1 8 . 1 1 . und 1 5 . 1 2 . 1 943 WEN 1 49 und 1 83 . Das Ms NL A 72 , 8 zu " Wahr­ heit sagen" ist in DBW 16 abgedruckt. 16

Vorwort der Herausgeber

11

Mitte August berichtete Dietrich Bonhoeffer seinen Eltern : " Ich hatte in den vergangenen Wochen einen Entwurf zu einem Schauspiel versucht, habe aber inzwischen festgestellt, daß der Stoff eigentlich nicht dramatisch ist und werde ihn nun in die erzählende Form umzuarbeiten versuchen. Es geht um das Le­ ben einer Familie. Da mischt sich naturgemäß viel Persönliches ein. ,,20 Die dramatische Phase der Verhöre war vorüber. Bon­ hoeffer rechnete sich Chancen für einen Freispruch bei einem Prozeß aus . Aber zugunsten der Tarnung der Konspiration wurde im Einvernehmen mit den Familienangehörigen draußen der Prozeßtermin verschleppt. In dieser Phase des Wartens und einiger Ruhe schrieb er am Roman. " Wenn ich nach ein paar Stunden völliger Versenkung in den Stoff mich wieder in meiner Zelle vorfinde, dann brauche ich immer wieder erst einen Mo­ ment, um mich zu orientieren. "21 Die im ersten Jahr im Wehrmachtuntersuchungsgefängnis Te­ gel entstandenen Stücke eines Dramas und eines Romans spie­ len in einer Vergangenheit, deren erhaltenswertes Erbe Bon­ hoeffer im Blick auf die Zukunft vergegenwärtigen wollte. Während das Drama erkennbar in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg führt, sind die Zeithinweise im Roman, vermutlich bewußt, unscharf. Die " Gelbstiefei" -Episode hätte einem Ge­ stapo-Zensor, falls ihm Ähnlichkeiten mit dem Nationalsozia­ lismus aufgefallen wären, als Familienerinnerung von 1910 er­ klärt werden können. 22 Im November 1943 tat sich die Möglichkeit auf, Briefe an und von Eberhard Bethge, der j etzt beim Militär war, unzen­ siert aus dem und in das Gefängnis zu schmuggeln. Sogleich nahm Bonhoeffer das briefliche Gespräch mit seinem Theolo­ gen-Freund auf. Am 23. Dezember kam das erste persönliche Treffen im Gefängnis zustande. Bethges "Besuch" habe ihm, schrieb Bonhoeffer am 1. Weihnachtstag 1943, " die Anregung zu einer kleinen Arbeit gegeben" und für " die große Arbeit" neu Mut und Lust gemacht. Der Ausdruck " große Arbeit" deutet auf das Buch über Ethik, für das er seit 1940 Manuskripte 20 21 22

1 7.8. 1 943 WEN 1 09. 3 1 . 8 . 1 943 WEN 1 1 6. Zettelnotizen für den Roman gibt es nicht. Siehe S . 1 1 3 .

Vorwort der Herausgeber

12

verfaßt hatte. 23 Die erwähnte kleine literarische Arbeit über die " Begegnung zweier langjähriger Freunde nach langer Trennung im Krieg" wurde nicht fertiggestellt. 24 Von den erhaltenen nichttheologischen Prosatexten brachte er nur die kurze in der Gefängnisgegenwart spielende Erzählung zu einem Abschluß . 25 Im Jahr 1944 konzentrierte er sich auf theologisches Weiterden­ ken. Bonhoeffer hat den belletristischen Versuchen viele Monate seines Lebens in einer Ausnahmesituation gewidmet. Im Sep­ tember 1943 schrieb ihm die Mutter Paula Bonhoeffer: "Daß du zur Zeit Dich an eine Familiengeschichte gemacht hast, freut uns".26 Eine solche Bemerkung war günstig in Anbetracht der Briefzensur, erklärte sie doch das eifrige Schreiben des Häft­ lings als ein rein privates Unterfangen. Dieser aber übte sich im nichttheologischen Ausdruck seiner theologisch-ethischen An­ liegen - ein Anfang dessen, worauf seine spätere Forderung einer " nicht-religiösen Interpretation der theologischen Be­ griffe" zielte. Dietrich Bonhoeffer, der Gefangene in Tegel, wollte " von Gott , nicht-religiös' sprechen" Y Den Stoff, den er behandeln wollte, schilderte er Eberhard Bethge als " eine Rehabilitierung des Bürgertums, wie wir es in unseren Familien kennen, und zwar gerade vom Christlichen her. Die Kinder zweier befreundeter Familien wachsen allmäh­ lich in die verantwortlichen Aufgaben und Ämter einer kleinen Stadt hinein und versuchen gemeinsam den Aufbau des Ge­ mein wesens . . . . Aber noch bin ich nicht weit über die Anfänge hinausgekommen" . Das Schreiben dieser " Geschichte einer bürgerlichen Familie unserer Zeit" nannte er " ein kühnes Un­ ternehmen". " Vielleicht stellt es sich als tolle Anmaßung her2 3 25. 1 2 . 1 943 WEN 200. Vgl. die Erwähnungen der " Ethik" am 1 8 . 1 1 . und 1 5 . 1 2 . 1 943 WEN 1 4 7 und 1 82 ; auch 23. 8 . 1 944 WEN 428 " die große Arbeit" . Siehe DBW 6 (E). 2 4 Vgl. 29./30. 1. und 8 . 7. 1 944 WEN 224 und 380. Außer zwei abgebro­ chenen Seitenanfängen auf dem Tegclcr Zettel NL A 86, 1 2 siehe im Anhang S . 251 ist nichts weiter erhalten. 2 S Allerdings übertrug Bonhoeffer den Entwurf nur zur Hälfte in Rein­ schrift, s. S . 1 9 8 Anm. 25 ( 1 93-204). 26 20. 9 . 1 943 WEN 1 2 8 . 27 8 . 6 . u n d 1 8 . 7. 1 944 WEN 359 und 396. -

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Vorwort der Herausgeber

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aus ? !"28 Gewiß befürchtete er eine Anmaßung darin, daß er sich als Schriftsteller betätigte. Kühn aber notwendig erschien ihm der literarische Versuch, Menschen einer Zeit, in der religiös klingende Worte nichts wirklich Lebenswichtiges mehr bedeu­ ten, anzusprechen auf ihre Verantwortung in der Welt vor Gott. Eine methodische Eigenart in den 1940-1943 entstandenen " Ethik"-Manuskripten war Bonhoeffers Umgang mit einander ausschließenden Positionen. Er stellte Extreme dar, zum Bei­ spiel Kompromißlösung und radikale Lösung, und gab nicht der einen Seite gegen die andere recht, sondern ließ die Span­ nung bestehen. 29 Auch die beiden großen literarischen Frag­ mente von 1943/44 münden in eine derartige Konstellation. Sie ist am Schluß des Dramas im Gespräch zwischen " Heinrich" und " Christoph" erreicht, ebenso gegen Ende des Romans im Gespräch zwischen " Christoph" und dem " Maj or" . Es war Bonhoeffer wichtig zu zeigen, daß ernsthafte Spannungen aus­ gehalten werden müssen, statt sich mit kurzschlüssigen Lösun­ gen zufriedenzugeben. 30 Diesen langen Atem, diese Freiheit und Geduld hatte er besonders deswegen, weil er der Auferste­ hung J esu Christi traute. "Von der Auferstehung her leben das heißt doch Ostern. ,,31 In Drama, Roman und Erzählung schrieb Bonhoeffer über Leben und Tod. Im Drama bringt die " Großmutter" "Brüder­ chen" das Psalmwort nahe : " Lehre uns bedenken, daß wir ster­ ben müssen, auf daß wir klug werden. "32 Klugheit tut not für den Aufbau von Strukturen eines Gemeinwesens, die Leben ermöglichen. Im Roman weiß " Paul" über das Ende : " Viel­ leicht ist es ein besserer Anfang". 33 Vom Ende, der Beginn ist, sprach Bonhoeffer am Sonntag, dem 8. April 1945, am Tag vor seinem Tod im Konzentrationslager Flossenbürg. 34 Anfang und Ende, Tod und Leben sah Bonhoeffer im Osterlicht : Tod, wirk2 8 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 8 f. 29 Vgl. DBW 6 (E), 1 44 u. Ö. JO Siche 1 8 . 1 2 . 1 943 WEN 1 8 7 zum " inneren , Spannungsbogen' '', vgl. DBW 6 (E), 120 f. 3 1 Vgl. 27. 3 . 1 944 WEN 270. 3 2 Ps 90, 1 2 , s . S . 23. JJ S . 1 65 . J 4 D B 1 037.

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Vorwort der Herausgeber

liches Ende, kann Anfang von Leben sein, in dem die Kraft der Auferstehung wirkt. Wenn die Beobachtung zutrifft - und vie­ les spricht dafür -, daß " Ende als Anfang" das Tiefenthema der Tegeler Fragmente ist, 35 dann kann die Folgerung lauten : Drama und Roman sind im Grunde so fertig, wie dieses unaus­ schöpfbare Thema es erlaubt. Von Bonhoeffers literarischen Texten wurde einiges sehr früh, vieles erst spät veröffentlicht. Der erste Teil der dritten Szene des Dramenfragments erschien 1948 in der Vierteljahres­ zeitschrift " Die Schöpfung" unter dem Titel " Der Nachbar" , eingeleitet durch eine Passage aus einem "Ethik" -Manuskript. 36 Bei einer Veröffentlichung 1955 erhielt die dritte Szene den Titel " Boden unter den Füßen" Y Teile der Gespräche am Ende des Romanfragments wurden 1954 unter dem Titel " Glück und Macht" in der Zeitschrift " Unterwegs" abgedruckt. 38 Stücke aus der ersten und zweiten Szene und die gesamte dritte Szene des Dramenfragments sowie zwei Gesprächsgänge mit dem Ma­ jor aus dem Romanfragment waren 1960 im dritten Band der Gesammelten Schriften Bonhoeffers in den Teil " Zur Arbeit an der Ethik" eingeordnet.39 Erst 1970 wurde in der Neuausgabe der Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft die Erzählung ge­ druckt ; dabei erhielt sie den Titel " Gefreiter Berg" . 40 " Nach langem Zögern" erfolgte 1978 die vollständige Veröf­ fentlichung der " Fragmente aus Tegcl - Drama und Roman". Inzwischen war ein weltweites Interesse sowohl an der Theolo­ gie als auch an der Biographie Dietrich Bonhoeffers erwacht. Die frühe Annahme eines Zusammenhangs dieser Fragmente mit Bonhoeffers " Ethik" trat zurück, die Aufmerksamkeit für 3 5 M. Schollmeyer, Bonhoeffers Theologie zwischen Geheimnis und Ratio­ nalität, 1 92 . 3 6 D i e Schöpfung, Folge 2, Berlin 1 948, 43-4 7 ; vgl. DBW 6 (E), 78 f ("Ver­ götzung des Todes"). Die zweite war zugleich die letzte Folge ; die Zeitschrift überstand die Währungsreform 1 948 nicht. 3 7 Die Kirche in Hamburg UahrgangJ 2, 1 955, 4. 3 8 Unterwegs [Heft] 4, 1 954, 1 96-205 ; ebenfalls in : Dietrich Bonhoeffer, Einführung in seine Botschaft, 1 955, 1 9-2 9 ; dasselbe in englischer Ü bersetzung ("Happiness and Power") in : The Bridge, 1 955, 4-1 5 . 3� GS I I I 478-5 1 2 . 40 WEN 284-292 ; vgl. D B 950 : 1 966 galt " Leb wohl, Kamerad" als Titel der Erzählung.

Vorwort der Herausgeber

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Autobiographisches rückte in den Vordergrund. Der Literatur­ historiker Walther Killy stellte 1976 allerdings die zweifelnde Frage, ob man durch diese Texte " wirklich ein runderes Bild des Autors" gewinnen würde, und verwies beim Dramenfrag­ ment auf das Zeitgeschichtliche und beim Romanfragment auf " die , bürgerliche Situation' im Dritten Reich".41 Die amerika­ nische Historikerin Ruth Zerner beobachtete in ihrem Essay für die erste Drucklegung 1978: "Bonhoeffers literarisches Zurück­ holen vergangen er Erfahrungen und Emotionen wird wir­ kungsvoll und vielschichtig, wenn er die ihn tief bewegenden theologischen Wahrheiten in nichttheologische Abläufe und Sprache transponiert. «42 In einer Stellungnahme für die vorlie41 Einleitung zu FT 1 978, 7 f; a. a. 0., 9 f Brief Killys an E . Bethge vom 30. 3 . 1 976. Killy, der mit Blick auf Drama und Roman fragte, " warum und nach welchen Mustern ein derart bedeutender Kopf Zuflucht zu einer literari­ schen Form sucht, die nicht das adäquate Medium ist", kam in seiner Stellung­ nahme zu dem Ergebnis : "Bei all dem kann ich nicht verschweigen, daß ich an Ihrer Stelle doch noch einmal mit dem Verlag zu Rate gehen würde, ob man diese Zeugnisse wirklich drucken soll, jetzt drucken soll. Nicht, daß man sie verschweigen müßte - aber gewinnt man mit ihnen wirklich ein runderes Bild des Autors ? Machen sie ihn nicht , bürgerlicher' und zeitverhafteter als er in Wirklichkeit war? Rücken sie ihn nicht in falsche Nachbarschaften ?" 4 2 R. Zerner, Regression und Kreativität, in : FT 1 978, 198. Zu Bonhoeffers " eigener Beschreibung dessen, was die Psychologen Regression nennen", zi­ tiert Ruth Zerner ebd. aus dem Tegeler Brief vom 1 8 . 1 2 . 1 943 WEN 1 89 f : " . . . dann sollen wir wohl nicht auf eigene Faust, sondern mit Gott das Vergan­ gene wieder aufsuchen. " Bonhoeffers " Versuche auf ästhetischem Gebiet" ver­ steht Ruth Zerner als einen " Kampf", bei dem es darum geht, " im Gefängnis zu überleben" , s. FT 1 978, 1 86 ; 1 8 1 : " Die Familienchronik, die er im Gefäng­ nis zu schreiben begann - zunächst als Drama, dann als Roman -, gab ihm die Möglichkeit, seine eigene Vergangenheit zurückzugewinnen. Die Vertrautheit und die kulturelle Umgebung einer Welt, die er in Tegel verloren hatte, schaffte er sich neu. In dieser Familien-Saga erscheinen Gestalten, in denen sich Familie, Freunde und Braut erkennen lassen. Dieser ästhetische Versuch bescherte Bon­ hoeHer ein Gefühl von Trost und Sicherheit und auch der Kontinuität mit sei­ nem früheren Selbst. So machte es Bonhoeffer ausgesprochen Freude, an dieser Geschichte zu schreiben ; er beschäftigte sich damit während seines ersten Ge­ fängnisj ahres. Im Frühling und Sommer 1 944 wechselte er dann zu den boh­ renden und prophetischen theologischen Entwürfen. Dieser Zuwendung zur Arbeit des Theologen ging aber die Konzentration auf ein literarisches Projekt voran" . Der Essay ist in Originalfassung enthalten in der von R. und E. Bethge mit Clifford Green besorgten amerikanischen Ausgabe der Fragmente : Fiction from Prison. Gathering up the Past, Philadelphia 1 98 1 . Ruth Zerners aufgrund

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Vorwort der Herausgeber

gende Ausgabe der Fragmente betonte der Germanist Chri­ stoph Perels 1990, " daß nicht das Literarische an ihnen, son­ dern das, dem es zum Vehikel dient, in erster Linie zu erörtern wäre. Und das sind Fragen der Politik und der Theologie" . Er sei überzeugt davon, " daß das warme Leuchten der Erinnerung an Selbsterlebtes die theologische Unruhe dieses Geistes nicht hat besänftigen können". 43 II Die Manuskripte des Dramen- und des Romanfragments und der Erzählung sind erhalten geblieben und im Nachlaß unter NL A 70,4, NL A 70,5 und NL A 70,3 archiviert. Sie bilden die Grundlage für diesen Band 7 der Dietrich Bonhoeffer Werke. Ilse Tödt entzifferte die Originale neu und kontrollierte ihr Er­ gebnis anhand der früheren Druckfassung. Die weniger! Stellen, die 1978 noch nicht oder irrtümlich entziffert worden waren, sind in dieser Ausgabe ergänzt beziehungsweise korrigiert. Wo im Manuskript ein Wort versehentlich fehlt, steht es im Druck in eckigen Klammern. Formale Dinge wie die Hervorhebung der Namen der Sprecher im Drama oder die Titel der Personen im Roman sind im Haupttext vereinheitlicht. Im übrigen folgt der Druck den persönlichen Rechtschreibungs- und Zeichenset­ zungsgewohnheiten Bonhoeffers . Ein Faksimile zeigt den er­ sten Absatz der Erzählung in Bonhoeffers mit lateinischen Buchstaben geschriebener Reinschrift.44 Die Innenpaginierung gibt die Seitenzahlen der Fragmente-Ausgabe von 1978 und für die Erzählung vom Gefreiten Berg die Seitenzahlen in der Neu­ ausgabe 1970 von " Widerstand und Ergebung" an. Weder das Drama noch der Roman hat im Manuskript glie­ dernde Überschriften. Wo die zweite und die dritte Szene des Dramas beginnen, ist ohne ausdrücklichen Vermerk Bonhoefvon Anregungen durch Ulrich Kabitz entstandene Gedanken sind in die vorlie­ gende Ausgabe, besonders auch das Nachwort, eingearbeitet. 4 3 Brief an H. E. Tödt vom 3. 2. 1 990. Anregungen des 16 Seiten umfassen­ den masch. Gutachtens kamen der Kommentierung im vorliegenden Band zu­ gute. 44 Siehe S . 1 92. Beim Produzieren benutzte Bonhoeffer die deutsche (goti­ sche) Schreibschrift.

Vorwort der Herausgeber

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fers klar. Wir behandeln die drei Szenen wie Kapitel. Auch den langen Text des Romans haben wir aufgeteilt. Im Inhaltsver­ zeichnis und in den Kopfzeilen ist jeder Teil durch ein kurzes Zitat vom Beginn des Textstücks gekennzeichnet. In Herausgeberanmerkungen erscheinen Angaben zu den Manuskripten sowie gestrichene oder ersetzte Wendungen und Textpassagen, die im neuformulierten Text nicht aufgenommen oder erheblich verändert sind. Darüber hinaus wird in Anmer­ kungen auf Bücher verwiesen, die Bonhoeffer vor und während der Haft bis Ende 1943 nachweisbar gelesen hat45 oder höchst­ wahrscheinlich kannte, wie den tausendfach aufgelegten, ge­ fährliche Stimmungen unterstützenden Roman " Volk ohne Raum" von Hans Grimm. Vermerkt sind auch einige der vielen Erinnerungen, die Bonhoeffers Schilderungen bei Angehörigen und Freunden weckten. Das Herausgebernachwort verfaßte in der Hauptsache Re­ nate Bethge. Im Anhang sind die kurzen erhaltenen Bruchstücke einer Er­ zählung über die Begegnung zweier Freunde abgedruckt. Fer­ ner werden diej enigen Tegeler Zettel wiedergegeben, die das Schreiben des Dramenfragments vorbereiteten. Das AbkürzungS'Uerzeichnis enthält am Ende eine Erklärung der Zeichen, die in dieser Ausgabe benutzt sind. Dazu gehören neben dem geraden Strich I , der Seitenwenden markiert, auch A A und< . . . ), Wiedergabezeichen für spätere Zusätze beziehungsweise Streichungen in Bonhoeffers Zettelnotizen. Der erste Teil des Literaturverzeichnisses nennt die von Bon­ hoeffer benutzten Bücher, der zweite Teil die von den Heraus­ gebern herangezogenen Veröffentlichungen oder unveröffent­ lichten Arbeiten über die " Fragmente aus Tegel" . Alle Autoren sind im Personenregister aufgeführt. Dort erscheinen auch die N amen der Gestalten in Bonhoeffers Drama, Roman und Er­ zählung. Ihre Bezeichnungen nach Amt oder Dienstrang stehen im Sachregister. -





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Wir danken allen, die sich zur Drucklegung von Bonhoeffers literarischen Fragmenten Gedanken gemacht haben, besonders 45

Vgl. Liste der Lektüre Dietrich Bonhoeffers im Gefängnis DB 1 054 f.

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Vorwort der Herausgeber

Ruth Zerner, deren Essay " Regression und Kreativität" in der Ausgabe von 1978 anstelle eines Nachworts stand, und Ferdi­ nand Schlingensiepen. Die Entstehung der neuen Druckfassung begleiteten getreulich Eberhard Bethge, Hans Pfeifer und - be­ sonders als Neubearbeiter von " Widerstand und Ergebung" kompetent - Christian Gremmels . Renate Bethge Ilse Tödt

Villiprott und Hannover 5. April 1993

Dietrich Bonhoeffer FRAGMENTE AUS TEGEL

Drama

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Szene.

Wohnzimmer eines Bürgerhauses. Abend. Großmutter und Brüderchen sitzen an einem Tisch, auf dem eine Lampe steht. Die Großmutter ist eine etwa 70j ährige Frau, schlicht gekleidet. Brüderchen ein etwa lOj ähriger Junge in der gewöhnlichen Klei­ dung semes Alters . Er hört sehr aufmerksam zu, während die Großmutter ihm vorliest. 1 Großmutter: (liest) " . . . viele Tage und viele Wochen lang stellte nun der Jäger dem wunderbaren2 Tiere nach. Einige Male bekam er es vor sein Gewehr. Aber er schoß nicht. Er konnte sich nicht satt sehen an der Herrlichkeit dieser Erscheinung. Da geschah es eines Abends um Sonnenuntergang, daß dicht vor ihm das Tier aus dem Wald heraustrat, ihn mit ganz ru­ higen Augen ansah und ohne Furcht stehen blieb . Niemals vorher hatte der Jäger das Tier so gesehen. Es ergriff ihn ein wildes Verlangen, es zu haben, es nicht mehr herzugeben, es nicht wieder entfliehen zu lassen.3 So liebte er dieses Tier, daß er sich nicht mehr von ihm trennen konnte. Ganz lang­ sam hob er die Büchse, Auge in Auge mit dem Tier, ein letzter langer Blick, ein letztes Zögern,4 dann fiel der Schuß . Danach war alles ganz still und die letzten Strahlen der Abendsonne fielens friedlich auf das gefallene Wild und sei1 Die Namen der Sprecher sind zunächst nicht, später immer unterstrichen ; öfters auch im Roman - beginnt die direkte Rede nicht mit einem Großbuch­ staben. Wir vereinheitlichen stillschweigend . D e r Anfang d e s Ms NL A 70, 4 ( 1 ) i s t m i t klarblauer Tinte auf hellen porigen Doppelbögen (DIN A 3 gefaltet) geschrieben. Diese Papiersorte benutzte Bonhoeffer seit der Arbeit am "Ethik"-Ms " Die Geschichte und das Gute" 1 942, s. DBW 6 (E), 269 Anm. 76. D 2 Ersetzt: " edlen". D 3 Ersetzt: " zu besitzen, zu gewinnen, zu über­ winden. " D 4 " langer Blick . . . Zögern" ersetzt: "letzter Blick der Liebe, des ehrfürchtigen Staunens" . D 5 Nachträglich eingeklammert gestr. : , , (versöh­ nend und) " . R. Guardini, Religiöse Gestalten (von Bonhoeffer beim Schreiben an seiner " Ethik" benutzt), 98 (vg!. 1 04) : In Dostojewskis Werken sind die =

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nen Jäger. "6 (Sie schließt das Buch und legt es beiseite) Hier wollen wir für heute aufhören, Brüderchen. Wie die Ge­ schichte weitergeht, das steht nicht mehr in diesem Buch. Aber sie geht ganz gewiß weiter, j a sie fängt jetzt eigentlich erst an. 7 Brüderchen: Ja, Großmutter, so kann die Geschichte garnicht aufhören. Aber warum hat denn das Tier den Jäger so ruhig I angesehen und ist nicht weggelaufen ? Hat es nicht gewußt, daß er es totschießen wird ? und hat es garkeine Angst davor gehabt? Großmutter: Wer will das wissen, Kind ? Vielleicht ist es so, wie die Menschen sagen, daß die Tiere nichts vom Tode wissen aber warum sind [sie] dann wohl von Natur so scheu ? Viel­ leicht aber hat dieses wunderbare Tier auch seinen Jäger ge­ kannt und wohl gewußt, daß es ihm nicht entgehen kann und vielleicht hat es die große Liebe seines Jägers gespürt und hat darum seinen Jäger auch ein wenig geliebt und hat ihn darum

" , schrägen Strahlen der untergehenden Sonne' . . . Symbol für eine letzte me­ taphysische Nähe". Vgl. S. 1 89 (" die Sonnenstrahlen fielen schräg . . . "). D 6 Bleistiftnotiz am Rand : " Verwandlung? mehr im Märchenstil. " Am 21. 1 1 . 1 943 schrieb Bonhoeffer an seine Verlobte Maria von Wedemeyer, Braut­ briefe 84: " Waher [Dietrichs 19 1 8 gefallener Bruder] . . . ging regelmäßig mit dem Förster aus und wäre am liebsten schon Förster geworden, aber ich glaube mich zu erinnern, daß der erste Bock, den er mit 15 oder 16 Jahren schoß, ihm ein ganz starkes Erlebnis gewesen ist. " D 7 Die Berufung des J eremias hatte Bonhoeffer in der Predigt zu Jer 20, 7 in London am 2 1 . 1 . 1 934 GS V 505 mit Nietzsches Bild vom Jäger ausgedrückt : " . . . Gott hat sein Opfer ; oder wie es einmal heißt, der Pfeil des allmächtigen Gottes hat das gehetzte Wild. Jeremias ist sein Prophet" ; 506 : getroffen vom " Wort der Liebe des Herrn, den es nach seinem Geschöpf verlangt". F. Nietzsehe, Zarathustra IV, im Abschnitt " Der Zauberer", Werke VI, 367 f [KGW IV, 1, 3 1 0 f] : " Zitternd vor spitzen . . . Pfeilen, . . . Getroffen / Von Dir, grausamster Jäger, / Du unbekannter - Gott! . . Kein Hund - dein Wild nur bin ich, . . . Was willst du, unbekannter Gott ? -". (Den Hinweis auf diese und andere Nietzsche-Stellen verdanken die Hg. Matthias Schollmeyer . ) Vgl. DBW 4 (N), 283 u. Ö . zu I Kor 1 5 , 3 1 (" Ich sterbe täglich") : Der Tauftod der Christen ist Anfang des Lebens Christi in ihnen. " Christus ist ihr täglicher Tod und ihr tägliches Leben . " In Bonhoeffers erstem Rundbrief im Krieg 20. 9 . 1 939 GS Ir an die von ihm ausgebildeten Pfarrer der Bekennenden Kirche steht zum " Tod in uns" (558, vgl. 557) : " Wir sterben ihn in Jesus Christus täglich oder wir verweigern ihn . . . . Dieser Tod ist Gnade und ist Vollendung des Lebens . " .

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mit so stillen furchtlosen Augen angesehen ? Vielleicht hat es den Tod geahnt und doch nicht gefürchtet. Wer will das wis­ sen, Kind ? Brüderchen: Ja, Großmutter, das können wohl nur die Tiere und der liebe Gott wissen. Aber die Menschen wissen es doch alle, daß sie sterben müssen, nicht wahr, Großmutter? Großmutter: Ja, sie wissen es alle -, - (nach einem Zögern) aber in ganz verschiedener Weise ; (nach einer kurzen Pause des Nachdenkens) ich will versuchen, es dir zu erklären. Du weißt doch, daß du gute Eltern hast, denen8 du gern viel Freude machen willst. Brüderchen: Ja, Großmutter, das weiß ich. Großmutter: Aber, obgleich du es weißt, vergißt du es doch immer wieder einmal und tust etwas, was du nicht tätest, wenn du an Vater oder Mutter dächtest. Brüderchen: Ja, Großmutter. Großmutter: Manchmal aber fühlst du auch, daß Vater oder Mutter dir ganz nahe sind, wenn du sie auch garnicht siehst und dann tust du nur, was ihnen recht wäre, nicht wahr ? Brüderchen: Ja, Großmutter. Großmutter: Sieh, ganz ebenso ist es mit dem Wissen der Men­ schen von ihrem Tod. Sie wissen daß sie sterben müssen, doch die meisten vergessen es den größten Teil ihres Lebens hindurch. Manche vergessen es nicht, denen merkt man es an. 9 Und dann gibt es ganz wenige, die fühlen es, wann un­ gefähr der I Tod zu ihnen kommen wird. Sie sehen ihn kom­ men. Die sind ganz anders als die anderen Menschen. Brüderchen: Möchtest du zu denen gehören, Großmutter, die es wissen, wann der Tod zu ihnen kommt ? Großmutter: Das kann und soll man sich nicht wünschen, Kind, es ist ein Geschenk oder eine Strafe Gottes. Brüderchen: Das verstehe ich nicht. Großmutter: Nein, das verstehst du auch nicht. - Aber nun ist es auch Zeit, schlafen zu gehen. Wir werden schon noch mehr Ersetzt : " eine gute Mutter hast, der" . 0 9 Vgl. Ps 90, 1 2 : " Lehre uns beden� ken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. " Kinder� Katechese, das Lehrgespräch mit Kindern über die biblische Botschaft, war Bonhoeffer schon als Student gelungen, s. zusammenfassend im Hg. �Nachwort von DBW 9, 63 1 f.

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von diesen Dingen sprechen. Geh nur zu Bett, der Vater bleibt wieder lange aus ; er hat viele Kranke in der Stadt ; und wenn er heimkommt, ist er sehr müde und will mit der Mut­ ter noch ein wenig allein sein. Gute Nacht, Kind. Gott be­ wahre dich ! Brüderchen: Gute Nacht, Großmutter, der liebe Gott bewahre dich ! (Geht, trifft auf die Mutter, die zur Tür hineintritt. ) Mutter: (umarmt das Kind) Schlaf wohl, mein lieber Junge ; hat dir die Großmutter etwas Schönes erzählt ? lo Nun träume süß, du, mein liebes - mein - einziges Kind. Brüderchen: Aber, Mutter, ich bin doch garnicht das Einzige. Hast du denn Christoph ganz vergessen ? Mutter: (erschrocken) Nein nein, mein Junge, du bist nicht mein Einziger - nein, glaube mir ich habe Christoph nicht vergessen. Nun gute Nacht und beeile dich, es ist spät. Ich warte noch auf Vater und auf Christoph. Brüderchen: (ab, von draußen) Grüße Christoph, wenn er kommt ! Großmutter: Möchtest du allein sein, Anna? Mutter: Nein, ich möchte nicht allein sein ; ich möchte mit dir reden bis Hans nach Haus kommt. (Sie tritt heran und setzt sich zur Großmutter) Mutter, es geht ja nicht so weiter ; ich begreife es ja nicht mehr. 1 1 E s ist das erstem al seit den fünf­ undzwanzig Jahren unserer Ehe, daß ich Hans nicht mehr verstehe. Es ist das erstemal, daß er mir auf meine Fragen nicht antwortet, daß er mir I ausweicht. Dabei ist er liebevol­ ler und rücksichtsvoller denn je. Aber ich sehe es doch, wie er sich quält, wie er nachts manche Stunde neben mir wachliegt, wie er morgens schon müde an seine Arbeit geht und oft bis tief in die Nacht ausbleibt. Das geht nun seit einem Monat so, seit - Christoph heimkam. Hast du es nicht beobachtet, wie er dem Jungen aus dem Wege geht, wie er ihn oft ganz ver­ stört ansieht, ohne ein Wort zu sagen, wie er auch mit dem Kleinen nicht mehr seine Späße treibt, wie er den Flügel nicht mehr anrührt ? Spürst du es nicht, daß er oft spricht wie aus weiter, weiter Ferne als sähe er uns garnicht. 10 Ersetzt : " eine schöne Geschichte vorgelesen ?" D 11 Bleistiftnotiz am Rand : " Angst und Ahnung muß deutlicher werden. "

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Großmutter: Ich habe es wohl gespürt, mein Kind, vom ersten Tage an, seit Christoph zu ihm -, zu uns kam. Er lebt seitdem in einer anderen Welt. 12 Mutter: Mutter, ich begreife das alles nicht und will es auch nicht begreifen. 13 Christoph kommt aus dem Krieg. Er war ein Kind als er auszog, er ist ein Mann geworden. Aber er ist derselbe geblieben ; ich sage es dir, er ist derselbe geblieben. 14 Er ist uns nicht fremd geworden. Heute abend ist er beils Renate ; er ist ihr treu geblieben, die langen Jahre hindurch. 16 Nein, Christoph ist derselbe geblieben, ich weiß es. Er ist uns nah wie immer. Großmutter: Ja, sehr nah, näher als je und doch auch sehr fern, sehr fern, ebenso fern, wie Hans uns j etzt oft ist. Mutter: Sag nicht solche Dinge, Mutter, die man nicht verste­ hen kann. Spürst du denn nicht, wie nah er dir ist, wie er gern bis tief in die Nacht bei dir sitzt, und wie er Brüderchen liebt, mit ihm spielt und lange mit ihm spricht, wie er in aller Frühe den Garten, die Blumen und die Sonne sucht und sich an ihnen freut? Großmutter: Ja, Großmütter, Kinder und Gärten - - sind dem jungen Mann sonst eine ferne Welt. 1 7 Ihm sind sie merkwür­ dig nah. - Ich höre Hans kommen und lasse euch allein - (für sich) Gott gebe, daß er den Mut findet zu sprechen. (Ab) I Mutter: (für sich) Gott im Himmel, es kann doch alles nicht wahr sein. Vater: (tritt ein, ein Mann von fünfundfünfzig Jahren, dem Arztberuf entsprechend gekleidet ; er sieht angegriffen aus . Geht wortlos auf seine Frau zu, küßt sie und sagt mit warmer Stimme, in der etwas von Mitleid anklingt) Anna, mein Herz. Mutter: Es ist wieder sehr spät geworden, Hans . Vater: Es war viel zu tun in der Stadt. 1 2 Gestr. mit Blei,tift : " Und, sage es selbst, ist es ein Wunder, wenn du Chri­ stoph ansiehst?" 0 1 3 Gestr. mit Tinte : " Ist Christoph nicht derselbe geblie­ ben, trotz der Kriegsjahre ?" 0 1 4 Gestr. mit Bleistift : " Er ist nicht schlecht geworden". 0 1 S Gestr. mit Tinte und Bleistift : " seiner" . 0 16 Ersetzt : " seit er ein Junge war" . 0 17 Ersetzt: " sind dem jungen Mann, der im vollen Leben steht [ersetzt: " der ein tätiges Leben"l, alle gleich ferne. Sie sind eine andere Welt. "

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Mutter: (etwas ausdruckslos) Ja, es ist jetzt wohl immer sehr viel zu tun. Vater: Die Nachwehen des Krieges . Mutter: (betonter, vor sich hin) Ja, die Nachwehen des Krieges. - Bist du hungrig? oder soll ich dir etwas zu trinken bringen ? Ulrich's1 8 Eltern haben gerade heute ein paar Flaschen Rot­ wein geschickt - als Dank für die Mühe um Ulrich und19 zur Feier von Christoph's Heimkehr und Genesung; es war ein sehr freundlicher Gedanke von ihnen. Sie lieben Christoph sehr. Vater: (der zunächst erfreut zustimmen wollte, verändert bei der Nennung von Christoph's Namen seinen Ausdruck voll­ ständig) Nein, danke, Anna; ich möchte j etzt nichts trinken ; diese Flaschen soll Christoph haben und sich mit seinen Freunden ein Fest daraus machen ; nein wirklich, ich danke dir; ich trinke j etzt nichts. - Hat sich Mutter schon zurück­ gezogen ? Mutter: Ja, sie ging als sie dich kommen hörte und wollte uns allein lassen. Sie meinte, wir hätten vielleicht etwas miteinan­ der zu reden. Aber - sie hätte wohl ebensogut bleiben kön­ nen Vater: Gewiß, gewiß hätte sie bleiben können. Ich j edenfalls habe nichts, wirklich gar nichts, was .. . übrigens, ist Ulrich bei dir gewesen ? Er wollte sich nach seiner Entlassung aus dem Lazarett gleich bei dir zeigen. Es geht ihm vorzüglich, er ist lebendiger und sprühender denn je. (Pause) Ein Wunder, daß alles20 so gelang; es hatte schlimm ausgesehen ; ich hatte nicht viel Hoffnung. - Ja, - es geschehen manchmal Wunder Mutter: Ulrich war kurz hier, er fragte nach Christoph und I Renate. Er ist dann zu ihnen gegangen. Er liebt Christoph über alles und ich bin so froh für Christoph, daß er ihn hat, gerade jetzt. Vater: Ja, es scheinen Zeiten zu kommen, in denen man treue Freunde braucht. 21 Mutter: So hatte ich es nicht gemeint. 1 8 Ersetzt : " Renate's". 0 1 9 Bleistift-Einfügung ab " als Dank. 0 20 Er­ setzt mit Bleistift : " die Operation" . 0 2 1 Bleistiftnotiz : " Enttäuschung, Miß­ trauen, Niedrigkeit. " . . ".

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Vater: Laß einmal, Anna; ich habe heute Dinge gesehen - ich gäbe viel darum, sie nie gesehen zu haben. Da humpelt über die Straße auf zwei Krücken gestützt - ein verwundeter jun­ ger Soldat22 etwa in Christoph's Alter. Hinter ihm gehen zwei kerngesunde, aufgeputzte etwa gleichaltrige junge Män­ ner. Ich sehe, wie der eine mit dem Finger auf den Verwun­ deten zeigt, ein widerwärtiges Lächeln aufsetzt und mit einer Stimme, die j eder hören konnte, sagt : Das ist auch einer von den ewig Dummen ; von denen gibt es noch viel zu viele. (Pause) Da dachte ich, Anna, es ist besser totsein, als das zu erleben. Mutter: Und was hast du getan, Hans ? Vater: Was konnte ich tun ? Das einzige, was hierher gehörte, fehlte mir : ich hatte keine Waffe. Ja, Anna, ich hätte geschos­ sen, wahrhaftig. 23 (Immer erregter werdend) Anna, es gibt nichts, was niedriger und widernatürlicher24 wäre, es gibt kein verruchteres, kein todeswürdigeres Verbrechen als diese Verhöhnung eines Opfers. Ich hätte geschossen, Anna, ob­ wohl ich wußte, daß ich mich25 ins Unrecht gesetzt hätte. 26 Was ich tat ? Garnichts - ich lief hinter den abgefeimten Lüm­ mels her, ich packte sie beide am Kragen, schüttelte sie, daß sie wankten, Worte konnte ich nicht über die Lippen bringen, ich zitterte selbst vor sinnloser Wut. Der Verwundete blieb stehen, drehte sich um, - ich kannte ihn, es war einer aus meinem Lazarett, er lächelte dankbar und etwas verlegen be­ schämt. Inzwischen hatte sich der Straßenpöbel um uns ge­ sammelt und drang auf mich ein. Ein Polizist kam, wollte Ersetzt: " O ffizier" . Sabine Leibholz berichtet von einem Vetter, der 1 9 1 4 " durch einen Kopfschuß ein Auge verlor", dieser " an Kopf und Beinen in Verbänden steckende, an Krücken humpelnde, dabei seelisch ganz ungebro­ chene" Kriegsversehrte habe einen unvergeßlichen Eindruck auf sie gemacht (S. Leibholz, Vergangen, 1 5). 0 2 3 Dieser Satz steht mit Bleistift am Rand . 0 24 Ersetzt: " nichts Niedrigeres und Gemeineres". 0 25 Gestr. mit Bleistift : " vor dem Gericht" . 0 26 Vgl. DBW 6 (E), 274 zu der "Notwendigkeit des Gewaltgebrauchs [als J ultima ratio . . . verbunden auch mit dem offenen Einge­ ständnis, daß hier das Gesetz verletzt, durchbrochen wird". Diese theologisch­ ethischen Überlegungen Bonhoeffers betrafen insbesondere das Attentat auf Hitler. Die Familie wie die Verschwörergruppe, der Bonhoeffer angehörte, hielt zur Beseitigung des menschenverachtenden NS-Regimes die Tötung Hitlers für unumgänglich.

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meinen Namen aufnehmen ; als er ihn hörte und als irgend­ eine, mir unbekannte Stimme aus der Menge sagte : " Das ist der Chefarzt des Lazaretts", - sah er mich einen Augenblick erstaunt an, I nickte ein paarmal langsam mit dem Kopf, als begriffe er etwas, und ließ mich gehen. Die beiden Bengels winkten sich ein Auto und stiegen lächelnd ein. Der Verwun­ dete grüßte und ging; ich stand und sagte vor mich hin : besser totsein als dies ! Da stand plötzlich Christoph neben mir und sagte : Ja, Vater, du hast recht ; besser totsein als dies ! Mutter: Hans ! Vater: Was ist, Anna? erschreckt dich das ?27 Dergleichen wird sich noch mehr zutragen und noch viel Schlimmeres. Gott im Himmel, in was für eine Welt haben wir unsere Kinder ge­ setzt ! Ich denke j etzt manchmal, es wäre besser, - sie wären nie geboren. Mutter: Hans ! wovon sprichst du ? Vater: (hart) Anna, sei still, du verstehst das nicht, du kannst das nicht verstehen. Du siehst ja die Welt nicht, wie sie ist. Du siehst unser Haus - ja unser Haus . . . Auch wir haben Sorgen gehabt, als Ännchen starb . . . 2 8 Aber da draußen, Anna . . . Wer weiß wie lange unser Haus . . . 29 Was ist das noch für ein Leben, täglich von früh bis abends junge Leute vor sich zu haben mit zerschossenen Gliedern und zerfetzten Leibern, zerstörte Hoffnungen, vernichtetes Glück, und wenn es wie durch ein Wunder gelingt den einen zu retten, dann steht daneben - der andere, der nur noch den Tod vor Augen hat.30 Was hat ein junger Mensch mit dem Tod zu schaffen, Anna ? Wenn er ihn draußen träfe, wenn er ihn plötzlich mitten aus der Tat risse, in der Schlacht - dann wäre Ersetzt : " Warum bist du so bestürzt?" D 28 Ab " Du siehst ja die Welt nicht..." Blcistiftzusatz, dahinter : , , (auszuführen !"). D 29 Ab " Aber..." Bleistiftzusatz am Rand. Vgl. in der Traupredigt aus dem Gefängnis zum 1 5 . 5 . 1 943 WEN 56 f : " Was ein Haus bedeuten kann, ist .. . gerade in unseren Zeiten besonders klar geworden. ... Es ist eine Gründung Gottes in der Welt, der Ort, an dem - was auch in der Welt vorgehen mag - Friede, Stille, Freude, Liebe, Reinheit, Zucht, Ehrfurcht, Gehorsam, Ü berlieferung und in dem allem - Glück wohnen soll." D 30 Dietrich Bonhoeffers Bruder Walter war nach der zweiten Operation, bei der tiefe Splitter entfernt wurden, am 28. April 19 1 8 im Feldlazarett an seiner Verwundung gestorben, s. DB 50 f. 27

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es noch barmherzig ; aber ein langsam schleichender, aber sicherer Tod - und ohne Hoffnung eine andere, bessere Zeit zu sehen, - (in höchster Erregung3 ! ) Anna,32 was ist das noch für ein Leben ? Besser totsein, jedenfalls für uns Alte ; und vielleicht auch für die Jungen, gerade für die Jungen _33 (geht auf und ab, bleibt dann stehen, wird ganz ruhig) . Verzeih, ich bitte dich, verzeih - wo darf ich das alles denn sagen als allein bei dir ? (Küßt sie) I Mutter: Du hast noch nicht alles gesagt, Hans. Vatey: (nach langer Pause) Nein, ich habe noch nicht alles ge­ sagt, Anna. - (Pause, dann ganz ruhig berichtend) Es war vor ungefähr einem Monat, als Christoph heimkam, mit kaum geheilter Verwundung, da ließ mir sein Aussehen keine Ruhe, ich ließ ihn eines Morgens zu mir ins Lazarett kommen und habe ihn untersucht - ich konnte nicht anders - seitdem weiß ich es Mutter: ja seitdem weißt du es . 34 Aber vielleicht ist es gut so, für ihn und für uns alle. 35 Vater: Ja, Anna, du arme, arme Anna. Mutter: (wie von ferne) - W!e lange hat Christoph noch zu leben ? So ist es also wahr _36 Vater: Höchstens ein Jahr. Mutter: Du hast Christoph nichts gesagt ? Vater: Nichts. Mutter: Er ahnt auch nichts ? Vater: Er kann nichts ahnen; denn er hat keine Beschwerden, und er wird voraussichtlich bis zuletzt keine Beschwerden haben. Mutter: Gott sei Dank, 37 - sonst weiß es niemand ? kein Arzt, keine Schwester, kein Kamerad ? Auch Mutter nicht, auch Ulrich nicht, auch Renate - mein Gott, die arme Renate, was wird aus ihr ?38 Vater: Niemand als du und ich. Mutter: So wird es von uns auch niemand erfahren. (Lange --

31 Gestr. : " aufstehend" . D 32 Gcstr. : " und das machtlos als Arzt mit anzu­ sehen". D 3 3 Ab "Besser. . . " mit Bleistiit am Rand. [J 3 4 Ersetzt : " daß Chri­ stoph stirbt". [J 3 5 Ab" Aber. . . " Bleistiftzusatz. D 3 6 Ab " So . . . " Bleistift­ zusatz. D 37 Gestr. : " s ein Wille geschehe. " D 38 Ab "Auch Mutter. . . " mit Bleistift am Rand.

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Pause) Hans, ich will dir sagen, wie es gehen wird : Wir wer­ den ein unbeschreiblich glückliches Jahr mit Christoph zu­ sammen leben. Wir werden um seinetwegen keinen Kummer in uns aufkommen lassen. Wir werden uns nur an ihm und mit ihm freuen. Wir werden seine Sehnsucht einer Reise in die Berge erfüllen. 39 Wir werden vor ihm keine Tränen zu verbergen haben, weil in unseren Herzen alles froh sein wird, bis zum letzten Tag. Strahlend soll die Sonne über seinem Leben40 untergehen. Hans, laß uns einander das Wort darauf geben. Es darf j etzt I kein Schmerz, keine Trauer, keine Bit­ terkeit in uns sein. Christoph würde es spüren, und wir täten ihm und uns großes Unrecht. Hans, laß uns miteinander nicht den Schmerz, sondern unsere Freude an unserem Sohn tragen. Vater: Anna, was für eine Frau, was für eine Mutter bist du. (Es klopft) Christoph: (tritt ein) Guten Abend, Mutter. Guten Abend, Va­ ter. Wie schön, daß ich euch noch treffe. Wo ist Großmutter ? was macht Brüderchen ? Mutter: Großmutter hat Brüderchen die Geschichte von dem Jäger und dem wunderbaren Tier erzählt ; dann sind beide schlafen gegangen. Brüderchen läßt dich grüßen. Du kommst von Renate ? Hat Ulrich Euch noch getroffen ? Christoph : Ja,41 ich war bei Renate, später bin ich noch mit Ulrich in unseren Kreis gegangen. Der Vorfall von heute vor­ mittag hatte sich bereits überall herumgesprochen. Wie geht es dir, Vater? Wenn ich doch einen Augenblick früher dazu­ gekommen wäre ; dann hätte ich dir das Geschäft abgenom­ men. Es war schauderhaft dich da unter dem Pöbel zu sehen. Der Polizist ist42 übrigens der Vater von einem aus unserem Kreis. Vater: Was hat man denn nun bei Euch43 zu der Sache gesagt ? Christoph: Du weißt, Vater, in solchen Dingen sind wir einig und gegen dich wird keiner so leicht ein Wort sagen ;44 sie Dieser Satz mit Tinte am Rand. D 40 Ersetzt mit Bleistift : " ihm" . D Gestr. : " wir haben zusammen einen schönen Abend [gestr. : " zu dritt"] gehabt" . D 42 Ersetzt mit Bleistift : " war" . D 4 3 Ersetzt mit Bleistift : " in Eurem Kreis" . [J 44 Auch Dietrichs Vater Karl Bonhoeffer war eine Autorität,

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kennen dich j a fast alle. Nur einer war dabei, ein Neuer, der hat kein Wort gesagt ; ich weiß nicht, wo er herkommt ; er ist schlimm zusammengeflickt, furchtbar blaß und elend, 45 und hat einen schrecklich bitteren Ausdruck. Irgendein Haß steckt in ihm. Sehr klug sieht er aus und nicht wie ein schlechter Kerl. Aber er schien anders zu denken als wir. Wie und warum, weiß ich noch46 nicht. Als ich mich von ihm verabschiedete, sah er mich ganz merkwürdig an, als wollte er irgendetwas, aber gesagt hat er nichts . Vater: Ich hatte vor ein paar Monaten einen im Lazarett ; in fast hoffnungslosem Zustand hatten sie ihn eingeliefert ; er war I furchtbar zugerichtet, ein Mann mit einem guten, klugen Kopf. Tag und Nacht haben wir um sein Leben gekämpft. Kein einziges Wort kam über seine Lippen ; meist lag er mit geschlossenen Augen, aber der Mund war bitter. Wenn ich an sein Bett kam, schlug er manchmal kurz die Augen auf und sah mich mit einem Blick an, den ich mir nicht deuten konnte ; etwas von geradezu tödlichem Haß lag darin und etwas wie ein flehentliches Bitten eines Kindes . Wir brachten an ihm nicht meh� fertig als ein Flickwerk, das vielleicht ein paar Jahre hält. Auch als es ihm schon besser ging, blieb er völlig verschlossen. 47 Schließlich mußte er entlassen werden, wir hatten alles getan, was für ihn getan werden konnte. Ich werde es nicht vergessen, wie dieser junge Mensch, dessen Leben wir wenigstens für ein paar Jahre gerettet hatten, zur Verabschiedung in mein Zimmer kam, mich mit flackernden Augen ansah48 und in leidenschaftlicher Erregung zu mir sagte : " Warum haben Sie mich nicht sterben lassen ? Sie ha­ ben mit Ihrer Kunst Gott ein paar Jahre meines Lebens ab­ getrotzt ; diese Jahre werden dem Teufel gehören. Sie allein gegen die ,keiner so leicht ein Wort' sagtc. Er hatte erreicht, daß Dietrich trotz seines seit Januar 1 938 geltenden bchördlichen AufenthaltsverbOls für Berlin sich bei seinen Eltern dort aufhalten durfte und daß die Musterung Dietrichs im Blick auf einen USA-Aufenthalt 1 939 für ein Jahr hinausgeschoben wurde. 0 45 Nach " blaß" Bleistiftzusatz. 0 46 Bleistiftzusatz. 0 47 9 Zeilen gestr. , ersetzt durch das Folgende. 0 48 In der Streichung steht: " mich durchdrin­ gend ansah, wie ein Richter den Angeklagten, und sein lange gewahrtes Schwei­ gen brach" . Das Buch von Adolf Jost 1 895 " Das Recht auf den Tod" hatte den Ausdruck " Gnadentod" bei im Krieg schwerstverletzten Soldaten eingeführt.

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tragen die Schuld an dem, was nun geschehen wird. Dieses Leben halte ich nicht aus, ohne sehr schlecht zu werden. " Ich stand wie vernichtet ; ich weiß nicht mehr, was ich tat. Ich glaube, ich habe ihm gesagt, ich wolle ihm helfen, er solle wieder kommen. Ich habe ihn seitdem nicht wiedergesehen. Vielleicht, Christoph, ist es derselbe, von dem du erzähltest? Christoph: Ich werde mit ihm sprechen, Vater. _49 Im übrigen war es wieder ein hitziger Abend. Im Anschluß an den Vor­ fall kam einer auf das Recht der freien Meinungsäußerung zu sprechen und schließlich waren wir wieder mitten in der De­ batte über die Freiheit des Bürgers. Es ging hart her. Vater, ich habe behauptet, man dürfe die Freiheit nie zum Schlag­ wort für die Masse machen, weil daraus die schlimmste Skla­ verei entstünde. Freiheit sei immer nur ein Gut für die ganz wenigen, edlen, auserwählten. 50 Für die anderen5 1 aber stünde an der Stelle der Freiheit das Recht und die Ordnung. Ich habe auch gesagt, I es müsse ein Oben und ein Unten unter den Menschen geben und wer das nicht begriffe, der führe das Chaos über die Menschen. 52 Und ich habe schließ­ lich sogar gesagt, es gebe von Natur Edle, die zum Herrschen und zur Freiheit bestimmt seien und es gebe auch einen Pöbel von Natur, der zu dienen habe und nichts sei furchtbarer und zerstörerischer, als wenn diese Ordnung mißlinge und der Pöbel herrsche und die Edlen dienen. Die beiden MenschenDas Folgende bis S . 33 " . . . begründen" wurde abgedruckt in GS III 478 f. Vgl. G. Santayana, Der letzte Puritaner (das Buch war Bonhoeffer 1 940/4 1 bekannt), 468 : " . . . und Oliver begann zu begreifen, daß Freiheit etwas Aristokratisches ist" . Ähnlich auch im Romanfragment, S. 1 82 . Zu Bonhoeffers theologischer Sicht von Freiheit und Verantwortung vgl. DBW 6 (E), 283 : " Ver­ antwortung setzt sachlich - nicht zeitlich - Freiheit voraus, wie Freiheit nur in der Verantwortung bestehen kann" ; 285 : " Freie Tat erkennt sich zuletzt als Gottes Tat" . 0 5 1 Ersetzt : " uns andere". 0 52 Zu , Oben/unten' s. DBW 6 (E), 375 : " . . . die dem modernen Empfinden so überaus anstößige, aber dem Ethischen wesensgemäß innewohnende Tendenz von oben nach unten " ; 378 f: " Wo es nicht mehr gewagt wird oben zu sein und wo man es nicht mehr , nötig zu haben glaubt' unten zu sein . . . , dort bricht schon das ethische Chaos her­ ein" ; 395 : " Auch der Herr hat einen Herren" . Vgl. im Vortrag " Der Führer und der einzelne in der jungen Generation" 1 933 GS I I 2 8 : " . . . das Ziel der Führung ist der Geführte, die Blickrichtung geht von oben nach unten, das Ziel des Führertums ist der Führer selbst, die Blickrichtung geht von unten nach oben . "

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arten aber unterschieden sich dadurch, daß der Pöbel nur zu leben, die Edlen aber auch zu sterben verstünden - Vater, ist das auch deine Meinung? - Ja, es ist gewiß deine Meinung; sonst hättest du heute nicht gesagt : totsein ist besser als dies ! Sie sind mir fast an die Gurgel dafür gesprungen, und nun soll ich ihnen das nächste Mal meine B ehauptungen begründen. 53 Aber j etzt nicht davon _54 Mutter: Christoph, 55 und so recht versteht Ihr sie wohl alle noch nicht. Was sagt Ulrich dazu ? Christoph: Ulrich steht immer bei mir ; auf ihn kann ich mich verlassen. Mutter: Ich will deinen Plänen nicht im Wege sein, mein Junge. Aber ich wollte dir heute ohnedies einen Vorschlag machen. Du bist doch noch nicht wieder ganz gesund und willst es doch recht bald werden. Wie wäre es, wenn du mit Ulrich und wenn du willst auch mit Brüderchen eine sehr schöne Reise in die Berge machtest ? Christoph: Mutter, - in die Berge ! ! Ja, das will ich. Ich danke euch. Ist es richtig, daß Ulrich's Eltern heute Wein ins Haus geschickt haben ? Dann laßt uns doch auf diese Hoffnung ein Glas trinken. 56 Vater: (steht auf, holt eine Flasche, öffnet sie ; während er ein­ gießt ohne Christoph anzusehen) Er ist zur Feier deiner I Genesung geschickt, Christoph, so laß uns darauf trinken. Auf dein Wohl, mein Junge ! Christoph: Auf Euer Wohl, Vater, Mutter ! (Stoßen an . Chri­ stoph's Glas zerbricht. ) (Ein Augenblick Schweigen) Brüderchen: (im Nachtkleid) - ich kann nicht schlafen ; ich sehe immerfort den Jäger und das wunderbare Tier, die sich beide57 so lieb hatten. - Christoph, du bist ja da! Christoph: (nimmt Brüderchen auf die Knie) Komm zu mir, Brüderchen, sei ruhig, - ich will dir etwas sehr Schönes sa53 Mit Bleistift gestr.: " Einige haben gesagt, solche Dinge dürfe man nicht

mehr sagcn und sie würden mich aus dem Kreis ausschließen, wenn ich darauf beharrte." 0 54 Ab " Aber. .. " mit Bleistift am Rand; darunter : " Wärme!" 0 55 Gestr. mit Bleistift : " was fLir gefährliche Dinge, von denen ihr dort sprecht". 0 56 " Hoffnung" ersetzt : " Aussicht" ; " Glas" ersetzt : " Flasche". o 57 Ersetzt : " muß immerfort träumen, wie der Jäger das wundcrbare Tier erschossen, weil er es" .

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gen : ich reise bald mit Ulrich in die hohen Berge und viel­ leicht, vielleicht, wenn du brav bist und die Eltern es erlau­ ben, - begleitest du mich überall hin. 58 Nur wenn ich einmal auf einen ganz hohen Gipfel steige, bleibst du unten, aber dann winkst du mir, und ich sehe dich unten bis ich ganz oben bin, nicht wahr. 59 Nun geh wieder schlafen und träume davon und bitte morgen Vater und Mutter schön, daß du mit darfst. (Brüderchen ab) Mutter: (hat inzwischen unbemerkt ein neu es Glas hingestellt) Nun also noch einmal, auf eine gute Reise, Christoph, (sto­ ßen an) und gute Nacht. - Bleib nicht mehr zu lange auf. Wir sind müde, es war ein langer Tag. Gute Nacht. (Vater und Mutter rasch ab) Christoph: (allein, nimmt die Scherben des Glases in die Hand und läßt sie langsam hinfallen) - Gott sei Dank, - sie ahnen nichts ! - (zieht eine Photographie aus der Tasche, sieht sie lange an) - Renate !6o (Vorhang)

58 Ersetzt : " denk mal, wir gehen zusammen auf eine schöne Reise in die Berge und du begleitest mich". 0 59 Vgl. 1 930 DBW 1 0, 583 im Predigtfragment zu Dtn 32,48-52 : " Gott sprach zu Mose : Geh auf das Gebirg Abarim und stirb auf dem Berg angesichts der Verheißung . " 584 : " Geh auf den Berg und stirb. " Vgl. auch das in der Haft geschriebene Gedicht " Der Tod des Mose" September 1 944 GS IV 6 1 3-620. 0 60 Nach " . . . nichts ! -" späterer Zusatz ; vorher Blei­ stiftnotiz am Rand: " Renate ?"

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[2. Szene.] Christoph's Arbeitszimmer im Stil eines Studentenzimmers. Bücher, Bilder ? Ein Schreibtisch mit viel Handschriftlichem. Er sitzt am Cembalo, spielt von Philipp Emanuel Bach : Abschied vom Klavier. 1 Nachmittag. Ulrich tritt unbemerkt ein während Christoph spielt, tritt leise hinter ihn, hält ihm plötzlich die Augen zu. Christoph: Renate ! ( Ulrich lacht laut) - ach du bist es, Ulrich, laß den Unfug; immer Dummheiten im Kopf. (Dreht sich nach ihm um und sieht ihn freundlich an) Aber es ist trotz­ dem gut daß du kommst. Ulrich : Wieder einmal schwermütig?2 (Greift nach den Noten und liest :) " Abschied vom Klavier von Philipp Emanuel Bach" - was ist denn in dich gefahren ? Kaum kommst du zurück zu deinem Cembalo, nach dem du schon so närrische Sehnsucht hattest, und schon willst du wieder " Abschied" von ihm nehmen ? Sag, hast du eigentlich den Verstand verlo­ ren ? Komm, setze dich hierher, und sprich erst einmal ein vernünftiges Wort. (Setzen sich beide in zwei bequeme Stühle3, stopfen sich aus einem Tabakstopf die Pfeifen und zünden sie an. ) Christoph: Wenn du also unbedingt ein vernünftiges Wort hören willst, so will ich es dir sagen : ich verliere in der Tat von Zeit zu Zeit meinen Verstand. 1 Carl Philipp Emanuel Bach, Abschied von meinem Silbermannschen Claviere in einem Rondeau (Wotquenne-Verzeichnis Nr. 66). Dietrich Bonhoeffer und Eberhard Bethge hatten sich nach einem Besuch der Kasseler Musiktage im Herbst 1 93 8 zunächst ein Clavichord und bald danach ein Tisch-Cembalo (Spi­ nettino) gekauft, dazu Noten besonders von Philipp Emanuel Bach. Vgl. DBW 6 (E), 1 8 1 : " Die Wohnung des Menschen . . . ist der Raum, in dem der Mensch die Freuden eines persönlichen Lebens in der Geborgenheit der Seinen und seines Eigentums genießen darf. " D 2 Bonhoeffer wurde manchmal von De­ pressionen überfallen, die er im Brief vom 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 147 als seine " acedia-tristitia" ([geistliche] Trägheits-Traurigkeit) bezeichnete ; dazu s . DB 574. Vgl. 1 5 . 5 . 1 943 WEN 50: " . . . man empfindet das [" was die Bibel und Luther unter , Anfechtung' verstehen"] wirklich als einen Einbruch von außen, als böse Mächte, die einem das Entscheidende rauben wollen. " 0 3 Ersetzt : " Sessel" .

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Ulrieh: SO ! Schade ! Nur habe ich es bisher leider noch nicht gemerkt. Gestern abend zum Beispiel hattest du deinen Ver­ stand ganz gut beisammen ; das weißt du wohl selbst. Christoph: Du kannst es auch noch garnicht gemerkt haben ; denn ich verliere ihn immer nur, wenn ich allein bin, und auch I dann - zum Glück - nur gelegentlich. Was würdest du zum Beispiel von einem hoffnungsvollen jungen Mann von 24 Jahren halten, der sich seit einem Monat immer wieder dabei ertappt, laute Selbstgespräche mit sich zu führen ? Ulrieh: Hm, immerhin - ein ganz guter Anfan g ! Wirklich ein Jammer um den hoffnungsvollen jungen Mann von 24 Jahren ! Christoph: Du kannst dir nicht vorstellen, Ulrich, nicht wahr, daß du deinen Verstand mal verlierst? Ulrieh: Ich habe zwar nicht so viel davon zu verlieren wie du, aber laß mich einen Augenblick überlegen - vielleicht wenn ich schrecklich verliebt wäre ? aber nein, ich glaube, ich habe auch da bisher meine Sinne immer ganz gut beieinander ge­ halten - oder - jetzt habe ich's : (sagt auf, spielt Theater) wenn also heute ein Mann in schwarzem Rock mit einem todern­ sten Gesicht zu mir käme und mir feierlich eröffnete : Mein Herr, gestatten Sie, daß ich Ihnen die bedauerliche Mittei­ lung mache, Sie werden morgen leider - hingerichtet. 4 Wenn es übermorgen wäre, dann wäre es etwas anderes, dann würde ich meinen Verstand wahrscheinlich erst morgen ver­ lieren. - Aber Spaß beiseite, 5 Christoph. Das erinnert mich eben an ein äußerst wenig spaßhaftes Gespräch, das ich ge­ stern nacht beim Nachhausegehen noch mit dem Neuen hatte und weswegen ich eigentlich heute zu dir kam. Du hast ihn doch auch gesehen, den Schwarzhaarigen, der den ganzen Abend dabei saß ohne den Mund aufzumachen. Ich hatte Lust, ihn etwas zum Reden zu bringen. Er konnte ja auch ein 4 Vgl. den Anfang des Romans " Der Prozeß" von Franz Kafka : "Jemand

mußte J osef K. verleumdet habe!), denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet" von einem Mann in einem " eng anliegenden schwarzen Kleid" . (Diesen und andere literarische Hinweise verdanken die Hg. Christoph PereIs. ) D 5 Kurze Streichung (" . . . Renate . . . ") später aufgenom­ men ; am Rand Bleistiftnotiz, mit Tinte gestr. : " Gespräch mit dem Neuen" . Es folgt ein Einschub auf zwei Bögen (DIN A 4) mit Wasserzeichen " suum cuique" .

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Aushorcher sein und nach allem, was du gestern gesagt hattest, können wir die am wenigsten brauchen. So ging ich mit ihm nach Hause. Ich fragte ihn, ob es ihm bei uns gefallen hätte. Darauf antwortete er erst garnichts und dann plötzlich etwas spöttisch : Wer ist eigentlich dieser junge Aristokrat, der heute seine wilden Theorien zum besten gegeben hat ?6 Ich sagte : Wir haben keine Aristokraten unter uns, aber wenn du den großen Blonden meintest, der heute als I Einziger etwas sehr Vernünftiges gesagt hat, - das ist mein Freund, der Sohn des Chefarztes vom Lazarett. Darauf murmelte er vor sich hin, aber so, daß ich es hören sollte : So, so, auch das noch, Sohn des Arztes, der mich um mein Leben oder man kann ebenso gut sagen um mein wohlverdientes Sterben ge­ bracht hat. Ich war völlig verdutzt. Dann nach einer ganzen Weile fragte er : Das macht wohl auch nicht mehr lange mit ? und zeigte dabei auf sein Herz. Christoph: So, das sagte er? Ulrich: Ja; ich dachte, er wäre vielleicht verrückt und fragte : was redest du eigentlich ? Darauf er: " Ich denke, du bist sein Freund ; und du hast noch gar nichts gemerkt, nicht wahr? " Weißt du, ich bin j a sonst eigentlich nicht auf den Mund gefallen. Aber er sagte das alles mit einer so kalten Bestimmt­ heit und in einem solchen Ton, als wüßte er irgendwas Ge­ heimnisvolles, daß es mir einen Augenblick eisig den Rücken herunter lief. Ich ging eine ganze Weile schweigend neben ihm her und wollte mich möglichst bald verabschieden. Da fängt er plötzlich wieder an : Du gefällst mir, du bist ehrlich, aber dein Freund, der macht sich und Euch etwas vor ; gib acht auf ihn. Ich wollte ihm sagen : was fällt dir eigentlich ein, du kennst weder mich noch meinen Freund und spielst dich hier als großen Psychologen auf. Aber aus irgendeinem 6 Vgl. W. Lütgert, Ethik der Liebe (von Bonhoeffer für seine " Ethik" durch­ gearbeitet), 8 5 : " Wird der Mensch als Vernunftwesen angesehen, so bekommt das Humanitätsideal einen geistigen, idealistischen Grundzu g : es wird damit aristokratisch" ; vgl. S . 51 die Charakterisierung Christophs als " ideal geson­ nen" . Lütgert stellt daneben, a. a. O. 84 : " Sieh� man die Menschen als Natur­ wesen an, so bekommt die Humanitätspflicht das Ziel der äußeren Wohlfahrt. Der Gegenstand der Humanität ist dann die Masse der Einzelnen. " S. 64 : Hein­ rich spricht für die Masse.

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Grund sagte ich wieder nichts und ärgerte mich über ihn und über meine Dummheit. Da fragte er wieder ganz unvermit­ telt : " Kannst du einen Stoß vertragen ?" " Rede, " antwortete ich. Es ging mir ein Schauer nach dem anderen über die Haut. Aber ich konnte auch nicht mehr zurück. Ja, und was nun folgte, das kann ich dir im Einzelnen garnicht alles erzählen, eine Lebensgeschichte, wenn du willst eine Lebensbeichte aber er hat mir kein Schweigen auferlegt, er hat zum Schluß sogar gesagt : erzähl's deinem Freund, wenn du willst, und grüß ihn von mir. Christoph: Also, sprich weiter. Ulrich: Höre wenigstens kurz die Hauptpunkte : Seine Eltern I hat er nicht gekannt. Sein Vater ist wegen irgendeiner schlim­ men Sache - er hat sie mir nicht genannt, - j ahrelang im Zuchthaus gewesen und dort gestorben. Er ist in einem Ha­ fenviertel groß geworden in der Gastwirtschaft seiner Tante, unter Seeleuten und Dirnen . 7 Als er in das Alter kam, in dem er zu begreifen anfing, was um ihn herum vorging - ich muß das mit seinen Worten sagen : "Da ist mir plötzlich mitten in der Hölle - Gott begegnet. "8 Es war ihm durch irgend einen Zufall ein Blatt in die Hand gefallen, wohl so ähnlich wie Rembrandts Hundertguldenblatt, 9 also Christus heilend un7 Vgl. G . B ernanos, Tagebuch eines Landpfarrers, 148 f : " . . . - diese schmer­ zensvollen Gesichter ! Wenn ich so zusammengekauert hinter dem Rechentisch der Kneipe saß - denn ich entwischte ja immerzu aus dem dunkeln Zimmer, wo meine Tante mich mit meinen Aufgaben beschäftigt glaubte -, wenn ich da so saß, dann erhoben sich diese Fratzen über mir". Am 25. 1 2 . 1 9 3 1 GS I 25 schrieb Bonhoeffer über seine Konfirmanden im Berliner Norden ("Das ist so ungefähr die tollste Gegend von Berlin") : "Die häuslichen Verhältnisse sind meist unbeschreiblich, Armut, Unordnung, Unmoral. Und doch sind die Kin­ der noch offen, ich bin oft sprachlos , wie es möglich ist, daß ein junge unter derartigen Verhältnissen nicht völlig verkommt" . 0 8 Vgl. F. Nietzsche, Zara­ thustra II, im Abschnitt " Von den Mitleidigen", Werke VI, 1 30 [KGW IV, 1 , l 1 I J : " Also sprach der Teufel einst z u mir : , auch Gott hat seine Hölle : das ist seine Liebe zu den Menschen . ' " Der Ausdruck " Gottes-Hölle" steht auch im Abschnitt " Das trunkne Lied" [KGW: " Das Nachtwandler-Lied"J , Zara­ thustra IV, Werke VI, 467 [KGW IV, 1 , 396] . 0 9 Vgl. im Brief an die Groß­ mutter Julie Bonhoeffer am 20. 8 . 1 933 es II 78 aus Bethel: " Ich mußte heute in der Kirche immer wieder an das Hundertguldenblatt von Rembrandt und die dazu gehörigen Berichte aus den Evangelien denken . " Londoner Predigt zu Mt

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ter den Armen, und darunter standen zwei Worte : " Ihn jam­ merte des Volkes" und " Die Zöllner und die Huren werden Gottes Reich eher ererben als ihr" lo oder so ähnlich. Und nun fing, wie er sagte, ein fürchterlicher Kampf für ihn an. Er blieb in derselben Umgebung und wurde allmählich erwach­ sen. Er versuchte, wie er sich ausdrückte, in der Hölle mit Gott zu leben. Weglaufen kam ihm feige vor. Er wurde Ha­ fenarbeiter ; nachts las er für sich, Bücher über Volkswirt­ schaft, Sozialpolitik und vor allem die Bibel. 1 1 Wenn er von der Arbeit kam, holte er herumlungernde Kinder von der Straße, nahm sie zu sich auf sein Zimmer, gab ihnen zu essen, sagte ihnen ein paar freundliche Worte und schickte sie nach Haus. 12 Aber die dumpfe Luft und das Elend um ihn herum, wurden ihm zu mächtig. Er geriet an eine Dirne, die ihn sehr liebte. Er gab ihr Geld. Zu ihr gegangen ist er nie, " aus Jammer und aus Ehrfurcht vor Christus", wie er sich in sei­ ner seltsamen Sprache ausdrückte. Fromm wäre er dabei nie gewesen, sagte er, in die Kirche ist er nicht gegangen. 1 3 " Ich habe auch nie den Drang verspürt als sozialer Reformer oder als Prediger aufzutreten ; das ist doch alles nichts. Aber ich habe eben Gott nicht mehr vergessen können und wollte in meiner Hölle mit ihm leben, aus Jammer. " Alle Gedanken und gelegentlichen Vorschläge seiner Vorgesetzten, I etwas mehr aus sich zu machen, Abitur, Studium und so weiter lehnte er ab . Es wäre nur eine Flucht gewesen, meinte er und er hätte vielleicht Gott und den Jammer vergessen. " Daß ich nicht lange zu leben haben würde, habe ich immer gewußt und darüber war ich froh" so ungefähr drückte er sich aus. Christoph: So, das hat er gesagt. 1 1 ,28-30 Ende September 1 934 GS V 529 : Auf dem " Hundert-Gulden-Blatt" zeichnet Rembrandt die " Mühseligen und Beladenen" als " die Armen, Elen­ den, Kranken, Aussätzigen, Zerlumpten, mit zerfurchten Gesichtern " . D 1 0 Vgl. Mt 9,36 und Mt 2 1 , 3 1 ; dazu DBW 4 (N), 1 93-1 95 und DBW 6 (E), 349 f. D 1 1 Vgl. im Brief 29. /30. 1. 1 944 WEN 224 die Charakterisierung: " . . . ein aus dem Arbeiterstand hervorgegangener wirklich gebildeter Mann" (" . . . aus dem hiesigen Haus [dem Tegeler Gefängnis] ist in der Stadt durch einen Volltreffer getötet worden"). D 1 2 Bleistiftnotiz am Rand : " kein Ehrgeiz zu wirken ! " D 1 3 Bleistiftnotiz am Rand : " Krieg, Befreiung, Gemeinschaft ' nochmals dies Elend mit Gottes Kraft als ein Unding" .

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Ulrich: Ja, und dann kam der Krieg. Es war für ihn eine Befrei­ ung. Er hatte das Gefühl, nun hätte er es geschafft. Er rech­ nete fest damit, daß er fallen würde. " Ich weiß auch, daß Gott das wollte" sagte er. Er hat sich scheint's durch eine ganz außerordentliche Tapferkeit und Kameradschaftlichkeit ausgezeichnet, das EK 11 bekam er als er drei verwundete Kameraden nacheinander aus dem Trommelfeuer in den Gra­ ben zurückholte. Er hat mir das erst auf meine Fragen hin gesagt. Bald darauf bekam er auch das EK I. Beförderungen hat er verhindert. Von seinem Hauptmann hat er einen Brief, in dem der ihm verspricht, nach dem Krieg persönlich für seine Weiterbildung aufzukommen. Dann wurde er schwer verwundet. Bevor er in eine tiefe B ewußtlosigkeit fiel, sagte er zu einem Kameraden, " sorg dafür, daß mich keiner auf­ weckt ; ich bin so glücklich ; ich habe meinen Tod gefunden ;14 ich bin durch. " N ach Wochen wachte er im Lazarett deines Vaters auf. Man hatte das Menschenmögliche zur Erhaltung seines Lebens getan. " Dieses Aufwachen war mein Ende" sagte er. " Seitdem hasse ich Gott und die Menschen. Ich war mir sofort ganz klar, und jeder Atemzug bestätigte es mir, daß mein Leben nur künstlich um ein, zwei Jahre verlängert worden war. Was soll mir dieses Leben ? Zurück in meine Hölle, in der ich Gott hatte, kann ich nicht mehr ; ich habe keine Kraft mehr. Studium und was man mir sonst alles vor­ schlägt und erleichtern will - ach diese mitleidigen Men­ schen ! - gehört nicht zu meinem Leben und außerdem könnte ich es auch nicht mehr ; ich habe meine Kraft vor dem Krieg und im Krieg aufgezehrt. Es ist nichts mehr übrig, und weil das kein Leben ist, darum kann ich auch den I Gedanken an den Tod nicht mehr ertragen. 0 diese klugen, diese mit-

14 Vgl. S . 257 und 258 Tegeler Zettel NL A 8 6 , 9 ("Eigener Tod. glücklich") und 86,8 ("Der Tod, der mich sucht, ist nicht mein"). Dazu R. M. Rilkc, Stundenbuch, 273 : , , 0 Herr, gib jedem seinen eignen Tod . Das Sterben, das aus j enem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not. " Zum Folgenden auch R. M. Rilkc, Requiem, 25 (Gesammelte Werke H, 3 4 1 ) , in dem Wolf Graf Kalckreuth nach dessen Suizid gewidmeten Stück (vgl. S. 1 26) : " . . . in der drit­ ten [von drei dem Künstler offenen Formen J . . . war ein Tod von guter Arbeit / vertieft gebildet, j ener eigne Tod, / der uns so nötig hat, weil wir ihn leben". 28. 1 1 . 1 943 WEN 166: Bonhoeffer hält Rilke " für ausgesprochen ungesund" .

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leidigen Menschen, - wie haben sie Gott und mich betrogen. Gott wollte meinen Tod, er kam zur rechten Zeit, die Men­ schen wollten mein Leben und nun gehöre ich dem Teufel. Gute Nacht ! Erzähl's deinem Freund, wenn du willst, und grüße ihn von mir. " - Damit bog er rasch um eine Ecke und war mir aus den Augen. Christoph: Sonderbar, sehr sonderbar. Ulrich: Du kannst mir glauben, ich habe lange wachgelegen, erst als heute früh die Sonne so herrlich in mein Zimmer schien, habe ich das gestrige Nachtgespräch wie einen bösen Traum von mir geschüttelt. Du, es graut mir richtig davor, den wieder zu sehen. Christoph: Ich werde ihn besuchen. Verrückt ist der nicht, schlecht auch nicht, und dumm gewiß nicht. Er ist nur sehr einsam. Aber der scheint etwas zu wissen Ulrich: Christoph, ich bitte dich, geh nicht zu ihm, der bringt dich nur auf dumme Gedanken, das kannst du j etzt nicht brauchen, und außerdem ist er dir gegenüber sehr mißtrau­ isch. Geh zu Renate, das ist besser für dich, und zudem bist du ihr für dein seltsames Verhalten gestern nachmittag einen Besuch und eine Erklärung schuldig. Christoph: Renate ! Ulrich : Was ist mit dir, Christoph ? Du bist j etzt manchmal so unberechenbar. Du brauchst übrigens garnicht zu ihr zu ge­ hen ; ich traf sie vorhin auf der Straße. 1 5 Sie trug das helle Kleid, das du so an ihr liebst, 1 6 und sah wieder so unendlich gut und lieb aus, wie du es garnicht verdienst; sie fragte nach dir, wie es gestern abend noch gewesen sei, wann wir nach Haus gegangen seien, wann du meist in deinem Zimmer zu treffen seist. Sie schien etwas beunruhigt und ich glaube, sie wird noch bei dir vorbeikommen. Christoph: Ulrich, das darf nicht geschehen. Ulrich: Aber Christoph, was soll das ? Ich verstehe dich allmäh15 Einschub-Ende. D 16 Am 3. 7. 1 943 bat Bonhoeffer in einem Brief an seine Eltern um ein bei der Hochzeit von Klaus und Ruth-Alice von Bismarck auf­ genommenes Foto seiner Verlobten : " . . . das ist so sehr hübsch ; auch das Kleid finde ich besonders schön . " Siehe Brautbriefe 276 : das Foto ; vgl. Bildband 1 4 7 : ein anderer Teil d e s Hochzeitszuges.

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I lich wirklich nicht mehr. Hat Renate dich irgendwie ge­ kränkt ? oder Christoph: (hart) Ich sage dir, Ulrich, es darf nicht geschehen. (Nach einer Pause) - Du weißt auch, daß das Ganze eine Kinderfreundschaft war und daß ich nie ein Wort zu ihr ge­ sagt oder etwas getan habe, durch das ich sie an mich gebun­ den hätte Ulrich: (völlig überrascht und entsetzt) Pfui, Christoph, pfui ich kenne dich nicht wieder. Christoph: (leidenschaftlich) Ulrich ich bitte dich, reise morgen mit mir in die Berge. 1 7 Dort wird alles klar werden. Komm mit, Ulrich ! Ulrich: Ich denke nicht daran, einen so schmählichen Ausreißer zu begleiten. Christoph, wenn du schon den Verstand verlo­ ren hast, so frage doch dein Herz, was Renate dir den ganzen Krieg hindurch und bis j etzt gewesen ist ! Wie du dich nach ihr gesehnt hast, wie alles, was du dachtest und tatest, nur ihr gehörte, - wie du für nichts Gedanken und Zeit hattest als für SIe Christoph: Das ist alles lange her. Ulrich: (ohne sich unterbrechen zu lassen) Wir anderen, die wir sie kannten - und wohl manchmal heimlich nach ihr seufzten - wir haben sie dir gegönnt - Christoph, muß ich es dir sagen, daß sie manchmal - in meinen Träumen gewesen ist und daß es schwere Nächte waren, in denen ich sie dir ganz und dir ganz allein ließ ; muß ich dir sagen, daß ich kein anderes Mädchen angesehen habe, seit ich Renate zum ersten Mal sah. Christoph, ich bin über dem allem dein Freund geblieben, und ich konnte dir mit reinem Gewissen in die Augen sehen Christoph: Sei still, Ulrich, ich weiß das alles, aber rede nicht weiter ! Was hier geschieht, begreifst du nicht. Aber, glaube es mir, daß du eines Tages begreifen wirst - und daß du froh sein wirst. Ulrich: Ach, so reden sie alle. Nie hätte ich dir das zugetraut. Da auf deinem Schreibtisch steht noch ihr - (ganz hart) Chri­ stoph, wo hast du ihr Bild hingetan ? Sage es mir ! I 1 7 Gestr. : " Die Eltern haben uns beiden eine Reise geschenkt . "

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Christoph: (leise, aber immer bestimmt) Ich habe es weggelegt ­ zu den Noten, - zu den Erinnerungen, - von denen ich Ab­ schied nehme. 1 8 Ulrich: Das ist das Ende, Christoph; das ist Irrsinn ; ich gehe. (Geht rasch zur Tür. Im selben Augenblick tritt Renate ein) Renate ! - Verzeih, Renate, ich wollte es dir gerade sagen kommen. Christoph ist heute nicht wohl. Seine Verwur.dung quält ihn wohl wieder etwas. Er möchte allein sein. Es ist besser, wir gehen. (Renate geht ganz ruhig weiter, auf Chri­ stoph zu) Nein, du darfst heute nicht hierbleiben. Es ist nicht gut für ihn. Er braucht Ruhe Renate: (neben Christoph, sehr ruhig und liebevoll) Störe ich deine Ruhe, Christoph? Christoph: (ist aufgestanden, nimmt Renates Hand) Bleibe hier, Renate. (Ulrich ab) (Renate setzt sich, Christoph geht noch eine Weile auf und ab. )1 9 Renate: Ich bin gekommen, u m dich u m Verzeihung z u bitten. Christoph: Du - mich - um Verzeihung. Renate: Ja; ich habe gestern abend falsch zu dir gesprochen ; als ich dich nach so langer Zeit wiedersah, hatte ich vor lauter Freude vergessen, was du inzwischen durchgemacht hast; ich habe nicht daran gedacht, daß dich das alles verändert haben muß. Ich war nur so glücklich, dich zu sehen. Da habe ich gesprochen, wie ich früher zu dir sprach. Das durfte ich nicht. Damit mußte ich dir wehtun. Es ist doch ganz klar, daß du nicht mehr derselbe bist, wie vor vier Jahren. Das mußte ich wissen . Christoph: Du bist gut20, Renate, du bist immer dieselbe. - Bin ich nicht mehr derselbe ? - Du magst recht haben, aber viel­ leicht in anderer Weise als du es meinst. - Willst du, daß ich dir das erkläre ? 18 Am Pfingstmontag des zweiten Jahres im Tegeler Gefängnis, 29. 5 . 1 944, schrieb Dietrich Bonhoeffer an Maria von Wedemeyer, Brautbriefe 1 90 : " Ich habe schon einmal ein Mädchen sehr gern gehabt ; sie wurde Theologin". OB 536 : " Bonhoeffer hat sich [ 1 936J . . . von einer Bekannten gelöst, mit der er Ende der zwanziger Jahre und dann wieder seit Beginn des Kirchenkampfes besonders befreundet gewesen ist" ; vgl. den Brief an Elisabeth Zinn vom 27. 1 . 1 936 GS VI 367 f. D 19 Es folgt ein kurzer Einschub auf einem Stück eines " suum cuique"-Bogens. D 2 0 Ersetzt, u. L. : " du " .

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Renate: Nein, Christoph, nichts erklären. Das hilft garnichts. 21 Laß Zeit darüber hingehen. Worte sind da ganz überflüssig. (Um auf etwas anderes abzulenken :)22 Was I war mit Ulrich ? Er schien erregt. Verzeih, daß ich frage, es geht mich eigent­ lich nichts an. Du brauchst mir nicht zu antworten. Christoph: Ich habe Ulrich gekränkt ; ich habe ihn enttäuscht. Er war im Recht, ich im Unrecht. Er mußte gehen. Renate: Das glaube ich nicht, Christoph. Du kannst Ulrich garnicht kränken ; du kannst überhaupt niemanden kränken. Christoph: Du täuschst dich leider, Renate. Du täuschst dich ebenso in mir, wie sich Ulrich getäuscht hat. Renate: Aber es ist doch undenkbar, daß zwischen dich und Ulrich irgendetwas treten kann, daß Ihr Euch nicht mehr versteht, daß Ihr Euch gegenseitig kränkt. Christoph: Nicht gegenseitig, Renate, ich habe Ulrich gekränkt. Renate: Laß uns nicht streiten, Christoph; ich glaube dir alles, aber daß Ulrich sich von dir trennt, daß er dir etwas nachträgt - das glaube ich nie !23 Christoph: Du hast recht. Ulrich wird nie etwas dergleichen tun, er ist der viel Bessere von uns beiden - aber ich, ich habe ihn bitter enttäuscht ; da konnte er nicht anders . Renate: (traurig) Das tut mir leid, sehr leid. - Dann gehe ich besser auch. (Steht langsam auf)24 Christoph: Ja, es ist wohl besser. Ihr habt zu gut von mir ge­ dacht, das war der Fehler. Renate, laß es dir sagen, Ulrich ist hundertmal besser als ich. Renate: Armer Christoph. Leb wohl. (Geht ab) Christoph: (geht eine Weile auf und ab, wirft sich dann auf einen Sessel) Ja, armer Christoph. Soweit habe ich es nun gebracht. Ulrich fort, Renate fort ! Ich habe es gewollt - und j etzt da es soweit ist, fühle ich mich wie ein Irrsinniger. Das kommt davon, wenn man herrisch sein will ohne das Zeug dazu zu I haben. Theaterheldentum ! Der Fremde hat ganz recht : " Gib 21 Nachträglich eingeklammert gestr. : , , (und tut nur weh)" . 0 22 Ende des kurzen Einschubs . 0 23 " daß Ulrich . . . nie !" ersetzt : " ehe Ulrich . . . geht die Welt unter. " 0 24 Zusätze, gcstr. (" . . . ich war eigentlich gekommen, um dich um Verzeihung zu bitten . . . "), ersetzt durch den kurzen Einschub S . 43 f. Ende der gestr. Zusätz e : "Du bist nicht schuld, ich schwöre es dir. Ich kann das von dir nicht ertragen. Renate : Ich gehe, Christoph. " =

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acht, Ulrich, der macht sich und den anderen etwas vor. ,, 25 Warum mache ich es nicht wie er und spreche einfach dar­ über, - wie er zu Ulrich, den er nicht einmal kannte. Ja, vielleicht liegt es daran, zu dem Fremden könnte ich schon sprechen, aber zu Renate, zu Ulrich, zu den Eltern - es ist unmöglich. Ich muß allein durch. Renate - Mädchen -, - es gab keinen Gedanken bei Tag und Nacht, der dir nicht ge­ hörte, keinen Patrouillengang, den ich nicht für dich ging, keinen Hunger, keinen Frost, keinen Schmerz, den ich nicht für dich aushielt, - kein Stück Brot, keinen Sonnenstrahl, kein blühendes Feld, in dem ich dich nicht fand, es gab keine Note, die ich nicht für dich schrieb - Renate, lebe wohl ! Ulrich - du treuer, du bist nie von meiner Seite gewichen, alles hast du mit mir geteilt,26 starke und schwache Stunden,27 blind habe ich dir vertraut,28 alles, alles konnte ich dir sagen ­ nur eines nicht mehr, - Ulrich, ich danke dir, ich wünsche dir Glück. - (Springt auf) Verdammte Monologe ! Ich gehe zu dem Fremden. (Ab) (Eine kurze Pause, in der die Blicke der Zuschauer Einzelheiten in Christoph's Zimmer wahrnehmen können. Es klopft. Keine Antwort. Die Tür wird geöffnet, es tritt erst Ulrich, dann Re­ nate ein) Ulrich: Er ist nicht hier. Er ist vielleicht etwas ins Freie gegan­ gen. Die frische Luft wird ihm die Grillen vertreiben. Rcnate: Ich denke, er wird auf der Suche nach irgendeinem Menschen sein. Ulrich: Wie kommst du darauf? Renate: Weil wir beide heute versagt haben und weil er nun sehr allein ist. I 25 Vgl. 1 5 . 1 2 . 1 943 WEN 1 8 1 f: " Ich frage mich selbst oft, wer ich eigentlich

bin, der, der . . . nach außen hin (und auch vor sich selbst) als der Ruhige, Heitere, Gelassene, Überlegene dasteht und sich dafür (d. h. für diese Theater­ leistung, oder ist es keine)) bewundern läßt ?" D 26 In einer Streichung zusätz­ lich : "du hast neben mir im Lazarett gelegen" . D 27 Ersetzt : "in meinen schwachen Stunden habe ich mich an dir festgehalten [ersetzt : " du hast mir in schwachen Stunden geholfen, und du hast in aller Stille für mich das größte Opfer gebracht"]" . D 28 Ersetzt : " auf dich konnte ich felsenfest bauen".

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Ulrich: (etwas bestürzt) Er hat vorhin in der Tat davon gespro­ chen, daß er j emanden aufsuchen wollte - das hätte ich ver­ hüten müssen ! (Schlägt sich vor den Kopf) Warum bin ich auch weggelaufen und nicht bei ihm geblieben ? Renate: Nein, Ulrich, wir müssen ihn j etzt ganz seinen Weg gehen lassen. Er tut nichts Verkehrtes . Ulrich: Du wirst recht haben ; Christoph tut kaum etwas Ver­ kehrtes . Renate: Wir beide müssen j etzt einfach für ihn dasein, nicht in ihn eindringen wollen, ihm nicht hineinreden. Er muß nur wissen, daß wir da sind. Ulrich: Nein, Renate, so ätherisch kann ich nicht mit Christoph umgehen. Ich will wissen, was mit ihm ist. Wir haben einan­ der bisher nichts verschwiegen. Er weiß auch, daß es nichts gibt, das er mir nicht sagen könnte, und daß ich dann zu ihm halte, was es auch sei. Aber Versteckspielen voreinander, das mache ich nicht mit. Das paßt nicht zu Christoph und zu mir. (Etwas pathetisch) Das ist auch einfach ein Verrat an unserer Freundschaft. Renate: Auch Freunde, ja auch Mann und Frau, können einan­ der nicht immer alles sagen. Sie müssen manchmal lange auf­ einander warten, bis das rechte Wort gewachsen und gereift ist. Worte haben ihre Zeit. Abgedrungene Worte sind wie abgerissene Knospen. Was du etwas pathetisch einen Verrat an Eurer Freundschaft nennst, könnte gerade umgekehrt eine notwendige Probe auf Eure Freundschaft sein. Vielleicht würde Christoph einen Verrat an sich selbst und an dir bege­ hen, wenn er j etzt ausspräche, was noch nicht reif ist. Ulrich : Zwischen Freunden gibt es keine Geheimnisse. Natür­ lich flüstert man sich nicht fortwährend seine Herzensanlie­ gen zu wie die Backfische. Man weiß sie und damit basta. Zwischen Freunden herrscht Offenheit und Vertrauen. Wozu hat man denn sonst einen Freund ? Renate: Es gibt Dinge, über die man manchmal eine Zeitlang I schweigen muß, ehe man sie sagen kann, auch zwischen Freunden, auch zwischen Mann und Frau. Einer muß dem anderen Zeit lassen. Offenheit ist etwas Schönes, aber wich­ tiger ist noch offen zu sein für den anderen, auch für sein Schweigen, und Vertrauen beruht nicht darauf, daß einer alles

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vom anderen weiß, sondern daß er an den anderen glaubt. 29 Vlrieh : Damit kann man j ede Heimlichkeit entschuldigen und unter solchem Vorwand schleicht sich zwischen zwei Men­ schen viel Unkontrollierbares, Undurchsichtiges ein. Ich bin für Klarheit, ich kann mit den Ungenauigkeiten nichts anfan­ gen. Ich will meinen Freund sehen wie er ist. Renate: Was heißt das ? Willst du ihn sehen wie eine Photogra­ phie, die alles registriert oder mit den Augen dessen, der ehrfürchtig und liebevoll nur das wesentliche Bild des ande­ ren in sich aufnimmt und wirken läßt und der dem anderen Menschen sein Geheimnis läßt. Und was heißt Klarheit, wenn doch im Menschen selbst oft so vieles Unklares ist? Dann muß man warten, bis der Sturm sich gelegt hat und das Wasser wieder rein und klar geworden ist. Wir müssen viel Geduld miteinander haben. Vlrieh: Weißt du nicht, daß man an einem Geheimnis, das man zu lange mit sich herumträgt und keinem Menschen zu sagen wagt, elend zugrunde gehen kann ? Renate: - und doch darf man keinem Menschen sein Geheimnis rauben, ohne ihn zugrundezurichten. Hast du nie gespürt, daß gerade die ganz guten Menschen, die wir kennen, ein Geheimnis in sich tragen, das sich uns nie enthüllt und das sie selbst nicht zu berühren wagen ? Es schimmert durch j edes Wort, durch jeden Blick dieser Menschen hindurch. Aber wenn man es aussprechen wollte, wäre schon das Beste zer­ stört. Gute Menschen wissen nicht, warum sie so sind und sie wollen es garnicht wissen. Das letzte Geheimnis jedes Men­ schen heißt - Gott ; das sollen wir ihm lassen. 3o - Aber es ist eigentlich ein Unsinn, daß ich dir das alles I sage. Was wäre denn Christoph ohne dich ? Du machst es ja ganz von selbst richtig und - nicht wahr, du gehst mit Christoph in die Berge, wenn er dich bittet. Vlrieh: Dränge mich nicht, Renate, ich bitte dich. Meinst du, ich könnte Christoph leichten Herzens eine Bitte abschlagen. Ich würde es ja selbst kaum aushalten, Christoph allein gehen 29 Vgl. S . 252 f auf dem Tegcler Zettel NL A 86, 1 0 die Vorformulierung dieses Satzes. 0 3 0 Ersetzt: " können wir nicht ergründen". Vgl. zu , Geheimnis' DBW 4 (N), 1 07 und 302-304 (Il Kor 3 , 1 8).

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zu lassen. Trotzdem - du weißt nicht, was zwischen uns steht. Ich könnte auch nicht so sanft und geduldig mit Chri­ stoph umgehen, wie du dir das denkst. Aber warte nur, es kommt schon alles wieder zurecht. 31 Renate: Ich könnte es nicht ertragen, euch getrennt zu sehen. Ihr gehört zusammen. Vlrieh: Ja, das ist wahr, aber du gehörst dazu. (Steht am Schreibtisch und zeigt auf Handschriftliches, das auf dem Tisch liegt) Weißt du, was das ist? Renate: Nein, ich will es auch nicht wissen. Vlrieh: Ich will es dir aber zeigen. Es sind Christoph's Auf­ zeichnungen seiner Gedanken, die er seit einiger Zeit in un­ serem Kreis vorträgt. Seit seiner Heimkehr beschäftigt ihn eigentlich nichts anderes mehr. Er geht ganz darin auf. 32 Renate: Laß es liegen, Ulrich. Es gehört Christoph. Vlrieh: (lachend) Das wäre noch schöner ! Glaubst du, es gibt einen Satz darin, den er mir nicht schon vorgelesen hätte und über den wir nicht schon miteinander geredet hätten ? Das gehört uns beiden. (Nimmt die Blätter zur Hand) Renate: Ich bitte dich, leg es wieder hin. I Vlrieh: Nein Renate, in diesem Zimmer gibt es nun wirklich nichts, das mir nicht ebenso gehörte wie Christoph. Da gibt es kein Geheimnis. Also hör zu, es wird nämlich gut, was er da schreibt. Du wirst deine Freude daran haben. Hier die letzte Seite, die er geschrieben hat. 33 (Liest :) " Ich spreche zu 31 Ersetzt 5 gestr. Zeilen, die beginnen : " Ach, natürlich gehe ich, Renate. Das ist doch ganz selbstverständlich. " Sie enden : " Renate, wir wollen beide, jeder in seiner Weise, - für Christoph dasein, wie du das nennst. " 0 32 Ersetzt : " . . . Aufzeichnungen für einen großen Vortrag, den er vor unserem Kreise hal­ ten soll ; ich glaube, es wird ein Buch daraus. " An einem Buch über Ethik arbeitete Bonhoeffer seit 1 940, s. DBW 6 (E). 0 33 Zum Folgenden s. S . 253 f und 256 f die Tegeler Zettel NL A 86, 1 0 (Entwurf) und 86, 1 1 (Ausarbeitung des Entwurfs, fast wörtlich in das Manuskript übernommen) ; Bonhoeffer hat die Passage also dreimal geschrieben. Anspielung auf den Mißbrauch der ,großen Worte' besonders im nationalsozialistischen Deutschland. Vgl. K. Jaspers, Die geistige Situation der Zeit (vor 1 933 geschrieben, von Bonhocffer für die " Ethik" benutzt), 72, zur Sprache in der Massenordnung : " . . . eine ad hoc herbeigezerrte Pathetik, , H eiligkeit des Lebens', , Majestät des Todes', , Majestät des Volkes', , Volkswille ist Gottes Wille' , , Dienst am Volke' u. a. sind Wendun­ gen im Munde derer, die sonst im bloßen Dasein verloren scheinen . . . . Diese Sophistik schwankt zwischen opportunistischer Geschicklichkeit eigensüchti-

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euch, um die großen Worte, die den Menschen gegeben sind, vor dem Mißbrauch zu schützen. Sie gehören nicht in den Mund der Masse und in die Überschriften der Zeitungen, sondern in die Herzen der Wenigen, die sie mit ihrem Leben hüten und schützec. Es ist niemals ein gutes Zeichen, wenn das, was von j eher stiller und fester Besitz und selbstver­ ständliche Haltung aller Gutgesinnten im Lande ist, als aller­ neueste Weisheit auf der Straße ausgeschrieen wird. Die mit ihrem Leben, ihrer Arbeit und ihren Häusern Hüter echter Werte sind, wenden sich mit \Y/iderwillen von den tönenden Worten, mit denen man die Masse zu Propheten machen will. Welcher Gutgesinnte bringt heute noch die besudelten Worte Freiheit, Brüderlichkeit, ja das Wort Deutschland über seine Lippen ? Er sucht sie in der Stille des Heiligtums, dem nur der Demütige und Gläubige nahen darf. Jeder von uns hat den Kopf für diese Güter hingehalten ; die sie heute im Munde führen, denen sind sie einträglich. Laßt uns die höchsten Gü­ ter eine Zeitlang durch Schweigen ehren, laßt uns lernen, eine Zeitlang ohne Worte das Rechte zu tun. 34 Um das stille Hei­ ligtum der höchsten Güter wird sich dann eic neuer Adel in unserer Zeit bilden. 35 Nicht Geburt und nicht Erfolg werden ihn begründen, sondern Demut, Glaube und Opfer. Es gibt einen untrüglichen Maßstc:.b für das Große und das Geringe, für das Gültige und Belanglose, für das Echte und das Ge­ fälschte, für das Wort, das Gewicht hat, und für das leichte gen Daseins und vernunftlos sich hineinsteigerndem Affekt hin und her. " " Ich spreche zu euch . . . " bis S. 50 (mit Auslassungen) " . . . das Rechte zu tun" wurde abgedruckt in GS Irr 479 f. lJ 34 Vgl. den letzten Abschnitt des Tauf­ briefs aus dem Mai 1 944 WEN 328 (wenn " die früheren Worte kraftlos wer­ den", wird unser Christsein " nur in zweierlei bestehen : im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen"). Hier im Drama wird die politische Di­ mension der Schweige-Disziplin deutlich ; vgl. "Arkandisziplin" 30. 4 . 1 944 WEN 306, 5 . 5 . 1 944 WEN 3 1 2 . D 35 Vgl. in " Nach zehn Jahren" 1 942/43 WEN 22 : " Wir stehen mitten in dem Prozeg der Verpöbelung in allen Gesell­ schaftsschichten und zugleich in der Geburtsstunde einer neuen adligen Hal­ tung, die einen Kreis von Menschen aus allen bisherigen Gesellschaftsschichten verbindet. " Die Formel vorn " neuen Adel" hat Stefan George 1 9 1 3 in einern seinerzeit sehr bekannten Gedicht geprägt, s . Stern des Bundes, 85 : " Neuen Adel den ihr suchet / Führt nicht her von Schild und Krone ! / . . . Stammlos wachsen im Gewühle / Sehne Sprossen eignen Ranges . . . " (Hinweis : Christoph PereIs).

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Geschwätz - das ist der Tod. Wer sich dem Tod nahe weiß, der ist entschieden, aber er ist auch schweigsam (liest immer langsamer, mit dem Ausdruck der Verwunderung, mehr vor sich hin als für Renate). Wortlos, ja wenn es sein muß unver­ standen und einsam, tut er das I Notwendige und Rechte, bringt er sein Opfer" - hier bricht es ab . Merkwürdig, - ich kannte diesen Absatz wirklich nicht. Hier noch ein Nach­ wort mit Bleistift. " Was sind das nun wieder für große Worte ? Warum gehe ich wie die Katze um den heißen Brei ? Warum sage ich nicht einfach, was ich meine und weiß ? oder wenn ich das nicht will, warum schweige ich nicht ganz ? Wie schwer ist es wirklich wortlos, unverstanden das Notwendige und Rechte zu tun . 36 Ach Renate ! Ulrich !" (Ulrich hat das Letzte mit wachsender Bestürzung gelesen, läßt das Blatt sin­ ken, sehr erschüttert) Christoph ! ! Renate, verstehst du das ? Renate: Ich glaube - j a. Ulrich: Verzeih, Renate, ich wußte es nicht. Du hattest recht. Verzeih, Christoph ! - Gott, es ist doch nicht möglich. Renate: Laß Ulrich, es hat so kommen sollen. Wir wollen ge­ hen. Ich will Christoph ein Wort hinterlassen. (Schreibt et­ was auf einen Zettel. Ulrich desgleichen. Gehen schweigend ab . ) Hinter der Tür die Stimme von Brüderchen: Christoph ! Chri­ stoph ! Höre doch, ich bin's. (Stürzt in die Tür) Christoph, ich dad dich begleiten, ich gehe mit dir in die Berge ! (Sieht sich im leeren Zimmer um, bemerkt die beiden Zettel und liest den ersten ;) " Christoph, verzeih mir. Renate. " (Dann den zweiten) " Natürlich komme ich mit. Ulrich. " (Vorhang)

36 Ersetzt : " schweigend zu tun, was getan werden muß".

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[3. Szene. ] In Heinrich's Stube, l Bett, Tisch, Stuhl, Sofa, Bild, alles in der Art billigster Mietswohnung. Auf dem Tisch eine Pistole, eine Flasche Schnaps und ein Glas, Reste von Essen, ein paar Zettel. Heinrich geht eine Zigarette rauchend unruhig auf und ab . Die Tür öffnet sich leise, ohne daß angeklopft würd e ; ein Herr in mittleren Jahren, in der unauffälligen, aber korrekten dunklen Kleidung eines mittleren Handelsvertreters, tritt ein ; er trägt eine Brille, die seine Augen fast unsichtbar macht ; sein Gesicht ist völlig ausdruckslos, undurchsichtig, glatt, maskenhaft. 2 Der Fremde: Guten Abend, junger Herr, (als keine Antwort erfolgt) - Sie haben mich rufen lassen. Heinrich: Sie sind im Irrtum. Ich kenne Sie garnicht. Der Fremde: Gewiß nicht ; eben darum riefen Sie nach mir ; Sie wollten mich kennen lernen. Heinrich: Ich sage Ihnen, es ist eine Verwechselung. Ich bin durchaus nicht in der Verfassung, in der ich Menschen ken­ nen lernen wollte - mit einer Ausnahme höchstens, aber die sind Sie nicht. Der Fremde: Wer ist diese interessante Ausnahme, wenn ich fragen darf? Heinrich: Das dürfte Sie kaum etwas angehen. Also, vielleicht haben Sie die Güte _3 (geht auf die Tür zu) Der Fremde: Da Sie es mir nicht sagen, darf ich mir vielleicht erlauben, es Ihnen zu sagen : Die interessante Ausnahme ist ein Medizinstudent Ihres Alters, groß, klug, ideal gesonnen. 1 Die hier spielende Szene, S . 5 1-71 , wurde zuerst 1 948 in der Zeitschrift " Die Schöpfung" abgedruckt und dann 1 960 in GS III 480-495. 0 2 J. Sperna Wei­ land, Het rinde, hält einen Anklang an den Fremden in T. S. Eliots Bühnen­ stück " The Rock" für möglich ; es wurde 1 934 in London aufgeführt, Bonhocf­ fer war 1 933-35 dort Auslandspfarrer. Auf deutschen Bühnen wurden surrea­ listische Figuren, etwa die des Todes im Straßenanzug, wie die Sprache des understatements erst nach 1 945 üblich. Vgl. aber in Romano Guardinis Dosto­ j ewski-Wiedergabc den " G entleman", s. zu S. 55, und auch in Ernst Tollers " Masse Mensch" die Gestalt des " Namenlosen" ; Bühnenstücke Tollcrs hatte Bonhoeffer 1 9 3 1 gelesen, s. GS VI 2 0 1 f. 0 3 Gcstr. : " ich habe heute abend noch dringende Arbeit. "

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Heinrich : (betroffen) Was wollen Sie eigentlich von mir ? Wer sind Sie überhaupt ? Der Fremde: Ihr Nachbar, junger Herr, der Sie morgens und I abends ausgehen und zurückkehren sieht, der das Licht in Ihrem Zimmer bis in die Morgenstunden brennen sieht und der weiß, was in den einsamen Nachtstunden in diesem Raum vorgeht. Heinrich : Ich suche keinen Verkehr mit meinen Nachbarn, be­ sonders nicht mit neugierigen. 4 Der Fremde: " Neugierig" dürfte ein unzutreffender Ausdruck sein. Neugierde habe ich garnicht nötig. Heinrich : Warum beobachten Sie mich dann ? Warum interessie­ ren Sie sich für mich ? Der Fremde: Das gehört, wenn ich so sagen darf, zu memem Beruf. Heinrich : Was ist Ihr Beruf? Der Fremde: Das läßt sich nicht so mit einem Wort sagen. Sagen wir - Vertreter. Heinrich : (lacht) Ach und da haben Sie also bei mir ausspio­ niert, daß mir gewisse Dinge zu einem standesgemäßen bür­ gerlichen Leben fehlen und die wollen Sie bei mir absetzen. Da wäre es besser gewesen, Sie hätten sich auch meine Geld­ tasche etwas näher besehen. Was vertreten Sie ? Persertep­ piche, englische StoffeS, Pariser Parfüms, amerikanische Autos _6 Der Fremde: Sie mißverstehen mich, junger Herr. Heinrich: - oder vielleicht vertreten Sie eine Lebensversiche­ rung? Der Fremde: Eher das Gegenteil. Heinrich: Das ist das erste interessante Wort, das Sie sagen. Das Gegenteil von einer Lebensversicherung ! Wollen Sie sich dar­ über bitte etwas erklären ? Hier, nehmen Sie einen Schnaps (beide setzen sich) . Also sprechen Sie, welche Firma vertreten Sie ? 4 Ersetzt: " indiskreten. " D 5 Ersetzt: "Tuche". D 6 Vgl. F. W. von Oertzen, Junker (von Bonhoeffer für seine " Ethik" gelesen), 378, mit Bezug auf das Deutschland der letzten Vorkriegszeit vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs : " Kritiklos verschlang es ein Ü bermaß von überflüssigen Erzeugnissen des Aus­ landes . "

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Der Fremde: Die verbreitetste und einflußreichste Firma, die es auf der Erde gibt. Heinrich: Und die wäre - ? Der Fremde: Der Tod. I Heinrich : Mann, sind Sie verrückt ? _7 Der Fremde: Bitte behalten Sie die Ruhe, junger Herr, und verlassen Sie sich darauf, daß ich ganz bei Sinnen bin. Ich werde mich, wenn Sie es wünschen, näher darüber erklären und ich bin gewiß, daß Sie mich gut, sehr gut, verstehen werden, junger Herr ! Heinrich: Ja, ich will nicht leugnen, daß ich mich unter diesen Umständen für Ihre Beschäftigung interessiere. Aber8 Sie werden mir einige Fragen erlauben müssen. Ja, ich interes­ siere mich für Ihre Beschäftigung - vielleicht mehr als Sie ahnen. Der Fremde: Ich weiß es. Heinrich: Also die wesentlichen Fragen wären wohl : Wie kom­ men Sie zu diesem Auftrag ? Was bringt er ein ? und wer ist Ihre Kundschaft? Der Fremde: Kluge Fragen, ich sehe, wir werden uns verstehen. Wie ich zu meinem Auftrag komme ? Erlauben Sie eine Vor­ frage, die das Verständnis ungemein erleichtert : Sind Sie schon einmal zum Tode verurteilt gewesen ? Heinrich : (zögernd) Nein - J a ! Der Fremde: Nein ! Sie haben einmal geglaubt, Sie seien zum Tod verurteilt, - als Sie in den Krieg gingen. Sie haben sich selbst zum Tode verurteilt. Das ist etwas ganz anderes. Heinrich: (düster) Gott hatte mich zum Tode verurteilt, aber die Menschen haben Gott überlistet. Der Fremde: (zuckt zusammen)9 Flausen, nichts als Flausen. Sie hatten sich etwas in den Kopf gesetzt, Sie hatten Ihr Leben satt, Sie dachten, der Tod ließe sich von Ihnen kommandie­ ren. Sie haben den Tod unterschätzt. Er kam nicht.

7 Gestr. : " aber Sie sehen eigentlich nicht so aus !" 0 8 Ersetzt : " Also, Sie betrachten sich gewissermaßen als einen Agenten des Todes. Das ist immerhin der Mühe wert, daß man es sich anhört. " 0 9 Vgl. in der Predigt am 1 5 . 1 . 1 933 GS IV 1 02 : Nennen des Namens " dessen, vor dem das Böse zusammenzuckt" .

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Heinrich: Der Tod kommt, wann ich will. Hier ! (Nimmt die Pistole in die Hand) Der Fremde: Irrtum, gefährlicher Irrtum, wenn Sie darauf I be­ harren. Sie können erst schießen, wenn der Tod es erlaubt. Keinen Augenblick früher. Haben Sie dies Ding nicht schon manchmal in der Hand gehabt und abdrücken wollen, - aber es ging nicht, Sie konnten nicht, irgendetwas - Sie wußten selbst nicht was - hielt Ihnen den Zeigefinger fest? Sagen Sie nicht, das sei Ihre Feigheit, Ihr Lebensdurst gewesen. Sie sind nicht feige, Sie sind nicht lebensdurstig. Es war der Tod. Heinrich: Der Tod ist ein Ereignis wie Krieg, Gewitter, Erdbe­ ben. Diese Ereignisse sind in der Hand - Gottes. Der Fremde: (zuckt wieder zusammen) Falsch, grundfalsch, Sie müssen noch sehr viel lernen, junger Herr. Der Tod ist kein Ereignis, er ist ein - Wesen, ein - Herr, - der Herr. - Also, um es kurz zu machen : Ich war zum Tode verurteilt, - ne­ benbei bemerkt : selbstverständlich unschuldig ; aber das tut hier nichts zur Sache. Vier Wochen lang habe ich auf den Tod gestarrt. 10 Zuerst fassungslos wie in eine finstere Nacht, wenn sie wie eine undurchdringliche schwarze Wand vor ei­ nem steht, dann voll Entsetzen wie auf ein fallendes Beil, bald wieder mit brennendem Verlangen wie auf eine Braut am Vor­ abend der Hochzeit, bald voll Bewunderung wie auf einen mächtigen Chef. 1 1 Als ich freigelassen wurde, war es zu spät, ich konnte nicht mehr ins Leben zurück. Ich war schon mit dem Tode einig geworden. Heinrich: Was heißt das ? Der Fremde: Was das heißt? Ich will es Ihnen sagen. Sie sehen meine Brillengläser. Ich trage sie, weil die Menschen mir ge­ sagt haben, daß sie meinen Blick nicht mehr aushalten kön­ nen, seit ich aus dem Gefängnis kam, und das heißt seit ich den Tod angestarrt habe. Ich sehe seitdem alle Dinge mit den 10 Vgl. in der Skizze " Tod" 1 932 (?) GS VI 233 : " Der Gedanke, er müsse eines Tages wirklich selbst sterben, hatte sich seiner so bemächtigt, daß er dieses Unvermeidliche immer noch in stummer Angst anstarrte. " D 1 1 Ersetzt : " Herren . " Der mit diesem Wort endende Satz ist auf dem Tegelcr Zettel NL A 86, 8 s. S. 259 vorformuliert ; dort folgt der Entwurf einiger Zeilen für den Brief 3 . 8 . 1 943 WEN 1 0 1 f (Wahl eines Anwalts zu Bonhoeffers Verteidigung). Im Ms steht der Satz als spätere Zufügung am Rand. -

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Augen des Todes, und das werden Sie verstehen, daß der Tod jedes Ding anders ansieht als der lebendige Mensch. Heinrich: Soviel ich sehe, sind Sie noch ein lebendiger Mensch. Der Fremde: Soviel Sie sehen, ja. Aber Sie sehen noch sehr wenig. Ich weiß es, Sie sehen schon viel mehr als andere I Menschen, Sie sahen zum Beispiel den Tod in den Augen des jungen Medizinstudenten Heinrich: Schweigen Sie davon. Der Fremde: Wie Sie wollen ! - Ich sprach von meiner Verurtei­ lung. Damals lernte ich, daß der Tod nicht ein Ereignis ist, wie Sie sich ausdrücken. So etwas können nur die sagen, die ihn nicht richtig kennen gelernt haben, die nicht tage- und nächtelang mit ihm allein gewesen sind. Eines Nachts fing er an, mit mir zu reden ; ich muß Ihnen sagen, er hatte eine sehr ruhige, ja, eine sehr vornehme Art aufzutreten und zu spre­ chen. Er erschreckte mich garnicht, - nichts vom Knochen­ mann und nichts von gesträubten Haaren und Angstschweiß ! - nein, er hatte etwas durchaus Beruhigendes . Ich sage Ihnen, der Tod ist ein Gentleman, 12 er verlangt nichts Unbilliges, er nimmt Rücksichten, er ist verschwiegen und er ist sehr kühl. Wir sprachen lange. Damals wurden wir einig. 13 Heinrich : Wahnsinn ! Der Fremde: Als ich wieder in Freiheit kam, merkte ich erst, was mit mir vorgegangen war. Die Menschen und die Dinge sahen ganz anders aus als bisher. Ich konnte mit keinem Menschen sprechen, ohne hinter ihm den Tod stehen zu se­ hen, j edes ihrer Worte schien hohl, j edes Lachen schal, ihr Zorn und ihre Freude schienen bedeutungslos. In den Augen las ich - ohne es zu wollen, ohne das Geringste dazu zu tun Zeit und Umstände ihres Erlöschens. 14 Ich traf meine Braut 12 R. Guardini, Religiöse Gestalten, 1 93 , Zitat aus Dostojewskis Roman " Die Brüder Karamasoff" von einer Erscheinung des Teufels : Iwan Karamasoffs " Augen spähten immer noch nach jenem einen Punkt, dorthin nach dem Di­ wan . . . . Dort saß plötzlich jemand ! . . . Es war das irgendein Herr, oder richtiger, ein russischer Gentleman . . . ". Guardini a. a. O . , 1 94 : " Der Gast spricht höflich, ergeben, insinuierend . . . "; vgl. bei Bonhoeffer den " Fremden" selbst, den Besucher Heinrichs. 0 13 Ersetzt eine kurze gestr. Passage, die endet : " . . . ein Gentleman. Ich antwortete. Wir sprachen lange. Schließlich er­ hielt ich von ihm meinen Auftrag. " 0 14 Ersetzt : " des Todes".

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und löste sofort unsere Beziehung. Meine Mutter schloß mich in ihre Arme ; ich entzog mich und es war das einzige Mal, daß ich seitdem so etwas wie Tränen in meinen Augen gespürt habe. Heinrich: Entsetzlich ! Der Fremde: Nicht so entsetzlich, wie Sie meinen. Es ließ mich I sonst alles ganz kühl. Nichts konnte mich mehr erregen, be­ unruhigen ; im Gegenteil, es war mir so still, so leer, so fei­ erlich und so gleichgültig zumute wie auf einem fremden Friedhof. 1 5 Ich fühle mich wirklich durchaus wohl. Keine Leidenschaften mehr, keine Aufwallungen des Herzens, kein heißes Blut - das Herz läuft regelmäßig wie ein Uhrwerk, keine Liebe, keine Freundschaft, kein Mitleid, keine Trä­ nen. 1 6 Dabei interessiere ich mich mehr denn j e für die Men­ schen, seit ich sehe, wie j edem von ihnen der Tod über die Schulter sieht. Heinrich: Sie wollen aiso sagen, daß Sie das Zweite Gesicht haben ? Der Fremde: Ja und nein ; denn mir ist das erste verloren gegan­ gen ; ich habe nur noch das " Zweite" . Darum leide ich auch nicht darunter, wie diej enigen, die durch das zweite Gesicht nur gelegentlich überfallen und erschreckt werden. 1 7 Sehen 15 In einer langen gestr. Erstfassung (2 Seiten) folgte hier : " . . . - Nur eines wunderte mich, ich könnte auch sagen, es amüsierte mich : die Blindheit der Menschen für ihren Tod. Ich höre sie über den Tod reden, predigen, philoso­ phieren und über ihn spaßen, aber ich sehe, sie haben keine Ahnung von ihm. Denn, nicht wahr, interessant ist doch nicht der Tod im Allgemeinen [gestr. : " auch nicht einmal der Tod eines anderen Menschen"], der philosophierte, der gepredigte, der besungene und bedichtete Tod, sondern höchst einfach mein Tod, Ihr Tod mit seinem Wann, Wie und Wo, und gerade den kennen sie nicht ; und darum leben sie, einer wie der andere, ohne jede Ausnahme, der Philosoph und der Spaßvogel, als gäbe es für sie keinen Tod . Sie philosophieren und sie spaßen, sie essen, trinken, verlieben, verheiraten sich und sie schuften und quälen sich ab als wäre es für die Ewigkeit [ersetzt : " als ginge das in Ewigkeit so weiter"] und bei alledem sieht ihnen einer über die Schulter, von dem sie nichts merken". D 16 Vgl. S . 259 Tegeler Zettel NL A 86, 8 (dort noch zusätzlich : " kein Glaube"). [J 1 7 Die gestr. Erstfassung hieß zunächst : " Es ist mir zur Natur geworden. Ich sehe überall nur den Tod. Er ist mein einziger Umgang, ­ [gestr. : " ein sehr vielseitiger und interessanter Gesellschafter übrigens, sehr anspruchsvoll, aber auch sehr großzügig. "J Heinrich : (etwas spöttisch) Jeden­ falls recht monoton. "

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Sie, darauf kommt es überhaupt an, daß man reinen Tisch macht, daß man klare Verhältnisse schafft. " Niemand kann zwei Herren dienen. "1 8 Heinrich : Ein rechter monotoner Dienst, von dem Sie da reden. Der Fremde: Im Gegenteil, junger Herr, ganz im Gegenteil, sehr vielseitig und abwechselungsreich. Interessant ist j a nicht das Ergebnis, das, was die Menschen d e n Tod nennen, weil sie ihn erst dann zu sehen bekommen. Interessant ist die langsame, aber sichere Arbeit des Todes am Menschen, so­ lange er noch lebt, interessant ist die Auflösung, der Zerfall, die Zersetzung und die Verwesung bei lebendigem Leibe. Das Sterben ist interessant, nicht das Totsein, und das Sterben dauert lange und ist ebenso mannigfaltig wie das Leben. 1 9 Heinrich : Allmählich fängt diese Unterhaltung an, mir wider­ wärtig zu werden. Der Fremde: Das glaube ich, junger Herr, und ich will Ihnen auch den Grund dafür sagen : Sie gehören zu den Halben, zu den Angeschossenen, zu den Schwachen, Sie wissen zwar mehr als die Meisten, - darum kam ich auch zu Ihnen, - aber Sie I machen einen schweren Fehler :20 Sie zersplittern sich. Sie sehen Ihren Tod, gut, das ist ein Anfang, aber nun nehmen Sie auf einmal alles, was Sie tun und denken, todernst, Sie fangen an zu zappeln, sich zu winden, zu protestieren, Sie fühlen sich beleidigt, daß der Tod anders ist als Sie ihn sich gemalt haben,21 Sie machen ihm Vorwürfe, daß er Sie mied als Sie ihn suchten und daß er Sie nun sucht, seit Sie ihn meiden. Sie spielen großartig mit dem Revolver, philosophieren dar­ über, welches der " ehrenvollste Abgang" für Sie wäre, Sie möchten gern Ihre Eitelkeit durch den Tod noch etwas gekit­ zelt sehen. So geht es hin und her in Ihnen und Sie kommen 18 Mt 6,24. Der so beginnende Bergpredigt-Vers endet: " Ihr könnt nieht Gott dienen und dem Mammon. " Vgl. DBW 4 (N), 1 67-1 70 . D 19 Vgl. F . Nietz­ sehe, Zarathustra I, im Abschnitt " Vom freien Tode", Werke VI, 105 [KGW IV, 1 , 89] : " Wichtig nehmen Alle das Sterben : aber noch ist der Tod kein Fest. " (Vgl. im Gedicht " Stationen auf dem Wege zur Freiheit" nach dem 20. Juli 1 944 WEN 403 : " Komm nun, höchstes Fest auf dem Wege zur ewigen Freiheit, Tod " . ) D 20 In der Streichung hier: " . . . denselben schweren Fehler, den alle anderen auch machen, Sie nehmen auf einmal alles, was Sie tun und denken, todernst" . D 21 In der Streichung folgt : " Sie wollen den Tod kommandieren".

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zu nichts. Sie wollen zwei Herren dienen und dienen keinem und beziehen dafür von beiden Ihre Prügel. Es ist ein Jammer um Sie ! Sie sind nicht ehrlich ! Da ist Ihr Freund, dieser junge Medizinstudent ein ganz anderer Kerl Heinrich: Ich sage Ihnen, schweigen Sie. Wenn Sie schon selbst unglücklich sind und die Menschen unglücklich machen müssen, so lassen Sie wenigstens mich und j enen anderen, den ich garnicht kenne, aus dem Spiel ! Der Fremde: Ich bedauere aufrichtig, Ihnen noch einmal wider­ sprechen zu müssen. Weder bin ich selbst unglücklich - ich sagte das schon - noch mache ich die Menschen unglücklich. Im Gegenteil, ganz im Gegenteil !22 Was wollen denn die Menschen ? Zugestanden, es gab Zeiten, da wollten sie leben, unter allen Umständen leben, da machten sie aus dem Tod das Knochengerippe mit der Sense, da lästerten und höhnten sie ihn ; denn sie wollten ewig leben ; da schufen sie Ordnungen und Gesetze, die kein anderes Ziel hatten als das Leben zu erhalten ; wer diese Ordnungen und Gesetze übertrat, der verfiel dem Tod, damit die anderen leben könnten. Ich ge­ stehe offen, ich kann mich in diese Zeit schwer versetzen ; ich begreife sie nicht. Das liegt daran, daß ich das " erste" Ge­ sicht verloren habe. Aber heute ? wer will denn noch leben ? Ein paar Verliebte, die I fürchten, die Welt könnte einstürzen, ehe sie zu ihrer Geliebten kommen ; ein paar Narren, die sich an ihrer Macht berauschen und sich Denkmäler setzen, die die Jahrhunderte überdauern. Aber alle die Anderen ? Wer von ihnen lästert oder höhnt denn noch den Tod ? Lästern und verhöhnen sie nicht viel eher das Leben ? Ich habe im Gefängnis einmal die Bibel aufgeschlagen ; da las ich das Wort : " sie ringen nach dem Tode" . 23 Das ist ein kluges Wort. So sind die Menschen heute. Sie fürchten den Tod nicht, sie fliehen ihn nicht, sondern sie suchen ihn, sie lieben ihn, " sie ringen nach ihm". Sie können die Menschen heute nur glück­ lich machen, wenn Sie ihnen helfen, den Tod zu finden. 24 22 Gestr. ; " Sehen Sie doch die Menschen an, - woran haben sie ihre Freude ?" D 23 Weisheit Salomos 1 , 1 6 ; " . . . sondern die Gottlosen ringen nach dem Tode . . . Denn sie halten ihn für einen Freund". D 24 Vgl. DBW 3 (SF), 1 33 zu Gen 3,22 (Adam nach dem Fall) ; " . . . der Adam damals und heute will nicht das ewige Le­ ben, sofern er sich als Adam versteht, sondern er will den Tod".

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Heinrich : Haben Sie einmal etwas davon gehört, daß die Men­ schen gerade heute2S gesünder sind und länger leben als j e zuvor? Der Fremde: Ganz recht ; Sie müssen das nur richtig verstehen. Die Taktik des Todes hat sich mit den Zeiten geändert. Frü­ her, als man das Leben liebte und ihn fürchtete, kam er plötz­ lich, jäh, schrecklich, riß die Säuglinge von ihren Müttern und die jungen Mütter von ihren Kindern, vernichtete in we­ nigen Tagen ganze Dörfer durch Seuchen und allerlei andere Verwüstungen; heute, da der Tod begehrt wird, kommt er langsam, schleichend, in allmählicher, kaum merklicher Auf­ lösung. Früher nahmen sich die Menschen durch Dolch oder Strick das Leben, heute nehmen sie Schlafmittel. Früher kämpften die Menschen tagelang mit ihrem Tod, heute schla­ fen sie mit Morphium ein . 26 Sehen Sie, der Tod paßt sich an, in barbarischen Zeiten, denen es vor allem um das Leben geht, ist auch der Tod barbarisch, in zivilisierten Zeiten, in denen die Menschen ehrlich und klug geworden sind, begeg­ net ihnen auch der Tod zivilisiert - selbstverständlich immer cum grano salis ! Ich sage dies alles nur, um Ihnen zu bewei­ sen, daß ich die Menschen nicht unglücklich, sondern glück­ lich mache. Heinrich: Es ist ein seltenes Gemisch von Verstand und Irrsinn, was Sie mir da vorsetzen. Sehen Sie denn nicht, wie die I Massen heute mit aller Kraft versuchen, sich ihr Recht auf Leben, auf Freude, auf Achtung, auf Freiheit zu erkämpfen ? Ist das nicht ein Wille zum Leben, der alle Ihre Theorien über den Haufen wirft ? Der Fremde: Damit kommen Sie selbst auf die Hauptsache und vermutlich werden Sie sich wundern, wenn ich Ihnen mit­ teile, daß ich selbst diese verschiedentlichen Bestrebungen tatkräftig unterstütze, ja daß das eigentlich meine hauptsäch­ liche Beschäftigung ist. Ich arbeite als Funktionär in zahlrei-

25 Gestr. : " kraft ihrer Wissenschaft älter werden". 0 26 In G. Santayana, Der letzte Puritaner, 402, gibt sich Olivers Vater mit sorgfältig gemischten Rausch­ mitteln ohne zwingenden Anlaß den Tod . Vgl. dagegen Bonhoeffers eigene Ü berlegungen zum Selbstmord DBW 6 (E), 1 92-1 99 .

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chen dieser Organisationen mit, teils aus Idealismus, teils als Geschäft.27 Heinrich: Irgendwo müssen Sie ja auch den Lohn kennen und es ging mir gerade durch den Kopf, wovon Sie eigentlich leben mogen. Der Fremde: 0, machen Sie [sich] darum keinen Kummer, jun­ ger Herr ; ich sage es Ihnen im Vertrauen, der Tod ist kein schlechtes Geschäft. Ich berate je nach dem Fall Lebensver­ sicherungen oder solche die keine solche abschließen wollen ; ich warne und ich rede zu. Ich bin den Ehevermittlungsstel­ len nicht unbekannt und habe schon manchem zu einem hüb­ schen, leicht errungenen Erbe verholfen ; dazu ein bißchen Okkultismus ; überall nur soviel, daß ich habe, was ich brau­ che. Aber das ist nur - sagen wir - die materielle Heinrich: Sagen wir - die schmutzige Seite der Sache. Der Fremde: Sie sind sehr streng, junger Herr. Jeder verdient sich sein Geld nach seinen Fähigkeiten. Aber lassen Sie uns wieder zur Hauptsache kommen, auf die Bestrebungen der Massen nach Freiheit, Gleichberechtigung,28 Lebensgenuß und so weiter. Ich begrüße sie außerordentlich und fördere sie ; ich interessiere mich für sie wie für j eden Prozeß der Auflösung und des Zerfalls. Die Menschen sind endlich ver­ ständig geworden ; sie wollen nichts anderes als was ihnen sowieso bevorsteht, ihren Tod . 29 Sie zerschlagen selbst die Ordnungen und Gesetze, die sie zwangsweise am Leben er­ hielten. Jeder Knecht, der von seinem Herrn, j ede Frau, die von ihrem Mann, j edes Kind, das I von seinen Eltern frei sein will und das auf der Straße ausposaunt, arbeitet ganz in mei­ nem Sinne, 30 - wenn Sie mir diesen Ausdruck gestatten wol27 Die gestr. Erstfassung endete : "Junger Herr, ich habe Vertrauen zu Ihnen ; ich will Ihnen darum ein Geheimnis anvertrauen : für mich ist der Tod - ein Geschäft und ich bin hierher gekommen, um Sie aufzufordern, an diesem Ge­ schäft teilzunehmen ; ich lebe sozusagen vom Tode. Heinrich : Ich rate Ihnen, kommen Sie mir nicht zu nah. Aber reden Sie ! " D 28 Ersetzt: " Recht". D 29 Vgl. DBW 2 (AS), 63 f: Heideggers Gedanke der " Entschlossenheit zum Tode". D 3 0 Es gehörte zur Politik des Nationalsozialismus, die ,U ntercn' gegen die , Oberen' aufzuwiegeln, vgl. DBW 6 (E), 395-397 (Anfang 1 943 ge­ schrieben) ; a. a. 0., 1 69 f ( 1 940/4 1 geschrieben) : " . . . das Unnatürliche besteht wesentlich in der Organisation, während das Natürliche sich nicht organisieren

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len. Jeder Faule und Dumme, d e r mit dem Tüchtigen und Klugen gleichberechtigt sein will, tut es ebenso. Jeder Mensch, der sein Leben auf den größtmöglichen Lebensge­ nuß einrichtet, trägt sein Teil zur Beschleunigung der Auflö­ sung bei. Jene barbarischen Zeiten, in denen man vor allen Dingen leben wollte, konnten das Leben nur mit strengsten Gesetzen und schärfster Zucht aufrechterhalten. 3 1 Man kann wirklich kaum daran denken, ohne zu lächeln. Leben wollten die Menschen und worin bestand dieses Leben ? In Arbeit, Gehorsam, Unterordnung, Verzicht, Entbehrung, Mühe und Plage, so daß sie es selbst ein Jammertal nannten. Jeder lebte immer nur für den anderen, die Eltern für die Kinder, die Kinder dafür, daß sie einmal Eltern sein würden, die Obrig­ keiten für die Untertanen und die Untertanen für die Obrig­ keiten, ein Geschlecht für das nächste und dieses für das übernächste - keiner aber - es ist wirklich eine Tollheit - ganz einfach und ehrlich für sich selbst. Trotzdem liebten sie das Leben und nannten das Ganze - Gottes Gebot,32 ja sie waren glücklich in ihrer Art. Heute, in unseren zivilisierten Zeiten,

läßt sondern einfach da ist. So kann zum Beispiel die Untergrabung der Ehrer­ bietung gegen die Eltern organisiert werden". Vgl. J. Gotthelf, Zeitgeist, 35 [37] : Im Sinne des Teufels, der " der erste künstliche Politiker" war, arbeiteten seither immer solche, die " künstliche Politik machten zwischen Eltern und Kindern, Meisterleuten und Dienstboten . . . ". Karl B arth sprach von der Exi­ stenz einer " , christlichen', wenn auch nicht theologischen Ethik . . . in den Romanen . . . [u. a.] von Jeremias Gotthe/f' (KD II/2, 602) ; die Druckfahnen dieses KD-Bandes hatte Bonhoeffer im Mai 1 942 in der Schweiz bekommen . Am Anfang der Haftzeit las Bonhoeffer Bücher Gotthelfs und empfahl " Zeit­ geist und Berner Geist" seinen Eltern am 1 5 . 5 . 1 943 WEN 5 1 : " . . . es ist etwas Besonderes und interessiert Euch sicher !" 0 31 Hier beginnt eine Streichung ; nach drei Zeilen endet der mit , , 7. " numerierte Doppelbogen und damit die für das Ms bisher benutzte Papiersorte der hellen porigen Doppelbögen. Das wei­ tere Ms (ab Bogenzahl , , 8 . ") steht auf gleichmäßig karierten Bögen (anderer Art als das 1 940 für " Ethik"-Manuskripte benutzte Papier, bei dessen Karos j eder zweite Strich dicker war). 0 3 2 DBW 6 (E), 3 8 1 : " Das Gebot Gottes . . . umfaßt das ganze Leben" ; 383 : " Gottes in Jesus Christus geoffenbartes Gebot

ergeht an uns in der Kirche, in der Familie, in der Arbeit und in der Obrigkeit. " I m letzten Zeitraum des Schreibens an " Ethik"-Manuskripten vor seiner Ver­ haftung plante Bonhoeffer, diese These zu entfalten. Hier im Dramen-Ms steht " und nannten das Ganze - Gottes Gebot" als Zusatz oberhalb der Zeile.

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ist man über diese Art von Glück hinausgekommen. 33 Heute liegt den Menschen nichts mehr am Leben, - haben sie es sich ausgesucht ? wer verpflichtet sie dazu ? - heute wissen sie, daß das größere Glück, ja der einzige wirkliche Genuß in der Auflösung des Lebens besteht. Ehe, Familie, Obrigkeit, Ordnung, Gesetz - das sind nur die Reste aus den barbari­ schen Zeiten, die trotzig am Leben hingen. Heute sterben die Menschen mit Genuß . Ich liebe den süßen Geruch der Ver­ wesung. Es ist eine unvergleichliche Zeit für unsereinen, sage ich Ihnen. Man muß sie nur erkennen und zu nutzen wissen. Verstehen Sie mich, junger Herr ? Arbeiten Sie mit. Sie wer­ den Ihre Freude und Ihr Auskommen daran haben. (Es klopft) Ich gehe und I hoffe nur, daß Ihnen Ihr nächster Be­ such nicht wieder den Kopf verdreht. Ich empfehle mich. Guten Abend ! (Indem er aus der Tür geht, tritt Christoph ein. ) Heinrich: (steht verwirrt im Zimmer. Schüttelt sich und sagt vor sich hin) Pfui Teufel ! Christoph: (bleibt eine Weile an der Tür stehen, sieht dem ab­ gehenden Fremden nach, dann vor sich hin) Dunkle Exi­ stenz ! - (Wendet sich zu Heinrich, der immer noch unbeweg­ lich steht, und sagt etwas befangen förmlich) Guten Abend ! Heinrich: (ebenso) Guten Abend ! 33 Die durch S. 6 1 f ersetzte Vorform hieß : " Heute in den zivilisierten Zei­ ten wollen die Menschen nicht mehr leben, sie wollen sich auflösen, sterben, dazu bedarf es keiner Gesetze und keiner Ordnungen ; dazu bedarf es nur eini­ ger wirksamer Parolen wie Freiheit, Gleichberechtigung, Lebensfreude und so weiter und alles geht ganz von selbst seinen notwendigen Gang. Es ist eine unvergleichliche Zeit für unsereinen, sage ich Ihnen. Man muß sie kennen und zu nutzen wissen. Verstehen Sie mich, junger Herr ? Lassen Sie die anderen, die nichts wissen, über den Tod philosophieren, predigen, spaßen, und lassen Sie dem Philosophen und dem Spaßvogel seine Freude daran ; Sie wissen mehr, Sie haben das nicht mehr nötig. Sie müssen handeln, Sie müssen vom Tod leben. Das wollte ich Ihnen sagen. (Aufstehend) Und [nun] verlasse ich Sie und hoffe, daß Ihnen Ihr nächster Besuch nicht wieder den Kopf verdreht. Guten Abend. (Indem er aus der Tür geht, tritt Christoph ein. Heinrich steht verblüfft und verwirrt) Christoph : (sieht dem Fremden einen Augenblick nach, dann noch an der Tür zu Heinrich) Wer war das ? Heinrich : Eine dunkle Existenz . Christoph : Ich habe ihn schon öfter gesehen. Heinrich : [gestr. : " Er war zum ersten Mal"] Er kam unangemeldet ins Zimmer; ich kenne ihn nicht. Christoph : Auch ich komme unangemeldet, aber wir kennen uns wohl ? Heinrich : Nur sehr von ferne . "

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Christoph: Ich wollte nicht stören. Heinrich : Es ist gut so. Christoph: (immer noch etwas verstört) Wer war da? Heinrich: Ein Unbekannter, ein Nachtgewächs _34 ein Galgenvogel, ein Irrsinniger, ein Demagoge, ein Seelenmörder35 Giftmischer - (wild) ein Pestgestank nach Aas und Leichen ! ­ Er kam unangemeldet ; ich kannte ihn nicht ; er redete in ei­ nem fort auf mich ein, ich saß da wie ein dummer Junge und konnte keine Worte finden. Christoph: Worüber sprach er? Heinrich : (sieht Christoph zum erstenmal ruhig und fest an) ­ von unserem Thema. - Komm her, setz dich und trink ! Christoph: Du bist nicht überrascht, daß ich komme ? Heinrich: Nein, ich habe es gewußt. Einer von uns mußte an­ fangen und weil du der Aristokrat bist, bist du zuerst gekom­ men . 36 Christoph: Was soll das heißen ? Heinrich: Sehr einfach. Es kommt dir garnicht in den Sinn, daß du dir etwas vergeben könntest, indem du zuerst kommst, unsereiner fragt sich vorher hundertmal, was für einen Ein­ druck es macht,37 wie es wirkt, ob es nicht mißverstanden wird - du hast das nicht nötig, dazu bist du deiner selbst viel zu sicher,38 du kommst einfach und setzt voraus, daß der andere sich schon irgendwie damit abfinden I wird, und wenn er es doch mißversteht, so berührt dich das garnicht. So seid ihr Aristokraten. Wir Anderen sind mißtrauischer - und wir haben unsere Erfahrungen _. 39 Schließlich kennen wir uns j a noch garnicht. 34 Gestr. : " ein zum Tode Verurteilter". D 35 Dieses Wort ist mit Bleistift geschrieben. D 36 Zu H einrichs Charakterisierung Christophs als ,Aristokrat' s. S. 37. Vgl. auch H. Nohl, Die sittlichen Grunderfahrungen (von Bonhoeffer für seine " Ethik" durchgearbeitet), 73 f, zu der " Antinomie . . . , in der die großen Gegensätze der aristokratischen und demokratischen Ethik gegründet sind", von Bonhoeffer angestrichen : "Sucht die letztere die Momente auf, die alle gleichmachen oder wenigstens erlauben, daß alle gleich werden, so hält sich die aristokratische Ethik an das Angeborene, das ihr höher und bedeutender erscheint als das Erworbene . " D 3 7 Gestr. : "ob es nicht aufdringlich wirkt". D 38 Daß die Geborgenheit im Elternhause " eine so unverschämte Sicherheit" vermittele, äußerte Dietrich Bonhoeffcr einmal der Schwester Susanne gegen­ über, s. DB 42. D 39 Ersetzt : " und das mit Recht" .

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Christoph: Eben darum komme ich ; wir mußten uns40 kennen lernen. Heinrich: Beneidenswert blind seid ihr ! und kümmert euch gar­ nicht darum, was der andere von euch denken könnte. Viel­ leicht will der andere euch garnicht kennen lernen, aber das ist euch ganz gleich, das haltet ihr garnicht für möglich. Ihr merkt garnicht, daß eure Sicherheit im grunde eine grenzen­ lose Menschenverachtung ist ! und dabei tretet ihr noch so bescheiden und still auf, um uns gänzlich zu entwaffnen. Und ihr habt noch dazu recht damit ; denn wir lassen uns ja ruhig von euch verachten und bilden uns sogar noch etwas darauf ein. Christoph: Was du da sagst, stammt nicht aus dir. Es ist eine fremde Stimme. Heinrich: Ja, dir ist sie fremd ; mir nicht. Es ist die Stimme der gemeinen Leute, die du so verachtest. Es ist gut, daß du sie einmal zu hören bekommst. Christoph: Ich habe ebenso wie du 4 Jahre im Schützengraben gelegen ; meinst du wirklich,41 diese Stimme sei mir neu ? Ich kenne sie gut genug. Aber weil sie aus dem Mißtrauen kommt, darum ist ein unreiner, falscher Ton in ihr ; darum ist sie schlecht. Nicht um diese Stimme zu hören, die nicht deine ist, sondern um von Mensch zu Mensch mit dir zu reden bin ich zu dir gekommen. Heinrich : Von Mensch zu Mensch - das sagt ihr immer, wenn ihr die Stimme der Masse, der gemeinen Leute, die in uns lebt, zum Schweigen bringen wollt ; diese Stimme ist euch lästig ; ihr wollt uns aus der Gemeinschaft, in der allein wir etwas sind, heraussprengen, und ihr wißt genau, daß ihr uns nicht mehr zu fürchten braucht, wenn ihr uns erst einmal als Einzelne vor I euch habt. Als Einzelne sind wir euch machtlos ausgeliefert, - denn wir sind nicht Einzelne, wir sind Masse42 Ersetzt : " ich mußte dich". D 41 Das Folgende beginnt als Reinschrift einer verworfenen, nicht gestL langen Erstfassung (1 Seite und 4 Zeilen), deren An­ fang hieß : " diese Stimme [ersetzt: " Sprache"] sei mir neu? Ich kenne sie gut genug [ersetzt : " so gut wie du" ] . " D 4 2 E. Toller, Masse Mensch, 3 7 (Der Namenlose) : " Ich bin Masse ! Masse ist Schicksal . . . Masse ist Führer ! . . . " ; 77 (Die Frau) : " Wer Menschenblut um seinetwillen fordert, / Ist Moloch : Gott war Moloch . Staat war Moloch. Masse war Moloch. " Vgl. DBW 6 (E), 1 09. 40

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oder nichts . Von Mensch zu Mensch ? Laßt uns erst einmal Menschen werden, dann wollen wir auch von Mensch zu Mensch mit euch reden. 43 Christoph: (nach einer Weile, nachdenklich) Wenn der Mensch sich selbst verachtet, dann fühlt er sich von allen anderen auch verachtet. - Heinrich, laß mich ein offenes Wort mit dir reden. 44 Soviel ich weiß, sind unsere Lebensgänge sehr ver­ schiedene gewesen. Ich will nicht sagen, daß das etwas un­ wichtiges ist. Ich kenne die Welt, in der du aufgewachsen bist, kaum ; unsereiner lernt sie im grunde nie kennen. Aber auch du kennst meine Welt nicht. Ich stamme aus einem so­ genannten guten Haus, das heißt aus einer alten angesehenen Bürgerfamilie, und ich gehöre nicht zu denen, die sich schä­ men, das auszusprechen. Im Gegenteil. Ich weiß, was für eine stille Kraft in einem guten Bürgerhaus lebt.45 Das kann keiner wissen, der nicht hineingewachsen ist. Man kann es auch schwer erklären. 46 Aber eines mußt du wissen : wir sind 43 Gestr. : "Von Mensch zu Mensch - [gestr. : " das klingt so gut und ist doch aus"] sagt ihr und merkt garnicht, wie ihr uns mit dieser Ehrenbezeugung verachtet. " Die Erstfassung fuhr fort : "Du täuschst dich sehr. Auf diesem Wege kommen wir niemals weiter. Du willst nur die Rollen vertauschen, das ist alles. Von Mensch zu Mensch reden können wir erst, wenn wir das unbefangene Wort und die unbefangene Tat des anderen wieder ohne Argwohn hinnehmen " . D 44 Hier beginnt eine 1 '12 Seiten lange Streichung ( " Es ist wahr, daß unsere Herkunft eine sehr verschiedene ist . . . "), durch das Folgende ersetzt. Zusam­ men mit der verworfenen Erstfassung von " diese Stimme sei mir neu . . . ", vgl. S . 64, hat Bonhoeffer Heinrichs und Christophs Auseinandersetzung über die zwei Welten der , gemeinen Leute' und der , Bürgerfamilie' dreimal geschrieben. D 45 Zu ,Haus' und , Bürgerfamilie' vgl. im Taufbrief Mai 1 944 WEN 321-323 ; auch S . 2 8 ("unser Haus"). Seinem zum Militär einberufenen Neffen Hans Walter Schleicher schrieb Bonhoeffer am 1 0 . 1 0 . 1 942 GS 423 : " . . Du weißt ­ vielleicht zum Teil noch unbewußt, aber das macht hier nichts aus -, was ein gutes Familienleben, was gute Eltern, was Recht und Wahrheit, was Mensch­ lichkeit und Bildung, was Tradition für höhere Güter sind . . . . Du weiJ'h auch irgendwie, was die Bibel, was das Vaterunser und was Kirchenmusik ist; aus dem allen aber hast Du ein Bild von Deutschland mitbekommen, das Dir nie mehr ganz verlorengehen bnn" . D 46 Hier stand in der langen Streichung : " Das ist eine Welt, die du nicht kennst. Sie ist auch nicht leicht kennen zu lernen ; man muß in ihr leben, man muß langsam in sie hineinwachsen. Darum kann man auch eigentlich garnicht darüber reden [ersetzt : " Eigentlich kann man garnicht darüber reden ebensowenig wie man über seine Mutter reden .

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groß geworden in der Ehrfurcht vor dem Gewordenen und dem Gegebenen und damit in der Achtung vor j edem Men­ schen. 47 Mißtrauen gilt uns als gemein und niederträchtig. Das unbefangene Wort und die unbefangene Tat des anderen Menschen suchen wir und wollen wir ohne Argwohn hinneh­ men. Nichts ist verderblicher für das Zusammenleben als den Unbefangenen zu beargwöhnen und in seinen Motiven zu verdächtigen. Das heute zur Mode gewordene Psychologisie­ ren und Analysieren der Menschen48 ist die Zersetzung j edes Vertrauens, die öffentliche Verleumdung alles Anständigen, die Revolte alles Gemeinen gegen das Freie und Echte. 49 Die Menschen sind nicht dazu da, sich gegenseitig in den Ab­ grund ihres Herzens zu sehen50 - sie können es doch nicht sondern sie sollen einander begegnen und hinnehmen, wie sie kann"]. Gerade in dem wortlosen, selbstverständlichen freimütigen Sein des­ sen, was man geworden ist, liegt das Eigentliche [ersetzt : " das Wesen und die Kraft"]. Nicht nach außen, sondern ganz nach innen hin lebt eine solche Bür­ gerfamilie. Ohne geschriebene Gesetze vollzieht sich ihr Leben in gewachsenen Ordnungen. Jeder hat seinen Platz, und es gibt darin keine Mißgunst, [gestr. : " keinen Neid"] und vor allem kein Mißtrauen. Einer läßt dem anderen seine Freiheit auf Vertrauen hin. Der Mißtrauische scheint uns gemein. Weil wir uns in unserem Leben so geborgen in unserem Hause wissen, ja weil uns unser Haus wie eine Burg ist, in der wir immer unsere Zuflucht haben, darum erscheinen wir euch leicht als stolz, als Menschenverächter. Aber glaube es mir, wo die Ehrfurcht vor dem Gewordenen und dem Gegebenen ein so wichtiger Bestand­ teil des Lebens ist, dort wächst Vertrauen und Achtung vor den Menschen ; freilich soll man nicht von uns verlangen, daß wir blind würden für die Unter­ schiede zwischen den Menschen. Wir unterscheiden Echtes und Unechtes, Ed­ les und Gemeines, Anstand und Niedertracht, Wahrheit und Phrase, Gehalt und Fassade und (leidenschaftlich) wir werden uns das von niemandem verbie­ ten lassen. [Gestr. : "Darin besteht unser Dienst"]" . Hierzu und zum Text bis S . 71 s . S. 252 Tegeler Zettel NL A 86, 7 (" Ehrfurcht vor dem Gewordenen . . . Vertrauen"). 0 47 Ersetzt : " und im Vertrauen zu den Menschen" . 0 48 Vgl. 1 5 . 1 2 . 1 943 WEN 1 82 : " . . . der Überdruß an aller Psychologie und die Abnei­ gung gegen die seelische Analyse wird immer gründlicher. Ich glaube, darum ist mir Stifter und Gotthelf so wichtig gewesen. Es geht um Wichtigeres als um Selbsterkenntnis. " 0 49 Vgl. 8 . 7. 1 944 WEN 3 78 : " Das Mißtrauen und der Argwohn als Grundverhalten gegen die Menschen ist der Aufruhr der Minder­ wertigen" ; 377 f: " Die Kammerdienergeheimnisse . . . werden das Jagdgebiet der modernen Seelsorger. Darin gleichen sie . . . den übelsten Asphaltjournali­ sten ". 0 5 0 In der Erstfassung folgte : , , [gestr. : " und nach den letzten Motiven zu schnüffeln"] - das sollen sie getrost Gott überlassen -" ; vgl. S . 1 3 3 .

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I sind - einfach, unbefangen, in mutigem Vertrauen. 51 Ver­ stehst du mich ? Heinrich : Ich versuche es, aber es ist schwer. Wo soll ich dieses Vertrauen hernehmen ? Worauf sollte ich es begründen ? Meinst du, wir würden nicht auch gern im Vertrauen zu den Menschen leben können ? Meinst du, wir fühlen uns wohl in unserem dauernden Mißtrauen ? Aber das ist ja unsere Not, daß wir es uns nicht leisten können, Vertrauen zu haben. Unsere Erfahrungen sind zu bitter. Christoph: Die Erfahrungen des Menschen sind meist ebenso wie der Mensch selbst ist. Der Mißtrauische wird nie die Erfahrung des Vertrauens machen. Vertrauen ist immer ein Sprung über alle guten und bösen Erfahrungen hinweg. Aber es mag wohl sein, daß dieser Sprung für dich schwerer ist als für mich. Darum kam ich zu dir und wartete nicht auf dich. Im übrigen mußt du nicht denken, daß wir in unserem Ver­ trauen blind wären, daß wir uns j edem Menschen gleich in die Arme werfen. Das überlassen wir denen, die von der Gleichheit und Güte aller Menschen faseln. 52 Wir haben ge­ lernt zu unterscheiden - und wir werden uns das von nieman­ dem verbieten lassen - zu unterscheiden zwischen Echtem und Unechtem, Wahrem und Verlogenem, Edlem und Ge­ meinem, Anständigem und Niedertracht. Heinrich: - und was ihr echt, wahr, edel, anständig nennt, das ist euch etwas ganz Fragloses, Selbstverständliches, nicht wahr? 51 Die Erstfassung endete : "Heinrieh : - und wenn alle deine Erfahrungen in die umgekehrte Richtung wiesen ? Christoph : Die Erfahrungen des Menschen sind so wie der Mensch selbst ist. Der Mißtrauische wird nie die Erfahrung des Vertrauens, der Undankbare nie die Erfahrung der Dankbarkeit, der Lasterhafte [ersetzt : " Gemeine"] nie die Erfahrung der Reinheit machen ; denn er wird nicht an sie glauben. Natürlich gibt es Enttäuschungen und böse Erfahrungen, aber größer als alle Erfahrungen ist der Glaube ; denn nur der Glaube baut auf. Heinrich : Nicht jeder kann es sich leisten zu glauben. Christoph : Du solltest sagen, nicht j eder ist berufen aufzubauen. Das wäre richtiger. Aber es ist doch auch nur halbwahr. Heinrich, du warst im Krieg wie ich. Wir hätten uns im Granattrichter treffen können, sei ehrlich, hättest du damals ebenso zu mir gesprochen? Heinrich : Nein. Damals nicht. " 0 52 Vgl. DBW 4 (N), 205 : . . . nicht leichtsinnige Vertrauensseligkeit, Glaube an das Gute in allen Men­ schen". "

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Drama

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Christoph: Es muß Selbstverständlichkeiten im Leben geben und man muß den Mut haben, zu ihnen zu stehen. Man kann nicht j eden Tag das Leben von vorn anfangen, indem man alles wieder in Frage zieht, was man gestern gelernt und ge­ wonnen hat. 53 Unsere Selbstverständlichkeiten sind von vie­ len Generationen erprobt, sie sind hundert- und tausendmal am Leben bewährt. Heinrich : Ja, am Leben eurer Großväter - die Zeiten ändern sich I Christoph: Aber die Menschen ändern sich nicht, jedenfalls nicht in ihren wesentlichen Verhältnissen. Das ist ja der große Fehler, daß heute die Menschen immer tun als finge die Welt erst mit ihnen an, daß sie darum alles in Frage ziehen und darum niemals dazu kommen, den kleinen Baustein beizutra­ gen, der ihnen im Rahmen des Ganzen zukommt. 54 Heinrich: Was nutzen Bausteine, wenn das Fundament brüchig geworden ist?55 Christoph: Du redest wie die Zeitungs schreiber und weißt es doch besser. 56 Wäre wirklich das Fundament brüchig, dann würdet ihr euch umsonst darum bemühen, es neu zu legen. Kein Volk kann nach tausendjähriger Geschichte sein Funda­ ment zum zweiten Mal legen. Bricht das Fundament, dann ist -

53 Vgl. DBW 6 (E), 388 f : " Vor Gottes Gebot ist der Mensch nicht der . . . immer wieder Scheiternde und neu Anfangende . . . . Vielmehr darf der Mensch vor Gottes Gebot nun einmal schon wirklich auf dem Wege sein (nicht immer erst am Scheideweg stehen), . . . sich auf dem Wege vom Gebot wie von einem guten Engel leiten, begleiten und bewahren lassen". 0 54 In der langen Strei­ chung steht hier : " Ehe bleibt Ehe, freundschaft Freundschaft, Treue Treue, Verrat Verrat. Das ist j a der große Fehler, daß ihr immer tut als finge die Welt erst heute und erst mit euch an, daß ihr darum alles in Frage stellt und dabei niemals dazu kommt, einen Baustein zum Ganzen beizutragen. " Vgl. S . 252 Tegeler Zettel NL A 86, 7 ( " so tun als finge alles neu an, als gäbe es nicht . . . ") und K. Jaspers, Die geistige Situation der Zeit, 44 : " Hat der Mensch eigentlich kein Lebensalter mehr, so fängt er stets von vorn an und ist stets am Ende" . 0 55 Vgl. E. Toller, Masse Mensch, 35 (Der Namenlose) : "Brecht Fundamente ! rufe ich . " 0 56 In der Streichung folgte : , , [Gestr. : " Das Fundament ist gelegt und ihr seid es, die"] Da tun sie nichts anderes, als unausgesetzt am Fundament zu bohren und zu lockern und schreien dann entsetzt und empört : das Funda­ ment ist brüchig ! Ich sage dir, das Fundament unseres Volkes und unseres Lebens ist tief und fest und gut. [Gestr. : "Tausend Jahre Geschichte lassen sich"]" .

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es eben aus. Aber es ist ja nicht so ; das Fundament ist tief und fest und gut ; man muß nur auf ihm und nicht daneben, auf dem Flugsand sogenannter neuer Ideen bauen. 57 Heinrich: Glaube doch nicht, daß es uns, wie den Literaten, die damit ihren Profit machen, um die neuen Ideen ginge. Was fragen wir danach ? Wir haben wahrhaftig weder Lust noch Zeit dazu, 58 unter allen Umständen nach Originalität zu ha­ sehen. 59 Wir wollen etwas viel einfacheres, Boden unter den Füßen, um leben zu können. Das ist es, was ich das Funda­ ment nenne. Spürst du denn den Unterschied nicht ? Ihr habt ein Fundament, ihr habt Boden unter den Füßen, ihr habt einen Platz in der Welt, für euch gibt es Selbstverständlich­ keiten, für die ihr einsteht und für die ihr euch auch ruhig den Kopf abschlagen lassen könnt, weil ihr wißt, daß eure Wur­ zeln so tief liegen, daß sie wieder treiben werden. Für euch kommt es nur auf das eine an, die Füße auf dem Boden zu behalten. 6o Sonst ginge es euch wie dem Riesen Antäus, der seine Kraft nur aus der Berührung seiner Füße mit der Erde 57 Mt 7,26 (am Schluß der Bergpredigt) : " Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der ist einem törichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand baute. " Zu ,Fundament legen' vgl. I Kor 3 , 1 1 (in Bonhoeffers " Nestle" dop­ pelte Bleistift-Unterstreichung im griechischen Text) : " Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist J esus Christ. " D 58 In der Streichung folgte : " . . . wie dieses Gesindel unter allen Umständen originell sein zu wollen. Ob alte oder neue Ideen, was fragen wir danach ? Wir wollen ein Leben, das sich zu leben lohnt, - das ist alles. " D 59 Gestr. : " Wir wollen leben - und das können wir nicht. " D 60 Im Blick auf die Verunsiche­ rung seit dem [Ersten] Weltkrieg sagte Bonhoeffer in einem Gemeindevortrag in Barcelona im Winter 1 92 8 GS V 1 1 7 : " Es ist uns einmal rücksichtslos der Boden unter den Füßen weggezogen worden - sagen wir besser das bürgerliche Par­ kett, - und nun heißt's sich selbst den Flecken Erde zu suchen, auf dem man stehen will". Im Taufbrief Mai 1 944 WEN 324 : Trotz der Verstädterung des ländlichen Lebens " wird es ein Gewinn sein, in diesem Zeitenwandel ein Stück Erdboden unter den Füßen zu haben und aus ihm die Kräfte zu einem neuen, natürlichen, anspruchslosen und zufriedenen Tagewerk und Feierabend zu zie­ hen". Von " B oden" oder " Erde" unter den Füßen spricht F. W. von Oertzen, Junker, 3 78 , 3 8 1 , 383 ; 386 f : In ostelbischen Provinzen haben " die bodentreuen Junkerfamilien mit erschütternder Zähigkeit darum gerungen, wieder , Boden unter die Füße' zu bekommen, d . h. also ihre Angehörigen wieder aufs Land zu bringen" ; 3 8 4 : " Nach dem Zusammenbruch [ 1 9 1 8] gingen sie wieder zurück auf den Boden, von dem sie gekommen waren. Hier lag die Quelle ihrer Kraft. " Vgl. aber S. 1 80 ( " als sollte ich auf dem Meer wandeln").

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Drama

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empfing und sie verlor, als Herkules ihn im Kampf von der Erde losriß . 61 Es gibt zwar auch bei euch Dummköpfe, I die von selbst den Boden verlassen, auf dem sie gewachsen sind, aus Neugier oder aus Eitelkeit oder62 weil sie närrischerweise glauben, damit uns zu gewinnen63 - Spreu, die der Wind verweht. Auf den Boden unter den Füßen kommt es an, wenn man leben will - und diesen Boden haben wir nicht ;64 darum werden wir hin- und hergeblasen, wie gerade der Sturm steht ; darum haben wir nichts, wofür wir uns den Kopf abschlagen lassen können und wollen, darum hängen wir an unserem Jammerleben, nicht weil wir es lieben, son­ dern weil es das einzige ist, was wir haben, - und wenn dir dann noch der Tod in Gestalt eines Granatsplitters in der Brust steckt und dich täglich angrinst - und du weißt nicht, wofür du noch lebst oder wofür du stirbst, ja dann ist es ein Wunder, wenn du nicht rasend wirst vor Lebensgier und vor Verzweiflung, vor Haß gegen alles was lebt und vor Durst nach wildem Genuß . 65 Gib mir Boden unter den Füßen - gib 61 Auf ,Antäus' verwies Bonhoeffer in Barcelona im Gemeindevortrag am

8 . 2 . 1 929 GS V 1 79 und vorher in der Predigt am 23. 9. 1 928 GS V 467 f. Vgl. E. G . Wendel, Studien zur Homiletik, 45 f Anm. 1 80 : Das Antäus-Motiv wird von Luther in der Römerbrief-Vorlesung erwähnt, WA 56, 3 1 3 , 1 2 ; Wendel verweist auf " eine ganze Reihe Schriften unter dem Titel , Antäus' " in den ersten zwei Jahrzehnten nach 1 900 und besonders auf diejenige Hans Freyers ( 1 9 1 8). 0 62 Gestr. : " aus sogenanntem Idealismus. " 0 63 Ersetzt : " uns näher zu kom­ men [ersetzt : " uns einen Dienst zu erweisen"] . " 0 64 Die Äußerung eines Kriegskameraden Karl-Friedrichs im Ersten Weltkrieg hatte die Bonhoeffer­ Familie stark beeindruckt : " Was Vaterland - mein Vater hat kein Land !" 0 65 Vgl. DBW 6 (E), 1 2 0 : " Der Verlust von Vergangenheit und Zukunft läßt das Leben schwanken zwischen dem brutalsten Genuß des Augenblicks und aben­ teuerlichem Hasardspiel. " In DBW 6 (E), 1 1 9-122 sind 1 94 1 die Notizen auf dem " Ethik"-Zettel NL A 86,3 (" Verfall. . . . das Nichts . . . keine großen, stillen Ü berzeugungen . . . kein Vertrauen") eingegangen, der mit den Tegeler Zetteln archiviert ist, s. Zettelnotizen 66. Vgl. S. 258 Tegeler Zettel NL A 86, 8 (" . . . Sinnenlust . . . "). Ch. West, Ground under our Feet, 252 Anm. 37, stellt zum Dramenfragment fest : " Ir is, curiollsly enough, an almost Stoic-Epicurean debate with hardly any suggestion of the message of the New Testament . . . " ("Seltsamerweise ist es eine nahezu stoisch-epikureische Debatte fast ohne ir­ gendeine Andeutung der neutestamentlichen Botschaft"). Stoisch ist die Hal­ tung, in der man sich " auch ruhig den Kopf abschlagen lassen" kann (Heinrich zu Christoph S. 69), epikureisch der "Durst nach wildem Genuß".

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3. Szene

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mir den archimedischen Punkt, auf dem ich stehen kann und alles wäre anders. 66 Christoph: (sehr nachdenklich geworden) - Boden unter den Füßen - ich habe das so nicht gewußt - ich glaube, du hast recht - ich verstehe - Boden unter den Füßen - um leben und um sterben zu können Heinrich: Du hast gestern abend sehr stolze67 Worte über den Pöbel gesagt ; und ich gebe dir recht. Es gibt einen Pöbel und dieser Pöbel muß unten gehalten werden. Aber welche Schuld trifft die, die man ins Leben hineingestoßen hat ohne ihnen Boden unter den Füßen zu geben ? Kannst du an ihnen vor­ übergehen und vorbeireden, ohne daß dich der Jammer packt ?68

66 Zum ,archimedischen Punkt' vgl. 27. 3 . 1 944 WEN 270 : Die Ü berwindung des Todes in der Auferstehung Christi " ist die Antwort auf das : ÖO� !.tOl lWÜ 0,0 XUL XLVljOW 'itv Yiiv [" gib mir (den Punkt), wo ich stehen kann, und ich werde die Erde bewegen"] . " 0 67 Ersetzt: " harte". Vgl. J. GottheIf, Erzäh­ lungen (" Elsi, die seltsame Magd"), 1 1 5 : " Der Stolz des [als hochmütig gelten­ den 1 Mädchens war ein angeborner Ekel gegen alles Niedere, geistig Hem­ mende" . 0 68 Vgl. DBW 4 (N), 1 92 , Mt 9 , 3 6 in Bonhoeffers Übersetzung : Als Jesus " die Volksmenge sah, j ammerte ihn derselben ; denn sie waren mißhandelt und darniederliegend wie die Schafe, die keinen Hirten haben". - Vom Abbruch des Schreibens am Drama berichtete Bonhoeffer am 1 7. 8. 1 943 WEN 1 09 : " Ich . . . habe aber inzwischen festgestellt, daß der Stoff eigentlich nicht dramatisch ist und werde ihn nun in die erzählende Form umzuarbeiten versuchen. " Das (unausgeführte) Konzept für den Roman 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 8 : "Die Kinder zweier befreundeter Familien wachsen allmählich in die verantwortlichen Auf­ gaben und Ämter einer kleinen Stadt hinein und versuchen gemeinsam den Aufbau des Gemeinwesens" - vgl. mit S. 68 : " . . . den kleinen B austein beizu­ tragen, der ihnen im Rahmen des Ganzen zukommt. " Im Herbst 1 940 hatte Bonhoeffer auf dem "Ethik" -Zettel Nr. 1 geplant, in seinem " Versuch einer christlichen Ethik" den "Aufbau einer künftigen Welt" zu behandeln, vgl. DBW 6 (E), 449 f; Zettelnotizen 34. -

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Sonntag. ! Es war ein heißer Julitag in einer mittleren Stadt Norddeutsch­ lands . Die Sonne, die am wolkenlosen Himmel aufgegangen war, brütete schon über der Vorortallee, als Frau Karoline Brake von der Kirche nach Hause ging. Auf einer Bank in den Anlagen ließ sich die alte Dame etwas erschöpft nieder. Sie spannte ihren grauseidenen Sonnenschirm auf und um ihre Augen glitt ein leichtes Lächeln als sie die in voller Blüte ste­ henden Rhododendren betrachtete. Es waren vierzig Jahre, seit sie ihren Mann, der als Bürgermeister2 in diesen Dingen ein Wort mitzureden hatte, 3 unermüdlich bestürmt hatte, diesen Gartenplatz anlegen zu lassen. Dann hatte sie durch Sammlun­ gen bei Mitbürgern und durch nicht unbeträchtliche eigene B ei­ träge die Durchführung des Planes ermöglichen helfen. J ahre­ lang gehörte sie daraufhin zu dem kleinen Ausschuß,4 in dem alle Einzelheiten der gärtnerischen Anlagen beraten und be­ schlossen wurden. Immer hatte sie ihre sehr bestimmten An1 Vgl. J . Gotthelf, Zeitgeist und Berner Geist, zu Beginn des ersten Kapitels "Von einem Sonntag, wo man z'Dorf geht, und wie sich die Herzen ergießen" (sie " ergießen" sich im Kummer über den B auern Hans, der in die " künstliche Politik" eingefangen worden ist ; vgl. Anm. 30 zu S . 60), 1 1 [ 1 1 ] : " Wohl kein Wort hat in aller Herren Länder in den Ohren des eigentlichen Volkes einen schönem Klang als das Wort Sonntag. Es ist, als höre man Glockengeläute, als sehe man die Sonne am blauen Himmel und friedlich und fröhlich alles auf Erden . " Bonhoeffer war von diesem politisch engagierten Buch stark beein­ druckt, s . 1 5 . 5 . 1 943 WEN 51 und 9 . 1 1 . 1 943 WEN 1 43 ; vgl. in Gotthelfs Vorwort, 8 f: " Der Hauptgrund aber, warum der Verfasser auch beim besten Willen von der sogenannten Politik nicht lassen kann, ist der, daß ja die heutige Politik . . . sich in alle Lebensverhältnisse aller Stände drängt, das Heiligtum der Familien verwüstet, alle christlichen Elemente zersetzt. " Dies klang wie eine B eschreibung der nationalsozialistischen Politik. - Das Roman-Ms NL A 70, 5 beginnt auf karierten DIN-A-4-Bögen der auch im Drama seit S . 61 benutzten Papiersorte. 0 2 Ersetzt : " damaliger Stadtverordneter" . Bonhoeffer entschied sich erst später für " B ürgermeister" und veränderte dann dementsprechend an den meisten früheren Stellen. 0 3 Gestr. : " in jugendlichem Eifer und". 0 4 Ersetzt : " Komittee" .

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sichten gehabt und sich mit ihnen durchzusetzen gewußt. So war sie dafür eingetreten, daß die alten Leute einen stillen Platz für sich hätten, an dem sie nicht durch das Toben der Kinder behelligt würden. Auch die Kinder sollten ihren Spielplatz ha­ ben und sie dürften dort ebensowenig durch mürrische Gesich­ ter und Vorschriften der Alten um ihre Freude und Unbefan­ genheit gebracht werden wie die Alten etwaigen5 Respektlosig­ keiten und Unarten der Kinder ausgesetzt sein sollten. Vor al­ lem aber - und darin war Frau Karoline Brake unerbittlich sollte an Sonntagen alles Lärmen in den Anlagen untersagt sein. Frau Karoline hielt sonst nicht viel von polizeilichen Verbots­ schildern, 6 aber mit dem Sonntag war es [eine] eigene Sache. Hier I mußten die Menschen erst wieder einmal zu ihrem Glück gezwungen werden, das sie so leichtfertig weggeworfen hatten. Die Gedankenlosigkeit und Torheit, mit der die meisten Men­ schen7 an dieser unerschöpflichen Quelle des Glückes, die sich ihnen alle Woche aufs neue öffnete, - j a, Frau Brake sagte : an diesem freundlichsten der 1 0 Gebote Gottes, - vorübergingen, schien der alten, erfahrenen Frau heute ebenso unbegreiflich wie damals, und sie sah darin einen der Hauptgründe für die Auflösung aller Lebensordnungen, wie sie sich jetzt vor aller Augen vollzog. Gewiß war mit der äußeren Sonntagsruhe noch nicht alles gewonnen, aber sie war doch die unerläßliche Vor­ aussetzung für alles Weitere. 8 Mit unverhohlenem Abscheu hatte Frau Karoline noch am heutigen Morgen junge Leute mit einem Grammophon in der Hand ins Freie ziehen sehen. Was für eine Freude konnte es sein, die unter diesem unnatürlichen Lärm gedieh ? Würden diese selben jungen Menschen nicht am 5 Gestr. : " unbedachten" . 0 6 Vgl. D B W 6 (E), 367: Zu den " großen Naive­ täten, oder richtiger Torheiten, der Ethiker" gehört, " von der Fiktion auszu­ gehen . . . als stehe vor j eder Handlung des Menschen das mit deutlichen Buch­ staben von einer göttlichen Polizei geschriebene Schild , Erlaubt' oder , Verbo­ ten' " 0 7 Gestr. : " an diesem kostbarsten Geschenk des Christentums" . 0 8 Vgl. auf " Ethik"-Zettel Nr. 1 , Zettelnotizen 35 : "Aufbau des christlichen Lebens in der Welt. Aufbau der Werte ? Der Feiertag ! ?" Bonhoeffer war vom Elternhaus her gewohnt, daß der Sonntag Feiertag war ; als Leiter des Prediger­ seminars Finkenwalde 1 93 5-1 937 suchte er die Predigtamtskandidaten der Be­ kennenden Kirche sonntags von ihrer Schreibtischarbeit wegzubringen zu Spiel, Lektüre und Musizieren, s . DB 49 1 . .

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Abend geschlagen und geschwächt von falscher Freude zurück­ kehren ? Warum hatten die Menschen solche Angst vor der Stille ? War es richtig, was einer ihrer Enkel kürzlich zu ihr gesagt hatte, daß das Hämmern und Stampfen der Maschinen, das Getriebe der Büros und das Stimmengewirr9 der Großstadt gerade in der völligen Stille erst recht zu einem ohrenbetäuben­ den, unerträglichen Getöse wird, vor dem man sich nur durch eine " sanfte Überleitung" - so hatte er sich ausgedrückt - retten könne? Nicht Stille, sondern Ablenkung, nicht Sammlung, son­ dern Zerstreuung, nicht Haltung, sondern Entspannung suche und brauche der heutige Mensch an den Sonntagen. 10 Frau Karoline Brake saß aufrecht auf der unbequemen Gar­ tenbank, ihre Augen verloren sich in der roten Blütenpracht und in den dunkelgrünen Blättern ; ein paar Zitronenfalter schaukelten lautlos in der flimmernden durchsonnten Luft, das leise Rascheln der Vögel im Gebüsch, deren Stimmen unter der herauf- I ziehenden Mittagsglut schon fast verstummt waren, das Zirpen der Grillen, 1 1 das feine helle Singen der Mücken drangen durch die Gartenstille an ihr Ohr. Beglückt und mit einem Gefühl tiefer Dankbarkeit atmete sie die erfüllte Som­ merluft. Plötzlich ging ein Schatten über ihr Gesicht. Sie hatte wieder eine miserable Predigt gehört. 12 Sehr verstimmt war sie aus der Kirche herausgetreten, und nur die strahlende Bläue des Himmels und die sommerliche Natur hatten sie wieder ver­ söhnt. Jetzt aber stieg der Zorn von neuem in ihr auf. Was für ein Geschwätz hatte sie wieder hören müssen. War es den Kin­ dern und den Enkeln zu verdenken, wenn diese sie seit Jahr und Tag allein in die Kirche gehen ließen ? Noch hörte [sie] die na9 Ersetzt : " der Verkehr" , 0 10 Vgl. in " Nach zehn Jahren" 1 942/43 WEN 23 zum " Qualitätserlebnis" als Rückkehr "von der Hast zur Muße und Stille, von der Zerstreuung zur Sammlung", 0 11 Ersetzt : " die Lockrufe der Drosseln und das Zirpen der jungen Brut in den Nestern tief im Gebüsch", 0 12 Vgl. DB 502 : Ruth von Kleist�Retzow, die Großmutter der Verlobten Dietrich Bonhoef� fers, " besaß ein genaues Empfinden für Qualität und Substanz und scheute sich nicht, ihre Meinung unverblümt zu sagen, wobei sie sich auch über die selbst� betrügerische Schwächlichkeit oder den süßlichen Jargon dieses oder jenes Geistlichen mit erfrischender Deutlichkeit äußern konnte. " Karoline Brake trägt auch Züge der Großmutter Julic Bonhoeffer, die resolut für ihre Ü ber� zeugungen eintrat.

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seweisen Worte ihres ältesten Enkels, 13 der sie zuletzt in die Kirche begleitet hatte : " Weißt du, Großmama, über diese Pa­ starenweisheit sind wir imgrunde doch ebenso hinausgewach­ sen wie über die Ostermannweisheit unserer Lateinlehrer. 14 Ich kann dich eigentlich nicht verstehen, daß du dir das Sonntag für Sonntag anhören kannst. " Damals hatte sie geantwortet : " Lie­ ber Junge, es kommt nicht darauf an, daß etwas neu ist, sondern daß es richtig ist; und das Richtige muß man immer wieder hören, weil man es leider immer wieder vergißt. " 1 5 "Das ver­ stehe ich nicht, " hatte er geantwortet, " ich vergesse das gar­ nicht, im Gegenteil, ich weiß alle diese Sprüche schon auswen­ dig. " "Ja, mit dem Kopfe und dem Munde schon, mein Lieber, aber das Herz und die Hand lernt langsamer. " Das hatte sie gesagt und hatte doch kein ganz gutes Gewissen dabei gehabt; denn was sie in der Predigt gehört hatten war weder neu noch richtig gewesen. Es war Geschwätz und das war das Schlimm­ ste, was es für sie auf der Kanzel geben konnte. Vielleicht hätte sie ihrem Enkel das offen zugeben sollen. Vielleicht hätte sie ihm sagen sollen : " Du darfst das Christentum nicht mit seinen erbärmlichen Vertretern verwechseln. " I Aber er war ein ge­ scheiter Junge und wäre die Antwort nicht schuldig geblieben : " Eine Sache, die so j ämmerliche Vertreter hat, kann wohl nicht mehr sehr viel Kraft in sich haben ; mich interessiert das Leben­ dige und Heutige und nicht ein vergangener toter Glaube. " Was war darauf zu erwidern ? Diese Unterscheidung von ursprüng­ lichem Christentum und heutiger Kirche war ja wirklich eine Verlegenheitsauskunft. Es kam doch einfach darauf an, ob das Christentum, in dem Frau Brake aufgewachsen war und ihr Leben gelebt hatte, heute und in seinen Vertretern etwas ist oder nicht. Jede schlechte Predigt war ein Nagel am Sarg des christ-

13 Ersetzt : " eines ihrer vielen Enkel". D 14 Ein " Lateinisches Uebungsbuch" von Christian Ostermann für Schüler der Sexta (Zehnjährige) erschien zuerst 1 869, wurde fortgesetzt für die übrigen Klassen der höheren Schule und in Bearbeitungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein immer neu aufgelegt. D 15 Vgl. DBW 4 (N), 242, zu Act 2 , 42 : Zwar " liegt es an sich im Begriff der , Lehre', sich selbst überflüssig zu machen. In eigenartigem Widerspruch dazu heißt es hier [in der Apostelgeschichte], daß die erste Gemeinde sich , beständig' zu dieser Lehre hielt" .

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lichen Glaubens. Es ließ sich nicht mehr länger leugnen, hier in unserem Vorort jedenfalls war aus dem Wort Gottes ein Ge­ schwätz geworden. 1 6 Frau Karoline Brake sah nicht mehr die blühenden Büsche und empfand nicht mehr die wohltätige Ju­ lisonne, sondern sie sah ihre Kinder und Enkel vor sich und sprach ein leises : ach, j a ! vor sich hin, 17 und es lag darin etwas Verwunderung über den Lauf der Welt, ein wenig Kummer über die eigene Unfähigkeit, etwas daran zu ändern, aber doch auch ein gutes Teil j ener zuversichtlichen Gelassenheit, mit der alte Leute die Zukunft stärkeren Händen anvertrauen. Aber als hätte sie sich mit diesem kleinen Seufzer schon zu weit gehen lassen, richtete sich Frau Karoline mit einer raschen, etwas un­ willigen Bewegung auf, erhob sich und schritt zielbewußt durch die Anlagen der Straße zu, die sie nach Haus führte. Nein, sie gehörte nicht zu denen, die vorzeitig kapitulierten. Man hätte es ihrem Gang ansehen können, daß sie damit beschäftigt war, Entschlüsse zu fassen. Sie würde dafür sorgen, daß dieser alte Schönredner von dieser Kanzel verschwände oder doch daß ein zweiter Pfarrer, ein Prediger des Wortes Gottes, hierher berufen würde. 1 8 Den Gedanken, vorher noch einmal mit dem Schwät16 Ähnliche Erfahrungen machte die Familie Bonhoeffer beim gelegentlichen Kirchgang in Berlin-Grunewald, wohin sie 1 9 1 6 gezogen war. 0 17 Gestr. : " Ü ber die Geschichte vom Ährenausraufen am Sabbath hatte der Pfarrer ge­ predigt, und über das Wort des Herrn : , Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbath . ' fMk 2,23-2 8] Warum hatte er verschwiegen, daß Jesus in heiliger Willkür das Gesetz des Sabbath gebrochen hatte, weder aus Not - denn die Jünger wären nicht verhungert, wenn sie ein paar Stunden länger mit dem Essen gewartet hätten - noch um etwas Gutes zu tun ? Nein, einfach aus der Vollmacht dessen, der über j edem Gesetz stand, hatte J esus gehandelt und ge­ sprochen, er, der Sohn Gottes, der Freie, der Herr. Aber was er durfte und mit ihm die ganz wenigen, die ihm nachfolgten, das dürfen wir anderen deswegen noch lange nicht. Für uns gilt es, erst einmal wieder die Heiligung des Sabbaths ernst zu nehmen und zu lernen, ehe man seine letzte Heiligung in der Durch­ brechung des Gesetzes erkennen darf. Immerhin war es kein anderer als der Sohn Gottes und er allein, der den Sabbath brach. Stattdessen hatte der Prediger heute früh nichts besseres zu sagen gewußt als daß für den Christen kein Un­ terschied zwischen Werktag und feiertag sei und daß die christliche Freiheit darin bestünde, daß j eder den feiertag begehen könne, wie es ihm am besten schiene. Draußen auf den Feldern könne man Gott ebensogut finden wie in der Kirche. " Vgl. DBW 6 (E), 3 1 4 0esus und der Sabbath). 0 18 Die Familie Kleist, besonders Ruth von Kleist-Retzow, bemühte sich, während des Kir-

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zer zu sprechen, verwarf sie. Sie hatte es mehrere Male versucht, aber war nur, wie sie es erwartet hatte, auf eitle Empfindlichkeit und hohles Amtsbewußtsein gesto- I ßen. Ja, sie hatte gespürt, wie der Pfarrer seit diesen Besuchen ihrem Blick auswich und es war ihr zu Ohren gekommen, daß er ihre Wiederwahl in den Gemeindekirchenrat hintertrieben hatte, indem er bei den einen die notwendige Schonung ihres Alters, bei den anderen ihre Wunderlichkeit, bei den dritten gar ihren unleidlichen Dünkel vorschob. Es war kein Zweifel, er hatte Angst vor ihr, weil sie ihn durchschaute. Trotz dieser Vorgänge war sie weiter sonntäg­ lich zu ihm in die Kirche gegangen, auch als sie längst nicht mehr darauf hoffen konnte, von ihm das Wort Gottes zu hören. Sie hatte diese Demütigung als eine heilsame Zucht auf sich genommen. 19 Aber schließlich war auch einmal das Maß voll. Es ging ihr nicht um ihre Person ; sie hatte im Laufe der Jahre gelernt, an dem Geschwätz vorbeizuhören und sich an die we­ nigen Worte zu halten, in denen Wahrheit war, sie hätte das auch für den Rest ihres Lebens noch gekonnt. Aber Wichtigeres stand auf dem Spiel. 20 Die Gemeinde, der ganze Ort, ihre ei­ gene Familie blieb ohne das Wort Gottes und das bedeutete, daß das ganze Leben früher oder später seine Orientierung verlieren mußte. Eine Weile lang konnte das noch verborgen bleiben, eine Weile lang konnten Erinnerung und Tradition die völlige Auf­ lösung verzögern. 21 Aber schon die Generation ihrer Enkel müßte sich neue eigene Wege suchen und an mehreren Äuße­ rungen dieser heranwachsenden Jugend hatte die Großmutter die ersten Zeichen der Auflehnung, j a, des Aufruhrs erkannt. Es chenkampfs im Dritten Reich Pastoren der Bekennenden Kirche regelmäßig in der ihrem Patronat unterstehenden Kieckower Kapelle Gottesdienste halten zu lassen. Vgl. DB 502. D 19 Gestr. : " Unter keinen Umständen wollte sie aus persönlichen Motiven handeln . " D 20 Gestr. : " Wenn aus einem Ort die Wahr­ heit Gottes". D 21 Ersetzt : " verhindern . " Vgl. DBW 6 (E), 1 2 3 zur Aufgabe der christlichen Kirchen, mitten in der Auflösung Hüter des Erbes zu sein. W. Kamlah, Christentum und Selbstbehauptung, 3 : Es hat sich beim Verfall des christlichen Glaubens seit der Aufklärung " herausgestellt, daß die Reserven des Christentums überhaupt nicht in der Theologie und auch nicht so sehr in der Glaubensentscheidung einzelner liegen als vielmehr in der Glaubenstradition der christlichen I'amilie, zuletzt noch der Pfarrhäuser und Bauernhöfe, wo sie sich langsam verzehrt haben und nach wie vor verzehren" .

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war nicht die Schuld der Jungen, wenn die Dinge so standen, sondern daß die Alten so einsichtslos und gleichgültig den Din­ gen ihren Lauf ließen, das war das Schlimmste. Frau Karoline Brake hatte sich manches Mal in der Stille gefragt, ob es wohl Gottes Wille sei, sein Gericht über diese Generation zu bringen, indem er ihr sein Wort entzog. Aber auch wenn es so war, sagte sie sich, dann wollte Gott doch zugleich, daß Menschen sich I diesem Gericht widersetzten, daß sie ihn bei seinem Worte faß­ ten und ihn nicht losließen, bis er sie segnete. 22 Warum aber stand sie mit ihren Gedanken und Ansichten so allein ? Warum merkte von denen, die heute in der Kirche waren, kaum einer außer dem alten Küster, daß sie nichts als leere Deklamationen und billige Redensarten zu hören bekommen hatten ? Warum versagten gerade die Gebildeten so gänzlich in ihrem Urteil? Zwar gingen sie j a kaum in die Kirche, aber wenn sie zu einer Taufe oder Hochzeit mußten, dann fanden sie die Rede - so nannten sie die Predigt - immer sehr schön, sehr künstlerisch, sehr modern, sehr lebensnah. Die alte Frau schüttelte ver­ stimme3 den Kopf und war ganz in ihre Gedanken versunken, als sie hinter sich eine Stimme hörte : " Guten Morgen, meine liebe Frau Bürgermeister,24 hat uns der liebe Gott nicht wieder einen wunderschönen Tag beschert ?" Es war die Nachbarin, Frau Direktor Warmblut, die auch aus der Kirche kam und, nachdem sie schon zwei oder drei andere Damen25 des Vorortes auf dem Heimweg angesprochen hatte, nun mit hastigen Schrit­ ten Frau Karoline Brake nachgeeilt war, um sie noch vor ihren Häusern zu erreichen. Es war dieser kleinen etwas rundlichen Frau schwer geworden ihre um 1 0 Jahre ältere Nachbarin ein­ zuholen, und nun lief sie mit hochrotem glänzendem Gesicht und etwas außer Atem neben der rüstigen und stattlichen Ge­ stalt, die in ihrem grauen Kleid, ihrem grauseidenen Sonnen­ schirm, mit ihren grauen Haaren und der trockenen grauen Haut ihres klugen Gesichtes ein seltenes Bild der Gemessenheit und Würde darbot. " Guten Morgen, " sagte Frau Brake mit ihrer ruhigen klaren Stimme, "ja, die Sonne tut einem wohl ; 22 Vgl. Gen 32,26 : Jakobs nächtliches Ringen am Fluß Jabbok. 0 23 Ersetzt: " unwillig". 0 24 Ersetzt hier und im folgenden Text : " Frau Stadtrat" . 0 25 Ersetzt : " Kirchgängerinnen" .

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man hat es auch nötig. " " Oh, ich hoffe doch, es geht Ihnen gut. Was für eine wunderbare Gesundheit hat Ihnen der liebe Gott geschenkt ! Nun ja, er hat Sie lieb, wie sollte das auch anders sein ? ein so gesegnetes Familienleben und die geliebte Groß­ mutter der Abgott aller I Enkel. Ach, diese reizenden Kinder, sie werden nun auch immer größer. Aber sie bleiben gut, es ist immer der alte Schlag, wie sollte das auch anders sein ? Welches Glück für Sie, so ganz im Kreise der Ihren - denken Sie, meine verehrte Frau Bürgermeister, ich hatte in den letzten Tagen wie­ der solchen Kummer - ach, ich weiß j a : je größer Kreuz, je näher Himmel, wie sollte das auch anders sein ? - aber denken Sie nur, der Mann meiner Hilde ist aus der Kirche ausgetreten und will das Kind nicht taufen lassen. Ich habe so darüber ge­ weint, was hätte mein seliger Mann dazu gesagt, was sollen auch die Menschen von uns denken und was soll denn einmal aus dem armen Wurm werden ? Ja und - ich schäme mich fast es zu sagen, meine Hilde nimmt das garnicht schwer. Das Kind kann ja später selbst entscheiden, was es will, sagt sie. Ach, das hat mich so gekränkt, bei meinem eigenen Kinde muß ich das erle­ ben ! und das alles bei der Stellung, die mein seliger Mann inne­ hatte. Ich kann es garnicht begreifen, immer habe ich ihr vom lieben Gott erzählt und mit ihr gebetet, immer mußte sie mit mir zum Herrn Pastor in die Kirche gehen und noch bei der Trauung hat er meiner Hilde so schöne Lebensregeln mitgege­ ben und über ihrem Bett hat immer der Spruch gehangen : tue recht und scheue niemand. Glauben Sie mir, liebste Frau Bür­ germeister, ich habe nächtelang nicht schlafen können vor Auf­ regung26 über mein Kind. Aber heute bei der Predigt, da ist alles verflogen und nun bin ich ganz erleichtert und glücklich. Ach, daß der liebe Gott uns doch unsere liebe Kirche gegeben hat und dazu unseren lieben Pfarrer, der so menschlich, so lebens­ nah und so schön zu reden versteht - verzeihen Sie, ich weiß ja, Frau Bürgermeister, Sie sind nicht immer einverstanden mit ihm - aber heute, Sie müssen doch sagen, heute hat er sich selbst übertroffen -" " Ja, heute hat er sich wirklich selbst übertroffen, Frau Direktor. " - " Sehen Sie, sehen Sie, ach, wie ich mich 26 Ersetzt: "Schmerz".

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freue, daß Sie mir zustimmen. Hat e r e s nicht wundervoll ge­ sagt ? Ja, - was [hat] er doch eigentlich gesagt ? Es ist garnicht möglich, es wiederzuge- I ben. Aber es kommt ja auch nicht darauf an, man fühlt es doch und man ist ganz gehoben und weiß garnicht recht warum, nicht wahr, liebste Frau Bürgermei­ ster. " - "Ja, man weiß wirklich nicht recht warum. " "J eden­ falls hat er gesagt, daß jeder leben soll wie er es richtig findet und dann ist es auch richtig, und bei dem lieben Gott kommt es garnicht so genau darauf an, und ob nun das Kindchen getauft ist oder nicht, nicht wahr, Frau Bürgermeister, und ob mein Hildchen in die Kirche geht oder nicht, eigentlich kommt es garnicht so darauf an. Wir sind doch alles freie Menschen, so hatte er sich ausgedrückt. Ach, wundervoll, dieser Gedanke ! So befreiend, so tief - wie sollte es auch anders sein, nicht wahr, liebste Frau Bürgermeister? Er hatte ja auch einen Bibeltext. Wie war doch der Zusammenhang?" " Ja, wie war wohl der Zusammenhang, Frau Direktor?" "Ja, wie war er doch ? Ach, ­ Sie machen mich ganz verwirrt, Frau Bürgermeister. Aber es kommt j a auch garnicht darauf an, nicht wahr ?" " Nein, es kommt wirklich garnicht darauf an ; denn es war garkein Zu­ sammenhang. 27 Vom Ährenausraufen am Sabbath wollte er pre­ digen und über das Wort : Des Menschen Sohn ist ein Herr über den Sabbath. 28 Und statt daß er gesagt hat : was Christus darf, weil er Christus ist, dürfen wir noch lange nicht und wenn Christus den Sabbath heiligt, indem er ihn bricht, dann müssen wir erst einmal lernen, den Feiertag ernstlich zu heiligen, indem wir ihn halten - , statt dessen hat er von der Freiheit aller Men­ schen gefaselt und daß j eder tun darf, was er für richtig hält und daß man am Sonntag besser in die Natur als in die Kirche geht und daß es überhaupt nicht so gen au darauf ankommt, weil der liebe Gott ja so gut und lieb und brav ist, daß er garnicht zornig werden kann. Liebe Frau Direktor, haben Sie denn wieder gar­ nicht gemerkt, daß der Pfarrer Ihnen nach dem Mund geredet, aber nicht Gottes Wort gepredigt hat?" Frau Karoline Brake war am Gartentor des Hauses ihrer Kinder I angekommen, sie drückte sogleich kräftig die Klingel und als die Tür aufsprang, 27 Ersetzt: " Ich will Ihnen den Zusammenhang sagen . " 0 28 Mk 2 , 2 8 .

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wendete sie sich noch einmal zu ihrer Begleiterin. Hat es Sinn, dieser törichten schwatzhaften Frau ihre Freude zu nehmen ? Habe ich ein Recht die Predigt, die sie so schön gefunden hat, zu kritisieren ? Bin ich berufen, diese selbstzufriedene Frau aus ihrer Ruhe aufzuscheuchen ? Ja, läßt sich gegen diese Oberfläch­ lichkeit überhaupt etwas ausrichten ? Wiederum - wer kann dem anderen ins Herz sehen ? " Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an. "29 Und doch - dieses fromme Gerede hat ja mit dem Christentum garnichts mehr zu tun ; es ist gefährlicher als der krasse Unglaube. Diese Gedanken fuhren der Frau Karoline rasch durch den Kopf und nahmen ihr für einen Augenblick die Sicherheit, die sie sonst selten verlor. " Leben Sie wohl, liebe Frau Direktor, " sagte sie mit etwas wär­ merem Ton als bisher, " und wissen Sie, - vielleicht hat Ihre Tochter ganz recht. Auf Wiedersehen ! " " Aber, verehrte Frau Bürgermeister, nun verstehe ich Sie j a garnicht mehr ; ich bin ja ganz verwirrt. Hildchen soll recht haben ? Nein, das kann doch nicht Ihr Ernst sein. Sie sind doch sonst gerade so streng in diesen Fragen. Ach, nein, Sie scherzen. Ganz reizend von Ih­ nen, dieser goldene Humor! Wie schade, daß wir schon zu Hause sind. Ich plaudere immer so gern mit Ihnen. Aber ich darf Sie ja nicht aufhalten. Die liebe Familie wartet. Leben Sie recht wohl. Es war doch wieder ein wunderschöner Morgen, nicht wahr? Auf Wiedersehen, leben Sie wohl, liebe Frau Bür­ germeister ! - Ich muß doch noch darüber nachdenken, was Sie da gesagt haben. " Frau Brake schloß das Tor und es überflog sie ein leises Mitleid, als sie in das enttäuschte gutmütige Gesicht der Nachbarin sah. Ja, denke nur darüber nach, sagte sie vor sich hin, aber es wird wohl auch nicht viel helfen, setzte sie mit einem kurzen Lächeln hinzu. Dann nahm ihr Gesicht auf ein­ mal den Ausdruck der großen Unzufriedenheit mit sich selbst an. " Ich habe es wieder verkehrt gemacht ; es ist auch zu schwer -" dachte sie. I Das Hausmädchen erschien an der Tür und nahm der Frau Bürgermeister den Schirm ab . " Guten Morgen, Elfriede, " sagte Frau Brake, " habe ich dich nicht heute in der Kirche gesehen ? 29 Vgl. I Sam 1 6, 7 .

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Du kommst flinker nach Hause als ich. Wie geht es dir ?" " Ach, Frau Bürgermeister, es war ja wieder so schön in der Kirche und so feierlich. Und wenn ich so denke, der Herr Pfarrer, wie der sich auf der Kanzel so richtig zu Hause fühlt, wie er mit seiner tiefen Stimme so laut und so deutlich spricht und30 sich dann so über die Kanzel legt und die Arme ausstreckt, das geht einem immer ans Herz, und daß er auch alle Nöte so kennt, die un­ sereiner so hat, das hätte er doch garnicht nötig, so ein feiner Herr. Bei uns auf dem Dorf, da war so ein anderer, der sprach immer ganz gleichmäßig und immer nur von der Bibel und so, nein, wenn man das so vergleicht, da merkt man doch, daß man hier in einem3! Vorort in der großen Stadt wohnt. Man fühlt sich immer ganz gehoben, wenn man hier aus der Kirche kommt. " " Geh, Elfriede, " sagte Frau Brake, " und lies vor dem Essen noch einmal das Sonntagsevangelium. Das wird dir gut tun. - Sind die Herrschaften zu Haus ?" " Der Herr Professor hat bis vor kurzem in seinem Zimmer gearbeitet und die gnädige Frau hat die Wäsche der jungen Herrschaften durchgesehen. 32 Vor ein paar Minuten sind dann die Herrschaften mit den Ten­ nisschlägern ausgegangen. 33 Ich sollte Frau Bürgermeister aus­ richten, daß sie pünktlich zum Mittag um 1 Uhr zurück sein werden. " " Gut, mein Kind, nun geh34 - halt, warte einen Augenblick ! Kannst du es dir denn nicht merken, Elfriede , " rief Frau Brake - " wo meine Sachen hingehören ? Immer wieder hängst du sie an den Haken des Herrn Professor, du kannst doch lesen, da steht es ja deutlich über j edem Haken : Vater, Mutter, Großmutter. Nun denke einmal daran !" Rasch und ein wenig verlegen nahm Elfriede Hut und Schirm der Frau Bür­ germei- I ster, hängte sie an ihren Ort und verschwand. Mit einem kurzen Blick und dem sichtbaren Ausdruck des Wohlge­ fallens überflog die Großmutter den großen Kleiderständer, der mit seiner langen Reihe von Haken die eine Wand der geräumi30 Gestr. : " die Hände dazu bewegt" . 0 3 1 Gestr. : " feinen" . 0 32 Ersetzt : " das Silber nachgesehen" . 0 33 Ein Tennisplatz lag neben dem Haus, das die Bonhoeffer-Familie bis 1 9 1 2 in Breslau bewohnte (DB 35). 0 34 Zunächst sollte folgen, gestr. : " Frau Karoline Brake ging durch die geräumige Vorhalle in das Wohnzimmer und von dort in die Veranda, wo sie sich mit dem Blick auf den Garten in einem Korbsessel niederließ. "

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gen Vorhalle ganz einnahm. 35 Am Platz des Vaters stand nur der Stock mit dem schlichten silbernen Griff, ein Erbstück seines Vaters, über dem Haken der Mutter hing der weiße federleichte Seidenschal, den ihr ihr Mann an j edem Sommerabend36 im Garten umlegte, dann kam die Großmutter und nach ihr die lange Reihe der Kinder. Am Haken des ältesten Sohnes Franz hing ein sehr abgetragener Hut, darauf lagen, obwohl die Mut­ ter hundertmal gesagt hatte, daß sie das nicht wünsche, zwei Bücher, Feuerbach's Vorlesungen über die Religion37 und ein englisches Werk über die Arbeiterbewegung. 38 Seit Wochen hatte Franz diese Bücher mit sich herumgeschleppt und sich nicht von ihnen getrennt. 39 Als er an einem Sonnabends abend, an dem die Familie zum Musizieren zusammengekommen war, während eines Trios, das die jungen Geschwister spielten,40 ei35 Solche Kleiderhaken gab es für die acht Geschwister Bonhoeffcr in dem großen Haus in Berlin-Grunewald, Wangenheimstraße 1 4 . Die Familie wohnte dort bis Ende 1 935. Diesem Grunewalder Haus entspricht die folgende Be­ schreibung. U 36 Ersetzt: " den sie an Sommerabenden " . Einen spanischen Schal hatte Dietrich 1 928 in Barcelona auf Wunsch seines Vaters als Geburts­ tagsgeschenk für Paula Bonhoeffer besorgt, vgl. DBW 1 0, 1 06 . Auch der Stock mit dem Silberknauf existierte. LJ 3 7 L . Feuerbach, Vorlesungen über das We­ sen der Religion ( 1 8 5 1 ) ; zu seiner Auffassung, daß " alle Theologie nichts an­ deres als Anthropologie" sei, vgl. 1 93 1 /32 GS V 1 8 7 ( 1 8 6 f, 1 93). Ludwig Feu­ erbach hatte entscheidenden Einfluß auf die politische " Linke" (Historischer Materialismus) . Wolf Krötke, Teilnehmen am Leiden Gottes, 446-452, macht aufmerksam auf implizite Stellungnahmen Bonhoeffers in den Briefen aus der Haft zu L. Feuerbach, Das Wesen des Christentums ( 1 8 4 1 ) . Ausdrücklich er­ scheint der Name - " Feuerbach !" - im Brief vom 1 6 . 7. 1 944 WEN 393. 0 38 Vgl. Ernst Tollers Bühnenstück " Die Maschinenstürmer", Untertitel : " Ein Drama aus der Zeit der Ludditenbewegung in England" ( 1 8 1 1-1 8 1 7). 0 39 Der älteste Bonhoeffer-Sohn Karl-Friedrich kam neunzehnj ährig aus dem Ersten Weltkrieg mit politisch " linken" Überzeugungen heim, was Schwierigkeiten zum Beispiel mit der Familie Otto Bonhoeffers, des in der Industrie tätigen Bruders von Kar! Bonhoeffer. nach sich zog. Eine der folgenden Schilderung ähnliche Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn fand statt, als Karl­ Fricdrich sich weigerte, an den in der Familie regelmäßig gefeierten Advents­ nachmittagen teilzunehmen. Zu den an Samstagen üblichen Musikabenden vgl. in Karl Bonhoeffers Brief vom 27. 3. 1 944 WEN 2 74 : " Sonnabend hatten wir allerhand musikalische Darbietungen der Jugend [im Hause Wedemeyer] . . . . Wir fühlten uns sehr an unsere Sonnabend-Musikabende erinnert, als Ihr alle noch im Hause wart. " 0 40 In der Familie wurde viel Trio gespielt (Haydn, Mozart, Beethoven). Ein Trio über Schuberts Lied " Gute Ruh" hatte Dietrich

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nen Band aus der Tasche zog und zu lesen anfing, hatte der Vater sich das ernst aber freundlich verbeten, und als Franz daraufhin in einer bisher nicht dagewesenen Weise aufbegehrt und erklärt hatte, man müsse heutzutage seine Zeit nützlicher zubringen41 als mit traditionellen Familienzusammenkünften, bei denen doch nichts heraus käme, und man könne von ihm nicht verlan­ gen, daß er sich in seiner Arbeit durch das musikalische Ge­ stümper42 seiner Geschwister stören lasse, im übrigen sei das künstliche43 Hochzüchten musikalischer Leistungen bei man­ gelnder Begabung überhaupt ein Unrecht und man solle das viele Geld lieber den wirklich begabten Menschen aus der Ar­ beiterklasse zur Ausbildung zur Verfügung stellen, - als auf diesen außerordentlichen Vorfall eine Totenstille im Zimmer eintrat - da hatte der Vater in ungewohnter Schärfe geantwortet, bisher sei er noch der Vater der Familie und darüber, wie er über sein Geld zu I verfügen für richtig hielte, verbete er sich ein für allemal die Kritik seines Sohnes, außerdem sei es höchst über­ flüssig, daß Franz sich ihm gegenüber als Anwalt der armen Leute aufspiele, er wisse aus seiner ärztlichen Praxis mehr dar­ über als Franz aus seinen Büchern und was die Familienzusam­ menkünfte und die Hausmusik angehe, so werde Franz später noch einmal anders darüber urteilen. Als dann auf einen freund­ lichen Blick des Vaters die Kinder in ihrem Trio fortfuhren, war Franz totenbleich und zitternd vor Erregung leise aus dem Zim­ mer gegangen. Der Großmutter hatten die großen glühenden Augen, die blasse Gesichtsfarbe und der fanatische Zug um den Mund des jungen Studenten noch lange Sorge gemacht. Nun war er am heutigen Sonntag offenbar endlich einmal ohne Bü­ cher mit seinen Geschwistern ins Freie gezogen, vielleicht ein hoffnungsvolles Zeichen für eine eingetretene innere Beruhi­ gung. Die Großmutter, der dieser älteste Enkel besonders am Herzen lag, nahm die Bücher von dem Kleiderständer, um sie in Franzens Zimmer zu legen und so jede weitere Verstimmung der Eltern zu vermeiden. An Christoph's Kleiderplatz hing ein fremder Lodenmantel, der die deutlichen Zeichen reichlichen Bonhoeffer als Obersekundaner selber komponiert und mit den Geschwistern Klaus und Sabine den Eltern vorgespielt (DB 48). 0 41 Ersetzt: " nutzbringen­ der verwenden". 0 42 Ersetzt : " GestoppeI" . 0 43 Ersetzt : " mühsame" .

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Gebrauches an regnerischen Tagen im Walde trug. " Ach so, natürlich Ulrich's, " sagte Frau Brake lächelnd vor sich hin. Dann folgte das hübsche nach Großmutters Mustern selbstge­ strickte Sommerj äckchen von Klara, darunter ein Paar zierlicher Überschuhe, dann Martins viel verspottete Schülermütze aus der Sekunda des Gymnasiums. " Ich sehe garnicht ein, warum ich in der Schule immer auffallen soll ; kein anderer Junge trägt so verrückte selbstgemachte Anzüge und Phantasiehüte wie ich. 44 Ich will mir nicht immer auf der Straße nachgucken und nachlachen lassen. " Es war diesem Jungen mit den ungewöhn­ lich aufgeweckten klaren Augen und dem lebendigen immer heiteren45 Gesichtsausdruck glücklicherweise garnicht in den Sinn gekommen, daß ihn die Leute auf der Straße nicht wegen seiner I etwas undurchschnittlichen46 Kleidung, sondern aus in­ nerem Vergnügen an seiner ganzen Erscheinung anlächelten. Als das nun trotz der gegen den Widerspruch sämtlicher Ge­ schwister dem Vater47 abgerungenen Schülermütze nicht anders wurde, machte Martin sich eine Zeitlang im Stillen bange Ge­ danken darüber, ob er nicht vielleicht irgendetwas Lächerliches oder Verrücktes in seinem Wesen oder seiner Erscheinung hätte und wurde darüber verlegen und befangen. Da er aber weder mit seinen größeren Brüdern noch auch mit seinen Eltern dar­ über sprechen wollte - man sprach über solche persönlichen Dinge nicht, sondern machte sie mit sich selber ab, - hatte er eines Tages bei seiner Großmutter vorgefühlt und war dann plötzlich mit der Frage herausgeplatzt, ob verrückte Leute ei-

44 Von " unwichtigen - und wichtigeren - Familien-Spielregeln" in Dietrich Bonhoeffers Elternhaus berichtet die Einleitung zu PT 1 978, 1 3 : " . . . eine Schü­ lermütze trug man nicht ; man zog sich weder durchschnittlich noch auffällig an (gewisse Auffälligkeiten mußten allerdings in Kauf genommen werden, denn die von der Mutter für die Kinder bevorzugte Kleidung war malerisch . . . )". E. Bethge, In Zitz, 54 : " Alle Verwandten lobten meine Mutter, wenn sie wieder mit Geschick den Anzug für mich selbst geschneidert hatte, nur ich litt unter der f'a..''1' "'''''1/ ",." .11 rr?t/I\..� ").1 "'w ""'?1'.."'''! 'll' ' �A.� � " -Wlll •.", vi..,&' ,,. -r.t �f .".1 '''''J. '''' I nI � 'J-, ' 1-- � ..,., ..." "'p ,.; �p :.,...,� - "'� ' -r-p,,?, )1'01 '!c '!""" ':J' · 1...", r'--rp "'''tJ.''' '1 , +,/ "y; . t.J'7 rtp"" -"W/ -'" ,Y �.,, �., >tt: 't ,''1' ',"' '1'' N (.'Wh' ...c:. ,. � """:',.- � '-? W .....o:y .. "'1 ":' 1' .., 1-ry ... ,I_� '"Vo,''1 ,....7' -'lIp / -..w'4 � �� 1 . ')? -v1 .,p, --/,.. .,.; � .,J� ""1].. "''JI ' } W '1�'Y ,"' .....,. � . I - - fIIIl > \" "

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Erzählun g

Mit befriedigtem und sattem Lächeln! nimmt der Hauptfeldwe­ bel Meier ein größeres Paket in Empfang und läßt es in der Aktentasche verschwinden, die er in seinem Schreibtisch sorg­ fältig verschließt. Dann setzt er sein dienstliches2 Gesicht auf und fragt : , ,- und Ihr Herzleiden, Müller ?" Müller nimmt Hal­ tung an und stottert : " Herr Hauptfeldwebel, meine Frau - -" " Ich frage nach Ihrem Herzleiden, Müller ! Es hat sich - nicht gebessert ? verschlechtert ?" "Jawohl, Herr Hauptfeldwebel, ja­ wohl, - verschlechtert, entschieden verschlechtert !" beteuert Müller hastig und aufgeregt. " Aber nicht wahr, Müller, viel­ leicht in 3 Monaten . . . ?" "J awohl, Herr Hauptfeldwebel, selbstverständlich, gewiß, das heißt vielleicht, ja vielleicht, Herr Hauptfeldwebel, in 3 Monaten. 3 Monate sind j a eine lange - -" " eine lange Zeit ; jawohl, Müller. Wer weiß, was bis dahin _" . 3 E r unterbricht sich. Müller verfolgt mit gierigen Blicken die Bewegungen des Hauptfeldwebels, der eine Liste hervorzieht, hinter einen Namen eine kurze Notiz macht und die Liste wie­ der in den Aktendeckel legt. Der Gefreite Müller atmet auf. 4 Er möchte sich bedanken, aber er spürt, daß er das nicht darf. " Es ist gut, Müller, Sie können gehen !" sagt der Hauptfeldwebel mit Würde. Als Müller schon die Türklinke in der Hand hält, sagt der Hauptfeldwebel wie beiläufig, ohne Müller anzusehen : , ,- und, nicht wahr, Müller, Sie vergessen nicht - ! " " Aber, Herr Hauptfeldwebel !" Müller verbeugt sich als stünde er bei 1 Textbeginn der mit lateinischen Buchstaben geschriebenen Reinschrift. Vgl. die verkleinerte Wiedergabe auf S. 1 92 . " Mit . . . Lächeln" ersetzt in der mit deutscher Handschrift geschriebenen Erstfassung: " Befriedigt lächelnd und mit einem ganz leisen [ersetzt: " kaum merkbaren"] Augenzwinkern " . - Das Ms NL A 70, 3 steht in klarblauer Tinte auf dunklen porigen Doppelbögen ohne Wasserzeichen. Der Text hat keine Ü berschrift . Erwähnt ist er in DB 950 als " eine kleine Erzählung mit dem Titel , Leb wohl, Kamerad' " (v gl. das Ende der Erzählung, S . 204). Unter dem Titel " Gefreiter Berg" erster Abdruck : WEN 28 4--2 92 . 0 2 Erstfassun g : " amtliches". 0 3 , , [Gestr. : "Ja, "] eine lange Zeit . . . dahin -" ist in der Reinschrift versehentlich ausgelassen. 0 4 In der Erstfas­ sung folgt, gestr. : " Ein Strahlen geht über sein Gesicht . "

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sich im Geschäft hinter dem Ladentisch. Verbindlich lächelnd und sich nochmals verbeugend, geht er. Das Telephon klingelt. " Hier W. U. G . 5 , Hauptfeldwebel Meier - wer dort ? - ich kann nicht verstehen - ah, Herr Major !" - Meier nimmt Haltung an, sein Gesicht erstarrt zu einer erge­ ben lächelnden Maske - " Verzeihung, Herr Major, ich hatte nicht - - um eine Abstellung, Herr Major?" - Meier's Stimme klingt belegt - " ah, ich verstehe, Herr Major wollen einen Mann zu uns abstellen -" Meiers Stimme ist wieder ganz frei " selbstverständlich, Herr Major, j a- I wohl, wir haben einen Platz frei - ausgezeichneter Mann - kommt von der Front schwer verwundet - voll dienstfähig - verständnisvolle Behand­ lung - kameradschaftliche Behandlung - aber selbstverständ­ lich, Herr Major! - hervorragende Kameradschaft hier - selbst­ verständlich ! - der Mann kann sofort antreten6 - wie bitte ? verständnisvolle Behandlung ? Aber, Herr Maj or, das ist doch selbstverständlich, - Frontkämpfer ! - - bitte sehr, Herr Major" - Verbeugung, Lächeln, , ,- danke gehorsamst, Herr Major Herr Major können sich ganz auf mich verlassen - zu Befehl, Herr Major!" Meier legt die Telephongabel rasch und etwas beunruhigt auf. Neuer Mann ? - kann ich garnicht brauchen Frontkämpfer? - diese Leute bringen oft so einen unangeneh­ men Ton mit - passen nicht hierher7 - sehen alles anders an als wir - ja, wenn man selbst draußen gewesen wäre - na, vielleicht doch nicht voll diensttauglich - schwer verwundet ? verständnis­ volle Behandlung? Kameradschaft ? zweimal dieselbe Frage ? Meier stutzt, schüttelt den Kopf. Na, schließlich habe ich j a hier zu bestimmen, 8 murmelt er selbstgefällig vor sich hin. Er greift nach dem Schreibtischschlüssel und ist gerade dabei, das ver­ schlossene Paket zu öffnen, als es klopft. Das Paket verschwin­ det sofort wieder. Verärgert ruft Meier : " Herein ! " Der diensttuende Unteroffizier tritt ein und stößt einen Sol­ daten in Hand- und Fußfesseln vor sich her, sodaß dieser in die Wehrmachtuntersuchungsgefängnis (so - nicht , Wehrmachts- . . . ' - die dama­ lige offizielle Schreibweise). D 6 So in der Erstfassung ; in der Reinschrift irr­ tümlich : " abtreten" . D 7 Ersetzt in der Erstfassung : " können sich nicht ein­ fügen" . D 8 Statt "Na . . . bestimmen" in der Erstfassung : " Na, wir sind schon mit anderen fertig geworden -" . 5

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Gefreiter Berg

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Stube stolpert. " Der heutige Zugang, Herr Hauptfeldwebel. Fahnenflucht. Zelle 1 2 7. " Der Gefangene sieht sich verwirrt um. Er sieht sehr übermüdet und ausgehungert aus. " Wollen Sie gefälligst militärische Haltung annehmen, Sie Strolch, "9 brüllt der Hauptfeldwebel. " Sie haben wohl noch keinen Ka­ sernenhof gesehen ?" Der Gefangene reißt sich zusammen. " Wie alt?" , , 1 8 Jahre, Herr Hauptfeldwebel. " "Beruf?" " Ab­ iturient, Herr Hauptfeldwebel. " " Weswegen eingeliefert ?" " Wegen Fahnenflucht, Herr Hauptfeldwebel. " " Von wo ?" " Von der Front, Herr Hauptfeldwebel. " " Von der Front, Sie Schwein ? Wissen Sie auch, was das für Folgen hat?" "Jawohl, Herr Hauptfeldwebel. " Ein leichtes Zittern geht durch den Körper. " Von der Front ?" wiederholt der Hauptfeldwebel und steigert sich in einen Wutausbruch hinein. 10 " Von der Front, Sie feiger Lump ? Sie lassen also Ihre Kameraden im Stich ? Sie un­ terwühlen Manneszucht und Ordnung? Sie wollen mitten im Krieg I Ihrem persönlichen Vergnügen nachgehen ? Sich satt fres­ sen und sich mit Huren herumtreiben, während j eder anstän­ dige Mann für sein Vaterland das Letzte opfert mit Blut und Leben ? ! ! Irgendeinem verlumptenl2 Mädel sind Sie nachgelau­ fen, was ?" " Nein, Herr Hauptfeldwebel. " " Nein, sagen Sie ? Lügen wollen Sie auch noch, Sie Schmutzfink ? Warum sind Sie fahnenflüchtig geworden ? " " Ich weiß es nicht, Herr Haupt­ feldwebel. Es kam so. " " Sie wissen es nicht ? es kam so ? Wissen Sie nicht, daß der deutsche Mann einen Willen hat, damit er den inneren Schweinehund überwindet ? Es kam so ! ! Das ist [das] 13 Allerneuste ! " Das Zimmer zitterte vom Brüllen und Lachen des Vorgesetzten. " Sie wissen es also nicht, warum Sie ausgerückt sind ? ich will es Ihnen sagen, ich weiß es. Weil Sie ein elender Vgl. im Haftbericht nach einem Jahr in Tegel ( 1 944), WEN 278 : " Als ich mit den anderen Neueingelieferten anzutreten hatte, wurden wir von einem Schlie­ ßer als Strolche etc. ete. tituliert. " Vgl. auch WEN 279 : In den ersten zwölf Tagen " war ich auf der Abteilung für die schwersten Fälle untergebracht, wo die zum Tode Verurteilten und an Händen und Füßen Gefesselten lagen". D 10 Dieser Satz (" . . . Wutausbruch . . . ") steht nur in der Erstfassung. D 1 1 In der Erstfassung ist hierdurch ersetzt: " und blutet und stirbt". Danach folgt, gestr. : " Ist das so ? antworten Sie . " D 1 2 Erstfassung: " Iumpigen" . D 13 Das Wort " das" - es steht in der Erstfassung - ist in der Reinschrift versehentlich ausgelassen. 9

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Schurke14 sind, der vor j eder Kugel zittert, und der nun auf dem Sandhaufen 15 seine verdiente Kugel bekommen wird. Wieviele Stunden waren Sie denn überhaupt an der Front, bevor Sie aus­ gerissen sind, Sie Muttersöhnchen, 16 Sie besserer Herr, Sie Ab­ iturient, Sie ?" " Den ganzen Winter, Herr Hauptfeldwebel. " "Wo ?" " In Rußland. 1 7" " Den ganzen Winter ? wann wurden Sie denn eingezogen ?" " Ich habe mich vor einem Jahr freiwillig gemeldet, Herr Hauptfeldwebel. " , ,- um sich draußen herum­ zudrücken ! Haben Sie denn überhaupt einen Russen gese­ hen ? 18" " Ich habe das EK 1, 19 Herr Hauptfeldwebel. " Unwill­ kürlich richtet sich der Blick des jungen Häftlings auf die linke Brustseite des Hauptfeldwebels, die nur das fleckenlose, gut gebügelte, grüne Tuch einer neuen Uniform zeigt. Dann sieht er dem Hauptfeldwebel gerade ins Gesicht und wundert sich, daß es auffallend jung, gesund und wohlgenährt aussieht. Der Hauptfeldwebel spürt das und wird unruhig.2o " D as EK I ?" braust er auf. " Warum tragen Sie es dann nicht ?" Verächtlich sieht der Hauptfeldwebel auf die gebleichte, zerschlissene Uni­ form des Gefangenen. " Ich habe es nach meiner Verhaftung selbst abgelegt. " "EK I? freiwillig abgelegt ?" Der Hauptfeld­ webel lacht dröhnend. " Das machen Sie einem anderen vor, aber nicht mir. Ich kenne meine Leute. " " Ich sage die Wahr­ heit, Herr Hauptfeldwebel, " die Stimme des Gefangenen ist sehr fest und bestimmt. Der begleitende Unteroffizier greift ein : " Gestatten21 Herr Hauptfeldwebel, das EK I ist im Sold­ buch eingetragen. " " Im Soldbuch ? Sie Dummkopf!" schreit der Hauptfeldwebel außer sich. " Mensch, wissen Sie denn noch nicht, daß diese Gauner auch ihre Soldbücher fälschen ? Schwere 1 4 In der Erstfassung ist ersetzt durch " elender Schuft" : " feiger Wurm [er­ setzt : " feiger Hund"]" . 0 1 5 " Sandhaufen" ersetzt in der Erstfassung : " Schießstand" . [] 16 Der Satzteil "bevor Sie ausgerissen [ersetzt : " weggelau­ fen"] sind" steht nur in der Erstfassung ; dort folgt : " weiches Muttersöhn­ chen". 0 1 7 In der Erstfassung statt " In Rußland" : "Vor Moskau . " 0 1 8 I n der Erstfassung ersetzt " Haben . . . gesehen" : " Wahrscheinlich haben S i e da nur eine Kugel pfeifen hören )" 0 1 9 Das Eiserne Kreuz Erster Klasse, eine Auszeichnung für besondere Tapferkeit. 0 20 Am Beginn der folgenden Äu­ ßerung ist gestr. : " Freiwillig gemeldet?" 0 2 1 Ab " Das machen Sie . . . " nur in der Erstfassung, beim Abschreiben versehentlich übersprungen. In der Rein­ schrift : " . . . lacht dröhnend. Der Unteroffizier greift ein : , H err Hauptfeldwe­ bel. . . . "'

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Urkunden- I fälschung ! Auch das noch. Na warte, mein Junge, Dir werden wir's schon zeigen !" Der Gefangene schweigt. Er sieht furchtbar müde und gequält aus, aber seine flackernden Augen bohren sich tief in das satte Gesicht des Hauptfeldwebels hinein. " Wo wurden Sie verhaftet ? " " Ich weiß es nicht, Herr Hauptfeldwebel. Ich war bewußtlos im Schnee liegen geblie­ ben . " "Wie lange waren Sie unterwegs ?" " Ungefähr 12 Stun­ den ; dann konnte ich nicht mehr. " " Wohin wollten Sie ?" " Ich weiß es nicht. Nur weg von der Front. Ich lief einfach darauf los . Ich war nicht mehr bei Sinnen. Die andern waren alle22 auch weggelaufen. " " Und woher wußten denn die, die Sie fanden, daß Sie fahnenflüchtig waren ?" " Weil ich es gesagt habe. " " Und warum haben Sie Idiot das denn zugegeben ? Warum ha­ ben Sie nicht gesagt, Ihre Einheit sei auf dem Rückzug?" " Weil ich den Posten, auf den ich gestellt war, ohne Befehl verlassen habe. Wer sich vor der Front drückt, ist feige vor dem Feind und fahnenflüchtig. " Der Hauptfeldwebel fährt zusammen. "Was ist Ihr Vater ?" " Offizier. " Der Hauptfeldwebel wirft dem Un­ teroffizier einen scheuen Blick zu. "Bringen Sie den Gefange­ nen auf seine Zelle !" Die Fußketten klirren, als der Gefangene Haltung annimmt. Die Tür schließt sich. Dem Hauptfeldwebel Meier ist nicht wohl nach diesem Ge­ spräch. Er will es vergessen. Rasch greift er wieder nach dem Paket, öffnet es hastig, schneidet sich ein großes Stück Wurst ab und beißt gierig hinein. Unwillkürlich tastet er mit seiner Hand auf die linke Uniformseite, als brennte dort noch der Blick des jungen Häftlings . 23 " Verfluchtes Volk, diese Frontsoldaten ! " murmelt e r vor sich hin. Starkes Klopfen. Der Hauptfeldwebel Meier erschrickt. Er ist nervös geworden. Die Tür wird rasch geöffnet, ehe Meier noch den Biß heruntergeschluckt hat. " Gefreiter Berg meldet sich im Auftrag des Herrn Major24 zum Dienst. " Eine ruhige, feste Stimme. Meier rückt seinen Rock zurecht, streicht sich über den gepflegten Scheitel, blickt auf und bleibt einen AugenErsetzt das auch in der Erstfassung stehende Wort : " größtenteils" . D Durch " als brenntc . . . " ist in dcr Erstfassung ersetzt : " auf der er noch den flackernden Blick des jungen Häftlings zu spüren meint. " D 24 Ersetzt : " im Auftrag von Major" ; Erstfassung : " Major W. " . 22 23

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blick sprachlos . Was er sieht, ist kaum mehr ein menschliches Gesicht zu nennen. Eine schwere Verbrennung, wie sie von Flammenwerfern verursacht werden, hat dieses Gesicht völlig zerstört. Stücke fremden Fleisches hat man eingesetzt, die I Nase ist zerfetzt, der Mund hat keine Lippen, die Ohrmuscheln sind nur noch zur Hälfte da. Der Hauptfeldwebel versucht, sich zu fassen, aber noch starrt er wortlos die in jugendlich straffer Haltung vor ihm stehende Gestalt an. " Der Herr Major -" beginnt er schließlich, " hat Sie zu uns geschickt ?" "Jawohl, Herr Hauptfeldwebel. " Dem Hauptfeldwebel Meier schwirren die Worte des Majors durch den Kopf: " ausgezeichneter Mann - Frontsoldat - verständnisvolle Behandlung - Kamerad­ schaft. " " Sie sind voll dienstfähig?" "Jawohl, Herr Hauptfeld­ webeI. " " Sind Sie noch in Lazarettbehandlung?" " Nein, Herr Hauptfeldwebel, ich bin geheilt entlassen. " Meier ringt nach Worten. " Und Sie meinen also - -?" er stockt. "Jawohl, Herr Hauptfeldwebel, ich meine, daß ich meinen Dienst hier ebenso tun werde wie an der Front.25" Der Hauptfeldwebel zuckt zu­ rück. " Selbstverständlich, selbstverständlich, mein Freund der Herr Major - - -. Sind Sie verheiratet?" fragt er plötzlich. " Nein, noch nicht, Herr Hauptfeldwebel . " Noch nicht?26 Worauf hofft dieser Mensch da noch ? " Wie alt sind Sie ?" , , 2 8 Jahre alt. " Genauso alt wie ich selbst, denkt der Hauptfeldwe­ bel. Es graust ihm. " Was sind Sie von Beruf?" " Volksschulleh­ rer, Herr Hauptfeldwebel. " Vernichtete Existenz _ .27 Wäre es nicht für so einen besser gewesen, wenn - -? Der Hauptfeldwe­ bel denkt diesen Gedanken nicht zu Ende. - " Es ist gut" sagt er, " Sie können gehen. Der Unteroffizier vom Dienst wird Ih­ nen Ihre Anweisungen geben. " Meier geht lange in seiner Stube auf und ab, ohne zu wissen, woran er eigentlich denkt. Er empfindet einen beklemmenden Druck auf Herz und Magen wie von einer heraufsteigenden Übelkeit. Er öffnet die Fenster und holt tief Atem. Wieder geht Hier endet die mit lateinischen Buchstaben geschriebene Reinschrift, für die die Erstfassung in deutscher Handschrift die Vorlage war. Der weitere Druck­ text folgt der deutsch geschriebenen fassung. 0 2 6 Ersetzt : " Dieses ,Noch nicht' geht dem Hauptfeldwebel durch und durch . " 0 2 7 Ersetzt : " Er wird ganz von vorn anfangen müssen, denkt der Hauptfeldwebel . "

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er auf und ab . Plötzlich bleibt er vor dem Spiegel stehen und sieht lange hinein. 28 Das beruhigt ihn. Er findet sich gut und gepflegt aussehend. Seine neuen hohen Stiefel und der enge Sitz der Uniform, die er sich kürzlich anschaffte,29 geben seiner Fi­ gur etwas Schneidiges, Offiziersmäßiges, worüber er äußerst befriedigt ist. 3o Er muß auf einmal an den letzten Kamerad­ schaftsabend mit Damen denken, bei dem er auf einige jüngere Frauen einen starken I Eindruck gemacht hat. Er sieht sich an der Spitze der Tafel, aber während er das Gesicht einer beson­ ders reizvollen Frau zu beschauen versucht, erscheint ihm die grausige Maske des verwundeten Frontsoldaten. Dann gehen ihm einige Abenteuer der letzten Wochen durch den Kopf. Er hatte für Sekt und eine ansehnliche kalte Abendplatte gesorgt3! und das hatte ihm die größte Bewunderung seiner Begleiterin eingetragen. Wieder das Gesicht. Das Gesicht - die Dame - die Abendplatte - alles geht ihm durcheinander. Er geht ans Tele­ phon und verlangt die Küche : "Schicken Sie Müller sofort zu mir !"32 Nach mehr als einer Stunde33 verläßt Müller die Stube des Hauptfeldwebels. Seine letzten Worte waren : " Sie können sich ganz auf mich verlassen, Herr Hauptfeldwebel, - ich verstehe vollkommen - es ist wirklich ganz unmöglich _ !34" Vor der Tür stößt er auf den Gefreiten Berg, der von seinem ersten Rundgang durch die Zellen kommt. Müller faßt sich schne1l35 und fragt, verbindlich lächelnd, nur um etwas zu sa­ gen : " Nun, wie gefallen dir unsere Halunken ?" "Halunken ?" antwortet Berg. " Ich habe da eben auf Zelle 1 2 7 einen Jungen gesehen, - ich wäre froh, wenn alle Soldaten so wären wie der. Allerdings, es ist ein Jammer um ihn - Fahnenflucht. Da ist nichts zu machen. Wenn man dem noch ein einziges Mal eine Chance gäbe, das würde die Schande ausmerzen. 36 Ein J am" Er öffnet . . . hinein. " ersetzt : " Er öffnet die Schrank tür und sieht lange in den Spiegel . " 0 2 9 Ersetzt : " seiner persönlichen [Uniform]" . 0 3 0 Ersetzt: " Meier gefällt sich . " 0 3 1 Gestr. : " Das bringt seine Gedanken auf den Ge­ freiten Müller. " 0 32 Ersetzt : " Personalküch e : ,Müller soll sofort kommen ! ' " U 33 Ersetzt : " Nach einiger Zeit [ersetzt : " Nach wenigen Minuten verläßt Müller bereits wieder"]" . [J 3 4 Gestr. : " in unserm Kreis . " 0 3 5 Ersetzt : " reißt sich zusammen" . 0 3 6 Ersetzt: " der würde ein Frontsoldat wie wenige".

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mer. " " Nein, allerdings garnichts zu machen" sagt Müller mit rohem Lächeln und macht eine37 Geste, die das bevorstehende Schicksal des jungen Soldaten bezeichnet. Berg schüttelt den Kopf: " Kamerad, warst du draußen in Rußland ?" Müller wird verlegen : " nein, leider, - ich habe ein Herzleiden, nervöses Herzleiden. Aber schließlich bringt man38 j a auch hier seine Opfer, die Luftangriffe, die aufreibende Arbeit mit den Strol­ chen39 -" " Hm -" Berg schüttelt wieder seinen Kopf - " soviel ich heute gesehen habe, sitzen hier großenteils Kameraden, die einmal eine Dummheit gemacht haben,40 aber Strolche - ich weiß nicht, ich fürchte, die sind woanders zu finden. - Ich will dich nicht aufhalten, du bist wohl auf dem Weg zur Küche. Bis nachher also ! - Kocht auch den Gefangenen etwas Gescheites. Wir brauchen die draußen wieder41 . Mit Skeletten können wir dort nichts anfangen. Bis nachher ! " - Berg dreht sich um I und läßt Müller42 stehen. Müller stutzt, will etwas sagen, weiß aber nicht, was, besinnt sich einen Augenblick und sagt dann vor sich hin : so, so, mein Junge, also so einer bist du. 43 Statt in die Küche geht er sofort ins Krankenrevier. Dort bringt er das Ge­ spräch so nebenbei auf Berg : " ausgezeichneter Mann, - Front­ soldat - verständnisvolle Behandlung, - gewiß, - aber man dürfe doch gerade einem solchen Mann auch nicht zuviel zumu­ ten, es sei doch ärztlich gewiß nicht zu verantworten, daß er diesen schweren Dienst u . s . w . u. s.w. " Er bekommt eine glatte Abfuhr, Berg sei voll dienstfähig, im übrigen verstehe man Gestr. : " entsprechende". 0 3 8 Am Rand, gestr. : , , 2 x wöchentlich" . 0 Ersetzt: " H alunken" . 0 40 " Kameraden" ersetzt : "Jungens". Vgl. G. Lat­ miral, Einige Erinnerungen der Haft in dem Wehrmachtuntersuchungsgefäng­ nis Berlin-Tegel (Ms 1 9 72), 3 f und 7 f : " Die meisten Häftlinge waren , Zersetzer der Wehrkraft' ; Soldaten und Unteroffiziere, die meistens während eines Ur­ laubs in Anwesenheit mehrerer Personen sich gegen den Krieg und die Regierung geäußert hatten. Viele von ihnCl1 waren . . . aus diesem Grunde zum Tode verurteilt. Einige waren Fahnenflüchtige . . . . Am Freitag abend wurden die Häftlinge, die zum Tode verurteilt waren - nach 40 Tagen (Bestätigung des Urteils) - nach Plötzensee überführt und dort abgeköpft . . . . Ocr Zettel vor der Tür ihrer Zellen war rot gestrichen . Es gab rote Zettel überall. " (Dieses Ms­ Zitat verdanken die Hg. Christian Gremmels . ) Vgl. auch G . Latmiral, Erinne­ rungen eines Mithäftlings in Tegel, in : Flaschenpost, 92-94. 0 4 1 Gestr. : " ge­ sund". 0 42 Gestr. : " verdutzt". 0 43 Ersetzt : " mit dir werden wir schon fertig. " 37 39

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nicht, was Müller das angehe,44 ob e r irgend ein persönliches Interesse habe.45 Müller stammelt, er habe ja nur helfen wollen, es sei doch ein Kamerad von der Front und der Herr Haupt­ feldwebel selbst habe Bedenken gehabt. Es wird ihm geantwor­ tet, er könne dem Herrn Hauptfeldwebel mitteilen, daß diese Bedenken gegenstandslos seien. Mittagessen. 46 Müller setzt sich neben B erg und beginnt ihn mit einem schmelzend liebenswürdigen Lächeln zu unterhalten. Er fragt nach der Front, nach der Verwundung. B erg ist einsil­ big.47 Der Hauptfeldwebel sitzt gegenüber. Um zu trinken, muß B erg, da seine Lippen gefühllos sind, einen Schlauch be­ nutzen. Er tut es möglichst unauffällig. Der Hauptfeldwebel starrt entsetzt auf diesen Vorgang, Müller wendet sich48 ab . Beide denken an den nächsten Kameradschaftsabend mit Da­ men. Das ist einfach eine Unmöglichkeit. Berg lobt während der Mahlzeit das Essen als ungewöhnlich gut und sagt, nun müsse er auch gleich einmal das Gefangenenessen kosten ; denn sie selbst seien ja schließlich nur Heimattruppen, die Gefange­ nen aber müßten größtenteils wieder zur Front zurück. Diese Bemerkung stößt auf allgemeines eisiges Schweigen. Nach dem Essen, als alle den Speiseraum verlassen haben, wechselt der Hauptfeldwebel mit Müller noch einige Worte. Am nächsten Tag begrüßt Müller den Gefreiten Berg mit be­ sonderer Herzlichkeit und schiebt ihm ein kleines Paket in die Hand. " Du wirst das brauchen, nach allem was du durchge­ macht hast. " Berg öffnet es. " Wie komme ich zu einem Pfund Butter?" sagt er laut ; im selben Augenblick geht ein anderer Unteroffizier vorbei. " Wenn ihr es übrig I habt - worüber ich mich wundere - werde ich es auf meiner Abteilung unter die Gefangenen verteilen. Im übrigen war es ein Fraß, den die ge­ stern bekommen haben. 49 Also, schönen Dank ! " Müller beißt sich auf die Lippen und geht. So also ist Berg nicht in die Hand zu bekommen. 50 Ersetzt: . , damit zu tun habe". 0 45 Ersetzt : "ob wohl . . . vorliege. " 0 Gcstr. : " Der Hauptfeldwebel fordert" . 0 47 Ersetzt : " schweigsam" . 0 48 Gestr. : " angewidert" . 0 49 Ygl. Haftbericht 1 944 WEN 2 8 1 : " Ein gele­ gentlicher Vergleich zwischen Gefangenen- und Personalkost ist einfach ver­ blüffend. " 0 5 0 Auf dem oberen Rand der hiernach beginnenden neuen Seite 44

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Müller aber ist unermüdlich. Er weiß, was es für ihn bedeu­ tet, den Hauptfeldwebel zufriedenzustellen. Er knüpft am nächsten Tage - entgegen einem bestehenden Verbot (aber er hat ja den Hauptfeldwebel hinter sich !) - mit einzelnen Gefangenen aus Berg's Abteilung Gespräche darüber an, wie ihnen der Berg gefalle und läßt so nebenbei die Frage51 einfließen, ob nicht die schreckliche Entstellung seines Gesichts auf die Gefangenen in ihrer ohnedies schon so schweren Lage bedrückend wirke. Er­ stauntes Kopfschütteln, verständnislose, ja ausgesprochen feindselige Verneinungen seiner Frage sind die Antwort. Müller muß sich beeilen, den üblen Eindruck seiner Frage durch allerlei Geschwätz wieder zu verwischen. Beim Mittagessen geschieht es, daß Berg, dessen Mundmus­ keln nicht richtig funktionieren, beim Trinken den Schlauch fallen läßt und das Getränk über den Tisch verschüttet. Indi­ gniertes Kopfschütteln des Hauptfeldwebels und niederträchtig mitleidiges Lächeln Müller's . 52 Tags darauf wird Berg zur Abnahme der Sprecherlaubnisse der Gefangenen mit ihren Angehörigen eingeteilt. Der Haupt­ feldwebel empfängt einige der besuchenden Damen nachher in seinem Zimmer. Später läßt er durch Müller verbreiten, eine Besucherin habe ihn gebeten, wenn möglich das nächste Mal einen anderen Unteroffizier zur Abnahme der Sprecherlaubnis zu bestimmen, es sei für sie unerträglich beim Anblick eines so schauerlichen zerstörten Gesichtes ein Wort herauszubringen. 53 Berg spürt, daß über ihn gesprochen wird. Er beginnt zu ahnen,54 aus welchem Grunde. Wieder sitzt Müller bei der Mahlzeit neben ihm. " Ein Un­ sinn sind diese monatelangen Hafte bei Leuten mit Dumme­ Jungen-Streichen, die werden dadurch nur verdorben. Eine schnelle kurze und scharfe Strafe wäre viel besser, " sagt Berg. 55 mit Bleistift : " lange Hafte ? [U. L. :] Zulang gefunden. Was würde dann aus uns ?" Vgl. später im Text (" diese monatelangen Hafte") . Der Gebrauch der Mehrzahl , H afte' von , die Haft' ist ungewöhnlich. 0 5 1 Ersetzt: " Meinung". o 52 Ersetzt : " ein niederträchtiges Lachen . . . ist die Folge . " 0 53 Ersetzt: " mit ihrem Mann [ersetzt : " Sohn"] zu sprechen. " 0 54 Ersetzt : " ist nüchtern genug um zu wissen". 0 55 Vgl. 20. 1 1 . 1 943 WEN 1 5 3 : " Man sicht in 7 1 /2 Monaten viel, besonders was kleine Dummheiten für große Folgen haben kön­ nen. Längere freiheitsentziehung wirkt sich meines Erachtens in jeder Hinsicht

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" Na, und was würde dann aus uns -?" entfährt56 es Müller " ich meine -" er versucht nun vergeblich57 seine I vorigen Worte zu verwischen " ich meine, - schließlich müssen die Leute doch aber irgendetwas verbrochen haben, sonst wären sie ja nicht hier, und da schadet es ihnen garnichts einmal ein paar Monate zu schmoren -" - " Ich meine dagegen, daß das in j eder Hin­ sicht falsch ist -" ruft Berg erregt. " Sei vorsichtig, Berg, sei vorsichtig -" trumpft Müller nun auf, " du kritisierst hier, und wenn das der Hauptfeldwebel hört -!" " Das was hier vorgeht, das versichere ich dir ! - hören und werten ganz andere Leute als der Hauptfeldwebel ! " ruft Berg. Müller erbleicht. Tags drauf wird Berg zum Hauptfeldwebel befohlen. " Ich muß Ihnen leider mitteilen, Berg, daß Sie mit sofortiger Wir­ kung abberufen sind. Es tut mir aufrichtig leid. Ich hätte gerade einen Frontkämpfer wie Sie sehr gern hier behalten. " "Darf ich fragen, aus welchem Grunde ich abberufen bin, Herr Haupt­ feldwebel ?" " Sie haben keinen Anspruch auf58 Beantwortung dieser Frage. " " Ich werde aber auf Beantwortung bestehen, Herr Hauptfeldwebel , " sagt Berg trotzig. 59 " Nun gut, gut, lie­ ber Freund, ich will es Ihnen ausnahmsweise sagen. Es liegt ein dienstlicher Befehl60 vor. " Berg wird bleich. Er glaubt nicht, was der Hauptfeldwebel sagt, ja, er ist überzeugt, daß der Hauptfeldwebel ihn anlügt, aber er hat keine Möglichkeit, das nachzuprüfen. Berg nimmt militärische Haltung an und verläßt die Stube. Als er nach Erledigung der Formalitäten noch einmal die Zelle des Abiturienten aufschließt, sieht er die Spuren von Trä­ nen auf dessen Augen, aber es geht61 ein Aufleuchten über das demoralisierend aus . Ich habe mir ein andres System des Strafvollzugs ausge­ dacht, Prinzip : j eden auf dem Gebiet strafen, auf dem er etwas ausgefressen hat ; z. B. , unerlaubte Entfernung' mit Urlaubsentzug etc . , , unberechtigtes Ordent­ ragen' mit verschärftem Fronteinsatz, , Kameradendiebstahl' mit zeitweiliger Kennzeichnung des Diebes, , Lebensmittelschiebung' mit Beschränkung der Rationen ete . " ; 26. 4 . 1 944 WEN 303 : " . . . ich denke mir eine lange Haft für sehr j unge Leute als für ihre innere Entwicklung sehr gefährlich . " D 5 6 Erset­ zung durch " platzt" rückgängig gemacht. D 5 7 Gestr. : " den Eindruck". D 58 Gestr. : " ärztliche" . D 59 Ersetzt: " b estimmt [ersetzt : " erregt"]. " D 60 Ersetzt : "ärztliche Anordnung [ersetzt : "Anweisung"]" . D 61 Ersetzt: " zugleich aber geht".

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Gesicht des jungen Fahnenflüchtigen, als er Berg erblickt. " Was ist los, Junge ?" fragt Berg. " Ich möchte zurück an die Front, " sagt er und die Tränen steigen ihm aus den Augen. " Ich auch" sagt Berg und beißt die Zähne zusammen. " Kopf hoch, Junge, ich gehe für dich zum General. Du kannst wieder hinaus. Aber - ich muß dir j etzt Leb wohl sagen. Ich gehe. " " Sie ge­ hen ?-" ruft der Junge entsetzt und verzweifelt. " Sie gehen ? Warum ? warum nur ? Sie waren hier der Einzige -. " " Ich will es dir sagen : Dem Hauptfeldwebel paßt mein Gesicht nicht. " Beide schweigen erschüttert. 62 Berg geht an die Tür. " Leb wohl, Kamerad !" " Leb wohl, Kamerad !"

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Gestr. : " Leb wohl, Junge, Leb wohl, Kamerad" .

Nachwort der H eraus g eber

Nach vierzig Tagen Haft, im Mai 1 94 3 , schrieb Dietrich Bon­ hoeHer an die Eltern : " Ich versuche mich j etzt an einer kleinen Studie über das , Zeitgefühl' , ein Erlebnis, das wohl für die Un­ tersuchungshaft besonders charakteristisch ist. Einer meiner Zellenvorgänger hat über die Zellentür gekritzelt : , in hundert Jahren ist alles vorbei', das war sein Versuch, mit diesem Erleb­ nis der leeren Zeit fertig zu werden, aber dazu ist eben allerlei zu sagen . " . 1 Für die Studie notierte er sich unter anderem : " Er­ kenntnis der Vergangenheit - Erfüllung, Dank. Reue" - "Die Bedeutung der Illusion" - " Vergangenheit : warum in 1 00 Jah­ ren ist alles vorbei und nicht : bis vor kurzem war alles gut ? kein Besitz (der die Zeit überdauert) keine Aufgabe" - " Leere der Zeit trotz aller Ausfüllung - , Erfüllte' Zeit sehr verschieden" " Zeit als Hilfe - als Qual, als Feind" - " Kontinuität mit der Vergangenheit und Zukunft unterbrochen" . 2 Am 4 . Juni be­ richtete er: " Ich habe gerade wieder etwas über das , Zeitgefühl' weitergeschrieben, das macht mir großen Spaß, und was man so aus unmittelbarem Erleben schreibt, geht flüssiger von der Hand und man schreibt sich frei. ,, 3 Im Brief vom Pfingstmontag heißt es : " Die Studie über das Zeitgefühl ist ungefähr fertig ; jetzt muß sie eine Weile ruhen ; mal sehen, wie sie das über­ steht. «4 .

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1 5 . 5 . 1 943 WEN 50 f. Tegcler Zettel N L A 86, 1 und 2, vgl. WEN 45 f. ) 4 . 6 . 1 943 W E N 63. 4 1 4 . 6 . 1 943 WEN 68. Die Studie ist nicht erhalten geblieben. Wie hilfreich die Beschäftigung mit diesem Thema für Bonhoeffcr war, zeigt ein Brief an seine Verlobte Maria von Wedemeyer Ende April 1 944, B rautbricfe 1 76 f : "Du schriebst neulich, man habe so wenig davon, daß etwas Vergangenes schön und gut gewesen sei ; wenn es einmal vorüber sei. Auch ich habe gerade im letzten Jahr, besonders im Anfang, oft mit diesem Gedanken gekämpft. Aber ich habe gefunden, daß er sehr gefährlich und falsch ist und daß man ihm keinen Raum geben darf . . . . Gewiß, es ist Vergangenheit, aber es ist meine Vergangenheit und als solche bleibt sie gegenwärtig durch tiefe, selbstlose Dankbarkeit für Gottes Gaben und durch Reue über unser verkehrtes Wesen, durch das wir die Gaben

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Nachwort der Herausgeber

Mit seinem größeren literarischen Unternehmen, das im Ver­ gleich zu der Studie über das " Zeitgefühl" erheblich mehr Atem und Spannkraft verlangte, begann er wohl im Juli. Er schilderte es Mitte August den Eltern : " Ich hatte in den vergangenen Wo­ chen einen Entwurf zu einem Schauspiel versucht, habe aber inzwischen festgestellt, daß der Stoff eigentlich nicht drama­ tisch ist und werde ihn nun in die erzählende Form umzuarbei­ ten versuchen. «5 Jugend- oder Lebenserinnerungen zu schrei­ ben hatte Bonhoeffer nicht vor. Das wäre ihm zu direkt gewe­ sen. Die literarische Form - Drama oder Roman - ermöglichte ihm, Menschen und Begebenheiten darzustellen, ohne den An­ spruch auf Tatsächlichkeit zu erheben. Personen und Erlebnisse erschienen in einer Gestalt, die Bonhoeffers produktiver Phan­ tasie entsprang. Bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen und Einstellungen von Menschen aus seinem nächsten Lebens­ umkreis konnten sich in einer Phantasieperson mischen oder auf verschiedene Figuren verteilen ; das trifft auch auf den Autor und seine Hauptperson in Drama und Roman zu. Wer mochte und Bescheid wußte, fand trotz Bonhoeffers reflektierender Selbstdistanzierung viel Erlebtes wieder. " Für mich ist diese Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, der Versuch, sie festzuhalten und wiederzugewinnen, vor allem die Furcht, sie zu verlieren, fast die tägliche Begleitmusik meines hiesigen Le­ bens , « schrieb er noch im zweiten Jahr der Haft. 6 Bei alledem war ihm die politische Dimension ständig gegenwärtig. Sie scheint in seinen literarischen Texten immer wieder mehr oder weniger deutlich durch, mußte aber für Nazi-Augen möglichst unerkennbar bleiben. Im Drama ist die Hauptfigur, Christoph, vierundzwanzig Jahre alt, 7 sein Vater ein angesehener Arzt wie Bonhoeffers Va­ ter. Christoph kommt auch im Roman vor, ebenso sein Freund immer wieder verderben. So können wir ohne Selbstquälerei an das Vergangene denken, ja aus ihm alle Kraft ziehen. Über allem Vergangenen steht Gottes Güte und Gottes Vergebung. " Vgl. das Gedicht " Vergangenheit", das nach einer Sprechcrlaubnis der Verlobten entstand, Sommer 1 944 WEN 3 5 1-354. 5 1 7. 8 . 1 943 WEN 1 09 . (, An Eberhard Bcthgc 5 . 6 . 1 944 WEN 349. 7 5 . 36. Vgl. die Altersangabe auf dem Dramenzettcl NL A 70,4 (2), s. 5. 254 : , , 25 Jahre".

Nachwort der Herausgeber

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Ulrich, der kleine Bruder, die Großmutter und Renate. Trotz dieser Übereinstimmung wichtiger Personen in Drama und Ro­ man sind beide Stücke in Atmosphäre und Inhalt verschieden. Das Drama steht - der sehr belastenden ersten Gefängniszeit und Verhörssituation Bonhoeffers entsprechend - unter starker Spannung. Sein Thema ist der Tod. Die Großmutter führt das Thema ein. Sie erzählt dem kleinen Bruder ein Märchen von einem wunderbaren Tier und dessen geheimnisvollem Sterben. Christoph, schwerverwundet aus einem Krieg heimgekehrt, scheinbar j etzt gesund, wird nur noch kurz zu leben haben. Er weiß es, die Großmutter und die Mutter ahnen es, der Mutter wird diese Ahnung durch den Vater, der als Arzt Bescheid weiß, bestätigt. Renate und vor allem Ulrich werden erst später durch eine Notiz, die Christoph für sich selbst gemacht hatte, auf­ merksam. Jeder glaubt, daß die andern nichts von dem Verhäng­ nis wissen, keiner möchte den anderen durch Mitteilung seines Wissens belasten. Allerdings hatte Christophs Schweigen zwi­ schen ihm und Ulrich zu Mißverständnissen geführt. Zu dem Freundeskreis Christophs und Ulrichs ist ein " Fremder" gestoßen, Heinrich. 8 Ulrich hatte von ihm erfah­ ren, daß er aus schlimmen proletarischen Verhältnissen stammte. Dort lebte er unter dem Einfluß der Gestalt Christi mit den Ärmsten, wurde dann im Krieg schwer verwundet und gegen seinen Willen wieder lebensfähig gemacht. Zu einem sinnvollen Leben spürt er jetzt keine Kraft mehr. " . . . nun ge­ höre ich dem Teufel. "9 Heinrich wird in seiner Stube von einem anderen " Fremden" aufgesucht, der behauptet : " Sie haben mich rufen lassen. "1 0 Er kommt als Handelsvertreter des Todes. Wenn Gott erwähnt wird, zuckt er zusammen. 1 1 Um seinen Auftrag Heinrich ver­ ständlich zu machen, erzählt er : " Ich war zum Tode verurteilt . . . . Vier Wochen lang habe ich auf den Tod gestarrt. Zuerst

8 Es wird angedeutet, daß man - wie unter dem NS-Regime - Unbekannten gegenüber vorsichtig sein muß : " Er konnte ja auch ein Aushorcher sein" (S. 36 f). 9 S. 4 1 . 10 S. 5 1 . 11 S . 5 3 f.

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Nachwort d e r Herausgeber

fassungslos dann voll Entsetzen . . . bald wieder mit bren­ nendem Verlangen . . . bald voll Bewunderung wie auf einen mächtigen Chef. Als ich freigelassen wurde, war es zu spät, ich konnte nicht mehr ins Leben zurück. Ich war schon mit dem Tode einig geworden. " Er hat eine untrügliche Witterung für die Todesnähe anderer bekommen, was ihn aber " ganz kühl" läßt. " Nichts konnte mich mehr erregen, beunruhigen ; im Ge­ genteil, es war mir so still, so leer, so feierlich und so gleichgül­ tig zumute wie auf einem fremden Friedhof. , , 12 Er wirbt um Heinrichs Mitarbeit im Dienst des Todes. 13 Als Christoph zu Heinrich kommt, um mit ihm zu sprechen, geht der " Fremde" gerade fort. In einer gestrichenen Stelle läßt Bonhoeffer Christoph von dem unheimlichen Besucher sagen : " Ich habe ihn schon öfter gesehen. "14 Das Drama bricht ab in dem Gespräch zwischen Christoph und Heinrich über den " Boden unter den Füßen - um leben und um sterben zu kön­ nen" . 1 5 Mit dem Roman setzt Bonhoeffer zeitlich früher a n als mit dem Drama; Christoph ist hier siebzehnjährig. Wieder spielt das Thema Tod eine Rolle, aber sehr viel peripherer. In den Vordergrund treten Themen wie der einzelne und die Ge­ schichte, Macht, Rivalität und Zusammenleben und die Frage nach der Verantwortung einer neuen Elite. Nach etwa drei Monaten Arbeit an dem breit angelegten Ro­ man, Mitte November 1 94 3 , berichtete Bonhoeffer in seinem ersten Brief an Eberhard Bethge aus der Haft : " . . . ich begann, die Geschichte einer bürgerlichen Familie unserer Zeit zu 1 2 S. 54--5 6. BonhoeHer schrieb im vierten Jahr des Krieges 1 942/43 WEN 2 6 : " Wir wundern uns selbst über die Gelassenheit, mit der wir Nachrichten von dem Tode unserer Altersgenossen aufnehmen . " 1 3 S . 62. 14 S . 62 Anm. 33. Erfahrungen der ersten Gefängniswochen mögen hier der Hintergrund sein. Im Brief an die Eltern am 1 5 . 5 . 1 943 WEN 50 spricht Bon­ hoeHer von " Anfechtung", im Brief an Eberlm'd Bethge am 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 7 davon, daß " die , acedia-tristitia' mit ihren bedrohlichen Folgen" ihm oft nachgestellt habe ; vgl. DBW 6 (E), 1 9 9 : " Versuchung zum Selbstmord". Der Tcgcler Zettel NL A 86,2 - er hängt mit der Studie zum Zeitgefühl zusammen ­ enthält den Satz : " Selbstmord, nicht aus Schuldbewußtsein, sondern weil ich imgrundc schon tot bin, Schlußstrich, fazit. " 1 5 S. 71 .

Nachwort der Herausgeber

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schreiben . . . . Die Kinder zweier befreundeter Familien wach­ sen allmählich in die verantwortlichen Aufgaben und Ämter einer kleinen Stadt hinein und versuchen gemeinsam den Auf­ bau des Gemeinwesens, Bürgermeister, Lehrer, Pfarrer, Arzt, Ingenieur. '< 1 6 Von dem hier Angedeuteten kommt im vorliegen­ den Romanfragment, abgesehen von den Kindern der beiden Familien, noch gar nichts vor. Die Grundstimmung im Roman ist gelassener als im Drama. Bonhoeffers Lage schien hoffnungsvoller. Würde er freikom­ men und seine Verlobte, Maria von Wedemeyer, heiraten kön­ nen ? Die Verbindung seiner Familie mit der Familie der Braut beschäftigte ihn. Er zeichnete Charakteristika des Elternhauses und der Menschen nach, mit denen er aufgewachsen war, das, was man tat oder nicht tat, was man mochte oder nicht mochte. Zu dieser Familie, der er den Namen Brake gibt, tritt die Fami­ lie von Bremer, die für die Familie von Wedemeyer steht. Die Lebensart der von Bremers ist im Grunde derjenigen der Brakes verwandt. 1 7 Das vorhandene Romanstück hat die Überschrift " Sonntag". Wie das Drama beginnt es mit der Großmutter. Sie kommt aus der Kirche. Ihre halberwachsenen Enkel machen einen Ausflug an einen einsamen Waldsee. Von dort sucht der Forstadjunkt " Gelbstiefel" sie brutal zu vertreiben. Während dieser Szene kommt die Familie von Bremer, der die Gegend gehört, zum See. Major von Bremer weist den Forstadjunkten scharf zurecht und entdeckt danach, daß die jungen Leute Kinder seines Schul­ freundes sind. Er lädt sie ein, mit ihm und seiner Familie zu ihrem Gutshaus zu gehen. Die Familie von Bremer ist vor nicht langer Zeit aus Südafrika nach Deutschland zurückgekehrt. Der älteste Sohn Harald war Opfer des " Gelbstiefel"-Menschen­ typs geworden ; Genaues über Haralds Tod wird nicht berichtet. Auf dem Weg erwacht zwischen Christoph und Renate von 16 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 8 . Mit Vertretern der Bereiche Wirtschaft und Finan­ zen kam man im Hause BonhoeHer kaum zusammen. 1 7 Diese Familien sind durch keinen Standesunterschied getrennt. In Bon­ hoeHers Sicht erscheint der Adel ins Bürgertum einbezogen, so wie es in der deutschen bildungs bürgerlichen Gesellschaft weithin der Fall war. Unter den BonhoeHer-Verwandten waren Adlige stark vertreten (Einleitung zu FT 1 978, 14 f).

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Nachwort der Herausgeber

Bremer eine Zuneigung. Beim Teetrinken auf der Terrasse des Gutshauses erzählt Herr von Bremer den Gästen von seinem ersten Bekanntwerden, der Rivalität und schließlich der Freundschaft mit Hans Brake, dem Vater der Brake-Geschwi­ ster. Den Folgerungen des Majors aus dieser Begebenheit setzt Christoph freimütig seine eigenen Ansichten entgegen. Chri­ stophs Aussagen stoßen bei Renate auf starke, unausgespro­ chene Ablehnung. Sie berühren, für die Brakes nicht ganz klar, den Tod des ältesten Bremer-Sohnes. Das Romanfragment en­ det damit, daß Herr von Bremer den jungen Männern das Ta­ gebuch dieses Sohnes gibt. Frau von Bremer ist mit den jungen Mädchen in den Park zu Haralds Grab gegangen. Über allen läuten die Abendglocken : Misericordia, justitia, pax - Barmher­ zigkeit, Gerechtigkeit, Friede. Bürgertum Bonhoeffer beabsichtigte in seinen literarischen Versuchen " eine Rehabilitierung des Bürgertums, wie wir es in unseren Familien kennen, und zwar gerade vom Christlichen her" . 1 8 Die nationalsozialistischen Machthaber betrieben eine Diffa­ mierung und Verdrängung des Bürgertums wie auch - nicht ohne Erfolg - seine Korrumpierung. Demgegenüber läßt Bon­ hoeffer im Drama Christoph sagen : " Ich stamme aus einem sogenannten guten Haus, das heißt aus einer alten angesehenen Bürgerfamilie, und ich gehöre nicht zu denen, die sich schämen, das auszusprechen. Im Gegenteil. Ich weiß, was für eine stille Kraft in einem guten Bürgerhaus lebt. "1 9 I m Gefängnis war die vom Nationalsozialismus verbreitete beklemmende Atmosphäre besonders kraß spürbar. Daß Bon­ hoeffer in dieser Situation manches sehr emotional schilderte, war ihm selbst bewußt. Er schrieb im Juni 1 943 : " Der Gefan­ gene neigt wohl überhaupt dazu, den Mangel an Wärme und Gemüt, den er in seiner Umgebung empfindet, bei sich selbst durch eine Übersteigerung des Gefühlsmäßigen zu ersetzen".20 1 8 Brief an Bethge am 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 8 . 1 9 S . 65. 20 24. 6. 1 943 WEN 8 7 f.

Nachwort der Herausgeber

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So gerieten die Personen, bei denen ihm die sehnsüchtig vermiß­ ten Menschen seines Lebenskreises , draußen' vor Augen stan­ den, allzu vorbildlich, 21 und der Forstadjunkt " Gelbstiefel" er­ scheint als Verkörperung der grausamen Banalität des Bösen . 22 Bonhoeffer interessiert am Bürgertum sowohl die Haltung im persönlichen und privaten als auch die Funktion im öffent­ lichen, politisch-sozialen Bereich. Zwar findet er gelegentlich Negatives zu sagen, hebt aber das hervor, was er als Positives betrachten kann. Wir gehen zunächst auf zwei Momente aus dem persönlichen Bereich, die Einfachheit und das Schweigen­ können, und dann auf den öffentlichen Bereich ein. Einfachheit Immer wieder betont Bonhoeffer die Einfachheit. Zu Beginn des Romans verweist er bei der Beschreibung des Brakeschen Wohnhauses auf die zweckmäßige und unkonventionelle Ein­ richtung, die Bilder der Großväter, die sich nicht mit Amts­ tracht und Ehrenzeichen malen ließen, und die Ablehnung des " Privilegs des Hochadels und der Filmstars, ihre Kinder Mautz und Koko und Piffchen zu nennen". 23 Für die Brake-Kinder war es " wie ein Stück ihres Bürgerstolzes, daß sie solche Extra­ vaganzen nicht mitmachten". 24 Schon der Name Ekkehard " kam ihnen , affektiert' und ,pathetisch' vor" ,25 nicht einfach genug. Auch in Briefen aus der Haft wird deutlich, daß Bonhoeffer die Einfachheit als wesentliches Attribut des Bürgerlichen an­ sieht. Im Februar 1 944 charakterisiert er Adalbert Stifter, der ihm im Gefängnis besonders wichtig wurde : " Stifter ist . . . einfach (ebenso wie das , Bürgerliche' , einfach' ist) . . . . Zur 2 1 Vgl. 4. 6 . 1 943 WEN 63 über Stifter : " . . . das geborgene und verborgene Leben seiner Gestalten - er ist ja so altmodisch, nur sympathische Menschen zu schildern - hat in dieser Atmosphäre hier etwas sehr Wohltuendes und lenkt die Gedanken auf die wesentlichen Lebensinhalte. " 22 An " Hannah Arendts Wort von der , B analität des Bösen' " erinnerte Ruth Zerner in ihrem Essay zu FT 1 978, 206. 2 3 S. 93, 89, 87. 2 4 Formulierung in einer gestr. Stelle, s . S . 8 8 Anm. 50. 2 5 S . 87.

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Nachwort der Herausgeber

, Einfachheit' kann man erziehen und bilden, - j a, es ist eins der wesentlichen Ziele der Erziehung und Bildung" . 26 Einfachheit ist keineswegs Undifferenziertheit oder Primiti­ vität, sondern ganz im Gegenteil : " Einfachheit ist eine geistige Leistung, eine der größten. "27 Darauf hin war Bonhoeffer erzo­ gen worden. " Ich habe es als einen der stärksten geistigen Er­ ziehungsfaktoren in unserer Familie empfunden, daß man uns so viele Hemmungen zu überwinden gegeben hat (in bezug auf Sachlichkeit, Klarheit, Natürlichkeit, Takt, Einfachheit etc . ) , bevor wir z u eigenen Äußerungen gelangen konnten. "28 I m Ro­ man ist von Christophs " Sprachgewandtheit und seiner Nei­ gung zur Klarheit und Vereinfachung der Gedanken" die Rede. 29 Als eine Art Wahrzeichen des Bürgertums sieht Bonhoeffcr ,sein' Mittelgebirge. " Kindheitseindrücke" wie Ferien in Fried­ richsbrunn im Harz wirken offenbar " gestaltend auf den gan­ zen Menschen" ein, " so daß es mir geradezu unmöglich und meinem Wesen widersprechend erschiene, daß wir etwa ein Haus im Hochgebirge oder auch am Meer gehabt haben könn­ ten ! Das Mittelgebirge ist für mich die Natur, die zu mir gehört . . . beziehungsweise die mich mit gebildet hat . . . . - und so ist vielleicht , mein' Mittelgebirge das , bürgerliche' (im Sinne des Natürlichen, nicht Exaltierten, der Selbstbescheidung und Selbstgenügsamkeit ( ?), des Nichtweltanschaulichen, der Zu­ friedenheit mit dem Konkreten und vor allem des , Nach-außen­ hin-sich-nicht-zu-erkennen-Gebens')". 30

2 6 1 2 . 2. 1 944 WEN 238. Zum Thema Bildung hatte Bonhoeffer 1 940 bei der Vorbereitung von " Ethik" -Manuskripten Stichworte zusammengetragen, deren Grundtendenz die Einfachheit ist, s. " Ethik" -Zettel Nr. 62, Zettelnotizen 44 f: " Bescheidenheit (Grenzen des Wissens) und Weite des Verständnisses . . . Es ist ungebildet, eine Arbeit als zu gering anzusehen . . . Es ist ungebildet, seine ,Bildung' vorzuführen. Streberhaftigkeit, Übereifer ist ungebildet (Takt!) Selbstverständlichkeit der Bildung". In Deutschland entwickelte sich vor allem seit den erfolgreichen preußischen Reformen von 1 806 ein Bildungsbürgertum, wie es in anderen Ländern kaum so vorkam. 2 7 1 1 . 8 . 1 944 WEN 4 1 8 . 2 8 1 4 . 8 . 1 944 WEN 420. 29 S . 1 80. 3 0 1 2 . 2. 1 944 WEN 237 f.

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Schweigen Mit diesem , Nach-außen-hin-sich-nicht-zu-erkennen-Geben' kommen wir zu dem zweiten Punkt, der den persönlichen Be­ reich betrifft : zum Schweigen in bestimmten Situationen und vor allem zu Dingen, die einen auf tiefste berühren. Das Schweigen als Haltung der Gebildeten ist in den Fragmenten auf Kreise des Bürgertums wie auch des Adels bezogen. In der Fa­ milie Brake galt : " . . . man sprach über solche persönlichen Dinge nicht, sondern machte sie mit sich selber ab" . 3 1 Renate von Bremer " empfand j ede Art von Schaustellung innerer Vor­ gänge als verächtlich und übte schon äußerste Selbstbeherr­ schung" . 32 Im Drama heißt es : " Offenheit ist etwas Schönes, aber wichtiger ist noch offen zu sein für den anderen, auch für sein Schweigen". " Auch Freunde, j a auch Mann und Frau, können einander nicht immer alles sagen. Sie müssen manchmal lange aufeinander warten, bis das rechte Wort gewachsen und gereift ist. " Das Geheimnis, das manche besonderen Menschen in sich tragen, " schimmert durch j edes Wort, durch j eden Blick dieser Menschen hindurch. Aber wenn man es aussprechen wollte, wäre schon das Beste zerstört". 33 In einem " Ethik"-Manuskript von 1 942 hatte Bonhoeffer das Nietzsche-Wort , ,] eder tiefe Geist braucht eine Maske" zitiert und ausgeführt, es könne " als Verletzung der Scham empfun­ den werden, sich über das Verhältnis, das man zueinander hat, in Worten auszusprechen und sich damit vor sich selbst zu of­ fenbaren, bloßzustellen. Auch tiefste eigenste Freude und tief­ ster eigenster Schmerz duldet nicht die Enthüllung im Wort" . 34 Diese Maske sieht Bonhoeffer nicht als Verstellung und Täu­ schung des anderen, sondern als menschliche Notwendigkeit. Als Mitgefangene in Tegel im November 1 94 3 ungehemmt von ihrer großen Angst bei Fliegerangriffen redeten, meinte Bon­ hoeffer: " Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll ; denn eigentlich ist die Angst doch auch etwas, dessen sich der 31 32 33 34

S . 86. S . 144. S . 46 f. Vgl. auch S . 252 Tegcler Zettel NL A 86, 1 0 . D B W 6 (E), 3 0 6 - Zitat aus Kar! Jaspers' Nictzsche�Buch - und 307.

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Mensch schämt. Ich habe das Empfinden, man könnte eigent­ lich nur in der Beichte davon reden. Es kann sonst so leicht etwas Schamloses darin liegen. "35 Eine Woche später schrieb er nochmals zu diesem Phänomen : " Gott selbst hat den Menschen Kleider gemacht. . . ; Bloßstellung ist zynisch ; und wenn der Zyniker sich auch besonders ehrlich vorkommt oder als Wahr­ heitsfanatiker auftritt, so geht er doch an der entscheidenden Wahrheit, nämlich daß es seit dem Sündenfall auch Verhüllung und Geheimnis geben muß, vorbei. "36 Entsprechend läßt Bon­ hoeffer Christoph im Drama sagen : " Die Menschen sind nicht dazu da, sich gegenseitig in den Abgrund ihres Herzens zu se­ hen - sie können es doch nicht", und im Roman : " Es muß doch einen Sinn haben, . . . daß uns von Natur das Innere des anderen Menschen nicht zugänglich ist und daß niemand uns in unser Inneres hineinsehen kann. Also sollen wir es doch offenbar für uns behalten und mit keinem anderen teilen. " 3 7 Im Drama versuchen alle, die Belastung durch Christophs tödliche Krankheit schweigend auszuhalten. " Ich muß allein durch", sagt Christoph. 38 Gelingt es, das Schweigen zu wahren, dann kann es eine Hilfe für andere Beteiligte sein. Dies erfuhr Bonhoeffer selber in seiner vom verhängnisvollen Ausgang be­ drohten Haft. Im November 1 943 schrieb er den Eltern nach einer Sprecherlaubnis seiner Schwester Ursula Schleicher : " Ur­ sels Besuch heute vormittag war eine ganz große Freude. Ich danke ihr sehr dafür. Es ist immer so beruhigend, Euch so ge­ lassen und heiter bei all dem Widerwärtigen, was Ihr durch meine Verhaftung durchmachen müßt, zu finden. Du, liebe Mama, hast kürzlich geschrieben, daß Du stolz darauf wärest, daß Deine Kinder sich in so schauderhafter Lage , anständig' benehmen. In Wirklichkeit haben wir alle das von Euch beiden gelernt" . 39 Ohne diese Haltung wäre eine Teilnahme an der Konspiration nicht möglich gewesen. 35 27. 1 1 . 1 943 WEN 1 64 . 3 6 5 . 1 2 . 1 943 W E N 1 77 ; ebd. : " Das Große a n Stifter liegt für mich darin, daß er . . . den Menschen gewissermaßen nur ganz vorsichtig von außen, aber nicht von innen her betrachtet. " Vgl. DBW 3 (SF), 129 zu Gen 3 , 2 1 . 37 S . 6 6 und 1 3 3 . 3 8 S. 45. 39 1 7. 1 1 . 1 943 WEN I45.

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Gleichzeitig ist Bonhoeffer die Haltung des Schweigens und der Selbstbeherrschung auch fragwürdig. Im Drama sagt Chri­ stoph, als er durch sein Schweigen den anderen unerklärlich geworden ist und im Augenblick ganz allein dasteht : " . . . und j etzt . . . fühle ich mich wie ein Irrsinniger. Das kommt davon, wenn man herrisch sein will ohne das Zeug dazu zu haben. Theaterheldentum ! "4o Von sich schreibt Bonhoeffer im Dezem­ ber 1 943 : " Ich frage mich selbst oft, wer ich eigentlich bin, der, der unter diesen gräßlichen Dingen hier immer wieder sich win­ det und das heulende Elend kriegt, oder der, der dann mit Peit­ schenhieben auf sich selbst einschlägt und nach außen hin (und auch vor sich selbst) als der Ruhige, Heitere, Gelassene, Über­ legene dasteht und sich dafür (das heißt für diese Theaterlei­ stung, oder ist es keine ?) bewundern läßt? Was heißt , Haltung' eigentlich ?"41 Bonhoeffer konnte es nicht ertragen, wenn Worte ausgespro­ chen wurden, die durch Mißbrauch banal und hohl geworden waren. So steht in Christophs Aufzeichnung im Drama: " Ich spreche zu euch, um die großen Worte, die den Menschen ge­ geben sind, vor dem Mißbrauch zu schützen . . . . Welcher Gut­ gesinnte bringt heute noch die besudelten Worte Freiheit, Brü­ derlichkeit, ja das Wort Deutschland über seine Lippen? . . . Laßt uns die großen Güter eine Zeitlang durch Schweigen eh­ ren, laßt uns lernen, eine Zeitlang ohne Worte das Rechte zu tun. "42 Ähnlich heißt es in Bonhoeffers Taufbrief aus Tegel von den Äußerungen der Kirche, die gegenüber dem NS-Staat ver­ sagt hat : "Darum müssen die früheren Worte kraftlos werden und verstummen, und unser Christsein wird heute nur in zwei­ erlei bestehen : im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. "43 Schon vor 1 93 3 hatte Bonhoeffer erkannt : " Qua­ lifiziertes Schweigen könnte der Kirche heute vielleicht ange­ messener sein als ein Reden, das möglicherweise sehr unquali­ fiziert ist" . 44 40 S . 44. 15. 12. 1 943 WEN 1 8 1 f. Diese Gedanken drückte Bonhoeffer im Sommer 1 944 WEN 381 f in dem Gedicht " Wer bin ich ?" aus. 42 S. 48 f. 43 Mai 1 944 WEN 328. 44 Juli 1 932 GS I 143. 41

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Bonhoeffer mochte auch keine Antworten geben, wo es ei­ gentlich keine gab . Anfang 1 944 schrieb er nach einem der schweren Luftangriffe auf Berlin : " Unsere Ausgebombten ka­ men morgens zu mir, um sich ein bißchen trösten zu lassen . . . . Zuhören kann ich, aber sagen kann ich fast nie etwas. Aber vielleicht ist schon die Art, in der man nach bestimmten Dingen fragt, und nach andern nicht, ein gewisser Hinweis auf das We­ sentliche. "45 Das erinnert an Dietrichs Vater, von dem sein ehe­ maliger Assistent, Professor Jürg Zutt, sagte : " Man konnte von niemandem besser lernen, daß auch das Schweigen eine wichtige Form der Rede ist. "46 In den folgenden Abschnitten werden Punkte aufgegriffen, die Bonhoeffer am Bürgertum im gesellschaftlichen und öffent­ lichen Leben interessierten. Bürger und "kleiner Mann " Anständige Menschen, die sich durch die nationalsozialisti­ schen Machthaber nicht verdummen ließen und auch für Ver­ folgte etwas wagen wollten, waren ebenso wie Opportunisten, die ihr Gewissen dem Hitlerregime opferten, in allen Schichten vertreten. Zu wenige versuchten standzuhalten. Es gab Verdor­ bene in der Oberschicht, und es gab in der Unterschicht ein Schielen nach den Erfolgsrezepten der verdorbenen Oberen . 47 Die Gutgesinnten hofften darauf, daß nach Hitler die Anstän­ digen die neue Oberschicht bilden würden. Bonhoeffer schrieb schon vor der Haft in seinem Essay " Nach zehn Jahren. Re­ chenschaft an der Wende zum Jahr 1 943 " : " Wir stehen . . . in der Geburtsstunde einer neuen adligen Haltung, die einen Kreis von Menschen aus allen bisherigen Gesellschaftsschichten ver­ bindet. "48 Im Taufbrief aus Tegel 1 944 ist ausgeführt, es " könnte das heute quer durch alle sozialen Schichten hindurch­ gehende Qualitätsgefühl für die menschlichen Werte der Ge­ rechtigkeit, der Leistung und der Tapferkeit eine neue Auslese 4S 46 47 48

1. 2 . 1 944 WEN 227 f. DB 638. Vgl. 5 . 1 07. 1 942/43 WEN 22.

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von solchen schaffen, denen auch das Recht auf starke Führung zugebilligt wird". 49 Daß das verschiedene Herkommen etwas sehr Trennendes sein kann, wird im Drama besonders deutlich in dem Gespräch zwischen Christoph und Heinrich. Christoph geht mit unbe­ fangener Sicherheit auf Heinrich zu. Dieser aber macht ihm klar, daß Unbefangenheit für ihn, den Proletarier, weitaus schwieriger ist : " . . . das ist ja unsere Not, daß wir es uns nicht leisten können, Vertrauen zu haben. Unsere Erfahrungen sind zu bitter. "50 " Ihr habt ein Fundament, ihr habt Boden unter den Füßen, ihr habt einen Platz in der Welt . . . . Auf den Boden unter den Füßen kommt es an, wenn man leben will - und diesen Boden haben wir nicht". 5 1 Das Thema des sozialen Unterschieds kommt im Roman in der Unterhaltung der beiden Kinder Brüderchen und Erich zur Sprache. Bei Erich, dem Pförtnersohn, gibt es nur einmal in der Woche Fleisch, wenn der " Vater gerade freien Tag hat" . Der Vater, der bei der Eisenbahn ist, muß oft sonntags und sogar Weihnachten arbeiten. Brüderchen fragt, ob Erichs Familie arm, Erich, ob Brüderchens Familie reich ist. Beide wissen es nicht, ahnen aber die beunruhigende Verschiedenheit. 52 N ach der B elästigung der Brake-Geschwister durch den Forst­ adjunkt " Gelbstiefel" ereifert sich Franz, der älteste Bruder: " . . . wenn wir wirklich arme Kerle aus der Stadt wären, die Sonntags einmal ins Freie wollen - und dann käme ein solcher Lump . . . , der . . . seine Roheit an uns ausließe, dann müßten wir es uns doch einfach gefallen lassen". 53 Wie verschieden die Situation von Nichtprivilegierten und Privilegierten ist, drängte sich Bonhoeffer gerade im Gefängnis sehr unerfreulich auf. Er 49 Mai 1 944 WEN 327. 5 0 S . 67. Im " Ethik"-Manuskript " Erbe und Verfall" bezeichnete Bonhoef­ fer 1 9 4 1 das Vertrauen als " die Grundlage des geschichtlichen Lebens", s. DBW 6 (E), 1 22 . Vgl. 8 . 7. 1 944 WEN 378 : "Es ist mir im Umgang mit den gesell­ schaftlichen , outcasts' - , Parias' - immer wieder aufgefallen, daß für sie das Mißtrauen das bestimmende Motiv aller Beurteilung anderer Menschen ist. . . . Im übrigen finden sich diese , outcasts' in allen Schichten. " 5 1 S . 69 f. 5 2 S . 9s f. 53 S. 1 2 1 .

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schrieb in seinem Haftbericht über die Behandlung der Gefan­ genen durch die Schließer : " Private Besitzverhältnisse, Zigaret­ ten, Versprechungen für später spielen eine erhebliche Rolle. Der kleine Mann ohne Beziehungen etc. muß alles über sich ergehen lassen. "54 Kleine Gewalttäter Bonhoeffer war die B eobachtung wichtig, die er im NS-Staat gemacht hatte, daß schlimme Wirkungen besonders von den kleinen Gewalttätern ausgingen. Es war nicht ein , großes' Bö­ ses, sondern das gemeine, niedrige Böse, das allgegenwärtig Menschen tyrannisierte, nicht nur im Gefängnis, aber dort un­ verhüllt. Im Haftbericht vom April 1 944 schrieb er : " Tonange­ bend sind diejenigen Schließer, die den Gefangenen gegenüber den übelsten und brutalsten Ton anschlagen. Der ganze Bau hallt von wüsten Schimpfworten ehrenrühriger Art, so daß auch ruhigere und gerechtere Schließer sich davon angeekelt fühlen ; aber sie können sich kaum durchsetzen. , , 55 Nicht so sachlich klang das in einem Brief Ende 1 943 : " Ganz wild kann ich wer­ den, wenn ich hier erlebe, daß völlig wehrlose Leute ungerecht angebrüllt und beschimpft werden. Diese kleinen Quälgeister der Menschen, die sich dabei austoben können und die es eben überall gibt, können mich noch stundenlang in Aufregung ver­ setzen. ,, 56 Etwa gleichzeitig mit dem Haftbericht wird die Erzählung vom Gefreiten Berg entstanden sein. Berg ist nach einer Ver­ wundung, die ihn schwer entstellt, zum Dienst im Gefängnis als Wachmann abkommandiert worden. Ihm geht es ernsthaft um das Wohl der Gefangenen . Das ist dem alteingesessenen Wach­ personal zuwider ; es fühlt sich in seinem Machtmißbrauch ge­ hemmt und sorgt umgehend für die neuerliche Versetzung Bergs . 57 Der Umgang der Maßgebenden im Gefängnis mit dem 54 55 56 57

April 1 944 WEN 280. WEN 280. 22. 1 1 . 1 943 WEN 1 55 (geschmuggelter Brief) . S. 1 94, 1 9 7-203.

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Kriegsversehrten B erg entspricht der im Drama berichteten Ver­ unglimpfung eines Verwundeten auf Krücken. 58 Im Roman äh­ nelt das Vokabular des Forstadjunkten " Gelbstiefel" - " Lum­ pengesindel", " Strolche" , " verdammtes Pack" - den " wüsten Schimpfworten ehrenrühriger Art", die Bonhoeffer im Haftbe­ richt erwähnt. 59 Bei der Darstellung als Romanszene konnte er sowohl die verhaßten Schimpfkanonaden sich von der Seele schreiben als auch seine Wut über solches Verhalten äußern, ganz direkt mit der Stimme von Franz und indirekt, wie er selbst es im Gefängnis den Wärtern gegenüber gelegentlich tat, mit der " eisigen Ruhe" Christophs und " erschreckender Be­ stimmtheit" . 60 Die kleinen Gewalttäter konnten sich gerade in der NS-Zeit besonders ausleben. Als Ortsgruppen leiter, Blockwart oder auch ohne besondere Funktion probierten sie ihre Macht aus, indem sie andere anzeigten oder mit Anzeige drohten. Wenn sich Gelegenheit bot, taten sie auch noch Schlimmeres. So ent­ stand das üble Klima ständiger Bespitzelung und angstvoller Unschlüssigkeit gegenüber notwendigen Aktionen. " Die klei­ nen Gewalttäter sind es, die ein Volk im Innersten zugrunde richten", sagt Major von Bremer im Roman. 61 " Stärker muß man sein als diese Quälgeister der Menschen . . . . Einen Kampf muß man gegen sie aufnehmen, einen mitleidlosen, unbarmher­ zigen Kampf" . 62 In einer gestrichenen Stelle erklärt der Major: " Mein ältester Sohn Harald ist vor zwei Jahren das Opfer eines solchen kleinen Gewalttäters geworden. Er war 19 Jahre". 63 Unter dem Hitlerregime wunderte man sich über die gera­ dezu biederen Seiten mancher rabiater Nazis. Auch das bringt Bonhoeffer an der Gestalt des " Gelbstiefels" zum Ausdruck. " Sieh Dir diesen kleinen Forstadjunkten an, ein liebenswürdi­ ger, harmloser, gutmütiger Kamerad unter den Seinen, viel­ leicht einmal ein guter, treuer durchschnittlicher Familienvater, 5 8 S . 27. 59 S . 1 1 3 , WEN 280. 60 S . 1 1 4 . 61 S . 1 2 5 . 62 S. 1 2 1 . 6 3 S . 1 2 6 Anm. 6 1 .

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aber ein Satan dort, wo ihn sein lächerliches bißchen Macht kitzelt und ein elender Kriecher vor seinen Vorgesetzten. "64 Bonhoeffer vergleicht die Gefahr des Mißbrauchs der Gewalt " gerade durch die kleinen Leute" mit der Gefährlichkeit der Bakterien trotz ihrer Winzigkeit. Er läßt den Major sagen : " Im­ mer wieder hat die Geschichte große Gewalttäter hervorge­ bracht, sie haben große Gegengewalten hervorgerufen und sind ihrem Gericht fast nie entgangen . . . . Aber die kleinen Gewalt­ täter sterben nicht aus, sie leben von der Gunst ihrer j eweiligen Herren und sonnen sich darin und entgehen dadurch jedem irdischen Gericht. , , 65 Eindrücklich läßt er ihn mahnen : " . . . es wohnt in uns allen ein dunkler, unheilvoller Trieb, die Gewalt, die uns gegeben ist, zu mißbrauchen . . . . Gegen diesen wahr­ haft bösen Trieb muß sich unser ganzer Haß, unsere ganze Lei­ denschaft richten, wo wir ihn auch antreffen, zuerst bei uns selbst". 66 Macht Breiten Raum nimmt im Roman die Erzählung des Majors von Bremer vom Beginn seiner Schulfreundschaft mit dem Vater Brake ein. Hans Brake war Klassenerster und der Beste im Sport, der " uneingeschränkte Herr, aber ebenso der vergötterte Liebling seiner Kameraden" gewesen. 67 Harald von Bremer, als Gutsherrensohn gewöhnt, immer der erste zu sein, und Hans in den Leistungen nicht unterlegen, kam neu in diese Klasse und wurde von den Mitschülern, die gleich einen Konkurrenten ih­ res Idols witterten, abgelehnt. Hans und Harald blieben fair gegeneinander. Doch Intrigen anderer sorgten für Verwicklun­ gen. Eine geplante schwere Verletzung bei einem Sportfest, die Harald zugedacht war, zog schließlich Hans bewußt auf sich. Diese böse Zuspitzung bewirkte nicht nur, daß Hans und Ha­ raId Freunde wurden, sondern reinigte auch die Atmosphäre in der ganzen Klasse. " Begabungen und Persönlichkeiten der Ka64 65 66 67

S. S. S. S.

124. 1 24 f, vgl. S . 1 26 . 1 24 . 1 53 .

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meraden konnten sich entwickeln. Während es bisher nur Ge­ folgschaft gab, so wuchs nun eine gesunde, starke Kamerad­ schaft heran. "68 In der Schilderung des Klimas der auf Hans eingeschworenen Klasse mit der Idolisierung seiner Person, Anbiederung, Ver­ dächtigungen, Verleumdungen bis zum kriminellen Versuch der Ausschaltung des Gegners ist der maßlose Führerkult Nazi­ Deutschlands leicht wiederzuerkennen. 69 Man wird an den Satz in Bonhoeffers Essay " Nach zehn Jahren " erinnert, " daß j ede starke äußere Machtentfaltung . . . einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt . . . . Der Vorgang ist dabei nicht der, daß bestimmte - also etwa intellektuelle - Anlagen des Menschen plötzlich verkümmern oder ausfallen, sondern daß unter dem überwältigenden Eindruck der Machtentfaltung dem Menschen seine innere Selbständigkeit geraubt wird " . 70 So hatte Harald von Bremer als Neuling in der Klasse beobachtet, " daß die Leistungen der anderen Schüler [außer Hans] in allen Fragen, bei denen es auf selbständiges Überlegen und Urteilen ankam, ungewöhnlich schlecht waren" . 71 Paul, älter als die an­ deren Jungen und ein Außenseiter, hatte damals von den Mit­ schülern gesagt : " Die werden den Hans noch verderben . . . . Alle äffen sie ihn nur nach . . . . Übrigens ist es auch für die Klasse nicht gut. Es kann ja keiner aufkommen. " Von Paul heißt es, er " lernte schwer und langsam " , aber hatte " s ein eigenes Urteil " . 72 Für Harald von Bremer war durch die Freundschaft, die ihn und Hans Brake nach dem schlimmen Zwischenfall beim Schul­ sportfest verband, ein Bann gebrochen. Vorher hatte j eder von ihnen nur seine eigene Alleinherrschaft erlebt. Der Traum von der uneingeschränkten Macht "hatte uns beide gegeneinander blind gemacht. Obwohl wir . . . sogar imgrunde eine gewisse Zuneigung und j edenfalls eine Anerkennung füreinander hatten, konnten wir uns nebeneinander nicht ertragen. . . . 68 69 70 71 72

5. 1 77. Vgl. 5. 1 54 (Hans " der Abgott der Schule"). 1 942/43 WEN 1 7 f. 5. 1 53 . S. 1 55 f.

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Wenn man große Worte dafür gebrauchen will, so würde man sagen, es war ein reiner Kampf um die Macht . . . . Als wir aus unserem Traum erwachten, hatten wir gelernt, daß kein Mensch für sich allein auf der Welt ist, sondern daß er neben anderen Menschen leben und mit ihnen auskommen muß - und daß das ein Glück für den Menschen ist . . . . man muß nachgeben lernen ohne seinen Charakter preiszugeben". 73 Vom Schulerlebnis her weiterdenkend betont der Major, beim " Miteinanderauskommen ohne sich gegenseitig den Schä­ del einzuschlagen" werde es " nie ohne Verzichte von beiden Seiten abgehen, vor allem nie ohne gegenseitige Anerkennung und Achtung". 74 " Für mich ist die Hauptfrage an Menschen und Völker, ob sie gelernt haben, mit anderen Menschen und Völkern zu leben oder nicht. Das ist mir wichtiger als alle ihre Gedanken, Überzeugungen und Ideen". 75 Dies widersprach den Grundsätzen der Nationalsozialisten. Sie wollten Männer , hart wie Kruppstahl' , lehnten Kompro­ misse ebenso wie Anerkennung und Achtung des anderen ab und verfochten Ideen, die, verkörpert in ihrer Fahne, ihnen " mehr als der Tod" bedeuteten. 76 Christoph rebelliert gegen des Majors These, daß das Mitein­ anderauskommen die Hauptsache sei : " Wie aber, wenn bereits Kräfte am Werk sind, die jedes Miteinanderleben und -auskom­ men unmöglich machen, ja unmöglich machen wollen ? wenn uns bereits ein Kampf angekündigt ist, in dem es keine Verstän­ digung, sondern nur ein Siegen oder Unterliegen gibt? . . . dann geht es um die Inhalte des Lebens, um die letzten Überzeugun­ gen, Werte und Maßstäbe . . . . Und wir, wir müßten es sein, die sich an die Spitze stellen und die Führung in dieser Auseinan­ dersetzung übernehmen ; denn wir wissen, was wir verteidigen 73 S . 1 66 f. 74 S. 1 6 8 f. 75 S. 1 76 . 76 Vgl. d e n Schluß d e s Kehrreims d e r von Baldur v o n Schirach 1 933 gedich­ teten Jugendhymne " Vorwärts ! Vorwärts ! schmettern die Heldenfanfaren . . . " : " Unsre Fahne ist die neue Zeit, und die Fahne führt uns i n die Ewigkeit. Ja, die Fahne ist mehr als der Tod ! " Aus B. von Schirach, Die Fahne der Verfolgten, zitiert nach : Uns geht die Sonne nicht unter. Lieder der Hitler-Jugend, hg. vom Obergebiet West der Hitler-Jugend, H euert [= Juli] 1 934.

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und was wir wollen. Und weil die Meisten träg und feige sind, darum muß es Herren und Knechte, ja ich möchte wirklich fast sagen : Sklaven geben. "77 Christoph bekommt gründlichen Widerspruch, aber auch Zustimmung mit der Warnung, " aus dem, was eine Not ist, nicht eine Tugend zu machen". 78 Die These des Majors behält trotzdem ihre Gültigkeit. Im Grunde wird hier eine durch den Major ausgesprochene immer gültige Gesetzmäßigkeit des Le­ bens der jetzt - in einer Ausnahmesituation - notwendigen Ent­ schlossenheit Christophs gegenübergestellt. 79 Das Gespräch zwischen dem Major und Christoph macht die innere Spannung deutlich, in der die Verschwörer gegen Hitler sich befanden. Schon in " Nach zehn Jahren" hieß es einerseits : " Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen - gerade zu den Schwachen - ist Liebe, das heißt der Wille, mit ihnen Ge­ meinschaft zu halten" , und andererseits : " . . . heute wird gerade das Christentum für die Achtung menschlicher Distanzen und menschlicher Qualität leidenschaftlich einzutreten haben. Die Mißdeutung, als handele man in eigener Sache, die billige Ver­ dächtigung unsozialer Gesinnung, muß entschlossen in Kauf genommen werden"80 angesichts des alles erstickenden Totali­ tätsanspruchs des Nationalsozialismus. Vor einem einfachen Entweder-Oder hatte Bonhoeffer bereits 1 940 gewarnt : " . . . wer dem fruchtbareren Komprorniß ein unfruchtbares Prinzip oder auch dem fruchtbaren Radikalismus eine unfrucht­ barere Weisheit des Mittelmaßes zu opfern bereit ist, der hüte sich, daß ihn nicht gerade seine vermeintliche Freiheit schließ­ lich zu Fall bringe. "8 1 Christoph steht am Ende des Romans in seinem berechtigten Eifer und doch als Verlierer da, vor allem gegenüber Renate, die sich nach seinen radikalen Worten von ihm abwendet. Die Re­ aktionen auf seine extreme Äußerung machen ihm selbst deren 77 S . 1 80 f. S . 1 85 . 7 9 Vgl. D B W 6 ( E ) , 274 (" außerordentliche Notwendigkeit" u n d dennoch " Gültigkeit des Gesetzes"). 8 0 1 942/43 WEN 19 und 22. 8 1 DBW 6 (E), 65, geringfügig verändert aufgenommen in " Nach zehn Jah­ ren" 1 942/43 WEN 1 3 . 78

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Mißverständlichkeit und Anfechtbarkeit bewußt, obwohl er " mit dem, was er gesagt hatte, sein Eigenstes und Bestes gege­ ben" hat. 82 Der Major erkennt den Zwang zur Radikalität, un­ ter dem Christophs Generation steht : " Die Ereignisse werfen ihre Schatten voraus ; vor einem strengen Winter wächst dem Wild ein dichteres Fell. . . . Welchen Zeiten und was für Aufga­ ben mag eine Generation entgegengehen, die schon in jungen Jahren so hart denken muß, um im Leben zu bestehen. Es kann einem grausen. " " Christoph, du hast in vielem recht, was du über unsere Zeit und unsere Aufgaben gesagt hast . . . " . 83 Bei­ des, Kompromißbereitschaft und Widerstand, gehört für Bon­ hoeffer zum " Bürgertum, wie wir es in unseren Familien ken­ nen" . 84 Im Nationalsozialismus waren Kräfte am Werk, " die jedes Miteinanderleben und -auskommen unmöglich ma­ chen". 85 Unnachgiebiger Widerstand war notwendig gewor­ den, weil schreckliche Verbrechen ungestraft geschahen, ja von der Regierung selbst angeordnet und begangen wurden. Verantwortung In dem Gespräch Christophs mit dem Maj or argumentieren beide im Bewußtsein ihrer Verantwortung. Dabei denkt der Major an die Erfordernisse eines dauerhaften menschlichen 82 83

S . 1 86 . S. 1 84 u n d 1 85 . D e r aktive Widerstand benötigt Macht u n d i s t durch die Notwendigkeit des Machtgebrauchs gefährdet, in Machtmißbrauch zu verfal­ len. Vgl. S. 1 24 :Der Versuchung zum Machtmißbrauch ist j eder einzelne ausge­ setzt. 84 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 8 . In seiner Untersuchung über Bürgerlichkeit bei Dietrich Bonhoeffer erwägt Frits de Lange, ob für Bonhoeffer die politische Verschwörung, zu der einige Bürger sich nach viel zu langem Zögern schließlich durchrangen, am Ende fragwürdig geworden sei. Es stehe " für Christoph nicht mehr fest, ob sich sein Plädoyer für das Opfer der bürgerlichen Elite mit der Liebe zum wirklichen Leben verträgt" (F. de Lange, Grond onder de Voeten, 33). hits de Lange sieht das Fazit des Romans in einem Widerspruch zum Dramenfragment (ebd. ) : " Anstelle des , oben' das , neben', keinen Widerstand mehr um j eden Preis, sondern die Bereitschaft zu Kompromissen ; nicht ohne und in Distanz von, sondern mit und dank dem anderen findet so die ,Bildung' des , Ich' statt. " 85 S . 1 8 1 .

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Miteinanderlebens, Christoph hingegen an das freie Wagnis an­ gesichts einer außerordentlichen Notwendigkeit. Auch im Schulalltag hatte Christoph " das starke und gesunde Vertrauen zu sich selbst, anderen Menschen helfen und für sie Verantwor­ tung tragen zu können". Daß er " aus dem seinem Wesen un­ entbehrlichen Bedürfnis nach Verantwortung" handelte, " hatte zur Folge, daß er bei einem Teil seiner Kameraden als stolz und herrisch verschrien war, bei anderen aber ein unbegrenztes Ver­ trauen genoß" . 86 Nach Verantwortung zu trachten erscheint als etwas Zwiespältiges : Man muß Mut und Tatkraft aufbringen, kann aber auch als " herrisch" verurteilt werden. In der Schulerzählung des Majors überlassen zu Anfang Schüler und Lehrer die Verantwortung Hans Brake. Dieser Zu­ stand ist für die Klasse ungesund ; denn die anderen Schüler erkennen und übernehmen keine eigene Verantwortung. In ei­ nem " Ethik"-Manuskript hatte Bonhoeffer 1 942 ausgeführt, es gehöre " zur Begrenztheit verantwortlichen Lebens und Han­ delns, daß es mit der Verantwortlichkeit der anderen ihm begeg­ nenden Menschen rechnet. Eben darin unterscheidet sich Ver­ antwortung von Vergewaltigung, daß sie im anderen Menschen den Verantwortlichen erkennt, ja daß sie ihn seiner eigenen Ver­ antwortlichkeit bewußt werden läßt" Y Der Verantwortliche muß sich in der gegebenen Situation nach bestem Wissen und Gewissen für ein bestimmtes Verhalten entscheiden ohne Sicherheit, daß es die richtige Entscheidung sein wird. Wenn man dadurch Entbehrungen und Leiden auf sich und andere zieht, fällt eine solche Entscheidung in eigener freier Verantwortung besonders schwer. Bonhoeffer schreibt in "N ach zehn Jahren" : " Es ist unendlich viel leichter , im Gehor­ sam gegen einen menschlichen Befehl zu leiden als in der Frei­ heit eigenster verantwortlicher Tat. " Es ist auch " sehr viel leich­ ter, eine Sache prinzipiell als in konkreter Verantwortung durchzuhalten". 88 Im Taufbrief aus Tegel erinnert sich Bon­ hoeffer: " Wir haben zu stark in Gedanken gelebt und gemeint, es sei möglich, j ede Tat vorher durch das Bedenken aller Mög86 S . 1 32 . 8 7 DBW 6 ( E ) , 2 6 8 . 88 1 942/43 W E N 24 u n d 1 6 .

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lichkeiten so zu sichern, daß sie dann ganz von selbst geschieht. Erst zu spät haben wir gelernt, daß nicht der Gedanke, sondern die Verantwortungsbereitschaft der Ursprung der Tat sei. " Im Blick auf den Täufling, der von Kind auf wissen wird, daß ver­ antwortliches Handeln auch mit dem " Feind" zu rechnen hat, zitiert er martialische Sätze aus dem Alten Testament : " Muß nicht der Mensch immer im Streit sein auf Erden ?" (Hiob 7, 1 ) " Gelobt sei der Herr, mein Hort, der meine Hände lehrt strei­ ten und meine Fäuste kriegen . . . " (Psalm 1 44, 1 ) . 89 Aus dem Taufbrief wird deutlich, wie stark Bonhoeffer die Verantwortung mit dem Bürgertum verbunden sah : " Die im Elternhaus D einer Mutter verkörperte städtische Kultur alter bürgerlicher Tradition, die in ihren Trägern das stolze Bewußt­ sein der Berufung zu hoher allgemeiner Verantwortung, zu gei­ stiger Höchstleistung und Führerschaft und die tiefverwurzelte Verpflichtung, Hüter eines großen geschichtlichen Erbes und geistiger Überlieferung zu sein, geschaffen hat, wird Dir, noch bevor Du es begreifst, eine Art zu denken und zu handeln ge­ ben, die Du nie mehr verlieren kannst, ohne Dir untreu zu werden. "90 Als die Bonhoeffer-Familie 1 943/44 auf Rat von Nicht-Nazi-Justiz-Insidern Dietrichs Prozeß versanden zu las­ sen suchte - auch ein Freispruch hätte erfahrungsgemäß die Einweisung in ein Konzentrationslager zur Folge haben können -, meinte er ungeduldig und zugleich selbstkritisch : " Ob die übergroße Bedenklichkeit . . . doch eine negative Kehrseite der bürgerlichen Existenz ist . . . ?"91 Er sah einerseits im Bürgertum das althergebrachte Bewußtsein lebendig, zur Übernahme öf­ fentlicher Verantwortung berufen zu sein. Andererseits er­ kannte er den folgenschweren Mangel an freier, unabgesicherter Verantwortungs bereitschaft unter verwirrenden und bedrohli­ chen Umständen. Dieser Mangel lag zwar auch in anderen Schichten vor, war aber dem Bürgertum als sein spezifisches Versäumnis anzulasten. Zu den " starken Sünden" zählte Bon­ hoeffer im Juli 1 944 " beim Bürger die Scheu vor der freien

89 Mai 1 944 WEN 325 und 326. 90 Mai 1 944 WEN 3 2 1 f. 91 2 1 . 2 . 1 944 WEN 243.

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Verantwortung" . 92 Vom "Mann der Pflicht" hatte er geschrie­ ben : " In der Beschränkung auf das Pflichtgemäße aber kommt es niemals zu dem Wagnis der freien, auf eigenste Verantwor­ tung hin geschehenden Tat, die allein das Böse im Zentrum zu treffen und zu überwinden vermag. ,, 93 Autorität Bald nach der , Machtergreifung' durch Hitler am 3 0 . Januar 1 93 3 sagte Bonhoeffer in seinem Vortrag " Der Führer und der einzelne" : " Der echte Führer . . . muß die Geführten von der Autorität seiner Person weg . . . hineinführen in die Verantwort­ lichkeit gegenüber den Ordnungen des Lebens" . 94 Echte Autorität kannte Bonhoeffer vom eigenen Vater. 95 Der Vater Christophs spielt in Drama und Roman keine be­ herrschende Rolle. Im Romanfragment ist der Freund des Va­ ters, der Major, Autorität in dem Sinne, daß er zum Prüfen der Standpunkte anhält, ohne autoritär zu sein. Allerdings klingt es wie ein autoritärer Befehl, wenn er von dem Forstadjunkten Kruse, dem " Gelbstiefel", verlangt, sich bei den jungen Brakes zu entschuldigen. Kruse antwortet : " Das ist unmöglich, das geht gegen meine Ehre. " Worauf der Major ihn anfährt : " . . . was ist das für eine Ehre, die sich zu gut ist, ein Unrecht einzugestehen und wieder in Ordnung zu bringen ? . . . Nehmen Sie Verstand an, Kruse, und tun Sie, was Sie als Ehrenmann zu tun haben. " Aber Kruse entgegnet : " Ich kann meine Ehrbe­ griffe nicht aufgeben", und nimmt seinen Abschied. 96 Das ver­ schiedene Ehrgefühl des " Gelbstiefels" und des Majors zeigt 92 8 . 7. 1 944 WEN 3 79 . 9 3 DBW 6 ( E ) , 65, 1 940 geschrieben u n d 1 942/43 W E N 1 3 fast wörtlich übernommen. 94 Februar und März 1 93 3 GS II 3 5 . 9 5 Matthias Schollmeyer schreibt in seiner Untersuchung " Bonhoeffers Theologie zwischen Geheimnis und Rationalität", daß Bonhoeffer im " kriti­ schen, liberalen und an der Naturwissenschaft sich schulenden Denken" und damit " zur Prüfung j eder dogmatischen Autorität erzogen worden ist" ( 1 49), und faßt zusammen : " Bonhoeffer spricht die geistige Sprache seines Vaters . Es ist die Sprache einer Autorität, die darin besteht, zum Prüfen der Autoritäten aufzufordern, um damit selbst Autorität zu werden" ( 1 52). 96 S . 1 1 7.

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den himmelweiten Unterschied zwischen Pseudoautorität, die nie einen eigenen Fehler zugeben wird, und echter Autorität, die sich selbst in Frage stellen kann. Der Major sagt : " . . . wenn ein Mensch die Macht, die ihm über andere Menschen gegeben ist, ausnutzt, um diese zu demütigen, zu erniedrigen, zu be­ schmutzen und zu zerbrechen . . . das ist Frevel und zwar ebenso an den Menschen wie an dem Amt, das einer innehat. Es ist die Schändung aller echten Autorität" . 97 Im Folgenden sprechen wir noch vier weitere Themen der literarischen Fragmente aus Tegel an : Bonhoeffers damalige Sicht der Frau, seine Gedanken über Freundschaft, sein Fragen nach dem nichtreligiösen Christlichen und zum Schluß die Aus­ einandersetzung mit dem Tod. Frauen Frauen hatten in Dietrich Bonhoeffers Familie eine bedeutende Funktion. In den Gesprächen zu Haus spielten sie keine gerin­ gere Rolle als die Männer. Paula Bonhoeffer geborene von Hase hatte zwar - in ihrem Umkreis noch ungewöhnlich - das Ex­ amen als Lehrerin an höheren Mädchenschulen abgelegt, aber später war sie durch die große Familie voll ausgefüllt, so daß ihr das ganz unwichtig wurde. Auch für ihre Töchter war ihr eine abgeschlossene Berufsausbildung nicht wichtig, obwohl alle mit einer Ausbildung begannen. Doch sie heirateten so früh - mit 20 oder 21 Jahren -, daß es zu einem Abschluß nicht mehr kam. Damals war es für Frauen nicht üblich, nach der Heirat weiter berufliche Ziele zu verfolgen. Das Leben der Familie bestimmte vor allem die Mutter. 98 Ohne sie waren wichtige familiäre Ent97 98

S. 123. Dies h a t Klaus Bonhoeffer 1 926 i n einer amüsanten " Verfassung" des Hauses Bonhoeffer festgeschrieben (Dokument im Anhang von FT 1 978, 1 71 ) : "Präambel: Die Verfassung ist eine patriarchalische . . Inhaber ist Geheimrat [KarI] Bonhoeffer [Professor der Medizin]. Alleinige Geschäftsführerin Frau Paula Bonhoeffer. . . . In medizinischen Fragen entscheidet die alleinige Ge­ schäftsführerin selbst. Eine halbe Stimme erhalten die männlichen Abkömm­ linge des Inhabers, sobald sie das 30. Lebensjahr überschritten haben [ 1 926 war keines der Kinder 30 Jahre alt] . . . . Von den weiblichen Abkömmlingen wird erwartet, daß sie bis zur Vollendung des 2 1 . Lebensj ahres Gelegenheit gefunden haben, eine Zweigniederlassung zu gründen. " .

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scheidungen ganz undenkbar. Auch außerhalb der Familie wußte sie ihren energischen und klugen Einfluß geltend zu ma­ chen, zum Beispiel wenn es um Hilfe für Verfolgte ging. Großes Ansehen in der Familie genoß die Großmutter Julie Bonhoeffer mit ihrer unbestechlichen Klarheit. Im Studium lernte Bonhoeffer eine Reihe von Kommilitonin­ nen kennen, denen er oft einen großen Eindruck machte. Mit einer gleichaltrigen entfernten Kusine verband ihn eine enge Studienfreundschaft, die 1 93 6 zu Ende ging. Lange Zeit meinte er, auf die Ehe verzichten zu müssen, um seine ganze Kraft den drängenden Problemen in Kirche und Staat zu widmen. 99 Erst spät fand er in Maria von Wedemeyer das Mädchen, das er hei­ raten wollte. Die Frauen, die er in seinen literarischen Fragmen­ ten auftreten läßt, repräsentieren nur einen begrenzten Aus­ schnitt der Wirklichkeit, die er erfahren hatte. Drama und Roman werden von der Großmutter eröffnet. Sie ist die einzige Frau, die als kritische Persönlichkeit herausge­ stellt wird. Im Drama erzählt sie dem kleinen Enkel ein tiefsin­ niges Märchen, über das sie mit ihm in ein Gespräch über Gott und den Tod gelangt. Am Romanbeginn macht sie sich ihre kritischen Gedanken zur Predigt und hört mit verhaltenem Un­ mut die Nachbarin an, die sich in törichten Lobsprüchen über den Prediger ergeht. Auch später im Roman wird auf die Groß­ mutter B ezug genommen. Ulrich sagt : " Und deine Großmut­ ter, Christoph ? Die nimmt es doch mit dem Christentum gewiß ernst und versteht mehr davon als die meisten Pfarrer. " 1 00 In Klaras Bericht vom eigenen Tageslauf dreht sich vieles um die Großmutter. 1 0 1 Die Mutter im Drama bleibt eher im Hintergrund, wenn sie sich auch vorbildlich verhält, als sie vom bevorstehenden Tod Christophs erfährt ; sie klagt nicht, will nur dafür sorgen, daß die Zeit, die er noch zu leben hat, für ihn und die Familie " ein unbeschreiblich glückliches Jahr" wird. 1 02 Mit einer vorsichtig mißbilligenden Äußerung antwortet sie auf Christophs These, 99 Vgl. Brautbriefe 1 00 5. 1 1 2 . 1 01 5. 1 3 9-1 4 1 . 1 0 2 S. 30.

1 90.

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daß der Pöbel nur zu leben, der Edle aber auch zu sterben verstünde. 1 03 Im Roman kommt die Mutter nur indirekt vor. Christoph hat im Drama keine Schwester, 1 04 und im Roman tritt nur eine Schwester auf, Klara. 105 Wie bei den Bonhoeffer­ Geschwistern gibt es bei den Brakes, inklusive Christoph, vier Brüder. Bonhoeffer hat aber auch vier Schwestern gehabt. Sie waren häuslich und familiengebunden, wie es damals üblich war, dabei vital, absolut unbestechlich im Urteil, zwei von ih­ nen auch angriffslustig. In den Fragmenten kommen Frauen aggressiver Art in der Generation Christophs nicht vor. 1 06 Die Freundin Renate ist im Drama eine selbstlose Frau. Sie versteht Christophs Situation und versucht unaufdringlich, ihm seine Lage zu erleichtern. Im Roman ist Renate selbst bedrückt. Sie hat Heimweh nach Südafrika und trauert um ihren Bru­ der. 1 07 Als selbstlos wird im Roman auch Renate von Bremers englische Mutter geschildert. Sie hatte in Südafrika j ahrelang mit ihren Kindern kein Wort Englisch gesprochen, um ihnen auch im Deutschen sichere Wurzeln zu geben. Ihr Mann " war seiner Frau für ihr Opfer unendlich dankbar" . 108 Klara, gefragt, ob sie Musikerin werden will, antwortet : " Nein, daran habe ich nie gedacht ; dazu reicht es auch bei weitem nicht . . . . Ich bleibe zu Hause und möchte später ein­ mal gern heiraten und eine Familie haben. " " Die Einfachheit und Wärme, mit der Klara das sagte, machte es deutlich, daß sie hier nicht von ihrem persönlichen Glück, sondern von ihrem Beruf sprach . . . . Das war eine geborene Mutter, die das Glück eines guten Familienlebens von klein auf erfahren hatte und nun als unverlierbaren Besitz in sich trug. ,, 1 09 1 03 1 04

S. 33. Auf dem Dramenzettel NL A 70,4 (2) S . 255 und S. 28 (" Ännchen starb") ist eine Schwester erwähnt. 1 0 5 Anfangs ist noch von einer seit kurzem verheirateten Schwester die Rede, s. S . 8 8 . 1 0 6 Wahrscheinlich störte Bonhoeffcr im Gefängnis, wo er ruhiger Einfühl­ samkeit und Fürsorglichkeit bedurfte, der Gedanke an fordernde Frauen. 1 0 7 Auch Bonhoeffers Braut Maria von Wedemeyer, ein lebhaftes und ener­ gisches Mädchen, hatte einen Bruder verloren ; er war im Oktober 1 942 an der Ostfront gefallen. 1 08 S . 1 4 3 . 1 0 9 S . 1 42 .

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Bonhoeffer entwirft in seinen literarischen Versuchen im Ge­ fängnis ein fast schwärmerisches Bild der selbstlosen, häusli­ chen Frauen. Sie gehen ganz in ihrer Familie auf, leben dort aber unter dem Schutz des Mannes : " . . . Frauen aus alten Häu­ sern, Frauen, die sich, - wie ihre Mütter schon, - von j eher im Schutz ihrer Väter, Männer und Brüder und im Reich ihrer Familie geborgen wissen". Als Gefangener, der sich darauf ge­ faßt macht, daß er und andere Männer seines Familienkreises ermordet werden, weiß Bonhoeffer, daß die Frauen geborgen bleiben " auch dann noch, wenn das Unglück über sie herein­ bricht und sie einsam macht ; wie eine unsichtbare Macht, die niemand anzutasten wagt, umgibt der Schutz, unter dem sie einst standen, auch in der Stunde der äußersten Verlassenheit jeden ihrer Schritte" . 1 1 0 Er sieht die Frau auf den Mann ange­ wiesen. Das entspricht auch seiner Traupredigt aus dem Ge­ fängnis : " Der Ort, an den die Frau von Gott gestellt ist, ist das Haus des Mannes. "1 1 1 Das Frauenbild, das e r zeichnet, hat wohl überhaupt mit dem in der Kirche damals üblichen Frauen­ bild zu tun. Die Frauen in den Fragmenten sind nicht dumm. Sie sind auch selbstkritisch ; Klara selber schätzt ihre musikalische Bega­ bung als nicht ausreichend ein. Sie sind einfühlsamer als die Männer; Renate im Drama versteht Christophs Situation besser als Ulrich. Sie sind die Organisatoren und Zeitgeber in Fami­ liendingen, nach denen man sich richtet. "Halt, erst werden Pilze zum Mittagessen gesucht", ruft Klara, und die Brüder folgen ihrer Aufforderung. 1 12 Frau von Bremer faßt einen Be­ suchsplan für den nächsten Tag, und alle stimmen zu. Bei den Brakes war die großzügige und gelungene Einrichtung des Hau­ ses und die Planung des Gartens das Werk der Mutter. Das entsprach den Gegebenheiten in der Familie Bonhoeffer. 110

S. 1 38. Mai 1 943 WEN 56. Bonhocffer hatte S . 86 ( s . Anm. 47) zuerst geschrie­ ben, Martins Schülermütze sei " der Mutter" abgerungen gewesen, dann aber in " dem Vater" umgeändert. Auf S. 23 (s. Anm. 8) änderte Bonhoeffer "Du weißt doch, daß du eine gute Mutter hast" in : " . . . daß du gute Eltern hast. " Es kommt ihm offenbar spontan zuerst die Mutter in den Sinn, was er dann aber in Richtung auf den Vater korrigiert. 1 12 S . 1 00 . 111

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Der Horizont der Frauen, die Bonhoeffer schildert, bleibt auf die Familie beschränkt. Andere Begabungen oder Wünsche kommen gar nicht in Betracht. Wegen der Unabgeschlossenheit der Texte wird man aus dem Frauenbild in den Fragmenten kaum Schlüsse ziehen dürfen. Bonhoeffer lebte in der Haft in einer Männerwelt, und Frauen mochten ihm auch die heile Ge­ genwelt symbolisieren. Gerade die Familienfrauen, die wußten, wo und wie zu helfen war, zu denen auch seine Braut zählte, wurden für ihn in dieser Zeit besonders wichtig. Sie verschaff­ ten ihm, was irgend möglich war, und liefen für ihn auf die Gestapo-Ämter. Sie vermittelten ihm sogar im Gefängnis eine gewisse Geborgenheit. Im Gedanken an die Häuser, die sie führten, schrieb er : " Was ein Haus bedeuten kann, ist heute bei den meisten in Vergessenheit geraten, uns anderen aber ist es gerade in unseren Zeiten besonders klar geworden. Es ist mitten in der Welt ein Reich für sich, eine Burg im Sturm der Zeit, eine Zuflucht, ja ein Heiligtum" . l 13 Freundschaft Außer der Familie und der Freundin spielt in Drama und Ro­ man auch der Freund Ulrich, der Vertraute Christophs, mit ; die beiden teilen alles miteinander. Im Drama erklärt Ulrich Re­ nate : " . . . in diesem Zimmer gibt es nun wirklich nichts, das mir nicht ebenso gehörte wie Christoph. Da gibt es kein Geheim­ nis . "1 14 Aber trotz der gemeinsamen Interessen und der vorbe­ haltlosen Zuneigung versteht der geradeaus denkende Ulrich den Freund, der sich auf den nahenden Tod einstellt, lange nicht. Er übersieht Heinrichs Anspielungen auf Christophs be­ drohte Gesundheit und Christophs Interesse an dem todver­ strickten Heinrich, kann sich auch Christophs verändertes Ver­ halten zu Renate nicht erklären. 1 1 5 I m Roman unterhalten sich Ulrich und Christoph entspannt bei dem Sonntagsausflug am Waldsee. Die Freunde verbindet " eine beglückende Gleichgestimmtheit in allen wesentlichen 113 1 14 1 15

Mai 1 943 WEN 56. S. 48. S . 3 7, 4 1 -4 3 .

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Lebensäußerungen" . 1 1 6 Sie reden über den Ursprung von Stre­ berhaftigkeit und Aufgeblasenheit der Tonangeber unter ihren Mitschülern. Dabei kommen sie auf die Notwendigkeit einer verantwortlichen Oberschicht, der die Aussage des Paulus " Hier ist nicht Freier noch Knecht" zu widersprechen scheint. 1 1 7 In diesem Gespräch stellt Ulrich das Thema " unbe­ wußtes Christentum" . 1 1 8 Danach bleibt e r nurmehr begleitend am Geschehen beteiligt. Die Wortführung übernehmen die Brü­ der Franz und Christoph, die dem Major von Bremer ihre bren­ nenden Fragen und Vorstellungen zur sozialen und politischen Lage darlegen. Der Major selbst erzählt seine Freundschaftsge­ schichte mit dem Vater der Brake-Geschwister aus der Schulzeit. Die erste Freundschaft, die im Roman vorkommt, ist die zwischen Brüderchen, dem Brake-Nachkömmling, und Erich, dem benachbarten Pförtnersohn. 1 l9 Die beiden spielen im Gar­ ten, beobachten Tiere und versuchen tastend, sich die andere Lebenslage des Freundes vorzustellen. Für Dietrich Bonhoeffer gab es immer einen Freund. Schon in der Kindheit sorgten die Eltern dafür, daß oft der etwa gleichaltrige Vetter Hans Christoph von Hase da war ; denn sonst umgaben Dietrich in seiner Altersstufe ganz die Schwe­ stern : die Zwillingsschwester, die folgende Jüngste des Ge­ schwisterkreises und die beiden älteren Schwestern. Zu den drei Brüdern, den Ältesten, war der Abstand recht groß. Die enge Freundschaft zu Hans Christoph reichte noch über die Stu­ dienzeit hinaus. 120 Ein naher Studienfreund war Walter Dreß, der Dietrichs jüngste Schwester heiratete. In den späten Stu­ dien- und frühen Berufsj ahren wurde Franz Hildebrandt als Freund besonders wichtig. Von Anfang des Dritten Reiches an planten Franz und Dietrich Maßnahmen im Kirchenkampf und setzten sie in die Tat U l l J . I-lildebrandt mußte 1 93 7 wegen des " Arierparagraphen" auswandern. Schon Ende 1 93 3 hatte er 116 1 17 118 1 19 1 20

S. 1 04 . S. l 1 1 . S . 1 1 0. S . 95. Ein Kinderbrief Dietrichs vom 1 5 . 7. 1 9 1 8 an Hans Christoph ist in DBW 9, 1 3 f, wiedergegeben.

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auswandern wollen ; damals hatte Dietrich ihn in London in seinem Pfarrhaus beherbergt. Als aber Martin Niemöller Hil­ debrandt zur Hilfe in seine Dahlemer Gemeinde rief, kehrte er 1 934 noch einmal nach Deutschland zurück. Leidenschaftlich, dabei oft humorvoll waren die theologischen Diskussionen der Freunde. Sie machten auch gern Musik in den Bonhoeffer-Ge­ schwister-Familien, und Hildebrandt wurde ein beliebter , On­ kel' bei Dietrichs Neffen und Nichten. Dann folgte Eberhard Bethge, der im April 1 93 5 als Kandidat in das von Bonhoeffer geleitete Predigerseminar kam. Von den Dimensionen und der Intensität dieser Freundschaft zeugen un­ ter anderem die vielen an Bethge gerichteten geschmuggelten Briefe Bonhoeffers aus dem Gefängnis, die unter dem Titel " Widerstand und Ergebung" veröffentlicht wurden. 121 Freundschaft als Thema hat Bonhoeffer erst im Gefängnis näher betrachtet, angefangen mit den Freundschaftsschilderun­ gen im Dramen- und Romanfragment. Im Brief vom 2 5 . De­ zember 1 94 3 erwähnt er, Eberhard Bethges erster Besuch im Gefängnis am 23. Dezember habe ihm " die Anregung zu einer kleinen Arbeit gegeben", und am 29. Januar 1 944 heißt es : " In den letzten Tagen habe ich wieder an der kleinen literarischen Arbeit, von der ich schon schrieb, gesessen ; es ist die Begeg­ nung zweier langjähriger Freunde nach langer Trennung im Krieg. , , 122 Danach schwächte Krankheit seine Schaffenskraft. Im Juli 1 944 stellte er fest : " Der Roman ist stecken geblieben, die kleine Arbeit für Dich auch nicht ganz fertig geworden - ich hatte im Januar-März so eine unproduktive Zeit. ,, 123 Obwohl Freundschaft " sich im Unterschied zu Ehe und Ver­ wandtschaft keiner allgemein anerkannten Rechte erfreut", muß man sie, meint Bonhoeffer im Januar 1 944, " zuversichtlich verteidigen - gewiß ohne den Anspruch auf die , necessitas' eines göttlichen Gebotes, aber mit dem Anspruch auf die , necessitas' der Freih eit ! Ich glaube, daß innerhalb des Bereiches dieser Freiheit die Freundschaft das weitaus seltenste - wo gibt es sie 121 1 22 1 23

Siehe j etzt DBW 8. WEN 200 und 224. 8 . 7. 1 944 WEN 380, vgl. 23. 2 . 1 944 WEN 247. Siehe das Erzählungs­ fragment im Anhang des vorliegenden Bandes, S . 25 1 .

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eigentlich noch in unserer vorwiegend durch die 3 ersten Man­ date", Ehe, Arbeit, Staat, " bestimmten Welt ? - und kostbarste Gut ist. Es läßt sich mit den Gütern der Mandate nicht verglei­ chen, es ist ihnen gegenüber sui generis, aber gehört doch zu ihnen wie die Kornblume zum Ährenfeld" . 124 Der Höhepunkt von Bonhoeffers formulierten Gedanken über die Freundschaft ist das Gedicht " Der Freund", das er Eberhard Bethge zu sei­ nem Geburtstag im August 1 944 schickte : Die Kornblume " schutzlos wächst sie in Freiheit . . . . Neben dem Nötigen, aus gewichtigem, irdischem Stoffe Geformten, neben der Ehe, der Arbeit, dem Schwert, will auch das Freie leben und der Sonne entgegenwachsen. " 125 Das Christliche In Drama und Roman ist von Glauben, Christentum und Theo­ logie nur selten ausdrücklich die Rede, und doch spürt man überall Bonhoeffers christlich-theologisches Anliegen. Das " Christliche" 126 kommt im Anfang sowohl des Dramas als auch des Romans zur Sprache. Es ist das Thema der Groß­ mutter. Die Geschichte vom " wunderbaren Tier", die sie am Dramenbeginn abends dem Brüderchen erzählt, endet mit ei­ nem Schuß. 127 Der Jäger erlegt das Tier, weil er es so liebte, daß er sich nicht mehr von ihm trennen wollte. Auf die Frage Brü­ derchens, warum das Tier denn nicht weggelaufen ist, antwortet die Großmutter : " . . . vielleicht hat es die große Liebe seines 1 24 23. 1 . 1 944 WEN 2 1 6 f. Bonhoeffer geht auf Schwierigkeiten " bei der Frage des Sprechantrags" im Gefängnis ein, die Bethge in einem Brief aus Lissa am 2 . 1 . 1 944 WEN 203 erwähnt hat : " Die Freundschaft - sie mag so aus­ schließlich und bis in alle Güter hineingehend sein - hat keine , necessitas' [" Notwendigkeit"]. . . " 1 25 WEN 422-425 (Zitat 422). 1 26 Vgl. die Ü berschrift des Anfang 1 943 entstandenen " Ethik"-Manu­ skripts DBW 6 (E), 365-39 1 : " Das , Ethische' und das , Christliche' als Thema" . 1 27 Matthias Schollmeyer verbindet diese Geschichte mit einer Kindheitsbe­ gebenheit B onhoeffers. Der dreizehnjährige Dietrich bedankt sich bei der Großmutter in einem Brief für ein Tiermärchenbuch, aus dem abends vorgele­ sen wurde, und berichtet im selben B rief von einem Hexenschuß, der ihn ein paar Tage in der Schule hat fehlen lassen ; s. 1 1 . 2 . 1 9 1 9 DBW 9, 20. Vgl. M. Schollmeyer, Das " wunderbare Tier" . .

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Jägers gespürt und hat darum seinen Jäger auch ein wenig ge­ liebt und hat ihn darum mit so stillen furchtlosen Augen ange­ sehen ? Vielleicht hat es den Tod geahnt und doch nicht gefürch­ tet. " 1 2 8 Dem Romanfragment hat Bonhoeffer die Überschrift " Sonntag" gegeben. Der Sonntag ist ein besonderer Tag : Tag des Kirchgangs, Tag der Besinnung und Ruhe - der Ruhe sogar für die Haustiere -, Tag des vollen Geläutes der drei Glocken Misericordia, Justitia und Pax, während in der Woche immer nur die strenge Justitia erklingt. 1 2 9 Für Frau Karoline Brake, die Großmutter, ist der Kirchgang eine Selbstverständlichkeit, obgleich sie bei diesem Pfarrer nur " Geschwätz" zu hören bekommt. Es schmerzt sie, aber sie versteht, daß ihre Enkel nicht mehr in die Kirche gehen. Einer von ihnen würde ihr entgegenhalten : " , Eine Sache, die so j äm­ merliche Vertreter hat, kann wohl nicht mehr sehr viel Kraft in sich haben ; mich interessiert das Lebendige und Heutige und nicht ein vergangener toter Glaube. ' Was war darauf zu erwi­ dern ? . . . Es kam doch einfach darauf an, ob das Christentum, in dem Frau Brake aufgewachsen war und ihr Leben gelebt hatte, heute und in seinen Vertretern etwas ist oder nicht. " 1 3 0 Dies ist für Bonhoeffer ein zentrales Problem. Ende April 1 944 schreibt er : " Was mich unablässig bewegt, ist die Frage, was das Christentum oder auch wer Christus heute für uns ei­ gentlich ist. Die Zeit, in der man das den Menschen durch Worte - seien es theologische oder fromme Worte - sagen könnte, ist vorüber ; ebenso die Zeit der Innerlichkeit und des Gewissens, und das heißt eben die Zeit der Religion überhaupt. Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen ; die Men­ schen können einfach, so wie sie nun einmal sind, nicht mehr 1 28 S. 22 f. Bonhoeffer brachte das Bild des gejagten Wildes schon 1 934 in London in einer Predigt zu Jcr 20,7, in der er den Propheten Jeremia zu Gott, dessen Liebe er zu spüren bekommen hat, sagen ließ : " Du hast mir nachgestellt, hast mich nicht loslassen wollen - und nun kann ich nicht mehr von dir los, nun schleppst du mich davon als deine Beute" ; s . 2 1 . 1 . 1 934 GS V 507. Es ist möglich, daß B onhoeffer damals die Jeremias-Dichtung Stefan Zweigs gelesen hatte, vgl. S. Zweig, J eremias, Das erste Bild : Die Erweckung des Profeten. 1 2 9 S . 1 8 7-1 89. 1 30 S. 76.

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religiös sein . " " Wie sprechen (oder vielleicht kann man eben nicht einmal mehr davon , sprechen' wie bisher) wir , weltlich' von , Gott', wie sind wir , religionslos-weltlich' Christen, wie sind wir h-xAYJoCa, Herausgerufene, ohne uns religiös als Be­ vorzugte zu verstehen, sondern vielmehr als ganz zur Welt Ge­ hörige ? " l 3 l Eine Nachbarin der Brakes, die eine brave Kirchgängerin ist, lobt im Gespräch mit Frau Karoline Brake den Pfarrer, " der so menschlich, so lebensnah und so schön zu reden versteht . . . . Hat er es nicht wundervoll gesagt ? Ja, - was hat er doch eigent­ lich gesagt ? Es ist garnicht möglich, es wiederzugeben. Aber es kommt j a auch nicht darauf an, man fühlt es doch und man ist ganz gehoben und weiß garnicht recht warum . . . ". Frau Brake sagt ihr ihre Meinung, daß der Pfarrer den Hörern nach dem Mund geredet, aber nicht Gottes Wort gepredigt hat, und stellt im stillen fest : " . . . dieses fromme Gerede hat ja mit dem Chri­ stentum garnichts mehr zu tun ; es ist gefährlicher als der krasse Unglaube. ,, 132 Diese Nachbarin ist eine Verkörperung der " Religiösen", über die Bonhoeffer Ende April 1 944 schreibt : "Oft frage ich mich, warum mich ein , christlicher Instinkt' häufig mehr zu den Religionslosen als zu den Religiösen zieht, und zwar durchaus nicht in der Absicht der Missionierung, sondern ich möchte fast sagen , brüderlich' . Während ich mich den Religiösen gegenüber oft scheue, den Namen Gottes zu nennen, - weil er mir hier irgendwie falsch zu klingen scheint und ich mir selbst etwas unehrlich vorkomme, (besonders schlimm ist es, wenn die an­ deren in religiöser Terminologie zu reden anfangen, dann ver­ stumme ich fast völlig und es wird mir irgendwie schwül und unbehaglich) - kann ich den Religionslosen gegenüber gelegent­ lich ganz ruhig und wie selbstverständlich Gott nennen. " 133 131 1 32 1 3)

30. 4. 1 944 WEN 305 und 306. S. 80-82. 30. 4 . 1 944 WEN 307. Ihm liegt an einer unbedingten Wahrhaftigkeit, die verbietet, etwas auszusagen, dessen man sich nicht sicher ist. Für sein " Ethik"­ Buch hatte er 1 940 geschrieben (DBW 6, 1 06) : " Intellektuelle Redlichkeit in allen Dingen, auch in den Fragen des Glaubens, . . . gehört . . . zu den unauf­ gebbaren sittlichen Forderungen des abendländischen Menschen . " Vgl. die

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Das " brüderliche" Gefühl den Religionslosen gegenüber läßt sich bei Bonhoeffer auch ganz wörtlich verstehen. Manche sei­ ner Geschwister - " Brüder" - kann man als " religionslos", aber durchaus als Christen sehen. In den nicht zur Kirche ge­ henden Brake-Kindern sind leicht Bonhoeffer-Geschwister zu erkennen. Später im Roman denkt Christoph im Gespräch mit Ulrich über die Einstellung der Eltern nach : " Sie gehen nicht zur Kir­ che, Tischgebet gibt es nur wegen Brüderchen. Und trotzdem sind sie doch ebensowenig wie deine Mutter von dem Geist des verkehrten Ehrgeizes, des Karrieremachens, der Titel und der Orden angesteckt. . . . Woran liegt das ?" Ulrich überlegt und antwortet : " Das liegt daran, daß sie, ohne es zu wissen und jedenfalls ohne es auszusprechen, in Wirklichkeit noch im Chri­ stentum leben, ein unbewußtes Christentum. "134 Hier kommt Überlegungen zu " Was glauben wir wirklich ? " und " Redlichkeit uns selbst gegenüber" im " Entwurf einer Arbeit" Sommer 1 944 WEN 4 1 5 . 1 34 S . 1 1 0. D e n Ausdruck "unbcwußtcs Christentum" hatte Bonhoeffer schon Ende 1 940 zu einem " Ethik"-Manuskript notiert, in dem es heiß t : Das Menschliche und Gute " soll und darf für J esus Christus in Anspruch genom­ men werden, besonders dort, wo es als unbewußter Rest einer vormaligen Bin­ dung an das Letzte dasteht. Es mag oft ernster aussehen, einen Menschen in dieser Lage schlechthin als Nicht-Christen anzusprechen und ihn zum B ekennt­ nis seines Unglaubens zu drängen. Es wird aber christlicher sein, gerade einen solchen Menschen, der es selbst nicht mehr wagen würde, sich einen Christen zu nennen, als Christen in Anspruch zu nehmen" ; unter dieser Manuskript­ steIle steht am Rand: " unbewußtes Christentum" (DBW 6, 1 62 und Anm. 95). Aus dem Sommer 1 944 stammt die Notiz auf dem Tegeler Zettel NL A 86,20 (WEN 4 1 2) : " Unbewußtes Christentum : Linke nicht weiß, was die rechte tut. Mt. 25" ; vgl. Mt 6 , 3 : " . . . laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf daß dein Almosen verborgen sei", dazu DBW 4 (N), 1 50-1 5 7, bes. 1 55 . Zu Mt 25,3 1-46 s . DBW 4 (N), 296 : " Als wir es nicht wußten, haben wir ihn [Christus 1 gespeist, getränkt, gekleidet und besucht" . An Eberhard B ethge schrieb Bonhoeffer am 27. 7. 1 944 WEN 405 : " Die Frage, wie es eine , natürli­ che' Frömmigkeit geben kann, ist zugleich die Frage nach dem , unbewußten Christentum' , die mich mehr und mehr beschäftigt. " Schon vor seiner Inhaf­ tierung hatte Bonhoeffer sich mit seinem Schwager Rüdiger Schleicher, der dann gern von der " anima naturaliter christiana" sprach, über dieses Thema unterhalten. Tertullians Ausspruch " Anima humana naturaliter est christiana" (" die menschliche Seele ist natürlicherweise christlich") ist Motto des Buches Alfred von Martins " Die Religion in Jacob Burckhardts Leben und Denken. Eine Studie zum Thema Humanismus und Christentum" ( 1 942), das Bonhoef­ fer für seine " Ethik" las.

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klar zum Ausdruck : In dem Bürgertum, "wie wir es in unseren Familien kennen", sieht Bonhoeffer " gerade vom Christlichen her" sonst selten gewordene Verhaltensweisen lebendig. 135 In der Brake-Familie ist das Christentum nicht eigentlich un­ bewußt, sondern es herrscht eine Scheu, davon zu sprechen. Klara Brake erzählt Frau von Bremer von ihrem Tageslauf, aber daß sie "jedesmal noch vor dem Beginn der Arbeit ein Kapitel aus der Bibel las, verschwieg sie" . 136 Wie stark sich die Scheu, von Glaubensdingen zu sprechen, in Bonhoeffers Familie fand, ist abzulesen an einem Brief von Dietrichs Schwester Christine. Sie war ebenso wie ihr Mann Hans von Dohnanyi und ihr Bruder am 5. April 1 943 gefangen­ genommen worden. Aus dem Gefängnis schrieb sie am Oster­ sonntag, dem 2 5 . April, an ihre Kinder : "Wir haben ja mitein­ ander nie viel von religiösen Dingen gesprochen. Es ist nicht j edem gegeben, von diesen Dingen zu reden. Aber ich will Euch sagen, ich bin so fest davon überzeugt, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, und unser ganzes Leben hat es immer wieder bewiesen, daß ich in all der Einsamkeit und Sorge um Euch alle, wirklich nicht einen Augenblick verzwei­ felt war. Ihr werdet Euch sicher wundern, daß ich das sage, von der Ihr doch sicher geglaubt habt, daß ich dem allen ferner stehe. Bei mir ist es eben so, daß ich schon im Gefängnis sitzen muß, um so etwas auszusprechen". 137 Immer deutlicher wurde es Bonhoeffer, daß das " , Für-an­ dere-dasein' Jesu"138 derzeit in der Kirche kaum realisiert wer­ den konnte. Angehörige seiner Familie hingegen, die - wie auch andere Widerstandsmitstreiter - nur lose mit der Kirche ver­ bunden waren, setzten sich mutig für Verfolgte ein. Diese Be­ obachtung ist sicher einer der Gründe, warum sich Bonhoeffer in Tegel mit seiner bürgerlichen Familientradition befaßte und l 3 5 Vgl. 1 8 . 1 1 . 1 943 WEN 1 4 8 . 1 3 6 s. 1 39 . Dieses Verschweigen

erinnert a n die "Arkandisziplin . . . , durch die die Geheimnisse des christlichen Glaubens vor Profanierung behütet wer­ den", s. 5 . 5 . 1 944 WEN 3 1 2 . 1 3 7 E. und R. Bethge, Letzte Briefe i m Widerstand, 6 7 . D i e Bibelstelle, an die Christine von Dohnanyi ihre Kinder erinnert, ist Röm 8,28. 1 3 8 Sommer 1 944 WEN 4 1 4 .

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Nachwort der Herausgeber

ihn das , religionslose' und , unbewußte Christentum' beschäf­ tigte. 1 39 Menschen, die sich vom Nationalsozialismus nicht ein­ schüchtern ließen, waren natürlich nicht nur innerhalb des Bil­ dungsbürgertums zu finden. Im Haus der Eltern Bonhoeffers arbeitete des öfteren ein solcher Mann, der Tischler war. Seine Meinung wurde von der ganzen Familie mit Interesse erwartet, denn er berichtete von seinem Arbeiter-Umkreis, zu dem man sonst kein so nahes Verhältnis hatte, daß man politische Fragen offen hätte besprechen können. Menschen dieser Art gab es in der Arbeiterschaft, im Gefängnis und sogar in den " Elends­ quartieren", von denen im Roman Franz Brake sagt, er habe dort bei den Menschen " viel Hilfsbereitschaft und Güte gefun­ den, ohne daß sie darüber ein Wort verlieren" . 140 Im Drama wird berichtet, wie dem Hafenarbeiter Heinrich durch ein Rembrandt-Bild, das Christus heilend zwischen den Armen zeigt, "plötzlich mitten in der Hölle - Gott begegnet" war. Er fing an, nachts zu lesen, vor allem die Bibel ; " . . . ich habe eben Gott nicht mehr vergessen können und wollte in meiner Hölle mit ihm leben, aus Jammer. " Fromm sei er dabei nie gewesen, auch in die Kirche wäre er nicht gegangen. 141 Die Person des Heinrich war Bonhoeffer wichtig. Sie erinnert an einen Tegeler Gefängnisaufseher, von dem er im Januar 1 944 " sehr erschüttert" schrieb : " Der für mein Gefühl bei weitem intelligenteste und menschlich sympathischste Mann aus dem hiesigen Haus ist in der Stadt durch einen Volltreffer getötet worden . . . . Wir hatten viele gute Gespräche . . . ein aus dem Arbeiterstand hervorgegangener wirklich gebildeter Mann". 142 In der Erzählung läßt sich der Gefreite Berg in seiner Men­ schenfreundlichkeit nicht durch das feindselige Verhalten seiner Kollegen und Vorgesetzten beirren. Auch dieser Mensch mit seinem unerträglich entstellten Gesicht ist, obwohl kein Wort darüber fällt, als Christ in Anspruch genommen.

139 1 40 141 1 42

Vgl. 30. 4 . 1 944 WEN 308 und 27. 7. 1 944 WEN 405. S. 123. 5 . 3 8 u n d 39. 29. und 30. 1. 1 944 WEN 224.

Nachwort der Herausgeber

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Tod und A uferstehung Der Tod wurde für Dietrich Bonhoeffer schon früh zur Realität. Seine Zwillingsschwester Sabine Leibholz schreibt : " Dietrich und ich schliefen als Acht- bis Zehnj ährige im selben Zimmer und hatten abends in unseren Betten sehr ernsthafte Gespräche über den Tod und das Ewige Leben. Der Krieg 1 9 1 4 war aus­ gebrochen, und wir hörten vom Tod der großen Vettern und der Väter der Klassenkameraden . . . . Wir bemühten uns, der Ewig­ keit j eden Abend etwas näher zu kommen, indem wir uns vor­ nahmen, nur an das Wort Ewigkeit zu denken und keinen an­ deren Gedanken einzulassen. Sie erschien uns sehr lang und unheimlich. Nach längerer Zeit intensiver Konzentration fühl­ ten wir uns oft schwindlig. An diesem selbstgewählten Exerzi­ tium hielten wir lange fest. " 143 Besonders einschneidend war für die Familie der Tod des Bruders Walter, der 1 9 1 8 achtzehnjährig in Frankreich fiel. Wurde Dietrich hier zum erstenmal der Schrecken des Todes deutlich, so bildete sich in diesem Zusam­ menhang doch auch die Vorstellung des heroischen Sterbens heraus. Bezeichnend ist eine Schülerarbeit Bonhoeffers über J u­ lian Apostata, der ähnlich dem eigenen Bruder jung im Kampf gefallen ist. 144 In Bonhoeffers Beschäftigung mit dem Tode taucht immer wieder der Gedanke an eine frühe Vollendung im Sterben für ein hohes Ziel auf. Todessehnsucht, wie sie in der Kunst zum Ausdruck kommt, hat sicher früh auf Bonhoeffer gewirkt. Als Vierzehnjähriger kaufte er sich die Reproduktion einer Klinger-Lithographie " Vom Tode" . 145 Viele Lieder und Gedichte, in denen der Tod als Ort des Friedens vorgestellt und sogar aus verschiedenen Gründen gesucht wird, kannte er genau. Schon als Junge beglei­ tete er sie auf dem Klavier. 146 1 43 1 44

W. -D. Zimmermann, Begegnungen, 1 6 f. Vgl. DBW 9, 622. Hinweise dieser Art gab Hans Pfeifer, der Herausge­ ber von DBW 9. 1 4 5 Matthias Schollmcyer, Bonhocffers Theologie, 2 1 1 , weist dieser Tatsache große B edeutung zu. 1 4 6 Als Beispiel seien zwei Lieder genannt, einmal " Fcldeinsamkeit" von Brahms : " Ich ruhe still im hohen grünen Gras . . . . Mir ist als ob ich längst gestorben bin und ziehe selig mit durch ew'ge Räume" ; zum anderen ein Lied

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Nachwort der Herausgeber

Die Bonhoeffer-Kinder wußten aus Liedern der Herrnhu­ ter147 um lebendige Ewigkeitshoffnung. Daß der junge Dietrich Bonhoeffer davon mitgeprägt war, zeigt seine Kindergottes­ dienstansprache zum Totensonntag 1 926 : " . . . der Tod ist ein Kommen, ein Rufen, ein Anklopfen Gottes bei uns ; nun stehen wir dem Reich der Herrlichkeit so nah wie nie ; es steht vor [ der] Tür, ja das Reich Gottes ist nahe gekommen" . 1 48 Eine merkwürdige Skizze Bonhoeffers, wohl aus dem Jahr 1 932, beschreibt einen Knaben, der sich vorstellte, wie er auf dem Totenbett liegt und seine letzten Worte an die Familie rich­ tet. Er will gern " einen schönen frommen Tod" sterben und den anderen zeigen, " daß das Sterben nicht hart, sondern herr­ lich ist für den, der an Gott glaubt" . Aber eines Tages befiel ihn panische Angst davor, wirklich zu sterben. " . . . also war er doch feige ; er empfand Ekel über seine theatralische Vorstel­ lung. Und doch betete er oft in starken Augenblicken, Gott möchte ihn doch endlich erlösen". Aber die Angst wurde über­ mächtig, geradezu zur Krankheit, und schließlich sah er mit Entsetzen : " Die Krankheit war, daß er das Wirkliche als wirk­ lich ansah, seine Krankheit war unheilbar. . . . Von diesem Tag an aber begrub er etwas in sich, über das er lange Zeit nicht mehr sprach, auch nicht mehr nachdachte. " 149 In diesem Text von Schumann, das Dietrichs Mutter besonders oft und temperamentvoll sang : "Die beiden Grenadiere" nach dem Gedicht von Heine, in dem einer der Gre­ nadiere sich tötet, weil sein Land besiegt und der Kaiser gefangen ist. Mit Hoffnung auf einen späteren Sieg endet das Lied zum pathetischen Klang der Marseillaise. Für die vielen Choräle, in denen der Tod als Erlösung verheißen wird, soll eine Strophe aus dem Lied " Gib dich zufrieden" von Paul Gerhardt ein Beispiel sein. Dietrich Bonhoeffer hatte das Lied mit Franz Hildebrandt in der Familie seiner Schwester Ursula und Rüdiger Schleichers eingeführt und oft dort mitgesungen (EKG 295 , 1 4) : " Es ist ein Ruhetag vorhanden, da uns unser Gott wird lösen ; er wird uns reißen aus den Banden dieses Leibs und allem Bösen. Es wird einmal der Tod herspringen und aus der Qual uns sämtlich bringen. Gib dich zufrieden ! " 1 4 7 Diese kannten s i e durch ihre Mutter, d i e zeitweise e i n Internat d e r Brü­ dergemeine (Gnadau) besucht hatte, und durch ihre Erzieherin Fräulein Maria Horn, eine Herrnhuterin. 1 4 8 DBW 9, 556. Später stellte er der Jenseitssehnsucht, deren Einseitigkeit er erkannte, die " tiefe Diesseitigkeit des Christentums" entgegen, s . 2 1 . 7. 1 944 WEN 40l . 1 49 GS VI 232 f.

Nachwort der Herausgeber

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erfährt die kindliche Vorstellung vom glanzvollen Tod eme wichtige Korrektur. Im Wintersemester 1 932/33 bedachte Bonhoeffer die Realität des Todes in seiner Vorlesung an der Berliner Universität über " Schöpfung und Fall", einer theologischen Auslegung der er­ sten drei Kapitel der Bibel. Gott verhütet, daß der gefallene Adam, der die Frucht vom Baum der Erkenntnis gebrochen hat, auch vom Baum des Lebens ißt und ewig lebt. Adam nach dem Fall ist sicut deus, " wie Gott", " ist ja sein eigener Gott, sein eigener Lebensschöpfer geworden, sucht er Gott, sucht er das Leben, so sucht er eben sich . . . . Der ohne Leben verschmach­ tende Adam will seinen eigenen Tod, vielleicht, daß der Tod ihm das Leben schenke . . . in diesem Sterben hofft Adam sein Leben aus der Frohn des ohne Leben Lebenmüssens retten zu können, es ist also Flucht vor dem Leben und nach dem Leben Greifen zugleich . . . . Adam ist sicut deus, aber er ist als solcher im Tod". 150 So sieht der Tod für den Menschen nach dem Fall aus . Bonhoeffer hat diesen Anblick aushalten können, weil er wußte : " Aber Christus lebt. " " Die Welt steht von Anfang an im Zeichen der Auferstehung Christi von den Toten. "1 5 1 Was 1 932/33 von Adams Sein i m Tod gesagt war, wird im Tegeler Dramenfragment von dem unheimlichen " Fremden" verkörpert. Für ihn ist der Tod schaurig und faszinierend zu­ gleich : wie die undurchdringliche Schwärze einer sternenlosen Nacht, wie " ein fallendes Beil", " eine Braut am Vorabend der Hochzeit" , ein bewunderter mächtiger Herr. Bonhoeffer hat sich die Formulierungen gründlich überlegt. 1 52 Das gebannte Starren auf den Tod kannte er wohl - als Anfechtung. Den " Fremden" schildert er als dem Tode hörig geworden. Er läßt ihn, scheinbar mit der Bibel, das Leben im Dienst des Todes als des einzigen Herren anpreisen und sagen : Das Wort " , sie rin­ gen nach dem Tode' . . . ist ein kluges Wort. So sind die Men­ schen heute . Sie fürchten den Tod nicht, sie fliehen ihn nicht, sondern sie suchen ihn, sie lieben ihn, , sie ringen nach ihm' " . 153 1 5C 151 1 52 1 53

DBW 3 (Sf), 1 3 3 (zu Gen 3 ,22�24). DBW 3 (Sf), 135 (zu Gen 4, ] ) und 33 (zu Gen ] , ] f) . Vgl. S. 259 den Tegeler Zettel NL A 86, 8 und S . 54. S . 5 7 f, vgl. Mt 6,24 und aus den alttestamentlichen Apokryphen Weisheit Salomos 1 , 1 6 .

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Nachwort der Herausgeber

Auf den anderen in " Schöpfung und Fall" angedeuteten Aspekt, die Sicht des Todes von Tod und Auferstehung Christi her, konzentrierte sich Bonhoeffer im Predigerseminar der Be­ kennenden Kirche in Finkenwalde zwischen 1 93 5 und 1 93 7 . Im Buch " Nachfolge", das aus seinen neutestamentlichen Lehrver­ anstaltungen dort hervorging, klingt immer wieder der Vers " Ich sterbe täglich" aus dem ersten Korintherbrief an. Das Lei­ den der Gemeinde J esu Christi " ist zuerst das Erleiden des Kreuzestodes in der Taufe, es ist fortan das , tägliche Sterben' der Christen ( 1 . Korinther 1 5 , 3 1 ) in der Kraft seiner Taufe" . 1 54 An diesen Tauftod erinnerte Bonhoeffer im Herbst 1 939, als kurz nach Beginn des Krieges der Tod in greifbare Nähe gerückt war. Am 3. September war der erste aus der Finkenwalder Ge­ meinschaft im Polenfeldzug gefallen. Diese Nachricht veran­ laßte Bonhoeffer, im Rundbrief für die ehemaligen Schüler den Unterschied zwischen dem Tod von außen und dem eigenen von innen zu beschreiben. Der von außen ist der unberechen­ bare, zufällige, der j ähe, sinnlose, überfallartige, zu frühe Tod, mit dem man kaum fertig wird. Den eigenen Tod sterben Chri­ sten in täglicher Buße und Liebe zu Christus und zu den Men­ schen in ganzer Hingab e ; solche tägliche Einübung und Erfah­ rung von Tod und Leben verringert dann den drohenden Schauer des am Wege lauernden, fremden Kriegstodes. " Daß . . . es uns geschenkt wird, daß uns der Tod von außen erst antrifft, wenn wir durch diesen eigenen Tod für ihn bereit ge­ macht sind, das darf unser Gebet sein ; dann ist unser Tod wirk­ lich nur der Durchgang zur vollendeten Liebe Gottes. " I SS Diese seelsorgerliche Unterscheidung vertiefte Bonhoeffer Weihnachten 1 942 in einem Abschnitt von " Nach zehn Jahren" nochmals, indem er der Todesdrohung von außen - auch ange­ sichts des Konspirationsverlaufes - den willentlich in Verant­ wortung auf sich genommenen Todl 56 entgegensetzte. " Nicht 1 5 4 DBW 4, 235. In seinem Sachregister für das Buch verwies er beim Stich­ wort Tod auf Kreuz und Taufe, s . a. a. 0., 3 8 7. 1 55 20. 9 . 1 939 GS II 558, vgl. 553. 1 5 6 Schon 1 940/4 1 , s . DBW 6 (E), 1 97, hatte Bonhoeffer erwogen, daß " ein Gefangener sich das Leben nimmt, weil er fürchten muß, unter der Anwendung der Folter sein Volk, seine Familie, seinen Freund zu verraten" - und so die Sache der Verschwörung zu gefährden.

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die äußeren Umstände, sondern wir selbst werden es sein, die unseren Tod zu dem machen, was er sein kann, zum Tod in freier Einwilligung. " 1 57 Ein Viertelj ahr später wurde Bonhoeffer verhaftet und mußte fortan angesichts seines wahrscheinlich bevorstehenden Todes leben. Wenn er im Dramenfragment den auf den Tod zugehen­ den Christoph über eine bessere Zukunft für Deutschland spre­ chen läßt, so ähnelt das der Aussage in einem Brief vom Mai 1 944 : " . . . wir bangen . . . um unser Leben, aber wir müssen doch zugleich Gedanken denken, die uns viel wichtiger sind, als unser Leben. "1 58 Von einem zum Tode geführten Verurteilten heißt es in Bonhoeffers Gedicht " Nächtliche Stimmen in Te­ gel" : " Mutig und stolzen Schrittes hör' ich dich schreiten. Nicht mehr den Augenblick siehst du, siehst künftige Zeiten. Ich gehe mit dir, Bruder, an jenen Ort, und ich höre dein letztes Wort : , Bruder, wenn mir die Sonne verblich, lebe Du für mich ! ' "1 59 Vom Auftrag an den B ruder, weiterzuleben, nach­ dem er selbst oben auf dem " Gipfel" gestorben sein wird, er­ zählt im Dramenfragment Christoph behutsam dem Brüder­ chen. 160 Gegen Ende des Dramenfragments sagt Heinrich zu Chri­ stoph : " Ihr habt ein Fundament, ihr habt Boden unter den Füßen, ihr habt einen Platz in der Welt, für euch gibt es Selbst­ verständlichkeiten, für die ihr einsteht und für die ihr euch auch ruhig den Kopf abschlagen lassen könnt, weil ihr wißt, daß eure Wurzeln so tief liegen, daß sie wieder treiben werden. " Sehr nachdenklich sagt Christoph darauf: " Boden unter den Füßen ­ ich habe das so nicht gewußt - ich glaube, du hast recht - ich verstehe - Boden unter den Füßen - um leben und um sterben zu können _" . 161 Hier hat das vom Hafenarbeiter Heinrich Ge­ sagte dem Bürgersohn Christoph auf einmal klargemacht, wie stark die Wirkungen sind, die seine Familientradition ausübt : Sie kann nicht nur zu notwendigem, auch gefährlichem Han­ deln motivieren, sondern dabei auch Gewißheit, ja Geborgen1 57 1 58 1 59 1 60 161

1 942/43 WEN 26. 29. 5 . 1 944 WEN 340, vgl. S . 49 f. Sommer 1 944 WEN 3 8 8 . S . 34. 5 . 69, 7 1 .

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heit über Mauern, Grenzen und Zeiten hinweg vermitteln. Die Grundlage dieser Tradition ist, wenn auch kaum ausgespro­ chen, das Christentum. Auch Heinrich hat als Christ gelebt, aber für ihn, ohne den Rückhalt durch Tradition und Familie, war solches Leben schwerer durchzuhalten. " Das Sterben ist interessant, nicht das Totsein", behauptet im Drama der " Fremde", der Agent des Todes. 1 62 In einem Brief Bonhoeffers vor Ostern 1 944 steht : " Wie wir mit dem Sterben fertig werden, ist uns wichtiger, als wie wir den Tod besiegen. Sokrates überwand das Sterben, Christus überwand den Tod als EOxU'We; EX8g6e;163 ( 1 . Kor 1 5 , 2 6) . " Im Blick auf Christus sah Bonhoeffer: , Kunst des Sterbens' ist nicht das Letzte, darauf kommt es nicht wirklich an. " Nicht von der ars moriendi, sondern von der Auferstehung Christi her kann ein neuer, reinigender Wind in die gegenwärtige Welt wehen. Hier ist die Antwort auf das : ÖOe; [toL ]tov onp XUL XL V'rlOW L�V yijv. 1 64 Wenn ein paar Menschen dies wirklich glaubten und sich in ihrem irdischen Handeln davon bewegen ließen, würde vieles anders werden. "165 Von dem "Boden unter den Füßen - um leben und um ster­ ben zu können" 166 spricht ganz ruhig und deutlich der Geburts­ tagsbrief an Eberhard Bethge im August 1 944 : " Gewiß ist, . . . daß keine irdische Macht uns anrühren kann ohne Gottes Wil­ len, . . . gewiß ist, daß im Leiden unsre Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist ; gewiß ist, daß wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt. Zu all dem hat Gott in J esus Ja und Amen gesagt. Dieses Ja und Amen ist der feste Boden, auf dem wir stehen. ' ' '67 Die Gewißheit, " daß keine irdische Macht uns anrühren kann ohne Gottes Willen", ver­ weigert es Adolf Hitler, Herr über Leben und Tod seiner poli­ tischen Gefangenen zu sein. Ende Juli 1 944, eine Woche nach dem Attentatsversuch, hatte Bonhoeffer geschrieben : " . . . nicht 1 62 1 63 1 64

S. 57. Dt. : " letzter Feind". Siehe S . 7 1 die Frage nach dem " archimedischen Punkt, auf dem ich stehen kann" . 1 65 27. 3 . 1 944 WEN 270. 1 66 S . 71 . 1 6 7 2 1 . 8 . 1 944 WEN 425 f.

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nur die Tat, sondern auch das Leiden ist ein Weg zur Freiheit. Die Befreiung liegt im Leiden darin, daß man seine Sache ganz aus den eigenen Händen geben und in die Hände Gottes legen darf. In diesem Sinne ist der Tod die Krönung der menschlichen Freiheit. Ob die menschliche Tat eine Sache des Glaubens ist oder nicht, entscheidet sich darin, ob der Mensch sein Leiden als eine Fortsetzung seiner Tat, als eine Vollendung der Freiheit versteht oder nicht. Das finde ich sehr wichtig und sehr tröst­ lieh. " 1 6 8 In dieser Zeit entstand das Gedicht " Stationen auf dem Wege zur Freiheit" . Die letzte der vier Strophen hat die Über­ schrift " Tod" : " Komm nun, höchstes Fest auf dem Wege zur ewigen Freiheit, Tod . . . . Freiheit, dich suchten wir lange in Zucht und in Tat und in Leiden. Sterbend erkennen wir nun im Angesicht Gottes dich selbst. " 1 69

168 1 69

2 8 . 7. 1 944 WEN 407. WEN 403. Das Reichssicherheitshauptamt sorgte dafür, daß 1 945 am 9. April Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer und noch am 23. April Rüdiger Schleicher und Klaus Bonhoeffer getötet wurden. Am 30. April 1 945 brach mit dem Selbstmord Hitlers das NS-Regime zusammen.

Anhan g

Erzählun g sfra g ment

Und wozu sind wir beide wohl heute zusammen, wenn nicht um wieder einmal gründlich bei uns selbst anzufangen ?! ( Es kam für ihn ohnedies nicht inbetracht, Martin einen Aus­ bruch seines Temperamentes zu verübeln. ) 2 Dann schwieg er einen Augenblick, wie um seine Gedanken zu sammeln, und sagte : Wir gehen, glaube ich, auf zwei verschie­ denen Wegen zum gleichen Ziel, Martin. 3

1 Tegeler Zettel N L A 86, 1 2 , ein DIN-A-4-Bogen - dieses Format benutzte Bonhoeffer für alle " Ethik"-Manuskripte und die literarischen Arbeiten in Te­ gel -, Tintenschrift. Nach dem Fragezeichen, gestr. : " Ich" . Unten auf dieser Seite des Bogens eine Bleistiftskizze zum Finden eines Weges. D 2 Erster Satz auf der anderen Seite des Bogens, gestrichen. D 3 Ersetzt: " , es sind, glaube ich, zwei verschiedene Wege, die wir gehen". Es handelt sich offenbar um drei verworfen� Anfänge einer Ms-Seite für die kleine literarische Arbeit über die Wiederbegegnung zweier Freunde nach langer Trennung im Krieg, die in Brie­ fen an Eberhard B ethge am 25. 1 2 . 1 943, 1 8 . und 29. /30. 1 . , 23. 2 . und als " nicht ganz fertig geworden" am 8. 7. 1 944 erwähnt ist, s. WEN 200, 2 1 2 , 224, 247, 380. Auf dieser Bogenseite stehen weitere Notizen, u. a. : "Barth. Offen­ barung, auch nur Religion, nicht konsequent" ; vgl. 30. 4 . 1 944 WEN 306 : "Wenn die Religion nur ein Gewand des Christentums ist . . . was ist dann ein religionsloses Christentum ? Barth, der als einziger in diese Richtung zu denken angefangen hat, hat diese Gedanken dann doch nicht durchgeführt . . . ".

Zettelnotizen für das Drama

NL A 8 6 , 7 1 Bürgertod. Soldatentod. so tun als finge alles neu an, als gäbe es nicht . . . . Die Motive unterschieben. [Bleistift :] Liebe zu den Menschen, " Pöbel" Freundlichkeit gehört zur Vornehmheit [Tinte :] /\ Wortlose/\ /\ Ehr/\ furcht vor dem Gewordenen, dem Gegebe­ nen Worte spielen keine große Rolle, man ver­ steht den Blick, die Geste man gibt dem anderen Freiheit auf Ver­ trauen. Jeder seinen Platz langsam Aufbau Geborgenheit. [Bleistift :] /\Die /\ Wichtigtuer in den Mißkredit gebracht. _________

NL A 86, 1 02 ( Vertrauen heißt nicht alles voneinander wissen, sondern Wichtiger /\ noch /\ als Offenheit ist das Offensein für den ande­ ren, auch für I sein Schweigen, und Vertrauen beruht nicht dar1 DIN-A-6-Blättchen, wie " Ethik"-Zettel im letzten Arbeitszeitraum 1 943 vor der Verhaftung (vgl. Zettelnotizen 1 2 0-1 26) ; unten naß geworden ; Tinte, dazu Bleistift ; auf der Rückseite Spuren von Bleistiftschrift, vielleicht u. a. " . . . Polizei . . . " , möglicherweise ausradiert. (Mit " A A" sind nachträgliche Zusätze eingefaßt. ) Anklänge S . 66-7 1 . 0 2 Mit Bleistift beschriebener Bogen Durchschlagpapier, etwas breiter als DIN A 4 - wie NL A 70, 4 (2) -, einmal gefaltet wie zu einem DIN-A-5-Doppelbogen ; auf dem hinteren DIN-A-5-Teil • • •

Zettelnotizen

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auf, } daß man alles I voneinander weiß,4 sondern daß man dem anderen I glaubt ) 5 Deutschland - viel mißbraucht, es kommt mir schwer über die Lippen. Worte. Was uns selbstverständlich war, hat man zur Phrase gemacht. Wir tun es nicht, weil man es uns I\ in Zeitun­ gen und Versammlungen 1\ predigt sondern weil es uns selbstver­ ständlich ist. Wir lieben von I\ den höchsten Gütern l\ 6 zu schweigen. I I\ von der Arbeit oder Ehre l\ 7 Freiheit, Liebe zum Volk, Kameradschaft, kam uns nicht so leicht über die Lippen, wie den Journalisten, weil wir täglich damit umgegangen sind, weil wir ihren Wert und ihre Grenze erlebt haben. Aber wir lassen uns auch von den Zynikern nicht schrecken. Ihr wißt woher das Wort Zyniker kommt, von den Hunden, die ihre schmutzigen Geschäfte schamlos vor aller Augen verrichten. Wir lächeln über diesen Verzicht. 8 Der Unterschied ist, daß sie uns den Kopf kosten konnten, für jene sind sie9 einträglich. I Es ist kein gutes Zeichen, wenn 10 das, was I\ von j eherl\ stiller und fester I\innererl\ Besitz I\ und selbst­ verständliche Haltung 1\ 1 1 aller Gutgesinnten im Lande ist, als neueste Weisheit auf dem Markt ausgeschrieen wird. 12 Die mit ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihrem Haus1 3 Hüter echter Werte stehen die zu Anfang wiedergegebenen gestr. 4 Zeilen und 1 Wort. (Das Zeichen "I" markiert, wo nötig, einen Zeilenwechsel, " ( . . . ) bedeutet Streichung durch Bonhoeffer). Der Bogen ist im DIN-A-4-Format ganz beschrieben, und zwar im unteren Teil neben den quer dazu stehenden 4 Zeilen. 0 3 Ersetzt : " heißt nicht". 0 4 Ersetzt : " wissen muß". 0 5 Diese 4 Zeilen und 1 Wort notierte Bonhoeffer auf dem Zettel als erstes. Es ist eingegangen in S. 46 f und wohl danach gestrichen. 0 6 Ersetzt wohl nicht gestr. : " unseren großen Idea­ len". 0 7 Zusatz am Rand, u . L. 0 8 Ersetz t : "haben es nicht nötig" . Der hier endende Absatz hat normalen, der folgende, stark verbesserte Absatz fast kei­ nen Abstand zum linken Rand. Nicht alle Verbesserungen werden vermerkt. 0 9 Ersetzt: " j enen bringen sie" . 0 1 0 Ersetzt : " Es sind kleingesinnte [ersetzt : " kranke"] Zeiten, in denen". 0 1 1 Ersetzt: " fester und selbstverständlicher [Ersetzung durch " unausgesprochener" rückgängig gemacht] Besitz". 0 12 Ersetzt : " zum Marktgeschrei wird". Es folgen gestr. Formulierungsversu­ ehe, darunter : " Das angeblich Neue der Schwärmer, Revolutionäre und" 1 " Die Schlagworte der Revolution sind niemals neu gewesen, die Hüter der echten Worte wenden sich mit 1 Widerwillen ab" . 0 1 3 Zusatz, gestr. : " dureh eine lange Geschlechterfolge" . ,,

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Zettel notizen

sind, 14 werden sich immer mit Widerwillen von den tönenden Worten abwenden, mit denen man die ewig Unruhigen und Tatenlosen umschmeichelt. 1 5 Freiheit, wer darf das Wort aussprechen " lernen " ? 16 nur die Hoheit des Gesetzes und der Zucht Die großen Worte der Menschheit sind Heiligtümer, zu de­ nen " sich" nur der Demütige und Gläubige nahen darf. Sie gehören nicht auf die Straße. Laßt uns die höchsten Güter durch Schweigen ehren. Laßt uns lernen I eine lange1 7 ohne Worte das Rechte zu tun " Lehrt" die Menschen 18 erst einmal wieder ohne große Worte das Rechte tun, sich nicht vergreifen an den Heiligtümern Nicht Geburt und nicht Erfolg, sondern Demut allein ist berechtigt, den hohen Gütern zu nahen. Der Adel der Demut und des Glaubens des Opfers I der Adel des Sterbens Ich spreche zu Euch, um die großen Worte vor ihrem Miß­ brauch zu schützen. Sie gehören nicht in den Mund der Masse, sondern in die Herzen, der wenigen, die sie mit ihrem Leben hüten und schützen. 19 NL A 70,4 (2)20 Vater Mutter < Kriegs > Christoph - Kriegsteilnehmer, Student, 25 Jahre. 2 1 1 4 Ersetzt: " waren". D 1 5 Ersetzt: " aufwiegelt. " E s folgt, gestr. : " Wer für höchste Güter sein Leben I eingesetzt hat, dem sind sie" ; danach, gestr. : "Die großen Dinge tut man " weil man nicht anders kann " , oder man tut sie nicht, I aber I Es gibt zweierlei Menschen : die einen". Das Wort " aber" und alles Wei­ tere steht auf der unteren Hälfte des Bogens rechts von den zu Anfang notierten gestr. 4 Zeilen. D 16 Das Wort " lernen" steht ohne erkennbare Zuordnung oberhalb von " aussprechen". Auf letzteres Wort folgt, gestr. : " ohne [ersetzt : " als allein"]" ; nach dem Fragezeichen, gestr. : " keiner als" . D 1 7 Zu ergänzen wohl : " Zeit". Es folgt, gestr. : " mit" . D 18 Ersetzt : " Die Menschen müssen". D 1 9 Ersetzt : " die sie hüten. " D 2 0 Bogen Durchschlagpapier, etwas breiter als DIN A 4 wie NL A 86, 1 0 , einmal gefaltet zu einem DIN-A-5-Doppel­ bogen, nur die vordere Seite beschrieben mit Bleistift. D 21 Zuerst geschrie­ bene Zeile ; eine Umstellungslinie verweist sie an den dritten Platz. -

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Zettelnotizen

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I\Schwesterl\ Brüderchen Großmutter Braut Freund 1\ alte 1\ Zigeunerin Arzt Pfarrer Studenten 1 . Wohnzimmer Großmutter und Brüderchen (Schwester ?)

dann Mutter ; dann Vater ; zuletzt Christoph - Gespräch über Studenten, Braut und Freund. I\ ab : " ich gehe noch etwas schreiben" - " was ?" - " noch ungeboren, verzeiht, daß ich nicht darüber reden möchte" l\ 2 . Christoph's Arbeitszimmer Bücher, Cembalo. Laute. Bilder? Freund und Braut. Brüderchen. Allein. 3 . Studenten abend 1\ Brautl\ - früher Morgen zu Haus . Groß­ mutter. Schon wach ? Sonne I aufgehen sehen 4. Auf Reise mit Freund (und Brüderchen ?) Zigeunerin. Fremder I der die Wahrheit sagt. Pfarrer, ob man im[ mer] die Wahrheit sagen muß ? 5 . Brüderchen Schlafzimmer - Großmutter und Brüderchen ; nachher Christoph 6. Christoph's Arbeitszimmer. Allein, zuletzt I\ nurl\ Brüder­ chen denkst du an den I lieben Gott ? Ja, ich denke, wie er ein glücklicheres Deutschland -

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Zettelnotizen

NL A 86, 1 1 22 Ich spreche zu euch, um die großen Worte, die den Menschen23 gegeben sind, vor dem Mißbrauch zu schützen. 24 Sie gehören nicht in den Mund der Massen, sondern in die Herzen der We­ nigen, die sie mit ihrem Leben hüten und schützen. Es ist nie­ mals ein gutes Zeichen, wenn das, was von j eher stiller und fester Besitz und selbstverständliche Haltung aller Gutgesinn­ ten im Lande ist, als allerneueste Weisheit auf der Straße25 aus­ geschrieen wird. Die mit ihrem Leben, mit ihrer /\ Arbeit /\ und mit ihren Häusern Hüter echter26 Werte sind, wenden sich mit Widerwillen von den tönenden Worten, mit denen man die Masse zu Propheten machen will. Welcher Gutgesinnte bringt heute noch die besudelten Worte Freiheit, Brüderlichkeit - j a das Wort Deutschland über die Lippen ?27 E r sucht s i e i n der Stille des Heiligtums, dem nur der Demütige und Gläubige na­ hen darf. Jeder von uns hat den Kopf für diese Güter hingehal­ ten ; die sie heute im Munde führen, denen [sind] sie einträglich. I Laßt uns die höchsten Güter eine Zeitlang durch Schweigen ehren, I laßt uns lernen eine Zeitlang ohne Worte das Rechte zu tun. Um das stille Heiligtum der hohen Worte herum wird sich und muß sich ein neuer Adel in unserer Zeit bilden. Nicht Ge­ burt und nicht Erfolg /\ werden diesen Adel begründen /\ , son­ dern Demut, Glaube und Opfer. Es gibt einen untrüglichen Maßstab für das Große und das Geringe, für das Gültige und das Belanglose, für das Echte und das Gefälschte, das ist der Tod. Wer dem Tode nahe ist, der ist entschieden, [Rückseite : ] aber er ist auch schweigsam. Wortlos, j a wenn [es] sein muß I unverstanden, tut er das Notwendige und Rechte -" hier bricht es ab. Ich kannte diesen Absatz nicht, merkwür­ dig - hier noch ein Nachwort /\ mit Bleistift /\ : " Sind nicht auch 22 Halbierter gleichmäßig karierter DIN-A-4-Bogen (wie im Ms ab S . 61 und für B riefe und Aufzeichnungen zwischen April und September 1 943) ; Tinte, stark durchgefärbt auf die Rückseite ; Reinschrift auf Grund des Zettels NL A 86, 1 0 und Weiterarbeit ; fast wörtlich in das Ms S. 48-50 übernommen. 0 23 Ersetzt : " die ihnen" . 0 24 Gestr. : " Freiheit". 0 25 Ersetzt: " dem Markt". 0 2 6 Ersetzung durch " letzter" rückgängig gemacht. 0 2 7 Ersetzt : " wagt es . . . laut werden zu lassen [ersetzt : " auszusprechen"] . "

Zettelnotizen

257

das nur große Worte ? Würde ich nicht besser auch darüber schweigen ? Wie28 schwer - es I zu tun. Wie schwer ist I wirklich wortlos, unverstanden " einfach " das " Notwendige J\29 tun - I Renate - Ulrich - warum darf ich es euch nicht sagen ? Renate, verstehst du das ? Ich glaube, ja. Verzeih, Renate, ich wußte es nicht. Du hattest recht. A _ Gott, es ist nicht möglich. A laß Ulrich, es hat so kommen sollen. 30 Wir wollen gehen. Laß uns noch Christoph ein Wort3 1 hinterlassen. (schreiben beide, legen es auf den Tisch. ) Komm, Ulrich ! (Gehen ganz leise ab. Nach einiger Zeit kommt Brüderchen. 32 Sieht sich um, bemerkt die Zettel I liest. Christoph, wir waren da. Verzeih. Renate I Christoph, ich gehe mit " dir" in die Berge . 33 Ulrich. In die Berge ! NL 86, 934 der Arzt, Vikar, 35 Haushälterin I Lehrer 1 . Mitteilung 1 a Antwort Zweifel, oberflächliche Beruhigung. Vielleicht al­ les falsch was ich schreibe ? " Berge, Frühj ahr, hier warst du I gesund. Ohne dich" 2 . alles leicht, Freude Lesen, Musik, Zeit. fühle mich gehoben, Seligkeit. Von j eher gewußt bin in einem Taumel ; keine Schmerzen. Eigener Tod. 2 . 36 glücklich. Hoffentlich durchhalten. 3 . Zeit wird zu lang. Arbeiten. Nützlich sein. 3 . 31 " Todesanzeige I von Gefallenen I Formulierung ? " 38 28 Gestr. : " leicht ist es, das A Z U A schreiben und [wie]" . Das " wie" ist nicht gestr. ; ebenso in der Zeile darunter nicht gestr. : , ,- Renate, Ulrich ! " 0 29 Das Wort steht über, nicht gestr. : " Rechte". 0 3 0 Ersetzt: " müssen". 0 31 Er­ setzt : " rasch [ersetzt: " schnell"] noch ein Wort an Christoph". 0 3 2 Ersetzt : " Christoph. " 0 33 Ersetzt: " komme mit in die Berge . " 0 34 Blatt DIN A 5 , hell, porig; Tinte. 0 35 Ersetzt: " Pfarrer". In d e r Zeile darunter, gestr. , u . L . : " Pastor" . 0 36 Die Zahl ist wohl aus einer , , 3 " verändert. 0 3 7 Aus einer , , 4" verändert. 0 3 8 Zusatz in drei Zeilen am linken Rand.

258 4.

Zettelnotizen

Was ich alles nicht gehabt habe, Unerfüllt Hochzeit halten. Die Nächte.

4.

5. 6. 7.

8. 9.

( Mißmut ) Brief der Braut / Mißmut. Mißtrauen, ablehnend. will nicht schreiben. untätig /\ beklagt aber I Ausbleiben von I Brief/\39 Brief der Braut ; weich, elend, geweint Angstzustand ( Schuld ) Selbstmord Schuld. Auslöschen ? Hilft es ?

NL A 86, 840 [Tinte :] Jetzt aufeinmal Ehrgeiz, brennend. Ruhm. Besitz, Reichtum. /\ Gesundheit/\ Sinnenlust. umnebelt. Selbstmord. Meinen Tod nicht gefunden, den ich gesucht habe ; er hat mich gemieden Der Tod, der mich sucht, ist nicht mein , sondern Feind, gegen den ich kämpfe. Neid, Verachtung des Elends. Zukunft, Prophezeiung : ich sehe . . . . [Bleistift :] Zweites Gesicht. Schrecklich ! Daran gewöhnt. Die Welt sieht ganz I anders aus. Versicherungs agent, Eheberater - /\ gutes Ge­ schäft/\ nun hat nichts I eine Grenze, wenn /\ etwas /\ nicht /\ in /\ der Gewalt des Todes ist - die Gläubigen I mit dem Tod reden, Tod nicht ein Ereignis, sondern eine Macht, I ein Wesen ; er hat Vorlieben,41 die einen liebt er, I andere verspottet er, einigen zeigt er sich, einige wirft er auf I den Kehricht, sanft, wild, einige meidet er, sie suchen ihn I verzweifelt und finden ihn _____

3 9 Zusatz in drei Zeilen am rechten Rand. D 40 Blatt DIN A 5 , hell, porig; Tinte und Bleistift. Aufgenommen in 5 . 40, 54-60. D 4 1 Gestr. : " teils" .

Zettelnotizen

259

nicht. Mit einigen treibt er nachher I noch seinen Hokuspokus . - ein vornehmer Herr, zahlt42 I guten Lohn - aber kaltes Blut, kein Mitleid, /\ kein Herz /\ keine Freundschaft, I keine Liebe, kein Glaube. /\ Zum /\ Tode verurteilt [Rückseite. Tinte :] /\ ( Haft ) 1\ zu lang43 Zuerst wie in eine finstere Nacht, 44 /\wenn sie /\ wie eine un­ durchdringliche schwarze Wand vor einem steht, dann /\voll Entsetzen /\ wie auf ein fallendes B eil, ( dann ) /\ bald wieder mit brennendem Verlangen /\ wie auf eine Braut am Vorabend der Hochzeit, bald voll Bewunderung wie auf einen mächtigen45 Herren. 46 [Bleistift : ] Eben höre ich . . ist j a wohl ein sehr tüchtiger, ( und ) /\warm­ herziger und /\ anständiger Mann und wie ich vermute ein ruhi­ ger /\vornehmer/\ Verhandler, daran47 I /\ ist mir /\ im Blick I auf die Art der bisherigen Verhandlungen, die in diesem Ton I statt­ gefunden haben, sehr viel gelegen. Also ich danke Euch sehr schön für Eure Mühe. 48

Ersetzt : " gibt". 0 43 Das zugesetzte gestr. Wort ("Haft") : u. L . ; die ganze Passage von " zu lang" bis " . . . Herren" gestr. 0 44 Ersetzt: " wie man in die A sternenlose A Nacht hineinstarrt" . 0 45 Ersetzung durch " göttlichen" rück­ gängig gemacht. 0 4 6 Diese mit Tinte geschriebene Passage auf der Rückseite des Zettels erscheint nahezu wörtlich S . 54 als Zufügung am Ms-Rand und ist wohl danach gestrichen. 0 47 Gestr. : " läge [ersetzt : " die menschlichen For­ men, in denen "]" . 0 4 8 Diese Bleistiftnotiz ist eine Vorformulierung zum Brief an die Eltern vom 3 . 8 . 1 943 WEN 1 0 1 f : " . . . meine Bitte um den Verteidiger . . . Herr Dr. Roeder meinte ausdrücklich, es sei eine Sache, die jeder ordentliche Anwalt machen könne, und wenn es ein tüchtiger, warmherziger, anständiger Mann ist, dazu ein ruhiger und vornehmer Verhandler, der den bisher in den Verhandlungen gepflegten Ton einhält . . . " .

42

Literaturverzeichnis

In Dietrich Bonhoeffers Restbibliothek befindliche Bücher sind mit " NL-BibI . " und der Archivnummer gekennzeichnet, s . das Verzeich­ nis "Nachlaß Dietrich B onhoeffer" (München 1 987, 1 71-239)

a) Von Bonhoeffer benutzte Literatur

Barth, Karl, Die Kirchliche Dogmatik. Zweiter B and : Die Lehre von Gott. Zweiter Halbband, Zürich 1 942 (zitiert : KD II/2)

Bernanos, Georges, Tagebuch eines Landpfarrers, Wien 1 936 (NL­ BibI. 8 C 5) Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testa­ ments nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers. Durch­ gesehen im Auftrag der Deutschen Evangelischen Kirchenkonfe­ renz. Mitteloktav-Ausgabe, Stuttgart 1 9 1 1 (NL-BibI. 1 A 6 [Medi­ tationsbibel Dietrich Bonhoeffers auch im Tegeler Gefängnis J) (zi­ tiert : LB) Cervantes Saavedra, Miguel de, Obras Completas, Madrid o . J. (NL­ BibI. 8 C 9: gekauft in B arcelona 1 92 8/29 ; 2 1 09 Dünndruckseiten) Gotthelf, Jeremias, Wie Uli der Knecht glücklich wird. Eine Gabe für Dienstboten und Meisterleute [2 TeileJ, [ 1 . Teil :J Uli der Knecht ( 1 84 1 ) , Bielefeld 1 94 1 (NL-BibI. 8 C 1 8 : handschriftlicher Name) -, Zeitgeist und Berner Geist ( 1 849 ) , in : Große deutsche Ausgabe, hg. von Hans Löwe, N aunhof und Leipzig o. J. [1 936, im Besitz von Ebcrhard Bethge. Auch zitiert nach der Ausgabe Erlenbach-Zü­ rich/Stuttgart 1 966 J Guardini, Romano, Religiöse Gestalten in Dostojewskij s Werk, Leip­ zig 2 1 939 (NL-BibI. 8 B 2 : etliche Bleistiftstriche) Jaspers, Kar!, Die geistige Situation der Zeit (Sammlung Göschen 1 000), Berlin 4 1 932 (NL- BibI. 7 A 32 : wahrscheinlich Eberhard B ethges Exemplar), 5 1 932 [zitiert nach Sammlung Göschen 3000 (Abdrucke der im Sommer 1 932 bearbeiteten 5. Auflage nach Ende des Dritten Reiches), 8. Abdruck 1 9 79 J -, Nietzsche. Einführung in das Verständnis seines Philosophierens, Berlin/Leipzig 1 93 6 (NL- BibI. 7 A 34 : Striche) Kamlah, Wilhelm, Christentum und Selbstbehauptung. Historisch­ philosophische Untersuchung [über Aurelius Augustinus J, Frank­ furt am Main 1 940 (NL-BibI. 2 C 1 . 1 3 : sehr wenig Striche)

262

Literaturverzeichnis

Lütgert, Wilhelm, Ethik der Liebe, Gütersloh 1 9 3 8 (NL-Bibl. 4. 24 : Striche und Zeichen)

Luther, Martin, Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Aus­ gabe), Weimar 1 8 83 ff (zitiert : WA)

Martin, Alfred von, Die Religion in J acob Burckhardts Leben und Denken. Eine Studie zum Thema Humanismus und Christentum, München 1 942 Müller, Alfred Dedo, Ethik. Der evangelische Weg der Verwirklichung des Guten, B erlin 1 93 7 (NL-Bibl. 4. 32 : wenige Striche) Nietzsehe, Friedrich , Also sprach Zarathustra. Ein Buch für alle und keinen, Werke Erste Abtheilung (8 Bde . ) Bd. VI, Leipzig 1 899 (NL­ BibI. 7 A 6 1 ) [v gl. Literaturverzeichnis b: Sämtliche Werke. Kriti­ sche Gesamtausgabe (zitiert : KGW)] Nohl, Herman, Die sittlichen Grunderfahrungen. Eine Einführung in die Ethik, Frankfurt am Main 1 939 (NL-Bibl. 4. 34 : Striche) Novum Testamentum Graece et Germanice. Das Neue Testament grie­ chisch und [luther-] deutsch, hg. von Eberhard Nestle und neu be­ arbeitet von Erwin Nestle, Stuttgart 13 1 929 (NL-Bibl. 1 A 4) (zitiert : " Nestle") Oertzen, Friedrich Wilhelm von, Junker. Preußischer Adel im Jahr­ hundert des Liberalismus, Oldenburg in Oldenburg/Berlin 1 939 Pieper, Josef, Über die Hoffnung ( 1 935), Leipzig 2 1 93 8 (NL-Bibl. 3 B 55 : Striche, eine Anmerkung) Ritter, Gerhard, Machtstaat und Utopie . Vom Streit um die Dämonie der Macht seit Machiavelli und Morus, München/Berlin 1 940 Santayana, George, Der letzte Puritaner. Die Geschichte eines tragi­ schen Lebens (Original : The Last Puritan, 1 935), München o. J . [1 936] Spengler, Oswald, Jahre der Entscheidung. Erster Teil : Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, München 1 933 (NL-BibI. 2 B 22 : etliche Striche) Stifter, A dalbert, Der Nachsommer ( 1 857) [zitiert nach der Ausgabe München 1 9 8 7] -, Witiko ( 1 865-1 867) [zitiert nach der Ausgabe München 1 986] Toller, Ernst, Masse Mensch. Ein Stück aus der sozialen Revolution des 20. Jahrhunderts, Potsdam 1 920 [Gesammelte Werke (5 Bde. Reihe Hanser 250-254) Bd. II : Dramen und Gedichte aus dem Ge­ fängnis ( 1 9 1 8-1 924), München 1 978, 63-1 1 2] -, Die Maschinenstürmer. Ein Drama aus der Zeit der Ludditenbewe­ gung in England, Leipzig/Wien/Zürich 1 922 [Gesammelte Werke Bd. II, München 1 978, 1 1 3-1 90] Zola, Emile, Germinal ( 1 885), B erlin 1 930 =

b) Von den H erausgebern benutzte Literatur

263

b) Von den Herausgebern benutzte Literatur

Arendt, Hannah , Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banali­ tät des Bösen (amerikanisches Original 1 963), München 1 964

Baumann, Hans, Lieder. Eine Auswahl, Potsdam o. J . Bethge, Eberhard, Dietrich B onhoeffer. Theologe - Christ - Zeitge­ nosse. Eine Biographie ( 1 967), München 71989 (zitiert : DB) -, In Zitz gab es keine Juden. Erinnerungen aus meinen ersten vierzig Jahren, München 1 989 Bethge, EberhardlBethge, Renate, Einleitung, in : D . Bonhoeffer, Fragmente aus Tegel. Drama und Roman, München 1 978, 7-20 - (Hg. ), Letzte Briefe im Widerstand. Aus dem Kreis der Familie Bon­ hoeffer, München ( 1 9 84) 2 1 9 8 8 Bethge, EberhardlBethge, Renate!Gremmels, Christian (Hg . ) , Diet­ rich Bonhoeffer. Sein Leben in Bildern und Texten, München 2 1 989 (zitiert : Bildband) Bildband s. E. und R. Bcthge/Chr. Gremmels (Hg. ) Bismarck, Ruth-Alice vonlKabitz, Vlrich (Hg. ) , Brautbriefe Zelle 92. Dietrich Bonhoeffer - Maria von Wedemeyer 1 943- 1 94 5 . Mit einem Nachwort von Eberhard Bethge, München 1 992 (zitiert : Brautbriefe ) Bonhoeffer, Dietrich, Werke, 1 6 B de . , hg. von E. Bethge u. a. , Mün­ chen 1 9 8 6 ff (zitiert : DBW) : 2 : Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theologie ( 1 9 3 1 ) , hg. von H . -R. Reuter, München 1 9 8 8 (auch zitiert : AS) 3 : Schöpfung und Fall. Theologische Auslegung von Genesis 1-3 (1 933), hg. von M. Rüter und I. Tödt, München 1 989 (auch zitiert : SF) 4: Nachfolge ( 1 937), hg. von M. Kuske und I. Tödt, München 1 989 (auch zitiert : N) 6: Ethik ([postum] 1 949), hg. von I. Tödt, H . E . Tödt, E . Feil, C. Green, München 1 992 (auch zitiert : E) 9 : Jugend und Studium 1 9 1 8-1 927, hg. von H. Pfeifer, München 1 986 1 0 : Barcelona, Berlin, Amerika 1 928-1 93 1 , hg. von R. Staats und H. Chr. von Hase, München 1 991 -, Fragmente aus Tegel. Drama und Roman, hg. von R. und E . Bethge, München 1 978 (zitiert : FT) -, Gesammelte Schriften, 6 B de. , hg. von E. Bethge, München 1 9 5 8-1974 (zitiert : GS) -, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. von E. Bethge ( 1 9 5 1 ) . Mit einem Nachwort von Chr. Gremmels, München 1 4 1 990

264

Literaturverzeichnis

-, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hg. von E. Bethge. Neuausgabe 1 9 70, München 3 1 985 (zitiert : WEN [Text durchgesehen nach Widerstand und Ergebung 1 4 1 990J) -, Zettelnotizen für eine " Ethik" (Ergänzungsband zu DBW 6), hg. von 1 . Tödt, München 1 993 (zitiert : Zettelnotizen) Bonhoeffer, Emmi, Das Haus in der Wangenheimstraße. Mama zum ersten Geburtstag im neuen Haus, [30. 1 2 . J 1 93 5 [nach dem Umzug aus der Wangenheimstraße 14 in die Marienburger Allee 43, B erlinJ , in : D . Bonhoeffer, Fragmente aus Tegel. Drama und Roman, Mün­ chen 1 978, 1 74-1 80 Bonhoeffer, Karl, Lebenserinnerungen - geschrieben für die Familie, in : J. Zutt/E. Straus/H. Scheller (Hg. ), Karl Bonhoeffer zum Hun­ dertsten Geburtstag am 3 1 . März 1 96 8 , B erlin/Heidelberg/New York 1 969, 8-1 07 Bonhoeffer, Klaus, Verfassung [des Hauses Bonhoeffer, Dezember 1 926J, in : D. Bonhoeffer, Fragmente aus Tegel. Drama und Roman, München 1 978, 1 71-1 73 Brautbriefe s. R. -A. von Bismarck/U. Kabitz (Hg. ) , Brautbriefe Zelle 92 Brecht, Bert, Hundert Gedichte, Berlin 1 9 5 1 Burckhardt, Jacob, Weltgeschichtliche Betrachtungen (postum 1 905), Bern 1941 [Gesammelte Werke Bd. IV: Weltgeschichtliche Betrach­ tungen. Über geschichtliches Studium, Darmstadt 1 956 J Evangelisches Kirchengesangbuch in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, seit 1 95 1 (zitiert : EKG) Feuerbach, Ludwig, Sämtliche Werke Bd. VII : Das Wesen des Chri­ stentums ( 1 84 1 ) , Leipzig 3 1 849 -, Sämtliche Werke Bd. VIII : Vorlesungen über das Wesen der Reli­ gion. Nebst Zusätzen und Anmerkungen, Leipzig 1 85 1 Flaschenpost s . H . E . Tödt u. a . (Hg. ), Wie eine Flaschenpost Freyer, Hans, Antäus. Grundlegung einer Ethik des bewußten Lebens, Jena 1 9 1 8 George, Stefan, Gesamtausgabe der Werke. Endgültige Fassung ( 1 8 Bde. , 1 927-1 934) B d . VII I : Der Stern des Bundes ( 1 9 1 3), B erlin 1 92 8 Gotthelf, Jeremias, Erzählungen (Sammlung Dieterich, Bd. 278), Leip­ zig 1 965 Grimm, Hans, Volk ohne Raum (2 Bde . ) , München 1 926 Hase, Karl A/fred von, Unsre Hauschronik. Geschichte der Familie Hase in vier Jahrhunderten, Leipzig 1 898 Henkys, Jürgen, Dietrich Bonhoeffers Gefängnisgedichte. B eiträge zu ihrer Interpretation, Berlin 1 986 Jost, Ado/f, Das Recht auf den Tod. Soziale Studie, Göttingen 1 895 Kafka, Franz, Der Prozeß, B erlin [postumJ 1 925

b) Von den Herausgebern benutzte Literatur

265

Kalckreuth, Johannes, Wesen und Werk meines Vaters. Lebensbild des Malers Graf Leopold von Kalckreuth, Hamburg 1 967

Krötke, Wolf, Teilnehmen am Leiden Gottes. Zu Dietrich Bonhoeffers Verständnis eines " religionslosen Christentums", in : G. B esierl Chr. Gestrich (Hg. ), 450 Jahre Evangelische Theologie in Berlin, Göttingen 1 989, 439-45 7 Lange, Frits de, Grand onder de voeten. Burgerlijkheid bij Dietrich Bonhoeffer, masch. Diss. Kampen 1 9 8 5 Latmiral, Gaetano, Erinnerungen eines Mithäftlings in Tegel, in : Fla­ schenpost, 92-94 -, Einige Erinnerungen der Haft in dem Wehrmachtuntersuchungsge­ fängnis Berlin-Tegel [Anfang Oktober 1 943 bis Ende Dezember 1 944 J von einigen italienischen Offizieren, Ms 1 9 72 Leibholz-Bonhoeffer, Sabine, Vergangen, erlebt, überwunden. Schick­ sal der Familie Bonhoeffer ( 1 968 ; 1 9 76 Gütersloher Taschenbücher Siebenstern 20 1 ) , Gütersloh 4 1 983 Lipperheide, Franz Freiherr von, Spruchwörterbuch ( 1 907) , München 2 1 909 Moltke, Helmuth James von, B ericht aus Deutschland im Jahre 1 94 3 . Letzte Briefe aus d e m Gefängnis Tegel 1 945, Berlin 1 971 Müller, Hanfried, Von der Kirche zur Welt. Ein B eitrag zu der Bezie­ hung des Wortes Gottes auf die societas in Dietrich Bonhoeffers theologischer Entwicklung ( 1 9 6 1 ) , Leipzig und Hamburg-B ergstedt 2 1 966 Nachlaß Dietrich Bonhoeffer. Ein Verzeichnis . Archiv - Sammlung ­ Bibliothek, erstellt von D . Meyer in Zusammenarbeit mit E . B ethge, München 1 9 8 7 (zitiert : NL) Nietzsche, Friedrich , Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe, hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, B erlin/New York 1 967-1 977 (zitiert : KGW) Ostermann, Christian, Lateinisches Uebungsbuch [für die Schulklas­ sen ab SextaJ, Leipzig 1 869-1 8 75, 1 3 1 9 3 7 Rauschning, Hermann, D i e Revolution d e s Nihilismus . Kulisse und Wirklichkeit im Dritten Reich, Zürich/New York 1 93 8 [neu hg. von Golo Mann (ohne Untertitel), Zürich 1 964J Rilke, Rainer Maria, Das Stundenbuch. Drittes Buch. Das Buch von der Armut und vom Tode (niedergeschrieben vom 1 3 . bis 20. April 1 903 in Viareggio), in : Gesammelte Werke Bd. II, Leipzig 1 930 -, Requiem, Leipzig 1 923, 2 1 -26 ( Zweites Stück, niedergeschrieben am 4. und 5. November 1 908 in Paris) ; auch in : Gesammelte Werke Bd. II, Leipzig 1 930 -, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge ( 1 9 1 0 ) , in : Gesam­ melte Werke Bd. V, Leipzig 1 930 =

266

Literaturverzeichnis

Schiller, Friedrich , Werke (4 Bde. ), Potsdam/Ber!in o. J. [zu Renate Bethges Konfirmation 1 940]

Schirach, Baldur von, Die Fahne der Verfolgten, B erlin 1 933 Die Schöpfung. Schriften der B esinnung, Folge 2 [ = letzte Folge], Berlin 1 94 8

Schollmeyer, Matthias, Bonhoeffers Theologie zwischen Geheimnis und Rationalität. Untersuchungen zur Struktur eines Fragments, masch. Diss . theol. , Halle an der Saale 1 9 8 6 - , D a s " wunderbare Tier" . D e r Mythos i n d e r späten " belletristi­ sehen" Theologie Bonhoeffers und der Einfluß Nietzsches im Tege­ ler Dramenfragment, Ms 1 989 Sombart, Werner, Deutscher Sozialismus, Berlin- Charlottenburg 1 934 Sperna Weiland, jan , Het einde van de religie, Baarn 1 970 Tödt, Heinz Eduard u. a. (Hg. ), Wie eine Flaschenpost. Ökumenische Briefe und B eiträge für Eberhard Bethge, München 1 979 (zitiert : Flaschenpost) -, Theologische Perspektiven nach Dietrich Bonhoeffer, hg. von E . ­ A . Scharffenorth, Gütersloh 1 993 Wendel, Ernst Georg, Studien zur Homiletik Dietrich Bonhoeffers . Predigt - Hermeneutik - Sprache (Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie 2 1 ), Tübingen 1 985 West, Charles c. , Ground under our Feet. A Refleetion on the Worldliness of Dietrich Bonhoeffer's Life and Thought, in : W. J . Peck (Hg. ) , New Studies i n Bonhoeffer's Ethics (Toronto Studies in Theology, Volume 30, Bonhoeffer Series Number 3), Lewiston, New York/Queenstown, Ontario 1 987, 235-273 Wotquenne, Alfred, Thematisches Verzeichnis der Werke C. Philipp Emanuel Bachs ( 1 904), Wiesbaden 1 964 Zerner, Ruth, Regression und Kreativität. Ein Nachwort. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Renate und Eberhard Bethge, in : D. Bonhoeffer, Fragmente aus Tegel. Drama und Roman, München 1 978, 1 8 1-2 1 6 + 2 3 7-24 1 Zimmermann, Wolf-Dieter (Hg. ) , Begegnungen mit Dietrich Bon­ hoeffer ( 1 964), München 4 1 969 Zutt, jürglStrauss, ErwinlScheller, Heinrich (Hg. ) , Kar! Bonhoeffer. Zum Hundertsten Geburtstag am 3 1 . März 1 968, Berlin/Heidel­ berg/New York 1 969 Zweig, Stefan, Jeremias . Eine dramatische Dichtung in neun Bildern ( 1 9 1 7) . Endgültige Ausgabe, Leipzig 1 928

Abkürzun g sverzeichnis

A. a. O . Act Anm. AS Bd. Bde. bes. bibi. Bildband

Brautbriefe bzw. D. DB DBW d. h. DIN

Am angegebenen Ort Acta Apostolorum, Apostelgeschichte Anmerkung D. Bonhoeffer, Akt und Sein (s. Literatur­ verzeichnis b : DBW 2) B and B ände besonders biblisch E. und R. B ethge/Chr. Gremmels (Hg. ), Dietrich Bonhoeffer (siehe Literaturverzeich­ nis b) R. -A. von Bismarck/U. Kabitz (Hg. ), Braut­ briefe Zelle 92 (s. Literaturverzeichnis b) beziehungsweise Doctor theologiae, Ehrenwürde der evangeli­ schen Theologie E. Bethge, Dietrich Bonhoeffer (s. Literatur­ verzeichnis b) D . Bonhoeffer, Werke, 16 Bde . , hg. von E . Bethge u . a. a b 1 986 ( s . Literaturverzeichnis b) das heißt Deutsche Industrie-Normen (Papiermaß DIN A 4 : 2 1 0 x 297 Millimeter; A 3 2xA 4, A 5 1 /2 A 4) Dissertation Doktor deutsch Deuteronomium, 5. Buch Mose D . Bonhoeffer, Ethik (s. Literaturverzeichnis b: DBW 6) ebenda (an der bereits zitierten Stelle eines Textes) Eisernes Kreuz (dt. Kriegsorden seit 1 8 1 3) Evangelisches Kirchengesangbuch (s. Litera­ turverzeichnis b) englisch Epheserbrief et cetera (" und die übrigen"), und so weiter =

=

Diss . Dr. dt. Dtn E ebd. EK EKG engi. Eph etc.

268

Abkürzungsverzeichnis

f Flaschenpost

folgende Seite bzw. folgender Vers H. E. Tödt u. a. (Hg. ), Wie eine Flaschenpost (s. Literaturverzeichnis b) D . Bonhoeffer, Fragmente aus Tegel, Mün­ chen 1 978 (s. Literaturverzeichnis b) Galaterbrief geboren(e) Genesis, 1 . Buch Mose Geheime Staatspolizei (im Dritten Reich) gestorben gestrichen griechisch D. Bonhoeffer, Gesammelte Schriften (s. Li­ teraturverzeichnis b) Herausgeber herausgegeben Jeremia K. B arth, Die Kirchliche Dogmatik (s. Lite­ raturverzeichnis a) F. Nietzsche, Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe (s. Literaturverzeichnis b) Korintherbrief Die Bibel nach der Übersetzung Martin Lu­ thers (s. Literaturverzeichnis a) Lukasevangelium maschinenschriftlich Markusevangelium Manuskript Matthäusevangelium D. Bonhoeffer, Nachfolge (s. Literaturver­ zeichnis b: DBW 4) Das Neue Testament griechisch und deutsch (s. Literaturverzeichnis a: Novum Testamen­ tum) Nachlaß Dietrich Bonhoeffer (s. Literatur­ verzeichnis b) (im Nachlaß befindliches) von Bonhoeffer selbst gefertigtes Schriftstück Restbibliothek Bonhoeffers, in : Nachlaß Dietrich Bonhoeffer (s. Literaturverzeichnis b) Nummer Nationalsozialismus

FT Gal geb. Gen Gestapo gest. gestr. griech. GS Hg. hg. Jer KD KGW Kor LB Lk masch. Mk Ms Mt N " Nestle"

NL NL A NL-BibI.

Nr. NS

Abkürzungsverzeichnis

NSDAP o. ä. ÖRK 0. ]. postum Prof. Ps Röm S. s. Sam SF Sir SS theol. u. a. u. L. u . ö. USA vgl. WA WEN w.

U. G . z. B . Zettelnotizen

I

[. . . ]

A

A

(. . .)

269

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpar­ tei oder ähnlich Ökumenischer Rat der Kirchen ohne Jahr (bei Literaturangaben) nachgelassen (bei Büchern) Professor Psalm Römerbrief Seite (bei Querverweisen 1m vorliegenden B and) siehe Samuelbuch D. Bonhoeffer, Schöpfung und Fall (s. Lite­ raturverzeichnis b: DBW 3 ) J esus Sirach Schutz-Staffel (Organisation in der NSDAP) theologisch unter anderem ; und andere(s) unsichere Lesart und öfter United States of America (Vereinigte Staaten von Amerika) vergleiche M. Luther, Weimarer Ausgabe (s. Literatur­ verzeichnis a) D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung Neuausgabe (s. Literaturverzeichnis b) Wehrmachtuntersuchungsgefängnis zum B eispiel D. B onhoeffer, Zettelnotizen für eme " Ethik" (s. Literaturverzeichnis b) Seitenwende (in Büchern) Zusätze der Hg. bedeutungsähnlich Zeilenwechsel (auf Zetteln, wenn zum Ver­ ständnis nötig) von Bonhoeffer später zugesetzt (auf Zetteln) von Bonhoeffer gestrichen (auf Zetteln)

Re g ister Kursive Seitenzahlen verweisen auf die Anmerkungen, das Vor- und das Nachwort der Herausgeber

A. BIBELSTELLEN Die Bezeichnungen und die Reihenfolge der biblischen Bücher entsprechen dem Abkürzungsverzeichnis der Theologischen Realenzyklopädie, zusammenge­ stellt von S. Schwertner, Berlin/New York 1 976 Genesis ( 1 . Mose) 1,1 f 1-3 3,21 ,22 ,22-24 4, 1 6,4 32,26

243 10 214 58 243 243 1 73 79

Deuteronomium ( 5 . Mose) 32,48-52

34

I Samuelbuch 16,7 1 8, 1-5 20

82 119 119

Jeremia 20, 7

22, 1 28, 236

1 74 13, 23 226

Hiob 7, 1

226

Weisheit Salomos 1,16 3,1 ,3

9, 1 5

1 04

Matthäusevangelium 5, 1 0 ,29 6,3 ,22 f ,24 7,26 9,36 1 0,29 1 1 ,28-30 1 4,29 21,31 25, 3 1 -46 , 3 7-49

191 128 99, 238 128 57, 243 69 39, 71 99 39 180 39 238 99

Markusevangelium

Psalmen 22, 2 90, 1 2 1 44, 1

J esus Sirach

58, 243 190 1 90

2, 23-28 ,28 1 5,34

77 81 1 74

Lukasevangelium 12,6

99

Acta Apostolorum (Apostelgeschichte) 2,42

76

Römerbrief 8,28

239

Register

2 74 I

Korintherbrief 1,27f 3, 1 1 1 5 ,26 ,31

Ir

111 69 246 22, 244

Korintherbrief 3, 1 8

47

Galaterbrief 3,28

111

Epheserbrief 6, 1 2

1 73

B . PERSONEN Das Register führt alle erwähnten Personen, insbesondere auch die Autoren angegebener Literatur, auf und bietet ausgewählte Angaben zur Person, sofern deren Wirken nicht erst nach 1 945 begann. Darüber hinaus sind die Namen der von Dietrich Bonhoeffer geschaffenen Figuren des Dramas, des Romans und der Erzählung verzeichnet. Unberücksichtigt bleiben die Herausgeber und Übersetzer von Werken, in Buchtiteln genannte Eigennamen sowie bei Eber­ hard Bethge die Stellen, an denen die Sigle DB für seine Bonhoefferbiographie steht. Abrahamson, Ernst : Mitschüler Dietrich Bonhoeffers bis 1 9 1 9 im FriedrichWerderschen Gymnasium in Berlin 158 Adam (biblische Gestalt) 58, 243 Ännchen (Person im Drama) 28, 230 Anna (Person im Drama: die Mutter) 24-34, 207, 229 Anna (Person im Roman Sophie von Bremer) 119 Antäus (Gestalt der griech. Mythologie) 69, 70 Archimedes (285-2 1 2 ) : Mathematiker und Mechaniker der alexandrinischen Epoche 71 Arendt, Hannah ( 1 906-1 975) : Amerikanische Politikwissenschaftlerin und Phi­ losophin dt. jüdischer Herkunft ; 1 933 Emigration nach Frankreich, 1 940 in die USA ; ab 1 963 Professorin in Chicago, ab 1 967 in New York 1 24, 211 Aristoteles (384-322) : Griech. Philosoph 1 82 =

B ach, Johann Sebastian ( 1 685- 1 750) : Dt. Komponist und Musiker 1 4 1 Bach, Carl Philipp Emanuel ( 1 7 1 4 -1 788) : D t . Komponist und Musiker 3 5 Barth, Karl ( 1 886-1 968) : Schweizerischer reformierter Theologe 61, 251 Baumann, Hans (geb. 1 9 1 4) : Dt. Lehrer, Schriftsteller; schrieb Lyrik in nationalsozialistischem Geist, Lieder für die Hitlerjugend, auch Dramen, nach 1 950 Kinder- und Jugendbücher, Hörspiele 8f Berg (Person in der Erzählung : Gefreiter) 14, 1 9 7-204, 218 /, 240 Bernanos, Georges ( 1 8 8 8- 1 948) : Französischer Schriftsteller 38 Bethge, Eberhard (geb. 1 909) : Dt. Theologe ; ab 1 935 in dem von Dietrich Bonhoeffer geleiteten Predigerseminar der Bekennenden Kirch e ; 1 93 7- 1 940 Studieninspektor eines der beiden von Bonhoeffer geleiteten pommerschen Sammelvikariate ; 1 940-1 945 Missionsinspektor bei der Goßner-Mission Berlin ; 1 943 Heirat mit Renate geb. Schleicher; ab 1 943 im Wehrdienst ; nach dem 20. Juli 1 944 in Italien verhaftet und nach Berlin verbracht ; am 25. 4. 1 945 aus dem Gefängnis Lehrter Straße 3 befreit ; nach Kriegsende As­ sistent bei Bischof Otto Dibelius ; 1 946- 1 953 Studentenpfarrer in B erlin ; 1 953-1 961 Auslandspfarrer in London ; 1 961-1 975 Leiter des Pastoralkollegs der Rheinischen Kirche in Rengsdorf 1 1 /, 15, 1 8, 35, 86, 108, 1 1 0, 126, 1 29, 141, 178, 206, 208, 210, 234 /, 238, 239, 246, 251 Bismarck, Klaus von (geb. 1 9 1 2) : Handwerkliche (Maschinenschlosser) und landwirtschaftliche Ausbildung; 1 939-1 945 Kriegsdienst; 1 949- 1 9 6 1 Leiter

276

Register

des Sozialamts der Westfälischen Kirche in Haus Villigst; 1 96 1 - 1 976 Inten­ dant des Westdeutschen Rundfunks ; 1 976- 1 989 Präsident des Goethe-Insti­ tuts 41 Bismarck, Ruth-Alice von, geb. von Wedemeyer (geb. 1 920) : Schwester Maria von Wedemeyers ; 1 939 Heirat mit Klaus von Bismarck 41, 128 Bonhoeffer, Christine s . Dohnanyi B onhoeffer, Dietrich ( 1 906- 1 945) : Als sechstes von acht Geschwistern in Bres­ lau geboren ; ab 1 9 1 2 in Berlin aufgewachsen ; Theologiestudium 1 923/24 in Tübingen, ab 1 924 in Berlin, dort Ende 1 927 Promotion ; 1 928/29 Vikariat in Barcelona; 1 930 in Bcr!in Habilitation ; 1 930/3 1 Studienaufenthalt in New York ; 1 93 1- 1 933 Dozentur an der Berliner Theologischen Fakultät ; 1 933- 1 935 Pfarramt in London; für die Bekennende Kirche in Deutschland 1 935-1 937 Theologenausbildung im Predigerseminar Finkenwalde, nach des­ sen Schließung durch die Gestapo bis 1 940 in zwei Sammelvikariaten in Hin­ terpommern ; Herbst 1 940 Zuordnung zur (Widerstands gruppe in der) Ab­ wehr, in deren Auftrag Reisen 1 94 1 /42 in die Schweiz und nach Skandina­ vien ; Januar 1 943 Verlobung mit Maria von Wedemeyer; 5. 4. 1 943 Inhaftie­ rung in B erlin ; 9 . 4 . 1 945 im Konzentrationslager Flossenbürg ge­ hängt 7-17, 221, 3 1 1, 35, 38, 401, 43, 48, 5 1 , 54, 59, 61, 63, 65, 69-71, 731, 841, 91, 931, 981, 1 00-/02, 104, 1 07, 1 14, 1 19, 1221, 1 281, 131, 136, 140-1 42, 144, 156, 1 58, 1 62, 1641, 1 70, 1 731, 1 771, 1 80, 1 821, 1 85-187, 1 891, 2051, 208-221, 223-247, 251 Bonhoeffer, Emilie (genannt Emmi), geb. Delbrück ( 1 905-1 991 ) : 1 930 Heirat mit Klaus Bonhoeffer 88 Bonhoeffer, Friedrich ( 1 828-1 907) : Vater Karl Bonhoeffcrs ; dt. Jurist, Landge­ richtspräsident 101, 1 1 9 Bonhoeffer, J ulie, geb. Tafel ( 1 842-1 936) : Großmutter Dietrich Bonhoeffers ; 1 863 Heirat mit Friedrich Bonhoeffer 38, 75, 134, 229, 235 Bonhoeffer, Karl ( 1 868- 1 948) : Vater Dietrich Bonhoeffers ; dt. Psychiater und Neurologe ; ab 1 9 1 2 Professor in Ber!in, Direktor der Universitätsnervenkli­ nik in der Charitt' 30, 84, 891, 94, 97, 1 13, 1 1 6, 1 23, 139, 150, 1 58, 1 70, 216, 227/ Bonhoeffer, Karl-Friedrich ( 1 899-1957) : Bruder Dietrich Bonhoeffers ; dt. Physiker; 1 930 Heirat mit Margarethe, geb. von Dohnanyi ; Professor für physikalische Chemie 70, 84, 1 02, 233 Bonhoeffer, Klaus ( 1 901-1 945) : B ruder Dietrich Bonhoeffers ; dt. Juris t ; Syn­ dikus der Lufthansa; beteiligt am konspirativen Widerstand gegen das NS­ Regime ; nach Todesurteil (am 2 . 2 . 1 945) von SS in Berlin am 23. 4 . 1 945 erschossen 85, 1 23, 1 78, 228, 233, 246 Bonhoeffer, Otto ( 1 864 - 1 932) : B ruder Kar! Bonhoeffers ; dt. Industrieller, Lei­ ter der Elberfelder Werke der I . G . Farbenindustrie Aktiengesellschaft 84 Bonhoeffer, Pauline (genannt Paula), geb. von Hase ( 1 8 76-1 95 1 ) : Mutter Diet­ rich Bonhoeffers und seiner Geschwister ; 1 898 Heirat mit Karl Bonhoef­ fer 1 2, 84, 93, 1 13, 1 1 6, 1 42, 214, 2281, 242 Bonhoeffer, Sabine s. Leibholz Bonhoeffer, Susanne s. Dreß Bonhoeffer, Ursula s. Schleicher Bonhoeffer, Walter ( 1 899-1 9 1 8 ) : Bruder Dietrich Bonhoeffers ; nach Verwun-

b) Personen

277

dung (am 23. 4 . ) an der Front in Frankreich am 28. 4. 1 9 1 8 im Feldlazarett gestorben 22, 28, 97, 101[, 1 89, 233, 24 1 Bornkamm, Elisabeth, geb. Zinn (geb. 1 908) : Dietrich Bonhoeffers Kusine dritten Grades ; dt. Theologin ; 1 932 Promotion in Berlin, Lehrvikarin bei Gerhard Jacob i ; 1 93 3 Vikarin, Mitglied der B ekennenden Kirch e ; 1 93 8 Hei­ rat mit den NeustamentIer Günther Bornkamm 43, 229 Brahms, Johannes ( 1 833-1 897) : Dt. Komponist 1 4 1 , 24 1 Brake (Familie im Roman) : Christoph 13, 85, 89 f, 92, 1 03-1 1 2 , 1 1 4 - 1 1 6, 1 1 8, 1 20, 1 2 8- 1 3 7, 1 66, 1 79-1 86, 1 9 1 , 208-210, 212, 214, 219, 222-225, 232[ Ekkehard (genannt Brüderchen) 8 7 f, 94 -99, 1 1 0, 1 3 8 , 21 1, 217, 233, 238 Franz 76, 84 f, 92, 1 02 f, 1 1 2-1 1 5, 1 1 8, 1 20 - 1 27, 1 3 7, 1 4 8 , 1 70 - 1 75 , 1 82, 1 9 1 , 217, 219, 233, 240 Hans (der Vater, Arzt, Professor) 83-87, 90, 92-94, 1 0 1 , 1 1 0, 1 1 8 f, 1 39, 1 4 1 , 1 48-1 67, 1 69, 1 76 f, 210, 220f, 225, 227, 233 Josias (Dompropst) 9 1 Karoline (die Großmutter) 73-99, 1 1 2, 1 35, 1 3 8- 1 4 1 , 209, 229, 235-237 Klara 86, 93, 1 00-1 02, 1 1 2, 1 1 4 f, 1 1 8, 1 20, 1 35 f, 1 3 8-147, 1 90, 229-23 1, 239 Maria (die Mutter) 83 f, 87, 89, 92-94, 1 1 0, 1 39, 1 4 1 , 230[ Martin 86 f, 89, 1 0 l f, 1 1 2 f, 1 1 5, 1 1 8 , 1 20 f, 1 3 7, 1 66, 1 69 f, 1 87, 23 1 Theodor (Onkel) 9 1 f Brecht, Bertolt ( 1 898-1 956) : Dt. Dramatiker, Lyriker und Regisseur ; 1 933 emi­ griert ; kam 1 945 zurück an das Deutsche Theater in Berlin 1 84 Bremer (Familie im Roman) : Georg von 1 1 6, 1 1 9 f, 1 3 7, 1 69 f, 1 8 7 Harald von (der Sohn) 126, 1 29, 1 4 7 f, 1 89, 1 90 f, 209f, 219 Harald von (der Vater, Major) 1 3 f, 1 1 5-127, 1 2 9 f, 1 32, 1 3 7, 1 43 f, 1 4 8-1 87, 1 90 f, 209f, 219-225, 227f, 230, 233 Johannes von 1 1 6, 1 1 9 f, 1 44, 1 47, 1 9 1 Renate von 1 1 6, 1 1 9 f, 1 28-1 3 7, 1 42-1 45 , 1 86 f, 1 89, 209f, 213, 223, 230 Sophie von (die Mutter) 1 1 6, 1 1 8-1 20, 1 2 9 f, 1 3 8-148, 1 52, 1 78 f, 1 87-1 90, 210, 230 f, 239 Burckhardt, J acob ( 1 8 1 8-1 897) : Schweizerischer Kultur- und Kunsthistori­ ker 1 73 f, 238 Cervantes Saavedra, Miguel de ( 1 547-1 6 1 6) : Spanischer Dichter 183 Christoph (Person im Drama; vg!. Brake) 9[, 13, 24-50, 55, 58, 62-71 , 206--1 08, 210, 214f, 217, 229-232, 238, 245, 254f, 257 Cromwell, Oliver ( 1 599-1 658) : Eng!. Politiker ; entwickelte sich früh zum strengen Puritaner; ab 1 653 Lord-Protektor der eng!. Republik (Common­ wealth of England) 1 74 Czeppan, Maria, geb. Horn ( 1 8 84 - 1 967) : Dt. Erzieherin, aus der Herrnhuter Brüdergemeine stammend ; seit 1 908 bis zu ihrer Verheiratung mit Dr. Ri­ chard Czcppan 1 923 im Hause Bonhoeffer 242 Czerny, Adalbert ( 1 863- 1 94 1 ) : Dt. Mediziner, einer der Begründer der moder­ nen Kinderheilkunde ; Professor in Breslau, Straßburg, 1 9 1 9- 1 932 in Ber­ lin 139

278

Register

David (biblische Gestalt) 1 1 9 Diener, Hermann ( 1 897-1 955) : Dt. Geiger und Dirigent 141 DistIer, Hugo ( 1 908- 1 942) : Dt. Komponist, Kirchenmusiker; 1 942 Suizid 91 Dohnanyi, Christine von, geb. Bonhoeffer ( 1 903- 1 965) : Schwester Dietrich Bonhoeffers ; Studium der Biologie; 1 925 Heirat mit Hans von Dohnanyi, mit ihm beteiligt am Widerstand gegen das NS-Regime 1 02, 233, 239 Dohnanyi, Hans von ( 1 902- 1 945) : Dt. Jurist; seit 1 929 im Reichsjustizministe­ rium, zuletzt Leiter des Ministerbüros ; am 25. 8. 1 939 einberufen in die Zen­ tralabteilung der Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht, Leiter des Referats für Politik der Dienststelle Hans Osters, mit diesem führend im konspirativen Widerstand gegen Hitler ; 5 . 4 . 1 943 Verhaftung; am 9 . 4 . 1 945 im KZ Sachsenhausen getötet 239, 246 Don Quijote (Gestalt des Cervantes) 1 83 f Dostojewski, Fedor Michailowitsch ( 1 821-1 8 8 1 ) : Russischer Dichter 21, 51, 55, 1 89 Dreß, Susanne, geb. Bonhoeffer (geb. 1 909) : Schwester Dietrich Bonhoeffers ; 1 929 Heirat mit Walter Dreß 63, 142, 1 84, 233 Dreß, Walter ( 1 904 - 1 979) : Dt. Theologe ; Pfarrer der Bekennenden Kirche in Berlin-Dahlem ; Professor für Kirchengeschichte in B erlin 99, 1 42, 233 Eichmann, Adolf ( 1 906-1 962) : Dt. SS-Obersturmbannführer ; 1 939 nach Kriegsbeginn Leiter des Judenreferats im Amt V (Gestapo) des Reichssicher­ heitshauptamts ; organisierte die 1 94 1 beschlossene sogenannte Endlösung der Judenfrage (Einlieferung der Mehrzahl der im NS-dt. Machtbereich le­ benden Juden in Massenvernichtungslager) ; nach Kriegsende Flucht aus ei­ nem US-amerikanischen Gefangenenlager über Italien nach Argentinien ; 1 960 vom israelischen Geheimdienst nach Israel gebracht; 2. 4. bis 5 . 1 2 . 1 96 1 öffentlicher Prozeß i n Jerusalem ; 1 5 . 1 2 . 1 9 6 1 zum Tode verurteilt ; 1 . 6 . 1 962 hingerichtet 1 24 Elfriede (Person im Roman) 82 f Eliot, Sir Thomas Stearns ( 1 888- 1 965) : Amerikanisch-engl. Dichter und Kriti­ ker; seit 1 9 1 4 in London ; 1 927 englischer Staatsbürger; 1 948 mit dem No­ belpreis ausgezeichnet 51 Epikur (3 1 4 -2 7 1 ) : Griech. Philosoph, gründete seine Ethik auf der vergeistig­ ten Lust ; die Bezeichnung Epikureer bekam in späterer (römischer) Zeit den vergröbernden Beigeschmack üppigen Genusses 70, 1 83 Erich (Person im Roman) 95-98, 217, 233 Feuerbach, Ludwig ( 1 804 - 1 8 72) : Dt. Philosph 84 Fontane, Theodor ( 1 8 1 9- 1 898) : Dt. Schriftsteller hugenottischer Her­ kunft 1 74 Frey, Christopher 101 Freyer, Hans ( 1 887-1 969) : Dt. Kulturphilosoph und Soziologe ; 1 93 8- 1 944 Gastprofessor in Budapest 70 Frundsberg, Georg von ( 1 473-1 528) : Dt. kaiserlicher Feldhauptmann ( " Vater der Landsknechte" ) ; 1 52 1 Begegnung mit Luther in Worms 1 67 Gcorge, Stefan ( 1 868-1 933 ) : Dt. Dichter 49

b) Personen

2 79

Gerhardt, Paul ( 1 607-1 676) : Dt. Theologe, Kirchenliederdichter ; 1 6 5 1 Propst in Mittenwalde ; 1 65 7 Pfarrer an der Berliner Nikolaikirche ; streitbarer Ver­ treter lutherischer Orthodoxie, 1 666 wegen seiner Weigerung, das kurfürst­ liche Verbot antireformierter Polemik zu befolgen, Verlust der Pfarrstelle, eine Zeitlang ohne Amt ; 1 669 Archidiakonus in Lübben 91, 242 Gierke, Anna von ( 1 8 74 - 1 943) : Dt. Fürsorgerin ; leitete 1 9 1 0-1 933 ein BerlinCharlottenburger Jugendheim 1 23 Goethe, Johann Wolfgang von ( 1 749-1 832) : Dt. Dichter ; 1 782 geadelt 1 1 0, 146 Gorski, Siegfried 1 67 Gotthelf, J eremias (eigentlich : Albert Bitzius) ( 1 797-1 854) : Schweizerischer Theologe und Dichter; seit 1 83 1 Pfarrer im Emmentaler Dorf Lützelflüh ; nannte sich als Dichter nach der Titelgestalt seines ersten, 1 83 7 erschienenen Romans "Jeremias Gotthelf" 61, 66, 71, 73, 1 04, 133, 1 61, 1 87 Grabbe, Christian ( 1 801-1 836) : Dt. Dramatiker 88 Green, Clifford J . 1 5 Gremmels, Christian 1 8, 200 Grimm, Hans ( 1 8 75-1 959) : Dt. Schriftsteller ; hielt sich lange als Kaufmann in Südafrika auf 1 7, 131, 134, 168, 1 87 Guardini, Romano ( 1 885-1 968) : Deutschsprachiger Religionsphilosoph ; 1 923-1 939 Professor in Breslau mit Lehrtätigkeit in Berlin ; 1 939 zwangspen­ sioniert ; 1 945 Professor in Tübingen ; seit 1 948 in München 21, 51, 55, 1 89 Hans (Person im Drama: der Vater, Arzt ; vgl. Brake) 24-34, 37, 40, 207, 227 Harnack, Adolf von ( 1 851-1 930) : Dt. Theologe ; seit 1 8 88 Professor für Kirchengeschichte in Berlin ; 1 9 1 1 Mitgründer und erster Präsident der Kaiser Wilhelm Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften ; 1 9 1 4 ge­ adelt 171 Hase, Carl (KarI) August ( 1 800-1 890) : Dt. Theologe, Kirchengeschichtler ; 1 824/25 als Burschenschafter 1 1 Monate in Festungshaft auf dem Hohenas­ perg ; seit 1 830 Professor in Jena; 1 83 1 Heirat mit Pauline geb. HärteI ; 1 883 geadelt, der Adelstitel wurde von ihm nicht benutzt 90, 92 Hase, Hans Christoph von (geb. 1 907) : Vetter Dietrich Bonhoeffers ; dt. Theo­ loge 1 19, 134, 233 Hase, Hans-Jürgen von : Vetter Dietrich Bonhoeffers zweiten Grades ; wanderte Mitte Januar 1 933 nach Südwestafrika aus ; dort zunächst Angestellter; 1 940-1 946 in Lagern in Südafrika interniert ; 1 947-1975 Farmer in Nami­ bia 129 Hase, Kar! Alfred von ( 1 842-1 9 1 4 ) : Großvater Dietrich B onhoeffers ; dt. Theo­ loge ; 1 8 89 Hofprediger in Potsdam ; 1 894 in Breslau Oberkonsistorialrat und Professor der Theologie; verfaßte eine Geschichte der Familie von Hase "Unsre Hauschronik" 92 Hase, Paul von : Vetter Paula Bonhoeffers ; 1 940 als Generalleutnant Stadtkom­ mandant von Berlin ; nach dem 20. Juli 1 944 getötet 7 Heidegger, Martin ( 1 889-1976) : Dt. Philosoph ; 1 928-1 945 Professor in Frei­ burg im Breisgau, 1 933 erster nationalsozialistischer Rektor der Universität ; 1 945 en tlassen 60 Heine, Heinrich ( 1 797-1 856) : Dt. Dichter ; 1 825 vom jüdischen Glauben zum Christentum übergetreten ; seit 1 83 1 vorwiegend in Paris 242

280

Register

Heinrich (Person im Drama) 1 0, 13, 3 1 f, 36--4 1 , 44 f, 49-64, 207[, 217, 232, 240, 245 f Henkys, Jürgen 1 73 Herkules (griech. Sagen gestalt) 70 Hildebrandt, Franz ( 1 909- 1 9 8 5 ) : Dt. Theologe ; seit 1 927 mit Dietrich Bon­ hoeffer befreundet ; 1 930 einige Monate bei Friedrich Siegmund-Schultzes Sozialer Arbeitsgemeinschaft B erlin-Ost; 1 9 3 1 Promotion ; Juni 1 933 Ordi­ nation ; Amtsniederlegung nach der "Braunen Synode" September 1 933, die forderte, daß Geistliche rückhaltslos für den NS-Staat eintreten und arischer Abstammung sein müßten (Hildebrandt stammte aus teilweise j üdischer Fa­ milie) ; bis J anuar 1 934 mit Dietrich Bonhoeffer in dessen Pfarrhaus in Lon­ don ; 1 934 Assistent Martin Niemöllers in Berlin ; 1 93 5- 1 937 Dozent an der Kirchlichen Hochschule Berlin ; 1 93 7 (nach kurzer Inhaftierung im Juli/Au­ gust) Emigration nach Englan d ; 1 939-1 946 Pastor der dt. evangelisch-luthe­ rischen Flüchtlinge in Cambridge ; ab 1 946 als methodistischer Geistlicher und Theologieprofessor in England, den USA und Schottlan d ; 1 968 Austritt aus der Methodistischen Konferenz 1 23, 233 f, 242 Hitler, Adolf ( 1 889- 1 945 ) : Nationalsozialistischer Politiker; ab 1 9 1 9 Aufbau der NSDAP; seit 1 933 Reichskanzler, seit 1 934 " Führer und Reichskanzler" des "Dritten Reiches" ; 30. 4 . 1 945 Suizid 8, 1 0, 27, 1 13, 1 29, 181, 1 85, 216, 223, 227, 246 Holl, Karl ( 1 86 6- 1 926 ) : Dt. Theologe, Lutherforscher, seit 1 906 Professor in Berlin ; 1 9 1 5 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften 1 71 Homer (Ende des 8. vorchristlichen Jahrhunderts ) : Griech. Dichter; vor allem die Epen I1ias und Odyssee wurden auf ihn zurückgeführt 1 53 Horn, Maria s . Czeppan Jakob (biblische Gestalt, Israel, s. Gen 32,28 ) 79 Jaspers, Karl ( 1 8 83-1 969 ) : Dt. Philosoph 48, 68, 1 73, 1 79, 181, 213 J eremia (biblische Gestalt, Prophet) 22, 236 Jonathan (biblische Gestalt) 1 1 9 J ost, Adolf 3 1 Julianus, Flavius Claudius ( 3 32-363 ) : 36 1-363 Römischer Kaiser, genannt Apo­ stata 241 =

Kabitz, Ulrich 1 6 Kafka, Franz ( 1 883-1 924 ) : Deutschsprachiger Dichter 3 6 Kalkreuth, Johannes Graf ( 1 893- 1 956 ) : Dt. Musiker und Musikschriftstel­ ler 1 26 Kalckreuth, Leopold Graf ( 1 855- 1 928 ) ; Großonkel Dietrich Bonhoeffers ; dt. Maler und Graphiker 126 Kalckreuth, Wolf Graf ( 1 88 7- 1 906 ) : Dt. Dichter ; 9 . 10. 1 906 Suizid 40, 1 26 Kamlah, Wilhe1m ( 1 905- 1 9 76 ) : Dt. Philosoph 78 Karamasoff, Iwan (Gestalt D ostojewskis) 55 Karstensen, Ulrich (Person im Roman) 86, 1 03-1 1 2, 1 1 4 f, 1 1 8- 1 2 1 , 1 26 f, 1 33-1 35 , 1 37, 1 4 1 , 1 48 , 1 66, 1 80, 1 82, 1 9 1 , 229, 232 f, 238 Kastor (griech. Sagengestalt) 1 1 9 Keller, Gottfried ( 1 8 1 9-1 890 ) : Schweizerischer Dichter 1 74

b) Personen

281

Killy, Walther 1 5 Kleist-Retzow, Ruth von, geb. Gräfin Zedlitz-Trützschler ( 1 867- 1 945) : Heirat mit Jürgen von Kleist, 1 897 verwitwet ; Gutsbesitzerin in Kieckow, später Klein-Krössin ; hielt sich ab 1 93 5 zu den Gottesdiensten der B ekennenden Kirche im Predigerseminar Finkenwalde, seither Gönnerin Dietrich Bon­ hoeffers 75, 77, 1 20, 187 Klinger, Max ( 1 857-1 920) : Dt. Maler, Radierer, Bildhauer 241 Kranz, Walther ( 1 884-1 960) : Dt. Pädagoge und Gräzist ; am Grunewald-Gym­ nasium in Berlin seit 1 9 1 9 Lehrer Dietrich Bonhoeffers ; Professor in Halle, Konstantinopel und Bonn 1 70 Krause, Ernst: Mitschüler Dietrich Bonhoeffers 1 9 1 3-1 9 1 9 im Friedrich-Wer­ derschen Gymnasium in Berlin 158 Krötke, Wolf 84 Kruse (Person im Roman : Forstadjunkt " Gelbstiefel") 1 1 , 1 1 3-1 1 8, 1 20 f, 1 24, 1 3 0 f, 1 35 , 1 86, 209, 211, 217, 219, 227 Lange, Frits de 224 Latmiral, Gaetano (geb. 1 909) : Italienischer Ingenieur; im Zweiten Weltkrieg Reserveoffizier ; 1 943 in B erlin mit einer italienischen Militärkommission, deren sechs Mitglieder (Radartechniker) beim Waffenstillstand zwischen den Alliierten und Italien nach dem Putsch gegen Mussolini als " Geheimnisträ­ ger" verhaftet wurden ; ab 1 1 . 1 1 . 1 943 Mitgefangener Dietrich Bonhoeffers in Tegel ; Professor in Neapel 200 Leibholz, Gerhard ( 1 901-1 982) : Dt. Jurist; Professor für Staatsrecht in Greifs­ wald, dann in Göttingen bis zur Emigration 1 93 8 nach England, 1 947 Rück­ kehr nach Göttingen, Berufung als Bundesverfassungsrichter nach Karlsruhe Leibholz, Sabine, geb. Bonhoeffer (geb. 1 906) : Zwillingsschwester Dietrich Bonhoeffers ; 1 926 Heirat mit Gerhard Leibholz 27, 85, 97, 101, 129, 138f, 146, 233, 241 Lipperheide, Franz Freiherr von ( 1 838-1 906) : Dt. Verlagsbuchhändler 1 1 7, 1 67 Lütgert, Wilhelm ( 1 867-1 93 8) : Dt. Theologe ; bei ihm war Dietrich Bonhoeffer 1 929/1 930 in Berlin Volontärassistent 3 7, 1 1 7, 133, 136, 1 80 Luther, Martin ( 1 483-1 546) : Dt. Reformator 35, 70, 133, 1 74 Martin (Person im Erzählungsfragment ; vgl. Brake) 2 5 1 Martin, Alfred von ( 1 882-1 979) : Dt. Geistesgeschichtler u n d Soziologe ; legte 1 933 bei der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus sofort, da es keine Lehrfreiheit mehr gab, seine Lehrtätigkeit nieder und arbeitete schrift­ stellerisch ; sein B uch "Die Religion in Jacob Burckhardts Leben und Den­ ken" wurde im März 1 943 von der Gestapo beschlagnahmt ; seit 1 946 wieder Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule München 1 74, 238 Meier (Person in der Erzählung : Hauptfeldwebel) 1 93-204 Meyer (Person in der Schulerzählung im Roman) 1 52, 1 54, 1 56 f, 1 64 f, 1 77 Meyer, Archibald (Person im Roman) 1 05-1 08, 1 1 1 Moltke, Helmuth James Graf von ( 1 907-1 945) : Dt. Gutsbesitzer auf Kreisau/Schlesien und Jurist (Anwalt für Völkerrecht und internationales Pri­ vatrecht) ; die Mutter, Dorothy Rose Innes, war Tochter eines der obersten

282

Register

Richter der Südafrikanischen Union; häufige Aufenthalte in England ; 1 939 Kriegsverwaltungsrat im Amt AuslandlAbwehr des Oberkommandos der Wehrmacht Berlin in der Unterabteilung VI für Völkerrechtsfragen ; April 1 942 mit Dietrich Bonhoeffer Reise nach Norwegen und Schweden; Mai 1 942 Initiator des " Kreisauer Kreises" , seit Januar 1 943 in Haft ; am 23. 1 . 1 945 in Plötzen see getötet 1 29, 142, 1 85 Morus (More), Sir Thomas ( 1 478-1 535) : Engl. Staatsmann und Humanist; legte 1 532 wegen der antipäpstlichen Politik Heinrichs VIII. seine hohen Staats­ ämter nieder; 1 534 verhaftet ; Juli 1 53 5 enthauptet ; 1 935 heiliggespro­ chen 107 Mose (biblische Gestalt) 34 Müller (Person in der Erzählung : Gefreiter) 1 93 f, 1 99-203 Müller, Alfred Dedo ( 1 890-1 972) : Dt. Theologe ; Professor für Praktische Theologie in Leipzig 142 Müller, Hanfried 1 84 Napoleon (Bonaparte) ( 1 769-1 82 1 ) : 1 804-1 8 1 4 / 1 5 Kaiser der Franzosen 1 74 Naumann, Friedrich ( 1 860-1 9 1 9) : Dt. Pfarrer und Sozialpolitiker 120 Niemöller, Martin ( 1 892-1 984) : Dt. Theologe ; im Ersten Weltkrieg Marineoffizier, zuletzt U-Boot-Kommandant ; 1 9 3 1 Pfarrer in Berlin-Dahlem ; 1 933 Mitbegründer des Pfarrernotbundes ; 1 93 7 verhaftet; 1 93 8 gerichtlicher Frei­ spruch, dennoch bis 1 945 in Konzentrationslagern (Sachsenhausen und Da­ chau) ; nach 1 945 Leitungsämter in Deutschland ( 1 947-1 964 Kirchenpräsi­ dent der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau) und in der Öku­ mene 234 Nietzsche, Friedrich ( 1 844-1 900) : Dt. Philosoph und klassischer Philo­ loge 22, 38, 57, 1 57, 1 73, 181f, 213 Nohl, Herman ( 1 8 79- 1 960) : Dt. Philosoph, Bildungstheoretiker und Sozial­ pädagoge ; 1 93 7 Absetzung von der Professur in Jena ; schrifstellerisch tätig in Karlshafen, wo Dietrich Bonhoeffer und Eberhard B ethge ihn 1 93 7 besuch­ ten ; 1 945 wieder Universitätslehrer 63, 1 63, 1 73, 1 82/ Oertzen, Friedrich Wilhe1m von ( 1 898-1 944) : Angehöriger einer dt. Adelsfa­ milie aus Mecklenburg 52, 69, 120 Oliver (Titelgestalt des Romans "Der letzte Puritaner" von Santayana) 32, 59 Ostermann, Christian 76 Paton, William ( 1 886-1 943 ) : Schottischer Theologe ; 1 93 8 zweiter Sekretär des in Bildung begriffenen Ökumenischen Rates der Kirchen ; organisierte 1 940 eine britische Arbeitsgruppe für den Frieden 1 77 Paul (Person in der Schulerzählung im Roman) 13, 1 52 , 1 54-1 59, 1 62 , 1 65 , 221 Paulus (Apostel) 1 1 1 , 1 80, 232 PereIs, Christoph 1 6, 3 6, 49, 1 19 Petrus (Apostel) 1 80 Pfeifer, Hans 1 8, 241 Platon (427-347) : Griech. Philosoph 1 07 Pollux (griech. Sagengestalt) 1 1 9

b) Personen

283

Rauschning, Hermann ( 1 88 7-1 982 ) : D t . Politiker ; leitete nach 1 9 1 8 die Kultur­ arbeit der dt. Volksgruppe in Posen ; 1 933 nach dem nationalsozialistischen Sieg bei den D anziger Wahlen Präsident des Senats der Freien Stadt; galt zunächst als Vertrauensmann Hitlers, legte im November 1 934 sein Amt nieder und floh 1 936 aus Deutschland 1 07, 125 Rembrandt (Harmensz van Rijn) ( 1 606-1 669 ) : Holländischer Maler 38, 240 Renate (Person im Drama; vgl. Bremer) 9, 26, 30, 34 f, 4 1 -50, 207, 230 -232, 257 Rilke, Rainer Maria ( 1 8 75-1 926 ) : Deutschsprachiger Dichter 40, 1 1 9, 1 26 Ritter, Gerhard ( 1 88 8-1 967) : Dt. Historiker; 1 925-1 944 und nach Kriegsende bis 1 956 Professor für Geschichte in Freiburg im Breisgau ; Mitglied des Frei­ burger (Professoren-)Kreises, der 1 943 eine Denkschrift zur politischen Ge­ meinschaftsordnung nach dem Ende des NS-Regimes fertigstellte, 1 944/45 in Haft 1 07 Robespierre, Maximilien de ( 1 75 8-1 794 ) : Französischer Revolutionär 1 74 Roedcr, Manfred ( 1 900-1971 ) : Dt. Jurist, im Dritten Reich zuletzt Oberst­ kriegsgerichtsrat ; 1 942 mit dem Verfahren gegen die Widerstandsgruppe " Rote Kapelle" und gegen Rudolf von Scheliha betraut; leitete von April bis August 1 943 die Vernehmungen von Hans von Dohnanyi, Dietrich Bonhoef­ fer und Josef Müller ; erstellte im September 1 943 gegen Dietrich Bonhoeffer die Anklageschrift ; 1 949 aus amerikanischer Haft entlassen 7, 259 Salomon, Otto (Pseudonym : Otto Bruder) ( 1 8 89-1 971 ) : Dt. Verlagsbuchhänd­ ler und Schriftsteller; 1 922-1 938 Lektor im Chr. Kaiser Verlag München, 1 93 5 Schreibverbot ; 1 93 8 Ü bersiedlung nach Zollikon bei Zürich ; 1 939- 1 948 Mitarbeit beim Ökumenischen Rat der Kirchen für Kriegsgefangenenfür­ sorge ; nach 1 94 8 Lektor bei Schweizer Verlagen 1 04 Sancho Pansa (Gestalt des Cervantes) 1 83 Santayana y Borras, George de ( 1 863-1 952 ) : Amerikanischer Dichter und Phi­ losoph spanischer Herkunft ; seit 1 872 in den USA ; ab 1 889 an der Universität Harvard, 1 907- 1 9 1 2 dort Professor für Philosophie ; dann Privatgelehr­ ter 32, 59, 146 Scheffel, Viktor von ( 1 826-1 886 ) : Dt. Dichter; 1 8 76 geadelt 88 Schiller, Friedrich von ( 1 759-1 805 ) : Dt. Dichter; 1 802 geadelt 1 82 Schirach, Baldur von ( 1 90 7- 1 9 74 ) : Dt. nationalsozialistischer Politiker ; 1 9 3 1-1 940 Reichsjugendführer der NSDAP und seit Juni 1 933 Jugendführer des Deutschen Reiches ; veröffentlichte Gedichte aus dem Geist der national­ sozialistischen B ewegung; 1 940-1 945 Gauleiter und Reichsstatthalter von Wien ; 1 946 im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß wegen Beteiligung an Judendeportationen zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er in Berlin-Spandau verbüßte 222 Schlegel, Friedrich von ( 1 772-1 829 ) : Dt. Geisteswissenschaftler 1 1 7 Schleicher, Hans Walter (geb. 1 924 ) : Neffe Dietrich Bonhoeffers, B ruder von Renate Bethge ; dt. Atomphysiker 65, 121, 144 Schleicher, Rüdiger ( 1 895- 1 945 ) : Dt. Jurist; Leiter der Rechtsabteilung im Reichsluftfahrtministerium ; Honorarprofessor und Leiter des Instituts für Luftrecht der Universität Berlin ; beteiligt am konspirativen Widerstand ge­ gen das NS-Regim e ; nach Todesurteil (am 2 . 2 . 1 945 ) von SS in Berlin am 23. 4. 1 945 erschossen 1 20, 1 83, 238, 242, 246

284

Register

Schleicher, U rsula, geb. Bonhoeffer ( 1 902-1 983) : Schwester Dietrich Bon­ hoeffers ; 1 923 Heirat mit Rüdiger Schleicher 1 02, 1 23, 138, 141/, 214, 233, 242 Schlingensiepen, Ferdinand 1 8 Schönrock (Person im Roman : Pfarrer) 1 1 1 Schollmeyer, Matthias 14, 22, 1 78, 227, 235, 241 Schubert, Franz ( 1 797-1 828) : Österreichischer Komponist 142 Schumann, Robert ( 1 8 1 0 - 1 856) : Dt. Komponist 142, 241 Siegmund-Schultze, Friedrich ( 1 885-1 969) : Dt. Theologe und Sozialpolitiker ; begründete 1 9 1 1 die Soziale Arbeitsgemeinschaft Berlin-Ost; 1 9 1 4 - 1 945 Schriftführer des 1 9 1 4 gegründeten Weltbundes für internationale Freund­ schaftsarbeit der Kirchen; 1 925- 1 933 Professor für Sozialpädagogik und So­ zialethik in Berlin ; 1 933 Emigration in die Schweiz ; 1 948-1 957 Direktor des Sozialpädagogischen Seminars Dortmund 1 23 Sokrates (470-399) : Griech. Philosoph 246 Sombart, Werner ( 1 863- 1 94 1 ) : Dt. Volkswirtschaftler ; Professor ab 1 890 in Breslau, ab 1 906 in Berlin 142 Sonderegger, Franz Xaver (geb. 1 898) : Dt. Polizist ; 1 930 Eintritt in die NSDAP ; 1 939 bei der Gestapo in Berlin; 1 944 Kriminalkommissar ; 1 . 1 . 1 945 zur Waffen-55 ; ab August 1 945 interniert ; 1 948 im Ermittlungsverfahren ge­ gen Roeder als Zeuge vernommen ; 1 949 wegen Zugehörigkeit zur Geheimen Staatspolizei und Kenntnis ihres verbrecherischen Charakters zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt 7 Spengler, Os wald ( 1 880-1 936) : Dt. Kultur- und Geschichtsphilosoph 1 72 Sperna Weiland, Jan 5 1 Stifter, Adalbert ( 1 805-1 868) : Deutschsprachiger Dichter, Maler 66, 94, 97/, 1 28, 136, 142, 1 86/, 190, 211, 214 Storm, Theodor ( 1 8 1 7-1 888) : Dt. Dichter 1 74 Strauß, Richard ( 1 864-1 949) : Dt. Komponist 1 4 1 Tafel, Leonhard ( 1 800-1 8 80) : Urgroßonkel Dietrich Bonhoeffers, einer der vier württembergischen Gebrüder Tafel ; Philologe, Präceptor an der Lateinschule in Schorndorf; wanderte in die Vereinigten Staaten von Amerika aus, dort Pfarrer ( " Neue Kirche" ) 128 Tertullian (etwa 1 60 -nach 220) : Lateinischer Kirchenschriftsteller 238 Tödt, Heinz Eduard 1 6 Toller, Ernst ( 1 893-1 939) : Deutschsprachiger Schriftsteller jüdischer Herkunft ; solidarisierte sich 1 9 1 8 in München mit der Arbeiterschaft ; Verwicklung in die bayerische Räterevolte ; 1 9 1 9- 1 924 Festungshaft, in der Haft schriftstel­ lerisch tätig; seine revolutionären expressionistischen Bühnenstücke erregten in den zwanziger Jahren starkes Aufsehen ; 1 933 Ausbürgerung durch das NS-Regime; 1 939 Suizid in einem New Yorker Hotel 51, 64, 68, 84 Ulrich (Person im Drama; vgl. Karstensen) 9, 26, 30, 33 f, 35-50, 207, 231 /, 257 Veerkamp, Dieter 1 67 Vilmar, August Friedrich Christian ( 1 800-1 868) : Dt. Theologe, Literaturhisto­ riker, Landtagsabgeordneter ; seit 1 855 Professor in Marburg ; verfocht gegen

b) Personen

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die Fremdkontrolle Hessens durch Preußen ein spezifisch hessisches Luther­ tum 91 Voß, Johann Heinrich ( 1 75 1-1 826) ; Dt. Dichter und Ü bersetzer, u. a. von Ho­ mer ( 1 78 1 Odyssee, 1 793 Ilias) 1 53 Warmblut, Frau Direktor (Person im Roman) 79-82, 229, 237 Wedemeyer, Hans von ( 1 88 8-1 942) ; Gutsbesitzer auf Pätzig und Klein Reetz/Neumark ; Heirat mit Ruth geb. von Kleist-Retzow ; Mitglied des Ber­ neuchener Kreises ; als Major und Bataillonsführer in einem Infanterieregi­ ment am 22. 8 . 1 942 bei Stalingrad gefallen 1 29, 148 Wedemeyer-Weller, Maria von ( 1 924-1 977) ; Tochter von Hans und Ruth von Wedemeyer, Enkelin von Ruth von Kleist-Retzow geb. Gräfin Zedlitz-Trütz­ schIer; 1 942 Abitur in Heidelberg-Wieblingen ; Januar 1 943 Verlobung mit Dietrich Bonhoeffer; Tätigkeit als Rote-Kreuz-Schwester in Hannover, 1 944 als Erzieherin in Altenburg ; ab 1 946 Mathematik-Studium in Göttingen und Bryn Mawr, USA ; 1 949 Ehe mit Paulwerncr Schniewind, Auswanderung nach USA ; Arbeit in Computerfirmen ; 1 959 Ehe mit Berton Weller ; zuletzt Leiterin der Entwicklungsabteilung Honeywell Computer Boston 22, 41, 43, 91, 93, 1 19, 1 28f, 1 89, 205, 209, 229f, 232 Wedemeyer, Ruth von, geb. von Kleist-Retzow ( 1 897-1 983) ; 1 9 1 8 Heirat mit Hans von Wedcmcyer auf Pätzig/Ncumark ; 1 945 Flucht nach Westfalen, spä­ ter in Hannover 84 Wedemeyer, Ruth-Alice von s. Bismarck Wendel, Ernst Georg 70 West, Charles 70 Wolf, Hugo ( 1 860-1903 ) ; Österreichischer Komponist; sein Werk ist besonders für das Klavierlied bedeutend 142 York von Wartenburg, Helene Gräfin, geb. Gräfin Kalckreuth ( 1 852-1 925) ; Großtante Dietrich B onhoeffers 138 Zerner, Ruth 15, 1 8, 2 1 1 Zimmermann, Wolf-Dieter (geb. 1 9 1 1 ) ; Dt. Pfarrer ; 1 932 als Theologiestudent im Berliner Bonhoeffer-Kreis ; im Sommerkurs 1 936 in dem von Bonhoeffer geleiteten Finkenwalder Predigerseminar der Bekennenden Kirch e ; 1 939 ille­ galer Pfarrer in Werder bei Berlin ; nach 1 945 Pfarrer in Berlin-Tegel ; Mitbe­ gründer des "Unterwegs" -Kreises und Schriftleiter der Zeitschrift " Unter­ wegs" ; 1 954 Rundfunkbeauftragter der Evangelischen Kirche in Berlin­ Brandenburg und Leiter des Evangelischen Rundfunkdienstes Berlin 241 Zinn, Elisabeth s. Bornkamm Zola, Emile ( 1 840-1 902) ; Französischer Schrifsteller 1 02 Zutt, Jürg 2 1 6 Zweig, Stcfan ( 1 8 8 1 - 1 942) ; Deutschsprachiger Schriftsteller; lebte seit 1 9 1 9 i n Salzburg ; 1 934 Emigration nach England, 1 940 nach Brasilien, dort 1 942 Suizid aus Schwermut über die Zerstörung seiner geistigen Heimat Eu­ ropa 236

C. SACHEN UND ORTE

Abendland 8 geistige Einheit des 1 71 Abendsegen 1 89 f Abendsonne 2 1 , 1 89 Abgefundene, das 1 4 7 Abgott 80, 1 54, 1 60, 221 Abitur 39, 1 05, 1 07, 1 1 7 Abiturient [Person in der Erzählung: Soldat, Gefange­ ner1 1 94 - 1 96, 200, 203 Abmachen (etwas) mit sich selber 86, 213 Abschied 35, 43 acedia-tristitia 35, 208 Achtung 66, 1 69, 222 Recht auf s. dort Adel 209, 213, 254 Hochadel 87 neuer 49, 21 1 , 256 adlig 1 54 Ährenausraufen am Sabbath s. dort Ährenfeld 235 Ängstlichkeiten 1 06, 1 08 affektiert 87, 21 1 Afrika 96, 1 87 Deutsch-Südwest- s. Namibia Nordafrika 8 Südafrika s. dort aggressiv 230 Ahnenkult 9 1 akademisch s. Freiheit allein 45, 79, 1 44 auf der Welt s. Welt Alleinherrschaft 221 Alles oder Nichts 1 67, 1 78 , 1 80, 1 8 1 Allgemeine, das 120 alltäglich s. Aufgab e ; Leben Alltägliche, das 1 4 5 Altar 9 1 Alte, das 1 09

Alten, die (alte Leute) 74, 77 und die Jungen 79, 1 79 Altersweisheit 1 78 Altes Testament 226 Amerika 96 United States of America (USA) 31, 1 28, 144, 158 Amt/Ämter 12, 71 , 89, 9 1 , 1 2 3 , 131, 209, 228 Amtlichkeit 1 3 1 Amtsbewußtsein 78 Amtstalar s. Talar Analysieren (der Menschen) 6 6 Anarchie 1 24 andere(n), der/die (der andere Mensch) 63-66, 1 6 7 f, 225 sprechen über 1 4 0 wie tausend andere 1 0 5 s. Auskommen ; Bild ; Dasein ; Glaube ; H erz ; Inneres ; Leben ; Offensein ; Seele Anerkennung 1 58 , 1 66, 1 69, 222 Anfang 13 f Ende als s. dort Anfangen nicht j eden Tag das Leben von vorn 68 als finge alles neu an 68, 252 die Welt erst (mit ihnen) an 68 Anfechtung 35, 208, 243 Angst 22, 24, 54, 75, 78, 213, 242 Angstzustand 258 Anspruch s . Inanspruchnahme anständig s. Benehmen ; Famili e ; Leute ; Mann Anständige, das/Anstand 66 f, 1 66 Anständigen, die 1 1 1 , 216 Arbeit(en) 24, 39, 49, 51, 6 1 , 85, 95 f, 1 2 3 , 1 76, 235, 253, 256 f der Tiere s. dort des Todes s. dort Arbeiter 1 1 0, 240

c) Sachen und Orte Hafenarbeiter 3 9 , 240 Arbeiterbewegung 84 Arbeiterfäuste 1 1 4 Arbeitergestalten 1 02 Arbeiterjugend 1 23 Arbeiterklasse 85 Arbeiterstand 39, 240 archimedisch Punkt 7 1 , 246 Argwohn 65, 66 Arierparagraph 233 Aristokrat 3 7, 63 Aristokratische, das 32 Arkandisziplin 9 f, 1 2 f, 49, 239 arm und reich 96, 217 Armen, die (arme Leute) 39, 85, 96, 240 Arzt 29, 3 7, 87, 93, 126, 206f, 209, 255, 257 Attentat (zur Tötung Hitlers) 27, 1 29, 1 85, 246 Aufbau 8, 1 0, 1 2f, 71, 209, 252 Aufbauen 8, 67 hier wird nicht zerstört, sondern aufgebaut 1 69 Auferstehung 13 f, 1 78 Aufgabe(n) 1 02, 1 32-1 35 , 1 3 8 , 1 4 1 , 1 68, 1 75 f, 1 84-1 86, 205, 224 alltägliche 1 40 hungern nach Aufgaben 1 32 verantwortliche 1 2, 71, 209 aufgeblasen s. Exzellenz ; Gesellschaft Auflösung 57, 59-62, 74, 78, 125 Auflösungserscheinungen 1 72 Auge eigenes Gesetz des 1 2 8 Auskommen mit anderen/miteinander 1 05 , 1 66, 1 6 7 um jeden Preis 1 8 1 vgl. Miteinanderauskommen Auszehr 1 2 5 Auto 28, 5 2 Autofahrten (Hitlers) 1 13 Autorität 30, 1 23 , 227f

287

Backfische 46 Backsteindom s . Dom Bahn s. Eisenbahn Bakterien 126, 220 B anause 1 83 Bann 9, 1 24, 1 77, 221 der Gesellschaft 1 71 Barbarei 1 72 f barbarisch 1 84 s. Zeiten B arcelona 69f, 84, 99, 1 83 Barmherzigkeit 1 88 f, 210 Gottes s. dort Baumsitz 94 Baustein 68, 71 Befangenheit 1 2 8 B efehl 225 dienstlicher 203 obrigkeitlicher 9 1 ohne 1 97 zu Befehl 1 94 Befreiung 39, 40, 1 36, 247 Begabung(en) 85, 1 08, 1 77, 220, 232 Begrenzen einander begrenzend 1 76 Behagen 1 72 Behaglichkeit 94 Behörden 1 2 1 Beichte 133, 214 Lebensbeichte s . dort Bekennende Kirche 22, 74, 78, 91, 244 Benehmen anständig 214 sich nicht benehmen können 1 1 4 Beraten 1 77 Berge 257 Reise in die s . dort Berlin 7, 31, 1 02, 139, 1 64 Dahlem 234 Dom 91 Grunewald 77, 93 Wangenheimstraße 1 4 84 Norden s . Berlin-Wedding Osten 1 23 Plötzensee 200 Schöneberg Marienburger Allee 94

288 Tegel s . dort Wedding 38, 1 23 vgl. Gymnasium ; Universität Beruf 52, 1 42, 1 8 1 , 230 " Beruf" (Skizze Dietrich Bon­ hoeffers) 1 53, 1 66, 1 70, 1 75 Berufsausbildung 228 Bescheidenheit 1 08 f, 212 falsche 1 08 Beständigkeit 146 Bestien 125 Beten 49, 80, 215 Bethel (bei Bielefeld) 3 8 Bewegung(en) s . Geschichte ; nationalsozialistisch B ewußtsein 1 1 0 Bibel 7, 35, 39, 58, 65, 83, 1 39, 239f, 243 Bibeltext 8 1 bieder 219 Biergarten 1 04 Bild(er) 42, 5 1 , 89-9 1 , 1 2 8 , 1 90, 21 1 , 255 der Großväter 89, 1 3 5 wesentliches (des anderen) 48 Bildung 65, 212, 224 Weiterbildung 40 vgl. gebildet bildungs bürgerlich s . Gesellschaft Bildungsbürgertum 212, 240 Bindungen natürliche 1 4 0 Bitten 9 9 eines Kindes 3 1 bitter 3 1 , 1 32 Bitterkeit 30, 1 1 7, 1 9 1 "Der Blick von unten" (Text Diet­ rich Bonhocffers) 1 76 blind 64, 1 66 für Unterschiede 66 vertrauen s. dort Blumen 25 Wiesen blumen 1 9 0 Blut 1 2 8 , 1 95 , 2 5 9 bekämpfen b i s aufs 1 6 9 kein heißes 56

Register Menschenblut s. dort und Tränen 1 72 Boden Füße auf dem 69 unter den Füßen 69-7 1 , 208, 217, 245/ schwankt 1 6 0 weggezogen 1 80 böse 98 s . Trieb Böse, das 9, 53 , 1 1 7, 1 24, 1 82, 218, 227 Banalität des 1 24, 2 1 1 Inkarnation d e s 1 8 1 Bosheit 1 06, 1 69 Braut 54, 243 , 255, 258 f [im Drama: Braut des Handels­ vertreters des Todes] 55 Breslau (Wrodaw) 83, 94 f, 139 Brüderchen [Person im Drama] 9, 13, 2 1-25, 30, 33 f, 207, 235, 245, 255, 257 [Person im Roman] s . Ekkehard Brake Brüdergemeine (Herrnhuter) 242 Brüderlichkeit 49, 1 84 , 215, 256 Brüllen und Lachen 1 95 Brutalität 1 07 Buch/Bücher 48, 84 f, 1 02 f, 1 1 2, 255 wissen aus Büchern 8 5 Bürger Freiheit des s. dort Bürgerfamilie 65 lebt ganz nach innen hin 66 Bürgerhaus 2 1 , 65, 210 bürgerlich 1 5 , 88, 224 s. Existen z ; Familie ; Leben ; Si­ tuation Bürgerliche, das 1 85 Bürgermeister 1 5 1 , 1 56 f, 209 [im Roman : Karoline Brakes Mann] 73 Bürgerstolz 88, 21 1 Bürgertod s. Tod Bürgertum 1 2, 1 1 1 , 209-21 1 , 213, 216, 224, 226, 239 Bildungsbürgertum s. dort

c) Sachen und Orte i m öffentlichen Bereich/Le­ ben 211, 216 im persönlichen B ereich 211, 213 Büros 75 Burg Haus wie eine s. Haus Bußbank 1 1 1 Buße 244 Cannstatt (Stadtteil von Stuttgart) 126 Cembalo 35, 255 Chaos 32 Charakter 1 67-1 69, 222 Christ(en), der/die 77, 1 1 0, 133, 237f, 240, 244, 246 in Anspruch nehmen als s. Inan­ spruchnahme Christentum 74, 76, 78, 82, 1 1 0-1 1 2, 1 4 1 , 1 7o f, 223, 229, 235-239, 242, 246 religionsloses 240, 25 1 unbewußtes 1 1 0, 1 1 1, 182, 233, 238, 240 christlich s. Famili e ; Freiheit ; Frömmigkeit ; Glaube ; Instinkt ; Lehre Christliche, das 12, 1 1 1 , 210, 228, 235, 239 Christus!] esus Christus 8, 13, 22, 38 f, 69, 77, 8 1 , 99, 1 1 1 , 1 74, 207, 236, 238-240, 244, 246 Auferstehung 13, 71, 243 [, 246 der Sohn Gottes, der Freie, der Herr 77 Wort 1 80 cocktail party 1 42 Dahlem s. Berlin Dame 1 99, 202 mondäne junge 1 46 s. Kameradschaftsabend Dankbarkeit (Dank) 8, 67, 75, 205 Dasein für (andere) 46, 48, 239 Dauernde, das 1 4 5 Dekalog (Zehn Gebote) 1 8 8 Gebote des drittes [Feiertagsheiligung] 74

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Demagoge 63 Demütige, der 49, 254, 256 Demut 49, 140, 254, 256 Denkmäler 5 8 derb s. Witz ; Wort Despoten orientalische 1 72 deutsch norddeutsch 1 34 süddeutsch s. Kirchen s. Gesellschaft ; Mann Deutsche, der wir Deutsche greifen so leicht am Leben vorbei 1 6 9 Deutschland 8[, 49, 52, 65, 129 f, 1 33-1 35, 136, 139, 1 43 , 1 85 f, 1 87, 209, 212, 215, 234, 245, 253, 255 f (sind) die Menschen und nicht die Dinge 1 3 5 das morsche braucht eine starke, gute Hand über sich 1 3 5 nationalsozialistisches (Nazi - ) 48, 221 Norddeutschland 73 Dialektiker 1 72 Dieb 1 1 4, 1 1 6 Dienst 57, 66, 70, 1 97 f, 200 Direktor [Person in Harald von Bremers Schulerzählung im Ro­ man] 1 50 f, 1 5 7 Dirne 3 9 , 1 1 1 Dorn B acksteindorn 1 34 Berliner s. Berlin Dornpropst [im Roman : J osias Brake] 9 1 Dorf 126, 1 30, 1 8 7 f Dorfkantor s. Kantor Dorfkinder 1 50 Dreißigjähriger Krieg 1 8 8 Drittes Reich 1 5, 78, 91, 1 07, 1 24, 138, 1 65, 1 72, 1 80, 233 Du (nennen) 1 1 9 vgl. Duzen Dünkel 78 dummer 1 2 1

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Register

dumm 4 1 , 87, 1 05, 1 1 4 , 1 1 8, 1 20, 1 52, 1 54 Dumme-Jungen-Streiche s. Streiche s. Dünkel Dumme, das 1 3 1 Dumme, der einer von den ewig Dummen 27 der Faule und s. dort Dummheit(en) 9, 35, 3 7 f, 1 24, 1 4 1 , 1 5 1 , 156, 1 62, 200, 202, 221 Dummköpfe 70 Durchschnitt 1 5 5 durchschnittlich s. Familienvater Durchschnittsmensch 108 Durst 70 Lebensdurst s. dort Duzen 1 1 4 Echte, das 49, 66, 256 und Unechtes 66, 67 Echtheit 1 3 1 Edle, das 66, 6 7 Edlen, die von Natur 32 verstehen auch zu sterben 33, 230 Ehe 24, 62, 68, 229, 234 [ Ehevermittlungsstellen 60 Ehrbegriffe 1 1 7, 227 Ehre(n) 1 1 7, 131, 227, 253 öffentliche 89 viel Feind, viel s. Feind Ehrenhaftigkeit 1 66 Ehrenmann 1 1 7, 227 ehrenrührig s. Schimpfworte Ehrenzeichen 89, 21 1 Ehrerbietung 61, 126 ehrfürchtig 47 s. Staunen Ehrfurcht vor Christus 39 vor dem Gewordenen und Gege­ benen 66, 252 Ehrgefühl 1 6 1

Ehrgeiz 39, 1 06, 1 07, 1 08, 1 1 0, 1 53 , 1 56, 238, 258 Einfachheit 1 3 1 , 139, 1 42, 2 1 1 [, 230 Einfalt 1 28, 140 Einheit 1 4 1 des Abendlandes s . dort Einladen und eingeladen werden 1 46 einsam 4 1 , 50, 1 3 8 , 231 Einsiedler(gestalt) 1 03 , 1 1 2 Einspännerei 1 0 5 einzeln die einzelnen Menschen s. (in­ neres) Leben Einzelne, der 64, 1 30, 1 32, 1 69, 208 Eisenbahn (Bahn, Zug) 95 f, 1 00, 1 1 8, 217 Eisernes Kreuz (EK) 40, 1 96 eitel 1 3 1 gekleidet 1 1 4 Eitelkeit 57, 70, 1 08 , 1 53 , 154 Elend 39, 1 72, 215, 258 Elendsquartiere 123, 240 Elite 1 1 1 , 1 07, 1 82, 208, 224 im nationalsozialistischen Sinne 1 07 Eltern 8, 60 f, 129 gute 23, 65 Elternhaus 7, 1 35 , 1 66 emanzipiert 139, 1 42 Ende 13 [ vielleicht ein besserer Anfang 1 65 eng 1 2 8 Engländerin 1 29 England 1 29 englisch sprechen 1 43 f, 230 s. Tee ; Wurzeln Entbehrung 6 1 Entscheidung 1 8 1 , 225 entschieden 50 Entschiedenhei t 1 04 Entschuldigung/Entschuldigen 1 1 6 f, 1 58 , 1 6 1 " Entwurf einer Arbeit" (Text Diet­ rich Bonhoeffers) 238 Epicuri de grege porcus 1 83 Epidemie 126

c) Sachen und Orte Erbe 8 , 1 1 , 60 Hüter des s. dort Erbitten sich erbitten lassen 1 84 Erbstücke 9 1 Erdbeben 54 Erde 69 f vgl. Boden Erfahrung(en) 63, 67, 90 Erfolg( e) 49, 1 60 , 254, 256 Geschichte der s . dort Opfer der 1 75 Erfolgslosigkeiten 1 75 erfolgreich 1 07 Erfolgreiche, der 1 72, 1 75 Erfüllung 1 76, 1 78, 205 Ergebnis 1 78 der Geschichte s. dort Ergebung 136 Erhaltung des Lebens s. dort Erinnerung(en) 1 6[, 43, 78, 1 43 f (Dietrich Bonhoeffers) Jugendoder Lebens- 206 Erinnerungswert 93 Erkenntnis 1 78 Erwachsene(n), der/die 99, 1 46, 1 67, 1 68 , 1 70 Erwählen 1 1 1 Erziehung 212 gute 1 80 Essen 56, 95, 96, 201 Gefangenenessen s . Gefangene Mittagessen s. dort " Ethik" (Buch Dietrich B onhoef­ fers) 8, 1 1-14, 21, 37, 48, 52, 61, 63, 1 07, 1 1 1 , 171, 1 74, 1 79, 1 83, 212/, 217, 225, 235, 237[, 251 Europa 8, 1 71 Euthanasie 98 Evangelium/Evangelien 38, 1 88 Sonntagsevangelium 83 eWig leben s. dort Ewigkeit 56, 241 Ewigkeitshoffnung 242 Existenz bürgerliche 226

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dunkle 62 vernichtete 1 9 8 Extravaganten, die 1 46 Extravaganzen 87 f, 2 1 1 Extreme 1 3 Exzellenz aufgeblasene 1 1 0 Fahne 222 Fahnenflüchtige, der 204 Fahnenfluchtlfahnenflüchtig 1 95 , 1 97, 1 99 Fahrt 1 34 f vgl. Wanderung Fairness 1 62 Familie 1 1 , 62, 71, 73, 78, 1 0 1 , 1 1 1, 121, 145, 1 76, 228, 230-232, 244, 246 anständige 1 0 7 bürgerliche 1 2, 208 christliche 78 haben 1 42 jüdische s. dort Reich der 1 3 8 , 231 Spielregeln (in der Bonhoeffer-Fa­ milie) 86, 1 04 Familiengrundsatz 8 7 Familienleben 6 5 , 80, 93, 1 42 , 1 46, 230 Familiensinn 92 Familientradition 239, 245 Familienvater durchschnittlicher 1 24, 219 Familienverein 92 f Familienzusammenkünfte 85 fanatisch 85 fanatisiert 1 0 3 Farm 1 30, 131 Fassade 66, 135 faul 1 05 Faule, der jeder Faule und Dumme gleichbe­ rechtigt mit dem Tüchtigen und Klugen 61 feierlich 56, 8 3 , 126, 1 73 Feiertag 74 heiligen 8 1 kein Unterschied zwischen Werk-

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Register

tag und 77 feige 125, 1 26, 1 72, 242 träg und s. dort s. Feind ; Lump ; Nachgeben Feigheit 54, 107 Feind(e) 1 1 4, 1 32, 1 63 , 1 65, 226 viel Feind, viel Ehr 1 6 7 feige vor dem 1 9 7 aus Feind(en) freund(e) machen 1 67, 1 69 Feindschaft(en) 1 66, 1 6 7 Ferienfreude s. Freude Fesseln Hand- und Fußfesseln 1 94 Fest 1 03 Gartenfest 1 3 5 s. Tod Filmarchiv s. Propagandaministe­ flum Filmstar 87, 1 42, 211 Finkenwalde (nahe Stettin [Szczecin]) Predigerseminar 74, 133, 234, 244 Fischer 1 34 Flammenwerfer 1 98 Flossenbürg (Konzentrationslager) 13, 1 65 Fluch 1 22 Flugsand sogenannter neuer Ideen s. Idee Folter 244 Forstadjunkt [Person im Roman : " Gelbsticfel" ] s. Kruse Frankreich 241 Frau(en) 30, 60, 1 99, 228-232 aus alten Häusern s. dort Leben einer erfülltes 146 Mann und s. dort selbstlose 230 f frei geboren s. Mensch s. Sichverbinden Freie, das am Sonntag ins s. Sonntag Freie, der 1 82 J esus als der s. Christus und Knecht 1 1 1 , 233

Freiheit 13, 32, 49, 55, 60, 62, 66, 1 0 1 , 136, 1 77, 215, 223, 225, 234 f, 247, 252-254, 256 akademische 1 05 des Bürgers 32 christliche 77 als Gut für die Wenigen 32 aller Menschen 8 1 Recht auf s . dort als Schlagwort für die Masse 32 freimütig 1 1 6, 1 3 1 Fremde, der der die Wahrheit sagt 9, 255 [Person im Drama: Handelsver­ treter des Todes] 10, 5 1-63 , 207f, 243, 246 [Person im Dram a : der Neue in Christophs Kreis] s. Heinrich Freude 23, 30, 43, 48, 55, 58, 62, 74, 82, 94, 1 09, 1 1 2, 1 34 falsche 75 Ferienfreude 1 05 Recht auf s. dort und Schmerz 1 89, 213 an Worten, Ideen und Gefüh­ len 1 69 Freund(e) 3 7, 4 1 f, 46 f, 5 8 , 1 04, 1 33 , 1 3 5 , 1 4 8 , 149, 1 65 f, 1 67, 1 69, 1 76, 1 80, 220, 232f, 244, 251 , 255 treue(r) 26, 1 9 1 vgl. Feind "Der Freund" (Gedicht Dietrich Bonhoeffers) 235 Freundlichkeit Gottes s. dort gehört zur Vornehmheit 252 Freundschaft 46, 56, 68, 1 0 3 , 1 04, 145, 1 49, 210, 221, 228, 232-235, 259 Jugendfreundschaft 1 49 Kinderfreundschaft 42 Frevel 1 23 Naturfrevel s. dort Friede 1 89, 210, 241 fauler 1 8 1 mit Gott und unter den Menschen 1 88

c) Sachen und Orte friedensschluß Westfälischer s. dort Friedhof 56, 208 Friedrichsbrunn (im Harz) 97, 1 00, 123, 1 26, 190, 212 Frömmigkeit 107 christliche 1 09 natürliche 238 fromm 39, 240 s. Gered e ; Mann ; Worte front 1 94-198, 20 1 , 204 Frontkämpfer 1 94, 203 frontsoldat 1 9 7-200 Frucht bringen 1 78 ,.Der Führer und der einzelne in der jungen Generation" (Vortrag Dietrich Bonhoeffers) 32, 227 Führerkult 221 Führung 32, 1 07, 1 32, 1 50, 1 8 1 f, 217, 222 Fundament 8, 68 f, 217, 245 Fußball 1 63 Fußketten s. Ketten Gabe 1 0 1 , 205 Galauniform s. Uniform Galgenvogel 63 Gang s. Gehen Garten 25, 83 , 88, 94, 23 1, 233 Gartenfest s. Fest Gartenplatz 73 gastfrei s. Haus Gebet Tischgebet 1 1 0, 238 gebildet 39, 1 70, 240 halbgebildet 139 ungebildet 1 06 Gebildeten, die 79, 213 Geborgenheit 35, 232, 245 f, 252 Gebot(e) göttliches 234 Gottes 6 1 , 68 Zehn s. Dekalog Geburt 49, 254, 256 Geduld 13, 47, 1 3 3 Gefängnis 1 1 , 1 5, 39, 54, 58, 91,

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93, 1 13f, 1 84, 21 0[, 217-219, 230, 232, 234}; 239f Wehrmachtuntersuchungsgefäng� nis s. dort Gefangenen, die 200-202, 218, 244 politischen 246 Gefangenenessen 201 Gefolgschaft 1 68, 1 77, 221 Gefreiter 1 22 [Personen in der Erzählung] s. Berg ; Müller Gefühl(e) beherrschen 144 Freude an s . dort Geheimnis 46-4 8 , 60, 213 f, 232, 239 das letzte Geheimnis jedes Men� sehen heißt Gott 47 Gehen (Gang) 77, 87 so gehen nur Frauen aus alten Häusern . . . 1 3 8 Gehorsam 6 1 , 225 Geist guter s. Glocken Gekreuzigte, der 9 1 Geläut 1 88, 1 89 f , 236 Glockengeläute s. dort Gelassenheit 77, 208 Gelbstiefel 7 1 , 1 13, 209, 211, 217, 219, 227 [Person im Roman) s. Kruse Geld 39, 60, 85, 1 05 nicht reden von 96 gemein 66 machen 1 73 s. Leute Gemeinde 78, 9 1 , 1 88 f, 244 treue 9 1 Gemeindekirchenrat 78 Gemeine, das 27, 66 f, 121 Gemeine, der 67, 1 1 1 Gemeinheit(en) 98, 1 59 Gemeinschaft 39, 64, 1 0 1 , 1 03 , 123, 1 77, 223, 246 Gemeinwesen 8, 1 0, 1 2[, 71, 209 Gendarm 130 vgl. Polizist General [in der Erzählung] 204

Register

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[Person im Roman Major Ha­ raId von Bremer] 1 1 5, 1 1 7, 148 Gcneration( en) 6 8 , 78 f, 1 72, 1 84, 1 86, 1 88, 224, 230 Junge 1 00, 1 65 Gentleman s. Tod Genuß 62, 70 Lebensgenuß s. dort gerecht s. Sache G erech te, das Tun des 49, 215 Gerechten, die 1 1 1 , 1 90 Gerechtigkeit 1 88 f, 191, 21 0, 216 Gerede frommes 82, 237 Gericht 27, 1 24 f, 220 Gottes s. dort Geschäft Tod als s. dort Geschenk Wort als s. dort Geschichte 8, 124, 1 70-1 78, 208 Bewegungen in der Ge­ schichte/geschichtliche 1 70 f, 1 77 f Blütezeiten der 1 72 der Erfolge 1 75 Ergebnis( se) der 1 71 f, 1 78 Lehre der s. dort der Menschen s. dort Natur und s. dort tausendjährige 68 Verwesungsgeruch der s. dort Geschichtslehrer [im Roman : Lehrer Franz Brakes] 1 70-1 77 Geschichtsschreiber 1 72 Geschichtsschreibung 1 73 , 1 75 Geschmack konventioneller 93 parvenuemäßiger 90 Geschmacksfragen 88 Geschwätz 50, 75-78, 236 Gesellschaft Bann der s. dort deutsche bildungsbürgerliche 209 hohle, aufgeblasene 1 07 =

Gesetz(e) 27, 58, 60-62, 66, 77, 1 79, 223, 254 des Auges s. dort Durchbrechung des 77 der Erhaltung . . . s. Leben Gesicht erstes/Z weites 5 7 f, 258 [des Gefreiten Berg] 1 89 f, 202, 204, 240 Gesindel 69, 1 1 4 Lumpengesindel 1 1 3, 1 1 6, 219 Stadtgesindel 1 1 4 Gesinnung 1 46, 1 6 1 servile 173 unsoziale 223 Gespräch 1 36 f Gestapo 7, 1 1 , 232 Gesunde, das 98 Gesunden 135 Gesundheit 80, 258 Gewalt 1 24 f, 128, 167 in j emandes 1 1 6 Mißbrauch(en) der 1 24, 1 9 1 , 220 übermenschliche 1 73 Gewaltgebrauch Notwendigkeit des s. dort Gewaltsamkeit 1 3 7 Gewalttäter 1 24 die kleinen 1 24 f, 1 26, 218-220 Gewalttat 126 Gewissen 42, 76, 216, 225, 236 Gewissenlosigkeit 1 02 Gewitter 54, 1 22, 1 59, 1 62 Gipfel 34, 245 Glaube(n) 49, 56, 67, 78, 235, 237-239, 247, 254, 256, 259 an den anderen 47 dem anderen 2 5 1 christlicher 7 6 f , 78 vergangener toter 76, 236 Glaubenssätze 1 76 Gläubige, der 49, 254, 256 gleichberechtigt s. der Faule Gleichberechtigung 60 f, 62 Gleichgestimmtheit 1 04, 232 gleichgültig 56, 79 Gleichgültigkeit 1 3 7

c) Sachen und Orte Gleichheit aller Menschen 67, 1 84 vgl. Menschen (gleich) Gleichmacherei 1 1 1 Glocken 1 87-1 9 1 , 236 sind der gute Geist eines Lan­ des 1 89 Klang/Stimme der 1 88 vgl. Justitia; Misericordia; Pax Glockengeläute 73 Glück 28, 45, 62, 74, 80, 1 1 8 , 1 3 7, 1 42, 1 67, 1 72, 1 74, 1 76, 1 82, 1 84 f, 230 " Glück und Unglück" (Gedicht Dietrich Bonhoeffers) 1 85 glücklich 40, 43, 58, 6 1 , 80, 129, 1 74, 229, 257 s. Haustier ; Jahr Gnadau 242 Gnade 22 billige/teure 1 88 Gottes s. dort Götter Halbgötter 1 24, 1 74-1 77 mythische 1 73 f Götze irgendeiner Idee 1 73 Gott 1 2f, 15, 22, 23, 28, 3 1 , 3 8-4 1 , 50, 5 3 f, 66, 77, 79, 99, 1 06, 1 1 1 , 1 24, 1 33 , 1 85, 1 90, 229, 23 1, 236f, 239f, 242f, 246J, 257 Barmherzigkeit 1 8 8 sei Dank 29 Freundlichkeit 1 84 Friede mit s. dort Gebot s. dort als das letzte Geheimnis jedes Menschen s. Geheimnis Gericht 79 Strafgericht 1 8 8 Gnade 1 8 8 ist gut 99 im Himmel 25, 28 Kraft 39 Liebe 244 der liebe 23 f, 79-8 1 , 1 06, 255 mein 29

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warum hast du mich verlas­ sen 1 74 Name 237 nennen 53 Reich s. Reich Gottes ist streng 99 Wahrheit s . dort Wille s. Wille Gottes Wort s . Wort Gottes Gottesdienst 78, 9 1 , 1 87 Gottlosen, die 58 Grenze 253, 258 vgl. Begrenzen Grieche Jude und s. dort Griechischlehrer (in Dietrich Bonhoeffers Skizze "Beruf" ) 1 70, 1 75 Großmutter Großmütter, Kinder und Gär­ ten 25 [Person im Drama] 13, 2 1-26, 207, 229, 235, 255 [Person im Roman] s . Karoline Brake Großstadt s. Stadt Großväter Bilder der s. dort Güte 67, 1 22 f, 1 40, 1 70, 240 Gunst der jeweiligen Herren 124, 220 gut 4 1 , 43 f, 80, 99, 1 03 , 1 30 garnicht 1 57 s. Deutschland ; Eltern ; Erzie­ hung ; Glocken ; Gott; Haus ; Menschen ; Wille Gottes Gut, das/Güter 32, 49, 65, 235 , 256 höchste 49, 253 f, 256 Freiheit als s . dort vgl. Gutshof Gute, das 1 1 1, 1 81 Gutes tun 77, 99 Guten, die 1 1 1 Gutgesinnten, die (gutgesinnte Leute) 49, 125, 215 J, 253, 256 Gutsbesitzer 142 Gutsherrschaft s. Herrschaft Gutshof (Gut) 1 20, 128 f, 1 8 8

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Gymnasium 86, 1 05 f, 1 2 7, 1 50 Friedrich-Werdersches (in Ber­ lin) 158 Grunewald- (in Berlin) 1 70 Hacken zusammenreißen 1 1 7 Härte 1 1 5 verherrlicht nicht die 1 84 Hafenarbeiter s. Arbeiter Haft(e) 9 1 , 202 Dietrich Bonhoeffers 7, 14, 1 7, 34, 1 74, 205[, 208, 214, 216, 232 Haftbericht Dietrich Bonhoeffers 7, 1 13, 195, 201, 218J Halbgötter s. Götter Halbmänner s. Mann Haltung 49, 75, 1 3 8, 1 9 8 , 214 J, 253, 256 annehmen 1 94, 1 9 7 militärische 1 1 5 , 1 95, 203 Halunken 1 99 Handwerk 1 06 rauhes/soldatisches 122 Handwerker 1 1 0 hart 2 8 , 42, 71 , 1 22, 1 3 1 , 1 4 1 , 1 84, 224 wie Kruppstahl 222 Haß 3 1 , 70, 1 24, 220 Hassen 40, 1 1 7 Hauptfeldwebel [Person in der Er­ zählung] s . Meier Haus/Häuser 28, 49, 90 f, 1 30, 1 40, 1 42, 23 1 J, 253, 256 alte 138, 23 1 Bürgerhaus s. dort wie eine Burg 66 Elternhaus s. dort gastfreies 93 gutes 65, 210 des Mannes 23 1 zu Hause 1 4 5 bleiben 1 42, 230 Haushalt 138, 1 40 Hausmusik 85 vgl. Musizieren Haustier( e) 236 glückliches 1 83 f

Hausvater s. Vater Heilige Schrift s. Schrift Heiligenbild 9 1 Heiligtum 49, 73, 232, 254, 256 Heiligung des Sabbath s. dort Heilsarmee 1 1 1 Heimat 1 0 1 , 129, 1 32, 1 34, 1 44 Heimattruppen s. Truppe Heimweh 1 2 8 , 1 43 f, 230 Heiraten 1 42, 1 9 8 , 228-230 Herkunft/Herkommen 1 08, 217 heroisch s. Sterben Heroisieren von (unglücklichen) Menschen nicht s. Mensch Herr(en) besserer 1 96 Gunst der s. dort J esus als der s. Christus und Knechte 1 8 1 , 223 Knecht will frei sein von sei­ nem s . Knecht sein wollen 1 84 und Sklaven 1 8 1 , 223 geborene 1 86 Tod als s. dort uneingeschränkter 1 5 3 zweI niemand kann zwei Herren die­ nen 57 f Herrentum 1 82 Karikatur alles 1 86 herrisch 44, 1 32, 215, 225 Herrnhuter s. Brüdergemeine Herrschaft 1 50 Gutsherrschaft 1 2 0 Herrschen 3 2 Herz(en) 30, 37, 4 2 , 49, 56, 76, 94, 1 1 7, 1 40, 1 9 8 , 254, 256, 259 (nicht hinein-)sehen dem anderen ins Herz 82 in den Abgrund des Herzens 66, 214 Herzleiden 1 93 , 200 Hilfe 1 32, 1 34, 1 44, 1 86 Hilfsbereitschaft 93, 123, 240

c) Sachen und Orte Himmel je größer Kreuz, je näher 80 Gott im s . Gott Hineinreden 46 Hingabe 1 30 Hitlerjugend 8, 1 07, 222 Hitlerregime 216, 219 h moll-Messe (von J . S . Bach) 141 Hochadel s . Adel hochmütig 71, 1 03 Hochzeit 54, 79, 243 , 258 f Höhnen Lästern und s . Leben ; Tod Hölle 3 8--40, 240 Hören Predigt s . dort Hoffnung 26, 28 f, 33 Ewigkeitshoffnung s. dort Hoheit 254 Hohenasperg (Festung in Württem­ berg) 90 hohl s. Gesellschaft ; Worte Hokuspokus 259 vgl. Okkultismus Hüten mit dem Leben 49, 254, 256 Hüter des Erbes 78, 226 echter Werte 49, 253, 256 Hund 22, 1 2 1 , 156, 196, 253 Schäferhund 99 Hundepeitsche s . Peitsche Hundertguldenblatt (von Rem­ brandt) 38 Hunger 1 73 nach Veränderungen s. dort Huren, die 39, 1 95 Ich 224 Träume von der Weltherrschaft des s. Traum ideal gesonnen 37, 5 1 Ideal(e ) 253 stilles 9 1 Idealismus 6 0 , 70

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Idee(n) 1 7 1 , 1 73, 1 76, 1 81, 222 entwickeln 1 08 Flugsand sogenannter neuer 69 Freude an s . dort Götze irgendeiner s . dort groteske 1 1 1 Kampf der s . dort in ihrer Reinheit 1 76 Idol(isierung) 220 f Illusion 1 84 , 185, 205 Inanspruchnahme als Christ 238, 240 Ingenieur 209 Inhalte des Lebens s . dort Innere, das (des anderen Menschen) nicht hineinsehen in 1 33, 214 vgl. Herz Instinkt christlicher 237 Sicherheit des 90 instinktiv 1 32, 13 5 intellektuell 1 35, 1 5 6, 221 s . Redlichkeit intensiv leben s . dort Intrigieren/Intrigen 1 59, 1 66, 220 Irrsinn 43, 59 Irrsinnige, der 44, 63, 215 Jagdgerät 1 90 Jagdstiefel gelbe 1 1 3 Jäger 2 1 f, 30, 33, 235 f Jahr ein glückliches 30 Jammer 36, 39, 58, 7 1 , 240 Jammerleben 70 Jammertal 6 1 Jerusalem 1 24, 158 J esus s. Christus Journalisten 253 Asphaltjournalisten 66 vgl. Zeitungsschreiber Jude und Grieche 1 1 1 Judenpogrom ( 1 9 3 8 ) 1 68

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jüdisch familien 138 Jünger 77 Jugend 78, 104 Arbeiterjugend s. dort Jugendfreundschaft s. Freundschaft Jugendverein 1 23 J ung s. Generation Junge, der Jungen und Erwachsene 1 69 f Dumme-Jungen-Streiche s. Streiche Jungen, die die Alten und s . dort Jungfer alte 123, 1 42 Justitia (Name einer Glocke) 1 8 8 f, 1 9 1 , 210, 236 strengere(r) Stimme/Klang der 1 8 8 Kamerad(en) an der Atlantikküste . . . [= 1 94 1 J 9 harmloser (unter den Seinen) 1 24, 219 Leb wohl, Kamerad ! 14, 204 im Stich lassen 1 95 verwundete 40 Kameradin 139, 1 42 Kameradschaft 1 77, 1 94, 1 98 , 221 , 253 Kameradschaftlichkeit 40, 1 62 Kameradschaftsabend mit Damen 1 99, 201 Kampf [Heinrichs im HafenviertelJ 39 der Ideen 1 76 um die Macht 1 67, 222 mitleidloser 1 2 1 gegen die Quälgeister der Men­ schen 1 2 1 , 1 25 , 219 gegen Seuchen 126 ohne Verständigung 1 8 1 , 222 Kantor 1 26 Dorfkantor 1 0 8 , 126 Kanzel 76 f, 83, 91

Kapitulation/Kapitulieren 77, 126 Karrieremachen 1 1 0, 238 Kasernenhof 1 1 3 , 1 1 6, 122, 1 95 Kassel Musiktage 35 Kastanien(baum) 1 77 f Katastrophe 1 5 7, 1 71 Katechese Kinder- s. dort Katze 95, 97 Ketzer 1 71 Ketten Fuß ketten 1 9 7 vgl. Fesseln . . . in Ketten geboren 1 82 Kieckow (Gut in Hinterpom­ mern) 78, 1 87 Kind(er) 38, 39, 60, 74, 94-99, 1 46, 1 6 8 Bitten eines s. dort Dorfkinder s. dort Großmütter und s. Großmutter der Natur s. dort naturfreudige 94 in die Welt setzen 28 wIe eIn 1 75 Kinderfreundschaft s. Freundschaft Kinderkatechese 23, 98 Kirche 38, 39, 73, 75 f, 77f, 80, 82 f, 9 1 , 1 4 1 , 209, 215, 229, 23 1 , 239f austreten aus der s. Kirchenaus­ tritt Bekennende s. dort gehen zur s. Kirchgang sie gehen nicht zur 1 1 0, 238 Kirchen und Klöster süddeutsche 1 34 Kirchenaustritt 80 Kirchenkampf 43, 77/, 233 Kirchenmusik 65 Kirchenmusiker 91 Kirchengängerin(nen) 79, 237 Kirchgang 75 , 78-8 1 , 236 Klarheit 47, 1 04, 1 1 0, 1 80, 212 Klavier 35, 141, 241 Wohltemperiertes s. dort

c) Sachen und Orte Kleid (Renates) 41, 128 Kleiden/Kleidung 21, 25, 51, 86 vgl. eitel klein s. Gewalttäter ; Leute Kleine, das 140 Welt im Kleinen s . Welt Kleinen, die 157 Kleinigkeiten nicht überschätzen/unterschät­ zen 1 40 Klöster Kirchen und s. dort Klugheit 13 natürliche 13 5 Knecht(e) will frei sein von seinem Herrn 60 Herren und s. dort Knochen die morschen 9 Knochengerippe/Knochen­ mann 55, 58 Kompromiß 1 68, 1 71 , 1 75-1 78 , 1 79, 222-224 Konfirmanden Dietrich Bonhoeffers 38, 1 23 Konfirmandenstunde 1 1 1 Konflikte 121, 1 78 Konspiration 10 f, 1 79, 214, 244 Konzentrationslager 138, 226 Flossenbürg s. dort Kopf abschlagen lassen 69 f, 245 hinhalten 49, 256 kosten 253 Kornblume 235 Kraft 40, 69, 76, 1 67, 1 69 stille 65, 210 Überschuß von 1 77 s. Gott Krankenrevier 200 Krankheit 242 der Seele s. dort Kreisau (Gut in Schlesien) 142 Kreuz Eisernes s. dort je größer Kreuz . . . s. Himmel

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hölzernes 1 90 und Taufe 244 Kriecher 1 24 Krieg(e) 9, 1 2, 22, 25 f, 31, 39, 40, 42, 53 f, 67, 126, 1 50, 1 78 , 1 95 , 207f, 234, 2 4 1 , 2 5 1 Dreißigjähriger s . dort auf Leben und Tod 1 2 5 Weltkrieg s . dort Kriegsteilnehmer 9, 254 Kristallnacht s. Judenpogrom Kruppstahl hart wie s. hart kühl 55 f künstlerisch s. Wert Kunst 1 34, 241 (ärztliche) 3 1 der Fuge (von J . S . B ach) 1 4 1 Lachen 5 5 Brüllen und s. dort brüllendes 1 56 Lächeln dieses üble 1 2 1 töricht und verantwortungs­ los 125 f Lächerliche, das 86 f Lästern und Höhnen s. Leben ; Tod Lästerung 1 85 Lakaienseelen 1 07 Land leben auf dem s. Leben der gute Geist eines Landes s. Glocken Langeweile 1 85 Laster 1 24 Lasterhafte, der 67 Lateinlehrer s. Lehrer Laute 255 Lazarett 26-29, 3 1 , 37, 40, 45 Feldlazarett 28 Lazarettbehandlung 1 9 8 L e b wohl s . Kamerad Leben 13J, 23, 30-32, 39-4 1 , 49, 5 3 f, 5 7-62, 65 J, 6 8 , 69, 7 0 f, 78, 8 1 , 90, 98, 1 02, 1 06 f, 120, 1 22, 1 24 f, 127, 1 32, 1 35 f, 1 4 1 ,

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1 46, 1 6 7-1 69, 1 71 , 1 73 , 1 76, 1 84, 191 Abfall vom 1 0 alltägliches 1 4 0 i n Arbeit, Familie, Leiden und Glück 1 76 bezahlen mit dem 9 1 bürgerliches 52 erhalten 58 Erhaltung und Weiterführung und Erfüllung des Gesetz der 1 78 eWIg 5 8 das ewige 58, 241 fristen 1 84 für andere/sich selbst 6 1 Inhalte des 1 8 1 , 222 das innere der Völker und der einzelnen Menschen 1 71 intensiv( er) 1 46 lästern und höhnen 5 8 auf d e m Land 1 4 5 lernen für d a s 1 6 6 Menschenleben s . dort menschliches 1 77 Erfüllung des 1 76 miteinander 1 76 s. Miteinander; Miteinanderle­ ben neben (anderen Menschen)/neben­ einander 1 67, 1 76 (ein) neues 1 77 retten 126 vgl. Menschenleben und Sterben 33, 37, 70 f, 9 1 , 2451 Wille zum 59 das wirkliche 1 02 wie es in Wirklichkeit ist 1 69 s. Anfangen ; Hüten ; Lehre ; Liebe ; Lieben ; Ordnung; Pö­ bel ; Probleme ; Recht ; Sündi­ gen ; Tod Lebensbeichte 38, 1 32 Lebensdurst 54 Lebensfreude 62 Lebensgenuß 60 f Lebensgier 70

Lebenshaltung 1 22 Lebenskraft 1 2 5 Lebensordnungen s . Ordnung Lebensregeln 80 Lebensstil 1 05 Lebensverhältnisse 1 22 Lebensversicherung 52, 60 leer 56 Lehre 76 christliche 1 1 1 der Geschichte 1 72, 1 78 und des Lebens 1 7 1 , 1 80 vgl. Resultat Lehrer 1 57, 1 64f, 209, 225, 257 Geschichtslehrer s. dort Griechischlehrer s. dort Lateinlehrer 76 Volksschullehrer s. dort Lehrerin 228 Leib 1 2 8 Leid( en) 1 72, 1 76, 225, 244, 2461 Leidenschaft(en) 56, 1 07, 1 24, 1 7 1 , 220 leidenschaftlich 42, 66, 1 2 1 , 1 72 Erregung 3 1 Leidenschaftlichkeit 122 Leistung(en) 1 58 , 1 60, 1 6 3 , 212, 216, 2201 letzte s. Maßstäb e ; Überzeugungen ; Werte Letzte, das opfern s. dort Leute alte s. die Alten anständige 1 07 arme s. die Armen gememe 64 gutgesinnte s. die Gutgesinnten werden durch Haft verdorben 202 kennen du solltest deine Leute bes­ ser 1 6 1 ich kenne meine 1 96 kleine 1 24, 220 und große Gedanken 1 86 müssen etwas verbrochen ha­ ben s . Verbrechen

c) Sachen und Orte wehrlose 218 lieb 4 1 haben 33, 1 1 0 s . Gott Liebe 21, 22, 56, 93 , 1 32, 223, 235, 244, 259 zum Leben 1 82 zum wirklichen Leben 1 78 , 1 80, 224 zu den Menschen 252 zum Volk s. dort Lieben 21 f, 25 f, 39, 129 f Deutschland 1 33 , 1 3 5 , 1 86 Gott 239 das Leben 59, 6 1 , 70, 1 84 was für ein Leben 1 80 Menschen s. Mensch den Tod 58 liebevoll 24, 43, 47 Lieder 84, 13 1 , 1 4 1 , 142, 241 / Linke, die politische 84 Lissa (Leszno) 23 5 Literaten 69 Lohn 60, 259 London 22, 38, 5 1 , 1 29, 234, 236 Lügen 1 95 Luftangriffe 200 Lump 1 1 6, 1 2 1 feiger 1 95 Lumpengesindel s. Gesindel Lumpenpack 1 1 4 lutherisch s. Pfarrer Luxus 148 Macht/Mächte 35, 58, 121, 123 f, 138, 1 67, 1 69, 1 80, 1 8 1 , 208, 219-221, 224, 228, 23 1 , 246, 258 beschränken 1 66 Kampf um die s. dort mythische 1 75 Machtergreifung (durch Hitler) 227 Machthaber nationalsozialistische 8, 210, 216 Machtmißbrauch 218, 224 Männcrwelt 232 märkisch

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Seen s. dort Magdeburg 86 Major [in der Erzählung] 1 94, 197 f [Person im Roman] s. Harald von Bremer vgl. General ; Oberst Mann/Männer anständiger 259 jeder anständige 1 95 der deutsche 1 95 und Frau/Frauen 46, 60, 1 1 1 , 228, 231 frommer 1 8 8 große 1 73 , 1 74 Halbmänner 1 42 Männerwelt s. dort Manneszucht s. Zucht Mannschaftsspiel s. Spiel Marienburger Allee s. Berlin Markt 253 Marktgeschrei 253 Maschinen 75 Maske 1 94, 1 99, 213 maskenhaft 5 1 Masse(n) 9 , 32, 37, 49, 60, 64, 1 07, 1 24, 1 73 , 1 75, 254, 256 zu Propheten machen 49, 256 Maßstab/Maßstäbe 49, 90, 1 8 1 , 256 letzte( r) 1 8 1 f, 222 Materialismus 1 71 Matthäuspassion (von ] . S. Bach) 1 4 1 Mecklenburg 134 Meer wandeln auf dem 1 80 Meinungsäußerung s. Recht Mensch(en) 23, 32, 40 f, 45, 47, 49, 5 1 , 53-62, 65-68, 74 f, 79, 8 1 , 90, 96, 99, 1 08 f, 1 1 2, 1 1 6, 1 2 1-125, 1 29-1 33, 1 36 f, 1 4 1 , 1 46 , 1 66-1 6 8 , 1 71 , 1 73-1 78, 1 8 1 , 1 84 f, 1 9 1 , 222 Arbeit des Todes am s . Tod Deutschland sind s. dort frei geboren 1 82 Freiheit aller s. Freiheit

302 Friede unter s. Friede Geheimnis des s. Gott Geschichte der 1 75 f (alle Menschen) gleich 1 1 1 gute wissen nicht, warum sie so sind 47 Liebe zu s. dort lieben und wieder wegwerfen 146 von Mensch zu 64 f diese mitleidigen 40 f erst ein " Rat" ist ein wahrer s . "Rat" unglücklicher besser als glückliches Haus­ tier 1 82-1 84 (den unglücklichen Menschen nicht) heroisieren 1 84 (sind) verschieden 90 (erst einmal Menschen) wer­ den 65 zu viele 1 2 8 f Menschenarten die bei den 32 f Menschenblut vergießen 1 73 Menschenfeind 1 71 Menschengeschlecht 1 78 Menschenleben retten 1 2 5 Menschenmüdigkeit 1 46 Menschenverachtung 64 Menschenverächter 66 Menschheit 254 Menschlichkeit 65 Messe h moll s. dort Mietswohnung s. Wohnung Mikroskop 94, 1 26 Militär 1 1, 65, 1 2 1 Militärdienst 126 militärisch Ausbildung Dietrich Bonhocf­ fers 1 22 s. Haltung Misericordia (Name einer Glocke) 1 8 7 f, 1 9 1 , 210, 236

Register Mißbrauch der Gewalt s. dort Machtmißbrauch s. dort der großen Worte 49, 215, 254, 256 Mißgunst 66 Mißmut 258 Mißtrauen 26, 64, 66 f, 217, 258 mißtrauisch 4 1 , 63, 1 62, 1 76, 159 Mißtrauische, der 67 Miteinander das Leben verlangt unser 1 69 Miteinanderauskommen 1 75 , 1 8 1 , 224 ohne sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen 1 6 8 , 222 Miteinanderleben 1 67, 1 8 1 , 222, 224 f Mitleid 25, 56, 82, 259 mitleidig s. Menschen mitleidlos s. Kampf Mittagessen 98, 1 00, 201 f, 23 1 Mittel p ädagogisches 1 4 5 Mittelmaß Weisheit des s. dort Mogelei 1 60 mokant 1 1 5 mondän s . Dame monoton 56, 57 Moral(en) 1 76, 181 der sogenannten großen Zei­ ten 1 73 moralisch s. Skandal ; Verurteilung ; Waffe Morphium 59 morsch s. Deutschland; Knochen Moskau 196 Motiv(e) 66, 78, / 71 , 252 Mühe 6 1 München 1 68 mürrisch 74, 130, 1 3 1 , 1 3 5 Musik 1 4 1 , 234, 2 5 7 Kirchenmusik s . dort Musikabende 84, 1 3 5

c) Sachen und Orte Musikerin 141 f, 230 Kirchenmusiker s. dort Musizieren 74 in der Familie 84 vgl. Hausmusik Mut 25, 68, 1 79, 1 8 1 , 225 Mutter 30, 65, 23 1 geborene 1 42, 230 [im Drama: Mutter des Handels­ vertreters des Todes J 56 Muttersöhnchen 196 mythisch s. Götter (Halbgötter) ; Mächte "Nach zehn Jahren" (Text Dietrich Bonhoeffers) 9, 49, 75, 90, 1 24, 156, 180, 1 82, 216, 221, 223-225 N achfolgc/N achfolgen 77, 1 80 ,.Nachfolge" (Buch Dietrich Bon­ hoeffers) 91, 244 Nachgeben feiges 1 6 8 lernen ohne seinen Charakter preiszugeben 1 67, 222 Nachsicht 90 "Nächtliche Stimmen in Tegel" (Ge­ dicht Dietrich Bonhoeffers) 245 Name(n) 8 7 f Gottes s. dort nennen 1 6 1 Namibia 1 29 Narren 58, 125 Nationalsozialismus 1 1, 1 07, 125, 1 79, 1 82, 210, 223/, 240 Nationalsozialisten (Nazi-) J 17, 206, 219, 222, 226 nationalsozialistisch/NS­ Bewegung 1 68 -ideologisch 1 72 Regime 27, 1 1 1 , 1 79, 1 82, 207, 247 Zeit 219 s. Deutschland ; Elite ; Machtha­ ber; Politik; Propaganda ; Revo­ lution ; Staat natürlich s. Bindung; Frömmigkeit ; Klug­ heit ; vgl. widernatürlich

303

Natur 75, 8 1 , 212 gegen die 1 84 und Geschichte 1 77 f Kind der 1 02 verschwendet (um sicher zu ge­ hen) 1 78 von Natur 22, 32, 1 2 1 , 1 33 , 1 82, 2 1 4 naturfreudig s. Kinder Naturfrevel 1 1 4 Naturwissenschaft 227 Nazi- s. Nationalsozialisten necessitas 234 / Neger 1 30 f Hütte der/Negerhütte 129 f, 131 Negermammy 130 Negro-Spirituals 131 Neid 66, 258 Nest(er) 75 , 97 f Vogelnester s. dort Neue, der [Person im Drama] s . Heinrich [Person im Roman : Harald von Bremer in der Schule] 1 5 1 , 1 5 7 Neues Testament 70 Neugier/Neugierde 52, 70, 1 85 New York 131 Nichtachtung 1 60 nichtreligiös s. religiös Nichts 125 nichttheologisch J 2, J 5 Nicht-Theologische, das 8 Nicht-Wissen s . Wissen Niederfallen (vor einem Menschen) 1 5 7 niederträchtig 66 Niedertracht 66, 67 Nordafrika s. Afrika norddeutsch s. deutsch Norddeutschland s. Deutschland Nordsee 1 34 Norwegen 9, 1 29 Not 67, 77 aus Not nicht Tugend ma­ chen 1 85 , 223 Notwendige, das tun 50, 256 f

Register

3 04

Notwendigkeit außerordentliche 223, 225 des Gewaltgebrauchs [als] ultima ratio 27 nüchtern 98, 1 84 Oben 224 und Unten 32, 1 1 2 Oberprima 1 0 5 Oberprimaner 1 65 verdorbene 1 3 5 Oberschicht 1 0 7-1 1 1 , 2 1 6 wir brauchen wieder eine echte 1 0 7 verantwortliche 1 09, 1 82, 233 Oberst [Person im Roman Major Harald von Bremer] 1 7 5, 1 1 7 Obrigkeit 62 und Untertanen 6 1 obrigkeitlich s . Befehl öffentlich s. Bürgertum ; Verantwortung ; Verleumdung Offenbarung 251 Offenheit 46, 133, 213, 252 Offensein (für den anderen) 46, 213, 252 Offizier 27, 1 22, 1 97 Offiziersmäßige, das 1 99 Okkultismus 60 vgl. Hokuspokus Olympiade ( 1 936 ) 1 64 Opfer 22, 45, 49 f, 125 f, 1 43 , 1 78, 1 9 1 , 200, 219, 224, 230, 254, 256 der Erfolge s . dort unschuldige, wehrlose 125 Verhöhnung eines Opfers 27 Opfern das Letzte 1 95 Orden 89, 1 1 0, 238 Ordnung(cn) 32, 58, 60, 62, 66, 1 40, 1 5 1 , 1 95 des Lebens 1 79, 227 Lebensordnungen 74, 1 8 1 Organisationen 60 orientalisch s . Despoten =

Orientierung 78 Originalität 69 orthodox s . Pfarrer ostelbisch 69, 1 20 Ostermannweisheit Ostpreußen 1 3 4

s. Weisheit

Pädagogik 98 pädagogisch s . Mittel Parole(n) 9, 62, 146 revolutionäre 1 82 Pastorenweisheit s. Weisheit pathetisch 46, 87, 211, 242 patriarchalisch s . Verfassung Pax (Name einer Glocke) 1 88 , 1 9 1 , 210, 236 Peitsche 1 1 4 f Hundepeitsche 1 13 Reitpeitsche 1 1 3 , 1 1 6 Perserteppich s. Teppich persönlich s . Bürgertum Persönliche, das 1 1 Persönlichkeit(en) 1 77, 220, 229 Filmarchiv der s. Propagandami­ nisterium Pfarrer 9 f, 22, 77 f, 80 f, 83, 1 1 1 f, 123, 209, 229, 236J, 255, 257 der orthodoxe lutherische [im Roman : J osias Brake] 91 Pfeife [rauchen] 35 Pflege (der Wohnung) 88, 94 Philadelphia 1 29 Philosoph 56, 62 Philosophie 1 85 Philosophieren 5 7 philosophisch s. Waffe Photographie 34, 47 Phrase 66, 1 07, 1 20, 1 70, 253 Pilze 1 00 f, 1 14, 23 1 Pistole 5 1 , 54 Plage 6 1 Plagegeister 1 24 Planen 1 3 6 Plantagen 1 29, 130, 1 3 1 , 1 4 3

c) Sachen und Orte Pöbel 3 0 , 7 1 , 230, 252 von Natur 32 versteht nur zu leben 33 Straßenpöbel 27 Pöbelherrschaft 1 71 Polenfeldzug ( 1 939) 244 Politik 1 6, 60, 73 künstliche 61, 73 nationalsozialistische 73 politisch 9, 49, 206, 211, 224, 233, 240 s. Gefangene ; die Linke polizeilich s. Verbotsschild Polizist 27, 30 vgl. Gendarm Pomadenscheitel s. Scheitel Portraits 89 vgl. Bilder Posten 1 9 7 Potsdam 107 Predigen 56, 62, 1 88 Prediger 39, 77 Predigerseminar s. Finkenwalde Predigt 75 f, 79 f, 229 kritisieren 82 Wochenpredigten 1 8 8 Preisgeben 1 67, 1 69, 1 80 Primus 1 5 3 inter pares 1 77 Prinzip(ien) 1 76, 223 Privilegierte und Nichtprivilegierte 217 Probleme durch das Leben selbst gelöst 1 3 5 Profit 6 9 Proletarier(kreise) 123, 217 proletarisch s. Verhältnisse Propaganda nationalsozialistische 9 Propagandaministerium " Filmarchiv der Persönlichkeiten" 1m 89 Prophet(en) 22, 1 67, 236 Masse zu Propheten machen s. Masse Prozeß gegen Dietrich Bonhoef­ fer 1 1 . 226

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Prüfen 227 Psychologe 37 Psychologisieren 66 Quälgeister 125, 218 stärker muß man sein als die 1 2 1 , 219 Qual 1 90, 242 Qualität (menschliche) 223 Qualitätsgefühl 90, 216 Rache(akt) 1 2 5 , 1 59 f Radikalismus/Radikalität 1 79, 223 f Rat brauchen 1 32 holen 1 33 " Rat" (Studien-, Rechnungsrat . . . ) erst ein " Rat" ist ein wahrer Mensch 1 06 Rationalismus 9 1 Rauchen s. Pfeife ; Zigarette Rechenschaft 136 Recht 32, 60, 65, 1 1 6, 1 72 auf 1 26 Leben, Freude, Achtung, Frei­ heit 59 den Tod 3 1 der freien Meinungsäußerung 3 2 Rechte, das/recht s. Tun Redensart dreckige 1 04 Redlichkeit 238 intellektuelle 237 Reform preußische Reformen ( 1 806) 212 Reformation(en) 1 70 f, 1 78 , 1 8 8 Reformer sozialer 39 Regierung 224 Regierungsbeamter [im Roman : Hans Brakes Schwiegersohn J 88 Regierungsperson 1 56 Regression 1 5 Rehe 1 89 reich arm und s. dort Reich Drittes s. dort

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Register

Reich Gottes 39, 242 Reife 1 04, 1 75 Reinheit 67 Ideen in ihrer s. Idee Reise(n) 9, 1 34 f in die Berge 30, 33 f, 42, 47, 50, 257 in die Schweiz s . dort Skandinavienreise s. dort Visitations reisen s. dort Reiten 129, 1 3 1 Reitpeitsche s . Peitsche religiös 13, 237 Dinge s. Sprechen nicht-religiös 1 2, 228 Religiösen, die 237 Religion 1 81, 236, 251 haben 1 1 0 religionslos 238 -weltlich 237 s. Christentum ; Zeit Religionslosen, die 237f Renommiererei 1 04 Respekt 1 06 Respektlosigkeiten 74 Resultat 1 71 der Geschichte und des Le­ bens 1 76 Reue 8, 205 Revolution(en) 1 78, 253 Französische 1 70 f nationalsozialistische 9 revolutionär s. Parole Revolver Spielen mit dem 5 7 Richter und Angeklagter 3 1 Riesen 1 73-1 75 der Riese Antäus 69 Riesenhafte, das 1 56 Ringen 1 5 7, 1 6 8 nach dem Tode s . dort nach einem Worte s . dort Rivalität 208, 210 Rivalitätsgeschichte 158 Roheit 1 2 1-123 Rosenlaube 94

Rotkehlchen totes junges 98 vgl. Vogel Rotwein s. Wein Ruhe 43, 53, 82, 1 1 4 f, 120, 1 35 , 1 60, 236 Rußland 9, 1 96, 200 Sabbath 77 Ährenausraufen am 77, 8 1 Heiligen/Heiligung des 77, 8 1 Sache gerechte 1 9 1 Sage, die 1 73 Sammelplatz 138 Sammlung und Zerstreuung 75 Sandhaufen 1 96 Satan 1 24, 220 Schädel einschlagen 1 67, 1 6 8 s . Miteinanderauskommen Schäferhund s . Hund Schändung 1 2 3 Schande 1 99 Schatten die Ereignisse werfen ihre Schat­ ten voraus 1 84 Scheitel 1 9 7 Pomadenscheitel 1 04 Schenken 1 36 f Schicht(en) 90, 1 25 , 2 1 6f, 226 tonangebende 1 0 7 vgl. Oberschicht Schießstand 196 Schimpfworte ehrenrühriger Art 218 f Schlagwort(e) 9, 32, 253 schlecht 4 1 werden 2 5 , 3 2 Schlechten, die 1 1 1 Schloß 1 1 9, 1 4 8 , 1 50 Schmerz Freude und s . dort Schmutz 1 22 f Schmutzfink 1 95 Schnaps 5 1 f Schnapskneipen 1 0 7

c) Sachen und Orte Schnarren (Stimme) 1 1 3 , 1 1 7 Schneidige, das 1 99 " Schöpfung und Fall" (Buch [Vorlesung] Dietrich Bonhoeffers) 243j Schottland 1 29 Schrift/Hcilige Schrift 1 73 Schülcrmütze 86 f, 23 1 Schützengraben 64 Schularbeiten 1 70 Schulausflüge 1 04 Schuld 32, 71 , 79, 258 schuldlos 1 23 Schule 1 2 1 , 1 32 [Hans B rake und Harald von Bre­ mer in der Schule] 1 50 - 1 6 7, 1 68, 1 76 f Schulwettspiele (Wettspiele, Schul­ sportfest) 1 60, 1 62-1 65, 1 76, 220j Sieger/Sieg bei den 1 62-1 65 Schulzeit verpfuschte 1 70 f Schurkc 1 96 Schutz 1 32, 1 3 8, 1 62, 23 1 schwach 1 1 1 und krank 9 8 f zu schwach 1 6 5 s . Stunden Schwachen, die 57, 1 03 , 223 Schwäche 1 6 8 Schwärmer 253 Schwarzwald 1 34 Schweigen 3 1 , 3 3 , 3 8 , 4 6 , 49 f , 55, 1 0 1 , 120, 122, 1 33 , 1 47, 201, 213-216, 254, 256 f zum Schweigen bringen 64 eisiges 201 Schwein 1 05 , 1 83 Schweinehund mnerer 1 95 Schweiz 61 Reise Dietrich Bonhoeffers September 1 94 1 in die 104 Schwermut 1 7 1 schwermütig 3 5 See/Seen märkische 1 34 Waldsee s. dort

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Seele 1 3 1 Krankheit der 1 85 lebendige (des anderen Men­ schen) 1 3 5 und Leib und Blut 1 2 8 Seelenmörder 6 3 seelsorgerlieh 99, 244 Segen 140, 1 89 Abendsegen s . dort Sehnsucht 30, 35, 1 3 1 , 1 43 , 144, 187f Todessehnsucht s . dort Sekte 1 1 1 selbständig 145, 1 53 Regung 1 06 Selbständigkeit 93, 221 Selbstbeherrschung 1 44, 213, 215 Selbstmord 1 0, 59, 208, 241, 258 vgl. Suizid selbstvergesscn 1 1 0 selbstverständlich 49, 66, 253 Selbstverständliche, das 67 Selbstverständlichkeit(en) 68 f, 1 53 , 245 Seuche(n) 59, 1 2 5 f, 1 88 Sicherheit 63 , 64, 82, 93, 1 04, 1 35 , 225 des Instinktes s. dort Sichverbinden freies 1 3 7 Siegen oder Untcrliegen 1 8 1 Sinnenlust 258 Situation(en) 1 04, 1 1 5 , 1 80, 225 die bürgerliche (im Dritten Reich) 15 Skandal moralischer 1 72 Skandinavienreise Dietrich Bonhoef­ fers 1 942 129 Skatdreschen 1 04 Sklave(n) 130j, 1 3 1 geborene 1 82, 1 86 Herren und s. dort Sklaverei 32 Soldat(en) 27, 3 1 , 1 2 6 [Person i n d e r Erzählung : Gefan­ gen er] s. Abiturient

308 Frontsoldat s . dort Soldatentod s. Tod soldatisch s. Handwerk Soldbuch 1 96 Sonne 25, 4 1 , 73, 80, 1 00 - 1 03 , 1 1 2, 1 2 7, 1 89, 245 aufgehen 1 34, 255 untergehen 1 34 über dem Leben 30 vgl. Sonnenuntergang Sonnenstrahl(en) 22, 45, 1 89 Sonnenuntergang 2 1 Sonntag 73-75, 88, 9 5 , 1 1 5, 1 30, 1 87 f, 209, 236 am Sonntag in die Natur 8 1 ins Freie 8 5 , 1 2 1 Sonntags anzug 9 5 Sonntagskuchen 148 Sonntagsruhe 74 der Tiere s . dort sozial 211, 233 s. Reformer; Unterschied Sozialpolitik 39 Spannung 13 Spaßvogel 56, 62 Speichelleckerei 1 0 7 Sperling 9 9 Spiel(e)/Spielen 74, 1 1 2, 1 50, 1 53 mit Begriffen 1 72 mit dem Feuer 1 85 Garten (wild wuchern lassen) zum 94 Mannschaftsspiele 1 5 8 , 1 60 Olympische s. Olympiade mit dem Revolver s. dort Schulwettspiele s. dort Theater s. dort Spielerei 1 02 Sport 1 70, 220 Sprachen 143 Sprechen (weltlich) von Gott 237 von religiösen Dingen 239 s. andere ; englisch Sprecherlaubnis 202, 206, 214

Register Staat 1 07, 229, 235 NS-Staat 131, 215, 218 Stabhochsprung 1 64 Stadt/Städte 12, 24 f, 71 , 73, 83, 1 00, 1 1 8, 1 2 1 , 1 2 3 , 1 27, 1 34 f, 1 47, 1 50, 209 Großstadt 75 Stadtgesindel s. Gesindel Stalingrad (Wolgograd) 1 29 Stammbaum 9 1 Stammtisch 1 06 standesgemäß 52, 1 06 stark s. Stunden ; Vertrauen Starke, das 98 Starren 201 auf den Tod s. dort " Stationen auf dem Wege zur Frei­ heit" (Gedicht Dietrich Bonhoef­ fers) 57, 247 Staunen ehrfürchtiges 21 Sterben 37, 5 7, 62, 97, 246, 254 die Edlen verstehen zu s . die Edlen heroisches 241 lassen 3 1 Leben und s . dort lehren mit dem 9 1 für eine gerechte Sache gestor­ ben 1 9 1 täglich 22, 244 wIssen 23, 99 St. Gallen 88 still s. Ideal ; Kraft Stille 45, 49, 75, 1 3 1 , 148, I SO, 1 60, 1 66 Stimme 64 scharfe, schnarrende 1 1 3 Stockholm 1 29 stoisch-epikureisch 70 stolz 66, 7 1 , 1 32, 1 42, 225 Stolz 1 3 1 , 1 50 Bürgerstolz s. dort Strafe 202 Todesstrafe s. dort Strafgericht s. Gott

c) Sachen und Orte Straße 4 9 , 6 0 , 2 5 4 , 2 5 6 Straßenpöbel s . Pöbel Stratege 1 26 Streber 1 07, 1 52 Streberei 1 08 Streberhaftigkeit 212, 233 Streiche Dumme-Jungen-Streiche 202 Streit 226 streng s. Gott ; Justitia (Glocke) Strolch(e) 1 1 3 , 1 1 6, 1 95 , 200, 219 Studentenabend 255 Studium 39 f, 1 06 Stunden schwache 45 starke und 45 Südafrika 1 2 8 f, 1 43 , 148, 209, 230 süddeutsch s. Kirchen (und Klöster) Sünde(n) 1 85, 226 Sündenfall 214 Sündenfall geschichte 10 Sünder 1 1 1 armer 1 84 Sündigen im Vertrauen auf Gottes Barmher­ zigkeit 1 8 8 gegen das Leben selbst 1 6 8 Suizid 40, 126 vgl. Selbstmord Sylt 134 Tag (Klaras ) 1 39-1 4 1 Tagedieberei 1 02 Tagebuch(blätter/ -aufzeichnungen) 1 26, 1 9 1 , 210 Tagelöhner 1 2 0 Takt 90, 212 Taktlosigkeit 1 43 Talar 1 56 Amtstalar 89 Tanzen auf einem Vulkan s . dort Tapferkeit 40, 1 96, 2 1 6 Tat 2 8 , 32, 225-227, 247 unbefangene 65, 66 Tatenlosen, die 254

309

Taufbrief Dietrich Bonhoeffers aus dem Gefängnis 49, 65, 90, 1 07, 215 f, 225 J Taufe(n) 79-8 1 , 244 Tauftod 222, 244 Tee 1 4 8 nach englischem Brauch 1 4 8 Tegel (Stadtteil B erlins, Haftan­ stalt) 7, 9, 11 f, 14 f, 39, 43, 1 44, 1 86, 200, 213, 215 J, 225, 239f, 243, 245, 251 Telephon 1 94, 1 99 telephonisch 1 4 7 Tennisschläger 8 3 Teppich Perserteppich 52, 89 Terror 1 71 Tertianersentenz 1 6 7 Teufel 3 1 , 4 1 , 5 5 , 6 1 , 1 24, 207 pfui 62 vgl. Satan Teutoburger Wald 88 Theater spielen 36 Theaterheldentum 44, 215 theatralisch Vorstellung 242 Theologie 14, 1 6, 78, 84, 1 75, 235 theologisch 1 2, 1 5, 32, 1 40, 1 79, 1 82, 234 -ethisch 1 2, 27 nichttheologisch s. dort s. Worte Tier( e) 22, 98 f, 1 89, 233 ausruhen von der Arbeit 1 87 Haustier s. dort Sonntagsruhe der 1 87 sind unschuldig 98 das wunderbare 2 1 f, 30, 33, 207, 235 Tischgebet s. Gebet Titel 1 1 0 , 238 Tochter höhere Töchter 139 reicher Leute/Kaufleute 1 42 vergnügungssüchtige 139 Tod 1 0, 13, 22 f, 28 f, 40 f, 50, 53-60, 70, 91 , 1 4 7 f, 1 9 1 ,

310 207-21 0, 222, 228 [, 232, 2]6, 241-247, 256, 258 f Agent des 5] Arbeit des am Menschen 57 Blindheit des Menschen für ihren 56 Bürgertod 252 eigener 1 0, 40, 244, 257 (nicht) ein Ereignis 54 f, 258 als Feind 246, 258 als Fest 57, 247 als Gentleman 51, 55 als Geschäft 60, 258 als der Herr 54 kommandieren 53, 57 Krieg auf Leben und s . Krieg lästern und höhnen 58 leben vom 62 als Mallstab 49 f mein 40, 56, 258 Ringen nach dem 58, 24] Soldatentod 252 Starren auf den 54, 207, 24] Taktik des 59 Verurteilung zum s. dort Wissen vom 23 "Tod" (Skizze Dietrich Bonhocf­ fers) 54, 242 "Der Tod des Mose" (Gedicht Dietrich Bonhoeffers) ]4 Todesanzeige von Gefallenen 257 Todessehnsucht 241 Todesstrafe 7 töricht s. Lächeln tonangebend s. Schichten Tonangeber 1 05 , 1 08, 2]] Totalitätsanspruch 22] Totsein 57, 246 besser totsein als . . . 27 f, 33 Tradition 8, 65 , 78, 226, 246 Familientradition s. dort träg und feige 1 8 1 , 22]

Register Tränen 30, 56, 97, 98, 1 3 0 Blut und s . dort Träumer 1 6 8 Träumerei 1 6 9 Tragen ein Unglück s. dort Traum/Träume 42, 1 55, 1 8 7, 221 f [HaraId von Bremers in der SchulzeitJ 1 56-1 5 8 allein auf d e r Welt z u sein 1 66 f von der Weltherrschaft des Ich 1 6 8 Traupredigt Dietrich Bonhoeffers aus dem Gefängnis 28, 142, 146, 23 1 Trauung 80 treu geblieben 25 s. Freund ; Gemeinde Treue 68, 1 1 7 Trieb wahrhaft böser 1 24, 220 Trinken 56, 202 Trotz 1 44 Truppe Heimattruppen 201 Tübingen 134 Tugend machen aus Not s. dort Tun des Gerechten s. dort Gutes s. dort das Notwendige 256 f und Rechte 50 tue recht und scheue niemand 80 das Rechte 256, 257 ohne Worte 49, 215, 254, 256 Tyrannisieren 1 59 übel s . Lächeln Überzeugungen 181 letzte 1 8 1 , 222 Unanständigkeiten 1 59 unbefangen 94, 1 1 6 s. Tat ; Wort Unbefangene, der 66 Unbefangenheit 74, 1 62, 217

c) Sachen und Orte Undankbarkeit 1 85 unerbittlich 74, 1 1 5 , 1 84 Unerbittlichkeit 1 4 1 ungebildet s. gebildet Ungeheuer 1 8 1 Ungeziefer 1 5 7 Unglaube 82, 237f Unglück 1 24, 1 3 8 , 1 67, 1 68, 1 7 1 , 1 76, 1 85, 23 1 kokettieren mit dem 1 84, 185 Liebäugeln mit dem 1 85 tragen 1 85 unglücklich 58 f, 1 0 7 f, 1 1 7, 146, 1 72, 1 84 1 s. Mensch Unheil 1 1 7, 1 85 Uniform 1 1 3 , 1 96, 1 99 Galauniform 1 1 6 f Union Theological Seminary (in Ncw York) 131 Universität 1 06 Berlin 1 0, 243 Unrecht 27, 44, 85, 1 66 eingestehen 1 1 7, 227 unschuldig s. Opfer; Tiere ; Verurteilung unsozial s. Gesinnung Untergangs erscheinungen 1 72 Unteroffizier [ Personen in der Er­ zählung] 1 94, 1 96 f, 201 vom Dienst 198 Unterordnung 6 1 Unterscheiden 33, 66, 67 Unterschied (zwischen Menschen) 69, 1 08 , 1 1 1 f sozialer 217 Untertan Obrigkeit und s. dort unverschämt 105 Unzufriedenheit mit sich selbst 82 Urteil 79, 1 24, 230 eigenes 1 5 8, 221 Urteilen 90, 153 in menschlichen Dingen 1 4 1 USA s. Amerika

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Vater/Väter der Familie 85 vgl. Familienvater Hausväter 89 Wort des 90 Vaterland 70, 1 44, 1 95 Verachten 64 f Veränderungen Hunger nach 145 f verantwortlich an verantwortlicher Stelle 1 1 0 s . Aufgaben ; Oberschicht Verantwortung 13, 32, 1 32, 1 77, 1 79, 182, 208, 224 -227, 244 B edürfnis nach 1 32 öffentliche 226 ziehen zur 1 1 6 verantwortungslos s . Lächeln Verbotsschilder polizeiliche 74 Verbrechen 8, 27, 224 die Leute müssen irgend etwas verbrochen haben 203 Verbrennung 1 9 8 Verehren/Verehrung 9 1 , 93 Vereidigung 1 2 6 Verfassung patriarchalische 228 Verfolgten, die (etwas wagen) für 2 1 6, 229, 239 Vergangenheit 8, 1 1 , 15, 1 8 1 , 205 f Versinken in der 1 44 "Vergangenheit" (Gedicht Dietrich Bonhoeffers) 206 Verhältnisse (menschliche) 1 6 7 häusliche (unbeschreiblich) 38 Lebensverhältnisse s . dort proletarische 207 Wandel der 1 40 wesentliche 68 Verhöhnung eines Opfers s. dort vgl. Höhnen Verkehr [Verkehrslärm J 75 Verlangen 2 1 , 54, 259 Verlassenheit 1 3 8 , 23 1 Verleumdung 1 6 1 , 221 öffentliche 66

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Register

Verlieben 36, 56 Verliebte 5 8 Verlogene, d a s 67 vernünftig s. Wort Vernünftige, das 3 7 Verrat(e n ) 46, 68, 244 Verräter an sich selbst 1 8 1 verrückt 37, 4 1 , 53, 86 f versöhnend 21 Verständigung Kampf ohne s. dort Verstand 36, 59 Vertrauen 46, 60, 66 f, 1 22, 1 32 f, 1 54, 161, 1 9 1 , 21� 225, 252 blind 45, 67 zu sich selbst das starke und gesunde 1 32, 225 Verurteilung alles Fremden 140 moralische 88 zum Tode 53-55, 63, 200, 207, 245, 259 selbstverständlich unschuldig 54 Verwandtenbesuch(e) 88, 93 Verwandtschaft 234 Verwesung 57, 1 07 Geruch der 62 Verwesungsgeruch der Geschichte 1 72 Verwunden/Verwundung 27, 28, 29, 40, 43, 1 94, 1 99, 20 1 , 207 Verzicht(e) 6 1 , 1 78, 222, 253 von beiden Seiten 1 69 Verzweiflung 70 Visitationsreisen Dietrich Bonhoef­ fers (nach Ostpreußen) 1 940 134 Vogel/Vögel 75 , 96 f, 1 02 junger/kleiner [toter] 97-99 Vogelnester 95 vgl. Nest Vogclstimmen 95, 97 Volk/Völker 68, 125, 1 73 , 1 76 f, 182, 219, 222, 244 armes, verängstetes 1 8 8 Liebe zum 253

s. (inneres) Leben Volksschullehrer [in der Erzählung : Beruf des Gefreiten Berg] 1 9 8 Volksverräter 1 1 1 Volkswirtschaft 39 Vollmacht 77 Vorbilder 1 72 Vormachen sich etwas/nichts 37, 45, 1 72 Vornehmheit s. Freundlichkeit Vorschmack 1 05 Vulkan Tanzen auf einem 1 02 Wärme 33, 1 09, 1 20, 139J, 1 42, 1 62, 210, 230 Waffe philosophische und moralische Waffen 1 83 [Schußwaffe] 27 Wagnis 225, 227 Wahre, das 67 Wahrhaftigkeit 237 Wahrheit 65J, 78, 98, 1 4 1 , 181 Gottes 78 sagen 9J, 1 96, 255 Wald 2 1 , 94, 1 0 1 , 1 1 8, 1 29 , 1 44, 1 89 f Waldsee 1 00, 1 1 3 , 209, 232 Wanderungen 1 04, 134, 1 35 Wangenheimstraße s. Berlin "Was heißt die Wahrheit sagen" (Aufsatzfragment Dietrich Bon­ hoeffers) 10 wehrlos s. Leute ; Opfer Wehrlosigkeit 1 2 1 Wehrmachtuntersuchungsgefängnis (W. U. G . ) 7, 1 1 , 1 94 Weimarer Republik ( 1 9 1 8-1 933) Putschversuch Hitlers 1 923 gegen die 1 68, 181 Wein 3 3 , 1 04 Rotwein 26 Weisheit Altersweisheit s . dort des Mittelmaßes 223 neueste 253

c) Sachen und Orte allerneueste 49, 256 Ostermannweisheit 76 Pastorenweisheit 76 Welt 8, 28, 65, 1 03 , 1 1 1 , 1 7 1 , 237 allein auf der 1 66 f, 1 77 ferne 25 als finge die Welt erst (mit ihnen) an s. Anfangen gerechtere bessere schönere 1 03 im Kleinen 140 auf den Kopf stellen 1 85 Lauf der 77 Platz in der 69 sehen neu (ansehen) 1 77 (mehr) von der Welt 1 34 Unvollkommenheit der 1 76 versinken (um jemanden) 1 02 des wirklichen Zusammenlebens 1 6 9 Weltherrschaft des Ich s. dort Weltkrieg (Erster) 1 1 , 52, 69[, 84, 241 Zweiter 22, 208, 244 weltlich 237 Weltlichkeit 1 74 Wenigen, die 32, 49, 77, 254, 256 "Wer bin ich ?" (Gedicht Dietrich Bonhoeffers) 215 Werktag 77 vgl. Feiertag Werkzeuge gebrauchen oder wegwerfen 1 76 Wert(e) 49, 1 67, 216, 253 Erinnerungswert s . dort künstlerischer 93 letzte 1 8 1 , 222, 256 Weser(berg)land 1 34, 1 87 Westfälischer Friedensschluß ( 1 648 ) 1 8 8 Wettspiel s. Schulwettspiele Wichtigtuer 252 Wichtigtuerei 1 54 wichtigtuerisch 1 3 1 , 1 3 5 widernatürlich 27 Widerstand 7, 1 1 1, 1 83, 224 unterdrücken 1 6 7

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Wild 22, 236 das gefallene 2 1 vor strengem Winter 1 84, 224 Wille 1 52, 1 66, 1 95 eines einzelnen 1 69 gemeinsamer 1 69 zum Leben s. dort Wille Gottes 29, 79, 246 ist immer gut 99 Willkür 7, 1 76 heilige 77 wirklich s. Welt Wirkliche, das 242 Wirklichkeit(en) 1 67, 1 72 Wissen 4 1 , 43, 46 f, 50, 57, 62, 1 75 , 225 nicht wissen 238 gute Menschen wissen nicht . . . s. Menschen ohne zu wissen 1 1 0 Sterben s . dort Wissenschaft 59 Witz derber 122 Witzfigur 1 1 4 Wochenpredigten s. Predigt Wölfclsgrund (Miedzyg6rze) 94, 1 13 Wohlstand 94 Wohltäter 125 Wohltat 140 Wohltemperiertes Klavier (von ] . S . B ach) 1 4 1 Wohltuende, das 2 1 1 Wohnung 3 5 , 88, 9 3 Mietswohnung 5 1 Wonne 1 2 8 Wort(e) abgedrungene 46 fassen in 1 09, 1 34 Freude an s. dort als freies Geschenk 1 36 fromme 236 große 49 f, 1 67, 215, 222, 254, 256 f hohl 55, 215 keine Kraft für das 1 2 8

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Register

nicht über die Lippen bringen 27 ohne s . Tun rauhes/derbes 122 f das rechte 46, 213 Ringen nach einem 1 3 1 spielen keine große Rolle 252 theologische 236 tönende 49, 254, 256 überflüssig 44 unbefangenes 65, 66 des Vaters s . dort verlieren 1 23 , 240 vernünftiges 35 verpfänden 1 6 1 , 1 65 (Gesagtes) zurücknehmen 1 1 4, 1 16 f haben ihre Zeit 46 Wort Gottes 77-79, 8 1 , 9 1 , 237 Wortgefecht 1 1 5, 13 1 wortlos 50, 66, 256 f Wortwahl 1 04 Wortwechsel 1 1 5 Würde 79, 1 93 württembergisch 1 22, 128 Wurzeln 8, 69, 1 43 , 230, 245 englisch 143 Wut 27, 97, 1 1 5, 1 56, 2 1 9 Zeit( en) ändern sich 68 barbarische 59, 61 f bessere 29 Blütezeiten der Geschichte s. Geschichte Fülle der 8 große 1 72, 1 75 Moral der s. Moral (wird zu) lang 257 lassen 46 hingehen lassen 44 leer(e) 8, 205 rechte 4 1 religionslose 23 6 unsere 1 2, 28, 49, 1 85 , 208, 224, 232, 256

Worte haben ihre s . Wort zivilisierte 59, 6 1 "Zeitgefühl" (Studie Dietrich Bon­ hoeHers [nicht erhalten]) 8, 205 I, 208 Zeitungen 49, 253 Zeitungsschreiber 68 vgl. Journalisten Zerfall 57, 60 Zerrissenheit 1 4 7, 1 71 Zerstören s. Aufbauen Zerstörerische, das 1 2 1 Zerstörung 1 2 3 , 1 8 1 Zerstreuung Sammlung und s . dort Zettel (N otizen Dietrich BonhoeHers) Dramen-Zettel 91, 206, 230, 254 f " Ethik" -Zettel 8, 70 1, 74, 1 14, 1 80, 2 1 2, 252 Tegeler 8-1 0, 1 2, 1 7, 40, 471, 54, 56, 66, 68, 70, 205, 208, 213, 238, 243 , 251-254, 256-259 Ziel bescheidenes, aber notwendi­ ges 1 77 Zigarette(n) 2 1 8 rauchend 5 1 Zigeunerin 255 zivilisiert s. Zeiten Zöllner 1 1 1 Zorn 55, 75, 1 1 4, 1 2 1 Zucht 6 1 , 7 8 , 247, 254 Manneszucht 1 95 Zuflucht 66, 232 Zug s. Eisenbahn Zukunft 7, 1 1, 77, 1 03 , 1 43 , 205, 245, 258 Zurückhaltung 90 Zusammenleben 66, 208 Zweisprachigkeit 1 4 3 Zwerg(e) 1 57, 1 73 Zwergengestalt 1 56 Zyniker 214, 253

DIE HERAUSGEBER

RENATE BETHGE geb. Schleicher (Tochter von Dietrich Bonhoeffers Schwe­ ster Ursula und Rüdiger Schleicher), geb. 1 925 in Stuttgart, aufgewachsen in Berlin. 1 943 Heirat mit Eberhard B ethge, drei Kinder. Studien der Musik und Psychologie. Aufsätze zur Bonhoeffer-Familie und Zeitgeschichte im Dritten Reich. Ehrendoktor (phi!. ) des Lynchburg College, Lynchburg, Virginia. ILSE TÖDT geb. Loges, geb. 1 930 in Hannover, Studium an der Technischen Hochschule Hannover, den Universitäten Göttingen, Hamburg und Frankfurt am Main sowie an der Ohio State Univcrsity, Columbus, Ohio, unter anderem der völkerkundlichen Religionswissenschaft ; 1 957 Promotion (Dr. phi! . ) in Göttingen. 1 95 7 Heirat mit Heinz Eduard Tödt. Seit 1 96 1 Mitarbeit (besonders Übersetzer- und Herausgebertätigkeit) an der Forschungsstätte der Evangeli­ schen Studiengemeinschaft (FESt) in Heidelberg.