Alexander Demandt hat seine große wissenschaftliche Darstellung der Spätantike vollständig neu bearbeitet und legt sie i
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German Pages 774 [775] Year 2007
DIE SPÄTANTIKE RÖMISCHE VON
GESCHICHTE
DIOCLETIAN
BIS JUSTINIAN
284-565 n. Chr. VON
ALEXANDER EMERITIERTER DER
DEMANDT
ORDENTLICHER
FREIEN
UNIVERSITÄT
PROFESSOR BERLIN
Vollständig bearbeitete und erweiterte Neuauflage
3 VERLAG C.H. BECK MÜNCHEN 2007
HANDBUCH DER ALTERTUMSWISSENSCHAFT BEGRÜNDET
VON
IWAN
VON
ERWEITERT VON WALTER FORTGEFÜHRT
VON
HERMANN
HERAUSGEGEBEN HANS-JOACHIM
GEHRKE
DRITTE
UND
ABTEILUNG,
MÜLLER
OTTO BENGTSON
VON
BERNHARD
SECHSTER
ZIMMERMANN
TEIL
Mit 3 Karten Die 1. Auflage dieses Bandes erschien 1989
2., vollständig bearbeitete und erweiterte Auflage. 2007 © Verlag C.H.Beck oHG, München
1989
Satz: Boer Verlagsservice, München Druck und Bindung: Kösel, Krugzell Printed in Germany ISBN 978 3 406 55993 8 www.beck.de
VORWORT
ZUR
ZWEITEN
AUFLAGE
Schopenhauer bemerkte einmal, daß die erste Überarbeitung einem Buch zugute
komme, jede weitere aber das ursprüngliche Profil zu verwässern, den Inhalt bloß aufzublähen drohe. Im Vertrauen darauf habe ich diese zweite und letzte Neuauf-
lage in Angriff genommen. Karl-Friedrich Stroheker, von dem ich auf Vorschlag von Hermann Bengtson das Handbuchprojekt im Frühjahr 1975 übernahm, warnte mich: Dies sei eine Lebensaufgabe. Er behielt recht: Sie ist nur durch Lebens-Aufgabe zu lösen. Ich habe die Arbeit abgebrochen, als mir klar wurde, daß ich mit keinem wie
auch immer erreichten Zustand zufrieden sein würde. Ein Kunstwerk ist irgendwann fähig, macht Die
vollendet, eine wissenschaftliche Leistung aber bleibt endlos verbesserungsund je mehr man weiß, desto deutlicher wird, was man alles nicht weiß. Das den Abschluß schmerzlich. für die Bearbeitung aufgewandte Zeit wurde halbiert zwischen der Aus-
wertung weiterer Quellen, namentlich der Gesetze und der Kirchenväter, und der
Sichtung der seit 1989 erschienenen Literatur. Gefördert von der Fritz-ThyssenStiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft haben Dr. Karl Feld, Thomas Gerhardt, Dr. Andreas Goltz, Dr. Udo Hartmann, Dr. Tankred Howe, Dr. Sabine
Hübner, Frederik Schulze und Alina Soroceanu über fünftausend Neuerscheinun-
gen zusammengetragen und großenteils zur Einarbeitung vorbereitet. Alle Titel sind elektronisch abrufbar (s. V 6!). Aufgenommen habe ich gut 700, dazu mehrere
Dutzend, die bereits in der ersten Auflage hätten genannt werden sollen. Damit hat sich die Literaturliste auf ca. 2600 Titel verlängert. Quellen sind unerschöpflich; ihr Studium bereichert. Hingegen ist die Lektüre der neueren Literatur zunehmend strapaziös. Immer zahlreichere Untersuchungen beschränken sich nicht auf die Argumentation für die jeweilige These, sondern stellen diese in einen breiten Rahmen von sattsam bekannten und endlos wiederholten Sachverhalten. Vier Fünftel von allem Wissenswerten über die Spätantike findet sich bereits bei Edward Gibbon und Jacob Burckhardt. Mit der neuerdings beschleunigt
steigenden Zahl der Publikationen wächst die gedruckte Abundanz. Die Erkenntnisfortschritte berühren das Grundwissen, wie es ein Handbuch
vermitteln soll,
nur ausnahmsweise. Es fehlt freilich nicht an gewollt originellen Hypothesen, die hohe Gelehrsamkeit mit schwachem Urteilsvermögen verbinden. Ganz überwiegend bewegt sich die Forschung einerseits im Bereich der Fußnoten (und darunter), andererseits auf der Ebene von Wertung und Gewichtung. Letzteres bietet Diskussionsstoff für altbekannte Probleme, die den Scharfsinn der Fachwelt immer wie-
der herausfordern, aber wohl endgültig nicht zu lösen sind. Doch auch vergebliche Versuche halten den Geist wach. Dessen ungeachtet waren bei der Neubearbeitung zahlreiche Unstimmigkeiten der ersten Auflage zu beheben und Ergänzungen anzubringen. Sie beruhen insbe-
sondere auf archäologischen und philologischen Forschungen. Hinzugekommen sind die Abschnitte über die Germanen (III 2e) und den Aberglauben (III 6e). Die
VI
Vorwort zur zweiten Auflage
umfangreichste Erweiterung gab es im kulturgeschichtlichen Teil (III), viel Neues findet sich auch in der Präsentation der Quellen (I 1f). Eine beträchtliche Zahl an
neuen Editionen, auch als Nachdrucke, an Übersetzungen, zweisprachigen Ausgaben und Kommentaren erleichtert den Zugriff auf die originalen Dokumente. Hier
gibt es noch zu tun. Mein Dank gilt diesmal aufer den bereits Genannten den Freunden und Kollegen Albrecht Berger, Bruno Bleckmann, Kay Ehling, Hans Gärtner, Elisabeth Herrmann-Otto, Detlef Liebs, Stefan Lorenz, Werner Portmann, Michael Redies,
Heinrich Schlange-Schóningen, Konrad Vóssing und Herwig Wolfram. Martina Erdmann, wachsam
und kenntnisreich, hat mir manchen
Schnitzer erspart. Allen
voran aber bin ich Hiltrud Führer, Duchessa von Heiligensee, verpflichtet, deren ebenso unermüdliche wie unentbehrliche Hilfe erst in Berlin und nun in meiner hessischen Emeritage die Bearbeitung überhaupt ermóglicht hat. Vergleicht man die beiden Auflagen dieses Buches, so mag man sich an einen Spruch von Lichtenberg erinnern. Er entdeckte einen Typus Mensch, der die Gabe besitzt, „zu allem noch etwas hinzuzufügen". Das verbindet mich mit manchen Rezensenten. Sela. Lindheim,
18. März 2007
Alexander Demandt
VORWORT
ZUR
ERSTEN
AUFLAGE
„Eine Geschichte zu schreiben ist immer eine bedenkliche Sache. Denn
bei dem
redlichsten Vorsatz kommt man in Gefahr, unredlich zu sein; ja wer eine solche Darstellung unternimmt, erklärt zum voraus, daß er manches ins Licht, manches in
Schatten setzen werde.“ Diesen Worten aus der ‚Farbenlehre‘ (LH. 52, XVII) steht die Forderung aus derselben Schrift gegenüber, „daß die Weltgeschichte von Zeit
zu Zeit umgeschrieben werden müsse“ (LH. 53, 161). Seit 1810 haben beide Bemerkungen nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Sie
bezeichnen den Übergang vom literarischen zum wissenschaftlichen Verständnis der Geschichtsschreibung. Jenes bemühte sich um die klassische Form, diesem geht es um den verläßlichen Inhalt. Der darin liegende Bewußtseinswechsel eröffnet die
Epoche des Historismus, in der noch wir stehen. Auch wir lernen dauernd dazu, weil die Forschung voranschreitet, auch wir sehen die Dinge immer wieder anders,
weil uns eigene Erfahrungen neue Sichtweisen und andere Wertungen lehren. Die Spätantike ist geradezu ein Lehrstück für den Wandel, dem ein Geschichtsbild unter veränderten Rahmenbedingungen ausgesetzt ist. Schwankungen zeigen sich namentlich in den Deutungsfragen: Was hat sich damals eigentlich abgespielt?
Wie ist das zu erklären? Welche Einsichten ergeben sich daraus für die Geschichte überhaupt und damit für unsere eigene Gegenwart? Angesichts dessen schien es mir sinnvoll, zunächst einmal den perspektivischen Bedingungen nachzugehen, denen
unsere Sicht jener Zeit unterliegt. Dies geschah in meinem Buch ‚Der Fall Roms. Die Auflösung des römischen Reiches im Urteil der Nachwelt‘ (C. H. Beck 1984). Wenn jetzt die Darstellung dieser Zeit folgt, so hat das mehrere Gründe. Eine kleine Zahl, allerdings bemerkenswerter
neuer Quellen
ist zu verarbeiten:
die
umfangreichen neuen Fragmente zum Diocletians-Edikt, die Ausgrabungen von latrus-Krivina und von Romulianum-Gamzigrad, weiterhin die neuen RutiliusVerse und die 29 von Divjak entdeckten Augustin-Briefe. Eine große Zahl von Spe-
zialuntersuchungen verbessert unsere Detailkenntnisse Jahr um Jahr. In einer Zeit wie der unseren, da die lebenden Forscher zahlreicher sind als die toten, droht die Übersicht verloren zu gehen. Darum muß von Zeit zu Zeit eine Zusammenfassung gewagt werden. Die knappe Darstellung der Spätantike im ‚Grundriß‘ von Niese und Hohl von 1923 war bereits 1928 mit dem Erscheinen von Ernst Steins ‚Geschichte‘ über-
holt. Der vorliegende Band steht in der Systematik des ‚Handbuchs‘ zwischen dem ‚Grundriß der römischen Geschichte I' von Bengtson und der ‚Geschichte
des byzantinischen Staates‘ von Ostrogorsky. Ursprünglich sollte er als Band II des Buches von Bengtson erscheinen. Karl Friedrich Stroheker, der ihn schreiben wollte, hat resigniert. Je länger ich an der Arbeit saß, desto besser verstand ich ihn und jene Kollegen, die mich fragten: ,, Machen Sie das allein?" Ich bin in drei Schritten vorgegangen. Der erste war die Gliederung, der zweite
die Darstellung, der dritte die Feinarbeit. Die Schwierigkeiten summierten sich beim ersten und beim letzten Arbeitsgang. Daß eine Geschichte der Spätantike mit
VIII
Vorwort zur ersten Auflage
Diocletian beginnen sollte, ergibt sich nicht nur aus dem Ende des Bengtson'schen Bandes. Seit Mommsen
dominiert die Ansicht, daß hier etwas Neues anhebt. Das
Kapitel über die Reichskrise (II.1) ist als historische Einleitung gedacht. Wenn ich, statt des üblichen Endes 476, im Westen bis 493, im Osten bis 565 gegangen bin, so darum, weil Odovacar in den Germanendarstellungen meist zu kurz kommt und weil Justinian den letzten, vergeblichen Versuch unternommen
hat, das Reich zu
retten. Die Geschichte der Germanen und Perser habe ich nur am Rande einbezo-
gen. Für die Germanen besitzen wir die Werke von Ludwig Schmidt (1937-1942), Wenskus (1961), Zöllner (1970), Burns (1980) und Wolfram (1980), für die Perser die Bücher von Christensen (1944) und Frye (1984). Anders als bei den von Bengtson bearbeiteten Teilen der Alten Geschichte habe ich neben den chronologischen einen systematischen Durchgang gestellt. Das bestimmte die Quellenlage. Wir besitzen über die inneren Verhältnisse des spätrömischen Reiches ausgezeichnete Informationen, die sich in die Abschnitte zur äußeren Geschichte nicht zwanglos einordnen lassen. Darum haben auch Seeck
(1895 ff), Stein (1928), Piganiol (1947) und Jones (1964) eine derartige Zweiteilung
vorgenommen. Bei der Gliederung des chronologischen Abschnitts (II) gab es weniger Probleme als bei der des systematischen (111). Hier wären auch andere Einteilungen denkbar gewesen. Überschneidungen vermeidet keine. Der zweite Arbeitsschritt, die Darstellung, war der einfachste. In großen Zügen
liegen Geschichte
und
Verfassung des spätrömischen
Reiches klar vor unseren
Augen. Die dritte Phase dagegen, die Feinarbeit und die Herstellung der Fußnoten, machte die größte Mühe. Je mehr man schafft, desto besser erkennt man, was
alles noch zu tun wäre. Die ungelösten Probleme vermehren sich im Quadrat zu
den gelösten. Meine Lesezeit habe ich zu gleichen Teilen auf die Quellen und die Sekundärliteratur verwendet. Ich habe etwa zwei Drittel der einschlägigen Quellen gelesen, allerhöchstens ein Drittel der neueren Literatur, und davon wiederum
kaum ein Drittel zitiert.
Vielfältige Hilfen habe ich erfahren. Ich danke den Herren A. Berger, W. Brashear, M. Clauss, H. J. Diesner, K. L. Elvers, S. Gläser, H. Heinen, J. Jahn (19371986), F. Kolb, H. Maehler, W. Müller- Wiener, F. Paschoud, E. Pitz, W. Portmann,
S. Rugullis,
W. Schenkel,
H. Schlange-Schóningen,
B. Schlerath,
H. Schneider,
D. Simon, L. Trümpelmann, K. Vóssing und U. Wanke. Wertvoll war für mich die Begegnung mit den Kollegen T. Barnes, R.. C. Blockley, Al. Cameron, E. Chrysos,
F. Clover, W. Goffart und H. Wolfram 1985 in Amerika. Über das verbliebene Mißverhältnis zwischen Erwartung und Leistung tróstet mich Jesus Sirach (18,6): „Ein Mensch, wenn er gleich sein Bestes getan hat, so ist's noch kaum angefangen; und wenn er meint, er habe es vollendet, so fehlt es noch
weit.
Pfingsten 1988 in Lindheim
Alexander Demandt
INHALT
Vorworte
or“
Einleitung: Die Spätantike in der Geschichtswissenschaft.
V
. . ........
XV
Spätantike im Humanismus XV, erste Editionen XVI, Gibbon XVI, Burckhardt XVII, kritische Ausgaben XVII, Mommsen und Seeck XVIII, Gesamtdarstellungen XVIII,
A. H. M. Jones XIX, Wesenszüge der Epoche XIX, Absolutismus und Bürokratie XX, feudale Elemente XXI, Germanen und Christentum XXI
I. DIE QUELLEN 1.
Die Gattungen.
...............................
1
Geschichtsschreibung 1, Listen 3, Recht 3, Patristik 4, Rhetorik 5, Papyri 5, Inschriften 6, Münzen 6, Denkmäler 7, Geographie 8
2. Autoren und Werke (alphabetisch)
. ....................
8
Il. DIE POLITISCHE GESCHICHTE
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235-284). ..........
44
Pax Romana 44, innere Entwicklungen 45, Kaiserkämpfe 46, Rostovtzeff und Schtajerman 48, Westgermanen 49, Donauvölker 51, Perser 52, Wirtschaft 54, Christenverfolgung 56
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305) ..................
57
Tetrarchie 59, Residenzen 60, Kriege in Gallien 61, Britannien 62, Donau 63, Persien
und Armenien 64, Ägypten 65, Zentralverwaltung 66, Provinzen Maximaltarif 69, Christen 70, Ehe 71, Rücktritt 72, Rückblick 73
3. Constantin der Große (306-337)
67, Steuern
68,
......................
75
Aufstieg Constantins 76, Maxentius 77, Licinius 79, Milvische Brücke 82, Mailand 86, Ende des Licinius 89, Religionspolitik 89, Nicaea 91, Familiendrama 95, Konstantinopel 96, Dynastie 97, Präfekturen 97, Heermeister 98, Taufe 100, Ausblick 101
4. Die Söhne Constantins (337-361). .....................
103
Constantins Testament 104, Constans 105, Magnentius 106, Mursa 107, Julian Caesar 109, Rombesuch 109, Sarmaten 110, Perserkrieg 110, Innenpolitik 111, Religion 112, Christianisierung der Goten 114, der Äthiopier 116, Rückblick 117
5. Julian (355-363)
...............................
Jugend 119, Heidentum 120, Cacsar von Gallien 121, Sieg bei Straßburg 122, Erhebung zum Augustus 123, Konstantinopel 124, Herrscherideal 124, Innenpolitik 125, Religion
126, Juden 128, Rhetorenedikt 128, Sonnentheologie 130, Perserzug 131, Schriften 133, Ausblick 134
119
X 6. Valentinian I und Valens (364-378). .................... Jovian 137, Perserfriede 137, Valentinian 139, Germanenkriege 140, Africa 142, Rom 142, Innenpolitik 143, Gratian und Valentinian II 144, Valens 145, Procopius 145,
Gotenkriege 146, Religion 147, Armenien 147, Hunnen 149, Westgoten 150, Adrianopel 159, Rückblick 153
. Theodosius 1 (379-395). ..........................
154
Erhebung 155, Gotenfriede 156, Ostfront 157, Konzil von Konstantinopel 158, Gratian und Magnus Maximus 159, Ambrosius 161, Aufstand in Antiochia 162, Theodosius im Westen 163, BuBakt von Mailand 164, Heidenpolitik 164, Arbogast und Eugenius 165, Frigidus 167, Rückblick 168
. Die theodosianische Dynastie im Westen (385-455).
. ..........
169
Honorius und Stilicho 171, Alarich 172, Gildo 173, Residenz Ravenna 174, Radagais 175, Constantin III 176, Sturz Stilichos 177, Alarich in Rom
178, Flavius Constantius
180, Athavulf 181, Religion 182, Johannes Primicerius 183, Galla Placidia und Valenti-
nian ΠῚ 183, Geiserich und Aëtius 184, Spanien und Britannien 186, Gallien 187, Katalaunische Felder 188, Tod des Aëtius 189, Rückblick 190
. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
. ...........
191
Arcadius 191, Gainas 192, Religionspolitik 193, Theodosius II 195, Regenten 196, Codex Theodosianus 197, Religionspolitik 198, Hypatia 199, Konzil von Ephesos 199, Perserfront 200, Armenien 201, Hunnen 202, Rückblick 203
10. Das Ende des Westreiches (4552493) .................... Petronius Maximus
205, Avitus 205, Rikimer
206, Maiorianus
204
207, Libius Severus
208, Anthemius 208, Geiserich 209, Arvandus 209, Olybrius 210, Glycerius und Nepos 210, Romulus Augustulus 211, Odovacar 211, Severinus 212, Italien 213, Konsuln 214, Gallien 215, Theoderich in Italien 216, Rückblick 216
11. Die Krise im Ostreich (450-518) . .....................
217
Marcian 218, Konzil von Chalkedon 219, Außenpolitik 219, Leo 220, Perserfriede 220, Goten auf dem Balkan 222, Aspar ermordet 223, Zeno und Basiliskos 223, Theoderich Strabo 225, Henotikon 226, Illus und Theoderich 226, Anastasius 227, Isaurier und Perser 227, Chlodwig und Theoderich 229, Innenpolitik 230, Rückblick 230
12. Die Zeit Justinians (518/527-565)
.....................
231
Justin 1232, Italien und Africa 233, Justinian 234, Theodora 234, Nika-Aufstand 235, Corpus luris 236, Religion 238, Außenpolitik: Osten 240, Vandalensieg Belisars 242, Gotenkriege 243, Totila 245, Narses 245, Spanien 246, Slawen 246, Ausblick 247
III. DIE INNEREN Der Staat.
VERHÄLTNISSE
. ..........:.............. 44.4...
Rômisch-republikanische, Begriffe für „Staat“ 251
hellenistisch-orientalische
und
regionale
Elemente
250
250,
a) Der Kaiser. ..................,.............. Absolutismus 252, Funktionen 253, Recht 254, Nachfolge 255, Dynastie 256,
Kaiserin 258, Mehrkaisertum 258, Titulatur 260, Zeremoniell und Insignien 261, Herrschaftsantritt 263, Gottesgnadentum 264, Weltherrschaft 267, Außenpolitik 267, Kaiserbild 268, Staatsfeiertage 270, Usurpatoren 271, Rückblick 273
251
b)Der Hof .................................. Residenzen 275, comitatus 276, magister officiorum 278, agentes in rebus 279, scho-
lae 279, fabricae 280, quaestor 281, comes sacrarum largitionum 282, Geldwesen 282, Einnahmen
und Ausgaben 284, Textilfabriken 285, comes rei privatae 285,
Villen 286, comites domesticorum 287, notarii 288, praepositus sacri cubiculi 288, Eunuchen 289, Leibärzte 290, Mißstände 291
c) Die Verwaltung ..............................
292
Zivil- und Militärgewalt 292, Präfekturen 293, Steuern 294, Rekruten 295, Diözesen 296, Provinzen 297, Gerichtswesen 298, Aufsteiger 299, Mißstände 300
d) Das Heer. .................................
303
Gesamtstärke 304, Feldheer 305, Grenzheer 306, Garde 307, Waffen 307, Feldzeichen 309, Flotte 310, Ränge 310, Hecrmeister 311, Rekrutierung 313, Veteranen 315,
Pazifismus 317, Barbaren 319, foedera 321, Laeten 323, Mißstände 324
. Die Gesellschaft
...............................
325
Rangordnung 325, Strafordnung des Jahres 412 326, kein Kastenwesen 328, Reich und Arm 328, Körperschaften 328, Gesamtzahl 329, Mittelschicht 329
a) Die römischen Senatoren . ........................ Principat 330, Konflikte mir Kaisern 331, Sitzungen 332, Zusammensetzung 332,
329
Ahnenstolz 333, Quaestur und Praetur 333, Prokonsulat 334, Clarissimat 335, Konsulat 336, Patriciat 337, Steuern und Besitz 338, Lebensstil 340, Literarische Bestrebungen 341, Ende des Senats 342
b)Die Sklaven
................................
343
Kriegsgefangene 343, Sklavenhandel 344, Preise 345, Sklavenhalter 346, Rechtslage 347, Sklavenche 347, Freigelassene 348, Eunuchen 349, Christentum 350, Germanen 351, Sklavenrevolution? 352
c) Frauen und Kinder
............................
352
Frauenideal 352, Zivilrechtliche Gleichstellung 353, Eigentum 353, Ehe 354, Schei-
dung 354, Ehebruch 356, Konkubinat 357, Huren 358, Homosexualität 358, Bildung 359, Christentum 360, Kinder 363, Germanen 365
d)Länder und Völker
............................
366
Asylum Romuli 366, Kultursprachen 366, Volkssprachen 368, Italien 368, Gallien
368, Britannien 371, Spanien 371, Nordafrika 372, Ägypten 373, Syrien 374, Kleinasien 376, Griechenland 377, Donauländer 378
e) Die Germanen. ..............................
379
Hilfstruppen 380, Ansiedlung 381, Eheverbindungen 382, Barbarenfrage 383, westliche Stimmen 384, östliche Stimmen 385, germanische Haltung 386
. Die Wirtschaft.........................,....... Berufsbindung, unproduktive dem Barbaricum 387
Konsumenten,
andauernde
Überlegenheit
gegenüber
a) Die Landwirtschaft . ........................... Lob der Landwirtschaft 389, Getreide 390, Wein 390, Öl 391, Obst und Gemüse 391, Drogen 392, Tiere 392, Jagd 393, Salz 394, Erwerbsformen 395, Agronomische Literatur 395, Freibauern 395, Großgrundbesitz 396, Pacht 397, Kolonen 398, Patro-
cinium 400, Räuber 402, agri deserti 403, Feudalisierung 404
387
388
XII
Inhalt
b) Das Gewerbe
...............................
Arbeitsteilung: Korykos 405, Bekleidung 405, Leder und Seide 406, Purpur 408, Textilhandel 409, Metall 409, Baustoffe 412, Holz und Keramik 413, Glas 414, Post 414, Binnenhandel 416, Außenhandel 417, Zoll 418, Zünfte 418
4. Die Städte
..................................
422
Stadtlob, Rechtsstellung vereinheiclicht, außerstädtische Territorien, Rangskala 422
a)Rom....................................
423
Romidee 423, Einwohnerzahl 425, Bauten 426, Kirchen 428, Begräbniswesen 430, Baugesetze 430, Stadtpräfekt 432, Wasser und Weizen 433, Fleisch 436, Öl und Wein 437, Bäder 438, Feste 438, Zirkus 438, Unruhen 440
b)Konstantinopel Gründung
. .............................
441, Bauten 442, Kunstraub 444, Einwohner
441
446, Stadtpräfekt 446,
Senat 447, Versorgung 448, Bestattung, Unterhaltung, Zirkus 449
c) Die Provinzstädte . ............................
451
Urbanisierung 451, Zahl und Funktionen 452, Ärzte 454, Schulden 455, defensor 456, Volksversammlung 456, Beamte 457, Stadtrat (curia) 457, Spiele 459, Finanzen
460, Curialenproblem 461, Krawalle 462, Provinziallandtage 463, Christianisierung 464, Verfall 466
5. Das Bildungswesen. .............................
467
Latein und Griechisch 468, Buchwesen 469, Elementarunterricht 471, Grammatik 471, Rhetorik 472, Freie Künste 473, Recht, Medizin, Architektur 473, Professoren 474, Steuerfreiheit 476, Studenten 477, Universitäten 479, Rom 479, Karthago 481, Athen
481, Alexandria 483, Konstantinopel 484, Berytos 485, Edessa-Nisibis 487, Bildung und Religion 489, Niedergang des Schulwesens 492
6. Die Religion. ................................
493
Religion immer Staatsangelegenheit, Vermehrung der Kulte 493, zweite Religiosität 493
a) Die Heiden
................................
494
Heiden und Christen 495, Heidenverfolgung 496, Olympische Götter 497, Orientalische Erlösungsreligionen 499, Mani 502, Neuplatoniker 503, Heidnische Evangelien 505, Landbevölkerung 507, Senat 508, Universitäten 510, Christianisierung von
heiligen Stätten 511, von Festen und Mythen 513
b)DieJuden
.................................
514
Verbreitung 515, Judenhaß 516, Judenpolitik der Kaiser 517, Samaritaner 519, Talmud 520, Patriarchen 521, Finanzen 521, Mischehe, Sklaven, Proselyten 522
c) Die Reichskirche
.............................
524
Innere Mission 525, Verfolgung 526, Constantin 527, äußere Mission 527, Wehrdienst 528, Bibel 529, Credo 531, Gottesdienst 532, Pilger 533, Klerus 534, Coelibat 534, Episkopat 537, Metropoliten und Patriarchen 539, Papst 540, Konzilien 541, Besitz 542, Liebestätigkeit 544, Weltliche Rechte 545
d) Asketen und Sektierer. .......................... Vorchristliche Askese 548, Mönche 549, Ägypten 549, Säulenheilige 551, Westen 553, Schismatiker 556, Judenchristen 556, Häresien 559, Arianer 560, Nestorianer 561, Monophysiten 561, kleinere Häresien 562, Maßnahmen der Kaiser 564
548
XIII
e) Der Aberglaube ..............................
567
Begriff 567, Astrologie 568, Haruspicin 569, Weissagungen 569, Magie 570, Besessenheit 571, Amulette 572, Germanen 573, Magieverbote 574, Wundermänner 575,
Heilige 575, Juden 576, Zauberbücher 577
IV. 1. Die Deutungsgeschichte.
DIE DEUTUNG
. .........................
579
Dekadenzvorstellungen 580, Lebensaltervergleich 580, Weltreichsfolge 580, Romidee
580, politische Theologie 581, Romidee im Mittelalter 581, Romklage 582, Humanismus 582, Aufklärung 583, 19. Jahrhundert 584, 20. Jahrhundert 584
2. Grundfragen . ................................
585
Übergangszeit 585, Periodenkennzeichen 585, Dreiperiodenschema 585
a) Das Dekadenzproblem
..........................
586
Militär 586, Städte 585, Strafjustiz 587, Fortschritte 587
b)Das Wesensproblem. ...........................
587
Spätantike 587, Frühmittelalter 588, Dominat 588, Zwangsstaat 588, Staatssozialismus 588
c) Das Periodisierungsproblem
.......................
589
Constantin 590, Hunnen 590, Reichsteilung 590, Odovacar 590, Araber 591
d) Das Kontinuitätsproblem . ........................
591
Mittelalter 592, Neuzeit 592, Siedlung 592, Monarchie 593
3. Die endogenen Erklärungsversuche. ....................
593
Faktorenpyramide 594, Monokausalität 594, Hauptfaktoren 594
a) Das Christentum
.............................
594
Romkritik 595, Kirchenkritik 595, Orientalisierung 595
b) Soziale Spannungen. ...........................
595
Bürgerliche Positionen 595, marxistische Ansätze 596
c) Lebensbedingungen. ...........................
597
Bodenerschöpfung 597, Bleivergiftung 597, Rassenmischung 597
d)Innenpolitik . ...............................
598
Liberale Positionen 598, Totalitarismusverdacht 599
e) Kulturmorphologie . ...........................
599
Lebenszyklus 600, Alterung 600, Volksgeist 600
4. Der exogene Erklärungsversuch. ...................... Germanen 601, Expansion 602, Kriegerideal 602, Bevölkerungszunahme 603, Söldnertum 604, Militärhaushalt 605, Integration 605, Barbarenproblem 607
601
XIV
Inhalt V. ANHANG
1. Herrscherlisten. ............................... a) Die Kaiser . ................................ Ὁ) Die römischen Päpste . .......................... c) Die Patriarchen von Alexandria ..................... d) Die Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel . ..........
e) Die Perserkönige
610 610 613 613 614
.............................
614
2. Stammtafeln ................................. a) Die Tetrarchie. ..............................
615 615
b) Die constantinische Dynastie
......................
c) Die arsakidischen Könige Armeniens d) e) f) g)
..................
Die theodosianische Dynastie . ..................... Theoderich und Justinian ........................ Legende .................................. Die spätrômische Militäraristokratie . . . .............. nach
3. Schemata. ................................
a) Die spätantike Reichsverwaltung b) Die spátrómische Gesellschaft
..................
616
617 618 619 620 620
nach 620
nach 620
. .....................
621
...................................
622
5. Abkürzungen. ................................
627
6. Literatur
...................................
635
7. Register
...................................
699
4. Zeittafel
VI.
KARTEN
Das Imperium Romanum vor der Neuordnung Diocletians
Das Römerreich zur Zeit der „Reichsteilung“ (395 n. Chr.) Das Rómerreich um 454 n. Chr.
EINLEITUNG DIE SPÄTANTIKE
IN DER
GESCHICHTSWISSENSCHAFT
Als das historische Interesse im Humanismus wieder erwachte, richtete es sich zunächst auf die beiden klassischen Zeiten des Altertums: auf die Geschichte Roms
von den Punischen Kriegen bis zu Augustus, d.h. die Zeit Ciceros, und auf die Geschichte Griechenlands zwischen den Perserkriegen und Alexander, d.h. die Zeit Platos. Die jeweils vorangegangenen Frühphasen und die folgenden Spätzeiten blieben im Schatten. Das Desinteresse gegenüber den archaischen Perioden der Griechen und Römer war bedingt durch die als unbeholfen-ungestalt empfundenen Kunstwerke und
durch die Unzuverlässigkeit der historischen Quellen. Gegen die Spätzeiten, den Hellenismus und die Kaiserzeit, sprach ästhetisch das Gefühl, es handele sich um
Dekadenzperioden, politisch die Abneigung gegen den Despotismus. Es fehlte die Freiheit, wie man sie in der attischen Demokratie und in der römischen Republik verwirklicht glaubte. Während somit die Beschäftigung mit den klassischen Epochen primär der Bewunderung für ihre archäologische und literarische Hinterlassenschaft entsprang,
erwuchs
die Zuwendung
zu den
übrigen
Phasen
der Alten
Geschichte
einem abgeleiteten, historischen Interesse. Es entstand, als man fragte, wie es zu jenen Hoch-Zeiten kommen konnte und wie und warum die antike Kultur ins „fin-
stere Mittelalter“ versunken sei. Dabei traten die beiden Folgemächte in den Blick: die katholische Kirche und die Germanen. ' 1440 entstand die Schrift ‚De falso credita et ementita Constantini donatione‘ des Laurentius Valla.’ In diesem Pionierwerk der historisch-kritischen Methode erwies Valla die constantinische Schenkung als gefälscht und entzog damit dem Anspruch der Päpste auf die weltliche Herrschaft die historische Grundlage. Valla hat zwar später als päpstlicher Sekretär seine Schrift widerrufen, aber das tat der
Überzeugungskraft der in ihr vorgelegten Argumente keinen Abbruch. Die Rolle der Germanen im Niedergang Roms haben Vallas Lehrer Leonardo Bruni und Fla-
vius Blondus herausgestellt. Bruni hat in seiner Geschichte von Florenz (1429) und in seiner aus Prokop gespeisten Darstellung der Gotenkriege Justinians (1441) Ausschnitte der Spätantike behandelt, Blondus (} 1463) lieferte in seinen 32 Büchern ‚Historiarum ab inclinatione Romanorum Imperii‘ (1483) eine Geschichte Roms seit der Eroberung durch Alarich. Das erste Werk, das die Spätantike im heute ! Zur Wissenschaftsgeschichte der SpätantikeForschung: Stroheker 1952 (insbesondere für das Dezennium zuvor), Heuß 1976, 508 ff. (behandelt die römische Geschichte insgesamt), Christ 1982 (behandelt nur deutsche Historiker) und die einschlägigen Aufsätze in den ,Contributi von
Momigliano. Eine ausführliche, auf die jüngste Literatur konzentrierte Übersicht über .Grundprobleme und Tendenzen der Forschung‘ bei 1. Martin 1987, 143-215.
? Herausgegeben MGH.
1976 von
W.Setz
für die
XVI
Einleitung
üblichen Zeitrahmen vorstellt, sind die ‚Historiae de occidentali imperio a Dio-
cletiano ad Justiniani mortem', die der in Modena lehrende Jurist Carolus Sigonius 1579 publizierte. Wichtiger als diese historiographischen Versuche der Humanisten waren ihre kritischen Ausgaben der spätantiken Literatur, des Geschichtswerks von Ammianus Marcellinus, dessen Werk im Kloster Fulda überlebte (es ist der Codex Vaticanus), zuerst publiziert 1474 durch Angelus Sabinus in Rom; die Werke von Claudian,
dessen editio princeps aus dem Jahre 1482 stammt; von Aurelius Victor, herausgegeben von Andreas Schott 1579 in Antwerpen; von Zosimos, 1576 von Lówenklau griechisch und lateinisch ediert;’ und von Prokop, dessen Schriften 1531 (aed.), 1607 (bella) und 1623 (HA) zuerst erschienen. Der Speyrer Codex der für die Verfassung des spätrömischen Reiches unschätzbaren ‚Notitia Dignitatum' ging — ver-
mutlich im Dreißigjährigen Krieg — zugrunde, nachdem der gebildete Pfalzgraf bei Rhein Ottheinrich, der Gründer der Heidelberger Bibliotheca Palatina, eine letzte
Abschrift davon genommen hatte. Siegmund Gelenius hat sie 1552 in Basel publi-
ziert. Die Rechtsquellen fanden ihren größten Förderer in dem Hugenotten Dionysius Gothofredus (1549-1622). Er gab 1583 das ‚Corpus luris Civilis‘ heraus, das in zweihundert Jahren über sechzig Auflagen erlebte. Sein Sohn Jacobus Gothofredus (1587-1652) schrieb den bisher einzigen Kommentar zu dem von ihm edierten ‚Codex Theodosianus‘.* Auf diesem beruht das meiste dessen, was wir über die
Struktur des spätrömischen Reiches wissen. Die großen kirchengeschichtlichen Sammlungen beginnen auf protestantischer Seite mit den Magdeburger Centuriatoren, auf katholischer mit Caesar Baronius (1538-1607), Bibliothekar im Vatikan. Seine ‚Annales ecclesiastici‘ bieten, wenn auch unkritisch, die Überlieferung nach Jahren geordnet. Die griechischen Kir-
chenväter edierte Henricus Valesius (1603-1676) in Paris; er legte auch die erste — und bisher einzige — kommentierte Ammianausgabe vor.’ Die umfänglichsten Arbeiten zur spáteren rómischen Geschichte lieferte der Jansenist Sebastian Lenain de Tillemont (1637-1698) mit seiner sechzehnbändigen Kirchenhistorie der ersten
sechs Jahrhunderte und der sechsbándigen Kaisergeschichte von Augustus bis Anastasius.^
Auf dieser Materialbasis schuf dann Edward Gibbon (1737—1794) seine klassische ‚History of the Decline and Fall of the Roman Empire‘.” Gibbon kam 1764 nach Rom, wo er am 15. Oktober in der Kirche der Zoccolanti auf dem Kapitol ein
bekehrungsähnliches Erlebnis hatte. Wie alle Bildungsreisenden hatte er in Rom das Ewige gesucht, doch was er fand, war die Vergänglichkeit. So mischen sich bei Gib-
bon Klassizismus und Aufklärung mit romantischem Weltschmerz. Das ursprünglich nur bis 476 geplante, dann bis 1453 fortgeführte Werk erschien 1776 bis 1788 und hatte einen ungeheuren Erfolg. Mommsen* nannte es das beste Werk, das je * Mazzarino 1959/61, 98 fF. * Die beste Ausgabe ist die von Ritter, Leipzig
* Tillemont, Histoire desempereurs, Paris 1690 ff. ? Gibbons Autobiographie liegt vor unter dem
1736-1745.
Titel
5 Mit den Noten von Lindenbrogius und Gronovius nachgedruckt durchJ. A. Wagner u. C. G.
ben von G. A. Bonard 1966. Christ 1972, 8 ff. * Soinseinen Vorlesungen zur Kaiserzeit: Hart-
. Memoirs of My Life‘ (1796), herausgege-
Erfurdt 1808.
mann 1908, 148.
Einleitung
XVII
über die römische Geschichte geschrieben worden sei. Gibbon drängte damit nicht nur die ‚Histoire du Bas-Empire' von Ch. Lebeau (1752 ff.) in den Schatten, sondern
auch das gleichnamige Werk von Louis Philippe Comte de Ségur (1753—1830). Es umfaßt die Zeit von Constantin bis Justinian II.
Im 19. Jahrhundert fand die Spätantike Interesse namentlich in pessimistisch gestimmten Kreisen. Man spürte eine Art Seelenverwandtschaft zu jener anderen
Niedergangsperiode, die Spätantike diente als Krisenspiegel. Deutlich wird das in Jacob Burckhardts 1853 erschienenem, 1880 überarbeitet wieder aufgelegtem Buch über die ‚Zeit Constantins des Großen‘. Hier wurde der Begriff „spätantik“
geprägt und in den Umkreis der Metaphern des Alterns, des Welkens, des herbstli-
chen, abendlichen Endes gebracht.? Die darin begründete Entsprechung zwischen dem ausgehenden Altertum und der eigenen Zeit ist das herrschende Paradigma im historischen Selbstverstándnis für alle jene Denker geblieben, die sich dem Fort-
schrittsoptimismus zu entziehen wußten.
Die philologisch-kritische Arbeit an der Spätantike trat mit dem Historismus des 19. Jahrhunderts in ein neues Stadium. An ihrem Anfang steht die monumentale ,Patrologia', eine Edition der Kirchenväter, die Jacques Paul Migne (1800-1875) seit 1844 in einer lateinischen und seit 1857 in einer griechischen Serie herausgab. Als Ganzes ist sie nicht überholt, die griechischen Texte sind durch lateinische Übersetzungen erschlossen. Ihr zur Seite trat das durch Barthold Georg Niebuhr in Bonn seit 1828 herausgegebene ,Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae', das gleichfalls
für zahlreiche Autoren die noch immer maßgebliche Ausgabe bereitstellt. Auch diese Edition bringt lateinische Übersetzungen. Als dritte Reihe sind die 1877 bis 1919 edierten , Auctores Antiquissimi‘ der
Monumenta ,
Germaniae
Historica. zu nen-
nen. Sie wurden bis zu seinem Tode von Theodor Mommsen (1817—1903) betreut,
der mit Paul Krüger und Rudolf Schoell seit 1892 das ‚Corpus luris Civilis! und mit Paul Krüger und Paul M. Meyer den ,Codex Theodosianus' herausgab. Er erschien
1904/05. Während die genannten Corpora abgeschlossen sind, ist das seit 1866 in Wien herausgegebene ‚Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum! noch im
Erscheinen begriffen. Dasselbe gilt für die in unserem Jahrhundert begonnenen Serien der ‚Griechischen christlichen Schriftsteller der ersten (drei) Jahrhunderte‘ (Leipzig 1897 ff., Berlin 1953 ff.), für die ‚Sources Chrétiennes' (1942 ff., zweisprachig) und das ‚Corpus Christianorum‘ (1953 ff.). Für die Herausgabe der Akten der Reichskonzilien (Acta conciliorum oecumenicorum, 1928 ff.) hat Eduard Schwartz Bahnbrechendes geleistet. Daneben sind — von den Einzelausgaben abgesehen - zahlreiche spätantike Autoren in jenen Reihen erschienen, die dem Altertum als Ganzem gelten, in der ‚Bibliotheca Teubneriana‘, der ‚Sammlung Tusculum‘ der ‚Bibliothek der griechischen Literatur‘ und der ‚Bibliothek der alten Welt‘, in den ‚Serta Graeca‘, den ‚Oxford Classical Texts‘ und der ‚Loeb Classical Library‘, sowie in der ‚Collection Bude‘.
Eine Bibliographie der Übersetzungen altchristlicher Quellen bietet Adalbert Keller, Translationes Patristicae Graecae et Latinae 1997 ff.
Neben der philologisch-editorischen Arbeit steht die historisch-kritische Forschung, die ihren unerreichten Höhepunkt in Mommsen fand. Die in seinen * Demandt, Deutung 1980. Dazu auch Segur (1817/58, 2) la vieillesse de cet empire ... offre aux rois
et aux peuples d’utiles leçons et de salutaires exemples. S.1IV!
XVII
Einleitung
‚Gesammelten Schriften‘ vorliegenden juristischen, philologischen und historischen Studien sind bis heute die Grundlage zu jedweder Analyse spätantiker Probleme. Aus der Schule Mommsens ist Otto Seeck (1850 bis 1921) hervorgegangen. Seeck hat 1876 die ‚Notitia Dignitatum‘ und 1883 die Werke des Symmachus her-
ausgegeben, hat 1906 die Korrespondenten des Libanios untersucht, 1919 in seinen ‚Regesten‘ ein nicht überholtes Nachschlagewerk für die Chronologie geschaffen und zahlreiche RE-Artikel verfaßt. Seecks sechsbändige ‚Geschichte des Untergangs der antiken Welt‘, erschienen 1895 bis 1922, ist im Hinblick auf ihren Materialreichtum, insbesondere zur politischen Geschichte von 284 bis 476, von keiner
späteren Gesamtdarstellung übertroffen worden. Seine chronologischen Annahmen sind jedoch bisweilen willkürlich, insbesondere hat er den überlieferten Daten
der Gesetze weniger Achtung gezollt, als sie verdienen." Störend ist Seecks Manier, die handelnden Personen abzukanzeln. Darin zeigt er eine Schulmeisterei, worin er
seinen Lehrer Mommsen nachahmt, ohne dessen Format zu erreichen. Ebenso ist Seecks sozialdarwinistische Grundanschauung für uns unannehmbar.'' Eine ausgezeichnete Leistung, namentlich für die Verwaltungsgeschichte, ist Ernst Steins ‚Geschichte des spätrömischen Reiches I (284—476 n. Chr.)‘, 1928. Sie
ist nach Seeck die bisher einzige aus den Quellen gearbeitete Darstellung der Spätantike in deutscher Sprache. Ihr Nachteil liegt in einer unübersichtlichen Gliederung. Die systematischen Themen sind der chronologischen Erzählung teils vorgeschaltet, teils eingeflochten, so daß jeder, der sich etwa nur über die Provinzialverwal-
tung oder das Heerwesen unterrichten will, das ganze Werk lesen muß. Der zweite
Teil erschien postum 1949 auf franzósisch."? Die Nachfolge Seecks bei den RE-Artikeln hat Wilhelm Enßlin (1885 bis 1965)
angetreten. Aufer zahlreichen Aufsátzen verdanken wir ihm eine Theoderich-Biographie. Für die Germanen der Vólkerwanderungszeit sind die großen Darstellungen des Dresdner Bibliothekars Ludwig Schmidt (1862 bis 1944) grundlegend. Zur Stammesbildung ist Wenskus 1961 bahnbrechend. Zur neueren Germanenforschung findet sich Wesentliches in den einschlägigen Schriften von H. Beck, H. Wolfram und W. Pohl. Die Neuausgabe des ,Reallexikons der Germanischen Altertumskunde' von Johannes Hoops ist noch nicht abgeschlossen. An breitere Leserschichten wenden sich die Bücher von Dannenbauer 1959, Vogt 1965, Maier 1968, Kornemann (T 1946) 1978, Diesner 1976/81, Martin 1987/2005, Demandt 1998 (hiermit veraltet) und Brandt 1998 und 2001.
Aus der Feder des Italieners G. Ferrero besitzen wir einen soliden Überblick über den ,Untergang der Zivilisation des Altertums' (1919/22). Eine Darstellung ,Da
Diocleziano alla caduta dell’ impero d’occidente‘ lieferte R. Paribeni 1941 im Rahmen der monumentalen ‚Storia di Roma‘ (VIII). Unter den französischen Gesamtdarstellungen sind zu nennen A. Piganiol, ,L'Em-
pire chrétien (325-395)‘ von 1947, R. Remondon ‚La crise de l'Empire Romain‘ 1964, sowie das dreibändige Werk von Emilienne Demougeot τὸ Kritisch zu Seecks Umdatierungen: Momm-
sen, Ges. Schr. II, 393 ff.
11 ‚Die Ausrottung der Besten' (Seeck 1269 ff.) in: Christ 1970, 38 ff. Ders. 1982, 69 f; Demandt, Fall, 1984, 375 ff.
‚La Formation de
!! Er wurde herausgegeben vonJ. R. Palanque,
der den I. Band
vorgelegt hat.
1959 erweitert auf französisch
Einleitung
XIX
l’Europe et les invasions barbares‘ von 1969/79. Es reicht von der germanischen Frühzeit bis 476.
In englischer Sprache empfiehlt sichJ. B. Bury. Er behandelt 1923 in zwei Bänden die ‚History of the Later Roman Empire from the Death of Theodosius I to the Death of Justinian‘. Die ‚Cambridge Ancient History'(CAH) XII von 1939 endet 324, sie enthält, so wie die ‚Cambridge Medieval History‘ I von 1911, lesenswerte
Aufsätze zu Einzelthemen. Die Neuausgabe der CAH periodisiert anders. Band XII (2005) reicht von 193 bis 337; Band XIII (1998) von 337 bis 425; Band IV (2000) von 425 bis 600. Der von G. W. Bowersock (u. a.) edierte Sammelband ‚Late Antiquity‘ behandelte zentrale Einzelthemen und enthält ein Lexikon zu wichtigen Namen und Begriffen. Eher populär sind die Darstellungen von P. Brown (1971) und M. Grant (1977). Das wissenschaftlich beste Gesamtwerk
ist Arnold
Hugh
Martin Jones’
‚Later
Roman Empire' I-IV 1964. Es bietet eine solide chronologische Kaisergeschichte 284—602 und eine gut gegliederte und unübertroffen gehaltreiche Wiedergabe der sozialen und administrativen Struktur. Daß dieses quellensatte Werk als Ganzes irgendwann ersetzt wird, ist kaum vorstellbar. Infolge der auBerordentlichen Infor-
mationsdichte ist Jones’ Buch jedoch schwer lesbar." In der Menge an Einzelheiten sind die Wesenszüge der Zeit nicht leicht zu erkennen. Außerdem hat Jones die weiterführende Literatur zugunsten seiner Quellenpräsentation vernachlässigt. Er bietet eine hervorragende Grundlage, aber keinen Einstieg in die Forschung. Das Buch stiftet vornehmlich als Nachschlagewerk für alle Fragen nach Wirtschaft, Gesell-
schaft und Verwaltung Nutzen.
Ein unentbehrliches Hilfsmittel ist die unter der Ägide von Jones begonnene, durch Martindale fortgeführte ,Prosopography of the Later Roman Empire‘ I (260395) 1971, 11 (395—527) 1980, III (527—641) 1992. Die Bände enthalten Lebensabrisse von hochgestellten Persónlichkeiten, allerdings keine Geistlichen, von den Kaisern nur Eckdaten. Von der ,Prosopographie chrétienne du Bas-Empire‘ liegen die Bände über Nordafrika (Mandouze 1982) und Italien (Pietri 1999/2000) vor. Unter den Nachschlagewerken ist das ,Reallexikon für Antike und Christentum' (erschienen bis K) auf die Spätantike spezialisiert, unter den Periodica das ‚Jahrbuch für Antike
und Christentum' (seit 1958), die Akten der Accademia Romanistica Costantiniana (seit 1975), Antiquité Tardive (seit 1993), Cassiodorus: Rivista di studi sulla tarda antichità (seit 1995), die ‚Zeitschrift für Antike und Christentum‘ (seit 1997), sowie das Millennium-Jahrbuch und die Millennium-Studien (seit 2004). In den letzten beiden Jahrzehnten haben sich die Forschungen zur Spátantike international enorm ausgeweitet, wie die Zahl der neuen Monographien und Periodica belegt. Nachdem die Spätantike lange Zeit entweder als Ausklang des griechisch-rómischen
Altertums oder als Vorspiel zum romanisch-germanisch-byzantinischen Mittelalter verstanden wurde, hat sie Oswald Spengler 1917/23 in die Mitte der „magischen Kultur" des ersten Jahrtausends gestellt. Auch wenn seine Idee einer arabisch-griechischen Pseudomorphose schwer nachvollziehbar ist, hat sein Versuch, das erste
nachchristliche Jahrtausend als Einheit zu sehen, doch Schule gemacht. Allmählich 1 Darum hat Jones 1966 eine Kurzfassung seines Buches veröffentlicht.
14 Demandt, Spengler 1980.
XX
Einleitung
wurde die christliche Spätantike als eigenständiger dritter Teil der Alten Geschichte neben der griechischen und der römischen Zeit begriffen. Trotz zahlreicher Unklarheiten im einzelnen treten die allgemeinen Wesenszüge der Epoche deutlich hervor. Die Grundlage bietet die antike Kultur, den Rahmen
das Imperium Romanum,
in das die germanischen Stámme eindringen, in dem sich das byzantinische Griechentum konsolidiert und der orientalische Einfluß ein neues Gewicht erhält. Der politische Zusammenhalt geht verloren, aber die religiöse Einheit wird im Chri-
stentum insoweit gewonnen, als die Autorität der Bibel nirgends in Frage gestellt wird.
Der Anfang der Spätantike liegt in den Wirren der Soldatenkaiserzeit, die hinüberführen in die von Gallienus und Aurelian begonnenen, von Diocletian und Constantin vollendeten Reformen. Mommsen spricht von der Ablösung des Principats durch den Dominat. Das 4. Jahrhundert bringt nochmals einen Aufschwung auf vielen Lebensgebieten. Ihr Ende findet die Spätantike mit der Auflösung der Reichseinheit. Dieser Prozeß wurde vorbereitet durch das Mehrkaisertum, beschleunigt durch die Völkerwanderung und abgeschlossen durch den Zerfall des
Imperiums in einen byzantinischen Reststaat und mehrere germanische Nachfolgereiche. Nach dem Erlöschen des Kaisertums im Westen 476 herrschen hier germanische Könige mit Hilfe einer administrativen Substruktur römischer Tradition. Justinian, der nach der Krise des Ostens unter Zeno im späten 5. Jahrhundert den byzantinischen Staat geprägt hat, versucht nochmals, die Reichseinheit zu erneu-
ern. Sein Scheitern setzt den Schlußpunkt hinter die römische Geschichte des Mittelmeerraumes. Unter den Eigentümlichkeiten der spätantiken Staatsordnung steht die Vollendung
des kaiserlichen
Absolutismus
voran.
Das Kaisertum
stützt sich praktisch,
wie zuvor, auf das Heer, erscheint theoretisch jedoch als Gottesgnadentum mit — je nach Kaiser — charismatischen Zügen. Die Herrschaft geht „nach dem Gesetz der Natur“ vom Vater auf den Sohn über. Nach außen tritt sie durch ein bombastisches
Zeremoniell orientalischen Ursprungs in Erscheinung. Seit Diocletian ist das Mehrkaisertum die Regel. Zumeist finden wir einen Kaiser im Westen und einen im Osten, entweder zwei Augusti oder einen Augustus mit einem oder mehreren Caesares als minderberechtigten Mitkaisern und Nachfolgern. Rom verliert seinen Charakter als Residenz, es wird zur symbolischen Hauptstadt.
Die Kaiser residieren in Antiochia oder Konstantinopel, in Mailand,
Trier oder Ravenna. Die Verwaltung wird bürokratisiert. Die Zahl der Beamten wächst, die Kompe-
tenzen werden aufgeteilt. Die Reichspräfekten vertreten den Kaiser. Die Heeresführung wird von der Zivilverwaltung getrennt und den magistri militum unterstellt. Die Armee besteht mehr und mehr aus Germanen. Sie kommen in immer größeren Gruppen,ja in ganzen Stämmen
unter eigenen Königen, die durch römische Amts-
titel legitimiert werden. Die sozialen Wandlungen sind gekennzeichnet durch eine hohe Mobilität im 3. und 4. Jahrhundert, die dann wieder zu erstarren scheint. Eine komplizierte Rangund Standesordnung bezeugt den Zug zur geschlossenen Gesellschaft. Das städti'* Heuß 1976, 601 f.
Einleitung
XXI
sche Bürgertum geht zurück, die Ratsherrenschicht der Curialen dünnt aus. Mit
dem Wohlstand der Städte schwindet die politische und kulturelle Bedeutung der Bourgeoisie. Über das ganze Reich legt sich eine Schicht senatorischer, in Villen resi-
dierender Grundherren. Die Mehrzahl der Bauern lebt in einem halbfreien Kolonat.
Die Patrociniumsbewegung auf dem Lande und das Gefolgschaftswesen im Heer verdrängen
institutionelle durch
personelle Ordnungen,
staatliche durch
private
Schutzverhältnisse. Feudalistische Tendenzen mediatisieren die Staatshoheit. Schon Diocletian begreift sich als Mittler zwischen Göttern und Menschen. Constantin legitimiert und fördert das Christentum, Theodosius erhebt es zur Staatsreligion. Die heidnischen Kulte werden verboten, die christlichen Sekten bekämpft. Die Ansicht setzt sich durch, daß es nur einen Gott und nur einen wahren Glauben gebe. Dieses Bedürfnis nach religiöser Einheit führt zu schweren Auseinandersetzungen. Meist geht es um Formeln und Sinnbilder, die dadurch Macht gewinnen, daß
sie von Mächtigen
als heilsnotwendig ausgegeben
werden.
So wie man
glaubt, daß Gott in Christus Mensch geworden sei, erkennt man in den Heiligen, den Bischöfen, den Asketen berufene Führer. Gottesmänner beherrschen die städtischen Massen. Allmählich werden alle Lebensbereiche vom Christentum erfaßt, mit dem Heidentum verschwindet ein beträchtlicher Teil der antiken Kultur. Die Kirchenväter empfinden als „ihre Geschichte“ eher die jüdisch-christliche als die griechisch-römische Tradition. Die Antike ist zur Vergangenheit geworden. Was von ihr überlebt, ist ein Schatz für die Zukunft.
DIE QUELLEN
1. Die Gattungen Die literarischen Quellen zur Spätantike! sind umfangreicher als die zur gesamten griechisch-römischen Geschichte zuvor. Das beruht in erster Linie auf den in gro-
Ber Zahl erhaltenen theologischen Schriften und den juristischen Sammelwerken. Beide Quellengattungen sind für den Historiker nur teilweise von Belang und auch literarisch meist nur von geringem Reiz. Der weitaus größte Teil der historisch relevanten Texte ist griechisch? oder lateinisch,’ doch gibt es respektable Werke auf syrisch, einige auch auf arabisch, hebräisch, armenisch und äthiopisch.*
In allen Zeiten des Altertums, aus denen wir Werke der Geschichtsschreibung besitzen, gebührt diesen unter den historischen Quellen der höchste Rang. Dies beruht nicht nur darauf, daß Primärzeugnisse wie Tagebücher, Briefe und Urkun-
den selten überliefert sind, sondern auch darauf, daß die antike Historiographie im allgemeinen ein hohes Niveau besitzt. Stets blieb sie ihren Vorbildern, dem Erzähler Herodot und dem Forscher Thukydides, verpflichtet und wetteiferte mit ihnen
in der literarischen Formgebung wie in der sachlichen Verläßlichkeit. Gewöhnlich schreiben die antiken Historiker Zeitgeschichte. Sie wollen weniger die Vergangen-
heit für die Gegenwart, als diese für die Zukunft retten. Durch die Einblendung von Erlebtem und Gehörtem gewinnen ihre Texte selbst den Wert von Primärdokumenten. So gilt in der Althistorie der methodische Grundsatz, daß die Aussagen der
anerkannten Historiographen solange anzunehmen sind, wie keine überzeugenden ! Die Quellenkunde von Karayannopulos/ Weiß 1982 ist für die Zeit ab 324 umfassend. Teil I behandelt Methodik und Typologie der Quellen, Teil II enthält eine Übersicht über die Hauptquellen nach Jahrhunderten geordnet.
2 Christ/Schmid/Stählin 1978; Krumbacher 1897.
II 2,
? Schanz/Hosius IV 1,1914; 2,1920; Brunhölzl
* Die wichtigsten syrisch erhaltenen Quellen sind Aphrahat,
fehlen. Blackwell's ‚Byzantine Handlist‘ 1938 verzeichnet Autoren, Ausgaben und Übersetzungen. Jones (1964, 111 394 fF) enthält eine alphabetische Quellenliste, geordnet nach Abkürzungen, mit Angabe der Publikation. Christ 1980 (258 ff)
‚Leges saeculares', einige Reden
bietet eine Quellenkunde im Abriß. Siola/Gig-
Hunger
1975; Herzog 1989.
Quellen, die nur für den Westen wichtig sind,
lio/Lazzarini 1985 stellen Editionen spätantiker Autoren zusammen (darunter auch veraltete Ausgaben). Die Quellen zur byzantinischen Geschichte seit dem 4. Jahrhundert bieten Winkelmann/Brandes, 1990. Zur spätantiken Literatur insgesamt: Herzog/Schmidt 1989ff; Fuhrmann 1994; Engels/Hofmann 1997.
1924;
Ephraem,
Zacharias, Josua, die des Themistios
(ed. Downey III) und die Statuten der Schule von
Nisibis:
Baumstark
1922;
Chabot
1896:
ders. 1935. Arabisch sind das Geschichtswerk des Tabari: Nöldeke 1879, sowie die von Pingree 1976 ausgewerteten Horoskope; hebräisch ist der — historisch kaum verwertbare - Talmud; arme-
nisch erhalten sind eine Version der Euseb-Chronik, Faustus von „Byzanz“, Moses von Chorene;
äthiopisch schrieb Johannes von Nikiu. Das Kop-
tische ist, von einigen Papyrusurkunden abgesehen, nur theologisch interessant.
2
I. Quellen
Gründe dagegen sprechen. Nach der seit Niebuhr herrschenden, oft allzu kritischen
Einstellung mehren sich seit zwei Generationen die Fälle, wo angezweifelte Überlieferungen rehabilitiert werden. Die Forschungstendenz ist konservativ. In der Spätantike steht die Historiographie? nicht mehr auf dem Niveau der klassischen Werke. Lediglich Ammianus Marcellinus im lateinischen und Prokop im griechischen Bereich können sich mit ihren großen Vorbildern messen. Auch
sie berichten Miterlebtes in annalistischer Folge. Nicht authentisch sind im allgemeinen die eingeschobenen Reden der Kaiser und Feldherrn. Hier gilt das thukydideische Prinzip weiter (Thuk. I 22), daß der Geschichtsschreiber die Reden so niederschreiben darf, wie sie gehalten worden sein könnten. Für uns bieten sie
Einblicke einerseits in die Gattung, andererseits in die Motive, die der Autor seinem Helden zutraut. Klassischem Beispiel entsprechen die bei Ammian und Pro-
kop eingestreuten Vorzeichen und Exkurse. Der alte Gedanke einer fortlaufenden Geschichtsschreibung lebt in der Spätantike insofern weiter, als Ammian an Tacitus anschloß und seinerseits von Sulpicius Alexander fortgesetzt wurde, von dem wir allerdings nur kurze Stücke bei Gregor von Tours besitzen. Im griechischen Bereich setzte Eunap das Werk des Dexippos fort, die Zeit danach behandelte Olympiodor. Späteres bearbeitete Priscus, den Malchus fortführte. An Prokop schloß Agathias, an diesen Menander Protektor an. Bis Zosimos waren die bedeutenderen Historiographen Heiden, nur ausnahmsweise versuchte sich ein überzeugter Christ wie
Orosius an der Geschichtsschreibung.
Eine in der Spätantike besonders beliebte Unterart der Historiographie bilden die Kurzfassungen (breviarium, epitome).° Derartige auf Überblick angelegte Abrisse schrieben neben anderen Eutrop, Aurelius Victor und Festus, sowie die unbekannten Verfasser der ‚Epitome de Caesaribus‘ und der ‚Excerpta Valesiana‘. Sie waren
für ein Publikum gedacht, das in kurzer Zeit das Wesentliche erfahren wollte.
Anders steht es mit den
Chroniken.
Diese kunstlose, in älteren Zeiten weniger
geschätzte Gattung erfreute sich in der Spätantike großer Beliebtheit. Das klassische
Werk ist die bis 326 reichende Weltchronik Eusebs, sie hat alle älteren Ereigniskataloge überflüssig gemacht und damit dem Untergang preisgegeben. Eusebs Chronik ist nur in der von Hieronymus latinisierten und bis 378 fortgeführten Version, sowie in einer armenischen Übersetzung erhalten. Hieronymus hat im 5. und 6. Jahrhundert mehrere Fortsetzer gefunden, die hinüberführen in die byzantinische Tradition. Die Auswahl des Stoffes läßt zumeist keine Tendenz erkennen, es sei denn,
daß Geistliche kirchengeschichtliche Nachrichten theologisch gefärbt einflechten. Durch die Gliederung nach Konsuln, Olympiaden und Herrscherjahren leisten uns diese Tabellen treffliche Dienste. Vielfach ist sogar das Tagesdatum angegeben, das
bei den stets verzeichneten Sonnen- und Mondfinsternissen willkommene Kontrollmöglichkeiten eröffnet. Die wichtigsten dieser Jahreslisten finden sich in den drei Bänden ‚Chronica Minora', herausgegeben von Mommsen.
Hermann Strasburger hat 1977 vorgerechnet, daB von der griechischen Historiographie mehr als neun Zehntel verloren gegangen sind. Für die Spätantike ist die Hunger I 1978;
berger 1974; Christ 1980, 275. Ihre Abhängigkeit
Croke/Emmett 1983; P. L. Schmidt in: Herzog 1989, 173 ff; Hofmann in: Engels/Hofmann 1997, 403 ff; Rohrbacher 2002; Marasco 2003.
5 Momigliano
1963,
79ff;
von einer verlorenen Kaisergeschichte: Enmann 1884. ? Zur Chronistik: von den Brincken 1957.
* Zu den Breviatoren: den Boer 1972; Schlum-
» Zu den Fehlerquellen: Demandt 1970.
1. Die Gattungen
3
Bilanz nicht viel besser. Sie wäre jedenfalls noch wesentlich schlechter ohne den Sammeleifer der Humanisten Konstantinopels. Im 9. Jahrhundert hat Photios seine ‚Bibliothek‘, im 10. Jahrhundert Constantinus VII Porphyrogenitus seine Exzerptsammlungen anlegen lassen; wenig später entstand die ‚Suda‘, das vielbändige Real-
lexikon der byzantinischen Gelehrsamkeit. In diesen drei Werken sind Fragmente aus den wichtigsten spätantiken Geschichtswerken griechischer Zunge bewahrt. Carl Müller (FHG), Jacoby (FgrHist.) und Blockley (1981; 1983; 1985) haben sich
um die Erschließung verdient gemacht. Das Exzerpieren und Sammeln tritt in der spätantiken Literaturgeschichte stark
in den Vordergrund. Dies gilt nicht nur für die Rechtsquellen (s. u.), sondern für alle möglichen Sektoren. Es gibt eine umfangreiche Kompendien- oder Listenliteratur: fasti von Herrschern und Bischöfen, von Konsuln und Beamten, Festka-
lender (Filocalus, Polemius Silvius) mit der Angabe von historischen Gedenktagen, Sammlungen von Vorzeichen (Obsequens), notitiae von Ämtern und Truppen (Notitia Dignitatum), laterculi von Städten (Hierokles) und Provinzen (Laterculus Veronensis), von Bauten und Straßen (Notitia Romae;
Itinerarium Antoninum),
von
Bergen und Flüssen (Vibius Sequester), von Bischöfen (Victor Vitensis), Heiligen (Hieronymus) und Häresien (Epiphanios, Augustinus). Das bedeutsamste Werk dieser Art ist die ‚Notitia Dignitatum‘. Prokop (aed. IV 4; 11) überliefert zwei Folgen
von Festungen, die Justinian aufgebaut oder ausgebessert hat. Wer will, kann in diese Listenliteratur selbst den Warentarif Diocletians einordnen, ebenso die Ora-
kelkataloge des ‚Astrampsychos‘ (ed. Hercher 1863; Browne 1983) und der ‚Sortes Sangallenses‘ (ed. Dold 1948). Ausonius beglückt uns mit Listen seiner Verwandten, berühmten Städten und schmackhaften Moselfischen in Versen. Polemius Silvius tradiert Listen von Maßen und Gewichten, Tieren und Geräuschen: rana coaxat,
populus strepit, aes tinnit (Chron. Min. 1548). Die umfangreichste Kollektion von
Auszügen, die des Johannes Stobaios aus dem 5. Jahrhundert, bietet wenig Material aus der Spätantike. Eine Welt für sich ist die Rechtsliteratur.? Auch hier dominiert das Kodifizieren und Exzerpieren. Das beginnt unter Diocletian mit den Sammlungen von Gregorius und Hermogenian, die abgelöst werden durch die Codices von Theodo-
sius II und Justinian. Ein gigantisches Sammelwerk bilden die Digesten. Man hat
geschätzt, daB sie fünf Prozent der von den Exzerptoren benutzten Texte tradieren. Die meisten Gesetze behandeln das Privatrecht, gewóhnlich geht es um Besitz. Dennoch ist die Zahl der Erlasse von historischem Interesse sehr hoch, zumal im
‚Codex Theodosianus! mit seinen Gesetzen über die Hof- und Verwaltungsámter, über Würden und Rechte, Steuern und Soldaten, Staatsbetriebe und Zünfte. Ein ganzes Buch, das letzte, betrifft Kirchensachen. Da die meisten Gesetze als Briefe an Beamte formuliert sind, unterrichten sie uns nebenher über die Amtsinhaber und über die Aufenthaltsorte der Kaiser. Kleinere Sammlungen finden sich in den ,Fon-
tes luris Romani Antejustiniani' (FIRA. I-III). Für die Staatsauffassung der Kaiser sind, soweit erhalten, die Einleitungen der Gesetze von besonderem Interesse. Die vom Gesetzgeber jeweils angenommenen Mißstände wird man im allgemeinen als historisch betrachten dürfen; ob die angeordneten Maßnahmen hingegen aus-
geführt wurden, ist grundsätzlich fragwürdig, oft nachweisbar nicht der Fall. Von 9 Wenger 1953; Pieler in: Engels/Hofmann 1997, 565 ff.
4
I. Quellen
regionaler Bedeutung sind die ‚Tablettes Albertini' für Africa und das syrisch-römische Rechtsbuch.'? Der mit Abstand größte Teil der erhaltenen spätantiken Literatur stammt von den Kirchenvätern." Für den Historiker am wichtigsten ist die Kirchengeschichte," deren „Herodot“ Eusebios von Caesarea ist. Sein Werk wurde von Socra-
tes, Rufinus, Sozomenos, Theodoret und Philostorgios fortgesetzt. Die Folgezeit
ab 431 behandelt Euagrios. Diese Werke enthalten gutes Material, auch wenn sie die Kämpfe um Bischofsstühle und Glaubensformeln in den Vordergrund rücken
und religiös parteiisch urteilen. Die vielfach eingestreuten Dokumente sind im allgemeinen authentisch.
Ebenfalls wichtig sind zahlreiche der spätantiken Heiligenleben.' Sie wurden in der Regel von Schülern der Heiligen verfaßt, so die Schriften von Athanasius (?) über Antonius, von Gerontius (?) über Melanie, von Marcus über Porphyrios, von Paulinus über Ambrosius, von Possidius über Augustin und von Eugippius über Severinus. Palladios (HL) und Theodoret (HR) haben Sammlungen von Kurzbiographien hinterlassen. Polemik und Wundersucht abgerechnet, bieten diese Texte verläßliche Fakten. Die heidnischen Parallelen sind die Philosophenviten von Eunap, Marinos und Damaskios. Eine ganz neue Literaturgattung bilden die Pilgerberichte, die ‚Itinera Hierosolymitana‘. Insbesondere der Bericht der Egeria ist aufschlußreich über die Orte, die sie besucht, über das Vulgärlatein, das sie benutzt, und über die Sicht, aus der sie schreibt.
Schwer benutzbar und dennoch ergiebig sind die Beschlüsse und Protokolle der spätrömischen Konzilien." Sie informieren uns über dogmatische und organisatorische Probleme, über kirchenpolitische Parteiungen und Praktiken und bezeugen mit ihren Teilnehmerlisten vielfach sonst nicht belegbare Bistümer. Die apologetischen Schriften, zu denen noch Augustins ‚Civitas Dei‘ und Salvi-
ans ‚Gubernatio Dei‘ gehören, verteidigen den neuen Glauben gegen die Angriffe
der Heiden und nehmen dabei vielfältig Bezug auf die politische und soziale Lage. Die exegetischen Schriften, die dem Bibelverständnis dienen, und die Predigten sind meist nur durch zeitkritische Einschübe bemerkenswert, es sei denn, sie gelten
überhaupt den Kalamitäten der Zeit, wie die Homilien des Johannes Chrysostomos über den Aufstand in Antiochia 387 oder diejenigen Augustins über die Goten in Rom 410. Die zu Tausenden erhaltenen Briefe der Kirchenväter dienen überwiegend der Seelsorge und erzählen nur selten historisch Verwendbares. Ergiebig sind sie für die Sozial- und Mentalitätsgeschichte. umfaßt 221 lateinische und 166 griechische Bände
1 Selb/Kaufhold 2002. !! Die
‚Geschichte
der altkirchlichen
Litera-
in Großformat. Zu den Corpora s. o. 12 Chesnut 1978.
tur‘ I-V hat O. Bardenhewer 1913ff verfaßt. Die wichtigsten Angaben zu Leben und Werken der Kirchenväter bietet die von Altaner und Stuiber publizierte ,Patrologie' in 8. Auflage 1978. Eine Übersicht der neueren Ausgaben lateinischer Kirchenautoren hat Dekkers 1961, die der griechischen Geerard 1974ff vorgelegt. Vorzüglich das Lexikon Döpp/Geerlings 1999. Eine Darstellung
pulos/Weiß
bietet Studer in: Engels/Hofmann
1997, 355 ff.
nisse bietet Denzinger 1954; die Akten (erhal-
Als Einführung empfiehlt sich Leppin 2000. Die bei weitem nicht komplette Patrologie von Migne
ten seit Ephesus 431) publizierte Ed. Schwartz
1* Brandt 1999, 125 ff.
!* Neben zahleichen Einzelpublikationen sind Heiligenviten gesammelt in den Acta Sanctorum
und in der Bibliotheca Hagiographica
Latina
bzw. Graeca.
!5 Nachweise zu den Konzilsakten: Karayanno1982, 116ff. Die Glaubensbekennt-
1927 ff; zum Kontext: Hefele/Leclercq 1907 ff.
1. Die Gattungen
5
Weniger umfangreich als die theologische ist die rhetorische
Überliefe-
rung. Die Reden der zumeist heidnischen Literaturprofessoren gelten vielfach biographischen Themen. Dazu zählen nicht nur die autobiographischen Texte und Epitaphien, sondern insbesondere die Panegyriken, etwa 60 sind erhalten." Lob-
reden auf Kaiser gab es im Schnitt sechs im Jahr." Die in den ‚Panegyrici Latini' gesammelten Stücke, die Prosa-Enkomien von Symmachus und Ennodius, die metrischen von Claudian und Merobaudes, Sidonius und Priscian, sowie die griechischen Kaiserreden von Julian, Themistios und Libanios repräsentieren die offizi-
elle Sicht des Zeitgeschehens. Vergleichsweise enttäuschend ist die profane
Briefliteratur."
zwar auch hier Tausende von Briefen — insbesondere von Symmachus,
und Libanios aus dem
4. Jahrhundert
Wir haben Ausonius
und von Synesios und Sidonius aus dem
5. Jahrhundert, doch halten sie den Vergleich mit den Briefen von Cicero und Pli-
nius nicht aus. Es sind vielfach Hóflichkeitsadressen, Empfehlungsschreiben oder literarische Kunststücke.
Ausonius (ep. 13) zeigt, wie man die Zahl 6 in achtzehn
Versen ausdrücken kann. Ergiebige Stücke enthalten die Briefsammlungen Collectio Avellana' und der ‚Variae‘ Cassiodors.
der
Über den sonstigen historisch bedeutsamen Gedichten” steht ‚De reditu suo' von Rutilius; kulturgeschichtlich interessant ist der Epigrammatiker Palladas. Unter
den christlichen Poeten gebührt Prudentius die Palme. Das Christentum von Ausonius und Claudian ist zweifelhaft. Bisweilen ist die spátrómische Dichtung mehr durch die Umstánde ihrer Entstehung als durch Form und Inhalt bemerkenswert,
so die Verse der zehn unter dem Vandalenkónig Thrasamund in Karthago leben-
den Dichter im ,Codex Salmasianus'. Epik und Romanliteratur verarbeiten überwiegend mythologische und historische Motive; die Erzáhlungen spielen durchweg im vorchristlichen Milieu, so die legendären Biographien zu Asop, Pythagoras und Alexander, sowie die Troja-Geschichten des „Dictys“ und des ,,Dares".?" Bei der spátantiken Fachliteratur ist oft unklar, inwieweit sie auf Gelesenem, wie weit auf Erfahrenem beruht. Behandelt wird fast alles: Staatsrecht von Johannes Lydos, Militärwesen vom , Anonymus de rebus bellicis! und Vegetius,
Landwirtschaft von Palladius, Geographie von Junior, Vibius Sequester und vom
unbekannten Kartographen der ‚Tabula Peutingeriana', Religionsgeschichte von Macrobius,
Allgemeinbildung
von
Ampelius
und
Martianus
Capella,
von
Cas-
siodor und Isidor, Astrologie von Firmicus Maternus und Johannes Lydos, Architektur von Prokop usw. Die medizinische Literatur, angeführt von Oreibasios, ist
großenteils kompilatorisch; als eigene Gattung wurde daneben die Tierheilkunde,? insbesondere die Pferdeheilkunde, gepflegt? Eine unschätzbare Quellengattung, namentlich für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, bilden die überwiegend aus Ägypten stammenden Papyri.’* Sie sind ie Zur Panegyrik: Burdeau 1964, 1 fF; MacCormack
1975; Asche
1983; Portmann
1988; Nixon/
Rodgers 1994. 17 Pabst 1989, 28.
1“ Michaela Zelzer in: Engels/Hofmann
1997,
321 ff.
' Zur Poesie überhaupt: Charlet in: Engels/ Hofmann 1997, 495 ff.
2" Kvtzler in: Engels/Hofmann 1997, 469 ff. ?! Sallmann in: Engels/Hofmann 1997, 195 ff. 22 Mulomedicina von ,,Chiron" und von Vegetius, s. III 3 a! ?5 Hippiatrica ed. Oder/Hoppe 1924 ff. ?5 Literatur für die spätantik bedeutsamen
Pa-
pyri, alphabetisch geordnet nach Abkürzungen unter Angabe der Publikation bringen PLRE. I,
6
I. Quellen
zumeist in griechischer Sprache abgefaßt. Anders als die sonstigen literarischen Dokumente - selbst die Inschriften sind von Vorlagen abgenommen - bieten sie Informationen aus erster Hand. Die meisten Papyrus-Editionen fassen den Bestand eines Fundortes (so die .Oxyrhynchus Papyri' von Grenfell/Hunt, seit 1898 heraus-
gegeben) oder eine moderne Kollektion zusammen (so die ‚Aegyptischen Urkunden aus den staatlichen Museen zu Berlin‘ 1892-1937). Andere sind nach Sachgebieten geordnet (so die ‚Chrestomathie‘ von Mitteis/Wilcken 1912). Epochenspezifisch auf
die Spátantike ausgerichtet sind das Isidorus-Archiv, das Stücke bis 324 enthält, die constantinische Steuerrolle aus Princeton und das Abinnaeus-Archiv, das bis 351
reicht. Papyri verschiedener Orte informieren uns über die im 6. Jahrhundert reiche
Familie der Apiones, die Hardy 1931 dargestellt hat. Papyri der Euphratgrenze bietet Feissel (1989 ff). Die wichtigsten in Bibliotheken überlieferten Papyri kommen aus dem Kirchenarchiv von Ravenna, von Tjäder 1954-1982 publiziert. Sie stammen aus der Zeit von 445 bis 700.
Zahl und Bedeutung der Inschriften? gehen im Laufe der Spätantike zurück. Insbesondere die aus der Principatszeit so häufigen Ehren- und Weihinschriften nehmen ab. Ein Grund dafür dürfte der sein, daß die Soldaten, denen wir einen Großteil der Inschriften verdanken, nun oft nicht mehr lesen konnten. Die nicht immer als solche erkennbaren christlichen Grabinschriften nehmen zu,?* Rom lie-
fert 45 000."
Die mit Abstand wichtigste Inschrift ist der Preisindex Diocletians (ED). Es ist neben dem Monumentum Ancyranum' und der ‚Lex de imperio Vespasiani' (FIR.A. I Nr. 15) die bedeutendste lateinische Inschrift überhaupt. Ein grundlegendes Zeugnis für die Umwandlung des Kaiserkultes in der christlichen Zeit bietet der inschriftlich erhaltene Brief Constantins an die Stadt Hispellum (Dessau 705). Bemerkenswert sind einige Ehren-Inschriften der Heermeister, für Titulatur und Kriegsgeschehen wichtig, insbesondere bei Stilicho, Fl. Constantius und Aétius. Zahlreich sind
noch die stadtrómischen Inschriften, so die des Praetextatus und die der gróBten Senatorenfamilie, der Anicii." Einblicke ins Sozialgefüge gestatten uns die Patronats-Inschriften. Es sind Ehrungen hochgestellter Persönlichkeiten durch die Städte
und Körperschaften unter ihrem Patronat; sie belegen die feudalistischen Züge der
spätantiken Gesellschaft. Wichtige Inschriften liefert Kleinasien (Aphrodisias, Korykos, Orkistos). Über Neufunde berichtet regelmäßig die Année Epigraphique. Die spätantiken Münzen? verlieren an Schönheit und Aussagekraft. „Es genügt, eine Münze Konstantins neben eine Münze Hadrians zu halten, um der ganzen XVIFF, II, XXIV f, sowie Jones 1964 III, 4026.
Über Papyrus-Arbeiten der Jahre 1956-1980 berichtet Keenan 1982. Bagnall/Worp 1984. Gnostische Papyri aus Nag Hammadi: Krause 1971. 25 Laqueur 1930, 31 ff. Die christlichen lateinischen Inschriften, großenteils aus Rom, hat Diehl 1925ff vorgelegt. Die Inschriften zu den Ostgermanen: bei Dessau, sowie Fiebiger/Schmidt 1918; 1939; 1944. Die aus Spanien: Vives 1949.
Tablettes Albertini s. u. I 2! 2 Solin 2004.
27 [nscriptiones
Christianae
Urbis
Romae
(ICUR), ed. G. B. De Rossi I, 1857, spätere Bände sind nach Regionen geordnet: X 1992 ed. A. Silvagni/A. Ferrua/D. Mazzoleni/C. Carletti. 25 46 Texte bei Aschbach 1870, 61 ff.
29 Die Sammlung von Dumbarton-Oaks: Bellinger 1966; die von Paris: Morrison 1970; die Bronzemünzen: Carson/Hill/Kent 1972; Gesamtüberblicke: Sabatier 1862; Tolstoi 1912; R. Alfoldi 1978, 198ff, Grierson 1982; Hendy1985; Garbsch/Overbeck 1989.
1. Die Gattungen
7
Größe des geistigen Verfalls inne zu werden“, schrieb Beloch 1900.” Diese Entwicklung setzt sich fort. Während die Goldstücke ihr Niveau lange halten können
und die Silbermünzen weitgehend verschwinden, werden die Kupferprägungen klein und plump. Die Porträts sind schon seit den Tetrarchen nicht mehr identifizierbar — man kann nur noch Frauen und Männer, Langschädel (den feinsinnigen Senatorentyp) und Kurzschädel (den handfesten Soldatentyp), bärtige und bartlose, erwachsene und kindliche Köpfe unterscheiden. Die enface-Prägungen von Maxentius machen im Vergleich zu denen des Postumus einen beinahe affenartigen Eindruck. Die Rückseiten verlieren ihre Vielfalt und ihren Bezug zur Tagespolitik. Immerhin läßt sich auf den Prägungen seit Constantin sehr schön die Entwicklung von heidnischen und solaren zu christlichen Emblemen erkennen. Magnentius hat als Heide durch flächendeckende Christogramme Anhänger gewinnen wollen, Julian setzte den Stier als Natalicium auf seine Kupfermünzen. Die Stadtprägungen enden unter Diocletian, es gibt hinfort nur noch Reichsmünzen.
Die Germanen
haben
diese Typen imitiert und barbarisiert. Historisch bedeutsam bleiben die Legenden für die Kaisertitulatur und für die Rekonstruktion des Mehrkaisertums. Wenn im Osten Münzen auf einen Kaiser des Westens geschlagen wurden, bedeutet dies, daß er im Osten anerkannt war. Auch
alle Usurpatoren haben sofort Münzen auf ihren Namen prägen lassen. Im 5. Jahrhundert erscheinen sogar Monogramme von Heermeistern (s. II 10). Insofern spiegeln die Münzen die Verteilung der Macht. Eine eigene Gruppe von Prägungen bilden die Kontorniaten." Es handelt sich nicht um Zahlungsmittel, sondern um Medaillons, die von und für Senatoren in
Rom geprägt wurden und uns wichtige Aufschlüsse über die senatorische Mentalität liefern, so über das Fortdauern des Heidentums in der Oberschicht. Die meisten Stücke stammen aus der Zeit von Constantius II bis Theodosius; eine Gruppe klei-
nerer Exemplare wurde zwischen 410 und 470 hergestellt (s. ΠῚ 2 a). Das archäologische Material ist verstreut. Es ist am besten zugänglich in den Katalogen der Ausstellungen, die der Spätantike gewidmet sind." Die eindrucksvollsten Leistungen der spätantiken Kunst bietet die Architektur. Unter den erhaltenen Profanbauten sind es vor allem die Diocletiansthermen und die Maxentiusbasilika in Rom, der Diocletianspalast in Spalato, die Aula Palatina in Trier und die Villa von Piazza Armerina in Sizilien; unter den noch sichtbaren Sakralbauten glänzen die syrischen Klöster, voran Telanissos, die justinianischen Kirchen von
Konstantinopel und Ravenna. Geringerer Wert ist jeweils auf die Fassaden und die
Außenansicht gelegt, die höchste Sorgfalt gilt den Innenräumen, die oft reich mit Mosaiken ausgestattet sind. Die Rundplastik, die in der frühchristlichen SakralMK. Christ 1970, 74.
Ensoli/La Rocca 2000); München 2004 (Wamser
^! Alfoldi
Hg.); Trier 2007 (Konstantin der Große, edd. Demandt/Engemann). Spätantike Kunstwerke
1943;
1976/1990.
M Berlin 1939 (Schlunck 1939); Wien 1964 (.Frühchristliche und koptische Kunst‘); Mainz und Paris 1980/81 (‚Gallien in der Spätantike‘); New
York
1979
(‚The
Age
of
Spirituality‘);
Frankfurt 1983/84 (‚Spätantike und frühes Christentum‘); Nürnberg 1987/88 (‚Germanen, Hunnen und Awaren'); Rom 2000 (Aurea Roma, edd.
präsentieren und interpretieren zudem Volbach 1958: Grabar 1967 (zweimal); Bianchi-Bandinel-
li 1971; Brenk 1977; L'Orange 1985; Engemann 1997. Dazu die Fs. Brandenburg 1994 und die byzantinischen Bestände von Dumbarton-Oaks: Ross 1962. Zur Forschung: Lavan 2003.
8
I. Quellen
kunst verpönt ist, verliert an Qualität und Quantität. Die Idealplastik läuft aus. Die Porträts werden teils primitiv, teils expressionistisch und entbehren der früheren Naturnähe, die auch sonst aus der Kunst verschwindet. In den Reliefs des 4. Jahrhunderts gibt es eine naturnah-klassizistische neben einer volkstümlich-primitiven
Strömung. Besonders zahlreich erhalten sind Sarkophage. Militärische Themen treten nach Constantin zurück, üblich wird die Darstellung von Kaisern und Konsuln als Spielgeber. Hohe Leistungen vollbringen noch die Glasschleifer (Diatretgläser), die Elfenbeinschnitzer (Diptychen), " die Mosaizisten (Antiochia, Nordafrika, Sizilien), die Goldschmiede (Silbergeschirr) und die Buchmaler, die eine ganz neue Kunstgattung begründen.” Unter dengeographischen Quellen zur Spätantike rangiert die ‚Tabula Peutingeriana' obenan, an Texten besitzen wir das ‚Itinerarium Antonini', die ‚Expositio totius mundi‘, die ‚Itinera Hierosolymitana', den Geographen von Ravenna und
Dicuil, bzw. dessen Vorlagen. Hinzu kommen die Provinz-Verzeichnisse, die Bis-
tumslisten der Konzilsteilnehmer und die Städtekataloge des Prokop (De aedificiis) und Hierokles. Die beste moderne Kartierung liefert der ‚Barrington-Atlas of che
Greek and Roman World‘, 2000.* Für den Orient bietet der ‚Tübinger Atlas‘ das Wichtigste, die ‚Tabula Imperii Romani‘
1954ff und die ‚Tabula Imperii Byzan-
tini‘” liegen nur für einzelne Gebiete vor. Ortslexika stammen von Stillwell 1976 und Brodersen 1999.
2.
Autoren und Werke
Im Folgenden skizziere ich die wichtigsten Quellen in alphabetischer Folge. Autoren, die vor oder nach der Spätantike gelebt haben, werden im allgemeinen auch dann nicht aufgeführt, wenn sie im
Text dieses Handbuchs genannt werden. Quellensammlungen in französischer Übersetzung: Chastagnol 1969; ders. 1976. Zur Kirchengeschichte: Coleman/Norton 1966; Mirbt/Aland 1967; zur parristischen Literatur: Altaner/Stuiber 1978; zur lateinischen Litaratur von 284 bis 374: Herzog 1989; für
die Folgezeit noch immer Schanz/Hosius/Krüger 1935; zur byzantinischen Quellenkunde (4.-7. Jh.) Winkelmann/Brandes 1990; zur christlichen Literatur: Döpp/Geerlings 1999. Abinnaeus- Archiv Papyrus-Sammlung, benannt nach einem praefectus alae der Jahre 342 bis 351 aus Dionysias in Ägypten. Abinnacus diente 33 Jahre in einer Reitertruppe (vexillatio Parthosagittariorum), nahm 337 an einer Gesandtschaft zu Constantius II teil und lebte danach in Dionysias. Seine Korrespondenz publizierte mit englischer Übersetzung und Kommentar H. I. Bell (u. a.) 1962. Lit.: Barnes, Phoenix 1985.
33 Delbrueck 1929. 34 Ein Katalog der Hortfunde von Gerät: Guggisberg in: ders. 2003, 333 ff. 35 Zimelien bietet Weitzmann 1959; 1970; 1977. 36 Ergänzungen: Löhberg 2006.
3’ Erschienen sind: Hellas und Thessalien 1976; Kappadokien 1981; Nikopolis und Kephallenia 1981; Galatien und Lykaonien 1984; Kilikien und Isaurien 1990; Phrygien und Pisidien 1990; Thrakien 1991; Paphlagonien und Honorias 1996; Agaion Pelagos (nördliche Ägäis) 1998.
2. Autoren und Werke
9
Acta Maximiliani Protokoll einer christlichen Wehrdienstverweigerung von 298. Krüger/Ruhbach 1965, 86 ff. Lateinisch und italienisch mit Kommentar bei E. DiLorenzo 1975 und bei Pucciarelli 1987, 284 ff. Aetheria s. Egeria.
Agapetos Diakon an der Hagia Sophia unter Justinian, schrieb diesem einen Fürstenspiegel (capitula admonitoria). PG 86, 1, 1164 ff.; Ausgabe mit deutscher Übersetzung von R. Riedinger 1995; deutsch auch in W. Blum, Byzantinische Fürstenspiegel (BGL 14), 1981, S. 59-80. Lit.: Dvornik II 1966, 712ff; Henry 111 1967; Frohne 1985; Demandt, Agapet 2002.
Agathangelos Das
einem
Sekretär
des armenischen
Königs
Tiridates
des Großen
zugeschriebene
Werk
über
Geschichte und Christianisierung Armeniens im 3. und am Anfang des 4. Jahrhunderts entstand im 5.-7. Jahrhundert. Das ungenaue, verwirrte und mit Legenden angefüllte Werk ist eine wichtige Quelle für Gregor den Erleuchter. Es wurde in verschiedenen Rezensionen und Sprachen überliefert. Reprint der Tifliser Ausgabe des armenischen Textes von 1909 mit Einleitung von R. W. Thom-
son 1980, armenisch und englisch mit Einleitung von demselben 1976. Den griechischen Text edierte G. Lafontaine 1973. Lit.: Garitte 1946; Kettenhofen 1995.
Agathias Griechischer Historiker aus Myrina in Kleinasien, geb. um 532, gest. um 580, studierte Rhetorik in Alexandria und Recht in Konstantinopel, wo er als Rechtsanwalt tätig war. Er verfaßte annähernd hundert Gedichte in der ‚Anthologia Graeca' (s. u.), sowie ein Geschichtswerk im Anschluß an Prokop über die Jahre 552 bis 559. Kritische Ausgabe von R. Keydell 1967 (CFHB II), englische Übersetzung vonJ. D. C. Frendo 1975 (CFHB II A). Lit.: Av. Cameron
1970; Kaldellis 1999.
Agnellus Lateinischer Chronist und Presbyter in Ravenna aus dem 9. Jh. Sein ‚Liber pontificalis ecclesiae Ravennatis! wurde publiziert in den MGH SS rer. Lang. I von A. Holder-Egger und von A. Testi Rasponi 1924 (Codex pontificalis ecclesiae Ravennatis). Die für die Chronologie Italiens bis 573 einschlägigen Partien bringt Mommsen in den Chron. Min. 1 251 ff, danach zitiere ich; lateinisch-deutsch von C. Nauerth 1996. Lit.: Nauerth 1974; Brunhölzl 1975, 492 ff; Benericetti 1994. Ambrosius Lateinischer Kirchenvater. Sohn eines PPO Galliarum, lebte von 339/40 bis 397, Advokat in Sirmium, 370 Statthalter von Ligurien und Aemilien mit dem Amtssitz Mailand. Dort 374 als Kandidat der Nicäner Bischof. Er griff 384 in den Streit um den Victoria-Altar ein (dazu seine Briefe 17, 18, 57; deutsch bei Klein 1972), sicherte 386 die Basilica Portiana, zwang 390 Theodosius zur Kirchenbuße (ep. 51). Totenreden auf Valentinian II (392) und Theodosius (395): CSEL 73 ed. O. Faller 1955; deutsche Übersetzung und Kommentar von B. Schmitt 1994. Die 91 ebenfalls von Faller vorgelegten Briefe: CSEL 82 von 1968. Ich zähle danach, nicht nach PL. Eine Auswahl der Hymnen des Ambrosius bringt Lietzmann 1910, 7 fF. Umfangreiche theologische Werke PL 14-17, CSEL 1897ff
10
I. Quellen
ed. C. Schenkl u.a., englisch in Auswahl von H. de Romestin 1896. Sein Leben beschrieb Paulinus Mediolanensis, s. u. Lit.: Palanque 1933; Dudden 1935; W. Wilbrand, RAC I 1950, 365 ff; Diesner, Kirche und Staat 1964, 22 ff; Moreschini in: Greschat II 1984, 101 fF; Klein 1988; McLynn 1994; Biermann 1995; Williams 1995; Ramsey 1997; Heinen 1997.
Ammianus Marcellinus Bedeutendster lateinischer Geschichtsschreiber der Spátantike. Er stammte aus einer griechischen
Curialenfamilie aus Syrien (vielleicht aus Antiochia), diente als protector domesticus im Stabe des Heermeisters Ursicinus, 355 in Köln, 362/63 auf dem Perserzug Julians. Etwa 380—395 lebte er in Rom.
Seine ‚Res gestae' in barock aufgeputztem, gräzisierendem Latein behandeln in 31 Büchern anknüpfend an Tacitus die Zeit von 98 bis 378. Erhalten ab Buch XIV, d.h. ab 353. Zahlreiche Exkurse. Ammian war nach Mommsen (1871/1905, 313) „unter allen uns erhaltenen lateinischen (Historikern)
der ernsthafteste und wahrhafteste." Kritische Ausgaben von C. U. Clark 1910/15 und W. Seyfarth 1978 (Teubner). Lateinisch und deutsch von Seyfarth 1968/71 (SQAW), nur deutsch von O. Veh und G. Wirth 1974 (BAW); lateinisch und englisch von J. C. Rolfe 1935ff (Loeb); lateinisch und französisch von É. Galletier, J. Fontaine, G. Sabbah u.a. 1968/99 (Bude). Kommentar zu XIV-XIX von P. de Jonge 1935ff, zu XX-XXIII von J. den Boeft, D. den Hengst und H. C. Teitler 1987/98; zu XX-XXI
vonJ. Szidat 1977-1996.
Lit.: Thompson 1947; Demandt 1965; Sabbah 1978; Rosen 1982; Seager 1986; Matthews 1989; J. den Boeft, D. den Hengst und H. C. Teitler 1992; Paschoud 1992; Barnes 1998; Brandt 1999; Drijvers und Hunt 1999; Wieber-Scariot 1999.
Ampelius Sein ‚Liber memorialis‘ ist eine Kurzfassung des Bildungswissens, s. III 5! Teubneriana von E. Assmann 1976; lateinisch-franzósisch von M. P. Arnaud-Lindet 1993 (Bude).
Anonymus Banduri s. Hesychios. Anonymus de rebus bellicis Diese vermutlich Valentinian (Epit. 45, 6) und Valens gewidmete lateinische Denkschrift eines unbekannten Heiden ist wohl um 370 verfaßt und wurde zusammen mit der ‚Notitia Dignitatum'
überliefert. Der Anonymus enthält Reformvorschläge zum Finanzwesen (1-5) und Entwürfe für Kriegsmaschinen (7-19), die Leonardo da Vinci inspiriert haben. Lateinisch-englisch mit Kommentar von E. A. Thompson 1952; Teubneriana von R. I. Ireland 1984; lateinisch und italienisch mit Kommentar von A. Giardina 1996. Lit.: Brandt 1988; Liebeschuetz 1994.
Anonymus Valesianus Unter diesem Namen laufen zwei von verschiedenen, unbekannten Verfassern stammende Schriften. Der Anonymus Valesianus Prior (1-35) behandelt das Leben Constantins — daher bisweilen als ‚Origo Constantini imperatoris' zitiert -, der Anonymus Valesianus Posterior (36-96) stellt die Geschichte Italiens unter Odovacar und Theoderich in den Jahren 474 bis 526 dar. Kritische Ausgabe: Excerpta Valesiana, rec. J. Moreau und V. Velkov 1968 (Teubner). Lateinisch-englisch am Ende der Loeb-Ausgabe Ammians von Rolfe (s.o.), der zweite Teil lateinisch-deutsch bei O. Veh, Prokop, Gotenkrieg, 1966, S. 1213ff (s. u.); Text, deutsche Übersetzung und Kommentar
von I. König
1987 sowie
Kommentar für die ‚Origo Constantini imperatoris! von D. J. A. Westerhuis, Groningen 1906. Lit. bei Moreau und König (s. ο.); Tónnies 1989; Neri 1995.
1997;
2. Autoren und Werke
11
Anthologia Graeca Eine Blütenlese griechischer Dichtung, nach der seit etwa 1600 in Heidelberg nachweisbaren Haupthandschrift (P 23) auch ‚Anthologia Palatina' benannt. Sie gelangte 1622 mit der von Tilly erbeuteten Bibliotheca Palatina in den Vatikan, wurde 1797 von Napoleon nach Paris geholt und kam zur Hälfte 1816 zurück nach Heidelberg. In Jahrhunderten gewachsen, im 10. Jahrhundert abgeschlossen, enthält sie etwa 3700 Epigramme, darunter viele aus der Spätantike, von Agathias (s. o.), Palladas (s. u.), Christodoros von Koptos (s. u. ΠῚ 4 b), Gregor von Nazianz (s. u.), Damaskios (s. u.) und Kaiser Julian; griechisch und deutsch mit Kommentar von H. Beckby 1965 (Tusculum), griechisch und französisch von P. Waltz u.a. 1928 ff. (Bude), griechisch und englisch von W. R.. Paton 1916/18 (Loeb). Lit.: Al. Cameron 1993.
Anthologia Latina Sammlung von Gedichten aus dem vandalischen Karthago des 6. Jahrhunderts, der wichtigste Teil ist der ‚Codex Salmasianus', ed. D. R. Shackleton-Bailey 1983 (BT.). Gesamtausgabe von A. Riese
1894/1906 (BT.)
Aphrahat Der persische Weise, vermutlich Bischof von Mar Mattai im persischen Mesopotamien,
verfaBte 23
syrische Predigten (tahwitä, ‚Unterweisungen‘), 1-10 im Jahre 337, 11-22 im Jahre 344 und 23 im Jahre 345. Die 5. ‚Über die Kriege‘ bezeugt Sympathie für Constantin, die späteren berichten von Christenverfolgung. Syrisch und lateinisch von J. Parisot 1894/1907 (Patrologia Syriaca 1f), deutsch von G. Bert 1888 u. P. Bruns 1991, französisch von M.-]. Pierre 1988/89 (SC 349, 359). Lit.: Neusner 1971; Blum TRE I 1977, 625 fF; Barnes 1985; Bruns 1990.
Apostolische Konstitutionen Die ‚Constitutiones Apostolicae‘ sind die umfangreichste kirchenrechtliche Sammlung
der Spätan-
tike, entstanden Ende des 4. Jh. in Syrien oder Konstantinopel. Der Sammler war Arianer. F. X. Funk, Didascalia et Constitutiones apostolorum 1/11 1906. Griech.-franz. von M. Metzger 1985/6 (SC. 320; 329). Deutsch in Auswahl von F. X. Boxler 1874 (BKV) und von R. Storf 1912 (BKV). Artemii Passio
Das legendäre Martyrium des praefectus Augustalis Artemius unter Julian erzählte im 8. Jahrhundert ein Mönch Johannes unter Benutzung der Kirchenhistoriker, namentlich des weitgehend verlorenen Philostorgios (s.u.), aus dem er verläßliche Information überliefert. Text in der Philostorgios-Ausgabe Bidez/Winkelmann in infimis pagellis, englisch von M. Vermes in: Lieu/Montserrat 1996, 224 ff. Athanasios Griechischer Kirchenvater, bedeutendster Kirchenpolitiker des 4. Jahrhunderts im Osten. Lebte von 295 bis zum 2. Mai 373, schrieb auch koptisch. Unversöhnlicher Gegner des Arius und seiner Anhänger, wurde am 8. Juni 329 Bischof von Alexandria. Fünfmal verbannt, lebte er insgesamt 17 Jahre außerhalb Alexandriens. HinterlieB ein umfangreiches Œuvre, PG 25-28, teilweise ediert von H.G.
Opitz 1934/41 und M. Tetz 1996 (‚Werke‘), deutsch in Auswahl von A. Stegmann u. a. 1913/17 (BKV), darunter historisch wichtig die drei Verteidigungsschriften: ‚Apologia ad Constantium' und ‚De fuga sua‘, ed. mit französischer Übersetzung J.-M. Szymusiak 1958/87 (SC), und die ‚Apologia contra Arianos‘, ed. von H. G. Opitz Werke lI 1, 1935/41. Weiterhin eine ‚Historia Arianorum ad Monachos' über die Jahre 335-337, ed. Opitz I. c. Die , Apologia contra Arianos' und die ‚Historia Arianorum' deutsch mit Kommentar bei Portmann 2006. Einflußreich wurde die von Athanasios verfaßte ‚Vita sancti
Antonii'
(VAnt.), PG 26, 837ff, griechisch
und
französisch
von G. J. M. Bartelink
1994 (SC
12
I. Quellen
400), deutsch von H. Hertel 1917 (BKV) sowie von A. Gottfried und H. Przybyla 1987. Die ‚Epistulae festales' bei F. Larsow, Die Festbriefe des heiligen Athanasius, 1852; PG 26, 1339 ff.
Lit.: Schwartz, Ges. Schr. III 1959; G. Gentz, RAC 1 1950, 860 ff; Nordberg 1963; KannengieBer in: Greschat I 1984, 266 ff; Barnes 1993; Brakke 1995; Martin 1996; Butterweck 1996; Portmann 2006.
Augustinus Bedeutendster lateinischer Kirchenvater, geboren
354 in Thagaste
in Numidien,
studierte seit 371
Rhetorik in Karthago, lehrte dort seit 375, seit 383 in Rom, seit 384 in Mailand, hörte Ambrosius, trat
vom Manichäismus zum Christentum über, zog sich 386 nach Cassiciacum zurück, ließ sich 387 taufen, wurde 396 Bischof von Hippo Regius, predigte gegen Manichäer und Donatisten und starb 430 bei der Belagerung von Hippo durch die Vandalen; Ausgaben: PL 33-46; P. Knöll u.a. CSEL 1896 ff. Unter den zahlreichen theologischen Schriften sind historisch bedeutsam das Hauptwerk ‚De Civitate Dei‘ in 22 Büchern, entstanden von 413 bis 426, bei Teubner ediert von B. Dombart/A. Kalb 1928/29; lateinisch und deutsch von C. J. Perl 1979, lateinisch und englisch von G. E. McCracken u.a. 1957ff (Loeb). Die ,Confessiones', eine theologische Autobiographie in 13 Büchern, 397-401 verfaßt, sind kritisch ediert von P. Knöll 1896 (CSEL 33), M. Skutella 1934/81 (BT) und L. Verheyen, 1981-83 (CC lat. 27), Ausgabe mit Kommentar von J. J. O'Donnell 1992, lateinisch und deutsch von J. Bernhart 1955. Die 270 Briefe hat A. Goldbacher 1895/1923 ediert (CSEL 34; 44; 57 f), 29 neugefundene Briefe hatJ. Divjak 1981 herausgegeben (CSEL 88). Briefe 1-100 bei K. D. Daur 2004/2005 (CC lat. 31 u. 31A). Historisch ergiebig sind auch einzelne der etwa 500 Predigten. Lit.: Augustinus-Lexikon 1986 ff; Fuchs 1926; Maier 1955; P. Brown 1967; Flasch 1980; Mayer in: Greschat 11 1984, 179 ff; Klein 1988; van Oort 1991 (zu civ. Dei); Kirwan 1991; Müller 1995; ist R
1994; Horn 1997 (zu civ. Dei); Lancel 1999. Aurelius Victor Heidnischer Historiker aus Africa, durch Bildung aufgestiegen, 361 consularis Pannoniae Secundae, 389 praefectus urbis Romae. Sein ‚Liber de Caesaribus‘ enthält Kurzbiographien der Kaiser von Augustus bis Constantius II und endet 360. Mitüberliefert sind drei anonyme Schriften: ‚Origo gentis Romanae', ‚Liber de viris illustribus urbis Romae und die ‚Epitome de Caesaribus" (s.u.). Teubnerausgabe von F. Pichlmayr und R. Gruendel 1961; ‚Liber de Caesaribus' lateinisch und französisch von P. Dufraigne 1975 (Bude), lateinsch und deutsch von K. Groß-Albenhausen/M. Fuhrmann 1997 (Tusculum), deutsch von A. Forbiger 1866, englisch mit Kommentar von H. W. Bird 1994. Lit.: den Boer 1972, 19 fF; P. L. Schmidt, (Aurelius) Victor, RE Suppl. XV 1978, 1583 ff, Bird 1984; Christ 2005. Ausonius
Lateinischer Rhetor, ca. 310—393/394, geboren in Bordeaux, dort Grammatik- und Rhetoriklehrer, von Valentinian zum Prinzenerzieher für Gratian in Trier bestellt. PPO Galliarum 377, cos. 379; 383 Rückzug auf seine Güter. Die Briefe und Gedichte sind kulturgeschichtlich interessant; Dankrede an Gratian (gratiarum actio) aus dem August 379. Sein Gedicht ,Mosella' beschreibt den Fluß und die Anwohner. Teubner-Ausgabe von S. Prete 1978, Ausgaben von R. P. H. Green 1991 (mit Kommentar) und 1999 (OCT), lateinisch-englische Loeb-Ausgabe von Evelyn-White 1919/21; ,Mosella' lateinisch und deutsch von B. K. Weis 1989 und von P. Dräger 2002 mit Kommentar. Ich zitiere Ausonius nach der Bucheinteilung der Loeb-Ausgabe (z. B. XX = grat. act.). Lit.: Labriolle, RAC I 1950, 1019 ff; Green 1980; Lossau 1991; Sivan 1993; Coskun 2002. Verlorenes: Reeve 1970. Auxentius von Durostorum Schüler des Gotenbischofs Wulfila, verfaßte nach dem Tod des Wulfila 383 einen Brief über Glauben und Leben seines Lehrers. Lateinisch und deutsch bei Giesecke 1939, 15 ff; lateinisch und französisch
von R. Gryson 1980 (SC 267).
2. Autoren und Werke
13
Avitus Bischof von Vienne,
gestorben
518. Förderte den
Übertritt der Burgunder
zum
Katholizismus.
Unter seinen Schriften sind die Briefe historisch aufschlußreich, ed. R. Peiper 1883 (MGH AA VI 2); Gedichte englisch von G. W. Shea 1997. Lit.: Stroheker 1948 Nr. 60; Amory
1994.
Basilius der Große Griechischer Kirchenvater, 330-379, Sohn eines christlichen Rhetors und Grundbesitzers aus Caesarea, einer der drei ,Kappadokier" neben seinem Bruder Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianz. Rhetorisch-philosophische Grundbildung in Konstantinopel und Achen, danach getauft. 358 Eremit, etwa um 364 Priester, 370 Bischof von Caesarea und Metropolit von Cappadocia. Gegner des Arianismus. Zahlreiche theologische Schriften: PG 29-32. Seine Mönchsregel (Asketikon), lat. von Rufin, PL 103, 483 ff; PG 31, 889 ff; deutsch in Auswahl von A. Stegmann
1925 (BKV 46 f). Manche sei-
ner 365 Briefe sind sozialgeschichtlich bedeutsam; griechisch-französische Ausgabe von Y. Courtonne 1957/66 (Budé), griechisch-englisch von R. J. Deferrari 1926/34 (Loeb), deutsch von W.-D. Hauschild 1973/93 (BGL 3, 32, 37). Deutsche Gesamtübersetzung von H. Schweickhardt, Ingolstadt 1591. ‚Rede an die Jugend über die heidnische Literatur‘ griechisch-englisch von N. G. Wilson 1975. Lit.: Treucker 1961; Teja 1974; Hauschild in: Greschat 11 1984, 7 ff; Rousseau 1994.
Beda Venerabilis Lateinischer, angelsächsischer Gelehrter und Theologe, 673/674—735, lebte und schrieb im Kloster
Jar-
row bei Newcastle. Zahlreiche theologische, metrische, orthographische, rhetorische und naturphilosophische Schriften; PG 90-95; CC lat. 118A-123C (1955 ff.). Historisch bedeutsam ist vor allem seine ‚Historia ecclesiastica gentis Anglorum' bis 731, ediert von C. Plummer 1896, lateinisch und englisch
vonJ. E. King 1930 (Loeb) sowie B. Colgrave und R. A. B. Mynors 1969, englisch von J. McClure 1994, lateinisch und deutsch von G. Spitzbart 1982; Kommentar vonJ. M. Wallace-Hadrill 1991. Wirkungsgeschichtlich bedeutsam waren seine chronologischen Schriften ‚De temporibus‘, ediert von Ch. W. Jones (CC lat. 123C,
1980, p. 579-611), und ‚De temporum rationc", eine Weltchronik bis 725, ediert
von Th. Mommsen (Chron. Min. III 223-354) und Ch. W. Jones (CC lat. 123B, 1977, p. 239-544). Lit.: Thompson 1935; Goffart 1988, 235 ff, Higham 1995; Sammelbände: Bede and his world, 1994; L. A. J. R. Houwen (ed.), Beda Venerabilis, historian, monk and Northumbrian,
1996.
Benedikt von Nursia Lateinischer Kirchenvater, etwa 480 bis etwa 550. Gründete ein Kloster bei Subiaco, später auf dem Monte Cassino. Seine Mónchsregel wurde bestimmend für das westliche Klosterleben. Ausgabe von R. Hanslik 1960 (CSEL 75); Text und umfangreicher Kommentar von J. Neufville und A. de Vogüé 1971/77 (SC 181—187); Text, englische Übersetzung und Kommentar von G. Holzherr 1994; Text, italie-
nische Übersetzung und Kommentar von A. Lentini 1980; deutsche Übersetzung von B. Steidle 1952. Lit.: 5. Frank in: Greschat II 1983, 35 ff; Holze 1992.
Boethius Lateinischer Philosoph, aus dem rómischen Senatorengeschlecht der Anicii, geboren um 481, patricius,
510 cos., 522 mag. off. am Königshof, stoteles, verfaßte vier „theologische“ Consolatio Philosophiae', ediert von C. Moreschini 2000 (BT), lateinisch von H. F. Stewart u.a. 1918 ff (Loeb): Lit.: Chadwick Lösch 1998.
1981; Gibson
524 hingerichtet von Theoderich (s.u. II 12). Übersetzte Ari(ohne Bibelzitate) und 21 philosophische Schriften, darunter die W. Weinberger 1934 (CSEL 67), L. Bieler 1957 (CC lat. 94) und und deutsch von O. Gigon 1969 (BAW), lateinisch und englisch englisch von P. G. Walsh 1999; Kommentar vonJ. Gruber 1978.
1981; Fuhrmann/Gruber
1984; de Vogel in Greschat II 1984, 251 ff;
14
I. Quellen
Breviarium Alaricianum Auch ‚Lex Romana Visigothorum‘ genannt, 506 durch Alarich II in Südfrankreich erlassen. Enthält Auszüge aus dem ‚Codex Theodosianus' und den theodosianischen Novellen, aus den Gaius-Institu-
tionen und Paulus-Sentenzen, aus den Codices Hermogenianus und Gregorianus. Beigefügt ist jeweils eine ,Interpretatio', d.h. eine vereinfachende Erklärung. Das ‚Breviarium' war bis ins 13. Jahrhundert
in Kraft. Ausgaben: G. Hänel 1849. Lit: R. Lambertini, La codificazione di Alarico 11, 1990
Caesarius von Arles Lateinischer Kirchenvater, 469/70-542, aus Chälons s. Saöne, seit 503 Erzbischof von Arles. Neben
Briefen, theologischen Schriften und einer Mónchsregel sind vor allem seine Predigten von kulturgeschichtlicher Bedeutung; Text in PL 67, 997 ff., kritische Ausgabe von G. Morin, Bd. 1 (1937) mit 238 Predigten, die jedoch in der Zuschreibung nicht alle gesichert sind (Wiederabdruck in CC lat. 103104, 1953), Bd. 2 (1942) mit Variae; serm. 1-55 lateinisch und französisch von M.-). Delage 1971/86 (SC 175, 243); ‚Sermones‘ englisch von M. M. Mueller 1956/73 (The Fathers of the Church 31, 47, 66); Briefe, Testament und Vita englisch von W. E. Klingshirn 1994.
Lit.: Klingshirn 1995.
Candidus Griechischer Historiker aus Isaurien um 500. Von seiner Geschichte der Kaiser Leo und Zeno (457491) überliefern Photios (cod. 79) und Suidas (Chi 245) Auszüge, die bei Müller FHG IV S. 135ff und als Nr. 1 und 2 griechisch-englisch bei Blockley 1983, 464 ff publiziert sind. Carmen adversus Marcionitas Anonyme Invektive gegen diese Häresie aus der Zeit um 430. Text, Übersetzung. Kommentar von Karla Pollmann 1991. Carmen contra paganos
Ohne Titel im Codex Parisinus 8084 überliefertes lateinisches Schmähgedicht eines unbekannten Christen auf die heidnischen Umtriebe in Rom, vermutlich unter Eugenius 392-394. Text und Kommentar: Mommsen, Ges. Schr. VII, 485 ff; Manganaro 1960 und ders., Nuovo Didaskaleion X1 1961, 23-45.
Lit.: Matthews 1970; Puglisi 1981; Adamik 1995 (mit Text und Kommentar); Coskun 2004.
Cassiodorus Lateinischer Gelehrter und Staatsmann erwa von 490 bis erwa 580. Unter Theoderich Quaestor, Konsul
(514), mag off. (523-527), praefectus praetorio und patricius. Gründete 555 das Kloster Vivarium als Bildungszentrum. Historisch wichtiger als die theologischen Spätschriften - darunter die ‚Institutiones‘, eine Einführung ins theologische und profane Wissen, ed. R. A. B. Mynors 1937 - sind die , Variae in 12 Büchern,
d.h. Amtsschreiben und Muster für solche, aus den Jahren 507 bis 537 (die Ernennungsurkunden var. VI stammen von 511), herausgegeben von Th. Mommsen und L. Traube, MGH AA XII, 1894; von A. ]. Fridh (u.a.) 1958 ff (CC lat. 96). Englische Übersetzung von Th. Hodgkin 1886 und von S. J. B. Barnish 1992. Die ‚Historia Gothorum' ist nur im Auszug des Jordanes (s. u.) erhalten. Seine Chronik bis zum Jahr 519 edierte Th. Mommsen in den Chron. Min. 11 (MGH AA XI) 1894, p. 109-161. Lit.: Momigliano 1955; O'Donnell 1979; Krautschick 1983; Vidén 1984; Macpherson 1989; Tón-
nies 1989; Meyer-Flügel 1992; Kakridi 2005. Cedrenus s. Kedrenos.
2. Autoren und Werke
15
Chronica Minora Eine Sammlung lateinischer Chroniken zur Spätantike, innerhalb der ‚Auctores Antiquissimi' der MGH in drei Bänden von Th. Mommsen herausgegeben. Chron. Min. 1(1892) = MGH AA IX enthält u.a. den Filocalus-Kalender (s. u.), die bis 455 reichende Chronik des Prosper Tiro, eines christlichen Autors der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts aus Aquitanien (p. 341-499), den Laterculus des Polemius Silvius (s. u.) und die bis 511 reichenden ‚Chronica Gallica' (p. 615-666). Chron. Min. 11 (1894) = MGH AA XI enthält u.a. die Chroniken des Hydatius (s.u.), des Marcellinus Comes (s. u.), des Cassiodor (s. o.), des Victor, Bischof von Tunnuna, die den Zeitraum von 444 bis 567 umfaßt (p. 184— 206), und des Johannes von Biclaro, cines westgotischen Bischofs und Abtes aus Lusitanien, welche die Periode von 567 bis 590 umfaßt (p. 207-220), sowie die Gotengeschichte und die Chronik des Isidor (s. u.). Chron. Min. III (1898) = MGH AA XIII enthält u.a. die Chroniken von Gildas (s. u.) und Beda (s.o.). Ich zitiere nach Band und Seite; Victor von Tunnuna lateinisch und italienisch mit Kommentar von A. Placanica 1997. Johannes von Biclaro edierte und kommentierteJ. Campos 1960, englisch von K. B. Wolf 1990 in ‚Conquerors and chroniclers of early medieval Spain‘, S. 61 ff.
Lit.: Teillet 1984, 421 ff (zu Victor von Tunnuna u. Johannes von Biclaro); Muhlberger 1990 (zu Prosper, Hydatius u. den , Chronica Gallica‘). Chronicon Paschale Anonyme Weltchronik in griechischer Sprache bis 628 aus verschiedensten Quellen, wichtig für Daten. Herausgegeben von L. Dindorf 1832 (CSHB 1/2) und in PG 92, beide Male mit lateinischer Übersetzung. Ich zitiere nach Jahren oder Seiten im CSHB I. Die Nachrichten zur rómischen Geschichte bis 394 sind von Mommsen in die Chron. Min. 1 205 ff übernommen. Englische Übersetzung von M. u.
M. Whitby 1992.
Chronograph von 354 s. Filocalus-Kalender. Chrysostomos s. Johannes Chrysostomos. Claudianus Lateinischer Dichter und Hofredner Stilichos (s.u. I18), schrieb politische Invektiven, metrische Panegyriken und Gelegenheitsgedichte. Kritische Ausgabe von Th. Birt 1892 (MGH AA X), danach zitiere ich. Teubneriana von J. B. Hall 1985. Lateinisch-englisch von M. Platnauer 1922 (Loeb), lateinisch-französisch von J.-L. Charlet 1991 ff (Bude), deutsch von G. v. Wedekind 1868. Den Panegyricus auf das vierte Konsulat des Honorius gab W. Barr mit englischer Übersetzung und Kommentar 1981 heraus, deutscher Kommentar: Lehner 1984. Den Panegyricus auf das sechste Konsulat des Honorius edierte M. Dewar mit englischer Übersetzung und Kommentar 1996, den , Panegyricus dictus Olybrio et Probino consulibus! mit deutscher Übersetzung und Kommentar W. Taegert 1988; zum Gotenkrieg (XXV f): Garuti 1979; Text und Kommentar zu ‚De raptu Proserpinae! von J. B. Hall 1969, Text, englische Übersetzung und Kommentar von C. Gruzelier 1993; ‚De bello Gildonico' lateinisch und französisch mit Kommentar
von E. M. Olechowska
1978; Kommentar
zu ‚In Eutro-
pium' von H. Schweckendiek 1992. Lit.: Al. Cameron 1970; P. L. Schmidt 1976; Dópp 1978; ders. 1980; Riedl 1995; Long 1996 (zu In Eutropium); W. W. Ehlers (u.a. Hg.), Aetas Claudianea, 2004.
Claudius Mamertinus s. Panegyrici Latini III, X(?), XI(?). Codex Euricianus Die durch den Westgotenkónig Eurich um 465 veranlaßte, für Goten bestimmte Zusammenstellung
gotischen Gewohnheitsrechts, römischer Gesetze aus CTh. und Paulus-Sentenzen. Es ist die erste von
16
I. Quellen
Germanen veranlaßte Sammlung. Ausgabe der erhaltenen Fragmente von K. Zeumer 1902, MGH leges 1 1, 1-32, und A. d'Ors 1960.
Codex Justinianus s. Corpus Juris Civilis. Codex Salmasianus s. Anthologia Latina. Codex Theodosianus (C'Th) Álteste offizielle, unvollständig erhaltene römische Gesetzessammlung,
438 von Theodosius II und
Valentinia III in Kraft gesetzt. Enthält über 2500 Kaisererlasse seit 312 (s.u. 119), publiziert von P. Krüger, P. Meyer und Th. Mommsen 1904/5. Der erste Band enthält eine lateinische Einführung, der zweite die Gesetze, sowie im Anhang die ‚Constitutiones Sirmondianae' (Const. Sirm.), 16 geson-
dert und vollständig überlieferte Gesetze der Zeit von 333 bis 425. Der zweite Band bringt Nachtragsgesetze (novellae) von Theodosius II (Nov. Theod.), Valentinian III (Nov. Val.), Maiorian (Nov. Maior.), Marcian (Nov. Marc.), Libius Severus (Nov. Sev.) und Anthemius (Nov. Anthem.). Die von P. Krüger 1923/26 besorgte Ausgabe der besonders defekt überlieferten Bücher CTh. 1- VIII ist derjenigen Mommsens in mancher Hinsicht überlegen, aber reich an Druckfehlern (s. B. Kübler, Philol. Wochenschr. 44, 1924, 451—464). Eine englische Übersetzung publizierte C. Pharr 1969. Lit.: Mommsen, Ges. Schr. 11371 ff; Seeck 1919, 1 ff; ders. Untergang VI 131 ff; Archi 1976, 1977; de Giovanni 1980; ARC. V 1981/83; Vidén 1984; Honoré
1986; Harries/Wood
1993; Matthews 2000.
Collatio Mosaicarum et Romanarum legum Anonym überlieferter Vergleich in lateinischer Sprache zwischen dem mosaischen und dem römischen Recht, in der Absicht, deren Gleichartigkeit zu erweisen. Vermutlich das nach 390 verfaBte Werk
eines Christen. Für die Spätantike wichtig wegen einiger nur hier im Wortlaut überlieferter Gesetze. Zugänglich in den FIRA II, 543 ff. Lit.: Wenger 1953, 546 ff; Liebs 1987, 162 ff.
Collectio Avellana Sammlung von 243 lateinischen Kaiser- und Papstbriefen von 367 bis 553, unter dem Titel ,Epistu-
lae imperatorum pontificum aliorum' herausgegeben von O. Günther 1895/98 (CSEL 35). Vgl. Thiel
1868. Übersetzungen: BKV 1. Aufl. 71-77. Lit.: Wotke, Papstbriefe, RE XVIII 1949, 1107.
Constantinus VII Porphyrogenitus Byzantinischer Kaiser 913 bis 959 und Gelehrter. Führte die Sammlungen des Photios (s. u.) fort, indem er mit einem Stab von Mitarbeitern thematisch gegliederte Literaturauszüge anlegte. Erhalten sind solche über Gesandtschaften (‚De legationibus, u.a. dort die Fragmente von Priscus, Petrus
Patricius, s. u.), über Kriegslisten (‚De insidiis‘, dort Fragmente aus Johannes Antiochenus, s. u.), über bemerkenswerte Aussprüche (‚De sententiis") u.a. Ausgabe von Ph. U. Boissevain u.a. 1903 ff. Das Werk über die Zeremonien am Kaiserhofe (‚De caerimoniis") bietet die ,Patrologia Graeca' 112 (1897) griechisch und lateinisch (danach zitiere ich) und mit abweichender Zählung A. Vogt, griechisch und französisch mit Kommentar 1935-1967 (Bude); CSHB-Ausgabe von J. J. Reiske 1829/30. Die Lehrschrift des Kaisers für seinen Sohn Romanos ‚De administrando imperio' griechisch und englisch von G. Moravcsik und R. J. H. Jenkins 1967 (CFHB I) sowie deutsch von K. Belke (Byzantinische Geschichtsschreiber 19). Lic.: Toynbee 1973.
2. Autoren und Werke
17
Constantius von Lyon
Lateinischer Hagiograph des 5. Jahrhunderts aus Lugdunum. Seine um 475 verfaßte Vita des Bischofs Germanus von Auxerre-Autessiodurum (VGerm.) ist wichtig für die Geschichte Galliens und Britanniens; Ausgabe von W. Levison 1920 (MGH SS rer. Mer. 7, 225-283); lateinisch und französisch von R. Borius 1965 (SC 112), deutsch von Frank 1975, 53 ff (BAW). Lit.: E. A. Thompson
1984, 78 ff.
Constitutiones apostolicae (apostolorum) s. Apostolische Konstitutionen. Corippus Lateinischer Dichter und Grammatiker in Karthago, nach 540 Hofbeamter in Konstantinopel, gestor-
ben nach 567. Verfaßte ein Lobgedicht (‚Iohannis‘) auf den mag. mil. Johannes, in dem dessen Unterwerfung Afrikas 546-548 geschildert wird (s.u. 11 12; Ausgabe von I. Diggle und F. R. Goodyear 1970; englisch von G. W. Shea 1966; Buch 1 lateinisch und italienisch mit Kommentar von M. A. Vinchesi 1983) und einen Panegyricus auf Justin ΠῚ (‚In laudem lustini Augusti minoris‘, herausgegeben mit englischer Übersetzung von Av. Cameron 1976; lateinisch und französisch von S. Antes 1981 (Bude); kommentiert von U. J. Stache 1976). Gesamtausgabe von I. Partsch 1879 (MGH AA III 2). Lit.: Zarini 1997.
Corpus luris Civilis (CIC) Mittelalterliche Bezeichnung für Justinians Gesetzgebungswerk mit seinen Fortsetzungen (s. II 12). Die maßgebende Ausgabe erschien bei Weidmann in Berlin. Band I (1872, 15. verbesserte Auflage 1928) bringt die ‚Institutiones‘ (Inst.), ein Rechtslehrbuch, ediert von P. Krüger, und die ‚Digesten‘ (Dig.) oder ,Pandekten', d.h. Auszüge aus Juristenschriften, herausgegeben von Th. Mommsen, ab 11. Auflage 1908 von P. Krüger. Band II, ediert von P. Krüger 1877, 10. Auflage 1929, enthält den ‚Codex
Justinianus" (CJ), 4600 leges und Privatreskripte (davon 80 doppelt) von Kaisern seit Hadrian bis 534. Über die Hälfte stammt aus vorconstantinischer Zeit, mehr als ein Viertel von Diocletian. Band ΠῚ (1895) besteht aus den 168 Nachtragsgesetzen (novellae), ediert von R.. Schoell und W. Kroll. Inhaltsangaben zu den Novellen bei Ure 1951. Deutsche Übersetzung von K. E. Otto, B. Schilling und K. F. F. Sintenis 1830 ff. (mit teilweise abweichender Zählung), lateinisch und deutsch von ©. Behrends u.a. 1990 ff. (bislang ‚Institutiones‘ und ‚Digesten' erschienen); ,Institutiones' lateinisch und englisch von J. A. C. Thomas 1975 sowie P. Birks u.a. 1987, lateinisch und französisch vonJ. Reinach 1950 (Bude). Die Eingangsgesetze zu CIC
I (Const. Deo Auctore, Imperatoriam, Omnem,
Tanta) und CIC
II
(Const. Cordi, Haec, Summa) sind im Abkürzungsverzeichnis nachgewiesen (s. V 5). Lit.: Wenger
1953, 562 ff; Archi 1970; ders. 1978, 97 ff; Honoré 1981; Maas 1986; Haase 1994.
Damaskios Griechischer Philosoph aus Damascus, letzter Vorsteher der platonischen Akademie in Athen bis 529, Verfasser einiger neuplatonischer Traktate und Kommentare. Die Lebensbeschreibung seines Lehrers Isidoros, erhalten durch Auszüge bei Photios und Suidas, hat R. Asmus 1911 in deutscher Übersetzung
zu rekonstruieren versucht, die griechischen Texte bietet C. Zintzen
1967. Ich zitiere nach Seiten
bzw. nach den Nummern der Fragmente dieser Ausgabe; griechischer Text mit englischer Übersetzung von P. Athanassiadi 1999.
Lit.: v. Haehling 1980; ders. 1982.
Damasus
Papst 366 bis 384, errang 378 die kirchliche Rechtsaufsicht im Westen: Coll. Avell. 13. Sendschreiben und Epigramme: PL 13, 347-424. Letztere allein: ed. A. Ferrua 1942 und 1985; Auswahl: Lietzmann
18
I. Quellen
1910, 15 ff. Briefe deutsch von S. Wenzlowsky, Die Briefe der Päpste II 1876, S. 265-406 (BKV). Lit.: Kelly 1986, 32 ff; Thompson 1990.
Daniel Stylites Anonyme Lebensbeschreibung (VDan.) dieses aus Syrien stammenden Heiligen, der von 461 bis 493 in Konstantinopel auf einer Säule lebte und von angesehenen Persönlichkeiten besucht und um Rat befragt wurde. Griechischer Text herausgegeben von H. Delehaye 1923; deutsche Übersetzung nach dem Codex Graecus 187 der Leipziger Stadtbibliothek durch H. Lietzmann 1911. Englische Übersetzung von E. Dawes und N. H. Baynes, Three Byzantine Saints, 1948, S. 1-84. Französisch von A.-]. Festugière, Les moines d'Orient II 1961, 87-176.
Dicuil Irischer Geograph des 9. Jahrhunderts am Hofe Ludwigs des Frommen. Seine Schrift ‚De mensura orbis terrae‘ verbindet überliefertes und zeitgenóssisches Wissen. Ausgabe: J. J. Tierney
1967, mit
guter Einleitung. Lit.: Brunhólzl 1975, 306 ff.
Digesten s. Corpus Iuris Civilis.
Diocletiansedikt s. Edictum Diocletiani. Edictum Diocletiani (ED) Wichtigste spätantike Inschrift. Enthält das 301 von Diocletian lateinisch und griechisch publizierte Höchstpreisedikt (s. u. II 2). Die in über 40 Städten des Ostens aufgefundenen Fragmente, etwa 140 an der Zahl, liefern uns den größten Teil des Textes, bestehend aus einem Vorspruch des Kaisers über den Sinn seiner Maßnahme und Listen von Maximaltarifen für Waren und Dienstleistungen.
1974
waren etwa 1400 Preise bekannt. Den besten Kommentar aufgrund der Ausgabe von Mommsen im CIL III Suppl. bietet H. Blümner 1893, die größte Bibliographie: S. Lauffer 1971; die maßgebliche
Edition: M. Giacchero 1974, danach zitiere ich. Jüngere Funde aus Aphrodisias, Aizanoi, aus Achaia und Moesia sowie aus Kreta und Mytilene: JRS 71, 1981, 140; ZPE 80, 1990, S. 189—202; Échos du
monde classique 39, 1995, S. 267-273. Lit.: Ermatinger 1996; Meißner 2000.
Edictum Theodorici Primitive Kompilation rómischer Kaisergesetze aus CTh, Gregorianus und Hermogenianus und wenigen Paulus-Sentenzen, zusammengestellt um 500 für Theoderich den GroBen. Das Edictum galt auch für Germanen. Ausgabe: FIRA II, 683 ff.
Egeria Nonne eines südgallischen Klosters, beschrieb um 400 ihre Pilgerfahrt (peregrinatio Egeriae, Aetheriae, Etheriae oder Silviae) nach Jerusalem, auf den Sinai, nach Mesopotamien und Konstantinopel. Wichtiges Dokument für die naive Frömmigkeit und das vulgäre Latein der Zeit. Ausgabe von P. Geyer 1898
im CSEL 39, 37 ff, sowie von O. Prinz 1960; lateinisch und französisch von P. Maraval 1982 (SC 296), lateinisch und deutsch von K. Vretska 1958 und G. Röwekamp 1995, lateinisch und italienisch mit Kommentar von N. Natalucci 1991; englisch von J. Wilkinson 1981. Lit.: Schanz/Hosius IV 1, 1914, S. 399 ff; Bludau 1927.
2. Autoren und Werke
19
Enmannsche Kaisergeschichte Verlorene, durch Enmann 1884 aus Übereinstimmungen zwischen den spätantiken Epitomatoren erschlossene, lateinische Kaisergeschichte von Augustus bis Diocletian in biographischer Anordnung mit heidnischer und senatorischer Tendenz. Vermutlich reichte sie bis 337, so Syme 1983, 151 und Bar-
nes 1970, oder bis 357, so Burgess 1995. Lit.: Barnes 1970; Burgess 1993, ders. 1995.
Ennodius Bischof von Ticinum (Pavia) 514-521, schrieb eine lateinische Vita seines Vorgängers Epiphanius, 300 Briefe, einen Panegyricus auf Theoderich und anderes. Kritische Ausgaben von W. Hartel 1882
(CSEL 6) und F. Vogel 1885 (MGH AA VIT). Den Theoderich-Panegyricus (l. c., 203-214) übersetzte ins Deutsche M. Fertig 1858, lateinisch und deutsch mit Kommentar bei Chr. Rohr 1995. ‚Vita Epiphani lateinisch und italienisch mit Kommentar von M. Cesa 1988, sowie englisch von G. M. Cook 1942 und R. J. Deferrari 1964 (Early Christian Biographies). Lit.: Tönnies 1989: Näf 1990; Kennell 2000.
Ephraëm der Syrer Syrischer Kirchenvater aus Nisibis, gestorben 373 in Edessa. Er verfaßte neben Prosaschriften zahlrei-
che metrische Homilien und Hymnen, darunter Streitgedichte gegen Kaiser Julian. Syrisch-deutsche Ausg. von E. Beck im Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 1955ff (Syr.), deutsche Auswahlübersetzungen von O. Bardenhewer und S. Euringer 1919 (BKV 37; darin die 4 Hymnen ,Contra
Julianum") und A. Rücker 1928 (BKV 61); englische Auswahl von E. G. Mathews 1994 (The Fathers of the Church 91); ‚Contra Julianum' englisch von S. N. C. Lieu, The Emperor Julian. Panegyric and Polemic, 1986, S. 109—125. Lit.: E. Beck, RAC
V 1962, 520 ff; de Halleux in: Greschat I 1984, 284 ff.
Epigrammata Bobiensia s. Naucellius. Epiphanios von Salamis Griechischer Kirchenvater, ab 367 Bischof von Salamis auf Cypern, schrieb antihäretische Werke (auch gegen Philosophen und Juden). Ausgabe von K. Holl u.a. 1915-85 (GCS 25, 31, 37), deutsch in Auswahl vonJ. Hörmann 1919 (BKV 38), englisch von F. Williams 1987 (1-46) u. 1994 (47-80), englisch in Auswahl von Ph. R. Amidon 1990. Lit.: Pourkier 1992; Herrmann-Otto 1995. Epitome de Caesaribus Anonyme, im Corpus des Aurelius Victor (s. o.) überlieferte, bis 360 von diesem abhängige Folge von lateinischen Kaiserbiographien, fortgeführt bis 395. Text in der Teubnerausgabe des Aurelius Victor von F. Pichlmayr und R. Gruendel 1961; lateinisch und französisch mit Kommentar 1999 (Bude); deutsch von A. Forbiger 1866, Aurelius Victor, Bd. 2, S. 42 ff.
von M. Festy
Lit.: Schlumberger 1974; Alan Cameron CQ. 51, 2001, 322 ff..
Etheria s. Egeria. Euagrios Scholastikos Griechischer Kirchenhistoriker, Rechtsanwalt in Antiochia, später Quaestor, gestorben um 600. Seine Kirchengeschichte, vom streng orthodoxen Standpunkt geschrieben, gilt der Zeit 431 bis 594. Grie-
20
I. Quellen
chisch und lateinisch PG 86,2, 2413ff, kritische Ausgabe von J. Bidez/L. Parmentier 1898; englisch von M. Whitby 2000; französisch von A.-J. Festugière in Byzantion 45, 1975, S. 187—488; italienisch mit Anmerkungen von F. Carcione 1998. Lit.: Chesnut 1978; Allen 1981 (mit Winkelmann JbAC 26, 1983, 231 ff); Whitby, Evagrius, 1998.
Eugippius Lateinischer Hagiograph, Abt in Castellum Lucullanum bei Neapel, starb nach 553. Seine , Vita Sancti Severini', verfaBt um 511, ist die Hauptquelle für das Ende der Rómerherrschaft an der ósterreichischen Donau. Severinus starb 482. Kritische Ausgaben von H. Sauppe 1877 (MGH AA I 2) und P. Knoell 1885 f (CSEL 9); lateinisch und franzósisch von Ph. Régerat 1991 (SC 374), lateinisch und deutsch von M. Schuster 1946, von R. Noll 1963 mit Kommentar (SQAW 11) und von Th. NüBlein 1986 (Reclam), englisch von L. Bieler 1965 (The fathers of the church 55). Lit.: Lotter 1968; ders. 1976; Wirth 1979; Bratoz 1994.
Eumenius s. Panegyrici Latini IX. Eunapios Griechischer Rhetor und Geschichtsschreiber. Geb. 349 in Sardes, studierte in Athen und lebte 369
bis nach 404 in Sardes. Überzeugter Heide. Seine ‚Vitae Sophistarum' (VS.) sind um 400 geschrieben, sie behandeln griechische Philosophen des 3. und 4. Jahrhunderts, überwiegend Neuplatoniker. Eine kritische Ausgabe bietetJ. Giangrande 1956 mit großer Bibliographie. Die griechisch-englische LoebAusgabe (zus. mit Philostrat) stammt von W. C. Wright 1968. Ich zitiere nach den dort angegebenen Seitenzahlen der Ausgabe von J. Fr. Boissonade 1878. Das Hauptwerk Eunaps ist seine verlorene Universalgeschichte, die an Dexippos anschloB, also 270 begann und bis 404 reichte. Die erhaltenen
Fragmente bringen griechisch-lateinisch C. Müller, FHG IV 1868, 7-56 (danach zitiere ich) und griechisch-englisch Blockley 1983, 222 ff. Eine Bearbeitung Eunaps ist das Geschichtswerk des Zosimos (s. u.). Lit.: Goulet 1980; Blockley 1981, 1 ff; Baldini 1984; D. F. Buck in Byzantion 58, 1988, 36 ff; Penella 1990.
Eusebios von Caesarea Griechischer Kirchenvater aus Caesarea Maritima, etwa 260 bis 340, seit 315 Bischof von Caesarea,
Berater Constantins. Als Arianer verdächtigt, 324 exkommuniziert, in Nicaea rehabilitiert. Hauptwerk ist die in mehreren Auflagen zwischen 311 und 325 erschienene Kirchengeschichte in zehn Büchern von den Anfängen bis zum Siege Constantins über Licinius 324. Kritische Ausgaben von Ed. Schwartz I-III 1903-1909 (GCS 9), deutsche Übersetzung von Ph. Haeuser 1932/1967 (BKV); griechisch und französisch von G. Bardy 1952/60 (SC 31, 41, 55, 73), griechisch und englisch von K. Lake 1926ff (Loeb), englisch von C. F Cruse 1998. Die ‚Vita Constantini', eine panegyrische Biographie des Kaisers, war lange in ihrer Echtheit umstritten (Winkelmann 1962). Kritische Ausgabe von I. Heikel 1902 (GCS 7) und F. Winkelmann 1975 (GCS), deutsch von J. M. Pfättisch 1913 (BKV 9); deutsch mit Kommentar P. Dräger 2007; englisch von Av. Cameron/St. G. Hall 1999, italienisch von L. Tartaglia 1984. Die zahlreichen darin überlieferten Urkunden sind echt (Seeck 1898). Mitüberliefert sind eine Rede Constantins an eine Bischofsversammlung, herausgegeben von I. Heikel 1908 (GCS 7), deutsch von Pfättisch (s. o.) S. 190ff und Ph. Haeuser 1932 (BKV), und die Tricennalienrede Eusebs zum 30. Regierungsjubilàum Constantins, englisch mit Kommentar von A. Drake 1976; P. Maraval 2001. Zur Weltchronik s. u. bei Hieronymus. Lit.: Laqueur 1929; Farina 1966; Chesnut 1978; Mosshammer 1979; Barnes 1981; Pietri 1983; Ruhbach in: Greschat I 1984, 224 ff; Timpe 1989; Winkelmann 1991; Attridge und Hatta 1992; Av. Came-
ron 1997; Burgess 1998 (zur Chronik).
2. Autoren und Werke
21
Eustathios von Epiphaneia Griechischer Chronist des 6. Jahrhunderts. Verfaßte eine verlorene Chronik von Acneas bis Anastasius. Die bei Euagrios, Malalas und Suidas erhaltenen Fragmente reichen bis 502. Publiziert bei Müller, FHG IV, 138-142.
Eutropius Lateinischer Historiker. Er stammt vermutlich aus Bordeaux, begleitete als heidnischer Sophist Julian nach Persien, wurde unter Valens magister memoriae, 371 proconsul Asiae, 380 praefectus praetorio Illyrici und 387 consul. Sein AbriB der römischen Geschichte (‚Breviarium ab urbe condita") von Romulus bis Jovian ist Valens gewidmet. Teubnerausgaben von F. Rühl 1887 und C. Santini 1979. Dic griechische Übersetzung durch Paianios um 380 in der Eutropausgabe von H. Droysen, MGH AA II 1879; lateinisch und deutsch von Fr. L. Müller 1995, lateinisch und franzósisch von J. Hellegouarc'h 1999 (Budé); deutsch von A. Forbiger 1865, englisch mit Kommentar von H. W. Bird 1993, franzósisch von M. Rat 1934; Buch 7-9 Text mit franzósischer Übersetzung und Kommentar von St. Ratti 1996. Lic.: den Boer 1972, 114 ff; Bonamente 1986.
Excerpta Valesiana s. Anonymus Valesianus. Expositio totius mundi s. Junior. Faustus
P'awstos Buzandac'i, armenischer Geschichtsschreiber aus Buzanta in Kilikien, daher irrig von „Byzanz“. Die ihm zugeschriebene sagenreiche Geschichte Armeniens 320-385 liegt im armenischen Text vor, ediert von K. Patkanean 1883 (Reprint der Petersburger Ausgabe von N. G. Garsoïan 1984); französisch in FHG V 2, 201-310, deutsch von M. Lauer 1879 (danach zitiere ich), englisch mit Kommentar von N. G. Garsoian 1989.
Feriale Campanum Inschriftlich erhaltener Festkalender von 387, Text: Dessau 4918. Lit.: Mommsen, Ges. Schr. VIII, 15 ff.
(Rufius) Festus Lateinischer Historiker. Magister memoriae unter Valens, móglicherweise identisch mit Festus, 372-378
proconsul Asiae, der Julians heidnische Freunde verfolgte. Sein ,Breviarium' behandelt das Entstehen und die Provinzen des Reiches, insbesondere die Kämpfe im Osten bis 370. Kommentierte Ausgabe vonJ. W. Eadie 1967, lateinisch und franzósisch von M.-P. Arnaud-Lindet 1994 (Budé), deutsch von Fr. Hoffmann 1830. Die Namensform , Rufi" Festi (breviarium) ist spät. Lit. : den Boer 1972, 173 ff; Baldwin, Historia 1978.
Filocalus- Kalender Die vom „Chronographen von 354" (Mommsen) angelegte, für den stadtrómischen Gebrauch bestimmte Sammlung stammt nach dem Titelblatt von dem Kalligraphen Furius Dionysius Filocalus (Philokalos), enthält einen Festkalender (separat publiziert: CIL I 1, 2. Aufl., 254 ff), Listen von Kon-
suln, Päpsten und Stadtpräfekten, eine Beschreibung Roms, eine Stadt- und Weltchronik und weiteres. Ausgabe in den Chron. Min. I, 1892, 13-196; H. Stern 1953. Lit.: Mommsen, Ges. Schr. VII, 536—579; Salzman 1990.
22
I. Quellen
Firmicus Maternus
Senator aus Sizilien, schrieb kurz vor 337 ein lateinisches astrologisches Lehrbuch (Mathesis), ed. W. Kroll/F. Skutsch/K. Ziegler 1897/1913, lateinisch und französisch von P. Monat 1992/97 (Bude), englisch von J. Rh. Bram 1975. Nach seiner Konversion verfaßte er eine Schmähschrift gegen das Heidentum ‚De errore profanarum religionum', ed. K. Ziegler 1953, lateinisch und französisch von
R. Turcan 1982 (Budé), englisch von Cl. A. Forbes 1970, deutsch von K. Ziegler 1953.
Fontes iuris Romani antejustiniani (FIRA) Die neben CTh und CIC wichtigste moderne Zusammenstellung römischer Rechtsquellen erschien in 2. Auflage in drei Bänden: I Leges, ed. S. Riccobono 1941; II Auctores, ed. J. Baviera/]. Furlani 1940/68; III Negotia, ed. V. Arangio-Ruiz 1943/1969. Ich zitiere im allgemeinen die Bände, nicht die in ihnen enthaltenen Sammlungen.
Fulgentius von Ruspe Lateinischer Theologe, 467 in Thelepte in der Byzacena geboren, aus senatorischer Familie. Von 467 bis zu seinem Tode 533 war er Bischof von Ruspe, der Vandalenkónig Thrasamund verbannte ihn zeit-
weilig. In seinen theologischen Schriften verteidigte er das Nicaenum gegen den Arianismus der Vandalen. Ausgaben: PL 65;J. Fraipont 1968 (CC lat. 91, 91 A); deutsch in Auswahl von L. Kozelka (BKV
II 9), englisch in Auswahl von R. B. Eno 1997 (The Fathers of the Church 95). Die Vita des Bischofs verfaBte wohl Ferrandus, ed. G.-G. Lapeyre 1929, deutsch von L. Kozelka in BKV
II 9, S. 49—118.
Möglicherweise ist der Bischof mit dem um 500 in Africa schreibenden Mythographen Fabius Claudius Gordianus Fulgentius, v.c., identisch, ed. R. Helm und J. Préaux 1898/1970 (BT), englisch von L. G. Whitbread 1971. Lit.: Lapeyre 1929; Diesner, Fulgentius 1966; P. Langlois, RAC VIII 1972, 632—661; Stevens 1982; Näf 1992; Modéran 1993.
Gelasius Papst 492—496, Verteidiger des pápstlichen Bestátigungsrechts für bischófliche Synodalbeschlüsse, Kämpfer gegen das akakianische Schisma. Erhalten 60 Briefe bzw. Dekrete und sechs Traktate. Ausg.: Epistulae Romanorum pontificum, ed. A. Thiel, 1868; Epistulae Romanorum pontificum ineditae, ed. S. Lówenfeld, 1885; Collectio Avellana, ed. O. Günther, 1895. Briefe deutsch von Wenzlowsky
1880 (Die Briefe der Pápste VII, BKV 1. Aufl.), Auswahl lateinisch und französisch von G. Pomarès, Lettre contre les Lupercales, 1959 (SC 65). Lit.: Ullmann 1981; Kelly 1986, 47 ff.
Gelasius von Kyzikos Griechischer Kirchenhistoriker aus dem 5. Jahrhundert. Seine Kirchengeschichte, den Osten unter Constantin dem Großen betreffend, ist nach 475 abgefaßt. Kritische Ausgabe von G. Loeschke/ M. Heinemann, 1918 (GCS 28). Gerontios s. Melania.
Gildas Romanisierter Brite, der um 540 eine Klage über den Untergang Britanniens durch die sächsischen Krieger verfaßte. Die theologisch-sozialkritische Tendenz überwiegt das historische Interesse. Ausgaben durch Th. Mommsen, Chron. Min. III (MGH AA XIII) 1898, p. 1-110; lateinisch-englisch von M. Winterbottom 1978, französisch von Chr. M. J. Kerboul-Vilhon 1997.
Lit.: O'Sullivan 1978; Lapidge/Dumville 1984; Higham 1994.
2. Autoren und Werke
23
Gregor der Große Papst 590 bis 604. Der um 540 geborene und aus einer senatorischen Familie stammende Theologe war 572/73 PUR, dann päpstlicher Gesandter in Byzanz und wurde schließlich zum Papst gewählt. Er verfaßte zahlreiche lateinische exegetische und theologische Schriften. Erhalten sind außerdem 854 Briefe; PL 75-79; P.-P. Verbraken, M. Adriaen und D. Norberg 1963/85 (CC lar. 140; 142-144);
deutsch in Auswahl vonJ. Funk 1933 (BKV 113 f), englisch in Auswahl von J. Barmby 1898. Die Briefe edierten P. Ewald und L. M. Hartmann 1891/99 (MGH ep. I-II) sowie D. Norberg 1982 (CC lat. 140), lateinisch und französisch von P. Minard 1991 (Buch I-1I, SC 370 f). Lit.: Batiffol 1928; Dagens
1977; Richards
1980; Evans 1986; Straw 1988; Gandolfo
1994; Markus
1997; Sammelbände: Grégoire le Grand, ed. J. Fontaine 1986; Gregory the Great, ed. J. C. Cavadini 1996. Gregor von Nazianz Griechischer
Kirchenvater, geboren
329/30,
neben Basilius und Gregor von Nyssa einer der „drei
Kappadokier". Nach 374 Bischof von Nazianz, 379 bis 381 Patriarch von Konstantinopel, wo er abdanken mußte (s. u. Il 7). Er hinterließ 245 theologische Briefe, 45 Reden (or. 4 und 5 sind Invektiven gegen Kaiser Julian) und ein autobiographisches Gedicht (De vita sua). Ausgaben: PG 35—38; die Briefe sind herausgegeben von P. Gallay 1969 (GCS 53), Text mit franzósischer Übersetzung von demselben 1964-67 (Budé); theologische Reden griechisch und deutsch von H. J. Sieben 1996; deutsche Übersetzung der Reden 1-20 von Ph. Haeuser 1928 (BKV). Zahlreiche Reden sind bereits in den SC mit franzósischer Übersetzung vonJ. Bernardi u.a. 1978 ff ediert, so auch or. 4 und 5 (SC 309, 1983); or. 4 griechisch und italienisch von L. Lugaresi 1993, Kommentar von A. Kurmann 1988. ,De vita sua' haben mit deutscher Übersetzung Chr. Jungck 1974 und mit englischer Übersetzung C. White 1996 herausgegeben. Briefe deutsch von M. Wittig 1981 (BGL 13). Lit.: Hauser-Meury 1960; WyB in: Greschat II 1984, 21 ff; Bernardi 1995; Trisoglio 1996.
Gregor von Nyssa Griechischer Kirchenvater, einer der „drei Kappadokier", lebte von ca. 335 bis 394, jüngerer Bruder von Basilius dem Großen (s. o.). Er verfaßte zahlreiche exegetische und dogmatische Schriften, die für die Philosophie- und Theologiegeschichte wichtig sind. Ausgaben: PG 44-46, kritische Edition von
W. Jäger u.a. 1923 ff; Briefe griechisch und französisch von P. Maraval 1990 (SC 363), deutsch von D. Teske 1997 (BGL 43), italienisch von R. Criscuolo 1981; drei theologische Schriften übersetzte ins
Deutsche W. Blum 1977. Lit.: Mühlenberg in: Greschat II 1984, 49 ff; Drobner/Klock 1990; Azkoul 1995. Gregor von Tours
Gregor stammt aus gallorömischem Senatsadel und war 572-594 Bischof von Tours. Außer Heiligenviten verfaßte er eine 591 abgeschlossene ‚Historia Francorum' (HF) in barbarischem Latein, es ist die
erste christliche Nationalgeschichte, die Hauptquelle für Gallien seit dem späten 4. Jahrhundert. PL 71; B. Krusch 1884/85 (MGH ss rer. Mer. 1); ‚Historia Francorum' in lateinisch-deutscher Ausgabe von R. Buchner 1959; englisch von L. Thorpe 1974, französisch von R. Latouche 1963; Hagiographie englisch von R. Van Dam 1988 und E. James 1991. Lic.: Brunhölzl 1975, 128 ff; Goffarc 1988, 112 ff; Heinzelmann 1994.
Hesychios Illustrios Byzantinischer Antiquar unter Justinian aus Milet. Seine ,Patria' (Origines Constantinopolitanae) sind
wichtig für die Stadtgeschichte und die Topographie. Die Schrift wurde in den ‚Patria‘ des PseudoCodinus im 10. Jahrhundert benutzt, deren Angaben durch den , Anonymus Banduri um 1100 (PG. 122, 1189 ff) nach Straßen umgeordnet sind. Ausgaben: FHG IV 143 ff und Th. Preger, Scriptores originum Constantinopolitanarum 1/11 1901/1907 (Teubner). FgrHist. ΠῚ b 390. Lit.: Berger 1988.
24
I. Quellen
Hierokles Byzantinischer Grammatiker, verfaßte vor 535 einen Reisebegleiter (Synekdemos), der 65 Provinzen und 923 Städte des Ostreiches auf der Grundlage eines Werkes von etwa 440 aufführt. Teubnerausgabe 1893 von A. Burckhardt; Text und Kommentar von E. Honigmann 1939. Lic.: Jones 1964 III, 381.
Hieronymus
Lateinischer Kirchenvater aus Dalmatien. Rhetorikausbildung in Rom, 367 in Trier, dann in Aquileia, Jerusalem, 375-378 Asket östlich von Antiochia, 382-385 Sekretär des Papstes Damasus in Rom, ab 386 als Abt und Gelchrter in Bethlehem, verstand Griechisch und Hebräisch, starb 419 oder 420;
PL 22-30, CC lat. 72 ff (1959 fF). Aus den zahlreichen Schriften sind historisch wichtig die ins Lateinische übersetzte und bis 378 fortgeführte Weltchronik des Eusebios, herausgegeben von R. Helm 1956/84 (GCS 47); die Zusätze des Hieronymus zur Chronik des Eusebios rekonstruiert G. Brugnoli (‚Curiosissimus Excerptor‘, 1995); die Erweiterung des Hieronymus (für die Jahre 327-379) englisch mit kurzem Kommentar von M. D. Donalson 1996; ‚De viris illustribus‘, ein christlicher Autorenkatalog nach dem Muster Suetons, herausgegeben von C. A. Bernoulli 1895, G. Herding 1879/1924
(BT), lateinisch und italienisch von A. Ceresa-Gastaldo 1988, englisch von E. Cushing Richardson 1892; etwa 120 Briefe (auch von Korrespondenten), kritische Ausgabe von I. Hilbert 1910-1918, 2. Aufl. 1996 (CSEL 54-56); lateinisch-französisch vonJ. Labourt 1949-1963 (Bude), ds. mit Kommentar:J. Benoit 2004; lateinisch und englisch in Auswahl von F. A. Wright 1933 (Loeb), deutsch in Auswahl von L. Schade 1936/37 (BKV 16, 18). Lit.: Grützmacher 1901/08 (Biographie); Cavallera 1922; Kelly 1975; Sugano 1983; Bartelink in: Greschat II 1984, 145 ff.; Rebenich 1992; Krumeich 1993; Burgess 1998.
Hilarius von Poitiers Lateinischer christlicher Schriftsteller, seit ungefähr 350 Bischof seiner Heimatstadt
Pictavium
(Poitiers), verstarb 367/68. Er wandte sich in zahlreichen Schriften gegen den Arianismus und gegen Constantius Il.; Ausgaben: PL 9-10, einzelne Werke von A. Zingerle und A. Feder 1891/1916 (CSEL
22, 65) sowie von P. Smulders und J. Doignon 1979/97 (CC lat. 61-62); deutsch in Auswahl von 1. Fisch 1878 (BKV 56), englisch in Auswahl L. R. Wickham 1997 (‚Conflicts of conscience and law in the fourth century Church‘). Sein theologisches Hauptwerk ‚De trinitate', ed. P. Smulders 1979/80 (CC lat. 62), deutsch von A. Antweiler 1933/34 (BKV II 5-6) und englisch von St. McKenna 1968
(The fathers of the church 25). Seine Schrift gegen Constantius von 361 gab mit franzósischer Übersetzung A. Rocher 1987 (SC 334) heraus. Lit.: Doignon 1971; Brennecke 1984; Figura 1984; Smulders in: Greschat I 1984, S. 250—265; Barnes 1992; van Dam 1993; Humphries 1998; Sammelband: Hilaire et son temps, 1969.
Himerios
Griechischer Rhetor aus Prusias in Bithynien, lebte um 320 bis nach 380. Rhetoriklehrer in Athen. Seine teilweise nur bruchstückhaft erhaltenen Reden edierte A. Colonna 1951; weitere Fragmente in:
Classica et Mediaevalia 17, 1956, S. 23-30; Prometheus 5, 1979, S. 193-216; deutsch mit Kommentar: H. Völker 2003. Lit.: Barnes 1987; H. Gärtner, RAC
XV
1991, 167-173.
Historia acephala Diese ohne Anfang („kopflos") und ohne Autor lateinisch überlieferte Geschichte bietet Material zur Biographie des Athanasios. Ausgabe: PG 26, 1443 ff. Text mit Einführung von H. Fromen 1914; zusammen mit dem syrischen Festbriefindex und französischer Übersetzung vorgelegt von A. Martin 1985 (SC 317).
2. Autoren und Werke
25
Historia Augusta s. Scriptores Historiae Augustae. Hydatius Lateinischer Chronist, geboren um 394 in der Civitas Lemicorum in Spanien, bereiste Priester, 427 Bischof von Aquae Flaviae (?), 431 bei Aétius in Gallien, starb um 470. publiziert in den Chronica Minora II (MGH AA XI 1894, p. 1-36) durch Mommsen, nik des Hieronymus fort bis etwa 468. Hauptquelle für Spanien. Lateinisch-franzósisch
den Osten, 416 Seine Chronik, setzt die Chromit Kommen-
tar von A. Tranoy 1974 (SC 218/19); lateinisch-englisch von R. W. Burgess 1993.
Lit.: Thompson 1982, 139 ff; Muhlberger 1990, 193 ff.
Jamblichos Neuplatoniker aus Chalkis in Syrien, lehrte in Apamea, gest. um 330. Seine Vita des Pythagoras griechisch und deutsch von M. v. Albrecht 1963. Lit.: Staab 2002.
Institutiones Iustiniani s. Corpus Iuris Civilis. Isidorus- Archiv Papyrus-Sammlung cines Aurelius Isidorus, eines wohlhabenden Bauern constantinischer Zeit aus Karanis, gest. nach 324. Die 146 Stücke publizierten A. E. R. Boak und H. C. Youtie 1960 mit engli-
scher Übersetzung und Kommentar.
Isidor von Sevilla Lateinischer Kirchenautor, starb 636 als Bischof von Sevilla (Hispalis); PL 81-84. Die Gotenchronik (p. 424—481) und die ‚Historia Gothorum Wandalorum Sueborum' (p. 241-303) edierte Th. Mommsen 1894 in den Chron. Min. ll (MGH AA XI). Die Gotengeschichte wurde von D. Coste verdeutscht
(3. Aufl. 1909, GDV 10), englisch von G. Donini 1966 und K. B. Wolf 1990 in ‚Conquerors and chroniclers of early medieval Spain‘, S. 81 ff. Isidors ,Etymologiae' (et.) oder Origines’ fassen das Wissen seiner Zeit in 20 Büchern zusammen. Die Oxford-Ausgabe stammt von W. M. Lindsay 1911, eine
Übersetzung in mehrere moderne Sprachen vonJ. André, P. K. Marshall, M. Reydellet u.a. erscheint seit 1981.
Lit.: Fontaine 1959; Brunhölzl 1975, 74 ff; Diesner 1973, 1977; Reydellet in: Greschat HI 1983, 47 ff.; Teillet 1984; Cazier 1994. Itinera Hierosolymitana Sammlung vulgärlateinischer Berichte über Pilgerfahrten ins Heilige Land. Darunter: Der Pilger von Bordeaux (333 n. Chr.), die Pilgerfahrt der Egeria (s. o.), der Brief des Bischofs Eucherius über Jerusalem (nach 444), der Bericht des Archidiakon Theodosius (zwischen 518 und 530). Lateinisch hg. von P. Geyer, CSEL 39, 1898, in der BT von O. Cuntz 1929; von R. Weber im CC lat. 175/176, 1965. Deutsch von H. Donner 1979. Lit.: Schanz/Hosius IV 1, 1914, 399 ff; Hunt 1982; Elsner 2000.
Itinerarium Antonini Sammlung von Straßenbeschreibungen,
17 Hauptrouten und zahlreichen Nebenstrecken, unter Dio-
cletian nach einer Vorlage der Zeit Caracallas (daher der Name) gefertigt. Ausgabe: O. Cuntz 1929 und O. Cuntz/G. Wirth 1990, Itineraria Romana I (BT). Lit.: Lóhberg 2006.
26
I. Quellen
Johannes Antiochenus Griechischer Geschichtsschreiber und Mönch. Über sein Leben ist nichts bekannt. Aus dem verlorenen Geschichtswerk ‚Seit Adam’, das wohl bis 610 reichte, besitzen wir Teile in den ,Excerpta' des
Constantinus Porphyrogenitus (s. o.) und im Codex des Humanisten Salmasius. Die Fragmente, die für das spáte 4. und 5. Jahrhundert wichtige Informationen überliefern, publizierte C. Müller in FHG IV 1868, 535ff und FHG V
1, 1883, 27ff (hier die durch Nummer
und Buchstaben bezeichneten
Fragmente, z. B. fr. 214 a); griechisch-italienisch von U. Roberto 2005.
Lit.: Sotiroudis 1989.
Johannes von Biclaro s. Chronica Minora. Johannes Cassianus Lateinischer Kirchenvater, um 360 geboren, um 430 gestorben. Lebte lange als Mónch in Bethlehem und Ägypten, gründete um 415 zwei Klöster in Marseille; Ausgabe von M. Petschenig 1886/88 (CSEL 13, 17), Neuausgabe von G. Kreuz 2004, englisch von E. C. S. Gibson
1894, deutsch von A. Abt und
K. Kohlhund 1879 (BKV 59, 68). Seine 12 Bücher ‚De institutis coenobiorum' wurden die wichtigste Mónchsregel im Westen vor Benedikt, lateinisch und franzósisch vonJ. C. Guy 1965 (SC 109), deutsch in Auswahl von K. S. Frank 1975 (BAW); die ‚Conlationes‘ lateinisch und französisch von E. Pichery 1955/59 (SC 42, 54, 64), englisch von B. Ramsey 1997. Lit.: Chadwick 1950; Holze 1992.
Johannes Chrysostomos Griechischer Kirchenvater aus Antiochia, 365 Schüler des Libanios, zwei Jahre Einsiedler. 381 Dia-
kon und 386 Priester. Den berühmten Prediger der Hauptkirche Antiochias berief Arcadius 397 als Bischof nach Konstantinopel. Johannes mußte als Gegner der Kaiserin Eudoxia und auf Betreiben des Theophilos von Alexandrien 404 nach Armenien in die Verbannung. Er starb 407, wurde postum rehabilitiert und sein Leichnam 438 in die Apostelkirche nach Konstantinopel überführt (s. u. I1 9). Sein literarischer Nachlaß ist der umfangreichste der griechischen Literatur. Er umfaßt außer theologischen Schriften 236 Briefe und Predigten, darunter solche zum Aufstand in Antiochia 387 (s.u. II 7) und gegen die Juden (s.u. ΠΙ 6 b). Wichtiges sozialgeschichtliches Material in den MatthäusHomilien. Ausgaben: Griechisch-lateinisch PG 47-64; Briefe PG 52. Zur Rede ‚De inani gloria' s. u. III 2 c. Ausgaben von einzelnen Briefen mit französischer Übersetzung von A.-M. Malingre 1964ff (SC). Deutsche Auswahlübersetzung, auch der Mattháus-Homilien, vonJ. Ch. Baur u.a. BKV 23; 25;
26; 27. Reden gegen die Juden deutsch von Haidenthaller 1951; R. Brändle und V. Jegher-Bucher 1995 (BGL 41); Pradels u.a. ZAC. 5, 2001, 23ff; zum Aufstand in Antiochia: F. van de Paverd 1991;
Auszug aus De Sancto Babyla contra Julianum englisch von S. N. C. Lieu, The Emperor Julian. Panegyric and Polemic, 1986, S. 65-81. Lit.: Baur 1930; Wilken 1983; Stockmeier in: Greschat II 1984, 125 fF; Liebeschuetz 1990; Kelly
1995; Tiersch 2000. Johannes von Ephesos Autor einer Kirchengeschichte bis 585 auf Syrisch. Deutsch vonJ. M. Schönfelder 1862. Lit.: van Ginkel 1995.
Johannes Malalas s. Malalas. Johannes von Nikiu Bischof auf der Nilinsel Nikiu, verfaßte um 700 eine äthiopische Weltchronik. Übersetzung: The
Chronicle of John, Bishop of Nikiu. Translated from Zotenberg's Ethiopic Text by R. H. Charles 1916.
2. Autoren und Werke
27
Jordanes Lateinischer
Historiker gotischer Herkunft, notarius, starb nach
551 als Bischof von Croton.
Seine
‚Getica‘ (De origine actibusque Getarum) sind eine aus Cassiodor (s. 0.) exzerpierte Gotengeschichte von den sagenhaften Anfängen bis in seine Zeit in schlechtem Latein. Die ‚Romana‘ (De summa temporum vel origine actibusque gentis Romanorum) sind aus überwiegend erhaltenen Quellen zusammengestellt. Beide Werke entstanden 551, hg. von Th. Mommsen MGH AA V 1, 1882, Ausgabe der ‚Getica‘ von Fr. Giunta 1991. ,Getica' deutsch von W. Martens 1885, englisch von Ch. Ch. Mierow 1915 und franzósisch von O. Devillers 1995. Lit.: Wagner 1967; Várady 1976; Teillet 1984; Croke 1987; Giunta 1988; Goffart 1988, 20 ff; Tónnies 1989; Bradley 1993.
Josua Stylites Syrischer Chronist. Josua (Jesus) der Säulenheilige schrieb auf Bitten des Abtes eines Klosters bei Edessa bald nach 506. Die Chronik, deren Zuweisung umstritten ist, erzählt die Ereignisse im byzantinisch-sassanidischen Grenzraum von 495 bis 506, reich an Details und kritisch gegenüber den „Römern“. Syrisch-
englisch mit Anmerkungen und Karten herausgegeben von W. Wright 1882/1968, danach zitiere ich. Deutsch mit Kommentar von A. Luther 1997, englisch von F. R. Trombley/J. W. Watt 2000. Lit.: Duval 1892, 40 ff; Baumstark 1922. Julian Kaiser und Philosoph (s. 11 5). Seine Schriften, 11 Reden, 87 Briefe und Epigramme, edierten gricchisch und französisch J. Bidez u.a. 1932ff (Bude), griechisch und englisch W. C. Wright 1913ff (Loeb). Briefe griechisch und deutsch von B. K. Weis 1973 (Tusculum), griechisch und italienisch von M. Caltabiano 1991; die Fragmente aus ‚Contra Galilaeos‘ mit italienischer Übersetzung bei E. Masaracchia 1990; eine Auswahl der Reden griechisch und italienisch von C. Prato und A. Marcone 1987; Caesares! und ,Misopogon' griechisch und deutsch von F. L. Müller 1998. ‚Julians Barthasser', deutsch
von Marion Giebel, reclam 1999. Die philosophischen Schriften übersetzte ins Deutsche R. Asmus 1908. Ich zitiere die Briefe nach Wright, sonst nach den Seiten bei Spanheim, die alle späteren Herausgeber am Rande angeben. Lit.: Asmus
1917; Bidez
1940; Browning
1975; Baldwin, Klio 1978; Bowersock
1978; Klein 1978;
Athanassiadi-Fowden 1981; Bouffartigue 1992; Smith 1995. Junior
Lateinischer Philosoph, Heide. Seine Weltbeschreibung (Expositio totius mundi et gentium), wahrscheinlich 360 verfaßt, bietet geographische, kultur- und wirtschaftsgeschichtliche Nachrichten, insbesondere aus dem östlichen Mittelmeerraum. Es gibt keinen hinreichenden Grund, mit Rouge (1966,
27 ff) und Drexhage (1983,4) an der Autorschaft des überlieferten Verfassers zu zweifeln. Reisephi-
losophen gab es auch sonst, etwa Metrodoros und Meropios. Lateinisch-französisch mit Kommentar vonJ. Rouge 1966 (SC 124), deutsch mit üppiger Bibliographie von H. J. Drexhage 1983. Kedrenos Byzantinischer Chronist. Seine Weltchronik reicht bis 1057. Ich zitiere die Ausgabe von I. Bekker von 1838 (CSHB 39) nach Seiten. Kontorniaten s. o. I 1.
Kyrillos von Alexandria Griechischer Kirchenschriftsteller, Bischof von Alexandria 412-444. Er verfaßte umfangreiche exegetische und dogmatische Schriften, besonders gegen Nestorios, Predigten und Briefe sowie um
28
I. Quellen
435/440 eine Erwiderung auf die verlorene Schrift Julians gegen die Christen (‚Gegen die Galiläer‘), von der sich die ersten 10 Bücher erhalten haben; PG 68-77. Deutsch in Auswahl übersetzt von
O. Bardenhewer 1935 (BKV II 12). Buch I-1I der Schrift gegen Julian gab griechisch und französisch P. Burguiére 1985 heraus (SC 322). Die Festbriefe edierten mit französischer Übersetzung P. Evieux, W. H. Burns u.a. 1991/98 (SC 372, 392, 434). Eine Auswahl der Briefe bietet griechisch und englisch L. R. Wickham 1983. Die Briefe übersetzte ins Englische J. 1. McEnerney 1987 (The fathers of the church 76 f). Lit.: DuManoir de Juaye 1944; Vogt in: Greschat II 1984, 227-238; Rouge 1990; McGuckin 1994. Lactantius Lateinischer Kirchenvater aus Nordafrika, als Rhetor von Diocletian nach Nikomedien berufen, 317
von Constantin zum Erzieher des Crispus bestellt. ‚De mortibus persecutorum' (MP) von 316/321 ist die wichtigste Quelle für die Tetrarchie, kommentierte Ausgabe vonJ. Moreau 1954 (SC 39); lateinisch
und englisch mit kurzem Kommentar von J. L. Creed 1984; deutsch von A. Hartel/A. Knappitsch 1919 (BKV 36). Lateinisch-deutsch von A. Stádele 2003. Die ,Divinae Institutiones' sind eine Einfüh-
rung ins Christentum für gebildete Heiden, mit dem Gesamtwerk herausgegeben von S. Brandt und G. Laubmann 1890ff (CSEL 19; 27); Buch I-II und IV-V lateinisch und französisch von I. P. Monat 1973/92 (SC 204f, 326, 337, 377). Lit.: Fontaine 1978; Christensen 1980; Wlosok in: Greschat 1 1984, 176 ff.
Laterculus Veronensis Provinzliste aus Verona, verfaßt (nach Jones 1964 111 381) um 313, publiziert in der Ausgabe der ND von O. Seeck 1876, 247 ff. Lit.: Mommsen, Ges. Schr. V 561 ff; Bury 1923, 127 ff; Jones 1954.
Leges saeculares Ältere Bezeichnung für das syrisch-römische Rechtsbuch. Es enthält Gesetze aus der Zeit von Constantin bis Leo, offenbar als Nachschlagewerk für syrisch sprechende Bischöfe, um 475 verfaßt. Syrisch und deutsch mit Kommentar bei Bruns/Sachau 1880, eine lateinische Übersetzung von Ferrini, überarbeitet von Furlani in den FIRA 11 (1940/68), 751 ff. Text mit Übersetzung und Kommentar: Selb/ Kaufhold 2002. Lit.: Baumstark 1922, 83.
Leo der Große Papst 440 bis 461, bedeutender Kirchenpolitiker; PL 54-56; A. Chavasse 1973 (CC lat. 138, 138 A). Er verfaßte 96 Predigten, lateinisch und französisch von R. Dolle 1949/73 (SC 22, 49, 74, 200), deutsch
von Th. Steeger 1927 (BKV 54f), englisch von J. P. Freeland 1996 (The fathers of the church 93). Historisch wichtiger sind jedoch seine Briefe, deutsch in ‚Briefe der Päpste‘ IV/V von S. Wenzlowsky 1878 (BKV 1. Auflage), englisch von E. Hunt 1963 (The fathers of the church 34). Lit.: Ullmann 1960; Kelly 1986, 43 ff.
Libanios Bedeutender griechischer Rhetor aus Antiochia, lebte von 314 bis 393, lernte und lehrte in Athen, Konstantinopel, Nicaea, Nicomedeia und Antiochia. Heide, Freund Julians. Seine reiche Hinterlas-
senschaft, vor allem 64 Reden (großenteils nicht gehalten) und über 1500 Briefe (darunter viele Empfehlungsschreiben an hochgestellte Persönlichkeiten), bietet Stoff zur Kultur- und Sozialgeschichte. Teubneriana von R. Förster
1903-1922; eine Auswahl griechisch-englisch bei Loeb von A. F. Nor-
man 1969/77 (Reden) und 1992 (Autobiographie und Briefe). Die autobiographischen Reden 1-5 hat P. Wolf 1967 ins Deutsche übersetzt (BAW), eine größere Auswahl von Reden bietet französisch
2. Autoren und Werke A. Festugiere 1979 und englisch D. A. Russell
29
1996; or. 11 in deutscher Übersetzung mit Kommen-
tar von G. Fatouros und T. Krischer 1992; or. 59 in englischer Übersetzung von S. N. C. Lieu und
D. Montserrat 1996 (‚From Constantine to Julian‘, S. 164-205). Die Reden 17, 18, 24, 59 deutsch von Fatouros/Krischer/Portmann 2002. Eine griechisch-deutsche Auswahlsammlung der Briefe stammt von G. Fatouros und T. Krischer 1980 (Tusculum). Lit.: Sievers 1868; Seeck 1906: Petit 1955 und 1994: Fatouros/Krischer 1983; Scholl 1994; Wiemer 1995 (bis); Seiler 1998; Wintjes 2005. Literatur sammelt das Centre Libanios der Universität Montpellier.
Liber Pontificalis Anonyme Sammlung von Papstbiographien; kurz für das 4. Jahrhundert, ausführlicher für das 5. und 6. Jahrhundert. Ausgaben von Mommsen MGH gest. pont. Rom. I 1 (1898); L. Duchesne I 1955; II 1957; Prerovski 1978; englische Übersetzung vonR. Davies 1989, 1992 und 1995. Lit.: Wirbelauer 1993.
Lucifer Bischof von Calaris (Sardinien), Gegner des Constantius. Ausgabe: CSEL. 14 und CC. lat. 8 ed G. F. Dierks 1978. (Johannes) Lydos Griechischer Fachautor aus Philadelphia in Lydien. Lebte etwa von 490 bis 560. Untergeordnete Amtstátigkciten, schließlich Rhetor in Konstantinopel. Seine Schrift über die Zeitrechnung (De mensibus) ist nur fragmentarisch erhalten, die über die Himmelszeichen (De ostentis) verrät astrologisches Interesse;
die über die Ämter (De magistratibus) ist der Versuch eines historischen Staatsrechtes in drei Büchern von Aeneas bis Justinian, antiquarisch und kritiklos kompiliert. Gesamtausgabe von I. Bekker 1837 (CSHB), seine Textgrundlage ist unvollständig. ‚De magistratibus! bei Teubner 1903 von R. Wünsch;
englisch bei Carney 1971 (book III); griechisch und englisch mit Kommentar von A. C. Bandy 1983. ‚De mensibus edierte R. Wünsch 1898 (Teubner), ‚De ostentis' C. Wachsmuth 1897 (Teubner). Lit.: E. Stein II 1949, 729 ff; Maas 1992.
Macrobius Lateinischer Antiquar, vermutlich identisch mit Theodosius, dem PPO Italiae von 430. Seine unvollständig erhaltenen Saturnalia! behandeln in Dialogform antiquarische, philosophische und religionsgeschichtliche Fragen. Hauptredner ist Praetextatus, weiterhin nehmen der Redner Symmachus (PUR 384), Virius Nicomachus Flavianus (cos. 394) und der Grammatiker Servius teil. Ohne Hinweis auf das Christentum. Teubnerausgabe vonJ. Willis 1963 und 1994. Englische Übersetzung von P. V. Davies 1969. Seinen Kommentar ‚In Somnium Scipionis' edierteJ. Willis 1970 (Teubner), lateinisch und italienisch mit Kommentar von M. Regali 1983/90, englisch von W. H. Stahl 1952.
Lit.: Al. Cameron 1966 (für eine Abfassung der ,Saturnalia' bald nach 431); Flamant 1977; Dópp. Hermes 1978 (Abfassung bald nach 402); Hüttig 1990.
(Johannes) Malalas Griechischer Chronist syrischer Herkunft der Zeit Justinians aus Antiochia. Seine erhaltene Weltchronik reicht bis 563, ohne Kritik zusammengestellt, enthält eine Stadtgeschichte von Antiochia. Ausgabe von L. Dindorf 1831 (CSHB) u. J. Thurn 2000 (CFHB 35); englisch von E. u. M. Jeffrevs u.a. 1986. Die kirchenslawische Version der Bücher VIII-XVIII (Ende) bieten englisch M. Spinka/G. Downey 1940.
Lit.: Jeffreys u.a. 1990; Kokoszko 1998.
30
I. Quellen
Malchus Griechischer Historiker aus Philadelphia in Syrien, Sophist in Byzanz, schrieb im Anschluß an Priscus 7 Bücher Geschichte von 474 bis 480, publiziert nach 491. Seine Fragmente sind Hauptquelle für Theoderich auf dem Balkan. Zitiert nach Müller FHG IV, 111 ff. Griechisch-englisch mit Kommentar bei Blockley 1983, 401 ff, griechisch und italienisch mit Kommentar von L. R. Cresci 1982.
Lit.: Blockley 1981, 71 ff.
Mamertinus s. Panegyrici Latini III. Marcellinus Comes Lateinischer Chronist. Stammt aus Illyricum, war vir clarissimus und comes, erhielt von Justinian den
patricius-Rang und diente dem Kaiser in Konstantinopel als Sekretär. Seine Chronik schließt an die des Hieronymus und führt von 378 in erster Auflage bis Ende 518, in zweiter bis 534. Er behandelt fast nur
Ereignisse des Ostens. MaBgebende Ausgabe in den Chronica Minora Il, MGH AA XI, 37-108, herausgegeben von Th. Mommsen 1894, ich zitiere nach Seiten. Lateinisch und englisch mit Kommentar von B. Croke 1995. Lit.: Momigliano 1956, 262 ff; Croke 2001.
Marinos
Griechischer Philosoph aus Neapolis-Sichem in Samaria (Nablus), 485 Nachfolger des Proklos als Schulhaupt der platonischen Akademie in Athen (s.u. III 5). Schrieb unter anderem die ‚Vita Procli', Ausgabe vonJ. Fr. Boissonade 1814 (ND 1966), deutsch von E. Orth 1938 (in ,Proklos: Liber de causis', S. 107-151), griechisch und italienisch mit Kommentar und Nachrichten über Marinos von R. Masullo 1985; griechisch und englisch von A. N. Oikonomides 1977, englisch von K. S. Guthrie 1986,
griechisch und französisch von H. D. Saffrey/A. Ph. Segonds 2001 (Bude). Markos Griechischer Biograph und Diakon des Bischofs Porphyrios von Gaza (395-420). Teubner-Ausgabe der Vita (VPorph.) von 1895; griechisch und französisch mit ausführlicher Einleitung von H. Gregoire/M. A. Kugener 1930 (Bude), deutsch mit kurzem Kommentar von G. Rohde 1927. Den Text der georgischen Version der Vita mit lateinischer Übersetzung edierte P. Peeters, Analecta Bollandiana 59, 1941, S. 65-216.
Martianus Capella Lateinischer Rhetor, lebte als Anwalt im vandalischen Karthago, schrieb unter Anthemius eine Enzy-
klopädie der Sieben Freien Künste unter dem Titel ‚De nuptiis Philologiae et Mercurii‘. Ausgaben: A. Dick 1925 (BT), A. Dick und J. Préaux 1978 (BT Stuttgart), J. Willis 1983 (BT Leipzig) sowie L. Cristante 1987, englisch von W. H. Stahl und R. Johnson 1977/1992; deutsch von H. G. Zekl 2005. Kommentar zu Buch I von D. Shanzer 1986. Lit.: Barnish 1986; Grebe 1999.
Melania (die Jüngere) Heilige aus dem römischen Senatorengeschlecht der Valerier, lebte um 400. Ihre wahrscheinlich von
Gerontios verfaßte Biographie (VMel.) ist wichtig für die Besitz- und Lebensverhältnisse der Senatoren. Die lateinische Fassung (VMel. lat.) edierte der Kardinal M. Rampolla, Santa Melania Giuniore senatrice Romana, 1905. Die griechische Version (VMel. gr.) mit französischer Übersetzung von D. Gorce, Vie de Sainte Melanie, 1962 (SC 90). Deutsch von St. Krottenthaler 1912 (BKV 5 ‚Griechische Liturgien‘), englisch von Th. C. Papaloizos 1978 und E. A. Clark 1984 (mit Kommentar).
Lit.: Spidlík 1996.
2. Autoren und Werke
31
Menander Protektor Griechischer Historiker, setzte die Geschichte des Ostreiches von Agathias für die Jahre 558 bis 582 fort. Griechisch-englisch von R. C. Blockley 1985, deutsch in Auswahl bei Doblhofer 1955. Merobaudes Westrómischer comes und Heermeister 435—446,
Redner und Dichter, vermutlich fränkischer Her-
kunft. Seine nur fragmentarisch erhaltenen Gedichte und Panegyriken auf Aétius publizierte Fr. Voll-
mer MGH AA XIV 1905, englische Übersetzung und Kommentar von Clover 1971. Lit.: Loyen 1972; Barnes 1975.
Moses von Chorene Movsés Xorenac'i, armenischer Historiker, der um 440 gelebt haben will, aber wohl dem 8. Jahrhundert angehört. Seine dubiosen historischen Nachrichten fußen auf Faustus und Malalas; ed. von M.
Abelean 1913 (Reprint der Tifliser Ausgabe mit Einleitung von R. W. Thomson 1981). Einführung, Übersetzung ins Englische und Kommentar
von R. W. Thomson
1978, deutsch von M. Lauer 1869,
franzósisch von A. und J.-P. Mahé 1993. Lit.: Kettenhofen 1995.
Naucellius Freund des Symmachus (s. u.), heidnischer Senator. Seine Gedichte sind in den ‚Epigrammata Bobiensia' überliefert, ed. 1963 von W. Speyer (BT). Lit.: Speyer 1959.
Nazarius s. Panegyrici Latini IV.
Niceta von Remesiana Bischof der kleinen Stadt bei Naissus, Freund des Paulinus von Nola um 400. Schriften PL. 52, 863 ff; K. Gamber 1969; vgl. Vincentius von Lerinum.
Lit.: Döpp/Geerlings 1999; Mratschek 2002; Alina Soroceanu 2008. Nikephoros Kallistos Griechischer Kirchenhistoriker in Konstantinopel 13 Büchern bis 610. Ausgabe: PG 145-147. Lit.: Gentz 1966.
um
1300, schrieb eine ‚Historia ecclesiastica! in
Notitia Dignitatum (ND) Lateinisches Staatshandbuch aus der Zeit zwischen 425 und 430. Überliefert in einem verlorenen Codex Spirensis (kopiert von einer Vorlage des 9. Jahrhunderts), von dem vier Kopien erhalten sind: Oxford (C) um 1440 abgeschrieben, Paris (P) etwa gleichzeitig, Trient (V) von 1484 ohne Bilder, München (M) von 1542 für Pfalzgraf Ottheinrich, Bilder in zweifacher Ausfertigung. Daneben existieren Einzelblätter. Die ND enthält in Listenform die höchsten Ämter der beiden Reichsteile, von
den Reichs- und Stadtpräfekten über die Heermeister und Hofchargen bis hinab zu den Provinzialstatthaltern, beigefügt Amtsbilder und Schildzeichen. Mitüberliefert (und mitpubliziert) die ‚Notitia Urbis Constantinopolitanae‘ (s. u.), der „Laterculus Veronensis' (5. ο.), der ‚Laterculus Polemii Silvii‘ (s. u.) und die ‚Notitia Galliarum' (s. u.). Herausgegeben mit (veraltetem) Kommentar von E. Böcking 1839/53, maßgeblich die Ausgabe von O. Seeck 1876; SchwarzWeifi- Abbildungen
des Pariser Codex:
32
I. Quellen
H. Omont, Notitia Dignitatum Imperii Romani. Reproduction réduite des 105 miniatures du manus-
cript latin 9661 de la Bibliothèque Nationale, Paris o. J. (1929 ?) Lit.: Polaschek, RE XVII 1936, 1077 ff; Bury 1920; Jones 1964 III, 347 ff, 381 ff; Clemente 1968; Hoffmann 1969/70; Ward 1974; Goodburn und Bartholomew dern); Grigg 1983 (zu den Schildzeichen); Brennan 1996.
1976; Berger
1981 (zu den Amtsbil-
Notitia Galliarum Verzeichnis der gallischen Provinzen und Städte aus der Zeit um 400; s. o. bei , Notitia Dignitatum‘.
Notitia provinciarum et civitatum Africae
Liste der 466 katholischen Bischófe von 484 n. Chr. aus Africa, publiziert als Anhang zu Victor Vitensis (CSEL 7), s. u.
Notitia Romae Stadtbeschreibung aus Constantins Zeit in Listenform, mit dem ,Curiosum Urbis' und den verwand-
ten Quellen herausgegeben von Nordh 1949. Lit.: Chastagnol 1996.
Notitia Urbis Constantinopolitanae Listenförmige, nach Regionen geordnete Stadtbeschreibung auf Latein aus der Zeit um 425, publiziert in der ND-Ausgabe von O. Seeck 1876, 229 ff. Lit.: Speck 1973.
Novella Anthem., Maior., Marc., Sev., Theod., Val. s. Codex Theodosianus.
Novella Just. s. Corpus luris Civilis. (Iulius) Obsequens Lateinischer heidnischer Autor der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.
In seinem ‚Liber prodigio-
rum‘ stellte er aus der ‚Römischen Geschichte‘ des Livius Vorzeichen von 249 bis 11 v. Chr. (ab 190 erhalten) und darauf bezogene historische Ereignisse zusammen. Ediert von Rossbach 1910 in der BTAusgabe der ,Periochac! des Livius, S. 149—181; lateinisch und englisch von A. C. Schlesinger 1959 in
der Livius-Ausgabe bei Loeb, Bd. 14, S. 238—319; lateinisch und deutsch von H. J. Hillen 2000 in der Livius-Ausgabe bei Tusculum, Buch XLV, S. 120-341 (zusammen mit den ‚Periochae‘). Lit.: P. L. Schmidt 1968, ders. RAC XIX 1999, 518—522
Olympiodor Griechischer Historiker aus Theben in Oberägypten, Heide. Wurde 412 von Honorius als Gesandter zu den Hunnen geschickt, besuchte 415 Athen, war in Rom. Sein verlorenes Geschichtswerk, das
Theodosius Il gewidmet war, reichte von 407 bis 425 und behandelte überwiegend das Westreich. Erhalten sind zusammenfassende Auszüge des Photios, Zitate bei Zosimos, dessen letzter Teil sich eng
an Olympiodor anschließt, sowie einzelne von Philostorgios und Sozomenos überlieferte Passagen. Griechisch-lateinische Ausgabe durch C. Müller FHG IV 1868, 57—68 (danach zitiere ich), griechisch-
englisch mit Kommentar durch Blockley 1983, S. 152-220, griechisch-italienisch mit Kommentar von R.. Maisano 1979. Lit.: E. A. Thompson 1944; Baldwin, Ant. Class. 1980; R.. C. Blockley 1981, 27 ff; F. Clover 1983; J. Matthews 1985 III; Chaffin 1993; Baldini 2004.
2. Autoren und Werke
33
Optatianus Porfyrius Lateinischer Dichter, schrieb formal kunstvolle Figurengedichte zum Lobe Constantins, der ihn dar-
aufhin aus der Verbannung erlóste: Hieron. chron. z. J. 329. Ausgabe von E. Kluge 1926 (Teubner) und G. Polara 1973 (mit Kommentar), italienisch von G. Polara 1976.
Optatus Lateinischer Kirchenautor, katholischer Bischof von Mileve in Africa, schrieb um 365 gegen den Donatisten Parmenianus, publizierte im Anhang Urkunden zum Donatistenstreit. Ausgabe von C. Ziwsa 1893 (CSEL 26); lateinisch-franzósisch mit Anmerkungen von M. Labrousse 1995/96 (SC 412-413), englisch von M. J. Edwards 1997. Lit.: Roethe 1937 (gegen die Echtheit der Akten); Mazzucco 1993.
( Paulus) Orosius Lateinischer Historiker und Kirchenvater. Floh als Presbyter 414 vor den Westgoten nach Africa und schrieb dort auf Anregung
Augustins sein Geschichtswerk.
Die ‚Historia adversum (sic) paganos' ist
eine Weltgeschichte von Adam bis 417 n. Chr., für die eigene Zeit als Quelle wichtig. Zur Tendenz s. u. I1 8. MaBgebende Edition von C. Zangemeister 1882 (CSEL 5), darin auch der ‚Liber apologeticus'; lateinisch und franzósisch von M.-P. Arnaud-Lindet 1990/91 (Bude), lateinisch und italienisch von A. Lippold und A. Bartalucci 1976, deutsch mit Anmerkungen von A. Lippold und C. Andresen 1/11 1985/86 (BAW), englisch von R. J. Deferrari 1964 (The Fathers of the church 50). Lit.: Lippold 1969; Goetz 1980; Koch-Peters 1984; Marchetta 1987; Alonso-Nuñez 1993. Pacatus s. Panegyrici Latini Il.
Pachomius Stifter des ägyptischen Klosterwesens, starb 346. Seine koptische Mónchsregel edierte L.- Th. Lefort 1956 (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 159f, Scriptores Coptici 23 f). Seine Vita: Sancti Pachornii vitae Graecae, edd. hagiographi Bollandiani ex rec. Fr. Halkin 1932 (Subsidia hagiographica 19); deutsche Übersetzung im Anhang zu Athanasius II 1917 (BKV 31), englisch von A. N. Athanassakis 1975. Lit.: Rousseau 1985.
Palladas Griechischer Grammatiker der Zeit um 380 aus Alexandria, Heide. Seine zahlreichen, in der ‚Antho-
logia Graeca' (s. o.) enthaltenen Epigramme beschreiben seine Leiden und Lieben; eine Auswahl in englischer Übersetzung von T. Harrison 1975. Lit.: Zerwes
1957; T. B. Jones
1978, 84 ff.
Palladios Griechischer Hagiograph, 388 bis 399 Mönch in Ägypten, bis etwa 430 Bischof von Helenopolis in Bithynien. Seine ‚Historia Lausiaca' (HL), benannt nach dem reichen PSC Lausos in Konstantinopel, behandelt das Leben berühmter Asketen seiner Zeit. Kommentierte Edition von C. Butler 1898/1904; griechisch und italienisch von Ch. Mohrmann, G. J. M. Barteling und M. Barchesi, Palladio, 1974 (Vite dei Santi Il); deutsch von St. Krottenthaler 1912 (BKV 5, 2) und J. Laager 1987, englisch von R. T. Meyer 1965. Das Leben des Johannes Chrysostomus (.Dialogus de Vita S. Joannis Chrysostomi") griechisch und französisch von A.-M. Malingrey 1988 (SC 341 f), englisch von R. T. Meyer 1985, deutsch von L. Schläpfer 1966, italienisch von L. Dattrino 1995. Lit.: Molinier 1995
34
I. Quellen
Palladius Lateinischer Agronom, 4./5. Jahrhundert, vir illustris. VerfaBte ein Werk über Landwirtschaft, nach Monaten geordnet (Opus agriculturae), eines über Tiermedizin (De veterinaria medicina), sowie ein Gedicht über die Kunst des Pfropfens (De insitione), bei Teubner 1975 herausgegeben von R. H. Rodgers. Buch I-1I lateinisch mit französischer Übersetzung und Kommentar von R. Martin 1976 (Bude). Lit.: Rodgers 1975. Panegyrici Latini Sammlung lateinischer Lobreden auf Kaiser, wie sie bei Festen üblich waren. Die meisten Reden wur-
den in Gallien gehalten. Es handelt sich in der Reihung von Mynors (I) um die Rede des jüngeren Plinius auf Trajan aus dem Jahre 100; (11) von Pacatus auf Theodosius aus dem Jahre 389; (III) von (Claudius) Mamertinus auf Julian aus dem Jahre 362; (IV) von Nazarius auf Constantin aus dem Jahre 321; (V) von einem Unbekannten ebenfalls auf Constantin aus dem Jahre 312; (VI) von einem weiteren Anonymus auf Constantin aus dem Jahre 310; (VII) um die Hochzeitsrede auf Fausta und Constantin 307; (VIII) um einen Panegyricus von 296 (Jones) auf Constantius Chlorus; (IX) die Dankrede des Eumenius gegenüber Constantius Chlorus für dessen Stiftungen zugunsten der Schule von Autun 298; (X) die Geburtstagsrede Roms (durch Mamertinus?) vom 21. April 289 vor Maximianus Herculius; (XI) die Geburtstagsrede (genethliacus) auf Maximian (von Mamertinus?) vom 21. Juli
291 (so Nixon 1981) und (XII) den anonymen Panegyricus von 313 auf Constantin. Kritische Ausgaben von R. A. B. Mynors 1964 (OCT) - danach zitiere ich — und von D. Lassandro 1992, kommentierte Edition mit franzósischer Übersetzung von E. Galletier 1949/55 (Budé); lateinisch und englisch mit Kommentar von R.. A. B. Mynors, C. E. V. Nixon und B. Saylor Rodgers 1994 (‚In praise of later Roman
emperors'; ohne Paneg. lat. 1); lateinisch und italienisch von D. Lassandro und G. Micunco
2000; Paneg. lat. Il englisch von C. E. V. Nixon 1987; III deutsch von Gutzwiller 1942, englisch von S. N. C. Lieu, The Emperor Julian. Panegyric and Polemic, 1986, S. 14-35; VI deutsch mit Kommentar von B. Müller-Rettig 1990. Lit.: Burdeau
1964, 1 ff; MacCormac
1975; Asche
1983; Portmann
1988; L'Huillier 1992; Nixon
1993 (zu Paneg. lat. VII); Whitby 1998. Passio Marcelli Protokoll einer christlichen Wehrdienstverweigerung von 298. Lateinisch und italienisch bei Pucciarelli 1987, 300 ff. Patria s. Hesychios. Paulinus von Mailand Biograph des Ambrosius, dessen Sekretär er war. 422 schrieb er in Africa auf Anregung Augustins die Vita, in der häufig von Wundern berichtet wird. Ausgaben mit Kommentar: M. Pellegrino 1961; Ch. Mohrmann und A. A. Bastiaensen 1975, deutsch von E. Dassmann 1967, englisch von R. J. Defer-
rari 1964 (‚Early Christian biographies‘). Lit.: Lamirande 1983.
Paulinus von Nola Lateinischer Kirchenvater, geboren 353 in Bordeaux, aus reicher Senatorenfamilie, von seinem Lehrer Ausonius (s. o.) 379 zum Statthalter von Campanien empfohlen, spáter in Spanien, 409 Bischof in Nola, 431 gestorben. Erhalten sind Briefe in Gedichtform an Ausonius (XVIII 31 ff), etwa 50 Briefe
u.a. an Augustin, Martin von Tours und Sulpicius Severus. Ausgabe von W. Hartel 1894 (CSEL 29f: Neuauflage von M. Kamptner 1999). Briefe lateinisch und deutsch von M. Skeb 1998, lateinisch und italienisch von G. Santaniello 1992, englisch von P. G. Walsh 1967; Dichtungen lateinisch und italie-
2. Autoren und Werke
35
nisch von A. Ruggiero 1996, englisch von P.G. Walsh 1975. Übersetzung und Kommentar des 16. Briefes bei Erdt 1976. Lit.: Frend 1969; Erdt 1976; Lienhard 1977; Sivan 1994; Trout 1999; Mratschek 2002.
Paulinus von Pella Lateinischer Dichter, Enkel des Ausonius (s.o.), überzeugter Christ, unter Attalus (s.u. I1 8) CSL, floh vor den Westgoten nach Spanien, verfaßte ein autobiographisches Gedicht (Eucharistikos), ediert von W. Brandes 1888 (CSEL 26) und C. Moussy 1974 (SC 209), lateinisch und englisch am Ende des 2. Bandes der Ausonius-Ausgabe von Evelyn-White 1921 bei Loeb. Lateinisch und deutsch mit Einführung und Erläuterungen von Vogt in: Vittinghoff (Fs.) 1980, 527 ff, lateinisch und italienisch mit
Kommentar von A. Marcone 1995.
Paulus Diaconus Lateinischer Historiker, ca. 720-ca. 799, aus langobardischem Adel, Lehrer am Herzogshof in Benevent, Diakon von Aquileia, Mönch in Monte Cassino. Seine ‚Historia Romana‘ schließt sich an Eutrop an und reicht bis Justinian, ed. H. Droysen 1879, MGH AA II, 183ff und A. Crivellucci 1914. Die
‚Historia Langobardorum: ist historisch unzuverlässig. Sie enthält Stammessagen, herausgegeben von L. Bethmann/G.
Waitz 1878, MGH
SS rer. Lang., 45 ff, lateinisch und italienisch mit Kommentar von
L. Capo 1993; deutsch von ©. Abel 1888, englisch von W. D. Foulke 1907. Lit.: Goffart 1988, 329 ff. Petrus Patricius
Griechischer Geschichtsschreiber, lebte ca. von 500 bis nach 562, Scholastikos in Konstantinopel. Führte Gesandtschaften zu Theodahad 534 und zu den Persern (562/63), mag. off. unter Justinian. Seine Historien von 31 v. Chr. (?) bis 358 sind nur fragmentarisch erhalten. Ediert von U. Ph. Boissevain u.a. in den ,Excerpta de legationibus' (S. 3f, 390-396) und den ‚Excerpta de sententiis‘ (S. 241-271) des Constantinus VII Porphyrogenitus (s. o.) sowie bei Müller FHG IV 1868, 183-191 und 191-199 (hier noch als Fragmente des im allgemeinen mit Petrus identifizierten Anonymus Continuator Dionis, fr. 1—15-Petr. Patr. fr. 157-191, Exc. de sent. p. 264-271).
Philostorgios Griechischer Kirchenhistoriker, geboren um 368 in Kappadokien, schrieb als Eunomianer eine nur in
Fragmenten erhaltene, bis 425 reichende Kirchengeschichte im Anschluß an Euseb. Ausgabe vonJ. Bidez und F. Winkelmann 1981 (GCS 21); lateinische Übersetzung in PG 85; englische Übersetzung s. u. Sozomenos. Zur ‚Artemii Passio! s. o. Lit.: Leppin 2001.
Photios Griechischer Gelchrter, 857-886 Patriarch von Konstantinopel, Hauptvertreter der byzantinischen Renaissance. Seine ‚Bibliothek‘ enthält Auszüge und Inhaltsangaben von 279 Büchern, darunter meh-
rere spätantike Autoren wie Olympiodoros (s. o.) und Praxagoras (s.u.). Griechisch und französisch von P. Henry 1959/91 (Bude); englische Teilübersetzung von N. G. Wilson 1994. Sein Lexikon gab A. Naber 1864/65 heraus, neue Edition von Chr. Theodoridis 1982 ff.
Lit.: Ziegler, RE XX 1949, 667 ff; Treadgold 1980; Schamp 1987. Polemius Silvius Hofbeamter (palatinus) aus Gallien, schrieb unter anderem 448/49 einen lateinischen Laterculus, beste-
hend aus einer nach Diózesen geordneten Provinzliste, separat publiziert 1876 in der Ausgabe der ND
36
I. Quellen
durch Seeck (S. 254 ff), dazu eine Kaiserliste von Caesar bis Johannes Primicerius, einen Kalender,
einen Katalog von Tieren, eine Beschreibung Roms, ein Verzeichnis von Maßen und Gewichten und einen Geschichtsabriß, komplett ediert von Mommsen in den Chron. Min. 1511-614. Die Fasti: CIL 1 2. Aufl. 1893, 254 ff.
Lit.: Mommsen, Ges. Schr. VII, 633 ff; Wesch-Klein in: Historia 51, 2002, 57 ff.
Porphyrios, Bischof von Gaza, s. Markos. Possidius Biograph Augustins. 397 bis 437 Bischof von Calama. Seine lateinische ‚Vita Augustini" edierte mit italienischer Übersetzung M. Pellegrino 1955; deutsche Übersetzung mit Einleitung und Kommentar von
A.v.
Harnack,
AdW.
Berlin,
1930; Text,
italienische Übersetzung
und
Kommentar
von
Ch. Mohrmann und A. A. Bastiaensen 1975; englisch von R. J. Deferrari 1964 (‚Early Christian Biographies‘) undJ. E. Rotelle 1988.
Praxagoras Griechischer Historiker der Zeit Constantins, über den er schrieb; Heide aus Achen. Fragmente überliefert Photios (s. o.). Text bei F. Jacoby FgrHist II B Nr. 219. Lit.: Bleckmann 1999. Priscianus
Lateinischer Grammatiker und Rhetor aus Caesarea in Mauretanien, lehrte um 500 in Konstantinopel. Neben seiner vielbenutzten lateinischen Grammatik und philologisch-antiquarischen Schriften ist sein metrischer ‚Panegyricus‘ von 503 auf Anastasius historisch bedeutsam. Er ist ediert von E. Bachrens
in den Poctae latini minores V 1883, 264ff und, zusammen mit Prokop von Gaza (s.u.), mit französischer Übersetzung und Kommentar von A. Chauvot 1986; lateinisch und englisch mit Kommentar von P. Coyne 1991. Zum Datum: Alan Cameron 1974.
Priscus (Priskos) Griechischer Geschichtsschreiber aus Panion in Thrakien, lebte von erwa 420 bis nach 474. Teilnehmer
einer Gesandtschaft im Auftrage von Theodosius II 449 an Attila, 450 in Rom. Seine verlorene byzantinische Geschichte in 8 Büchern reichte ungefähr von 434 bis 474, für die Auseinandersetzungen mit den
Hunnen bedeutsam. Die in den ‚Excerpta de legationibus‘ von Constantinus Porphyrogenitus erhaltenen Fragmente bietet griechisch und lateinisch C. Müller, FHG IV 1868, 69 ff (danach zitiere ich); griechisch und italienisch von F. Bornmann 1979; griechisch und englisch von Blockley 1983, 222-400 mit Kommentar. Die wichtigsten Stücke deutsch bei Homeyer 1951 und Doblhofer 1955, 11 ff. Lit.: Baldwin, Byzantion 50, 1980; Blockley 1981, 48 ff. Prokopios von Caesarea Bedeutendster griechischer Geschichtsschreiber der Spätantike. Um 500 in Caesarea Maritima geboren, rhetorisch und juristisch ausgebildet, begleitete Belisar auf seinen Feldzügen (s. u. II 12), verstand Latein, Syrisch, Gotisch und Persisch. Hauptwerk die ‚Bella‘, gewöhnlich unterteilt in ‚Bellum Per-
sicum' (BP. = Bella If), ‚Bellum Vandalicum' (BV. = Bella IIIf) und ‚Bellum Gothicum' (BG. = Bella V-VIIT). Da Belisar, nicht Justinian, der Held der ,Bella' ist, schrieb Prokop um 560 ‚De aedificiis‘
zum Lobe des Kaisers als Bauherrn. Nach dem Tode Prokops erschienen (daher der Name) die ,Anekdota' oder ‚Historia Arcana' (HA.), eine Schmähschrift auf Justinian und Theodora. Gesamtausgaben:
Teubneriana 1962-1964 von J. Haury deutsche Ausgabe von O. Veh 1961 ff (Loeb); ,Anekdota' französisch von P. Lit.: Rubin, Prokopios, RE XXIII band: De Aedificiis, AntTard 8, 2000,
und G. Wirth. Gute, um Paralleltexte bereicherte griechisch(Tusculum); griechisch-englisch von H. B. Dewing 1914-1940 Maraval 1990; Kommentar von H. Leppin und M. Meier 2005. 1957, 252—599; ders. 1960, 173 ff; Av. Cameron 1985; SammelS. 7-180.
2. Autoren und Werke
37
Prokopios von Gaza Christlicher Rhetor, sein griechischer Panegyricus von 501 auf Anastasius: PG 87, 2793ff und C. Kempen (ed.) 1918. Zusammen mit Priscian von Cacsarea (s. o.) mit französischer Übersetzung und Kommentar ediert von A. Chauvot 1986. Prosper Tiro s. Chronica Minora. Prudentius Lateinischer christlicher Dichter aus Spanien, 348 bis nach 405, zweimal Statthalter, dann Hofbeamter bei Theodosius I.; Ausgaben der Gedichte vonJ. Bergman 1926 (CSEL 61) und M. P. Cunningham 1966 (CC lat. 126), lateinisch und französisch M. Lavarenne 1955/63 (Bude), lateinisch und englisch von H. J. Thomson 1961/62 (Loeb), englisch von M. Clement Eagan 1962/65 (The Fathers of the Church 43, 52). Unter seinen Gedichten ist historisch bedeutsam
,Contra Symmachum'
(CSymm.),
es behandelt den Streit um den Victoria-Altar 384. Zusammen mit den einschlägigen Zeugnissen von Symmachus und Ambrosius lateinisch und franzósisch in Bd. 3 der Ausgabe von M. Lavarenne 1963, lateinisch und italienisch mit Kommentar von G. Garuti 1996. Lit.: Barnes, AJPh 1976 und 1991; Döpp, JbAC 1980; Palmer 1989.
Querolus Im Corpus des Plautus überlieferte Komödie eines unbekannten Heiden, wahrscheinlich dem Rutilius Namatianus (s. u.) gewidmet. Sie bietet Einblicke ins Sklavendasein und in die Bagaudenbewegung an der Loire. Lateinisch und deutsch mit Kommentar von W. Emrich 1965 (SQAW 17), lateinisch und franzósisch von C. Jacquemard-LeSaos 1994; Kommentar von A. Masera 1991. Lit.: Küppers 1979 und 1989.
Ravenna- Annalen Fragmente zu den Jahren 411 bis 454 aus einer anonymen Bilderchronik der Dombibliothek Merseburg, wichtig wegen einiger nur dort überlieferter Nachrichten: ed. Bischoff/Kochler 1939. Ravenna- Papyri Die Urkunden aus den Jahren 445 bis 700, meist den Kirchenbesitz betreffend, hat Tjäder I-III 1954-
1982 vorgelegt.
Rechtsbuch, syrisch-rómisches s. o. Leges saeculares. Rufinus Lateinischer Kirchenhistoriker, geboren
um
345 bei Aquileia. Anhänger
des Origenes, Gegner
des
Hieronymus, übersetzte die Kirchengeschichte des Eusebios in neun Büchern und führte sie fort bis 395 (Buch 10 = I, 11 = II). Die Bücher 10 und 11 sind vermutlich Übersetzungen aus Gelasius von Caesarea. Text in PL 21 und, herausgegeben von Mommsen, bei Eusebios, Werke 11 2, 1908 (GCS 9,2), Bücher 10-11 englisch von Ph. R. Amidon 1997; weitere Werke bei M. Simonerti 1961 (CC lat. 20). Die ‚Historia monachorum' edierte E. Schulz-Flügel 1990, deutsch in Auswahl von R. Henkl 1930. Lit.: Winkelmann 1966.
Rutilius Namati(an us Lateinischer Dichter aus Gallien, mag. off. 412 (CTh. VI 27,15 an Namatius, dies die korrekte Form: Stroheker 1948, 193 f; Clauss 1980, 172 ἢ), 414 PUR, Heide, schrieb über seine Heimfahrt zur See 417 ‚De reditu suo' in zwei nur verstümmelt erhaltenen Büchern. Gegner Stilichos: Romideologie. Aus-
38
1. Quellen
gabe mit deutscher Übersetzung und Kommentar von E. Doblhofer 1972-77, lateinisch und französisch von J. Vessereau et F. Préchac 1933 (Budé), lateinisch und italienisch mit Kommentar von E. Castorina 1967 und A. Fo 1994. Neuc Fragmente aus Buch II mit Lob des Constantius II bei Ferrari 1973, 77 ff.
Lit.: Stroheker 1948, Nr. 252. Salvianus Lateinischer Kirchenvater des 5. Jahrhunderts. Geb. vielleicht in Trier, Mónch in Lerinum, dann Presbyter in Massilia. Sein Hauptwerk ‚De gubernatione Dei' (GD), 440 verfaßt, hält den Römern ihre Sünden vor und stellt ihnen die unverdorbenen Germanen gegenüber, erstrangige Quelle zur Sozialgeschichte. Die kritische Ausgabe von F. Pauly 1883 (CSEL 8) enthält außerdem Salvians Schrift ‚Ad ecclesiam" (dazu H. Fischer 1976). Lateinisch-franzósisch von G. Lagarrigue 1971-1975 (SC 176; 220), deutsch von A. Mayer 1935 (BKV 11), englisch vonJ. F. O'Sullivan 1947 (The Fathers of the Church 3). Lit.: Badewien 1980; Maas in: Drinkwater/Elton 1992, S. 275-284.
Scriptores Historiae Augustae Sammlung von 30 lateinischen Kaiserbiographien zu den Jahren 117 bis 285, ohne die Zeit von 244 bis 253. Angeblich von sechs Autoren aus dem frühen 4. Jahrhundert, wahrscheinlich aber Werk eines einzigen Verfassers um 400, vielleicht aus dem
Symmachuskreis (Mommsen:
„eine der elendsten
Sudelcien, die wir aus dem Altertum haben"). Teubneriana von E. Hohl u.a. 1965; lateinisch-englische Loeb-Ausgabe von D. Magie 1921/32, lateinisch-französische Budé-Ausgabe von J.-P. Callu, F. Paschoud u.a. 1992 ff, lateinisch-franzósisch mit hervorragender Einführung von A. Chastagnol 1994; deutsch von E. Hohl 1976/85 (BAW); Kommentar zur VMaximini von A. Lippold 1991, zur VMaxBalb. von H. Brandt 1996, zur VPii von S. Walentowski 1998.
Lit.: Dessau 1889; Straub 1963; Bonner Historia-Augusta-Colloquien 1963 ff; Barnes 1978; Johne 1976; ders., 1984; Syme 1983; Historiae Augustae Colloquia, nova series 1990 ff; Meißner 1993 (gegen
einen einheitlichen Verfasser); Lippold 1991, 1998 (mit Datierung in die Zeit Constantins); A. Birley in: Marasco 2003, 127 ff (Datierung 395-405, ein einziger Autor). Sidonius Apollinaris Lateinischer Dichter und Rhetor aus gallischer Senatorenfamilie, ca. 430 bis ca. 480. Schwiegersohn des späteren Kaisers Avitus, dem er 456 einen Panegyricus hielt (carmina VI/VIl). 458 hielt er die Lobrede auf Maiorian (carmina IV/V), 468 redete er für Anthemius (carmina 1/11) und wurde PUR. 469 wurde er Bischof der Auvergne in Clermont-Ferrand. 475 durch Eurich gefangen, aber bald freigegeben. Wichtiger als die Gelegenheitsgedichte sind die Briefe in 9 Büchern. Kritische Ausgabe von Ch. Luetjohann 1887 (MGH AA VIII); Text mit französischer Übersetzung von A. Loyen 196070 (Budé), mit englischer von W. B. Anderson 1936-65 (Loeb); seine Briefe, Buch I lateinisch und deutsch mit Kommentar von H. Kóhler 1995. Lit.: Loyen 1942; Stroheker 1948 Nr. 358; Amory entdeckten Sarkophag: S. 42); Watson 1998.
1994; Harris 1994; Kaufmann
1995 (zum
1991
Simeon Stylites s. Symeon Stylites. Sirmondianae Constitutiones s. Codex Theodosianus. Sokrates Scholastikos Griechischer Kirchenhistoriker, etwa 380 bis 440, Rechtsanwalt aus Konstantinopel. Er setzte die Kirchengeschichte des Eusebios fort bis 439; griechisch-lateinisch PG 67, 33-841, und von R. Hussey
1853 (mit Kommentar); Ausgabe von G. Chr. Hansen 1995 (GCS), englisch von A. C. Zenons 1891. Lit.: Chesnut 1978; Leppin 1996; Urbainczyk
1997; Wallraff 1997; Bäbler/Nesselrach 2001.
2. Autoren und Werke
39
Sortes Sangallenses Antworten eines gallischen Orakels aus dem späten 4. Jahrhundert. Die Sprüche spiegeln die Alltagsnöte der kleinen Leute in allen Bereichen des Lebens. Erstausgabe 1887 durch H. Winnefeld, große Edition mit Einführung und Kommentar von A. Dold/R. Meister 1948/51 (‚Die Orakelsprüche im St. Galler Palimpsestcodex 908^). Lit.: Björck 1939; Demandt 1990. Sozomenos
Griechischer Kirchenhistoriker, geboren Anfang des 5. Jahrhunderts in Gaza, war Advokat in Konstantinopel. Seine Euseb fortsetzende Kirchengeschichte geht über die Jahre 324-425, sie ist abhängig von Sokrates (s.o.); Text vonJ. Bidez/G. C. Hansen 1960 (GCS 50); Text mit lateinischer Übersetzung von R. Husscy 1860; englische Übersetzung, zugleich auch der Kirchengeschichte des Philostorgios (s. o.), von E. Walford 1855, sowie durch Ch. D. Hartranft 1891 (zusammen mit Socrates, s.0.); griechisch-französisch von A. J. Festugière 1983ff (SC 306, 418); griechisch-deutsch von G. C.
Hansen 2004. Lit.: Chesnut
1978; Leppin 1996.
Suda s. Suidas. Suidas Zum Eigennamen entstellter Titel ,Suda' („Festung“) des größten byzantinischen Lexikons, aus dem 10. Jahrhundert, enthält etwa 30 000 alphabetisch geordnete Lemmata, darunter viele über die Spätantike, namentlich biographische Nachrichten, teilweise aus guten Quellen. Kritische griechische Ausgabe von A. Adler 1928/38. Sulpicius Severus Lateinischer Kirchenautor aus Gallien, gestorben um 420. Seine Weltchronik in zwei Büchern ist
wichtig für den Priscillianismus (s. u. III 6 d); die ‚Vita Martini‘, drei Briefe und zwei Dialoge behandeln den gallischen Nationalheiligen Martin von Tours (f 397). Kritische Gesamtausgabe von C. Halm 1866 (CSEL 1); englisch von A. Roberts 1894 und B. M. Peebles 1949 (The Fathers of the Church 7), deutsch von P. Bihlmeier 1914 (BKV 20); Frank 1975, 11 ff (BAW); Chronik lateinisch-franzósisch von G. de Senneville-Grave 1999 (SC 441); Vita Martini, lateinisch-franzósisch von J. Fontaine 1967-69 (SC 133-135), deutsch von W. Rüttenauer 1997. Lit.: Goosen in: Greschat II 1984, 87 ff, Ghizzoni 1983; Stancliffe 1983; Barnes 1996; Weber
1997.
Symeon Stylites Der erste und berühmteste Säulenheilige, lebte 417 bis 459 in Telanissos (Qalat Seman) nördlich Aleppo. Seine Vita (VSym.), die wahrscheinlich von einem Schüler namens Antonios verfaßt wurde, entstand 473, griechisch und deutsch bei H. Lietzmann (und H. Hilgenfeld) 1908, griechisch und fran-
zösisch bei H. Delehaye 1923, englisch von R. Doran 1992. Die lateinische Übertragung der Vita in PL 73, 325-334, die koptische mit französischer Übersetzung von M. Chaine 1948.
Symmachus Lateinischer Literat und römischer Senator, lebte von ca. 345 bis 402, nach ihm ist der heidnische
„Symmachuskreis“ benannt. Proconsul Africae 373/75, PUR 384 (zum Streit um den Victoria-Altar s. u. Ill 6 a), cos. 391. Erhalten sind über 900 Briefe der Zeit von 364 bis 402, Reden (darunter Panegyrici auf Valentinian I - dazu Hall 1977 - und Gratian) und 49 Berichte (relationes) an den Kaiser von 384. Kritische Ausgabe von O. Seeck 1883 (MGH AA VI 1). Die Briefe ediert mit französischer ÜbersetzungJ. P. Callu 1972 ff (Bude), Buch VI und IV kommentiert Marcone 1983 und 1987, Buch IX Roda
40
I. Quellen
1981, Buch V Rivolta Tiberga 1992, Buch Ill Pellizzari 1998. Die ‚relationes‘ haben mit englischer
Übersetzung R. H. Barrow 1973, mit italienischer Übersetzung D. Vera 1981 herausgegeben, beide mit Kommentar. Die ‚relatio 3° (Streit um den Victoria-Altar) samt den Zeugnissen des Ambrosius haben Klein 1972 und Wytzes 1977 ediert und ins Deutsche übersetzt. Die Reden ediert mit deutscher
Übersetzung A. Pabst 1989. Lit.: Kröner 1969; Klein 1971; Paschoud 1986; gute Bibliographie bei Marcone 1983 und 1987; Matthews 1985 IV, VIII, X; Matacotta 1992; Bruggisser 1993.
Synesios Griechischer Philosoph aus Kyrene, lebte von ca. 370 bis ca. 413, studierte in Alexandria, Freund der
Hypatia, 399-402 Gesandter in Konstantinopel (s.u. II 9), 410 zum Bischof von Ptolemais gewählt. Schrieb 156 Briefe, philosophische Schriften (darunter ‚Dion‘ und ‚De regno‘), einen , Mythos" (De providentia) zwei Ansprachen (katastaseis, deutsch bei Vogt 1985) und 9 Hymnen; PG 66; Hymnen und Briefe griechisch und französisch von Ch. Lacombrade/A. Garzya/D. Roques 1978-2000 (Budé). Die Hymnen und philosophischen Schriften hat N. Terzaghi 1944-49 ediert, englisch von A. Fitzgerald 1930, Hymnen griechisch und deutsch mit Kommentar vonJ. Gruber und H. Strohm 1991. ‚De regno' wurde 1930 von A. Fitzgerald ins Englische (in ‚Essays and Hymns‘), 1951 von Ch. Lacombrade ins Französische, 1973 von A. Garzya ins Italienische übersetzt; griechisch und deutsch von J. G. Kra-
binger 1825. Die Briefe hat A. Garzya 1979 ediert; englische Übersetzung von A. Fitzgerald 1926, französische von F. Lapatz 1870, H. Druon 1878, deutsch in Auswahl vonJ. Vogt 1985. ‚Dion‘ wurde ediert und übersetzt von K. Treu 1959 (SQAW). Das Traumbuch edierte griechisch und italienisch D. Susanetti 1992, deutsch mit Kommentar von W. Lang 1926.
Lit.: Grützmacher 1913; Lacombrade 1951; Tinnefeld 1975; Bregmann 1982; Vogt 1985; Vollenweider 1985; Roques 1987, ders. 1989; Roos 1991; Cameron/Long 1993; Hagl 1997; T. Schmitt 2001.
Georgios Synkellos Sekretär des Patriarchen Tarasios in Konstantinopel (784-806), schrieb nach 806 (wohl als Mönch) eine Weltgeschichte bis Diocletian (284), die Theophanes (s. u.) fortsetzte. Ausgabe von L. Dindorf 1828 (CSHB); A. A. Mosshammer 1984 (BT). Lit.: Laqueur, RE IV A, 1932, 1388 ff; Hunger I 1978, 331 f.
Tabari Arabisch schreibender Historiker aus Tabaristan in Persien, geb. 839, gest. 923 in Baghdad. Seine umfangreiche Chronik, ediert von M. J. de Goeje 1885-1901, wurde für die sassanidische Zeit 1879 durch Th. Nöldeke verdeutscht und mit Anmerkungen versehen. Die Quellen sind unkritisch und ohne literarischen Anspruch verarbeitet, bieten aber für die Sassaniden und ihre Auseinandersetzun-
gen mit Rom gutes Material. Ich zitiere nach Seiten bei Nöldeke; englische Gesamtübersetzung der Chronik unter der Leitung von I. Abbas 1985-1999 (für die sassanidische Zeit Bd. 5 von C. E. Bosworth 1999).
Tablettes Albertini Nach dem Entdecker benannte Sammlung von 32 hölzernen Verkaufsurkunden (instrumenta) aus der Zeit von 493 bis 496, datiert nach Jahren des Vandalenkönigs Gunthamund. Gefunden bei Tebessa, herausgegeben von Courtois u.a. 1952. Lit.: Väänänen 1965; WeBel 2003. Tabula Peutingeriana Nach dem Augsburger Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547), dem ehemaligen Besitzer, benannte Weltkarte. Die heute in Wien befindliche Pergamentrolle, etwa 7 m x 0,30 m, ist im 12. Jahrhundert
2. Autoren und Werke
41
nach einer Vorlage des 4. Jahrhunderts gearbeitet. Die West-Ost-Entfernungen sind mit Rücksicht auf das Format überdehnt. Zwischen den Städten sind Straßen mit Entfernungsangaben und Her-
bergen eingetragen. Die Ausdehnung bis an die Grenze Chinas läßt an einen privaten Auftraggeber, einen Großhändler, denken. Farbig mit Kommentar herausgegeben von K. Miller 1887; ders. Itineraria Romana 1916/29; Faksimile-Ausgabe mit Kommentar von E. Weber 1976.
Lit.: Kubitschek, Karten, RE X 2, 2126 ff; Bosio 1983; E. Weber in: G. Walser (Fs.) 1989, 113 ff. Themistios Griechischer Rhetor und Philosoph aus Paphlagonien, seit 337 in Konstantinopel. Gemäßigter Heide. Seit 355 einfluBreicher Senator, 384 PUC und Prinzenerzicher des Arcadius. Hinterließ vor allem Reden, 33 auf Griechisch, cine auf Syrisch und eine auf Arabisch erhalten, davon
19 auf Kaiser. Aus-
gabe von H. Schenkl, G. Downey und A. F. Norman 1965—74 (BT); griechisch und italienisch von R. Maisano 1995; Staatsreden deutsch von H. Leppin und W. Portmann 1998 (BGL 46), Privatreden (or. 20-34) englisch von R. J. Penella 2000. Rede 1 englisch von G. Downey, GRBS 1, 1958, 49-69, Rede 34 deutsch von H. Schneider 1966. Seine umfangreichen Kommentare zu Schriften des Aristoteles sind herausgegeben von M. Wallies, H. Schenkl, R. Heinze, S. Landauer und P. Wendland 1899/1903 (Commentaria in Aristotelem Graeca 5), der Kommentar zu ‚De anima‘ englisch von R. Todd 1996. Lit.: Downey
1957; Dagron
1968; Colpi 1987; Vanderspoel 1995; Heather 1998; Errington 2000.
Theodoret von Kyrrhos Griechischer Kirchenhistoriker des 5. Jahrhunderts. Bischof von Kyrrhos (östlich von Antiochia). Wegen seines Eintretens für Nestorius 449 durch die Räubersynode in Ephesos verbannt, 451 in Chalkedon rehabilitiert; PG 41-43. Mehrere theologische Schriften. Seine 450 vollendete Kirchengeschichte (HE), setzt Euseb fort bis 428, sie ist reich an Urkunden. Kritische Ausgabe von L. Parmentier/F. Scheidweiler 1954 (GCS 44); deutsche Übersetzung von A. Seider 1926 (BKV 51), englisch von B. Jackson 1892. Daneben schrieb Theodoret Mönchsviten in seiner ‚Historia Religiosa‘ (HR), griechisch-franzósisch von P. Canivet und A. Leroy-Molinghen 1977/79 (SC 234; 257), deutsch von K. Gutberlet (BKV 50). Briefe herausgegeben von Y. Azéma 1955/98 (SC 40, 98, 111, 429). Lit.: Chesnut
1978; Smolak in: Greschat II 1984, 239 (f; Bergjan 1994; Leppin 1996.
Theodoros Lector Griechischer Kirchenhistoriker, Lektor (Anagnostes) an der Hagia Sophia, gestorben nach 518. Seine Kirchengeschichte heißt ‚Historia tripartita! nach den Quellen Sokrates, Sozomenos und Theodoret und behandelt die Jahre 323-439. Lateinisch überliefert durch Cassiodor. Die ‚Epitome' behandelt die Kirchengeschichte bis Justinus I. Herausgegeben von G. C. Hansen 1971/1995 (GCS). Theophanes Confessor Griechischer Chronist. Lebte etwa 702 bis 818, zum Schluß Abt bei Kyzikos. Setzte die Chronographie des Synkellos für die Jahre 284 bis 813 fort, gegliedert nach Jahren seit der Erschaffung der Welt (anni mundi, danach zitiere ich), herausgegeben griechisch und lateinisch von J. Classen/l. Bekker
1839/41
(CSHB), in der Teubneriana von C. de Boor 1883/85; englisch mit Kommentar von C. Mango und
R. Scott 1997, englische Teilübersetzung von H. Turtledove 1982 (a. 602-813) und deutsche Teilübersetzung von L. Breyer 1957 (a. 717-813); Kommentar zu a. 715-813 von I. Rochow
1991.
Lic.: Speck 1988. Vegetius
Lateinischer Militärschriftsteller, schrieb zwischen 383 und 450, war vir illustris (CSL ?) und Christ. Seine ‚Epitoma rei militaris‘ edierten C. Lang 1885 (BT) und A. Önnerfors 1995 (BT); lateinisch und deutsch von F. Wille 1986 und Fr. L. Müller 1997, lateinisch und englisch von L. F. Stelten 1990, eng-
42
1. Quellen
lisch von J. Clark 1944, D. V. Silhanek 1972 (Buch 1-11) und N. P. Milner 1993, deutsch von Ε. ]. Lipowsky 1827, italienisch von C. G. Manmana 1997. Die Schrift zur Seekriegsführung ‚Praecepta belli navalis' lateinisch-deutsch mit Kommentar von D. Baatz und R. Bockius 1997. Vermutlich vom selben Autor stammt die Tierheilkunde (De mulomedicina), herausgegeben von E. Lommatzsch 1903 (BT). Lit.: Goffart 1977; Barnes 1979; Önnerfors 1991. Venantius Fortunatus
Spätlateinischer Dichter. Der um 530 in der Nähe des oberitalienischen Treviso geborene Venantius Honorius Clementianus Fortunatus ging nach seiner Ausbildung in Ravenna im Jahr 565 nach Gallien und trat hier in ein Kloster in Poitiers ein. Vor seinem Tode um 600 wurde er Bischof von Poitiers. Er verfaßte Heiligenviten und Gedichte für hohe merowingische Adlige und Bischöfe; Ausgabe von F. Leo und B. Krusch 1881/85 (MGH AA IV.1 und 2); Gedichte lateinisch und französisch von M. Reydellet 1994/98 (Bude, Buch I-VIII), Gedichte englisch in Auswahl von J. George 1995. Sein Epos auf den heiligen Martin lateinisch und franzósisch von S. Quesnel 1996.
Lit.: Meyer 1901; Tardi 1927; George 1992 und 1998; Van Dam 1993; Sammelband: Venanzio Fortunato tra Italia e Francia, 1993 Verona- Liste s. o. Laterculus Veronensis. Victor Tonnennensis s. o. Chronica Minora. Victor von Vita Lateinischer Kirchenautor, katholischer Bischof von Vita in Africa, schrieb zwischen 484 und 489 eine ‚Historia persecutionis Africanae provinciae', die trotz ihrer bezweifelbaren Greuelgeschichten
wichtig ist für die Vandalenzeit. Ausgabe von K. Halm 1879 (MGH AA III 1) und M. Petschenig 1881 (CSEL 7), deutsch von M. Zink 1883 (Progr. Bamberg, Kónigl. Studienanstalt, 1882/83, 7), franzósisch von S. Lancel 2002 (Bude), englisch von J. Moorhead 1992 und italienisch von S. Costanza 1981.
Lit.: Courtois 1954; Schwarcz 1994. Vincentius von Lerinum Mönch in dem Inselkloster Lerinum. Verfaßte 434 ein lateinisches ‚Commonitorium‘, eine Ermah-
nung zum katholischen Glauben. Ausgabe von A. Jülicher 1925. Deutsche Übersetzung von U. Uhl 1870 (BKV 4) und G. Rauschen 1914 (BKV 20), englisch von C. A. Heurtley 1894 und R. E. Morris 1949 (The Fathers of the Church 7, mit Niceta von Remesiana), französisch von M. Meslin 1959. Lit.: Schuster, RE VIII A, 1958, 2192 ff.
Zacharias Rhetor Griechischer Kirchenhistoriker, Studium der Jurisprudenz in Alexandria und Beirut, 492 Anwalt in Konstantinopel, ca. 527 Bischof von Mytilene, gestorben 553. Verfaßte eine gemäßigt monophysitische Kirchengeschichte der Jahre 450-491, von der die Bücher 3-6 in syrischer Übersetzung erhalten sind, sowie Mönchsviten. Die Kirchengeschichte (HE) edierte und übersetzte ins Lateinische E. W. Brooks 1919/24 (Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium 83/84, Scriptores Syri 38/39 mit Text; 87/88, Scriptores Syri 41/42 mit Übersetzung); englische Übersetzung von E. J. Hamilton und
E. W. Brooks 1899, deutsche von K. Ahrens und G. Krüger 1899 (BT). Ich zitiere mit Seitenangaben.
(Johannes) Zonaras Byzantinischer Historiker. War Offizier und starb als Mónch um 1150 auf einer der Prinzeninseln im Marmara-Meer. Seine bis 1118 geführte Weltchronik verwendet verlorene Quellen zur Spätantike, die
2. Autoren und Werke
43
meist zuverlässig wiedergegeben sind (Leoquelle). Griechisch-lateinische Ausgabe von M. Pinder und Th. Büttner-Wobst 1841-1897 (CSHB Zon. Ill); Teubneriana von L. Dindorf 1868-1875; Text, englische Übersetzung und Kommentar zu Zon. 12,32-13,13 von M. DiMaio
Lit.: G. Moravcsik
1977.
1958; Ziegler, RE X A, 1972, 718-732; DiMaio 1977; Bleckmann
1992 (zum
3./4 Jh.); Paschoud 1994; Grigoriadis 1998.
Zosimos
Griechischer Historiker, comes und ex advocatus fisci in Konstantinopel um 500, überzeugter Heide und Gegner der Monarchie. Seine ‚Historia Nova‘ schildert den Niedergang Roms von Augustus bis 409,
für die Zeit von 270 bis 404 im engsten Anschluß an Eunap (s.o.), von 406/407 bis 409 von Olympiodor (s. o.) abhängig. Dazwischen klafft eine Lücke. Hauptquelle für die Zeit nach 378. Kritische Ausgabe
von
L. Mendelssohn
1887 (Teubner);
griechisch-franzósisch
mit exzellentem
Kommentar
von F. Paschoud 1971/89 (Bude), deutsch von ©. Veh 1990 (BGL 31). Die englischen Übersetzungen von J. Buchanan und H. Davies 1967 sowie die von R.. T. Ridley 1982 sind unzuverlässig. Lit.: Ridley 1972; Paschoud, RE X A, 1972, 795 fF; ders. 1975.
II
DIE POLITISCHE
GESCHICHTE
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235—284) Quellen: Die Zeit der Soldatenkaiser ist ebenso ereignisreich wie quellenarm. Cassius Dio beendet seine Geschichte 222 und bietet nur einen kurzen Nachtrag über die Zeit bis zu seinem zweiten Konsulat 229. Das Geschichtswerk Herodians, stärker rhetorisch geprägt, führt bis 238. Die ‚Chronika' des Atheners Dexippos. die bis 270 reichten, sind bis auf wenige Reste verloren (FgrHist. Il Nr. 100 S. 452-480 mit dem Kommentar von Jacoby S. 304-311); dasselbe gilt für seinen Fortsetzer Eunapios aus Sardes, von dem wir außer einigen Fragmenten die Bearbeitung durch Zosimos besitzen. Dessen ,Nea Historia‘ berichtet von I 13 bis 1 73 über die Soldatenkaiserzeit. Einschlägig sind die Fragmente 142 bis 163 von Johannes Antiochenus (FHG. IV S. 594 ff). Eine verlorene Kaisergeschichte unbekannten Autors hat Enmann (1884) aus Übereinstimmungen jüngerer Quellen ermittelt, sie reichte aber wohl nicht nur bis 284, sondern, wie schon Seeck erkannt hat, bis 337 (Syme 1983, 151). Die ausführlichste Darstellung, die ‚Historia Augusta‘, ist eine roman-
haft ausgestaltete Sammlung von Kaiserbiographien, die eine Lücke von 244 bis 253 lassen und als historische Quelle für die behandelte Zeit nahezu wertlos sind. Die 35. Rede im Corpus des Aelius
Aristides (ed. Keil) ist wahrscheinlich ein anonymer Panegyricus auf Philippus Arabs (Swift 1966 mit engl. Übersetzung und Kommentar). Die Primärquellen zu den Kaiserdaten bringt Peachin 1990, die byzantinischen Autoren Stephanie Brecht 1999. Das Meiste, was wir sonst über die politische Geschichte des 3. Jahrhunderts wissen, stammt aus
späteren Quellen: aus den Breviatoren Aurelius Victor (25-38), der ‚Epitome de Caesaribus' (25-38),
Eutropius (IX 1-22) und Festus (22-24). Für die Kirchengeschichte ist neben Cyprian Euseb (HE. VI 28- VII 33) grundlegend, Lactanz (MP. 4-6) liefert einiges zu Decius, Valerian und Aurelian. Zonaras (XII 16-30) benutzte den verlorenen Petrus Patricius. Die Chronologie beruht überwiegend auf der durch Hieronymus übersetzten und erhaltenen Weltchronik Eusebs. Eine Auswahl der Kaiserinschriften bringt Dessau, Nr. 487-839. Die numismatische Überlieferung ist reich, allein für die Familie des Gallienus sind über 1000 verschiedene Münztypen geprägt worden (Kuhoff 1979, 6). Die Reichsmünzen finden sich bei Mattingly, Sydenham und Sutherland sowie bei Webb, RIC. IV 2 (1938), IV 3 (1949), V 1 (1927) und V 2 (1933). Zur Auswertung: Crawford ANRW. II 2, 1975, 560 ff; Callu, 1. c. 594 ff. Die Papyri aus Dura-Europos (ed. C. B. Welles u.a. 1959) sind wichtig für die Heeresgeschichte der Zeit um 250. Von besonderem Interesse ist das ‚Feriale Duranum',
der offizielle Festkalender des Militärs (aus den Jahren 225 bis 227) mit den Feier- und Gedenktagen, publiziert von Fink u.a. 1940. Die aus der decianischen Christenverfolgung erhaltenen Papyrus-Libelli (Opferbescheinigungen) bringen Knipfing 1923 und Bludau 1931 (beide mit Übersetzungen), Verwaltung und Gesellschaft beleuchten die Euphrat-Papyri: Feissel ὦ. a..
If a man were called to fix the period in the history of the world, during which the condition of the human race was most happy and prosperous, he would without hesitation name that, which elapsed from the death of Domitian to the accession of Commodus. Mit diesen Worten
beschrieb Edward Gibbon 1776 (ch. III) die Glanzperiode der rómischen Kaiserzeit. Ein blühendes Stádtewesen, eine geordnete Verwaltung, eine hochgradig arbeitsteilige Wirtschaft, ein lebhafter Verkehr in dem gesamten Raum
zwischen
Nordsee und Rotem Meer - derartiges hatte die Alte Welt noch nicht erlebt. Die ! Einschránkende ÁuBerungen Gibbons: W. Nippel, Edward Gibbon, 2003, 37 ff.
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235—284)
45
Städte standen unbefestigt im Lande, kaum ein Prozent der Reichsbevölkerung trug Waffen, das Militär lag an Rhein, Donau und Euphrat und sicherte die Pax Romana. Die Lobreden, die 100 n.Chr. der jüngere Plinius, ein Mann keltischer Herkunft, und 143 n. Chr. Aelius Aristeides (or. 26), ein Grieche aus Kleinasien, auf
Kaiser und Reich gehalten haben, zeigen uns vielleicht nicht die Wirklichkeit,
gewiß aber die Ideale eines Wohlfahrts- und Rechtsstaates, an denen das Imperium Romanum sich messen lassen konnte.
Trotz dieses glänzenden Äußeren hat die Geschichte des römischen Kaiserreiches immer weniger Interesse gefunden als die der Republik. Dies mag damit zusammenhängen, daß sie weniger Dynamik
aufweist. Die Geschichte der Republik
verlief dramatisch. Die Kämpfe mit den Galliern und Karthagern, den Griechen und Germanen, die Auseinandersetzungen zwischen Patriziern und Plebejern, Optimaten und Popularen stellten die Verfassung, die Macht, ja selbst den Bestand des
Gemeinwesens mehrfach aufs Spiel. Dennoch ist Rom gewachsen. Die äußere Geschichte der Republik führt in einem progressiven Prozeß vom Stadtstaat über das geeinte Italien zum
Weltreich, die innere Geschichte in einem
schen
Kônigszeit
Verlauf
von
der
über
die
Patrizierherrschaft
zykli-
und
die
Ständekämpfe in fortschreitender Demokratisierung schließlich wieder zu einer Monarchie, wobei Rom unter griechischem Einfluß einen gewaltigen kulturellen Aufschwung nahm. Dies ist ein Modell von geradezu kanonischer Geschlossenheit. So schrieb August von Platen 1829: „Wahre Geschichte, bedeutend und groß, voll strenger Entwicklung / Hatten die Römer allein unter den Völkern der Welt“.
Die Kaiserzeit hingegen erscheint als bloße Erreichten.
Hinfort mußten
Weiterführung des mit Augustus
allenfalls einmal Barbaren
an der Grenze
oder im
Inneren Usurpatoren abgewehrt werden. Das Bild scheint gleichförmig: überall dieselben Bäder und Tempel, Säulenstraßen und Theaterbauten, dieselben Münzen, Gesetze, Bücher, Kleider und Kochrezepte. Mommsen klagte am 4. Februar 1884 gegenüber Wilamowitz, unter den Kaisern finde er „keine Geschichte“, sondern
bloß „einen Sumpf, keinen Fluß“. Und dennoch ist dieser Eindruck nicht ganz richtig. Auch die Kaiserzeit birgt Entwicklungen. Zu ihnen zählen der Aufstieg der Nachfolgemächte: Christentum und Germanentum,
aus christlich-germanischer Sicht als Fortschritt zu ver-
stehen, so bei Hegel. Nicht immer begrüßte Prozesse der Kaiserzeit sind die Büro-
kratisierung des Staates, die Ausbreitung des Stádtewesens,' die Hellenisierung des Ostens,
die Romanisierung
des Westens
und
eine religióse Orientalisierung
des
ganzen antiken Europa. Seit dem 3. Jahrhundert beginnt ein politischer Zerfallsprozeß, der durch Diocletian und Constantin noch einmal aufgehalten werden konnte, dann aber trotz der Bemühungen eines Julian, eines Theodosius, eines Marcian nicht mehr zum Stillstand kam. Justinians vergeblicher Versuch, das Reich wiederherzustellen, beschließt dessen Geschichte. Das Imperium Romanum, allenthalben als die letzte, ewige Weltordnung begriffen, verschwindet aus der Realität, aber dauert fort als
Idee. In verwandelter Form überlebt das Imperium Romanum im byzantinischen Reich, in der katholischen Kirche und im mittelalterlich deutschen Kaisertum. : Theodor
Mommsen
und
Ulrich
mowitz-Moellendorff. Briefwechsel
von
Wila-
1872-1903,
hg. von W. M. Calder und R. Kirstein 1/11 2003,
249.
* Kolb 1984, 169ff.
46
II. Die politische Geschichte Die römische Kaiserzeit zerfällt in zwei Phasen. Zwischen der halkyonischen
Ruhe des Principats und der erneuerten Stabilität des spätantiken Dominats steht die Reichskrise des dritten Jahrhunderts mit ihren inneren und äußeren Turbulenzen.' Jacob Burckhardt hat in seinen ‚Weltgeschichtlichen Betrachtungen‘ (1968/1955,
159) Krisen als „beschleunigte
Prozesse“
bestimmt,
und dies trifft
auch für die Zeit der Soldatenkaiser zu. Lang aufgestaute Spannungen entluden sich im Verhältnis der ethnischen und sozialen Gruppen zueinander, in der Außenpolitik und in der Religion. Das Imperium Romanum war ein Vielvölkerstaat. Das regionale oder na-
tionale Sonderbewußtsein wurde überlagert vom
Stolz auf die Größe Roms
(s. III 2d). Politischen Widerstand finden wir allenfalls kurzfristig in den Unterschichten der palästinensischen Juden.’ Über Wohlstand und Bildung, über militärischen und zivilen Staatsdienst war ein sozialer Aufstieg möglich, der zugleich die
Romanisierung förderte. Mit der Verleihung des römischen Bürgerrechts andie freien Bewohner des Imperiums durch die Constitutio Antoniniana des Caracalla 212° war die staatsrechtliche Homogenisierung des Reiches abgeschlossen.
Die sich ausbreitende Teilhabe an der Staatsmacht spiegelt sich in der Zusammensetzung von Heer, Beamtenschaft und Senat. Diese staatstragenden Körperschaften ergänzten sich immer stärker aus immer entfernteren Gebieten.’ Das läßt sich am
deutlichsten an der regionalen Herkunft der Kaiser ablesen.” Nachdem in den julisch-claudischen Kaisern ein stadtrômisches Geschlecht an der Spitze des Reiches gestanden hatte, übernahm mit den Flaviern 69 n. Chr. eine italische Familie die Herrschaft. Trajan und Hadrian stammten aus Spanien. Mit Septimius Severus erhielt 193 ein dunkelhäutiger Afrikaner’ aus Lepcis Magna die Kaiserwürde, seine Frau gehörte einer syrischen Familie an. Die Soldatenkaiser der Zeit nach 235 kamen zumeist aus den Donauprovinzen, dem ,kaiserschwangeren Pannonien“." Andreas Alfóldi (1967, 228 ff) sprach von der „staatsrettenden Rolle der Illyrier“.
Mit der regionalen erweiterte sich die soziale Herkunft. Die Kaiser von Caesar bis * Rostovtzeff (II 1929, 176ff) behandelt die Zeit
unter
dem
Titel
„Die
Militäranarchie“.
Die Cambridge Ancient History (XI] 1939/56) ist unübersichtlich gegliedert, enthält aber wertvolle Beiträge von
W. EnBlin,
A. Christensen,
A. Alföldi, F. Oertel, H. Mattingly und anderen. Eine konzise Darstellung bringt Drinkwater in der neuen CAH. XII 2005, 28ff. Umfassend jetzt: Johne 2006; 2007. Die Bücher von Franz Altheim und die marxistischen Monographien von Schtajerman (1957/64) und Mazza (1973) sind mit Vorsicht zu benutzen. Überblicke bieten Parker/Warmington (1935/58), Rémondon
(1964),
Grant (1968/72) und Christol (1997). Den Westen behandelt Witschel 1999. Alföldi (1967) präsentiert Einzelstudien, meist zu numismatischen Fragen. Zur Wirtschaft und zur (höheren) Gesellschaft bietet Johne 1993 Neueres. Das Krisenproblem thematisieren Alföldi (1938), Walser (1960/61) und MacMullen (1976); zum Krisenbewußtsein der Zeit s. G. Alföldy 1971; 1975; Bleck-
mann 1992; Strobel 1993. Weitere Literatur fin-
det sich in: ANRW. II, sowie bei Walser/Pekary (1962), Felix Hartmann (1982, 207 ff) und Bengtson (1967/82, 401 ff). 5 Die von Fuchs (1938), Volkmann (1964) und MacMullen (1966) gesammelten Zeugnisse zeigen, daB es keinen nennenswerten politischen Widerstand gab. Zu den Griechen vgl. Palm 1959 und Touloumakos 1971, 24 ff, zu den Juden: Vogt 1939; Wegenast, Zeloten, RE. IX A 1967, 2474 ff; s. 111 6b! * FIR A. I 444f; Cass. Dio 78, 9,5.
? Dietz (1980, 271) berechnet für den Senat um 240 folgende Verteilung: 51% aus Italien, 12% aus den
Westprovinzen,
15%
aus
Africa,
20%
aus dem Osten, 2% aus den Donauländern. # Johne
1993, 187 ff.
? Dies zeigt das gemalte Rundbild im Berliner Antikenmuseum (McCann 1968, Pl. A nach S. 70); Malalas p. 291 bestätigt es. 1 Auson. XVIII 31.
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235—284)
47
Nero (49 v. Chr. - 68 n. Chr.) waren Patrizier, gehörten somit dem altrómischen Geburtsadel an. Die Flavier, Vespasian und seine Sóhne, stammten aus dem sena-
torischen Amtsadel. Die Adoptivkaiser (96-180) sind ebenfalls aus dem Munizipalbürgertum in den Reichsdienst aufgestiegen; auch sie waren, so wie noch die
Severer (193-235), Senatoren. In Pescennius Niger (193 n. Chr.) und Opellius Macrinus (217 n. Chr.) finden wir zum ersten Male Männer aus dem Ritterstande auf dem Thron. So erweckt die innere Geschichte des Imperiums den Eindruck eines
stetigen Ausgleichs der regionalen und sozialen Differenzen, einer Entwicklung hin zu einem völkerübergreifenden Gemeinwesen.
In der Reichskrise des 3. Jahrhunderts wurde dieser Prozeß beschleunigt. Die
Zahl der Kaiser nichtsenatorischer, ja einfachster Herkunft nahm zu. Durch einen Soldatenaufstand wurde Maximinus Thrax (235-238) Kaiser ex militaribus." Er war als thrakischer Bauernsohn im Heeresdienst aufgestiegen. Pupienus, Balbinus und die Gordiane (238-244) waren wieder Senatoren." Philippus Arabs (244—249) hatte einen Scheich vom Rande der syrischen Wüste zum Vater." Decius (249251)," Valerian (253-260) und Gallienus (260-268) waren die letzten Kaiser aus dem Senatorenstande.* Die Illyrer Claudius Gothicus (268-270), Aurelian (270275),^ Probus (276-282) und der Gallier Carus (282-283) kamen aus dem Militär. Diese Herkunft blieb auch für Diocletian und seine Tetrarchen bezeichnend: sie alle
stammten aus unbekannten Familien, von keinem kennen wir den Vater (s. III 1).
Die Herkunft der Kaiser ist deswegen sozialgeschichtlich bedeutsam, weil sie die Verlagerung und Erweiterung der Rekrutierungsräume des Heeres erkennen läßt. Noch auffälliger als die Öffnung des Zugangs ist die große Zahl der Kaiser und
die kurze Dauer ihrer Herrschaft. Im raschen Kaiserwechsel spiegelt sich die Krise. Während der fünfzig Jahre von der Ermordung des Severus Alexander im Frühjahr 235 in Mainz bis zum Tode des Carinus im Juli 285 begegnen uns 26 Herrscher, die als legitime Augusti gelten können; 3 Caesaren, die untergeordnete Mitregenten geblieben sind, und 41 Usurpatoren von bloß regionaler Bedeutung,
die sich nicht durchzusetzen vermochten, zusammen also 70 Kaiser."
Die wilde Kaiserkür der Legionen offenbart eine doppelte Strukturschwäche des Reiches: einen moralischen und einen administrativen Mißstand. Ersterer zeigt sich in der fehlenden Treue zum jeweils herrschenden Kaiser, in dem mangelhaften Gemeinschaftsbewußtsein innerhalb des Reichsheeres und dem fehlenden Mitgefühl gegenüber den Provinzialen, namentlich den Städten, auf denen die Kosten der Thronspenden und der Bürgerkriege lasteten. Die erste Pflicht des neu erhobenen Kaisers war stets das Donativ an sein Heer. In diesem Antagonismus zwischen der „Soldateska“, die überwiegend aus ärme-
ren, ländlichen Gegenden
kam, und der wohlhabenden
Munizipalbourgeoisie"
" Epit. 25. | * E. Hohl, C. Julius Verus Maximinus (Thrax),
stol 1975; de Blois 1976; Kuhoff 1979, er bezieht die Münzen ein.
RE. X 1, 1917, 852 ff; Loriot ANRW. II 2, 1975 S. 657 ff; Dietz 1980. IE. Stein, M. lulius Philippus, RE. X 1, 1917,
!% Christol 1997, 153 ff; Watson 1999. 1 Die Kaiserliste Mommsens, Chron. Min. III 478 f, ist ergänzt bei Hartmann 1982, 63f. Dort
755 ff.
auch das Wesentliche über Gründe und Formen
^ Birley 1998. '* Manni, Gallienus RAC. 8, 1972, 962 ff; Chri-
der Erhebungen. ^ H. Fischer in: Johne
l. c. 245 ff.
1993, 135 ff; V. Weber
48
Il. Die politische Geschichte
erblickte Michael Rostovtzeff" den eigentlichen Grund der Reichskrise. Er interpretierte sie als Klassenkampf. Daß ein solcher Gegensatz bestand und in der Plünderung römischer Städte durch römische Truppen zum Ausdruck kommt, ist nicht zu bestreiten. Doch beruht die allzu hohe Einstufung dieses Krisenfaktors auf Rostovtzeffs Erfahrungen in der Russischen Revolution und ist darum überwie-
gend auf Ablehnung gestoßen.” Zum anderen bezeugt die Kaisermacherei eine Schwachstelle in der Principatsverfassung. Es gab keine für die Kaisererhebung zuständige Zentralinstanz. Das letzte Wort hatten das Militär, und dieses zerfiel in mehrere Grenzarmeen - die wichtigsten standen an Rhein, Donau und Euphrat -, und die Prätorianer in Rom. Jede Heeresgruppe handelte auf eigene Faust. Der Senat, der bis in die Severerzeit die Ausrufung des neuen Kaisers legitimierte, wurde 235, wenn Eutrop recht hat,
von Maximinus Thrax nicht mehr darum ersucht.” Allerdings hat der Senat ihn von sich aus anerkannt,” auch später noch Kaiser aufgestellt, so 238 Pupienus und Balbinus und, gemäß der problematischen
Historia Augusta, 275 den Tacitus."
Seine größte Bedeutungseinbuße erlitt der Senat, seitdem Gallienus die Legionskommandeure und Provinzstatthalter aus dem Ritterstande ergänzte.” Erfahrung zählte nun mehr als Herkunft. Daher ist eine Aversion zwischen den traditionsbewußten Senatoren und der illyrischen Armee begreiflich.? So gewiß die sozialen Spannungen, der Mangel an Gemeinsinn und die fehlende
Nachfolgeordnung wichtige Voraussetzungen für die rasche Kaiserfolge darstellen, so gewiß läßt sich diese nicht verstehen, wenn wir die im 3. Jahrhundert gewandelten Rahmenbedingungen außer Acht lassen. Die außenpolitische Lage hatte sich für Rom drastisch verschlechtert. Das Reich befand sich in einem dauernden Mehrfrontenkrieg, und jedes Krisengebiet machte die Anwesenheit eines
Kaisers erforderlich. Es entstand jenes Bedürfnis nach Kaisernähe, das auch charismatische Züge zeigt.” Im allgemeinen vollzogen sich die Erhebungen so, daß ein legatus Augusti, wenn er über eingedrungene Barbaren siegte, daraufhin von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen wurde und damit zugleich den Bürgerkrieg gegen den regierenden Herrscher oder gegen andere Prätendenten führen mußte. Der Gedanke einer
definitiven Aufteilung des Imperiums erscheint allerdings nirgends. Alle Usurpatoren wollten Kaiser des ganzen Reiches sein, und dies hatte den permanenten Bürgerkrieg zur Folge.
Die Kaiser standen stets vor der doppelten Aufgabe, die eigene Position wahren und dazu an mehreren Krisenorten zugleich helfen zu müssen. Sie suchten das 1929, 11 194; 203 ff.
22 Aur. Vict. 25,2; CIL. VI 2001; 2009.
20 Rostovtzeff 1929 11, 143ff. Er hatte seine Er-
fahrungen aus Sowjetruflland vor Augen (S. 194; 203 ff). Die Forschung
zialen
Revolution
des
hat seine Sicht der „so-
3. Jahrhunderts“
(205)
2: Zon. XII 28; Bleckmann 1992, 304 ff; Strobel 1998, 139ff; Watson 1999, 106 ff. 24 Eutr. IX 1; Aur. Vict. 33, 34; 37, 5; Pflaum 1976 schränkt die Aussagen ein, s. Π] 1 d; 111 2b.
307 ff;
25 Herodian VII 3ff. Zur Erhebung der Gor-
Dietz 1980, 5 ff; Bengtson 1982, 419; De Martino
diane 238 vgl. Loriot 1975, 688; Kolb (Fs. Straub)
1985,
1977;
überwiegend
abgelehnt:
411 ff. Eine
Baynes
Schlüsselrolle
1929/55,
in der sozialen
Deutung der Reichskrise spielt die Erhebung Gordians I in Africa
238, vgl. Kotula
Kolb, Historia 1977. ?! Eutr. IX 1; Hieron. chron. zu 236.
1959/60;
Dietz
1980.
2 Hartmann 1982, 140ff. Charismatischen Charakter trägt die Ausrufung des Saloninus 260; I. c. 163.
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235-284)
49
dadurch zu bewältigen, daß sie untergeordnete Mitkaiser aus der eigenen Verwandtschaft für jene Kriegsgebiete ernannten, in denen sie nicht selbst sein konnten. Diese Politik war so alt wie das Kaisertum. Augustus hatte die Kriege, die er nicht in eigener Person führte, seinen Stiefsöhnen Drusus (Maior) und Tiberius überlassen, die gewissermaßen zu Unterkaisern aufrückten. Als Tiberius Kaiser geworden war, übertrug er entsprechende Kommandos seinem Neffen und Adop-
tivsohn Germanicus und seinem leiblichen Sohn Drusus (Minor). Seit den Flaviern wurde diese Position durch die Titulatur eines Caesar formalisiert. Nach dem Tode des Antoninus Pius regierten dessen Adoptivsöhne Marcus Aurelius und Lucius Verus als gleichberechtigte Augusti, ersterer an der Marcomannen-, letzterer an der
Partherfront. In diesem Sinne sollten dann 211 auch Caracalla den Westen, Geta den Osten regieren, ebenso 238 Balbinus und Pupienus.
Unter den Severern und Soldatenkaisern war die übliche Regelung die, daß der Kaiser seinen Sohn als Caesar auf den zweitwichtigsten Kriegsschauplatz
schickte. Philippus Arabs, Decius, Valerian und Carus haben so zu regieren versucht. Doch sind diese Ansätze zur regional aufgefächerten Verantwortung gescheitert, denn zum einen war der Sohn dem Vater als Offizier gewöhnlich nicht
ebenbürtig, und zum anderen war die Zahl der Kriegsschauplätze meist größer als die der verfügbaren Söhne.” Pupienus und Balbinus (238), sowie Macrianus und Quietus (260/261) experimentieren mit Kollegialität ebenso erfolglos. An allen Fronten stand Rom in der Defensive, insbesondere am Rhein, an der
unteren Donau und am oberen Euphrat. Bereits seit Marc Aurel waren die Kriege gegen die Westgermanen wieder im Gang. Während im Osten der Kampf gegen die Parther tobte und die „Pest des Galen“ die Truppen verminderte, brachen im Jahre 166 die Langobarden, Oben, Marcomannen, Quaden, Jazygen, Sarmaten und Victofalen über die Donau ins Reich ein. Vierzehn Jahre dauerten die Kämpfe. Dies beleuchtet die fortan veränderten Kräfteverhältnisse gegenüber den Germa-
nen. Ihr periodischer Bevölkerungsüberschuß hatte schon zu den Wanderungen der Kimbern und Teutonen, den Staatenbildungen von Ariovist und Marbod geführt.” Solange der Limes dem weiteren Vordringen der Nordvölker einen Riegel vorschob, wichen die landsuchenden Germanen in den Raum nördlich des Schwarzen Meeres und der unteren Donau aus. Von hier drückten sie auf die Marcomannen.” Nicht nur ihr Menschenreichtum,
sondern auch ihr Kriegsgeist und ihre Lern-
fähigkeit machten die Germanen zu einer Lebensbedrohung für Rom. Der Dienst germanischer Söldner im römischen Heer (s. III 1 d), der Waffenhandel und die Findigkeit der Germanen gerade im militärischen Bereich hatten zur Folge, daß der
Vorsprung der Römer in Bewaffnung und Taktik im Verlaufe des 3. Jahrhunderts verschwand. Damals veränderte sich die politische Landschaft bei den Westgermanen. An die Stelle der bei Tacitus beschriebenen Kleinstämme traten größere Stammesverbände.” Es sind die Alamannen am Oberrhein, die Franken am Niederrhein und die
Sachsen
an
der
Nordseeküste
(s. Π 2).
7 Kornemann (1930) bietet das Material zum römischen Mehrkaisertum auch der Spätzeit. 3 Demandt 1995, 473 ff.
Als
Grund
für die
Erhebung
dieser
# SHA. Marc. 14,1. Ὁ Demandt 1980, 276ff ; ders. Stammesbünde 1993; ders. 1995, 531 ff.
50
II. Die politische Geschichte
Großstämme ist die Frontstellung gegenüber dem Imperium zu vermuten, obschon
dem gemeinsamen Stammesnamen keine Zentralgewalt entspricht, die jeweils alle Angehörigen in den Kampf gegen Rom hätte führen können. Seit 213 griffen die damals zuerst bezeugten Alamannen den obergermanischen Limes an." Sie werden als Reiter beschrieben, die aus dem Elbgebiet nach Südwesten vorstießen. Da sie aus dem Gebiet der Semnonen kamen, die zu den Sweben gerechnet wurden,
bilden diese den Kern der Kampfgemeinschaft, später wurden auch Juthungen, Quaden und Markomannen dazugerechnet. Der Name Svebi erscheint in der spätantiken Literatur gleichbedeutend mit Alamanni. Diese Selbstbezeichnung erklärt Agathias (1 6,3) mit „Zusammengelaufene“ oder „Vermischte“, eben „alle
Männer“. Zahlreiche 233 vergrabene Münzschätze im Dekumatland zeigen, daß der Limes damals überrannt wurde. Die Alamannen unter ihren Kleinkönigen plünderten das südwestliche Gallien,” während die Donaugermanen
Illyrien ver-
wüsteten. Das führte Severus Alexander 235 nach Mainz. Er bot den Alamannen Stillhaltegelder an, denn
das „überzeugt
die Germanen
am
leichtesten,
weil
sie
geldgierig sind und den Römern immer den Frieden verkaufen“.' 260 beraubten die Alamannen den Raum um Neckar, Bodensee und Iller. Die meisten römischen Ortsnamen verschwanden.” In den sechziger Jahren des 3. Jahrhunderts suchten Alamannen und Juthungen mehrfach Gallien, Raetien und Oberitalien heim. Das Gebiet jenseits von Mainz ging mit dem Limes verloren.” Römische Siedlungen hielten sich im Breisgau. Sichtbare Zeichen der Alamannengefahr sind die damals ummantelten Städte Verona und Mailand, namentlich aber die Aureliansmauer
um Rom, die von
Probus vollendet wurde, nachdem ein Alamannenheer bis in die Nähe der Stadt
vorgestoßen war.” Erst in diocletianischer Zeit konnte die Rheingrenze wieder gesichert werden. Zerstörungshorizonte in archäologischen Fundschichten und Münzschätze der Zeit bezeugen das Ausmaß der westgermanischen Raubzüge." Die rechtsrheinischen Stämme gegenüber der Provinz Niedergermanien schlossen sich zu den
Franken
zusammen." Ihr Name wird als „die Kühnen“ gedeutet.
Die Francorum gentes" umfaBten die Brukterer, Amsivarier, Chattuarier, Chamaven, Chasuarier, Bataver und weitere. Auch die Franken unterstanden Kleinkönigen,
bezeugt sind solche für die Ripuarier um Köln und die Salfranken westlich davon. Die Franken werden zuerst erwähnt bei ihrem großen Einbruch von 257 (oder 259). " Cassius
Dio.
LXXVII
1940, 3 ff; Wenskus mannen,
in:
Hoops
13,
4ff.
Schmidt
1961, 494 ff; H. Steuer, Ale2. Aufl.
I
1973,
137-163;
Dirlmeier 1976; Geuenich 1997; Die Alamannen 1997/98; Bleckmann 2002; Goltz in: Demandt u.a. 2004, 95 ff.
9 Spektakuläre Beutefunde sind die Votivble-
che aus Aquitanien, die in Hagenbach (gegenüber Karlsruhe) zutage traten, und der große Metallfund von Neupotz (nahebei), der im Rhein versank: Die Alamannen 1997/98, 64f. Ὁ Herodian VI 7,9. M Laterculus Veronensis XV. Feger Aur.
Vict.
33,3;
Notitia
Bakker
1993; Kónig
1997; Geuenich
Zu den Münzfunden:
Stribrny
1997, 37ff.
1989. Zusam-
menfassend Witschel 1999, 204 fF. * Eutr. IX 15; Chron. Min. 1 148; Aur. Vict. 35,2; SHA. Aurel. 18; 33; Zos. 1 37; 49. Richmond 1930; Saunders 1992, 357 ff; Watson 1999, 143 ff. " Christ 1960, 139 fF. * Aur, Vict. 33,3; Eutr. IX 8,2; Zon. XII 24.
Wenskus 1961, 512 ff; Zöllner 1970, 8 ; Goltz in: 1956, 45.
# Eutr. IX 8,2; Hieron. chron. zu 262f; Epit. 342;
Seeck S. 253. Zur 1992 entdeckten Augsburger Juthungen-Inschrift von 260: AE. 1993, 1231.
Dignitatum
ed.
Demandt u.a. 2004, 95 ff. # Aur. Vict. 33,3.
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235-284)
51
Damals durchzogen sie Gallien, überstiegen die Pyrenäen, zerstörten Tarragona und erreichten zu Schiff die nordafrikanische Küste.” Da Gallienus mit der Nieder-
werfung eines Gegenkaisers beschäftigt war, trat der Statthalter Postumus den Franken entgegen und ließ sich nach einem Sieg 260 selbst zum Imperator ausrufen.“ Er residierte in Köln und fand Anerkennung in Britannien und Spanien. Durch die traditionellen Münzlegenden (Romae Aeternae), durch eigene Konsuln, Prätorianer und Senatoren unterstrich er seinen Anspruch auf das Gesamtreich.
Nach seiner Ermordung 269 führten Victorinus und Tetricus von Trier aus die Herrschaft fort, bis es Aurelian 274 gelang, das gallische Sonderreich wieder dem Imperium einzugliedern. Tetricus wurde begnadigt, auch Postumus entging der
damnatio memoriae." Die Franken blieben indessen bedrohlich, 275 eroberten sie Trier. Um 280 erhob sich in Köln Proculus, dem selbst fránkischer Ursprung nachgesagt wurde.‘ Probus warf ihn nieder und stellte die Herrschaft Roms über das von Germanen besetzte Gallien wieder her.“ Ein Redner der Zeit entrüstete sich über die incredibilis audacia
et indigna felicitas der von Probus am Schwarzen Meer angesiedelten Franken, die sich Schiffe besorgten, die Meerengen durchquerten, die Küsten Kleinasiens, Griechenlands und Africas beraubten,
Syrakus plünderten
und durch die Säulen des
Herakles wohlbehalten in die Heimat am Rhein zurückkehrten.* An der pannonischen Donau machten die iranischen „Wohnwagenvölker“* der
Sarmaten, Jazygen und Roxolanen den Rómern zu schaffen. Kriege gegen sie werden
für Maximinus
Thrax,
Gordian III, Gallienus und Regalianus, Aurelian,
Probus und Carus gemeldet." Diese Stámme blieben eine Gefahr für das Reich. Nicht minder verderblich waren die Angriffe der Ostgermanen, insbesondere die der Goten." Nach ihnen heißt Osteuropa bei den Geographen Gothia; bis in die
frühe Neuzeit wurde der Gotenname für jedwede Germanen verwendet. Ob die Gutones, die Pytheas von Massilia" zur Alexanderzeit in Nordeuropa antraf, mit den Goten etwas zu tun haben, ist ungewiß. Das Ursprungsgebiet der Goten bildeten Ost- und Westgótland in Schweden und die Insel Gotland. Zur Zeit des
Tacitus (Germ. 44) waren sie schon über die Ostsee ins Weichselmündungsgebiet gekommen und erreichten im 2. Jahrhundert das Schwarze Meer. Im 3. Jahrhundert kam es zur Spaltung in die östlichen Ostrogoten („glänzende“ Goten) und die westlichen Visigoten (, gute" Goten). Außerhalb des Imperiums wurden erstere bisweilen als Greutungen (Uferbewohner), letztere auch als Terwingen (Waldleute) bezeichnet.
# Daß die Germanen
zwölf Jahre in Spanien
geblieben seien, wie Orosius (VII 41,2) will, ist
gewiß übertrieben. 41 A, Stein,
Cassianius,
Lefaurie ANRW.
RE. Ill.
1899,
1656ff;
II 2, 1975, 853 ff; de Blois 1976;
** Strabo VII 2,4. 4 Rostovtzeff CAH.
XI 1936, 91 ff.
# Alfóldi CAH. XII 1939/56, 138ff; Schmidt 1941, 195 ff (grundlegend); Scardigli 1976 (S. 241 ff zu den Germaneneinfällen in Kleinasien); Wolf-
König 1981; ders. in: Trier, Kaiserresidenz und
ram 2001; Bierbrauer 1994; Heather 1996. Haupt-
Bischofsstadt 1984, 9ff. Erste Nennung des Postumus September 260: AE. 1993, 1231.
quelle für die Gotenkriege war Dexippos. Zusammengestellt und verdeutscht sind die Quellen bei: Capelle 1937, 224ff, englisch bei Heather/Mat-
4: Hieron. chron. z. J. Watson 4 SHA. Firm. 13,4.
1999, 90ff.
* Hieron. chron. zu 278. *5 Paneg. VIII 18,3; SHA. Prob. 18,2; Zos. 1 71,2.
thews 1991. # Dicuil, Liber de mensura I 15. Ὁ Plin. NH.
XXXVII
35.
52
II. Die politische Geschichte
Die Rom unterstehenden Griechenstädte der nördlichen Schwarzmeerküste gerieten in Abhängigkeit von den Goten und verarmten. Im Sechskaiserjahr 238 nahmen die Goten die große Stadt Istros/Histria, plünderten das Land südlich der Donaumündung und ließen sich den Frieden durch Jahrgelder abkaufen." Fortan finden sich gotische Hilfstruppen im römischen Heer. Um 245 und 248/ 249 folgten kleinere Raubzüge der Carpen und Goten. Philippus konnte sie nicht
wirksam abwehren. Der nächste große Einfall von 250 stand unter der Führung des Gotenkönigs Kniva und traf die Provinzen Dakien, Moesien und Thrakien. Marcianopel wurde belagert, Philippopel genommen, 251 verlor Kaiser Decius
bei Abrittus Schlacht und Leben.” 253 begannen die Angriffe über See. Die Südküste des Schwarzen Meeres wurde
verwüstet, Pityus und Trapezunt fielen. 259 durchstieBen germanische Schiffe den Bosporus und plünderten die Städte Bithyniens. Noch tiefer ins Reich führten die
Einfälle unter Gallienus 262 und 267/8 sowie unter Claudius 269/270. Aus Kappadokien wurden die Vorfahren des späteren Gotenbischofs Wulfila verschleppt (s. Π 4). Gotische und herulische Flotten drangen in die Ägäis vor. Ilion, Lemnos und Skyros, Ephesos, Rhodos, Kreta, Cypern und Side wurden angegriffen. Zum ersten Male setzten die Germanen Belagerungsmaschinen ein. Auf dem griechischen Festland wurden Athen, Korinth, Argos, Sparta und Olympia eine Beute der Germanen.” Selbst im syrischen Antiochia fürchtete man die „Skythen“.”*
Claudius
Gothicus
konnte 269 bei Naissus einen Teil der Eindringlinge
vernichten, doch folgte bereits 270 ein gotischer Rachezug. Mehr als ein Dutzend überwiegend
germanischer
Stämme
war an den
Unternehmen
beteiligt; deren
Erfolg beweist die Ohnmacht der Römer, die durch Bürgerkriege und Seuchen
zusätzlich geschwächt waren. Das römische Dakien nördlich der unteren Donau stand unter dem Druck der Carpen, Aurelian hat die Provinz 271 geräumt.“ Wie im Westen und im Norden, so traten auch im Osten neue Feinde auf. Am
28. April 224 besiegte der Sassanide Artaxerxes (Ardashir) I den letzten Partherkönig, den Arsakiden Artabanos V, zog in Ktesiphon ein und ließ sich 226 dort zum König von Persien krönen.“ Die Sassaniden drängten die hellenistischen Traditionen zugunsten des persischen Erbes zurück. Die Religion Zarathustras orgaSt Schmidt
169
(8) und Orosius (VII 22,7) ging Dakien bereits
1941, 204.
s2 Jord. Get. 89fF; Zos. I 20 FF.
unter Gallienus verloren, doch scheint es endgül-
3 Germanen in Griechenland: Petrus Patricius
tig erst von Aurelian aufgegeben worden zu sein: Eutr. IX 15,1; Jordanes Rom. 217; den Boer 1972,
bei
Boissevain
(ed.),
Cassius
Dio
Bd. Ill
S. 745; Cedrenus 454; Synkellos 717. In Olym-
201 ff; Iliescu 1973, 5 ff; Watson 1999, 155 ff.
pia, Athen, Milet, Didyma und Nikaia wurden Mauern gegen die Germanen errichtet, Orosius VII 19,4; Wiegand 1924, 23; Geffcken 1929,
* Herodian VI 2; Agathias IV 24; Tabari 1ff. Nöldeke 1887, 86fF; Christensen 1944, 88 (mit Abstand die wichtigste Gesamtdarstellung der Sas-
351; Kettenhofen 1992; Bleckmann 1992. * Lib. or. 5,41. Die Zeitstimmung vermittelt ebenso das damals in Syrien entstandene 13. Sibyllinische Orakel: Potter 1990. ss Als Gegner Roms in den Donauprovinzen werden genannt: Goten, Carpen, Heruler, Qua-
saniden); Frye 1984, 287ff; Splendeur 1993; Wiesehöfer
Winter 1988, 27; 1994, 205ff; Zeev
Jazygen, Sarmaten, Alanen, Boraner, Peukinen,
Rubin in: CAH. XIV 2000, 638ff. Der Stammvater der Dynastie wird in den ,Res Gestae Divi Saporis' Sasan geschrieben (Huyse 1999), ebenso bei Agathias (II 27), daher wäre die Form Sasaniden korrekter, doch ist die Form Sassaniden eingeführt durch Gibbon (I 331, ch. VIII), Goethe (West-östl.
Urugunden, Roxolanen und freie Daker. * Nach Aur. Vict. (33,3), Eutrop (IX 8), Festus
Divan, |. H. 1828 V 178; VI 79) und Mommsen (Róm. Gesch. V 1885, 413ff).
den, Gepiden,
Vandalen,
Bastarnen, Juthungen,
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235-284)
53
nisierte sich unter einem Ober-Mobedh, der auch politischen Einfluß besaß.“ Die
Verwaltung wurde gestrafft, das Heerwesen erneuert. Die gefährlichste Waffe der Perser bildeten Panzerreiter und berittene Bogenschützen.” Nach römischen Quellen wollten sie das Achaimenidenreich erneuern, das Syrien, Kleinasien und Ägyp-
ten umfaßt hatte.” 230 eröffnete Artaxerxes I den Krieg gegen das römische Mesopotamien, doch ge-
lang es Severus Alexander, den Persern solche Verluste zuzufügen, daß sie vier Jahre lang Ruhe hielten." Als 241 Sapor (Shapur) I König geworden war, überrannte er Mesopotamien abermals. Gordian III schlug die Perser 242/3 mit gotischen und
westgermanischen Hilfstruppen zurück,“ fiel aber 244 im Felde. Sein praefectus praetorio und Nachfolger Philippus Arabs erkaufte seinen Abzug aus dem persischen Gebiet durch Geld und verzichtete auf Armenien.“ 253 erneuerte Sapor den Krieg, um 256 zerstörte er Dura-Europos, 253 und 260 plünderte er Antiochia." Als
Valerian 260 Edessa entsetzen wollte, geriet er in persische Gewalt und starb als Gefangener." Die Perser verheerten Syrien, Kilikien und Kappadokien.* Die Lage wurde wiederhergestellt durch den romtreuen König von Palmyra (Tadmor) Septimius Odainathos." Er konnte die Perser zweimal besiegen (262/3, 267/8), stieß bis Ktesiphon vor” und wurde von Gallienus als corrector totius Orientis anerkannt. Nach seiner Ermordung begründeten seine Witwe Zenobia (268272) als Königin und sein Sohn Vaballathos-Athenodoros das palmyrenische Sonderreich, das zeitweilig Teile von Mesopotamien, Arabien, Syrien, Kleinasien und
Ägypten umfaßte. Zunächst war Zenobia auf ein Einvernehmen mit Aurelian bedacht, ihre Münzen aus Antiochia und Alexandria zeigen die Köpfe von Vaballathos und Aurelian. 272 kam es zum Bruch, Mutter und Sohn nahmen den Kaisertitel an.” Darauf besetzte Aurelian die Städte Antiochia und Emesa, nahm Palmyra
ein und fing die
Königin auf der Flucht nach Persien. Als nach dem Abzug des Kaisers die Palmyrener sich abermals empörten, machte Aurelian kehrt und plünderte die Stadt. Sie gehört heute zu den eindrucksvollsten Ruinenstädten des Orients. Zenobia war eine hochgebildete Dame, sie sprach Syrisch, Griechisch und Lateinisch. Sie war * Zur Religion der Sassaniden: Widengren 1965, 243 ff. # Diese cataphractarii oder clibanarii genannten
^» Lactanz MP. 5; Aur. Vict. 32,5; Hieron. chron. zu 258; Zos. 1 36,2; Cedrenus I 454; Tabari 32f; Kettenhofen 1982, 97ff. Sapor I hat
Reiter wurden dann auch von den Römern ver-
seinen Triumph auf fünf Felsreliefs und einem
wendet, s. III 1d!
heute in Paris befindlichen Kameo darstellen lassen, das bekannteste Relief befindet sich in
* Zur AuBenpolitik der Sassaniden vgl. Cassius Dio LXXX 4,1; Herodian Amm. XVII 5,5; XVII16,18.
VI 2,2; 4,4fF; Winter 1988,
26ff; Winter/Dignas 2001.
Naqsh-i Rostam (Góbl 1974; M. Meyer Auf dem
achaimenidischen
Grabturm
1990). Kaaba-i
*? Sprengling 1953, 15; 73; Back 1978, 290f.
Zarduscht hat er seine Siegesinschrift, die ‚Res Gestae Divi Saporis‘ angebracht. Sie ist in Parthisch, Mittelpersisch und Griechisch abgefaßt.
® Nach der Sicgesinschrift Sapors wäre Gordian
Texte und Übersetzung: Huyse 1999; Ketten-
*' Herodian VI 4ff.
in der Schlacht bei Misiche gefallen (so auch Kettenhofen 1982, 36f), während Ammian (XXIII 5,17), Orosius (VII 19,4) und Zosimos (I 19) Phi-
lipp und seine Soldaten als Mórder beschuldigen. Zum FriedensschluB: Winter 1988, 80 ff. ^ Downey 1961, 255 ff; 587 ff.
hofen 1982. Möglicherweise hat sich Sapor in diesem Bau beisetzen lassen, Demandt 1968, 529. % Hieron. chron. zu 259. 57 Eutr. IX 10f; Zos. 139. Udo Hartmann 2001.
** Hieron. chron. zu 266. * Dessau 8924.
54
II. Die politische Geschichte
befreundet mit dem Neuplatoniker Longinus” und dem antiochenischen Bischof Paulus von Samosata, der eine dem späteren Arianismus verwandte Christologie
vertrat." Zenobia wurde von Aurelian in seinem römischen Triumph mitgeführt und verbrachte ihren Lebensabend in einer Villa bei Tibur." Palmyra wurde von Diocletian befestigt. Um 400 lebten dort Judenchristen.” Im Jahr 272 starb Sapor I. Während der Regierung seiner Söhne Hormisdas I (272-273) und Varanes (Bahram) I (273-276) blieb die römisch-persische Grenze ruhig. Probus bewog die Sassaniden zu einem Frieden und nahm den Siegerbeinamen Persicus Maximus an.“ Unter Varanes Il (276-293) brach der Krieg wieder aus. Carus unternahm einen Rachefeldzug, das obere Mesopotamien und Armenien gerieten in römische Gewalt.”
Neben den Germanen und Persern bedrängten auch die afrikanischen Berber, die Blemmyer in Ägypten, die Isaurier in Kleinasien und die Kelten aus Schottland und Irland die römischen Provinzen. Diese Unruheherde besaßen indes nur zweitrangige Bedeutung.
Die äußere Bedrängnis des Reiches war zum geringeren Teil eine Folge der inneren Krise, zum größeren Teil hingegen deren Ursache. Denn die Bildung der westgermanischen Großstämme, die Wanderungen der Ostgermanen und die Machtergrei-
fung der Sassaniden sind unabhängig von innerrömischen Konflikten erfolgt. Wenn letzteren gleichwohl in der Forschung der Vorrang unter den Krisenfaktoren zugemessen wird, so entspringt dies einerseits dem Wunsch, im Unglück der Römer eine höhere Gerechtigkeit zu erkennen, andererseits der Übernahrne jener
selbstkritischen Sicht, die schon den römischen Quellen eigen ist.” Die Einfälle der Germanen und Perser und die Bürgerkriege unter den Kaiserkandidaten bedeuteten für die Wirtschaft des Reiches eine schwere Belastung.” Zahlreiche Städte wurden zerstört, das flache Land hatte vor allem in Gallien und
im Donauraum,
in Kleinasien und Ägypten zu leiden. Inschriften und Papyri
beleuchten die Mißstände. Aushebungen und Steuerdruck, Räuber und Seuchen lasteten auf dem bäuerlichen Leben. Die Bevölkerung nahm ab. Um dem Mangel an Bauern und Soldaten abzuhelfen, wurden in beträchtlichem
Umfang Germanen
auf Reichsboden angesiedelt (s. III 2d) und ins Heer auf-
genommen (s. III 1d). Gallienus verlieh dem Herulerfürsten Naulobatus bei dessen Eintritt in den Reichsdienst die Konsularinsignien, angeblich soll der Kaiser auch
eine germanische Königstochter namens Pipa als Nebenfrau angenommen haben.” Persischem Vorbild folgend, schuf Gallienus eine schwere Reiterei, die militärische
Bedeutung gewann.” Die Offizierskarriere wurde blieb den Berufssoldaten vorbehalten (s. o.).
Senatoren verschlossen und
? Minnlein-Robert 2001. 7 Rise 1997.
# SHA. Probus 17,4; Pap. Oxy. 1713,21. % Christensen 1944, 227; Frye 1984, 305.
72 Zos. 1 50ff; Hieron. chron. zu 274; Eutr.
% Demandt, Fall 1984, 597 ff.
IX 13. Die orientalischen Quellen zu Zenobia bietet Müller 1902. Gage, Palmyre 1964, 349 ff;
Equini-Schneider 1993; Kotula 1997; Udo Hartmann 2001, 76 ff.
7 Caner 2002, 270; s. III 6b und d!
77 Johne 1993, 17 ff; Witschel 1999. 7! Sync. 717; Aur. Vict. 33,6.
? Cedrenus mann
1454.
Alföldi
1967,
1ff; Hoff-
1969 I, 247; de Blois 1976, 26 fF; s. III 1d!
1. Die Reichskrise unter den Soldatenkaisern (235-284)
55
Den finanziellen Bedürfnissen von Heer und Verwaltung entsprechend, wurden die Münzen vermehrt und damit verschlechtert. Das häufigste Nominal des
3. Jahrhunderts ist der von Caracalla eingeführte Doppeldenar („Antoninian“), der den Kaiser in der Strahlenkrone zeigt. Sein Metallwert sank unter Gallienus
auf weniger als ein Prozent des alten Denars, silbern war nur noch ein dünner Überzug. Aurelian unternahm angesichts der galoppierenden Inflation 274 eine
Münzreform, doch blieb ihr der Erfolg versagt.” Die Provinzialprägung für den örtlichen Bedarf im Osten kam zum Erliegen. Prägten unter Septimius Severus noch etwa 250 Städte, so waren es unter Gallienus noch eben zehn. Bis 275 hielt sich Perge," Diocletian schloß die Münzstätte Alexandria.
Um den Fiskus gegen den Rücklauf des minderwertigen Geldes zu sichern, wurde das Steuerwesen zunehmend auf Naturalabgaben (annona) umgestellt. Aus Papyrusfunden wissen wir, daB die Löhne sich etwa ebenso vervielfacht haben
wie die Preise. Insofern hat der Markt die Wirtschaft geschützt.” Benachteiligt waren
die Geldempfänger,
d.h. die Zivilbeamten
und die Grundbesitzer, die ihr
Land verpachtet hatten. Beidemale handelt es sich um Angehörige des Stadtbürgertums, das ohnedies unter allen Plünderungen und Konfiskationen am stärksten zu leiden hatte. Mit jedem stürzenden Kaiser wurden auch dessen Günstlinge und Gefolgsleute enteignet, so daß in der Oberschicht ein Austausch stattfand. Die allgemeine Bedrängnis begünstigte das, was Spengler die „zweite Religiosität“ nannte. Damals breiteten sich insbesondere die orientalischen Erlösungsreligionen aus.” 219 versetzte Elagabal während der Überführung des heiligen Steines von Emesa die Stadt Rom in einen religiösen Taumel." Severus Alexander richtete sich eine Hauskapelle ein, wo er angeblich auch Jesus verehrte.” Nach der
bei Euseb (HE. VI 34) überlieferten, von Hieronymus (chron. zu 245) und Orosius (VII 20,2) nachgesprochenen Legende soll Philippus Arabs der erste christliche Kaiser gewesen sein.“ Einen Anhalt dafür lieferten wohl die Briefe des alexandrinischen Kirchenvaters Origenes an ihn.” Orosius begrüßte es, daß so die Tausendjahrfeier Roms
248 von einem „christlichen“ Kaiser begangen werden konnte.”
# Zos. 161,3. Jones 1964, 26. Kienast (1974,
565) deutet die MaBnahme als Reaktion auf die Revolte der stadtrômischen Münzarbeiter unter Felicissimus 271 (Aur. Vict. 35,6). Göbel
1993;
Watson 1999, 127ff. Zur Inflation: Jones 1974, 187 ff.
# van Heesch 1993. #2 Rostovtzeff 1929 II, 178f.
"* O. Spengler, Der Untergang des Abendlandes 11 1923, 380 ff; Cumont 1931; Alföldy 1989; s. [IT 6a.
# Cass. Dio 80,11; Herodian V 6. “ SHA.
Al. 29,2.
^ Versuche, Philippus als Christ zu erweisen, widerlegt Pohlsander 1980. Nicht ganz richtig ist dessen Bemerkung Of Christianity there is no hint in his coins whatsoever (467), denn es gibt aus Apa-
mea in Phrygien Münzen Philipps mit der Arche Noah und der Beischrift NOE (BMC. XXV 101).
Der Typus kommt schon unter Septimius Severus
vor
(Madden,
Num.
Chron.
NS. 6,
1866,
173 ff; Pilcher, Proceedings of the Society of Biblical Archeology 1903, 255 ff), ist aber eher auf jüdischen als auf christlichen Einfluf in der Stadt zurückzuführen. " Eus. HE. VI 36. Einen historischen Kern sucht Shahid (Rome 1984, 65) in der auch von Vincentius von Lérins, Johannes Chrysostomos und Leontios von Antiochia getragenen Überlieferung. Die übrigen Quellen verzeichnet Pohlsander I. c. *" Zum
Millenarium:
Aurclius
Vict.
28,1;
Epit. 28,3; Eutr. IX 3; Hieron. chron. (irrig) zu 246 und 247; Orosius hist. VII 20,2. Das Datum 248 ist durch die Konsuln Philippus Vater (cos. III) und Sohn (cos. II) auf den Jubiläumsmünzen gesichert:
RIC.
IV 3,88f; 97. Gagé
Polverini in: Christ (Fs.) 1988, 344 ff.
1934, 89fF.
56
II. Die politische Geschichte
Als Decius 249 das zum Regierungsantritt übliche Kaiseropfer anordnete, das die
Christen als Abgótterei verweigerten, kam es zur Christenverfolgung," zumal in den Großstädten Rom, Karthago und Alexandria. Im Unterschied zu den
früheren, bloß örtlichen Verfolgungen war diese reichsweit angelegt, teilweise
außerordentlich grausam und dauerte bis zum Tode des Kaisers. Auch Origenes hat unter ihr gelitten. Über den Vollzug des Opfers wurden Quittungen (libelli libellaticorum) ausgestellt, von denen sich unter den Papyri aus dem Fayyum zahlreiche Exemplare erhalten haben.” 257 erließ Valerian wieder zwei Opfergebote,
um die Loyalität der Bevölkerung zu sichern und die Gunst der Götter zurück zu-
gewinnen, abermals gab es eine Christenverfolgung. Über sie berichten Dionysios von Alexandria und der karthagische Bischof und Kirchenvater Cyprian, der 258
selbst ihr Opfer wurde.” Nach der Gefangennahme seines Vaters 260 (s. o.) gestatte Gallienus den Bischöfen im ganzen Reich wieder den Gottesdienst und gab ihnen die Kirchen und Friedhöfe zurück. Damit behandelte er die Christen als rechtsfähige Körperschaft und akzeptierte ihren Glauben als religio licita." Aurelian bestätigte dies 272, als er
auf Ersuchen der Christen von Antiochia den Streit um die dortige Kirche entschied. Die Christen blieben im ungestórten Eigentum ihrer Güter." Es folgt die für die Mission entscheidende Phase eines vierzigjährigen Kirchenfriedens. Der Phil-
hellene Gallienus war befreundet mit Plotin, dem Begründer des Neuplatonismus. Dessen Absicht, eine Idealstadt Platonopolis zu errichten, scheiterte 268 mit dem
gewaltsamen Tode des Kaisers."
Während der Neuplatonismus auf eine kleine Schicht von Gebildeten beschränkt blieb, erfreute sich die mit dem
Mithraskult
verbundene
Sonnenverehrung
großer Beliebtheit.” Aurelian ließ dem Sol Invictus in Rom 274 einen großen Tempel bauen, dessen Reste unter der Kirche San Silvestro liegen.” Der Sonnenkult zeigt
durch seine orientalische Herkunft und durch seinen monotheistischen Zug eine innere Nähe zum Christentum; Constantius Chlorus und Constantin waren Sonnenverehrer, bevor die Entscheidung für das Christentum fiel (s. II 3). Aurelian
weist auch darin auf die Dominats-Epoche voraus, daß er den zeremoniellen Rang
* Euseb. 1973,
Nr.
HE. VI 235.
Lactanz
MP.4; AE.
existierenden Nachfolger das Kirchengut testa-
II
164 ff: Vogt,
mentarisch hätte vererben müssen, was rechtlich anfechtbar und unpraktikabel war und nirgends
39ff;
Lietzmann
1936,
Christenverfolgung (historisch) RAC. II 1954, 1183 ff; Molthagen 1975, 61 fF; Selinger 2002. ** Harnack, Mission 1924, 714 f. Ob unter den
Empfängern Christen waren, ist unklar. ” Euseb.
HE. VII
10ff.
Molthagen
Kirchengüter als bona vacantia an den Fiskus ge1975,
85 ff ; Selinger 2002. *? Barnes ZAC. 1998, 293. % Euseb. HE. VII 13; 30,19;
171; 111 1938, 42f;
fallen. Das war schwerlich beabsichtigt. Vermutlich wurden die Christen ebenso behandelt wie
die Juden und andere Kultgenossenschaften mit SHA.
Severus
Alexander 49. Zum Grundbesitz der Gemeinden: Harnack, Mission 1924, 616; Lietzmann II 1936,
bezeugt ist. Bei einer Unterbrechung der Sukzession oder dem Fehlen eines Testaments wären die
Kriegbaum
1997. Die
ihren Versammlungsorten und ihrem Besitz. Schenkungen gelten stets der Gemeinde, nie dem Bischof, der selbst als Stifter auftreten konnte.
Annahme, daB nicht die Gemeinde, sondern die
* Heinemann
einzelnen
% Cumont
Bischöfe
Privateigentümer
wären,
hätte zur Folge, daß jeder Bischof die Kirche hätte verkaufen können und seinem noch nicht
1921; Bréhier 1928; s. II 62!
1931; Merkelbach 1984.
% Aur. Vict. 35,7. Coarelli 1974, 233; Watson 1999, 188 ff; U. Hartmann 2001, 413.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
57
des Kaisertums erhöhte. Er ließ sich auf Inschriften den Titel deus, auf Münzen den
Titel dominus et deus gefallen.” An den Tod des letzten Severers 235 knüpft Aurelius Victor (24,8 ff) die Betrachtung: fortan seien die Kaiser mehr darauf bedacht gewesen, gegen ihresgleichen zu kämpfen und die Römer zu berauben, als die Feinde abzuwehren. Gute und Schlechte, Vornehme und Gemeine, ja Barbaren seien an die Macht gekommen,
so daß der status Romanus in den Abgrund gestürzt wurde. Diese moralisierende Innensicht muß ergänzt werden durch die Vorgänge im Barbaricum, wo in den Germanen und Persern dem Reich neue Bedrohungen heranwuchsen. Nicht zuletzt daraus sind die Kaiserwechsel und die Wirtschaftskrise, die Geldentwertung
und die Christenverfolgung zu erklären.
Die Reichskrise der Soldatenkaiserzeit erreichte ihren Tiefpunkt unter Gallienus (260-268).* Unter Claudius, Aurelian und Probus begannen sich die Verhältnisse langsam zu festigen.” Im Hinblick auf die äußere Lage bildete das 3. Jahrhundert
ein
Vorspiel
zur
Vólkerwanderung;
die innere
Situation
lieferte
die
Voraussetzungen für die Reformen der Spätantike. Bevor dann der Sturm 376 endgültig losbrach, wurde das rómische Gemeinwesen nochmals umfassend erneuert und in jene durch Christentum und Bürokratie geprágte Form gebracht, in der
es für das romanisch-germanische und das byzantinisch-slawische Mittelalter bedeutsam wurde.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284—305) Quellen: Auch für die Zeit Diocletians gibt es keine gute historiographische Überlieferung. Am ausführlichsten berichtet Lactanz (MP. 7-43). Er ist zeitgenössisch, aber einseitig christlich. Die erforderlichen Korrekturen verzeichnen die Kommentare von Moreau (1954) und Creed (1984). Zusätzliches Material bietet Eusebs Kirchengeschichte (HE. VIII), verfaßt unter Constantin; ebenso Eusebs Chronik in der lateinischen Fassung des Hieronymus. Die spáteren Epitomatoren Aurelius Victor (Liber de Caesaribus 39), die von ihm abhängige ‚Epitome de Caesaribus! (Epit. 39) und Eutrop (IX 19-28) sind knapp. aber wichtig. Die Übereinstimmung unter den letztgenannten Quellen - auch in bestimmten Irrtümern (Barnes, in: Phoenix 1976, 174) — erklärt sich aus der gemeinsamen Abhängigkeit von der Enmannschen Kaisergeschichte. Die anonymen lateinischen Panegyriken VIII bis XI (Mynors) auf die Mitkaiser Diocletians sind tendenziös, aber informativ. Der Bericht des Zosimos über Diocletian ist verloren, er stand am Anfang des zweiten Buches. Einzelnes findet sich, wie stets, in den späteren Chroniken (Joh. Ant. fr. 164-167; Theophanes 5777-5796) und bei den Kirchenvätern. Eine Zusammenstellung des Überlieferten bringt Zonaras
(XII 31f).
Von Diocletian sind 1300 Gesetze oder Fragmente von solchen erhalten (Jones 1964, 37), zumeist im ‚Codex Justinianus', in den ,Fragmenta Vaticana', in der ‚Mosaicarum et Romanarum legum collatio! und anderen kleineren Sammlungen, überwiegend sind es privatrechtliche Reskripte aus der Zeit vor 300. ” Epit. 35,5; Dessau 585; 5687; RIC. V
“ Ein düsteres
1 S. 299.
es ihm gleich. Ägypten
und Syrien fielen ab,
Bild der Zeit unter Gallienus
Raetien ging verloren, Noricum und Pannonien
entwirft der Panegyricus von 296 auf Constantius: „Das römische Licht erlosch in den Provin-
wurden verwüstet, selbst Italien, die Herrin der Völker mußte die Zerstörung vieler Städte be-
zen. Durch Nachlässigkeit oder Schicksal wurde
dauern“ (Paneg. VIII 10).
der Staat
an allen Gliedern
Perser erhob
verstümmelt.
sich allzusehr, der Palmyrener
Der tat
w Mattinglv, CAH. in: ANRW.
II,
2 1975,
XII
1939, 297 ff; Polverini
1013 ff; Sotgiu l. c. 798 FF.
58
II. Die politische Geschichte
Die - insgesamt über 300 (KneiBl 1969, 178) - Inschriften sind unter anderem dadurch wichtig, daB die Siegertitulaturen (Germanicus, Sarmaticus usw.) aus den verschiedenen Jahren Hinweise auf die Chronologie der jeweiligen Kriege geben. Eine Auswahl findet sich bei Dessau Nr. 612-650; 89298932. Nr. 642 ist der Vorspruch zum Höchstpreisedikt von 301, vgl. HI 3a. Die Münzen bis zur Reform von 294 präsentiert Webb RIC. V 2, 1933; die aus Lyon: Bastien 1972. Die Münzen danach:
Sutherland RIC. VI 1967. Kaiserporträts: L'Orange 1984.
Kaiser Carus wurde bei seinem Feldzug gegen Persien im Sommer 283 vor der feindlichen Hauptstadt Ktesiphon vom Blitz erschlagen: fulminis ictu conflagravit.' Das Heer erhob daraufhin seinen jüngeren Sohn Numerianus zum Nachfolger, doch fiel dieser auf dem Rückmarsch einem Mordanschlag zum Opfer, angeblich durch seinen Schwiegervater, den praefectus praetorio Aper.
Bei der Wahl des neuen Kaisers am 20. November 284! in Nikomedien ernannte der Rat der Offiziere jedoch nicht Aper, sondern Diocletian. Er stammte aus
Dalmatien, mithin aus einer jener Donauprovinzen, die dem Reich während des 3. und 4. Jahrhunderts die wertvollsten Truppen stellten. Als Freigelassener oder Sohn eines unbekannten Schreibers' hatte er sich im Heere hochgedient und kommandierte zuletzt eine Gardetruppe. Nach seiner Erhebung änderte er seinen Namen von Diocles in Gaius Aurelius Valerius Diocletianus." Diocletians Sorge galt zunächst der Sicherung seiner Herrschaft. Im Angesicht der Heeresversammlung stach er Aper nieder, um Numerianus zu rächen und sich
von dem gefährlichsten Mitbewerber um die Macht zu befreien. Carus hatte vor dem Zug gegen Persien seinen älteren Sohn Carinus als Caesar in Gallien zurückgelassen.* Carinus mußte zunächst bei Verona den Gegenkaiser Sabinus Julianus niederwerfen, dann zog er Diocletian mit Heeresmacht entgegen. Bei Margus
in Moesien kam es im Juli 285 zum Kampf. Diocletian unterlag, aber Carinus wurde von seinen eigenen Offizieren umgebracht.’ Diocletian begnadigte die Soldaten des Carinus und beließ die Beamten im Dienst. Angesichts der bedrohlichen Lage sowohl im Osten als auch in Gallien ernannte Diocletian am 13. Dezember 285 seinen Landsmann‘ und Waffengefährten Maximianus zum Caesar’ und nach einem Sieg über die gallischen Bagauden (s. u.) ! Aur. Vict. 38,3.
? Als dies imperii Diocletians galt früher der 17. November 284, Seeck I 438; Stein 1928, 94. Aus
zwei Papyri und Lactanz MP. 17, 1 ergibt sich jedoch der 20. November, PLRE. 1 254; Festy 1982, 197; Thomas
1999.
dort manche seiner 1976 aufgestellten Thesen. Zum tetrarchischen System: Frank Kolb 1987. * Hieron. chron. zu 286; Chron. Min. I 643. 5 Die Eltern und die genaue Herkunft Diocletians sind unbekannt, nach Eutrop (IX 19) und der ‚Epitome des Caesaribus" (39, 1) war er Frei-
und seine Tetrarchie sind in der
gelassener eines Senators namens Anullinus. Sein
Forschung lange stiefmütterlich behandelt worden. An Monographien besitzen wir die Bücher von Stade (1926), Seston (1946), Williams (1985), Corcoran (1996/2000) und Kuhoff (2001). Einzel-
Geburtsort ist móglicherweise Salona, s. u. Un-
aspekte bei Demandt/Goltz/Schlange-Schóningen 2004, insbesondere Kuhoff ebd. 10ff. In kürzerer Form behandeln die Zeit W. Seston, Diocletianus,
sen wir nahezu nichts. Den Augusta-Titel hat sie anscheinend nicht geführt.
RAC. ΠΙ 1957, 1036 ff; Finley 1968; EnBlin, Vale-
und Johannes Antiochenus (fr. 162) als Scheusal geschildert.
> Diocletian
rius Diocletianus, RE. VII A, 1948, 2419ff. Rees 2004; Bowman in: CAH. XII 2005, 67 ff; Lo Cascio l. c. 170fF; Boschung/Eck 2006. Chronologi-
sche Probleme erórtert Barnes 1982 und korrigiert
sicher ist auch das Geburtsjahr, vielleicht 247, der
Geburtstag ist der 22. Dezember (Barnes 1976, 177; 1982, 30). Über Diocletians Frau Prisca wis-
* Carinus wird von Eunap (fr. 4 = Suidas, K 391)
? Eutrop IX 20; Aur. Vict. 39, 11; PLRE. 1, 181.
* Epit. 40,10.
* Eutrop IX 20 und 21. Der dies imperii Maxi-
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
59
am 1. April 286 zum Augustus, zum gleichberechtigten Mitkaiser für den Westteil des Reiches." Maximian übernahm die Gentilnamen Diocletians und nannte sich fortan Marcus Aurelius Valerius Maximianus. Damit war er in die Kaiserfamilie eingetreten und wurde von Diocletian als „Bruder“ bezeichnet. Er stand Diocletian
nur an auctoritas nach, insofern Diocletian der auctor imperii Maximians war und
zwei Konsulate voraushatte." Beide hatten das Recht zur Gesetzgebung." Der Gedanke
des
regionalen
Mehrkaisertums
war
keine
Erfindung
Diocletians
(s. 11 1). Das Neue lag darin, einen nicht verwandten Offizier zum Kollegen zu ernennen. Diocletian hatte keinen Sohn, so mußte er die reale durch eine fiktive
Dynastie ersetzen. Die Angehörigen der Kaiser werden in offiziellen Dokumenten nicht genannt. Die Unruhen an den Grenzen ließen auch die Zweizahl der Kaiser als ungenügend erscheinen. Daher weitete Diocletian sie zur Viererherrschaft, zur Tetrar-
chie'' aus: ut duo sint in re publica maiores, qui summam rerum teneant, item duo minores, qui sint adiumento." Am 1. März 293 erhob Diocletian Galerius" und Constantius
(I Chlorus)" zu untergeordneten Mitkaisern." Sie wurden adoptiert und so zugleich designierte Nachfolger. Der Panegyriker von 298 (IX 15,2) spricht von Imperatores et Caesares. Die beiden neuen Caesaren waren ebenfalls illyrische Soldaten einfacher Herkunft." Ihre Väter kennen wir ebensowenig wie die von mians als Caesar ist umstritten. Für den 21. Juli votiert nach den Acta Marcelli 1 2 (= Krüger/
12 Liebs 2004, 89.
Ruhbach 1965, 88) Barnes (1976, 177). Dies aber dürfte, wie Nixon (1981) erkannt hat, der Ge-
" Lact. MP.
burtstag Maximians gewesen sein, den auch Bar-
Zum Wandel des Begriffs: Vollmer 1991. 18,5.
'5 W. EnBlin, Maximianus (Galerius, RE. XIV 2, 1930, 2516 ff; Altendorf, Galerius, RAC. VIII
nes (1982, 32) von dem Diocletians trennt. Die
1972,
viermalige Erwähnung des geminus natalis im Panegyricus (X1) von 291 ist nach dem von Nixon überprüften Codex Harleianus in London stets als genuinus natalis zu lesen. Gemeint ist der biologische im Gegensatz zum amtlichen Geburtstag (natalis purpurae). Damit entfällt Seecks (I 24) Annahme eines gemeinsamen Geburtstages samt
Epit. 40,16) in Dacia Ripensis, vom Kaiser nach
den
daraus
für den
„Aberglauben“
Diocletians
gezogenen Folgerungen. Chastagnol (1967) und Rousselle (1976) setzen die Caesar-Erhebung zwischen den 10. und den 31. Dezember 285, Frank Kolb (1987, 28f) schlägt nach Lact. MP. 17 den 13. Dezember vor. '? Oros. VII 25,2; Chron. Min. 1 229; Festy 1982, 193ff, vgl. AE. 1982, 7; Pasqualini 1979; EnBlin, Maximianus, RE. XIV 2, 1930, 2489 ff.
" Diocletian erscheint in seinem ersten sicheren Konsulat
285
als cos. Il, in seinem
zweiten
287 als cos. III neben Maximian. Das erste Kon-
sulat Diocletians ist problematisch. Entweder übernahm er mit dem Kaisertitel am 20. November 284 ein Suffektkonsulat (so Barnes 1982, 93) oder er bekleidete ein solches schon 283, wie es das Chronikon Paschale (Chron. Min. I 229) verzeichnet. Offenbar hat Diocletian dies dann, ähnlich wie Anicius Faustus cos. 11 298, mitgezáhlt.
seiner
786ff.
Den
Mutter
Geburtsort
Romula
Romulianum
benannt,
kennen
(so wir
durch die 1984 publizierte Inschrift FELIX ROMULIANA aus dem spätantiken Palast Gamzigrad in Serbien. Er bietet mit seiner rechtwinkligen Umwehrung eine Parallele zu Spalato. Später wurde der Palast zur Kirche umgebaut, das ganze um 450 zerstört, vermutlich von den Hunnen, und unter Justinian neu befestigt: Proc. aed. IV 4,3. Srejovic
1993; Srejovic/Vasic
1994;
Sommer von Bülow 2006. '* Anon. Val. 2. Seeck, Constantius, RE. IV 1, 1900, 1040 ff; Moreau, Constantius I, JbAC. 2, 1959, 158 ff.
" Den dies imperii überliefert Paneg. VIII 3,1. Das
Chronikon
Paschale
(Chron.
Min. I 230)
gibt stattdessen den 21. Mai. Das Jahr erschließt Seeck 1, 454. Als Orte kommen Nikomedien und Sirmium, vielleicht Mailand in Frage. Seeck I, 454;
Creed
1984,
(1946, 88fF) und
100
zu
Lact.
MP.
19.
Seston
König (1974, 567 ff) suchten
für Galerius den 21. Mai 293 zu erweisen, dagegen Barnes 1982, 62.
^ Epit. 40,15.
60
Il. Die politische Geschichte
Diocletian und Maximian. Galerius hatte in unbekannten Stellungen unter Aurelian und Probus gedient," Constantius stammte von der unteren Donau, aus Thrakien beziehungsweise Moesien," er war zuvor protector, tribunus, praeses Dalmatiarum
und wahrscheinlich praefectus praetorio." Er hatte sich durch einen Sieg über die Rheingermanen ausgezeichnet und war vermutlich schon seit 289 mit Theodora,
der Stieftochter des Maximianus, verheiratet.” Die vollen Namen der Caesaren
lauteten nun: Gaius Galerius Valerius Maximianus und Gaius (oder Marcus) Flavius Valerius Constantius." Sie trugen den Titel nobilissimus Caesar. Galerius mußte seine Frau verstoßen und erhielt Valeria, die Tochter Diocletians, zur Gemahlin.” Das
Kaiserkollegium wurde als Einheit gesehen. Offizielle Dokumente tragen alle vier Namen, nannt.”
und auch wo
nur einer gemeint
sein kann, werden
die anderen mitge-
Das ganze System empfing seine höhere Weihe schon bei Erhebung durch die
Zuordnung von Schutzgottheiten:
Diocletian erwählte sich Juppiter und
nahm den Beinamen Jovius an, Maximianus erhielt Hercules als Patron und nannte sich Herculius. Galerius und Constantius wurden den Göttern ihrer Oberkaiser unterstellt, daneben
erscheinen
Mars
und
Sol auf Münzen
und
Inschriften
der
Tetrarchen. Constantius verehrte den in seiner thrakischen Heimat populären Sonnengott, dem auch Constantin zunächst zugetan war.” Diocletian wirkte zumeist im Osten. In Nikomedien
(Ismid) errichtete er sich
eine Residenz mit Basiliken, Zirkus, Münzstätte, Waffenfabrik und Häusern für Frau und Tochter - er wollte die Stadt „Rom gleichmachen“.” Galerius stand in
Illyricum, erscheint aber auch an der Perserfront und in Ägypten. Er hielt Hof seit 298 in Sirmium und in Thessalonike, wo er einen Palast, eine Rennbahn, einen „Triumphbogen“ und sein Mausoleum, die heutige Kirche Haghios Georgios errichten lieB.* Maximianus bekam Italien bis zur oberen Donau, Raetien, Spanien”
und Africa, er residierte in Mailand, Lyon und Aquileia.” Die Wahl Mailands war
insofern vorgeprägt, als hier eine Münzstätte bestand und bereits Gallienus hier das neugeschaffene Reiterheer stationiert hatte. Dem Caesar Constantius wurden Gal9 Aur. Vict. 39,28.
? Julian 348 D; 350 C; 367 C. Zur angeblichen Herkunft von Claudius Gothicus s. Syme
ge-Schöningen 2004, 27ff. Zur (überschätzten) Sol-Verehrung des Constantius Chlorus: Castri-
1983, 63 ff.
2! Anon. Val. 2 ohne Hinweis auf die Präfektur (so auch PLRE. 1 228; 407); dafür jedoch Seeck, Constantius, RE. IV 1, 1900, 1040 f; ebenso Bar-
nes 1982, 125f. Die Frage der Präfektur hängt ab von der Interpretation von
2 Dessau 631—633; Lact. MP. IX 9; Paneg. VI 14,3; X 11. Kolb in: Demandt/Goltz/Schlan-
Paneg. II 11,4, s. Ni-
xon/Rodgers 1994, 70f.
tius 1969, 26 ff; Wallraff 2001. 27 Lact. MP. 7, 9ff. ?* Grégoire 1939; dessen Vermutung, daß Ga-
lerius dort nicht bestattet wurde, bestátigt Epit. 40,16, s. IL 3! Laubscher 1975. Die Reliefs des
Bogens verherrlichen den Persersieg von 297.
2 Aur. Vict. 39,25; Epit. 39,2; 40,12; Hieron.
* Die Zuordnung von Spanien ist umstritten.
chron. zu 292. Nach Anon. Val. 2 und Philost. II 16 war Theodora eine leibliche Tochter Maxi-
Julian (51 D). Aurelius Victor (39,30) und Orosius VII 25,15 (pace Zangemeister) weisen es Constantius zu, während Lactanz (MP. 8) es
mians, so auch Barnes 1982, 33. Zum Datum der Hochzeit: Seeck, Constantius, RE IV 1, 1900, 1041; Kónig 1974, 574; Barnes 1982, 126.
?! Dessau 636fF. ^! Hieron. chron. zu 292.
?* Zu den Papyri : Maresch in: Boschung/Eck 2006, 75 fF.
dem
Herrschaftsbereich
Maximians
Daß Lactanz Recht hat, zeigt Barnes
Constantius erhielt Spanien 305. % Calderini 1953.
zurechnet. 1982,
197.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
61
lien und Britannien übertragen. Residenzen waren Trier" und York. Die Auftei-
lung ist elastisch gehandhabt worden, grundsätzlich unterstand jedem Augustus eine ganze Reichshälfte.
Infolge dieser Umstrukturierung verlor Rom seine alte Stellung als Verwaltungszentrum. Dies trug der Verlagerung der Brennpunkte Rechnung. Immerhin wahrte die Stadt ihren alten Ehrenrang; hier wurden große Staatsfeste begangen, so
der mauretanische Triumph Maximians 298 oder 299" und die Vicennalien Diocletians 303 (s. u.). Das Volk behielt seine Spiele und Lebensmittelspenden, und die staatliche Bautätigkeit ging weiter (s. III 4a). Lactanz (MP. 7,8) bezichtigt Diocletian einer unbegrenzten Bauwut (infinita cupiditas aedificandi), und tatsächlich gehört er mit Augustus, Trajan, Hadrian und Justinian zu den bedeutendsten Bauherren unter den römischen Kaisern. Außer Rom und Nikomedien verschönerte er Alexandria. Dort ließ er Thermen bauen." Daneben stehen seine umfangreichen Befestigungen, namentlich an Rhein, Donau und an der Ostfront.“ Diocletians groß-
artigste
Bauschöpfung
Spalatum
ist indessen
sein
kastellartiger
Alterspalast
Aspalathos-
(Split) bei Salona. Er steht an der Stelle einer älteren, den dortigen
warmen Quellen gewidmeten Anlage und zählt neben den Basiliken und Thermen der Hauptstädte zu den höchsten Architekturleistungen der Spátantike." Die Befugnisse der vier Kaiser waren im wesentlichen gleich. Sie umfaßten das oberste Heereskommando, die Finanzhoheit, das Recht der Beamtenernennung und die hóchste Rechtsprechung usw. Die Ernennung der Konsuln blieb bei Diocletian, Reskripte erteilte ebenfalls Maximian, schon als Caesar. Das ius respondendi der Caesaren in der vollendeten Tetrarchie ist nicht ganz klar." Jeder Tetrarch, so
scheint es, hatte seinen eigenen praefectus praetorio." Die Kaiser haben sich bisweilen getroffen, um gemeinsame Probleme zu besprechen und Staatsfeste zu begehen, so 288 vermutlich in Raetien, 291 im „Herzen Italiens“, wohl in Mailand," und bei den Vicennalien Diocletians am 20. November 303 in Rom."
Zur Sicherung ihrer Herrschaft mußten die Tetrarchen gegen äußere wie gegen innere Feinde langwierige Kriege führen. Die Situation in Gallien hatte sich verschárft, nachdem Carinus mit den gallischen Truppen gegen Diocletian nach Illyricum gezogen war. Große Banden entlaufener Soldaten und verarmter Bauern verheerten das Land. Sie wurden mit dem keltischen Wort „Bagauden“ (Bagaudae, Bacaudae) bezeichnet, was soviel wie „Kämpfer“ oder „Räuber“ bedeutet (s. III 2 d).
" Zum
spätantiken
Trier
vgl.
Heinen
1985,
266 ff. Als Palast galten bis ins 19. Jahrhundert die
der Tetrarchen sonst: Hieron. chron. Aur. Vict. 39,45; Chron. Min. I 446.
zu
302;
3 Theoph. a. m. 5945.
* Die Reskripte, die Maximian im Westen erteilt hat, sind nicht in den ,Codex Justinianus' eingegangen. Die wenigen erhaltenen stammen überwiegend aus den ,Fragmenta Vaticana'
“ Paneg. IX 18, 4.
(FIRA.
* Die Thermen von Spalato erwähnt Sido-
265; Liebs 1983, 508; Corcoran
constantinischen Kaiserthermen: Krencker 1929.
? Zum Datum des Triumphs: Barnes, Phocnix 1976, 180.
nius,
carmen
Hébard/Zeiller
XXIII 495ff.
1912
(mit
Niemann
malerischer
1910:
Rekon-
Il,
463ff).
Mommsen,
Ges.
Schr.
I,
1996/2000, 272 f.
” Barnes 1982, 124 fF. Die Quellenlage ist unklar: Enßlin RE. XXII 1954, 2426.
struktion); Marasovic 1969; 1979; 1995; Wilkes 1993; Niksic in: Demandt/Goltz/Schlange-Schónıngen 2004, 163 ff. Zum späteren Schicksal des
* Paneg. X 9; XI 4,2. * Lact. MP. 17.1; Paneg. VII 8,7f; Eutr. IX 27; Hieron. chron. zu 304. Nixon, Phoenix
Palastes: Belamaric ebd. 141 ff. Zur Bautätigkeit
1981;
Kolb
1987,
145 ff.
62
II. Die politische Geschichte
Sie standen unter der Führung von Aelianus und Amandus. Letzterer prägte Münzen mit der gewöhnlichen Kaisertitulatur.“ Es handelt sich mithin um einen Usurpator. Anfang 286 wurden die Empörer von Maximianus ohne große Mühe
besiegt," doch ist das Bagaudenproblem im 5. Jahrhundert erneut aufgetaucht, diesmal in Spanien. Eine ernstere Gefahr bildeten die Germanen. Fränkische und sächsische Seeräuber suchten Britannien
heim. Die Sachsen (Saxones) erscheinen damals zum
ersten Mal in den spätantiken Quellen.“ Sie begegnen uns noch nicht bei Tacitus, wohl aber um 150 n. Chr. bei Claudius Ptolemaeus (II 11,11) an der kimbrischen
Halbinsel, d. h. auftreten, sind zugerechneten gehören in der
in Holstein. Wenn sie 285 und sonst mit den Franken gemeinsam sie wohl deren Nachbarn gewesen, hatten mithin die spáter ihnen Chauken schon damals inkorporiert.” Auch weitere Altstimme Spätantike zu den Sachsen, so daß wir hier eine Vereinigung ähnlich
den Alamannen und Franken vorfinden. Den Namen der Sachsen deutete schon Justus Móser
1768 als die „Ansässigen“. Das Kurzschwert Sax heißt nach ihnen,
nicht umgekehrt." Der Name Saxonia wurde im 4. Jahrhundert auf das gesamte Gebiet ihrer Seeherrschaft bis auf die „Insel Thule" ausgedehnt.”
Die Abwehr der germanischen Piraten übertrug Maximian dem menapischen Seemann Marcus Aurelius Mausaeus Carausius.“ Er vertrieb die Barbaren, wurde
jedoch beschuldigt, die Beute für sich behalten zu haben. Als Maximian ihn zur Rechenschaft ziehen wollte, ließ sich Carausius Ende 286 zum Augustus ausrufen
und behauptete bis 293 Britannien und den gallischen Brückenkopf GesoriacumBononia (Boulogne). Dann wurde er von seinem Finanzminister (rationalis summae
rei) Allectus beseitigt, der sich ebenfalls zum Augustus aufwarf. 296 unterlag dieser dem praefectus praetorio des Constantius." Der Caesar kam selbst nach Britannien," ließ Verulamium (St. Albans) wieder aufbauen und schützte die Insel gegen die Einfälle der Picten und Scoten. Damit war diese Insurrektion niedergeworfen. Beide Kanalküsten wurden durch Kastelle gesichert." Im Bereich des Niederrheins dehnten sich die Franken aus, am 1. Januar 287 stórten sie die Feier des Konsulatsantritts Maximians
in Trier, wurden
danach
jedoch geschlagen.” 294 unterwarf Constantius das von Franken und Friesen be“ Eutr. IX 20,3; RIC. V 2,595. Zweifel an der Echtheit erwähnt Urban 1999, 96. 4 Eutr. IX 20; Aur. Vict. 39,17; Zon. XII 31.
Sachsen vor 150 n. Chr. hieß, konnte Widukind nicht wissen. 4 AE.
1931,
53;
Amm.
XXVII
8,5;
Claud.
Die Konjektur im Panegyrikus des Eumenius (Paneg. IX 4,1) latrocinio Bagaudicae rebellionis aus latrocinio Batavicae rebellionis (so codd.) bei Baehrens (Teubner) und Mynors (Oxford) ist unbegründet; richtig Galletier (Bude), vgl. 21,2. Szadeczky-Kardoss, Bagaudae, RE. Suppl. XI, 1968,
VIII 31; ders. carmina minora 30,40 f. Demandt
348.
* Paneg. VIII 6,1; 14-17. Die Ankunft des Kaisers in London ist dargestellt auf einem Gold-
42 Eutr. IX 21; Joh. Ant. fr. 164; vgl. Aur. Vict. 39,20, er faßt Franken
und Sachsen unter
dem Namen Germani zusammen. 4 Zos. IIl 6,1.
* Wie Widukind von Corvey 17 und L. Schmidt 1938, 37 meinten. Die fränkische Wurfaxt hieß Francisca. Wie das Kurzschwert der
1972, 89.
** Collingwood-Myres 1936, 276 ff; Shiel 1977; Frere 1967/78, 376 ff; Birley 1981, 309 ff; Casey 1994.
4 Aur. Vict. 39, 39 ff.
medaillon zu 10 aurei aus der Münzstätte Trier von 296/299, Kent 1973 Nr. 591.
* Hoffmann 1973, 4. * Paneg. X 6; VIII 21. Zóllner 1970, 12. Zu Franken und Alamannen: Goltz in: Demandt/
Goltz/Schlange-Schóningen 2004, 95 f.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
63
setzte Bataverland. 295 erneuerte er den Mars-Tempel in Bonn und die Kastelle an Rhein und oberer Donau.” Der Frankenkönig Gennobaudes schloß um 288 Frieden, fränkische Wehrbauern (laeti) erhielten Wohnsitze an der Mosel und im Raume des späteren Burgund.“ Die Straße von Köln nach Boulogne wurde durch eine Kastellkette zur Militärgrenze ausgebaut." Das Kommando über den Rheinlimes erhielt ein neugeschaffener dux." Im ehemaligen Decumatland hatten sich nach dem Fall des Limes die Alamannen festgesetzt und beunruhigten unden, ihren óstlichen Nachbarn,
von hier aus, 288 gemeinsam mit den Burgdie gallisch-raetischen Provinzen. Gegen sie
gingen Maximian und Diocletian gemeinsam vor. Angeblich wurden sogar die Donauquellen wieder römisch.” Dem Schutz des Mittelrheins diente die neue Brücke bei Mainz.” Das innere Gallien war jedoch in keiner Weise gesichert. 298 entkam Constantius nur knapp einem Überfall der Alamannen bei Lingonae-Langres,
die Stadttore waren
bereits geschlossen,
und er mußte
am Seil die
Mauer hochgezogen werden.” Er vermochte die Eindringlinge jedoch zu besiegen und brachte ihnen bei Vindonissa (Windisch) eine weitere Niederlage bei." Gegen die anhaltenden Angriffe der Germanen wurde der Oberrhein bis zum Bodensee durch eine Kette von Kastellen gesichert, vermutlich sind damals auch Kaiseraugst und Konstanz am Bodensee gegründet worden. Östlich anschließend entstand der strategisch ungünstige Iller-Donau-Limes.” An ihm, am Rhein bis zur Nordsee und im Hinterland sicherten über hundert Kastelle die Provinzen.” Im Gebiet der mittleren Donau hören wir von Kriegen Diocletians gegen die Sarmaten (292), des. Galerius gegen Sarmaten und Jazygen (294), gegen Goten, Marcomannen, Bastarnen und Carpen (295), die in Pannonien und Moesien Land erhielten.“ 303 übernahm er zudem ein ungenanntes, von den Goten vertriebenes ® Aus der Zeit um 300 stammen die Befesti-
“ CIL. XIII 8019; Paneg. IX 18,4. * Paneg. X 10,3; VIII 21.
* Zollner 1970, 14 Anm. 5 mit Literatur; Petrikovits 1971; Bogaers/Rüger 1974, 18fF.
gungen von Kaiseraugst, Irgenhausen, Oberwinterthur (Dessau 640 von 294), Tasgaetium gegenüber Stein am Rhein (ebenfalls von 294), Schaan und Arbon, sowie die Römerstraße von
ss CIL. XIII 3672. 55 Paneg. X 5,1; VIII 3,3.
Zürich über die Walensee-Route nach Sargans:
* Ein archäologisches Zeugnis hierfür ist das in der Saône bei Lyon gefundene Bleimedaillon im
Hoffmann
1973,2. Die Stadt Konstanz
ist zuerst
Cabinet des Medailles zu Paris, das im oberen Feld
im 6. Jh. beim Geographen von Ravenna (IV 26 p. 231) bezeugt, doch legen die Umstände
die Legende SAECULI FELICITAS und zwei Kaiser
eine Gründung durch Constantius I nahe. Beyer-
zeigt, denen sich Barbaren mit Frauen und Kindern bittend nihern, im unteren cine Brücke über
le (1956) und Feger (1956, 50) halten auch eine
den FL(UVIUS) RENUS von MOGONTIACUM nach CASTEL(LUM), über die von Soldaten eskortierte Barbarenfamilien nach Gallien kommen.
Alföldi (1958/2000, Barbarenansiedlungen
M. R.-
167ff) bezieht dies auf die von 296, Paneg.
VIII 8,4,
wo allerdings Franken gemeint sind. Jullian VII 1926, 72; Seston 1946, 105 f; Stümpel 1979/80. * Eutr. IX 23.
5* Eutr. ]. c. und Hieron. chron. zu 300 n. Chr. faseln von 60000 toten Alamannen. Mit diesem
Sieg verbindet Bittel (1955) die Alamannia-Reliefs von Nicaea.
Entstehung des Ortes im Zusammenhang mit dem Zug von Constantius Il gegen die Lentienses 354 f für möglich, doch spricht dagegen, daß
Ammian (XIV 10; XV 4) nichts darüber meldet und
daß
Constantius I1. nicht
Rheinkastellen
erwähnt
als Erbauer
wird.
Zum
von
Iller-Do-
nau-Limes: Kellner 1957. ** Fischer in: Boschung/Eck 2006, 113. *! Eutrop. IX 25; Aurelius Vict. 39,43; Amm. XXVIII
1,5; Chron.
Min.
Nixon/Rodgers 1994, 117.
1 230;
Paneg.
VIII 5.
64
Il. Die politische Geschichte
Volk auf römischen Boden, aus dem sich später Maximinus Daia eine Leibwache
zusammenstellte. Nach dem Zeugnis Eusebs wurden den Goten Stillhaltegelder gezahlt.” Die Lage an der persischen Front“ entspannte sich bei Diocletians Regierungsantritt durch einen Zwist im sassanidischen Königshaus. Varanes (Bahram) II konnte den Tod des Carus nicht ausnutzen, weil sein Bruder Hormisdas von ihm abgefallen war.‘ 288 kam es zum Friedensschluß, der Perserkönig bestätigte die Euphratgrenze und sandte Diocletian seltene Tiere für seine Zirkusspiele. 290 mußte Diocletian einen Sarazeneneinfall abwehren.* Wie am Rhein, so wurden
auch an Donau und Euphrat die Kastelle verstärkt.” Als 293 Narses König von Persien geworden war, besetzte er Armenien und brachte dem „neuen Alexander“ Galerius 296 bei Carrhae eine Niederlage bei.“
Dem gemeinsamen Angriff von Galerius und Diocletian 297 waren die Perser
jedoch nicht gewachsen. Nach dem römischen Sieg, bei dem der persische Harem den Römern in die Hände fiel, kam es 298 zu einem Frieden, der beinahe vierzig
Jahre gehalten hat.” Die Grenze wurde über den oberen Tigris hinausgeschoben, die Stadt Nisibis (Nusyabin) geriet abermals unter die Herrschaft Roms. Sie wurde zum Handelsplatz zwischen den beiden Völkern bestimmt.” Nisibis war 114 von Trajan und 162 von Lucius Verus gewonnen worden, hatte von Severus den Eh-
rennamen „Septimia“ erhalten und war nach kurzen Zeiten der Perserherrschaft 243 von Gordian III und 262 von Odainathos für das Reich gesichert worden." Das Verhältnis zwischen Römern und Persern wurde stets überschattet vom beiderseitigen Interesse an Armenien.” Keine der beiden Großmächte war stark genug, ganz Armenien zu gewinnen, und die Armenier selbst waren zu schwach,
um sich zwischen den Blöcken als selbständiger Staat dauerhaft zu behaupten. Das Land blieb ein Pufferstaat, mal geteilt und mal vereinigt, bald stärker der einen, bald
stärker der anderen Seite verpflichtet. Armenien wurde regiert von einem Zweig der arsakidischen Dynastie, des parthischen Königshauses, das bis zu dessen Sturz durch die Sassaniden 226 in Persien
geherrscht hatte und sich in Armenien behaupten konnte. Die armenischen Arsa#2 Lact. MP. 38,6; Eus. VC. IV 5. *3 Festus 25 mit dem
Kommentar
von
Eadie
1967, 146 ff; EnBlin, Ostpolitik 1942; Christensen 1944, 233; Barnes 1976, 182 ff.
#4 Paneg. ΧΙ 17,2. Die von der PLRE. wendete
Namensform
Vararanes
ver-
ist latinisiert
aus der bei Agathias und Zonaras gebrauchten Schreibweise Οὐαραράνης
(nach syrisch War-
haran in den persischen Märtyrerakten) oder Οὐαράνης. Für diese letztere Namensform spre-
und Kastellen: Poidebard 1934 (knapper Text, reiches Bild- und Kartenmaterial); Mouterde/ Poidebard 1945. *5 Amm.
XXIII
IX 24; Epitome 1976,
5,11; Aur. Vict. 39,34; Eutr.
40,17.
Zum
Datum:
Barnes
182 ff. Als Strafe für diese Niederlage soll
Diocletian seinen Caesar genótigt haben, im Purpur neben dem kaiserlichen Wagen herzugehen, Amm.
XIV
11,10; Oros. VII 25,9. Zum
Zusam-
* Paneg. XI 5,4. Nixon/Rodgers 1994, 86; 89.
menhang mit dem Adventus-Zeremoniell: Castritius 1971, 365 ff. * Chron. Min. I 230; Aur. Vict. 39,35; Festus 25; Petr. Patr. fr. 13f. 9 Petr. Patr. fr. 14. ^ Winter 1988, 152ff; Sturm, Nisibis, RE.
*' Amm.
XVII
chen Menander fr. 17 Bl.; Schwartz, Acta II 1,3 S.69 Z. 20 und II 5 S. 60 Z. 27; Enflin, Wahram, RE. VII A 1948, 2078 ff. *5 Paneg. X 10,7; Winter 1988, 130 ff.
XXIII 5,2; Paneg.
IX 18,4. Iatrus-
Krivina I 11 f (J. Herrmann). Zum syrischen Limes, bestehend aus einem Gürtel von
StraBen
1, 1936, 734 ff.
72 Grousset 1947, 121 ff; G. Klinge, Armenien, RAC.
I 1950, 678 ff.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
65
kiden betrachteten die Sassaniden darum stets als Usurpatoren.” Als Sapor I um 253 Armenien angriff, soll der König Tiridates III zu den Römern entkommen sein und unter Kaiser Probus im Gotenkrieg gedient haben.” Angeblich wurde er durch Diocletian um 290 auf den väterlichen Thron zurückgeführt.” Verläßlich überliefert ist die Einsetzung von Tiridates (IV!) durch Diocletian 298. Im anschließenden Frieden (s.o.) mußte Narses Armenien und Iberien, das westliche Georgien, als römische Klientelstaaten anerkennen.”
Nach armenischer Legende bekannte sich Tiridates bereits um 285 zum Christentum, wahrscheinlicher ist seine Bekehrung durch Gregor den Erleuchter um 315.” Christen gab es in Armenien schon um 260.” Die Mission ging aus von
Melitene, Caesarea und Edessa. Sie erfaßte zunächst den Adel, auf dem Lande haben
sich heidnische Bräuche lange gehalten. Die Kirchensprache war hier wie überall anfangs griechisch (oder syrisch), doch predigte Gregor armenisch. Gregor stammte wahrscheinlich aus der arsakidischen Königsfamilie, mußte vor den Persern nach Caesarea in Kappadokien fliehen und bekehrte sich dort zum neuen Glauben. Er richtete zwölf Bistümer ein, sein eigenes Amt als Katholikos blieb in seiner Familie
bis 428 erblich. Der Katholikos, der jeweils in Caesarea geweiht wurde, hatte auch
eine politische Funktion, er vertrat den König.” Das Bischofsamt ging öfter vom Vater auf den Sohn über. Armenische Bischöfe waren 325 in Nicaea vertreten und übernahmen das dort beschlossene Bekenntnis.”
Gefährliche Unruhen bedrohten Ägypten. Nachdem schon 293/294 die aufständischen Städte Busiris und Koptos hatten niedergeworfen werden müssen," erhoben sich 296 Domitius Domitianus und Achilleus. Diocletian erschien abermals und eroberte 297 Alexandria.“ Er baute den Ammon-Tempel von Luxor zur Fe-
stung aus“ und siedelte um Elephantine reichsfremde Nobaten an mit dem Auftrag des Grenzschutzes. Sie erhielten, ebenso wie die Barbaren außerhalb, Jahrgelder.“ 302 erschien Diocletian von Syrien aus ein drittes Mal in Alexandria, wo ihm auf dem Gelände des Serapeums die heute noch stehende 27 m hohe Porphyrsäule errichtet wurde. Im Mittelalter hielt man sie für das Grabmal des Pompeius." Wohl
damals erließ Diocletian das dort ausgestellte Manichäerverbot (s. u.). Vielleicht gehört in denselben Zusammenhang der Befehl Diocletians, die alten Bücher, in denen die Gold- und Silberchemie gelehrt werde, zu verbrennen, weil die Ägypter ^! Proc. BP. 11 3,32; Faustus III 54. ^ Zon. XII 21. Asdourian 1911, 136ff, Chau-
mont
1969, 93 ff.
^ Das
Zeugnis
Zum angeblichen Krieg der Bosporaner gegen Diocletian: Gajdukevic
1971, 478f.
*! Hieron. chron. zu 293.
des Agathangelos
Kettenhofen
1995, 52.
^ Amm.
XXIII 5,11;
Zu
Aurelius Achilleus als den Empórer, die Papyri und
1984, 308 setzt die
Münzen jedoch nennen Lucius Domitius Domitianus (PLRE. 1263). Gegen die Identität beider sprechen Papyri: Wilcken 1927, Sammelbuch VI
conversio auf „about 303". Für den vorchristlichen Zervanismus der Armenier sprechen die Feuer-
Entweder war Achilleus der Hintermann oder der
125 ff. Frye
Patr.
fr.
13f.
#2 Die literarischen Quellen (Hieron. chron. zu 298; Eutr. IX 22f; Oros. VII 25,4; 8 u.a.) erklären
Tiridates 1V: Kettenhofen 1995. ^ Soz. ll 8,1. Zum Datum: Kettenhofen 1995, 163; Seibt 2002,
Petr.
bestreitet
altäre, die unter armenischen Kirchen gefunden wurden: Nigosian 1978. ^ Euseb. HE. IV 46. " Faustus IIl 12f£.; 17; IV 4. * Harnack 1924, 751; Grousset
1963, Nr. 9167; vgl. PLRE. Nachfolger
des Domitianus:
I, 9 s. n. Achilleus Seston
1946,
121 ff.
143 ff;
Schwartz 1975; Elbern 1984, 11; Kolb 1995, 25. *! Deckers 1979. *! Proc. BP. I 19,30fF.
1947,
*5 Thiel in: Boschung/Eck 2006, 249 ff.
1.
66
Il. Die politische Geschichte
darauf ihre Widerstandshoffnungen gründen konnten.“ In der arabischen Zeit gelangten diese Texte in den Westen und begründeten die Goldmacherei der europäischen Alchimisten. Kämpfe gab es schließlich auch in Africa. Der Statthalter Mauretaniens Aurelius Litua mußte um 290 gegen mehrere Stämme streiten, darunter die Quinque-
gentanei, die um 297 gleichzeitig mit einem weiteren Gegenkaiser namens Julianus
Rom zu schaffen machten.” Ob sich der Usurpator auf die Stämme stützte oder aber zu deren Abwehr erhoben worden war, ist ungewifB." Maximian erschien persönlich, warf die Gegner 297/298 nieder, verstärkte die Limesanlagen und schmückte Karthago nebst anderen Städten mit Bauwerken.” Um die Jahrhundert-
wende war der Frieden allenthalben hergestellt. Ebenso umfassend wie die äußere Sicherung waren die inneren Reformen Diocletians.” An die Rückgewinnung Ägyptens knüpft Eutrop (IX 23) die Bemerkung: ordinavit provide multa et disposuit, quae ad nostram aetatem manent — „Er ordnete
mit Blick in die Zukunft viele Dinge, die bis auf unsere Zeit Bestand haben.“ Am stärksten wird die Umgestaltung des
Hofzeremoniells hervorgehoben.” Dio-
cletian soll danach drei Neuerungen eingeführt haben: das gold- und edelsteinbestickte Seidengewand mit den edelsteingeschmückten Schuhen, den Fußfall vor dem Kaiser (προσκύνησις, adoratio) und die Anrede als Herr und Gott (dominus et
deus).” Als Vorbild habe Diocletian die Hofetikette des persischen Großkönigs gedient. Möglicherweise geht auf ihn auch der Thron als Herrschaftssymbol zurück, der bislang den Göttern vorbehalten war.” Diese Reformen liegen der
verbreiteten Auffassung zugrunde, Diocletian habe den bürgerlich-senatorischen Principat
in
ein
asiatisches
Sultanat,
eine
orientalische
Despotie
verwandelt.
Tatsächlich hat Diocletian nur längst zuvor nachweisbare Elemente institutionalisiert (s. III 1a), so den Titel δεσπότης für dominus statt κύριος zuvor." Diocletian hatte nicht mehr Befugnisse als Marc Aurel oder Domitian. Er benötigte auch nicht
mehr. Eine konservative Tendenz wird in den Gesetzen Diocletians erkennbar.” Sie dienten zumeist der Bekämpfung von MiBständen im Reich.” Die spätrömische
Gesetzgebung war überhaupt weniger initiativ als reaktiv. In der alten Spannung zwischen dem römischen Reichsrecht und den lokalen Volksrechten hat Diocletian zum letzten Male einheitlich klassizistisches Recht vertreten. Ein großer Teil seiner ungewöhnlich zahlreichen Gesetze — etwa 1300 — ist in der Form von Antwortschreiben
an rechtsuchende
Privatpersonen
erhalten, darunter
auch
Frauen
und
det drei Usurpatoren namens Julianus: Nr. 2, 24
Worten, daß für sie alle die Enmannsche Kaisergeschichte als gemeinsame Quelle anzunehmen ist; vgl. III 1a. »2 Dessau 629 für Diocletian und Maximian:
und 38. Ich identifiziere die beiden letzteren.
DIS
*^ Chron. Pasch. zu 302; Suidas, Delta 1156. # Aur. Vict. 39,22; Epit. 39.
88 Seston 1946, 115 ff. Die PLRE. I unterschei-
# FIRA.
11 473; Eutr. IX 23; Hieron. chron.
zu 302. Waldherr 1989. Ὁ Demandt 2004, 1 ff.
*' Eutrop (IX 26), Aurelius Victor (39,2-4), Hieronymus (XV 5,18)
(chron. berichten
zu
296)
darüber
in
und
Ammian
so
ähnlichen
GENITIS
ET
DEORUM
CREATORIBUS.
» Alföldi 1934/1970, 244.
* ® % rung
Maresch in: Boschung/Eck 2006, 66. Corcoran 1996/2000. CJ. III 11.1 gegen verzögerte Rechtsbelehdurch die Zentralen.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284—305)
67
Studenten," ausnahmsweise sogar Sklaven." Mit der 291 publizierten Sammlung
von Kaisererlassen seit Hadrian durch Gregorius, fortgeführt mit den Reskripten
von 293 und 294 durch Hermogenianus, beginnt die spätantike Rechtskodifikation."
Von bleibender Bedeutung waren die Reformen im Staatsrecht. Die Datierung der Maßnahmen
ist im einzelnen umstritten, es scheint aber doch, daß sie in der
Mehrzahl der Zeit Diocletians angehórten. Er hat in der Zentralverwaltung scrinia eingerichtet, Spezialabteilungen für einzelne Sachbereiche. Die rómischen Kaiser hatten seit Claudius derartige Ressortminister, doch hat ihnen erst Diocle-
tian ein institutionelles Gefüge verliehen. Wir finden hinfort scrinia für das Geld, nach Metallsorten aufgegliedert, für Eingaben und Gesuche, für das Archivwesen,
etc. Die Kanzlei ab epistulis formulierte die kaiserlichen Erlasse. Die Provinzialverwaltung wurde gleichfalls neu organisiert. „Er schnitt die Provinzen in Stücke, zahlreiche Statthalter und Ámter belasteten die Regionen" heiBt es bei Lactanz (MP. 7,4). Diocletian strebte offenbar eine verbesserte admi-
nistrative und fiskalische Erfassung durch eine differenzierte und engmaschige bürokratische Hierarchie an. Die etwa 50 überkommenen Provinzen wurden geteilt; der zu Beginn des 4. Jahrhunderts abgefaßte ,Laterculus Veronensis! verzeich-
net 95 Provinzen." Im weiteren Verlauf der Spätantike stieg ihre Zahl auf 120. Die gelegentlich vertretene Ansicht, Diocletian habe mit der Verkleinerung der Provinzen die Usurpation von Statthaltern erschweren wollen, ist deswegen unwahrscheinlich, weil man zu diesem Zweck die Heereskommanden hätte teilen müssen.
Dies geschah nicht. Zwischen die Provinzen und Präfekturen erscheinen im ‚Laterculus Veronensis! als neue Einheiten zwölf Diözesen, die jeweils unter einem
ritterlichen vicarius als Stellvertreter des praefectus praetorio standen." Die kleinste Einheit bildeten weiterhin die Städte, die civitates mit ihrer Selbstverwaltung.
Die seit Augustus bestehenden Unterschiede im Rechtsstand der Provinzen hatten sich in der Reichskrise abgeschliffen und wurden nun weitgehend aufgehoben. Man kann es als Gleichschaltung auffassen, wenn Italien das ius Italicum, sein Privileg der Grundsteuerfreiheit verlor‘ und aufgeteilt wurde in die südliche Italia suburbicaria, von deren Abgaben die Stadt Rom zehrte, und die
nördliche Italia annonaria, die, wie üblich, die annona (s. u.) leistete. Auch Ägypten verlor seinen Sonderstatus. Dort wurde nun die Konsuldatierung eingeführt." Die auf ein Siebtel reduzierte Provinz Asia und vielleicht Achaia standen weiterhin unter senatorischen Prokonsuln, die übrigen Provinzen unter praesides. Die alte Zweiteilung von ritterlicher und senatorischer Laufbahn verschwand, insofern die Senatoren kaum noch eine Rolle in der Verwaltung spielten.
* Jones 1964, 37. Die Gesetze sind überwiegend im Codex Justinianus erhalten, weitere in den .Fragmenta Vaticana' (FIRA. II 461 ff) und der ‚Collatio Mosaicarum et Romanarum Legum‘ (l. c. 543 ff). Das Reskript an die Studenten in Berytos: CJ. X 50,1f. * CJ. 119,1; VIE 13,1. Corcoran 107 ff. ® CTh. 11,5. Liebs in: Herzog
1996/2000, 1989,
60ff.
Corcoran in: Demandt/Goltz/Schlange-Schöningen 2004, 56 ff; s. 11 9 u. 12! ' Den Text bietet Seeck im Anhang seiner Ausgabe der ,Notitia Dignitatum', 1876; Jones 1964 III, 381 ff; ders. 1974, 263ff; Barnes 1982, 209 ff; Migl 1994. m Lactanz MP. 7,4. Barnes 1982, 224. "2 Aur, Vict. 39,31. ?" Maresch in: Boschung/Eck 2006, 63.
68
II. Die politische Geschichte
Zivildienst
und
Militärdienst
wurden getrennt, von Krisenzonen wie
Isauria und Mauretania Caesariensis abgesehen. Eine beträchtliche Vermehrung der Soldaten ist anzunehmen,
der Kaiser mußte
Aushebungen
durchführen
und in
verstärktem Maße Barbaren berücksichtigen. Die duces ersetzten die alten legati
Augusti pro praetore Sie befehligten die Truppen größerer Grenzabschnitte. Diocletian hatte auch bereits ein kleines bewegliches „Begleitheer“ (comitatus) geschaffen
und die Garde der in scholae dienenden protectores ausgebaut (s. III 1 d). Um
der Münzverschlechterung und der Inflation Herr zu werden, führte Dio-
cletian 294 eine
Finanzreform
durch." Der Sesterz, der gegen Ende des 3. Jahr-
hunderts aufer Kurs gekommen war, wurde nicht weitergeprágt. Denare waren zuletzt unter Gallienus geschlagen worden, sie begegnen fortan nur noch als denarii communes, d.h. als abstrakte Rechnungseinheiten, so im Maximaltarif (s. u.). Der von Caracalla eingeführte „Antoninian“ war zur Kupfermünze entwertet worden.
Die im Osten üblichen Provinzialprägungen waren ganz heruntergekommen (s. II 1). 297 prägte nur noch Alexandria seine verkümmerten Tetradrachmen. Diocletian schaffte sie ab, und so gab es fortan nur noch eine einheitliche Reichsprágung. Die wichtigste neue Kupfermünze war der Follis,"*
108
gemeint ist damit ursprüng-
lich ein gesiegelter „Beutel“ voller Münzen. Diocletians Silber- und Goldprägungen schwankten in ihrem Wertverhältnis untereinander und zur Bronze, das Pro-
blem der Paritáten ist in der Spätantike nicht gelöst worden. Immerhin schuf Diocletians Währungsreform die Grundlage für eine Erneuerung der Geldwirtschaft, die seit Constantin auf dem Goldstandard beruhte."*
Wie das Finanzwesen, so wurde auch das Steuersystem
reformiert.” Die
wichtigste Steuer war die annona, eine jährlich von den Grundbesitzern, d.h. vor
allem von den Curialen, zu leistende Naturalabgabe. Sie wurde ebenso von kaiserlichem Boden erhoben. Die annona diente der Versorgung des Heeres und unter-
stand dem praefectus praetorio. Nach der Form der Veranlagung heißt die annona auch capitatio-iugatio. Seit 297 erfaßten die Steuerlisten nicht nur den Boden, sondern ebenso die Menschen. Senatoren zahlten dazu die collatio glebalis und als außerordentliche Klassensteuer das aurum oblaticium. Diocletian hat versucht, die Leistungen der Bürger durch Kontrollsysteme, Kollektivhaftung und Strafgesetze sicherzustellen. Möglicherweise beginnt schon un-
ter ihm Scholle größere fer und
die Regelung, daß Bauern, die mit ihren Abgaben im Rückstand waren, die nicht verlassen durften. Daraus resultiert spáter die Bodenbindung für Teile der Bauernschaft (s. III 3a) und die Zwangsinnung für Bäcker, Schifandere Berufe in den Großstädten. Die Zahl der Staatsbetriebe wuchs.
Außer den Münzstätten, Legionsziegeleien, kaiserlichen Steinbrüchen und Bergwerken entstanden nun auch staatliche Waffen- und Textilfabriken, fabricae (s. 111 3b). Die Waffenarbeiter waren ihrem Status nach Soldaten, die Textilarbeiter 104 Ermatinger 1996.
ws Jones 1974, 330 ff. ** Die wichtigsten Münzstätten waren London, Trier, Lyon, Arles, Aquileia, Ticinum, Rom, Siscia, Serdica,
Thessalonike,
Herakleia,
Kyzikos,
Ni-
komedeia, Antiochia, Alexandria und Karthago. Die häufigste Legende der Folles lautet: GENIO
POPULI ROMANI. Sutherland 1956/79, 174ff und ders. RIC. VI 1967. Kent 1956/79, 191 ff; Callu
1960. Zu den Wertverhältnissen der Münzarten liefert eine Inschrift von 301 aus Aphrodisias wichtige Aufschlüsse: Erim 1971; Jahn 1975; Ruschenbusch 1977. Zur Goldprágung: Depeyrot 1995. 17 Carrie 1994; s. ΠῚ 1b; c!
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
69
Staatssklaven, überwiegend Frauen. Insgesamt zeigt die Wirtschaft unter Diocletian etatistische Züge. Sie sind aus der Notlage zu erklären. Die bekannteste ökonomische Maßnahme Diocletians ist sein Ende 301 verfügter
Maximaltarif."* Lactanz (MP. 7,6f) überliefert, daß der Kaiser eine lex (de) pretiis rerum venalium erlassen und Übertreter mit dem Tode bestraft habe. Die Folge sei gewesen, daß die Waren aus dem Angebot verschwanden. Wir kennen den Text
aus Inschriften. Etwa 140 bisweilen umfangreiche Fragmente aus über 40 Städten des Ostens erlauben, den Text weitgehend wiederherzustellen."" Es handelt sich um ein edictum ad provinciales im Namen aller vier Kaiser. Der Text beginnt mit einer langen Titulatur, es folgt ein Vorspruch, in dem die Kaiser ihre Fürsorge für Volk und Heer betonen. Dann
kommt,
griechisch und lateinisch, eine Liste von Preis-
angaben. Die Grobgliederung entspricht der Rangordnung unter den Arbeiten, wie sie schon Cicero (off. I 150ff) vertrat: Am vornehmsten ist die Landwirtschaft, es folgt das weniger angesehene Gewerbe und danach kommt der Handel, einschlieBlich der Seefrachten. Auch Dienstleistungen und Lóhne sind verzeichnet, u.a. für Landarbeiter,
Textilarbeiter und
Lehrer.
Insgesamt
liefert uns der Text
etwa 1400 Preise und damit wertvolle Aufschlüsse über das Angebot und die Relationen zwischen den Kosten von Waren und Diensten." Über den Sinn des Ediktes äußert sich Diocletian in der Präambel. Er will Volk und Heer vor Preistreibern und Wucherern schützen. Es ist früh erkannt worden,
daß die Preissteigerungen weniger auf die Profitgier der Händler und Erzeuger als auf die Vermehrung des umlaufenden Geldes durch den Staat selbst zurückzuführen sind. Ein Papyrus besagt, daß zum
1. September 301 die Paritäten
gesetzlich
geändert würden. Der Nominalwert des Silbers und Goldes wurde gegenüber dem Rechnungsdenar und gegenüber den kupfernen Folles, auf denen die Wirtschaft beruhte, bis aufs Doppelte (so beim Silber) heraufgesetzt. Das Verhältnis Gold zu Silber zu Bronze war nun 1:12:720. Es handelte sich also um eine bloß nominelle Vermehrung der Geldmenge. Dies mußte dazu führen, daß die Besitzer von Edel-
metall plötzlich über eine erhöhte Kaufkraft verfügten, und demzufolge war in der Umgebung der Militärlager und der Residenzen, wo Edelmetall in Umlauf kam,
mit Preissteigerungen zu rechnen." Dies sollte der Maximaltarif verhindern. Daß er völlig gescheitert sei, wie Lactanz behauptet, ist wohl übertrieben, obwohl er natürlich im Prinzip nicht gelingen konnte, weil eine Kontrolle der Preise eine undurchführbare Kontrolle der Produktion und des Konsums voraussetzt. Regionale Preisbindung hat es auch später noch gegeben."
Diocletians Preisedikt wird zuweilen als Beleg für eine absolutistisch-totalitäre Tendenz in seiner Politik angeführt, und dies gilt erst recht für seine groDangelegte x Chron. Min. 1 230. τὸν Blümner, edictum, RE. V 1905, 1948 ff. Den besten Text bietet Giacchero 1974, einen vorzüglichen Kommentar zu den damals bekannten Teilen: Blümner 1893. Im Westen wurde das Gesetz
nicht oder durch Papyrus-Anschläge veröffentlicht: Corcoran
1996/2000,
bei: Erim/Reynolds
205 ff. Einzelheiten
1973; Crawford/Reynolds
1975; Meißner 2000; Brandt in: Demandt/Goltz/ Schlange-Schöningen 2004, 47 ff.
"^ Die parallel überlieferten Preise liegen teils
unter (Mickwitz 1932, 72ff; Lauffer 1971, 58 ff), teils über denen des Tarifs (Corcoran 1996/2000, 225; Ermatinger 1996). 1 Giacchero
1974, 111 ff; Jahn
1975.
"2 Julian 368 D; Lib. or. 16.24 (zu Julian); CTh. X1 1,24 von 395; Nov. Val. 13 von 445. Zahlreiche weitere Belege für spätere Höchstpreise: Noethlichs 1985, 112f.
70
II. Die politische Geschichte
Christenverfolgung." Lactanz (MP. 10fF) und Euseb (HE. VIII) haben als gut informierte Zeitgenossen, wenn auch nicht unparteiisch, darüber berichtet. Seit 260 durch Gallienus offiziell geduldet,"* hatte sich der neue Glaube zumal im Osten verbreitet. Es gab Christen in allen Schichten, auch am Hof, im Heer, sogar unter
den Provinzialstatthaltern, durch kaiserliches Privileg vom Opfer entbunden, und allenthalben entstanden Bethäuser. Doch erhob sich Zwist unter den Gläubigen, und ihn strafte Gott gemäß Euseb durch die neue Verfolgung." Den Anstoß soll ein Staatsopfer im Orient, vielleicht 299 in Antiochia, gegeben haben, bei dem christ-
liche Soldaten das Kreuzeszeichen auf ihre Stirn gemalt hätten. Das war nach römischem Recht ein strafbarer Fall von Zauberei (s. III 6e). Diocletian hätte dar-
aufhin alle Palastangehörigen zum Opfern gezwungen und die widerstrebenden aus dem Dienst entlassen."* Wenig später sei die Mutter des Galerius beim Opfer von Christen belästigt worden, habe dann ihren Sohn aufgestachelt, und dieser habe den alten Kaiser zum Durchgreifen überredet.” Zuvor freilich suchte Diocletian Rückendeckung bei der Curie von Nikomedien und ließ das Orakel des milesischen Apollon in Didyma befragen. Am Terminalienfest, dem alten Jahreschluß am 23. Februar 303 erschien das erste von insgesamt vier Edikten, mit denen die Christen zum Glauben der Väter
zurückgeführt werden sollten. Angesichts der Bereitschaft zahlreicher Christen zum Martyrium befahl Diocletian, es dürfe kein Blut fließen." Die große, in der Nähe
des Palastes stehende
Kirche in Nikomedien
wurde
zerstört, Schrifttum
verbrannt. Einzelne Widerstandsaktionen, ein zweimaliger, den Christen angelasteter Palastbrand'" und Usurpationsversuche in Melitene und Syrien führten zur Verschärfung der Maßnahmen. Ein allgemeines Opfergebot erging, selbst Frau und
Tochter des Kaisers mußten opfern.'” Auch in den Westen gelangten die Verfolgungsedikte. Maximian soll in Italien und Africa harte Prozesse geführt haben; Constantius in Gallien begnügte sich hingegen damit, die Zerstörung von Kirchen zuzulassen."' Die meisten Toten hat 11) Lietzmann III 1938, 42 ff; Vogt, Christen-
19 Lact.
MP.
14,2;
Eus. HE.
VIII 6,6;
Con-
verfolgung (historisch), RAC. II 1954, 1192 ff;
stantin, oratio ad Sanctos 25. Unklar ist, ob sich
ders.
der bei Junior (exp. 49) erwähnte Brand der ba-
1962;
Molthagen
1975,
101 ff; Portmann
1990; Schwarte in: Chantraine (Fs) 1994, 203 ff.. Zum Donauraum: Bratoz in: Demandt/ Goltz/Schlange-Schöningen 2004, 115 ff. Aurelius Victor, die ‚Epitome de Caesaribus‘, Eutrop und Zosimos (soweit erhalten) erwähnen die Verfolgung nicht. 4 Eus. HE. VII 13. "5 Eus, HE. VIII 1.
silica antiqua, die als opus publicum optimum
be-
zeichnet wird, auf diesen Palastbrand (so Moreau 1954 11, 246) oder auf einen späteren Kirchen-
brand bezieht (so Rougé 1966 zu exp. 49). daB
120 Lact.
MP.
Prisca
und
gehörten;
15,1.
Daraus
Valeria
zutreffend
dem
Teja
ergibt
sich
Christentum
nicht,
an-
in: Vittinghoff (Fs.)
"^ Veturius magister militiae Christianos milites
1980, 465ff. Es ist ebenso denkbar, daß Diocletian durch das öffentliche Opfer seiner Familien-
persequitur, Hieron. chron. zu 301, nach Euseb
angehórigen die Gleichheit vor dem Gesetz de-
HE. VIII 4,2 noch vor der Verfolgung. Der Titel des Offiziers ist wohl ein anachronistischer Übersetzungsfehler des Hieronymus. 17 Gelzer (1935/63) macht plausibel, daß Lactanz nicht zuletzt deswegen Galerius die höhere
monstrieren wollte. Zu den Erhebungen: Eus. HE. VIII 6,8; Lib. or. 20,17ff. Über die Usurpation in Melitene ist weiter nichts bekannt, die des
Schuld zuweist, weil dieser ein schlimmeres Ende
19,45; 20,18 ff.
genommen habe. 4 Lact. MP.
11,8; 12,1.
Eugenius 303 in Syrien hat mit der Christenpolitik offenbar
nichts zu tun.
Lib. or.
11,159ff;
?! Lact. MP. 15,7. Nach Euseb über die Mär-
tyrer Palástinas 13,12; HE. VIII 13,13 zerstórte
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
71
es offenbar in Ägypten gegeben. Im Osten hat Diocletians Rücktritt die Verfolgung nicht beendet, hier ist sie erst durch das Toleranzedikt des Galerius von 311 wenigstens offiziell abgebrochen worden." Die Motivation der Verfolgung wurzelt im religiósen Denken Diocletians.
In über vierzigjährigem Religionsfrieden hatte sich der neue Glaube weithin ausgebreitet, auch unter den Soldaten, die das Waffenwerk offenbar nicht für unvereinbar mit dem Christentum erachteten. Wir hóren zwar von demonstrativen Waffenniederlegungen christlicher Offiziere,'” aber das waren individuelle Fälle, die individuell geahndet wurden. Daß Diocletian den überlieferten Kult persönlich ernst nahm und für das Reichswohl nötig erachtete, wissen wir aus heidnischen
Quellen,” von christlichen Autoren und durch die Selbstzeugnisse des Kaisers: Er hat sich und seine Mitherrscher dem Schutz des Góttervaters anvertraut, wie sein Beiname bezeugt. Diocletian beruft sich auf die alten Götter in seinen Inschriften,
Münzbildern und in seinen Gesetzestexten. Er dankte ab unter einer Juppitersáule"* und errichtete sich in seinem Alterspalast, genau gegenüber seinem Mausoleum einen Juppitertempel. Ein ebensolcher stand auch im Galeriuspalast Romulianum, zudem gab es eine Heraklesstatue. Die Verbindung von Grab- und Kultraum in
Spalato war neu und weist voraus auf die christliche Verbindung von Mausoleum und Kirche.'* Fraglos authentisch ist die bei Suidas (Delta 1156) überlieferte Ansicht Diocletians, das Christentum sei dem Römerstaat wesensfremd. Aufschlüsse liefert außerdem das Ehegesetz von 295.'” Darin begründet Diocletian das Inzestverbot mit dem gottgefälligen Herkommen, das die Kaiser schützen müßten, um dem Reich den Segen des Himmels zu erhalten. Der Herrscher empfindet sich als Mittler zwischen Göttern und Menschen. Ähnlich steht es im Manichäerverbot von 297."" Diocletian monierte die Herkunft dieser Religion aus Persien, einem mit Rom verfeindeten Lande — wo sie freilich auch verboten
war
-, und
forderte
die Römer
bleiben und sich vor Unruhe
auf, bei ihren
stiftenden Neuerungen
altbewährten
zu hüten.
Göttern
Damit
zu
ist eine
neue Stufe der Ablehnung erreicht. Nero hatte die Christen als kriminelle Vereinigung verfolgt, er erklärte sie für Brandstifter. Decius hatte die Christen aus politischen Gründen verdächtigt; wer opferte, durfte Christ bleiben. Diocletian fühlte sich im Interesse des Reiches als Hüter des echten Gottesdienstes, und damit
stand er Constantin und Theodosius näher als den Kaisern des Principats. Epochale Bedeutung hat Diocletians Christenverfolgung insofern gewonnen, als die ägyptischen Christen die aera Diocletiani, später aera martyrum genannt, begin-
nend mit dem 29. August 284, zur Jahreszählung verwendeten. Sie wurde von Constantius die Kirchen nicht, vgl. VC. 113. Daß er bereits heimlich Christ war, wie Euseb VC. 117 und HE. VIII 13 behauptet, ist fraglich, wiewohl der Name seiner Tochter Anastasia christliche Sympathien andeutet. 1? $. 113! Gibbon (ch. XVI) nimmt Diocletian in Schutz, indem er den Opfern der heidnischen Religionspolitik die der späteren christlichen Glaubensverfolgungen gegenüberstellt. #3 Acta
Maximiliani,
Marcelli,
Cassiani
bei
Krüger/Ruhbach 1965, 86ff; Gabba 1978, 40f. Pucciarelli 1987, 283 ff.
14 So die Anonymi
bei Lact. inst. V 2; Aur.
Vict. 39,45: veterrimae religiones castissime curatae.
125 Lact. MP.
19, 2.
12% Helena bei SS. Marcellinus et Petrus, Con-
stantia bei S. Agnese, Constantin an der Apostelkirche, Honorius bei S. Petrus im Vatikan etc.
?* FIRA. 11 558ff. Stahlmann in: Christ (Fs.) 1998, 690 ff.
75 FIR A. II 580f.
Zum
Datum
Kolb
1995,
27 f. Überliefert sind nur Tag und Ort: Dar. prid. K. April. Alexandriae.
72
II. Die politische Geschichte
Kyrillos 437 für seine Ostertafeln übernommen und im 6. Jahrhundert von Dionysius Exiguus auf unsere christliche Zeitrechnung umgestellt.? In der koptischen Kirche ist die diocletianische „Gnaden-Ära“ bis in die Gegenwart gültig
geblieben. Die geistige Auseinandersetzung mit der neuen Religion ist für uns kaum zu fassen, weil die Bücher der Heiden nahezu spurlos vernichtet worden sind. Der Kirchenvater Lactanz (inst. V 2-4), der ungeachtet seines Glaubens von Diocletian
als lateinischer Rhetor nach Nikomedien berufen worden war, spricht von zahlreichen Schriften gegen das Christentum, kennzeichnet auch zwei Autoren, doch verschweigt er ihre Namen. Einer von ihnen, vielleicht der praeses Bithyniae von
303 Hierocles, hat Apollonios von Tyana als eine Art Gegenchristus aufgestellt."? Die Lebensbeschreibung dieses Gottesmannes durch Philostrat (um 200 n. Chr.)
liest sich in der Tat wie ein heidnisches Evangelium. Der bedeutendste Kopf der Gegenseite war der syrische Neuplatoniker Porphyrios (s. III 6a).
Am 20. November 303 beging Diocletian sein zwanzigjähriges Regierungsjubiläum (vicennalia) gemeinsam mit Maximian durch einen Staatsbesuch
in
Rom." Im folgenden Jahre erkrankte Diocletian, und nach seiner Genesung legte er am 1. Mai 305 in einem Staatsakt bei Nikomedien sein Amt nieder, während zugleich Maximian, von Diocletian genötigt, in Mailand dem Purpur entsagte.'” Die Abdankung des Kaisers war keine spontane Reaktion angesichts seiner undurchführbaren Religionspolitik, wie Constantin und andere Christen behaupteten,'” sondern war Teil des diocletianischen Systems. Um die mit dem Herr-
scherwechsel allzuoft verbundenen Bürgerkriege zu vermeiden, erhoben die scheidenden Augusti ihre bisherigen Caesaren Galerius und Constantius Chlorus zu Augusti und stellten ihnen neue Caesaren zur Seite. Galerius erhielt als Juniorpartner seinen Schwestersohn Daia, nach der Adoption amtlich Galerius Valerius Maximinus, Constantius den bis dahin unbekannten Flavius Valerius Se-
verus.'“ Beide Caesaren waren wiederum Illyrier niederer Herkunft und hatten eine militärische
Karriere durchlaufen.
Daia war ursprünglich
Hirte, hatte als
scutarius gedient und war über den protector zum tribunus aufgestiegen, während Severus nur als Offizier und Freund des Galerius beschrieben wird. Rangältester Augustus wurde Constantius."* Er behielt seinen gallischen Reichsteil. Severus bekam Italien mit Africa und Pannonien, Galerius Illyricum, Thrakien und Bithynien, während Daia den Orient übernahm.'* Dies war die zweite Tetrarchie.
Maximianus ging auf seine Güter nach Lukanien.'” Er hat 307 versucht, in die Politik zurückzukehren, doch ist ihm dies mißlungen (s. 11 3). Diocletian nahm
seinen alten Namen Diocles wieder an und begab sich in seinen gewaltigen, aber 129 Grotefend 1891, 6. 19 Lact. MP.
16,4; ders. inst. V 2f.
M Chron. Min. 1 148; Paneg. VII 8,7f; Chastagnol 1967. Um die Differenz der Amtszeit auszugleichen, hatte Maximian eine zusätzliche tribunicia potestas erhalten, nach Rousselle (1976, 453) bereits Ende 293. Ein archäologisches Zeugnis des Festakts ist das Fünf-Säulen-Monument auf dem Forum Romanum, von dem die Decennalien-Basis der Caesaren erhalten ist. 2 Lact. MP. 19; Eutr. IX 27.
13 Constantin, An die Versammlung der Heiligen 25. Schlange-Schóningen in: Demandt/ Goltz/Schlange-Schóningen 2004, 172 ff. 1% Epit. 40,18; Lact. MP. 18,12ff; Anon. Val. 9. "5 Lact. MP. 20,1. Angesichts der gleichzeitigen Erhebung von Constantius und Galerius scheint das hóhere Lebensalter des ersteren über dessen Vorrang entschieden zu haben: Moreau z. St. und Straub 1939, 38. 13 Anon. Val. 5. 1? Suidas, Delta 1156.
2. Diocletian und die Tetrarchie (284-305)
73
noch unfertigen Palast in Spalato.'" Die Absicht abzudanken geht mindestens zurück bis auf den Baubeginn des Palastes. Der Thronverzicht hat zu allen Zeiten Eindruck gemacht, und man erzählte, was er seinen Kollegen geantwortet haben soll, als sie ihn 308 auf der Kaiserkonferenz von Carnuntum zur Rückkehr ins Kaiseramt zu überreden versuchten: „Kommt nur nach Salona und bestaunt den Kohl, den ich dort eigenhändig züchte, dann werdet ihr mich mit einem solchen Ansinnen verschonen“.'“ Er starb an einem 3. Dezember, wahrscheinlich 316, fand seine letzte Ruhe in dem Mausoleum, das er sich im Zentrum seines Palastes errichtet hatte," und wurde als einziger Privatmann unter die Götter erhoben." Das Gesamturteil über die Tetrarchen ist bei den antiken Autoren durch deren religiöse Haltung geprägt. Die Kirchenväter stehen unter dem Eindruck der Christenverfolgung. Daher schneidet Constantius Chlorus am besten ab. Diocletian wird über Maximianus Herculius gestellt, während Galerius als der angebliche
Anstifter der Verfolgung am ungünstigsten dasteht. Die altgläubigen Autoren entwerfen hingegen ein überwiegend positives Bild. Alle vier Kaiser erscheinen als tapfer, klug, gütig und einigermaßen großzügig. Sie hätten den Senat geehrt, das
Volk geliebt, Maß und Würde gezeigt und die Religion geachtet." Vor allem wären sie — und das ist wirklich das Erstaunlichste — einmütigen Sinnes gewesen. Von Kompetenzstreitigkeiten, Gebietsproblemen und Alleinherrschaftsgelüsten hóren
wir nichts. Die concordia der Kaiser, wie die Porphyrgruppen in der Bibliothek des Vatikans und an der Marcus-Kirche zu Venedig und ebenso Münzen sie feiern, scheint tatsáchlich bestanden zu haben, vornehmlich aufgrund des überragenden Ansehens Diocletians.'
Die Quellenaussagen über Diocletians Charakter stehen bei kirchlichen Autoren unter dem Eindruck des Christenverbots. Sonst lauten sie überwiegend positiv. Julian beschreibt in seiner Kaisersatire (315 AB), wie die Tetrarchen Hand in Hand vor Zeus treten, wie sich Diocletian weigert, einen Vorrang zu beanspruchen
und die Götter sich wundern. In den genannten Porphyrgruppen der Tetrarchen ist nicht erkennbar, wer Diocletian, wer Maximian sein soll. Das Urteil Neuerer über Diocletian'* steht gewöhnlich im Kontrast zu dem über Constantin. Autoren, die Constantin
hochschätzen,
neigen
zu einer
Abwertung
Diocletians.
Er wird
zu
einem Reaktionär, der den Lauf der Geschichte vergeblich aufzuhalten versuchte und allenfalls Vorarbeiten für Constantin geleistet habe. Dagegen erscheint Diocletian positiv bei solchen Autoren, die Constantin abgeneigt sind. Von ihnen wird U^ Lact. MP.
!" Epit. 39,6.
19,5; Suidas L. c.; Wilkes
1993.
“0 Amm. XVI 8,4. Der Bau wurde um 925 als Kathedrale der Maria geweiht und erhielt im 13. Jahrhundert einen 1908 erneuerten Glockenturm. 1 Eutr. IX 28. Die Überlieferung zu Diocletians Todesjahr ist widersprüchlich. Seeck I, 145 mit 501 f; Stein 1928, 143 und PLRE. I, 254 bevorzugen 316 nach Zos. II 8,1: Chron. Min. I, 231 und Hieron. Chron. zu 316. Der Papyrus Berolinensis 13296 gibt den 3. Dezember 316, s. Lietzmann 1937/1958, 426. Für 311 oder 312 argumentiert Barnes 1973, 32 ff; 1982, 32. Die an
Todesarten
stets besonders interessierte ‚Epitome
de Caesaribus' berichtet vom Selbstmord Diocletians, der sich geweigert habe, 313 an der Hochzeit von Licinius und Constantia teilzunehmen
und daraufhin von Licinius und Constantia der Begünstigung von Maxentius und Daia verdächtigt worden sei (Epit. 39, 7). Zur Konsekration: Eutr. IX 28.
“2 Lact. MP. 8f; SHA. Carus 18,4; Julian 7 A; Aur. Vict. 39,26; Eutr. IX 26; Suidas, Delta 1156. 13 ἈΠΟ, VI 698f ; Aur. Vict. 39,29.
“4 Leppin in: Demandt/Goltz/Schlange-Schöningen 2004, 193 ff.
74
II. Die politische Geschichte
Diocletian als der wahre Erneuerer angesehen, und Constantin bleibt, vom Reli-
gionswechsel abgesehen, der Testamentsvollstrecker Diocletians. Fraglos
liegt über dem
Werk
Diocletians
eine Tragik.
Seine
Maßnahmen
scheinen teils von vornherein verfehlt, teils langfristig verhängnisvoll. Das Scheitern seiner Preisregulierung, seiner Christenverfolgung und seines tetrarchischen Systems“ hat er selbst noch erlebt. Die Ausgestaltung des Hofzeremoniells, die Bürokratisierung, die Berufsbindung, die Zulassung von Germanen zur Offiziers-
karriere
und
die Verlegung
der Residenz
werden
vielfach unter die Faktoren
gezählt, die den Niedergang des Reiches beschleunigt haben. Dennoch sind all diese Maßnahmen aus der Situation heraus zu verstehen. Von
einem Versagen der Tetrarchie können wir nur in begrenztem Sinne sprechen. Gewiß war es ein Irrtum zu meinen, man könne das dynastische Prinzip durch die Auswahl des „Besten“ außer Kraft setzen. Zukunftweisend aber war das durch
Diocletian begründete regionale Mehrkaisertum.
Es gab hinfort nur kurze
Zwischenperioden, in denen das Reich bloß einen einzigen Kaiser besaß. Gewöhn-
lich regierten mehrere Augusti nebeneinander oder ein Augustus mit Caesaren aus derselben Familie.
Revolutionär
war Diocletians Herrschaftsauffassung.
Spengler (1923 I, 274)
nannte ihn den „ersten Kalifen“, denn er fand schon bei ihm jene später bei Christen wie Moslems selbstverständliche Idee, daß der Herrscher vom Himmel erhoben
und diesem verantwortlich sei für das moralische und religiöse Leben seiner Leute. Dieses kosmische Pflichtgefühl spricht aus den Präambeln Diocletians zu seinem Preisedikt, seinem Ehe- und Manichäergesetz. Seine religiös motivierte Christenverfolgung
nimmt
die Überzeugung
von
Constantin
und
Theodosius
vorweg, daß der Kaiser für den wahren Glauben zu sorgen habe. Die Erhöhung der Kaiserwürde diente nicht nur dem Schutz der obersten Gewalt, sondern ent-
sprach auch einem Bedürfnis. Als Julian 362 wieder zivile, senatorische Traditionen und Umgangsformen einführte, wurde dies selbst von seinen Bewunderern als Herabsetzung der kaiserlichen Majestät mifbilligt." Von den christlichen Herrschern ist die Hoheit des Kaisers eher noch gesteigert worden. Ähnliches gilt für die
Bürokratisierung. Sie diente einer notwendigen Festigung des Staatsganzen, dessen Zusammenhang sich schon bedenklich lockerte. Die Berufsbindung sollte die Versorgung einiger lebenswichtiger Bereiche sichern, die Verlagerung der Residenz gehorchte militärischen Erfordernissen, und diese bestimmten auch die fortschreitende Germanisierung des Heeres. Schließlich ist die Regierungszeit Diocletians auch insofern epochal, als mit ihm und seinen Mitkaisern die genealogische Kontinuität des spätantiken Militäradels beginnt. Fast alle großen Heerführer und Herrscher der Folgezeit sind irgendwie miteinander verwandt oder verschwägert. Auch die germanischen Könige haben in dieses Netz eingeheiratet und stellen so die Verbindung zu den
Dynastien des frühen Mittelalters her.“ Zur vorausgegangenen Kaiserzeit gibt es genealogische Verbindungen lediglich in einzelnen senatorischen Familien. Von keinem Herrscher der ersten Tetrarchie kennen wir den Vater.'^ Galerius benannte 1 Bleckmann in: Demandt/Goltz/SchlangeSchóningen 2004, 74 ff. H^ Amm.
XXII
7,1-3.
^ Krautschick 109 f£.
in: Chrysos/Schwarcz
1989,
μι Zur fiktiven Ahnengalerie Constantins s. I] 3!
3. Constantin der Große (306-337)
75
seinen Alterspalast nach seiner Mutter Romula und erklärte, der Gott Mars habe
ihn gezeugt.'^ Gibbon (ch. XIII) betrachtete Diocletian so wie Augustus als Gründer eines neuen
Reiches.
Mommsen
(1992, 473) erklärte ihn
1886 aufgrund
seiner „Neu-
schópfung des aus den Fugen gegangenen Reiches“ für ein „staatsmännisches Genie
ersten Ranges", und ähnlich bezeichnete Finley (1968, 149) Diocletian als denjenigen, der das Römerreich gerettet und ihm, wenigstens im Osten, noch eine tausendjährige Dauer beschert habe, denn der erste byzantinische Kaiser sei eigentlich er gewesen.
3. Constantin der Grofle (306—337) Quellen: Die Quellenlage zu Constantin ist besser als die zu Diocletian, obschon auch für ihn keine
erstrangige historiographische Darstellung der Zeit erhalten ist. Ob die Andeutungen bei Lydos (mag. 11 30; ΠΠ 33) auf eine verlorene Autobiographie des Kaisers zu beziehen sind, ist ungewiß. Die Kirchenschriftsteller (Euseb, Athanasios, Optat, Theodoret, Socrates) enthalten eine namhafte Zahl von Reden, Briefen und Erlassen des Kaisers. Sie sind im wesentlichen echt (Jones 1974, 257 ff). Das Datum der Rede Constantins ,An die Versammlung der Heiligen' (Ad Sanctos) im Anhang zu Eus. VC. ist umstritten: Drake 1985; Bleckmann, Hermes 1997; Cataudella, Klio 2001 (unecht). Eine Sammlung und Sichtung der Selbstzeugnisse Constantins, ohne die Texte selbst, bietet Dórries 1954.
Die literarisch überlieferten Texte, auch die apokryphen, bei Silli 1987. Constantins Briefe und Reden übersetzt und kommentiert H. Kraft 1955, 160ff. Die Urkunden zum Donatismus-Problem haben v. Soden 1913 und J. L. Maier 1987, die zum Arianismus-Streit bis 328 hat Opitz 1934
vorgelegt. Ammians Bücher über Constantin sind verschollen, ebenso die des Bemarchios (Suidas s. n.). Der Anonymus Valesianus (1-35) enthält eine knappe, aber inhaltsreiche Lebensbeschreibung Constantins (kommentiert von Ingemar König 1987), die teils zu ergänzen, teils zu berichtigen ist nach den Epitomatoren (Aurel. Vict. 40,1—41,16; Epit. 40,1—41;18; Eutr. X 1-8), durch einen von Photios (bibl. 62) angefertigten Auszug aus der Constantin-Vita des Zeitgenossen Praxagoras (FHG. IV S. 2 und FgrHist. 11 B, Nr. 219), durch Johannes Antiochenus (fr. 168-171) und durch Zonaras (XIII 1-4). Zosimos (11 9-39) ist so negativ tendenziós wie seine Vorlage Eunapios. Positiv tendenziós sind die einschlägigen lateinischen Panegyriker IV- VII und XII (Mynors). Es handelt sich um gallische Lobreden auf Constantin aus den Jahren 307 bis 321. Die Lobgedichte von Optatian Porfyrius preisen auch Crispus, stammen mithin aus der Zeit vor dessen damnatio memoriae 326. Einzelheiten erfahren wir aus den Reden von Julian, Libanios und Themistios. Reichhaltig, aber bisweilen einseitig ist die kirchliche Literatur: der Schluß von Lactanz MP. (bis 313), die Tricennalienrede Eusebs von 335 und seine Kirchengeschichte, bis 324 reichend und latei-
nisch fortgesetzt von Rufinus. Die Kirchengeschichten von Philostorgios, Socrates Scholasticus, Sozomenos und Theodoret beginnen mit Constantins „Bekehrung“. Die ‚Vita Constantini Eusebs ist ein biographischer Panegyricus, keine historische Lebensbeschreibung. Den Streit um ihren Autor und ihre Verläßlichkeit referiert Winkelmann (1962), einen Kommentar bieten Averil Cameron/St. G. Hall 1999; 2007 erschien ein weiterer durch P. Dräger. Über 400, meist fragmentarische Gesetze Constantins bergen die Codices von Theodosius II und Justinian, sie sind chronologisch aufgelistet bei Seeck 1919, 159—184. Die Inschriften des Kaisers bietet Grünewald 1990, 179 ff. Die Münzen bei Sutherland ἈΠῸ. VI 1967 (bis zum Jahre 313) und Bruun RIC. VII 1966 (für die Jahre 313 bis 337), sowie bei Maria R.-Alföldi 1963 spiegeln Constantins Religionspolitik. Goldprágung: Depeyrot 1995. Zum Silbermedaillon mit dem Christogramm auf dem Helm: K. Kraft 1955/74, 297 ff. Kaiserportráts: L'Orange 1984.
^ Lact. MP. IX 9; Epit. 40,16. Demandt, Militäradel, 1986; s. III 1 d und Stammtafel V 2g!
76
II. Die politische Geschichte
Der Abdankung Diocletians 305 folgten zwanzig Jahre Bürgerkrieg. Die von ihm eingerichtete zweite Tetrarchie mit Constantius Chlorus und Severus im Westen, Galerius und Maximinus Daia im Osten! endete, als Constantius Chlorus bereits am
25. Juli 306 in Eboracum (York) starb. Noch am selben Tage riefen die Truppen unter der führenden Beteiligung des Alamannenkönigs
Crocus
den ältesten
Sohn des Kaisers, Flavius Valerius Constantinus, zum Augustus aus.’ Constantin! war an einem 27. Februar, wahrscheinlich 272 in Naissus geboren
worden.‘ Seine Mutter Helena war eine Stallmagd (stabularia) aus Bithynien und schwerlich jemals mit Constantius vermählt.‘ Dies bezeugen selbst Kirchenväter wie Ambrosius, Hieronymus und Orosius, während die Panegyrik sie zur
rechtmäßigen Gemahlin erhob.’ Wo sie blieb, als Constantius um 288 die Stieftochter Maximians Theodora heiratete, ist unbekannt. Um 326 finden wir Helena in der Nähe ihres Sohnes, der sie zum Christentum bekehrte und ihr für milde
Werke und Kirchenbauten Geld zur Verfügung stellte.” Aus dem Schweigen der
Quellen ist zu schließen, daß sie nie getauft wurde. 325 ließ Constantin sie durch die ! Die zweite Tetrarchie ist ikonographisch dokumentiert in den drei Doppelbildnissen am Tor von Romulianum. Sie zeigen die Augusti Galerius und Daia, die Caesares Constantius und Severusje im paludamentum und die Altkaiser Diocletian und Maximian in der Toga. Srejovic 1993, 42. ? Chron. Min. 1231; Epit. 41,3. ConstantiusI
war der letzte Kaiser, der in traditioneller Weise mit Scheiterhaufen und Adler divinisiert wurde (Koep 1958, 102); Seeck, Constantius RE. IV 1, 1900, 1043.
Staehelin 1956; DOP. 21, 1967; H. Kraft 1974; Bonamente/Fusco 1990/1993; Costantino il Grande 1993; Licu/Montserrat 1998; Mühlen-
berg
1998.
Eine
Zusammenstellung
der
For-
schungsberichte bringt Winkelmann (1962, 188). Aland (1957/1960, 202) spricht von über 1500 Titeln aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jüngere Bibliographien finden sich bei H. Kraft (1974, 457ff) und Barnes (1981, 406 ff). Zur Chronologie unentbehrlich Barnes 1982.
* Den 27. Februar als natalis Constantini verzeichnen die Kalender des Filocalus und des Polemius Silvius. Constantin starb 337 im 66. Le-
* Die Zeit Constantins gehört zu den am meisten behandelten Abschnitten der römischen Geschichte. Außer Alexander dem Großen hat keine Gestalt des Altertums so zahlreiche Biographen gefunden. Die klassische, in der Fülle der Details und der Schärfe der Konturen unerreichte Darstellung verdanken wir Jacob Burck-
bensjahr (Hieron. chron. z. J.) bzw. mit 65 Jahren (Zon. XIIL 4,27). Abweichende Geburtsjahre pendeln zwischen 270 und 288. Piganiol 1950, 86. H. Kraft (1955,1) plädiert im Anschluß an ]- Vogt für 285, Barnes (1982,39f) für ca. 273.
hardt (1853/1880).
Zum Geburtsort: Constantinus natus Helena matre
Er zeichnet den Kaiser vor
dem Hintergrund der gesamten Spätantike. Im Zentrum der meisten Schriften über Constantin steht sein Verhältnis zum Christentum, so bei Schwartz (1913; ders. 1922), Baynes (1929/ 1972), Piganiol (1932), Alföldi (1948), Jones
(1948), Vogt (1949/1966), Dörries (1981;
(1958), ders.
1982,
H.Kraft (1955),
MacMullen 267 ff),
vilissima
in
oppido
Naisso
atque
eductus,
Anon.
Val. 2. Zur angeblichen Herkunft von Claudius Gothicus s.u. Das Pränomen Constantins schwankt zwischen Lucius, Marcus und Gaius.
* Drijvers 1995
u.
1998;
1992; Clauss
Pohlsander
1995;
in: Temporini
Heinen
2002,
355
(1969),
Barnes
ff. Zum sozialen Status der stabularia: Aug. CD.
Grünewald
(1990),
XVIII
Bleicken (1992), Bringmann (1995), Pohlsander
(1996), Clauss (1996), Bleckmann (1996/2003), Drake (2000), De Giovanni (2003); Brandt (2006); Girardet (2006). Knapp aber gehaltvoll: Vogt RAC. III, 1957, 306 ff: Averil Cameron in: CAH. XII 2005, 90ff. Die Biographie von Völkl (1957) ordnet den Stoff nach Jahren. Einzelaspekte erörtern die Aufsatzsammlungen
18,1.
* Ambr. De obitu Theodosii 2; Hieron. Chronik zu 306; Oros. VII 25, 16. ? Als Konkubine erscheint Helena ebenfalls anderen Orts: Chron. Min. 1643 und Zos. IL 8,2; ebenso Pohlsander 1995, 14. Helena als uxor: Anon. Val. 1; Epit. 39,2; ebenso Barnes 1982, 36 und ZAC.
* Vogt 1976, 215 f.
1998, 276.
3. Constantin der Große (306-337)
77
Truppen zur Augusta ausrufen und Münzen mit ihrem Bilde prägen.’ Die Vermutung, daß die Muttersprache Helenas und Constantins das Griechische gewesen sei,
wird durch die Quellen nicht bestätigt, denn der Kaiser bediente sich im Osten eines Übersetzers." Constantin hatte als tribunus primi ordinis bei den Reitern des Galerius gedient" und war von diesem nach dem Rücktritt Diocletians zu seinem Vater nach Britan-
nien gesandt worden." Die Erhebung Constantins entsprach dem rómischen Prinzip exercitus facit imperatorem und der gemeinantiken Auffassung von der dynastischen Erbfolge (s. III 1a). Galerius indes sah darin eine Usurpation. Er bot einen Kompromif an, er lieB Constantin als Caesar gelten — das bestátigen die Münzen -, während
der bisherige
Caesar,
Severus,
ordnungsgemäß
für Constantius I zum
Augustus für den Westen aufrückte. Dies war die dritte Tetrarchie.
Ihre Lebensdauer war aber noch kürzer als die der zweiten. Denn die dynastische Erbfolge setzte sich wie in Britannien so auch in Italien wieder durch. Diocletian hatte schon durch die Verlegung der Residenz die Romani di Roma verstimmt, und auch Galerius nahm keine Rücksicht auf die Würde
Roms, das er nie besucht hat.
Er verringerte die Prátorianerkohorten und plante die Abschaffung der rómischen Steuerfreiheit. Daraufhin riefen die Prätorianer, der Senat unter dem Stadtpräfekten Anullinus und das Volk Ende Oktober 306 Maxentius zum Kaiser aus." Marcus Aurelius Valerius Maxentius" war der Sohn des Maximianus Herculius
und der Syrerin Eutropia. Er hatte Valeria Maximilla, eine Tochter des Galerius und Enkelin Diocletians, zur Frau." Damit schien er nicht weniger gut legitimiert als Constantin. Maxentius verschaffte der Stadt Rom die letzten Jahre von einigem
Glanz. Noch einmal kam es zu großen architektonischen Leistungen. Am eindruckvollsten ist die Maxentius-Basilika am Forum Romanum." Erhalten blieb nur der Nordteil, bestehend aus drei Querschiffen. Das Gewölbe des verlorenen Mittelschiffes hatte eine Höhe, die — nach Kähler — mit 48 m nur um 3 m unter der
des Kólner Doms lag. Zeitgleich entstanden die sogenannte Romulus-Rotunde am Forum, vielleicht ein Penaten- Tempel, dessen originale Bronzetüren sich erhalten
haben, und der Neubau des abgebrannten Tempels für Venus und Roma, den Hadrian einst entworfen hatte. An der Via Appia errichtete Maxentius für sich eine Villenanlage mit einem Zirkus und einem Mausoleum, in dem er seinen 309 verstorbenen Sohn Romulus beisetzen lief." Die Vollendung des Baukomplexes hat Maxentius allerdings nicht mehr erlebt, doch ist er wohl gemeint, wenn
der
griechische Historiker Olympiodor (fr. 41 Bl.), der wahrscheinlich 425 Italien besuchte, von reichen Senatoren berichtet, die auf ihren Villen einen eigenen Hippo“ Euseb.
ΝΟ ΠῚ
47.
w Eus. VC. III 13; Amm. XV 13,2; Theodoret HE. 1 13; Soz. I 19,4; 20,1. " Lact. MP. 18,10.
© Anon. Val. 4; Lact. MP. 24 (mit Creed 1984 z. St.); Euseb VC.20; Aur. Vict. 40,2; Epit. 41,2; Zos. IT 8. Barnes 1981, 27.
N Lact. MP. 26,2; 44, 4. Die Angabe, daß der
ellen Gleichzeitigkeit: R. Hennig, Die Gleichzeitigkeitsfabel.
Zs.
für Psychologie
^" Groag,
Maxentius,
S. 2417 ff; Cullhed
rung,
die unter
1994.
dem
RE.
XIV
Die antike
1941/
2,
1930,
Überliefe-
Einfluß des Senates
und
Constantins steht, zeichnet Maxentius allzu fin-
ster.
Todestag (312) zugleich der dies imperii sei (s. u.), ist vermutlich eine Prágnanzverformung des Pa-
'5 Epit. 40,12; Dessau 666f; 671. Ir Giavarini 2005.
negyrikers XII
" Rasch 1984.
16, 2 zugunsten einer providenti-
151,
42, 298 fF.
78
II. Die politische Geschichte
drom besäßen. Auf Maximian oder Maxentius geht möglicherweise auch die durch ihre Mosaiken berühmte Jagdvilla Filosofiana bei Piazza Armerina auf Sizilien zurück."
Galerius versagte Maxentius die Anerkennung und erklärte ihn zum Staatsfeind. Von Mailand aus zog Severus gegen Rom, doch mußte er noch vor dem ersten Zusammenstoß umkehren, da seine maurischen Truppen ihn verließen. Severus floh nach Ravenna, wo ihn Maximianus Herculius, der inzwischen auch wieder
den Purpur genommen hatte, verhaften konnte. Severus wurde in Tres Tabernae
erdrosselt." Nun war Galerius zu fürchten. Um Constantin zu gewinnen, besuchte ihn Maximianus in Trier, der prächtig ausgebauten Hauptstadt Galliens.? Constantin
war nach seiner Erhebung unverzüglich nach Gallien übergesetzt, um den Reichsteil seines Vaters in Besitz zu nehmen. Er hatte den Christen, denen schon sein Vater zugetan war," wieder den seit Gallienus 260 und Aurelian 272 legitimen Gottesdienst in ihren Kirchen gestattet? und sein Kaisertum durch Siege über die räuberischen Franken im Bataverland bestätigt. Er lieB ihre Könige Ascaricus und
Merogaisus sowie zahlreiche Bructerer vermutlich in Trier den Zirkusbestien? vorwerfen und verwüstete das Land rechts des Rheins. Die Gefangenen machte er teils zu Soldaten, teils zu Sklaven und schloB einen durch Geiseln gesicherten Frieden. Die Rheinflotte wurde verstärkt, die Kastellkette am römischen Ufer
erneuert und eine Brücke von Köln nach Deutz gebaut.” Julian (287 A) deutet an, daß Constantin auch die Asche seines Vaters nach Trier
mitgebracht habe.” Schon Caracalla hatte die Gebeine seines Vaters Septimius Severus aus Eboracum mitgenommen und in Rom beigesetzt.“ Im Mittelalter stützte das Kloster Sankt Maximin seinen Anspruch gegenüber dem Symeons-Stift auf den (angeblichen?) Besitz des Grabes." In Trier gab Maximian — wie längst 18 Kähler
1973;
Manganaro
1982;
Carandini
1982
* Anon. Val. 10; Epit. 40,3; Zos. II 10 gegen Eutr.
X 2f und
Aur.
Vict. 40,7.
Zu
den
wi-
schwacher Einwand (anders Girardet 1998, 22 ff; 2006, 54 f; Brandt 2006, 38) gegen die Historizität; sofern er überhaupt davon wußte, könnte er um der Bedeutung von 312 willen geschwie-
dersprüchlichen Nachrichten über das Ende des Severus vgl. Moreau (1954) und Creed (1984) zu
gen haben. Zum
Lact.
2006, 97 FF. 2 Vermutlich Bären; Löwen waren schwer zu haben und mit Abstand die teuersten Zirkustiere: ED. 32. Ein Löwe kostete so viel wie fünf männliche Sklaven besten Alters.
MP. 26,10.
Consularia
1231).
Das
Datum
überliefern
Constantinopolitana
(Chron.
die
Min.
? Zu Constantins Bauten in Trier: Krencker 1929; Krautheimer 1967; H. Cüppers in: Trier, Kaiserresidenz und Bischofsstadt 1984, 68 fF;
Heinen 1985, 266 fF. 2! Eus. VC. 1 13. Constantius hatte eine Tochter Anastasia: Anon. Val. 14.
Gesetzgebungsrecht Constan-
tins als Caesar: Liebs in: Demandt/Engemann
^ Paneg. VII 4,2 (von 307); VI 10-13 (von 310);
Eutr.
125.
Die
X 3,2;
Lact.
Rheinbrücke
MP. 29,3;
Eus.
VC.
bei
und
den
Köln
inst.
Brückenkopf Divitia-Deutz bestätigt die durch Rupert von Deutz im jahre 1128 bezeugte Bau-
I 1,13f. Richtig schon Eduard Schwarz (1904)
inschrift: Dessau 8937. Zöllner 1970, 14 f; Süßen-
in: Kraft
1981, 28; ders. ZAC. 1998, 283; Kriegbaum 1997.
bach 1984, 2. 25 Seeck, Constantius RE. IV 1, 1900, 1043, so
Wer
schon Mommsen, Hermes 28, 1893, 39. Johnson
22 Eus.
HE.
VII 13;
Lact.
MP.
24,9;
1974, 111; O. Seeck I 1921, 62; Barnes
die Nachricht
des Lactanz
als tendenziós
abtut, setzt ihre Ungeschichtlichkeit voraus, die er aus der Tendenz ableitet, so Bleicken 1992, 10.
Daß Euseb die MaBnahme nicht erwähnt, ist ein
1991, 146. 2 SHA. Severus
19, 3.
27 Dessau 8992. Binsfeld 2003.
3. Constantin der Große (306-337)
79
versprochen — Constantin Ende 307 seine Tochter Fausta" zur Ehe und erhob ihn zum Augustus." Galerius erschien unterdessen selbst mit Heeresmacht vor
Rom, mußte sich aber gleichfalls unverrichteter Dinge zurückziehen. Damit war die Stellung des Maxentius in Rom so gefestigt, daB der Vater neidisch wurde und wieder allein regieren wollte. Sein Versuch, seinem Sohn den Purpur zu entreißen,
miBlang. Maximian begab sich abermals zu seinem Schwiegersohn Constantin nach Gallien, vermutlich im April 308."
Schon 307 war Diocletian gebeten worden, die Tetrarchie neu zu ordnen. Zwar weigerte er sich, selbst auf den Thron zurückzukehren, doch übernahm er für 308 nochmals das Konsulat — es war sein zehntes — und berief eine Kaiserkonferenz
nach Carnuntum," der verkehrsgünstig gelegenen Hauptstadt von Pannonia Superior. Die von Lactanz und Zosimos bezeugte Zusammenkunft wird bestätigt durch eine in Carnuntum
gefundene
Inschrift für den ,unbesiegten
Sonnengott
Mithras, den Schützer ihrer Herrschaft", gestiftet von den ,allerfrômmsten Augusti und Caesares" unter dem Schutz von Juppiter und Hercules, die das Heiligtum
(sacrarium) des Gottes wiederherstellen ließen.” In Carnuntum bewog Diocletian seinen alten Kollegen Maximian erneut zur Abdankung. Dem Sohne Maxentius blieb jede Anerkennung versagt, und Constantin sollte sich weiterhin mit dem Caesarentitel begnügen. Anstelle des Severus wurde am
18. November
308 Licinius, ohne Caesar gewesen zu sein, zum Au-
gustus des Westens ausgerufen." Auch er zählte zu den illyrischen Offizieren von geringer Herkunft, sein voller Name Valerius Licinianus Licinius unterstreicht
wiederum
die Ansippung an die Familie der Tetrarchen." Licinius erhielt als
Reichsteil Raetien und Pannonien,
sowie die Anwartschaft auf das einstweilen
noch von Maxentius beherrschte Italien mit Africa. Gewarnt durch die Miflerfolge von Severus und Galerius vor Rom
und bedroht durch die Marcomannen, die 310
die Donau überquerten," verzichtete Licinius jedoch darauf, Maxentius anzugreifen. Die 308 geschaffene Tetrarchie,
Galerius mit Maximinus
Daia
im Osten,
Licinius mit Constantin im Westen," war ebenso brüchig wie die vorangegange-
nen. Denn auf die Nachricht von der Erhebung des Licinius beanspruchte Daia gleichfalls den Augustus-R. ang, den ja auch Constantin führte. Dieser trägt ihn auf den 309 in London, Trier, Lugdunum * Die
Verbindung
war
zwischen
und Aquileia geprägten Münzen, während
Maximian
M Lact. MP. 29,1f; Zos. 11 10,4.
und Constantius Chlorus abgesprochen: Julian
X D(eo) S(oli) I(nvicto) M(ithrae) / fautori impe-
7 D; Pancg. VII 6,1 ff (Beschreibung eines Gemildes in Aquileia, das als Verlóbnis gedeutet
rii sui / lovii et Herculii / religiosissimi / Augusti et
werden kann. Es stammt aus der Zeit vor 296:
ältere Datierung der Zusammenkunft auf 307 ist
Nixon/Rodgers 1994, 198). Clauss in: Temporini 2002, 346ff. Die Behauptung von RieB (2001,
auf
267), daB Constantin Fausta 307 in Aquileia geheiratet habe, ist unrichtig. * Paneg. VIL Zum Ort: Nixon/Rodgers
1994, 184 gegen Grünewald 1990, 36 ff, der Arles favorisiert. Zum Datum: Barnes 1982, 69 f gegen den 31. März bei Palanque 1938, 250. Nixon/
Rodgers |. c. denken an September 307. * Eutr. X 3; Oros. VII 28,9.
Caesares / sacrarium / restituerunt, Dessau 659. Die 308
zu
korrigieren:
Cons.
Const.
s.a.
(Chron. Min. 1 231). 33 Lact. MP. 29,2; 32,1; Eus. HE. VIII 13,14 f; Eutr. X 4,1; Oros. VII 28,11. O. Feld 1960. Zum dies imperii, der Chron. Min. 1231 auf den
11. November gesetzt ist: Seston (1956, 175 ff) nach Dessau 8940. Festy 1982; AE. 1982, 7. M Epit. 41,9;
Dessau
679.
3% Dessau 664.
% [nschriftlich dokumentiert: Deckers 1979.
80
II. Die politische Geschichte
ihn die von Siscia und Thessalonike nur filius Augustorum (FIL AUGG) nennen." Mit
diesem neugeschaffenen Titel versuchte Galerius, die Caesaren zufriedenzustellen, allein vergeblich: Es blieb bei vier Augusti." Bedrohlicher als diese Rangfragen waren die Machtansprüche der Kaiser im Westen. Während sich Maxentius in Rom behauptete, kehrte Maximian
Ende
308 aus Carnuntum nach Gallien zurück. Er bereute seinen zweiten Verzicht bald ebenso wie den ersten und nahm 310 in Arles ein drittes Mal den Purpur. Con-
stantin stand derweil wieder im Krieg mit den Franken. Als die Nachricht von der Erhebung Maximians eintraf, zog er in Eilmärschen Rhöne abwärts und zwang seinen Schwiegervater in Massilia zur Kapitulation. Großmütig begnadigte er ihn,
doch wenig später fand man ihn erhängt.” Er soll geplant haben, per Schiff Maxentius zu erreichen, doch dies habe Constantin im letzten Moment verhindert.” Die offizielle Version überliefert Lactanz (MP. 30). Danach habe Maximian, unzu-
frieden bloB noch Schwiegervater eines Kaisers zu sein, seine Tochter Fausta zu sich geholt, ihr den Verrat an Constantin nahegelegt, und ihr einen würdigeren Gatten versprochen. Er bat sie, ihr Schlafgemach offen zu lassen. Fausta aber erzáhlte dies ihrem Mann. Nun wollte man Maximian in flagranti erwischen. Ein „wertloser
Eunuch" sollte anstelle des Kaisers sterben. Nachts erhob sich Maximian
und
erklärte den Wachen, er müsse seinem Schwiegersohn einen wichtigen Traum mitteilen. So trat er an das Bett Constantins, erschlug den Eunuchen und ver-
kündete, der Kaiser sei tot. Der aber trat ihm mit der Garde entgegen und, des Hochverrats überführt, durfte Maximian seine Todesart wählen.
Constantin löste sich nun aus der dynastischen Ideologie der Herculier und fingierte seine Abstammung von Claudius Gothicus. Die noble Filiation wurde zuerst 310 durch den Panegyricus auf Constantin (VI 2,1f) verkündet, weil „die meisten dies vielleicht noch nicht wüßten“, später haben Inschriften und Münzen
diesen Stammbaum gefeiert. Wie er im einzelnen zu denken sei, darüber war man sich nicht einig. Seit Dessau (1889) ist klar, daß Constantin seine Abstammung von Claudius zu Propagandazwecken erfunden hat. Sein Sohn Constantin (II) erhielt das Gentilicium „Claudius“.“
Galerius starb Anfang Mai 311." Beigesetzt wurde er nicht in seinem Mausoleum in Thessalonike, sondern bei seinem Alterspalast Romulianum (Gamzigrad) neben seiner Mutter (s. II 2). Er hatte noch Ende April in Serdica ein Edikt erlassen, das dem Christentum erneut Duldung gewährte.‘ Damit war der 260 von Gallienus geschaffene Rechtszustand auch im Osten wieder (denuo, αὖϑις) hergestellt." Der F RIC. VI S. 131f; 219-225; 163 ff, 325f; 479, 513f. Wie man Sohn zweier Väter sein kann, wird dabei nicht recht klar. M Lact. MP. 32,5. Stefan 2004.
# Paneg.
VI 18. Zum
Datum
310: Chron.
Min. I 231. 40 Eutr. X 3,2. Huß 1978. 41 Dessau 724; Eutropius (IX 22), Julian (6 D;
51 C), der Anonymus Valesianus (2), die ‚Historia Augusta‘ (VClaud. 13,2) und Zonaras (XII 26) bieten unterschiedliche Verwandtschaften. Vgl. PLRE
I, 228. Castritius
1969, 32 ff; Syme
1983,
63ff; Nixon/Rodgers
1994, 219. Lippold (1981,
359 ff) hält die Überlieferung der Herkunft von Claudius Gothicus für älter als 310. 42 Lact. MP. 35; Cons. Const. zu 311 (Chron. Min.l 231,148) Konsekration: Dessau 661 f; 671, 673.
# Lactanz MP. 34 mit Moreau (1954 II 388 ff) und Creed (1984) z. St.; Euseb. HE. VIII 17. In Nikomedien wurde das Edikt am 30. April ausgehángt: Lact. MP. 35,1. * Eus. HE. VII 13.
3. Constantin der Große (306-337) Kaiser
bezeugt,
daß
Diocletians
Versuch,
die Christen
81 zum
Glauben
der Väter
zurückzuführen, gescheitert sei. Vielmehr seien sie in einen religionslosen Zustand ausgewichen, und das wäre noch schlimmer. Fortan dürften die Christen ihre Kirchen wieder in Besitz nehmen, sollten sich aber aller Handlungen gegen die
öffentliche Ordnung enthalten und für das Wohl des Reiches beten. Das durch den Tod des Galerius entstandene Vakuum wurde prompt ausgefüllt. Seine kaiserlichen Nachbarn marschierten ein: Daia aus Syrien, Licinius aus Pan-
nonien. Sie begegneten sich am Marmara-Meer und vereinbarten, dieses als Grenze zu achten." Die Familie des Galerius floh vor Licinius zu Maximinus Daia. Dieser verlobte Candidianus, einen Sohn des Galerius, mit seiner Tochter. Daia war jetzt der rangälteste Kaiser. Die gemeinsame Gegnerschaft zu Licinius bewog ihn, Verbindung zu Maxentius in Rom zu suchen. Die Lage für Maxentius hatte sich inzwischen verschlechtert. Den Zwist mit seinem Vater nahmen die africanischen Truppen mit Unwillen auf. Maxentius
forderte den Sohn des vicarius Africae Lucius Domitius Alexander als Geisel, daraufhin ließ dieser sich 308 ebenfalls zum Augustus erheben.“ Im Jahre 310 gab es sieben Augusti im Reiche: Daia in Syrien, Galerius in Thrakien, Licinius in Pannonien, Constantin und Maximian in Gallien, Maxentius in Italien und Alexander
in Africa.
Alexander suchte Anlehnung an Constantin, fand Anerkennung in Sardinien und unterband die Getreidelieferung nach Rom. Dort entstand Aufruhr. Maxentius ließ angeblich Tausende niedermachen und schrieb zur Finanzierung der Transporte die Senatoren in die Schiffergilden ein." Eine Versorgung aus Spanien war unmöglich, da Constantin 309 dort erschienen war und die seit 306 beanspruchte Diózese in
Besitz genommen hatte." Deshalb mußte Maxentius die Rückeroberung A fricas versuchen, und sie gelang ihm noch 310 durch seinen praefectus praetorio Volusianus. Alexander wurde stranguliert. Anschließend feierte Maxentius einen Triumph über „Karthago“,“ den letzten im alten Stil.
Die Religionsfreiheit der Christen hat Maxentius bereits 306 wiederhergestellt,* der rómischen Gemeinde gab er 311 ihren Besitz zurück und gestattete ihr schon 308 nach fast vierjáhriger Unterbrechung wieder die Wahl eines Bischofs. Es kam jedoch zum Konflikt, als Marcellus die in der diocletianischen Verfolgung Abge-
fallenen (lapsi) nicht wieder zur Kommunion
zuließ. Aus einem Epigramm des
Papstes Damasus geht hervor, daß zwischen den Bekennern und den Schwachgewordenen Kämpfe ausbrachen, bei denen es Tote gab. Daraufhin habe Maxentius den Bischof 309 verbannt.” Seinen Nachfolger Eusebius traf 310 dasselbe Schicksal,
*5 Lactanz MP. 36. # Zos. II 12,2 Seeck, L. Domitius Alexander,
* Das
Damasus-Epigramm:
Lietzmann
1910,
18. Der ‚Liber Pontificalis! (31) meldet dagegen,
RE. 1 2,1894,1445. Kotula (1962) sucht zu beweisen, daß die Überlieferung zu Domitius Alexan-
Marcellus sei von Maxentius zum Stalldienst in
der auf Onasimos von Cypern zurückgeht.
vom Kaiser beanspruchtes, der Kirche vermach-
# Dessau 8936; AE.
1966, 169; Chron. Min.
1148; CTh. XV 14,4; Groag # Stein 1928, 133. * Aur.
Vict. 40,18;
Zos.
1904, 484.
catabolum
verurteilt
worden,
weil
er cin
tes Haus in Besitz genommen
habe: Duchesne
1955,
von
104 ff.
Maxentius
wird
Euseb
HE.
VIII 14,1 als heuchlerischer Christenfreund hin-
1I 14,3.
9 Eus. HE. VIII 14,1; Opt. baum 1992; ders. 1997,60.
einem
Mil. 1 18. Krieg-
gestellt.
82
II. Die politische Geschichte
doch konnte in Miltiades 311 ein dritter Papst bestellt werden. Maxentius ist zu Unrecht unter die Christenverfolger gerechnet worden."
Die Annäherung von Daia und Maxentius bewog Licinius, sich mit Constantin zu verbünden. Dieser verlobte ihm Ende 311 oder Anfang 312 seine Halbschwester Constantia.” Maxentius hingegen ließ seinen Vater unter die Götter erheben und erklärte Constantin — schwerlich zu Unrecht - für dessen Mörder. Daß Maxentius aber Constantins Statuen gestürzt und damit den Bürgerkrieg eröffnet habe, ist wohl Propaganda Constantins, zeigt aber, daß beide Kaiser durch den Austausch
von Bildern einander anerkannt hatten. Constantin stigmatisierte Maxentius über-
dies als Bastard Maximians, bestritt ihm damit die dynastische Legitimitát^' und
ging in die Offensive. Er überschritt mit seinen gallisch-germanischen Truppen die Alpen, besiegte die Streitkräfte des Maxentius bei Susa, Turin und Verona, sicherte
Aquileia und marschierte auf Rom. Angesichts seiner geschwundenen Popularität fühlte sich Maxentius hinter den Mauern nicht mehr sicher. Verrat war zu fürchten. Er zog Constantin entgegen und verlor mit seinen Prätorianern bei Saxa Rubra, nördlich der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 Schlacht und Leben.“
Die Schlacht am Ponte Molle gehört zu den großen Entscheidungen der Weltgeschichte, denn die Folge war die Dominanz des Christentums. Sie hätte sich bei anderem Ausgang verzögert. Zwar waren Heer und Beamtenschaft, Literaten und gehobenes Bürgertum weiterhin ganz überwiegend heidnisch - im Westen zumal. Die Christen waren eine Minderheit,* aber Geschichte wurde stets von dynami-
schen Minderheiten gemacht. Unter den Aberhunderten von Religionen im Reich war keine so expansiv wie das Christentum, keine so gut organisiert, keine so widerstandsfähig. Sie hat den Machtapparat des Imperiums getrotzt und war durch ihre Literatur allen anderen Glaubensrichtungen überlegen. Aber war Constantin
gläubig?” Daß dieser ein lebhaftes Interesse an religiösen Fragen hatte, daß er nach
seinem Sieg im Christentum die wahre Religion erblickte und glaubte, daß ihre Ausbreitung dem Reich zum Segen ausschlagen würde, erweisen die Quellen.” Constantin verehrte zuvor das höchste Wesen in der Form des Sonnengottes, der, seit Aurelian, ja seit den Severern populär, gleichsam die Brücke zwischen Heidentum und Christentum darstellte.” Schon Constantius war auf dem Sonnen-
wagen gen Himmel gefahren; das Medaillon von 313 aus Ticinum in Paris zeigt Constantin neben Sol, und noch 325 feiern Münzen
den Sonnengott als Schutz-
herrn des Kaisers.” Von einer „Bekehrung“ Constantins à la Damaskus kann keine Rede sein, weil er wähnte, schon seit seiner Erhebung mit der Gottheit in Einklang zu stehen." Wohl aber gab es nun das „Bekenntnis“ zum Christengott. 52 Geradezu als Wegbereiter für Constantins Religionspolitik deutet ihn de Decker 1968. 53 Lact. MP. 43,2; Zos. 11 17,2; Seeck, RE. IV
1, 1900, 958.
** Paneg. XII 3,4; Aur. Vict. 40,23; Epit. 40,13. Die Mutter soll dies gestanden haben: Anon. Val.12.
55 Lact. MP. 43f; Paneg. XII; Epit. 40,7. Ku-
5° Harnack II 1924, 946 ff. *' Bringmann 1995; Elliot 1996. * Eus. HE. X 7; Amm. XV 13,2; Opt. HI = Silli 1987,
App.
13 fF.
* Wallraf 2001; Berrens 2004; Sol in der Kunst: Bergmann in: Dernandt/Engemann 2006, 143 ff.
*' Paneg. ΝῊ 14,3. M. R.-Alföldi 1964/2001,
hoff 1991; Cullhed 1994. Das Datum nach CIL. 1. p. 274: 28. Okt. gegen Lact. MP. 44,4: 27. Ok-
528 s! Constantin
tober. Als Ort des Lagers gilt der Bogen von Malborghetto. Eine Siegesprägung in spe des Maxentius (!): Overbeck 2000.
schworen. Indessen räumt er ein, nicht schon immer die Erkenntnis der göttlichen Lehren besessen zu haben: Ad Sanctos 11.
hat nie einem
Irrglauben
abge-
3. Constantin der Große (306-337) Unter
den
Beratern
Constantins
83
spielt der Bischof Ossius oder Hosius
von
Corduba eine wichtige Rolle, den Constantin wohl auf seinem Zug nach Spanien 309 kennengelernt hatte und bis 326 bei sich behielt. Hosius hatte 306 oder wenig
spáter an der Synode von Elvira" teilgenommen, in der es unter anderem um die Frage ging, wie weit sich ein Christ in staatliche Angelegenheiten einlassen dürfe."' Hosius vertrat eine dem Staat gegenüber freundliche Haltung. Jedenfalls ist Constantin selbst der Ansicht gewesen, daß Christentum und Staatsdienst vereinbar
seien, daß eine Entscheidung für den neuen Glauben keineswegs den Rückzug aus dieser Welt erfordere.
Ein groBes Thema ist Constantins Milvische
Vision. Lactanz (MP. 44,5f)
berichtet um 315, der Kaiser habe nachts den Befehl erhalten, den Soldaten das
Monogramm Christi (2K) auf die Schilde zu malen. Nach der von Euseb um 339 verfaßten Vita des Kaisers (I 28f) sah Constantin indes mittags über der Sonne das Kreuz mit der Beischrift „Hierdurch siege" (τούτῳ νίκα), das Christus ihm in dem
nachfolgenden Traum als Schutzemblem zu verwenden befohlen habe. Constantin hat das offenbar später selbst so dargestellt. Schon 310 soll ihm Apollo mit den Gesichtszügen Constantins erschienen sein nebst Victoria, die ihm Lorbeerkränze
mit der Voraussage einer dreißigjährigen Regierung überreicht habe. Visionen gehóren zur Topik guter Kaiser, auch Constantin hatte deren mehrere." Glaubwürdig ist, daß Constantin vor dem Kampf das Siegeszeichen einigen Soldaten auf die Schilde hat malen lassen.” Dadurch wurde die Schlacht zu einer Theomachie, in der sich Christus zum ersten Mal als Schlachtenhelfer bewährte. Heißt es doch schon im Psalm 46, 10, daß Gott es ist, „der den Kriegen steuert in aller Welt.“ Der heidnische Redner Nazarius verkündete 321, die leibhaftig erschienenen Himmlischen Heerscharen unter der Führung des vergöttlichten Constantius hätten dem Sohn den Sieg beschert.“ Begleitet
von
seinen
Cornuti, die ein Bild des Pons Mulvius mitführten,"
zog
Constantin in Rom ein, verzichtete jedoch möglicherweise auf den Gang zum #? Die in der Maurenzeit verschwundene Stadt war das iberische Iliberris bei Granada. * D. Ramos-Lisson in: Orlandis 1981, 3ff. Datum zwischen 306 (Constantins ToleranzEdikt) und 314 (Konzil von Arles). ^ Bleckmann
in:
Bonamente/Fusco
|
1992,
151 ff; Nixon/Rodgers 1994, 248ff; Demandt in: Demandt/Engemann 2006, 49 ff. Ältere Literatur zu Constantins Vision bringt Winkelmann 1962,
239ff.
Zur
Apollo-Vision,
vielleicht
in
Grand/Lothringen: Paneg. VI 21,4 (310 Trier). Saylor-Rodgers 1980; Greffe 1983. Lactanz (MP. 30) bezeugt die Erfindung zweckdienlicher Tráume, allerdings nur bei einem Schurken wie Maximian (s.o.) Eine siegverheißende Vision Aurelians
(nach dem
Vorbild Constantins?) be-
richtet die Vita der SHA. 24, 2ff. P. Weiß 2003 bezieht Lact. MP. 44,5f und Eus. VC. 1 28f auf Paneg. VI 21,4 und erklärt die Begegnung mit Apollo mit einer atmosphárischen Halo-Erscheinung. Barncs (ZAC. 1998, 288) und Girardet (in
Demandt/Engemann 2006, 69ff) stimmen zu, doch ist die Diskrepanz zwischen den Quellen-
texten und dem, was Constantin am Himmel gesehen haben kónnte (sein Gesicht, Schrift?) derart kraß, daß eine solche Hypothese abenteuerlich wirkt. MuB man wirklich hier einen derartigen Zufall postulieren? *5 Zur Form des Zeichens (Staurogramm oder Christogramm) vgl. Creed (1984) zu Lact. MP. 44,5;
DiMaio
1988; Seeliger
1989. Als militäri-
sches Amulett bleibt das Christogramm Schildzeichen der Garde. Das zeigen die Reliefs der Arcadiussäule und die Mosaiken Justinians von San Vitale in Ravenna
(Delbrueck,
Kaiserornat
1932, 2f). Constantin hat das Christogramm 315 auf seinen Helm (K. Kraft 1955; Overbeck 2005) und auf seine Kaiserstandarte, das Labarum, ge-
setzt, s.u. *: Paneg. IV 14. Zu weiteren Träumen: Bleckmann bei Bonamente/Fusco
*' Dessau 686.
1992, 151 ff.
84
Il. Die politische Geschichte
Capitol.“ Er ließ sich — trotz des besseren Rechtes Daias — vom Senat mit dem Titel
eines rangältesten Augustus schmücken und verhängte die damnatio memoriae über Maxentius und Maximian.” Schwägerin Maximilla und ihr Sohn nebst allen, die
Constantin gefährlich werden konnten, wurden umgebracht.” Im Zuge der Propaganda gegen Licinius 316 rehabilitierte Constantin seinen Schwiegervater.” Dessen Porphyrsarkophag stand in dem von ihm errichteten Mausoleum bei San Vittore al Corpo zu Mailand." Dem Sieger stiftete der Senat einen Ehrenbogen. Er wurde beim zweiten Rombesuch des Kaisers zu seinen Decennalien 315 einge-
weiht." Der plastische Schmuck des Bogens besteht großenteils aus Spolien von Denkmilern früherer Kaiser (Trajan, Hadrian, Marc Aurel), deren Köpfe durch die
von Constantin und Licinius (oder Constantius Chlorus) ersetzt wurden. So erscheint Constantin ironischerweise mehrfach beim Vollzug heidnischer Opfer. Die konstantinischen Reliefs, etwa das mit der Schlacht an der Milvischen Brücke, sind
roh und primitiv.” Diocletian verwendete noch keine Spolien,? abgesehen von einigen ágyptischen Skulpturen in Split. Die Inschrift des Bogens rühmt den Sieg über den , Tyrannen", wie die Kirchenväter Christenverfolger zu nennen
pflegten", und besagt, daß Constantin seinen Sieg instinctu divinitatis — „auf Eingebung der Gottheit“ oder „seiner Göttlichkeit“ errungen habe. Mit dieser neutralen Formulierung, die der Kaiser auch sonst schätzte,’ konnten Heiden wie
Christen einverstanden sein.” Eine auffällig große Zahl von Bildern auf dem Bogen verherrlicht die Sonne, die noch bis 325 auf Münzen erscheint und als Sinnbild Christi gedeutet werden konnte.”
*! Paneg. XII 19, 3. Straub (1972, 100ff) deu-
stammt von L'Orange und Gerkan
1939; Raeck,
tet dies als religiöse Demonstration und entgeg-
Brücke 1998. Zu den weiteren Bauten Constan-
net dem naheliegenden Einwand, daß ein Sieg im
tins in Rom s. III 4a!
Bürgerkrieg keinen Triumph rechtfertige, mit dem Hinweis auf andere triumphale Elemente,
7 Rasch
1984, 70.
wie den arcus triumphis insignis (s. u.). „Triumphbö-
* Barnes in: Paschoud/Szidat 1996, 107. 7 Summa divinitas im Brief von 314 an Aelafius
gen“ sind aber schlicht Siegesmonumente: Amm.
(Silli 1987, 15) und in CTh. IX 1,4 von 325. Pa-
XXI 16,15. Paschoud in: Bonamente/Fusco 1993, 737ff; Nixon/Rodgers 1994 zu Pancg.
neg. ΧΙ von 312 verwendet divino consilio (4,1 u.
XII 19,3. Zos. Il 29,5 kann sich auch auf 315 oder
Kaiser selbst Góttlichkeit (divinitas), so daB Kolb
326 beziehen: Alföldi 1948, 62; Wiemer 486; Clauss 1996, 10f; Paschoud
1994,
72 Ambr.
ep. 53,4. Milano capitale
versteht. Nixon/Rodgers 1994, 292 f mit Litera-
tur. ?* Die Inschrift des Constantinbogens (Dessau 1990,
114;
5. Pensabene/Panella
1999,
^ Für Berenson (1954) ein Beweis der Dekadenz, für Rodenwaldt (1921/1922) und BianchiBandinelli (1971, 70ff) ein Zeugnis für die arte plebea, siegreiche Volkskunst. Zum Problem der ars humilis: Brandenburg 1981. Sarkophage der constantinischen
Zeit
bezeugen,
daB
2001, 65 die Formel auf dem Bogen als Antricb
der Constantin innewohnenden göttlichen Kraft
1997, 28.
19 EnBlin RE. XIV 1930, 2515. ? Paneg. IV 6,6; IX 16,5. ^ RIC. VII S. 180; 310; 429; 502.
Pläne: 470f. ^ Dessau 694, 4 und
5) und divino instinctu, bescheinigt aber auch dem
der
hohe
Stil in einzelnen Werkstätten weiter gepflegt wurde. Die maßgebliche Publikation des Bogens
694) lautet: Imp(eratori)
Caes(ari) Fl(avio) Con-
stantino maximo / p(io) f(elici) Augusto S(enatus) P(opulus)q(ue) R(omanus) / quod instinctu divinitatis, mentis / magnitudine, cum exercitu suo / tam de tyranno quam de omni eius / factione uno tempore iustis / rem publicam ultus est armis / arcum triumphis insignem dicavit. AuBer dem zweideutigen Gottesbegriff (vgl. Paneg. XII 13,2) ist die Bezeichnung tyrannus für den Gegenkaiser bemerkenswert, sie
wurde allgemein üblich. Grünewald 1990, 63 ff; Raeck 1998. 79 Gerkan
1939, 176 ff.
3. Constantin der Große (306-337)
85
Aus der Zeit bald nach dem Sieg am Pons Mulvius stammt eine Inschrift aus Saepinum in Mittelitalien, die den „unbesiegten“ (invictus) Kaiser als Wiederhersteller der politischen Freiheit (publica libertas) feiert und als „Sohn der Götter“ (dis genitus) begrüßt.” So hatten schon Vergil und Seneca die Kaiser verherrlicht. Letzterer
setzte
für den
Vater
von
Prinzen
Góttern"
(deos geniturus) hinzu, Formeln,
die
Bezeichnung
die auch für Diocletian
,Erzeuger
von
und Maximian
gebraucht wurden. So verwundert es nicht, daß der Panegyriker von 310 Constantin mit anderen Góttern vergleicht, die vom Rande der Welt kamen: Hermes von den Nilquellen und Dionysos aus Indien." Außer dem Ehrenbogen wurde dem Kaiser in der Westapsis der wohl unvollendet vorgefundenen Maxentiusbasilika auf dem Forum ein riesiges Sitzbild gewidmet, dem Constantin selbst nachträglich das „siegbringende Heilszeichen" in die Rechte geben ließ, wie Euseb rühmt." Kopf, ein heroisch nackter Fuß und mehrere Fragmente der Statue wurden 1486 gefunden und im Hof des Konservatorenpa-
lastes aufgestellt, ebenso die Hand mit erhobenem Zeigefinger in zweifacher Ausfertigung." Vermutlich handelt es sich um Umarbeitung eines thronenden Juppiter." Auf dem Quirinal entstand ein letzter Thermenbau. Vor allem aber hat Constantin in Rom und im Osten Kirchen errichten lassen
und aus Staatsbesitz dotiert.” Fortan fand der Typ der Markt- und Gerichtsbasilika für den Kirchenbau Verwendung." Im Westen dominierte der Langbau mit einem Zeltdach, während
der Osten eine Vorliebe für die Kuppel
zeigt. Glockentürme
gibt es erst im merowingischen Gallien. Constantins erste Stiftung, noch 312, war die Lateranbasilika
für den Bischof, die auf dem Gelände der Kasernen der
equites singulares errichtet wurde." Das separat stehende Baptisterium wurde als Zentralbau wegweisend. Am Lateran erhielt Fausta eine domus," sie fiel nach ihrem
Tod ebenfalls an den Papst. 324 bis 326 folgten die monumentale Petersbasilika über
der Memoria des Apostelfürsten auf dem ager Vaticanus - ihn benennt schon Gellius (XVI 17) um 160 — und die Umgangsbasilika für Marcellinus und Petrus an der Via Labicana. Der dort angebaute „Tor Pignattara" war als Mausoleum für Constantin vorgeschen; in dem für ihn bestimmten Porphyrsarkophag mit dem Reiterrelief —
heute im Vatikan" - ließ er um 330 seine Mutter Helena bestatten, als er selbst seine
Residenz bereits nach Konstantinopel verlegt hatte." Constantin hat Rom später " AE.
1984 Nr. 367.
" Paneg. VI 9, 4f; Verg. Aeneis VI 641 f; Seneca, Consolatio ad Marciam
15, 1; Dessau 629.
*' σωτηρίου τρόπαιον oder σωτήριον σημεῖον, Eus. ΗΕ. IX 9, 10. Ob es sich um einen Globus mit Victoriola, ein Kreuzszepter oder ein Vexil-
lum handelt, ist unklar.
"' Helbig ΠῚ 1966, 252 ff; Bleckmann 1996, 61 f. "! Auch ein älteres Kaiserbild (Hadrian? Maxentius?) in Juppiterpose kommt in Betracht.
die von Diocletian in Nikomedien zerstörte Kirche (Lact. MP. 12) ausgesehen hat. Krautheimer 1967; Süßenbach
1977. Zu Constantins Bauten in Rom:
Krautheimer 1975, 39 #; ders. in: Bonamente/ Fusco 1993, 509 ff; Brandenburg
1979; 2004; Deich-
mann 1982, 112ff; S. de Blaauw Engemann 2006, 163 ff.
in: Demandt/
” Daß diese Truppe mit den Prätorianern für Maxentius gekämpft hat und dann mit diesen auf-
“ Eus. VC. [1 46 . Krautheimer in: Bonamente/Fusco 1993, 509 ff; Brandenburg 1992; 2004;
gelöst wurde, wie Brandenburg 1979, 22 (vermutlich nach Ferrua) meint, ist deswegen ungewiß, weil die equites singulares seit Gallienus nicht mehr
s. [Il 4a! Die constantinischen Kirchen konzen-
bezeugt sind. Speidel 1965, 92 mit Anm. 591.
trieren sich auf Syrien, Kleinasien und Nordafrika. “ Die Antwort auf die Frage, ob vor Constantin basilikale Kirchen existierten, hängt davon ab, wie
& Op. Mil. 1 23.
# Helbig I S. 20. " Zum
Mausoleum
Helenas:
Deichmann/
86
II. Die politische Geschichte
noch ein drittes Mal besucht, 326 zu seinen wegen Nicaea verspäteten Vicennalien.” Die 313 fälligen Säkularspiele unterblieben." Im Februar traf sich Constantin mit Licinius in Mailand. Constantin blieb senior Augustus. Licinius vermählte sich mit Constantia und behielt das Gesetzgebungsrecht. Beide bestätigten im sog. Mailänder Edikt allgemeine Religionsfreiheit, namentlich für das corpus Christianorum, d.h.
für die christliche Gemeinde, und die Rückgabe des ihr in der Verfolgung entzogenen Eigentums. Das corpus Christianorum wird hier zum ersten Mal so genannt,
aber als bestehend vorausgesetzt. Den unter Daia Verfolgten wurde Entschädigung angeboten. Dadurch wünschten die Kaiser sich die göttliche Gnade zu erhalten.“ Nun wurde auch im Osten der Zustand wiederhergestellt, den Constantin und
Maxentius nach dem diocletianischen Christenverbot von 303 im Westen schon 306 restituiert hatten. Wenn Constantin 312 neben sich selbst Maximinus Daia für 313 zum Konsul hatte ausrufen lassen, so war das eine Geste der Verständigung, die er angesichts der
Spannung zwischen Licinius und Daia nicht aufrecht erhalten konnte. Ab Mai erscheint Licinius als Konsul anstelle von Daia in den Inschriften des Westens.
Da jetzt Constantin den ursprünglich Licinius zugedachten Sprengel Italien besaß, sollte der Kollege durch das Territorium Daias entschädigt werden. Dieser hatte nach seiner Besetzung Kleinasiens 311 einen Krieg gegen die Armenier führen müssen, der indessen kaum in deren Christenglauben begründet war, wie Euseb
(HE. IX 8) behauptet. Daia hat keine Religionskriege geführt," das Toleranzedikt des Galerius, in dessen Überschrift sein Name fehlt, gleichwohl übernommen. Als
daraufhin die Stádte Nikomedien und Antiochien sowie die Provinziallandtage Lykiens und Pamphyliens darum baten, der Kaiser móge die Christen aus den Städten ausweisen,” genehmigte der Kaiser dies, wie Inschriften des Jahres 312
aus Tyros, Arykanda und Kolbasa belegen.“ Daia prägte Münzen für Juppiter und Serapis” und ließ gefälschte Pilatus-Akten mit Vorwürfen gegen Jesus zum Schulunterricht verwenden. In Anlehnung an die christliche Episkopalverfassung erhielten die Provinzen und Städte Oberpriester (sacerdotes maximi) aus den höheren Schichten. Das greift voraus auf die Religionspolitik Julians.* Da es Ende 311 unter Daia wieder Märtyrer gegeben hatte, forderten Constantin und Licinius ihn von Mailand aus zur Toleranz auf, angesichts der veränderten Lage
nicht ohne Erfolg.” Zugleich aber nutzte er die Abwesenheit des Licinius in Italien Tschira 1957, 44 ff, bes. 64 f; Johnson 1991, 147 ff; Brandenburg 2004, 55ff. Delbrueck (Porphyrwerke 1932, 215 () meinte, Helenas Reiter-Sarkophag sei für Constantius Chlorus gefertigt.
Helena-Reliquien reklamierten spáter Santa Ma-
* Konrad Kraft (1954) in Heinrich Kraft 1974, 325. *5 Lact. MP.
36,3; Eus. HE.
IX 1-8. Momm-
sen, Ges. Schr. VI 555 ff; Castritius 1969, 48ff; Grant
1975.
ria in Aracoeli auf dem Capitol, Kirchen in Vene-
*e Euseb. HE. IX 7, 3. Sahin 1997, 12 ff.
dig, Troyes und Hautvilliers.
%” van Heesch
*! Barnes
92 Zos. II 7,2 rechnet diese religiös motivierte Unterlassung
Constantin
1993.
* Euseb. HE. 19; IX 5. Zum
1982, 72; 77.
zu
den
Nieder-
verlorenen
„heidnischen“
zu
Verhältnis der den
erhaltenen
christlichen Pilatusakten vgl. Hennecke/Schnee-
gangsgründen.
melcher | 1968,
® Lact. MP. 48,2 ff mit Creed 1984; Eus. HE. X 5,2-14. Seeck I 138 ff, 498f; Dörries 1954, 228 ff; Barnes 1982, 71.
Daias: Lact. MP. 36,4. Zu Julian s. II 5!
330ff.
*? Eus. HE. IX 9.
Zu
den
Oberpriestern
3. Constantin der Große (306-337)
87
dazu, Byzanz zu erobern." Licinius zog ihm entgegen und besiegte ihn am 30. April 313 auf dem Campus Ergenus südöstlich von Adrianopel (Edirne). Lactanz (MP.46) überliefert das damals eingeführte namenlos monotheistische Heeresgebet, aber Licinius war kein Christ, seine Münzen zeigen Juppiter. Dennoch hat eram 13. Juni 313 in Nikomedien das mit Constantin abgesprochene Toleranzedikt anschlagen lassen. '" Daia floh nach Kappadokien und verkündete dort abermals Glaubensfreiheit für die Christen. Sie sollten sogar ihre Kirchen zurückerhalten. Licinius verfolgte ihn,
Daia aber starb unerwartet im Juli 313 in Tarsos."' Er kam nicht mehr in der GenuB seines unvollendeten Alterspalastes, den er sich in der Dacia Ripensis an seinem mutmaßlichen Geburtsort Sharkamen errichtet hatte, 40 km nördlich von Gamzigrad, dem geplanten Ruhesitz seines Onkel Galerius. Auch Sharkamen war
befestigt und besaß ein außerhalb der Mauern gelegenes Mausoleum für — wie Schmuckfunde nahelegen - Daias Mutter." Nach dem Ende seines Gegners lief der Sieger nicht nur die hohen Beamten Daias, sondern ebenso dessen Familie und die zu Daia geflohenen Angehórigen der Tetrarchen ausrotten: die Frau und die beiden Kinder, weiterhin Severianus, den
Sohn seines Vorgängers Severus, und Candidianus, einen unehelichen Sohn des Galerius. 315, als er ihrer schließlich habhaft wurde, tötete Licinius zudem Valeria, die Tochter Diocletians und Witwe des Galerius, sowie deren Mutter Prisca, die
Frau Diocletians, die nicht mit diesem nach Spalato gegangen war."* Deren Besitz fiel an den Sieger. Über Daia wurde die damnatio memoriae verhängt." In den Jahren 313 bis 324 wurde das Reich im Westen von Constantin, im Osten von Licinius regiert. Constantins Entscheidung für den Christengott verwickelte
den Kaiser und seine Nachfolger in die inneren Zwiste der Kirche, alle religiósen Streitigkeiten - im Osten permanent — waren hinfort zugleich politische Konflikte. Das begann in Africa. Hier hatte sich nach der Verfolgung eine strengere Gruppe von
den
Katholiken
abgespalten,
die
Donatisten.'*
Constantin
hoffte,
das
Schisma zu beheben, aber weder die von ihm einberufenen Synoden, weder Geld
noch Waffen vermochten die Einheit herzustellen. Es gab Märtyrer. Die außenpolitische Lage blieb unsicher. Constantin zog nach dem der Treffen wieder an den Niederrhein, da die Franken die Küsten bis nach heimsuchten. Siege des Kaisers über mehrere Germanenstämme rechts des sicherten die Grenzen.'” Auch Sarmaten, Carpen und Goten an der Donau
MailänSpanien Rheins blieben
weiter bedrohlich, doch kam es nicht mehr zu größeren Einfällen. Die inschriftlich
bezeugten Siegerbeinamen lassen auf Erfolge an der Ostfront schließen.'*
100 Lact. MP. 45,4f.
104 Barnes
1 Eus, HE. IX 10 ; Dessau 8940 ; Lact. MP. 48.
105 Detaillierte
12 Eutr. X 4,4; Aur. Vice. 41,1; Epit. Sein Grab bei Tarsos: Philost. VIII 1.
40,8.
?! Die Ausgrabungen begannen 1994, Popovic 2005 mit englischer Zusammenfassung von M. Tomovic 11ff; 107ff. Wichtigster Einzelfund: Bruchstücke eines thronenden Kaisers aus Porphyr.
1982, 67; PLRE.
IX 11,2. 106 Grasmück
beschrieben 1964; Frend
1 (s. nn.).
bei
Eus.
HE.
1971; Girardet
1975;
Barnes 1982, 238 ff. S. III 6 d! 17 Paneg. XII 21f (von 313); IV 16-18 (von 321); Anon Val. 13; Eutr. X 3; Zos. 11 17,3. Zöllner 1970, 14f. 1% Dessau 696; 8942.
88
II. Die politische Geschichte
Belastend dagegen wirkte das schlechte Verhältnis zwischen den beiden Kaisern. Constantin schlug Licinius vor, Italien und die von Licinius verwalteten Provinzen zwischen Bodensee und Donauknie als Pufferstaat Bassianus, dem Mann von Con-
stantins Halbschwester Anastasia, als Caesar zu überlassen. Licinius lehnte ab, er-
munterte aber angeblich Bassianus durch dessen bei ihm lebenden Bruder Senecio, sich gegen Constantin zu empören. Dies klingt nach Kriegspropaganda Constantins. Dieser reklamierte Italien für sich, exekutierte Bassianus und forderte die
Auslieferung Senecios. Licinius ließ daraufhin — so heißt es — die Standbilder Constantins umstürzen.'” Aber plante er einen Angriff?
Im Streben nach der Weltherrschaft (principatum totius orbis affectans) setzte Constantin seine Armee 316 wieder in Marsch." Nach zwei Siegen Constantins bei
Cibalae nahe Sirmium und bei Mardia nahe Adrianopel einigten sich die Kaiser. Licinius mußte seinen neuernannten Nebenkaiser Aurelius Valerius Valens preisgeben und behielt in Europa nur Thrakien, Moesien und Scythia minor." Damit hatte Constantin seinen Machtbereich weit nach Osten ausgedehnt. Der Absprache gemäß erhob Constantin am 1. März 317 in Serdica neue Caesaren, für den Osten Licinianus, das zweijährige Sóhnchen von Licinius und Constantia; für den
Westen Crispus," seinen zwólfjáhrigen Sohn von der früheren Konkubine Miner-
vina, sowie Constantinus (II), seinen zweiten, wenige Tage alten, in Arles geborenen Sohn, vielleicht nicht von Fausta." Adoption nach rómischem Recht im
Kaiserhaus kam hinfort nicht mehr vor. Als Zeichen der Eintracht übernahmen
die beiden Kaiser gemeinsam das Konsulat für 319. Constantin überließ Crispus und dessen Offizieren die Rheingrenze"* und bewachte selbst, meist von Sirmium oder Serdica aus, die Donaufront. 322/323 bekämpfte er die Sarmaten unter Rausimodus in Pannonien und die Goten in Thrakien.'^ Dabei griff er zum dritten Mal
auf das Gebiet des Licinius über und erneuerte so die alten Spannungen. Licinius ließ Constantins Siegesprägungen einschmelzen, die Konsuln wurden nicht mehr Y? Anon. Val. 14f. "0 Eutr. X 5. Die ältere Datierung nach Chron. Min. 1231 auf 314 wurde auf 316 berichtigt von Bruun 1953, 15 ff; 1993, 247 ff und Ha-
134; Eutr. X 15,2; Socr. II 47), kann Fausta nicht die Mutter beider Prinzen gewesen sein, oder
bicht 1958; vgl. RIC. VII 1966, 66. Barnes 1973, 36; Grünewald 1990, 109ff; Pohlsander in Ancient World 26, 1995, 89 ff. Für das traditionelle Datum R.-Alföldi 1976/2001, 64ff, Lippold 1981, 369 und Kienast in: Opelt 1988; 149 ff.
(II) geboren
Doch bestätigt Aurelius Victor (41,2) das Jahr: anxie triennium (nach der Hochzeit des Licinius mit Constantia) congruere quivere (Constantin und Licinius). Auch die acht Porträts des Licinius
eines der Daten ist falsch. Eine andere Mutter eine unbekannte Frau aus Arles, wo Constantin
(zur
wurde - postulierten
Inschrift
aus
Sorrent:
CIL.
Mommsen X 678,
vgl.
S. 1006 und Dessau 710), Seeck (IV 3; 377; ders. Constantin
II, RE. IV 1900, 1026; ders. Fausta,
RE. VI 1909, 2085) und PLRE. (I 223 s. n. Constantinus Nr. 3 und S. 1040 s. n. Anonyma
25);
ein früheres Geburtsdatum für Constantin (II) vermuten
Stein
(1931,
183f),
Palanque
(1938,
249), Guthrie (1966, 330f) und Barnes (1973,
auf dem Constantinsbogen von 315 sprechen für einen Konflikt erst 316. ı Zos. I1 20,1; Anon. Val. 18. 12 Pohlsander 1984. " Chron. Min. I 232; Anon. Val. 19. Daß
38; ders. Phoenix 38, 1984,
Constantin
"5 Zos. 1L 21 f; Opt. Porf. VI 18ff; Eus. VC. IV 6. Zur Chronologie: Barnes 1982,75; Spielvogel
(II) damals
war, bezeugen
Zosimos
erst wenige 1I 20,2 und
Tage
alt
Epit. 41,4.
Da Constantius (II) bereits am 7. August 317 ge-
boren wurde (Filocalus z. Datum: Salzman 1990,
176), während
Pa-
schoud (1971, 211 f zu Zos. II 20,2) das Geburts-
datum des Constantius (1I) nach Epit. 42,17 auf den 7. August 318 herabrückt. "n Opt. Porf. V 30ff: X 24 ff; XVIII 8ff.
1998.
3. Constantin der Große (306-337)
89
gemeinsam bestimmt."* Licinius bedrückte die in seinem Reichsteil mit Constantin sympathisierenden Christen. Sie durften sich seit 320 nicht mehr zu Synoden versammeln, keine Bischöfe mehr weihen usw. Die Christen am Hof wurden vertrie-
ben und schließlich aus Heer und Verwaltung entfernt." 324 griff Constantin wiederum an. Licinius führte angeblich 165000 gegen die
130000 Mann Constantins, wurde aber am 3. Juli bei Adrianopel geschlagen. Es gab, wie es heißt, 34000 Tote." Crispus, von einem Sturm unterstützt, vernichtete
die feindliche Flotte vor den Dardanellen. Constantin eroberte Byzanz, überschritt
den Bosporus und besiegte Licinius und seine gotischen Hilfstruppen unter dem Königssohn Alica bei Chrysopolis am 18. September endgültig.'” Licinius wurde auf Bitten Constantias begnadigt und in Thessalonike inhaftiert. Sein kurz zuvor ernannter Mitkaiser Martinianus mußte sterben.'” Im folgenden Frühjahr ließ Constantin seinen dritten Schwager ebenfalls töten, nachdem die fraglos von Constantin verbreitete Nachricht, Licinius plane seine Rückkehr zur Macht, einen
Tumult unter den Soldaten ausgelöst hatte.'”" Der nun als „Tyrann“ gebrandmarkte Rivale'” verfiel der damnatio memoriae, seine „rechtswidrigen“ Gesetze wurden aufgehoben,"' doch verbergen sich hinter dem Namen Constantins einzelne Erlasse des
Licinius."' Mit Gütern aus dessen Reichshälfte dotierte Constantin Sankt Peter in Rom. Am 8. November 324 ernannte der Sieger seinen dritten Sohn Constantius (II), damals sieben Jahre alt, zum Caesar für den nun vakanten Orient. Crispus kehrte
nach Gallien zurück. Damit war Constantin endlich Herr über das ganze Reich. Das wichtigste Thema neben der Macht war die Religion. Zwischen Kaiser und
Kirche kam es zu einer fortschreitenden Annäherung. Die pazifistische Strömung im Christentum verlor an Bedeutung, nachdem das von Constantin angeordnete Konzil von Arles 314 Wehrdienstverweigerung gegenüber einem christlichen Kai-
ser mit Exkommunikation bedroht hatte (s. III 6 c). Neben dem neuen Schildzeichen führte Constantin im Kampf gegen Licinius eine christliche Kaiserstandarte ein, das siegbringende Labarum.
Es war ein gold- und juwelenbesetztes vexillum,
trug ein purpurnes Tuch mit den runden Kaiserbildern an einer Querstange - schon von Minucius Felix (29, 6f) um 200 und ebenso von Euseb als Kreuzarm gedeutet — und
zeigte
darüber
das Christogramm
in dem
namengebenden
Lorbeerkranz
(laurum — lavrum). Um 327 erscheint es als Münzemblem.'* Das Labarum im Palast erhielt eine Ehrenwache von fünfzig Mann." tk Anon. Val. 21; FHG. IV S. 199. 17 Dessau 8940, von 322?; Hieron. chron. zu 320: Licinius Christianos de palatio suo pellit, vgl.
Euseb. HE. X 8; Soz. 12,2; 7,1. Zum Glauben des Licinius: Nesselhauf 1955. x Zos. 11 22. Die numerische Unterlegenheit
des Siegers ist ein Topos der Panegyrik. 19 Anon. Val. 27; Chron. Min. I 232. Hierauf
beziehen sich vielleicht die ludi triumphales vom 20. September im Filocalus-Kalender: Stern 1953,
82; Piecri 1983. Zum Siegesdenkmal für den Seesieg, zur Liburna: R.-Alföldi 2004. "" Zos. 11 28,2.
1% Eutr. X 6; Oros. VII 28,26; Jord. Ger. 111.
122 CTh.
VII
4,1; XV
14,2f.
?! Chron. Min. 1 232 (zu 325); Eutr. X 6; An. Val. 29; CTh. XV 14,1-4. Hieron. chron. zu 323: Licinius Thessalonicae contra ius sacramenti pri-
vatus occiditur. Zum L. Schmidt 190 f; 288 ff.
14 Corcoran 125 26 foldi 12?
Fluchtversuch des Licinius:
1941, 226.
Corcoran
1996/2000,
1996/2000, 190 f; 288 ff.
Chron. Min. I 232. Umzeichnung bei Clauss 1996, 47; R.-Al1998/2001, 270 ff. Lact. MP. 44; Eus. VC. 131511 6— 9; IV 9;
vgl. CTh. VI 25,1. Egger II 1963, 325 fF.
90
II. Die politische Geschichte
Die Christen erfuhren Vergünstigungen. Das Bischofsgericht (episcopalis audientia) fand seit 318 staatliche Anerkennung in Zivilsachen. Seine Entscheidungen waren unanfechtbar.'* „Sähe ich einen Bischof sündigen, würfe ich meinen
Purpur über ihn“, soll Constantin gesagt haben."” 319 wurde der Klerus von allen Steuerpflichten entbunden, denen die heidnischen Priester unterlagen.'* 321 legte er allen Bürgern, auch (und vielleicht gerade) Nichtchristen, nahe, dem ehrwürdi-
gen concilium (der katholischen Kirche) Erbschaften zu vermachen."' Sklaven konnten schon vor 316 von ihren Herren vor der Gemeinde und dem Bischof rechtsgültig freigelassen werden. Das Asylrecht für Verfolgte wurde von den Tempeln auf
die Kirchen übertragen." Seit 325 erscheinen Christen in den Fasten der Stadtpräfektur, doch gab es Heiden in diesem Amt bis ins 5. Jahrhundert."
Am 3. Juli 321 erließ Constantin das Gesetz über die Sonntagsruhe. Am dies Solis sollte aller Streit, alle Arbeit aufhóren, nur Gelübde dürften erfüllt werden.
Damit war die Rechtsprechung ausgesetzt mit Ausnahme der Sklaven-Freilassung. Der Kaiser verordnete für die Sonntage die Schließung der Werkstätten und die Unterbrechung stádtischer Arbeiten, gestattete aber den Bauern die Einbringung der Ernte, falls das Wetter es erforderte."* Die kaiserliche Kanzlei arbeitete weiter-
hin auch sonn- und feiertags. Ein Bezug auf das Christentum ist im Sonntagsgesetz
nicht ausgesprochen. Nach Euseb (VC. IV 18ff) feierte der Kaiser sonntags den Gottesdienst, er verfaßte für das Heer ein monotheistisches Sonntagsgebet, das
den Namen Christi vermied."* Cassius Dio (37,18) berichtet zum Jahre 63 v. Chr.: die Sitte, die Tage nach den Planeten zu benennen, stamme aus Ägypten und sei nun, d. h. um 200 n. Chr. im ganzen Reich üblich. So hatte sich die
Siebentage woche, vom Orient und dem
Judentum ausgehend, im Laufe der Kaiserzeit verbreitet. Manichäer brachten die Planetenwoche
nach Indien und China.
Gefeiert wurde
am Sabbat, dem
Tage
Saturns.'* Der Vorrang des Sonntages vor den übrigen Wochentagen galt zunächst
nur für die Sonnenanbeter. Seine Erhebung zum Staatsfeiertag gestattete eine christliche Deutung, weil Christus an einem Sonntag auferstanden war und darum der Ostertermin auf einen Sonntag fallen mußte. Noch im Verlaufe des 4. Jahrhun18 CJ. D 13, 1;
CTh.
1 27,1
mit Seeck
1919,7
und Const. Sirm.1. 19 Zon. XIII 4,21.
19 Zur 320 wieder eingeschränkten Steuerfreiheit des Klerus CTh. XVI 2,2f (dazu Crifö 1981);
11 CTh. XVI 2,4. Das Erbrecht der Kirche ist
hier vorausgesetzt. Nichts spricht dagegen, daß auch zuvor schon Gemeinden durch Testament in
den Besitz von Gütern gekommen sind. Das Gesetz hat vermutlich deklamatorischen Charakter. '* Zur
Freilassung CJ.
"5 Zum
Polytheismus
im Heer:
CTh.
VII
20,2, von 320?
113,1;
CTh.
IV 7,1;
zum Asyl CTh. IX 45 mit Wenger s. v. Asyl-
"* Abgesehen von der älteren astronomischastrologischen Fachliteratur spricht Tibull 13,18
von
der dies sacra Saturni, dem
Tag,
der
zum Verweilen zwingt. Seneca (bei Augustin CD. VI 11) beklagt die von den Juden ausgegangene allgemeine Sitte der Siebentageswoche, Plutarch (mor. 672) stellt die Frage, worin die Reihenfolge der Planetentage begründet sei. Vgl. H. Gundel, Planeten, RE. XX, 1950, 2143 und F. Boll, Hebdomas, RE. VII, 1912, 2547 ff.
recht, RAC. I 1950, 840£. Ein Gesetz Constan-
Augustin (enarr. in ps. 93,3) polemisierte gegen die Verwendung heidnischer Tagesnamen durch
tins darüber ist nicht erhalten, aber zu vermuten.
Christen und empfahl stattdessen cinfache Nu-
Vgl. Il 6c!
13 Haehling 1978, 357 ff. 14 CTh. 11 8,1; CJ. HI 122. Dölger 1940/1950,
202ff. Eine Ausnahmegenehmigung: Dessau 704.
merierung (secunda feria, quem saeculares diem Lunae vocant,
usw.), wie
sie im
Neugriechischen
üblich geworden ist. Widengren 1961, 132. Ein Dienstagsmensch: CIL. XIII 1906.
3. Constantin der Große (306-337)
91
derts ist die heidnische Bezeichnung dies Solis verdrängt worden durch dies dominicus," woraus italienisch domenica, französisch dimanche usw. entstand. Zuvor jedoch war mit den germanisierten Tagesnamen der Planetenwoche die Lehnübersetzung »Sonntag" ins Germanische gedrungen. Am Hofe Constantins wurde vermutlich auch die Feier der Geburt Jesu, das W eihnachtsfest, am Geburtstage des Sonnengottes, am 25. Dezember begangen. Denn Constantin lief seinen jüngsten Sohn Constans an jenem Tag 333 zum Caesar erheben.'* In der römischen Bischofsliste von 336 lesen wir: die octavo ante
Kalendas Ianuarias natus Christus in Betleem Iudeae. Die Stallgeburt wurde zu einem der beliebtesten Bildmotive der christlichen Kunst.'" Der Filocalus-Kalender von
354 verzeichnet zum 25. Dezember sowohl den natalis (solis) invicti mit 30 statt der sonst üblichen 24 Wagenrennen zu je sieben Umläufen als auch die Geburt Christi in Bethlehem.“ In der Kirche fand das Weihnachtsfest nur langsam Eingang. Vermutlich von Rom ausgehend, wurde es in Konstantinopel 379, in Antiochia 386, in
Alexandria 431 gefeiert. Ambrosius und Augustinus hielten am 6. Januar fest. 400 verbot Honorius Wagenrennen am Weihnachtsfest; als staatlicher Feiertag ist es zuerst 506 bei den Westgoten bezeugt. Justinian übernahm ihn 534.“
So wie Constantin nach seinem Sieg über den Westen eine geteilte Kirche vorgefunden hatte, so waren auch die Christen im Osten gespalten. Während es im donatistischen
Schisma
um
die
Bischofswürde
ging,
stand
im
arianischen
Streit die Natur Jesu zur Diskussion." Der alexandrinische Presbyter Arius erklärte, Jesus sei mit Gottvater nicht gleichursprünglich, sondern dessen Geschópf; zwischen beiden bestehe keine Wesenseinheit. Diese Christologie fand Anklang im
Osten, zumal in Antiochia, der geistigen Heimat des Arius; sie wurde aber von Alexander, dem Bischof Alexandrias, sowie von Athanasios, seinem Nachfolger, verworfen. Nicht zuletzt beruhte der Konflikt auf der alten Rivalität zwischen Alexandria und Antiochia, wo uns um die Zeit Zenobias in Paulus von Samosata
bereits ein „arianischer“ Bischof begegnet. 318 wurde Arius durch eine ägyptische Synode verdammt, Im Oktober 324 ander und an Arius zugeben." Als dies
es kam zu Unruhen, und so mußte Constantin eingreifen. sandte der Kaiser den Bischof Hosius mit Schreiben an Alexnach Alexandria. Er mahnte sie, ihre Spitzfindigkeiten aufnicht gelang, berief Constantin für 325“ eine allgemeine Kir-
chenversammlung nach Nicaea.'* Ein derartiges Reichskonzil hatte noch nie stattgefunden; ohne die kaiserliche Post wäre derartiges auch nicht zu organisieren gewesen. Die Mehrzahl der etwa 300 Bischöfe, Diakone, Priester und Mönche kam aus dem Osten, nur sieben erschienen aus dem lateinischen Westen. Auch Bischöfe 1° CTh. 11 8,18 von 386; Soz. I 8, 11. 4 Chron. Min. I 234. !" Spätantike und frühes Christentum 84,
42 Grundlegend zum Arianischen Streit: Ed. Schwarez III 1959. 1983/
'^ Chron. Min. 1 71; Julian 156 B. μι Theodoret HE.V 18; Aug. sermo 310,1; ep. 55,2; CTh. II 8,24. Usener 1889/1911; Holl 1928; Botte 1932; Lietzmann Ill 1938, 321-
329;
Dölger
^' Euseb
HE.
VII 27.
4 Euseb VC. II 64 ff berichtet dies mit Sym-
347 ff.
1940/50,
Fendt 1953; Hartke mandt 2005, 1 ff.
23ff; 1956;
Cullmann
Förster
2000;
pathie. ^5 Das
Konzil
begann
am
20. Mai:
Socr.
I.
13,13. Anders Barnes 1982, 76. se Eus. VC. III 6-22; Rufin. HE.II 6; Gelasios
1947;
von Kyzikos HE.II 32; Zonaras XIII 4,5. Akten
De-
gab es nicht. Hefele/Leclercq I 1907, 386 ff; Or-
tiz de Urbina
1964, 61 ff; Brennecke TRE.
1994, 429 ff; Girardet 2003.
24,
92
II. Die politische Geschichte
der Goten,
Perser, Armenier
und
Araber
waren
anwesend."
Der hochbetagte
Bischof Silvester von Rom schickte einen Vertreter. Die Päpste sind auch auf späteren Konzilien meist nur durch Gesandte vertreten gewesen. Die Geistlichen
tagten im Palast. Constantin als Hausherr leitete mit einer kleinen Beratergruppe die Verhandlungen.'* Ostern, das höchste Kirchenfest, wurde auf den ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond terminiert. Ein Rundbrief des Kaisers machte dies reichsweit verbindlich.” Die Voraussagen kamen fortan aus Alexandria, wo der Patriarch in seinen
Osterbriefen von den Kenntnissen der Astronomen des Museion profitierte. Hinzu trat eine Bußordnung für Gläubige, die während der Verfolgungszeit ihr Christentum verleugnet hatten, und ein Regelwerk für die Priesterweihe. Ausgeschlossen davon wurden Minner, die sich, um die Lust abzutóten, selbst kastriert hatten;
weiterhin neugetaufte Heiden, die erst eine besondere Prüfung ablegen mußten; sowie abhängige Personen, deren Herren die Zustimmung verweigerten. Regel-
widrig Ordinierte seien in den Laienstand zurückzuversetzen. Priester sollten nicht mit Frauen zusammenwohnen, nicht umherwandern und keinen Wucher treiben.
Frauen im Kirchendienst verblieben im Laienstande. Die Bischofswahl sollte von allen Provinzbischófen vorgenommen werden, mindestens aber von dreien unter Einschluß des Metropoliten, des Bischofs der
Provinzhauptstadt. Jede Stadt dürfe nur einen einzigen Bischof haben; Ortswechsel wurde untersagt. Der Bischof von Alexandria erhielt die Aufsicht über Ágypten, der von Rom die über Italia suburbicaria südlich Roms. Dem Bischof von Jerusalem wurde ein Ehrenrang neben dem regierenden Metropoliten in Antiochia zuerkannt. Die zweimal jährlich tagenden Provinzialkonzilien der Bischöfe wurden
Appellationsinstanz für Exkommunizierte. Reuige Novatianer (Katharer) seien wieder aufzunehmen, Paulianisten (Anhänger des Paulus von Samosata) müßten wiedergetauft werden.'” Hauptstreitpunkt war indessen das von Hosius entworfene Glaubensbekenntnis (symbolum). Auf Constantins Drängen unterschrieb die Mehrheit der Bischöfe am 19. Juni 325 seine Formel für das Verhältnis zwischen Gottvater und Christus." Die Annahme des schon von Clemens Alexandrinus und Origenes gebrauchten
Begriffs ὁμοούσιος τῷ πατρί,
„wesensgleich
mit dem
Vater",
soll
auf Constantin hóchstselbst zurückgehen. Der „Teufelsdiener“ Arius, der das Wort als unbiblisch ablehnte, wurde nebst zwei mit ihm einigen Bischófe exkom-
muniziert und in die Verbannung geschickt. Zum Abschluf des Konzils am 25. Juli 325, dem Tage seiner Vicennalien, lud der Kaiser die Geistlichen zu einem groBen Gelage und erklärte in einem Rundschreiben die Beschlüsse des Konzils für den Willen Gottes." Zwei Jahre später jedoch erachtete Constantin ein von Arius V H. Gelzer/H. Hilgenfeld/O. Cuntz, Patrum Nicaenorum
Nomina,
1898/1995.
Zu Theophilos
von Gothia: Socr. I] 41,23; Wolfram 2001, 87 £. Zu
^* Eus, VC. III 17 ff. '? Gelasius HE. 11 32; Rufinus HE. I 6.
'" Denzinger 1954, 29f.
den armenischen Bischófen: B. Harutyunyan in: Seibt 2002, 93. Zu Johannes aus Persien: Honigmann 1939, 46. Die genaue Zahl der Teilnehmer ist
52 Theodoret HE. 1 12,8. 1 So Constantin an die Alexandriner: 1987, 79ff.
unklar: Honigmann 1939, 71. 3 Girardet in: Bonamente/Fusco 1992, 445 ff;
154 Eus. VC. III 15; 20,1; Soz. I 25,1.
ders. in: Lippold (Fs.) 1993, 331 ff.
Silli
3. Constantin der Große (306-337)
93
eingereichtes Bekenntnis mit dem Nicaenum vereinbar, er wurde vom Kaiser be-
gnadigt und durch einen Synodalbeschluß, wahrscheinlich in Nikomedien, wieder in die Kirche aufgenommen.'* Constantin lavierte. Nachdem am 8. Juni 328 der streitbare Athanasios
auf unkanonische Weise
Bischof von Alexandria geworden war, * versperrte dieser Arius gleichwohl die Rückkehr. Er konnte sogar den Kaiser dazu bringen, Arius 333 abermals zu verurteilen und die Verbrennung seiner Schriften anzuordnen.” Es folgten Zusam-
menstöße, auch mit den strenggläubigen Meletianern.'* Athanasios verließ sich auf seine Macht. Man traute ihm zu, wie er selber in seiner , Apologia contra Arianos' (9,3) berichtet, die Kornflotte in Alexandria zurückzuhalten. Das nahm der Kaiser
nicht hin. Der Patriarch wurde auf drei Synoden verurteilt und schließlich 335 nach Trier verbannt.'? Arius wurde abermals rehabilitiert.'?
Constantin verstand sich nach all seinen Siegen als Günstling der summa divinitas, als famulus des hóchsten Himmelsgottes" und damit auch als geistliches Oberhaupt. Er formulierte seine Theologie in der Rede ‚An die Versammlung der Heiligen‘, sah
sich als Vollstrecker des Willens Gottes'" und hat bei allem demonstrierten Respekt vor den kirchlichen Würdenträgern so selbstverständlich in die Kirche hineinre-
giert, daB wir ihn als den ersten Vertreter des byzantinischen
Caesaropapismus
ansprechen kónnen." Er wurde von Euseb als „von Gott ernannter allgemeiner Bischof" betrachtet und nannte sich selbst „Bischof der Außerkirchlichen“'* oder „apostelgleicher Kaiser".'"5 Als höchster Friedensrichter präsidierte er den Konzi-
lien in Nicaea 325, Nikomedien (?) 327 und Konstantinopel 336.'* In Eusebios von Caesarea, dem großen Kirchenhistoriker, fand er einen Publizisten, der die Idee „Ein Gott, Ein Reich, Ein Kaiser“, verkündete und den „gottgleichen Constantin“ als neuen Moses, ja Stellvertreter Christi auf Erden feierte. Aus dem heidnischen „Gottkaiser“ wurde ein christlicher „Kaiser von Gottes Gnaden“.'” Freilich handelt es sich auch um einen Gott von Kaisers Gnaden.
Constantins
Gottesgnadentum
war keine neue Idee. Schon Agamemnon
verdankte sein Szepter dem Göttervater Zeus, wie Homer erzählt; David regierte als der „erstgeborene Sohn Jahwes“, Darius rühmte sich der Gunst Ahuramazdas;
Alexander galt als Sohn des Zeus und Augustus als Schützling Apolls.“ Mit dem '55 Quellen bei Opitz 1934, 63ff. Zum Problem der Nachsynode: Ortiz de Urbina 1964, 135 ff. se Soz. II 17,4; Hist. aceph. 17 = PG. 26, 1448. Fromen
1914,
1993; A. Martin
32;
Girardet
1975,
52(f;
Barnes
16 Eus. VC.
1 Theodoret HE. I 31; Soz. II 27,14. Hefele/ Leclercq I 2, 1907, 654 ff. 161 CSEL. 26,206; 208. *? Soz. 18,2; II 28,8f.
gleichwohl
der
Begriff
oft
abgelchnte,
kennzeichnet
den Kaiser als Haupt der Kirche im Selbstverständnis noch der russischen Zaren. Dagron 1996.
136;
Hilarius
7 EnBlin 1943. Die Formel verdeckt, daß auch die heidnischen Imperatoren schon Kaiser von
Gottes Gnaden waren (s. III 12!). Zu Eusebs politischer Theologie: Peterson 1951, 86ff; Barker 1956; Dvornik 1966, 614 ff. Eusebs Verhiltnis
Forschung
gehaltvolle
III 6 ff; 23; Socr.
CSEL. 65 (ed. Feder) 50,19ff.
158 A. Martin 1996, 217 f; s. III 6d! 1 Soz. I] 28,14.
in
tik? Militär? Verwaltung?) ist sinnlos. *5 Zon. XIII 4,20: ἀπόστολος αὐτοχράτωρ.
1996.
= Opitz 1934, 66 ff.
'*! Der
14 xovoc ἐπίσχοπος Euseb. VC. I 44; Enioxoπος τῶν ἐκτὸς IV 24. Straub 1972, 119ff; 134 ff. Die Deutung „Bischof für AuBerkirchliches" (Poli-
zu Constantin: Barnes 1981, 81 ff; 261 ff.
14 Ilias II 101 fF; 2. Samuel 7, 13 ff; BehistunInschrift bei R. G. Kent, Old Persian, 1953, 119; Cass. Dio 75, Aug. 94,4.
9, 2; Strabon
XVII
1,43;
Suet.
94
Il. Die politische Geschichte
Universalanspruch des christlichen Monotheismus indes gewann das Gottesgna-
dentum des Kaisers eine neue Qualität. Constantin verlieh der Verbindung von Thron und Altar bildlichen Ausdruck in einem Goldmedaillon. Es zeigt die Hand Gottes aus den Wolken, die dem Kaiser den Kranz aufsetzt, während seine Söhne
von Victoria und Virtus gekrönt werden.'^
Nach dem Sieg über Licinius 324 folgte ein weiteres Toleranzedikt. „Gleichen Frieden und gleiche Ruhe wie die Gläubigen sollen die im Irrtum Befangenen genießen.” Trotzdem ist der Kaiser gegen christliche Sonderkirchen mit Versammlungsverboten, Enteignung, Verbannung und Bücherverbrennung vorgegangen.
Zudem gab es
Heidenverfolgungen. Zunächst schrieb der Kaiser an die Pro-
vinzialen, sie sollten sich bekehren. Sodann wandte er sich gegen Kulte, die er als
unsittlich betrachtete, wie die mit Sakralprostitution verbundene Aphrodite-Verehrung auf dem Libanon. Der Kaiser schickte Militär und ließ den Tempel in Aphaka
zerstören,
ebenso
den
von
Aigaiai in Kilikien.'” Die
Errichtung
von
Götterbildern, Einholung von Orakeln und Darbringung von Opfern wurden verboten." Zum Jahr 331 bemerkt die Chronik des Hieronymus übertreibend: „Durch Edikt Constantins wurden die Tempel abgerissen." Die Tempelschätze zog der Fiskus ein." Orosius (VII 28,28) betont, daß der Kaiser befohlen habe,
BlutvergieBen dabei zu vermeiden. Dennoch haben sich heidnische Elemente lange gehalten: Constantin hat Augustus mit dem Kaiseramt verbundenen Titel eines Pontifex Maximus geführt. Seine Statue auf der nach ihm benannten Sáule in Konstantinopel vom Volk mit Helios gleichgesetzt." Auf seinen Münzen hat der Kaiser
den seit weiterwurde bis 326
heidnische Bilder geprágt. Christliche Münzembleme erscheinen nach dem Helmzeichen von 315 (s. o.) zógernd 320.'”
Heiden blieben in der Entourage Constantins gegenwärtig. In den hohen Staatsämtern finden wir neben neun Christen noch sechs Altglàubige." Dem Platoniker und Demeterpriester Nikagoras finanzierte der Kaiser eine Reise zu den Königsgräbern von Ägypten, von dem comes Musonianus ließ er sich die Lehren der Manichäer und anderer Sekten erkliren." Unter den Vertrauten des Kaisers begegnet uns neben den Bischöfen Hosius und Eusebios auch Sopatros, nach dem Tode des Jamblichos der führende Neuplatoniker.
Sopatros soll
Constantins Familienmorde (s. u.) als unsühnbar bezeichnet und ihn damit den
Christen in die Arme getrieben haben. Nachdem man ihn beschuldigt hatte, durch Bezauberung der Winde die Kornflotte aus Ägypten aufgehalten zu haben, ließ ihn der Kaiser hinrichten. Ein gleiches Schicksal traf den Philosophen Kanonaris."" Die Schrift des Porphyrios gegen die Christen ließ Constantin ver-
brennen." Zwar befahl er 320 die Entsühnung von Blitzeinschlägen in öffent19 Maria
R.-Alföldi
1999, 180. "Ὁ Theodoret
HE.
1963,
Nr.
14; Euseb
148; Seipel VC. III 55 ff.
Bradbury 1994. 11 Lact. MP. 48,2; Eus. VC. II 45; 56. 7? Eun. VS. 461; Eus. VC. III 54. 15 Bonamente in: Bonamente/Fusco
171 ff.
"* S. III 5b! Zum Heidentum in den Gesetzen: De Giovanni 2003, "5 Euseb. VC. IV 73;
Koep
1958;
RIC.
VII
S. 61 ff u.a. M. R.-Alföldi 1964/2001, 52 ff. 1% Barnes 1995 gegen Hachling 1977/78. I 1992,
7' OGIS. 720f; Amm. XV 13,2. 1 Zos. 11 40,3; Eun. VS. 463; Suidas K 2285;
Preger, Patria S. 55f. 19 Geffcken 1929, 63.
3. Constantin der Große (306-337)
95
lichen Bauten durch die haruspices, doch nahm er damit nur Rücksicht auf einen verbreiteten ,Aberglauben".'"' Die alten Staatskulte gingen weiter." Rom und Africa erhielten Kaiserpriester für die gens Flavia. Der Stadt Hispellum in Umbrien gestattete Constantin
zur Feier des Provinziallandtags nicht nur die kurz zuvor verbotenen Gladiatorenspiele, sondern sogar den Bau eines neuen Kaisertempels und untersagte lediglich „betrügerische Handlungen ansteckenden Aberglaubens", d.h. wohl: Opfer für seinen Genius."
Constantins Hinwendung zum Christentum ist in der heidnischen Historiogra-
phie teils ignoriert, teils mit dem Familiendrama
im Februar 326 verbunden
worden.“ Dieses wiederum wird von christlichen Quellen verschwiegen, so von Euseb und Augustin. Damals, auf dem Wege zu den Feierlichkeiten zum zwan-
zigjährigen Regierungsjubiläum in Rom
ließ Constantin nach einer Beschwerde
Faustas seinen hoffnungsvollen ältesten Sohn Crispus nach Pola in Istrien bringen und vergiften."* Frau und Kind verschwinden ebenfalls. Wenig später wurde Fausta im Bade erstickt, nachdem Helena ihren Sohn von der Unschuld des Crispus überzeugt harte." Gleichzeitig ließ Constantin seinen Neffen Licinianus, den Sohn des Licinius und seiner eigenen Schwester Constantia, sowie „zahlreiche Freunde“
beseitigen." Dies deutet daraufhin, daß Constantin einen ungeduldigen Nachfolger gefürchtet hat. Diocletian hatte nach zwanzig Jahren abgedankt, und die waren bei Constantin jetzt ebenfalls vorbei. Fausta scheint Crispus verleumdet zu haben,'”
um ihre eigenen Sóhne an die Macht zu bringen. Kam dies durch Anzeige Helenas ans Licht, so war das ein Grund auch für Faustas Ende. Nun wurde ihr Ehebruch mit einem niederen Bedienten, einem cursor vorgeworfen. Das ersparte dem Kaiser eine Rehabilitation des Crispus. "' Constantin rühmte sich, Unrecht strafe er auch an seinen eigenen
9" CTh. XVI
Gliedern."'
10.1; vgl. 16.1 (superstitio); 16,2
(consuetudo vestra). De Giovanni 1982/2003, 31 ff.
Κ᾿ Eutrop.
X 6;
Oros.
VII
28,26;
Hieron.
chron. zu 325 und 328; Zon. XIII 2,41. Woods
"! Clauss in: Demandt/Engemann 2006, 39 ff.
1998. Zu unterscheiden von dem gleichnamigen
142 Dessau
ehelichen Sohn des Licinius ist der Sohn unbekannten Namens von einer Sklavin, den Licinius
1240; Aur. Vict. 40,28.
^! Dessau 705 (Kaiserbrief); 6623 (Kaiserpriester); CTh. XV 12,1 (Verbot der Gladiatur). Dörries 1954, 209 ff; Amann 2002. Die Datierung ist umstritten, 334 bleibt wahrscheinlich:
Grünwald 1990, 152 ff.
nobilitiert hatte. Er sollte auf Geheiß Constantins vom 29. April 336 enteignet, geprügelt, gefesselt und in den Sklavenstand zurückversetzt werden. Dem Unglücklichen gelang es, zu fliehen, doch
1984. Nach Zosimos (II 29; 34;
wurde er festgenommen. Constantin lie ihn am
vgl. Julian 336 B) bereute Constantin die Todesur-
21. Juli, an den Füßen gefesselt, in eine Textilfa-
teile,
brik Karthagos bringen, CTh. IV 6,2f. "Julian 9c; Epitome 41,11f; Amm. XIV
"4 Pohlsander suchte
bei den
heidnischen
Priestern
(nach
Soz. | 5: bei dem Philosophen Sopatros) einen Weg, seine Schuld abzuschütteln, und fand ihn nur bei den Christen, so angeblich schon Julian: Artemii Passio 43; dazu Paschoud 1975, 24ff. ^* Chron. Min. | 232; Amm.
XIV 11, 20; Si-
don. ep. V 8. Als Motiv bietet Zosimos II 29 unerlaubte Liebe des Crispus zu seiner Stiefmutter, der, mit einer zweiten Helena verheiratet, 322 Vater geworden war: CTh. IX 38,1. "^ Epit. 5. 200.
41,12;
Zos.
1L 29,2;
Preger,
Patria
11,20; Zosimos II 29. Austin
1980.
!#° Chron. Min. I 232. Burckhardt (1880, 335) denkt an die Vicennalien. 1% Zum Phaedra-Motiv: Art. Pass. 45; Philostorgios Il 4. Seeck (1919, 63) sieht in den Ehe-
gesetzen von 326 eine Bestätigung für den Ehebruch des Crispus, doch unterstreichen sie — wenn überhaupt ein Zusammenhang besteht — wohl nur den Vorwurf. m Zon. XIII 4,33.
96
IH. Die politische Geschichte
Lebhaft war die Reaktion des Stadtvolkes von Rom auf die Hausmorde. Der
Kaiser wurde durch Sprüche an seinen Statuen angegriffen." Ein solches Pasquill überliefert Sidonius (ep. V 8): Saturni aurea saecla quis requirat?/ Sunt haec gemmea, sed Neroniana. Und dies hat angeblich Constantins EntschluB bestárkt, der Stadt Rom,
wo er im Juli 326 — wegen Nicaea verspätet — seine Vicennalien gefeiert hatte," den Rücken zu kehren und sich im Osten eine neue Constantin
hat Rom
Hauptstadt
zu errichten.
nie wieder betreten, nicht einmal zu seinen Tricennalien.'*
Seit Diocletian war klar, daB Rom als Residenz zu weit von den Krisenherden des Reiches
ablag.
Constantin
hätte
Diocletians
Regierungssitz
Nikomedien
übernehmen können. Er hat ihn vermutlich verschmäht, um sich von seinen heidnischen Vorgängern abzusetzen. Zunächst dachte Constantin an Serdica, Thessa-
lonike, Chalkedon oder Troja, die Mutterstadt Roms. Hier soll er sogar schon zu bauen begonnen haben. Dann aber entschied er sich aufgrund eines „göttlichen
Traums" für Byzanz,
das er 324 bei der Verfolgung des Licinius kennengelernt
hatte." Constantin benannte seine am 11. Mai 330 eingeweihte Hauptstadt in hellenistisch-altorientalischer Manier — wahrscheinlich schon am 8. November 324 — nach sich selbst, seit 326 ist der Name „Neues Rom“ bezeugt.” In Anlage und Verwaltung kopierte die neue Kapitale die alte, nur daB sie, wenn auch nicht expers idolorum, einen christlichen Charakter erhielt. Denn bei der Grundsteinlegung
durch Sopatros und Praetextatus sind heidnische Rituale vollzogen und Astrologen befragt worden." Neben Kirchen und einem Mausoleum (s. u.) wurden auch Tem-
pel und jene Säule errichtet, die den Kaiser als Sonnengott trug. Die neue Stadt wurde zur bevorzugten Residenz. Daneben gibt es natürlich auch BaumaBnahmen in anderen Städten, so in Trier, Arles und Aquileia."
Nicht nur in Rom und Konstantinopel, sondern im ganzen Reich hat der Kaiser den Kirchenbau gefördert.'” Er schickte diesbezügliche Rundschreiben in die Provinzen und stellte staatliche Finanzmittel dafür zur Verfügung.”” Darüber hinaus ließ er die biblischen Schriften von Schönschreibern für den kirchlichen Gebrauch vervielfältigen. Insbesondere im Heiligen Lande entstanden monumentale Kirchenbauten, so die Basilika von Mamre, sowie die Geburtskirche in Bethlehem
und die Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg, eingeweiht von Constantins Mutter Helena.” Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts wurde ihr die im Traum offenbarte Kreuzesauffindung in Jerusalem zugeschrieben.” Die Legende verbreitete Ambrosius 395 in seiner Totenrede auf Kaiser Theodosius (43 ff). Die Echtheit '" Trier 1984, 161 ff; Heinen 1996, 77ff; zu
2 Lib. or. 19,19; 20,24.
#3 Hieron. chron. zu 326; Chron. Min. I 232. 4 Zos. II 29, 5 mit Paschoud 1971 zur Stelle. "5
Soz. 113,3; Zos.
II 30; Cedr.
Arles: Heijmans 1999; ders. in Demandt/Engemann 2006, 209 ff; zu Aquileia: RieB 2001. 1% Soz. 113,1; HI 5,1.
1 496; Cas-
siod. historia tripartita I1 18; Anth. Gr. XIV 115;
20 Euseb. VC. Il 45f; Theodoret HE. 1 15f.
FHG. IV 199; Zon. XIII 3,1ff. La Rocca in: Bonamente/Fusco 1993, 553; Z. Kuban in: De-
29 Soz. II 4; Euseb. VC. III 25 ff; 42 ff; 52f.
mandt/Engemann 2006, 221 ff. 1% Anon. Val. 30; Theodoret Porf. 4,6; 18,33.
HE. I 16; Opt.
W7 Oros. VII 28,27; Lydos mens. IV 2; Zonar. XIII 3,6.
22 Soz.
1I 1,2ff.
Steidle
1978,
94fF;
Heinen
1995. Da Rufinus (X 7f) auf Gelasius fußt, der um 390 schrieb, ist dieser der früheste Zeuge für die
„Kreuzesauffindung“
durch
Helena,
vgl.
Theodoret HE.I18. Das wiedergefundene Kreuz (ohne Helena) kennt schon Kyrill um 349: Mader 1891, 16; Heinen 1995, 88ff.
3. Constantin der Große (306-337)
97
des Kreuzes sei durch den noch daran befindlichen Titulus (INRI) und durch Wunderheilungen bestätigt worden." Die Grabeskirche nahe der Schädelstätte wurde mit besonderem Aufwand errichtet und zu den Tricennalien des Kaisers am 17. September 335 eingeweiht.” Die von Diocletian erweiterte Hofverwaltung gewann unter Constantin ihre bleibende Gestalt.” Eine wichtige Neuerung war das Amt des magister officiorum," ihm unterstand die Truppe (schola) der agentes in rebus, der kaiserlichen Kommissare. Im Kronrat (consistorium) richtete Constantin drei Rangklassen von comites („Be-
gleitern“) ein," als „Justizminister“ bestellte er einen quaestor sacri palatii?" Schon unter Diocletian gab es Hofeunuchen, 326 finden wir auch einen solchen als Kämmerer, den praepositus sacri cubiculi. Die bereits unter Diocletian gesteigerte Prachtentfaltung wurde von Constantin fortgesetzt, er trug seit 325 das edelstein-
geschmückte Diadem im doppelten Perlenkranz.?^ Das diocletianische Mehrkaisertum wandelte sich in ein dynastisches Mitkaisertum, indem Constantin seine Sóhne und Neffen zu Unterkaisern (Caesaren)
befórderte. Die Sprengel waren im wesentlichen dieselben wie in der Tetrarchie. In Gallien regierte seit 318 Crispus, ab 328 Constantin II, in Thrakien und Griechen-
land ab 335 Dalmatius, der Neffe des Kaisers, im Orient seit 335 Constantius II und in Italien seit 335 der jüngste Caesar, Constans.?" Euseb vergleicht in seiner Tricennalienrede (III 4) Constantin mit dem Lenker der Sonnenquadriga, die von den vier
Caesaren gezogen wird. Das endgültige Bild beschreibt Eutrop (X 6): Der rómische Staat unterstand damals einem Augustus und drei Caesaren, je ein Sohn Constantins war zuständig für Gallien, den Orient und für Italien. Zosimos (II 33) behauptet, daB die später kanonischen vier Präfekturen (Galliae, Italiae, Illyricum,
Oriens) durch Constantin eingerichtet worden seien. Dies läßt sich für die letzten Jahre des Kaisers bestátigen."" Eine Vierteilung des Reiches verfügte Constantin in seinem Testament.
Innerhalb der Zivilverwaltung ist Constantins wichtigste Maßnahme die Neudefinition der praefectura praetorii.?? Trotz der Auflösung der Prátorianergarde 312?" blieb dieses Amt erhalten, seine Inhaber stiegen auf zu den hóchsten Zivilbeamten
des Reiches mit dem Recht, an Kaisers Stelle zu entscheiden (vice sacra iudicans). Aus Gardepräfekten wurden Reichspräfekten. Einfluß auf den Militärsektor behielten sie dadurch, daB ihnen die Rekrutierung und die Verwaltung der annona
35 Zu den zahlreichen Helenalegenden: Ewig 1956/58; Drijvers 1992,79fF; Heinen 1995. 2% Eus. VC. IV 43ff; Soz. II 26. Zum Bau:
Heisenberg I 1908. 2
? Epit. 41,14; s. II 1a! 211 Barnes 1982, 83 ff. 22 Eutrop. X 6; Zos. 11 33; AE. 1925,72. Diese
Inschrift aus dem Sommer 337 nennt vier praefecti
Brandt in: Demandt/Engemann
2006, 31ff;
— praetorio, die den Sprengeln Italien, Orient, Gal-
s. IN 1b! 2% Der früheste Beleg für das magisterium offii-
lien und vermutlich Illyrien zuzuweisen sind, nicht Africa: so aber Palanque 1933, 6ff. Ein
erum stammt vom
17. Dezember 320; CTh. XVI
10,1. Clauss 1980, s. III 1b!
27 Scharf 1994.
28 Zos. V 32,6. 29 Lact. MP.
14,1. PLRE. I s. n. Hilarion, ter-
minus ante quem ist das Ende der Fausta.
fünfter Präfekt amtierte am Hof, vgl. das Schema
PLRE. I 1048; Mig] 1994.
25 Migl 1994.
24 Lydos mag. II 10.
98
Il. Die politische Geschichte
unterstand, aus der die Truppen versorgt wurden. An die Stelle der Prätorianerkohorten trat die neue Garde der scholae (s. III 1 d).
Die bereits von Diocletian vorbereitete Trennung von Zivil- und Militärgewalt wurde dadurch vollendet, daB Constantin neben höchsten Zivilämtern auch eine oberste Militärbehörde schuf, die Heermeister,
magistri militum.
Wir finden
einen magister equitum für die Reiterei und einen magister peditum für das FuBvolk,
im Rang folgten sie den Reichspräfekten.?” Diese Heermeister kommandierten anstelle von militärisch nicht hinreichend fähigen Prinzen, die magisteria militum
boten ehrgeizigen Offizieren legale Führungsstellungen. Die Neuordnung der höchsten zivilen und militärischen Befugnis hat sich in der Folgezeit als Stütze des dynastischen Prinzips bewährt. Gleichfalls constantinischen Ursprungs ist die definitive Trennung von Grenz- und Feldarmee. Die Germanisierung des Heeres
machte Fortschritte.” Eine weitere Neuordnung betraf das Steuer- und Geldwesen. Die Währung wurde 309, als Constantin in Trier war, umgestellt. Der von ihm eingeführte
aureus solidus blieb im byzantinischen Reich bis ins 11. Jahrhundert Grundlage der Finanzen." Die erforderlichen Edelmetalle gewann Constantin zu großen Teilen aus den eingezogenen Tempelschätzen. Dies meldet der ‚Anonymus de rebus bellieis‘ (2,1). Firmicus Maternus empfahl in seiner Schrift gegen die Heiden (28, 6) den Söhnen Constantins, die Götzenbilder in Münzen umzuschmelzen. Um das ausge-
gebene Edelmetall wenigstens teilweise in staatliche Hände zurückzulenken, erhob Constantin zwei neue Steuern, die collatio glebalis der Senatoren und die collatio
lustralis, alle fünf Jahre von den städtischen Händlern und Handwerkern in Gold und Silber zu zahlen (χουσαργύριον). Davon wurden die Fünfjahresdonative für die
Soldaten bestritten (s. III 1 d). Die Menge der Gesetze, die Constantin erlassen hat,?" ist schon den Zeitge-
nossen aufgefallen: multas leges rogavit, quasdam ex bono et aequo, plerasque superfluas, nonnullas severas, heißt es bei Eutrop (X 8): „Viele Gesetze erließ er, einige waren gut
und gerecht, die meisten aber überflüssig, einige allzu streng.“ Nazarius lobte ihre
erziehende Kraft, Julian tadelte ihre verwirrende Wirkung." Im Gegensatz zur klassizistischen Tendenz Diocletians begünstigte Constantin das Vulgarrecht. Humanitär motiviert war die Bestimmung, möglicherweise unschuldige Untersuchungsgefangene zu schonen und sie bei Sonnenaufgang ins Freie zu führen?
ebenso das Verbot, ad bestias (zum Todeskampf mit wilden Tieren)?” oder ad metalla (zur Steinbruchs- oder Bergwerksarbeit) Verurteilte im Gesicht zu brandmarken.?*
Religiôsen Einfluß zeigt der Erlaß gegen die
Kreuzesstrafe,” doch hat Con-
stantin in den Jahren 314 und 334 Kreuzigungen verfügt."* 366 wurde ein gefange?5 Zos. II 33,3; Lydos mag. Il 10. Demandt, mag. mil, RE. Suppl XII 1970, S. 553; s. III 1d!
28 Van Berchem 1952; s. III 1 d! 27 Depeyrot 1995; 1996; Gilles in: Demandt/ Engemann 2006, 189 ff. 28 Liebs zählt 361 erhaltene legislatorische Akte: Ders. in: Demandt/Engemann 2006, 97 ff. 29 Paneg. IV 38,4 ; Amm.
2° CTh.
IX 3,1.
Eine
XXI
religiöse
10,8.
Motivation
wird
wohl
40, 2 s. u. 24 Eutr. X
zu
Unrecht 3;
Paneg.
vermutet, IV 16,5;
ebenso
bei
VI 10, 2:
11, 3fF; VII 4, 2. Die beim Volk beliebte Verurteilung ad bestias begann 167 v. Chr. Liv. epit. 51; Val. 22: 23 24 11 f;
Max. 11 7, 13. CTh. IX 40, 2. Aur. Vict. 4l, 4f u. 12; Soz. 18,13. CTh. IX 5,1; FIR A. 1 460; Aur. Vict. 41, Hieron. chron. zu 334.
3. Constantin der Große (306-337)
99
ner Alamannenkönig gekreuzigt.* Die Kreuzigung als Sklavenstrafe begegnet weiterhin im ‚Codex Theodosianus‘, sie wurde noch unter Justinian geübt,"* im
Osmanenreich ist sie noch aus dem 16. Jahrhundert bezeugt.’”” Constantin hat die alt-etruskische Todesstrafe des Säckens wiedereingeführt."" Der Delinquent wurde mit roten Ruten ausgepeitscht, sodann zusammen mit Schlangen, einem Hahn und
einem Hund in einem ledernen Sack (culleus) ertränkt. Die Strafen waren vielfach brutal. Gefangene wurden den Zirkusbestien vorgeworfen, habgierigen Beamten sollten die Hände abgehackt, Denunzianten die Zunge herausgerissen werden.’ Für zwanzig weitere Delikte wurde die Todesstrafe eingeführt."
Größere Kriege hat Constantin nach dem Ende des Licinius nicht mehr führen müssen. 328 zog er nochmals nach Trier. Damals besiegte sein gleichnamiger Sohn die Alamannen.”" An der unteren Donau, die Constantin 328 nördlich von Oescus
hatte überbrücken und durch Kastelle befestigen lassen," gab es eine römische Niederlage durch die Taifalen."" Auf einen Hilferuf der Sarmaten gegen die Goten trat ihnen Constantin II entgegen. Hunderttausend Feinde sollen damals durch
Kälte und Hunger umgekommen sein. 332 kam es zum Frieden, die Goten stellten angeblich vierzigtausend Foederaten und den Sohn ihres Kónigs Ariarich als Geisel.^* Die zuvor von Rom gezahlten Jahrgelder entfielen.” Sodann ging es gegen die unzuverlässigen Sarmaten. Dort hatten die im Krieg gegen die Goten bewaffneten
Sklaven ihre Herren
Aufnahme
in der Romania
vertrieben, von denen 334,°* wie es heißt, 300000 fanden. Ein Teil blieb indes, gesondert von den nun
Limigantes genannten ehemaligen Sklaven, jenseits der Donau. 336 überquerte Constantin selbst nochmals den Strom und besiegte die Goten.^" Vermutlich sind mit diesen Siegen die Gotensäule in Konstantinopel und der Siegerbeiname Gothicus zu verbinden." Am 25. Juli 335 feierte Constantin mit großem Gepränge sein 7*5 Amm.
XXVII 2,9.
>> CTh. IX 5,1; PU Eudaimon 532, Malalas p. 214 (Dindorf p. 473).
171. R..-Alfóldi (1955/2001, 156ff) bezieht darauf die Lagertor-Prägungen von 324 bis 328. 23% Zos.
11 31,3,
ohne
Grund
bezweifelt
bei
der
Fluss, RE. IV A, 1932, 2027 und ignoriert bei
22 CTh. IX 15,1; CJ. IX 17,1. Die Strafe war
L. Schmidt 1941, 226 f und Wolfram 2001, 70 f. 24 Hieron. chron. zu 332; Jord. Get. 112; Anon. Val. 31; Soz. 1 8. Wheeler 1998. Im An-
27 O. G. v. Busbeck, Türkei, 1581/1926, 166.
Vier
Briefe
aus
seit über hundert Jahren außer Gebrauch, FIR A. 11410. Hitzig, RE. IV 1901, 1747f. Erneuert wurde die Strafe durch den humanistisch „ge-
bildeten“ französischen General Rochambeau, der 1803 aufständische Neger in Haiti säcken bzw. durch Bluthunde vor Schaulustigen zerfleischen ließ. F. Philippi, Geschichte des Freistaats von St. Domingo (Hayti) III 1827, 90f nach Rainsford. 2% Paneg.
VI
12,3; CTh.
2% MacMullen in: Chiron
1 16,7; X
10,2.
16, 1986, 157f.
21 Dessau 724 von 331. Seeck 1919, 178; ders.
schluß an Schmidt Wolfram (2001, 71) Val. 31 und Jord. Get. 2% Eus. VC. IV 5;
(1941, 227f) Ariarich den 112 bezeugten Julian 329 A.
verweigert von Anon. Kónigstitel. Spielvogel
1998, 230 ff. ?* Chron. Min. I 234; Hieron. z. J. 2” Eus. VC. IV 6; Anon. Val. 32; Amm. 12, 17 ff.
XVI
?* Anon. Val. 34; Festus 26. Barnes 1982, 80. 2% Dessau 820; 6091. Chron. Min. 1 234. Nach Euseb (VC. IV 6; vgl. Anon. Val. 32 — dort die
41,13. Dazu das Bronzemedaillon Cohen VII 285
Zahl - ; Amm. XVII 13) hatten die Sarmaten gegen die Goten ihre Sklaven bewaffnet und waren nach dem Sieg selbst von diesen bezwungen
nr. 483. Der zweite Übergang — bei Valens mittels Schiffbrücke — lag bei Transmarisca: Proc.
gerbeinamen erschließbaren Vorgänge sind strit-
aed. IV 7,7. Schmidt
tig: Arce in: ZPE. 1984.
IV 381; Stallknecht
1969, 5 ff; Barnes 1982, 77.
2%: Chron. Min. 1 233; Aur. Vict. 41,18; Epit.
1941, 226. latrus-Krivina
worden.
Wolfram
2001,
70ff. Die aus den Sie-
100
II. Die politische Geschichte
dreißigjähriges Regierungsjubiläum,
seine Tricennalien in Konstantinopel.
Seit
Augustus hatte das kein Kaiser mehr erlebt. Die Festrede hielt Eusebios von Caesarea.*° Im folgenden Jahre besetzte der Perserkönig
Sapor (Shapur) Il Armenien
und bedrohte das rômische Mesopotamien. Môglicherweise fürchtete der Sassanide die von Constantin beanspruchte Schutzherrschaft über die persischen Christen.’" Der Bischof Symeon von Seleukia sympathisierte mit dem Kaiser." Constantin
erhob seinen Neffen und Schwiegersohn Hannibalianus zum König Armeniens, der den Persern erfolgreich entgegentrat.^^ Während der Rüstungen zum Perserkrieg erkrankte Constantin. Vor seinem Ende ließ er sich durch den eine Gruppe von Bischöfen, darunter der „arianische“
Ortsbischof Eusebios von Nikomedien, taufen.* Man glaubte, daß durch die späte Taufe
die Seele von Sünden reingewaschen vor Gottes Gericht trete. Am 22. Mai
337 ist Constantin in der Kaiservilla Achyrona oder Ankyron gestorben.'^ Beigesetzt wurde er in der von ihm als Mausoleum gedachten Apostel-Rotunde von Konstantinopel. Sein Sarkophag in der Mitte war umgeben von den leeren Sárgen
der zwölf Jünger Jesu. Damit erscheint der Kaiser geradezu als „christusgleich“.’* Constantius errichtete daneben die erst 370 eingeweihte, von Justinian erneuerte große Apostelkirche (s. 11 4b). Seine Söhne gaben noch eine Konsekrations-
münze für ihn heraus. Es ist die letzte auf einen rómischen Kaiser. Traditionell ist die Darstellung des Kaisers, wie er auf einer Quadriga gen Himmel fáhrt. Neu ist die Hand Gottes, die sich ihm aus den Wolken entgegenstreckt.’” Constantin ist der bedeutendste, aber auch der umstrittenste Kaiser der Spátantike. In Literatur und Kunst blieb er lebendig." Die Heiden urteilten anders als die Christen, beide waren auch untereinander uneins. Die Klage über hohe Steuern" 240 Chron. Min. I 235. Aufgrund des Itinerars des Euseb vermutet Drake (1975) den 25. Juli 336, doch widerspräche das dem Brauch, am Be-
dor beschuldigte Sapor, Geschenke des indischen Kónigs an Constantin weggenommen zu haben.
ginn,
Chron. Pasch. zu 335. Festus 26 spricht von einer persischen Friedensgesandtschaft zu Constantin.
nicht am
Ende
des Jubeljahres
zu feiern.
Eine kommentierte Übersetzung der Rede bietet Drake 1976. ^! Eutr. X 8,2; Festus brev. 26; Eus. VC.
243 Anon. Val. 35; Amm. XIV 1,2; Epit. 41,20;
24 Eus, VC.
IV 61£;
Hieron.
chron.
zu 337.
Aur. Vict. 41,16. Constantins Brief an
Fowden 1994. 245 Chron. Min. I 235f; 452; II 151; ΠῚ 422;
Sapor: Eus. VC. IV 9-13 (nach de Decker 1979
Oros. VII 28,31; Aurelius Victor 41,16; Eutrop.
nicht
X 8. 246 Euseb. VC. 58 ff; Socr. I 40; Soz. IV 21,3ff; Philost. 111 2; Art. Pass. 17; Zonoras XIII 4,28.
IV 56, an
Sapor,
sondern
an
Tiridates
VII
von
Armenien! Anders wieder Vivian 1987 und Silli 1987 Nr. 34); Theodoret HE. I 25. In Nicaca nahm der persische Bischof Johannes teil: Honigmann 1939, 46. Die romfreundliche Haltung der persischen Christen bezeugt Aphrahat in seiner 5. Homilie ‚Von den Kriegen‘: Bert 1888, 69 ff; Barnes 1985; Wirth 1980/81, 319f. 22 Soz. Il 9f. Ammian (XXV 4, 23) berichtet,
Constantin habe den Krieg begonnen, weil er aus Habsucht den Lügen des Philosophen Metrodoros geglaubt hätte (vgl. Hieron. chron. zu 330). Die in einem verlorenen Buch Ammians erzählte Geschichte überliefert Kedrenos (1 516): Metro-
Heisenberg II 1908; Koethe 1933; Downey 1951; Vogt 1953; Grierson 1962, 4f; Krautheimer 1964,
227f; Müller- Wiener 1977, 405ff; Mango Rebenich 2000; s. II 4 b!
1990;
247 Eus, VC. IV 73; RIC. VIII S. 39. 48 Bonamente/Fusco
Brednich 1996,
(Hg.)
1990;
Enzyklopädie
193 ff; Quednau
Maaz
des
in
R.
W.
Märchens
in Demandt/Engemann
2006 , 273 ff. 29 Aur. Vict. 41,20; Themist. or. 8,113; Lib.
or. 46,22.
3. Constantin der Große (306-337)
101
ist eher topisch. Julian warf seinem Onkel Habsucht und Verschwendung zugleich vor, er hätte auf Kosten des Staates seine Freunde, die Germanen und die Christen
begünstigt. Für Eunap und Zosimos war Constantin geradezu der Totengräber des Reiches.’”
Auf der Gegenseite steht der Heide Praxagoras aus Athen. Er schrieb um 340 und hob Constantin über alle älteren Kaiser wegen seiner Tugenden (καλοκἀγαϑία) und verlieh ihm nach dem
Vorbild Alexanders den Beinamen
des „Großen“.
Die
übrigen altgläubigen Geschichtsschreiber urteilen abgewogen. Insgesamt erscheint er in günstigem Licht, getadelt werden seine Beamten. Anerkennung finden die militärischen Leistungen seiner frühen Jahre, während die innenpolitischen Maß-
nahmen der späteren Zeit auf Kritik stießen. Er hätte sich zum Räuber und schließlich zum Verschwender entwickelt." In der christlichen Tradition
wurde
Constantins Religionspolitik als
„welthistorische Wende" empfunden, zumal in Byzanz.”” War er doch der erste Herrscher, dem auch das Seelenheil der Menschheit am Herzen lag! Man verehrte
ihn „wie einen Gott“, so auf der Porphyrsäule in Konstantinopel mit Lichtern und
Räucherwerk.** Lactanz* und Euseb erhoben ihn zum gottgesandten Menschheitsbeglücker, und in diesem Lichte sah ihn das Mittelalter.”* Das Reiterbild Marc Aurels in Rom blieb erhalten, weil man es mit Constantin identifizierte.” Das Verdikt des Hieronymus in seiner Chronik, durch seine arianische Ketzerei
habe Constantin den Zwist in der Kirche und der ganzen Welt verschuldet, konnte den Ruhm des Kaisers nicht schmälern. Sagen umrankten ihn,** unter denen die
„Silvesterlegende“ von der Schenkung des Westreiches an die Päpste durch das um 760 gefälschte ,Constitutum Constantini' politische Brisanz gewonnen hat. Es wurde 1433 durch Nikolaus von Cues angefochten und durch Laurentius Valla 1440 widerlegt.’” In der orthodoxen Kirche wird Constantin als Heiliger verehrt,
Feiertag ist der 21. Mai, der vermutete Tauftag am Vorabend seines Todes. Auch Helena, die „neue Maria“, gilt sie in beiden Kirchen als Heilige." „Die Wolken
waren verjagt und ein froher Tag begann der civitas Dei zu leuchten“ schreibt Otto von Freising (Chron. IV 3). Dante hingegen hat Constantin wohl edle Absicht zugetraut,
verurteilte aber seinen Rückzug
nach Griechenland
und die Über-
tragung des weltlichen Regiments an den Papst.”
?9 Julian 335 B; vgl. Amm. VS. 462; Zos. II 29—39.
XXI
10,8; Eun.
251 FgrHist. 11 B 219, 6, überliefert bei Photios. Skeptisch: Bleckmann 1999. 25? Aur. Vict. 41,20; Eutr. X 7f; Epit. 41,16. Neri 1992.
25° Soz. I 1,11: μεταβολὴ τῆς οἰκουμένης. Lep-
pin 1996, 40 ff.
2 Julian 8 A; Philostorgios II 17. S. III 4b! 25 So in den panegyrischen Anreden an Constantin in der 2. Auflage der ‚Divinae Institutiones des Lactanz I 1,13ff: VII 26,11 ff; Heck 1972. 5 Gerland 1937; Ewig 1956/1976; Wolfram 1960; Pohlkamp 1984; Grünewald in: Bonamen-
te/Fusco I 1992, 461 ff; Magdalino 1994.
257 Helbig 11 1966,
3f; Grünewald
in: Bona-
mente/Fusco I 1992, 461 ff. 28 Lieu/Monserrat 1998, 105 ff. ?*9 Prochnow 1900. Text und Einführung zum ,Constitutum
Constantini'
von H. Fuhrmann
in
den ,MGH. Fontes iuris Germanici, Bd. 10, 1969. Die Schrift von Lorenzo Valla edierte W. Setz, MGH.
1976/86; J. Miethke
in Demandt/
Engemann 2006, 259 ff. 20 Ambr. De obitu Theod. 44 ; 46. 261 Heinen 1998. Ihr Tag im Westen ist der 18.
August. 262 Dante, Inf. 19, 115ff; 27, 94f; Purg. 32, 124 ff; Par. 6,1ff; 10,1 ff.
20,55,
Mon.
II 13,8;
III
102
II. Die politische Geschichte
Ein Hóhepunkt der Constantintradition war das Ritterbad, das Cola di Rienzo an den feriae Augusti, am 1. August 1347 in der grünen Basaltwanne
des Lateranbaptisteriums nahm, in der Constantin von Silvester getauft und vom Aussatz befreit worden sein sollte. Der Tribunus Augustus wollte damit symbolisch Italien, verkórpert in seiner Person, von der Tyrannei reinigen und die Volkssouveränität des populus Romanus wiederherstellen.
Das negative Bild Constantins wurde in der Neuzeit wieder aufgenommen von den italienischen H u
manisten,
die ihm vorhielten, Rom verlassen und die antike
Kultur aufgegeben zu haben.* Er wurde somit verantwortlich gemacht für den Beginn des „finsteren Mittelalters". In den Augen der Protestanten — bei Gottfried
Arnold 1699 — hatte er nicht nur die Kirche verdorben.’* Er habe die verhängnisvolle Verknüpfung von Staatsgewalt und Christenglauben vorgenommen, den
klerikalen Staat und die politisierte Kirche geschaffen und damit das Zeitalter der Glaubenskriege und der Ketzerverfolgung eingeleitet. Einflußreich wurde das 1853 ausgesprochene Urteil von Jacob Burckhardt über den „Egoisten im Purpurgewand". Kein Kaiser hat mit seiner Verwandtschaft so gründlich, so gnadenlos aufgeráumt wie Constantin. Auf seinem Wege zur Alleinherrschaft starben eines gewaltsamen Todes Schwiegervater Maximian, Schwager Maxentius, Schwägerin Maximilla und deren zweiter Sohn, Schwager
Bassianus, Schwager Licinius und dessen Sohn, der eigene Sohn Crispus (nebst Frau und Kind?) und die Gattin Fausta. Burckhardt betrachtete Constantins Religions-
politik als bloßes Machtkalkül; diese Vorstellung von Constantin als irreligiósem „Napoleon“ begegnet seitdem mehrfach, u. a. bei Grégoire 1930.
Andere Forscher nehmen indessen die Frömmigkeit des Kaisers ernst.* Tatsächlich bezeugen seine eigenen Äußerungen sowie christliche und heidnische Autoren,“ daß er an religiösen Dingen interessiert und kaum weniger abergläubisch war als seine Zeitgenossen.’” Ohne Frage hat sich Constantin selbst als Christ gefühlt und angesichts seiner Siege zu jeglicher Gewalttat berechtigt geglaubt. Die religiöse Entwicklung des Kaisers führte von einem Sonnenmonotheismus zu einem „philosophischen“ Christentum,” zwei Haltungen, die für die Zeitge-
nossen nahe beieinander lagen. Ein politisches Motiv für die „Bekehrung“ lag allenfalls darin, daß Constantin den Segen Gottes erhoffte, falls alle Untertanen
Christen würden. Seine Einsicht in die seit Jahrhunderten fortschreitende Christianisierung des Reiches erhebt ihn über seine Rivalen, doch auch unter Maxentius und Licinius hätte sich der neue Glaube durchgesetzt, wenn auch später und lang-
samer. Wie immer wir die „constantinische Frage“ nach dem Glauben des Kaisers lösen, die „constantinische Wende“ von 312 beurteilen: gewiß bleibt, daß sich, wie Burck265 Gregorovius VI 267; Piur 1931, 105. 24 Schlange-Schöningen- in: Demandt/Engemann 2006, 285 ff.
aruelle, Barnes, Dórries, H. Kraft, Girardet, El-
265 So Leonardo Bruni: Demandt, Fall 1984, 95.
26 Littell 1964/66, 89 ff. ?? Burckhardt 1853/80, 383; Grégoire 1930/ 74,
221.
Ähnlich
?* So Baynes (1929), Vogt (1949) und Straub — (1972), 70 ff. Ebenso: Brieger, Ed. Schwartz, Del-
kritisch:
Bleicken, Clauss, Rosen.
Moreau,
Lippold,
liot, Bleckmann, Brandt.
2 Amm. XV 13,1f. 20 MacMullen 1968, 81 ff. ?n H. Kraft 1955; Dórries 1954; 1958.
4. Die Söhne Constantins (337-361)
103
hardt sagt, ein „Weltalter“ in Constantin ausdrückt.” Dessen weitreichende Wir-
kungen lassen sich nicht bestreiten, unabhängig davon, ob wir sie begrüßen oder bedauern. Schließlich begründete Constantin mit der christlichen Monarchie die bisher dauerhafteste Staatsform der europäischen Geschichte — sie reicht in Deutschland bis zu Wilhelm II, in England bis zu Elisabeth II, p(Et) G(RATIA)
R(EGINA) F(IDEI) D(EFENSATRIX). Nazarius”” prophezeite 321: „Vergessen wird Constantin erst, wenn die Menschen ausgestorben sind“.
4. Die Söhne Constantins (337-361) Quellen: Die erste Zeit nach dem Tode Constantins ist schlecht dokumentiert. Für die Jahre 337 bis 353 besitzen wir an historiographischen Quellen nur die Breviatoren (s. II 1; 2; 3), die Hieronymus-
Chronik und Zosimos Bearbeitung von Eunapios. Wichtig ist der Zosimoskommentar von Paschoud {1 1971). 353/354 ändert sich die Lage, hier beginnen die erhaltenen Teile des Geschichtswerks von Ammianus Marcellinus (Buch XIV bis XXI). Ammian zeigt gegenüber Constantius keine sonderliche Sympathie, verkennt aber dessen gute Seiten nicht und konnte bisher keiner nennenswerten Verzerrung überführt werden. Ein Abrif findet sich bei Zonaras (XIII 5-11). Ephraem berichtet über den Perserkrieg, Malalas (p. 325f) über den Kirchenbau in Antiochia. Gut unterrichtet sind wir für die Kirchengeschichte durch die Nachahmer und Fortsetzer Eusebs: durch Philostorgios (HE. III- VI), Rufinus (HE. I 15-26), Theodoret (HE. II), Socrates Scholasticus (HE. II) und Sozomenos (HE. III f), alle aus dem 5. Jahrhundert. Die orthodoxen Streitschriften des Hilarius von Poitiers (Humphries in Whitby 1998, 201 ff) und Lucifer von Calaris (CC. Lat. 8 ed. Diercks 1978) gegen den „arianischen Antichrist" Constantius sind eher theologisch als historisch ergiebig. Wichtig hingegen, wenn auch tendenziós, sind die kirchenpolitschen Schriften des Athanaslos.
Unter den rhetorischen Schriften verdienen Erwähnung die drei Reden des Caesar Julian auf Constantius und Eusebia (or. I-III) und die ersten vier Ansprachen des Themistios (350 bis 357).
Mit ihnen überliefert ist der lange Brief des Constantius von 355 an den Senat von Konstantinopel, der die Ernennung des Themistios zum Senator enthält (ed. Downey ΠῚ 121 ff). Auch Libanios bringt manches, zumal in seiner 344/345 auf Constantius und Constans gehaltenen Rede (or. 59). Von seinen Briefen stammen über 600 aus der Regierungszeit des Constantius, die Hälfte ist an höhere Beamte gerichtet, insgesamt 82 bei Seiler 1998.
Die Gesetze verzeichnet Seeck (1919, 184-208), behandelt Cuneo 1997: die Münzen: Kent (RIC. VIII 1981); Inschriften: Dessau Nr. 724-748, 8944. Die Siegesinschriften, die Constantius auf den in
Gallien und Pannonien errichteten Triumphbögen (triumphales arcus) angebracht hat, sind, wie Ammian (XXI 16,15) voraussah, verloren. Ein kostbarer Papyrusfund ist das Abinnaeus-Archiv. Die Quellenlage zu Constantius II erörtern ausführlich Vogler 1979, 12-81 und Brandt 1998, 147F. Kaiserporträts: L'Orange 1984.
Das Scheitern der diocletianischen Tetrarchie hatte gezeigt, daß gegen die Söhne von Kaisern kein Kandidat Aussicht auf Anerkennung bei den Truppen besaß. Darum hatte Constantin früh seine Söhne zu Mitregenten bestimmt. Er hat es aber versäumt, seinen ältesten überlebenden Sohn Constantin II zum Augustus
zu erheben, ihm die Hauptstadt Konstantinopel anzuvertrauen und dadurch dem Reich ein Zentrum zu geben. Die mit so viel Blut wiedergewonnene Reichseinheit
stand abermals auf dem Spiel, als der Kaiser am 22. Mai 337 starb. ?7 Burckhardt
1853/80, 308; 383.
27 Paneg. IV 12,4. ! Über die Zeit zwischen 337 und 361 gibt es verhältnismäßig wenig Literatur. Constantius steht
im Schatten Constantins vor und Julians nach ihnı,
scine Brüder sind schlecht dokumentiert. Die ausführlichsten Darstellungen stammen von 1977, Chantal Vogler 1979, Mary Mudd
Klein 1984,
104
II. Die politische Geschichte
Constantins Testament von 335 sah eine wiederum geteilte Verwaltung des Reiches vor.” Geplant war offenbar: Constantinus IP’ sollte als ältester und ranghöchster Augustus Gallien mit Britannien und Spanien behalten; Flavius Julius Constantius Il,‘ der zweitälteste, ebenfalls als Augustus, bekam den Orient mit
Ägypten; der jüngste, Flavius Julius Constans, erhielt als Caesar Italien und Africa, Pannonien und Dakien; während Thrakien dem Neffen Constantins, dem Caesar Flavius Dalmatius, zufiel. Es war die erneuerte diocletianische Tetrarchie auf
dynastischer Basis. Keiner der Nachfolger wagte es jedoch in den nächsten Monaten, den Augustustitel zu übernehmen. Constantin regierte gleichsam als Toter weiter.’ Die Nachfolgeregelung im Osten wurde von Constantius II und der Garnison
Konstantinopels nicht anerkannt. Es kam zu einer
Meuterei gegen die móglichen
Konkurrenten aus den Nebenlinien. Neun Thronanwärter fanden den Tod, dar-
unter der 335 erhobene Caesar Dalmatius und sein Bruder Hannibalianus, der 335 zum rex regum et Ponticarum gentium, d. h. zum rómischen Klientelkónig für Armenien ernannt worden war. Die Soldaten wollten sich nach Zosimos (II 40,3) von
niemandem als den Sóhnen des toten Kaisers regieren lassen. Vielleicht spielte auch das Gerücht eine Rolle, Constantin sei von seinen Brüdern
vergiftet worden.'
Zugleich mußten der Reichspräfekt Ablabius und mehrere hohe Beamte Constan-
tins sterben.’ Nur zwei Kinder entgingen dem Blutbad, die beiden Söhne von Constantins Halbbruder Julius Constantius: Gallus, der spátere Caesar, und Julianus, der spátere Kaiser. Constantius zog das Vermógen der Erschlagenen ein und sanktionierte damit deren Ende. Damit trifft ihn auch ein Teil der Schuld, die ihm
julian (270 D), Libanios (or. 18,31) und Athanasios (HA. 69,1) unverkürzt zurechnen. Erst am 9. September 337 lieBen sich die drei Sóhne Constantins zu Augusti ausrufen."
Hunt in CAH. XIII 1998, 1 ff und Barceló 2004. Im
übrigen sind wir angewiesen auf die einschlägigen Lexikonartikel (s. u.) und die entsprechenden Kapi-
indem er das überlieferte datum als acceptum las. Eher wäre das idem A. zu verdächtigen. 8 Zon. XIII 4,26; Art. Pass. 7.
Stein 1928, 202 ff; Jones 1964, 112ff. Zur Chrono-
* Eun.VS. 464; Hieron. chron. zu 338. 0 Zu den Verwandtenmorden: Julian 270 C;
logic: Barnes 1980. ? Epitome 41,20; Chron. Min. 1235. Chan-
281 B; Aur.Vict. 41,22; Epit. 41,18; Eutr. X 9; Athanas. HA. 69; Zos. 11 40,2; Oros. VII 29,1.
tel in den Gesamtdarstellungen, etwa Seeck V 1 ff;
traine 1992; Brandt
Klein
1998, 148f.
1979. Das Datum steht nicht fest. Seeck
3 Seeck, Constantinus II, RE. IV 1, 1900, S. 1024 ff; J. Moreau, Constantinus II, JbAC. 2,
(IV 28f) denkt an Anfang 338; Stein (1928, 203) hált die Zeit vor der Augustus-Erhebung
1959, 160f.
der Constantins-Sóhne für wahrscheinlicher. Vermutlich hat er recht, denn andernfalls müßte
* Seeck,
Constantius II,
S. 1044fF; J. Moreau, 1959, 162 fF.
RE.
IV 1,
1900,
Constantius II, JbAC.
2,
Dalmatius, der bei der Ausrufung der Augusti nicht (mehr) in Erscheinung tritt, zuvor kaltge-
5 Zu Flavius lulius Constans (Dessau 724ff):
stellt worden sein, und damit verlöre die Meu-
Seeck, Constans, RE. IV 1, 1900, 948 ff;J. Mo-
terei den spontanen Charakter, den ihr die Quel-
reau, Constans, JbAC. 2, 1959, 179 ff. 6 Seeck, Flavius Delmatius (si), RE.
len zuschreiben. DiMaio 1992 bezweifelt ihn und vermutet Eusebios von Nikomedien hinter der
IV 2,
1901, 2456.
? Eus. VC. 4, 2 vom
IV 67, 3. Das Gesetz CTh.
2. August
unter
Constantins
XIII
Namen
(idem A.) wurde von Seeck 1889, 115 vordatiert,
Szene (Philost. II 16), vielleicht auch Athanasios. Das Datum der Augustuserhebung überliefern die Consularia Constantinopolitana (Chron.
Min. I 235).
4. Die Söhne Constantins (337-361)
105
Durch den Tod des Caesar Dalmatius war dessen Reichsteil frei geworden. Um die Zuständigkeit zu regeln, trafen sich die drei Brüder im Jahre 338 in Viminacium
an der Donau." Illyricum, 338 abermals von den Sarmaten heimgesucht,"
wurde zwischen Constantius Il als dem Kaiser des Orients und Constans als dem Kaiser in Italien geteilt. Constantius bekam Thrakien. Constantin II," der von Trier aus die gallische Präfektur regierte, ging leer aus. Er erhielt lediglich einen
Ehren-Vorrang und eine Art Vormundschaft über Constans, den jüngsten Bruder. Der darin angelegte Konflikt kam 340 zum Ausbruch. Während Constans in Rom weilte, zog Constantin mit Heeresmacht nach Italien." Beim Versuch, die Julischen
Alpen zu überqueren, geriet er jedoch in einen Hinterhalt und fiel. Seine Leiche wurde bei Aquileia in den Fluß Alsa geworfen. So befand sich Constans unversehens im Besitz des gesamten Westens. Sein Bruder verfiel der damnatio memoriae." In den folgenden Jahren finden wir Constans im unermüdlichen Abwehrkampf gegen die Rheingermanen. Die Salfranken, die während des Bruderkrieges eingedrungen waren, wurden von Trier aus in zwei Feldzügen 341 und 342 unterworfen," aber vermutlich nicht vertrieben. Seine Münzen deuten die Ansiedlung
von Barbaren an." Dagegen scheint den Alamannen die Eroberung Straßburgs geglückt zu sein. 343 besuchte Constans Britannien. Er unterstellte den Küstenschutz einem neugeschaffenen comes litoris Saxonici und reparierte die Hadriansmauer. Das war der letzte Aufenthalt eines legitimen Kaisers auf der Insel." Die Innenpolitik des Constans ist durch seine betont katholische Haltung geprágt. Er beschenkte die Kirche, begünstigte den Klerus und verfolgte Heiden, juden und Donatisten in Africa. Dort hatte sich eine Gruppe von ihnen radikalisiert, die
Circumcellionen,
die „um die cellae (Scheunen oder Kirchen) herum
lebten".^ Sozialrevolutionäre und eschatologische Motive verbanden
sich bei
ihnen, sie betrachteten sich als eine Armee von Heiligen, ihr Kampfruf war Hal-
lelujah. Constans verbot sie 347, ohne sein Ziel zu erreichen." " CTh. X 10,4; Julian 19 A; Seeck IV 397.
Bericht über die Taten des Constans auf der In-
7 Dessau 724; Seeck IV 399.
sel);
XX VIII 3,8 (Verweis auf die im Zusammen-
'* Sein voller Name lautet im allgemeinen Flavius Claudius Constantinus (Dessau 6091), doch
hang mit Constans behandelten Arcani, eine Art
gibt es auch Münzen mit der Umschrift Flavius Julius Constantinus, vgl. PLRE. I s. n. Constan-
Arcani, RE. Suppl. XII 1970, 89f); Lib. or. 59,
tinus 3. Die für Constantius | und Constantin
gerichtet worden sein: Amm. XXVII 8,1: ND occ. XXVIII. Collingwood-Myres 1936, 282f; Frere 1967/78, 387 ff; Birley 1981, 332 ff. Die in der englischen Forschung bis zu Birley 1981, 335
d. Gr. bezeugte Unklarheit des Praenomens weitet sich auf das Gentilicium aus. ^ Socr. II 5; Philost. ΠῚ 1a. '* Zos. II 41; Philost. III 1; Epit. 41,21. ^ Hieron. chron. zu 341 und 342; Lib. or. 59, 127 ff; Zos. II 42; Chron. Min. I 236; Socr.
Grenzschutztruppe in Britannien, vgl. Demandt, 139. Der comes litoris Saxonici muß
vor 367 ein-
übliche Schreibweise Areani statt Arcani beruht auf einer schon von Clark 1915 (Weidmann)
und Seyfarth 1978 (Teubner) verworfenen Kon-
II 13; Soz. III 6,9. Möglicherweise bezieht sich hierauf ein Siegesfest im Filocalus-Kalender:
jektur des Heraeus zu Amm. XX VHII 3,8. Richtig auch Marié 1984 (Budé) z. St.
Stern 1953, 82; Zöllner 1970, 16f. " RIC. VIII S. 258 Nr. 140. Anders Portmann
Circumcellionen die sans-coulottes, das element so-
1999; Olbrich 2004. Firmicus Maternus, De errore profanarum religionum XXVIII 6; Amm. XX 1,1; XXVII
8.4 (Ammian verweist dort auf einen verlorenen Exkurs über Britannien im AnschluB an seinen
? Schon
Proudhon
(1883 II 242f) nannte die
cialiste im spätantiken Christentum, und als solches erschienen sie namentlich in der marxisti-
schen Literatur, s. III 6d!
29 Optat. Porf. III 3f. Frend 1971, 177f.
106
Il. Die politische Geschichte
Im Kirchenstreit stellte sich Constans auf die Seite des Athanasios und suchte den arianischen Sympathien des Constantius entgegenzuwirken. Das führte bis an den Rand eines Bürgerkriegs (s. u.). Durch ungeschickte Behandlung des Militärs und
durch harte Steuerpolitik, durch Verkauf von Ämtern und durch homosexuelle Neigungen schädigte Constans indessen seinen Ruf." Am 18. Januar 350 erhob sich der fränkische Offizier Flavius Magnentius in Augustodunum (Autun)? Der
damals dreißigjährige Constans wurde auf der Flucht von einem germanischen Heermeister des neuen Kaisers erschlagen.?
Magnentius gestattete wieder nächtliche Opfer, die mithin zuvor verboten worden waren. Zugleich umwarb er die Christen durch ein flächendeckendes Christogramm auf den Rückseiten seiner Münzen." Rasch fand er Anerkennung im gesamten Westen. Eine auf Gladiatoren gestützte Gegenerhebung von Julius (alias
Flavius Popilius) Nepotianus, dem Sohn einer Halbschwester Constantins, scheiterte in Rom nach vier Wochen im Juni 350.” Italien fiel Magnentius zu,” ebenso Africa, Libyen und Numidien." Einer weiteren Ausbreitung seiner Macht
nach Osten wurde indes dadurch ein Riegel vorgeschoben, daß sich bereits am 1. März 350 in Mursa oder Sirmium" der bejahrte illyrische Heermeister Vetranio zum Kaiser hatte ausrufen lassen. Treibende Kraft war die Augusta Constantina," die Witwe des 337 ermordeten Hannibalianus und Schwester des Constantius, der Vetranio zunächst als Augustus und Mitherrscher anerkannte und ihm, auf des-
sen Bitten, Geld und Truppen gegen Magnentius schickte.” Nach Eutrop (X 10) war Vetranio Analphabet. Constantius II stand unterdessen im Perserkrieg (s. u.). Dabei stützte er sich auf ein
groBes Kontingent von gotischen Sóldnern, die er 341 angeworben hatte." Als aber A Epit. 41,24; Aur. Vict. 41,24; Art. Pass. 10.
1983; Wigg 1991. Philost. III 26 und Zonaras XIII
22 Epit. 41f; Chron.
8,12 betrachten ihn als Heiden, anders Barnes 1993,
Magnentius, RE. XIV
Min. I 237. W. EnBlin, 1, 1928, S. 445 ff. Porträt:
Spätantike und frühes Christentum 439f. Die fränkische Herkunft betont Polemius Silvius: Chron. Min. I 522. Drinkwater 2000 zweifelt. Themistius (or. III 6) nennt Magnentius einen „Barbaren“, vgl. Portmann 1992, 418. 23 Epit. 41,23: Constans fugere conatus apud Helenam, oppidum Pyrenaeo proximum, a Gaisone cum lectissimis misso interficitur, (unrichtig:) aevi septimo
vicesimoque.
Beigesetzt
wurde
Constantius Il: Athanas.
HA.
Constans 69.
Die
102;
Bleckmann
in H.
Brandt
1999,
78;
Ehling
2001, 154 ff; umfassend: Drinkwater 2000. 25 Eutr. X 11; Aur.
Vict, Caes.
42,6; Zos.
II
43,2. Ehling 2001. 2 Oros. VII 29,11; Epit. 42,3.
?: Socr. II 25,8 ; CTh. X 8,4. an den rationalis Numidiae Das überlieferte Datum 346 ist sicher falsch, den
ungenannten
hostis publicus
identifi-
ziert die PLR E. 1 491 (s. n. Iulius Iuvenalis) mit
durch
Maxentius und ändert das Datum auf 315; Seeck
Vermu-
(1919, 199 und 41) dachte an Magnentius und argumentierte überzeugend für 353.
tung, das Mausoleum sei der Kuppelbau der Villa von Centcelles bei Tarragona, Moreau JbAC. 2
28 Epit. 41,25; Chron. Min. 1 237.
1959, 180 erweisen Warland und Brenk (bei Arce 2002, 21ff; 59ff) als unbegründet. Dennoch
? Der ihr von Constantin d. Gr. verliehene Augusta-Titel rechtfertigte das Handeln Con-
glaubt A. Arbeiter seit 1989 (MDAI-Madrid 30, 1989, 289ff; dazu J. Engemann JbAC 32, 1989, 127 ff) noch in Demandt/Engemann 2006, 109 ff,
stantinas (Philost. HE. III 22). Vetranio bat bei Constantius um ihre Hand (Petr. Patr. fr. 16), doch vermählte dieser sie 351 mit Gallus (s. u.).
der Usurpator Magnentius habe den von ihm
Zur Namensform
gestürzten und ermordeten Constans mit diesem Mausoleum beehrt! Das ist schon mit dem Zeug-
und Constantiana: PLRE. I 222 und Szidat 1981,
nis des Athanasios (s. o.) unvereinbar. 24 CTh.
XVI
10,5;
RIC.
VIII
pl.
3.
Bastien
Constantina, statt Constantia
71 zu Amm. XIV 1,1. * Julian 26 C; 30 C;
Philost.
III 22.
Bleck-
mann 1994; Drinkwater 2000. * Lib. or. 59,89 ff.
4. Die Söhne Constantins (337—361)
107
Vetranio sich dann doch mit Magnentius verständigte und sogar den Paß von Succi gegen einen Angriff von Osten befestigte, setzte sich Constantius in Marsch. Nun änderte Vetranio abermals seine Haltung und zog dem Kaiser in friedlicher Absicht entgegen. Constantius vereinigte seine Truppen mit denen des Vetranio und zwang
diesen am 25. Dezember 350 in Naissus zur Abdankung. Vetranio durfte sich nach Prusa zurückziehen und lebte hier noch sechs Jahre." Im Hinblick auf den Entscheidungskampf ernannten Magnentius und Constan-
tius jeweils Caesaren zum Schutze der Grenzen im Rücken. Magnentius erhob im Sommer 350 seinen Bruder Magnus Decentius zur Deckung der Rheinfront;" Constantius, der selbst keine Kinder hatte, befórderte seinen jüngeren Vetter Flavius Claudius Constantius Gallus zum Caesar für die Persergrenze." Gallus und sein
Halbbruder Julian lebten zuletzt auf dem kaiserlichen Gut Macellum in Kappadokien. Gallus wurde am 15. März 351 in Sirmium zum Caesar ausgerufen,“ heiratete Constantina" und erhielt Antiochia als Residenz zugewiesen. Angesichts der militärischen Unerfahrenheit des neuen Caesar stellte Constantius ihm einen Heermeister für den Osten zur Seite, den magister militum per Orientem Ursicinus. Ammian diente unter ihm als protector domesticus und berichtet über ihn." Nachdem Constantius den Orient versorgt hatte, wandte er sich gegen Magnentius. Dieser war inzwischen bis Mailand vorgerückt und wollte sich mit Gallien
nicht begnügen." Am 28. September 351 besiegte Constantius mit 80000 Mann Magnentius mit 36000 bei Mursa in Pannonien, nachdem der fränkische tribunus Silvanus die Seiten gewechselt hatte." In der Schlacht sollen 54 000 Mann gefallen
sein, darunter der magister equitum Romulus, der mögliche Eigentümer des Silberschatzes aus dem spätrömischen Kastell von Kaiseraugst am Rhein.” Es ist der bedeutendste Fund von spätantikem Tafelsilber." Constantius verbrachte die Zeit V Julian 30 C; 31 A; 76 Cff; Zon.
XIII 7,28;
Phiostorg. III 24. Zu den Münzen Vetranios: R.Alföldi 1999/2001, 100 ff. *' Eutr. X 12; Aur. Vict. 42, 9. Barnes 101 f. Zu
Poemenius
in Trier: Amm.
XV
1993, 6,4
* Zon. XIII 8,4. * Chron. Min. I 238.
* Amm. XIV 1,1f; Anon. Val. 35. Bleckmann 1994, 31 ff; Wieber-Scariot 1999, 74 fF. " Thompson 1947, 42 ff. M Zon. XIII 8,7f. " Chron. Min. I 237;
II 45 ff; Amm.
Julian
XV 5,33. Zum
57 ΒΕ;
Zos.
Verlauf und zur
Deutung der Schlacht: Bleckmann in H. Brandt 1999, 47 ff.
*^ Der Ort war kaiserlich-habsburgisch, daher der Name im Unterschied zur Zivilsiedlung
Augst (Augusta Raurica) in der Schweiz. * Epit. 42.4 ; Zon. XIII 8,17. Romulus: Julian 57 D; Zos. 11 52,2. Die Funde von 1961: Cahn/Kaufmann-Heinimann 1984. Die Funde von 1995: Kaufmann-Heinimann 1999; Guggisberg 2003. Ein Drittel der 84 Teller, Schalen, Platten, Becher, Lóffel, Barren, Hacksilberbrok-
ken usw. aus verschiedenen Werkstätten (Serdi-
ca, Thessalonike, Naissus, Mainz, Trier, Nikomedia) gehórte zum Prunkservice eines hohen Amtstrágers. Auf Einzelstücken sind 13 Namen von (ehemaligen) Besitzern eingraviert (Übersicht: Guggisberg 2003, 288). Daß der Erwerbende jeweils den Namen des Vorbesitzers (!) eingepunzt habe und nicht seinen eigenen (so Guggisberg 2003, 287 nach Szidat l. c. 238), ist abwegig. Constantius Chlorus hat sich für seine Bankette das Silbergeschirr ostiatim zusammengeborgt (Eutr. X 1), das gewif von den Eigentümern signiert war. Unter den Namen
auf den Augster
Stücken ist nur Romulus bekannt. Der Barrenstempel des Magnentius gibt den terminus post Januar 350, das Fehlen von Prägungen des Usurpators unter den 186 Münzen den wahrscheinlichen terminus ante 351. Ein Abmarsch mit Risiko im Sommer 351 gegen Vetranio und Constantius
könnte das Vergraben erklären, der überlieferte Tod des Generals das Verbleiben im Boden. Szidat (in Guggisberg 2003, 225ff) denkt cher an den ebenfalls inschriftlich bezeugten tribunus Marcellianus, dessen Rang jedoch mit dem Umfang des Schatzes kaum harmoniert, und an eine Flucht vor den Alamannen, die das Kastell
108
II. Die politische Geschichte
des Kampfes betend in einer Kapelle. Magnentius floh nach Aquileia. Durch Amnestie und Diplomatie zog Constantius zahlreiche Verbände des Usurpators auf seine Seite, so daß dieser nach Gallien zurückkehren mußte.“ Hier hatte sein Caesar Decentius empfindliche Niederlagen durch den Alamannenkónig Chnodomar erlitten. 353 ging der Kaiser nach Gallien und besiegte seine Gegner in den Alpen bei Mons Seleuci (bei Gap) abermals. Die Städte erklärten sich für ihn, die beiden
Usurpatoren nahmen sich das Leben. Damit war das Reich nach sechzehn Jahren der Teilung wieder in einer einzigen Hand." Tragisch war das Schicksal von Philippus, dem Reichspräfekten des Constantius und Consul von 348. Ihn schickte der Kaiser 351 zu Magnentius, offiziell zu
politischen Verhandlungen, geheim zu Spionagezecken. Philippus, tollkühn in der Hóhle des Lówen, versuchte, die Truppen des Usurpators umzustimmen.
Das
miBlang. Magnentius setzte Philippus fest. Dessen Namen mißbrauchend, erreichte Magnentius den Übergang über die Save. Darauf betrachtete Constantius seinen Gesandten als Verräter; er starb als Gefangener. Später erfuhr der Kaiser die Wahrheit, rehabilitierte ihn und ließ in allen großen Städten vergoldete Statuen für ihn erreichten. Ein Nachkomme von ihm war der Kaiser Anthemius."
Nach dem Sieg über Magnentius mußte Constantius die Anhänger des Usurpators aburteilen und die Alamannen in die Schranken weisen, die er selbst zuvor
gegen Magnentius herbeigerufen hatte.“ Ersteres überließ er seinem gefürchteten notarius Paulus, genannt Catena,* letzteres unternahm er selbst. 354 setzte er sich
von Arelate aus in Marsch und zog mit dem Heer an der Rhöne aufwärts nach Rauracum/Kaiseraugst an den Hochrhein. Die beiden alamannischen Königsbrüder Gundomad und Vadomar waren indessen gewarnt, vermutlich durch Landsleute im römischen Dienst. Constantius überschritt den Strom auf einer Schiffsbrücke,
nahm
dann
aber ein Friedensangebot
an, das nach germanischer
Sitte
(gentium ritu) besiegelt wurde. Die Alamannen erhielten Subsidien und versprachen
dafür Söldner.“ Constantius ging zurück ins Winterlager nach Mailand. Von hier aus unternahm der Kaiser 355 einen zweiten verlustreichen Zug gegen die lentiensischen Alamannen im Bodenseegebiet." Der Caesar Gallus
hatte inzwischen
in Antiochia ein Schreckensregiment
geführt.“ Er ging als eifernder Arianer mit harter Hand gegen Heiden und Häretiker vor, ließ Tempel zerstören und tyrannisierte die Untertanen mit Majestätsprozessen. Die Juden revoltierten unter ihrem „König“ Patricius 351/352.” Es möglicherweise schon 351 bedroht (s. u.) und 357 eingenommen haben (Amm. XVI 11,14). Sollte
45 Julian 287 A; Amm. XVI 18,33; Soz. V 2,20ff; Zosimos
der tribunus Marcellianus mit dem späten Heermeister Marcellinus identisch sein, den Constan-
mann
tius als Gesandten des Magnentius 350 gefangennahm, käme auch er als Besitzer in Betracht.
1970 Il,
145
Anm. 272;
Paschoud
1971
(Zos. z. St.); Geuenich 1997, 43; 51. * „Kettenpaul“, Amm. XIV 5,6 ff.
? Julian 129 C; Amm. XIV 10.
# Themist. or. 1. Portmann 1992. 4 Die Alamannen standen im Solde des Kaisers: Zos. II 53f. Magnentius erdolchte sich am
1998. *$ Amm.
10. August 353 in Lyon, Decentius erhängte sich
Thompson 1947, 56 ff.
am 18. Oktober 353 in Sens: Epit. 42; Eutr. X 12; Chron. Min I 238. #4 Zos. II 46ff; PLRE. 1696f, dort die Inschriften.
12,5: Lib. or. II 53,3. Hoff-
** Amm.
> Aur.
Socr.
HE.
XV 4. Lorenz 1997, 25 ff; Rollinger XIV Vict.
1; 7; 9; 42,11;
1133.
11; Art.
Hieron.
Avi-Yonah
Pass.
chron.
1962,
12-15. zu
181ff.
352;
P.
Schäfer 1986, kritisch gegenüber der rabbinischen Literatur. Stemberger 1987, 132 ff.
4. Die Söhne Constantins (337-361)
109
folgten Übergriffe der isaurischen Bergbewohner in Kleinasien auf die umliegenden Städte und Straßen, die Sarazenen plünderten in Syrien. 354 gab es in Antiochia eine Kornknappheit, daraufhin wollte Gallus die gesamte Curie hinrichten lassen.” Der Caesar ermunterte das Stadtvolk zur Lynchjustiz, deren Opfer der consularis Syriae Theophilos wurde." Constantius ließ Gallus zunächst überwachen, aber dieser nahm die kaiserlichen Beamten fest, einige mußten sterben.” Daraufhin
zitierte Constantius seinen Caesar herbei und ließ ihn Ende 354 in Pola umbringen. Gegen die Freunde des Gallus wurden nun ebensolche unerbittlichen Prozesse geführt wie zuvor gegen die Anhänger des Magnentius in Gallien.‘ Constantius reagierte auf Usurpationsverdacht ungemein empfindlich. Mehrere
seiner höchsten Beamten fielen derartigen Verdächtigungen zum Opfer. In einem Falle sah der zu Unrecht Beschuldigte keinen Ausweg, als sich tatsächlich zum Kaiser aufzu werfen. Es handelt sich um den in Köln kommandierenden fränkischen Heermeister Silvanus, der bei Mursa von Magnentius zu Constantius übergegangen war.“ Er erhob sich am 11. August 355, wurde aber bereits am 7. September durch ein Kommando-Unternehmen des Ursicinus beseitigt. Ammian (XV 5f), der daran teilnahm, berichtet darüber.“ Noch im gleichen Jahre wurde Köln von
den Franken geplündert.” Um weiteren Erhebungen und Einfällen vorzubeugen, ernannte Constantius am 6. November 355 in Mailand seinen Vetter Julian, den Halbbruder des Gallus, zum Caesar für Gallien und verheiratete ihn mit seiner Schwester Helena. Auch Julian erhielt einen Heermeister, nicht nur zur Unterstüt-
zung, sondern auch zur Überwachung (s. II 5).
Im Mai 357 beging Constantius seinen Sieg über Magnentius mit einem feierlichen Rom-Besuch.*
Er wurde mit einem triumphalen Einzug eröffnet, der
Kaiser auf dem Wagen, die Truppen in Parade-Uniformen.” Es folgten eine An5 Amm.
3 Amm. Julian 370 5 Zon. * Amm.
XIV 7,2; Lib. or. 1,96.
89f. Môglicherweise hat sich Silvanus auf seinen
XIV 7,5ff; XV 13,2; Lib. or. 1, 103; C. XIII 9,11 ff; Art. Pass. 13. XIV 11. Gallus konnte sich nicht ver-
Münzen
Maximianus (III) genannt: Laffranchi
1926; Elmer 1933/56, 18. ** Aur. Vict. 42,15 f; Epit. 42,10; Julian 273 D; Zon. XIII 9,21 ff. Daß Silvanus Christ gewesen
teidigen: Lib. or. 18,24; Zos. 11 55,2f. Nach Julian 271 A verweigerte Constantius ihm cinen
sei, läßt sich nicht mit Stroheker (1965, 25), Waas (1971, 105), und PLRE. (I 841) aus der Tatsache
Platz im Familiengrab. Bleckmann 1994. * SüBenbach 1984. Daß sich die Inschrift Des-
folgern,
daB er in einer
Amm.
XV 5,31.
sau 748: D. N. IMP. CLVDI SILVANUS
246f; SüBenbach
AUG BONO
RIEP (statt REIPublicae) NATVS auf Silvanus be-
Kirche
Richtig
Schutz
v. Hachling
suchte,
1978,
1984, 11.
U Amm. XV 8,19.
Silvanus gewiB nicht anerkannt wurde, da sich Constantius in Mailand aufhielt. Die Formel
# Die auf Cons. Const. und Chron. Paschale zu 357 (Chron. Min. 1 239) gestützte Vermutung von Seeck (IV 157), Constantius habe sein zwanzigjähriges Jubiläum als Augustus in Rom ge-
weist jedoch ins 4. Jh.; vgl. CIL. X 6946. Ver-
feiert,
mutlich handelt es sich um eine Verschreibung
worden. Die Kaiser rechneten als Regierungsanfang die Übernahme der tribunicia potestas, die mit der Caesarenwürde verbunden war. Entsprechend hatte Constantius bereits 353 seine Tricennalien begangen, Seeck |. c. 143 nach Amm.
zieht, ist auszuschlieBen, weil sie von einem Meilenstein aus
von
Aversa
CLAVDIUS
in Campanien
IVLIANUS
zu
stammt,
CLVDIVS
wo
ILVANVS.
Freundlicher Hinweis von Giuseppe Camodeca
in Neapel. Damit erübrigen sich die von Bleckmann 2000 aus der Inschrift gezogenen Folge-
ist von
Straub
(1939,
175ff)
widerlegt
rungen. Die Deutung der unleserlichen Inschrift CIL. X 6946 beruht auf der behandelten. Zur
XIV 5,1. Salzman
Formel bono rei publicae natus: Berlinger
1981, 36 ff; Bleckmann bei Brandt 1999, 51.
1935,
1990, 218 ff; Gärtner
1994.
* Zur Frage des , Triumphs": MacCormack
110
Il. Die politische Geschichte
sprache an den Senat und Lobreden
auf den Kaiser in der Curie, aus der die
Victoria-Statue entfernt worden war.” Der Rhetor und Philosoph Themistios war eigens aus Konstantinopel angereist, um seine Festrede (or. IH) zu halten.‘' Ammian (XVI 10) erzählt von Spenden an Volk und Armee, von einem Besuch im Zirkus mit Wagenrennen und Sprechchören, einer Stadtbesichtigung und der
Errichtung eines Obelisken." Ende Mai 357 verließ Constantius Rom und begab sich nach Sirmium an die Donau. Dort hatte sich eine Kampfgemeinschaft zwischen den germanischen Quaden und den iranischen Sarmaten gebildet, die mit ihren Reiterheeren ins Reich einbrachen. Anfang 358 griff Constantius sie über eine Schiffsbrücke an, erreichte
einen Friedensschluß und die Rückgabe der römischen Gefangenen. Der Kaiser setzte einen Klientelkönig über sie. Anschließend zog er gegen die Limiganten, einen Teilstamm der Sarmaten. Dieser bestand aus den ehemaligen Sklaven der Sarmaten, die sich gegen ihre Herren erhoben und sie vertrieben hatten, aber
ebenso wie jene die angrenzenden Gebiete des Imperiums zu plündern pflegten.“ Bereits im nächsten Sommer räuberten die Barbaren wieder in den Provinzen, und
Constantius mußte abermals gegen sie vorgehen.“
Neben Rhein- und Donaufront blieb auch die Euphratgrenze heftig umkämpft. Sapor II hatte bereits unter Constantin die Feindseligkeiten wieder eröffnet (s. 113). Während er die persischen Christen, die mit Rom sympathisierten, grausam verfolgte,“ bemühte er sich einerseits um die Rückgewinnung des oberen Mesopotamien, das die Perser an Diocletian verloren hatten (s. II 2), und anderer-
seits um die Sicherung des persischen Einflusses auf Armenien. Der armenische Adel trat auf seine Seite.“ König Tigranes (VII? Tiran), seit etwa 330 römischer Klientelkönig, geriet in persische Hand und wurde geblendet. Sein Sohn Arsaces III
hingegen entkam zu den Römern. Constantius verheiratete ihn mit Olympias, der Tochter des hingerichteten Reichspräfekten Ablabius, die mit Constans verlobt
gewesen war." Es gelang Constantius, Arsaces III und sein Gefolge nach Armenien zurückzuführen. Die Güter, die Arsaces über Olympias im Reich erworben hatte, befreite Constantius 360 von Steuern."
Im oberen Mesopotamien verliefen die Auseinandersetzungen für Rom weniger günstig. Festus (27) spricht von neun Schlachten,* bei denen gewöhnlich römische Städte umkämpft waren. Nachdem Sapor bereits 337 die Grenzfestung Nisibis
belagert hatte, die der dortige Bischof Jacobus verteidigte," nahm Constantius 341 eine ungenannte persische Stadt ein und siedelte deren Bewohner nach Thrakien um. 344 wurde Constantius von Sapor in einem Nachtkampf vor Singara 50 Symm. rel. III 4; Ambr. ep. 18,32; s. 117; III 6a! st Vanderspoel 865 ff.
#2 Amm.
1995,
1,18 D, 20 D; spricht 355
101 ff; Errington
2000,
von
die Rómer und einem Abfall zu den Persern. 47 Achan. HA. 69; Amm.
XVI14,18ff;
1999; s. III 2d! 6! Amm. XVII
% Julian or.
einem Aufstand der vornehmen Armenier gegen Dessau
736.
Viriello
12f; Eus.VC. IV 6.
#4 Amm. XIX 11. Szidat 1972; Barceló 1992. ss Nöldeke 1887, 98f; Hauptzeuge ist Aphrahat: Barnes 1985; Wiesehöfer 1994, 368 ff.
XX
11,3.
8 CTh. ΧΙ 1,1. Zur Chronologie vgl. Stein 1928, 213, sie ist nach wie vor strittig: Wirth in: Lippold (Fs.) 1993, 361 ff. * Portmann
1989, 14 fF.
? Lib. or. 59,73ft; Julian 62 Bff; Theodoret HE. 11 31; HR. 1; Ephraem BKV. 37, 2466 Peeters 1920; Maroth 1979; Burgess 1999.
4. Die Söhne Constantins (337-361)
111
geschlagen." In den Jahren 346 und 350 berannte Sapor II Nisibis wiederum, doch ein Einfall der Massageten zwang ihn zum Frontwechsel." Ab 355 bietet Ammian eine ausführliche Chronik des Krieges im Osten, an dem er als Stabsoffizier beteiligt war. Er schildert Spähtrupp-Unternehmen, Überfälle, Verhandlungen, berichtet von der Flucht vornehmer Rómer aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen zu den Persern und beschreibt die vergeblichen Friedensverhandlungen. Sie scheiterten an den Gebietsforderungen des Persers: Obwohl seine Vorfahren — gemeint
sind die Achämeniden - bis zum Strymon in Makedonien geherrscht hätten, wolle er sich mit dem Anspruch auf Mesopotamien und Armenien begnügen." Constantius verweigerte dies im Hinblick auf den Sieg der Rómer über die Makedonen, die
ihrerseits Persien besessen hätten,” und Sapor marschierte abermals ein. Ammian beschreibt die von ihm miterlebte Belagerung von Amida (Diyarbakir) am Tigris 359, den Fall der Stadt und seine abenteuerliche Flucht.” 360 eroberte der Sassanide auBerdem noch Singara und Bezabde. Constantius forderte Truppen von Julian, und dies führte zu dessen Erhebung." In der Innenpolitik hat Constantius Il den Weg seines Vaters fortgesetzt, indem er durch eine Steigerung der kaiserlichen Autoritát und durch einen Ausbau der Verwaltung den Staat zu festigen suchte." Die Trennung von Zivil- und Militärgewalt wurde sorgsam beachtet, am Vorrang der Reichspräfekten vor den Heer-
meistern nichts geändert. Dem Einfluß der Militärs trat der Kaiser entgegen.” Die Germanen begünstigte er jedoch in einer Weise, die nicht nur Julian (280 B),
sondern auch Ammian
(XIV 10,8) anstößig erschien. Die Eigenständigkeit der
Reichsteile festigte sich durch die neu eingerichteten Sprengelgenerale: Seit Ende 350 kommandierte ein magister militum per Orientem an der Seite des Caesar Gallus, seit 355 ein magister militum per Gallias neben dem Caesar Julian und seit 359
ein magister militum per Illyricum anstelle von Constantius selbst, der abermals die Donaufront verlassen und in den Perserkrieg ziehen mußte.”
Eine Stärkung erfuhr auch die
Hofadministration.
Die Höflinge nahmen zu
an Zahl wie an Rechten.” Zum ersten Male finden wir in dem praepositus sacri cubiculi Eusebios einen Palasteunuchen in einer Schlüsselposition. Vermutlich hatte ihn bereits Constantin erhoben. Julian ließ ihn 361 hinrichten, sein Ruf war schlecht." Die Kontrolle über die Ämter suchte Constantius dadurch zu verbessern, daß er die
Kanzleivorstände (principes officiorum) aus der Truppe der agentes in rebus ergänzte, die nicht dem jeweiligen Amtsinhaber, sondern dem magister officiorum unterstanden.” " Amm.
XVII
5,7;
Lib.
or. 59, 83ff;
99ff;
Julian 22 D-26 B. Portmann 1989; Mosig- Walburg 1999. Unrichtig: Chron. Min. 1 236 und Hieron. chron. zu 348. 7? Julian 62 Bff; Zon. XIII 7.13.
"^ Amm.
Vgl. I1 1!
XVII
5,5f;
14,1ff;
Eun.
VS. 466.
Dodgeon/Lieu
1991, 164 ff; Blockley 1992, 12 ff.
7 Die Gesetze kurz kommentiert bei P. Ombretta-Cuneo 1997. ? Amm. XXI 16,1 ff. ^ Demandt, magister militum, RE. Suppl. XII 1970, 567 ff. S. ΠΕ 1 d!
#0 Epit. 42,19 (spadonum aulicorumque amori de-
tius vgl. Festus 27 mit dem Kommentar von Ea-
ditus — sc. Constantius — et uxorum). Vogler 1979, 145 ff. * Amm. XXII 3,12. Guyot 1980; Scholten 1995, 212f. ? Stein 1928, 206; Clauss 1980, 32ff. Das
die 1967; Stallknecht 1969, 43 ff; Portmann
Motiv der Entsendung kann indessen auch cine
^ Zon. XIII 9,28. "^ Amm. XVIII 9-XIX 9.
Dillemann
1961;
Matthews 1989, 57 ff.
* S. II 5. Zu den Perserkriegen des Constan1989;
112
II. Die politische Geschichte
Mit Vorrang beförderte der Kaiser Beamte aus dem Osten, die seiner „arianischen“
Glaubensrichtung nahestanden, doch lobt Ammian (XXI 16, 1) die Zurückhaltung in der Vergabe hoher Stellen. Der
Heranbildung
einer
neuen
Elite,
die unter
Constantin
eingesetzt
hatte,
diente die Erweiterung des Senats von Konstantinopel durch den 355 in das Hohe Haus berufenen Themistios. Seit 359 gab es dort anstelle der bisherigen Prokonsuln einen praefectus urbis (Constantinopolitanae). Um das Neue Rom auch
kirchenpolitisch aufzuwerten, ließ Constantius 356/357 aus Achaia beziehungsweise Asia die Reliquien des Apostels Andreas, des Evangelisten Lukas und des Timotheos, des Begleiters von Paulus, in die neu erbaute Apostelkirche überführen." Dabei störte ihn sein eigenes Gesetz nicht, das Gräber unter Schutz stellte und
das Wegschaffen von Leichen und Teilen derselben untersagte." Die neue Kirche schloß sich an das Mausoleum
Constantins an, das baufällig war und erneuert
werden mußte. Als der Patriarch deshalb den Sarkophag des Kaisers herausnehmen ließ, gab es einen Aufruhr, bei dem viel Blut floB.* Der Kurs gegen die Heiden setzte sich fort.“ Der Konvertit Firmicus Maternus (28, 6) forderte in seiner Schrift ‚De errore profanarum religionum‘ von den Kai-
sern die gewaltsame Ausrottung des Heidentums, die zwangsweise Bekehrung und die Konfiskation der Tempelschätze. Fünf Gesetze des Constantius bekämpften den „Wahnsinn“
der Götterverehrung
und drohten
den Übertretern mit der poena
capitis." Im Schutze der kaiserlichen Gunst gingen auch Kirchenmänner gegen
alte Heiligtümer vor. In Heliopolis-Baalbek zerstörte ein Diakon zahlreiche Götterbilder, in Ägypten tat dies der dux Artemius. In Durostorum zerschlug ein Fanatiker Götteraltäre, in Arethusa ließ der Bischof einen Tempel einreißen und über den Trümmern eine Kirche errichten." Weiterhin hören wir von Tempel-
zerstörungen in Caesarea Cappadociae, Alexandria, Antiochia und Gaza.” Gallus entweihte den Apollontempel von Daphne.” In der Ämterbesetzung konnte Con-
stantius hingegen auf Heiden nicht verzichten.” Der prominenteste unter seinen altgläubigen Günstlingen war der Philosoph Themistios." Über das Nebeneinander von christlichen und heidnischen Festen der Zeit unterrichtet uns der FilocalusKalender von 354.” Das dominante religionspolitische Problem blieb das einheitliche Bekenntnis der Kirche." Nach dem Tode Constantins 337 durften Athanasios und die mit ihm verbannten Bischöfe in ihre Heimatgemeinden zurückkehren.” Dort hatten ihre Gegner inzwischen Boden gewonnen, und es kam wieder zu Mord und Totschlag.” bloße Privilegierung der (ehemaligen) Agenten
* Soz. III 17,3. BeiBel 1905, 27f.
gewesen
Ὁ Soz. V 19,12ff. *! Vanderspoel 1995; Leppin
sein.
#3 Philost. III 2; Art. Pass. 17f; Chron. Min. 1238£. Lietzmann Kl. Schr. I 429. $9! CTh. IX 17,4 von 357 oder 356. Grabschutz ist altrömisch, begehrt war das überirdische Steinmaterial.
#5 Socr. 11 38; Soz. IV 21,3 ff. Mango 1990, 56. ®° CTh. XVI 10,5. Zu Constantius' sonstigen Maßnahmen gegen Ketzer und Heiden: Noethlichs 1971, SB fF. 57 CTh. XVI 10, 2-6. #8 Theodoret HE. III 7; 18.
1999.
%2 Er überliefert die von Constantius auf ihn gehaltene Empfehlungsrede (önunyopia), griechisch in der Ausgabe von Schenkl u.a. III 1974. * Stern 1953, 111ff; Salzman 1990, 116ff; s.12.
* Zur Kirchenpolitik des Constantius: Klein 1977, 16ff; Brennecke 1984; Dihle 1989. 35 Theodoret
HE.
Il 1;
Soz.
III 2,1.
1993, 34 ff; A. Martin 1996, 393 ff. % Soz. III 5,3. S. HI 6c!
Barnes
4. Die Söhne Constantins (337—361)
113
Constantius ignorierte die Mahnung des Hosius von Cordoba, die Kirche sich selbst zu überlassen.” Er begünstigte unter dem Einfluß seiner Vaterschwester Constantia, der Witwe des Licinius, die Arianer* und trat auf die Seite der Gegner des Athanasios, die Konstantinopel und die meisten kleinasiatischen und syrischen Bistümer beherrschten. Der führende Kopf war Eusebios von Nikomedien, seit 338 oder 339 Bischof von Konstantinopel. Athanasios wurde durch eine Synode in Antiochia
abermals abgesetzt und ging nach Rom. 339 bestieg sein Nachfolger Gregorios unter militärischem Schutz den alexandrinischen Bischofsstuhl.” Während Athanasios Ende 339 bei Julius, dem Bischof von Rom, und bei Con-
stans Unterstützung suchte,'® starb in Konstantinopel Eusebios (um 341). Über
seine Nachfolge kam es zum Bürgerkrieg zwischen den Orthodoxen"' und den von Constantius unterstützten Arianern. Der Kaiser schickte aus Antiochiä seinen Heermeister Hermogenes, doch verlor dieser im Straßenkampf Anfang 342 das Leben, der Prokonsul konnte verwundet entfliehen. Constantius eilte selbst von
Antiochia nach Konstantinopel und halbierte dem Volk die Brotzuteilung.'” Constans hatte unterdes angeregt, für 342/343 ein gemeinsames Schlichtungskonzil nach Serdica
an der Grenze der beiden Reichsteile zu berufen, und sein
Bruder ging darauf ein. Die Bischófe des Westens bestanden auf der Teilnahme des
verbannten Athanasius, daraufhin verweigerten die Orientalen ihre Mitwirkung. Beide Gruppen exkommunizierten sich gegenseitig." Bei der nächstfolgenden Schlacht um den Stuhl von Konstantinopel soll es 3510 Tote gegeben haben."
Constantius verhängte Exilstrafen. Constans aber unterstützte im östlichen Reichsteil die orthodoxe Partei. Er schickte den gotischen Heermeister Salia zu Constantius und drohte mit Krieg, falls die Verbannungsurteile aufrechterhalten blieben. Constantius gab nach.'” Die Anhänger des Athanasios und dieser selbst kehrten 346 in ihre Heimatgemeinden zurück.'* 348 erhielt Salia das ordentliche Konsulat. Nach dem Sturz des Constans durch Magnentius 350 (s. o.) suchte Athanasios bei
dem Usurpator Unterstützung gegen Constantius." Diese hochverräterischen Beziehungen kamen ans Licht, und der Kaiser ließ Athanasios durch zwei Synodalbeschlüsse, 353 in Arles und Freunde des Athanasios, darunter von Poitiers, Hosius von Corduba spátere orthodoxe Überlieferung,
355 in Mailand, zum dritten Mal absetzen. Die Paulinus von Trier, Lucifer von Calaris, Hilarius und Liberius von Rom, wurden verbannt.'* Die Constantius habe 300 Bischófe zur Unterschrift
7 Athan. Hist. Ar. 44. 4 Rufin. HE. I 11. * Soz. III 6,9. Athanasios verließ Alexandria am 18. März 339: Fromen 1914, 29; Ed. Schwartz II 1959, 265 ff; Girardet 1975, 66 ff.
10 Zur Synode, die Papst Julius 341 zugunsten des Athanasios abhielt: Roethe 1937, 81 ff; Girardet 1975, 80 ff.
11 Sie standen unter der Leitung des Patriarchen
Paulus,
der
insgesamt
wurde: Lippold, Paulus von RE. Suppl. X 1965, 510ff.
fünfmal
verbannt
Constantinopel,
12 Amm. XIV 10,2; Socr. Il 12f. 103 Athan. Hist. Ar. 20; Hefele/Leclercq I 1907, 737ff; Girardet 1975, 106 ff.
1 Socr. II 16.
95 Theodoret HE. I1 8. Demandt, mag. mil.,
RE. Suppl. XII 1970, 562; Portmann 1999. 106 Die Rückkehr des Athanasios fällt auf den 21. Oktober 346: Hist. aceph. 2 = PG. 26, 1443; Fromen 1914, 29; 69; Girardet 1975, 106 ff; Barnes 1993, 92; A. Martin 1996, 442 ff..
007 Athanasios, apol. ad Const. 11 erklärte die belastenden Schreiben für Fälschungen seiner Gegner, Seeck (IV 443f) zweifelt mit Recht, ebenso Elbern 1986, 30 u. Barnes 1993, 101 ff. 18 Sulp. Sev. chron. II 39; Hieron. chron. zu 354f; Soz. IV 9; Theodoret HE. il 15.
114
II. Die politische Geschichte
gezwungen, spräche eher gegen die Bischöfe als gegen den Kaiser. Constantius
schickte 356 drei Legionen nach Alexandria
und verhalf den Arianern zum
Siege. Athanasios ging in den Untergrund und beschimpfte in seinen Pamphleten
den Kaiser als Tyrannen und Antichrist. Der Patriarch organisierte aus dem Versteck den Kampf gegen seinen Nachfolger Georgios, der nach monatelangem Bürgerkrieg 358 aus Alexandria vertrieben werden konnte und erst 361 mit kai-
serlicher Hilfe zurückkehrte.'* Die letzten Jahre unter Constantius waren durch die Suche nach einer neuen Glaubensformel bestimmt. Der Kaiser berief 357 eine Synode nach Sirmium; deren Credo, die „dritte sirmische Formel“, wurde schließlich auch von den Vorkámpfern der Orthodoxen, von Hosius und Liberius unterzeichnet." Liberius
kehrte 358 nach Rom zurück und setzte sich in blutigem Bürgerkrieg gegen seinen Nachfolger Felix durch." Bis 365 gab es zwei Päpste. 359 folgte eine Doppelsynode,
in Ariminum für die westlichen und in Se-
leukia am Kalykadnos für die östlichen Bischófe." Beide Synoden wurden von kaiserlichen Beamten geleitet. Nur mit größter Anstrengung gelang es, die Glau-
benseinheit zu erzielen. Ein abschließendes Konzil 360 in Konstantinopel bestätigte die Beschlüsse der beiden Synoden. Sowohl auf arianischer als auch auf orthodoxer Seite blieben einige Bischöfe in der Opposition. Nachdem sich die Orthodoxie dann unter Theodosius 380 durchgesetzt hatte, wurde Constantius als arianischer Ketzer
verurteilt." Die Kirchenversammlungen von 359 und 360 galten später nicht als rechtgläubig.
Während die Bemühung von Constantius II um die dogmatische Einheit innerhalb des Reiches mißlang, machte die Christianisierung der Randvölker bemerkenswerte Fortschritte. Der neue Glaube fate Fuß bei den Stämmen am Rhein und bei den Kelten in Gallien und bewog diese zu einer „friedlicheren und vernünfti-
geren Lebensart.""* Ein frühes Zeugnis für den Christenglauben der Goten ist die Teilnahme ihres Bischofs Theophilos am Konzil von Nicaea 325. Die Germanen lernten das Christentum kennen, während sie als Söldner im Reichsheere dienten
oder indem sie Christen als Kriegsgefangene aus den Provinzen ins Barbaricum
verschleppten, wie es in der Zeit des Gallienus geschah, als die Goten Kleinasien plünderten. Aus einer solchen christlich-römischen Familie stammt Wulfila (Ulfilas)." Er wurde um 310 im Gotenlande nördlich der unteren Donau geboren, lernte Latein 19 Georgios war am 24. Februar 357 nach Alexandria gekommen und hatte die Stadt am 2. Oktober 358 verlassen: Hist. aceph. 6f; Fromen 31; 72f. PG. 26, 1444.
10 Die
daraus
ableitbaren
Zweifel
1914,
non poterant, in nostris didicere regionibus et ad sedes
an
der
Rechtgläubigkeit des Liberius bekämpfte Papst Anastasius um 400, Denzinger 1954, 46 f. 1 Philost. IV 3: Coll. Avell. 1,3. 12 Hieron. chron. zu 359; Sulp. Sev.
'* Klein (1977, 66f) bemüht sich, die konfessionelle Verzerrung des Kaisers in der Literatur "4 Soz. H 6,1f.
suas cum Christianae religionis institutione remearunt. Ps. Prosper PL. 51, 717£., vgl. Soz. II 6,2. Auf diesen Wegen kamen auch heidnische Religionen aus dem Reich zu den Germanen, Ammian
chron.
I1 41; Theodoret HE. II 18fF.
zu überwinden.
"5 Quidam ecdesiae filii ab hostibus capti dominos suos Christi Evangelio manciparunt ... alii barbari dum Romanis auxiliantur, quod in suis locis nosse
XVI
12, 23-25, s. III 6a!
πο Grundlegend zur Herkunft ist Philostorgios HE. II 5. Daß Wulfilas Vater Gote gewesen sei, wie unter anderen Giesecke (1939, 8), Lippold
(Ulfila, RE. 17 A, 1961, 512-532, 514), Klein (1977, 254) und Haendler (in: Greschat II 1984,
4. Die Söhne Constantins (337-361)
115
und Griechisch und wurde um 341 durch Eusebios von Nikomedien, den Bischof in
Konstantinopel, zum Bischof der Goten geweiht. Wulfila übernahm das damals im Osten gültige Bekenntnis, das später als „arianisch“ verketzert wurde." Eine We-
sensverwandtschaft zwischen Germanentum und Arianismus ist kaum anzunehmen," eher jene dogmatische
Unbekümmertheit,
die ebenso aus der Reise der
Königin Gaatha spricht" und die Prokop (BG. IV 4) von den südrussischen Goten überliefert: Diese wüßten gar nicht, welchem christlichen Bekenntnis sie eigentlich angehórten. Wulfilas größte Leistung war die Übersetzung der Bibel ins Gotische. Sie umfaßt außer dem Neuen Testament auch Teile des Alten. Wulfila hat eigene, aus
dem griechischen Alphabet abgeleitete Buchstaben dafür erfunden." Der im 6. Jahrhundert, vermutlich unter Theoderich dem Großen, in Italien geschriebene ‚Codex argenteus‘, der im Dreißigjährigen Krieg aus Essen- Werden nach Uppsala entführt worden ist, enthält möglicherweise Teile dieser Übersetzung. Die neben Wulfila unter den Goten tátigen Missionare haben kaum Spuren hinterlassen. Die Christianisierung der Goten hat sich langsam vollzogen. Noch 376 gab es zahlreiche Heiden unter ihnen." Wulfila selbst ist um 348 von einem heidnischen Gotenfürsten, vielleicht Athanarich, vertrieben worden und fand mit seiner Ge-
meinde Aufnahme im Reich. Hier wohnten sie spáter um Nikopolis ad Istrum in Niedermoesien als Goti minores."" Von den Westgoten sind dann wohl auch die übrigen Ostgermanen zum arianischen Glauben bekehrt worden." Wulfila starb während eines Konzils in Konstantinopel, vermutlich 383 (s. II 7). Später begegnet die arianische Gotengemeinde unter Wulfilas Nachfolger Selenas in Phrygien."* Eine Mischung aus politischen, ökonomischen und religiösen Motiven ist wie in der Gotenpolitik so auch in der Mission des „Inders“ Theophilos zu erkennen."*
Euseb (VC. 64) meinen,
IV 7; 50) berichtet von indischen Gesandten bei Constantin dem Na-
mern
verehrt.
men allein nicht erkennbar. Zu Recht betont Wolfram (1979, 85), daß Wulfila bereits der dritten unter den Goten lebenden Generation angehörte. Er war ein gotisierter Kappadokier. Die Quellen zu ihm auf Englisch: Heather/Matthews 1991, 133ff. Scháferdiek 1979; Doepp/Geerlings 1999, 634. 7 Die im Auxentiusbrief erhaltene Theologie des Wulfila referiert und kommentiert Giesecke 1939, 15 ff; dort auch eine kritische Edition des fragmentarischen Textes. "" Frühere Vermutungen in dieser Richtung bestreitet zutreffend Lippold l. c. 526f. Die Goten haben den Arianismus ebenso aufgrund äußerer Verhältnisse übernommen wie die Franken später den Katholizismus. N% [n einem transdanubischen Gotendorf hatte es zwischen 367 und 378 Märtyrer gegeben, deren Gebeine die Königin Gaatha und ihre Tochter Dulcilla zwischen 383 und 392 nach Kyzikos brachten. Die Märtyrer wurden von den gotischen Arianern wie von den orthodoxen Rö-
ist nicht bezeugt und aus dem
1941,
2386;
Achelis
1900,
K. Schäferdiek,
318ff;
Schmidt
Germanenmission,
RAC. X 1978, 503 f. 120 Jord. Get. 267; Socr. HE. IV 33. Tunc Gul-
filas eorum (sc. Gothorum) episcopus Gothicas litteras condidit et scripturas novi ac veteris testamenti in can-
dem linguam convertit (Isidor, Chron. Min. 11 270). ?! Eun. fr. 55 (48, 2 Blockley). 122 Schmidt 1941, 236; 422; Vetters 1950, 25 ff.
123 Jord. Get. 133. Mit römischen Missionaren unter
den
Thompson
Germanen
ist
nicht
zu
rechnen:
1957, 63ff; Schäferdiek l. c. 1978.
Audianos missionierte als Verbannter; s. III 6 ἀ! 124 Socr. V 23; Soz. VII 17. "5 Zur Theophilos-Reise: Pigulewskaja 1969, 72ff; Dihle 1959, 330ff. Mit gewichtigen Gründen datiert Klein (1977, 224f) die Reise
nicht mit der communis opinio in die Zeit nach 356, sondern in die vierziger Jahre; ebenso Brakmann 1994, 56f. Daß Theophilos in Axomis bereits Christen vorgefunden habe, wie Dihle 1969, 331 meint, ergibt sich aus Philostorgios HE. III 6
nicht.
116
II. Die politische Geschichte
Großen, und Philostorgios (III 4-6) bestätigt, daß die Bewohner der Insel Dibous'^
den genannten Theophilos als Knaben bei Constantin vergeiselt hätten. Jener schlug
die geistliche
Laufbahn
ein, genoB
das
Vertrauen
von
Constantius
und
wurde von diesem zu den „Homeriten“, den Himjariten um Saba in Südwest-
arabien, gesandt. Theophilos überbrachte dem Ethnarchen vom Kaiser zweihundert kappadokische Rosse und andere prächtige Geschenke, überwand den
Widerstand der dortigen Juden durch Wundertaten, wie es heißt, und durfte an wichtigen Verkehrsknotenpunkten drei Kirchen errichten, eine davon in Tapharon, der Hauptstadt, die zweite in Aden, dem „Emporion der Römer“, und die
dritte in Mercium Persarum (Persepoliskon). Offenbar spielte hier die Rivalität zu
den Sassaniden eine Rolle. Danach besuchte Theophilos seine Heimatinsel und regelte sodann die religiösen Verhältnisse unter den Christen in „Indien“.'” An-
schließend begab er sich zu den Aksumiten nach Äthiopien. Nachdem Theophilos seine Geschäfte dort erledigt hatte, die nicht näher beschrieben werden, sei er zu Constantius zurückgekehrt und habe den Bischofsrang erhalten, ohne bestimmten
Sprengel. Die Anfänge des Christentums in Äthiopien gehen zurück in die dreißiger Jahre des 4. Jahrhunderts. Rufinus (T 410) berichtet im ersten Buch seiner Kirchengeschichte (cap. 9), das möglicherweise nur eine Übersetzung des Werks von Ge-
lasios von Caesarea (T 395) darstellt, im Gefolge des Reisephilosophen Metrodoros (s. II 3) habe der filosofus Meropios aus Tyros zur Zeit Constantins eine Erkundungsfahrt nach India ulterior, d.h. nach Vorderindien, durchgeführt."" Auf dem Rückweg sei er bei einer Landung von Einheimischen erschlagen worden, doch
seien zwei jugendliche Begleiter, Aedesius und Frumentius, als Gefangene an den Hof des Königs gelangt. Der Fortgang lehrt, daß es sich um den äthiopischen König von Axomis/Aksum gehandelt haben muß. Die beiden Jünglinge brachten es zu Vertrauensstellungen, so daß ihnen gestattet wurde, für die rómischen Kaufleute, vermutlich in
Adulis, Kirchen zu bauen. Der
Thronfolger hätte auch selbst den neuen Glauben zu verbreiten getrachtet. Später sei Aedesius nach Tyros heimgekehrt, wo er Rufinus (oder Gelasios?) diese Erlebnisse erzählt hätte, während Frumentius nach Alexandria ging und dort von Atha-
nasios zum Bischof für die Barbaren geweiht wurde. Frumentius begab sich wieder nach „Indien“ und predigte das Wort Gottes."" 356 oder 357 hat Constantius an die „Tyrannen“ (so Athanasios) von Aksum, an Aizanas und Sazanas geschrieben
und verlangt, sie sollten Frumentius zu dem
Patriarchen von Alexandria Georgios schicken, um die Weihe zu bestátigen. Vor
Athanasios, der den Brief überliefert (apol. ad Const. 29 ff), mógen sie sich hüten. Das Interesse des Kaisers an den Anrainern des Roten
Meeres
spricht weiterhin
120 Wahrscheinlich nicht Ceylon, eher Sokotra
des Philostorgios (III 5) scheint mit „dem ande-
(so Dihle 1969, 330) oder eine Insel im Persischen
ren Indien“ Vorderindien gemeint. Junior (exp. 16ff mit Gage z. St.) unterscheidet India minor = Nubien und India maior = Vorderindien.
Golf (so Shahid, Byzantium 1984, 96ff). Die Encyclopedia of Islam II 1983, 322 nennt die Insel Diu vor Bombay. 77 Der Name
„Indien“ ist mehrdeutig. Rufin
HE. I 9 bezeichnet die Áthiopier als Inder, Johannes von Ephesos (T 586) ebenso die arabischen
Himjariten (Pigulewskaja 1969, 325). Im Kontext
1% Soz.
11 24.
Klein
1977, 238ff.
Derselben
Kategorie Reisephilosophen gehört Junior an, der um 360 seine ,Expositio totius mundi‘ verfaBte (s. 1 2). 1% Brakmann 1994, 51 ff.
4. Die Söhne Constantins (337-361)
117
aus dem Erlaß von 356, Gesandte zu den Axumiten und Homeriten dürften nicht länger als ein Jahr in Alexandria verweilen, andernfalls verlören sie die Reisespe-
sen.” Die Christianisierung von Aksum ist auch durch Inschriften und Münzen des Aizanas bezeugt. Er gilt als der „Konstantin Abessiniens"." Im 6. Jahrhundert haben aus Syrien vertriebene Mönche, die „Neun Heiligen“,
den Monophysitismus in Aksum eingeführt.'” Als Julian 362 in Konstantinopel weilte, empfing er dort Gesandtschaften der Divi aus Indien und der Serendivi aus
Ceylon, die offensichtlich für Constantius bestimmt waren. Doch dieser war nicht mehr am Leben." Im Winter 360/61 hatte Constantius zum dritten Male geheiratet. Seine neue Frau Faustina'* gebar ihm nach seinem Tode eine Tochter, Constantia, die 374
die Frau des Kaisers Gratian wurde und damit die constantinische und die valentinianische Dynastie verband." 361 erschien der Kaiser nochmals auf dem persischen Kriegsschauplatz, um sich dann gegen Julian zu wenden (s. II 5). Am 3. November 361 verstarb er jedoch 43jährig zu Mopsukrene in Kilikien.'* Wie sein Vater lieB er sich erst kurz vor seinem Tode taufen, beigesetzt wurde er im Mausoleum Constantins zu Konstantinopel, das allerdings nicht als Familiengrablege vorgesehen war."
Die Situation des Reiches hat sich unter den Sóhnen Constantins verschlechtert. Das Nebeneinander mehrerer ranggleicher Augusti wáhrend der gemeinsamen Herrschaft der Brüder erwies sich wegen der Rivalitäten abermals als undurchführbar, und die Alleinherrschaft
eines einzigen Kaisers reichte nicht aus, das
Reich vor den äußeren Gegnern zu schützen. Um Usurpationen vorzubeugen, ernannte Constantius II seine Vettern Gallus und Julian nacheinander zu Caesaren
(s. o.). Wenn dieser dritte Weg ebenso wenig gangbar war, so lag es im Falle des m CTh.
XII
bei dem Usurpator Procopius (s. 11 6!). Eusebia,
12,2.
11 Litemann,
Aksum
I
1913,
48.
Für
die
die zweite Frau des Kaisers, war um 360 gestor-
Münzen ders. I. c. 55 ff; Munro-Hay/Juel-Jensen
ben, Amm.
1995. Grundlegend für die Inschriften: Littmann,
war eine Tochter von Julius Constantius und Schwester des Caesar Gallus: Julian 272 D;
Aksum IV 1913; ders. 1950. Die Inschriften sind teils sabäisch, teils altabessinisch, teils griechisch.
Mazzarino II 1980, 104ff; Munro-Hay 1991. lin, Theophilos 35, RE. VA
1934, 2167 f; F. Heyer,
Äthiopien, Theologische Realenzyclopädie I 1977, 572-596 mit Lit.; Kenntnis des Griechischen be-
zeugt die zweisprachige Inschrift des Christen Ezana-Aizanas CIG. 5128; Lanczkowski 1958; Anfray 1970; Croke 1982; Shahid, Byzantium 1984, 86 ff.
Die eigenwillige Interpretation Altheims (Hunnen V 1962, 155 ff) scheitert daran, daß Frumentius sich nach dem Zeugnis des Athanasios als Bischof in Aksum befand, nicht auf dem Wege dorthin oder
XXI
15,6; s. V 2g!
5e Zu Ort und Datum: Amm. XXI 15; Hieron. chron. zu 361; Chron. Min. I 240. Zur Todesursache: Epit. 42,47. Das Alter des Kaisers
gibt Eutrop X 15,2 mit 44 Jahren an, wonach die herrschende Meinung ihn 317 geboren sein läßt. Ammian nennt ihn vierzigjährig, für die von Seyfarth in die Teubneriana übernommene Konjektur des Valesius anno quadragesimo „quarto“
gibt es keinen Grund. Auch die Regierungsdauer bei Ammian ist eine Zutat des Valesius. Socrates Scholasticus (Il 47) gibt Constantius 45 Jahre, die
"Epitome de Caesaribus' (42,17) 43. Daß letzteres
gar in Indien. 13 Amm.
6,4. Die erste Frau des Kaisers
Athan. HA. 69; Eus. VC. IV 49. 95 Amm.
'* Zum Christentum in Äthiopien vgl. W. EnB-
XXI
XXII
7, 10 (mit den
$t); Zon. XIII 12, 10.
Boeft
u.a.
z.
'^ Amm. XXI 6,4. Über Faustinas Herkunft
ist nichts bekannt, spáter begegnet sie nochmals
zutrifft, macht
Paschoud (I 1971, 212 zu Zos. II
20,2) plausibel. 57 Art. Pass. 20f; Amm. XXI 1962, 40; Rebenich 2000, 313.
16,20. Grierson
118
Il. Die politische Geschichte
Gallus an dessen Person, im Falle Julians eher an der Engherzigkeit des Constantius,
der einen junior Augustus nicht neben sich dulden wollte (s. Π 5). Hätte er Julian als
solchen anerkannt, wäre ein Doppelkaisertum vorstellbar gewesen, sofern wir nicht den religionspolitischen Meinungsverschiedenheiten so viel Sprengkraft zutrauen,
daß es dann doch zum Zusammenstoß gekommen wäre. Kritisch bemerkt Ammian (XXI 16,15) über Constantius Il: Gegen äußere Feinde verlor er, gegen innere gewann
er. Den
Zwist nutzend,
griffen Franken
und Alamannen über den Rhein, Quaden und Sarmaten über die Donau an, und die Perser eroberten wichtige Stádte. Im Inneren schritten Bürokratisierung, Germanisierung und Christianisierung voran, letztere war verbunden mit schweren Auseinandersetzungen zwischen „arianischen“ Homoiern um Constantius I] und Ka-
tholiken, namentlich in Alexandria und Rom. Geistiges Haupt der Orthodoxie war Athanasios. Abgesehen von der Christianisierung der Goten und Áthiopier sind keine weit-
reichenden Entscheidungen gefallen. Es gab keine herausragenden Charaktere unter den Kaisern: Constantin II und Constans bleiben im Halbdunkel einer dürftigen Überlieferung, Constantius II ist besser bezeugt, wird aber zumeist ungünstig beurteilt. Die heidnische Historiographie kritisiert ihn für seine Bevorzugung der Kirche und stellt ihn in Kontrast zu dem leuchtenden Julian. Die orthodoxe Literatur — namentlich Athanasios, Lucifer und Hilarius — prangert seinen „Arianismus“
an und betrachtet ihn als Epigonen Constantins. Aber nicht allein Philostorgios, der dem
Glauben
des Kaisers nahestand,
urteilt positiv. Der orthodoxe
Gregor von
Nazianz bemerkt: „Niemand hat jemals für etwas mit heißerer Liebe gewirkt als Constantius für die Ausbreitung, Ehre und Macht des Christentums.“^"
Constantius macht den Eindruck eines mißtrauischen und engstirnigen, aber frommen und behutsamen Regenten. Allgemein wird sein übersteigerter Begriff der Kaiserwürde, sein gnadenloses Vorgehen gegen mutmaBliche Majestátsver-
brecher
und seine übermäßige Hofhaltung getadelt. Immerhin hat er den Bestand
des allseits bedrohten Reiches gewahrt. Doch gab es Verluste: das Vordringen der Salfranken nach Nordgallien und das der Alamannen über den Oberrhein wurde
durch den Kampf gegen die Usurpation des Magnentius möglich. Die positiven
Züge
an Constantius Il betonten
R anke
(1883,
102), der ihn
„eine große Gestalt“ nannte, und Mommsen (1886, 162), der meinte, Constantius sei „besser als die meisten Herrscher dieses öden Jahrhunderts gewesen“. Freilich
dürfte bei Mommsen dessen Antiphathie gegen Constantin mitsprechen; eine ähnliche Aufwertung
erwies er Tiberius gegenüber Augustus.
Wir sehen Constantius
vor uns nicht, wie er sich mit seinen Soldaten im Bogenschießen, Weitsprung und Wettlauf übt, sondern bei seinem feierlichen Einzug 357 in Rom auf seinem goldenen, mit Juwelen geschmückten Wagen, starr wie eine Bildsäule. Er winkt nicht,
spuckt nicht, putzt sich nicht die Nase und zieht den Kopf ein, wenn er durch einen Triumphbogen fährt.'”
1% Greg. Naz. or. 4,37. Zum Urteil späterer Kirchenväter: Leppin 1996, 60 ff.
!* Themist. or. 45a; Amm. XVI 10,9; XXI 16,7; 16,19.
5. Julian (355—363)
119
5. Julian (355-363) Quellen: Die Überlieferung zu Julian ist ungewóhnlich dicht. Seine eigenen, griechischen Schriften (s. 1 2) erlauben uns tiefe Einblicke in das Handeln und Denken dieses Mannes. Unter den historiographischen Quellen steht Ammian voran, ebenso ausführlich wie zuverlássig. Ammian bewundert Julian, ist aber nicht blind für seine Schwächen (XXII 10,7; 14,3; XXV
4, 16 ff). Für die Bücher XX
bis XXI (Julians Erhebung) besitzen wir den Kommentar von Szidat (1977 bis 1996), für die Bücher XV bis XXIII
den Kommentar
von De Jonge, Den Boeft, Drijvers, Den Hengst und Teitler (1947
bis 1998), zu den Julianbüchern insgesamt den von Selem (1979). Unter den lateinischen Breviatoren sind Festus, Eutrop und die ‚Epitome de Caesaribus! bedeutsam; Aurelius Victor schrieb unter julian, behandelt aber nur noch die Caesarenzeit. Informativ ist Zosimos, die wichtigste Parallel-
überlieferung bringt Paschoud in seinem Kommentar (Il 1, 1979). Zosimos schreibt sehr julianfreundlich, denn er fut auf Eunap, dessen Julian-Vita (vgl. Eun. VS. 476) allerdings ebenso verloren ist wie seine nur in Fragmenten erhaltene Geschichte und die Lobschrift des Alcimus auf Julian (Auson. V 2). Wenig bringt Johannes Antiochenus (fr. 176-180).
Die 18. Rede des Libanios ist eine panegyrische Biographie. Seine übrigen Reden auf den mit ihm befreundeten Kaiser (Loeb-Ausgabe von A. F. Norman
1969; deutsch mit Kommentar bei Fatouros/
Krischer, 2002; Scholl 1994; Wiemer 1995) sowie der Panegyricus des Claudius Mamertinus (übersetzt und kommentiert von Gutzwiller 1942) sind ebenso positiv, wie die christlichen Stimmen negativ (s. u.). Ausführlich ist Socrates Scholasticus (III). Zum Papyrus Guida (1990) vgl. Barnes 1997. Quellensammlung englisch mit Einführung: S. N. C. Lieu 1986; ds. deutsch: H. Brandt 1998, 165 ff.
Julians Münzen finden sich bei Kent (ἈΠῸ. VIII 1981) und Arce 1984, 177 ff; seine 125 Inschriften komplett mit Kommentar ebenfalls bei Arce 1984, 89 ff. Dessau 749—755, 8945 f bietet die übliche Auswahl. Julianporträts: Calza 1972; M. Wegner in: L'Orange 1984, 159 ff.
Flavius Claudius Julianus! wurde Ende 331 in Konstantinopel geboren.’ Er war ein Enkel von Constantius Chlorus und der letzte männliche Sprof der constantinischen Familie.' Sein Vater Julius Constantius stammt allerdings nicht aus der Verbindung zwischen Constantius Chlorus und Helena, aus der Constantin hervorging,
sondern
aus
der
Ehe
mit
Theodora,
der
Stieftochter
des
Maximianus
Herculius. Insofern war Julian dynastisch besser legitimiert als Constantin.‘
Julians Mutter Basilina* war die Tochter eines praefectus praetorio des Licinius, sie bekannte sich zum christlichen Glauben arianischer Prágung und starb wenige Monate nach Julians Geburt. Der Vater Julians hatte aus erster Ehe den späteren Caesar Gallus, sowie einen weiteren, älteren Sohn. Mit diesem zusammen wurde er
ein Opfer der dynastischen Morde von 337, obschon er politisch nicht hervorgetreten war. Constantin hatte ihm lediglich einige Ehrungen zuteil werden lassen: den Titel eines Patricius, das Jahreskonsulat von 335 und den Rang eines vir ! Julian ist trotz seiner kurzen Regierungszeit der neben Constantin und Justinian am häufigsten behandelte römische Kaiser der Spätantike. Noch immer die beste Darstellung ist das Alterswerk von Bidez, 1930 französisch, 1932 und 1940 deutsch erschienen. Das Material bietet v. Borries, Julianos (Apostata)
RE.
X
1, 1918, 26—91.
Neuere Julianbiographien stammen von Browning
1975,
Bowersock
1978, Athanassiadi-Fow-
den 1981/1992, Marion Giebel 2002/2006, Murdoch 2003, Bringmann 2004. Nützlich die Sam-
melbände R. Klein 1978 und Giuliano imperatore 2000.
? Zum Geburtsort: Amm. XXII 9,2. Zum Geburtsdatum:
Demandt
1989,
94;
Ehling
2005/
2006. Mai 331 und Mai/Juni 332 haben weniger für sich. ? Zu Procopius s. II 6! * Art. Pass. 41. 5 Amm. XXV 3,23; Lib. or 18,9. Seeck, Basilina, RE.
III
1, 1897,98f.
120
II. Die politische Geschichte
nobilissimus. Julian entging dem Mord, weil die Soldaten mit dem sechsjährigen Knaben Mitleid verspürten (s. II 4).
Julians Erziehung lag zunächst in der Hand des Eusebios von Nikomedien.* Der Bischof überließ den Prinzen einem gebildeten Eunuchen, Mardonios,
der zwar
Christ war, aber Julian für Homer und die alten Griechen zu begeistern verstand.
Mardonios war Erzieher von Julians Mutter Basilina gewesen. Er wird als „Skythe“ bezeichnet. Vermutlich war er Gote. Julians Muttersprache war griechisch, doch verstand er auch „nicht wenig“ Latein.’
In den Jahren 342 bis 348 lebte Julian zusammen mit Gallus auf der kaiserlichen
Domäne Macellum bei Caesarea in Kappadokien. Obwohl die Anlage mit einem prächtigen Palast, mit Bädern, Gärten und Quellen reich versehen war, empfand Julian dies als eine Art Haft." Er wurde in der Bibelkunde unterrichtet; die Überlieferung, daß er getauft worden
sei, das Amt eines Lektors versehen und eine
Märtyrerkapelle gestiftet habe,’ mag erfunden sein, um seinen späteren Abfall vom Christentum krasser hervortreten zu lassen. Julian schloß Bekanntschaft mit dem Arianer Georgios von Kappadokien, dem Bischof von Lykopolis und späteren Gegenbischof des Athanasios in Alexandria. Georg lieh Julian Bücher, und darunter
befanden sich Werke von Neuplatonikern. Besonderen Eindruck machten auf Julian die Schriften des Jamblichos (s. III 6 a). Nach sechsjährigem Aufenthalt auf dem fundus Macelli wurde Julian nach Kon-
stantinopel geholt. Dort hörte er bei dem heidnischen Philosophen Nikokles," bis Constantius ihn unter die Obhut des damals christlichen Rhetors Hekebolios nach
Nikomedien schickte. Hier lehrte der Rhetor Libanios aus Antiochia, der später von Julian als väterlicher Freund betrachtet wurde. Libanios war Heide, und darum war es Julian untersagt, ihn zu hören. Doch besorgte er sich die Vorlesungsnachschriften." Erst 351, als Gallus zum Caesar des Ostens aufstieg, gewann Julian etwas Bewe-
gungsfreiheit. Constantius hatte zwar im Anschluß an die Prinzenmorde 337 sein väterliches Vermögen eingezogen, aber Julian besaß noch Güter von seiner Mutter
her. Um
ihn aus der Politik herauszuhalten, gestattete ihm Constantius,
seine
philosophischen Studien weiterzuführen. Die folgenden vier Jahre widmete Julian dergriechischen Literatur." Zu den lateinischen Autoren gewann er niemals Zugang, er sprach Latein nicht einmal vor Gericht," und seine Werke sind griechisch abgefaßt, so wie die Selbstbetrachtungen
Marc Aurels, des anderen
römi-
schen Philosophenkaisers. In den Jahren 351 bis 355 finden wir Julian als Hórer verschiedener kleinasiatischer Rhetoren. Er hörte in Pergamon den Schüler des Jamblichos Aidesios und in Ephesos dessen Schüler Maximus. Der Ruf des Maximus gründete sich weniger auf seinen Aristoteleskommentar als auf seine „Wunderkraft“. Wir hören, daß er
einmal das Standbild der Hekate zum Lachen und zwei Fackeln in ihren Händen
zum Brennen gebracht haben soll.“ Maximus hat auf Julian großen Eindruck gemacht. Das bezeugt die Anekdote, wie Julian als Kaiser 362 eine Senatssitzung in * Bouffartigue 1992, 13ff; Smith 1995, 23 ff.
7 julian 352 A; Lib. or. 18,21. ® Theoph. a. m.5831; Soz. V 2,9. * Theodoret HE. III 2; Soz. V 2.2. 10 Jean Martin 1998.
“ Lib. or. 18,13ff.
2 Zur Bildung Julians umfassend: Bouffartigue 1992; zur Religion: Smith 1995. 5 CTh. XI 39,5. ^ Eun. VS. 475.
5. Julian
(355—363)
121
Konstantinopel aussetzte, weil er hörte, daß Maximus gekommen sei. Als dieses Verhalten mit Befremden aufgenommen wurde, habe Julian den Senatoren eine Rede darüber gehalten, daB die Weisheit des Philosophen hoch über der Macht
eines Kaisers stehe. Maximus ist nach Julians Tod der Zauberei angeklagt und fast zu Tode gefoltert worden. 372 wurde er hingerichtet, weil er Valens einen gewaltsamen Tod ohne Bestattung vorausgesagt haben soll." Julian hat spáter seine Rückkehr zum Gótterglauben ins Jahr 351 verlegt.
16
Solange er von Constantius überwacht wurde, konnte er sich nicht an heidnischen Ritualen beteiligen. Er lebte damals, wie Libanios (or. 18,19) schreibt, als ein grie-
chischer Lówe in einer christlichen Eselshaut. Der Glaubenswechsel hat ihm den Beinamen Apostata, der Abtrünnige, eingetragen, auch bei Lateinern wie Augustin.
Nachdem Constantius 354 Gallus hatte tóten lassen, holte er Julian an den Hof nach Mailand, stellte ihn mehrere Monate unter strenge Bewachung und eróffnete dann auch gegen ihn einen Prozeß, wie gegen alle, die mit Gallus irgendwelche
Verbindungen hatten. Durch die Fürsprache der Kaiserin Eusebia wurde Julian gerettet." Er erhielt 355 die Erlaubnis, zum Studium nach Athen zu gehen. Dort hórte er in der Akademie, vor allem bei Priscus, besuchte anscheinend auch
die Schulen in Korinch und Sparta und ließ sich in die eleusinischen Mysterien einweihen. Nach außen hin blieb Julian Christ und verkehrte mit den späteren Kirchenvätern Basilius von Caesarea und Gregor von Nazianz, die mit ihm dort studierten.
Die Zeit in Athen dauerte nicht lang. Constantius benótigte einen Regenten für Gallien. Hier hatten Franken,
Alamannen
und Sachsen bereits vierzig Stádte ge-
nommen;" der Heermeister Silvanus konnte nur unter Lebensgefahr 8000 Soldaten
durch Gallien führen." Nachdem Silvanus sich im August 355 in Köln zum Gegenkaiser erhoben hatte und gestürzt worden war (s. II 4), beschlof Constantius auf Vorschlag Eusebias, Julian als Caesar nach Gallien zu senden." Am 6. November
355 erfolgte die Investitur des Vierundzwanzigjährigen in Mailand. Anschließend vermählte ihn Constantius mit seiner Schwester Helena und schickte ihn nach Gallien.” Helena war Christin, sie starb 360, ohne Kinder zu hinterlassen. Begraben wurde
sie mit Constantina,
der Frau
des Gallus,
in Santa
Costanza
an der Via
Nomentana in Rom." Áhnlich wie Gallus zuvor erhielt Julian einen Heermeister und einen kleinen Beamtenstab von Constantius ergebenen Leuten, die den Caesar
unterstützen und überwachen sollten.” Am 1. Dezember 355 verließ Julian Mailand und begab sich nach Vienne." Die
Franken hatten Köln geplündert und größere Teile Nordgalliens in Besitz genom5 Amm.
XXII
7,3f; Lib. or. 18.55; Eunap.
VS. 477. Zum Tode des Maximus: Amm. XXIX
7 Amm. XXI 1,5. > Die wichtigsten Männer im Stabe Julians
1,42; Eunap. VS. 480; Zosimos IV 15,1. Praech-
waren
ter, Maximus, RE. XIV 2, 1930, 2563 ff.
práfekt Florentius und der Quaestor (?) Secun-
^ Julian 434 D. Rosen 1997. " Julian
273 A; Amm.
XV
2; Lib. or.
18,27.
Anja Wieber-Scariot in: Winterling 1998, 103 ff. * Zos. III 1,1; Lib. or. 18,31 ff. Zu den Bodenfunden: Wigg 1991; Scholl 1994, 20ff. " Amm. XVI 2,4. ἢ Amm. XV 8.3. " Amm. XV 8,17f. Matthews 1989, 81 fF.
der
Heermeister
Marcellus,
der Reichs-
dius Salutius, den Julian 361 zum praefectus praetorio Orientis erhob, Amm. XXII 3.1. Zu den von Julian selbst herangezogenen Männern gehörte der germanische Freibeuter Charietto, der noch
unter Valentinian als comes per utramque Germa-
niam diente (Amm. XXVII * Amm.
XV
8,18.
1,2; Zos. ΠΠ 7).
122
Il. Die politische Geschichte
men, die Alamannen besiedelten einen breiten Landstreifen links des Rheins und
dehnte ihre Raubzüge bis nach Mittelgallien aus. Libanios beschreibt, wie die Provinzialen ihre Habe den Germanen hinterhertragen und ihnen als Ackersklaven dienen mußten, wie die bedrohten Bauern innerhalb der halbverlassenen Städte ihr
Korn anbauten und ihr Vieh hielten.” Das römische Britannien wurde unterdessen von den Scoten und Picten bedroht. In einer Serie von Feldzügen gegen die in Gallien lebenden Alamannen* bezwang Julian sowohl die Alamannen unter Chnodomar,
dessen Armee er 357
mit 13000 Mann bei Straßburg besiegte,’ als auch die salischen Franken, denen er Teile des linken Rheinufers (Toxiandrien?) unter den Bedingungen eines foedus zur Siedlung überließ.” Kurz zuvor hatte Constantius ihm den vollen Heeresbefehl übertragen.” Dreimal stieß Julian ins rechtsrheinische Alamannenland vor," um
Frieden zu erzwingen und die Rückgabe der Beute, insbesondere von 20000 (?) versklavten Provinzialen zu erreichen." Er sicherte 358 durch einen Frieden mit den fränkischen Chamaven für die von 200 auf 600 Schiffe vergrößerte Kanalflotte die Seeverbindung von Britannien zur Rheinmündung.”
Den Vorschlag
seines Práfekten Florentius, die Franken mit 2000 Pfund Silber zu besänftigen,
wies er zurück." So beherrschte Rom die Stromgrenze wieder in ihrer ganzen Länge. Der Eindruck, den Julian hinterließ, war so stark, daß die Germanen auch
nach seinem Abzug 360 ruhig blieben und erst auf die Nachricht von seinem Tode wieder angriffen.” Als erster Kaiser führte Julian inschriftlich den Siegerbeinamen FRANCICUS neben den schon zuvor bezeugten Titeln GERMANICUS und ALAMANNIcus, jeweils verstärkt durch MAxIMUS.*
Gleichzeitig mit der Verteidigung Galliens betrieb Julian den Wiederaufbau der zerstörten Städte,” die Befestigung der Grenzen, die Ausbesserung der Straßen und
die Rechtspflege. In einem ungewöhnlichen Umfang hat er sich um die Nöte der Provinz gekümmert. Er ist der Korruption unter den Beamten entgegengetreten und hat durch seine arbeitsame, asketische Lebensweise und seine durchgreifende
Gerechtigkeit in Gallien eine musterhafte Verwaltung
aufgezogen. Die finan-
ziellen Lasten der Provinzialen wurden reduziert, indem einerseits die Bürokratie 2 Julian 279; Lib. or. 18,34f. 24 Amm. XVI 2; 11. Lorenz 1997, 33 ff.
7 Amm. XVI
12; Julian 279 C; Eutr. X 14;
Paneg. XI 4ff; Hieron. chron. zu 356; Chron. -
Min. 11 152 (zu 357). Zur Lokalisierung: Hatt/ Schwartz 1964. Ins gleiche Jahr 357 (Amm. XVI 11,1) gehört die kurz zuvor erfolgte Niederlage des 30000 Mann
kommandierenden
Heermei-
sters Barbatio rechts des Oberrheins (Lib. or. 18, 50) gegen ein Alamannenheer, das die Römer
ad usque Rauracos et ultra verfolgte (Amm. XVI 11,14) d.h. den Rhein überquerte (Lib. ]. c.). Zum Silberschatz von Kaiseraugst s. II 4! ? Die Namensform „Toxiandria“ führt beste. Ammianhandschrift, der Vaticanus,
die zu
XVII 8,3, so die Ausgaben von Wagner/Erfurdt
1818, Gardthausen 1874/75 und Clark 1910. Die Namensform wird gestützt durch Plin. NH.
IV 106 (Texuandri). Ohne erkennbaren Grund schreibt Seyfarth in der Teubneriana 1978 „Toxandria". # Amm. XVII 8; Eun. fr. 10. Drinkwater 1997. % Julian 278 D.
5 Im Jahre 357 (Amm. XVII 1,2); 358 (XVII 10,1) und 359 (X VIII 2,14).
? Julian 280 C. Nach Eunap fr. 13 forderte Julian die über 3000 allein von dem Alamannenkónig Vadomar gefangenen Rómer zurück. Zos. III 4,4ff beschreibt nach Eunap die Metho-
de, wie Julian die Vermißten erfaBte. Vgl. Amm. XVII
10,4 u. 76: Lib. or. 18, 78f.
? Eun. fr. 12; Julian 279 D; Zos. III 5, 2.
* Julian 280 A. 5 Zos. IV 3,4f. * Dessau 8945. ” Julian 279 A; 280 D.
5. Julian (355-363)
123
hart angefaßt wurde und andererseits die Germanen Tribute zahlen muften." Gegen die Britannien verwüstenden Picten und Scoten sandte Julian 360 den Heermeister Lupicinus mit germanischen Hilfstruppen.” Gegen Ende der fünfziger Jahre war die römische Herrschaft in Gallien völlig wiederhergestellt, während Constantius an der Perserfront Verluste hinnehmen mußte (s. 114). 360 forderte Constantius erhebliche Truppenkontingente
aus Gallien. Das hat den Konflikt zwischen Constantius und Julian ausgelöst. Julian schickte nur einen Teil der gewünschten Mannschaft und schrieb an Constantius seine Bedenken. Inzwischen waren die Truppen in Paris zusammengezogen worden, aber die Frauen protestierten gegen den Abmarsch ihrer Männer. Die Foederaten fürchteten um Haus und Hof, beriefen sich auf Verträge, die nur einen Dienst in Gallien vorsahen, und weigerten sich, in den Osten zu gehen.”
Julian begründete gegenüber den Soldaten die Forderung Constantius‘ mit dessen Augustuswürde. Daraufhin riefen die Truppen Julian selbst zum Augustus aus. Dies war schon einmal versucht worden, nach dem Sieg bei Straßburg, aber jetzt
war es nicht mehr abzuwenden. Im Februar oder März 360 wurde Julian nach
germanischem Ritual auf den Schild gehoben und erhielt einen keltischen Wendelring (torques) als Diadem aufs Haupt gedrückt.“ Sowohl Julian (284 B) selbst als auch Ammianus Marcellinus (XX 4) weisen die Initiative zur Usurpation dem Heere zu. Oder war das Ganze nur ein geschicktes Manöver Julians?* Als gewiß darf gelten, daß Julian den Konflikt nicht wirklich scheute, aber auch keinen Bürgerkrieg plante. Vielmehr berichtete er wie zuvor als Caesar dem Constantius die Vorgänge, bat ihn um Anerkennung als iunior Augustus
und um einen Verzicht auf die geforderten Truppen, die Julian in Gallien selbst brauchte." Julians Gönnerin, die Kaiserin Eusebia, war um 360 gestorben, und auch Helena,
Julians Frau und Schwester des Constantius, war tot. So fehlte die Vermittlung.
Constantius reagierte schroff und schickte Julian einen Brief voller Vorwürfe. Julian ließ ihn vor den Truppen und Bürgern verlesen, die ihre Huldigung darauf-
hin wiederholten. Constantius forderte von Julian bedingungslose Unterwerfung. Dieses Risiko konnte Julian nicht eingehen, beide Augusti rüsteten zum Bürger-
krieg. Zunächst mußten allerdings die Grenzen gesichert werden. Julian griff nochmals die Franken rechts des Niederrheins an und unterwarf die links des Oberrheins in und um Kaiseraugst siedelnden Alamannen.“ Im Winterlager zu Vienne feierte Julian am 6. November 360 seine Quinquennalien. Beim Epiphaniasfest 361 zeigte er sich noch als Christ, „um alle für sich zu gewinnen"." Im Frühjahr 361 ging er zum letzten Mal über den Rhein gegen die * Amm. XVI 5, 14; XVII 3; XVIII 1f. * Julian 283 A; Amm. XX 1; 4,9; 9,9; Col-
lingwood/Myres 1936, 283f. Möglicherweise ist damals der Silberschatz von Mildenhall vergraben worden, der heute im Britischen Museum liegt. Eine Besitzerinschrift. EYOHPIOY kónnte auf den gleichnamigen praepositus sacri cubiculi Julians bezogen werden: Amm.
* Lib. or. 12,58; Amm. XX 4.
XVI
7,2.
4 Amm. Eunap.
XVI
12,64; XX 4,18; Lib. or. 18,99;
VS. 476; Zos.
III 9,2; IV 40,8.
“2 Für eine von Julian geplante Aktion hat sich namentlich Müller-Seidel 1955 ausgesprochen, ähnlich Rosen 1969. Eingehend: Szidat 1977, 204 fF; ders. in Paschoud/Szidat
1997, 63 ff.
4 Julian 281 A ff; Amm. XX 8 mit Szidat 1977 z. St.
* Amm. XX 9f. 55 Amm.
XXI
2,4f.
124
II. Die politische Geschichte
Alamannen, nachdem er ihren König Vadomar bei einem Gastmahl gefangengenommen hatte.“ Vadomar diente später als römischer dux in Phönizien.” Anschlie-
Bend vereidigte Julian bei Basel" sein Heer von 23000 Kriegern auf seinen Namen und zog dann der Donau entlang über Sirmium nach Naissus. Hier verfaßte er eine Reihe von Sendschreiben
an den Senat von Rom, an die Spartaner, Korinther
und Athener. Der Brief an die letzteren ist erhalten.” Während Julian in Dakien stand und nicht weiter vorzurücken wagte, erschienen zwei gotische Reitergenerale des Constantius und meldeten, daB ihr Herr am 3. November 361 im fernen
Kilikien gestorben sei und Julian zu seinem Nachfolger ernannt habe." Julian fand sofort Anerkennung. Am 11. Dezember 361 zog er in Konstantinopel ein.” Persönlich leitete er die Leichenfeier für seinen verstorbenen Vetter. Er gab ihm das Totengeleit ohne Diadem,” ließ ihn im Grabbau Constantins bei-
setzen und gestattete dem Senat von Konstantinopel, den Toten unter die Götter zu erheben. Darin lag eine doppelte Ironie, einerseits weil Constantius als frommer Christ dies verabscheut hätte, und andererseits weil Julian sich als Philosoph über
diesen Ritus lustig machte: Wie die Kinder Puppen basteln, so basteln die Senatoren Götter (332 D). Eine Gruppe hoher Beamter des Constantius wurde zur Rechenschaft gezogen. Julian setzte einen Gerichtshof aus führenden Zivil- und Militärbeamten ein, dar-
unter waren auch solche, die bis zuletzt zu Constantius gestanden hatten. Das Sondergericht tagte in Chalkedon und verurteilte einige der blutgierigsten Höflinge des Constantius, aber auch andere, die sich bei der Armee oder bei Julian
selbst verhaßt gemacht hatten und ihr Urteil nicht verdienten. Zwölf Verfahren werden genannt, einige endeten mit Freispruch oder Verbannung.” Der Hofstaat wurde drastisch verkleinert (s. III 1b). Julian reduzierte die
unbeliebte Polizeitruppe der agentes in rebus und entließ den größten Teil des Palastpersonals: die Friseure, Leibköche, Eunuchen,
Mundschenke
usw. Ammian
er-
scheint diese Maßnahme allzu rigoros, er benutzt jedoch die Gelegenheit zu einem Klagelied über den Luxus und die Geldgier der Hôflinge.* Julians Herrscherideal? knüpft an die Tradition des stoischen Bürgerkaisers an, seine Vorbilder waren Trajan und Marc Aurel. So wie dieser lebte er asketisch.
Er vernachlässigte sein Äußeres, kokettierte mit den Läusen in seinem Bart und seinen tintenverschmierten Fingern. Theater und Zirkus verabscheute er und arbeitete bis in die Nacht an seinen Büchern. In Gallien lebte er in ungeheizten Räumen, hielt Maß mit Speise und Trank und schlief in seinem Bett allein. Das Hofzeremoniell wurde vereinfacht. Der Kaiser präsentierte sich als Senator, verbot
die Anrede domine (343 C) und erwies in republikanischer Form den Konsuln seinen Respekt. Er war für jedermann zugänglich und gab sich große Mühe mit der
Rechtsprechung.* Diese volksnahe, herablassende Art fand nicht allgemeine Billi* Amm. XXI 4; Epit. 42,14. Ausführlich dazu Szidat 1981, 88 fF; Goessler, Vadomarius, RE. VII
5! Chron. Min. I 240; Amm. # Chron. Min. I 240.
A 2, 1948, 2064 ff. * Amm. XXI 3,5.
52 Zon. XIII 12,4 f; Art. Pass. 21. 5 Amm. XXII 3; 11, tf.
* Damals erhielt die Stadt ihren Namen nach Julians Mutter Basilina: Portmann 1993. * Amm. XXI 10,58 Zos. III 10,4; Julian 268 ff.
XXII 2,1.
* Lib. or. 2, 58;18,135 ff; Amm. XXII 4 u. 7,5. 55 Dvornik 1966, 659 ff; Kabiersch 1960. * Amm. XVIII
1,4; XXII
9,16f.
XXII
10;
5. Julian (355-363)
125
gung." Die Figur des Kaisers als repräsentatives Idol war bereits so verfestigt, daß
ein ziviles Auftreten als affektiert empfunden wurde. Julians innenpolitische Maßnahmen“ betrafen zunächst Umbesetzungen in der
Zivilverwaltung. Er wandte sich gegen die alte Praxis, Kandidaten bloß aufgrund bezahlter Empfehlungen (suffragium venale) durch hohe Beamte zu ernennen. Daß Interessenten derartige Befürwortungen erkauften, konnte und wollte er nicht
abschaffen. Er behielt sich aber die Beförderung nach der Würdigkeit vor und verbot unwürdigen Bewerbern, die durchgefallen waren, ihre Auslagen zurückzu-
fordern.”
Im Heere des Constantius scheinen dagegen keine größeren Ablösungen vorgenommen worden zu sein. Julian hat sich gelegentlich gegen die Germanisie-
rung der Truppe ausgesprochen,“ doch hat er daran nichts geändert. Auch unter ihm dienten Germanen, selbst in Heermeisterstellen. Einen von ihnen, Nevitta, hat
er für 362 zum Konsul erhoben. Unter den fünf von Julian neu ernannten Heermeistern finden wir zwei Germanen, einen Sarmaten und einen Perser, den Sassa-
niden Hormisdas." Drei von ihnen waren Christen." Julian hat den Christen im Heere im allgemeinen ebensowenig Schwierigkeiten gemacht wie sie ihm. Große Sorgfalt widmete Julian dem Steuerwesen. Die Abgaben wurden erleich-
tert, die Gesamthöhe wurde um ein Fünftel verringert." Mehrere Gesetze wandten sich gegen den Mißbrauch der Staatspost, des cursus publicus." Insbesondere sorgte der Kaiser für die Städte. Entsprechend seiner Begeisterung für die griechische Kultur suchte er den alten Polis-Gedanken nochmals zu beleben.“ Er begriff das Imperium Romanum wieder als großen Städtebund. Die ausgedünnten Curien
wurden aufgefüllt mit curienpflichtigen Christen, mit Nachkommen curialer Familien, nun auch von mütterlicher Seite, ja mit Personen beliebiger Herkunft, sofern sie vermögend waren." Auf der anderen Seite erleichterte Julian den Curien
ihre Aufgaben dadurch, daß er kommunale Steuern zuließ. Er strich den Städten ihre Schulden und gab ihnen große Teile des in Staatseigentum übergegangenen Tempellandes zurück.“
Trotz des christlichen Charakters der neuen Hauptstadt bedachte Julian auch Konstantinopel mit Gunstbeweisen. Er baute einen Hafen, der vor dem Nordwind geschützt war, und führte eine geschwungene Säulenstraße hinab. Aus Ägypten ließ er einen ca. 30 m hohen Obelisken herbeischaffen, den Theodosius dann
auf dem Hippodrom aufstellte." Echt julianisch waren die Stiftung einer BiblioCTh. X1 39,5; Suidas, Jota 437. Kunkel (1968/69,
245) ordnet diese Richtertätigkeit, die nicht mehr dem Üblichen entsprach, Julians traditionellem Princeps-Ideal zu. * Lib. or. 1,129; Amm. XXII 7,1.
^ Julians Innenpolitik 1930 und Pack 1986. " Amm.
XX
5,7;
behandeln
XXII 6,5,
δ᾽ Julian 365 B; 367 AD; vgl. Amm. XVI 5.14; XXV 4,15. 68 CTh. VIII 5,12-14. Die beiden folgenden
Gesetze sind unrichtig datiert. Lib. or. 18,143 ff; Socr. III 1,52. Anne Kolb 1998.
Andreotti
Paneg. III 21;
** Eun. fr. 15; Lib. or. 18,23. Umfassend hierzu Pack 1986. “ Julian 367 Dff.; CTh. XII
1,50-54; Amm.
CTh. 11 29,1. Treffend dazu Barnes, Julian 1974. ^ Amm. XXI 10,8.
XX119,12; XXV 4,21; Lib. or. 48,18; Pack 1986, 224 ff.
" Mosig- Walburg 2000. 52 Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 587. Zu Charietto: Suidas A 2395; Lib. or.
= Fromen
18,104.
'" CTh. X 1,8; Hist. aceph. 9 (= PG. 26, 1445 1914, 9 m. P.); Lib. ep. 624; 636 u.a.
"πὶ Julian 443 B. Müller- Wiener 1977, 64 ff.
126
II. Die politische Geschichte
thek, der er auch seine eigenen Bücher einverleibte, und die Errichtung eines Sonnenheiligtums, anscheinend ein Mithraeum."
Ende 361 verkündete Julian, daß die Verehrung der Götter wieder gestattet sei. Eine Inschrift aus Numidien nennt ihn restitutor libertatis et Romanae religionis.” Die Tempel wurden geöffnet und repariert, die Priesterstellen besetzt," Gótterfeste und
Opfer aufgenommen. Wir kennen Bauinschriften aus fast allen Reichsteilen, in denen die Wiederherstellung der Kultbauten durch Julian gefeiert wurde.” Die Abkehr vom christlichen „Atheismus“” und die Rückwendung zum alten Götter-
glauben feierte Himerios mit seiner im Winter 361/ 362 auf den Kaiser und die
Stadt Konstantinopel gehaltenen Rede:" Er selbst habe sich, wie der von Zeus abstammende, wie Helios leuchtende Julian in die Mysterien des Mithras einweihen lassen, nachdem die Finsternis vergangen sei und die Hände wieder zum Sonnengott erhoben werden dürften. Seine Haltung tat Julian damit kund, daß er sich einen Philosophenbart wachsen ließ, wie ihn die philhellenischen Kaiser seit Hadrian getragen hatten.” Noch die Tetrarchen trugen den kurzen Soldatenbart. Erst mit Constantin ließen sich die Kaiser wieder rasieren. Die breitere Öffentlichkeit kannte Julian von seinen Münzen und Schriften: Die Vorderseiten zeigen den bärtigen Kaiser,” die Rückseiten, abgesehen von konventionellen Bildern, einen
Stier." An die Stelle des Labarum tat wieder der Legionsadler.” Für die Christen waren Julians Toleranzedikte nicht nur ein religiöser Greuel, sondern auch ein materieller Schaden. Denn Julian forderte alles Eigentum zurück, das die „Galiläer“ aus den Heiligtümern entwendet hatten. Das war nicht immer
einfach durchzusetzen, da praktisch alle in Kirchen verbauten Säulen aus demolierten Tempeln stammten. Schon 355 hatte Julian (80 C) die Plünderung der Heliostempel beklagt. Die Privilegien des Klerus wurden aufgehoben. Die Geistlichen durften nicht länger die Staatspost benutzen, ihre Steuerfreiheit wurde kassiert, die Priesterweihe entband fortan nicht mehr von den Curialenpflichten. Trotz ihrer ursprünglich christenfeindlichen Tendenz blieb die Bestimmung nach Julians Tod im fiskalischen Interesse gültig.” Nonnen durften heiraten und taten dies.” Die Rechte der Bischöfe im staatlichen Gerichtswesen wurden beseitigt, die Getreidespenden an
den Klerus gestrichen, nach Julians Tod allerdings erneuert." 69 Zos. III 11,3; Lib. or. 18,127; 281. " Amm.
7 72 73 ^
XXII
5,2; Dessau 752.
Provinzialpriester für Lydien: Eun. VS. 478. Arce 1984, 89 ff; Olszaniec 1999. Julian 362 C. Himerios or. 41. Smith 1995.
^ Julians Bart gab seiner Satire ,Misopogon oder Der Barthasser' den Namen, s. u. Christliche Kaiser mit Bart gibt es seit Theodosius II. * Julian 355 D. Gilliard 1964, dort auch die ältere Literatur zu Julians Münzen. Julian ließ den Bart seit seinem Einzug in Konstantinopel stehen,
die
wachsende
Länge
ist
für
die
Münzchronologie benutzt worden. 77 Ephraem der Syrer, der über den „stinken-
den Ziegenbart" des Kaisers spottete, glaubte, mit dem Stier auf den Münzen sei das goldene Kalb gemeint (BKV. 37, 217-220). Auch an die Opferstiere (Amm. XXV 4,17), an den neu aufgefundenen Apis-Stier (Amm. XXII 14,6), an den Mithras-Stier und das Tierkreiszeichen ist gedacht worden, Gilliard 1964, 138ff; Arce 1984, 186 ff. Für das Tierkreiszeichen (in Bezug auf die Zeugung wie bei Augustus) votiert Ehling 2005/2006. Ob noch Julian, wie zuletzt Maximinus Daia, als Pharao aufgefaßt wurde, bisher nicht bekannt.
ist
” Greg. Naz. or. 4,66; Soz. V 17,2. # CTh. XII 1,50. ®% Soz. VI 3,5f.
8! Soz. V 4,2f; Theodoret HE. 1 11. Der von
5. Julian (355-363)
127
Auf dem Wege der Toleranz verfolgte Julian nicht nur die Erneuerung der alten Kulte, sondern auch die Zersplitterung der Kirche. Die zahlreichen von
Constantius ins Exil geschickten Bischöfe durften in ihre Heimatstadt zurückkehren, nicht jedoch auf ihre Bischofssitze, denn diese waren ja wieder besetzt worden.
In Alexandria regierte anstelle des verbannten Athanasios der mit Julian einst be-
freundete Arianer Georgios von Kappadokien. Er hatte versucht, durch scharfes Vorgehen gegen die Heiden — u.a. durch Schändung eines Mithráums -sich bei den Orthodoxen beliebt zu machen. Doch beide verbanden sich gegen ihn und die Staatsmacht. Georgios mußte weichen, glaubte aber im November 361 zurückkehren und seine Heidenverfolgung fortsetzen zu können. Als dann die Nachricht vom Tode des Constantius eintraf, erhob sich das Volk. Weihnachten 361 wurde Georgios nebst zwei anderen Heidenverfolgern massakriert, die Leich-
name auf Kamelen durch die Straßen geführt, verbrannt und ins Meer geworfen.” Die Heiden wollten verhindern, daB Georgios als Märtyrer gefeiert würde. Nach arianischen Quellen ging der Tumult von den Anhängern des Athanasios aus. Julian
strafte die Alexandriner nur durch eine väterliche Ermahnung und interessierte sich im übrigen vor allem für die Bücher, die Georgios hinterlassen hatte." Am 21. Februar 362 kehrte Athanasios nach Alexandria zurück und versuchte darüber hinaus, den Kirchenfrieden in Antiochia wiederherzustellen, wo sich vier Gemeinden bekámpften." Auch in Alexandria selbst dauerte das Schisma an, da
Georgios einen arianischen Nachfolger hatte. Julian sah ihn als rechtmäßig an und verbannte Athanasios am 24. Oktober 362 zum vierten Male." Der Patriarch floh nach Oberägypten und hielt sich später in Alexandria verborgen." Den Zank zwischen den christlichen Sekten im Osten verfolgte Julian mit einer Mischung aus Abscheu und Behagen." Er begnügte sich bei seinen StrafmaBnahmen mit Konfiskationen von Kirchengut. Aus jenen Stádten des Ostens, in denen der christliche Bildersturm besonders heftig getobt hatte, werden brutale Racheakte der Heiden an den Christen gemeldet, so aus Gaza, Askalon, Heliopolis, Arethusa, Bostra und Berytos." In Emesa, der Stadt des Sonnengottes, war die heidnische
Reaktion heftiger als Julian (357 C; 361 B) es guthieß. Selbst Libanios hat sich verschiedentlich für die nun bedrángten Christen eingesetzt. Julian lieB Christen niemals um ihres Glaubens willen hinrichten, und deswegen klagten die Kirchenväter, daß der Kaiser ihnen sogar den Ruhm des Martyriums vorenthalte.”
ihm (III 6) und Socrates (111 13) überlieferte AusschluB der Christen aus Staats- und Heeresdienst ist. unhistorisch: Demandt, mag. mil, RE.
(= PG. 26, 1446 = Fromen
Suppl. XII
1939.
1970, 587; v. Haehling
1978, 537 ff.
Die von Julian neu ernannten hohen Zivilbeamten waren zwar sámtlich Heiden, unter seinen fünf Heermeistern begegnen jedoch drei orthodoxe Christen. Die Militärs wurden religionspolitisch allzeit geschont (Zos. V 46; CJ. 15,12). * Amm.
XXII
1445 = Fromen
11; Hist. aceph. 8 (= PG. 26, 1914, 74f); Soz. V 7,2ff.
# Julian ep. 24; 38. Sie kamen nach Antiochia und wurden dort von Jovian verbrannt: Joh. Ant. fr. 181, s. II 6!
** Barnes 1993, 152ff; A. Martin 1996, 536 ff. # Julian
ep. 21;
24;
46f.;
Hist.
aceph. 10f.
1914; 31; 75f). Seel
* Theodoret HE. III 9. ” Amm. XXII 5,4. 8* Theodoret HE. IIl 7; IV 9.1 ff; 10,5 ff; 10,8ff; 11,1 ff.
22;
Soz.
V 7,7;
89 Greg. Naz. or. 4,58; 21,32; Theod. HE. ΠῚ 15f;
Soz.
Ν] 6,6.
Gemäß
der
Art.
Pass. 2 ließ
Julian hingegen viele Zehntausende von Blutzeugen hinrichten.
128
Il. Die politische Geschichte
Verständlicherweise beschützte Julian die bisher unterdrückten Sonderkirchen, so die Donatisten, die ihre Güter zurückerhielten, so die Novatianer und die
gnostische Sekte der Valentinianer. Zum ersten Male seit dem Tode des Severus Alexander 235 konnten auch die Juden wieder aufatmen. Julian hatte sich mit dem Judentum intensiv auseinandergesetzt. Er stellte den mosaischen Glauben unter die Lehre Platons, hielt ihn aber grundsätzlich für vereinbar mit dem theo-
logischen Pluralismus. Aufsehen erregte seine Absicht, den Jerusalemer Tempel wieder aufzurichten, zu „Ehren des Gottes, der dort angerufen wird“. Der Kaiser
übertrug die Aufgabe dem Antiochener Alypios. Den Juden von Tiberias und denen in Mesopotamien erschien Julian als der Messias." Der Bau wurde allerdings
wegen des Perserkrieges nicht ausgeführt. Die christliche Legende berichtet von Kreuzeserscheinungen, Feuerbällen und Erdbeben, die dem Unternehmen ein Ende
gesetzt hätten.” Am 17. Juni 362 erließ Julian das vielgeschmähte Rhetorenedikt.” Die Magister und Doktoren, heißt es, müßten sich in erster Linie durch vorbildliche
Lebensführung auszeichnen, erst in zweiter Linie durch Redegewandtheit. Wer sich um ein staatlich privilegiertes Lehramt bewürbe, müsse dafür die Zustimmung
der jeweiligen Curie erlangen, und dies sei dem Kaiser vorzulegen. Der Text des Gesetzes enthält keinen Hinweis auf Christentum oder Religion überhaupt. In dem Begleitschreiben dazu betont Julian (ep. 36) allerdings, daß ein Lehrer nur dann ein ehrenwerter
Mann
sei, wenn
das, was er sage, übereinstimme
mit dem,
was er
glaube. Ein Lehrer, der Homer und Herodot interpretiere, obwohl er deren Gótter für Teufelsdiener halte, mache sich unglaubwürdig und solle entweder sein Amt
oder seinen Glauben ändern. auslegen. Julian schließt mit den Christen keine Gewalt suchen. Julians Rhetorenedikt hat
Christen mögen in ihren Kirchen Matthäus und Lukas der auch sonst ausgesprochenen Warnung, man solle antun, sondern sie mit Argumenten zu überzeugen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Selbst ein
aufgeklärter Heide und Bewunderer Julians wie Ammian hat es getadelt.* Daß der Staat sich um die Religion der Lehrer und um die Stoffe des Unterrichtes kümmerte, war neu und anstóBig. Der Zorn der Christen wird verständlich, wenn wir bedenken, daß die gesamte höhere Bildung auf der heidnischen Literatur
beruhte (s. 111 5). Einzelne christliche Rhetoren wie Prohairesios in Athen legten
ihr Amt nieder. Apolinarios von Laodicea brachte angeblich die Bücher Moses in Hexameter, sein gleichnamiger Sohn das Neue Testament in platonische Dialoge,
um die Bibel für den Unterricht verwendbar zu machen.” Das Griechisch der
Heiligen Schrift, die κοινή, entsprach nicht dem Standard der Spracherziehung.*
* Julian 295 C.
Zur Judenpolitik Julians allgemein: Vogt 1939;
* Nöldeke
Stemberger 1987, 151 ff.
1874, 271. Die Quelle stammt aus
Edessa, ist abgefaBt um 520 und enthilt trotz des
? CTh. XIII 3,5. Hardy in: Klein 1978, 387 ff;
romanhaften Charakters verläßliche Züge. BKV.
Pack 1986, 261 ff.
22, 14f.
** Theodoret XXV 4,20.
"2 Zum Tempelbauprojekt: Bowersock 1978, 120ff; Russell 1980, 50f. Das Erdbeben (Rufin X 39f; Theod. HE. III 20; Socr. ΠΠ 20, 8; Soz. V
22) ist historisch, es fand am 19. Mai 363 statt.
** Aug. conf.
HE. HI
8;
Amm.
XXII
VIII 10; Cedr. 1 553;
XIII 12,22f; Socr. Ill 16. % Soz. ] 1,10.
10,7;
Zonaras
5. Julian (355-363)
129
Ironischerweise ist Julians Rhetorenedikt 364 zwar außer Kraft gesetzt worden,"
438 im ‚Codex Theodosianus‘ und 534 im ‚Codex Justinianus‘ (X 53,7) als geltendes Recht aber beibehalten. Vielleicht war es Gedankenlosigkeit der Kompilatoren,
vielleicht aber wurde der Wunsch nach einer staatlichen Überwachung
des
Erziehungswesens auch von christlichen Herrschern geteilt. Der reine Gesetzestext ließ ja auch eine Kontrolle im christlichen Sinne zu. Julian begnügte sich nicht damit, der alten Religion ihren äußeren Vorrang wiederzugeben. Vielmehr bemühte er sich auch um eine innere Erneuerung. Dabei zeigte er sich in vielfältiger Weise vom christlichen Vorbild beeinflußt. Dies lehrt
am deutlichsten sein fragmentarisch erhaltener Hirtenbrief an einen unbekannten Priester.” Als oberstes Gebot befiehlt Julian, Philanthropie zu üben:” Der Mensch sei von Natur ein Gemeinschaftswesen, alle Menschen seien verwandt und verpflichtet, für einander zu sorgen. Schuld an der Not der Armen sei nicht der Wille der Götter, sondern die Gier der Reichen, „Bettler und Fremde kommen von Zeus". Wir sollten die Gefangenen betreuen; wer weiß, wer wirklich schul-
dig ist? Wir sollten unsere Habe mit allen teilen, selbst mit den Feinden, denn sie
sind Menschen wie wir. Julian (363 A) bewunderte die Armenpflege der Christen und erklärte ihre Missionserfolge aus dem sozialen Versagen der Heiden: Als diese sich nicht um die Armen kümmerten, da veranstalteten die Christen ihre Liebes-
mahle und fingen die Gläubigen, so wie Seeräuber Kinder mit Kuchen auf ihre Schiffe locken und in die Sklaverei verkaufen (305 C). Das höhere Recht des alten Glaubens holt Julian aus der Geschichte. Seit Anbe-
ginn der Welt würden die Götter verehrt, darum wäre es ruchlos, sie im Zuge einer Neuerung abzuschaffen, wie die Christen das wollen. Julian widerspricht den be-
kannten Vorwürfen der Juden und Christen gegen den Polytheismus, indem er erklärt, daß die eigentlichen Götter die in den Planetenschalen kreisenden Natur-
kräfte seien, während ihre Statuen bloß symbolischen Wert hätten. Dies hatte auch Porphyrios vertreten. Daß man ihre Bilder zerschlagen kann, beweise nichts gegen die Macht der Götter. Die größten Kunstwerke könnten durch den Mutwillen eines Dummkopfes zerstört werden. Die Götter benötigten auch unsere Opfer nicht. Diese seien bloß Zeichen unseres
Dankes, so wie das Opfer vor der Kaiserstatue nur ein Loyalitätsgestus sei. An christliches Glaubensgut erinnert es, wenn Julian erklärte, daß die Götter alles
sähen, daß sie Vergeltung übten, daß sie sich über gottesfürchtige Menschen freuten und ihnen nach dem Tode den Olymp verhießen statt des Tartaros (300 C). Besonders hohe Anforderungen stellte er an die heidnischen Priester. Sie müßten ein sittlich beispielhaftes Leben führen. Sie sollten ihre prächtigen Gewän-
der nur bei den Gebeten und Opfern tragen. Umgang mit Schauspielern, Wagenlenkern und anderen sittenlosen Menschen sollten sie meiden. Der Besuch von unziemlichen Theaterstücken sei zu unterlassen, zu Tierhetzen dürften nicht ein-
* CTh. XIII 3,6 von Valentinian (so der Absender) oder Jovian (so das Datum) Wer nach
Lebensführung
bestimmt:
und Redegabe
geeig-
net sei (dies bestätigt die Forderung Julians), der dürfe ein Auditorium eröffnen oder nach der Unterbrechung wieder einrichten (das deutet
auf Widerruf der Mafinahme Julians). Die Interpretation hat Spielraum. “ Olszaniec
1999, 217 ff.
^ Julian 288 ff, Wright II p. 296 ff. Kabiersch 1960. "^ Odyssee VI 207.
130
II. Die politische Geschichte
mal die Söhne von Priestern erscheinen. Die sittenwidrigen Dionysos-Umzüge, schreibt Julian, hätte er am liebsten abgeschafft.
In der moralischen Tendenz war Julian mit allen Kirchenvätern einig, ebenso in seiner Warnung vor Liebesromanen, vor Epikur, Aristophanes und Archilochos. Ein Priester beschränke sich auf Homer,
Platon und andere seriöse Autoren. Zum
Gottesdienst sollten aufrechte Männer bestellt werden, selbst wenn sie arm seien oder aus unbekannter Familie stammten. Priestern, die ein unsauberes Leben
führten, müsse man das Amt nehmen. Julian selbst empfand es als Auftrag, daß er durch göttliche Gunst Pontifex Maximus sei. „Ich bin dieses Amtes nicht würdig, aber ich bete darum, es zu werden. Dreierlei tut not: Ehrfurcht vor den Göttern, Wohlwollen gegenüber den Mitmenschen und Reinheit des eigenen Körpers.“
Julians religiöse Restauration basiert auf einer neuplatonischen Astraltheologic," über die seine Prosahymnen Aufschluß geben. Die wichtigste Schrift ist die über den König Helios." Die dort ausgebreiteten Vorstellungen sind im einzelnen ebenso schwer zu verstehen wie die gleichzeitige christologische Dogmatik. Deutlich ist Julians Verhältnis zur Tradition. Während die Christen ihren Glauben auf eine historisch junge Offenbarung zurückführten, beruft sich Julian auf alte,
verbreitete Überlieferung. Er stützt sich dabei nicht nur auf die griechische Literatur, sondern ebenso auf orientalisches Geistesgut. Darin ist Julian ein Kind des Hellenismus. Julian kennt keinen Unterschied zwischen Philosophie und Religion. Das verbindet ihn mit den zeitgenössischen Christen, bei denen gleichfalls Kosmologie und Ethik, Mythen
und Rituale, logische Argumentation
und mystische Versenkung
zusammengehörten. Selbst die bei den Kirchenvätern verbreitete Abneigung gegen die Naturwissenschaft findet sich bei Julian (148 B). Durch die auch in der BibelExegese übliche allegorische Interpretation suchten die Neuplatoniker dem Wust der sakralen Überlieferung Einheit zu geben. Alle Mythen wurden als Symbole der Naturerkenntnis verstanden: Zeus verkörperte den Blitz, Demeter das Getreide, Aphrodite die Liebe usw."
Julian beschreibt, wie er sich als Knabe in Macellum auf einsamen Spaziergängen dem Erlebnis des nächtlichen Sternenhimmels hingegeben habe, und ohne jedes Buch sei er zum Verehrer der Sonne geworden. So wie die Sonne die Welt bescheine, so sei Julians Familie zur Herrschaft über das Reich berufen. Mit ihrem Licht ermögliche die Sonne die Erkenntnis, mit ihrer Wärme erlaube sie das Leben.
Ähnlich wie später Franz von Assisi die Sonne als Geschöpf Gottes neben den Menschen und als Abbild des Höchsten neben Gott stellte, so postulierte Julian eine Trinität aus der physischen Erscheinung des Sonnenballs, dem mythischen Namen für diesen Sonnenball (griechisch Helios, persisch Mithras) und der Idee des
Helios, die nach dem Vater des Helios bei Hesiod auch Hyperion, d.h. der „Darüberhinausschreitende",
benannt
wird.
Diese
höchste
Idee sei mit der — Platon
entlehnten — Idee des Guten identisch.
Im Weltgefüge wird Helios die Mitte zugewiesen. Julian vertritt eine religiöse Heliozentrik, die an die Mittlerfunktion Jesu im arianischen Christentum erinnert. 1 Ein wunderbares Credo Julians bietet Art. Pass. 42; einen neuplatonischen Katechismus liefert Salutios. Asmus 1917; Raeder 1944; Smith 1995; s. 111 6 δ!
"2 Julian 130 ff. 11 Joosen/Waszink, Allegorese, RAC. I 1950, 283ff.
5. Julian (355-363)
131
Eine Wirkung des Helios ist die Harmonie des Weltalls. Helios wird auch als Seele
des kosmischen Organismus bezeichnet. Auf eine bisweilen gekünstelte Manier sucht Julian zu beweisen, daß Helios mit Zeus, Apollon, Hades, Serapis, Dionysos, Okeanos, Asklepios, Kronos und anderen identisch sei. Die übrigen Götter seien,
ebenso wie die „Sonnenengel“, Emanationen oder Helfer des höchsten Gottes. Er heißt Schöpfer des Weltalls, seine Potenzen erscheinen als gleichursprünglich mit ihm. Helios ist das ewige Sein, die Erde ein ewiges Werden und Vergehen. Das höchste Fest, an dem dies zum Bewußtsein gehoben werden soll, ist der Geburtstag der Sonne an der Wintersonnenwende, das Weihnachtsfest. Alle Menschen seien Kinder des höchsten Gottes, aber die Hellenen habe er ausersehen, die Welt zu
kultivieren. Die Römer
seien griechischen Ursprungs (153 A) und ebenso das
„römische“ Reich, die beste bisher auf Erden verwirklichte Staatsordnung. Julian schließt mit einem Gebet um Wohlergehen für das Imperium, in dessen Dienst er sein Leben stellte. Im Mai 362 verließ Julian Konstantinopel, um sich an die seit 337 bedrohte Per-
serfront Ruhe,
zu begeben." Gallien war gesichert, die Goten an der Donau hielten
aber im oberen
Mesopotamien
hatten die Sassaniden mehrere
rómische
Städte erobert, und es bestand die Gefahr weiterer persischer Vorstöße nach Westen. Die Politik seiner Vorgänger, Frieden mit Geld zu erkaufen, lehnte Julian ab. Nur eine Demonstration militärischer Stärke schien in seinen Augen ruhmvoll und - selbst gegen den Spruch der Sibyllinen — erfolgversprechend."" Julian kam über Pessinus, wo er die Göttermutter verehrte, und Issos, wo er als „neuer Alexander" kampierte,'* am 18. Juli 362 nach Antiochia, um Truppen
und Kriegsgerät zu sammeln." Wie üblich widmete er sich der Rechtsprechung, verurteilte einen Hochverräter, zwei Tribune und ließ den dux Aepypti Artemius hinrichten, den die Alexandriner verklagten, weil er Truppen gegen Heiligtümer
eingesetzt hatte." Julian pflegte Umgang mit Libanios,'” geriet aber in Konflikt mit
der Bevölkerung. Die Antiochener waren überwiegend Christen, sie spotteten über seinen Philosophenbart und über sein unkaiserliches Auftreten. Julian versuchte,
durch eine Vermehrung der Curialen die Lasten des Stadtrates zu erleichtern, durch Steuernachlässe und Zusatzlieferungen die Lage der Bevölkerung zu bessern, aber die Stimmung war gegen ihn. Sein Bruder Gallus hatte das angesehene Apollon-
heiligtum in Daphne bei Antiochia durch die Beisetzung des Bischofs und Märty14 Hauptquelle für Julians Perserzug ist Ammian (XXIII 2-XXV 3), der teilgenommen hat (XXIII 5,7 venimus; XXIV 2,1 pervenimus usw.). Wichtiges Material bietet außerdem Zosimos IIl;
er schreibt Eunapios aus, der seinerseits auf Orcibasios, dem Leibarzt Julians, einem weiteren Au-
genzeugen, fußt. Eine Zusammenstellung der Nachrichten Eunaps zu Julians Perserzug bietet nach
FHG.
IV,
22ff jetzt
Arce
1984,
49ff.
Dillemann 1961; Paschoud 1978; ‚Tübinger Atlas des Vorderen Orients‘ B VI 4, 1984. Eine Deutung des Feldzuges als „Wahnwitz“ liefert Wirth 1978, vgl. ders. 1984.
105 Amm. XXII
1,7;
XXIV.
3,4.
Matthews
1989, 130 ff. 16 Julian 389 A; 431 D; Art. Pass. 24.
W? Julian in Antiochia: Downey Pack
1961, 380ff;
1986, 301 ff.
Ausführlich erörtern die — insgesamt breite — Quellenlage Brok (1959, 9-15), Ridley (1973,
ww Amm. XXII 10f; Theodoret HE. Ill 18; Art. Pass. 36ff. Nach dieser Quelle soll Julian
317ff)
dem Beklagten den Tod des Gallus zur Last gelegt haben.
und
Paschoud
(1971,
XLIII-LVII;
1979,
102-105). Zweisprachige Quellensammlung: Dodgeon/Lieu 1991, 231ff. Zur Geographie:
w Suidas, Lambda 486.
132
II. Die politische Geschichte
rers Babylas christianisiert. Diese erste liturgische Umbettung eines Heiligen wurde
bald nachgeahmt, obschon die Totenruhe gesetzlich geschützt war." Da das Apollon-Orakel damit verstummte, ließ Julian den Sarkophag wieder entfernen. Dann brannte am 22. Oktober 362 der Tempel ab, worauf Julian, der die Christen ver-
dächtigte, die Stadtkirche schließen ließ." Die Massen verhöhnten den Kaiser durch Pasquille und Sprechchöre, Julian rächte sich durch seine Satire ‚Misopogon‘, den ,Barthasser‘."? Darin macht er sich in sokratischer Manier"? über sein Äußeres lustig
und schreibt, wie ihn die reichen Grundbesitzer hassen, weil er ihnen angesichts
einer Kornknappheit'" Lieferungen aufnötige; wie die kleinen Geschäftsleute auf ihn schimpfen, weil er die Marktpreise kontrolliere; und wie ihn die Menge im Theater verspotte, weil er nichts von warmen Bädern und öffentlichen Gelagen,
nichts von Tierhetzen und Wagenrennen halte. Am 5. März 363 brach Julian mit 65000 Mann auf. 18000 Mann, möglicherweise einen Teil dieses Heeres, sandte er unter dem comes rei militaris Procopius, dem
späteren Usurpator, nördlich über Nisibis gegen Persien." Er selbst überschritt den Euphrat, brachte dem Mondgott von Karrhai ein Opfer und zog am linken Ufer stromab. Eine Flotte transportierte den Nachschub. Je näher Julian der persischen Hauptstadt kam, desto härter wurde der Widerstand. Unter den Mauern
von Ktesiphon kam es zur Schlacht, die Perser wurden besiegt. Eine Belagerung scheute Julian. Er feierte Siegesspiele"* und trat den Rückzug an. Julian wählte den Weg den Tigris entlang stromauf. Die Flotte, die hätte getrei-
delt werden müssen, ließ er verbrennen. Die Versorgungslage wurde heikel, die Scharmützel mit verfolgenden Reitertruppen lästig. Bei einem dieser Gefechte, am
26. Juni 363 bei Maranga traf den Kaiser ein Speer. Er wurde ins Zelt getragen, versammelte seine Freunde und starb, ähnlich wie Sokrates und Seneca, während
eines Gespräches über die Unsterblichkeit der Seele. Er stand im zweiunddreißigsten Jahre." Seinem Wunsch gemäß wurde er in Tarsos beigesetzt, wo auch das
Grab des Maximinus Daia, des letzten Christenverfolgers, lag. Im 7. Jahrhundert wurde Julian in das von Justinian erbaute Heroon in Konstantinopel überführt.'* Das Echo auf den Tod Julians läßt sich nur mit dem auf Caesars Ende ver-
gleichen. Der Eindruck auf die Zeitgenossen war ungeheuer." Die Legendenbildung hatte bereits eingesetzt, als Sapor die Nachricht erhielt: Überläufer erzählten
ihm, die Römer selbst hätten ihren Kaiser umgebracht.'” Diese Ansicht war später unter Heiden wie Christen verbreitet. Libanios (or. 24) war fest davon überzeugt, anders Augustin (CD. IV 29). Der heidnische protector domesticus Callistus, der als Teilnehmer ein Epos über den Perserkrieg schrieb, ließ Julian durch die Hand eines "7 Ammian XXV
1"? Pfaff, RE. II A, 1923, 1622-1628.
" Amm. XXII 13,1; Julian 361 C; Art. Pass.
1,11 nennt den Ort Maran-
ga, Zosimos (III 28,2) Mapwvoa.
Den
ver-
51—57. "2 Julian 337 A ff; deutsch von Marion Giebel
läßlichsten Bericht bietet Ammian XXV 3.
1999. Wiemer in: Fs. Christ 1998, 733 ff.
Dindorf IIl, 216); Philost. VIII 1. Koethe 1933,
"3 Xenophon, Symposion 5. 14 Wiemer
"5 Zos. III 12, 5. Zur die
Armee
Procops
"* Lib. or. 1,133; 18,249.
9,12; Zonaras XIII 13, 25 (ed.
' Die Überlieferungen zum Tod Julians sind
Heeresstärke:
(Paschoud 1979, 109 z. St.).
XXV
189; Grierson 1962, 40f; DiMaio 1978.
1995, 269 ff.
Zos.
Ill
12,5; 13,1. Ammian, Libanios und Malalas geben für
'^ Amm.
abweichende
Zahlen
oft
behandelt
worden:
Büttner-Wobst
1892;
Baynes 1937/55, 271 ff; Hahn 1960; Braun/Richer 1978; Paschoud 1979 zu Zos. III 29,1. 120 Amm. XXV 6,6.
5. Julian (355—363)
133
Dämons fallen,"' der christliche Chronist Johannes Malalas (p. 333 f) berichtet, der heilige Mercurius hätte auf Geheiß Christi den Apostaten erstochen, gemäß der ‚Artemii Passio‘ (69) schoB Christus persönlich.'” Bis ins hohe Mittelalter entstanden neue Varianten der Todesgeschichte. Am bekanntesten wurde das bei Theodoret (HE. III 25) überlieferte, von Ibsen aufgegriffene Bekenntnis des sterbenden Julian: „Du hast gesiegt, Galiläer“.'”
Während der Jubel der Christen schon an Hochverrat grenzte,"* war die Bestürzung der Heiden tief. Die Bewohner der Stadt Karrhai steinigten den Boten, der die Nachricht brachte; die Truppen in Reims glaubten nicht an den Tod Julians und
töteten die Anhänger einer vermuteten Usurpation, darunter auch Jovians Schwiegervater.'” Libanios dachte an einen Mord von christlicher Hand und spielte mit
Selbstmordgedanken; in drei Reden machte er seinem Kummer Luft."* Der römische Senat konsekrierte Julian, ein Elfenbeindiptychon der Symmachi, heute im Britischen Museum, zeigt unten den Kaiser auf einer Elefanten-Quadriga, den Sieg
über die Perser symbolisierend, in der Mitte den Scheiterhaufen mit den aufstei-
genden Adlern und oben den Kaiser, von zwei Genien emporgetragen, erwartet von den früheren, bereits im Himmel befindlichen Kaisern.'?
Sofort begannen seine Anhänger, die literarische
Hinterlassenschaft
des Kaisers zu sammeln. Sie ist umfangreicher und vielseitiger als die irgendeines anderen
Kaisers." Außer Cicero, Marc
Aurel und Augustin
kennen wir keine
rómische Persónlichkeit so gut wie Julian. Seine frühesten Reden sind Lobreden auf Constantius Il und Eusebia. Sie stammen aus der Zeit, als er Caesar war, und
bringen außer den üblichen Topoi wichtige Nachrichten über die Lage des Reiches.
Die folgende Gruppe von Reden enthält Prosa-Hymnen an Helios und an die Góttermutter von Pessinus. Ihnen gegenüber die Bildungsfeindlichkeit der Kyniker und gegen ist uns überliefert, weil Kyrillos von Alexandria fassende Widerlegung schrieb, in der er gewiß
stehen die Kampfschriften gegen die „Galiläer“. Diese letzte Schrift um 435 eine zwanzig Bücher umdie Hälfte des julianischen Textes
wörtlich zitierte. Unter den mehrfach angeordneten Bücherverbrennungen antichristlicher Schriften werden die Julians nie genannt. Geistreich ist Julians Satire über die römischen Kaiser." Zum Saturnalienfest, dem römischen Karneval, lädt Romulus die Kaiser in den Góttersaal. Silen bringt sie herein, und eine kurze Zwie-
sprache entscheidet darüber, ob der jeweilige Kaiser sich dazusetzen darf oder nicht. Julian charakterisiert seine Vorgänger — den Preis erhält Marc Aurel —, das ist ebenso
aufschluBreich für sein Geschichtsbild wie für sein Staatsideal.'* Abgesehen von der erwähnten Satire ,Misopogon' sind Julians Briefe ergiebig. Erhalten sind drei politische Sendschreiben, eines an den Philosophen Themi? Socr. III 21.
Kaiser zu Lebzeiten generell als legitim, nach sei-
ὩΣ Eine Vorstufe zu dieser Legende bietet Soz.
nem Tode aber als illegitim betrachtet wurde.
V12,3fF. 3 Zon. XIII 13 (ed. Dindorf III, 215); Art. Pass. 69. Geffcken 1929, 124.
'* Mancherorts tilgten sie den Namen Julians aus den
Inschriften:
Arce
1984,
132;
141;
144;
146; 158. Eine offizielle damnatio memoriae hat nicht stattgefunden, die letzte hatte Licinius betroffen
125 Zos. HT 34,2; Amm. XXV 10,7. ?* Lib. or. 1, 135; or. 17; 18; 24; Soz. VI 2,1. Scholl 1994; Wiemer 1995.
127 Alföldi 1943, 63; Straub 1972, 159ff. 7* Zu Julians Schriften s. 1 2!
129 Baldwin 1978. 19 Nach dem Fest wird die Schrift auch ‚Sa-
(s. 11 3), fortan kam es nicht mehr vor, daß ein — turnalia' zitiert. Lacombrade 1962.
134
II. Die politische Geschichte
stios, eines an die Athener und eines an einen unbekannten Priester (s. o.). Hinzu kommen
83 Briefe an Beamte, Philosophen und Priester, auch an Priesterinnen, an
christliche Bischöfe aus seiner Bekanntschaft, sowie an einzelne Völker und Städte.
Auch eine kleine Sammlung von Epigrammen Julians ist überliefert: darunter ein Jugendgedicht über eine Orgel, ein Spottgedicht aus Gallien, das dem barbarischen Bier den edlen Wein entgegenstellt, sowie ein stoisches Sinngedicht: „Laß dich tragen, wohin das Schicksal dich tragen will. Wenn du dich dagegen empörst, schadest du dir allein. Denn trotzdem trägt dich das Schicksal, wohin es dich tragen will."
Unter den Staatsmännern der Spätantike ist Julian die ansprechendste Gestalt. Von hohem Schwung getragen, ist er gegen sein Jahrhundert in die Schranken getreten: gegen Germanen
und Perser, gegen Absolutismus und Bürokratie,
gegen den populáren Kynismus, der die Kultur ablehnt, und das Christentum, das
die ältesten Überlieferungen antiker Religion und die höchsten Werte des hellenischen Geistes in Frage stellte. Julian versuchte, den überlieferten Götterglauben zu
einer philosophischen Sonnenreligion zu erheben, in der das Christentum geduldet wurde, ja sogar das Vorbild für Lebensführung und Liebesarbeit abgab. Auf den so
erneuerten Grundlagen der Kultur sollte das wankende Imperium Romanum wieder Halt finden. In all diesen Punkten ist Julian gescheitert. Dennoch hat er auf Mit- und Nachwelt Eindruck gemacht.'” Die heidnischen Zeitgenossen erblickten in ihm einen vir egregius et rem publicam insigniter moderaturus — „einen hervorragenden Mann, der das Reich vorzüglich verwaltete“ .'”
Das Volk verehrte seine Statuen wie Götterbilder.'* Trotz einzelner Kritikpunkte haben ihn Ammian
und Libanios, Themistios und Zosimos, sowie zahlreiche wei-
tere altgläubige Autoren hoch gepriesen. Von vielen kennen wir nur noch die Namen, denn diesem Strang der Überlieferung war das Schicksal nicht günstig.
In heidnischen Kreisen wurde Julians Regierungsantritt noch im 5. Jahrhundert als Beginn einer neuen Zeitrechnung benutzt.'” Selbst einzelnen Christen hat Julian Respekt abgenötigt.'* Orosius (VII 30,2) schreibt, Julian habe die Christen mehr mit Raffinesse als mit Gewalt verfolgt;
Prudentius (Apoth. 450 f) zollt Julian Anerkennung als Heerführer (ductor fortissimus armis), als Gesetzgeber (conditor legum) und Staatsmann (consultor patriae); Julian erscheint ihm „treulos gegen Gott, doch nicht treulos gegen das Reich“. Sokrates gibt ein ausgewogenes Bild, und Jordanes (Rom. 304) nennt Julian vir egregius et rei publicae necessarius. Im allgemeinen freilich hat die Kirche Julian in finsteren Farben geschildert. Während seine philosophischen Freunde unter Valens wieder als Heiden verfolgt wurden, schrieben Ephraem der Syrer, Johannes Chrysostomos und Gregor
Nazianz
von
wüste Polemiken gegen Julian den „Abtrünningen“ (ἀποστάτης) und
„Meuchelmörder“
des Constantius.'”.
'! Seneca cp. 107, 11, nach Kleanthes? ἊΣ Bidez 1940, 350 ff; Philip 1929; Browning 1975, 219 ff; Braun/Richer 1978 und 1981; Nes-
selrath in: Schäublin (Fs.) 2001, 15 fl. 1% Euer. X 16. M Lib. or. 18,304.
Sozomenos
(VI 2,13ff) verzeichnet
1% Marinus VP. 36. 1% Greg. Naz. or. 4,75; ΜΔ]. 21.
Ambros.
De
eine
obitu
1 Ephraem BKV. 37,197 ff; Joh. Chrys. De S. Babyla; Greg. Naz. or. 4f, deutsch BKV. 59,71 ff. mit Kurmann 1988.
5, Julian
Liste von Naturkatastrophen,
(355-363)
die Gottes Zorn
135
über den Apostaten
ausdrückten.
Für Theodoret (HR. 2) war er ein „häßliches, stinkendes Schwein“, Hieronymus (ep. 70) nannte ihn einen „wütenden Hund“, dessen Tod die wohlverdiente Strafe
für seine „unverschämte Zunge“ gewesen sei. Julian wurde zum Satansdiener und Christenverfolger, der die Frommen in einem ehernen Stier geröstet hätte, wie
einst Phalaris, auf dessen Götzenaltären Menschenopfer rauchten; damals hätten die Leichen der Christen die Flüsse gefüllt und die Brunnen verstopft.'*
Aus dem 6. Jahrhundert stammen zweisyrische Romane über Julian, die um 900 der persisch-arabische Gelehrte Tabari benutzt hat.'” In der mittelalterlichen Literatur wird Julians Untergang erbaulich dargestellt, die Legenden um den „Zauberer und Tyrannen“ treiben üppige Blüten, so bei Roswitha von Gandersheim,
Otto von Freising und in der ‚Kaiserchronik‘, die nach syrischer Quelle von einem Teufelspakt Julians berichtet. Julian gehört somit in den Stammbaum der FaustGestalt. Ansätze
zu einer ausgeglichenen
Bewertung
zeigen
sich im
Humanismus.
1489 lieB Lorenzo de' Medici in Florenz ein Stück aufführen, in dem Julian aufer seinen christenfeindlichen Zügen auch die Absicht zugeschrieben wird, den alten Glanz Roms zu erneuern.
Den Umschwung in der Bewertung Julians brachte das 16. Jahrhundert."
Eras-
mus von Rotterdam und Jean Bodin äußerten sich als erste positiv. Indem Constantins Stern sank, stieg der Julians. Der Hugenotte Pierre Martini publizierte einzelne Schriften des Kaisers mit einer zunächst neutralen, dann immer positiveren
Würdigung. Gerade in Frankreich
gewann Julian Sympathisanten, vielleicht
auch deshalb, weil er Paris in den Rang
einer Residenz
erhoben
hat. In seinem
‚Misopogon‘ widmet Julian (340f) seiner „Freundin“ Lutetia eine liebevolle Beschreibung, er lobt die milden Winter auf der Seine-Insel, ihre Brücken, das klare,
trinkbare Wasser, die Weingärten und Feigenkulturen. Die Biographie des Abbé de la Bletterie, der Julians Verdienste anerkannte, erschien 1735 allerdings nicht in Paris, sondern in Amsterdam.
Es ist begreiflich, daß Julian zum Liebling der
Aufklärer emporstieg. Das ergab
sich aus seinen philosophischen Neigungen und seiner antiklerikalen Politik. Mon-
tesquieu'* ging so weit, zu behaupten, es habe niemals einen Fürsten gegeben, der würdiger gewesen sei, über Menschen zu herrschen, als Julian. Voltaire und Friedrich der Große schlossen sich dieser Bewertung an, Gibbon desgleichen.'^ 1% Preger,
Patria
S.
49.
Auch
Orosius
(VII
30,5) berichtet von Julians Plänen zu einem groBen Christengemetzel nach seiner siegreichen Heimkehr.
Zu den griechischen Kirchenvätern:
Leppin 1996, 72 ff. i" Nóldeke 1874, 263ff und 660ff; J. Hoffmann
1880 (syr. Text); Duval
1892, 41f; Baum-
stark 1922, 183. #1 Nóldeke 1874, 660ff. Der Philosoph Julian schließt einen durch den Zauberer Magnus vermittelten Pakt mit dem Beelzebub und verehrt
die Weltherrschaft
Ende.
Nöldeke
und nimmt ein schreckliches
datiert
diese
zweite
Fassung
ebenfalls ins 6. Jh., ebenso A. Baumstark, Geschichte der syrischen Literatur 1922, 183. M. von Esbroeck, Le soi-disant roman de Julien l'Apostat, in: H. J. W. Drijvers (ed.), Orientalia Christiana Analecta 229, 1987, 191 fF. ^! Demarolle 1976. 2 Ders., Esprit des Lois, 1748, 24,10.
“ Friedrich in seiner Ode ‚An die Verleum-
dung‘ (1760): La verité defiguree/Triomphe à la fin de
diesen statt Christus. Das ungeborene Kind einer Magd wird geopfert, die höllischen Geister aus
défenseur. / Lorsque la haine et sa cohorte, / Lorsque la
dem Erdinneren treten in Julians Dienst, er erhält
jalousie est morte, / La vertu parait sans abri; / Et
l'erreur; / Contre l'imposture sacrée / Julien trouve un
136
II. Die politische Geschichte Eine schöne Würdigung Julians verdanken wir Ranke
(1883,123): „Man hat
von repräsentativen Menschen gesprochen; in niemand aber haben sich jemals die auseinandergehenden, einander widersprechenden Tendenzen einer Zeit stärker repräsentiert als in Julian die der seinen. Es war die Epoche des größten Um-
schwungs.“ Entsprechend pflegt die neuere Forschung Julian als Mensch hochzuschätzen, seine Politik jedoch als aussichtslos abzutun. Von Julian selbst stammt
das Wort: „Die Unfähigkeit zur Unterscheidung zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen ist die gefährlichste Form des Wahnsinns.“'* Verurteilt er sich damit nicht selbst? Die Frage, was geschehen wáre, wenn Julian siegreich aus dem Perserkrieg heimgekehrt wäre, wurde in einem Brief bei Libanios (1220 F) erörtert und hat die Menschen seitdem immer wieder beschäftigt. Zwar gibt es auch moderne Stimmen,
die das als Unglück für das Reich erachtet hátten, ^ doch wäre Rom vermutlich auf lange Zeit vor persischen und germanischen Angriffen verschont geblieben. Die Erfolgsaussicht von Julians Religionspolitik ist nicht mit dem Hinweis
auf ein angeblich überlebtes Heidentum abgetan. Die Reaktionen in den Stádten des Ostens zeigen ein durchaus gemischtes Bild. Bedenken wir, wie zäh sich der alte Glaube selbst unter Julians christlichen Nachfolgern gehalten hat, sowohl unter den Intellektuellen in Alexandria, Antiochia, Athen und Rom als auch unter den Bauern des Westens und in den Städten des Orients (s. III 62), dann wird man zwar
keine Wiederherstellung vorconstantinischer Verhältnisse, wohl aber ein längeres
Nebeneinander der beiden Religionen für möglich halten müssen. Die Weltgeschichte sähe anders aus, wenn Julian nicht bereits nach neunzehnmonatiger Regierung gefallen wäre, sondern wie Augustus oder Constantin dreißig Jahre hätte regieren können. Libanios (or. 17,3) schreibt in seiner Klage über Julian: „So wie
der Tod Hektors das Ende Trojas ankündigt, so weist der Tod Julians voraus auf den Untergang Roms.“
6. Valentinian I und Valens (364-378) Quellen: Die Quellenlage der Zeit von Valentinian und Valens ist gut. Ammian, der ursprünglich mit Buch XXV schließen wollte, hat dann in den Büchern XXVI-XXXI die Zeit bis 378 doch noch dargestellt. Unter den Profanhistorikern bleiben ebenfalls wichtig Zosimos (IV 1-24), weiterhin aus Eunap schöpfend; die ‚Epitome de Caesaribus‘ (45 ff), sowie Zonaras (XIII 14-17) und Johannes Antiochenus (fr. 181-185). Stoff der politischen Geschichte liefern ebenso die Kirchenhistoriker: Hieronymus in der Chronik, Orosius (V11 31-33) und die im 5. Jahrhundert schreibenden Fortsetzer der Kirchengeschichte Eusebs: Socrates (III 22-1V 38), Sozomenos (VI 3-39), Theodoret (IV), Philostorgios (VIII£) und Rufinus (II 1-14). Die Briefe von Basilius d. Gr. (f 379) enthalten gutes Material zur Sozial- und Kulturgetoujours dans l'auguste histoire / Nous voyons refleurir la gloire / Que l'envie avait flétri. J. D. E. Preuss (ed.), Oeuvres de Fréderic le Grand, Bd. 10, Ode I, Berlin 1849. Gemeint ist der Abbé de la Bletterie mit seiner ,Vie de l'empereur Julien' 1735. D. F. Strauß (Kl. Schr. 1876, 175 ff) karikierte 1847 in Julian, dem „Romantiker auf dem
Thron
der
Cäsaren“,
Friedrich
Wilhelm IV.
Schmitt 1919/25, 210ff; Nulle 1958/59.
4 Bidez
1940, 199.
45 Wirth 1984. Er deutet Julians Tod als „Rettung
vor
einer allgemeinen
inneren
Katastro-
phe," denn „Julians Imperiumskonzeption war am Ende nichts als die einer theokratischen Herr-
schaft über die gesamte Oikumene“ (354) und so zum Scheitern verurteilt. Áhnlich Paschoud in: REL. 58, 1980, 107ff und Fatouros/Krischer 2002, 258.
6. Valentinian I und Valens (364-378)
137
schichte in Kappadokien. Die Rhetorik ist vertreten durch Reden des Themistios auf Jovian (or. V) und Valens (or. VI-XI), durch Libanios (Sievers 1868, 134 ff), Symmachus (or. I-III mit Hall 1977; Pabst 1989) und Ausonius, der seit 364 als Erzieher Gratians am Hofe lebte und ihm 379 einen Panegyricus hielt (Auson. XX). Ausgewählte Inschriften sind abgedruckt bei Dessau Nr. 756-779, 8947-8949, die Gesetze verzeichnet Seeck 1919, 213-251; ausgiebiger Pergami 1993; die Münzen Pearce RIC. IX 1962.
Am Tage nach dem Tode Julians am 26. Juni 363 versammelten sich die Offiziere der Expeditionsarmee, um einen neuen Kaiser zu wählen. Julian hatte keinen Nachfolger bestimmt. Es bildeten sich zwei Gruppen: die Generale aus dem ehemaligen Ostheere des Constantius auf der einen, und die der Westarmee Julians auf
der anderen Seite. In beiden Gruppen gaben die germanischen Heermeister den Ton an. Man einigte sich überraschenderweise auf einen Zivilbeamten, auf den praefectus
praetorio Salutius. Er war ein enger Freund Julians und Verfasser eines neuplatonischen Katechismus, lehnte aber die Würde unter Hinweis auf sein Alter ab.'
Daraufhin wurde am 27. Juni 363 in tumultuarischer Form Flavius Jovianus zum Kaiser ausgerufen.’ Jovian war 331 in Singidunum an der Donau geboren,’ er hatte unter Constantius als protector domesticus in der Garde gedient und war von Julian zum primicerius domesticorum befördert worden. Für seine Wahl sprach vor allem das Ansehen, das sein Vater, der comes Jovianorum Varronianus, genoß.‘ Der
Grund ist nicht ungewóhnlich, der Ruf des Vaters war auch das entscheidende Argument zugunsten von Jovians Nachfolger Valentinian.
Die erste Aufgabe Jovians war es, das Heer ins Reich zurückzubringen. Die Versorgung wurde kritisch, und so ging Jovian im Juli 363 auf ein Friedens-
angebot Sapors ein. Eine dreißigjährige Waffenruhe wurde vereinbart, den Persern das obere Mesopotamien
mit
15 Festungen
und den Stádten Singara und
Nisibis eingeräumt.‘ Diese Zone war lange zwischen Rom und Persien umkämpft
gewesen, unter Diocletian hatte Galerius sie wieder für das Reich gewonnen. Die Preisgabe dieses Territoriums erfolgte gemäß Ammian, der dabei war, ohne zwingende Notwendigkeit, und deswegen ist Jovian als „Minderer des Reiches“’ in der zeitgenössischen Publizistik angegriffen worden. Die Antiochener beglückwünschten sich in Pasquillen, daß der Kaiser nicht auch ihre Stadt abgetreten hätte.‘ Insbesondere der Verlust von Nisibis schmerzte. Ammian (XXV
8,14) erzählt,
wie die Einwohner Jovian baten, ihre schier uneinnehmbare Stadt Orientis firmissimum claustrum, auf eigene Faust gegen die Perser verteidigen zu dürfen, der Kaiser ! Die Wahl und die Weigerung des Salutius wird von Ammian (XXV 5,3) nach dem Tode Julians, von Zosimos (III 36,1) in leicht abgewandelter Form nach dem Tode Jovians berichtet. Vermutlich hat die Szene, die beide Autoren nur einmal erwähnen, auch nur einmal stattgefunden. Ammian als Augenzeuge ist verläßlicher.
2 Amm. XXV 5,4; Themist. or. 5,65 b; Seeck, Iovianus, RE. IX 2, 1916, 2006 ff; Wirth 1984; Matthews 1989, 180ff; Curran in: CAH. XIII 1998, 78ff, Heather in: Drijvers/Hunt 1999,
105 ff.
3 Epit. 44,1.
* Eutr.
X 17,1;
Amm. XXI
16,20; XXV
5,4 u.
entsprechend den Inschriften und Gesetzen; ein Teil der Quellen nennt ihn Sallustius). Anderer
8 gegen Zos. III 30,1. 5 Suidas, Jota 401; Epit. 45,3. * Amm. XXV 7; Theodoret HR. 1. Zum Per-
Ansicht sind Seeck (Salutius, RE. 1 A 2, 1920,
serkrieg von 363/4 insgesamt s. II 5!
Zutreffend PLRE. ] 815 (s. n. Secundus Salutius,
2074) und Paschoud zu Zos. III 36. Dort die
? Stein 1928, 264.
weitere Literatur.
8 Joh. Ant. fr. 181.
138
II. Die politische Geschichte
aber auf der Auslieferung bestand, um keine weiteren Feindseligkeiten hinnehmen zu müssen.
Die
Einwohner
waren
Christen
und
mußten
die Stadt verlassen,’
während die persische Fahne auf dem höchsten Turm der Stadtburg aufgezogen wurde."
Nisibis blieb eine christliche Stadt, diente aber als Aufmarschbasis der
Perser gegen Rom, bis sie 640 von den Arabern genommen wurde.” Ein noch größerer Verlust für Rom
war freilich, daß Jovian auch die Vorherrschaft über
Armenien aufgab.' Die Münzpropaganda feierte Jovian als Sieger." Jovian war — trotz seines Namens — orthodoxer Christ. Sobald er wieder Reichsboden betreten hatte, erneuerte er die von Julian der Kirche abgenommenen Vor-
rechte. Die christlichen Rhetoren durften auf ihre Lehrstühle zurückkehren." Athanasios nahm seine Kathedra wieder ein.^ Zugleich flammte der Kampf um
Bischofsstühle und Glaubensformeln
wieder auf.^ Das Heidentum
wurde
zunächst erneut verboten, dann aber in eine allgemeine Toleranzverfügung einbegriffen;" allein Zauberei und Weissagung blieben strafbar. Die Tempelgüter wurden abermals eingezogen" und die Getreidelieferungen an die Kirche wieder aufgenommen. Während seines Aufenthaltes in Antiochia mußte Jovian den Spott des Volkes wegen des „Schmachfriedens“ ertragen. Der Tod des Apostaten wurde indes von den Christen begrüßt. Es kam zum Sturm auf den Trajantempel, der die
umfangreiche Bibliothek Julians barg. Beides ließ Jovian abrennen." Dann zog er in grofler Eile weiter." In Ankyra
trat Jovian am
1. Januar 364 mit Varronianus, seinem Sohne von
Charito, das Konsulat an." Auf dem Wege nach Konstantinopel ist er jedoch am 17. Februar 364 in Dadastana mit 33 Jahren gestorben — anscheinend an einer Kohlenmonoxydvergiftung, der auch Julian (341 D) einmal fast erlegen wäre. Be-
stattet wurde er im Kaisermausoleum
von Konstantinopel.” Der Winterkaiser
* Das war kein Privileg, wie 1555 im Augsbur-
daB die Stadt den Persern nur auf Zeit abgetreten worden sei (Josua 7). Ausführlich: Chrysos 1993; Schulz 1993.
ger Religionsfrieden, da das Christentum in Persien nicht verboten war. Jovian wollte seine Steuerzahler behalten, die auch Sapor gerne bekommen hätte. 1 Tabari S. 63; Amm.
der
Besitzergreifung
XXV
scheint
9,1. Dieses Ritual
früher
nicht
be-
2 Amm.
XXV 7, 12; Lib. or. 1,134; Zos. III
31.2; Philost. VIII 1. Seager 1996. '' Ehling 1996.
zeugt. Zu den Einzelheiten vgl. Sturm, Nisibis,
"^ Amm. XXV 3,6.
10.15;
Soz.
RE. XVII 1, 1936, 748 ff. Zur Vorgeschichte von Nisibis s. 11 2! " Für den Frieden Jovians mit Sapor ist Am-
5 Hist. aceph. 13 = PG. 26, 1446; Fromen 1914, 31 f; 77; Suidas, Jota 401. *^ Socr. III 24,1; Soz. VI 4,1 ff.
mian die verläßlichste Quelle, er vertritt wieder-
" Socr. 111 24f; Lib. or. 30,7.
holt die Ansicht, daß die Preisgabe des Territo-
# CTh. X 1,8.
riums nicht nötig gewesen wäre: XXV 7,10ff; 9,7fF; ähnlich Festus 29; Zos. IH 32 (mit Paschoud z.St.); Agath. IV 25,6 und Josua 7. Die Notlage Jovians betonen dagegen Eutrop X 17;
VI 3; CTh. XIII
W Joh. Ant. fr. 181. Daß Charito die Brandstiftung
angezettelt
habe,
stimmt
nicht
zu der
Lib. or. 18,278 ff; Greg. Naz. or. 5,15; Oros. VII
Nachricht bei Zon. XIII 14, daß sie ihrem Mann entgegengezogen sei, ihn aber nicht mehr lebend angetroffen habe. Tiersch 2000. 54; Wintjes
31,1. Augustin CD. IV 29; Hieron. chron. zu 364; Soz. V] 3,2 und Faustus V 21 (FHG. V 2
2005, 152. ? Amm.
XXV
10,4.
S. 259). Socrates (III 22) entschuldigt Jovian, aber
?! Themist. or. 5.
überliefert die Verärgerung bei den Soldaten. In
2? Eutr. X 18,2; Amm.
den spáteren
Verhandlungen
mit Persien taucht
Nisibis immer wieder auf, es gab die Vorstellung.
1,3. Später lag er im
XXV
10,12f;
Mausoleum
Zon. XIII 14,23. Grierson 1962, 41 f.
XXVI
Justinians:
6. Valentinian I und Valens (364-378)
139
erhält ein ungünstiges Charakterbild,? sein Sóhnchen verschwindet aus der Überlieferung. Als der Thron wieder vakant geworden war, wählten die höchsten zivilen und militärischen Amtsträger in Nicaea „auf Eingebung der himmlischen
Gottheit“
Flavius Valentinianus” am 23. oder 24. Februar zum Nachfolger Jovians. Stimmführer waren wieder die germanischen und pannonischen Offiziere, und zu ihnen gehörte auch Valentinian. Er war 321 in Cibalae in Pannonien geboren und stammte wie Jovian aus einer illyrischen Offiziersfamilie. Sein Vater Gratianus hatte sich als comes rei militaris in Africa und Britannien einen Namen gemacht.” Valentinian stieg unter Constantius auf zum
tribunus und comes in Gallien, wurde
von
Julian disziplinarisch gemaßregelt,* von Jovian jedoch an den Hof geholt. Während seiner Wahl war Valentinian abwesend in Ankyra, er kommandierte als tribunus scholae secundae scutariorum eine Abteilung der Leibwache. Er gehörte also wiederum nicht in die höchste militärische Rangklasse. Valentinian trat sein Amt erst am übernächsten Tag an, weil der 24. oder 25. ein
Schalttag war und als Unglück verheißend galt.” Auf Drängen des Heeres nach einem
Mitkaiser ernannte Valentinian am 28. März 364 seinen jüngeren Bruder
Flavius Valens beim Hebdomon, sieben Meilen vor Konstantinopel zum zweiten, gleichberechtigten Augustus.” Damit lebte Diocletians Idee vom legalen Mehrkaisertum wieder auf. Auch Valens stand im Heeresdienst, er war protector domesticus
und wurde vor seiner Augustusproklamation von Valentinian zum tribunus stabuli befördert. Im Anschluß daran zogen die fratres concordissimi nach Thrakien.” Im Juni 364 waren sie in Mediana bei Naissus und teilten dort Reich und Heer.“ Die Grenze
verlief von der Großen Syrte nordwärts zur Save an die Donau, entsprach mithin der zwischen den Reichsteilen von Constantius II und Constans. Der Teilung hat man mitunter epochalen Charakter zugesprochen,” doch wurde, wie in früheren Fällen dieser Art nur die Verwaltung, nicht der Staat selbst geteilt. Alle offiziellen
Verlautbarungen erfolgten im Namen beider Kaiser, das zeigen die Gesetze und Münzen, Inschriften und Konsulate. Auch ein Austausch von Beamten fand weiterhin statt. Valens begleitete seinen Bruder anschließend noch bis zur Grenzstadt 2 Amm.
XXV
10, 14f;
Suidas Jota 401. Da
man den frühen Tod Julians als Strafe Gottes
den Kalenden des März. Ob der erste oder der zweite Tag der bissextus war, ist unklar, s. III 6e!
für seine Apostastie ansah, sagte man dem noch
früher gestorbenen orthodoxen Jovian ein berechnendes Christentum nach: Aug. CD. V 25.
? Amm.
? Amm. Ὁ Amm.
86 fF.
* Amm. XXVI 1; genauer zur Wahl: Philost.
4,3;
Symm.
or.
1,11.
Nagl,
Valens, RE. VII A 2, 1948, 2097 ff. Beide Kaiser konnten kein Griechisch: Themist. or. 6,71.
Zu den griechischen Kirchenhistorikern: Leppin 1996,
XXVI
XXVI XXVI
4,2; Dessau 762. 5. CTh. VI24,3
19. VIII. (?) 364, „Med.“ von Mommsen als
2158 ff; Neri 1985. Griechische Inschriften verleihen dem Kaiser auch das Gentilizium Iulius oder Claudius: Vatin 1962. ^ Amm. XXX 7f.
Zur Heeresteilung: Hoffmann 1969, 117. Gegen
7 Amm. 24. Februar
XXVI
1,3ff. Der doppelt
gezählte
hieß bissextus, zurückgerechnet
von
ergänzt.
Raimondi
irrig
VIII 8. Nagl, Valentinianus I, RE. VII À 2, 1948,
** Woods 1998 mit gewagten Thesen zur kontroversen Quellenlage.
,,Mediolanum"
vom 2001.
dessen plausible These, daß die in der ‚Notitia Dignitatum' und sonst oft bezeugten Doppelein-
heiten vom Typ cornuti seniores (als ursprünglich Valentinian zugeordnet) und comuti iuniores (als
anfangs Valens gehórend) damals geschaffen worden seien, spricht die vom Drew-Bear 1977 publizierte Inschrift von 356 aus Nakoleia. M Pabst 1986, 34 fF; dieselbe 1989,11.
140
II. Die politische Geschichte
Sirmium. Dann kehrte er nach Konstantinopel zurück, während Valentinian nach
Mailand zog.” Bis zum Sommer 365 blieb Valentinian in Mailand, dann ging er nach Gallien, wo
er zunächst in Paris, später überwiegend in Trier residierte. Die Nachricht vom Tode Julians hatte die Alamannen
zu Einfällen nach Gallien und Raetien ver-
lockt.” Trotzdem erschienen sie Ende 364 am Hof in Mailand, um „die üblichen
Geschenke“ abzuholen. Valentinian glaubte, mit billigen Gaben auszukommen. Die Alamannen empfanden das als Beleidigung. Sie rächten sich noch im selben Jahr und zu Beginn des folgenden durch Einfälle ins Reich, bei denen die ihnen entgegengeschickten Truppen unterlagen.’ Im Mai 366 gelang einem Heermeister des Kaisers ein verlustreicher Sieg über die Eindringlinge bei Catelauni/Chälons sur Marne. Den massenhaft verschleppten und versklavten Provinzialen sicherte der
Kaiser nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft gesetzlich die Rückgabe ihres Eigentums zu.“
368 überfiel der Alamannenkónig Rando während eines christlichen Festes — vermutlich Ostern — die Stadt Mainz und führte wiederum Beute und Menschen weg. Valentinian ließ den im alamannischen Breisgau herrschenden Sohn des von Julian betrügerisch gefangenen
Vado mar
(s. II 5) Vithicabius durch einen ge-
dungenen Mörder töten, ging selbst auf einer Schiffsbrücke* über den Rhein und zerstörte die alamannische Höhenburg Solicinium,” anscheinend den Fürsten-
sitz Randos. 369 wandte sich der Kaiser gegen die Alamannen am Neckar und suchte vergeblich einen rechtsrheinischen Brückenkopf zu halten.” Mit dem burgus Lopodunum (Ladenburg) und im Breisgau gelang die Sicherung eines rheinischen Vorfeldes. Noch im gleichen Jahre schloß der Kaiser einen Pakt mit den Burgunderkönigen gegen die Alamannen. Als seine Verbündeten 370 mit angeblich 80000 Mann erschienen, wagte der Kaiser es nicht, als schwächerer Partner mit ihnen zusammen
in den Krieg zu ziehen.” Im selben Jahre besiegte der Heermeister Theodosius die Alamannen in Raetien und siedelte eine größere Anzahl Gefangener als Laeten in plädiert
2 Amm. XXVI 5,4. 3 Amm.
XXVI
4,5.
Drinkwater
1997;
ders.
in: Drijvers/Hunt 1999, 127; Lorenz 1997. * Amm. XXVI 5; XXVII 1.
35 Amm. XXVII 2; Chron. Min. I 241; CTh. V 7,1. 3 Symm. or. 2,26. ” Amm.
XXVII
10;
Symm.
or.
1,17f (von
369). Da Valentinians Alamannenzug auf die Plünderungen von Mainz antwortet, ist mit einer Stoßrichtung in das Gebiet von Rheingau und Wetterau zu rechnen. Dem entspricht die von Seyfarth in der Teubneriana 1978 aufgegebene Konjektur Clarks zu XXVII
10,6 Moenum
statt
Rhenum. Die Lokalisierung dieses Zuges in die Neckargegend (so wieder Gutmann 1991) stützt
für
den
Altkönig.
Nagl
A 2,2173) für Rottenburg; Gutmann
(RE.
VII
(1991, 27)
für den Runden Berg bei Urach. Heinrich Richter, der Ausgräber des Glaubergs in Oberhessen, hielt diesen für das Solicinium alias Solicomnum (so XXVII 10,8 Vat.) Ammians. Zerstórungshorizont und Gelándebeschreibung passen (Berg wie ein Riegel in der Landschaft, Steilabfälle auBer nach Norden), Münzfunde reichen von Constantin bis Gratian, spátere Stücke stammen von Arcadius und Constantin III. Die Existenz eines alamannischen Fürstensitzes ist unbestritten: Werner 1965, 450ff; Lorenz 1997; 108 ff. * Amm. XXVIII
2;
CTh.
X131,4
(Alta
sich auf CTh. XIII 6,3 aus Worms, von Seeck V
Ripa). 368 und 369 nahm Ausonius, 369 auch Symmachus am Feldzug teil: Symm. or. 2,4 (ripa barbariae); 23 (Neckar); VI 35,8 (Brisiacum);
433 auf 368 gesetzt, obschon ebenso 370 und 373
Auson. IX, X 423; XVI; XIX 28; 31.
in Frage
Solicinium
kommen.
Zu
Ausonius
siehe unten.
ist nicht lokalisiert. Gerland
1930
# Symm. or. 2,13; Hieron. chron. Amm. XXVII 5,8 ff.
zu 373;
6. Valentinian I und Valens (364-378)
141
der Po-Ebene an.” Der Versuch, 372 den alamannischen Herrn des Rheingaus, Macrianus, zu fangen, mißlang; der Kaiser mußte sich 374 zu einem Friedens-
schluß bequemen. Der Alamanne war fortan ein verläßlicher Bundesgenosse Roms, fiel aber im Kampf gegen den ebenfalls romfreundlichen Frankenkönig Mallobaudes.“ Der Norden Galliens war durch die Franken bedroht, während die Sachsen mit
ihren Schiffen die Flußläufe herauffuhren und das Hinterland plünderten. Auch hier erzielte Valentinian Erfolge, teils durch seine Heermeister, teils in eigener
Person.“
Große Sorgfalt hat Valentinian auf die Befestigung der Grenzen verwandt,“ denn nach dem Abzug Julians in den Perserkrieg hatten die Barbaren auf der ganzen Westfront angegriffen.“ Vom Bodensee bis zum Niederrhein errichtete der Kaiser
eine Kette von Posten und Kastellen, teilweise durch Brückenköpfe gesichert,“ und von Köln über Tongern und Tournai nach Boulogne zog er eine Postenkette ent-
lang der Straße.” Die mittlere Donau wurde auf Valentinians Anordnung von seinem Heermeister Equitius befestigt." Auch hier gab es vorgeschobene Militärstationen jenseits des Flusses.” Diese Verteidigungslinie hat vierzig Jahre lang gehalten.
So wie Gallien mußte auch Britannien verteidigt werden. Außer den periodischen Angriffen der Picten, Scoten und Attacotten aus Schottland und Irland und einer barbarica conspiratio, die den Römern Niederlagen beibrachte,? schädigten die Raubzüge der sächsischen und fränkischen Seeräuber die Küstengebiete. Hinzu kommt der Usurpationsversuch eines pannonischen Verbannten, der ebenfalls Va-
lentinianus hieß.” Der Kaiser schickte 368 den späteren magister equitum Theodosius, den Vater des Kaisers gleichen Namens (s. II 7), um die inneren und äußeren Gefahren zu beseitigen. Theodosius, damals noch comes rei militaris, verhaftete den
Empörer und ließ ihn zur Aburteilung nach Gallien bringen.” Dann löste er die Truppe der Arcani auf, die sich an den Plündereien beteiligt hatte, besserte die
Hadriansmauer nochmals aus und richtete zu Ehren seines Herrn eine fünfte Pro-
vinz Valentia ein.” Damit begann die letzte, bescheidene Blütephase des römischen Britannien.
© Amm. ' Amm. * Amm.
XXVIII 5,15; s. III 2d! XXIX 4; XXX 3,6f. XXVII 8,5; XXVIII 5,1.
5 Amm. XXVIII 5,1-7; XXX 5,2; Hieron.
der Ostteil ist nicht erschienen. Überblick Zeugnisse bei Hoffmann 1973, 8f.
47 Bogaers/Rüger 1974.
7,8; Paneg. Il
chron. zu 373. Der dort genannte
Schlachtort Deuso ist nicht sicher bestimmt: Schmidt 1938, 42 f; Zóllner 1970, 22. Valentinian
trug Ende 369 den Siegerbeinamen Francicus maximus: Dessau 771 (Inschrift vom Ponte Cestio in Rom). Valentinians Frankenzug fällt wohl ins Jahr 366: Demandt 1972, 82 ff. “4 Amm. XXVIII 2. 4 Amm. XXVI 4,5.
“ Amm. 1957
den
Westteil
# Dessau 762; 774f; Amm.
XXIX 6,2. Vasic
in: Srejovic 1995, 327 ff. 4 Pabst 1989, 332f; 353. 5$ Amm. XX VII 8,1. Frend 1992. 5! Die PLRE. 1, 935 nennt ihn mit der gesam-
ten Forschung (so wieder Gutmann
1991, 51 ff;
Curran 1998, 87) irrig Valentinus, vgl. Demandt 1972, 90.
#2 Jord. Rom. 308. 5! Hieron.
XXVIII 2,1; Symm. or. 2. Stehlin
behandelt
der
des
Oberrheins,
chron.
Collingwood-Myres 84ff;
Frere
318 £; 333 fF.
1967/78,
zu
371;
Amm. XXVIII
1936, 284f; Demandt 242f;
392ff;
Birley
3;
1972, 1981,
142
Il. Die politische Geschichte
Auch in Africa regten sich wieder die Barbaren. In Tripolitanien griffen dic Kamelnomaden das rómische Fruchtland an und belagerten sogar einzelne Stádte.
Die Verteidigung wurde erschwert durch einen kapitalen Fall von Korruption in der Verwaltung, der erst spát aufgedeckt und von Valentinian geahndet werden konnte. Die Stadt Lepcis Magna" hatte sich 365 um Hilfe gegen die Barbaren an den
comes Romanus gewandt, der aber verlangte eine Transportkolonne von angeblich viertausend Kamelen, die von der bedrángten Stadt nicht beizubringen waren. Das
concilium Tripolitanum führte 366 beim Kaiser Beschwerde, die aber wirkungslos blieb, weil Romanus mit dem magister officiorum am Hofe befreundet war, der die
Sache dem Kaiser anders darstellte. Während die Gesandtschaften hin- und hergingen, unternahmen die Berber einen Raubzug nach dem anderen.”
In Mauretanien kam es 370 zur Usurpation des Firmus. Er war der Sohn des maurischen Klientelkónigs Nubel, dessen Familie im späten 4. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte.“ Firmus hat anscheinend, ähnlich wie viele Germanenprinzen der Zeit (s. III 1 d), in einer römischen Truppe gedient, sie rief ihn zum
Gegenkaiser aus." Die Unzufriedenheit mit dem comes Romanus verschaffte Firmus Unterstützung durch die Provinzialen, insbesondere die Donatisten. Valentinian
schickte seinen Heermeister Theodosius mit gallischen Truppen, der den Aufstand 374 brutal niederschlug.“ Anfang 376 wurde der Heermeister allerdings seinerseits
unter dem Verdacht des Hochverrats in Karthago enthauptet." Unruhen gab es ebenfalls in Rom.
Das Luxusleben der Senatoren und der
Müßiggang der Zirkusmassen werden von Ammian mit bissigen Worten beschrieben.” 368 bis 371 kam es zu einer Reihe von Prozessen gegen Angehörige des Senatorenstandes
wegen
Giftmischerei,
schwarzer
Kunst
und
Ehebruch,
eine
merkwürdige, aber nicht singuläre Kombination." Der kaiserliche Kommissar griff durch. Valentinian, der Rom nie betreten hat, zeigte überhaupt wenig Sympathien
für den Senatorenstand. Nur zwei Senatoren wurden von ihm mit dem Konsulat ausgezeichnet, die Reichspräfekten Probus (371) und Modestus (372). Im übrigen 5 Die
Schreibweise
„Leptis“
beruht
auf der
spätantiken Aussprache von „ti“ wie „zi“. 5 Amm. XXVII 9,1-15; XXVIII 6, XXIX 5. Demandt 1968/69; Clauss 1981, 67 f; 186 f; Mat-
thews 1989, 383 ff; Coskun, Romanus 2004. Skeptisch gegenüber Ammian: Günther 1997. Zu den spätantiken concilia 5. 111 6c! ** Nubel war regulus der maurischen Stämme aus dem Land der Jubaleni (Amm. XXIX 5,2), wahr-
scheinlich Christ (CIL. VIII 9011; 9255?), und hatte zahlreiche Kinder. Sein Sohn Zammac-Salmaces fühlte sich als Vorkämpfer Roms (Dessau 9351) und war mit dem comes Africae Romanus befreundet. Er wurde von seinem Bruder Firmus umgebracht (Amm. XXIX 5,2). Weitere Söhne Nubels
waren der spätere magister militum per Africam Gildo und Mascezel, der ihn 398 besiegte, s. Il 8! Die Datierung der Usurpation ist von 372 auf 370 zu korrigieren: Demandt 1972, 94 ff. Irrig Gutmann 1991, 69 ff u. Curran 1998, 88. *' Torques-K rónung pro diademate (Amm. XIX X
5,20) und Purpurmantel (Zos. IV 16,3) beweisen seine Usurpation, vgl. CIL. VIII 5338, Name in Rasur.
*^ Demandt 1972, 94 ff. * Hieron. chron. zu 376; Oros. VII 33,5 f. Demandt 1969, dort auch die ältere Literatur. * Ammians zweiter Exkurs über Senat und Volk von Rom schließt sich an den Bericht
über
die
Stadtpräfektur
des
Ampelius
372
(XXVIII 4; vgl. XIV 6). Demandt 1965, 14 ff.
*! Amm. XXVIII 1,5 f; Hieron. chron. zu 371.
Die Prozesse wurden geführt von dem vicarius Urbis Maximinus, Coster 1935, 10 ff. Thompson
(1947, 87 ff), Alföldi (1952, 70) und Chastagnol (1960, 430ff) glaubten an eine politische Verschwórung des Senats gegen den illyrischen Soldatenkaiser Valentinian und seine Leute, ähnlich wie in der Erhebung des Senats 238 ge-
gen Maximinus Thrax. Dagegen Demandt 1969, 607ff und Hamblenne
Matthews
1975, S6ff;
1980; Coskun 2000/01.
1989, 209 ff:
6. Valentinian I und Valens (364-378)
143
gewannen die Militärs, wie schon seit Julian, an Macht und Ansehen. Sieben Heermeister — darunter vier Barbaren — wurden Konsuln, die magistri militum ingesamt aus dem Stand von viri carissimi in den von viri illustrissimi erhoben und
den Práfekten gleichgeordnet.* Die Innenpolitik
Valentinians, dokumentiert in über 500 Gesetzen, ist durch
Versuche geprägt, die Mißstände in der Verwaltung abzustellen. Daß er es nicht ganz geschafft hat, lag nicht am fehlenden guten Willen, sondern an der Undurchdringlichkeit der Hierarchie.” Valentinian hat seinen hohen Beamten ein großes
Maß an Vertrauen entgegengebracht. Das bezeugen die langen Amtszeiten. Sobald er aber einen Korruptionsfall aufdeckte, machte er ernst.
Religionspolitisch blieb die Zeit Valentinians ruhig, wie denn die konfessionellen
Streitigkeiten im Westen nie dieselbe Heftigkeit erreichten wie im Osten. 366 kam
es in Rom, wie schon 355, wieder zu einer doppelten Bischofswahl und StraBenkámpfen." Die Leute des Papstes Damasus stürmten eine Kirche und brachten 137 Anhänger seines Gegners Ursinus um. Unfähig, den Streit zu beenden, verließ der praefectus urbi die Stadt. Ammian (XXVII 3,12ff) meinte, daß der Kampf um den rómischen Bischofsthron lohne, angesichts des fürstlichen Luxus, der seinen
Inhaber erwarte. Der Kaiser ließ den Fall untersuchen und bestätigte Damasus im
Amt. Die Kämpfe mit den Anhängern des Ursinus zogen sich hin bis 384. Wie alle christlichen Kaiser im Westen war Valentinian katholisch. Keiner seiner Vorgänger und Nachfolger hat indes ein solches Maß an Toleranz gezeigt. Verboten blieben allein die Manichäer (s. III 6a), ihre Priester wurden mit Geldstrafen bedroht, ihre Versammlungshäuser sollten beschlagnahmt werden.“ Den Christen
wurden die wichtigeren der von Julian aufgehobenen Privilegien erneuert, die Jahreszahlungen an den Klerus in Höhe eines Drittels der alten Summen wieder aufgenommen. Die Heiden verloren die Tempelgüter abermals an den Fiskus. Die Haruspizin
blieb statthaft,
sie sollte bloß
nicht
als Schadenszauber
mißbraucht
werden." Als gleich nach Regierungsantritt die orthodoxen Bischöfe Kleinasiens den Kaiser baten, wieder ein ökumenisches Konzil gegen die Arianer einzuberufen,
erklärte sich Valentinian — anders als seine christlichen Vorgänger — für unzustän-
dig. Das sollten die Geistlichen untereinander ausmachen." Die Religion wurde jedem Einzelnen anheimgegeben: „Wie die zu Beginn meiner Herrschaft erlassenen Gesetze klarstellen, darf jeder die Religion ausüben, die ihm gefällt“ — unicuique,
quod animo inbibisset, colendi libera facultas tributa est." Ammian (XXX 9,5) rühmt den Kaiser dafür, daß er sich über die Religionen stellte, niemanden zwang, das anzunehmen,
was er selber glaubte, sondern in diesen Dingen
alles belief, wie er es
vorfand. Das ist eine versteckte Kritik an der Religionspolitik des Theodosius, unter dem Ammian
schrieb.”
€ CTh. VI 7,1; Demandt, Suppl. Xll 1970, 593 ff.
mag.
mil.
RE.
*! Der bekannteste Fall ist die Romanus-Affäre, s. o. Vgl. Amm. XXX 5,4ff.
“ Coll. Av. 1; Rufin. HE. I 10. Lippold 1965; Kahlos 1998, 140 ff. ^5 CTh. XVI 5,3.
** Theodoret HE. I 11; CTh. V 13,3; IX 16,9; X 1,8; s. Ill 6e!
6° Art. Pass. 70.
** Es kennzeichnet die Gedankenlosigkeit der Kompilatoren, dieses Gesetz 438 in den Codex Theodosianus (1X 16,9) aufzunehmen, obschon seit 379 die heidnischen Kulte verboten waren (s. 11 7). Im Codex Justinianus erscheint Valentinians Bestimmung nicht mehr. ** Thompson 1947, 116f; Demandt 1965, 76.
144
Il. Die politische Geschichte
Valentinian fand ein unerwartetes Ende. Anfang 375 hatten die seit 373 wiederholten Einfälle der Quaden nach Pannonien ein solches Ausmaß angenommen, daß der Kaiser selbst gegen sie ziehen mußte. Bei einer Friedensverhandlung mit ihnen in Brigetio
nahe dem Donauknie erlitt er einen Wutausbruch und starb am
17. November 375 infolge eines Schlaganfalls. 382 wurde er im sepulchrum regium, d.h. im Constantinsmausoleum zu Konstantinopel beigesetzt.” Bei seinem Tode war Valentinian nicht der einzige Kaiser im Westen. Nach einer schweren Krankheit hatte er am 24. August 367 seinen ältesten, damals achtjährigen Sohn aus erster Ehe mit Marina Severa," Flavius Gratianus, zum zweiten Augustus
des Westens ausrufen lassen." Eine Ernennung zum Caesar fand nach der Julians 355 nicht mehr statt. Gratian befand sich beim Tod seines Vaters in Gallien, aber
Valentinians zweiter Sohn, der damals vierjáhrige Flavius Valentinianus (II), war mit seiner Mutter Justina in der Nähe. Justina war die Witwe des Usurpators Magnentius," Valentinian hatte sie nach seiner Trennung von Marina Severa ge-
heiratet. Merobaudes und Equitius, die mächtigsten Heermeister des Kaisers, ließen Mutter und Sohn herbeiholen und letzteren am 22. November 375 in Aquincum zum Augustus ausrufen. Gratian erteilte nachträglich seine Zustimmung." Als künftiges Gebiet für Valentinian II wurde die italische Práfektur mit Illyricum, Italien und
Africa vorgesehen, doch blieb sie praktisch vorerst bei Gratian. Die Grenzen waren dieselben wie bei den Teilreichen der diocletianischen Tetrarchie. Die Erhebung Valentinians II sicherte die Dynastie und verhinderte den Bürger-
krieg, eróffnete aber zugleich die Reihe der spátantiken Kinderkaiser, die von ihren hóchsten Beamten geleitet wurden. Der Kaisermacher Merobaudes erhielt 377 ein erstes, 383 ein zweites Konsulat.” Zunächst übte indessen Gratian eine Vormund-
schaft über seinen Halbbruder aus. Die Zeit Gratians, der von 375 bis 383 meist in Trier residierte, ist außenpolitisch
gekennzeichnet durch eine Fortführung der Abwehr der Germanen (s. u.), innenpolitisch vollzog sich jedoch eine Wandlung. Gratian war erzogen worden von Decimus Magnus Ausonius, dem Rhetor aus Bordeaux." Unter dessen Einfluß
schlug Gratian eine senatsfreundliche Politik ein." Er lieB einige Beamten hinrich-
ten, die unter seinem Vater allzu streng gegen Senatoren vorgegangen waren, und feierte 376 seine Decennalien in der Ewigen Stadt." Unter Gratians EinfluB amtierte
Ausonius seit 375 als quaestor sacri palatii, 377 wurde er praefectus praetorio und 379 Konsul." In der Zivilverwaltung finden wir statt der Militárs aus Pannonien wieder überwiegend Senatoren, darunter vor allem Verwandte des Ausonius selbst.” Kir7 Amm. XXX 6. Zur Bestattung: Amm. XXX 10,1; Chron. Min. 1 242f; II 61. Grierson 1962, 42.
7 Über diese Frau wissen wir fast nichts. Das Chronikon
Paschale
(zu
369
und
378,
Chron.
Min. I 241; 243) nennt sie Marina, Socrates (IV 31,10) dagegen Severa. Valentinian verbannte sie nach einem Eigentums-Skandal, sie überlebte ihren Mann und hatte Einfluß auf Gratian, Amm.
XXVIII
1,57.
7? Amm. XXVII 6. Seeck, Gratianus, RE. VII 2, 1912, 1831 ff, Fortina 1953; Gottlieb, Gratianus, RAC. XII 1983, 718 ff.
? Amm. XXX 10,4; Joh. Ant. fr. 187; s. 114! ^ Chron. Min. I 242; Amm. XXX 10, 6. Girardet 2004. 5 Zur angeblichen Designation für ein drittes Konsulat 388: Waas 1971, 42 ff. % ? ^? 7?
S. [. 2! Silvan 1993, 119 ff. CTh. IX 35,3. Amm. XXVIII 1,57; Themist. or. 13. Aus. L 1,35 ff; IV 4,31f; XVIII 22,90 ff: XX.
# Ein
Sohn
des Ausonius
wurde proconsul
Africae, dann praefectus praetorio; ein Schwiegersohn vicarius Macedoniae, dann proconsul Africae ;
6. Valentinian I und Valens (364-378)
145
chenpolitisch stand Gratian seit 379 unter dem Einfluß von Ambrosius und Theodosius (s. III 6c).
Während die Germanengefahr im Westen durch Valentinian und Gratian abgewendet werden konnte, hatte Valens
im Osten mit inneren wie äußeren Pro-
blemen zu ringen.” Die Donaufront war unter Julian ruhig geblieben, die Goten hatten ihm sogar Foederaten für den Perserzug gestellt." Dennoch hatte Julian die
thrakische Grenze befestigen lassen, denn er ahnte die beginnende Unruhe. Unter seinem Nachfolger brach sie aus." Während des Aufenthaltes mit seinem Bruder im Juni 364 in Mediana bei Naïssus veranlaßte Valens abermals Grenzbefestigungen." Als er 365 auf dem Wege nach Syrien war, zwangen ihn neue Hiobsbotschaften,
Truppen an die untere Donau zu senden. Sie aber kamen nie dort an. Bei ihrem „üblichen“ Zweitagesaufenthalt in Konstantinopel riefen sie am 28. September 365
den comes rei militaris Procopius
zum Gegenkaiser aus."
Procop war der letzte Angehörige der constantinischen Sippe.“ Julian hatte ihm angeblich bei einem Besuch des Mondtempels von Carrhae die Nachfolge versprochen, Jovian betraute ihn mit der Beisetzung Julians. Danach verschwand er und tauchte erst im Purpur
wieder auf." Seine Anfangserfolge
waren
beträchtlich,
Thrakien und Bithynien fielen ihm zu. Valentinian verweigerte dem Bruder die Hilfe, um den Alamannen keine Gelegenheit zum Einfall zu bieten. Diese seien die Feinde des Reiches, aber Procopius sei nur ein Feind der Kaiser." Die Heermeister
der Orientarmee jedoch blieben Valens treu. Procopius wurde besiegt und am 27. Mai 366 enthauptet. Valens sandte den Kopf seinem Bruder nach Gallien und wütete gegen die wirklichen und vermeintlichen Anhänger des Usurpators." Die sich anschlieBende Erhebung seines Verwandten Marcellus in Chalkedon konnte ohne Mühe unterdrückt werden.” Procopius hatte von den Kónigen der Goten Unterstützung erbeten. Sie schickten 3000 Mann, doch wurden diese von Regierungstruppen abgefangen." Einer der Gotenkónige forderte die Leute vergeblich zurück. Vermutlich war es Athanarich, dessen Vater von Constantin mit einem Standbild geehrt worden war." 367 unter-
nahm Valens einen Vergeltungszug in die Gegend des heutigen Bukarest. Im folgenden Jahre verhinderte die geschwollene Donau einen erneuten Flufübergang. 369 überschritt der Kaiser die Donaumündung, schlug erst die Ost- und dann die Westgoten in die Flucht, bekam den Feind aber nicht wirklich zu fassen. Im Herbst
der Vater praefectus. praetorio Illyrici (ehrenhalber?); ein Neffe comes rerum privatarum, dann praefectus urbi. Seeck, Symm.
MGH.
Auct. Ant.
VI 1 S. LXXIX; Alföldi 1952, 87; Matthews 1975, 54 f; Coskun 2002. Zum Problem der kollegialen Präfekturen: Jones 1974, 375 ff. *! Wanke 1990; Lenski 2002. 82 Amm. XXIII 2,7; Zos. III 25,6. 9$ Amm. XXII 7,7; XXVI 4,5; Eunap. fr. 22,1. »^ CTh. XV 1,13.
*5 Amm. XXVI 5ff; Themist. or. 7. EnBlin, Procopius, RE. XXIII 1, 1957, 252ff; Wiebe 1995, 3 ff.
86 Diese
Verwandtschaft
(Amm.
XXVI
6,1;
Eunap. fr. 31) könnte über Julians Mutter Basilina laufen. Austin (1972, 189) vermutet, daß Procops Mutter eine Schwester Basilina gewesen sei. 7 Amm.
XXIII 3,2; XXV
# Amm.
XXVI 6; Symm.
9,12f.
or.
1,17ff. Einen
sinngleichen Ausspruch zitiert Zonaras XII 26 (Leo-Quelle) für Claudius Gothicus. # 366; % *3!
Amm. XXVI 10,6ff; Hieron. chron. zu Socr. IV 5,2fF; Philost. IX 5. Amm. XXVI 5-10. Amm. XXVI 10,3f; Zos. IV 7 nennt 10000.
32 Eun. fr. 37; Themist. or. 15,1913.
146
II. Die politische Geschichte
369 schloß er mit Athanarich auf Schiffen im Donaustrom bei Noviodunum Frieden. Athanarich stellte Geiseln; Valens ließ die Donaugrenze befestigen.” In der Folgezeit kam es zu einer Spaltung der Westgoten. Eine christlich-römisch eingestellte Gruppe unter Fritigern löste sich von der Herrschaft Athanarichs und behauptete sich gegen diesen mit Hilfe des Kaisers. Während Athanarich die Christen in seinem Machtbereich verfolgte,” ersuchte Fritigern den Kaiser um Missio-
nare. Valens sandte anscheinend damals Wulfila zu den Goten zurück und förderte dadurch den „arianischen“ Glauben.” Dennoch hat es unter den Westgoten Friti-
gerns auch später noch Heiden gegeben." Valens hatte sich — angeblich unter dem Einfluß seiner Frau Domnica — der homöischen Konfession zugewandt” und setzte damit die Religionspolitik des Constantius fort. Er sandte Truppen nach Konstantinopel und schickte den orthodoxen Patriarchen in die Verbannung.” Dessen Sache vertraten die drei kappadokischen Kirchenväter, insbesondere Basilius, der sich nicht nur für die religiösen, sondern auch für die ökonomischen Interessen seiner Provinzialen einsetzte und 372 Valens persönlich entgegentrat.” Basilius stand auf seiten des Achanasios, des streitbarsten Kämpfers für die Orthodoxie. Jovian hatte ihn begnadigt, Valens
schickte ihn jedoch am 5. Oktober 365 abermals in die Verbannung, es war das fünfte Exil des Patriarchen. 366 jedoch durfte er nach einem Aufruhr auf seine Kathedra in Alexandria zurückkehren und ist hier am 2. Mai 373 gestorben.” Athanasios ist der erste unter den politischen Kirchenfürsten, mit ihm beginnt
der Konflikt zwischen Kaiser und Kirche. Die Voraussetzung hierfür war die Popularität des Athanasios. Seine Massenbasis gestattete ihm, den Weisungen der Kaiser und den Beschlüssen von Synoden zu trotzen. Welch geringe Rolle rein dogmatische Gründe
spielen, ergibt sich daraus, daß orthodoxe,
arianische und
heidnische Kaiser gegen ihn vorgegangen sind. Athanasios
hat
eine
große
Zahl
von
theologischen
Schriften
hinterlassen,
namentlich Polemiken gegen die von und seit ihm so genannten Arianer. Seine Dogmatik befaßt sich vorwiegend mit den Problemen der Trinität und der Christologie. Christus sei nicht das Geschöpf Gottes, sondern sei Gott in menschlicher Gestalt, habe indessen zwei Willen besessen, einen göttlichen und einen menschlichen. Einflußreich war seine ‚Vita Sancti Antonii', sie förderte das Mónchtum. In
seinem 39. Festbrief von 367 sind zum ersten Male die später als kanonisch anerkannten 27 Bücher des Neuen Testaments zusammengestellt." 9 CTh. XV 1,13; Amm. XXVII 5; Themist. or. 10,136a. Wanke
1990, 79ff; Heather
1991,
115 ff.
* Hieron. chron. zu 369; Oros. VII 32,9 (Athanaricus rex Gothorum Christianos in gente sua
Die beste Darstellung der Vorgänge bietet noch immer Schmidt 1941, 233ff. S. I] 4! 9 Theod. HE. CD. V 26.
IV
12; Socr.
IV 26; Augustin
% Soz. VI 13,3 f.
crudelissime persecutus); Soz. VI 37,12f; Passio Sa-
* Basil. ep. 110 ; Theodoret HE. IV 19. Treu-
bae 3. Schmidt 1941, 228 ff; Wolfram 2001, 78 ff;
cker 1961, 38; 44. 100 Hist. aceph. 15 ff = PG. 26, 1477 f; Socr. IV 13,4 ff. Fromen 1914, 32; 81ff. Bei den Wirren
umfassend: Krautschick 1999, 29 ff. % Socr. IV 33; Oros. VII 33,19.
** Eunap. fr. 55; Jord. Get. 131. Den Versuch von Thompson (1966, 78 ff), die Bckehrung der Westgoten überhaupt erst in die Zeit nach dem Donau-Übergang zu verlegen, haben Schäferdiek (1979) und Z. Rubin (1981) zurückgewiesen.
nach der Rückkehr des Patriarchen ging das Caesareum mit seiner Bibliothek in Flammen
auf,
vermutlich im Juli 366 (PG. 26, 1358); Butler 1902, 413. 10 Athan. PG. 26, 1435 ff.
6. Valentinian I und Valens (364-378)
Die Situation der Altgläubigen
147
war erheblich günstiger als anschließend
unter Theodosius. Valens duldete überlieferte Feste, die den Charakter von Volksbräuchen hatten. In Antiochia wurden Zeus, Demeter und Dionysos gefeiert wie
unter Julian. Auf Bitten des Praetextatus, der damals proconsul Achaiae war, gestartete Valens nächtliche Opfer zumindest für Griechenland, weil sonst die eleu-
sinischen Mysterien unterbunden worden wären. Alles sollte nach den Landessitten weitergehen." In hohem Ansehen stand nach wie vor der heidnische Rhetor Themistios, der in Konstantinopel lehrte. Themistios hatte Valens sogar zum Frieden mit den Orthodoxen bewegen kônnen."* Dennoch kam es in Ágypten zu Tempelzerstórungen und Bürgerkrieg zwischen Christen und Heiden. Valens wiederholte das mit Todesstrafe verbundene Verbot für Zauberei, Weissagung und nächtliche Opfer. Wegen „Zauberei“ wurden „die
bekannten Philosophen“ im ganzen Ostreich umgebracht, selbst solche, die keine Heiden waren.'* Unter anderen traf es Julians Freund Maximus aus Ephesos, den der blutgierige Prokonsul von Asien, der heidnische Historiker Festus töten lieB."”
Eine Kette von
Majestätsprozessen,
verbunden
mit der Anklage
wegen
Wahrsagung und Giftmischerei, zeigt, daB es mit der östlichen Munizipalbourgeoi-
sie ähnliche Auseinandersetzungen gab wie mit den römischen Senatoren. Aufsehen erregte der Prozeß gegen den aus Gallien stammenden secundicerius notariorum Theo-
dorus 371 in Antiochia, der durch magische Praktiken auf den Thron zu kommen hoffte (s. III 6e). Ammian droht wurde.'”
bezeugt, daß Valens mehrfach von Verschwörern be-
Die außenpolitischen Spannungen im Osten hielten an.'” Mehrere Jahre hindurch beunruhigte Mavia, die Kónigswitwe der arabischen Ismaeliten, die Provinzen Palästina und Phónizien.'^ Schließlich machte sie Frieden, vermählte ihre Tochter mit dem sarmatischen Heermeister Victor und. nahm das Christentum an. Der Eremit Moses wurde in Alexandria zum Bischof der Sarazenen geweiht." Nach der Schlacht bei Adrianopel schickte Mavia Hilfstruppen, die, von der Kaiserin Domnica besoldet, den auf Konstantinopel ziehenden Goten entgegentraten und sie zur Umkehr bewogen.'? Ein dauernder Unruheherd war daneben I saurien. Ammian berichtet Raubzüge zu 367/368, in denen der Philosoph Musonios, damals vicarius Asiae, getötet wurde. Zosimos nennt Kämpfe in den Jahren 376/377." Dramatisch entwickelte sich die Lage in Armenien." Nach dem Tode Jovians verletzte Sapor II den Friedensvertrag."* Kónig Arsakes III, der Julian unterstützt 102 Theodoret HE. V 21; IV 25.
10 PLRE. I, 569; Bowersock
1980 und Shahid,
^ Zos. IV 3,2f schreibt die Zurücknahme Va-
Byzantium 1984, 138 ff denken an 378; Blockley
lentinian zu, doch war Valens zuständig. '* Socr. IV 32. Vanderspoel 1995; Errington
1987, 227 und Gutmann 1991, 185 ff an 375/376. " Ruf. HE. I 6; Theodoret HE. IV 23. Ein
2000, 873 ff. MS Theodoret HE. IV 21£; CTh. IX 16,7 f. % Soz. VI 35,6.
arabischer Bischof Pamphilos erscheint bereits
'= Zu den Philosophenverfolgungen durch Festus in den Jahren 372 bis 378 vgl. Zos. IV 15;
Eun.
VS. 480f;
Amm. XXIX
fr.
39;
Suidas,
Phi
279;
2. Wiebe 1995.
"^ Eun. fr. 38; Amm. XXIX 1,8ff. '" Gutmann 1991; Blockley 1992; ders. 1994.
auf dem Konzil von Nicaea: Socr. Ill 8; Theod. Lect. S. 59. Honigmann 1939, 56.
"2 Amm. XXXI VII
16,56}
Eun.
fr.
42;
Soz.
1,1f.
" Amm.
XXVII
9,66, Eun. fr. 45; Zos. IV
20,1 f.
"* Hauptquellen XXIX
1,1-4; XXX
sind
Ammian XXVII.
1f; Faustus IV (FHG.
12; V 2
148
II. Die politische Geschichte
hatte, mußte sich ohne römische Hilfe verteidigen, denn Valens war durch Procop
gebunden." Entsprechend ihrem christlichen Bekenntnis standen die Armenier überwiegend auf römischer Seite. Der Katholikos Narses hatte Schulen und Hospitäler, Witwen- und Armenhäuser eingerichtet." Armenier studierten an römi-
schen Hochschulen und dienten in römischen Zivil- und Militärämtern. Nur eine kleine Gruppe von Adligen hielt zu Persien. Darum bemächtigte sich Sapor der Person des Arsakes durch eine List, wir hören von einem magischen Betrug, wo-
durch der Armenier um 368 gefangen wurde und später in der „Burg des Vergessens" endete."*
Mit der Person des Arsakes hatte Sapor aber Armenien noch nicht in der Gewalt. Die Hauptstadt Artogerassa wurde von der schônen ihrem Sohn Papa behauptet. Gegen sie sandte Sapor getretene Armenier, Cylaces und Artabanes, die jedoch für die nationale Sache gewonnen werden konnten. Dies
Kônigin Pharandzem und zwei auf seine Seite übervon der Königin abermals führte zum Untergang des
persischen Expeditionsheeres. Aus Furcht vor der Rache Sapors floh Papa zu den Römern und fand bei Valens Aufnahme. Cylaces und Artabanes ersuchten Kaiser, Papa als römischen Klientelkönig über Armenien zu schützen. Valens auftragte daraufhin den dux Terentius, Papa zurückzuführen, allerdings ohne Abzeichen der königlichen Würde, damit der Verzicht Jovians auf Armenien
den bedie we-
nigstens äußerlich gewahrt blieb. Sapor aber erachtete den Frieden als gebrochen. Er stürmte 369 Artogerassa und ließ die Königin Pharandzem in Ktesiphon grausam hinrichten."” Papa konnte mit Cylaces und Artabanes in die Berge entfliehen.
370 schickte Valens den gotischen Heermeister Arintheus nach Armenien und den dux Terentius mit zwölf Legionen ins nördlich angrenzende Iberien. Dort
war der römerfreundliche König Sauromaces von Sapor vertrieben und durch seinen perserfreundlichen Vetter Aspacures ersetzt worden. Arintheus teilte das Land zwischen beiden. Sapors Protestgesandtschaft richtete bei Valens nichts aus, beide Seiten rüsteten im Winter 370/71 zum Kriege. Im folgenden Sommer erran-
gen der comes Traianus und der ehemalige Alamannenkönig Vadomar bei Bagavan einen Sieg über die Perser.'” Zwischen Römern und Armeniern entstanden jedoch Spannungen, die Sapor zu nutzen wußte. Es gelang ihm, Cylaces und Artabanes bei Papa zu verdächtigen.
Dieser sandte deren Köpfe an Sapor. Anscheinend hat Papa außerdem den armenischen Katholikos umgebracht. Daraufhin wurde Papa von Valens 373 nach Tarsos berufen und hier in Ehrenhaft gehalten. Papa konnte jedoch mit 300 Gefolgsleuten ausbrechen, den Euphrat überqueren und nach Armenien zurückkehren. Die Römer fürchteten nun, er werde sich wieder an Sapor um Hilfe wenden. Im Herbst
S. 232 ff), Moses von Chorene und Prokop (BP.1 5). Asdourian 1911, 154ff; Christensen 1944, 238 ff; Grousset 1947, 140f. 15 Amm. XXVII 12,18; Socr. IV 2,4. πὸ Amm.
XXIII 2,2; 3,5; XXV
7,12.
Ketten in die Burg Agabana gebracht und dort grausam umgebracht worden. Nach Moses von Chorene ΠῚ 35 zwang ihn Sapor zum Selbstmord; Faustus berichtet den Zauber (IV 54) und
eine
ergreifende
Geschichte
seines
"7 Faustus IV 4. (V 7); danach Prokop BP. I 5. Grousset '^ Über das Ende des Arsakes gehen die Nach- — 142f. richten auseinander. Ammian (XXVII
12,3) be-
richtet, er sei von Sapor geblendet, in silbernen
Ἐν Amm. XXVII
12,12; Faustus IV 55.
70 Amm.
12,17; XXIX
XXVII
1,1-4.
Todes
1947,
6. Valentinian I und Valens (364-378)
149
374 wurde Papa von dem römischen Kommandeur Traianus in Armenien zu einem
Gastmahl geladen und hinterhältig erschlagen.” Die diplomatischen
und
militärischen
Auseinandersetzungen
über Armenien
zogen sich hin. Der von Valens gestützte König Varazdates hielt sich von 375 bis 377." Roms Position wurde durch die Vorgänge an der Donau geschwächt. Nach
dem Abzug der Legionen gegen die Goten (s. u.) fielen Iberien und vier Fünftel Armeniens unter persische Hegemonie, doch ermöglichten die Wirren nach dem Tode Sapors II im Jahre 379 dem Lande eine mehrjährige Unabhängigkeit.'”
Die Vorgänge, durch welche die Regierungszeit des Valens weltgeschichtlich bedeutsam
geworden
ist, ereigneten sich an der unteren
germanischen Völkerwanderung
Donau:'”
der Beginn der
.'” Dieser Begriffist insofern irreführend, als
Wanderbewegungen aus dem germanischen Ursprungsraum schon seit dem 3. Jahrhundert v.Chr. bekannt sind, als die Bastarnen ans Schwarze Meer gelangten. Mehrfach erreichten germanische Wandergruppen seitdem die antike Oikumene: um 100 v.Chr. die Kimbern und Teutonen, seit Caesar die Sweben, unter Marcus die Marcomannen. Insofern bedeutet die „Völkerwanderung“ keinesfalls
die Mobilisierung bis dahin seßhafter Stämme, sondern bezeichnet lediglich das dramatische Finale der großen Bewegung. Seit der Besiedlung der Schwarzmeerküste durch die aus Schweden stammenden Goten um 200 n.Chr. war der Osten des Reiches bedroht. Unter Valerian, Gallienus und Claudius Gothicus gab es schwere Kämpfe (s. II 1). 332 kam es zu einem Bündnis zwischen Constantin und dem Gotenkönig Ariarch (s. II 3). Es folgte eine Ruhepause, deren Ende die Hunnen brachten." Die Hunnen waren mongolische Reiternomaden, als Bogenschützen gefürchtet, verwandt mit den spáteren Türken, Ungarn, Avaren und Bulgaren. Möglicherweise ist ihr Name identisch mit chinesisch Hiung-Nu, der
Bezeichnung für mongolische Nomaden, die seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. das Reich der Mitte bedrohten. Der Bau der chinesischen Mauer hat ihren Einfillen einen Riegel vorgeschoben, und es scheint, als ob sie sich seitdem stárker nach Westen ausgedehnt hätten.'” U Amm.
XXX
schiedener
1; Faustus V 32.
ὩΣ Faustus V 34ff.
2! Amm. 1991,
XXX 2. Blockley
1987; Gutmann
187 fF.
122 Schmidt
1941,
400ff;
Claude
1970,
14 ff;
Wolfram 2001; 79fF; 95 ff; 125ff; Heather 1991; ders. 1996; Cesa
1994,
"5 Der Begriff geht zurück auf Wolfgang Lazius,
De
gentium
aliquot
migrationibus
usw.
Autoren
zu
Themen,
die
vielfach
mit dem Titel nichts zu tun haben. 12? Die Namensgleichheit von Hunnen und Hiung Nu wurde zuerst vertreten von de Guignes 1756, 217 und fand Zustimmung bei KieBling
(Hunni, RE. VIII 1913, 2584f), Franke (I 1930, 330fF), Spuler (1950, 314 fF), Altheim und Stiehl (1953, 47 ff; 85), Moravcsik (1958, 56; Literatur: 58 ff); sie wurde zurückgewiesen
von Klaproth,
1555. Kritisch: Vajda 1973f. + Hauptquelle für das erste Auftreten der
Alexander von Humboldt (Kosmos II 1847, 220; ders. Ansichten der Natur, 1859, 90f), Thomp-
Hunnen ist Ammian XXXI 2f. Die beste Darstellung bietet Maenchen-Helfen 1978; vgl. Wer-
nen I 1959,
ner 1956; Haussig
1983, 145 ff; Germanen, Hun-
nen
1987/88;
und
Awaren
Daim
1996;
Wirth
1999. Die fünfbändige ‚Geschichte der Hunnen' von Franz Altheim 1959ff ist keine solche, son-
dern eine Sammlung
von Abhandlungen
ver-
son (1948, 1), H.- W. Haussig (in: Altheim, Hun21f)
und
Maenchen-Helfen
(1973,
451f). Die Frage der Namenskontinuität ist nur mit Ja oder Nein zu beantworten; wird sie bejaht, erhebt sich das Problem der Stammeskontinuitát. Hier sind vermittelnde Lósungen denkbar. Haussig 1983, 140f; Harmatta 1997.
150
II. Die politische Geschichte
Um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. überrannten die Hunnen die Alanen, einen iranischen Nomadenstamm im Gebiet des Aralsees, überquerten den mäoti-
schen Sumpf" und griffen die Ostgoten an."* König Ermanarich
unterlag und
nahm sich das Leben.'” Wie die Alanen wurden die Ostgoten den Hunnen untertan und stellten ihnen Truppen. Als nächster Gegner standen die Westgoten unter Athanarich
den
Hunnen
gegenüber,
auch
er erlitt eine schwere
Niederlage,
so
daß er sich in die Karpaten"' zurückzog, während der größere Teil des Volkes unter der Führung von Fritigern"” und Alavivus an der Donau erschien und um Auf-
nahme ins rómische Reich ersuchte. Eunap (fr. 42) spricht von 200000 Personen: „die Goten fürchten die Hunnen wie die Römer die Goten“. Die Mechanik der nach Westen weitergereichten Stöße beschreibt Ambrosius
(exp. Luc. 10,10): Chuni in Halanos, Halani in Gothos, Gothi in Taifalos et Sarmatas insurrexerunt. Die militärische Überlegenheit der Hunnen
hängt mit ihrer Zahl
und ihrer Lebensart zusammen. Ammian (XXXI 2) vermerkt: Sie kennen keine Gebäude, essen Fleisch und Pflanzen roh, haben keine Religion und keinen König und leben wie die Tiere. Durch Strapazen sind sie nicht zu brechen. An Schnellig-
keit allen überlegen, kämpfen sie mit Bogen und Lasso und sind auf der Flucht gefährlich, im Angriff unberechenbar. Nach Gold sind sie gierig. Die römischen Grenzkommandanten konnten das Aufnahmegesuch der Goten
nicht entscheiden. Sie schickten die gotischen
Gesandten
im Frühsommer
376"" zu Valens nach Antiochia. Der Kaiser wurde beglückwünscht, ohne weiteres
Zutun so viele Siedler und Soldaten zu erhalten, die als Bollwerk (quasi murus) gegen die Hunnen dienen sollten." Dafür könne Valens von den Provinzialen anstelle wehrpflichtiger Rekruten das aurum tironicum verlangen, was diese sowieso zu leisten vorzógen. So habe der Kaiser hinfort ein starkes Heer und eine volle Kasse.'” Als weiteres Motiv
für die Übernahme
"^ Den Übergang über das Asowsche Meer soll den Hunnen eine Hindin gezeigt haben (Jord. Get. 123 nach Priscus; Soz. VI 37; Agathias V 11,3; vgl. Amm. XXXI 2,21). Das ist ein ethnologisches Wandermotiv: Lib. or. 5,36 (Ge-
leit durch einen Hund); Paulus Fest. 235,16f (durch einen Specht). Prokop (BG. IV 5,10f) datiert die Geschichte nebst ihren Folgen irrig in die Zeit nach 429.
wird der arianische Glaube
der
Radagais, Sarus, Hunimund und selbst bei Theo-
derich. Ebenso begegnen ἄρχων. φύλαρχος, und βασιλεύς nebeneinder.
ἡγεμών.
11 Die Feinchronologie der Ereignisse zwischen dem Auftauchen der Hunnen und dem Abfall der Goten 377 (Hieron. chron. zu 377; Prosper Tiro zu 377, Chron. Min. 1 460) ist ungewiß. Dafi die Verhandlungen und die Übernahme 376 erfolgten, ergibt sich aus Orosius VII 33,9f, vgl.
* Ammian spricht zusammenfassend von Goti, einzeln von Thervingi (d.h. Visi oder West-
33,13. Wie lange zuvor die im Barbaricum spie-
goten) und Greuthungi (d. h. Ostro- oder Ostgoten). Zur Problematik der Begriffe vgl. Wenskus 1961, 462 ff; Wolfram 2001, 30ff; Heather 1991,
den Beginn der Völkerwanderung (und des Mittelalters) seit Gibbon 1781 viel zitierte Jahr 375 ist nicht verbürgt und für das Auftauchen der Hunnen in Europa sicher zu spät: Krautschick 1999; ders. 2000; s. IV 2c! 14 Jord. Get. 131f; Oros. VII 33,10; Zos.
34 ff und Pohl 2002, 40ff. Nach dem Eintritt ins
Reich setzt sich der Goten-Name durch. 10 Amm.
XXXI
3,2.
"! Caucalandiensis locus Amm. XXXI 3,7; 4,13. '? Die Titel der germanischen Heerführer schwanken. Fritigern heißt mal dux (Jord. Get. 134), mal regulus (1. c. 135), mal rex (Amm. XXXI 5,7; 6,5; 12,9). Áhnliches zeigt sich bei Alarich,
lenden Vorgänge stattfanden, ist unklar. Das für
IV 20, 3-7; Socr. IV 34; Eun. fr. 42; Suidas, Pi
2351. Die Metapher „Bollwerk gegen den asiatischen Osten" hat Schule gemacht: Demandt, Fall 1984, 99; 161; 473. 1^ Amm. XXXI 4,4; Socr. IV 34; Soz. VI 37.
6. Valentinian I und Valens (364-378)
151
Goten angeführt. Nach Theodoret (HE. IV 37) hat der Bischof Eudoxius von Konstantinopel die Glaubensgemeinschaft zwischen dem Kaiser und den durch Wulfila vertretenen Goten vermittelt.'* Valens wies den comes Thraciae an, zunächst Kinder als Geiseln zu fordern und dann die Übernahme durchzuführen." So setzten im Sommer 376, wahrscheinlich
beiDurostorum (Silistria) die Goten unter Alaviv und Fritigern über die Donau. Anscheinend war das Kontingent vom Kaiser begrenzt worden, denn es wurde versucht, die Herüberkommenden zu zählen. Das aber erwies sich bald als unmög-
lich. Während alle Völker zwischen dem Donauknie und dem Schwarzen Meer in Bewegung gerieten, drangen die Goten „wie der Aschenregen des Ätna“ herein. Tag und Nacht gingen die Schiffe hin und her. Die Römer verloren die Kontrolle, und in der Gunst des Augenblicks schloß sich auch eine größere Mannschaft von Ostgoten unter Alatheus und Safrax den Eindringlingen an.'* Bald stellte sich das Versorgungsproblem. Zu den technischen Schwierigkeiten kam eine korrupte Praxis: Die beiden zuständigen Beamten versuchten sich zu bereichern und verhökerten, wie Ammian (XXXI 4,11) schreibt, den hungernden Goten einen toten Hund für einen versklavten Fürstensohn. Das Mißtrauen wuchs. Den Goten wurde der Zutritt zum städtischen Markt in Marcianopel verwehrt, sie wollten ihn erzwingen,
und dabei kam es zum Zusammenstoß.
Der
römische Befehlshaber machte Alaviv und Fritigern haftbar und lockte sie in eine Falle. Sie aber entkamen, und seitdem herrschte Kriegszustand. Die Goten schlugen
den comes Thraciae am 9. Meilenstein vor Marcianopel und rüsteten sich mit römischen Waffen aus.'” Nun erhielten sie Zulauf durch gotische Hilfstruppen unter Sveridus und Colias,“ die schon länger in römischen Diensten gestanden hatten, weiter durchgermanische Sklaven, die ihren römischen Herren massenweise
entliefen, und schließlich durch die Arbeiter der thrakischen Goldbergwerke, die ihre Abgaben nicht zahlen konnten. Die Goten zogen sengend und plündernd durch Thrakien und schlugen die Römer mehrfach aus dem Felde. Im Frühjahr 377 entschloß sich Valens, selbst einzugreifen. In diese Zeit gehört vermutlich sein Versuch, unter den Mönchen 1% Bei Jord. Get. 131 f versprechen die Goten, nach der Landzuweisung Christen zu werden. Das Datum der Bekehrung und der Anteil der Bekehrten sind unklar. Lenski 1997 denkt an die Jahre 370 bis 376. 7 Eun. fr. 42; Zos. IV 26. 1 Amm.
XXXI
4,9: 4,12; 5,3. Wanke
1990,
111ff; Heather 1991, 122 ff. '" Amm. XXXI 5f; ford. Get. 134 ff. 4» Nach Ammian (XXXI 6) standen sie bei „Adrianopel“ und griffen nach ihrem Abfall gemeinsam mit Fritigern und seinen Goten die Stadt an, die von den fabricenses verteidigt wurde. Das ist deswegen unwahrscheinlich, weil das Kriegsgeschehen vor- und nachher nördlich des Balkan, im Umland
von Marcianopel stattfand
und von einer zweimaligen Überquerung des Gebirges nichts gesagt wird. Da die Römer nach
der Schlacht bei Salices 377 (s. u.) die Balkanpässe befestigten (Amm. XXX1 8,1), befanden sich die Goten offenbar noch in der Dobrudscha. Den Übergang über den Balkan berichtet Ammian (XXXI
8,6) erst zum
Frühjahr 378 (vgl. 8,2).
Die wirkliche Belagerung von Adrianopel fand erst nach der Schlacht statt (XXXI 15), im Herbst 378. Die zu Ende 376 oder Anfang 377 berichtete Belagerung (Amm. XX XI 6) dürfte nicht Adrianopel, sondern Marcianopel gegolten haben (Wanke, 1990, 134 ff), fabricenses gab es auch dort (ND. or. XI 54). Ammian (XXVI 1,1) bittet um Generalpardon für geographische Ungenauigkeiten in diesem Zusammenhang. Karten zum Kriegsgeschehen: Vetters 1950, 28ff. Ein weiterer Irrtum Ammians betrifft den zweimal erzählten Abmarsch des Valens aus Melanthias (XXX
11,16; 12,1).
152
II. Die politische Geschichte
Ägyptens Truppen auszuheben.'" Valens sandte den Heermeister Victor zu Friedensverhandlungen in der Armenienfrage zu den Persern, verließ Antiochia und ging nach Konstantinopel, wo er am 30. Mai 378 eintraf. Die Heermeister Profuturus und Traianus waren vorausgezogen, hatten sich mit dem von Gratian zu Hilfe gesandten Heermeister Richomeres vereinigt und lie-
ferten den Goten 377 bei der Stadt Ad Salices'* eine unentschiedene Schlacht. Sodann wurden die Balkanpässe befestigt, die Römer suchten Schutz in Marcianopel. Valens entsandte weitere Truppen, während die Goten Zuzug von Hunnen und
Alanen erhielten. Sie besiegten die Römer bei Dibaltum am Schwarzen Meer. Eine Abteilung Goten und Taifalen vermochte den Balkan zu überqueren, wurde jedoch
von einem General Gratians besiegt und in der Po-Ebene angesiedelt.'“ Die Nachrichten aus dem Osten brachten auch die Alamannen wieder in Bewegung. Im Februar 378 überschritten sie den zugefrorenen Hochrhein, konnten aber aus Raetien wieder vertrieben werden. Gratian, schon auf dem Abmarsch
in den Gotenkrieg, rief die nach Pannonien vorausgesandten Verbände zurück und erfocht bei Argentaria (Horburg bei Colmar) einen Sieg über 40000 Alamannen. Ihr König Priarius fiel. Gratian verfolgte die Germanen über den Strom und bewog sie zum Frieden, sie stellten Söldner. Dies war der letzte Zug eines römischen
Kaisers über den Rhein.'* Inzwischen war die Lage in Thrakien ernst geworden. Gratian war bis Sirmium gekommen, die vorausgesandten Heermeister hatten Valens noch nicht erreicht, als
dieser den von Fritigern geführten Goten gegenüberstand. Da die römischen Kundschafter die Zahl der germanischen Krieger nur auf Zehntausend schätzten, glaubte
Valens, den Angriff wagen zu können.'” Tatsächlich war das westgotische Heer größer und wurde überdies verstärkt durch Hunnen, Alanen und Ostgoten unter
Alatheus und Safrax. Die von Geistlichen geführten Friedensverhandlungen blie-
ben ohne Erfolg.'^ Am 9. August 378 kam es nordöstlich von Adrianopel
zur Schlacht.“ Die
Römer erlitten eine vernichtende Niederlage. Valens fiel. Sein Tod wurde von den Heiden als Sühne für die Hinrichtung der Platoniker, von den Christen als Strafe
für seinen Arianismus ausgelegt. Ammian verglich die Niederlage mit Cannae.'? M Hieron. chron. zu 375. ^? Amm. XXXI
7,1; Chron. Min. 1 242f.
4 Zur Lokalisierung nördlich Tomi: Wanke 1990, 157 ff. 44 Amm. XXXI 4^5 Amm. XXXI
"6 Amm. XXXI
7-9; 10,4.
zahl der damals über die Donau gekommenen Germanen wohl bei 60000 gelegen. Valens, der mit jenen Zehntausend leicht fertig zu werden meinte, muß mindestens das Doppelte an Soldaten besessen haben. Die 35 gefallenen Militärtribunen kommandierten etwa 17 500 Mann; wenn
10,10 (angeblich 35000 tote
Alamannen); Epit. 47,2 („nur“ 30000, Hieron. chron. zu 377); Ausonius XX 2
ebenso spricht
wir die römischen Verluste in dieser Höhe ver-
anschlagen (Heather 1991, 146f: 10 bis 12000), dann bestätigt das entkommene knappe Drittel
379 von der Ansiedlung gefangener Alamannen
(Amm. XXXI
und von einem Sieg über die Sarmaten. Schmidt
Römer
1940, 50. “ Amm.
(1928, 293) und Schmidt (1941, 408) rechnen XXXI
12,3. Die Zahl der Goten ist
schwer zu schátzen. Wenn wir jener überlieferten „irrigen Annahme von Barbaren" (Ammian XXXI
bloß zehntausend 12,3) entnehmen
dürften, daß auf germanischer Seite zwanzigtausend Krieger gestanden haben, hat die Gesamt-
mit
unter
13,18) Valens
mindestens
eine von
30000
Gesamtstärke 25000
Mann.
Römern,
der Stein
Hoffmann
(1969, 448; 455) nennt 30-40. 000 Mann. 18 Amm. XXXI 12,8f.
Burns 1973; Wolfram
1977; Pavan 1979.
19 Eun. VS. 480; Ambros. De fide ad Gratianum 2,16 ; Oros. VII 33,16ff; Amm.
XXXI
13,19.
6. Valentinian I und Valens (364-378)
153
Darin steckte nicht nur Realismus hinsichtlich der Verluste, sondern auch Hoff-
nung. Ammian glaubte, Rom werde auch diese Schlappe verkraften. Er berichtet von dem vergeblichen Versuch der siegreichen Goten, Adrianopel zu nehmen," von dem Vorstoß auf die Hauptstadt Konstantinopel, die von Domnica, der Witwe
des Valens, mit sarazenischen Gardetruppen der Königin Mavia verteidigt wurde, und von der „heilsamen und raschen Maßnahme“ des magister militum per Orientem Julius, der auf die Nachricht von der Schlacht die auf die Städte jenseits des Taurus
verteilten Goten niedermetzeln ließ.’ Mit diesen Ereignissen beschloB Ammian sein Geschichtswerk, Hieronymus seine Chronik.
Mit Valentinian und Valens endet die stabile Phase des spätrömischen Reiches. Es folgt unter und nach Theodosius jene Zeit der Bürgerkriege und Germaneneinbrüche, die zur Auflösung des Imperiums geführt hat. Valentinian gehört zu den bedeutenden Generalen auf dem Kaiserthron. Er wird als hart und jähzornig geschildert,‘ doch machen die Anlässe seinen Zorn in der Regel begreiflich. Das politische Ethos dieses Mannes spricht aus dem Wort, mit dem er sich weigerte,
seinem Bruder Valens gegen den Usurpator Procopius zu Hilfe zu kommen, während die Germanen die Rheingrenze bedrohten: Procopius sei nur der Feind seiner Familie, die Germanen aber seien Feinde des Reiches." Sympathie verdient auch Valentinians weitgehend tolerante, geradezu friderizianische Haltung in den Glaubenskämpfen der Zeit, sie bleibt eine hohe Ausnahme in der Spätantike. Während der Zeit Valentinians, der zumeist in Trier residierte, lag zum letzten
Male das Schwergewicht des Reiches im Westen. Dank seiner rastlosen Kriegsführung genoß Gallien nochmals eine Ruhepause vor dem wachsenden Druck der Germanen. Unter ihm gab es noch feste Rheinbrücken, die dann für Jahrhunderte aus der Geschichte verschwinden.'* Valens bleibt neben der imposanten Figur des Bruders blaß. In den kirchlichen Quellen wird er als „Arianer“ angeschwärzt, obschon er sich für theologische und literarische Fragen nicht erwärmen konnte." Ammian (XXX 4,2) bescheinigt ihm
ein subagreste ingenium, nullis vetustatis lectionibus expolitum. Trotz des ungünstigen Einflusses seines Präfekten Modestus bezeugt Ammian dem Kaiser eine schonungsvolle Innenpolitik.” Bereits zehn Jahre nach dessen Tod galt seine Regierung bei
den Provinzialen als goldenes Zeitalter. Als höchstes Lob des Valens wertet die Überlieferung den brüderlichen Respekt gegenüber Valentinian. Münzen der concordissimi principes'” zeigen in der Umschrift Victoria Augustorum beide Brüder unter
der Siegesgöttin friedlich nebeneinander, wie sie gemeinsam den Globus halten."? 5! Der Magistrat von Adrianopel verteidigte
1965, 498 ff. Karl d. Gr. errichtete eine kurzlebi-
die Stadt mit Hilfe der ima plebs und der fabricen-
ge Brücke bei Mainz (Einhard, Vita Karoli 20; 32), es folgen die Brücken bei Breisach und Basel im 13. Jh. Weiter stromab hat der feste Brückenbau erst mit der Eisenbahn im 19. Jh. wieder begonnen.
ses, Amm. XXXI 6,2f. 2 Amm. XXXI Woods 1996.
16,5f; Zos. IV 22,1; Socr. V 1.
155 Amm. XXXI 16,8; Eun. fr. 42; Zos. IV 25f. Zum Datum: Elbern 1987, zur Sache Speidel 1998. 154 Amm.
ron. chron. 1992, 67 ff. 1 Amm.
XXVIII
zu
1; XXIX
3; XXX
365. Einschränkend:
XXVI
8; Hie-
Paschoud
5,13.
1% Haug, Rhenus, RE. 1 A 1914, S. 746; Aubin
17 Leppin
1996, 91 ff.
'55 Amm. XXIX 1,10£; XXXI 1% Amm. XXVI 5,1.
14,3.
' Kent/Overbeck/Stylow 1973, Nr. 714 ff. Themistios (or. 6) pries die Philadelphie des Valens 364.
154
Il. Die politische Geschichte
Nach dem Tode der Brüder war es mit der Eintracht vorbei. Dies war fatal durch
die seit 376 veränderte Lage an der Donaufront. Die Schlacht bei Adrianopel 378 eröffnete den ZerfallsprozeB des Imperiums. Die Grenzkastelle und das Hinterland wurden niedergebrannt.“' Die
Donau ist seitdem nie mehr wirklich unter rómi-
sche Kontrolle gekommen, immer neue Barbarenschwárme brachen ins Reich ein
und zerschnitten es an seiner geopolitischen ,, Wespentaille" (R. Syme) zwischen Donau und Adria in eine Ost- und eine Westhälfte. 396 klagte Hieronymus (ep. 60,16): „Seit mehr als zwanzig Jahren wird zwischen Konstantinopel und den Julischen Alpen táglich rómisches Blut vergossen. Skythien, Thrakien, Makedonien, Thessalien, Dardanien, Dakien, Epirus, Dalmatien und ganz Pannonien werden von Goten, Sarmaten, Quaden, Alanen, Hunnen, Vandalen und Marcomannen
aufs schlimmste verheert." Daran änderte sich auch in der Folgezeit wenig. Lang-
fristig bestätigte sich das Urteil, das ums Jahr 400 der Kirchenhistoriker Rufinus (HE. I 13) über die Schlacht gefällt hat: quae pugna initium mali Romano imperio tunc et
deinceps fuit — „diese Schlacht war der Anfang des Übels für das römische Reich damals und für alle späteren Zeiten."'?
7. Theodosius I (379—395) Quellen: Die Quellenlage verschlechtert sich zu Theodosius insofern, als Ammian seinen Bericht mit 378 beendet. Die Gegenwart, so meinte er, kónne man nicht historisch getreu darstellen (XXVI 1,1;
XXXI 16,9). Von seinem Fortsetzer Sulpicius Alexander besitzen wir nur bei Gregor von Tours (HF. 11 9) erhaltene Fragmente zur Zeit von 387 bis 393. Profanhistorische Schriften haben wir daneben von Zosimos, noch immer aus Eunap kopierend und daher negativ gegen den allzu christlichen Kaiser eingestellt; die ‚Epitome de Caesaribus' (47f) im Corpus des Aurelius Victor, weiterhin die Fortsetzer der Hieronymus-Chronik: Prosper Tiro (Chron. Min. I 460 ff), Hydatius Lemicus (Chron. Min. II 14ff) und Marcellinus Comes (Chron. Min. 11 60ff). Hinzu kommt wiederum Johannes Antiochenus (fr. 186f), sowie der späte (12. Jahrhundert), aber um solide Kenntnis bemühte Chronist Zonaras (XIII 18f). Reiches, wenn auch einseitiges Material überliefern die katholischen (Kirchen-)Historiker Orosius
(VII 34 f), Socrates (V), Sozomenos (VII), Theodoret (HE. V 1-26) und Rufinus (HE. II 14-34), während Philostorgios (IX 17-X1 2) als „Arianer“ den Kaiser angreift. Positiv urteilen auch Ambro-
sius in seiner Totenrede (CSEL. 73,371 ff) und in den Briefen. Paulinus von Mailand (VAmbr. 22 ff; 26f; 31), der wundersüchtige Sekretär und Biograph des Bischofs, schildert dessen Auseinandersetzungen mit dem Kaiser in Mailand. Groß ist die Zahl an Briefen, Gedichten, Viten und dergleichen von kirchlichen Würdentrágern im spáteren 4. Jahrhundert, die teilweise auch allgemeines Interesse verdienen, so die Schriften von Basilius (Briefe), Gregor von Nazianz (Briefe), Sulpicius Severus (Dialoge, Briefe, Chronik, Vita Martini), Palladius (‚Historia Lausiaca") und Augustinus (‚Confessiones‘ und Civitas Dei‘). Inhaltsreich durch ihre hohe Zahl sind die rhetorischen Schriften: Pacatus mit seinem lateinischen Panegyricus auf Theodosius nach dessen Sieg über Maximus (Paneg. II Mynors; dazu Lippold 1968), Themistios mit den Reden XIV-XIX, darunter XVI auf den Gotenfrieden von 382, Libanios mit zahlreichen Reden (or. 19 zugunsten Antiochias, or. 30 zugunsten der Tempel, or. 45 zugunsten der Gefängnisinsassen usw.) und seinen Briefen, die nach der Lücke zwischen 365 und 388 wieder einsetzen und bis 393 führen. Symmachus ist wichtig durch seine Relationen. Auch die Gedichte Claudians (s. II 8) enthalten manches. Die Münzen des Theodosius verzeichnet Pearce (RIC. IX 1962), die Gesetze Seeck (1919, 251— 284), die wichtigeren Inschriften Dessau (Nr. 780—792, 8950). Das Feriale Campanum, ein Festkalender 61 Vasic in Srejovic 1995, 328.
162 Straub 1943/72, 195 ff; Lenski 1997.
7. Theodosius I (379-395)
155
von 387 (Dessau 4918), nennt noch 7 heidnische Feiertage. Unter den archäologischen Denkmälern ragt das silberne Missorium aus Madrid hervor, gefertigt zu den Decennalien 388: Delbrueck, Consulardiptychen 1929 Nr. 62; ders., Kaiserporträts 1933 S. 200 und Tafeln 94-98; Meischner 1996 (gemeint sei Theodosius II 421); Ernesti 1998, 134 ft.
Nach ihrem großen Sieg über Kaiser Valens bei Adrianopel 378 waren die Westgoten Herren über das offene Land der Balkanprovinzen. Der Widerstand war erloschen. Ein Gotenfürst wunderte sich darüber, daß die römischen Soldaten weder flöhen noch kämpften: Sie ließen sich wie Schafe abmetzeln, er selbst sei
der dauernden Schlächterei allmählich überdrüssig.' Nur die großen Städte ver-
mochten sich zu halten. Adrianopel, Thessalonike, Perinth und Konstantinopel verteidigten sich erfolgreich. Gratian, der seinem Vatersbruder zu Hilfe gezogen, aber nicht rechtzeitig ein-
getroffen war, stand unterdessen in Sirmium. Auf die Nachricht vom Tode des Valens gestattete er den verbannten Bischöfen die Rückkehr und wiederholte das Toleranzgesetz seines Vaters. Ausgenommen blieben außer den Manichäern die
Anhänger von Photeinos und Eunomios.’ In Sirmium erhob er am 19. Januar 379 Flavius Theodosius zum neuen Kaiser des Ostens.’ Anders als seine Vorgänger stammte Theodosius nicht aus dem Donauraum und nicht aus kleinen Verhältnissen, sondern gehörte einer begüterten Familie aus Spanien an.‘ Theodosius ist am
11. Januar 347 in Cauca, Gallaecia, geboren. Sein gleichnamiger Vater war einer der fähigsten Heermeister Valentinians gewesen, hatte 366 gegen die Franken, 368 in
Britannien, 370 gegen die Alamannen gekämpft und war 373 zur Niederwerfung des Firmus-Aufstandes nach Africa geschickt worden. Auch diesen letzten Krieg hatte er mit Erfolg zu Ende geführt, doch wurde er nach dem Tode Valentinians in einen MajestätsprozeB verwickelt und Anfang 376 in Karthago enthauptet. Der Sohn rehabilitierte den Vater als divus. Der jüngere Theodosius begegnet seit 368 im Gefolge seines Vaters. Als dieser nach Africa ging, erhielt der Sohn sein erstes selbständiges Truppenkommando
an der Donau als dux in der Moesia Prima. Nach dem Sturz seines Vaters zog er sich nach Spanien zurück, heiratete dort eine Frau aus spanischem Provinzadel, Aelia
Flaccilla, wurde aber sofort nach der Schlacht bei Adrianopel wieder in den Dienst berufen. Als Heermeister für Illyricum errang er Ende 378 einen Sieg über die
Sarmaten, und daraufhin ernannte Gratian ihn zum Augustus für den Osten.^ Seine erste Aufgabe war die Wiederherstellung der rómischen Herrschaft auf dem Balkan. 379 und 380 residierte Theodosius zumeist in Thessalonike.' 379 schickte
er
den
Heermeister
Modares,
einen
katholischen
Goten,
gegen
die
plündernden Germanen, im folgenden Frühjahr mußte er eine Niederlage gegen sie verwinden. Ungehindert plünderten die Goten unter Fritigern Griechenland, ! Joh. Chrys. Ad vid. 4 (SC. 138,141), verfaßt um 380. ? Socr. V 2,1; Soz. VII 1,3.
> Chron. Min. 1 243; Socr. V 2. Zu Theodosius1: Lippold,
RE.
Suppl.
XIII,
1973, 837 ff;
* Die Abstammung von Trajan (Epit. 48, 1) ist
Kaisers mehrfach nennt, weiß nichts davon.
1969;
ders.
* Theodoret HE. V. Entscheidend kónnte die Fürsprache von Eucherius und Syagrius, zweier Verwandter des Theodosius aus der Umgebung Gratians, gewesen sein.
ders. 1980; Leppin 2003.
fiktiv. Pacatus, der Trajan als Landsmann
* Dessau 780; 8950. Demandt 1972; Lippold 1972; s. II 6!
des
? Gutmann 1996.
1991, 193 ff; Cesa
1994; Errington
156
II. Die politische Geschichte
unter Alatheus und Safrax Pannonien. Gratian mußte abermals an der Donau erscheinen, wo er die Goten durch Geschenke zu einem Vertrag bewog. Wahr-
scheinlich kam es auch zu einer Ansiedlung.‘ Im Herbst 380 trafen sich die Kaiser nochmals in Sirmium. Gratian überließ Theodosius gallische Truppen unter dem Befehl der Franken Bauto und Arbogast.’ Theodosius selbst war durch eine schwere Krankheit behindert, die ihn bewog, sich taufen zu lassen." Um das Heer wieder aufzubauen, rief der Kaiser Veteranen und Soldatensöhne aus dem Zivildienst zurück, bedrohte die Grundherren, die untaugliche Rekruten
stellten, und akzeptierte Selbstverstümmelung nicht mehr als Grund für Kriegsdienstbefreiung." Die neuen, noch nicht bewährten
Kontingente wurden an die
ruhigere Ostfront versetzt, altgediente Verbände von dort herbeigeholt. Das wirksamste Mittel waren jedoch Anwerbungen unter den Goten selbst. Um ihnen den Eintritt in die Armee zu erleichtern, gestattete Theodosius ihnen, den Dienst zu
quittieren, sobald sie einen Ersatzmann stellten. Nach Zosimos (TV 30) meldeten sich mehr Germanen, als der Kaiser brauchte, und so konnte er einige Abteilungen
von ihnen nach Ägypten verlegen. Trotzdem blieben die Donauprovinzen unsi-
cher. Eine Stabilisierung trat erst ein, als die Goten durch eine Pest geschwächt wurden und sich untereinander zu bekämpfen begannen. Theodosius zog am 24. November 380 in Konstantinopel ein. Er empfing dort am 11. Januar 381 den heidnischen Gotenkönig Athanarich, der ein Bündnis mit ihm geschlossen hatte, und bestattete ihn nach seinem plötzlichen Tode mit
großem Gepránge." Am 3. Oktober 382 kam es zum Frieden mit den Westgoten. Er wurde auf rómischer Seite von dem Heermeister Saturninus, auf gotischer
durch einen ungenannten rex geschlossen, móglicherweise Fritigern." Für die rómisch-germanischen Beziehungen war dieser Vertrag epochemachend: wenn auch Julian den Salfranken in Toxiandrien schon einmal ähnliche Bedingungen gewährt hatte (s. II 5), so wurde doch 382 zum ersten Male ein großes Volk auf dem Territorium des Reiches als völkerrechtliches Subjekt behandelt. Die Goten
waren keine laeti, keine dediticii, sondern freie Krieger, die ein foedus mit dem Kaiser eingingen. Sie erhielten steuerfreien Grundbesitz, lebten nach eigenem Recht unter eigenen Fürsten, versprachen dafür dem Kaiser Truppen für den Kriegsfall, aller-
dings gegen Bezahlung, und kämpften in geschlossenen Verbänden unter eigenen Anführern, nicht unter römischen praefecti. Die Anerkennung der Reichshoheit, * Jor. Get. 141; Zos. IV 25,2. Wolfram 2001,
! Chron. Min. 1243; Themist. XVI 211 (mit
138 ff: Gutmann 1991, 201f; anders Heather 1991, 334ff; Burns 1994, 52ff; Leppin 2003,
Pavan 1964); Schmidt 1941, 419; Heather 1991, 157; Schulz 1993, 57ff; Burns 1994 Kap. 3;
45 ff. Bodenfunde: Soproni 1985, 86 ff.
Wolfram 2001, 130f. Als rex wird Fritigern bezeichnet bei Amm. XXXI 5,7; 6,5; 12,9, vgl. XXVI 10,3 und Jord. Get. 142. Wenn ihm die
* Zos. IV 33; CTh. VII 21,11. Sirmium ist En-
de des 4. Jhs. von den Goten zerstórt worden: Popovic 1982, 546 ff. ? Jord. Get. 140; Zos. IV 31; Socr. V 6.
Forschung (Schmidt 1941, 243 ff; PLRE.
1 s. n.;
Wolfram 2001, 81; 562: „Häuptling“) die Würde
" CTh. VII 13,8ff. 2 Oros. VII 34,66, Chron. Min. 1 243; II 61; Soz. VI 37. Die Quellen erwecken den Eindruck,
verweigert,
so beruht
das darauf, daß
sie das
als ob Athanarich Kónig aller Gotenvólker gewesen wäre (universae Gothorum gentes) und diese daraufhin mit Rom Frieden geschlossen hätten. Das trifft nicht zu (s. u.).
germanische Königtum jedoch cher eine persön-
Königtum für ein Amt hält, das ein geschlossenes Staatsvolk voraussetzt. Tatsächlich ist das frühliche Würde ohne klar definierten Herrschaftsbereich. Zutreffend Wenskus 1961, 307.
7. Theodosius I (379-395)
157
personifiziert im Kaiser, wird in der üblichen Formel, ut maiestatem populi Romani comiter conservarent, ausgedrückt worden sein.' Aus römischer Perspektive waren foederati und dediticii beinahe dasselbe, aber faktisch war mit dem Vertrag von 382
einneuesHalbbürgerrecht
geschaffen. So kam es zu jenem rechtlichen Schwe-
bezustand zwischen Reichsangehörigkeit und Autonomie, der zumal für die Ostgermanen auf Reichsboden kennzeichnend ist. Das führte zu Konflikten." Sobald die römische Macht
wieder die traditionelle
stark genug war, bevorzugte Theodosius jedoch
Ansiedlung der Germanen als reichsuntertänige Laeten.
Als 386 Odotheus mit einem ostgotischen Heer erschien, brachte Theodosius ihm
zunächst eine Niederlage bei und gab ihm dann in Phrygien Land." Den Sieg feierte die nach dem Vorbild der Columna Traiana in Rom errichtete Theodosius-Säule auf dem Forum des Kaisers.” Ein ähnlicher Vorgang wiederholte sich 392, als es dem
Heermeister Stilicho (s. u.) gelang, eine Gruppe von Westgoten in Thrakien zu bezwingen.” In der Folgezeit beobachten wir bei den Goten eine romfreundliche (Fravitta) und eine romfeindliche (Eriulf) Richtung,” so wie auch unter den Römern barbarenfeindliche (Synesios) und barbarenfreundliche (Themistios) Posi-
tionen einander gegenüberstanden. An der Perserfront
trat nach dem Tode Sapors II 379 Ruhe ein, mit Sapor II]
(383-388) wurden mehrere Gesandtschaften ausgetauscht, so 384, 387 und 389. Bei
einer dieser Missionen? begegnet uns zum ersten Male Flavius Stilicho, nach 395 der führende Kopf im Westen." Stilicho war Vandale und heiratete, vermutlich 384, Serena, die Nichte und Adoptivtochter des Theodosius. Die Friedensverhand-
lungen mit Sapor III führten 387 zur endgültigen Teilung Armeniens unter arsa-
kidischen Vasallenkónigen, wobei vier Fünftel unter persischen Einfluß kamen.” Im westlichen Teil regierte Papas Sohn Arsakes IV, der letzte römische Vasallenkönig Armeniens. Nach seinem Tode um 389 wurde das römische Armenien zur Diözese Pontica geschlagen und in zwei Provinzen geteilt, Armenia Prima im
Norden und Armenia Secunda im Süden. Beide wurden von praesides regiert. Den militärischen Schutz gewährten die nach 420 ausgebaute Festung Theodosiopolis (Erzurum) und die dem dux Armeniae untergebenen Limitanformationen. Sie lagen in den sieben von der ‚Notitia‘ genannten Kastellen. Persarmenien unterstand bis 391 dem Arsakiden Chosroes, dem dann ein Sassanide folgte.”
Große Aufmerksamkeit widmete Theodosius stets der Kirchenpolitik.” Er stammte aus einer streng katholischen Familie und war auch persönlich sehr ^ Mommsen, Römisches Staatsrecht, 1952, III 664. Proc. BV. I 11,3. 5 CTh. VII 13,16.
^ Zos.
IV 40. Gutmann
1991, 207ff;
1887/
A Claudian XXI 51 ff; Chron. Min. II 61 vgl.
Cesa
15. Das Datum ist nicht klar. Zu Joh. Lydos mag. 111 53 vgl. Blockley 1985, 66; 1987, 230. Die persische Gegengesandtschaft: Socr. V 12; Chron.
1994, 39 ff; Burns 1994, 77fF; Schmitt 1997. " Claud. VIII 626, Zos. IV 35,1; 38f;
Chron. Min. 1 244. Burns 1994, 89 f. Damals ist vermutlich auch der Vater von Wulfilas Nach-
folger Selenas nach Phrygien gekommen. Socr. V 23; Soz. VII 17. Velkov 1980, 215 ff. 18 Preger, Patria S. 175f; Cedrenus I 566 B.
Müller- Wiener 1977, 258 ff. ? Zos. IV 51; Claudian XXI 94ftF. ® Eun. fr. 60.
Min. I 244; Epit. 48,5.
22 Seeck, Stilicho, RE. III A 1929, 2523f; zarino 1942; Demandt, mag. mil., RE. Suppl. 1970, 613 ff. 715; Janßen 2004. ? Faustus VI 1; Proc. aed. III 1,9; Epit. Zur kontroversen Datierung: Toumanoff
MazXII, 48,5. 1963,
152; Grousset (1947, 164 fF) entscheidet sich für 390. Umfassend: Blockley 1985; 1987, 222; 1992, 39 ff. 4 ND. or. 38; Faustus VI 1; Frye 1984, 317.
158
II. Die politische Geschichte
fromm. Als erster Kaiser hat er von Anfang an auf den Titel pontifex maximus verzichtet.” Nach der Niederlage bei Adrianopel hatte Gratian Toleranz verheißen (s. o.). Dieses Gesetz hob er am 3. August 379 wieder auf. Statthaft sei allein die observatio catholica." Wie sehr das im Sinne von Theodosius war, bezeugt dessen Erlaß vom 27. Februar 380.” Darin hat er alle Völker seiner Herrschaft aufgefordert, sich zum apostolischen Glauben zu bekennen, so wie er in Rom und Alex-
andria gelehrt würde, und definierte damit, wer als katholischer Christ und wer als Häretiker zu gelten habe. Letztere wurden für verrückt erklärt. Theodosius stellte ihnen die Rache Gottes in Aussicht, sowie jene Strafen, die der Himmel ihm, dem Kaiser, eingeben werde. Theodosius war damals noch nicht getauft.
Als Theodosius in Konstantinopel einzog, war der Sieg der orthodox katholischen Partei über die Arianer entschieden. Schon zuvor hatte Gratian den Heermeister Sapor in den Osten geschickt, um die Arianer „wie wilde Tiere“ aus den
Kirchen zu verjagen und sie den Orthodoxen zu übereignen. In Antiochia fand er den seltsamen Zustand vor, daß dort zwei rechtgläubige, antiarianische Gemeinden miteinander wetteiferten. Beide kommunizierten mit dem Papst Damasus, aber nicht untereinander. Sapor übergab die Kirchen daraufhin einem dritten orthodoxen Bischof.”
In Konstantinopel griff Theodosius durch. Es wies den arianischen Bischof Demophilos aus und erhob einen orthodoxen Gegenkandidaten, Gregor von Nazianz,
unter militärischer Bedeckung auf die Kathedra der Apostelkirche. Gregor konnte sich jedoch nicht halten. Theodosius ersetzte ihn noch 381 durch einen Juristen senatorischen Standes,
Nectarius, der bei seiner Wahl weder Taufe noch Prie-
sterweihe besaß. Damit war die vierzigjährige Herrschaft der Arianer in Konstantinopel beendet. Dennoch blieben sie stark genug, um 388 nach einer Falschmeldung von der Niederlage des Kaisers gegen Maximus einen Aufruhr zu erregen und dem orthodoxen Patriarchen das Haus anzuzünden.”
Am 10. Januar 381 erklärte Theodosius die Nicaena fides durch Staatsgesetz nochmals für verbindlich.” Als vicarius Dei fühlte er sich für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich. Um die Zustimmung der kirchlichen Autoritäten einzuholen, ordnete der Kaiser ein Konzil
an, das später als „ökumenisch“ betrachtet
wurde. Die im Jahre 381 in Konstantinopel versammelten 150 orientalischen Bischöfe bestätigten die Maßnahmen des Kaiser und brachten das Credo in die Form des Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum. Darin ist der Heilige Geist als dritte Erscheinungsform Gottes etabliert.” Kirchenpolitisch wurde der Patriarch des „neuen Rom“
Konstantinopel denen von Antiochia und Alexandria überge-
ordnet und nur unter Rom eingestuft. Das Jahr 381 gilt als das Jahr der Begründung der christlichen Staatsreligion. An die Stelle der Bevorzugung der Katholiken trat der Glaubenszwang. Theodosius setzte 382 gegen die Sonderkirchen inquisitores ein und verfügte in der Folge einen 25 Socr. V 2; Joh. Ant. fr. 185.
celó/Gottlieb in Fs. Lippold 1993, 409 ff; Erring-
26 Gratian hatte ihn 382 unter dem Einfluß des
ton 1997.
Ambrosius abgelegt: VII 1912, 1838.
Zos.
IV 36,5.
Seeck
RE.
2 CTh. XVI 5,5. Einfluß von Ambrosius be-
streiten Gottlieb 1973 und McLynn 1994. 28 CTh. XVI 1,2; 2.25. Zur Zielgruppe: Bar-
2? Theodoret HE. V 2f. 3 Socr. V 7f; 13. ἡ CTh. XVI 5,6. 2 CTh. XVI 1,3. Denzinger
1954, 41 f; Ortiz
de Urbina 1964, 159 ff; Staats 1996.
7. Theodosius I (379-395)
159
ganzen Fächer von Strafen: Verbot des Kirchenbaus, der Priesterweihen, der Lehre, ja der Diskussion über Glaubensfragen; Entzug der Kirchen und Kulträume, Versammlungsverbot, Enteignung, Verbannung, Infamie, Stockschläge, bis zur Todes-
strafe in schweren Fällen. In der Regel blieb es allerdings bei der Drohung.” Ein Religionsgespräch zwischen den Konfessionen 383 beendete der Kaiser mit der Erklärung, Gott selbst habe ihm die Rechtmäßigkeit des nicaenischen Glaubens-
bekenntnisses offenbart. Dies überliefert Socrates (V 10). Wie dessen Behauptung zu werten ist, Theodosius haben allen Konfessionen Toleranz gewährt (V 20), ist
nicht klar. Der Kaiser hat die angedrohten Strafen nicht konsequent verhängt, auch finden sich noch Heiden in prominenten Positionen.”
Im Westen war Gratian nach der Erhebung des Theodosius von Sirmium über Aquileia nach Mailand gezogen. In Trier mußte er sich mit den Folgen der jüngsten
Germaneneinfälle befassen, der Sieg bei Argentaria hatte nicht genügt, um Gallien während seiner Abwesenheit zu schützen." Im August 380 traf er abermals Theodosius in Sirmium (s. o.). Das im September 381 nach Aquileia berufene Konzil wurde von Ambrosius als Waffe gegen die Arianer verwendet.“ 382 verhandelten die griechischen Bischófe in Konstantinopel, die lateinischen in Rom über strittige Kollegen, und das führte zu Spannungen.
nian ll in Mailand.
Gratian residierte seit 381 mit Valenti-
Dort überließ er die Regierung seinem Reichspräfekten
Petronius Probus und begünstigte in anstößigem Ausmaß eine kleine Truppe alanischer Bogenschützen, die er gegen ungeheure Goldzahlungen angeworben hatte. Gratian erschien in alanischer Tracht und brachte es im Schießen so weit, daß man
sagte, seine Pfeile hätten Hirn.“ Im Frühjahr 383 erhob sich in Britannien Magnus Maximus
zum Kaiser, ein
Offizier Valentinians I, Landsmann und Verwandter des Theodosius. Maximus setzte nach Gallien über. Gratian, der gerade wieder einen Alamanneneinfall
nach Raetien hatte zurückwerfen müssen, zog ihm bis Paris entgegen, wurde aber von seinen Soldaten verlassen und floh. Ein Heermeister des Maximus verfolgte ihn, versteckt in der Sänfte von Gratians zweiter Frau Laeta, und ermordete
ihn am 25. August im dreißigsten Lebensjahr bei Lyon." Maximus „errichtete seinen Thron“ in Trier." Justina, die Mutter des jungen Valentinian II in Mailand, schickte Ambrosius als Gesandten zu Maximus, um die * Sozomenos 10, 13.
VII 6,7; CTh.
* Soz. VII 12,12. Hachling, hörigkeit 1978.
5,9;
des Merobaudes" unterlegen. Letzteres übernahmen u.a. Sceck, EnBlin und die PLRE. I, 599.
Religionszuge-
Aus Pacatus (28,4f) hat jedoch Waas (1971, 97)
XVI 4,1f;
erweisen können, daß Merobaudes die Seiten nicht
* Socr. V 6; Soz. VII 2,1; 4,1; CTh. XI 31,7
gewechselt hat, sondern - vermutlich 383 - von
* Gottlieb 1979.
Maximus zum Selbstmord gezwungen wurde; Ni35,2;
xon 1994, 486. Schwerlich auf diesen Merobaudes
** Soz. VII 13,1; Paneg. XII 24,1; Socr. V 11,2.
bei Vetter 1960. Waas hat (1971, 42 ff) gezeigt, daß das angebliche dritte Konsulat des Merobaudes auf einem epigraphischen Überlieferungsfehler beruht. Vgl. Demandt, mag. mil, RE. Suppl. XII 1970, 598; B. Rodgers 1981; O'Flynn 1983, 3f; Nixon
V Socr.
V 11,3;
Epit.
47,6;
Zos.
IV
Const. Manasses 2453.
EnBlin, Maximus, RE. XIV 2, 1930, 2546 ff; Palanque 1965; Raschle 2005. Das Datum : Chron. Min.
11 61. Rufin (II 14) schiebt die Niederlage Gratians mehr auf den Verrat der eigenen Leute als auf die Kraft der Gegner, und Prosper Tiro (Chron. Min. I 461,1183) berichtet, Gratian sei „durch den Verrat
und seine Frau bezieht sich die Trierer Grabschrift
1994, 486. " Chron. Min. II 33.
160
II. Die politische Geschichte
Leiche Gratians zu erbitten,^ während der Heermeister Bauto die in Raetien ein-
gefallenen Alamannen durch angeworbene Hunnen und Alanen in Schach hielt und die Alpenpässe befestigte.“ Außerdem nahm Justina Verbindung mit Theodosius auf. Dieser hatte mit Gratian kirchenpolitische Differenzen gehabt, und das mag seine zunächst wohlwollende Haltung gegenüber dem Usurpator erklären. Durch Errichtung von Statuen für ihn, durch CONCORDIA AUGUSTORUM — Münzen aus
Konstantinopel und durch Übernahme seines Konsuls für 386 im Osten konnte sich Maximus als legitimiert erachten.“ Anerkennung fand Maximus ebenso in Spanien und Africa.‘ Er hat in den Jahren 383 bis 388 den Westen mit fester Hand regiert. Aus seiner Zeit stammen die letzten Fundmünzen von der Hadriansmauer in Britannien, danach wurde sie offenbar
nicht mehr verteidigt. Sulpicius Severus beurteilt Maximus
wohlwollend
und
meint, die Soldaten hätten ihn gegen seinen Willen zum Kaiser erhoben." Nur Habsucht rügt er an ihm, doch habe die politische Lage ihn gezwungen, alle Hilfs-
quellen für seine Herrschaft Germanen
am
Rhein
auszuschöpfen.
wies Maximus
Die seit 383
zurück,
wieder
nach Orosius
(VH
bedrohlichen 35,4) ertrotzte
er von ihnen sogar Abgaben und Kriegsdienste. Im Innern suchte er vor allem die Lage der Provinzialen zu heben. Um sich die Sympathie der Katholiken zu sichern,
ließ Maximus
385/386 den spanischen Asketen Priscillianus mit seinem Gefolge
hinrichten. Das war die erste Exekution von „Ketzern“ durch die Staatsgewalt, der
Vorwurf lautete auf Schwarze Magie. Die Sekte aber bestand weiter. Sulpicius klagte 402 über den schon 15 Jahre währenden „Krieg“ zwischen den Kirchenparteien im Westen.”
Gleichzeitig mit dem Konflikt zwischen Kirche und Ketzerei in Gallien kam es in
Italien zum Zusammenstoß zwischen Christen und Heiden. Im Jahre vor seinem Tode hatte Gratian die Einkünfte der altrömischen Priester, insbesondere der Vestalinnen kassiert, testamentarische Zuwendungen an die alten Kulte verboten und
aus dem Sitzungssaal des Senates Standbild und Altar der Victoria entfernen lassen (s. III 6a). Als Symmachus, einer der führenden Köpfe der altgläubigen Senatoren, 384 Stadtpräfekt geworden war, beantragte er bei Valentinian II die
Aufhebung jener Bestimmungen. Er argumentierte in seiner berühmten dritten Relatio mit der Tradition, die Rom zur Größe geführt habe. Dieser Brief” ist eines
der aufschlußreichsten Zeugnisse für die Geschichtsauffassung und die politische Denkwelt der spätrömischen Senatsaristokratie, Seeck (V 196) nennt ihn den „Schwanengesang einer sterbenden Religion“. Symmachus fand Unterstützung im Kronrat, unter anderem bei Bauto, scheiterte indessen am Einspruch des Am4 Sulp. Sev. chron. II 49,6; Ambr. ep. 34,10. 4 Ambr. ep.30: Zos. IV 37,3 u. 5. Campenhausen 1929, 162 f. Die Münzen des Theodosius: Baldus 1984; Kent 1993. 4 Sulp. Sev. chron. II 49,7; CIL. 11 4911; Dessau 787. ** Sulp. Sev. VM. 20,3; dial. 3,11.
*5 Chron. Min. H 15; Sulp. Sev. chron. 11 46-
51. Vollmann,
Priscillianus,
1974,
485-559;
Birley
1983;
Escribano-Pano
1988: Burrus 1995; Barnes 2000, 294. S. III 6d!
Johnson, Historia 1991. * Ambr. ep. 24,7f.
RE.
Suppl.
XIV,
** Die dritte Relatio des Symmachus nebst den verwandten Texten ist lateinisch und englisch herausgegeben und kommentiert von Barrow 1973; lateinisch und franzósisch von M. Lavarenne 1963 (Prudence Ill, Bude); lateinisch und deutsch von Klein 1972 und Wytzes 1977; Sceck V 186;
196; 201;
Campenhausen
1929,
166 ff:
Dudden 1935, 256 ff; Pohlsander 1959; Paschoud 1965. Zum
„Symmachus-Kreis“ s. Ill 6a!
7. Theodosius I (379—395)
161
brosius. Dieser argumentierte mit einem universalen Fortschrittsgedanken," der das Heidentum als überholt erweise, pochte auf den wahren Glauben und drohte dem Kaiser mit der Exkommunikation. Die Sorge um Kirchengemeinschaft und
Seelenheil
bewogen
Valentinian II, das Gesuch
des Symmachus
abzulehnen
(s. III 6a). Auf dem kaiserlichen Globus erscheint Victoria noch im 5. Jahrhundert, doch findet sich seit etwa 384 auf Mailänder Münzen der „Reichsapfel“ mit Kreuz.“
Wichtiger als der Streit um den Victoria-Altar wurde der Konflikt des Jahres 385/386 um die Basilica Portiana in Mailand.” Zuvor war es nur um die Rücksicht auf den Senat gegangen, diesmal aber stand die Macht des Kaisers auf
dem Spiel. Zum ersten Male wurden ihr von der Kirche Grenzen gezogen. Justina, die sich wieder dem Arianismus zugewandt hatte, und ihr Sohn Valentinian II forderten eine vor den Toren gelegene Kirche für den Gottesdienst der arianischen
Gemeinde am Hof. Damit respektierten sie das Gesetz vom
10. Januar 381, das
innerhalb der Mauern nur katholische Gotteshäuser zuließ.” Dennoch trat Ambrosius dem ketzerischen Wunsch der Kaiserin mit Nachdruck entgegen. Er hatte das Stadtvolk hinter sich, Unruhen drohten. Der Kaiser rief das bereits aufmarschierte
Militär zurück und zog im August 385 mit dem Hof nach Aquileia. Am 23. Januar 386 war Valentinian II wieder in Mailand und verfügte, daß arianischer Gottesdienst hinfort statthaft sci," offenbar auch innerhalb der Mauern. Er stellte die zu erwartenden Krawalle unter Strafe und lud Ambrosius zu einem Religionsgespräch mit dem arianischen Hofbischof Mercurinus-Auxentius
in den Palast. Ambrosius weigerte sich und begründete dies in einem uns erhaltenen Schreiben an den Kaiser. Dieser verlangte nun die größere Basilica nova intramurana,
offenbar um dem Bischof wenigstens die Basilica Portiana abzutrotzen." Ambrosius gab nicht nach, er wußte die Bevölkerung, die Kaufleute und einzelne Hofbeamte
auf seiner Seite. Geldspenden erhöhten seine Popularität. Am Palmsonntag hielt er eine Predigt gegen Auxentius, deren Text er dem Kaiser zustellte. Es kam zu Gewaltakten gegen Sachen und Personen des Hofes. Dem Anspruch des Kaisers auf die höchste Entscheidung setzte der Bischof das Bibelwort entgegen: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist." Dem Kaiser gehóre der Palast, dem Bischof die Kirche. Ambrosius hielt die umstrittenen Kirchen Tag und c,
* Demandt, Argument 1972, 41 ff. * R.-Alf6ldi 1961/2001, 224f.
* Die erzählenden Quellen zum Mailänder Kirchenstreit sind sämtlich tendenziós zugunsten
des Ambrosius. Dies gilt in erster Linie für die Zeugnisse des Kirchenvaters selbst (Ambr. ep.
XXXIVff;
2000. Ὁ CTh.
McLynn
1994;
Barnes
1999
u.
XVI 5,6.
st Auch dieses Gesetz (CTh. XVI 1,4) wurde 438 bestätigt, obschon es seit 397 obsolet war. 2 Ambr. epp. 75 ff. Gottlieb (1985, 39 ff) ent-
75-77, CSEL. 82, 1982 ed. Michaela Zelzer, bei
nimmt
Migne PL. 16 epp. 20-22), aber auch für den Bericht seines Biographen Paulinus von Mailand (c. 14) und die Bemerkungen bei Augustin (conf. IX 15 ff), Rufinus (HE. II 15f) und Sozomenos (VII 13). Der führende Kopf der Gegenseite war
Valentinian eine (nicht erhaltene) lex de fide erlas-
der arianische Hofbischof Auxentius-Mercurinus, ihn kennen wir nur aus katholischer Per-
spektive. Seeck V, 200ff; Campenhausen 189 ff; Dudden
1929,
1935 I 270 ff; Enßlin, Valentinia-
nus II, RE. VII A 1948, 2205-2232, 2217 ff; Cal-
derini 1953, 337 ff; Gottlieb 1985, 37 ff; Zelzer |.
den
Bemerkungen
des
Ambrosius,
daß
sen habe, die das Bekenntnis von Ariminum vorschrieb und den Katholiken die Kirchen und die
Bischöfe nehmen sollte. Abgesehen von der schieren Unmöglichkeit, eine solche Bestimmung im Westen durchzusetzen, ist diese Ausdeutung lanensis,
des Textes gewagt. Paulinus MedioAugustin und die Kirchenhistoriker
schweigen wohl kaum zufällig über jenes angebliche Gesetz.
162
II. Die politische Geschichte
Nacht besetzt. Als selbst die Truppen Valentinian den Gehorsam verweigerten, gab der Kaiser nach, das Osterfest wurde in beiden Kirchen nach katholischem Ritus
vollzogen. Anschließend verfaßte Ambrosius den überlieferten Bericht als Brief an
seine Schwester Marcellina. Zur Einweihung der Basilica Ambrosiana entdeckte der Bischof am 17. Juni 386 die ihm im Traum offenbarten Gräber der Märtyrer Gervasius und Protasius, deren Gebeine Wunder wirkten, und damit war seine
Macht unangreifbar geworden. In Mailand war die Stellung Valentinians II erschüttert. Er ging Ende April 386 abermals nach Aquileia. Barbareneinfälle in Pannonien, wo seit 384 die Sarmaten
bekämpft werden mußten, und ein offener Brief von Maximus, der die Kirchenpolitik Valentinians angriff, bewogen diesen, Ambrosius 386 zum zweiten Mal nach
Trier zu senden. In der Folge schickte der Usurpator nicht nur Truppen, sondern erschien selbst in Italien. Da Maximus
als orthodox bekannt war, konnte er in
Italien auf Anhang rechnen. Valentinian II floh 387 in den Reichsteil des Theodosius, nach Thessalonike.”
Während der Unruhen im Westen hatte auch Theodosius im Osten Schwierig-
keiten. Die Bedürfnisse des Heeres im allgemeinen und die heranrückenden Auseinandersetzungen mit Maximus im besonderen belasteten die Kasse, und deshalb verfügte Theodosius 387 eine Sondersteuer. Dagegen kam es in
Antiochia zum
Aufstand.’ Zunächst versuchte der Stadtrat, auf friedlichem Wege eine Ermäßigung der Abgaben zu erzielen, dann übernahmen die Theaterclaquen die Führung. Es folgte ein allgemeiner Aufruhr, bei dem Amtsgebäude angezündet und Kaiserbilder geschándet wurden. Wie gewöhnlich bei derartigen Revolten dauerte die Unruhe
nur
kurz,
doch
galt
die
Verletzung
der
Statuen
als Hochverrat.
Die
Rädelsführer wurden sofort hingerichtet, der gesamte Stadtrat gefangengesetzt und ein Sondergericht gehalten. Die zunächst verordneten Kollektivstrafen — Schließung der Theater und Thermen, Aufhebung der Getreidespenden und Degradierung der Stadt zugunsten Laodikeias - wurden zwar wieder zurückgenommen,
aber die Steuer mußte gezahlt werden.
Theodosius legitimierte sich dynastisch, indem er anstelle der jüngst verstorbenen Flaccilla 387 Valentinians Schwester Galla heiratete, die er zuvor nebst
ihrem Bruder zum Katholizismus bekehrt hatte.^ Am 19. Januar 388 feierte er seine Decennalien in Thessalonike, zu diesem Anlaß wurde das Madrider Silbermissorium angefertigt, das ihn zwischen Valentinian II und Arcadius darstellt.” Die
überragende Größe des Theodosius auf der Platte spiegelt das Macht-, nicht das *' Coll. Avell. 39; Ambr. ep. 30; Theodoret HE.V 14; Chron. Min. 1 S. 298; Zos. IV 46, 2f. Dudden 1935, 345 ff. Die Chronologie dieser
* Chron. Min. II 62; Zos. IV 44,4; Ambr. ep. 53,2; Theodoret HE. V 15. % Delbrueck 1929 Nr. 62; Meischner 1996
Vorgänge ist umstritten: Barnes 2000.
identifiziert die Figuren mit Theodosius II, Ho-
** Lib. or. 19f; 30; Joh. Chrys., hom. ad. pop. Ant. (PG. XLIX 15ff); Zos. IV 41; Soz. VII 23:
norius (links) und Valentinian III (rechts) und den Empfänger des codicillus mit Constantius III 421.
Theodoret HR. 13; HE. V 20; Sievers 1868, 172ff; Browning 1952; Petit 1955, 238-245;
— Doch sind die Decennalien von Theodosius Il für 411 bezeugt: Chron. Min. II 70. Die zerbrochen
Downey Stichel
1961, 426 433; ders. 1982,
87f;
Paverd
1991;
Leppin bei Brandt 1999, 103 ff.
1963,
187-193;
Wiemer
1996;
aufgefundene Silberplatte war vermutlich nach 410 mit den Westgoten nach Spanien gelangt.
7. Theodosius I (379-395)
163
Rangverhältnis. Valentinian zur Rechten des Theodosius, kommt als senior Augustus
nur als erstgenannter Absender in den Gesetzen zur Geltung. Im Frühjahr 388 setzte Theodosius drei Armeen gegen Italien in Marsch. Dort
hatte sich die Lage für Maximus verschlechtert. Nach seinem Abzug aus Gallien 387 griffen die Franken wieder an, und damit waren Truppen gebunden. Maximus
unterstellte sie seinem 384 zum Augustus erhobenen Söhnchen Flavius
Vic-
tor.” Dessen Heermeister besiegten die Franken im Kohlenwalde der Ardennen,
doch erlitt einer von ihnen eine schwere Niederlage rechts des Rheins.” In Rom hatten die Christen die Synagoge angezündet, und als Maximus dagegen einschritt, kostete ihn das die Unterstützung der Orthodoxie.” Theodosius übertrug das Regiment in Konstantinopel seinem älteren, 377 geborenen Sohn Arcadius, den er bereits zu seinen Quinquennalien, am
19. Januar 383, zum Augustus hatte aus-
rufen lassen, bestellte bei dem weissagenden Mönch Johannes in Ägypten eine
siegverheißende Prophezeiung” und besiegte mit seinem gotisch-hunnischen Heer den Usurpator bei Siscia und bei Poetovio. Maximus ergab sich vor Aquileia und wurde am 28. August (?) 388 enthauptet. Seinen Sohn Victor traf dasselbe Schicksal." Theodosius zog nach Mailand und geriet hier 388, wie Valentinian II zuvor, in Konflikt mit Ambrosius. Den ersten Anlaf lieferte die Nachricht, daB der Bischof
der Stadt Kallinikon am Euphrat die Synagoge hatte niederbrennen lassen. Als Theodosius
die Schuldigen
zum
Schadensersatz verurteilte, schritt Ambrosius
ein. Er erklärte dies für einen Eingriff in die Angelegenheiten der Kirche, drohte
mit dem Aussetzen des MeBopfers und nótigte den Kaiser zur Rücknahme der Strafen." Während Valentinian II, an die Rheinfront abgeschoben, das Regiment in Trier antrat, besuchte
Theodosius
am
13. Juni 389 die Stadt
Rom."
Er hielt
seinen — für Sieger im Bürgerkrieg inzwischen üblichen — triumphalen Einzug, wurde im Senat von dem Redner Pacatus gefeiert und begnadigte Symmachus, der einen Panegyricus auf den Usurpator gehalten hatte. Theodosius beseitigte einige Mißstände und reformierte den Festkalender." Den folgenden Winter verlebte Theodosius wieder in Mailand, und hier kam es
zum schwersten Zusammenstoß zwischen Kaiser und Bischof.“ In Thessalo** Chron. Min. I 451.
Socr.
* Greg.
(1928, 320) und PLRE. I, 588. Dagegen melden Chron. Min. 1245 und I1 15 den 28. Juli. Das Siegesmonument ist der Theodosius-Obelisk in Byzanz: Wrede 1966. 1958 tauchte ein Reliefstück der Gotensäule auf, das zeigt, wie die Garde des Maximus sich ergab: Speidel 1995. 2 Paulin. Med. 22f mit Pellegrino 1961 2. St.; Ambr. ep. 40,6ff(= CSEL. 82, 165 ff). Campen-
Tur.
I1 9 aus Sulpicius Alexander.
Zöllner 1970, 23. Mit diesen Kämpfen ist vermutlich die Grabinschrift des vor Deutz von einem Franken getóteten protector Viatorinus zu verbinden: Dessau 2784; Hoffmann 1969, 178. * Ambr. ep. 40,23.
*' Chron. Min. 1244; Aug. CD. V 26; Rufinus HE.
II 19
V 14, danach
Seeck
(V, 216;
525),
Stein
^' Paneg. 1I 34 ff ; Epit. 48,6; Oros. VII 35,10; Zos. IV 46,2; 47;1. Die Milde des Theodosius
hausen
betonend, führt Pacatus (Paneg. 1l 44.1) die Todesarten auf, die der Usurpator eigentlich ver-
1 245. Zu den Münzen aus Mainz: Olbrich 1994. ** Paneg. II; V 18; Socr. V 14; CTh. 118,19;
dient hätte, und bemerkt, daß er nur auf Betrei-
8,22.
ben der Ratgeber des Kaisers enthauptet wurde
*5 Paulin. Med. 24 mit Pellegrino 1961 z. St.; Dudden I 1935, 381 ff; EnBlin 1953; Kolb 1980; McLynn 1994; Ernesti 1998, 173 ff.
(44,2; 45,2). Der Todestag ist unklar. Den 28. August überliefern Chron. Min. 1298 und
1929, 230 ff; Dudden
II 1935, 371 ff.
^* CTh. IV 22,3; Zos. IV 47,2; Chron. Min.
164
II. Die politische Geschichte
nike war ein homosexueller Wagenlenker verhaftet worden. Theodosius hatte am 14. Mai 390 befohlen, Päderasten öffentlich zu verbrennen. Die betroffene Zirkus-
partei stürmte das Gefängnis, und unter den Opfern befand sich ein germanischer Heermeister.“ Daraufhin vollzog dessen Gefolge ein Strafgericht, das Tausenden das Leben gekostet haben soll. Ambrosius wies dem Kaiser die Schuld daran zu,
doch war es möglicherweise ein spontaner Racheakt der gotischen Foederaten. Der Bischof verweigerte dem Kaiser wiederum die Kommunion und forderte ihn auf,
öffentlich Kirchenbuße zu tun. Nach längerem Zögern demütigte sich Theodosius, indem er sich auf den Boden warf. Ecclesiastica cohercitus disciplina, wie Augustin (CD. V 26) vermerkt, befahl er einen dreißigtägigen Verzug für alle künftigen
Blutbefehle und wurde am Christfest 391 wieder feierlich in die Gemeinde aufgenommen.” Dies ist in der Literatur immer wieder mit Canossa verbunden wor-
den." Anders als Gregor VII gegenüber Heinrich IV verband Ambrosius mit der Demütigung
seines Kaisers allerdings keine politischen Absichten.
391 kehrte
Theodosius nach Konstantinopel zurück." Der Bußakt von Mailand hatte eine Verschärfung des Kampfes gegen die Heiden zur Folge. Bisher hatte Theodosius laviert. Der alte Glaube war noch durchaus
lebendig. Im Offizierskorps gab es Heiden, der römische Senat war überwiegend heidnisch. Hochburgen des Heidentums waren die neuplatonischen Universitäten in Alexandria, Pergamon und Athen. Die Literatur erlebte in der theodosianischen
Zeit eine heidnische Renaissance.” Während Theodosius den erneuten Wunsch nach Wiederaufstellung des Victoria-Altars abschlug, hat er es prominenten Heiden gegenüber nicht an persönlichen Gunstbezeugungen fehlen lassen. Mehrere von ihnen sind durch hohe Staatsämter ausgezeichnet worden. Dies zeigt sich an den Ämterlaufbahnen
von Männern
wie Tatianus, Aurelius Victor, Themistios, Richomer und Nicomachus Flavianus
Vater und Sohn.” Das aber ändert nichts an der Absicht des Kaisers, das Heidentum mit staatlichen Mitteln auszulöschen. Bereits vor dem Bußakt wurde Renegaten die Testierfähigkeit genommen, ihr Vermögen im Todesfall eingezogen. Blutige Opfer, Wahrsagerei und magische Praktiken wurden mit harten Strafen belegt. 391 verbot Theodosius jede Form des altgläubigen Gottesdienstes, des religiösen Tempelbe-
suches wie des Hauskultes. 392 wiederholte er dies. Götterkult wurde hinfort als Majestätsverbrechen und Hochverrat mit schweren Sanktionen belegt.” Diese Bestimmungen blieben nicht bloße Willenserklärungen. Rufin (HE. II 19) bemerkt: idolorum cultus conlapsus est. Und Augustin (CD. V 26) bestätigt: simulacra gentilium ubique evertenda praecepit (sc. Theodosius). Von Konstantinopel aus, wo er 386 den Aphroditetempel in eine Remise verwandelt hatte, entsandte der Kaiser
den praefectus praetorio Orientis Cynegius” und dessen glaubenseifrige Frau auf Inspektionsreisen. Gestützt auf die Machtmittel des Staates und der Kirche hat ** Coll. Mos. V 3 (= FIR A. II 557); Soz. VII 25. 9? Rufin CTh.
HE.
IX 40,13
1118;
(zu 390!).
Christfest wurde
noch
am
174ff. Als
Theodoret
in Mailand
6. Januar Datum
Matthews
wird
auch
1997.
V 18; Das
unter Ambrosius
begangen:
391 erwogen: McLynn 1994. ‘* Lippold 1980, 41.
HE.
Fórster
2000,
Gründonnerstag
# Chron. Min. Il 62. ? Bloch 1963, s. III 6a! "! Honoré
1989.
72 CTh. XVI 10.104
3 Chron. Min. 1 244; II 15; Lib. or. 49,3; Zos. IV 37; Rufin.
HE.
1I 22. Seeck,
Kynegios,
RE.
XI, 1922, 2527f; Cynegius war wie der Kaiser Spanier: Matthews 1975, 140f.
7. Theodosius I (379-395)
165
Cynegius in der Zeit zwischen 384 und 388 gründliche Arbeit geleistet. Er schloß zahlreiche Heiligtümer in Mesopotamien, Syrien und Ägypten. Er lieh dem Bischof
Marcellus von Apameia Truppen, die den großen Zeus-Tempel der Stadt und andere Heiligtümer demolierten; Marcellus selbst kam dabei zu Tode." Wir hören von Mönchshorden, die das Land durchzogen und Götterbilder zerschlugen, so der
Schlaflose Alexandros mit seinen Asketen.” Libanios (or. 30) verfaßte — wahrscheinlich 386 — eine große Rede an den Kaiser zum Schutze der Tempel, die doch zugleich die höchsten Kunstwerke der antiken Kultur enthielten. Dennoch ließ sich der Bildersturm nicht abfangen. In Alexandria erhielt der Bischof Theophilos von Theodosius den Auftrag, die Tempel zu zerstören. Als
er daraufhin die Mysterien des Mithras und des Serapis öffentlichem Gespött preisgab, erhob sich 391 die heidnische Bevölkerung unter der Führung des Philosophen Olympios. Es gab Tote. Theophilos forderte Militär an. Viele Heiden flohen. Die letzten Empörer verschanzten sich im Serapeion. Das Heiligtum wurde genommen und auf Befehl des Kaisers zerstört, die Kultstatue, wie alle anderen Bilder, zerschlagen.” Libanios hatte bereits fünf Jahre zuvor um dieses Kunstwerk gebangt. Die Tat erregte großes Aufsehen, denn das Serapeion war nicht nur das Zentrum
der Universität, sondern zugleich — wie selbst Rufinus (HE. I1 23) und Theodoret (HE. V 22,3) einräumen — das schönste und berühmteste Bauwerk des gesamten
Ostens. Nur das Fundament blieb übrig, darüber wurde eine Kirche zu Ehren des Kaisers Arcadius gebaut.” Nach diesen Erfolgen ließ Theophilos „alle Heiligtümer
und Götterbilder Ägyptens zerstören“, wie Rufin (HE. 11 29) meldet. Es folgten Straßenkämpfe um die Tempel u.a. in Petra, Hierapolis, Raphia, Gaza, Heliopolis, Apamea und Aulon.” Altberühmte Einrichtungen des antiken Polytheismus erloschen: das delphische Orakel, die eleusinischen Mysterien und wahrscheinlich auch die olympischen
Spiele (s. III 6a) in Griechenland; das Augurenwesen,” der Vestakult und die Victoria-Verehrung in Rom (s. III 6a). Theodoret (HE. V 23) schreibt: „Überall zu Wasser und zu Lande wurden die Tempel der Dämonen zerstört.“ Das Heidentum ist nicht kampflos abgetreten. In den Jahren 392 und 394 kam es
zu einer letzten heidnischen Erhebung im Westen. Theodosius war bald nach seiner
Demütigung durch Ambrosius, im Sommer 391 nach Konstantinopel zurückgekehrt und hatte die Regierung des Westens Valentinian II überlassen. Dessen energische Mutter Justina war 388 gestorben, kurz zuvor hatte der Franke Arbogast auf revolutionäre
Weise
das
Heermeisteramt
seines
verstorbenen
Vaters
Bauto
übernommen: die Truppen hatten ihn dazu ausgerufen.” Arbogast hatte den Feld-
zug gegen Maximus mitgemacht, dessen Sohn Victor getötet und Gallien für Theodosius
Abzug
und
Valentinian
des Maximus
II zurückgewonnen."
Die
Franken,
die nach
dem
über die Alpen 388 einen Einfall ins Reich unternommen
* Theodoret HE. V 22 ; Jones 1964, 167. ^ Caner 2002, 256 ff. ^ Rufin HE. II 22f; Chron. Min. II 62; Socr.
V 16t; Cedren. 1 569; Kakosy 1984, 62fF; Clauss 2003, 276 ft. 7" Amm. XXII 16,12; Chron. Min. I 650; Eun. VS. 472; Socr. V 16; Soz. VII 15,2ff. Zum Schick-
sa] der Bibliothek: Parsons 1952, 391.
ἢ Soz. VII 15,11 ff. Beißel 1905, 30.
? Der letzte Augur von 390: Dessau 4151. *' Soz. VII 14,7; Joh. Ant. fr. 187 (FHG.
IV
609 3); Zos. IV 53,1; ein positives Charakterbild bietet Suidas A 81 (aus Eunap?). Waas 1971, 70ff; Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 609. *! Philost. X 8; Oros. VII 35,12.
166
II. Die politische Geschichte
hatten (s. o.), besiegte er im Raum zwischen Ruhr und Lippe und schloß nochmals Frieden mit ihnen. Aus dieser Zeit stammt Köln.”
die letzte römische Bauinschrift in
Arbogast galt als Vertrauensmann von Theodosius. Er ist der erste jener germanischen Reichsverweser, die in der Folgezeit oft anstelle der unmündigen oder unfähigen Kaiser regiert haben, dabei aber regelmäßig mit ihnen in Konflikt geraten sind. Arbogast konnte es wagen, einen Ratgeber Valentinians zu erschlagen,
der unter dem Purpur des Kaisers Schutz gesucht hatte. Als Valentinian dem Heermeister seine Entlassungsurkunde überreichte, warf dieser sie ihm vor die Füße. Arbogast stellte den Kaiser unter Hausarrest, am 15. Mai 392 fand man ihn
erhängt im Palast von Vienne." Bestattet wurde er, ungetauft, in Mailand." Valentinian II war der dienstälteste Kaiser gewesen. Mit seinem Tod ging der Rang eines senior Augustus an Theodosius über. Fortan besaß Konstantinopel die höhere politische Würde, denn auch Arcadius und Theodosius II waren ihren
westlichen Kollegen jeweils an Dienstalter überlegen. Das Neue Rom war nun auch bevorzugte Residenz; der Schwerpunkt des Reiches verschob sich nach Osten.
Arbogast beteuerte Theodosius gegenüber seine Unschuld und wartete darauf, daB Theodosius einen Kaiser in den Westen schickte. Dies unterblieb, vermutlich wollte Theodosius das Schicksal Valentinians nicht an einem seiner Söhne wieder-
holt sehen. Als kein Kaiser kam, lie Arbogast am 22. August 392 den zum Hofbeamten (magister scrinii ) aufgestiegenen Rhetor Flavius Eugenius zum Augustus des Westens erheben." Als Theodosius dies hórte, ernannte er seinen jüngeren Sohn Honorius am 23. Januar 393 zum zweiten Mitkaiser.^ Die Hoffnung des Eugenius auf Anerkennung war damit zunichte gemacht. Anfang 393 besetzte er Italien; Africa hielt jedoch an Theodosius fest." Lebhafte
Unterstützung fand der Usurpator im Kreise der heidnischen Senatoren. Eugenius war zwar Christ," trug aber einen Philosophenbart wie Julian, während Arbogast dem alten Glauben angehórte. Es kam nochmals zu einem Aufwallen des heidnischen Kultes in Rom." Selbst die Victoria-Statue wurde wieder in die Curia gebracht. Der führende Kopf war der ältere Nicomachus Flavianus," den Eugenius zum praefectus praetorio und zum Konsul für 394 ernannt hatte. Flavianus
war mit Symmachus verschwägert, hatte sich in der Literatur und in der Verwaltung einen Namen gemacht und war ein entschiedener Verteidiger des alten Glaubens. Als solcher wird er ohne Namensnennung angegriffen in dem ‚Carmen contra
"' Paulin. Med. 30; Greg. Tur., Hist. II 9; Dessau 790. Gutmann 1991, 108 ff. "' Soz.
187;
VII 22,1:
Chron.
Min.
Zos.
IV 53f;
1162.
Das
Joh.
Franc. Ant.
fr.
naheliegende
Gerücht, daB Arbogast seinen Herrn umgebracht
habe (Epit. 48,7), hat sich nicht bestätigt, wie aus den Zeugnissen des Ambrosius hervorgeht, Seeck
V
242:
Croke
1976;
O'Flynn
1983,
10.
Rufin (II 31) schreibt von Selbstmord. ^ Ambr. ep. 53.4. Milano capitale 1990, 114. Johnson, Historia 1991 plädiert für das neue zu
San Lorenzo gehörige Mausoleum (Sant! Aquili-
no)
gegen
das Mausoleum
Maximians
Vittore. 5.1 3. ** Philost. ΧΙ 2. Straub, Eugenius,
in San
RAC.
VI,
1966, 860 ff; Szidat 1979. Das Tagesdatum: Chron. Min. 1298 zu 391, ebenso 1 62. Seeck V 536f. *^ Chron. Min. 1 298. * Coskun 2002. ** Ambr. ep. 57; Soz. VII 22,4. Irrig als Hei-
den betrachtet ihn Philostorg ΧΙ 2. " Oros. VII 35,12. H. Bloch in: Momigliano 1963,
193 ff.
Paulin. Med. 26. Honoré 1989.
7. Theodosius I (379-395)
167
paganos', in dem ein christlicher Autor das religiöse Treiben unter Eugenius karikiert hat." Altrómische Kulte wurden damals ebenso gepflegt wie orientalische Mysterienreligionen für Isis, Kybele und Mithras (s. III 6 a). Theodosius hatte das Konsulat des Eugenius 393 ignoriert. Das bedeutete Krieg. Eugenius zog an den Rhein, um fränkische und alamannische Hilfstruppen anzuwerben.” Theodosius unterstellte das Ostreich seinem Sohn Arcadius und gab ihm
als Regenten den praefectus praetorio Rufinus
bei, dem es 392 gelungen war, den
mächtigen Reichspräfekten Tatianus zu stürzen.” Im Sommer 394 brach Theodosius abermals nach Westen auf, wiederum mit geistlichem Beistand des Eremiten Johannes.” Sein Heer unter Kommando des Goten Gainas, das Armeniers Bakurios
und des Alanen Saul bestand überwiegend aus Hunnen und Germanen, die großenteils von jenseits der Donau stammten.” Das wichtige Kontingent der angeblich
20000 Goten wurde möglicherweise schon von Alarich geführt, der jedenfalls als Offizier teilnahm.” Den Oberbefehl übertrug Theodosius den Heermeistern Timasius und Stilicho. Flavianus hatte das Bild des Hercules auf die Standarten setzen und eine Juppiter-Statue mit goldenem Blitz über dem Lager errichten lassen.
Die Entscheidungsschlacht fand statt, da wo das Flüßchen Frigidus (Wippach) aus dem Birnbaumer Wald heraustritt. Es ist jene PaBstelle in Slowenien zwischen Laibach und Görz, die das Tor Italiens von der Save-Route, d.h. von Pannonien
her darstellt, und die in der Kriegsgeschichte bis zu den Isonzoschlachten des Ersten Weltkrieges immer wieder umkämpft war. Nach den antiken Berichten setzte am zweiten Kampftag, am 6. September 394 ein Sturm ein, der Theodosius den Sieg
beschert habe.” 10000 Krieger des Eugenius fielen." Wie in der Schlacht an der Milvischen
Brücke
erwies sich Christus
als der stärkere
Schlachtenhelfer.
Die
christlichen Zeitgenossen werteten den Ausgang als Gottesurteil, so Augustinus,
um die ebenfalls 10000 auf der Seite des Theodosius gefallenen Goten sei es nicht weiter schade, da es Arianer waren, so Orosius und Rufinus.” Flavian und Arbogast
begingen Selbstmord; Eugenius ergab sich und wurde von den Soldaten des Theo-
dosius erschlagen. Damit war die letzte Erhebung des alten Glaubens zusammen-
gebrochen. Nach seinem Sieg übernahm Theodosius die gefangenen Soldaten des Eugenius in sein Heer. Den prominenten Heiden gewährte er Amnestie, aber keine Toleranz.
Theodosius zog über Aquileia und Mailand nach Rom * Mommsen, Ges. Schr. VII, 485 ff (krit. Ausgabe des Gedichts: 489 ff); der Versuch von Manga-
naro 1960, das Gedicht auf die heidnischen Umtriebe 408/409 zu beziehen, hat nicht überzeugt, vgl. ders. 1961; Matthews 1985 VII; PLRE. I 1971, 348; Demandt/Brummer 1977, 494; Clover 1985, 163 ff;
Coskun 2004 (mit Forschungsgeschichte). *? Greg. Tur. HF. II 9. ^ Fitschen 2001. # Zos. IV 52; Sozomenos doret HE. V 25.
VII 22, 7f ; Theo-
** Joh. Ant. fr. 187; Socr. V 25. ** Jord. Get. 145; Zos. V 5,4. * Die meteorologische Möglichkeit darf nicht
und hielt im Senat eine
über die Topik hinwegtäuschen, daß Naturgewalten regelmäßig die Sieger begünstigen.
* Epit. 48,7.
* Aug. CD. V 26; Oros. VII 35,19; Ruf. HE. II 33. 100 Seeck/Veith 1913; F. Paschoud, La Bataille
du Frigidus, in: ders. (ed.), Zosime 11 2, 1979, 474-500 (sämtl. Quellen); Ferrill 1986; 71 ff; Bratoz 1996. Die archäologischen Befunde des 394 zerstörten Kastells Ad Pirum und der Paßsperre präsentiert Ulbert 1981, 46f. Auf dem die Sicht beherrschenden Feldherrnhügel des Arbogast steht heute das im 17. Jahrhundert von den Coronini aus Friaul erbaute reizvolle Jagdschloß Zemono.
168
Il. Die politische Geschichte
Rede gegen das Heidentum." Inzwischen war Honorius mit seiner Stiefschwester Galla Placidia, der Tochter Gallas," nach Mailand gekommen, um die Herrschaft
im Westreich"' zu übernehmen. Bevor Theodosius jedoch wieder in den Osten zurückkehren konnte, ist er am 17. Januar 395 nach dem Besuch der Wagenrennen
zu Ehren seines Sieges in Mailand gestorben. Die Leichenpredigt hielt Ambrosius, der Sarkophag wurde nach Konstantinopel ins constantinische Mausoleum überführt. Galla hatte bereits 394 im Kindbett den Tod gefunden." Theodosius I wird vielfach als „der
Große“
bezeichnet, doch trägt er diesen
Beinamen weniger unbestritten als Constantin und Alexander."* Als Mensch zeigt der Kaiser sympathische Züge, so wenn er die Untertanen am 22. Juni 386 aufforderte, Mißstände in der Verwaltung anzuzeigen, oder am 9. August 393 Belei-
digungen seiner Person für straflos erklárte."* Seine politische Aufgabe war schwer, dennoch hat er sie im wesentlichen gelóst. Das Imperium erlitt trotz der Niederlage
von Adrianopel keine territorialen Einbußen. Seine großen Kriege führte Theodosius nicht gegen die Barbaren, sondern mit barbarischen Truppen gegen die Usurpatoren des Westens. Dies beruht auf der Reichskonzeption des Kaisers, die ganz in der Tradition Constantins stand. Theo-
dosius’ Ziel war das dynastisch legitimierte Mehrkaisertum. Die von Augustin (CD. V 26) gerühmte altrómische pietas des Kaisers zeigt sich weniger in seiner Rücksicht auf Gratian und Valentinian II, die er als dienstältere Mitkaiser nicht ernst nahm,"' als in der Sorge für seine Verwandten, namentlich in der Rehabilitierung seines Vaters." Theodosius verstand sich als Kaiser des Ostens, mit der Pflicht,
im Westen nur legitime Kaiser zu dulden: nach dem Sieg über Maximus hat er dort den schwachen Valentinian II installiert, nach dem Sturz des Eugenius sollte Honorius den Westen verwalten. Indem Theodosius die beiden Reichshälften 395 seinen Söhnen hinterließ, hat er keine Reichsteilung vorgenommen, sondern
bloß die längst bestehende Verwaltungsteilung fortgesetzt (s. 11 8). Da er die Verhältnisse im Westen zu regeln vermochte, lag unter ihm noch einmal für wenige
Monate die ungeteilte Reichsgewalt in einer einzigen Hand. Es war das letzte Mal in der Geschichte Roms. In seiner Germanenpolitik
verfolgte Theodosius eine konziliante Linie.
Jordanes nennt ihn amator pacis generisque Gothorum.'” Theodosius hat den „ariani-
schen“ Gotenbischof Wulfila begünstigt und den christenfeindlichen Gotenkönig Athanarich geehrt. Die Hälfte der von Theodosius neu ernannten Heermeister bestand aus Barbaren,"” die Truppen waren vermutlich noch stärker germanisiert.
Ob diese nach dem Tode des Kaisers abgebrochene Integrationspolitik den Ruin des 101 Zos. IV 59; Dessau 2948; Theodoret HE. V 23,8; Cedren. 1568. Der zweite Rombesuch des Theodosius ist umstritten, dagegen sprechen vor allem EnfBlin 1953 und Paschoud 1975, 100ff
103 occidentis imperium, Ruf. HE. II 34. 14 Socr.V 26,3f.
Ambr.
95 Leppin 2003, 229 ff.
Leppin
1% CTh.
258;
dafür
stimmen
Seeck
1919,
284; Piganiol 1947, 268; Cameron 1969; Mazzarino
1974 1380.
Unentschieden
Lippold, Theo-
dosius, RE. Suppl. X1II 1973, 908. 102 Nagl 1908; Oost 1968; Clauss in: Temporini 2002, 374fF.
Theod.
55f
=
CSEL. 73,371 ff; Chron. Min. I 245; Il 64; Zos. IV 57,3. Grierson 1962, 43.
(mit der Literatur seit Gothofredus 1678), ebenso 2003,
ob.
IX 27,6; 4,1.
107 Pabst 1986, 101 ff. "^ Epit. 48,18. Demandt
1969; 1972.
'? Jord. Get. 146. Errington 1996. "0 Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 726.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395—455)
169
Imperiums hinausgeschoben oder beschleunigt hat, ist kaum zu entscheiden. Zur Ansiedlung der Goten auf dem Balkan gab es keine Alternative. Der Vertrag von 382 kaschiert mit der formellen Oberhoheit des Kaisers die faktische Selbständigkeit der eingewanderten Germanen und ist als Offenbarung der kaiserlichen Ohn-
macht von Cartellieri (1927, 3) zum Wendepunkt zwischen römischer Antike und germanischem Mittelalter erhoben worden.
Geistesgeschichtlich ist die Zeit des Theodosius bedeutsam durch eine gegenläufige Bewegung. Auf der einen Seite kam es zu einer Spätblüte des Heidentums, namentlich im senatorischen ,Symmachuskreis“ zu Rom. Auf der anderen Seite machte die Katholisierungspolitik des Kaisers entscheidende Fortschritte. Um ihretwillen haben ihn, den catholicae ecclesiae propagator," Ambrosius (De obitu
Theodosii) und Paulinus von Nola," Orosius (Hist. VII 34 f) und Augustinus (CD. V 26) gepriesen: non quievit iustissimis et misericordissimis legibus adversus impios laboranti ecclesiae subvenire — „Er ruhte nicht,
mit höchst
gerechten
und
milden
Gesetzen
gegen die Gottlosen der notleidenden Kirche zu helfen.“"‘ Die griechischen Kirchenhistoriker urteilten ebenso." Die Bischöfe des Konzils von Chalkedon 451 nannten Theodosius I als erste „den großen Theodosius", aus ihrer Sicht zu Recht."* Historiker werden sich diesen Standpunkt nicht ohne weiteres zu eigen machen kónnen. Die Verfolgung von Andersgläubigen wirft Schatten auf den Kaiser, ebenso die diplomatische Gefügigkeit gegenüber Ambrosius. Während Theodosius im Osten als unumschränkte
Autoritát auch in religiósen Fragen auftrat und sich dort in den byzantinischen Caesaropapismus einfügte, hat er sich im Westen der Kirche unterworfen und damit eine Haltung eingenommen, die das Amt des Kaisers als des hóchsten irdischen Richters verletzte. Der Hinweis auf die Szene, wie Ambrosius seinem Herrn
die Kirche verbietet, diente immer wieder zur Erhóhung der geistlichen Macht über die weltliche. Rubens und Anthonis van Dyck haben sie 1618 im Geist der Gegenreformation gemalt.'^
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395—455) Quellen: Hauptquelle für den Westen nach Theodosius ist zunächst weiterhin Zosimos, der bis 404 Eunap folgt und von 407 bis 409 auf dem verläßlicheren Olympiodor beruht, dessen Wertungen er ebenso unbefangen übernimmt wie zuvor dic Eunaps. Im letzten Buch (VI) geht einiges durcheinander, offenbar hat Zosimos seine ‚Nea Historia‘ nicht überarbeitet. Die unabhängig überlieferten Fragmente (eigentlich sind es zusammenfassende Exzerpte des Photios) Olympiodors betreffen die Zeit von 408 (Paschoud 1985) bis 425. Für die Jahre bis 416 haben wir die nun etwas ausführlicheren Erzählungen im Schlußteil des Orosius (VII 36-43). Die Auseinandersetzungen mit Alarich und
Geiserich schildert Prokop in den ersten Kapiteln seines ‚Bellum Vandalicum' (BV. 1 1-4). Mager, '" Chron.
Min. II 60.
„der ältere“ bedeutet oder erst auf den Epitoma-
"2 Sivan 1994.
tor Photios
"3 Ernesti 1998.
1981, 40.
14 Leppin 1996, 105 ff. "5 Theodosius
heißt
zurückgeht,
ist unklar:
"^ Die Szene geht auf Theodoret „der
Große“
bereits
in
zurück,
ist aber
im
einzelnen
Blockley HE. V 18
legendár,
Koch
zwei Fragmenten des um 440 publizierten Ge-
1907, 257-277. Das Bild des Anthonis van Dyck
schichtswerks Olympiodors.
hängt in der National Gallery, London, das von
Ob dies dem heid-
nischen Autor zuzutrauen ist, ob es vielleicht nur
Rubens im Kunsthistorischen Museum Wien.
170
Il. Die politische Geschichte
wenn auch überwiegend zuverlässig sind Hydatius, Prosper, Marcellinus Comes und die übrigen Chronica Minora, dazu Johannes Antiochenus (fr. 188-201), Malalas (p. 348-367), Theophanes a. m. 5886-5943 und Zonaras XIII 19,15-25,22.
Die großen Kirchengeschichten behandeln nur die erste Zeit nach 395: Theodoret (V 28-42) bis 428, Sozomenos (VIIIf) und Philostorgios (ΧΙ 3 bis XII 14) bis 425, Socrates (VIF) bis 439. Ab 431 berichtet Euagrios (PG. 86,2). Historisch ergiebige Briefe haben wir von Augustinus aus seiner Zeit als Bischof von Hippo Regius (395—430). Sie betreffen überwiegend die Lage Nordafrikas; das Leben Augustins beschreibt sein jüngerer Zeit- und Amtsgenosse Possidius von Calama. Die Briefe von Hieronymus aus Bethlehem werfen einiges Licht auch auf die Verhältnisse im Westen. Aufschlußreich ist die Vita der jüngeren Melanie von Gerontios, die metrische Autobiographie des Paulinus von Pella und die Lebensgeschichte des Bischofs Germanus von Auxerre (418—448?) aus der Feder des Constantius von Lyon. Einen zeitkritischen Sittenspiegel, in dem die lasterhaften Römer den tugendsamen Germanen gegenübergestellt werden, enthält die Schrift ‚De Gubernatione Dei‘ (GD) des Presbyters Salvianus von Massilia aus dem Jahre 440. Unter den rhetorisch-poetischen Quellen ist Claudius Claudianus für die Zeit von 395 bis 404 unentbehrlich. Dieser Hofsänger Stilichos entwirft ein positives Bild seines Herrn, während dieser in
dem Gedicht ‚De reditu suo' des 417 nach Gallien zurückgekehrten römischen Stadtpräfekten Rutilius Namatianus (richtig wohl Namatius) in finsteren Farben erscheint. Die Briefe des Symmachus enden 402. Die metrischen Panegyriken des dichtenden Heermeisters fränkischer Abkunft Flavius Merobaudes verherrlichen Aétius, sind aber nur fragmentarisch erhalten (Clover 1971). Die Inschriften werden kümmerlich, abgesehen von denen der Stadt Rom, vgl. Dessau Nr. 793—
818, dazu noch die Aëtius-Inschrift vom Forum Romanum: RE. Suppl. XII 1970, 657 f; Mazzarino Il 1980, 132 ff. Auch die Münzen geben immer weniger her: J. P. C. Kent RIC. X 1994. Sehr gehaltvoll sind hingegen die offiziellen Dokumente: die um 430 im Osten zusammengestellte, aber auch den Westen umfassende ‚Notitia Dignitatum', die bis 432 reichenden Gesetze des ‚Codex
Theodosianus' aus dem Westen, dazu einige wenige des ‚Codex Justinianus', sowie 36 novellae (unzerschnittene Nachtragsgesetze) von Valentinian Ill. Die zeitliche Liste bietet Seeck 1919, 284—400.
Beim Tode des Theodosius am 17. Januar 395 war Arcadius, seit 383 Augustus in Konstantinopel, 17 Jahre und Honorius, der als 393 ernannter Augustus nach Mai-
land gekommen war, 10 Jahre alt.' Beide konnten zunächst nur unter der Leitung
hoher Beamter oder energischer Hofdamen regieren und haben sich von ihnen nie ganz lösen können.? Honorius gehorchte bis 408 Stilicho, danach in kurzem Wechsel dem magister officiorum Olympius, dem praefectus praetorio Jovius, dem praepositus sacri cubiculi Eusebius, dem magister militum Allobich, dem patricius Constantius und
schließlich seiner Schwester Galla Placidia.
Auch die Enkel des Theodosius blieben lange unselbständig. Valentinian III stand mindestens bis zu seiner Hochzeit 437 unter der Leitung seiner Mutter Galla Placidia, Theodosius II war von wechselnden Persönlichkeiten abhängig. Alle
vier Nachkommen des großen Theodosius blieben principes pueri oder principes clausi, Kinderkaiser oder Kammerkaiser.' Sie zogen nicht mehr persónlich ins Feld, sondern lebten im Palast. Keiner von ihnen besaß hinreichende Autorität, um die
Reichseinheit funktionsfähig zu halten, so daß Ost und West unter dem wachsen-
den äußeren und inneren Germanendruck zunehmend eigene Wege einschlugen. Dennoch war und blieb das Reich ein einziger Staat: commune imperium divisis tantum sedibus, heißt es bei Orosius,' ähnlich bei Eunap (fr. 85): „Die Kaiser regieren in zwei Körpern ein einziges Reich, wie ein stählernes Bollwerk“. ! Zu Arcadius s. II 9. Zu Honorius: Seeck, Honorius, RE. VIH 2, 1913, 2277 ff, Bleckmann 1997;
Blockley in CAH. XIII 1998, 111ff. Religion und Gesellschaft der Zeit behandelt Brown 1972.
2 Eunap. fr. 62. * SHA.
Tac. VIS;
Sidon.
c. V 358. Hartke
1951/72. * Oros. VII 36,1; vgl. Chron. Min. II 64.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
171
Der mächtigste Mann im Westen war von 395 bis 408 der Vandale Flavius Stilicho.* Er hatte von Theodosius I für seine diplomatischen und militärischen Verdienste um 391 den Rang eines magister peditum praesentalis erhalten. Seit etwa 384 Gatte der Kaisernichte Serena, war er mit der Dynastie eng verbunden. Theo-
dosius hatte ihm die Sorge um Söhne und Reich anvertraut.’ Eine staatsrechtliche Vormundschaft für unmündige Kaiser gab es im römischen Reich allerdings nicht." Stilichos Stellung beruhte auf seinem Vertrauensverhältnis zum Kaiserhaus. 398 verheiratete er dem knapp vierzehnjährigen Honorius seine ältere Tochter Maria, nach deren Tod ehelichte Honorius 408 Stilichos zweite Tochter Thermantia.
Beide sollen als Jungfrauen gestorben sein.’ Claudian feierte Stilicho als Schwiegersohn und Schwiegervater des Kaisers. Seinen — nach dem Vatersbruder von Theodosius I benannten — Sohn Eucherius verlobte Stilicho mit der Halbschwester des Honorius, mit Galla Placidia.” Höhepunkte der Kaisergunst waren die beiden
Konsulate Stilichos in den Jahren 400 und 405. Ein Kennzeichen der Machtverschiebung vom Kaiser zum Regenten bilden die nach dem Tode des Theodosius aufkommenden Buccellarier, „Kommißbrotesser“:
Sowohl Rufinus im Osten als auch Stilicho hielten sich private Leibgarden. Stili-
chos Gefolge bestand aus Hunnen, die damals zuerst im Reichsdienst auftreten." Zusätzlich stárkte Stilicho seine Position im Verlaufe seiner Amtszeit durch eine Reform der Heermeisterkanzleien. Sie lief hinaus auf die Unterordnung der
Amtsvorsteher der übrigen magistri militum unter den magister peditum praesentalis, d.h. auf deren Abhängigkeit von Stilicho." Schließlich unterstand ihm die gesamte Armee außer der Reiterei des Feldheeres, so daß wir die faktische Vormacht auch
rechtlich begründet sehen. Seitdem gibt es im Westen stets einen Heermeister in der
Stellung des Reichsfeldherrn. Stützte sich Stilicho somit in erster Linie auf Hof und Heer, so vernachlässigte er doch auch Senat und Kirche nicht, die beiden anderen politisch wichtigen
Mächte des Westens. Die Sympathien der Senatoren sicherte er sich durch Rücksicht auf deren wirtschaftliche Interessen und ihre Rangansprüche.'' Die Gunst der katholischen Kirche erhielt sich Stilicho durch Erneuerung der Privilegien,’ durch
Wiederholung der Ketzerei-Verbote (s.u.) und heidenfeindliche Maßnahmen. Serena beraubte das Kultbild der Magna Mater in Rom, Stilicho ließ die sibyllinischen Bücher verbrennen." 5" Oros. VII 38,1; Hieron. ep. 123,16; Sceck, Stilicho, RE. ΠῚ A, 1929, 2523f; Mazzarino
1942; Demougeot
1951, 93ff; Demandt,
mag.
mil., R E. Suppl. XII 1970, 715 ff; 613 ff; O'Flynn 1983, 14 f.
154. Hochzeitskameo für Maria und Honorius: Delbrueck 1933, 206 f; Meischner 1993. 10 Claudian XXII
354 ff; Oost
1968, 72. Stili-
cho, Serena und Eucherius auf dem Diptychon von Monza: Kiillerich/Torp 1989.
" Olymp. fr. 7, 4; Claud. V 75ff; Zos. V 34;
^ Magnani 2002; s. II 7!
* Ambr. ob. Theod. 5; Olymp. fr. 1,2; Oros.
s. ΠῚ 1d!
plausibel,
? Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970,
Theodosius habe Stilicho zum Reichsverweser für Honorius bestellt, nicht aber für Arcadius.
616 ff. Einschränkend: Scharf 1990. '! CTh. VII 13,13€; XIV 15,3; dazu die hostis
Dies sei eine Propagandalüge
publicus-Erklärung Gildos s. u.
V1L 37,1.
Cameron
142).
* Mommsen,
1969
vermutet
Claudians
(VII
Ges. Schr. IV, 516.
* Olymp. fr. 1,2; Chron. Min. II 69; Jord. Get.
4 CTh. XVI 2,29f. 1 Toto orbe Romana antiquae superstitionis templa destructa, Chron. Min. 1 650. Zum Kybeletempel in Rom: Zos. V 38,3. Zu den Sibyllinen: Ruti-
172
II. Die politische Geschichte
Das zentrale Problem der Regentschaft Stilichos war die Auseinandersetzung mit den Germanen. Theodosius hatte nach dem Sieg über Eugenius den Hof in Trier wieder einrichten wollen, doch Stilicho verlegte ihn sogleich nach Mailand und zog
die gallische Präfektur von Trier nach Arles zurück.“ Gefährlicher als die Franken war indes Alarich mit seinen Goten." Deren Anwesenheit im Reich bildete eine dauernde Gefahr. Militärisch ließ sie sich nicht bannen, und politisch war dies nicht
einmal wünschenswert angesichts der gotischen Kriegsmacht, die für den Reichsdienst gewonnen werden konnte. Als Theodosius 394 gegen Eugenius nach Italien
gezogen war, hatte er teils römische, teils germanische Truppen des Ostheeres mitgebracht. Von diesen sandte Stilicho die Goten unter Alarich sofort zurück. Alarich fühlte sich indessen schlecht behandelt, weil ihm die „gewohnten Geschenke“ vorenthalten wurden, und begann, die Balkanprovinzen auszurauben."
Zur gleichen Zeit überschritten die Hunnen die untere, die Marcomannen die mittlere Donau und plünderten Noricum nebst Pannonien. Hier hat Stilicho dann 396 Marcomannen angesiedelt."
Als die Goten vor Konstantinopel erschienen, wurden sie vom praefectus praetorio Rufinus empfangen und durch heimliche Zahlungen zum Abzug nach Griechenland bestimmt. Das galt als Verrat.” Stilicho war nach der Meldung vom Abfall der Goten hinter diesen hergezogen. In Thessalien standen sich die Heere gegenüber, als von Arcadius der Befehl eintraf, die dem Ostheere angehörenden Verbände
sofort nach Konstantinopel zu senden. Offenbar fürchtete man dort, durch einen Sieg Stilichos unter seinen Einfluß zu geraten. Stilicho, dessen Familie sich noch in
lius 1152 mit Doblhofer 1977 z. St. Es handelt sich nicht um die jüdisch-christlichen Sibyllinen,
Westgoten blieb das Kónigsgeschlecht der Amaler bei den Ostgoten. Die Führer der Westgoten
jene
seit 376 werden ohne erkennbaren Grund bald als iudices, bald als reges bezeichnet, auch begegnen mehrere von ihnen zur selben Zeit, so daß ein
anonymen
Untergangsprophezeiungen
in
griechischen Hexametern, die während der Kaiserzeit wahrscheinlich in Alexandria entstanden sind (herausgegeben von J. Geffcken, GCS. VIII 1902, übersetzt bei Kautzsch II 1910, 177ff und
KurfeB 1951, vgl. Fuchs 1938, 7f), sondern um eines jener Unterpfänder der römischen Herrschaft, die Augustus im Apollontempel auf dem Palatin verschlossen hatte (Suet. Aug. 31,1; Verg. Aen. VI 72 und Servius z. St.). So sah es jedenfalls Rutilius. Zum Urbestand der pignora zählten die Sibyllinen nicht: Demandt/Brummer 1977, 496f. Zum Datum der Verbrennung (zwischen
402 und 407): Alföldy 1966, 14 ff. Der Apollontempel auf dem Palatin hatte am 19. März 363 schon einmal gebrannt, doch konnten die Cuma-
na carmina damals gerettet werden: Amm. XX1I1 3,3. Während der Belagerung Roms durch Witigis 537 tauchen wieder Sibyllinen auf, aus denen Prokop (BG. 1 24,30) zitiert, der
Text ist lateinisch! '* R.-Alföldi
1 L.
Schmidt
1970/2001,
1941,
131 f.
424ff;
Wolfram
2001,
150 ff. Die Stellung Alarichs bei den Westgoten ist unklar. Bei der Teilung der Goten in Ost- und
festgefügtes Stammeskónigtum vor Alarich bei ihnen nicht existierte. Alarich stammte aus der vornehmen Familie der westgotischen Balthi (Jord. Get. 146f), die lateinischen Quellen titu-
lieren ihn bald dux (Aug. CD. 12; Rufin praef.; Chron. Min. I 464; 466), bald rex (Augustin retract. II 43,1; Oros. II 3,3; Jord. Get. 146f; Isid.,
Hist. Goth. 12). Die neuere Forschung ist gespalten. Für den Königstitel Alarichs plädieren Wenskus 1961, 322f: 477 und Wolfram 2001, 153; dagegen Claude 1971, 21 ff; 1970, 25; Martindale PLRE.
II 43; Wolfram
1988, 143 ff; Lie-
beschuetz in Drinkwater/Elton 1992, 75 ff. Ludwig Schmidt 1941, 425ff nimmt an, die Herr-
schergewalt Alarichs habe sich im Laufe seiner Regierung
zum
Kónigtum
entwickelt, das bei
seinem Nachfolger Athavulf unbestritten vorliegt. 18 Ges. 19 2
Jord. Get. 146; Zosimos V 4-7; Mommsen, Schr. IV, 516 ff; Schmidt 1941, 427. Schmidt 1938, 184 f. Claud. V 78ff; Chron. Min. II 64.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
173
Konstantinopel befand, fügte sich, ließ aber seinen Rivalen Rufinus, der hinter
jener Anordnung stand, durch die unter dem comes Gainas heimkehrenden Truppen am 27. November 395 erschlagen.’ Nachdem die dem Osten gehörenden Verbände dorthin abgezogen waren, verfügte Stilicho nur noch über die Reste der 394 am Frigidus geschlagenen Westarmee. Um wieder Truppen zu bekommen, begab er sich an den Rhein, schloß
neue Verträge mit den Germanen und übernahm eine größere Anzahl von ihnen in römische Dienste. Diese Kontingente waren indessen so unzuverlässig, daß Stilicho
keine größere Schlacht mit ihnen wagen konnte. Das vor allem hinderte ihn, Alarich niederzukámpfen.? Alarich benutzte den Zwist zwischen den beiden Hófen und plünderte Griechenland." Er durchquerte die Thermopylen,
belagerte Theben
und Korinth, nahm
Athen ein, verwüstete Eleusis und durchzog Lakonien und Arkadien.” Als 397 die Goten immer noch in Griechenland ungehindert hausten und die Armeen des Ostens gegen die Hunnen am Kaukasus kámpften, unternahm Stilicho einen zwei-
ten Zug. Er fuhr zu Schiff nach Korinth. Auf der Hochebene Pholoe
in der Náhe
von Olympia wurde Alarich umzingelt, doch verzichtete Stilicho wiederum auf
eine Entscheidungsschlacht. Er einigte sich mit den Goten und zog wieder ab. Der Grund mag im Kräfteverhältnis, vielleicht auch darin gelegen haben, daß sich inzwischen Africa vom Westen losgesagt hatte (s. u.).
Wegen seiner Einmischung in die Angelegenheiten des Ostreichs wurde Stilicho dort zum Staatsfeind erklärt. Alarich, der vom Balkan nicht zu vertreiben war,
erhielt von Arcadius eine Amtsstellung als magister militum per Illyricum." Damit war er durch einen Federstrich vom Reichsfeind in einen Reichsgeneral verwandelt, eine Politik, die bald Schule machen sollte.
Stilichos Eingreifen in Illyricum war auf einen Territorial-Anspruch gegenüber dem Osten begründet, der von dort nicht anerkannt wurde." Um
diese Einmi-
schung zu parieren, machte Konstantinopel Stilicho in Africa Schwierigkeiten. In Karthago herrschte seit 386 Gildo,* ein Sohn des romanisierten Maurenkönigs Nubel (s. 11 6). Zunächst in römischer Amtsstellung als comes Africae, verstand es Gildo, diese Position während der Bürgerkriege des Theodosius gegen Maximus und Eugenius zu einer Hausmacht auszubauen. Daß er Theodosius unterstützte, honorierte dieser, indem er mit Gildo eine dynastische Verschwägerung einging
und ihm einen außerordentlichen Heermeister-Rang zuerkannte.” 1 Zos. V 7,5f; Socr. VI 1. 22 Claudian (V) erweckt den Eindruck, wie wenn Stilicho alle dem Osten gehörigen Verbände zurückgesandt hätte. Zosimos (V 4,2), d.h. Eunap beschuldigt Stilicho dagegen, die besten Truppen im Westen behalten zu haben. Hoffmann (1969, 30 ff) untersucht die Frage anhand der Truppenlisten der Notitia Dignitatum und kommt zum Ergebnis, daf Stilicho zwar einige Kontingente behalten hat, doch offenbar überwiegend solche, die Theodosius zuvor aus dem Westen in den Osten geholt hatte. ? Claud. XXI 188-245. O'Flynn 1983, 33 ff. 24 Seeck V 280f; Schmidt 1941, 429 ff.
25 Hieron. ep. 60,16. 2% Schmidt 1941, 431f; Demandt, mag. mil. RE. Suppl XII 1970, 730; Wolfram 2001,
164 f. Claudian (XXVI
516) beschuldigt den
Osten auch hier des Verrats, doch wäre er wohl
ausführlicher gewesen, wenn er damit recht gehabt hätte.
? Nach Olympiodor fr. 3 hatte Theodosius Illyricum dem Reichsteil des Honorius zugeschlagen. 2% Oros. VII 36; Seeck, Gildo, RE. VII 1, 1910, 1360ff; Diesner 1962; Kotula 1972; Ole-
chowska 1978. 29 CTh.
IX 7,9 vom
30. Dezember 393 nennt
174
Il. Die politische Geschichte
Den Zwist zwischen Arcadius und Honorius nutzte so wie Alarich ebenfalls Gildo aus, indem er sich mit Konstantinopel verstándigte und 397 die für Rom lebenswichtigen Kornlieferungen einstellte. Stilicho blieb nichts übrig, als Gildo den Krieg zu erklären. Die Senatoren, deren Güter in Africa lagen und denen die plebs Romana bei Teuerung die Häuser anzündete, erklärten Gildo more maiorum zum
Staatsfeind, zum hostis publicus.? Das Kommando gegen Gildo erhielt dessen Bruder Mascezel. Mit 5000 Mann gallischer Truppen wurde Gildo 398 überwunden. Er selbst und mehrere seiner Anhänger, darunter donatistische Kleriker, wurden am
31. Juli 398 hingerichtet. Für die Verwaltung des riesenhaften Grundbesitzes Gildos ernannte Honorius einen Beamten im comes-Rang.” Mascezel, dessen Ruhm für Stilicho
hätte
bedenklich
ertränkt. Gildos Anhänger
werden
können,
wurde
von
dessen
verloren ihren Besitz und mußten
Gefolgsleuten
zehn Jahre ins
Gefängnis.” Ende 401 setzte sich Alarich wieder nach Italien in Marsch.” Vandalen und Alanen waren in Noricum und Raetien eingefallen, Stilicho hatte jenseits der Alpen zu tun. Um Italien vor den Goten zu bewahren, zog er Truppen aus Britannien und
vom
Rhein
ab.* Seitdem
standen
dort keine nennenswerten
römischen
Verbände mehr. Wahrscheinlich zur selben Zeit wurde das nordgallische Vicariat mit dem südgallischen in Vienne vereinigt. Die gallische Reichspräfektur zog sich von Trier über Vienne nach Arles zurück,” der Hof hatte Gallien bereits 394
verlassen. Das bedeutet die Preisgabe des Westens.
Alarich belagerte den Kaiser in Mailand, plünderte Venetien, Ligurien und Etrurien, und es wurde schon ein Marsch auf Rom befürchtet. Zu Ostern, am 6. April 402 stellte Stilicho die Goten bei Pollentia zur Schlacht. Trotz erheblicher Ver-
luste beiderseits blieb der Ausgang unentschieden. Alarich versuchte nun, über die Alpen nach Raetien zu gelangen, doch konnte Stilicho ihn durch zwei weitere
Schlachten bei Hasta und Verona noch 402 über die Julischen Alpen nach Illyricum zurückdrängen.* Der Hof siedelte von Mailand in das besser zu verteidigende Ravenna über. Am 6. Dezember 402 wurde dort die erste Kaiserurkunde aus-
gestellt.” 404 feierten Honorius und Stilicho den Konsulatsantritt des Kaisers mit den Titel. Eine Tochter Gildos, Salvina, heiratete
147, Anm. 288;
einen Neffen der Kaiserin Flaccilla (Hieron. ep.
Zum Ende der Münzfunde im Alpenvorland um 400: Keller 1971, 190. Zu den archäologischen Befunden im römischen Grenzbereich zwischen Mainz und Wien: Werner/Ewig 1979. 3 Palanque 1934 datiert dies auf etwa 395.
79; 123,17).
9» Symm. ep. IV 5; Dessau 795. 9! Chron. Min. 1 298; ND.occ. XII 5.
9 Zos. V 11,5; CTh. IX 40,19; Dessau 8951.
3 Chron. Min. 1 299. Daß die Westgoten mit ihren Familien unterwegs waren (dazu Liebeschuetz in Drinkwater/Elton 1992, 75 ff) ergibt sich aus ihrer schlieBlichen Ansiedlung in Gallien, s. u. ^ Claudian XXVI 416-439 wendet dies panegyrisch so, daß die Barbaren aus. Respekt vor Stilicho selbst die unverteidigten Grenzen (nudato limite) scheuten. Zum Truppenabzug aus Britannien und dem Ende der Münzen: Christ 1960, 26 ff. Zur späteren Militärpräsenz in Britannien: Böhme 1986; am Rhein: Hoffmann 1969/70 II,
150, Anm. 309; ders.
1973,
10.
Spätere Ansätze (jedenfalls vor 418: Seeck 1919,
338) bei Marcone 1987, 67. * Chron. Min. I 465; Oros. VII 37,2. Clau-
dian XXVf mit Garuti 1979. Seeck (V 332), Baynes (1922/55, 326ff) und Wolfram (2001, 159) setzen die Schlachten von Hasta und Verona noch ins Jahr 402 und verzichten auf die Annahme eines zweiten Einfalls der Goten 403, die nach
Birt und Bury noch L. Schmidt (1941, 440) vertrat. # CTh. VII 13,15.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
175
einem „Triumph“ in Rom." Vermutlich 405 wurde Alarichs Stellung als magister militum in Pannonien nun durch Honorius legalisiert. Ende 405 erfolgte eine neue Invasion aus Pannonien nach Italien. Diesmal waren
es die Scharen des heidnischen Gotenkónigs R adagais." Stilicho rief die Sklaven zu den Fahnen,” warb hunnische und alanische Reiter an, entsetzte Florenz und
besiegte die Eindringlinge mit Hilfe des Hunnenkónigs Uldin und des heidnischen
Gotenkónigs Sarus" bei Faesulae. Augustin spricht von 100000 gefallenen Barbaren. Die Menge der Kriegsgefangenen drückte den Sklavenpreis auf ein einziges Goldstück. 12000 Mann übernahm Stilicho ins römische Heer, Radagais wurde am
23. August 406 hingerichtet.”
Trotz dieser Erfolge Stilichos nahm der Druck der Germanen auf die Grenzen zu. Im Spätjahr 406 setzte sich ein großer Vólkerzug von Vandalen," iranischen Ala-
nen," Sweben“ und romanisierten Pannoniern aus dem östlichen Mitteleuropa nach Gallien in Bewegung. Die Franken als rómische Foederaten vermochten nicht, ihn aufzuhalten. Silvester 406 überschritten die Germanen den Rhein und eroberten Mainz, Worms,
Reims, Trier und plünderten Gallien in einem bisher unbe-
kannten Ausmaß.“ Die Gegend um Worms besetzten die Burgunder.
Wenn Stilicho nicht sofort eingriff, so lag das an dem für Italien noch bedrohlicheren Aufmarsch der Goten in Illyricum. Der von dort nach Italien wandernde
Flüchtlingsstrom bezeugt die Gefahr. Am
10. Dezember 408 befahl Honorius,
Flüchtlinge aus Illyricum dürften nicht versklavt werden, und bestimmte, von
den Barbaren verschleppte Römer freien Standes sollten von der Bevölkerung unterstützt werden. Wer einen Gefangenen freigekauft hätte, müsse diesen nach Erstattung des Kaufpreises oder nach fünf Arbeitsjahren entlassen. Verwalter und Herren, die sich dem widersetzten, würden bestraft; Priester werden zur Mithilfe aufgerufen, desgleichen die Curialen " Das römische Gallien benötigte aber einen Kaiser,“ und so kam es wieder zu
Usurpationen. Nach zwei kurzlebigen Erhebungen in Britannien durch Marcus (406/407) und Gratianus (407), ließ sich 407 dort ein gemeiner Soldat namens * Theodoret HE. V 27; Claudian XXVIIF. Gebildete betrachteten dies als die letzte, fraglos um die heidnischen Riten verkürzte Säkularfeier: Claud. XXVIII 388 ff.
# Chron. Min. 1652; II 68 f; Oros. VII 37,4 ff; Seeck V 375: 587; Schmidt 1941, 265ff; Heinzberger 1976, 92 ff; Wolfram 2001, 172 ff. © CTh.
VII 13,16.
* Als Könige erscheinen Uldin und Sarus bei Marcellinus Comes (Chron. Min. II 69) und Jordanes Rom. 321. Orosius VII 37,12 nennt beide
duces, áhnlich die griechische Überlieferung. Lippold, Uldin, RE. IX A 1 1961, 510ff.
4 Augustin Chron.
Min.
1989, 22 ff. * L. Schmidt
CD. 1299. 1942
V 23;
Oros.
Paschoud,
VII 37,14 ff; Zosime
(grundlegend);
4 L. Schmidt 1938, 128 ff. ** Oros. VII 40,3; Zos. V1 3,1;
123,15.
Zum
Datum:
Chron.
Hieron.
Min.
ep.
I S. 299
(31. Dez.); S. 465 (30. Dez.). Fredegar (chron. IT 60) spricht von einer Schiffsbrücke, die der Vandalenkónig Crocus bei Mainz angelegt hätte: Schmidt 1942, 17f. Die betroffenen Orte und vermutlichen Wege der Germanen durch Gallien kartiert Courtois (1955, 46). Daß die Germanen ausgerechnet die finstere Silvester-Nacht (!) für den Rheinübergang gewählt hätten, wie Marrou (1977, 135), Thompson (1982, 17), Herzog (1987, 13) Bleckmann (1997, 561) und Mischa Meier (2004, 22) der Prägnanz zuliebe meinen, wäre
III 2,
auch dann unglaubhaft, wenn es in den Quellen
Diesner,
stünde. Sie nennen den Tag. Richtig schon Gibbon V 216 (ch. 30) und Seeck V 378. © CTh. X 10,25; V 7,2 und Const. Sirm. 16.
Vandalen 1966; Clover 1993; Francovich 2002. ** Bachrach 1973.
# Junior, Exp. 58.
176
II. Die politische Geschichte
(Flavius Claudius) 6000 Legionären
Constantinus
(III) zum Augustus proklamieren.” Er ging mit
nach Gallien, was sofort wieder die Sachsen nach Britannien
lockte. Er hatte zwar gegen die Vandalen keinen Erfolg, schloß aber neue Verträge mit den Franken,
Alamannen
und Burgundern
und sicherte die Rheingrenze.
Constantinus nahm Residenz zunächst in Lyon, dann in Arles. Die Kelten in der Aremorica nutzten die Schwäche der Zentrale, die römischen Beamten zu ver-
treiben.”
Die von Gallien drohende Gefahr durchkreuzte Stilichos Ostpläne. Er hatte Alarich zum General ernannt und ihn beauftragt, 407 nach Epirus vorzurücken, um Illyricum dem Westreich zu sichern. Gleichzeitig verhängte er eine Hafensperre für alle Schiffe aus dem Osten.” So bestand ein latenter Kriegszustand zwischen den Reichsteilen. Da sich Stilicho wegen der gallischen Unruhen Alarich
nicht anschließen und Illyricum nicht besetzen konnte, forderte dieser nach vergeblichem Warten gleichwohl die Kosten für das Unternehmen, 4000 Pfund Gold. Stilicho setzte die Forderung im Senat durch, es kam aber zum Konflikt, weil die
Senatoren mehr um ihr Geld als vor Alarichs Kriegsdrohung bangten. Vermutlich hat bereits damals Honorius innerlich gegen Stilicho Partei ergriffen. Der Kaiser
geriet unter den Einfluß seines germanenfeindlichen magister officiorum Olympius.” Zum
Ausbruch kam die Spannung
zwischen Kaiser und Heermeister, als die
Nachricht vom Tode des Arcadius einlief, der am 1. Mai 408 gestorben war.? Jeder
der beiden wollte nach Konstantinopel gehen, um die Leitung des siebenjáhrigen Thronfolgers Theodosius II zu übernehmen. Auch hier setzte sich Stilicho noch
einmal durch. Er hoffte, auf diese Weise das Reich wieder zu vereinen. Honorius sollte zusammen mit Alarich gegen Constantin III nach Gallien ziehen.“ Die Truppen aber widersetzten sich. Im Sommer 408 brach im Heerlager des Honorius in Ticinum
(Pavia) eine Meuterei aus. Sowohl die aus Gallien ge-
flüchteten Beamten als auch Hóflinge aus dem Freundeskreis Stilichos wurden umgebracht. Honorius selbst war zuerst auch bedroht, machte dann allerdings
mit den Aufrührern gemeinsame Sache. Stilichos Leibwache wurde im Handstreich beseitigt. Stilicho selbst, der nach Ravenna gegangen war, suchte Asyl in einer Kirche und wurde am 22. August 408 durch einen Offizier namens Heraclianus erschlagen.” Die zeitgenössische Publizistik beurteilt Stilicho überwiegend negativ.” Heidnische Autoren wie Rutilius (II 41 ff) und Eunapios (fr. 62f) verübelten ihm sein durch Augustinus (ep. 97,2) wohlbezeugtes Christentum, beschuldigten ihn der Geldgier und der Bestechlichkeit. Christliche Schriftsteller wie Orosius (VII 38,1) bezichtigten ihn heidnischer Sympathien, ja einer geplanten Christenverfolgung. Aus nationalrömischer
Sicht warfen ihm der Kaiser Honorius,
Hieronymus
und
Sozomenos seine barbarische Herkunft und seine germanenfreundliche Politik * Oros. VII 40,4; Zos. VI 2; Olymp. fr. 12; Soz. IX
1900,
11f. Seeck, Constantinus IIl, RE.
1028ff; Stevens
fechtbar); Demougeot
IV 1,
Ὁ Chron. Min. 1654; Zos. VI 5. 5 Soz. IX 4,2ft; CTh. VII 16,1.
1957 (Chronologie an-
52 Olympiodor fr. 2; 5; Zos. V 29.
1974; Burns
5 Chron. Min. 11 69.
1994, 202;
213; 247; Wynn 1997; Drinkwater 1998. Die Münzen: RIC. X (1994), 145; Ehling in: Francia
* Soz. IX 4,4 ff; Zos. V 31. 55 Zos. V 32ff; Chron. Min. 1 300.
1996.
** Heinzberger 1976, 122 ff.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
177
vor.” Sie verdächtigten ihn des Landes- und Hochverrats: er habe die Germanen über den Rhein gerufen und seinen Sohn Eucherius auf den Thron bringen wol-
len." Erst Olympiodor zeigt ein abgewogenes Urteil." Tatsächlich hat Stilicho nur für das Reich gelebt und gewirkt. Daf es ohne die Germanen gegen diese nicht zu halten
war,
Erhebung
hatte
er besser
seines Sohnes
begriffen
zum
als manche
künftigen
seiner
Nachfolger
Zeitgenossen.
An
des kinderlosen
eine
Honorius
mag er gedacht haben. Stilicho wurde zum Staatsfeind erklärt, er verfiel der damnatio memoriae." Seine Güter und die seiner Anhánger wurden eingezogen." Letztere wurden aus Rom und Ravenna verbannt, Stilichos Gläubiger mußten auf Rückforderung verzichten.“ Mit Stilicho starben nicht nur seine prominenten Anhänger, sondern auch sein Sohn,“ sowie die Familien der germanischen Foederaten, die in italischen
Städten einquartiert waren. 30000 foederierte Germanen gingen zu Alarich über.“ Alarich sah zunächst von einem Einmarsch ab, er mäßigte seine Geldforderung und bot Frieden an. Honorius lehnte ab. Daraufhin rückte Alarich ein und belagerte Ende 408 die Stadt Rom, deren Mauern
dessen lief der Senat Serena,
Stilicho instandgesetzt hatte.^ Während-
die Frau Stilichos, strangulieren. Ihr wurde vorge-
worfen, die Goten gerufen zu haben.“ Nur gegen eine Brandschatzung von 5000 Pfund Gold, 30000 Pfund Silber, 4000 Seidengewändern, 3000 Pfund Pfeffer und 3000 purpurgefärbten Pergamenten gab der Gote Ende 408 die Stadt frei, aus der
außerdem angeblich 40000 überwiegend germanische Sklaven zu ihm übergelaufen waren.
Während
der Belagerung
waren
heidnische
Kulte
wieder
aufgelebt,
angeblich mit Zustimmung des Papstes Innozenz.”
Schüchterne Versuche des Honorius, Alarich militärisch zu begegnen, scheiterten. In Ravenna schlug die Stimmung wieder zugunsten der Germanen um. Ho-
norius mußte Olympius entlassen. Im Frühjahr 409 empörten sich die um Stilicho trauernden Soldaten und erzwangen die Beseitigung von dessen Nachfolgern. Honorius machte Alarich ein Friedensangebot, aber dieses umfaßte nicht die von
Alarich gewünschte Erneuerung der Heermeisterstelle und die Landzuweisung in Venetien, Noricum und Dalmatien.” Während Honorius den heidnischen Germanen Generid als Heermeister über Westillyricum setzte und Verpflegung für 10000 hunnische Söldner bestellte, erschien Alarich Ende 409 abermals vor Rom." Er sperrte die Zufuhr vom Tiber und zwang den Senat, den heidnischen Stadtpräfekten Priscus Attalus zum Gegenkaiser zu erheben." Dieser ernannte nun Alarich
zum Heermeister. Attalus weigerte sich jedoch, den Goten die Provinz Africa zu überlassen, so daß Alarich ihn im Juli 410 wieder absetzte. Neue Verhandlungen mit
* CTh.
IX 42,22;
Hieron.
ep.
123,16;
Soz.
IX 4, vgl. Philost. XI 3; XII 1. ** Chron. Min. II 69. ** Zos.
V 34.
^ Olympiodor
fr.
6;
Zos.
** Zos.
V 41 f; Soz.
VII 16,1; Dessau 799.
** Zos. V 46ff; Soz. IX 7.
*! CTh.
IX 42,20f;
# Zos.
V 35.
*! CTh. IX 40,20 und 22. ^' Eucherius war nach Rom geflohen: Philost. XII 3; Zos. V 37,4.
Daß
hier
IX 6.
*^ CTh.
Zos.
V 38.
ökonomische Motive hineinspielen, zeigen Demandt/Brummer 1977.
V 46,2f;
50,1.
M Zos. VI 7,1; Olymp. fr. 3; Soz. IX 8f; Philost. XII 3. Seeck, Priscus Attalus, RE. II 2, 1896, 2177 ff. Wolfram 2001,
158ff. Die Münzen
des
^! Zos. V 35.
Attalus tragen die unfreiwillig ironische Devise
^» Dessau 797.
INVICTA ROMA
AETERNA, Cohen VIII 204.
178
II. Die politische Geschichte
Honorius scheiterten am eigenmächtigen Eingreifen des Goten Sarus, eines alten Feindes Alarichs." Daraufhin marschierte Alarich zum dritten Mal nach Rom. Nach kurzer Bela-
gerung wurde ihm am 24. August
410
von einer christlichen Senatorin die
Porta Salaria geóffnet." Drei Tage plünderten die Goten die Stadt, verschonten indes auf Alarichs Anordnung die Kirchen und die dorthin Geflüchteten." Unter
den Erschlagenen waren auch Senatoren, auf dem Forum und an anderen Stellen entstanden
Brände.“
Versorgungsschwierigkeiten
zwangen
Alarich,
schon
am
27. August die Stadt wieder zu verlassen. Er zog mit unermeflicher Beute und zahlreichen vornehmen Gefangenen ab, darunter die Halbschwester des Honorius
Galla Placidia.” Verhältnismäßig rasch hat sich Rom von dem Unglück erholt. Ihren alten Glanz aber gewann die Stadt nie wieder."
Die Einnahme Roms im Jahre 410 hat die Zeit bewegt wie kein anderes Ereignis. Rom galt seit der Zeit des Augustus als die ewige Stadt, als Mittelpunkt und Sinnbild des Imperiums, das von den Zeitgenossen als Vollendung der Weltgeschichte aufgefaßt wurde. Die Polemik der Christen gegen diese Idee gründet sich auf die Erwartung des Gottesreiches, widersprach aber nicht der Annahme,
daB Rom die letzte Phase der irdischen Geschichte beherrsche." Auch für die Christen war die Einnahme Roms ein Zeichen für den Anbruch der Endzeit mit all ihren Schrecknissen. Aus dieser Haltung erklärt sich das Entsetzen bei Heiden wie Christen. „Die Stimme stockt mir, und vor Schluchzen kann ich nicht weiterdiktieren: Die Stadt
Rom ist eingenommen, die zuvor die ganze Welt besiegt hatte“, klagte Hieronymus.” Augustin Büchern
hat sich in Predigten und Briefen dazu geäußert und in den 22
‚De Civitate Dei‘ die Situation des Christen in der Welt zu bestimmen
τ Zos. VI 7,2; 12,2; Soz. IX 8f, Philost. ΧΗ 3.
7? Soz. IX 9; Philost. XII 3f; Proc. BV. 12,27. Zum
Datum: Seeck V 599f; er bevorzugt Chron.
Min. I, S. 466 gegenüber S. 300 (14. August). ? Chron. Min. 1300; 466; Theophan. 146-158;
Seeck V 413 ff; Burns
5903; 1994
Kap. 8. ^ Aug.
wahrsam befunden. Diese Ansicht vertritt Oost
(1968, 94; 98) gegen die ältere Forschung (Nagl
Olymp. fr. 3 und 4; Oros. VII 38ff; Soz. IX 9; Jerd. Get.
fr. 3). Allein Zosimos VI 12 schreibt, die Prinzessin habe sich bereits 409 in gotischem Ge-
1908,
17; Seeck
VI 53; Schmidt
lieferung Placidias verlangt CD.
III 29; Oros.
VII 40,1. Zeugnis
für Feuer sind unter anderem die auf dem Mar-
morboden der Basilica Aemilia eingeschmolzenen noch sichtbaren Bronzemünzen. Vermutlich
kam damals auch der 1793 wiedergefundene, im
1941, 451) mit
unzureichenden Gründen. 409 war Alarich nicht in, sondern nur vor Rom, und wenn er die Ausund erreicht
hätte,
wäre das in den Quellen wohl vermerkt worden. Das sechste Buch des Zosimos ist bekanntlich
unvollendet und chronologisch unzuverlässig. Paschoud (1985, 191) spricht vom galimatias du
Britischen Museum aufbewahrte Silberschatz der
livre 6. ^ Zur
Proiecta (PLRE. 1 750) vom Esquilin unter die
richs Abzug vgl. Olympiodor fr. 25; Rutilius
Erde, Cameron 1985, 144.
die
Hand
Alarichs
Marcellinus
1L 70; Hydatius:
Chron.
Comes:
Min.
gefallen Chron.
Ala-
1960, 292.
(Oros. Min.
macher 111 1908, 193 ff; Piganiol 1964; Zwierlein
Mehrzahl der Quellen überliefert 410. Mit der Beute und zahlreichen Gefangenen sci auch Pla-
in
nach
Auf die Zerstörung von 410 beziehen sich vermutlich die Bauinschriften bei Dessau 5522f. 77 Zur spätantiken Romidee: Paschoud 1967; Fuhrmann 1968; Demandt, Fall 1984, 44 ff. M Hieron. ep. 127,12. Parallelstellen bei Grütz-
fangenschaft der Goten gelangte, ist strittig. Die
VII 40,2;
Roms
1115 ff; Soz. IX 9,5 und Chastagnol
5 Der Zeitpunkt, zu dem Placidia in die Ge-
cidia
Wiederbevölkerung
11 17; Olymp.
1978; Sugano
1983, 54 ff.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
179
versucht. Sein Angriff richtete sich gegen die These der Heiden, daß die Vernachlässigung des alten Kults den Niedergang des Reiches und den Fall Roms verschul-
det habe. Augustin erinnert demgegenüber an die vor allem durch Sallust überlieferten Kalamitäten der späteren Republik, die trotz florierender Kulte eingetreten seien. Die irdischen Güter wären allemal unsicher und für einen Christen eitler Tand. Diese Lehre wolle Gott den Menschen durch die Plünderung Roms klarmachen.” Tatsächlich hören wir in jener Zeit von zahlreichen Angehörigen der römischen Führungsschicht, die ihre Güter der Kirche und den Armen schenkten, ihre Ehen auflösten und ein mönchisches Leben führten. Der bekannteste Fall ist die
Entsagung der heiligen Melanie.”
Darüber hinaus hat Augustin den spanischen Presbyter Orosius
veranlaßt, das
Ereignis aus einer christlichen Geschichtsdeutung zu erklären." Orosius bestritt die Dekadenz. Er verharmloste das Geschehen seiner Zeit und malte die Vergangenheit in so düsteren Farben, daB die Gegenwart als Resultat eines durch die Christiani-
sierung bedingten Fortschritts erscheinen konnte. Die Niederlage an der Allia, der Brand Roms unter Nero seien viel schlimmer gewesen, die Goten hätten das Asylrecht der Kirchen beachtet und im übrigen nur irdische Güter zerstört. Den heilsgeschichtlichen Sinn der Germaneneinfälle sah er darin, daß die Barbaren — so hoffte er - den Katholizismus annähmen und die Kirchen füllten.“ Socrates
(VII 10) stellte das Ereignis in Zusammenhang mit Gewaltakten der Päpste, Sozomenos (IX 6,5) sah darin eine Strafe Gottes für die Sünden der Römer. Ähnlich dachte Theodor Mommsen." Er erkannte 1871 in der Tat Alarichs die Sühne für die „schwere Schuld“ der Kaiser und die „schwerere des tief gesunkenen
römischen
Volks", namentlich in der Hauptstadt. Wie der Kaiser im sicheren Ravenna auf die Nachricht von der Einnahme Roms
reagiert hat, wissen wir nicht; wohl aber, wie man sich seine Reaktion gedacht hat. Honorius war ein leidenschaftlicher Hühnerzüchter und besaß auch ein Huhn namens Roma. Als ihm gemeldet wurde, mit Roma sei es vorbei, da habe er lamentiert und sich erst wieder gefaßt, als er hörte, die Hauptstadt sei gemeint."
Nach der Niederlage bei Adrianopel 378 gilt die Einnahme Roms 410 als zweites Signal für den Zerfall des Imperiums. Die Donauprovinzen und Britannien waren bereits verloren, in Gallien und Spanien widerstanden nur noch einzelne Stádte den Germanen. Alarich versuchte, über Sizilien nach Nordafrika zu kommen. Er fand aber keine Schiffe, kehrte um und starb in Süditalien an einer Krankheit." Jordanes (Get. 158) berichtet, daß Alarich bei Cosenza im abgeleiteten FluBbett des Busento beigesetzt worden sei, „allzufrüh und fern der Heimat“, wie es bei August von Platen heißt.
^ Maier
1955; Brown
1967, 287 ff. Die übri-
gen Zeugnisse Augustins zu 410: sermo 81; 105;
296; 345; ders. De urbis excidio (PL. 40, 717 ff;
deutsch bei Fischer 1948, 60 ff). " Über sie besitzen wir außer den Nachrichten in der ‚Historia Lausiaca' des Palladius (c. 54; 61)
die Lebensbeschreibung des Gerontius (die Autorschaft ist unklar), ed. D. Gorce 1962 (SC. 90); Demandt/Brummer
1977, 482 ff.
*" Oros.
VII 43,19.
Zum
Geschichtsbild
des
Orosius: Corsini 1968; Lippold 1969; Koch-Peters 1984. 8 Oros. VII 39 f; 41,8. Goetz 1980, 29 fT; 71 fF. #1 Ders., RA. 1905, 312. # Proc. BV. 1 2,25f; Zonaras XIII 21,11 ff. *5 Olymp. fr. 15; Proc. BV. 1 3,37. Wolfram 2001, 166f.
180
IT. Die politische Geschichte
Unterdessen konnte sich Constantin III in Gallien behaupten. Er hatte seinen Sohn Constans
aus dem Kloster geholt, erhob ihn 409/410 zum Mitkaiser und über-
trug ihm die Eroberung Spaniens. Vergeblich bewaffneten Didymus und Verenianus, zwei Vettern des Honorius, in Lusitanien ihre Sklaven gegen ihn. Sie wurden 409 gefangen nach Gallien gebracht und getötet.“ Dies führte zum Bruch mit Honorius, der den Usurpator vorübergehend anerkannt hatte. Constantin marschierte nach Italien, kehrte aber am Po wieder um, nachdem Honorius seinen magister equitum Allobich, der die Sache Constantins in Ravenna vertrat, hatte
tóten lassen." Für das Schicksal Spaniens wurde bestimmend, daf die 407 in Gallien eingedrun-
genen Völker im September 409 die Pyrenäen überschritten." Mit ihnen verbündete sich Gerontius, der Heermeister Constantins. Er empörte sich noch 409
gegen seinen Herrn und ließ seinen eigenen Sohn Maximus zum Kaiser ausrufen.” Damit gab es sechs Augusti: Theodosius II in Konstantinopel, Honorius in Ravenna, Attalus in Rom, Constantin III und Constans in Gallien. Gerontius tötete Constans in Vienne und belagerte in Arles Constantin, der vergeblich Franken und
Alamannen um Hilfe ersucht hatte.” Der mächtigste Mann in Ravenna war nach dem Sturz der germanenfeindlichen Offiziere
Flavius Constantius," ein römischer Offizier aus Naissus in Dakien.
Er ließ Olympius, den Anführer der antigermanischen Richtung, mit Knüppeln erschlagen.” Honorius nahm auch den Mord an diesem Günstling hin, ja er betraute
Flavius Constantius mit der Nachfolge Stilichos und übertrug ihm die Rückgewinnung Galliens. Der neue Generalissimus vertrieb Gerontius von Arles, und dieser wurde durch seine eigenen Leute 411 zum Selbstmord gezwungen, während sein kaiserlicher Sohn Maximus zu den Germanen nach Spanien entkam. Es gelang Constantius, Arles zu erobern.” Constantin III hatte sich vor der Kapitulation zum Priester weihen lassen — das war etwas Neues —, wurde aber auf dem Transport nach Italien, wohl noch 411, umgebracht.* S panien
teilten sich die Germanen im
Losverfahren: Die Sweben und die (hasdingischen) Vandalen erhielten den Nordwesten, die Alanen die Mitte und die silingischen Vandalen den Süden. Die spanischen Städte „unterwarfen sich der Sklaverei".*
Unterdes lief sich 411 in Mainz der gallische Senator Jovinus von dem Burgunderkónig
Guntiarius
und
dem
Alanenkónig
Goar
zum
Kaiser
erheben."
% Oros. VII 40,7; Zos. VI 4,4; Soz. IX 11,4 ff. 8 Zos. V 43,2; Soz. IX 12. *5 Chron. Min. II 17; Soz. IX 12.
auftrat und 422 in Ravenna hingerichtet wurde:
* Olympiodor (fr. 16) nennt Maximus „das
0 Soz. IX 13. *! Seeck, Flavius Constantius, RE. IV 1, 1900,
Kind des Gerontius, das unter den domestici diente".
Es
gibt
keinen
Grund,
mit
Martindale
Chron. Min. 1 656; 11 75; Ann. Rav. S. 127. Cesa
1994, 137; Drinkwater 1998, 283f.
1099 ff. Lütkenhaus
1998. Zur Herkunft: Oros.
VII 42,2; Olymp. fr. 39.
(PLRE. Il, 744) diese Verwandtschaft zu bestreiten, auch wenn Sozomenos (IX 13,1) und Gregor von Tours (HF. II 9) sie nicht überliefern. Richtig: Blockley 1983, 215. Die Erhebung melden auBerdem Prosper Tiro (Chron. Min. 1466) und Orosius (VII 42,5). Letzterer bezeugt, daß Maximus noch 417 (num) unter den Barbaren lebe, darum dürfte er identisch sein mit jenem
Jovinus,
Maximus, der um 420 als Usurpator in Spanien
1993.
92 Olymp. fr. 8; 39. ® Olymp.
fr. 16; Soz. IX 13; 15.
* Oros. VII 42; Olymp. fr. 16; Soz. IX 14f; Nic. Call. XIV 6 - PG.
146 S. 1076.
% Oros. VII 40,10; Chron. Min. II 18. % Olympiodor fr. 17; Ann. Rav. S. 127; Seeck, Die
RE.
IX 2,
1916,
Ortsangabe
2016f;
Mundiaco
Scharf, Jovinus
in Germania
II
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
181
Jovinus wurde in Britannien anerkannt und fand zunächst Unterstützung bei den
Westgoten, die Alarichs Schwager und Nachfolger Athavulf 412 über die Alpen geführt hatte. Als der PPO
Galliarum Dardanus im Namen
der Regierung in
Ravenna jedoch günstigere Angebote machte, lieferte Athavulf den Jovinus und dessen zum zweiten Augustus erhobenen Bruder Sebastianus aus, beide wurden 413 getötet.”
Während Flavius Constantius in Gallien gebunden war, empörte sich der zum comes Africae beförderte Heraclianus, der Mörder und Erbe Stilichos." Heraclianus war zwar für 413 zum Konsul erhoben worden, hatte sich indes wohl mehr
erhofft. Offenbar wollte er an der Stelle des Flavius Constantius Nachfolger des Generalissimus Stilicho werden. Der Rebell erschien mit einem Heer in Italien,
wurde aber 413 von den Truppen des Honorius geschlagen, bis nach Karthago verfolgt und dort am 7. März hingerichtet.” Seinen Besitz überschrieb der Kaiser an Flavius Constantius, der davon die Festlichkeiten für sein Konsulat 414 be-
stritt.'® Im gleichen Jahr wurde er mit dem Rang eines Patricius ausgezeichnet. Diese von Constantin dem Groflen eingeführte hóchste Würde im Reich blieb fortan mit der Stellung eines Reichsfeldherren verbunden." Athavulf nahm Südgallien in Besitz. Bei der Belagerung von Massilia wurde er vom comes Bonifatius (s. u.) verwundet, doch besetzte er Tolosa (Toulouse), Burdi-
gala (Bordeaux) und Vasates (Bazas).'” In Narbo (Narbonne) heiratete er im Januar 414 Galla
Placidia." Ende des Jahres gebar sie einen Sohn, der den Namen
Theodosius erhielt. Dieser Name bestätigt das politische Programm, das Athavulf in Narbo formulierte: Er wolle nicht das rómische Reich durch ein gotisches ersetzen, sondern das Imperium
Romanum
mit Hilfe seiner Goten erneuern."
Dies hat er dadurch bekräftigt, daß er wie Alarich zuvor seine Politik durch Schattenkaiser abzusichern suchte. Attalus war bei den Goten geblieben. Er hatte 414 das Hochzeitsgedicht verfaßt und wurde abermals zum Kaiser ausgerufen. Die Goten verließen ihn jedoch wiederum, als sie, von Flavius Constantius bedrängt,
415 nach Spanien weiterzogen."* Attalus geriet in die Hand des Honorius; der und dic Beteiligung des Burgunderkónigs Gunther hat Henri Grégoire dazu verführt, die Nibelungengeschichte von Worms nach Niedergermanien zu verlegen: Vannérus 1936. Dagegen Stroheker 1965,
246ff. L. Schmidt (1941, 136) und Mazzarino (Il 1980, 146 ff) korrigieren die Vorlage Olympiodors
Würde auf einen Barbaren und Militär in den Quellen zu Merobaudes nirgends offen ausgesprochen worden ist. 102 Die Ereignisse schildert Paulinus Pellaeus 271 ff; 308 ff. 10% Olymp. fr. 24; Chron. Min. II 18; Philost.
in: Mogontiaco in Germania I.
XII 4. Zu Galla Placidia: Nagl 1908; Sirago 1961;
* Chron. Min. II 18; 71; Olymp. fr. 19. Die Umstände ihres Endes diskutiert Blockley z. St.
Oost 1968.
(1983, 216).
* Zos. V 37,6; Olymp. fr. 23. * Oros. VII 42, 10ff; Chron. Min. II 18; 71.
Zum Datum: Ann. Rav. S. 127; Oost 1966. 100 Olymp. fr. 23.
14 Olymp.
fr. 26; Oros. VII 43,5 ff; s. III 2d!
Die von Straub (1972, 212) erhobenen Bedenken gegen die Echtheit dieses berühmten Zeugnisses haben keinen Anklang gefunden (Oost 1968, 122; Matthews 1975, 322; Wolfram 2001, 169 f;
mag. mil., RE. Suppl. XII 1970,
178). Orosius hat es, wie er schreibt, von einem hohen Beamten des Theodosius aus Narbo
631 f. Barnes (1975, 159ff) sucht zu zeigen, daß bereits der ältere Merobaudes (s. II 7) den Patri-
gehört, der dabei war. Matthews (l. c.) identifiziert ihn mit dem mag. off. Marcellus (PLRE
ciat besaß, doch wäre es dann verwunderlich, daß
1, 551f). Dagegen Clauss 1980, 169 nach Barnes. 9*5 Chron. Min. I 467; II 19.
11 Demandt,
die
erstmalige
Übertragung
dieser
höchsten
182
I. Die politische Geschichte
führte ihn 416 im Triumph durch Ravenna, ließ ihm zwei Finger der rechten Hand abhacken und verbannte ihn nach Lipari.'^ 415 fiel Athavulf in Barcelona einer Privatrache zum Opfer.'” Die Goten versuchten nun ein zweites Mal, nach Africa überzusetzen, und als dies wieder mißlang, kehrten sie ins Foederatenverhältnis zurück. König Vallia lieferte 416 gegen 600 000 Scheffel Getreide Placidia an Constantius aus." Honorius übertrug ihm ein
zweites Konsulat für 417 und gestattete ihm, Placidia am 1. Januar 417 zu heiraten. Damit war Constantius, ähnlich wie zuvor Stilicho, dynastisch mit dem Kaiserhaus
verbunden. Noch 417 oder 418 gebar ihm Placidia eine Tochter, Honoria, und am
2. Juli 419 einen Sohn, Valentinian (III). Constantius bewog Vallia zu einem Feldzug gegen die Vandalen, Alanen und Sweben in Spanien und wies den Westgoten 418 Siedlungsland fern von der Mittel-
meerküste in Aquitanien
an." In Gallien erneuerte Constantius 418 den Pro-
vinziallandtag (concilium septem provinciarum; s. 11] 4c). In Rom, wo es nach dem
Tode des Papstes Zosimos 418 zu einer Doppelwahl und Straßenkämpfen gekommen war, entschied Constantius 419 den Streit." 420 verlieh der Kaiser seinem Patricius die beispiellose Ehre eines dritten Konsulats und erhob ihn am 8. Februar
421 zum zweiten Augustus des Westens. Placidia wurde Augusta. Am 2. September desselben Jahres ist Constantius jedoch an einer Rippenfellentzündung verstorben."
Wie nach dem Tode Stilichos, so brachen auch jetzt wieder Zwistigkeiten unter den Militärs aus. Constantius’ Nachfolger Castinus entzweite sich während eines spanischen Feldzuges 422 mit seinem Kollegen Bonifatius. Dieser begab sich
nach Africa und verwaltete es im eigenen Namen, ähnlich wie Gildo und Heraclianus zuvor.
Bonifatius war ein Schützling der Placidia, die nun, zum
zweiten
Male verwitwet, mit Honorius in Streit geriet. Es folgte eine Ministerkrise in Gestalt von sehr kurzen Amtszeiten und Doppelbesetzungen, zwischen den Garden der Geschwister brachen Kämpfe aus. Anfang 423 suchte Galla Placidia mit ihren beiden Kindern Schutz in Konstantinopel."
So sprunghaft Honorius in seiner Haltung gegenüber Stilicho, Alarich und Placidia war, so konsequent war seine Religionspolitik.
Hier setzte er, zunächst
gemeinsam mit Stilicho (s. o.), die Linie seines Vaters fort. Die heidnischen Kulte wurden weiter bekämpft. 399 zerstörten die kaiserlichen comites Gaudentius und Jovius die Tempel und die Bilder der „falschen Götter“ in Africa." Augustin berichtet über den Widerstand der Heiden. Er suchte die Christen davon abzuhalten,
die Tempel zu ihrem persönlichen Vorteil zu plündern, dabei dürfe sie allein Got1% Oros. VII 42,7ff; Olymp. fr. 13; Philost. XII 5.
*' Olymp. fr. 26; Chron. Min. II 19. ** Oros.
VII 43,11;
Olymp.
fr.
31;
Chron.
Burns 1994, 283; Bleckmann 1997, 586 ff. [n diesen Zusammenhang gehört auch jener rätselhafte Brief des Honorius an die spanischen Truppen in ‚De laude Pampilonae'; Jones
1964,
192; LI 36;
Min. II 468. Den Inhalt eines Lagerscheffels (mo-
Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 633 f;
dius castrensis) bestimmt Jones (1964 XV) mit 9,
Sivan 1985 bringt Text und Kommentar.
Jahn (1980, 228) mit 11,85 Liter.
"u Dessau 8992; Olymp. fr. 34; Chron. Min. II 74. Sceck VI, 399. "^ Chron. Min. 1654; II 19. Schmidt 1941, 461; Thompson 1982, 251 ff; Schulz 1993, 86 ff;
"! Coll. Avell. 14-37.
"2 Olymp. fr. 34; Theoph. a. m. 5913. "' Olymp. fr. 40.
'" Augustin 1 246.
CD.
XVIII 54;
Chron.
Min.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395—455)
183
tesfurcht leiten." In seinem Kampf gegen die Donatisten fand Augustin wirkungsvolle staatliche Unterstützung, darüber hinaus bewog er den Kaiser, die Pelagianisten auf die Ketzerliste zu setzen." 408 verfügte Honorius, daß zum Dienst im
Palast nur Katholiken zugelassen seien. Die Einkünfte der Tempel wurden der Militärkasse überschrieben, die Bauten zur „öffentlichen Nutzung" freigegeben.”
419 verbot Honorius den uralten Kult der Dendrophoren für die Magna Mater. Ihre Güter verfielen dem Fiskus, Inhaber der Priesterwürde wurden mit dem Tode bedroht." Um 421 erschien der tribunus Ursus in Karthago, zerstörte den Tempel der Dea Caelestis und verurteilte eine Gruppe von Manichäern, die 399 und 407 erneut verboten worden waren.'?
Honorius starb am 27. August 423 an der Wassersucht, ohne Erben zu hinterlassen." Damit war die Reichseinheit unter dem Ostkaiser Theodosius II wieder-
hergestellt, doch ließ sie sich längst nicht mehr aufrechterhalten. Nach dem dyna-
stischen Prinzip hätte der vierjährige Flavius Placidus Valentinianus Ill’ das Westreich erhalten müssen. Placidia, die sich mit ihren Kindern in Konstantinopel befand, drángte auf Rückkehr nach Ravenna, aber Theodosius II verweigerte ihr
zunáchst die Unterstützung. Nach einer viermonatigen kaiserlosen Zeit erhob sich am 20. November 423 in Rom ein Zivilbeamter, der primicerius Johannes'? zum Augustus. Die Quellen berichten über ihn nur Gutes, aber er wurde nicht anerkannt.'? Das Westheer unter
Castinus verhielt sich abwartend, in Gallien wurde der Reichspräfekt des Johannes erschlagen, und Bonifatius in Africa erklärte sich für Placidia. Durch diese Umstände genötigt, entschloß sich Theodosius II zum Handeln. Er
verlobte den fünfjährigen Valentinian (III) mit seiner zweijährigen Tochter Licinia Eudoxia, ließ ihn am 23. Oktober 424 mit dem Cäsarenpurpur bekleiden'* und entsandte ihn samt Placidia unter dem Schutz eines von Ardabur und Aspar ge-
führten Heeres nach Italien. Ravenna wurde im Handstreich genommen, Johannes im Mai 425 enthauptet. Die siegreichen Truppen plünderten Ravenna. Am
23. Oktober 425 beging Valentinian III in Rom seine Erhebung zum Augustus.’ Von 425 bis 455 war Valentinian III Augustus des Westens, doch nahm er frühestens seit 437 Einfluß auf die Regierung. Bis zu seiner Hochzeit am 28. Oktober 437'* mit Licinia Eudoxia — er überließ damals Illyricum dem Osten'” — stand er ganz unter der Obhut seiner Mutter.
5 Augustin ep. 47,3; Beißel 1905, 28.
Dessau 800 (Goldbulle aus Porphyrsarkophag):
"6 17 "8 "
s. 114 a!
CTh. XVI 5,37 ff; Possid. 18,4. CTh. XVI 5,42; 10,19. CTh. XVI 10,20. CTh. XVI 5,35; 43; Const. Sirm. 12; Possid. 16; Quodvultdeus, liber promissionum III 38; 44.
19 Theophanes 5915 nennt den 15., Olympiodor fr. 41 den 27. August. So auch Ann. Rav.
S. 128. Chron. Min. 1 630. Beigesetzt wurde er vermutlich wie seine Frauen Maria (f 407) und Thermantia (f 415) in dem Mausoleum bei Alt Sankt Peter: Paulus Diaconus, hist. Rom.
17,3;
121 Dessau 1284. ὩΣ Ann. Rav. S. 128;
Olymp.
fr. 41; Seeck,
Joannes, RE. IX 2, 1916, 1745f. Johannes war anscheinend gotischer Abstammung (Niceph. XIV 7) und arianischen Glaubens (Nagl 1908, 48). 13 Prokop BV. 1 3,66; Philost. XII 13. 14 Olymp. fr. 46; Polem. Silv. CIL. 1 2. Aufl. S. 275. 75 Chron. Min. I 658; II 76; Olymp. fr. 46.
Re Ann. Rav. S. 128.
17 Cassiod. var. XI 1; Jord. Rom. 329.
184
II. Die politische Geschichte
Natürlich benötigte Placidia einen starken Arm, um die Herrschaft zu führen. Der bisherige Reichsfeldherr Castinus hatte sich unter dem Usurpator Johannes
kompromittiert und wurde in die Verbannung geschickt. An seine Stelle trat Flavius Felix. Ihm gelang 427 die Rückgewinnung des von den Hunnen besetzten Pannonien, doch geriet er bald in Gegensatz zu Bonifatius in Africa."* Bonifatius hatte - zum Kummer Augustins (ep. 220,4) — eine arianische Gotin zur Frau, duldete die Donatisten und kämpfte ohne Erfolg gegen die Mauren. Auf Betreiben von Felix zitierte Placidia Bonifatius zur Rechenschaft an den Hof. Er fürchtete die Begegnung mit Felix, und darauf setzte dieser die Kriegserklärung an Bonifatius
durch. Der aber suchte Unterstützung bei den Vandalen in Spanien." 429 erschien
Geiserich'"
„Gänserich“ — mit 80000
— die älteste Quelle"
Vandalen
und Alanen, Weib
nennt ihn Gensericus, den und Kind inbegriffen, in
Africa, allerdings nicht, um Bonifatius zu helfen." Die Barbaren rückten der Küste
entlang nach Osten vor'" und verschonten dabei angeblich nur drei Stadtkirchen. Während der Belagerung von Hippo Regius, am 28. August 430 starb Augustin."* Obwohl Bonifatius bei der Verteidigung durch den ostrómischen Heermeister Aspar mit gotischen Foederaten unterstützt wurde," fiel die Stadt 431 den Vandalen in die Hände.'* Inzwischen war Felix in Ravenna im Mai 430 ermordet worden. Dahinter stand Flavius Aétius, der seitdem wichtigste Mann im Westen."" Aëtius stammte aus Durostorum an der unteren Donau (Moesien), war mithin Rómer. Bereits sein Vater Gaudentius (s.0.) war magister militum gewesen, und das hat den Aufstieg
des Aétius im Heere beschleunigt. Im Jahre 405 wurde der junge Aétius als Geisel zu den Westgoten geschickt und wenig später zu den Hunnen.'* Seitdem besaß er gute Beziehungen zu ihnen. Während Johannes 425 gegen Placidia rüstete, schickte er Aëtius zu den Hunnen, um Söldner anzuwerben. Mit 60000 Mann kehrte er zurück, aber inzwischen war
Johannes schon tot. Dennoch kam es zum Kampfe mit dem Ostheere vor Ravenna. Er endete, als Placidia die Entlöhnung der Hunnen übernahm und Aétius mit einem
Kommando nach Gallien gegen die Westgoten sandte.'” Dort hat er in mehreren Feldzügen die Goten zurückgedrángt und sich durch diese Kriege eine Hausmacht
verschafft, die ihm — wie einst Caesar — die Grundlage für seine innenpolitische 1# Chron. Min. 1 471; 11 76.
14 Possid. 28,14; Chron. Min. 1 473.
?* Jord. Rom. 330; Get. 167. 19 Seeck, Geisericus, RE.
Schmidt
1942, 27 ff. Zum
VII 1, 1910, 935 fF;
Namen:
Kauffmann
1% Zu diesen Foederaten gehörte wohl der von Augustin herausgeforderte Arianerbischof Maximinus, „der mit den Goten nach Africa ge-
von Tenes vergraben, der 1936 entdeckt wurde:
kommen war“ (Possid. 17,7). 1% Proc. BV. 13,30ff. 17 Ein gutes Charakterbild von Aétius überliefert Renatus Frigeridus bei Gregor von Tours (HF. II 8), vgl. Joh. Ant. fr. 201,3. Zu Aétius: Mommsen, Ges. Schr. IV, 531-545; Seeck, Aëtius, RE. I, 1893, 701 ff; Demandt, mag. mil.. RE. Suppl. XII 1970, 654 ff; Twyman 1970; O'Flynn 1983, 746 Zecchini 1983; Stickler 2002. IM Greg. Tur. HF. 11 8; Clover 1971, 56-58. '* Philost. XII 14; Chron. Min. I 471; 658;
Heurgon 1958.
II 155.
1901.
Di Nov. Val. 9.
12 Victor Vitensis (I 2) gibt 80000 Menschen an und polemisiert gegen die Meinung, es wáren so viele Krieger gewesen. Dennoch behauptet Prokop (15,18) dies wieder. Schmidt 1942, 55 ff; Diesner 1964, 166 ff; Clover in: Chrysos/ Schwarcz 1989, 57 ff; Francovich-Onesti 2002, 29. Zu den Alanen: Bachrach
1973, 57 ff.
1 Damals wurde vermutlich der Goldschatz
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
185
Rolle lieferte. Die Wiederherstellung der Rheingrenze 428 war freilich nicht von Dauer, die Franken setzten ihre Plünderungen ungehindert fort.“
Nach dem Mord an Felix setzte Aëtius seine eigene Ernennung zum Reichsfeldherrn durch. Er bezwang 430 und 431 die Juthungen und die aufständischen Noriker' und erhielt für 432 das Konsulat. Dann wurde er von Placidia zugunsten
ihres Favoriten Bonifatius verabschiedet. Aëtius hat sich jedoch nicht gefügt. Als Bonifatius, der sich in Africa nicht halten konnte (s. o.), in Italien erschien, trat
Aëtius ihm mit seinen Leibtruppen entgegen. Aëtius unterlag und zog sich auf seine
befestigten Landsitze in Italien zurück.'” Bonifatius starb noch 432 an einer Wunde, die er im Zweikampf mit Aétius erhalten hatte. Sterbend hatte Bonifatius seiner Frau empfohlen, niemanden zum
Gatten zu nehmen als Aëtius. Tatsächlich hat dieser die Witwe seines Gegners
geheiratet und damit Vermögen und Leibwache von ihm übernommen." Placidia übertrug nun das höchste Militáramt Sebastianus, dem Schwiegersohn ihres toten Günstlings. Sebastianus überfiel Aëtius auf dessen Landsitz. Dieser floh zu Schiff aus Italien und begab sich zu den Hunnen unter Ruas. Sie liehen ihm wieder ein Heer, und damit erschien Aëtius 433 abermals vor den Toren Ravennas. Zum dritten Male erzwang er seine Anerkennung. Sebastianus floh mit seinem Gefolge und einem ungenannten lateinischen Dichter 434 nach Konstantinopel,
betätigte sich dort als Seeräuber im Hellespont und entwich 444 an den Hof der Westgoten in Gallien.“ Von dort ging er nach Barcelona. Er endete bei Geiserich, der ihn als Ratgeber schätzte, ihn erfolglos zum Arianismus zu bekehren suchte und
ihn 450 umbringen ließ.'* Seit 433 bekleidete Aëtius die höchste Heermeisterstelle in Italien, am 5. September 435 wurde er patricius.'“ Bis 454 hat Aëtius als patricius et magister utriusque militiae die Geschicke des Westreiches geleitet. Es gelang ihm, in Italien und Gallien
einen Kernbestand des Imperiums zu wahren. Die Außenprovinzen aber gingen verloren. Seit 429 beherrschten die Vandalen Africa. Die Regierung in Ravenna schloß am
11. Februar 435 ein foedus mit Geiserich.“ Trotzdem eroberte dieser am 19. Oktober 439 Karthago.'" Während der Kaiser Rom und die Küstenstädte zu befestigen
"! Anton 1994. Die in den Annalen von Ravenna zum 23. Juli 428 erwähnte Tötung des Pirrus könnte einen Usurpator bezeichnen, der die Abwesenheit des Aëtius nutzte. ^ Sidon. c. VII 233; Chron. Min. Il 22. “2 Chron. Min. I 658. *5 Chron. 4 Chron.
Min. II 22; 78; Joh. Ant. fr. 201,3. Min. [658ff; Sidon. c. IX 279f:
Suidas, Theta 145. ^5 Vict.
Clover
Vit.
1979
I 19ff;
mit
Chron.
abweichender
Min.
II 22-25.
Chronologie.
Scharf 1989.
“s Hydatius (Chron. Min. il 22) verzeichnet die Übertragung zu 433 (die Jahreszahl in der Ausgabe von Mommsen steht eine Zeile zu hoch), danach Demandt, mag. mil, RE. Suppl. XII 1970, 657,
doch ist wohl die genauere Angabe der Ravennater Annalen (S. 128: 5. September 435) vorzuziehen,
PLRE. 1124. Barnes (1975, 158f) nimmt den
Patriciat des zweiten prásentalischen Heermeisters Sigisvult in der Germanus-Vita des Constantius von Lyon (c. 38) für historisch. Meine Argumente dagegen (RE. Suppl. XII 1970, 661f) finden Unterstützung in der Datierung des Todes von Germanus durch Thompson (1984, 65ff) auf 437. Denn damals kann Sigisvult nicht patricius gewesen sein, da er 440 den Rang nicht besaß (Nov. Val. 6,1). Hagiographische Quellen sind in staatsrechtlicher Hinsicht noch dubioser als andere Texte. Abweichend Mathison 1999. W Chron. Min. 1 474; III 458. 8 Chron. Min. I 477; II 23.
186
II. Die politische Geschichte
befahl und den Provinzialen die militärische Selbsthilfe gestattete,' erschienen die
Vandalen in Sizilien. Abermals kam Byzanz zu Hilfe, doch wurde die 441 in Sizilien
gelandete Flotte zurückgerufen, als im Osten Hunnen und Perser zugleich angriffen. So mußte Valentinian 442 Geiserich anerkennen und ihm die besten africanischen Provinzen
abtreten.” Hunerich,
Geiserichs ältester Sohn, kam
als
Geisel nach Ravenna. Er hatte seine Frau, die Tochter des Westgotenkönigs Theoderich I, verstümmelt, ohne Nase und Ohren zurückgeschickt und verlobte sich nun mit der jüngeren Eudocia, der Tochter Valentinians III." Rom erhielt wieder africanisches Getreide. Geiserich prágte Münzen auf seinen eigenen Namen und herrschte wie ein souveräner König. Seinen Kriegern hatte er die besten Güter der
Proconsularis zugeteilt, die bisherigen Eigentümer mußten auswandern oder als Kolonen auf ihren eigenen Ländereien arbeiten. Auf den sortes Vandalorum wurde katholischer Gottesdienst untersagt, der Widerstand hiergegen führte zu harten
MaBnahmen der Vandalen. In Spanien beschränkte sich die Autorität des Kaisers auf die Städte im Osten. Auf dem flachen Lande finden wir einerseits die Bagauden, die 443 durch den
dichtenden Heermeister Flavius Merobaudes'" und 454 durch den gotisch-römischen Heermeister Fredericus besiegt wurden, andererseits die Germanen. Im Nordwesten saßen die Sweben, sie eroberten unter ihrem König Rechila 439 Eme-
rita (Merida) und beherrschten die Provinzen Baetica und Carthaginiensis. Im Osten operierten die Westgoten, die ihr Reich von Tolosa (Toulouse) aus über
die Pyrenäen nach Süden und bis zur Mittelmeerküste ausdehnen wollten." In Britannien
ist die rómische Herrschaft in der ersten Hilfte des 5. Jahr-
hunderts nach und nach erloschen.'5 Während die Iren von Westen, die Scoten und
Picten von Norden und die Sachsen von der See her angriffen, gab es im Inneren Unruhen, die mit der Bagaudenbewegung verglichen worden sind.'* Maximus
hatte 383 (s. II 7), Stilicho 401 und Constantin III im Jahre 407 Truppen aus Britannien aufs Festland abgezogen," so daß die Bewohner gegen die Barbaren zur Selbsthilfe greifen mufiten.
Honorius
Vict.
ihnen
'5 Hodgkin 1935/52, 54 ff; Frere 1978, 404 ff;
1# Nov. Val. 9. '9 Vict.
schrieb ihnen 410, er könne
113;
Prosper
(Chron.
Min.
1478f) erweckt den Eindruck, als ob Geiserich als Souverän anerkannt worden sei, so Stein
Cleary 1989; Chrysos
1991, s. III 2d!
1# Collingwood/Myres
1937, 303f; Thomp-
son 1984, 33ff.
1 Jord. Get. 184. Clover 1971, 21; 53ff. Danach Barnes 1974, 318 und PLRE. II 573. Die
17 Claud. XXVI 416 ff; Oros. VII 40,4. 18 Zos. VI 5,3f berichtet, daß sich die den Barbaren ausgelieferten Briten von der römischen Herrschaft lossagten und nach ihrem eigenen Brauch lebten. Dies deutet Thompson (1978, 303ff) im Sinne einer nationalistisch-sozialistischen Revolution, die sich freilich nicht durchgesetzt
ältere Forschung
auf
hätte, wie die Hilferufe der britischen Oberschicht
VI 122;
an Rom bezeugen. Dagegen Frere 1978, 410. Angesichts der Unfertigkeit des sechsten Buches des Zosimos und der Beispiellosigkeit eines antirömischen Separatismus ist zu vermuten, daß die anonyme Los-von-Rom-Bewegung mit der Usurpation Constantins II! zusammenhängt. Proc. BV. 12,38; Chron. Min. 1 630; 111 33 ff.
1928, 484; Schmidt 1942, 71; Diesner 1966, 57. Überzeugend dagegen Clover 1971, 53, gestützt
auf die Novellen Val. 12,21 und 34,4, die schon
Schmidt als Ausdruck der Hoffnung auf eine Wiedergewinnung Africas verstanden hatte. setzte die Vergeiselung
435 und das Verlóbnis auf 445: Seeck Stein 1928, 485; Schmidt 1942, 65. 152 Proc. BV. 1 5,11ff.
13 Stroheker 1965, 75; Demandt, mag. mil.,
RE. Suppl. XII 1970, 667 ff; Clover 1971. 154 Chron. Min. II 23; 27.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
187
keine Truppen schicken. Nach Prokop endete damals das Regiment Roms auf der Insel."
429 kamen auf Geheiß des Papstes Coelestinus die Bischöfe Germanus Auxerre
von
und Lupus von Troyes nach Britannien, um dem Pelagianismus (s. III
6d) entgegenzutreten. Germanus, der vor seiner Weihe Offizier gewesen war, organisierte den Widerstand gegen Sachsen und Picten und gewann den „Hallelujah-Sieg"."? Später, vielleicht noch vor 437, besuchte der Heilige die Insel ein
zweites Mal." An die Stelle der rómischen Herrschaft traten gentile Gewalten: Vortigern, nach Gildas ein Titel mit der Bedeutung superbus tyrannus, erscheint als
Kónig von Wales, der auch in Kent einfluBreich war. Er soll 428 oder 449 die Sachsen unter Hengist und Horsa ins Land gerufen haben," doch hatte die germanische Landnahme wohl schon vorher begonnen. Zu 441/442 bemerkt eine gallische Chronik: Britanniae ... in dicionem Saxonum rediguntur. 446 schickten die Briten nach Gildas ein letztes Hilfegesuch an Aétius, doch ist von einer Antwort nichts
bekannt." Die Insel geriet gänzlich unter barbarische Herrschaft, selbst das Christentum erlosch und wurde später von Irland aus wieder verbreitet.‘ Die Mission des Germanus war von dem Diakon Possidius angeregt worden, der 431 als erster Bischof für die christlichen Scotten in Irland eingesetzt wurde. Die Nachrichten
über ihn verschmolzen später mit denen über den heiligen Patrick, der im 6. Jahrhundert predigte.'“ Gallien bot ein ähnliches Bild. Wie in Spanien hielt sich das Römertum vor allem in den Städten. Im Südwesten siedelten die Westgoten. Sie standen nach dem Tode Vallias unter dem König Theoderich I (418-451). Er versuchte 425 und 430 Arles zu nehmen, doch konnte Aëtius das beidemale verhindern. 436 rettete der
heidnische Heermeister Litorius mit hunnischen Foederaten die von den Goten bestürmte Stadt Narbonne, wurde aber 439 vor Toulouse von Theoderich I getö-
tet. Den anschließenden Frieden vermittelte der spätere Kaiser Avitus. Vermutlich heiratete damals Aëtius eine Tochter von Theoderich I und verstärkte damit die
dynastischen Verbindungen zwischen dem Hof und den Germanenfürsten.'* Die Aremorica,
die spätere Bretagne, hatte sich 435 selbständig gemacht,
offenbar im Zusammenhang mit der Bagaudenbewegung unter Tibatto, der 437 (und 448?) niedergeworfen werden mußte.” Die Franken eroberten Kóln,'"
plünderten zum vierten Male Trier und schoben ihr Wohngebiet nach Südwesten vor. Die 413 in der Gegend um Worms seBhaft gewordenen Burgunder
griffen
die Provinz Belgica an, worauf Aëtius sie 436 durch hunnische Foederaten nieder-
werfen und 20000 von ihnen umbringen ließ.
10
Dies ist der historische Kern der
1 Zos. VI 5,2f£; 10,2; Proc. BV. I 2,31.
(l. c. 660), Hydatius (Chron. Min. I1 21 ff); Sal-
1 Chron. Min. I 472; Constantius Lugdunen-
vian ΟἿ.
'^ Const. Lugd. 25 ff. Barnes 1974; Thompson 1984, 65 ff.
^ Chron. Min. ΠῚ 38; Beda HE. I 15. 3 Chron. Min. 1660; HI 36. 14 Die nachrómische Zeit Britanniens ist dunkel, Thomas 1981, 240 ff. 185 Chron.
Schmidt
Min.
rat des Aëtius: Loyen 1972, 172f nach Merob. c. IV 17. 67 Chron. Min. 1 660; Const. Lugd. 40.
‘8 Zu den fränkischen Funden in Köln: Steurer 1980. "^ Salv.
GD.
Plünderungen
Min. 1 422f; s. HI 6c!
'* Hauptquellen
(Chron.
VII 39 ff, Sidon. c. VIE 308;
1941, 462 fF; Clover 1971, 48 ff. Zur dritten Hei-
sis 18.
für
Theoderich I:
Prosper
1471ff),
die Chronica
Gallica
VI 39:
fanden
72ff,
82;
85;
89.
Die
statt 410, 413, 419/420
und 428 oder 435. Heinen 2000. 1% Chron. Min. 1467; II 22f.
188
II. Die politische Geschichte
Nibelungensage."' 443 wies er den Alanen Land um Arausio und den überlebenden Burgundern Wohnsitze in der Sapaudia an.” Die Burgunder gehorchten — wahrscheinlich immer, spätestens aber wieder seit 456 — ihren eigenen Königen.'”
Durch
geschickte Diplomatie
verstand es Aétius, einigermaßen stabile Ver-
háltnisse zu erhalten. Diese Politik versagte nur gegenüber seinen alten Freunden, den Hunnen, obschon er ihnen einen Teil Pannoniens überlassen hatte." Sie standen spätestens seit 440 unter der Herrschaft Attilas.'* Er vereinte außerdem Teile der Gepiden, Ostgoten, Markomannen, Sweben, Quaden, Heruler, Rugier,
Skiren, Thüringer und später auch Franken unter seiner Führung." Nachdem die Hunnen
die Donauprovinzen kahlgeplündert hatten, wandten sie sich 451, als
Marcian die Tribute aus Konstantinopel einstellte, nach Gallien. Attila, der mógli-
cherweise durch den 448 zu ihm geflohenen Bagaudenführer, den Arzt Eudoxius,
aufgestachelt wurde und mit gleichzeitigen Angriffen Geiserichs auf Italien rechnete," hatte einen kuriosen Vorwand.
Die Schwester Valentinians IIl, Honoria,
sollte zum Ruhme des Hofes ihre Jungfräulichkeit wahren. Darauf schickte sie
Attila ihren Ring mit der Bitte um Hilfe." Der Hunnenkönig betrachtete sich jetzt als Schwager des Kaisers und forderte als Morgengabe die Hälfte des Westreiches. Unmittelbarer Anlaf für den Einmarsch war dann ein Erbzwist um das Kónigtum der Franken. Der ältere Bruder bat Attila, der jüngere Aëtius um Bei-
stand.” Während Attila mit angeblich einer halben Million hunnischer Reiter und germanischer Hilfstruppen in Gallien einbrach, sammelte Aëtius ein Heer und trat den Hunnen 451 auf den Katalaunischen Gefilden zwischen Metz und Chälons-
sur-Marne entgegen." Römische Truppen standen auf dem linken Flügel, das Zentrum bildeten barbarische Bundesgenossen,
den Hauptstoß führten die Westgoten
unter ihrem König Theoderich I auf dem rechten Flügel. Die Schlacht brachte keinen entscheidenden Sieg, doch zogen die Hunnen wieder ab." Am 18. Juli 452 plünderten sie Aquileia, dann Ticinum (Pavia) und Mailand. Ihren Vorstoß nach Rom soll Papst
Leo der Große durch eine Bittgesandtschaft abgewandt haben.“ Aquileia hat sich wieder erholt,"' später nahm Venedig seine Stelle ein. U! Zum vieldiskutierten Problem zusammenfassend:
Stroheker
1965,
246 ff. Er verlegt
die
Burgunder vom Niederrhein wieder in die Ge-
angenommen. Zöllner (1970, 30) glaubt, daß es sich um ripuarische Franken gehandelt habe; Blockley 2. St. (1983, 390) denkt an Salfranken und identifi-
gend um Worms, s. o. 7? Chron. Min. I 660. 75 Schmidt 1941, 140; 177f. Perrin 1968, 263 ff.
ziert den
"^ Prisc. fr. 7. Maenchen-Helfen 1978, 69 ff. 1% Stickler 2002, 91 ff; s. II 9! Die Titel der hunnischen Heerführer sind ebenso abwechs-
verworfenen
lungsreich wie bei den Germanen. 7* Sidon. c. VII 321 ff; Paulus Diac. hist. Rom. XIV 2. "τ Chron. Min. 1 662; Prisc. fr. 15; Jord. Get.
184. Clover 1973. TX Joh. Ant. fr. 199; Jord. Get. 224; Rom. 328.
'* Prisc. fr. 16. Der jüngere Bruder kam nach Rom, wo Priscus ihn „mit seinen schulterlangen blonden
Haaren"
selbst gesehen
hat, und
wurde
von Aétius adoptiert, d.h. wohl zum Waffensohn
verstorbenen
König
vermutungsweise
mit Merowech, den jüngeren Sohn mit Childerich.
Dafür sprechen die von Zöllner (l. c.) zu Unrecht Zeugnisse, sowie der Umstand,
daß
Childerich später als römischer Bundesgenosse in Erscheinung tritt (Zöllner 1970, 39). ” Zur Lokalisierung: Friedrich 2006. #1 Chron. Min. 1 481 f; Jord. Get. 192 ff; Theoph. a. m. 5943. Ferrill 1986, 147ff; Bachrach 1994. "? Ann.
Rav.
S. 129;
Suidas,
Kappa
2123;
Chron. Min. 1482; Jord. Get. 192ff. Daß ein Wort des Papstes mehr vermocht haben soll als die Armee des Aétius, ist wenig wahrscheinlich. Stein 1928, 499.
185 Leo im Jahr 458: PL. 54, 1135 ff.
8. Die theodosianische Dynastie im Westen (395-455)
189
Attila zog mit reicher Beute zurück in die Theiß-Ebene. 453 jedoch wurde er nach der Hochzeitsnacht mit einer gotischen Prinzessin tot vor seinem Bett auf-
gefunden." Sein Staat zerfiel, als sich die germanischen Verbündeten unter der Führung des Gepidenkönigs Ardarich gegen Attilas Söhne erhoben und diese 454 am Nedao, irgendwo in Pannonien, besiegten. Die Goten Valamirs scheinen, so sie überhaupt beteiligt waren, auf hunnischer Seite gekämpft zu haben, da Jordanes keine Heldentaten von ihnen hervorhebt. Die Gepiden besetzten das Gebiet der Hunnen in ganz Dakien, verlangten und erhielten Jahrgelder aus Byzanz." Aëtius hatte während seiner außenpolitischen Tätigkeiten auch seine Stellung im Inneren zu festigen versucht. 437 wurde er mit einem zweiten, 446 mit einem
dritten Konsulat ausgezeichnet. Eine solche Ehre blieb sonst Angehörigen des Kaiserhauses vorbehalten. Aëtius pflegte seine Beziehungen zum Senat durch Vergabe der höchsten Zivilposten an dessen reiche Mitglieder,'* er stellte sich mit der Kirche gut, indem er den Vorrang des Bischofs von Rom stützte.”
Nach der Überwindung der Hunnen 451 glaubte Aëtius die Zeit reif für den letzten Schritt: für die Verschwägerung mit dem Kaiserhause. Gleiches unternahmen vor ihm Stilicho und Flavius Constantius, nach ihm Rikimer und Aspar.
Aëtius verlobte 454 seinen Sohn Gaudentius mit der Kaisertochter Placidia. Damals wurden zwischen ihm und dem jungen Kaiser Treueide ausgetauscht, promissae
invicem fidei sacramenta." Dies zeigt, wie wenig Aétius noch als Beamter zu verstehen ist, wie weit er bereits den Typus des vom Kaiser unabhängigen Großen verkórpert.
Damit aber hatte Aétius seinen Kredit überzogen. Attila war tot, der Kaiser glaubte jetzt, auf seinen selbstherrlichen Patricius verzichten zu kónnen. Der Kon-
flikt zwischen Kaiser und Heermeister, den wir von Valentinian II und Arbogast 392, von Honorius und Stilicho 408 her kennen, wiederholte sich ein drittes Mal.
Unter dem Einfluf seines Obereunuchen, des prímicerius sacri cubiculi Heraclius und des princeps senatus Petronius Maximus hat Valentinian III, der semivir amens," Aétius am 21. September 454 auf dem Palatin hóchstpersónlich ermordet." An seiner Seite fiel der mit ihm befreundete Reichspräfekt Boëthius, der Großvater
des gleichnamigen Philosophen." Prokop bemerkt, der Kaiser habe damals mit seiner linken Hand seine rechte abgehauen, und Marcellinus Comes schreibt: mit
Aétius fiel das Hesperium regnum." Valentinian schickte nach dem Tode seines Generalissimus Gesandte zu den Barbaren, mit denen dieser Vertráge geschlossen hatte, um sich zu rechtfertigen.
Das hat aber wenig genutzt. Selbst die rómischen Truppen Dalmatiens unter 184 Jord. Get. 254 ff, dort auch die Beisetzungs-
feier. Chron. Min. I 482; II 86. In die rómische
der Curie gesetzt hat. Die Basisinschrift: Bartoli 1946/47; Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII
und westeuropäische Überlieferung ist Attila als die „Geißel Gottes“ eingegangen, in der ost- und nordeuropäischen Tradition hingegen trägt er
1970, 657 f. 87 Nov. Val. 17; EnBlin
jene positiven Züge, die er als „Etzel“ im Nibe-
19 Sidon. c. VII 359.
lungenlied zeigt; de Boor 1932/1963. 185 Jord. Get. 260 — 264. Alföldi Schmidt
1926, 97 ff;
1941, 268.
% AufschluBreich für die Haltung des Senats ist die Bronzestatue, die er dem Heermeister zwischen 437 und 446 im Atrium Libertatis hinter
1937, 367 fF.
188 Chron. Min. I 483.
9? Chron. Min. I 303; II 86; Joh. Ant. fr. 201. Die Ravennater Annalen (S. 129) nennen den 22. September 454. 1 Chron. Min. I 483.
2 Proc. BV. 1 4,28; Chron. Min. II 86.
190
II. Die politische Geschichte
Marcellinus sagten sich vom Kaiser los." Petronius Maximus, der die Stellung des gestürzten Heermeisters gerne geerbt hätte, wurde vom Kaiser enttäuscht.
Daraufhin ermunterte der Senator die Gefolgsleute des Aëtius zur Rache. Bei einer Truppenschau „bei den zwei Lorbeerbäumen“ an der Via Labicana wurden Valen-
tinian III und Heraclius am 16. März 455 von dem Schwiegersohn des Aëtius und einem weiteren Gefolgsmann erschlagen. Aus der gesamten Mannschaft erhob niemand die Hand für den Kaiser und seinen höchsten Beamten. Beigesetzt wurde der Kaiser vermutlich im Mausoleum bei Alt Sankt Peter." Die Geschichte des Westreiches unter Honorius und Valentinian III ist gekenn-
zeichnet durch die fortgesetzte Einwanderung germanischer Stämme und durch die wachsende Bedeutung der Reichsfeldherren. Die 382 legalisierte Herrschaft der Westgoten
über die Donauprovinzen
Einwanderern
hat zum einen stets neuen germanischen
die Grenzen geöffnet, zum andern dem Reich seinen wichtig-
sten Rekrutierungsraum, nämlich Illyricum genommen. Es gab weder im Osten noch im Westen eine Reichsarmee, die den Goten gewachsen war. Als die Senatoren Alarich damit drohten, die Bevölkerung Roms zu bewaffnen, bemerkte der
Gote: Je dichter das Gras, desto leichter das Máhen."* Daß Honorius 395 in Mailand blieb und nicht nach Trier ging, läßt sich aus der von Illyricum her drohenden Gotengefahr rechtfertigen. Dennoch provozierte dies neue Usurpationen
und Germanenangriffe
in Gallien. Der große Germanenein-
bruch am Mittelrhein 407 beendete die römische Herrschaft über das nördliche
und mittlere Gallien; Britannien war praktisch verloren, Südwestgallien geriet unter gotische, Spanien unter gotisch-swebische Kontrolle, in Africa breiteten sich die Vandalen aus. Zwar haben die Römer keine großen Niederlagen im Felde erlitten, doch blieben auch alle Siege wirkungslos. Rom hat sich an den Germanen zu Tode gesiegt.
Angesichts der außenpolitischen Notlage und der persönlichen Schwäche von Honorius und Valentinian III ging das Regiment an die Reichsfeldherren über. Dieser Herrschaftswechsel hatte sich bereits unter den Kinderkaisern des späten 4. Jahrhunderts angekündigt: in der Stellung eines Merobaudes neben Gratian, eines Bauto und eines Arbogast
neben
Valentinian II. Wenn
der Kaiser ein
Knabe war, brauchte er einen tüchtigen Feldherrn, der dann leicht EinfluB auf die
Politik gewann. Unter den Kaisern der theodosianischen Dynastie im Westen haben Stilicho, Flavius Constantius und Aétius das Regiment geführt. Dieses Nebeneinander von Kaiser und Generalissimus schuf Reibungen. So wie im Osten
zuvor Gainas und Fravitta (s. 1 9), hernach Aspar und Ardabur (s. II 11), sind im Westen Stilicho und Aétius von ihren kaiserlichen Herren gestürzt worden. Man
benutzte die germanischen Reichsretter, solange man sie brauchte, und beseitigte sie, sobald man konnte.
Die Herrschaft der hohen Beamten in beiden Reichsteilen hat die zwischen Ravenna
Entz
weiung
und Konstantinopel gefördert. Im 4. Jahrhundert hatte das
Mehrkaisertum immer dann funktioniert, wenn einer der beiden Kaiser ein Über"* Chron. Min. ll 27; Proc. BV. 16,7. ' Joh. Ant. fr. 201; Chron. Min. 1303; 484. Die Schuld des Maximus ist strittig. Seeck
(VI 321) spricht dagegen, Stein (1928, 519) dafür; vgl. Sidon. ep. II 13. 55 Zos. V 40,3.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
191
gewicht besaß. Dies war nun nicht mehr gegeben. Hinzu kam die durch die Balkangermanen unterbrochene Landroute nach Italien und die akute Bedrängnis des gesamten Westens. Der Osten hat zwar mehrfach Hilfe gesandt, doch sie reichte nicht aus, um die Germanen abzuwehren. So war mit dem Ende des „letzten
Römers“ Aëtius der Zusammenbruch absehbar. In jenen Jahren schrieb Salvian von Massilia (GD. VII 49): „Was Gott aber einerseits über uns, andererseits über Goten und Vandalen beschlossen hat, das zeigt
die Lage. Jene wachsen täglich, wir aber schrumpfen. Mit jenen geht es voran, wir aber werden erniedrigt. Jene blühen, wir welken.“
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450) Quellen: Eine über längere Strecken erzählende Quelle besitzen wir für den Osten ebensowenig wie
für den Westen. Auch hier müssen wir stückeln. Zosimos (V) berichtet ausführlich über die Züge Alarichs nach 395 und über den Gainas-Aufstand 399/400. Bis 404 folgt er Eunap, 407 bis 409 Olympiodor. Danach sind wir auf die Chroniken und Exzerptoren (Marcellinus Comes und Chron. Pasch., beide in: Chron. Min. IT 64-83; Zon. XIII 19,15-23,40; Joh. Ant. fr. 188-199; Theoph. 5886-5942) und die Kirchenhistoriker angewiesen. Philostorgios, Theodoret, Socrates und Sozomenos schrieben unter Theodosius II (s. zu II 8). Wertvoll ist Priscus von Panium, dessen als Ganze verlorene Geschichte von 433 bis 474 reichte, insbesondere für die Auseinandersetzungen mit Attila. Das lange Fragment 8 (Müller, bei Blockley 11,2) ist zugleich ein Stück Autobiographie. Für die Beziehungen zu Persien seit Arcadius ist bereits Prokop (BP. I 2) ergiebig. Unter den Kirchenschriftstellern, die nur für den Osten wichtig sind, muß Synesios von Kyrene (410 bis 413 Bischof von Ptolemais), mit seiner Rede ‚De regno‘, seiner Allegorie ‚De providentia' auf
den Gainas-Aufstand und seinen Briefen erwähnt werden. Die Briefe des Theodoret überliefern einiges über Syrien, ebenso dessen Mönchsgeschichte mit der Vita des Säulenheiligen Symeon (HR. 26), sowie die Biographie des Porphyrios von Gaza, verfaßt von seinem Diakon Marcus. Er beschreibt die Religionspolitik seiner eigenen, katholischen Staatspartei in erschütternder Offenheit. Die Auseinandersetzungen um Johannes Chrysostomos kennen wir teils aus dessen eigenen Schriften, teils aus dem ,Dialogus' des Palladius von Hellenopolis. Die Konzilsakten zu Ephesos 431 und 449 hat Schwartz ediert. Die Gesetze des Ostens sind bis 438 im ‚Codex Theodosianus‘ gesammelt, dazu kommen 26 novellae von Theodosius II aus der Zeit von 438 bis 444 (CTh. Bd. II), sowie 48 Gesetze der Jahre 438 bis 450, die im ‚Codex Justinianus‘ erhalten sind (vgl. CIC. II S. 506 f). Über die Staatsverwaltung belehrt uns die um 430 im Osten redigierte ‚Notitia Dignitatum'. Die Münzen: Sabatier 1862, 98 ff; die Bronzemünzen:
Carson, Hill u. Kent
1972, die Prägung unter Arcadius: J. Kent, NC.
151, 1991, 35 ff.
Als Theodosius im Mai 394 nach Italien zog, um die Erhebung des Eugenius niederzuwerfen, hatte er seinen ältesten Sohn Arcadius als Kaiser in Konstantinopel zurückgelassen.' Mit dem Tode des Vaters am 17. Januar 395 in Mailand wurde Arcadius senior Augustus und Herrscher des Ostens. Arcadius war damals 17 Jahre alt
und bedurfte eines Regenten. Als solchen hatte noch Theodosius den Gallier Rufinus ausersehen.? Rufinus
war seit 388 magister officiorum und soll 390 das Mas-
saker von Thessalonike angestiftet haben (s. II 7). 392 war er Konsul und praefectus praetorio per Orientem geworden.
395 hatte er gegenüber Arcadius eine ähnliche
' Güldenpenning 1885; Seeck, Arcadius, RE. Il 1, 1895, 1137 ff; Liebeschuetz 1990; Blockley
? Chron. Min. I 245. Ein negatives Charakterbild des Rufinus bietet Suidas (Rho 240), viel-
in: CAH. XIII 1998, 111 ff; Lee: l. c. XIV 2000, 33 ff.
leicht aus Eunap. Seeck, Rufinus, 1914, 1189 ff; Clauss 1980, 187 ff.
RE.
1 A 1,
192
Il. Die politische Geschichte
Stellung wie Stilicho gegenüber Honorius. Rufinus nötigte Stilicho, die von Theo-
dosius in den Westen geführten Verbände zurückzugeben und den Kampf gegen Alarich einzustellen, wurde aber von der heimgekehrten Truppe am 27. November
395 erschlagen. Seinen Kopf und eine Hand trug man im Triumph durch die Stadt.”
Rufinus wollte seine Macht dadurch festigen, daß er, ähnlich wie Stilicho, seine Tochter mit dem Kaiser vermählte. Dies wurde durch dessen Kämmerer Eutropius vereitelt. Eutrop überredete Arcadius, stattdessen Aelia Eudoxia, die Tochter des fränkischen
Heermeisters
Bauto,
zu heiraten.’
Die
Hochzeit
fand statt am
27. April 395. Eudoxia wird als Schönheit gerühmt, war anders als ihr kaiserlicher Gemahl eine energische Person und hat sich namentlich um die Kirchenpolitik gekümmert. Am 9. Januar 400 erhielt sie den Titel einer Augusta. Sie gebar fünf Kinder, starb jedoch bereits 404.
Nachfolger des Rufinus in der Leitung des Kaisers wurde der genannte Eutrop." Er stammte aus dem östlichen Kleinasien, war als Kind kastriert worden und als Sklave mehrfach verkauft worden. Nach seiner Freilassung trat er in den Hofdienst und bekleidete 395 die Stelle eines praepositus sacri cubiculi. Er erbte das
Vermögen des gestürzten Rufinus und verstand es, den Einfluß der Heermeister bei Hofe zurückzudrängen. Zweien von ihnen wurde der Prozeß gemacht, und auch deren Besitz kam an den Eunuchen.’ Er hatte zunächst mit Stilicho gegen Rufinus
konspiriert, wandte sich dann gegen Stilicho und setzte dessen Verurteilung in
absentia durch. 397 übernahm Eutrop einen Feldzug gegen die Hunnen (s. u.) und wurde darum 399 zum Konsul und patricius ernannt." Er blieb der einzige jemals zum Konsul erhobene Eunuche.
Im gleichen Jahre wurde er jedoch gestürzt. Eutrop hatte das Asylrecht der Kirchen aufheben lassen, Ausschreitungen von Mönchen im Osten geahndet und war dadurch in Gegensatz zu Klerus und Kaiserin geraten. Entscheidend aber wurde sein Konflikt mit dem Militär. Ein ostgotischer Heerführer, Tribigild,
der den Hunnenfeldzug mitgemacht hatte, sagte sich 399 vom Reiche los und plünderte Kleinasien.’ Arcadius setzte gegen ihn einen anderen Goten, den Heermeister Gainas ein, der sich vom gemeinen Soldaten bis in den höchsten Offiziers-
rang emporgedient hatte. Gainas forderte zuvor die Absetzung Eutrops. Arcadius wandte sich an Stilicho um Hilfe, aber auch er bestand auf der Entlassung des Eunuchen. Als noch ein Volksaufstand in Konstantinopel gegen Eutrop ausbrach, ließ Arcadius ihn fallen. Er wurde noch 399 aller Ehren beraubt, verbannt und bald darauf hingerichtet.” 3 Theodoret
HE.
V 18; Chron.
Min.
II 64:
Socr. VI 1,4; Hieron. ep. 60,16. 4 Zos. V 1,46; 3,1 (E; Philost. XI 6,1. Holum 1982, 48 ff. 5 Chron. Pasch. 2. J.; Chron. Min. II 68.
* Ähnlich negativ urteilt Suidas (Epsilon 3776; Pi 1293;
Eutropius.
Chi
80; Sigma
897) nach
Seeck, Eutropius,
Eunap
über
RE. VI 1, 1907,
1520f; ders. Arcadius RE. II 1, 1895, 1141 ff.
? Zos. V 10,5; Eun. fr. 70; Hieron. ep. 60,16. Demandt, mag. mil. RE. Suppl. XII 1970, 727f. 3 Chron. Min. 11 66; Zos. V 17,4.
? Zos. V 13-22; Claud. XX; Joh. Ant. fr. 190; Eun. fr. 82; Soz. VIII 4 ff; Bregmann 1982, 50;
66 f. Seeck V, 306 ff; Stein 1928, 359 ff; Schmidt 1941, 433 ff; Demougeot 1951, 223 ff; Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 732ff; Clover 1979; Albert 1984; Heather 1988; Hagl 1997.
10 CTh.
IX
40,17.
Das
überlieferte
Datum,
17. Januar, ist gewiß zu früh, wie Seeck (1919, 103) bemerkt hat. Ob aber stattdessen der 17. August anzunehmen ist, wie außer Seeck auch Mar-
tindale (PLRE. II, 443) meint, steht dahin. Die näheren Umstände bieten Soz. VIII 7,3f; Philost. X16; Zos. V 18.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
193
Der Soldatenaufstand Tribigilds in Phrygien war damit jedoch nicht behoben. Gainas machte nämlich mit Tribigild gemeinsame Sache und zwang den Kaiser zu
Verhandlungen. In einer Kirche bei Chalkedon mußte Arcadius den Konsul Aurelianus" und die übrigen Anführer der germanenfeindlichen Hofpartei" ausliefern und dem comes Gainas selbst eine Position als oberster Heerführer einräumen.
Gainas zog in Konstantinopel ein. Hier forderte er eine Kirche für den arianischen Gottesdienst. Dagegen brachte Johannes Chrysostomos, seit 398 Bischof von Kon-
stantinopel, die Bevölkerung auf, und diese massakrierte die gotische Besatzung von über 7000 Mann am 12. Juli 400." Gainas selbst entkam und plünderte Thrakien. Darauf rief Arcadius wiederum einen Goten, Flavius Fravitta, zur Hilfe, dem er die Stelle des Gainas gab. Gainas verlor viele Leute bei dem Versuch, über den
Hellespont nach Kleinasien zu gelangen, zog nach Thrakien und kam im Kampf mit den Hunnen unter Uldin um. Am 3. Januar 401 wurde sein Kopf auf einem Speer nach Konstantinopel gebracht." Arcadius hatte für dieses Jahr Fravitta mit dem
Konsulat belohnt, obschon er Heide war. Doch schon im folgenden Jahre wurde auch Fravitta auf Befehl des Kaisers getótet."
Die germanenfeindliche Richtung hatte sich im Osten damit durchgesetzt. Wir verfügen über ein wertvolles Dokument für den national-rómischen Patriotismus
in der Rede, die der Neuplatoniker und spätere Bischof von Ptolemais Synesios von Kyrene 399 vor Arcadius gehalten hat. Synesios, der mit dem praefectus praetorio Aurelianus, dem Nachfolger Eutrops als Regent, befreundet war, forderte die
Entfernung der Germanen aus dem Reichsdienst: Sie lieBen sich doch nicht zivilisieren und spotteten bloß über die römische Toga, die das Ziehen des Schwertes
verhindere. Synesios war sich klar, daß dies nur durch Bereitschaft aller zum Kriegsdienst zu erreichen wäre. Wie illusorisch dieser Plan war, erhellt schon aus
der Zumutung des Redners an den Kaiser, den Palast mit dem Heerlager zu vertauschen. Der Freimut des Synesios- Textes gab Anlaß zum Zweifel daran, daß die
Rede wirklich gehalten wurde. Immerhin hatten die Ereignisse um den GainasAufstand das Ergebnis, daß die Germanen vorübergehend aus den Heermeisterstellen verschwanden. Das machten sich die Feinde des Reiches zunutze, und in den
spáteren Jahren des Arcadius hóren wir nicht nur von Angriffen der afrikanischen und syrischen Barbaren, von Kámpfen mit Goten und Hunnen in Thrakien (s. u.), sondern auch von schweren Isaurier-Unruhen in Kleinasien." Religionspolitisch setzte Arcadius die harte orthodoxe Linie seines Vaters Theodosius fort. Während der katholische Klerus aufs reichste beschenkt wurde, ging die Verfolgung von Andersgläubigen weiter. 395 wurden die heidnischen
Feiertage gestrichen und die Maßnahmen des Theodosius gegen Göttergläubige ! Er wird mit dem Osiris bei Synesius in De providentia identifiziert. Wer sich hinter Typhos, seinem Gegner, verbirgt, ist strittig: Clauss 1980, 133 ff; Schmitt 2001, 315 ff. 12 Problematisiert bei Al. Cameron/J. Long 1993.
Steuernachlaf für die Pentapolis zu erwirken: — Krabinger 1825; Grützmacher 1913; Lacombrade 1951; Bregman 1982, 42f. Er verbrachte drei Jahre in Konstantinopel, die Seeck (V 1920, 315ff) und Roques (1995) auf 399 bis 402 datieren,
^ Zos. V 19,4; Chron. Min. II 66.
während Schmitt (2001, 243ff) nach Barnes, Al.
* Zos. V 22; Chron. Min. II 66. 15 Eun. fr. 82; 85 ff. '* Synesios war in Konstantinopel, um das au-
Cameron/Long 397 bis 400 vorzieht. U Zos. V 20,1; Philost. XI 8.
rum coronarium zu überbringen
und um einen
194
und
II. Die politische Geschichte
Häretiker erneuert.
Den
Beamten,
die sie nicht durchführten,
drohte die
Todesstrafe. 396 widerrief Arcadius die Privilegien der heidnischen Priester und
schränkte das Erbrecht von Apostaten ein. 399 verfügte er den Abbruch der Tempel außerhalb der Städte." Besonders fest verwurzelt war der alte Glaube im palästinensischen Gaza.” Dort wurde Marnas, der Herr des Regens, verehrt, den man mit Zeus gleichsetzte. 399
schickte Porphyrios, der Bischof der kleinen christlichen Stadtgemeinde, seinen Diakon und späteren Biographen Marcus nach Konstantinopel mit der Bitte, einen Zerstörungsbefehl für die Tempel zu erwirken. Arcadius sandte einen agens in rebus, der die drei Ratsvorsteher von Gaza verhaftete, die sieben kleineren Tempel schloß und die Statuen stürzte. Das Marneion selbst verschonte er jedoch, „wofür er sich
große Summen zahlen ließ“. Daraufhin begab sich Porphyrios 401 selbst in die Hauptstadt. Arcadius weigerte sich zunächst, einen neuen Zerstörungsbefehl auszustellen, weil die Stadt ihre Steuern immer pünktlich bezahlt habe. Porphyrios brachte indes die fromme Kaiserin auf seine Seite. Arcadius wurde durch eine geschickt angelegte Massenszene bei der Taufe seines Söhnchens Theodosius (11) genötigt, den Göttersturz zu befehlen. Er schickte im Jahre 402 Truppen unter dem comes Cynegius, der mit dem Heidentum in mehrtägigen Kämpfen aufräumte.
Hieronymus (ep. 107,2) frohlockte: Marnas Gazae luget inclusus et eversionem templi iugiter pertremescit. Gaza erhielt eine Besatzung, und über den Trümmern des Mar-
neions errichtete man eine Kirche. Ein letzter Aufstand der Heiden wurde durch ein großes Truppenaufgebot niedergeworfen. Der hohe Beamtenstab des Arcadius bestand nahezu ausschließlich aus Or-
thodoxen." Würdenträger, die „nur zum Scheine Christen“ waren, wurden entlassen, an Gut und Körper bestraft. Arianer mußte man unter den germanischen Heermeistern dulden. 406 wurden Hof, Senat und Beamtenschaft zum ersten Mal
zu einer kirchlichen Zeremonie abgeordnet, zur Überführung der Reliquien des heiligen Samuel in die Sophienkirche." Die innerkirchlichen Spannungen blieben bestimmt durch den Gegensatz zwi-
schen den Patriarchen von Konstantinopel und Alexandria. Unter dem Einfluß des Eutropius hatte Arcadius am 26. Februar 398 zum Nachfolger des Nektarios den Antiochener Johannes Chrysostomos bestellt.” Dieser war Schüler des Libanios, hatte dann als Asket gelebt und später in Antiochia als Prediger großen Ruhm gewonnen. Ähnlich wie zuvor Ambrosius in Mailand hat Johannes in die
Politik eingegriffen, zunächst durch den Widerstand gegen Gainas, weiter durch rigorose Sittenzucht gegenüber dem Klerus und die Absetzung von dreizehn „unwürdigen“ Bischöfen. Dann ermunterte er seine Gemeinde zum Kampf gegen
die Arianer, es gab Tote. Fatal wurden endlich seine Angriffe auf die Kaiserin Eudoxia. 401 hielt er ihr die rechtswidrige Beschlagnahme eines Grundstücks vor." Im folgenden Jahre erschien Theophilos von Alexandria, der Zerstörer des Serapeions (s. II 7), in Konstantinopel,
um
die Exkommunizierung
einiger von
Johannes beschützter Mönche durchzusetzen. Theophilos, von Eudoxia begünstigt, versammelte
die kaisertreuen
'" VPorph. 46; 54; CTh. II 8,22; XVI » CTh. XVI 7,6; 10,14ff.
Bischöfe zur sogenannten 10,13.
# Zum folgenden: Markos, Vita Porphyrii pas. 2 Soz. VIII 2ff. Hachling 1978, 590 ff.
Eichensynode
und
2 VPorph. 51; Zos. V 46,3f; Chron. Min. II 68. 2 Chron. Min. II 65; Baynes 1926/55, 105 ff:
Gregory 1979, 31 ff. Umfassend: Tiersch 2000. 24 Palladios, VChrys. 8, 30 Coleman-Norton.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
195
setzte Johannes ab. Der Kaiser sprach die Verbannung aus, hob sie aber wieder auf, nachdem es einen Aufruhr gegeben hatte. Die Unruhen hielten an, Militär griff ein,
es gab Tote und Feuer in der Stadt, die Sophienkirche brannte ab. Am 20. Juni 404 wurde Johannes in die Verbannung nach Armenien gebracht, wo er am 14. Sep-
tember 407 starb. Dennoch hielt sich eine Gemeinde von Johanniten. Sie galten bis 438 als Häretiker, dann wurden sie wieder für rechtgläubig befunden. Die Gebeine des nun zum Heiligen erhobenen Johannes wurde mit großem Pomp eingeholt.” Die erhaltenen Schriften des Chrysostomos sind umfangreicher als die jedes anderen griechischen Autors. Arcadius starb am 1. Mai 408, Eudoxia war ihm am 6. Oktober 404 vorausgegangen. Beide wurden im Constantinsmausoleum beigesetzt.” Dem Kaiser folgte sein erst siebenjähriger Sohn Theodosius
II auf den Thron,” der schon bei seinem
ersten Geburtstag am 10. Januar 402 zum Augustus ausgerufen worden war. Theodosius II erhielt eine umfassende Bildung, hat sich auch später viel mit Büchern beschäftigt und war, wie sein Vater, als Kalligraph tätig. Daneben ging er gern auf
die Jagd. Theodosius war überaus fromm, begann den Tag mit Hymnengesang und fastete zweimal wöchentlich. Der Palast glich einem Kloster. In die Politik mischte sich der Kaiser nur selten ein, er unterschrieb angeblich alles, was man ihm vorlegte, mit Ausnahme von Todesurteilen.^ Theodosius stand zunächst unter dem Einfluß seiner älteren Schwester Pul-
cheria.” Sie wurde am 4. Juli 414 mit 15 Jahren Augusta und kümmerte sich lebhaft um Personalpolitik, Kirchenangelegenheiten und Fragen des Rituals. Auch ihr wird Frömmigkeit nachgerühmt, sie gelobte öffentlich ewige Jungfräulichkeit und bewog ihre beiden Schwestern, dasselbe zu tun. Während der ganzen Regierungszeit ihres Bruders spielte sie eine wichtige Rolle am Hofe. Pulcheria war es dann auch, die ihrem kaiserlichen Bruder eine passende Braut
gesucht hat: die schöne und hochgebildete Athenais.” Sie stammte aus Athen, war die Tochter des Redners und Philosophen Leontios und kam, so ihre roman-
hafte Biographie, nach dem Tod ihres Vaters in die Hauptstadt, um einen Erbanspruch gegen ihre Brüder zu verfechten. Hier wurde sie bei einer Audienz von Pulcheria für ihren Bruder entdeckt, erhielt bei ihrer Taufe den Namen Aelia
Eudokia und heiratete Theodosius II am 7. Juni 421." Zwei Jahre später wurde sie zur Augusta erhoben. Sie gebar drei Kinder, darunter Licinia Eudoxia, die spätere Frau Valentinians III (s. II 8). Athenais hat politische und theologische Gedichte geschrieben, von denen einige erhalten sind." Ihr Verhältnis zu Pulcheria > Soz. VIII 8,4 — 28,3; Theodoret HE.V 35; 38f.
Chron.
Min.
II 68;
? Chron. Min. Il 71; Sozom 1982, 79 ft; Clauss in: Temporini
IX 1. Holum 2002, 402f.
>» Chron. Min. II 68f. Grierson 1962, 43. ** Zu Theodosius II: Güldenpenning 1885, 192 ff; Lippold, Theodosius Il, RE. Suppl. XIII 1973, 961—1044. Kritische Charaktistiken des Kaisers bieten Johannes Antiochenus (fr. 194) und Suidas
man in: Castrén 1994, 63ff.
(Theta 145), sie unterscheiden sich sehr von den
wich, 1897. Teubneriana des Homer-Cento von
panegyrischen Darstellungen der Kirchenhistori-
A.-L. Rey 1998 (griech.-frz.), von M. D. Usher
ker.
1999 (Teubner). Proben bietet Gregorovius 1881/
?* Chron.
Min. H 67; Joh. Ant. fr. 194; Theo-
doret HE. V 39; Soz. IX 3.
M Gregorovius 1881/1926; Holum 1982, 112ff; Beck, Eudokia, RAC. VI 1966, 844—847. Julia Bur* Chron. Min. II 75. * Eudocia, Carminum Fragmenta ed. A. Lud-
1926, 131 ff in deutscher Übersetzung.
196
II. Die politische Geschichte
trübte sich später, 441 ging Athenais ein erstes Mal nach Jerusalem, 443 nahm sie
dort ihren Wohnsitz. Die politische Macht lag unter Theodosius II in den Händen von wechselnden,
zuweilen auch konkurrierenden Zivilbeamten. 405 bis 414 führte der Reichspräfekt und Patricius Anthemius die Geschäfte. Unter den späteren Stadt- und Reichspräfekten ist der ursprünglich heidnische Ägypter Kyros zu nennen. Er amtierte in den Jahren 426 bis 441, war wie Anthemius Patricius und in seinem letzten Jahr Konsul. Wegen seiner Dichtungen und literarischen Interessen genoß er die Gunst von Athenais. Unter ihm wurde das Griechische als Gerichtssprache statthaft,"
doch hat sich dies allgemein erst unter Justinian im Osten durchgesetzt (s. II 12). Kyros ist als Bauherr von Bádern und Kirchen hervorgetreten, er hat Konstantinopel mit einer Straßenbeleuchtung versehen, wie sie im 4. Jahrhundert bereits Antiochia besaß. Dies machte ihn so populär, daß der besorgte Kaiser ihn verbannte. Kyros wurde Bischof in Kotyaeion." In der Reihe der magistri officiorum besaß Helion eine Vertrauensstellung bei
Hofe. Dies zeigt seine ungewóhnlich lange Amtszeit von 414 bis 427 und sein Patricius-Titel. 422 handelte er den Frieden mit den Persern aus (s. u.), 424 über-
brachte er Valentinian III den Caesarenpurpur nach Thessalonike, 425 das Augustus-Diadem nach Rom (s. II 8). Ein spáterer magister officiorum in der Position eines Regenten war Nomos (443-446), ebenfalls patricius und Konsul (445). Er ist als Gesandter an Attila und als Initiator der „Räubersynode“ von Ephesos (s. u.) hervorgetreten.” Eine hervorragende Rolle spielten die Eunuchen. Johannes Antiochenus (fr. 191;
194) spricht geradezu von einer Eunuchenherrschaft am Hofe. Sie nahm, wie zu-
meist, für die Betroffenen ein böses Ende. Arcadius hatte den praepositus sacri cubiculi und späteren Patricius Antiochos, einen gebürtigen Perser, zum Tutor für Theo-
dosius II ausersehen. 421 wurde er gestürzt, enteignet und in ein Kloster gebracht.” Von 441 bis zu seinem Tode stand der Kaiser unter dem Einfluß des Eunuchen Chrysaphios qui et Zummas. Er wird teils als Kämmerer (cubicularius), teils als Kommandant der Leibgarde (spatharius) bezeichnet. Chrysaphios hat mógliche oder wirkliche Konkurrenten vertreiben oder ermorden lassen, er verdrángte Pulcheria
zeitweise und Athenais dauerhaft vom Hofe. Sein Schicksal erfüllte sich 450 (s. II 11). Die hohen Militärs haben in Konstantinopel niemals jene dominante Stellung besessen, die sie im Westen innehatten. Dennoch sind auch sie vielfach mit Kon-
sulaten und Patricius-Rángen ausgezeichnet worden. Die unter Arcadius herrschende germanenfeindliche Stimmung hat sich unter Theodosius II wieder gelegt.
Etwa die Hälfte der Heermeister war barbarischen Ursprungs, eine führende Position nahm die alanisch-gotische Familie von Plintha (cos. 419), Ardabur (cos. 427) und Aspar (cos. 434) ein. Der Einfluß dieser Männer war weniger durch
ihre barbarische Herkunft als durch ihr arianisches Bekenntnis beschránkt. Dies hat auch ihre Verschwägerung mit dem Kaiserhause erschwert. Seit 440 etwa treten die Isaurier stárker in Erscheinung, sie waren orthodox." ? Lydos mag. II 12. * Amm. XIV 1, 9; Malalas p. 361 f. 5 Zu Helion: Clauss 1980, 159; zu Nomosl. c.
173 f, s. u.
* Greatrex/Bardill 1996. ” Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 726ff. Zu den Namen
Ardaburs und seiner Ver-
wandten vgl. Mayrhofer 1970.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
197
Zukunftweisende Bedeutung besaß der Ausbau der Hauptstadt. Durch die vom praefectus praetorio Orientis Anthemius 413 erweiterten Stadtmauern wurde Kon-
stantinopel zur stärksten Festung der damaligen Welt." Neue Kirchen, Bäder und Zisternen bereicherten die Stadt, über ihre Bauten im einzelnen unterrichtet uns die
unter Theodosius II verfaßte ‚Notitia Urbis Constantinopolitanae‘ (s. III 4b). 425 wurde die Universität reorganisiert (s. III 5). Ebenso folgenreich war die Sammlung der Gesetze im ‚Codex Theodosianus'." Seine Veröffentlichung erfüllte ein schon von Pompeius und Caesar emp-
fundenes Desiderat. In der Kaiserzeit bestand die Gesetzgebung überwiegend in Antwortbriefen des Kaisers an einzelne Beamte, und daher heißen die Gesetze auch Reskripte. Diese waren zwar meist auf einen bestimmten Fall zugeschnitten, wur-
den jedoch Grundlage für die Regelung ähnlicher Fälle. Die wachsende Zahl kaiserlicher Erlasse hatte unter Diocletian die Rechtsgelehrten Gregorius und Her-
mogenianus bewogen, Sammlungen anzulegen (s. 11 2). Bereits ihre Codices waren nach Sachtiteln gegliedert, innerhalb deren die Gesetze chronologisch angeordnet waren. Unter Constantin und Valentinian erschienen erweiterte Ausgaben. Sowohl die Menge der Erlasse als auch die Unsicherheit, die durch Widersprüche, rechtswidrig erschlichene Privilegien und gefälschte Reskripte entstand," ver-
anlaßten Placidia bereits 426 zu einer umfassenden Regelung der Rechtsquellen
und dem sogenannten Zitiergesetz." Es besagt, daß die Schriften bestimmter Rechtsgelehrter maßgeblich seien und bei Stimmengleichheit die Meinung Papinians gelte. Am
26. März
429 setzte Theodosius eine erste, 435 eine zweite Kom-
mission ein, die alle seit 312 erlassenen Gesetze sammeln und dadurch den Anschluß
an die beiden älteren Kodifikationen herstellen sollte." Neun Jahre ist diese Kommission herumgereist und hat die Statthalter-Archive in den Provinzen ausgekämmt. Der größere Teil der über 2500 Gesetze, aufgeteilt in ungefähr 3250 Fragmente“ fand sich im Westen, meist in Rom
und Karthago.
Die Gesetze wurden um die Einleitung und den Schlußgruß gekürzt und gegebenenfalls nach Sachbezügen auseinandergeschnitten. Jedes Fragment erhielt jedoch die Namen der zuständigen Kaiser, Name und Amt des Adressaten und ein
Datum: Ort und Tag der Ausstellung (datum), der Entgegennahme (acceptum) oder der Veröffentlichung durch Aushang (propositum). Diese Texte wurden dann, chronologisch geordnet, auf 16 nach rund 400 Sachtiteln gegliederte Bücher verteilt.
Über die Hälfte enthält öffentliches Recht. Am 15. Februar 438 wurde das Werk in
Konstantinopel verabschiedet, am 25. Dezember in Rom dem Senat vorgelegt und in Kraft gesetzt.“ Ob damit die herrschende Rechtsunsicherheit
behoben
war, ist allerdings zweifelhaft. Denn abgesehen von mehreren, 438 längst gegenv CTh. XV 1,51; Dessau 5339. A. M. Schnei-
+ Als Gesetze (leges) bezeichnet man seit Con-
der 1937; Müller-Wiener 1977, 286 ff. stantin nicht mehr die alten Volksgesetze, son" Mommsen, Ges. Schr. Il, 371 ff; Seeck 1919, — dern alle Arten von kaiserlichen Verlautbarungen ff; Archi 1976; einschlägige Aufsätze: ARC. V von bleibender, allgemeiner oder verallgemeine1981/83; Honoré 1986: Harries/Wood 1993; rungsfáhiger Gültigkeit. Die von Diocletian so
Harries 1999; Matthews 2000; s. 1 2 (Quellen)! 4 Suet.
Caesar
44,2; Isid. etym.
V
11 Pitz 1988. 2 CTh. 14,3. * CTh. 11,5f, Isid. etym. V 1,7.
1,5.
zahlreich erhaltenen Rechtsbescheide an Privatpersonen
treten fast ganz
zurück;
s. Il
δ!
# Nov. Theod. 1; Gesta Senatus im CTh. 12 p. 1ff.
Bd.
198
II. Die politische Geschichte
standslosen Bestimmungen“ enthält das Werk Verordnungen, die durch spätere, ebenfalls aufgeführte Erlasse abgeändert oder außer Kraft gesetzt waren und daher
den antiken Richter verwirren mußten.” Erlasse der späteren Kaiser wurden als „Novellen“ gesammelt, sie reichen bis Anthemius 468.
Diese Kodifikation hat Nachahmung gefunden. Die Westgoten veranlaßten zwei Sammlungen, den ‚Codex Euricianus‘ um 465, das ‚Breviarium Alaricianum' oder die ‚Lex Romana Visigothorum‘ 506. Theoderich der Große stellte im ‚Edic-
tum Theoderici‘ die für sein Ostgotenreich wichtigen Gesetze zusammen, und dasselbe taten die Burgunderkônige.* In dieselbe Zeit fällt die Aufzeichnung des Avesta, des heiligen Buches der Perser, und der Abschluß des babylonischen Tal-
mud, der umfangreichen Kodifikation der jüdischen Satzungen. Der klassische
Rechtskodex wurde dann aber das ‚Corpus Iuris Civilis‘, das Justinian 534 anlegen
ließ (s. II 12).
In der Religionspolitik
hielt die seit Theodosius I und Arcadius herrschende
Tendenz an. In seiner dritten Novelle erklärte Theodosius II, die Sorge um die
wahre Religion sei die vornehmste Aufgabe der imperatoria maiestas, denn von Reinheit und Einheit des Glaubens hingen Wohl und Wehe der Welt ab. 415 wurde
nochmals den Heiden der Staatsdienst verwehrt,” lediglich gegenüber den Militärs ließ sich das nicht erzwingen. 431 verlieh der Kaiser der Kirche das Asylrecht.? Die
mehrfach wiederholten Opferverbote und die Anordnung, die Tempel zu zerstören, zeigen, daß die Katholisierung langsamer als erwünscht voranschritt. Auf die Dauer hatte sie jedoch Erfolg. Theodoret (HE. V 38) berichtet, der Kaiser habe die letzten Gótzentempel zerstóren lassen, damit die Nachwelt keine Zeugnisse der
früheren Irrlehren mehr vorfánde. Mehrfach begegnet das Problem der Háretiker in den Gesetzen. gesetz von 428 führt 23 Splitterkirchen auf; besonders harte Strafen Manichäern angedroht. In einer späteren Fassung desselben Gesetzes der verbotenen Glaubensrichtungen auf 34 gestiegen." Ketzer wurden
Das Ketzerwerden den ist die Zahl von Staats-
ämtern ausgeschlossen, doch mußten sie „Ehren“ übernehmen, die finanzielle Ver-
pflichtungen mit sich brachten, insbesondere die Curialität. Wie unsicher die Regierung in Ketzerfragen war, zeigt, daß sie gegen den Pelagianismus nicht vorging, offenbar weil dessen „Irrigkeit“ noch nicht festgestellt war. Die Anhänger des bis
431 vom Hof unterstützten Patriarchen Nestorius wurden 436 zu Häretikern erklärt, während die Johanniten 438 wieder als orthodox anerkannt wurden.” Die größten kirchenpolitischen Schwierigkeiten ergaben sich in Ägypten.” 412 hatte Kyrill als Neffe und Erbe des Theophilos das Patriarchat von Alexandria übernommen und regierte recht eigenmächtig. Zunächst enteignete er die Nova-
tianer, sodann terrorisierte er die Juden. Der praefectus Augustalis Orestes gewährte ihnen Schutz, doch Kyrill beherrschte mit Hunderten von Krankenträgern und # So die Bestrafung von Licinius' Sohn CTh. IV 6,2 f; die zu besonderen Anlässen ergangenen Amnestien CTh. IX 4 u. 38 oder die Verfügungen über den Nachlaß Gildos CTh. VIII 8,7u.9;
® CTh. XVI 10,21 von 416. Zur Datierung auf 415 vgl. Seeck 1919, 88. Ὁ CTh. IX 45,4. Dreher in: Wiemer 2006, 1516
IX 42,16 u. 19.
5! CTh. XVI 5,65; CJ. 15,5.
*' CTh. X 19,1 aufgehoben durch 19,13; XVI 3,1 widerrufen durch 3,2.
“2 Socr. VII 45. *! Kákosy 1984.
* FIRA. II 713ff.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395—450)
199
Mönchen die Straße. Tatkräftige Unterstützung fand er bei dem Abt des Weißen Klosters Schenute von Atripe, dem Schöpfer der koptischen Literatur. Die Juden
wurden 415 aus Alexandria geprügelt (s. III 6b). Auch in Edessa wurde den Juden damals die Synagoge genommen; der mit Kyrill sympathisierende Bischof Rabbula (411—436) verwandelte sie in eine Kirche und zerstörte vier Tempel.‘ Nach seinem Triumph über die Novatianer und die Juden wandte sich Kyrill gegen die Heiden, die in der Universität von Alexandria noch eine starke Stellung innehatten. Hohes Ansehen genoß die Philosophin Hypatia.” Sie hatte als Tochter des Astronomen und Mathematikers Theon dessen Lehrstuhl übernom-
men und übertraf alle Gelehrten ihrer Zeit. Sie dozierte vor allem platonische Philosophie. Ihr bekanntester Schüler war Synesios, von dem wir sieben Briefe
an sie besitzen. Sie sind ebenso voller Hochachtung wie das Epigramm des Palladas* auf sie, der sie als den Stern der Weisheit und Bildung preist. Kyrill schwärzte
Hypatia bei seiner Gemeinde als Hexe an, ihre Freundschaft mit Orestes konnte sie nicht retten. Im März 415, während der österlichen Fastenzeit wurde Hypatia vom christlichen Stadtpöbel auf bestialische Weise umgebracht. Die alte Rivalität zwischen Konstantinopel und Alexandria brach wieder auf,
nachdem 428 der Hof als neuen Patriarchen einen gebürtigen Perser, Nestorios, aus Antiocheia nach Konstantinopel berufen hatte." Dieser verfeindete sich mit
Pulcheria, deren Jungfräulichkeit er anzweifelte, und mit dem Papst Coelestin, indem er dessen Jurisdiktion über Ostillyricum bestritt und die aus dem Westen geflohenen Pelagianer in Schutz nahm. Nestorios trennte die beiden Naturen in Jesus (Dyophysitismus) und vertrat einen streng vaterrechtlichen Monotheismus. Er erklärte, Maria habe nur die menschliche Natur Jesu,
nicht seine göttliche Natur
geboren und könne darum zwar Mutter Christi (χριστοτόκος), nicht aber Mutter Gottes (Beotöxog) heißen.” Diese Lehre widersprach dem altmediterranen Bedürfnis nach einem Mutterkult, das seinen wechselnden Ausdruck in der Verehrung von
Astarte und Kybele, Tanit und Demeter, Isis und Artemis gefunden hatte. Später übertrug er sich auf den wachsenden Mariendienst, zu dessen Anwalt Kyrill sich erklärte. Da auch Papst Coelestin die Sache Kyrills guthieß, berief der Kaiser zum 7. Juni 431 eine Kirchenversammlung nach Ephesos.” Es war das später so genannte dritte ökumenische Konzil. Die Anhänger von Kyrill und Nestorios tagten getrennt, beide verurteilten sich gegenseitig. Der Kaiser setzte daraufhin beide Bischöfe ab und stellte sie unter Bewachung. Kyrill gelang jedoch die Flucht, er wurde von seiner Gemeinde in Alexandria jubelnd empfangen. Um seine Rückkehr zu
legalisieren,
inszenierte
er den
größten
Bestechungsskandal
der
römischen
Geschichte. Wie wir aus den Geschenklisten wissen, hat Kyrill alle irgendwie
#4 Segal 1970, 91 f. 5* Socr. VII 15; Anth. Graec. IX 400. Praech-
ter, Hypatia,
RE.
IX 1, 1914,
242-249;
Rist
1965; Rouge 1990; Ch. Lacombrade RAC. 6, 1994, 956ff; Dsielska 1995. Legenden über sie entstanden bereits in der Spätantike. J. Toland verherrlichte sie 1720 als most beautiful, most virtuous, most learned and in every way most accomplished
lady. Ch. Kingsley hat sie 1853 zum Gegenstand
eines vielgelesenen Romans erhoben. Zur Historizität vgl. von Schubert 1906. ** Anth. Gr. IX 400. 5 Rucker, Nestorios, RE. XVII 1, 1936, 126 ff; Podskalsky in: Greschat II 1984, 215 ff.
*! Redies 1998. * Seeck VI, 230f; Denzinger 1954, 56 ff; Camelot 1963, 15 ff; Gregory 1979, 81 ff.
200
II. Die politische Geschichte
einflußreichen Persönlichkeiten beschenkt: Der wichtigste Palasteunuche erhielt 200 Pfund, d.h.
14 400 Goldstücke, die Beträge sanken dann bis zu 100 Gold-
stücken für die weniger bedeutenden Meinungsmacher. alexandrinischen
Kirche reichte nicht, es entstand
Das Barvermögen der
noch eine Schuld von
1500
Goldpfund.“ Aber die Aktion hatte Erfolg. Kyrill wurde vom Kaiser als Patriarch von Alexandria, Maria als Gottesmutter bestätigt. Die christologische Formel hieß: „Einigung zweier Naturen in Christus ohne Vermengung.“
Nestorios mußte in sein Kloster bei Antiochia zurückkehren und wurde später in die Wüste deportiert. Seine Anhänger wurden als Ketzer verfolgt, seine Schriften verboten und aufgrund des kaiserlichen Erlasses vom 16. Februar 438 verbrannt.“ Dennoch hat sich eine Gemeinde von Nestorianern in Edessa gehalten. Sie stieg um 485 zur anerkannten Kirche im Perserreich auf, entfaltete eine große Missionstätigkeit in Indien und China. Aus Sianfu stammt eine nestorianische Inschrift von 781, die eine Glaubenslehre und einen Missionsbericht auf chinesisch und eine Liste
von Klerikern in syrischer Schrift enthält. Um die Reste des Nestorianismus zu tilgen, kam es 449 zur sogenannten Räubersynode (latrocinium) von Ephesos." Abermals verbarg sich hinter dem dogmatischen Streit der Zwist zwischen dem Patriarchat von Konstantinopel, vertreten durch Flavianus, und dem von Alexandria, vertreten durch Dioskoros.
Es ging um die Vorherrschaft über das Patriarchat Antiochia. Dioskoros hatte sich mit dem mächtigen Hofeunuchen Chrysaphios verbündet, und so gelang, wenn
auch in tumultuarischer Form, die Verurteilung des Flavian. Er starb auf den Wege in die Verbannung. Die Intervention von Papst Leo zugunsten Flavians war erfolg-
los. Zum dritten Mal siegte Alexandria. Dioskoros vertrat eine Theologie, die später als Monophysitismus bezeichnet und für heterodox erklärt wurde. Sie be-
sagt, daß die göttliche Natur Jesu dessen menschliche Natur in sich aufgenommen habe, so daß nur noch eine, eben die göttliche, übriggeblieben sei (s. III 6 d).
Die religiösen Streitpunkte waren die wichtigste, nicht aber die einzige Ursache für innere Unruhen. Wir hören von Aufständen kleinasiatischer Bergvölker: der Tzani (Makrones) und immer wieder der Isaurier. Sie verunsicherten unter Arca-
dius den Osten zwischen Trapezunt und Jerusalem und plünderten sogar Antiochia." Zudem gab es eine Erhebung in Palästina, Revolten wegen Steuerdruck und Kornknappheit und Straßenkämpfe der Zirkusparteien in der Hauptstadt.‘ Außenpolitisch hatte Ostrom unter den Nachfahren von Theodosius I namentlich
mit drei Gegnern zu tun: mit den Wüstenvölkern im Hinterland der Kyrenaika, mit den Persern am Euphrat und den Hunnen einerseits am Kaukasus, andererseits in
Thrakien. Über die Einfälle der Austurianer in der Pentapolis
berichtet Synesios. Zu-
nächst gelang es dem dux Libyarum Anysios um 410, mit einer kleinen Truppe von hunnischen und markomannischen Foederaten die eingefallenen Reiter zurück zu-
werfen. Dann begannen die Nomaden, in größerem Umfange die Habe der Pro*' Acta Conc. Oec. 14, 222f. Stein 1928, 454 f;
Jones 1964, 346. et Socr. VII 34, 11; CJ. 1 1,3.
52 Camelot 1963, 106 ff; Gregory 1979, 129 ff.
*! Chron.
HR.
10;
Min.
IT 68; Eun. fr. 86; Theodoret
12; 21. Thompson,
in: Hermathena
1946; s. III 2d!
** VDan. 10; Chron. Min. II 78; 81f.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
201
vinzialen und diese selbst wegzuschleppen. Synesios berichtet, wie er als Bischof
Wachdienste auf den Mauern der belagerten Stadt Ptolemais getan habe.” Die Beziehungen zu Persien unter Arcadius waren freundlich. Über zweitausend gefangene Römer, welche die Perser den Hunnen abgenommen hatten (s. u.), durften zurückkehren.“ 395 kam der mesopotamische Bischof Maruthas nach Konstantinopel, um für die persischen Christen Unterstützung zu erbitten." Arcadius schickte Maruthas als Gesandten zu Isdigerdes (Jezdegerd) I „dem Sünder“, der 399 auf den Thron von Ktesiphon gekommen war. Durch ein Heilwunder erlangte
der Bischof die Gunst des Königs, der den persischen Christen eine Synode und die Wahl eines Katholikos gestattete. Arcadius soll dem Perser 1000 Pfund Gold geschenkt und ihn testamentarisch zum Vormund seines Sohnes Theodosius II bestimmt haben." Auch der Handel florierte, auf römischer Seite wurde Kallinikon,
auf persischer Nisibis als Markt festgesetzt. Nach dem Herrschaftsantritt von Theodosius II erschien Maruthas 410 abermals
in Byzanz, der Kaiser machte der Kirche von Seleukia am Tigris reiche Geschenke. Unmittelbar zuvor hatte sich die persische Kirche nach rómischem Vorbild auf einer Synode in Seleukia konstituiert und das Glaubensbekenntnis von Nicaea
übernommen. Der Missionseifer jedoch belastete das gute Verhältnis. Als der persische Bischof Abdas einen Feuertempel zerstörte und sich trotz dem Geheiß des
Königs standhaft weigerte, ihn wieder aufbauen zu lassen,“ kam es 419/420 zu einer Christenhetze und zur Flucht zahlreicher persischer Christen ins römische Reich. Varanes V (Bahram Gor), der Sohn und seit 420 Nachfolger Isdigerds, forderte die Rückgabe der Flüchtlinge, und als sie abgelehnt wurde, gab es eine neue Verfolgung und einen Krieg mit Rom. Der König bestürmte Theodosiopolis (Erzurum),
das von Bischof Eunomios erfolgreich mit Wurfgeschützen verteidigt wurde. Die Belagerung des persischen Nisibis durch den Heermeister Ardabur scheiterte umgekehrt ebenso.” 422 wurde ein „hundertjähriger“ Friede geschlossen.” Anscheinend war er mit Zahlungen Roms verbunden, denn deren Ausbleiben war der Grund für Isdiger-
des II (438-457), den Sohn und Nachfolger des Varanes, 440 wiederum ins Reich einzufallen. Der Friede konnte jedoch durch Anatolius, den magister militum per
Orientem, 441 erneuert werden.” 443 verbot Theodosius den Sarazenen und sonstigen Foederaten, über die festgesetzten Subsidien hinausgehende Forderungen einzutreiben, und befahl eine Erneuerung der Kastelle und Flotten an allen Militärgrenzen.
Eine Kette von Lagern,
10 bis 20 Meilen auseinander, diente dem
Schutz
vor den Persern." Strittig blieb das persische Armenien. Die Bewohner standen seit der Absetzung ihres letzten Königs 428 unter verstärktem religiösen Druck der Sassaniden. 439 verfolgte Isdigerdes die Christen. Der Fürst Vardan Mamigonian wandte sich ** “ 57 stark
Synes. katastasis 1 f. Vogt 1985, 109 ff. BKV. 6 Cyrillonas S. 5. Nöldeke 1887, 103 f; Seeck VI, 79f; Baum1922, 53f.
“ Proc. BP. 1 2, 6ff; Agath. IV 26,3.
^ Theodoret
HE.
V 41. Christensen
τι Chron. Min. II 75; Soz. IX 4. 72 Nov. Theod. V 3; Tabari 116 (mit Nöldeke z. St.), Proc. BP. 12,12 ff; Chron. Min. II 80. Ob Marcellinus Comes hier Vorgänge im Osten mit solchen an der Donau
verbindet, ist nicht klar,
1944, — Croke 1983, 299.
267; van Rompay 1995. % Chron. Min. 11 74 f£; Theodoret HE. V 39.
” Nov. Theod. 24. Caner 2002, 269.
202
II. Die politische Geschichte
an Theodosius um Hilfe, erhielt mit einem Heermeistertitel ehrenhalber wohl auch
finanzielle Unterstützung, wurde aber von den Persern besiegt.” Die Auseinandersetzungen mit den Hunnen” begannen gleichfalls im Osten. 395 waren die Weißen Hunnen (Hephthaliten), die „Wölfe des Nordens“ über den
Kaukasus in Syrien eingebrochen und bis Antiochia vorgestoßen. Ihre Verwüstungen beklagt der syrische Dichter Cyrillonas, zumal Dürre, Erdbeben und Heuschrecken die Not vergrößerten.” Die Hunnen wurden durch die Perser und den damaligen Regenten des Ostens Eutropius (s. o.) 398 zum Rückzug gezwungen."
Die westlichen Hunnen standen seit etwa 400 unter der Herrschaft Uldins. Er besiegte den abtrünnigen Heermeister Gainas und plünderte 404/405 und 408 Thrakien, obschon er zwischendurch auch einmal für Rom gekämpft hatte (s. 118). Er mußte sich jedoch über die Donau zurückziehen, nachdem ein Teil
seiner Leute zu den Rómern übergegangen war. Die Skiren aus seinem Gefolge wurden 409 in Bithynien angesiedelt." Der Einfall von 422 stand móglicherweise schon unter der Herrschaft von Ruas (Rugila), der 425 Aëtius Truppen für Johannes lich (s. II 8). 434 forderte Ruas die Rückgabe von Hunnen, die sich dem Kaiser unterstellt hatten, starb jedoch, bevor
er seine Kriegsdrohung wahrmachen konnte." Nachfolger wurden seine Neffen Bleda und Attila.” Um den Krieg abzuwehren, suchte Rom den Frieden zu erkau-
fen. Die Jahrgelder betrugen seit 431 zunächst 350 Pfund Gold. Wenig später erhöhte Attila die Forderungen. Auf der anschließenden Konferenz von Margus verpflichtete sich Byzanz, künftig 700 Goldpfund (50 400 solidi) jáhrlich zu zahlen, ale ins Reich geflohenen Hunnen zurückzuschicken; selbst die rómischen Gefangenen, denen die Heimkehr
geglückt war, mußten
wieder ausgeliefert oder
mit 8 Goldstücken losgekauft werden. Außerdem durfte Rom sich mit keinem Volk verbünden, das mit den Hunnen verfeindet war."
440 erklärten die Hunnen die Römer für vertragsbrüchig, fielen ins Reich ein und eroberten Viminacium. 441 nahmen sie Sirmium, Singidunum und Naissus.
442 drangen sie vor bis zum Hellespont, nachdem sie Philippopolis und Arcadiopolis geplündert und ein kaiserliches Heer geschlagen hatten."
^ Bury 1L 5f; 307; Thompson,
PLRE. II 1150f; Croke 1983, CAH. XIV 2000, 662ff. Nach
armenischer Überlieferung fand die Schlacht am
26. Mai 451 beim heutigen Maku statt, der Tag gilt seitdem als armenischer Nationalfeiertag, Nigosian 1978. 7 Maenchen-Helfen
τ Zos. V 22,2; Soz. VIII 25,1;IX 5,1ff; CTh. V 6,3.
? Chron. Min. 11 75. Das Todesdatum setzt die Gallische Chronik (Chron. Min. I 660) auf 434. Maenchen-Helfen (1978, 69) argumentiert für die späten dreißiger Jahre, doch tritt Blockley
1978,
38ff;
Thompson
1996; Greatrex 1999; Wirth 1999; s. 11 6! % BKV. 6, S. 9ff; Chron. Min. Il 64. Wenn
Claudian III 320ff, Socrates VI 1,6f, Soz. VIII 1,2 und Josua 9 dem Rufinus die Schuld
zuweisen, ist das wohl Propaganda. 77 Hieron. ep. 60, 16; Claudian XIX 55f; XX 274 ff; 367; Josua 9. Seeck V, 302f; Maenchen-
Helfen (1978, 40ff) datiert die Ereignisse auf 395/396, Albert (1979, 630) auf 398.
(1981, 167 £) wieder für % Jord. Get. 180. Zu Vetters 1950, 40ff (im 1951 (eine kommentierte nisse, vornehmlich des chen-Helfen 1978, 69 ff;
434 ein. Attila: Thompson 1948; Balkanraum); Homeyer Übersetzung der ZeugPriscus Panita); MaenBäuml/Birnbaum 1993;
Blason-Scarel 1994; Wirth 1999.
81 Priscus fr. 1. 82 Chron.
Min.
11 80f;
Prisc. fr. 8; zum
Da-
tum: Blockley 1981, 168 Anm. 48. Zu den archä-
ologischen Spuren: Popovic 1982, 546 ff.
9. Die theodosianische Dynastie im Osten (395-450)
203
445 brachte Attila" seinen älteren Bruder und Mitkônig Bleda um und erschien 447 wieder im Reich. Er besiegte den Heermeister Arnegisel und erstürmte 70
Städte, darunter Serdica und Marcianopel." Eine Schar drang vor bis zu den Thermopylen, eine andere durchbrach die Langen Mauern, die Konstantinopel schützen sollten, plünderte die thrakische Chersonnes und ritt auf die Hauptstadt zu. Abermals mußte Theodosius die Friedensbedingungen der Hunnen annehmen, er ver-
pflichtete sich 447 zu einer Kriegsentschädigung von 6000 Pfund Gold und einem verdreifachten Jahrestribut von 2100 Goldpfund." Römer, die aus hunnischer Haft geflohen waren, mußten jetzt mit 12 solidi freigekauft, alle hunnischen Überläufer
weiterhin ausgeliefert werden. Da Attila diese nach ihrer Rückkehr zu kreuzigen drohte, ließen sich viele lieber von den Römern niedermachen. Auf eigene Faust verteidigte sich damals — ähnlich wie um 380 Nikopolis in Thrakien gegen die Goten - die feste Stadt Asemous und weigerte sich erfolgreich, Flüchtlinge auszu-
liefern." Gefolgsleute, die Attila reich machen wollte, schickte er als Boten nach Byzanz,
von wo sie stets üppig beschenkt heimkehrten." Bisweilen ersann der Hunne auch Forderungen, die er gleich wieder fallen ließ, so die nach einem fünf Tagesmärsche
breiten Ödlandstreifen südlich der Donau. Um die Zahlungen an Attila zu beschónigen, ernannte Theodosius ihn zum römischen Heermeister „ehrenhalber“.
448 faßte der Kaiser auf Anraten des Chrysaphios den Plan, den Hunnen durch Gesandte ermorden zu lassen. Der Historiker Priscus (fr. 7f), der an diesen Gesandtschaften teilnahm und sie mit allen Einzelheiten schildert, berichtet, wie
das Komplott aufgedeckt wurde. Nur durch enorme Geschenke und das persönliche Erscheinen zweier Gesandter im patricius-Rang konnte der Zorn Attilas beschwichtigt werden. Wenn er nicht sofort wieder ins Reich einfiel, ist dies wohl auf den Regierungswechsel in Konstantinopel zurückzuführen. Theodosius war am 28. Juli 450 beim Jagen vom Pferd gestürzt und gestorben. Er fand seine letzte Ruhe in der südlichen Stoa der Apostelkirche.* Die Regierungszeit der Söhne und Enkel von Theodosius I ist in beiden Hälften des
Reiches gekennzeichnet durch ein schwaches Kaisertum. Kinderkaiser
sitzen
auf den Thronen, die Macht liegt in den Händen der kaiserlichen Damen und der
Hofbeamten: Galla Placidia und die Heermeister regieren im Westen: Eudoxia, Pulcheria und Athenais nebst den hohen Zivilbeamten im Osten. Wie der Westen, so hatte auch der Osten an allen Grenzen Feinde abzuwehren. Die schwerste Belastung bildeten die Hunnen an der Donau, die Thrakien wieder#1
Der Name ist gotisch und bedeutet „Väter-
chen“, der Name Etzel ist von Attila abgeleitet. Den eigentlichen, hunnischen Namen des Königs
kennen wir nicht. # Chron. Min. 1662; II 81ff; die Zerstörung
von Stobi 447 durch die Hunnen ist archäologisch nachgewiesen: Mikulcic
1982, 537. Damals wurde
offenbar auch latrus an der mösischen Donau niedergebrannt: latrus-Krivina I 1979, 13. # Theoph. a. m.5942. Diese Ereignisse wurden früher zumeist auf 443 datiert, doch hat sie schon Seeck zutreffend auf 447 bezogen. De-
mandt, mag. mil, RE. Suppl. XII, 1970, 730f; Maenchen-Helfen
1978, 90 ff; Croke 1983, 301.
# Eun. fr. 50; Prisc. fr. 1; 5. Zur Lage von Asemous/Anasamos: 1980, 201.
Velkov
1977,
103;
ders.
#7 Prisc. fr. 6. Die traditionelle Einordnung des Fragments in den Kontext von 447 sichert Croke 1983.
88 Prisc. fr. 13f; Chron. Pasch. zu 450; Zon. XIII 23,41; Theodoros epit. 353; Const. Porph., Grierson 1962, 43.
Lector 1164; De caerimoniis
ders. II 42.
204
II. Die politische Geschichte
holt heimsuchten und Beschwichtigungsgelder erpreBten, wie sie rómische Kaiser nie zuvor gezahlt hatten. In geringerem Umfang
kassierten auch die anderen
Nachbarvólker derartige Subsidien." Der Ausbau Konstantinopels in diesen Jahren schuf den dauerhaften Kern des byzantinischen Reiches. Die schwerste innere Belastung bildete im Osten der Kirchenstreit. In den Großstädten herrschte latenter Bürgerkrieg, der mehrfach zum Ausbruch kam: am schlimmsten waren Konstantinopel und Alexandria betroffen, aber auch in anderen Stádten kam es zu Ausschreitungen, so in Ephesos, Milet, Sardes und Edessa. Die
Spannungen zwischen den Patriarchen von Konstantinopel und Alexandria haben dreimal zum Sieg der Ägypter geführt: 404 über Johannes Chrysostomos, 431 über Nestorios, 449 über Flavian. Dem Kaiser war dieser Ausgang nicht unsympathisch, weil ein übermächtiger Hofbischof ein unbequemer Nachbar sein konnte. Das Verhältnis zwischen den beiden Reichshälften war unter Stilicho gespannt,
hat sich nach dessen Tod 408 jedoch gebessert. Der Osten hat 410 ein Hilfsheer gegen die Goten gesandt, hat 425 den Usurpator Johannes niedergeworfen und
zweimal (431 und 441) Truppen gegen Geiserich und seine Vandalen geschickt, beidemale allerdings erfolglos. Der Besuch Valentinians III 437 in Konstantinopel und die Publikation des ‚Codex Theodosianus!
im Westen
438 demonstrierten
nochmals die Einheit des Reiches. Im Befehl zur Herstellung des Codex 429 sprach Theodosius von den beiden Teilen des coniunctissimum imperium." Wenn die Reichseinheit in den folgenden Jahren zerbrach, so resultiert dies aus den beiden wichtigsten Belastungsfaktoren: im Westen waren es die Germanen-
kriege und im Osten die kirchlichen Auseinandersetzungen.
10. Das Ende des Westreiches (455—493) Quellen: Der jüngere Symmachus, ‚Historia
Romana‘
in 7 Büchern
Konsul 485 und Schwiegervater des Boethius, schrieb seine (Anekdoton
Holderi,
MGH.
AA
XII
S. VI),
die verloren
ist.
Infolgedessen besitzen wir auch für die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts keine fortlaufende Darstellung. Wir bleiben angewiesen auf die Epitomatoren und Chronisten, namentlich auf die Fortsetzer Prospers (Chron. Min. 1 486 ff), Hydatius (bis 468, Chron. Min. II 27-35) und Marcellinus Comes (Chron. Min. II 86-93), während das Chronicon Paschale (zu den Jahren 455—493), Theophanes (anno mundi 5946-5984), Zonaras (S. 119-133) und andere Byzantiner fast nur den Osten im Blick haben. Ergänzend treten hinzu die Fragmente aus Priscus, Candidus, Malchus und Johannes Antiochenus (200-209). Für die Vorgänge in Gallien bietet Gregor von Tours im zweiten Buch seiner ‚Historia Francorum' (HF) einige Nachrichten, die Lage an der Donau beleuchtet die Vita Sancti Severini (gestorben 482) des Eugippius, die Situation in Italien zwischen 467 und 496 die Vita des Epiphanius, Bischofs von Ticinum (Pavia) aus der Feder seines zweiten Nachfolgers Ennodius. Für die Auseinandersetzungen mit den Vandalen sind Victor von Vita und Prokop (BV. I 5-8) lehrreich, Informationen über Odovacar und Theoderich enthalten der Anonymus Valesianus Posterior (An. Val. 36-58) und Jordanes in seinen ‚Getica‘ (242-295). Für die Kirchengeschichte bleibt Euagrios (1I 7-Π1 30) wichtig. Die bedeutendste rhetorische Quelle ist der gallische Senator Sidonius Apollinaris, Schwiegersohn
des Kaisers Avitus, dem Sidonius 456 in Rom einen metrischen Panegyricus hielt (carmen 6/7). 458 lieferte er eine ebensolche Versrede auf Kaiser Maiorian (carmen 4/5), 468 auf Kaiser Anthemius (carmen 1/2). Seine aus den Jahren 452 bis 479 stammenden Briefe sind kulturgeschichtlich interessant. " Prisc. fr. 5.
* CTh. I 1,5.
10. Das Ende des Westreiches (455-493)
205
An Gesetzen besitzen wir 9 Novellen von Maiorian, zwei von Libius Severus, drei von Anthemius
und eine von Glycerius (CTh. Bd. II S. 155 ff). Die Münzen der letzten Westkaiser bietet Cohen VIII, 220ff, diejenigen Odovacars Carson/Hill/Kent
Kraus
1928 und W. Hahn
1973, die Bronzemünzen
finden sich bei
1972. Die Kaiser-Inschriften sind rar, vgl. Dessau Nr. 810-814; 895. In Odovacars
Zeit haben sich zahlreiche Senatoren ihre Sitze im Colosseum durch Namensinschriften gesichert.
Chastagnol 1966 begrenzt sie zeitlich; allzu strikt: Cameron/Schauer 1982, 144 f.
In den beiden letzten Jahrzehnten des Westreiches überstürzten sich die Ereignisse.' Die Rächer des Aétius gingen straflos aus. Sie überbrachten Pferd und Diadem des toten Kaisers dem Senator Petronius Maximus. Am folgenden Tage, am
17. März 455 wurde er zum Kaiser ausgerufen.’ Petronius Maximus stammte aus einer altsenatorischen Familie und war einer der reichsten Männer seiner Zeit. Für die Festlichkeiten bei der Prátur seines Sohnes soll er 4000 Pfund Gold ausgegeben
haben.’ Der neue Kaiser hatte eine lange Zivilkarriere hinter sich: zweimal war er Stadtpräfekt, zweimal Reichspräfekt, zweimal Konsul (433 und 443) und seit 445
Patricius. Daß er bei der Beseitigung sowohl von Aétius als auch von Valentinian III beteiligt war, wie die Überlieferung will (s. II 8), ist vorstellbar.
Die Stellung des Petronius Maximus war schwach. Ihm fehlten das Militär und die dynastische Legitimation. Darum zwang er die Witwe des Kaisers, Licinia Eudoxia,
ihn zu heiraten. Deren Tochter Eudocia war 442 (s. II 8) mit Geiserichs
ältestem Sohn Hunerich verlobt worden und mußte nun den Sohn des Kaisers, den
Caesaren Palladius ehelichen.‘ Die beiden Frauen wandten sich an Geiserich um Hilfe. Er erschien mit seiner Flotte, der Kaiser war wehrlos. Am 31. Mai wurde er auf der Flucht durch einen Steinwurf getótet, durch die Stadt geschleift und in den Tiber geworfen. Sein Sohn verschwindet zugleich aus der Überlieferung. Geiserich nahm die Kaiserwitwe und ihre beiden Tóchter, sowie Gaudentius, den Sohn des
Aétius, gefangen, um sie mit der Beute und den Gefangenen nach Karthago zu bringen, und plünderte Rom vierzehn Tage lang.‘ Für das, was Prokop (BV. 15) darüber berichtet, hat das 18. Jahrhundert den Begriff Vandalismus geprägt.‘ Nach
den Ereignissen von 378 und 410 war dies das dritte Signal des nahen Endes. Anschließend bemächtigte sich Geiserich des noch römischen Teils Africas und der Inseln Sardinien, Sizilien, Korsika und der Balearen.’
Petronius Maximus hatte angesichts der Alamannengefahr einen neuen Heermeister ernannt, Flavius Eparchius Avitus. Er stammte aus dem gallorömischen ! Henning 1999; Heather in: CAH. XIV 2000, 18 ff; MacGeorge
2002.
* Joh.
Ant.
fr. 201;
Chron.
Min.
11 27.
Die
dort ungenannte Tochter könnte auch Placidia,
? Chron. Min. 1303; 483f. Als Konkurrenten nennt Johannes Antiochenus (fr. 201 und fr. 5 = FGrHist IV 615b) Maximianus, einen ägypti-
die jüngere Schwester Eudocias, gewesen sein, so
schen Kaufmann aus dem Gefolge des Aëtius, und den späteren Kaiser, damaligen comes dome-
484. Als Zug gegen den „Usurpator“ Petronius
sticorum Maiorianus, den Eudoxia unterstützte. Die Identität der beiden wird von EnBlin (Maiorianus, RE. XIV 1, 1928, 584) angenommen, von Martindale (PLRE. 11 702; 739) verworfen.
Reiches, deutet Wirch 1986 dessen Politik. * Der Begriff Vandalisme verdankt seine Popularität dem Bischof von Blois, Henri Gregoire, der ihn am 31. August 1794 im Konvent für den
Petronius Maximus gewann, weil er mehr Geld
Kunstfrevel der Jakobiner gebrauchte. A. De-
zur Hand hatte und den Palast besetzen konnte
mandt, Vandalismus. Gewalt gegen Kultur, 1997. ? Vict. Vit. I 13. Die Herrschaft über Sizilien
(Joh. Anc. 1. c.). ’ Olymp. fr. 44.
Capizzi 1968, 199f. 5 Chron. Pasch. zu 450; Chron. Min. Maximus,
I 304:
so als wäre Geiserich der Anwalt
des
kann nicht flächendeckend gewesen sein: Goltz 1997/98.
206
II. Die politische Geschichte
Senatsadel und war in der Auvergne begütert." Unter Aëtius diente er als comes rei militaris. Wenn er trotz seiner militärischen Laufbahn 439 die gallische Reichspräfektur erhalten hatte," so zeigt dies, wie weit inzwischen lokale Machtpositionen die Laufbahnregeln durchlöchern konnten. Die Hausmacht des Avitus beruhte auf seinem Besitz, seinen Familienverbindungen und seinen guten Beziehungen zu den Westgoten. Er hatte 451 Theoderich I bewogen, mit Aëtius gegen die Hunnen zu
ziehen und damit auf diplomatischem Wege den Sieg auf den Katalaunischen
Feldern ermöglicht. 455 erwirkte er die Anerkennung des Petronius Maximus durch Theoderich II (453-466) und ließ sich nun von ihm dazu bestimmen, selbst die Nachfolge des gestürzten Kaisers anzutreten. Am 9. Juli 455 wurde Avitus in
Arles vom gallischen Provinzkonzil zum Kaiser ausgerufen." Avitus zog nach Pannonien, um dort Roms Macht zur Geltung zu bringen, und
trat am 1. Januar 456 in Rom sein Kaiserkonsulat an. Zu diesem Fest hielt ihm sein Schwiegersohn Sidonius
Apollinaris (carm. VIf) eine Lobrede in Hexame-
tern. Sidonius stammt ebenfalls aus dem senatorischen Adel Südgalliens, sein lite-
rarisches Werk ist eine der wichtigsten Quellen seiner Zeit. 468 wurde er praefectus
urbi in Rom und 470 Bischof der Arverner und damit zugleich Stadtherr im heutigen Clermont-Ferrand. Er versuchte, seiner Stadt die Unabhängigkeit zwischen
Burgundern und Westgoten zu erhalten, hat sie mehrfach gegen die Westgoten verteidigt, konnte aber nicht verhindern, daß sie 475 an deren König Eurich fiel." Während Avitus 456 in Italien auf seine Anerkennung durch Ostrom wartete,
mußte er Angriffe der Vandalenflotte abwehren. Denn Jahr für Jahr plünderte Geiserich
die Küsten von Sizilien und Italien unter dem
Vorwand, daß ihm
das Erbe Valentinians III und des Aëtius vorenthalten werde. Er beanspruchte beides, weil er Frau und Töchter des Kaisers, sowie den Sohn des Heermeisters in
Gewahrsam hielt." Aus diesem Grunde blieben auch die zahlreichen Gesandtschaften, die aus Konstantinopel und Rom nach Karthago geschickt wurden, ohne Erfolg. Bei den Kämpfen mit den Vandalen in Sizilien 456 zeichnete sich jener Mann aus,
der die von Stilicho und Aétius eröffnete Reihe der Reichsfeldherrn fortsetzen sollte: Flavius Rikimer.
Sein Vater war ein swebischer Prinz, seine Mutter die
Tochter des Westgotenkönigs Vallia.” Rikimer errang Seesiege bei Agrigent und bei Korsika und wurde daraufhin von Avitus zum magister militum praesentalis berufen.“
Die Lage verschlechterte sich für Avitus, als der Hunger die Römer auf die Straße trieb, so daß der Kaiser sein gotisches Gefolge entlassen mußte. Der senatorische Adel Italiens zeigte dem Gallier die kalte Schulter, und die Anerkennung aus Byzanz blieb aus. Rikimer wandte sich daraufhin gegen ihn und besiegte ihn am 17. Oktober 456 bei Placentia. Avitus entging dem Henker, indem er sich zum 8 Sidon. carm. VII 373 ff; ep. 1 3,1. Seeck, Avi-
Prisc. fr. 24; Sidonius carm. Il 361 ff. Rikimer
tus, RE. II, 1896, 2395; Stroheker 1948, 152ff; wird in den Quellen darum bisweilen rex genannt: Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 681f; — Chron. Min. II 88 (Marcellinus Comes). Mathisen 1981. ? Sidon. carm. VII 296; 316; ep. 13,1.
* Chron. Min. II 29; 186; Sidon. carm. II 367; Priscus fr. 24. Auf diesen Sieg bezieht D. Hen-
'? Sidon. c. VII 318 ff; Chron. Min. 1 304.
ning (ZPE. 10, 1996, 259ff) CIL. VI 32005 von
!! Stroheker 1937, 806.
den Rostra.
12 Joh. Ant. fr. 204; Prisc. fr. 30.
10. Das Ende des Westreiches (455-493)
207
Bischof der Stadt weihen ließ. Dennoch ist er kurz darauf umgekommen.
Sein
Leichnam wurde zu Brioude in der Auvergne beigesetzt."
Der Sturz des Avitus führte zu einem doppelten Interregnum, weil auch die gallische Reichspräfektur unbesetzt war. In dieser Situation übernahm der reiche
und populäre Paeonius
eigenmächtig die Zivilverwaltung als praefectus praetorio in
Arelate und propagierte die Thronkandidatur des comes Marcellinus in Dalmatien.”
Rikimer entschied jedoch anders. Zum Lohn für seinen Sieg erhielt Rikimer im Februar 457 den Rang eines patricius, wahrscheinlich vom Ostkaiser Leo." Damit wurde zum ersten Male der Versuch unternommen, den Westen nicht durch den Kaiser, sondern nur durch einen Reichsfeldherrn verwalten zu lassen, angesichts der Kurzlebigkeit der West-
kaiser ein verständliches Unterfangen. Dennoch ließ Rikimer wieder einen Augu-
stus ausrufen. Er wählte Flavius Julianus Maiorianus," einen Offizier aus Illyricum, der am gleichen Tage mit ihm zum zweiten Heermeister des Westens erhoben worden war und im Tessin einen Sieg über 900 Alamannen erfochten hatte. Maiorian ward am 28. Dezember 457 in Ravenna zum Kaiser ausgerufen." Er übernahm das Konsulat für 458 und führte in seiner Regierungserklärung vom
11. Januar seine Erhebung zurück auf die Wahl durch den Senat und die Ernennung durch das Heer." Maiorian eróffnete seine Regierung mit einer energischen Reformpolitik. Seine zumeist in Ravenna ausgestellten Gesetze liefern tiefe Einblicke in die Lage des Westens und in das Verhältnis zwischen Kaiser und Heermeister.
Rikimer erscheint als parens und patricius Maiorians. Leo hat Maiorian allerdings nie anerkannt. Nach der Niederwerfung von Revolten unter den Söldnern mußte
Maiorian
zunächst Gallien sichern. Er verständigte sich mit den Burgundern und Westgoten und gewann 459 Arles zurück. Maiorian erhob Aegidius zum Heermeister für Gallien (s. u.) und zog 460 nach Spanien, wo die Westgoten unter Theoderich II sich auf Kosten der Sweben ausgebreitet hatten. Das war der letzte von einem römischen Kaiser geführte Feldzug und zugleich der letzte Besuch eines römischen Kaisers in Spanien. Da die Vandalen Rom weiterhin das Korn sperrten, suchte
Maiorian mit germanischen Foederaten und 300 Schiffen Africa zu erreichen. Geiserich vermochte jedoch die Landung der römischen Flotte zu verhindern, es kam zu einem wenig rühmlichen Frieden. Das kostete Maiorian die Treue Rikimers. Dieser überwältigte den Kaiser, nahm ihm Purpur und Diadem und ließ ihn
am 7. Juli 461 zu Dertona in Ligurien auf altrómische Art stäupen und kópfen."' Als Rikimer wieder allein in Italien herrschte, hat er zwar nicht die Kaiserwürde,
wohl aber einige Vorrechte derselben usurpiert. Er prägte während der folgenden
Interregnen Münzen auf seinen Namen und erscheint in Inschriften an der Stelle
Joh. Ant. fr. 202; Chron. Min. 1 304; II 186;
Greg. Tur. HF. Il 11. * Sidon. ep. 111.
" Chron.
Min.
II 429;
Sidon.
carm.
1375 ff.
Irrig: Chron. Min. 1 305 (1. April 457). Scharf 1996.
" Chron. Min. I 305; Ennod. VEpiph. 53; s. I 1!
2 Nov. Maior. I. ?! Prisc. fr. 27; 29; Joh. Ant. fr. 203; Chron.
# Sundwall 1915 Nr. 290; EnBlin, Maiorianus,
Min. I 305; II 30ff; 88. Sein bescheidenes Grab
RE. XIV 1, 1928, 584 ff; Stein 1928, 554f; Oost
erwähnt Ennodius in seinem Gedicht 354 (= c.
1964; Max
135, MGH.
1975;
Mathisen
1979.
AA.
VII
S. 256).
208
Il. Die politische Geschichte
des Kaisers." Am 19. November 461 erhob er in Ravenna wieder einen Augustus, Libius Severus." Dieser gehórte wie Petronius Maximus der italischen Senatorenschicht an, ließ seine Ernennung vom amplissimus ordo bestátigen," hat aber
anscheinend nie regiert. Die Macht lag weiterhin bei Rikimer. Als der zweite westliche Heermeister Marcellinus 461 in Sizilien gegen Geiserich operierte, warb Rikimer ihm seine ,skythischen" Sóldner ab? und zwang ihn zur Flucht nach Dalmatien.” Angesichts dessen suchte Geiserich Kontakt zu Byzanz. Er gab
Licinia Eudoxia, die Witwe Valentinians III, und ihre jüngere Tochter Placidia frei, nachdem er die ältere, Eudocia 456 mit seinem Sohn Hunerich vermählt hatte.? 464
konnte Rikimer die über die Alpen eingedrungenen Alanen unter ihrem Kónig Beorgor bei Bergomum besiegen. Am 14. November 465 starb Libius Severus, angeblich von Rikimer vergiftet, im rómischen Palast."
Wieder folgte ein Interregnum, während dessen Rikimer als patricius in Mailand regierte. Mit seiner Zustimmung schickte der Senat eine Gesandtschaft nach Konstantinopel und bat um einen neuen Kaiser. Leo wählte Procopius Anthemius," den als Heermeister bewährten Schwiegersohn des verstorbenen Ostkaisers Mar-
cian. Anthemius wurde in Konstantinopel zum Caesar erhoben und am 12. April 467 vor Rom zum Augustus ausgerufen.” Seine literarische Bildung ließ Sympathien für die Altgläubigen erwarten." Heiden und Häretiker hatten nochmals Hoffnung." Um den Einfluß Rikimers abzuschwächen, übertrug Anthemius im
Einvernehmen mit Leo die zweite Heermeisterstelle dem in Dalmatien mächtigen Marcellinus, dem letzten (heimlichen?) Heiden in einer solchen Stellung. Rikimer erhielt dafür Alypia, die Tochter des Anthemius, zur Frau." Hatten Heermeister wie Stilicho und Aétius ein Interesse daran, sich mit dem Kaiserhaus zu ver? Zu den Münzen Rikimers vgl. Biraghi 1864, 31 f; Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 675; O'Flynn 1983, 111f. Ulrich-Bansa
nenfinsternis vom 20. Juli 464 berichtet. Seeck (VI 350 ff) rechnet mit einem zweimaligen Auf-
(1949, 275), dem die Rikimer-Münzen bei Birag-
(1942, 87) denkt an eine Verwechslung.
hi entgangen sind, nennt weitere Stücke mit der
27 Das Datum ergibt sich aus Priscus fr. 29 und Chron. Min. II 32. Proc. BV. I 5,7 bietet als Terminus post quem nur den Herrschaftsantritt Leos
Legende [RECIME|RUSPA[TRICIUS]. Da die Münzen mit dem
Monogramm
des Rikimer
unter
enthalt
des
Marcellinus
auf Sizilien,
Schmidt
Libius Severus geprägt sind, dürften die mit dem Porträt in die Zeit nach dessen Tod gehören.
457. Schmidt
Dessau 813; 1294; CIL. III 9522.
habe seinen Herrn vergiftet (Cassiodor, Chron. Min. 11158), widerspricht Sidonius (carm. 11 317): Auxerat Augustus naturae lege Severus di-
2 Seeck, Libius Severus, RE. II A2, 1923, 2006; Oost 1970. „Libius“ ist die zeitübliche Schreibweise. Korrekt wäre , Livius" Severus, Seeck VI 1920, 349; Chron. Min. I 305; II 157. 24 Chron. Min. II 32. 25 Prisc. fr. 29. Der Name „Skythen“ steht unterschiedslos für Hunnen und Goten; in diesem Falle dürften Goten gemeint sein, sie waren als Bewohner Pannoniens dem dalmatischen Machtbereich des Marcellinus benachbart, vgl. Block-
ley 1983, 395.
26 Priscus fr. 29. Vermutlich ebenfalls hierauf
bezieht sich die Nachricht des Hydatius (Chron. Min. 1133), Marcellinus habe die Vandalen aus Sizilien vertrieben, doch wird dies nach der Son-
1942, 86.
2% Chron. Min. II 88. Dem Gerücht, Rikimer
vorum numerum. Sidonius hätte allerdings in Ge-
genwart
Rikimers
kónnen,
darum
kaum etwas anderes sagen
ist sein Zeugnis
hier nicht ent-
scheidend; anders O'Flynn 1983, 112f. # Euagr. II 16; Theophanes 5957; Seeck, Anthemius, RE. I 2, 1894, 2365 ff; ders. VI 359. X Joh. Ant. fr. 209,1; Chron. Min. 1305; 11 34; 89; 158.
9 Damasc. fr. 108. * D. Henning in: Wiemer
2006,
182 ff.
3 Chron. Min. II 90; Damasc. fr. 157; Sidon. ep. 1 5,10; 9,1.
10. Das Ende des Westreiches (455-493)
schwägern, lissimus zu Während selbst gegen
209
so liegt jetzt das Bestreben umgekehrt beim Kaiser, sich seinen Generaverpflichten. die römischen Gallier am Rhein und die Noriker an der Donau sich ihre germanischen Nachbarn helfen mußten,” wandte sich Anthemius
dem Vandalenproblem zu. Rom konnte ohne das africanische Getreide kaum leben, darum versuchten beide Kaiser 468 abermals, Geiserich
zu überwinden. Die
oströmischen Verbände unterstanden Basiliskos, dem Heermeister und Schwager des Kaisers Leo, die westrómischen Truppen befehligte Marcellinus.“ Die beiden
Generalissimi, Rikimer und Aspar, hatten sich jedoch gegen das Unternehmen ausgesprochen und behielten Recht. Denn Geiserich setzte die Flotte in Brand,
der letzte von beiden Reichshälften gemeinsam geführte Krieg nahm ein trauriges Ende. Marcellinus wurde in Sizilien umgebracht,“ Basiliskos fand Asyl in einer Kirche in Konstantinopel (s. II 11). Die Stellung des Anthemius geriet ins Wanken. Auch in Gallien verlor Anthemius an EinfluB. Die dort mit Ehrenrángen bedachten Großen stützten ihn nicht.” Die Franken unter Childerich am Niederrhein,
die Burgunder unter Gundowech an der oberen Rhöne und die Westgoten unter Eurich in Aquitanien suchten ihre Macht zu erweitern. Eurich marschierte 468 in Spanien ein." Über die Aremorica regierte der vor den Sachsen aus Britannien
geflüchtete rex Riothamus, den Anthemius erfolglos gegen Eurich auszuspielen suchte.” In der Provence behauptete sich die gallisch-römische Senatorenschicht. Zu ihr zählt Arvandus. Er war 464 und 468 praefectus praetorio in Gallien, das erste Mal cum magna popularitate, das zweite Mal cum maxima populatione, d.h. erst populär, dann pekuniär ambitioniert. Er geriet in Schulden und suchte bei dem Westgotenkónig Eurich Unterstützung gegen den abschätzig Graecus imperator genannten Anthemius. Auf dem Provinzialkonzil angeklagt, wurde er nach Rom zur Untersuchung gebracht, auf der Tiberinsel inhaftiert, zum Tode verurteilt, aber schließ-
lich zur Verbannung begnadigt." 470 kam es zu Spannungen zwischen Anthemius und Rikimer, als sich der magister officiorum Romanus zum Gegenkaiser ausrufen lassen wollte." Eine durch Bischof Epiphanius von Pavia vermittelte Versóhnung im Jahr 471 hatte keinen Bestand." 472 brach der Bürgerkrieg aus. Der Heermeister belagerte seinen Kaiser mehrere Monate in Rom. Am 11. Juli 472 wurde Anthemius von Gundobad, dem Neffen Rikimers, getötet.” Rom erlitt nach 410 und 455 die dritte Plünderung. = Sidon. c. 11 377 ff.
* Als sein Titel wird patricius überliefert (Chron. Min. 11 90). Meine Zweifel an der Richtigkeit dieser Tradition (RE. Suppl. XII 1970, 685 f) beruhten auf der von EnBlin (1931, 497) begründeten Ansicht, daß es im Westen immer nur einen
einzigen
Heermeister
im
Patricius-
Rang gegeben habe, eben den Generalissimus. Angesichts der zunehmenden Zahl von patricii in den Quellen seit der Jahrhundertmitte und den von O'Flynn (1983, 117) herausgestellten Gründen, die Anthemius zu dieser Ernennung bewogen haben kónnten, erscheint ein Nebeneinander mehrerer Heermeister dieses Ranges im gleichen Reichsteil jedoch nicht unmöglich.
* Chron. Min. 1305; II 90; Proc. BV. 16, 10 ff und 25. Seeck VI 368; Stein 1928, 577. Eine Schuld Rikimers ist nicht zu erweisen. Y Mathisen 1991, 201.
* Chron. Min. II 35. ® Jord. Get. 237f; Sidon. ep. HI 9 mit dem
Berner Scholion bei Jahn 1874, 482: de insula sua in cornu gallie transvecti. Stroheker 1937, 30.
“ Sidon. ep. 17,3; Stroheker
1948 Nr. 37;
PLRE. Il s. n.
*! Joh. Ant. fr. 207; Chron. Min. 11 158: Romanus
... affectans imperium
capitaliter est punitus.
Clauss 1980, 187. 42 Ennod. VEpiph. 51 ff.
4 Chron. Min. 1306. Nach Johannes Anti-
210
II. Die politische Geschichte
Noch während des Bürgerkrieges hatte Leo den Senator Anicius Olybrius
als
Vermittler zwischen Anthemius und Rikimer nach Rom gesandt.“ Er stammte aus der reichsten und vornehmsten Familie der Stadt und hatte Placidia, die Tochter Valentinians III, zur Frau, deren Schwester Eudocia seit 456 mit Geiserichs Sohn
Hunerich vermählt war. Olybrius war 455 nach Konstantinopel geflohen, galt aber
gleichwohl als Kandidat Geiserichs. Im April erhob Rikimer ihn zum Gegenkaiser. Am 2. November 472 ist Olybrius jedoch bereits gestorben.”
Das einzig bemerkenswerte Ereignis aus seiner Herrschaft ist der Tod Rikimers am 19. August 472.“ Er ist der Prototypus der germanischen Kaisermacher und Hausmeier, ein Mann, der durchweg negativ beurteilt wird, weil er auf die Kaiser keine Rücksicht nahm, wie das Stilicho und selbst Aëtius noch in gewisser Weise
getan hatten. Trotzdem ist das politische Konzept Rikimers begreiflich. Er suchte Italien zu halten und wollte die noch verfügbaren Reserven an Geld und Mannschaften nicht für aussichtslose Rückeroberungen vergeuden. So hat er alle Unternehmen gegen Geiserich hintertrieben. Rikimer stützte seine Macht auf sein Ansehen beim Heer, auf seine Leibwache und ein kolossales Vermógen, das er in kritischen Momenten einzusetzen wußte. Er stiftete die Kirche Sant’ Agata dei Goti in der Subura Roms." Seitdem die Position der Reichsgenerale weniger auf Kaisergunst als auf Haus-
macht beruhte, zeigen sich Tendenzen zur Erblichkeit des Amtes. Der erste Fall war die Nachfolge Bautos durch Arbogast 386 oder 387 (s. II 7), ein zweiter die Sukzession von Bonifatius zu Sebastianus (s. 11 8). Als Nachfolger Rikimers finden wir
demgemäß dessen Schwestersohn Gundobad," einen burgundischen Kónigssohn. Dieser verwaltete als Reichsfeldherr das Westreich zunáchst ohne Kaiser und erhob dann am 3. März 473 in Ravenna den comes domesticorum Gly cerius' zum Au-
gustus. Glycerius fand nicht die Anerkennung Konstantinopels, vielmehr unterstützte Leo den patricius und magister militum Dalmatiae Julius Nepos." Er war der Schwestersohn des Marcellinus (s. o.) und hatte eine Nichte der Kaiserin Verina zur Frau." Im Juni 474 landete er in Portus? und wurde in Rom zum Augustus erhoben. Glycerius floh, ließ sich zum Bischof von Salona weihen und fand Scho-
nung. Gundobad ging zurück nach Gallien, wo er seinem Vater auf den burgundischen Thron folgte." Eine Entlastung brachte der Frieden, den Leo 474 mit Geiserich schloß, nachdem
letzterer kurz zuvor in Griechenland Nikopolis geplündert hatte. Die Vandalen stellten ihre Raubzüge ein und fanden dafür in Byzanz Anerkennung.“ Ihr Reich ochenus (fr. 209,2) würdigte Rikimer den toten
S. 1938ff. Malalas p. 374; Chron.
Anthemius eines kaiserlichen Begräbnisses, d.h. er wurde wohl im Kaisermausoleum von Alt-
Joh. * * 2505 *'
Sankt Peter beigesetzt.
** Joh. Ant. fr. 209, 1. Seeck, Anicius Olybrius, RE. I 2, 1894, 2207 f; Clover # Chron. Min. 1 306.
1993 III (von 1978).
** Chron. Min. I 306; II 158. * Dessau 1294. Brandenburg 2004, 219 f. Den Versuch einer Ehrenrettung Rikimers unternahm Annunziata Maria Papini 1959, “ Benjamin, Gundobad, RE. VII2, 1912,
Min.
1 306;
Ant. fr. 209,2. Seeck, Glykerios, RE. VII 1, 1910, 1467f. Enßlin, Julius Nepos, RE. XVI 2, 1935, ff. C]. VI 61,5. Malchus fr. 10; Jord. Rom. 338.
52 Zum
Itinerar:
Demandt,
Suppl. XII 1970, 677 ff.
mag.
mil,
RE.
** Anon. Val. 36; Joh. Ant. fr. 209,2. Schmidt 1941, 147; Demandt, |. c. ** Malchus fr. 3.
10. Das Ende des Westreiches (455-493)
211
umfaßte außer Nordafrika auch die Inseln des westlichen Mittelmeeres. In Gallien regierte weiterhin der Westgotenkönig Eurich, er brach 475 das Bündnis.” Um gegen ihn die römische Autorität zu erneuern, ernannte Nepos zunächst Ecdicius,“
den Sohn von Kaiser Avitus, zum Heermeister. Dennoch ging die Auvergne an
Eurich
verloren. Darauf übertrug Nepos das gallische Kommando mit der Würde
eines Reichsfeldherrn im Patricius-Rang Orestes, einem Pannonier. ” Dieser aber
revoltierte. Am 28. August 475 floh der letzte legitime Westkaiser aus Rom nach Dalmatien." Orestes suchte Anerkennung bei dem ostrómischen Usurpator Basiliskos, auf den er Münzen prägen ließ,” und erhob am 31. Oktober 475 sein Sóhnchen Romulus zum Kaiser, den die Zeitgenossen Augustulus, das „Kaiserlein“, nannten.” Auch
Orestes hat sich indessen nicht halten können. Im Sommer 476 verweigerte er den
barbarischen Foederaten ihre Forderung nach „einem Drittel". An die Spitze der Erhebung trat Flavius Odovacar, der nächste unter den großen Militärs.‘ Odovacar, ein arianischer Christ," war der Sohn eines Thüringers" namens Edeco und einer Skirin." Aus diesem Grunde wird er in den Quellen bisweilen selbst als Skire bezeichnet.“ Die Thüringer unterstanden Attila," an seinem Hofe 55 Eurich regierte von 466 bis 484. Stroheker 1937.
% Seeck, Ecdicius, RE. V 2, 1905, 2159f; Stroheker 1948 Nr. 110. *' Jord. Get. 241. EnBlin, Orestes, RE. XVIII 1939, 1012f; Vassili 1939.
** Chron. Min. I 308f. Ὁ RIC. X 1994, 208f;
Prostko-Prostynski
“0 Chron. Min. I 308; II 91; Anon. Val. 37. *! Proc, B. G. I 1,5 kann mit τριτημόριον hier „ein Drittel]
Italiens"
meinen,
wie
Seeck
(v1 1920, 379) annahm. Eher ist mit Ernst Stein (1928, 589) an „ein Drittel der aufzuteilenden Grundstücke“ zu denken, entsprechend dem Einquartierungsgesetz des Honorius über die tertia pars (CTh. VII 8,5 u. 13). Möglicherweise aber geht es nur um ein Drittel der Steuereinnahmen: Durliat in: Wolfram/Schwarcz 1988, 21 ff. *? Nagl, RE. XVII
1937, S. 1888-1896, bevor-
zugt wie Mommsen (Ges. Schr. V1 334 u.a.) die Schreibung
Quellen
Odovacar
für die
** Das ergibt sich daraus, daß sein Bruder Hunwulf (Joh. Ant. fr. 209,1; Eugipp 44.4) als
Sohn eines thüringischen Vaters und einer skirischen Mutter bezeichnet wird (Suidas, Kappa 693). MacBain 1983 und Castritius 1984 betrachten Odovacar darum zu Recht als Thüringer. Castritius (1984, 30) vermutet einleuchtend, daB
2000, 264f; s. Il 11!
kaum
6! Anon. Val. 48.
(FIRA. III
Formen
Nr. 99);
Odovacer,
die
Odoacer,
Odoacar, Odovacris, Odovacrius und Adovacrius bieten Schónfeld 1911, 174 ff und Martinda-
die
Schreibung
Torcilingi
(oder
Turcilingi),
als deren Kónig Jordanes (Get. 242; 291) Odovacar bezeichnet, aus Toringi (gleich Thüringer) verderbt sei. Alle sonstigen, späteren Zeugnisse für diesen „Stamm“ der Torcilingi leiten sich von
dieser Stelle ab; vgl. Scherling, Turcilingi, RE. VII A 2,
1948,
1377.
Über
die
Torcilingi ist so
wenig bekannt, daB Müllenhoff (1892, 319) und Schmidt (1941, 99; wohl danach auch Wenskus
1961, 62 und Wolfram 2001, 193) sie nicht als eigenen
Stamm,
sondern
nur
als Kónigssippe
der Skiren betrachten. Eine solche aber ist nirgends belegt, während die Thüringer Könige besaßen. Für Jordanes/Cassiodor oder dessen Vorlage waren die Torcilingi keine Sippe der Skiren, sondern ein Stamm (Jord. Rom. 344). Der Ver-
le PLRE. 11 791; ein Dutzend weitere Varianten
such von Reynolds/Lopez (1946/47, 38 (), sie als „Türken“ zu verstehen, überzeugt — trotz der
liefern die kritischen Apparate zu den Quellen. Die Münzen kürzen ab: „Fl. Odovac." Kraus
Zustimmung von Thompson 1982, 64 - nicht, denn der Türkenname begegnet erst nach Justi-
1928, 56 ff, der Papyrus von 489/490 (Tjäder 1
nian, bei Menander Protector (fr. 4,2).
1955, 279 ff) schreibt Odovakar rex. Der Name ist germanisch. Schónfeld (1911, 36; 176; 249) leitet
** Anon. Val. 45; Suidas, Kappa 693.
den ersten Teil von einem gotischen
Wort
für
„Reichtum, Glück" (vgl. Klein-od) ab und stellt den zweiten zu „wachen“.
*^ Joh. Ant. fr. 209,1; danach Schmidt 317; Maenchen-Helfen 1978, 341; Varady
1941, 1984,
30 u.a. Der Irrtum ist aus der Rolle Edecos bei
den Skiren in der Schlacht an der Bolia erklärbar
212
II. Die politische Geschichte
diente Edeco® als Logade,
als „auserlesener“ Gefolgsmann.”
Um
465 erscheint
Odovacar an der Spitze einer Schar sächsischer Seeräuber, mit denen er die Loire aufwärts bis Andecavi (Angers) vorstieß und dort verlustreich mit den Franken unter Childerich kämpfte.” Danach hören wir von einem gemeinsamen Krieg Odovacars und Childerichs gegen die Alamannen, die Italien durchzogen hatten.” Um 470 begegnete Odovacar in Noricum dem heiligen Severinus.” Dieser lebte als angesehener Gottesmann in seiner Klause zu Favianis (Mautern), er predigte, heilte, tat Wunder und wirkte als Ratgeber in religiösen, wirtschaftlichen
und politischen Fragen. Die keltisch-romanischen Provinzialen wurden von den benachbarten Germanen geplagt, insbesondere durch die Raubzüge der am nördlichen Ufer der Donau lebenden Rugier unter ihrem König Feletheus alias Feva, aber
auch durch die nordwestlich von ihnen wohnenden Thüringer und Alamannen, sowie die östlich angrenzenden Goten und Heruler. Die wirtschaftliche Lage der Römer war trübe, die geringen Besatzungstruppen erwiesen sich den Germanen
(s.u.). Wenig wahrscheinlich sind die übrigen Angaben zur Stammeszugehörigkeit Odovacars. Er wird von Jordanes (Rom. 344) als Rugier, von Theophanes (5965) als Gote bezeichnet. „Gote“ ist ein Sammelname, selbst Attila wurde als sol-
nenreiches, d.h. nachdem er mit Priscus zu tun
cher betrachtet: Niceph. XIV 57 = PG. 146, 1269.
Germanenstamm die hunnische Sitte der Schädeldeformation an Kleinkindern übernommen haben:J. Werner 1956, 15; Stroheker 1965, 246. ” Schon Gibbon VI 213 (ch. 36) hat diese, auf einen Adovacrius oder auch Odovacrius genannten
# Sidonius Apollinaris (c. VII 323) nennt unter den Hilfsvölkern Attilas in der katalaunischen Schlacht 451 u.a. Skiren, Rugier und Thüringer
(Toringi). Letztere erwähnt zuvor Vegetius Mu-
hatte, gab es für Edeco
keinen
AnlaB mehr, als
Hunne aufzutreten. Die enge Verbindung zwischen Hunnen und Thüringern dokumentiert
sich darin, daß diese stärker als irgendein anderer
lomedicina Ill 6,3. ** Zur von Krautschick 1986 angenommenen Verwandtschaft zwischen Edeco, Odovacar und
Mann bezüglichen Nachrichten bei Gregor von Tours (HF. HI 18, danach gemäß Krusch im Liber
Armatus (s. II 11) vgl. Demandt, Spátantike 1989,
250, danach gemäß Pertz im Chronicon Moissia-
176f; kritisch: Brandes
1993; Redies
1997, 214;
Speck 1997; Prostko-Prostynski 1998. Priscus nennt
ihn einen Hunnen oder auch einen Skythen. Aus diesem Grunde müssen wir entweder zwei Personen namens Edeco annehmen, den - dann erst um 469 bezeugten — Vater Odovacars aus
Thüringen und den Logaden Attilas (diese Trennung
vertreten
Thompson
Edeco
Odovacar
car bezogen, ebenso Martindale (PLRE. II, 791).
In der deutschen Forschung (z. B. Schmidt 1941, 317; Zóllner 1970, 39) ist diese Verbindung nicht üblich, vgl. Castritius (1984, 28) und Krautschick
(1986, 345 f).
? Greg. Tur. I1 19. Zöllner (1970, 39) und Krautschick (1986, 348) ändern „Alamannusque“ in „Alanusque“, zu Unrecht, denn der fränkisch-
alamannische Gegensatz ist wohl bezeugt. Daß
1982, 273), oder aber eine der beiden
und
SS 1, 284, wo Adovacrius vom
429
1978,
Herkunftsangaben verwerfen. Martindale (PLRE. II 385) bestreitet die Thüringer Abstammung und erklärt, wie schon Reynolds/Lopez 1946/ 47,
SS rer. Mer. Il,
1983; anders treffend
Maenchen-Helfen
Anm. 104 und MacBain
cense 16 = MGH
8 = MGH
dux zum rex Saxonum geworden ist) auf Odova-
# Priscus fr. 7f. Edeco war mehrfach als Gesandter Attilas in Konstantinopel,
Historiae Francorum
für
Hunnen.
Keine
Quelle aber nennt Odovacar einen Hunnen, wie zu erwarten, wenn sein Vater Hunne gewe-
sen wäre. Plausibler ist die Annahme, daß Edeco als langjähriger Gefolgsmann Attilas von Priscus als Skythe und Ounnos bezeichnet wurde, ohne es von Geburt zu sein. Nach dem Ende des Hun-
der Krieg in Italien stattfand, wie
Martindale
(PLRE. 11 792) erwägt, steht nicht bei Gregor darum erübrigt Zeit nach 476. nen aus Italien Childerich und
sich eine Umdatierung Anscheinend waren die zurückgekommen, als Odovacar - vielleicht
auf die Alamansie von im Elsaß
— geschlagen wurden. 72 Eugipp. 7,1; Anon. Val. 45 ff. Lotter (1976) identifiziert den Heiligen mit dem Konsul von
461, dagegen Wolff 1983 u. Bratoz 1994, 248 ff.
10. Das Ende des Westreiches (455—493)
213
gegenüber als wehrlos, die Soldzahlungen stockten. Severinus prophezeite Odovacar eine große Zukunft.” Wenig später tauchte Odovacar als kaiserlicher Leibwächter in Italien auf und unterstützte dort Rikimer im Kampf gegen Anthemius." Die Forderung des „Drittels" von 476 wurde namentlich von Herulern, Skiren und „Turkilingen“ d.h.
Thüringern vertreten. Sie erhoben Odovacar am 23. August 476 zum König. Er besiegte und tótete am 28. August Orestes bei Placentia, nahm am 4. September
Ravenna und setzte Romulus Augustulus ab. Aus Mitleid mit dem schónen Knaben wies Odovacar ihm und seinen Angehórigen (parentes) die Villa des Lucullus auf dem Pizzo Falcone bei Neapel an nebst einer Jahresrente (reditus) von 6000 Gold-
stücken. Theoderich hat ihm und seiner Mutter Barbaria später nochmals Schutz gewährt.” Barbaria hatte für die Beisetzung Severins auf dem Lucullanum gesorgt,
wo Eugipp 511 die Vita des Heiligen schrieb und als erster das Ende römischen Herrschaft im Westen mit dem Jahre 476 verband.”
Die Absetzung des letzten in Italien amtierenden Westkaisers ist als epochal für den Auflösungsprozeß des römischen Reiches empfunden worden. Wenn irgendwo, dann wäre hier der SchluBpunkt unter die römische Geschichte und damit unter die Antike zu setzen (s. IV 2). Inwiefern diese Auffassung begründet ist, läßt sich nur entscheiden, indem wir einen Blick auf die folgenden Ereignisse werfen.
Die Einheit des Reiches war allmählich verloren gegangen, die Hoheit des Kaisers aber erlosch nicht plötzlich. In Dalmatien regierte der 475 dorthin geflohene Nepos, bis er 480 im Diocletianspalast umgebracht wurde. Malchus nennt als Anstifter den Vorgänger Glycerius, damals Bischof von Salona, den Nepos seinerseits
474 von Throne gestoßen hatte.” Odovacar erstrebte eine Stellung wie Rikimer, Aëtius und Stilicho sie zuvor besessen hatten. So sandte er eine Abordnung des Senats nach Konstantinopel, die
den Kaiserornat dorthin überbrachte und erklärte, man benötige im Westen keinen Kaiser mehr. Zeno möge Odovacar den Patricius-Rang verleihen. In seiner Antwort verwies Zenon Odovacar an den in Dalmatien lebenden Westkaiser Nepos, titulierte ihn aber bereits als Patricius." Ob Odovacar später den Titel geführt hat, ist nicht bekannt.
Odovacars Herrschaft in Italien beruhte auf einer Mischung von germanischen und römischen Elementen. Germanisch war der Königstitel. Er unterscheidet sich von dem anderer Könige der Völkerwanderungszeit darin, daß er nicht durch ein
Staatsvolk, sondern durch ein Land definiert wurde. Odovacars Gefolgschaft bestand aus einem solchen Vólkergemisch," daß er als rex gentium oder rex Italiae 7 Eugipp 20; 27.
^ Proc. BG. I 1, 6; Joh. Ant. fr. 209,1. 5% Chron. Min. I 309f; 11 91; Anon. Val. 37f;
Jord. Rom. 344f. Das Schreiben Theoderichs an Romulus und seine Mutter: Cassiod. var. III 35. Die Identität ist eine plausible Vermutung. Krautschick
1986, 358.
» Eugipp. VSev. 20. Die Beziehungen zwischen Severinus und Orestes könnten
mit der
pannonischen Herkunft des letzteren zusammenhängen.
” Chron. Min. 1 310f; Phot. bibl. 78. Der Todestag des Nepos wird unterschiedlich angegeben; die PLRE. II bevorzugt den 9. Mai 480. ?' Malchus fr. 10. Gemeint ist doch wohl der Patriziat unter EinschluB des magisterium militum, d.h. die Stellung des ,,Generalissimus" im Westen, so EnBlin 1947/59, 58; anders O'Flynn 1983, 140.
? Obschon überliefert ist (Chron. Min. I 309), daß die Heruler den wichtigsten Anteil an der Kónigserhebung Odovacars hatten, wird dieser
214
Il. Die politische Geschichte
bezeichnet wurde." Anders als Theoderich spáter, hat Odovacar den Purpur nicht getragen.” Aber wie jener hat er einerseits in seiner Münzprägung den Kaiser
anerkannt, bis 480 Nepos," bis 490 Zeno," andererseits selbstándig regiert. Der Hofstaat bestand fort. Es gab unter Odovacar Reichs- und Stadtpräfekten, Heermeister und magistri officiorum, quaestores sacri palatii und praepositi sacri cubiculi, comites sacrarum largitionum und comites rei privatae." Das Einvernehmen mit der Kirche war gut. 483 erhob Odovacar einen neuen Papst, Felix III, und nahm keinen Anstoß daran, daß dieser, wie schon sein verstor-
bener Vorgänger Simplicius, Zeno als den Kaiser des gesamten Reiches betrachτοῖς." Ebenso war das Verhältnis zum Senat anscheinend ungetrübt.^ Wohl mit Rücksicht auf Nepos verzichtete Odovacar zunächst auf die Ernennung westlicher Konsuln. Als er für 480 wieder einen solchen ernannte,” fand dieser die Anerkennung Zenos, obschon Nepos erst im Laufe dieses Jahres starb. Zeno unterstützte Odovacar sogar — wenigstens diplomatisch — gegen die Gallier." In seinen letzten Jahren erhob Odovacar seinen Sohn Thela zum Caesar. Anscheinend hat er mit dem Gedanken gespielt, das Westkaisertum zu erneuern.” Nachdem Odovacar 477 seinen Widersacher, den comes Brachila umgebracht
hatte, gab es für ihn in Italien keine Probleme mehr. Gegen einen Jahrestribut hatte
Geiserich ihm 476 Sizilien überlassen." Die Ausdehnung der Westgoten bis zur Rhónemündung mußte er jedoch anerkennen. Nach dem Tode des heiligen Severin am 8. Januar 482 plünderten die nórdlich von Wien lebenden Rugier
Noricum,
doch wehrte sie Odovacar 487/488 in zwei Feldzügen ab." Ihr Kónig Feletheus
geriet in Odovacars Hand. Rugiland wurde daraufhin von den Langobarden beselbst doch nicht als rex Herulorum bezeichnet, vermutlich deswegen, weil er selbst kein Heruler war und sein Heer aus allzu verschiedenen Stammesteilen bestand. Wenn Marcellinus Comes (Chron. Min. II 91) Odovacar als rex Gothorum, Isidor (Chron. Min. 11 283) ihn gar als rex Ostrogothorum bezeichnet, so widerspricht dies der
% Chastagnol 1966. Unter Odovacar begegnen wieder Bronze- und Silber(!)-Münzen mit der Abkürzung S(enatus) C(onsulto), Kraus
sonstigen
1928, 48.
Überlieferung,
die den
Goten
unter
ein akademisches Problem. Zur Verwaltung Italiens nach 476: Ausbüttel 1988, 204 ff. *5 Schwartz 1934, 215. Zum akakianischen Schisma s. u. II 11!.
Odovacar keine besondere Bedeutung zumißt. Jordanes (Get. 242; 291) nennt ihn Torcilingorum
lich westlicher Konsul war, wie schon Mommsen
"' Daß Basilius Iunior (PLRE. I1 217f)
tatsách-
rex, habens secum Sciros, Herulos, diversarumque gen-
(Ges.
tium auxiliarios. Odovacar war kein Stammeskönig, sondern ein Heerkönig, ähnlich wie Rada-
Schauer (1982, 132) gegen Wes (1967, 150f) und
gais.
macht zudem wahrscheinlich, daB Odovacars Konsuln im Osten anerkannt wurden. 88 Candidus fr. 1; Dessau 8955; s. u.
ἐὺ Jord. Get. 243; Vict. Vit. 1 14; Eugipp 7. 1;
Anon. Val. 46. Zacharias Rhetor (HE. VI 6, S. 98 Ahrens/Krüger) nennt ihn ἀντίκαισαρ. 8! Chron. Min. II 159. #2 Kent 1966, 150.
35 Ehling 1998. # Die Inhaber der Ämter sind verzeichnet in den Fasten zu PLRE. II 1248 ff. Ob Odovacar eher als kaiserlicher patricius (so Mommsen, Ges. Schr. VI S. 362, 444f) oder eher als germanischer rex zu werten sei (so Jones 1974, 365 ff ), ist
Schr.
VI,
334) wußte,
sichern
Cameron/
Lippold (Zeno, RE. X A, 1972, 177). Cameron
Joh. Ant. fr. 214a nennt ibn Okla, der Anon.
Val. 54 dagegen Thela. Doppelnamen sonst: Feletheus/Feva, Totila/Badvila.
© Chron. Min. 1191; 1997/98; Clover 1999.
Vict. Vit. 114. Goltz
9 Joh. Ant. bei Const. Porph. exc. III, 138. Odovacar übersandte Zeno einiges aus der Beute. McCormick 1977 sieht darin eine Huldigung vor dem Kaiser. Zeno fürchtete, Odovacar kónnte auf das Bündnisangebot des Illus eingehen, 1. c. 136.
10. Das Ende des Westreiches (455—493)
215
setzt." Da eine Verteidigung der Donaugrenze auf die Dauer nicht móglich war, ließ Odovacar die römische Bevölkerung 488 durch seinen Bruder Hunwulf nach
Italien umsiedeln. Der Sarg des Heiligen kam nach Neapel, wo Eugipp 511 die Vita des Severinus
schrieb.
Fredericus,
der Sohn
des Feletheus,
floh nach
Novae
zu
Theoderich.” In Gallien hatten die Aremorica und die von den Alamannen besetzten Gebiete
im Alpenvorland
keine Verbindung
mehr
zum
Reich.
Die Burgunderkönige
führten zeitweise noch den Titel eines gallischen Heermeisters. Eurich und die
Westgoten standen den Kaisern nach Avitus feindlich gegenüber.“ In Nordgallien erweiterten die Merowinger das fränkische Herrschaftsgebiet. 456 fiel Trier, 459 Köln. Der comes Arbogast, der um 475 in Trier residierte," war christlicher Franke und lokaler Machthaber, doch wissen wir nicht, ob er ein römischer oder ein fränkischer Beamter war.
Die beiden letzten römischen Gebiete zwischen den Westgoten, den Burgundern und den Franken waren einerseits Mittelgallien
um Soissons und andererseits
die Provence um Arles. Hier behauptete sich das Römertum, getragen von den Städten, der katholischen Kirche und dem senatorischen Adel.” Aus ihm gingen einerseits die als Stadtherren wichtigen Bischöfe, andererseits die letzten römischen Beamten hervor. Zweimal wurde der Versuch unternommen, Gallien unter Reichs-
präfekten selbständig zu verwalten (s. o.), dreimal finden wir derartiges bei gallischen Heermeistern (s. u.). Der rasche Kaiserwechsel machte die Legitimität der Beamten illusorisch, und so waren diese immer mehr auf ihre Hausmacht angewiesen.
Seit 457 amtierte der Gallier Aegidius im
Bunde
mit
dem
Merowinger
als magister militum per Gallias. Er stand
Childerich,
konnte
das von
den
Burgundern
besetzte Lyon zurückgewinnen und Arles gegen die Westgoten behaupten. Er starb 464 oder 465." Ihm folgte, nach einem Zwischenspiel unter dem comes Paulus (469?), sein Sohn Syagrius. Von Aegidius und Syagrius überliefert Gregor von Tours, daß sie von den Franken als Könige betrachtet wurden,* und dies beleuchtet den Mischcharakter der Rechtsvorstellungen: Hatten bisher die germanischen
Fürsten Wert auf rómische Amtstitel gelegt, so begegnen uns jetzt auch umgekehrt rómische Beamte in germanischer Titulatur.
Syagrius hat Odovacar nicht anerkannt, schickte vielmehr eine Gesandtschaft zu Zeno und bat, freilich vergebens, um Hilfe. 486 wurde Syagrius durch den salfrän-
kischen Kónig Chlodwig," den seit 482 regierenden Sohn Childerichs, bei Soissons geschlagen. Er floh zu den Westgoten, wurde jedoch ausgeliefert und von Chlodwig umgebracht.'” Die Fränkische Völkertafel vermerkt, mit Syagrius habe Rom die Herrschaft in Gallien verloren." Die romanischen Christen akzeptierten den * Anon. Val. 48; Paulus Diac. hist. Rom. I 19. Pohl/Erhard 2005. ^? Eug. 44; s. II 11!
* Strohcker 1937; Schmidt 1941, 486 ff: Claude 1970, 31 ff; Wolfram 2001,
186 ff.
* Greg. Tur. HF. II 12; 18; 27. Skeptisch dazu: Zöllner 1970, 40f. # Rouche 1997.
1% Cand. fr. 1; Greg. Tur. HF. Il 27.
11 Egegius (= Aegidius) genuit Siagrium, per quem
*5 Sidon. ep. IV 17. Heinen 1996, 268.
Romani regnum perdiderunt,
% Stroheker 1948.
ViI S. 854. Der Text stammt vermutlich aus dem 7. Jh. Krusch, Neues Archiv 47, 1928, 70; Zöll-
” Chron. Min. 11 33; Greg. Tur. HF. 1I 18. Nesselhauf 1938, 35 f; Stroheker 1948, 141 f; Demandt, mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 687 ff.
ner 1970,6.
MGH.
SS. rer. Mer.
216
II. Die politische Geschichte
noch
heidnischen
Chlodwig
als den
Nachfolger
der Reichsgewalt,
so Bischof
Remigius in seinem Schreiben an den König.'”
Odovacars Herrschaft in Italien war weder durch die Italiker noch durch den Kaiser, weder durch den Senat noch durch die Kirche bedroht. In Gefahr geriet sie,
als Theoderich der Große mit seinen Ostgoten in Thrakien nicht mehr genügend Lebensmittel fand und im Einvernehmen mit Kaiser Zeno 488 nach Italien
aufbrach." Am 28. August besiegte er Odovacar am Isonzo, im September bei Verona. Nach dieser Stadt heißt Theoderich in der deutschen Sage Dietrich von „Bern“. Das Kriegsglück schwankte. Odovacar belagerte Theoderich in Ticinum (Pavia), doch wurde er von westgotischen Truppen Alarichs II entsetzt. Theoderich errang seinen entscheidenen Sieg an der Adda am 11. August 490."
Es folgte eine dreijährige Belagerung Odovacars in Ravenna. Aus dieser Zeit stammen die Münzen Odovacars. Durch Vermittlung des Bischofs Johannes ver-
einbarten die beiden Könige schließlich, Italien gemeinsam zu regieren. Odovacar überließ seinen zum Caesar erhobenen Sohn Thela dem Gegner als Geisel. Theoderich zog am 5. März 493 in Ravenna ein. Wenige Tage danach hat er den damals 60jährigen Odovacar beim Mahle im Palast eigenhändig erschlagen." Theoderich lieB den in eine Kirche geflohenen Bruder Odovacars erschießen, seine Gemahlin
Sunigilda im Kerker verhungern und seinen nach Gallien verschleppten Sohn Thela nach einem Fluchtversuch töten. Odovacar wurde in einem Steinsarkophag bei der Synagoge bestattet." Seine engeren Anhänger mußten sterben. Damit war Theoderich Herr in Italien. Er wurde zum dritten Male von seinen Leuten zum König
ausgerufen, regierte als custos libertatis et propagator Romani nominis und bescherte Italien einen dreißigjährigen Frieden."” In den Jahren 450 bis 493 ist der Westen des römischen Reiches vollends unter germanische Herrschaft geraten. Schon in der ersten Hälfte des 5. Jahrhun-
derts waren wesentliche Teile verloren gegangen. In Nordgallien breiteten sich die Franken aus, vom Oberrhein her stießen die Alamannen vor, an der Rhöne saßen
die Burgunder, in Aquitanien wohnten die Westgoten und griffen um sich. Spanien wurde von den Westgoten und den Sweben beherrscht, die Vandalen hatten Africa,
die Goten und Hunnen Pannonien erobert. Römisch waren um die Jahrhundertmitte nur noch Italien, Mittelgallien, die Provence und Dalmatien.
9? MGH. epp. III 113. 103 Enflin 1947/59; Kohlhas-Müller Ausbüttel 2003; s. II 11! 14 Chron. Min. I 316; Anon. Val. 53.
1995;
95 Chron. Min. I 320f. Johannes Antiochenus (fr. 214 a) stellt die Tat als Blutrache Theoderichs dar, vermutlich für den Tod des mit ihm verschwägerten (Ennodius, paneg. 25: propinqui tui) Rugierkónigs (Nagl, Odoacer, RE. XVII2, 1937, S. 1895; Wolfram 2001, 283), der Anonymus Valesianus (55) vermerkt, Theoderich sei ei-
nem Komplott Odovacars zuvorgekommen, dies
war gewiß die offizielle Version: Ennod. paneg. 25; Prokop BG. I 1,25; Chron. Min. II 283.
16 Joh. Ant. fr. 214a. 17 Dessau 827; Anon. Val. 57ff; Jord. Rom. 349. Da Theoderich im Jahre 500 seine Tricennalien beging (Anon. Val. 67), muß er 471 neben seinem Vater Thiudimer König geworden sein, vermutlich nach der Einnahme von Singidunum (Jord. Get. 282). Um 474 übernahm er die Gefolgschaft seines damals verstorbenen Vaters (Jord. Get. 288), 481 wohl auch Leute des um-
gekommenen Theoderich Strabo (Joh. Ant. fr. 211,5). Die wiederholte Ausrufung erinnert an die imperatorischen Akklamationen. Zur Rechtsstellung Theoderichs: Chrysos 1981; Wolfram 2001, 286 ff.
11. Die Krise im Ostreich (450—518)
217
Solange die theodosianische Dynastie in beiden Reichshälften regierte, bestand noch eine Klammer; ähnlich wie zuvor das Geschlecht Valentinians, davor das
Haus Constantins und davor die fiktive Dynastie der Tetrarchen die Einheit des Kaisertums wenigstens in der Kaiserfamilie bewahrt hatten. Damit war es vorbei,
als 450 Theodosius II in Konstantinopel und 455 Valentinian III in Rom gestorben waren. Weder im Westen noch im Osten hat sich eine neue Dynastie, geschweige denn eine gemeinsame herausbilden kónnen.
Im Westen begannen sich die Ereignisse nach 454 zu überschlagen. Die Kaiser wechselten rasch; von den letzten zehn ist, soweit wir wissen, nur Olybrius eines natürlichen Todes im Amt gestorben, und auch das nur, weil sein früher Tod móglichen Mórdern zuvorkam. Die Germanen betrachteten die mit Aétius geschlossenen Verträge nach seinem Tode als hinfällig und griffen an allen Fronten wieder an. Auch Italien selbst kam unter germanische Herrschaft. Der seit Merobaudes, Bauto und Arbogast schwelende Konflikt zwischen der
germanisch-feudalen Militärführung
und der römisch-bürokratischen Zivil-
gewalt hatte im Sturz von Arbogast, Stilicho und Aëtius nochmals zum Sieg der
Antike über das Mittelalter geführt. Dieses Verhältnis kehrte sich nun um. Die Kaiser setzten nicht mehr die Heermeister ein und ab, sondern diese jene. Die
fehlende Legitimität lieferte der gentile Königstitel. Er war auch im 4. Jahrhundert schon, bei Crocus, Mallobaudes und Bacurius mit einem römischen Offizierspatent vereinbar, gewann jetzt aber neues Gewicht.
Die Machtübernahme erfolgte in drei Etappen. Rikimer und Gundobad regierten, obwohl sie königlichen Geblüts waren, nominell als Reichsfeldherren für einen westlichen Schattenkaiser, faktisch freilich mit ihrem Gefolge. Den zweiten Schritt tat Odovacar. Er verzichtete auf den Schattenkaiser, ließ sich selbst 476 in Italien
zum König ausrufen und diese Stellung nachträglich durch einen Patricius-Rang legitimieren. Für die germanischen Krieger war ihr König oberster Feldherr, nicht der Kaiser, darum konnte es neben Odovacar, seit er König und Oberbefehlshaber
der Truppen war, keinen römischen Imperator mehr geben. Dennoch hat Odovacar noch in imperialen Kategorien gedacht, als er seinen Sohn Thela zum Caesar erhob. Die dritte Stufe der Germanisierung brachte dann Theoderich, der nicht nur patricius und Heerkönig, sondern darüber hinaus als Amaler und Sohn seines Vaters erblicher Stammeskönig der Goten war. Er führte, anders als Odovacar, ein eigenes
Volk und besaß in ihm eine von Rom unabhängige Macht.
11. Die Krise im Ostreich (450-518) Quellen: Obschon auch für den Osten zwischen 450 und 518 keine Hauptquelle erhalten ist, läßt sich doch aus den teilweise ausführlichen Fragmenten verlorener Geschichtsschreiber ein Bild gewinnen. Die chronologischen Eckdaten überliefern Marcellinus Comes (Chron. Min. II 83-101), Theophanes a. m. (5943-6010), das ‚Chronicon Paschale‘ (zu den Jahren 450-518), Malalas (p. 367-409) und Zonaras (S. 113-144). Priscus (bis 474), Malchus (für 474—480), Johannes Antiochenus (FHG. V 1,27 ff) und Candidus (für 457—491) bieten in ihren Fragmenten gute Nachrichten. Die Panegyriken von Priscian und Procopius von Gaza beleuchten die Zeit von Anastasius. Für die Vorgänge an der Ostgrenze verfügen wir über Prokop (BP. I 3-10), Agathias (IV 27-29) und Tabari (Nöldeke 1879, 113-147). Ausführlich berichtet Josua Stylites über die Auseinanderset-
218
II. Die politische Geschichte
zungen mit Persien zwischen 495 und 506. Für die Gotenzüge auf dem Balkan sind Malchus (fr. 2; 11; 14-19) und Jordanes (Get. 259-215) relevant. Unter den Kirchenautoren müssen Zacharias (HE. INI-VII), Euagrius (IIf) und Nikephoros (XVf) genannt werden, weiterhin die griechische Vita des Daniel Stylites aus Syrien, der am 11. Dezember 493 in Konstantinopel gestorben ist (VDan. 97), nachdem er dort 33 Jahre als angeschener Prediger und Ratgeber auch höchster Würdenträger auf seiner Säule gelebt hatte (VDan. 101). Wichtig sind weiterhin einige Papstbriefe und die Akten zum Konzil von Chalkedon (Acta Conc. Oec. II ed. Ed. Schwartz 1932-1935). Einzelne Daten sind aus arabischen Horoskopen zu gewinnen: Pingree 1976. Die Gesetze verzeichnet Seeck (1919, 387—423) nur bis zum Jahre 476, für die Zeit danach muB der Index zum ‚Codex Justinianus' im 2. Band des ‚Corpus luris Civilis' (S. 507 ff) herangezogen werden. Fünf Novellen Marcians sind im ‚Codex Theodosianus' (Bd. II S. 181 ff) zu finden. Die Berichte über die Krönungen von Leo und Anastasius haben sich im Zeremonienbuch von Constantinus Porphyrogenitus erhalten. Die Münzen des Anastasius bietet W. Hahn 1973, 32 ff, die Bronzemünzen bis 498 verzeichnen Carson, Hill u. Kent 1972. Bellinger 1966 präsentiert die Münzen der Dumbarton Oaks Collection in Washington D. C., Morrison 1970 die aus der Bibliotheque Nationale in Paris. Grundlegend Sabatier 1862, 122 ff; für die Geldgeschichte:
Hendy
1985, 475 ff.
Im Osten war die theodosianische Dynastie 450 mit dem Tode von Theodosius II
erloschen. Am 25. August 450 bestieg in Konstantinopel Marcian' den Thron. Er war der Sohn eines thrakischen Soldaten, hatte sich als protector in der Garde bis zum
Militärtribunen hochgedient und besaß das Vertrauen Aspars.’ Dieser spielte als Kaisermacher eine ähnliche Rolle wie Rikimer im Westen, doch sprachen in Byzanz noch andere Mächte mit: der Senat, der Patriarch, die Zirkusparteien und vor
allem die Schwester des verstorbenen Kaisers, die fromme Pulcheria. Sie hatte
den allmächtigen Obereunuchen Chrysaphios nach dem Ende ihres Bruders zu Tode prügeln lassen‘ und bot nun Marcian die Hand zu einer Josephsehe, um ihn damit zu legitimieren. Der Westkaiser Valentinian III, dem die Ernennung
des
Nachfolgers eigentlich zugekommen wäre,‘ und Papst Leo (ep. 73) erhielten eine Anzeige der Thronbesteigung. Marcian verzichtete auf die bestehenden Steuerschulden
und erleichterte die
finanziellen Lasten der Senatoren, indem er die Abgabe des follis aufhob und die Zahl der Zirkusspiele herabsetzte. Anstelle der Neujahrsspenden ans Volk übertrug Marcian den Konsuln die Reparatur der Wasserleitungen.“ Das dominante innere Problem blieb die Glaubensfrage. Marcian bestätigte der Kirche ihre Privilegien, bedrohte heidnische Kulthandlungen mit dem Tode und Provinzstatthalter, die das nicht meldeten, mit einer Geldstrafe von tausend Pfund Gold, wovon die Hälfte das Amt zu zahlen hatte.” Zur Regelung des Streites ! Chron. Min. II 83. EnBlin, Marcianus, RE. XIV 2, 1930, 1514-1529 ; Lee in: CAH. XIV, 2000, 33 ff. ? Euagr. HE. II 1; Proc. BV. 1 4,7.
* Die Anwesenheit des Patriarchen Anatolios bezeugt
Theophanes
5942
(CSHB.
31,1,
159).
Stein (1928, 466) schloB daraus auf eine Patriarchenkrónung, wie sie für Marcians Nachfolger von Theophanes (5950) überliefert wird, ebenso Treitinger 1938,8. EnBlin (Marcianus, RE. XIV 2, 1930, 1515) widersprach mit Grund. * Chron.
Min.
1 489, vgl. 481; Chron.
Pasch.
zu 450; Joh. Ant. fr. 194. Seeck VI 269; Stein 1928,
467.
Holum
(1982,
207)
setzt
den
Sturz
des Eunuchen noch in die letzten Monate unter Theodosius Il, zwischen März und Anfang Juli 450.
* Valentinian III betrachtete Marcian als Usurpator. Daß Aétius sich weigerte, gegen ihn zu ziehen, war nach Johannes Antiochenus (fr. 201) ein Grund für den Mord des Kaisers an seinem Heermeister; s. 1I 8! * Nov. Marc. 2; CJ. XII 2,2; 3,2.
' CJ. 12,12; 11,7.
11. Die Krise im Ostreich (450-518) zwischen
Konstantinopel
und
Alexandria
Pulcherias für den 8. Oktober
bestellte
der
219 Kaiser
auf Betreiben
451 eine allgemeine Kirchenversammlung
nach
Chalkedon, das später kanonisierte 4. ökumenische Konzil." Es stand unter der Leitung kaiserlicher Beamter, die Beschlüsse erhielten Gesetzeskraft. Der
päpstliche Legat hatte den Vorsitz. Der Patriarch von Alexandria Dioskoros, der Sieger in der Räubersynode von Ephesos 449, wurde abgesetzt; seine Lehre, geprägt durch ihren Gegensatz zur nestorianischen Zweinaturenlehre, als mono-
physitische Ketzerei verdammt. Marcian fand im Symbolum Chalcedonense eine Formel, die zwischen der Zwei- und Einnaturenlehre vermittelte.” Um das aufsässige
Mönchtum zu disziplinieren, unterstellten es die Konzilsväter der bischöflichen Aufsicht. Gegen den Protest von Alexandria und Rom wurde mit dem 28. Kanon das Patriarchat der Kaiserstadt Konstantinopel dem von Rom praktisch gleich-
geordnet und Ostillyricum ihm zugeschlagen.“ Damit war zugleich entschieden, daß die Slawenmission später nicht lateinisch-katholisch, sondern byzantinischorthodox geprägt sein würde. Die Reaktionen auf das Konzil waren katastrophal. Die Einheit der Kirche zer-
brach. Die kirchenpolitische Spaltung zwischen Rom und Konstantinopel war programmiert, die dogmatische Trennung vom Osten vollzogen. Man glaubte, das Bekenntnis von Nicaea sei in Chalkedon
verfälscht worden.
In Alexandria
brachen im Jahr 453 Straßenkämpfe aus, die Kaiser verloren den Einfluß auf die Besetzung des Patriarchats." Monophysitisch eingestellte, von Athenais begünstigte Mönche eroberten Jerusalem und mußten durch Truppen unter dem comes Dorotheus herausgeschlagen werden." In der Folgezeit vertiefte sich die dogmatische Spaltung zwischen der monophysitischen Kirche des Ostens und der Orthodoxie in Konstantinopel und Rom.
Wie im Inneren, so zeigte Marcian auch nach außen Tatkraft. Er verweigerte den Hunnen die Tribute; sie zogen nach Westen, wurden aber durch Aëtius auf den Katalaunischen Gefilden 451 zum Stehen gebracht. Da Attila gleich nach seiner
Rückkehr 453 starb, blieb die Donaufront vorerst ruhig (s. II 8). Marcian besiedelte die entblößten Donauprovinzen mit Ostgoten, Rugiern, Skiren, Alanen, Hunnen und Sarmaten."
Angriffe der Sarazenen in Palästina bekämpfte Dorotheus, solche im Umland von Damaskus der Heermeister des Ostens Ardabur." Die seit Diocletian Subsidien
beziehenden Nobaten und Blemmyer in Oberägypten
plünderten Reichsgebiet
und mußten von dem Statthalter Florus vertrieben werden. Florus verband damals die zivile Gewalt des praefectus Augustalis mit der militärischen des comes Aegypti, ein Zeichen für den Ernst der Lage." Der Friedensschluß, an dem der Historiker Priscus * Grillmeier/Bacht I-IIl, 1951-1954. Camelot 1963, 129 ff; van Oort/Roldanus 1998.
? Denzinger 1954, 70ff. © Zum
Primat
Konstantinopels
Niceph. XV 9; Prisc. fr. 20. '5 Proc. BP. I 19,32; Euagr. I 7; 115. Jordanes
(Rom. 333) berichtet, die beiden Stämme seien im
Osten:
aus „Äthiopien“ gekommen, und diese unscharfe
Grillmeier/Bacht II 433 ff; 459 ff. Ortsangabe dürfte hinter der Nennung Äthio" Zach. HE. III 3ff; Prisc. fr. 22. Grillmeier/ — piens bei Priscus fr. 6 stehen. Es erübrigt sich Bacht II 193 ff; Gregory 1979, 162 ff. daher, mit Croke (1983, 305) weitere Aktivitäten " Niceph. XV 9. aus Áthiopien anzunehmen. 5 Prisc. fr. 15; Theoph. a. m.5946; Jord. Get. 263 ff.
220
IT. Die politische Geschichte
mitwirkte, garantierte den Stämmen auch weiterhin den Zugang zum Isis-Tempel auf der Nil-Insel Philae. Wenig später griffen die Völker trotzdem wieder an. Noch Anastasius hatte mit ihnen zu tun." Mit Vandalen und Persern hielt Marcian Frieden, organisierte jedoch das zwischen Persien und Rom weiterhin umstrittene Land Lazika, das alte Kolchis am
Ostufer des Schwarzen Meeres, unter dem Sohn des Königs Gubazes als Klientel-
kónigtum." Um das Verhältnis zu Persien
nicht zu belasten, verweigerte der
Kaiser den Armeniern die Unterstützung, als sie sich gegen den Sassaniden Isde-
gerdes II erhoben. Pulcheria starb 453, Marcian am 27. Januar 457." Nach den Kinderkaisern der theodosianischen Dynastie war er wieder eine energische und sympathische Gestalt. Vermutlich stellt ihn der ,,Kolof von Barletta" dar."
Nach dem Tode Marcians bot der Senat von Konstantinopel Aspar den Purpur an. Aspar lehnte ab mit den Worten: timeo, ne per me consuetudo in regno nascatur." Er
fürchtete eine neue Sitte in der Kaiserfolge — die Berücksichtigung von Fremden. Die barbarische Herkunft, der arianische Glaube hätten ihm das Amt schwer ge-
macht. Zudem besaß er als Reichsfeldherr eine Macht, die es gar nicht unbedingt wünschenswert erscheinen ließ, Kaiser zu werden.
Aspar überging Anthemius, den Schwiegersohn Marcians, und schlug als neuen Kaiser den orthodoxen Thraker Leo vor, einen Offizier einfacher Herkunft aus
seinem Gefolge. Leo wurde nach germanischem Brauch am 7. Februar 457 auf den Schild gehoben und anschließend als erster byzantinischer Kaiser durch den Patriarchen von Konstantinopel gekrönt." Dies ist wohl eine Folge seiner Rangerhöhung durch das Konzil von Chalkedon. Seitdem erhielten fast alle byzantinischen Kaiser ihr Diadem durch den Bischof der Hauptstadt.” Als Papst Leo III Karl den Großen krönte, führte er diese Sitte im Abendland ein. Die Perserfront blieb unter Leo verhältnismäßig ruhig, weil König Perozes
(459—484) in schwere Kämpfe mit den hunnischen Kidariten verwickelt war. Perozes hatte ihnen die Subsidien verweigert, die von den Persern wie von den
Römern an ihre barbarischen Nachbarn gezahlt wurden." Um 464 schickte er eine Beschwerde nach Byzanz, weil der Feuerkult in Kappadokien unterdrückt würde (s. III 6a) und forderte einen Beitrag zur Sperrung der Kaspischen Tore
gegen die für beide Reiche gleichermaßen bedrohlichen Hunnen. Leo zögerte und erfüllte auch später diese Bitte nicht. Perozes fiel 484 im Kampf gegen die damals erschienenen Weißen Hunnen, die Hephthaliten im Raum des Aralsees.^ *^ Proc. BP. I 19,35; Prisc. fr. 21; Josua 20. " Jord. Rom. 333; Prisc. fr. 26. 8 Chron. Min. II 85; 87. Croke 1978. Bestattet wurden beide in einem Porphyrsarkophag in der Apostelkirche, Grierson 1962, 44. " Diese 5m hohe Kaiserstatue ist nicht sicher zu identifizieren. Sie stammt wahrscheinlich aus einem Schiff, das nach der Eroberung Konstantinopels 1204 auf dem Wege von dort nach Venedig vor der Küste von Barletta gesunken ist. Delbrueck (1933, 219f) entschied sich für Marcian, doch kommt auch Leo in Frage; vgl. Dessau 824. Andere Vorschläge diskutiert Stichel (1982, 61 ff).
2 MGH. AA. XII, 425. Das von Theoderich gegenüber dem rómischen Senat zitierte Wort kann von Aspar nur in Konstantinopel gesprochen
worden sein, wo er princeps senatus war: Malalas P. 371. Stein 1928, 523. Anders PLRE. II 168.
?! Theoph. a. m. 5961; Chron. Pasch. zu 457. 22 Theoph. a. m. 5950; Const. 1 91. Winkelmann 1978. 2 Prisc. fr. 33.
Porph.
caer.
?* Josua 9; Priscus fr. 31-33; 37; Blockley 1985, 66ff. Zu den „Kaspischen Toren" vgl. Proc. BP. 110.
® Proc. BP. 13; Zach. VII 3 (S. 104). Chri-
11. Die Krise im Ostreich (450-518)
221
Durch die fortschreitende Christianisierung wuchs der Einfluß Konstantinopels auf die Kaukasusvölker. Der Lazenkönig Gubazes erschien in Byzanz zwar in persischer Tracht, aber mit christlichen Symbolen. Um 466 sandte Leo ihm Hilfstruppen.” Ebenso nahm er den Araber Amorkesos (Amir-al-Kais), der Christ geworden und nach Konstantinopel gekommen war, unter den Schutz des Reiches. Auf diese Weise stärkte Leo die Stellung Ostroms am Pontos, in Arabia Petraea und
am Roten Meer. Freilich war das für Byzanz wieder mit Zahlungen verbunden.” Die Lage auf dem Balkan blieb unübersichtlich und unkontrollierbar. Zahlreiche
Barbarengruppen rangen um die Macht. In der Regel waren es nicht geschlossene Stämme, sondern gemischte Gefolgschaften einzelner Fürsten, die vom Kaiser wech-
selweise gegen hohe Zahlungen in Dienst genommen oder mit geringem Erfolg bekämpft wurden. Der Einfluß der Hunnen allerdings sank weiter. Unter Attilas Söhnen war Dengizich der bedeutendste. Er forderte von Leo vergeblich Tribut und erhielt nicht einmal das Marktrecht. 469 wurde Dengizich von den gotischen Foederaten unter dem magister militum per Thracias Anagast besiegt und getötet.” Die stärkste Macht im Donauraum bildeten die in mehrere Gruppen gespaltenen Ostgoten." Sie besaßen seit 454 Pannonien zwischen Sirmium und Vindobona.” Aus der Nachricht, daß Marcian den Goten die Landnahme bestätigte (s. o.), ergibt
sich, daß er Pannonien zum Ostreich rechnete. Um 460 verschafften die amalischen Goten ihrem Anspruch auf Subsidien (annua sollemnia) — 300 Goldpfund im Jahre --
durch einen Raubzug nach Ostillyrien erfolgreich Nachdruck." Leo schloß mit dem aus dem Amalerhause” stammenden König Valamer 461 ein Bündnis. Dessen
jüngerer Bruder und Mitkönig Thiudimer mußte seinen achtjährigen Sohn Theoderich, den späteren „Großen“, nach Konstantinopel vergeiseln." Um 468 bekämpften die Goten die Skiren," die Sadagen im inneren Pannonien und andere Nachbarn ringsum. Sie schlugen den Swebenkönig Hunimund am Plattensee, der von einem Raubzug nach Dalmatien in die Heimat nördlich der
Donau zurückkehren wollte. Hunimund brachte daraufhin eine Koalition von Sweben, Sarmaten, Hunnen, Gepiden, Rugiern und anderen (ceteris hinc inde collectis) zusammen, wurde jedoch 469 (?) von den Goten unter Thiudimer an der Bolia in Pannonien geschlagen. Wenig später ging Thiudimer über die gefrorene Donau und verwüstete das Swebenland. Bei dieser Gelegenheit werden zum ersten Mal die
Baiern genannt, als östliche Nachbarn der Sweben.” stensen 1944, 293; Lippold, Hephthaliten, RE. Suppl. XIV 1974, 127 ff.
92 Wenskus,
Amaler,
Hoops
2. Aufl., 1 1973,
246ff mit Stammbaum.
7* VDan. 51; Prisc. fr. 34; 41. 25 Malchus fr. 1. Wieso der Autor den Amorkesos zu den Persern zählt, ist unklar. Blockley
% Jord. Get. 271. Schmidt 1941, 273 ff; 337 ff; EnBlin 1947/1959, 14 ff; Schwarcz 1992, 57 (für
1981, 152f. 28 Prisc. fr. 36; 38; Chron. Min. II 90; Jordanes Get. 272 (für ihn ist das ein rein ,gotischer" Sieg), vgl. Prisc. fr. 39 u. Joh. Ant. fr. 206,2.
2003.
Demandt, mag. mil., RE Suppl. XII 1970, 768 f.
Quellen.
29 Schmidt 1941, 268íT; Vetters 1950, 43fF; Wolfram 2001, 259 fF; Heather 1991, 227 ff.
Bojerlandes". Die keltischen Boier in dem nach ihnen benannten Böhmen (Boierheim) waren um
* Varady 1969. M Prisc. fr. 28; Jord. Get. 270f; Chron. Min.
Christi Geburt durch die swebischen Markomannen Marbods überschichtet worden. Krusch
1492.
459!); Carile 1995; Pohl 2002, 126ff; Ausbüttel M Prisc. fr. 35. 35 Jord. Get. 272 ff; 280. Die Baiern erscheinen
als letzter der großen Germanenstämme in den Ihr
1928; Wenskus
Name
bedeutet
1961, 450 ff.
„Bewohner
des
222
II. Die politische Geschichte Um sich der amalischen Goten zu versichern, schickte Kaiser Leo 471 den nach
Konstantinopel vergeiselten Königssohn Theoderich zurück. Dieser bekämpfte „ohne Wissen seines Vaters“ die Sarmaten und eroberte Singidunum (Belgrad).*
Daraufhin rief ihn sein Gefolge zum König aus.” Inzwischen hatten die kriegs-
gewohnten Goten nicht nur die Vorräte in Pannonien, sondern auch die in den umliegenden Landen verzehrt und forderten cum magno clamore von König Thiudimer den Weitermarsch. Ähnlich wie bei der Aufteilung Spaniens (s. II 8) wurde durch Los bestimmt, daß Vidimer nach Italien, Thiudimer mit seinem Sohn hin-
gegen nach Thrakien ziehen sollte. 473 verließen die Goten Pannonien und plünderten die Städte bis Thessalonike. Noch 474 scheint Thiudimer gestorben zu sein.* Nach den Goten besetzten die Heruler das Land im Donauknie, um 480 eroberten sie Joviacum (westlich von Linz). Das südliche Gotenland um Sirmium besiedelten die Gepiden. Die Donau verlor ihre Grenzfunktion, bei vielen
Vorgängen in diesem Raume wissen wir nicht, auf welcher Seite des Flusses sie
stattgefunden haben.” Mit den freien Goten sympathisierten die germanischen Heermeister in Konstantinopel. An ihrer Spitze stand weiterhin Aspar, der Sohn Ardaburs. Er suchte
seine Stellung durch eine planmäßige Familienpolitik zu sichern. Ein Neffe seiner
dritten Frau war der Ostgotenkönig Theoderich Strabo; Aspars ältester Sohn, der jüngere Ardabur, der schon 447 Konsul gewesen war, bekleidete das magisterium militum per Orientem, sein zweiter Sohn Patricius war Konsul 459, der gotische
Gemahl seiner Enkelin namens Dagalaifus wurde Konsul 461, sein dritter Sohn
Herminerich (Ermanarich) Konsul 465.* 466 veränderte sich die Lage, denn damals kam der Isaurierfürst Tarasis, Sohn des Kodissos, alias Tarasikodissa" mit großem Gefolge nach Konstantinopel.
Schon seit 447, als der ältere Zeno mit seinen Isauriern Konstantinopel gegen Attila verteidigte,” besaßen diese Leute eine starke Stellung am Hofe. Leo baute die „inneren Barbaren“ als Gegengewicht zu den gotischen „äußeren Barbaren“ auf,
indem er die neugeschaffene Wache der excubitores u.a. mit Isauriern besetzte."
Tarasis, der sich fortan ebenfalls Zeno nannte, erhob Anklage gegen Ardabur wegen landesverräterischer Beziehungen zu Persien. Leo schenkte dem Gehör und machte Zeno zum comes domesticorum. Um 467 gab der Kaiser dem Isaurier seine ältere Tochter Ariadne zur Frau.“
Im gleichen Jahr plünderte Geiserich die Küsten Griechenlands.” Man fürchtete ihn in Alexandria. Daraufhin veranlaßte Leo 468 gemeinsam mit Anthemius, den er 466 zum Kaiser für den Westen bestimmt hatte, den erwähnten
Feldzug gegen Geiserich (s. II 10). Das Kommando über die byzantinischen Kontingente erhielt Basiliskos, der Bruder von Leos Frau Verina. Trotz ungeheurer Rüstungen“ ist das Unternehmen kläglich gescheitert. Nach Theophanes (5961) hat % Jord. Get. 282. ? Dies ergibt sich aus den 500 gefeierten Tricennalien Theoderichs. Die Erhebung zum König setzt keineswegs den Tod Thiudimers voraus. # Stein 1928, 528; nicht überzeugend Schmidt 1941, 277f; vgl. PLRE. II 1070.
# Jord. Get. 281 ff; Eugipp 24. 40 Theoph. a. m. 5970; Prisc. fr. 20.
*! Feld 2005, 238.
42 Prisc. fr. 8.
# Lydus mag. I 16. Stein 1928, 530. * VDan. 55; 65; Cand. fr. 1. Pingree datiert die Verlobung bereits auf 463. 4 Schmidt
1976
1942, 88.
“ Candidus fr. 2 (Suidas, Chi 245) gibt an 47000 Goldpfund vom PPO,
17000 Goldpfund
11. Die Krise im Ostreich (450-518)
223
sich Basiliskos von Geiserich bestechen lassen, die Summe wird auf 2000 Goldpfund
beziffert.” Damit war die Position der Vandalen abermals gestärkt. In Konstantinopel kam der Mißerfolg des Basiliskos dem Ansehen Aspars
zu-
gute. Er hatte sich, ebenso wie Rikimer im Westen, gegen den Zug ausgesprochen. Schon bei seiner Erhebung hatte Leo anscheinend Aspar in Aussicht gestellt, dessen Sohn Patricius zum Caesar zu ernennen. Dies geschah nun und wurde 470 durch die Heirat des Patricius mit Leos jüngerer Tochter Leontia besiegelt.“ Damit waren
Zeno und Aspar in Machtpositionen aufgestiegen, zwischen denen eine Entscheidung unausweichlich war. Die Stimmung in der Hauptstadt, repräsentiert durch den von Leo verehrten
heiligen Daniel auf seiner Säule, wandte sich gegen die arianischen Barbaren.” Leo neigte zur isaurischen Seite. Bereits 469 hatte er Zeno zum Konsul und patricius befórdert. 471 verschworen sich Leo, Basiliskos und Zeno, die alanisch-ostgotischen Heermeister zu stürzen. Diese wurden zu einem großen Essen geladen, von
den Palasteunuchen überfallen und niedergemacht. Als Grund wurde ausgegeben, Aspar habe den Kaiser töten wollen.” Die Politik, der Stilicho und Aëtius im
Westen zum Opfer gefallen waren, brachte nun Aspar und Ardabur zur Strecke. Die Konsequenzen waren ähnlich. Aspars Gefolgschaft griff den Palast an, ihr Führer Ostrys rettete das LeibroB und die Geliebte Aspars, brach aus der Hauptstadt aus und schlug sich nach Thrakien durch." Hier fanden Aspars Leute Aufnahme bei Theoderich Strabo. Dieser vertrat nun die Sache seines gestürzten Onkels. Er marschierte auf Konstantinopel und erzwang vom Kaiser seine Befórderung zum
Heermeister mit dem Kommando über Aspars Truppen und einem Jahresgehalt von 2000 Pfund Gold." Der Mord an Aspar konnte die Herrschaft der Germanen über die Balkanprovinzen nicht beseitigen. In Konstantinopel übernahm Zeno die Position Aspars als Generalissimus. Leo, der für seinen Mord den Beinamen macelles, der Schlächter, erhielt," konnte Ende 473 noch Nepos zum Kaiser für den Westen bestimmen, starb aber am 18. Januar 474.” Nachfolger wurde sein gleichnamiger Enkel, das Sóhnchen von Zeno und Ariadne. Es lebte aber nur bis November 474. Daraufhin wurde Zeno Alleinherrscher,
nachdem er durch SenatsbeschluB"* am 9. Februar 474 Augustus neben seinem Sohn geworden war. Den Thronwechsel in Konstantinopel nutzte Geiserich zu einem Raubzug nach Griechenland. Nikopolis fiel (s. II 10). Zeno schickte 476 einen Gesandten nach und 70000 Silberpfund vom CSL, dazu unbestimmte
Summen
themius.
Prokop
mit
130000
Pfund
aus Konfiskationen
(BV. Gold.
von
16,2) übertreibt Schmidt
(1942,
An-
wohl 89f)
bietet die weiteren überlieferten Zahlen, sie lie-
gen dazwischen. 4 Suidas E 2369. *5 Euagr. II 16; Chron. Min. II 90; 188. * VDan. 66. * Aspar und Ardabur starben, Patricius
scheint überlebt zu haben, mußte aber Leontia
an Marcianus abtreten (s. u.; Niceph. XV 27, anders die übrigen Quellen), Herminerich war ab-
wesend und wurde verschont. Candid. fr. 1: Chron. Min. I[90; Euagr. II 16; Malalas p. 371; Theoph. a. m. 5964; Proc. BV. I 6,27. Seeck VI 370; Stein 1928, 534; Demandt, mag. mil.,
RE. Suppl. XII, 1970, 772. * *? >> 54.
Chron. Pasch. zu 467. Malchus fr. 2a. Cand. fr. 2; Malchus fr. 1. Chron. Min. I 307. Die überlieferten Daten
diskutiert Grierson 1962, 44. Beigesetzt wurde Leo in einem Sarkophag aus grünem Marmor im Mausoleum an der Apostelkirche, l. c. 55 VDan.
67.
224
II. Die politische Geschichte
Karthago, der einen Teil der Gefangenen zurückkaufte und einen Frieden schloß.“
Die bedrückte katholische Geistlichkeit konnte aufatmen.” Geiserichs Sohn und Nachfolger
Hunerich
erreichte 477 gegen das Zugeständnis, einen katholischen
Bischof in Karthago zu akzeptieren, die Duldung der Arianer und des germanischen Gottesdienstes in Konstantinopel und dem ganzen Osten."
Die Regierungszeit
Zenos (474—491) ist charakterisiert durch langjährigen
Bürgerkrieg um den Thron von Byzanz. Die Stimmung im Volk wandte sich gegen die Isaurier.” Dies nutzten die möglicherweise skirischen „Barbaren“
unter der
Führung des Heermeisters Basiliskos. Er wurde unterstützt durch seine Schwester Verina, die Witwe Kaiser Leos, weiterhin durch ihren Schwager Zuzos, ihren Neffen Armatus, von Leo zum Heermeister für Thrakien ernannt,? und Verinas
Schwiegersohn Marcianus, den Sohn des Anthemius. Basiliskos gelang es, sowohl die Goten unter Theoderich Strabo, den er als Heermeister anerkannte, als auch Zenos eigenen Mutterbruder, den Isaurier Illus, für seine Sache zu gewinnen." Es
gab ein großes Gemetzel unter den Isauriern in Konstantinopel. Am 9. Januar 475
mußte Zeno nach Isaurien fliehen, am 12. Januar wurde Basiliskos gekrönt. Er fand Anerkennung in Italien? und erhob seinen Sohn Marcus zum Mitkaiser." Doch nur knapp zwei Jahre konnte sich Basiliskos behaupten." Er schwächte
seine Stellung dadurch, daf er, als Gegner des Chalcedonense, ja als Monophysit verschrien," die Kirche schrópfte und die Nestorianer begünstigte. Das führte zu
Raub und Totschlag.“ Basiliskos mußte von Februar bis Juli 476 aus der Stadt fliehen und sich im Palast Hebdomon gegen die von dem Patriarchen Akakios und dem heiligen Daniel geführten Massen verteidigen. AuBerdem scheiterte er mit seiner Personalpolitik. Verinas Gunst verlor er, als er ihren Liebhaber tóten lief,
den sie auf dem Thron sehen wollte. Theoderich Strabo wandte sich von Basiliskos ab, weil dieser nicht ihn, sondern Armatus, den Günstling seiner eigenen Frau, zum
prásentalischen Heermeister und Konsul für 476 bestimmte." Zeno fand Unterstützung bei Strabos Rivalen Theoderich dem Großen, der 474 die Nachfolge seines Vaters Thiudimer übernommen hatte, doch bleiben die Einzelheiten unklar." Um Zeno niederzuwerfen, schickte Basiliskos Illus und Armatus
nach Isaurien. Beide aber wechselten abermals die Seite und führten Zeno Ende
August 476 nach Konstantinopel zurück. Basiliskos suchte in einer Kirche Asyl, wurde jedoch vom orthodoxen Patriarchen ausgeliefert und mußte mit seiner Familie sterben.” Zeno belohnte seine Retter. Illus wurde magister officiorum und ** Malchus fr. 5; Proc. BV. 1 7,26. Zum Datum 476 statt 474: Errington
1983, 88.
** Anon. Val. 41f. 6 Als Monophysit bezeichnet ihn Prokop BV.
57 Malchus fr. 3; Vict. Vic. 151.
17,22, doch bekannte er sich zum
58 Vict. Vit. II 4.
VDan. 84. Er erklärte, als Nichtgrieche (Bagβαρος) und Soldat die „Tiefen des heiligen Glaubens nicht zu ermessen". Schwartz 1934, 189; Redies 1997.
” Josua 12. "Ὁ Malchus fr. 9; Suidas A 3968. *' VDan. 69; Malchus fr. 11. Die Unterstüt-
Nicaenum:
zung durch Illus bezeugt Joh. Ant. fr. 210; die Verwandtschaft Malalas fr. 35 (Const. Porph. exc. III p. 163), ohne Grund bezweifelt bei Martindale (PLRE. II 586). 42 Prostko-Prostynski 2000. *' Cand. fr. 1; Joh. Ant. fr. 210; Theoph. a. m.
** Malchus fr. 7; Chron. a. m.5968.
5967. Pingree
dem Schwert hingerichtet, nach dem Anonymus
1976; Redies
1997.
Min. II 91; Theoph.
9? VDan. 73fF; Cand. fr. 1; Suidas A 3970. ** Anon. Val. 42. EnBlin 1947/59, 41.
# Nach dem Auszug des Photios (bibl. 78) aus Malchos wurden Basiliskos und seine Familie mit
11. Die Krise im Ostreich (450-518)
225
patricius, Armatus behielt seine ihm von Basiliskos übertragene Würde. Darüber hinaus erhob Zeno Basiliskos (qui et Leo), den Sohn des Armatus, zum Caesar und Mitkaiser. Sobald Zeno aber an der Macht war, gewann er Hunwulf, den Bruder
von Odovacar dafür, Armatus 477 umzubringen. Basiliskos (qui et Leo) wurde Priester ordiniert und hat es später noch zum Bischof gebracht.” Die Lage Zenos blieb weiterhin bedroht durch die Spannungen gegenüber unter den beiden Ostgotenheeren in Thrakien. Zeno suchte Theoderich Großen gegen dessen Onkel Theoderich Strabo auszuspielen, indem er ihn
zum und den zum
patricius beförderte und ihn nach germanischer Sitte als Waffensohn annahm.” Bis 481 operierten beide Gotenfürsten selten neben-, oft gegeneinander in den Donauprovinzen.” Das Land wurde verwüstet, mehrfach war Konstantinopel selbst be-
droht. Nur durch ungeheure Summen konnte sich der Kaiser immer wieder freikaufen. Einmal wollte Zeno selbst gegen die Goten ziehen, gab das aber sofort wieder auf; vermutlich fürchtete er, Konstantinopel
zu verlieren.” Sabinianus,
seinen fähigsten Heermeister, ließ er 481 umbringen.” Ihn traf das Schicksal von Stilicho, Aétius und Aspar. Im gleichen Jahr starb Strabo, und damit war Theoderich der Große als rex Gothorum der mächtigste Mann auf dem Balkan.” Er kämpfte bald für, bald gegen den Kaiser. 484 erhob ihn dieser zum Konsul, um ihn zum
Bundesgenossen gegen Illus zu gewinnen (s. u.). Die bedrohliche Situation auf dem Balkan ließ es Zeno geraten erscheinen, mit den Persern Frieden zu halten. Diese standen ihrerseits unter einem doppelten Druck: durch die Hephthaliten, die immer wieder über den Oxus kamen, und
durch die Hunnen, die über den Kaukasus einbrachen. Schon dem Kaiser Leo
hatten die Sassaniden vorgeschlagen, im gemeinsamen Interesse beider Reiche die „Kaspischen Tore“ zu befestigen.” Zeno schloß mit Perozes einen Vertrag zur gegenseitigen Unterstützung und zahlte Subsidien, die, wie Josua Stylites betonte, kein Tribut gewesen seien.” Nach dem Tode des Perozes 484 stellte Zeno die Zahlungen ein." Ohnedies war er stets in Geldnot. Die von ihm ernannten Ehrenkonsuln hatten je hundert Goldpfund zu entrichten, sein Reichspräfekt und Mitregent Sebastianus war verschrien, weil er die Ämter verkaufte.”
Der Friede mit Persien war um so wichtiger, als auch in Kleinasien die Kriege andauerten. 479 hatte sich der Heermeister Flavius Marcianus, der Sohn des West-
kaisers Anthemius, gegen die Isaurierherrschaft erhoben.” Marcianus war 469 und 472 Konsul, hatte nach dem Sturz der Sippe Aspars die jüngere Tochter Leos, Valesianus (43) verendeten sie in einer trockenen Zisterne. Vgl. Cedrenus I 617. * Joh. Ant. fr. 209,1; Euagr. ΠῚ 24. " Anon. Val. 49; Jord. Get. 289; Malchus fr. 17.
72 Hauptquelle für die Gotenzüge auf dem Balkan unter Leo und Zeno ist Malchus fr. 1119. Vgl. Schmidt
1941, 276ff;
EnBlin
1947/59,
39ff. Die Zerstórung Stobis durch Theoderich d. Gr. 479 ist auch archäologisch nachzuweisen: Mikulcic 1982, 537.
? Malchus fr. 16; 19. ^ Joh. Ant. fr. 213; Chron. Min. II 92.
^ Chron. Min. 11 92. Pingree 1976 bringt ein
astrologisches Erhebungsdatum zum 9. April 483, das sich beziehen kann auf eine Erhebung zum König durch die Goten, die Ernennung zum Heermeister durch Zeno oder die Designation zum Konsul. % Prisc. fr. 31; 37.
7 Josua 8; Malalas p. 449f; Blockley 66 ff.
1985,
” Josua 7; 18.
^ CJ. XII 3,3; Malchus fr. 9.
#0 Cand. fr. 1; Theoph. a. m. 5971f; Malchus fr. 19 f; Asmus 1913; Schwartz 1934, 194; EnBlin, Flavius 1529f.
Marcianus
Nr. 35,
RE.
XIV,
1930,
226
11. Die politische Geschichte
Leontia, geheiratet und genoß die Gunst Verinas. Es gelang ihm, mit Hilfe der Goten Strabos Konstantinopel zu gewinnen, doch unterlag er Illus, wurde gescho-
ren, zum Priester geweiht und nach Kappadokien verbannt. Nach einem Fluchtversuch ließ Zeno ihn in Tarsos oder auf der Burg Papyrion in Isaurien festsetzen.” Zenos nächstes Problem war der Religionsstreit mit Papst Felix III." Unter dem Einfluß des Patriarchen Akakios versuchte der Kaiser, die Monophysiten in Syrien
und Ägypten unter dem alexandrinischen Patriarchen Petros Mongos für die Orthodoxie zurückzugewinnen. Ihnen kam er 482 mit der neuen „Einheitsformel“,
dem Henotikon, entgegen, die aber den Orientalen nicht genügte und den Okzident, wo man an der Formel von Chalkedon festhielt, verstimmte. Die Glaubenseinheit mit den Monophysiten wurde nicht erreicht, stattdessen folgte das akakianische Schisma mit Rom, das von 484 bis 519 währte.
484 brachen auch die Thronkriege im Osten wieder aus. Nachdem Illus den Kaiser 479 ein zweites Mal gerettet hatte, war er von diesem 481 zum magister militum per Orientem mit Sitz in Antiochia erhoben worden. In der Folge wechselseitiger Verdächtigungen jedoch sagte sich Illus 484 von Zeno los, ohne jedoch den Purpur zu beanspruchen. Illus befreite Marcian in Papyrion und schickte ihn als
Boten zu Odovacar." Zeno hetzte angeblich die Rugier gegen Odovacar, die dieser jedoch besiegen konnte." Den Krieg gegen Illus übertrug Zeno seinem Landsmann Leontios, doch verstand es Illus, ihn auf seine Seite zu ziehen, indem er Leontios
selbst durch Verina am 18. Juli 484 in Tarsos zum Gegenkaiser Zenos ausrufen lieB.® Illus schickte Geld nach Persien und bat um
Hilfe, darauf sandte Zeno
Truppen unter Johannes Skytha und Theoderich dem Großen in den Osten. 488 wurden Leontios und Illus in der Burg Papyrion überwunden und getótet, ihre
Anhänger verstümmelt. Verina war damals bereits tot.“ Illus und Leontius standen unter dem Einfluß des „Zauberers“ Pamprepios, der den alten Glauben wiederbeleben wollte, ebenfalls hingerichtet wurde." Nachdem Zeno somit im Osten wieder Meister war, suchte er auch das Problem
auf dem Balkan zu lösen. Theoderich,
der vorzeitig aus dem Krieg gegen Illus
abberufen worden war, plünderte Thrakien und bedrohte sogar Konstantinopel. Um ihn loszuwerden, versprach ihm Zeno die Herrschaft über Italien, falls es ihm
gelánge, Odovacar
zu überwinden.
488 brach Theoderich mit seiner Wagen-
kolonne von Novae an der Donau auf. Er eroberte Sirmium, wo die Gepiden saßen, und erreichte 489 Italien. 493 gehörte ihm Ravenna." Fortan herrschte er als Gothorum Romanorumque regnator."
8! Euagr.
111 26; Theoph.
a. m. 5972. Feld
2005, 33. 32 Schwartz 1934, 185 ff. 9 Candidus fr. 1; Joh. Ant. fr. XVI 22. Odovacar erklärte sich außerstande. Wo Marcian blieb, nicht. Vielleicht machte Odovacar
35 Chron. Min. II 92; Joh. Ant. fr. 214,2. Pingree 1976. # Josua
214,2. Niceph. zu einer Hilfe erfahren wir ihn zum nota-
14f;
Euagr.
11127;
Theoph.
a. m.
5976; Malalas p. 389. 9 Asmus 1911, 108; Feld 2005, 275f. # Proc. BG. 1 9-12; Euagr. II 27; Theoph. a.
m.
5977; Jord.
Rom.
348;
ders.
Get.
291ff;
rius regiae sedis. EnBlin 1. c. Nr. 36, PLRE. II 715f
s. II 10!
(Marcianus 10).
® Jord. Get. 295. Moorhead 1992. Zum Ennodius-Panegyricus: Rohr 1995
* Joh. Ant. fr. 214,7; s. II 10!
11. Die Krise im Ostreich (450-518)
227
Während der Kämpfe zwischen Theoderich und Odovacar war Zeno am 9. April 491 in Konstantinopel an der Ruhr gestorben." Auf Vorschlag der Kaiserwitwe
Ariadne wurde am 11. April der damals sechzigjährige Anastasius
durch den
Senat und die Truppen der Hauptstadt zum Nachfolger erkoren." Er stammte aus Dyrrhachium in Epirus und hatte eine Stellung als decurio silentiariorum inne, in der
er weniger durch seinen Rang als durch seine Kaisernähe Einfluß besaß. Anastasius mußte seine Rechtgläubigkeit erklären, wurde vom Patriarchen gekrönt und am 20. Mai von Ariadne geheiratet. Damit war der neue Kaiser dynastisch legitimiert.”
Das erste Problem stellten die Isaurier, die gerne Zenos Bruder Flavius Longinus auf dem Thron gesehen hätten. Longinus war 475 von Illus in Isaurien festgesetzt und erst 485 freigelassen worden. Zeno erhob ihn zum Heermeister und zweimal zum Konsul, 486 und 490. Als seine Landsleute gegen den neuen Kaiser
demonstrierten, ließ dieser Longinus verhaften und nach Agypten verbannen, wo er verhungerte.” Zugleich vertrieb Anastasius einen zweiten Longinus, den magister officiorum Zenos, zu seinen Landsleuten nach Isaurien. Nun
gab es einen Aufstand, die Rebellen
marschierten auf Konstantinopel. Anastasius warf ihnen seine germanischen und hunnischen Foederaten entgegen und siegte 492 bei Kotyaion. Es folgte ein siebenjähriger Kleinkrieg, bis die letzte Festung gestürmt war. Tausende von Isauriern wurden nach Thrakien deportiert. Damit war die Isaurierfrage gelöst. Die 5000 Goldpfund Jahrestribut, die der Kaiser den isaurischen Barbaren zuvor gezahlt hatte, blieben in der Staatskasse.*
Umstritten war nach wie vor der Donauraum. 493 erschienen die Bulgaren,”
ein mongolisch-turanisches Nomadenvolk aus Zentralasien. Schon in den achtziger Jahren hatte Theoderich einen vermutlich im Solde Zenos stehenden Bulgarenfürsten besiegt.” Nun kamen sie in großer Zahl. Die Bulgaren nahmen die Reste der Hunnen auf, überquerten die Donau und besiegten im Bunde mit den slawischen Anten und weiteren Völkern die oströmischen Truppen 493, 499 und 502. Im Jahre
517 kamen sie bis zu den Thermopylen. Der Kaiser kaufte für tausend Pfund Gefangene
zurück,
die
übrigen
wurden
verbrannt.”
Anastasius,
der
auch
die
Grenzfestungen erneuern ließ, baute die Lange Mauer (μακρὸν τεῖχος) aus, den Limes von Meer zu Meer, 60 km westlich von Konstantinopel.” Größere Kontingente von Bulgaren finden wir später in byzantinischem Solde. Die Bulgaren sind im 9. Jahrhundert slawisiert worden, so daB die vorslawischen Bulgaren zu-
weilen als Proto-Bulgaren bezeichnet werden. Die härtesten Schläge erlitt Ostrom an der Perserfront.” 488 war Kabades (Kavadh) Großkönig von Persien geworden,'” hatte aber zunächst mit Mazdak zu ” Malalas p. 391. Bestattet wurde Zeno in der Apostelkirche: Grierson 1962, 44. "
Malalas p. 392. Ochler, Anastasius, RE.12,
1894, 2056f; Capizzi 1969; Al. Cameron 1978 mit Anschlüssen zu meiner großen Verwandtschaftstafel; s. u. V 2g!
*? Lydos mag. III 46; Const. Porph. caer. I 92; Zon. XIV 3,10.
% Theoph. a. m. 5983; Euagr. II] 29; Joh. Ant. fr. 214 b. * Priscian, De laude Anastasii 50 ff; 201 ff (Tri-
bute); Theoph. a. m. 5988; Euagr. III 35 (Tribute); Chron. 1934, 216f.
Min.
II 94. Brooks
1893; Schwartz
» Theoph. a. m. 5994; Zon. XIV 3. ** Enn. Paneg. 5
* Chron. Min. II 94-100. “ Euagr. III 37f; Proc. aed. IV 9,6ff. ? Hauptquelle ist der Zeitgenosse Josua 48100, dazu Prokop BP. 1 5-10; Euagr. III 37. τὰ Auf Perozes war 484 dessen Bruder Valas gefolgt. Er hatte kein Geld und baute Bäder in
228
II. Die politische Geschichte
tun, einem Propheten, der die reine Lehre Zarathustras wiederherstellen wollte."
Zugleich predigte Mazdak, Ursache allen Übels in der Welt sei das Eigentum; Besitz- und Weibergemeinschaft
müßten
eingeführt werden.
Kabades
machte
sich dieses sozialrevolutionäre Programm zu eigen, wurde aber vom Adel vertrie-
ben und mußte zu den Weißen Hunnen in der Gegend von Samarkand fliehen. Hier heiratete er eine Tochter des Königs, die zugleich seine eigene Nichte war, und kehrte mit hunnischer Hilfe 498 auf den Thron zurück." Um die Hunnen zu bezahlen, bat Kabades den Kaiser um Geld. Dafür wollte er
ihm eine Kaukasusfestung einräumen. Zeno hatte die Jahrgelder an die Perser 484
eingestellt, und Anastasius weigerte sich ebenfalls, zu zahlen. Der Kaiser verzichtete allerdings auch darauf, die Persien unterstehenden Armenier zu unterstützen, die während der mazdakitischen Unruhen Feuertempel zerstört, Magier getötet und
eine persische Armee besiegt hatten." Nachdem
Kabades Armenien wieder unterworfen hatte, eröffnete er 502 den
Krieg gegen Byzanz."" Er eroberte mit seinen hunnischen und arabischen Bundesgenossen unter anderem Theodosiopolis (Erzurum) und Amida (Diyarbakir) und ließ sich von weiteren Städten Brandschatzung zahlen. Anastasius entsandte vier Feldherren, darunter seinen Neffen Hypatius und Areobindus, den Urenkel Aspars,
an der Spitze einer gotischen Soldateska von 15000 Mann. Der magister officiorum Celer stieß vor bis zur Eisernen
Brücke, die bei Ktesiphon den Euphrat über-
spannte. Über die grauenvollen Einzelheiten des Krieges im oberen Mesopotamien berichten Zacharias und der Säulenheilige Josua aus Edessa." 506 wurde Friede geschlossen. Anastasius kaufte Amida für 1000 Pfund Gold zurück und ver-
pflichtete sich zu sieben Jahrestributen zu 550 Pfund Gold. Während des folgenden siebenjährigen Friedens ließ er gegenüber Nisibis als Sitz des dux Mesopotamiae die
Festung Daras (Anastasiupolis) errichten und Theodosiopolis ausbauen.'^ Mit dem Verlust des Westens hat sich Anastasius offenbar abgefunden. Er pflegte zu den Germanenkónigen im allgemeinen gute Beziehungen, und diese respektierten
ihn als den Ranghóheren. Der Burgunderkónig Gundobad hatte zwar während des Krieges zwischen Theoderich und Odovacar Oberitalien geplündert,"" betrachtete sich aber als miles des Kaisers. Sein Sohn und Nachfolger Sigismund (516-523) erhielt den Rang eines patricius und schrieb im byzantinischen Kanzleistil an Anastasius: „Euer Volk ist mein Volk, und es ist für mich eine größere Ehre, Euch
untertan zu sein, als über die Burgunder zu herrschen.""* rótnischer Art, daraufhin wurde er von den Feuerpriestern abgesetzt und geblendet. An seiner Stelle wurde der zu den Hunnen vergeiselte Kabades erhoben. Tabari 133 (mit Nöldeke z. St.);
Josua 19; Agath. IV 27,5; Proc. BP. 15.
?! Zu Mazdak: Tabari 141 f (mit Nöldeke z. St.), Agath. IV 27,5f; Christensen 1944, 316ff; Frye
' Karten zum Kriegsgeschehen bieten Wright in seiner Ausgabe von Josua 1882, Honigmann
1935
und
der
‚Tübinger
Atlas des Vorderen
Orients‘ B VI4, 1984. Ausführlich 1998. '% Zach. VII 3 ff (S. 104ff); Josua
Greatrex 86; 93fF;
1984, 323 mit Lit; Wiesehöfer 1994, 277 £; Luther
Chron. Min. II 96. "^ Chron. Min. H 100; Zach. VII 6 (S. 115 ff);
1997, 137 ff.
Josua 90; 98 ff; Proc. BP. 1 9; aed. II 1,4£. Croke/
2 Josua 23f; Proc. BP. 1 6. 11 Proc. BP. 1 7,1f: 16,4; Josua 20f.
Crow 1983; Blockley 1985, 68 f. 1° Schmidt 1941, 150; EnBlin 1947/59, 67. Y" Avitus ep. 2; 9; 93.
11. Die Krise im Ostreich (450-518)
229
Die stärkste Macht in Gallien war das merowingische Frankenreich, nachdem Childerichs Sohn Chlodwig (482 bis 511) im Jahr 507 bei Vouille (Departement Vienne) die Westgoten unter Alarich II besiegt und über die Pyrenäen gedrängt hatte. 508 übersandte Anastasius dem Frankenkönig nach Tours eine Ernennung
zum Ehrenkonsul und Patricius." Chlodwig prägte Goldmünzen mit dem Bilde des Anastasius." Während über die Beziehungen zwischen Byzanz und den Westgoten nichts verlautet, scheint mit dem Vandalenkónig Thrasamund (496 bis 523) ein gutes Einvernehmen bestanden zu haben." Die Herrschaft Theoderichs in Italien hat Anastasius 497 legalisiert, indem er dem Goten, der 490 vergeblich die vestis regia erbeten hatte, die von Odovacar nach
Byzanz geschickten ornamenta palatii zurücksandte." Theoderich trug den Purpur." Dennoch kam es zu Spannungen, als Theoderich den Hunnen (oder Gepiden) Mundo unterstützte, der sich als rex eines gemischten Gefolges eine Herrschaft am
Margus aufgebaut hatte.' Nach dem Sieg über den Gepidenkónig Thrasarich besetzte Theoderich 504 Sirmium, sein comes Pitzias brachte zudem den bulgarischen
Foederaten des Kaisers um 505 eine empfindliche Niederlage bei. Anastasius ließ daraufhin
um
507
durch
die
byzantinische
Flotte
die
unteritalische
Küste
plündern.'^ Vermutlich 510 übereignete Anastasius den Goten die Stadt Sirmium. Da Theoderich auf dem Balkan gebunden war, mußte er 507 die Westgoten ihrem Schicksal überlassen (s. o.), konnte seine Macht indessen auf die Alamannen aus-
dehnen." Goten und Byzantiner suchten durch ausgedehnte diplomatische Tätigkeit sich gegenseitig zu schwächen. Anastasius wollte durch Bündnisse mit Franken und Burgundern Theoderich in die Zange nehmen. Dagegen vertraute dieser auf seine
umfassende Heiratspolitik: sibi per circuitum placavit omnes gentes, schreibt der Anonymus Valesianus (70). Aus erster Ehe (?) hatte er zwei Tóchter, die eine mit Namen Areagne, die er dem burgundischen Thronfolger Sigismund vermählte, die
andere mit Namen Theodegotha, die er dem Westgotenkónig Alarich II zur Frau gab." Er selbst nahm als zweite Frau Audefleda, die Tochter oder Schwester des Frankenkónigs Chlodwig,'" gab seine verwitwete Schwester Amalafrida dem Van-
dalenkónig Thrasamund und seine Nichte Amalaberga dem Thüringerkónig Herminefrid in die Ehe." Den Herulerkónig Rodulf nahm er zum Waffensohn.'” Theoderich sicherte nicht nur seine Herrschaft über Italien, sondern machte Anastasius auch in Thrakien zu schaffen, wo er 513 die Revolte des Vitalianus
unterstützte. Dieser gotische Foederatenführer erhob sich wegen mangelhafter Versorgung seiner Truppen und zog mit 60000 Mann vor Konstantinopel."' Der Kaiser erfüllte die Forderungen, schickte dann aber zwei Heere hinter Vitalianus ον 19 " "?
Greg. Tur. HF. II 37 f. Zöllner 1970, 67 ff. Suhle 1955, 12 mic Lit. Schmidt 1942, 11] ff. Coll. Av. 113,4; Anon. Val. 64. Prostko-
Prostynski 3 Jord. comes Theo, gewinnung 'M Enn.
1994; Kohlhas-Müller 1995. Get. 295; Cassiod. var. 12 an den der in Hydron (Otranto) die Purpurüberwachte. Paneg. 12; Jord. Get. 300f. Seine
Identität mit dem Heermeister Justinians: Schmidt 1941, 349; 534; 556; Enflin 1947/59,
130;
Stein
1949, 55;
145; 452; anders
PLRE.
11 767; s. II 12!
"5 Chron. Min. II 97.
"* Agathias I 6. Beyerle 1962. Greg. Tur. HF. III 5; Proc. BG. I 12,22.
"^ Jord. Get. 295 f; Greg. Tur. HF. ΠῚ 31; vgl. ders. 11 31; Anon. Val. 63. '^ Anon. Val. 68; Jord. Get. 299. 79 Jord. Get. 24; adoptio per arma, Cassiod. var. IV 2.
4 FHG. V 1,32 ἔξ Chron. Min. II 98.
230
Il. Die politische Geschichte
her, die allerdings beide versagten. Vitalianus nahm Hypatius, den gegen ihn kommandierenden Neffen des Kaisers, gefangen und erschien 514 ein zweites Mal vor der Hauptstadt, diesmal mit einer Flotte. Er war für den Kaiser nicht nur eine militärische Bedrohung, sondern auch deswegen gefährlich, weil er sich zum An-
walt der Orthodoxie gegenüber den monophysitischen Tendenzen des Kaisers machte. Dies sicherte Vitalianus Sympathien in Konstantinopel. Anastasius mußte nachgeben. Er löste die Gefangenen mit 5000 Pfund Gold aus und ernannte Vitalianus zum Heermeister für Thrakien. Als der Kaiser aber das versprochene Konzil nicht berief, erschien Vitalianus 515 ein drittes Mal vor Konstantinopel. Diesmal wurden seine Schiffe mit Hilfe des „griechischen Feuers“ verbrannt, und damit war
der Gote für drei Jahre unschädlich gemacht.'”? Die kirchenpolitischen Spannungen im Ostreich dauerten unvermindert fort. 123 Der Kaiser neigte dem Henotikon zu, das vom Papst als monophysitisch betrachtet wurde, nicht ganz zu Unrecht, denn es ging um die Einigung mit dem monophysitischen Osten. 511 kam es zum Bruch mit Makedonios, dem orthodoxen
Patriarchen von Konstantinopel. Dieser zog die Rechtgläubigkeit des Kaisers in Zweifel, und es gelang Anastasius nur mit knapper Not, ihn abzusetzen. Als der neue Patriarch 512 eine monophysitische Änderung der Liturgie einführte („Für
uns gekreuzigt"), brach ein Aufstand aus. Das Volk unter der Führung der Zirkusparteien proklamierte als Gegenkaiser den Heermeister Areobindus,"* einen Urenkel Aspars, der mit einer Urenkelin von Theodosius II verheiratet war. Areobin-
dus verweigerte sich jedoch, und dies rettete Anastasius. Er demütigte sich vor dem
Volk und blieb Kaiser. Unter den innenpolitischen Mafinahmen des Kaisers sind das Verbot von Tierhetzen und mimischem Theater zu nennen,'? die ausgedehnten Nutz- und Festungs-
bauten und die sparsame Finanzpolitik. Durch eine Steuer- und Münzreform erleichterte Anastasius nicht nur die finanziellen Lasten im Reich, sondern sam-
melte auch den größten bis dahin bekannten Staatsschatz der römischen Geschichte
in Höhe von 320000 Pfund Gold."* Dies bot Justinian später die Basis für seine Kriege. Nachdem Ariadne 515 gestorben war, endete Anastasius am 9. Juli 518 mit 88 Jahren, beide wurden im Kaisermausoleum Constantins bestattet." Wie im Westen,
so folgte auch im Osten dem
Erlóschen der theodosianischen
Dynastie eine turbulente Zeit. Die Probleme waren im Prinzip dieselben, der
Unterschied liegt im Ausmaß. Als handelnde Gruppen treten einerseits religiöse Parteien, andererseits barbarische Gefolgschaften in Erscheinung. Nach bewährtem Verfahren, Barbaren gegen Barbaren einzusetzen, wurden zunächst Goten gegen
Isaurier, d.h. äußere Barbaren gegen innere geschickt, dann aber umgekehrt diese gegen jene mobilisiert. Die Mehrzahl der „Römer“, d.h. die halbfreie Landbevölkerung, ließ das Geschehen über sich abrollen.
122 Joh. Ant. fr. 214e 13; Chron. Min. 1199;
Joh. v. Nikiu 89,84. 23 Schwartz 1934, 218 ff; Charanis 1974.
124 Chron. 177.
Min.
lobt den Kaiser, weil die Bestien kein Menschen-
blut mehr zu kosten bekämen. 11 97f;
195. Stein 1949/68,
125 Josua 34; 46. Priscian (de laude An. 223ff}
126 Zon. XIV 3,11 ff; Proc. HA. 19,7.
127 Das Todesdatum ergibt sich aus Const. Porph. caer. 193 und Chron. Pasch. zu 518. Grierson
1962, 45.
12. Die Zeit Justinians (518/527-565)
231
Die katholische Orthodoxie hatte im Westen mit den arianischen Germanen zu ringen, im Osten zusätzlich mit dem Monophysitismus, der sich von Ägypten über Syrien nach Armenien erstreckte. Diese Glaubensspaltung war besonders gefährlich, weil sie nicht Römer von Barbaren trennte, sondern mitten durch die
griechisch-römische Provinzialbevölkerung hindurchging. Aus diesem Grunde haben Zeno und Anastasius Lösungen gesucht, die beiden Bekenntnissen gerecht werden
sollten, und
sind damit
gescheitert.
Die
Rechtgläubigkeit
des Kaisers
Anastasius war und blieb verdächtig. Sein Vermittlungsversuch überzeugte die Monophysiten nicht und entfremdete ihm die Katholiken. Das akakianische Schisma belastete seine Stellung in der Hauptstadt. Erst sein Nachfolger Justin schuf hier wieder klare Verhältnisse. Die für den Westen unüberwindbare Germanengefahr bedrohte in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts ebenso den Osten. Auch hier waren die gotischen Bundesgenossen kurz davor, die Herrschaft an sich zu reißen. Dies aber konnte verhindert werden, indem mit Hilfe der Isaurier die Heermeisterfamilie
Aspars gestürzt wurde. Die auf dem Balkan dominierenden Goten waren uneins, ließen sich gegeneinander ausspielen und konnten schließlich unter Theoderich
dem Großen nach Italien abgeschoben werden. In gewisser Weise verdankt der Osten sein Überleben der Tatsache, daß er den Westen geopfert hat. 12. Die Zeit Justinians (518/527-565) Quellen: Die Quellenlage zum Zeitalter Justinians ist günstig. Wichtigster Gewährsmann ist Prokop aus Cacsarea, lange Sekretär Belisars, mit seinen Werken über den Perserkrieg (BP), den Vandalenkrieg (BV) und den Gotenkrieg (BG). Da in diesen Schriften Belisar, nicht Justinian im Mittelpunkt steht, verfaßte Prokop seine Schrift über die Bauten des Kaisers (De aedificiis). In seinen postum erschienenen, erst im 17. Jahrhundert wiederentdeckten ,Anekdota' (Historia arcana, HA) entwarf er ein finsteres Gegenbild von Justinian, Theodora und Belisar, das freilich durch Gehässigkeit entstellt
ist; Kommentar H. Leppin u. M. Meier 2005 zum Text von O. Veh 1961. Prokop fand einen Fortsetzer seiner Kriegsgeschichte in Agathias, dieser behandelte die Jahre 552 bis 558. Menander Protector führte die Geschichte weiter bis 582. Ergänzend zu den Kämpfen in Africa nach Belisar ist die ‚Johannis‘ des Epikers Corippus wichtig, zur Gotengeschichte die Theoderich-Biographie des Anonymus Valesianus (posterior), sowie die aus Cassiodor geschöpften, bis 542 reichenden ,Getica' des Jordanes, zur Chronologie (bis 563) die Chronik des Zeitgenossen Johannes Malalas, sowie das ‚Chronicon Paschale‘ (um 640), Theophanes Confessor (um 800) und Zonaras (12. Jahrhundert). Unter den Kirchengeschichten sind die des Zacharias und des Euagrios zu nennen. Die Akten zum zweiten Konzil von Konstantinopel und die eigenen dogmatischen Schriften des Kaisers (Schwartz 1939) sind vorwiegend für die Theologie von Interesse. Die , Variae" Cassiodors betreffen hauptsächlich Italien. Die wichtigsten Selbstzeugnisse des Kaisers sind die Vorsprüche zu seinen zahlreichen Gesetzen und Novellen (Hunger 1964), für die innere Geschichte der Zeit reichhaltige Quellen. Die Fürstenspiegel des Agapetos, das Lobgedicht auf die Hagia Sophia und die erotischen Epigramme des Paulus Silentiarius, der mit Agathias befreundet war, liefern kulturgeschichtliche Details, ebenso die Werke des Johannes Lydos über die Monate (De mensibus), die Vorzeichen (De ostentis) und die Staatsämter (De magistratibus III). Die Münzen (Sabatier 1862, 157 ff; W. Hahn 1973, 38 ff) bleiben unergiebig. Die Sammlung aus Washington bietet Bellinger 1966, die aus Paris Morrison 1970. Zur Geldgeschichte: Hendy 1985, 164 ff.
232
Il. Die politische Geschichte
Anastasius hinterließ keinen Sohn, aber drei Neffen.' Der bedeutendste unter ihnen
war Flavius Hypatius,
der im Jahre 500 das Konsulat bekleidet und mehrfach als
Heermeister kommandiert hatte.’ Sein Ansehen war jedoch in den Auseinander-
setzungen mit Vitalianus gesunken. Dieser selbst besaß als Gote wenig Aussicht auf den Thron. So kam es zu einem kurzen heftigen Ringen zwischen dem Anführer der Garde und dem der Leibwache, d. ἢ. zwischen dem magister officiorum Celer und dem comes excubitorum Justinus. Dieser hatte seine Leute besser in der Hand und
sicherte sich den Zugriff zur Staatskasse, aus der die Donative zum Regierungsantritt gezahlt wurden. Am 9. oder 10. Juli 518 rief der Senat Justinus zum Kaiser aus. Im Hippodrom wurde er von dem gotischen Exerziermeister (campidoctor) Godilas mit dem Wendelring gekrónt und auf den Schild gehoben. Vom Patriarchen erhielt er das Diadem.' Justin, damals etwa 65 Jahre alt, war als Sohn eines armen Bauern aus Bederiana
bei Naissus (Nisch) einst mittellos und hoffnungsvoll mit zwei Freunden nach Konstantinopel gekommen, war in die Palastwache eingereiht worden, hatte an mehreren Feldzügen teilgenommen und es bis zum comes excubitorum, zum Kom-
mandeur dieser wichtigen Truppe gebracht.‘ Er war — unerhört! -- Analphabet und unterschrieb mit einer Schablone.* Das erste Problem bildete der Heermeister Vitalian mit seinen Foederaten in Thrakien. Da er wie Justin die orthodoxe Linie vertrat, schloß der Kaiser mit ihm Frieden. Es wurden Eide ausgetauscht. Vitalianus erhielt noch 518 den Rang eines magister militum praesentalis und patricius, 520 wurde er consul ordinarius. Im Juli dieses Jahres ließ ihn der Kaiser im Palast ermorden, angeblich um einem Anschlag des
Goten zuvorzukommen.' Justin stammte aus lateinisch sprechender, überwiegend orthodoxer Umgebung.
Das erklärt seine westlich ausgerichtete Kirchenpolitik. Die Versóhnungsangebote gegenüber dem monophysitischen Osten hörten auf. Seine hinsichtlich ihrer
Rechtgläubigkeit verdächtigen Vorgänger Anastasius und Zeno strich Justin aus den Kaiserdiptychen, d.h. sie wurden aus der Fürbitte ausgeschlossen.* Die Kir-
chenunion mit Papst Hormisdas wurde wiederhergestellt, mehrere monophysitische Bischöfe in Syrien mußten abtreten. Es kam zu Gewaltakten - Johannes von
Ephesos führt laut Klage—, und darüber ging die Kommunion mit Alexandria und Ágypten endgültig verloren. Auch mit Antiochia kam es zum Zwist, als Zirkus-
unruhen der Blauen den Kaiser bewogen, die beliebten (is)olympischen Spiele dort zu verbieten." Um die Unterstützung Theoderichs zu gewinnen, akzeptierte der Kaiser das Konsulat von dessen Schwiegersohn Eutharich 519. Dieser wurde sogar von Justin, 4 Proc. HA. VI 11ff; Anon. Val. 76. Vasiliev 1950, 43 ff.
! An. Val.74 f. ? Greatrex, Hypatius 1996. 3 An. Val. 75 f; Jord. Rom. 360; Const. Porph. caer. I 93; Chron. Pasch. zu 518; zum Datum vgl. Vasiliev 1950, 74; Rubin 1960, 377 Anm. 36; Moorhead 1994, 14. Zu Justin allgemein vgl. Stein, Justinus, RE.
X 2, 1919,
1314-1329;
Vasi-
liev 1950; Rubin 1960, 51 ff; Averil Cameron in: CAH.
XIV 2000, 63 ff.
5 Proc. HA. 6,11.
* Jord. Rom.361. 7 Zach. HE. VIII 2; Schwartz 1934, 259. * Coll. Avell. 167,11 (= CSEL. 35, 620) Schwartz 1934, 261; Rubin 1960, 257. Die Ge-
setze blieben gültig: CIC. II S. 507f. * Malalas p. 396; 416f. Für „Aufstand der Zir-
kusparteien" steht dort δημοκρατία.
12. Die Zeit Justinians (518/527—565)
233
so wie Theoderich einst von Zeno, als Waffensohn adoptiert." Das gute Einver-
nehmen Justins mit Kirche und Senat in Rom schwächte jedoch Theoderichs Stellung, die senatorische Opposition gegen die Goten konnte nun mit Rückendek-
kung aus Byzanz rechnen. Um diese Konspiration abzuwehren, ließ Theoderich 524 den Philosophen Boethius hinrichten." 525 mußte auch Boéthius' Schwiegervater Symmachus,
das „Haupt des Senates", sterben." Die ‚Consolatio Philoso-
phiae‘, die Boéthius im Gefängnis schrieb, ist die größte Trostschrift der Weltliteratur. Dante (par. X 123 ff) hat ihn in den Vierten Himmel erhoben.
Denkbar ist ein Zusammenhang des Boethius-Prozesses mit Arianerverfolgungen, denen damals zumal die Goten im Osten ausgesetzt waren. Urn dagegen zu protestieren, entsandte Konstantinopel. Der aber Roms Loyalität gegenüber päpstliche Kaiserkrönung.
Theoderich den Papst Johannes I im Jahre 525 brachte durch die abermalige Krönung Justins Byzanz demonstrativ zum Ausdruck. Das war die Nach seiner Rückkehr ließ Theoderich den Papst in
nach 526 erste Haft
nehmen, dort starb er." Theoderich erhob in Felix IV wieder einen gotenfreund-
lichen Nachfolger Petri. In Africa folgte auf Thrasamund 523 Hilderich, der Enkel Geiserichs und Sohn der 455 aus Rom entführten Eudocia, der Tochter Valentinians III. Unter
dem EinfluB seiner Mutter begünstigte Hilderich die Katholiken und sympathisierte mit Byzanz. Er prägte sogar Silbermünzen mit dem Bilde Justins" und ließ unter den opponierenden Goten aus dem Gefolge Amalafridas und unter goten-
freundlichen Vandalen ein Blutbad anrichten." Noch ehe Theoderich hier eingreifen konnte, ist er am 30. August 526 in Ravenna gestorben. Das Grabmal, das er sich einrichten ließ, gehört zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Zeit.“ Das Verhältnis zu Persien blieb unter Justin zunächst gut. Kabades (Kavadh) bat den Kaiser sogar, seinen dritten Sohn Chosroes zu adoptieren, um ihm Rücken-
deckung für die persische Thronfolge zu sichern. Da jedoch die römischen Juristen entdeckten, daB daraus unter Umständen auch ein persischer Anspruch auf den
Kaiserthron abzuleiten sei, verweigerte Justin dem Sassaniden seinen Wunsch."
Es kam zu Spannungen, und sie verstärkten sich durch den Streit um Lazika." Als sich um 522 der christliche Lazenkönig Tzath nach Byzanz begab, eine Römerin zur Frau nahm und die Herrschaftsinsignien aus der Hand des Kaisers empfing,
protestierte Kabades. Er suchte die östlichen Nachbarn der Lazen, die christlichen Iberer (Georgier) und die persischen Armenier zur Religion Zarathustras zu be10 An.Val. 80; Cassiod. var. VIII 1,3.
sivit. In der Forschung ist umstritten, inwieweit
1 Anon. Val. 87; Chron. Min. 1 333 (zu 523); 11 235 (zu 524). Das formelle Urteil sprach ein
der Bau ,germanisch" empfunden ist oder byzantinischen Mustern folgt. Während die übri-
iudicium quinquevirale aus Senatoren. Zu Boëthius: Gibson 1981, darin S. 15-43 das Lebensbild
gen spätantiken
des Philosophen vonJ. Matthews.
stein. Die architektonischen Einzelheiten schein-
12 Anon.Val. 87; 92. Lösch 1998. 5 Anon.Val. 88-93.
^ W. Hahn 1973, 84; Hendy 1985, 478 ff. '5 Proc.BV. 19,4.
6 Zum Datum: Anon. Val. 94f; Chron. Min. I 333. Zum Bau: Anon. Val. 96: se autem vivo fecit
sibi monumentum ex lapide quadrato, mirae magnitudinis opus, et saxum ingens quod superponeret inqui-
bestehen,
wählte
Bauten
Ravennas
Theoderich
aus Ziegeln
istrischen
Kalk-
en kleinasiatischen Ursprungs; das Ganze ist ein Unikum, insbesondere die Zweistöckigkeit und der Dachmonolith: Wessel 1958; Bovini 1959; Deichmann 1 1969, 213 ff; 1I 1, 1974, 209ff.
U Proc.BP.I 11,6 ff. 8 Malalas p. 412 f; Theoph. a. m. 6015; Chron. Pasch. 522; Vasiliev 1950, 255ff; Rubin 1960, 257 ft.
234
Il. Die politische Geschichte
kehren und schickte Truppen." Justin tat dasselbe und lief die Festung Petra am Schwarzen
Meer errichten. Ebenso
unterstützte er die Christen von Axum
in
Áthiopien. Ihr Kónig Elesbaas (Ella Alzbeha) hatte 525 den Jemen für das mono-
physitische Christentum gewonnen, doch hatten die dem Judentum angehórigen arabischen Homeriten unter den Christen, die den Übertritt zum Judentum ablehnten, ein Massaker veranstaltet.”
Die rechte Hand Justins war während seiner ganzen Regierungszeit sein Schwestersohn Petrus Sabbatius, der sich, nach seiner Adoption" durch den Kaiser, Flavius
Petrus Sabbatius Justinianus nannte.” Justinian war um 482 in Taurisium bei Scupi geboren. Dieses Städtchen hat er später unter dem Namen Justiniana Prima
prächtig ausbauen lassen und seinen Bischof über den metropolitanus zum archiepiscopus erhoben,” doch verlor es während der Slaweneinfälle nach seinem Tod jegliche Bedeutung.” Auch Justinian kam aus dem lateinisch sprechenden Teil des Ostreiches” und stand fest in der orthodoxen Tradition. Über sein Elternhaus wissen wir nichts außer dem thrakischen Namen seines Vaters Sabbatius. In Byzanz hat Justinian eine gute Bildung erhalten. Beim Tode des Anastasius diente er in den
Gardetruppen
der scholares, er wurde schon damals unter den Kaiserkandidaten genannt, doch verzichtete er zugunsten seines Onkels.“ Dieser erhob ihn 519 zum comes, 520 zum
präsentalischen Heermeister und 521 zum Konsul. Damals hat Justinian die auf-
wendigsten Schauspiele seit Menschengedenken
gegeben: 288000 Goldstücke
(4000 Pfund) für das Volk und die spectacula, zwanzig Löwen, dreißig Panther
und viele andere Tiere, dazu die Wagenrennen. Das Volk tobte.”” Wenig später wurde Justinian patricius und vir nobilissimus. Schon während seiner letzten Krank-
heit ließ Justin den Neffen am 1. April 527 zum zweiten Augustus ausrufen, nach dem Tode Justins am 1. August 527 übernahm er unangefochten die Herrschaft. Justinian feierte seinen Regierungsantritt dann zu Neujahr 528 mit konsularischen Spielen, die jene von 521 und alle bisherigen konstantinopolitanischen überhaupt in
den Schatten stellten.” Justinian war verheiratet mit Theodora," einer der großen Frauen der Spät-
antike. Sie war die Tochter eines thrakischen Bärenführers und hatte als Schauspielerin Justinians Aufmerksamkeit erregt. Ob ihr Vorleben so skandalós war, wie " Proc. BP. 1 12; vgl. Josua 20. 2 Zach. VIII 3 (142 ff); Tabari, Nóldeke S. 188 ff.
2! Anth. Graeca I 97,3; die Adoption ist erschlossen: Evans 1996, 96. 22 Proc. BV. 19,5; Dessau
1307. Zu Justinian:
Diehl 1901; Biondi 1936; Schubart 1943; Stein 1949, 275 ff; Ure 1951; Rubin 1953 und 1960/ 95; Ostrogorsky
1963, 57 ff; Barker 1966; Archi
1976; ders. 1978; Browning 1981; Moorhead 1994; Evans 1996; Averil Cameron in CAH. XIV 2000, 63ff; Mazal 2001; Mischa Meier 2003; ders. 2004. ? Proc.aed. IV 1, 17; Agath. V 21,2; Nov. lust. 11.
#4 Der
Ort
heißt
heute
Caricingrad,
sein
Schicksal ist kennzeichnend für die mit der Slawisierung verbundene „Ruralisation“. Plan der Ausgrabungen und Literatur bei Kondic/Popovic 1977, sowie Popovic 1982, 561 ff. 25 Zur Muttersprache: Nov. lust. 13; Mazal 2001, 55 f.
?** Const. Porph. caer. 1 93. 2 Chron. Min. Il 102.
# Chron. Pasch. S. 617. Grierson 1962, 45. # Zu
Theodora:
Nagl, Theodora,
RE.
V A,
1934, 1776-1791; Rubin 1960, 98 ff; Daube 1967; Bridge 1978 (populär, aber solide); Evans 2002; Leppin in: Temporini 2002, 437 ff. Trotz ihrer hohen Stellung gibt es keine Münzen von Theodora.
12.
Die Zeit Justinians (518/527-565)
235
Prokop in seiner Geheimgeschichte behauptet, ist unklar, weil wir keine Parallelberichte dazu haben. Justinian bewog seinen Onkel Justin, der selbst in Lupicina
alias Euphemia eine freigelassene Barbarin zur Frau hatte,” das in einer Lex Julia festgeschriebene, 454 wiederholte Eheverbot zwischen Senatoren und Schauspiele-
rinnen aufzuheben.” In adelsbewußten Senatskreisen ist dies auf Widerstand gestoßen, sie haben Theodora innerlich nie anerkannt. Trotzdem hat Justinian sie 525
geheiratet und sie gleichzeitig mit sich selbst am 1. April 527 zur Augusta ausrufen lassen." Justinian nennt sie mehrfach „seine ihm von Gott gegebene Beraterin“ und betrachtete sie als consors imperii. Zonaras (XIV 6,1) spricht geradezu von einer
Zweiherrschaft. Die Beamten wurden auch auf Theodoras Namen vereidigt. Sie verhandelte mit auswärtigen Gesandten, forderte die Proskynese, wie sie nur dem Kaiser zustand, sogar von Senatoren und hat sich namentlich um die Personal- und
die Kirchenpolitik gekümmert. Aus ihrem riesenhaften Vermögen ließ sie zahlreiche Kirchen und Krankenhäuser errichten. Im Gegensatz zu ihrem orthodoxen Gemahl begünstigte sie die Monophysiten, so daB beide Konfessionen am Hofe ein
offenes Ohr fanden.” Im Hormisdas-Palast stiftete sie den Monophysiten ein Kloster. Sie hielt die Hand über Jakob Baradaios alias Zanzalos, den Namenspatron der syrischen Jakobiten (s. III 6 d).
Im Januar 532 unterdrückte der Stadtpräfekt einen Zirkusaufstand und provozierte dadurch die gemeinsame Erhebung beider parteien, der Grünen und der Blauen, den nach seiner Parole „Sieg!“ benannten Nika-Aufstand." Justinian
erfüllte zwar die Forderung der Empörer, seine beiden wichtigsten Ratgeber zu entlassen, doch legte sich die Unruhe nicht. Ein großer Teil der Stadt ging in Flammen auf, und schließlich erhoben die Massen Flavius Hypatius (s. o.) zum Gegenkaiser. Justinian dachte an Flucht, Theodora
aber erklärte, der Purpur
sei
das schönste Totengewand* und bewog ihren Mann zum Durchhalten. Auch die Palastwache
meuterte, jedoch
die beiden Heermeister
Belisar” und
Mundus,
ein
Gepide, stürmten mit 3000 Germanen den Hippodrom, und in einem Gemetzel mit angeblich 30000 Toten wurde der Aufstand niedergeworfen, Hypatius hingerichtet.” Für lange Zeit gab es keine Wagerennen mehr.” Das Kaiserpaar baute Konstantinopel wieder auf. Anstelle der abgebrannten Kirche der Heiligen Weisheit ließ Justinian durch Anthemius von Tralles und Isidor von Milet die Kirche der Heiligen Weisheit, die Hagia Sophia, errichten. Sie wurde am 27. Dezember 537 eingeweiht und nach dem Einsturz der Kuppel am
* Proc. HA. 6,17. * CJ. V 4,23; 5,7. Justinian hat 542 die Auf-
hebung des Eheverbots wiederholt, Nov. Iust. 117,6; Daube 1967. * Chron. Pasch. z. J. 5 Stein 1949, 377 f. Die oft vermutete Verbindung der Orthodoxen mit der blauen und der Monophysiten mit der grünen Zirkuspartei bestreitet mit Grund Alan Cameron
1976, 126 ff.
“ Joh. v. Ephesus, in: Patrologia Orientalis XVIII
f. 4, N. 89 S. 600/398 f.
# Proc. BP. 124; Malalas p. 473 ff; Chron. Pasch. 620 ff; Theoph. 181 ff; Zach. IX 14 (188f).
* Ähnlich schon Diod. XIV 8,5 u. Aelian, Varia Historia IV 8 zu Dionysios I. Y Belisar, seit 529 mag. mil. per Orientem, war
Justinians fähigster General, seine Frau Antonina gehörte zu den Vertrauten Theodoras. Hartmann, Belisarios, RE. III 1, 1897, 209—240; Chaussin 1957. * Chron. Min. I1 103; 235; Proc. BP. I 24. Moorhead 1994, 48 ff vermutet den Senat als Urheber des Aufstands;
nach
Mischa
Meier
2004,
47 ff hat Justinian ihn bewußt provoziert. Das ist nicht nachzuvollzichen. * Theoph. a. m. 6024.
236
IT. Die politische Geschichte
24. Dezember 562 abermals konsekriert.“ Die Hagia Sophia ist das eindrucksvollste
Monument
der spätantiken
Architektur. Justinian gehört überhaupt
zu den
größten Bauherren der römischen Geschichte, Prokop hat seiner ruhmreichen Bautätigkeit ein eigenes Werk ‚De aedificiis‘ gewidmet. Unter den angeblich 96
neuen Kirchen fällt die Zahl der Maria geweihten auf. Ihr wurden im ganzen Osten Gotteshäuser errichtet," so auch am Hang des Berges Sinai, auf dem Moses die Zehn Gebote empfangen haben soll. Prokop (aed. V 8,5) äußert sich dazu vorsichtig. Die später Katharina geweihte Kirche wurde nebst dem zugehörigen Kloster mit einer Festungsmauer und einer Garnison geschützt.“ Einer der drei im Nika-Aufstand vorübergehend entlassenen Beamten war der Quaestor Tribonianus, ein großer Jurist seiner Zeit.” Ihm und neun weiteren Männern hatte Justinian die neue Kodifikation des Rechts übertragen.“ Die Arbeiten begannen 528, im Jahr darauf folgte eine erste (verlorene), 534 eine zweite (erhaltene) Publikation des ‚Codex Justinianus‘.“ Das Material bis 437 stammt aus den drei älteren Kodifikationen von Gregorius, Hermogenianus und Theodosius II, die damit außer Kraft gesetzt wurden.“ Um die im ‚Codex Theodosianus‘
zahlreichen Wiederholungen und Widersprüche zu vermeiden, gestattete der Kaiser den Redaktoren Umformulierungen und Streichungen. Dabei kam es manchmal zu Sinnänderungen im Hinblick auf die inzwischen gültige Rechts- und Sprachordnung." Die Sammlung ist aufgebaut wie die drei abgelösten Kodifikationen: Die Kaisergesetze sind unter großen Sachtiteln thematisch gegliedert und innerhalb der Sachtitel chronologisch geordnet. Das Kirchenrecht ist allerdings vom Ende (CTh. XVI) an den Anfang (C]. I) gerückt. Das älteste noch aufgenommene Gesetz stammt von Hadrian." Die Gesetze Justinians ab 535 und die zweier
Nachfolger sind später als ‚Novellae‘ hinzugekommen. Sie sind griechisch ab-
gefaßt, teilweise mit einer amtlichen lateinischen Übersetzung versehen. Das beigefügte authenticum ist eine private Latinisierung, die erst im Hochmittelalter ver-
bindlich wurde. Alle nicht aufgenommenen Gesetze wurden ungültig. 40 Theoph. a. m. 6030; 6055. Paulos Silentiarios schrieb ein Preisgedicht auf dieses Ereignis. Text und Kommentar bei P. Friedländer 1912, 227ff; ders. 1969. Zur Kirche überhaupt: Müller-Wiener 1977, 84 ff. 41 Proc. aed. I 3,1.
*
Die Identifizierung des heutigen Sinai mit
dem biblischen Berg (2. Mose
nachweisbare
Tradition
reicht
19,11) ist jung, die
nicht
über
das
4. Jahrhundert n.Chr. zurück (Egeria 1,1ff). Gegründet wurde das Kloster nach der Sage an der Státte des brennenden Dornbuschs zwischen 548 und 565: Sevcenko 1972, 19. # Honoré 1978. Die beiden anderen: PU Eu-
daimon und PPO Johannes. ** Bretone 1992, 251 ff. *5 Chron. Pasch. 619; Paulus Diac. hist. Rom.
XVII 2. Wenger 1953, 562fF. Ein Sprachgefühl, das die Form ‚Codex Justinianeus‘ oder ‚Codex Justiniani‘ vorzieht, muß sich vom Kaiser beleh-
ren lassen, der in den Eingangsgesetzen ‚Summa ‘ (2) und ,Cordi' (4) selbst von ‚Codex Justinianus‘ spricht. *e Wenn der ‚Codex Theodosianus‘ dennoch erhalten blieb, so deswegen, weil er in den von
Justinian nicht zurückeroberten Westprovinzen weiter benutzt wurde, so im gotischen Spanien, im langobardischen Italien und namentlich in Gallien (CTh. Bd. I S. XXXI; MGH. SS rer. Mer. VI S. 120. Liebs 2002, 97 ff). Der ,Codex Justinianus‘ hat nie im ganzen „Reich“ gegolten, anders als der ‚Codex Theodosianus', der seinerseits die Codices von Gregorius und Hermogenianus fortgesetzt hat. *' Manche Gesetze sind dabei in ihr Gegenteil verkehrt worden, so CTh. XII 14 über die Irenarchen CJ. X 77. Aus der heidnischen Formel dii te servent CTh. VII 20,2 wurde das christliche deus te servet CJ. XII 46,1. * CJ. VI 23,1.
12. Die Zeit Justinians (518/527—565)
237
Neben den Kaisergesetzen ließ Justinian unter der Aufsicht Tribonians durch die Rechtsgelehrten Dorotheos und Theophilos ein Rechtslehrbuch veróffentlichen, die ,Institutiones”. Als weiteren Teil des großen Sammelwerkes entstanden die ebenfalls noch 533 publizierten ,Digesten' oder ,Pandekten' in 50 Büchern. Hierbei
handelt es sich um Auszüge aus 231? Schriften römischer Rechtsgelehrter seit der republikanischen Zeit, von Quintus Mucius Scaevola Pontifex, Konsul 95 v. Chr., über Labeo, den augusteischen Juristen, zu Celsus, Julian und Gaius, den spätklas-
sischen Autoren der Severer-Periode wie Paulus, Papinian, Ulpian und Modestinus. Auch die Juristen Diocletians Charisius und Hermogenian sind vertreten. So wie
die Kaisergesetze besaßen die Digesten unmittelbare Rechtskraft als Entscheidungshilfen für den Richter. Justinians Gesetzgebungswerk nebst seinen Fortsetzungen trágt seit der Ausgabe
durch
Gothofredus
1583 den
Namen
,Corpus
luris
Civilis' und gilt als bedeutendstes Dokument der Rechtsgeschichte. Dadurch, daB es lateinisch abgefaßt ist, konnte es seit Rechtsschule von Bologna im 12. Jahrhundert senden Einfluß auf die Rechtsentwicklung des Der zweite Beamte, dessen Abberufung im
war, Johannes
von
Kappadokien,
seiner Wiederbelebung durch die einen bis ins 19. Jahrhundert wachkontinentalen Europa ausüben.” Nika-Aufstand gefordert worden
war praefectus praetorio und diente dem
Kaiser als Ratgeber bei seinen Finanz- und Verwaltungsreformen." Johannes erfand die „Luftsteuer“, um den Kaiser aus seinen Geldsorgen zu befreien." Der Ámterkauf wurde 535 durch , Ernennungsgebühren"? abgelöst, nachdem es üblich ge-
worden war, daß die Bewerber um gehobene Posten größere Summen für suffragia zahlten. Im fiskalischen Interesse betrieb Justinian eine monopolistische Wirtschaftspolitik nach hellenistischem Muster. Die damals aus China gekommene Seidenraupenzucht” steigerte die kaiserlichen Einnahmen (s. III 3b). 541 bekleidete der Anicier Basilius, ein westrómischer Senator, zum letzten Male
das Jahreskonsulat.* Angesichts der teuren Ausgaben, die der Kaiser schon 537 begrenzt hatte, und der bedenklichen Popularität der Spielgeber hat Justinian das Amt 1050 Jahre nach seiner traditionellen Einführung abgeschafft. Nur noch neu
erhobene Kaiser gaben hinfort in ihrem ersten Jahr die alten konsularischen Spiele. Bereits 537 hatte Justinian angeordnet, statt nach Jahres-Konsuln nach Kaiserjahren zu datieren.” Ersparnisgründe motivierten ebenfalls die Abschaffung des Amtes der vicarii. In gefährdeten Gebieten, so im Donauraum (quaestura exercitus), im späteren Marinethema, in Spanien und Italien, verband der Kaiser wieder militárische und zivile
Gewalt, wie wir sie spáter in der Themenordnung * Brieflich Liebs, dem ich die meisten Verbesserungen zum Rechtswesen verdanke.
Ὁ Koschaker 1947. Noch 600 Entscheidungen des 1879 in Leipzig gegründeten Reichsgerichts berufen sich auf das CIC: Cosima Möller in: B.
R. Kern/A. Schmidt-Recla, 125 Jahre Reichsgericht, 2006, 109 ff. 5! Haase 1994.
s2 Vernichtende Urteile über Johannes fällt Lydos mag. III 57 ff. Stein 1949/68, 248 ff. Über die
Luftsteuer (ἀερικόν) berichtet Prokop (HA. 21, 1-3; BP. 11 3,43), ohne zu melden, worauf sie
finden. Das neue Amt des
lag. Erwähnt wird sie gelegentlich noch in Papyri
(Jones 1964 III, 55 Anm. 34). 53 Nov. lust. 8. Proc. BG. IV 17.
* Das Konsulardiptychon Delbrueck 1929 Nr. 6 wird von Cameron/Schauer 1982 auf den letzten Konsul bezogen, nicht mit Delbrueck und anderen auf Basilius Junior, cos. 480. Came-
ron weist auch auf das nicht unbegründete trauen des Kaisers gegenüber populären gebern hin. Ähnlich schon Stein 1929/68, * CIC. Nov. lust. 105; 47; Mischa Meier
MiBSpiel248 ff. 2002.
238
H. Die politische Geschichte
quaesitor diente der Kontrolle der Fremden und Arbeitslosen, die sich in der Haupt-
stadt sammelten. An der Ostgrenze in Theodosiopolis wurde 528 neben den magister militum per Orientem in Antiochia ein magister militum per Armeniam gestellt. Sein erster Inhaber war der Armenier Schwester Theodoras zur Frau hatte.”
Sittas alias Zeta, der Komito, die ältere
Justinians intensive Religionspolitik'* ist geprägt durch seine Überzeugung,
das höchste Gut für die Menschheit sei ihre Einheit im wahren Glauben, und alles Ungemach, insbesondere die verheerenden Seuchen und Erdbeben seiner Zeit (s. u.) entsprängen dem Zorn Gottes über Heiden und Hiretiker." Da aber auch die Sünden des Kaisers dahinter vermutet wurden, sicherte dieser seine bedrohte Popularität durch barfüßige Teilnahme an Bittprozessionen, wie vor ihm schon Theo-
dosius im Jahre 447." Justinian betrachtete sich im Sinne des Caesaropapismus als das von Gott ernannte weltliche und geistliche Haupt seiner Untertanen, verant-
wortlich für ihr leibliches und seelisches Heil und erklärte: „Die größten Gaben Gottes an die Menschheit sind Priestertum und Kaisertum“, sacerdotium et impe-
rium." Darum hat er die Verordnung vom 28. Februar 380, in der Theodosius I allen Untertanen das katholische Bekenntnis auferlegte, programmatisch an die
Spitze seines ‚Codex Novus‘ gestellt.” Seine Verlautbarungen eröffnete er mit der Formel In nomine Domini nostri Jesu Christi. Justinian spielte einerseits den Herrn,
andererseits den Diener der Kirche. Seine Briefe an Päpste und Bischöfe, seine Kirchengesetze und dogmatischen
Schriften zeigen, daß er sich auch selbst als
Theologen betrachtete.” Eine der ersten Maßnahmen des Kaisers, den der Diakon Agapetos (17) als lebendes Ideal des platonischen Philosophenkaisers feierte, war die Schließung der Akademie von Athen im Jahre 529.* Energischer als alle Vorgänger bekämpfte Justinian sämtliche Nichtkatholiken. Ihnen drohten Aberkennung des Testierrechts
und der Rechtsfähigkeit, Enteignung, Verbannung, ja Todesstrafe. Toleriert wurden die pharisäischen Juden und die arianischen Foederaten.“ Der Kaiser gab den Herulern Land um Singidunum und gewann sie für das Christentum. Sie erhielten Subsidien und lieferten Söldner.” Zudem bekehrte Justinian verschiedene afrika-
nische Völker zum Christentum und beseitigte den Kult für Zeus Ammon und Alexander den Großen zu Augila in der Kyrenaika. Im Kaukasus bei den Tzani führte er das Christentum ein, nachdem er sie durch seinen Heermeister Sittas hatte
unterwerfen lassen." Den Isiskult von Philae in Oberägypten beendete Justinian, 57 CJ. 129,5; Theoph.
a. m. 6020. Adontz
4 Malalas p. 451: „Unter dem
Konsulat des
1908/1970; Toumanoff 1963, 174 f; Stein, Sittas,
Decius (529) sandte der Kaiser ein Edikt nach
RE. III A 1, 1927, 404 ff. ** Capizzi 1994; Uthemann CAH. XIV 2000, 820 ff. # Nov. Lust. 77,1.
Athen, das verbot, öffentlich Philosophie zu lehren, Gesetze auszulegen und Würfel zu spielen.
1999; P. Allen in
% Theophanes a. m. 5930; 6030; Malalasp. 363f. # Nov.
lust. 132 pr; 6 pr.
9? CTh. XVI 1,2; CJ. 11,1. *! Die Kirchenpolitik Justinians behandelt Ed. Schwartz (IV 1960, 276 ff). Er hat 1939 auch die theologischen Schriften des Kaisers herausgegeben. Meyendorff 1968.
Letzteres galt für das ganze Reich. Den gotteslästerlichen Würflern in Konstantinopel ließ er die Hände abhacken und sie auf Kamelen im Triumph durch die Stadt führen.“ Zum Ende der Akademie s. III 5! *5 Stein 1949, 369ff; s. ΠῚ 6b! CF. 15,12,17.
& Proc. BG. 11 14,33ff. Schmidt 1941, 554. # Proc. aed. III 6,7; VI 2,15f; 3,9; 4,12.
12. Die Zeit Justinians (518/527-565)
239
indem er die Tempel zerstören und die Götterbilder nach Konstantinopel bringen lieB.*
Der erfolgreichste Staatsmissionar, der von Theodora protegierte Monophysit Johannes von Ephesus hat nach 542, vornehmlich in Kleinasien, abgesehen von den zerstörten Tempeln, den umgehauenen heiligen Bäumen und den 2000
verbrannten Heidenbüchern, angeblich 70000 Ungläubige getauft.” Daß die durch Goldprämien
unterstützten
Bekehrungen
oft nur äußerlich waren, beweist das
Gesetz, in dem härteste Strafen für alle jene ausgesetzt wurden, die nach der Taufe am „hellenischen“ Glauben festhielten. Die Ungetauften verloren Eigentum und
Bürgerrecht.” Weitere Heidenverfolgungen gab es 545/546 und 562." Mit zahlreichen Gesetzen suchte Justinian den Verkauf der geistlichen Würden und der Kirchengüter,” die Sittenlosigkeit der Mönche und andere Übel abzustellen. Die Bischöfe erhielten den Auftrag, die Amtsführung der Statthalter zu überwachen. Arianer, Samaritaner, Heiden und Manichäer wurden enteignet, teils
verbannt, teils hingerichtet.” Die Samaritaner
erhoben sich 529 und mußten
niedergekämpft werden. Von 20000 Toten ist die Rede, Überlebende wurden christianisiert." Die Montanisten in Phrygien begingen Massenselbstmord.” Sie starben in ihren Kirchen den Feuertod. Von ihren Schriften blieb nichts erhalten.” Das kirchenpolitische Hauptproblem blieb der Monophysitismus im Osten. 533 verkündete Justinian das „theopaschitische“ Glaubensedikt, mit dessen Formel
unus ex trinitate crucifixus est er vergeblich eine Brücke zu schlagen hoffte. 538 zwang er den Alexandrinern einen orthodox-kaiserlichen (melchitischen) Patriarchen auf.
Dies beschleunigte die Absonderung der Kopten. Justinians Versöhnungspolitik führte 543 zum Dreikapitel-Streit. Der Kaiser verfaßte einen Traktat gegen den „Nestorianismus“, forderte die Unterschrift der fünf Patriarchen und glaubte, so
die Einheit erzwingen zu können. Es war ein Zwist, der 553 mit dem vom Kaiser angeordneten Fünften Ökumenischen Konzil endete, aber die Glaubensgemeinschaft mit dem Osten nicht herstellte und die mit dem Westen bedrohte. Selbst der Militäreinsatz gegen die Monophysiten blieb erfolglos. 564 bot Justinian nochmals einen Kompromi an. Er näherte sich dem Aphthartodoketismus, jener Spielart des Monophysitismus, der Wert darauf legte, daß Jesu Leichnam unverweslich (ἀφϑαρτος) gewesen sei, was die Orthodoxen — selbst in Trier - empórte." Auch das verfing nicht. Die monophysitischen Sekten beherrschten eine Zone, die von Armenien über Syrien und Ägypten bis nach Áthiopien reichte. In Nubien, dem „Goldland“, entstanden zahlreiche jakobitische Klöster.
Allenthalben wurden Bibel und Liturgie in die Landessprachen gebracht."
** Proc. BP. 1 19,36f. Kakosy “ Noethlichs, 1986, 1170f.
1984.
Heidenverfolgung,
RAC.
XIII
^ Proc. HA.
» CJ. 111,10.
^' Malalas p. 490f. Stein 1949, 799f. folg hatte, darf man bezweifeln, da er die an der
Sophia
chrwürdig nahm.
11,14 ff; CJ. 15,12.
* Mazal 2001, 203.
72 Nov. lust. 56; 120. Ob Justinian damit ErHagia
1 CJ. 15,12,3 von 527. "* Proc. aed. V 7; Zach. IX 8 (S. 176 ff); s. 111 6 b!
üblichen
ausdrücklich
Schmiergelder von
dem
als alt-
Verbot
aus-
* Malalas XVIII 52; Theophanes Pohlsander 2000. ” Zur Ägyptenpolitik: Hardy Konzil: Denzinger 1954. 97 ff; Acta IV. Die Schrift des Kaisers gegen die bringt Schwartz 1939, 82 ff.
a. m. 6033. 1968. Zum Conc. Oec. Drei Kapitel
240
II. Die politische Geschichte
Den Papst in Rom respektierte Justinian formell als die höchste geistliche Autorität,” gleichwohl hat er den Stuhl Petri mehrfach nach eigenem Ermessen umbesetzt. Den noch vom Gotenkönig Theodahat ernannten Papst Silverius, den Sohn des Papstes Hormisdas, hat Belisar 537 zugunsten des Vigilius, eines Günstlings der Theodora, entthront. Als dieser sich sträubte, den ErlaB gegen die Drei Kapitel zu unterschreiben, ließ ihn Justinian 544 verhaften, nach Konstanti-
nopel bringen und zwang ihn zur Unterschrift. Nach dem Tode des Vigilius bestimmte der Kaiser 555 oder 556 gegen den Widerstand in Rom Pelagius zum
Nachfolger, und auch später noch bedurfte der zu weihende Papst der kaiserlichen Zustimmung.”
Justinians
Außenpolitik war von dem Gedanken getragen, die durch die „Nach-
lässigkeit seiner kaiserlichen Vorgänger“ verlorenen Provinzen bis zu den Grenzen der beiden Weltmeere mit Gottes Hilfe zurückzugewinnen." Bereits 528 sicherte er durch eine Land-See-Unternehmung die römische Oberhoheit auf der Krim, wo
die Stadt Bosporos (Kertsch) neben Chersonesos (bei Sewastopol) wichtigster byzantinischer Stützpunkt wurde. An der Nordostküste des Pontos befestigte der Kaiser Sebastopolis (bei Dioskurias) und Pityus." Die ökonomische Bedeutung
dieses Raumes lag darin, daß hier die Seidenstraße aus China endete, die das Perserreich nördlich umging (s. III 3b). Außerdem saßen auf der Krim Goten, die dem Reich begehrte Söldner stellten. Die gotische Sprache ist auf der Krim bis ins 18. Jahrhundert bezeugt.” Um seine Kräfte auf den Westen konzentrieren zu können, schloß Justinian mit
dem Perserkönig Chosroes I (531 bis 578), dem Sohn und Nachfolger des Kabades, nach vierjährigem Krieg 532/533 einen „ewigen Frieden“ und zahlte den Persern dafür 11000 Pfund Gold. Außerdem versprach er, gegebenenfalls weitere Subsidien zu schicken, die Truppen aus Daras abzuziehen und den Persern
die Kaukasusfestungen zu überlassen.“ Trotzdem griff Chosroes 540 wieder an. Als Vorwand dienten die römischen
Kontakte zu den arabischen Lachmiden; Kabades betrachtete deren Haupt Alamundaros als seinen eigenen Klienten.” Den wirklichen Grund lieferte Justinians Verwicklung in den Gotenkrieg. Der Perser marschierte ein, erpreßte Brandschatzung und Beute in Edessa, Apamea und anderen Grenzstädten, zerstörte Antiochia ? Nov. lust. 9.
(um 1400) und Josafat Barbaro (um 1450) ist der
Straub 11 1986, 223 ff.
vierte türkische Brief des Gesandten Kaiser Ferdinands I an der Hohen Pforte Busbeck vom
* Nov. lust. 30, 11,2. Zu Justinians Reichsidee: Rubin 1960, 122 ff; Dvornik 1966, 815 ff;
hundert Wórtern des Krimgotischen mitteilt. O.
Brodka 1999.
G. von Busbeck, Vier Briefe aus der Türkei, 1926,
% Liber Pontificalis
104f;
109; PL. 69,
121f.
82 Proc. aed. III 7.
*! Gajdukevic 1971, 512 fF. Zu den Krimgoten vgl. Loewe 1896 (er hält sie für Nachkommen der Heruler); Schmidt
1941, 398 ff; Schwarz
1953/
72; Stearns 1978. Das wichtigste Zeugnis für die Krimgoten nach der slawischen Constantinlegende (9. Jahrhundert), Wilhelmus de Rubruk (1253 Ydioma Teutonicum), Georgios Pachymeres (Ende 13. Jahrhundert), Johannes Schiltberger
16. Dezember 1562, worin er eine Liste von etwa
197ff (Plut-Blut, Stul-Stuhl, Hus-Haus usw,). W. Krause, Handbuch des Gotischen, 1963 $ 22. Zu
den sowjetischen Versuchen, die Krimgoten aus der Geschichte zu streichen s. Tischler 1978. 84 Chron. Pasch. 618; Chron. Min. II 103; Proc. BP. 122; Malalas p. 477; Rubin 1960, 279-373; Diebler 1995; Greatrex 1998, 139ff. Shahid (1995
I 1, 42ff) behandelt die Vorgeschichte. 55 Proc. HA.
11,12.
12. Die Zeit Justinians (518/527—565)
241
und eroberte Petra, die wichtigste Festung von Lazika. Damit standen die Perser am Mittelmeer und am Schwarzen Meer." Erst als Belisar auf dem östlichen Kriegsschauplatz erschien, zeigten sich die
Perser versöhnlich. 545 gewährte Chosroes Justinian für 2000 Goldpfund einen fünfjáhrigen Frieden, er wurde 551 für 2600 Goldpfund erneuert." Chosroes ver-
suchte darauf, Lazika ganz an sich zu bringen. Das Land war christlich und stand unter rómischen Klientelkónigen aus einer einheimischen Familie, die aus der Hand des Kaisers ihre Insignien und — ebenso wie die benachbarten Klientelvólker — jährliche Subsidien empfingen.” Es gelang den Persern nicht, Sebastopolis zu erobern und damit dauerhaft Zugang zum Pontos zu gewinnen. Im Herbst 557 wurde Friede geschlossen; jede Seite behielt, was sie erobert hatte. Im Anschluß
daran kam es zu heftigen Kämpfen mit den Tzani im Hinterland von Trapezunt, die Justinian 535 als erster unterworfen zu haben beanspruchte.” Sie gaben ihre Ver-
ehrung von Bäumen und Vögeln auf, wurden Christen und milderten ihre Lebensweise.” 561 folgte ein fünfzigjähriger
Friede
mit Persien, für welchen Justinian
jährlich 30000 Goldstücke — über 400 Pfund — zu zahlen versprach, davon sofort für sieben, danach für drei Jahre im voraus. Der Sassanide verpflichtete sich, in
seinem Reich keine Christen zu verfolgen und die Kaukasuspässe gegen die Hunnen zu verteidigen.” Chosroes „mit der unsterblichen Seele“ (Anuschirwan) war
eine der glänzendsten Gestalten auf dem Thron in Ktesiphon." Er gründete eine medizinische Akademie, ließ die Sagen zusammenstellen, die dann Firdusi den Stoff
zu seinem Königsbuch boten, und erbaute den gewaltigen Palast in Ktesiphon, den nach ihm benannten Taq-i-Kisra (Bogen des Chosroes).
Erfolgreicher als gegen die Perser war Justinian gegenüber den arabischen Sarazenen, da es ihm nach verlustreichen Kriegen zu Beginn seiner Regierung gelang, den Ghassanidenfürsten durch Verleihung des Patricius-Ranges und durch jährliche Goldgeschenke von 100 Pfund zum Vasallen zu machen. Damit war ein
Gegengewicht gegen die für Persien kämpfenden arabischen Lachmiden von Hira geschaffen. Auch sie erhielten freilich Subsidien." Der Befehlshaber von Palästina unterstellte die Insel Jotabe (Tiran) im Roten Meer byzantinischer Hoheit, die
diplomatischen Kontakte zum christlichen Äthiopien
blieben eng, nachdem
Chosroes den äthiopischen Jemen unterworfen hatte.” In Oberägypten sicherte
Justinian Roms Ansehen durch Stillhaltegelder an Blemmyer und Nobaten, die diese freilich nicht von Raubzügen ins Reich abhielten.” So schwierig Justinians Stellung an der Ostgrenze war, so augenfällig waren seine
Erfolge im lateinischen Westen. Der erste Angriff galt dem Vandalenreich." ** Chron. Min. II 236; Proc. BP. II. 87 Proc. BP. 11 28,10f; BG. IV 15. ** Agath. II 18,6; III 12,8 ff; II] 15,2; 15,6; IV 20,9. * Agath. III 19,8-28,10; IV 30,9; V 1£; Nov.
Iust. 1 pr. 90 Proc, aed. III 6,1-7. 9 Über diese Verhandlungen besitzen wir den
ausführlichen Bericht bei Menander (fr. 6,1), der
den
Vertrag
im
Wortlaut
überliefert.
Rubin
1960, 366 ff; Blockley 1985, 54 ff. 92 Christensen
1944, 363 fF.
% Menander fr. 6, 1; 9, 1. Shahid 1995 I 1, 32 ff; Casey 1996. ** Tabari, Nóldeke 250. % Proc. BP. I 19.
% Schmidt 1942, 122ff. Hauptquelle ist Prokops , Vandalenkrieg'.
242
II. Die politische Geschichte
Hilderich, der eine probyzantinische Linie verfolgt hatte, war von den Vandalen
abgesetzt worden, weil er die Angriffe der Mauren nicht abwehrte. An seiner Statt war 530 der Urenkel Geiserichs Gelimer zum Vandalenkönig erhoben worden.”
Justinian warf sich zum Rächer Hilderichs auf. Widerstände am Hof gegen das Unternehmen überwand er durch den Hinweis auf die gottgefällige Bekämpfung
des Arianismus bei den Vandalen. Sogar Amalaswintha, die Gotenkönigin, glaubte im Sinne ihres Vaters Theoderich zu handeln, wenn sie Justinian gegen die Vandalen unterstützte.” Im Juni 533 stach Belisar mit 10000 Mann zu Fuß, 5000 Reitern, 6000 Bundes-
genossen und einer Garde von mehreren Tausendschaften in See. Prokop, der den
Feldzug begleitete, hat ihn beschrieben. Gelimer war durch den Maurenkrieg geschwächt und hatte seine Flotte mit 5000 Kriegern unter dem Befehl seines Bruders Tzazo nach Sardinien gesandt, wo der Statthalter Godas auf die Seite
Justinians getreten war.” Belisar fuhr über Methone,
Zakynthos und Syrakus
nach Africa und landete bei Caput Vada (Ras Kapondia). Bei Decimum, zehn Meilen südlich von Karthago, stießen die Heere am 13. September 533 aufeinander.'? Die Byzantiner ergriffen schon die Flucht, da verlor Gelimer über den Tod
seines Bruders Ammatas die Fassung. Nun griff Belisar nochmals an, und die Vandalen wurden geworfen.
Nachdem auch seine Flotte nachgekommen
war,
zog Belisar in Karthago ein. Gelimer sammelte seine Leute nochmals in Bulla Regia und gewann auch Mauren für seine Sache. Die vandalische Expeditionsarmee aus Sardinien kehrte zurück, und mit ihr zog Gelimer in Richtung Karthago. Bei Tricamarum, 30 km südlich von Karthago, kam es Mitte Dezember 533 abermals zur Schlacht. Gelimer
verlor seinen zweiten Bruder nebst 800 Mann und floh. Das Lager fiel in Belisars Hand, Frauen und Kinder der Vandalen gerieten in die Sklaverei. In Hippo Regius
erbeutete Belisar den Königsschatz. Gelimer verschanzte sich unterdessen auf der numidischen Bergfestung Papua. Belisar stellte ihm nicht nur Begnadigung, sondern auch die Erhebung in den Parriciat in Aussicht, falls er in den Dienst des Kaisers träte. Gelimer
hingegen
forderte von den Herulern,
die ihn belagerten,
nur ein Brot, weil ihn hungere, einen Schwamm, um seine Tränen zu trocknen, und
eine Leier, um sein Unglück zu besingen."" Anfang 534 mußte er sich ergeben, wurde von Belisar nach Byzanz gebracht und
mit seinen Verwandten in Galatien angesiedelt. Justinian hätte ihm auch jetzt noch den Patriciat verliehen, wenn er sich zur Orthodoxie bekehrt hätte.'? Mehrere
tausend gefangener Vandalen wurden ins ostrómische Heer eingereiht und an der Persergrenze stationiert. Wieso es den Byzantinern nach allen MiBerfolgen zuvor diesmal gelang, Africa zurückzugewinnen, hat schon die Zeitgenossen bescháftigt. Malchus (fr. 13) meinte, die Vandalen seien im angenehmen Leben der rómischen
Stadtkultur verweichlicht. ? Proc. BV. 19. Zur Datierung auf 530 statt
' Proc. BV. II 4; 6. Das Motiv deutet auf eine
auf 531 vgl. Schmidt 1942, 120.
poetische Quelle, vielleicht ein vandalisches Hel-
# Proc. BV. I 14,56. * Proc. BV. I 10,25 ff. 10 Proc. BV. [22,23. Die Lokalisierung ist strittig: B. Rubin 1995, 22; Evans 1996, 129.
denlied. 102 Chron. Min. II 104; 235; Proc. BV. II 9.
12.
Die Zeit Justinians (518/527—565)
243
Für seinen Sieg erhielt Belisar vom Kaiser einen „Triumph“ in Konstantinopel.'”
Dabei zeigte er dem Volk die zurückgewonnenen Tempelschätze
der Juden.
Titus hatte sie nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 nach Rom gebracht, sie
wurden im Triumph aufgeführt und danach im Templum Pacis aufbewahrt. Die Westgoten brachten einen Teil nach Spanien,'* Geiserich nahm den Rest 455 mit nach Karthago. Justinian sandte ihn nach Jerusalem zurück, wo er vermutlich 614 eine Beute der Perser unter Chosroes II wurde.'^
Justinian hat die africanischen Provinzen minutiösen Verwaltungsvorschriften unterworfen. Er ernannte 534 für Africa einen eigenen praefectus praetorio und, über ihm stehend, einen magister militum."* Die sortes Vandalorum wurden Fiskalbesitz, die katholische
Kirche
erhielt
ihre
Güter
zurück.
Donatisten,
Arianer, Juden
und
Heiden wurden enteignet, die Stämme im Hinterland von Lepcis Magna bekehrt.'” Die Kämpfe mit den Mauren gingen weiter. Der Druck der wiederhergestellten römischen Steuerordnung führte nach dem Abzug Belisars noch zweimal zu größeren Aufständen, unter Stotzas und Gontharis (Guntarith), bei denen überwiegend arianische Einheiten der Byzantiner mit den restlichen Vandalen und Mauren gemeinsame Sache machten. Insbesondere die zur Beute der Soldaten gewordenen
Vandalenfrauen werden von Prokop als Anstifter der Revolten genannt.'* Belisar hatte ihre Enteignung verfügt, die nun auch ihre neuen Männer traf. Die römischen Truppen standen zuerst unter dem Eunuchen Solomon," dann unter Germanus und Areobindus, Angehörigen des Kaiserhauses, und schließlich unter Johannes
Troglyta, dem Helden des Redners Corippus. Erst 551 war Africa wieder fest in byzantinischer Hand." Gleich nach der Unterwerfung Africas wandte sich Justinian Italien zu." Theo-
derich hatte sein Reich 526 seinem zehnjährigen Enkel Athalarich hinterlassen. Für ihn regierte seine hochgebildete Mutter, Theoderichs Tochter Amalaswintha."? Sie ließ die Anführer der gotischen Opposition umbringen, nahm den Titel „Königin“ an und suchte Unterstützung bei Justinian. Nach dem Tode Athalarichs am 2. Oktober 534 erhob sie den Sohn ihrer Vaterschwester Theodahat zum Mitregenten,
doch wurde sie selbst von diesem auf der Insel Martana im Lago di Bolsano gefangengesetzt und am 30. April 535 im Bade erstickt."" Abermals konnte Justinian als Rächer auftreten. Er ließ 535 durch Mundo" Dalmatien, durch Belisar Sizilien besetzen. Dann nahm Belisar Neapel und Rom. 105) Der Ruhm gebührte dem Kaiser: Mischa Meier 2002, 287. 14 Proc. BG. I 12, 41f; BV. 119.
508 Chron. Pasch. zum Jahr; Tabari bei Nôldeke 291; Christensen 1944, 451.
byzantinischen Afrika nach 533 bietet Charles Diehl 1896. Zu Justinians Festungen: Petrikovits 1976. m Wolfram
2001,
341ff;
Thompson
1982,
1% CT. 127,1. Stein 1949, 318 ff.
77 ff. Hauptquelle ist Prokops ‚Gotenkrieg‘. "2 Proc. BV. 1 14,5f; BG. 1 2; Jord. Get. 304;
107 Nov. Lust. 37; Proc. aed. VI 4.
Cassiodor
var.
19^ Proc. BV. 11 8,15; 14,8ff. Evans 1996, 134 f.
Wenskus,
Amalaswintha,
1® Dessau 831.
| 245 f; Sirago 1999. "* Jord. Get. 305 f; Chron. Min. I 333; IT 104. 14 Daß dieser Heermeister , Mundus" mit dem 505 von Theoderich unterstützten Bandenführer (rex) Mundo (s. II 11!) identisch ist, wird zu Unrecht von Martindale (PLRE. II 767; 111 903) be-
10 Hauptquellen sind Prokop BV. II 10 ff und das historisch ergiebige Lobgedicht des Afrikaπεῖς Corippus Johannis’. Zum
Beinamen Tro-
glyta: Jord. Rom. 385. Schmidt 1942, 144 ff; Shea 1983. Die umfassendste Darstellung des
XI 1, 6ff;
Chron.
in:
Min.
Hoops
{1 235.
2. Aufl.
244
Il. Die politische Geschichte
In Neapel kämpften vor allem die Juden gegen Ostrom, sie hatten sich aus Furcht vor der Katholisierungspolitik Justinians auf die Seite der toleranten Ostgoten gestellt. Theodahat leistete keinen Widerstand, sondern schickte 536 den Papst
Agapetus als seinen Gesandten nach Byzanz und suchte durch Verhandlungen seinen eigenen Vorteil." Nun erhoben die Goten an seiner Stelle 536 Witigis
zum „König der Goten
und Italiker“, einen als Krieger ausgezeichneten Mann aus dem Volk. Er ließ Theodahat
als Verráter tóten," zwang
Mataswintha,
die Enkelin Theoderichs,
zur Ehe und rief die gotischen Truppen aus Südgallien herbei, das damit an die Franken fiel. Darauf belagerte er Belisar 537/538 ein ganzes Jahr in Rom, mußte sich dann aber nach Oberitalien zurückziehen. Den gotenfreundlichen Papst Silverius ersetzte Belisar durch Vigilius; Silverius starb im Exil den Hungertod und wurde heiliggesprochen.'"
Witigis suchte Unterstützung bei dem Frankenkónig Theudebert. Der schickte zehntausend Burgunder, mit ihnen eroberte der Gote 539 Mailand. Die Mauern
wurden zerstört, die Männer getötet, die Frauen den Burgundern überlassen." Aber auch Justinian sandte neue Truppen unter dem Befehl des armenischen Eunuchen Narses, mit dem sich Belisar jedoch entzweite. Urn die Byzantiner im Osten zu binden, schickte Witigis eine Gesandtschaft nach Persien zu Chosroes I."
540 gelang es Belisar, Witigis in Ravenna einzuschließen. Während der Belagerung unterbreiteten die Goten Belisar das Angebot, ihn selbst als Oberherren Italiens anzuerkennen. Mataswintha soll damals verráterisch die Getreidespeicher von Ravenna angezündet und damit die Übergabe der Stadt beschleunigt haben. Nach dem Fall Ravennas nahm Belisar Witigis und Mataswintha gefangen, lehnte aber die ihm von den Goten angetragene Herrscherwürde ab." In Justinians Augen wäre das Hochverrat gewesen.
Damit war der Widerstand der Goten jedoch nicht erloschen. Eine Atempause verschaffte ihnen der abermals ausgebrochene Perserkrieg und die große Beulenpest,
die, wie alle Seuchen
aus dem
Orient kommend,
im Ostreich
seit 542
wütete."' Prokop (HA. 18, 44) meinte, die Hälfte der Menschheit sei umgekom-
men. 558 gab es eine zweite Epidemie, religiöse Massenhysterie und Endzeitängste folgten. Die Goten erhoben in Ticinum (Pavia) Hildebad, den Neffen des Westgoten-
kônigs Theudis, zum Nachfolger des Witigis und erneuerten das Angebot an Belisar, ihn als König der Goten und Italiker anzuerkennen. Belisar lehnte abermals ab
und segelte auf Geheiß des Kaisers mit seinen Gefangenen und dem gotischen Kónigsschatz nach Konstantinopel, um das Kommando gegen die Perser zu über-
zweifelt. Wolfram (2001, 321 u. 339f) und Croke, Chiron 1982 bejahen es. "5 ‘6 17 8
Proc. Proc. Proc. Proc.
BG. I 4fF; Cassiod. var. XII 20. BG. I 11. Rubin 1995, 101. BG. 111; 13; 1 19-1I 10. BG. II 12; 21; Chron. Min. II 106.
'5 Proc. BG. II 13; 22. 120 Chron. Min. II 106; Proc. BG. I1 28 Ob mit der Belisar angebotenen Würde das Kaiser-
tum des Westens (so BG. 11 29,18) oder das Königtum über Italiker und Goten (so BG. II 29,26) gemeint war, macht für Prokop keinen Unterschied. 1 Theophanes a. m. 6034; Proc. BP. II 22f; HA. 18,44.
72 Mischa Meier 2003 leitet weitgehende Wirkungen aus diesen Katastrophen ab.
12. Die Zeit Justinians (518/527-565)
245
nehmen. Witigis erhielt trotz seines arianischen Glaubens von Justinian den Rang eines patricius, seine Goten wurden ins Heer eingereiht."? Hildebad starb bereits 541 durchs Schwert, ihm folgte sein Neffe Totila,"* die
glänzendste Gestalt unter den Gotenkónigen seit Theoderich. Totila ließ eine Flotte bauen, nahm 543 Neapel ein und belagerte Rom. Als Belisar von der Perserfront zurückkam, konnte er nicht mehr verhindern, daß Totila am 17. Dezember 546
Rom eroberte." Dieses Ereignis bildet den Höhepunkt von Felix Dahns vielgelesenem Roman ‚Ein Kampf um Rom‘ (1877). Die byzantinische Besatzung floh, die Zivilbevölkerung soll auf 500 Menschen gesunken sein."* Nach dem Abzug der Goten erschienen die Byzantiner wieder, doch nahm Totila Rom 550 abermals, da die isaurische Besatzung, die keinen Sold erhalten hatte, die Tore öffnete.'”
In jenen Jahren wurden auch die merowingischen Franken zu einer Gefahr für Byzanz." Seit dem Tode Theoderichs 526 beherrschten die Söhne Chlodwigs (T 511) das noch heidnische Alamannien.'” 531 eroberten sie Thüringen, 532 Bur-
gund, und durch die Ehe Theudeberts mit der Langobardin Wisigarde, deren Volk das Gebiet der Rugier eingenommen hatte, geriet zudem der Ostalpenraum um 545 unter fránkische Kontrolle. Theudeberts befürchteter Versuch, gemeinsam mit den
Langobarden und Gepiden auf Konstantinopel zu ziehen, endete mit dem Tode des Franken 548 auf der Auerochsenjagd.'” Da Justinian den Belisar im Osten benótigte, ernannte er als neuen Heermeister für Italien Germanus (s.o.), der von väterlicher Seite mit dem Kaiserhaus ver-
wandt war, mütterlicherseits aus dem Senatorengeschlecht der Anicier stammte und mit Mataswintha, der Enkelin Theoderichs und Witwe des Witigis, verheiratet
war." Diese Verbindung hätte ihn als neuen Westkaiser und Gotenkónig zugleich legitimiert; möglicherweise hat Justinian damals eine Erneuerung des Westkaiser-
tums beabsichtigt." Die vor den Goten nach Konstantinopel geflohenen Emigranten könnten eine derartige Hoffnung gehegt haben. Sie wurde enttäuscht, als Germanus auf dem Zug in den Westen 550 starb." Der Sieg über die Goten gelang erst Narses."* Seine Armee — die Schätzungen reichen von 15 bis 30000 Mann - bestand zum großen Teil aus Germanen, überwiegend aus Gepiden und Herulern, daneben dienten ihm 5500 Langobarden.
Diesem Stamm hatte Justinian 546 Pannonien überlassen, um dem Vorstoß der Franken nach Südost einen Riegel vorzuschieben und die um Sirmium siedelnden Gepiden
zu zähmen.
Am 6. Juni 552 landete Narses, von Salona kommend,
in
Ravenna. Totila zog ihm mit seinen 15000 Mann von Rom aus entgegen. Bei ?
Proc. BG. I 30,2; III 1; Jord. Get. 313.
124 Chron. Min. II 106f; Proc. BG. III 2. „Totila“ schreiben die meisten literarischen Quellen, die Münzen nennen ihn „Badvila“ oder ähnlich
nach Campanien führen ließ. Roma ita fuit desolata, ut nemo ibi hominum nisi bestiae morarentur.
12? Proc. BG. Ill 36 f; Jord. Rom. 382. 1% Zöllner 1970, 74 fF.
(Kraus 1928, 187 ff), Jordanes (Rom. 379f) ver-
129 Agath. I 6f.
wendet beide Formen. Doppelnamigkeit ist nicht singulär: vgl. Feletheus/Feva, Thela/Okla.
50 Agath.
75 Proc. BG. III 20; Chron. Min. II 108. Wolfram 2001, 352 ff.
126 Proc. BG. HI 20,19. Nach Chron. Min. II 108 blieb Totila 40 Tage oder länger in der
Stadt, während
er die Bevölkerung
gefangen
Moorhead 51 Proc. ?? Proc. ders. Rom. 13 Proc.
14;
1994, BG. BG. 383. BG.
Greg.
Tur.
HF.
ΠῚ
20;
27.
152. III 39. ΠῚ 30, 25; 39,14; Jord. Get. 314; Wes 1967, 190. III 35, 9; 40,9.
'^ Lippold, Narses, RE. Suppl. XII 1970, 870889. Narses war ein Günstling der Theodora.
246
I. Die politische Geschichte
Busta Gallorum in Umbrien kam es zur Schlacht.'* Sie wurde durch die Langobarden entschieden. 6000 Goten fielen, Totila starb auf der Flucht.'* Die überlebenden Goten und Rugier erhoben Teja zum König, er fielam 1. Oktober 552 am Mons Lactarius (Monte Sant’ Angelo?) beim Vesuv. Letzte Widerstände in Cumae,
wo Tejas Bruder Aligern den gotischen Königsschatz verteidigte, in Lucca, Verona und Brescia waren 563 gebrochen.'”
Nachdem Narses 553 noch einen Einfall der Franken und Alamannen nach Oberitalien zurückgeschlagen hatte, ging er — meist in Rom residierend — an die Reorganisation Italiens.'* Gesetzliche Grundlage dafür waren die 554 von Justinian erlassenen „pragmatischen Sanktionen“.'” Darin bestätigte er die Verordnungen von Amalaswintha, Athalarich und Theodahat, hob aber die der späteren
Gotenkönige auf. Die Güter der Goten fielen an den Kaiser, das Land der arianischen Kirche kam an den Papst, den größten Grundherrn Italiens. Bezeichnend für
den Übergang vom Beamtentum zur Feudalität ist die Bestimmung, daß die Provinzialstatthalter künftig im Einvernehmen mit den Bischöfen aus dem Landadel genommen werden sollten. Die von den Goten weitergeführten Hofämter des Westkaisers verschwanden, nominell wurde der praefectus praetorio per Italiam höchster Verwaltungsleiter, doch behielt Narses als Heermeister und patricius die Zügel in der Hand. Er amtierte vierzehn Jahre, bis 568.“ Weniger erfolgreich war Justinians Versuch, auch Spanien
wiederzugewin-
nen." Schon 533 besetzten seine Truppen von Africa aus die Balearen und die Meerenge von Gibraltar. Im April 534 befahl der Kaiser dem Belisar, Septem (Ceuta) zu befestigen.'" 551 entstand ein Zwist unter den Westgoten, der Gegenkönig Athanagild rief Justinian zu Hilfe. Der Kaiser schickte 552 ein Heer unter dem Patricius Liberius. Athanagild wandte sich indessen 554 gegen die Byzantiner,
konnte aber Cordoba, Cartagena und Malaga nicht zurückgewinnen.“ Justinian unterstellte seine neuen Besitzungen einem magister militum Spaniae, der auch zivile
Befugnisse besaB.“ Um 625 gehörte Südspanien wieder den Westgoten. Während der Kaiser den Westteil des alten Imperiums zurückzuerobern suchte, -
gerieten die Donauprovinzen langsam, aber sicher unter die Herrschaft transdanubischer Völker. Lediglich kulturell blieb Byzanz einflußreich. Bulgaren und hunnische Kutriguren, Avaren und Slawen erschienen im Balkanbereich, einzelne Heere stießen vor bis an die Adria, bis zu den Thermopylen, bis unter die Mauern
von Thessalonike und Konstantinopel, so 539/540 und 550. Obschon die Hauptstadt durch die von Meer zu Meer reichende Lange Mauer," entsprechend der 1877 135 Chron. Min. 1 333. Zur Lokalisierung: Roisl 1981; ders. Tadinae, RE. Suppl. XIV 1974, 749—758. 1% Proc. BG. IV 29-32.
42 Proc. BV. 115,6f; CJ. 1 27,2.
41 Jord. Get. 303; Greg. Tur. HF. IV 8; Isidor Hist. Goth. 47.
Agath. I 8ff. Schilderung des Kampfes bei
44 CIL. 113420 von 589. Zwischen Justinian
Proc. BG. IV 33 ff; Paulus Diac. hist. Rom. XVII
und den Goten kam es zu einem Vertrag, dessen Dokumente mit dem Brand des Staatsarchivs
7. Zum Datum: Chron. Min. 1334. Zu überlebenden Goten: Schmidt 1943/72.
den
58 Agath. II 9; Dessau 832.
(chartophylakion) von Konstantinopel
zugrunde
gingen:
IX 229 =
Gregor
Magnus,
CC. Lat. 140 A p. 810.
1% CIC. III S. 799 ft.
49 Chron. Min. II 238.
Reg.
epp.
5 Proc. BG. Ill 38 ff. 1969,
Hé Sie war noch im 16. Jahrhundert sichtbar:
320ff; Claude 1970, 57fF; Vallejo Girves 1996;
©. G. von Busbeck, Vier Briefe aus der Türkei,
Garcia Moreno
1926, 33. S. o. I 11!
M! Stroheker
1965, 1999,
207ff;
Thompson
12. Die Zeit Justinians (518/527—565)
247
angelegten Tschataldscha-Linie, geschützt war, mußte Justinian 559 den Schmuck
aller Kirchen außerhalb Konstantinopels vor den Hunnen in Sicherheit bringen lassen. Gegen Zabergan, den Führer der Kutriguren, reaktivierte der Kaiser den alten Belisar, dem es gelang, die Hauptstadt zu retten. Dennoch war die Gefahr erst beseitigt, als der Kaiser durch Diplomatie und Subsidien die Hunnen zu spalten vermochte.'” Mit diesen Mitteln hat Justinian in seinen späten Jahren zunehmend das vernachlässigte Heer zu ersetzen versucht. Auch die über den Kaukasus drángenden Stämme wurden mit Geschenken zufriedengestellt.'^ Belisar ereilte das Geschick, das allen bedeutenden Feldherrn der Spätantike drohte. Er wurde 562 zum dritten Male einer Verschwörung verdächtigt, in Haft genommen und starb im März 565.“ Seine Güter wurden vom Kaiser eingezogen.
Der spätere Volksroman über Belisar hat den Sturz des Generals dramatisiert. Vom Kaiser geblendet, hätte Belisar sich sein Brot in den Straßen Konstantinopels er-
betteln müssen.'” Am 11. November 565 ist Justinian, vermutlich im 84. Lebensjahr gestorben. Die an Krebs erkrankte Theodora war ihm bereits am 28. Juni 548 vorausgegangen." Beide wurden in dem von Justinian errichteten Mausoleum an der erneuerten Apostelkirche bestattet. Der Grabbau Constantins war inzwischen besetzt. Die gesamte Anlage wich 1462 der Moschee Mehmeds des Eroberers, doch bietet San
Marco in Venedig ein Abbild der Apostelkirche."? Überlebende Kinder hatte das Kaiserpaar nicht."
Justinian hat den letzten Versuch unternommen, das Imperium Romanum wiederherzustellen. Er schmückte sich schon 533 mit den Siegerbeinamen Alamannicus, Gothicus, Francicus, Germanicus, Anticus, Alanicus, Vandalicus und Africanus.'“* Sie verraten seinen Anspruch. Das ironische Angebot Belisars an Totila, ihm die Insel Britannien zu überlassen, zeigt, wie man allenfalls die ultima Thula verloren
gab." Alles übrige wurde beansprucht. Wie die Spinne inmitten ihres Netzes (Rubin) hat Justinian alle Aktionen von Konstantinopel aus überwacht. Hätte er die Stadt verlassen, so hátte er den Kontakt zur gegenüberliegenden Front verloren oder gar mit einer Usurpation in der Hauptstadt rechnen müssen, wie er sie 532 trotz seiner Anwesenheit erleben mußte. Tatkräftig und umsichtig hat Justinian sein Ziel verfolgt. Gegen Ende seines Lebens hatte er das Kaisertum vom Euphrat bis zum Atlantik wieder zu Ansehen gebracht. Dennoch war der Politik Justinians im ganzen kein Erfolg beschieden. Trotz allem Römerstolz ging die Gräzisierung des Ostreiches unaufhaltsam voran. Perser und Syrer, Goten und Franken sprachen vom „griechischen“ Kaiser. Die außen-
politische Lage war weiterhin gespannt. Abgesehen von kurzfristigen Gewinnen bei Lazen und Sarazenen blieb die Perserfront unsicher. Hier hatte Justinian 4 Agath. V 14,8; V 15,7 ff; V 23 ff; Men. fr. 2. “ Agath. V 13,7; 15,2ff; Men. fr. 5;8.
152 Grierson 1962, 46; 405; Mango 1990, 54.
^* Theoph. a. m. 6057. 'w Tzetzes chil. III 339-348; Knós 1960. Der
5! Das Nachleben Justinians in Byzanz behandelt Prinzing 1986.
franzósische Belisar-Roman von Fr. Marmontel (1767) erlebte cine Gesamtauflage von 40000. '" Theoph. a. m. 6057; Malalas p. 484; Chron. Min.
II 202.
Müller-Wiener
4 CIC. I p. XVIII, 155 Proc. aed. 11 6,6; BG. II 6,28.
1977,
248
II. Die politische Geschichte
schwere Verluste hinnehmen müssen, und noch höhere Einbußen konnte er nur
durch ungeheure Goldzahlungen an die Sassaniden abfangen. Sein Nachfolger Justin II hat diese Tribute eingestellt, die Folge waren abermalige schwere Kriege.
Römer und Perser haben sich derartig gegenseitig zermürbt, daß die Araber dann leichtes Spiel hatten. 638 eroberten die Kalifen Jerusalem, 641 fiel Alexandria, 642
wurde das letzte persische Heer bei Nihavend zerschlagen. Die Rückeroberungen im Westen waren kurzlebig. Africa hat unter und nach Justinian keinen Aufschwung mehr genommen. Es gibt noch Ölexport und Bautätigkeit, das unter den Vandalen fortbestehende literarische Leben aber erlosch. Auch hier vollzog sich die Einbeziehung in den islamischen Machtbereich ohne große Kämpfe, als die Araber 647 im Maghreb auftauchten. 695 fiel Karthago. Italien hatte nach der Pax Gothica'* unter den Kriegern von Belisar und Narses zu leiden. Drei Jahre nach dem Tode Justinians erschien der Hauptpulk der Langobarden, verstärkt durch
20000
Sachsen,
diesmal nicht als Söldner des Kaisers,
sondern unter ihrem Kónig Alboin — angeblich durch Narses gerufen, mit dessen Regiment die Rómer unzufrieden waren." Sie nahmen das Land in Besitz und teilten es in 35 Herzogtümer auf.'* Kulturell standen die — überwiegend arianischen
— Langobarden tiefer als die Goten.'* Byzanz hielt noch einige Exklaven, so Rom und Ravenna,
und hier kam es zu einer kurzen kulturellen Nachblüte. In Ra-
venna entstanden die prachtvollen Kirchen Sant'Apollinare in Classe und San
Vitale,'^ gestiftet von dem Privatbankier (argentarius) Julianus, über dessen Geldquellen viel gerátselt worden ist." Die Apsismosaiken von San Vitale mit der Darstellung von Justinian und Theodora gehóren zu den eindrucksvollsten Kunstwerken der Spätantike. Justinians politische Möglichkeiten waren durch die großen, kaum steuerbaren Vólkerverschiebungen
seiner Zeit begrenzt. Die Landnahme der Germanen
im 5. Jahrhundert, der Slawen im 6. und der Araber im 7. Jahrhundert hat das byzantinische Restreich von drei Seiten eingekeilt, so daB es nur noch eine unter mehreren Mächten des Mittelalters darstellt, ohne freilich den Traum vom Orbis
Romanus aufzugeben. Die Abwehr der Perser im Osten und der Slawen auf dem Balkan’ wäre wohl erfolgreicher gewesen, hätte Justinian nicht, um seine Bauten und die Tribute bezahlen zu können, das Heer von 645 000 Mann auf 150000 Mann
verkleinert oder wenigstens seine Kräfte nicht im Westen verzettelt. Prokop (HA. 30,34) hat den „schlaflosen“ Justinian einen „mörderischen Dämon“ und „Menschenfresser“ genannt. Er meinte, der Kaiser habe das Reich zug-
runde gerichtet, indem er dessen Kräfte überforderte. Die Krise des 7. Jahrhunderts
hätte Prokop als Bestätigung empfunden. Die Kurzlebigkeit der Eroberungen spiegelt die Kurzsichtigkeit des Eroberers. Darum wird man Justinian nicht auf eine 156 Paulin. Pell. 303.
I? Paulus Diac. hist. Rom. II 6; Chron. Min.
10 Deichmann I 1969, 226 ff; 11 2, 1976, 47 ff. 1! Deichmann II 2, 1976, 21ff widerlegt die
] 337; II 238; Liber Pontificalis 110.
immer wieder geäußerten Vermutungen, in Ju-
158 Paulus Diac. hist. Rom. II 32. Die Zahl von 35 Stadtherrschaften bezweifelt Schmidt 1941, 596.
lianus einen staatlichen oder kirchlichen Amts-
'? Jarnut 1982. Alboin hat sich aus dem Schädel des von ihm getóteten Gepidenkónigs Kunimund eine Trinkschale Diac. hist. Rom. I 27.
machen
lassen,
Paulus
träger zu schen. '? Ostrogorsky 1978; Lilie 1985, 9.
3 Agath. V 7.
1963, 60f; 68f; Weichmann
12. Die Zeit Justinians (518/527—565)
249
Stufe stellen kónnen mit Alexander, der den Orient hellenisiert, oder mit Caesar,
der den Okzident romanisiert hat. Justinian steht ebenso unter Augustus, der das Kaisertum
begründet,
und
unter Constantin,
der das Christentum
zum
Siege
geführt hat. Die Zukunft gehórte nicht der justinianischen Reichsideologie, nicht dem allumspannenden rómischen Weltstaat, sondern Theoderichs Konzept einer dynastischen Synthese der rómisch-germanischen Völker, dem nachantiken Staatensystem Europas.
Innenpolitisch ist Justinian an der Glaubensfrage gescheitert, die ihn seit 542 zunehmend bescháftigte.^' Der Kaiser empfand, so wie Constantin und Theodosius
zuvor, einen göttlichen Auftrag, reichsweit die Rechtgläubigkeit durchzusetzen. Die Ausbreitung des monophysitischen Christentums kann ihn kaum erfreut haben. Die Monophysiten in Ägypten, Syrien und Armenien ließen sich weder im Guten noch im Bósen zur Orthodoxie von Chalkedon bekehren, die Opposition
gegen den Patriarchen von Konstantinopel war so stark, daß gegen ihn später selbst die Moslems als Bundesgenossen in Frage kamen. Das universale, katholische Prin-
zip der Einheit war weder politisch noch religiös durchzusetzen. Justinians weitreichende Wirkungen liegen in seinen großen Kirchenbauten, in seiner Förderung der Seidenindustrie (s. III 3) und in der Befruchtung der Rechtswissenschaft durch das ‚Corpus luris Civilis‘. Das freilich war im wesentlichen ein
bloBes Sammelwerk. Dennoch verdankt der Kaiser dieser Tat seine Nennung in
Dantes ,Góttlicher Komödie‘. Im sechsten Gesang des ‚Paradieses‘ wird Justinian gerühmt dafür, daß sein Gesetz die Mitte halte zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig.
Dante sieht die Geschichte des Reichs als Flug eines Adlers, der die
Zeiten überspannt, der Römertum und Christenglauben zu einer einzigen Weltzeit verbindet.
4
Brown
1995 Kap. 7.
II]
DIE INNEREN
1.
VERHÄLTNISSE
Der
Staat
Das spätrömische Imperium war staatsrechtlich keine Neuschópfung.' Die Zeitgenossen haben die Reformen wohl wahrgenommen, die Diocletian im Hofzeremoniell, Constantin in der Religionspolitik durchgeführt hat, doch haben sie des-
wegen
den spätantiken
Dominat
nicht im Sinne Mommsens
als neuartiges
Staatswesen begriffen. Sie hatten auch keinen Grund dazu, denn die älteren römi-
schen Gesetze galten weiter und wurden durch die Kodifikation Justinians sogar erneut eingeschärft. Darum kann eine Darstellung des spätrömischen Staatswesens nur die Besonderheiten hervorheben,
ungeachtet der zahlreich fortbestehenden
Traditionen.
Das Imperium der Kaiserzeit enthält römisch-republikanische, hellenistischorientalische und diverse regionale Komponenten. Die schon während des Princi-
pats geschrumpfte Bedeutung der alten republikanischen Einrichtungen ging in der Spätantike weiter zurück. Die Magistraturen wurden nach wie vor besetzt, das Konsulat
stand sogar in höchstem
Anschen,
doch
waren
es reine
Ehrenämter geworden, für welche die Geehrten teure Spiele zu geben hatten. Der Senat von Rom war nun weniger für die Verfassung als für die Gesellschaft von Belang und wird hier daher unter dieser abgehandelt (s. III 2 a). Der Senat von
Konstantinopel besaß indessen durch seine Nähe zum Kaiser eine gewisse Mitsprache bei den Staatsgeschäften (s. III 4 b). Schon seit der späten Republik macht sich ein hellenistisch-orientali-
scher
Einfluß
auf die politische Kultur Roms bemerkbar. Diese Strömung
hat sich im Verlauf der Kaiserzeit verstärkt. Sie kommt zum Ausdruck einerseits
in der charismatischen Überhöhung des Kaisers, andererseits in der Ausbildung einer komplizierten Bürokratie, in der die Berufsbeamten gegenüber den Honoratioren an Zahl und Macht gewannen. Die diocletianisch-constantinischen Reformen bilden einen wichtigen Schritt in diesem Prozeß.
Die regionale Eigenständigkeit der Reichsteile dauert an in den Provinziallandtagen, die nach dem Vorbild der hellenistischen Konzilien ausgestaltet worden waren (s. III 4 c). Das Versagen der Zentrale aktivierte örtliche Selbsthilfe. Die Autonomie der Städte, jene glorreiche Errungenschaft der Griechen, ist niemals
beseitigt worden, wenngleich der Handlungsspielraum der städtischen Behörden schrumpfte. Wo sie verschwanden, trat der kaiserliche defensor oder der Bischof als
Stadtherr in Erscheinung (s. III 6 c). ! Zum spätrömischen Staatsrecht: Mommsen
2 Mommsen (1893/1974, 279) über den Domi-
1893/1974, 275 ff; L. M. Hartmann 1913; Jones 1964, 321 ff; Chastagnol 1982, 159 ff.
nat: „Neu ist darin so zu sagen alles.“ Zum Problem von Kontinuitát und Periodisierung s. u. IV 2!
1. Der Staat — a) Der Kaiser
251
Als Bezeichnung für den Staat’ verwenden die Quellen neben imperium Romanum (Amm. XV 8,7; 10,2) weiterhin res publica
(Amm. XVII
13, 31), res Romana
(Amm. XVI 12,17), regnum (Chron. Min. II 76; 86), status Romanus (Aurel. Vict. 24,9; 39,48; Salv. GD. V 23) und status publicus (Sidon. ep. I 11,15), wahrend die
Formel für den Souverän Senatus populusque Romanus (SPQR) noch auf Ziegeln des Diocletianspalastes in Spalato und auf dem Constantinsbogen (Dessau 694) begegnet. Unter Justinian werden die beiden Reichsteile unterschieden, so Marcellinus Comes zu 379 Orientalis res publica, zu 392 Occidentale imperium, zu 424 Occidentale
regnum, zu 454 Hesperium regnum etc. (Chron. Min. II 60ff).
a) Der Kaiser Quellen: Die Quellen zum spätantiken Kaisertum sind weitgehend identisch mit denen zur allge-
meinen politischen Geschichte, denn entsprechend der monarchischen Verfassung waren die Kaiser die wichtigsten unter den handelnden Personen. Die häufigen charakterisierenden Bemerkungen der Geschichtsschreiber,
bei Ammian
insbesondere
in der Form
von
Nekrologen
(dazu
Seager
1986,
105 ff), bringen zugleich zum Ausdruck, was man von einem Kaiser erwartete. Zur Selbstauffassung der Kaiser sind die einleitenden Worte der Gesetze wichtig. Sie tragen oft programmatischen Charakter und stellen die einzelnen Maßnahmen in den Zusammenhang der kaiserlichen Amtsführung im allgemeinen. Da die Gesetze der Codices nur verstümmelt überliefert sind, müssen die ideologisch-rhetorischen Passagen den Novellen und den sirmondianischen Konstitutionen entnommen werden. Die Ideologie dieser Quellen hat H. Hunger 1964 untersucht und in einen weiten historischen Rahmen gestellt. Neben den Gesetzessammlungen bieten die Kaiserbriefe bei den Kirchenvätern und in der Collectio Avellana‘ sowie zahlreiche Inschriften AufschluB. Constantins literarische Hinterlassenschaft präsentiert Silli 1987. Der umfangreichste Nachlaß stammt von Julian. Halboffiziellen Charakter haben die Paneg yriken, die teils in Prosa, teils in Versen auf die Kaiser gehalten wurden. Dazu gehören die elf spätantiken Reden im Corpus der ‚Panegyrici Latini', die Jugendreden Julians, die Kaiserreden von Themistios und Libanios, Priscian und Procopius von Gaza, die Gedichte von Claudian, Merobaudes und Sidonius Apollinaris. Es ist nicht anzunehmen, daß die Redner Dinge ausgesprochen haben, die der Auffassung des Herrschers zuwiderliefen. Claudians (VIII) Gedicht auf das vierte Konsulat des Honorius 398 liest sich wie ein Fürstenspiegel. Die kritische Rede des Synesios ‚De regno' ist - wenn sie überhaupt in der überlieferten Form gehalten worden sein sollte — ein πολιτικὸς λόγος (Plut. mor. 803 A; 837 B). Das Herrscherbild der Lobredner behan-
deln Straub 1939 und Burdeau 1964. Das christliche Kaiserideal beschreiben Augustin (CD. V 24) und Agapetos.
Für alle zeremoniellen Fragen besitzen wir die reichhaltige Sammlung, die Kaiser Constantin VII Porphyrogenitus vor seiner Alleinherrschaft, vor 945, angelegt hat. Sein Zeremonienbuch
(De
caerimoniis aulae Byzantinae) überliefert gutes Material zu Thronerhebungen, Krónungen, Hochzeiten, Empfängen, Festen, Bestattungen usw. Die literarischen und archäologischen Quellen hat Alföldi 1934/70 zusammengestellt und interpretiert. Unentbehrlich für die ihres offiziellen Charakters wegen wichtigen Konsulardiptychen ist Delbrueck 1929. Problematisch ist der Versuch von I. Ziegler (1903), die Königsgleichnisse des Midrasch als Quelle für die Kaiserreprásentation heranzuziehen.
Im Vorwort zu seinem 47. Nachtragsgesetz von 537 blickte Justinian zurück auf die Geschichte der res publica Romana. Sie sei von „König“ Aeneas gestiftet worden, erneuert von dem Stadtgründer Romulus und dem Gesetzgeber Numa und zum dritten Male begründet von „Caesar dem Großen“ und „Augustus dem Frommen“. ‘ Zum
spätrömischen
Staatsbegriff: Suerbaum
1977.
252
HI. Die inneren Verhältnisse
Weder der Anfang der Freiheit in der Republik, noch der Beginn des StaatsChristentums durch Constantin treten hier in Erscheinung. Das spätrömische Kai-
sertum begriff sich als die bruchlose Fortsetzung des Principats, der Republik und des Königtums. Schon manche der Zeitgenossen haben indessen geglaubt, daß sich das Kaisertum in der Spätantike tiefgreifend gewandelt hätte, indem Diocletian das persische
Hofzeremoniell übernahm und Constantin die altrömische Religion aufgab.' Unter
den neueren Forschern hat insbesondere Mommsen den Einschnitt herausgestellt.’ Mommsen betrachtete den Princeps als Magistrat und den Principat als Dyarchie, als konstitutionelle Zweiherrschaft von Kaiser und Senat auf der Grundlage der Volkssouveränität. Der diocletianische Dominat war für Mommsen hingegen ein orientalisches Gottkaisertum, das dann in den absolutistischen Caesaropapismus hineinführte. Dominus est, cui est servus, heißt es bei Isidor (etym. II 29,14). Insofern
war der Übergang vom Principat zum Dominat für Mommsen ein tieferer Bruch als der von der Republik zum Kaisertum. Diese
Auffassung
Mommsens
hat
sich
nicht
durchgesetzt,‘
obschon
sie for-
schungsgeschichtlich einfluBreich war.‘ Sie wich der Erkenntnis, daß sich der Über-
gang vom Principat zum Dominat in einer langen Entwicklung vollzogen hat, wobei
einzelne
absolutistische
Elemente
schon
früh,
einzelne
republikanische
Züge noch spät begegnen und der Herrschaftsstil nicht nur durch die jeweilige Epoche, sondern ebenso durch den Charakter der einzelnen Kaiser geprägt war.
Der Grundgedanke des neuzeitlichen
Absolutismus,
wie er etwa bei Thomas
Hobbes im ,Leviathan' (II 26) formuliert ist, stammt aus dem ‚Corpus luris' Justi-
nians und geht zurück auf den Rechtsgelehrten Ulpian (T 228): princeps legibus solutus est — der Kaiser ist den Gesetzen nicht unterworfen.‘ Unter leges sind hier im ursprünglichen Sinne die im Zusammenwirken von Magistrat und Volksversammlung oder Senat erlassenen leges rogatae gemeint. Den Anlaß für die Befreiung
lieferten die Ehegesetze des Augustus. Den diskriminierenden Auflagen für kinderlose Senatoren haben sich die Kaiser, die zwar Senatoren, aber selbst oft genug
kinderlos waren, natürlich nicht unterworfen. Solche Befreiungen galten bis Vespasian nur für einzelne Gesetze,’ wurden dann aber generalisiert. Marc Aurel und
Septimius Severus schrieben oft: licet legibus soluti sumus, attamen legibus vivimus. Severus Alexander wiederholte dies.’ ! Das spätantike Kaisertum ist schwer aus der politischen Geschichte herauszulósen. Fergus Millar beschließt sein Buch ‚The Emperor in the Roman World' (1977) mit 337. Ausführliche Studien haben die zeremoniellen und ideologischen Aspekte erfahren: Dvornik 1966; 611 ff; Kolb 2001. Alfóldi (1934/70) sieht die spätantike Herrschaftssymbolik im Zusammenhang mit der vorangegangenen
rómischen,
Treitinger (1938/
56) mit der nachfolgenden byzantinischen Zeit.
?* Mommsen, Staatsrecht II 2 S. 749; 760; 843. Ders., AbriB
1893/1974,
148ff (der Princeps als
Magistrat); 279f (der spätantike Kaiser als ab-
soluter Herr in der Art des Perserschahs). DaB der Kaiser schon im frühesten Principat domine angeredet, noch im spätesten Dominat als princeps bezeichnet Mommsen.
wurde,
wußte
natürlich
auch
* Dagegen etwa Bleicken 1978. * Ein letzter Vertreter der republikanischen
Zum Gesamtbild: EnBlin 1954; Taeger 1956; Kolb in: Paschoud/Szidar 1997, 35 ff; Martin l.c. 47ff: McCornick in CAH. XIV 2000, 135ff.
Deutung des Principats: Castritius 1982.
Zum Privatleben der Kaiser insgesamt: Demandt 1997; zur Spätantike: Monica Staesche 1998.
244 2. 22ff. ? CIC. Inst. 11 17,8; CJ. VI 23,3; Cassius Dio
* Dig. 1 3,31.
* So die ,Lex de Imperio Vespasiani': Dessau
1. Der Staat — a) Der Kaiser
253
In der Spätantike galt der Satz, daß der Kaiser über den Gesetzen stehe, unverändert.’ Dennoch stand er nicht über dem R echt, denn er ist νομοφύλαξ. Constantin
verfügte: Contra ius rescripta non valeant, und Julian hat sich gelegentlich demonstrativ selbst eine Geldbuße auferlegt, wenn er einen Rechtsanspruch verletzt hatte. Sein heidnischer Freund Libanios vertrat die Ansicht, auch ein Kaiser sei dem Recht verpflichtet und dürfe nicht tun, was er wolle.’ Ebendies bestimmt auch ein ErlaB
von 384, der demjenigen Strafe androht, der ein gesetzwidriges Kaiserreskript erschleicht." 429 heißt es in einem Gesetz Galla Placidias: „Es ziert den Kaiser, wenn er sich
selbst durch die Gesetze gebunden erklärt, denn unsere Autorität hängt ab von der Autoritát des Rechts. Die Unterwerfung unter die Gesetze ist mehr als die impe-
riale Gewalt des Kaisers." Selbst der allmáchtige Justinian hat zuerst die gesetzliche Grundlage
geschaffen, bevor er die Schauspielerin Theodora
heiratete." Gegen
jeden staatlichen Beamten und jede staatliche Maßnahme war ein Einspruch des Bürgers móglich, ebenso gegen ein als rechtswidrig vermutetes Kaiserreskript."
Über dessen Rechtmäßigkeit hatte dann natürlich doch der Kaiser zu befinden. Über ihm stand kein irdischer Richter." Das Paradoxon ist klar: Wenn der Kaiser sich an die Gesetze bindet, so tut er dies nach
eigenem
Ermessen,
aus einer moralischen
Verpflichtung
heraus,
die nicht
einklagbar ist. Um so eindringlicher wurde sie von den Lobrednern vor Augen gestellt, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit — im Schnitt sechsmal jährlich - am Kaiser jene Eigenschaften priesen, die er habe, weil er sie haben sollte." Ammian (XXV 4) verwendet im Nekrolog auf Julian den Katalog der Kardinaltugenden temperantia, prudentia, iustitia, fortitudo, ergänzt durch scientia rei militaris, felicitas atque
liberalitas. Das Idealbild des Herrschers ist das traditionelle.” Stein- und Münz-
inschriften rühmen den Kaiser als restitutor rei publicae, als conditor atque amplificator totius orbis Romani, als triumphator omnium gentium, als fundator pacis und feiern seine providentia, scine aeternitas, seine virtus und seine Bildung." Die Kirchenváter rühm-
ten unter den Herrschertugenden die rechtgläubige Frömmigkeit und die Demut
gegenüber den Geistlichen." Die Funktionen
des spätrömischen Kaisers waren im wesentlichen dieselben
wie zuvor. Der Kaiser verkórperte den Staat. Er war als alleiniger imperator oberster Heerführer und beteiligte sich aktiv an Wehrübungen." Er entschied über Krieg und Frieden, verhandelte mit fremden Fürsten und schloß Verträge, er ernannte die
Offiziere und Beamten," beantwortete Eingaben durch rescripta und responsa, oder 53,18,1
hat das in die Zeit des Augustus
zu-
* D. Simon 1984. * CTh.
12.2;
Julian
i CIL. VIII 1179; 2572; 4326; 7006 f; Dessau
690; 780; 804 etc. Straub 1939; Nixon/Rodgers 1994; Raeck 1998.
rückprojiziert. Misop.
337 A;
356 D;
Amm. XXII 7,2; Lib. or. 50,19. » CJ. I 16. " CJ. 114,4; V 4, 23. 12 CTh. 1 2, 2: CJ. I 19, 7. 3 Agap. 27. M Zur spätantiken Panegyrik: Portmann 1988;
Nixon/Rodgers 1994; Whitby 1998; s. 1 2! 5 Demandt 1993, 139ff; 277.
" Eus. VC. pass.; Ambr. De obitu Theodosii;
Aug. CD. V 24.
18 Demandt, Privatleben 1997, 161; s. III 1 d!
? Bei der Beamtenernennung gab es oft Fehlgriffe, Ammian tadelt sie immer wieder. Den Zeitgenossen war Kritik verboten: disputari de principali iudicio non oportet: sacrilegii. enim. instar est dubitare, an is dignum sit, quem elegerit imperator: CTh. 16,9 von 385.
254
III. Die inneren
Verhältnisse
libelli, war der höchste Richter und der alleinige Gesetzgeber.” Gute Kaiser wie
Julian widmeten sich der Rechtsprechung intensiv. Der Kaiser vergab an Fremde das Bürgerrecht, an Bürger Ämter, Ränge und Würden, namentlich Konsulat und Patriciat, setzte die Steuern fest, verteilte Spenden und Gehälter und trug für alles,
was im Reich geschah, die letzte Verantwortung. Die Führung im Felde überließen die Kaiser nach Theodosius zumeist ihren Heermeistern; man erzählte sich sogar,
daß Theodosius dies seinen Nachfolgern gesetzlich auferlegt habe.”” Maiorians erfolgloser Zug nach Spanien 460 führte zum Sturz des Kaisers durch seinen Heermeister (s. II 10).
Der Kaiser entschied über Anwendung, Auslegung und Inhalt des geltenden Rechts. Quod principi placuit, legis habet vigorem, heißt es bei Ulpian, „was der Kaiser beschließt, hat Gesetzeskraft“.” Die lex data war ein altes Recht des Magistrats,
das nun allein dem Kaiser zustand. Ulpian leitete es her aus der (erst später so
genannten?) lex regia, aus den Vollmachten, die Volk und Senat Augustus übertragen hatten, und die dann jeweils an den neuen Kaiser weitergereicht wurden." Sie enthielten neben dem imperium proconsulare (maius), der tribunicia potestas und den
übrigen genau benannten Vollmachten eine Dispositionsklausel für besondere Fälle („und was sonst noch zum Nutzen des Staates dient, darf er verfügen“), die schlieB-
lich alle Einzelrechte überflüssig machte. Der kaiserliche Absolutismus ist mit dem altrömischen Prinzip der Volkssouveränität vereinbar, insofern der Kaiser von Volk
und
Senat
als Träger des
Imperiums und der Potestas eingesetzt worden ist. Justinian hat diese Prinzipien in sein ‚Corpus luris' übernommen. Er meinte, daß die Rechte von Senat und Volk zum Wohle des Staates an die Kaiser gekommen seien,” doch begründete er seine
Stellung über den Gesetzen zugleich mit einem hellenistisch-christlichen Gottesgnadentum, das den Kaiser als lex animata, als νόμος ἔμψυχος, als lebendiges Gesetz
ausgab. Er sah darin noch nicht den Widerspruch, den das Mittelalter darin entdeckte.^ Während des Principats waren die Gutachten der Rechtsgelehrten eine eigenstándige Rechtsquelle. Sie versiegte im 3. Jahrhundert und ist in der Spátantike verschwunden. Mit Aurelius Arcadius Charisius unter Diocletian erlosch das
lebendige Juristenrecht für tausend Jahre." Die áltere Literatur wurde in Auswahl durch das Zitiergesetz und die Digestenkompilation kanonisiert. Insofern nichts Neues mehr zuwuchs, gewann die kaiserliche Entscheidung an Einfluß.”
Nachdem sich noch Diocletian am klassischen Recht orientiert hatte, erfolgte
unter Constantin der Übergang zum V ulgarrecht." Der Text der Gesetze verlor seine begriffliche Schárfe, rhetorischer Schwulst verdunkelt nun den Gedanken,
moralische Ermahnungen und Drohungen treten an die Stelle exakter Regeln. 2° Julian 365 D. Corcoran 1996, 43 ff. 2 Amm. XXII 10. 22 Lydos mag. II 11.
27 Liebs in: Sallmann 1997, 217. 22 Jones 1964 III, 3 datiert Charisius in die Zeit vor 307, jedenfalls nicht nach 331. Zitiergesetz:
? Dig. I 4,1. Harries 1999; Mathisen 2001.
CTh.
24 Dessau 244. 25 CIC. Inst. I 2,6; Nov. lust. 62 pr. 26 Nov. 105, 4. Zur Ideengeschichte der lex ani-
mata: Hunger 1964, 117 ff; Dvornik 1966, 245ff u. pass.
14,3; s. II 9! Digesten: s. II 12!
29 Wieacker 1955; ders. 1963; ders. 1964; Jones 1964, 470ff; Kaser, Vulgarrecht, RE. IX A 2; 1967, S. 1283f; Liebs in CAH. XIV 2000, 238 ff.
1. Der Staat — a) Der Kaiser
255
Dieser Verlust an Präzision und Differenzierung wurde in Kauf genommen zugunsten breitenwirksamer Eindruckskraft, wie sie gleichfalls hinter dem aufgebauschten Zeremoniell steht. Daß die kaiserlichen Verordnungen großenteils ignoriert wurden, ergibt sich aus den zahlreichen Wiederholungen und den Bekräftigungen,
daß die Gesetze zu befolgen seien.” Die Nachfolge im Kaiseramt unterlag keinen festen Regeln. Gemäß der republikanischen Tradition übertrug der Senat im Namen des Volkes dem neuen princeps
seine magistratischen Befugnisse. Diese Legitimation hat schon im 3. Jahrhundert an Bedeutung verloren." Nur Julian hat dem Senat seine Erhebung noch angezeigt,” doch blieb dies eine nostalgische Geste. In Konstantinopel spielte der Senat seit dem Ende der theodosianischen Dynastie wieder eine gewisse Rolle (s. III 2a).
Nach dem Tode von Marcian 457 ernannte er den Offizier Leo, den der mächtige Heermeister Aspar vorgeschlagen hatte (s. II 11). 518, nach dem Tode des Anastasius, erreichte Justinus seine Anerkennung durch die Garnison Konstantinopels und den dortigen Senat (s. II 12). Er meldete dem Papst seine — angeblich zunächst
verweigerte — Thronbesteigung, die er der heiligen Trinität, den hohen Hofbeamten, dem Senat und dem Heere verdanke - dies erscheint zuletzt." Im Westen scheint die zweite, endgültige Kaisererhebung Maiorians 457 einem Senatsbeschluß
zu folgen (s. I1 10). Am 11. Januar 458 richtete ben an den Senat und setzte eigenhändig (manu simos et florentissimos per multos annos bene valere, Sonst fiel dem Senat in der Bestátigung des
der Kaiser ein ehrerbietiges Schreidivina) darunter: optamus vos felicissanctissimi ordinis patres conscripti." neuen Kaisers eine eher dekorative
Rolle zu. Das entscheidende Wort lag beim H eer," das der Idee nach, so wie die alten Centuriatskomitien,
das Volk in Waffen
darstellte. ,,Den Kaiser macht das
Heer“, heißt es in einem Brief des Hieronymus (ep. 146) aus der Zeit um 400. Diese Regel ist um 1150 ins ,Decreturn Gratiani' (c. 24 D. 93) übernommen und damit für das mittelalterliche Kirchenrecht - freilich nicht für die Praxis — verbindlich geworden. Die Kompetenz des Heeres trat bei Vakanzen in Erscheinung, so nach dem Tode von Julian 363, von Jovian 364 und dem von Valentinian 375.
Das in der Ausrufung durch das Heer anerkannte Prinzip der Volkssouveränität wurde mit dem Gottesgnadentum (s. u.) so versöhnt, daB die Stimme des Volkes als die Stimme Gottes gedeutet wurde. Dieser Gedanke war nicht neu, er ist schon bei Homer und Hesiod bezeugt, Marc Aurel und Themistios vertraten ihn.” Er ist
gleichfalls ins christliche Mittelalter übergegangen.” Bei der Auswahl dynastiefremder Thronkandidaten gab niemals die soziale
Herkunft
den Ausschlag.” Diocletian soll als Sklave geboren sein, alle seine
Mitregenten stammen aus kleinsten Verhältnissen und haben sich in der Armee hochgedient. Jovian, Valentinian, Theodosius, Maximus und Maiorian im Westen
waren Offiziere und meist auch Söhne von solchen. Dasselbe gilt im Osten für * CTh. 11,2; CJ. I 18,12. # Dessau 244. Im 3. Jh. zeigte noch Aemilian
seinen
Regierungsantritt dem
Senat an: FHG.
3 Die Heeresversammlung handelt comitiorum — specie (Amm. XXVI 2,2; Symm. or. 3,4f), sie ist
ein castrensis senatus (Symm. or. 1,9). Straub 1939,
IV 193. Mit Probus erlosch die Sitte: Aur. Vict. — 7ff. 37. ὁ Homer Od. III 215; Hesiod op. 763 ( Cass. 2 Amm.
XXI
10,7 mit Szidat z. St.
Dio 72,3,3; Themist. or. 6,73c.
" Collectio Avellana ep. 141.
F Treitinger 1938, 9; 34.
* Nov. Maioriani I.
* Lib. or. 18,7.
256
III. Die inneren Verhältnisse
Marcian, Leo, Anastasius und Justin. Letzterer war als entlaufener Bauernbub nach
Konstantinopel gekommen und hier in die Palastwache eingetreten. Daß ein reicher Senator wie Petronius Maximus 455 oder Anicius Olybrius 472 einmal vorübergehend Kaiser wurde, blieb selten.
Die meisten Kaiser stammten aus den Donauländern. Schon im 3. Jahrhundert spiegelt sich darin die Bedeutung des Balkanraumes für die Rekrutierung
allgemein. Der Spanier Theodosius bildet eine Ausnahme. Versuche von Germanen, Kaiser zu werden,
sind gescheitert, so Magnentius
353, Silvanus 355
und
Johannes 425." Arbogast, Stilicho und Rikimer im Westen und Aspar im Osten haben sich mit der Position eines dynastisch gesicherten Generalissimus begnügt. Anscheinend war die Vorstellung eines Barbaren auf dem Kaiserthron unpopulär.“
Im Falle von Rikimer und Aspar bot auch deren arianisches Bekenntnis einen Hinderungsgrund. Mehrfach wollten diese Heermeister indessen ihre Söhne zur
Thronfolge bringen, so Aspar und Odovacar. Schon Stilicho wurde das vielleicht nicht zu Unrecht nachgesagt.“ Gewöhnlich wurde die Auswahl
des neuen Kaisers durch den amtierenden
getroffen. In der Theorie wählte dieser den tüchtigsten aller möglichen Kandidaten." Claudian (VIII 215 ff) betont stolz, daB anders als bei den Persern die dynastische Herkunft nicht das einzige Kriterium sei, die Römer forderten auch virtus. Wie wenig aber dieses Kriterium wog, zeigt sich darin, daß niemals ein Kaiser einen
anderen Kandidaten als den eigenen Sohn, sofern er einen hatte, für den würdigsten befunden hat. Hatte er keinen, so verband er — so zuletzt Justin — Designation und
Adoption. Das haben schon Caesar und Augustus getan. Euseb (VC. 19; 21) bezeichnete die Vererbung der Kaiserwürde als ein „Recht der Natur“, Lactanz (MP. 26,6) spricht von einem ius hereditatis. Diese allgemein
verbreitete Ansicht" vertraten ebenso die Hofjuristen unter Justin und Justinian: Das Erbrecht sei bei allen Völkern anerkannt, bei Römern, Persern und Barbaren.“ Als Caesar wünschte Julian dem Constantius einen Thronerben; sobald er aber
selbst Kaiser geworden war, lehnte er den gleichlautenden Rat seiner Freunde ab, angeblich um dem Staat degenerierte Herrscher zu ersparen.“
Die Familienpolitik lag nicht nur im Interesse des jeweiligen Kaiserhauses. Auch die Truppen dachten so und fragten selbst bei einem dynastiefremden Kandidaten nach dessen Vater.“ Dementsprechend wurde dem Sohn des alten Kaisers
stets der Vorzug vor allen anderen Kandidaten gegeben. Der Stand der Mutter spielte daneben keine Rolle, Söhne von Konkubinen wurden gleichrangig behandelt, wie die Mütter von Constantin und Crispus erweisen.“ Gleiches gilt für die Julian 33 D;
Amm.
XV 5,16;
Nic. Call.
XIV 7 = PG. 146 S. 1076.
# So das Wort Aspars beim Tode Marcians 42 Tac. hist. 115; Plin. Paneg. 7. 2. 4 Ovid., Met. ΧΙ 834 ff; Tac. hist. 1 16; Sue10; ders. Vespasian 25; Dio LXI
1,
1; Herodian I 5, 5; SHA. Marcus 19, 8; dies. Tac. 14, 1;
Paneg. VIL 2.2;
Julian
paneg. 93. Flaig 1992, 174 ff. 4 Proc. BP. I 11,18.
401;
zu
Valentinian:
Epit.
45,3;
Amm.
XXX
7,3 S. 11 6! Auch Theodosius verdankt seine Erhebung dem Ansehen seines Vaters: Demandt,
MGH. AA. XII 425, s. II 11! *! Soz. IX 4,7.
ton, Claudius
** Julian 77 C; 275 C; Lib. or. 18,181. * Zu Jovian: Amm. XXV 5,4; Suidas, lota
334 D;
Ennod.
mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 601 f.
© Versuche einer dynastischen Legitimierung begegnen ebenso bei Usurpatoren. Procopius hat 365 seine Verwandtschaft mit der Familie Julians. Maximus 383 die (angebliche) mit Theodosius herausgestellt. Constantin ΠῚ warb mit seinem Namen. Der Fall Procops lehrt, daß auch die
1. Der Staat — a) Der Kaiser Germanen,
denken
wir
an
Geiserichs
oder
Theoderichs
257 Mutter.
Das
rationale
Argument für die Erbfolge war die Vermeidung des Bürgerkriegs unter denjenigen Kandidaten, die sich selbst für den besten hielten. Zugleich mag ein Bedürfnis nach
Sicherheit mitgesprochen haben, das in vielen anderen Lebensbereichen dem Sohn
die Aufgaben des Vaters überwies. Das irrationale Motiv war der Glaube an die Erblichkeit des Glücks.* Als Diocletian das Prinzip der Vererbung der Kaiserwürde aufhob und durch die Adoption
des „Tüchtigsten“ ersetzte, haben die Soldaten nicht mitgemacht und
statt dessen in Constantin und Maxentius die Kaisersöhne erhoben. Die Zugehörigkeit zur Dynastie war ein derart sicheres Legitimitätskriterium, daß Constantin, Julian und Valentinian II Anerkennung fanden, obwohl sie ohne Zustimmung der
Altkaiser ausgerufen wurden. Dies mißlang nur Maxentius und Procopius."
Während Diocletian seine Tetrarchie durch Adoptionen und Verschwägerungen als künstliche
Dynastie
konstruierte,
wurden
seit Constantin
wieder aus der natürlichen Familie des Kaisers genommen. Empfinden
des
Heeres
entsprach,
ergibt
sich aus dem
die Nachfolger
Daß dies auch dem
überlieferten
Motiv
der
dynastischen Morde nach dem Tode Constantins 337 in Konstantinopel. Sie wollten keine Kaiser außer den Söhnen Constantins.” Der Kaiser designierte normalerweise seine Söhne zu Mitkaisern und Nach-
folgern, manchmal auch den Vetter (Julian, Valentinian III), den Bruder (Valens), den Schwager (Flavius Constantius) oder Schwiegersohn (Anthemius, Olybrius). Seit Gratian 367 wurden Kaisersöhne schon im Kindesalter zu Augusti, nicht erst zu Caesares ausgerufen. Die Ausbildung des Thronerben umfaßte die lateinische und griechische Literatur, Redekunst, Reiten, Waffenübung und Glaubensunter-
weisung. Würdevolles Auftreten verlangte mal milde, mal furchterregende Mimik, sittsames Sitzen, gravitätisches Schreiten und gebot, das Lachen zu unterdrücken.” Die dynastische Legitimation des neuen Kandidaten konnte auch darin bestehen, daß die Witwe oder Tochter des vorherigen Kaisers ihn vorschlug oder heiratete.”
So kam es zur Verschwägerung der spätrömischen Dynastien untereinander. Alle legitimen Kaiser von Diocletian bis zu Justinian waren irgendwie miteinander versippt.“ Seit Constantius Chlorus führen sie und mit ihnen Tausende von Untertanen den Gentilnamen Flavius. Damit lóste die Erinnerung an Vespasian und
Titus die an Marc Aurel ab, die in den Kaisernamen des 3. Jahrhunderts fortgeführt worden war. Das altrómische Namenssystem verschwand. Der letzte Kaiser mit gesichertem Praenomen
war Marcus Aurelius Valerius Maxentius.
reichsfremden Goten den dynastischen Anspruch
In offiziellen
# Zos. 11 40. Das muß keine Schutzbehaup-
anerkannten: Amm. XXVII 5, 1. # Bisweilen ist cin Widerstand gegen die Erbfol-
tung von
ge im Kaiseramt spürbar, besonders in Senatskreisen: Johne 1976, 102; vgl. Claudian XXVIII 419.
Testament als unchristlich: Ev. Luc. 6.25; Jac. 4.9. ὁ Dynastische Legitimation durch die Ehe mit einer Frau aus dem (alten) Kaiserhause findet sich
* Die Erhebung Procops bildet insofern einen
Sonderfall, als ihm die Nachfolge Julians zustand, wofür dieser ihn anscheinend vorgesehen hatte (Amm. XXIII 3,2; Zos. IV 4). Als die Notlage im Feindesland rasch einen neuen Kaiser erforderte, war Procopius indes abwesend.
s' Soz.
Constantius
gewesen
IX 1,7. Lachen
sein, s. FI 4.
galt schon
im Neuen
bei Gratian und Constantia, Theodosius und Galla, Constantius HE und Placidia, Petronius
Maximus und Licinia Eudoxia, Marcian und Pulcheria, Anthemius und Euphemia, Zeno bzw. Anastasius und Ariadne. *' Hierzu die Stammtafel Vfg!
258
III. Die inneren Verhältnisse
Verlautbarungen nennt ein Kaiser seine Vorgänger stets parentes nostri." Der Rang-
titel der Angehórigen des Kaiserhauses lautet nobilissimus. Die Kaiserinnen? kamen aus allen Schichten. Constantius Chlorus, Licinius und Constantin hatten Kinder von Konkubinen. Justinian heiratete seine „unehrliche“ Frau aus der Theaterszene. Die ältere Eudoxia, Verina und Euphemia waren germanischer Abstammung. Tóchter von Offizieren waren Eusebia und Domnica,
aus dem Munizipalbürgertum kamen Flaccilla und Eudokia-Athenais, die Tochter
eines griechischen Philosophen. Eine zunehmende Zahl von Frauen entstammte Seitenzweigen der Dynastie oder dem vorangegangenen Herrscherhaus. Valentinian ehelichte — jenseits aller political correctness — Justina, die Witwe des Usurpators Magnentius. Politische Heiraten gewannen an Bedeutung. Der germanische Militäradel war vielfältig mit den Kaiserfamilien verschwägert, und diese Familien-
bindungen bilden den eigentlichen Zusammenhalt der führenden Schicht. Die senatorischen Großgrundbesitzer spielen in ihr nur eine Nebenrolle.* Die Frauen des Kaiserhauses erhielten in der Regel durch den Kaiser den Rang einer Augusta." In eigenem Namen konnten sie nicht regieren, doch haben Frauen als Gattin, Schwester oder Mutter des Kaisers zuweilen entscheidende Rollen ge-
spielt, so im 4. Jahrhundert Eusebia, Constantina und Justina, im 5. Jahrhundert Pulcheria, Athenais, Galla Placidia und Verina, im 6. Jahrhundert namentlich Theodora. Die spátrómischen Kaiserinnen besaßen eigene Domänen” und Eunuchen,
die als Kämmerer (cubicularius, castrensis) dienten," Hofdamen,“ ja eigene Leibwäch-
ter." Auf den Münzen erscheinen sie seltener als im Principat. Die Lobreden auf Kaiserinnen thematisieren eher das Frauenideal allgemein (s. III 2 c) als die spezifischen Tugenden der Kaiserin, so Julian in seinem Panegyricus auf die „milde“
Eusebia und Gregor von Nyssa in seinen Trauerreden auf Flaccilla und ihre Tochter Pulcheria. Für den Christen standen Frömmigkeit und Fürsorge obenan. Die spätantiken Herrscherfamilien waren kurzlebig. Im Höchstfalle folgten drei Generationen tüchtiger Kaiser aufeinander, so von Constantius Chlorus über Constantin zu dessen Söhnen und Neffen. Gewöhnlich erlahmt die Energie bereits bei den Söhnen. Seit dem späten 4. Jahrhundert führt das zum Phänomen der Kinder- und Kammerkaiser, den principes pueri und principes clausi." Es muß als eine Stärke des Systems gewertet werden, daß auch in solchen Fällen die Zentrale
handlungsfähig blieb. Dann trat der Hof in Funktion, ein Heermeister oder Reichspräfekt führte die Geschäfte im Namen des Kaisers. Seit Diocletian finden wir in der Regel mehrere Kaiser zugleich im Amt. Die Kaisermacherei des 3. Jahrhunderts wurde abgelöst durch ein legales Mehrkaisertum.? Dieses erscheint in drei Varianten. Diocletian hat die sogenannte s: CTh. VI 4,17 (Constantin als parens divinus von Valentinian); IX 39,2; X 5.1 XII 1,90 etc. Eindrucksvoll dokumentiert Dessau 818 die „Zusammengehórigkeit" der constantinischen, valentinianischen und theodosianischen Familie: Rebenich 1985. Bei Geistlichen scheint das Gentilicium Flavius generell zu fehlen. 55 Holum
terling 1998,
1982; Anja Wieber-Scariot in: Win-
103fF; dieselbe
2002. S. V 1a! 55 Demandt 1980, 622 f.
1999; Temporini
5' Sie sind im Anhang unten bei V 1 a bezeichnet.
» CJ. X 27,1.
* Eudoxia: Markos 36f. *0 Theodora auf dem Mosaik von San Vitale in Ravenna.
*! Helena, die Frau Julians: Julian 285 B, und Galla Placidia: Olymp. fr. 40. *? SHA. Tac. VI 5; Sidon. c. V 358.
9! Dessen.
Geschichte
1930; Pabst 1986; s. I1 1!
behandelt
Kornemann
1. Der Staat — a) Der Kaiser
259
Tetrarchie eingerichtet: Das Reich wurde in einen Ost- und Westteil gegliedert,
jeweils unter einem Imperator Augustus. Jeder Augustus hatte einen nachgeordneten nobilissimus Caesar zur Seite, der auch Inhaber eines abgegrenzten Reichsteils sein konnte." Die zweite Spielart war die, daß ein Oberkaiser mit mehreren
Unterkaisern
regierte. Ranghöchster Kaiser (senior Augustus) war der am längsten amtierende, das Lebensalter und der Residenzort spielten keine Rolle. In der Regel spiegelt die Zahl der bekleideten Konsulate die Rangordnung. Als Augustus hat Constantin seine Sóhne, Constantius II seine Vettern zu Caesaren erhoben, Theodosius seine Sóhne zu Augusti iuniores.
Als dritte Variante begegnet schlieBlich die Aufteilung des Reiches unter gleichberechtigte und selbstándige Augusti. Dies geschah 313 zwischen Constantin und Licinius, abermals 337 nach dem Tode Constantins, 364 nach der Erhebung Valentinians, 375 nach dessen Tod im Westen und endgültig 395 nach dem Ende des
Theodosius. Trotz dieses Mehrkaisertums blieb der Gedanke an die Reichseinheit
herr-
schend. Sämtliche offiziellen Verlautbarungen, insbesondere Gesetze," Münz- und
Bauinschriften erfolgten im Namen
aller Kaiser, jeweils nach Dienstalter gestaf-
felt.* Austausch von Truppen und Beamten hat es immer gegeben. Beamtenernennungen wurden gegenseitig anerkannt, wenn Amtsinhaber den Reichsteil wechselten; und die Jahreskonsuln, nach denen datiert wurde, galten im gesamten Imperium. Das Konsulat war die hóchste Auszeichnung. In der Zeit des geteilten
Reiches wurde gewóhnlich von jedem Augustus ein Konsul erhoben, aber jeweils der andere mitgenannt." Zwei römische Reiche nebeneinander gab es erst seit Karl dem Großen. Das Verhältnis zwischen dem Ostund dem Westkaiser schwankte. Unter Diocletian herrschte Eintracht. Nach seinem Tode wechselten Krieg und Frieden
bis zu Constantins Sieg über Licinius. In der Zeit danach waren die Beziehungen meist dann gut, wenn auf beiden Seiten Angehórige derselben Dynastie regierten. Unter den Sóhnen des Theodosius entstanden gleichwohl Spannungen, die mit dem
Tode Stilichos endeten. Der Osten ist bis zur großen Vandalenexpedition 468 immer wieder dem Westen zu Hilfe gekommen," selbst die Entsendung Theoderichs gegen Odovacar 489 und die Belisars gegen Theodahat 535 lassen sich noch als Zeugnisse
eines Einheitsbewußtseins auslegen.
Der Grund für die Kollegialität der Oberbeamten in der Republik war, daß ein
einzelner zu stark gewesen wäre. Die Mehrzahl diente der Kontrolle. Die Ursache
für die Kollegialität der spätrömischen Kaiser war hingegen, daß ein einzelner zu schwach gewesen wäre. Die Mehrzahl diente der Effizienz. In Gallien, schreibt Junior (exp. 58), muß es immer einen Kaiser geben, die Rheingrenze erforderte
einen Befehlshaber mit höchsten Kompetenzen.“ ^* Lact. MP. 18,5.
Theodosius I erlassenen
δ. Eine Ausnahme macht die von Arcadius 397 _ verfügte Befreiung der Juden von den Curialen-
lasten (CTh. XVI 8,13), die Honorius 398 in seinem
Reichsteil
nicht
anerkannte
(CTh.
XII 1,158). S. III 6 b! ** Dieses Prinzip führte dazu, daß in den von
Gesetzen
383
bis 392
stets Valentinian II zuerst genannt wurde, schon er politisch bedeutungslos war.
* Mommsen, Ges. Schr. VI 335 f. ^ Bayless 1977.
*' Zu den Residenzen s. III 1b!
ob-
260
III. Die inneren Verhältnisse
Die Titulatur
des spätrömischen Kaisers, wie sie uns auf Inschriften und in
Gesetzesüberschriften begegnet, entspricht der Tradition: Imperator Caesar wird vor den Namen gestellt, Augustus folgt ihm. Als schmückende Beiworte zu Augustus, imperator und dominus erscheinen pius felix, perpetuus, perennis, fortissimus, maximus, clementissimus, triumphator, victor, invictus, semper, inclytus usw.” Die erweiterte Kai-
sertitulatur nennt die Zahl der jährlich erneuerten tribuniciae potestates, der Konsulate, der Ausrufungen zum Imperator, den Ehrennamen pater patriae, das Amt des proconsul (bis Constantin) und zuweilen eine Reihe von Siegerbeinamen wie Persicus, Britannicus und Germanicus." Bis zum Jahre 379 führten die Kaiser den Rang des pontifex maximus weiter," bezeichneten sich außerdem als triumphator, als debellator
gentium barbarorum oder als victor omnium gentium." Eine besonders pompöse Titulatur führten Diocletian und seine Mitkaiser im Vorspann zum Preisedikt — sie umfaßt 143 Wörter — und Justinian in seiner Konstitution ,Tanta' von 533." Wo der Name des Kaisers von anderen gebraucht wird, so etwa auf Münzlegen-
den und in Weihinschriften, wird in der Regel dominus noster (DN) vorangestellt. Dies ist seit Hadrian bezeugt” und war seit Severus Alexander üblich. Die schon für Augustus verwendete Anrede für den Kaiser domine bleibt neben imperator erhalten.” Sie begegnet indessen auch für andere hochgestellte Persönlichkeiten, so in den Akklamationen auf Stilicho." Der Kaiser wurde geduzt,” einfach mit Namen angeredet, doch finden sich auch barocke Formen wie numen vestrum, clementia vestra
oder aeternitas vestra etc.” In Byzanz wurde der Kaiser mit βασιλεύς angeredet, bis
Justinian sich δεσπότης nennen ließ.” Der Kaiser sprach von sich selber im pluralis maiestatis." In der dritten Person lautet die Bezeichnung für den Kaiser auch weiterhin princeps, imperator, Augustus und Caesar. Caesar bleibt daneben der Rang für den Thronfolger und den minderrangigen Mitkaiser, den „Unterkaiser“, doch wird seit
367 auch für diesen der Augustus-Titel verwendet." Die inoffiziellen Schmucktitel der Weihinschriften sind vielseitig. Der Kaiser heiBt dort restitutor libertatis, auctor salutis, propagator imperii, fundator securitatis usw.
In den griechischen Quellen wird imperator mit αὐτοχράτωρ wiedergegeben, Augustus mit σεβαστός, Caesar wird Καῖσαρ. Im Munde der Untertanen heißt
der Augustus gewöhnlich βασιλεύς (offiziell im Osten seit Heraclius), nicht jedoch ® Berlinger 1935. 7: Rósch 1978 materialreich. Die spätantiken Siegestitulaturen dort im Anhang 2. Sie behandelt ebenfalls Kneißl (1969, 174 ff ). Die der Zeit
von 284 bis 337 bietet Barnes 1982, 17 fF. 72 Das letzte inschriftliche Zeugnis für den Titel pontifex maximus bringt Dessau 771 von 369, den letzten literarischen Beleg überliefert Ausonius in seiner Konsulatsrede aus dem August 379 (XX 7; 9). Danach, wohl unter dem Einfluß von Ambro-
sius oder Theodosius, hat Gratian ihn 383 (Cameron 1968) abgelegt (Zos. IV 36). An der Zuständigkeit für die sacra ändert sich damit freilich nichts. Die oft vertretene Ansicht, den vakanten
Titel habe Leo der Große für die Päpste reklamiert, ist unbewiesen; gesichert ist das erst für Bonifaz IX (1389-1404), Schieffer 1971, 307 ff.
? Vogt 1967, 13. # Lauffer 1971, 90; CIC. Bd. I p. XVIII.
7 Dessau 7196; 8908.
^ Dessau 484f; Suet. Aug. 53,1; Sidonius (ep. 1 11) nennt Maiorian während desselben Gastmahls abwechselnd: domine Auguste, Auguste, domine princeps, domine imperator und maxime princeps. 77 Claud. XXIV 189 ff. ^ Amm. XXVI 4,1; Symm. neg. V 1,1; 13,1; VI 21,4.
rel. XIV 4; Pa-
? Symm. rel. XIV. # Proc. HA. 30,25f. *! Corcoran 1996, 318 ff. 52 Eine Caesar-Ernennung betraf nochmals Patricius, den Sohn Aspars und Thela, den Sohn Odovacars; s. II 10 u. 11!
1. Der Staat — a) Der Kaiser
261
der Caesar." Βασιλεὺς heißt eigentlich „König“, wird aber schon im Neuen Testament auch für den Kaiser gebraucht." Der Titel erscheint gewóhnlich — wie für den
persischen GroBkónig — ohne Artikel. Kirchenváter verwenden auch rex für den Kaiser,“ häufig sind regius oder regalis — kaiserlich, regina — Kaiserin.^ Eine Reihe von Kaisertiteln weist in die sakrale
Sphäre.” „Als erster nach
Caligula und Domitian ließ sich Diocletian wie ein Gott begrüBen".* Entsprechend wurden noch Constantin, Constantius und Theodosius als „Götter“ bezeichnet.”
Der Astrologe Firmicus (math. II 30,4f) zählt die Kaiser zu den Göttern, ebenso
nennt der Christ Vegetius (II 5) den Kaiser „gewissermaßen einen gegenwärtigen körperlichen Gott“. Auch der christliche Kaiser spricht selbst von seinem numen;
sein Besitz ist sacer, sacratissimus, divinus. Seine Anordnung, verfaßt auf den altaria,
ist ein caeleste oraculum," dessen Mißachtung ein sacrilegium." All diese Begriffe stammen aus der hellenistischen Tradition, schon Trajan und Hadrian waren sacra-
tissimi principes;” die Christenverfolger Decius und Diocletian waren „gottgeliebteste" Kaiser (ϑεοφιλέστατος)." Das Totengericht des Senats entschied, ob er unter
die Gótter versetzt werden oder der damnatio memoriae verfallen sollte. Die Konsekration
hört mit oder nach Gratian auf,” die damnatio memoriae traf noch u.a.
Licinius, Crispus, Fausta, Constans, Magnus Maximus und Stilicho." Heidnische wie christliche Bildpropaganda zeigt die Himmelfahrt des Kaisers im Viergespann. Priester des Kaiserkultes sind aus Rom, Hispellum und aus Africa von Constantin
bis in die Vandalenzeit bezeugt." Die Kaiser des 4. Jahrhunderts residierten und repräsentierten an wechselnden Orten (s. HI 1 b). Kennzeichnend für die Zeit ist das hochentwickelte Hofzeremoniell." Schon Eutrop (IX 26), Aurelius Victor (39,2—4), Ammian (XV 5,18) und Johannes Lydus (mag. 14), d.h. die von der verlorenen Enmannschen Kaiser-
geschichte abhángigen Autoren haben Diocletian vorgeworfen, persische Rituale eingeführt und damit das Ideal des Bürgerkaisers zugunsten eines Gottkaisers verraten zu haben. Tatsáchlich hat Diocletian lediglich Elemente ausgestaltet, die auch
8) Julian 278 A.
9? CTh.
54 1. Tim. 2,2; 1. Petr. 2,17. 8 Lact. MP. 19, 6; Hieron.
Chron.
zu 342;
Orosius VIII 28,27; Hilarius, PL. 10,630; Sulpicius Severus VM. 2,5; ders. 13; Coll. Avell. S. 12; 14f; 357; Quaestiones veteris CSEL 50, 63; aber auch
chron. II 50; Possid. 41. Jordanes Rom. et novi testamenti, Anon. reb. bell. 2.
Zum Titel βασιλεύς in frühbyzantinischer Zeit: Chrysos 1978. # Anon. reb. bell. 3: regia maiestas; Sulp. Sev.
chron. Il 34 regina für Helena; Amm. XVIII 3,2 regina für Eusebia; VMel. lat. 11 regina für Serena;
Jord. Rom. Amm.
357 regia urbs für Konstantinopel;
XV 5, 18 regia für Kaiserpalast; XIV 9,7
indumentum regalis für Kaiserornat usw. #7 Taeger 1960, 628 ff. 985 * * *!
16,9; VI 5,2 u.a.
? Dessau 1374; 6472.
Aur. Vict. 39,4; 41,4. Paneg. Il 4,5; VI 17,4; Julian 8 A. CTh. 19,2; IT 23,1 u.a. Nov. Val. 21 pr: CTh. VII 3,2.
** Maresch in Boschung/Eck
2006, 71.
9% Herzog-Hauser, Kaiserkult, RE. Suppl. IV, 1924, 806—853, 852. Rebenich 2000. Noch Julian
wird von Valentinian als divus bezeichnet: CTh. X 4,2. Die Konsekration Valentinians bezeugt Ausonius XX 2; 10. Die Bezeichnung divus
(Clauss 1999: „Staatsgott“) findet sich weiterhin für Valentinian, Gratian, Theodosius und dessen Vater:
Symm.
or.
4,11;
rel.
III
20;
Amm.
XXX 10,1; Dessau 1277 f. Fortina 1953, 265; Clauss 1999, 203, 213f, 356 ff; zuletzt rhetorisch bei Sidonius c. I1 317 f für Libius Severus.. % Vittinghoff 1936. % Dessau 705 n. 12; 1240; 6623; 40,28: CTh. XII 1,112 u. 166; XIV Clover 1993, VII, VIII; Clauss 1999, * Delbrueck, Kaiserornat 1932, 1934/70, 6ff; MacCormack 1981; 38 ff.
Aur. Vict. 10,3 u. 17. 214 f. 14; Alföldi Kolb 2001,
262
III. Die inneren Verhältnisse
zuvor bei römischen Kaisern schon nachzuweisen sind, ja großenteils über den
Hellenismus in den Alten Orient zurückführen.
Die zeremonielle
Begrüßung
des Kaisers hieß adoratio purpurae (Anbetung des
Kaisermantels) oder προσκύνησις (Anhündelung). Die Zulassung zur Proskynese war nach Rängen
und Anlaß gestaffelt, ihre Form
variierte zwischen
Fußfall,
Fußkuß und Verbeugung des vorgesetzten rechten Knies.” Im Prinzipat begrüßten den Kaiser senatorische Standespersonen mit einem KuB auf den Mund," das war
lange vorbei. Die Einführung zur Audienz oblag dem magister admissionum, der dem magister officiorum unterstand.” Wer die Zulassung durch Beziehung oder Bestechung erschlichen habe, heißt es, werde mit einer Geldstrafe von fünfzig Gold-
stücken bestraft.'” Die beiden wichtigsten Insignien'” des spátrómischen Kaisers waren der Purpurmantel (vestis regia, χλαμύς) und das Diadem (diadema). Der Purpurmantel, der
seit Diocletian bei der Begrüßung geküßt wurde,'* war das alte Feldherrnkostüm. Ihn trug auch der Caesar (Unterkaiser), nicht hingegen ein Klientelkönig. Bei Theoderich gehörte der Purpur zu den Insignien, die ihn über eine solche Stellung
hinaushoben. Der Purpur galt als die kaiserliche Farbe."* Lactanz (inst. IV 7) vergleicht die Anlegung des Purpurs (indumentum purpurae) als Zeichen der kaiserlichen Würde (insigne regiae dignitatis) mit der Salbung der alten israelischen Könige. Porphyr,d.h. purpurfarbener Granit wurde mit Vorliebe für kaiserliche Kunstwerke gebraucht,'* seit einem Gesetz Leos von 470 unterschrieben die Kaiser ihre Erlasse mit roter Tinte; Privatleuten wurde sie verboten. Privater Gebrauch des
Purpurs war nicht grundsätzlich untersagt, wohl aber das Tragen von ganzflächig purpurnen Gewändern.'” Das Diadem,'* das Constantin nach dem Sieg über Licinius 325/326 zum doppelten Perlenkranz mit Medaillon ausgestaltete,'* zierte allein den Augustus. * Paneg. V 1,3; 9,4; Amm. XV 5,27; XXIII 3,8; Proc. HA. 15,15; 30,21. Alföldi 1934/1970,
61 ff; Kolb 2001, 38 ff; Herrmann-Otto 2001. 100 Philostrat VS. 537; Demandt, Privatleben 1997, 63. 1 Amm. XV 5,18; ND. or. XI 17; ND. occ. IX 14. 12 CTh. VI 24,3. 13 Delbrueck, Kaiserornat 1932 pass.; Alföldi
1934/70, 61ff. M.
167ff; Grabar 1936; Reinhold 1970, Restle, Herrschaftszeichen in: RAC.
14, 1988, 937 ff; Kolb 2001,
107 Hieron. chron. Zu 296; CJ. 123,6. Der Maximaltarif Diocletians (ED. IX, XIX, XXIV) enthält eine Reihe von Purpurartikeln, die demnach frei käuflich waren (ED. XXIX 49). Purpur wurde von Sportlehrern (xystarcha) und Schauspielern getragen (Amm. XXI 1,4; XVII 11,1; XXVI 6,15) und als Besatz von Seidengewän-
dern (XXII 9,10) und Decken (XVI 8,8) gebraucht. Wenn das Anlegen des Purpurs unter Constantius erfolgreich und unter Julian erfolglos Gegenstand einer Majestätsklage sein konnte, so war nicht der Besitz, sondern die vermutete
110 ff.
19 Alföldi 1934/70, 63; Reinhold 1970; 1971; Lóhken 1982, 48 ff.
Verwendung des Stoffes strafbar (Amm. 7,20; 9,7; XVI
8,8; XXII
XIV
9,10f). Ganzseidene
1% Delbrueck (Porphyrwerke 1932, 24) beobachtet eine „neue große Porphyrmode" seit Dio-
Purpurgewänder wurden 424 (nochmals?) für das Kaiserhaus reklamiert, CTh. X 21,3; s. III 3 b! '* Die Kopfbinde des Siegers im griechischen Sport wurde im Hellenismus zum Attribut des
cletian. Bekannte Beispiele sind die Tetrarchen-
Königs.
gruppe an San Marco in Venedig und der Sarkophag der Kaiserin Helena. Der Stein kam aus Ägypten (s. III 3 b) und wurde seit Constantin im Kirchenbau verwendet (l. c. 28).
Constantin damit seinen Haarausfall vertuschen wollte und dafür auch eine Pomade (sapo-Seife) erfunden haben soll (vgl. Julian 335 B), erinnert
105 Caesar
BG.
VII 88; Agath.
III 15,2; Cas-
siod. var. 1 2. Steigerwald 1990.
19 Epit. 41,14; Chron.
Min.
1 234; 547. Daß
1. Der Staat — a) Der Kaiser
263
Wenn es zu 383 heißt: Arcadius ... coronatus est," so bedeutet dies: er erhielt das
Diadem, so wie Julian 360 in Paris. Der Lorbeerkranz, den noch Diocletian getragen hatte, begegnet nur noch bei den Caesares. Im Felde trug der Kaiser einen juwelengeschmückten Helm." Ihn zierte bei Constantin das Christogramm." Eine Krone kannten die rómischen Kaiser nicht, sie kam aus dem Sassanidenreich über
Byzanz Die brauch. dem es
zu den Germanen." von Diocletian eingeführten edelsteinbestickten Schuhe blieben in GeDas Zepter gehört seit dem späten 3. Jahrhundert zu den Insignien, nachauch zuvor schon mehrfach Verwendung fand. Als σκῆπτρον wird ebenfalls
das Labarum, die Kaiserstandarte bezeichnet." Der Globus bedeutete die Himmels-
oder Erdkugel,'"* er war das alte Symbol der Weltherrschaft und wurde zu allen
Zeiten wenigstens auf den Bildern von den Kaisern getragen." Meist stand auf ihm eine geflügelte Victoriola, bis Theodosius II diese durch ein Kreuz ersetzte. So
wurde daraus der „Reichsapfel“."” Constantin saß in Nicaea — wie sein „Juppiterbild“ in der Maxentiusbasilika — auf
einem goldenen Thron, der auch auf Münzen erscheint. Er ist schon für Daia in Sharkamen belegt und gehörte fortan mit Schemel zum Zeremoniell," darüber
breitete sich oft ein Baldachin. Constantius II benutzte im Felde eine sella regalis mit
goldbestickten Kissen. Profanen Blicken entzog sich der Kaiser durch einen Vorhang (velum, aulaeum), in der Öffentlichkeit trennten ihn kostbare hüfthohe Schranken (cancelli) vom Publikum." Das Bild der Victoria als Symbol der Siegesgewißheit blieb trotz ihrer heidnischen Vergangenheit (s. II 7) in der kaiserlichen Repräsentation noch im 6. Jahrhundert in Gebrauch, ebenso der Adler Juppiters, der „römische Vogel"."" Er erscheint wie auf der Pariser Gemma Augustea so auf dem Trierer Ada-Kameo Constantins."' Auch Legionsadler gab es nach wie vor (s. III 1 d). Victoria ließ sich als Engel deuten, der Adler als Attribut des Evangelisten Johannes. Der Herrschaftsantritt war eine Investitur. Der neue Kaiser erschien mit Purpur und Diadem vor dem Heer, das ihn in Sprechchóren zum Augustus ausrief. Diese Huldigung nahm der Kaiser auf einem Thron entgegen, der auf erhóhtem Tribunal stand. Auf die Akklamation folgte die Ansprache und die Verteilung von an das Motiv für Caesars Lorbecrkranz: Caes.
Sueton
πὸ Chron. Min. II 61. 1 Paneg. VII 6,2; Amm.
aber nicht, wie das Medaillon
Theoderichs
aus
Senigallia im Thermenmuseum zeigt. Das Kreuz
45.
XXVII
10,11.
"2 So auf dem Silbermedaillon aus Ticinum von 315. Konrad Kraft (1955) in: Heinrich Kraft 1974, 297ff. Ein solcher Helm wurde 1997 im niederländischen Nord-Limburg gefunden.
"* Die auf den Münzen seit Cacsar und Augustus abgebildete Strahlenkrone wurde nicht wirklich getragen, Alföldi 1934/70,262. Sie verschwindet unter Constantin und wird ersetzt durch den Nimbus („Heiligenschein"). "^ Soz. IX 4,6; s. III 14!
"5 Helbig 11 1966, 177f; Proc. aed. 12,11. ne Alföldi 1934/70, 228 f (Zepter); 235 ff (Globus); Kolb 2001, 114 f (Globus bloß Bildmotiv). 1? Victoria auf dem Globus verschwand damit
auf dem Globus bezeugt Proc. aed. I 2,11 für die Reiterstatue Justinians. " Zum Thron (βασίλειος ϑρόνος; solium): Eus. VC. [11 10; Amm. XIX 11,12; Themist. or. 3,45 a; Lib. or. 18,1 u. 101; Zos. II 9,3; IV 522; Sulp. Sev. dial. I (ll) 5,8f; Prisc. fr. 30; Theodoret HE. IV 1; Alföldi 1934/70, 243 ff. n° Amm. XIV 9,3; XXV 2,3. Alföldi 1934/
1970,
36f.
Den
Kaiser hinter durchbrochenen
Schranken zeigen die Reliefs des Constantiusbogens und des Theodosiusobelisken. Prachtvolle transportable Bronzegitter mit Hermen von Lu-
na und Äskulap aus constantinischer Zeit wurden in Mediana gefunden: Vasic 2003/4. 120 Tac. ann. II 17. 121 Trier 1984, Frontispiz, 117f.
264
III. Die inneren Verhältnisse
Geld. Seit Julian kamen auch germanische Elemente ins Spiel, so die Schilderhebung."
Eine Krónung durch einen Bischof oder gar durch den Papst hat es im westrómischen Reich nie gegeben, ein erster Fall in Byzanz begegnet bei Leo 457.'? Der Gedanke einer Sanktionierung weltlicher Herrschaft durch die Geistlichkeit ist wieder orientalischen Ursprungs. Wir kennen sie aus dem gleichzeitigen Sassanidenreich und aus der Geschichte des Alten Israel. So wie Saul und David sind dann später die westgotischen und fränkischen Könige von Priestern gesalbt worden."* In Byzanz gewann der Patriarch im Zuge der Verkirchlichung der Staatsfeste an Bedeutung. Hier war das Erhebungszeremoniell bereits im 5. Jahrhundert außer-
ordentlich kompliziert," von den sonstigen Festlichkeiten bei Hofe ganz zu schweigen.
Die wichtigsten Beisetzungsorte verstorbener Kaiser und ihrer Angehörigen waren das verschwundene Doppelmausoleum S. Petronilla/S. Andreas an Alt Sankt Peter in Rom,"* und die Mausoleen Constantins und Justinians an der Apostelkirche von Konstantinopel, überbaut von der Moschee und dem Grab Mehmeds Il.” Die von Herodian (IV 2) beschriebene Zwiefachbestattung des Kaisers,
dessen Leiche eingesargt und dessen Wachsbild auf einem kostbaren Scheiterhaufen verbrannt wird, ist archäologisch noch für Galerius erschlossen.'* Für christliche
Kaiser ist eine crematio in effigie nicht mehr anzunehmen. Die religiösen Elemente in Titulatur und Zeremoniell entspringen der traditionel-
len Ideologie des
Gottesgnadentums.'? Seit Caesar besaß das Kaisertum eine
sakrale Komponente, die sich in der Vorstellung eines heroischen Gottmenschentums, eines göttlichen Genius oder einer gottgegebenen Amtshoheit des Herrschers
niederschlug. Das Wort Homers (Ilias II 205), Zeus habe Agamemnon die Königsgewalt verliehen, wird noch von Kelsos'” zitiert. Bis zu Licinius erscheint auf den 122 Amm. XX 4, 17. Wir kennen nur eine ein-
zige ältere Schilderhebung, diejenige des Brinno zum dux im Civilis-Aufstand: Tac. hist. IV 14f, (more gentis). Cassiodor (var. X 31, 1) bezeugt die Sitte für die Ostgoten (more maiorum) zum Jahre 536. Daß sie auch in Konstantinopel vorkam, zeigt die Erhebung Leos, Chron.
Pasch. zu 457.
Dort ist sie bezeugt bis Phokas 602: Treitinger 1938, 23. Zur sonnensymbolischen Deutung: L'Orange 1953, 90 ff. ? Theoph. a. m. 5950. EnBlin, Kaiserkrönung
1942; Winkelmann 1978. Zur angeblichen Patriarchenkrónung Marcians 450 s. Π 11! Vorausgegangen ist ein von Theodoret (HE. V 6) bezeugter Traum von Theodosius 1 aus der Zeit vor 379, daß ihm der Patriarch von Antiochia, Meletios, die Krone aufs Haupt gesetzt und ihn damit zum Kaiser erhoben hätte. Der Passus ist um 450 niedergeschrieben und beweist ein neues Legitimationsbewußtsein, das der Geistlichkeit eine Vermittlerrolle gegenüber dem göttlichen Willen zuschrieb. Noch älter ist die Hand Gottes
aus dem Himmel, die dem Kaiser das Diadem aufsetzt, s. u. 124 Christensen 1944, 116ff; 1. Samuel
10; 2.
Samuel 2. Salbung gibt es bei den Westgoten seit Wamba (672): Claude 1970, 88 f; bei den Franken seit Pippin (751); in Byzanz wahrscheinlich erst seit dem
13. Jahrhundert: Treitinger 1938, 29.
"5 Const. Proph. caer. I 91 ff. Treitinger 1938, 9. Zur Musik, insbesondere der Orgel bei der „Kaiserliturgie“: Schuberth
16 Dessau
800.
1968.
Biering/v.
Rasch 1990; s. III 4 a! 2? Zu den Beisetzungsorten:
Hesberg
1987;
Koethe
1933;
Downey 1959; Grierson 1962; Arce 1990; Johnson 1991; Rebenich 2000. Abweichungen sind im chronologischen Teil (s. II) vermerkt. 18 Srejovic 1993, 48f.
129 Zur Tradition des Gottesgnadentums: Enßlin 1943; Hunger 1964, 49ff; Dvornik 1966; Fears 1977 behandelt die Idee bis zu Constantin. 50 Origenes CCels. VIII 68.
1. Der Staat — a) Der Kaiser
265
Münzen Juppiter als Garant der Macht, bei Constantin ist es bis 325 der unbesiegte Sonnengott,"' fortan Gottvater oder Christus.
Alle spátrómischen Kaiser glaubten an ihren góttlichen Herrschaftsauftrag. Aurelian trat damit den aufbegehrenden Soldaten entgegen: „Ihr irrt, wenn ihr meint,
das Schicksal der Kaiser liege in eurer Hand. Der Gott, der mir den Purpur geschenkt hat, bestimmt auch die Dauer meiner Herrschaft".'? Diocletian und seine
Tetrarchen bezeugen diese Ansicht durch ihre theophoren Beinamen. Constantin erklärte, ihm habe der höchste Gott die Herrschaft über die Erde verliehen, und er
übertrage nach diesem Vorbild die Ämter seinen Freunden. Er hat sich als gott-
erwählter Herrscher empfunden.'” Auf dem Münzbild krönt ihn eine Hand aus dem Himmel, während dem Julian „Zeus ein Zeichen sandte“, als die Soldaten ihn
zum Kaiser ausriefen."* Justinian regierte Deo auctore und erließ seine Gesetze In
Nomine Domini Nostri Ihesu Christi.” Er bekundete den Glauben an seine göttliche Erwählung
in seinen Novellen
und
bezeichnete
sich zugleich als den
„nichts-
würdigsten Sklaven Gottes"."* Seitdem Paulus im 13. Kapitel des Rómerbriefes die kaiserliche Obrigkeit für eingesetzt von Gott erklärt hatte, war das Gottesgnadentum wie für Heiden (Themist. I 3) so für Christen selbstverstándlich. Tertullian (Scap. II 7) schrieb, über dem Kaiser stehe allein Gott. Dasselbe meinte auch der christliche Militärschriftsteller Vegetius (II 5): der treue Soldat diene dem im Namen Gottes regierenden Kaiser
wie einem anwesenden und kórperlichen Gott (tamquam praesenti et corporali Deo). Die Ideologie des christlichen Kaisertums"" hat ihre gültige Prágung gefunden in der Tricennalienrede
des Hofbischofs Eusebios von Caesarea, gehalten zum
dreißigjährigen Regierungsjubiläum Constantins 335 in Konstantinopel."* Wie der Logos Jesus die Welt regiere, so herrsche sein irdischer Stellvertreter Constantin in seinem Auftrag über das Reich. Die Monarchie sei die beste Staatsform, sie ent-
spreche dem Monotheismus und garantiere den Frieden. Der gottgeliebte Kaiser habe die Aufrührer gegen Wahrheit und Gesetz gestürzt, die Dämonen und ihre Spießgesellen besiegt und regiere die friedliebenden Menschen als guter Hirte, als Vorbild und Lehrer. Wie Gott selbst wird auch der Kaiser als Steuermann des
Weltenschiffes beschrieben, das die guten Menschen in den Hafen des Himmels führe, während die Bösen in die Hölle sänken.
Eusebs Kaiseridee unterscheidet sich von derjenigen anderer Kirchenväter eher in
der Emphase als in der Substanz. Daß der Kaiser allein Gott unterstehe, der ihn erhoben habe, meinte ebenso Optat von Mileve.'” Agapetos betont es mehrfach, und selbst Ambrosius, der Theodosius 390 die Kommunion
verweigerte, sah in
Gott den auctor imperii. Fromme Kaiser wie Constantin und Theodosius kämen in 51 R..-Alfoldi 1964/2001, 52 ff. 12 FHG.
17 Zur christlichen
15 Eus. VC. IV 29; CSEL. 26, 206; 208. Seipel "4 Manus Dei auf dem Medaillon Constantins,
geprágt zwischen 330 und 333, aus Szilagy-SomAndreas
Straub
1939,
1966, 611 ff; Ruh-
bach 1976; Leppin 1996, 146ff; Groß-Albenhau-
sen 1999; Kolb 2001, 59 ff.
1999, 180; s. IL 3!
lyo in Wien:
Kaiseridee:
76 ff; EnBlin 1943; Dvornik
IV 197.
Alföldi
1934/35,
173f;
Treitinger 1938, 27; Maria R.-Alföldi 1999, 205. Julian 282 D; 284 C; 354 A. "5 CIC. Bd. I S. XIII; Bd. II S. 3f. "5. CJ. 117,1, 27,1,5; Nov. Lust. 73; 113. S. 11 12!
1# Drake
1976;
Straub
1939,
1138,
Cranz
1952; Barnes 1981, 253ff. Das Chron. Min. 1 235 überlieferte und dem Brauch entsprechende Datum: 25. Juli 335 ist mit dem Itinerar Eusebs schwer vereinbar, weswegen Drake (1975, 345ff ) und Barnes (l. c.) 336 vorziehen. 19 CSEL. 26, 75.
266
III. Die inneren
Verhältnisse
den Himmel, Renegaten wie Julian und Usurpatoren wie Maximus oder Eugenius in die Hólle.'" Dei enim imaginem habet rex, sicut et episcopus Christi, heißt es in den anonymen
Quaestiones veteris et novi testamenti'." Die Kirchenkunst hat Chri-
stus als Imperator dargestellt. Er wird wie Gottvater und der Kaiser gewöhnlich frontal, nicht im Profil abgebildet; er trágt wie der Kaiser den Purpur und die Weltenkugel.
Augustinus
(CD. V 24) zeichnete den christlichen Idealkaiser eher nach tra-
ditionellem Muster. Insbesondere rühmt er, wie schon Seneca in ‚De clementia‘, die Milde als höchste Herrschertugend, die der Christ freilich nicht um irdischen Ruhmes, sondern um der himmlischen Seligkeit willen erstrebe. Der gute Kaiser
stelle seine Macht ganz in den Dienst Gottes. Gewalt brauche er nicht aus Ehrgeiz, sondern nur aus Staatsraison (pro necessitate regendae tuendaeque rei publicae). Wie die
Heiden und Christen seiner Zeit, hat Augustin das Imperium Romanum als die letztgültige irdische Ordnung angesehen und ihre militärische Aufrechterhaltung bejaht. Trotzdem war ihm das Reich nur ein Gut von dieser Welt, vergänglich und unvollkommen wie diese.“ Die religiôsen Funktionen des Kaisers setzten ebenfalls eine vorchristliche Tradi-
tion fort. Als pontifex maximus (s.o.) besaß der Kaiser eine Mittlerfunktion zwischen der menschlichen und der góttlichen Welt. Er war gegenüber den Göttern für das Wohlverhalten der Menschen und gegenüber diesen für das Wohl-
wollen der himmlischen Mächte verantwortlich.'" Diese Vorstellung begegnet sowohl im Alten Testament als auch unter den Zeitgenossen des Aristoteles." Die heidnischen Burgunder haben ihren Kónig abgesetzt, wenn die Ernte mifriet. Die
dahinterliegende Vorstellung überliefert Ammian (XXVIII 5,14) ebenso für die Ägypter, und sie ist auch dem spätantiken Kaisertum nicht fremd. Symmachus (rel. III 15) führte die Hungersnot von 384 auf die Vernachlässigung der altrómischen Kulte durch die christlichen Kaiser zurück. Aus religio neglecta erwuchs stets Unheil.^ Theodosius II begründete umgekehrt sein Religionsgesetz von 438 mit den Strafen des Himmels für die Gottlosigkeit der Heiden, Juden und Häretiker: Der Frühling habe demzufolge seine Anmut, der Sommer seine Fruchtbarkeit, der
Winter seine Milde eingebüßt.'” Da der Kaiser so wie die Bischófe sein Amt in góttlichem Auftrag versah, konnte er auch selbst als „Bischof“ betrachtet werden. Euseb (VC. I 44) nannte ihn den
„gemeinsamen“, d.h. nicht an einen Sprengel gebundenen Bischof, Constantin selbst verstand sich bescheidener als „Bischof der Außerkirchlichen“ (l. c. IV 24).
In patristischen Quellen erscheint der Kaiser seit Theodosius II wieder als pontifex, seit Valentinian III begegnet pontifex inclitus als Bestandteil der Kaisertitulatur.'^ “0 Agapet. 1; 21; 30; Ambr. ders. De ob. Theod. 39f. ^! CSEL. 50,63.
ep. 30,3; 57,12;
"2 Peterson (1951, 149 fF) erörtert die Schriftzeugnisse, die aus der Idee der militia Christi, der eclesia. militans stammen. Als Mosaikbild erscheint Christus victor in der erzbischöflichen Kapelle von Ravenna: Deichmann II 1, 1974, 203. Literatur zum Typus: l. c. 57; Wessel 1953; Ihm 1960,
11ff.
#3 Baynes 1936/55, 288 ff; Kamlah 1951; Maier 1955. Zum Kaiserbild der griechischen Kirchenväter: Leppin 1996. Mi So Constantin an Anullinus: Eus. HE. X7,1f, vgl. Liv. XLIV
1,11.
145 2. Sam. 24; 1. Chron. 21; Arist. Pol. 1315a. ^^ Cic. De nat. deor. II 8. "^ Nov. Theod. 3,8. 1% Quellen dazu bei Leclercq, — Pontifex, DACL. XIV 1 1939, S. 1423 ff; Girardet 1980.
1. Der Staat — a) Der Kaiser
267
Als neue Aufgabe übernahm der Kaiser seit Constantin die Sorge für die Kirche. Er stiftete Gotteshäuser, unterstützte die Kirchenkasse und entschied strittige Bischofswahlen. Der Kaiser berief die ökumenischen Konzilien und verlieh ihren
Beschlüssen einschließlich der ihm zusagenden Glaubensformel Gesetzeskraft. Ein Kaiser wie Theodosius fühlte sich für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich.'^ Indem er Heiden und Ketzer bekämpfte und ihre Schriften verbrennen
ließ (s. III 6 a), ging er weit über die Kompetenzen eines früheren Princeps hinaus und nahm Aufgaben wahr, die später die Päpste als ihre Sache ansahen. Dieser
„Cäsaropapismus“ ist die wichtigste Neuerung
im spätrömischen
Kaisertum.'“
Während der Kaiser mit seinen sonstigen Gesetzen meist nur bestehenden Übeln abhelfen will, also bloß reagiert, greift er in der Kirchenpolitik bewußt ins Geschehen ein.
Seit augusteischer Zeit dominierte die Vorstellung, daß Rom die Weltherrschaft zukomme." Der orbis Romanus wurde auf den orbis terrarum ausgedehnt. Vergil (Aen. I 278f ) legte die Verheißung eines imperium sine fine Juppiter in den Mund. Der Redner von 310 verkündete, die göttlichen Orakel hätten Constantin
die totius mundi regna verheifen, und Euseb (VC. II 19) und Ambrosius (ob. Theod. 1) schrieben, so wie Gott die Welt, so regiere der gottgeliebte Kaiser den Erdkreis. Für den heidnischen Senator Symmachus (or. I 1; II 18) war das selbstverständlich. Themistios pries in seinen Kaiserreden von 350 und 370 als das hóchste Herrscherideal die menschheitsumfassende Philanthropie."' Agapetos (6) wiederholte das.
Justinian (CIC. II p. 2) glaubte, Gott habe den Römern auf ewige Zeiten die Herrschaft über alle Vólker verliehen, beruhend auf der Weisheit der Gesetze und auf
der Macht der Waffen. In dieser Tradition forderten senatorische Stimmen eine expansive AuBenpolitik," so Festus (brev. 19; 30) gegenüber Valens und Symmachus (or. II 24; 31) gegenüber Valentinian: Das Reich müsse immerzu wachsen, um nicht zu zerfallen. Auch die Vorliebe für Trajan und andere militante Kaiser in der ,Historia Augusta‘ und auf den Kontorniaten weist in diese Richtung.'* Gleichwohl ist kein spátrómischer Kaiser mehr auf Eroberung ausgegangen. Das Reich stand an allen Fronten in der Defensive und mußte sich mit dem Schutz der Grenzen begnügen (s. Ill 1 d). Hinzu
kam
zuweilen eine Vorfeldsicherung,
so im Breisgau nach 368.'*
Rachefeldzüge in Feindesland gab es bis 378, als Gratian die Alamannen über den Rhein verfolgte;" in der Regel aber mußten die Feinde auf Reichsboden bekämpft werden. In vielen Fällen griff man rómischerseits zum Mittel des Verrats und des Meuchelmords an äußeren wie inneren Gegnern."" Territoriale Einbußen “ Zu den Religionsgesetzen seit Theodosius: Dovere
19 Zum Begriff: Dvornik 1966, 837 mit Lit.; Dagron 1996. 1 Vogt 1960, 151 ff; Asche 1983. '? Paneg.
VI 21,5.
Außenpolitik:
Demandt
1965,
22fF;
Stallknecht 1969; Barcelö 1981; Pabst 1989; Gutmann
1991; Blockley
1992; Schulz
XIH
1998, 411 ff.
1943, 93ff verzeichnet 32 Kontor-
niaten mit Trajan gegenüber zweien mit dem friedlichen Hadrian. 56 Auson. epigr. 28; 31.
4 Them or. 1 passim; 10,158. Gerhardt in Demandt (Fs.) 2002, 187 ff. '" Zur
1996, 175 ff; Blockley in CAH.
155 Alföldi
1995; s. III 6 a!
1993; Elton
1? Amm.
XXXI
10, 12 zum Hegau?
55 Amm.
XV 5
Silvanus;
XXVII
XXI
10, 4 Vithicabius; XXX
4 Vadomar;
1 Papa; XXXI
5, 5ff Fritigern; Priscus fr. 7 Attila; Chron. Min. II 90 Aspar, Vitalian.
Ardabur,
Patricius; Zach.
VIII 2
268
III. Die inneren Verhältnisse
wurden unterschiedlich kommentiert. Der Verlust der Provinzen jenseits von Rhein und Donau im 3. Jahrhundert wird in den Quellen kaum beklagt, doch die Preisgabe des Oberen Mesopotamien mit Nisibis durch Jovian 363 löste großen Unwillen aus (s. I1 6). Die Landnahme der Germanen im 5. Jahrhundert verkraftete man mit der von jenen gewöhnlich anerkannten Oberhoheit des Kaisers.
Altbewährt war die Idee eines Schutzgürtels verbündeter Mächte unmittelbar jenseits der Grenzen. Trotz der erwiesenen Unzuverlässigkeit der Barbaren'? suchten die Kaiser mit ihnen in einen Vertragszustand zu kommen (s. III 1 d). Dabei ging es zuerst um die Wahrung des Friedens, sodann um die Rückgabe der gefangenen Provinzialen — von einer Auslieferung der Beute ist nie die Rede — um die Gestellung von Geiseln und Sóldnern durch die Barbaren und die Gewährung von „Geschenken“. Zu diesem Zweck ließen die Kaiser Gold medaillons von mehrfachem Gewicht des Aureus herstellen, die auf der Vorderseite ihr Profil, auf der Rückseite die üblichen Embleme der Münzen zeigen. 67 dieser
Prunkstücke fanden sich in 35 Schatzfunden im germanischen Raum zwischen
Nordsee und unterer Donau. Sie beginnen mit Gallienus und Maximianus, häufen sich unter Constantin und Valens. Vielfach tragen sie Osen, wurden mithin als Schmuck getragen. Offenbar hat man sie auch innerhalb Germaniens weitergereicht und nachgeprágt.'" Diese ,,Geschenke" wurden
unterschiedlich interpretiert. Rhetorik und Bild-
propaganda verkündeten zwar die Überlegenheit des Kaisers, doch sprechen die Folgen und Formen der Friedensschlüsse eine andere Sprache. Valens verhandelte mit den Goten zu Schiff inmitten der Donau, und Valentinian mußte sich ans rechte Rheinufer zu den Alamannen bemühen. Sie wiesen die „üblichen Gaben“ entrüstet zurück, wenn sie dem erwarteten Wert nicht entsprachen.“ Eine zweischneidige
Lósung des Barbarenproblems war die Ansiedlung auf Reichsboden. Auch die Kaiser der Spätantike haben solche immer wieder durchgeführt (s. III 2 d), doch bot man damit den Besiegten nicht eben das, was sie als Sieger begehrten?
Der Herrschaftsanspruch des Kaisers spiegelt sich in seinen bildlichen Darstellungen." Kennzeichnend sind die obligaten Kaiserinsignien (s. o.), sowie Frontalität, Betonung der Augen und Bedeutungsgröße der Herrscher. Während
sich Augustus auf dem Relief der Ara Pacis, im Profil dargestellt, von den Senatoren
nicht abhebt, wohl aber physiognomisch identifizierbar ist, erkennt auf dem Mosaik von San Vitale in Ravenna jedes Kind den Autokrator, aber niemand Justinian. Die individuelle Lebensähnlichkeit ging verloren, Julian beschwerte sich einmal bei
einem Maler darüber." Die meisten spátantiken Kaiserportraits sind Umarbeitungen älterer Marmorköpfe. 1% Amm. XVI 12, 17; XVIII 2, 18; XXXI 10,11.
85 Sydow
10 Zu den Stillhaltegeldern s. III 1 d! 161 Der spektakulärste Fund wurde 1797 im chemals gepidischen Karpathenbecken gemacht, in ungarisch Szilagy-Somlyo, rumänisch Sim-
1995; Raeck
leul-Silvaniei.
R. Harhoiu
1993; A. Bursche
in
Seipel 1999, 39ff. Zum Goldexport: Iluk 1985. 62 Amm.
Zur
XXVI 5; XXVII 5,9; XXX
„Reichszugehörigkeit"
sen: Pabst 1989, 311 ff.
3,4ff.
der Bundesgenos-
1969;
L'Orange
1984;
Meischner
1998.
14 Julian fr. 13 Wright. Delbrueck 1933; Brekkenridge bei Weitzmann 1978, 2ff. Die Zuweisung der erhaltenen spätantiken Kaiserbildnisse ist im allgemeinen strittig. Einen Katalog der schriftlich bezeugten Statuen bringt Stichel 1982, 75 ff, die Herrscherbilder von 284 bis 363 bieten Calza 1972 und L'Orange 1984.
1. Der Staat — a) Der Kaiser
269
Den Untertanen stand der Kaiser vor Augen durch die Allgegen wart seines Bildes und seines Namens. Wenn der Panegyriker Mamertinus (Paneg. XI 14,3) ausruft: „Überall seid Ihr zugleich; auch wenn Ihr im Palast sitzt, sind Länder und Meere von Eurer Góttlichkeit erfüllt", dann hat das einen konkreten Bezug. Um
die Omnipräsenz Gottes zu veranschaulichen, verweist Severianus von Gabala (PG.
56, 489) um 400 auf das ubiquitáre Kaiserportrait. Es finde sich in jedem Gericht, jedem Theater, auf jedem Forum, jedem Versammlungsplatz (σύλλογος). Die Truppen führten Herrscherbilder mit sich.“ Bei den Prozessionen der Staatsfeste wurden sie von Kaiserpriestern herumgetragen.'^ In den Kirchen erscheint der Kaiser auf Mosaiken, auch wenn er nicht der Stifter ist, so zu San Vitale. Kaiserbilder
finden wir in den Amtsstuben, auf dem Konsularszepter," auf den Staatsgewändern, den Feldzeichen und den Schilden'^ — in allen GróBen, Techniken und Ma-
terialien. Beliebt waren Spangen und Ringe, die Bilder des Kaisers Treuegelübde oder Segenswünsche für ihn enthielten.'* Auffällig ist die Unbeweglichkeit des abgebildeten Kaisers und die Handlungsarmut der Szenen. Alles zielt auf Reprásentation."" Darstellungen im Kampf oder auf der Jagd treten zurück hinter Begrüßungen und Empfängen, bei denen die Gesandten der Städte, Provinzen und Barbaren sich in demütiger Haltung dem
posierenden Autokrator zur Proskynese nähern und Gaben bringen." Es sind die bei Ammian
mehrfach beschriebenen Flehszenen,
die u.a. auf der Basis des
Theodosius-Obelisken demonstrieren, was in der Realität verloren ging." Die Vorderseite fast aller Münzen zeigt den Kopf, den Namen und die Titel des Kaisers. Die Rückseiten feiern die Siege über die Barbaren, die Gunst des Himmels,
die Eintracht unter den Herrschern, die Fruchtbarkeit der Kaiserfamilien, die An-
kunft des Herrschers zu Pferde und dergleichen." Religiöse Motive sind häufig,
unter den Tetrarchen erscheinen Juppiter, Hercules und Mars, Constantin prágte bis 325 Sol invictus (s. o.). Heidnische Isis-Münzen halten sich bis ins frühe 5. Jahrhundert; Victoria überdauert (s. III 6a). Nur zögernd kommt Christliches zum Ausdruck: Christogramm, Labarum, Kreuz und die manus divina aus den Wolken, die den Herrscher bekränzt. Im Verhältnis zur Vielfalt und Schönheit
der früheren Kaisermünzen zeigen die der Spätantike indes Dekadenzerscheinungen. Die Kupfermünzen des 5. und 6. Jahrhunderts sind von geradezu barbarischer Plumpheit, die Porträts werden schon seit Diocletian schematisch.
Die offizielle Geltung des Kaiserbildes blieb unverändert.” 174 Jeder neuernannte Kaiser schickte sofort sein Konterfei an den anderen Hof und in die ' Julian 278 A.
den in Form zweier Christogramme angeordne-
1 Maresch in Boschung/Eck 2006, 70.
ten Namen
#7 Delbrueck
(sic), VIVATIS! und STELICHO, SERENA, THERMAN-
1929, 61 f.
168 Das Stilicho-Diptychon von Monza zeigt den Heermeister, dessen Schild die Kaiserkópfe zieren und in dessen Gewand sie in laufendem Muster eingewebt sind. Delbrueck 1929, Nr. 63, Bd. 1 244.
*? Hierher von
gehören
Niederemmel
für Constantin
die
Zwiebelknopffibel
in Trier mit den Gelübden
und Licinius (Trier 1984, 113)
HONORI,
MARIA, STELICHO,
SERHNA
TIA, EUCHERI, VIVATIS! Dessau 800. Weitzmann
1979 Nr. 279 vgl. Nr. 275. m R.-Alföldi 1999, 172 ff. 7! Greg. Naz. or. 4,80. 7? Demandt 1965, 26.
V\ Eine kommentierte Auswahl und gute Abbildungen bieten Kent/Overbeck/Stylow 1973,
und die in Wien mit der Aufschrift IULIANE VIVAS
127 ff.
(Heurgon
4 Engemann, Herrscherbild, RAC. 14, 1988, 966 ff.
1958 Tafel IX 4), die sogenannten
Treueringe (Trier 1984,
115f) und die Bulle mit
270
II. Die inneren Verhältnisse
Hauptstädte der Provinzen. Ihre feierliche Aufnahme bedeutete die Anerkennung des Dargestellten, ihre Zurückweisung war eine Kriegserklärung.'” Beschädigung eines Kaiserbildes galt als Hochverrat (crimen laesae maiestatis).'” 406 genehmigte
Arcadius, daß seine Statuen zu Restaurationszwecken vorübergehend entfernt werden dürften. Jeder Aufstand begann mit einem Sturz der imagines." Bei der Aufstellung einer Kaiserstatue wurde diese in christlicher wie in heidnischer Zeit »konsekriert". Die Verehrung des Kaiserbildes selbst in Kirchen wurde von den
Kirchenvátern nicht beanstandet. Für heidnische Tempel hatte Constantin das untersagt." 394 verfügte Theodosius, daß in der Nähe von Kaiserbildern keine
Possenreißer auftreten dürften, am Eingang zum Hippodrom und im Proszenium des Theaters sei letzteres jedoch weiterhin statthaft.'” Die aus dem ptolemäischen Sakralrecht stammende Asylfunktion
des Kai-
serbildes blieb in christlicher Zeit erhalten. Theodosius bestimmte, daß die Flüchti-
gen dort zehn Tage Schutz genössen, sich dann aber einem Gerichtsverfahren stellen müBten.'"^ Selbst die heidnische Verehrung der Kaiserstatuen ging weiter. Sie wurde nicht mehr als Religion, sondern als bloße Zeremonie verstanden, nicht der Person des Kaisers, sondern seinem Amt zugedacht. Erst 425 untersagte Theo-
dosius II die Adoration von Kaiserbildern, forderte aber für die Aufstellung einen würdigen Rahmen durch Anwesenheit des Statthalters und die Wahl eines Feiertages.”
Auf öffentlichem Gelände durften Bilder für verdiente Personen nur mit allerhöchster Genehmigung aufgestellt werden." Ebenso wachten die Kaiser über die Bauinschriften.
Theodosius erklärte es 394 zum Staatsverbrechen, wenn ein
Beamter auf ein vollendetes Bauwerk seinen eigenen Namen schriebe und nicht den des Kaisers. Vorausgesetzt ist, wie die Fassung Justinians lehrt, daß der Bau mit
Staatsgeldern errichtet wurde." Wie
durch
Bildnisse und
Inschriften,
so brachten
sich die Kaiser durch
die
zahlreichen Staatsfeiertage in Erinnerung. Zu diesen zählten neben Neujahr (s. III 2 a) und Sieges- und Heimkehrfesten die Geburtstage und der dies imperii oder natalis purpurae, d.h. der Tag der Machtübernahme,"* der nach fünf
Jahren
in den
55 Herodian VIII 6,2; Lact. MP. 25,1; 43,3: 44,10; CTh. VIII 11,4; Zos. 11 9,2; IV 37,3; Philost. XII 12. Nic. Call. XIV 6 = PG. 146, 1076.
auf Antrag Städten die Aufstellung von Bronze-
Kruse 1934; Dvornik
398 und 444 (CJ. 124,1 und 4) bestätigen dies. Vgl. schon Sueton, Caligula 34. DaB man sich
1966, 653.
Ue Soz. II 25,3.
77 CTh.
XV 1,44; SHA.
Pert. 6,3; Lib. or.
19,8; "^ I 6
Amm. XIV 7,12; Theodoret HE. V 20. Dvornik 1966, 653 ff. CTh. XV 7,12. Pekary 1985, 107 ff. CTh. IX 44,1; Lib. or. 33,18; 50,21. Für
die
Vorgeschichte
Mommsen,
dieses
Strafrecht
Asylrechtes
1899,
460f;
vgl.
Wenger,
bildern beliebter Beamter gewähren und demnach auch
nicht
verbieten konnte.
immer
daran
gehalten
Die Gesetze
hat, ändert
von
nichts
an der Rechtslage. mi CTh. XV
1,31; CJ. VII
11, 10.
"^ An weiteren Festtagen, die zugleich Gerichtsferien waren, nennt Theodosius: die heiße Sommerzeit, die herbstliche Erntezeit, zusammen
zwei
Monate;
dazu
den Jahresbeginn
am
Rollin
1979,
1. Januar, die Geburtstage von Rom (21. April)
Manfredini
1986;
und Konstantinopel (11. Mai), die beiden Wochen vor und nach Ostern und alle Sonntage
M CTh. XV 4,1. Alföldi 1934/70, 77f. IX! Pekáry (1985, 143 ff ) bestreitet cin „kaiser-
(CTh. 118, 19). Sonntags dürfe wegen des Gottesdienstes kein Wagenrennen stattfinden, außer
Asylrecht,
143ff;
RAC.
Pekary
I 1950,
1985,
130f;
839f;
Dreher in: Wiemer 2006, 165 ff.
liches Bildnisrecht" gegen Rollin (1979, 180ff).
Lib. (or. 21,30) überliefert jedoch, daf der Kaiser
es wäre Kaisergeburtstag (8,20). 399 wurde letzteres von Arcadius wiederholt (8,23), 409 unter-
1. Der Staat — a) Der Kaiser
271
Quinquennalien, nach zehn in den Dezennalien, nach zwanzig in den Vicennalien und nach dreiflig in den Tricennalien festlich begangen wurde. Damit waren Wa-
genrennen und andere Spiele, Lobreden und Amnestien verbunden. Die hohen Beamten wurden mit Staatsgeschenken beehrt,* die Truppen erhielten Sonderzu-
lagen (donativum), die Städte dagegen zahlten Zusatzabgaben (aurum coronarium).'* Vota-Prágungen der staatlichen Münze verkündeten die Gelübde für eine glückliche Folgeperiode.'*
Belustigungen bildeten ebenso den wichtigsten Inhalt auf den Jahresfesten der Provinziallandtage (s. III 4 c). Als die Stadt Hispellum in Umbrien um 335 Constantin bat, den Bau eines Tempels für die Gens Flavia zu gestatten, ging es um die mit dem Kaiserkult verbundenen Theaterspiele und Gladiatorenkámpfe.'" Diese Lustbarkeiten blieben auch in christlicher Zeit beliebt, und ihretwegen durf-
ten die Tempel und Provinzialpriester für den Kaiserkult einstweilen bestehen bleiben. Es versteht sich von selbst, daß es immer irgendwo Unzufriedenheit mit der Regierung gab. Das Ventil dieser Mißstimmung waren Aufstände, wie sie in den
Großstädten und auf dem Lande mehrfach ausgebrochen sind. Gefährlich wurden diese Unruhen, wenn sie bei der Armee entstanden, dann drohten Usurpationen."
Die Erhebung von Gegenkaisern war das wirksamste Korrektiv des rómischen Kaisertums. So wie das Heer das Recht beanspruchte, den Kaiser einzusetzen, so hielt es sich auch für befugt, ihn wieder abzusetzen, indem es einen neuen, ver-
meintlich besseren Kandidaten erhob. Die aus dieser Einstellung mögliche Kaisermacherei,
die in der Zeit der Soldatenkaiser das Reich an den Rand der
Anarchie geführt hatte (s. II 1), ist durch die diocletianischen Reformen beendet worden. Dennoch hat es nicht an Empórern gefehlt, die auch weiterhin die Festig-
keit der jeweiligen Herrschaft auf die Probe gestellt haben. Kaum ein anderer Mißstand hat das spátrómische Reich so belastet, wie die Kämpfe um die Kaiser-
würde und die Glaubenskonflikte. Für die Zeit zwischen 284 und 455 kennen wir fast vierzig Fälle von Hochverrat.
Dabei handelt es sich allerdings um Usurpatoren
von sehr unterschiedlichem
Zuschnitt. Lassen wir die Eintagskaiser'" und die purpurtragenden Kameltreiber'” beiseite, so sind unter Diocletian zwei Erhebungen gefährlich geworden: Carausius sagte Honorius auch an sonntäglichen Kaiserfesten Wagenrennen (8.25). "5 Zur X 10,8fu.
kaiserlichen Munifizenz: | CTh. 11; 14,1; ND. or. 13; occ. 12. Szidat
in Guggisberg 2003, 225 ff. "^ CTh.
IX 38;
Theodoret
" Die Rückseiten tragen die Aufschriften wie VOTIS v (Quinquennalibus) MULTIS X (Decennalibus). 9* Priester der Gens Flavia sind außerdem be-
zeugt für die Stadt Rom und für Africa; s.o. und HE.
113;
V 20;
Lib. or. 22,4. Eine Liste der spätrömischen Staatsfeste überliefert der Filocalus-Kalender von 354, CIL. 12, 254 ff. Er verzeichnet 23 allgemeine und
71 auf die constantinische Dynastie bezogene Feste: Stern 1953, 70 ff. An den Brumalia (24. Nov.
II 3!
"" Die Liste der Gegenkaiser
bei Mommsen
(Chron. Min. ΠῚ 481 ff) ist zu ergänzen nach Elbern 1984; dazu Szidat, Gnomon 57, 1985, 575 ff. Ders., 1982; Ziegler 1970; Wardman 1984; Flaig 1992; Paschoud/Szidat 1997. Die Bischófe haben
bis 17. Dez.) bewirtete der Kaiser die Bewohner
Usurpatoren gegenüber zumeist erfolgreich la-
24 Tage lang, indem er am ersten Tag alle einlud,
viert: Elbern 1986.
deren Namen mit A begannen, am zweiten die mit B usw., Agath. V 3.2; Malalas p. 179; CIL.
1°, S. 277.
19 Eugenius 303: Lib. or. 11, 158 ff. 11 Calocaerus 334: Aur. Vict. 41,11; Hieron. chron. zu 334.
272
III. Die inneren
und Allectus in Britannien, unter
Constantin
hatte
Domitianus
keine
Chance.
Verhältnisse
und Achilleus in Ägypten. 350
erhob
sich
in Gallien
Calocaerus Magnentius,
doch wurde er bereits 353 wieder gestürzt. 365/366 suchte sich Procopius in Konstantinopel erfolglos gegen Valens durchzusetzen, während Firmus in Africa 370 bis
374 kaum außerhalb auf Sieg hoffen konnte. Ernsthafter waren die Erhebungen gegen Theodosius im Westen: 383 bis 388 Magnus Maximus und 392 bis 394 Eugenius und Arbogast. Auch sie wurden niedergeworfen. Gegen Honorius erhoben sich mit kurzem Erfolg Marcus, Gratian, Attalus, Maximus, Sebastianus und
Jovinus. Länger hielt sich Constantin III. 407 bis 411 beherrschte er Britannien und Gallien. Über Pirrus ist außer seinem Tod 428 nichts bekannt. Die späteren Bürgerkriege im Westen galten seltener der Kaiserwürde als der Macht im obersten Feldherrenamt, so bei Alarich, Aëtius, Rikimer, Orestes und Odovacar. Vier der letzten Westkaiser wurden vom Osten nicht anerkannt: Maiorian, Libius Severus, Glyce-
rius und Romulus. In Byzanz bat man nicht um Zustimmung im Westen. Dort wurde nach vorangegangenen
Auseinandersetzungen
471
der Heermeister
Aspar gestürzt.
Dann
kam es in den Jahren 475 und 476 zu Kämpfen zwischen Zenon und dem Usurpator Basiliskos. 479 empörte sich Marcian, 484 bis 488 folgte der Aufstand des Heermeisters Illus, der Leontios als Gegenkaiser ausrufen lief. Die Theoderiche
kämpften um Titel und Subsidien, ebenso der Gotenfürst Vitalian 514. Justinian überwand den 532 im Nika-Aufstand erhobenen Hypatios. Die Gründe für die Erhebungen
waren vielschichtig: Unfähigkeit der Kaiser,
Eigensucht des Militárs, unzureichende Grenzverteidigung kamen zusammen. Das Legitimitätsbewußtsein der herrschenden Kaiser war so empfindlich, daß sie einen dynastiefremden Usurpator nicht duldeten, auch wenn er, wie Eugenius und Johannes, eine Vakanz füllte, wie Magnentius und Maximus ein besserer Regent war als der gestürzte Kaiser oder, wie letzterer, zeitweilig anerkannt war. Für den
Staat wäre es gewiß besser gewesen, die Truppen des jeweiligen Reichsteils über den Thron entscheiden zu lassen und den Bürgerkrieg zu vermeiden. Die innere Größe zu dieser Einsicht besaß nur Valentinian.'? Nach dem Sturz eines „Tyrannen“ — so die offizielle Bezeichnung für den Gegenkaiser seit Constantins Sieg über Maxentius" — wurden im Zuge der damnatio memoriae dessen Bilder zerstört, seine Inschriften ausgemeißelt und seine Münzen
eingezogen. In den Panegyriken erscheint ein Usurpator stets ohne Namensnennung als latro, proditor, carnifex purpuratus oder ähnlich. Gegen seine nächsten Angehörigen und Freunde wurden Majestätsprozesse geführt, der Besitz eines Usurpatorenbildes war todeswürdig. Soldaten und Provinzialen erhielten gewóhnlich Amnestie.'”
Ein Problem war, was mit den Rechtsakten geschehen solle. Die Beamtenernen-
nungen und sonstigen Privilegierungen wurden ungültig, die Betroffenen mußten froh sein, wenn sie straflos ins Privatleben zurückkehren konnten." Im übrigen fand Constantin nach dem Sieg über Licinius die salomonische Formel: Alles was dieser rechtens angeordnet habe, bleibe gültig; alles was unrechtmäßig bestimmt "* Amm.
XXVI
5, 13; s. Η 6!
4 So auf der Inschrift des Constantinbogens: Dessau 694.
# Ambr.
CSEL.
32,262; 64,204; Dessau
Elbern 1984, 136 ff; Pekáry 1985, 134f. "5 CTh. XV 14,6 von 388.
741.
1. Der Staat — a) Der Kaiser
273
worden sei, werde ungültig. Constantius II verfügte, daß die Freilassungen und Privatverträge
aus der Zeit des Magnentius
in Kraft blieben,
und
diese Regeln
wurden später wiederholt." Auch die Gesetze Maiorians blieben in Kraft, obschon er vom Osten nicht anerkannt wurde.
Die Angst der Kaiser vor Usurpationen war die Ursache für die meisten Majestätsprozesse, worüber die Zeitgenossen klagen." Die Rechtsgrundlage hierfür reicht zurück in die republikanische Zeit." Seit Augustus verkörperte der Kaiser die Majestät des römischen Volkes. Wer ihn beleidigte, verletzte die maiestas
populi Romani. Einzelne Kaiser haben in philosophischer Großmut auf dieses In-
strument verzichtet. Julian beantwortete 362 die Schmähreden der Antiochener durch seine Satire ‚Misopogon‘. 393 verkündete Theodosius, die Beleidigung seiner Person sei eine Dummheit, aber kein Verbrechen, doch blieb ein solches Verhalten
die Ausnahme. Gewöhnlich wurde jede abfällige Äußerung über den lebenden Kaiser, jede Beschädigung
seiner Bilder, jede Anmaßung
von kaiserlichem Zere-
monialgut, ja sogar die Schicksalsbefragung, wie lange der Kaiser regieren oder wer sein Nachfolger werde, als Majestätsverbrechen bestraft.” 397 hat Arcadius dies
durch die Lex Quisquis ausgedehnt auf den Schutz von Staats- und Palastbeamten und jede Art von Verschwörung unter Strafe gestellt. Als Majestätsverbrechen galt auch die Fälschung von Kaiserurkunden.”” Constantin hatte um 321 den Sklaven die Kreuzigung angedroht, wenn sie ihre Herren anzeigten, vorher und nachher dagegen wurden ihnen dafür Belohnungen ausgesetzt, wenn es um den Schutz des Kaisers ging. Im Majestätsverfahren drohte die Folter auch Personen höherer Stände." Der Überführte wurde hingerichtet. Ammian
berichtet über einige ProzeBwellen unter Constantius II und Valens, bei
denen offenbar zahlreiche Unschuldige oder doch Harmlose umgekommen sind.”” Das rómische Kaisertum ist seit Caesar und Augustus durch das Nebeneinander zweier Herrschaftsformen geprägt. Der republikanischen Tradition, die ausgehend von der Volkssouveränität die Herrschaft aus dem Recht und der Vernunft herlei-
tet, steht eine monokratische Vorstellung gegenüber, die ausgehend vom Gottesgnadentum die Staatsgewalt religiós und emotional begründet. Diese beiden Stránge lassen sich bei einzelnen Kaisern, etwa bei Augustus, auseinanderhalten. Er war in Rom
Bürgerkaiser, im Osten dagegen Gottkaiser. Die zwei Komponen-
ten der Monarchie befanden sich selten im Gleichgewicht. Die meisten Kaiser kónnen der einen oder der anderen Richtung zugeordnet werden. Aufs Ganze gesehen ist eine Orientalisierung des Herrschertums nicht zu bezweifeln. Hellenistisch-orientalische Autokraten vom Typus Caligula, Domitian oder Commodus erscheinen im Principat als Ausnahme, im Dominat eher Bürgerkaiser wie
Julian oder Valentinian. Für die Stimmung der Zeit ist bezeichnend, daß Julian von Ammian (XXII 7,1; 14,1) dafür getadelt wurde, die Hoheit der Kaiserwürde verletzt zu haben, indem er sich allzu weit herabließ.
1% CTh.
XV
17 Lib. or.
1 f. Demandt
14,1-12.
1,171 f; Ammian
1965, 50 ff; Funke
XV
3,7 fF; XXIX
1967.
1# Sueton, Tiberius 2,3; Ulpian, Dig. XLVIII 4, 1, 1. Mommsen,
Strafrecht 1899, 554f; 582ff.
1% CTh.
IX 4,1; Amm.
20 CTh.
IX
20 CTh.
IX 5,1; 35,1f.
?? Amm. XIX
XXIX
XIV 5; XV 2f;
12; XXIX
1.
14,3; 35,1.
1fF. Funke
XVI 8; XVHI3;
1967.
274
IH. Die inneren
Verhältnisse
Da der Stil der Herrschaft sich zur Autokratie hin entwickelt hat, fällt das Urteil
der freisinnigen Nachwelt über das spätrömische Kaisertum ungünstig aus. Gesinnungsrepublikaner der senatorischen Tradition, Humanisten und Aufklärer, sozia-
listische und Schreckbild
liberale Autoren
haben
der orientalischen
die griechische Tyrannentopik
Despotie
und
das
über die Kaiser gestülpt. Auch
Gibbon, Burckhardt und Mommsen machen hier keine Ausnahme. Dennoch ist das Bild einer „orientalischen Zwingherrschaft“, einer „first ab-
solute autocracy“, einer „Geburt des Absolutismus“ schwerlich aufrechtzuerhalten."' Die Kaiser des Dominats haben an Macht theoretisch nichts hinzugewonnen, aber praktisch einiges verloren. Das lehren die Reichsteilungen, die Schwächlinge
und Kinder auf dem Thron, die konkurrierend zur Kaisergewalt wachsende Macht des Heeres, des Hofes und der Verwaltung, der Kirche und des Adels. Die bestim-
menden Kräfte verteilen sich in einer für den Staat geradezu gefährlichen Weise. Die wirkliche Macht lag nach Theodosius im Westen dauernd, im Osten lange bei
den militärischen ,Kaisermachern".^ Das Kaiser verdeckte den Schwund Repräsentation.
pompóse
Gehabe
an Durchsetzungsvermógen
der spätantiken durch symbolische
Das spätantike Kaisertum war als Staatsform in der römischen Tradition und in der christlichen Ideologie doppelt verankert und ist darum auch von den kritischen
Zeitgenossen nicht grundsätzlich in Frage gestellt worden. Für die städtischen und ländlichen Unterschichten, für das Militär und den Klerus war die Anerkennung eines höchsten Herrn selbstverständlich. Zum Kaisertum als solchem wird nirgends
eine Alternative vorgeschlagen, vermutlich wäre es angesichts der großen Kom-
munikationsprobleme und des niedrigen Bildungsstandes im Reich auch gar nicht sinnvoll gewesen, eine reichsweite Demokratisierung anzustreben. Die Versuche Justinians und seiner Nachfolger, die Statthalter in den Provinzen wählen zu
lassen, schlugen fehl. Der dabei entstehende Streit erforderte eben doch die kaiserliche Autorität.
Nur vereinzelt begegnen wir noch der Ansicht, daß mit dem Ende der Republik die Freiheit verlorengegangen und durch ein System von Despoten und Schmeichlern ersetzt worden sei. Diese aus der senatorischen Historiographie bekannte Haltung haben noch Ampelius, Claudian und Zosimos vertreten,” aber
auch sie deuten nirgends an, daß sie eine Abschaffung der Monarchie für möglich hielten. Ihr Republikanismus war literarisch, nicht politisch. Selbst Constantin gab
dem Senat formell Rechte wieder, die dieser unter Caesar verloren hatte.’
Die politische Kritik richtet sich weniger gegen das System, zu dem eine Alternative nicht sichtbar ist, als gegen
unwürdige
20 Rostovtzeff 1925/29, 210ff; T. Frank 1940, 303; De Martino 1985, 420ff. Kritik am
Begriff „Zwangsstaat“ s. IV 2 b! 24 Goltz 2002.
?5 Ampelius 29,3: oppressa per vim libertate (mit dem Sturz des Pompeius) sub unius Caesaris potesta-
tem redacta sunt omnia. ex eo perpetua Caesarum diaatura dominatur; vgl. 18,21. Claudian XV 49ff: in gremium pacis servile recessi (Roma spricht). Sidonius c. VII 100ff: fio lacerum de Caesare regnum (Roma
Kaiser. Kennzeichnend für das
spricht). Noch entschiedener: Zos. 1 5,1—4, dazu
Paschoud 1975, 1ff; vgl. SHA. Aur. 43; Augustin CD. 11121: schon in der Principatszeit sind die republikanischen Stimmen schwach: Pseudo-Longinus (De sublimitate 44) und Philostrat (Vita Apollonii V 33), daneben die „heidnischen Märtyrerakten" aus Alexandria: H. Musurillo, The Acts of the Pagan Martyrs. Acta Alexandrinorum, 1954. Fuchs 1938; Demandt, Fall 1984, 51. 2M Dessau 1222.
1. Der Staat — b) Der Hof
275
Denken der Zeit sind die Nekrologe Ammians," in denen er die guten und die schlechten Seiten der Kaiser einander gegenüberstellt. Das Herrscherideal ist dabei abgestimmt auf Gerechtigkeit, Milde, Fürsorge und die überlieferten Kardinaltugenden. Sie wurden den Kaisern durch die Panegyriker nahegebracht. Als System war das christliche Kaisertum der Spätantike auf der Höhe der Zeit. Es hat darüber hinaus das Modell für die europäischen Monarchien des Mittelalters und der Neuzeit abgegeben. Die byzantinischen und deutschen Kaiser, die römischen Päpste und die italienischen Stadtherren haben nach spätantikem Vorbild regiert. Im Zeitalter des Absolutismus ist es zum letzten Male kopiert worden. Treffend bemerkte Chäteaubriand (1831, 113) über Constantin: er sei der veritable fondateur de la royauté moderne.
b) Der Hof Quellen: Unser Wissen über den Hof des spätrômischen Kaisers stammt einesteils aus der Historiographie, andererseits aus den Rechtsquellen. Unter ihnen stehen voran die ,Notitia Dignitatum' und die Gesetze des ‚Codex Theodosianus'. Die bezeugten Inhaber der Hofämter sind aufgelistet in den Fasten der PLRE. 1 1041ff; II 1242ff; III B 1457 ff. Sie sind nach Ämtern und innerhalb dieser chronologisch geordnet. Weiteres findet sich bei Lydos ‚De magistratibus‘ und im Zeremonienbuch
von Constantinus Porphyrogenitus. Cassiodor (var. VI) überliefert Ernennungsformulare von Hofbeamten.
Die Kaiser der Spätantike residierten nur noch ausnahmsweise in Rom. Die militärischen und ökonomischen Verhältnisse erforderten die Gegenwart des Herrschers an wechselnden Brennpunkten und damit eine Dezentralisierung der Resi-
denz. Rom behielt zwar seinen ideologischen Ehrenrang (s. III 4 a), verlor aber seine administrative Bedeutung als Kaisersitz. Während des 4. Jahrhunderts war der Herrscher zumeist unterwegs, begleitet von seiner Garde und einer Wagenkolonne
mit den Akten und dem Geld.' Erst die Söhne des Theodosius wurden
wieder
seBhaft, denn die Kriegsführung lag nun bei den Heermeistern. Arcadius und seine Nachfolger saßen in Konstantinopel, das sie nicht verlassen konnten, ohne dort eine Usurpation zu befürchten. Honorius wählte Ende 402 Ravenna zur Residenz, doch
kehrte Valentinian ΠῚ Anfang 440 nach Rom zurück. Zahlreiche Städte besaßen einen Palast (palatium, aula palatina, regia, templum, domus sacra divina aeternalis, Baoueia),
so Trier,‘ Köln,‘
Paris,‘ Corduba,‘
20° Ammians Nekrologe: Gallus: XIV 11, 27f; Constantius: XXI 16; Julian: XXV 3,23; XXV 4; Jovian: XXV 10,14-17; Valentinian: XXX Valens: XXXI 14. ! Halfmann 1986.
7-10;
1997,
127ff;
Winterling
1998;
Mayer 2002; Hesberg in: Boschung/Eck 2006, 133 ff. ? Cüppers
in: ‚Trier,
Kaiserresidenz
schofsstadt' 1984, 68fT; Heinen ders. 2003; Anton 1994.
und
Aquileia
und
Ravenna’
* Amm. XV 5,31; Doppelfeld 1958. 5 Julian 340 CD; Amm. XX 4,19. Lutéce Paris de César à Clovis, 1984.
* Die Ausgrabungen im eingemeindeten Cer-
? Ewig 1976; Millar 1977, 40 ff; Delmaire 1995; B. Brenk 1996, 67 ff. 2003, 129(f; N. Duval in: Paschoud/Szidat
Mailand,’
Bi-
1985; ders. 1996;
cadilla sind seit 1991 im Gang, es gibt noch keine Monographie.
’ Amm. XV 1,2; 5,18; Sulp. Sev. chron. 39,4; Soz. IV 9,6. Storia di Milano 1953f; Duval in: Aquileia e Milano 1973, 151 ff. * Paneg. VII 6,2. Cracco-Ruggini 1987; Heijmans 1999; Rieß 2001. * Deichmann
1969 ff; Tjäder
1955 u. 1982.
276
I. Die inneren Verhältnisse
im Westen, im Osten Serdica," Sirmium," Thessalonike," Nikomedia," Nicaea"
und Antiochia." Der Zentralbau der Paláste war jeweils ein rechteckiger Saal mit einer Apsis auf
der Schmalseite für den Thron dem Eingang gegenüber, die aula palatina im engeren Sinn." Schloßkapellen sind nicht bekannt, obschon am Hof Gottesdienst stattfand,
jedenfalls unter Constantin." Bei Kirchenfesten besuchte der Kaiser die Bischofskirche." In den Großstädten wie Rom, Konstantinopel, Antiochia, Aquileia, Sir-
mium, Trier und Thessalonike lag neben dem Palast der Hippodrom, wo der Herrscher in der Kaiserloge (κάϑισμα) vor den Augen des Volkes die Wagenrennen eróffnete, indem er ein Tuch (mappa) auf die Rennbahn warf." Diese ungemein
populäre Szene wurde zum beliebten Thema der Kunst.” Das palatium des Kaisers und das praetorium des Statthalters sind baulich nicht immer zu unterscheiden, da — wie in Köln — die Benutzer wechselten. Neben ihren Palästen besaßen die Kaiser Villen am Stadtrand (villa suburbana). Die eindrucksvollsten sind die des Maxentius an der Via Appia und die Villa delle Marignane bei Aquileia." Die Bezeichnung des spätantiken Hofes” als Institution lautet comitatus (von comes, coire). Dies bedeutet „Begleitung“ und erinnert daran, daß die Kaiser des 4. Jahr-
hunderts viel unterwegs waren und auch in kleinen Orten urkundeten. Wenn sie
nicht selbst im Felde standen, hielten sie sich doch in der Nähe der Spannungsgebiete auf. Das Itinerar kennen wir namentlich aus den Absenderangaben der Gesetze."
Die Hofangehórigen insgesamt heißen palatini, es sind die, die Zugang zum Palast haben. Ihr Dienst galt grundsätzlich als militia. In Abgrenzung gegen die militia officialis (Verwaltung) und die militia armata (Heer) umfaft der Hof die militia palatina. Wir können drei Gruppen von Angehörigen unterscheiden: die Mitglieder des Staatsrates, die an der Regierung mitwirkten, die Garden und Leibwachen des Kaisers, sowie die persónlichen Bediensteten und sonstigen Hóflinge. Die engste Umgebung
des
Herrschers
bildete
seine
Familie;
namentlich
die kaiserlichen
Frauen besaßen mitunter beträchtlichen Einfluß (s. III 1 a) Das consilium principis, der Rat des Kaisers aus dem Principat, wurde ersetzt durch einen verhältnismäßig fest umrissenen Staatsrat, das sacrum consistorium. Der 10 Velkov 1980, 23? ff.
" Amm. XX 2,5; Theodoret HE. V 18.
" Ammian XXI 10,1; XXX 5,16; Epit. 40,10. Mocsy 1974; Stillwell 1976, 843 f; Popovic/Och-
2% Gabelmann 1980; Heucke 1994.
senschlager 1976; Jeremic 2004.
2! Zu
5 Socr. V 26,3f. Maxentius:
Rasch
1984;
zu
Aquileia:
7 Croke 1981.
Rieß 2001, 275. Zu den Villen auf dem Lande
B Lact. MP.
und den Alterspalästen s. u. 22 Stein 1928, 53 ff; Jones 1964, 366 ff; 566 ff;
12,3; Lib. or. 61,7: die schönste
Stadt der Erde. ^ Eus. VC. III 10,1. A. M. Schneider 1943. 15. Amm.
XIV 7,10. Downey
Martin 1987, 84 ff; Schlinkert, Hof 1996; Win-
1963. Der
terling
Palast wurde von Diocletian errichtet. 15 Ein eindrucksvolles Beispiel ist die Aula Pa-
135 ff.
latina in Trier, weitere Palastbasiliken gab es in
von Seeck 1919, für 284 bis 337 von Barnes 1982,
Spalato, Corduba, Gamzigrad, Konstantinopel, Thessalonike, aber auch in Mediana und Piazza
47 ff. ^ Mommsen, Staatsrecht 11. 1877/1952, 989; Seeck, consistorium, RE. IV 1,1900, S. 926-
Armerina.
17 Eus. VC. IV 18ff.
1961;
1998;
McCormick
in CAH.XIV
2000,
3 Zusammengestellt für die Jahre 311 bis 476
932; Kunkel 1968/69; Weiß 1975. Die consistoriani
1. Der Staat — b) Der Hof
277
Begriff, seit Diocletian belegt, bezeichnet ursprünglich den Ort der Versammlung,
den Thronsaal des Palastes, die aula regia.* Im Laufe des 4. Jahrhunderts wurde der
Begriff auf die Institution des Staatsrates übertragen.” Seine Mitglieder hießen comites intra consistorium oder comites consistoriani und
waren comites primi ordinis. 330 hatte Constantin comites, gestaffelt nach drei Rängen,
geschaffen." Die Unterscheidung der drei ordines stammt aus dem mor-
gendlichen Begrüßungszeremoniell, darum ist auch von drei admissiones die Rede.
Eine kleine Gruppe der comites primi ordinis trug das höchste Rangprädikat vir illustris (auch: illustrissimus), darunter standen die viri spectabiles. Diese Ránge waren nicht-
erbliche Zusatzprádikate der erblichen Senatorenwürde, des Clarissimats (s. III 2 a). Dieses Dreistufenschema galt bis zu Justinian, der es um die Ränge von viri gloriosi und viri magnifici erweiterte, da die vermehrte Vergabe die alten Ränge abgewertet hatte. Die byzantinische Freude an Titeln zeigt sich daneben in unübersetzbaren Höflichkeitsprädikaten wie amplissimus, devotissimus, eminentissimus, florentissimus, praecellentissimus für bestimmte Beamte und in Anreden wie auctoritas tua, culmen,
excellentia, magnificentia und spectabilitas.” Die comites berieten den Kaiser und bildeten den würdigen Rahmen, wenn er
Gesandte und Bittsteller empfing.” Der Name silentium für diese Versammlung ist abgeleitet vom kultischen Schweigen, das bei der Verkündung des kaiserlichen Willens herrschte.” Die Zusammensetzung und Größe des Staatsrates
schwankte. Wichtige Entscheidungen wurden im engsten Kreise der proximi getroffen," wobei unter Umständen auch die Kaiserin ein gewichtiges Wort besaf
(s. III 1a). Verkündete der Kaiser das Urteil, erhob man sich. Die Verhandlungen
(acta) und Beschlüsse wurden protokolliert. Fragmente haben sich unter den Gesetzen erhalten.” Der Beglaubigung des kaiserlichen Willens diente das Siegel des
Fingerringes und die eigenhändige Unterschrift, seit 470 mit Purpurtinte.” Zu feierlichen Anlässen versammelte sich der Hofstaat um den Kaiser. Als Themistios am 1. Januar 383 in Konstantinopel seine Friedensrede hielt, sprach er vor
mußten keineswegs, wie der Begriff nahelegen könnte, stehen. Sie saßen: Ambr. ep. 30,4. 25 CJ. IX 47, 12; Amm.
XXI
15,4; XXV
10,2.
36 Der Begriff consistorium begegnet schon un-
ter Diocletian (Acta Marcelli) und bezeichnet das Amtslokal des Statthalters. 27 Dessau
1237 ff. Scharf 1994; Schlinkert
in:
Konstantinopel in der Magnaura, im Consistorium oder im Triklinion stattfand, wurde natürlich auch diskutiert: Christophilopulu 1951, 79 ff. 5 Amm. XIV Ambr. ep. 57,3.
X CTh.
11,1; XV 8,2; Lact. MP.
11,56
XI 39,5: Pars actorum habitorum aput
Symmachus (Dessau 2946) zählten nicht zum reguliren Kronrat. Symmachus hatte den Rang
imperatorem Iulianum Augustum Mamertino et Nevitta consulibus X Kal. April (23. III. 362). Constantinopoli in consistorio: adstante Iovio viro clarissimo
erhalten, als er 369 Valentinian zu seinen Quinquennalien das aurum oblaticium nach Trier brach-
quaestore, Anatolio magistro officiorum, Felice comite sacrarum largitionum et cetera. Imperator Iulianus
te: Seeck, Symmachus RE. IV A, 1931, 1146. Drei
Augustus dixit... Es folgt ein griechischer Ausspruch des Kaisers über schriftliche Beweismittel.
Winterling 1998, 133ff. Comites tertii ordinis wie
Klassen von comites gab es schon unter Tiberius einmal: Suet. Tib. 46.
# Zu den spätrömischen Rangtiteln: Hirschfeld (1913, 646 f ) für die Zeit bis etwa 400 und Koch (1903) für die Zeit danach. ? Ambr. ep. 30,3; Amm.
XXX
6,2.
% Nov. Iust. 62 von 537. Im Silention, das zu
Vgl. CTh. 1 22,4; IV 20,3; VII 20,2; VIII 15,1; CJ. IX 47,12.
» CTh. VIII 6,1 (subscriptio); Nov. Theod. 2, 1 (subnotatio). Theodoret HE. 111; V 18; CJ. I 23,6; Faustus V 21 (= FHG. V 2,259); Wenger,
signum, RE. II A 2, 1923, 2444f.
278
Ill. Die inneren
Verhältnisse
Theodosius, den Konsuln, dem Senat, den beiden präsentalischen Heermeistern, dem Reichspräfekten, dem magister officiorum, den beiden Finanzministern und an-
scheinend auch dem Quästor.“ Betrachten wir die Genannten nach der Rangfolge, wie sie die ‚Notitia Dignitatum‘ für das frühe 5. Jahrhundert spiegelt, so ist an erster
Stelle der praefectus praetorio zu nennen. Er gehört indessen nicht eigentlich zum Hofstaat, sondern verkörpert die Spitze der zivilen Reichsverwaltung (s. III 1 c). In
der Rangordnung folgen als nächste die beiden am Hof dienenden Heermeister, der magister equitum praesentalis und der magister peditum praesentalis. Auch sie haben
keineswegs nur in militárischen Angelegenheiten mitberaten." Die eigentlichen vier Hofminister sind der magister officiorum, der quaestor sacri palatii (QSP), der comes sacrarum largitionum (CSL) und der comes rei privatae (CR.P). Die genaue Formulierung dieser Titel schwankt, auch in offiziellen Dokumenten
regiert das Prinzip der Abwechslung. Die vier genannten Minister tragen in der
,Notitia' den Rang von viri illustres. Der ranghóchste der Genannten war der magister officiorum, der „Chef der großen Zentralkanzleien" (Liebs) oder „Oberhofmarschall“ (Mommsen). Dieses Amt, bezeugt seit 320, darf als Schöpfung Constantins angesehen werden.” Nach Lydos (mag. II 10) nahm Constantin den praefecti praetorio die militärische Kompetenz zugunsten der Heermeister (s. III 1 d), die Aufsicht über den Hof (aula) zugunsten
der magistri officiorum. Älter sind die darin eingegliederten Abteilungen. Es handelt sich dabei um die drei aus dem Principat bekannten scrinia" der procuratores a memoria, ab epistulis und a libellis. Diese aus der hellenistischen Privatwirtschaft stammenden, von Caesar übernommenen Sekretariate waren ursprünglich mit Freigelassenen, später mit Männern des ordo equester besetzt. Die ‚Notitia‘ nennt zudem ein scrinium dispositionum." Seine Funktion ist nicht klar, möglicherweise führte der
Inhaber den Terminkalender des Hofes und plante die Reisen des Kaisers. Überliefert sind die Funktionen der Vorsteher der drei ersten Abteilungen: Der magister memoriae schrieb die Bescheide (adnotationes) und versandte, auf sie
gestützt, die Kabinettsorder. Der magister epistularum kümmerte sich um administrative Probleme und um Anfragen von Beamten. Der magister libellorum hatte es
mit juristischen Fragen zu tun. Er betreute die Untertanen, nahm Untersuchungen vor und behandelte Gesuche. Eine scharfe Abgrenzung der Zustándigkeit ist aller-
dings weder aus diesen Funktionsbeschreibungen noch aus den zahlreichen Quellenzeugnissen ersichtlich. Klar ist indessen die Tätigkeit des magister epistularum Graecarum; er diktierte oder übersetzte die griechisch abzufassenden Briefe."
Neben diesen vier Abteilungen oblag dem magister officiorum die Betreuung auswärtiger Gesandtschaften.“ Dabei unterstützte ihn das scrinium. barbarorum, Ressort für AuBenangelegenheiten, sowie ein Dolmetscherbüro." Einen Übersetzer
kennen wir mit Namen, Vigila(n)s, er sollte Attila ermorden, wurde aber verraten.“ * Themist. or. 16,3. 5 Ambr. ep. 57,3.
waren oft Sophisten, so unter Septimius Severus (Philostrat VS. 607) und unter Julian (Eunap.
* CTh. XVI 10,1; ND. or. Xl; occ. IX; Cas-
VS. 497).
siod. var. VI 6. Clauss 1981. V Seeck, scrinium, RE. II A 1, 1921, 893ff.
“Helm 1932/79, 343ff; Clauss Mathisen 1986; Gillet 2003.
1981, 63 ff;
Die Privilegien: CTh. VI 26. # ND. or. XI 16; occ. IX i1; CJ. XII 19, 1. * ND. or. XIX 12f. Die Inhaber dieses Amtes
“1 [nterpretes diversarum gentium, ND. or. X152; occ. IX 46. 42 Prisc. fr. 7f.
1. Der Staat — b) Der Hof
279
Im regulären Fall ließ der magister officiorum die Gesandten an den Grenzen begrüBen, stellte ihnen Freifahrtscheine (evectiones) für die Staatspost aus, sorgte für
Unterkunft und Verpflegung und regelte den Austausch der Geschenke. In ihnen spiegelte sich gewöhnlich die politische Lage. 365 erschien eine alamannische Delegation in Mailand (s. II 6). Die Geschenke, die der magister officiorum den Germanen überreichen ließ, erschienen diesen zu kärglich. Sie warfen sie auf den Boden, berichteten ihrem Stamm darüber, und dieser beschloß umgehend einen Einfall
ins Reich." Aus späterer Zeit sind magistri officiorum oder Untergebene von ihnen selbst als Gesandte
ins Ausland
gereist, zu den Persern,
Hunnen,
Lazen, zu den
Westgoten und Abessiniern.
Die Betreuung der Gesandten lag bei einem der Unterámter, beim officium admissionum. Es regelte die Audienzen im consistorium. Wir kennen Fälle, wo der magister officiorum auch in Verhandlungen mit inländischen Gesandten eingriff, indem er die jeweiligen Beschwerden abwiegelte oder unterstützte.“ Gelegentlich — so beim großen Aufstand in Antiochia 387 — wurde er zur Untersuchung ge-
schickt.” Als Gesandte erscheinen vorzugweise Rhetoren, später oft Geistliche (s. III 6 c); Städte und Provinzen bürdeten ihren Boten an den Hof die Reisekosten auf (s. III 4 c). Dem magister officiorum unterstanden die seit 319 bezeugten agentes in rebus.'^ Sie
traten an die Stelle der von Diocletian aufgehobenen frumentarii." Es handelt sich bei diesen „Sachbearbeitern“ um Staatskommissare
und nicht, wie man oft liest,
um eine Geheimpolizei," denn sie trugen den römischen Militärgürtel (cingulum). Sie waren als schola militärisch organisiert und in fünf Gehalts- und Rangklassen gegliedert: ducenarii, centenarii, biarchi, circitores und (gewöhnliche) equites. 359 ließ Constantius II alle nicht standesgemäßen agentes entfernen und verbot unverdiente
Beförderung.” Die Zahl dieser agentes schwankt, Julian soll sie bis auf siebzehn entlassen haben; 430 betrug ihre Zahl im Osten 1174.” Diese agentes in rebus (auch als magistriani oder veredarii bezeichnet) unternahmen
jährlich Inspektionsreisen in die Provinzen, sie dienten als Büroleiter (principes) verschiedener Verwaltungsstábe im Reich und als Überwacher der Staatsbetriebe
und der Staatspost." Ihre Aufgabe war es, den magister officiorum über Landes- und Hochverrat zu informieren, beispielshalber den Briefwechsel suspekter Beamter zu kontrollieren. Diese Agenten begegnen uns mehrfach als Zeugen in Prozessen
gegen hochgestellte Persónlichkeiten, denen laesa maiestas vorgeworfen wurde. Die agentes in rebus hatten einen schlechten Ruf.
Der magister officiorum befehligte außer den agentes in rebus die Leib wache des Kaisers, die scholae palatinae.
Sie begleiteten den Kaiser ins Feld, doch
4 Amm. XXVI 5,7; s. II 6! * Amm. XXVIII 6,8ff; Demandt 1968; Clauss 1981, 67; 186f. *5 Lib. or. 21 an den mag. off. Caesarius gerich-
zog der
cipes in die officia entsandte, muß das nicht in der Absicht einer Überwachung geschehen sein, sondern kann ebensowohl als Belohnung interpretiert werden, als eine Art Beneficiariertum.
tet; Theodoret HE. V 20. Clauss 1981, 71.
* Aur. Vict. 39,44.
** CTh. V1 35,3 (mit Seeck 1919, 58). Amm. XIV 11,19; XV 3,8f; ND. or. ΧΙ; occ. IX; CTh. V127f. Sinnigen 1964; Giardina 1977; Clauss
* So Blum 1969, richtig Clauss 1981, 72ff. * CTh. 19,1; XII 20,3. 9 Lib. or. 2,58; CTh. VI 27,23.
1981 (mit Prosopographie S. 197 ff). Wenn der
st VMel. gr. 52; Lydos mag. II 10; s. III 3 b!
magister officiorum einzelne agentes in rebus als prin-
280
III. Die inneren
Verhältnisse
magister officiorum gewöhnlich selbst nicht in den Krieg.” Er führte das Kommando über die Leibwache nur im Frieden, sprach Beförderungen und Neueinstellungen aus und hatte die Gerichtsbarkeit über die scholares unter sich. Im Laufe des 5. Jahrhunderts verloren sie ihre militärische Funktion (s. III 1 d).
Zur Zeit der ,Notitia' beaufsichtigten die magistri officiorum in den beiden Reichsteilen auch die Waffenfabriken,
die fabricae." Sie waren von Diocletian ein-
gerichtet worden und gehörten bis 388 in die Zuständigkeit der Reichspräfekten.* Die ,Notitia' nennt im Osten 15, im Westen 20 Fabriken, jeweils mit Standort und
oft mit Angabe der hergestellten Waffen: Schilde, Speere, Pferdepanzer, Leder-
sättel, Pfeile, Lederzeug, Bögen, Schwerter und Ballisten.
Die Arbeiter unterstanden dem Gericht des magister officiorum. Sie gehörten zum Militär; wie Rekruten wurden sie am Arm gezeichnet, weil die Gefahr bestand, daß
sie entflohen und sich bei den Grundherren als Landarbeiter oder Pächter niederlieBen.? Andererseits suchten auch Curialen unerlaubterweise in den fabricae unter-
zukommen, denn deren Angehórige genossen bestimmte Privilegien. Sie waren von Einquartierung befreit, ihre Vorsteher (primicerii) wurden nach jeweils zwei Jahren
mit dem
Rang
eines protector entlassen.” Ammian
nennt tribuni fabricae,
Cassiodor den armifactor." Der Dienst war erblich. Die Belegschaft haftete, wie Behórden sonst, gemeinsam für die Verfehlungen der Vorsteher. Die Güter kinder-
los Verstorbener fielen an das Kollegium. Die Leistungen der Arbeiter wurden im Akkord berechnet, sie durften nicht durch Geld ersetzt werden.* Zuweilen hóren
wir von Aufständen, doch waren diese religionspolitisch motiviert. In den fabricae arbeiteten auch Staatssklaven, die sich nicht selten ihrer Pflicht entzogen.” Weiterhin unterstand den magistri officiorum. verschiedenes Hofpersonal: Quartiermeister (mensores, s. III 3 a), Türwächter (decani), Lampenputzer (lampadarii), Laufboten (cursores). Nach einer Verordnung Leos von 472 gab es am Hof keine Sklaven mehr, sondern nur noch Freie und Freigelassene.” Die Geschichte des magister officiorum zeigt seine zunehmende Wichtigkeit. Das Amt hatte zur Zeit der ,Notitia‘ die Quästur überflügelt, und seine Inhaber konkurrierten sogar mit
den Reichspräfekten und Heermeistern um den entscheidenden Einfluß bei Hofe. Im 5. Jahrundert haben die magistri officiorum häufig in kirchenpolitische Streitigkeiten eingegriffen, mehrfach auch die scholae palatinae einsetzen müssen, so daß man das Amt geradezu als Ministerium für Kirchenfragen bezeichnet hat." Wahrscheinlich
unterstand
dem
magister. officiorum auch
der tribunus,
spáter comes sacri
stabuli, der die Pferdeknechte (stratores) unter sich hatte und für die Tiere Sorge trug. Sie wurden als Steuer eingezogen, sofern sie nicht aus den staatlichen Gestü-
ten stammten.” *? So aber 350 gegen Nepotianus: Zos. II 43,4. 5$ ND. or. XI 18ff; occ. IX 16ff; Greg. Naz. in Basil. 57. Seeck, fabricenses, RE. VI 2, 1909, 1925 ff, Jones 1964, 834 ff; Clauss 1981, 51fF; S.
James, The fabricae. In: J. Coulston (ed.), Proceedings of the Fourth Roman Military Equipment Conference, 1988, 257 ff. Zur Größe der
Betriebe: Amm. XXXI 6,1f statt Hadrianopolis, s. 11 6!).
(lies Marcianopolis
** CTh. X 22,2 f; Clauss 1981, 52.
55 56. 5? 5
CJ. XI 10,6f; CTh. X 22,5f. CTh. VII 8,8; X 22, 3 und 6. Amm. XIV 9, 4; XV 5,9; Cassiod. var. VII 19. Nov. Theod. 6; CTh. X 22,1f.
9 Athanas. HA. 18 (Adrianopel); Greg. Naz. or. 43,57; C). VI 1,8. € CJ. XII 5,4.
st Clauss 1981, 82 ff. *? Seeck, comes, RE. IV 1900, 677f; Jones 1964, 625 f; Clauss 1980, 21; Scharf 1990.
1. Der Staat — b) Der Hof
281
Auf den magister officiorum folgt der quaestor sacri palatii (QSP).*' Dieser hat mit dem quaestor der Republik nur den Namen gemeinsam und ist im übrigen eine Schópfung Constantins, vermutlich in Anlehnung an den quaestor Augusti des Principats, der die Reden des Kaisers im Senat zu verlesen hatte. Das Amtsbild des
Quaestors in der ,Notitia' zeigt Rollenbündel und einen Aktenschrank mit der
Aufschrift leges salutares. Das bezeichnet die muBte die kaiserlichen Erlasse formulieren. Sprachschulung erforderlich, und deswegen dem Kreise der Rechtsanwälte oder Redner
wichtigste Aufgabe des Mannes, er Dazu waren Rechtskenntnis und wurde der quaestor gewóhnlich aus gewählt. Insofern läßt er sich als
Justizminister bezeichnen. Nur wenige Kaiser haben ihre Gesetze selbst niedergeschrieben. Prokop (HA. 14,3) bezeugt es für Justinian.“
Die Sprache der Gesetze läßt häufig die sachbezogene Klarheit aus der silbernen Latinität vermissen. Seit Constantin wird der Stil bombastisch, weitschweifig und vielfach unscharf. Barocker Schwulst vernebelt nicht selten die Aussage des Textes, so daß schon die Zeitgenossen eine interpretatio benötigten. Constantin hatte
die Juristen aus seiner Umgebung verbannt und durch Rhetoren ersetzt, die seinen Willen wortreich zu Papier brachten.
Die Mehrzahl aller kaiserlichen Entscheidungen erfolgte in Briefform. Dies gilt für die Rechtsauskünfte und Gesetze“ und für die Beamtenernennungen (co-
dicilli). Die Gesetzgebung vollzog sich gewöhnlich so, daß ein Beamter auf einen Mißstand hinwies und einen Reformvorschlag unterbreitete, über den dann im
consistorium beraten wurde. Die Antwort des Kaisers wurde vom Quaestor formu-
liert, im consistorium vorgelesen (recitata in consistorio) und veröffentlicht. Sie ging dem Betroffenen als Brief zu. Häufig führten einzelne Fälle zu Grundsatzentscheidungen. Daß auch Spezialbestimmungen generelle Bedeutung zugemessen wurde,
beweist ihre Aufnahme in den Codex und die ausdrückliche Anweisung Justinians (CIC. II S. 1). Kopien wurden den verschiedenen Verwaltungszentralen zugestellt
und durch Aushang in omnibus pilis atque porticibus" bekannt gemacht. Ein Exemplar verblieb im kaiserlichen Archiv. Besonders wichtige Verordnungen wurden in Stein gemeißelt und an mehreren Stellen aufgestellt. Am weitesten verbreitet
war Diocletians Preisedikt, von dem inschriftliche Fragmente aus 47 Stádten bekannt sind." Im Laufe der Zeit wurde die Menge der Gesetze unübersichtlich, unter Diocletian kam es darum zu einer privaten Kodifikation,* ohne daß der Mifistand behoben wurde. Die Konfusion im Rechtswesen wird durch zwei Quellen illust5.
decretum, sanctio, praeceptum und pragmaticum wird
Wesener, quaestor, RE. XXIV 1963, 820ff. Bonfils 1981; Harries 1988; Honoré 1998. ** Zos. V 32,6; Dig. I 13,1. Erster Inhaber des
9 ND.
or. XII; occ. X;
Cassiod.
in den spätantiken Rechtsquellen vernachlässigt und läßt sich auch durch die moderne Begriffsgeschichte nicht sauber rekonstruieren: Kußmaul
Amtes war vermutlich Hermogenes,
var. VI
Himer. or.
48,28 ff. PLRE. I 425.
1981, 45 ff; Sellert
allgemeinste
** Zum spätrömischen Recht: Liebs in CAH.
1992;
Liebs
67 Auson. XX
gen bis 374: Liebs in: Herzog 1989, 58ff. Zum
** Corcoran 2002, 227; s. 11 2!
unter
Engemann
Constantin:
Liebs
in
Demandt/
2006, 97 ff.
** Die Unterscheidung zwischen lex (generalis), edictum, iussio, mandatum, constitutio, rescriptum,
82f.
Der
„Verfügung“
— (CJ. 114,3).
XIV 2000; 238 ff. Die kaiserlichen Verlautbarun-
Recht
2004,
Begriff ist edictum, 10.
9 Zur „Kodifikationsbewegung“: Nórr 1963. Vgl. II 2; 9; 12. Auch Awesta, Talmud und Bibel
wurden damals kodifiziert.
282
III. Die inneren Verhältnisse
riert: durch Ammians satirische Kritik an den Advokaten unter Kaiser Valens (XXX 4) und durch den Vorschlag des ‚Anonymus de rebus bellicis‘ (21), der Kaiser möge die unüberschaubaren und einander widersprechenden Gesetze in Ordnung bringen. Theodosius II hat dann 429 zwei Männer, einen ehemaligen
und den
amtierenden QSP aufgefordert, eine umfassende Kodifikation der Erlasse seit Constantin durchzuführen, und diesen Auftrag 435 in veränderter Form wiederholt.
Die Kommission wurde durch einen Reichspräfekten und einen Quaestor geleitet und hat binnen dreier Jahre den ‚Codex Theodosianus' zustandegebracht.” Als Justinian an sein ‚Corpus Iuris Civilis' ging, hat er wiederum die leitende Funktion seinem Quaestor übertragen. Es war der berühmteste Inhaber dieses Amtes, Tri-
bonianus (s. II 12). Dem Quaestor unterstand weiterhin die Ausfertigung der Ernennungsurkunden (probatoriae) für die Kommandanten der Grenztruppen (tribuni der Ko-
horten und praefecti der Alen). Die Führung der Liste, des laterculum minus, wurde im Westen vermutlich seit Stilicho dauernd, im Osten nur vorübergehend vom Heermeister am Hofe beansprucht.” Als dritten der vier Hofminister nennt die ‚Notitia Dignitatum‘ den comes sacra-
rum largitionum (CSL).* Der Titel bezeichnet seine wichtigtste Funktion: die largi-
tiones, das kaiserliche Spendenwesen. Während der PPO für die Versorgung der Soldaten zuständig war (s. III 1 c), wurden die Prämien an sie vom CSL gezahlt.” Entsprechend zeigt das Amtsbild in der ,Notitia' Schalen und Krüge voller Geldstücke, Schnallen und Spangen. Der CSL kontrollierte die Einnahmen und Aus-
gaben in Edelmetall und war damit Finanzminister des Kaisers. Sein Amt setzt das des rationalis summae rei (rationalis summarum) fort, den wir aus diocletianischer
Zeit kennen. Der neue Titel ist seit 345 belegt.” Dem CSL unterstanden die comites largitionum der Diözesen, dann die für den Außenhandel zuständigen comites commerciorum, weiterhin die Vorsteher der kaiser-
lichen Schatzhäuser in den großen Städten (praepositi thesaurorum) und die procura-
tores monetarum, die Chefs der Münzstätten für das Bronzegeld. Das spätantike Geldsystem ? beruht auf den Reformen Diocletians und Con-
stantins. Die im Osten geprágten Provinzialmünzen waren so heruntergekommen, daß Diocletian nur noch Reichsprágungen zuließ. Der Staat beanspruchte seitdem das Münzmonopol. Dennoch zeigen die Funde und die Gesetze," daß oft gefälscht
wurde. Außer Spanien hatten alle Diözesen ihre Münzstätten. Ihre Verteilung nahm Rücksicht auf die Stationierung des Militärs. In der Präfektur Gallien prägten: Trier, Lyon, Arles, zeitweilig Amiens und London; in Italien: Rom,
Ostia,
Mailand, Pavia (Ticinum), Aquileia und Ravenna (unter Odovacar nur noch Rom, Mailand und Ravenna); in Africa prägte Karthago. Die wichtigsten Münzstätten der Donauprovinzen waren: Siscia, Sirmium, Serdica und Thessalonike. Natürlich ? CTh. I 1,5. Harries/Wood
1993; s. II 9!
"^ Jones 1964, 575 f; 641. 7? ND or. XIII, occ. XI; Cassiod. var. VI 7. Seeck, comes sacrarum largitionum, RE. IV 1900, 671 ff; Kent 1961; King 1980, 141 ff; Delmaire 1989.
^ Agath. ΠῚ 2,4.
^ Aur. Vict. 39,41; CTh.
^ Einen Münzwesen
X1 7,5.
Überblick bietet
über
das
M. R.-Alfôldi
spátantike 1978,
198 ff;
dies. 2001, 337íf. Literatur dazu: 316ff. Die Bronzeprágung: Carson/Hill/Kent 1972. Zum Finanzwesen allgemein: Sabatier 1862; Mick witz 1932; Karayannopulos 1958; Kent 1980; Grierson 1982, Hendy 1985.
^ CJ. IX 24.
1. Der Staat — b) Der Hof
283
bekam auch Konstantinopel eine Prägestätte, in ihrer Nähe prägten außerdem Herakleia,
Kyzikos
und
Nikomedeia.
Im
Osten
wurden
nur
in Antiochia
und
Alexandria Münzen geschlagen. Jedes Stück trägt eine Herkunftsangabe, z.B. „S M Ant B“, d.h. Sacra moneta Antiochensis secunda officina. Die Goldprägung beschränkte sich auf die Hauptstädte, sie vollzog sich unter den Augen des CSL, ihm unterstand ein comes auri. Die
spätantiken Goldmünzen seit der Zeit Valentinians tragen die Abkürzung COM.OB. Dies dürfte als Materialgarantie gemeint sein und den comes obryci (auri) bezeichnen, den comes für das Feingold. Obrussa heißt die „Feuerprobe“.” Die alten Nominale: Sesterz, Denar und Antoninian (Doppeldenar) verschwanden. Die wichtigste neue Münze war der aureus solidus, der unter Diocletian ein Sechzigstel (5,3 g) und seit Constantin ein Zweiundsiebzigstel Pfund (4,5 g) wog. Dieses Goldstück blieb die einzige stabile Münze. Inflation war ein Dauerproblem.” Es wurde bei der Währungsreform von 301 mit maximal 1200 Rechendenaren (denarii communes) gleichgesetzt. Silber wurde nur vorübergehend und in geringen
Mengen
geprägt,
im
5. Jahrhundert
verschwand
es praktisch aus dem
Währungssystem. Der argenteus Diocletians galt 301 soviel wie 100 Rechendenare. Dieser in den Inschriften und auf Papyri genannte Denar ist eine abstrakte Werteinheit für Waren und Münzen. Ihr Symbol ist ein quergestrichenes X.” Für den Kleinhandel waren die Kupfer- bzw. Bronzemünzen (pecunia) unentbehrlich, sie schwankten nach Größe und Gewicht und in ihrem Verhältnis zueinander. Sie begegnen in drei Größen, seit dem 1. September 301 zu 25, zu 4 und zu 2
denarii communes. Im Laufe des 4. Jahrhunderts wurden sie immer kleiner. Seit Diocletian hieß die wichtigste Bronzemünze nummus oder follis, weil sie bei größeren Geschäften in „Säcken“ gehandelt wurde.” 356 verfügte Constantius II, Münzen dürften nicht eingeschmolzen werden, und kein Händler solle mehr als tausend
folles auf Lasttieren über Land verfrachten. Entsprechendes galt für Handelsschiffe. Offenbar gab es Gegenden, in denen der Metallwert über dem Nennwert lag. Die im selben Gesetz" erwähnten Nominale maiorinae vel centenionales lassen sich nicht sicher zuordnen. Das Metall für die Münzprägung bezog der Staat von den Gold- und Erzarbeitern (s. III 3 b), von den heidnischen Tempelschátzen" und aus den Metallsteuern (s. u.). Ältere Münzen wurden regelmäßig eingeschmolzen und umgeprägt.“ Die Münzarbeiter waren an ihren Stand gebunden. Der Aufstieg ins Perfektissimat wurde ihnen 317 verboten. Aus der Zeit Aurelians ist ein großer Aufstand der römischen Münzarbeiter unter dem rationalis Felicissimus überliefert.“ Betrügereien dieser Leute beklagte der ‚Anonymus de rebus bellicis‘ (3) um 370. Man möge
die Münzarbeiter
auf einer Insel arbeiten lassen, damit sie nicht so viel
heimlich beiseite brächten. Schon Julian hatte, um Kippern und Wippern entgegen7 ND. occ. XI 6. F. Vittinghoff, obryza, RE. XVII 2, 1937, 1741 ff. ^» L'Inflazione 1993.
7 CTh.
X116,13. Jahn
* CTh. IX 23,1. *? Firm. Mat. err. 28, 6; Anon. reb. bell. 2,1; Anth. Gr. IX 528.
1975;
Hendy
1985,
458f. Zum Silber: King 1987. "6 [sid. etym. XVI 18,11. Solche Geldsäcke zeigen die Amtsbilder in der ND. or. XIIIf; occ. XIf.
#3 CJ. XI 11; Jones 1964, 436. ** CTh. X 20,1; Aur. Vict. 35,6.
284
III. Die inneren Verhältnisse
zuwirken, das Amt eines zygostates geschaffen, der umlaufende Goldmünzen nachwog, und dies hielt sich bis in Justinians Zeit.”
Aus dem umfangreichen Gesetz über die Besoldungsgruppen im Amt des CSL von 384 wissen wir, daß es Verwalter des Barrengoldes gab, unterschieden von aurifices specierum, die Gerät herstellten, von aurifices solidorum die Münzstempel und
Medaillen schnitten, von sculptores et ceteri artifices, Bildhauern und sonstigen Kunsthandwerkern. Dasselbe Gesetz nennt zwei Abteilungen, die das Silber verwalteten, sowie die barbaricarii, die Brokat herstellten oder die bronzenen Offiziersrüstungen
mit Gold und Silber auszierten. Derartige Werkstätten gab es in Arles, Reims und Trier." Die wichtigste Einnahme des Staates war zwar die in Naturalien eingezogene annona (s. III 1 c), doch gewannen die Goldsteuern seit dem 4. Jahrhundert
wieder an Bedeutung. Constantin hatte zur Deckung seiner alle fünf Jahre fälligen Goldspenden an das Heer eine Fünfjahressteuer für die Hándler und Handwerker ausgeschrieben,
die auri lustralis collatio (χρυσάργυρον).
Diese
Vermógenssteuer
wurde in Gold (χρυσός) und Silber (ἀργύριον), seit 373 nur noch in Gold einge-
nommen." 498 hat Anastasius das Chrysargyron abgeschafft und die entstehende Lücke im Haushalt aus dem Krongut geschlossen.
Ebenfalls alle fünf Jahre war das aurum coronarium fällig. Entsprechend einer alten persisch-hellenistischen Sitte wurden dem Herrscher beim Regierungsantritt von den Ratsherren und Grundbesitzern der Provinzen goldene Kränze überreicht, und
das wiederholte sich bei den Fünfjahresjubiläen. Das Gewicht der Kránze war ins Belieben der Stádte gestellt. Einzelne leutselige Kaiser wie Julian haben auf diese Steuer ganz oder teilweise verzichtet." Die Senatoren, die davon befreit waren, zahlten statt dessen das aurum oblaticium.
Jährlich hingegen war von ihnen die collatio glebalis oder der follis zu entrichten. Er ruhte auf dem senatorischen Grundbesitz, auch wenn dieser an Personen nichtsenatorischen Standes übergegangen war. Die senatorischen Kataster wurden von staatlichen censuales geführt. Marcian hob diese Steuer auf. Unregelmäßig, aber beträchtlich waren die Einnahmen des Staates aus dem aurum tironicum. Grundherren, denen die Gestellung von Rekruten (tirones, iuniores) auferlegt war, konnten
seit 387 pro Mann auch 25 Goldstücke entrichten. 410 wurde die Summe auf 30 solidi heraufgesetzt.”
Weiterhin verwaltete der CSL die
Zolleinnahmen
(portorium) des AuBenhan-
dels in Hóhe von 12,5 Prozent. Im Principat hatten sie 25 Prozent betragen. Hinzu
kamen die niedrigen Binnenzólle, die nach republikanischer Manier auf je drei Jahre an Meistbietende verpachtet wurden. 444 wurde eine Umsatzsteuer erlassen, das siliquaticum. Auf alle Verkäufe wurde eine Abgabe von einem Vierundzwanzigstel
geschlagen, die auf den Märkten von Prokuratoren eingetrieben wurde. Ohne Steuerquittung war kein Kauf rechtsgültig.” Schließlich flossen auch die Geld85 CTh. XII 7,2; CJ. X 73,2.
Nov. Val. 24. In Ägypten scheint die Steuer jährlich
$ CTh. VI 30,7; X 22,1; ND. occ. XI 74ff. Zu den Münzemblemen s. III 1 a! *' Zos. II 38,2; CTh. XIII 1 passim; X11 1,50;
erhoben worden zu sein: Bagnal] 1992. 33 Eun. fr. 15; 29; Amm. XXV 4,15; XXVIII 6,7. Th. Klauser, aurum coronarium, RAC. I
447 befahl Valentinian II], die Händler, die sich in Dörfern und Häfen aufhielten, sollten in die Städte zurückkehren und die übliche Goldsteuer zahlen:
1950, 1010 ff. * CJ. XII 2.2; CTh. VII 13,13; 13, 20. * CJ. IV 61,4; Nov. Val. 15.
1. Der Staat — b) Der Hof
285
strafen in die Kasse der largitiones. Die Bareinnahmen des CSL sind im Laufe der Spätantike gesunken im Vergleich zu den Steuereinnahmen des PPO, die im Italien
des 6. Jahrhunderts das Zwölffache betrugen.” Vielfach finden wir auch die Präfek-
ten mit Steuersachen beschäftigt, die eigentlich dem CSL unterstanden. Die Jahreseinnahmen unter Honorius werden auf 350000 Pfund Gold geschätzt.” Die Ausgaben des spätantiken Staates mußten vor allem die Kosten des Heeres decken. „Kriege sind die Väter der Steuern“, so Gregor von Nazianz (or. 19,14).
Der ‚Anonymus de rebus bellicis‘ (5,1) bestätigt das. Unter Justinian wird mit Einnahmen in Höhe von 7 Millionen solidi gerechnet, von denen 5 Millionen für die Armee ausgegeben wurden, 1 Million für die Verwaltung, 0,75 für den Hof und 0,25 als Jahrgelder an die Barbaren. Unter Anastasius betrug der Staatsschatz über
23 Millionen Goldstücke." Der Westen war stets wesentlich ärmer; ihn trafen die Barbareneinfälle stärker. Aus der Zuständigkeit für das Edelmetall erwuchs dem CSL die Aufsicht über den comes metallorum per Illyricum,
dem
die procuratores metallorum,
die Leiter der
Goldbergwerke auf dem Balkan untergeben waren. Ebenfalls in seinen Amtsbereich fiel die sacra vestis, die Sorge für die Gewänder,
die der Kaiser für den Hofstaat
brauchte. Sie wurden in staatlichen Kleiderfabriken Linie Soldatenmäntel produzierten.“
hergestellt, die in erster
Der Name gyraeceum verrät, daß hier über-
wiegend Frauen arbeiteten. Der CSL beaufsichtigte zusätzlich die staatlichen Purpurfärbereien (s. III 3 b). Zum Transport von Gold, Silber und Textilien verfügte er über ein eigenes Befórderungssystem, die bastaga, doch konnte er dafür auch die Staatspost benutzen. 384 wurde den bastagarii verboten, sich dem Dienst zu entziehen, bevor sie ihre Pflichtjahre abgeleistet hätten.“
Uber die Binnenstruktur des Amtes des CSL sind wir durch das erwähnte Gesetz
von 384 informiert. Das Amt zerfiel in 18 Abteilungen (scrinia). Jede Abteilung besaß sieben Rang- und Gehaltsklassen, durch die ein Beamter aufstieg. Dienstzeit
und Beförderungssystem waren in den Abteilungen unterschiedlich geregelt. Die
Dienstzeiten schwanken zwischen zwölf und fünfzig Jahren, wobei die Schreiber kürzer dienten als die Handwerker. Am Ende jeder Laufbahn gab es eine Prämie. Die Gesamtzahl der Beamten dieses Ministeriums betrug im Osten 446, im Westen
546, so im Jahre 399. Hinzu kamen jeweils unbezahlte Anwärter.” Der vierte Hofminister, der comes rerum privatarum (CRP) verwaltete das kaiser-
liche Krongut." Sein Titel lautete unter Diocletian magister (oder rationalis) rei privatae, im Jahre 340 trug er den comes- Titel, vermutlich wurde er unter Constan-
tin ins consistorium aufgenommen. Augustus unterschied zwischen dem Staatsgut (ager publicus, fiscus) und seinem Privatbesitz (patrimonium). Letzteres wurde im Laufe der Zeit zum kaiserlichen Krongut. Septimius Severus brachte, als er Kaiser wurde,
“ Jones 1964, 433; 465. *: [luk 1985, 96 ff. ^ Sieveking
* ^ *^ v
1935, 45; Proc. HA.
vgl. His 1896; Seeck 1900: Monks 1957; Karayannopulos 19,7.
Soz. V 15,7. CTh. X 20,11. CTh. VI 30,7 und 15f. CTh. XII 1,30; ND. or. XIV; occ. Xll;
Cassiod. var. VI 8. Zum comes und der res privata
RE.
Suppl. X
1965, 493 fF; Masi
Liebenam 1914; 1958; Kränzlein, 1971; Burdeau
1973; Millar in: King 1980, 125 ff. Zum Krongut im Principat: Nesselhauf 1964. Zum Domänenwesen: Kornemann, RE. Suppl. IV 1924, 261 ff. Zum Krongut in Ágyten: Hardy 1931, 43f.
286
IH. Die inneren Verhältnisse
seinen Besitz nicht hier ein, sondern organisierte ihn als res privata. Diese verschmolz dann aber mit dem patrimonium. Seit Augustus war der Kaiser der reichste Grundherr im Imperium. Sein Besitz wuchs im Laufe der Zeit durch testamentarische Zuwendung - viele Reiche setzten den Kaiser als Erben ein — sowie durch den Todesfall erbenloser Eigentümer (bona vacantia). Eine ergiebige Quelle war die Enteignung (bona damnatorum) politischer Gegner auf dem Wege des Majestätsprozesses. Das bekannteste spätantike Beispiel bietet Gildo (s. I1 8), dessen Besitz so umfangreich war, daB er einem eigens dafür geschaffenen Unterbeamten des CRP, dem comes Gildoniaci patrimonii unter-
stellt wurde.”
Konfisziert wurden auch die Ländereien der Tempel. Constantin begann damit, Julian machte es wieder rückgängig, doch wurde dies nach seinem Tode sofort
widerrufen. Valentinian II enteignete 384 sogar die Tempel der Stadt Rom, sowie
die Güter der Vestalinnen. Ausgedehntes Tempelgut lag um Komana. Es unterstand dem comes domorum per Cappadociam. Über den gesamten Umfang des Staatslandes besitzen wir keine Angaben, in Nordafrika kónnte er zwanzig Prozent des Bodens
betragen haben." Ein Teil der kaiserlichen Güter kam durch Schenkung an Freunde und Günstlinge in Privatbesitz zurück." Vielfach galten derartige Übereignungen allerdings nur für den Betroffenen, so daß er sie nicht weitergeben oder vererben konnte. Die patrimoniales fundi zahlten die üblichen Steuern (canonica et consueta),
bestehend aus Naturalien (annona) und Gold (collatio glebalis), und stellten Rekruten, waren aber von Zusatzlasten und Frondiensten befreit. Sie unterstanden nicht den städtischen Behörden.” In landschaftlich reizvollen Gegenden besaßen die Kaiser Villen, wo sie Ent-
spannung suchten. Während der frühen und hohen Kaiserzeit lagen sie in Italien, in der Spätantike meist außerhalb, doch in erreichbarer Entfernung von den Resi-
denzen. Constantin starb in der Kaiservilla Achyron oder Ankyron bei Nikomedien (s. 13). Julian verlebte seine Jugend in der reich ausgestatteten Kaiservilla Macellum
in Kappadokien (s. 11 5); später schenkte er einen liebevoll beschriebenen Landsitz gegenüber Konstantinopel seinem Freund Euagrius."" Valentinian besaß eine Jagdvilla bei Nasonacum (Nassogne) in den Ardennen, wo er auch urkundete, und die
Villa Murocincta westlich von Brigetio, wo sich Justina mit ihrem Söhnchen 375 aufhielt."* Arcadius suchte die Sommerfrische bei Ancyra, seine Tochter Pulcheria bewohnte die Eichenvilla Drys gegenüber Konstantinopel.'* Seit Trajan gehörte
die Jagd
zu den kaiserlichen Vergnügungen." Auch Senatoren und Offiziere
schätzten sie. Viele spätantike Kaiser sind als Jäger bezeugt, Theodosius II starb * ND.
occ. XII 5; CTh.
VII 8,7; IX 42,16;
(iuniores); ΧΙ 16,1 f (extraordinaria, aurum, frumen-
19. Ähnlich beim 205 gestürzten PPO Plautia-
tum). Zum Zehnten: Treucker 1961, 11.
nus, dessen Güter einem procurator ad bona Plautiani unterstellt wurden: Dessau 1370. W. Wald-
10? Demandt, Privatleben sche 1998, 203 ff.
stein,
bona
damnatorum,
RE.
Suppl.
X 1965,
96-119. 1964, 416.
^ CTh. X 1,2; Nov. lust. 30. "" CTh.
ΝῚ 2,22
(collatio glebalis);
VII 13,12
142ff:
Stae-
11 Julian 426 D. 104 CTh.
* Symm. rel. III; CTh. VI 30,2; X 1,8. Jones
1997,
V1 4,21;
7,1;
14,1;
VII 7,12.
Jagd s. ΠῚ 3a! 105 Amm. XXX 10,4. 1% Claudian XX 95ff. Holum 1982,131. 10? Demandt, Privatleben 1997, 165 ff.
Zur
1. Der Staat — b) Der Hof 450 beim Sturz vom
287
Pferd. Wildgehege wie das vivarium „Langmauer“
um die
Kaiservilla Welschbillig (s. ΠῚ 3 a) bei Trier förderten den Erfolg. Dem Kaiser gehörten alle Elefanten und alle Löwen.'* Villencharakter besaßen die mit Maximianus in Verbindung gebrachte Filosofiana bei Piazza Armerina, sicher sein Land-
gut in Lukanien und wohl auch die Ruhesitze von Vetranio bei Prusa und von Romulus Augustulus bei Neapel. Private und kaiserliche Villen zeigen dieselbe Grundform.
In einigen dieser Villen fanden auch Staatsakte statt, so in Mediana
an der Donau,'” in Contionacum an der Mosel," in Nasonacum (s. o.) und in der
Eichenvilla." Die abseits gelegenen Altersruhesitze von Diocletian in Split, von Galerius in Gamzigrad und von Daia in Sharkamen waren befestigt (s. Il 2). Der kaiserliche Grundbesitz wurde durch eine gestaffelte Verwaltung bewirtschaftet. Unter dem CRP rangierten die als rationales oder procuratores bezeichneten
Aufsichtsbeamten, denen je nach der Ausdehnung des Krongutes größere oder kleinere Gebiete anvertraut waren. Innerhalb dieser waren die einzelnen Domä-
nen
(saltus, praedia) nochmals zu Komplexen (regiones, tractus) zusammengefaßt. Die
Einkünfte aus ihnen flossen in die kaiserliche Hauskasse, deren Ausgaben im We-
sten durch einen comes privatarum largitionum kontrolliert wurden." Er unterstand dem CR P. Die rationales und procuratores waren oft mächtige Männer. Sie besaßen Polizei-
gewalt und Zivilgerichtsbarkeit über die kaiserlichen Kolonen, mußten diese in Strafsachen jedoch den staatlichen Gerichten überantworten. Das scheinen sie nicht
immer getan zu haben, selbst die privaten Páchter von Krongut (conductores) haben sich bisweilen Beamtenrechte ihren Leuten gegenüber angemaßt. 399 beschäftigte der CRP dreihundert officiales."
Eigens ausgewiesen innerhalb des Krongutes war die domus divina, ein Sammelname für die zum Unterhalt des Palastes bestimmten Güter, die für den Westen in Africa, für den Osten in Cappadocia lagen. Hier befanden sich auch die kaiserlichen Gestüte, die von praepositi gregum et stabulorum beaufsichtigt wurden." Wie die anderen Hofminister, so besaß auch der CRP einen eigenen Fuhrpark, die bastaga
privata. In Cypern gab es kaiserliche Kamelherden unter einem magister camelorum. Aus Pannonien kennen wir einen praepositus silvarum dominicarum,
einen Reichs-
forstmeister. Für die Bedürfnisse des Hofes sorgten schließlich noch die kaiserlichen Kaufleute, die sich nicht immer ihren Steuerpflichten unterzogen."
Im Rang unmittelbar nach den vier Hofministern nennt die ,Notitia! zwei Offiziere: den comes domesticorum equitum und den comes domesticorum peditum."^ Bedeutende Inhaber des Amtes sind bekannt." Sie standen im Rang von illustrissimi
und gehórten zum Kronrat. Neben den in der ‚Notitia‘ überlieferten ordentlichen comites consistoriani sind uns zwanzig außerordentliche bezeugt.'" Sie wurden aus dem Kreise der ehemaligen Statthalter, der Senatoren und Freunde des Kaisers ausgewählt und mit entsprevon *^ 1993, 10
Juvenal XII 107ff; CTh. XV 11,1. Amm. XXVI 5,1. Petrovic in: Srejovic 69 ff. Zur Architektur: Gusic l. c. 169 ff. Seeck 1919, 240 ff.
M Seeck 1919, 307. 1? ND. occ. XII 4. 13 CTh. X 4,3; 26, 1; VI 30,16.
^ ND. or. XIV 6; 5.1113 a! "5 Aur. Vict. 41,11; CIL. II] 4219; CTh. 1,5. te ND.
XIII
or. XV; occ. XIII.
"* Diesner RE. Suppl. XI 1968, 1122f; s. III 1 d! "5 Nov. Val. 6,3,1 von 444.
288
IH. Die inneren Verhältnisse
chenden Privilegien bedacht. Sie standen im Rang von spectabiles. Geistliche waren nicht darunter. Die Inhaber der Hofministerien waren ihrer sozialen Herkunft
nach vielfach
Aufsteiger. Sie kamen aus kleinen, bürgerlichen Verhältnissen, überwiegend wohl
aus dem Curialenstande, nicht aus der senatorischen Grundherrenschicht. Es ist denkbar, daß die Angehörigen der Aristokratie den Dienst am Hof unter ihrer Würde erachteten, es ist aber ebensowohl möglich, daß die Kaiser ihrerseits Männer
bevorzugten, die aus dem gleichen Milieu stammten wie sie selbst. Sie waren in der Regel keine geborenen Senatoren. Die Schreibarbeiten, die im Staatsrat anfielen, oblagen den Notaren.
Zum
Jahre 444 sind 30 notarii überliefert, sie erhielten damals dieselben Vergünstigungen wie die 20 unspezifizierten Hofräte. Ursprünglich waren diese Notare bloß Stenographen (exceptores), teilweise niederster Herkunft. Libanios klagt über den Aufstieg bildungsloser Leute und über den Einfluß, den diese „Höllenhunde“ aufgrund ihrer Nähe zum Kaiser ausübten.'" Sie konnten Gesandtschaften übernehmen und zu Hofministern befördert werden.'? Im späteren 4. Jahrhundert ist das Amt des notarius vielfach mit dem militärischen
Rang eines tribunus gekoppelt, und es wurde beliebt als Eingangsposition für den Hofdienst von Söhnen einflußreicher Beamter. Stilichos Sohn Eucherius war tri-
bunus et notarius, und die Ernennung hierzu dürfte den Anla für die Herstellung des Diptychons von Monza abgegeben haben. Auch der Dichter Claudian bekleidete einen solchen Rang. Die Mehrzahl amtierte indes nur nominell, der Privilegien halber." Der ranghóchste unter den wirklichen Notaren war der primicerius notariorum.
Seine Aufgabe war es, Ernennungskodizille für die hóchsten Staatsbeamten auszustellen und deren Liste zu führen. Eine Abschrift dieses Schematismus ist die Notitia Dignitatum'. Ihr voller Name lautet: Notitia omnium dignitatum et administrationum tam civilium quam militarium," oder auch Laterculum maius. Dieses
Staatshandbuch
enthilt eine tabellarische Beschreibung der hóchsten Reichs-
ämter von den praefecti praetorio bis zu den Statthaltern hinab mit deren Ämtern und
Amtssymbolen. Zusätzlich findet sich eine Übersicht über die Truppen und ihre Schildzeichen. Die uns vorliegende Ausgabe ist zwischen 425 und 430 abgefaBt."*
Nach dem Verwaltungsstab am Hof und der Leibwache ist nun die persönliche Dienerschaft des Kaisers zu betrachten. An ihrer Spitze stand der praepositus sacri cubiculi (PSC), der Oberkämmerer. 1 Nov. Val. 6,3; Lib. or. 2,44 ff; or. 18,134;
Sein Amt scheint wiederum eine Einrichverschiedener Zeiten und auch die nicht unbe-
Cassiod. var. VI 16.
dingt
12 Kuhoff 1983; Teitler 1985. 7! Zos. V 34,7; Delbrueck 1929 Nr. 63; Dessau 2949.
getragen, aber ein veralteter nicht gestrichen wurde. Die jüngste Eintragung des Ostteils kann erst 423 stattgefunden haben (ND. or. XVII 8), obschon der bereits 413 bezeugte comes Ponticae (CTh. VI 13,1) noch fehlt. Die Erwähnung von Truppen, die nach Valentinian III benannt sind (ND. occ. VII 36), empfiehlt die Annahme einer Schlußredaktion bald nach 425.
12 ND. occ. XVI
5, vgl. or. XVIII 4.
123 ND. occ. XVI 3; or. XVIII 2.
S. [ 2. Die Erklärung der ND gehört zu den verzwicktesten Problemen der Spätantike. Die einzelnen Abschnitte spiegeln jeweils Zustände
genau,
wenn
etwa
ein
neuer
Posten
ein-
1. Der Staat — b) Der Hof
289
tung Constantins zu sein. Durch ihre persönliche Nähe zum Kaiser hatten die
Kammerherren erheblichen Einfluß auf die Politik und haben ihn genutzt, um ihren Rang zu erhöhen. In der ,Notitia' rangieren sie unter den Heermeistern, über den Hofministern. Sie waren damals viri illustres und seit 422 den Präfekten und Heermeistern gleichgeordnet."* Nur von einem einzigen cubicularius wissen wir, daB er römischer Bürger war, sonst handelt es sich um freigelassene Eunuchen." Der Ausdruck bedeutet „Betthüter“ und bezeichnet den kastrierten Mann." Die Sitte des Kastrierens ist altorientalisch, wird teils aus Babylonien, teils aus Libyen hergeleitet und gilt als
Begleiterscheinung der Polygamie, zumal der Kónige. Man brauchte Eunuchen als
Haremswächter. Im Achaimenidenreich spielten Eunuchen am Hof bereits eine Rolle. Assyrien lieferte einen Jahrestribut von 500 kastrierten Knaben,"* und seitdem waren sie ein fester Bestandteil der orientalischen Paläste, im osmanischen
Reich bis nach dem Ersten Weltkrieg (Kizlar Aga). Am Hofe der spätantiken Kaiser befanden sich Eunuchen vermutlich seit 298, als
Galerius den Harem des Perserkónigs erbeutete.'” Sie wurden in aller Regel als Sklaven aus Persien, Armenien und den Kaukasus-Ländern importiert. Die Knaben erhielten eine gute Ausbildung und konnten dann im Hofdienst aufsteigen. Ihren Sklavenstand verloren sie dabei. Diese Eunuchen
wurden
teils in der Domänenverwaltung,
teils im Palast ein-
gesetzt, als Leibwächter (spatharius), Schatzmeister (sacellarius), Garderobeverwalter (comes sacrae vestis) und als Kammerherren (cubicularii) des Kaisers und der Kaiserin. Einzelheiten erfahren wir über den comes castrensis,'* der für die Tafel des Kaisers und der Kaiserin zu sorgen hatte. Seine Diener nennt Ammian (XXVI 8,5) die »Sklaven für Bauch und Kehle". Der castrensis beaufsichtigte zugleich die Schule der Hofsklaven und die Pagen (ministeriales dominici, curae palatiorum)."" Wahrscheinlich unterstanden ihm auch die Baumaßnahmen im Palastbereich. Im Unterschied zu
gewóhnlichen Beamten dienten die Hofeunuchen ohne Unterbrechung auf Lebenszeit; jeweils einer von ihnen erreichte den Rang des praepositus sacri cubiculi. Auch die übrigen erhielten Senatorenrang, einzelne finden wir in Heereskommandos, so Eutropius und Narses.'” Unsere Quellen beklagen den Einfluß, den diese Leute ausübten. Der Kämmerer
Urbicius diente unter sieben Kaisern." Die
Hofeunuchen
hatten in der Regel
das Ohr ihres Herrn, und daher wurden sie von Anwärtern, die ein Amt erstrebten, selbst von Bischófen, die eine kirchenpolitische Entscheidung wünschten, beredet
oder bestochen.'* In dem Bestechungsfall von 431 zahlte Kyrill von Alexandria die 125 CTh. VI 8,1; ND. or. X. EnBlin, praepositus
sacri cubiculi, RE. Suppl. VIII 1956, 556ff. Dunlap (1924) in: Boak/Dunlap 1972, 161 ff; Scholten 1995;
Schlinkert, Ordo 1996, 237 ff. Zur Einführung des Amtes: Liber Pontificalis XXXIV 14. 26 Zos. IV 37,2; s. II] 2 b!
127 Hopkins 1963; Guyot 1980; Scholten in: Winterling 1998, 51 ff. ?* Herodot III 92. Die Sitte erregte den Abscheu Herodots (VIII 105). 139 Lact. MP. 15,2. 1% ND. or. XVII; occ. XV.
"! Guilland 1974 Nr. ΠῚ (1970). 12 5.119; 12! Amm. XVI 7,8 nennt Eutherius, den praepositus sacri cubiculi Julians den einzigen anständigen Eunuchen, vgl. XIV 11,2f; XVIII 4,2; Julian
274 A; Zos. IV 40,8. Eine große Zahl von Pole-
miken gegen Eunuchen hat Guyot (1980, 157ff ) zusammengestellt. Justin ließ nach seiner Thronbesteigung 518 alle Eunuchen am Hofe umbringen, weil er eine Verschwörung fürchtete, Joh. v. Nikiu 90,4. Zu Urbicius: Clauss 1984, 1245 ff.
14 VPorph. 36 ff.
290
III. Die inneren
Verhältnisse
höchste Summe, 200 Pfund Gold, an den praepositus sacri cubiculi Chryseros (s. I1 9). Justinian begünstigte auch das cubiculum, als er 535 in seiner 8. Novelle für die Vergabe bestimmter Ämter feste Gebühren einführte. So kamen die Hofeunuchen zu Geld und Grundbesitz in großem Stil. Da sie keine Erben hatten, fielen ihre Güter an den Kaiser zurück, sofern sie nicht die Kirche bedachten. Ein weiterer Grund dafür, daß die Kaiser die Eunuchen derart förderten, ist wohl der, daß es sich
um besonders gefügige Personen handelte: ehemaliger Sklavenstand, orientalischbarbarische Herkunft, physischer Defekt und das Fehlen familiären Anhangs machte sie abhängig von der kaiserlichen Gunst. Neben den Eunuchen umfaßte der Hofstaat noch zahlreiches weiteres Personal,
unter dem die 30 silentiarii bedeutsam geworden sind.'* Sie hatten für Ruhe zu sorgen. Durch die Gunst der Kaiserin ist einer von ihnen Kaiser geworden: Anastasius.'^
Eine hervorragende Position besaßen die kaiserlichen Leibärzte.
Einige be-
kleideten daneben Verwaltungsämter. Caesarius, der jüngere Bruder Gregors von Nazianz, erhielt aufgrund seines Rufes als Arzt in Konstantinopel einen Senatssitz, wurde Stadtarzt, dann Leibarzt bei Constantius Il und diente unter Valens als comes thesaurorum. Vindicianus, der väterliche Freund Augustins, war Arzt und 380 pro-
consul Africae. Marcellus, der Verfasser einer erhaltenen Schrift ‚De medicamentis‘,
diente unter Theodosius I als magister officiorum. Der berühmteste Arzt der Spätantike, Oreibasios aus der Asklepios-Stadt Pergamon, war ein Freund und Begleiter Julians, der ihn in Konstantinopel mit quästorischem Rang in den Senat erhob. Oreibasios schrieb ein Geschichtswerk über Julians Perserzug und verfaßte Handbücher zur Heilkunst, überwiegend aus Galen und den hellenistischen Medizinern kompiliert, die in lateinischen und syrischen Übersetzungen das Mittelalter beein-
flußten. 362 hat Julian die von Constantin angeordnete Befreiung aller Ärzte von Wehrdienst
und
Steuerpflicht
wiederholt.
Hofärzte
erhielten öfter den comes-
Rang, ihre Vorrechte wurden zwischen 387 und 428 mehrfach bestätigt.'” Cassiodor (var. VI 19) überliefert das Ernennungsformular des comes archiatrorum. Die palatini insgesamt genossen zahlreiche Privilegien. Sie selbst, ihre Kinder und
Enkel mußten weder Steuern zahlen noch Rekruten stellen. Wenn sie aus dem Curialenstand kamen, waren sie selbst, sowie ihre Kinder und Enkel von städtischen Lasten befreit, sowohl von der Steuerhaftung als auch von Hand- und
Spanndiensten.'" Verglichen mit der Zeit des Principats fällt die institutionelle Sicherung und die eigenständige Funktionsfähigkeit des Hofes auf. Seit dem Tode Valentinians begegnet uns immer
wieder das Phánomen
der Kinderkaiser (principes pueri), deren
persönliche Unfähigkeit nicht zur erfolgreichen Usurpation irgendeines Generals, sondern zur vormundschaftlichen Regierung eines hohen Beamten führte. Im Westen stand Gratian anfangs unter dem Einfluf seines Erziehers und PPO
Ausonius, doch dominieren hier in der Folgezeit die Militärs. Im Osten begann die Phase der Regentschaft mit Arcadius; anders als im Westen herrschte dort eine 1% Proc. BP. II 21,2. Freigelassene als «ilentiarii
'* Chron. Min. II 94; s. 11 11 !
vornehmer Römer begegnen schon im Principat:
στ CTh. XIH 3,4; 3,12-19.
Dessau
"* CTh.
7450.
1927, 57f.
Seeck,
silentiarius,
RE.
IIA
1,
VI 35,3.
1. Der Staat — b) Der Hof
291
Konkurrenz zwischen den hohen Verwaltungsbeamten, den Hóflingen, den Militárs und den Frauen. Die Regenten wechselten rascher. Aufs Ganze gesehen, war die administrative Kompetenz des Hofes eine notwendige Voraussetzung des dy-
nastischen Prinzips und damit des Kaisertums überhaupt. Ihre starke Stellung hat die Hóflinge oft genug dazu verführt, ihre Macht zu mißbrauchen. Von Diocletian bis zu Constantius II wurden sie immer zahlreicher,
immer wohlhabender. Bezeichnend ist Ammians (XXII 4) Bericht vom Einzug Julians 361 in Konstantinopel. Der Kaiser habe einen Haarschneider als der erschien, habe Julian ihn nach seinem práchtigen Kleide für Beamten gehalten. Auf die Frage, was er denn hier verdiene, habe geantwortet: zwanzig Tagesrationen (annonae), ebensoviele Portionen
bestellt, und einen hohen der Friseur Pferdefutter
(capita), ein schweres Bargeldgeschenk alljährlich sowie zahlreiche weitere Zuwendungen. Julian habe darauf allen Barbieren, Eunuchen, Kóchen und sonstigen Lakaien fristlos gekündigt. Ammian hielt diese Maßnahme für übertrieben, sie sei
eines Philosophen und eines nach Wahrheit forschenden Professors nicht würdig.
Dennoch billigte er sie in der Tendenz. Denn der Hof sei eine Pflanzschule aller Laster, ein vitiorum omnium seminarium. Schon Licinius hatte die Hofschranzen die
„Motten und Mäuse des Palastes“ genannt.'” Nach Julian hat der Hof rasch seinen alten Umfang wiedergewonnen. Agapetos warnte Justinian vor Schmeichlern und
raffgierigen Hóflingen.'^ Schlimmer noch als die persönliche Bereicherung waren die Rivalitäten unter den
Höflingen,
das Geflecht
von
Intrige und
Protektion.
Wir
kennen
Fälle, in
denen dem Kaiser bestimmte MiBstände jahrelang verheimlicht wurden." Die
Kaiser wußten, daß ihre Berater sie nicht selten falsch informierten und klagten darüber." Das betraf nicht nur Sachverhalte, sondern auch die Rechtslage. Con-
stantin verfügte 315: contra ius rescribta non valeant, quocumque modo fuerint impetrata, „gegen das Recht verstoßende Erlasse sind ungültig, auf welchem Wege sie auch erreicht sein mögen“. Gemeint sind erschlichene Verfügungen, bei denen der Kaiser unabsichtlich bestehendes Recht verletzt hatte. Auf sie könne sich kein Richter
berufen." Woher aber wußte ein Richter, welche Bestimmung auf diesem Wege entstanden war? Hier wurde an seine Einsicht appelliert, denn der Kaiser glaubte, in
solchen Fällen sei zugleich das Gemeinwohl (utilitas publica) geschädigt, dessen Wahrung seine höchste Aufgabe war." Der Verfasser der ‚Historia Augusta‘ lobte den rechtskundigen Kaiser Macrinus (13,1), der befohlen habe, alle Kaisererlasse aufzuheben, ut iure, non rescriptis ageretur. Der Hof des Westreiches ist nicht 476 mit dem Kaisertum erloschen. Odovacar und die Ostgotenkönige haben ihn bewahrt. Die meisten Germanenreiche der
Völkerwanderungszeit hatten einen, wenn auch verkleinerten Hof in der Art des Kaisers.'“
Zahlreiche
Züge
sind
in die Hofhaltung
der
Päpste
übergegangen
(s. III 6 c), während in Byzanz die Tradition auch in diesem Punkte ungebrochen ins Mittelalter hinüberführt. 1# Epit. 41,10.
ler Regelungen scheinen die Kaiser ófter geneh-
^ Agap.
migt
12; 22; 51; 56.
^' Amm. XXVIII 6. Demandt
1968/69.
und
widerrufen
zu
haben:
CJ.
Simon 1977, 12 ff; ders. 1984, 462 ff.
“2 CTh. X 20,18.
4 Nov. Theod. 8.
^ CTh. I 2,2; CJ. 1 19,7; Ausnahmen generel-
145 Classen
1974/83, 67 fF.
IV 61,11.
292
III. Die inneren
Verhältnisse
c) Die Verwaltung Quellen: Über die spätantike Staatsverwaltung sind wir besser unterrichtet als über die meisten sonstigen Bereiche. Der Grund
liegt darin, daß die in den ‚Codex Theodosianus' aufgenommenen
Gesetze zu erheblichen Teilen das Staatsrecht betreffen, über welches uns zudem das erste Buch der
Digesten informiert. Fundamental sind weiterhin die ‚Notitia Dignitatum' und die Provinz-Listen (‚Laterculus Veronensis
um
313; ‚Notitia Galliarum" um
400; ‚Laterculus Polemii
Silvii‘ von 448,
sámtlich in der Seeck'schen ND-Ausgabe abgedruckt). Daneben bieten die historiographischen und rhetorischen Quellen
reiches Material.
Das Werk
‚De magistratibus
von Johannes Lydos bleibt
allenfalls für Ergänzungen bedeutsam. Ernennungsformulare für die Verwaltungsbeamten bringt Cassiod.
var. VI.
Anhängen
Die
Fasten
der Amtsinhaber
von
260 bis 527
finden
sich wiederum
in den
zu PLRE. I, 1l, ΠῚ B.
„Auf zwei Wurzeln ruht der Staat: auf den Waffen und auf den Gesetzen; arma et
iura haben das Imperium Romanum als ewige Weltordnung über alle Staaten erhoben.“ Mit diesem Gedanken eröffnete Justinian 529 seinen ‚Codex Novus‘. Ähnliches lesen wir im Publikationsprotokoll zum ‚Codex Theodosianus‘ von 438,
und schon Claudian (XXIV 136) feierte Roma als armorum legumque parens. Das Verhältnis zwischen Militär und Zivilverwaltung' wurde in der Spätantike neu bestimmt. Die Provinzialverwaltung in der Republik und unter dem Prinzipat beruhte auf dem Grundsatz, daß zivile und militärische Gewalt in der Hand des
jeweiligen Statthalters zusammenliefen. Die legati Augusti pro praetore waren senatorischen Standes. Mit diesem Prinzip brach Gallienus, als er die Senatoren vom
Militärdienst ausschloß (s. III 2 a). Die damit angebahnte Trennung von Militär- und Zivilgewalt wurde durch Diocletian und Constantin vollendet. Die Gesamtzahl der Zivilbeamten mag im 4. Jahrhundert 30000 betragen haben.”
Nach der älteren Rangordnung,
wie sie noch die ‚Notitia Dignitatum' spie-
gelt, hatten grundsätzlich die Zivilbeamten den Vortritt vor den Militärs. Ammian
(XXI 16,1f) lobt Constantius II dafür, dies bewahrt zu haben. Valentinian be-
stimmte 372, die Angehórigen beider Bereiche seien gleichrangig und im Ruhestand nach dem Dienstalter einzustufen. Gratian führte als persónliches Rangkriterium Patriciat und Konsulat ein, wobei ab 443 ein consul iterum über dem consul et
patricius stand." Später setzte sich im Westreich eine praerogativa partis armatae durch, zuerst bezeugt zu 461.' Drei Ebenen der staatlichen Zivilverwaltung lassen sich unterscheiden. Auf der hóchsten Ebene stehen die praefecti praetorio (PPO), dann kam die etwas unklare
Zwischeninstanz der vicarii, welche die Diözesen regierten, und darunter rangierten die Statthalter der Provinzen, unterteilt in Stadtbezirke (s. III 5). Den Reichs' Jones
1964,
373ff;
Antiquité
Tardive
6,
Unter
Procopius
365/366
vereinte der proconsul
1998; 7, 1999; Barnish in CAH. XIV 2000, 164 ff.
Asiae Hormisdas more veterum zivile und militäri-
? CJ. 129,1. Nach Gallienus begegnen zivile und militárische Befugnisse in einer Hand nur
sche Befugnisse (Amm.
noch
(Edikt XIII 2) und dem proconsul Cappadociae (Nov. 30,5) beide Bereiche. Zur Zahl der Beam-
ausnahmsweise,
riensis und
so in
Mauretania
Syrien, wo es um
Caesa-
300 noch einen
legatus Augusti pro praetore gab: AE. 1939 Nr. 58. Der praeses Syriae behielt dort bis um 350 militärische Funktion:
PLRE.
I, 950f s. n. Verinus.
XXVI 8,12). Justinian
verlieh dem praefectus. Augustalis in Alexandria ten: Jones 1964, 1057. * CTh. VI 7,1; Nov. Val. 11. * Sidon. ep. I 9,2. Stein 1928, 563.
1. Der Staat — c) Die Verwaltung
293
grenzen vorgelagert waren verbündete Klientelstämme in einem halbautonomen Status.’ Das Amt der praefecti praetorio" war von Augustus geschaffen und mit zwei Rittern besetzt worden, denen die Kohorten des Prätoriums in Rom, d. h. die kaiser-
liche Garde, unterstand. Die Prätorianerpräfekten gehörten zum consilium des Princeps (s. III 1 b). Der ursprünglich militärische Charakter des Amtes wurde im Laufe der Zeit zunehmend um zivile Aufgabenbereiche erweitert. Die berühmten Juristen Papinianus, Paulus, Ulpianus und Hermogenianus sind zu Prätorianerpräfekten aufgestiegen.
Als Constantin die Prätorianerkohorten 312 auflöste,” behielt er das Amt des PPO bei. Dieser verlor seine militärische Funktion und wurde zum höchsten Verwaltungsbeamten und Stellvertreter des Kaisers. Daher dürfen wir von Reichs-
präfekten sprechen. Der Jurist Charisius verglich das Verhältnis zwischen Kaiser und PPO mit dem des republikanischen Dictators zu dessen magister equitum." Die Urteile der Reichspräfekten waren seit dem 3. Jahrhundert mit denen des Kaisers ranggleich und letztinstanzlich." Diese Position behielten die Präfekten durch die ganze Spätantike hindurch. Dem Range nach waren sie viri illustres." Zosimos (11 33) berichtet, daß Constantin das Reich in vier Präfekturen unter je einem PPO eingeteilt habe: Oriens, Illyricum, Italia und Galliae. Dies ist
die spätere Ordnung der ‚Notitia Dignitatum', sie entspricht territorial etwa der
diocletianischen Tetrarchie, doch hat diese Gliederung in der Zwischenzeit nicht immer Söhnen Orient, Africa.
bestanden." Constantin hat anscheinend seinen zu Caesaren ernannten jeweils einen Präfekten beigesellt; normalerweise amtierte ein solcher im in Italien und Gallien, seit 336 auch in Illyricum und zeitweilig überdies in Im späteren 4. Jahrhundert waren die Präfekturen Italien, Africa und Illy-
ricum mehrfach in einer einzigen Hand." Der PPO per Orientem residierte in Konstantinopel, der PPO per Illyricum war in Sirmium oder Thessalonike ansässig und hatte, fern vom Kaiser, geringeren Einfluß auf die Politik. Die Verwaltung dieses Sprengels wurde mehrfach geändert." Der PPO per Italiam befand sich am westlichen Kaiserhof in Mailand, Ravenna oder 5 Seit Mommsen (Ges. Schr. VI 225 ff) ist um-
pur";
Socrates
Scholasticus
(II 16) bezeichnet
stritten, ob die Klientelstaaten zum Reich gehörten
den PPO als den zweiten Mann nach dem Kaiser.
oder nicht. Kormemann (1943, 323 ff) und Chrysos (1973) vertraten die These von deren Reichsange-
° CTh. XI 30,16 von 331 bestätigt eine alte Regelung: Liebs 1987, 22 ff. Die Formel vice sacra
hórigkeit, doch müßten hier Grade unterschieden
iudicans
werden.
die
sich bei anderen Appellationsinstanzen, von de-
nicht, wie üblich, unter Königen standen, sondern
nen ein Gesuch an den Kaiser noch erlaubt war: Jones 1964, 481. ? Zum Illustrissimat: Koch 1903, 34 ff. 1 Ob die vier Städte im Filocalus-Kalender (Rom, Konstantinopel, Alexandria, Trier) etwas mit den Präfekturen zu tun haben, ist ungewiß:
Sicher zum
Reich
zählten
Stämme,
von praefeti gentium. regiert wurden (Augustin CSEL. 57, 284f). 405 gestattete Honorius (CTh. ΧΙ 30,62) den gentiles in Africa, an den Prokonsul zu appellieren. Vgl. ΠῚ 1 d! * ND. or. II f; occ. II f; Cassiod. var. VI 3. Stein 1922; Palanque 1933; Howe 1942; EnBlin
praefectus. praetorio, 2502; Mig] 75 ft.
RE.
XXII 2, 1954,
1994; Gutsfeld in: Winterling
24261998,
? Lydos mag. II 10. * Dig. I 11,1. Eunap (VS. 490) nennt die Präfektengewalt eine „Kaiserherrschaft ohne Pur-
„an
kaiserlicher
Stelle richtend"
findet
Stern 1953, 124.
? Die Frühzeit der Práfekturenverfassung ist so kontrovers, daB nur die ,Notitia' die geeignete Basis für eine Strukturbeschreibung liefert. Grundlegend: Chastagnol 1968, 321 ff. Zu den Präfekturen im Westen: Claude 1997.
" Coskun 2003.
294
III. Die inneren
Verhältnisse
Rom; sein Kollege, der PPO per Gallias, amtierte bis um 395 in Trier, danach in Arles. Die Rückverlegung hatte militärische Gründe; die Franken machten das
Moseltal unsicher. Nach dem Sieg über die Vandalen 534 schuf Justinian einen PPO per Africam und regelte dessen Amt bis in die letzten Einzelheiten." Die Reichspräfekten verhandelten ihre Fälle in einem eigenen auditorium.
Im
6. Jahrhundert trugen sie eine Purpurbinde (infula) und einen purpurnen Mantel. Ihre übrigen Amtsinsignien bestanden aus einem altaráhnlichen Tisch mit dem Kaiserbild und brennenden Kandelabern rechts und links, einem überdimensionalen, reich verzierten silbernen Tintenfaßträger, goldenem Schreibgerät im Gewicht
von 100 Pfund und einem von vier Pferden gezogenen Sesselwagen mit verstellbarer Sitzhóhe. Er wurde von einem Herold angekündigt und zog laut rasselnd durch die Stadt. Die Zahl der mit dem Konsulat beehrten Präfekten ist sehr hoch.
Inhaber und Aufgaben der Reichspráfektur sind vorwiegend den Gesetzen zu entnehmen, die überhaupt zum größten Teil an sie adressiert sind. Sie sind wohl überwiegend auf Vorschlag der Práfekten erlassen worden. Deren wichtigste Ein-
zelbefugnis war die Steuererhebung, soweit sie in Naturalien bestand." Die Geldsteuern verwaltete der comes sacrarum largitionum (s. III 1 b), doch betrug deren Gesamtwert kaum mehr als 5 Prozent des Steueraufkommens der annona." Der
Begriff annona bezeichnet ursprünglich den Jahresbedarf an Lebensmitteln für den einzelnen Mann; annona militaris ist die Naturalabgabe der Provinzen für den Un-
terhalt des Heeres und der Beamten." Die Geldentwertung, die unter den Severern spürbar wurde und dann im 3. Jahrhundert rapide voranschritt, zwang die Kaiser,
zunehmend Naturalien einzuziehen. Die normale Entlohnung der Staatsdiener erfolgte fortan in Rationen. Geldspenden wurden nur bei besonderen Gelegenheiten verteilt (s. III 1 b). Neben die annona für die Beamten trat dann das Futter für
ihre Pferde (capitum). Im späteren 4. Jahrhundert war es möglich, einen Teil der Naturalabgaben in bar zu leisten. 445 wurde eine annona auf vier solidi veranschlagt.
Bei dieser adaeratio kam es jedoch vielfach zu Unterschlagungen und Übervorteilungen, so daß die Kaiser immer wieder Naturalleistungen vorgeschrieben haben." Seit Anastasius war die Ablósung der Naturalabgaben durch Geld so weit fortgeschritten, daß Zwangsaufkäufe nötig wurden. Mit dieser coemptio war oft eine Schädigung der Bauern verbunden, gegen die eingeschritten werden mußte.”
Während des 3. Jahrhunderts hatte der Staat seinen Naturalbedarf durch indictiones extraordinariae gedeckt. Diese „außerordentlichen Ankündigungen" wurden durch Diocletian systematisiert. Der PPO berechnete jeweils den Bedarf des folgenden Jahres, der dann auf die Provinzen umgelegt wurde. Falls der Ertrag nicht reichte, wurde eine superindictio erlassen, die der Kaiser ebenso wie die reguläre
indictio gegenzeichnen mußte. Aus Ägypten ist ein fünfjähriger Steuerzyklus bekannt, seit 312 erfolgte dieIndiktion alle 15 Jahre. Als Hilfseinheit der Jahreszählung - neben den Konsuln und den Kaiserjahren — wurde die Angabe des Indik* CJ. 127,1. '5 Enfllin, praefectus praetorio RE. XXII 2, 1954, 2452. Auditorium: CTh. XII 12,10; Binde: Cas-
siod. var. VI 3,2; sonstige Insignien: ND or. III 1; occ.
I
1; Lydos
mag.
II 13f; Cassiod.
32,5. Bagnall/Worp 1984. * CTh.
15,68: IX 1, 3; 1, 15.
Inst.
" van Berchem 1937; Cerati 1975, — Martino 1985, 466 ff; Herz 1991. # Ambr. ep. 30,4.
" Nov.
Val.
1982; Noethlichs
© CJ. X 27.
13,3. Cerati 1985.
1975,
57 ff; De
153 ΕΣ. Kolb
1. Der Staat — c) Die Verwaltung
295
tionsjahres 537 durch Justinian für amtliche Dokumente vorgeschrieben” und blieb während des Mittelalters üblich, auch als der steuertechnische Sinn längst der Ver-
gangenheit angehörte. Als Verteilerschlüssel für die Steuerforderungen diente eine Veranlagung, die
Diocletian in vieljähriger Arbeit erstellen ließ. Steuerschätzer (censitores) bereisten die Provinzen und nahmen den Grundbesitz, den Viehbestand und die Landbevölkerung auf. Der Name der Veranlagung capitatio-iugatio bezeichnet die Steuereinheiten.” Caput ist die Einheit für Menschen und Vieh: ein erwachsener Mann
- in Syrien zwischen 14 und 65 Jahren - zählte ein volles caput, eine Frau (so in Kleinasien) zählte ein halbes. 386 wurde der Satz für die ostanatolischen Provinzen ermäßigt und ein caput auf zwei bis drei Männer oder vier Frauen gerechnet. Vieh zählte jeweils Bruchteile eines caput. Zwischen freien und unfreien Landarbeitern wurde nicht unterschieden. Die plebs urbana war von der capitatio befreit."
Ein Gesetz von 393/4 unterscheidet capitatio humana und iugatio terrena (CJ. XI 52). Iugum ist eine Steuereinheit für die annona des Feldbaus. Genaue Angaben bietet das syrisch-rómische Rechtsbuch.” Danach entsprach ein iugum im Getrei-
deanbau einer Fläche von 20 iugera guten oder 40 iugera mittleren oder 60 iugera schlechten Landes oder 5 iugera Weingärten
oder einer Fläche von 220 perticae
(Ruten) mit alten Ölbäumen oder von 450 perticae mit Ölbäumen im Gebirge. Die Berechnung orientierte sich an der Bodenqualitát. Generell galt: vectigal est ad modum ubertatis per singula iugera constitutum." Lactanz (MP. 23) liefert einen anschaulichen, wenn auch gegenüber dem Christenverfolger verzerrten Bericht über
die Veranlagung, die doch zumindest die Absicht einer gerechten Aufteilung der Lasten erkennen läßt. Justinian forderte dann noch eine Zusatzgabe, die Prokop
(HA. 21,1f) „Luftsteuer“ nennt. Die Steuern wurden dreimal im Jahr (1. Januar;
1. Mai; 1. September) von exactores oder susceptores gegen Quittung (securitas, apocha) eingezogen. Diese Steuereintreiber amtierten im Auftrage der stádtischen Curien,
die für den Eingang hafteten.^ Die unter Diocletian noch bar gezahlte capitatio der Bauern wurde später wie die iugatio auf die annona
verrechnet.
Die
Steuerfreiheit
Italiens und
der Provin-
zialstádte mit ius Italicum. entfiel.” Die Veranlagung der capitatio-iugatio wurde auch bei der Einberufung von Rekruten zugrunde gelegt, so daf die Belastung sich gleichmäßig
verteilte: Reiche
Bauern
mußten
mehrere
Rekruten
stellen,
ärmere dagegen nur zu dritt oder viert einen einzigen. Dementsprechend oblag dem PPO nicht nur die Versorgung der Armee, sondern ebenso die Rekrutierung. Wie die Naturalsteuer, so unterstand auch der Frondienst in letzter Instanz
dem PPO. Zu bestimmten Gelegenheiten und nach bestimmtem Schlüssel wurde die Provinzialbevölkerung zu Hand- und Spanndiensten (munera sordida) herange-
zogen: zum Getreidedreschen und Brotbacken für die Armee, für die Einquartierung von Soldaten, Gesandten und Beamten, zum Unterhalt von Pferden und Eseln
für die Staatspost, zum Nov.
22 Lot
Brennen
von Kalk und Holzkohle,
lust. 47.
1928; ders.
>> Hyginus
1955:
Déléage
1945; Jones
1964, 62 (E; 453 ff: ders. 1974, 280fF; Goffart 1974
mit Chastagnol, REA. 77, 1975, 390 ff. 2 Dig. L 15, 3; CJ. X1 34,10; CTh. XIII
# FIRA. II S. 795 f.
Gromaticus
zum
Schlagen und
B 279, ed. Blume
1848 1, 205
? CTh.
XI 1,15. Zu den curialen Steuerein-
treibern: Jones 1964, III, 122 Anm. 111. 10,2.
etc.
” Aur. Vict. 39,31.
296
IH. Die inneren Verhältnisse
Bringen von Bauholz und Steinen, zum Ausbessern von Mauern und Kirchen, von Straßen und Brücken. Zu den begehrtesten, nur zögernd bewilligten Privilegien gehört die Befreiung von solchen Lasten. Sie wurde Höflingen, Standespersonen, Veteranen, Spezialisten und Arbeitern in Staatsbetrieben und auf Staatsgütern gewährt.” Diocletian und Valentinian mußten die Bauern gegen Zusatzforderungen der Beamten schützen, die Zugtiere und Arbeitskräfte beanspruchten.” Dennoch fin-
den sich in vielen Quellen Klagen über die Höhe der Steuern und die Härte, womit sie eingetrieben wurden. Heidnische Autoren“ und christliche Schriftsteller" ergeben hier ein übereinstimmend finsteres Bild." Nicht nur die kleinen Leute, sondern sogar Standespersonen wurden rechtswidrig ausgepeitscht, damit sie zahlten."
Das Büro (officium) des Reichspräfekten bestand aus zwei Abteilungen." Die erste war für Verwaltungs- und Rechtsfragen zustándig. Der Chef (princeps) war ein ehemaliger agens in rebus. Zivilrechtsfälle und Strafprozesse wurden von verschiedenen Unterabteilungen behandelt. Daneben begegnen Beamte für die begehrten Postfahrscheine (evectiones). Die zweite Abteilung behandelte die Geld- und Steuerangelegenheiten in einzelnen scrinia. Darunter rangierte allerlei Hilfspersonal. Aus Justinians Zeit haben wir detaillierte Quellen über Befórderungs- und Gehalts-
regelungen. Letztere umfaßten auch die Sporteln, d.h. die von den Bittstellern zu zahlenden Gebühren, die an Bedeutung gewannen. Die Präfekturen waren unterteilt in Diözesen, und diese wiederum zerfielen in mehrere Provinzen. Die Diózesen bilden seit Diocletian die Verwaltungseinheiten der mittleren Ebene.“ Ihre Zahl und Abgrenzung schwankte. Im ‚Laterculus Veronensis! um 313 sind zwölf, in der ,Notitia Dignitatum' um 420 sind 14 Diözesen
verzeichnet. Es sind im Osten: Oriens (Hauptstadt Antiochia), Ägypten (Alexandria), Asiana (Ephesos), Pontica (Caesarea), Thracia (Heraclea), Macedonia (Thessalonike); die westlichen Diözesen heißen: Italia suburbicaria (Rom), Italia annonaria (Mailand), Illyricum (Sirmium), Africa (Karthago), Hispania (Hispalis oder
Emerita), Septem Provinciae (Südgallien, damals auch für Nordgallien zustándig: Arles) und Britanniae (London). Der Begriff dioecesis bezeichnete im hellenistischen Osten den Gerichts- und Verwaltungssprengel, er ist nach dem Ende des Imperiums in die Kirchensprache des Ostens eingegangen für den Amtsbezirk eines Erzbischofs. Die Diözesen — und die in ihnen zusammengefaßten Provinzen -- unterstanden den Vikaren, die als Stellvertreter der Reichspráfekten (vices agentes praefectorum
? Dig. L 4,18; CTh. XI 16,15 u. 18. Eine Übersicht der Befreiungen bietet Neesen 1981, 216ff.
? CJ. XI 55,1 f.
„Wird
9! Themistios (or. 8,137), der ‚Anonymus de
1960,
rebus bellicis (4); Ammian (XVII 3; XVIII 1), Libanios (or. 33,20f; 32) und Zosimos (11 38).
B2ff.
# Lactanz (MP. 7,3ff ), Athanasios (VAnt. 44),
XXII
Paulinus von Pella (Euch. 312 ff ), Ambrosius (ob. Theod. 5); Augustinus (sermo 302), Orosius (VII 41,7), Theodoret (HR. 14; 17) und Salvian
(GD. V 17f; 28 ff, 35). * Die Frage 82 an den Astrampsychos lautet:
mein
Gut
versteigert?“ Die ‚Sortes San-
gallenses‘ trösten den Ratsuchenden: liberaveris a fisco (135). Klagen aus Ägypten: Boak/Youtie Nr. 71-73.
" CTh.
Stein
XII 1,85;
1928,
302f: Jones
Lib.
or. 33,32;
1974,
Amm.
16,23.
“ Hauptquelle: Lydos mag. III. Stein 1922; Clauss 1980, 32 ff. * Diocletians Anteil an der Diözesen-Gliederung ist serittig: Chastagnol 1963; Arnheim 1970; Noethlichs
1982.
1. Der Staat — c) Die Verwaltung
297
praetorio oder vicarii) unter Diocletian auch noch militärische Funktionen besaßen. Ihre Hauptaufgabe aber war, die Appellationsgerichtsbarkeit der Reichspräfekten zu entlasten. Die ,Notitia' beschreibt die officia, die ebenfalls ein agens in rebus als princeps beaufsichtigte. Dem Rang nach sind die Vikare in der ,Notitia' viri spectabiles. Zwei der östlichen Vikare sind durch Titel und Rang herausgehoben: Unter Constantin kam es öfter vor, daß die Aufgaben der Vikare von comites provinciarum
wahrgenommen wurden, dies hat sich in einem Falle, nàmlich zum comes Orientis, titular verfestigt. Er hatte bisweilen auch militärische Funktionen. Die ägyptischen Provinzen unterstanden dem praefectus Augustalis, ihn gab es seit 367. Der Titel lehnt
sich an den des früheren praefectus Aegypti an. Die Sonderstellung Ägyptens wurde von Diocletian aufgehoben." Die dritte, unterste Ebene der Zivilverwaltung war die der Provinzen." Ihre Zahl war von Diocletian durch Teilung erhóht worden: Der ,Laterculus Veronensis’ nennt 95, die ,Notitia Dignitatum'
114 Provinzen. Diocletian hat ihre Verwal-
tung vereinheitlicht. Dennoch blieben einige Anomalien bestehen. Ausgegliedert aus dem Práfekturensystem waren die beiden Hauptstädte. Rom und Konstantinopel wurden von den Stadtpráfekten verwaltet, die im Rang unmittelbar nach den
Reichspräfekten kamen (s. III 4 a, b). Von den alten senatorischen Provinzen blieben nur noch, erheblich verkleinert, Africa mit dem Gebiet um Karthago, und Asia mit dem Hinterland von Ephesos."
Sie standen unter Prokonsuln ; Constantin fügte auch Achaia mit dem Amtssitz Korinth wieder hinzu. Die drei Prokonsuln sind gleichfalls seit Valentinian viri
spectabiles, rangieren in der ‚Notitia‘ sogar über den vicarii, denen sie auch administrativ nicht unterstanden. Die Prokonsuln waren, anders als in der Republik und ebensowenig wie im Principat, immer gewesene Konsuln, sondern wurden vom
Kaiser aus den beiden Senaten genommen.
Unter den namhaften Vertretern des
spätrömischen Senatsadels haben mehrere dieses Ehrenamt bekleidet: Petronius Probus (358), die heidnischen Autoren Ampelius (364) und Symmachus (373) und der Redner Pacatus (390). Sie alle haben es spáter noch zu hóheren Ámtern gebracht. Die Provinzialstatthalter waren untereinander nicht ranggleich. Die Prokonsuln
bildeten die höchste Gruppe. Die consulares standen als viri clarissmi (d. ἢ. Senatoren) eine, die praesides als viri perfectissimi (d.h. Ritter) zwei Stufen tiefer. Ende des 4. Jahrhunderts wurden
indes — mit einer Ausnahme"
- auch sie clarissimi. Die
praetorischen Statthalter mit dem Titel corrector waren teils clarissimi, teils perfectissimi. Die titularen Unterschiede wurden in der Umgangssprache oft vereinheitlicht. Die Statthalter heißen da einfach rectores, moderatores oder iudices.
Damit ist ihre wichtigste Funktion bezeichnet: sie amtierten als Richter für alle Provinzialen, die nicht militárischen, geistlichen oder senatorischen Standes
waren. Für weniger wichtige Fälle“ ernannten sie untergeordnete Richter (iudices pedanei). Normalerweise residierten die Statthalter im praetorium bzw. in der regia der Provinzhauptstadt." Leo befahl 471 (?) deren Instandsetzung, damit die Stat* Zum comes Orientis: Amm. XIV 2,14. Dow-
bringt Jones 1964 III, 381 ff.
ney 1939, zum praefectus Augustalis: Chron. Min.
* Malcus 1967.
I 296f. Hübner
» ND. occ. XLV.
1952.
* Eine tabellarische Übersicht über die Diözesen und Provinzen
nach den spätantiken
Listen
^! CTh. I 16,8. * CTh. VII 10; Amm.
XIV 7,10; Josua
29.
298
11. Die inneren Verhältnisse
thalter nicht bei Privatleuten logierten" — und diese belästigten oder begünstigten. Es gehörte zu ihren Pflichten, die Städte ihrer Provinz zu besuchen und Streitfälle
zu schlichten. Die Gerichtssitzungen waren öffentlich.” Constantin gestattete 331 den
Provinzialen,
Klagen
über
Statthalter durch
Akklamation
zu äußern,
dem
werde er nachgehen und räuberischen Beamten die Hände abhacken lassen. Die Bestechlichkeit der Richter müsse aufhören.“
Über die MiBstände im Rechtswesen“ haben die Zeitgenossen laut Klage erhoben. Mamertinus“ monierte, übertreibend aber nicht grundlos, daß die Rechts-
wissenschaft nur noch von Freigelassenen ausgeübt werde. Dem Vordringen des rohen Vulgarrechts in der Legislatur entsprach die Brutalisierung im Rechtsvollzug. Ammian mißbilligte die Härte, mit der zumal vermutete Majestätsverbrechen und Steuerunterschlagungen geahndet wurden (s. III 1 a). Im Zivil- wie im Strafprozeß spielten Folter und Verstümmelung eine erschreckende Rolle.” Die Prügelstrafe war gang und gäbe.“ Als Motiv dieser Rohheit wird immer wieder die Habsucht der Amtsträger gebrandmarkt. Die Unkenntnis der Advokaten Anti-
ochias karikiert Ammian in einer bissigen Satire." Libanios hat in zwei Reden (or. 33; 45) die unmenschlichen
Zustände im Strafrecht Syriens bloßgestellt. Er
bezeichnete die Statthalter unumwunden als Mórder, weil sie sich mehr für Spiele und Einladungen interessierten als für die Rechtspflege, so daß die Angeklagten in
den überfüllten Gefängnissen dahinstürben. Libanios beschreibt eine ausgesprochene Klassenjustiz und beklagt, daß die gutgemeinten Gesetze nicht durchgeführt, die Kaiser nicht unterrichtet würden. Socrates (VI 3,2) bestätigt das. Die Provinzstatthalter vereinigten richterliche und administrative Funktionen. Sie sammelten die Geld- und Naturalsteuern ein, sowohl vom Privatbesitz wie von den Domänen, sie beaufsichtigten die Staatspost und alle öffentlichen
Arbeiten: Straßenbau, Brückenbau, Wasserleitungen. Auch die Selbstverwaltung der Städte wurde von den Statthaltern überwacht, sowie alles, was die öffentliche Ordnung betraf.” Damit leiteten sie praktisch alle Bereiche außer dem religiösen und dem Militärwesen, doch unterstanden ihnen zur Zeit Diocletians die Grenz-
truppen, während die Feldtruppen von duces, je einem in jeder Provinz, befehligt wurden (s. III 1d). Militärische Kompetenz findet sich nur noch bei Verwaltern unruhiger Provinzen, so in Isauria, Aegyptus, Arabia und Mauretania.
1180f; Egger 1966. Zu dem von Kóln: Precht
esios, in denen er die neuartigen Zuchtmittel des praeses Libyae superioris Andronikos beklagt und diesen deswegen förmlich aus der Kirchengemeinschaft ausschließt: Vogt 1985, 15 ff. “ Lib. or. 1,207; 228; 241; or. 4,26 ff; or. 33;
1973. * CTh.
Augustin ep. 8 (Divjak). Häufig begegnen Aus-
# CJ. 1 40,15. Lavan 2001 *! Dessau
2298;
Amm.
XV
II 1. 5,31;
CTh.
1 16,9
und 11; Hieron. ep. 1 3. Zum praetorium archáologisch: W. Schleiermacher RE. Suppl. IX 1962,
Amm. I 16,6 f. Unklar bleibt, wie der Kaiser
XV 3,2;
XXIX
1,23
u. 40;
XXXI
8,8;
davon Kenntnis erhalten will. Lib. or. 26,23 ff;
peitschungen im Zusammenhang mit der Steuer-
33,11; 41,1ff.
eintreibung. Jones 1974, 82 ff. * Amm. XXX 4,8ff. Demandt 1965, 50 ff. 50 Josua Stylites (29) überliefert, daB der praeses von Osrhoene Alexander im Jahre 497/498 einen Briefkasten für anonyme Beschwerden an seinem Prätorium aufhängen lief.
** Kunkel
1972, 123 ff: Liebs 2004, 76 ff.
** Paneg. III 20,1. Einschränkend Liebs 1987, 92 ff. " Mommsen, Strafrecht 1899, 982: Thür/ Vergote, Folter, RAC. VIII 1972, 101-141. Ein-
drucksvoll sind der 57. und 58. Brief des Syn-
1. Der Staat — c) Die Verwaltung
299
Die Statthalter korrespondierten nicht nur mit den vicarii, ihren unmittelbaren Vorgesetzten, sondern auch mit den Práfekten und Kaisern. Diese redeten ihre Adressaten mit Ehrentiteln an: tua magnitudo, gravitas, sinceritas, sublimitas, auctoritas,
celsitudo, magnificentia etc.” Es gab keinen sorgsam beachteten Instanzenzug. Ernannt wurden die Statthalter auf Vorschlag des PPO vom Kaiser, sie konnten im Falle von Amtsvergehen jedoch vom PPO abgesetzt werden. Die Amtsdauer betrug gewóhnlich ein bis zwei Jahre. Wie der Kaiser, so besaß auch der Statthalter einen Kreis von Beratern
(consi-
lium). Er bestand aus den ranghóchsten Curialen und anderen Honoratioren der Stadt. In der Zusammenstellung dieses Gremiums war der iudex frei, doch durfte er
keinen Berater länger als vier Monate in Anspruch nehmen.“ Ausführende Aufgaben übernahm das Büro (officium)." In den officia der iudices zeigt sich seit Diocletian wiederum eine Vereinheitlichung. Im Principat unterschieden sich die Beamten der Hof- und Finanzverwaltung von denen der Provinzialverwaltung, insofern jene überwiegend aus kaiserlichen Sklaven und Freigelassenen bestand, diese sich aber vornehmlich aus Soldaten rekrutierte. In der
Spätantike begegnen beide Gruppen weiterhin, doch scheinen Sklaven und Freigelassene eher die unteren, die Militárs die hóheren Büroposten besetzt zu haben. Das einzelne officium bestand gewóhnlich aus drei Abteilungen: einer für juristische Belange, einer für die Finanzen und einem administrativen Stab (Boten, Schreiber).
Der Aufbau der offica höherer Beamter war komplizierter, im Einzelnen unterrichtet uns darüber die ‚Notitia Dignitatum'. Die überzähligen Angestellten (supernumerarii) erhielten keine Bezüge."
Einstellung und Aufstieg der Zivilbeamten zeigen manche Unterschiede zu den Verhältnissen im Principat. Die unteren Posten waren von Berufsbeamten besetzt,
die sich langsam durch die Ránge hochdienen konnten. Besonders günstige Aufstiegsmöglichkeiten besaßen die notarii, die Sekretäre, die als Stenographen die Verhandlungen und Erlasse protokollierten. Auch Rhetoren und Bischöfe pflegten ihre Texte zu diktieren.“ Die höheren Stellen (dignitates) wurden in der Regel nur für wenige Jahre vergeben, oft an Männer, die nicht dauernd im Staatsdienst standen, sondern zwi-
schendurch ins Privatleben zurückkehrten. Ein Grund dafür war die Absicht der Kaiser, die mit den hohen Verwaltungsstellen verbundenen Einkünfte und Vorrechte auf möglichst viele Personen zu verteilen. Für die Zeit unter und nach Constantin lassen sich zahlreiche Aufsteiger nachweisen. Im Principat hatte der Weg vom Handwerker oder Bauern bis zum Konsul oder Legaten gewöhnlich mehrere Generationen gedauert; nun begegnen wir häufig Kandidaten, die sich von ganz unten nach ganz oben durcharbeiteten. Die Vorstellung eines „spätantiken Kastensystems“ ist mit der prosopographisch nach-
weisbaren sozialen Mobilität nicht zu vereinen.“ Dennoch versuchte seit dem Ende des 4. Jahrhunderts die neu entstandene Führungsschicht, die wichtigsten Posten st Mathisen 2001.
* Lib. or. 2,7; FIR A. I1 674f. 5! Boak, officium, RE. XVII 2, 1937, 2047 ff; Vogler 1980. “4 CTh.
VI 30,11.
Lib. or. 2,44; Amm.
XXIX
1,8.
* Jones erweist in seinem Artikel über das „Caste System in the Later Roman Empire" (1970, 39647), daB es ein solches nicht gab, vgl. MacMullen
1964; 49 ff.
300
III. Die inneren Verhältnisse
den Familienangehörigen zu sichern und die niederen Ämter zu überspringen. Einzelne stadtrömische und gallische Senatorenfamilien sind in der Zivilverwaltung des 5. Jahrhunderts so oft vertreten, daß hier Ämterpatronage auf der Hand
liegt. Voraussetzung für eine Karriere im Amt
war gute Schulbildung,”
d.h.
Kenntnis von Sprache und Literatur (s. III 5), darum finden sich keine Barbaren
im Zivildienst.“ Ein Mann wie Aurelius Victor (20,5) betont stolz, seinen Aufstieg
seinen Studien zu verdanken. Fachkenntnis wurde wie im Principat in der Praxis erworben.
Unter
den
sachfremden
Beförderungskriterien
spielen Beziehungen,
Geld und Religion eine Rolle. Nominell wurden alle höheren Posten vom Kaiser durch Überreichung eines codicillus vergeben.” Wir haben zahlreiche Beispiele dafür, daß der Kaiser die Kandidaten persönlich kannte. Wenn beispielsweise Valentinian Pannonier bevorzugte, Gratian Gallier und Theodosius Spanier, so spielen landsmannschaftliche Motive
mit. Auch religiöse Kriterien kamen zur Geltung: Constantin bevorzugte Katholiken, Constantius II Arianer, Julian Heiden usw." Die Mehrzahl aller Ernennun-
gen beruhte auf Empfehlung,
auf suffragium." Als Fürsprecher eigneten sich
besonders Personen aus der Umgebung des Kaisers, die Mitglieder im consistorium, die Palasteunuchen und die Familienangehórigen des Kaisers." Zu allen Zeiten haben Amtsbewerber versucht, die Fürsprache eines Hóflings
durch Geld zu erkaufen. Gegen solche und andere Mißstände wird in der zeitkritischen Literatur‘ ebenso Front gemacht wie in Kaisergesetzen. Constantin ist darüber einmal außer sich geraten: Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam: nam nisi moniti cessaverint gladiis praecidentur. Non sit venale iudicis velum. — „Zurück, die Raubhände der Beamten, zurück, sage ich. Ziehen sie diese auf meine
Ermahnung nicht zurück, lasse ich sie mit dem Schwerte abhauen. Der Spruch des Richters darf nicht käuflich sein.“ In bestimmten Fällen hat Constantin 333 das suffragium venale mit der Todesstrafe belegt. Gesetze der Söhne Constantins ver-
hängen Geldstrafen für solche, die sich durch erkaufte Ehrenämter Privilegien erschleichen." Julian versprach in seiner bei Ammian (XX 5,7) überlieferten Regierungsrede, den
Ämterkauf
einzustellen, doch hat er Rückforderungen der Kan-
didaten, die bis zu 70 Jahre alte Zahlungen betrafen, insoweit abgewiesen, als er den Fürsprechern einen bestimmten Satz zu nehmen gestattete. Er ordnete an, daß
Amtsbewerber ihre Schmiergelder nicht zurückfordern könnten, weil derartige unsaubere Geschäfte nicht rechtsfähig seien. Hier wird dem Zahlenden das Risiko “7 Nellen 1981. * Ausnahmen die Germanen: Salia, 370 comes largitionum per Thracias (Amm. XXIX 1,26); Bappo, PUR 372 (CTh. VI 4,21; Amm. XV 4,10);
Arintheus, PPO 379 (CJ. XI 11,3). Zu den Namen: Schónfeld 1911; Reichert 1987. 5 Seeck, codicillus, RE. IV 1, 1900, 179ff. Dargestellt ist eine solche Ernennung auf dem Madrider Missorium, Delbrueck *9 Haehling 1978.
1929 Nr. 62.
*' Kübler, suffragium, RE. IV A 1, 1931, 654 ff; Andreotti 1975; Krause 1987, 50ff.
^! Die Bedeutung des Fürsprechers beleuchten
mehrere Antworten des Sankt Galler Orakels: Obtinebis, sed per patronum, quod vis per libellum (Sort. Sang. 8,10). Liberabitur, sed per patronum (50,4). Erfolg bei Gericht durch Bestechung und Beziehung: 54,6; Schwierigkeiten, am Hofe Fürsprecher zu finden: 57,2; Steuerbefreiung durch einen Freund: 135,2. *' Paneg.
Lat.
III 19; Epitome
41,24;
Amm.
XVI 8,12; XXX 9,3; Lib. or. 2,42; 4,21; 15,67; Themist. or. 8,117 a; Eun. fr. 87; Synes. ep. 58.
*! CTh. 1 16,7 von 331. Zum velum (Vorhang) vgl. Alföldi 1934/70, 37; s. III 1 a! ss CTh. 132,1; VI 22,2; XII 1,25.
1. Der Staat — c) Die Verwaltung
301
aufgebürdet, die Annahme des Geldes allerdings nicht bestraft. Der Kaiser beobachtete damit den Grundsatz in pari turpitudine melior est causa possidentis. — „In einem
schmutzigen Geschäft darf der die Sache behalten, der sie hat."
Theodosius ging 394 einen Schritt weiter, indem er den Fürsprechern das Recht zubilligte, die versprochene Summe
einzuklagen und die ihnen abgelieferten Ge-
schenke zu behalten, auch wenn kein Schriftstück vorliege. Ein Kontrakt sei jedoch
dann erforderlich, wenn der Bewerber Liegenschaften angeboten habe." Die Nachsicht der Kaiser beruht wohl auf dem Interesse ihrer hohen Funktionäre an derar-
tigen Einnahmen. Unter Theodosius und seinen Sóhnen scheint eine solche Be-
stechung, trotz der Kritik der Unbeteiligten, geduldet worden zu sein. 439 forderte Theodosius II jedoch von allen Statthaltern bei der Einstellung einen Eid, daß sie Bestechungsgelder weder gezahlt noch genommen hätten, weder zahlen noch nehmen
würden.
Nur ehrenhafte Männer
seien zu befördern, jeder Be-
stechungsversuch unterliege einer Buße der vierfachen Summe. Der Erfolg dieses Gesetzes ist mehr als zweifelhaft. Theodosius II erhob seinerseits Gebühren für Beförderung. Jedenfalls wurde dem PPO Zenos um 480 vorgeworfen, Bewerber nur gegen Geld unterstützt zu haben. Der Preis für den Statthalterposten von
Ägypten soll damals von 50 auf 500 Pfund Gold gestiegen sein.” Als der Kaiser, der die Ämter vergab, sich an dem Geschäft beteiligte, begann der
eigentliche Amterkauf." Zenon soll selbst einen Prozentsatz der Summe eingestrichen haben. Dies wird durch Justinian bestätigt, der in seiner 8. Novelle von 535 das suffragium verbot. Er gab damit zu, daß er dem Fiskus eine Einnahmequelle versperre, doch sei das nur ein scheinbarer Verlust. Denn der Bewerber würde die Bestechungssumme gewöhnlich borgen und dann aus unterschlagenen Steuergeldern
oder durch
Zusatzforderungen
an die Provinzialen
seinen Gläubigern
zu-
rückerstatten. Justinian malt die üblen Folgen für die Provinzen aus, in denen Unschuldige enteignet, Schuldige gegen Zahlung freigelassen würden. Bauern und Grundherren, Priester und Bürger flöhen aus solchen Gegenden. Geiz sei
die Mutter allen Übels. Um dem ein Ende zu machen, fügte er eine Gebührentabelle
für alle Amtsbewerber hinzu. Sie beginnt dem Rang nach mit dem comes
Orientis, es folgen die einzelnen Statthalterposten bis hinab zu den defensores civitatis.
Die Gebühren reichen von 196 bis drei Goldstücken. Gezahlt wurde an den PPO, an den PSC und seine Eunuchen, den primicerius notariorum und einige andere Beamte. Prokop (HA. 21,9 ff ) warf Justinian vor, derja schließlich selbst mit Hilfe von Spenden Kaiser geworden war, er habe sich die Ernennungen bezahlen lassen, seine Beamten auf Kosten der Provinzen bereichert und sie dann vor Gericht
gestellt und enteignet. Häufig geschah derartiges beim Regierungswechsel. Die Günstlinge des verstorbenen Kaisers wurden gewöhnlich vom Nachfolger gestürzt. Um zu verhindern, daß die Statthalter in ihren Provinzen persönliche Interessen
verfolgten, galt seit Marc Aurel der Grundsatz, daß niemand diejenige Provinz verwalten dürfe, in der er selbst zuhause sei." Dieses Gesetz ist noch im ‚Codex
Justinianus‘ (I 41) in Kraft, wurde aber oft mißachtet. Das lehrt der vergebliche * Amm. XXII 6; CTh. [1 29,1. Liebs 1982, 95. # CTh. 129,2; Zos. V 1,2.
1980; ders. 1985: Liebs 1978; Noethlichs 1980. Veyne (1981) betont die konstruktive Seite per-
^ CJ. IX 27,6; ΧΙ 19,7; Malchus fr. 9; 12. ” Ste. Croix 1954, 39tf; Schuller 1975; ders.
sónlicher und finanzieller Begünstigung. 7 Cass. Dio 72,31.
302
III. Die inneren
Verhältnisse
Versuch des Synesios (ep. 57; 73), den in der Libya superior beheimateten korrupten
praeses Andronikos im Jahre 411 aus dem Amt zu verdrängen. Das war kein Einzelfall. Im 5. Jahrhundert zeigt sich eine Tendenz, die im Lande jeweils Mächtigen als
Verwalter einzusetzen. Die geographische Fluktuation geht zurück, die Feudalisierung der Gewalten schreitet voran. Besonders deutlich wird das in Illyrien,
Italien und Gallien. Im Kampf gegen die Hausmacht haben die Kaiser es den Statthaltern untersagt,
sich selbst oder ihre Söhne in der regierten Provinz zu verheiraten, damit die Morgengabe nicht als Bestechung mißbraucht werden konnte. Töchter konnten sie durchaus an Einheimische vermählen, doch auch das führte zu Unzuträglichkeiten." Constantin wiederholte die Bestimmung,
daß Statthalter in ihren Pro-
vinzen keine Käufe tätigen dürften, damit der Verkäufer nicht erpreBt oder der Statthalter nicht bestochen würde. Dieses mehrfach erneuerte Gesetz wurde später um die Bestimmung ergänzt, daß noch fünf Jahre nach Dienstende Klage erhoben
werden könne. Zeno bestimmte, jeder Statthalter müsse fünfzig Tage über seine Amtszeit hinaus in der Provinz bleiben, damit die Provinzialen gegebenenfalls
gegen ihn bei seinem Nachfolger vorgehen könnten.” Für Verstöße aller Art von Amtsinhabern wurde 319 die Kollektivhaftung der Büros eingeführt." Damit erhoffte sich der Kaiser, daß ein unlauterer Bürochef von seinen Untergebenen angezeigt würde. Diese Bestimmung könnte aber auch
zu einer Solidarisierung der Büros geführt haben, wenn nämlich der Chef seine Untergebenen an seinen unlauteren Gewinnen teilhaben ließ. Das ganz unklassische Prinzip der Kollektivhaftung wurde in einem Fall auf eine Provinz angewandt: Nach dem Sturz des aus Lykien stammenden Reichspräfekten Tatianus 393 blieben drei Jahre lang alle Lykier vom Staatsdienst ausgeschlossen.” Bis 390 wurden die Geldstrafen immer wieder erhöht, was einerseits den Willen des Kaisers bezeugt, die Verwaltung in Schuß zu halten, andererseits die Unfähigkeit belegt, dieses zu erreichen.
Etwa
ein
Drittel
aller Gesetze
im
‚Codex
Theodosianus‘
diente
der
Behebung von administrativen Mängeln.” Nachteilig für die Verwaltung waren die Rivalitäten zwischen den Ämtern. Es gab Auseinandersetzungen um die Zuständigkeit für Zivilprozesse von Soldaten, um das Ressort der Kirchenfragen, um die Leitung der Waffenfabriken und der-
gleichen. Mißlich war weiterhin die Neigung der Statthalter, während ihrer Amtsstunden ins Theater zu gehen oder in Ferienhäusern zu wohnen.
379 wurde
verfügt, daß Büroangestellte, die sich länger als vier Jahre unerlaubt von ihrem Amt entfernten, dasselbe verlören. Kürzere Privatferien wirkten sich lediglich
nachteilig auf die Beförderung aus.” Eine ähnliche Wirkung wie Absenz hatte die Amterkumulation."
Sie ist
mehrfach verboten, schließlich aber in besonderen Fällen gestattet worden. Ver-
breitet war die Verleihung von Sinekuren. Die Begünstigten bezogen die Einkünfte und genossen die Privilegien, ohne etwas dafür zu tun. Es gab kein Leistungsprinzip, wie das bürokratischem Denken ja überhaupt fernsteht, sondern ein Versorgungsprinzip im Interesse der Inhaber, die streng nach der Anciennität aufstiegen. τι τὸ ^ ^
Dig. CTh. CTh. CTh.
XXIII 2,38 u. 57; Lib. or. 33,28 f. VIII 15,1; 15, 5f; CJ. 149. X 82; XI 30,8. IX 38,9.
^ Noethlichs 1981, 228. ^ CTh. 1 16,9 u.12; VII 12,2. 7 CJ. XI 33,5.
1. Der Staat - d) Das Heer
303
Ein weiterer Mißstand in der Verwaltung war die Wirkungslosigkeit
der
Gesetze. Sie ergibt sich bereits aus der Tatsache, daß bestimmte Befehle, z. B. die
Standesbindung der Curialen, die Dienstpflicht der Schiffer, die Schließung der Tempel,
mehrfach
wiederholt
werden
mußten.
Wenn
Dutzende
und
Aberdut-
zende von Malen dieselbe Anordnung getroffen wurde, wird die Schwäche der Exekutive deutlich. 407 befahl Honorius, daß die von den Statthaltern, Richtern und Curien blockierten Gesetze gegen die Häretiker endlich ausgeführt werden sollten. 438 beschwerte
sich Theodosius II, daß die „unzählbaren“
Gesetze,
daß
„tausend Strafdrohungen“ gegen Ungläubige nichts bewirkt hätten, weil die Be-
amten sie nicht beachteten.” Schon Libanios klagte, die Gesetze würden von den Beamten und Soldaten mißachtet. Eunap schrieb: Gesetze sind wie Spinnweben, die Kleinen bleiben darin hängen, die Großen zerreißen sie.”
Das Imperium Romanum wurde in seinen besseren Zeiten durch einen auffallend kleinen Verwaltungsstab regiert. Dies war möglich, weil die Aufgaben der unteren
administrativen Ebene von den Städten übernommen wurden. Wachsende außenpolitische Belastungen und innenpolitische Spannungen haben indes die kommu-
nalen und privaten Leistungen zunehmend überfordert, so daß der Staat immer stärker eingreifen mußte. Die Folge war, daß die Zahl der Beamten immer größer, die Masse der Gesetze immer schwerer durchschaubar, der gesamte Apparat immer
komplizierter wurde. Obwohl einzelne Kaiser wie Julian und Valentinian sich der fortschreitenden Bürokratisierung widersetzt und mit den Mißständen in der Verwaltung aufgeräumt haben, war die Zivilverwaltung groß, schwerfällig und teuer. In den ostgermanischen Nachfolgestaaten des weströmischen Reiches ist die alte Bürokratie zwar nicht völlig beseitigt, aber doch erheblich zurückgeschnitten worden. Dennoch hat die spätrömische Hof- und Zivilverwaltung das Kanzleiwesen der mittelalterlichen Könige und Päpste geprägt. Das zeigt sich in der Organisation, im Urkundenwesen und in Rangtiteln, die es teilweise bis heute gibt, denken wir an den advocatus und den notarius, an den referendarius und den assessor, an den moderator und den rector, den praeses und den ministerialis, den decanus, den vicarius und die
Ränge Eminenz, Spectabilis und Magnifizenz.
d) Das Heer Quellen: Das spätrömische Heer kennen wir vornehmlich aus den Werken der Militärschriftsteller. Voran stehen Vegetius und die Reformschrift des ‚Anonymus de rebus bellicis‘. Die byzantinischen Autoren behandelt Dain 1967. Die ‚Notitia Dignitatum' enthält Kapitel über die magistri militum, die regionalen comites rei militaris und duces, sowie über die Kommandanten der Garde, den magister officiorum und die comites domesticorum. Jeweils sind die zugeordneten Verbände aufgeführt, so daß ein komplettes Bild der Truppen im frühen 5. Jahrhundert entsteht. Das siebte Buch des ‚Codex Theodosianus‘ ist dem Militärwesen gewidmet (dazu Giuffré 1978), die einschlägigen Gesetze des ‚Codex Justinianus‘ sind verstreut, viel bietet Buch XII. ^ Constitutio Sirmondiana 12 = CTh. Bd. I 2, S. 916; Nov. Theod. 3,8f.
# Lib. or. 47,5; 35 ff; Eun. fr. 87.
304
III. Die inneren Verhältnisse Angesichts des kriegsgeschichtlichen Interesses der antiken Historiographie allgemein liefern auch
die Profanhistoriker guten Stoff, zumal Ammian, der selbst Offizier war, und Prokop, der Belisar auf
seinen Feldzügen begleitet hat.
Bevor Septimius Severus am 4. Februar 211 im Heerlager zu Eburacum starb, soll er
seinen Söhnen Caracalla und Geta den Rat gegeben haben: „Seid einig, bereichert die Soldaten und verachtet den Rest.“ Der Kaiser brachte darin die Ansicht zum Ausdruck, daß die Armee die eigentliche Machtbasis des Kaisertums sei. Dieselbe
Folgerung könnte man aus den militärischen
Wesenszügen
des spätrömi-
schen Staates ziehen. Der Kaiser ist zunächst imperator — Feldherr. Er war stets der Höchstkommandierende und — zumindest im 4. Jahrhundert — persönlich mit den Soldaten verbunden. Sie duzten ihn, er beteiligte sich an ihren sportlichen Wehr-
übungen. Die zeremoniale Bürgerferne im höfischen Bereich entfiel im Felde.’ In der Öffentlichkeit erschien der Kaiser gerüstet. Jede Form des Dienstes war
militia: Der Kriegsdienst wird als militia armata abgegrenzt gegen den Hofdienst, die militia palatina, und den Zivildienst, die militia officialis. Kennzeichen des militärischen Standes war der Gürtel, balteus oder cingulum, den auch der Kaiser selber trug.’
Kostbare Gürtelgarnituren aus Grabfunden spiegeln den Rang ihrer Tráger.' Im übertragenen Sinne wurde der Kirchendienst als militia Christi aufgefaßt. Auch der Mönch, als miles Christi und Kämpfer gegen den „Fürsten dieser Welt" und seine
Dämonen, trug einen - in diesem Falle: geistlichen — Gürtel.‘ Die Auffassung vom
wesentlich militärischen Charakter des kaiserzeitlichen Imperiums findet sich u. a. bei Rostovtzeff (1929), der die drei Perioden der Kaiserzeit als Militirmonarchie, Militäranarchie und Militärdespotie bezeichnete.
Eine derartige Kennzeichnung des rómischen Kaiserreiches ist deswegen schief, weil es kaum je einen Staat gegeben hat, der bis zu einem solchen Grade demilitarisiert war. Den Kern des Heeres bildeten die aus rómischen Bürgern bestehenden Legionen. Nach der groBen Abrüstung unter Augustus waren es noch 25." Bei einer Sollstärke von 6000 Mann sind das 150000 Legionäre. Rechnen wir nochmals dieselbe Zahl an Hilfstruppen (auxilia) und die 9000 Prátorianer hinzu, so kommen
wir auf gut 300000 Waffentragende. Umgerechnet auf eine mutmaßliche Bevölkerungszahl von 50 Millionen standen jedenfalls weniger als ein Prozent der Rómer unter Waffen.
Die Mehrzahl
der Soldaten war an Rhein, Donau
und Euphrat
stationiert, das Binnenland war praktisch frei von Militár. Dieser geringe Anteil der Soldaten an der Gesamtbevólkerung ist eine ókonomische Voraussetzung für die Wirtschaftsblüte des Principats, und nicht zuletzt diese erklárt den weitreichen-
den politischen Konsens unter den Provinzialen, auf dem die rómische Herrschaft
tatsächlich ruhte. Die Pax Romana dauerte jedoch nur so lange, als die Truppen ausreichten, um das
Reich zu schützen. Erste Probleme tauchten auf mit den Marcomannenkriegen seit 166. Unter Septimius Severus sind 33 Legionen bezeugt. Ernst wurde die Lage dann ! Cass. Dio 77,15.
Art. Pass. 36 f; Philost. ed. Bidez/Winkelmann
2 Zur Anrede s. III 1 a! Zum Sport und den campestres exercitationes der Kaiser: Amm. XXI
S. 168; 233f: ζώνη τῆς ἀρχῆς. * Das prachtvolle Exemplar
2,1; 16,19; Epit. 47,6; Const. Manasses 2453. Demandt, Privatleben 1997, 158 ff. δ Passio Marc. 1; CTh. VIII 1,11; CJ. XII 20,3;
1984, Nr. 36. 5 Johannes Cassianus inst. I 1; 11. * Tac. ann. IV 5.
in Köln:
Trier
1. Der Staat — d) Das Heer
305
beim Beginn der sassanidischen Angriffe im Osten, der neugebildeten Stammesverbände der Alamannen und Franken am Rhein und der Goten und Heruler im Schwarzmeer-Donau-Bereich. Dies führte zur Reichskrise des 3. Jahrhunderts
(s. II 1). Die augusteische Wehrverfassung genügte nicht mehr. Gallienus hat mit der Militärreform begonnen, Diocletian und Constantin haben sie vollendet. Im Ergebnis unterscheidet sich das spátantike Heerwesen von dem der hohen Kaiserzeit in wesentlichen Punkten.’ Die Gesamtstärke des Heeres mußte erhöht werden. Lactanz (MP. 7,2) hat
Diocletian vorgeworfen, er hätte das Heer mehr als vervierfacht. Dies ist eine schematische Übertragung des tetrarchischen Systems auf die Armee und darum unglaubhaft. Dennoch ist mit einer beträchtlichen Vergrößerung des Heeres zu rechnen. Die nun 67, vermutlich aber verkleinerten Legionen verteilten sich wie folgt: Orient 28, Donau 17, Rhein 10, Britannien 3, Spanien 1, Africa 8." Johannes
Lydos (mens. I 27) meldet für Diocletian 389 704 Mann ohne die Flotte (s. u.). Die in der ‚Notitia Dignitatum' aufgeführten Verbände ergeben eine Sollstärke von 524 000 bis 600000 Mann. Für das 6. Jahrhundert nennt Agathias (V 13,7) ein Soll
von 645.000 Soldaten, doch dürfte dabei die Nominalstárke des — natürlich längst verschwundenen — Westheeres mitberechnet sein. Faktisch, so sagt er, dienten im
Osten jedoch nur 150000 Mann (V 15,2 f ). Nehmen wir an, daß sich die Heeres-
stárke im 4. Jahrhundert gegenüber dem Principat verdoppelt hatte, so waren das, umgerechnet auf die Reichsbevólkerung noch immer keine zwei Prozent.
Die Zweiteilung des Heeres in Legionen und Auxilien war mit der Verleihung des Bürgerrechts an alle Reichsangehórigen durch Caracalla Sache der Tradition und der Benennung. Die Lage forderte Grenzen aufgereihten Truppen eine Eingreifreserve, ein heer," mit dem man Usurpatoren und ins Reich eingedrungene
212 nur noch eine neben den an den Marsch- oder FeldGegner bekámpfen
konnte, ohne den Limes entblófen zu müssen. Die Kaiser des Principats hatten für
solche Zwecke fallweise Einsatzheere zusammengestellt, deren Abteilungen (vexillationes unter praepositi) aus verschiedenen Garnisonen abgezogen und schließlich
dorthin wieder zurückgeschickt wurden. Dies wurde nun, je ófter man eine bewegliche Truppe brauchte, desto umständlicher.
Constantin hat darum die seit Gallienus und Diocletian bestehenden mobilen Armeeteile erheblich verstärkt. Den Grundstock lieferte jenes Heer, mit dem er gegen Maxentius gezogen war. Es umfaßte etwa ein Viertel der Gesamtarmee. Seine Führung wurde den neugeschaffenen Heermeistern anvertraut (s. u.). Die Teile des Feldheeres, die sich beim Kaiser selbst befanden, erhielten vermutlich
unter Valentinian die Bezeichnung palatini, und
zu ihnen zählten neben den
Liebenam, exercitus, Grosse 1920; Kubit-
CAH. XII 2005, 110ff; Fischer in: Boschung/ Eck 2006, 103 ff. 8 Campbell in CAH. XII 2005, 122f.
schek, legio, RE. XII 2, 1925, 1829ff; Kromayer/Veith 1928, 470ff; van Berchem 1952; Jones 1964, 607 ff; Hoffmann 1969/70; Clauss,
* Die Schätzungen nach Varady (1961, 358; 361) und Jones (1964, 683). Mommsen (Ges. Schr. VI, 263) schätzt 554 500; Stein 1928, 107:
Heerwesen
über 500000; Elton 1996, 272: 450000 Mann.
? Zum
Ges. RE.
Schr. VI 2,
spátantiken
Heerwesen:
VI, 206-283; 1909, 1617ff;
RAC.
XIII
1986,
Mommsen,
1073ff;
Ferrill
1 Hoffmann
1969 nennt es ,,Bewegungsheer".
1986; Vallet/Kazanski 1993: Elton 1996; Nicasie 1998; Lee in CAH. XIII 1998, 211 ff; Blockley 1. c. 411 ff; Whitby in CAH. XIV 2000, 288 ff;
stantin
469ff; Le Bohec/Wolff,
wie van Berchem 1952 meinte.
2002/04; Campbell in
Moreau 1964 zeigt, daß wir nicht erst seit Conmit einem
Feldheer
zu rechnen
haben,
306
II. Die inneren
Verhaltnisse
Legionen auch die auxilia, die germanischen Hilfstruppen, die damit in die höchste Rangklasse
aufrückten." Die übrigen legiones und vexillationes des Feldheeres
hießen comitatenses." Letztere standen im Rang tiefer, aber immer noch über den Grenzern, aus denen die unterste Gattung der Feldarmee, die pseudocomitatenses,
gebildet waren. Zosimos (II 34) warf Constantin vor, er habe durch die Ausgliederung der Feldarmee die Grenzen geschwächt und die Barbaren ins Reich gelockt. Die von duces kommandierten Kohorten und Alen der
Grenztruppen
lagen in
den Kastellen entlang dem Limes, meist an den Flußgrenzen; darum nennt Constantin sie 325 ripenses. Die Bezeichnung limitanei ist seit 363 bezeugt." Insbesondere Diocletian, Valentinian und Justinian haben viel für die Grenzsicherung getan. Dem Schutz gegen Germanen und Sarmaten dienten die Kastelle an Rhein und Donau," der Abwehr von Arabern und Persern der Limes von Chalkis und die strata Diocletiana von Nordost-Arabien nach Palmyra zum Euphrat." Schon unter Diocletian waren die limitanei teilweise aus der Gewalt der Statthalter gelóst und unter duces
gestellt worden. Constantin führte diese Reform zu Ende, einzelne duces erhielten den hóheren Rang von comites militares. Der comes Isauriae hatte auch die zivile
Verwaltung unter sich. Diese Anomalie erklärt sich aus der Unruhe jener Bergprovinz. Seit dem 5. Jahrhundert erhielten die Grenzsoldaten im Osten auch Land, das sie schon während der Dienstzeit steuerfrei bebauen durften." So entstanden die
Anfänge des mittelalterlich-byzantinischen Wehrbauerntums.
Umgeformt wurde ebenfalls die Garde. Maxentius hatte sich vornehmlich auf die Prátorianerkohorten gestützt, die schon Diocletian vermindert hatte." Con-
stantin lóste sie nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke 312 auf. Das Amt des praefectus praetorio blieb bestehen (s. III 2 c). Die Leibwache des Kaisers bildeten die protectores domestici, als deren Chef im Rang eines comes 283 Diocletian erscheint."
Schon Gallienus hatte einzelne Offiziere zu protectores divini lateris ernannt." Die Zeremonie der Aufnahme in diese war die adoratio sacrae purpurae, die Zulassung zum fußfälligen KuB des Kaisermantels. Damit waren begehrte Privilegien ver-
bunden: ein höherer Sold und Aufstiegsmöglichkeiten in der Offizierslaufbahn. Julian beschränkte die stark angewachsene Zahl der protectores auf vier Einheiten
(praesentalische scholae) zu fünfzig Mann am Hof.” Einzelne dienten als Stabsoffiziere beim Praefectus Praetorio oder einem der Heermeister, so Ammian (XV 5,22)
bei Ursicinus, man übertrug ihnen vielfach Sonderaufgaben: Aufsicht von Befestigungsmaßnahmen, Rekrutierung, Transportschutz, Zollüberwachung, Verhaftungen usw. Unter den protectores finden wir einerseits Söhne von Decurionen, Offi-
zieren und germanischen Fürsten, andererseits langgediente Militärs, die mit dieser Würde ausgezeichnet wurden." Im späteren 5. Jahrhundert wurde der Rang auch ohne Dienst vergeben. " Suidas, Psi 105,4. Speidel 1996; 2004 (bis). 12 Sie werden zuerst erwähnt 325: CTh. VH 20,4. Seston 1955. Zur Einrichtung der pala-
tini und pseudocomitatenses: Hoffmann " CTh.
VII 20,4;
XII 1,56.
1973, 12.
Neumann,
RE.
Suppl. XI 1968, 876 ff. ^ Bridger/Gilles Eck 2006, 103 ff.
1998; Fischer in: Boschung/
'* Amm. XXIII 5,2; Proc. BP. II 1,6 f; Malalas
p. 295; 308, 17ff; Chron. 1960, 490; s. III 2 d! '5 CJ. X1 60,3.
Min.
11 105. Rubin
U Lact. MP. 26, 3; Aur. Vict. 39, 47. ' Aur. Vict. 39,1; Zon. XII 31.
" Lydus mag. II 10. Diesner, protectores, RE. — Suppl. XI 1968, 1113 ff. Ὁ CTh. VI 24,1 ff.
4 CTh. XII 1,38 und 88; Dessau 2813.
1. Der Staat — d) Das Heer
307
Die seit 346 in den Quellen erscheinenden comites domesticorum? begleiteten den Kaiser. Der comes domesticorum equitum und der comes domesticorum peditum rangieren in der ,Notitia Dignitatum' unmittelbar nach den vier Hofministern," sie standen
damals im Rang von illustrissimi. Jeder führte zwei Regimenter zu 500 Mann (scholae palatinae). Namhafte
Militärs bekleideten dieses Amt,
mehrere stiegen zu
Heermeistern auf.” Seit 350 hören wir von weiteren Leibwächtern,
den weiß uniformierten
candidati, unter denen zahlreiche Germanen waren. In dieser Truppe diente Justinian vor seiner Thronbesteigung." Sie unterstand dem magister officiorum, der ebenso
die scholae palatinae befehligte, die Palastgarde.^ Zu Beginn des 5. Jahrhunderts gab es im Osten sieben, im Westen fünf scholae zu je 500 Reitern," die von Tribunen befehligt wurden.” Die scholares trugen besonders prächtige, teilweise vergoldete
Rüstungen, erhielten einen erhóhten Sold und genossen Privilegien." Im spáten 5. Jahrhundert verloren sie ihren militärischen Charakter und wurden zur bloßen Paradetruppe. Um 466 stellte Leo die Palastwache der 300 excubitores auf, aus ihnen
ging der Kaiser Justin I hervor. Sie wurden unter Justinian auch an der Front eingesetzt.”
Unter den Waffengattungen der Kaiserzeit kam den schwerbewaffneten Fufkämpfern, den Legionären, die höchste Bedeutung zu. Die Leichtbewaffneten einschließlich der Bogenschützen und Schleuderer sowie die Reiter spielten eine
geringere Rolle. Dem Rang nach stand der magister peditum in der westlichen ‚Notitia Dignitatum' (occ. Vf) über dem magister equitum. Vegetius behandelt die schwerbewaffnete, in Vexillationen und Alen zu 500 Mann
gegliederte
R eiterei.
Sie
erhielt allmählich ein dem Fußvolk gleiches, später sogar überlegenes Gewicht. Ein Grund dafür liegt darin, daß die Schlachtreihe der Fußkämpfer
ihre volle,
auch dem Reiterangriff gewachsene Stärke nur erhielt, wenn sie gut einexerziert war, und daran haperte es in der Spätzeit. 258 schuf Gallienus eine schwere Reiterei
nach persischem Vorbild, die Reiter hießen nach ihrer Panzerung cataphractarii oder
clibanarii.“ Zenobia setzte sie gegen Aurelian ein." Im Kampf suchte der Gegner sie mit der Fangschlinge vom Pferd zu ziehen." Im Orient waren mehrere Einheiten von Kamelreitern (dromedarii) stationiert," doch wurde ihre Kampfkraft nicht hoch eingeschätzt.” Wichtiger war ihre
Verwendung zum Transport.” Kriegselefanten, von Indern gelenkt, führten die 2 CTh. XII 1,38; Amm. XIV 23 ND. or. XV; occ. XIII.
10,8; 11,19.
24 Liste bei Diesner, RE. Suppl. XI 1968, 1122ff. ^ Amm.
XV
5,16;
XXV
3,6;
XXXI
13,14;
7 Die Größe ergibt sich aus der Gesamtzahl von 3500 bei Proc. HA. 24,15 und der Nennung von 7 scholae für den Osten ND. or. X14ff;
KR. Frank 1969. 2 ND. or. XI 4 ff; occ. IX 4ff. Die EinrichXIV
Constantin
ergibt sich aus CTh.
17,9; 10; 12. Tribunen: VII 4,23.
29 Amm.
XX XI
XII 29,2 von 474.
10,14; Proc. HA.
! Cedr.
1454.
H. G. Simon
in: Vittinghoff
(Fs.) 1980, 435 ff. Die Kataphrakten werden beschrieben bei Amm. XVI 10,8; 12,22; XXIV 6,8; SHA. Alex. 56,5. Alföldi, 1967, 407 ff, Chasta-
Chron. Min. II 196. 26 Clauss 1980, 40 ff; s. III 1 b!
tung durch
9 Agath. V 15,2; Lydos mag. I 16; Proc. HA. VI 1-3; BV. I1 12,17.
24,15 ff; CJ.
gnol 9 9 *
1970, 17. Festus, brev. 24; Zos. 1 50,3. Veget. mil. III 23,3. ND. or. XXXI 48; 57; XXXIV
33.
5 Veget. mil. ΠῚ 23. * Tac. ann. XV
12; Amm.
XXVIII 6,5. Dar-
gestellt auf der Basis des Theodosius-Obelisken.
308
III. Die inneren Verhältnisse
Perser ins Feld." Vor ihnen scheuten die Pferde," die Römer bekämpften sie mit
Feuerpfeilen und mobilen Katapulten.” Die Bewaffnung der Legionäre wurde erleichtert.“ Schon Macrinus zu Be-
ginn des 3. Jahrhunderts schaffte den Schuppenpanzer und den schweren Schild ab. Im Laufe des 4. Jahrhunderts wurde — zumindest teilweise — der eiserne durch den ledernen Helm ersetzt. Der pilleus Pannonicus, die zylindrische Pelzmütze der Tetrarchen von San Marco wurde auch von einfachen Soldaten getragen." An die Stelle des römischen Kurzschwertes (gladius), mit dem gefochten wurde, trat das germanische Langschwert (spatha), mit dem man nur noch draufhauen konnte.“ Das alte römische Signalsystem geriet in Vergessenheit, anstelle der verschiedenen
Bewegungszeichen wurde nur noch zum Angriff geblasen und der barritus, das teutonische Schlachtengebrüll, angestimmt." Kriegsmaschinen blieben durch die gesamte Spátantike in Gebrauch. Die
wichtigsten sind die Torsionsgeschütze in ihren beiden Grundtypen: einerseits das Katapult oder die Balliste, die Bolzen und Brandpfeile (malleolus) in direkter Bahn schoß und auf Rädern auch taktisch zum Einsatz kam (carroballista), und andererseits
der Skorpion oder Onager (Wildesel), der Steine und Kugeln auf indirekter Bahn schleuderte. Er diente primär für Belagerungen, ebenso der Rammbock oder Widder (aries, helepolis), ein abgedeckter Schwingbalken zum Einrammen von Mauern. Ammian (XXIII 4) widmet diesen Maschinen einen Exkurs, Vegetius (mil. IV 1— 30) behandelt sie systematisch; der ‚Anonymus de rebus bellicis‘ schlug in seiner um 370 abgefaßten, mit Zeichnungen versehenen Denkschrift weitere Kriegsmaschi-
nen vor (darunter einen von Kühen mit einem Göpel angetriebenen Rad-,,Damp-
fer“), die noch Leonardo da Vinci zu Konstruktionen anregten.“ Die Waffen wurden überwiegend in den fabricae hergestellt; die einzelnen Fabriken waren auf bestimmte Gattungen spezialisiert (s. III 1 b). Daß es daneben auch private Waffenschmiede gab, wissen wir aus Libanios (or. 42,21) und den Grabinschriften von Korykos (s. II 3 b). 539 beschränkte Justinian die Waffenproduktion auf die fabricenses.“ Privater Waffenbesitz war nie zu unterbinden. Valentinian versuchte es 364, er verbot zugleich den kaiserlichen Schafhirten und den senatorischen Verwaltern das Reiten auf Pferden, um ihren Räubereien Einhalt zu
gebieten. 391 jedoch erlaubte Theodosius den Provinzialen die bewaffnete Selbsthilfe gegen marodierende Soldaten.“ Ebenso sind befestigte Gutshöfe seit dem 4. Jahrhundert literarisch wie archäologisch bezeugt. 420 forderte Theodosius II die Bewohner der bedrohten Ostprovinzen dazu auf, ihre Anwesen durch Mauern zu schützen." Valentinian III und Marcian verzichteten angesichts der Germanengefahr und der unumgänglichen Selbsthilfe auf das staatliche Waffenmonopol.“ ” Amm. XIX 2,3; XXIV 6,8; XXV 3,11; 7,1; Exp. 18; Veget. mil. 111 24; Proc. aed. I] 1,11. 3 Amm. XXV 1,14; 3,4; 6,2 f.
* Amm. XIX 7,6f; Veget. mil. ΠῚ 24. 40 Coulston 1990. “ Fischer in: Boschung/Eck 2006, 124.
#2 Veget. mil. 120; II 15. Dargestellt sind die Langschwerter auf dem Tetrarchenmonument in Venedig. 9 Proc. BG.
II 23,23 ff; Amm.
XVI
12,43.
* Kóchly/Rüstow I 1853, 406 ff. Thompson, Reformer 1952. + Nov. lust. 85. 4 CTh. IX 14,2; 30,2; XV
15.
* Ammian XXIX 5,25; Sidonius ep. Il 2:9; carm. 18:22. Schulten 1896, 45:53:57 ff; Paribeni 1940; Thomas 1964; Dyggve/Vetters 1966; Mirkovic 1982. # Nov. 15,24.
Val. 9; Nov.
Marc.
8; Dig. XXXIX
1. Der Staat — d) Das Heer Auf dem Markt
309
waren Waffen offenbar nicht zu kaufen, der Diocletianstarif
nennt die Lóhne für das Schleifen und Polieren von Schwertern, Scheiden, Helmen, Beilen und Doppeläxten, nicht aber Preise für Waffen selbst." Export von Waffen war schon im Principat streng untersagt." Dasselbe bezeugt für das 4. Jahrhundert
Junior (exp. 22), doch lehren die wiederholten Verbote,“ daß es Waffenschmuggel ab.
s Die Feldzeichen
(signa) blieben in der Spätantike zunächst die alten. Wir
hören von Legionsadlern, die kultische Bedeutung hatten," und von taktisch rele-
vanten Reiterstandarten (vexilla) noch wahrend des ganzen 4. Jahrhunderts." Zunehmende Bedeutung gewann die seit dem 2. Jahrhundert aus dem Osten (Dakien?) stammende purpurne Drachenfahne, vom draconarius der Kohorte vorangetragen.“
Die in vorchristlicher Zeit von den Legionen verehrten Kaiserbilder (imagines) gab es noch unter Constantius Il.“ Das Labarum, Constantins Kreuzfahne, galt als wun-
derwirkende Legionsstandarte." Sie reprásentierte die kaiserliche Autoritát im Palast und
im Felde.
Honorius
verfügte in Ravenna
über zwei
Exemplare,
von
denen
Stilicho als Reichsfeldherr eines beanspruchte.“ Die Reiterfahnen (vexilla) konnten wegen ihrer Querstange als Kreuzeszeichen verstanden werden." In der Zeit Prokops heißt das Feldzeichen bandon, abgeleitet von dem germanischen Wort „Band“. Der Oberbefehlshaber führte eine besondere Standarte." Die taktische Bedeutung der Feldzeichen, Hörner und Trompeten behandelt Vegetius (mil. III 5). Insgesamt bieten die spätantiken Landstreitkräfte ein buntes Bild, vor allem
wegen der zahlreichen barbarischen Einheiten. Die vielgliedrige Struktur des Heeres spiegelt sich inden Namen der Truppen, die wir aus der ‚Notitia Dignitatum‘ (occ.VII) kennen. Die alten Legionen führten ihre Beinamen weiter, hinzu kommen die für die übrigen Einheiten. Ein Teil von ihnen heißt nach römischen Göttern (Jovii, Herculii, Martii, Solenses, Dianenses, Minervii), andere nach Kaisern
(Constantiani, Valentiniani, Theodosiani). Daneben begegnen zahlreiche Stammesnamen (Persae, Transtigrani, s. u.) oder allgemeine Ethnica (Gentiles, Alpini). Manche Namen verweisen auf die Ausrüstung (Lancearii, Sagittarii, Funditores, Balistarii, Clibanarii, Cornuti, Cetrati, Scutarii, Tubantes, Dromedarii), andere auf besondere Eigenschaften
(Exploratores, Defensores,
Victores,
Vindices,
Tonantes,
Feroces,
Muscu-
larii, Leones). Jede Truppe besaß ein eigenes Schildzeichen; wie die ,Notitia' überliefert, waren es überwiegend Farbteilungen, doch sieht man auch runenähn-
liche
und
Schlange,
andere Wolf,
germanische Löwe,
Symbole”
sowie
Adler und Stier, Sonne
figürliche
Wappenembleme:
und Stern, Blumen,
Victorien,
Menschen, Köpfe und Zwillinge (Kaiserbilder?) usw. Auf den Schilden der Garde findet sich bis ins 6. Jahrhundert das Christogramm." ^ ED. VII 33FF.
* Dig. XXXIX 4,11. 5! 52 ** 30,7;
CTh. VII 16,3 von 420: CJ. IV 41,2 um 456. Dessau 2289 ff. aquilae: Veget. mil. 11 6, 2; 7, 3; Ambr. ep. Amm. XV 8,4; vexilla: XXIV 3,1; XXVII
* Greg.
Naz.
IV 66.
R.-Alföldi
1998/2001,
270ff. Zum Aussehen s. II 3! 5: * * *?
Soz. IX 4.6. Hieron. ep. 107,2. Proc. BG. 11 17,17. Grosse Speidel, Auxilia 2004.
1923/24.
1,6. Kromayer/Veith 1928, 585f. # Amm. XVI 12, 39; Veget. mil. 11 13, 1; Greg.
" So auf dem Relief der Arcadius-Säule in Konstantinopel und auf dem Kaisermosaik von
Naz. or. 4,66. 55 Julian 278 A.
San Vitale in Ravenna.
310
III. Die inneren
Verhaltnisse
Geringere Bedeutung als in der griechischen hatte in der römischen Geschichte das Flottenwesen." Johannes Lydos (mens. I 27) überliefert für Diocletian die Zahl von 45562 Angehörigen der kaiserlichen Marine. Unsere wichtigste Quelle ist die ‚Notitia Dignitatum‘. Aus ihr ist zu entnehmen, daß in Misenum und Ravenna
weiterhin Flottenverbände standen, ebenso in Aquileia. Außerdem wird eine Station in Britannien und eine an der Kanalküste genannt. Die meisten Einheiten von barcarii lagen an der Donau," weitere am Bodensee (in Bregenz), am Neuenburger See und am Comer See. In Gallien gab es Flottenstationen an Rhône, Saône und Seine. Julian (280 A) verfügte über eine Rheinflotte von 600 Schiffen, einige von diesen sind in Mainz ausgegraben worden." 1100 Schiffe der Euphratflotte werden im Zusammenhang mit Julians Perserzug 363 erwähnt. Die Schiffe der dassis Seleucena unterstanden dem comes Orientis, sie hatten den Orontes schiffbar zu halten.
Der Hafen von Seleukia wurde 346 durch Constantius II ausgebaut." Daß in Kon-
stantinopel eine Flotte aus Liburnen lag, bezeugt Zosimos (s. u.). Seekriegs-Regeln überliefert Vegetius (mil. IV 31 ff).
Regelrechte Seeschlachten im altgriechischen Stil fanden nicht mehr statt.” Immerhin gab es den Sieg von Crispus 324 über die Schiffe des Licinius zwischen
Byzanz und Chrysopolis, wobei freilich ein Sturm das Beste tat," sowie die Vernichtung der Floße des Gainas durch die Liburnen Fravittas 400 in den Dardanellen,
wiederum durch Wind begünstigt." 460 siegten die Vandalen über die Flotte Maio-
rians in Cartagena, und 468 scheiterte eine ostrómische See-Expedition am Kap Merkurs vor Karthago (s. II 10). Bei der Verteidigung Konstantinopels gegen die Schiffe Vitalians 515 wurde das ,griechische Feuer" eingesetzt. Trieren werden
noch unter Justinian erwähnt.“ Im rómischen Heere gab es eine differenzierte Rangordnung. Unter dem Principat wurde eine niedere Laufbahn, vom Gemeinen bis zum Centurionen, unterschieden von der hóheren, vom Tribunen bis zum Legaten. Erstere machten Berufssoldaten beliebiger Herkunft im Heeresdienst durch, letztere war ein Teil des cursu;
honorum von Rittern und Senatoren. Diese Zweiteilung entfiel in der Spätantike. Gallienus verschloß den Senatoren die Offizierskarriere und öffnete sie Aufsteigern.” Nun galt, was der ‚Anonymus de rebus bellicis‘ (pr.) forderte: nicht Geburt,
nicht Reichtum, nicht Amt und Redegabe solle entscheiden, sondern das Können. Erst im 5. Jh. begegnen wieder Senatoren an der Spitze von Armeen.” Während seiner Dienstzeit stieg der Soldat im Rang auf: in alten Verbänden vom tiro zum pedes oder eques, weiter über den semissalis zum decurio oder centurio. In den neuen Reiterverbänden lautet die Rangfolge: tiro, eques, circitor, biarchus, centenarius, *? Grosse 1920, 70ff; EnBlin, praefectus classis, RE.
XXII 2, 1954,
1300f; Kienast
1966; Neu-
mann RE. Suppl. XI 1968, 884 ff; Casson 141 ff; Viereck 1975; Elton 1996, 97 ff.
1971,
** CTh. VII 17,1.
* Hóckmann
1982; ders.
'5 Amm.
XXIII 3,9; CTh. X 23,1; Hieron.
chron. z. J. 346. # Einen Überblick über die spátantiken Flottenoperationen bietet Viereck 1975, 231 ff.
6” Zos. 11 24, 1; Anon. Val. 26.
1983;
1984. Es handelt sich überwiegend
Rupprecht um
schnelle
*! Zos. V 20,3f; Anon. Val. 23f. * Joh. v. Nikiu 89,84; Agath. III 20,4.
Ruderschiffe, deren Holz nach dem Ausweis der
? Aur. Vict. 33,34. Chastagnol 1976, 51 f.
Jahresringe geschlagen wurde in den Jahren 320,
Ἢ So
321, 376, 385 und 394.
im
senatorischen
Adel
Galliens
Avitus
(Stroheker 1948, Nr. 58) und Ecdicius (Nr. 110).
1. Der Staat - d) Das Heer
311
ducenarius, senator, primicerius, tribunus. Die Beförderung folgte gewöhnlich dem Dienstalter. Theodosius suchte stattdessen ein Leistungsprinzip einzuführen,
doch machte die damit verbundene Willkür Ärger, so daß man 409 zur Anciennität zurückkehrte.” Über und außer den Mannschaftsgraden rangierten die Stan-
dartenträger (draconarius, signifer), Exerziermeister (campidoctor), Truppenärzte (medicus), Feldmesser (agrimensor, s. III 3 a) und die Angehörigen des Verwaltungsstabes." Darüber standen dann die Offiziere. Eine untere Gruppe umfaßt die tribuni,
von denen manche auch als praefecti oder praepositi bezeichnet werden. Sie trugen den Rangtitel vir egregius und befehligten die unspezifisch numeri genannten Einheiten (legiones, alae, auxilia, cohortes) in der neuen Standardgröße von 500 Reitern oder 1000 Mann zu Fuß. Die Stammrolle dieser Offiziere war das laterculum minus,
geführt vom Quaestor (s. III 1 b). Die Ernennung war im 5. Jahrhundert mit einer beträchtlichen Gebühr belastet. Der höheren Gruppe von Offizieren gehörten die duces, comites rei militaris und
darüber die comites domesticorum und die magistri militum an. Sie wurden im ‚Laterculum maius‘, d.h. in der ‚Notitia Dignitatum‘ geführt. Wie in der Zivilverwal-
tung, so begegnen uns auch im Militär zahlreiche Aufsteiger aus kleinsten Verhältnissen. Höhere Offiziere trugen unter dem Wehrgürtel ein Purpurhemd." Seit der Neudefinition der praefectura praetorii durch Constantin 312 besaß der Kaiser keinen Stellvertreter mehr als Befehlshaber des Heeres. Dem diente die
Schaffung von zwei Heermeistern als militärischen Oberkommandierenden, die zugleich höchste Heeresrichter waren, gegen Ende der Regierungszeit Constantins.” Ihre Titel lauteten magister equitum für die Reiterei und magister peditum
für das FuBvolk. Ohne Hinweis auf die Waffengattung wurden sie auch magistri militum und spáter sogar magistri equitum et peditum oder magistri utriusque militiae benannt. Im Rang standen sie den Reichs- und Stadtpräfekten gleich, waren comites
primi ordinis (belegt seit 344) und zunächst nur clarissimi, seit Valentinian illustrissimi. Im Principat war das hóchste Kommando dasjenige eines legatus Augusti pro praetore, das nur außnahmsweise mehr Legionen umfaßte, als in einer einzigen Provinz standen. Nur zu besonderen Zwecken wurden weitergreifende Kompetenzen vergeben, im übrigen kommandierte der Kaiser. Als Constantin das Heermeisteramt einrichtete, kónnte
er damit den Zweck
verfolgt haben, seinen zu Caesaren er-
nannten Söhnen erfahrene Militärs zur Seite zu stellen. Durch die Kollegialitát war zudem
eine Balance hergestellt. Das magisterium militum wurde
bisweilen auch
ehrenhalber vergeben". Unter Constantius II sind neben die beiden Heermeister am Hofe, später als magistri militum praesentales bezeichnet, drei weitere magistri getreten, ein magister militum per Orientem, der 351 die Herrschaft des Caesar Gallus in Antiochia unterstützen sollte, ein magister militum per Gallias, der 355 den Caesar Julian nach Paris ? Hieron. c. Joh. Hieros. 19; CTh.
? Militärärzte nennt Ammian
XIX
VII 3.
2,15 (cw-
rantes, mederi periti); XXV 3,7 (medicinae ministeria beim Tode Julians; nach Philostorgios VII 15 begleitete der Arzt Oreibasios den Kaiser); XXX 6.4 f (medici beim Tode Valentinians). Proc. BG. II 2. Haberling 1910, 67 ff.
^ Hieron. ep. 118,1.
^ Zos.
1L 33,3; Lydos mag.
II 10. Demandt,
mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 560. Ein noch von Constantin ernannter Heermeister könnte Ursus cos. 338 sein, s. u. * CTh. VI 22.4.
312
III. Die inneren
Verhältnisse
begleitete, und ein magister militum per Illyricum, der nach dem Abzug des Constantius in den Perserkrieg 359 den Befehl an der Donaufront übernahm. Hinfort finden
wir neben den beiden Hofgeneralen drei Regionalkommandos
für die ent-
sprechenden Práfekturen."
Vielleicht mit Ursus (338), sicher mit Salia (344) erscheinen Germanen als Heermeister.” Seitdem stellen sie die stärkste ethnische Gruppe unter den magistri militum, doch finden sich auch einzelne Sarmaten, Perser, Iberer, Alanen und andere Barbaren,” sowie Römer vorwiegend aus den Donauprovinzen. Ihrer sozialen Herkunft nach waren die Heermeister teils Soldaten, die sich aus kleinen Verhältnissen hochgearbeitet hatten, teils Offizierssöhne, teils barbarische Prinzen. Nach dem Tode Valentinians 375 traten zum ersten Mal einzelne Heermeister als
Kaisermacher und Regenten hervor. Der Franke Merobaudes erhob Valentinian Il zum Augustus und spielte unter Gratian eine beherrschende Rolle. Am Hofe von Valentinian II besaß zunächst Flavius Bauto, dann Arbogast eine beherrschende Stellung, beide waren Franken. Mit Stilicho begann die Reihe der Generalissimi. Im Westen folgten ihm Flavius Constantius, seit dem die obersten Heerführer des Westens zugleich den Rang von patricii bekleideten, so Aëtius, Rikimer und Odovacar." Im Osten mißlang der Versuch, eine ähnliche Position aufzubauen: Gainas scheiterte 400, Aspar 471.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Hausmacht
der Heermeister bildete
deren Gefolge. Seit Theodosius I sind Leibwachen für hohe Offiziere bezeugt." Olympiodor (fr. 7) überliefert, daB in der Zeit des Honorius der Begriff buccellarius"? aufgekommen sei, nicht nur für Römer, sondern auch für Goten. Buccella ist eine
haltbare Brotsorte, die offenbar an diese Gefolgschaften ausgegeben wurde." Unter Arcadius besaß der praefectus praetorio eine hunnische Garde, ebenso Stili-
cho." In der Folgezeit hatten anscheinend alle Heermeister eine solche Schutztruppe, so Aétius, Aspar, Sabinianus und Belisar, der 7000 Reiter aus eigener Tasche bezahlte.” Soweit die Heermeister germanische Könige waren wie Alarich und
Theoderich, bestand ihr privates Gefolge aus Stammesgenossen. Die buccellarii wa-
ren zwar immer auch auf den Kaiser vereidigt, aber wir kennen Fälle, in denen sie gegen den Kaiser gekämpft haben.” Valentinian III wurde aus Rache für den Tod
des Aétius von dessen Gefolgsleuten erschlagen. Dies sind Anzeichen für eine
77 Die ‚Notitia Dignitatum' kennt überdies ei-
80 Zeno titulierte Odovacar als patricius, doch
nen magister militum per Thracias: ND. or. 17 u.
hat dieser den Titel dann nicht geführt, Malchus
VIII. Wann dieses Amt eingerichtet wurde, ist
fr. 14 Bl.; Henning 1999, 60ff.
unklar. Die unter Theodosius 1 in Thrakien agierenden Heermeister Modares (?), Saturninus, Sti-
licho und Promotus waren dort nur zu besonde-
ren Gelegenheiten tátig. Der erste sichere Beleg stammt von 412: CTh. VII 17,1. Demandt mag. mil., RE. Suppl. XII 1970, 743 ff; ders. 1980. Ju-
stinian hat noch Heermeister für Africa und Armenien ernannt. 7 Salia unter Constans, IE 8,54 ff, cos. 348. Schönfeld
#2 Seeck,
IV 40,3.
bucellarii,
RE.
IIL 1,
1897,
934fF;
Grosse 1920, 283ff. Eine Herleitung aus dem germanischen Gefolgschaftswesen erübrigt sich. Diesner 1972; Krause 1987, 126 ff; Schmitt 1994. #3 Olymp. fr. 11; CTh. XIV
84 Claud. V
76ff;
Chron.
17,5.
Min.
1650;
Zos.
V 34,1. Theodoret 1910, 197.
HE.
? Victor, Hormisdas, Bacurius, Aspar, Zeno senior.
a Zosimos
85 Greg. Tur. HF. I1 8; Theoph. a. m. 5964; Malchus fr. 18; Proc. BG. IIT 1,20. ** Proc. BV. 11 18,6; Theoph. a. m. 5964.
1. Der Staat — d) Das Heer
313
mediatisierte Staatsgewalt, Elemente der Feudalisierung. Bei den Goten erhielten
auch die Kóniginnen eine Garde, so Galla Placidia und Amalafrida." 468 befahl Kaiser Leo, die privaten Schutztruppen von Buccellariern, Isauriern und bewaffneten Sklaven seien aufzulósen; wer sich weigere, zahle 100 Pfund Gold, und dieselbe Strafe treffe jene Statthalter, die das nicht durchführten. Ihre
Bürochefs sollten gekópft werden. Diesen Erlaß konnte Leo nicht einmal in Kon-
stantinopel durchsetzen, wie der Fall Aspars lehrt. Die Anwerbung von Privatsoldaten nahm zu. In Kappadokien und Ágypten hielten sich auch reiche Grundherren eigene Garden. Die Apionen bevorzugten Goten." Die Truppenbestände wurden jährlich ergänzt, indem die Kaiser aus einzelnen Provinzen bestimmte Kontingente von Rekruten (tirones, iuniores) forderten." Die Rechtsgrundlage für die Rekrutierung war die allgemeine Wehrpflicht. Sie galt für alle cives Romani. Seit der frühen Kaiserzeit wurde davon jedoch kein Gebrauch gemacht, weil eine kleine Anzahl von Freiwilligen mit langen Dienstzeiten den Vorteil bot, daB der Kaiser über ein stehendes Heer gut ausgebildeter Soldaten verfügte und die überwältigende Mehrzahl aller Männer überhaupt nicht dienen mußte. Der Nachteil dieser Arbeitsteilung lag darin, daß im Ernstfall keine Reser-
visten zur Verfügung standen. Als Diocletian den Truppenbestand erhóhen wollte, fehlte es an Freiwilligen. Darum hat er die für die Hilfstruppen auch zuvor schon übliche Konskription auf die Bürger ausgedehnt. Rekruten wurden in der jeweils festgelegten Zahl durch die procuratores tironum wie eine Steuer eingezogen, proportional zum Personalbestand der Landeigentümer. Zu diesem Zweck wurden wertgleiche Güterkomplexe gebildet, die einem temonarius unterstanden." Er trieb Geld (temo) ein, von dem derjenige Grundbesitzer, der den Rekruten stellte, entschädigt, oder ein Freiwilliger bezahlt wurde." In jedem Fall dienstpflichtig waren Veteranensóhne, die ja die
Privilegien ihrer Väter genossen (s. u). Unter Constantin mußten die Zwanzig- bis Fünfundzwanzgjáhrigen dienen, später schon die Neunzehnjährigen.” Ausgeschlossen vom
Dienst blieben erstens Privilegierte wie Senatoren,
Professoren,
Ärzte und Beamte, zweitens Dienstpflichtige wie Curialen, Fabrikarbeiter, Zunftangehörige und schollengebundene Kolonen, drittens sodann unwürdige Männer wie Sklaven und Vagabunden (vagi), Schankwirte und Schauspieler.” Im 5. Jahrhundert kamen Aushebungen abermals außer Kurs zugunsten von Anwerbung. Vegetius (mil.
I 1ff) empfahl,
Rekruten
nicht aus den Städten,
sondern
vom
Lande zu holen, möglichst aus dem kalten Norden, die Menschen dort seien besser
zum Kriegsdienst geeignet. Dahinter steht eine lange Erfahrung: Die Rekrutierungsräume haben sich im Verlaufe der römischen Geschichte immer stärker in ” Chron. Min. I1 86; Olymp. fr. 40; Proc. BV. I 8,12.
# CJ. IX 12,10; Nov. lust. 30,5. Hardy 1931, 62f. 89 Amm.
XXXI
4,4. Seeck I1 44 fF.
Ὁ Zuckerman 1998.
9 Ersteres heißt protostasia, letzteres prototypia; Acta Max. 1,1; CTh. VII 13,7; CJ. X 42,8; 62,3.
Seeck, Untergang II 47£. *1 CTh. VII 22,2.
5 CTh.
VII 2; 13,1; CJ. XII 43,1. Die Min-
destgróBe (Acta Max. 1,4) wurde 367 (CTh. VII 13,3) auf 5 Fuß 7 Unzen festgelegt (1,63 m). Sklaven wurden nur in Notfällen rekrutiert, so 406:
CTh.
VII 13,16.
Ihnen
wird
die
Freiheit
und ein Handgeld (pulveraticum) von zwei Goldstücken versprochen. Über eine Abfindung der Herren steht nichts im Gesetz, daher dürften Staatssklaven gemeint sein.
314
III. Die inneren Verhältnisse
die weniger entwickelten, rauhen Randgebiete verschoben; die alten Kulturräume Ägypten, Griechenland und Italien lieferten keinen militärischen Nachwuchs mehr,
das wichtigste Soldatenland innerhalb des Reiches war Illyricum mit Thrakien.* Drei Dutzend Stammesnamen aus dem Donauraum erscheinen in den Truppenbezeichnungen
der
,Notitia
Dignitatum'.
Über
zwei
Dutzend
weisen
in den
Orient, ein gutes Dutzend kommt aus den Westprovinzen, ein halbes Dutzend aus Africa. Germanische Stämme sind am stärksten vertreten (s. u.). Dem Rekruten wurde ein „siegbringendes“ Erkennungszeichen auf den Arm
tätowiert,” dann wurde er in die Marrikel eingeschrieben und leistete, belegt seit dem 5. Jahrhundert, den Fahneneid
(sacramentum) bei Gott, Christus, dem Hei-
ligen Geist und der Majestät des Kaisers, „die nach Gott am meisten Verehrung verdient“, versprach, daß er gehorchen und den Dienst nicht verlassen werde und
für die Romana res publica zu sterben bereit sei.“ Daraufhin bekam er eine bleierne Erkennungsmarke (signaculum), die er um den Hals trug,” und einen Militärpaß (probatoria).
Waffen, Uniform und Schuhe wurden gestellt. Der Sold bestand in einem jährlichen stipendium in bar. Zu besonderen Gelegenheiten wie Thronwechsel,"
dies imperii, Kaisergeburtstag, Siegesfeiern und Fünfjahresjubiläum gab es auch Gold- und Silberdonative.” Prokop (HA. 24,276) beziffert das übliche Fünfjahresgeschenk auf fünf Goldstücke. Zusätzlich verteilten die Kaiser Gold und Silber: Tafelgeschirr, Militärgürtel, Barren, Medaillons, Zwiebelknopffibeln und Ringe,
vielfach mit Inschriften, die Treuebekenntnisse oder Segenswünsche für die Kaiser enthielten.'® Auch kostbare Waffen und Gewänder mit dem Kaiserportrait dürften Ehrengeschenke gewesen sein." Den täglichen Unterhalt bezog der Soldat in Naturalien.
Die annona militaris umfaßte
eine Ration
Brot, Wein,
Öl, frisches
oder gepökeltes Fleisch. Reiter erhielten zusätzlich Pferdefutter (capitum). Was der Soldat an Stroh, Holz, Öl usw. benötigte (salgamum), mußte er kaufen.'* Gemäß der Tafel von Brigetio aus dem Jahre 311 erhielt ein aktiver Soldat für
fünf Personen Kopfsteuerfreiheit, d.h. wohl für sich selbst, seine Frau und drei
* Exp. 50.
militans servit, cum fideliter eum diligit, qui Deo re-
35 CTh. X 22,4 von 398 mit Verweis auf älte-
gnat
auctore.
Iurant
autem
milites omnia
se strenue
I 8; II 5. „Gezeichnet“
facturos, quae praeceperit imperator, numquam deser-
(gebrandmarkt?) wurden in der Spätantike außer den Rekruten auch aquarum custodes (CJ. XI
turos militiam nec mortem. recusaturos pro Romana
ren
Usus;
Veget.
mil.
43,10), fabricenses (CTh. X 2,4), lebenslängliche
Zwangsarbeiter (CTh. IX 40,2), flüchtige Sklaven (Auson. XIX 36), Mithrasgläubige (s. III 6 a!) und christliche Katechumenen (s. 111 6 c!). Die Betreffenden gehórten damit ihrem Kaiser, ih-
rem Herrn, ihrem Gott. Wenger, signum, RE. Il A, 1923, S. 2361 ff.
% Nam victuris (v. |. picturis) in cute punctis milites
republica. Vegetius mil. [1 5. Y Acta Max. 2,6.
*! Lib. or. 18,100. * Donativum oder strena. Jones 1964, III 187 ff; Jahn 1984. 100 ND. or. XIII, occ. XI. Kent/Painter 1977; Garbsch/Overbeck 1989, 43 ff. Zum Silberschatz von Kaiseraugst s. Il 4! Zum Goldschatz von Szilagy-Somlyo s. III 1 a! Treueringe und -fibeln:
scripti, cum matriculis inseruntur, iurare solent; et ideo
Trier 1984 Nr. 31fF; s. III 1 at.
militiae sacramenta dicuntur. lurant autem per Deum et Christum et sanctum Spiritum et per maiestatem imperatoris, quae secundum Deum generi humano diligenda est et colenda. ... Deo enim vel privatus vel
wi So Schild und Mantel Stilichos auf dem Diptychon von Monza. 12 CTh. VII 9. Zur annona in Ägypten: Mitthof 2001.
1. Der Staat — d) Das Heer
315
Kinder. Später wurden diese Privilegien beschnitten." Soweit die höheren Ränge
ein Mehrfaches an Rationen erhielten" und überhaupt nicht alles verzehrt werden konnte, entstand das Bedürfnis nach Umwandlung
in Geld. Die adaeratio wird
vielfach in den Gesetzen behandelt.
Innerhalb des Reiches wurden die Soldaten auf dem Wege der Einquartierung untergebracht. Richtungweisend hierfür wurde ein Gesetz des Arcadius von 398,'* in dem dieses Problem unter dem beschónigenden Begriff der hospitalitas, Gastfreundschaft, abgehandelt wurde. Es wurde bestimmt, daf in jeder Stadt, die Truppen aufnehmen
mußte,’
die Hausbesitzer ihr Anwesen
in drei Teile teilen,
von denen sie den ersten behalten, den zweiten abtreten und den dritten wieder selbst behalten durften. Diese tertia wurde hinfort von den Soldaten beansprucht."*
Es versteht sich, daß diese Regelung, so bequem sie für das Militär war, zu
Reibereien Anlaß gab, zumal die Einquartierten zusätzlich Verpflegung für sich und ihre Tiere verlangten (salgamum). Als die Westgoten und Burgunder sich in Gallien niederließen, haben sie nach diesem Prinzip auch den Acker in Besitz genommen; und als die Sóldner Odovakars ein Drittel des italischen Landes verlangten, kam es zu jenem Konflikt, der das Ende des westrómischen Kaisertums mit sich brachte.'”
Die normale Dienstzeit betrug 20 Jahre." Es gab jedoch die Möglichkeit früheren Ausscheidens" und die längeren Dienens. Inschriften bezeugen Dienstzeiten von 40 Jahren und sechzigjährige Unteroffiziere." Urlaub (commeatus) zu gewáhren, war das Vorrecht der duces; den tribuni und praepositi drohte dafür eine
Geldstrafe. Anastasius begrenzte die Zahl der gleichzeitig Beurlaubten auf 30 Mann je Einheit. Justinian verbot den Offizieren, Urlaubsscheine zu verkaufen. Dennoch
gab es dabei viel Mißbrauch." Ordnungsgemäß - auch krankheitshalber — entlassene Veteranen erhielten bei der causaria vel honesta missio Geld oder Land, dazu kamen Saatgut und Zugvieh, geschäftliche Konzessionen, sowie Steuerfreiheit, ebenso für die Ehefrauen. Diese nach Rängen gestaffelten Privilegien, die mehrfach erneut eingeschärft werden mußten," gingen vom Vater auf den Sohn über, und darauf gründete sich die Erblichkeit des Soldatenstandes. Veteranensöhne, die nicht dienen wollten, mußten
in die städtischen Curien eintreten." Der ‚Anonymus de rebus bellicis! (5) schlug
vor, die Beförderung zu beschleunigen und so den Reiz für Freiwillige zu erhöhen. Die Veteranen sollten sodann an den Grenzen angesiedelt werden, um dem Staat als Steuerzahler und als Reserve zu dienen. 11 FIRA. I S.456ff; 1964, 635; Patlagean
CTh.
VII 13,6. Jones
!9 Theoderich siedelte später seine Leute auf dem Drittel des Odovacar-Landes an: Proc. BG.
1981 IV.
1% Anon. reb. bell.5,2. 105 Noethlichs 1985.
11,28. 1 Dig. XXVII
105 CTh. ΝῊ 8,5 u. 13. 107 Amm. XXXI 16,8; Zos. V 35,5. a Die Frage, ob die Germanen cin Drittel des
Aen. II 157 nennt 25 Jahre.
Landes oder ein Drittel der Abgaben von diesem erhielten,
grofen
ist strittig,
macht
aber
wohl
keinen
Unterschied, denn geackert haben die
Germanen schwerlich. Goffart 1980; Wolfram 1983; Burns 1994, 247 ff; Durliat, Liebeschuetz
und Wolfram in: Pohl 1997.
1,8,2; CJ. VII 64,9. Servius zu
" FIRA. I S. 456ff. CTh. VII 13,17: patratis rebus werden die Rekruten wieder entlassen, so
der heilige Pachomius 324: VPach.3. "2 Dessau
2789;
2796.
n" CTh. VII 1,2; CJ. 1 27,2,9; XII 37,16. Spei-
del 1985. "^ CTh. VII 20, 1-13. "5 CTh. VII 1, 5; 1, 8; VII 20 und 22.
316
III. Die inneren Verhältnisse
Die Barbarengefahr erforderte seit der Zeit des Gallienus eine Ummauerung der Städte (s. III 4 c) und eine Befestigung der Grenzen.'* Die zumal unter Diocletian
und Valentinian entstandene Militärarchitektur
zeigt im Unterschied zu den
Limeskastellen der frühen Kaiserzeit burgartigen Charakter: engräumig, turmbe-
wehrt, auf Höhen, nicht immer streng rechteckig, sondern dem Gelände angepaßt und mit Speichern auf Belagerung gerüstet. Seit Diocletian stehen die Türme abwehrtechnisch sehr viel günstiger, nämlich außen an der Mauer." Die schon von Polybios gerühmte Sitte der Römer, befestigte Feldlager aufzuschlagen, ist auch in der Spätantike bezeugt.'"" Das Fachbuch ‚De munitionibus castrorum‘ des Pseudo
Hyginus Gromaticus aus dem 2. Jahrhundert (?) stand jedenfalls noch zur Verfügung." Für Schanzarbeiten waren die germanischen Hilfstruppen schwer zu gewinnen, und so erklärt sich die Klage des Vegetius, daß die Gewohnheit, Lager zu
bauen, abhanden komme.'* Dies mag auch mit der Zunahme der Reiterei zusammenhängen. Wie zuvor hat man Militär weiterhin eingesetzt zum Bau von Straßen, Brücken und Kastellen," zum Holzfällen, Steinbrechen und Ziegelstreichen.'? Kaiser Probus wurde erschlagen von Soldaten, die er für zivile Aufgaben, zum Anlegen von
Weinbergen und zum Austrocknen von Sümpfen abkommandiert hatte." Diocletian beauftragte 500 Mann zur Ausbesserung des Hafens von Seleukia in Syrien, die
Soldaten empórten sich und riefen einen gewissen Eugenius zum Gegenkaiser aus, der sich freilich nur einen Tag hielt. Julian lieB die gallischen Stádte durch seine Truppen neu befestigen, doch verspürten die Soldaten, zumal die Germanen, dazu wenig Lust."*
Die umfangreichsten Befestigungen (Kastelle, Villen, Klöster) - 116 sind nachgewiesen — entstanden südlich der unteren Donau in den Diózesen Dakien und
Thrakien. Eine dreifache Kastellkette schützte Konstantinopel: die Donaulinie, der Balkangürtel mit dem strategisch wichtigen PaB von Succi zwischen Philippopolis und Serdica, gedeckt durch die Wehranlage Stenes'* und die Lange Mauer des Anastasius (s. II 11).
Soldaten unterstanden strafrechtlich dem Militärgericht. Zivilprozesse durften vor diesem nicht abgehandelt werden. Höchster Richter war der Heermeister, unter Justinian der Kaiser selbst. Seit Septimius Severus durften Soldaten heiraten. Alle Personen militärischen Standes wurden zu den honestiores gerechnet."* Seit republikanischer Zeit führten die Römer ihre Erfolge im Felde auf die Gunst
des Himmels und diese auf den rechten Gottesdienst zurück." Christus erwies sich als Schlachtenhelfer zum ersten Mal unter Marc Aurel im Quadenkrieg beim "* Zu den Rhein- und Donaukastellen: Bridger/ Gilles 1998. Zu den Militärgrenzen insgesamt: Paneg. IX 18,4. Mathisen/Sivan 1996.
7 M. Gichon, En Boqeq 1993. " Polyb. VI 26, 10ff. Grosse 1913. '^ Ausgabe von M. Lenoir, Bude 1979. Amm. XVIII 2,5f; XIX 5,2; Veget. mil. 1 21; 111 10. αι CTh. XV 1,13.
122 Inschriftliche Belege für spátantike Militärziegeleien finden sich bei Hoffmann 1970 über
den Index in großer Zahl. Egger latrus-Krivina 11 238 ff.
1963,
180ff.
7* Eutr. 17; Aur. Vict. 37,4.
14 Liban.
or.
20,17ff;
Amm.
XVIII
2,6;
XXIX 5,18. 25 Amm. XX 4,18; XXI 10,3f. Oberhummer RE. IVA 1931, 513; Dintchev 2006. 26 CTh. 111,2; 1,9; CJ. VII 67, 2; Herodian 111 8,5. 27 Cic. nat. deor. II 3,8; Liv. XLIV
ton, Tib. 2,2.
1,11; Sue-
1. Der Staat - d) Das Heer Regenwunder,
317
das christliche Soldaten herbeigebetet haben sollen." Nur
eine
Minderheit unter den Christen verweigerte den Wehrdienst."" Constantin ließ
das Monogramm
Christi seinen Kriegern auf die Schilde, sich selbst auf den
Helm und in den Lorbeerkranz seiner Standarte setzen. In seinen späten Jahren bezeichnete er die Waffen seiner Soldaten mit dem Kreuz und zog mit einem Gebetszelt und einer Gruppe von Bischöfen und Feldpredigern in den Krieg.'* Stolz schrieb er dem Perserkónig von dem Zeichen Christi, das sein gottgeweihtes Heer von Sieg zu Sieg führe." Sinnentsprechend rühmt Hieronymus (ep. 107,2): vexilla militum crucis insignia sunt.
Constantins Siege über Maxentius und Licinius haben den Ruf Christi als Schlachtenhelfer
definitiv begründet,
und
die
Siege
von
Theodosius
394
über
den Heiden Arbogast und von Chlodwig 496 über die ungläubigen Alamannen haben in den Augen der Zeitgenossen die Wahrheit des Christenglaubens auf dem Schlachtfeld bestátigt. Das von Constantin eingeführte Heeresgebet vermied den Namen Christi, richtete sich aber an „den einen Gott“, während die Soldaten noch
„die Götter“ anriefen.'? Julians Rückwendung zum Polytheismus wurde vom Heer ebenso hingenommen wie Jovians wiederum orthodoxe Haltung. Der Fahneneid bei Vegetius (s. o.) läßt darauf schließen, daß die Armee im 5. Jahrhundert überwiegend christlich war. Dennoch gab es unter den Offizieren noch lange Heiden: so Generid, comes 409; Litorius, Heermeister 439, und Marcellinus, patricius 468. Justin und Justinian befreiten die arianischen Foederaten, vermutlich Goten, von der
Pflicht zur Orthodoxie.'” Anders als zu Zeiten der Republik und anders als bei den gleichzeitigen Barbaren waren Militär und Wehrdienst unbeliebt. Der Pazifismus war verbreitet. „Die Sicherheit des langen Friedens“, schreibt Vegetius (mil. 128), „hat die Menschen
teils zum Genuß der Muße, teils zu rein zivilen Tätigkeiten gebracht.“ Unter den Motiven der spätrömischen Kunst spielen nach den Schlachtensarkophagen des 3. Jahrhunderts Krieg und Sieg keine nennenswerte Rolle mehr. Die Abneigung gegen die „elenden Aushebungen“ ging durch alle sozialen Schichten."' Man warf den Senatoren vor, daß sie lieber ihren Reichtum genießen
als im Felde liegen wollten. Kriegsdienst wurde als eine Form der Sklaverei geschmáht.'* Vornehme Menschen, heißt es bei Mamertinus (Paneg. III 20,1), betrachteten die militia als schmutzig und eines freien Mannes unwürdig; erstrebens-
wert seien für sie nur zivile Ämter, so Vegetius (mil. I 7). „Die Vornehmen riskieren im Kriege nichts", so Eunap (fr. 87 Bl.). „Entschiede sich Rom für den Krieg statt für den Luxus, könnte es die Welt beherrschen“ (fr. 55 Bl.). Die Grundbesitzer
lieferten ungern Rekruten. Mehrfach gab es aus Senatorenkreisen Widerstand gegen Aushebungsbefehle, zuweilen auch Sabotage, indem der Herr untaugliche 7* Tertull. apol. 5,6; Eus. HE. V 5,1 ff; Cass. Dio 72,8. Harnack 1987.
1905; Gabba 1978; Pucciarelli
19 Woods 1991; s. II 6 c! "9 Eus. VC. IV 56; Soz. 18,10f. Jones 1953. 13 Theodoret HE. 1 25.
132 Eus. VC. IV 20; CTh. VII 20,2. 15 CJ. [ 5,12,17 von 527.
1M dilectus miseri, Claud. XXVI 463. Die ‚Sortes Sangallenses' (14) antworten auf die Frage, ob der Bittsteller in den Krieg ziehen solle, dreimal
mit Nein, viermal mit Ja und verweisen einmal auf die Beute. 15 Aurelius
Victor
33,34;37,5 ff;
Ammian
XIV 6,7 ff; XXVIII 4,6 ff; Ambrosius hex. 5,15.
318
III. Die inneren
Verhältnisse
Subjekte zur Verfügung stellte: Sklaven, Zwangsarbeiter oder Angehörige unehrlicher Berufe.'* Verbreitet war die Selbstverstümmelung Wehrpflichtiger. Ammian (XV 12, 3) lobt die Gallier dafür, daß es bei ihnen nicht üblich sei, sich den Daumen abzuhacken, um dem Dienst zu entgehen; und jene, die es dennoch täten, würden
als Feiglinge (murcus) verachtet. Constantin drohte Veteranensöhnen, die sich die Finger abschnitten, mit Einweisung in die Curia. Später verfügte er, daß murci trotzdem einzuziehen seien. Valentinian übernahm das zunächst, kündigte den Delinquenten dann jedoch den Flammentod an. Theodosius kam wieder auf die ältere Praxis zurück, verlangte aber zwei Daumenlose anstelle eines einzigen gesunden Rekruten.'” Der Rhetor Chirius Fortunatianus aus dem späten 4. Jahrhundert erörtert den Fall, ob zehn Soldaten, die sich den Daumen abgeschnitten hatten, wegen laesa maiestas zu bestrafen seien.'"
Das Problem der Desertion Aspekte. Zum
ersten gingen dem
zeigt im ‚Codex Theodosianus‘ (VII 18) drei Staat ständig Soldaten verloren, zumeist neu
gezogene Rekruten, zum zweiten schädigten die Deserteure vielfach als Räuber die Provinzialen, und zum dritten taten dies auch die zum Einfangen der Soldaten
ausgeschickten Feldjäger. Der erste Gesichtspunkt war der wichtigste: Personen niederen Standes, die Fahnenflüchtige verbargen, wurden
droht:
Auspeitschung,
Zwangsarbeit
in Bergwerken
mit harten Strafen be-
und
Feuertod.
Auch
die
Pächter von Staatsgütern waren nicht ausgenommen. Grundherren, die davon wußten, sollten zunächst das halbe, später das ganze Vermögen verlieren. Als die Verschärfung der Strafe nicht wirkte, wurde sie wieder ermäßigt. 383 forderte der
Kaiser für jeden versteckten Deserteur zehn Ersatzrekruten oder fünfzig Pfund Silber, 396 dagegen zwei Ersatzrekruten oder zwei Pfund Gold. Auf dem Wege zum Dienstort wurden die Rekruten mitunter nachts in den Gefängnissen einquartiert, damit sie nicht entwichen.'" Sklaven, die Deserteure anzeigten, erhielten die Freiheit, andere Arme die Im-
munität. Steuervergünstigungen auf zwei Jahre winkten dem Eintreiber von Rekrutengeldern, der dazu einen Deserteur ablieferte. Die aushebenden Offiziere
hafteten für jeden Flüchtling ein Jahr mit einem Geldbetrag. Mehrfach werden Statthalter verdächtigt. Wenn bei ihnen versteckte Rekruten gefunden würden,
so sollte der Hehler degradiert und enteignet, sein Amtsvorsteher geköpft werden.
Auf die Staatsbeamten war wenig Verlaß: zwei Gesetze wenden sich gegen die kaiserlichen protectores (400 n. Chr. in Gallien) und tribuni (412 n. Chr. in Africa), die, statt flüchtige Soldaten zu fangen, harmlose Provinzialen kujonierten.
Die Ohnmacht des Staates spricht zudem aus den zahlreichen Amnestien. Wer seine Desertion anzeigt, bleibt straflos — bisweilen grundsätzlich, bisweilen inner-
halb einer gesetzten Frist von 2, 4 oder 6 Monaten. Die eingefangenen Deserteure werden ins Gefängnis gesperrt und den Heermeistern überlassen. Was im 4. Jahrhundert mit ihnen passierte, wissen wir nicht, vermutlich wurden sie wieder
ins Heer eingestellt. Im 5. Jahrhundert kamen sie erstaunlich billig davon. 413 heißt es: wer ohne Urlaub sich ein Jahr vom Dienst entferne, werde auf der Beförde1% Veget. mil. 128; Symmachus CTh. VII 13,8. Be CTh. VII 13,4f; 13, 10; 22, 1.
ep. VI 64;
"* Fortunatianus, Montefusco 1979) 14. '" VPach. 2.
Ars Rhetorica (ed. L. C.
1. Der Staat — d) Das Heer
319
rungsliste um 10 Namen zurückgestuft. Wer zwei Jahre fehle, um zwanzig, drei um dreißig. Wer vier Jahre wegbleibe, werde aus der Matrikel gestrichen. Vermutlich handelt es sich in diesem Gesetz um bereits avancierte Soldaten, nicht um Mannschaftsgrade, denn sonst kónnte die Streichung doch kaum als Strafe empfunden werden. Sehr milde ist auch die Definition, daß desertor sei, wer sich „im Kriege"
von den Feldzeichen entferne.“
Nicht selten haben sich flüchtige Soldaten ihrer Gefangennahme mit der Waffe widersetzt. In solchen Fällen seien sie vogelfrei und als Rebellen zu behandeln. Daß sie nicht immer mit den Bauern unter einer Decke gesteckt haben, sondern auch als Räuber und Marodeure von diesen gefürchtet wurden, bezeugt die Genehmigung
der Selbsthilfe.
391 wurde den Provinzialen erlaubt, sich mit der Waffe zu
verteidigen, ab 420 durften sie ihre Höfe befestigen.'" Die Räuber waren vielfach Barbaren. Es kam vor, daß sie ihren Hauptmann zum Kaiser ausriefen oder daß
Kaiser derartige Freibeuter anwarben
und
zu Generalen
befórderten.^
Auch
Kriegsgefangene gelangten nicht mehr wie früher selbstverstándlich auf den Sklavenmarkt, sondern wurden öfter gleich ins römische Heer eingereiht" oder als Kolonen angesiedelt, so daß man sie wieder zu den Waffen rufen konnte." Um
den Mangel an Soldaten zu decken, stellten die Kaiser mehr und mehr Bar-
baren
ein. Die dafür erforderlichen Gelder wurden als aurum tironicum anstelle von
Wehrpflichtigen eingezogen. 375 betrug der Satz 36 solidi." 397 gestattete Honorius den Senatoren auf deren Protest hin, anstelle der geforderten Rekruten 25 Goldstücke für den einzelnen Mann „im Werte
von
zu zahlen. 410 mußte Africa Rekruten
30 solidi" liefern." Ammian,
Vegetius und
Synesios haben
diese
Ablósung der Wehrpflicht durch Geld beklagt, aber sie lag im Interesse aller Beteiligten: Die Provinzialen mußten nicht kämpfen, die Barbaren kamen gerne, und der Fiskus verdiente.“
Die Anwerbung germanischer Hilfstruppen begann mit Caesar.“ Fremde dienten als Reiter, als Leichtbewaffnete,
Legion,
blieb
Römern
vorbehalten.
Marc Aurel „kaufte Germanen ^0 CTh. VII 18,4 und
als Schleuderer — aber die Kerntruppe,
Dieses
verschob
sich indessen.
als Hilfstruppen gegen Germanen“. Gordian III
16.
"^ CTh. IX 14,2; CJ. VIII 10,10. Befestigte
Villen der Spätantike sind literarisch und archäologisch bezeugt, s. III 2 a! 42 Zos. IV 40f. Vom Räuber zum Kaiser stieg der Bagaude Amandus auf: RIC. V 2, 579. Julian heuerte den „Räuber“ Charietto an, der auf eigene
Faust an der Mosel gegen Franken gekämpft hatte und es unter Valentinian zum comes brachte (Zos. 11] 7; Amm. XXVII 1,2); Leo beförderte den gallischen Bandenchef Titus zum comes (VDan.
60),
Leos Schwiegersohn Zeno nahm eine Schar isaurischer Piraten unter seinen Schutz (Joh. Ant. fr. 206,1); Justinian machte den Haudegen Mundus zum Heermeister: Croke in: Chiron 1982. ὩΣ Amm.
Verhältnis
die
XVII 2,2ff; XXI 3,5; 4,5. Stilicho
übernahm 12000 gefangene Goten aus dem Heere des Radagais: Olymp. fr. 9.
44 Theodosius II ließ 409 gefangene Skiren in Thrakien ansiedeln: CTh. V 6,3. Justinian schickte die gefangenen Vandalen an die Perserfront: Proc. BV. II 14,18. Courtois 1955, 355.
“ Ammian
XIX 11,7; XXXI 4,4; Malchus
fr. 16; CTh. VII 13,7. de CTh. VII 13,13f;
13,20;
Nov.
Val. 6,3;
Chrest. 466. Die Angabe des Socrates (HE. IV 34). Valens habe 376 anstelle jedes einzelnen Rekruten 80 Goldstücke verlangt, könnte aus Haß gegen den Arianer übertrieben sein. V Amm.
XIX
11,7; Veget.
Synes. De regno. Zum
mil.
128;
III 10;
Soldatenmangel: Cesa
in Vallet/Kazanski 1993. 8 Caes, BG. VIII 13,1. Waas 1971, 1ff; Vallet/ Kazanski 1993; Burns 1994; Wirth in: Pohl 1997, 13ff.
320
IH. Die inneren Verhältnisse
führte seinen Perserkrieg 243 mit gotischen und westgermanischen Hilfsvölkern, wie wir aus den ‚Res gestae Divi Saporis‘ wissen, und Aurelian heuerte Reiter der
Vandalen, Juthungen und Alamannen zu Tausenden an.“ Constantin wurde durch den alamannischen König Crocus zum Kaiser ausgerufen,'” die Schlacht an der
Milvischen Brücke entschieden germanische Cornuti.^ Im Kampf gegen Licinius tat sich der Franke Bonitus hervor. Sein Sohn Silvanus trug bei zum Sieg von Constantius Il über Magnentius 351. Seitdem gewannen die Germanen im römischen
Heer mehr und mehr an Bedeutung."' Theodosius verlieh angeworbenen Goten goldene Halsringe, die auch archäologisch bezeugt sind." Fast dreißig germanische
Stammesnamen erscheinen in den Truppenbezeichnungen der ‚Notitia Dignitatum'.** In Ägypten stationiert waren damals Vandalen;
Juthungen, Franken, Qua-
den, Chamaven und Alamannen.'* Es gibt von dort Reste einer „gothischen Regi-
mentsbibel" auf Papyrus aus dem frühen 5. Jahrhundert." Unter Honorius wurde
der Begriff foederati für gemischte Verbánde üblich, unter Justinian nannte man auch „römische“ Truppen so."
Hand in Hand damit ging der Aufstieg der Germanen im spätrömischen Offizierskorps. Gallienus verlieh dem Herulerfürsten Naulobatus die Konsularinsignien. Hieronymus (chron. zu 273) nennt unter Aurelian einen Pompeianus dux cognomento Francus. Im Jahre 303 begegnet der Bataver Januarius als dux Pannoniae Secundae Saviae." Constantin erwies zahlreichen Barbaren hohe Ehren, gemäß Julian erhob er solche sogar zu Konsuln."' Der erste benennbare germanische Konsul kónnte der Heermeister Flavius Ursus, cos. 338, sein." Ihm folgte der HeerZu Marc Aurel: SHA. 21,7. Zu Gordian:
und Alamannen: ND. or. XXXI 44 ff. Gotische
Sprengling 1953, 15f; Back 1978, 290f. Zu Au-
Söldner 360 an der Perserfront: Amm. XX 8,1.
relian:
Hunnische und markomannische Foederaten verteidigten die Kyrenaika: Synes. kat. Il. 1% Syncellus S. 717. *^ CIL. ΠῚ 10981. Auflösung der Abkürzung
Dexippos
FgrHist.
100
F 6. Stroheker
1965, 33f. S. II 2 e! 10 Aur. Vict. 41,3.
'*! Julian 34 CD; Zos. II 15. Speidel 2004 (bis). '? Epit. 41,3; Amm. XV 5,33; AE. 1910,90. 153 Julian 285 B. Elton 1996, 272 ff.
PSS unsicher.
manni mit Juthungi, Quadi, Marcomanni, Svevi,
' Eus, VC. 4,7. Nach Ammian (XXI 10,8; 12,25) warf Julian es Constantin zu Unrecht (insulse nimirum et leviter) vor, als allererster Barbaren ad usque fasces ... et trabeas consulares erhöht zu haben. Denn er hätte selbst später Nevitta (cos. 362) ernannt, der nec splendore, nec usu, nec gloria den barbarischen Konsuln unter Constantin gleichgekommen wäre. Da wir bislang solche
Brisigavi, Raetobari und Bucinobantes; Gothi
nicht
mit Visi, Tervingi, Taifali, Vandili und iranischen
1970/81, 299f), Ammian meine hier Suffektkonsulate. Das ist ausgeschlossen, wie Chastagnol später selbst (1976, 55) einräumte. Die trabea be-
14 Zos. IV 40,8; παράσημον.
Eunap
fr.
42:
βασιλικὸν
5 Allgemein: Germani; Saxones mit Chamavi, Cimbriani, Teutoniciani, Falchovarii und Ampsivarii; Franci mit Sugambri, Bructeri, Salii,
Tubantes, Mattiaci, Batavi und Frisiavones; Ala-
Alani. Ein Truppenname
wie Batavi erinnett an
das ursprüngliche Rekrutierungsgebiet und verbürgt nicht, daf alle spáteren Angehórigen dieser
deutet
kennen,
glaubte
Chastagnol
stets das ordentliche
(1958,
Konsulat,
233;
nur dies
verdient die Bezeichnung eines magistratus amplis-
Einheit Bataver waren. 1% ND. or. 28 u. 31; Zos. IV 30. 17 P. Glaue/K. Helm, ZNTW. 11, 1910, 1 ff.
simus (Amm.
'* Olymp.
unter Constantin an der Donau dienende Apsyrtos (Suidas, Alpha 4739) über Pferdekrankheiten schrieb (Oder/Hoppe 1927, 216). 338 war ebendieser — wie ich vermute - Flavius Ursus Konsul. Wenn er noch von Constantin ernannt worden
5,13.
Sanders
Waas
1971,
fr. 7; Proc. BV.I 1939;
5ff.
Stroheker
Unter
dem
11,3; BG. IV 1965,
9fF; 30fF;
dux der Thebais
standen neben eingeborenen Soldaten (indigenae) auch Germanen, Franken, Quaden, Chamaven
XXI
10,8).
162 Es ist jener στρατηλάτης
Ursus, dem der
1. Der Staat — d) Das Heer
321
meister Flavius Salia, cos. 348. Unter Constantius besaßen die Germanen am Hof bereits eine solch starke Stellung, daB Ammian (XIV 10,8) schrieb, sie hielten den
Staat in ihrer Rechten. Der von Julian gefangene Alamannenkónig Vadomar kommandierte später als dux Phoenices." Etwa ein Drittel der Heermeister des 4. Jahr-
hunderts war germanischer Herkunft, im 5. Jahrhundert hatten sie die Übermacht. Durch Vererbung der Führungspositionen und Verschwägerung mit dem Kaiserhaus entstand jene eigentümliche Militäraristokratie, die seit dem späten 4. Jahr-
hundert im Westen dauerhaft und um die Mitte des 5. Jahrhunderts im Osten zeitweilig die mächtigste Gruppe im Reich darstellte.'* Ob diese Sóldner das rómische Bürgerrecht
bekamen, ist unklar. Nicht ein-
mal für die Veteranen und die Offiziere ist es bezeugt." Seit Constantin finden sich keine Militárdiplome mehr. Soweit die Fremden das kaiserliche cognomen Flavius führten, betrachtete man sie als Bürger, dennoch blieben sie in den Augen der
Rómer kulturell Barbaren (s. III 2 e) und religiós Ketzer. Abgesehen von Krisen wie nach dem Tode Aspars 471 und 525 während der Spannungen mit den Ostgoten in Italien wurde der Arianismus der Germanen im Heer geduldet, so durch
Gesetz im Jahre 527.'* Die Anwerbung germanischer Sóldner erfolgte zunehmend in Gruppen. Voraussetzung dafür war ein Bündnis (foedus) zwischen dem Kaiser und dem Stamm. Zu allen Zeiten haben die Rómer versucht, mit ihren unmittelbaren Nachbarn
Bündnisverträge zu schließen. Dabei handelt es sich überwiegend, d.h. von den Persern abgesehen, um foedera iniqua, ungleiche Bündnisse, bei denen der jeweilige Stamm die überlegene maiestas populi Romani anerkannte." Auf diese Weise entstand jener Kranz von Klientelstaaten, die bisweilen — anders als im Principat'* —
als reichszugehórig betrachtet wurden. Im Anhang zum ,Laterculus Veronensis' aus constantinischer Zeit finden wir als Kapitel XIII eine Liste barbarischer Vólker, die
unter den Kaisern „aufgesprossen seien": gentes barbarae, quae pullulaverunt sub imperatoribus. Es handelt sich überwiegend um germanische Stámme, doch werden auch Scoti, Picti, Caledoni, Sarmatae, Scythae, Armenii, Osrhoeni, Palmyreni und Persae
genannt.
Prokop
(BV. I 11,3f) beschrieb die Foederaten als gleichberechtigte
Reichsangehörige, nicht mehr als bloß unterworfene Barbaren wie in früheren Zeiten. Da es kaum ein Volk im Umkreis des Imperiums gab, mit dem nicht ist und so wie wohl auch der für das Jahr 300 bezeugte Tribun einer Chamavenkohorte namens Ursus (PLRE 1988 Nr. 1) Germane war, so könnte er bei Amm.
Chastagnol
10,8 gemeint sein.
1976, 55 schließt mit Recht
Irrtum Julians aus. Der (1944,
XXI
12), Apsyrtos
Versuch
auf die
Zeit
von um
einen
Björck 200
zu-
rückzudatieren, überzeugt nicht. Das Publikationsdatum der Pferdeheilkunst von Theomnestos, der Apsyrtos zitiert, muB keinesfalls 313/ 314 sein, bloß weil Theomnestos
die Reise des
Licinius 312/313 über die Alpen erwähnt. Daß der Name des Kaisers verschwiegen wird, deutet auf eine Publikation nach der damnatio memoriae 324. 13 Amm.
XXI 3,5; XXVI
8,2.
** Demandt,
Militäradel
1980; ders. Osmosis
1989; Vallet/Kazanski 1995. 165 Mommsen, Ges. Schr. VI 248. 16 CJ. 15,12; s. o! 67 CJ. IV 63,4. Heather in Pohl
1997, 57 ff;
Barceló 1981 (Katalog der Bündnisse von 323363 dort S. 109 ff). Schulz 1993 (Liste der foedera von 323-488 dort S. 175ff). Foedera mit den Franken: Paneg. X 10,3; Amm. XVI 3,2; XVII 8,3ff; Claud. XXI 188ff; mit den Alamannen: Amm. XVII 1,13; 6,1; 10,4 und 10; XVIII 2,15ff; XXX 3,5; mit den Sarmaten: Amm.
XVI
12,20;
12,21; mit XXVII 5,1.
mit den
den Goten:
18 Dig. XLIX 15,7.
Quaden:
Amm.
XVII
Amm.
XXVI
10,3;
322
III. Die inneren Verhältnisse
irgendwann einmal ein Vertrag geschlossen worden war, ließ sich durch diese
Betrachtungsweise der orbis terrarum mit dem orbis Romanus gleichsetzen.'^ Die Vertragsbedingungen schwankten.'” Im günstigsten Falle erschien der Vasallenkónig schutzflehend vor dem Kaiser, wurde von diesem feierlich investiert
und versprach, Tribute zu zahlen und das Reichsgebiet im Vorfeld gegen Angreifer zu schützen." Vielfach mußten die Barbaren Geiseln stellen." Im ungünstigsten Fall wurde der Friede im Feindesland oder auf einem FluB von gleich zu gleich geschlossen," der Kaiser muBte Subsidien versprechen und froh sein, wenn der
neue Partner nicht mit den Barbaren im Hinterland gemeinsame Sache machte und bei der ersten Gelegenheit plündernd ins Reich einbrach. Die Vertragsdauer wird in der Regel nicht überliefert. Die Germanen erachteten ihre Bindung spätestens beim
Tode des betreffenden Kaisers für gelöst und wurden dafür von den Römern als treulos erklärt. Die alte Sitte der Römer, die Satellitenfürsten mit Geld zu unterstützen," wuchs
sich aus zu einer Belastung. In der Spätantike zahlten die Kaiser — mit Unterbrechung Jahrgelder an alle Nachbarn, an die ägyptischen Wüstenvölker, an die Sarazenen, die Perser, die Armenier, die Iberier, die Hunnen und die Germanen'? -
so zeitweilig auch Constantin." Starke Kaiser wie Julian” oder Marcian'” verwei-
gerten sie. Vielfach haben die Barbarenfürsten diese certa et praestituta munera' als Tribut betrachtet. Es waren faktisch Stillhaltegelder. Das Gold diente im Barbaricum
jedoch nicht der Binnenwirtschaft, sondern teils der Reprásentation,'? teils dem Einkauf von Waffen" und Nahrungsmitteln'” im Reich. „Tribute sind der Preis des Friedens", schrieb Orosius (V 1,10f). „Wir zahlen, um keinen Krieg erleiden zu
müssen, darum sind unsere Zeiten glücklich". Diese Ansicht wurde indes nicht allgemein geteilt. Ammian (XXI 6,8) und Priscus (fr. 5), Priscian (Paneg. 205) und Prokop (BP. 1 19,33) betrachteten sie als schändlich und glaubten, die Barbaren nutzten dies aus, um
die Kaiser zu erpressen.
1# Zum Weltreichsgedanken s. III 1a! Mommsen (Staatsrecht III 650; 664f) und Kornemann (1943, 333) machten sich die römische Sicht zu ei-
gen, anders Schenk von Stauffenberg (1948, 35 ff ) und Stallknecht 1969. Wirth 1967 vermittelt. 1% Schulz 1993; Wirth, Heather und Pohl in: Pohl 1997. 7! Solche Fälle dürften bei dem von Maximia-
nus bestátigten Kónig der Franken (?) Gennobaudes (Paneg. X 3), bei dem von Valens eingesetzten Armenierkónig Varazdates (Faustus V 34fF) vorliegen. 2 Geiselstellung: Amm. 8,4; 12,11 ff; XVIII 6,20; XXVIII
2,6£; XXIX
XVI 1225; XVII XXVII 5,10; 9,7;
5,15f.
"* Friede auf Flüssen: Julian im Jahr 358: Eunap. fr. 12; Valens 369: Amm. XXVII 5,9. 14 Tac. Germ. 42; Cassius Dio 67,5,1; 7,2; 69, 10,5; 72,2,2; 19,1; 74,6,1; 75/76,5,4; 77,14,3; 78,14,4;
SHA.
79,17,3
Hadr.
u.
27,1
u.
4;
Herodian
17; Zos. I 24. Gordon
VI
7;
1949. Eine
kartographische gtap
Darstellung g
der
3, 4; XXV
6, 10.
römischen
Münzschätze im freien Germanien, worunter allerdings auch Beutegut ist, bietet Lüders 1955. Zum Goldexport: Iluk 1985. ’s Die Münzfunde in Germanien behandelt A. Bursche 1996. "* Julian 329 A. 77 Amm.
XXIV
8 Priscus fr. 15. τ Amm.
XXVI
5, 7; Jord. Get. 264. Zu den
foedera im einzelnen s. III 1 d! 180 So die übergrofen Goldmedaillons mit Constantius II als Caesar von Szilagysomlyo, wozu ebensolche mit Constantin d. Gr. und Constantin II als Caesar gehórt haben müssen, sowie die mit Valentinian und Valens in Berlin und Wien: Dressel/ Regling Nr. 265.
m CJ. IV 41, 2.
82 Amm. XV15, 17; XXVII 5,7; XXIX 5,51;
CJ. IV 41,1.
1. Der Staat — d) Das Heer
323
Die häufigste Einzelbestimmung in den Verträgen mit den Germanen ist das tirocinium,
die Bereitschaft, dem
Kaiser Söldner
zu stellen." Abgesehen
von
der Rückgabe der Gefangenen war nichts wichtiger. Die Zahl der Krieger, ihr Sold und die Bedingungen des Dienstes wurden ausgehandelt. Wer einen Ersatzmann stellte, konnte vorzeitig entlassen werden." Bisweilen bedangen die Germanen sich aus, nur in bestimmten Gebieten zu dienen oder gegen bestimmte Feinde
nicht kämpfen zu müssen.'* Seit dem spáten 4. Jahrhundert standen die Foederaten in der Regel unter eigenen Anführern, die zwar ein kaiserliches Offizierspatent als dux, comes oder magister militum erhielten, gegenüber ihren Leuten aber Gefolgsherr, Fürst oder Kónig
waren. Barbarenfürsten in dieser Doppelstellung gab es seit Arminius. Aus dem 3. Jahrhundert ist der Herulerfürst Naulobatus zu nennen (s. o.), aus dem 4. der Sassanidenprinz Hormisdas,'* die Söhne des Maurenkönigs Nubel, der Ibererkönig Bacurius und immer wieder Germanen: die Alamannenherrscher Crocus, Hortarius und
Vadomar,
der
Frankenkónig
Mallobaudes
und
im
5. Jahrhundert
die
Burgunderprinzen Hariulf und Gundobad, der swebische Kónigsenkel Rikimer,
der rex Italiae Odovacar und die Gotenkönige von Alarich bis Theoderich.'" Parallel zur Einstellung der Nordmänner ins Heer verlief ihre Ansiedlung auf Reichsboden (s. III 2 e). Die Quellen nennen sie laeti oder gentiles." Germanische
Laetentruppen werden von der ,Notitia Dignitatum' unter dem Befehl des magister peditum praesentalis aufgeführt. Sie tragen zumeist den Stammesnamen (laeti Batavi
usw.), unterstehen jeweils einem praefectus und sind stationiert im Gebiet gallischer Stádte. Analog zu den germanischen Laeten nennt die ,Notitia Dignitatum' unter dem magister peditum sarmatische gentiles in Italien und Gallien, jeweils unter ihrem
Präfekten, in 23 Standorten. Gentiles unter Präfekten sind auch in Africa bezeugt. Die Foederaten waren jetzt wichtiger als die Legionen. Unter Justinian dienten überwiegend Goten, Heruler, Langobarden, Vandalen, Hunnen, Mauren, Tzannen und Isaurier. Von „Römern“ kann man kaum noch reden, der Begriff hat nur noch
politische Bedeutung." Das Heer hatte im römischen Kaiserreich stets mehrere Funktionen. Einerseits beschützte es den römischen Wohlstand gegen den Zugriff äußerer und innerer
Gegner, andererseits regulierte es den Zugang zum Wohlstand, indem Rekruten aus den ärmeren Reichsteilen über den Heeresdienst sozial aufsteigen konnten. Zugleich diente die Armee dem Ausgleich der kulturellen und ethnischen Differenzen im Reich und förderte die Romanisierung von reichsfremden Einwanderern. 3 Das archäologische „Leitfossil“ in den Gräbern der germanischen Foederatenkrieger im 4./
5. Jh. ist die Zwiebelknopf-Fibel: Keller 1971, 26 ff; 171 ff. Zur Typologie: Gschwind, Abusina 2004. " Zos. IV 31,1.
"5 Die unter Julian stehenden Foederaten hatten sich zusichern lassen, nicht im Osten einge-
setzt zu werden (Amm. XX 4,4). Theoderich Strabo vereinbarte mit Leo, daß er gegen alle
Feinde, nur nicht gegen die Vandalen kämpfen müsse (Malchus fr. 2 a).
"^ Mosig-Walburg 2000. ^" Burns 1994, 283. w Brosch 1954; Roosens 1967. " Germanen: ND. occ. XLII 33-44. Praefec-
tus: CTh. VII 20,10 von 369. Sarmaten: ND. — occ.
XLII
46-70.
Gentiles:
CTh.
30,62. Foederaten: Sidon. c. II 18.
VII
15,1;
XI
324
III. Die inneren
Verhältnisse
Alle diese Aufgaben erfüllte das Militär auch noch in der Spätantike, aber nicht mehr in hinreichendem Umfang. Die Ursachen dafür liegen teils in den Mißständen beim Heer, teils in der Schwäche gegenüber den Barbaren, vor allem aber in deren sprunghaft gewachsener Zahl im Heer. Die Liste der Übel ist lang.” Die
römischen Soldaten zeigten wenig Lust zum Kämpfen" und bedrückten stattdessen die Provinzialen." Sie gehorchten ihren Vorgesetzten nicht," überzogen ihren Urlaub," übten zivile Berufe aus"^ und führten ein luxuriöses Leben."* Die Offiziere bereicherten sich," indem sie in die Militärkasse griffen, Sold für Karteilei-
chen einstrichen und den Bauern gegen die Steuereinnehmer Schutz gewáhrten.'* Sie ließen sich gesetzwidrig Privatbäder heizen, verkauften ihren Soldaten eigenmächtig Urlaub und entlieBen sie, nicht umsonst, vorzeitig als Veteranen.'”
Der Schutz des rómischen Wohlstandes gegenüber dem Zugriff der Barbaren war nicht mehr zu gewährleisten, weil sich das militärische Kräfteverhältnis ver-
schoben hatte. Der soziale Aufstieg über den Heeresdienst fand nur noch begrenzt statt, seitdem die Zivilverwaltung für Personen militárischen Standes verschlossen war. Die Sóhne barbarischer Offiziere gingen eben nicht auf rómische Schulen,
sondern traten in die Fußstapfen ihrer Väter. Der römisch-zivile und der barbarisch-militárische Sektor fielen auseinander. Die Barbarisierung des spätrömischen Heeres brachte eine Arbeitsteilung:
die Römer schufteten, und die Germanen kämpften. Abgesehen von mehrfach bezeugtem Landesverrat ging das solange gut, wie die rein rómischen Truppen hinreichend
stark waren,
um
zu verhindern,
daß die germanischen
Söldner
die
Provinzialen als Feinde behandelten. Die Spannungen zwischen den rómischen und den germanischen Truppen haben sich nicht selten blutig entladen, so 378 in der Julius- Vesper, 379 im lydischen Philadelphia, um 385 in Tomi, 399 im Gainas-
Aufstand, 408 in der Revolte von Ticinum" und 471 beim Sturz Aspars und seiner Sippe.”” Zunehmend kam den foederierten Germanen zum Bewußtsein, daß es in ihrem eigenen Ermessen lag, gegen wen sie kämpften. Der dauernde Wechsel zwischen Bündnis und Feindschaft ist bezeichnend für die Schwäche des Kaisers. Aus der Sicht der Provinzialen bedeutete es allerdings keinen großen Unterschied,
ob die Erträge von den römischen Beamten eingezogen und an die Germanen weitergegeben oder aber von diesen selbst eingetrieben wurden. Die Germanisierung des Heereswesens führte zu einem Niveaugewinn der germanischen, aber zu einem Niveauverlust der römischen Kriegskunst. Das Mit-
telalter blieb hinter dem in der Antike erreichten Stand zurück. So ist es begreiflich,
wenn
die Renaissance,
wie
auf allen
Lebensgebieten,
so auch
auf dem
Militärsektor die antiken Traditionen erneuerte. Die Heeresreform der Oranier 1590-1600, die den „Beginn des modernen Militärwesens“ darstellt, hat mit der 1% Jones 1964, 618; Demandt
1971, 259FF. "! Amm. XVIII 8,2: XXVII Lib. or. 2,38. 2 Amm. XXI 5,8; FIR A. I *! Amm. XIV 7,15ff; XVII 4 Amm. XXVII 8,9f; CTh. 95 CJ. IV 65,31; XII 35,15. 196. Amm.
XXII 4,6ff; XXVII
1965, 28 fF; Isaac
1,4£; XXX19,3; S. 466ff. 1,2. VII 1,2. 9,6.
7 Amm.
XV
13,4; Lib. or. 2,37.
1# Lib. or. 18,22; 47,4 f; CTh. VII t. '® CTh. VIL 1,4; ΝῊ 11; VIL 12,1; VII 20, 12; CJ. 127,2,9. 29 Amm. XIV 10,7 f; XVII 5; 10,1; XIX 9,3ff: XX 6,1; XXXI 10,3; 10,20; Zos. V 42; VI 5. 21 Amm. XXXI 16,8; Zos. IV 30,4f; 40; V 13ff; 32ff. 22 Cesa in: Vallet/Kazanski
1993, 24 fF.
2. Die Gesellschaft
325
Einführung der Wehrpflicht, der systematischen Schulung von Gemeinen und Offizieren, mit der Reorganisation von Versorgung und Verwaltung, von Strategie und Taktik auf Vegetius und die übrigen antiken Militärschriftsteller zurückgegriffen.”” Das Lehrbuch des Vegetius wurde bis in die Zeit Napoleons geschätzt.” 2. Die Gesellschaft In seiner Auslegung der Schópfungsgeschichte spricht Ambrosius (hex. 51f) auch
über die Vógel. Ihre Gemeinschaft gleiche dem glücklichen Urstaat der Menschen. Damals habe noch Freiheit und Gleichheit geherrscht: communis labor, communis dignitas. Jeder hätte denselben Anteil an der Mühe und der Würde, an den Pflichten und den Rechten besessen, reihum wechselnd hätten alle an der Herr-
schaft teilgehabt. Hic erat pulcherrimus rerum status, als noch niemand in einer festen Hierarchie dauernd oben, niemand dauernd unten stand. Erst mit der aufkommenden Machtgier sei das alles anders geworden. Ein solches Ideal lag rómischem Denken fern. Zu allen Zeiten war es in Rom selbstverständlich, daß jedem Menschen ein bestimmter Rang (dignitas) zukomme. Dies gilt auch für die spätantike Gesellschaft.’ Trotz der naturrechtlichen und religionsgesetzlichen Gleichheit aller Menschen war die Würde jedes Einzelnen
auf seine Leistung und Stellung genau abgestimmt, so daß es im gesamten Reich nicht zwei Ranggleiche gab. Bei Staatsfesten waren die Tische und an ihnen die
Plätze nach Rängen numeriert.’ Ceteris paribus entschied das Dienst- oder Lebensalter. Die Wirren des 3. Jahrhunderts haben zwar Hoch und Niedrig durcheinandergewirbelt, aber nichts an der Rangskala als solcher geändert. Seit constantini-
scher Zeit hat sie sich immer weiter verästelt, so daß die kaum übersehbare Vielzahl der Rangstufen zu einem Wesensmerkmal des Byzantinismus geworden ist. Die Kaiser haben den Rangfragen stets Aufmerksamkeit gewidmet und die Kleider-, GruB- und Vortrittsrechte gesetzlich geregelt.’ Die Quellen, die soziale Einteilungen überliefern, differenzieren diese nach Ent-
stehungszeit und -zweck in unterschiedlichem Grade. Die einfachste Gruppierung ist die in Freie
und
Sklaven
bei Gaius (Dig. 15,3). Seit der Constitutio An-
toniniana des Kaisers Caracalla von 212 waren alle Freien auch Bürger. Die Bürgerschaft zerfiel seit Hadrian in honestiores und humiliores. Diese Zweiteilung war für
das Straf- und Steuerrecht bedeutsam. Die honestiores wurden bei Geldstrafen höher veranlagt, je nach Vermögen, waren aber — soweit es sich nicht um Majestätsprozesse handelte — von der Folter und der verschärften Todesstrafe befreit. Auch brauchten sie persönlich keine munera sordida, keine Hand- und Spanndienste leisten.‘
20 Hahlweg 1973.
henden Ranggesetze respektiert werden mögen:
24 Goffart 1977, 66. ! Zur
Gage,
spätantiken
L'empire
Alfóldy
Marcone 2004.
1984,
VI 6,1; 7,16; 9,1; 11,1; 14,1; 22,4; 24,4. Zu den Gesellschaft:
1964,
Dill
1921;
249 ff; Tinnefeld
1977;
154ff; Demandt,
in CAH.
XIII
Fall 1984, 30 ff;
1998, 338ff; Mathisen
? Sidon. ep. VII 12,4.
* CTh. VI 5,1 und 2 befehlen, daß die beste-
Rangtiteln: Hirschfeld 1913. Zu den Rangzeichen der Beamten: Delbrueck 1929. CTh. VI 8,1 und 26,18 erwähnen rangentsprechende Kleidung. Muster für Ernennungsurkunden vom
Konsul abwärts bietet Cassiodor var. VI. Zum Rangdenken überhaupt: Lóhken 1982, 10 ff; zu einzelnen Rängen: Guilland 1976.
326
III. Die inneren
Zu den honestiores
Verhältnisse
zählten die Angehörigen der gehobenen Berufe (Ärzte,
Professoren, Architekten), die Priester, die Beamten und Soldaten, sowie der Reichs- und Stadtadel. Alle anderen Untertanen waren humiliores: so die Masse
der Stadtbewohner (plebei) und die Landarbeiter (coloni). Bisweilen werden die humiliores auch insgesamt als plebe? bezeichnet und den zwei Gruppen der Oberschicht gegenübergestellt, den honorati (Reichsadel) und den urbium primates (Stadtadel), so bei Ammian (XIV 7,1) und im ,Codex Theodosianus' (XIII 5,5).
Eine feinere Gliederung der Gesellschaft verwendet Salvianus (GD. III 10). Er stellt die nobilitas
an die Spitze,
damit
meint
er den
senatorischen
Erbadel
(s. HI 2 a). Diese Oberschicht, rechtlich durch den Clarissimat bestimmt, bestand aus denkbar heterogenen Gruppen: den altadligen Senatoren Roms, den neureichen Senatoren Konstantinopels, den nominellen Senatoren der Reichs- und Hof-
verwaltung, großenteils Aufsteiger, den aus dem Munizipalbürgertum hervorgegangenen Zivilbeamten und Ehrensenatoren, den hohen Militärs, überwiegend germanische Barbaren, und dem Klerus, der den Clarissimat gewóhnlich allerdings
nicht führte. Interessengemeinschaften innerhalb dieser Schicht sind nicht erkennbar, zwischen den senatorischen und militärischen Familien bestanden kaum Heiratsverbindungen." An zweiter Stelle nennt Salvian militantes und officiales, militärische und zivile Staatsdiener.
Hierbei
handelt
es sich um
den
alten
Ritterstand,
die equites
Romani. Ihnen bescheinigte Valentinian 364 den secundus gradus nach den clarissimi.
Sie konnten peregrini sein, waren von Kórperstrafen und Zusatzsteuern (indictiones) befreit.’ Der Ritterrang war nicht erblich, sondern wurde vom Kaiser verliehen, gewóhnlich in Verbindung mit einem Amt. Unter Diocletian nahm die Zahl der equites zu. Constantin erhob die höheren zu clarissimi, in der ,Notitia Dignitatum'
trägt nur noch der rangniedrigste Statthalter, der praeses Dalmatiae, einen Ritterrang." Der ordo equester war in fünf Grade eingeteilt,’ der höchste und wichtigste war
der perfectissimatus. Ihn besaBen die kaiserlichen Procuratoren," die mittleren Hofbeamten,
die agentes in rebus,
die unteren
schließlich der duces, und seit Constantin
Offiziere,
bis zu Valentinian
die Angehörigen
ein-
der Schiffergilden."
Danach kommen bei Salvian die curiales, der Stadtadel (s. III 4 c), und die negotiantes, die Geschäftsleute (s. III 3 b). Den Beschluß bilden abiectissimi et servi, „verworfene" Personen und Sklaven (s. III 2 b). „Unehrliche“ Gewerbe übten Schauspieler, Wagenlenker und Huren aus." Das differenzierteste Gesellschaftsschema überliefert das Donatistengesetz von 412." Zuerst werden in absteigender Folge die Angehórigen der Reichsaristo* Zur Constitutio Antoniniana': Pap. Giss. 40 = FIRA. 18S. 445 ff, Cass. Dio LXXVIII 9,5; Dig.
CTh.
1 5,17. Zu
ten nur die perfectissimi Bedeutung.
honestiores und humiliores: CTh.
VII
18,1. Mommsen, Strafrecht 1899, 1035; Rilinger 1988.
* Zur 104 ^ ? *
spátrómischen
plebs:
Seyfarth
1963,
ff; Bescvliev/Seyfarth 1969. Demandt, Chiron 1980, 622 f. CTh. VI 376 ND. occ. XLV.
* Es sind in aufsteigender (egregii), centenarit, ducenari
Reihe: epistulares und | perfectissimi,
VII 30,7 von 384 (Ränge im Amt
des
CSL); Jones 1964, 584. Nach Constantin behiel18 CTh. 132,6. " Amm. XXI 16,2;
CTh.
XIII 5,16.
Jones
1964, 525ff; 583f. Chastagnol (1970/81, 298f; 1976, 55 fF) spricht gleichwohl
vom
Zerfall des
Ritterstandes in der Spätantike. O. M. Mayer in: Le Bohec/Wolff 2004, 431 ff. 2 Hieron. ep. 52,6. NW CTh.
XVI 5,52.
2.
Die Gesellschaft
327
kratie genannt. Ein vir illustris, der die Sekte unterstützt, zahlt dem Fiskus 50 Pfund Gold, ein vir spectabilis 40. Es folgen die beiden Ränge der Senatsaristokratie: ein
amtierender Senator zahlt 30, ein nomineller Senator (vir clarissimus) 20. Die gemäß der Rangordnung anschließend zu erwartenden viri perfectissimi fehlen, vermutlich deshalb, weil es unter den Staatsbeamten keine Donatisten gab.
Die Munizipalaristokratie wird mit drei Strafsätzen bedacht: sacerdotales zahlen 30 Pfund Gold, also 10 mehr als die clarissimi, die principales 20 und die gewöhnlichen Curialen 5. Die Unterschiede innerhalb der Curie sind beträchtlich. In einem ähnlichen Gesetz von 414" hat sich der Abstand unter den Curialen weiter
vergrößert: sacerdotales werden mit je 100 Pfund Silber zur Kasse gebeten, die decemprimi curiales mit 50, die decuriones sonst mit 10. Die nächstuntere
Klasse in dem
sondern durch Berufe
Gesetz
von 412 ist nicht mehr
durch
Ränge,
definiert. Wir kommen von den honestiores zu den humi-
liores. Die zuerst genannten Geschäftsleute (negotiatores) zahlen dasselbe wie die curiales, nämlich 5 Pfund Gold; auch die plebei werden mit dieser Summe veranlagt. Damit sind wohl überwiegend Handwerker gemeint. Die anschließend aufgeführten Landarbeiter, die circumcelliones, büßen mit 10 Pfund Silber, ebenso ihre eigens
genannten Ehefrauen. Entziehen sich diese Leute der Strafe, so haften die Grundherren, bei denen sie arbeiten. An unterster Stelle kommen die coloni und servi. Sie haben nichts und sind darum durch Ermahnungen und „häufige Prügel“ zum
Katholizismus zu bekehren. Das Gesetz von 414 gestattet anstelle der Peitsche die Enteigung eines Drittels ihres peculium.
Ausgeblendet wird in den behandelten Quellen die höchste soziale Schicht im Reich, die kaiserliche Familie. Die Männer tragen den Rangtitel eines vir nobilissimus, die Frauen den einer nobilissima femina. Sie gehören kraft Standes zum
ordo senatorius (s. III 2 a). Ebenfalls unberücksichtigt bleiben die hohen Militärs, zumal die germanischen Heerführer, deren Macht auf ihrem Gefolge beruhte und deren Verschwägerung mit den Kaisern die spätantike Militäraristokratie konstituiert (s. III 1 d). Sie bildet die eigentliche Führungsschicht im späten Imperium. Außerhalb der weltlichen Rangskala stand der Klerus. Auch bei ihm gab es eine Hierarchie — das Wort stammt von Dionysios Areopagita und bezeichnet das Amt des geistlichen Vorgesetzten — vom kirchlichen Hilfspersonal bis hinauf zum „Papst“ (s. ΠῚ 6 c), doch läßt sich das Mönchtum
da nicht einordnen, ganz abge-
sehen von einzelnen hochgerühmten Asketen. Im Selbstverständnis der Geistlich-
keit rangierte sie insgesamt vor den Weltkindern. Der minimus religiosus sei vornehmer, praestantior, als der honoratus maximus, so schreibt Sidonius (ep. VII 12,4). Eine Einteilung der spätantiken Gesellschaft in Ober-, Mittel- und Unterschicht ist schwierig. Daß die Senatoren zur Ober-, die Sklaven und Kolonen zur Unter-
schicht gehören, ist klar - alles andere bleibt willkürlich. Die Vorstellung vom Schwund
der Mittelschicht
stützt sich darauf, daß zahlreiche Städter in den
Senatsadel aufgestiegen und noch mehr Bauern in den halbfreien Kolonenstand abgesunken sind. Dagegen stehen indessen nicht nur der weiterhin stetige Aufstieg
von Freigelassenen in die Mittelschicht und die in großer Zahl angesiedelten Barbaren, sondern ebenso das Zeugnis des Johannes Chrysostomos (Matth. hom. 66,3).
* CTh. XVI 5,54.
328
III. Die inneren Verhältnisse
Er beziffert die Reichen und die Armen auf je ein Zehntel und rechnet vier Fünftel der Antiochener zum Mittelstand. Das war in anderen Städten wohl ähnlich. Trotz ihrer komplizierten Rangordnung war die spätantike Gesellschaft sicher kein Kastensystem." Denn so gewiß die Kaiser versucht haben, die Söhne gesetzlich an den Stand ihrer Väter zu binden, so gewiß ist ihnen das mißlungen. Dies ergibt sich nicht nur aus den zahlreichen Wiederholungen einschlägiger Gesetze, sondern auch aus den übrigen Quellen. Sie bezeugen eine soziale Mobilität wie nie zuvor." Über den Wehrdienst, die Verwaltungslaufbahn und den Klerus kamen viele Männer aus einfachsten Verhältnissen nach oben, während umgekehrt durch Kinderlosigkeit, durch kriegerische und religiöse Auseinandersetzungen, durch den
Steuerdruck und durch Majestätsprozesse immer wieder hochgestellte Familien
ihren Stand verloren. Die Differenzen zwischen Reich und Arm waren in der Spätantike ungeheuer, Salvian und Agapetos haben sie beklagt.” Dennoch lassen sich die vielfältigen
inneren Unruhen des spätrömischen Reiches nur unter grober Verzerrung der Quellenbefunde in ein Klassenkampfschema pressen.“ Die Aufstände in den Städten erwuchsen aus Versorgungsdefekten oder Zirkuskrawallen (s. III 5). Die Circumcellionenkämpfe
waren
primär
religiös,
daneben
ethnisch
motiviert
(s. IT 6 d). Die Bagauden sind eine gallische Erscheinung, am ehesten mit den
großen Räuberbanden der Principatszeit zu vergleichen (s. III 3 a). Ohne Frage spielen bei Circumcellionen und Bagauden die Spannungen zwischen Arm und
Reich eine wichtige Rolle, doch finden sich beidemale auch Angehörige der Oberschicht unter den Aufständischen. Die Isaurier haben als Bergvolk dem Staat zu schaffen gemacht. Keine dieser Gruppen verfolgte eine Reform der Staats- und Gesellschaftsordnung. Sie fehlt ebenso bei den gefährlichsten Unruhestiftern im spätantiken Reich, bei den Glaubenskämpfern und den Barbarenheeren. Wären die stärksten Gegensätze sozialer Natur gewesen, so wäre, analog zu modernen Revolutionen, eine Beibehaltung der Staatseinheit und eine Veränderung der Gesellschaft zu erwarten gewesen. Das Umgekehrte aber geschah. Das Reich zerfiel, und die Sozialordnung blieb bestehen. Der Grund dafür liegt in der
Versäulung, der
Segmentierung
der spätantiken Gesellschaft. Wichtiger als die
horizontalen Schichten waren die vertikalen Gruppen: das Gefolgschaftswesen der Germanenkönige, die Gemeinden der großen Heiligen (s. III 6 d), die Klientel der reichen Senatoren (s. III 2 a) und der Heermeister (s. IH 1 d). Entsprechend hat das Patrozinienwesen die Landwirtschaft umgestaltet (s. III 3 a). Es entstanden perso-
nale und regionale Gruppierungen, Vorformen der Feudalgesellschaft. Ein Merkmal der spätrömischen Gesellschaft ist das Körperschaftswesen. Alle für den Staat wichtigen Gruppen wurden als Korporationen begriffen, deren
Mitglieder bestimmte Pflichten und Rechte hatten. Hierzu zählen staatliche Grup'5 Diesen Begriff hat Jones im Titel seines Auf-
XXVII
satzes von 1970 (1974, 396 ff) verwendet und im Text widerlegt, s. III 1 c!
labius.
# Hopkins 1961; ders. 1965; MacMullen 1964
(unprecedented flux); Beispiele für sozialen Aufstieg bieten: Matthews 1975, 40 ff; 102; Demande 1980, 611 ff; Synes. ep. 57 zu Andronikos; Amm.
3,2 zu Terentius; Eun. VS. 463 zu Ab-
" Salvian GD. I 10f; IV 21; Agap. 4; 16; 53; 60. " Die
wichtigste
Literatur
zum
Klassen-
kampf-Konzept bei Hassel 1980 und Demandt, Fall 1984, 274ff und 572ff; der prominenteste Vertreter im Westen ist Ste. Croix
1981.
2. Die Gesellschaft - a) Die römischen Senatoren
329
pierungen wie Beamte und Soldaten, soziale Gruppierungen wie Senatoren und Curialen, ökonomische Gruppierungen wie die Kolonen auf dem Lande, Schifferund Bäckergilden in den Städten und schließlich auch der Klerus. Entsprechend ihren Leistungen für den Staat und ihrem Ansehen in der Gesellschaft waren diese Körperschaften mit Privilegien ausgestattet, die sich fast immer auf die Gruppe, nur in Ausnahmefällen auf die Person bezogen (CTh. XI 1,1). Das Verhältnis zwischen Privileg und Dienstleistung war längst nicht immer ausgewogen. Wo es sich zu Ungunsten der Betroffenen verschob, versuchten diese, ihren Stand zu
wechseln. In den seltensten Fällen haben die Kaiser daraufhin die Pflichten ermäßigt
oder die Vergünstigungen erhöht. In der Regel verordneten sie Rückruf und Erblichkeit und drohten mit Strafen. Über die Gesamtzahl der Bevölkerung im spätrömischen Reich gibt es keine Überlieferung. Nur für Ägypten ist in der Zeit des Augustus die Zahl von sieben Millionen bezeugt.” Die Zählung nach der arabischen Eroberung ist problematisch.” Italien und Griechenland scheinen im Laufe der Kaiserzeit an Bewohnern verloren zu haben, in den übrigen Provinzen
könnte sie gewachsen
sein. Eine
Gesamtbevölkerung von 50 Millionen ist vorstellbar.” Das Durchschnittsalter der Toten auf den untersuchten Friedhöfen pendelt zwischen 30 und 45 Jahren, Kinder unter 15 Jahren abgerechnet. Die Frauen lebten in der Regel fünf Jahre weniger als die Männer, viele starben im Kindbett.?
Im folgenden werden zunächst die — über das ganze Reich verstreuten — Senatoren als die oberste und die Sklaven als die unterste Schicht besprochen, es folgen die Frauen, die Reichsvölker und die Fremden, die allen Schichten angehören. Die
mit Abstand zahlenstärkste „Mittelschicht“ ist in anderem Zusammenhang dargestellt: die Bauern bei der Landwirtschaft, die Handwerker und Händler beim Ge-
werbe (s. III 3). Die Verhältnisse in den Städten sind in den einschlägigen Abschnitten (s. III 5), die religiösen Gruppen bei den Religionen abgehandelt (s. III 6). a) Die römischen Senatoren Quellen: Zwei Gruppen der spätrömischen Gesellschaft kennen wir aus der Innensicht: die Senatoren und
die Geistlichkeit.
Die
Selbstzeugnisse
der ersteren
umfassen
Briefe und
Reden,
kürzere
und
längere Gedichte, jedoch seltsamerweise keine Biographien, wie wir sie aus der christlichen Literatur der Zeit in solch großer Zahl besitzen. Besonders umfangreich und kennzeichnend sind die erhaltenen Schriften von Ausonius, praefectus praetorio und 379 Konsul, von Symmachus, 384 Stadtpräfekt # Diodor I 31,8 nennt 7 Millionen, Flavius Josephus bell. Iud. Ii 16,4 = 385 nennt 7,5 Millionen, dazu die Bewohner von Alexandria, nach Diodor XVII 52,6 nochmals 300000 Menschen. Ob Frauen mitzählen, ist unklar.
20 Die erste Volkszählung, sofort nach der Un-
und Josephus ohne Kinder, Frauen und Greise rechnen. 2 Ed. Meyer (1909, 911) taxierte in Anlehnung an Julius Beloch die römischen Reichsangehörigen beim
Ende des Augustus
auf 55 Millionen,
drias: Karabacek 1892, 152. Dies bedeutete eine
rechnete mit einem Anwachsen in den Randprovinzen und einem Rückgang seit der Pest des Galen, ohne Zahlen zu nennen. Eine Abnahme der Bevölkerung behaupten Seeck I 337ff und
Gesamtzahl von wenigstens 20 Millionen Ein-
Boak 1955/74, kritisch Finley in: JRS. 48, 1958,
wohnern, so daß C. H. Becker (1902/03, 115f) die Angaben bezweifelt. Wären sie richtig, so
156 ff und Demandt, Fall 1984, 352 ff.
terwerfung,
ergab
über
6 Millionen
steuer-
pflichtige Männer, ohne die Bewohner Alexan-
müßten
wir
ebenfalls
die Zahlen
bei
Diodor
22 Die vorliegenden Statistiken nennt A. Talbot 1984.
330
III. Die inneren
Verhaltnisse
von Rom, das Heimkehrgedicht des Rutilius, Stadtpräfekt 414, und die Werke des Sidonius Apollinaris, die er als Rhetor
schrieb, ehe er um
470 Bischof wurde.
Ihr hohes Ansehen sicherte den Senatoren auch ein Interesse von Autoren, die diesem Stande nicht oder nur nominell angehörten, so daß wir aufschlußreiche Informationen ebenso der Außenperspektive eines Aurelius Victor, eines Ammianus Marcellinus, eines Zosimos verdanken. Unter den christ-
lichen Schriftstellern sind Hieronymus, Prudentius und Salvian ergiebig. Einen wertvollen Einblick in die Lebensverhältnisse der römischen
Senatoren bietet die vermutlich
von Gerontius stammende
Lebensbeschreibung der heiligen Melanie. Über die Rechtsstellung der Senatoren informieren uns Digesten (I 9), sowie mehrere Gesetze des ‚Codex Theodosianus‘ (VI 2f). Neben den literarischen
besitzen wir archäologische Zeugnisse: Stadt- und Landvillen mit ihrer Ausstattung, Kleinfunde, Skulpturen und Inschriften. Eine besondere, für die stadtrömischen Senatoren und ihre Wertvorstellungen wichtige Quellengattung sind die Kontorniaten, jene nach ihrem gerillten Rand benannten Schaumünzen, die zu Geschenkzwecken hergestellt wurden. Inschriften zu spätrömischen Senatoren
hat Dessau (1211-1312) zusammengestellt. Der bessere Teil der Menschheit, pars melior humani generis, das sind die Senatoren,
schriebSymmachus. Nicht nur er selbst und seine Standesgenossen haben sich als nobilissimi humani generis betrachtet, sie waren das auch in der Ansicht der Öffent-
lichkeit und in der Rangordnung des spätrömischen Staates. Noch Justinian wußte, daß der Aufstieg Roms der Politik des Senats zu danken war.’ Dennoch war das Verhältnis zwischen Senat und Kaiser lange problematisch. „Wie selten“, klagte Symmachus (or. IV 5) 376 im Senat, „werden dem Staat Kaiser
beschert, die dasselbe wollen
wie die Senatoren“.
Die Liste der Zusammen-
stöße ist lang. Caesar war von Senatoren ermordet worden. Augustus erstickte mehrere Senatsverschwörungen,
Nero desgleichen. Domitian hat den Senatoren
gegenüber tyrannische Züge gezeigt, Hadrian und Severus mußten unliebsame Senatoren ausschalten. Im dritten Jahrhundert ist die Konfrontation bei Maximinus
und Gallienus zu beobachten. Jeweils steht auf Seiten des Senats das gebildete, konservative Grundbesitzertum, auf Seiten des Kaisers das Militär, das im Zuge der Barbarisierung auch innerlich vom Senat abrückte.
In diesem Prozeß verlor der Senat an Bedeutung. Seit Augustus hatte er seine
Leitfunktion eingebüßt. Nicht einmal die Kommunalverwaltung Roms war ihm verblieben, seit es den praefectus urbi gab (s. III 4 a). Neben den Senatoren entstand aus den Angehörigen des Ritterstandes, nominell einer reinen Zensusklasse, eine zweite Schicht von Führungskräften, die im Rechtswesen, in der Finanzverwaltung und im Heer an Einfluß gewann, zumal seit Hadrian. Der Aufstieg des ordo
equester kulminiert unter Gallienus, der um 260 den Senatoren die Offizierslaufbahn verschloB.' Damit kamen sie zunächst auch nicht mehr für die größeren Statthalter-
schaften in Betracht. Am eigenen
Herkunft.
Hofe bevorzugten die Kaiser ohnedies Männer ihrer
Als Diocletian
Rom
den
Rang
einer
Residenzstadt
entzog,
war die ,,Nullifizierung" (Mommsen) des Hohen Hauses perfekt. Es liegt Ironie darin, daß gerade Diocletian die 283 unter Carinus durch Brand beschädigte Senatscurie prachtvoll wieder hat herrichten lassen.’ ! Symm.
ep.
152;
or.
6,1.
Pabst
1989;
Näf
1995. Zum Senat von Konstantinopel s. 111 4 b! ? Zum
RE.
spätrömischen
Supp. VI
ders. 1970; ders. 1972; Matthews
Senat: O'Brien Moore
1935, 795 ff; Chastagnol 1976; 1975:
1960;
Malcus 1971; Arnheim Löhken 1982; Kuhoff
1983;
Ch.
Schäfer
1991;
Näf
1995;
Schlinkert,
— Ordo 1996; Henning 1999. * Aur. Vict. 33,34; s. III 1 d!
* Chron. Min. I 148. Stein 1928, 101. Zum Bau: Coarelli
1974, 66 f.
2. Die Gesellschaft — a) Die römischen Senatoren
331
Das Ansehen des Senats besserte sich unter Constantin.’ Er ließ sich nach seinem Einzug in Rom 312 vom Senat zum senior Augustus erheben und gestattete ihm 324
die Aburteilung des Licinius. Durch die Trennung von Militär- und Zivilverwaltung waren Senatoren wieder im Reichsdienst verwendbar, wenn auch nur im Zivilbereich. Dazu zählten die ranghohen Prokonsulate von Asia (mit den ägäischen Inseln) um Ephesos, Achaia um Korinth und Africa um Karthago." Viele höhere Zivilbeamte kamen aus dem Senatorenstand, darunter die meisten Stadtpräfekten. Außerdem verlieh Constantin zahlreichen Beamten den Titel eines vir
carissimus, den die Senatoren seit dem 2. Jahrhundert trugen.’ Dazu stiftete er einen senatus secundi ordinis in Konstantinopel (s. III 4b). Constantius II trat 357 bei seinem adventus selbst mit einer Ansprache vor die rómischen Senatoren. Dasselbe tat Julian
in Konstantinopel. Auf die Anzeige seiner Erhebung zum Augustus hatte der Senat Roms Julian zur Reverenz gegenüber seinem auctor imperii aufgefordert." Das unter der constantinischen Dynastie gute Verhältnis zwischen dem Kaiser und den Senatoren trübte sich unter Valentinian I, der aus dem illyrischen Soldatenstande aufgestiegen war und Rom nie besuchte. Valentinian gestattet zwar den Senatoren für ihre Beschwerdegesandtschaften die freie Postbenutzung, bekämpfte aber die Mißstände in den senatorischen Kreisen. Wir hören von Giftmischerei, Magie, Eheskandalen und ähnlichen Fällen, die den Kaiser zum Eingreifen bewogen. Er lief eine Kette von Prozessen durchführen, bei denen hoch-
angesehene Leute verurteilt wurden. Als nach Valentinians Tod 375 Gratian die Herrschaft übernahm, verbesserte sich unter dem Einfluß des Ausonius das Verhältnis zum Senat wieder." In der Zeit von Theodosius I und seinen Mitkaisern gab es Reibereien zwischen Kaiser und Senat in Religionsfragen. Die Mehrheit der Senatoren hielt an den alten Bräuchen fest," und dies führte zum Streit um den Victoria-Altar 384
(s. III 6 a) und zur Unterstützung des Gegenkaisers Eugenius 392 bis 394 (s. II 7). Nach dessen Untergang traten die meisten Senatoren zum neuen Glauben über. Stilicho verstimmte zwar einen Teil der konservativen Senatoren, indem er die
sibyllinischen Bücher verbrennen ließ, doch durften die Senatoren 397 Gildo in republikanischer Weise zum hostis publicus erklären." Streit gab es um Steuer- und Rekrutenfragen. Die Senatoren weigerten sich, die für die Germanenabwehr geforderten Mittel bereitzustellen, und das führte zum Zusammenstoß mit Stilicho.
Der Senat hat den Sturz Stilichos begrüBt und auch dessen Frau hinrichten lassen." Die Erhebung des Senators Attalus zum Kaiser 409 war nicht das Werk des Senats, sondern der Goten. Attalus besaß keine eigene Machtbasis und scheiterte
ebenso wie die spáteren Senatskaiser Petronius Maximus (455), Avitus (456) und Olybrius (472). Die germanischen Machthaber behandelten den Senat mit Achtung. Rikimer, Odovacar und Theoderich haben es trotz aller Bemühungen indessen nicht vermocht, die Sympathien der Senatoren zu erwerben. Der rómisch-germa-
* Paneg.
XII 20.
Jones
1964,
105íf;
525 ff;
s. I1 3!
XXVIII
1, s. IL 6f
10 Themist. or. 13.178 a ; Aug. conf. VIII 3.
* ND. or. XX; XXI; occ. XVIII. ? Hirschfeld 1913, 648ff; Novak 1979. * Anon. Val. 30; Amm. XXII 7, 3.
? CTh. VIII 5,32; Amm.
XVI
10,5; XXI
" Rutilius 11 52; Claud. XXI 327 ff. 12 Symm. ep. VI 58; 62; 64; CTh. ΝῊ 13,13f; 10,7;
XI 28,4; Zos. V 29; s. I[ 8.
332
III. Die inneren
Verhältnisse
nische Gegensatz liefert den Hintergrund für den Zusammenstoß Theoderichs mit den Senatoren um Boëthius."”
Der spätrömische Senat versammelte sich an 25 Tagen im Jahr. Die ordentlichen Sitzungstage (senatus legitimus) sind verzeichnet in den Kalendern des Filocalus und des Polemius Silvius. Der Besuch war bisweilen schlecht, 50 Teilnehmer waren
erforderlich. Über die Inhalte der Sitzungen erfahren wir wenig. Die erwähnten Fälle aus der Zeit Stilichos sind die bekanntesten. Desto genauer sind wir über die Form unterrichtet. Als am Weihnachtstage 438 der ‚Codex Theodosianus‘ aus
Konstantinopel überbracht wurde, um auch im Westen für gültig erklärt zu werden, wurde - wie vermutlich auch sonst — ein Protokoll angefertigt. Es ist das einzige aus dem Altertum erhaltene Senatsprotokoll, denn es wurde in den Codex selbst aufgenommen. Die ‚gesta Senatus‘ eröffnen ihn.
Der Text beginnt mit der Nennung der beiden Jahreskonsuln, von denen einer anwesend war. Er hatte den Senat in sein Haus Ad Palmam geladen, das später mehrfach statt der Curie als Senatslokal diente, aber das Haus lag nur wenige Schritte entfernt. Namentlich werden der praefectus urbi und der vicarius urbis genannt. Die Senatoren versammelten sich und besprachen einiges, dann erschienen die beiden für die Ausfertigung des Codex verantwortlichen Beamten (constitutionarii), und der Konsul hielt eine Ansprache, in der er kurz die Entstehung des Codex
darlegte. Er verlas das Gesetz von 429, das die Herstellung des Codex angeordnet hatte. Darauf folgte eine Litanei von Sprechchören, 43 kurzen Parolen, die bis zu 28
Mal wiederholt wurden. Sie bringen die Zufriedenheit der patres und Segenswünsche für Kaiser und Reich zum Ausdruck. Der Konsul erklärte darauf, diese Parolen
seien in den Codex aufzunehmen, worauf weitere Akklamationen
folgten.
Dann erórterte er die Publikationsmodalitäten, und abermals gab es Sprechchöre." Unter dem Protokoll steht die Unterschrift des Protokollanten (exceptor) und das Datum. Theodosius Il und Valentinian III räumten dem Senat 446 Mitsprache bei der Gesetzgebung ein, doch ist unklar, ob das mehr als eine Geste war." Ein Ort, wo diskutiert und entschieden wurde, war der Senat nicht mehr. Bei allen offiziellen
Gelegenheiten mußten die Senatoren die Toga anlegen, sonst hatten sie das colobium oder die paenula zu tragen; militärische Tracht war in der Stadt verboten." Zur
Zusammensetzung
des Senats berichtet Nazarius in seiner Lobrede auf
Constantin, daß hier die Vornehmsten aus allen Provinzen, die Blüte der ganzen Welt vereinigt sei. Rutilius schreibt 417: „Der ehrwürdige Senat öffnet sich dem lobenswerten Zuwanderer und betrachtet diejenigen, die er rechtens zu den Seinen zählt, nicht als Fremde.“"
Diese Idee ist alt; stets hat der Senat sich tüchtigen Aufsteigern geóffnet. Caesar und Claudius hatten angesehene Gallier aufgenommen, später zogen Spanier, Africaner und Griechen in den Senat ein. Erst die Illyrer des 3. Jahrhunderts waren nicht mehr ihrer Bedeutung entsprechend repräsentiert, und erst recht gilt dies für " Henning 1999, 271 fF; s. II 12!
bezieht
4 CIL. 1 1, 2. Aufl. 296; CTh. VI 4,9. Arnheim 1972, 9. 15 Vgl. SHA. Alex. 6ff. té O'Brien Moore RE.
Suppl.
VI
1935, 799
das
Edikt auf Rom;
Seeck
1919,
377
und Lippold RE. Suppl. XIII 1973, 996 auf Konstantinopel. Der Text läßt das offen. 7 CTh. XIV 10.1. * Paneg. IV 35,2; Ruril. 1 13ff.
2. Die Gesellschaft — a) Die römischen Senatoren
333
die Germanen des 4. und 5. Jahrhunderts. Dies hatte zur Folge, daß der römische Senat nicht mehr die wirklichen Entscheidungsträger in sich vereinigte. Er wurde zu einem exklusiven Zirkel adliger, reicher und kultivierter Herren. Die Zahl der
römischen Senatoren erhöhte Constantin von rund 600 auf über 2000." Dieselbe Zahl erreichte der Senat von Konstantinopel unter Constantius II.” Später wurden es wieder weniger. Um 500 gab es nur noch 110 Senatoren in Rom." Der weitaus größere Teil der amtierenden Senatoren besaß diese Würde durch Erbgang. Während in der Republik der Sohn eines Senators nur dem ordo equester angehörte, bis er selbst in den Senat eintrat, zählten unter dem Principat Söhne und
Enkel von Senatoren durch Geburt bereits zum ordo senatorius.” In der Spätantike galt das anscheinend auch für noch entferntere Abkómmlinge. Der Ahnenstolz war unter den Senatoren verbreitet. Hieronymus (ep. 108) rühmte im Jahre 404 die clarissima femina Paula, die mütterlicherseits von den Gracchen und Scipionen, väterlicherseits sogar von Agamemnon abstamme. Damit
konnte sich diese christliche Heilige auf Zeus zurückführen. Ihr Mann Toxotius tat es ihr gleich, er leitete sich von Caesar und Aeneas ab. Die gens Anicia reklamierte eine Abkunft von den republikanischen Anicii aus Praeneste; Decius, der Konsul
von 486 berief sich auf die glorreiche Sippe der Decier." Derartige Stammbäume gibt es auch im Osten, wo der Philosoph Hegias von Solon, der Bischof Synesios
von Herakles, der Kaiser Anastasius von Pompeius abstammen wollte. Ausonius (XIX 45) hat über diese Ahnensucht seinen Spott ausgegossen, Agapetos (c. 4)
geifelte sie unter Justinian. Die spätrömischen Senatorenfamilien waren alle irgendwie versippt. Die Hei-
ratspolitik entsprach den materiellen Interessen und dem Standesbewußtsein dieser Leute.^ Frauen aus sozial tiefstehenden Familien zu heiraten, war ihnen untersagt.
Sie konnten
auch
nachtráglich die Kinder nicht legitimieren, die von
solchen Frauen geboren wurden. Den Senatoren war jede Art von Gescháft, jede untergeordnete Tätigkeit verboten. Ein „sittlich unwürdiges“ Leben war mit der
dignitas senatoria unvereinbar.” Über die Aufnahme in den Senat (adlectio) unterrichtet uns Symmachus. Der
amplissimus ordo kooptierte Kandidaten aufgrund von Empfehlungen, bei denen soziale Herkunft, politische Verdienste und finanzielle Lage eine Rolle spielten.
Dafür wurden Zeugen aufgerufen." Ranghohe Bewerber konnten als Quereinsteiger sogleich unter die praetorii aufgenommen werden, die übrigen begannen als
quaestorii. So erhielt der Sohn oder Nachkomme eines Senators seinen Sitz in der
Curie wie zur Zeit der Republik mit der Bekleidung der
Quaestur." Dieses Amt
hatte seine alten Verwaltungsfunktionen verloren und verpflichtete nur noch zur
Stiftung von Spielen und Getreide. Diese Aufwendungen waren sehr kostspielig, und darum wurden mehrfach gesetzliche Regelungen getroffen, die einerseits die * Chastagnol 1970, 301; 311. 2 Themist. or. 34,13. 2! Ch. Schäfer 1991. 2 CTh. VI 2, 12. ?' Dessau 827. ^ Hegias: Marin.
VP.
26; Synes.
Anastasius: Priscian Paneg. 15.
# Einen Überblick über die Verwandtschaftsbeziehungen der Senatsfamilien bilden die Stammtafeln in PLRE. I und II.
kat.
115;
# Kahlos 1998, 175 ff. # CJ. ΧΗ 1,2 u. 6; s. HI 2 c! 2# Symm. or. 5-8; ep. 1 44. Pabst 1989 z. St.
29 Zur spätrömischen Senatorenlaufbahn: Kuhoff 1983.
334
III. Die inneren
Verhältnisse
Festlichkeiten gewährleisten, andererseits die Spender schonen sollten. Mehrfach wurde betont, daß auch abwesende Senatoren, die auf ihren Gütern in den Pro-
vinzen lebten, für die Spiele aufzukommen hätten. Bisweilen gewährte der Senat würdigen Bewerbern Nachlaß.” So wie die Quaestur bestanden vermutlich auch die Aedilität und das Volks-
tribunat als Zeremonialämter fort." Das wichtigste unter ihnen war die Praetur.” Sie war das höchste Amt unter den magistratus minores und hatte noch gewisse schiedsrichterliche Funktionen, Hauptaufgabe war aber die Abhaltung der Spiele
vom 1. bis 7. Januar. Deren Mindestkosten hatte schon Constantin hoch veranschlagt, sie wurden 384 neu festgesetzt. Die Zahl der Praetoren stieg von drei auf fünf.” Die großen Familien setzten ihren Ehrgeiz daran, die praetorischen Spiele möglichst prächtig zu gestalten. Sie umfaßten Wagenrennen, Tierhetzen, Theateraufführungen und Spenden ans Volk. Zu diesem Zweck wurden besondere Medaillen (Kontorniaten) geprägt (s. u.). Symmachus beschäftigte sich in über sechzig
Briefen mit den torischen
Spielvorbereitungen und gab 2000 Pfund Gold für die prae-
Spiele seines Sohnes aus." Olympiodor
nennt sogar Kosten bis zu
4000 Pfund Gold, denselben Preis, den der Sommer-Feldzug Alarichs 408 gekostet
hat.”
Die Kandidaten für die Praetur benannte eine Senatskommission jeweils am 9. Januar 10 Jahre im voraus.“ Die Wahl traf der Kaiser. Wer sich weigerte, wurde mit
hohen Getreidebußen belegt. Starb der Ernannte zuvor, mußte sein Sohn, ja sogar seine Tochter zahlen, obschon sie die Amtszeichen eines Praetors nicht anlegen
durfte.” Boéthius (CPh. III 4,15) klagte 523, früher sei die Praetur ein mächtiges Amt gewesen, jetzt aber bloß noch ein leerer Name und eine schwere Bürde für die Senatoren. Mit ihm verschwindet die Praetur im Westen, im Osten reichen die Zeugnisse bis Justinian.* Während das ordentliche Konsulat aus dem cursus honorum der Senatoren ausgegliedert war (s. u.), blieb das Suffektkonsulat in der Kompetenz des Senats. Die Wahl fand statt am 9. Januar, der Amtsantritt zum natalis Urbis am 21. April, dessen
Spiele der consul suffectus leitete.” Das Amt erlosch unter Odovacar, im Osten gab es
später den Ex- und Ehrenkonsul. Gemäß einem Gesetz Zenos hatte ein consul honorarius 100 Pfund Gold für die Wasserleitungen der Hauptstadt zu spenden. Diese Ehre erfreute sich in Konstantinopel einer gewissen Beliebtheit." Die adlectio
inter praetorios bzw. consulares durch den Kaiser war nicht mit Spielen verbunden.“ Im Anschluß an die genannten Ehrenämter bekleideten Senatsangehörige dann
vielfach italische
Statthalterschaften im Range von correctores oder consulares.
Senatorische Prokonsuln verwalteten weiterhin die Provinzen Africa, Achaia und 3 CTh. VI 4,4; 6; 7 usw.; Symm. or. 8. M Das Volkstribunat wird erwähnt 337 (AE. 1934, 158), 371 (CTh. XII 1,74), 423 (CTh.
* Boëthius, Cons. III 4, 53; Seeck 1883 S. LX XI Anm. 329; Matthews 1975, 20f. 5 Olymp. fr. 44; Zos. V 29,9.
1 6,11) und 450 (Nov. Val. 1 3). Die stadtrómi-
3 Symm. or. 5,4; ep. I 44.
schen Aedilen erscheinen nur noch bei Auson. VII 23,31 f. 3 CTh. VI 4; Chastagnol 1958, 237 ff.
# CTh. VI 4,7 und 17. M Nov. lust. 13. δὰ Chastagnol 1958, 233 ff; Kuhoff 1983, 29ff.
* Olymp. 4, 16; 4, 25.
fr. 44; Zos. 1138; CTh. V14,3;
* CJ. XII 1,3f. Courtois
1949; Chastagnol
1958, 252; Cameron/Schauer 1982, 140. *! Dessau 1214; CTh. VI 4,10; 23.
2. Die Gesellschaft — a) Die römischen Senatoren
335
Asia (s. III 1c). Die Prokonsuln mußten schon im Principat nicht, wie in der Republik, ordentliche Konsuln gewesen sein. Der Kaiser ernannte sie. Der Gipfel einer
senatorischen Karriere war die Stadtpräfektur (s. III 5 a). Die Senatoren trugen den seit Hadrian üblichen Ehrentitel eines vir darissimus. Er
wurde abgekürzt (v. c.) hinter dem Namen geführt. Frauen und Töchter nannten sich clarissima femina (c. f.). Der Clarissimat wurde vom Kaiser in Verbindung mit bestimmten Amtern vergeben. Dazu zählen die meisten Provinzialstatthalterschaften, die in der ‚Notitia Dignitatum' erwähnt werden. Die clarissimi gehörten zu den honorati, dem Reichsadel. Später standen bloße clarissimi als titulare Senatoren unter den amtierenden.” Mit der Vermehrung der viri clarissimi erhob sich das Bedürfnis nach höheren Rängen.
Valentinian I schuf darum
zwei neue Titel. Solche
Senatoren,
die eine
prokonsulare Statthalterschaft errungen hatten (s. III 1 c), niedere Hofbeamte, vicarii, comites rei militares und selbständige duces erhielten den Rang eines vir spectabilis. Die höchsten Beamten, die Reichs- und Stadtpräfekten, Heermeister und Hofmi-
nister hingegen wurden viri illustrissimi oder einfach illustres. Zur Zeit der ,Notitia Dignitatum‘ hatte sich der Kreis der illustres bereits bis zu den comites domesticorum
ausgeweitet, auch die Kleriker wurden
ihnen jetzt gleichgestellt." Infolge der
Titelinflation verlor der Clarissimat so an Bedeutung, daß seit der Mitte des 5. Jahrhunderts nur noch viri illustrissimi im Senat saßen. Deren Vermehrung wurde
von Justinian dadurch ausgeglichen, daB er mit den viri gloriosissimi oder gloriosi
abermals eine Rangklasse darübersetzte. Populär wurde diese Ehre nicht mehr. Isidor (etym. IX 4,12) unterscheidet nur die senatorischen Rangklassen: carissimi, spectabiles und illustres. Die höchste
Rangstufe
überhaupt,
bezeichnet durch
das Prädikat nobilissimus,
blieb den Angehörigen des Kaiserhauses vorbehalten. Wie das Wort vermuten läßt, rechneten sich die Kaiser titular zum ordo senatorius. Julian begründete sein Eintreten für die Senatorenprivilegien damit, daß er selbst zu dieser Gruppe zähle.“ Die
Inhaber der genannten Ränge waren sämtlich auch viri darissimi, so daß dieser Titel neben dem jeweils hóheren bisweilen noch eigens genannt wird. Die zivile Führungsschicht des spätrömischen Reiches läßt sich insofern als der erweiterte ordo senatorius auffassen. Die nominellen Senatoren verdankten ihren Rang der Ernennung durch den
Kaiser. Alle Ämter wurden vom Kaiser nach Gutdünken vergeben, ohne daß er viel nach der Herkunft gefragt hätte. Valentinian I schrieb an den römischen Stadtpräfekten, nichts stünde einer Verleihung der carissima dignitas an Sóhne von Freige-
lassenen entgegen. Daf die Altsenatoren derartige Neulinge ablehnten, bezeugen das Eselprodigium und das Besenportentum bei Ammian.^ Die Senatswürde und die sie enthaltenden Ämter konnten auch ehrenhalber verliehen werden. So waren der antiochenische Sophist Libanios und der jüdische Patriarch Gamaliel praefecti praetorio honoris causa, der Rhetor Prohairesios Heermei-
ster (oder PPO?) ehrenhalber." Theodosius II schuf fünf Ränge. An der Spitze standen die amtierenden illustres, ihnen folgten die ehemals am Hofe dienenden 42 CTh.
XVI
* CTh.
IX 2.1.
^ CJ. 13221.
5, 52; CJ. XII
1, 12.
#4 CJ.
1.42.
XII
1,9;
Amm.
XXVII
3.16;
XXVIIH
** Lib. or.30,1: Eun. VS. 90; 496; CTh.
8,22.
XVI
336
III. Die inneren
Verhältnisse
vacantes, an dritter Stelle standen jene, die als Abwesende den Gürtel des Illustrissimats erhalten hatten, an vierter die ehrenhalber am Hof, an fünfter die ehrenhalber auswärts diese Würde bekleidet hatten.” Die vom Kaiser ernannten viri clarissimi waren von den Pflichten, Spiele zu stiften, entbunden. Senatoren, die ihre Spiele
gegeben hatten, mußten kein zweites Mal zahlen und waren von der Präsenzpflicht in Rom befreit.* Das einzige „Amt“, das die Kaiser selbst übernahmen, und die höchste Würde, die
sie zu vergeben hatten, war das
ordentliche Konsulat.” Nihil est altius digni-
tate, heißt es in einem Gesetz von Theodosius II, und Jordanes (Get. 289) nennt es:
summum bonum primumque in mundo decus. Der jeweilige Jahreskonsul (consul ordinarius) besaß vor allen anderen Bürgern den Vortritt.” Seine vornchmste Aufgabe war die feierliche Eróffnung des Jahres, dem er den Namen gab, und in dieser Verewi-
gung des eigenen Namens erblickte man die eigentliche Ehre. Üblicherweise gab es beim Konsulatsantritt am 1. Januar einen Umzug (pompa) und ein großes Wagenrennen, zu dem der Konsul in der purpuren Triumphaltoga (trabea, toga picta oder palmata)” erschien und mit einem Tuch, der mappa, das Startzeichen gab.” Dazu gehórten Geldspenden ans Volk, zeremonielle Freilassungen, mit denen an die Tat des älteren Brutus erinnert werden sollte, und eine Dankesrede des Konsuls
oder eines Rhetors an den Kaiser.‘ Der Senat übersandte dem Kaiser das Neujahrsgeschenk (strena) in Gestalt von Schalen mit je fünf Goldstücken.^ Hinsichtlich der üblichen Spenden verfügte Theodosius 384, daß niemand ganzseidene Gewänder verschenken dürfe; Goldstücke und elfenbeinerne Diptychen seien den ordentlichen Konsuln vorbehalten, die übrigen Spielgeber sollten Silber verteilen. Nach
Möglichkeit suchte man den Antritt in Rom und Konstantinopel zu begehen, doch ließ sich das meist nicht durchführen. Der ordentliche Konsul hielt sich mit seinen Lictoren oft beim Kaiser auf. Das Fest zum Konsulatsantritt, besonders aufwendig in Konstantinopel (s. III 4 b), feierten alle Städte im Reich.* Wenn
der Kaiser nicht selbst den Wunsch
hatte, Konsul zu sein, ernannte er
einen verdienten Präfekten, Minister, Heermeister oder auch einen Privatmann.* Trotz seines hohen Amtes als praepositus sacri cubiculi wurde ein Eunuch wie Eutropius im Konsulat (399) als Skandal empfunden (s. II 9). Ein Mindestalter oder ein vorausgegangener cursus honorum waren nicht mehr erforderlich. Die Kaiser selbst lardiptychen, vgl. Delbrueck
# CJ. XII 8,2. * CTh. VI 4,11.
# Listen der spätantiken Konsuln bieten die Fasten von Mommsen,
Chron.
Min. III 497 ff;
Liebenam 1909 und PLRE.I 1041ff (260 bis 400 n. Chr.), 11 1242} (395-527 n. Chr.). Bagnall 1987. * CJ. XII 3,1; Jord.
Get.
289;
CTh.
VI 6;
Themist. or. 16,7. *: Wollte ein Kaiser einen Konsul besonders ehren,
so übersandte
er ihm
das Gewand,
das
1929, 44; 53 f; 65 f;
Breckenridge bei Weitzmann 1979, 46ff. Die poetische Beschreibung eines Neujahrsrennens bietet Sidonius c. XXIII 307 ff. 5. Amm.
XXII 7,2; Paneg. III; Auson. XX.
54 Symm. rel. XV. 55 CTh. XV 9,1: Lib. ep. 1021. Diese Aufwandsbeschránkungen sind oft durchbrochen worden:
Symm.
z. St.; Chastagnol % Hieron.
ep.
ep. IV 8,1 mit Marcone
1987
1958, 250; Delbrueck I. c. LII
11; Auson.
XX
7; Soz.
IV
ein berühmter Amtsvorgänger getragen hatte:
23,8.
Ausonius XX
57 Zum ersten germanischen Konsul, vermutlich Fl. Ursus, s. HI 1 d !
11.
52 Diese Szene ist in der spätantiken Kunst häufig dargestellt worden, insbesondere auf Konsu-
2. Die Gesellschaft — a) Die römischen Senatoren
337
bekleideten immer das erste Konsulat ihrer Amtszeit, oft waren sie mehrfach Konsuln: Diocletian neunmal, Constantin achtmal, Theodosius II achtzehnmal. Männer außerhalb der Kaiserfamilie kamen nur ausnahmsweise zu einem zweiten Konsulat, so Merobaudes 383* und Stilicho 405: ein drittes kommt nur einmal vor, für Aëtius 446. Wachsenden Anteil erhielten die Angehörigen der senatorischen Familien: Die Decier brachten es in fünf Generationen auf vierzehn Konsuln.“ In
den Zeiten des Doppelkaisertums ernannte der senior Augustus beide oder jeder Kaiser einen Konsul, der im eigenen Reichsteil an erster Stelle stand.” Schwierigkeiten ergaben sich aus den hohen Kosten des Amtes. Marcian verfügte
452, daß statt der Geldspenden 100 Goldpfund zur Ausbesserung der Wasserleitungen zu stiften seien. Dies forderte Zeno ebenso von den seit Leo bezeugten consules honorarii, die Zeno
in größerer Anzahl
ernannte."
Die Spiele blieben ein
teures Vergnügen." Theoderich ermunterte die Senatoren, sich zum Amt und seinen Kosten zu bekennen." Sie werden von Prokop (HA. 26,12f ) auf mindestens 2000 Pfund Gold geschätzt, doch stiftete damals den größten Teil der Kaiser. Im
Westen endet die Reihe der Jahreskonsuln nach vorangegangenen Unregelmäßigkeiten
unter den Ostgoten
mit Flavius Decius
Paulinus
534, im Osten
541
mit
Flavius Anicius Faustus Albinus Basilius.“ Fortan übernahmen nur noch die Kaiser
selbst im ersten Jahr ihrer Regierung ein Konsulat. Die Unzuträglichkeiten der Konsuldatierung, die selbst schon rechnerisch unanschaulich ist, wurde gesteigert
durch zuweilen spáte Ernennung, in Krisenzeiten durch fehlende Anerkennung
und gewöhnlich langsames Bekanntwerden. Daher sind die meisten ägyptischen Urkunden nach den Konsuln des Vorjahres datiert (Postkonsulate). Die Jahresbezeichnung wurde 537 umgestellt auf Regierungsjahre des Kaisers.” Dazu trat im Osten die Weltära, gezählt vom ersten Schöpfungstage, den Julius Africanus auf den 1. September 5508 v. Chr. berechnet hatte, während im
Westen unsere Zählung nach Christi Geburt üblich wurde, eingeführt durch den gotischen Mönch Dionysius Exiguus im 6. Jahrhundert. Beda übernahm sie in seine Schriften, seit der Zeit Karls des Großen war sie amtlich in Gebrauch. Die noch von
Hieronymus
in seiner Weltchronik
verwendete
Olympiadenrechnung
verbot
Theodosius 11.* Nach Ablauf des Konsulats behielt der gewesene Konsul seinen hohen Rang,
doch trat er hinter den je amtierenden zurück. Innerhalb der ehemaligen Konsuln genoß
derjenige
Vorrang,
der außerdem
Präfekt
oder
Heermeister
war.
Wenn
mehrere diese doppelte Würde besaßen, rangierte der dienstälteste oder derjenige voran, der zudem den Titel eines patricius trug."
Den spätantiken Patriciat, einen persönlichen Ehrenrang, hatte Constantin gestiftet.“ Er wurde nur wenigen, um das Kaiserhaus besonders verdienten Perso** Die Designation des Merobaudes
zu einem
dritten Konsulat hat nicht stattgefunden: Waas 1971, 42fF. * Cameron/Schauer 1982, 143. "M Eine solche Regelung vermutet Mommsen,
** Cassiod. var. III 2; 39; VI 1.
64 480 # %
Die Verwechslung der beiden Konsuln von und 541 klären Cameron/Schauer 1982. Nov. lust. 47 von 537. Lydos mens. IV 64.
Ges. Schr. VI 334ff; 363 ff.
*' CTh. VI, 6,1; CJ. XII 3,1.
s CJ. XII 3,2f. Mathisen 1991. *? Dazu den poetischen Seufzer des Asterius, cos. 494: Riese, Anth. Lat. I 1894, 18f.
** Zos. 1I 40,2. Heil 1966.
338
III. Die inneren
Verhältnisse
nen zuteil. Seit Flavius Constantius (414) trug der jeweils erste Heermeister im Westen den Titel patricius. Er bezeichnet den Reichsfeldherrn. Im Osten gab es meist
mehrere
patricii nebeneinander,
zivile
und
militärische
Amtsträger
im
gleichen Verhältnis.” Zeno verordnete, daß „die Ehre des Patriciats, die über allen anderen stehe“, nur solchen Männern zuteil werden könne, die zuvor ordentliche
Konsuln, Präfekten, Heermeister oder magistri officiorum gewesen seien.” Der Patriciat blieb über die Zeit Justinians hinaus erhalten, doch wurde der Kreis der
Inhaber erweitert. Unter den Privilegien der Senatorenklasse war wohl das wichtigste, daß ihre An-
gehörigen nicht den ordentlichen Gerichten unterstanden, sondern nur von ihresgleichen gerichtet werden durften. Alle Prozesse gegen Senatoren im suburbikarischen Italien gehörten seit Gratian 376 vor den Stadtpräfekten und ein senatorisches Fünfmännerkollegium, ein iudicium quinquevirale." Sonst richtete der praefectus praetorio oder der Kaiser selbst. Senatoren durften nicht in Untersuchungshaft
genommen, nicht gefoltert werden, und wenn es doch geschah, dann erhoben sich laute Proteste.” Die Senatoren zahlten außer der annona eine jährliche
Grundsteuer
(collatio
glebalis oder foilis), die nach Schätzklassen bemessen wurde. Constantin hatte drei, Theodosius vier von ihnen eingerichtet. Hinzu kam das aurum oblaticium, bei Fünfund Zehnjahresjubiläen vom Senat als Körperschaft gezahlt.” Von Einquartierung
waren Senatoren befreit. Für die einzelnen Provinzen waren defensores senatus bestellt, die dort für die Wahrung der Privilegien der Senatoren sorgten.“ Wo immer ein Senator wohnte, nie unterstand er den städtischen Behörden. Er war allein echter civis Romanus, reichsunmittelbar. Aus diesem Grunde waren die Senatoren
von Curialenpflichten und Frondiensten befreit. Der Besitz der Senatoren” war die Grundlage für die soziale und politische Bedeutung ihres Standes. Reichtum in der Antike war eigener Boden, und so waren
die Senatoren in erster Linie Grundbesitzer. Außer dem Kaiser und der Kirche hätte niemand solch ausgedehnte Liegenschaften, sie reichten vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, schreibt Ammian (XIV 6,10). Von mehreren Familien wissen wir, daß sie außer ihrer Stadtvilla in Rom, etwa auf dem Caelius oder dem
Esquilin," zahlreiche Landgüter, villae, besaßen, nicht nur in Italien, sondern auch in Africa, Gallien und anderen Provinzen.”
Über das Aussehen dieser Villen unterrichten uns Sidonius Apollinaris in seinen
Briefen und Gedichten sowie einige nordafrikanische Mosaiken.” Zahlreiche dieser Anlagen sind ausgegraben,” die eindrucksvollste ist die Filosofiana bei Piazza Armerina in Sizilien.” Diese Villen lagen abseits der Straßen, fern von Häfen und Städten, # Mathisen 1991. » CJ. XII 3,3. " CTh. 111,12; IX 1,13; 1935; Flach 1996. ΤΣ CTh. IX 2,1; 35, 5.
” Die Villen des Symmachus: XV
14,4.
Coster
73 Symm. or. 3,1 ^ CTh.
128; VI 3,3; VII 8,1.
Seeck
1883,
XLV ff. ? Sidon. ep. 112; 9; carm. 18; 22. BianchiBandinelli 1971, 224f; 263. * L. Mulvins in Bowden u.a. 2004, 377 ff.
# Zu den spätrömischen Villen: Schulten 1896, 45; 53; 57 ff; Paribeni 1940; Thomas
1964; Dygg-
7 Arnheim 1972, 143 ff; Goffart 1980, 70 ff.
ve/Verters 1966; Swoboda 1969; Mirkovic 1979/82.
* Hillner 2004, 123 ff.
Zu Aquitanien: Balmelle 2001. Zur Villa Filosofia-
2. Die Gesellschaft — a) Die römischen Senatoren
339
besaßen prunkvolle Säulenhallen und Speisesäle, Bäder und Bibliotheken, Tempel oder Kapellen, vielfach reich mit Marmor und Mosaiken dekoriert. Dazu gehörten Wandelgänge, Wildparks und Fischteiche, sowie die Behausungen des Personals. Constantin verbot 321, Säulen und Marmor aus den Städten aufs Land zu bringen, während derartige Transporte von Stadt zu Stadt, von Gut zu Gut erlaubt blieben.
Der städtische Bauschmuck sollte nicht privatisiert werden.“ Seit dem 4. Jahrhun-
dert sind diese Anlagen vielfach befestigt gewesen; mit dem 5. Jahrhundert finden sich auch Kirchen auf ihnen." Besonders gut sind wir über den Familienbesitz der Valerii unterrichtet. Als ihre Erbtochter Melanie" den Entschluß faBte, der Welt zu entsagen und ein christliches Leben zu führen, versuchte sie, ihre Güter zu veräußern, und in diesem
Zusammenhang spricht ihr Biograph Gerontius von ihnen. Ihr Jahreseinkommen wird mit 120000 solidi (1600 Pfund Gold) beziffert. Das Stadthaus auf dem Mons Caelius in Rom war so groß und prachtvoll, daß selbst Serena, die Frau Stilichos, es nicht bezahlen konnte." Es wurde beim Einfall Alarichs 410 zerstórt. Ein Teil dieser Hausanlagen ist ausgegraben worden. Unter den Funden ist ein Silberschatz bemerkenswert, der vermutlich damals versteckt worden war, sowie eine Reihe von
Bronzetafeln, die uns über die Klientel der Familie unterrichten (s. III 4 c). Auch in der Nähe der Stadt besaß Melanie Anwesen, weitere lagen in Campanien und Apulien. Eine dieser Villen hatte ein vivarium, einen Park mit Hirschen, Rehen und Wildschweinen, bot Thermen, ein Schwimmbad im Freien und dazu einen Blick aufs Meer. Den Unterhalt lieferten angeblich 60 Dórfer mit je 400 Landsklaven. Weitere Güter lagen in Britannien, Spanien, Mauretanien, Numidien und
Africa Proconsularis. Melanies Grundbesitz in Thagaste, der Heimatstadt Augustins, war größer als das Stadtgebiet. Dazu gehörten verschiedene Metallverarbei-
tungsbetriebe und zwei Bischófe, ein katholischer und ein donatistischer.
Aus Olympiodor (fr. 43f) ersehen wir, daß es noch reichere Senatorenfamilien als die Valerier gegeben hat. Als hóchste Jahreseinnahmen werden 4000 Pfund Gold (288 000 solidi) angegeben, ungerechnet der Naturaleinnahmen in Hóhe eines weiteren Drittels der Bareinkünfte. Wir hören von Stadthäusern mit eigenem podrom,
eigenem Forum, eigenen Wasserleitungen, Bädern, Tempeln
Hip-
und Kir-
chen. Die reichste Familie in Ágypten waren die aus den Papyri des 6. Jahrhunderts bekannten Apiones." Angesichts dessen kann es die Senatoren kaum ernstlich getroffen haben, wenn
ihnen traditionellerweise Geldgeschäfte untersagt waren. „Den Vornehmen (potentes) ist nicht alles erlaubt, was man den kleinen Leuten (humiles) nachsieht. Einem Würdenträger steht es schlecht an, Geschäfte zu betreiben oder Kneipen zu besuchen. Es ist schändlich für Senatoren, Zinsen zu nehmen". Das Zinsverbot ließ sich dadurch umgehen, daß die minderjährigen Senatorensóhne als Gläubiger auftraten. 405 wurde den Senatoren die Hälfte des Maximalzinses, 6 Prozent gestattet.” 408 na bei Piazza Armerina: Kähler 1973; Manganaro
^ VMelan. 14. Brenk 2003, 113 ff.
1979/82; Settis 1979/82; Carandini 1982. * CJ. VIII 10,6. #2 Sfameni in: Bowden u.a. 2004, 335 ff; s. 111
Hardy 1931, 25 ff. # CSEL. 50, 203. κ᾽ Joh. Chrys. PG. 58,557;
3a! Zum Kloster auf dem Lucullanum s. I 10! *! VMel. pass; Palladius HL. 43; 61. Colini 1944, 253 ff; Demandt/Brummer
1977; Spidlik
1996.
Straub 1972, 304 ff.
CTh.
I1 33,
3f.
340
III. Die inneren
Verhältnisse
oder 409 untersagte Honorius dem Reichsadel nochmals das Handeltreiben. Gestattet war es, derartige Geschäfte durch abhängige Kaufleute, in der Regel Frei-
gelassene, betreiben zu lassen.” Die Forschung” rechnet vielfach mit einem Anwachsen des Großgrundbesitzes. Die Liegenschaften der Symmachi, Valerii und Petronii im Westen und die Ländereien der Apiones
und
Eulogioi im Osten
waren
fraglos ungeheuer
groß,
aber
derartiges ist auch schon unter dem Principat bezeugt.” Statistische Unterlagen für Besitzkonzentration haben wir nicht, und die Klagen der Zeitgenossen über die Raffgier der Reichen”
lauten allzeit ähnlich. Es könnte sein, daß das
Nebeneinander von Groß- und Kleinbesitz seit der späten Republik mehr oder weniger gleich geblieben ist.
Vorsicht ist auch gegenüber der Annahme geboten, daß die Germanen
in den
von ihnen beherrschten Provinzen Bodenreformen durchgeführt hätten. Gewiß
haben sie das für ihren Eigenbedarf beanspruchte Land vorwiegend aus den GroBgütern der Senatoren herausgeschnitten, und deren Widerstand dürfte den Heermeister Orestes 476 bewogen haben, den Truppen das geforderte Drittel zu verweigern, so daB diese Odovacar zum König erhoben (s. II 10). Die Aufteilung hat dann wohl stattgefunden, aber auch Odovacar hat einen Mann wie seinen comes
domesticorum Pierius mit Liegenschaften fürstlich ausgestattet, und aus dem Testa-
ment des Bertram von Cenomani kennen wir einen Typ von Großgrundbesitzer aus dem merowingischen Reich, der sich würdig neben den spätrömischen Landmagnaten sehen lassen kann.” Wenn sich eine Zunahme des Großgrundbesitzes für die Spätantike nicht beweisen läßt, so gibt es doch Anzeichen dafür, daß an die Stelle des früheren Streu-
besitzes nun regionale Besitzkonzentrationen traten. Die Verteilung des Grundeigentums auf verschiedene Provinzen diente in der Principatszeit zur Minderung
des Risikos bei Trockenheit oder anderen Unbilden. Vorausgesetzt ist dabei die Verkehrseinheit des Mittelmeerraumes. Sie ging seit dem 5. Jahrhundert verloren. Trotz wiederholter Versuche gelang es den Kaisern nicht, regionale Hausmacht-
bildungen zu verhindern. In dieselbe Richtung weist die Bedeutung der Senatoren als Patrone. Das römische Klientelwesen hatte in der hohen Kaiserzeit an Bedeutung verloren, gewann in der Spätzeit jedoch wieder an Einfluß. Wie wir zumal aus Inschriften wissen, standen Kirchen und Körperschaften, Städte und Provinzen in der erbli-
chen Klientel einzelner Senatoren. Von den Patronen wurden
Stiftungen und
Wohltaten erwartet, die Klienten ehrten ihre Patrone durch Standbilder.”
Wie über den Besitz, so sind wir auch über den Lebensstil der spätrömischen Senatoren
gut unterrichtet.
Viele von ihnen wohnten
auf ihren Gütern,
es gab
keine Präsenzpflicht mehr in der Hauptstadt.” Ausonius (II) beschreibt in einem
Gedicht seinen Tageslauf, Symmachus liefert zahlreiche Einzelzüge, Ammian geiBelt das süße Leben der Senatoren in zwei stadtrômischen Exkursen.” Am poli9 CJ. IV 63,3; CTh. XIII 1,5. *! Seit Schulten 1896, 13. Chastagnol
295;J. Martin 1986, 75. * Plin. NH.
XVIII 35.
% Ambros. CSEL. 32,469f.
1970/81,
92 Jones 1964, 782 fF. * Dessau 6111-6117;
8984 f, 8987.
Harmand
1957; Matthews 1975, 26ff.; Krause 1987. % CTh.
VI 2,16; IV 2; CJ. ΠΠ 24,2.
% Amm. XIV 6; XXVIII 4.
2. Die Gesellschaft — a) Die römischen Senatoren
341
tischen Leben nahmen sie kaum Anteil. Symmachus verbrachte nur drei Jahre seines langen Lebens im Staatsdienst. Das Ideal der Senatoren war ein otium cum dignitate. Sie lebten im Kreise zahlreicher Diener: Leibsklaven, Pförtner, Köche, Eunuchen
usw. Ging der Herr ins Bad, so begleitete ihn ein möglichst großes Gefolge, wohlgeordnet, eine regelrechte pompa balnearis. Abgesehen von der Überwachung ihres
Personals” widmeten sie sich der Unterhaltung. Winters wohnte man in der Stadt, empfing und machte Besuche, ging ins Theater, in die Arena, in den Hippodrom.
Sommers lebte man auf dem Lande, unternahm Jagdausflüge und Bootsfahrten und genoB die „süße Muße in der Zurückgezogenheit der Natur, wo Unwesentliches wesentlich wird, wo dir niemand die Zeit stiehlt und du nichts tust, was du nicht
magst "."
Es ist begreiflich, daB an diesem Lebensstil heftige Kritik geübt wurde. Junior (exp. 55) erzáhlte seinem Sohn vom Reichtum der Senatoren, die alle Staatsbeamte sein kónnten, aber lieber ihre Güter genóssen und die Gótter verehrten. Aurelius
Victor und Ammian tadeln insbesondere das Desinteresse an der Reichspolitik." Der Senator Naucellius widmete sich der Literatur und dem Landleben, und sein Freund Symmachus (ep. II 35) bemerkte: „Wir pflegen uns durch höfliche Grußformeln anzublöken (blaterare) und kümmern uns nicht um die Geschicke des Staates, die patriae negotia, quae nunc angusta vel nulla sunt". Zur Formulierung dieser Einsicht verwendet er ein Plinius-Zitat (ep. III 20,10f). Symmachus hatte andere Sorgen. Ihn beschäftigten die Bären, Panther und Krokodile, die er für die Schau-
spiele seiner Sóhne benótigte, oder er beschwerte sich bei einem Freund darüber,
daß 29 kriegsgefangene Sachsen, die er für die Arena gekauft hatte, sich im Gefängnis gegenseitig umgebracht hátten, anstatt dem rómischen Volk den Anblick ihres Todes zu gönnen.”
Ein Vorwurf Ammians indessen ist ungerecht: die Gleichgültigkeit der Senatoren gegenüber der Literatur. Ihre Bibliotheken wären ewig verschlossen wie Gräber, der literarische Geschmack käme über Juvenal und Marius Maximus nicht hinaus.'
Tatsächlich stand die Literatur im „Symmachus-Kreis“ hoch im Kurs. Man schrieb Briefe und Gedichte, diskutierte über kulturgeschichtliche, religionsphilosophische und literarische Fragen und bemühte sich um die Sammlung und Verbreitung der Klassiker. Viele Texte sind uns nur deswegen erhalten, weil sie im Auftrage spátrómischer Senatoren aus den Rollen in Buchform umgeschrieben wurden." Diese Seite literarischer Tätigkeit ist wichtiger als das, was die Senatoren selbst verfaften. Dazu gehören die ‚Historia Augusta’, jene teilweise zur Hanswurstiade abgesunkene Kaisergeschichte,'” die , Ora Maritima' des Avienus, sowie die ‚Saturnalia' des Macrobius, ein antiquarischer Dialog der senatorischen Literaten.
Bis zum Ende des Eugenius 394 war der Senat überwiegend heidnisch (s. III 6 a), doch haben seine literarischen Bemühungen den Glaubenswechsel überdauert. Einen Einblick in die Denkwelt der spátrómischen Senatoren zeigen die Bildthemen % Auson. XVIII 26. ? Symm. ep. 53; Auson. XVIII 6,31 ff. *! Aur. Vict. 37,5 ff; Amm. XIV 6; XXVIII 4. Demandt 1965, 14 ff; Matthews 1975, 2 fF. # Symm. epp. Il 46; IV 12; ΝῚ 121; IX 141; 151. Seeck 1883 S. LXXI; Jones 1964, 560f.
1 Amm. XIV 6,18; XXVIII 4,14.
? Lommatzsch
1904.
Eine wichtige
Quelle
hierfür sind die subscriptiones in den erhaltenen Klassiker-Handschriften: Zetzel 1981, 211 ff. Zu Naucellius und der literarischen Muße: Speyer 1959; Epigr. Bob. 5. 192 Johne 1976; s. I 2!
342
III. Die inneren Verhältnisse
der seit 358 als Neujahrsgeschenke der Praetoren beliebten
Kontorniat-Me-
daillons.'"* Neben zahlreichen Symbolen der alten Mythen und Religionen begegnen uns Szenen aus dem Theater und dem Zirkus, bestimmte Kaiserporträts, darunter Nero, Trajan und Julian, Bilder aus dem Alexanderroman, der um 300 durch Julius Valerius eine Neufassung erhalten hatte, und literarische Gestalten wie Homer, Euripides und Demosthenes, Terenz, Sallust, Horaz und Apuleius.
Mehrere Angehörige des spätantiken Senatsadels lassen sich als Persönlichkeiten fassen. Zu ihnen zählt außer dem Literaten und Stadtpräfekten Symma-
chus, der sich 384 vergeblich um die Wiederaufstellung der Victoria in der Senatscurie bemühte (s. III 6 a), ebenso der Hauptredner bei Macrobius,
Vettius
Agorius Praetextatus, Stadtpräfekt 367 und 384 Reichspräfekt, Inhaber zahlreicher Priesterämter und Kenner der lateinischen und griechischen Literatur, neben seiner Frau Paulina,'* weiterhin Virius Nicomachus Flavianus, Konsul 394 und Anhänger
des Eugenius (s. II 7). Auch sie waren Heiden. Das bedeutendste der späten Senatorengeschlechter war die aus Africa stammende gens
Anicia. Unter Diocletian und Constantin stellte sie wichtige Beamte,
darunter Konsuln in den Jahren 298, 322, 325 und 334. Nachdem die Familie in männlicher Linie ausgestorben war, erneuerte sie der Christ Sextus Petronius Probus, Anicianae domus culmen, der viermal Reichspräfekt war und zu den mächtigsten
Männern seiner Zeit gehörte. 371 war er Konsul. Er baute der gens Anicia einen Marmorpalast in Rom'” und das Templum Probi, ein Mausoleum an die Westseite von Sankt Peter.'* Die Anicier waren im 5. Jahrhundert mit dem Kaiserhaus verschwägert und brachten in Olybrius 472 selbst einen, wenn auch nur kurzlebigen Kaiser auf den Thron. Seine Tochter Anicia Juliana, die Enkelin Valentinians III,
erbaute die Polyeuktos-Kirche, das damals prächtigste Gotteshaus in Konstantinopel. Außerdem stellten die Anicier mehrere Konsuln und Stadtpräfekten, sowie
zwei Päpste, Felix III und dessen Urenkel Gregor den Großen.'” Neben den Aniciern glänzten die Symmachi," Nicomachi, Decii, Petronii, Valerii, Ceionii und
Lampadii.
In den Westprovinzen des Imperiums spielt der senatorische Adel auch noch unter germanischer Herrschaft eine Rolle. In Africa, Spanien und Gallien verkórperte er die Romanitas." Männer wie Ausonius, Rutilius und Sidonius vertraten die kul-
turelle Tradition in Gallien. Aus diesen Kreisen kamen Bischófe wie Gregor von Tours, Venantius Fortunatus und Avitus von Vienne. Sie überlieferten, was an
Bildungsgütern noch übrig war, ins romanische Mittelalter (s. III 5).
Während der Senat von Byzanz fortbestand, ja sogar eine gewisse politische Bedeutung gewann (s. III 4 b), verkórperte der Senat in Rom unter der Goten103 Alföldi 1943; 1976/1990. Zum Beginn der
V? Zu Probus: Dessau 1267; Amm. XXVII 11.
Kontorniatprágungen: Chastagnol 1958, 251.
Coskun
2003, 368 ff. Zur Familie: Gregorovius,
104 Dessau 1258ff; 4003. Matthews PLRE. 1722ff; Kahlos 1994; 1998; 2003, 370f. 15 CSEL. 25, 895.
Rom]
1859, 94ff;
1975, 6; Coskun
16 E. Diehl 1925 Nr. 63. Das Gedicht des Ambrosius auf den Tod des Probus: M. G. Schmidt 1999. Zum Templum Probi s. III 4 a!
1956; Novak
Usener
1877;
Momigliano
1979; ders. 1980.
18 Alan Cameron 1999. 1% Zu den Senatoren in Gallien: 1948;
in Spanien:
M. Overbeck 1973.
ders.
1965,
54ff;
Stroheker in
Africa:
2. Die Gesellschaft — b) Die Sklaven
343
herrschaft nochmals die antike Tradition," ist dann aber im 6. Jahrhundert erloschen." Die letzten bekannten Senatsbeschlüsse von 533 betreffen Mißstände bei der Papstwahl. Justinian nennt den Senat noch einmal in der pragmatischen Sanktion, die er 554 nach der Niederwerfung der Ostgoten erlassen hat. Nach dem
Einbruch der Langobarden hóren wir von einer Gesandtschaft rómischer Senatoren, die 579 in Konstantinopel um Hilfe bat, doch in den Auseinandersetzungen
Papst Gregors mit den Langobarden in den Jahren danach tritt der Senat nicht mehr in Erscheinung. In seiner 593 gehaltenen 18. Predigt sagt Gregor senatus deest, populus interiit, vacua ardet Roma. Papst Honorius (T 638) verwandelte die leere Senatskurie in eine Kirche."
b) Die Sklaven Quellen: Die Quellen zur spätantiken Sklaverei sind spärlich. In der Historiographie begegnen Sklaven nur ausnahmsweise, wenn sie in die Politik hineinspielen: so 376 nach dem Übergang der
Westgoten
über
die
Donau
(s. 11 6), während
der
Kämpfe
in Oberitalien
mit
Radagais
und
Alarich (s. I1 8) und bei der Belagerung Roms durch Totila 545 (s. 11 12). Zu Sklavenflucht und Freilassung liefern die einschlägigen
‚Sortes Sangallenses' und der ,Astrampsychos'
Hinweise.
Zur Einstellung heidnischer Kreise bieten Libanios (or. 25) und Macrobius (I 11) Material. Die Rechtsliteratur geht vielfach auf die Sklaverei ein im Zusammenhang mit Versklavung und Freilassung, mit Ehe- und Familienproblemen. Eine makabre Quellengattung sind die spätrômischen „Hundemarken“ (CIL. XV 7171 ff s. u.). Über Sklavenpreise informieren uns neugefundene Fragmente des Diocletians-Edikts. Viel Material bieten die Kirchenväter, ein Schlaglicht der ,Querolus'. Eine wert-
volle Studie über die Sklaven in den spätrömischen Oxyrhynchos-Papyri verdanken wir Fichmann 1973. Er weist auf das terminologische Problem hin, daß alle griechischen Begriffe außer ἀνδράποδον, unspezifisch sind, auch δοῦλος.
Servitutem mortalitati fere comparamus, heißt es bei Ulpian.' Sklaverei erschien ihm ebenso unerfreulich, ebenso unvermeidlich wie der Tod. Nach dem ius naturale würden zwar alle Menschen gleich und frei geboren, aber das ius gentium unterscheide Freie, Sklaven und Freigelassene.? Sklaverei finden wir tatsächlich zu allen Zeiten, bei fast allen Völkern des Altertums, doch war sie nicht immer und überall gleichermaßen wichtig.
Während der späten Republik, als die Kriegsgefangenen aus dem hellenistischen Osten, aus Spanien und Gallien zu Zehntausenden eingebracht wurden, hatte die Zahl der Landsklaven erheblich zugenommen. Mit Beginn der Kaiserzeit jedoch scheint der Anteil der Sklaven rückläufig. Die übliche Freilassung geborener Sklaven mit dem dreißigsten Lebensjahr oder gekaufter Sklaven durch Testament (s. u.) verminderte den Bestand, und neue Kriegsgefangene kamen während des Kaiserfriedens kaum noch auf den Markt. Die im dritten Jahrhundert häufigen Bürgerkriege vermehrten die Sklavenzahlen nicht, weil nach römischem Recht
ein Bürger auf Reichsboden nicht gewaltsam versklavt werden konnte und nach
vorübergehender Gefangenschaft bei den Barbaren seine Freiheit zurückerhielt, n? Ch. Schäfer 1991. 1! Chastagnol in: Lepelley 1996, 345 ff. 12 Zur Papstwahl: Cassiod. var. IX 15,3; 16,3. Zur pragmatischen
Sanktion:
CIC.
ΠῚ S. 799f.
Zur Gesandtschaft von 579: Menander fr. 24; Stein 1939/68, 308 ff. Zu Gregor: PL. 76, 1010. ' Dig. L 17,209. ? Dig. 1 1,4; L 17,32.
344
III. Die inneren
Verhältnisse
sobald er wieder römischen Boden betrat (ius postliminii). Dies galt auch noch in der Spätzeit, vorausgesetzt, daß der Betreffende sich den Barbaren nicht freiwillig angeschlossen hatte. War er freigekauft worden, so mußte er den Preis erstatten oder abarbeiten.’ Die Herkunft
der Sklaven (servi, mancipia, δοῦλοι) im spätrömischen
Reich
zeigt keine neuen Züge. Ein Teil bestand aus Kindern von Sklavinnen.' Im Hause geborene, mithin — so die Annahme - an ihr Schicksal gewöhnte Sklaven (vernae) galten als besonders verläßlich. Die Herren hatten darum ein Interesse an unfreiem Nachwuchs.
Eine zweite Quelle war der Sklavenhandel. Die Händler übernahmen Sklaven von Herren, die sie loswerden wollten, und kauften Kinder auf. Diese offenbar nie
unterbundene Praxis galt als anstößig und wurde stets als Zeichen größter Not gewertet. Um sie zu mildern, zahlte der Staat seit Trajan Erziehungsbeihilfen, alimenta. Freigeborene Kinder — so bestimmte Diocletian -- könnten weder verkauft
noch verschenkt noch verpfándet werden.’ Geschähe es trotzdem, so dürften die Eltern das Kind zurückkaufen oder gegen einen anderen Sklaven umtauschen, so befahl Constantin.* Wer durch Maxentius seine Freiheit verloren habe, erhalte sie zurück.’ Theodosius befahl 391, alle in die Sklaverei verkauften Kinder bedingungslos freizulassen, die westgotische interpretatio fügt hinzu: nach Ableistung
des Dienstes. Was damit gemeint ist, erfahren wir aus Augustin: das verkaufte Kind mußte bis zum 25. Lebensjahr dienen.‘ Findelkinder konnten als Sklaven behandelt werden, bis Justinian das abschaffte.? Trotz der verschärften Todesstrafe, die Constantin auf Kindesentführung gesetzt hatte, belieferten immer wieder Kindesráuber den Sklavenmarkt. In den Hafenstädten wurden Kinder auf die Schiffe gelockt und entführt.^ Augustin beschwerte sich über die dadurch bewirkte „Entvölkerung“ Africas und zitierte ein Gesetz des Honorius, das den umherziehenden galatischen Sklavenhändlern Blei-
peitsche und Verbannung androhte und ihre „Ware“ zugunsten des Fiskus zu beschlagnahmen befahl." Vermutlich wurden freigeborene Personen dann entlassen und
unfreie
in
den
Staatsdienst
übernommen.
Tribonian
nennt
zudem
den
Selbstverkauf von Personen über 20 Jahren in die Sklaverei." Einen Fall beschreibt Palladios (HL. 37), der Sklave bekam 20 Goldstücke für die Aufgabe seiner Freiheit. Daß der Sklave nicht eigentumsfähig war, wurde in solchen Fällen übersehen.
Ein großer Teil der Sklaven bestand aus gefangenen
Barbaren. Nach Tribonian
ist die Sklaverei entstanden, als die Feldherren dazu übergingen, die Gefangenen nicht zu töten, sondern zu verkaufen." Julian spricht von den galatischen Skla3 CTh.
V 7,1; CJ. VIII 50. Literatur zur spät-
°C). 114,26; IV 43,1.
römischen Sklaverei allgemein: Westermann, Skla-
* CJ. IV 43,2; FIRA. II 468; CTh. V 10,1. D.
verei, RE. Suppl. VI 1935, 994-1063; Bloch 1947/ 63, Vittinghoff 1961; I. Hahn 1961; ders. 1976; Seyfarth 1963, 127f£; Bellen 1971; Fichman 1973
Simon 1977, 35 ff. ? CTh. V 8,1. 8 CTh. III 3,1; Aug. ep. 10; 24 Divjak. Will-
(Abnahme
vonseder 1983.
der
Sklavenzahl 152f);
Finley 1980;
MacMullen 1987; Garnsey 1996. Zur Sklaverei in Gallien: Grieser 1997; unter Constantin: Herrmann-Otto in: Demandt/Engemann 2006, 83 ff.
Reiche Bibliographie bei Brockmeyer 1979. * Herrmann-Otto
1994.
9 CTh. V 9,1; Nov. lust. 153. 19 CTh. IX 18,1; Julian 305 C. " Augustin ep. 10 Divjak. Szidat 1985.
12 CIC. Inst. I 3,4; CJ. VII 16,16. 3 CTh.
XIII 4,4; CIC. Inst. 13,3.
2. Die Gesellschaft — b) Die Sklaven
345
venhändlern, die in betráchtlichem Umfange bei den Goten jenseits der Donau Menschen einzukaufen pflegten. Themistios zufolge waren die dortigen Grenzoffiziere im Nebenberuf Sklavenhändler.“ Offenbar haben die Germanen die in ihren Stammeskriegen gemachten Gefangenen großenteils an die Römer verkauft. Ga-
later als Sklavenhändler kennt auch Claudian. Ammian nennt gefangene Armenier, Augustin Berber."
Gewóhnlich lieferten die Grenztruppen Sklaven aus Illyricum und Africa." Größere Mengen kamen nach dem Sieg Stilichos über Radagais 406 auf den Markt. Damals sank der Sklavenpreis auf ein Goldstück, doch hatte Stilicho zuvor 12000 Gefangene für die Übernahme in die rómische Armee ausgesucht." Abgesehen von den seltenen Siegen der Rómer
ist diese neuartige Verwendung
ein
Grund dafür, daf der Sklavennachschub stockte. In der Regel wurden Gefangene als Laeten angesiedelt." Die politische Lage verbot eine Massenversklavung von
Germanen. 376 schlossen sich viele, zumeist wohl germanische Sklaven den Westgoten an, und nach dem Tode Stilichos liefen angeblich 40000 zu Alarich über, wahrscheinlich vorwiegend Goten des Radagais."
Die Jahre vor 410 beleuchten die Probleme der spätantiken Sklaverei mit besonderer Schárfe. 406 rief Honorius die Sklaven zu den Waffen, er versprach ihnen die Freiheit und zwei Goldstücke pro Kopf. Die Herren wurden anscheinend gar nicht gefragt. Freigeborene, die sich zum Dienst meldeten, sollten zehn Goldstücke erhalten. 408 wurde untersagt, Flüchtlinge aus Illyricum als Sklaven zu behan-
deln." Die Goten haben damals in größerem Umfang den Grundherren Italiens illyrische
Kriegsgefangene
römischer
Staatsangehörigkeit
verkauft.
Darum verordnete Honorius, der Herr könnte zwar den Gefangenen seinen Kaufpreis fünf Jahre lang abarbeiten lassen, dann aber sei der wieder frei. Pächter und
Verwalter, die gegen diese Bestimmung verstießen, seien,je nach ihrem Personenstand, zu Zwangsarbeit oder Deportation zu verurteilen, Grundherren würden
enteignet und ebenfalls deportiert. Bischöfe und Curialen sollten den Zeitsklaven Hilfe leisten; ein Statthalter, der mit den Grundherren
paktierte, hatte
10 Pfund
Gold, sein Amt die gleiche Strafe zu zahlen."
An Nachrichten über Sklavenpreise fehlt es nicht. Der Diocletianstarif bietet acht Preisklassen. Männer zwischen 16 und 40 Jahren sollten höchstens 30000 Rechnungsdenare kosten, halb soviel wie ein Kamel." Eine Frau im gleichen Alter
wurde bis auf 25000 geschätzt, ebenso hoch wie ein Mann von 40 bis 60. Eine Frau in diesem Alter kostete 20000, ein Knabe oder Mädchen von 8 bis 16 Jahren dasselbe, Mànner über 60 und Knaben
unter 8 wurden auf 15000, Frauen und
Mädchen entsprechend auf 10000 taxiert. Ausgebildete Sklaven konnten bis zur doppelten Summe veranschlagt werden. Eunuchen kommen nicht vor.
4 Amm.
XXIL 7,8;
Themist.
or.
10,136 b.
Ammian (XXXI 4,11) und Eunap (fr. 42) berichten von den Sklavengeschäften, die römische Of-
6 Exp. 57; 60; Symm.ep.
" Amm.
machten, s. 1} 6!
?*u CTh. VI
5 Claud.
XVIII
59;
Amm.
XVI
7,5;
Aug.
Il 78.
" Oros. VII 37,16; Olymp. fr. 9; Zos. V 26,5. ᾿ς HI 1 d; ΗΕ 2 e!
fiziere beim Donauübergang der Westgoten 376
CSEL. 57,284.
in dieser Liste noch
XXX
6,5f; Zos. V 42,3; Soz. IX 6.
13,16£; X 10, 24.
21 Const. Sirm. 16.
* ED. 29; 30, 7.
346
IIl. Die inneren
Verhaltnisse
Ein zweites Schema verdanken wir Justinian, das er im Jahre 530 für Sklaven
aufstellte, die mehreren Herren (ursprünglich Soldaten) gemeinsam gehörten. Danach sollte ein servus sive ancilla ohne besondere Ausbildung mit 20 Goldstücken verrechnet werden. Für Kinder unter zehn Jahren verminderte sich der Wert auf
10 solidi. Ausgebildete Sklaven wurden auf 30 Goldstücke taxiert. Ein gelernter notarius, der Kurzschrift schrieb, sollte bis zu 50, ein Arzt bis 60 solidi wert sein,
Männer und Frauen ohne Unterschied. Kastrierte Knaben bis zu 10 Jahren kosteten 30 solidi. Ungelernte Eunuchen über 10 Jahren werden mit 50, handwerklich ausge-
bildete artifices mit bis zu 70 solidi angesetzt. Sofern ein Teilhaber den Sklaven freilassen wollte, mußte er den oder die Miteigentümer entsprechend auszahlen.
Sie konnten die Freilassung nicht verhindern." Nach Vegetius (mul. pr. 10) war ein Rennpferd teurer als ein Sklave. Unbeschadet der Rückentwicklung der Sklaverei im allgemeinen, hat die unfreie
Arbeit in der Spätantike in bestimmten Bereichen noch beträchtliche Bedeutung besessen. Der schäftigte sie
größte Sklavenbesitzer war zu allen Zeiten der Kaiser, er beim Palast, in den staatlichen Textil- und Färbereibetrieben, in
Steinbrüchen und Bergwerken, in der Münze, im Postwesen und vor allem auf
den Domänen.” Die servi publici oder servi fiscales genossen bestimmte Privilegien. Sie konnten freie Frauen heiraten (s. III 2 c), durften sich in Zünften organisieren und wurden nicht verkauft. In den Städten dienten kommunale Sklaven, die zuständig waren für die Wasserversorgung, die Brotherstellung und ähnliches. Zeno befahl, den aquarum custodes das Kaisermonogramm auf die Hände zu stempeln, damit sie nicht zweckwidrig eingesetzt würden. Auch sie durften Freie heiraten.”
Zweitgrößter Sklavenhalter war die Kirche mit ihren gewaltigen Liegenschaften,” an dritter Stelle stehen die großen senatorischen Haushalte.” Nicht nur Senatoren und Curialen, sondern auch Lehrer und Ärzte, Offiziere" und Beamte besaßen ihre Leibsklaven. Dasselbe gilt für die Geistlichkeit. Asketen und Eremiten werden gerühmt, wenn sie mit möglichst wenig Sklaven auskamen, der heilige
Martin von Tours beschränkte sich gar auf einen einzigen.” Libanios (or. 31,11) klagte, seine armen Assistenten besäßen nur zwei oder drei, überdies unverschämte Sklaven.
Große Mengen von Sklaven arbeiteten auf den Gütern der senatorischen Grundbesitzer in Italien und Spanien. Wenn die heilige Melanie auf einer einzigen massa in Italien in 60 Dörfern je 400 servi agricultores besessen hat, beliefe sich die Gesamtzahl ihrer Sklaven auf Zehntausende. Im Jahr 408 stellten in Spanien zwei vornehme
Männer
aus ihren Landsklaven
eine Armee
auf, mit der sie den
Germanen entgegentraten. Dasselbe hatte 399 ein Bürger aus Selge in Kleinasien getan. In diesen Fällen wird allerdings nicht zwischen freien und unfreien Bauern
unterschieden. Außerhalb von Italien und Spanien hören wir von größeren Sklavenmengen nichts. In Ägypten ist der Quellenbefund durch die Papyri so gut, daß ^?! 4 > 35
CJ. VII 7,1,5. CTh. X 12; 20, 2f. CJ. VI 1,5; XI 43, 10; CTh. IV 12,5. Westermann, Sklaverei, RE. Suppl. VI 1935,
1067 f.
7 Amm. XIV 6.16f. 2 CTh. VII 1,3; 22,2; 13,16. δε Sulp. Sev. VM. 2.
2. Die Gesellschaft — b) Die Sklaven wir aus dem
Mangel
an Hinweisen
auf das Fehlen von
347 Landsklaven
schließen
müssen.”
Für die Verwendung
von Sklaven lassen sich drei Bereiche unterscheiden:
Landwirtschaft (mancipia rustica), Gewerbe und persönliche Bedienung (mancipia urbana). Im Buch über die Landwirtschaft des Palladius (agr. I 6,18) spielen Sklaven keine Rolle, ganz anders als einst in Catos ‚De agri cultura‘. Der Gegenbegriff zu dominus ist colonus (1 6,6). Sklaven dienten nicht nur in niederen Stellungen. Wenn sie das Vertrauen ihrer Herren genossen, konnten sie es als Verwalter (actores, pro-
curatores) zu Einfluß und Wohlstand bringen. Ein großer Herr war der unfreie οἰκέτης der Apionen
in Ägypten
Menas, der in 37 Papyri des 6. Jahrhunderts
erwähnt wird." Diocletian befahl, daß Sklaven, die in die Curie eingetreten und
zum Aedilen aufgestiegen waren, auf Antrag ihren Herren wieder übereignet und bestraft werden sollten." Die Rechtslage der Sklaven hat sich in der Spätantike nicht grundsätzlich
gewandelt. Zivilrechtlich galt weiterhin: servi pro nullis habentur. Sklaven besaßen gegenüber ihren Herren nicht das ius negandi. Sie waren nicht rechtsfähig und verfügten nur über einen geliehenen Besitz (peculium), der indessen als hinreichend
sicher angesehen wurde, so daß Selbstverkauf in die Sklaverei vorkam (s. o.)." Sklaven hatten keine Erben, sie konnten keine rechtsgültige Ehe eingehen, sondern
lebten allenfalls in einem contubernium oder consortium mit einer Sklavin. Die Ver-
bindung mit einer Freien bedrohte deren Status (s. III 2 c). Auf das heimliche Konkubinat
zwischen einem Sklaven und seiner Herrin setzte Constantin die
verschärfte Todesstrafe." Zum
Tode verurteilte Sklaven wurden lebendig ver-
brannt, den Bestien vorgeworfen oder gekreuzigt."
Sklaven durften „wie Steine" geprügelt werden" und wurden auf der Folter
verhórt. Entlaufene und wieder eingefangene Sklaven erhielten ein F (fugitivus) in die Stirn gebrannt.” Flohen sie zu den Barbaren, so sollten sie einen Fuß verlieren,
zur Bergwerksarbeit abgestellt oder entsprechend scharf bestraft werden, so Constantin." Eine humanere Praxis verraten die in und bei Rom gefundenen bronzenen
Halsanhänger
mit Aufschriften wie: fugi, tene me; cum revocaveris me domino meo
Zonino, accipis solidum — „Ich bin entflohen, halte mich! Wenn du mich meinem
Herrn Zoninus zurückbringst, erháltst du ein Goldstück." Manche dieser aus dem 4. und 5. Jahrhundert stammenden Anhänger mögen auch von Hunden getragen worden sein." Wer einen entlaufenen Sklaven versteckte, machte sich strafbar. Er
mußte diesen und einen zweiten oder zusätzlich 20 Goldstücke zurückgeben. Wenn ein Sklave sich im Auftrage seines Herrn als Freier ausgab und Lohnarbeit annahm, wurde er auf der Folter verhört und dann dem Staat übereignet." Ὁ VMel. lat. 18 (Demandt/Brummer 1977, 484 f; skeptisch MacMullen 1987, 375); Spanien: Oros. VII 40,5f; Selge: Zos. V 15,5; Ágypten:
"V Auson. XIX 36; Lib. or. 25,21. Das Verbot Constantins (CTh. IX 40,2) bezicht sich nicht auf Sklaven, sondern auf Verbrecher, die ad bestias oder
Hardy 1931, 112. # Fichmann 1973, 151. Der Status des Menas ist strittig.
in metallum. verurteilt worden waren: sie sollten nicht im Gesicht, sondern an Hand oder Fuß gezeichnet werden. Zur Sklavenflucht: Bellen 1971;
9» CJ. X 332.
Sort. Sang. 3f; 76-83, doch ist hier nicht zwischen
# Dig. L 17,32; Nov. Theod. 17,1,2.
Sklaven und Kolonen unterschieden.
* CJ. VI 59,4; CTh. IX 9. * CTh. IX 5,1; Nov. Theod. 17,1,2. * Lib. or. 25,1; 49,24; Amm. XXVIII 4,16.
* CJ. VI 1,3. Ὁ CIL. XV 7171ff; 7194. Ὁ CTh. V 17,3; CJ. VI 1,4.
348
III. Die inneren
Verhältnisse
Daneben finden sich indes auch Schutzbestimmungen. Wurde ein Sklave miBhandelt, so konnte er das Asyl einer Kaiserstatue (s. III 1 a) oder der Kirche in Anspruch nehmen. Erschien er dort ohne Waffen, sollte sein Herr am folgenden
Tage benachrichtigt werden und nach gewährter Verzeihung den Entlaufenen wieder mitnehmen. Bewaffnete Sklaven dürften jedoch mit Gewalt zurückgeholt werden; kämen sie dabei um, sei das kein Mord."
Insgesamt haben sich Lebensumstände und Rechtsstellung der Sklaven im Laufe der Kaiserzeit etwas verbessert. Die aus der Republik bekannte „Sklavenkaserne“
(ergastulum) hatte schon Hadrian (SHA. 18) verboten, die Sklaven lebten im allgemeinen in ärmlicher, aber familiärer Häuslichkeit.
Anhänger der stoischen Philanthropie haben sich für eine menschenwürdige Behandlung der Sklaven eingesetzt, so Seneca und der jüngere Plinius." Diese Stimmen halten in der Spátantike an. Macrobius (I 11) legte Praetextatus, dem Kopf des „Symmachus-Kreises“, eine Rede zugunsten der Sklaven in den Mund,
in der alle philosophischen Argumente und historischen Beispiele dafür, daß man Sklaven als Mitmenschen achten solle, nochmals genannt werden: servi sunt, immo
homines. In der um 400 entstandenen Komödie ‚Querolus‘ (III 1) entwirft der verschmitzte Sklave Pantomalus ein geradezu idyllisches Bild von seinem Leben hinter dem Rücken seines geizigen Herrn.
Die spätrômische Gesetzgebung
suchte den humanitären Tendenzen der
Zeit, den Bedürfnissen des Staates und den Interessen der Sklavenhalter zugleich gerecht zu werden. Dabei kamen letztere etwas zu kurz. Der Kaiser war an einer Vermehrung von Sklaven nicht interessiert, denn sie zahlten keine Steuern und
leisteten keinen Wehrdienst. Die Gesetzgebung begünstigte nach dem Prinzip des favor libertatis die Freiheit. Constantin untersagte einen Verkauf über die Provinz-
grenzen hinweg, weil das die steuerliche Erfassung behinderte. Curialen konnten ihre Sklaven nur mit amtlicher Genehmigung verkaufen." Bei der Teilung privatisierter Domänen durften Sklavenfamilien nicht auseinandergerissen werden.“
Hadrian (SHA. 18) hatte den Herren verboten, ihre Sklavinnen an Kuppler zu verkaufen und straffällige Sklaven zu töten, sie sollten vor Gericht gebracht werden. 319 wiederholte Constantin dies und führte dabei die üblichen Tótungsarten auf. Der Herr solle sein Recht mit Maßen handhaben, andernfalls sei er des Mordes
schuldig. Schuldlos blieb der Herr freilich dann, wenn der Sklave beim Auspeitschen oder in seinen Fesseln verstorben sei, und dieses Züchtigungsrecht wurde 326 nochmals bestätigt.“ Daß Römer ihre Sklaven nicht einfach töten durften, betont Priscus (fr. 8) gegenüber den Hunnen, Agathias (II 7,2) gegenüber den Herulern, denen das statthaft schien.
Ein großer Teil der Sklaven wurde freigelassen.“ Dies geschah vor dem kaiserlichen consilium, vor Konsuln oder Praetoren, vor dem Statthalter oder dem Stadt-
rat,“ vor dem Bischof(s. u.) oder durch Testament.* Die Aussicht auf die manumissio “ CTh. IX 45,5. 4 Sen. ep. 47; ders. benef.
VIII 16.
gewöhnlich mit 30 Jahren freigelassen: Alföldy ΠΠ 17 ff; Plin. ep.
1972/81, 344.
" CJ. VII 1.4 (um 320); Dig. XL 3; Alle Ant-
* CTh. ΧΙ 32; XII 3; CJ. X 34.
worten auf die Frage nach Freilassung in den
* CTh. II 25,1. * CTh. IX 12,1£.
Sortes Sangallenses‘ lauten positiv, doch wird den Sklaven Gehorsam empfohlen.
** Gebürtige Sklaven wurden in den Städten
* Dig. XL 1-3; CJ. VII 15.
2. Die Gesellschaft — b) Die Sklaven
349
war das einfachste Mittel, den Sklaven gehorsam zu halten. Freigelassene standen in einem Pietätsverhältnis zu ihren Herren. Constantin verfügte, daß undankbaren Freigelassenen die Freiheit von ihren Herren wieder entzogen werden
kónne, doch ist davor eine Gerichtsentscheidung anzunehmen. Gegen ihre ehemaligen Herren durften Freigelassene nicht Anklage erheben, ebensowenig gegen deren Erben, und auch diese konnten sie in den Sklavenstand zurückversetzen
lassen.”
Freigelassene unterlagen Rechtsbeschränkungen. Diocletian, der ursprünglich selbst zu ihnen gehörte, befahl, daß Freigelassene nicht in die Curien aufgenommen werden dürften, sofern sie nicht den goldenen Ring des ordo equester trügen. 426 wurde angeordnet, daß Freigelassene nicht in den Staatsdienst ein-
treten, und ihre Söhne nur bis zum protector aufsteigen könnten.” Ebenso war der Eintritt in den Klerus bestimmten Einschränkungen unterworfen (s. III 6 c). Erst Justinian hob die Rechtsnachteile der Freigelassenen auf und gab ihnen mit der civitas Romana die simplex libertas." Constantin verlieh den Bischófen das Recht, auf Antrag der Herren Sklaven rechtsgültig freizulassen." Freilassung von Kirchensklaven war nicht vorgesehen. Justinian bestimmte, daf kein Freier seinen Stand verlieren kónne; selbst die ad metalla Verurteilten seien nicht als Sklaven zu betrachten. Wir kennen Fälle, wo die
Sklaven ihre Freilassung selbst ablehnten, weil sie brotlos würden. Die heilige Melanie soll einmal 8000 Sklaven freigelassen haben, doch hätten andere es vorgezogen, bei ihrem Bruder weiterzuarbeiten. Auch Justinian rechnet mit solchen
Weigerungen.? Sklaven von Klöstern konnten durch die Äbte nicht freigelassen
werden, da diese keine Eigentumsrechte besaßen.‘ Eine Besonderheit der spätantiken Sklaverei ist die Rolle der Eunuchen.? Sie gehört zu den orientalischen Zügen der Zeit. Seit Maecenas waren Eunuchen bei der römischen Oberschicht geschätzt. Die unwürdige Verstümmelung Schuldloser und der häufig tödliche Ausgang der Operation — angeblich überlebte sie nur einer
von dreißig — bewogen bereits Julius Caesar und dann die Kaiser seit Domitian, die Kastration bei Todesstrafe zu verbieten.” Constantin wiederholte dies. Justinian verurteilte hiergegen verstoBende Männer wie Frauen zu lebenslänglicher Zwangsarbeit in den Steinbrüchen Ägyptens und schenkte den Opfern die Freiheit.” All dies änderte freilich nichts an der beliebten Verwendung von importierten Kastraten. Ammian und Hieronymus berichten, daß Eunuchen zum normalen Haushalt senatorischer Familien gehörten.” Für die besonders geschätzten indischen Eunuchen mußte, so wie für Gewürze und Edelsteine, Einfuhrzoll entrichtet werden. Kaiser Leo verordnete um 460, daß mit Verschnittenen römischen
Ursprungs, ob sie nun innerhalb oder außerhalb des Reiches kastriert worden seien, kein Handel stattfinden dürfte. Eunuchen barbarischen Ursprungs waren hingegen “4 CTh. IV 10,1f. Ὃ (]. X 33.1; CTh. IV 10,3. * CIC. Inst. 15; CJ. VII 2,15,2 a. $2 CTh. IV 7,1 von 321; CJ. 1 13,1 nicht von 316, sondern nach 321: Velkov 1980, 152 ff; Weiß, manumissio in ecclesia, RE. XIV 2, 1930, 1373.
* Nov. 2,15,2.
lust. 22,8; Pallad. HL. 61; CJ. VII
54 Isidor, Regula 20,1. ss Hug, Eunuchen, RE. Suppl. 111 1918, 449 ff; Hopkins 1965; Jones 1964, 851 ff: Guyot 1980. ss Seneca ep. 114,6. * Dig. XLVIII 8,4f; Nov. lust. 142; Statius silv. HI 4,64 f£; FIR A. II 409; Amm. XVIII 4,5.
st CJ. IV 42,1; Nov. lust. 142. * Amm. XVI 7,5; XIV 6,17; Hieron. ep. 22,32.
350
III. Die inneren
Verhältnisse
als Handelsgut weiterhin zugelassen." Am kaiserlichen Hofe besaßen sie einfluBreiche, bisweilen beherrschende Stellungen (s. III 1 b). Bedarf an Kastraten gab es in der Nachantike zumal für die Haremswache in den islamischen Ländern. Eine führende Rolle spielten hierbei jüdische Kaufleute, zumal aus Verdun, die im 9. Jahrhundert kastrierte Knaben aus SüdruBland ins arabische Spanien exportierten." Noch im frühen 19. Jahrhundert lieferten koptische Mönche von ihnen kastrierte Schwarze zu Hunderten an den Pascha von Ägypten und den Sultan in Istanbul." In Europa benötigte die Barockoper und die päpstliche
Kapelle Diskantstimmen, für die noch im 18. Jahrhundert angeblich Tausende von Knaben in Italien beschnitten wurden. Die Kirchenväter” haben sich mit dem Problem auseinandergesetzt, christliche Liebesgebot mit der Sklaverei vereinbar sei, und sind zu positiven Resultat gelangt. Waren sie doch selber Sklavenhalter! Das Alte ment" erklärt und rechtfertigt die Sklaverei als Folge der Sünde Hams an
ob das einem TestaNoah.
Auch das Neue Testament nimmt die Institution hin. Im Ersten Petrusbrief (2,18 ff ) werden die Sklaven bösartiger Herren aufgefordert, ihr Kreuz auf sich zu nehmen;
die Herren jedoch sollten ihre Sklaven als Brüder in Christo behandeln. Der Apostel Paulus schrieb in seinem Brief an Philemon, dieser möge seinen geflüchteten
Sklaven Onesimos wieder gnädig aufnehmen. Onesimos hatte seinem Herrn Schaden zugefügt — vermutlich Geld gestohlen -, war geflohen, eingefangen worden und hatte im Gefängnis zu Rom Paulus getroffen, der den Sklaven bekehrte und taufte. Philemon sollte Onesimos als Glaubensbruder behandeln, von einer Freilassung ist nicht die Rede. Onesimos ist nach späterer Überlieferung Bischof von
Ephesos geworden.
Im 3. Jahrhundert finden wir in Calixtus (217-222) einen
ehemaligen Sklaven als Bischof von Rom. Mehrfach kommt Augustin auf die Sklaverei zu sprechen. Ihren Ursprung
sieht er im Kriege: quia (bello) servatus est, servus est appellatus. Der Sklavendienst sei
eine Folge der Schuldhaftigkeit des Menschen, nicht natürlich." Ein christlicher Sklave diene auch einem bósen Herren willig; Christus mache nicht Sklaven zu
Freien, sondern schlechte Sklaven zu guten Sklaven. Fordere der Herr Gótzendienste, so wähle der Sklave das Martyrium. Ein böser Sklave werde geprügelt, in Fußschellen gelegt, in den Karzer geworfen, zum Mühlendrehen verdammt." Nach
der Naturordnung herrschten Männer über Frauen, Eltern über Kinder, Herren über Sklaven: nec omnia omnibus, sed sicut distribuit iustitia Creatoris." Augustin meint,
die Stellung des pater familias entspráche der Naturordnung,
und wenn er zur
Erhaltung von Zucht und Frieden die Sklaven mit den gesetzlichen Mitteln züchtige, geschehe dies zum Nutzen der Gezüchtigten. Der Herr müsse allerdings
gerecht verfahren und dem Sklaven die nótige Seelsorge zuteil werden lassen um seines ewigen Heils willen. Als Mensch verdiene der Sklave die Liebe seines Herrn." Am entschiedensten für die Beibehaltung der Sklaverei sprach sich Theodoret aus, ähnlich äußerte sich Basilius. Johannes Chrysostomos, erklärt die Sklaverei aus ὦ Dig.
XXXIX
4,16,7; CJ. IV 42,2.
^! 1. Mose
5“ Liudprand von Cremona, Antapodosis VI 6. 62 Car] Ritter, Die Erdkunde I 1, 1822, 548.
* Gülzow Klein
1969;
Brockmeyer
1988; 2000; 2001; Kontoulis
in: Dummer/Vielberg
1999, 101.
1979,
1926,
1993; Ritter
9,21 ff.
ss PL. 34,590; CD. XIX 15f. ^^ Aug. PL. 37,1653 f; 38,883.
"' Aug. PL. 34,590; 390. " Aug. CD.
XIX
16; PL. 34,1262.
2. Die Gesellschaft — b) Die Sklaven
351
der Sünde Hams (s. o.); zuvor habe es keine Unfreien gegeben, denn von Natur seien alle Menschen gleich. Darum seien Sklaven wie Brüder zu behandeln." Gleichwohl stellt der Kirchenvater keine sittlichen Forderungen an sie, überläßt ihnen das schamlose, von Frommen vermiedene Theater und die eines Freien unwürdige
Arbeit.
Die meisten
Menschen
dienten sie oft als Statussymbol." Gregor
besäßen
keine
von
Nyssa
Sklaven,
den
Reichen
mißbilligte in seiner
vierten Predigt die Unfreiheit, aber lieB die Sklaverei gelten." Trost bot himmlischer Lohn für irdisches Leid. Freilassung von Kirchensklaven ist nicht belegt. Sklaven, selbst Freigelassene, wurden in der Spátantike üblicherweise nicht zu Priestern geweiht.” 398 und 452 wurde es den Sklaven verboten, Priester zu
werden," das Konzil von Chalkedon 451 hat das bestátigt. Damals wurde auch die Aufnahme von Sklaven ins Kloster von der Zustimmung des Herrn abhängig gemacht. Die Gesetze von 452 und 484 wiederholten dies.“ Ebensowenig wie die Kirche haben sich die Germanen grundsätzlich gegen die
Sklaverei gewandt.” Schon Seneca (ep. 47,10) und Tacitus (Germ. 25) erwähnen Unfreie bei den Germanen. Seit dem 3. Jahrhundert haben dann die massenhaft ins Barbaricum verschleppten Provinzialen einen sklavenähnlichen Rechtsstand beses-
sen. Eine breite Schicht von unfreien Landarbeitern war die Voraussetzung für das Berufskriegertum der Germanen. Bei den Vandalen und Westgoten gibt es die strafweise Versetzung in den Sklavenstand, die dem rómischen Recht als eigenständige Strafe fremd ist.” Die Germanenstaaten auf Reichsboden behielten die Sklaverei bei, auf lange Sicht setzte sich indes deren rückläufige Tendenz von
der rómischen in die germanische Zeit fort. Die meisten Angehórigen der Unterschicht lebten in einem Zustand der Halbfreiheit, der in die mittelalterliche Hórigkeit hinüberführt. Das christliche Mittelalter nördlich der Alpen kannte Formen der Unfreiheit,
doch war eigentliche Sklaverei eine abnehmende Erscheinung. Sklavenmärkte gab es im 7. Jahrhundert in Cambrai" und in Verdun, Abnehmer waren spanisch-ara-
bische Käufer. Der Import afrikanischer Sklaven durch die christliche Seefahrt nach
Amerika florierte vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Noch im 20. Jahrhundert gab es schwarze Sklaven inden islamischen Ländern, und diese wurden nicht zuletzt von christlichen Sklavenhändlern beliefert.“ Unser deutsches Wort „Sklave“
stammt aus der byzantinischen Bezeichnung für die heute „Slawen“, früher in Deutschland „Wenden“ genannten Völker Osteuropas, ZxAaßnvoi. Sie dienten im
Byzantinischen Reich bis ins 15. Jahrhundert als Sklaven und spielten dort in der Landwirtschaft „eine nicht unbedeutende Rolle“.” ^ Joh. Chrys. De inani gloria 71f.
400. Zur Rechtslage: Rothenhófer 1967; Nehl-
7 |. c. 13; 15; 70; 78.
sen 1972. Nur von den Alanen heißt es, daß sie keine Sklaverei kennten: Amm. XXXI 2,25. Bachrach 1973, 20f. ἢ Sklavenstatus ist vor Justinian allerdings Begleiterscheinung der Zwangsarbeit, der damnatio ad metalla und ad bestias: Mommsen, Strafrecht
τι Tinnefeld 1977, 142 ff; Klein in: Straub (Fs.) 1982, 586 ff; 2000.
7? Der 80. Kanon von Elvira verbot die Ordination von Freigelassenen: Hefele/Leclercq I, 1907,
263. Langenfeld 1977, 11 ff. τὸ CTh. IX 45,3; Nov.Val. 35,3. ^ Nov.Val. 35,3; CJ. 1 3,36.
^ Verlinden
1955 behandelt die Sklaverei bei
den Westgoten und Franken, Thompson die bei den Alamannen
und Marcomannen
1957 bis
1899, 948. 7 MGH. SS. rer. Mer. III 656. ^* LdM. VII S. 1977 fF.
^ Ostrogorski 1963, 113. W. Mitzka in: F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deut-
352
III. Die inneren
Verhältnisse
In der marxistischen Literatur wurde der Sklaverei ein entscheidender Anteil am
Niedergang
Roms
zugemessen.
Die Sklaverei habe die Arbeit für Freie
verächtlich gemacht,” habe den technischen Fortschritt behindert“ und soziale Spannungen erzeugt, die zu Klassenkämpfen, ja zur „sozialen Revolution“ geführt
hätten.” Indizien gibt es kaum dafür. Daß unter den Bagauden und Circumcellionen Sklaven waren, ist wahrscheinlich, doch sind über ihren Anteil keine Vermu-
tungen zu begründen. Die 377 zu Fritigern und 409 zu Alarich übergelaufenen
Sklaven waren wohl überwiegend germanische Kriegsgefangene. Sonst bleibt Konspiration zwischen Sklaven und Germanen eher die Ausnahme." Im Gesamtspektrum der Dekadenzfaktoren kann der Sklaverei nur marginale Bedeutung zugemessen werden, ihre Höhepunkte fallen mit denen der antiken Kultur zusammen.
c) Frauen und Kinder Quellen: Unsere Nachrichten über das Leben von Frauen und Kindern in der Spätantike stammen zumeist aus den Gesetzen über Ehe, Scheidung, Mitgift und dergleichen sowie von den Kirchenvätern, die ausführlich auf die christlichen Frauentugenden eingehen. Reiches Material bieten
Gregor von Nyssa, Gregor überwiegend
um
Frauen
aus
von Nazianz, Theodoret reichen
Häusern.
Julians
und Hieronymus. Rede
auf Eusebia
Dabei und
handelt es sich Claudians
‚Laus
Serenae! preisen kaiserliche Damen. Grabinschriften verkünden das traditionelle Frauenideal der Männer. Gemäß den Sophistenviten von Eunap, Marinos und Damaskios spielten Frauen in der heidnischen Philosophie eine wichtige Rolle. Die christliche Erziehung behandelt Johannes Chrysostomos in einer von Franz Schulte (1914) herausgegebenen und von Laistner (1951, 75 ff ) übersetzten und erläuterten Predigt ‚De inani gloria'. Am besten informiert sind wir über die groBen Frauen der Spätantike, über Melanie, Hypatia, Galla Placidia, Athenais/Eudokia, Amalaswintha und Theo-
dora, doch spiegelt deren Leben kaum die Situation der Frauen allgemein.
„Kurz, Wandrer, ist mein Spruch: halt' an und lies ihn durch./ Es deckt der schlichte Grabstein eine schóne Frau./ Mit Namen nannten Claudia die Eltern sie;/ mit
eigener Liebe liebte sie den eignen Mann:/ Zwei Söhne gebar sie; einen ließ auf Erden sie/ zurück, den anderen barg sie in der Erde Schoß./ Sie war von artiger Rede und von edlem Gang,/ versah ihr Haus und spann. Ich bin zu Ende, geh!“
Derartige Grabsprüche verkündeten das altrômische
Frauenideal: domum ser-
vavit, lanam fecit. Dieses Muster blieb zu allen Zeiten der römischen Geschichte in
Kraft, doch dürfte man es in der Kaiserzeit mehr in den Unterschichten angetroffen haben. In den Oberschichten wurden die altrömischen Traditionen durch helleni-
stische Einflüsse überlagert. So prangt die aus senatorischem Geschlecht stammende Fabia Aconia Paulina, die Gemahlin des Vettius Agorius Praetextatus (s. III 2 a) nicht nur mit ihren weiblichen Tugenden - sie liebte ihren Mann mehr als sich schen Sprache 1967, 711ff.; anders: E. Seebold,
bei den Sarmaten: Eus. VC. IV 6; Amm. XVII
ds. 1995, 766 f.
12,17ff. Vgl. Herodot IV 22,3.
# So Friedrich Engels 1884 im ‚Ursprung der Familie' (MEW. 21,116). Dennoch maß Engels
# Paulinus Pell. 328 ff. ! Dessau 8403. Mommsen RG. 1 57. Zu Frau
den Germanen einen höheren Anteil am Zusam-
und Familie: Shaw
menbruch
1991; 1994; Clark 1995; Arjava 1996; Ines Stahl-
zu: Demandt,
Fall 1984, 283 ff.
" Dagegen Kiechle 1969. #2 Vittinghoff 1961; Prachner 1973; Demandt, Fall 1984, 316 ff. Eine Sklavenrevolution gab es
1984; Affeldt 1990; Krause
mann in Christ (Fs.) 1998, 690ff; HerrmannOtto in: Demandt/Engemann 2006, 83 ff.
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder
353
selbst, lebte rein an Körper und Geist, hilfreich für alle, namentlich als Mutter, Schwester und Tochter für ihre Familie —, sondern auch als Frau der Öffentlichkeit
mit ihren zahlreichen Ämtern und Würden als Priesterin verschiedener heidnischer Kulte.? In städtischen Zivilisationen, in denen Friede und Reichtum
herrschen,
treten Frauen gewöhnlich stärker hervor als in bäuerlichen Kriegergesellschaften. So haben sich die bürgerlichen Rechte der Frauen zunächst in den hellenistischen Reichen, dann unter den römischen Kaisern allmählich erweitert, um dann in den
Germanenstaaten wieder abzuklingen.
An der Rechtsstellung
der Frau hat die Spätantike nichts geändert. Der
soziale Rang einer freien Frau bemaß sich bis zu ihrer Hochzeit an dem ihres Vaters,
danach an dem ihres Mannes. So wie dieser gehörte sie zum Plebejerstande, zum Curialenstande oder zum Senatorenstande. Heiratete sie in zweiter Ehe einen ranghöheren oder rangtieferen Mann, so glich sich ihre Position der seinen an.’ Tugendhafte Senatorenfrauen trugen einen Schleier.‘ Die schon im Hellenismus
angebahnte Selbständigkeit der Frauen wird für Antiochia im 4. Jh. bezeugt.‘ In der Politik hatten Frauen offiziell nichts zu sagen. So wie sie keine militärischen Pflichten besaßen, hatten sie auch keine staatlichen Rechte. Staatliche Ämter und Würden blieben ihnen verschlossen. Selbst die Mütter, Schwestern
und Gattinnen der Kaiser — jeweils nobilissima femina tituliert — konnten nur durch ihren persönlichen — mitunter indes beträchtlichen — Einfluß wirken, niemals im
eigenen Namen regieren. Der Titel Augusta, den ihnen die Kaiser verleihen konnten (s. III 1a), brachte keine politischen Rechte. Zivilrechtlich war die Frau dem Manne gleichgestellt.‘ Jungen und Mädchen erbten zu gleichen Teilen. 535 dehnte Justinian dies auf das römische Armenien
aus, wo die Töchter bis dahin von der Erbfolge ausgeschlossen waren.’ Frauen besaßen und verwalteten ihr Eigentum selbständig, wie zumal aus ihren vielfach überlieferten Schenkungen an die Kirche hervorgeht; sie konnten Berufe ausüben
und Geschäfte führen. Vor Gericht waren sie zeugnisfähig. Wir besitzen eine große Anzahl von Kaiserreskripten, die sich an rechtsuchende Frauen wenden, insbeson-
dere unter Diocletian.° Der Reichtum vieler Frauen erklärt ihre Rolle in der
Kommunalpolitik.
Sie
wurden zu den Curienpflichten herangezogen, doch nur, wenn sie unverheiratet
waren." [m griechischen Osten begegnen Frauen mit munizipalen Ehrentiteln, in der Regel als Dank für Stiftungen. Sitz und Stimme in der Curie hatten sie vermutlich nicht. Als Inhaberinnen von Dienstgütern hafteten sie, so für die Pflichten der Reeder. Frauen in Collegien finden sich von der Zeit Diocletians bis ins späte 5. Jahrhundert." In dauernder Jungfräulichkeit lebende Frauen und bejahrte Witwen waren von der Kopfsteuer befreit." : Dessau 1259f. Kahlos 1994. * CTh.
11 1,7; IV 12,6.
* 1. Kor. 11, 4; Plut. mor. 267; VMel. gr. 11; Amm. XIV 6,16; XVIII 5 Julian 356 B.
+ Dudden
10,3. Segal 1970, 152.
1935; 135 ff. Thraede, Frau, RAC.
VIII 1972, 213 ff. ? CIC. HIS. 95 f. 8 Basilina: Pallad. dial. p. 83; Melania: VMel.
gr. 19f; 34f; CTh. XVI 2, 27£; Krause 1994; s. IIl 6c! * CJ. V 49,2; CTh. VIN 15,1; FIR.A. II 468f; 596; 605; 611 f. » CJ. X 32,11. " CTh. XIII 5,12; AE. 1977, 265; Nov. Sev. 2 von 465. ? CTh. XIII 10,4.
354
III. Die inneren
Verhältnisse
Nach der laxen Praxis der älteren Zeit wurde das Eherecht
verschärft.” Das
war nicht christlich motiviert, sondern entsprach dem Zeitgeist. Vielleicht spielt die
ländliche Herkunft der Kaiser eine Rolle, deren Abneigung gegen die Sittenlosigkeit der Großstadt mitunter greifbar ist.“ Schon 295 forderte Diocletian unbe-
dingte Treue und strenge Ordnung in der Ehe, um dem Gemeinwesen den Zorn der Götter zu ersparen.” Die Ehe war grundsätzlich monogam. verstieB, verfiel der Infamie." Daß es gleichwohl Polygamie
Wer dagegen
gab, bezeugen die
Kirchenväter und die Inschriften." Die Ehe wurde in höheren Kreisen vielfach aus politischen und ökonomischen Gründen geschlossen, dennoch konnte - anders als
im frühen Rom und bei den Barbaren — keine Frau zu einer Ehe gezwungen werden." 409 entkräftete Honorius alle „erschlichenen“ Gesetze, die Frauen unter
bestimmten Vorwänden zur Ehe nötigten, und bedrohte die Kläger mit schweren Strafen.” Einseitige Auflösung der Verlobung stellte Constantin unter Strafe."
Häufig heirateten die Mädchen unmittelbar nach der Pubertät. Die von den Germanen bekannte Raubehe wurde von Constantin mit brutalen Strafen bedroht. Das Konzil von Chalkedon 451 ahndete Frauenraub bei Priestern mit Degradierung, bei
Laien mit dem Anathema." Die altrómische manus-Ehe, bei der die Frau der patria potestas ihres Gatten unterworfen blieb, war im Laufe der Kaiserzeit zugunsten einer zivilrechtlichen Gleich-
stellung verschwunden. Bei der Hochzeit (nuptiae) übereignete die Frau dem Manne eine Mitgift (dos), die sie für den Witwenstand oder die schuldlose Schei-
dung wirtschaftlich sicherte. Vielfach erhielt sie vor der Hochzeit eine Schenkung durch ihren Bräutigam (donatio propter nuptias), die sie ihm dann als Mitgift überreichte. Entfiel beides, so bekam sie bei der Verwitwung oder schuldlosen Scheidung ein Viertel des Vermögen ihres Mannes bis zur Sättigungsgrenze von hundert Pfund Gold.” Die Frau behielt nach der Hochzeit ihren Namen und ihr Vermögen. Grundsätzlich war die Heirat ein weltlicher Rechtsakt, bei dem der Ehevertrag (tabula matrimonialis) verlesen wurde. Er gestattete dem Mann, die Frau zu schlagen, wenn sie
sich ihm widersetzte." In Einzelfällen hören wir auch von der Einsegnung Neuvermählter durch den Bischof. Augustin hat dies abgelehnt, um bei einem Scheitern
der Ehe nicht als der Schuldige zu erscheinen. Eheverträge unter Altgläubigen unterzeichnete mitunter ein Isis-Priester. Auch für Heiden besaß die Ehe eine sakrale Weihe: fides caelo sata.”* Die Stiftung der Ehe durch eine staatliche Behörde
begegnet zuerst im ostgotischen Italien.” Das spátrómische Recht kennt eine Reihe von
Ehehindernissen. Constantin
verfügte 336, daf clarissimi und perfectissimi, sowie die hóchsten munizipalen Würdenträger keine „unehrlichen“ Frauen heiraten dürften. Genannt werden Sklavin5 Zum spätantiken Familienrecht: ARC. VII 1988. 4 So bei Valentinian: Amm. XXVIII 1,5 fF;
s. 116! 5 FIR A. II 558 ff.
17 PL. 35, 2357; 44, 420; CIL. VI 8984;
Conc.
Oec. 11 1,1 S. 359/163, can. 27. 22 Nov. Iust. 117,5 von 542.
6 CIC. Inst. 1 10,6; CJ. V 5, 2; IX 9,18; Dig. ΠῚ 2,1. 8 Prisc.fr. 13.
," CTh. III 10,1. 2 CTh. III 5,2. Gaudemet 1978, 195. 2! Tac.ann. 155; CTh. IX 24,1; Acta
12655.
D Aug. conf. IX 19. 24 Dessau 1259. Kahlos 1998, 175. 2° Synes.
ep.
105;
Possid.
27,2f;
32; Cassiod. var. VII 40 u. 46.
Asmus
1911,
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder
355
nen und deren Töchter, Freigelassene und deren Töchter, Schauspielerinnen und
deren Töchter, Schankmädchen, Töchter von Schankwirten, Kupplern, Gladiatoren, Verkäuferinnen und freigeborene Dirnen. Constantin fügte noch hinzu, daß
niedrige und verächtliche Frauen (humiles abiectaeque personae) eingeschlossen seien, doch interpretierte Marcian 454 dies so, daß arme Mädchen aus unbescholtener freier Familie durchaus von einem Senator geheiratet werden dürften.” Erst Justin I
hat dies auf Schauspielerinnen ausgedehnt, die ihrer inhonesta professio entsagen, damit Justinian Theodora ehelichen konnte." Constantin bestimmte zudem, daß eine Frau, die sich heimlich mit ihrem Sklaven einlieB, zu köpfen sei, dem Sklaven drohte der Feuertod. Kinder aus solchen Verbindungen seien zwar frei, aber nicht erbberechtigt. Auf den Scheiterhaufen kam weiterhin der Entführer nebst seinem Mädchen, auf dessen Aussage vor Gericht nichts zu geben sei wegen der „altbe-
kannten Oberflächlichkeit und Unbeständigkeit der Weiber“. Habe eine Sklavin bei der Entführung geholfen, sei ihr der Mund mit flüssigem Blei zu verschließen. Die Eltern seien zu respektieren.’
Verboten war weiterhin die Ehe unter nahen Verwandten (incestus), hier wurden die Bestimmungen schon 295 durch die Tetrarchen verschärft. Nach römischem wie nach biblischem Religionsrecht galt das als Blutschande.” Valentinian untersagte Mischehen zwischen Römern und reichsfremden Barbaren, doch kennen wir
bemerkenswerte Verbindungen mit reichsangehörigen Germanen.” Religiöse Hinderungsgründe wurden nicht vom Staat, wohl aber von der Kirche vorgebracht.
Ambrosius warnte vor Ehen mit Heiden. Theodosius untersagte 388 die Ehe mit Juden. Umgekehrt lehnten gesetzestreue Juden die Heirat mit Christen ab." Die
augusteischen Benachteiligungen Ehe- und Kinderloser hob Constantin auf.“ Ehescheidung (divortium) war in der Kaiserzeit einfach und häufig, einseitige Erklärung (repudium) genügte. In christlicher Zeit wurde die Scheidung mit Rücksicht auf die Kinder erschwert." Die ‚Apostolischen Konstitutionen‘ (VIII 42,48) ahndeten Scheidung mit Exkommunikation. Seit 331 konnte die Frau Trennung und Mitgift fordern, wenn der Mann ein Mörder, Giftmischer oder Grabräuber war, aber nicht, wenn er trank, würfelte oder hurte. Bei unbegründetem Schei-
dungsbegehren drohte ihr Verlust der Mitgift und Verbannung auf eine Insel. Der Mann konnte seine Frau wegen Ehebruchs, Giftmischerei oder Kuppelei verstoßen.
Anderenfalls mußte er der Entlassenen ihre Mitgift herausgeben. Falls er eine andere nahm, durfte sich die grundlos Verstoßene deren Mitgift aneignen." Die Herausgabe der Mitgift forderte auch das ‚Syrisch-römische Rechtsbuch‘, falls ein Mann seine Frau verstieß, weil sie vom Teufel besessen sei.“ Aber konnte er nicht den Exorzisten holen? Der Frau wird ein gleiches Recht nicht eingeräumt, obschon nach der Bibel auch Männer dämonisiert sein können.” 2 CTh. IV 6,3; Nov. Marc. 4.
" Ambr. ep. 70; CTh. IX 7,5; s. ΠΙ 6 d!
? CJ. V 4.23 ; Nov. lust. 117,6.
* CTh.
VIII 16,1.
* CTh.
III 16,1;
5 CTh. IX 9,1; 24,1; CJ. IX 11.
39 Epit. 48,10; CJ. V 5; FIRA.
" QJ. V 17.8.
I 558ff (Der
Erlaf aus Damaskus stammt von Galerius); CTh. ΠῚ 12. Patlagean 1981 VII. Ὁ CTh. 111 14,1; Demandt bzw. gentiles in den Gesetzen
* FIRA.
11
703.
FIR A. II 782.
Zum
s. ΗΙ 6 e! 1980. Daß barbari Reichsfremde, in
der Regel Feinde sind, zeigt Rugullis 1992.
* Ev. Mk.
1,23fF; 5,2f etc.
Dämonenglauben
356
III. Die inneren Verhältnisse
Die Scheidungsgründe
wurden mehrfach ergänzt und abgeändert. Hinzu
kamen Kirchenraub, Betrug, Hehlerei, Mordversuch am Partner, Hoch- und Landesverrat. Als Scheidungsgrund galt weiterhin, wenn der Mann die Frau anderen
verkuppeln wollte oder so verprügelt hatte, wie es einer Freigebornen unwürdig war, d. h. mit der Peitsche, oder wenn die Frau gegen ihn die Hand erhoben hatte.
Die Frau konnte geltend machen, daß ihr Mann impotent sei oder Huren ins Haus hole; der Mann konnte anführen, daß die Frau eine Abtreibung vorgenommen habe, daß sie ohne sein Einverständnis fremde Männer besuche, auswärts über-
nachte (es sei denn bei ihren Eltern) oder gegen seinen Willen ins Männerbad, ins
Theater oder in den Zirkus gehe. Der schuldige Teil mußte bis zur Wiederverheiratung fünf Jahre warten, der unschuldige eines.” Letzteres wurde 497 ebenso
für einvernehmliche Trennung verfügt. Scheidung blieb immer möglich (quidquid ligatur, solubile est), doch bestimmte Justinian 556, daß grundlos Scheidung Begehrende strafweise in Klöster einzuweisen seien." Für die Scheidung gab es neben dem
Reichsrecht auch örtliche Regelungen. Aus Edessa hören wir, daß eine Frau ihre Ehe annullieren konnte, wenn der Mann sie sieben Jahre ohne, oder fünfzehn Jahre mit Unterhalt allein gelassen hatte. Ehebruch
war im Principat ein Kavaliersdelikt. Seneca, Martial und Juvenal
bezeugen, daß derlei in den städtischen Oberschichten gang und gäbe war." Als Cassius Dio im Jahre 211 Suffektkonsul war, lagen in Rom dreitausend Anzeigen
wegen Ehebruchs vor. Daraufhin beschloß er, das Delikt zu ignorieren.” In der Spätantike wurden die Sitten wieder strenger, selbst die Stadt Rom bekam das zu
spüren (s. II 6). Auf adulterium, d.h. Ehebruch mit verheirateten Frauen," stand im 3. Jahrhundert für beide Teile die Todesstrafe.” Angesichts dessen erübrigte sich eigentlich die Bestimmung, daß Ehebruch der Frau für den Mann ein Scheidungsgrund war, von 449 bis 542 auch umgekehrt.‘ Dies kann vermögensrechtliche Gründe gehabt haben. Das Recht zur Anzeige war auf bestimmte Personen beschränkt.‘ Wie Hochverräter, Giftmischer, Zauberer und Vatermörder waren
Ehebrecher von der (Oster-) Amnestie ausgeschlossen. Dies verfügte Constantin bereits 322.“ Die drakonischen Gesetze gegen Sexualdelikte blieben nicht nur Papier, wie uns Ausonius, Ammian und Hieronymus beweisen. Libanios berichtet
von Zwangskastration für Ehebrecher.“ Justinian urteilte milder. Er verordnete für Ehebrecherinnen Prügel und zwei Jahre Klosterhaft. Danach könne der Mann sie wieder aufnehmen. Anderenfalls würde sie geschoren und bliebe lebenslänglich im Kloster.” " CJ. V 17,8 ff; Nov. lust. 22,15 f u. 117. * Nov. lust. 22,3; 134,11.
# L, Friedländer I 1922, 283 ff. “Ὁ Seneca benef. ΠῚ 16; Martial IV 71; Juvenal VI; Cass. Dio 76, 16, 4. * Zu unterscheiden von
den
unverheiratete
oder
Unzucht
„unehrliche“
(stuprum),
Frauen
straflos begingen: CTh. IX 7,1. P. Meyer 1895, 21f. *! Mommsen, Strafrecht 1899, 698 f. Irrig Gaudemet 1978, 201: l'adultere reste ... un crime feminine.
Die Ungleichheit besteht nicht in der Bestrafung,
sondern darin, daß als geschädigter Dritter der betrogene Ehemann (oder der Vater) der Ehebrecherin, nicht die betrogene Ehefrau des Ehebrechers,
sofern es sie gibt, betrachtet wird. Letztere durfte keine Klage erheben: CJ. IX 9,1. Dies kam dem Mann der verführten Frau zu. 4 * # 4.
CTh. I CTh. IX CTh. IX Auson. V
16,1; CJ. V 17,8; Nov. lust. 117. 72. 38,1 ff. 23; Amm. XXVIII 1, 16; Hieron.
ep. 1; Lib. or. 1, 147. *' Nov. lust. 134,10.
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder
357
Die vollgültige Ehe (iustum matrimonium) war nicht die einzige Form der Lebensgemeinschaft. Weit verbreitet war das
Konkubinat,
bei dem die Kinder der Frau
gehörten. Das Konkubinat war eine legitima coniunctio und grundsätzlich monogam. Constantin erneuerte das Verbot für Ehemänner, neben der Ehefrau eine Kon-
kubine zu halten. In der Regel handelt es sich um ein Verhältnis zwischen Partnern verschiedenen Standes. Die Frau wollte ihre senatorische oder vollfreie Würde nicht verlieren, wenn sie einen tieferstehenden Mann förmlich heiratete, oder
aber der ranghöhere Mann scheute die Bindung an eine Freigelassene. Dennoch war letzteres rechtens.“
Sklavinnen standen den Gelüsten ihres Herrn zur Verfügung, sie waren bil-
liger als Ehefrauen.“ Salvian (GD. IV 26 ff) spricht von „Scharen“ unfreier Kon-
kubinen einzelner Reicher. Constantin erklärte die Verbindung einer Standesper-
son mit einer Sklavin für unschicklich, aber statthaft. Versuchte jedoch ein Curiale durch das Konkubinat mit der Sklavin eines Mächtigen in dessen Schutz zu fliehen und sich seinen Curienpflichten zu entziehen, so sollte er auf eine Insel verbannt,
die Sklavin gar zu Bergwerksarbeit verurteilt werden. Schwere Vermögensstrafen drohten dem Herrn, der das zuließ.”
Die Kirche hat das Konkubinat geduldet.” Augustinus lebte als Rhetor mit einer Konkubine, der Mutter eines gemeinsamen Sohnes, die er nach dreizehn Jahren gnadenlos verstieß, als er von seiner Mutter bedrängt wurde, ein Mädchen von Stande zu heiraten. Er nahm diese dann doch nicht und holte sich eine neue
Beischláferin." Paulinus von Nola (Euch. 166 ff ) erzählt aus seiner Jugend, daß er sich mit den häuslichen Sklavinnen vergnügt habe. Einmal hätte er erfahren, daß ihm ein Sohn geboren sei. Libanios lebte mit einer (ehemaligen?) Sklavin zusammen und hatte einen Sohn von ihr, dem er Liegenschaften vererben wollte, doch war das mit Schwierigkeiten verbunden, weil uneheliche Kinder nur von der Mutter erb-
ten." Kinder von freien Männern und Sklavinnen folgten dem Stande der Mutter und konnten von ihren Vätern nicht einmal nach Belieben beschenkt werden." Die Ehe zwischen einer Freien und einem Sklaven war ebenfalls nicht möglich,
eine solche Verbindung (concubinatus oder contubernium) machte sie nach einem Senatus Consultum Claudianum zur Mitsklavin, doch nur, sofern der Herr des Skla-
ven sie zuvor dreimal vergeblich abgemahnt hatte.“ Die Regel der dreimaligen
Anzeige wurde anscheinend mißachtet, von Julian jedoch wiederhergestellt. Hatte eine Frau so ihre Freiheit verloren, gewann sie diese nach der Trennung von dem
Sklaven nicht zurück, ihre Kinder wurden Sklaven.” Erst Justinian verordnete, daB die Kinder einer freien Frau mit einem Sklaven frei seien, so wie wenn der Vater unbekannt war. Ebenso bestimmte er, daß eine freie Frau ihren Status durch den # CJ. V 26; 4, 26. Daß Constantin
das Kon-
** Libanios (or. 1,145) beklagt den Ausschluß un-
kubinat überhaupt verboten hätte, trifft nicht zu.
ehelicher Sóhne vom
Seine Bestimmung ist inhaltsgleich mit der Paulus-Sentenz I1 20,1 (FIRA. II 346) und darum
seinem Sohn auf dem Umweg über Schenkungen an Dritte Ländereien zukommen zu lassen, fürchte-
nicht christlich zu erklären. * CJ. IX 9, 24; Aug. PL. 38,83; Hieron. ep. 79.5. * CTh. XII 1,6; s. 1114 c! 3? Augustin,
conf.
VI 23 u. 25. Keine
te jedoch, ertappt zu werden. Daraufhin bewog er
die Curie zu einer Eingabe beim Kaiser, der die geltende Bestimmung tatsächlich lockerte (or. 1,195 f; CTh. IV 6,4). Hieron. ep. 79,5.
St P. Meyer 1895, 161 ff. Konkubinen nennt Augustin mit Namen.
Erbrecht. Er erwog darum,
* CTh. seiner
IV 6,76.
55 FIR A. II 345; Suet. Vesp. 11. Ὁ CTh. IV 12,4-7; FIR A. II 611; 773.
358
III. Die inneren Verhältnisse
Umgang mit einem Sklaven nicht verliere, während umgekehrt auch die Sklaven in ihrem Stande blieben und sich auf diesem Wege die Freiheit nicht erschleichen könnten.” Constantin hatte freien Frauen eine Ehe mit Staatssklaven gestattet, unbeschadet ihrer Freiheit; die Kinder sollten ein vermindertes Bürgerrecht erhalten." Prostitution? wurde in Rom von Moralisten als anstóBig empfunden. Gleichwohl war der Umgang mit Kurtisanen bei der Nobilität gesellschaftsfahig." Bordellbesitzer durften ihre unfreien Huren nicht mehr zur Unzucht zwingen, wenn
sie ein christliches Keuschheitsgelübde abgelegt hatten. Sie konnten nur an die Kirche verkauft werden. 428 wurde zudem den Hurenwirten verboten, ihre
Töchter und Sklavinnen gegen deren Willen zu vermieten. Wer das tue, sei mit Zwangsarbeit zu bestrafen, die bedrohten Frauen sollten sich an die Bischöfe wen-
den. Constantin stellte den zügellosen und liederlichen Geschlechtsverkehr unter Strafe und unterwarf die Huren der Gewerbesteuer, sie mußten das Chrysargyron bezahlen.“ 439 bewog der ausgeschiedene PPO Florentius den Kaiser Theodosius II, die - überwiegend mit Sklavinnen betriebenen — Bordelle zu schließen,
indem er durch eine großzügige Landstiftung dem Staat die dadurch entfallenden Steuereinnahmen ersetzte. Endgültig wurde die Steuerbefreiung jedoch erst durch Anastasius durchgeführt.“ Bei Diocletian beschwerte sich ein Mann, der mit den
Reizen seiner Frau Geschäfte machte, darüber daß ein Kunde den vereinbarten Preis verweigere. Der Kaiser antwortete, der Mann
solle sich schämen.
Im Jahre
556 wurde Beihilfe zum Ehebruch mit der Todesstrafe bedroht." Justinian beklagte, daß Mädchenhändler die Provinzen auskämmten und die
Unglücklichen dann in ihren Freudenhäusern gefangen hielten. Er verbot das Bordellwesen in der Hauptstadt überhaupt und verwandelte einen Palast auf der asiatischen Seite des Bosporus in ein Heim für gefallene Frauen, das gut ausgestattet
wurde. Theodora ließ über 500 Huren einweisen, doch behagte einigen von ihnen das mönchische Leben so wenig, daß sie sich aus dem Fenster stürzten.“ Ein besonderes Ärgernis für die christlichen Kaiser war die heidnische Sakralprostitution. Constantin lief den Aphroditetempel von Aphaka auf dem Libanon zerstören, wegen der dortigen „lasterhaften Ausschweifungen". Die Hierodulen von Heliopolis (Baal-
bek) werden jedoch noch von Junior um 360 für ihre Schönheit gepriesen." Homosexualität unter Männern war seit Augustus verboten.“ Dennoch hat Juvenal Knabenliebe gepriesen, haben mehrere Kaiser bis Hadrian sie praktiziert.“
Unter den Severern wurde sie wiederum geahndet, und in der Spätantike verschärfte sich die Strafe. Wer sich als Frau mißbrauchen lasse, solle geköpft (342)
oder öffentlich verbrannt (390) werden.“ Trotzdem ist die Anthologia Graeca (XII) voll von Gedichten auf schöne Knaben. Im christlichen Antiochia war nach dem Zeugnis Julians (359 D; 365 A) Knabenliebe verbreitet. Anscheinend
wurde Libanios wegen anstößigen Verhaltens gegenüber seinen Schülern erst aus Konstantinopel, dann aus Nikomedien verwiesen. Er selbst beteuert indes seine 9 CIC. Inst. I 4; C). VII 24; Seyfarth 1964. s CTh. IV 12,3. “9. Herter, Dirne, RAC. III 1957, 1154-1213.
Ders. 1960.
Ὁ Amm. XXVIII 4,9. 6 Soz. 1 8,14; CTh. XV 8,16; Zos. 11 38,2. €? Nov. Theod. 18; Zon. XIV 3,12.
© CJ. IV 7, 5; Nov. lust. 134, 10 pr. % Nov. Iust.14; Proc. aed. 1 9; HA. 17. δ᾽ Eus. VC. III 55; Iunior exp. 30.
* Lex Julia de adulteriis CIC. Inst. IV 18.4.
*' Juvenal VI 34ff; SHA. Hadr. 2ff. Demandt, Privatleben 1997, 101 ff. 5*5 FIR A. 1I 557; 779; CTh. IX 7,2 u. 6.
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder
359
Unschuld.” Päderastie war insbesondere mit dem Theaterwesen verbunden. Der bekannteste Fall ist der jenes Wagenlenkers in Thessalonike, dessen Verhaftung 390 zu einem Aufstand geführt hat, worauf Theodosius das von Ambrosius dann
getadelte Massaker anrichten ließ.” Justinian ließ Päderasten strafweise kastrieren." Als beinahe ebenso unanständig wie die Prostitution erschien das Schaugeschäft. Frauen, die sich — nicht selten unbekleidet — auf der Bühne zeigten, galten als unehrlich; háufig war die Schauspielerei mit gewerblicher Unzucht ver-
bunden. Solche Frauen durften sich nur im Angesicht des Todes taufen lassen. Kamen sie dennoch lebend davon, mußten sie ihren Beruf aufgeben. Waren ihre Töchter anständige Mädchen, so dürfe man sie nicht zum Geschäft zwingen, denn dies sei nur bei liederlichen statthaft. Schauspielerinnen konnten sich durch christliches Gelübde aus ihrer Zunft lösen; wurden
sie rückfällig, so sollten sie in der
Branche bleiben, bis sie durch Alter und Häßlichkeit zur Tugend gezwungen würden. Theodosius verbot, Sklavinnen, die als Leierspielerinnen zu Gelagen vermietet wurden, auszubilden und zu verhandeln. 393 unterband der Kaiser das allzu
auffällige Erscheinungsbild von Schauspielerinnen auf der Straße und begrenzte den Schmuck und den Kleiderluxus dieser Frauen. Der ErlaB war anscheinend so erfolgreich, daf) der Kaiser im folgenden Jahr bestimmte, Frauen von der Bühne und ,von's Gewerbe"
dürften nicht im Habitus von Nonnen
erscheinen." Auch
Ammian moniert theatralische Gewänder und künstliche Locken," sowie die Sitte
reicher Rómerinnen, sich in ihren Sänften spazieren tragen zu lassen. * Er berichtet, daß ein Henker, der eine Ehebrecherin vor ihrer Hinrichtung öffentlich entblößt hatte, lebendig verbrannt wurde.“
Gegen die sittenstrenge Tendenz der Gesetzgebung wandten sich einzelne Städte, und so schrieb Honorius 413 an den tribunus spielerinnen, die durch verschiedene Gesetze den wären, seien zurückzuholen, damit den lust nicht fehle. Aus diesem Grunde war es
voluptatum von Karthago, die Schauvon ihrem Gewerbe entbunden worstädtischen Festlichkeiten die Augenauch verboten, städtische Schauspie-
lerinnen zum Privatvergnügen abzuwerben.^ Die Forderung nach Sittsamkeit stand dem Schulbesuch
der Mädchen ent-
gegen, den Ovid (trist. 11 369 f) und Martial (VIII 3,16) bezeugen. Gleichwohl war die ideale Gattin für Augustin (sol. 117) nicht nur schön, keusch und fügsam, sondern auch literarisch gebildet. Julians Mutter Basilina hatte mit ihrem Lehrer Mardonios Homer und Hesiod studiert.” Der Pädagoge der Kaiserin Eudoxia war ein Kleriker." Maria, die Tochter Stilichos, las, so Claudian (X 232 ff), Homer,
Orpheus und Sappho. Lactanz (inst. V1 3) wirft den Heiden vor, sie unterrichteten nur Knaben und Jünglinge. Die christliche, allerdings anders ausgerichtete Unterweisung
erreiche dagegen jedes Geschlecht, jedes Alter. Gelehrte Frauen
gab es
gleichwohl ebenso in heidnischen Familien." Die Begüterten hielten vermutlich Hauslehrer für ihre Töchter.
** Eun. VS. 495; Lib. or. 1,12 u. 79; 2,12.
^ Amm.
* Lib. or. 1,98; s. 11 7!
^ CTh. XV 7 pass.
XXVIII
" Proc.HA. XI 34ff.
” Julian 352 B.
7 CTh.
^» Soz. VIII 6,6.
XV
7, nf; CJ. 14,4.
^ Amm. XIV 6,16 u. 21. * Amm.
XXVIII 4,8.
1,28.
? Staesche in Demandt (Fs.) 2002, 137 ff; Soroceanu ]. c. 237 ff.
360
III. Die inneren
Verhältnisse
Aus dem griechischen Osten kennen wir eine Reihe von Dichterinnen
und
Philosophinnen. Unter ihnen ragen hervor Hypatia, die in Alexandria den philosophisch-naturwissenschaftlichen Lehrstuhl ihres Vaters Theon übernommen hatte und 415 vom christlichen Pöbel ermordet wurde (s. II 9), weiterhin Athenais/ Eudokia, Tochter des Athener Philosophen Leontios, die Gemahlin von Theodo-
sius II. Sie schrieb Gedichte über historische und biblische Themen. Unter den
heidnischen Philosophinnen des 4. Jahrhunderts war Sosipatra berühmt, die einen Lehrstuhl in Pergamon innehatte,” unter denen des 5. Jahrhunderts lassen sich noch Asklepigeneia nennen, die Lehrerin des Proklos; die Wolkenprophetin Anthusa, die den Heermeister Ardabur junior zum Manne hatte;" Aidesia, die Frau des Hermeias, und Theodora, der Damaskios, das letzte Schulhaupt der Akademie, seine
Lebensbeschreibung des Isidoros widmete. Sie gehören alle in den Umkreis der Neuplatoniker von Alexandria und Athen.” Im Westen begegnen intellektuelle Frauen ebenfalls. In Bordeaux glänzte Eunomia, die Tochter des Rhetors Nazarius, als Rednerin und Autorin." Die römische Dame Faltonia Vetitia Proba verfaßte ein Epos auf die Schlacht bei Mursa 351 und ein Lobgedicht auf Christus, das nur aus umgestellten Vergilversen bestand.” Anicia Juliana, die Tochter des Kaisers Olybrius, ließ sich die ,Materia Medica' des Dioskurides abschreiben.” Mehrfach wer-
den in der Heilkunst bewanderte Frauen (medicae) erwähnt.“ Das Frauenideal des spátrómischen Christentums stellte die Tugenden der Nächstenliebe, der Frömmigkeit und der Entsagung in den Vordergrund." Die Kirchenváter haben nus" erklärte, nach die Eltern über die (Eph. 5,22ff) hatte
an der bestehenden Sozialordnung nicht gerüttelt. Augustidem Gesetz der Natur herrschten die Männer über die Frauen, Kinder, die Herren über die Sklaven (s. III 2b). Bereits Paulus die Unterordnung der Frau verfügt.
Als Tugendmuster schildert Gregor von Nyssa (VMacr.) seine Schwester Macrina, Gregor von Nazianz (or. 8) seine Schwester Gorgonia.
Sie war — wenn's
stimmt — häuslich und fleißig, gastfrei und freigiebig, eine gute Ehefrau, Mutter und Großmutter. Sie verzichtete auf Schmuck und Körperpflege, verschleierte sich, übte sich in Schweigen und Fasten, in Psalmodieren und Niederknien. Sie schlief auf dem blanken Boden oder durchwachte die Nächte stehend im Freien bei Wind und Wetter, sie lachte nicht, weinte viel - denn wer im Diesseits lacht, wird
im Jenseits weinen und umgekehrt? — und ersehnte den Tod. Arnobius der Jüngere ermahnte die Senatorin Gregoria, die Launen ihres Gatten in christlicher Demut zu
ertragen. Das entspreche dem Willen Gottes und óffne ihr den Himmel." Theodoret pries Aelia Flaccilla, die Gemahlin von Theodosius 1. Die Kaiserin habe sich persónlich um die Kranken und Gebrechlichen gekümmert, habe sie mit eigener # Eun.VS. 466 ff.
δ ThLL. VIII 553.
" Demandt
1986. Andere Zuordnung: Scharf
*' Thraede, Frau, RAC. VII 1972, 227 ff: Elm
#2 Geffcken 1929, 199; v. Hachling 1982, 78f. *! Hieron.chron. zu 336; Chron.Min. 1 452. ^ CSEL. XVI 568ff. Lateinisch und englisch
teratur zu den Frauen im frühen Christentum wiederholt sattsam Bekanntes ad nauseam. ** PL. 34,390; 590.
1993.
mit Kommentar von E. A. Clark/D. F. Hatch 1981. Bleckmann in Brandt 1999, 69 ff.
*5 Capizzi 1968.
1994; Cloke
1995. Die umfangreiche neuere Li-
” Ev. Luc. 6,21; 25; Ep. Jacobi 4,9. * CC. lat. XXV A 1992, 177ff.
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder
361
Hand gepflegt und verköstigt und ihren Mann ständig zur Demut ermahnt. Eine Christin verunstalte auch nicht ihr Gesicht, das Bild Gottes, durch Schminke und
kleide sich nicht in bunte, goldbestickte Gewänder.” Im Jahre 390 verbot Theodosius Frauen, die sich gegen göttliches und menschliches Gebot nach Männerart die Haare abschnitten, die Teilnahme am Gottesdienst.” Huren trugen kurze Haare. Viele alleinstehende Frauen hielten sich zur Kirche, zumal die begüterten. Die
berühmtesten Stifterinnen waren die heilige Paula, Anicia Faltonia Proba und die ältere und die jüngere Melanie. Reiche Senatorinnen spielen in der Korrespondenz der Kirchenväter, namentlich bei Hieronymus, eine bedeutende Rolle." Zeit-
kritische Beobachter überliefern, wie die römischen Päpste und byzantinischen Patriarchen sich um das Erbe reicher Witwen bemüht haben." Hieronymus und
Salvian haben Spenderinnen das Himmelreich in Aussicht gestellt. Die Erbschleicherei der Geistlichkeit veranlaßte Valentinian 370 zu einem Schreiben an Papst Damasus, in dem Priestern verboten wurde, die Häuser von Witwen und Waisen
zu betreten. Es wurde von den Kanzeln verlesen.” Die damals beschränkte Testierfreiheit zugunsten des Klerus” hat Marcian 455 aufgehoben, nachdem sie zuvor durch Fideikommiß unterlaufen wurde.”
Dauerthema der christlichen Literatur war der Kampf gegen die Liebeslust. Kultische Keuschheit gab es in vielen Religionen, zumeist jedoch beschränkt auf bestimmte Festzeiten wie das Eichenfest von Mamre* oder auf besondere Perso-
nengruppen wie die Vestalinnen und die Kybelepriester, die Galli, die sich selbst entmannten. Bei Matthäus (19,12) spricht Jesus von Juden, die sich „um des Himmelreiches willen“ verschnitten hätten, und bemerkt: „Verstehe es, wer's kann!“ In
den Paulus-Sentenzen wird mit Todesstrafe bedroht, wer einen anderen kastriert,
weil dieser seinen Sexualtrieb loswerden will. Ärzten war diese Operation nur mit der Genehmigung des Statthalters erlaubt.” Selbstkastration in asketischer Absicht vollzog der Kirchenvater Origenes."? Auf dem Konzil von Nicaea wurde untersagt, Männern, die sich verschnitten hätten, die Weihen
zu erteilen. Die apostolischen
Konstitutionen (VIII 47,22) wiederholten dies um 400, Laien wurden dafür mit dreijähriger Exkommunikation bestraft. Johannes Chrysostomos wetterte in seiner 62. Matthäuspredigt (3) dagegen, aber noch Hieronymus und Palladius berichten Fälle von Selbstentmannung." In der frühen Orthodoxie galt Virginität schlechthin als gottgefällig. Jesus war selbst unverheiratet, aber verteidigte die Ehe als gottgewollt," ja er rettete die
Ehebrecherin vor der Steinigung."” Erst Paulus verabscheute jeden Geschlechts*! Theodoret HE. V 19; HR. 9. 9? CTh. XVI 2,27.
# Amm. XXVII feld 1977,12.
3,14; Ambr.ep. 18,14. Tinne-
* Wenn Frauen in der Korrespondenz heidnischer Autoren keine nennenswerte Rolle spielen,
% CTh. XVI 2,20. » Ambr. ep. 18,13.
so darum, weil diese nicht die Absicht hatten, ihre Korrespondentinnen zu beerben oder zu be-
? Nov. Marc. 4; Hieron. ep. LII 6. Ὁ. Soz. II 4,4. Demandt, Baum 2002, 24 ff.
kehren. Von den 1650 Briefen des Libanios wen-
* FIRA. II 409; Justinus Martyr, apol. 29,1-3.
den sich lediglich 7 an Frauen (an Alexandra,
10 Eus.HE.VI 8.
Mariana, Prisca, Theodora). Symmachus schrieb nicht an Frauen.
11 Hieron. ep. XIV 6; Pall. HL. 23; 29. 102 Ev. Matth. 19,4 ff. Ev. Joh. 8,7.
362
III. Die inneren
Verhältnisse
verkehr und gestattete ihn widerwillig im Hinblick auf die „Brunst“.” Zu den
asketischen Vorübungen auf das Reich Gottes zählte stets die Enthaltsamkeit. Unverheiratete sollten es bleiben, Verheiratete in den Stand der Josephsehe treten. War diese eine solche? Maria hatte mehrere Kinder," wurde aber bei den Kir-
chenvätern zur dreifachen Jungfrau, die weder vor, noch bei, noch nach der Geburt Jesu ihre Virginität eingebüßt habe. Unter den Lateinern predigten Tertullian, Ambrosius und Damasus diese Lehre. Hieronymus" pries in seinem 22. Brief an
Eustochium das asketische Leben einer Braut Christi. Die Jungfräulichkeit sei ein solch hohes Gut, daß nicht einmal Gott es wiederherstellen könne, sobald es einmal
verloren sei. Die Frauen werden in drei Stufen der Heiligkeit eingeteilt, an erster Stelle stehen die Jungfrauen, an zweiter die Witwen,
an dritter die Ehefrauen.
Letztere seien nur darum zu preisen, weil sie Jungfrauen gebáren kónnen, im übrigen wäre ihr Los durch die Beschwerden von Schwangerschaft und Geburt,
durch Sorgen um den Mann und das Geld beklagenswert. Eustochium
solle
wenig essen und keinen Wein trinken, den Umgang mit verheirateten Frauen meiden, möglichst in ihrem Kämmerlein leben und die Nächte durchwachen,
weinen und beten. Der Satan dringe durch die Genitalien in die Seele ein. Der Teufel ist ein amicus fornicationis. Unter den griechischen Kirchenvätern erklärten Basilius und Johannes Chryso-
stomos Keuschheit für heilsnotwendig, die größte Gefahr für den Mann bilde die Nähe einer Frau. Heißt es doch schon bei Jesus Sirach (25, 25): „Alle Bosheit ist
harmlos, gemessen an der Bosheit des Weibes.“ Natürlich hatten die Männer sich
auch vor ihrem eigenen Gelüst in Acht zu nehmen. Die Verschämtheit des von Athanasios (VAnt. 60) gefeierten Asketen Antonius ging so weit, daB diesen ein Engel über den Fluß trug, damit der Heilige sich nicht vor sich selbst entblößen
mußte. Der Eremit Elias wurde von seinen sexuellen Wünschen befreit, indem ihn drei Engel im Traum kastrierten."" Die zahlreichen
Nonnenklöster bezeugen, daß das Ideal der „gottgeweihten
Jungfrau" (monax) eine beachtliche Breitenwirkung entfaltet hat. Daß die Entsa-
gung nicht immer freiwillig war, lehren die heiratslustigen Nonnen unter Julian. Sein Nachfolger bedrohte deren Freier mit der Todesstrafe." Maiorian verfügte 458 in seiner 6. Novelle, daß Eltern ihre Töchter nicht bereits als Kinder zu ewiger Jungfräulichkeit verpflichten könnten. Erst mit dem 40. Lebensjahr dürften Frauen den Schleier nehmen. Der Kaiser wollte damit der Willkür der Eltern und dem Nachwuchsmangel entgegenarbeiten. Junge Witwen, die noch Kinder bekommen könnten, sollten innerhalb 5 Jahren wieder heiraten. Danach dürften sie ins Kloster
gehen, doch fiele dann die Hälfte ihres Vermögens an den Fiskus. Unter den 30 Eremiten-Viten Theodorets gibt es auch zwei von Asketinnen, „die vielleicht noch
tapferer gekämpft haben“ als die Männer.'” Arme Witwen kamen in den Genuß christlicher Liebestätigkeit."° 14 Ev. Joh. 8, 3ff; Ev. Luc. 14, 26; 1. Kor. 7. 5 Ev. Marci 6,3; Ev. Matth.
7,5. ‘6 Zum
Verhältnis des Hieronymus zu den
Frauen: Grützmacher 1993.
13,55f; Ev. Joh.
I 1901, 225ff; Krumeich
107 Palladios, Hist. Laus. 29. 18 Soz. VI 3,5f.
1? Theodoret HR. 29f. Harvey 1990, 108ff. "0 Krause in Lepelley 1996, 115 ff.
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder
363
Obschon die Lehre Jesu seit der Sünderin mit der Salbe gerade von den Frauen mit einer Bereitschaft angenommen wurde, die den Spott der Heiden erregte, konnten Frauen nur untergeordnete Kirchenämter wahrnehmen und hatten nach Paulus im Gottesdienst zu schweigen." Dies entspricht jüdischem Denken, denn bei Griechen, Römern und Germanen standen Priesterinnen in hohem An-
sehen. Immerhin kennt das frühe Christentum auch Prophetinnen."? Wie schon der ältere Cato"' haben die Kirchenväter Eitelkeit und Putzsucht der Frauen angeprangert, sie seien eine Gefahr für die Männer, ein Tor zur Hölle. Nach Tertullian war
wieder Johannes Chrysostomos ein erklärter Frauenfeind."" Unter diesen Voraussetzungen hat sich die freie Stellung der Frau, wie sie im klassischen rómischen Recht erreicht war, nicht halten kónnen.
Die klerikale Prüderie hat die Lust an Leib und Liebe in der spátantiken Gesellschaft nicht beseitigen können. Das beweist lateinische Liebesdichtung hat in den Versen benmädchen Bissula eine Nachblüte erlebt (s. beschreibt die Entjungferung (imminutio) mit
die erotische Literatur." Die des Ausonius (IX) auf das SchwaII 6). Sein Hochzeitsgedicht (XVII) anzüglich zusammengestellten Ver-
gilversen." Die christlichen Dichter benutzten ein durchweg noch heidnisches Milieu. Dies gilt für den Liebesroman ,Aithiopika' des Heliodor aus Emesa (um 400), für das Dionysos-Epos des Nonnos von Panopolis (um 420) - beide waren
(spáter?) Kleriker — sowie für die Gedichte aus der Zeit um 500 über Hero und Leander von Musaios und über den Raub der schónen Helena von Kolluthos. Die Anthologia Latina enthält ein Gedicht ‚De concubitu Martis et Veneris' und anderes
Schlüpfrige. Aristainetos verfaßte 50 Briefe von und über Hetären, Paulos Silentiarios (1575) und Agathias (1582) hinterließen erotische Epigramme auf die außereheliche Liebe zu Mädchen und Knaben. Gegen Potenzstórung empfahlen Ärzte wie Theodoros Priskianos (um 380) und Aëtios von Amida (6. Jahrhundert) die Lektüre pornographischer Literatur." FamiliengrôBe
und
Kinderzahl
scheinen
in der Spätantike gleich geblieben
zu
sein." Die Kinder unterstanden der patria potestas des Ehemannes. Die spätrömischen Gesetze über Kinder beschränkten die väterliche Gewalt noch weiter als dies schon im Principat der Fall war. Eltern sollten gemäß Valentinian ihre Kinder
maßvoll strafen und größere Untaten Heranwachsender vor Gericht bringen." Die Aussetzung von Kindern wurde 315 durch Constantin verboten und 374 von Valentinian als Kindesmord unter Todesstrafe gestellt." Ausgesetzte Kinder konnten den Zieheltern nicht wieder abgefordert werden, gleichgültig ob sie
adoptiert oder als Sklaven betrachtet wurden." Armen Eltern, die ihre Kinder nicht ernáhren konnten und in die Sklaverei verkaufen wollten, versprach Con-
1: Ev, Luc. 7,37; 1. Kor. 14,34. "2 Ev. Luc. 2, 25f; 2, 36; 2, 38; Apg. 21, 9.
1 Demandt, Idealstaat 1995, 204 f. "^ Tertullian, De cult. fem. 1 2: diaboli ianua; Soz. VIII 16,1. "6 Sie sind in der
be gilt für das Zusammenleben der Hausgemeinschaft, familia ist in den Quellen stets im umfassenden Sinn gemeint: Shaw
"5 Beck 1986, 79 ff.
(1919) nicht übersetzt.
" Beck 1986, 158 f. "* Patlagean 1981 VIIIf; Nathan 2000. Dassel-
1987.
" CTh. IX 13,1. Loeb-Ausgabe
von
White
20 CTh. XI 27,1; C). VIII 51,2; CTh. IX 14,1.
1 CTh. V 9,16; CJ. VIN 51,3.
364
III. Die inneren
Verhältnisse
stantin eine staatliche Zuwendung.” Erwachsenen Kindern, die ihren Eltern übel
mitspielten, wurde angedroht, sie in die patria potestas zurückzuholen; Mord an den Eltern oder an nahen Verwandten wurde mit der Todesstrafe des Säckens bedroht.” Kinder hatten später ihre Eltern zu versorgen. Undankbaren Söhnen konnte die Freiheit entzogen werden." Die aus der früheren Kaiserzeit bekannten Unsitten beklagte noch Ambrosius (hex. 58): Die Frauen entwóhnten ihre Kinder allzurasch oder weigerten sich - in den höheren Kreisen -, sie selbst zu stillen. Arme Frauen setzten ihre Neugebo-
renen aus, reiche trieben die Ungeborenen ab, um das Erbe zusammenzuhalten, und nähmen ihren Kindern so das Leben, bevor sie es ihnen gegeben hätten. Auch Ammian
kritisiert die Römerinnen, die schon drei Kinder hätten haben können,
aber lieber ihre Eitelkeit zur Schau stellen. Reiche Römer ohne Kinder genießen die
Schmeicheleien der Erbschleicher — ein Lieblingsthema nicht nur bei Juvenal.'* Mehrfach befaßten sich die Kaiser mit den Rechts- und Vermögensverhältnissen von vaterlosen Kindern. Der zu ernennende Vormund
mußte zuvor die Zustim-
mung der Mutter finden, die Erziehung blieb ihr Recht. Ob ein Waisenkind bei der Großmutter oder bei dem Vatersbruder leben darf, sollte von der jeweiligen Zuwendung abhängen. Das Sorgerecht für Kinder geschiedener Eltern konnte vom Gericht dem
Vater, der Mutter oder beiden jeweils für einen Teil der Kinder
zugesprochen werden.'* Die deutlich wachsende Zahl von Grabinschriften für Kinder in der Spätantike deutet auf christlichen Einfluß. Die von Augustus verfügte Benachteiligung von unverheirateten und kinderlosen Männern und Frauen setzte Constantin außer Kraft. Ein Vater von fünf Kindern wurde von persönlichen Steuern befreit, doch sollten die Behörden darauf
achten, daß der Betreffende auch wirklich seine eigenen und nicht geborgte Kinder vorführe. Augustus hatte das Recht, Erbschaften anzunehmen, beschränkt auf Eltern, die mindestens drei eheliche Kinder hatten. Das ius liberorum wurde 410
abgeschafft.'”
Über die christliche Kindererziehung
hat Johannes Chrysostomos eine
Schrift hinterlassen (De inani gloria). Eltern sollen ihren Kindern nicht die Namen
ihrer Vorfahren geben, sondern solche aus der Bibel, die als Vorbild dienen können. Man dürfe die Knaben
nicht zum Objekt des elterlichen Ehrgeizes machen, der
κενοδοξία wird die Gottgefälligkeit gegenübergestellt. Anstelle der Ausbildung in Literatur, Rhetorik und den freien Künsten solle die Reinigung der Seele treten. Ruhm,
Reichtum
und Einfluß seien vor Gott keine würdigen
Lebensziele, die
Kinder sollten ihre Affekte beherrschen lernen, sollten wachen, fasten und beten. Zur Abhärtung gehöre der Verzicht auf weiche Kleider, Schmuck, Parfum; lange
Haare seien sittenwidrig. An die Stelle von Ammenmärchen
sollten moralisch
verstandene biblische Geschichten treten. Strenge sei erforderlich, nicht aber dau-
erndes Prügeln. Belehrung und Belohnung wirkten stärker. Johannes empfiehlt, bei der Auswahl des Lehrers, des Aufsehers (παιδαγωγός) und des Dieners (dxöAovBog) gewöhnlich Sklaven — auf deren Tugend zu achten. Der Knabe solle sich die Füße selber waschen, unwürdig eines Freien sei nur das Kochen (70). Nach der Pubertät 2 CTh XI 27,1f. 1 CTh. VIII 14,1; IX 15, 1. 1 CJ. VIII 46,5; CTh. VII 14,1.
U5 Amm. XIV 6,20ff; XXVIII 4,22. 7» CJ. V 24, 1; 47,1: 49,1f. Krause 1994. 27 CTh. Vill 16,1; XII 17,1: 17, 3f.
2. Die Gesellschaft — c) Frauen und Kinder sei jeder
Kontakt
mit
Frauen,
namentlich
im
Bade,
zu
meiden,
365 außer
mit der
Mutter, nun habe der Bursche die Lehre von den Höllenstrafen zu lernen. Der Besuch des Theaters, wo Frauen sich entblößten und lose Reden führten, sei zu verbieten. Eine frühe Ehe verhindere die Unzucht, da leider das Mönchtum nicht allen zusage. Den Mädchen sei die Putzsucht auszutreiben. Deren Erziehungsideal
war für Hieronymus (ep. 107) die Nonne. Mitunter wurden Kinder schon vor der Geburt „Gott geweiht“. Bei den gleichzeitigen Germanen entsprach die Rolle der Frau dem, was in einer patriarchalischen Kriegergesellschaft zu erwarten ist. Die Mutter waltete im Haus.'" Frauen, Witwen und Töchter von Fürsten besaßen bisweilen großen Einfluß, mochten als Mutter unmündiger Thronfolger, so wie Amalaswintha, auch regieren, doch ging das nicht in eigenem Namen. Zu den aus frühgermanischer Zeit
bekannten Seherinnen, wie Veleda, gibt es in christlicher Zeit keine Entsprechung. Allenfalls die verwitwete Gotenfürstin Gaatha wäre zu nennen, die zwischen 383
und 392 die Gebeine von 26 gotischen Märtyrern nach Kyzikos überführte.'” Hieronymus und Salvian priesen die Keuschheit der Germanen.'“ Der schon für Josephus (BJ. II 16, 4) und Tacitus (Germ. 19) auffällige Kinderreichtum wird vom Panegyriker (IV 17) für die Franken, von Ammian für die Germanen generell (XXXI 7, 12), namentlich für Alamannen (XXVII 10, 5) und Burgunder (XXVIII 5, 9) und von Jordanes (Get. IV 25) für die Skandinavier bestátigt. Isidor von Sevilla (etym. XIV 4, 4) leitete den Namen Germania von germen — Keim ab, wegen der Fruchtbarkeit der Frauen.
Wohlbelegt ist der kriegerische Geist der Germanenfrauen. Daß sie selbst mitgekámpft haben, wird unter Marcus und Aurelian berichtet. Synesios bezeugt es unter Arcadius." Eindrucksvoll bleibt die Nachricht Prokops über die Abwendung der Gotenfrauen von ihren feigen Männern, die sich 540 in Ravenna Belisar erge-
ben hatten. Politisch brisant wurde ein Fall in Africa: Nach der Wegführung der
geschlagenen Vandalen wurden deren Frauen großenteils von der byzantinischen Besatzung übernommen, und als diese sich 535 gegen den Kaiser empórte, sollen die
Vandalenfrauen sie dazu aufgewiegelt haben.'" Über die germanische Kindererziehung
wissen wir wenig.
Eine von
Prokop (BG. I 2) überlieferte Episode gibt wenigstens ein Stimmungsbild. Nach dem Tode Theoderichs 526 führte seine Tochter Amalaswintha die vormundschaftliche Regierung für ihren achtjáhrigen Sohn Athalarich. Er erhielt eine rómische Schulbildung. Einmal wurde er wegen einer Unart im Frauensaal gezüchtigt und
lief weinend zu den Männern. Das bewirkte einen Aufruhr. Die gotischen Adligen erschienen vor der Königin und erklärten ihr, eine Erziehung im Lesen und Schreiben führe zur Duckmäuserei, wer ein Mann werden solle, müsse den Umgang mit der Waffe üben und dürfe nicht den Schlägen eines Schulmeisters ausgesetzt wer-
den. Auch Theoderich hätte die Gotenkinder nicht in die Schule geschickt, er selbst
hätte ein großes Reich erobert und erhalten, ohne Grammatik gelernt zu haben." 1% Tacitus Germ.
15. Pohl 2000, 72 ff.
12% Wolfram 2001, 91 ff. ' Hieron. ep. 123 ; Salv. GD. VII 24; 26; 64.
'" SHA. Aur. 34; vgl. Cass. Dio 71,3,3 ; Syn-
es.kat. 2,2. 14 Proc. BG. 11 29,34; BV. II 14,8 ff. Anon. Val. 61.
366
III. Die inneren
Verhältnisse
d) Länder und Völker Quellen: Die dürftige Quellenlage zur Situation der Völker im spätrömischen Reich beruht auf zwei Gründen. Es ist objektiv die verschwindende Eigenart der alten Stämme und Kulturen, die nicht nur zivilisatorisch, sondern auch religiös vereinheitlicht wurden. Dazu kommt subjektiv die Blickweise der Berichterstatter, die stets mehr an Ereignissen als an Verhältnissen interessiert waren. Die
meisten Informationen über die ethnischen Gruppen erhalten wir beiläufig dann, wenn sie — wie die Isaurier und die Juden - politisch bedeutsam wurden. Dies gilt namentlich für den Widerstand gegen die Steuereintreibung und für die Opposition gegen die Orthodoxie. Im ersten Falle sprechen die historiographischen, im zweiten die patristischen Texte. Ein herodoteisches Interesse an den Völkern selbst spüren wir allenfalls aus Juniors ,Expositio' und aus den geographischen Exkursen bei Ammian und Prokop. Für den Orient bieten die Pilgerberichte (CSEL. 39) Nachrichten.
Als Romulus die Stadt Rom gegründet hatte, suchte er sie dadurch zu bevólkern, daB er ein Asyl, eine Freistatt eröffnete, wo jeder Ankómmling, Freier wie Sklave,
aufgenommen werden sollte. Diese Geschichte aus Vergil (Aen. VIII 342f ) und Livius (I 8,5 f) diente Kirchenvätern wie Augustin (CD. 134; IV 5) und Orosius (II 4,3) dazu, die ganze römische Geschichte als Folge von Gewalttaten und Räu-
bereien zu erweisen, da ja der historische Kern des Volkes aus entlaufenen Sklaven und Verbrechern bestehe. Umgekehrt war man rómischerseits stolz auf diese völ-
kerumfassende Staatsbildung, die teils durch Angliederung fremder Länder, teils durch Aufnahme anderer Vólker aus der bewohnten Kulturwelt einen einzigen Verkehrsraum, ein organisches Ganzes gemacht hatte.'
Anders als Griechen, Germanen und Juden haben die Rómer sich nicht primár als
Abstammungsgemeinschaft begriffen, sondern als politischen Verband, in den grundsätzlich jeder Geeignete Aufnahme finden konnte. Dum nullum fastiditur genus, in quo eniteret virtus, crevit imperium Romanum — „indem niemand wegen seiner Herkunft
abgelehnt
wurde,
sofern
er nur
tüchtig
war,
wuchs
das Römische
Reich".? Berühmte Beispiele für diese offene Politik waren die Übersiedlung der gens Claudia von Regillum nach Rom im Jahre 504 v. Chr. und die Verleihung des ius honorum an die Gallier durch Kaiser Claudius im Jahre 48.’ Diese Fälle blieben im Bewußtsein lebendig bis ins 4. Jahrhundert, wenn es darum ging, ob man weitere Vólkerschaften ins Reich aufnehmen sollte. Themistios (or. XVI) unterstützte damit die Ansiedlung der Goten. So war das Imperium Romanum zu einem Vielvölkerstaat geworden, in dem jeder Einwohner, wie schon Cicero (leg. II 5) bemerkte,
eine mehrfache Identität besaß. Ein jeder war Bürger seiner Stadt und Angehöriger
seines Volkes, das sich durch Sitte, Religion und Sprache definierte. Darüber bildete das politische Römertum die Klammer, die alle Völkerschaften im Reich zusammenhielt. Die Kultursprachen im spätrömischen Reich waren Latein‘ und Griechisch.’ Die Sprachgrenze folgte ungefähr dem 20. Längengrad. Die Kyrenaika ! Polyb. 13,3 ff; VI 2,3. ? Liv. IV 3,13.
5 Zum gesprochenen Griechisch in der Kaiserzeit: Zgusta in: Neumann/Untermann 1974/80,
3 Liv. II 16,4; Dessau 212; Tac.ann. XI 23 ff.
* Zum
kaiserzeitlichen
Provinzen: A. Tovar 1974/80, 331 ff.
Vulgärlatein
in den
in: Neumann/Untermann
121 fF.
2. Die Gesellschaft — d) Länder und Völker sprach griechisch, die Tripolitana lateinisch bzw.
367
punisch (s. u.). Illyrien gehörte
zum lateinischen Sprachgebiet, Lissus war die südlichste lateinische, Dyrrhachium die nördlichste griechische Küstenstadt an der Adria. Die Sprachgrenze zog sich von dort nordöstlich bis in den Süden von Naissus und verlief dann südlich der Donau
zum Pontos.' Träger des Lateinischen im Donauraum
waren die Grenzgar-
nisonen. Latein war die Sprache des Heeres und des Rechts,’ griechisch die Sprache der höheren Kultur, der Kaufleute und der Kirche. Erst Papst Damasus latinisierte
um 380 die Liturgie in der Stadt Rom."
Im Westen wie im Osten gab es Sprachinseln. Sizilien war noch im 4. Jahrhundert zweisprachig.” Das griechische Element nahm im 6. und 7. Jahrhundert sogar nochmals einen Aufschwung, als die Slaweneinwanderung und der Bildersturm zahlreiche Hellenen aus Griechenland nach Sizilien und Unteritalien trieben." Für Gallien bezeugt noch Caesarius von Arles den Gebrauch des Griechischen; das Hinterland von Massilia hieß im Mittelalter „Graecia“." Die übrigen
griechischen Sprachreste im Westen verschwanden allmählich. Bis in die Spätantike spielten jedoch „griechische“ Seehändler aus Phönizien und Ägypten eine Rolle in den Hafenstädten des Westens. In Rom gab es eine große Anzahl von negotiatores
oder pantapolae Graeci." Im Osten sprach die 15 v. Chr. von Agrippa angelegte Veteranenkolonie Berytos lateinisch, dort war die große Rechtsschule (s. ΠῚ 5). Die Gräzisierung Konstantinopels
wurde
dadurch
verlangsamt,
daB die Muttersprache
der Kaiser
bis zu Justinian das Lateinische blieb. Trotzdem konnte der Reichs- und Stadtpräfekt Cyrus, ein gefeierter Dichter aus Ägypten, 440 das Griechische als Verwaltungssprache zulassen." Die im ‚Codex Justinianus‘ publizierten Gesetze waren noch lateinisch, die Novellen seit 535 hingegen sind griechisch abgefaßt. Die Kenntnis des Lateinischen ging im Osten zurück, ebenso die Kenntnis des Griechischen im Westen."
Die politische Loyalität der
Griechen im römischen Reich steht aufer Frage."
Die Anerkennung der überlegenen griechischen Kultur durch die Gebildeten und die politische Liberalität der Römer ließen diese im Osten nicht als Fremdherrscher erscheinen. Das Bekenntnis eines Aelius Aristides zu Rom blieb kennzeichnend; Redner wie Themistios, Himerios und Libanios haben bei allem Hellenenstolz nie
an der römischen Herrschaft gerüttelt. DaB diese Auffassung auch breitere Kreise
erreichte, lehren die Akklamationen des Volkes von Oxyrhynchos." Das Christentum hat die Position des Kaisers im Osten fraglos gestärkt und den HellenenNamen unter den Verdacht des Heidentums gestellt. Während die byzantinischen Kaiser im Westen bisweilen in abschätzigem Sinne als Griechen bezeichnet wurden, * Zur lateinisch-griechischen Sprachgrenze auf dem Balkan: Gerov in Neumann/Untermann
die griechischen
1974/80, 147 ff.
10 Charanis 1946; C.de Simone in: Neumann/ Untermann 1974/80, 77 ft. " PL. 67,1008. Haarhof 1920, 9. 12 Nov. Val. 5; ..Π 3 b! à Lydos mag. II 12. ^ Grundlegend Zilliacus 1935; Matthews 1975, 105f. ' Palm 1959; Touloumakos 1971.
? Die im griechisch geschriebenen Strategikon des Maurikios (um 600) erhaltenen Befehle sind noch lateinisch; im Recht war das Griechische seit 397
zulässig:
CJ. VII 45,12.
Zilliacus
1935,
59ff; 113ff; Zgusta in: Neumann/Untermann 1974/80,
132 f.
* Klauser 1946; Mohrmann 1949/65, 69. ? Junior, exp. 65. Rohlfs (1975, 20ff ) verfolgt
Sprachreste
bis in die Gegen-
wart.
!6 Chrest. I 45.
368
III. Die inneren
Verhältnisse
nannten sie sich selbst stolz Rhomäer und hießen so auch bei ihrem östlichen Nachbarn. Die Volkssprachen hatten neben den beiden Verkehrssprachen im Laufe der hohen Kaiserzeit an Bedeutung verloren, waren aber keineswegs erloschen. Erst mit der Christianisierung durchdrang das Latein im Westen, im Osten das Griechische alle Bevölkerungsschichten und brachte die kleineren Sprachen zum Ver-
schwinden. Dagegen konnten sich jene Sprachen behaupten, die selbst zu Kir-
chensprachen aufstiegen, wie das Koptische in Ägypten, das Syrische und das Armenische. Auch das Hebräische überlebte als Sprache der jüdischen Religion. Die
Romanisierung bzw. Gräzisierung hatte vor allem die Oberschichten erfaßt. Träger der ethnischen Traditionen in den Provinzen waren jeweils die Unterschichten. Mit dem Zusammenbruch des sozialen und administrativen Überbaus, insbesondere mit der Verkümmerung des Städtewesens, blühten die nationalen Eigenarten mancherorts wieder auf. Die spätrömischen
Provinzen”
haben
sich zivilisatorisch einander angeglichen,
gewannen jedoch angesichts der immer schwächeren Zentralmacht an Eigenleben. Italien,” das Mutterland des römischen Reiches, war im Principat keine „Pro-
vinz“, sondern genoß gewisse Privilegien. Das ius Italicum bedeutete Grundsteuerfreiheit. Unter Diocletian verschwand dieses Vorrecht. Norditalien, Italia annonaria, zahlte annona an den PPO wie alle anderen Provinzen; Süditalien, Italia suburbicaria,
belieferte die Stadt Rom. Wirtschaftlich hatte die Apenninenhalbinsel schon seit der
ausgehenden Republik an Bedeutung verloren. Als Gründe dafür lassen sich der anwachsende GroBgrundbesitz” und die Konkurrenz der aufstrebenden Provinzen, namentlich Galliens, anführen. Dennoch blieb Oberitalien wohlhabend, zumal um
die Residenzen Mailand und Ravenna, hierher richteten die Alamannen im 3. und die Goten im 5. Jahrhundert ihre Angriffe. Die ethnische Assimilierung der itali-
schen Stämme und der cisalpinischen Gallier war bereits im Principat abgeschlossen, doch hielten die Griechen der Magna Graecia noch lange an ihrer Sprache (s. o.), die
Etrusker noch lange an ihren alten Riten fest (s. III 6 a). Desastrós für Italien wurde der Einfall der Langobarden 568.” Das Christentum in Italien wird zur Zeit Neros durch den Rómerbrief des Paulus und die Annalen des Tacitus (XV 44) bezeugt, es
entwickelte sich als jüdische Sekte unter den griechisch Sprechenden der Hauptstadt." Ein kulturelles Eigenleben bewahrten sich die Kelten in Gallien.” Die Verbreitung der keltischen Sprache” bezeugen für das späte 4. Jahrhundert Sulpicius Severus und Hieronymus, der überliefert, daß in Ankara und Trier dasselbe Keltisch Zu den römischen Provinzen populär, aber mit reicher Bibliographie: Bechert 1999. !# Zum spätantiken Italien: Th. Hodgkin 1892 ff; L. M. Hartmann 1897; L. Cracco-Ruggini 1961; dies. 1982; R. Thomsen
Ausbüttel
1966; Ward-Perkins
1988; Cecconi
1994; ders. in: Antiquité
Tardive 6, 1998, 149 ff; Humphries in CAH. 2000, 525 ff; Haug 2003; Clemens 2005.
" Plin. NH. XVIII 35.
*? Greg. dial. III 38. ^! Harnack, Mission
1984;
1924, 799.
XIV
22 Zum spätantiken Gallien: Jullian 1926; Hubert 1950, 198 ff; Hatt 1966; Demougeot/Speyer, Gallia, RAC. VIII 1972, 822-962; Bruguière 1974; Wightman 1985, 202 ff; Drinkwater/Elton 1992; Mathisen/Shanzer 2001. Zur Prosopogra-
phie Stroheker 1948; Heinzelmann 1982. Zur Rheingrenze: Bridger/Gilles 1998. Zur Landwirtschaft: Ossel 1992. Zur Schweiz: Drack/ Fellmann 1988. 2 K. H. Schmidt 1974/80, 19 ff.
in:
Neumann/Untermann
2. Die Gesellschaft — d) Lánder und Vólker
369
gesprochen werde." Die Gallier an der Mosel und die Galater am Halys waren seit 700 Jahren getrennt! Ecdicius, der Sohn des Kaisers Avitus, bewog vornehme gallische Familien, das rauhe Keltisch mit dem eleganten Latein zu vertauschen.”
Ausonius und Sidonius Apollinaris bezeugen den Stolz auf keltische Abstammung bei Zeitgenossen. Zu den keltischen Besonderheiten gehörte, daß in Gallien die Entfernung nicht nach Meilen (milia passuum), von 1000 Doppelschritten (1,5 km),
sondern nach leugae (frz. lieue) von 1500 Doppelschritten (2,2 km) gerechnet wurde.” Vorrömische Ortsnamen und Bestattungsbräuche lebten wieder auf. Es handelt sich indessen, zumal im Süden," um ein römisch gefiltertes Keltentum, das sich kulturell
und politisch zum Imperium bekannte.” Die keltischen Götter wurden gemäß der interpretatio Romana” mit römischen Gottheiten gleichgesetzt: Belenus mit Apollon, Esus mit Mars, Taranis mit Juppiter usw. Damit verloren sie allmählich ihren keltischen Charakter, so wie auch der
gallische Umgangstempel nach und nach durch den griechisch-römischen Tempeltyp verdrängt wurde.
Die Druiden
hatte bereits Claudius verboten; daß noch
Aurelian und Diocletian sie befragt hätten, wie die ‚Scriptores Historiae Augustae' behaupten, ist zweifelhaft, zumal hier von Druidinnen, wohl in Anlehnung an die
germanischen Seherinnen, die Rede ist." Ausonius (V 10,27) und Ammian (XV 9,4 u. 8) hatten noch Kenntnis von den Druiden. Das Christentum fand früh Eingang nach Gallien. Unter Marc Aurel kam es 177 zu Christenverfolgungen in JA
Lugdunum und Vienna." Metropolis war Trier," seit 314 urkundlich als Bischofs-
sitz bezeugt, doch reicht die Bischofsliste weit ins 3. Jahrhundert zurück." Eine Beschreibung Galliens liefert Ammian (XV 9-11). Von der Weisheit und den Gesängen der Druiden hat er eine hohe Meinung, obschon es dergleichen zu seiner Zeit wohl nicht mehr gab. Es folgt eine Darstellung der Landesnatur, der Berge,
Städte und Provinzen. Die Menschen seien hochgewachsen, hellhäutig und rotblond (candidi, rutuli). Isidor von Sevilla (etym. XIV 4,25) leitete den Namen Gallien von griechisch γάλα — Milch ab, weil die Bewohner eine milchweiße Haut
hätten. Die Sonne käme nämlich mit ihren bráunenden Strahlen nicht so recht über die Pyrenäen und die Alpen. Anders als in Italien, schreibt Ammian (XV 12,3), würden Wehrdienstverweigerer verachtet. Den kriegerischen Charakter der Gallier bestätigen auch die ‚Ex-
positio' (58), Julian (51 D; 56 B) und dessen Münzen zu Ehren des gallischen Heeres." Julian (359 B ff) kontrastiert die unzivilisierten aber sittenstrengen Kelten und Germanen mit den zügellosen Antiochenern. Ammian berichtet weiter, man tránke
viel Wein und Bier, aber arbeite auch emsig und halte sich sauber. Eindruck haben auf Ammian die großsprecherischen Reden der Gallier gemacht, die leicht in Schlägereien ausarteten. Diese würden oft durch die Frauen entschieden. Den ^ Sulp. Sev. dial. 1 27; Hieron. PL. 26,382. Grützmacher I 1901, 137; Haarhof 1920, 17.
9 Suet. Claud.
25 Sidon. ep. 111 3,2. XV
26 Amm. 16,3.
XVI
192; Isid. etym.
in Walser (Fs.)
1989,
136 ff;
Klein 2001. ? Auson.
25, 5; SHA.
Aur. 44 u. Car.
14 f.
12,8; Jord.Get.
2 Drinkwater
9 Tac. Germ. 43,4.
3 Euseb. 872tF.
HE.
V 2ff. Harnack,
Mission
1924,
32 Theodoret HE: II 15. 5 Binsfeld in: Trier 1984, 60. Zum Mönchtum
14,3;
V 4,7ff;
IV 21,2. Stroheker
1948, 21.
10,27;
Sidon.
ep.
5. Π] 6 d! * RIC.
VIII S. 194; 227.
370
Ill. Die inneren Verhältnisse
Fußtritten und Faustschlägen der riesigen, blauäugigen Keltenweiber sei kein Mann
gewachsen. In die Charakteristik der Kelten sind Züge aufgenommen, die ebenfalls als Kennzeichen der Germanen überliefert werden. Beide Völker waren Nachbarn und Stammesverwandte. Im Jahre 286 tauchen zum ersten Male in Gallien die Bagauden
auf.” Das
Wort ist keltisch und wird mit „Kämpfer“ übersetzt.“ Es handelt sich um große
Räuberbanden aus verarmten Bauern, entwichenen Sklaven und ehemaligen Soldaten. Wie sich hier soziale und ethnische Motive auszumachen.” Ein Redner lobt 289 Maximianus Aufstand in Gallien teils durch Härte, teils durch „unwissenden Bauern Soldaten sein wollten, die
zueinander verhalten, ist schwer Herculius in Trier, weil er einen Milde überwunden habe, als die Pflüger Fußkämpfer, die Hirten
Reiter und die Landbevölkerung sich wie feindliche Barbaren benahm“. Zwei Jahre später liefert ein anderer Redner das Motiv: die Bauern seien aufgebracht gewesen über die Rechtsbrüche der vorangegangenen (!) Regierung.” Noch Salvian (GD.
V 22) betrachtete die Bagauden als Barbaren, die den Opfern der geldgierigen und gnadenlosen römischen Verwaltung Zuflucht gewährten.” Von ihren Anführern Aelianus und Amandus
hat sich, wie die Münzfunde
erweisen,
zumindest
der
zweite zum Gegenkaiser aufgeworfen. Sie sind noch im 7. Jahrhundert als Märtyrer verehrt worden.” Im 4. Jahrhundert hören wir nichts von den Bagauden, aber im 5. Jahrhundert treten sie wieder in Erscheinung. 409 vertrieben die Provinzialen in Britannien und Aremorica zuerst die Barbaren und dann die römischen Beamten, möglicherweise in einem Aufstand der Kolonen." In der Komödie ‚Querolus‘ (I 2) aus jener Zeit ist
von den Räubern an der Loire die Rede, die dort in ihren „freien Wäldern“ iure gentium, unabhängig von staatlichem Recht leben. Als Britannien von den Angelsachsen besetzt wurde, flohen zahlreiche keltische Britannier in die Aremorica, die
davon den Namen Bretagne erhielt. 435 erhoben sich die Bagauden in Gallia Ulterior abermals unter ihrem Führer Tibatto, zwei Jahre später waren sie niedergeworfen." 448 folgte ein weiterer Aufstand. 3 Hieron.
Thompson
Zu diesem Jahre meldet eine gallische Chronik, chron.
zu 288;
Aur.
Vict.
der Arzt Eudoxius,
39, 17.
Halbinsel das Castrum Bagaudarum gegründet, das
1952,11 ff; Czuth 1965; Szadeczky-
seinen Namen von den Wächtern (custodes) erhalten habe. Diese Bagauden seien, so wie ihre Anführer Amandus und Helianus (statt. Aelia-
Kardoss, Bagaudae, RE. Suppl. XI 1968, 346354; van Dam 1985, 25 ff; Sanchez Leon 1996. * Salvian GD.V 24. # [n der marxistischen Literatur sind die Ba-
gauden Kronzeugen des spätrömischen Klassenkampfes: Seyfarth 1960,7 ff; Schtajerman 405 ff; 422 ft. 9 Paneg. X 4,3; XI 5, 3.
1964,
nus), Christen gewesen.
Maximianus
Herculius
habe sie darum vernichtet, ebenso die thebäische Legion unter Mauricius, die sich geweigert habe, gegen christliche Glaubensbrüder, d.h. die Bagauden zu kämpfen. Vgl. Sigebert von Gembloux. Passio Thebaeorum II, ed. Dümmler
1893, 49f.
Die vom Volk verehrten „falschen Märtyrergrä-
9 Paneg. IX 4,1 ist die allein überlieferte Lesart Batavice zu halten, vgl. 21,2; anders Schtajer-
ber“, die der heilige Martin als solche von Räu-
man 1964, 422. “ Eutr. IX 20; RIC.
bern entlarvte (Sulp. Sev. VM. 11), mögen Bagauden gehört haben.
V 2 (1933) S. 595; Hubert
1950, 185. Die Vita Baboleni (Bouquet/Delisle 151 1869,568f) aus dem 7.]h. berichtet nach mündlicher Überlieferung, Caesar habe gegenüber Paris auf einer von der Seine umflossenen
“ Zos. VI 5,3; Rutil. 1 213 ff.
* Chron. Min. I 660. Sigebert von Gembloux (Bouquet/Delisle III 1869,334) spricht von Gallia Citerior.
2. Die Gesellschaft — d) Länder und Völker
371
verstrickt in die bagaudische Bewegung, sei zu den Hunnen geflohen.“ Dort könnte er Attila zu seinem Gallienzug geraten haben. Die römische Regierung hat germanische Foederaten gegen die Bagauden eingesetzt, die 441 bis 454 auch
die Tarraconensis in Spanien beunruhigten (s. II 8). Der zumal im Süden Galliens begüterte senatorische
Adel“ besetzte zahl-
reiche Bischofsstühle, pflegte die römische Kultur und arrangierte sich mit den gotischen, burgundischen und fränkischen Machthabern. Die Bischöfe avancierten
an vielen Orten zu Herren ihrer Städte.“ Im römischen Britannien” wurde die keltische Kultur marginalisiert. Lediglich in den Randgebieten wurde das Keltische weiter gesprochen: in Irland und Schottland gälisch, in Wales kymrisch, Cornwall kornisch und auf der Isle of Man
Manx. Das Keltische überdauerte hier allerdings sogar das Mittelalter. Britannien war seit dem 4. Jahrhundert sächsischen Seeräubern ausgesetzt, gegen die der Küstenschutz des Litus Saxonicum errichtet wurde,” und geriet im 5. Jahrhundert
unter die Herrschaft der Angeln und Sachsen aus Holstein, vor denen die Britones in die „Bretagne“ auswichen (s. II 10). Die erste Nachricht über den Neuen Glauben betrifft das angebliche Martyrium
des heiligen Albanus von Verulam," 314 gab es Bischöfe in London und York.“ Während die alten Kulte unter und nach Julian auf dem Lande nochmals auflebten,”
gelangte von Britannien aus das Christentum nach Irland (s. III 6 c). Aus Britannien stammte Pelagius, der lehrte, die Erlósung kónne verdient werden." Die Predigt des
heiligen Germanus von Auxerre (T 448) hat diese Háresie überwunden (s. II 8). Von
Irland aus wurden Angeln und Sachsen missioniert, nachdem das kirchliche Leben in Britannien mit dem Abzug der Rómer weitestgehend erloschen war. Haupt-
quelle ist die Klage des Gildas über den kulturellen Untergang Britanniens; die Leiden des Landes glaubte er durch die sündhafte Oberschicht verschuldet.” In Spanien? bewahrten die Basken (Vascones) ihre Eigenart. Der Stamm wird im 1. Jahrhundert v. Chr. zuerst genannt, die ältesten Sprachdenkmäler sind mittelalterlich. Dennoch gehórt das Baskische zu den frühesten Sprachen, denn es ist
neben dem Etruskischen und dem Finnisch-Ugrischen die einzige nichtindogermanische Sprache, die in Europa fortgelebt hat. Im Mittelalter scheint sich das Baskische sogar ausgedehnt zu haben, wie keltiberische Quellen aus spáter baskischem Gebiet vermuten lassen. Paulinus von Nola nennt die Basken Barbaren, doch hoffte
er auf ihre Zivilisierung. 449 wurde das Land durch die Sweben heimgesucht.“ * Chron. Min. 1662. Daß sich damals Tibatto ein zweites Mal erhob, wie die ‚Vita Germani
* Chron. Min. III 31; 295.
des Constantius
50 Watts 1998, 38 ff. 5 Beda HE. I 10ff; s. ΠῚ 6 d!
von
Lyon
(40) berichtet,
* Harnack, Mission 1924, 886 ff.
ist
zweifelhaft. “4 Stroheker 1948; Heinzelmann 1976; Mathisen 1993; Balmelle 2001. 45 Baumgart 1995.
in:
# Zum spätantiken Britannien: Collingwood/ Myres
1937;
Kirsten,
Britannia,
RAC.
1I 1954,
585 ff; Blair 1963; Frere 1967/78; Johnson 1980; Thompson Cleary
1984;
1989;
Arnold
Chrysos
1984; 1991;
Böhme
1986;
Higham
1994;
1995; Collins/Gerrard 2004; s. II 8! * ND. occ. XXVIII.
532 Proc. BV. I 2,38; Chron. Min. 1 630; III 25 ff.
5 Zum spätantiken Spanien: J. van Nostrand, Frank, Survey 1111937, 119ff; Wisemann
1956; Stroheker 1965, 54 ff; 207 ff; Balil 1965; Chastagnol
1965; Roldan
1974; Blazquez
1978;
1997;
Arce 1982; Panzram 2002; Bowes/Kulikowski 2005. Dic spátantiken Inschriften: Vives 1949. Zum Erlóschen des Heidentums: Sanz Serrano 2003. ** Auson. XVIII 31, 218ff; Chron. Min. II 25; 140.
372
III. Die inneren
Verhältnisse
Die Sprachen der Keltiberer und der Lusitanier sind im Laufe der Kaiserzeit verschwunden.“ Dasselbe gilt für die punischen und griechischen Sprachinseln. Zur Westgotenzeit sprach Spanien lateinisch, auch die Goten wurden — wie die Inschriften zeigen - sprachlich romanisiert. Der Bestand an germanischen Wörtern in der spanischen Sprache ist gering. Das spanische Rittertum hat sich dagegen stets stolz zu seiner gotischen Vergangenheit bekannt. Christen gab es in Spanien seit dem 2. Jahrhundert.” An der Synode von Elvira 306 oder später nahmen 19 Bischöfe teil (s. I1 3), doch gab es heidnische Riten auf dem Lande noch lange (s. III 6a). Die Bewegung Priscillians belegt die religiöse Inbrunst in Spanien (s. III 6 d). Vorrómische Traditionen haben sich im lateinischen Nordafrika“ besonders zäh gehalten. Junior (exp. 60) meldet, die Mauretanier lebten nach barbarischer Weise. Die Berberstimme - deren Namen mit dem Wort barbarus verwandt ist — befanden sich im Prozeß der Romanisierung,
Nubel ablesen können
wie wir an der Familie des Maurenkönigs
(s. II 6f). Die Mauren
verstanden
nur ausnahmsweise
Latein.“
Die am weitesten verbreitete vorrömische Sprache Nordafrikas war das Punische, die Sprache der Karthager." Es handelt sich um eine semitische Sprache, die
ein semitisches Alphabet benutzte, bisweilen jedoch auch griechische oder lateini-
sche Buchstaben verwendete. Es war die Muttersprache von Septimius Severus aus Lepcis." Augustinus (ep. 66,2) berichtet, daß die einfachen Leute um
Hippo zu
seiner Zeit noch punisch redeten. Insbesondere für die Donatisten und Circumcellionen (s. III 6 c) gilt dies, sie lasen anscheinend zumindest die Psalmen in punischer Übersetzung. Bücher in punischer Sprache erwähnt Augustin." Inschriftlich nannten sich die punisch redenden Römer selbst „Kanaanäer“. Nach Osten erstreckte
sich das punische Sprachgebiet bis zu den Arae Philaenorum an der Grenze zu Kyrene. Ein später Beleg für diese Sprache aus der Zeit um 460 betrifft die Garamanten in der Kleinen Syrte, das letzte Zeugnis überliefert Prokop.” Die Kirchengeschichte Nordafrikas beginnt mit den Märtyrerakten von 180." Bereits vor Constantin hatte sich das Christentum weitgehend durchgesetzt,
die erste lateinische Bibel dürfte hier entstanden sein. Die bedeutendsten lateinischen Apologeten waren Afrikaner: Tertullian, Minucius Felix und Cyprian im 3. Jahrhundert, Lactanz im 4., Augustinus und Victor von Vita im 5. Jahrhundert.
Die Eigenstándigkeit des dortigen Christentums zeigt sich nicht nur in der Donatistenbewegung (s. III 6d), sondern ebenso in den Konflikten zwischen der Metropolis Karthago und dem Papst." An der Synode 411 in Karthago nahmen 565 Bischófe aus Nordafrika teil. *55 Untermann in: Neumann/Untermann
1974
80, 1-18.
** Harnack, Mission 1924, 920ff. *' Zum spätantiken Africa: Ch. Diehl
begründete ‚Bibliographie analytique de l'Afrique antique' 1961 ff; vgl. ders. 1962.
1896;
Warmington 1954; Charles-Picard 1959; Diesner 1964; Lepelley 1979/81; Burian 1968; Matthews 1985 X1; Waldherr 1989; Av. Cameron in CAH.
XIV 2000, 552 ff; Marin/Moreschini 2002. Über
Neuerscheinungen berichtet die von J. Desanges
* Corippus Joh. 1 466. * Hieron. PL. 26,382. "0 Epitome 20,8; SHA. Sept. XV 7. *! Augustin ep. 17,2; 108,5. HuB 1985, 551 f. #2 Proc. BV. II 10,20. W. Róllig in: Neumann/
Untermann
1974/80, 285 ff.
*! Harnack, Mission 1924, 891 ff. % Marschall 1971.
2. Die Gesellschaft — d) Länder und Völker
373
Kyrene und Ägypten“ sprachen griechisch. Auch aus den Dörfern, zumal in Unterägypten, gibt es griechische Papyri. Unter den Fellachen blieb das Koptische, die spätägyptische Sprache, lebendig und gewann durch die seit dem 3. Jahrhundert
bezeugte koptische Bibelübersetzung an Bedeutung. Sie benutzte griechische Buchstaben. Der heilige Antonius verstand wie viele ägyptische Eremiten nur koptisch.^ Die 1946 entdeckten dreizehn koptischen Papyruscodices von Nag Hammadi in Oberägypten aus dem 4. Jahrhundert enthalten gnostische Apokryphen zum Neuen Testament, darunter ein Philippus- und ein Thomas-Evangelium, eine Petrus- und eine Adam-Apokalypse, ein Johannes-Apokryphon und einen Brief von Petrus an Philippus.” Das Koptische erlosch im 16. Jahrhundert.“ Das
derbe, ausdrucksstarke und farbenfrohe Kunsthandwerk der Kopten ist namentlich durch Textilfunde zu fassen.” Ammian (XXII 16,23) nennt die Ägypter zierlich, dunkelhäutig und schwarz-
haarig. Sie seien rechthaberisch und streitsüchtig. Obschon seit Jahrhunderten entpolitisiert, zeigten sie sich doch widerspenstig gegen die jeweilige Obrigkeit; Ammian berichtet, daß Steuern nur durch Prügel einzutreiben seien, daß die Bau-
ern stolz auf die dabei erhaltenen Striemen wären und daß Räuber” durch keine Folter dazu gebracht werden könnten, ihren Namen zu nennen. Für den Natio-
nalcharakter der Ägypter ist das kaum weniger aufschlußreich als für das spätrömi-
sche Staatswesen. Eunap (VS. 493) bescheinigt den Ägyptern Streitsucht und eher poetische Begabung als praktischen Fähigkeiten. Alexandria war die größte und reichste Stadt im Orient, Wirtschafts- und Bildungszentrum, Sitz des praefectus Augustalis und der Patriarchen."
Die ökonomische Situation Ägyptens ist durch Fruchtbarkeit gekennzeichnet. Ein erheblicher Teil der Weizenernte wurde nach Konstantinopel verschifft (s. III 4 b). Die soziale Lage änderte sich, als im 6. Jahrhundert einige Grundbesitzerfamilien fürstliche Macht gewannen, voran die Apiones." Das Kleinbauerntum scheint zurückgegangen zu sein.
Ungewöhnlich rege war dasreligiöse Leben.
Diesgilt wie für die alten Kulte
so für den neuen Glauben. Junior (exp. 34ff) pries um 360 die Mysterien und Orakel, den Kult, die Tempel und die Priesterfrömmigkeit. Ägypten erschien, wie schon für Platon (Tim. 21 Cff), als Hort der ältesten Weisheit. 363 wurde
wieder ein Apis-Stier entdeckt; zum letzten Mal wird er 398 erwähnt.” In Alexandria wurde der alte Glaube auch durch die Zerstörung des Serapeions (s. II 7) und durch den Mord an Hypatia nicht ausgelöscht (s. II 9). Agypten war die Heimat der Zauberer und Alchimisten." Eine Klage über das drohende Ende der Kulte, von ‘ Zum Maspero
spätantiken Ägypten: Gelzer 1909; 1912; Hardy 1931; Johnson/West
1946/67; Böhlig, Ägypten RAC. I 1950, 128140;
Boak/Youtie
1960;
Bell
1962;
Diosdi
1962; Braunert 1964; Bagnall 1993; Krause 1998; Smith in: CAH. XIII 1998, 720 ff; Keenan in CAH. XIV 2000, 612 ff.
** Athan. VAnt. 16; 72. *' Die meisten Texte sind in Übersetzungen
gut zugänglich; bei Scholer 1997 und später. ** Wessel 1963; Bourget 1967; Lüddeckens in: Neumann/Untermann 1974/80, 241 ff; Bowman
in: CAH. XII 2005, 313 ff. Das Wort „koptisch“
kommt
von ä-„gyptisch“. Zu Nag Hammadi:
M. Krause 1971; Altaner/Stuiber 1978 pass. lud Riegl
1889; Wessel
1963.
” Pall. HL. 19. " Haas 1997; Clauss 2003.
Zu
den
Städten
Ágyptens generell: Alston 2002. 7 Hardy 1931, 25 ff. 7 Amm. XXII 14,6; Claudian VIII 576; Hieron. PL. 25, 290. A. Hermann
1960.
^ Chron. Pasch. zu 302; Suidas, Delta 1156; s. lll 6e!
374
11. Die inneren Verhältnisse
denen nur noch die Steine berichten würden, enthalten die ‚Hermetica‘.” Noch im
Jahre 391 wurden nach Rufinus (HE. XI 26) in Canopus Hieroglyphen gelehrt. Die letzte, in Philae gefundene Hieroglypheninschrift stammt von 394, der späteste
datierte Text in demotischer Kursive von 452.* Die koptische Abhandlung des Horapollon aus Nilopolis (5. Jahrhundert?) über die Hieroglyphen verrät indes nur beschränkte Kenntnisse der Schrift." Der Patriarch Kyrill von Alexandria
und der Abt Schenute von Atripe bekämpften das Heidentum," doch erst Justinian beendete den Isiskult auf Philae (s. II 12). Das Christentum ist — trotz der Markuslegende — vor 180 in Ägypten nicht zu erweisen," es tritt erst mit Clemens Alexandrinus und Origenes nebst seiner
Schule ins Licht der Geschichte. Athanasius erhob Alexandria zum Zentrum des orientalischen Christentums. In Ágypten entstand das Mónchswesen, dem sich Tausende von Männern zuwandten (s. III 6 d). Zu den großen Pilgerzentren zählte das Menas-Kloster (Abu Mina) in der Natronwüste bei Alexandria.” Klerus und
Kirchenleben werden durch die reiche Papyrusüberlieferung in allen Einzelheiten fafbar." Ruinen der Behausungen und Funde aus ihnen machen das Leben der Anachoreten kenntlich.” Die Christianisierung Ägyptens war eine Kulturrevolution. Man
identifizierte sich nun mit dem
Volk Gottes, den alten Israeliten, und
zerstörte religiöse Monumente der Pharaonen. Im 6. Jahrhundert war Ägypten mit
über hundert Bistümern" eine Hochburg des Monophysitismus (s. III 6 d). Die daraus erwachsenden Spannungen mit Konstantinopel mógen ein Grund dafür gewesen sein, daB Ägypten den Arabern keinen ernsthaften Widerstand entgegensetzte. 641 zog Omar in Alexandria ein."
Die Bevölkerung im syrischen Raum“ war schon in vorrómischer Zeit weitgehend hellenisiert. So wie andernorts trugen vornehmlich die Stádte griechisches
Gepräge, während auf dem Lande und nahe der arabischen und persischen Grenze weiterhin syrisch gesprochen wurde." Die Pilgerin Egeria (47,3f ) berichtet aus der Zeit um 400, in Jerusalem und Umgebung rede man teils syrisch, teils griechisch. Die griechische Liturgie würde propter populum ins Syrische übersetzt. Auch in Gaza sprach man neben dem Griechischen das Syrische." Die Zahl der syrischen Inschrif’s Scott I 1924, 324 ff.
% Geffcken 1929, 352. Lexikon der Ägyptologie V 1984, 728.
7 Lexikon der Ägyptologie
II 1977, 1275.
#2 Rudgers 1998. "' Seeliger/Krumeich 2006. M Butler 1902. 55. Zum spätantiken Syrien: Honigmann, Syria, RE. IV A 2 1932, 1696 ff; Tchalenko 1953/58;
Ammian (XVII 4, 17ff) überliefert eine durch Hermapion angefertigte griechische Übersetzung des Hieroglyphentextes auf dem Obelis-
schuetz 1972; Shahid 1984 bis; 1989; 1995; Free-
ken, den Constantius II 357 im Circus Maximus errichten lief) und der 1587 wiedergefunden wur-
man/Kennedy 1986; Kuhnen 1987; G. Tate in: Dentzer/Ortmann 1989, 97 ff; Syrien 1993; Fer-
de. Die Ägyptologie hätte nicht auf den Stein
gus Millar
von Rosette warten brauchen, um eine Bilingue zu haben.
2000; Kennedy in CAH. XIV 2000, 588 ff; F. Trombley in Bowden u.a. 2004, 74 ff. Zu Phönizien: Jones-Hall 2004, 268ff. Zu Gaza: BittonAshkelony/Kofsky 2004.
x Kákosy 1984. ? Harnack, Mission 1924, 705 ff; Griggs 1990;
A. Martin 1996; Caplani 1997. *? Grossmann in: Frankfurter 1998, 281 ff. Zu den Menas-Ampullen s. III 6 c! * Schmelz 2004.
Downey
1961; ders. 1963; Segal 1970; Liebe-
1993; Strube
1996; dies. 2003;
* R. Schmitt in: Neumann/Untermann 80, 200 ft.
*' Markos, VPorph. 66ff.
Ball
1974/
2. Die Gesellschaft — d) Länder und Völker
375
ten geht mit dem Fall von Palmyra 273 zurück, aber die syrische Literatur gewann
an Bedeutung.“ Die phönizische Sprache in Berytos erlosch im 2. Jahrhundert.” Schon Ende des 2. Jahrhunderts wurde das Neue Testament ins Aramäische, d.h.
die Sprache Jesu, übersetzt. Bis ins 5. Jahrhundert lag das Diatessaron, die Evangelienharmonie Tatians, dem Gottesdienst zugrunde. Werke des Aristoteles über-
setzte unter Justinian der Presbyter und Arzt Sergius von Reschaina (Theodosiopolis) ins Syrische und machte sie damit den späteren Arabern zugänglich. Geistige Zentren der syrischen Kultur waren Edessa, Nisibis und Amida (s. III 5). Heidnisch blieben lange Apamea mit dem Zeus-Belos- Tempel und Karrhai-Harran mit dem Mondkult. Die ältesten Stätten der Christenheit liegen in Syria Palaestina: Jerusalem (seit Hadrian: Aelia), Damaskus, Antiochia." Sitz des Metropoliten wurde Caesarea, wo auch der Statthalter residierte, doch erhielt der Bischof von Jerusalem 325
einen Ehrenrang. Eine erste Einsiedlerklause gründete nach ágyptischem Hilarion bei Gaza." Wohlerhaltene Kirchen bietet das Kalksteinmassiv Klosteranlage von Telanissos (Qalaat Seman), dem Ort des Sáulenheiligen (s. III 6 d). Monastische Zentren waren Jerusalem, die judäische Wüste
Vorbild um die Symeon und das
Umland von Gaza." Die meisten Auseinandersetzungen der Reichsgewalt mit den überwiegend monophysitischen Syrern nach der „Katastrophe von Chalke-
don“ 451 (Harnack) waren religionspolitisch bedingt (s. III 6 c), doch gab es auch gefürchtete Räubernester.” Durch ihre besondere Religion waren Juden und Samaritaner ein Problem für dieVerwaltung des Reichs (s. III 6 b). Im Süden und Osten der syrischen Provinzen lebten
Sarazenen,
d. h. Araber."
Sie dienten vielfach als Hilfstruppen. Junior (exp. 20) nennt sie räuberische Bogenschützen, die gottlos und lügnerisch seien, keine Vertráge hielten und von ihren
Weibern beherrscht würden. Er denkt hier vermutlich an die kriegerische Kónigin Mavia (s. II 6) oder an Zenobia von Palmyra (s. II 1). Gegen die mit den Persern paktierenden Lachmiden um Hira verbündete sich Ostrom mit den Ghassaniden im
Hinterland von Damaskus und den Kinda in Südarabien." Die Militárgrenze bildete der „Limes von Chalkis“, eine durch Straßen verbundene, tiefgestaffelte
Kette von Kastellen, angelegt durch Diocletian, ausgebaut von Justinian.* Besonderes Interesse fanden seit der Palästinareise Helenas" die heiligen Státten. In Jerusalem, Bethlehem und auf dem Sinai entstanden Klóster und # Patrologia Syriaca I-II], ed. R. Graffin 1894-1926. Baumstark 1922; Chabot 1935; Brock in CAH. XIII 1998, 708ff. Nennenswerte Teile dieses Schriftgutes sind bisher unpubliziert, so mehrere Schriften des Sergius von Reschaina. # Jones-Hall 2004, 133. Ὁ Harnack, Mission 1924. 630 ff. # Hieron. VHilarionis
14 = PL. 23,35.
93 Bitton-Ashkelony 2004. * Amm. XXVII2,11fF: Im Umland von Apamea lebten Räuber, die sich als Kaufleute, Offiziere oder Steuerbeamte zu verkleiden pflegten und so unvermutet großen Schaden stifteten. Sie plünderten reiche Villen unter dem Vorwand der Steuereintreibung und schlugen Widerstre-
bende tot. Um 377 wurde Militär gegen sie aufgeboten, das ihre Häuser zerstörte und diese Räuber einschließlich ihrer Kinder tötete. Zum Räuberwesen in Syrien vgl. auch Lib. or. 48,35;
50,26.
% Zu den spätantiken Arabern: Shahid, Byzantium
1984:
1989;
1995;
Conrad
in CAH.
XIV
2000, 678 ff; Sartre in CAH. XII 2005, 498 ff. ** Mazal 2001, 123 ff.
* Amm. XXIII 5,2; Malalas p. 308. Mouterde/Poidebard 1945; Dodgeon/Lieu 1991; Isaac in CAH. XIII 1998, 437ff. Zum Kastron Androna: Strube 2003. Zu den Euphratpapyri: Fessel 1989 fF. ” Heid
1989.
376
III. Die inneren Verhältnisse
Eremitagen. Immer mehr Pilger besuchten auf Wallfahrten das Heilige Land; die Berichte darüber und die Reiseführer dahin bilden eine eigene Literatur, die ‚Itinera
Hierosolymitana‘. Das erwähnte Reisetagebuch der frommen Spanierin Egeria ist ein vulgärlateinisches Dokument naiver Volksfrömmigkeit. Sie glaubte alles, was ihr die Fremdenführer aufschwatzten.* Kleinasien” unterlag seit frühgriechischer Zeit einer Hellenisierung. Sie war im 1. Jahrhundert so weit vorangeschritten, daß der Apostel Paulus an die Galater auf Griechisch schreiben konnte. Hieronymus, der 370 in Trier war, hat sich 373/374 in
Galatien aufgehalten und dabei die gemeinsame Sprache der Kelten beobachtet (s. o.)." Die Verwandtschaft der gallischen und der galatischen Kelten bestätigt
Theodoret (HR. 9). Die Städte an der West- und Südküste zeigen im 4. Jahrhundert noch ein aktives Leben. Archäologisch am besten erforscht sind Ephesus" und Aphrodisias.'” Einen dauernden Krisenherd bildeten die Isaurier im rauhen Kilikien.'” „Sie wollen Feinde der Römer sein“, heißt es bei Junior (exp. 45), „unternehmen große
Raubzüge, aber kommen doch gegen Roms Macht nicht an“. Isauri satis mali sunt et
frequenter latrunculantur, notierte Egeria in ihr Pilgertagebuch (23,4). Ammian beschreibt die Kriegszüge der Isaurier gegen die umliegenden Städte und Landschaf-
ten aus den Jahren 353, 359 und 368. Zeitweilig behelligten sie auch die Seefahrt zwischen Kilikien und Cypern."* Malalas und Zosimos berichten von Erhebungen der Isaurier unter Theodosius I. Theodoret weiß von zwei Bischöfen, die sie gefangen und für 40000 Goldstücke freigegeben haben. Selbst die Akropolis von Antiochia fiel ihnen zum Opfer." Das vielbesuchte Pilgerheiligtum der Thekla,'*
der legendären Begleiterin des Apostels Paulus," bei Seleukia in Isauria mußte befestigt werden." Im 5. Jahrhundert plünderten Isaurierbanden den Osten zwischen Rhodos und Cypern, von Palästina bis Pontos."” 408 wurden sie von der Osteramnestie ausgeschlossen.'” Leo versuchte durch isaurische Truppen den EinfluB der Germanen in Konstantinopel auszugleichen. Ihr Häuptling Tarasis alias Tarasicodissa nahm bin
den
Namen
Zeno
** CSEL. 39. Donner 1979; Hunt 1982; Z. Ru1983; Tsafir 1986; Stemberger 1987, 77fF;
Klein 1990. * Zum spätantiken Kleinasien: Magie
1950;
Keil, Asia, RAC. 1 1950, 740ff; Kirsten, Cappadocia RAC. II 1954, B61ff; Teja 1974; Pekary 1980; Freeman/Kennedy 1986; Foss 1996;
Roueche in CAH. XIV 2000, 570 ff..
1® Die Daten sind unsicher. Holl 1908; Neumann in: Neumann/Untermann 1974/80, 177. Socrates (V 23) berichtet von dem Gotenbischof Selenas (oder Selinas), dessen Vater Gote, dessen Mutter Phrygierin war, daß er „beide Sprachen
gesprochen und gepredigt" habe. Daraus mit Holl 248 und Neumann 175 auf eine Fortexistenz des sonst längst vergessenen Phrygisch zu folgern, geht nicht an. Gemeint ist eine gotischgriechische Zweisprachigkeit. Anderenfalls wäre Selenas dreisprachig gewesen. Richtig hat Sozo-
an, heiratete die Kaisertochter
Ariadne,
menos (VII 17,12) den Socrates-Passus verstanden, wenn er schreibt, Selinas habe als Sekretär und Nachfolger Wulfilas nicht nur seinen Barba-
ren auf Gotisch, sondern auch dem übrigen Volk auf Griechisch gepredigt. ^ Wohlert-Schaf 1995.
"? Roueché 1989. 193 Feld 2005. 14 Amm. XIV 2,1-20;
XVIII
13,1£;
XXVII
9.6f.
"5 Malalas p. 345; Zos. V 20,1; Theod. HR. 10; 12; 21. 1% Euagr. III 8. Davis 2001.
17 Hennecke/Schneemelcher
1I 243 ff; Egeria
22,2; 23,1; Theod. HR. 29,7. 108 Feld 2005, 158 ἔ. ‘® Hieron. ep. 114,1; Philost. X1 8; Soz. VIII
25.1; Joh. Ant. fr. 206,1. πὸ CTh.
IX 35,7.
2. Die Gesellschaft — d) Länder und Völker
377
wurde Heermeister und 474 Kaiser. Die Kriege gegen die Zentralgewalt endeten jedoch erst, als Anastasius große Teile der Isaurier nach Thrakien umsiedelte (s. II 11).
Die umfangreichen Schriften der kappadokischen Kirchenväter Basilius von Caesarea, Gregor von Nazianz und Gregor von Nyssa bieten neben der Theologie auch ein vielseitiges Lebensbild Zentralanatoliens um 370." Christen gab es in Kleinasien schon vor Paulus, im 4. Jahrhundert war das Land weitgehend christia-
nisiert.'" Damals gab es etwa 350 Bistümer. Zentren des Heidentums waren Pergamon, Ephesos, Sardes und Aphrodisias. Armenien,
zu allen Zeiten von den Randmächten bedroht, war seit Pompeius
zwischen Rómern und Parthern, spáter den Persern umstritten. Armenia minor
westlich des Euphrat blieb rómisch, Armenia maior hingegen wechselte die Zugehórigkeit. Trotz des Christenglaubens der Armenier (s. II 2) gelangte der Großteil
des Landes 377 unter persische Herrschaft. Sie wurde 387 festgeschrieben."" Griechenland erlebte seit dem Hellenismus einen Niedergang, der sich in der Kaiserzeit fortsetzte."* Die Bevölkerung schrumpfte so weit, daB Griechenland zur
Zeit Plutarchs (mor. 414 a) insgesamt nicht mehr so viele Schwerbewaffnete auf-
bringen konnte wie in den Perserkriegen die Stadt Megara allein, nàmlich dreitausend. Die Griechen im Mutterland
zehrten
von der einstigen Größe.
Fama manet,
fortuna perit. Die Denkmäler der klassischen Kultur, die alten Heiligtümer und
Bildungsstátten genossen noch bis ins spáte 5. Jahrhundert hohes Ansehen. Disciplinarum omnium atque artium magistra Graecia, heißt es bei Claudianus Mamertus (ep. 2) um 470. Julian (119 C) berichtet, daß die Philosophie in Athen, Sparta und Korinth floriere (s. III 5), und ein Exemplar des Sendschreibens, in dem er 361 seine Erhebung zu rechtfertigen suchte, schickte er außer an Rom auch an die drei genannten Stádte Griechenlands (s. II 5). In Athen amtierte noch der Aeropag unter
einem Archon mit begrenzter Strafgewalt."" Der Sophist Plutarchos wurde um 410 als βασιλεὺς λόγων geehrt, weil der dreimal die panathenäischen Spiele für die Stadtgóttin finanziert hatte." Die Hochschule, die bis zu ihrem Ende 529 heidnisch
blieb, war weiterhin gut besucht."” Das Peitschenfest (διαμαστίγωσις) für Artemis Orthia war im 4. Jahrhundert noch eine Touristenattraktion.'"
Das Christentum kam mit dem Apostel Paulus, der in den Synagogen missionierte. Die erste Gemeinde stiftet Paulus in Philippi,'* die eigentlichen Zentren aber waren die Hafen- und Handelsstádte, wo sich jüdische Gemeinden gebildet hatten, namentlich
Korinth
und Thessalonike."
Die Umwandlung
der großen
Tempel Athens in Kirchen gehört erst ins 6. oder gar 7. Jahrhundert, doch endet der Kult längere Zeit zuvor.'” 1 Van Dam
2003.
2 Harnack, Mission 1924, 730 ff. Einblicke in die Welt des Klerus bietet Sabine Hübner 2005. 13 Thomson in CAH. XIV 2000, 662 ff: Lightfoot in CAH.
'^ Zum
XII 2005, 481 ff; s. II 7!
spätantiken Griechenland: Gregoro-
vius 1889; Jones 1940; Groag 1946; Kahrstedt 1954; Weithmann 1978. "5 Anth. Lat. I ed. Riese 1894 P. 335.
Ne Asmus 1911, 92f; Sironen in: Castrén 1994, 15 ff. '? PLRE. II 894. "8 Breitenbach 2003; s. III 5 u. 6 a!
1 Lib. or. 1,23 vgl. Eun. VS. 485; Synes. ep. 57. 0 NT.
Ep.
Phil.; Apg.
16,12ff.
Philippi 1995. 171 Harnack, Mission 1924, 786 ff. 122 Fowden 1982, 43.
P. Pilhofer,
378
Ill. Die inneren Verhältnisse
Griechenland war in der Spätantike zahlreichen Barbareneinfällen ausgesetzt. Im 5. Jahrhundert plünderten die Goten, faßten aber nicht Fuß. Im 6. Jahrhundert kamen die Slawen, 585 eroberten sie Korinth. Nur Akrokorinth konnte sich halten.
In der Folgezeit breiteten sich die Slawen auf der Peloponnes aus, unter Herakleios (um 620) erschienen neue Gruppen. Die griechische Bevölkerung konzentrierte sich auf die Städte Thessalonike, Larissa, Euripos und Athen sowie auf die entfern-
teren Inseln. Im 7. Jahrhundert war die slawische Landnahme abgeschlossen. Durch
die spätere militärische Eingliederung ins byzantinische Reich und durch die orthodoxe Mission wurde Griechenland zu großen Teilen rehellenisiert.'” Die These von Jakob Philipp Fallmerayer aus dem Jahre 1830, daB die modernen Griechen überwiegend gräzisierte Sla wen seien, stützte sich auf die sogenannte
Chronik von Monemvasia aus dem 10. Jahrhundert, hatte aber eine ideologische Komponente, insofern Fallmerayer glaubte, daB der Philhellenismus dem Pansla-
wismus in die Hände arbeite, da die Griechen mit den Russen nicht nur religiös, sondern auch rassisch verbunden seien. Diese Befürchtung wurde durch jene Sowjetforscher bestátigt, die in den Slawen das fortschrittliche Element des byzanti-
nischen Reiches erblickten. Ebenso erwies sich allerdings die Abwehr der Slawen-
these Fallmerayers durch
den neugriechischen
Nationalismus als ideologisch
motiviert.
Die Donauprovinzen"' wurden durch die lateinisch-griechische Sprachgrenze geteilt (s. o.). Vor und neben diesen beiden Weltsprachen herrschte im Osten das
Thrakische, im Westen das Illyrische."* Beides waren indogermanische Sprachen, doch ist keine von ihnen zur Schriftlichkeit vorgestoßen. Wir kennen jeweils nur wenige Dutzend Wörter aus Namen und aus Glossen. Sie bezeugen, daß das Thrakische eine Satemsprache, das Illyrische eine Kentumsprache war. In Rückzugsgebieten haben sich das Thrakische und das Illyrische bis in die Spätantike gehalten,
letzteres bildet die Wurzel der albanischen Sprache, die als solche erst im 15. Jahrhundert bezeugt ist."* Sie hat das Lateinische wieder verdrängt, während das Thrakische sich nicht gegen das Slawische hat halten können. Überlebt hat das Rumä-
nische
als romanische
Sprache
trotz
der nicht einmal
zweihundertjährigen
Zugehörigkeit zum Imperium Romanum." Die Aromunen (Wlachen) verschwinden hingegen. Der Donauraum, den erst Augustus erobert hatte, war für Rom wegen seiner
Bodenschätze wichtig (s. III 3 b). Landwirtschaft und Städtewesen hatten sich weniger entwickelt als in anderen Provinzen, doch lieferten die Balkanlànder eben
deswegen die besten Soldaten. Dies spiegelt sich in der Herkunft der aus dem 1978, 88f; 280.
80, 103 ff. Die vorrömischen Sprachen in Dalma-
14 Zu den spätantiken Donauländern: Alföldi
tien, Pannonien und Noricum sind in der Spätan-
123 Weithmann 1926;
Vetters
1950;
Weiler
1962;
ders.
1965;
ders. in Strobel 2003, 41 ff; Wilkes 1969, 416 ff: Alföldy 1974, 198 ff; Mocsy 1974, 266 ff; Velkov 1980; Wolfram/Daim 1980; Graßl 1984; ‚Germanen,
Hunnen,
und
Awaren'
Bratoz
1996; ders. 2000;
Whitby
in CAH.
XIV
1987/88,
5. 27 ff:
Bridger/Gilles
1998;
2000, 701 ff, die Schrift-
quellen von K. Dietz; Lotter 2003. 15 R. Katicic in: Neumann/Untermann
1974/
tike nicht mehr faßbar: Untermann in: Neumann/Untermann 1974/80, 45 ff. Zu den Orientalen auf dem Balkan: Velkov 1980, 251 ff: 277 ff. 126 Katicic l. c. 115£. 12? Popescu in: Straub (Fs.) 1982, 702 Ε΄. Die
These von der kompletten Räumung Dakiens (dagegen Jord. Rom. 217) und der mittelalterlichen Romanisierung durch die Wlachen ist abwegig: lliescu 1973.
2. Die Gesellschaft — e) Die Germanen
379
Offiziersstande aufgestiegenen Kaiser, die von Maximinus Thrax bis zu Justinian überwiegend aus diesem Raume stammten. Seit dem späteren 4. Jahrhundert standen die Donauländer unter dem stärksten Bevölkerungsdruck aus dem Barbaricum. Er ging aus von den Marcomannen in Böhmen und den Quaden in Mähren, von Sarmaten"" und Hunnen in Ungarn und von den Goten in Rumänien, die 376 als erste den Strom zu Tausenden überschritten und 378 den Sieg bei Adrianopel
erfochten (s. II 6). Ein archäologischer Zerstörungshorizont und ein Netz von 116 ermittelten Befestigungen des 5. und 6. Jahrhunderts im Dreieck zwischen Viminacium, Tomi und Konstantinopel zeigen die Folgen.'” Ein Schlaglicht auf die Lage
an der mittleren Donau um 480 wirft die Lebensbeschreibung des heiligen Severin (s. 11 10) durch
Eugippius.
Im
6. Jahrhundert
wanderten
die Slawen
ein, deren
Sitten Prokop (BG. III 14) schildert, sowie die Bulgaren und Avaren. Sie beendeten die antike Stadtkultur drastischer als die Germanen im Westen. Nur etwa zwanzig Städte überstanden die Völkerwanderung, die alten Ortsnamen verschwanden zumeist.'”
Wie in der Verwaltungsgeschichte, so stießen in der Missionierung des Donauraumes lateinisch-westliche und griechisch-östliche Kräfte aufeinander. Erstere erwiesen sich kirchenpolitisch als die stärkeren. Märtyrer gab es unter Diocletian. In Nicaea 325 finden wir je einen Bischof aus Serdica und Marcianopolis.'" Eine
Schlüsselfigur im Kompetenzstreit zwischen Rom
und Byzanz ist der westlich
orientierte Bischof Niceta von Remesiana um 400. Die zahlreichen Völker, die sich unter der römischen Herrschaft zusammenfanden, unterlagen durch die Pax Romana und den engen Kontakt innerhalb der
Imperiums einer Homogenisierung. Im Westen dominierte die lateinische Kultur, im Osten die griechische. Viele Traditionen verschwanden. Mit der Christianisierung ergab sich ein weiteres Band der Gemeinsamkeit, und trotzdem hat weder die
Politik noch die Religion die regionalen und ethnischen Sonderinteressen beseitigen können. In der Nachantike differenzierten sich die Völker wiederum, bereichert um das zivilisatorische Erbe Roms, und boten die Basis für das neuere Europa.
e) Die Germanen Quellen: Nachrichten zu den spätantiken Germanen verdanken wir in erster Linie der lateinischen und griechischen Historiographie, vorrangig Ammian und Prokop. Nachdem Tacitus (Germ. 43 f) auch die Goten zu den Germanen gerechnet hatte, sind in der Spätantike zumeist die Westgermanen, d.h.
Franken
und
Alamannen,
gemeint.
In der byzantinischen
Literatur
werden
die Goten
vielfach als „Skythen“ bezeichnet. Im frühen Mittelalter, so bei Paulus Diaconus (Hist. Lang. 1 1), Walahfrid Strabo, Frechulf von Lisieux und anderen umfaßt der Germanen-Name wieder die Ostgermanen, bei den Humanisten steht „gothisch“ mitunter für „germanisch“.
Selbstzeugnisse sind spärlich. Immerhin war Jordanes ein romanisierter Gote. Die Wulfila-Bibel ist als Sprachdokument bedeutsam. Die beim Geographen von Ravenna (IV 24) genannten drei „gotischen
Philosophen“
bleiben
bloße
Namen.
Die
Kirchenväter
bringen
manches,
insbesondere
der
germanophile Salvianus von Massilia. 1X Die
noch
Sarmaten
slawischer
sind
weder
Herkunft,
germanischer
sondern
gehóren
wie die Alanen, Roxolanen und Jazygen zu den iranischen Völkern: Harmatta 1970.
12% Dintchev 2006; s. III 1 d!
10 Velkov 1980, 294. 15 Harnack, Mission 1924, 793; Bratoz in Demandt u. a. 2004, 115 ff.
380
III. Die inneren
Verhältnisse
Die Gesetze verwenden germanische Stammesnamen selten, sie sprechen in der Regel von barbari.
Während damit im nicht-juristischen Schriftgut ganz allgemein Personen gemeint sind, die sich durch unverständliche Sprache und Kulturdefizite zu erkennen geben, sind in den Rechtstexten mit barbari oder gentiles konsequent nicht-reichsangehórige Fremde gemeint, zumeist Feinde, im Gegensatz zu provinciales oder Romani, auch zu foederati, laeti oder dediticii, in jedem Falle überwiegend Germanen
(Rugullis 1992). Die archäologischen Quellen (Demougeot 1984; Die Alamannen 1997/98) beschränken sich weitgehend auf Grabfunde,
Schmuck
und Waffen
zumal, sowie auf Darstellungen auf
Reliefs, Mosaiken und Münzen, gewöhnlich in militärischem Kontext (s. III 1 d).
Die folgenreichste Völkerbewegung der Spätantike war die Ausbreitung der Germanen, die seit der Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus faBbar ist.' Ausgehend vom südskandinavisch-norddeutschen Kernraum sind sie nach allen Himmelsrichtungen vorgestoßen. Voraussetzung dafür war einerseits ihr Kinderreichtum,? andererseits ihr Kriegsgeist.' In zunehmendem Maße finden wir Fremde im Reich als Sklaven, Siedler und Söldner.
Außerhalb des Reiches sind zwei große Stammesgruppen zu unterscheiden. Jenseits des Rheines und der oberen Donau saßen Westgermanen, die seit dem 3. Jahrhundert bezeugten Franken und Alamannen, an der Nordsee die Sachsen. Links der unteren Donau und im Schwarzmeergebiet lebten die Ostgermanen, die
Prokop (BV. I 2,2ff) insgesamt den „gotischen Völkerschaften“ zuzählt. Die größten seien die (Ost-)Goten, die Vandalen, die Visigoten und die Gepiden. „Sie alle haben helle Haut und blonde Haare, sind stattlich und hochgewachsen, beachten
dieselben Bräuche (νόμοι) und Kulte, denn sie sind Arianer und sprechen sämtlich Gotisch“ (s. II 1). Innerhalb des Imperiums finden wir die „Reichsgermanen“ schon früh im Heer. Nachdem bereits Caesar germanische Hilfstruppen angeworben, Augustus die
Ubier, sowie Teile der Sweben und Sugambrer auf dem linken Rheinufer angesiedelt hatte, wurden
immer wieder Barbaren, überwiegend Germanen,
ins Reich
übernommen.“ Tiberius verpflanzte vierzigtausend von ihnen nach Gallien; Nero
holte angeblich einmal hunderttausend Männer aus den Ländern jenseits der Donau mit ihren Familien nach Moesien herüber.* Die vielfach inschriftlich bezeugte Leibwache (corporis custodes) der iulisch-claudischen Kaiser bestand aus Batavern, Friesen und Angehörigen anderer Stämme (nationes), die im collegium Germanorum zusammengeschlossen waren.” Marc Aurel übernahm im Marcomannenkrieg Sied-
ler für die Donauprovinzen, Italien und Germanien’ mit der Pflicht zur Bodenbestellung und zum Kriegsdienst. Die Ansiedlung unter den Soldatenkaisern ist mehrfach bezeugt, im einzelnen umstritten." ! Zur ethnologischen Nomenklatur grundle-
gend:
Wenskus
1961;
Wagner
2006 sieht in den „Germanen“
1986.
Goffart
ein seit den Ka-
rolingern tradiertes Rezeptionsphänomen, das dem Selbstbewußtsein der gemeinten Gruppen nicht gerecht werde. Ist aber dies für eine sinnvolle Verwendung des Begriffs erforderlich? ? Der Kinderreichtum der Germanen wird zeitkritisch von antiken Autoren mehrfach her-
vorgehoben: s. IV 4! ' Caesar BG. I 1,4; VI 21,3; Pomponius Mela IIl 3, 26ff; Seneca De ira 1 11,3; Tacitus ann. XIII 54 u. Germ.
30.
* Caes. BG. VII 13,1; Strabo 1V 194; Suet. Aug. 21; Tac. Germ. 28. Waas 1971; Chrysos/ Schwarcz 1989; s. III 2 d! 5 Suet. Tib. 9; Dessau 986. 1717-1730. * Grabinschriften bei Dessau Mommsen, Staatsrecht II 1877, 808 f. ? Cassius Dio 72, 11; SHA. Marcus 24,3; Seeck
(1404 £) verband damit den Ursprung des Laetenwesens, dagegen: Welwei 1986.
* Zur spätrömischen Germanenpolitik: Seeck I 391 ff; Ludwig Schmidt 1938-1941; Waas 1971; Wolff 1976, 53f; Ste. Croix 1981, 509ff; Burns 1994; Pohl 1997; Todd/Heather/W ood in CAH.
2. Die Gesellschaft — e) Die Germanen
381
Diese Maßnahmen sollten den Druck auf die Grenzen mindern, dünn besiedelte Landstriche bevölkern und dem Heer den immer schwerer zu beschaffenden Nach-
wuchs sichern. Die spätantiken Kaiser haben diese Politik bruchlos fortgeführt. Die Germanen
wurden
stets auf dem
Lande
seBhaft gemacht,
ein Leben
in Städten
lehnten sie lange Zeit selbst da ab, wo sie diese als Eroberer hätten beziehen können.’
Diocletian hat Marcomannen
und Carpen,
Bastarnen und Sarmaten
über die
Donau geholt und angesiedelt." Constantius Chlorus übernahm Rheingermanen nach Gallien. Constantin siedelte 334 angeblich 30 000 Sarmaten auf Reichsboden an." Julian brachte fränkische und alamannische Gefangene ins Reich und belief
358 die nach Toxiandrien eingedrungenen Salfranken gegen Anerkennung der römischen Hoheit in ihren neuen Wohnsitzen." Unter Valentinian wurde gefange-
nen Alamannen aus Raetien 370 Fruchtland in der Po-Ebene zugewiesen. Gratian gab 377 Goten und Taifalen dort Wohnraum." 382 erhielten die Westgoten Sied-
lungsgebiet in Thrakien und durften unter eigenen Anführern nach heimischem Recht leben." 409 war eine größere Anzahl germanischer
Skiren in ostrómische
Gefangenschaft geraten. Theodosius II verbot, sie als Sklaven zu behandeln. Die Eigentümer
sollten sie als Landarbeiter
iure colonatus einstellen
und
nach einer
Übergangszeit fest ansiedeln.^ Sozomenos (IX 5,7) erlebte sie bei der Landarbeit in Bithynien. Im spáteren 5. Jahrhundert hóren wir noch von Umsiedlungen innerhalb des Reiches, kaum jedoch von Landzuweisungen an Barbaren. Die Kráfte hatten sich so verschoben, daß Germanen, Bulgaren und Slawen die Zustimmung
des Kaisers zur Landnahme nicht mehr benötigten. Die ältere, aber auch noch in der Spätantike übliche Bezeichnung für Barbaren,
die sich dem Kaiser „ergeben“ und dafür Wohnsitze im Reich erhalten hatten, war dediticii. Es handelt sich nicht um Kriegsgefangene, nicht um Sklaven, sondern um
ehemalige Reichsfeinde, die sich auf Treu und Glauben an die fides Romana dem Kaiser unterworfen und dies durch Eid und Vertrag besiegelt hatten.” Zu Zeiten
Caracallas, der allein ihnen das Bürgerrecht verweigerte, war diese Gruppe nicht sehr groß, sie scheint sich auf die jeweils erste Generation der ins Reich aufgenommenen Fremden beschränkt zu haben. Die Rechtsstellung
der Fremden verbesserte sich im gleichen Maße, in dem
man auf sie angewiesen war. Barbaren, die als Kolonen angesiedelt wurden, fanden Aufnahme in die Steuerlisten; solche, die Wehrdienst übernahmen, wurden in die
Heeresmatrikel eingeschrieben. Ob noch eine förmliche Bürgerrechtsverleihung stattfand, wissen wir nicht.” Ein Germane blieb barbarus, selbst wenn er das kaiserliche Gentilicium „Flavius“ trug, Heermeister und consul ordinarius
XIII 1998, 461 fF; Giorcelli-Bersani in CAH. XII 2005, 440 fF.
2004; Todd
* Petrus Patricius fr. 170 (Const. Porph. exc. IV S. 267); Amm. XVI 2,2; Proc. aed. lil 7,16. ? Eutr. IX 25,2; Auson. Mos. 9; Aur. Vict. 39,43; Amm. XXVIII 1,5. " Paneg. VIII 1,4; 21,1; Anon. Val. 32.
2 Amm. XVII 2.3; 8,36 wald/ Seibel 2003.
XX14,8;
Grüne-
1 Amm. XXVIII 5,15; XXXI ^ Paneg. 11 22,3; 5.11 7!
war." Justi-
9,4.
8 CTh. V 6,3. ^ FIR A. ΠῚ 11; Amm. XXIV 2,22. Wirth 1997. " Zum spätrömischen Bürgerrecht: Garnsey in Swain/Edwards 2004, 133 ff. " Nevitta bei Ammian XXI
10,8;
12,25;
| Mommsen, Ges. Schr. VI 248f; Blockley 1982, 63 ff. Für Stilicho, Rikimer und Aspar gilt ähnliches.
382
III. Die inneren
Verhältnisse
nian" schaffte darum den Deditizier-Status zugleich mit dem verminderten Bürgerrecht (libertas Latina) ab. Faktisch war er vermutlich bereits verschwunden.
Der Fachausdruck für die im Reich geborenen Nachkommen von Deditiziern lautet in der Spätantike laeti. Er wird 297 zum ersten Male erwähnt, wahrscheinlich ist er germanisch und bedeutet ,Leute".? Bisweilen scheint er als Stammesname
miBverstanden.” In den frühmittelalterlichen Quellen begegnen die laeti als liti. Die Laeten waren Wehrbauern mit der erblichen Verpflichtung zum Kriegsdienst.” Wir fassen hier dasselbe System, das wir von den Curialen, Bäckern, Schiffern usw.
kennen: Staatsnotwendige Pflichten werden besonderen Körperschaften übertragen und erblich an bestimmte Ländereien gebunden. In diesem Sinne behandelt noch ein Gesetz des Jahres 465? die Laeten als Angehörige von Korporationen. Die Kaiser vertrauten darauf, daß die Neusiedler die römischen Sitten annähmen
und so im Laufe der Zeit eingeschmolzen würden. Anfangs gelang das.” Die unter Probus um 280 in Thrakien eingebürgerten Bastarnen waren zur Zeit des Zosimos (1 71) Römer geworden; der vicarius Urbis Maximinus (371-376) war ein Abkömmling der von Diocletian in Pannonien angesiedelten Carpen.” Es war ein beliebter Topos der Kaiserpanegyrik, daß die barbarischen Randvölker die Majestät des
Kaisers respektierten und dieser die Verantwortung auch für deren Gedeihen trage.”
Die assimilierten Germanen hatten gute Aufstiegsmöglichkeiten.
Seit
constantinischer Zeit standen ihnen alle militärischen Ämter und die höchsten sozialen Würden offen (s. III 1 d). Im Zivildienst finden wir indessen nur ausnahmsweise Männer mit germanischen Namen, weil den meisten die Schulbildung
fehlte." Eine solche besaßen jedoch Julians Lehrer, der „skythische“ Eunuch Mardonios, der Rhetor
Marcomannus
sowie die fränkischen Heermeister Silvanus,
Bauto und Richomeres.” Seit dem 5. Jahrhundert begegnen im Osten einzelne orthodoxe
Bischófe mit gotischen Namen,
der bekannteste unter ihnen ist der
von Zeno zum Patriarchen von Konstantinopel erhobene Fravitta." Ebenso dürfte der ,skythische" Mönch Dionysius Exiguus, der die christliche Zeitrechnung eingeführt hat, Ostgermane gewesen sein. Der erste germanische Papst war Bonifaz II
(530—532).
Die Ansiedlung der Germanen
hatte Eheverbindungen
zur Folge." Sie
waren legal. Das Heiratsverbot Valentinians von 373 betraf gemäß dem juristischen Barbarenbegriff nur Ausländer, potentielle Reichsfeinde." Römisch-germanische Ehen in der Führungsschicht kennen wir schon von den barbarischen Leibwächtern 9 CJ. VII 5f. 2 Amm.
7 Der Carpe Maximinus wurde vicarius Urbis
XX 8,13; Paneg. VIII 21. Etymolo-
gie nach Zechmeister.
feld 197) Salia comes thesaurorum (Amm. XXIX
2! Zos. II 54; Jord. Get. 191 Liticiani; Brosch
1954. Zu den alanischen Laeten: Bachrach 1973, 74 ff.
1,26). Mathisen 1997.
? Julian
352 AB;
Epit.
42,11;
Symm.
ΠῚ 54 ff, IV 15f; Lib. ep. 866; 972; 1007;
22 CTh. VII 20, 12. 2 Nov. Sev. 2. ^ CIL.
— Romae (Amm. XXVIII 1,5), der Gote (? Schón-
IIl. 3576:
ep. 1024.
2 Weitere germanische Bischöfe: Fritila von Herakleia und Aitherich von Smyrna. Schwartz FRANCVS
EGO
CIVES
RO-
MANVS MILES IN ARMIS... 2 Amm. XXVIII 1,5. 26 Themist. or. 16; Theodoret HE.
1934, 212.
Ὁ Zum conubium: Demandt, Militäradel, 1980; Blockley 1982; Demougeot 1983/88, 301 ff. S. u. 125. Ger-
manische Lehnworte im Latein: Brüch 1913.
Stammtafel Vf!
# CTh. III 14,1. Rugullis 1992.
2. Die Gesellschaft — e) Die Germanen
383
des Maximinus Daia, sie haben zugenommen und zur Herausbildung der spätrömischen Militäraristokratie geführt." Männer wie Magnentius, Stilicho, Theodosius
II und Geiserich sind aus germanisch-rómischen Verbindungen hervorgegangen, die Kaiser Arcadius und Honorius, Leo und Justin hatten Gemahlinnen germanischer Herkunft, Heermeister wie Germanenkönige haben sich mit den Kaiserhäu-
sern verschwigert." Der Westgotenkónig Theudis heiratete eine reiche Spanierin, der gotische Heerführer Gento ehelichte eine Rómerin aus Epirus." Der Neffe Justinians, Germanus, nahm Mataswintha, die Enkelin Theoderichs des Großen, zur Frau.“ Insofern hat Prudentius die Lage erfaßt, wenn er behauptet, daß es
zwischen Römern und Fremden im Reich kein Ehehindernis gebe. Von Heiraten
über die persische Grenze hinweg berichtet Prokop, Justinian hat sie 535 verboten." In senatorische Kreise haben Germanen indes nicht eingeheiratet. Im Verlaufe des 4. Jahrhunderts wurden die ins Reich teils aufgenommenen, teils eingedrungenen Fremdlinge zum schwersten sozialen
Problem
des Reiches.
Ihre Zahl wurde immer größer, ihr Verhalten immer schwerer kontrollierbar. Durch ihre wachsende Bedeutung für das Heer konnte man auf sie nicht mehr verzichten, mußte sich aber zugleich immer zahlreichere Eigenmächtigkeiten von
ihnen gefallen lassen. An eine Einschmelzung war kaum noch zu denken. Constantin drohte 323, jeden Römer lebendig zu verbrennen, der mit feindlichen Barbaren gemeinsame Sache mache, ihnen beim Rauben hülfe und sich mit
ihnen die Beute teile.” 357 plünderten die gallischen Laeten das Land um Lugdunum, die Stadt konnte nur mit Mühe gehalten werden. Nach dem Goteneinbruch 376 gingen die Deditizier in großen Mengen zu den Germanen über.“ 397 folgte ein Gesetz im Osten gegen solche, die mit Barbaren gegen Staatsbeamte paktierten. 399 klagte Honorius, viele gentiles seien, um das römische Glück zu genießen, ins
Reich gekommen, hätten terra laetica erhalten und nähmen sich nun eigenmächtig mehr, als ihnen zustehe." Verzeihung erhielten seit 416 solche Provinzialen, die von den Barbaren zum Mitmachen gezwungen wurden. In drei Gesetzen verbot Honorius germanische Tracht in Rom:
Hosen, Pelze, lange Haare."
Die Meinung der rómischen Zeitgenossen zur Barbarenfrage" steht in der Spannung zwischen einer widersprüchlichen ideologischen Tradition und einer schwankenden äußeren Lage. Drei Denkmuster konkurrierten: zum ersten der Gegensatz von Kulturmenschen und rohen Barbaren, zum zweiten die umgekehrt
wertende taciteische Antithese von verdorbenem Rómertum und sittenstrengen Germanen und zum dritten der stoische Gedanke einer allgemeinen Brüderlichkeit, dem die rómische Theorie vom Vielvólkerstaat entsprach, dessen Aufgabe es sei, die » Demandt, Osmosis
Militäraristokratie
1980;
ders.
84; Proc. HA. 6.17.
* Malchus fr. 20 Bl.
* Proc. BG. I 12,50f; Jord. Get. 314. * Nov. 5 * »
10,274; XV
14, 14.
“ Demandt 1965, 31 ff; ders. (Hg.) 1995. 68 ff;
1989.
9 Lact. MP. 38,6; VDan.
4 CTh. XIV
Prud. CSymm. II 613ff; Proc. aed. III 3,10; lust.154 CTh. VII f,1. Amm. XVI 11,4; XXXI 6, 5. CTh. IX 14,3; CTh. XIII 11,10.
Vogt
1967;
Lippold
1969;
Straub
1972,
195 ff;
Heinzberger 1976; Dauge 1981; Chrysos/ Schwarcz 1989; zur Ikonographie: Demougeot 1984. Zu den Germanenreichen überhaupt: Ludwig Schmidt 1938 ff; Wenskus 1961; Pohl 1997 ff; H. Beck 1998; Collins in: CAH. XIV 2000,
112 ff.
384
III. Die inneren
Verhältnisse
Barbaren zur Gesittung zu erziehen. Die christliche Lehre von der Gleichheit aller Menschen vor Gott stand der stoischen Anthropologie nahe, doch wurden auch die
beiden Barbarenthesen von Kirchenvätern vertreten.
Die Stellungnahmen der heidnischen Autoren im Westen sind abgewogen. Um 360 klagte Aurelius Victor (37,7), das Römerreich sei unter die Herrschaft der
Militärs, ja man könnte sagen, der Barbaren gekommen. Schuld daran sind für ihn nicht zuletzt die Senatoren, die ihr luxuriöses Privatleben dem unbequemen
Wehrdienst vorzögen. Ähnlich urteilte Ammian. Er verabscheute die barbarische Wildheit der germanischen Raubzüge durch die Provinzen, hatte indes von den
Germanen im Reichsdienst eine hohe Meinung. Die Schuld am Aufstand der Westgoten 376 suchte er bei den römischen Behörden, hatte aber Verständnis dafür, daß
nach der Schlacht bei Adrianopel die jüngst angeworbenen gotischen Hilfstruppen
jenseits des Taurus an einem Tage zusammengehauen wurden." Claudian konnte als Hofsänger Stilichos nichts gegen die Germanen sagen. Wohl aber äußerte er sich zu den Barbaren allgemein. Sie unterwürfen sich freiwillig, kämpften im Heer Schulter an Schulter mit den Römern für das Imperium, das gemeinsame Vaterland, und nähmen römische Sitten an. Wo dies nicht geschah, wo sie Barbaren blieben, trifft sie die Geringschätzung des Autors. In den Zeilen
über die Schlacht bei Pollentia rühmt er sogar als doppelten Gewinn für das Reich, wenn Barbaren gegen Barbaren fallen.“ Barbarenfeindliche Stimmen aus dem Westen kommen überwiegend von christlichen Autoren. Für Lactantius (inst. 121) entbehrten Barbaren der Humanitit. Ambrosius
betrachtete sie als Wilde, moralisch ihren Leidenschaften verfallen,
politisch Erbfeinde der Römer. Darum warnte er auch vor Heiraten mit Barbaren. Er lobte es, Barbaren gegen
Barbaren zu stellen, und verglich den Kampf der
Römer gegen die Goten mit dem Kampf Israels gegen Gog aus Magog. Christia-
nisierung setzte für ihn Romanisierung voraus.“ In den Gesetzen wird der Begriff gentiles einerseits für Fremdvölker, andererseits für die Heiden verwendet.“
Auch Prudentius (CSymm. II 816f) rechnete mit einem nicht kulturfähigen Teil der Menschheit. Für die Barbaren seien ihre heidnischen Götter gerade gut genug, zwischen Barbaren und Römern klaffe ein Abgrund, so wie zwischen Menschen und Vierfüßlern. Die Leichenhaufen der Barbaren auf dem Schlachtfeld von Pollentia künden der Nachwelt den Ruhm der Römer. Orosius (VII 35,19) beglückwünschte sich zu den
10000 Goten, die 394 im Kampf für Theodosius
gefallen waren. Er sah in Stilicho nur den Barbaren (38,1) und atmete auf, als in Flavius Constantius endlich wieder ein Römer kommandierte (42,2). Sein Zeit-
genosse Sulpicius Severus (chron. II 3, 6) beklagte, daß Barbaren und Juden die römischen Sitten nicht annähmen und sah in dem Zusammenleben ohne Zusammenhalt eine Bestätigung der Vision Daniels vom KoloB auf tönernen Füßen. So wie Epiphanius, der Rikimer einen ferocissimus, pellitus Geta nannte,“ läßt auch Sidonius
Apollinaris,
der viel mit den Burgundern und Westgoten zu tun
hatte, eine unüberwindliche Distanz zu den Germanen spüren. Bisweilen klingt eine exotische Bewunderung 42 Amm. XXXI
für sie durch, im allgemeinen aber meidet er die
16,8. Demandt 1965, 31 ff.
* Claud. XXVIHI 221 f. * Ambr. ep. 19 ; 24, 8 ; 30,8; CSEL. 78,105.
Vogt 1967, 35 ff.
# CTh. XVI 10,21. Rugullis 1992.
# Ennod. VEpiph. 64; 67.
2. Die Gesellschaft — e) Die Germanen
385
Begegnung.” Sein Haupteinwand gegen sie ist ihre fehlende Bildung. Es sei eher zu erwarten, daß die Alten Ball spielen und die Kaufleute Kriegsdienst tun, daß die Ärzte im Bett liegen und die Kranken herumspazieren - als daß die Foederaten sich mit Literatur abgeben. Das was ihnen zur Humanität fehle, sei nicht die Bibel,
sondern die Philosophie und die Dichtung." Dasselbe meinte auch Fulgentius von Ruspae (myth. I 17) um 520. Gleichwohl fehlt es nicht an Zeugnissen, daß Germanen an literarischer Bildung interessiert waren." Einzelne Angehörige der gallischen Senatsaristokratie lernten „Germanisch“ und wirkten als Richter im Königsdienst. Wenn Sidonius (ep. V 5) von sermo Germanicus spricht, deutet dies darauf, daß Burgunder, Franken und Goten dieselbe Sprache, eben Westgermanisch, hatten.
Die Ansichten zum Germanenproblem im Osten lauten anders. Unter Theodosius, den Jordanes als amator pacis generisque Gothorum bezeichnete, sind germa-
nenfeindliche Äußerungen nicht zu erwarten. Die Redner Themistios und Pacatus lobten den Versuch des Kaisers, die Germanen einzubürgern, und stellten dies in die
lange Tadition der fremdenfreundlichen Maßnahmen der Römer.” So wie die wilden Völker Kleinasiens und Galliens, wie Keltiberer und Illyrier eingeschmolzen werden konnten, so würden auch die Goten nun ihre Schwerter in Pflugscharen umschmieden und friedliebende Kulturmenschen werden. Dem Kaiser wird als dem Herrn des römischen Weltreichs die Aufgabe gestellt, die Barbaren nicht abzuwehren oder gar zu vernichten, sondern sie in seine Obhut zu nehmen.
Nach dem Tode des Theodsius 395 kommen dann die Gegenstimmen zu Wort. Während am Hof eine germanenfreundliche und eine germanenfeindliche Partei um den entschlußschwachen Arcadius rangen, schrieb Synesios," der spätere Bischof von Ptolemais in der Kyrenaika, dem kaiserlichen Jüngling seine berühmte Rede über das Herrschertum (De regno). Damals, um das Jahr 400, verglich Synesios die germanischen Truppen mit Wölfen, die von den Völkerhirten anstelle der
Schäferhunde gebraucht würden. Arcadius solle die Kolonen zu den Waffen rufen, den Philosophen aus seiner Studierstube, den Handwerker aus seiner Werkstatt, die
Großstadtmassen aus dem Theater und sich selbst an die Spitze des Volksheeres stellen. „Die blonden Sklaven, die uns die Tafeln decken, die uns das Brot backen,
uns das Wasser holen und unsere Sänften tragen, sind gefährliche Diener. Und erst recht sind die Goten aus dem Senat, aus dem Heer, aus dem Palast zu entfernen,
unerträglich ihr Spott über die Toga, in der man das Schwert nicht ziehen kann!“ Noch als Bischof flehte Synesios (kat. 1) zu Gott, daß die „elenden und verfluchten Barbaren“ untergingen, die Africa verwüsten, und bat den Kaiser, hunnische Foederaten zu schicken, um die Provinz zu retten, ein homöopathischer Vorschlag.
Im Jahre 400 brach in Kleinasien der Gainas-Aufstand aus, der nur mit germanischen Truppen niederzuwerfen war." Er hat die antigermanische Richtung nach oben gebracht, und sie griff auf den Westen
über, wo
408 Stilicho fiel und die
Familien der germanischen Foederaten, die in den italischen Städten lebten, ab-
gemetzelt wurden. Der Hauptvorwurf gegen Stilicho war seine barbarische Herkunft und seine konziliante Haltung gegenüber dem Barbaren Alarich. Das spiegelt *' Sidon. ep. 1 2: 16,2; VII 14,10.
* Sidon. ep. 18; IV 1; carm. VII 495 ff. ** Goltz in Demandt (Fs.) 2002, 297 ff. * Jor. Get. 146; Themist. or. 16; Paneg. ἢ 22,3.
Ἵ Grützmacher
1985. 52 Zos. V 13ff.
1913; Lacombrade
1951; Vogt
386
HI. Die inneren
Verhältnisse
sich in einem Gesetz des Honorius und wurde von dem Heiden Rutilius ebenso empfunden wie von dem Christen Orosius." Ein ausgesprochen positives Germa-
nenbild dagegen entwarf um die Jahrhundertmitte Salvianus
von Massilia in
seiner Schrift ‚De gubernatione Dei‘. Er hielt den verdorbenen Römern und schein-
heiligen Christen im Reich den germanischen Sittenspiegel vor.“
Fragen wir nach der Einstellung der Germanen zu den Römern, so ist auch diese geteilt. Symbolisch ist das von Tacitus (ann. II 9) überlieferte Gespräch zwischen Arminius und seinem Bruder Flavus während des Feldzuges des Germanicus im Jahr 16 n. Chr. über die Weser hinweg. Die von den Germanen gegen Rom geführten Kriege und die ihnen von römischer Seite in den Mund gelegten grofgermanischen
Freiheitsparolen erlauben die Vermutung,
daß sich in der Abgren-
zung gegen Rom zumindest Ansätze einer inneren Eigenständigkeit herausgebildet haben. Zur Zeit des Valens zerfielen die Westgoten in eine antirömische Gruppe
unter Athanarich und eine romfreundliche unter Fritigern (s. II 6). Eunap“ berichtet aus der Anfangszeit des Theodosius einen Streit zwischen Eriulf und Fravitta, zwei gotischen Fürsten, bei dem es darum ging, ob die Germanen sich als Krieger des Kaisers betrachten oder auf eigene Faust handeln sollten. Dabei wurde der
Vertreter der germanischen Partei von dem der römischen erstochen. Eine Schlüsselszene für das Selbstverständnis der Germanen im Reich überliefert
Orosius (VII 43). Athavulf, der Schwager und Nachfolger Alarichs, hatte 414 in Narbonne Galla Placidia geheiratet. Ein ungenannter vir illustris aus dieser Stadt, der mit Athavulf viel zusammengekommen
war, lebte später in Bethlehem,
und ihn
hörte Orosius zu Hieronymus sagen, Athavulf habe, gemäß seinen eigenen Worten, ursprünglich aus dem Imperium Romanum ein Imperium Gothorum machen und den
römischen Namen der Vergessenheit anheimgeben wollen. Er selbst habe für die Gothia das werden wollen, was Augustus einst für die Romania gewesen war. Aber dann habe er, Athavulf, feststellen müssen, daß die Goten in ihrer unbändigen Art nicht bereit seien, sich Gesetzen
zu unterwerfen,
daß ohne Gesetze jedoch
kein
Staat zu regieren sei. Darum habe Athavulf beschlossen, seine und der Goten Kräfte zur Erneuerung und Erweiterung des römischen Reiches einzusetzen, da er das Imperium nun einmal nicht umwandeln
könne.
Dieses Programm entspricht dem politischen Denken der großen germanischen Heermeister der Zeit. Auf dieser Linie hätte es gelegen, daß irgendwann einmal das Kaisertum auf die Germanen übergegangen wäre. Die Versuche dazu — Proculus 280, Magnentius 350, Silvanus 355 und Johannes 425 - sind gescheitert. Die späteren Heermeister waren vorsichtiger und hofften allenfalls, ihre Söhne auf den Thron zu bringen. Die dynastischen Verbindungen und die Caesarentitel
rechtfertigen den Verdacht solcher Pläne bei den Zeitgenossen. Aber weder Stilichos Sohn Eucherius (f 408), noch Aspars Sohn Patricius (7 471), noch Odovacars Sohn Thela (t 493) haben das geschafft. Der Widerstand der Alt-Rómer war zu stark. Theoderich der Große hat darum wieder auf die Politik Athavulfs zurückgegriffen und auf den Augustus-Titel verzichtet. Die Herrschaft über Rom im kaiserlosen Westen lag in seiner Reichweite. Erst Karl der Große konnte den Traum *' CTh. IX 4222; Rutil. II 41 ff; Oros. VII 38. ** Maas in: Drinkwater/Elton
1992, 275 fF.
* Eun. fr. 60; vgl. Zos. IV 56.
3.
Die Wirtschaft
387
von einem germanischen Kaiser verwirklichen, als er sich am Weihnachtstage des Jahres 800 in Rom krönen ließ. Das Verhältnis zwischen den reichsangehörigen Völkerschaften auf der einen Seite und den alten Kulturvölkern auf der anderen beschrieb Theodor Mommsen 1885 in einem Bilde: „Der römische Staat dieser Epoche gleicht einem gewaltigen Baum,
um dessen im Absterben begriffenen Hauptstamm mächtige Nebentriebe rings emporstreben“.“ Tatsächlich haben die ursprünglichen Zentren der antiken Kultur,
Griechenland und Italien, an Bedeutung verloren zugunsten der hellenisierten und romanisierten ehemaligen Randgebiete. Die in ihnen entwickelte Zivilisation beruhte auf der Einheit des Verkehrsraumes zwischen Donau und Sahara, Atlantik und Roter Meer. Die kulturellen Eigenarten der Völker traten zurück zugunsten
eines reichsweit gleichartigen Lebensstils. Im Verlaufe des dritten Jahrhunderts wurde die Reichseinheit jedoch bedroht.
Die außenpolitischen Probleme waren von einer einzigen Zentrale aus nicht mehr zu meistern. Die Kommunikation versagte, so daß schließlich jede Region selbst zusehen mußte, wie sie fertig wurde. Einen programmatischen Separatismus hat es
indessen nie und nirgends gegeben. Das Mehrkaisertum war ein Kompromiß zwischen den Regionalinteressen und der Reichseinheit. Trotzdem verlor das Geschehen in den einzelnen Provinzen
den Zusammenhang.
So wie Polybios einst die
Vereinigung der Mittelmeerwelt beschrieben hatte, so schildert schon vor Zosimos (157) Ammian deren Zerfall. Mit der Zeit von Valentinian und Valens ging Ammian (XXVI 5,15) von der Reichs- zur Regionalgeschichtsschreibung über. Bis ins 4. Jahrhundert hinein gelang es, die Einwanderer zu assimilieren, danach wurden sie zu zahlreich und zu mächtig. Wo sie herrschten, bewahrten sie ihre
Sprache und ihre Sitten. Die Namengebung verdeutlicht den Machtwechsel. Ger-
manen trugen im 4. und 5. Jahrhundert vielfach römische Namen.“ Das Umgekehrte kommt im 6. Jahrhundert nicht selten vor. Die Einwanderung der Germanen, Slawen und Araber hat die Länder des Mittelmeers mit einer dritten Schicht überzogen, über die griechisch-römische und die darunterliegende altmediterrane
Kultur hinweg. Die ethnische Vielfalt des europäisch-orientalischen Raumes ist das Ergebnis der spätantiken Völkerwanderung.
3.
Die Wirtschaft
Im Wirtschaftsleben der Spätantike' gibt es weniger Neuerungen gegenüber dem
Principat als in den Bereichen von Staat, Gesellschaft und Religion. Produkte und
Produktionsformen sind wesentlich dieselben wie zuvor. Erkennbar ist jedoch der Versuch des Staates, regulierend einzugreifen, um die sozialen und ökonomischen
Verhältnisse auf dem Lande zu stabilisieren und Großstädte und des Heeres sicherzustellen. * Mommsen RG. V 1885/1909, 3. 5’ Beispiele für religiös bedingten Namenswechsel bietet Ammian mit Petrus Valvomeres (XV 7,4) und Agenarich-Serapion (XVI 12,25). ' Die spätantike Wirtschaft ist bisher nicht —
die bedrohte
Versorgung
der
monographisch behandelt worden. In der Regel wird sie in größerem Kontext dargestellt. Dopsch (1923) betont die Kontinuität über den politischen Zusammenbruch hinweg. Rostovtzeff (1929) und Oertel (CAH. XII 1939, 232 ff)
388
III. Die inneren Verhältnisse Für die Bauern bedeutet dies, daß die Kolonen unter ihnen nach und nach ihre
Freizügigkeit verloren und an die Scholle gebunden
wurden. Eine ähnliche
vom Vater auf den Sohn übergehende Erbpflicht wurde den wichtigsten Versorgungsgewerben auferlegt, insbesondere den Müllerbäckern, den Metzgern und den Reedern der beiden Hauptstädte (s. III 4 a; b). Die Produktion von Waffen und Kleidern für Heer und Hof übernahm der Staat in eigene Regie (s. III 1 b; d), die
Arbeiter der Staatsbetriebe waren ebenfalls einer erblichen Zunftpflicht unterworfen. Die Kaiser suchten diese Bindungen keinesfalls nur durch Strafdrohungen aufrecht zu erhalten. Sie verliehen den Betroffenen auch Privilegien, abgestuft nach
sozialem Ansehen und politischem Nutzen. Bei den Bessergestellten, so bei den Veteranen und Curialen, hafteten die Vergünstigungen an deren Besitz. Wer auf ihn verzichtete, war auch von den Pflichten erlóst.
Die im Vergleich zu dem liberalen Principat dirigistische Wirtschaftspolitik der Spätantike hat dieser die Bezeichnung Staatskapitalismus oder Staatssozialismus
eingetragen, doch dient dies eher einer polemischen Analogie als einer historischen Erkenntnis. Inwieweit die Berufsbindung durchgriff, ist den Gesetzen nicht zu
entnehmen. Theodoret (ep. 144) erweckt den Eindruck, wie wenn das Normale doch die freie Berufswahl gewesen wäre: „Die Natur aller Menschen ist dieselbe, aber ihre Lebensformen sind vielfältig. Die einen wählen den Schifferberuf,
die anderen den Soldatenstand; diesen gefällt ein athletisches, jenen ein bäuerliches Leben; die einen ergreifen dieses, die anderen jenes Gewerbe.“
Verglichen mit der Zeit zuvor scheint die Produktivität in der Spätantike gesunken zu sein. Für das 4. Jahrhundert ist noch ein beträchlicher Wohlstand zu erkennen, im 5. beschränkt er sich auf die Magnaten
und einen geschrumpften
Mittelstand. Jedenfalls haben Heer, Verwaltung und Klerus den Anteil der unproduktiven Konsumenten erhöht. Dem Barbaricum war das römische Reich indessen stets ökonomisch überlegen. Denn nicht zuletzt dies lockte die Germanen ins Imperium.’
a) Die Landwirtschaft Quellen: Über die spätantike Landwirtschaft sind wir nicht ihrer Bedeutung gemäß unterrichtet. Das beruht darauf, daß die ökonomische Versorgung als die Bühne des historischen Geschehens, nicht als Teil desselben verstanden wurde. Leben und Leistung des Bauern waren derart selbstverständlich, daß darüber zu schreiben nicht lohnte; auch änderte sich daran so wenig, daß man der Nachwelt an einem solchen Bericht kaum Interesse zutraute. Dieses Dunkel lichtet sich nur dann, wenn es zu
Versorgungskrisen und Steuerunruhen kommt, wenn die Normalität durchbrochen wird. sehen eine Entwicklung zum „Staatssozialismus", Heichelheim (1938) zeichnet eine „absteigende Entwicklung“. Tenney Frank (1940) unterstreicht die politischen Rahmenbedingungen des ökonomischen Niedergangs. De Martino (1985) stellt die spätantike Wirtschaft in den Zusammenhang der römischen Wirtschaftsgeschichte insgesamt. Zur Geldwirtschaft: Mickwitz 1932; Hendy 1985. Zu Einzelaspekten wichtig sind die Aufsatzsammlungen von und bei:
Duncan-Jones
1974;
A.H.M.
jones
1974;
Schneider 1981. Zu Wirtschaft und Politik: Demandt in: Lippold (Fs.) 1993, 263 ff; Überblick: Ward-Perkins in CAH. XIV 2000, 315 ff. Zum 6. Jahrhundert: Hodges/Bowden 1998. ? Das spätantike Münzwesen ist im Aufgabenbereich des comes sacrarum largitionum (s. MI 1 b), das Steuersystem in dem der praefecti praetorio abgehandelt (s. III 1 c).
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
389
Mehr als die Geschichtsschreibung berichten die Gesetze, allen voran Diocletians Maximaltarif. Die späteren Gesetze behandeln vorwiegend Status- und Steuerfragen der Kolonen. Einiges erfahren wir aus den Gedichten und Briefen senatorischer Großagrarier (z. B. Auson. III 1; XVIII 26), aus den Reden betroffener Sophisten (z.B. Liban. or. 47; 50), von Salvian und aus Heiligenviten (z. B. VMel). Die Schrift des Palladius über die Landwirtschaft ist reich an Details, von ihnen sind indessen wenige für die Spätantike kennzeichnend (s. u.). Eine umfängliche Überlieferung liegt in der Papyri vor, doch beschränkt sich ihr Aussagewert zumeist auf die besonderen Verhältnisse in Ägypten. Einen Einblick gewährt das Isidorus-Archiv.
Romanorum vero populum a pastoribus esse ortum quis non dicit? Diese rhetorische Frage Varros (rust. II 1,89) bezeugt, daß sich die Römer ihresländlichen Ursprungs bewußt geblieben sind. In der frühen Republik, von Cincinnatus bis zum älteren
Cato, galt die Landwirtschaft als würdiger Lebensinhalt eines römischen Bürgers; die ländlichen Wohnbezirke (tribus) waren angesehener als die stadtrömischen. Während der Blütezeit der römischen Stadtkultur in der frühen Kaiserzeit stand
das Landleben im verklärten Lichte der Bauern- und Hirtenpoesie eines Vergil, eines Calpurnius Siculus, eines Anonymus Einsiedelensis.
erscheinen in allen im 3. Jahrhundert Spätantike wurde rebus bellicis‘ und
Bukolische
Themen
möglichen Gattungen der Kunst. Für den Dichter Nemesianus bietet das Bauernleben das Ideal einer heilen Welt. Noch in der das Lob der Landwirtschaft gesungen, so beim ‚Anonymus de bei Johannes Stobaios.'
Die Landwirtschaft war zu allen Zeiten der wichtigste Zweig der rómischen Nationalókonomie. Ohne Rinder, Pflüge, Saaten, Pflanzen und Herden, schrieb
Libanios
(or.50,33f), gäbe es keine höhere Kultur. Darum sollten sich men-
schenliebende Kaiser nicht nur um die Stádte kümmern, sondern ebenso um die
Bauern. Auf dem Lande wohnte die Mehrzahl der Reichsangehórigen, das Land lieferte die meisten Steuern und Soldaten. In der Spätzeit gewann die Landbevólkerung militärisch und politisch wieder an Bedeutung. Die Bauernsoldaten
des
3. Jahrhunderts riefen Männer aus ihren Reihen zu Kaisern aus, und so ist es kein Zufall, wenn Diocletian sich nach seiner Abdankung in Salona wieder mit dem
Anbau von Gemüse beschäftigte.‘ Die Vermessung und Katastrierung des Bodens sowie das Setzen von Grenzstei-
nen war die Aufgabe der agrimensores oder gromatici, benannt nach ihrem Visiergerät, der groma, einem doppelten Diopter-Lineal, zur Einhaltung des rechten Winkels bei
den Grundstücksgrenzen. Sie benótigten geometrische, juristische und kultische Kenntnisse, waren auch als Quartiermeister tátig und für die Anlage von Kastellen
zuständig. Die einschlägige Fachliteratur seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. wurde Ende des 5. Jahrhunderts zu einem Corpus vereinigt, das im 6. Jahrhundert er-
weitert wurde.‘ Die Feldmesser bildeten eine Korporation und wurden vom Kaiser besoldet. Unter Constantin dem Großen gab es einen Amtsvorsteher, den primicerius. mensorum, der dem magister officiorum unterstand. Nach zweijähriger
Dienstzeit konnte er zum agens in rebus befördert werden.‘ 3 Anonymus de rebus bellicis 2,5; Stobaios fl. 56f = Bd. IV c.XV S. 376 ff Hense. Zum Lob des
5 Die Schriften der rómischen Feldmesser hg. von F. Blume/K. Lachmann/A. Rudorff 171],
Landlebens
1848/52.
in der antiken
Literatur:
Cato,
De
agri cultura I 2ff; Cic. off. I 151; vgl. Strasburger 1976, 97. * Epit. 39,6; s. 11 2!
* ND. or. ΧΙ 12; CTh. VI 34. Clauss 1980, 19f.
390
III. Die inneren Verhältnisse
In den landwirtschaftlichen Erzeugnissen zeigt die Spätantike’ wenig Veränderungen. Der Ackerbau galt in erster Linie dem Weizen als dem wichtigsten Grundnahrungsmittel. Nicht zufällig steht er im Preisedikt Diocletians an erster
Stelle.’ Er wurde, wo es ging, zum Eigenbedarf angebaut. Die Stadt Rom bezog ihr Getreide überwiegend
aus Nordafrika,
Sizilien und
Kalabrien.” Konstantinopel
lebte vom Weizen aus Ägypten. Die Rheinfront wurde von Aquitanien und Britannien aus beliefert." Zum Mahlen des Getreides wurde die von Sklaven oder Zugtieren betriebene
Göpelmühle, wie man sie aus Ostia kennt, zunehmend durch die Wassermühle ersetzt." Sie war in der Anschaffung teuer. Der Diocletianstarif (15,56 ff ) taxiert die mola
aquaria
auf 2000 Rechnungsdenare,
während
die Pferdemühle
1500,
die
Eselmühle 1250 und die Handmühle — jeweils mit Stein" — 250 Denare kostete. Die Wassermühle ist literarisch zuerst für ein Anwesen von Mithradates VI in
Kabira bezeugt." Spätantike Belege gibt es für Antiochia, Konstantinopel, Athen (Agoragrabung) und Rom." Palladius (agr. 141) empfahl, den Wasserausfluß von Thermen für unterschlächtige Mühlen zu nutzen. Nach Prokop (BG. I 19, 20 f ‘)
baute Belisar 537 während der Belagerung Roms durch Witigis Schiffsmühlen an die Tiberbrücken. In Mitteleuropa verbreitete sich die Wassermühle über die Klöster." Bei den Kelten und Donauvölkern war die als Brei genossene Hirse das Volks-
nahrungsmittel. Die klassischen Völker schätzten sie nicht. Auch Roggen, Gerste und Spelt galten weniger als der Weizen. Hafer diente als Viehfutter. Verbreitet war der Anbau von Erbsen, Sesam und Mohn." Die wichtigste Hülsenfrucht war
die Bohne,” die Eremiten in Syrien lebten vorwiegend von Linsenbrei und Feigen." Der aus Indien stammende Reis wurde im 4. Jahrhundert in der Gegend von Smyrna angebaut.” Im ganzen Reich zog man Wein, er kam in verschiedenen Qualitäten auf den
Markt und wurde in allen Bevölkerungsschichten getrunken. Domitian soll angeordnet haben, die Hälfte der Weinberge in den Provinzen einzuebnen, weil die
Bauern sich mehr um den Getreideanbau kümmern sollten. Er habe aber nicht auf ? Zur Landwirtschaft: Max Weber 1891/1986; Teall 1959; Jones 1964, 767 ff, Stevens 1966; Tin-
meint sei. [n diesem Falle hátte Giacchero den lateinischen Text falsch ergänzt.
nefeld 1977, 18fF; Whittaker/Garnsey in CAH.
5 Strabo XII 3,30; Vitruv X 5,2; Anth. Graeca [X 418. ^ Lib. or. 4,29; CJ. XI 43,10; CTh. XIV 15,4;
XIII 1998, 277f£; Ward-Perkins in CAH. XIV 2000, 315ff; Christie 2004. Zur Archäologie: Bowden u. a. 2004. Weiteres in der allgemeinen
ökonomischen Literatur, s. o. Eine Bibliographie zur römischen Agrikultur liefert K. D. White 1970. Zu den Kulturpflanzen: Hehn 1911.
Prudentius Contra
Symm.
II 950; Proc. BG.
I 19,9. 15 Karl Suso Frank 1975, I 125. 1 ED. 1.26.
* Blümner 1893, 61 ff. zum modius castrensis (La-
7 ED.
1,9f. Die Bohne steht unter den von
gerscheffel) von 11,85 Liter, worin das Getreide
Isidor (et. XVII 4,2) aufgeführten Hülsenfrüch-
gemessen wurde: Jahn 1980.
ten an erster Stelle vor Linse, Erbse, Schwertboh-
9 Exp. 53; 65; 0 Amm. XIV or. 18,83; ς ΠῚ 4 " White 1984,
Palladius (agr.) genannt und spielte in Ägypten eine wichtige Rolle: Boak/Youtie 1960, Nr. 87-
5.1114 a! 10,2; XVII 8,1; XVIII 2,3; Lib. b! 196 ff.
? Blümner (1893, 144) glaubt, daß mit dem Preis nur der Mühlstein, nicht das Holzwerk ge-
ne, Kichererbse und Lupine, sie wird häufig bei
91.
8 Theodoret HR. pass. # Exp. 47; ED.
1, 23.
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
391
der Durchführung des Erlasses bestanden." Dennoch wird von Probus berichtet, er
habe jenes Gesetz aufgehoben und sogar Militär zur Anlage neuer Weingärten abgeordnet.” Der Maximaltarif (2,1 ff) nennt zehn italische Weine, sieben gewürzte oder verarbeitete Weinsorten; in der ‚Expositio‘ werden vier Weinsorten Italiens aufgeführt, daneben solche aus Askalon und Gaza, aus Kilikien, Bruttien und von den Inseln Lemnos, Kreta und Sizilien. Die rómische Weinkultur an Mosel und Rhein ist von den Germanen übernommen worden.
Kaiser Julian hat ein Spottgedicht auf den „Gerstenwein“ gemacht und dem falschen Dionysos den echten gegenübergestellt: „Du willst Dionysos sein? Wahrhaftig, beim wirklichen Bakchos,/ fremd bist du mir, ich weiß einzig vom Sohne
des Zeus./ Der aber duftet nach Nektar und du nach dem Bock. Bei den Kelten,/ wo es an Trauben gebricht, hat man aus Korn dich gebraut./ Wie man dich heiße? Dionysos
nicht, Demetrios
seist du,/ Weizen-,
nicht Feuergeburt,
Laber genannt." Trotz dieses Spottes war das Bier
Haber,
nicht
auch bei Völkern innerhalb
des Reiches geschätzt, außer den Galliern und Germanen tranken es die Ägypter. Gewonnen
wurde
es aus Gerste, die Würze
wechselte.
Diocletian (ED. 2,110
unterscheidet zwei Sorten Bier. In Pannonien führten die Ostgermanen das Bier ein, Priscus trank dort Met. Isidor bezeugt medus und cervisia für Spanien. Außerdem nennt er einen Weizenschnaps."' Wie der Weinstock, so hat sich auch der Olbaum unter der rómischen Herrschaft ausgebreitet.
Es gab im Reich
riesige Monokulturen,
so in Nordafrika,’
insbesondere um Thysdrus (El Djem), in Pamphylien, in Spanien und im syrischen Belus-Massiv, wo im 5. Jahrhundert eine ganz neue Stadtlandschaft entstand." Als Chosroes II im Jahre 614 Syrien eroberte, ließ er die Ölbäume
abholzen;
damit
verlor die gesamte Landschaft ihre wirtschaftliche Grundlage.” Olivenól
ist im Edikt (3,1 ff) mit drei Sorten vertreten. Es diente nicht nur zum
Kochen, sondern auch zur Beleuchtung mittels Öllämpchen und zum Salben statt Seife." Die Seife ist eine keltische oder germanische Erfindung. Ein Seifensieder
(saponarius) begegnet 541 in den Ravenna-Papyri.” Neben dem Getreide, dem Wein und dem Öl wurden zahlreiche andere Nutzpflanzen angebaut, auch zu Exportzwecken. Nordafrika lieferte Kümmel, Fei-
gen, Granatäpfel, Artischocken und Liebeszwiebeln," Syrien exportierte Feigen und Pistazien; Kapern kamen aus Kyrrhos, Pflaumen aus Damaskos (daher neugriechisch δαμάσκηνο), sowie kleine und größere Datteln. Letztere heißen noch bei Junior (exp. 31) Nikolaos-Datteln nach dem Geschichtsschreiber Nikolaos von Damaskos, der den Kaiser Augustus damit zu versorgen pflegte.” Aus Datteln wurde auch Sirup gewonnen (mel Phoenicum). Das Diocletiansedikt nennt weiterhin Zwiebeln, Rettich (radix Syria), Ingwer, Safran, Myrrhe, Räucher- und Galban-
harz. Der Abschnitt über Obst und Gemüse (6) umfaßt 96 Nummern. 20 Suet. Dom. 7,2.
? Eutr. [X 17; Aur.Vict. 37,3; SHA. Probus 18,8.
? Synes.ep 148.
* Tjäder 1982 Nr. 33. Der saponarius heißt Isacius. Zum Jahre 599 erwähnt Gregor d. Gr.
2 Anth.Gr. IX 368, Beckby.
(ep.X 26 = PL. 77, 1084) ein corpus saponariorum
** Priscus fr. 8; Isid. etym. XX 3,13; 3,17f.
in Neapel.
^ Exp.61.
” Exp.61: ED.6, 41f.
** Tchalenko 1953; Deichmann 1982, 691 ff.
* Athenaios 652 a.
2 Tabari 299.
392
III. Die inneren
Verhältnisse
Diocletian bestimmte Höchstpreise für Petersilie aus Makedonien und Quitten aus Kreta. Das Wort malum „Cydonium“, Kretischer Apfel, liegt unserem Wort „Quitte“ zugrunde.
Der schon von Horaz geschätzte attische Honig
vom
Hy-
mettos wird noch von Junior und Synesios gerühmt." Im Diocletians-Tarif (3,10 f ) erscheinen zwei Sorten Bienenhonig. Sidonius (ep. I 10) berichtet 468 über Schiffe
mit Honig auf dem Weg von Brundisium zur Tibermündung. Die Zahl der Kulturpflanzen hat sich im Verlaufe der Antike stetig vermehrt. Der größere Teil stammt aus dem vorderen Orient und gelangte über Syrien und Kleinasien in den Westen, darunter Zuckermelone, Aprikose, Pfirsich, EBkastanie, Haselnuß, Pistazie, Edelkirsche, die Zitrone und der Reis.” Viele medi-
terrane Gewächse wanderten weiter über die Alpen. Dies ist an den entsprechenden
Lehnwörtern abzulesen, die aus dem Lateinischen ins Deutsche gelangten. Dazu gehören nicht nur Wein und Öl, sondern auch Birne, Pflaume, Kirsche, Pfirsich, Kürbis, Gurke, Beete, Rettich, Minze, Kümmel, Lattich, Spargel, Zwiebel und
Kohl. Die Mehrzahl der zu medizinischen und kosmetischen Zwecken verwendeten Drogen kam aus dem Nahen Osten. Isaurien lieferte Styrax-Harz, Chios Mastix-Harz (Kaugummi). Ein wichtiger Abnehmer für Weihrauch war die Kirche, doch ist die kultische Verwendung vorchristlich." Diocletian (34) nennt 115 drogistische Artikel. Unter den im Preisedikt (30) genannten Tieren
finden sich Pferde, Maultiere,
Maulesel, Kamele, Rinder, Schafe und Ziegen, Schweine nur bei den Transport-
preisen (35, 103). Fleisch ist mit 49 Sorten verzeichnet (4). An der Spitze stehen Schwein und Rind; Ziegen, Hammel und Lämmer wurden in ármeren Gegenden
verzehrt.
An Milchprodukten rühmt die ‚Expositio‘ (51; 53) Käse aus Dardanien und Dalmatien. Butyrum wird im Maximaltarif genannt (4,50), doch könnte es sich dabei auch um Quark handeln. Butter wurde von Griechen und Römern wenig geschätzt. Plinius (NH. XXVIII 35) berichtet, sie werde von den vornehmen Barbaren gegessen; nach Sidonius (carm. XII 7) schmierten sich die Burgunder Butter, vermischt mit Essig, in die Haare. Hausgeflügel ist im Tarif (4) vertreten mit Gans, Huhn, Haustaube, Ente und Pfau. Die Gänse
waren auch wegen der
Daunen geschätzt (Exp.51). Das Preisedikt (18) liefert zehn Angaben für Federn. Was wir über die Schweinezucht wissen, steht im Zusammenhang mit der Ver-
sorgung der Stadt Rom (s. III 4 a). Um die Rinderzucht hat sich Kaiser Valens gekümmert: er verbot das Schlachten von Kälbern, um den Viehbestand zu heben.”
Pferdezucht
wurde in den kaiserlichen Gestüten in Kappadokien betrieben."
Die edelsten Rassen waren die equi Hermogeniani und Palmati, jeweils zu einem Pfund Gold geschätzt.“ Weitere Gestüte befanden sich in Mauretanien und Spa-
nien. Von dort kamen die berühmten Zirkuspferde.” Ein Rennpferd (equus curulis) kostet im Diocletianstarif fast das Dreifache eines erstklassigen Militärpfer# Horaz serm. II 2, 15; Exp.52; Synes. ep.148.
5 Exp.40; Nov. lust. 30,5.
€ Exp.47; ED. pass.
* CTh.
* Exp.36.
V Exp. 60; Amm. XX 8,13; CTh. XV 10,1.
* Hieron. in Jov. 7.
X 6,1.
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
393
des. Auf den Pferdehandel kommt Junior immer wieder zu sprechen. Kamele waren in Africa, in Cypern und im Orient von Bedeutung." Tierárzte gehórten zu den von staatlichen Lasten befreiten Personen." Ende des 4. Jahrhunderts schrieb Vegetius seine ,Mulomedicina', ein Handbuch der Tiermedizin, das sich mit Pferden und Rindern befaßt. Weitere Werke der Spátantike zur Tiermedizin verfaßten Apsyrtus, Chiron (?), Endelechius und Pelagonius.
Wahrscheinlich von Palladius stammt das erst im 20. Jahrhundert aufgefundene Buch ‚De veterinaria medicina‘, über die Tierheilkunde. Es ist im Mittelalter viel
benutzt worden, so von Albertus Magnus. Anders als bei den Kulturpflanzen hat sich der Bestand an Nutztieren kaum vermehrt. Erwähnenswert ist lediglich der seit dem 6. Jahrhundert geschátzte Büffel und die Seidenraupe (s. III 3 b). Die Jagd“ war zu allen Zeiten des Altertums beliebt und verbreitet. Sie diente der
Unterhaltung und der Ertüchtigung, der Ernährung und dem Einfangen von Tieren für die Hatz im Zirkus. An eßbarem Wild nennt Diocletian: Wildschwein, Hirsch, Kaninchen, Hase, Siebenschläfer und Antilope. Man genoß wildes Geflügel wie Fasan, Rebhuhn, Haselhuhn, Schnepfe, Wachtel, Ringeltaube, Turteltaube und Singvögel wie Krammetsvogel und Star, ja sogar Stieglitze und Spatzen wur-
den verkauft, je zehn Stück auf einmal. Über die Vogelstellerei schreibt Paulinus von Nola." Unter den Preisen für afrikanische Zirkustiere (ED. 32) begegnen solche für Lówen und Lówinnen, jeweils erster und zweiter Qualitát, zwei Sorten Leoparden
und Strauße. Africa lieferte außerdem Affen und Schlangen." An weiterem GroBwild nennt Diocletian: Bären, Wildschweine, Hirsche und Wildesel. Bären wurden
gefangen auf dem Ida in Kleinasien, Gallien und in den Pyrenäen.“ Die Herrscher von Indien,“ Persien und Africa“ haben bisweilen seltsame Tiere für die Spiele an den Hof der Kaiser gesandt. Als Gesellschaftsspiel wurde die Jagd in gehobenen Kreisen geschätzt.“ Jagdmotive
sind in der spätantiken Kunst häufig, so auf den Jagdsarkophagen, in den
Mosaiken von Piazza Armerina (um 310) und Gamzigrad (Romulianum), sowie auf den einschlägigen Kontorniaten.” Auch Kaiser wie Carinus und Numerianus., Constans,
Constantius II, Valentinian,
Gratian
und
Theodosius II gingen
gern
auf die Jagd.“ Um den Ertrag zu steigern, hielten Kaiser und Senatoren das Wild in Gehegen (vivaria), die den Jagdgärten (παράδεισοι) der Perserkönige entsprachen." Auch in Armenien gab es solche Parks.” * Amm. XXVIII 6,5; Aur. Vict. 41,11; Lib. or. 18,216. # CTh. XIII 4,2.
* Amm. XXVIII 4, 18; Symm. ep. IV 18; 31; Synes.ep.105; 148; Paul Pell. euch.128.
*9 Aymard 1951; Demandt, Privatleben 1997, 163 ff. Zur Jagd in der Kunst: Brilliant bei Weitz-
dreae 1980. Dominant sind Jagdmotive in der sassanidischen Kunst: Amm. XXIV 6, 3.
mann
5 Nemes. Cyn. pr.; Epit. 41,22; Amm. XXIX 3,3 und 9; XXXI 10, 18f; Julian 53 B;
1979, 83 ff.
41 ED. 4; Auson. XVIII 33. Lindner 1973, 15 ff.
*? Symm. ep. II 76f. 45 Lib. ep. 1399; Claudian XVII 298; XXIV 310.
* Eus. VC. IV 50; Chron. Min. II 83. *5 Paneg. X 10, 7; Chron. Min. II 161.
47 Mirkovic
1982;
Alfoldi
1976,
205ff;
An-
Auson. XIX 27; Theod. Lector epit. 353; Joh. Ant. fr.1 94. # Lib.or.18,243; Amm.
XXXI
10, 19; Geron-
tius VMel. lat. 18. Ein solches Gehege hat die Langmauer um die Kaiservilla Welschbillig nórdlich von Trier umschlossen. Das Gebiet er-
394
III. Die inneren Verhältnisse
Das Erlegen von
Löwen
scheint ein kaiserliches Vorrecht gewesen zu sein, denn
414 wurde die Löwenjagd zum Schutze der Provinzialen freigegeben, das Vergnügen für den Kaiser müsse zurückstehen.” Aus dem Text ergibt sich, daß die Raubwildjagd vor allem vom Militär betrieben wurde. Libanios (or. 5,20) nannte die Jagd eine „Schule des Krieges“. Von einer Löwenplage in Mesopotamien be-
richtet Ammian
(XVIII 7, 4ff). Nach Josua Stylites (85) nahmen während des
Perserkrieges 502 und 506 die menschenfressenden Tiere in Osrhoene überhand, gemeint sind vermutlich Wölfe und Hyänen. Daneben nennt er die Wildschweine (90). Die durch Grattius und Oppianus vertretene römische Jagdliteratur fand auch noch spätantike Nachfolger in Nemesianus aus Karthago, der um 284 über
Jagdwesen (Kynegetika) und Fischerei (Halieutika) schrieb, in Synesios von Kyrene (ep.101) um 400 und in dem oströmischen Heermeister Urbicius Barbatus, der um 505 einen ‚Cynegeticus‘ publizierte.
Beliebt war das Jagen mit Falken. Die Falknerei stammt, wie Ktesias in der Zeit um 400 v. Chr. bezeugt, aus Indien. Sie hat sich dann über Persien nach
Thrakien verbreitet. Unter den inschriftlich genannten Berufen des spätantiken Korykos begegnen auch Falkner (s. 111 3 b). Firmicus Maternus nennt in Sizilien Züchter von „Habichten, Falken und anderen Vögeln, die man zur Vogeljagd benutzt“. Sidonius berichtet, daß die gallorömische Senatsaristokratie mit Falken
und Hunden zu jagen pflegte. Mehrfach wurde den Geistlichen dieses Vergnügen untersagt,
so auf den
Mäcon.” Die Fischerei
Synoden
von
506
zu Agde,
517 zu Epaone
und
585
zu
war ein wichtiges Gewerbe an allen Küsten und Flüssen. Au-
sonius (X 75 ff ) beschreibt in seinem Gedicht ,Mosella'? die Moselfische, die deliciae
mensarum. Der Fischteich (piscina) war ein fester Bestandteil der senatorischen Villa. Sidonius (c.XXI) übersandte einmal seine nächtliche Angelbeute mit einem Gedicht
seinem Freunde. Höchstpreise für die Fische und Seeigel der kaiserlichen Tafel wurden gesetzlich festgelegt." Die besten Austern lieferte Baiae.? Im Diocletiansedikt (5) finden wir unspezifiziert je zwei Qualitäten See- und Flußfische, eingesalzenen Fisch, Austern (ostriae), drei Arten von Seeigeln, Muscheln und Sardellen, die schon damals nach ihrem wichtigsten Fangort benannt waren (sardae sive sardinae). Salzfische und Fischbrühe (garum) wurden auch ausgeführt, insbesondere aus Spanien. Isidor erwähnt außer dem garum noch eine salzige Fischsoße, das liquamen.* Nachrichten über die spátantike Salzproduktion verdanken wir Synesios
(ep.148). In der südlichen Kyrenaika wurde unter einer dünnen Gesteinskruste Ammonsalz
gebrochen.
Noch
Isidor (et.XVI 2, 3) erzáhlt davon; er meinte, es
streckt sich von Norden nach Süden über 28 km,
anim. 4,26). Firmicus Maternus, math.V 8,2; Si-
von Osten nach Westen über 12 km. Trier 1984,
donius ep. III 3, 2. H. Gossen, Falkenvógel, RE. Suppl. IIl, 1918, 471—479; Lindner 1973, 111 ff;
288 ff (dort anders gedeutet); Heinen 1985, 290f.
Demandt 1997, 169.
© Faustus III 8 = FHG. V
2, 216f.
* CTh.XV 11,
53 B (Constantius
tötet
Bären,
1; Julian
Panther
und
Löwen);
Amm.
XX-
X1 10, 19 (Commodus erlegt Löwen); Lib. or. 18,269 (Julian schláft auf einem Lówenfell). Ein kaiserlicher Löwenwärter: Soz. IV 16,6f. 32 Ktesias FgrHist.688, 45g (= Aelian nat.
53! Bei Ausonius ist Mosella (wie alle Flüsse im Latein) masculini generis: X 469, ebenso Symm. cp. I 14 (tuus Mosella). 54 CTh. XIV 20,1. 5 Auson. XVIII 15,1. 56 Exp.59; Isid. etym.XX 3, 19f.
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft wüchse bei zunehmendem
Monde.
395
In der nitrischen Wüste, „wüchse“ außerdem
Natron, das man als Medizin und als Waschmittel brauchte (2,7). Daneben hören wir in Italien von Salinen, wo Meersalz gewonnen wurde. Ihre Pächter waren als
Korporation organisiert, besaßen ein Monopol auf den Salzhandel und hatten dafür Rom mit Brennholz für die Thermen zu versorgen. Sie arbeiteten mit Sklaven.“ Noch Kaiser Leo bestätigte das Salzmonopol 473, als er alle anderen Monopole verbot. Sidonius erwähnt den Salzberg bei Tarraco in Spanien. Diocletian verzeichnete Preise für einfaches und gewürztes Salz.“
Die landwirtschaftlichen Erwerbsformen verbanden gewöhnlich Selbstversorgung und Geldverdienst. Zum Eigenbedarf suchte man nach Möglichkeit alles selbst zu beschaffen, um desto weniger kaufen zu müssen. Ausonius (III 1) überliefert, daß sein „Gütchen“ 200 Morgen Acker, 100 Morgen Weinland, 50 Morgen
Wiesen und 700 Morgen Wald umfaßte. Leute habe er genug. Hier liegt eine Form der Hauswirtschaft vor. Die Großproduktion dagegen führte zu jenen Monokulturen, wie wir sie im Weizenanbau in Ägypten und Nordafrika, in der Ölgewinnung ebenfalls für Africa und Syrien kennen. Jeweils ist ein großes Absatzgebiet erforderlich, darum waren diese auf Export berechneten Anbaumethoden auf den Kaiserfrieden angewiesen. Die aus der früheren Zeit durch die Namen Cato, Varro und Columella bekannte wissenschaftliche Literatur zur Landwirtschaft wurde in der Spätantike
fortgeführt durch das nur in Auszügen erhaltene Werk über die Landwirtschaft des Gargilius Martialis aus dem 3. Jahrhundert, durch das verlorene Buch des Vindonius Anatolius aus Berytos,* und durch das erhaltene opus agriculturae des Palladius. Anatolius war praefectus praetorio unter Constantius Il, Palladius trägt den Titel eines
vir illustris und dürfte um 400 gelebt haben. Er besaB Güter in Sardinien und Campanien und berichtet teilweise nach älterer Agronomie, teilweise nach eigener Erfahrung. Sein Werk
ist eingeteilt nach dem Bauernkalender, das Buch über die
Kunst des Pfropfens ist in Versen geschrieben. Über die Rechtslage der spätrömischen Bauernschaft sind allgemeine Urteile schwer zu begründen. Die Zahl der freien Bauern Italiens war schon wáhrend der Gracchenzeit geschrumpft, und im ersten Jahrhundert nach Christus klagte der ältere Plinius (NH. XVIII 35) latifundia perdidere Italiam, iam vero et provincias. Dennoch finden sich kleine Freibauern durch die ganze Kaiserzeit bis in die Spátantike. Einblick in die Besitzverhältnisse bieten die ägäischen Zensus-Inschriften aus der Zeit Diocletians und die entsprechenden Papyri.“ Die wichtigste Gruppe bildeten die Wehrbauern: die Veteranen und Grenztruppen barbarischer Herkunft. Daneben gab es jedoch auch Dörfer mit zivilen Freibauern im Landesinneren." Sie genossen den Schutz des Kaisers, indem er verbot, daß hier Ortsfremde Land er-
warben. Justinian hat mehrere Gesetze gegen das Bauernlegen erlassen." Das Interesse der Kaiser, diese metrocomiae oder vici publici zu erhalten, richtete sich zu-
gleich gegen die Neigung der Freibauern selbst, sich dem patrocinium mächtiger v» CTh. Symm. ep. RE.
I A,
XI20,3; XIV 5.1; IX 103; 105; X 44.
CJ. IV 61,11; Blümner, Salz,
1920, 2099.
1964, 773 ff; Tinnefeld
* CJ. IV 59, 1; Sid. ep. IX 12, 1; ED. 3, 8f. * Phot. cod. 163, vgl. PLRE.
*9 Jones 1953; Bagnall/Worp 1984. ^ CTh. VIL 15; Theodoret HR.17.
159f.
*: Nov. [ust. 32ff.
1977, 35f.
Jones
396
III. Die inneren
Verhaltnisse
Privatleute unterzuordnen und damit vor dem Zugriff der Steuerbeamten geschützt zu sein." Vielfach haben freie Bauern zusätzlich zu ihrem Eigengut gepachtetes Land bewirtschaftet, so der Ägypter Aurelius Isidor (| nach 324), dessen Leben aus zahlreichen Papyri beleuchtet wird. Ihre persönliche Freiheit besaßen auch die landwirtschaftlichen Saisonarbeiter, die während der Erntezeit auf den großen Gütern aushalfen. Sie rekrutierten sich aus den Städten, aus dem ländlichen Proletariat, aus Mönchen und Einsiedlern. Letzteres kennen wir aus Ägypten, wo die dort zu Tausenden lebenden Eremiten
auf diese Weise ihren Jahresunterhalt verdienten, während in Nordafrika die Ver-
bindung von Gelegenheitsarbeit und religiösem Eifer zum Problem der circumcelliones führte (s. III 6 d). Sie spielen in den Donatistenunruhen eine wichtige Rolle. Der Maximaltarif Diocletians (7,1) nennt den neben der Kost vorgeschriebenen Tageslohn für Landarbeiter von 24 Rechnungsdenaren. Es ist das niedrigste dort
genannte Entgelt. Höchstpreise für die Ware Arbeitskraft setzen einen Arbeitsmarkt voraus. Aufs Ganze gesehen wird die spätantike Landwirtschaft indessen nicht durch die in Dörfern lebenden freien Kleinbauern, sondern durch die mit Kolonen wirtschaf-
tenden
Großgrundbesitzer
bestimmt.“ Der größte war der Kaiser. Die res
privata umfaßte in allen Provinzen zahlreiche Güter (massae, saltus, fundi), die teils von staatlichen Prokuratoren verwaltet wurden, teils an private conductores ver-
pachtet waren. Der staatliche Landbesitz wuchs durch Todesfälle Erbenloser und Enteignung von Verurteilten. Im 4. Jahrhundert kamen die Tempelterritorien und ein großer Teil der städtischen Ländereien hinzu (s. III 1 a). Noch rascher vergrößerte sich der kirchliche Grundbesitz, insbesondere durch Schenkung und testamentarische Zuwendung (s. III 6 c). Große Besitzungen gehörten einzelnen Senatsfamilien (s. III 2 a), ihnen versuchten es die Curialen der Städte nachzutun (s. III 4 c). Zu den Grundeigentümern, die ihre Ländereien nicht selbst bebauten, gehörten weiterhin die navicularii und pistores der Hauptstädte, sowie die Ärzte und Professoren. Reichtum hieß Grundbesitz. Die schwierige Lage in den Städten führte dazu, daß sich zahlreiche Grundherren in ihren Villen auf dem Lande ansiedelten (s. III 2 a). Es zeigt sich eine Tendenz zur Selbstversorgung. Palladius (agr. 1 6,2) empfahl, Schmiede und Schreiner, Küfer
und Töpfer auf dem Gut zu halten. Die Kaiser sahen das ungern.“ Aus diesen Villen sind zahlreiche nachantike Dórfer erwachsen. Das zeigen die auf -ville endenden oder auf Personen zurückführbaren Ortsnamen in Gallien und Italien. Selbstándige Dórfer, die nicht einer stádtischen Verwaltung unterstanden, gab es im Rómerreich
kaum.
Der Grofgrundbesitz wurde in drei Formen bewirtschaftet: durch Verwalter (procuratores, actores), Zeitpáchter (conductores) oder Dauerpächter (emphyteuticarii,
perpetuarii). Die
Prokuratoren waren selten Freigeborene, öfter Freigelassene
der Grundherren. Angesichts der Gelder, die durch ihre Hände gingen, handelt es sich um einflußreiche Persönlichkeiten.” Wenn ein Grundbesitzer mehrere Pro#5 CTh. XI 24,6; CJ.XI 56.
1931.
** Boak/Youtie 1960. 55 Zum Großgrundbesitz
1992; zum Osten: 2004, 55ff.
in Italien: Cracco-
Ruggini 1961; dies., 1982; in Ägypten: Hardy
Archäologisch
# CTh. XII 19,1.
für
Nordgallien:
P. Sarris in: Bowden
Ossel u.a.
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
397
kuratoren in einer Provinz hatte, unterstanden diese nochmals einem Oberproku-
rator (magister, rationalis). Als Prokuratoren fungierten auch Geistliche und Curialen, beides wurde als unzulässig empfunden und verboten." Der Unterschied zwischen Verwalter und Pächter bestand darin, daß der Verwalter den gesamten Ertrag an den Eigentümer abführte und dafür von diesem ein festes Gehalt bekam, während der Pächter einen festen Betrag in Geld oder Waren an den Eigentümer zahlen mußte, dafür aber den gesamten Ertrag behalten durfte.
Indem aber entweder die Bezüge des Verwalters als variabel oder aber die Einkünfte des Pächters als fix angesehen wurden,
Zeitpacht
verwischte sich der Unterschied, und die
(conductio) konnte als Variante der Verwaltung (procuratio) angesehen
werden."
Die Bedingungen der Pacht setzten sich zusammen aus Naturalabgaben, Geldzahlung und - bei Kleinpächtern - jährlichen Frondiensten von sechs bis zwölf Tagewerken, operae und iuga Hand- und Spanndienste. Die übliche Pachtzeit
betrug ein Lustrum von fünf (oder vier) Jahren, sie konnte verlängert werden. Vielfach haben Staatsbeamte und Soldaten nach oder gar während ihrer Amtszeit Land gepachtet und so diese Verdienstmöglichkeiten mit ihren amtlichen Privile-
gien zu koppeln versucht. Dies wissen wir wieder aus den dagegen erlassenen Gesetzen." Zeitpachtvertráge konnten
innerhalb eines Jahres gekündigt werden,
liefen mithin zunáchst auf Probe." Sie wurden jeweils mit dem Meistbietenden geschlossen.
Dies brachte dem Herrn eine hóhere Rendite, barg aber die Gefahr,
daß der Pächter das Gut herunterwirtschaftete, um einerseits die hohe Pacht aufzubringen und andererseits möglichst viel Gewinn in der kurzen Frist zu erzielen. Aus diesen Gründen war die Erbpacht für den Verpächter günstiger.”
In vielen Fällen ist die Zeitpacht übergegangen in Erbpacht, die daneben auch als eigene Rechtsform auftritt." Je nach dem Zustand des Landes wurden drei Güteklassen
unterschieden,
die entsprechende
Pachtbedingungen
zur Folge hat-
ten." Erbpächter von staatlichen oder kirchlichen Gütern brauchten ab 397 keine Rekruten mehr zu stellen.^ Sie waren von Zusatzsteuern und Fronarbeit befreit.
Nur am Wegebau mußten sie mithelfen. Emphyteutische Pacht war ursprünglich mit der Pflicht zur Melioration verbunden. Emphyteusis bedeutet „Anpflanzung“. Diese Ewigpacht unterschied sich aber spáter von gewóhnlicher Pacht (ius perpetuum) nicht mehr." Der Erbpächter übernahm mit dem Gut das Vieh, die Sklaven und Kolonen, deren Rechte und Pflichten er nicht einseitig ándern konnte. Teile
seines Landes durfte der Erbpächter auf Zeit an Unterpächter weitergeben, nicht aber auf Erbpacht zweiten Grades. Wenn er das Gut einem anderen Erbpächter
überließ, trat dieser in ein direktes Rechtsverhältnis zum Eigentümer. Erbpächter kaiserlicher Güter konnten nicht durch Willkürakte späterer Kaiser oder weil ein anderer Pachtwilliger höhere Abgaben versprach, von ihrem Gut vertrieben werden." Mehrfach traten die Kaiser dem Versuch entgegen, daß Erbpächter ihrer Domänen diese nach und nach als Privateigentum ansahen. Offenbar gab es #7 Auson. ** CTh.
XVIII XII
26.
1. 92. Jones
+ CJ. 1964
III 254 f.
* Nov. Theod. 9. ? Nov. Theod.
" CJ. IV 65,34
τῷ CJ. IV 65,11.
7; CJ. IV 65,31
IV 65,29.
* CTh.
V
14,30.
τ CTh. VII 13,14. und 35.
Ὁ Jones
1964, 417 ff; D. Simon
" XJ. ΧΙ 71,5.
1982.
398
IH. Die inneren
Verhältnisse
eine Tendenz von der Zeitpacht über die Erbpacht zum Eigentum. Legale Wege,
Krongut als Privatbesitz zu erwerben, waren Schenkung, Kauf oder Okkupation verödeten Patrimoniallandes, das man wieder ertragfähig machte.” Insofern war
auch die Erbpacht eine der Brücken zur Grundherrschaft. Die regelmäßige Landarbeit auf den Gütern wurde teils von Sklaven (s. III 2 b), teils von Kolonen geleistet.” Einzelne Vergleichsmöglichkeiten aus Kleinasien deuten auf 80 bis 90 Prozent coloni, 20 bis 10 Prozent servi.” Der Begriff colonus bezeichnet ursprünglich den Siedler und den Ackerbauern allgemein, im Gegensatz zum pastor. In den spätantiken Quellen wird der colonus als Pächter vom possessor, dem Freibauern, unterschieden. Augustin (CD. X 1) schreibt, die Kolonen ver-
dankten ihren Stand dem Boden, auf dem sie geboren würden und den sie für den Eigentümer bebauten; knapper ist Isidor (etym. IX 4,26), er nennt sie: alienum agrum locatum colentes. Diocletian ließ bei der Anlage der Steuerlisten die Namen der coloni aufzeichnen, und seitdem war die Freizügigkeit der Pächter eingeschränkt.
Der wichtigste Grund für die Bodenbindung liegt in den immer wieder auflaufenden Pachtrückstánden (reliqua colonorum).
Finanzielle Bedrückung war offenbar der schlimmste Mißstand bei der spätrömischen Bauernschaft. Johannes Chrysostomos und Salvian klagen darüber." Schon 332 hatte Constantin verordnet, daB fremde Kolonen ihren Herren zurückzugeben seien und die Kopfsteuer für die Zeit der Abwesenheit nachgezahlt werden müsse. Fluchtverdächtige Kolonen durften wie Sklaven in Ketten gelegt werden.” Von einer allgemeinen Schollenbindung kann man damals noch nicht sprechen, in Illyricum wurde sie 371, in Palästina 386 eingeführt.” In Ägypten läßt sie sich vor dem 5. Jahrhundert nicht nachweisen." Voraussetzung war jeweils, daB die Kolonen unter dem Namen ihrer Herren in die Kopfsteuerlisten eingetragen waren und nicht unter dem eigenen. Dies war von Provinz zu Provinz verschieden." 365 wurde den Kolonen verboten, ihr Eigentum ohne Zustimmung des Herrn zu
verkaufen." 371 ging die Steuereintreibung von den staatlichen exactores auf die Herren über. Seit 396 durften die Kolonen gegen ihre Herren keine Anklage mehr erheben, außer in Fällen von Hochverrat oder finanzieller Ausbeutung (superexactiones). Dies letzte war der Hauptgrund für die Unzufriedenheit unter den Kolonen und ist deshalb seit Constantin 325 mehrfach untersagt worden. Noch Justinian lieferte den Kolonen Rechtsmittel dagegen." Die Rechtsquellen seit der Severerzeit lehren, daß die Kolonen gewöhnlich auf ihren Grundstücken blieben, wenn diese den Eigentümer wechselten." Mehrfach wurde verordnet, daß jemand, der Land erwarb, die Kolonen darauf übernehmen
müßte. Die Schollenbindung
(glebae adscriptio) hatte für den Kolonen den
7? D. Simon 1982, 415. ? Zum älteren Kolonat: Johne u.a. 1983; ders. 1988. Zum spätantiken Kolonat: Clausing 1925; Hardy
1931, 75ff; Jones
8 Joh. Chrys. Matth. hom. 61,3; Salv. GD. V 17ff. 82 CTh. V 17,1.
1974, 293 ff; Marcone
" CJ. XI 53,1; 51,1.
1985; ders. 1995; Mirkovic 1997; Munzinger 1998. Zu den casarii (CTh. ΙΧ 42,7): Seyfarth
^ Jones 1958/81, 88. *5 CTh. XI 1,26.
1963, 101 ff. # Jones 1964, 793.
8 CTh. V 19,1. * CTh. XI 11; CJ. XI 48,23; 50. * Schulten 1896, 95.
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
399
Nachteil, daß er sein Gut nicht verlassen durfte, aber enthielt zugleich die Gewähr,
daß der Herr ihn nicht vertreiben konnte. Dasselbe galt für die in den Steuerlisten geführten Landsklaven. In beiden Fällen konnte der Herr den Knecht nur mit dessen Acker freigeben.” Die Kolonenpflicht ging vom Vater oder von der Mutter auf die Kinder über, das
früheste Zeugnis dafür stammt aus dem Jahre 364.” Ähnlich wie bei den Curialen, Bäckern, Reedern usw. sind die jüngeren Söhne jedoch oft in andere Stellungen übergewechselt. Ein großer Teil der coloni geriet somit in einen halbfreien Zustand, ähnlich der
mittelalterlichen Hörigkeit. Die Quellen sprechen von coloni originarii der originales im Hinblick auf ihre origo, ihren Geburtsstand, oder von censiti oder adscripticii
mit Verweis auf ihre Festschreibung in der Steuerliste." So wie bei den Curialen betonen die Gesetze immer wieder, daf die Kolonen ihren Beruf nicht wechseln,
ihren Hof nicht verlassen dürften. Wirkungsvoller als diese Erlasse aber war wohl der Mechanismus, daß die Herren für die Steuern ihrer Hintersassen hafteten.” Es
scheint eine Entwicklung vom Haften über das Zahlen zum Eintreiben der Steuern
durch den Herrn erkennbar.” Dies ließe sich den Feudalisierungstendenzen der Spátantike zurechnen. Die Steuerhaftung war ein Druckmittel zur Erhaltung erträglicher Zustände, denn wenn der Kolone davonlief, mußte der Herr dessen
Steuern selbst bezahlen. Der verbreitete Arbeitskräftemangel im Reich führte zu einer Art Wanderkolonat. Ein Kolone, der sich dreißig Jahre lang seiner Pflicht entziehen konnte, wurde förmlich von ihr entbunden, ebenso wie der, der dreißig
Jahre lang gefront hatte.” Ein legaler Ausweg aus dem Kolonat war seit 370 der Heeresdienst. Eine nennenswerte Anzahl von Kolonen ist auch in den niederen Staatsdienst, in den Klerus oder ins Kloster gegangen. Alle drei Möglichkeiten wurden im 5. Jahrhundert wo nicht unterbunden, so doch untersagt. Noch vor 408 wurde bestimmt, daß
Kolonen weder freiwillig noch gezwungen ins Heer eintreten dürften.” 409 heißt es, ein Kolone dürfte nur mit Zustimmung seines Herrn Geistlicher werden, und wenn er das schon sei, müsse der Herr die Steuer übernehmen.” 426 wurde den
Kolonen jedes Staatsamt verwehrt.” Justinian verordnete, daß ein Kolone oder Sklave, der sich drei Jahre in einem Kloster versteckt habe, von seinem Herrn nicht mehr zurückgefordert werden könne.“
Unter Justinian befand sich der hörige Kolone so wie der Sklave in der potestas domini.” Beider Rechtsstand wird in den Quellen als servilis conditio bezeichnet. Wir hören von coloni quasi servi wie auch von servi quasi coloni." Eine Annäherung des Status von Sklaven und Kolonen bestätigen die häufigen Ehen zwischen beiden * CJ. XI 48,2; 7; 21.
Ágypten behandelt Braunert
* CJ. XII 68,3.
Youtie 1960 Nr. 128.
% Originales:
CJ. ΧΙ 48,6.
CTh.
ΧΙ 1,14 ; censibus adscripti:
92 CTh. XI 1,26. * D. Simon 1982, 404. * CTh. V 18; CJ. XI 48,19. Die ‚Sortes San-
gallenses' enthalten 7 Abschnitte, d. h. ursprünglich 84 Antworten auf die Frage, ob der Betref-
fende fliehen solle (77-83). Die Zeugnisse aus
1964, 293 ff; Boak/
® CTh. VII 13,6; CJ. XII 33,3; 43,1.
* CJ. 13,16; Nov. Val. 35,3; C]. 13.36.
* CJ. XI 48,18, vgl. 11. * Nov. Iust. 123 cap. 35. * CJ. XI 48,21.
10 Zur Terminologie und Rechtsstellung: Eibach
1977.
400
III. Die inneren
Verhältnisse
Personengruppen, Kinder folgten dem Stande der Mutter." Für die Eheerlaubnis war dem Herrn eine Gebühr zu entrichten. Wenn eine Frau aus dem Kolonenstande einen freien Mann heiratete, sollten ihre Kinder gleichwohl ins Kolonat
zurückkehren." Kinder von Hôrigen mit freien Frauen wurden frei. Das konnte dem Herren mißfallen, daher durfte er seinen Knecht auspeitschen oder durch den
Statthalter auspeitschen lassen und die Verbindung trennen." Der prinzipielle
Unterschied zwischen Kolonen und Sklaven wurde allerdings nie aufgehoben. Zu den Wesenszügen der spätantiken Landwirtschaft gehört das Patrozinienwesen."' Eine große Zahl von Kolonen geriet unter die Abhängigkeit des grundbesitzenden Reichsadels. Diese Herren suchten ihren Gütern die Rechte der Domänen zu sichern, indem sie ihren Kolonen gegenüber Magistratsbefugnisse beanspruchten. Wie die kaiserlichen Prokuratoren übten sie die Patrimonialgerichtsbarkeit aus, bestimmten die Wehrpflichtigen und besaßen häufig das Vorrecht der Autopragie, d. ἢ. das Recht, die Steuern unter Umgehung der Städte unmittel-
bar an den Staat abzuführen."* Die Lösung von der Stadt zeigt sich auch in dem mehrfach nachweisbaren Marktrecht und in dem Bestreben, eigene Kirchen und eigene Bischöfe zu unterhalten."* Die Privatisierung von staatlichen Hoheitsrechten verwandelte Grundbesitz in Grundherrschaft. Der spätantike Begriff patrocinium enthält den Terminus pater, der die so entstehenden Einheiten als „Familien“ kennzeichnet. Als patroni werden in der älteren römischen Geschichte die Herren von Klienten bezeichnet, und dieses Schutz-
verhältnis
gewann
in der Spätantike wieder an Bedeutung,
und zwar im
gleichen Maße, wie der Staat seine Schutzfunktion versäumte, ja als eine Instanz
erschien, gegen welche Schutz nötig wurde.
So finden wir einflußreiche Männer als patroni von beliebigen schutzbedürftigen Personen und Gruppen, nicht nur von Bauern, sondern ebenso von kleineren Städten und Berufskörperschaften. Der Stadtpräfekt von 337 Aradius Proculus wurde inschriftlich geehrt als patronus der Schweinehándler, der Müllerbäcker und der Bewohner von Puteoli." Als patroni kamen alle mächtigen Personen in Frage: Militärs, Beamte und Senatoren,'* Geistliche, Kirchen und Klöster. Augu-
stinus (ep. 58; 66) bezeugt, daB die Herren ihren Hintersassen das Bekenntnis vorzuschreiben suchten.
Im allgemeinen war das Verhältnis auf beiden Seiten erblich. Es wurde begründet durch einen Vertrag,
den ein tabellio aufsetzte. Dem Inhalt nach sind zwei Formen
zu unterscheiden. Bei dem älteren, im Osten bezeugten Typus verpflichtete sich der Klient zu Abgaben oder Zahlungen an den Patron, behielt aber sein Land. Bei dem
späteren, im Westen verbreiteten Typus übereignete der Klient seinen Grundbesitz dem Patron oder setzte ihn zum Erben ein. Der Patron übernahm die Interessen-
" CJ. XI 48,21; 69,1.
I. Hahn
1? CT. XI 48,16 und 21.
untersucht Krause 1987.
ον CJ. XI 48,24.
Weiteres
bei
Jones
Andersen
1979.
Den
Westen
105 Hardy 1931, 54ff.
1% Besonders gut sind wir unterrichtet für Syrien durch Libanios (Harmand 1955) und für Ägypten durch die Apion-Papyri (Hardy 1931, 22ff).
1968/81;
1964,
762;
773ff;
106 VMel. lat. 21. 107 Dessau 1240ff; CIL. 1957; Krause 1987, 203 ff. wm CTh.
X1 24,4.
VI 1691.
Harmand
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
401
vertretung (defensio) gegenüber dem Staat und überließ dem Klienten seinen Besitz zum Nieflbrauch.""
Über die Funktion der patrocinia sind wir besonders gut durch Libanios (or. 47) und durch Salvianus (GD. V 35-46) unterrichtet. Libanios steht auf Seiten der Curie. Er beschreibt, wie sich die Bauern mit den Soldaten gutstellten und dafür
von diesen gegen die curialen Steuereinnehmer beschützt würden. Die Folge wäre, daß die Curialen die Differenz aus der eigenen Schatulle aufbringen müßten. Viele Curialen gäben aus Angst vor der Bleipeitsche ihren Besitz auf, verlören so ihren Sitz und belasteten damit die verbleibenden Curialen desto mehr. Salvian vertritt die Seite der Landleute. Er klagt, daß die armen Bauern, die den Steuerforderungen nicht mehr gewachsen seien, Schutzverträge mit den Reichen
und Mächtigen abschlössen, die ihnen patrocinium gewährten und dafür die Güter zu eigen bekämen.
So verlören die Bauern ihr Eigentum
und ihre Freiheit. Es ist
deutlich, wie das patrocinium vor allem gegen die Steuereintreiber (exactores) gedacht war, daneben schützte es auch vor der Strafjustiz, wenn Theodosius 392 die patrocinia deswegen verbot, weil sie Räuber und andere Verbrecher begünstigten.'"
Libanios (or. 47,6) bestätigt das. Im Jahre 444 umgab sich ein zum Illustrissimat aufgestiegener Ratsherr aus Emesa mit einer großen Schar von Barbaren, erbrach die Provinzkasse und widersetzte sich mit einem servile praesidium der Staatsgewalt.'" Der mit dem Patrocinium verbundene sozialgeschichtliche Umbruch läßt sich kaum aus der zielbewußten Politik einer Gruppe herleiten. Viel eher scheint es sich
allen Beteiligten als das kleinere Übel dargestellt zu haben. So müssen es jedenfalls jene Bauern gesehen haben, die sich freiwillig einzelnen Mächtigen unterstellt haben.
Den
Grundherren
selbst war
die Entwicklung
fraglos
willkommen,
obschon eine Schwächung der Staatsgewalt angesichts der äußeren und inneren Bedrohung nicht in ihrem wohlverstandenen Eigeninteresse gelegen haben kann. Die kaiserliche Gesetzgebung versuchte, allen Erfordernissen gerecht zu werden. Auf der einen Seite mußte sie fürchten, daß die Zentralgewalt schwächer und
schwächer wurde. Darum untersagte sie den Grundherren, Privatgefängnisse zu unterhalten. Theodosius bezeichnete das 388 als Majestätsverbrechen. wiederholte die Bestimmung
486. Justinian befahl, die Herren
Zeno
selbst in ihre Ge-
fängnisse einzusperren, und zwar genau so lange, wie ihre eigenen Opfer darin
gesessen hátten." Die Wiederholung des Gesetzes beweist den Mißerfolg, aus Agypten kennen wir solche Privatkarzer."' Die Übernahme staatlicher Hoheitsrechte durch die Grundherren zeigt sich weiter in der Privatpolizei auf den großen Gütern. Die Bewaffnung von Kolonen war zunächst ein Akt der Notwehr gegen Reichsfeinde, die der Kaiser nicht abzuwehren vermochte, so in Thessalien gegen Alarich, in Pamphylien gegen Tribigild, in Spanien gegen Constantin III." In dauerhaft bedrohten Gebieten wurden die Schutztruppen der Grundherren eine stehende Einrichtung, so die
Balagriten des Synesios (ep. 104; 132) in der Kyrenaika, die gotischen Buccella-
19 |. Hahn 1968/81. "9 CTh. 129,8. M Nov. Theod. 2,15,2.
"? CTh. IX 11,1; CJ. IX 5,1f. '" Hardy 1931, 67 ff. 14 Socr. VII 10,3; Zos. V 15,5; Oros. VII 40,5 ff.
402
IH. Die inneren
Verhältnisse
rier der Apionen in Ägypten (s. III 1 d) und die isaurischen Hauswachen in Kappadokien, die Leo und Justinian verboten." Der Kampf der Kaiser seit Claudius Gothicus und Diocletian' gegen die Patroziniumsbewegung war aussichtslos. Immer mehr Untertanen entzogen sich ihren Pflichten, indem sie sich „im Schatten der Mächtigen verbargen“.'” Die Kaiser haben die Schutzverträge mehrfach für ungültig erklärt, haben die Staatspflichten der Klienten den Herren aufgebürdet,'* haben den patroni wachsende Geldstrafen,ja Enteignung und den Bauern Prügel angedroht, doch alles vergeblich. Bisweilen zeigt sich die Einsicht in die Ohnmacht der Zentrale, wenn ältere, bis
zu einem bestimmten Jahre abgeschlossene Vertráge anerkannt und nur jüngere und künftige untersagt wurden." Noch Justinian hat sich gegen diese Feudalisierungstendenzen gewandt und galt darum als Feind der Grofigrundbesitzer. Ebenso erfolglos wie das Verbot war der Ersatz der privaten Patrone durch staatlich bestellte defensores plebis oder civitatis. 368 schuf Valentinian dieses Amt, um die Bevölkerung, zunächst in Illyricum, vor den Mächtigen zu schützen. Diese
patroni sollten vom Reichspráfekten aus dem Kreise des Reichsadels — nicht des Stadtadels — bestellt werden. 370 verfügte Valens entsprechende Staatspatro-
zinien für die Landbevölkerung im Osten. Aus den übrigen Gesetzen ergibt sich, daß die defensores vorrangig gegen Übergriffe bei der Steuereintreibung schützen sollten, doch wurden sie 392 auch mit der Bekämpfung des Räuberwesens beauf-
tragt. Theodosius I beschránkte die Amtszeit auf fünf Jahre, Honorius forderte von den Defensoren Rechtgläubigkeit und gestattete den Bischöfen Mitsprache bei der Bestellung." Die Patroziniumsbewegung erwuchs aus dem Versagen der staatlichen Schutzfunktion, nicht zuletzt gegenüber dem Räuberwesen. Es scheint, wie wenn selbst die kaiserlichen Schafhirten im Nebenberuf Räuber gewesen seien. 409 untersagte Honorius, Hirten als Zieheltern zu wählen - es war üblich, daß Bessergestellte ihre Kinder zum Aufziehen Bauern überließen —, wer das tue, mache gemeinsame Sache
mit der societas latronum." Unter Diocletian wurde Gallien von den Bagauden heimgesucht, die nochmals im 5. Jahrhundert in Gallien und Spanien auftraten
(s. III 2 d).
Seit dem 4. Jahrhundert waren die Villen vielfach umwehrt.'” 420 gestattete
Theodosius II, private Häuser und Grundstücke mit Mauern und Türmen zu befestigen, wie das für Stádte üblich war."'
Wie
derartige Senatorenburgen
(burgi) ausgesehen haben, beschreibt Sidonius Apollinaris."* Solche Privatfestungen sind archäologisch nachgewiesen." Sie schützten nicht nur vor Banden und Barbaren, sondern auch vor der Staatsgewalt."* Insofern zählen sie ebenfalls zu den feudalistischen Elementen der Spätantike.
"5 CJ. IX 12,10; Nov. lust. 30,5. " CT. IL 13,1.
1 CTh. IX 30,2; 31. "7! Amm. XXIX 5, 13 und 25; XXX
17 Sub umbra potentium latitare: CTh. XII 1,146.
* CJ. VIII 10,10; CIL. XII 1524.
"^ CTh. XIII 1,15 und 21.
14 Sidon. ep. IV 15,3; V 14,1; c. XXII.
19 CTh. XI 24; CJ. XI 54; 56. ^ CTh. I 29; CJ. 155. Jones 1964, 144f; dort auch zu den Vorläufern der defensores im Osten.
10,4.
"5 Paribeni 1940. Lateinisch burgus kommt wohl von griechisch pyrgos: Brüch 1913. 2 Chron. Min. 1 658. MacMullen
1966, 192ff.
3. Die Wirtschaft — a) Die Landwirtschaft
403
Neben Kolonenflucht und Patrozinienbewegung lag ein weiteres Problem der spätrömischen Landwirtschaft in der Veródung, in den agri deserti." Bereits Pertinax hatte dazu aufgefordert, verlassene Ländereien in Italien und in den Provinzen wieder zu bebauen, und wer immer staatliches oder privates Odland unter den Pflug nähme, sollte es als Eigentum behalten und zehn Jahre steuerfrei bewirt-
schaften dürfen."" Aurelian hatte dann die Curien für leeres Land haftbar gemacht
und Übernahmewilligen drei steuerfreie Jahre genehmigt. Constantin, der auch die verwilderten Acker der Häduer entschuldete, und Valentinian wiederholten dies.'”
Theodosius bestimmte, daB der alte Grundherr noch zwei Jahre lang seinen aufgegebenen Besitz zurückfordern kónne, danach hátte er diesen verloren. Wer die
Sklaven verlassener Domänen übernähme, müsse die Steuern für den zugehörigen Boden zahlen.'”
Unter Julian gab es unbestellte Ländereien unter anderem in Gallien und um Antiochia," damals waren in manchen Gegenden fünf Prozent des Bodens unbebaut, unter Valens in Asia 10 Prozent, ebensoviel Land lag um 400 in Campanien
brach.'? Auf den africanischen Domänen in der Proconsularis und der Byzacena war 422 über die Hälfte wüst. Brachland gab es ebenso in Ägypten. ‘* Die Veródung weiter Strecken des spätrömischen Landes beruht auf einer Mehr-
zahl von politischen und sozialen Faktoren. Im Hinterland von Rhein, Donau und Euphrat, sowie in Nordafrika haben Barbareneinfälle
eine regelmäßige Bo-
denbestellung unmöglich gemacht. Im Binnenland war die Steuerlast so hoch, daB die Bestellung magerer Böden zunehmend unrentabel wurde.' Steigende Anfor-
derungen bei vermutlich abnehmender Bevölkerung belasteten die Landwirtschaft stärker als zuvor.
Die Folge war ein Vordringen der Wüste in Nordafrika, wo die Bewässerungs-
anlagen verfielen. In Gallien, Ägypten und Syrien breitete sich das Gestrüpp auf den Äckern aus. Die Höhen verkarsteten durch Entwaldung, in den Niederungen entstanden Malariagebiete. Die zuweilen unter den Verfallsgründen der römischen Kultur hoch veranschlagte natürliche Auslaugung des Bodens" ist dagegen schwer
abzuschätzen, denn einerseits war die Düngung bekannt — Palladius (agr.) behandelt zwölf Arten Mist —, und andererseits begegnen uns die agri deserti auch in Ágypten, wo der Nilschlamm die Fruchtbarkeit regelmäßig erneuert, sofern das Wasser
entsprechend genutzt wird. Im 4. Jahrhundert zeigt die Landwirtschaft noch verbreiteten Wohlstand. Fruchtwechsel förderte die Erträge, die Zahl der angebauten Pflanzen wuchs, die Vieh-
zucht erfreute sich kaiserlicher Fürsorge. Anzahl und Vielfalt der Eisenwerkzeuge nahmen deutlich zu.'* Die Lebensmittelexporte an die Barbaren (s. III 3 b) bezeugen einen Überschuß über das hinaus, was Heer und Hof, was Städte und
Klóster verzehrten. Ein steigender Bedarf des Staates und eine wachsende Belastung 7 Whittaker 1976; Jones 1964, 812 ff. 18 Herodian 11 4,6.
1967 zeigt, daß die damalige Odlandrate etwa der modernen entspricht und keinen AnlaB gibt, die
1% CJ. XI 59,1; Paneg. V 5ff; CTh.
Lage zu dramatisieren.
V 11,8.
50 CTh. V 11,12; CJ. XI 48,3. "! Lib. or. 2,32; 18,52; Julian 370 D. 12 CTh. XI 28,2.
9? CTh. XI 28,13; FIR A. III 318ff. Lepelley
14 Lib. or. 2,2. 135 Demandt, Fall 1984, 348ff. Zur Kritik an dieser These: 576 f.
1% J. Henning 1987 katalogisiert 1520 Stücke.
404
III. Die inneren
Verhältnisse
durch äußere und innere Kriege begannen die Bauern indes seit constantinischer Zeit zu überfordern. Die mit dem Kaiserwechsel gewöhnlich verbundene Tilgung
der Steuerschulden läßt vermuten, daß Rückstände normal waren. Um die Steuerkraft
der Grundbesitzer zu sichern, haben die Kaiser die Bin-
dung der Kolonen an die Scholle verfügt. Daraus entstand das für die Spätantike kennzeichnende halbfreie Kolonat, eine Art Hörigkeit der servi quasi coloni. Die Bauern ihrerseits reagierten auf den Steuerdruck, indem sie sich dem patrocinium mächtiger Grundherren unterstellten, von denen sie sich Schutz vor der Staats-
gewalt versprachen. Die Kaiser waren dieser Entwicklung gegenüber machtlos, weil sie aufihre Beamten und Offiziere, die patroni also, angewiesen waren. Ähnlich
wie das Gefolgschaftswesen der bucellarii im militärischen Bereich bezeugt die
Patroziniumsbewegung in der Landwirtschaft eine Tendenz hin zur mittelalterlichen Feudalgesellschaft. Unter germanischer Herrschaft hat sich am Sozialgefüge, an der Rechtslage und an den Produktionsweisen der Bauern wenig gewandelt."
Die Lage der Landwirtschaft in der Spátantike verbindet somit Dekadenzsymptome mit Übergangserscheinungen. Insgesamt geht die Bedeutung des Städtewe-
sens zugunsten des Landlebens zurück. Dies ist unter kulturellem Aspekt ein Verfallsmerkmal, kann aber unter sozialem Blickwinkel auch als Gesundungsprozef aufgefaßt werden. So sah es jedenfalls Max Weber (1896). Er erblickte in der Kleinbauernfamilie und der ,,Düngerluft des Fronhofs" die Wurzeln der mittelalterlich-
europäischen Kultur." b) Das Gewerbe Quellen: Über die spätantiken Gewerbe unterrichten uns nicht zahlreiche, aber verschiedenartige Quellen. Der Zeit und dem Rang nach steht an erster Stelle das ‚Edictum Diocletiani!
über die
Hóchstpreise (ED). Unter den sonstigen epigraphischen Zeugnissen sind sodann die Grabinschriften aus Korykos in Kilikien zu nennen, die einen Querschnitt durch die Berufe einer spátantiken Stadt liefern. Knapp aber ergiebig ist die ,Expositio totius mundi‘ des Philosophen Junior aus der Zeit um 360.
Fachschriftsteller zu Handwerk und Gewerbe fehlen. In Prokops Schrift über die Bauten steht, anders als bei Vitruv, nicht der Architekt, sondern der Bauherr im Zentrum.
Für die Verkehrswege
auf-
schlußreich sind die Tabula Peutingeriana und die Itinerarien (s. I 2). Zur technologischen Fachliteratur: Nicolet
1996; Meißner
1999.
Die Gesetzgebung beschäftigt sich häufig mit ökonomischen Fragen, in der Regel geht es um Steuern, Rechte und Pflichten solcher Zünfte und Berufszweige, die für die Versorgung der Städte und des Heeres wichtig waren. Einen Katalog von Facharbeitern, die Immunität genossen, enthält CTh.
XIII 4,2 von
337. In den literarischen Quellen
spielen die Gewerbetreibenden
eine noch
geringere Rolle als die Bauern. Vergleichsweise gut unterrichtet sind wir über die Staatsbetriebe, über fabricae und fabricenses. Die archäologischen Quellen sind bisher nicht systematisch erfaßt (s. I 1).
„Unsere Städte hat der Glanz verlassen, in dem sie einstmals erstrahlten“, so be-
klagte Kaiser Honorius im Jahre 400 die Neigung der Gewerbetreibenden, aufs 7 Für das ostgotische Italien: Schmidt 1941, 362ff. Für die Vandalen: Tablettes Albertini, Courtois 1952; Weßel 2003.
33 M. Weber 1896/1924, 310; ders. 1891/1986, 349f.
3. Die Wirtschaft - b) Das Gewerbe
405
Land abzuwandern.' Handwerker und Händler lebten stets vorwiegend in den Städten, deren Wohlstand auf einer hochgradigen Arbeitsteilung beruhte.*
Die ganze Vielfalt im Gewerbe einer spätantiken Stadt tritt uns entgegen in den Sarkophag-Inschriften aus Korykos
in Kilikien. Sie tragen, anders als sonst
üblich, regelmäßig die Berufsbezeichnung des Verstorbenen. Angesichts des Preises,
den ein Sarkophag kostete, ist es bemerkenswert, wieviele verschiedene Berufszweige sich solche leisten konnten. In den 588 Inschriften erscheinen zunächst die
mit dem
Hafen verbundenen
Personen: Schiffseigentümer, Segelnäher, Schiff-
bauer, Hafenbeamte, Purpurschnecken-Sammler, Fischer und Netzflicker. Häufig sind Weinhändler und Weinfahrer, Leinenhändler, Weber, Wollweber, Wollwäscher, Sticker und Kämmer, Walker, Töpfer mit ihren Lohnarbeitern und Schuster.
Aus
der Metallverarbeitung
Messerschmiede,
finden
Waffenschmiede,
sich: Kupferschmiede,
Scherenschleifer
und
Goldschmiede,
Schlosser.
Aus
der Le-
bensmittelbranche begegnen verschiedene Arten von Bäckern, Müller, Köche, Metzger, Wursthändler, Gemüsehändler, Getränke- und Imbißverkäufer, Obsthändler, Pistazien- und Olivenhändler. Wirte von Gaststätten und Herbergen
sowie zahlreiche Geldwechsler versorgten die Fremden; aus dem Baufach sind Architekten, Marmorarbeiter und Steinhauer bezeugt. Das Bild wird vervollstän-
digt
durch
Ärzte,
Gemmenschneider,
Gärtner,
Hebammen,
Totengräber,
Lampenmacher,
Falkner, Teppichhändler,
Barbiere,
Glasbläser,
Drogisten,
Badbesitzer,
Papyrusbearbeiter,
Dungverkäufer
Drechsler, Mechaniker,
und Holzhauer.
Für die Kultur sorgten Sänger und Vorleser, für die Religion Mönche und Priester.
Viele von diesen übten dazu einen Brotberuf aus als Obsthändler, Netzflicker, Schankwirt, Fleischer, Segelnäher, Töpfer, Gemmenschneider, Goldschmied oder Geldwechsler. Von einigen Berufszweigen werden Zünfte erwähnt, so die der Leinenhändler, Goldschmiede und Geldwechsler.' Trotz dieses differenzierten Bildes ist die Spezialisierung im Verhältnis zur
hohen Kaiserzeit zurückgegangen. Im lateinischen Bereich sind in der Spätantike nur
noch
etwa
55 Prozent
der
älteren
Berufsbezeichnungen
nachweisbar,
von
einem ursprünglichen Bestand von 525 noch 287. Davon sind allerdings 53 neu.‘
Ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprechend sind wir besonders gut unterrichtet über die Bekleidung.’
Zwei Grundformen
sind zu unterscheiden: das
Umschlagtuch, das oft durch eine Spange (fibula) zusammengehalten wurde (amictus), und das Hemd, das man über den Kopf zog (indumentum). Zum ersten Typ
gehörten Toga, pallium und paludamentum, zum zweiten tunica, paenula und mantellum." Die Frauentracht war gewöhnlich fuBlang, die der Männer reichte bis zum Knie. Als Schuhwerk dienten zumeist „Sandalen“, das Wort ist aus dem Persischen
über das Griechische und Lateinische zu uns gekommen.
economy:
scheint mehrfach in den Dialogen Gregors d. Gr. zusammengestellt bei Clemens 2005, 80f.
Garnsey/Whittaker in CAH. XIII 1998, 312 ff. ! Keil/Wilhelm 1931 (dazu Dólger ByzZ. 32 1932, 391 ff); Tinnefeld 1977, 216 ff; Hagel/To-
struktionen: Wilson 1938. Zur Textilmanufaktur in den römischen Nordprovinzen: Wild 1970.
! CTh. XII 19,1. ? Zu Trade, industry
and
the
urban
maschitz 1998. * Petrikovits 1981, 285ff. Werkzeug und Gerät aus der Landwirtschaft und Handwerk er-
5 Grundlegend,
mit
anschaulichen
Rekon-
Umfassend zu den spätantiken Textilien: Antiquite tardive 12, 2004. * Kolb
1977.
406
III. Die inneren
Verhaltnisse
Lange Hosen wurden zunächst als barbarisch abgelehnt. Das im Lateinischen übliche Wort bracae ist keltischen Ursprungs." Wie die Kelten und Parther trugen die Germanen Hosen, Lucan (I 430f ) überliefert es von den Vangionen, Agathias
(II 5,3) von den Franken. Im Diocletianstarif (7,42; 46) werden Hosen und Hosenmacher aufgeführt. Severus Alexander’ soll weiße statt der üblichen purpurnen Hosen getragen haben. 397 verbot Honorius das Hosentragen in Rom." Über das Aussehen spätantiker Kleidung informieren uns die Kunstgewerbe der Zeit, insbesondere die Mosaiken aus Piazza Armerina und Ravenna. Originale Textilien sind in großer Zahl in Ägypten gefunden worden, die koptischen Stoffe gestatten uns einen guten Einblick in die spátrómische Tuchherstellung." Der Maximaltarif (19; 27) nennt Preise für über hundert verschiedene Gewänder. Das Woll-
und
Flachsgarn
wurde überwiegend in Heimarbeit gesponnen,
im Osten vielfach von Eremiten (VPach. 4), sonst kennen wir keine darauf spezialisierten Berufe. Solche gibt es erst für die verschiedenen Verarbeitungsformen, für das Weben, Nähen, Sticken, Brokatwirken, Walken und Färben. Der Diocletians-
tarif (12,32 ff; 20 ff) verzeichnet Stücklöhne und Gerätepreise der Textilbranche. Der wichtigste Rohstoff für die Bekleidung war ursprünglich dieSchafwolle.
Schafe wurden in allen kargen Gebieten gehalten. Als Ausfuhrgebiete von Wolle werden genannt: Sizilien und Unteritalien, Zentralspanien, Anatolien und Nord-
gallien. Die Wollpreise im Maximaltarif (25) reichen von 25 bis 400 Rechendenare das Pfund. Stoffe aus Hasenhaaren, die auch im Edikt erscheinen (19,73 a), kamen
aus Kappadokien und von der Insel Imbros."
In der Spátantike wurde mehr Leinen als Wolle getragen." Der längste Abschnitt im Preisedikt (26 f) überhaupt gilt Leinenwaren, er umfaßt über 300 Nummern und ist nicht einmal ganz erhalten. Flachs wurde angebaut im Hinterland der Leinenexport-Städte Gades in Spanien, Antinupolis in Ägypten, sowie in Syrien und Cypern." Die teuersten Leinengewänder kosteten das Zwanzigfache der billigsten." Baumwolle
war im Westen seit Alexanders Zeiten bekannt," im Ma-
ximaltarif (26,243; 247 a) begegnet sie als Kissenfüllung. Das Wort dafür, tin. kommt aus dem Sanskrit, die Pflanze aus Indien. Baumwollanbau gab es in Syrien
und Cypern. Spanien exportierte Pfriemengras (spartum), das für Seile, Kórbe, Matten, geflochtene Schuhe und dergleichen verwendet wurde."
Die wichtigste Quelle über Leder und Pelze ist wieder der Maximaltarif (8) mit 43 Nummern. Er unterscheidet gegerbte und ungegerbte Häute nach mehreren Preisklassen. Am teuersten war das babylonische Leder von Ziegen und Antilopen, es wurde oft purpurn oder weiß gefärbt und für feine Sandalen, Gürtel, Achselbänder und auch zum Bucheinbinden gebraucht. Junior nennt Caesarea Cappadociae als Handelsplatz dafür." Rindsleder brauchte man für Schuhsohlen, Riemen, Sat-
telzeug und dergleichen.
? Tac. hist. II 20.
# SHA. Aur. 12,1; CTh. X 20,8.
* SHA.
1 Jones 1960,
Aur. 34.
* SHA. Alex. 40,11.
10 CTh. XIV 10,2. " Riegl 1889; Wessel 1963. 12 Exp. 40; 63.
3 Blümner
1893, 148.
185;
190.
1% Strabon XV 693.
1 Exp.59. Stier, Spartgras, RE. Suppl. VII 1940, 1228 ff. " Hieron.
ep.
107,12;
Exp. 40.
3. Die Wirtschaft — b) Das Gewerbe
407
Weiterhin werden genannt Felle von Ziegen und Schafen für Decken und Mützen, sodann Pelze von Hyänen, Rehen, Hirschen, Wildschafen, Wölfen, Mardern, Bibern, Bären, Luchsen oder Schakalen (lupus cervarius), von Robben,
Leo-
parden und Löwen. Die Beliebtheit dieser Felle wurzelt teilweise in abergläubi-
schen Vorstellungen. Pelzkleidung galt als barbarisch und war in Rom verboten." Anschließend erscheinen die Preise von 25 Sorten Schuhen (ED. 9): Stiefel für Bauern und Fuhrleute, genagelt und ungenagelt, vornehme Patrizierschuhe, die
zur Toga getragen wurden, Senatoren- und Ritterschuhe, Frauen- und Soldatenstiefel, Sandalen
und Pantoffeln
in verschiedener Ausführung.
Laufboten
trugen
besondere Schuhe. Riemen und Sattlerwaren, mit 19 Tarifen vertreten, stehen in
Verbindung mit Pferd und Wagen (10), Lederschläuche dienten zur Aufbewahrung von Wein, Öl, Käse usw. (10,13-15). Zur Herstellung von Filz verwendete man Haare von Ziegen und Kamelen (11), auch Säcke, besonders doppelte Packsäcke für Esel, wurden daraus gemacht.
Für die spätrömische Bekleidung wichtig und typisch ist die Seide." Sie stammt aus China und gelangte bereits in vorgeschichtlicher Zeit über die Seidenstraße nach dem
Westen."
Der antike Name
für die Chinesen,
Seres, stammt von dem
Wort für den Seidenwurm. In Rom wurde Seide unter Augustus Mode; im Jahre 16 n. Chr. verbot der Senat Männern das Tragen von Seidengewändern,” auf die
Dauer ohne Erfolg. Diocletian (20) nennt Preise für Rohseide, Seidengarn, Purpurseide und halbseidene Gewänder, sowie Löhne für das Zwirnen, Weben, Stikken und die Appretur von Seide. Der wichtigste Umschlagplatz bis ins 3. Jahrhundert war Palmyra," nach der Zerstörung 273 dann Batnae
im nördlichen Syrien,
wo auf dem Jahrmarkt Anfang September Inder und Chinesen ihre Waren feilbo-
ten." Ursprünglich, so schreibt Ammian (XXIII 6,67)), konnten sich nur die Reichsten Seidenkleider leisten, nun
aber trügen solche auch
Angehörige
der Unter-
schichten. Seidenwebereien für importierte Rohseide gab es in Kleinasien und Phönikien.” Seit Valens beanspruchten die römischen Kaiser für Seide ein Monopol.” Justinian ließ die eingeführte Roh- oder Fadenseide durch commerciarii, die dem comes commerciorum unterstanden, aufkaufen und teils dem comes sacrarum largitionum für den Hofbedarf zuführen, teils an Seidenhändler weiterveräußern. Die commerciarii versiegelten ihre Ballen mit dem Bilde des Kaisers; Werkstätten und Lagerhäuser befanden sich in Berytos, Antiochia und Tyros."
Die vom Kaiser verordneten Höchstpreise ließen sich indes nicht halten. Das nahm er zum Anlaß, die Verarbeitung zu verstaatlichen. Die Seidenarbeiter wanderten großenteils nach Persien aus, und die Preise stiegen erst recht. Als die Kriege mit Persien die Seideneinfuhr erschwerten, suchte Justinian durch die Ver-
mittlung von Äthiopien und Indien Seide zu erhalten, doch sperrten die Perser auch » CTh. XIV 10,4. Blümner 1893, 123 ff.
22 Tac. ann. II 33.
20 Lopez 1945, noch immer grundlegend. 2! Chinesische Seide ist bei der Heuneburg und
21 Seligman 1937, 14. #4 Amm. XIV 3,3.
auf dem Kerameikos gefunden worden, sie war
2% Proc. HA. 25.
mithin schon im 6. Jh. bei den Kelten an der
% CJ. IV 40,2.
oberen
2’ Proc. HA.
Donau
und im Athen des 5. Jhs. in Ge-
brauch: Kimmig 1968, 88; Haussig 1983, 59.
XXV
14; Blümner
Oikonomides 1986, 39 f.
1893,
163 ff;
408
III. Die inneren
Verhältnisse
den Indischen Ozean.” Erst 551 gelang es, durch indische Wandermönche Eier des Seidenspinners aus China zu beschaffen. Darauf begründete Justinian eine eigene Seidenraupenzucht, die in der späteren byzantinischen Geschichte an Bedeutung gewann.” Was wir über das Färben der Textilien wissen, bezieht sich überwiegend auf den
Purpur (ED. 24). Der Farbstoff wird von der Purpurschnecke ausgeschieden und erzeugt unterschiedliche Tönungen, vor allem Violett.” Die meisten Purpurfärbereien (baphium, gesprochen: vaphium) lagen an den Mittelmeerküsten: in Phönikien, dem Ursprungsland des Gewerbes, in den ionischen Städten Kleinasiens, auf Cypern, Djerba und den Balearen. In Nicaea und Galatia färbte man auch mit Scharlach, falschem Purpur (cocum). Die staatlichen Färbereien wurden von Procuratoren geleitet. Die ‚Notitia Dignitatum' nennt sie im Osten (or.
XIII 17) nur pauschal, führt im Westen dagegen neun geographische Kompetenzbereiche auf (occ. XI 64fF). Die procuratores baphiorum unterstanden dem comes sacrarum largitionum (s. 1M 1 b). 337 wurden die Purpurschneckensammler von Staatslasten befreit." Diese Vorrechte waren so geschätzt, daB selbst Curialen sich in den Färberstand einschlichen. Die Privilegien brachten Zunftpflichten mit sich, die auf den Schwiegersohn
eines Muschelsammlers und auf die Sóhne seiner Tóchter übergingen." Die Zweckentfremdung ihrer Schiffe und die Übernahme ziviler oder militärischer Ränge wurde untersagt, selbst der Eintritt in den Klerus verboten. Männer, die ihren Stand verlassen hatten, sollten in ihn zurückkehren; die Käufer ihrer Güter sollten
diese zurückgeben oder die Zunftpflicht übernehmen." Um 390 wurde der echte Purpur zum Staatsmonopol erklärt.“ Durchzusetzen war das jedoch nicht. 436 hatten die phönizischen Färber mit staatlichem Purpur 300 Pfund privater Seide gefärbt. Theodosius Il beklagte, daB schon unzäh-
lige Male der Verkauf von staatlichem Purpur verboten worden sei und ordnete eine strenge Untersuchung an." Ganzfarbige Purpurgewänder aus Seide wurden 424 für das Kaiserhaus beansprucht, Justinian gestattete solche den Frauen." In der Textilbranche lassen sich drei Produktionsformen" unterscheiden: Selbstversorgung
in Heimarbeit,
Produktion
für den Markt
und
staatliche Selbst-
versorgung in Fabriken. Die Herstellung für den Hausgebrauch ist schon in der späten Republik zurückgegangen. Die Vorliebe des Augustus für die Gewänder, die ihm die Frauen seines Hauses genäht hatten," gehört zu seinen nostalgischen Regungen. Erst in der Spätzeit gewinnt die Heimarbeit auf den großen Gütern wieder Bedeutung, setzt aber jeweils eine beträchtliche Zahl von Arbeitern voraus. Wichtiger als die Produktion für den Eigenbedarf war die für den Markt. Bis ins 4. Jahrhundert verdienten auch einfache Leute genug, um sich ihre Kleider kaufen zu können. Der Preistarif Diocletians erwähnt billige Sklavenkleidung als ?! Proc. BP. I 20, 9, Exp. 16f. 2 Proc. BG. IV 17; HA. 25,13 ff. % Eine Farbtafel mit sieben Purpurtónen
tet das Frontispiz zu Wilson
bie-
1938. Zur Pur-
5" CTh. XIII 4,2. V CTh. X 20,5; 15; 17. * CTh. IX 45,3 von 398; CTh. X 20,12;
^ CJ. IV 40,1.
purschnecke: Alfred Brehm, Tierleben, 3. Aufl. 1893 X, 288, dort berichtet Brehm über die Mu-
* CTh. X 20,18. * CTh. X 21,3; CJ. XI 9,4.
schelschalen einer sonst unbekannten spätrömischen Färberei aus Aquileia.
” Jones 1974, 350fT. 9 Suet. Aug. 73.
14.
3. Die Wirtschaft — b) Das Gewerbe
409
Marktware. Vermutlich wurden die meisten Textilien in privaten Kleinbetrieben hergestellt, doch gab es auch Grofproduzenten, etwa in Alexandria."
Da Textilien leicht und haltbar sind, eignen sie sich vorzüglich als Handelsgut. Der Maximaltarif und die ‚Expositio‘ bezeugen, daß unter den handwerklichen
Erzeugnissen der Spätantike Stoffe und Gewänder die wichtigsten Handelsartikel darstellten. Tuchhändler (vestiarii) durchzogen das Reich, in allen Hafenstädten sind sie zu finden. Exportländer für Kleider waren Syrien, Galatien, Phrygien, Noricum, Spanien, Mauretanien und Ägypten.” Dalmatischen Ursprungs ist die „Dalmatica“ genannte Tunica der katholischen Geistlichen. Das spanische mantum und das cyprische mantelium lebt in unserem Wort „Mantel“ fort.“ Teppiche und
Decken kamen aus Africa, Ägypten, Syrien, Kappadokien, Pontus und Britannien.
Neben der privaten Herstellung für den Eigenbedarf und für den Markt stehen die staatlichen Fabriken für Woll- und Leinenwaren.“ Sie unterstanden dem comes sacrarum largitionum." Die Arbeiter erhielten Rohstoffe und ein Entgelt vom Staat und hatten eine bestimmte Menge an Militärmänteln im Monat abzuliefern. Textilfabriken gab es schon in der Zeit der Christenverfolgung, denn Constantin erlóste nach seinem Sieg über Licinius die christlichen Strafarbeiter daraus. Der Name gynaeceum (Weiberstube) beweist, daß diese Fabriken zuerst im Osten ein-
gerichtet wurden und anfangs überwiegend mit Frauen betrieben wurden.“ In diesen gynaecea wurde offenbar Wolle verarbeitet, denn daneben werden linyphia, Leinenwebereien,
genannt.“
Derartige Großwerkstätten
sind in 22 Städten be-
zeugt. Die Produktion lag bisweilen unter dem staatlichen Bedarf, dann wurden Klei-
derabgaben als Naturalsteuer ausgeschrieben.” Es kam auch vor, daB der Staat nicht alles brauchte, dann verkaufte er den Überschuß an Händler. Sie beschwerten sich
395 über die hohen Preise, worauf eine Untersuchung angeordnet wurde.“ In den gynaecea arbeiteten (nur?) Staatssklaven." Freie Frauen, die einen Arbeiter heirateten, wurden in denselben Stand eingeschrieben.” Wie bei allen gebundenen Be-
rufen erhob sich in den Textilfabriken das Problem der Arbeitsflucht. 372 befahl Valens, die entwichenen
Arbeiter hätten zurückzukehren.
Diese Bestim-
mung wurde 374 im Hinblick auf die Leineweberei von Skythopolis in Galilaea und generell 380 wiederholt.‘ Der wichtigste Bereich im antiken Handwerk neben der Bekleidung umfaßt die Metalle.
Unser Wort „Metall“, seit dem
13. Jahrhundert üblich, kommt vom
# Pap. Oxy. 2340; Chrest. Nr. 22. “ Exp. 31; 41; 57; 59f; SHA. Aur. 12,1.
stantin ließ einen unchelichen Sohn des Licinius in das gynaeceum von Karthago einliefern, CTh.
*! [sid. etym. XIX 24,15; SHA. Aur.
IV 6,2f; s. 11 3!
12,1.
42 Hauptquelle ist die ND, dazu: Greg. Naz. in
4 ND. or. XIII 14; occ. XI 61 ff.
Basil. 57; Soz. V 15. Wild 1976. Anscheinend gab
9 CTh.
es auch munizipale Ergasterien: CTh. XV 1,42.
* So
Velkov 1980, 229 fF. * ND. or. XIII 16f; lil 1b! 4 Eus. VC. II 34.
ΧΙ 1,24. occ.
X145ff.
Vgl.
*5 Daß auch Männer darin arbeiteten, lehrt ei-
ne Inschrift aus Herakleia (Velkov 1980, 133) und das Ehegesetz von 365 (CTh. X 20,3). Con-
VII 6,3.
versteht Ohne
offenbar seine
Mommsen
Textemendation
CTh. gibt
das
Gesetz keinen Sinn. 5 CTh. X 202; 7.
“ 320 blieben sie frei: CTh. IV 12,3, doch 325
wurden sie dienstpflichtig: CTh. X 20,3. * CTh. X 20,6; 8f.
410
III. Die inneren
Verhältnisse
lateinischen metallum, das über das griechische μεταλλεῖον vermutlich aus dem Orient stammt. Es bezeichnet zugleich das Bergwerk.” Die Verurteilung ad metalla bedeutet Zwangsarbeit in der Erzgewinnung oder in Steinbrüchen. Seit den Fla-
viern gehörten Bergwerke und Steinbrüche dem Kaiser.“ Das Gold
kam in der Spätantike aus Asiana, Pontica, Thrakien mit dem Rho-
dope-Gebirge, aus Gallien, Nordwestspanien und Britannien.” Die Ausbeutung der
Bodenschätze wurde überwacht vom comes metallorum per Illyricum im Osten und vom comes auri im Westen.” Die Verwaltung des staatlichen Edelmetalls oblag dem comes sacrarum largitionum (s. III 1 b). Die Aufsicht an Ort und Stelle war chrenamtlichen Prokuratoren aus dem Curialenstande jener Städte übertragen, auf deren
Gebiet das Golderz gebrochen oder gewaschen wurde.” Die metallarii unterlagen einer erblichen Zunftpflicht. Wenn sie entwichen und Ehen mit Privatleuten schlossen, ging die Pflicht auf die Hälfte der Kinder, jedenfalls auf den einzigen Sohn über. Da in der Goldwäscherei seit alters auch Frauen arbeiteten, wurden sie in gleicher Weise herangezogen. Verkauften metall-
arii ihren goldhaltigen Grund, so übernahm der Nachbesitzer die Pflicht. Eine Überschreibung von Goldwäschern in die Steuerlisten der annona war unstatthaft.* An Goldarbeitern mangelte es. Privatpersonen wurde 365 und 392 angeboten, in diesen Stand einzutreten. Sie hátten in Thrakien 8 Skrupel (knapp 9 Gramm), in Kleinasien 7 im Jahr abzuliefern und sollten das zusätzlich gewonnene Gold dem
Fiskus für einen festen Preis verkaufen.” Dies scheint aber nicht genügend Männer gelockt zu haben. Denn 369, 373 und 424 hieß es, flüchtige Goldsucher
seien
zurückzubringen. 369 und 378 suchten sie in Sardinien Zuflucht, vermutlich durch die Silber- und Bleivorkommen dort angelockt.*? 376 liefen die thrakischen Goldarbeiter in Massen zu den Westgoten über. 386 heißt es, die Procuratoren sollten
sich nicht unter dem Vorwande feindlicher Bedrohung ihrer Pflicht entziehen; angesichts der Goten in den Donauprovinzen war die Sorge nicht ganz grundlos." Der Goldbedarf des Staates war enorm. Er benótigte das Gold vor allem für die Münzprägung,
die seit Constantin auf dem GoldfuB stand (s. II 3). Goldmün-
zen brauchte man für den Sold der Armee und als Tribute an die Barbaren (s. III 1 d). Gewänder mit Borten aus Goldbrokat durften nur in staatlichen Textil-
fabriken hergestellt und von Privatpersonen nicht getragen werden. Justinian beschränkte dieses Verbot auf die Männer.‘ Künstlerische Goldarbeiten wurden insbesondere für die Kirche und den Hof gefertigt. Wie die Künstler überhaupt, so
waren auch die Goldschmiede, Vergolder und Brokatarbeiter von staatlichen Lasten befreit.” Der Maximaltarif (ED. 28) nennt nach zwei Preisangaben für Barren und
Blech Löhne für acht Arten von Goldarbeitern.
s2 Plato, leges 678 D. 53 Davies 1935.
der von Galerius erbaute Palast von Gamzigrad bei Naissus gedient haben, er liegt in cinem Berg-
** Orth, RE. Suppl. IV 1924, 153. * CTh. XXX16,6;
X 19,12; Claud.
Pacatus 28,2; Ammian XVII 39ff; Proc. BG.
111 33,5; Malalas p. 455f.
* ND. or. XIII 1; occ. XI 6.
>” CTh. 132,5. Als Sitz eines spätrömischen procurator. metallorum. könnte im späteren 4. Jh.
baugebiet: Mirkovic 1982. ss CTh. X 19,15; XI 20,6. * CTh. X 19,3; 12. 60 CTh.
X 19,5: 6; 7; 9; 15.
6! Amm. XXXI 6,6; CTh. 1 32,5.
#2 CTh. X 21,1f; CJ. XI 9.2. 6. CTh. XIII 4,2.
3. Die Wirtschaft — b) Das Gewerbe
411
Im Vergleich zum Golde tritt das Silber zurück. Wichtigster Fundort war das
Pangaion-Gebirge in Ostmakedonien." Die normale Paritát von 4 Goldstücken gleich 1 Pfund Silber bzw. 1 Goldstück gleich 24 Silberstücke schwankte. Silbermünzen waren selten. Ab 372 wird das Silber in den Gesetzen über die lustralis collatio nicht mehr genannt, ebenso erwähnt das Gesetz von 430 über die Ablösbar-
keit der annona durch Metallabgabe Gold, Bronze und Eisen, aber kein Silber.” Die
Silberschmiede (argentarii) - berühmt waren die von Karthago — wurden 337 von staatlichen Lasten freigestellt. Sie produzierten arbeitsteilig.* Ihr Versuch, Ehrenränge
als cohortales in den
Provinzverwaltungen
zu erhalten, wurde
436
durchkreuzt." Im gleichen Maße, in dem sie sich zu Bankiers entwickelten, gelang es ihnen aber doch, Ehrenstellen zu erringen. Dies gilt, wie die Gesetze Justinians
zeigen, insbesondere für die argentarii Konstantinopels. Julianus Argentarius, der nach dem Sieg über die Ostgoten in Ravenna die Kirchen San Vitale und Sant Apollinare in Classe vollendete, Zeit."
war einer der reichsten
Finanzleute
seiner
In der aristokratischen Reprásentation spielt das Tafelsilber eine bedeutende Rolle. Prunkvolles Geschirr demonstrierte den Rang des Gastgebers und erhóhte sein Ansehen. Der Kaiser, hohe zivile und militärische Amtsträger, Senatoren und Bischöfe verfügten über silbernes Tafelgerät, wie nicht nur literarische Zeugnisse" lehren, sondern insbesondere die grandiosen Schatzfunde dartun, so der von Kaiseraugst (s. II 4), der vom Esquilin, der aus Mildenhall, die Münchener Licinius-
Schalen," das Theodosius-Missorium (s. I 7) und der Seuso-Schatz." Spátrómische Fundorte für Eisen sind im Westen bezeugt in Spanien," Britannien, in Dalmatien und Noricum. Theoderich entsandte seinen comes Simeon, um
die Eisenminen Dalmatiens zu prüfen." Das Eisen im Osten kam groflenteils aus
Thrakien, aus Cypern“ und besonders aus dem Taurosgebirge. Wie der 110. Brief von Basilius
an den Präfekten Modestus von 372 nahelegt, war der Abbau des
Erzes ähnlich organisiert wie die Goldgewinnung. Er oblag einer in erblicher Verpflichtung stehenden Bevölkerung, die jährlich eine gewisse Menge abzuliefern hatte. Basilius bat darum, den Taurusbewohnern ihre Pflicht zu erleichtern. Der
Diocletianstarif (15,72 a) nennt alle möglichen Eisengeräte, der Materialpreis ist verloren. Die zum Verhütten erforderliche Holzkohle
wurde in der Umgebung
der
Waffenfabriken (s. III 1 b) als Frondienst eingezogen. Steinkohle kam aus Britannien und aus dem Ardennerwald, der Silva Carbonaria.“ Wichtige Nebenprodukte
der Kohlenerzeugung waren Teer und Pech, die man zum Abdichten der Schiffe benötigte. Die Belieferung der Fabriken mit Geld statt mit Eisenerz wurde 388 untersagt. Die Schmiede (ferrarii) waren von Steuern befreit.” ^! |. Unger, Prähist. Zs. 62, 1987, 87 ff.
m Garbsch/Overbeck
+ CTh. XI 20,6.
71 Kent/Painter
** Aug. civ. VII 4. * Exp. 61; CTh. XIII 4,2; CI. X11 57,12. # Jones 1964, 863 ff; Deichmann, Ravenna II 2, 1976,
24 ff; C. E. King
1987.
ND.
or.
VI 39,3 ft.
XVII,
occ.
XV;
Eutr.
X 1;
Oros.
und frühes
Christentum 1983/84, 419 fF; 530ff; 627 fF; Leader-Newby 2004. ΤΣ ]sid. etym. XIV 4,28. 7 Exp.
# So die Amtsbilder des Castrensis Sacri Palatii
1989, 47 ff.
1977; Spätantike
53; Cassiod.
var. IIS.
^ Exp. 51; 63. 7! CTh. XI 16,15 u. 18; Greg. Tur. HF. 119.
* CTh. X 222; XIII 4.2.
412
III. Die inneren Verhältnisse
Die übrigen Metalle begegnen in den Quellen seltener.
Kupfer, das mit Zinn zu
Bronze (aes) und Messing (orichalcum) legiert wurde, kam aus Cypern — daher der Name cuprum — und Britannien, wo auch Zinn gegraben wurde. Der Staat benötigte
es für die Prägung von Kleingeld und für die Herstellung von Rüstungen. Er zog es von den Steuerzahlern nach Gewicht ein. Statt 25 Pfund aes, hieß es, könne ein
Goldstück geliefert werden. Das Bronzegeld wurde praktisch nach Gewicht gehandelt." Der Tarif Diocletians (15,67 a-71) nennt fünf Materialpreise und fünf verschiedene Typen von Kupferschmieden (aerarii); Constantin II befreite sie ebenso wie die ErzgieBer (fusores) und Spiegelmacher (specularii) von Staatslasten.” Wie die Bronze war auch das Blei geschätzt wegen seiner Elastizität und seiner Wasserfestigkeit. Darum finden wir es als Dachbedeckung von Repräsentativbauten und für Wasserleitungen.
Außerdem
diente es zur Herstellung von Gefäßen,
Siegeln, für Malerfarbe und Schminke. In den Bleigruben wurde vielfach auch Silber gewonnen. Die Bleiverarbeitung war schwierig; darum entband Constan-
tin II 337 auch die plumbarii von öffentlichen Lasten.” Die bis in jüngste Zeit vertretene Lehre von der grassierenden Bleivergiftung der spätrömischen Bevölkerung ist haltlos." Aus dem Bereich der Baustoffe wissen wir am besten über den Marmor Bescheid. Seine Gewinnung war ähnlich geregelt wie die der Metalle. Freie und unfreie Arbeit liefen nebeneinander her. Noch Justinian hat todeswürdige Verbrecher zur Steinbrucharbeit auf der Prinzeninsel Prokonnesos im Marmara-Meer,
dem „Marmor-Meer“, und in Gypsus, Ägypten, begnadigt." Kapitelle aus prokonnesischem Marmor sind bis Spanien und bis auf die Krim verhandelt worden." Die Beliebtheit des Marmors spiegelt sich im Hóchstpreisedikt (31), in dem Tarife für 19 Sorten aufgeführt werden. Auch der Lohn des marmorarius ist verzeichnet (7,5).
Er gehört zu den 337 von Steuern befreiten Kunsthandwerkern." Zur Erleichterung der Marmorverarbeitung diente die von Ausonius (Mosella 361 ff ) beschrie-
bene wassergetriebene Steinsäge. In Ägypten wurde auch von gewöhnlichen Provinzialen in Steinbrüchen Fronarbeit geleistet. Bestimmte Dörfer hatten z.B. jeweils für drei Monate Arbeiter in die Alabasterbrüche bei Alexandria zu entsenden.“ In Oberägypten gab es Smaragd-Brüche, die um 450 Olympiodor (fr. 37) mit kaiserlicher Erlaubnis besichtigt hat.
Ebenfalls in Oberägypten, im Hinterland von Myos Hormos am Ausgang des Roten Meeres, lag der Mons Porphyrites (Dschebel Duchan), der den in der Spätantike hochgeschätzten Porphyr lieferte.” Unter Diocletian, der diesen Stein unter anderem für seinen Palast in Spalato brechen ließ, spielte hier (oder in Pannonien“?) die Passion der Quattuor Coronati, die sich als Christen weigerten, eine
Asklepiosstatue zu meißeln. Der Bruch unterstand dem comes sacrarum largitionum und wurde mit Sträflingen betrieben.” Eine Kirchenruine bezeugt den Abbau bis 77 CTh. XI 21,2.
** Jones 1964, 838.
^ ED. 7,24 ff; CTh. XIII 4,2. #5 Delbrueck, Porphyrwerke, 1932, 1ff. Zur ? CTh. XIII 4.2. Lage: Tabula Imperii Romani NG 36, 1958 *9 Eisinger 1982: Demandt, Fall 1984, 365 ff. — (D. Meredith). M CJ. IX 47, 26; Nov. lust. 22,8; 142,1.
%# Fiehn, RE. III A 1929, 2271.
#2 Claude 1983/84, 55 ff.
# Eus. mart. Pal. 8,1.
*! CTh. XIII 4,2.
3. Die Wirtschaft — b) Das Gewerbe
413
etwa 350, danach lebten hier nur noch Eremiten. Der spätere Porphyrbedarf wurde aus Spolien, überwiegend von abgerissenen Tempeln gedeckt. Die acht Porphyrsáulen der Hagia Sophia kamen aus Rom.* Daß auch Privatleute Porphyr verwenden durften, bezeugt noch Sidonius (ep. II 2,7). Grundsätzlich galt der ungebrochene Marmor so wie Gold, Silber und Edelsteine
im Naturzustand als Staatseigentum. 320 gab Constantin jedoch die Brüche zur allgemeinen Nutzung frei, und 363 wiederholte Julian dies, um die Ausbeute anzureizen. 376 wurde den Senatoren der Hafenzoll dafür erlassen. Die Maßnahmen hatten Erfolg. 382 hieß es, wer auf Privatgrund Steine schneide, müßte ein Zehntel an den Grundherrn, ein weiteres an den Fiskus abtreten. 393 wurde alles
widerrufen und der Staat als allein abbauberechtigt verkündet.” Kalk und Backsteine bezog man gewöhnlich aus der näheren Umgebung (s. III 4 a). Ziegel wurden auch von Soldaten gebrannt (s. III 1 d). Die Kalkbrenner unterlagen der Berufsbindung.” Den Preisen für Bauholz (materia) widmet der Diocletianstarif (12) ein eigenes Kapitel. Genannt
werden
Fichten- (bzw. Pinien-), Eichen- und Eschenstämme,
doch ist der Text lückenhaft. Ein wichtiges Ausfuhrgebiet war Dalmatien. Libanios besorgte sich Bauholz aus Lykien und Kilikien. 364 wurden den africanischen Schiffern, die dem Staat Holz brachten, die Privilegien erhöht.” Ob das Holz aus
Africa kam, ist damit jedoch nicht gesagt. Die Beschaffung von Bauholz wurde zunehmend schwierig.” Die Vandalen bezogen im 5. Jahrhundert Schiffsholz aus Korsika. Justinian hatte Probleme damit, Balken für die Muttergotteskirche in
Jerusalem zu finden.” Papst Gregor der Große ließ sich für Bauarbeiten an Sankt Peter zwanzig Stämme aus Unteritalien liefern. Eulogios, der Patriarch von Alex-
andria, erhielt Bauholz von Gregor ebenfalls für einen Kirchenbau.“
Der Rückgang der Wälder
beruhte auf der Abholzung für den Haus- und
Schiffsbau, für die Gewinnung
von Brennholz, insbesondere für die Thermen,
sowie für die Glas- und Keramikproduktion und die Herstellung von Holzkohle, namentlich in den Eisenerzgebieten. Das Umland der Städte wurde in konzentri-
schen Kreisen entlang den Verkehrswegen entwaldet, Aufforstung fand nicht statt. Sidonius (c. V 443f) bemerkte 458, die Apenninen
hätten viel Wald
verloren;
Kappadokien, wo die Kaiser von Konstantinopel die Sommerfrische verlebten, besaß heute verschwundene Wälder, auch das innere Griechenland und das obere
Mesopotamien waren in der Spätantike noch waldreich.” Die Bäume berühmter Haine in Syrien und Ágypten standen unter kaiserlichem Schutz.* Der Maximaltarif (7) bestimmt Lóhne für verschiedene Bauarbeiter. Maurer, Kalkbrenner, Bauschreiner und Zimmerleute verdienten das Doppelte eines Land-
arbeiters. Marmorarbeiter, Mosaikleger und Weifbinder noch etwas mehr. Zie*5 Preger, Patria II, S. 75 f.
309. Zur Waldgeschichte: Flavius Josephus, ant.
» CTh. X 19,1; 2; 8; 10; 13.
XIV 15,8; Philostr. VApoll. VIII 12; Proc. aed.
* CTh.
XII
* Exp.
53,7;
1,37.
Lib.
II 6,15; BP. 19,14.
ep.
568;
1191;
CTh.
XIII 5,10.
ὋΣ Meiggs 1982; Hendy 1985, 58 ff. ** Vict. Vit. 111 20; Proc. aed. V 6,14f. * Jones 1964, 846.
95 Claud. XX 95 ff. Seeck 1919, 291; 293; 295;
Zur Entwaldung
allgemein:
v. Trotta-Treyden 1916; Meiggs 1982. Zur Abholzung heiliger Haine: Lib. or. 1,255 und 263.
Demandt, Baum 2002, 96f. % CTh. X 1,12; CJ. XI 78. Demandt I. c., 83; 95 ff.
414
III. Die inneren
Verhältnisse
gelstreicher wurden nach Stückzahl entlohnt. Vier ganze Kapitel bringen die Preise für Holz und Holzwaren (12-15). Töpferwaren sind im Tarif mit 14 Sorten vertreten (15,88). Westkleinasiatische Keramik wurde im ganzen Orient, nordafrikanische Red-Slip-Ware bis Köln und Britannien gehandelt. Die Terra Sigillata verschwand. Die Glasfabrikation behielt ihre Bedeutung.” Das Glas stammt aus dem Orient. Seit hellenistischer Zeit waren Syrien und Ägypten Zentren der Produktion. Noch Diocletian (16)
führt unter den Glasartikeln solche aus Alexandria und Judaea auf. Über Italien gelangte das Gewerbe nach Gallien, wo am Niederrhein in der
Umgebung von
Köln eine große Glasindustrie entstand. Voraussetzung dafür waren die vulkanischen Mineralien der Eifel. Aus dem 3. und 4. Jahrhundert stammen die Meisterwerke der römischen Glaskunst, die mehrfarbigen Schlangenfaden- und Netzglä-
ser. Die Hersteller von Gebrauchs- und Kunstglas (vitriarii, diatretarii) gehörten zu den 337 von öffentlichen Lasten befreiten Handwerkern.”
Unter den Franken wurde die Glasproduktion zunächst weiterbetrieben, verfiel dann aber im 6. Jahrhundert. Das grünschwarze „Waldglas“ des frühen Mittelalters ist von geringer Qualität. Die spätantike Glasindustrie hat sich in Syrien
jedoch halten können und unter der arabischen Herrschaft eine neue Blüte erlebt. Über Venedig gelangte die Glaskunst wieder ins Abendland. Obschon das Glas (lateinisch vitrum) von den Römern nach Germanien gebracht wurde, ist das Wort germanischen Ursprungs. Glesum hieß nach Tacitus (Germ. 45) der Bernstein. Im spätantiken Verkehrswesen” ist zwischen staatlichen und privaten Unternehmungen zu unterscheiden. Für die Bedürfnisse des Hofes sorgte die bastaga privata, der kaiserliche Fuhrpark,
der teils dem
comes rei privatae, teils dem
comes
sacrarum largitionum unterstand (s. III 1 b). Die bastagarii hatten militärischen Status. Daneben konnten die genannten Hofminister auch die Staatspost benutzen. Die Staatspost, der cursus publicus,"” stammt ursprünglich aus Persien. Von den Achaimeniden übernahmen die Diadochen das System, von diesen die römischen
Kaiser. Der von Augustus eingerichtete Postdienst"' wurde im Laufe der Kaiserzeit ausgebaut. In der Spätantike begegnen uns zwei Abteilungen, die Schnellpost für Personen (cursus velox) und die Lastwagenpost (cursus clabularis). Der cursus publicus wurde mit Reit- und Packpferden, mit Maultieren, Ochsen und Eseln, mit leichte-
ren und schwereren Wagen betrieben. Über die zulässige Höchstgröße der Postwagen gab es seit 356 ausführliche Bestimmungen.” Das spätantike Wort für Postbegleitpferd paraveredus ist die Wurzel unseres Wortes „Pferd“. Andere deutsche Lehnwörter aus diesem Sachbereich, teilweise über Italien vermittelt, sind „Brief“ (von breve scriptum, kurze Mitteilung), „Straße“ (von via strata, gepflasterter
Weg), „Station“ (von statio, die Pferdewechselstelle), „Siegel“ (von sigillum) und „Post“ selbst (von posita mansio, hingestellte Herberge).
*' Keramik: J. Hayes 1972; Glas: G. A. Eisen 1927; weitere Literatur bei Raschke in: ANRW. 11 9,2 1978, 763f. * CTh.
XIII 4,2.
# L. Friedländer
100 Seeck, cursus publicus,
1994;
I 318ff; Jones
1964,
824f;
Drexhage, Handel, RAC. XIII 1986, 519 ff.
RE.
IV 2, 1901.
1846ff; Kornemann, Postwesen, RE. XXII, 1953, 988 ff; Holmberg 1933; Frend 1956; Stoffel Anne
Kolb
2000.
101 Suet. Aug. 49.
0 CTh. VIII 5,8.
3. Die Wirtschaft - b) Das Gewerbe
415
Die Benutzung des cursus publicus war grundsätzlich beschränkt auf Staatsbeamte. Sie mußten jeweils schriftliche Genehmigungen (evectiones) vorweisen. Die ‚Notitia Dignitatum' gibt genau an, wieviele Postfahrscheine die einzelnen Amtsinhaber ausstellen durften. Ausgiebigen Gebrauch haben kirchliche Würdenträger von der Staatspost gemacht, auch hochgestellte Privatpersonen benutzten sie." Die meisten Fuhren transportierten jedoch militárische Güter, Baumaterialien für Staats-
bauten und Naturalsteuern, die annona. Der Maximaltarif (15) liefert Angaben für mehrere Wagentypen, darunter für Schlafwagen (dormitorium), für Einzelteile von Wagen, für Wagenbauer, Wagenmiete, Wagenschmiere usw. Reiche Leute lieBen sich in Sänften tragen. Sánftendecken bestanden aus Ziegenfellen (8,42). Die Aufsicht über StraBen, Brücken und Stationen oblag den Statthaltern. 369 drohte Valentinian, Privatleute zu enteignen, die durchreisende Statthalter aufnahmen. Diese sollten dieöffentlichen Herbergen (mansiones, πανδοχεῖα) benutzen und dabei zusehen, daß sie in Ordnung wären. Der Unterhalt war Frondienst
der Provinzialbevölkerung. Die Herbergen wurden von bessergestellten Personen betrieben, nach der üblichen Fünfjahresfrist erhielten diese mancipes den Rang eines vir perfectissimus."" Im Durchschnitt besaß jede Station fünf Pferde, doch spricht Prokop (HA. 30,4) auch von deren vierzig. Zum Ausbessern der Wagen gab es
Zimmerleute, für die Tiere waren Tierárzte angestellt. Die Pferdeknechte waren Staatssklaven, deren Pflichten sich vom Vater auf den Sohn vererbten. Die zahlrei-
chen Probleme des Postwesens spiegeln sich in den 66 Gesetzen des ,Codex Theodosianus' (VIII 5). Immer wieder geht es um den Schutz der Tiere, sogar die Beschaffenheit der Peitschen war vorgeschrieben. Die Lasten und Kosten führten mehrfach zu Einschränkungen des Systems. Eunap (fr. 56) deutete die zunehmende Verwendung von Eseln statt Pferden allegorisch: Unsere ganze Zeit wird von Eseln
getragen. Über die Verteilung der mansiones unterrichten uns die ‚Tabula Peutingeriana' und die Itinerare (s. u). Sie gab es in unterschiedlichen „Preisklassen“. Archäolo-
gisch erforscht ist die Station Idimum im oberen Moesien zwischen Viminacium und Horreum Margi. Sie wurde nach dem Ausweis von 180 Fundmünzen unter Constantin ausgebaut und verlassen nach der Niederlage von Adrianopel 378. Kurz zuvor war sie durch eine Mauer im Geviert von etwa 100 m mit vorspringenden Ecktürmen befestigt worden. Im Inneren fanden sich ein „Prätorium“, Bauten für
Gäste und Tiere, Werkstätten und Bäder."”* Das spätantike Herbergswesen hat sich bis in islamische Zeit gehalten.'*
Eine staatliche Handelsflotte ist nicht bezeugt. Statt dessen verkehrten private Schiffe im Auftrag des Kaisers. Die daraus erwachsenden Unzuträglichkeiten sprechen aus dem Verbot Constantins, Schiffe, die mit Staatsgut von Spanien
nach Rom fuhren, mit privaten Zusatzfrachten zu belasten. Die Reeder erhielten festes Entgelt für jede Fuhre. 439 verfügte Theodosius II, die Befreiung für Schiffe über 2000 modii Fassungskraft von Staatsfrachten sei erschlichen und ungültig. Seefracht war erheblich kostengünstiger als Transport zu Lande."* ' Amm. XXI 14
16,18; VMel. gr. 52; Lib. or. 1,14.
FIR A, I1 674; CTh.
VIII
105 Vasic/Milosevic 2000.
5,36.
106 Constable 2003. 107 CTh.
XIII 5,4; 5,7; Nov.
Theod.
1% Durliat in: Hodges/Bowden
8.
1998, 89 ff.
416
III. Die inneren Verhältnisse
Die navicularii waren in Gilden zusammengeschlossen, ihre Landgüter genossen Immunität von allen Diensten und Lasten. Die Lage der Schifferzunft kennen wir besonders gut für die Stadt Rom (s. III 4 a). Außer den korporierten gab es auch private Seehändler, die bisweilen die Privilegien der ersteren zu erschleichen such-
ten." Für den Schiffsbau war die Insel Cypern berühmt: dort fänden sich alle Materialien, die man für eine navis oneraria benötige, vom Kiel bis zur Spitze des
Segelmastes.'^ Der Binnenhandel zu Lande wie zu Wasser war in der Spätantike noch beträchtlich. Er beruhte weiterhin, wenn auch in abnehmendem Umfang, auf
der Geldwirtschaft." Der von Constantin 310 in Trier geschaffene solidus behielt seinen Wert, anders als Silber- und Kupfermünzen. Das Problem der Inflation ist umstritten." Über Handel und Verkehr informiert uns das Diocletians-Edikt. Es verzeichnet Fuhrlóhne für den Landverkehr von Menschen und Wagenlasten, sowie Lastgebühren für Esel, Maulesel, Maultiere und Kamele. Ausführlich werden
die Seetransporte geregelt, für 107 Routen zu Wasser sind die Frachtpreise angegeben." Der Seehandel zwischen der Levante und Africa einerseits und Gallien
und Spanien andererseits wurde auch während der vandalischen Seeherrschaft nicht vóllig unterbrochen, wie Keramikfunde beweisen. Erst ab etwa 600 ersetzt die
lokale Ware das bessere Importgut, zuletzt in Hafenstádten nachgewiesen." Palladius (HL. 14) nennt einen „Spanienfahrer“ aus Ägypten; ein Kaufmann aus Hierapolis in Phrygien rühmt sich, 72 Mal über Kap Malea nach Italien gesegelt zu sein."” Die Kaufleute kamen, soweit wir wissen, ausnahmslos aus dem Osten, es waren
zumeist Alexandriner, Phönizier, Juden und Syrer. Zwischen November und April wurde das Mittelmeer gemieden'^. Die Annahme, daß unter den Arabern der Fern-
handel im 7. Jahrhundert zum Erliegen gekommen sei, hat sich nicht aufrechterhalten lassen."
Die wirtschaftsgeographischen Interessen der Zeit sprechen aus den W eltkarten
der Zeit. Eumenius'" berichtet von einer solchen in einer Säulenhalle von
Autun; Dicuil (5,4) überliefert die Eingangsverse zu einer von Theodosius (11?) veranlaßten gemalten Weltkarte; erhalten ist die ‚Tabula Peutingeriana‘, deren antikes Vorbild zur selben Zeit vollendet wurde." Die Straßen, Raststätten und
Entfernungsangaben bezeugen den verkehrsdienlichen Zweck der Karte. Da sie im Osten bis an die Grenzen Chinas reicht, ist an einen Fernhändler als Auftraggeber zu denken. Die um 360 abgefaßte ‚Expositio totius mundi et gentium' des „Philo-
sophen“ Junior verbindet ökonomische mit kulturgeschichtlichen Interessen. Die Itinerarien dienten militärischen Zwecken, so das unter Diocletian und Constantin überarbeitete Itinerarium Antonini"? und das 340 für Constantius II angelegte 9»* CTh. XIII 5,5; 7,2. no Amm.
15 CIG. 3920, der Name Flavius Zeuxis und
XIV 8,14; Exp. 63.
die seiner Sóhne Flavius Theodoros und Flavius
"! Banaji 2002. 12 Mickwitz
1932;
Theudas weisen in die Spätantike. ders.
1936,
171;
Walbank
1952. Zur „Inflation“: Jones 1974, 187 f; Whittaker in: Kent 1980, 1 ff; De Martino
1985, 425 ff.
15 ED. 7,17; 17; 35. Rouge 1966, 97 ff; Erim/
Reynolds 1973. 14 Rouge 1966, 477ff pessimistisch, anders Gutiérriez-Lloret in: Hodges/Bowden
1998, 161 ff.
ne CTh.
XIII 9,3,3.
"7 Patzelt 1932 gegen Pirenne, ebenso Wickham in: Hodges/Bowden
1998, 297 ff.
"8 Paneg. IX 20,2.
"9 E. Weber in: G. Walser (Fs.), 1989, 113 ff. 12 Cuntz 1883; Lóhberg 2006.
3. Die Wirtschaft - b) Das Gewerbe
417
Itinerarium Alexandri‘. Die frühen Pilgerberichte"" ergänzen unsere Routenkenntnisse. Die Gesamtlänge der bezeugten Fernstraßen beträgt etwa 80000 km. Der Außenhandel"
war stets Beschränkungen unterworfen. Seit der Severer-
zeit war es verboten, den Barbaren
Wetzsteine, Eisen, Weizen
und Salz zu ver-
kaufen." In der Spätantike war man bei Nahrungsmitteln großzügig, nur Valentinian untersagte um 373, Wein, Öl und andere Flüssigkeiten zu exportieren." Da die Germanen vorzugsweise mit römischen Waffen kämpften," war deren Ausfuhr
verboten. Junior (exp. 22) bezeugt das Eisenembargo für 360, Marcian wiederholte es um 456. Verboten war ebenfalls die private Ausfuhr von Gold, nicht einmal zum
Einkauf barbarischer Sklaven dürfe dies verwendet werden.'*
Begreiflich war die Bestimmung von 419, die jedem die Todesstrafe androhte, der den Barbaren
Germanen
das Erbauen von Schiffen beibringe."' Über die Gelehrigkeit der
in technischen
(praef.), er schreibt
von
Dingen
berichtet der ‚Anonymus
Erfindungen
der
Barbaren,
deren
de rebus bellicis‘
Kenntnis
bis zu den
Römern gelangte. 420 untersagte Theodosius II, den Barbarenvölkern „verbotene
Waren“ zuzuführen, und forderte Buchführung über den Schiffsverkehr."" Was diese merces inlicitae waren, wird nicht angegeben, es war offenbar bekannt. Die wichtigsten Partner im Außenhandel waren die Orientalen.'” Von ihnen
bezog Rom (Smaragde,
zu allen Zeiten überwiegend zollpflichtige Luxusgüter: Edelsteine Saphire, Hyazinthe,
Karfunkelsteine, Perlen), Gewürze,
Seide, Pelze,
Elfenbein, Zirkustiere und Eunuchen (s. III 2 b), vergütet wohl vornehmlich in Geld.'" Römische Münzen sind in allen Teilen der alten Welt gefunden worden, von
Skandinavien
bis nach
Indien und
China."'
Die Chinesen
nahmen,
wie die
Funde lehren, gerne Glas, das dort erst im 5. Jahrhundert hergestellt werden konnte."
Die Perserkónige gestatteten fremden Kaufleuten den Handel in ihrem Reich." Als Umschlagplátze des Orienthandels werden — nach dem Untergang Palmyras 273 - Bostra, Amida, Nisibis, Edessa und Batnae genannt." Einen großen Markt für orientalische, namentlich indische Waren bot Alexandria.'5 Am Südausgang des
Roten Meeres gab es eine angeblich von Alexander dem Großen gegründete Stadt von Syrern, die mit Zimt, Gewürzen und Elfenbein handelten.'* Gewiß nicht ohne ökonomische Absicht reisten die Brüder Herakleios und Theodoros 284 nach China.'“ Weniger bedeutsam als der Orienthandel waren die Geschäfte mit den Germa-
nen. Sie lieferten Pelze, Bernstein und Sklaven (s. III 2 b) und bezogen aus dem Reich Lebensmittel. Dies ist bezeugt für die Goten an der unteren, und die Rugier 11 CSEL. 39. 12? Whittaker
'" Zu Indien: Walburg 1985; 1991. !* Seligman 1937, 16ff; Wheeler 1965, 175.
1994.
"5 Dig. XXXIX
4,11.
1 Exp. 19. Das Schicksal eines reichen Kauf-
124 CJ. IV 41,1.
manns namens Antoninus, der in Schulden geriet
"5 Oros. VII 34,5.
und
36 CJ. IV 41,2; 63,2. 127 CTh. IX 40,24.
schreibt Ammian XVIII 5, vgl. PLRE. 14 Exp. 22; 38; Amm. XIV 3,3.
>" CTh. VII 16,3.
U* Wheeler
1965,
121ff; Jones
Dihle 1978. w Dig. XXXIX
schließlich
zu den
Persern
flüchtete,
be-
I s. n.
"* Exp. 35.
1974, 140ff;
1% Philost. ΠῚ 6. ΤΑ. Hermann, China, RAC. 11 1954, 1087 f.
4, 16, 7 f.
418
III. Die inneren Verhältnisse
an der mittleren Donau.
Die Alamannen
raubten das Vieh im Reich, „weil sie
hungerten“.'” Der Staat verlangte von den Händlern Zoll (portorium, vectigal). Er wurde verwaltet vom comes sacrarum largitionum und den ihm unterstellten comites commerciorum (s. III 1b). Sie verpachteten die Einnahmen wie unter dem Principat an meistbietende conductores auf mindestens drei Jahre. Die alten Binnenzollregionen bestanden fort; der Außenhandel, der zur besseren Kontrolle auf vorgeschriebene Grenzstädte beschränkt war, wurde mit der octava, 12,5 Prozent belastet." Zollfrei waren
persönliche Habe und Arbeitsgerät, ebenso die Fuhren der staatlichen Schiffergilden. Gesandte fremder Völker mußten die Geschenke, die sie brachten, verzollen,
nicht aber jene, die sie erhielten. Neben den staatlichen gab es auch städtische Zólle. Constantin verstaatlichte sie, aber Julian stellte sie wieder her. Valentinian II teilte die munizipalen Zólle so, daB zwei Drittel dem Staat, ein Drittel den
Städten zukamen.'^ Die spätantike Ökonomie
war grundsätzlich privatwirtschaftlich organisiert.
Über Zahl und Größe der Betriebe, über Eigentum und Ausbildung, Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten wissen wir wenig. Zur Zeit von Martial (IV 8)
arbeitete man in Rom bis zur sechsten Stunde, d.h. bis Mittag; ein Epigramm der Anthologia Graeca‘ (X 43) befindet, sechs Stunden Arbeit am Tage seien genug.
Planudes zur Stelle bestátigt das. In der Spätantike konnte die römische Wirtschaft die Anforderungen der Verbraucher -- zumal in den Großstädten — und die Bedürfnisse des Staates — namentlich hinsichtlich der Heeresversorgung — nicht mehr angemessen erfüllen. Letzteres erklärt den Aufbau einer staatlichen Selbstversorgung durch die Einrichtung von Fabriken für Kleider und Waffen (s. III 1 b). Ersteres zeigt sich in einer Vielzahl von Gesetzen, die zwar überwiegend auf Versorgungsprobleme in Rom und Konstantinopel reagieren, aber wohl reichsweit Geltung besafen. Betroffen waren zumeist bestehende Organisationen. Vereinigungen von Handwerkern und Händlern gab es schon im hellenistischen Ägypten und im republikanischen Rom. Sie trafen sich zu Festen und regelten
Beisetzungen." Unter Marc Aurel wurde das Recht, Zünfte (corpora, collegia) zu bilden, auf bestimmte Berufe beschränkt.'*' Offenbar fürchtete man Kartellbildung.
Die Zünfte standen in der sozialen Schichtung zwischen den Curialen und der plebs urbana. Erst zur Zeit Isidors (et. IX 4,29) zählen die collegiati zur untersten Schicht.
Wie hoch der Anteil der in Zünften zusammengeschlossenen Gewerbetreibenden an deren Gesamtzahl war, wissen wir nicht.'^
Über die Zusammensetzung einer spätrömischen Zunft unterrichtet uns die inschriftlich erhaltene Mitgliederliste eines unbekannten Kollegiums diocletiaμα Goten: Themistios or. 10,135 b; Ammian — bertis 1971; Cracco-Ruggini 1971; dies. in: Archi XXVII 5,7; XXXI 4,11. Rugier: Eugipp. Alamannen: Amm. XVI 5,17. ἣν CTh. IV 12,2 von 321; CJ. IV 63,4. #0 CT.
IV 61,4-10;
13. Jones
1964, 429f;
22.2.
1976, 63 fF; V. Weber in: Johne
1993, 101 ff; Zim-
mermann 2002. Zu den stadtrómischen Zünften s. ΠῚ 4 a! 826.
" Dig. III 4,1. ^! Ceran (1970) argumentiert dafür, daß die
^! Waltzing 1895 ff; Kornemann, collegium, RE. IV 1, 1901, 380 ff; Jones 1964, 762, 858-
Mehrzahl der kleinen Handwerker nicht organi-
61; Charbonnel in: Burdeau 1964, 61 ff; De Ro-
siert war.
3. Die Wirtschaft — b) Das Gewerbe
419
nischer Zeit aus Ravenna." Sie nennt zuerst 13 patroni. Dabei dürfte es sich um höhergestellte Persönlichkeiten handeln, die dem Staat gegenüber Leistungen der Zunft zu verantworten hatten und ihr Rechtsschutz
in Streitfällen gewährten.
Später übernahmen auch Männer höchsten Ranges diese Aufgabe. Der Stadtpráfekt Aradius Proculus, Konsul 340, und der Heermeister Aëtius, zum dritten Mal Kon-
sul 446, waren Patrone der römischen Schweinehändler.'* In der Liste aus Ravenna folgen sodann fünf matres, vermutlich Witwen von Patronen oder von Meistern, die deren Güter verwalteten. In solchen Fällen konnten sogar Kinder Mitglieder von Zünften sein. Die zwölf folgenden amatores sind wohl so etwas wie „fördernde
Mitglieder" gewesen. Sodann erscheinen zwei „Schreiber“ (scribae), offenbar die Vorsitzenden, die sonst auch den Titel praefectus trugen. Dann kommt bestehend
aus
55 Meistern.
Den
Schluß
bilden
nochmals
sieben
der ordo,
Frauennamen,
vermutlich Erbtöchter.
Normalerweise ging die Zugehörigkeit
zur Zunft vom Vater auf den Sohn
oder Schwiegersohn über. Innerhalb der Zünfte gab es eine Rangordnung der Mit-
glieder. Niemand konnte in mehreren Zünften zugleich eingeschrieben sein. Wechsel der Zunft war da erlaubt, wo es im Interesse des Staates lag. Bei Streitigkeiten wandten
sich die Zünfte an den Statthalter, den Stadtpräfekten oder gleich an den Kaiser.“ Die Hauptaufgabe der Zünfte betraf die Versorgung der Städte. Dazu gehörte die Preiskontrolle. In Oxyrhynchos berichteten die Zünfte zu Anfang des 4. Jahrhunderts dem curator der Stadt regelmäßig über die Preise, so die Bäcker, die Bierbrauer, Ölhändler, Honigverkäufer, Schweinemetzger, Fischhändler und Kupferschmiede.'^ Mehrfach setzte der Staat auch selbst Hóchstpreise fest, insbesondere für Brot.'* Der Maximaltarif Diocletians steht nicht isoliert.
In der Spätantike mehren sich die kaiserlichen Eingriffe. Die collegia dienten als Schaltstelle für die staatlichen und städtischen Leistungen (munera). Zu ersteren zählte die Gewerbesteuer (collatio lustralis, chrysargyron). Hinzu kamen wechselnde Dienste, so die Versorgung der kaiserlichen Post mit Pferden, Wagen, Betten und Personal für die Stationen. Zu den städtischen, von den Curien geregelten Aufgaben gehörten Unterhalt der Stadtmauern'" und Straßen, Säuberung
der Kanäle, Betreuung der Nachtbeleuchtung, Feuerwehr, Bestattungswesen und dergleichen.'” Die Mitglieder stadtrómischer Zünfte leisteten keinen Wehrdienst."
Schon Claudius gewährte den mit der Brotversorgung Gewerben
Roms betrauten
Priviligien,'“ spätere Kaiser erweiterten sie, doch ist bereits unter Ha-
drian von Mißbrauch die Rede." Seit dem frühen 4. Jahrhundert zeigt sich, daB die collegiati sich ihren Lasten zu entziehen suchten, während der Staat die Bindungen
enger schnürte. 314 erscheinen die Reeder (navicularii), 315 die Müllerbäcker (pistores), 317 die Münzarbeiter als erblich an ihren Beruf gebunden." Auf der anderen 44 AE. 1977, 265 b. ^ Groag (1904) suchte zu zeigen, daß die FestὩς Dessau 1241; Nov. Val. 36. Waltzing — schreibung der Zunftzugehörigkeit in Rom mit I 1895, 426 ff; Harmand 1956. dem Mauerbau Aurelians zusammenhing. 46 Matthews, Gesandtschaft, RAC. X 1978, 150 Jones 1964, 858f. 661 ff. '"! Nov. Val. 5. “ Mickwitz 1936, 178; Jones 1964, 859; De 152 Sueton, Claudius 18. Martino 1985, 461 ff. st V. Weber in: Johne 1993, 114 ff. '** Julian 350 A; Nov. Val. 5,1; Nov. lust. 122: niemand solle die üblichen Preise überschreiten.
14 CTh. XIII 5,1f; X 20,1.
420
III. Die inneren
Verhältnisse
Seite erhob Constantin die navicularii in den ordo equester, was ihnen Leibesstrafen ersparte. Mitunter wurden die Zunft- und Kurienpflichtigen inschriftlich publiziert."^ Die von den collegiati geforderten Pflichten (munera) beruhten vor allem auf deren Einkünften aus ihrem Landbesitz (patrimonium). Daher wurde dieser belastet. Wer
ihn verlor, schied aus; wer ihn veräußerte,
unterlag dem
Verdacht
eines
Scheinverkaufs. Der Käufer von Dienstgütern hatte die Pflichten zu übernehmen,
ebenso die Erben des Eigentümers.'” Die Verteilung der Aufgaben oblag den Kollegien. Fehlte es an Mitgliedern, konnte Zwangsrekrutierung stattfinden."
Seit dem spáteren 4. Jahrhundert verdichten sich die Gesetze, die der Flucht
der collegiati aus ihren Pflichten einen Riegel vorschieben sollten. Valentinian I1I'* verordnete 445, daß die Betreffenden weder in die Verwaltung, noch ins Heer, noch in den Klerus eintreten dürften, wie das offenbar in beträchtlichem Ausmaß
geschah. Zahlreiche Handwerker gingen aufs Land und unterstellten sich dem Schutz (patrocinium) irgendeines mächtigen Patrons, heirateten vielleicht gar die Tochter eines Kolonen. All dieses wurde verboten. Im Jahre 400 hieß es, die Kinder
aus Ehen
zwischen Handwerkern und Bauern unterlägen zur Hälfte der Zunft-
pflicht, zur Hälfte der Bodenbindung. Die Flüchtigen sollten aufgespürt und zurückgebracht werden. Maiorian befahl 458, collegiati dürften nicht außerhalb ihres
Stadtgebietes wohnen.“ Zumal in den Westprovinzen verschlechterte sich die Wirtschaftslage der Städte bedenklich, aufs Land zogen auch die Grundbesitzer,
und das verminderte die Aufträge. Eine unbeabsichtigte Folge der Zunftpflicht war die Herausbildung von Zunft-
monopolen. Es kam zu Preisabsprachen. 473 verbot daher Leo alle Monopole außer dem für Salz, 483 wiederholte Zeno dies und nannte besonders die Bauar-
beiter und die Badewärter.'" Justinian übernahm die Fluchtverbote für collegiati allerdings nicht in seinen Codex. Anscheinend hatte sich das Problem erledigt. Im Westen bestanden die römischen collegia auch unter den Germanenkönigen fort." Inwieweit die mittelalterlichen Zünfte auf die römischen collegia zurückgehen, ist umstritten. Traditionen über Byzanz und Italien sind denkbar."
Im Unterschied zu den restriktiven Maßnahmen gegenüber denjenigen Berufen, die keine höhere Ausbildung erforderten, stehen jene gegenüber Facharbeitern und Spezialisten aller Art. Sie wurden nicht durch Druckmittel, sondern durch Belohnungen angespornt. Wer eine Kunst verstand, war vom Wehrdienst, von
der Steuerpflicht und sonstigen staatlichen Lasten befreit. Von der collatio lustralis, denen die Gewerbetreibenden unterlagen, waren sie ausgenommen. Grundlage für diese Immunität, die schon im Principat bestimmten Berufen
eingeräumt war,'“ war ein 337 unter dem Namen des bereits verstorbenen Constantin erlassenes, im ‚Codex Justinianus' leicht abgewandeltes Gesetz,"* ergänzt
durch zwei Zusatzbestimmungen von 344 und 374. Danach waren die artifices in 55 CTh. XIII 5,16. 1 Dessau 6122 b. 1 CTh. XIII 5.2; 6,1; XIV 3,1; 3,15.
'* CTh XIII 9,3.
18 Nov. Val. 20. i CTh. XII 19,1 Nov. Maior.7,3.
an
den
PPO
Galliarum;
11 CJ. IV 59. 2 CTh. XIV 7,1 = Brev. Alar. XIV 15 Mickwitz 1936, 166ff; 183 ff.
it Dig. V 6.
15 CTh. XIII 4,2; C]. X 66,1. ("^ CTh. XIII 4,3f.
1,1.
3. Die Wirtschaft — b) Das Gewerbe
421
allen Städten von öffentlichen Lasten (munera) befreit. In den Bereich des Bauwesens gehören die dort aufgeführten Architekten, Nivellierer, Steinmetzen, Mo-
saikleger, Stukkateure, Fliesenleger und die Hersteller von eingelegten Holzdekken. Aus dem Sektor der bildenden Künste werden genannt die Maler, Töpfer, Holz- und Elfenbeinschnitzer und alle Arten von Glas- und Metallarbeitern, ebenso die Wagner. Aus der Bekleidungsindustrie erscheinen die Walker, Purpurfärber, Schneider und Kürschner. Ebenfalls befreit waren Ärzte und Tierärzte; Lehrer
und Professoren genossen diese Vorrechte schon länger. Als Grund der Bevorzugung wurde der Wunsch angegeben, daß die Betroffenen sich selbst in ihrer Kunst
weiterbilden und auch ihre Söhne anleiten mögen. Darum hatte Constantin bereits 334 den so dringend benötigten Architekten Steuerfreiheit verheißen (s. III 5). 344 kamen
noch
die
Ingenieure,
Landvermesser
und
Wasserbaumeister
hinzu.
374
erhielten die Kunstmaler Steuerfreiheit für sich, ihre Familie und ihre barbarischen Sklaven, dazu das Recht, ihre Ateliers in öffentlichen Gebäuden aufzuschla-
gen und sich den Wohnsitz auszusuchen.
Aufs Ganze gesehen vermittelt die Wirtschaft auch in der Spätantike noch ein eindrucksvolles Bild. Die Vielfalt der Berufe, die Zeichen für Wohlstand und die
Qualität der Erzeugnisse gehen nur langsam zurück. Die archäologisch faßbaren Leistungen in der Metallherstellung und der Textilkunst, in der Glasbläserei und der Architektur gehören sogar zum Besten, was das Altertum uns überhaupt bietet.
Eine technische Glanzleistung war die Errichtung von Obelisken aus Alexandria unter Constantius II in Rom und unter Theodosius in Konstantinopel (s. III 4 a, b). Cassiodor (inst. 30,4 f) stiftete seinem Kloster Vivarium Lampen mit Nachfüllautomatik, Sonnen- und Wasseruhren. Die Herakles-Uhr von Gaza war ein Wunder-
werk der Mechanik." Im vandalischen Africa kam die archimedische Schraube für die Bewässerung zum Einsatz." Auch einzelne technische Neuerungen sind fest-
zustellen, so die Kunst der Glasur von Keramik, die Einführung des Wendepflugs, überhaupt eine deutlich vermehrte Verwendung von Eisenwerkzeugen,'* die Ausnutzung der Wasserkraft für die Getreidemühle (s. III 3 a) und das Steinsägen.'”
Über den Lebensstandard und die Produktivität insgesamt besitzen wir keine Zahlen, hier ist allerdings mit einer Abnahme im 5. Jahrhundert zu rechnen. In den
grenznahen Kriegsgebieten an Donau und Rhein beginnt der Niedergang bereits im späteren 4. Jahrhundert." Die Tendenz der Gesetzgebung zur Schollenpflicht und Zunftbindung berührt uns nicht sympathisch. Dennoch diente sie einem gutgemeinten Zweck. Über den Erfolg dieser Maßnahmen dürfen wir uns keine Illusionen machen: weder im beabsichtigten, positiven ökonomischen Sinne, noch im hingenommenen, negativen sozialen Sinne. Die Versuche, die Auflösung des Imperiums allein oder vorrangig aus der ökonomischen Dekadenz
herzuleiten, sind nicht haltbar.'? Gewiß hat die wachsende
Belastung durch die Ausgaben für Heer, Hof und Verwaltung die Wirtschaft geschädigt und Mißmut erzeugt, auch hat der Reichtum der Senatsaristokratie und der Kirche den wankenden Staat geschwácht. Dennoch lag sein ókonomisches 15? Procopius von Gaza, horolog. 14 ff.
'" Auson. Mosella 360ff.
18 Anthol. Lat. Cod. Salmasianus 387.
1 Aubin 1965, 176 ff.
*^ Hierzu die zahlreichen Arbeiten des Urge-
7? Demandt,
schichtlers Joachim Henning seit 1984. S. III 3 a!
Fall 1984, 274 ff; 572 ff.
422
IH. Die inneren
Verhältnisse
Niveau stets weit über dem der Germanenstämme. Vermutlich hat Adam Smith recht, wenn er 1776 den Zerfall des Reiches wesentlich aus der Arbeitsteilung zwischen produzierenden Provinzialen und kämpfenden Barbaren herleitete. Sie war ökonomisch sinnvoll, aber politisch ruinös.
4.
Die Städte
In seiner Lobrede auf Rom aus dem Jahre 143 n. Chr. beschrieb Aelius Aristides das Reich als einen Verband von Städten, der von der größten und schönsten unter
ihnen regiert werde. Die Zahl und die Blüte der Städte erschienen ihm als der höchste Ruhmestitel des Imperiums, das gewissermaßen eine einzige riesige Stadt sei. Die Zeiten, da die Städte sich bekämpften, sei vorüber.' Die Provinzen waren im Prinzip flächendeckend
in Stadtgebiete (civitates) aufgegliedert; die auf ihren
Territorien liegenden Dörfer, Villen und sonstigen Siedlungen gehörten zur jeweiligen Stadt. In der älteren römischen Geschichte lassen sich die Städte nach ihrer Rechts-
stellung unterscheiden in coloniae (die aus römischen Bürgern bestanden), municipia (die teilweise oder ganz ins Bürgerrecht aufgenommen waren) und sonstige civitates.” Diese Differenzen verschwanden. In den spätantiken Quellen begegnen zwar die Begriffe urbs, civitas, municipium und oppidum noch immer, bezeichnen aber
keine exakten Statusunterschiede. Die daneben genannten vic und castella? zählen zu den außerstädtischen Territorien. Sie bleiben aufs ganze gesehen unbedeutend. Die ,Notitia Galliarum' nennt sieben Kastelle und einen Hafen, im
Osten gab es einige extraurbane GroB- und Sammeldórfer, sowie Gebirgs- und Wüstenstämme. Alle diese Einheiten besaßen keinen Stadtrat (curia). Ausgegliedert aus dem jeweiligen Städteterritorium waren auch die kaiserlichen Liegenschaften (tractus, saltus, regiones), die zur res privata, zur domus divina gehórten. Ihr wurden die
alten Tempelterritorien im Osten zugeschlagen (s. III 1 b). Die spätantiken Städte‘ sind — dem Denken der Zeit gemäß — nach ihrem Rang zu klassifizieren. Obenan stehen Rom und Konstantinopel, über die wir besonders
gute Quellen besitzen. Sie genossen zahlreiche Vorrechte, unterstanden nicht der Provinzialverwaltung,
sondern
wurden
von reichsunmittelbaren
Stadtpräfekten
verwaltet. Es folgen jene Provinzstädte, die einen Kaiserpalast besaßen (s. III 1 b). Danach
kommen
die Provinzhauptstädte
(μητροπόλεις),
wo
die Statthalter
und
Erzbischöfe residierten, im Osten namentlich Ephesos, Alexandria‘ und Edessa und endlich die übrigen, deren Stolz sich auf individuelle Vorzüge stützte, auf
ihre Tradition, ihre Heiligtümer, ihre heißen Quellen, ihre Lage oder was auch immer.
! Aristides or. 26 (Keil) 9; 13; 36; 67; 94. Klein 1981 und
1983.
4 Literatur: s. III 4 c! > Bauer
1996.
* Jones 1940.
* Haas 1997; Clauss 2003.
* CTh.
7 Segal
VII 18,13; XI 20,3; XVI 2,16.
1970.
4. Die Städte - a) Rom
423
a) Rom Quellen: Obschon Rom seit Diocletian nicht mehr Kaiserresidenz war, wissen wir über diese Stadt
mehr als über irgendeine andere. Rom ist im Bewußtsein der Zeit das caput mundi geblieben und war bis ins 5. Jahrhundert hinein die größte Stadt des Reiches. Wir besitzen drei listenfórmige Stadtbeschreibungen: aus dem Archiv des Praefectus Urbi die ‚Notitia regionum Urbis X1V' (‚Notitia Romae") für die Zeit 337 bis 357, und das ,Curiosum Urbis Regionum XIV" für die Jahre nach 357 (Nordh 1949; Chastagnol in Nicolet 1996), sowie das Exzerpt des Polemius Silvius (Chron. Min.
1 545f ).
Die ,Notitia Dignitatum' informiert uns über den Stadtpráfekten (occ. IV) und seinen Vikar (occ. XIX). Die Gesetze kommen immer wieder auf die Stadt zu sprechen; sie regeln die Verwaltung, die Bautätigkeit, die Versorgung, den Unterricht und die Kleiderordnung. Zu den amtlichen Dokumen-
ten zählen dic 49 Berichte (relationes), die Symmachus (ep. X) 384/385 als Stadtpráfekt an den Kaiser gesandt hat. Die Schreibfreudigkeit der Senatoren hat sich zudem in den noch ungewöhnlich zahlreichen Inschriften der Spätzeit niedergeschlagen (CIL. V1 1116-1200; 1651-1795; 3864-3870). Die Historiographie notiert das Geschehen in Rom sorgsam. Ammian hat in sein annalistisches Werk,
das überwiegend
Kriegsgeschehen im Grenzbereich
referiert, eine fortlaufende Rom-
chronik eingeflochten, die Stellen bietet Drexler 1974, 14 ff. Weitere Einzelheiten zur Stadtgeschichte erfahren wir aus Zosimos (V 29), Olympiodor (fr. 44) und Prokop. Dieser besichtigte dort das Schiff
des Acneas und wundert sich über dessen ausgezeichneten Erhaltungszustand (BG. IV 22). Reichlich fließen die Nachrichten aus den kirchlichen Quellen. Der ‚Liber pontificalis! berichtet
nicht nur über die Päpste, sondern auch über Stadtereignisse. Die Gedichte des Damasus, die Briefe des Hieronymus und christliche Inschriften vervollständigen das Bild. De Rossi hat 1857 ff. die ‚Inscriptiones christianae urbis Romae" ediert, sie sind inzwischen (X 1992) auf 45000 angewachsen, ganz überwiegend Grabinschriften. Das archáologische Material bietet der Ausstellungskatalog AUREA ROMA von Ensoli/La Rocca 2001.
Prima urbes inter, divum domus, aurea Roma — „Die erste unter den Städten, das Haus
der Gétter, das ist die goldene Roma". Mit diesem Vers beginnt Ausonius (XI 1) sein um 380 geschriebenes Kataloggedicht ,Ordo urbium nobilium'. Darin preist
der Autor die elf vornehmsten Stádte des Reiches. An ihrer Spitze steht Rom, gefolgt von Konstantinopel und Karthago. Dann kommen Antiochia und Alexandria, weiter Trier, Mailand, Capua, Athen, Syrakus und Catania.
Das Lob auf die Stadt Rom!
ist in poetischen und prosaischen Texten oft ge-
sungen worden.’ Im späten 4. und frühen 5. Jahrhundert verdichten sich die Stimmen. Wenige Jahre nach Ausonius schrieb der geborene Grieche aus Antiochia Ammianus Marcellinus sein Geschichtswerk in Rom.' Trotz seiner sarkasti-
schen Kritik an Senat und Volk empfand er der Stadt gegenüber beinahe religiöse Verehrung. Er nannte sie urbs sacratissima, urbs venerabilis, urbs aeterna, caput mundi, templum mundi totius und augustissima sedes des Kaisers.' Bei der Beschreibung des
Rombesuches von Constantius II 357 bricht die Begeisterung für die Architektur
Roms aus Ammian heraus. Das Trajansforum und das Capitol erscheinen ihm als ! Eine Stadtgeschichte Roms einschlieBlich der
1974, dort weitere Literatur zu Regionen und Bau-
Spátantike bietet Grisar 1901; speziell zur Spátan-
ten. Zu den Privathäusern Hillner 2004. Diverses
tike: Gregorovius, Rom
1859, I 1-6; Lançon 1995.
Für die Topographie ist Jordan/Hülsen II 1907 nicht übertroffen (dort S. 551fF auch die , Notitia Romae"). Dazu sind Platner/Ashby 1929 und das Bildlexikon von Nash
1968 heranzuziehen.
Den
besten archäologischen Reiseführer schrieb Coarelli
bringt Harris 1999. ? Gernentz
schoud
1918;
Klingner
1967; Fuhrmann
1956,
1968; Brodka
561 ff;
5 Lib. ep. 1063. * Amm. XIV 6; XXVIII 4. Demandt 115 ff.
Pa-
1998,
1965,
424
II. Die inneren Verhältnisse
die erhabensten Bauwerke der Welt, in ihnen werden Staat und Reich symbolisch sichtbar.‘ Ähnliche Töne vernehmen wir in den Preisgedichten des Alexandriners Claudius Claudianus (XXIII 130-173),* in den Abschiedsversen des ins heimische Gallien zurückkehrenden Stadtpräfekten von 414 Rutilius (I 47-164), und in den Kaisergedichten des Galliers Sidonius Apollinaris (V 13-53). Rom erscheint als eine Welt im Kleinen, als ein Abbild des Himmels, als die Mutter der Völker, die den
Menschen die Waffen und die Gesetze, den Frieden und das Recht geschenkt hätte. Sie bleibe erhalten, solange die Welt stehe.
Die Verherrlichung Roms begegnet wie in literarischen, so auch noch in bildlichen
Quellen,
auf Reliefs und Mosaiken, in Wand- und Buchmalerei, auf
Münzen und Medaillen. In der Zeit zwischen 330 und 337 gibt es nochmals Bronzemünzen mit der Legende VRBS ROMA, die statt des Kaiserkopfes die Stadtgöttin und die Wölfin mit den Zwillingen zeigen.’ Die Flucht des Aeneas, der Raub der
Sabinerinnen, Roma und Janus finden sich auf Kontorniaten.' Rom als Idee erscheint sodann kaum verändert in der christlichen Literatur.’ Schon bei Lactanz (inst. VII 25,8) ist Rom das Augenlicht der Welt. Nicht allerdings Romulus und Remus, schrieb Leo der Große,” sondern Petrus und Paulus seien die wahren Gründer. Ambrosius nennt Rom das „Haupt der Völker, Lehrmeisterin der Menschen“. Der Papst Damasus, der Dichter Prudentius, der
Bischof Paulinus von Nola - sie alle stimmen darin überein, daß Rom die vornehmste Stadt der Welt sei. Rom verkörpert die bestehende Weltordnung; wenn Rom fällt, dann kommt das
Endgericht. So erklärt sich der Aufschrei, der 410 nach dem Einbruch Alarichs in die
Ewige Stadt durchs Reich gegangen ist (s. II 8). Aber auch er konnte der Rom-Idee nichts anhaben. Sie ist ins christliche Mittelalter übernommen worden, um in der
Renaissance einen neuen Höhepunkt zu erreichen. Die Symbolfunktion, die Rom im politischen und religiösen Bewußtsein, bei Heiden und Christen, im Westen und Osten besaß, erklärt die Sonderstellung, die
diese Stadt auch nach dem Abzug des Hofes noch genoß. Die Sorge für Rom ist ein kaiserliches Ruhmesblatt." Die Kaiser Galerius, Julian und Valentinian haben die
Stadt anscheinend
nie betreten.
Seit Diocletian gibt es kaiserliche
Rom-
besuche" nur noch zu außergewöhnlichen Gelegenheiten. Zur Feier ihrer Vicen5 Amm.
XVI
10; XXII
Nepotianus 3. Juni 350; Constantius I1 28. April-
16,12.
* Ried! 1995.
29. Mai 357; Gratian Sommer 376; Valentinian II
? ‚Spätantike und frühes Christentum‘ 1983/
Sommer 388; Theodosius I 13. Juni-30. Aug. 389; Ende 394; Honorius 1.Jan. (27. Febr.)-25. Juli
84, S. 484f, Nr. 86; 489 f, Nr. 91 mit Lit. * B. Kleer, Roma auf Kontorniaten, in: ‚Spät-
antike und frühes Christentum‘ 1983/84, 70 ff.
404; 22. Febr. 407—22. März 407; 15. Nov. 407-
303-304; Maxentius 28. Okt. 306-28. Okt. 312;
Mai 408; 23. Jan. 411; 30. Aug. 414; Frühling 416; Valentinian 111 23. Okt. 425-24. Febr. 426; 24. Jan.20. März 440; 13. Aug. 442; 13. März 443; 23. Dez. 443; 18. Jan. 445-3. Juni 447; 21. Febr. 450-16. März 455; Petronius Maximus 17. März31. Mai 455; Avitus 1.Jan. 456; Libius Severus 20. Febr. 463; 14. Nov. 465; Anthemius 1. Jan. 468-11. Juli 472; Olybrius 2. Nov. 472; Nepas
Constantin
28. Aug. 475. Elbern 1990.
® Paschoud 1967, 169 ff. 10 PL. 54, 422 ff. ! Claud. VIII 503£. 12 Bezeugte Romaufenthalte der Kaiser: Maximian 298 oder 299; Diocletian und Maximian,
möglicherweise auch Constantius Chlorus, Herbst 29. Okt.
312-18. Jan.
313;
21. Juli-
27. Sept. 315; 18. Juli-3. Aug. 326; Constans 340;
4. Die Städte - a) Rom
425
nalien weilten hier Diocletian und Maximian 303, Constantin 326, Honorius 411"
und Valentinian III 445. Ihre Decennalien begingen in Rom Gratian 376, Theodosius 389 und Honorius 404. Damals klagte Claudian (XXVIII 392 ff), die Kaiser
kámen nach Rom nur noch, um ihre Siege im Bürgerkrieg zu feiern. Dies taten Constantin 312 nach dem Sieg über Maxentius, Constantius II 357 nach dem Sieg
über Magnentius, Theodosius 389 nach dem Sieg über Maximus und 394 nach dem Sturz des Eugenius. Erst Valentinian II war wieder
häufiger in Rom,
seit 450 verdichtete sich die
Kaiserpräsenz bis zur Flucht des Nepos am 28. August 475 aus der Stadt (s. II 10). Den letzten Staatsbesuch erlebte Rom im Sommer 500. Damals beging hier Theoderich der Große seine Tricennalien, ganz im Stile der Kaiserjubiläen mit trium-
phalem Einzug, Festgottesdienst, Zirkusspielen, Getreidespenden (120000 Scheffel) und Baugeldern aus der Weinkasse zur Erneuerung von Palatium und Stadtmauern." Rom war die mit Abstand größte Stadt des Reiches. Ihre ungefähre
Ein woh-
nerzahl läßt sich gewinnen aus dem Versorgungswesen und aus der Baustatistik. Augustus hatte die Zahl der Freibrotempfänger auf 200000 festgelegt, im spätantiken Rom dürften es kaum weniger gewesen sein. Zum Jahre 419 werden 120000 Fleischempfánger genannt." Mit den Angehörigen der Begünstigten kommen wir auf eine halbe Million. Da aber nicht alle Einwohner Staatsspenden erhielten (s. u.), handelt es sich um eine Mindestzahl. Vor dem Einfall Alarichs 410 dürfte die Bewohnerzahl beträchtlich höher gelegen haben." Dafür sprechen die Angaben der ‚Notitia Romae‘. Sie nennt 46 602 Mietshäuser (insulae) — seit dem 3. Jahrhundert wurden keine neuen mehr gebaut" — und 1790 Einzelhäuser (domus) reicher Leute. Das deutet auf eine Einwohnerzahl von einer knappen
Million." Im 5. Jahrhundert ist die Zahl zurückgegangen,
während
der
Gotenkriege sank sie weiter, und das mittelalterliche Rom war nur noch in Tibernähe und um einige Kirchen herum bewohnt. Die Struktur der Bevölkerung Roms wird von Ammian in seinen beiden Romexkursen (s. o.) auf die einfache Formel „Senat und Volk" gebracht. Die Senatoren lassen sich zweifellos als Schicht verstehen, aber das Volk erscheint als Einheit 5 Chron. Min. II 70. ^ Anon.
Val. 67; Chron.
Min.
II 160. Enßlin
1947/59, 107 ff. 5 Dio LV 10, 1; CTh. XIV 4,10.
'5 Die rasche Erholung Roms nach 410 bezeugt Olymp. fr. 25. An einem Tage sollen sich 14000 Einwohner zurückgemeldet haben. Vgl.
200000: Chastagnol 1953, 22. Letzterer schátzt nur 5 oder 6 Bewohner auf eine insula. Die Diskussion wird kritisch referiert von F. G. Maier 1953, der selbst kein Urteil abgibt, weil ihm der
Begriff insula unbestimmbar erscheint (331 ff). Dem Zweifel von Fiechter (RE. 1916, 5194) an der Fortgeltung der älteren Bedeutung „Hoch-
7 Hillner 2004, 191. 8 [n oder über dieser Größenordnung liegen
haus, Mietshaus" stehen Ammian (XXIX 6,18, vgl. XXXI 16,7), Augustin (PL. 38,505) und Orosius (VII 7,5) gegenüber. Sie nennen gerade
die Schätzungen von Gibbon, Friedländer, Kahr-
die Hochhäuser Roms insulae magnae, excelsae etc.
stedt, Carcopino, Lugli und Calza. Eduard Meyer (1909, 912f) nimmt nach Beloch eine knappe Million an. Mommsen (RA. 1905, 313)
Die Topographie der inneren Regionen emp-
rechnet mit 1,5 Millionen. Andere Forscher ge-
ky 1962.
Chastagnol
1960, 292.
hen herunter bis 700000: Gerkan
1940; ja bis
fiehlt indes die Annahme, daß auch Teile von Mietshäusern insulae heißen konnten: Wotschitz-
426
III. Die inneren Verhältnisse
nur im Zirkus. Der von Ammian an allen Ständen gegeiBelte
Müßiggang war in
Rom gewiß weiter verbreitet als in anderen Städten, in denen es nicht den Reichtum der Senatoren, nicht die Staatsspenden an die Bevölkerung gab. Dennoch
dürfte die Masse der Einwohner nicht untätig gewesen sein. Dafür spricht, was wir von den Zünften hören, was wir an archäologischen Hinterlassenschaften vorfinden und was eine solche Stadt an Handwerk und Dienstleistung benötigt. Stets gab es in Rom große Gruppen von Fremden. Constantius II staunte 357, welche
wären.”
Mengen
von
Menschen
Als Gruppen
aus aller Welt
in Rom
„zusammengeflossen“
faßbar sind die Griechen” und die Juden."
Ammian
(XIV 6,19) beklagt die Fremdenausweisung von 384 (sic); Sozomenos (IX 6,5) berichtet ähnliches. Die Kleidergesetze von 382 (s. u.) rechnen mit größeren Mengen von Barbaren in der Stadt. 408 gingen „fast alle“ Sklaven zu Alarich über, angeblich
40000,” offenbar überwiegend Germanen. Als die Krise des 3. Jahrhunderts abklang,
wurde
in Rom
die Bautätigkeit
wieder aufgenommen. Um 270 begann Aurelian mit der Ummauerung, das Ergebnis war die längste und festeste Stadtmauer der damals bekannten Welt.” An der
Stelle der heutigen Kirche San Silvestro am Corso ließ Aurelian seinen großen Sonnentempel errichten." 283 brannte es unter Carinus, Diocletian ließ die Schäden beseitigen. Multae operae publicae fabricatae sunt, heißt es im Chronographen von 354." Genannt werden unter anderem die Wiederherstellung der Senatscurie (curia Iulia), des Caesarforums, der basilica Iulia, des Pompeiustheaters, des Isis- und
Serapistempels. Neu errichtet wurden das Tetrarchenmonument auf dem Forum Romanum,
sowie die 3000 Besucher fassenden Diocletiansthermen, gebaut zwi-
schen 298 und 306. Es ist die größte Bade-Anlage der Antike.” Unter Maxentius
entstand die nach ihm benannte Basilika auf dem Forum,
der Höhepunkt des Gewölbebaus. Sie diente als Gerichtshalle." Aus seiner Zeit stammen die sogenannten Romulus-Rotunde, vielleicht ein Penatentempel, der Neubau des abgebrannten Venus- und Romatempels, die Thermen auf dem Palatin, sowie der Komplex an der Via Appia mit einer Villa, einer Rennbahn und dem Mausoleum, das Maxentius für sich entwarf, aber nur für seinen Sohn Romulus
verwenden konnte. Die Anlage ist ebensowenig vollendet worden wie die am Palatin geplanten Thermen.” » Amm. XVI 10,6.
22 Zos. V 42,3.
22 Zu den griechischen Kleinhändlern s. u.! Die Gesamtzahl der griechischen Grabinschriften der Kaiserzeit betrug 1974: 877 gegenüber etwa 50000 lateinischen: J. Kajanto, in: Neumann/ Untermann 1974/80, 93. Die zahlreichen griechi-
schen Sklavennamen Orientalisierung der 1916/70, 138 ff; Gordon Fall 1984, 381 ff.
haben zur Theorie der Römer geführt: Frank 1924, 101 ff; Demandt,
2 Die Zahl der jüdischen Grabinschriften betrug 1974: 534, davon sind 76 Prozent griechisch, 23 lateinisch. Nur drei sind hebräisch: J. Kajanto in Neumann/Untermann 1974/80, 84; 92. Frey 1975.
23 Richmond 1930; s. 11 1! 24 Aur. Vict. 35,7; Chron.
Min.
1148; Zos.
I 49. S. II 1!
2 Chron. Min. I 148. ? Die Widmungsinschrift: Dessau 646. Zum Bau- und zum Badewesen überhaupt; Krencker 1 1929, 279 ff; Bródner 1983, 229 ff; Ward-Perkins 1984.
27 Kultermann 1996. Die Scheitelhöhe des verschwundenen Mittelschiffs wird von Coarelli (1974, 95) mit 35 m, von Kähler (1960, 382) mit
48 m angegeben. 28 Chron.
Min.
1148;
Dessau
Bauten des Maxentius: Gage
1936,
673.
Zu
den
164; Kähler
4. Die Städte - a) Rom
427
Constantin erhielt einen Triumphbogen, dessen beste Werkstücke aus älteren Bauten stammen (s. II 3). Dieser zuvor nicht belegte Gebrauch
von Spolien?
kennzeichnet die Baukunst der Spätantike überhaupt: Kostbare Teile wurden aus Gebäuden, die man aus ökonomischen Gründen nicht mehr unterhalten konnte oder aus religiösen Motiven verfallen ließ, herausgenommen und wiederverwen-
det. Darin spiegelt sich ein Epochenbewußtsein: die Vergangenheit als ganze ist
abgetan, einzelne ihrer Leistungen aber erscheinen als musterhaft. Auf dem
Gelände
des
heutigen
Quirinalspalastes
baute
Constantin
eine
kleine, kostbar ausgestattete Therme.” Aus ihr stammen die heute dort stehenden,
fälschlich Phidias und Praxiteles zugeschriebenen Dioskuren." Nach der Vollendung der Maxentius-Basilika stellte Constantin sein kolossales Sitzbild in Juppiterpose darin auf, von dem Kopf, Fuß, Knie und Hand heute im Hof des Konservato-
renpalastes zu sehen sind. Außerdem ließ Constantin den Roma-Tempel einweihen und den Circus Maximus ausschmücken. Der Palast Sessorianum unter Santa Croce
in Gerusalemme wurde für seine Mutter Helena hergerichtet.” Im Lateran erhielt Fausta eine Stadtvilla." Auch Constantius
I
hatte bei seinem Rombesuch 357 den Wunsch, die Stadt
zu schmücken. Er stiftete einen Obelisken. Es ist der größte in Rom (32,50 m), war von Constantin für Rom, den „Tempel der ganzen Welt“, bestimmt und aus dem
Hunderttorigen Theben nach Alexandria gebracht worden. Constantin ließ ein Schiff mit
300 Ruderern
bauen,
das unter
seinem
Sohn
den
Transport
sicher
durchführte. Der Obelisk wurde auf der Spina des Circus Maximus aufgestellt. Später ist er umgefallen und in drei Teile zerbrochen. 1587 wurde er durch Papst Sixtus V vor dem Lateran wieder aufgerichtet. Dort steht er noch. Die kaiserliche Bautätigkeit ging dann zurück. Unter Valentinian wurde der Ponte Cestio erneuert. Honorius erhielt nochmals einen Ehrenbogen, Stilicho ließ Mauern und Türme instandsetzen, Anthemius baute die Rostra
Vandalica. Die letzten umfang-
reichen Baumaßnahmen veranlaßte Theoderich. Wir kennen sie aus Cassiodor und von den Ziegelstempeln des Königs. Die Phokassäule von 608 auf dem Forum ist ein Nachzügler." Im 4. Jahrhundert gab es noch eine bemerkenswerte Bautätigkeit seitens der senatorischen
Geschlechter."
Sie
besaBen
nicht
nur
aufwendige,
zum
Teil ergrabene Stadtpaläste, insbesondere auf dem Esquilin und dem Aventin, wo Praetextatus wohnte, auf dem Caelius, wo die Valerii, die Laterani, die Symmachi
und die Anicii residierten, sondern stifteten und reparierten auch óffentliche Bau-
ten." Der letzte große Mäzen der Stadt war Boéthius. 1960, 382; Coarelli 1974, 95; Sartorio/Calza 1976; Settis 1982; Manganaro 1982; Rasch 1984. 2 Esch 1969; Deichmann 1975, 10. 3 Aurelius Vict. 40,27; Ammian XXVII 3,8; Krencker I 1929, 282fF.
" Coarelli 1974, 221. V Aur. Vict. 40,26 f. Krautheimer 1987, 165 ff. # Optat. Porf. 123. * Constantius: Dessau 736; Amm
XVII 4; Va-
lentinian: Dessau 771; Honorius: Dessau 798; Stilicho: CIL. VI 1188f; Anthemius: CIL. VI 32005;
Theoderich: Enßlin 1959, 244ff (Theoderich als
Bauherr);
Bloch
1959 (Ziegelstempel);
Phokas:
Dessau 837. 55 Symm.
ep.
112,
vgl.
10;
Matthews
1975,
21f; Amm. XXVII 3,3; Dessau 769. * Eine Inschrift der Zeit Diocletians (CIL. VI 37118) nennt sechs Senatoren, die je 400000 Se-
sterzen für ein Bauwerk stifteten. Der Stadtpräfekt Junius Bassus errichtete als Consul 331 eine reich mit säkularen Mosaiken geschmückte Apsidenhalle auf dem Esquilin, die 470 in eine Kirche umgewandelt wurde (Diehl Nr. 59). Augentius stiftete ein prächtiges Mithraeum (Dessau
428
III. Die inneren Verhältnisse Die alte Sitte, für Kaiser, Beamte
schriften
und Literaten Ehrenstatuen
und Ehrenin-
aufzustellen, blieb bis weit ins 5. Jahrhundert lebendig. Der vornehm-
ste Ort war das Forum Romanum,
gefolgt von Trajans- und Augustusforum,
bisweilen auch das Kapitol. Der Senat schlug vor, der Kaiser entschied. Oft wurden ältere Standbilder umgearbeitet und Postamente wiederverwendet.” Den architektonischen Bestand Roms im 4. Jahrhundert kennen wir genau durch die ‚Notitia Urbis'. Sie zählt die einzelnen Bauwerke nach den 14 Stadtregionen
gesondert auf und endet in einer Summierung der Bauten nach Typen. Rom besaß demnach eine Stadtmauer mit 371 einfachen und 49 mehrstöckigen Türmen, mit 15 großen und ebenso vielen kleinen Toren und 6900 Zinnen. Die Stadt hatte 29 große Straßen, 8 Steinbrücken, 424 Häuserviertel (vici), 46 602 Mietshäuser (insulae) und 1790 Einzelhäuser (domus)." Der Versorgung dienten 290 Getreidespeicher (horrea), 12 Märkte (fora), 2 Fleischmärkte (macella), 254 Bäckereien und 2300 Verkaufstische
für Baumöl. 19 Aquädukte brachten das Wasser und speisten 11 Thermen, 856 Bäder,” 15 Wasserkünste (Nymphäen), 1352 Brunnen und 144 Latrinen. 10 profane
Basiliken, ebensoviele Säulenhallen (porticus) und 29 Bibliotheken dienten dem Rechts- und Bildungswesen. Die Stadtliste nennt 45 große Tempel, 23 Reiterstatuen, 80 Götterbilder aus Gold, 84 aus Elfenbein, 3785 sonstige Standbilder, 6 Obe-
lisken und 36 Marmorbögen. Dem Vergnügen dienten 2 Rennbahnen (cirai), von denen eine, der Circus Maximus (s. u.), die wohl größte bisher gebaute Schauanlage der Welt darstellt. Außerdem gab es 2 große und 4 kleine Amphitheater (arenae, ludi), 3 Theater, ein Odeum, ein Stadion, zwei Naumachien, in denen Seeschlachten
für Zuschauer gespielt wurden, weitere 5 Parkanlagen (horti) und 46 Bordelle. Eine der Handschriften fügt noch 16 Friedhöfe hinzu. Mit Constantin beginnt der Kirchenbau in Rom.“ Die Urchristen hatten sich zum Gottesdienst in Privathäusern versammelt. Wo Christen unter Maxentius beteten, ist nicht bekannt. Constantin stiftete Grund und Geld zum Bau reprásen-
tativer Gotteshäuser. Den ersten Monumentalbau in basilikaler Form ließ er bereits 312 auf dem Grundstück der Familie der Laterani errichten. Die Säulen stammen, wie die fast aller frühchristlichen Kirchen, aus älteren, abgerissenen Bauten." Die
Lateranbasilika ist die Bischofskirche Roms, OMNIUM URBIS ET ORBIS ECCLESIARUM 4269),
Praetextatus
erneuerte
367
die
Zwölf-
götterhalle (Dessau 4003), von Petronius Probus stammt das Anicier-Mausoleum (Diehl 63), Flavianus
erbaute
das secretarium. senatus,
das 412
durch den Stadtpräfekten Epifanius restauriert wurde, nachdem es, vermutlich beim Einfall Ala-
5633 ff), und noch Cassiodor (var. IV 51) berichtet von Stiftungen für Ausbesserungen am Pompeiustheater.
V Pekary 1985; Niquet 2000. 3 Hillner 2004, 123 ff. * Hillner 2004, 214 ff.
richs 410, abgebrannt war (Dessau 5522). Petro-
© R. Krautheimer, Corpus Basilicarum Chri-
nius Maximus, der spátere Kaiser, baute 440 auf dem Caelius ein Forum (Dessau 807ff). Der Stadtpräfekt von 414 reparierte Bäder auf dem Aventin (Dessau 5715), ein anderer vergrößerte die Trajansthermen (Dessau 5716), der von 443 erneuerte die Constantinsthermen (CIL. VI 1750), drei Inschriften im Colosseum bezeugen Reparaturen durch Stadtpräfekten auf deren Kosten aus den Jahren 430 (?), 470 und 484 (Dessau
stianarum Romae, 1937 ff; ders. 1987; ders. in Bonamente/Fusco 1993 II, 509ff; Kähler 1972; Pietri 1976, 3 f ; Brandenburg 1979; 1992; 2004; Brenk
2003, 49 ff; Franz Alto Bauer 2004.
Die
frühen rómischen Kirchen sind noch nicht geostet, dies wird erst um 380 in den ‚Constitutio-
nes Apostolorum' vorgeschrieben. 4 Deichmann 1975, 8ff.
4. Die Städte — a) Rom
429
MATER ET CAPUT." Ursprünglich dem Salvator geweiht, wurde sie später unter das
Patronat von Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten gestellt, daher heute San Giovanni in Laterano. Hier residierten die Päpste bis zum „Exil“ in Avignon. Um 324 stiftete Constantin dazu über dem „Petrusgrab“ die fünfschiffige Pe-
terskirche auf dem Gelände der Vaticani. Sie wurde mit 120 m Länge die größte
Kirche Constantins." Angelehnt an die Kirche im Scheitel der Apsis im Westen stand das Templum Probi, die von Petronius Probus vor 388 errichtete basilikale Grablege für sich, seine Frau Anicia Faltonia Proba und das von ihm erneuerte Geschlecht der Anicier." Um 400 baute Honorius auf einem älteren Rundbau an der Südseite ein Mausoleum, dort wurden seine beiden Frauen und er selbst bei-
gesetzt." Eine gleichartige, um 500 dem heiligen Andreas geweihte Rotunde erhob sich auf den Fundamenten des nach 390 abgebrochenen Phrygianum (s. III 6 a). Auch dies dürfte ein Mausoleum gewesen sein, für Valentinian III oder Anthe-
mius.^ Die dritte der Patriarchalbasiliken war die 384 unter Valentinian II begonnene, unter Honorius vollendete Kirche für den Apostel Paulus an der Via Ostiense
(San Paolo fuori le Mura), die vierte Santa Maria Maggiore aus der Zeit von Valentinian III." Mit dem 5. Jahrhundert sind nicht mehr die Kaiser, sondern die Päpste die großen Bauherren. Urn 500 unterstanden ihnen 33 Kirchen innerhalb der Mauern."
Neben den vier Bischofskirchen entstanden in kaiserlichem Auftrage mehrere Memorialbasiliken für Märtyrer auf den Friedhöfen an den Ausfallstraßen. Die Gedächtniskirchen waren vielfach mit runden Mausoleen verbunden. Constantin hat, bevor ihm durch den Sieg über Licinius 324 auch der Osten gehórte, das Mausoleum (Tor Pignattara) für sich und seine Familie an die Kirche für Marcellinus und Petrus an der Via Labicana gebaut. Hier wurde um 330 seine Mutter
Helena bestattet in einem porphyrnen Feldherrensarkophag, der für den Kaiser selbst gearbeitet worden sein muß, aber offensichtlich zur Verfügung stand, nach-
dem Constantin nach Byzanz umgezogen war. Zum gleichen Kirchentypus gehóren die Basilica Apostolorum (San Sebastiano) in der Via Appia, Sanctae Agnes et Constantia an der Via Nomentana und Sanctus Laurentius an der Via Tiburtina. Einen dritten Typ bilden die Titelkirchen. Sie haben ihren Namen (titulus) von den Vorbesitzern oder Stiftern des Grundstücks und wurden von den Bischófen für die Presbyter, d. h. die Vorsteher der sieben Gemeindebezirke, gebaut. Aus
ihnen hat sich spáter das Kardinalskollegium entwickelt. Im 4. Jahrhundert sind 18, Ende des 5. Jahrhunderts 26 Titelkirchen bekannt. Zu allen Kirchen gehórte nicht nur ein kostbares Inventar, sondern vor allem auch Landbesitz mit Kolonen, deren 42 Kähler
1972, 60ff.
9 Arbeiter 1988. 4 Gregorovius
] 95 f; VII
635;
Grisar
1901,
436 (ausführliche Beschreibung); Brandenburg 2004, 100. Die durch Maffeo Vegio kopierte Grabinschrift des Probus: E. Diehl 1925, 63; s. IIl 2 a! Der Sarkophag des Probus steht in St. Peter in der Kapelle der Pietà. *5 Koethe 1931. Stephan II weihte den Bau 754 der heiligen Petronilla, „Frau oder Tochter des
Petrus", abgebrochen 1506. Gregorovius 1I 308 ff; VIII 131. Die Kaiserinnen: Dessau 800. ** Joh. Ant. fr. 209,2. Koethe 1931, 46; 1933,
192. Skeptisch, doch ohne Gegenvorschlag Biering/v. Hesberg
1987,
187; Rasch
1990. Nach
einem Gnadenbild hieB die Kapelle auch nach Maria Febrifuga, so bei Alfarano, 1776 wurde sic überbaut von der neuen Sakristei. * Coll. Avell. 3. * Krautheimer 1984, 44.
430
III. Die inneren
Verhältnisse
Erträge zum baulichen und personalen Unterhalt der Kirchen bestimmt waren. Die Umwandlung von Tempeln in Kirchen vollzog sich nur zögernd, 608 wurde das Pantheon der Maria und allen Heiligen geweiht. Den ersten Glockenturm errichtete Papst Stephan II 752." Außerhalb der aurelianischen Mauern lagen auch die nach dem Flurnamen Kara Κύμβας („in der Senke“) bei San Sebastiano benannten Katakomben. Diese unterirdischen, teilweise „mehrstöckigen“ Begrábnisanlagen — es sind insgesamt
56 mit Gängen von etwa 300 km Gesamtlänge - wurden notwendig, als die überirdischen Grabstátten rar und teuer zu werden begannen. Da nach rómischem Recht sich Grundeigentum auch in die Tiefe erstreckte, waren die frühesten Katakomben zweifellos Privat- oder Familiengráber. Indem der Besitzer die Bestattung von Glaubensgenossen zulieB, entstanden christliche Gemeindefriedhöfe, deren
größte die Callistus-Katakombe war. Hier wurden im 3. Jahrhundert die Bischöfe von Rom beigesetzt. Die umfangreichsten Teile stammen aus dem 4. Jahrhundert. Im 5. Jahrhundert hórt die Belegung auf, ein Zeichen sinkender Einwohnerzahl. Neben den christlichen gab es auch heidnische und jüdische Katakomben (Vigna
Randanini, Porta Portese). Áhnliche Nekropolen finden sich in Neapel, Syrakus, Hadrumetum und Alexandria.” 356 wurden die dem Klerus zugehörigen Totengräber
(copiatae, fossores) von
der collatio lustralis befreit, 360 auch von der Fronarbeit." Angesichts der längst besetzten Grabstátten an der Via Appia und den übrigen AusfallstraBen wurden Tote nun auch innerhalb der Mauern bestattet. Dies war durch das Zwölftafelgesetz verboten, und Gratian erneuerte diese Bestimmung 381. Sie wurde im ,Edictum Theodorici* (CXI) ein letztes Mal wiederholt. Gratian wies darauf hin, daß nicht
einmal die Apostel- und Märtyrergräber innerhalb der Stadt lägen.” Die im 19. Jahrhundert entdeckten Massengräber auf dem Esquilin bezeugen die Übertretung des Verbotes. Die Gemeinde war reich, Sestertien.” In der Mitte des Geistliche und 1500 Arme.” Vorgeschichte.” Neben der
Markion stiftete ihr im Jahre 140 insgesamt 200000 3. Jahrhunderts ernährte die stadtrómische Kirche 155 Die kirchenpolitische Dominanz Roms hat eine lange katholischen Kirche gab es noch ein halbes Dutzend
„häretische“ Christengemeinden.*
Erhaltung und Nutzung der öffentlichen Bauten Roms war Gegenstand zahlreicher Kaisergesetze.” Mehrfach wurde verboten, daß Beamte Neubauten
errichteten, während alte und junge Ruinen das Stadtbild verschandelten.^ Daß Beamte aus Staatsmitteln eigenmächtig neue Bauten aufführten, wurde untersagt. Wenn schon, dann sollten sie selber zahlen. Staatliche Bauten sollten nur den Namen des Kaisers, nicht den des Beamten tragen.” Strafbar war es, den Bau* Gregorovius, Rom II 308. Zu den Stadtklöstern s. III 6 d! 5 Mommsen RA. Frey 1975, 5; 53f.
1905, 294 ft; Testini
1966;
51 CTh. XIII 1,1; XVI 2,15. 532 CTh. IX 17,6; FIRA. II 703. Clemens 2005, 77{.
St Tertull. De praescr. 30. ** Eus. HE. VI 43,11.
55 Zum Papsttum s. Ill 6 c! Zum sen s. III 6 d!
Klosterwe-
** Harnack, Mission 1924, 805. 5 De Dominicis 1975; Geyer 1993; Noethlichs
in: Brands/Severin 2003, — 41ff. 55 CTh.
XV
179fF ; Hillner 2004,
1,3; 1,11; 1,15.
$9 CTh. XV 1,27; 1, 31.
4. Die Städte - a) Rom schmuck
für neue aus alten Bauwerken
431
zu nehmen.
Dies war eine Praxis, die
kaiserliche und päpstliche Bauherren selbst übten. Auch die außerhalb Roms gelegenen Tempel wurden unter Staatsschutz gestellt.” Das wichtigste Baumaterial der Kaiserzeit war der Backstein. Für die Aureliansmauer und die Curia, für die Thermen Diocletians und Constantins waren
ungeheure Mengen vonnöten. Dennoch wissen wir über die Ziegeleien (officinae figlinae) der Zeit wenig. Nach dem Ausweis der Ziegelstempel scheinen die großen Fabriken seit Diocletian in Staatsbesitz gewesen zu sein. Die letzten gestempelten
Ziegel Roms stammen von Athalarich (526-534)."' Die Lieferung von Baukalk war den Eigentümern bestimmter Güter (praedia)
auferlegt. Solche lagen im Gebiet von Tarracina." Die Lieferpflicht haftete an diesen Grundstücken, gleichgültig, wem sie gehörten. Die Kalkbrenner und Fuhrleute, die den Kalk nach Rom brachten, genossen Immunität und erhielten Vergü-
tungen in Rindern, Wein und Gold. Bei der Reparatur öffentlicher Bauten in Rom übernahm der Staat ein Viertel der Materialkosten auf die Weinkasse, bis zur Höhe von 3000 Fuhren oder Goldstücken. Drei Viertel sollten die possessores der praedia
zahlen. Die Hälfte des Weingeldes diente zum Unterhalt der Wasserleitungen.
900 Fuhren jährlich oblagen den etruskischen Städten zur Ausbesserung des römischen Hafens. 324 mußten alle unerlaubt errichteten Privathäuser im Umkreis von
100 Fuß von den Getreidespeichern entfernt werden, damit diese bei Hausbränden nicht ebenfalls in Flammen aufgingen. 397 wurde die illegale Bebauung des Marsfeldes untersagt, alle Buden und Zelte sollten abgerissen werden." Gegen den Mißbrauch der Wohltätigkeit wandte sich das Gesetz gegen die
Bettler von 382." Alle Bettler sollten auf ihre Arbeitsfähigkeit untersucht werden. Wer einen gesunden Bettelsklaven bringe, der dürfe ihn behalten. Wer einen
arbeitsfähigen Freien fasse, erwerbe ihn als colonus. In beiden Fällen bleiben die Rechte der bisherigen Herren erhalten, wenn sie von der Bettelei ihrer Leute nichts wußten. Alte und Kranke durften betteln. Aus demselben Jahre 382 stammt die Kleiderordnung für Rom.“ Schon Augustus hatte die Toga in Rom wieder vorschreiben müssen, die zugunsten praktischer Kleidung außer Gebrauch zu kommen drohte.” Da Militär die Stadt nicht betreten durfte,” sollte keine militärische Kluft getragen werden. Die Senatoren hatten in colobium, paenula* oder bei offiziellen Anlässen in der Toga zu
erscheinen. Sie war auch die Amtstracht der Stadtpräfekten. Den übrigen Beamten war der Wehrgürtel vorgeschrieben. Sklaven hätten einen Überwurf ohne oder mit Kapuze zu tragen. Geldstrafen für Übertreter kamen an den magister census. Hosen, Pelze und lange Haare galten als barbarisch und waren in Rom sogar den fremden Sklaven untersagt.” Höhere Würdenträger durften in Rom bestimmte zweispännige Wagen fahren, wie sie ursprünglich den Vestalinnen gestattet waren.” *9 CTh.
1,14; 1,19; XVI
10,3f; CJ. VIII 10,7.
** Suet. Aug. 40; Lydos mag. I 12.
‘1 Bloch 1947, 303ff. M. Steinby, Ziegelstempel. RE. Suppl. XV
*' CTh. 16,11; XIV 11,1.
1978, 1515; 1528. Zu Theo-
** Kolb
derich und Athalarich: Bloch 1959. #2 Symm.
rel. 40,3.
1973, 97 f.
'"* CTh. XIV
10,2-4; s. III 2 e!
© CTh.
12. W. Weber,
XIV
Wagenfahrens
in
Das
römischen
Ehrenrecht
** CTh. XV 1,4; 1,38; XIV 14, 1.
des
Städten.
^ CTh. XIV 18,1.
‚Spätantike und frühes Christentum‘
^: CTh. XIV 10,1.
309 ff.
In:
1983/84,
432
III. Die inneren
Verhältnisse
Vornehme Leute ließen sich in Sánften tragen. Mit dem hohen Ansehen der Stadt begründete Theodosius 390 ein verschärftes Verbot der Knabenliebe, Schuldigen drohte der Feuertod." Die Sonderstellung Roms ist der Grund, weswegen diese Stadt anders verwaltet
wurde als Städte sonst. An der Spitze stand der praefectus Urbi, der Stadtpräfekt.? Dieses Amt hatte schon Augustus eingerichtet, um einerseits die Verwaltung im Griff zu haben und um andererseits die Konsuln ohne Rücksicht auf kommunalpolitische Erfordernisse ernennen zu kónnen."
Die Stadtpráfekten waren viri illustrissimi und standen im Rang unmittelbar hinter den Reichspráfekten." Sie trugen die Toga und fuhren auf einem vierspännigen,
mit Silber beschlagenen Amtswagen (s. 111 4 b). Im Durchschnitt amtierten sie ein Jahr. Viele von ihnen entstammten stadtrómischen Senatsfamilien, und so kommt es, daB wir noch lange Heiden in diesem Amt finden. Als erster Christ amtierte 325 Acilius Severus.” Der praefectus Urbi leitete den Senat, er besaB die höchste Gerichts-
barkeit in Rom und war die Appellationsinstanz bis zum 100. Meilenstein. Sein Amtslokal, die praefectura Urbis (secretarium commune oder Tellurense), lag zwischen
dem Colosseum und San Pietro in Vincoli unter der heutigen Via della Polveriera. Publikationsorte für Kaisergesetze waren das Trajansforum, daneben auch das Pantheon
und das Atrium
Minervae,
das westlich an die Curia anschlieBende,
von Augustus Chalcidicum genannte Hofgebäude.” Den Klerus betreffende Erlasse wurden von den Kanzeln verlesen, Kaiserbriefe ans Volk im Theater."
Unter der Disposition des Stadtpräfekten nennt die ,Notitia Dignitatum' (ND. occ. IV) eine lange Liste von Unterbeamten: den praefectus annonae, der für die Versorgung der Stadt mit Brotgetreide und Schweinefleisch verantwortlich war;”
den curator horreorum Galbanorum, der die Lagerhallen verwaltete; den praefectus
vigilum, der die Kohorten der Feuerwehr" kommandierte; den comes formarum und den consularis aquarum, die für die Wasserleitungen zuständig waren; den comes riparum et alvei Tiberis et cloacarum, der die Tiberufer und die Abwässerkanäle in Ordnung zu halten hatte; den comes portus und den centenarius portus, denen Roms Häfen unterstanden; den magister census, der die Steuerlisten führte; den rationalis
vinorum, der die Weinversorgung organisierte; den tribunus fori suarii, der den Schweinemarkt überwachte. Für die öffentlichen Bauten, Straßen und Denkmäler sorgten der curator operum maximorum,
der curator operum publicorum,
der curator
statuarum und der tribunus rerum nitentium. Dazu kommen die zahlreichen Büroangestellten, Schreiber, Boten usw.”
Diese genannten Ämter lassen sich aus anderen Quellen ergänzen um den tribunus fori boarii, der den Rindermarkt beaufsichtigte, das Kollegium der archiatri, der Stadtärzte, und den tribunus voluptatum, der die Theater und Bordelle kontrol7 Coll. Mos. 5,3 = FIRA. 11 557; 5.1112 c! 72 Chastagnol 1960; ders. 1962; Jones 1964,
7 Lactanz schrieb zwei Bücher Briefe an ihn: Hieron. vir. ill. 111.
332; 481 f; 536f. Ernennungsformular: Cassiod. var. V1 4. Die Gesetze über sein Amt: CTh. 16;
% CTh. IX 17,3; 19,2; VIII 12,1; XIV 3,10; Coll. Mos. 5,3» FIRA. I1 557.
CJ.
1 28.
74 Tac. ann. VI 11.
^ ND. occ. IV.
7 CTh.
XVI
2,20; Joh. Chrys.
PG.
78 Cassiod. var. VI 18,4.
? Symm. rel. XIV 3. 89 Zos. I1 9,3; Dessau III 1, S. 359.
57,23f.
4. Die Städte — a) Rom
433
lierte. Eine Polizeitruppe besaß der Stadtpräfekt seit der Auflösung der Prätorianer 312 nicht mehr. Die kleine Mannschaft der Straßenaufseher (vicomagistri) bestand offenbar aus Privatpersonen, desgleichen die Feuerwehr der collegiati und des corpus centonariorum, das mit Schlaglappen ausgerüstet war.
Unter dem Stadtpräfekten rangierte der vicarius Urbis." Er war vir spectabilis. Ihm unterstand die Diözese Italia suburbicaria (Süditalien), deren Abgaben Rom zuflossen. Die Plebejer Roms blieben von Steuern befreit." Die Stadtvikare waren keine Honoratioren, sondern kaiserliche Funktionäre, die unter anderem den Stadtpráfekten kontrollierten, den sie nominell zu vertreten hatten. Der Stadtvikar
residierte im gleichen Amtslokal wie der Stadtpráfekt." Der Senat,
die älteste und ehrwürdigste Körperschaft nicht nur Roms, sondern
auch des Reiches, hatte in der Spátantike kaum noch Verwaltungsaufgaben. Die
soziale und kulturelle Bedeutung dieser vornehmsten Schicht war größer als ihre politische. Da die viri clarissimi zum größten Teil nicht mehr in Rom wohnten, sind
sie im Zusammenhang mit der spätantiken Gesellschaft behandelt (s. III 2 a). Der Kern des römischen Senats, insbesondere der Symmachus-K reis (s. II 6 a), blieb bis
394 heidnisch." Wachsenden Einfluß gewann indessen die Kirche. Schon im Laufe des 4. Jahrhunderts bekehrte sich der größere Teil der Stadtbewohner zum neuen Glauben. Die Bischöfe von Rom festigten im 4. Jahrhundert ihre Vorrangstellung innerhalb
des Reichsepiskopates. Im 5. Jahrhundert entwickelte sich das Papsttum zu einer respektablen Macht, um unter Gregor dem Großen (T 604) die Stadtherrschaft zu übernehmen (s. III 6 c). Die Versorgung Roms war stets ein Problem, denn ökonomische Bedeutung besaß die Stadt kaum. Es gab dort neben einem umfangreichen Baugewerbe (s. o.) drei große exportierende Staatsbetriebe: eine Kleiderfabrik," eine — noch unter Totila prägende - Münze und ein Atelier für Marmorarbeiten." Das in Zünften
organisierte Handwerk diente überwiegend stádtischen Bedürfnissen. Gesetze und Inschriften bezeugen Korporationen der Bäcker, Schweinehändler, Metzger und Ölhändler;
solche der Reeder,
Treidler und
Kaufleute;
der Schneider,
Filzdek-
kenhersteller, Walker, Färber, Schuster, Drogisten usw.”
Schon in der späten Republik war die Versorgung der Stadt Rom Sache des Staates. Das gilt zunächst für das Wasser. Rom erhielt aus seinen 19 Aquädukten über eine Million Kubikmeter Wasser am Tag, umgerechnet auf die Einwohnerzahl war dies ein Mehrfaches von dem, was den Römern
1968 zur Verfügung stand.“
Die Instandhaltung der Aquädukte oblag den Besitzern der Grundstücke, durch die sie gingen. Dafür waren diese Leute von auBerordentlichen Lasten befreit. 15 Fuß zu beiden Seiten durften keine Bäume stehen. Die Leitungen speisten öffentliche
und private Anschlüsse, doch waren Privatanschlüsse genehmigungspflichtig. Diese
5! *2 #3 **
ND. occ. XIX. Lact. MP. 26,2; CTh. Symm. rel. 23,4/12. Aug. conf. VIIL3.
XI 20,3
phage. die in Rom vermutlich in einer einzigen kaiserlichen GroBwerkstatt fabriziert wurden: W. Hahn 1973, 39; 41; Eichner 1981, 92. * CIL. V] 1739 ff; Graeber 1984.
* ND. occ. XI 51. ** Coarelli 1974, 36. Zu Prokops Zeit funktio*^ Die wichtigsten Produkte waren die Sarko- — nierten noch 14 Wasserleitungen (BG. I 19,13).
434
IH. Die inneren Verhältnisse
mußten von den Hauptleitungen abgezweigt werden. Eigenmächtiges Anzapfen
wurde bestraft.” Seit den Gracchen” gehörte es zur popularen Politik, das Stadtvolk von Rom mit billigem oder kostenlosem Weizen (frumentum) zu versorgen.” Schon vor Caesar
gab es 320000 Kornempfänger.” Zunächst wurde der Weizen in gedroschenem, später in gemahlenem Zustand verteilt, ab Aurelian gab es gebackenes Brot. Es wurde von einem praefectus annonae Africae, der dem Reichspräfekten unterstand, als
Steuer eingezogen, an der africanischen Küste gesammelt und dann von den Hochseeschiffern nach Portus gebracht.” Ostia war schon in der frühen Kaiserzeit verlandet, doch gibt es eine Bautätigkeit noch im 4. Jahrhundert." Die Reeder (navicularii) bildeten eine der ältesten Zünfte. Sie werden als corpus oder collegium von Gaius” bezeugt, hatten damals, d. h. unter Marc Aurel aber schon eine längere
Geschichte. Ihre Angehörigen konnten aus dem Stande der plebs in den der decuriones, ja eine potior dignitas aufsteigen. Sie besaßen seit Constantin ritterlichen Rang und genossen Immunität.” Ihre Pflicht bestand darin, innerhalb zweier Jahre eine
Fahrt für die Stadt zu finanzieren,” im übrigen waren sie frei. Zahlreiche Gesetze bestätigen die Steuerfreiheit der Schiffergüter, offenbar haben die Curien und die Statthalter immer wieder versucht, ihnen Lasten aufzubürden, während die Inhaber
die auf den Gütern ruhende Transportpflicht abschütteln wollten." Die Qualität des Getreides wurde beim Einladen wie beim Ausladen überprüft.” Die Getreidespeicher von Portus unterstanden einzelnen patroni, die jährlich
wechselten und Rechenschaft schuldig waren." Das Ausladen war das Vorrecht der saccarii; Privatunternehmern war es verboten, eigene Sackträger zu beschäftigen."
Das Getreide wurde sodann von mensores gemessen und durch die caudicarii auf ochsengezogenen Lastschiffen den Tiber aufwärts nach Rom getreidelt.'” Hier wurde es in den horrea des Emporiums in der Südwestecke der Stadt gespeichert, später auch in Trastevere.'” Die Menge des jährlich nach Rom gebrachten Getreides betrug vermutlich
27 Millionen modii.'* Die mensores und caudicarii mußten den Müllerbäckern (pistores) jährlich je 200000 Maß guten Getreides gegen einen billigen Preis abge-
ben." Der Transport der Nahrungsmittel in der Stadt oblag den Eseltreibern (catabolenses). Sie brachten das Getreide in die Mühlen, die teilweise mit Strafge-
fangenen,'* zunehmend aber mit Wasserkraft betrieben wurden. Eine größere An# CTh. XV 2,1; 2, 5:2, 8f. % Plut. Gracchi 26.
* Kohns
1961;
Tengstróm
1974;
Rickman
1980, 198 ff; Herz 1988; Sirks 1991. 92 Suet. Caes. 41. *' Zos. 1 61,1; Chron. Min. I 148; SHA. Aur. 35; 48; RIC. V 1, 268 Nr. 21. Amm. XXVIII
1,17; CTh. XIV
15,3. Zur praefectura. annonae:
CTh. 1 6,5/7. Paris d'Esturiac 1976. ** Augustin, conf. IX 17; 23; Proc. BG. I 26,8.
Bloch in: Momigliano
1963, 200; Brenk 2003,
v CTh. XIII 5,21; 5,26. * CTh.
ΧΙΠ 6f; Rouge
* 1»? 9 *?
XIV XIV XIV BG.
CTh. CTh. CTh. Proc.
1966, 477 ff.
15,2. 23. 22,1. I 26,10 ff.
1 Rodriguez-Almeida 1984, 45 ff; 73f.
39 ff.
* Dig. ΠῚ 4,1. % CTh. XIII 5. Das corpus naviculariorum um-
faßte keineswegs
1936, 174. Augustin (sermo 355 = PL. 39, 1572) schlug das Erbe eines navicularius aus. Es versprach trotz der damit verbundenen Pflichten Gewinn, aber ihm nachzugehen vertrug sich nicht mit seiner Auffassung vom Bischofsamt.
sämtliche
Reeder:
Mickwitz
1%4 Jones 1964, 698; Rickman s CTh. XIV 15,1.
1% Cedr. 1 568.
1980, 198.
4. Die Städte - a) Rom zahl
von
Wassermühlen
lag am
Osthang
435
des Janiculum,"
sie nutzten
das
Gefälle der Aquädukte aus. Die Wassermühlen genossen staatlichen Schutz. Unter-
schlagung von Getreide wurde bestraft. Um 488 lieB der Stadtpräfekt am Janiculum eine Waage aufstellen, um die Betrügereien der Wassermüller (molendinarii) zu
unterbinden. Den Schuldigen drohte er mit Geld- oder Prügelstrafe."" Die für die Brotversorgung
zuständigen
Gewerbe,
insbesondere
die pistores,
waren in erblichen Zünften (corpus pistorum) zusammengefaßt.'” Die Pflicht zum
Handwerk war gebunden an Privilegien, die auf Trajan zurückgehen, insbesondere an den Besitz von steuerfreien Landgütern. Diese Bäckergüter
(fundi dotales,
praedia) waren über das ganze Imperium verstreut." Wer sie verkaufte und den Erlös einstrich, blieb dennoch der Zunftpflicht unterworfen." Nur wer Zahlungsunfähigkeit erklärt hatte, wurde von der Zunft ausgeschlossen, er sollte sich nicht erneut einschleichen dürfen. Der Sohn oder Schwiegersohn eines Bäckers mußte
mit den Gütern auch die Pflicht übernehmen. Falls der Schwiegersohn das Erbe
verschleuderte oder sich scheiden ließ, blieb er gleichwohl zunftpflichtig. Auch Schauspieler und Wagenlenker verloren ihre Immunität, wenn sie eine Bäckerstochter freiten. Wer sich sträubte, dem wurden Prügel, Deportation und Enteig-
nung angedroht. Hinterließ ein verstorbener Bäcker unmündige Kinder, so mußte die Zunft einen Vormund stellen, der mit dem Nießbrauch die Bäckerei übernehmen sollte.
Die Bäckergüter waren belastet: den Erben oder Käufern oblag die Backpflicht, auch wenn sie Freigelassene oder Schiffer waren. Senatoren und Beamte, die man nicht
zum
Backen
heranziehen
konnte,
durften
Bäckergüter
nicht
erwerben.
Bäcker, die selbst in den Senatorenstand aufstiegen, mußten das Mindestvermögen für einen Nachwuchsbäcker an die Zunft abtreten. Statthaft war es für einen Bäcker, Pflicht und Gut einem Angehörigen zu überlassen.
Immer wieder haben einzelne pistores versucht, ihrer Pflicht zu entkommen, die Güter aber zu behalten. Dem begegnet die Bestimmung, daß Bäcker die Bäckerei nicht wechseln dürften, daß solche, die in die Kirche flöhen, trotzdem weiterbacken müßten. Auch mit Zustimmung der Zunft sei kein Bäcker aus der Pflicht zu entlassen, schon das Gesuch darum wird mit einer Geldbuße von fünf Pfund Gold bedroht.
417 heißt es, ein Beamter, der einen Bäcker ermorde,
müsse zur Strafe
selber backen.
Alle fünf Jahre sollten neue Bäcker aus dem Amt des proconsul Africae nach Rom geschickt werden. Unterblieb dies, so zahlte der Statthalter nebst seinem Amt je
50 Pfund Silber. Entsprechend wurden alle fünf Jahre die älteren Bäcker befreit, mußten aber Tiere, Sklaven, Mühlen und Güter mit der Werkstatt dem Nachfolger übereignen. Bei diesen Leuten handelt es sich kaum um Handwerker, sondern um Patrone. Sie trugen die Verantwortung dafür, daß gebacken wurde. Das Staatsbrot wurde kostenlos abgegeben. Ausgeschlossen von der Verteilung waren Beamte, Angehörige von senatorischen Häusern und Unfreie. Sklaven 17 Nordh
CSymm.
1949,
11950.
95. CTh.
XIV
15, 4; Prud.
Zu den Wassermühlen
sonst
rum als Berufsgenossenschaft, er rechnet daneben
mit privaten Bäckern, die nicht privilegiert bzw.
s. I1] 3 a! 1% CTh. XIV 3,16; 15, 4; CIL. VI 1711. 1% Waltzing 11 1896, 19ff. Mickwitz (1936,
zwangsverpflichtet waren. 10 Cassiod. var. VI 18,4. " Zum folgenden: CTh.
175) widerspricht der Einstufung des corpus pisto-
XIII 5, 2.
XIV 3,
1 bis
22;
436
III. Die inneren
von
Senatoren,
die ohne
Wissen
Verhältnisse
ihres Herren
Staatsbrot nahmen,
sollten
zur
Zwangsarbeit in Mühlen gefesselt werden. Wußten die Herren davon, so drohte ihnen, je nach Vermögen, Enteignung oder Mühlenarbeit. Die Schreiber (scribae),
die den Sklaven die Teilnahme erlaubten, sollten geköpft werden." Das Freibrot heißt in den Gesetzen panis gradilis, Treppenbrot,
weil die
Empfänger sich auf den Treppen anstellten, wo ihre Namen und die ihnen zustehende Menge auf Bronzetafeln angeschlagen sein sollten. Jeder Empfänger besaß einen Ausweis (tessera), der seine Wohnung nachwies." Wer sic aufgab, verlor den
Anspruch. Dieser war nicht übertragbar, doch sind die tesserae offenbar nicht nur vererbt, sondern auch gehandelt worden. Ein Verkauf des Treppenbrotes war ver-
boten. Im Jahre 369 verordnete Valentinian, statt 50 Unzen groben Brotes täglich gebe es künftig 36 Unzen feinen Brotes. In Ostia wurde ermäßigtes Brot verteilt, für einen Nummus den Laib."*
Aurelian hatte die Kornversorgung Roms um eine Verteilung von Fleisch ergánzt." Wegen der Verderblichkeit kam dafür nur die kalte Jahreszeit in Frage. Fünf Monate sollte jeder Berechtigte monatlich auf einmal fünf Pfund Fleisch erhalten." Die Schweine,
Schafe und Rinder mußten
von den Grundbesitzern
Unteritaliens als Naturalsteuer geliefert werden. Sie konnten den Viehhändlern
(susceptores) allerdings auch Geld dafür geben, doch durften diese nicht den hóheren Marktpreis Roms
verlangen, sondern nur den gerade gültigen lokalen Wert, für
den sie dann das nótige Vieh einkaufen konnten.Je mehr die Bauern auf dem Markt verlangten, desto mehr mußten sie den Steuereinnehmern an Gegenwert entrichten. Die Kontrolle wurde von den staatlichen auf die örtlichen Behörden übertragen, weil die Angestellten der hóheren Ämter den Provinzialen verderblich seien,
quia maiorum potestatum officiales solent esse provincialibus perniciosi." Ein Problem war der Gewichtsverlust, den die Schweine
auf dem Wege nach
Rom erlitten. Er wurde auf 20 Prozent geschätzt. Um ihn auszugleichen, stellten die Kaiser aus den Weinvorräten 25000 Amphoren zur Verfügung, von denen die Händler zwei, die Curien der Landstädte ein Drittel erhielten, so daß entsprechend
mehr Schweine eingekauft werden konnten."* 452 bewirkte Aétius, damals Reichsmarschall und Patron der Schweinehändler in Personalunion, eine feste Umrechnung: Lucania sollte 6400, Samnium 5400, Campania 1950 solidi abführen, wovon
die suarii dann zum Festpreis von 240 Pfund Schweinefleisch pro solidus das nötige Vieh kaufen konnten. Wie hoch man in Rom das Schweinefleisch schätzte, zeigt sich darin, daß Maiorian 458 bei seinem allgemeinen Steuererlaß nur die suarii Roms
ausschloB. Sie mußten das Fehlende liefern, um keinen Mangel aufkommen zu lassen." Die drei Zünfte der Schweine-,
Rinder- und
Schafmetzger in Rom'?
waren
ähnlich organisiert wie die Bäckerzunft, genossen seit Septimius Severus ähnliche Vorrechte
und hatten ähnliche Probleme." 419 wurden
n? CTh. XIV
17, 6f.
die Zunftvorsteher
19 Nov. Val. 36; Nov. Maior.2,
zu
1.
"* Rickman 1980, 244 ff. 4 CTh. XIV 17 pass.; 19, 1.
120 Symm. rel. 14; Nov. Val. 36; Dessau 1240. Mickwitz 1936, 174 ff.
"5 Aur. Vict. 35, 7; Chastagnol 1953. 6 CTh. XIV 4,10; Nov. Val. 36.
12! Die Zunftmeister waren von Fronarbeit entbunden (CTh. XIV 4, 6) und besaßen steuerfreie
17 CTh. XIV 4,2f. x CTh. XIV 4, 4; CIL. VI 1770.
Zunftgüter. Immer wieder versuchten einzelne Metzger, ihren Pflichten zu entkommen, aber die
4. Die Städte - a) Rom
437
comites dritter Ordnung ernannt, 452 erhielt der Chef der Schweinemetzger das cingulum militiae. Septimius Severus soll dem römischen Volk freies Öl gestiftet haben. Verläßlich ist die Nachricht für Aurelian. Das Öl kam bis ins 3. Jahrhundert überwiegend
aus Spanien, später aus Nordafrika."' Das beweisen die Amphorenstempel vom Monte Testaccio, jenem Scherbenberg hinter den Speichern am Fuße des Aventin. Im Laufe der Kaiserzeit hat er eine Hóhe von 30 m, einen Umfang von 1 km
gewonnen." Das Öl wurde an den Óltischen verteilt, die in der , Notitia Romae! erwähnt sind
(s. o.). Diese Oltische durften nicht verkauft, nur vererbt werden. Starb ein Inhaber ohne Erben, so sollte der Tisch für 20 folles, nicht mehr, an einen neuen Bewerber
überschrieben werden." Daraus ergibt sich, daß die Öltische ihren Inhabern Einnahmen brachten. Mehrfach untersagten die Kaiser eine Minderung der für Rom bestimmten Olmenge.'* Es gab eine arca olearia et frumentaria, eine Öl- und Ge^
treidekasse,'” deren Funktionen im einzelnen dunkel sind.
Aurelian (SHA. 48) hat dem Volk neben dem kostenlosen Fleisch anscheinend auch verbilligten Wein gestiftet. Er wurde in den Säulenhallen des von ihm errichteten Sonnentempels ausgegeben. 365 betrug der Nachlaß ein Viertel des
Marktpreises auf alle Güteklassen. Der Staat bezog den Wein als Naturalsteuer aus den suburbicarischen Provinzen in Unteritalien, eine Ablösung durch Geld
wurde damals untersagt. Die Weinvorräte waren im allgemeinen reichlich, denn aus ihnen wurden die Defizite der Fleischversorgung beglichen (s. o.), auch wurde verdorbener Wein manchmal kostenlos verteilt.'” Aus der dem rationalis vinorum unterstehenden Weinkasse (arca vinaria) spendete Valentinian 365 eine jährliche Summe von 3000 Goldstücken für notwendige Maurerarbeiten in Rom. Theoderich stiftete jáhrlich 200 Pfund (Gold?) aus der Weinkasse für die Ausbesserung von Stadtmauer und Palast."* Im übrigen wurden daraus
die Träger, Schreiber, Wächter und die Vorkoster des Weins finanziert. Aurelian ließ dem Volk zudem Salz austeilen.'" Neben den staatlichen Versorgungsbetrieben in Rom gab es auch eine große Anzahl privater Kaufleute. Sie kamen überwiegend aus dem Osten. Im Jahre 440 oder kurz zuvor hatten die römischen Kleinhändler ihre griechischen Konkurrenten vertrieben. Diese beschwerten sich beim Kaiser, und er verordnete in einem Edikt ad populum, daß im Interesse der Stadt Rom die vielen dort tätigen griechischen Krämer (pantapolae) wohnen und Handel treiben dürften. Wenn der eine oder andere von ihnen einmal die festgesetzten Preise überschritten hätte, sei
das kein Grund, die gesamte Körperschaft zu verbannen. Gleichzeitig bestätigte der Güter zu behalten. Daher wurde verordnet, daß nur derjenige entlassen werde, der einen Ersatzmann stelle (4,1). Zunftgüter seien nicht zu veräuBern (4,5), die Erben der Güter hätten auch die Pflichten zu erfüllen (4,7f). Ein Metzger, der ein ziviles,
militärisches
oder
geistliches
nähme, habe sein Zunftgut seinem zur Verfügung zu stellen (4,8).
Amt
über-
Nachfolger
12 CTh. 4,10; Nov. Val. 36. 12? SHA. Sept. 18; Chron. Min. I 148; Symm. rel. 35.
14 Etienne 1949. Das Öl kam überwiegend von spanischen Domänen: Coarelli 1974, 307. Die Benutzung des Monte Testaccio endet ungefähr mit Gallienus: Rodriguez-Almeida 1984. "5 CTh. XIV 24. 95 CTh. XIV
15,3; 15,5 f.
27 CTh. XIII 11, 2. 25 CTh. XI 2,2f. 2° CTh. XIV 6,3; Anon. Val. 67. 10 CIL. VI 1784f; Chron. Min. 1 148.
438
IH. Die inneren
Verhältnisse
Kaiser, daß die Mitglieder der Zünfte in Rom vom Wehrdienst befreit seien und nur für die Verteidigung der Stadt zu sorgen hätten.'”
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, heißt es in der Bibel. Auch der Römer nicht.
Er verlangte panem et circenses.'” Für alle Zusatzbedürfnisse war in Rom vorbildlich gesorgt durch die Thermen und die Spiele, durch Bildungsstätten, Tempel und
Kirchen. Die öffentlichen Großbäder in Rom" wurden von Arbeitern (mancipes thermarum) betrieben, deren Unterhalt aus den Erträgen der Salinen floB. Auch diese Leute waren als collegium organisiert.” Eine Gilde von 60 Schiffern lieferte das Brennholz, das von einigen Städten, darunter Tarracina,'* als Naturalsteuer ein-
gezogen wurde. Über die Beliebtheit des Badens in allen Bevölkerungsschichten noch im späten 4. Jahrhundert unterrichten uns Ammian und Symmachus.'* Im
5. Jahrhundert dürfte die Badekultur angesichts der wachsenden Versorgungsprobleme nachgelassen haben, im 6. Jahrhundert ist sie im Westen erloschen.” Spiele gab es in Rom in drei Hauptformen: Wagenrennen im Zirkus (Hippodrom), namentlich im Circus Maximus,
der nach der ‚Notitia Romae'
385 000
Menschen gefaßt haben soll,"* weiterhin Gladiatoren- und Tierkämpfe in der Arena (Amphitheater), insbesondere im Colosseum,
für das die ‚Notitia‘ 87000 Plätze
angibt, und Schaustücke auf den Theaterbühnen. Die meisten Spiele wurden anläßlich der großen Staatsfeste gegeben." Diese waren zwar ursprünglich religiös geprägt, hielten sich aber als Volksbelustigung
mindestens bis ins 4. Jahrhundert, so die Spiele für die Magna Mater (3.- 10. April), für Ceres (12.— 19. April), für Flora (28. April-3. Mai), für Apollon (6.-- 13. Juli), die ludi Romani (4.— 19. September) und die ludi plebei (4. — 17. November). Dazu kamen die konsularischen und prätorischen Spiele,“ die Kaiserfeste und derglei-
chen. Die letzten Sákularfeiern scheinen für 404 bezeugt."' Isaak von Antiochia hat sie miterlebt und in mehreren Dichtungen verherrlicht.? Im 4. Jahrhundert gab es 176 Festtage im Jahr, von denen an 10 Tagen Gladiatorenkámpfe, an 64 Tagen Wagenrennen stattfanden und an 102 Tagen Theater gespielt wurde.“ Im späteren
4. Jahrhundert war der Sonntag dem Gottesdienst vorbehalten, und deswegen durften — außer an Kaisers Geburtstag — dann keine Spiele stattfinden.'" Die ,Notitia Urbis Romae' erwähnt vier Ställe der Zirkusparteien.'* Seit der frühen Kaiserzeit gab es die Roten, Weißen, Grünen und Blauen.“ Es handelt sich dabei um staatlich anerkannte Vereine, die ihre eigenen Wagenlenker'” und ihre
eigenen Pferde hatten. Die besten Rennpferde kamen einerseits aus Spanien, an31 132 133 14
nem
Nov. Val. 5. Ev. Luc. 4,4; Juvenal X 81. Bródner 1983. CTh. XIV 5; Symm. rel. XIV 3. XXVIII 4,9; Symm.
hat: Friedländer
1921/23,
^! Claud. XXVIII 388 ff.
^? Baumstark 1922, 63 f. Zur Telemach- Affäre
1 Symm. rel. XIV 3; XL 3. τ Amm.
Sohn gegeben
Il 41f.
s. u. ep.
VI 66,3;
VIII 23,3. 57 Zur ärztlichen Versorgung s. III 5!
"^ Humphrey 1986. 1# Die Feste des Jahres 354 verzeichnet der Filocalus-Kalender: Stern 1953, 96 fF.
0 Besonders gut sind wir unterrichtet über
die prátorischen Spiele, die Symmachus 401 sei-
43 L. Friedländer 1921/23, II 13.
#4 CTh. XV 5,2. ^5 L. Friedländer 1921/23, 1I 32 fF; Al. Cameron 1976.
“s Tert. De spect. 9; Sidon. c. 23,323 ff. 7 Eine Sozialgeschichte und eine Prosopographie (223 Namen) der aurigae der Kaiserzeit, groBenteils Unfreie, bietet Horsmann 1998.
4. Die Städte — a) Rom
439
dererseits aus dem kaiserlichen Gestüt Villa Palmata in Kappadokien.'* Das Futter hatte Capua
zu liefern, 2000 MaB
Bohnen
für jede Partei, und durfte sich dafür
Pferde für die eigenen Spiele ausborgen.“ So wie Diocletian Berufssportlern nach drei Siegen — darunter einer in Rom oder Griechenland - die Steuerfreiheit verlieh,
so gewährte Valentinian erfolgreichen Rennpferden den Gnadenhafer."* Auf Geheiß Gratians schrieb Ausonius (VI 33) ein Grabgedicht auf das Rennpferd Phosphorus. Die letzten aus Rom überlieferten Wagenrennen hat der Gotenkónig Totila nach seiner zweiten Einnahme der Stadt am 16. Januar 550 veranstaltet." 325 hat Constantin das Abhalten blutiger Spiele verboten und angeordnet,
die dazu verurteilten Gladiatoren ersatzweise in die Bergwerke zu schicken. Dieses Gesetz hat er selbst mißachtet, als er um 335 der Stadt Hispellum Spiele zu Ehren der Kaiserfamilie erlaubte." 357 hieß es, daß zu den Gladiatorenspielen keine
Soldaten verwendet werden dürften und freiwillige Gladiatoren gefesselt den Heermeistern auszuliefern seien. Offenbar sollten sie ins Heer eingestellt werden. Valentinian verbot 365, Christen zum Gladiatorenkampf zu verurteilen. Senatoren durften zur öffentlichen Lustbarkeit gehaltene Gladiatoren für ihre private Sklavenschar nicht aufkaufen."' Vielfach wurden gefangene Germanen in der Arena geopfert." Zu 399 meldet die Beneventer Ostertafel: templa idolorum demolita sunt et gladiatorum ludi tulti. Trotzdem wurde in der Arena weitergefochten. 403 bat Pruden-
tius am Ende seines zweiten Gedichts gegen Symmachus (1115 ff) den Kaiser, die blutigen Spiele auf das Abschlachten von Tieren zu beschränken, und dies geschah im folgenden Jahre tatsächlich aufgrund eines Zwischenfalls. Während der Spiele zu Ehren des sechsten Konsulats des (zweifellos anwesenden) Kaisers im Januar 404 (s. o.) stürzte sich der Mönch Telemachos in die Arena, um die Gladiatoren auseinanderzubringen.
Der
rómische
Mob
hat den
Stórenfried
gesteinigt,
aber
Honorius erließ abermals ein Verbot." Noch Augustin (conf. VI 13) und Salvian (GD. VI 60) sprechen von Gladiatorenkämpfen. Todesstrafe ad bestias wurde weiterhin verhängt. Tierhetzen in der Arena sind bis ins 6. Jahrhundert bezeugt.'” Die Kirche hat, wie gegen die Spiele, so gegen das Theaterwesen gepredigt.
Vitanda spectacula omnia, heißt es bei Lactanz (inst. VI 20). Tragödien und Komödien wurden kaum noch aufgeführt, der Mimus und die Posse beherrschten die Szene. Anstoß erregten hier namentlich die populären Obszönitäten und die Schaustellungen nackter Mädchen, wie sie am Florafest und beim Maiumas üblich waren
(s. IH 6 a). Salvian klagt, daß die Christen lieber ins Theater als in die Kirche gingen (GD. VI 37). Der Schauspielerberuf galt als unehrenhaft. Eine Schauspielerin, die sich taufen ließ, mußte der Bühne entsagen. Alle Gesetze über Schauspielerinnen gehen vom lockeren Lebenswandel dieses Gewerbes aus.'* ^ CTh. XV 10,1; Symm. ep. IV 59f; Amm.
14 Eutr. X 3; Symm. ep. II 46.
XX 8, 13 mit Szidat 1981 zur Stelle; Al. Came-
"5 Usener 1882. Für tulti lies sublati.
ron 1976, 8. 1 CTh. XV
156 Theodoret HE. V 27. Wiedemann 1995. I? Nov. Theod. 17,1,2; Cassiod. var. V 42
19 CJ.
10,2.
X 54; CTh. XV
10,1.
'5! Proc. BG. 111 37,4; Chron. Min. 1 334; Bu-
ry 1923/58, 1] 250. 152 CTh.
XV
12,1; Dessau 705; s. I1 3!
> CTh. XV 12,2f; IX 40, 8.
von 523. L. Friedländer und Transport
1921/23 II 101. Fang
der Zirkustiere
sind im Zusam-
menhang mit der Jagd behandelt, s. II 3 a! 5^ CTh. XV 7.
440
III. Die inneren
Verhältnisse
Eine vergleichsweise geringe Bedeutung besaß die Musik in der Unterhaltung. Was von sich reden machte, waren Virtuosen und kolossale Instrumente. Ammian (XIV 6, 18) spricht von Lyren, groß wie Lastwagen, und von Wasserorgeln, die
man zum Begleiten von Theaterstücken und von Gladiatorenkämpfen verwendete. Orgeldarstellungen gibt es auch auf Mosaikböden und auf Kontorniaten. Die Beischrift lehrt, daß damit Wettbewerbe ausgetragen wurden.'”
Brot und Spiele waren häufig Grund für Unruhen in Rom und anderen Großstädten. Für die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts sind uns siebzehn Krawalle überliefert.'” In der Mehrzahl der Fälle wurden sie durch Getreideknappheit ausgelöst, doch konnten auch Ölmangel oder überhöhte Weinpreise die Ursache sein. Die Unruhen begannen in der Regel im Zirkus. Hier machte sich die Stimmung durch Sprechchöre (acclamationes) Luft: nescit plebs tacere." Über ihren Inhalt, die acta populi, mußte der Stadtpräfekt monatlich an den Hof berichten." Der Volkszorn richtete sich häufig gegen den Stadtpräfekten selbst; es kam vor, daß ihm das Haus oder das Amtslokal angezündet wurde." 384 erfolgte eine Ausweisung der Fremden, worüber sich Ammian (XIV 6,19)
vor allem deswegen erregt, weil für angeblich 3000 Tänzerinnen Brot vorhanden war. Ammians Romexkurse"' bezeugen die Beliebtheit des Spiel- und Schauwesens in allen Schichten, und die Bildquellen bestätigen das, namentlich die Mosaiken und
Kontorniaten, auf denen kein Thema öfter wiedergegeben ist als die Vergnügen von Theater, Zirkus und Arena.'^
Unter den Bildungseinrichtungen des spätantiken Rom sind neben den Bibliotheken die staatlichen Professoren zu nennen, die im Athenaeum und auf den Kaiserfora lehrten. Ihnen gleichgestellt waren die Árzte. Die literarischen Interessen des Symmachuskreises machten Rom zu einem Zentrum des spátantiken Bildungswesens (s. III 5). Im 4. Jahrhundert erweckt Rom noch einen imposanten Eindruck. In Baubestand und Lebensgenuß stellt die SchluBphase sogar den Höhepunkt der stadtrómischen Geschichte dar. Zwar geißelt Ammian in seinen beiden Romexkursen'* die Sittenlosigkeit von Senat und Volk, doch kritisiert er damit nur die Moralität, nicht die Vitalität der Stadt um 390 n. Chr. Die Lebenskrise des Reiches hat sich in der Hauptstadt erst mit dem Sacco di Roma durch Alarich 410 niedergeschlagen. Hier hat man bis zum Zusammenbruch aus dem Vollen gelebt. Man kann die parasitäre Existenz dieser Großstadt beklagen, aber sie hat auf die Zeitgenossen und die Nachwelt einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. Schwerlich hätte eine andersartige Verteilung der in Rom verzehrten Güter die Lebensdauer des Reiches nennenswert verlängert. Gewiß aber hat der hier entfaltete Glanz die Stadt Rom zu jener Idee, zu jenem Symbol staatlicher Macht erhoben, das im Mittelalter mit 15 Alföldi 1976, 214. Zur Orgel in der Spätantike vgl. Wille 1967, 205 ff; Schuberth 1968. 0 Kohns 1961; MacMullen 1966, 163 ff; Crac-
co-Ruggini von
1961,
300 bis 460
152f stellt die Hungerjahre zusammen.
Noch
Cassiodor
(var. VI 18,2) berichtet von Brotrevolten. 16] Cassiod. var. VI
18,7.
1? Symm. rel. 24,1; CTh. 116,6; ΝΤΠ 5,322;
Chastagnol 1960, 78f. 1% Amm. XXVII 3, 8; Ambr. CSEL. 82, 168). Matthews
4 Amm.
ep. 40,13 (=
1975, 20.
XIV 6,7ff; XXVIII 4,6ff; Symm.
rel. 6, 3. iss Alfoldi 1976, 206 ff. 16 Amm.
14ff.
XIV
6;
XXVIII
4. Demandt
1965,
4. Die Städte — b) Konstantinopel Melancholie,
im Humanismus
mit Hoffnung
betrachtet wurde.
441 Am
Anfang der
Neuzeit steht die inspirierende Wirkung der Ruinen Roms.
b) Konstantinopel Quellen: Die Quellen zum spätantiken Konstantinopel flieBen weniger reich als die zu Rom, das ändert sich erst in mittelbyzantinischer Zeit. Die Fragmente zur vorconstantinischen Geschichte edierte Jacoby F. Gr. Hist. 390. Die älteste vollständige Stadtbeschreibung ist die ‚Notitia Urbis Constantinopolitanae aus der Zeit von Theodosius II, publiziert bei Seeck ND.
1876, 227 ff; Speck
1973 (um 425); Berger 1997. Die griechischen Quellen zur Frühgeschichte von Konstantinopel sind gesammelt und publiziert von Preger 1901/07. Es sind vor allem die ‚Patria‘: d.h. die von Hesychios
Illustrios von Milet verfaBten ‚Origines Constantinopolitanae‘ und der bei Preger 1901/07 aus praktischen Gründen
sogenannte Pseudo-Codinus, dessen ‚Origines‘ im 10. Jahrhundert kompiliert
wurden. Neben diesen Patriographen liefern Prokop ‚De aedificiis", das Chronicon Paschale (Chron. Min. 1233f) und das Zeremonienbuch des Constantinus Porphyrogenitus wichtige Nachrichten. Weitere topographische Quellen bei Janin 1964 XXVIILfF.
Unter den Rhetoren haben Themistios und Libanios einiges zur Stadt und zum Senat zu berichten. Mancherlei erfahren wir aus den Dichtern der ‚Anthologia Graeca'. Unter den patristischen Quellen sei die , Vita Danielis Stylitae' genannt. Im späten 5. Jahrhundert spielte der Säulenheilige die Rolle eines Stadtorakels. Die Historiographie kommt auf die Stadt zu sprechen bei den Religionskämpfen und Zirkusunruhen, bei den Hungerrevolten und Machtkämpfen.
Als die Griechen aus Megara, die um 660 v. Chr. Byzanz gründen wollten, beim delphischen Orakel anfragten, wo sie die Stadt bauen sollten, antwortete Apollon:
gegenüber dem Lande der Blinden.' Damit waren die Bewohner von Chalkedon auf der asiatischen Seite des Bosporus gemeint, denen die so viel günstigere Lage
von Byzanz entgangen war. Auch Diocletian erkannte sie nicht, als er seinen Palast in Nikomedeia errichtete. Selbst Constantin schwankte eine Weile zwischen Serdica, Thessalonike, Troja und Chalkedon-
Erst als er 324 Licinius
aus Byzanz
vertrieb, wurde ihm die Gunst der Lage am Goldenen Horn klar.' Am Ende der Via
Egnatia von Apollonia bzw. Dyrrachium an der Adria zur Propontis gelegen, als Schnittpunkt des Landweges von Europa nach Asien und des Seewegs vom Mediterraneum zum Pontos, gleichweit entfernt von den bedrohten Grenzen an Donau
und Euphrat, war sie das gegebene Verwaltungszentrum für die östliche Reichshälfte.
Sofort nach der Gefangennahme des Licinius begannen die Bauarbeiten. Sie wurden teils aus der Staatskasse des besiegten Mitkaisers, teils aus beschlagnahmten
Tempelschätzen bezahlt.‘ Am 26. November, so die späte Überlieferung, 328 er1 Strabon VII 6, 2; Herodot IV 144; Tac. ann.
der theodosianischen Dynastie 450. Müller-Wiener
XII 63;
2 Zon. XIII 3,1f; Soz. 11 3,3. Gibbon ch. HI 11: Burckhardt 1853/80, 413.
von der Gründung durch Constantin bis zum Ende
17,
* Zur Stadtgeschichte: Oberhummer RE. IV 1900, 963 ff. Mayer (1943) ist topographisch angeordnet, berücksichtigt jedoch auch die Geschichte. Das Standardwerk stammt von Janin (1964), namentlich als Quellensammlung zu den einzelnen Bauwerken, bisweilen allerdings unzuverlässig. Dagron (1974) bietet eine umfassende Stadtgeschichte
(1977) verdanken wir den Katalog der lokalisierten Bauten mit Plänen, Photos und den wichtigsten
Quellen. Zur Geistesgeschichte der Stadt bringt Fenster (1968) gutes Material; zur Sozialgeschichte: Beck 1965; ders. 1973: zur Topographie: Berger 1988; ders. 1997; zu den Plätzen: Bauer 1996. Knapp aber gehaltvoll: Mango 1980; ders. 1985. * Julian 6 B; Lib. or. 30,6. Als Gründungstag betrachtet Barnes (1982, 76) den 8. November 324.
442
III. Die inneren Verhältnisse
folgte die Grundsteinlegung der erweiterten Landmauern, wodurch das Gebiet der griechischen Stadt um das Drei- bis Vierfache vergrößert wurde.’ Am 11. Mai 330
fand die feierliche Einweihung statt.‘ Constantin hat seine Stadt in hellenistischer Weise nach sich selbst benannt.’ Der
alte Name Byzantium
hielt sich, nicht nur bei archaisierenden Autoren wie
Prokop. Die Bezeichnung „Neues Rom“ findet sich 326 bei Optatianus Porfyrius (4,6; 18,33), dann bei Themistios (or. III 42 c) im Jahre 357, offiziell in den Akten des Zweiten Ökumenischen Konzils 381 (can. 3). Constantin selbst hatte, wie zuvor Diocletian in Nikomedien, die Idee, ein zweites
Rom
zu gründen, velut ipsius
Romae filiam, eine „Tochter Roms“.” Das bestätigt die parallele Emission von Bron-
zemünzen mit der Legende Constantinopolis oder Urbs Roma in den Jahren 330 bis 337; dafür spricht weiterhin die schrittweise Nachahmung der alten Hauptstadt in
vielen Einzelheiten: Constantin stiftete einen senatus secundi ordinis," seit Constantius II gab es prátorische und konsularische Spiele. So wie Rom erhielt Konstantinopel gemäß der ‚Notitia Urbis‘ eine Einteilung in vierzehn Regionen," ein Capitolium, einen Goldenen Meilenstein, eine Hochschule (s. III 5), eine Münze, ein
Prätorium für den Stadtpräfekten und neben dem Hippodrom (s. u.) einen Palast, der seit Theodosius ständige Residenz des (Ost-) Kaisers werden sollte." Die volle rechtliche Gleichstellung mit Rom wurde allerdings erst 421 verfügt.”
Die Stadt wurde im Nordosten durch das Goldene Horn begrenzt, im Süden durch das Marmara-Meer, im Westen durch die Landmauer."“ Sie verlief etwa
3km westlich der alten Mauer von Byzanz und war 378 stark genug, um die Angriffe der Goten abzuwehren.” Die Seemauern mit ihren 188 Türmen wurden 438 festgestellt. Nachdem schon Themistios (or. 18) erklärt hatte, der Platz würde
zu eng, vollendete der patricius Anthemius im Jahre 413 eine zweite Landmauer, die das Stadtgebiet nochmals um fast 2 km nach Westen hinausschob und damit um
mehr als ein Drittel erweiterte.“ Seitdem besaß Konstantinopel wie Rom sieben Hügel und vierzehn Regionen. Die neue Mauer war 422 fertig, damals wies der Kaiser die unteren Räume der Türme den Soldaten als Quartier an.” Hinter dem
murus novus lagen die — auch später nicht überbauten — Stadtgärten der Senatoren. Diese beinahe 7 km lange, von zehn Toren durchbrochene, mit 96 Türmen
be-
wehrte Mauer wurde 447 verdoppelt, die Breite der Anlage betrug 60 m, von der Grabensohle hoch zur Mauerkrone waren es 30 m. Um dem Feind das Vordringen bis zum Fuße der Mauer zu verwehren, errichtete Anastasius 60 km westlich von
Konstantinopel die Lange Mauer, die parallel zum Bosporus vom Schwarzen Meer zur Propontis führte. Justinian verstárkte sie nochmals." Bis zum Jahre 1204
sind alle Angriffe auf die Stadt abgewehrt worden. 5 Preger: Hermes
1901, 336 ff; A. M. Schnei-
hunderts in den Quellen unter Anspielung auf
der 1937.
die Apokalypse, nicht auf Rom.
* Chron. Min. 1233. La Rocca in: Bonamente/ Fusco 1993 II, 553 ff. ? Anon. Val. 30; Theodoret HE. I 16.
?? Mamboury/Wiegand 1934; Müller- Wiener 1977, 229ff; Noethlichs in: Winterling 1998, 22 ft; Bardill 1999.
* Lact. MP. 7, 10; Aug. CD. V 25; Socr. I 16.
5 CJ. XI 21,1.
9 Kent/Overbeck/Stylow
^ A. M. Schneider 1937; Lebek 1995.
1973,
Tafel 140,
Nr. 654f. 1% Anon. Val. 30.
" Spáter werden
nur noch
12 genannt, die
„sieben Hügel“ erscheinen erst Ende des 7. Jahr-
5 Amm. XXXI 16,4. 6 Socr. VII 1,3; Dessau 5339; CTh. XV 1,51. " CTh. VII 8,13. Müller- Wiener 1977, 286ff.
18 Proc. aed. IV 9,6ff; s. 11 11 und 12!
4. Die Städte — b) Konstantinopel Als wirtschaftliches Zentrum diente das constantinische
443 Forum,
ein runder, mit
einer doppelstöckigen Säulenhalle umgebener Platz, auf den zwei Triumphtore führten und dessen Mitte eine Säule mit dem Standbild Constantins einnahm, die
heute sogenannte Verbrannte Säule (s. u.). Durch das Forum führte die Via Triumphalis, die Méon, heute Divan Yolu. Unter Theodosius I wurde westlich an derselben Straße das größere Forum Tauri vollendet, und abermals weiter im Westen
das Forum Arcadii. Für die Versorgung wichtig waren die vier Häfen der Stadt.
Den von Julian angelegten ließ Anastasius 509 mit Schöpfrädern (rotalibus machinis) von Schlamm reinigen."
Auf der alten Agora, südlich an die Hagia Sophia anschließend, errichtete der Stadtpräfekt von 459? das Augusteum, ein Forum mit Tribunal, geschmückt mit
Statuen - darunter Constantins Liburna (s. II c) - und dem Goldenen Meilenstein, dem miliarium aureum. An der Ostseite lag die Senatscurie, die dreischiffige Magnaura." Sie diente dem Empfang fremder Gesandtschaften noch, als Liudprand von Cremona (Antapodosis 6,5) für Otto II im Jahre 968 zur Brautwerbung nach Konstantinopel kam. Im Zentrum der Altstadt wurde der Hippodrom" für 30000 Besucher ausgebaut, der Ort aller Volksveranstaltungen, Staatsfeste, „Tri-
umphzüge", Kaisererhebungen, Hinrichtungen usw. Hauptattraktion waren wie im rómischen Circus Maximus die Wagenrennen, die bis ins 12. Jahrhundert bezeugt sind. Nachdem
die Kreuzritter
1204 die Stadt erobert
hatten, fanden
im
Hippodrom Turniere statt.
Nach den Kirchenvätern’' hat Constantin von Anfang an den christlichen Charakter seiner neuen Residenz betont und nichts Heidnisches in der Stadt geduldet. Dennoch hören wir von neuen Tempeln für Rhea, die Göttermutter, und für Kastor und Pollux am Hippodrom sowie vom Heiligtum der Fortuna Romana, das vielleicht mit dem miliarium aureum identisch ist.”* Auch die drei alten Tempel von Artemis, Aphrodite
und Helios auf der Akropolis von Byzanz blieben bestehen.
Doch ihr Kult wurde beendet, die Einkünfte kassiert." Theodosius profanierte sie: aus dem Heliostempel wurde ein Magazin für die benachbarte Hagia Sophia, aus
dem Artemistempel ein Spielsalon für Brett- und Würfelspiele, aus dem Aphroditeheiligtum teils eine Remise für die Kutschen des Reichspräfekten, teils ein Wohnhaus für verarmte Freudenmádchen." Die Constantinssäule aus Porphyr (s. I1 3) mit dem Strahlendiadem wurde noch im 12. Jahrhundert als Denkmal für Apollon-Helios aufgefaßt und erhielt Opfer." Die Byzantiner glaubten, Constantin habe das von Aeneas aus Troja nach Rom überführte Athenabild (Palladium) unter ihr verwahrt." Das Gegenstück bildete die auf dem Augusteion südlich der Hagia Sophia errichtete gigantische Reiterstatue Justinians im „Schema Achills“ auf hoher Säule, angeblich über 50 m hoch.” # Chron. Min. Il 97. 2 Chron.
Pasch.
z..
2! Berger 1995. ?: Müller- Wiener 1977, 64 ff; Heucke 1994. 2 Euseb VC. IIl 48; Oros. VII 28,27 und Au-
gustin CD. V 25. #4 Zos. 11 31; Preger, Patria S. 6 f. 2 Aug. CD. V 25. 2 Malalas p. 345; Dagron 1974, 374 ff.
25 Theodoret HE. 1 34; Philost. II 17; Preger, Patria
S. 138;
Anna
Komnena,
Alexias
XII 4,5;
Zon. XIII 3,25f. Die Säule erscheint auf der Tabula Peutingeriana. Karayannopulos 1956; Müller-Wiener 1977, 405.
ἤν Proc. BG. 115,14; Malalas XIII 321; Preger. Patria S. 174. Fowden 1991. ?** Proc. aed. 1 2,1-12; Malalas p. 482; Theophanes a. m. 6036.
444
III. Die inneren Verhältnisse
Constantins Kirchenbauten sind umstritten. Die 532 abgebrannte Kirche des himmlischen Friedens (Irene) war die ältere Bischofskirche. An Constantins betont christliches Mausoleum (s. III 3) wurde später die 370 geweihte Apostelkirche an-
gebaut. Das Constantinsmausoleum diente als Grablege der Kaiser bis einschließlich Anastasius, 1204 wurde es zerstört.” Justinian baute ein zweites Mausoleum. Con-
stantius II ließ Reliquien von Timotheos und Andreas, Lukas und Artemios” einholen, unter Theodosius wurde am 18. Februar 392 eine Wunder wirkende Reli-
quie, der Schädel Johannes des Täufers (?) aus Kilikien nach Konstantinopel überführt und mit einer neuen — inzwischen verschwundenen — Kirche beim Hebdomon-Palast beehrt.” Constantius II vollendete den ersten Bau der Kirche der Göttlichen Weisheit, die Hagia
Sophia”, Justinian hat ihn durch Isidoros
von Milet und Anthemios von Tralleis von Grund auf erneuert und zum gewaltigsten Innenraum der Antike ausgestaltet.“ Auf Justinian gehen auch weitere Gotteshäuser zurück,” so die Kirche für Sergios und Bakchos und der Neubau von Apostelkirche und Irenenkirche, sowie ein Dutzend Hospitäler.
Der Bischof von Konstantinopel war während des 4. Jahrhunderts noch der
Jurisdiktion des Bischofs von Herakleia-Perinth unterstellt, gewann aber rasch an Bedeutung. Gegen den Widerstand vor allem des Patriarchen von Alexandria erhielt der Bischof der neuen Hauptstadt 381 auf dem Zweiten Okumenischen
Konzil einen Rang unmittelbar nach Rom, 451 wurde dies in Chalkedon bestätigt, und während des akakianischen Schismas 484 bis 519 schuf er sich eine beherrschende Stellung über den gesamten Osten.
Zum Schmuck der Stadt hat Constantin aus dem ganzen Reich Kunstwerke zusammentragen lassen.” Hieronymus bemerkt in seiner Chronik zu 330: Dedicatur Constantinopolis omnium paene urbium nuditate. So wie Rom zuvor verwandelte sich nun auch Konstantinopel in ein riesiges Museum. Die Tempelstatuen und Weihgeschenke wurden ihres religiösen Sinnes entkleidet und dienten fortan als Zierstücke für öffentliche und private Anlagen. In den Hallen der ersten Hagia Sophia standen zahlreiche Kunstwerke, darunter 70 griechische Götter.” Bildwerke, schön wie die von Phidias, Lysippos und Praxiteles, schmückten die Arkadianai-Thermen.* Noch großzügiger waren die auf Septimius Severus zurückgehenden, nach Zeus Hippios benannten Zeuxipposbäder, die größte und schönste Thermenanlage, mit Statuen ausgeschmückt, 80 von ihnen hat Christodoros von
Koptos poetisch beschrieben." Weitere Kunstwerke, deren Herkunft Pseudo-Codinus“ bezeugt, zierten die Mittelmauer der Rennbahn (spina) im Hippodrom. Den schon von Constantius dafür vorgesehenen Obelisken lief Julian (443 B) aus Alex-
w Koethe ner
1933; Grierson
1962;
Müller-Wie-
1977, 405.
*: 32 3 H 1,24
Hieron. chron. zu 356; Zon. XIII 11,28. Preger, Patria S. 145. Hieron. chron. zu 360. Proc. aed. I 1,20 (Brand im Nika-Aufstand); (Neubau
Säulen aus Rom
und aus Ephesus stammen, be-
streitet Deichmann
unter
Anthemios
und
lsidor);
1,27ff (Beschreibung). Die Überlieferung bei Pseudo-Codinus (Preger, Patria S. 76f), daß die
* * * #
1975, 90.
Koder 1994. Eus. VC. III 54,2; Soz. II 5,3f. Berger 1988, 301 ff. Proc. aed. I 11,7.
® Anth. Graec. IL.
# Preger, Patria S. 189ff.
4. Die Städte — b) Konstantinopel
445
andria kommen. Theodosius stellte ihn auf," die Sockelreliefs zeigen den Kaiser reprásentierend." Die berühmteste Privatsammlung besaß der kaiserliche Kammereunuche Lau sos. Sein Palast schloß nordwärts an den Hippodrom an," er enthielt unter an-
derem die Aphrodite des Praxiteles aus Knidos, die samische Hera des Lysippos und den Gold-Elfenbein-Zeus des Phidias aus Olympia. AuBerdem hatte Lausos, wie es heißt, eine Bibliothek von 120000 Büchern zusammengetragen, als deren merkwürdigstes die homerischen Epen erwähnt werden, mit goldener Tinte auf eine
einzige Schlangenhaut
geschrieben.
Bei dem
großen
Stadtbrand
während
der
Kämpfe zwischen Zenon und Basiliskos 476 ist die ganze Herrlichkeit vernichtet
worden.“ So wurde Konstantinopel zum Friedhof der antiken Kunst. Nur wenige Stücke haben an Ort und Stelle überlebt, so die Schlangensäule auf dem Hippo-
drom, die nach der Schlacht bei Plataiai 479 v. Chr. dem Apollon von Delphi geweiht worden war;" ihre Köpfe waren bis 1700 erhalten. Gerettet wurden die 1204 nach Venedig verschleppten Kunstwerke, darunter die am Fuß einer Por-
phyrsäule angebrachte Tetrarchengruppe, vermutlich aus Nikomedien,^ und die angeblich aus Chios stammenden Pferde von San Marco.”
So wie Rom war auch Konstantinopel mehrfach Gegenstand kaiserlicher Gesetze.
393 und 472 wurde verboten, Neubauten zu beginnen, solange es noch
schadhafte oder unfertige Häuser gab. Zur Beschaffung von Baugelände dürften Altbauten nur dann eingeebnet werden, wenn ihr Wert 50 Pfund Silber nicht überschreite. Der Kaiser wünschte darüber Bericht. Private Holzeinbauten in den Säulenhallen müßten verschwinden, wegen der Brandgefahr. Auch An- und Aufbauten öffentlicher Gebäude seien abzureißen, der Abstand von 15 Fuß zu ihnen sei einzuhalten. Insbesondere störten den Kaiser die Einbauten im Palastbezirk, sowie die ungenierte Nutzung der „Basilika“. 440 wurde verboten, daß dort
Gemälde geehrter Personen aufgehängt, Geschäfte oder Werkstätten eingerichtet würden. Auch dürfe niemand mit Pferden hinein oder Hochzeiten darin feiern. Zur
Errichtung einer Säulenstraße entlang den Honorius-Bädern wurden die enteigneten Grundbesitzer 412 entschädigt. Die Pacht aus den Läden an den Zeuxippos-
Thermen sollte für deren Beleuchtung und Unterhalt verwendet werden. Die Nutzung der Turmräume der Landmauer wurde 413 den Grundbesitzern überlassen, die sie dafür instand zu halten hatten. Jene Kalköfen, deren Rauch die Gesundheit der Stadt bedrohten, sollten geschlossen werden.”
“ Bruns 1935; Effenberger in : Brenk 207 fF. 42 Bruns
1935;
Müller-
Wiener
1996,
1977, 60; Re-
benich 1991; Kiillerich 1998. 4 Müller- Wiener 1977, 238 ff; Bardill 1997.
** Cedrenus IS. 616. Nagl, Lausos, RE. Suppl. VII 1940, 365f.
** Herodot IX 81. # Delbrueck, Porphyrwerke 1932, 84ff. Ein Fuß dieser Gruppe wurde am Eingang zum Kapitol Konstantinopels gefunden: Müller- Wiener 1977, 267. Der Ortsname Philadelphion (Preger. Patria S. 177) zeigt, daß man die Figuren für die
Söhne Constantins hielt, nicht für die als Christenverfolger gebrandmarkten Tetrarchen. “ Preger, Patria S. 71. Die Geschichte dieser Gruppe behandelt der Ausstellungskatalog ‚Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin. Die Pferde von San Marco‘ 1982. Auf dem Transport in der Adria versanken die später gehobenen Statuen von Barletta (Marcian oder Leo ἢ und „Riace“, sofern die Zweifel am offi-
ziellen Fundort zutreffen; s. 11 11! 55 CTh. XIV 6,5; XV 1, 25; 29; 30; 45; 46; 47; 50; 51; 52; CJ. VIII 11,20 ff.
446
I. Die inneren Verhältnisse
Über den Baubestand
Konstantinopels um 440 informiert uns die ‚Notitia
Urbis Constantinopolitanae‘. Damals gab es in Konstantinopel 5 Paläste, 14 Kir-
chen, 6 Häuser von adligen Damen, 3 von (sonstigen) Angehörigen des Kaiserhauses, 8 Thermen, 2 Basiliken, 4 Fora, 2 Senatshäuser, 5 Speicherhäuser (horrea), 2 Theater, 2 Amphitheater (lusoria), 4 Häfen, einen Hippodrom (Zirkus), 4 Zister-
nen, 4 Nymphäen, 322 Wohnblocks (vici), 4388 Häuser (domus),” 52 Säulenhallen an den Straßen entlang, 153 Privarbäder, 20 staatliche und 120 private Bäckereien,
117 Treppenanlagen (s. u.), 5 Fleischmärkte und weitere einzeln aufgeführte Bauten. Um seine Gründung mit Menschen zu füllen, verlieh Constantin den Bürgern der neuen Stadt das ius Italicum, die Grundsteuerfreiheit.” Er baute einigen Senatoren aus seinem Gefolge prächtige Häuser” und stiftete im Jahre 332 Korn, Wein und Öl für 80000 Bürger (s. u.). Erst Theodosius II widerrief 438 das Gesetz Constantins, wonach Hauskäufer zusätzlich Land aus dem pontischen Patrimonialgut
erhielten.” Seitdem die Kaiser dauerhaft in Konstantinopel residierten, strómten
die Neubürger herein. Ende des 4. Jahrhunderts ist mit 400 000, unter Justinian mit 600000 Stadtbewohnern zu rechnen.” Das Judenviertel lag nördlich der Hagia Sophia.“
Konstantinopel war von Constantin als Sitz des Hofes gedacht, zugleich residierte hier der praefectus praetorio per Orientem als Stellvertreter des Kaisers. Die neue
Hauptstadt unterstand wie Alt-Rom nicht der Provinzialverwaltung, sondern wurde zunächst durch einen proconsul oder ἄρχων verwaltet. Dies erinnert an den
stadtstaatlichen Status des alten Byzanz. Am 11. Dezember 359 schuf Constantius II
das Amt eines praefectus urbis Constantinopolitanae,? der in der ,Notitia Dignitatum Orientalis', an derselben Stelle stand wie der römische Stadtpräfekt in der , Notitia Dignitatum Occidentalis', d.h. zwischen den Reichspräfekten und den Heermei-
stern. Das Blatt ist verloren. Vermutlich entsprach das officium in Ausstattung und Aufgabe dem des römischen Kollegen. 386 befahl Theodosius, daB Würdenträger in der Hauptstadt nur zweispännige Wagen benutzen dürften. Vierspännige blieben den Stadtpráfekten vorbehalten. Im Unterschied zum goldbeschlagenen Kaiserwagen waren die der Beamten mit Silber verziert.” Den silbernen Amtsstuhl
des Stadtpráfekten Themistios von 384 erwähnt Palladas.” An untergeordneten Beamten kennen wir den magister census, den comes horreo-
rum, den praefectus annonae und den praefectus vigilum. Die Feuerwehr bestand aus 563 collegiati, die, nach Stadtregionen getrennt, von den Zünften abgeordnet wurden
und bestimmte Privilegien genossen.” Justinian schuf einen praetor plebis und einen * [m Unterschied zur rómischen Stadtbeschrei-
bung, die insulae (Mietshäuser) und domus (Stadtvillen) nebeneinander aufführt, ist in Konstantinopel nur von Häusern die Rede. Der Begriff domus um-
faBt hier beide Haustypen. Strube 1973. 5 CTh. XIV
13,1.
5! Zos. [I 31,3. Die Patria (Preger 146) nennen 12 Senatoren aus Rom. Doch kónnte dahinter die Zahl der Apostel stehen. 3? Nov. Theod. 5, 1.
*! Zu den Einwohnerzahlen Konstantinopels: Jacoby 1961; Beck 1965, 12f. 5* Fuchs
1926, 9f.
* Hieron. chron. z. J.; Chron. Min. 1 239, anders 234. * CTh. XIV 12,1; Amm. 1970, 108 ff; EnBlin 1939.
XVI
10,6.
Alfoldi
5 Anth. Graeca XI 292. # CJ. IV 63,5 von 409; Notitia Const. Il 25; XI 46. Zu den Bränden s. u.
4. Die Städte — b) Konstantinopel
447
quaesitor, jener für Kriminaldelikte, dieser für Sittlichkeits- und Religionsvergehen
zuständig.“ Justinian ließ außerdem die Zuwanderer streng kontrollieren. Die Beamten des quaesitor bewachten die Tore und verlangten von den Neuankómmlingen
ein Visum
des Heimatbischofs." Arbeitslose, aber arbeitsfähige Einwohner wur-
den den Baumeistern, Gärtnern oder Bäckern zugewiesen. Alten und Kranken war das Betteln gestattet, selbst wenn sie von außen kamen. Hier zeigt sich christlicher
Einfluß. Auch
in Rom
wurden
gesunde Bettler
zur Arbeit herangezogen
(s. III 4 a), Galerius hatte sie angeblich aus Nikomedien vertrieben.“ Anders als in Rom stand in Konstantinopel Militär, nämlich die kaiserliche Leibwache, die auch bei Unruhen eingriff.
Der neu geschaffene Senat* von Konstantinopel stand dem von Rom im Rang nach. Seine Mitglieder waren zunächst nur viri dari, nicht carissimi" und kamen nicht aus alten wohlhabenden Familien wie in Rom. Die Sitzungen wurden, wie in
Rom, vom Stadtpräfekten geleitet. Die Laufbahn eines Senators begann gewöhnlich mit dem Notariat, einer Stellung als Schreiber, der die Kurzschrift (notae) beherrschen mußte. Wer es dann im Zivildienst bis zum Rang eines vir clarissimus brachte, war damit bereits titularer Senator. Hatte er hinreichend Grund und Geld, um die teuren quástorischen und prátorischen Spiele zu zahlen, so konnte er
in die höhere Kategorie der wirklichen Senatoren aufsteigen. Besonders geschätzt waren rhetorische Fähigkeiten und literarische Bildung. Sie haben den Weg einem Sitz im Senat bisweilen erheblich verkürzt."
Die Zusammensetzung
des konstantinopolitanischen
zu
Senats unterschied sich
vom westlichen dadurch, daß mehr Männer aus mittleren, ja kleinen Verhältnissen in ihm verteten waren, so Handwerker aus Antiochia.^ Je nach Vermögen wurden die drei oder vier Senatorenklassen zu kommunalen Leistungen herangezogen.“
Themistios (or. 34,13) berichtet zum Jahre 385, daß auf seine Empfehlung hin die Zahl der Senatoren im Osten von 300 auf 2000 angewachsen sei.
Die Aufgaben des Senates von Konstantinopel waren ebenfalls überwiegend repräsentativer Art. Dennoch behielt die Körperschaft durch die Nähe zum Kaiser
gewisse praktische Funktionen. 446 bestimmte Theodosius IL," daß alle Gesetzentwürfe nicht nur im consistorium, sondern auch im Senat beraten werden müßten. Die Stimme des Senates fiel insbesondere beim Kaiserwechsel ins Gewicht, so bei Marcian, Leo, Zeno und Anastasius. Justinian verordnete noch 537," daB der
Senat neben dem consistorium auch Gerichtsurteile zu beraten hätte, und zwar in
Gegenwart der sakrosankten Evangelien. Gleichzeitig erhob er die Senatoren allesamt in den Patriciat, der seit Zeno nur solchen Senatoren verliehen worden war,
die Konsul oder Präfekt gewesen waren. ** Proc. HA. 20 60 Nov. lust. 80 und 86,8. él Lact. MP. 23,7 f.
62 Daß erst Julian den Senat eingerichtet habe, wie Zos. Ill 11,3 behauptet, ist deswegen falsch, weil CTh.
V1 4,5 und 4,9 den Senat von Kon-
Curia veranlaßt. Chastagnol 1976, 60ff; Berger 1995. 6! Anon. Val. 30; senatum constituit secundi ordi-
nis, claros vocavit. ^! Dagron 1974, 131 ff. *5 Lib. or. 42,11; 22ff.
stantinopel schon für 340 und 356 bezeugen, und
* Lib. ep. 252, 5; 1277, 3f.
weil Julian nach Amm.
57 CJ. 114,8.
XXII 7,3 den Senat dort
vorfand. Móglicherweise hat Julian den Bau der
** Nov. lust. 62.
448
III. Die inneren Verhältnisse
Die Versorgung
war in Konstantinopel ähnlich geregelt wie in Rom.” 332
stiftete Constantin auch hier „Stufenbrot“, das in 20 staatlichen und 120 privaten
Bäckereien hergestellt und auf den 117 Treppen verteilt wurde (s. o.). Constantius II hat die Rate erhöht.” Die Zahl der 80000 Empfänger erweiterte Theodosius I. Ursprünglich wurde jedem, der ein Haus baute, Freibrot gewährt, und das Brotrecht blieb, wie in Rom, mit dem Haus verbunden." Der Handel mit Brotmarken war zunächst verboten, ist aber seit dem Ende des 4. Jahrhunderts geduldet
worden. Anders als in Rom waren auch milites empfangsberechtigt. Der Weizen kam aus Ägypten. Dort wurde er vom praefectus annonae Alexandrinae eingesammelt. Die navicularii Orientis, die ähnlich wie die römischen Reeder
von städtischen Lasten befreit waren, mußten das Getreide gegen ein festes Entgelt heranbringen." Unter Justinian, der 538/539 die Versorgung in seinem 13. Edikt neu regelte, waren es jährlich 27 Millionen modii, doch gab es seit dem 5. Jahrhun-
dert noch eine Kasse zum Ankauf zusätzlichen Getreides.”” Um bei anhaltendem Nordwind der ägyptischen Kornflotte das Warten vor den Dardanellen zu erspa-
ren, ließ Justinian auf Tenedos große Lagerhallen bauen, aus denen das Getreide bei günstigem Winde nach Konstantinopel gebracht wurde. Auf diese Weise konnten die alexandrinischen Schiffe zwischen der Ernte und dem Einbruch des Winters bisweilen zwei oder gar drei Fuhren schaffen. Ebenso erklären sich die in der Spätantike angelegten oder erneuerten Hafenmagazine von Andriake und Patara
an der Südwestecke Kleinasiens. Wie in Rom, so kam es auch in Konstantinopel bei Kornmangel und Religionskonflikten zu Unruhen;
491 bis 565 über 30 mal."
Über Fleisch-, Wein- und Ölversorgung der neuen Hauptstadt ist nichts bekannt.
Der Vertrieb von Obst und Gemüse lag in der Hand der Gärtnerschaft. Die Mehrzahl der Gärtner bebaute in den Vorstädten gepachteten Grund.”
Weniger großzügig als in Rom geriet die Wasserversorgung
der neuen
Hauptstadt.” Sie unterstand einem curator (consularis) aquarum. Der älteste, schon Hadrian zugeschriebene Aquädukt wurde 439 und 528 repariert. Constantin setzte
beträchtliche Summen für die Wasserversorgung aus, unter ihm soll der Senator Philoxenos die erste unterirdische Zisterne angelegt haben. Damit könnte Binbir-
direk gemeint sein, doch stammen die frühesten dort bekannt gewordenen Ziegelstempel aus dem späten 5. Jahrhundert." 368 bis 373 errichtete Valens den bis in # Jones
1964, 696-701;
Sirks
1991
auch
zu
Konstantinopel; ders. (1989) in: Athenaeum 79, 1991, 215ff. Ὁ Chron. Min. 1234; ND. 5.243: CTh. XIV 17,12. " CJ. XI 252; CTh. XIV 16,2. 72 CTh. XII 5,7; 6 3. 7 CIC. Bd. Il P. 780ff; CTh. XIV 16,3.
^ Proc. aed. V 1,7 ff; Chron. Min. II 70; 195. 75538 kam es über die stadtnahen Gärten zu einem Streit. Bei der Übernahme eines Grund-
stücks hinterlegten die Pächter bei den Eigentümern eine bestimmte Summe für den vorgefundenen Bestand an Biumen und Kräutern, der von
Schätzern Pachtzeit
festgesetzt wurde. forderte
der
Gärtner
Nach dann
Ablauf der von
dem
Grundherrn eine Entschädigung für neugepflanzte Bäume und Kohlbeete, für Düngung und andere Meliorationen. Die Schätzer, die der Zunft angehörten, pflegten diese Ansprüche zu stützen, die Eigentümer hingegen erklärten sie für übertrieben. Justinian suchte eine Schädigung der Grundherren
abzuwenden,
indem
er Staatsbeamte
zur
Schätzung heranzuziehen befahl. Grundsätzlich aber sei den Gärtnern ihre bleibende Arbeit an den Gärten zu vergüten (Nov. lust. 64). * Forchheimer/Strzygowski 1893; Janin 1964, 198 ff; Müller- Wiener 1977, 241 ff. 77 Vermutlich handelt es sich um den Heermeister Philoxenos, cos. 525. PLRE. II 879. Die Zuweisung an Constantin in den Patria (Preger 147 £) ist dubios.
4. Die Städte — b) Konstantinopel
449
jüngste Zeit genutzten Aquädukt, der die Senke zwischen dem dritten und vierten Stadthügel überbrückt. Vor 395 kam der aquaeductus Theodosiacus hinzu. Der erste offene Behälter wurde 369 durch den Präfekten Modestus angelegt. Er ist völlig
verschwunden. Heermeisters
421 folgte die Zisterne des Stadtpräfekten Aétios, 459 die des Aspar,
eine vierte baute Anastasius
bei der Mokioskirche.
Nach
dem Nika-Aufstand 532 ließ Justinian unter der „Basilika“ das größte überdachte Reservoir bauen, den Yerebatan-Serail.*
Mehrfach befaßt sich die Gesetzgebung mit dem W asserproblem. 370 wurde die Zufuhr für den Daphne-Palast geregelt, da mehr abgezapft wurde, als statthaft war. Theodosius ordnete die Wasserentnahme 382 abermals, doch mußte 389 und
395 wiederum gegen Übertretungen eingeschritten werden. * Zum Unterhalt der Anlagen hatte die Bevölkerung selbst beizutragen. 384 wurden alle Bürger, unge-
achtet ihrer Privilegien, zur Instandsetzung der Häfen und Aquädukte herangezogen. Zu 396 erfahren wir, daß die Praetoren dafür spenden mußten. 452 forderte
Marcian von den Konsuln je 100 Pfund Gold jährlich für diesen Zweck.” Der Wassermangel erschwerte die Brandbekämpfung. Keine antike Stadt hatte derart unter Feuersbrünsten zu leiden wie Konstantinopel." Die Annalen sind voll davon, einzelne Bránde werden ausführlicher beschrieben. Vielfach waren sie
die Folge von Erdbeben, die gleichfalls sehr häufig waren." Agathias (V 3-9) beschreibt die psychologischen Seuche anschloß.
Folgen des großen Bebens von 557, dem sich eine
Zu den lebenswichtigen Dingen einer Großstadt gehört das Bestattungswesen. Constantin hatte bestimmt, daß 950 Geschäftsinhabern unter der Bedingung
Steuerfreiheit gewährt werden sollte, daß sie einen Totengräber (decanus lecticarius) stellten. Anastasius erhöhte die Zahl um 150, verwandelte einen Teil jedoch in bare
Leistungen, wovon
dann auch die Klageweiber finanziert werden sollten. Das
einfache Begräbnis war kostenlos." Die Friedhöfe lagen zwischen der Constantinsund der Theodosiusmauer. Die medizinische Versorgung Konstantinopels war vermutlich ähnlich geregelt
wie die in Rom (s. III 5). Der bekannteste Arzt
dort war der heidnische comes
Jakobos, der auch den Kaiser Leo behandelte. Jakobos bewog die reichen Patienten, den armen zu helfen und forderte über seine städtische Besoldung hinaus keine Honorare.”
Wie die Versorgung, so war auch das Vergnügen der Bürger Konstantinopels nach dem Muster Roms geregelt. Abgesehen von den fehlenden Gladiatorenspielen, die in der griechischen
Reichshälfte
immer
unbeliebt
waren,
verliefen
die
Belustigungen ähnlich. Die Spiele wurden vom Kaiser oder von Beamten gestiftet. Sie waren eine Pflichtleistung der zur Prätur aufsteigenden Senatoren. Seit Constantin ist mit zwei Praetoren zu rechnen. 340 sind es drei; 384 wurde die Zahl von vier auf acht erhöht, die jeweils einen schmückenden Beinamen erhielten, dem ^^ Chron. Pasch. z. J. 459; Proc. aed. I 11, 10 ff.
*' Euagr. HE. II 13. Downey
1955 nennt 28
7» CTh. XV 2, 2ff. Seeck 1919, 241. ” CTh. VI 429f; CTh. XV 1,23;CJ. XII 3,2ff.
Beben bis 565; Grumel 1958, 476 ff. "' Nov. Just. 43 von 536; 59 von
rt A. M. Schneider (1941) gibt eine Liste der
1964, 911.
Stadtbrände,
s. O.
bis 565 sind es 19. Zur Feuerwehr
M Chron. Min. II 88; Asmus
537; Jones
1911, 74.
450
IH. Die inneren
Verhältnisse
Rang nach absteigend: (praetor) Constantinianus, Constantianus, Theodosianus, Arcadianus, triumphalis, Augustalis, Romanus und laureatus. Sie zahlten 500 bis 125 Pfund
Silber für Spiele.” Ein Höhepunkt war der
Konsulatsantritt in der ersten Januarwoche. Unter
Justinian“ fand am 1. Januar der Umzug des neuen Konsuls statt. Am 2. folgten Wagenrennen, genannt mappae nach den Starttüchern. Den 3. und 4. Januar wur-
den Tierkämpfe vorgeführt. Am 5. Januar gab es Theaterspiele mit dem vielsagenden Namen πόρναι (Huren). Den 6. Januar liefen nochmals Wagen (mappae), am 7. Tage legte der abgelöste Konsul sein Amt feierlich nieder.
Die Zirkustiere wurden aus den Grenzprovinzen geliefert. Wenn sie auf dem Wege nach Konstantinopel durch die Provinzen kamen, war das jeweils ein Ereignis. Theodosius II befahl 417, daB die Tiersendungen in den Städten nicht länger als
sieben Tage aufgehalten werden dürften.”
Von den vier alten, reichsweit verbreiteten Zirkusparteien“ behielten in Konstantinopel nur noch zwei Bedeutung: die Blauen und die Grünen. Die Roten und die Weißen spielten geringere Rollen. Berühmte Rennfahrer wie Porphyrios (etwa 480-540) fuhren mal für diesen, mal für jenen Demos.” Die Anführer wur-
den von der Regierung ernannt, sie waren zugleich für die Unterhaltung öffentlicher Bauten verantwortlich und dienten als Stadtmiliz. Meist begünstigte der Kaiser die eine Partei — gewöhnlich die blaue — und drängte die andere in die Opposition. Justinian suchte sich von beiden zu lösen, darauf vereinten sie sich
gegen ihn und hätten ihn im Nika-Aufstand 532 beinahe gestürzt (s. II 12). Später
entzweiten sich die Fraktionen wieder, seit 547 gab es fast jedes Jahr eine Straßenschlacht.” Die Gründung Konstantinopels bezeichnet, so wie die Alexandrias, den Beginn eines Zeitalters. Diebyzantinische Geschichte setzt die römische im Osten fort und endet mit der Eroberung der Stadt durch Mehmed Fatih 1453. Während das alte Rom immer mehr verkümmerte, ist Konstantinopel gewachsen und hat
sich durch alle Zeitenstürme des frühen Mittelalters gehalten. Trotz des betont christlichen Charakters der Stadt ist hier viel heidnisches Schrift- und Geistesgut der Antike bewahrt worden, während die Werke der bildenden Kunst überwiegend zugrunde gingen. Nachdem der Bilderstreit überstanden war, haben Photios, der in allen Wissenschaften bewanderte Patriarch, im 9. Jahrhundert und der Kaiser Kon-
stantinos VII Porphyrogennetos im 10. Jahrhundert große literarische Sammlungen angelegt, die Unersetzliches gerettet haben. So wurde Konstantinopel zu einer Kulturbrücke zwischen der klassischen Antike und dem neuzeitlichen Europa.”
$5 ** 9 ss
CTh. III 32,2; VI 4, 5 und 25. Nov. lust. 105; Soz. IV 23,8. CTh. XV 11,2. Ampot, Al. Cameron 1976; Liebeschuetz in:
Lepelley
1996, 161 ff.
# Al. Cameron 1973. *9 Mazal 2001, 373. 91 Eine kritische Durchsicht dieses Abschnitts verdanke ich Albrecht Berger.
4. Die Städte - c) Die Provinzstädte
451
c) Die Provinzstädte Quellen: Unter den spätantiken Provinzstädten sind wir mit Abstand am besten unterrichtet über Antiochia am Orontes. Dies ist drei aus der Stadt stammenden Literaten zu danken: Libanios, der nicht nur in seinem ,Antiochikos' (or. 11) das Lob seiner Vaterstadt sang; Johannes Chrysostomos,
der 387 in den Statuenstreit eingriff, und Malalas. Ammian widmet seiner Vaterstadt (?) nur wenige warme Worte, instruktiv dagegen ist Julian mit seinem ‚Barthasser‘. Alexandria ist aus der Zeit des Athanasios und seiner Nachfolger gut dokumentiert, Athen kennen wir wegen der Akademie, Edessa als intellektuelles Zentrum. Karthago kommt im Zusammenhang mit Donatisten und Vandalen in den Blick; von den übrigen Städten des Westens werden zumal jene
in Gallien oft genannt. Epigraphisch sind die Städte Kleinasiens (FIRA. I 95; Nr. 108), namentlich Aphrodisias (Roueché 1989) und Nordatrikas gut vertreten. Für die Zusammensetzung der Honoratioren ist das , Album von Timgad' lehrreich.
Die Gesetze beschäftigen sich ganz überwiegend mit dem Curialenproblem (CTh. XII 1). Listen von Städten bieten die ,Notitia Galliarum', die Teilnehmerverzeichnisse von Synoden und Konzilien - insbesondere die im Anhang zu Victor von Vita (CSEL. 7) überlieferte ‚Notitia provinciarum et civitatum Africae" — und der ‚Synekdemos' (Reisebegleiter) des Hierokles.
„Die Kultur des Altertums ist ihrem Wesen
nach zunächst städtische Kultur“,
schrieb Max Weber (1896/1968, 3), und dies gilt auch noch für ihre letzte Phase, die Spätantike. Die spätrömische Stadtkultur ist das Ergebnis zweier Urbanisierungsprozesse.'
Der östliche, griechische Teil des Mittelmeerraumes verdankt
sein städtisches Erscheinungsbild dem Hellenismus. In der Zeit unter und nach Alexander sind zahlreiche dörfliche Siedlungen zu Städten erhoben und bestehende Städte modernisiert worden. In römischer Zeit kamen hier nur wenige hinzu, abgesehen etwa von einigen frühen Militärkolonien und den Gründungen des Philhellenen Hadrian." Die Städte im lateinischen Westen hingegen gehen größtenteils auf die Urbanisierungspolitik der Kaiser zurück. Sie verfolgten damit mehrere Zwecke zugleich: einen zivilisatorischen Fortschritt, eine bessere Verwaltung und eine allmähliche Romanisierung wenigstens der Oberschichten in den Provinzen. Dies Bestreben hält auch in der Spätantike an.' Diocletian verwandelte die Gauvororte (νόμοι) Ägyptens in civitates, mindestens zehn Städte tragen seinen
Namen
oder den seines Mitkaisers Maximian. Constantin gelang mit Konstantinopel die berühmteste spätantike Stadtgründung, weitere acht Städte sind nach seiner Dynastie benannt. Valentinian und sein Haus sind mit drei Städten vertreten, Theodosius ' Kolb 1984, 169 ff. Überblicke bei Jones 1964, 712ff;
Mango
1980,60ff; Rich
1992;
Lepelley
1996; Christie/Loseby 1996; Ward-Perkins in CAH. XIII 1998, 371 ff. Einzelaspekte erörtern: Mommsen,
Ges.
Schr.
III
43fF;
Jones
1940;
Literatur und grundlegende Informationen zu einzelnen Orten bietet das Lexikon von Stillwell 1976.
? In Thrakien: Hadrianopolis, Municipium Aelium Coela; in Epirus: Hadrianopolis; in Makedo-
Dölger 1958; Kirsten 1958; Claude 1969; Lang-
nien: Hadrianopolis; in Bithynien: Hadrianeia, Ha-
hammer 1973; Kneppe 1979; Vittinghoff 1973; ders. 1982; Müller-Wiener 1986; Foss 1996; Liebeschuetz 2001; zu Julian: Pack 1986; zu Italien: Ward-Perkins 1984; Ausbüttel 1988; zum Umland: Burns/Eadie 2001; zu Gallien: Frezouls
drianoi; in Asia proconsularis: Hadrianotherai, Ha-
drianopolis (Lydien), Hadrianopolis (Phrygien); in Pisidien: Hadrianoi; in Judaea: Aelia Capitolina; in Ägypten: Antinoopolis; in Cyrene: Hadriane. Zur Problematik im einzelnen: Zahrnt ZPE. 71, 1988,
1982 ff; zu Spanien (Tarraco, Corduba, Augusta
229 ff. Zur rechtlichen Stellung der Städte im Prin-
Emerita): Panzram 2002; zu Britannien: Reece in Rich 1992, 136 ff; zu Africa: Lepelley 1979/81.
cipat: Nörr 1968. ὁ Kirsten 1958, 22.
452
III. Die inneren
Verhältnisse
mit 19, Marcian mit 4, Leo mit 7, Justinian mit mindestens 19. Besondere Sorgfalt
hat er seinem Geburtsort Taurisium gewidmet. Er wurde umbenannt in Justiniana Prima, so wie Karthago, Hadrumetum, Hispellum, Adrianopel in Epirus und an-
dere Städte als Dank für Zuwendungen zeitweilig den Namen des jeweiligen Kaisers annahmen.‘ Diese Tatsache zeigt, daB ein neuer Stadtname nicht eine
Neugründung bezeichnen muß. Wirklich neue Siedlungen städtischen Charakters entstanden seit etwa 400 im syrischen Belos-Gebirge.’ Über die Gründe und den Vorgang der Stadtrechtverleihung unterrichten uns zwei Inschriften aus Kleinasien. Diocletian (?) gewährte den Einwohnern von Tymandus in Pisidien ihre Bitte, selbständig zu werden, aus dem Bestreben, den
Glanz seiner Regierung durch Vermehrung und Verschönerung der Städte zu erhöhen. Vorausgesetzt war dafür ein gewisser Wohlstand und eine hinreichende Zahl von Ratsherren, die der Kaiser — sein Name ist verloren — auf 50 bezifferte.
Dazu sollten Aedilen und Quaestoren und die übrigen, vom ius civitatis für die Selbstverwaltung erforderten Ämter, eingerichtet werden. Den Wunsch, die Städte zu mehren, zu verschönern und wiederherzustellen,
zeigte Constantin bei dem Gesuch der Bewohner von Orkistos
in Phrygien.’ Das
ehemals Stadt gewesene Dorf liege, heißt es, an einem StraBenknoten, besitze Gasthäuser, Wasserleitung, Bäder und Kaiserstatuen und sei von Christen bewohnt. Darum sei auch ihnen Stadtrecht zu verleihen, die administrative und
finanzielle Bindung an die Nachbarstadt Nakoleia wurde gelöst. Daß der Übertritt zum Christentum mit den Stadtrechten belohnt wurde, berichtet Sozomenos für Maiuma, den Hafen von Gaza. Wie im Principat, so bestand auch im Dominat das Imperium aus einem Netz von Stadtgebieten. Jeder Reichsangehörige war einerseits civis Romanus, andererseits Bürger seiner Heimatstadt, genauer: jener Stadt, in der er oder sein Vater
geboren war (origo). Ob er innerhalb der Mauern seiner Stadt oder auBerhalb auf dem stádtischen Umland lebte, war unerheblich. Nicht einmal sprachlich ist immer auszumachen, wann civitas das Stadtgebiet im weiteren Sinne und wann es die
eigentliche Stadt bezeichnet. Es gab keinen rechtlichen Unterschied zwischen Stadt- und Landbewohnern. Grundsätzlich herrschte innerhalb des Reiches Freizügigkeit, doch war sie für viele Bürger durch erbliche korporative Pflichten eingeschränkt.
Die Gesamtzahl der Städte im spätrömischen Reich ist nur ungefähr zu ermitteln. Die aus der Zeit um 400 stammende ‚Notitia Galliarum‘ nennt 115 civitates,
die Provinzhauptstädte eingeschlossen. Aus Nordafrika überliefert die ‚Notitia
provinciarum' über 500 Bischofssitze, die sich zwar nicht alle in Städten befanden, doch gab es auch kleinere Städte ohne Bischof.’ Der ‚Synekdemos‘ des Hierokles
aus der Zeit vor 535 nennt für den Osten 923 (ursprünglich 935) Städte, ist aber
unvollständig. Über die anderen Provinzen gibt es keine statistische Überlieferung. * Proc. aed. IV 1, 36; VI 5,8; 6,7; Stein 1929/
68, 248 f; Jones 1940, 85 ff; 1964, 718 ff. 5 Tchalenko 1958. * Dessau 6090 f; FIRA. I Nr. 92.
und 331). Mommsen,
Ges. Schr. V 540ff; Cha-
stagnol 1981. * Soz. V 3; Eus. VC. IV 38. 9 CSEL. 7, 117 ff. Eine monumentale Untersu-
? FIRA. I Nr. 95 (Briefe vom PPO Ablabius chung der nordafrikanischen Städte der Spätanund von Constantin aus der Zeit zwischen 323 — tike: Lepelley I/II 1979/81 (mit alph. Katalog).
4. Die Städte — «) Die Provinzstädte
453
Eine spätrömische Quelle nennt eine Gesamtzahl von 5627 Städten für das Reich." Wahrscheinlicher ist eine Zahl unter 2000." Nach Größe und Funktion zeigen die spätantiken Städte erhebliche Unterschiede. Ungefähre Einwohnerzahlen lassen sich für einige Städte des 4. Jahrhunderts nennen: Alexandria" bis zu 300000; Antiochia, der Orientis apex pulcher, 200000 oder 150000." Zu den großen Städten zählten in Gallien Lyon," Bor-
deaux" und Trier" — nach Zosimos (Ill 7,2) die größte Stadt nördlich der Alpen, mit 285 Hektar ummauerter Fläche fast doppelt so groß wie das damalige Paris — weiterhin Köln, Arelate und Narbo, in Spanien Tarraco, Corduba und Carthago
Nova, in Africa Karthago," in Italien noch Aquileia" und später Ravenna," in Illyricum Salona und Sirmium, in Griechenland Thessalonike und Korinth, in Kleinasien Ephesos und Tarsos.
Die Bevölkerung der spätrömischen Städte bietet ein buntes Bild. Die Mehrzahl der Bewohner
hatte zumeist dieselbe Sprache und Religion, doch treffen wir
allenthalben Minderheiten: griechische und syrische Händler im Westen, lateinisch sprechende
Veteranen
im
Osten,
kleinere
oder
größere
Gruppen
von
Heiden,
Häretikern und Juden (s. III 6). Die höchste soziale Schicht bildeten jeweils die ansässigen Angehörigen des Reichsadels (honorati), gefolgt von den grundbesitzen-
den Curialen, dem Ratsherrenstand. Darunter rangierten die wohl großenteils in Zünften organisierten Händler und Handwerker, und schließlich kommt die plebs urbana," deren Angehörige als Tagelöhner ihr Brot verdienten, und die Sklaven. Die Funktionen der spätantiken Städte sind im wesentlichen die der Principatszeit. In jeder Stadt befand sich ein architektonisch gestalteter Markt," der von den umwohnenden Bauern und von den städtischen Handwerkern beliefert wurde. Auch in der Spätantike waren die Städte noch Mittelpunkte von Handel und Gewerbe, doch gewannen die eigenständigen Villen der Senatoren an Bedeutung.”
Neben der ökonomischen ist die kulturelle Funktion der Städte zu nennen. Hier
konzentrierte sich das künstlerische Schaffen, das Bildungswesen (s. IH 5) und das religiöse Leben (s. III 6). Die Stadt war der Wohnort der reicheren Bürger. Im Unterschied zum Mittelalter gab es im griechisch-römischen Altertum bis ins 4. Jahrhundert keinen Landadel. Jeder Bauer, der zu Wohlstand kam, zog in die Stadt, alle wohlhabenden Stadtbürger besaßen auf dem Lande Güter und ließen
dort Kolonen für sich arbeiten. In den Städten sammelte sich der Reichtum, und dies spiegelt sich in ihrem Erscheinungsbild.’
Ὁ Mommsen (Ges. Schr. V, 559f ) hält sie für móglich; sie liegt aber doch weit hóher, als die
übrigen Quellen vermuten lassen. " Noethlichs in Brands/Severin 2003,
180.
? Diodor XVII 52,6; Haas 1997; Clauss 2003, 17.
! Amm. XXII 9,14; Joh. Chrys. PG. 50,591; Lib. ep. 1119. Downey 1961; Callu 1997; Sand-
well/Huskinson 2004; Wintjes 2005, 36. 4 Decourt/Lucas 15 Sivan 1993.
1993, 120ff.
Trier-Kaiserresidenz 1984; Kuhnen 2001. 7 Rieß 2001.
# Deichmann
1969 ff.
# Ennabli 1997. ? Zur spätantiken 1967/69; Kneppe
plebs
urbana:
Besevliev
1979.
^! Franz Alto Bauer 1996 2 Zur Versorgung: Durliat 190. Zur Wirtschaft s. ΠῚ 3 b! Zu den Villen s. ΠῚ 2 a und 3 a! ? Das heutige archäologische Erscheinungsbild der römischen Städte täuscht insofern, als nur die Bauten aus Natur- oder Backstein erhal-
ten sind, während die Holzbauten und Lehmhäu-
ser, die es auch gab (VPorph. 21), verschwunden sind.
454
III. Die inneren
Verhältnisse
Zur Versorgung der Kranken hatten die Städte Ärzte angestellt. Sie genossen
ähnliche Privilegien wie die Lehrer, indem sie von Steuern und Frondiensten befreit waren.” Die Zahl dieser steuerfreien Mediziner hatte schon Antoninus Pius nach der Größe der Städte festgelegt.” Justinian ordnete für Karthago fünf Ärzte an. Die
berühmteste medizinische Hochschule befand sich auch in der Spätantike in Alexandria, im übrigen bildeten die Ärzte Lehrlinge aus. Vielfach ging der Beruf vom
Vater auf den Sohn über.” Die militärische Bedeutung der Städte war während des Kaiserfriedens zurückgegangen. Zahlreiche Städte waren vom Berg in die Ebene heruntergezogen oder hatten ihre Stadtmauern abgetragen und die Steine zu anderen Bauten wieder-
verwendet, so Ephesos, Milet und Pergamon. Mit den Überfällen der Goten und Heruler unter Gallienus um 260 mußten die Mauern erneuert werden. Wie Rom unter Aurelian, Athen unter Probus und Byzanz unter Constantin, so haben im
Verlaufe des 3. und 4. Jahrhunderts nahezu alle Städte Mauern bekommen. Die
umfangreiche Verwendung von Spolien zum Mauerbau bezeugt die Not der Zeit.” Die Front verlagerte sich vom Limes an die Stadtgrenze.” Umfangreiche Maßnahmen begannen mit Diocletian.? Constantius II ließ die
Städte in Africa ummauern,* Julian und Valentinian haben in Gallien Stadtmauern bauen lassen." 396 erging ein Gesetz an den praefectus praetorio Orientis, daß die Stadtmauern überall instandgesetzt würden, wofür die Kosten auf die Grundbesitzer umzulegen seien. 412 wurde Entsprechendes für Illyricum angeordnet."
Justinian ließ in allen Teilen seines Reiches die Städte neu befestigen, worüber Prokop (aed. II-V) ausführlich berichtet. Die Schutzfunktion der Städte gewann
wie in vorrömischer Zeit wieder an Bedeutung, aus der Polis wurde das Kastron.” Die Kaiser haben neben den Befestigungen auch den sonstigen öffentlichen Bauten ihre Sorge zugewandt. Die Initiative der lokalen Instanzen tritt zurück zugunsten der zentralen Direktiven durch den Kaiser und die Statthalter.” Wie der Titel De operibus publicis des ‚Codex Theodosianus‘ (XV 1) lehrt, ging es in erster Linie um die Erhaltung
des
Baubestandes. Neubauten wurden untersagt, solange es noch schadhafte
oder halbfertige Bauwerke gebe. Altbauten sollten nicht ihres Schmuckes beraubt werden; nur wenn sie völlig verfallen wären, dürften sie an Privatleute verkauft
werden. 383 verbot Gratian den Statthaltern, zur Ausbesserung der Amtslokale die Städter zu belasten;? 471 (Ὁ) befahl Kaiser Leo, die Stadtpaläste und Praetorien der Provinzstädte so weit zu erneuern, daß die Statthalter sich nicht bei Privatleuten
einquartieren müßten.” Immer wieder geht es um Nutzbauten. Speicher und Ställe, Straßen und Brücken, Zisternen und Wasserleitungen seien mit Vorrang zu be-
denken. Das Baumaterial abgetragener Tempel sei für solche Bauten zu verwenden. Die Benutzung derartiger „Spolien“ kennzeichnet die Bauweise der Spätantike.” ^ CTh. XIII 3,1 ff; Jones 1964, 1012£. S. III 5. Árzte waren honestiores. 2 Dig. XXVII 1,6 ff. 2 Amm. XXIII 16,18; CTh. XIII 4,2.
7 Beispiele bieten Athen, Olympia, Pergamon, Remagen. 24 Crow in Lavan 2001
II 4.
2° Paneg. IX 4,2f; 18,1fF. Waldherr 1989. Ὁ CTh. IV 13,5.
5 Amm. XVII 10,9; XXX 9,1. X CTh. XV 1,34; 49. 9 Müller- Wiener 1986. * Lewin in Lavan 2001, 27f.
3 CTh. 122,4. * CJ. 140,15; s. HI 1 al Y CTh. XV 1,36. Esch 1969; Deichmann
s. HI 4 a!
1975;
4. Die Städte — c) Die Provinzstädte
455
Zu allen Zeiten entstand ein nennenswerter Teil der Bauten durch Stiftungen. In der Kaiserzeit gehen die meisten von ihnen auf den Monarchen
fehlt es daneben
nicht an Werken
privater Wohltäter.
zurück, doch
Stiftungen von
solchen
kennen wir nicht nur aus Rom, sondern ebenso aus Antiochia (Hellebichos, Anatolius, Ardaburius), Alexandria (Tatianus), Ephesos (Scholasticia) und Athen (Theagenes). In zunehmendem Maße wandte sich das Stifterwesen kirchlichen Objekten zu, das Motiv des irdischen Ruhmes wurde verdrángt durch das des himmlischen Lohnes.
Bisweilen begannen die Gemeinden zu bauen, bis ihnen das Geld ausging, und dann wandten sie sich an die Kaiser. 374 wurde den Statthaltern erlaubt, in Notfällen ein Drittel der Bausumme aus der Kasse anderer Stádte zu nehmen, 395 stiftete der Fiskus ein Drittel." Die Statthalter dürften davon nur ein Drittel auf Neubauten, müßten zwei Drittel auf Altbauten verwenden. Sofern sie ohne Genehmigung bauten, hátten sie die Kosten selbst zu tragen. Wer Staatsgelder verbaue, hafte
persönlich oder durch seine Erben 15 Jahre für Bauschäden, soweit sie nicht durch hóhere Gewalt veranlafit seien. Die Bauinschriften dürften nicht den Statthalter,
sondern müßten den Kaiser nennen. Justinian ließ Ausnahmen zu, behielt sich selbst aber die Stiftung und Ausbesserung von Kirchen vor." Es war vorgekommen, daß Privatleute Kirchen und Klöster errichtet hatten, ohne für deren Unterhalt zu
sorgen. Um die Kosten für den Klerus und die Beleuchtung wären derartige Vorhaben von den Bischöfen zu genehmigen.” Die Verbindung
der griechisch-rómischen
Kultur mit dem
Grund dafür, daB am Prinzip der kommunalen gerüttelt worden
ist." Dennoch
waren
sicherzustellen,
Städtewesen ist der
Selbstverwaltung
Einschránkungen
notwendig,
niemals
sobald sich
Städte in größere Gemeinwesen eingliederten. So wie die meisten hellenistischen Kónige, so haben auch die rómischen Kaiser die Stádte im allgemeinen behutsam behandelt.
Am
deutlichsten wurde
die Kaisermacht
in den Provinzmetropolen
spürbar, wo die Statthalter amtierten. Neben dem praefectus Augustalis in Alexandria oder dem comes Orientis in Antiochia besaßen die städtischen Behörden
nur be-
grenzten Einfluß. In die kaiserliche Kompetenz fiel die Hochgerichtsbarkeit. Lediglich die niedere Gerichtsbarkeit lag bei den städtischen Organen.
Die dafür
zustándigen iudices pedanei waren unbesoldet und amtierten allgemein ein Jahr. Die
Statthalter
waren
nicht die einzigen
Vertrauensmänner
des Kaisers
in den
Städten. Wie wir aus dem Briefwechsel zwischen Plinius (ep. X 37 ff) und Trajan ersehen, neigten die Stádte dazu, in ihrem Streben nach Glanz durch Bauten und
Spiele über ihre Verhältnisse zu leben. Jede Stadt rivalisierte mit der Nachbarstadt, und alle Städte nahmen sich Rom zum Vorbild. Es kam zur Verschuldung. Um dem vorzubeugen, hat bereits Trajan in einzelne Stádte Kommissare (curatores,
λογισταί) entsandt, die deren Finanzhaushalt überprüfen sollten. Der curator stand über den duoviri, amtierte ohne Kollegen und so lange, als es dem Kaiser gefiel. Seit
Constantin scheinen alle Städte einen solchen curator gehabt zu haben, doch ging dieser nun aus den städtischen Honoratioren hervor." Die curia hat ihn vermutlich
dem Kaiser zur Ernennung vorgeschlagen. * CTh.
XV
1,18; 32f.
* Proc. aed. 1 8,5. # Nov. Iust. 67.
*! Proc. aed. VI 6,16.
*' Dafür spricht die Laufbahn des Kölners Masclinius Maternus, sie führt vom decurio zum
456
IH. Die inneren Verhältnisse
Ein weiterer kaiserlicher Stadtbeamter war der defensor civitatis.” Das Amt hatte Richterfunktion und galt dem Schutz des kleinen Mannes, sein Inhaber heißt
darum auch defensor plebis oder defensor gentis.“ Valentinian bestimmte 364, daß der praefectus praetorio dafür nur ehemalige Statthalter und andere ehrenwerte honorati ernennen dürfe, nicht Curialen. 387 erhielten die Curien das Vorschlagsrecht, und
damit verlor der defensor seine frühere Schutzfunktion gegen die Macht der Curie. 392 erhielten sie den Auftrag, die Curialen gegen die Beamten zu schützen.” Seit 409 wurde der defensor vorgeschlagen von Bischof und Klerus, den Würdenträgern (honorati), Grundbesitzern und Curialen. Der praefectus praetorio bestätigte den Erwählten. Er sollte dem Hofe alles melden, was gegen die öffentliche Ordnung
und die Interessen der Grundbesitzer verstieBe.* 458 forderte Maiorian die Statthalter der westlichen Provinzen auf, überall für die Einsetzung von defensores zu sorgen, denn viele Bürger seien vor den „Übergriffen einzelner Unverschämter“
aufs Land oder in die Einöde geflohen, so daß die Städte leer geworden seien. 535 erneuerte Justinian das Defensorenamt, das gegenüber den Provinzbeamten jede
Bedeutung eingebüßt hatte.” Vom Einfluß der drei genannten Beamten abgesehen, waren die Städte in ihrer Selbstverwaltung frei: Die Verfassung glich im allgemeinen der des republikanischen Rom. Dementsprechend besaß jede Stadt ihre Volksversammlung, ihre Magistrate und, analog zum Senat, ihre Curie.*
Die Rolle der Volksversammlung“” war schon in der Principatszeit wie in Rom so in den Provinzstädten zurückgegangen. Aus einem Gesetz Constantins
ersehen wir jedoch, daß die Magistrate der africanischen Städte ex consuetudine vom Volk nominiert wurden.” Dies geschah indessen wohl durch Sprechchöre im Theater. Überhaupt war das Theater in der Spätantike der Ort, wo sich die Volkesstimme kundtat. Die Akklamationen drückten Loyalitätsparolen und Segenswünsche für Kaiser und Reich aus, griffen aber auch in die Kommunalpolitik ein, wenn
sie Spender feierten, Ehrenzuweisungen für tüchtige Beamte forderten oder aber ihre Unzufriedenheit mit der städtischen oder staatlichen Verwaltung aussprachen.
Auch in der Kirchenpolitik spielten sie eine Rolle." 331 erklärte Constantin in einem Edikt an die Provinzialen die Akklamationen
zu einem verfassungsge-
rechten Organ: sie dürften gute Beamte loben und schlechte Beamte tadeln. Der Kaiser werde das untersuchen lassen und entsprechend belohnen oder bestrafen. Die comites und praefecti hätten darüber zu berichten.” Constantin erwähnt eine Fehlerquelle: daß die Sprechchöre gesteuert sein könnten. Derartiges bezeugt Libanios, der zugleich den Einfluß der Theatermassen aedilis, zum duumvir, curator, sacerdos und ex comit-
ibus: CIL.
XIII
7918 (Dessau
7069) von
352
* Liebeschuetz in CAH. XIV 2000, 207 ff. # Jones 1964 III, 227 Anm. 21; Lepelley ] 1979,
140 ff.
n. Chr. CTh. XII 1,20.
9 Seeck, defensor civitatis, RE. IV 2, 1901, S. 2365 ff; Vittinghoff 1982, 117ff; Mannino
ὁ CTh. XII 5,1. 5 julian 368 C; AE. 1967, 549; Joh. Chrys. De
1984. Die griechischen Bezeichnungen schwan-
inani gloria 4 f; CJ. IX 47,12 ; Soz. Il 25,7. Klau-
ken: σύνδικος, ἔκδικος. ónuextixóv. * FIRA. III Nr. 101; CIL. VIII 8270; Markos,
ser, Akklamation, RAC. I 1950, 216 ff. Derartige Zurufe wurden bisweilen inschriftlich festgehalten: Roueché 1984. Ein Protokoll aus Oxyrhynchos: Chrest. 1 Nr. 45. 52 CTh. 116,6; Lib. or. 26,238; 33,11; 41.1f. Zum Einfluß der Massen: MacMullen 1990, 267f.
VPorph. 25. “4. CTh. I 29,1 und 6f. # CJ. 155,8; 4,19. 7 Nov.
Maior.
3; Nov.
lust.
15.
4. Die Städte — c) Die Provinzstädte
457
auf die Politik überliefert. Das Volk glaubte, durch seine Sprechchóre die Beamten zu beherrschen.” Organisierte Claquen von einigen hundert Mann stellten sich
zahlenden Hintermännern zur Verfügung, die so ihren Willen als den des Volkes ausgäben. Umgekehrt
wurden kaiserliche Edikte auch im Theater verlesen.“
Die Beamten der Städte arbeiteten ehrenamtlich. Wir finden Quaestoren, Aedilen, Praetoren und, statt der Konsuln, duoviri oder duumviri als die eigentliche Spitze der Stadtverwaltung.“ Im allgemeinen wurden sie aus dem Kreise der Curialen von ihren jeweiligen Amtsvorgängern nominiert. Nach ihrem Amtsjahr gehörten sie weiterhin der Curie an. Ein zusammenfassendes Dokument zu den Honoratioren einer africanischen Stadt aus der Zeit Julians ist das, Album
von
Timgad'‘.” Diese Inschrift nennt
an der Spitze zehn viri clarissimi, Männer senatorischen Ranges. Fünf von ihnen
werden als patroni der Stadt bezeichnet. Danach kommen zwei viri perfectissimi. Diese zwölf zählen zur Reichsaristokratie. Es folgt die Munizipalaristokratie mit zwei ehemaligen Provinzialpriestern (sacerdotales), dem curator und den beiden duoviri. Anschließend werden 32 Männer mit Priesterämtern genannt (flamines, augures), dann
wieder
amtierende
Beamte,
nämlich aediles und quaestores,
und
zum
Schluß die gewesenen duoviri, aediles und quaestores. Darunter stehen die Namen der curiales, etwa 100.
Die curiales (oder decuriones) bildeten den Stadtrat (βουλὴ) und damit die wichtigste Körperschaft.” Symmachus verwendet den Begriff curia minor.“ Ursprünglich bestand die curia aus den wohlhabendsten und angesehensten Bürgern.” Der Sitz
war lebenslang, neue Mitglieder kamen über die kommunale Ämterlaufbahn oder durch Zuwahl hinein. Als Zeichen ihrer Würde trugen die curiales die weiße Toga, verdiente Männer erhielten Ehrenstatuen und Portrátgemálde." Curialen, die alle Ämter und Aufgaben hinter sich hatten, wurden als ex comitibus in den Beirat des
jeweiligen Statthalters aufgenommen.“ Der Staat gewährte den Curialen eine Reihe von Vorrechten.
Als honestiores
waren sie und ihre Angehörigen von munera sordida befreit, doch mußten sie im 5. Jahrhundert an Arbeiten zur Verteidigung mitwirken. Weiterhin blieben sie von Leibesstrafen
verschont,
durften
zwar
enteignet
und
verbannt,
nicht
aber
ge-
prügelt, in die Bergwerke geschickt oder hingerichtet werden." Wir besitzen ein Protokollfragment aus dem Consistorium
Diocletians, in dem die Forderung der
Theatermassen einer unbekannten Stadt behandelt wurden. Die Leute verlangten, den Sohn eines Curialen den Bestien vorzuwerfen. Diocletian lehnte dies ab mit der Bemerkung: Vanae voces populi non sunt audiendae, auf das leere Geschrei des Volkes ** Lib. or. 33,11; vgl. Liebeschuetz Ebenso schon Tertullian apol. 38,2.
1972, 278 ff.
* Joh. Chrys. PG. 57, 23f. 55 Die ‚Sortes Sangallenses‘ antworten auf Anfragen, ob der Bittsteller sich um eine Magistratur, die Acdilität, die Praetur oder einen Sitz in der Curie bemühen solle (68-72). Lepelley I 1979, 164f; 11 1981, 464f; Amm. XXVIII 6, 10; AE. 1967, 549. % Dessau 6122; Chastagnol (1978,78) datiert
die Inschrift in die letzten anderthalb Jahre Ju-
lians 362/363. Horstkotte (Timgad 1984) plädiert für 366; Jones (1964, 730f ) läßt es offen. *" Kübler,
Decurio
RE.
IV 2, 1901, 2343 ff:
Schubert 1969; Langhammer 1973, 188ff. Besonders gut sind wir unterrichtet über die Curie von Antiochia: Sievers 1868, 5 ff. *: Macrob. Sat. 11 3,11; Symm. or. 8,4. * Lib. or. 49,2. 50 Lydos mag. 1 28; Lib. or. 2,10.
*' Dessau 7069; CTh. XII 1, 109. #2 CTh.
ΙΧ 35,2; ΧΗ
1,80.
458
III. Die inneren
Verhältnisse
dürfe man nicht hören, wenn für einen Schuldigen Gnade oder für einen Unschul-
digen Strafe gefordert würde." Libanios berichtet, daß die Prügelstrafe für Ratsherren ungesetzlich, aber üblich war, und 387 wurde den Curialen von Theodosius die Bleipeitsche angedroht,
sofern sie sich Unterschlagung oder Erpressung zuschulden kommen ließen.“ Aus dem Blickwinkel der Provinzialen waren alle Decurionen Tyrannen: quot curiales, tot tyranni." Sie besaßen also noch
Einfluß.
Insofern ist es begreiflich,
wenn das Decurionat eine gewisse Anziehungskraft bewahrte.* Mancherorts hielt sich sogar der alte Honoratiorenstolz.So in Gaza, wo noch um 400 Christen aus der Curie ausgeschlossen blieben, weil sie die mit den Würden verbundenen Riten verweigerten." Schon im 4. Jahrhundert kam es zu einer Differenzierung in den Curien. So wie in den Senaten von Rom und Konstantinopel gab es Schätzklassen, deren
Rechte und Pflichten nach dem Besitz der Mitglieder abgestuft waren. Für Antiochia bezeugt Libanios zum Jahre 359 drei, zu 364 vier Klassen von Buleuten. Er beklagt, daß die Angehörigen
der höchsten Klasse die der niederen übermäßig
belasteten.“
Aus den jeweils zehn ranghöchsten Curialen bestand der Kreis der decemprimi (principales, primates). Sie trugen den Rangtitel von viri laudabiles, führten die Geschäfte und genossen als excusati Steuerprivilegien.” Wenn sie ihre Pflichten erfüllt hatten, waren sie frei; ihre Amtszeit wurde 412 auf 15 Jahre festgesetzt.” Für die
Besitzunterschiede
innerhalb der Curialenschicht ist das Donatistengesetz
von 412 bezeichnend. Es bemißt die Strafe für sacerdotales mit 30, für principales
mit 20 und für gewöhnliche curiales nur mit 5 Pfund Gold." Die Bedeutung der Curialen für die Städte und den Staat spricht aus der VII. Novelle Marcians von 458. Sie beginnt: curiales nervos esse rei publicae ac viscera
eivitatum nullus ignorat. Die Curialen waren als „Sehnen des Staates und Mark der Kommunen“ für das gesamte Stadtgeschehen verantwortlich. Ihnen oblag die Verteilung der Lasten und Leistungen (munera) auf die Einwohner. Dazu zählten die notwendigen Bau- und Transportarbeiten, die Sorge für Sauberkeit und Ord-
nung, Nahrung und Vergnügen, Kult- und Bildungswesen. Grundsätzlich waren alle Bürger verpflichtet, an diesen Aufgaben mitzuwirken.” Die wichtigste war die Sorge für die Lebensmittel und die Preisüberwachung. Wenn es zu Hungersnö-
ten kam, machten Volk und Reichsgewalt die Curialen haftbar.” Bei Kornknappheit wurden
oft die Bäcker verdächtigt, durch
Horten
die Preise zu steigern.
Libanios berichtet, daß der comes Orientis die Bäcker dann öffentlich auspeitschen und mit bloßen Rücken durch die Stadt führen ließ, um die Volkswut zu beruhigen.
Die Bäcker retteten sich, indem sie für einige Zeit in die Berge flohen. Auch die
Fisch-, Holz- und Ölpreise wurden bisweilen gewaltsam reguliert.“ Nur wenige #3 CJ. IX 47,12. #4 Lib. or. 50,12; CTh. XII 1, 117.
*5 Salvian GD. V 18. ** Sort. Sang. 71; Suidas E 3770. 47 VPorph. 32,40. ® Lib. ep. 252,5;
1277,3f; or. 48,39.
* Dessau 5697. Seeck 1901, 147 ff; Sort. Sang. 72.
% CTh. XII 1, 75 und 171. τὶ CTh. XVI 5,52 und 54.
72 Einen Katalog derartiger Hand- und Spanndienste aus constantinischer Zeit bietet Charisius (Dig. L 4,18). Neesen 1981. 3 Lib. or. 1,103; 126; 205; Amm.
# Lib. or. 1,206fF; 1,225 ff; 4,26f.
XIV 7,2; 6.
4. Die Städte - c) Die Provinzstädte
459
Städte bezogen, soweit wir wissen, wie Rom und Konstantinopel Staatsgetreide: in Italien Puteoli und Tarracina, im Osten Alexandria und Athen, Antiochia und Karthago, Ephesus und Sardes." Zur Reinigung des Nils in Alexandria erhielten
die dazu verpflichteten Vereine staatliche Unterstützung." Die städtische Polizei" unterstand Friedenswächtern (irenarcha), die Knüppelgarden kommandierten. Das Amt wurde als einjährige Liturgie (Volksdienst) von Curialen versehen, wir kennen es insbesondere aus dem Osten. Am 25. Dezember 409 erließ Theodosius Il ein Gesetz, dessen Wortlaut im ‚Codex Theodosianus‘ die
Irenarchen als gemeingefährlich überall verbot, während der Text desselben Ge-
setzes (!) im ‚Codex Justinianus‘ befahl, die Curien mögen im Einvernehmen mit den Statthaltern geeignete Irenarchen ernennen. 420 begegnet der Titel abermals,
das Amt wurde mithin beibehalten.” Neben der Versorgung war auch das Vergnügen Sache der Curialen. Es gehörte
zu den kommunalen Liturgien der Reichen, Wagenrennen und Tierhetzen zu stiften.” Das damit verbundene Ansehen schildert Johannes Chrysostomos in seiner Schrift über den Ehrgeiz und die Kindererziehung (4ff): Wenn der Stifter das Theater betritt, bringt ihm das Publikum stehend Ovationen und winkt ihm zu.
Der Herr verneigt sich nach allen Seiten, und jeder wünscht, auch selbst einmal so gefeiert zu werden. Am Ende der Vorstellung geleitet man ihn nach Hause, es gibt ein großes Gastmahl, und all das wiederholt sich am Nachmittag zwei oder drei Tage hintereinander. „Werke des Teufels“ nennt dies der Kirchenvater.
Für die Versorgung des Hippodroms mit Pferden waren große Ländereien Antiochias von staatlichen Steuern befreit.” Der Zirkus war der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, wo immer es einen solchen gab; die Zirkusparteien hatten ihre
Ableger in allen größeren Städten.” Welches Interesse der Vergnügungswert der Städte besaß, lehrt Junior (exp. 32): neben den Handelsartikeln nennt er in seiner Weltbeschreibung die Rennbahnen der Städte, die Herkunftsorte der besten Wagenlenker, Pantomimen, Chorflötisten, Schauringer, Seiltänzer und Gaukler. Libanios (or. 2,57), der als Mann von Bildung das Zirkuswesen verabscheute, bezeugt,
daß es sehr reiche Rennfahrer gab, nicht nur in Konstantinopel (s. III 4 b). Viele Unruhen und Aufstände gingen vom Zirkus aus." Das Theaterwesen und die Gladiatorenkämpfe verloren unter christlichem Ein-
fluß an Bedeutung.“ In Antiochia florierten die blutigen Schauspiele noch unter Gallus 354." Anastasius verbot 498/499 die Tierhetzen
in allen Amphitheatern
des Reiches." Durchsetzen ließ sich das nicht. Unter Justinian gehörten sie zu den ^ Symm. rel. 40; CTh. XIV 25f; Julian 8 D; 369 A;
Eunap.
VSoph.
492;
Lib.
or.
20,7;
Chron.Pasch. zu 302. Foss 1979, 25; Schneider 1983; Wiemer 2006, 249 ff. τ CTh. XIV 27,2. 7 Dig. XLVIII 3,6 pr; L 4,18,7; Lib. or. 47,6;
48,9.
Der
εἰρηνάρχης
Titel
des
findet
Amtes
sich
schwankt.
auch
Neben
εἰρηνοφύλαξ,
νυχτοστράτηγος, riparius und praepositus pagi. In den Isidorus-Papyri heißt der Polizist δημόσιος: Boak/Youtie 1960 Nr. 128f; Pfaff, Irenarcha RE. IX 2, 1916, 2032 ff, Jones 1964, 725 f.
^ CTh.
XII
» Lib. ep.
14; CJ. X 77;
1399;
or.
1,13;
1,9.
49,10;
50,12.
Zu
Kleinasien: Wörrle 1988; Mitchell 1990. * Julian 371 A. *! Proc. BP. 1 24,2.
#2 Al. Cameron
1976, 271 ff.
# In Athen soll der Wundermann Apollonios von Tyana gegen die Gladiatorenkämpfe gepredigt haben, die dort noch beliebter gewesen seien
als in Korinth: Philostr. Vita Apollonii IV 22. * Amm. XIV 7,3; Lib. or. 1,5. "5 Josua 34.
460
II. Die inneren Verhältnisse
Neujahrsfeierlichkeiten.^ Die Thermen, deren Versorgung ebenfalls den Curialen oblag,” wurden betrieben, solange sie finanziert werden konnten. Die fortschreitende Entwaldung verteuerte die Holzbeschaffung. Ein allzeit leidiges Problem der Städte waren die kommunalen Finanzen.
Private
Munifizenz wurde selten, einzelne Stifter erhielten den Ehrenrang eines pater civi-
tatis." Die regelmäßigen Einnahmen flossen aus Zöllen, die aber nicht so hoch sein durften, daß der Handel stockte (s. III 3 b), und aus den städtischen Liegenschaften,
die großenteils über Erbgang oder Stiftungen in Gemeindebesitz gelangt waren.” In der Zeit Constantins sind wohl nicht alle städtischen Einkommensquellen, sicher aber die von den Curien verwalteten Tempelgüter in die Hand des Fiskus geraten.” Julian hat sie wieder an die Städte zurückgegeben,” doch scheint das nicht von Dauer gewesen zu sein, da Valens 370 den Städten Asiens Einkünfte aus den Ländereien der res privata überschrieb.” Offenbar war es ehemaliges Stadtland. Valentinian wies 375 den Städten ein Drittel ihrer alten Einkünfte zu, zwei Drittel sollten dem Staat zur Verfügung stehen.” 395 wurde den Städten abermals ein Drittel ihrer Einkünfte zum Unterhalt ihrer Mauern überlassen," offenbar handelt
es sich um denselben Posten. Die Zolleinnahmen von Mylasa in Karien wurden 427 zwischen der Stadt und dem Fiskus geteilt.” Die staatliche Kontrolle der städtischen Finanzen verstärkte sich, doch wurde ihr Mißbrauch mehrfach untersagt.” Die Steuerpflicht der Stadtbewohner entsprach ihrem Stand. Angehörige des ordo senatorius zahlten die collatio glebalis und das aurum oblaticium (s. 111 2 a). Die landlosen Händler und Handwerker plebejischen Standes unterlagen der auri lustralis collatio, die alle fünf Jahre fällig war (s. III 1 b). Von der in Naturalien (annona) eingezogenen capitatio war die plebs urbana befreit," sie oblag den Grundeigentümern.
Abgesehen vom kaiserlichen, kirchlichen und senatorischen Landbesitz war die Curialenschicht
die landreichste Gruppe im Imperium, darum besaß sie für das
Naturalaufkommen des Reiches erhebliche Bedeutung." Das, was der Staat an Geld,
Waren und Rekruten brauchte, wurde von den Reichspräfekten auf die Provinzen, und von den Statthaltern auf die Stádte umgelegt. Die Forderungen landeten somit schließlich in den Curien, und diese waren verantwortlich dafür, daß die Lieferung
erfolgte. Das führte mitunter dazu, daß manche Curialen so lange gepeitscht wurden,? bis sie, um zahlen zu kónnen, Land verkauften, in der Folge verarmten, aus
der Curie ausschieden und die übriggebliebenen Curialen desto mehr belasteten.'* Aus diesem Teufelskreis zeigte sich kein Ausweg. Für Steuerschulden verlassener Güter haftete nach einer dreijährigen Schonfrist die ganze Curie." ** Nov. Just. 105; Cassiod. var. V 42. *' Lib. or. 2,34; 49, 10; 31. Sievers 1868, 164.
Ὁ CJ. 14,26,4; VIII 12,1; X 13,4. ? CTh. XIII 10,2.
# Roueché
% Jones 1940, 139.
1989, 321 f.
* Kórperliche Gewalt bei der Steuereintrei-
" Lib. or. 50,5. 0 Lib. or. 2,31; 30,6; 62,8. D. Simon 1982, 380. * CTh. X 3,1; CJ. X1 70,1; Amm. XXV 4,15. ?? FIRA. I S. 511 ff.
% Schmidt-Hofner in: Wiemer 2006, 209 ff. ** CTh.
IV
13,7; V
14,35.
» CIL. IN 7152. Seeck 1919, 139; Karayannopulos 1958, 151 f.
bung verbot Constantin 320 (CTh. XI 7.3) ohne Erfolg. Sie ist häufig belegt: Amm. Synes. ep. 57; Lib. or. 47,8. 10 Lib. or. 47,8ff.
XXII
16.23;
0! Horstkotte (1984, 47 (F) wendet sich gegen die Annahme einer grundsätzlichen Kollektivhaftung der Curie. Sie gilt indes seit Aurelian für agri deserti: CJ. XI 59,1. Daß Steuerrückstän-
4. Die Städte - c) Die Provinzstädte
461
Im Verlaufe des 4. Jahrhunderts verwandelte sich die Ehre, zur Curie zu gehören,
in eine Last. Das Curialenproblem entstand. Einzelfälle kennt schon Ulpian,'” doch wurden sie häufiger. Der Grund liegt darin, daß einerseits die kommunalen und staatlichen Forderungen stiegen und andererseits immer mehr Dienstpflichtige
sich durch Erwerb von Privilegien zu entziehen wußten. Es kam zu einer regelrechten Flucht aus dem Curialenstande. Die Kaiser bestimmten, daß bei den Rats-
verhandlungen (gesta municipalia) wenigstens drei Curialen anwesend sein müßten.'” Den Pflichten der Curie entkam, wer in den Reichsdienst aufstieg. Dies waren sicher nicht wenige, denn das gebildete Stadtbürgertum stellte auch noch in der Spätantike großenteils den Nachwuchs für Zivilund Hofverwaltung."* Wer den Perfectissimat oder die Comitiva errang, so bis etwa 350, wer vir clarissi-
mus, spectabilis oder gar illustris wurde, war von den Curienpflichten befreit.'” Dasselbe galt für Männer, die 10, später 5 Jahre Heeres- oder 30 Jahre Hofdienst aufweisen konnten,'* für Priester und Professoren. Da diese Würden bisweilen
durch Bestechung zu haben waren, konnten sich gerade die Reichsten den Curialenpflichten am leichtesten entziehen. Der Anteil dieser freigestellten honorati nahm offenbar zu.'” Neben dieser Flucht nach oben gab es dann die Flucht nach unten. Manche Curialen heirateten die Tochter eines Bauern und unterstellten sich dem Schutz von dessen Patronus. Als Abhängige im Patrocinium waren sie nicht mehr zu greifen (s. III 3a). Andere veräußerten ihr Gut und pachteten Staatsland, um den
Stand eines colonus rei privatae zu genießen. Wieder andere ließen sich in die Erbzünfte der Schiffer oder Purpurschneckensammler einschreiben. Viele Curialen zogen aufs Land oder in andere Städte, wo man ihre Besitzverhältnisse nicht kannte, und ließen sich ihre Einkünfte dorthin nachschicken.'*
Libanios (or. 48,30) bezeugt, daß ein Teil der Curialen keine ehelichen Kin-
der mehr haben wollte, allenfalls von Sklavinnen, so daß sich die Curialität nicht vererbte. Töchter verheiratete man
nicht mehr
im Curialenstande,
sondern an
Militärs und andere Privilegierte; auch damit entzog man den Besitz den curialen Lasten. Als dann die Pflicht an den Grundbesitz gebunden wurde, weigerten sich Söhne des Reichsadels, Töchter von Curialen zu heiraten.'”
Die Folge war eine bedrohliche
Ausdünnung
der Curialenschicht.'^ Libanios
beklagt den Rückgang von 600 auf 60 Curialen in Antiochia, Ammian spricht von Städten, die nicht einmal mehr drei besäßen. 339 und 429 wird die geschrumpfte
Zahl der Curialen in Africa gesetzlich festgestellt." Kaiser Leo rechnete damit, daß
es in manchen Städten keine Magistrate mehr, Diese Mißstände haben die Kaiser zu ebenso Gegenmaßnahmen bewogen. Der mit Abstand sianus' (XII 1) gilt dem Curialenproblem. Rund
nur noch einen defensor gebe." umfangreichen wie wirkungslosen längste Titel im ‚Codex Theodozweihundert Gesetze bezeugen,
de auf Unschuldige übertragen wurden, bezeu-
V? Lib. or. 2,66.
gen und verbieten Constantin (CTh. X 7,3) und Zeno (CJ. XI 57).
18 CTh. XII 18. Y Lib. or. 2,36; 72.
9? Dig. III 2,2,2. 1? CTh. XII 1,151; Nov. Val. 13,10. 104 Lib. or. 48,7; 22ff; ep. 1143.
105 CTh. XII 1,29; 52. 1% CTh. XII 1,56; 88.
"0 Garnsey, ANRW. " Lib. or. 2,33; CTh. XII 1,27; 186.
"2 CJ. VIII 53,30.
II 1, 1974, 229fF. 48,4;
Amm.
XXVII
7,7;
462
III. Die inneren
Verhältnisse
daß es nicht zu meistern war. Immer wieder ging es darum, den Ausbruch aus den Curienpflichten zu verhindern, entflohene Decurionen zurückzuholen oder neue
zu gewinnen. Bereits Diocletian befahl, die Curien sollten neue Mitglieder wählen, gestattete aber den Ernannten, Berufung beim Statthalter einzulegen. Constantin
erklärte 321, Männer jeder Konfession seien curienpflichtig, auch Juden." Große Mühe gab sich Julian."* Er verordnete, daB begüterte Plebejer aufzunehmen seien, und erihnerte daran, daß sich Curialität auch über die Mutter vererbe. Nach ihm
suchte Theodosius'^ die Ränge wieder zu füllen, doch wurden seine Gesetze ebenso
mißachtet wie die Julians. Noch Justinian klagte 535 über die Curialenflucht und dekretierte, daß ein Curiale seinem Sohne mit dem Sitz in der Curie einen be-
stimmten Teil des väterlichen Vermögens hinterlassen müBte." Im Jahre 342 war die Curialität an einen Grundbesitz von 25 Morgen gebunden worden. Dieses Land durfte nicht verkauft werden, offenbar weil dies als
Ausweg aus den Curienpflichten mißbraucht wurde." Die Curialität vererbte sich mit dem Land. Verließ ein Curiale seine Heimatstadt, so sollte diese einen Ersatz-
kandidaten benennen, der die Güter und Pflichten des Entwichenen zu übernehmen hätte."
Die Curienpflichten wurden festgeschrieben. Veteranensöhne,
die nicht
dienen wollten, mußten Curialen werden, wenn sie ihr Erbgut behalten wollten."
Curienpflichtige sollten überhaupt nicht ins Heer aufgenommen werden, erst wer fünf Jahre unerlaubterweise gedient habe, sei frei. Wer in den Klerus eintrete,
müsse sein Vermögen der Curie überlassen. Der Sohn oder Enkel eines Curialen mußte mit 18 Jahren eintreten und wurde erst mit 70 befreit.'” Selbst Analphabeten, Blinde und Podagrakranke hatten sich den Curienpflichten zu unterziehen.
Ehrlose, Sklaven und Frauen sollten dagegen nicht in die Curie aufgenommen werden. 365 und 384 wurde den Reichspräfekten untersagt, Staatsbeamte, die ja von der Curienpflicht befreit waren, strafweise in die Stadträte zu versetzen, denn
dies vertrüge
sich nicht mit dem
Ansehen
der Körperschaft.”
Trotz
dieser
Mißstände gab es possessores, d. h. eine grundbesitzende Munizipalaristokratie, solange es Städte gab.'? Die zahlreichen Unzurräglichkeiten in den spätantiken Städten führten immer wieder zu Krawallen. Versorgungsschwierigkeiten waren in allen größeren
Städten an der Tagesordnung. Bisweilen konnten auch scheinbar harmlose Anlässe zum Aufruhr führen: die Verhaftung eines beliebten Wagenlenkers'” oder eine unzureichende Badeheizung'*. Unter Gallus 354 gab es eine Hungerrevolte in Antiochia, bei der den Reichen die Häuser in Brand gesteckt wurden und der consularis Syriae umkam (s. II 4). Im großen Aufstand von Antiochia 387, der durch " CJ. X 32,2; CTh. XVI 8,3.
te Nov. lust. 38.
4 Amm. XXII 9, 12; XXV 4,21; CTh. XII 1,50 ff; Lib. or. 48,18; 49,3. Julian (367 Dff)
17 CTh. XII 1,33; 3,1f. "^ CJ. XII 33,2; CTh. XII 1,119.
rühmt sich, zweihundert neue Curialen für Antiochia ernannt zu haben, nachdem sich die Anti-
us CTh. XII 1,89. 120 Basilius ep. 84.
ochiener selbst unfähig oder unwillig gezeigt
21 CTh. XII 1,66 u. 108.
hätten, die Zuwahl
122 Laniado 2002.
vorzunehmen.
226 ff.
15 Lib. or. 4,20; 48,15; 49,3.
Pack
1986,
123 Paulin. Med
24; s. II 7!
124 Sievers 1868, 164.
4. Die Städte - c) Die Provinzstädte
463
eine Steuererhöhung des Kaisers ausgelöst worden war, ließ Theodosius die Curialen in Ketten legen, weil er sie insgesamt als schuldig erachtete. Libanios beklagt
sich darüber, daß in Zweifelsfällen der Statthalter gegen die Ratsherren Partei ergreife (s. II 7). Augustinus (sermo 302) beschwichtigte einen Tumult in Hippo gegen den Fiskus. Der meiste Streit entbrannte um Bischöfe und Glaubensfragen. Religiöser Bürgerkrieg war im Osten ein Dauerzustand (s. III 6 c). Die vielfältigen Schwierigkeiten der spätantiken Städte waren ein Grund für die zahlreichen Gesandtschaften,
mit denen die Curien bei Hofe vorstellig wur-
den.'^ Der Verkehr zwischen den Städten und dem Kaiser sollte nach dem Willen Constantins über den Statthalter laufen. Dies machte Beschwerden über ihn unmöglich, darum gestattete Constantius II den Provinzialen wieder, sich direkt an den Hof zu wenden. Nach einer mehrfach bekräftigten Verfahrensvorschrift sollte zunächst der praefectus praetorio die Gesandten verhören und dann dem Kaiser die Entscheidung überlassen." Gemäß der ,Notitia Dignitatum' (occ. XVII 12) empfing der magister epistolarum die stádtischen Abgesandten. Als Absender erscheinen Städte, Provinzen und Diözesen. Da von dieser Möglichkeit häufig Gebrauch
gemacht
wurde,
forderte der Kaiser eine schriftliche Fassung
der jeweiligen
Aufträge, im Fall einzelner Städte sogar die Unterschrift sämtlicher Curialen. Die Staatspost stand allen diesen Gesandten zu, Vertreter von Diózesen durften
aber bequemer reisen als Gesandte von Provinzen. Querulanten mußten auf eigene
Kosten zurückfahren.'” Das schon aus der Republik bekannte Stádtepatronat ist auch in der Spätantike noch bezeugt. Zur Vertretung ihrer Interessen gegenüber dem Staat wählten sich einzelne Gemeinden
einflußreiche
Patrone aus der Führungsschicht,
die im
Konfliktfalle für sie eintraten. Entsprechend den fünf senatorischen patroni von Timgad stand Benevent in der Klientel des Symmachus und seiner Nachkommen, Zama in der des Proculus, Paestum in der des Helpidius. Inschriften aus der jeweiligen Stadt und vom Wohnort des Patrons geben darüber Auskunft." Im Verkehr mit dem Kaiser dokumentiert sich das einzige Selbstverwaltungsorgan, das über den Rahmen der Stádte hinausgriff, der Provinziallandtag
(concilium
oder commune provinciae). Diese im Osten seit vorrómischer Zeit bestehende Einrichtung hat sich im Laufe der Kaiserzeit über das ganze Imperium ausgebreitet.'”
Ein oder zweimal im Jahr versammelten sich die Abgeordneten der Städte in der Metropolis und begingen ein Fest zu Ehren des Kaisers. Den Vorsitz der Spiele hatte der jährlich gewählte Provinzialpriester (ἀρχιερεύς, sacerdos oder flamen pro-
vinciae, Syriarch, Asiarch usw.).'" Unter allen gewählten Beamten genoß er die hóchsten Ehren und Rechte; aber die Kosten für die Spiele machten es bisweilen schwer, einen Kandidaten zu finden. Die Kaiser trugen Sorge, daß die Ausgaben
nicht zu hoch stiegen und niemand gegen seinen Willen in das Amt genótigt würde.'" Constantin befreite die Kandidaten, ebenso wie die Duumvirn, von der "5 Amm. XXVIII 1,24; CTh. XII 12 passim. Krause 1987, 50ff. 2e CTh. [ 16,2; CTh. XII 12,3.
Schr. 1 237 ff; Kornemann RE. XVI
77 Zum ganzen Komplex der innenpolitischen Gesandten: 1978,
653 ff.
Matthews,
Gesandtschaft,
1» Cicero pro Sestio 9; Tac. dial. 3; Dessau 6110-6117; Symm. ep. 1 3,3. Mommsen, Ges.
RAC.
X,
1933, 625f.
12° Larsen 1934; ders. 1955, 145 ff; Deininger 1965. Für Italien: Ausbütte] 1% Liebeschuetz
1959;
1988, 70fF.
1972,
136 ff.
464
III. Die inneren Verhältnisse
annona
und von niederen Leistungen.'? 386 verfügte Theodosius, daß die Nach-
folge in der archierosyne dem zufallen solle, der den höchsten Beitrag für sein „Vaterland“ (patria) leiste und noch dem „Tempelkult“ anhänge; Christen sei dies
nicht zuzumuten." Die Synode von Elvira (um 306) hatte dies gestattet." Die
Verbindung mit dem Kaiserkult hatte sich im 4. Jahrhundert so weit gelockert, daß auch christliche Herrscher keinen Anstoß an dieser Volksbelustigung nahmen. Constantin hat der Stadt Hispellum in Umbrien ein eigenes Provinzialkonzil gestattet und nur das Kaiseropfer verboten. Die Landtage entsandten das bei Regierungsjubiläen übliche aurum coronarium an den Kaiser und konnten sich bei ihm über allfällige Mißstände beschweren. Von diesem mehrfach bestätigten Recht'* hat das concilium Tripolitanae 366 Gebrauch gemacht, als der comes Africae Romanus zur Reichsverteidigung von den Stádten, wie es heißt, 4000 Kamele verlangte. Es kam zu einem längeren Prozeß, der mit der
Hinrichtung der Gesandten endete." Wir kennen andere Beschwerden, die Erfolg gehabt haben.'* Nach der Rückgewinnung Galliens durch Flavius Constantius hat Honorius 418 das vom praefectus praetorio Galliarum eingerichtete Diózesankonzil der sieben südgallischen Provinzen bestätigt.'* Jedes Jahr zwischen dem 13. August und dem 13. September sollten sich die Abgesandten der Städte (honorati, possessores, curiales)
in Arelate treffen. Fehlende mußten eine Geldstrafe zahlen. Auch die Statthalter nahmen in späteren Jahren daran teil. Zuletzt ist es im Jahre 468 bezeugt (s. II 10).
541 und 542 erneuerte Justinian das concilium in der den Vandalen entrissenen Provinz Byzacena. Hier scheint der alte Provinziallandtag mit der Bischofssynode
verschmolzen zu sein, wie die Nennung der Metropoliten neben den primates nahelegt. 554 gestattete der Kaiser den zurückgewonnenen italischen Provinzen,
die Statthalter zu wählen. Zur Seite der primates unuscuiusque regionis tauchen hier
ebenfalls die Bischöfe auf, und sie begegnen auch in dem ähnlich lautenden Gesetz von 569.'^ Das Stadtbürgertum ist verschwunden zugunsten der feudalen Gewalten, der Grundbesitzer und der Kirchenfürsten.
Das Christentum
hat sich in den spátantiken Stádten seit Constantin rasch
ausgebreitet. Die Popularität dogmatischer, liturgischer und religionspolitischer Fragen spricht aus den häufigen Krawallen um solche Streitpunkte. Manche Städte christianisierten sogar ihren Namen: aus Aphrodisias wurde Stauropolis, die „Kreuzstadt“, aus Apollonias wurde Sozopolis, die „gerettete Stadt", aus der „Fichtenstadt" Pityus wurde Soteropolis, die „Heilandsstadt“, aus der „Goldstadt“
Chrysopolis wurde Christopolis. Nahezu alle Stádte im griechischen Osten und die meisten im lateinischen Westen erhielten einen Bischof, die Provinzhauptstädte 39 12 '^ 14 135 16
CTh. XII 1,103; XV 9,2. CTh. XII 5,2. CTh. XII 1,112. Orlandis 1981, 14. Dessau 705. CTh. XII 12,1; 3; 7 usw.
1 Demandt
1968. Die von mir dort bezwei-
felte Zahl der Tiere wird gestützt durch Synes. katastasis II 3; Vogt 1985, 117. 1# So die Gesandtschaft des Philosophen Iphikles im Auftrage der Epiroten 375 zu Valen-
tinian (Amm. XXX 5,8 ff) und die Reise des Synesios 397 bis 401 zu Arcadius, als er im Auftrage seiner Provinz Pentapolis das aurum coronarium nach Konstantinopel brachte und um Steuerermäßigung einkam: Lacombrade 1951; Jones 1964, 765; T. Schmitt 2001, 243 ff. Symmachus
berichtet von Gesandtschaften aus Sizilien (ep. I 17) und Campanien (ep. IV 46 mit Marcone z. St.). 19 MGH. epp. III 13f. 40 CIC. III p. 724; 796f; 800.
4. Die Städte — c) Die Provinzstädte
465
(Metropolen) einen Erzbischof, Landbischöfe (chorepiskopos) gab es daneben auch,
doch blieben sie unkanonisch. Allenthalben entstanden Gotteshäuser." Baptisterien gab es teils als Anbau, teils freistehend, jedoch noch keine Glockentürme. Ungeklärt ist die Funktion der häufig zu beobachtenden Doppelkirchen, die - ähnlich
im Grundriß — mehr oder weniger zeitgleich nebeneinander standen.“? Sie waren
vermutlich jeweils verschiedenen Heiligen geweiht und besaßen daher eigene Festkalender. Mit dem Rückgang der Curialenschicht und der bürgerlichen Selbstverwaltung
gewannen die Bischöfe allmählich die Leitung in der Kommunalpolitik.‘ So wie dies in der Stadt Rom im 5. und 6. Jahrhundert zu beobachten war, hat es sich auch
in vielen anderen Städten beider Reichsteile abgespielt. Constantin hatte bereits den
Bischöfen eine Sonderstellung verliehen. Sie waren nicht nur von Steuerpflichten und Wehrdienst befreit, sondern auch der weltlichen Gerichtsbarkeit entzogen. Nur der Kaiser konnte strafen, üblicherweise mit Verbannung und gelegentlicher
Todesfolge. Darüber hinaus erhielten die Bischöfe selbst Urteilsbefugnis in Zivilsachen und bei Freilassungen und konnten auf kirchlichem Boden den von der Staatsgewalt Verfolgten Asyl gewähren (s. III 6 c). Die Macht beruhte auf dem Kontakt mit den Massen und wuchs mit dem Besitz der Kirche.
Besonders stark war die Stellung des Bischofs in Alexandria. Hier versorgte die Kirche die Armen und das Bestattungswesen und besaß das Monopol auf Salz,
Salpeter, Papyrus und Schilfrohr." Athanasios schrieb, man traue ihm zu, die Getreideflotte für Konstantinopel zurückzuhalten. Kyrill war unangreifbarer Gewalthaber in der Stadt, was Juden, Heiden und Novatianer zu spüren bekamen.'”
Den immensen Reichtum der alexandrinischen Kirche bezeugt die Bestechungs-
affäre von 431 (s. II 9) und die Vita von Johannes dem Almosengeber um 600. Seit etwa 500 hatten Bischöfe die erste Stimme, wenn es um die Wahl eines defensor oder eines sitona ging, dem die Getreideversorgung oblag.“* Seit dem
5. Jahrhundert mehren sich die Beispiele dafür, daß Stadtbischöfe sogar die Verteidigung gegen die Barbaren organisierten." Justinian unterstellte die städtischen Finanzen dem jeweiligen Bischof und drei angesehenen Bürgern." In zunehmendem Maße erscheinen Bischöfe als Bauherrn säkularer Bauwerke, von Bädern und Wasserleitungen.'” Auch darin kündigt sich das Mittelalter an. Trotz aller Schwierigkeiten befand sich das Städtewesen des Imperiums im 4. Jahr-
hundert noch auf einem beachtlichen Niveau. Die hymnischen Worte des Kaisers Honorius 418 für Arles, der Städtekatalog des Ausonius, sowie die Zeugnisse Ammians
und
Libanios‘ für Antiochia
41 Brenk 2003, 3 ff; Brands/Severin 2003. 4? Bratoz 1996. "! Heinzelmann 1976; E. Herrmann 1980,
290 ff. Einschränkend Eck 1983. 4 Hahn 2004. ^* Athan.,
Apologia
contra
125;
kat.
ΠῚ 5);
und
Hilarius
Spielen, seinen
in Arelate
444
(Nov.
Theod. 17); der heilige Germanus in Britannien 429 (Const. Lugd. VGerm. 18); Sidonius Apollinaris (ep. IE 1; II] 2£) in Clermont-Ferrand 471— 75; ein ungenannter Bischofin Thessalonike 479
Arianos
9;
87;
Socr. VII 7,4. Sid. ep. IV 25,5. Bischófe in Gallien: Baumgart 1995. 4 CJ. 14, 17 und
mit seinen Schulen
19.
7 Jacobus in Nisibis 351 (Theodoret HR. 21); Synesios in Ptolemais 411 (Synes. ep. 107 f; 122;
(Malchus fr. 18); Aristeides ebd. 535; Sergius in
Birtha (Josua Stylites 91). ^ C]. 1 4, 26 von 530. ^? Kirsten 1958, 7. Bischof Markian erbaute um 550 das Winterbad in Gaza: P. Friedländer 1912,
111.
466
II. Die inneren
Verhältnisse
18 Badeanlagen und seiner nächtlichen Straßenbeleuchtung werden durch die archäologisch nachgewiesene
Bautätigkeit unterstützt. Dennoch
ist die Klage des
Libanios (or. 2) über die Notlage der Städte schwerlich unbegründet. Als Mitte des 4. Jahrhunderts die Grenzen allenthalben unsicher wurden und sich auf dem Lande germanische, später auch slawische und arabische Siedler niederließen, die
sich der städtischen Kontrolle entzogen, da begann der Niedergang
der Städte.
In den Donauländern eroberten die Germanen seit 376 eine Stadt nach der anderen. Gallien litt unter beinahe alljährlichen Einfällen der Alamannen, Franken und Sach-
sen. Julian (279 A) berichtet, die Germanen hätten vor seiner Ankunft 45 Städte in Gallien geplündert; selbst Köln, Mainz und Straßburg fielen ihnen in die Hände.
Die Lage stabilisierte sich nochmal, aber seit 407 war die Rheingrenze offen. Hieronymus (ep. 123,15) beklagt die danach von den Germanen eingenommenen Orte
und
bezeugt
zugleich
den
trostlosen
Zustand
zahlreicher
oberitalischer
Städte.'” In Griechenland hatte der Niedergang bereits in der hohen Kaiserzeit eingesetzt, lange bevor Heruler und Goten erschienen."
Die literarischen Zeugnisse über den Verfall der Städte in den bedrohten Gebieten werden durch die archäologischen Befunde ergänzt. Die Städte gingen an Zahl und Größe, Schönheit und Bedeutung zurück. Mauern und Häuser
zerfielen, ganze Stadtteile verödeten und dienten den in die Städte geflüchteten Bauern als Viehweiden.'” Die Wasserleitungen wurden nicht mehr ausgebessert, stattdessen Zisternen angelegt. Die Badeanlagen, für die weder Wasser, noch Holz, noch Personal zur Verfügung stand, wurden in Kirchen oder Wohnhäuser umge-
baut, die großen Stadtvillen teilte man auf in Kleinwohnungen. Theater und Arenen verwandelten sich in Festungen. Vielfach zogen die Städte wieder auf den Berg,
von dem sie einst herabgestiegen waren, als ihnen die Pax Augusta in der
Ebene ein bequemeres Leben erlaubte. Die Berge waren besser zu verteidigen." Die ummauerte Wohnfläche schrumpfte, teilweise erheblich, so in Athen, Paris, Autun und Tours. ^* Türme, Mauern und Kirchen bestimmten fortan das Stadtbild, nicht
mehr Tempel, Märkte und Bäder. Unter der Herrschaft der Barbaren setzte sich der Niedergang der Munizipien fort, wie insbesondere die Funde Britanniens zeigen. Seit dem 5. Jahrhundert wurden Theaterbauten als Steinbrüche genutzt, der Verkehr ging über gestürzte Säulen, in den Stadtvillen entstanden Elendsquartiere, und auf den Mosaikfußbö-
den finden sich Feuerstellen. Das Landleben hingegen scheint länger floriert zu haben, wie aus den bisweilen reich ausgestatteten Villen zu ersehen ist. Die letzten
Reste der römischen Zivilisation hielten sich in Rutupiae (Richborough), dem wichtigsten Kanalhafen. Im byzantinischen Osten verkümmerte das Stadtleben trotz kurzfristiger Aufschwünge immer mehr. Stobi besaß sechs Stadtpaläste, die nach 400 ärmliche Einbauten erhielten und dann verlassen wurden.'“ In Sirmium sind Germanengriber aus der Zeit um 500 im Stadtpalast gefunden worden, bei deren Anlage das Fußbodenmosaik durchbrochen wurde." Die Städte der Balkanprovinzen erlagen "ὦ Hieron. ep. 123,15. Marazzi in Hodges/ Bowden 1998, 119 ff. 181 Plut. mor. 414 a. 182 Lib. or.
18,35.
8 Kempten, Schaan, Wittnauer Horn, Oberwinterthur. 14 Esch 1988, 91. '5 Mikulcic
16 Popovic
1982, 535 ff.
1982, 551 f.
5.
Das Bildungswesen
467
mit wenigen Ausnahmen seit dem 7. Jahrhundert den Slawen, die Syriens und Nordafrikas den Arabern, die Kleinasiens den Türken. Aphrodisias erlebte im 4. Jahrhundert einen Niedergang, erholte sich zwischen 450 und 550 nochmals,
um ab 600 zu verfallen." Der größere Teil der antiken Städte im Osten ist nie wieder
aufgebaut
worden.
Diesem
Städtesterben
vermochten
sich nur die
großen Metropolen zu entziehen. Die Städte des Westens sind im frühen Mittelalter zwar erheblich geschrumpft, zeitweise wohl auch ganz verlassen gewesen, dann aber langsam wieder aufgeblüht. Zentren waren die Kirchen, um die herum auf dem ruinösen Stadtgelände Dörfer entstanden, so in Rom und in Trier. An die Stelle der gallorömischen Ortsnamen traten vielfach die alten Stammesnamen
rocortorum;
Mediomatrici/Metz
(Parisii statt Lutetia; Remi/Reims statt Du-
statt Divodurum
etc.), aber auch ein Großteil der
rómischen und keltischen Ortsnamen hat überlebt (Kóln, Mainz, Worms). Seit dem 10. Jahrhundert wurden auch von den Deutschen nach rómischem Vorbild
Städte gegründet.'* 5. Das Bildungswesen Quellen: Zum spätantiken Bildungswesen müssen wir unser Wissen aus Einzelangaben zusammensetzen. Das meiste Material bieten die Selbstzeugnisse von Grammatikern wie Palladas und Rhe-
toren wie Eumenius und Himerios, Libanios und Ausonius, weiterhin dessen Professorengedichte und die Sophistenviten von Eunap, Marinos und Damaskios.
Ausführlich sind Kirchenväter wie
Hieronymus und Augustin, die drei Kappadokier und Johannes Chrysostomos. Das Diocletiansedikt nennt Lehrerhonorare; zahlreiche Gesetze regeln die Rechte und Pflichten von Lehrern und Schülern. Für die Universitäten von Berytos, Edessa und Nisibis sind syrische Quellen bedeutsam,
insbesondere Zacharias Rhetor.
Nec aliqua in mundo potest esse fortuna, quam litterarum non augeat gloriosa notitia — „es ist auf der Welt kein Glück denkbar, das durch eine rühmliche Kenntnis der Literatur nicht erhöht werden könnte.“ Dies Lob der Bildung, die schon Heraklit „die andere Sonne" genannt hatte, stammt von Cassiodor. Auch Kaiser dachten so: Constantius II antwortete
bührende
Themistios,
man
müsse
vor
allem
der
Literatur
die ge-
Ehre erweisen und die Philosophie leuchten lassen. Stets war das
Kernstück der eruditio (παιδεία) die Vertrautheit mit den klassischen Autoren. „Je mehr du liest, desto deutlicher wird es dir, daß der Gebildete sich vom Bauern
unterscheidet wie der Mensch vom Tier“, heißt es bei Sidonius.'
Nach Alter, Umfang und Ansehen stand die griechische Literatur
über der
lateinischen. Unter den gebildeten Griechen war die Kenntnis des Latein sehr viel 177 Roueché 1989. 14 Zum vieldiskutierten Problem der Kontinuität im Städtewesen: Ennen 1953/81; Petrikovits 1955; Aubin 1965, 270 ff; Hammond 1974.
II 1954, 346 ff; Marrou
1965; ders. 1976; Brow-
ning 1992; Esch 1994; Fuhrmann in Engels/Hofmann 1997, 173 ff; Averil Cameron in CAH. XIII
Umfassend für den nordalpinen Raum: Clemens
1998, 665; Dihle in Dummer/Vielberg 1999, 9 fF; Browning in CAH. XIV 2000, 855 ff; Stückel-
2003.
berger in: Bäbler/Nesselrach 2001, 125 ff. Zu den
! Gnom. Vat. 314; Cassiod. var. X 3; Themist. ed. Downey II S. 121 ff; Sid. ep. IV 17,2. Zum
Fachwissenschaften: mann 1997, 195 fF.
Bildungswesen insgesamt: Fuchs, Bildung, RAC.
Sallmann
in
Engels/Hof-
468
III. Die inneren
Verhältnisse
seltener als umgekehrt. Dion von Prusa und Plutarch haben die lateinische Literatur ignoriert. Wenn Männer wie Themistios und Libanios kein Latein verstanden; ist
das weniger verwunderlich als das Umgekehrte im Westen. Denn während des Principats war die Beherrschung des Griechischen das Merkmal für Bildung schlechthin. In der Spätantike änderte sich das. Augustins mangelhafte Griechischkenntnis war kein Einzelfall.‘ Symmachus rühmte an Attalus, Sidonius an Mamertus die Kenntnis des „Attischen“, die nicht mehr selbstverständlich war.‘ Ausonius,
selbst des Griechischen mächtig, bezeugt, daß in Bordeaux beide Sprachen unterrichtet wurden.’ Studenten griechischer Zunge lernten Latein allenfalls um der Rechts- und Verwaltungslaufbahn willen. Lactanz konnte sich als lateinischer Rhetor in Nikomedien wegen fehlender Schüler ganz der Schriftstellerei widmen. Dagegen be-
klagte Libanios, daß ihm die Studenten wegliefen und um der Berufsaussichten willen lieber Latein als Griechisch lernten. Der patricius Phokas bemühte sich 532 als praefectus praetorio noch, Latein zu lernen." Die Gräzisierung des Ostens und die Latinisierung des Westens wurden begleitet von einer wachsenden Übersetzungstátigkeit. Das literarische Gefälle ging dabei eindeutig aus dem Osten in den Westen. Dem vereinzelten Interesse an Eutropius im Osten steht eine lange Liste von Gegenbeispielen gegenüber: Julius Valerius übersetzte den Alexanderroman des Pseudo-Kallisthenes (um 300?) ins Lateinische, „Hegesippus“ den ‚Jüdischen Krieg‘ des Flavius Josephus (um 370),
Flavianus die Vita des Apollonios von Philostrat, Ausonius die Epitaphien der Trojaner (VI) und die pythagoreischen Eklogen (VII), Hieronymus die Weltchronik Eusebs, Rufinus dessen Kirchengeschichte, Boëthius die Werke des Aristoteles
usw. Papst Damasus ließ durch Hieronymus die Bibel nach der Vetus Latina beziehungsweise
der Itala’ nochmals
ins Lateinische
bringen;
sie erhielt den
Namen
Vulgata. Cassiodor sammelte und veranlaßte Übersetzungen griechischer Kirchenväter in großem Umfang. Die Übersetzung der Bibel hat darüber hinaus den Grund gelegt für die Entwicklung weiterer Literatursprachen. Dies gilt in erster Linie für das Syrische, das
in der Spätantike ein stattliches Schrifttum hervorbrachte, weiterhin für das Arme-
nische, dessen Literatur im 5. Jahrhundert einsetzt, und das Koptische, das neben dem Griechischen in Ägypten allerdings nur eine bescheidene Bedeutung errang. Auch das Hebräische überlebte die Hellenisierung der Juden nur, weil es die Spra-
che der Religion blieb. Die griechischen Übersetzungen, die ‚Septuaginta‘, die des Theodotion und die des Aquila, konnten die hebräische Bibel nicht verdrängen.” Wulfilas Bibel erhob das Gotische allerdings nicht in den Rang einer Literatursprache, der Schriftverkehr in den Germanenstaaten vollzog sich bis ins hohe Mittelalter auf Latein. Was Wulfila versuchte, gelang erst Luther. ? Themist. or. 6,71 c; Lib. or. 1,127; ep. 956.
* Augustin conf. I 20. Augustin wurde schon zu Lebzeiten seines Vorgängers Valerius zum Mitbischof von Hippo geweiht, weil Valerius als gebürtiger Grieche Schwierigkeiten mit dem Latein hatte. Er überließ Augustin die Predigt (Possid. 5,2; 8,2 ff). Marrou
1982, 25 ff.
* Symm. ep. VII 18; Sid. ep. IV 11.
5 Aus. V 2: 8; 13. Haarhof 1920, 220 ff.
* Hieron. vir. ill. 80; Lib. or. 1,214f; 234; 2,44; Lydos mag. Ill 73. ? Schanz/Hosius IV 1, 1914, 539 Ε΄. * Sidon. ep. VIII 3,1. * Sallmann 1997, 357 ff. 9» Nov. lust. 146,1 von 553, s. ΠῚ 6 b!
3.
Das Bildungswesen
469
Eine folgenreiche Umwälzung vollzog sich im Schreib- und Buchwesen." Die während der klassischen Zeit übliche Buchrolle (volumen) verlor seit etwa 300 n. Chr. rasch an Bedeutung zugunsten des codex, unserer heutigen Buchform. Sie wurde schon von Caesar benutzt," war früh im Geschäftsleben üblich und erwies
sich als praktisch für Texte, in denen man Stellen nachschlagen und die man mit auf
Reisen nehmen wollte. Der Codex ist widerstandsfähiger und bringt in demselben Raum das Sechsfache an Text unter." So eignete sich der Codex für Lehrbücher, für Gesetzessammlungen und für die Bibel. Bereits die Apostel benutzten statt der für die Thora
üblichen Rolle Blätterbücher;" fast alle erhaltenen früh-
christlichen Bibeltexte sind Papyrus-Codices." In der Zeit nach Constantin ließen die Bischöfe von Caesarea Maritima die Papyrusrollen der großen christlichen Bibliothek auf Pergamentcodices umschreiben." Die Rolle verschwand allerdings nicht plötzlich, wie der Schulbetrieb bei Libanios" und die Amtsbilder der ‚Notitia
Dignitatum' lehren." Der wichtigste Beschreibstoff der Spátantike war das Papyrus- Papier".
Es
wurde aus der in Ägypten wachsenden Papyrus-Staude hergestellt und über Alexandria in alle Teile des Reiches exportiert." Eine Papyrusfarm in Sizilien erwähnt Gregor d. Gr. 599 (reg. IX 171). Diocletian nennt Papyrus in vier Preisklassen, Plinius unterschied deren sieben." Neben den Papyrusbüchern gab es stets auch Pergamentbücher aus dem ursprünglich in Pergamon gefertigten Schreibleder. Ob Papyrus
oder
Pergament
billiger war,
ist unbekannt.
Im
Preisedikt
Diocletians
erscheint der Akkordlohn für den Pergamentmacher." Weitere
Beschreibstoffe waren Holztafeln (codices im Ursinn, so die , Tablet-
tes Albertini") und Tonscherben (ὄστρακα). Notizbücher versah man in der Spätantike oft mit kostbar geschnitzten Elfenbeindeckeln. Sie bestanden aus zwei Teilen (δίπτυχον) oder mehreren in der Art von Leporellobüchern (πολύπτυχον). Diocletian nennt Preise für Wachstafeln, Schreibrohre und in festem Zustand verkaufte Tinte. Purpurtinte war seit 470 Kaisermonopol." Das Hadern-Papier war zwar schon im Jahre 105 n. Chr. in China erfunden worden, doch gelangte die Kenntnis seiner Herstellung erst in der Nachantike über Persien in den Mittelmeerraum. Die spätantiken Schriftformen"
unterscheiden sich gemäß ihrer Verwendung.
Die monumentalen Inschriften auf Stein und Metall bestehen gewóhnlich aus dekorativen Blockbuchstaben (capitalis quadrata). Die Sauberkeit und Schónheit der älteren kaiserzeitlichen Inschriften wird nur noch selten erreicht, doch besitzen einzelne, darunter die des Papstes Damasus in Rom und die Justinians in Konstantinopel, noch hohes Niveau. Kennzeichnend sind die leichten barocken Aus-
zierungen. Qualität zeigen ebenfalls einige sakrale Mosaikinschriften. " Hunger 1961, 25 ff; ders. 1989; C. Bertelli in: Hodges/Bowden 1998, 41 ff; Mazal 2003, 147 ff.
" ND. or. XVIII£; occ. XVIf. ® Junior Exp. 36.
12 Suet, Caesar 56,6.
0 ED. 33,1-4, chartae; Plin. NH.
" Roberts/Skeat 1983, 76.
?! membranarius ED. VII 38.
^ 2. Tim. 4,13. 15 Schubart 1921, 120; McCormick
XIII 74 fF.
1985. Seit
?: ED. 18,11-13; CJ. 1 23,6; Proc. HA. VI 15. ?* Zur Paläographie grundlegend: Mallon 1952;
dem 4. Jh. gibt es „Vollbibeln“: Hunger 1961, 151. " Hieron. ep. 34,1; vir. ill. 113. " Kleberg 1969, 79.
Bischoff 1979; Mazal 2003, 163ff. Zur spätlateinischen Epigraphik: Gordon III 1965; zur frühchristlich-griechischen: Guarducci IV 1978.
470
III. Die inneren Verhältnisse
Die auf Pergament und Papyrus geschriebenen Schriften lehnen sich bisweilen an die Monumentalformen an, so die aus dem 4. Jahrhundert stammende griechische
Unziale des Codex Sinaiticus der Bibel und die capitalis rustica der vatikanischen Vergilhandschrift. Sie verkürzt die Querstriche mancher Buchstaben. Die Kalli-
graphie
ist in der Spätantike überhaupt erst entwickelt worden, sie beruht auf der
Heiligkeit der ausgezierten Texte.’ Auch die Buchmalerei entstand als neue Kunst-
gattung.” In absteigender Qualität folgt auf die Buchschrift die Kanzleischrift. Die kaiserliche Kanzlei verwendete andere Typen (apices) als die Büros der Statthalter. Als diese die Hofschrift nachahmten, entstand Verwirrung, weswegen Valentinian das untersagte: Die Provinzialverwaltung sollte gewöhnliche Buchstaben (litterae communes) verwenden.” Die Gebrauchsschrift ist seit etwa 300 meist eine Minuskelkursive, bei der es mehr auf Schreibtempo als auf graphische Wirkung ankam." Abstände zwischen den Wörtern waren nicht üblich. Hieronymus führte Satzzeichen zur besseren Lesbarkeit ein, und Cassiodor lobte ihn darob.*
Große praktische Bedeutung besaß die Kurzschrift.” Zu den nach Ciceros Freigelassenem benannten tironischen Noten trat die griechische Schnellschrift des Eunomios.” Die meisten Literaten der Spätantike, insonderheit die Kirchenväter,”
haben ihre Texte diktiert. Fast alle Büros der ‚Notitia Dignitatum‘ führen unter dem Büropersonal exceptores auf. 410 wurde ihnen der Clarissimat verliehen. Die notarii bildeten eine ihnen übergeordnete Klasse von Protokollanten.?
Büchersammlungen? besaßen die meisten senatorischen Häuser.” Die ‚Notitia Urbis Romae' nennt 29 öffentliche Bibliotheken in der Ewigen Stadt. Den Grundstock der Bibliothek von Konstantinopel legte Constantius II 356 (s. u.).
Julian stiftete ihr seine Privatbücherei." Valens bestallte 372 vier Kopisten für griechische und drei für lateinische Texte.” Auch einzelne Kirchenmänner besaßen große Büchersammlungen, so Georgios der Kappadoker, der sogar die Werke der
heidnischen Philosophen und Historiker hatte.” Hieronymus (ep. 22,30) hat sich bei seiner Abkehr von der Welt nur schwer von seinen Büchern trennen können.
Die berühmteste christliche Bibliothek fand sich in Caesarea Maritima. Hier lagen die 30000 Rollen des Origenes. Die größeren Bibliotheken waren in der Regel mit Schreibschulen verbunden, in denen die alten Texte emendiert, kopiert und vervielfältigt wurden.” Constantin bestellte einmal in Caesarea fünfzig besonders schön geschriebene und gebundene Bibeln für Konstantinopel.” Als „Buchreligion“ war das Christentum an Büchern grundsätzlich interessiert.” 24 Nordenfalk 1970. 25 Weitzmann 1959; ders. 1970. 2. CTh. IX 19,3 von 367, nach Seeck (1919, 71) von 368. Mallon 1952, 116f.
? Bischoff 1979, 83f; Hornshöj-Möller 1980. ? Hieron. in Isaiam praef.; Cassiod. inst.
praef. 9: Kola und Kommata. 2° Mentz Hunger
1989,
1944,
121ff;
Marrou
1965,
448 ff;
12.
% Theodoret HE. IV 18. ?! Hieron.
ep.
118,1.
2 CTh. VI 26,16. Zu den Beförderungsregeln der exceptores: Jones 1964, 587, zu den notarii: S. 127. Zu ihren Aufstiegschancen s. III 1 c! Teitler 1983.
9 Zum spätantiken Bibliothekswesen: C. Wendel, Bibliothek, RAC. II 1954, 230ff. Christliche Bibliotheken: Handbuch der Bibliothekswissenschaft III 1, 1955, 57 ff (C. Wendel), byzantinische Bibliotheken: l. c., S. 146ff (V. Burr). ^ Amm. XIV 6,18. 5 Zos. III 11,3. * CTh. XIV 9,2. Hunger
? Julian ep. 38. * Zur spátantiken
1989, 134.
Philologie:
Zetzel
1981,
75 ff. 9 Eus. VC. IV 36f.
** Mratschek 2000, namentlich zu den Buchpreisen. Mazal 2003, 75 ff.
5. Das Bildungswesen
471
Lesen und schreiben konnte vermutlich nur eine Minderheit der Reichsbevölkerung, namentlich in den Städten.“ Zeugnisse für das Analphabetentum liefern die ägyptischen Papyri und ein Gesetz Diocletians, das auch Illitterate (expertes litterarum) zur Curialenpflicht heranzog." Gleichwohl gab es zur Zeit Ulpians Schulen auf Dörfern und Schriftlichkeit in den nichtklassischen Sprachen wie Keltisch, Punisch und anderen.“ Lesen konnte man beim Klerus und beim Militär lernen. Ausnahmen werden kritisch vermerkt: Der Heermeister Vetranio und der zum Kaiser aufgestiegene Gardekommandant Justinus hatten Probleme mit der Schrift.“
Der Unterricht“ im römischen Reich gliederte sich in drei Stufen, die ungefähr unserer Abfolge von Grundschule, Gymnasium und Universität entsprechen.“ Eine Fachausbildung zum Arzt, Juristen, Architekten usw. konnte folgen. Den Elementarunterricht besuchten die Kinder vom 6. oder 7. Jahre an, ubi legere et
scribere et numerare discitur." Die Vermógenderen beschäftigten Hauslehrer," nicht selten Sklaven. Die übrigen Familien schickten ihre Kinder auf die im ganzen Reich verbreiteten Schulen (ludus litterarius). Die als litteratores oder ludi magistri (γραμματεῖς) bezeichneten Elementarlehrer? besaßen nur geringes Ansehen. Der Diocletianstarif (VII 66) nennt sie magistri institutores litterarum oder χαμαιδιδάσκαλοι, weil sie „auf dem Boden“ (χαμαί) die „Unterstufe“ der Bildung darstellten. Sie erhielten
von den Eltern für jeden Schüler 50 Denare monatlich und verdienten an 30 Schülern ungefähr so viel wie ein Handwerker. Diocletian nennt daneben noch den Turnlehrer (ceromatita), den Knabenführer (paedagogus)” und den Lehrer der Buchschrift (librarius, antiquarius). Kurzschriftlehrer (notarius) und Rechenlehrer (calculator) durften 75 Denare verlangen. Im Unterschied zu den höheren Lehrern genossen die, qui pueros primas litteras docent, keine Befreiung von städti-
schen Lasten, doch sollten die Statthalter darauf achten, daß die Lehrer nicht überfordert würden.” Die zweite
Bildungsstufe war die Grammatik."
Der
Abstand
zwischen
der
ersten und den beiden folgenden Stufen war größer als der zwischen der zweiten und der dritten. Denn letztere betrafen den „wissenschaftlichen“ Unterricht. Der
Maximaltarif (ED. VII 70) setzt für Grammatiker der lateinischen oder griechischen Literatur, sowie für die Geometrielehrer 200 Denare fest, das Vierfache des Ele-
mentarlehrersatzes.
Unterrichtet wurden
lateinische Grammatik dozierte," war bis ins
von Aelius Donatus, der unter Constantius II in Rom 18. Jahrhundert in Gebrauch. Von den Lehrbüchern des
“ Kaster 1988, 35ff; Av. Cameron in: CAH. XIII
1998, 677 ft.
« CJ. X 32,6.
* Dig.
L 5.2,8:
sive in civitatibus
sive in vicis;
XXXII 11 pr.: Fideikomisse sind auch in den Volkssprachen rechtsgültig. Sie auch mündlich erteilt werden,
konnten zwar doch war die
Schriftform das Normale. * Eutr. X 10; Proc. HA.
zunächst die Regeln der Sprache. Die
VI 11ff.
4“ Die letzte Gesamtdarstellung des antiken Schulwesens bietet Marrou 1965. Er zeigt, wie
der römische Unterricht aus dem Hellenismus erwachsen ist. Speziell zum spätrömischen Schulwesen: Denk 1892; Rauschen 1901; Haar-
hof 1920.
** Apuleius flor. 20,2; Tert. De pallio 6,2 * Augustin. conf. I 14 ff;20. # Philost.
VS.
19,600.
* Ziebarth RE. II A, 1921, 764ff. Ὁ SHA. Com. 2,6; Philostr. VS. 21,604.
*! Dig. L 5,2,8.
52 Kaster 1988.
472
IH. Die inneren Verhältnisse
Priscian (um 500) haben sich über tausend mittelalterliche Handschriften erhal-
ten.“ Neben der Sprachlehre behandelten die Grammatiker mit Vorrang die Dichter: Homer und Menander bei den Griechen; bei den Lateinern Horaz, Terenz und insbesondere Vergil. Wäre die Aeneis, um 400 von Servius kommentiert, verloren, so könnte man sie aus den Zitaten zusammensetzen. Ausonius bezeugt,
daß auch Mädchen mitunter Grammatikunterricht erhielten.“ Anders als die Ele-
mentarlehrer genossen die Grammatiker Immunität. Sie waren von curialen Lasten, Einquartierung und Wehrdienst befreit. Einblicke in das Leben eines Grammatikers bietet uns der heidnische Ägypter Palladas aus dem späten 4. Jahrhundert, von dem die ‚Anthologia Graeca‘ zahl-
reiche Epigramme überliefert. Ob es am Beruf oder am Manne lag — jedenfalls schimpft Palladas über sein Amt. Die Eltern versprächen ihm das schuldige Schul-
geld in Höhe von einem Goldstück im Jahr und nähmen ihm dann im elften Monat das Kind weg; Sklaven, mit der Bezahlung betraut, wechselten den Betrag und kassierten die Differenz, so daß er Frau und Kinder und seinen Sklaven kaum
ernähren könne. Auch Ausonius spricht von einem armen grammaticus." So verstehen wir den Stoßseufzer bei Malchus (fr. 3 Bl.): „Möchte ich doch die Zeit erleben, wo die Ausgaben für die Soldaten den Lehrern zukommen!“
In klassischer und hellenistischer Zeit war das Bildungszentrum griechischer Städte das Gymnasium.
Während der Kaiserzeit verloren die Gymnasien an
Bedeutung, nicht zuletzt deshalb, weil die privaten Stiftungen, von denen sie lebten, ausblieben. In Athen versiegen die Nachrichten im 3. Jahrhundert.” Basilius
(ep. 74) spricht 371 von den „geschlossenen Gymnasien“, Salvian (GD. VII 68 ff
tadelt die Zuchtlosigkeit in den Gymnasien Karthagos, gemeint sind Bildungsstätten.” Das (nackte) Turnen war längst nicht mehr üblich und überhaupt mit dem christlichen Sittenbegriff nicht zu vereinen.
Die dritte und höchste Stufe der Bildung war die Rhetorik.” Sie vermittelten die als rhetores, oratores, sophistae oder als professores bezeichneten Lehrer. Diese waren
zuvor meist grammatici gewesen.“ Man las und erläuterte die Prosaiker, insbeson-
dere Thukydides und Demosthenes unter den Griechen, Sallust und Cicero unter den Lateinern. Der Lesekanon schrumpfte." Großer Wert wurde dem Auswendiglernen und der Redefertigkeit zugemessen, wie man das für Advokaten und Politiker, für Staats- und Konzertredner allenthalben benötigte.
In den Fächern des spätantiken Hochschulwesens? ist zwischen freien und angewandten Künsten zu unterscheiden. Da alle Formen des Gewinnstrebens schlecht angesehen waren, rangierten die freien, genauer: die eines freien Mannes würdigen Künste höher.“ Zu ihnen zählten außer der Literaturkenntnis die Philosophie, die 5 Wessner,
Aelius
Donatus,
RE. V,
1905,
1545 ff. 54 Schanz/Hosius IV 2, 221 ff. 55 Quint. inst. | 4,2.
** Auson. XVIII 22 metr. 33, s. III 2 c! 57 Zu Palladas: Anth. Graeca IX 174; X 86; Ausonius V 10,49f. Tom Jones 1978, 84fF. Arme
Grammatiker sonst: Epigr. Bob. 46; 61. 55 Oehler, Gymnasium RE. VII 2, 1912, 2025.
Speyer, Gymnasium, RAC. XIII, 1986 S. 172f. # Vössing 1997, 362f. 9? Sievers 1868, 16ff; Fuhrmann
in:
Walden
1909,
195ff;
Engels/Hofmann
1997,
173ff;
Uthemann ebd. 265íf; Vólker — (Fs.) 2002, 169 ff. *! Auson. V 14; 20; 24,5f; 25.
52 Nicolai 1992, 362. 83 Demandt 1991/95.
in:
Demandt
5. Das Bildungswesen
473
Mythologie und die Historie.‘ Die durch Martianus Capella (s. u.) für das Mittelalter kanonisierten Sieben Freien Künste (artes oder litterae liberales?) waren Grammatik, Dialektik, Rhetorik, das grundlegende sprachliche Trivium, gefolgt von den mathematischen Fächern Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Har-
monik." Die Geometrie enthält auch die Geographie. Martianus Capella fuBt auf Varro, dessen Gelehrsamkeit noch Ausonius (V 20,10), Augustin (CD. III 4) und Hieronymus (ep. 33,1f) bewunderten. Einen Versuch, das Wissen seiner Zeit zusammenzufassen, unternahm Isidor von Sevilla mit seinen ‚Etymologiae sive Ori-
gines. Auf die kürzeste Form gebracht wurde der Stoff der κύκλιος παιδεία im Liber Memorialis‘ des Ampelius.* Er beschreibt das Weltall, die Tierkreiszeichen, die Sternbilder, die Winde, die Länder, Völker und Meere, die Weltwunder,
die Gótter, die Weltreiche und ihre Kónige, die bedeutendsten Athener und Römer, die Geschichte Roms bis zu Trajan und einige republikanische Staatsein-
richtungen Roms. Dafür benótigt er nur 62 Teubner-Seiten. Die angesehenste unter den angewandten Künsten war die Rechtswissenschaft." Sie wurde in mehreren Städten privat gelehrt, so in Salona, Narbonne, Lyon und Bordeaux,” durch staatliche Professoren in Rom, in Konstantinopel und
vor allem in Berytos (s. u.). Weitere juristische Lehrstühle können wir aus der constitutio .Omnem' vom
16. Dezember 533" erschließen, durch die Justinian die
Rechtslehre unter anderem in Alexandria und Caesarea untersagte und auf die Universitäten von Konstantinopel, Rom und Berytos beschränkte. Namhafte
Rechtsgelehrte waren die Kompilatoren Gregorius und Hermogenianus” unter Diocletian,
sowie
Charisius,”
vielleicht
noch
unter Constantin.
Der
führende
Kopf bei Justinians Gesetzgebungswerk war Tribonian (s. II 12). Die private Jurisprudenz kam allerdings mit Constantin zum Erliegen. Nur noch kaiserliche Verlautbarungen besaßen Rechtskraft.” Neben der Jurisprudenz genoB die Medizin” hohes Ansehen. Führend war Alexandria (s. u.), doch blieben auch die Asklepiosheiligtümer, insbesondere Per-
gamon, die Heimatstadt von Julians Leibarzt Oreibasios," berühmte Státten der ** Cic. off. 1 150f. 55 Geschichte spielt im spätantiken Bildungskanon eine untergeordnete Rolle: Haarhof 1920,
209f;
Demandt
(V 20;
1982;
22) rühmt
Nicolai
1992.
an Kollegen
Ausonius
einerseits die
Kenntnis der Historiker Livius und Herodot, andererseits die antiquarische
sie
auch
aus
den
Gelehrsamkeit,
Saturnalien
des
wie
Macrobius
spricht. “6 Augustin CD. XVIII 52. Fuchs, Enkyklios Paideia, RAC. V 1962, 365ff; Vössing 1997, 30 ff; 392 ff. 9 Zur Astronomie:
Sambursky
1965,
528ff.
Ein Zeugnis für das Interesse an der Astronomie
(bei Boéthius). Zur spátrómischen Orgel: Julian, Epigramm 2; Amm. XIV 6,18; Schuberth 1968. Zum Gesang: Suidas K 1537. ὁ BT ed. E. Assmann 1976; ed. Arnaud-Lindet 1993. Die Datierung schwankt zwischen dem
späteren 2. und dem 4. Jahrhundert. # Zur Jurisprudenz im Principat: Liebs in: ANRW.
15, 1976,
197ff; im spätrömischen
Ita-
lien: ders. 1987; in Africa: ders. 1993; in Gallien: ders. 2002. 7? Auson. V 1; 2; 5.
" CIC. I S. XVI. Bereits 529 hatte er die Rechtslehre neben der Philosophie in Athen ver-
boten (s. u.), aber wurde sie dort betrieben?
ist jenes silberne Planisphaerium, das Synesios 403 dem comes Paionios nach Konstantinopel
72 CTh.
sandte: Vogt 1985, 48 ff. Zur spátantiken Musik: Wille 1967, 288ff (Hymnen); 367ff (bei den Christen); 406 ff (im Bildungswesen); 594 ff (Musiktheorie); 634ff (bei Martianus Capella); 656ff
^ Liebs in Demandt/Engemann 2006, 97 ff. ^ Temkin 1962; Nutton 1985. Vgl. u. und III 4 a! % Eun. fr. 8.
I 1,5.
? Lydos mag. I 14; Dig. I 11,1; 4,18.
474
III. Die inneren Verhältnisse
Heilkunst. Die meisten Ärzte lernten indes praxisnah bei ihresgleichen. Die von Ambrosius (ep. V 9) und Martianus Capella (III 228) genannten Ärztinnen (medicae) waren vielleicht Hebammen, Ausonius (IV 6) hatte eine „nach Männerart in der Medizin erfahrene“ Tante (s. III 2 c). Die bedeutendsten Ärzte huldigten dem alten
Glauben.” Die technischen Disziplinen traten dagegen zurück mit Ausnahme der Archi-
tektur, auf welche die Kaiser besonderen Wert legten. Diocletian setzte den Baumeistern 100 Denare monatlich für jeden Schüler aus. 334 heißt es in einem Gesetz Constantins: architectis quam plurimis opus est.” Weil es aber an ihnen mangelte, möge der Statthalter von Africa unter den mindestens Achtzehnjährigen, die
in den artes liberales ausgebildet seien, geeignete Studenten der Architektur zu gewinnen suchen. Sie sollten nebst ihren Eltern von personalen Lasten befreit
und mit einem hinreichenden Stipendium ausgestattet werden. Religion und Theologie waren in der Spätantike keine Schulfächer. Die Glaubensunterweisung der Katechumenen wurde von Geistlichen vorgenommen, diese selbst kamen in der
Regel ohne Studium zu ihren Weihen. Kirchliche Hochschulen gab es im Osten (s. u.).
Die Frage nach den Berufsaussichten der Hochschulabsolventen stellte sich in der Spätantike weniger dringlich als heute, weil die meisten Studenten aus gehobenen Kreisen kamen, wo man Liegenschaften, aber nicht unbedingt einen „Beruf“ hatte." Die Honoratioren, schon auf der Ebene der Curialen, lebten von
ihren Einkünften. In berufliche, aber keinesfalls ununterbrochen ausgeübte Tätigkeiten führte das Studium der praktischen Fächer. Die Absolventen der literarischen Ausbildung — sie umfaßte wohl die überwiegende Zahl der Studenten konnten den Lehrberuf ergreifen, Wanderredner werden, in den höheren Klerus
eintreten — so die drei kappadokischen Kirchenväter, Synesios und Augustin -, diplomatische Aufgaben übernehmen,” vor Gericht auftreten oder die Verwaltungslaufbahn einschlagen. Ausonius (V 1) rühmt einen Kollegen, der tausend Anwälte und zweitausend Senatoren ausgebildet habe. Von mehreren Grammatikern berichtet er ihre niedere Herkunft (V 10; 21), zwei waren freigelassene
Sklaven. Auch der 389 bis zum Stadtpräfekten Roms aufgestiegene Historiker Aurelius Victor (20,5) stammte von einem ungebildeten Bauern und verdankte
seine Karriere den Studien. Iter ad capessendos magistratus saepe litteris promovetur, schrieb Symmachus. Literaten im Staatsdienst und in der Kommunalpolitik sind vielfach bezeugt." 77 Heidnische Ärzte im 4. Jh.: Zenon, Oreibasios, Magnus, Jonikos, vermutlich auch Vindicia-
nus, Mediziner und Proconsul Africae um 380. Im 5. Jh.: Jakobos, Asklepiodotos, Hesychios. 18 ED. VII 74; CTh.
449.
Helm
1932/79,
383
Anm.
194; Matthews,
Gesandtschaft, RAC. X 1978, 670 ff.
XIII 4,1.
? Die ‚Sortes Sangallenses‘ enthalten drei Ab-
schnitte über Akademikerberufe: Ob der Fragende Redner oder Jurist werden solle (91 f), ob er seinen Sohn studieren lassen solle (107). Die Antworten sind, wie stets, gemischt. #0 Literaten als Gesandte haben in Rom
v. Chr. Aus der Spätantike: Metrodoros um 330, Eustathios 358, Iphikles 375, Sporacius 383, Synesios 399, Olympiodoros 412; Priscus
eine
lange Tradition, beginnend mit Karneades 155
5! Symm.
dersen
1976;
ep. 120; Lib. or. 1,66; 86; 225. Pe-
Nellen
1977;
Demandt
1991/95,
667 f; Av. Cameron in CAH. XIII 1998, 675. Bei-
spiele: Musonios 367; Festus 372; Ausonius 378; Themistios 384; Aurelius Victor 389; Eugenius vor 392; Isokasios um 465; Pamprepios 479.
5. Das Bildungswesen
475
Wie die Elementar- und Grammatiklehrer erhielten die Rhetoren von den Stu-
denten oder deren Eltern Hörgeld. Diocletian (ED. VII 71) setzte eine monatliche Gebühr für jeden Schüler von 250 Denaren fest, den fünffachen Satz des Elementarlehrers. Üblicherweise schlossen die Eltern mit dem jeweiligen Professor einen Lehrvertrag auf ein Jahr, doch wurde der oft nicht eingehalten. Sowie Palla-
das (s. o.) beklagten Libanios (or. 43) und Augustin (conf. V 22), daß viele Studenten nach elf Monaten,
mithin kurz vor dem
Zahltermin
am
1. Januar den Lehrer
wechselten und so das Lehrgeld unterschlügen. Außerdem gäben die Väter ihren studierenden Söhnen zu wenig Geld für Bücher.” Besonders peinlich war die schlechte Zahlungsmoral
für Privatdozenten, die ausschließlich von ihren Schul-
geldern lebten.“ Eine Zulassungsqualifikation für sie gab es anscheinend nicht, offenbar herrschte Gewerbefreiheit.
Die meisten Städte des Reiches besoldeten darüber hinaus einen oder einige Rhetoren aus dem kommunalen Säckel. In Antiochia wurden dafür Einkünfte aus städtischen Gütern bereitgestellt." Viele und bekannte Professoren zu besitzen, war rühmlich, obschon das Verhältnis unter den Rhetoren nicht immer das beste war.
Wenn Libanios (or. 1,85) keine Ausnahme darstellt, dann waren die Professoren einander oft spinnefeind. Die Zahl der Hörer, die Lage des Auditoriums und die Gunst des Statthalters waren die Hauptstreitpunkte. Vielfach wurden in agonis-
tischer Manier Redewettkämpfe durchgeführt, seine Siege kommentiert Libanios mit höchstem Stolz. Augustin (conf. IV 5) bezeugt, daß die Sieger vom Statthalter bekränzt wurden, ähnlich dem poeta laureatus in der Renaissance.
Die Auswahl der
Kandidaten“ erfolgte nach Empfehlung und Probevortrag
durch den Träger, d.h. durch die Curie oder den Kaiser, die auch wechselweise
Kandidaten empfahlen. Vorschläge machten ebenso Reichspräfekten und Statthalter.” In Athen hatten offenbar die Professoren ein Zustimmungs- und Einspruchs-
recht.” Julian forderte in seinem Rhetorenedikt, daß die magistri studiorum und doctores nicht nur unter fachlichen, sondern vor allem unter sittlichen Gesichts-
punkten geprüft und dann von den Curien dem Kaiser zur Bestätigung vorgeschlagen werden sollten. Ihm ging es unausgesprochen darum, christliche Rhetoren an der Interpretation heidnischer Schriften zu hindern, doch haben seine Nachfolger dieses Gesetz
beibehalten,
um
dem
Staat einen
Einfluß auf den
höheren
Unterricht zu sichern.“ Gleichwohl stiegen gebildete Heiden auch unter christlichen Kaisern zu Rhetoren auf, wie nicht nur Themistius, Augustinus und der Apollopriester Phoebicius dartun. Professoren konnten nach einer Bestimmung Gordians III entlassen werden, si non se utiles studentibus praebeant."
Literarische Bildung war ein Ruhmesblatt für Herrscher die Tetrarchen
noch
und Hof." Während
als semiagrestes galten," studierte Constantin
christliche wie
heidnische Schriften, prásentierte sich als Redner und verkehrte mit Bischófen und
Philosophen." An seinem Hof gab es einen magister studiorum." Constans zog den *' Walden
1909, 162ff; Kleberg
1969, 11.
# Lib. or. 1,37. M Sievers 1868, 38. "5 Walden 1909, 130 ff.
“ Demandt 1991/95, 666. #7 Lib. or. 1,35; 48; 74; 82f; ep. 740.
"^ CTh. XII 3,5; s. 11 5!
# CJ. X 53,2; Dig. XXVII 1,6,2 und 5. % Demandt, Privatleben 1998, 236 ff.
Ἢ Ausnahme:
Maximinus
1997, 212ff; Staesche
Daia, sapientissimi
cuiusque ac litterarum cultor, Epit. 40,18.
476
III. Die inneren
Verhältnisse
Rhetor Prohairesios an seine Tafel, Constantius hatte literarische Interessen, und
Julian schwelgte in Büchern.” Valentinian glänzte als Redner und Dichter,” Gratian las historische Bücher,* vermittelt durch seinen Lehrer Ausonius, den auch Theo-
dosius schätzte. Dessen gleichnamiger Enkel erfand eine Leselampe.” Die Förderung der artes liberales galt immer als Ehrenpflicht des Kaisers. Schon
Augustus befreite Lehrer (xœôevtai), Sophisten und Ärzte von staatlichen Lasten," und noch Justinian” bemühte sich darum, „die in den freien Künsten ge-
bildete Jugend im ganzen Reich in Blüte zu halten“. Antoninus Pius"? hatte die Zahl der Privilegierten begrenzt: die kleineren Stádte erhielten Steuerfreiheit für
drei Grammatiker, drei Rhetoren und fünf Ärzte; die mittleren für je vier und sieben, die großen für je fünf und zehn. Die Anstellung war Sache der Curien.
Private Stiftungen gab es wohl nicht nur in Athen." Mehrfach haben die Kaiser staatliche Mittel für Professoren bereitgestellt. Constantius Chlorus setzte 298 dem
Rhetor Eumenius in dem altberühmten Studienort Augustodunum" ein Jahresgehalt von 600000 nummi oder 200 aurei" aus, damit er den Jünglingen die litterae liberales beibrächte und sie für den Staatsdienst tauglich machte. Der Rhetor bedankte sich in einer erhaltenen Rede (Paneg. IX) und stiftete das Geld zur Fórderung des Schulwesens. Eumenius erweckt den Eindruck, als ob eine staatliche Besoldung die Ausnahme gewesen wäre, zur Regel wurde sie anscheinend erst 376. Damals bestimmte Gratian unter dem Einfluß seines Lehrers Ausonius, daß
in allen größeren Städten der gallischen Präfektur Rhetoren und Grammatiker für Lateinisch und Griechisch angestellt werden sollten. Rhetoren sollten aus der Staatskasse 24 annonae erhalten, Grammatiker deren 12, d. h. 50 solidi. In der Res-
idenzstadt Trier wurde mehr gezahlt: 30 annonae für den Rhetor, 20 für den lateinischen und wieder
12 für den griechischen Grammatiker,
„falls sich einer
finden sollte“.'* Theodosius II verlieh 425 zwei griechischen und einem lateinischen Grammati-
ker, zwei Rhetoren und einem Rechtsgelehrten in Konstantinopel die comitiva primi ordinis im Rang eines gewesenen Vikars. Der Kaiser rühmt an ihnen zwanzigjährige Pflichterfüllung, moralische Haltung, pädagogische Leistung, subtile
Interpretation und vorbildliche Redegabe. Politische Loyalität und wissenschaftliche Publikationen werden nicht genannt. Justinian regelte 534 die Einkünfte der beiden Grammatiker, der beiden Sophisten und der Ärzte von Karthago. In Rom
bestätigte der Kaiser 554 die vom Gotenkönig Theoderich neu festgesetzten Professorengehilter.'^ Fremde Professoren der artes liberales und Ärzte erhielten bereits von Caesar" das
Bürgerrecht, sofern sie sich in Rom niederlieBen, und genossen mindestens seit dem *? Aur.
Vict.
39,17
u.
26;
Eus.
VC.
IV 29;
Amm. XV 13,1f; Epitome 41,14; Eutr. X 7. *' Dessau 1214; CTh. XIII 3,5. * Eun. VS. 492; Amm. XXI
16,4; CTh. XIV
1,1; Paneg. III 23,4. *5 Amm.
XXX
9,4; Symm.
100 Dig. XXVII 1,6.2. 101 Damaskios fr. 264. 102 Tac. ann. 11143.
‚ Zur Umrechnung vgl. Jones 1964, 438. or. 2,29.
96 Symm. or. 3,7. ” Auson. 13 f; Soz. praef. 8. * Knibbe 1981. Zum Verhiltnis von Staat und Schule: L. Hahn
* CIC. ΠῚ S. 802.
1920; Vóssing 2002.
164 CTh.
XIII 3,11
von
376.
Gratian
begün-
stigte Ausonius als Rhetor. 5 CTh. VI 21,1; CJ. 127,1,41 f; CIC. III p. 802. 16 Suct. Caesar 42,1; Aug. 42,3.
5.
Das Bildungswesen
477
2. Jahrhundert n. Chr. Immunität (s. o.). 321 bekräftigte Constantin die Privilegien und setzte hohe Geldstrafen aus gegen solche, die Literaten belästigten. 326 wiederholte er die schon von Augustus'” verfügte Steuerfreiheit der Ärzte und ihrer Söhne, 333 bestätigte er dies abermals für Professoren und Ärzte, deren Frauen und Söhne. Außerdem befreite er sie von Wehrdienst und Einquartierung. Als sich jedoch curienpflichtige Städter unbefugt als Philosophen auf Wanderschaft begaben, befahl Valentinian
369, sie in ihre Heimat
zurückzuschicken.
Die späteren
Kaiser haben diese Vorrechte regelmäßig erneuert, auch Libanios bezeugt sie. Er
verteidigte sich damit gegen die Zumutung von Curienpflichten."* Neben diesen Privilegien empfingen die Professoren allerlei Auszeichnungen. Sie konnten, wenn ihre Gemeinderäte das beschlossen, Ehrenbilder erhalten,” so wie der Kaiser sie verdienten Literaten schenkte, unter anderen Claudian
und Sidonius." Einzelne Rhetoren wurden vom Kaiser mit dem Senatorenrang oder anderen Ehrenämtern bedacht, so Libanios mit der quaestura und später mit der
praefectura honoris causa, die er ablehnte." Besondere Ehrungen erwarteten die Rhetoren in Konstantinopel (s. u.). Die akademische Laufbahn verlangte Beweglichkeit. Der Ortswechsel der Professoren ist vielfach belegt. Libanios, geboren in Antiochia, lehrte in Athen, Konstantinopel, Nicaea, Nicomedia und schlieBlich in seiner Heimatstadt. Augustinus unterrichtete in seiner Geburtsstadt Thagaste, dann in Karthago, in Rom und
sodann in der Residenzstadt Mailand. Ein von Ausonius (V 1) gerühmter Kollege dozierte in Konstantinopel, Rom und endlich zuhause in Bordeaux. Pamprepios erhielt in Alexandria einen Ruf nach Athen, überwarf sich mit dem Archonten und
ging nach Konstantinopel. Libanios bezeugt, daß zuweilen der Kaiser eine Versetzung
anordnete,
einen
Weggang
untersagte oder Urlaub
gewährte."
Für einen
ausgeschlagenen Ruf konnte man daheim entschádigt werden. Als Themistios (or. 2) Angebote aus Ankyra und Antiochia abwies, wurde er 355 in Konstantinopel Senator. Ähnliche Privilegien wie die Professoren genossen die Studenten. Diocletian verordnete auf die Anfrage arabischer scholastici aus Berytos, daß sie bis zum 25. Lebensjahr studieren dürften, ohne den Fron- und Steuerpflichten ihrer Heimatstädte zu unterliegen." Als Studenten waren sie von der patria potestas befreit. Ausnahmsweise begegnen auch einmal Familienväter unter den Hörenden." Die Studenten kamen oft von weit her: nach Rom, Alexandria und Athen nicht nur aus den betreffenden Reichsteilen. Der 19 Dio 53,30,3. we CTh. XIIL 3,1 ff; 3,7; 1,257; 2,54. 19 Philostr. 278;
VS.
or. 2,15; Aug.
πὸ Claud.
XXV
582; Eun. conf.
3,10-18;
or.
nach Athen aus Thrakien,
1 Libanios (or. 48,22fF) beklagt dies: Jedes Frühjahr segeln die dienstpflichtigen Sóhne der Curialen zum Studium nach Berytos oder Rom
VS. 492; Lib. ep.
VIII 3; Dessau
7; Dessau
Lib.
Zustrom
2949;
2951.
Sid. ep.
IX
16,3; c. VIII 8; Soz. dedicatio 5.
und entziehen sich damit den Steuerleistungen. Wenn sie zurückkommen und inzwischen ir-
gendwo als Anwalt oder Staatsbeamter gedient haben,
sind sie befreit. Recht
hatten, meint
er,
1! Symm. rel. 5; Julian ep. 58; Eun. VS. 496.
jene Curialen einer phönizischen Stadt, die ihre
2 Lib. or.
jungen Leute mit Gewalt aus Rom zurückgeholt
1,74; 86; 95. Seinen Wegzug
von
Konstantinopel nach Antiochia erreichte Libanios durch ein gefälschtes Arztgutachten: Sievers 1868, 63.
haben!
"^ CJ. X 50,1f. Wolf 1952, 34.
478
III. Die inneren
Verhältnisse
Pontos und den Barbarenländern war so groß, daß die attische Sprache darunter litt." Die Neuankömmlinge mieteten sich und gegebenenfalls ihren Pädagogen bei den Bürgern ein. Die Pädagogen waren meist Sklaven, die für das leibliche Wohl
und die sittliche Haltung ihrer Schützlinge verantwortlich waren. Es scheint üblich gewesen zu sein, daß die Studenten jeweils nur bei einem einzigen Professor eingeschrieben waren und durch einen Eid in ein Loyalitätsverhältnis zu ihm traten. Die anderen Professoren hörten sie nur bei deren öffentlichen Vorträgen."* So kam es unter anderem in Athen und Antiochia zu Rivalitäten zwischen den Professoren um Schüler und zu Streitigkeiten zwischen den jeweiligen Gefolgschaften. Krawalle und Schlägereien waren an der Tagesord-
nung." Libanios begann in Antiochia mit etwa 15 Studenten, doch hatte er in Konstantinopel zuvor zeitweilig 80." An hohen Feiertagen war schulfrei.'” Die Studienzeiten dürften den Gerichtstagen entsprochen haben. 389 setzte Theodosius die Ferien folgendermaßen fest: Frei waren der Jahresbeginn mit dem Konsulatsantritt (1. Januar), die Gründungs-
tage der Städte Rom (21. April) und Konstantinopel (11. Mai), die Geburtstage und Regierungsantritte der Kaiser, alle Sonntage und drei Ferienperioden: die beiden Wochen um Ostern, ein Monat Sommerferien zur Getreideernte und anschließend
ein Monat Herbstferien zur Weinlese.'” Weihnachten fehlt im Festkalender bis Justinian. Das Studienjahr begann nach der Sommerpause. Die Lehre beschränkte sich gewöhnlich auf den Vormittag." Ausonius (XVIII 13,10) spricht von sechs
Schulstunden täglich. Der Rhetorikunterricht war — anders als das Jurastudium (s. u.) — nicht nach Studienjahren gestaffelt. Abschlußprüfungen kannte man nicht, wohl aber Empfehlungsschreiben der Professoren für ihre Kandidaten. Disziplinprobleme ergaben sich aus dem Hang der jungen Männer zu „Wein, Weib und Gesang“, zu Ball- und Würfelspiel, zu Pferden und Theater,
zu Magie und Raufereien.'” Floß Blut, griff der Statthalter ein und setzte wohl auch die Professoren ab." Libanios klagt, daß viele Studenten — ähnlich wie in
Karthago"' - lieber in den Hippodrom als ins Auditorium kämen, doch rühmt er
sich, auf den Stock verzichtet zu haben. Prügelstrafe war verbreitet." Wegen schlechter Führung
konnten
Studenten
ausgeschlossen
werden,
nicht aber aus
mangelnder Begabung."" Zur Betreuung der Studenten besoldete die Stadt für einzelne, besonders fre-
quentierte Rhetoren Assistenten,
die als subdoctores, proscholi oder ὑποδιδάσκαλοι
bezeichnet werden. Ausonius (V 22) feiert einen solchen für seine historische Ge-
lehrsamkeit. Libanios beschäftigte vier von ihnen und bezeugt ihre Armut: sie 115 Philostr. VS. 553.
und die nundinae, die wöchentlichen Markttage
116 Lib. or. 1,16; Walden 1909, 218fF. 17 Himer. or. 65; 66; 67; Lib. ep. 715;
(Varro, Saturae Menippeae 279). 120 CTh. 118,19; vgl. 22.
1458;
or. 1,16; 19. Wolf 1952, 49. "5 Lib. or. 1,37; 101.
V! Lib. or. 1,108ff. ὩΣ Lib. or. 2,61; 3,6ff; 3,22.
19 Lib. or. 5,44 spricht vom Minervafest (Quinquatria 19. März). Speziell werden als schulfrei erwähnt die Saturnalien ab 17. Dezember (Mar-
12 Lib. or. 1,22; 25; 37. 4 Augustin. conf. VI 11. 125 Prügelstrafe bezeugen Lib. or. 2,20; Auson.
tial V 84; Plin. ep. VIII 7,1), das Florafest um den 1. Mai (Tert. De idol. 10; Anth. Lat. 96 Riese)
XVIII 22,24 ff; Sidon. ep. II 10; Proc. BG. 12. Denk 1892, 129. 26 Lib. or. 3,27; 33ff, 4,16. A. Sievers 1868, 21.
5. Das Bildungswesen
479
hätten kein Haus, könnten nicht heiraten und müßten Sklaven begnügen."
sich mit höchstens drei
Das architektonische Zentrum der spätantiken Hochschulen waren Säulenhallen, Exhedren und besondere Auditorien, die wohl auch zu anderen Zwekken, etwa an durchreisende Deklamatoren vergeben wurden. Hausherr war jeweils die Kommune. Libanios hielt seine Vorlesungen zu Nikomedien in den Thermen, zu Antiochia in der Curia. Den Unterricht erteilte er zuhause oder in einem
ehemaligen Krämerladen am Forum." Vielfach waren die Hörsäle verbunden mit einem Heiligtum für Apollon, den Musenführer, oder für Athena, die Göttin
der Weisheit. Eumenius (Paneg. IX 9) lehrte in den scholae Maenianae zwischen dem
Apollontempel und dem Capitol von Autun. Mehrere gallische Städte besaßen ein Athenaeum nach dem Vorbild Roms."
Das spátantike Hochschulwesen ist stärker personell als institutionell geprägt. In den meisten Städten lehrten einzelne oder einige wenige Sophisten, ohne daß wir jeweils von einer Kórperschaft sprechen kónnten, die den Namen einer Universität verdiente. Eine solche fassen wir jedoch in der Akademie von Athen und im Museion von Alexandria, wo Lehrende und Lernende in jeweils einem Kultverein
zusammengeschlossen waren. Vespasian übertrug möglicherweise das Vereinsrecht
auf die Ärzte und Erzieher.'” Die Bildung von collegia und universitates unterlag der Aufsicht der Städte, weil sie ad exemplum rei publicae gebildet seien, mit gemeinsamer Kasse und gemeinsamem Vorstand.'" Als Universitäten sind ebenfalls die Hoch-
schulen von Rom und Konstantinopel, Berytos und Edessa-Nisibis anzusprechen. In Rom hatte bereits Vespasian'? nach alexandrinischem Vorbild lateinischen und griechischen Rhetoren ein Gehalt ausgesetzt. Hadrian stiftete im Jahr 134 gymnasia doctoresque nach griechischem Muster und errichtete eine Schule der freien Künste
(ludus ingenuarum artium), die er Athenaeum nannte. Pertinax soll dort Dichter,
Severus Alexander außerdem griechische und lateinische Rhetoren gehört haben, während Gordian Ill angeblich selbst Kontroversien deklamiert hat. Der Bau war
in der Art eines Theaters angelegt, von Bücherschränken ist die Rede.'* Das Athenaeum ist vermutlich identisch mit der scola fori Traiani, wo Dracontius deklamierte
(s. u.). Auch das forum Martis, das Augustusforum, wird als Lehrstätte genannt.'” Die staatlichen griechische
Rhetorik,
Professoren Philosophie,
in Rom lehrten Grammatik, lateinische und Medizin
und
Recht.
Hieronymus
nennt
in
seiner ‚Chronik‘ die berühmtesten: die aus Bordeaux berufenen Rhetoren Patera
und Minervius, den Anwalt Gennadius, den Grammatiker Donatus (s. o.), bei dem Hieronymus selbst studiert hatte, sowie dessen anderen Lehrer Marius Victorinus,
der eine große Zahl von philosophischen und grammatischen Schriften hinterlassen hat und im hohen Alter zum Christentum übergetreten ist. Er erhielt, ebenso wie 7? Lib. or. 1,150; 31,11. Wolf 1952, 64 ff. Der
'" Dig. III 4,1.
Schreiber des Libanios (or. 1,43; 240) hatte inso-
12 Suet. Vesp.
fern ein schweres Los, als er bei Anklagen gegen
13 Aur. Vict. 14,2f; SHA. Pert. 11,3 u. Alex.
seinen Herrn der Folter unterlag. 73 Lib. or.
1,55;
1,72;
1,87;
1,101 fF.
ὮΝ Auson. V 14,8; Sidon. ep. IX 9,13. '9 Herzog 1935 in: Pfohl 1977, 132; 183; an-
ders Hartke ebd., 209.
18.
35.2 u. Gord. 3,4.
1% Sidon. ep. 11 9,4; IX 14.2. 1 Apul. met. IX (subscr.). Schemmel 1921; Marrou
1976, 65 fF; Braunert
1919;
1963/64.
480
III. Die inneren
Verhältnisse
Flavius Magnus, eine Statue in Rom.'* Die römischen Professoren wurden ernannt
auf Vorschlag des Senates und bezahlt vom Reichspräfekten, später vom Stadtpräfekten.'” Die Erwähnung von Ärzten (medici) im genannten Gesetz läßt vermuten, daß diese zugleich geheilt und gelehrt haben. 370 hatte Valentinian den einzelnen Regionen Roms Oberärzte zugewiesen. Sie erhielten Staatsmittel, damit sie ihre Kunst
auch den Armen und nicht nur den Reichen zuwenden könnten. Privathonorare dürften nur von Geheilten kassiert werden. Wer sich um eine vakante Stelle be-
warb, mußte dem Ärztekollegium ein Gutachten von sieben approbierten Ärzten vorlegen, die Stellung vergab der Kaiser aufgrund eines Vorschlages durch das Kollegium. Die spätantike Bezeichnung für den Oberarzt (archiatrus) ist die Wurzel des deutschen Wortes „Arzt“. Ärzte genossen Immunität.'*
Neben den staatlich bezahlten Professoren wirkten Privatdozenten. Zu ihnen zählte 383/384 Augustinus. Er hatte 383 Karthago verlassen, begann dann in Rom zu dozieren, in seinem eigenen Hause, machte aber die Erfahrung des Palladas (s. o.), daß die Studenten kurz vor dem Zahltag die Lehrer zu wechseln
pflegten. Um der finanziellen Not zu entgehen, bewarb sich Augustinus 384 um eine staatliche Rhetorikprofessur in Mailand, hielt einen Probevortrag und wurde von Symmachus, damals Stadtpräfekt, empfohlen.'*
Über die Praxis des Studiums in Rom unterrichtet uns ein Gesetz Valenti-
nians von 370.“ Die meisten Studenten kamen damals aus den außeritalischen Provinzen, großenteils aus Africa, aber auch aus Syrien. In Rom angekommen, mußten sie sich beim magister census, der die Einwohnerliste führte, melden und
ihren vom Statthalter der Heimatprovinz ausgefertigten Reisepaß vorlegen. Da-
durch sollte verhindert werden, daß dienstpflichtige Personen sich rechtswidrig unter die Studenten mischten. Dieser Reisepaß enthielt den Namen der Heimatstadt, das Geburtsdatum und den Qualifikationsnachweis des Bewerbers. Er mußte angeben, welche Fächer er studieren wollte und wo er in Rom wohnte.
In demselben Gesetz wird dem magister census die Sittenaufsicht
über die
Studenten zugesprochen. Daß es hieran haperte, berichtet Hieronymus, der selbst alle Unsitten der römischen Studenten mitgemacht hatte." Diese sollten sich, schreibt der Kaiser, bei ihren Zusammenkünften (conventus) anständig benehmen, sollten sich von den halbkriminellen Verbindungen (consociationes) fernhalten und
nicht dauernd zu den Spielen und den Gelagen gehen. Studenten, die gegen die Würde der res liberales verstieBen, sollten öffentlich geprügelt, auf die Schiffe ge-
setzt und heimtransportiert werden. Anständige und fleißige Studenten dürften bis zum 20. Lebensjahr in Rom bleiben. Über die ankommenden und abreisenden Studenten sei monatlich Buch zu führen und jährlich Bericht zu erstatten, damit der Kaiser wisse, wer für die freiwerdenden Stellen zur Verfügung stehe.
Die Absolventen konnten in Rom in einer der drei Dekurien aufsteigen, der decuria censualium, an deren Spitze der magister census stand, in der decuria fiscalium und der decuria librariorum." Kanzleien dieser Art gab es auch in anderen Städten. Sie 1 Dessau 2951; Aug. conf. VIII 3fF; s. o! 17 Symm. ep. 179; Cassiod. var. IX 21.
^! Hieron. ep. 22,7; H. Lietzmann, Hieronymus, RE. VIIL2, 1913, 1565; Grützmacher 1
14 CTh. XIII 3,8-10; Symm. rel. 27,2.
1901, 129ff.
'* Aug. conf. V 22f. 40 CTh. XIV 9,1.
42 CTh. XIV 1,1.
5. Das Bildungswesen
481
gehen anscheinend auf die republikanischen Liktoren zurück. Die meisten Studenten haben sich jedoch außerhalb Roms, im Staatsdienst oder in ihren Heimatstädten Amter gesucht. Weniger bedeutend als das Athenaeum Roms war die hohe Schule von K arthago. Gelehrt wurde in den Säulenhallen um das Forum, wo auch die Bibliothek lag. Möglicherweise gehörte die Aedes Memoriae zur Universität.“ Bezeugt sind Professoren für lateinische und griechische Literatur, sowie für Philosophie. 371 studierte Augustinus
hier lateinische
Rhetorik,
375 lehrte er selbst in Karthago.
In seinen
‚Confessiones‘ (III 6; V 14) beklagt er die schlechte Zucht unter den dortigen Studenten (apud Carthaginem foeda est et intemperans licentia scholasticorum). Zu den Lehrern Augustins in Karthago gehört Vindicianus, er befreite den späteren Kirchenvater vom Glauben an die Astrologie (conf. IV 3,5). Vindicianus war um 380 proconsul
Africae und ein berühmter Arzt und Medizinschriftsteller. Er widmete sein Werk
Valentinian (112). Wohl die Antwort darauf ist ein 379 an ihn gerichtetes Gesetz,“ das Ärzten im comes-Rang die Befreiung von munera sordida bestätigte. Zu seinen Schülern zählt Theodorus Priscianus, von dem ein Buch über Heilmittel erhalten ist.
Aus Karthago stammt der Anwalt Martianus Capella. Er verfaßte die unter dem Titel ‚Die Hochzeit Merkurs mit der Philologie‘ bekannte Enzyklopädie der Sieben Freien Künste (s. o.). Die allegorische Einkleidung erweist den Verfasser als Neuplatoniker, er hatte — neben Cassiodor und Isidor — großen Einfluß auf das mittelalterliche Bildungswesen. Martianus Capella schrieb vermutlich unter der Vandalenherrschaft, jedenfalls bestand die Hochschule unter germanischer Herr-
schaft fort. Dracontius lehrte dort um 490. Salvian (GD. VII 68) spricht von scholae artium liberalium, von officinae philosophorum, von gymnasia linguarum et morum. Justinian bewilligte 534 nach der Eroberung des Landes Gehälter für fünf Ärzte, zwei
Grammatiker und zwei Rhetoren.'“ Der älteste und noch immer berühmteste Studienort war Athen.'^ Er geht zurück auf die Akademie Platons. Nach der Zerstörung des Gartens am Kolonos Hippios durch Sulla war der Lehrbetrieb in die Stadt verlegt worden, eine Schule im älteren
Sinne gab es nicht mehr. Das geistige Niveau war gesunken, wie die Klagen von Themistios, Libanios und Synesios bezeugen.“ Um 340 lehrten mindestens drei
Sophisten zugleich in Athen, vorwiegend Philosophie, Literatur und Rhetorik.'“ Zu den bekannteren Professoren gehóren Priscus, der Freund Julians; Prohairesios, der christliche Neuplatoniker armenischen Ursprungs, und der Araber Diophantos,
der Lehrer des Libanios. Zu den bedeutendsten Studenten zählten Porphyrios, Julian, Libanios, Gregor von Nazianz und Basilius." Platon galt als Wegbereiter der christlichen Lehre, Sokrates genoß hohes Ansehen." 1 Vict. Vit. 18. Skeptisch Vössing 1997, Anm.
1235. 4 CTh. XIII 3,12. μ CJ. 127,41 f; Schemmel
1982, 44.
'* Lib. or. 2,14.
4 Das „18jährige Studium des Boëthius in 1927.
6 Schemmel 1908; Vinzent 2000. Zur Rechtsstellung der dortigen Professoren im Principat: Mommsen (1891), Ges. Schr. III 50ff. Zu Situation Athens in der Spätantike: Gregorovius 1889/ 1990 I Kap. 1-3.
47 Fowden
Athen"
haben
schon Gibbon
(ch. 39, Bd. VII
45) und Gregorovius 1889/1980, 578 zurückgewiesen, trotz Cassiod. var. 1 45,3.
'*' Blume/Mann
1983; Breitenbach 2003.
482
II. Die inneren Verhältnisse
Die Scholaren in Athen trugen, so wie die heidnischen Philosophen überhaupt, ein derbes Gewand (τρίβων), einen safranfarbigen, rotgelben Asketenmancel,"
der in einem ein Ritual verliehen wurde. Der Neuling mußte versuchen, ins öffentliche Bad zu gelangen, was mit einer Rauferei unter seinen Freunden und
Gegnern verbunden war. Im Bad wurde sozusagen der alte Adam abgelegt und das Versprechen gegeben, die Schulgelder pünktlich an das jeweilige Schulhaupt (ἀκρωμίτα) zu zahlen.'” Studenten wie Lehrer kamen aus dem ganzen Reich, überwiegend aus dem griechisch sprechenden Osten: aus Kleinasien, Syrien, Arabien und Ägypten. Dar-
aus ergab sich oft eine landsmannschaftliche Verbindung innerhalb der einzelnen Schulen. Eunap berichtet von den
Spannungen
einerseits zwischen den Studen-
ten und den Bürgern und andererseits zwischen den Studenten der einzelnen Professoren. Die Feindschaft zwischen gown und town, d.h. zwischen Studenten und
Bürgern führte dazu, daß der Lehrbetrieb aus dem Auditorium auf der Agora
verlegt wurde in die Privathäuser der Professoren.'? Der Kappadokier Julian besaß ein kleines theaterähnliches Auditorium in seinem Hause und stellte dort Marmorbilder seiner Schüler auf.'*
Eunap gibt eine Lehrer-Schüler-Folge von Plotin bis Chrysantios, dem Lehrer Julians. Nach einem Ausdünnen der Tradition wird dann als Scholarch der Akademie der Neuplatoniker Plutarchos bezeichnet, Enkel eines Hierophanten in Eleusis. Er erneuerte die Platonexegese. Die mit ihm um 410 wieder faBbare Folge der Schulhäupter führt über Syrianos, Proklos, Marinos, Isidoros zu Damaskios, dem
letzten „Mystagogen“ Platons. Die auf Platon selbst zurückgeführte διαδοχὴ gemahnt an die apostolische Sukzession Petri in Rom. Der 485, „im
124. Jahr nach Julians Thronbesteigung“,
verstorbene
Proklos
verstand sich als Hierophant der ganzen Welt. Er verehrte außer den griechischen auch die orientalischen Götter und betete dreimal täglich zur Sonne. Jeden Tag gab er fünf Lektionen und schrieb 700 Zeilen. Außerdem betrieb er das Regenmachen, Gesundbeten und Wahrsagen. Er lebte ehelos, leidenschaftslos, fleischlos und an-
geblich auch schlaflos und erschien seinen Anhängern im Glanz eines Heiligenscheines. Seine Lebensweisheit war der Spruch: „So ist das nun mal“ (ταῦτα τοιαῦτ᾽
ἐστίν). Er soll gesagt haben: „Hätte ich die Macht dazu, so ließe ich alle Bücher der Welt verschwinden außer dem ‚Timaios‘ Platons und den chaldäischen Orakeln
(λόγια). Alle anderen Texte richten bloß Schaden an.“ Platon verehrte er an dessen
Grab in der Akademie.'*
153 Dazu gehört wohl auch das von den Ausgräbern sogenannte Omega-Haus: Camp 1989,
könne - sei der Statthalter nicht ungebildet gewesen. Er hörte sich den Fall an, bei dem Julians Schüler Prohairesios seine ersten rhetorischen Lorbeeren erwarb. Der Proconsul ließ die Übel-
227 ff.
täter
154 An die Person dieses Julian knüpft sich eine Skandalgeschichte. Zwischen seinen Studenten
fügte dann aber noch eine Prügelstrafe nach athenischem Muster hinzu Eun. VS.483f. Groag
und denen des Apsines aus Sparta war es zu einer Schlägerei mit vielen Verletzten gekommen. Die Sache wurde dem Proconsul nach Korinth ge-
1946, 26 ff.
1 Soz. VI 35,7.
' Olymp. fr. 28.
meldet. Er ließ die Beteiligten in Ketten legen und lud sie samt ihren Lehrern vor. Für einen Römer - bei dem man nicht allzuviel erwarten
nach
,lakonischer
Weise“
auspeitschen,
155 Herausgegeben von E. Des Places, Oracles Chaldaiques, 1971 (Budé). 1% Marinos VP. passim. Das Porträt eines der neuplatonischen Sophisten befindet sich im Akropolis-Museum zu Athen: Dontas 1954/55.
5. Das Bildungswesen
483
Eine letzte Blüte begann, als Theodosius II am 7. Juni 421 Athenais, die Tochter des Athener Philosophen Leontios, heiratete (s. II 9). Damals entstand an der Stelle
des Agrippa-Odeums das durch Münzfunde datierte prächtige Auditorium mit der Gigantenhalle auf der Agora."' Außerdem gab es Privathäuser mit Hôrsälen auf dem Gelände der Akademie, am Nordhang des Areopags und südlich des AtticusTheaters.'* Durch Stiftungen wuchsen die Einnahmen der Schule im 5. Jahrhundert auf über tausend Goldstücke im Jahr.'?
In derselben Zeit begannen freilich die Konflikte mit der christlichen Staatsgewalt. Einige Professoren mußten die Stadt verlassen." Im Anschluß an eine
blutige Heidenverfolgung hat Justinian den Lehrbetrieb in Athen 529 geschlossen." Die letzten sieben Philosophen, an ihrer Spitze das Schulhaupt Damaskios,'^ gingen nach Persien, dessen König Chosroes I als Freund griechischer Literatur bekannt war.'” Als sie 532 wegen der ihnen fremden Sitten ins Reich zurückkehren wollten, ermöglichte ihnen der Großkönig dies, indem er in seinen Friedensvertrag
mit Rom eine Klausel einfügte, daß ihnen kein Leid geschehen dürfe. Sie ließen sich in Karrhai (Harran) nieder, wo die Werke von Simplikios und Priskianos — zwei der Sieben — entstanden." Justinian entzog ebenso den übrigen heidnischen Professoren die staatlichen Gehälter und verbot ihnen jede Lehrtätigkeit." Alexandria"
besaß seit Ptolemaios I das berühmte Museion. Es hatte in der
Spätantike an Ruhm verloren." Dennoch wurden dort noch alle Fächer gelehrt. Julian (ep. 49) schrieb an den Präfekten von Ägypten, er solle sich um die Musik kümmern und auf Staatskosten einen Knabenchor aufstellen, die Schüler des Musikers Dioskoros mögen sich um die Verbesserung ihrer Kunst bemühen. Der Kaiser beklagte den Rückgang des Gesangs im Bildungswesen." Die bedeutendsten MaEs könnte aus dem Hause südlich der Akropolis stammen, das nach Marinos (VP. 29) von Plutarchos an Syrianus und von diesem an Proklos vererbt wurde, Frantz
1975, 31. Ehrenbildnisse er-
hielt auch Libanios (or. 2,15), s. o.
162 Athanassiadi
1993. Unter den Sieben war
Simplikios, der Platonkommentator. ^ Chosroes bestieg den Thron am
13. Sept.
531 (Nöldeke 1879, 435), darum kann die Abwanderung der Philosophen 529 wohl nach Per-
15 Philostr. VS. 571; 580. Camp 1989, 225.
sien,
155 Die archäologischen Daten und Pläne bietet
König erfolgt sein; Alan Cameron 1969.
Frantz 1975. 1# Suidas Pi 1709.
'^ Hador
14 f). Karivieri in: Castrén 1994, 115 ff. ^ CJ. 15,18. 4 von 529; I 11,10, 2 undatierr;
Theoph. a. m. 6022; Malalas p. 451; Agath. II 28ff. Hällstrôm in: Castrén 1994, 141 ff; Thiel Watts 2004.
noch
nicht
zu dem
platonliebenden
1987, 3 ff.
15 Malalas p. 477; Agath. II 28; 30f. Zu späte-
10 Haehling 1982, 74. In einem der Philosophenhäuser fand sich unter der Schuttschicht des Slawencinfalls aus dem späten 6. Jh. ein Brunnen mit sorgsam deponierten Statuen und Porträts; dies kann, wie Frantz (1975, 36) meint, mit dem Exodus von 531 zusammenhängen, ebensogut aber auch mit der Verbannung des Marinos (Damasc. fr. 266) oder der des Proklos (Marin. VP.
1999;
aber
Daß Justinian damals nicht
das gesamte Akademievermögen hat, zeigt Westerink 1962, XIII ff.
verstaatlicht
ren heidnischen Sophisten in Athen:
BKV.
22,
192f. Zu den persischen (oder gotischen?) Barbaren war bereits Julians Leibarzt Oreibasios ins
Exil gegangen, wo er „wie ein Gott" verehrt wurde: Eun. VS.498f. Die letzten Schicksale der Akademie behandelt Alan Cameron 1969; dagegen treffend Hadot 1987, 3ff und Thiel 1999. Über Philosophen aus Theben hören wir
im Zusammenhang mit den Streitgesprächen, die sie im 5. Jh. mit den Philosophen aus Athen in Konstantinopel zu führen pflegten: Fuchs 1926, 4.
*^ Schemmel 1909: Seidensticker in: Demandt, Stätten 1999, 15 ff; Vinzent 2000; Clauss 2003, 92 fF. #7 Amm. XXII
16, 16ff; Exp. 34-37.
484
III. Die inneren Verhältnisse
thematiker und Astronomen im spätantiken Alexandria waren Diophantos, Theon
und Pappos.'^ Wegen der Nähe zur Astrologie war die Himmelskunde bei Christen verdächtig.'” Berühmt war die medizinische Schule Alexandrias,"' hier wirkten Zenon von
Kypros und Oreibasios von Pergamon, der Freund Julians. Eine Verbindung zwischen Medizin und Philosophie bildete die sog. Iatrosophistik.”” Im 5. Jahrhundert erhielt das für die Medizingeschichte grundlegende Werk des Galenos hier seine Schlußredaktion. Seine Summaria Alexandrinorum‘ wurden ins Syrische und
dann ins Arabische übertragen."
Eine zweite Bibliothek befand sich im Heiligtum des Serapis. Das Serapeion galt neben dem Capitol als das schönste Bauwerk der Welt."* 391 wurde es vom christlichen Póbel bis auf die Fundamente niedergerissen, auf den Trümmern ent-
stand ein Kloster (s. II 7). 415 fiel die Philosophin Hypatia, die Tochter Theons, den parabalanoi des Bischofs zum Opfer.'^ Die Studenten kamen aus dem ganzen Osten, angeblich hórte der Armenier Moses von Chorene um 440 hier einen „neuen Platon“.'* Im Zentrum der alexan-
drinischen Philosophie stand die Kommentierung des
Aristoteles, um die sich in
der Zeit um 500 namentlich der Neuplatoniker Ammonios, der Sohn des Hermeias,
und seine zerstrittenen Schüler Simplikios und Johannes Philoponos verdient machten. Letzterer war Christ. Die Philoponoi wandten sich gegen das Heidentum an der Hochschule, zu ersteren zählte Zacharias Scholasticus, der 485 bis 487 hier studierte. Zu Beginn des 6. Jahrhunderts wurde die Schule von Alexandria christlich, doch lehrten einzelne Heiden noch in den späten Jahren Justinians, so Olym-
piodoros. Die letzten bedeutenden Ärzte waren Jakobiten. Die Erzählung von der Verbrennung der Bibliothek durch den Kalifen Omar 641 ist, wie alle álteren
Brandgeschichten, übertrieben oder gar erfunden. Jedenfalls arbeitete die Universitát auch unter den Moslems weiter und wurde erst um 720 nach Antiochia und von dort nach Karrhai (Harran) übertragen."' Die jüngste und dennoch größte Hochschule im Osten besaß Konstantino-
pel." Rhetoren gab es vermutlich schon unter Constantin, 340 lehrte hier der reich dotierte Heide Bemarchios;"" der bedeutendste Sophist der Stadt war Themistios. Er bewog 356 Constantius II, eine Schreibschule zum Kopieren der Klassiker und deren Kommentatoren zu errichten. Dies war der Grundstock der Bibliothek.'^ Julian, der selbst diese Rhetorenschule besucht hatte, stiftete 362 den Bau der Bibliothek bei der „Basilika“ genannten Sáulenhalle, unter deren Hof Justinian 18 Julian Misop. 337 B. '^ Heath 1921 II 355ff. Zu Pappos: Cuomo
15 Lógdberg Museion,
RE.
1898, S. 184ff. Müller-Graupa, XVI 1,
1933,
S. 818ff;
Eunap.
2000
VS. 471fF; s. I1 8 und 9!
T9 Soz. HI 6,5. "! Amm. XXII 498; Exp. 37.
"* Moses III 61 f; Thomson 1968, 2; 337f. 177 Butler 1902, 401ff; Meyerhof 1932/1933. Zur Geschichte der Bibliothek: Parsons 1952.
16,18; Julian ep. 58; Eun. VS.
18 Schemmel 1908. Literatur gibt Mango 1985,
U2 Eun. fr. 8. Westerink 1964. 173 Strohmaier 1994. F4 Amm.
XXII
16,12.
trajanischer
oder
hadrianischer
Der
30. Umfassend: Schlange-Schóningen 1994; ders.
Bau
stammt
Zeit.
aus
Rekon-
struktion: Thiel in: Boschung/Eck 2006, 263 ff.
in Demandt, Stätten 1999, 39 ff. 17 Lib. or. 1,31.
1? Themist. or. 4,59. Vanderspoel 1995.
3.
Das Bildungswesen
485
eine Zisterne, den heutigen Yeri Batan Serail, anlegen lief." Hier führten die Advokaten ihre Geschäfte." Valens beauftragte 372 den Stadtpräfekten, sieben antiquarii
für die Erhaltung und die Vermehrung der Bücher anzustellen, vier für die griechischen, drei für die lateinischen. 475 brannte die Basilika mit 120000 Büchern ab."
Im Jahre 425 erließ Theodosius II, vielleicht auf Anraten seiner gebildeten Frau Athenais, ein umfassendes
Universitätsgesetz
für die studia liberalia in der
östlichen Hauptstadt." Private magistri durften fortan nicht mehr in öffentlichen Hallen, sondern nur noch in ihren Háusern unterrichten; die staatlichen Professo-
ren hingegen muften im auditorium Capitolii lehren. Hierfür waren die halbrunden Exedren einer vierseitigen Sáulenhalle vorgesehen, die zugleich Garküchen aufnehmen sollten. Die Studenten dürften sich nicht gegenseitig belästigen, niemand solle sie beim Lernen stóren.
Die Zahl der Professoren
wurde folgendermaflen festgesetzt: 3 für latei-
nische, 5 für griechische Rhetorik,
10 für lateinische, 10 für griechische Gramma-
tik, einen für Philosophie, zwei für Rechtswissenschaft. Sechs namentlich genannte Professoren erhielten die comitiva primi ordinis im Rang eines gewesenen vicarius:
zwei griechische und ein lateinischer Grammatiker, zwei Rhetoren und ein Jurist. Dieselben Rechte sollten alle anderen Professoren erhalten, wenn sie — nach dem
Urteil des Senats — zwanzig Jahre eifrig gelehrt, sittsam gelebt und sich durch Reden und Interpretationen ausgezeichnet hátten.
Die Professoren
Árzte
trugen
eine Amtstracht
und
bildeten
eine Körperschaft.'*
werden hier nicht genannt. Doch kennen wir sie aus anderen Quellen.
Der berühmteste Arzt Konstantinopels war der comes et archiatrus Jakobos aus der
Zeit Leos. Jakobos wird auch als Philosoph bezeichnet und hing dem alten Glauben
an. Die Rechtsstudien wurden 533 durch Justinian neu geregelt, unter ihm gab es weiterhin zwei Professoren der Jurisprudenz in der Hauptstadt.'”
Das im Bildungsprogramm trotz wiederholter Verbote noch stark vertretene Heidentum war der Grund dafür, daß die literarischen Lehrstühle unter Phokas 602 beseitigt und von Herakleios mit christlichen Rhetoren besetzt wurden. Im 9. Jahrhundert, in der Zeit des Photios, kam es zur Stiftung einer neuen Hoch-
schule an der Magnaura. Sie wurde zum Zentrum einer ersten humanistischen Bewegung. Die Wurzeln der Renaissance liegen in Byzanz.'" Eine
Einrichtung
eigener
Art
war
die Rechtsschule
von
Berytos
(Beirut).'"
„Nährmutter der Rechte“ heißt sie bei Eunap, nutrix legum bei Justinian."" Junior (exp. 25) erwähnt die auditoria legum, auf denen die römische Jurisprudenz basiere. Rechtsgelehrte gingen von dort in alle Provinzen, um die Gesetze auszulegen und
anzuwenden. Der Ursprung der Schule ist unklar, die ältesten Zeugnisse verweisen aufs späte 2. Jahrhundert. Der wohl wichtigste Grund dafür, daß gerade diese Stadt 81 Socr.
III 1,96.
Wendel
1942; Janin
1964,
174 ff.
18 Speck
1974.
# Schemmel 1923. Gute Nachrichten verdan-
#2 Proc. aed. I 11,12f; Agath. III 1,4.
ken wir Zacharias Scholasticus, der Ende des
83 CTh. XIV 9,2; Zon. XIV 2.
S. Jhs.
#4 CTh. XIV 9,3; XV "5 CTh. VI 21,1. "^ Fuchs 1926, 3.
hat. Collinet 1925: Kunkel 1972, 159 ff; JonesHall 2004. 1% Eun. VS. 490; CIC. I p. XVI.
1,53; CJ. XI 19,1,4.
#7 Chron. Min. II 88; CJ. I 17,2,9.
ebenfalls
an dieser
Universität
studiert
486
III. Die inneren
Verhältnisse
Sitz einer solchen Schule werden konnte, lag darin, daß die Sprache des römischen
Rechts das Lateinische war und Berytos als römische Bürgerkolonie (Colonia Augusta lulia Felix) lateinisch sprach. Gregorios Thaumaturgos nennt sie eine „durch
und durch
römische
Stadt“. Erst zu Beginn
des 5. Jahrhunderts
gewann
das Griechische im Unterricht Bedeutung. Die Schule florierte im 4. und 5. Jahrhundert. Ob sie irgendwann ein formelles privilegium studii erhalten hat, so wie die Universität Konstantinopel 425, ist nicht klar — vielleicht im Zusammenhang mit der Erhebung von Berytos zur Metropolis neben Tyros ums Jahr 449. Nach dem
großen Erdbeben vom 16. Juli 551, an das sich ein viele Wochen währender Stadtbrand anschloß, wanderten die Gelehrten nach Sidon aus, bis Berytos wieder aufgebaut war." Wie
Namen
in Konstantinopel,
so gab es auch
einiger Professoren kennen
des 9. Jahrhunderts,
gemäß
denen
Berytos
nur
zwei
Ordinariate."
Die
wir aus den Basiliken-Kommentaren sie von Juristen des 6. Jahrhunderts,
darunter
Thalelaios, als Autoritäten gerühmt werden. Sie trugen dort den hochtrabenden Titel von „Lehrmeistern der bewohnten Welt“ (διδάσκαλοι τῆς οἰκουμένης). Unter ihnen gab es im 5. Jahrhundert noch Heiden.
Die Rechtsstudenten kamen aus dem gesamten Osten des Reiches, auch aus Arabien und Armenien; daneben kennen wir einige aus Griechenland und Illyri-
cum. Im allgemeinen hat sich der
Einzugsbereich
der Universitäten im 5. Jahr-
hundert verkleinert. Voraussetzung waren Kenntnisse in Latein, Grammatik
und
Rhetorik. Das Studium begann nach den Sommerferien oder im Frühjahr. Gelehrt
wurde wochentags; Samstagnachmittag und Sonntag waren frei. Die Studenten
schrieben die Vorträge mit (Scholia Sinaitica) und wiederholten den Stoff zuhause. Es gab einen fest umrissenen
Lehrplan.
Studenten des ersten Jahres hießen
dupondii („Rekruten“, benannt nach deren Entlóhnung), sie lernten die institutiones. Im zweiten Jahre hießen sie edictales, weil sie dann die libri ad edictum Ulpiani und die Digesten studierten. Im dritten Jahre nannte man sie Papinianistae nach dem dann zu lesenden Autor, im vierten Jahre wurden sie λύται, d. ἢ. solutores causarum, weil sie nun Fälle zu „lösen“ hatten, vor allem aus der Fallsammlung des Paulus. Das fünfte Studienjahr für die Constitutionen ist nicht erst unter Justinian hinzugekommen,
die Studenten hießen dann prolytae. Abgeschlossen wurde das Studium durch eine testificatio," die für eine Rechts- oder Verwaltungstätigkeit gefordert wurde. Die Studentenschaft war in societates gegliedert, die unter magistri standen. Von
ihnen hören wir im Zusammenhang mit Disziplinproblemen.
Ein christlicher
Autor wie Zacharias Scholasticus tadelt den Hang zur Zauberei, zur Nekromantie und anderen okkulten der mit den Neulingen Der praeses provinciae Studenten zur Zierde
Praktiken bei den Studenten. Justinian beanstandet den Jux, getrieben werde, die ludi et alia crimina vel in ipsos professores." und der beatissimus episcopus mógen darauf achten, daf die ihrer Zeit heranreiften.
Theologie wurde auf besonderen Hochschulen gelehrt. Sie lagen im Osten. Die Katechesis von
Alexandria
reicht zurück
m C]. XI 22; Agath. II 15,3f. Averil Cameron 1970, 138f. Wenger (1953, 621) läßt die Geschichte der Schule zu Unrecht 551 enden.
" CJ. 117,2,9.
bis ins 2. Jahrhundert, "^ CJ. IE 7, 11.2. ᾿ς Constitutio Omnem p. XVII.
die Sukzession 9 in:
CIC.
Bd.
I
5. Das Bildungswesen
487
beginnt mit Athenagoras und Pantainos, kulminiert in Origenes und bietet in Didymos dem Blinden (f 395) nochmals einen Gelehrten von Rang.” An der Schule von
Antiochia wirkten Julius Africanus, der erste christliche Chronograph, und Lucianus (T 311), der die Grundgedanken des „Arianismus“ entwickelt haben soll.'* Seit dem 3. Jahrhundert florierte die Schule von Caesarea
Maritima,
an deren
berühmter Bibliothek Origenes, Pamphilos, Eusebios und Prokop studierten.'” Ein weiteres christliches Bildungszentrum befand sich in Edessa (Urfa), wo der Gnostiker Bardesanes (T 222) wirkte. Seine Sekte hielt sich bis ins 8. Jahrhundert. Als Nisibis 363 an Persien fiel (s. II 6), begründeten Emigranten von dort die „Schule der Perser“ in Edessa. Zu ihnen zählt der „Prophet der Syrer“ Ephraim, der bis zu
seinem Tode am 9. Juni 373 in Edessa lehrte. Er unterlegte den beliebten Liedmelodien des Gnostikers Harmonios religiöse Texte, die den nicänischen Glauben
verkündeten. Das Kirchenlied war im Osten ein Kampfmittel der Konfessionen.'* Dem bedeutenden Bischof und Theologen Rabbula (412—436) folgte Ibas (T 457), der 436 Bischof in Edessa wurde und 449 bis 451 als „Nestorianer und Judenfreund" inhaftiert war." Gelehrt wurden die theologischen Fächer, wahrscheinlich auch
Grammatik und Rhetorik. Schriften griechischer Philosophen und Kirchenväter wurden ins Syrische übersetzt. Dyophysitische Tendenzen und Beziehungen zu den persischen Christen erschwerten der „Schule der Perser“ ihre Stellung.’” 449 und 457 wanderten die ersten Gelehrten aus nach Nisibis, dessen Metropolit Bar-
saumas die dort neu entstehende Schule förderte.” In Edessa siegte der Monophysitismus. 489 überredete der Bischof Kyros — einen „tollwütigen Hund“ nannten
ihn die Nestorianer — den Kaiser Zeno, die Akademie endgültig zu schließen und die Professoren auszuweisen. Der bedeutendste unter ihnen war der Perser Narses, die „Zunge des Ostens, die Harfe des Heiligen Geistes“. Der Bau wurde in eine
Kirche umgewandelt." Erst im Jahre 609 eröffneten die Sassaniden die Schule aufs neue. Die 489 vertriebenen Theologen fanden wiederum Aufnahme in Nisibis, sie machten aus der Stadt einen geistigen Mittelpunkt.” Über die Hohe Schule von Nisibis informieren uns die Statuten,” die am 21. Oktober 496 in Kraft traten und 590 ergänzt wurden. An der Spitze der Schule stand ein als „unser Meister“
(Rabban) bezeichneter Prinzipal, der selbst Exegese lehrte. Unter den übrigen Professoren werden
ein Lektor, ein „Forscher“,
ein „Meditationsmeister“,
ein
Chorleiter und ein Schreiber genannt. Außer den theologischen Fächern wurden Grammatik und Rhetorik gelehrt, die medizinische Hochschule war von der theo-
logischen getrennt. Den Professoren war es verboten, Nebentätigkeiten auszuüben. Sie sollten ihre Lehre nicht vernachlässigen, andernfalls würden ihnen die Rationen
gekürzt. Neben der Bibel behandelte man die Schriften des Theodoros von Mop-
suhestia, des Lehrers von Nestorius. Bei Berufungen sprachen städtische Magistrate 195 Euseb. HE. V 10; VI 3; 26; Soz. III 15. 1% Euseb. HE. VIII 13,2; IX 6.
17 Hieron. ep. 141. 1% Soz. III 16,5 ff; IV 28,2. # Baumstark 1922, 32 ff, Hayes Chabot 1935, 26; 47 ff.
20 Segal 1970, 26.
21 Chabot
1896; Th. Hermann
1930, 224 f; Gero
1926; Hayes
1981, 60ff.
202 Segal 1970, 87 ff. 1930, 144ff;
23 Chabot 1896, 44; 83; ders. 1935, 49ff; Baumstark 1922, 100ff; Vööbus 1965. 204 Nestle 1898; Th. Hermann 1926, 103 ff.
488
HI.
Die inneren
Verhältnisse
und der Bischof mit, er übte eine Art Protektorat über die mit zahlreichen Privi-
legien ausgestattete Anstalt aus. Verwaltung
und Disziplin unterstanden einem „Hausmeister“
oder Bursarius
(Rabbaita), er wurde aufje ein Jahr gewählt. Wichtige Entscheidungen fällte die Gemeinschaft, sie konnte den Bursarius
relegieren, wenn er seine Vollmachten
überschritt. Die Schule befand sich in einem klosterähnlichen Bau. Die Studenten kamen von weit her, sie nannten sich „Brüder“. Sie wohnten in der Schule selbst und durften sich nur, wenn dort kein Platz mehr war, ein Zimmer in der Stadt
nehmen.
Zeitweilig studierten 800 junge
Männer
in Nisibis. Sie wurden
einer
Eingangsprüfung unterzogen, trugen eine besondere Tracht?” und studierten drei
Jahre. Der Unterricht begann mit dem Hahnenschrei und endete mit dem Abendpsalm, die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen war obligatorisch. Störung des Unterrichts war strafbar, das Belegen der Plätze am Vorabend unstatthaft. Die
Semesterferien dauerten von August bis Oktober. In diesen Monaten durften die Studenten
bezahlte
Arbeit
annehmen,
doch
nicht
in
Nisibis
selbst.
Offenbar
fürchteten die Einheimischen eine billige Konkurrenz. Die disziplinarischen Bestimmungen entsprachen im allgemeinen denen im Reich: Die Studenten sollten sich nicht mit Frauen abgeben, nicht dauernd
in die Kneipe laufen und keine Gelage außerhalb der Schule abhalten. Außerdem sollten sie nicht zaubern, lästern oder lügen. Betteln war verboten; wem etwas fehle, der solle sich an den Bursarius wenden. Die Studenten lebten normalerweise
von eigenem Geld, denn es wurde
ihnen untersagt, Wucher
zu treiben und
Geschäfte zu machen. Nur in Ausnahmefällen war es gestattet, Geld durch Privatunterricht für Söhne der Stadt zu verdienen. Starb ein Student ohne Testament, so
erbte die Schule. Kleidung und Haartracht (Tonsur) waren vorgeschrieben. Kranke wurden versorgt. Die Buchentleihe war streng beaufsichtigt, niemand solle seinen Namen in ein Buch der Akademie schreiben. Untersagt war ferner, flüchtige Sklaven in den Zellen zu verbergen und ungenehmigte Studien- oder Handelsreisen ins byzantinische Ausland zu unternehmen; die Grenze war nahe.’* Der Student un-
terstand der Schuldisziplin, Appellation an städtische Gerichte führte zum Ausschluß. Gewalttäter wurden — wie in Rom - öffentlich geprügelt, das erste Verge-
hen nach der dritten Prügelstrafe hatte die Exmatrikulation zur Folge. Ebenso mußten solche Studenten Schule und Stadt verlassen, die ausgelernt hatten.
Die Akademie von Nisibis bildete den Ausgangspunkt für dienestorianische Mission
in Persien, Indien und China.
Darüberhinaus besaß sie später eine
Schlüsselstellung in der Vermittlung griechischen Geistesgutes an die islamischen Gelehrten, die von den syrischen Übersetzungen Gebrauch machten.” Daneben
hat Nisibis auch nach Westen gewirkt. Um 542 verfaßte Junilius Africanus als quaestor sacri palatii in Konstantinopel eine Einführung ins Bibelstudium in Anlehnung an den griechisch schreibenden Perser Paulus, der in der syrischen Schule zu Nisibis ausgebildet worden
sei. Dort werde die Theologie durch magistri publici
gelehrt wie in Byzanz Grammatik
und Rhetorik. Als Cassiodor (inst. pr.) die
Schulordnung für sein Kloster Vivarium entwarf, stand ihm die „Schule der Heb2 BKV. 22, 189. 2% Josua 34.
table renaissance des sciences grecques sous la forme d'un hellénisme syriaque. Baumstark 1922, 113 ff; Nestle
20° Meyerhof (1933, 115) spricht von einer veri-
898; Chabot
1896, 51ff; Segal
1970; 150f.
5. Das Bildungswesen
489
räer“ in Nisibis vor Augen.?" Er versorgte die Mönche reichlich mit geistlicher und weltlicher Lektüre, machte ihnen eifriges Kopieren zur Pflicht und schrieb noch im
hohen Alter von 93 Jahren ein Werk über Orthographie.
Das Christentum war eine Buchreligion und verfügte bereits unter Constantin über eine umfangreiche Literatur, die in raschem Wachstum begriffen war. Die Bücher der Bibel, Briefe und Glaubensunterweisungen, die Märtyrerberichte und Heili-
genlegenden begründeten eine völlig neue Bildungstradition.’” Für das antike Kulturgut erwuchs daraus eine Gefahr. Das literarische Erbe war durch den Götterglauben geprägt, und darum wundert es nicht, wenn das Hochschulwesen lange heidnisch bestimmt blieb (s. III 6 a) und den Professoren das christliche Bekenntnis
vorgeschrieben werden mußte.’ Das gilt nicht nur für die Universitäten von Athen und Alexandria, sondern ebenso für die von Bordeaux. Ausonius, selbst ein lauer Christ, bezeugt das Heidentum mehrerer seiner Kollegen." So wird es verständlich, wenn sich zumal die Heiden um die klassische Literatur bemühten. Die alten
Texte wurden kopiert, emendiert und kommentiert, insbesondere Platon und Aristoteles, Terenz und Cicero, Vergil und Juvenal.
Ein Zentrum dieser Bewegung war der stadtrömische Symmachus-Kreis in der Zeit um 400.” Ein Großteil der lateinischen Literatur ist von Angehörigen oder
Angestellten dieser Senatsgeschlechter gerettet worden. Praetextatus wird von seiner Frau gerühmt: meliora reddis, quam legendo sumpseras."" Symmachus (ep. IX 13) hatte die Absicht, den ganzen Livius herauszugeben. Am Ende der Handschrift" der ersten Bücher lesen wir: Victorianus vir clarissimus emendabam domnis
Symmachis. Andere Texte bezeugen, daf die Senatoren Nicomachus Dexter und Nicomachus Flavianus in ihrer Villa bei Enna in Sizilien Abschriften hergestellt haben. Quintilians Declamationen wurden am Ende des 4. Jahrhunderts von Dracontius in der schola des Trajansforums emendiert; in den Handschriften des Cornelius Nepos ist ein Gedicht überliefert, das Aemilius Probus dem Kaiser Theodosius II widmete.? Viele andere Werke blieben so erhalten: Persius, Martial, Juvenal
und Apuleius. Nach dem Übertritt der Senatoren zum Christentum wurde diese literarische Tradition fortgeführt, wie wir am Schicksal der Handschriften von ** Wenn Cassiodor inst. pr. (PL. 70, 1105) bemerkt, daß die (nestorianische) Schule in Nisibis durch „Hebräer" betrieben werde, so entspricht dies dem Vorwurf gegen die Nestorianer, „Judenfreunde" zu sein. Es handelt sich fraglos um die auch als „Schule der Perser“ bezeichnete Anstalt.
2% Altaner/Stuiber
1978;
Döpp/Geerlings
ist der
Symmachus-Kreis
nach
dem Literaten, PUR. 384. Meist denkt man an die Gesprächsteilnehmer der ‚Saturnalien‘ des Macrobius, deren Hauptredner allerdings Praetextatus ist. Lommatzsch 1904; Klingner 1956, 475ff;
Bloch
1963;
s. 117;
II2a;
24 Diese aus der Zeit des 4.-6. Jhs. häufig erhaltenen subseriptiones sind eine wichtige Quelle über die Abschreiber: Büchner in: Hunger 1961, 354 ff.
21% Den Text bietet Karl Nipperdey in seiner Ausgabe des Cornelius Nepos, 12. Aufl. 1913/ 1962, 283. Seeck wies in seiner Symmachus-Aus-
1999; Leppin 2000; Mazal 2003. 20 CJ.1 11,10,2f. 211 Aus. V 4,13; 5,8; 10,24.
22 Benannt
? Dessau 1259.
s. III 6 a!
Zum Aufschwung der lateinischen Literatur im 4. Jh.: Al. Cameron 1984, 42 ff.
gabe, p. XCV Anm. 428 das Gedicht Sextus Petronius Probus zu, und anscheinend danach die PLRE. I, 740. L. Traube, Zu Cornelius Nepos (Vorlesungen
und
Abhandlungen
3, 1920, 20-
30) vermutet mit besseren Gründen einen Enkel des Probus, vermutlich jenen Memmius Aemilius Probus (PLRE. II, 911 Nr. 6), der auf den Colosseum-Inschriften der Zeit um 480 genannt ist.
490
III. Die inneren
Verhältnisse
Horaz, Vergil, Pomponius Mela, Valerius Maximus, Caesar, Plautus, Terenz und
Sallust ablesen können.
Die Stellung der Christen zur literarischen Tradition war gespalten.’ Auf der einen Seite standen die Radikalen, denen es ernst war mit dem Bibelwort: „Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist
nicht die Liebe des Vaters“ .’” In diesem Sinne verachtete Paulus?" die Weisheit der
Welt (σοφία tov κόσμου), haben Tertullian und Lactanz die heidnische Literatur verworfen, denn sie trage nichts bei zum Heil der Seele.”” Augustin lobte den Nutzen der Rhetorik für die Predigt, aber brandmarkte die Forschung als fleischliche Neugier: maior est Scripturae auctoritas quam omnis humani generis capacitas." Den
„experimentellen Beweis" lieferte Theodoret (HR. 13). Er berichtet von Leidenden, die nach Ansicht der Árzte krank, nach der Erkenntnis der Heiligen aber
besessen gewesen seien und durch Teufelsaustreibung geheilt wurden, nachdem
die Medizin versagt hatte. Seine Abkehr von der heidnischen Literatur begründete Hieronymus?"
im
Jahre 384 mit einem Traum. Nachdem er bereits auf alle irdischen Freuden ver-
zichtet hatte außer seinen Büchern, sei er vor dem himmlischen Richter angeklagt und so lange gefoltert worden, bis er der Lektüre heidnischer Bücher abgeschworen hätte. 397 rechtfertigte er sich indes gegenüber dem römischen Rhetor Magnus? dafür, daß er seine Schriften bisweilen durch den „Schmutz“
von Zitaten aus
heidnischen Autoren „besudele“. Hieronymus erklärt, das hätte schon Paulus ge-
tan. Dieser zitiert einmal Menander.^' Gleichwohl sollte das Lesen nicht an heidnischen, sondern an biblischen Namen
Caesarius
von
Arles,
Epiphanios
von
erlernt werden.‘
Salamis
Paulinus von Nola und
und Johannes
Chrysostomos
bekämpften die heidnische Philosophie. Die Apostolischen Constitutionen (I 6) aus der Zeit um 380 verwarfen „heidnische und teuflische Bücher“ überhaupt. Dem Frommen biete die Bibel alles: „wenn dich Geschichte interessiert, lies die
Königsbücher, Rhetorik findest du bei den Propheten, Lieder in den Psalmen“ usw." Johannes von Salisbury schreibt, Papst Gregor der Große habe die Biblio-
thek auf dem Palatin verbrannt.”
Auf der Gegenseite gab es eine gemäßigte Richtung, die Bildungserbe zu schätzen wußte. Clemens und Origenes bemühten christliche Erziehung verwendbare Schriftgut zu bewahren, so Israel beim Auszug aus Ägyptenland die goldenen und silbernen
26 Walden
1909,
109#;
Cochrane
1940/44;
Laistner 1951; H. Fuchs, Bildung, RAC. II 1954, 350ff; Marrou 1976; Gnilka 1984; Brown 1995,
157; Nesselrath in: Dummer/Vielberg 1999, 79 ff; Howe in: Demandt (Fs.) 2002, 219; Breitenbach 2003. Schon Heraklit (VS. B 40f) kritisierte die
das überlieferte sich, das für die wie die Kinder Gefäße mitge-
220 Aug. De doctr. chr. IV 2,3; conf. X 35; PL. 34, 267 fF.
?" Hieron. ep. 22,30. Hagendahl 1958, 91 ff. 22? Dessau 2951.
?* Hieron. ep. 70; 1. Kor. 15, 33. 224 Hieron. ep.
107, 4.
, Vielwisserei" .
22% Didascalia et constitutiones apostolorum, ed. F. X. Funk 1 1906, 13ff mit Parallelen. Jones
28 28 Lact. 1998,
1964, 1005.
27 |. Joh. 2,15f. 1. Kor. 1,18ff; Kol 2,8. Tert. De idol. 10; ders. De praescr. haer. 7; inst. V 1,10. Av. Cameron in CAH. XIII 669.
2: Policraticus 461 a. Ob damals die Werke des Livius dort noch lagen, wie Denk
vermutet, ist ungewif.
1892, 226
3. Das Bildungswesen
491
nommen hätten, die wertlosen Töpfe aber zurücklieBen. Aus dieser Haltung erklärt sich die Entrüstung über Julians Rhetorenedikt von 362 (s. 115). Überzeugte Christen studierten auch bei heidnischen Rhetoren wie Himerios und Libanios.”*
Basilius
duldete
in seinen
,Mahnworten
an die Jugend
über
den
nützlichen Gebrauch der heidnischen Literatur‘ in propädeutischer Absicht Homer und Hesiod, Euripides und Platon." Ebenso dachten die beiden anderen Kappadokier.^" Daß
christliche Professoren
heidnische Texte interpretierten, erweisen
Marius Victorinus in Rom, Prohairesios in Athen?" und Claudianus Mamertus in Vienne, der dort als Presbyter römische, griechische und christliche Bücher erklärte und
weiterhin
Rhetorik,
Dialektik,
Musik,
Geometrie,
Poesie
und
Philosophie
dozierte.”” Augustinus hat in seiner , Civitas Dei‘ 100 mal Vergil und 120 mal Cicero zitiert. Christliches Bekenntnis und heidnische Bildung verbanden im 5. Jahrhundert Socrates Scholasticus," die zu Bischöfen geweihten Professoren Synesios von Kyrene" und Sidonius Apollinaris, um 400 Bischof Nemesios von Emesa, der in seiner
griechischen Schrift über die Natur des Menschen Physiologie und Psychologie aus biblischen, medizinischen und platonischen Quellen darstellte,”“ weiterhin um 500
die christlichen Neuplatoniker Aeneas und Prokopios in Gaza,
der wie sein Nach-
folger Chorikios an der dortigen Rhetorenschule unter Justinian Redner und Priester zugleich ausbildete.^" Im Westen ist hier neben Cassiodor namentlich Boethius zu nennen." Er war einer der führenden Senatoren unter Theoderich und verfafite vier theologische Traktate, in denen er ohne Bibelstellen, rein philo-
sophisch argumentierte. Er übersetzte und kommentierte Werke des Aristoteles und behandelte die zuerst von ihm als Quadrivium bezeichneten Wissenschaften Arithmetik,
Musik,
Geometrie
und
Astronomie.
Die vor seinem Tode
(524) im
Kerker verfaßte ,Consolatio Philosophiae! ist eine neuplatonische Trostschrift, derenthalben ihn Dante (Par. X 125) eine anima santa nennt. Cassiodor versuchte nach dem Vorbild von Alexandria und Nisibis ein Studienzentrum in Rom zu schaffen.^" Er schlug 535 dem Papst Agapetus vor, doctores publici zu bestellen, die entsprechend
der saecularis eruditio die heiligen
27" Clemens Alexandrinus, Paedagogus; 2. Mose
seine
Frau,
sondern
auch
seine
Schriften platonische
12,35 f. ?** Socr. IV 26; VI 3; Soz. VI 17,1; VIII 2,7. >> PG. 31, 563-590. Büttner 1908; Ausgabe: Dirking 1934; Wilson 1975 bietet den griechi-
Grundüberzeugung. In seinem 105. Brief erklärte Synesios, daß er die Lehre von der Vergäng-
schen Text mit Kommentar. 20 Greg. Naz. or. 36,4; 43,11; ep. 11 zu Gregor v. Nyssa.
lerdings so ungebildet, daß man ihr Mythen erzählen müsse, doch halte er sich privat an die
lichkeit der Welt und die christliche Vorstellung
von der Auferstehung ablehne. Die Masse sei al-
Philosophie, die er der Offenbarung überordne-
>" Aug. conf. VIII 10; Eunap. VS. 493. ?** Sidon. ep. IV 2; 3: 11.
te. Auch Zarathustra sei ein Prophet; recht ver-
2% Socr. III 16; Nessclrath in: Dummer/Viel-
Homer
berg
1999:
2001,
111 ff.
Th.
Gelzer
in:
standen,
Bäbler/Nesselrath
24 Synesios war Schüler der neuplatonischen Philosophin Hypatia. Als er 410 durch den Patriarchen Theophilos
von
Alexandria
zum
Bi-
schof von Ptolemais geweiht wurde, den weißen
Mantel des Philosophen mit dem schwarzen des Priesters vertauschte (ep. 11), behielt er nicht nur
d.h. allegorisch
interpretiert,
glaube
nichts anderes, als das was in der Bibel
stehe. Marrou 1963; Bregmann 1982; Vogt 1985. ?* Literatur bei Döpp/Geerlings 1999, 449.
2 Photios bibl. cod.
160. Y. Ashkenazi
in:
Bitton-Ashkelony/Kofsky 2004, 195 ff. ?** Klingner 1956, 526 ff; Gibson 1981; Krautschick in: Demandt (Fs.) 2002, 281 ff. ?* Cassiod. Institutio, pr. = PL. 70, 1105.
492
III. Die inneren
Verhältnisse
unterrichten sollten, doch kam das wegen des „Kampfes um Rom“ nicht zustande. Cassiodor gründete stattdessen das Kloster Vivarium und schrieb in seinen ‚Insti-
tutiones divinarum et saecularium litterarum' ein Lehrbuch für die Mönche mit Bibelkunde, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Astronomie und Geometrie.
Daneben empfahl er die landwirtschaftliche und medizinische Literatur. Cassiodors
Darstellung der artes liberales fand Eingang in die mittelalterlichen Klosterschulen. Die
Bemühungen
der senatorischen
Literaten,
so viel als móglich
vom
alten
Bildungsgut zu retten, entsprangen der Einsicht in die Bedrohung der geistigen
Tradition. Deren Niedergang, von Nonius Marcellus beklagt,’” war verknüpft mit der Machtübernahme
der Germanen’“
und dem
Verfall des Städtewesens
(s. III 5). Die Kriegsnöte und die Verarmung zogen den Bildungsbetrieb in Mitleidenschaft. Libanios (or. 2,26 ff) trauerte den vergangenen Zeiten nach, in denen
die Stádte und die Studien blühten. Die gallischen Schulen, die Symmachus einst der römischen vorgezogen hatte," waren dahin. Sidonius suchte in seinem Brief an den fränkischen (?) comes Arbogast in Trier 470 vergebens nach den letzten Spuren der einstmals blühenden literarischen Kultur,“ sein Freund Claudianus Mamertus
(s. o.) rief auf zum Studium der Klassiker gegen den Bildungsverfall,’” und Gregor von Tours klagte zu Ende des 6. Jahrhunderts in der Praefatio zu seiner ‚Historia Francorum' über den Untergang der liberalium cura litterarum mit einem groBen Weheruf: Vae diebus nostris, quia periit studium litterarum a nobis. Die letzte Schule war
die von Tolosa, in der allerdings kuriose grammatische Spiele getrieben wurden." Die Haltung der Christen zum antiken Bildungsgut war zunáchst durch Abwehr,
dann durch Auswahl und erst spät durch Versuche der Bewahrung geprägt. Die Fäden der Tradition sind dünn, und doch hängt an ihnen die gesamte weitere Entwicklung. Die Bedeutung des spätantiken Bildungsbetriebs für die europäische Universitätsgeschichte liegt weniger in der institutionellen Kontinuität als in der periodisch wirksamen Vorbildwirkung. Während der griechisch-orthodoxe Klerus die Wissenschaft zunehmend vernachlässigte, haben die Kloster- und Ka-
thedralschulen im Frankenreich viel von der antik-heidnischen Literatur tradiert. In Lerinum wurden
Cicero, Vergil und Xenophon
gelesen; in Arles, Paris und
Clermont vermutlich ebenso.'5 Gregor von Tours (HF. V 44) bezeugt die ge-
lehrten Studien des Merowingerkónigs Chilperich (um 580). Er beherrschte offenbar sogar das Griechische, aus dem er vier Buchstaben ins lateinische Alphabet übernahm und den Knaben in allen Stádten beizubringen befahl. Es muB also noch Schulen gegeben haben. Seit dem 7. Jahrhundert ist die merowingische Palastschule bezeugt, die Karl der Große dann zu seiner Hofakademie erweiterte. Hier verdichtete sich die Antikenrezeption so, daß von einer ersten Renaissance im
Westen gesprochen werden kann. Verstárkt wurde diese Strómung durch die spanisch-arabischen Einflüsse auf Paris, die über Cordoba und Bagdad ins spätantike
Nisibis zurückführen. Auch im Bildungswesen ist die Antike die Schule Europas. 29 Strzelecki, RE. XVII
20 Zu
den
Vandalen,
1936, 883.
unter
denen
?
das Bil-
dungswesen Karthagos noch andauerte: Clover
Symm.
ep. IX 88,3; VI 34.
242 Sidon. ep. IV 17,2; VIII 6,3.
?9 CSEL. 11, 1885, 203 ff.
1993, X. Zu den Ostgoten: Goltz in: Demandt
24 Denk 1892, 199 ff; Haarhof 1920, 175ff.
(Fs.) 2002, 297 ff.
245 Denk
1892, 187 ff.
6.
6.
Die Religion
493
Die Religion
In seinem Exkurs über die römische Verfassung spricht Polybios (VI 56) auch über die Religion. In ihr findet er den größten Vorzug des römischen Gemeinwesens. Abergläubische Gottesfurcht sei bei anderen Völkern verächtlich, in Rom
dagegen bilde sie die Basis der persönlichen und politischen Rechtschaffenheit. Polybios konnte sich nicht vorstellen, daß die gebildeten Römer ihre Riten wirklich ernst nahmen; er meinte, die Kultübung geschehe nur um der Masse willen, die
auf diese Weise moralisch gebändigt werde. Das war wohl ein Irrtum. Seit alters glaubten die Römer, daß die irdische Wohlfahrt auf der Ehrfurcht vor den himmlischen Mächten beruhe. Der Stammvater der Römer war der pius Aeneas. Religion war in Rom nie bloß Privatsache. Der Senat sorgte dafür, daß die alten
Kulte versehen wurden, er wachte darüber, welcheneuen
Religionen
in Rom
Eingang fanden. Je weiter die Römer in alle Himmelsrichtungen vordrangen, je mehr Fremde sich am Tiber niederließen, desto bunter wurde das Bild der hier verehrten Götter. Die urbs sacratissima wurde ein templum mundi totius.' Die Vermehrung der Kulte schon im republikanischen Rom bedeutet nicht un-
bedingt eine Vertiefung der Frömmigkeit. Die griechische Philosophie brachte Skepsis mit. Männer wie Lucrez, Caesar und Cicero (nat. deor. I 71) hatten für die atavistischen Riten nur ein „Augurenlächeln“ übrig. Als Augustus die Tempel erneuern ließ,’ geschah das eher aus nationalem Traditionsbewußtsein alsaus persönlichem Glauben. Während des Principats griff die Aufklärung weiter um sich. Plinius maior verehrte als einzig wahre Gottheit die Natur: Salve parens rerum omnium
Natura! (37,204).
Für Seneca, Marc
Aurel und Ammian
waren
die alten
Götter populäre Personifikationen von Naturgewalten, für Juvenal (XIII 286), Lukian (Deorum concilium) und Julian (Caesares) sanken sie ab zu Gegenständen von Spott und Spiel. Die Reichskrise
unter den
Soldatenkaisern
brachte eine „zweite
Religiosität“
(Spengler). Seit Elagabal wurde der Kult wieder ernst genommen. Die Christenverfolgungen unter Decius und Valerian waren Ausdruck der religiösen Inbrunst, die durch die Nöte der Zeit gefördert wurde. Eine Tendenz zum Monotheismus' zeigt sich in den verschiedensten Formen. Aurelians Sonnenkult, die Juppiterverehrung Diocletians, die Sarapismünzen des Maximinus Daia und der Mithrasglaube des Licinius bezeichnen
eine religionspolitische Experimentierphase,
die mit der
Anerkennung und dem Sieg des Christentums endet. Die Kaiser der Spätantike huldigten unterschiedlichen Konfessionen, persönliche
Frömmigkeit
ist keinem von ihnen abzusprechen. Ein 361 von Con-
stantius und Julian erlassenes Gesetz‘ verkündete, was die meisten ihrer Vorgänger und Nachfolger glaubten: „Freude und Ruhm suchen Wir allzeit im Glauben, denn Wir wissen wohl, daß es für den Bestand Unseres Reiches mehr auf die Religionsausübung ankommt als auf Amtspflichten, Arbeit und Schweiß“.
! Amm. XVII 4,13; XXVII 3,3. ? Monumentum Ancyranum 20.
! Athanassiadi/Frede 1999, * CTh. XVI 2,16.
494
HI. Die inneren
Verhältnisse
a) Die Heiden Quellen: Unsere Kenntnis des spätantiken Heidentums beruht in erster Linie auf den Schriften der altgläubigen Autoren. Sie sprechen vom „hellenischen Glauben" (Ἑλληνισμὸς). Insbesondere aus der Schule der Neuplatoniker besitzen wir eine beträchtliche Literatur: die teils theologisch-philosophischen, teils biographisch-historischen Werke von Porphyrios und Jamblichus, die einschlägigen
Reden und Briefe von Julian und Libanios (or. 30 pro templis), die dritte ‚relatio‘ des Symmachus und die ‚vitae sophistarum‘ Eunaps. Aus dem 5. und frühen 6. Jahrhundert stammen die ProklosBiographie des Marinos aus Neapolis-Nablus und die ‚vita Isidori‘ des Damaskios. Für die Mentalität der heidnischen Literaten ist Macrobius bezeichnend. Umfangreich sind die Auseinandersetzungen der Kirchenväter mit dem Götterkult. Sie berichten vom Kampf gegen den alten Glauben in den Städten und auf dem Lande. Dazu zählen die Gedichte des Prudentius gegen Symmachus und das anonyme ‚Carınen contra paganos”. Zahlreiche Gesetze befassen sich mit Tempeln, Opfern und Kulten. Historiker wie Ammian, Zosimos und Prokop kommen immer dann auf das Heidentum
zu sprechen, wenn es Gewaltsamkeiten gibt. Heidnische Inschriften
finden sich in Rom bis zum Untergang des Eugenius 394 (Dessau 1259ff). Unter den Sachquellen sind mehrere Elfenbein-Diptychen (Delbrueck 1929) und zahlreiche Kontorniaten (Alföldi 1943; ders., 1976/90) aufschlußreich. Die weiterhin beliebten mythologischen Motive auf Mosaiken, Sarkophagen und Metallgefäßen sind eher als traditionelles Bildungsgut denn als Ausdruck heidnischen Götterglaubens zu werten.
„Auf einem einzigen Wege kann man nicht zu dem großen Geheimnis des Göttlichen gelangen.“ Uno itinere non potest perveniri ad tam grande secretum. Mit diesem Satz aus seiner berühmten dritten relatio von 384 formuliert Symmachus das Prinzip des altgläubigen Pluralismus gegenüber dem Herrenwort: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“.' Symmachus vertrat die Auffassung, daß sich das Göttliche in vielfältigen Erscheinungs-
formen im Laufe der Zeiten offenbart habe und darum alle historischen Religionen Anteil an der Wahrheit hätten. Wenige Jahre zuvor hatte Themistios (or. 5,69 C - 70 A) die verschiedenen Glaubensrichtungen mit den Waffengattungen der Legionen verglichen: die Hellenen, die Ägypter und die Syrer (d. h. Christen), sie alle kämpften gemeinsam für das Reich. In seinem verlorenen ,Prosphonetikos' erklärte er dem Kaiser Valens, die
Vielzahl der religiösen Ansichten - allein bei den Heiden über dreihundert - seien zwar für die Menschen Anlaß zum Streit, aber Gott freue sich an dieser Vielfalt, die
seine Majestät erst richtig heraushebe.’ Libanios (or. 30,34) beschwor Theodosius, die Tempel stehen zu lassen, denn alle Gétter seien hilfreich.
Diese Ansicht war stets herrschende Meinung im antiken Heidentum. Mit derselben Selbstverstándlichkeit, mit der Kroisos, der Lyderkónig, die Pythia in Delphi
um Rat fragte, mit der Dareios, der Perserkónig, den Apollon von Klaros beschützte, hat Alexander der Große den Zeus-Ammon in der Oase Siva besucht. Der Doppelname
schung). Man
„Zeus-Ammon“
bezeugt die verbreitete Theokrasie (Göttermi-
glaubte, hinter den unterschiedlichen Namen
göttlichen Personen, so daß deren Namen
Graeca hat den ägyptischen Ammon
! Ev. Joh. 14,6. ? Socrates Scholasticus HE. IV 32.
stünden dieselben
übersetzbar schienen. Diese interpretario
ebenso wie den jüdischen Jahwe mit dem
’ Herodot schriften
| 46ff;
G. Pfohl,
Griechische
1965 Nr. 95; Plutarch, Alex. 26f.
In-
6. Die Religion — a) Die Heiden
495
griechischen Zeus identifiziert,‘ während die interpretatio Romana’ den griechischen
Zeus und den germanischen Donar mit dem rómischen Juppiter gleichgesetzt hat. So wurden auch die in den antiken Wochentagsnamen enthaltenen Namen der Planetengótter durch interpretatio Germanica eingedeutscht: aus dies Martis wurde Ziustag, Dienstag usw. Ausonius (XIX 48) überliefert für ,,Dionysos" sechs gleichbedeutende Namen, Isis galt als die „tausendnamige““. Unter neuplatonischem EinfluB wurden die unterschiedlichen Gottesvorstellungen auch monotheistisch als „Glieder“ eines einzigen höchsten Wesens gedeutet, das unter verschiedenen Namen - den wahren wisse niemand - verehrt würde." Die grundsätzliche Anerkennung anderer Religionen schloß das Christentum ein. Aus heidnischer Sicht war niemals der Inhalt eines Glaubens strafbar, sondern lediglich dessen Auswirkung,
sobald er mit anstößigen Bräuchen, krimi-
nellen Handlungen oder politischem Widerstand verbunden war. Dies bestätigt noch das letzte Selbstzeugnis eines Christenverfolgers, das Toleranzedikt des Galerius von 311 (s. II 3). Der Kaiser verhieß den Christen Schonung, sofern sie sich aller Gesetzesübertretungen enthielten und für den Staat beteten. Der Christengott wurde selbstverständlich als solcher anerkannt. Auf philosophischer Ebene freilich erlebte das Christentum - wie auch andere Religionen und Philosophien — heftige Angriffe. Die Einwände des Kelsos (erhalten bei Origenes), des Porphyrios (erhalten bei Makarios Magnes und Hieronymus), des Julianus (erhalten bei Kyrillos) und des Maximus (erhalten bei Augustinus) betreffen die Unstimmigkeiten
in der Bibel, das apolitische Verhalten der
Christen, ihren Gottesdienst im Geheimen und die zentralen Glaubenssätze von Schöpfung und Weltende, von Auferstehung und Erlösung, von Paraklet und Satan. Der personifizierte „Böse“ fehlt in der klassisch antiken Religion. Der Teufel
bei Mandäern und Manichäern stammt aus deren jüdisch-christlichem Erbe und führt letztlich zurück auf den altpersischen Ahriman. Die Gegner der Christen bekämpften schließlich den „Glauben“ als solchen, der die Wissenschaft verachtet
und sich auf „Offenbarung“ beruft. Ein solches Verhalten schädige den Staat und die Kultur. Von christlicher Warte sah das Verhältnis anders aus. Für den Christen gab es — so wie für den Juden — nur einen, nur seinen Gott. Was die Heiden verehrten, das waren Dämonen. Dii enim gentium (sunt) daemonia, schrieb Ambrosius (ep. 17,1) in
Anlehnung an Psalm 95 (96) gegen Symmachus. Und Dämonen sind Trabanten des Teufels. Dieser selbst war ein von Gott abgefallener Engel, der mit seinen Unterteufeln die Menschen hinters Licht zu führen suche, so meinte Athanasios in der
‚Vita Antonii‘ (22). Durch ihre subtilere Körpersubstanz seien die Dämonen zu überraschend schnellen Bewegungen, Verwandlungen und allerlei Gaukelspiel befähigt (31), so daß sie auch Voraussicht in die Zukunft besäßen. Dies sei der
Ursprung der heidnischen Orakel (33). Antonius hatte eine Unterredung mit Satan (41), der ihm bisweilen in Pansgestalt erschien (53). Gemäß Firmicus Maternus (De errore 21,3) war der diabolus zwiegestaltig und gehörnt. Dem heiligen Martin trat er abwechselnd in der Gestalt von Juppiter und Merkur, von Venus und * Damasc. 5. 196.
* Vgl. Tac. Germ. 43,4. ^ [sis myrionyma: Dessau 1859; 4361.
” Maximus
Grammaticus
aus
Aug. ep. 16. * Labriolle 1934; Nestle 1948.
Madaura
bei
496
HI. Die inneren Verhältnisse
Minerva gegenüber. Entsprechendes erlebte der heilige Benedikt mit Apoll auf dem Monte Cassino."
Unter dieser Voraussetzung war eine Duldung heidnischer Religionen im christlichen Staat nur als Übergang oder Ausnahme zu erwarten." Der einzig wahre Glaube forderte Intoleranz. Bereits die Synode von Elvira hatte um 306 den christlichen Herren befohlen, ihren Sklaven die Gótterbilder zu nehmen. Christlich-
heidnische Mischehen seien unstatthaft." Bald schon wurden härtere Mittel eingesetzt." Die von Constantin und seinen Sóhnen, spáter auch von Theodosius und
seinen Nachfolgern ergriffenen MaBnahmen umfassen Versammlungs- und Kultverbot, Abschaffung der Opfer und Götterfeste,' Schließung und Zerstörung der Heiligtümer — Libanios (or. 30, 42) nennt sie die „Augen der Städte“ —, Bücher-
verbrennung," Enteignung des Tempellandes, Zerschlagung der Gótterbilder und Abholzung der heiligen Bäume.” Den Heiden wurde die Testierfähigkeit aberkannt, so daß ihr Besitz nach ihrem Tode an den Fiskus fiel, sie wurden aus dem Staatsdienst entlassen; Renegaten und Heiden, „die mit den Göttern verkehrten“,
drohte sogar die Todesstrafe.” Unter dem Verdacht des Majestätsverbrechens wurden unter Valens zahlreiche Philosophen zu Tode gebracht." 472 erklärte Leo die Übertretung eines Religionsgesetzes oder deren Duldung für ein Staatsverbrechen
(crimen publicum). Die Schuldigen seien zu foltern und dann zu lebenslanger Bergwerksarbeit zu verurteilen.” Justinian hat 528 einige Heiden in höchsten Staatsä-
mtern hingerichtet oder zum Selbstmord gezwungen.” Die Motive der Heidenverfolgung waren nicht allein religiöser Natur. Moralische, politische und fiskalische Interessen kamen hinzu. Die kaiserliche Reli-
gionspolitik wandte sich zuerst gegen Kulte, die aus sittlichen Gründen angreifbar schienen. Darum ging Constantin gegen die Heiligtümer der Aphrodite in Aphaka und Heliopolis-Baalbek vor, wo Sakralprostitution getrieben wurde.” In Heliopolis hielt sich die Sitte jedoch, denn Junior (exp. 30) meldet um 360, dort gebe es auffallend schöne Frauen, die Libanitiden, die mit großem Aufwand den Dienst der
Venus versähen. Es ist die Dea Syria (Pseudo-)Lukians. Diese Göttin wurde ebenfalls in Gaza
verehrt.
Als der
Bischof Porphyrios
402
mit
kaiserlichen
Truppen
einrückte, ließ er als erstes die Statue zertrümmern, die „selbst die unziemlichen
Teile offen zeigte". Dabei gab es Tote.” Gleichwohl blieb das Heidentum in Gaza lebendig. Unter den heidnischen Festen wurde der als unzüchtig betrachtete — und * Sulp. Sev.
V Martini 22,1; Dial. 1 13,6; II
6,4f; PL. 66, 151f.
1 Der Niedergang der heidnischen Religionen ist oft behandelt worden: Lasaulx 1854; Schultze 1887/92;
W. Weber
Boissier
1930;
1891/1913;
Latte
1960,
Geffcken
360ff;
1961; H. Bloch 1963, 193 ff; Salamon
Mullen 1997; van Oort/Wyrwa 2003; Leppin 2004. " Orlandis 1981, 12f. 12 Geffcken
5 CTh.
I1 8,22.
RAC.
1991; Mac-
1998; Zeddies
1929, 90ff; Noethlichs
Heidenverfolgung, Fowden 1978.
1929;
Nilsson
XIII 1986,
71; Aug. ep. 16. W. Speyer, Büchervernichtung, JbAC. 13, 1970, S. 138fF. 15 Lib. or. 1,255. '* CTh. XVI 5,42; 10,21; CJ. 1 5,12,6. Trotz-
dem hat es weiterhin einzelne Gesinnungsheiden in hohen Stellungen gegeben: v. Haehling 1982; s. ul 7 Lib. or. 1,27.
"8 Eun. VS. 478 ff; s. 11 6! "post cruciatus corporis operibus metallorum perpe1971; ders.
S. 1149ff;
* CTh. IX 16,12; XVI 5,34; CJ. 1 1,3; VPorph.
tuo deputabuntur exilio, CJ. 1 10,8.
2° Theoph. a. m.6022. 2 Eus. VC. III 55ff.
22 VPorph. 59ff; Asmus 1911, 70.
6. Die Religion — a) Die Heiden
497
daher von Julian (362 D) und Libanios (or. 50,11) abgelehnte — Maiumas verboten. Selbst im christlichen Antiochia war er beliebt. 396 erlaubte Honorius ihn wieder, um den Provinzialen „ihre Freude zurückzugeben“, doch wurde das indecorum
spectaculum bereits 399 wieder untersagt." Es ist gleichwohl noch bis ins 8. Jahrhundert bezeugt.” Die fiskalischen Motive der Heidenverfolgungen ergeben sich aus der Beschlagnahme von Tempelschätzen und -gütern. Von Constantin bis Theodosius wurden die teilweise sehr reichen Heiligtümer schrittweise enteignet. Der Kampf gegen den alten Glauben begann mit einer allmählichen Verschärfung unter Constantin und seinen Söhnen. Die heidenfreundliche Politik Julians, der als restitutor libertatis et Romanae religionis gefeiert wurde," blieb ebenso Episode wie die
tolerante Haltung Valentinians (s. 11 6). Unter Theodosius erlitt die alte Religion ihre größten Einbußen. Fünf der sieben Apostatengesetze und die härtesten der 25 Heidenverbote im ‚Codex Theodosianus! stammen von ihm. Die Söhne des
Kaisers setzten diese Linie fort (s. II 8f). Das letzte Gesetz des Codex, das die Vernichtung des Heidentums unter Todesstrafe befahl, stammt von Theodosius 1I
aus dem Jahre 435. Nach Theodoret wurden damals die Tempel so gründlich zerstört, daß die Nachwelt keine Spuren jener Verirrung mehr vorfände.* Trotzdem war das Heidentum nicht tot. Wir finden während des ganzen 4. Jahr-
hunderts noch Altgläubige in Spitzenpositionen, wenn auch in deutlich abnehmender Zahl." Es gab weiterhin haruspices (Eingeweideschauer), augures (Vogelflugdeuter) und pontifices (Opferpriester) in den Städten, sacerdotes (ἀρχιερεῖς), als Provinzialpriester und flamines als stádtische Priester, beide ursprünglich für den
Kaiserkult zuständig.” Das waren nun curiale Ehrenstellungen, die mit teuren Spielveranstaltungen verbunden waren. Theodosius reservierte 386 die archierosyne ausdrücklich für begüterte Heiden (s. IH 4 c), die ja weiterhin hohe Ämter bekleideten. Theodosius II klagte 438, daß die „tausend Schrecken" der Heidenver-
bote wenig bewirkt hátten." In Nordafrika, Alexandrien und Syrien haben sich
Altgläubige zur Wehr gesetzt." Salvian (GD. VIII 9f) beschuldigte um 440 sogar die afrikanischen Christen, sie verehrten weiterhin heimlich die Dea Caelestis.
Theodoret ist als Bischof von Kyrrhos mit Waffengewalt gegen die marcionitischen Dörfer seines Sprengels vorgegangen (HR. 21f ). Justinian bekämpfte die Heiden Kleinasiens und Oberägyptens (s. II 12). Das Schicksal der heidnischen Religionen muß im Zusammenhang mit Entwicklungen gesehen werden, die seit der frühen Kaiserzeit in Gang waren." Die Verehrung der olympischen und der kapitolinischen Gótter war eine Polisreligion. Die Stadtbürgerschaft bildete die Kultgemeinde, politische und religióse Gemeinschaft fielen zusammen. Mit dem Übergang von der Stadtstaatlichkeit zum Flächenstaat verlor sich dieser Charakter. Dennoch war der Glaube an die olympischen Gottheiten in der Kaiserzeit nicht erledigt. Diocletian hatte zu Juppiter ein persönliches Verhältnis, wie sein Beiname Jovius und der Juppitertempel
gegenüber seinem Mausoleum in Spalato beweisen. Die Sáulenhalle und die ver2! 4 ?* ὁ ?
Julian 362 D; CTh. XV 6,1f. Theophanes chron. 1 541; Malalas p. 284f. Dessau 752. CTh. XVI 10,25; Theodoret HE.V 39. Haehling 1977/78; Barnes 1995.
?** Dessau 6122. Jones 1964, 731.
* Nov. Theod. 5,8. W Soz. VII 15.2ff. Geffcken 1929, 154 ff. * Zu den religiösen Strömungen der Kaiserzeit: L. Friedländer III 10. Aufl., 119ff; Wissowa 1912, 95ff; Latte 1960, 360ff.
498
III. Die inneren Verhältnisse
goldeten Standbilder der zwölf Götter, der dei consentes, am Capitol wurden 367
durch Praetextatus erneuert. Im Osten war Homer das heilige Buch der Altgläubigen, im Westen diente ihnen Vergils Aeneis als Orakelbuch.”
So gewiß die olympische Religion nach dem Zeugnis der Inschriften bis weit in die christliche Zeit hinein Verehrer fand, so gewiß hat sie schon im Laufe der
Kaiserzeit an Bedeutung verloren. Die Bemerkung des Plinius (ep. X 96,10) über die verödeten Tempel und die vergessenen Zeremonien, der Spott Lukians über die homerischen Götter, die Schrift Plutarchs (mor. 409ff ) über das Verstummen der Orakel zeigen das. Die altgriechischen Heiligtümer erloschen im späten 4. Jahrhundert. Im Tempelbezirk von Didyma entstanden Märtyrer-Kapellen, die Julian
abzutragen befahl.? Aus dem Apollonheiligtum von Delphi gibt es noch Statuen von Constantin und seinen Sóhnen, von Valentinian und Valens. Als Julian den Apollontempel wieder aufbauen wollte, antwortete der Dämon, d.h. die Pythia, dem von Julian nach Delphi gesandten Oreibasios: „Sagt dem König, das reich
geschmückte Haus ist zu Boden gefallen, Phoibos hat keine Hütte mehr, keinen wahrsagenden Lorbeer, keine sprechende Quelle. Sie ist versiegt.“* Himerios (or.
12,6) spricht noch 382 vom Apollonkult in Delphi. Der letzte Spruch der Pythia bezeichnete den Redner Themistios (or. 23,296 A) als den weisesten Lebenden,
sozusagen als den Sokrates seiner Zeit. Im 5. Jahrhundert entstand im heiligen Bezirk eine Kirche. Hierokles (643,13) nennt Delphi noch unter den Stádten der Provinz Thessalien.”
Die olympischen Spiele hatten seit dem 3. Jahrhundert an Bedeutung verloren, wurden aber weiter veranstaltet.” Der letzte bekannte Olympionike siegte im Jahre 385, es war der armenische Prinz Varazdates. Die Nachrichten über die Spiele enden unter Theodosius.” Die Phidiaswerkstatt wurde in eine Kirche umgewandelt. Den Zeustempel lieB Theodosius II anzünden, nachdem die Gold-El-
fenbein-Statue nach Konstantinopel verschleppt worden war, wo sie 476 ebenfalls verbrannte (s. III 4 b). Das Mysterienheiligtum von Eleusis fiel 395 Alarich zum Opfer. Die letzten Eingeweihten, die wir kennen, waren Eunapios und Praetexta-
tus. In Sparta dauerte der Kult der Artemis Orthia bis ins 4. Jahrhundert. Noch Libanios (or. 1,23) besuchte dort das „Fest der Geißelung“.
Wie die altgriechischen, so versiegten auch die altrômischen Kulte. Der späteste Beleg für die Arvalbrüderschaft stammt von 304.* Die Juppiteropfer auf dem Capitol enden mit Maxentius. Der letzte römische Augur ist aus dem Jahre 2 Dessau 4003; SHA. Hadr. 2,8. Dörrie 1976, 112ff.
» Julian ep. 18 Wright (450 Bff). M Statuen in Delphi: Vatin 1962. Cedrenus I 532; Artemii Passio 35=Philostorgios ed. Bidez S. 77; Theodoret
HE.
III 21 berichtet von
Anfra-
gen Julians vor dem Perserkrieg in Delphi, Delos und Dodona. Die überlieferten Antworten werden von Fontenrose 1978, 56 und Fatouros 1996
angezweifelt; Thompson CQ. 1946. 3 Athanassiadi 1991, 274 ff. % Themist. or. 1,5;14. * Cedrenus I 573 (PG. 121,622);
L. Ziehen,
Olympia, RE. XVIII 1, 1939, 40; Weiler 1985/
86; ders. 2004 (für Fortdauer bis Theodosius II). Eine 1994 in Olympia gefundene Bronze-Inschrift nennt zehn Sieger in mehreren Disziplinen aus Attika, Bóotien und Kleinasien. Sie erhielten noch den Olivenkranz vom Ölbaum des Herakles. Die jüngsten Daten sind 381 und 385. J. Ebert in: Nikephoros 10, 1997, 217ff. Die Erwähnung olympischer Sieger-Ehrung bei Theodoret (HR. pr.) ist kaum als Zeugnis für die Fortdauer der Spiele zu werten. % Pasoli 1950, 49. Die inschriftlich erhaltenen Akten enden bereits 241.
6. Die Religion — a) Die Heiden
499
390 bezeugt, die letzte Vestalin tritt als alte Frau 394 auf." 382 hatte Gratian dem
Vesta- Tempel die Einkünfte entzogen, nachdem kurz zuvor die Vestalin Primigenia wegen Keuschheitsvergehen nach altem Recht verurteilt worden Liebhaber lebendig begraben zu werden."
war, mit ihrem
Während die Polisreligion zurücktrat, gewann ein neuer Religionstyp an Bedeu-
tung: die orientalischen Erlósungslehren. Sie waren nicht an bestimmte Státten gebunden, sondern im ursprünglichen Sinne katholisch, d.h. universal. Durch Mission verbreiteten sie sich über das Reich und die angrenzenden Barbarenländer; in allen größeren Städten hatten sie, wie die Christen und die Juden, ihre
Gemeinden. Durch asketische und rituelle Übungen wollten ihre Anhänger das Leben heiligen. Dazu gehórten wie bei den Christen, Gebet, einfache Lebensführung und sexuelle Enthaltsamkeit." Es gab verschiedene Vorstellungen vom Leben nach dem Tode:" Aufstieg der Seele zu den Sternen, ihre Wiedervereinigung mit der Gottheit, ihr Übergang auf die Inseln der Seligen oder das Fortleben in anderen
Existenzen als Palingenesie. An eine Auferstehung des Fleisches? und ein endzeitliches Weltgericht" glaubten nur Christen und Juden. Anders als bei diesen vertrugen sich die antiken Kulte und orientalischen Erlósungsreligionen jedoch unter-
einander und erhoben keinen Anspruch auf Alleingeltung. Man konnte Mithras, Isis und Zeus nebeneinander verehren. Der Isis- Kult ist ägyptischen Ursprungs. Ihn gab es schon im spätrepublikanischen Rom, oft zusammen mit der Verehrung des Osiris, der mit Dionysos gleichgesetzt wurde.“ Isispriesterinnen finden wir unter den Frauen senatorischen Standes bis ins spáte 4. Jahrhundert, noch damals gab es Feste der Góttin und
Münzen mit ihrem Bild.“ Isis- Tempel standen auf dem Capitol und auf dem Marsfeld. Die Lebendigkeit des Osiris-Mythos bezeugt Synesios, der spátere Bischof von Ptolemais, mit seiner Schrift über die Vorsehung (s. II 9). Der Isistempel von Philae in Oberägypten erhielt noch im 5. Jahrhundert Inschriften;" er wird 453 in einem
Vertrag des Kaisers Marcian mit den Blemmyern und Nobaten genannt, die auf freiem Zugang bestanden. Der Kult wurde erst durch Justinian beendet." Isis mit ihrem Sohn Horus an der Brust (Isis lactans) gab das Vorbild für die ersten christlichen Darstellungen der Madonna col bambino."
Eng verbunden mit dem Isis-Kult war die Verehrung des Serapis, der unter Ptolemaios I aus Osiris, Apis und Zeus zusammengewachsen war. In Rom wurde er seit Caracalla verehrt. Der zentrale Kultort war bis 391 das Serapeion in Alexandria (s. II 7). Für die Verbreitung des Kultes zeugt die Nachricht, daf in der Schlacht bei Straßburg 357 (s. I1 5) der rechte Flügel der Alamannen von dem König Serapion geführt wurde." Dieser Jüngling trug ursprünglich den germanischen Namen “ Ev. Matth. 25,41; Offenbarung Joh. 20,10.
# Dessau 4151; Zos. V 38,3.
+0 Symm. ep. IX 147£, s. 11 7! 41 Theosebios bei Damaskios: Asmus 1911, 37; zu Hypatia: l. c. 32. * Erwin Rohde, 1911, 70.
Psyche
I/II
1897;
Asmus
4 Nach dem Vorbild des auferstandenen Jesus, der sich anfassen läßt und gebratenen Fisch verzehrt: Ev. Joh. 20,27; Ev. Luk. 24,42.
*5 Cass. Dio 40,47,3. Asmus 1911, 5. * RIC.VII S. 302ff; IX p. XXIX; XXXIV. Alföldi 1933. * Wilcken 1901, 396ff.
# Priscus fr. 21; Proc. BP. I 19,36f. # Spätantike 84, 514f, Nr.
Ὁ Amm.
und
frühes
120f.
XVI
12,23fT.
Christentum
1983/
500
I. Die inneren Verhältnisse
Agenarich, sein Vater Mederich aber hatte lange als Geisel in Gallien gelebt, war
dort in griechische Geheimlehren eingeweiht worden (doctus Graeca quaedam arcana)
und hatte seinen Sohn daraufhin umbenannt. Ebenfalls als Variante des mediterranen Mutterkultes ist die Verehrung der phrygischen Kybele aufzufassen.” Diese auch als Mater Deum Magna Idaea oder Magna Mater bezeichnete, in einem Stein aus Pessinus verehrte Göttin ist schon 204 v. Chr.
in Rom zugelassen worden, obschon ihr mit Pauken, Flöten und Rasseln begangener Kult Anstoß erregte und die Selbstentmannung ihrer Priester (Galli oder Archigalli) als barbarisch empfunden wurde. Julian schrieb einen Prosahymnus auf die Göttermutter (or. 5) und beging ihr Jahresfest am 27. März 363 in Kallinikon am
Euphrat.” In Rom wurde dabei ihr Bild in einer Wagenprozession zum Waschen an den Almo gefahren. Das zentrale Heiligtum der Mater Deorum im spätantiken Rom war das Phrygia-
num unter der ehemaligen Andreas-Rotunde südlich von Alt-Sankt Peter.” Die aus den Jahren 295 bis 390 stammenden Senatoren-Inschriften auf den Altären dort berichten von der Taufe mit Stier- und Widderblut, die eine „Wiedergeburt in
Ewigkeit“ verhieB. Der Tauftag wurde — ebenso wie bei den Christen — als geistiger Geburtstag (natalicium) betrachtet.” 15 dieser Marmor-Altäre stammen
aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Ihre Aufstellung direkt neben der Peterskirche — gefunden im Campo Santo Teutonico — war eine Demonstration gegen den neuen Glauben. Auch der Kybelekult zeigt, wie der Isisglaube, Parallelen zum Christentum. Denn an Christus gemahnt Attis, der Geliebte der Kybele: Der
alljährlichen Klage über seinen Tod folgte der Jubel über seine Auferstehung, er symbolisierte die sterbende und sich erneuernde Natur.* Unter den Religionen persischen Ursprungs im Reich spielten die Anhänger Zarathustras die geringste Rolle. Der bei den Sassaniden als Staatskirche organisierte
Zervanismus,
der Feuerkult der Magier, besaß in Kappadokien, nahe der per-
sischen Grenze, einige Gemeinden, die unter den römischen Religionsgesetzen zu
leiden hatten. Um 464 erschien eine persische Gesandtschaft in Byzanz, um sich darüber zu beschweren, daß die heiligen Feuer verboten würden. Kaiser Leo be-
stritt das und erklärte den Feuerkult der Magier für rechtens.”
Sehr viel bedeutsamer war der aus Persien stammende Mithras-Kult.* Die ersten Mithrasverehrer begegnen uns unter jenen kilikischen Seeräubern, die Pompeius nach seinem großen Piratenkrieg 67 v. Chr. an verschiedenen Orten angesiedelt hatte.” Später verbreitete sich der Mithraskult durch seine Anhänger im 5! Vermaseren
1977; Schillinger 1979; Dagmar
Stutzinger in: Spätantike und frühes Christentum 1983/84, 82 ff; S30 ff. 52 Amm. XXIII 3,7; Zos. III 13,1.
ss Die
Inschriften
V1497-504, dazu Schillinger 1979.
des Bloch
Phrygianum: 1963,
203
CIL.
Anm. 1;
** Julian or. 5 (159 A ff).
9 Ovid. fasi IV 337. J. Weiß, Phrygianum, RE. Kybeletempel standen auf dem Palatin und in Ostia:
57 Priscus fr. 31; Frye 1962, 220. 58. Zu Mithras: Dessau 4194ff. Cumont 1911; Widengren 1965, 222fF; Vermaseren 1965 nach
Mem. Pont. Acc. Rom. VI 1942, 183ff.
ders. Corpus
** taurobolio criobolio in aeternum renatus (Dessau 4152) vom 13. August 376. Über den Tauf-Cha-
Religionis Mithraicae, 1956/60; Merkelbach 1984; Clauss 1986; ders. 1990; Betz 2003. # Plut. Pomp. 24.
XX
1941, 892; Biering/v. Hesberg 1987. Weitere
rakter des spätantiken Tauroboliums vgl. Prudentius, Peristephanus X
1011ff; Duthoy
1969.
Inscriptionum et Monumentorum
6. Die Religion — a) Die Heiden
501
Heere und in der kaiserlichen Verwaltung, selbst unter Freigelassenen und Sklaven
im lateinischen Westen.“ 16 Kulthöhlen (spelaeum) finden sich in Ostia, 14 in Rom, einige von ihnen wurden von Senatoren gestiftet.” Das Kultbild zeigt Mithras mit phrygischer Freiheitsmütze, wie er den Stier tötet. Die sieben Grade der Einweihung wurden symbolisiert durch den Raben, den Bräutigam, den Soldaten, den
Löwen, den Perseus, den Sonnenboten (heliodromus) und den pater patrum." Der Mithraskult kannte ein Kultmahl und Geheimriten, er lehrte eine Kosmologie, erwartete den Weltenheiland und sah in der Sonne das Symbol des hóchsten
Gottes. Zahlreiche Inschriften sind dem Sol Invictus Mithras gewidmet; sein Geburtstag wurde,
wie der Filocalus-Kalender von 354 beweist, am 25. Dezember
gefeiert". Wir besitzen eine Weihinschrift für Mithras, den unbesiegten Sonnengott, von Diocletian und den Tetrarchen von 308 aus Carnuntum." Zu den SolVerehrern
zählten
zuvor die Kaiser Aurelian, hernach
Constantius
Chlorus,
der
frühe Constantin und Julian. Rhetorische Vergleiche zwischen dem Kaiser und der
Sonne waren in der ganzen byzantinischen Geschichte gángig." Die Sonne verkórpert für den Neuplatonismus die Seele der Welt.“ Praetextatus erörtert bei Macrobius, daß fast alle Götter, jedenfalls sofern sie im Himmel wohnen, Erscheinungsformen der Sonne, des numen multiplex, seien, wie schon Plotin nach dem
Grundsatz Ev τὸ πᾶν (alles ist eines) gelehrt habe." Wenn irgendeine unter den heidnischen Religionen dem Christentum nahe stand, so war es der Sonnenglaube. Er war zumal in Italien populär.“ Ihn vertraten
der frühe
Constantin
und Julian;
Sol invictus war
ein Aquivalent
für
Mithras. Tertullian (apol. 16) schrieb, daß manche Heiden die Christen den persischen Sonnenverehrern zurechneten." Er attackierte diese heftig, zumal er sie mit
dem verhaßten Zirkuswesen in Verbindung brachte. Die Wagenrennen, schrieb er, verbildlichten den Sonnenumlauf, fuhr doch auch Helios eine Quadriga! Die Far-
ben der Wagenlenker symbolisierten die Jahreszeiten: Weiß den Winter, Grün den Frühling, Rot den Sommer und Blau den Herbst. Die Obelisken auf der Spina seien
der Sonne geweiht.” Tertullian hielt den Besuch von Wagenrennen für Teufelsdienst.
Im allgemeinen aber sah man das Verhältnis zwischen Sonne und Christus positiv. Die Sonnenmetapher für den Messias (Maleachi 3,20), die Feier des Sonntags
(Tert. l. c.) und später das Weihnachtsfest weisen in dieselbe Richtung. Das gewaltsame Vorgehen der römischen Behörden gegen den „persischen“ Mithrasdienst
beginnt in den letzten Jahren Valentinians, als der römische Stadtpräfekt Gracchus vor seiner demonstrativen Taufe ein angesehenes Mithraeum mitsamt seiner Ausstattung zerstören ließ." Archäologische
Zeugnisse
für derartige Zerstörungen
kennen wir aus Carnuntum, Saarburg und Königshofen bei Straßburg. In Sidon % Einen mithräischen Katechismus des 4. Jahr-
hunderts aus Ágypten publizierte W. Brashear, Wien, 1992. *' Dessau 4188 ff. Laeuchli 1967, 25, vgl. 9 ; Clauss 1992, 295 ff ; Nicholson 1995, 358 ff. #2 Dessau 4269; Hieron. ep. 107.2.
** Salzman 1990, 123 ^* Dessau 659; s. II 3! *5 Hunger 1964, 75ff.
^^ mens mundi, Amm.
XXI
1,11.
#7 Macr. sat. 1 17 fF; Dessau 1259. ** Exp. 50. '" Zum persischen Sonnenkult: BKV. 22, 44, 46,113. ? Tert. De spect. 8f; Sidon. c. 23,323 ff;
s. HII 5a! ^ Hieron. ep. 107, 2; Prud. CSymm.
1 561ff.
502
III. Die inneren Verhältnisse
gibt es noch eine Weihinschrift von 389. Das letzte Opfer für Mithras ist eine Münze des Jahres 408 aus dem bayerischen Pfaffenhofen.” Überregionale Bedeu-
tung besaß auch der Kult des Juppiter Heliopolitanus in Baalbek. Erst 554 wurde der Tempel mit dem Sol-Bild zerstört.” Im Unterschied zum Mithraismus hat der Manichäismus das Altertum überdauert." Er wird der „Gnosis“ zugerechnet. Dieser Sammelbegriff bezeichnet eine
Gruppe von Religionen, die ein dualistisches Weltbild aus persischen und platonischen, jüdischen und christlichen Quellen vertreten, durch Askese zur Erkenntnis
(γνῶσις) und durch diese zur Wiedervereinigung der Seele mit Gott führen wollen.” Gnostisches Gedankengut findet sich in zahlreichen spätantiken Glaubens-
richtungen, unter denen der Manichäismus die bedeutendste ist. Gestiftet worden war diese aus der judenchristlichen Täuferbewegung hervorgegangene Religion” von dem in Babylon geborenen Perser Mani (216 bis 277), der Zarathustra, Buddha, Moses und Jesus als seine Wegbereiter anerkannte.” Mani lehrte in seinen teils aramäischen, teils mittelpersischen Schriften eine „Gnosis“, den
Kampf zwischen einem guten und einem bösen Prinzip bis zur Wiederkehr Jesu und dem nahen Weltenbrand. Der Manichäismus besaß ein Oberhaupt, den „König
der Religion"? und eine Kirchenordnung, forderte eine strenge Ethik und prakti-
zierte Beichte und Absolution durch Handauflegung.” Während die „Hörer“ der Seelenwanderung ausgeliefert waren — deswegen tötete ein Manichäer weder eine Fliege noch eine Ameise” — wurden die „erwählten“ Männer und Frauen infolge
ihrer Enthaltsamkeit ins Lichtreich (Nirwana) erlöst." Die Electi verzichteten auf Wein, Fleisch und Geschlechtsgenuß. Die Mission reichte bis Spanien, Nordafrika,
Oberägypten und Ostasien.” Prominente Manichäer
waren der Heermeister
Sebastianus, der unter Constantius II, Julian und Valentinian gedient hat und mit Valens bei Adrianopel 378 gefallen ist, der Kirchenvater Augustin, der von 373 bis 382 dem Manichäismus huldigte und später dreizehn Polemiken gegen sie schrieb, und die Mutter des Kaisers Anastasius." 72 Clauss 1986, 280; ders. 1992, 242 f; Nicholson 1995.
1990,
178;
ders.
te Akten persischer Märtyrer BKV. 22, 1915, 133.
” Zach. HE. VII 4.
# Zu
Prosper
Mani:
Euseb.
Tiro
(Chron.
HE.
VII 31; Socr. 122;
Min.
1443f)
bezeugt,
daß die Manichäer das Alte Testament verwarfen,
das Neue jedoch in eigenwilliger Auslegung anerkannten. Brown
7 Possid. 6,5; 16,2.
*? Augustin conf. IV 3; O. Braun, Ausgewihl-
1969; Widengren
1961; ders.
*! Possid. 16,1; Aug. conf. V 18. *? Wichtige Texte wurden 1902 bis 1904 durch die von Sven Hedin angeregten vier preuBischen Expeditionen in die Turfan-Oase geborgen, eine letztes Verbot erging Ende des 14. Jahrhunderts
1965, 299ff; ders. 1977; Bóhlig 1980 (Einführung
in China. A. v. Le Coq, Auf Hellas’ Spuren in
und Texte deutsch); Lieu 1992 (Gesamtdarstellung). # Rudolph 1980.
Ostturkestan 1926; Sundermann 1986/87. 83 Zu Sebastianus: Theodoret HE. II 14; zu
% Das lehrt der Kölner Mani-Kodex: Henrichs/Koenen ZPE. 5, 1970, 140. Dazu die Publikation: ZPE. 19, 1975, 1ff; ZPE. 32, 1978, 876, ZPE. 44, 1981, 201ff; ZPE. 48, 1982, 1ff.
7 Cedr. I 455f. 7! Einen manichäischen Val. 18.
Bischof nennt
Nov.
Augustin: conf. V 10; 18f. Als Bischof von Hippo predigte Augustin in erster Linie gegen Donatisten und Manichäer. Possidius (6) berichtet von einem Streitgesprách zwischen Augustin und dem Manichäer Fortunatus. Zur Mutter des Anastasius: Theoph. a. m. 5983; Capizzi 1969, 30.
6. Die Religion — a) Die Heiden Der Manichàismus
503
ist 302 von Diocletian verboten worden.
Der Kaiser be-
gründete das damit, daß die Götter und die Weisen altbewährte religiöse Bräuche gestiftet hätten, die durch
Urheber
von
„Unruhen
und
Verbrechen“
aus dem
romfeindlichen Persien nicht durcheinandergebracht werden sollten.“ Constantin interessierte sich für die Lehre der Manichäer,“ dann erschienen seit 372 in dichter
Folge weitere Verbote.“ Die durch neuere Papyrusfunde bekanntgewordenen ma-
nichäischen Gemeinden in Ägypten lebten ähnlich wie die Christen in Hinblick auf Askese und Almosengeben, wanderten dann aber nach Indien und China aus.”
In Italien hielten sie sich länger. 443 stellte Papst Leo die Mitglieder der römischen Gemeinde an den Pranger und verbrannte ihre Bücher, das führte ebenfalls
im Osten zu Verfolgungen." Unter der Herrschaft der arianischen Vandalen erging es den Manichäern noch schlimmer. Hunerich verurteilte viele von ihnen zum Scheiterhaufen, andere schickte er in die Verbannung." Papst Symmachus vertrieb sie um 510 abermals aus Rom. Justinian verdammte keinen Glauben härter; um 560
wurden die Manichäer in Ravenna von den Katholiken gesteinigt.” Unter den kirchlichen Schriften gegen den Manichäismus sind die vier Bücher des Titus von Bostra zu nennen, die auch bald ins Syrische übersetzt wurden”, und die
Polemik des Neuplatonikers und spáteren Bischofs von Lykopolis Alexander." In veránderter Form taucht die Lehre Manis im 11. Jahrhundert wieder auf bei den Bogomilen in Bulgarien, Italien und Südfrankreich. Eine dem Manichäismus verwandte Lehre ist die der Sabier oder Mandäer, die an Johannes den Täufer glaubten. Sie besaßen bis 1081 ein Zentrum in der „Mondstadt“ Karrhai (Harran)" und
hielten sich im Irak bis jüngst, bis sie die US-amerikanische Invasion im zweiten
Golfkrieg zur Auswanderung zwang. Die Lehre Manis verbindet Religion und Philosophie, und eine ähnliche Zwischen-
stellung nimmt die in der Spätantike führende philosophische Richtung ein, der Neuplatonismus." Mit diesem Namen wird die letzte, von Plotin eingeleitete Phase der antiken Philosophiegeschichte bezeichnet. Sie enthält den Versuch einer großen, abschließenden Synthese nicht nur der Lehren von Pythagoras, Platon und Aristoteles, in gewisser Weise auch der Stoa, sondern zugleich der alten antiken und
orientalischen Religionen. Plotin"
wurde
204
in Ágypten
geboren,
sein Lehrer
war
Ammonios
der
Sackträger (T 242), zu dessen Schülern auch der Kirchenvater Origenes zählte.
Plotin leitete seine Schule in Rom von 244 bis 268 und starb 270 in Campanien. Seine „Theosophie“ kreist um den Gottesgedanken. Alle Erscheinungen werden als
Ausdrucksform des góttlichen Prinzips gedeutet. Diese Emanationen sind in einer Stufenfolge geordnet, die vom Geist, der Seele und der Idee in abnehmender VollM FIR A. II 580f.
"2 Döpp/Geerlings 1999, 11.
»s Amm.
XV
13,2.
Ὁ CTh.
XVI 5.3; 7; 9; 35; 38; 40; 43; 62.
Manichäer in Rom:
** Green Augustin conf. V 18f.
1992; Athanassiadi
1993, 24 ff.
* Dörrie 1976, 508ff (namentlich zum Verhältnis zwischen Christen und Platonikern); Zintzen
* Dubois 2003; Gardner/Lieu 2004.
1977; Fowden
*' * Ὁ “1
mann 1997, 235ff; O'Meara 2004; A. Smith 2005. ** Geffcken 1929, 38ff; Dörrie 1976, 361ff.
Chron. Min. I 479. Vict. Vit. II 1. C]. 15,12; 5,16£; Chron. Min. 1 335. Baumstark 1922, 60.
1982; den Boeft in: Engels/Hof-
504
II. Die inneren Verhältnisse
kommenheit herabführt zur Materie, dem bestimmungslosen, aber gestaltungsfähi-
gen Stoff. Das Böse ist die bloß subjektive Verkennung, die individuelle Störung der kosmischen Ordnung, die durch die Prinzipien von Harmonie und Sympathie zusammengehalten wird. Die Ethik Plotins gipfelt in der Reinigung (Katharsis) der
Seele. Das liebende Schauen und die mystische Versenkung sollen das Bewußtsein der Einheit erzeugen, das die höchste erreichbare Seligkeit gewähre. Eine solche Rückkehr der Seele zu Gott habe er selbst, so sagt Plotin, nur ein einziges Mal
genossen. Der Volksglaube und die Mythologie wurden durch symbolische Interpretation in das Denksystem einbezogen. Der bedeutendste Schüler Plotins war der um 304 in Rom gestorbene Syrer
Porphyrios." Er versuchte, die Lehren von Platon und Aristoteles und die Schriften, die man
Pythagoras
zuschrieb,
zu einem
Lehrgebäude
zu vereinen.
Homer und die alte Mythologie wurden symbolisch gedeutet, wie das schon Thea-
genes von Rhegion im späten 6. Jahrhundert v. Chr. getan hatte:” Athene verkörperte die Einsicht, Aphrodite
die Begierde,
Hermes
die Klugheit usw. Die
Götterbilder seien bloß Symbole der höheren Mächte. Erhabenster Zweck dieser heidnischen Kulturreligion war das Heil der Seele durch eine tugendsame, ja asketische Lebensführung. Porphyrios hat eine Schrift in 15 Büchern gegen die Christen verfaßt, die 448 auf Befehl von Theodosius II und Valentinian III verbrannt werden sollte, nachdem ein gleicher Befehl unter Constantin mißachtet worden war.” Die
erhaltenen Fragmente lassen erkennen, daß Porphyrios gegen Schöpfung und Weltuntergang, gegen die Trinität, gegen die Auferstehung des Fleisches argumen-
tierte? und erklärte, das für die christliche Geschichtsdeutung grundlegende Buch Daniel stamme nicht aus der Zeit Nebukadnezars, wie der Text will, sondern sei —
wie die heutige Wissenschaft bestätigt — nach dem Makkabäer-Aufstand verfaßt.’ Schüler des Porphyrios wiederum war der Syrer Jamblichos aus Chalkis,
dessen Blütezeit in die Regierungsperiode Constantins fällt. Jamblichos suchte die Unfehlbarkeit Platons durch die Annahme eines hintergründigen Sinnes seiner Aussagen zu erhärten, ähnlich wie die Christen die Bibel auslegten. Ebenso wie diese rechnete Jamblichos mit guten und bösen Dämonen, die durch „Theurgie“
(Gotteszwang) beherrschbar seien. Volkstümliche Anschauungen, religiöse Über-
lieferungen und philosophische Erkenntnisse wurden zu einem Ganzen verknüpft. Auch die Naturwissenschaft fand ihren Ort in diesem System, in dem alle Mythen allegorisch als Naturvorstellungen gedeutet wurden: Juppiter erscheint als vigor vivificus, Merkur als sensus velocior mundi, Neptun als potestas umentis substantiae usw." So entwickelte sich der Neuplatonismus zu einer Sammlung überlieferter
% Dörrie 1976, 406 ff; A. Smith 1974; ders. in: ANRW.
36,2, 1987, 717 ff..
kes ‚Gegen die Christen‘. Ausführlich setzt sich Hieronymus in seinem Daniel-Kommentar da-
9 Diels/Kranz, Vorsokratiker I 1934, S.52.
mit auseinander (Corp. Christ. Series Latina 75
* CJ. I 1,3. Geffcken 1929, 63. Die Fragmente edierte A. v. Harnack 1916. ® Dieselben Glaubenssätze bekannte Synesios (ep. 105) in dem Brief, den er zwischen der Wahl und der Weihe zum Bischof schrieb, s. III 6 c! '9 Harnack 1916. Über das Danielbuch schrieb Porphyrios im 12. Buch seines verlorenen Wer-
Athanasios verlängert die Liste derartiger Allegorien: Der Raub der Kore verbildlicht die Jahreszeiten, der hinkende Hephaistos das Feuer, Hera
A, 1964).
wo Amm.
XVI 5,5;
XVII 7,12;
XXI
1,8.
die Luft, Apollon die Sonne, Artemis den Mond,
Poseidon das Meer (Vita Ant. 74).
6. Die Religion — a) Die Heiden
505
Weisheit, in der die Differenzen der einzelnen Schulen angesichts der gemeinsamen Gegnerschaft zum Christentum ausgeblendet wurden. Jamblichos hat eine legendäre Biographie des hoch verehrten Pythagoras verfaßt.'” Sie gehört zu jenen heidnischen
Evangelien,"
die im Umkreis
der
Neuplatoniker entstanden. Es handelt sich dabei um Lebensbeschreibungen von Gottesmännern und Philosophen, reich an Wundern und weisen Lehrern, die den
Leser zur Läuterung seiner Seele und zur Nachfolge des großen Mannes aufrufen. Zu
diesen
Schriften
zählen
die Viten
der
Sophisten
von
Eunap,
Marinos
und
Damaskios. Am erfolgreichsten war die vermutlich im Jahre 214 n. Chr. von Philostrat aus Lemnos verfaßte Lebensgeschichte des Apollonios von Tyana,'“ jenes Wundermannes und dieser Schriften wird man auf das Neue Testament, ähnliche Mentalitát." So
Wanderpropheten aus der Zeit Domitians. Von keiner sagen können, daß sie ursprünglich bewußt Bezug nimmt aber die Parallelen in Inhalt und Absicht erweisen eine wurde es möglich, daß Hierokles, vielleicht der praeses
Bithyniae von 303, Apollonios zu einer Art Gegenchristus erhob.'” Als solcher erscheint er noch bei Augustin." Der Platoniker Eunap (VS. 454) kritisierte den Titel der Vita: Philostrat hätte sie überschreiben sollen ‚Gottes Besuch auf Erden‘.
Im frühen 4. Jahrhundert wurde der Apollonios-Stoff anscheinend auch episch behandelt." Die ‚Historia Augusta‘ berichtet, Severus Alexander (29), jener Idealkaiser der heidnischen Senatoren der Spätantike, habe in seiner Hauskapelle Apollonios und neben diesem Christus, Abraham, Orpheus und andere verehrt. Virius
Nicomachus Flavianus, das Haupt der senatorischen Partei unter Eugenius, hat die Apollonios-Vita Philostrats ins Lateinische übersetzt, eine Villa vom Esquilin zeigte ein Wandbild mit der Beischrift APOLONIUS THYANEUS;'” auf den Kontorniaten figuriert er unter den Helden der heidnisch-senatorischen Tradition.
Der Neuplatonismus zeigt auch in seinen Lebensregeln eine Verwandtschaft mit dem Christentum. Wir finden hier die schon von Platon (Theaitetos 176 B) emp-
fohlene Abkehr
von der Welt
(s. III 6 d) und Rückzug aus dem Staat, Ver-
tiefung in heilige Bücher und Glauben an alte Offenbarungen, Reinigung der Seele Y? Sie liegt zweisprachig vor bei R. Harder (ed.), Plotins Schriften, V c 1958. Staab 2002.
Blinden, worauf Apollonios zu einem lebenden
Cancik (1984)
Gott erklärt wird. Man glaubt, er habe Gewalt über das Wetter und könne Tote erwecken, so
Begriff aus auf nichtbiblische Jesus-
anschließend in Rom. Danach besucht der Pro-
1% Grundlegend Ed. Meyer, Kl. Schr. II 1924, 133fF; Petzke 1970; Dzielska 1986.
phet - er kennt die Zukunft — Spanien und Ägypten. Schließlich geht er nochmals nach Rom, macht dem Tyrannen Domitian Vorhal-
' Zur weitet den
literarischen Gattung:
literatur.
95 Während
der
Schwangerschaft
hat
die
Mutter eine Vision des ägyptischen Gottes Proteus, der ihr verkündet, daß sie ihn gebären werde. Apollonios verzichtet auf Fleisch und Wein,
badet nicht, unterstützt die Armen mit dem Rest
seiner Habe, predigt Enthaltsamkeit und Heiligung
und
zieht
mit
einer
kleinen
Schar
von
Jüngern durch die Welt: nach Ktesiphon und Babylon und weiter nach Indien zu den Weisen und
Brahmanen,
die
durch
die
Luft
wandeln
können und vom Regen nicht benetzt werden. Hier berichtet Philostrat Heilwunder: Austreibung von Dämonen,
Heilung von Lahmen
und
tungen,
wird verhaftet, aber triumphiert
über
seine Gegner. Am Ende seines Lebens wird er zu den Göttern entrückt. 10 Lact. MP.
16,4; ders. inst. V 2f.
"" Wir kennen die Schrift des Hierokles nur aus der Polemik gegen sie bei Lactanz inst. V 2f und Eusebios von Caesarea. Ed. Meyer |. c. 189 Anm. 1. Augustin ep. 138, 18; Lib. or. 4,4. 18 Der Bios stammt von dem Epiker Soterichos aus Ägypten, Suidas s. n.; Ed. Meyer, Schr. II 1924, 149 Anm. 1.
τὸν Sidon. ep. VIII 3,1; Dessau 2918.
Kl.
506
IH. Die inneren
Verhältnisse
von allen Trieben, Beachtung der Keuschheit und die praktische Nächstenliebe, die sich durch die christliche caritas nicht beschämen lassen wollte. Wie die Christen die Gedenkstätten der Heiligen, so ehrten die Heiden an bestimmten Tagen die Gräber der Heroen, der Philosophen und insbesondere das Grab Platons in der Akademie." Die großen Theurgen und Mystagogen Athens verbrachten ihre Tage mit Beten
und Fasten und lehrten ihre nach Anfängern (ἀκροαταί) und Fortgeschrittenen (SnAwtai) geschiedenen Schüler den Weg zur Gottesschau (ἐνθουσιασμός), ja zur „Angleichung
an Gott, soweit
das möglich
ist" (ὁμοίωσις θεῷ κατὰ τὸ δυνατόν).
Dämonenfurcht, Wundersucht und Ekstase waren bei Heiden und Christen gleich-
ermaßen verbreitet (s. III 6 e), ebenso die Lehre von Lohn und Strafe im Jenseits. Im
Unterschied zum Christentum galt der Platonismus als Geheimlehre, die nicht für die Massen bestimmt sei. Auch kannte man weder den Begriff der Gnade noch eine Gestalt wie den Menias oder den Teufel."
Eine Kurzform des neuplatonischen Weltbildes bietet die griechische Schrift ‚Über die Götter und den Kosmos‘, verfaßt von einem Sallustios, wahrschein-
lich identisch mit dem Reichspräfekten, der mit Julian 363 Konsul war". Danach sind die Götter gut, unwandelbar und körperlos, nicht an Raum und Zeit gebun-
den. Die über sie erzählten Mythen sind universale Allegorien: Kronos, der seine Kinder verschlingt, ist die Zeit, die sich selber gebiert und vernichtet; der goldene Apfel des Paris bedeutet die umstrittene Welt, von der Seele der Schönheit zuge-
teilt; Raub und Wiederkehr der Persephone, beziehungsweise Tod und Wieder-
geburt des Attis verkörpern den Jahrslauf usw. Alles Sein beruht auf einem Urprinzip (πρώτη αἰτία), das auch die Götter, d. ἢ. die personifizierten Naturgewalten trägt. Zeus, Poseidon und Hephaistos sind die schöpferischen Kräfte; Demeter und Hera die belebenden; Apollon und Artemis Sonne und Mond usw. Die Welt als ganze ist ungeschaffen und unvergänglich, sie hat Kugelform mit der Erde als Zentrum.
Alles Geschehen gehorcht göttlicher Providenz, manches ist aus den Sternen erkennbar. Unerwartetes untersteht der Tyche, sie sollte daher von den Städten verehrt werden. Rituale sind Mimesis der Natur, Opfer
Ausdruck der Dankbar-
keit, beides geschehe um der Menschen willen, nicht den Göttern zuliebe. Sie sind bedürfnislos.
Die
Tugenden
werden
durch
Erziehung
und
Staatsordnung
ge-
fördert. Die Vernunft soll die Seele regieren wie diese den Körper. Das Böse ist keine eigene Kraft, sondern bloß Abwesenheit des Guten, so wie der Schatten das Fehlen von Licht. Wer böse handelt, irrt, denn er bezweckt ein vermeintlich Gutes. Wer gut ist, zumal wer sein Leben für einen edlen Zweck einsetzt, befindet sich im Einklang mit der Weltordnung. Nur darum, dies zu können, sollte man beten. Wer sündigt, den trifft irgendwann die Strafe durch rächende Dämonen, vielleicht erst
in einem späteren Leben. Seelen können nicht geschaffen werden und vergehen auch nicht, sondern leben in späteren, verwandten Wesen fort (μετεμῳφύχωσις).
Höchster Lohn ist die Vereinigung mit der Gottheit. Wenn jüngst mancherorts τ Marinos, Vita Procli 36; Lib. or. 18, 306. " Geffcken 1929, 197ff; v. Hachling 1982,
69ff. Die Vorstellung vom Dämonenfürsten bei Porphyrios ist nicht griechisch, sondern jüdi-
schen oder persischen 1985, 180f.
Ursprungs:
Vollenweider
"7 A. D. Nock, Sallustius Concerning the ^ Gods and the Universe, edited with Prolegomena and Translation, 1926.
6. Die Religion — a) Die Heiden
507
Atheismus eingerissen sei — Sallustios denkt an die Christen — so betreffe das nicht
die Götter, denn Irren sei menschlich. Fragen wir, wo sich der alte Glaube am längsten gehalten hat, so sind vor allem zu nennen: verkehrsferne Heiligtümer im Osten und ländliche Kulte im Westen,
sowie römische Senatoren und griechische Philosophen. Im Orient florierten der Kult für Zeus-Ammon in der Kyrenaika und der Isis-Kult auf der Nil-Insel Philae bis in die Zeit Justinians (s. II 12). Zudem überlebten heidnische Gemeinden in Heliopolis (Baalbek), Edessa (Urfa) und Karrhai (Harran), wo die Verehrung der
Mondgöttin und der Planeten erst in islamischer Zeit erlosch." Heiden gab es am längsten
unter
der
Landbevölkerung:
Der
lateinische
Begriff für „Heide“
paganus bezeichnet den Mann vom Dorfe."* Das Christentum ist stärker auf Geschichte als auf Natur bezogen und fand darum auf dem Lande schwer Eingang. Vorübergehend gestärkt wurde das Heidentum bei den Bauern durch die Verord-
nungen, Ungläubige aus den Städten zu vertreiben." Libanios bezeugt den alten Glauben der Bauern in Syrien." Sulpicius Severus (VM. 12ff) und Gregor von Tours (HF. I 39) beschreiben, wie der heilige Martin, beschützt von bewaffneten „Engeln“, durchs Land zog und gegen den erbitterten Widerstand der Bauern die
heiligen Quellen und Báume, Bilder und Bauten zerstórte. Gregor beklagt heidnische Kulte in Gallien noch zu seiner Zeit." Aus dem Trierer Umland sind über 50 Heiligtümer bezeugt, in denen während des ganzen 4. Jahrhunderts noch geopfert wurde. Das Fortleben heidnischer Vorstellungen und Bräuche in Griechenland erweist Zosimos," in Attika wurden noch im frühen 5. Jahrhundert Stiere und
Ziegen auf den Gótteraltáren geopfert.'" Heidentum in Italien belegen Maximus von Turin, Cassiodor und Gregor der Große;'” in Sizilien und Sardinien klagten die Geistlichen, die Bauern bestächen die Behörden, damit diese die alten Feste dulde-
ten."' Die Götter in Gallien bekämpfte Martin von Tours (s. o). In Spanien wetterte Martin von Bracara noch 572 gegen den „Aberglauben“ auf dem Lande,'* und aus
Africa haben wir entsprechende Zeugnisse von Augustinus und Salvian,'" während aus Britannien archäologische Belege das Fortleben der alten Kulte dartun."* Sie
hielten sich mancherorts bis ins 7. Jahrhundert. Die antiheidnischen Gesetze griffen langsam, aber die Obrigkeit setzte sich durch. Auch bei den Germanen hatte
die Mission gewóhnlich gesiegt, wenn die Fürsten und Kónige gewonnen waren. Die frühen Germanenrechte haben die kaiserlichen Gesetze gegen Häretiker und Altgläubige wörtlich übernommen oder sinngemäß wiederholt."* Das Christentum "* Theodoret HE. IV 22; Joh. v. Ephesos 27.
32,2: (rustici) lucos colere prorsus ignorent; Greg. Pa-
Segal 1970, 108.
pa reg. ep. IX 34; dial. 118
14 Geffcken 1929, 181fÉ. Das deutsche Wort „Heide“ ist eine sehr frühe Lehnübersetzung von
MGH. epp. 1 257 f; 262; 324 ff). Cracco-Ruggini
lateinisch paganus, Kluge/Mitzka s. v.
1982.
"5 CTh.
IX 16,2; XVI
10,20.
7! Greg. Papa reg. epp. IV 23; 27; V 38 (=
* Martin
Brac., De correctione
‘6 Lib. or. 30,9f; 13; 17f.
ed. Naldini 1991. Sanz-Serrano 2003.
N? Greg. Tur. conf. 2; 76 = MGH. SS. rer. Mer.
75 Aug. VII 26.
1 2 S. 749f ; 793.
ep.
16; 47,3;
rusticorum,
50; 91: 97,2;
CD.
II 4;
"^ Zos. IV 18,2; V 6,1: Achill als Nothelfer.
124 Watts
'? Marinos, Vita Procli 1. 12% Maximus Taur. Serm. 101; Cassiod.
U5 B. Caseau in: Bowden u.a. 2004, 105 fF. ^ Ed. Theod. 108 = FIRA II 703.
Inst.
1998.
508
III. Die inneren Verhältnisse
wurde jeweils dann zur herrschenden Lehre, wenn es zur Lehre der Herrschenden geworden war. Heiden begegnen uns unter den Staatsbeamten Galliens bis in die achtziger Jahre des
4. Jahrhunderts," bei den hohen Hofbeamten noch unter Anthemius"? und Justinian (s. u.) sowie bei den führenden Militärs.'” Vor allem aber saßen Heiden im
römischen Senat .'? Vetustas quidem nobis semper, si sapimus, adoranda est, heißt es bei Macrobius (sat. HII 14,2), und die Begründung lautet: es seien jene Jahrhunderte, in
denen Rom kraft seiner Tugenden wuchs und das Weltreich zustande brachte.
Zwar traten schon unter Constantin einzelne Senatoren zum Christentum über, doch blieb dies die Minderheit. Die meisten römischen Stadtpräfekten waren Heiden. Tertullus brachte für die glückliche Ankunft von Getreideschiffen noch 359 den Dioskuren öffentliche Opfer dar." Das Geistesleben war geprägt durch die „heidnische Restauration“ im sogenannten Symmachus-Kreis, dem Köpfe wie Praetextatus mit seinen vielen Priestertiteln'? und Nicomachus Flavianus,'” Vater
und Sohn, angehörten. Sie hielten die alten Bräuche aufrecht bis zum Sieg des Theodosius 394 über Eugenius."* Danach sind die meisten Senatoren zum neuen Glauben übergetreten.
Ein Symbol des heidnischen Widerstandes wurde die Victoria-Statue und der Altar zwischen den beiden Nordtüren in der Curia zu Rom. Augustus hatte nach seinem Sieg bei Actium, vermutlich am 28. August 29, die aus Tarent stam-
mende Statue als Sinnbild der Weltherrschaft Roms in der Curia Julia geweiht.'* Ihr wurden Wein und Weihrauch geopfert.'* Constantius II ließ das Bild bei seinem Rombesuch 357 entfernen (s. II 4), doch kam es unter Julian wieder an
seinen Platz. 382 befahl Gratian abermals seine Beseitigung, das Gesuch das Symmachus als Stadtpräfekt 384 wurde von Ambrosius vereitelt (s. II 7). Ebenso schlug
Theodosius die 389 wiederholte Bitte um Rückgabe ab. Einer dritten Ablehnung durch Valentinian 1I 392 folgte der Tod des jungen Kaisers. Eugenius lieB die Victoria danach ein letztes Mal aufstellen." 394 nach dem Sieg des Theodosius mußte sie verschwinden. Ob unter Stilicho das Bild ohne den Altar in die Curia zurückkehrte, ist nicht ganz klar.'* Als Siegesemblem erscheint Victoria u.a. auf
Münzen bis ins 6. Jahrhundert, dann wurde sie in einen Engel umgedeutet. Einblicke in die Bemühungen um die alten Bräuche bieten uns die christlichen
Polemiken gegen sie, so die beiden Gedichte gegen Symmachus von Prudentius," das anonyme ‚Carmen contra paganos', vermutlich gegen Virius Nicoma-
1? Sulp. Sev. VM. 17.
13 Paschoud 1994.
128 So Messius Phoebus Severus, 470 cos., dann
14 Clauss 1992, 295 ff; s. II 7!
Stadtpräfekt Roms: PLRE. 1I 1005 f. ?* Generid (comes 409), Litorius (Heermeister 439) und Marcellinus (patricius 468). 10 Themist. or. 13,178 a; Augustin. conf. VIII 3.
^5 Zu ihrem Aussehen: Spätantike und frühes Christentum 1983/84, 475 ff.
Klingner
'* Die Frage der letzten Aufstellung der Victoria hängt ab von der Deutung dreier Anspielungen bei Claudian (XXIII 19; XXIV 204; XXVIII 597). Wytzes 1977.
1956, 475ff; Bloch
1963;
Novak
1979;
Näf 1995, 83 ff; Barnes JRS. 1995; Salzman 2002; s. HI 2 a! 11 Amm.
XIX
10,4.
'? Dessau 1258f. Kahlos 1998.
1% Cassius Dio 51, 22, 1f; Herodian V 5,7.
1 Paulin. VAmbr. 26 (PL. 14, 38).
1% Barnes 1991.
6. Die Religion — a) Die Heiden
509
chus Flavianus, den Konsul von 394 gerichtet,'? und das Gedicht „an einen Senator, der von der christlichen Religion zur Sklaverei des Gótzendienstes übergetreten ist". Wie zäh Senatorenkreise an den überlieferten Brauchen festgehalten haben, lehrt das Schreiben des Papstes Gelasius" gegen den christlichen Senator Andromachus, der 494 das Lupercalienfest wieder nach der alten Sitte feiern wollte, um
Rom vor einer Seuche zu bewahren. Noch unter Anthemius um 470 war das Ritual begangen worden.“ Aufschlußreich sind die Inschriften der letzten heidnischen Senatoren. Dar-
aus ersehen wir, wie sie alte Heiligtümer ausgebessert und neue gestiftet haben,“ wie sie priesterliche Aufgaben und religiöse Rituale weiterführten. In traditioneller Weise werden die Priesterämter vor den Staatsämtern genannt. Praetextatus, der 384 „in die Hölle fuhr“, war laut seiner Grabinschrift augur, pontifex Vestae, pontifex
Solis, quindecimvir, curialis Herculis, sacratus Libero et Eleusinis, hierophanta, neocorus,
tauroboliatus und pater patrum (sc. dei Solis invicti Mithrae)." Zu Recht nennt ihn darum
Macrobius
(sat. I 17,1) sacrorum
omnium praesul.
Altrömische,
griechische
und orientalische Funktionen stehen nebeneinander.'* Ein ähnliches Bild bieten die Inschriften der Senatorenfrauen. So berichten die Steine über die Frau des Praetextatus, daß sie sich den Tempeln widmete und
Freundin der Götter war, daß sie sich mit ihrem Mann in die Mysterien von Eleusis, Lerna und Ägina hat einweihen lassen, die Stierbluttaufe empfangen hat und Priesterin der Isis, der Hekate und der Ceres war." Neben den Inschriften unterrichten uns weitere archäologische Quellen über die heidnischen Tendenzen unter den spätrömischen Senatoren. Unter den Elfenbein-Diptychen
ragt jenes hervor,
dessen
Inschrift Nicomachorum
und
Sym-
machorum auf die Hochzeit von 393 verweist. Die Reliefs zeigen opfernde Prie-
sterinnen mit Attributen von Ceres und Cybele sowie Dionysos und Juppiter. In denselben Umkreis gehört wohl auch das Diptychon mit der Himmelfahrt Julians und das mit Aesculap und Salus.'^ Als „Propagandamittel der stadtrómischen heidnischen Aristokratie in ihrem Kampf gegen das christliche Kaisertum“'” dienten jene Pseudomoneta (Eckhel), die wir als
Kontorniaten
bezeichnen: Geschenkmedaillen überwiegend aus der Zeit zwi-
schen 360 und 410. Sie zeigen zahlreiche Motive der heidnischen Religion: Apollon, Mars, Minerva und Hercules, weiterhin Serapis und Isis, Kybele und Attis, Sol
und Bacchus. Unter den Kaiserportraits sind Nero und Julian bemerkenswert. Die literarischen Bemühungen des Symmachus-Kreises waren wesentlich
durch das Interesse an der alten Religion bestimmt. Julius Obsequens sammelte die Vorzeichen aus dem Geschichtswerk des Livius." Crispus Sallustius revidierte 395 10 Anth. Lat. I 1,21: Mommsen, Ges.Schr. VII S. 491 f; Matthews 1970; ders. 1973; Puglisi 1981; Adamik 1995.
"! Bei Hartel
(ed.), Cyprianus
CSEL.
1113,
S. 302 ff.
1929, 181 f.
4 Dessau 3132; 4196; 4269. Bloch in: Momigliano
84,
Nr. 167;
248.
Hanfmann
in:
1983/
Weitzmann
1980, 75 ff.
^? Coll.Av. 100. μι Geffcken
Me Matthews 1973. 4? Dessau 1259f. Kahlos 1994. ^" Spátantike und frühes Christentum‘
1963, 200.
5 Hieron. ep. 23, 2: Dessau 1259.
19 Alfoldi 1945; ders. 1976/1990. i* P. L. Schmidt
1968. Das Interesse an Pro-
digien bestätigt der einschlägige Exkurs bei Ammian XXI
1, 6-14.
510
II. Die inneren
Verhältnisse
die Schrift des Apuleius über Magie.“ Im Jahre 384, als Symmachus sich für die Rückführung des Victoria-Altars einsetzte, war Vettius Agorius Praetextatus Reichspräfekt. Er steht im Mittelpunkt der 383 oder 384 spielenden ‚Saturnalien‘
des Macrobius"", in denen antiquarische und religiöse Fragen erörtert werden. Zumeist geht es um Vergil, vom Christentum ist nirgends die Rede.
Zu den heidnisch gebliebenen Dichtern der Spätantike gehören die Epigrammatiker Naucellius aus Spoletium, Palladas aus Alexandria und der Epiker Quintus aus Smyrna, während Nonnos aus dem ägyptischen Panopolis nach der Abfassung seines riesigen Dionysos-Epos zum Christentum übergetreten ist. Heiden waren
die Historiker Praxagoras, Eunap, Olympiodor, Priscus, Hesychios und Zosimos unter den Griechen; Ammian, Aurelius Victor, Eutrop, Nicomachus Flavianus und
der Verfasser der ‚Historia Augusta‘ unter den Lateinern.'"
Heidnisch geprägt blieb das gesamte Bildungswesen
der Spätantike. Die
bedeutendsten Rhetoren hielten am alten Glauben fest, so Nazarius, Themistios, Himerios, Claudius Mamertinus, Pacatus und Libanios. Solche Männer erscheinen
im Reichsdienst noch bis weit ins 5. Jahrhundert." Die Panegyrik machte von der heidnischen Gótterwelt weiterhin unbefangen Gebrauch, selbst wenn der Kaiser oder auch der Redner Christ war. Mythologische und bukolische Motive aus der alten Literatur blieben in der Kunst beliebt. In den Schulen wurden noch immer die alten Schriftsteller gelesen, und zwar auch von bildungswilligen Christen, während umgekehrt die Heiden kaum christliche Schriften studierten. Aus dieser Tatsache
erklärt sich der allgemeine Unwille gegen Julians Rhetorenedikt von 362 (s. II 5). Eine ganze Reihe von christlichen Literaten fufte so stark auf dem heidnischantiken Bildungsgut, daß ihre förmliche Zugehörigkeit zur Kirche für viele ihrer
Schriften folgenlos blieb. Zu diesen Kultur-Christen
zählen die Literaten
Ausonius und Claudian, die späteren Bischöfe Synesios und Sidonius, die Philosophen Prohairesios und Boëthius, sowie der Kaiser Anthemius und der patricius Illus,
der während seiner Revolte gegen Zeno 484 unter dem Einfluß des Zauberers und Wahrsagers Pamprepios stand.'“ Hochburgen des Götterglaubens blieben Alexandria und Athen (s. III 5). Berühmte
heidnische
Gelehrte
in Alexandria
waren
die Ärzte
Zenon,
Magnus,
Oreibasios und Ionikos (4. Jahrhundert), die Mathematiker Diophantos (3. Jahr-
hundert), Pappos (4. Jahrhundert), Theon und seine 415 ermordete Tochter Hypatia (s. 11 9). Die mit dem revoltierenden Illus sympathisierenden Philosophen erfuhren die Rache Zenos." Zu den führenden Köpfen des alten Glaubens in Athen,
wo es vor 420 keine Kirche gab, gehörten der Sophist Leontios (T 4209), dessen 1 Kótting 1961; Schanz/Hosius III 136. 82 Macrobius schrieb bald nach 431: Cameron 1966. Dópp 1978 plädiert für eine Abfassung bald nach 402. 5! Gewiß war der unbekannte Verfasser der ‚Historia Augusta‘ Heide, ob das Werk aber als eine historia adversus christianos betrachtet werden kann, gleichsam als Gegenstück zur historia adversum paganos des Orosius, ist fraglich. Treffend bemerkt Bloch (1963, 211): as an instrument of
pagan propaganda the Historia Augusta is not effective. Hartke (1951) identifizierte den Autor mit Virius Nicomachus Flavianus, dessen annales nur inschriftlich bezeugt sind (Dessau 2947 f ). 14 Haehling 1977/78. Ein spätes Beispiel ist Severianus, Statthalter 466. "5 VI; 1 #7
Symm. 1V/V; Asmus Asmus
or. 2 an Valentinian; Sidonius carm. VI/VII. 1911, 103 ff. 1911, 108 ff; Feld 2005, 296f; s. II 11!
6. Die Religion — a) Die Heiden
511
Tochter Athenais-Eudokia 421 Theodosius II heiratete, Plutarchos (f 431) und seine gelehrte Tochter Asklepigeneia, Theagenes, der auch Senator in Konstanti-
nopel war (um 450), Proklos (f 485), der während einer Heidenverfolgung nach Kleinasien ausweichen
mußte,'* Marinus,
der ebenfalls vorübergehend
ins Exil
ging,'* sowie Isidoros und Damaskios, die letzten Häupter der „Akademie“,
die
Justinian 529 schloß (s. III 5). Der letzte bedeutende Gesinnungsheide war Justinians rechtskundiger quaestor Tribonian.'^ Das antike Heidentum ist als Volksreligion in theodosianischer Zeit bis auf spárliche
Reste untergegangen. Die Kultverbote, Enteignungen und Tempelzerstórungen seit Constantin nahmen an Schärfe zu." Trotzdem hat es noch einzelne Sympathisanten, vielleicht sogar Gläubige unter den Literaten bis weit in die byzantinische Zeit gegeben, doch durften sie dies nicht zeigen. Viele literarische und künstlerische
Schópfungen des Gótterglaubens hingegen wurden in säkularisierter Form als Elemente der Bildung und als ästhetische Leistung weiterhin geschätzt. Formen
heidnischer Frömmigkeit lebten in bisweilen nur äußerlich christianisierter Form weiter.
Vorchristliches Traditionsgut begegnet uns vielfach. Das beginnt mit der Terminologie. Aus dem profanen Griechentum stammen die Ausdrücke wie episcopus und ecclesia, Eucharistie und Liturgie, Synode und Diözese. Weltlichen Ursprungs sind ebenso basilica und concilium. Seit dem 5. Jahrhundert begegnen ara für Altar, templum für Kirche, antistes, sacerdos und pontifex für christliche Kleriker. Sacramentum heißt ursprünglich der militärische „Fahneneid“.
Heidnischer Herkunft ist weiterhin die Verehrung heiliger Orte, an denen das Göttliche
besonders
spätere Christentum
wirksam
erfahren
auf zwei Wegen
wurde.
entgegen.
Diesem
Bedürfnis
kam
das
Der erste ist die ortsgebundene
Heiligenverehrung. Seit Constantin greift der Kult der Märtyrer um sich, sie ersetzen Heroen, Nymphen und Dryaden. Hinzu kommt die christliche Übergründung altheiliger Stätten, die auf diese Weise Kultplätze blieben." Die Geburtskir-
che in Bethlehem steht über der Kulthöhle eines Tammuzheiligtums, die umgedeuter wurde in die „Geburtsgrotte“ Jesu, entsprechend der Geburtshöhle des Zeus
am Ida. Die Grabeskirche in Jerusalem erhebt sich über einer einstmals Astarte und
Adonis geweihten Höhle, und die alte Himmelfahrtskirche (Eleonakirche) am Ölberg stand über einer Grotte, die ein mazdaisches Heiligtum darstellte.'” Das '* Marin. VP.
15. Leppin in: Demandt
(Fs.)
Ι 16fF; zur Geburtskirche: Eus. VC. HI 41; zur Himmelfahrtsgrotte |. c., sowie das Itinerarium
160 CJ. [ 5, 18,4; 11,10; Suidas T 956. Mögli-
Jesus mit seinen Jüngern versammelt haben: Heisenberg 1924. Vorchristliche heilige Hóhlen befin-
2002, 251 ff. 19% Damaskios fr. 266.
Egeriae 24,1; 30,3; 35,2 f. In dieser Höhle soll sich
cherweise ist jedoch der gleichnamige Stadtpräfekt gemeint, Stein 1949, 404. lt Geffcken 1929; Trombley 1993 f; s. ΠῚ 6 c!
den sich auf dem Ida in Kreta, unter dem Aphaia-
1? Deichmann (1982, 56) gibt eine Liste von 89 Beispielen aus dem ganzen Imperium außer Spa-
Tempel auf Ágina, unter dem Felsendom in Jerusalem (mit dem Gebetsplatz von David, Salomon, Elias, Jesus und Mohammed und dem Himmel-
nien.
fahrtsloch des letzteren darüber) und unter der
RAC.
Ders.,
Christianisierung
II 1954,
der
Monumente,
1228ff. Entsprechendes für Ar-
Verkündigungskirche in Nazareth. Die Kirchen-
menien bezeugt Faustus IIl 3 u. 14.
väter legitimieren die christlichen Übergründun-
5 Zur Kultgrotte unter der Grabeskirche vgl. Eus.VC. III 26; Rufin. HE.X 7: Theodoret HE.
gen gewöhnlich damit, daß diese Kultplátze ihrerseits heidnische
Übergründungen
altchristlicher
512
III. Die inneren Verhältnisse
Jahresfest an der Eiche Abrahams zu Mamre begingen Juden, Heiden und Christen gemeinsam, bis Constantin den Ort durch einen Kirchenbau christianisierte.'“ Christlicher Siegesstolz hat die Erinnerung an die heidnischen Vorläufer bewußt gehalten." Als Zeichen des Triumphes wurde der Märtyrer Babylas im heiligen
Hain des Apollon von Daphne bei Antiochia begraben und verehrt,"* wurden der Venustempel von Heliopolis, der Tempel von Arethusa in Makedonien und das
Marnasheiligtum von Gaza christianisiert." Ebenso machte man den DionysosTempel von Alexandria und den Augustus- Tempel von Ankara zu Gotteshäusern. Aus dem Parthenon zu Athen wurde eine Marienkirche, aus dem Theseion eine
Georgskirche, aus dem Erechtheion eine Muttergotteskirche." Wo auf einem griechischen Berg Elias verehrt wird, darf man ein älteres Zeusheiligtum annehmen. Im Westen sind lokale Kultkontinuitäten ebenso häufig. Beispiele aus Rom sind die sechs oder sieben Kirchen über Mithräen, insbesondere San Clemente und Santa Prisca," weiterhin Santa Maria sopra Minerva, das Pantheon, 609 dem Kult
„aller Märtyrer“ geweiht, und Santa Maria in Aracoeli mit dem benachbarten Franziskanerkonvent auf den Trümmern des Tempels der Juno Moneta, wo Edward Gibbon am 15. Oktober 1764 sein „Bekehrungserlebnis“ hatte." Die Kirche
übernahm für den Gottesdienst die dorischen Tempel in Agrigent und Syrakus, den Tempel der Himmelsgóttin von Karthago sowie die Tempel von Apollo, Janus, Hercules und Minerva in Mailand. Das Benediktinerkloster von Monte Cassino
steht an der Stelle eines Apollotempels."" Keltisch-römische Heiligtümer liegen unter den Kathedralen von Chartres, Vienne und Speyer, von Canterbury und
Westminster in London."? Ubi fana destruxerat, statim ibi aut ecclesias aut monasteria construebat, sagt Sulpicius Severus (VM. 13,9) vom heiligen Martin." Antike Frómmigkeit erforderte Bilder im Kult, daher war ihre Verwendung im Gottesdienst umstritten (s. III 6 c). Für einen Christen wie Clemens Alexandrinus (Str. VII 5) war kein Menschenwerk heilig — allein die von Gott geschaffenen Natur
und die von Christus gestiftete Gemeinde. Anstößig war namentlich die heidnische Sitte, vor Bildern Wachslichter anzuzünden."'
In jüdischer Tradition hat die
Synode von Elvira (can. 36) Bilder als heidnisch abgelehnt. Paulinos von Nola verweigerte die Verwendung, und Epiphanios von Salamis wurde handgreiflich.'* Im griechischen Osten setzten sich dann aber gemalte Kultbilder (Ikone) durch,
während der Westen daneben plastische duldete. Der solare Nimbus des Kaisers Orte gewesen wären (Eus. VC. III 51 ff; Rufin. HE. 1 7; Soz. II 1,2), doch ist das unerweisbar. 166 1, Mose 13,18; 14,13; 18,1; Soz. 1] 4; Eus.
VC. III 52f. Demandt, Baum 2002, 24ff. ** Ein schönes Zeugnis dafür liefert die Inschrift der über dem Thyandrites- oder Theandrites- Tempel von Esra (Zorava in der Trachonitis) im 6. Jahrhundert erbauten Georgskirche: Dittenberger OGIS. 610; Deichmann 1982, 56. * Julian 361 B; Theodoret HE. HI 10. 17 Eus.VC. 11158; Theodoret HE. 1} 7;
VPorph. 75.
** Frantz 1965.
18 Clauss son 1995.
1986, 282; ders. 1992, 16f; Nichol-
τὸ Gibbon, Memoirs 1796/1969, 136.
1 Greg. Papa dial. II 8; PL. 66, 151f. U2 Allard
1879,
259íff;
Beißel
1905;
Frantz
1965, 187 ff; Deichmann 1982, 56 ff; H. KR. Meier
in: Brenk 1996, 363 ff. 3 Zur Umwandlung von Staats- und Kultbauten in Kirchen:J. P. Caillet in: Lepelley 1996, 191 fl. 14 Lact. inst. VI 2; Hieron. In Isaiam XVI 57;
ders. Adv. Vigilantium 4; positiv: Isid. etym. VII 12,29ff.
"* Paulinus Nol. ep. 30,2ff; Epiphanios BKV. 38,IV.
6. Die Religion — a) Die Heiden
513
(imago clipeata) wurde zum Heiligenschein,'* Eroten und Victorien verwandelten
sich in Engel. Aus dem gehörnten Pan wurde der Teufel, aus der Isis lactans mit dem Horusknaben wurde die Madonna col bambino, der Halbmond der Artemis und der Granatapfel Heras finden sich als Attribute Marias.
Eine theologische Rechtfertigung dieser Tradition bietet schon Augustinus (ep. 47,3), sie wurde zur missionarischen Devise bei Gregor dem Großen: Man solle die heidnischen Heiligtümer in Gotteshäuser verwandeln, um den Ungläubi-
gen den Übergang
zum
Christentum
zu erleichtern: Man
könne
den harten
Schädeln nicht alles zugleich nehmen - duris mentibus simul omnia abscidere impossibile.”’ Dies geschah ebenso außerhalb des alten Reichsgebietes: Bonifatius erbaute aus dem Holz der Donar-Eiche die erste Petruskirche der späteren Stadt Fritzlar;'* über dem Ort der Irminsul auf der Eresburg errichtete Karl der Große eine Ka-
pelle.”
Gregor empfiehlt, man môge den Leuten auch ihre Festesfreuden rauben.
Sie sind der Grund, weswegen
nicht
die spätantiken Festkalender heidnische
Feiertage bewahrten, so der ‚Filocalus-Kalender‘ von 354 und das ‚Feriale Campa-
num‘ von 387." In der Folgezeit ist ein Teil der alten Feste verschwunden, andere
blieben im Schwang trotz kirchlicher Proteste — so der Maiumas (s. o.) — oder wurden christianisiert. An die Stelle der Lupercalien am 15. Februar trat Mariae Lichtmeß, die Caristia am 22. Februar wurden durch Petri Stuhlfeier ersetzt, die
Robigalia am 25. April durch die Litania maior, der Siegestag von Actium am
1. August durch Petri Kettenfeier, der Geburtstag des Sonnengottes durch Weihnachten. Hier ist das Motiv der Übertragung bezeugt." Neben den Festtagen lebten auch Festbräuche weiter. Melodien heidnischer Lieder erhielten rechtgläubige Texte." In gewandelter Sinngebung blieben viele der griechischen Mythen lebendig. Die „Taufe“ Achills durch Thetis in der Styx wurde als geheimnisvolle Paral-
lele zur christlichen Taufe gesehen, Odysseus verkörperte mit seinen Irrfahrten die Pilgerschaft der Seele, Orpheus und Herakles wiesen durch ihre Taten und ihren Tod auf Christus voraus." Die Rolle der Dioskuren als siegmeldende Reiter über-
nahmen bei Theodoret (HE. V 25) Johannes und Philippus. Die Stadtgründer Romulus
und Remus
ersetzte Leo der Große'* durch Peter und Paul. Insofern
gibt es auch eine interpretatio Christiana, die den Gestalten des heidnischen Pantheon
ein Fortleben erlaubte. Die bei Heiden wie Christen gleichermaßen beliebte alleorische Auslegung ermöglichte es, die griechischen Mythen mit der biblischen
Überlieferung und beide mit der Vernunft zu versöhnen." In der Literatur als
gelehrte Exempla, in der bildenden "* Velleius II 59,6. Bruun in: Bonamente/Fus-
Kunst " CIL.
als schmückende Motive, auf 11, 2. Aufl.
S. 278 f; 338f;
co I 1992, 219 ff.
1986, 278; s. IT 3!
17 Greg. Papa ep. ΧΙ 76 = PL. 77, 1215 f überliefert bei Beda HE. I 30.
"2 Theodoret HE. IV 29. 3 Merobaudes c. IV 19ff. Rahner Raeck 1992.
U* Vita Sancti Germ. 57, 31f.
Bonifatii
6
=
MGH
SS
rer.
m Mommsen,
1945/57;
"^ PL. 54, 422ff.
1 Dietmar v. Merseburg, chron. II 2. VIII 15 ff.
Clauss
Ges.
Schr.
— VILS36fF;
#5 Der heidnische wie der christliche Mythos galt als volkstümliche Form der Philosophie:
Synes.ep. 105; Joosen/Waszink, Allegorese, RAC. 1 1950, 283ff, Dóorric
1976,
112fF.
514
III. Die inneren
Verhältnisse
Mosaiken, Wandmalereien und Reliefs, an Kirchen, Bädern und Sarkophagen begegnen uns bis weit in die byzantinische Zeit heidnische Figuren, ohne daß wir
deswegen schon am christlichen Bekenntnis der Auftraggeber oder der Künstler zweifeln dürfen." Darauf weist auch die Auswahl der Stoffe: Alles was in den Umkreis der konkurrierenden Erlösungsreligionen gehört, was mit Attis und Isis, mit Sabazios und Mithras zu tun hat, ist Tabu. Aber die olympischen Götter, die
klassischen Mythen bleiben zitierfähig. Viele Bräuche haben in christlichem Gewande überlebt, das reicht von Zauberei
und Aberglauben über den Bilderdienst (Ikonodulie) bis hin zum Heiligenkult und zur Marienverehrung. Die theologische Rechtfertigung dafür liegt in jener seit Melito von Sardes und Clemens Alexandrinus von Origenes und Eusebios von Caesarea vertretenen Auffassung, die heidnische Welt sei nicht im feindlichen
Gegensatz, sondern als Vorstufe und Vorschule des Christentums zu sehen. So ist das antike Heidentum zwar als System verschwunden, aber nicht in seinen Ele-
menten. In der Geschichte wird — mit Hegel zu reden - alles irgendwie „aufgehoben“.
b) Die Juden Quellen: Erstrangige Quellen für die Geschichte des spätantiken Judentums fehlen. Der Talmud (s. u.) ist zwar ein zentrales Zeugnis für die Religion, bringt auch zahlreiche - meist anekdotische — Stimmungsbilder aus dem Leben der Juden (Beispiele bei Schäfer 1983, 184 ff‘), besagt aber wenig über ihre historischen, d.h. datierbaren und personifizierbaren Geschicke. Zwei Schriften des Ausonius über jüdische Bräuche sind verloren (Reeve 1977, 118). In der Geschichtsschreibung und den etwa 80 einschlägigen Gesetzen (Frohne 1991,1; Noethlichs 1996, 101ff) finden sich Nachrichten über Konflikte mit den Juden. Einzelnes liefern die Schriften Julians. sowie neun Briefe des Libanios (Mecks/Wilken 1978, 59 ff ). Vielfach kommen die Kirchenväter auf das Judentum zu sprechen, gewöhnlich in feindseligem Tone, so Epiphanios in seinem ‚Panarion‘, Ambrosius, Johannes Chrysostomos (Meeks/Wilken 1978) und Augustin (Blumenkranz 1946/73). Eine Sammlung griechischer und lateinischer Quellen auch zum spátantiken Judentum bietet M. Stern 1980. Die jüdischen Inschriften vom 3. bis 7. Jahrhundert hat J. B. Frey gesammelt. Band I von 1936/75 umfaßt Europa, Band II von 1952 Asien und Afrika. Unter den archäologischen Zeugnissen stehen — außer Kleinfunden mit jüdischen Symbolen — die Synagogen im Osten und die Katakomben Roms voran (s. u.).
„Es steht außer Frage, daß die jüdische Religion durch kein Gesetz verboten ist“ — Judaeorum sectam nulla lege prohibitam satis constat. Diese Formulierung des Kaisers
Theodosius von 393' macht die Lage der Juden im spátantiken Reich deutlich: Der Kaiser muB in Erinnerung bringen, daf die Juden das Privileg genossen, als einzige
aller nichtchristlichen Religionen im christlichen Staat erlaubt zu sein. Sie glaubten
an denselben Gott wie die Christen. Dennoch wurde das Judentum von den Kaisern als Árgernis aufgefaft und durch allerlei Schikanen beinahe ebenso heftig angegriffen wie das Heidentum.
"^ Seznec 1980,
75ff.
Winterbad
1953;
Hanfmann
Bischof
Markian
in Weitzmann ließ
um
550
das
von Gaza mit einem durch Bischof
Johannes Rufus von Maiuma bei Gaza besunge-
nen mythologischen Weltgemälde schmücken: P. Friedländer
1912, 111.
! CTh. XVI 8,9.
6. Die Religion — b) Die Juden
515
Seit dem Hellenismus waren die Juden über die gesamte Mittelmeerwelt verbreitet. Sie wohnten überwiegend in den Stádten, zumal in den Hafenstádten bis
nach Britannien. In Rom gab es bereits um die Zeitenwende eine große Gemeinde’ in Trastevere und um die Porta Capena. Jüdische Gráber enthalten sechs Katakomben, darunter die von San Sebastiano an der Via Appia, die an der Via Labicana bei
SS. Marcellino e Pietro und die bei der Villa Torlonia an der Via Nomentana.’ Der
Großteil der Juden lebte in Kleinasien, in Alexandria und in Palästina Prima (Judaea um Caesarea) und Secunda (Galilaea um Skythopolis). Um Bet Schearim bei Haifa wurde eine große Nekropole ergraben, die Dekoration zeigt Motive der griechi-
schen Mythologie. Zentrum des Rabbinertums war Tiberias. Hier residierte der erbliche Patriarch als anerkannter Vorsteher des Judentums.‘
Eine „Vertreibung“
der Juden aus Palästina nach dern Jüdischen Krieg 70 n. Chr. hat nicht stattgefunden.
Verkehrs- und Schriftsprache der Juden in der Diaspora war das Griechische. Die Juden Palästinas sprachen ebenfalls griechisch oder aramäisch. Hebräische oder aramäische Inschriften sind sehr selten.‘ Selbst in gottesdienstlichem
Gebrauch trat die griechische neben die hebräische Bibel. 553 entschied Justinian einen Streit unter den Juden über die Frage, ob in der Synagoge nur die hebräische Bibel zugelassen sei oder auch Übersetzungen benutzt werden dürften. Der Kaiser gestattete die griechische ,Septuaginta' und die Übersetzung des Aquila. Die Misch-
na (δευτέρωσις) verwarf er. Solchen Juden, die an der Auferstehung, der Schópfungsgeschichte, dem Weltgericht und der Existenz der Engel zweifelten, den Nachfolgern der Sadduzäer, drohte er Verbannung an. Im übrigen hoffte er, daß sie sich doch noch zum Christentum bekehrten.?
Das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden im Reich war immer problematisch.” Den Grund nennt Augustin
(CC. 39, S. 744): „Wer weiß noch, was die
Vólker waren, die Rom einst unterworfen hat? Sie alle sind Rómer geworden und
heißen Römer. Einzig die Juden blieben gezeichnet; sie sind nicht so besiegt worden, daß sie von den Siegern absorbiert worden wären (nec sic victi sunt, ut a victoribus
absorberentur). Yhr Zeichen aber ist das Zeichen Kains." In der Principatszeit lassen sich sowohl auf rómischer als auch auf jüdischer Seite
Zeugnisse für eine harte und Zeugnisse für eine versóhnliche Haltung nachweisen. Eine harte Linie verfochten jene Juden, die sich gegen die rómische Herrschaft wandten und ihre Hoffnung auf ein messianisches Kónigreich setzten — so im Titus-
Aufstand 66 bis 70 n. Chr. und im Bar Kochba-Krieg
132 bis 135. Eine harte
Position auf rómischer Seite ist teils die Voraussetzung, so bei Caligula, teils die
Folge jener Aufstände, so bei Hadrian. Sie gipfelt in der Hellenisierung Jerusalems 135, das nun Aelia hieß, und einem Beschneidungsverbot, das Antoninus Pius indes wieder aufhob." ? Cic. pro Flacco; Josephus ant. XVII 11,1. ὁ Solin
in:
Neumann/Untermann
1974/80,
* H. Rosen, in: Neumann/Untermann
301 ff. In Korykos und Seleukia gab es keine ge-
+ Nov. Iust.146.
sonderten
? Die Schwankungen
Judenfriedhöfe
(Keil/Wilhelm
1931,
1974/
80, 236. verfolgt
I. Heinemann,
121) wie in Rom (Frey 1975, 5; 53f). Daß sie Antisemitismus, RE. Suppl. V 1931, 3-43; Yadas Vorbild der christlichen Katakomben abge- — vetz 1997. geben hátten, bestreitet Testini 1966, 48.
* Zach. VIII 3 (S. 152).
5 Eus. HE. IV 6; SHA. Hadr.
14.
516
II. Die inneren
Eine versöhnliche Einstellung
Verhältnisse
finden wir auf jüdischer Seite in gebildeten
und hellenisierten Kreisen, so bei Philon, Josephus und dem Patriarchen Juda I; in Rom bei Kaisern wie Claudius, Titus und Trajan, denen in den „heidnischen Märtyrerakten“ von alexandrinischen Griechen eine Begünstigung der Juden vorgeworfen wurde." Eine ausgesprochen judenfreundliche Politik betrieben die Severer.
Sie schützten die traditionellen Privilegien der Juden: die Sabbatruhe, die Tempelsteuer, die Befreiung vom heidnischen Kult im Militär und die Selbstverwaltung.
Das Opfergebot der Christenverfolger galt nicht für sie.
In der an." Das tianus (I vor: die
Spätantike halten die Spannungen zwischen den Juden und Nichtjuden bezeugen für den Osten Synesios (ep. 4) und im Westen Rutilius Nama383 ff ). Man warf den Juden ihre Geschäftemacherei und ihre Sondersitten Speisetabus, die Beschneidung und die Sabbatruhe. Rutilius beklagt die
Unterwerfung Judäas durch Pompeius und Titus, denn die Folge sei die „pestartige
Ausbreitung“ der Juden, die nun als Besiegte ihre Sieger unterjochten.
Einen zusätzlichen Stimulus zum Judenhaß lieferte das
Christentum.
Die alte,
bereits von Paulus" und den Evangelisten sowohl bezeugte als auch vertretene Abneigung gewann an Tiefe. Die Judenfeindschaft der Christen zeigt sich in der
patristischen Literatur bei Justin und im Barnabasbrief, bei Aphrahat (hom. 19), Eusebios von Caesarea, Ephraim dem Syrer sowie bei den Säulenheiligen Symeon und Sergius. Die acht Judenpredigten, die Johannes Chrysostomos 386/387 in
Antiochia gehalten hat," bringen alle erdenklichen Vorwürfe gegen die Juden. Johannes tadelte Christen, die sich soweit vergäßen, daß sie sogar die medizinischen Kenntnisse von Rabbinern in Anspruch nähmen. Ihn verdroß das Vertrauen auf
Eide, die in Synagogen geschworen wurden, die Anziehungskraft, die von jüdischen Festlichkeiten ausgingen, und die Bereitschaft von Christen, sich beschneiden zu lassen. Er fabelt von jüdischen Greueltaten bis zum Ritualmord an Kindern und
interpretiert ein Herrenwort so um, daß geradezu eine Abschlachtung der Juden
gewünscht erscheint. Judenfeindliche Äußerungen finden sich bei vielen Kirchenvätern.' Gregor von Nyssa (or. 6,16;18) sah in der Demütigung der Juden eine Strafe für ihre Verstocktheit. Augustin meinte, obwohl die Juden Christus getötet hätten, sollten die Christen die Juden nicht töten: maneat gens Iudaeorum, damit sie in ihrer verdienten Erniedrigung durch Rom Gottes Mitleid bewiesen."
Die ‚Constitutiones Apostolorum' (VIII 47, 65) untersagten den Priestern das Betreten von Synagogen. Sulpicius Severus (chron. II 3, 6) sah in der Weigerung der Juden, rómische Sitten anzunehmen, ein Vorzeichen für den Zerfall des Reiches.
Für die Kaiser" ergab sich ein Rollenkonflikt. Als Herrscher hatten sie über den Parteien zu stehen und auch die Minderheiten zu schützen. Als Christen hingegen fiel es ihnen nicht leicht, für die Juden einzutreten, deren Glauben sie als eine verstockte Irrlehre ansahen. In den Gesetzen heißt sie: secta feralis, turpitudo, sacri* Musurillo 1961. '? Zur Frage der Kontinuität: Baltrusch 1998.
(PL. 42, 516} wird von Blumenkranz (1946/ 73) in den Zusammenhang der einschlägigen pa-
"1. Thess. 2,14 ff. 12 PG. 48, 843 ff. Die erste und achte Predigt übersetzen und kommentieren Mecks und Wil-
tristischen Texte gestellt. Ders. 1977, H1; XXIII. '" Zur Judenpolitik der christlichen Kaiser: — Avi-Yonah 1962, 159 ff; Noethlichs 1971, 32H;
ken
1978, 30 ff, 83 ff; Tiersch 2000, 55.
5 Attridge/Hata 1992. ^ CC. 39, 744. Die Judenpredigt Augustins
ders.
1996,
100ff;
190 ff; Stemberger Frohne 1991.
ders.
1987,
2001;
Schäfer
1983.
28ff;
Linder
1987;
6. Die Religion — b) Die Juden
517
legium, perversitas, incredulitas, nefanda superstitio und ähnlich. Die Maßnahmen schwanken zwischen Schutz und Schikane. Constantin sprach in seinem Schreiben an die in Nicaea abwesenden Bischófe über den Ostertermin von den „ruchlosen und meineidigen, vater- und gottesmórderischen“ Juden, mit denen die Christen nichts, auch nicht den Passahtermin
gemein haben sollten.^ Dennoch hat er sie glimpflich behandelt. Anscheinend erlaubte er ihnen, einmal im Jahre Jerusalem zu betreten und den Tempel zu beweinen. Mit dem Bau der Grabeskirche um 330 (s. 11 3) beginnt die Geschichte
des christlichen Jerusalem, das in jüdischen und heidnischen Quellen weiterhin Aelia heißt. Unter Constantius II verschlechterte sich die Lage der Juden. So kam es 351/352, als Constantius gegen Magnentius kámpfte, zu einem Judenaufstand
gegen den Caesar Gallus. Der jüdische Kónig Patricius überfiel die Besatzung von Sepphoris-Diokaisareia, gewann Tiberias und Diospolis und mußte durch den Heermeister Ursicinus niedergeworfen werden." Damals wurde Bet Schearim zerstört.
Eine Wende brachte J ulian." Er schátzte an den Juden, daf sie im Gegensatz zu den Christen ihren Väterglauben bewahrten, und dies in einer Zähigkeit, die er seinen „Hellenen“ zum Vorbild hinstellte (453 CD). Auch die Hilfsbereitschaft der
Juden untereinander schien ihm beispielhaft (130 D). Entsprechend der interpretatio Graeca meinte Julian, daß die Hellenen den Gott der Juden ebenfalls verehrten, nur unter einem anderen Namen. Er bezeichnet sich selbst als einen Verehrer des Gottes
Abrahams (354 B). Dennoch warf er den Juden vor, daf sie umgekehrt nicht auch die Götter der anderen Völker gelten ließen (454 A). Die Juden sähen die Sonne der Wahrheit nur durch einen Nebel (296 A). Möglicherweise hat bei Julian neben der gemeinsamen Frontstellung gegen die Christen die Absicht mitgesprochen, vor dem Perserzug die Sympathien der baby-
lonischen Juden zu gewinnen. Von Antiochia aus schrieb er (ep. 51) an die jüdische Gemeinde. Er bedauerte die früheren Bedrückungen, erließ ihnen Sondersteuern und forderte „seinen Bruder“, den Patriarchen Julos alias Hillel 11 auf, das Volk von
der Tempelsteuer zu befreien (396 D ff). Der Kaiser wolle aus eigenen Mitteln den Jerusalemer
Tempel
wiederherstellen,
sobald er aus Persien zurückgekehrt
sei. Dies erwartete man vom Messias, als der Julian in Mesopotamien galt." Dieselbe
Absicht hat Julian auch andernorts bekundet
(295 C), sie wird von Ammian
(XXIII 1,2f) und den Kirchenhistorikern bestätigt. Ammian berichtet, der Kaiser habe seinen Freund Alypius, der zuvor Britannien verwaltet hatte, damit beauf-
tragt, der jedoch sei durch Flammenerscheinungen und Erdbeben davon abgehalten worden. In den christlichen Quellen wird dies ausgeschmückt, doch ist die emsige
Mithilfe der Juden bei dem Vorhaben glaubhaft. Anscheinend hat Julian seine Sympathie für die Juden auch in seiner Münzprágung zum Ausdruck gebracht." Nach
seinem Tode
galt wieder die Bestimmung,
daß Juden
nur einmal im Jahr
Jerusalem betreten und beweinen durften." ^ Eus. VC. III 18; Theodoret HE. I 10.
" Zum Echtheitsproblem des Briefes vgl. W. C.
" Aur.Vict. 42,11; Hieron. chron. zu 352; Avi-Yonah 1962, 181 ff. Der Charakter der Erhebung ist unklar: Schäfer 1983, 197.
Wright 1961 in der Einleitung S. XXII zum 3. Band seiner Julian-Ausgabe. Für die Echtheit spricht noch Lydus, De mensibus IV p. 110
# Soz. V 22. Vogt 1939; Schäfer 1983, 197fF;
— (Wuensch). Julian als Messias: Nöldeke 1874, 271
s. 115!
?? Theodoret
HE. Ill 20; Bidez
?! Greg.
or. 6,18.
Naz.
1940, 326.
518
III. Die inneren
Verhältnisse
Unter Valentinian und Valens genossen Juden wie Heiden Schutz. Den jüdischen Gotteshäusern wurde Freiheit von Einquartierung, den Rabbinern die Wahrung ihrer Vorrechte zugesagt.” Zaghaft blieben die Schutzmaßnahmen von Theodosius" gegenüber den Juden. Den consularis Hesychios, der dem jüdischen Patriarchen Gamaliel
Papiere entwendet
hatte, ließ der Kaiser zwar hinrichten,*
doch beginnen unter ihm die Pogrome. Auf dem Wege von Aquileia nach Mailand 388 hörte er, daß der Bischof von Kallinikon am Euphrat die Synagoge in seiner
Stadt geplündert und niedergebrannt habe. lenen Güter zurückzugeben und das Bethaus testierte und verkündete, wenn in Mailand brannt wäre, würde er selbst dies veranlassen.
Darauf befahl der Kaiser, die gestohwieder aufzubauen. Ambrosius" prodie Synagoge nicht bereits niedergeIn einer dramatischen Szene während
des Gottesdienstes nótigte der Bischof den Kaiser, seinen Befehl zurückzunehmen (s. II 7). Es folgten weitere Synagogenzerstörungen und Versammlungsverbote für Juden durch lokale Machthaber. 393 erklärte Theodosius dies für ungültig; Christen, die Synagogen plünderten und zerstörten, seien zu bestrafen.” Daß die Pogrome weitergingen, belegen Gesetze von 396 und 397, damals war
Illyricum betroffen." Die jüdische Sekte der Himmelsverehrer (Caelicolae), die im Westen verbreitet war, wurde 408 und 409 von Honorius verboten. 412 ist von einer allgemeinen Synagogenverbrennung die Rede, selbst die Wohnhäuser der Juden wurden beschädigt.” Unter Theodosius II setzt sich diese Politik fort. 414 kam es zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung in Alexandria,
wo es seit der Ptolemäerzeit eine große
und reiche Judengemeinde gab." Der Streit um einen Theaterhelden, der an einem Sabbat aufgetreten war, führte — nach christlichen Quellen — zu einem Massaker,
das die Juden nachts unter der christlichen Bevölkerung anrichteten. Daraufhin vertrieb der Bischof Kyrillos die Juden aus der Stadt, „die sie seit Alexander von Makedonien bewohnten"; die Christen plünderten ihre Habe. Dabei wurde der praefectus Augustalis Orestes verletzt." 415 empfahl Theodosius II dem jüdischen Patriarchen Gamaliel, entbehrliche Synagogen selbst einzureißen. Gamaliel verlor seine
Ehrenpräfektur,
weil
er
Neubauten
von
Synagogen
zugelassen
habe."
Bürgerkriege zwischen Christen und Juden in Syrien und Palästina sind kurz vor 400 und 418 bezeugt.” 423 heißt es, Synagogen dürften nicht verbrannt werden; für die bereits in Kirchen umgewandelten Gotteshäuser — eine fortlaufende Praxis — sollten die Juden durch Baugrundstücke entschädigt werden. Neubauten von Synagogen
blieben freilich verboten. Für das in Kirchen geweihte Raubgut stünde den Juden ein Gegenwert zu. Die Stücke selbst blieben unantastbar, denn was einmal Gott
geweiht sei, dürfe dem Gebrauch von Menschen nicht zurückgegeben werden.” Dieses aus heidnischer Zeit stammende Prinzip" ging ein ins ‚Corpus Iuris Cano2 CTh. VII 8,2; XVI 8,13.
Zur Judenpolitik des Theodosius: Noethlichs 1971, 182 ff. ^* Hieron.
ep. 57,3.
39. Clauss 2003, 150fF.
V Socr. VII 13. 9 CTh. XVI 8, 22. * Zos.
V 20,1;
Chron.
Min.
1173:
Socr.
> CSEL. 82, S. 162ff. ? CTh. XVI 8,9. 3: CTh. XVI 8,11 f.
VII 16. * CTh. XVI 8,25f; vgl. CJ. 12,14. M CJ. VI 2,3 von 215. Der Begriff templum ist
ἐκ CTh.
hier auf „Kirche“ übertragen.
XVI
5,43; 8,19 ff.
6. Die Religion — b) Die Juden
519
nici‘ ($ 1150). Das Judenschutzgesetz stieß auf heftigen Protest der Kirche. Der Einspruch des Säulenheiligen Symeon soll den Kaiser bewogen haben, es zu widerrufen." Reiches archäologisches Material belegt, daß im 5. und 6. Jahrhundert sehr wohl Synagogen errichtet oder ausgeschmückt wurden.“ Die Angriffe der Christen gegen die Juden im Osten des Reiches” weckten deren Sympathie für die Sassaniden, bei denen sie unter ihrem Exilarchen im allgemeinen unbeschwert lebten.“ In einzelnen Fällen führte dies zu Landesverrat mit fatalen Folgen. Als unter Anastasius der Perserkönig Kabades im Jahr 502 die Euphratprovinzen angriff und Constantina (Tella) belagerte, öffneten ihm die Juden heimlich die Mauer. Ihr Verrat wurde entdeckt, und das führte zu einem Massaker unter ihnen durch die Christen, die alles, was jüdisch war, ausmordeten."
Mit den Juden gleichgestellt war die aus dem Judentum hervorgegangene Glaubensgemeinschaft der Samaritaner." Sie waren die bedeutendste der zwölf von Epiphanios behandelten Judensekten." Ihre Heilige Schrift war der Pentateuch, ihr Zentralheiligtum der Jahwe-Tempel auf dem Berge Garizim bei Neapolis/Nablus, erbaut unter Alexander dem Groflen, zerstórt durch Johannes Hyrkanos 120 v. Chr. Hadrian errichtete hier einen Zeus- Tempel, der im 4. Jahrhundert abgerissen wurde. Weniger weit verbreitet als die orthodoxen Juden, fühlten sich die Sama-
ritaner durch die Christianisierung des heiligen Landes stárker bedroht und setzten sich zur Wehr.
Sie erhoben sich 484 unter ihrem Kónig Justasas, eroberten Nea-
polis-Nablus und Caesarea und ermordeten die Christen. Die Insurrektion wurde niedergeworfen, auf dem Garizim eine befestigte Marienkirche errichtet und durch eine Garnison bewacht." Ein Handstreich von Samaritanern auf die Kirche unter Anastasius wurde vereitelt." Wie in Alexandria, so erwuchsen auch in Antiochia aus Zirkuskrawallen Glau-
benskámpfe. Die Juden unterstützten die Blauen, die Christen die Grünen, diese triumphierten und gruben sogar tote Juden aus, um sie zu verbrennen. Kaiser Zeno soll gesagt haben: „Schade, daß sie nicht auch die lebenden Juden verbrannt haben."'* 507 zerstörten die Grünen unter der Führung eines Wagenlenkers die Synagoge in Daphne bei Antiochia, doch stellte sich Anastasius auf Seiten der Juden und verfügte die Bestrafung der Übeltäter.“ Bei diesen Kämpfen ging die Innenstadt von Antiochia in Flammen auf.‘ 529 folgte ein großer Samaritaneraufstand unter einem gewissen Julian. Kaiser Justinian warf ihn nieder, 20 000 Samaritaner, heißt es, starben. Ihre Synagogen ließ er abreißen, die Marienkirche auf dem Garizim „uneinnehmbar“ ummauern. Der
größte Teil der Überlebenden wurde zwangsweise christianisiert." 555 revoltierten 5 Lietzmann 1908, 174f. “ Schäfer 1983, 203; Jacobs 1995, 352.
Y Beispielshalber in den Schriften Aphrahats, des persischen Weisen. Neusner 1971. “ ]. Neusner 1968-1970. “ Josua 58.
* Grundlegend: Montgomery 1907; Stemberger 1987, 175 ff; Crown 1989; Zangenberg 1994. “ Epiphanios GCS. 25, S. 197 ff.
42 Procopius aed. V 7,5ff. Montgomery 1907, 11 ff.
4 Proc. aed. V 7,14. + Malalas fr. 35 = Const. Porph. exc. III S. 167. ** Malalas p. 396. Downey 1961, 505. Im Mit-
telpunkt der Unruhen stand der damals „grüne“ Wagenlenker Porphyrios. Al. Cameron 1973. “* Joh. v. Nikiu 89, 23 ff.
" Proc. HA. 11,24 ff; 18,34; aed. V 7,16; CJ. 15,17; Joh. v. Nikiu 93, 4ff; Chron. Pasch. 619.
Montgomery 1907, 113f£; Winkler 1965.
520
III. Die inneren
Verhältnisse
die Samaritaner abermals, diesmal gemeinsam mit den Juden in Caesarea. Justinian
ließ die Schuldigen auf barbarische Weise bestrafen.“ Die Juden blieben zahlreichen Bedrückungen ausgesetzt. Nach der Eroberung Africas 535 befahl Justinian, die dortigen Synagogen in Kirchen umzuwandeln, die „Spelunken“ der Nichtkatho-
liken seien zu schließen.” Wenn Passah auf das Osterfest fiel, durfte es nicht gefeiert werden; wer in der Fastenzeit Lammfleisch aß, mußte mit Strafe rechnen.‘
Unter den arianischen Germanenkönigen des Westens genossen die Juden Schutz.” Theoderich
der Große
lieB den von ihm ermordeten Gegner Odovacar, der
doch ein arianischer Glaubensbruder war, bei der Synagoge von Ravenna bestatten,” wohl um ihn noch im Tode zu ächten, doch behandelte er die Juden sonst respektvoll. Gegenüber den Juden von Genua bemerkte er: „Wir können keine
Religion befehlen, denn niemand ist durch Zwang zum Glauben zu bringen.“ Er verfügte: „Auch solchen, die im Glauben irren, muß der Staat Schutz gewähren.“
Im ‚Edictum Theodorici‘ (143) wurden den Juden ihre alten Privilegien erneuert, in Rechtsstreitigkeiten durften sie sich an ihre Gemeindevorsteher wenden. 509 gab es Unruhen in Rom. Sklaven legten Feuer in jüdischen Geschäften, in der Synagoge und erschlugen ihre Herren. Dagegen ist Theoderich eingeschritten.* 519 wurden
abermals in Ravenna und Rom” die Synagogen angezündet, daraufhin belegte Theoderich die zuständigen Bischöfe mit Geldstrafen und befahl den Wiederaufbau. Zahlungsunwillige wurden öffentlich ausgepeitscht. Der ‚Anonymus Valesianus‘ (81f) nennt das ein factum adversus Christianos. Anders als im ostrômischen
Reich gab es unter Theoderich jüdische Advokaten.* Während des Endkampfes gegen Byzanz unterstützten die Juden die Ostgoten. 536 verteidigten sie Neapel gegen Belisar." Im westgotischen Spanien waren die Juden schweren Verfolgungen ausgesetzt, nachdem die Kónige 587 zum Katholizismus übergetreten waren. Erst
unter den Arabern hat sich ihre Stellung wieder gebessert. Das wichtigste Phänomen der inneren Geschichte des spátantiken Judentums ist die Entstehung des Talmud‘. Leben und Denken der Juden waren von jeher durch die ‚Thora‘ bestimmt, d.h. durch das Alte Testament, innerhalb dessen die fünf
Bücher Mose (Pentateuch) besonderes Ansehen genossen. Neben diese schriftliche Überlieferung trat im Laufe der Zeit ein mündliches Gewohnheitsrecht, das um
200 in Sepphoris (Galiläa) in der ,Mischna' gesammelt wurde. Sie bildet den Grundstock für den Talmud, der als Kommentar zur Mischna konzipiert ist. Dieser wurde in syrisch-aramäischer Sprache in zwei Fassungen angelegt. Der palästinische ‚Talmud'* entstand vermutlich Ende des 5. Jahrhunderts in Tiberias und Caesarea, der
babylonische wenig später im sassanidischen Mesopotamien. Wir haben hier eine ganz ähnliche Kodifikationsbewegung vor uns, wie sie das persische Awesta, das Neue Testament und das römische Recht damals erfuhr." Neben der jüdisch-ortho# Malalas p. 455 f; Theoph. a. m. 6048. * Nov. lust. 37. 50 Proc. HA. 28,17. $ Blumenkranz 1960.
52 Joh. Ant. fr. 140. 5 Cassiod. var. II 27,2; V 37. 54 Cassiod. var. IV 43.
55 Letzteres gemäß einer Textemendation zu Anon. Val. 81 von Mommsen 1892. 56. Anon. Val. 94. 57 Proc. BG. 1 8,41; 10,24f.
ss Talmud Yerushalmi; P. Schäfer 1998. 9. Catherine Hezser in: P. Schäfer 1998, 581 ff.
6. Die Religion — b) Die Juden
521
doxen Frômmigkeit bezeugen Papyrusfunde Neigungen zu Mystik und Magie, auf die gnostische und neuplatonische Vorstellungen und Praktiken eingewirkt haben.” In ihrer Rechtsstellung sind die Juden durch und seit Constantin derjenigen der christlichen Untertanen angeglichen worden. Dies gilt zunächst für die Curia-
lität, die für strenggläubige Juden zuvor wegen der damit verbundenen Opfer nicht in Frage kam. 321 wurde der Stadt Köln gestattet, reiche Juden in die Curie aufzunehmen; zwei oder drei, so heißt es, dürften die Immunität behalten. Vermutlich war dabei an die Gemeindevorsteher, die Gerusiarchen, gedacht. Gratian
erneuerte die Bestimmung 383." Arcadius befreite die Juden von der Curialität, Honorius aber trat dem 398 entgegen. Er befand, das Bekenntnis sei im Hinblick auf die Curienpflicht unerheblich. Als sich die in Apulien und Calabrien zahlreichen Juden auf die Bestimmung beriefen, die sie vom Curiendienst befreiten, setzte sie Honorius außer Kraft, weil sie „seinem Reichsteil verderblich“ schien. Die Immu-
nität behielten nur ihre Geistlichen.” So wie die christlichen Kleriker, so befreite Constantin auch den Patriarchen,
die Presbyter und Synagogenvorsteher von persönlichen und außerordentlichen Lasten." Diese Privilegien von 330 und 331
wurden
mehrfach
bestätigt, zuletzt
404." Die jüdischen Patriarchen besaßen eine staatlich anerkannte Gerichtsbarkeit in religiösen Angelegenheiten. Exkommunizierte Juden durften nicht durch staatliche Stellen in ihre Gemeinden zurückgeführt werden. Dies hatte allein der Patriarch zu entscheiden." 398 erhielten die Juden das Recht, zivile Streitsachen einvernehmlich vor ihre Patriarchen und Ältesten zu bringen, deren Entscheidung sodann durch die Statthalter vollstreckt werden sollte. Daß auf diese Weise auch Prozesse zwischen Juden und Christen geführt wurden, erfahren wir, weil es 415
untersagt wurde.“ Unter Theodosius I trägt der Patriarch Gamaliel den hohen imperialen Rangtitel eines vir clarissimus et illustrissimus. Gamaliel besaß eine Reichspräfektur ehren-
halber, die ihm jedoch 415 aberkannt wurde (s. o.). Die übrigen Gemeindevorsteher tragen 404 den Titel spectabilis." 408 untersagte Theodosius II den Juden, bei ihrem
Purim-Fest ein Spottkreuz zu verbrennen," sicherte ihnen 409 jedoch die Sabbatruhe zu; an diesem Tage seien sie nicht zu óffentlichen Arbeiten (munera sordida)
heranzuziehen.” Die reichen Reeder des Iudaeorum corpus ac Samaritanum in Ägypten mußten Staatsfracht befördern.”
Die Finanzen
der Juden beschäftigten den Kaiser mehrfach. Arcadius verbot
verschuldeten Juden, vor ihren Gläubigern in Kirchen Asyl zu suchen, gestattete
ihnen aber, die Preise ihrer Waren selbst festzusetzen, und erklärte die ihnen auf^! P. Schäfer 1990; Janowitz 2002; s. [116 e!
“7 CTh.
st CTh. XVI 8,3; XII 1, 99. Baltrusch 2002.
^' Dies erinnerte an die Hinrichtung Hamans
*? CTh.
165; XVI 8,13. Dies ist
im Buch Esther (7, 10). Al Biruni (In den Gärten
das einzige Gesetz, was in Ost und West unterschiedliches Recht stiftet. Es fällt in die Zeit der Spannung zwischen Stilicho und Byzanz; s. I8! *' Munera personalia definiert in Dig. L 4, 18,1. Jacobs 1995.
der Wissenschaft, ausgewählt und übersetzt von G. Strohmaier 1991, 124) bezeugt die jüdische Sitte, Figuren von den Feinden des Volkes zu machen, zu schlagen und zu verbrennen, gleich wie sie Haman verbrannten. Weiteres bei Stroh-
** CTh. 85 CTh. * CTh.
XII 1, 157f;
XVI 8,8; 8,11; 8,15.
XVI 8.2; 8,13; 8,15. XVI 8,8 von 392. II 1,10; XVI 8,22.
maier l. c. ** CTh. XVI 8,18; 8, 20; 11 8.26 = VIII 8,8. ἢ CTh. XIII 5,18.
522
Ill. Die inneren Verhältnisse
erlegten Preisbeschränkungen für ungesetzlich." Daß die Judenfeindschaft vielfach auf die Handelsgeschäfte der Juden abzielte, erweist sich auch sonst.” Julians Übernahme der Apostole auf den Fiskus (s. o.) hat offenbar nie stattgefunden, die Abgabe wurde weiter entrichtet. Arcadius hat 399 in judenfeindlicher Absicht die Steuer
abermals abgeschafft und das bereits einkassierte Gold und Silber konfisziert. 404 hat er dieses Gesetz wieder aufgehoben." 429 verordnete Theodosius II, daß die
bisher als aurum coronarium durch die Patriarchen im östlichen wie im westlichen Reichsteil von den Synagogen eingezogene Abgabe an den Fiskus abzuführen sei. Der Kaiser begründete das mit dem Ende des Patriarchats. Warum Gamaliel V/VI
keinen Nachfolger erhalten hat, wissen wir nicht." Der Titel „Patriarch“ ging über auf die christlichen Metropoliten von Alexandria, Jerusalem, Antiochia und Kon-
stantinopel.” Als Vorsteher der Judengemeinden erscheinen die primates der beiden palástinensischen Synhedrien." Bereits auf der Synode von Elvira wurde katholischen Christen die Ehe und
Speisegemeinschaft mit Juden verboten." Theodosius erklärte 388 jüdisch-christliche Mischehen
zu adulterium und stellte sie unter Kapitalstrafe." Schon 339
hatte Constantius II befohlen, daß Juden, die Frauen aus den staatlichen Textilbetrieben geehelicht hatten, ihre Frauen in die Fabriken zurücksenden müßten. Verführten sie Frauen zur Teilnahme an den jüdischen „Schandtaten“, seien sie am
Leben zu strafen.” Beim ersten Fall spielt offenbar ein ókonomisches Motiv mit.
393 unterwarf Theodosius die Juden dem rómischen Eherecht und verbot ihnen die vom mosaischen Gesetz erlaubte Polygamie.* Sie war längst obsolet, daher ist das Gesetz wohl bloB schikanós. Im Hinblick auf den Staatsdienst erging es den Juden ähnlich wie den Hei-
den. 404 wurde ihnen der Dienst als agentes in rebus verwehrt." 418 dehnte man das auf jede militia aus. Die noch als agentes oder palatini amtierenden Juden dürften ihre Dienstzeit beenden, aber Neulinge seien nicht mehr einzustellen, und überdies
müßten alle jüdischen Soldaten entlassen werden. Den Juden mit Hochschulbildung wurde indessen weiterhin die Anwaltstätigkeit und die Curialität gestattet." Theodosius II untersagte 425 und 438 den Juden erneut ProzeBführung und Staats-
dienst.” Da Justinian 535 den Ausschluß der Nichtkatholiken von allen Ämtern wiederholte und ihnen nur die Lasten der curiales und cohortales beließ,* scheinen die
früheren Bestimmungen nicht gegriffen zu haben. Die lateinische ,Collatio Mosaicarum et Romanarum legum' aus der Zeit um 400 stammt vermutlich von einem christlichen Verfasser. Er sucht zu beweisen, daB die Gesetze Mosis' mit denen der
Römer übereinstimmten und älter seien als diese. Seit Constantin wurde den Juden immer wieder verboten, christliche Sklaven
zu kaufen, zu besitzen oder in ihrem
7 CTh.
IX 45,2; XVI 8,10.
72 PG. 48,911. 3 CTh. XVI 8,14; 8,17; 8,19. ^ CTh. XVI 8,29. Jacobs 1995.
75 Gieseler 1831, 491 ff. % Schäfer 1983, 203. ” Canones 16 u. 50. Orlandis/Ramos-Lisson 1981, 15; 26.
Glauben τ CTh.
zu belästigen. Christliche
111 7,2 = IX 7,5. H. S. Sivan in: Ma-
thisen 2001, 208 ff. * CTh. XVI 8,6. » CJ. 19,7.
8 CTh. XVI 8,16. 82 CTh. XVI 8,24. Das Gesetz wurde nicht in den Codex Justinianus übernommen. 83 Const. Sirm. 6; Nov. Theod.
** CJ.
3.
15, 12, 4ff; Nov. Lust. 37,6; 45 pr.
6. Die Religion — b) Die Juden
523
Sklaven sollten der Kirche oder dem Staat übereignet oder freigelassen werden. Zwischenzeitliche Milderungen dieser Bestimmung” zeigen, daß sie nicht durch-
zuführen war. Todesstrafe wurde seit 339 Juden angedroht, die christliche Sklaven beschnitten. Der beschnittene Sklave wurde frei. Ab 415 fiel er an die Kirche.*
Gegen die Proselytenmacherei ergingen überhaupt scharfe Gesetze. Zum Judentum übergetretenen Christen drohte der Scheiterhaufen, und dieser erwartete auch Juden, die ihre Glaubensgenossen daran hinderten, sich taufen zu lassen. Es war
unter den Juden Sitte, Abtrünnige zu steinigen oder doch zu enterben. Beides wurde untersagt.” Neben den zahleichen Zeugnissen für die durch Scharfmacher gesteigerte Span-
nung zwischen Christen und Juden gibt es auch Belege für freundliche Beziehungen. So wissen wir, weil Johannes Chrysostomos 386/387 in seinen acht Judenpredigten dagegen wetterte, daß in Antiochia Christen die Synagoge besuchten, um
das Gepränge der Zeremonien zu erleben. Die Synagoge von Sepphoris in Galiläa zeigt auf ihren Mosaiken aus dem 5. Jahrhundert neben biblischen Motiven einen Helios im Strahlenkranz auf dem Sonnenwagen, umgeben von den Tierkreiszeichen.
Villen dort und in Scythopolis sind mit dionysischen Szenerien geschmückt." Das eindrucksstärkste Zeugnis für ein mögliches friedliches Nebeneinander der Religionen ist das Jahresfest von Mamre.
An der uralten Eiche Abrahams nahe
Hebron versammelten sich die Umwohner aller Glaubensrichtungen und feierten gemeinsam: Juden, Christen und Heiden opferten, speisten und entzündeten Lichter. Um 324 besuchte Constantins Schwiegermutter Eutropia das Fest, berichtete dem Kaiser, der die Bischöfe maBregelte, Altar und Götterbilder zerstören und eine
Basilika errichten ließ. Das Fest bestand in christlicher Form fort, wurde aber trotz
Todesdrohung bis ins 5. Jahrhundert auch von Juden, Phönikern und Arabern besucht.” Große Judengemeinden lagen außerhalb des Reiches.” Im sassanidischen Meso-
potamien, wo die Juden seit Nebukadnezar alteingesessen waren, kann man sogar
von einer Blüte des Judentums sprechen. Dort entstand der für das spätere Judentum grundlegende Babylonische Talmud (Bavli).” Gemäß Faustus" hat Sapor II nach dem Tode Julians Zehntausende von jüdischen und armenischen Familien aus Armenien nach Mesopotamien verschleppt. Gleichwohl betrachtet Aphrahat” ihn als Judenfreund. Die Sympathie unter den römischen Juden für Persien steigerte sich bisweilen
bis zum
Landesverrat,
wie
die Vorgänge
in Tella-Constantia
in
Osrhoene 503 lehren.” Persische Juden haben im 7. Jahrhundert den mosaischen Glauben zu dem Turkvolk der Chasaren in SüdruBland gebracht, wo im 9. Jahr-
hundert der Adel sich zum Judentum bekannte.” * CTh.
XVI
9,3.
*^ CTh.
111 1,5;
CC. XVI
8,6; 8, 22; 9,1-5;
Theod. 3,4; Nov. lust. 37,7 ; Eus. VC. Langenfeld 1977, 41 ff.
#7 CTh.
Nov.
IV 27.
XVI 8,1; 5; 7; 19; 26; 28. Zur wei-
Series Latina
Baum,
2002,
175, S. 20; Soz. II 4. Demandt,
24ff.
Ὁ Blumenkranz 1960, 159fF; ders. 1977 p. X. ° Zum jüdischen Aberglauben s. III 6 e!
*' FHG. V 2, 274f.
teren Geschichte der christlichen Sklaven jüdi-
%1 Bert 1888, 329; Neusner 1971.
scher Herren: Blumenkranz
^ Josua 58.
1960, 184 ff; 337 f.
*' Zur jüdischen Kunst in der Spätantike: Levine/Weiss 2000. * Eus. VC.
III 52 f; Itinera
** R. Trautmann, Dic altrussische Nestorchronik 1931, 59.
Hierosolymitana,
524
Ill. Die inneren
Unter den arabischen
Stämmen
Verhaltnisse
hat sich das Judentum, teils durch Ein-
wanderung, teils durch Bekehrung seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. ausgebreitet. Es stand hier in der doppelten Konkurrenz einerseits zum altarabischen Heidentum,
andererseits zu dem gleichfalls expansiven Christentum, zumal in der Form des Judenchristentums (s. III 6 d). Um 350 wurde der Nordjemen von den christlichen Kónigen Abessiniens unterworfen, doch setzten sich hier um 400 zum Judentum
übergetretene Herrscher durch. Der jüdische Einfluß gipfelte unter dem König Dhu Nuwas, der nach Tabari zu Beginn des 6. Jahrhunderts 20000 Christen in
Negran umbringen lief, weil sie sich nicht zum Judentum bekehren wollten." Die arabischen Christen fanden Hilfe in Byzanz. Mit der Unterstützung Justins erneu-
erte Elesbaas 525 die abessinisch-christliche Herrschaft im Jemen. Die folgenreichste arabisch-jüdische Kolonie bestand in Medina, wo sie im 6. Jahrhundert sogar die Macht besaß. Die Stiftung des Islam erwuchs in der Auseinandersetzung Mohammeds mit Juden und Christen. Erst als seine Predigt bei ihnen keinen Erfolg hatte, änderte er die Gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka, wie die zweite Sure des Koran bezeugt (2, 138f
).
Das Judentum ist die einzige unter den nichtchristlichen Religionen, die immer
statthaft war und das Altertum überdauert hat. Dieses singuläre Privileg war allerdings mit endlosen Schikanen verkoppelt. Aber gegen alle Anfeindungen durch Griechen und Christen, durch Bevölkerung und Staatsorgane haben die Juden sich sowohl in der christlichen als auch in der islamischen Welt behaupten kónnen. Der Grund liegt nicht nur in der Duldung des mosaischen Glaubens durch Rom und Mekka, sondern auch in einer Strukturverwandtschaft der Buchreligionen. Juden-
cum, Christentum und Islam sind durch heilige Schriften und eine feste Gemeinde-
ordnung äußerlich und durch den Glauben an einen historischen Stifter, ein Leben nach dem Tode und eine geschlossene Kosmologie auch innerlich miteinander
verbunden. Die gleichartigen Ansprüche auf die absolute Wahrheit begründen dann freilich auch jene Konkurrenzsituation, die sich bis in unsere Tage immer
wieder blutig entladen hat.
c) Die Reichskirche Quellen: Über keinen Bereich der Spätantike sind wir so genau informiert wie über die Kirche. Zwar geht die Historiographie selten auf religiöse Fragen ein - Aurclius Victor, die ,Epitome de Caesaribus' und Eutrop erwähnen nicht einmal Constantins Wendung zum Christentum -, doch besitzen wir in den Kirchengeschichten Eusebs und seiner Fortsetzer (Rufinus, Theodoret, Philostorgios, Socrates, Sozomenos und Euagrios) ausführliche Darstellungen der Kämpfe um die Besetzung der Bistümer, um die Bewahrung des Glaubens, um die Macht der Kirche im Staat. Die meisten der in diese Auscinandersetzungen verwickelten Kirchenväter haben selbst geschrieben (vielmehr: diktiert) und Schriften in kaum übersehbarer Menge hinterlassen. Im Lateinischen sind es namentlich Lactanz, Ambrosius und Augustin, im Griechischen vor allem Athanasios, Basilius und Johannes Chrysostomos. Die teils von den Kirchenvátern, teils gesondert überlieferten Primärquellen umfassen vor allem Briefe
(Collectio Avellana), Konzilsakten (Acta conciliorum oecumenicorum, ed. Ed. Schwartz 1928 ff), Pilgerberichte (Egeria) und Predigten. Die zahlreichen, überwiegend in den Gesetzessammlungen
55 Nöldeke 1879, 185; Zach. VIII 3 (S. 142 £f).
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
325
(CTh. XVI - dazu De Giovanni 1985 - und C].I) erhaltenen Kaisererlasse hat Coleman-Norton 1966
in chronologischer Folge auf Englisch herausgebracht. Für die Papstgeschichte bedeutsam ist der Liber Pontificalis. Die frühchristlichen Inschriften bietet Diehl 1925 ff.
Das Christentum hat als jüdische Sekte begonnen.' Die Anhänger Jesu wurden so wie die Pharisäer und die Sadduzäer, die Essener und Täufer zunächst als Sonder-
gemeinde des Judentums angesehen. Juden gab es im ganzen römischen Reich, ebenso wie Syrer, Phönizier und andere Handelsvölker. Früh entstanden christliche
Zirkel innerhalb der jüdischen Gemeinden. Paulus fand sie dort schon vor, als er auf seinen Missionsreisen in den Synagogen predigte. Indem er dann die Aufnahme von Nichtjuden, sogenannten Heidenchristen, durchsetzte (Apg. 15) und ihnen die
Beschneidung ersparte, begann er, das Christentum von seinem jüdischen Ursprung zu lösen. Paulus wurde der Organisator des neuen Glaubens. Die neue Lehre verbreitete sich von den Juden zu den Griechen und über diese zu den anderen Völkern.’ Die Kirchensprache war noch im 3. Jahrhundert das Griechische, auch im Westen. Das lehren die christlichen Grabinschriften Roms. Lateinisch sprach zuerst die africanische Kirche, hier entstand auch die erste latei-
nische Bibel, die seit etwa 200 n. Chr. bezeugte , Vetus Latina‘. In Rom hat Damasus
um 380 die Liturgie vollständig latinisiert.! Anfangs wurde das Christentum überwiegend in den mittleren und unteren Schichten der Stádte des Ostens angenommen. Die Mission ging von Osten nach Westen, von den Städten aufs Land. Wichtige
Tráger
waren
orientalische
Kaufleute,
sie hatten
den
neuen
Glauben
unter Marc Aurel bis Lyon gebracht.‘ Die frühen Missionserfolge des Christentums erklären sich aus einem Mentalitätswandel.‘ Ihn nutzten — oder bewirkten? — die Frohe Botschaft der Ewigen Seligkeit und die Angst vor dem Weltgericht. Hinzu trat die Anziehungskraft, die
das Bild von Jesus zu allen Zeiten hatte, und der sittliche Gehalt seiner Lehre, insbesondere der Bergpredigt.^ Die Zahl der Märtyrer, die um des Himmelreichs
willen ihr Leben hingaben, machte Eindruck und diente der Kirche als Argument.’ Dazu kommen praktische Gründe: die Liebestätigkeit, die zumal unter der ärmeren Bevölkerung Anklang fand, der organisatorische Zusammenhalt der Gemeinde im
ganzen Imperium und schließlich die schriftliche Fixierung der Lehrinhalte im Neuen Testament nebst der umfänglichen theologischen Literatur. So verbinden sich im frühen Christentum Elemente einer orientalischen Mysterienreligion mit
denen einer antiken Philosophenschule. Während das Heidentum vorwiegend bestimmte Gruppen ansprach - der Götterglaube die Bauern, der Neuplatonismus die Gebildeten, Kybele und Isis die Frauen, Mithras und Mani die Männer - hatte das Christentum jeder dieser Gruppen etwas zu bieten.
Die Einstellung der ersten Christen gegenüber dem Staat ist durch eine loyale Indifferenz geprägt. Es gab eine romfeindliche Gruppe, die sich auf die Johannes! Gieseler 1831 (knapp, klar, kritisch, quellennah); Ed. Meyer 1923/24. Die Trennung der Christen von den Juden war noch im 2. Jh. nicht
‘ Kótting 1961; Mohrmann 1965. * Eus. HE. V 2. Harnack, Mission 1924; Lietzmann
1937 ff; Brown
perfekt.
5 Dodds
? Harnack 1924; Praet 1992/93; Brown 1995. Dazu die Atlanten von F. van der Meer 1966 und
+ Ev. Matth. 5ff. τ Grig 2004.
Jedin 1970/87.
1965/1985.
1995; Brands/Severin 2003
526
III. Die inneren
Verhältnisse
Apokalypse berufen konnte, wo Rom als die „große Hure Babylon“ verunglimpft wird. Dagegen steht eine romfreundliche Richtung, die in der Weihnachtsgeschichte
eine wunderbare Gleichzeitigkeit zwischen Jesus und Augustus, dem himmlischen und dem irdischen Friedensbringer erblickte. Das Gleichnis vom Zinsgroschen mit der Aufforderung Jesu: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist!“ und das Wort des
Paulus: „Seid untertan der Obrigkeit, denn sie ist von Gott eingesetzt!" bezeugen die grundsätzliche Anerkennung des Imperiums. Der erste Klemensbrief (60,4 ff ) aus der Zeit um 90, Melito von Sardes um 172" und Tertullian im Jahre 197 stimmten
zu. Tertullian erklärte zwar, der Staat gehe die Christen nichts an: nobis ... nec ulla magis res aliena quam publica, dennoch war für ihn der Kaiser der „zweite Mann nach
Gott." Gregor von Nazianz (or. IV 37) und Orosius (VII 1) sahen das Reich als Werk Christi. Mit seiner Ankunft vereinten sich die Vólker im Rómischen Reich, wie Hieronymus (PL. 24,184) bemerkt.
Noch weniger problematisch als die Anerkennung des rómischen Staates war die
der Gesellschaftsordnung
durch die Christen. Jesus hatte ein Liebesgebot
aufgestellt, aber nicht zu sozialen Reformen aufgerufen. Angesichts des bevorste-
henden Gottesgerichtes waren ihm irdische Güter wertlos: Jesus verlangte den Verzicht auf Reichtum, weil dieser die Seele korrumpiere, er verlangte nicht die Enteignung der Reichen, damit die Armen reicher würden. „Schauet die Vögel
unter dem Himmel:
sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die
Scheunen, und euer himmlischer Vater nähret sie doch!“."
Für den Christen wurde die Nachfolge Jesu das zentrale Gebot. Das Leid galt als eine Prüfung Gottes, als eine Auszeichnung des Leidenden, insofern Gott ihn der
imitatio Christi würdigte. Daher die Aufforderung an die Sklaven,
ihren Herren
gehorsam zu sein, gerade den harten Herren - freilich auch die Aufforderung an die Herren, ihre Sklaven als Brüder in Christo zu behandeln." Die Einstellung des
Christentums gegenüber der bestehenden Gesellschaft war somit ähnlich derjeni-
gen der stoischen Philosophie: humanisierend, aber nicht revolutionär. Die Haltung der heidnischen Kaiser gegenüber dem Christentum ist zumeist durch eine mißtrauische Toleranz gekennzeichnet. Die frühen Verfolgungen"
waren mit angeblich kriminellen Handlungen der Christen begründet. Jesus ist als rex ludaeorum, als politischer Aufrührer hingerichtet worden. Nero verfolgte die
Christen Roms wegen vorgeblicher Brandstiftung im Jahre 64. Plinius betrachtete sie als potentielle Verbrecher; man warf ihnen vor, daß sie Menschenblut tränken
und Inzest begingen.' Die Christen beteten im Verborgenen, das war verdächtig. Der Glaube selbst war den Behörden einerlei. Das Kaiseropfer diente als Beweismittel, weil man wußte, daß wirkliche Christen dies verweigerten. Einen allgemeinen
Opferzwang
gab es nicht einmal
im Heere,
wie die Christen unter den
Soldaten Marc Aurels dartun (s. u.). Im dritten Jahrhundert, mit der decianischen Verfolgung, erschien die Verwei-
gerung des Kaiseropfers als eine Absage an das Staatsoberhaupt und eine Beleidigung der Götter, deren Schutz man römischerseits nicht entbehren mochte. Das * Ev. Matth.
22,17 ff.
* Ep. Rom. 13. 10 Eus. HE. IV 33. " Tert. apol. 30; 38,3; ders. Scap. 2. ? Ev, Matth. 6,26.
13 1. Petr. 2,13ff.
4 Vogt, Christenverfolgung (historisch), RAC. II 1954, 1183 ff; Molthagen 1975. 1 Tac. ann. XV 44; Plin. ep. X 96; Tert.apol. 8.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
527
Motiv der Verfolger wurde wieder — wie im Jesusprozeß — politisch (s. II 1). Die
Not des Reiches war so gestiegen, daß der Kaiser ein Weihrauchopfer für seinen Genius und die Götter des Staates verlangte. Aus seiner Sicht war das eine Loyalitätsgeste, die den Anhängern der übrigen Religionen im Reich nicht schwer
fiel. Die Christen jedoch verstanden dies als Vergottung eines Menschen, unvereinbar mit dem Gebot: „Gebt Gott, was Gottes ist." Viele weigerten sich, verfielen
der Strafe und glaubten, als Märtyrer ins Paradies einzugehen. Erst in der dritten
Phase der Verfolgung, unter Diocletian, werden religiöse Motive der Kaiser erkennbar. Die Christen sollten ihre neuartigen Vorstellungen aufgeben und zum Glauben ihrer Väter — gleichgültig welchem — zurückkehren (s. II 2). Die Christen gliederten sich schon zur Zeit des Apostels Paulus in unterschiedliche Glaubensgemeinschaften (s. III 6 d). Unter diesen setzte die in Rom
zentrierte
ihren Anspruch auf die apostolische Sukzession durch und behauptete erfolgreich, katholisch (weltweit) den rechten Glauben, d.h. die Orthodoxie zu vertreten. Insofern die Kaiser mit wenigen Ausnahmen diese Gruppierung unterstützt haben,
können wir sie als Reichskirche bezeichnen. Staatliche Anerkennung
erlangte sie unter Gallienus 260, bestätigt 272 durch
Aurelian." Nach der diocletianischen Verfolgung legalisierte Constantin die Christen 306 in Gallien, Maxentius in Italien und Galerius 311 reichsweit (s. II 3). Die „constantinische Wende“ 312 stiftete zwischen Reich und Kirche ein immer enger
werdendes Bündnis." Der kaiserliche Missionseifer, die Maßnahmen gegen das Heidentum, die finanziellen Zuwendungen an die Kirche und die Begünstigung von Christen beschleunigten die Ausbreitung des neuen Glaubens. Theodosius erhob 381 das nicánische Bekenntnis zum Staatsgesetz (s. II 7); Ambrosius klagte über Konjunkturchristen, ebenso Symmachus (ep. I 51). Trotzdem verführt
uns die religiöse Aktivität der Christen zu einer Überschätzung ihrer Zahl. Selbst eine Metropole des Christentums wie Antiochia war zur Zeit von Johannes Chrysostomos (PG. 50, 591) um 400 erst zur Hälfte christianisiert. Die schrittweise
Entrechtung aller Nichtkatholiken gipfelt in Justinians Befehl zur Zwangstaufe. Wer sich weigerte, dem sollte das Staatsbürgerrecht entzogen werden."
Während die innere Mission energisch betrieben wurde, blieb die Verkündung auBerhalb des Reiches der Initiative einzelner Bischófe überlassen. So bemühte sich Johannes Chrysostomos um die Bekehrung der Goten. Die Missionstätigkeit unter den Dakern bei Niceta von Remesiana ist rechts der Donau anzunehmen. Vielfach herrschte die Ansicht des Ambrosius, daß unter Barbaren eine Mission erst möglich
sei, wenn diese zivilisiert, d. ἢ. romanisiert oder hellenisiert wären (s. ΠῚ 2 d). In Armenien
setzte sich das Christentum durch, nachdem Gregor der Erleuch-
ter und Tiridates III/IV als Flüchtlinge vor den Persern um 315 den neuen Glauben in Kappadokien kennengelernt hatten (s. II 2). Der zeitweilig in Konstantinopel dozierende Mesrop erfand 407 die armenische Schrift, übersetzte das Neue Testa-
ment und dann die ganze Bibel ins Armenische. Zu den Iberern im späteren Georgien (Kolchis) gelangte das Christentum durch eine aus dem Reich stammende '* Ev. Matth. 22,21. 7 Eus. HE. VII 13; 30,19; s. II 1!
'" S. 113! Gaudemet 1958/1989; Demandt, Reichskirche 1999. ? CJ. 111.10; s. IE 12!
Dihle
1989;
528
Ill. Die inneren Verhältnisse
gefangene Christin, die ein Königskind gesundbeten konnte. Das war um 330.“ Eine gleichartige Geschichte berichtet Victor Vitensis (1 36 f ‘) für die Missionie-
rung eines Maurenstammes. Auf ähnlichem Wege kam das Christentum zu den Hunnen, nach Äthiopien (s. Π 4) und Irland. Zu Anfang des 5. Jahrhunderts wurde der heilige Patrick (Patricius) aus Britannien dorthin verschleppt.” Ebenso folgenreich war die Verbreitung des Christentums unter den Goten* durch christliche Kriegsgefangene aus Kleinasien. Wulfila, der „Apostel der Goten“, stammte von diesen Leuten ab (s. II 4). Der Fall war nicht selten: „Verschie-
dene Söhne der Kirche haben als Gefangene der Feinde ihre Herren zu Gefangenen des Evangeliums Christi gemacht.“ Mehrfach haben römische Bischöfe auf Nachfrage Missionare zu den Barbaren gesandt.” Das Ja des Staates zur Kirche war gebunden an das Ja der Kirche zum Staat.” Indem Eusebios von Caesarea den Kaiser Constantin als Stellvertreter Gottes auf Erden feierte, ging er zwar weiter als andere Theologen, doch hat keiner von ihnen
das schon für Paulus und die Evangelisten selbstverständliche Herrscheramt des Kaisers bestritten (s. 1] 1 a). Man kritisierte nicht die Monarchie, sondern einzelne Monarchen,
und zwar aus konfessionellen, nicht aus politischen Motiven.
Wenn
Lucifer von Calaris, Hilarius von Poitiers und Athanasios gegen Constantius protestierten, so war dessen homöisches Bekenntnis der Grund. Eingriffe orthodoxer
Kaiser, so bei Theodosius I und Justinian, selbst in theologische Angelegenheiten
wurden von katholischen Bischöfen hingenommen. Ein heikles Kapitel bildete der Wehrdienst. Tertullian, Origenes und Cyprian hielten ihn für unchristlich.^ Ebenso dachte der centurio Marcellus (Passio Marc.), der unter Diocletian die Waffen niederlegte, weil er nicht zwei Herren zugleich dienen kónne, Gott und dem Kaiser. Martin von Tours legte den Waffengürtel ab
und sagte: Christi ego miles sum: pugnare mihi non licet." Im gleichen Sinne predigte der Eremit Antonius: der wahre Kaiser sei Christus. Dies bewog eine Reihe von Soldaten, den Panzer mit der Kutte zu vertauschen.” Paulinus von Nola bot Fah-
nenflüchtigen das Asyl der Kirche an. Valens versuchte, aus den zu Tausenden die Klóster der Natronwüste füllenden Mónchen Tote.”
Rekruten zu ziehen, dabei gab es
Neben dieser pazifistischen Tradition gab es jedoch die Auffassung, daB auch der Soldatenstand gottgegeben, daB auch Krieg und Frieden gottgewollt seien. Das war nicht nur aus dem Alten Testament ableitbar, sondern auch aus dem Neuen. Christus hatte den Hauptmann von Kapernaum nicht zur Fahnenflucht ermuntert, nicht den Frieden zu bringen versprochen, sondern das Schwert. Paulus billigte
es der Obrigkeit ausdrücklich zu.” Christen gab es schon im Heer Marc Aurels." 2 Theodoret
HE. 1 24; Rufin.HE. I 10; Socr.
1 20. Die Erzählung soll auf den Heermeister Bacurius, einen kaukasischen Iberer, zurückgehen.
In der späteren Legende heißt die Frau Nino. Kettenhofen 1995, 85; Seibt 2002. 21 Zach. S. 254; Chron. Min. III 158 £; 194 ff. ?: Zur Bekehrung der Goten: Giesecke 1939;
Gschwantler,
Bekehrung,
in:
Hoops
2. Aufl.
II 1976 S. 175 ff; Schäferdiek, Germanenmission, RAC. X 1978, S. 492 ff. 2 Pseudo-Prosper, PL. 51, 717f.
^ Theodoret HE. IV 23; V 32.
25 Bonamente/Nestori 1988. 36 Tert. De idol. 19; De cor. 11; Orig. CCels.
VIII 78; Cypr. ep. 56f. 27 Sulp. Sev. VM. 4,3. Barnes 1996. ?^ Athan. VAnt. 81; 87. # Paulin. ep. VIII 5 Vers 11f; XXV
3: ders.
carm. XIX 445 ff; Hieron. chron. zu 375. 9 Ev. Matth. 8,5 ff; 10,34; Róm. # Tert. apol. 5,6; Eus. HE. V 7.
13.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
529
Somit konnte die Staatskirche Waffenwerk und Christenglauben für vereinbar erklären.” 314 drohten die in Arles versammelten Bischöfe, jeden Gläubigen, der einem christlichen Kaiser den Wehrdienst verweigere, zu exkommunizieren.”
408 wurden
Heilige
gaben
die Nichtchristen
den
Namen
aus dem
Palastdienst ausgeschlossen,
her für Befestigungswerke
und
christliche
Wurfgeschütze, "
Schlachten wurden mit Gebeten eröffnet. Seit dem 4. Jahrhundert haben einzelne Bischöfe selbst Truppen kommandiert und ihre Gemeinden gegen die Barbaren
verteidigt (s. III 4 c). Persönlich Waffen zu führen, war Geistlichen allerdings verwehrt.”
Nur aber diesen. Gregor von Nazianz (or. 6,20) forderte auf zum Kampf gegen die „Bosheit“
mit
Feuer
und
Schwert.
Augustinus
(CD.
I 21; 26) erinnerte
daran, daß Jesus nirgendwo den Soldatenstand als solchen angreift und daß Paulus das Schwert der Staatsgewalt für gottgegeben erklärt.” Der Kirchenvater kam zu
dem Schluß, daß die Liebesgebote Jesu auch eine väterliche Strenge nicht ausschlössen, daß die militärische Bezwingung der Barbaren diesen letztlich zu ihrem eige-
nen Vorteil gereiche, sofern die Kriege nur in christlichem Geiste geführt Wer im Auftrage Gottes einen Staat regiere, einen Verbrecher hinrichte Krieg einen Feind töte, handele nicht gegen Gottes Gebot. Verwerflich sei militia, sondern nur die malitia der Soldaten. Das fünfte Gebot gelte nicht,
würden. oder im nicht die wo Gott
selbst Krieg zu führen und zu töten gebiete, wie bei Abraham. Selbstmord aber sei
ein Verbrechen.” Ambrosius und Augustin übernahmen Ciceros Theorie vom bellum iustum in kaum veränderter Form." Für einen frommen Kaiser zögen die Heere
der Engel in die Schlacht.” Theodoret (HE.V 41) erneuerte die alte Lehre, daB Friede schlaff mache und Krieg die Seelen stärke. Er fügte das christliche Argument
hinzu, daß die Wert-
losigkeit der irdischen Güter eher in Kriegs- als in Friedenszeiten erkannt würde. Bei Isidor (etym. XVIII
1,2; 2,1) wird das bellum
iustum
in altrómischer Weise
gebunden an die Kriegserklärung, die Wiedergewinnung von Verlorenem und die Abwehr von Feinden. Das Völkerrecht erlaube, Gewalt mit Gewalt auszutreiben
(vim vi expellere). Papst Gelasius (PL. 59,34) betonte sodann — und darin hátte ihm Augustin gewiß zugestimmt — die Angriffe der Barbaren seien weniger schlimm als die Versuchungen des Teufels, denn diese drohten der Seele, jene nur dem Kórper. Militia est vita hominis super terram heißt es bei Hiob (7,1).
Das Leben und Denken der antiken Christen orientierte sich an der Bibel.” Sie hat erst in der Spátantike ihre uns vorliegende Gestalt gewonnen. Für Jesus war das Alte Testament die Heilige Schrift. Die Urkirche verkündete zunächst daneben die
mündliche Überlieferung von Jesus als „das Evangelium". Das Wort wurde von Paulus (Gal. 1,11) für die „Frohe Botschaft“ geprägt und später für die vier Jesus* Tomlin in: Lieu/Montserrat 1998, 21 ff.
" Hefele/Leclercq 1 1, 275 ff; Kanon 3 lautet: qui in pace arma projiaunt, excommunicentur (S. 282),
vgl. Mirbt Nr. 242. 34 CTh. XVI 5,42; Theodoret HE. V 24,6 ff: 37,8f; 39. # Basilius ep. 217. Die Begründung ist nicht nur biblisch, sondern auch pragmatisch: Ev. Matth. 26,52.
* Ev. Matth. 8,5ff; Ev. Luk. 3,14; Róm.
13.
“Aug. CD. I 17ff; 21. # Ambr. De off. 27-36; Aug. epp. 47,5; 138; 189; 228; ders. CD. XIX 7,12 ff; ders. sermo 302.
Hartigan 1966. * Ambr.
De ob. Theod.
10.
*^ Dormeyer in: Engels/Hofmann 1997, 89 fT; Mazal 2003, 75 fF.
530
III. Die inneren
Verhältnisse
biographien der Evangelisten üblich.“ Von diesen ist das Markus-Evangelium kurz vor, das Matthäus-Evangelium kurz nach der Zerstörung Jerusalems durch Titus im Jahre 70 abgefaßt. Um die Mitte des 2. Jahrhunderts erlangten sie kanonische Geltung. Das Lukas-Evangelium, etwa gleichzeitig mit dem Matthäus-Evangelium
entstanden, und das jüngere Johannes-Evangelium sind um 200 als verbindlich anerkannt worden. Älter als die Evangelien sind die echten Paulusbriefe," sie stammen aus
neronischer Zeit, wurden jedoch für den Gottesdienst erst nach den Evangelien kanonisch. Die vier Evangelien und die Sendschreiben des Paulus bilden den seit etwa 200 n. Chr. unveränderten Kern der Sammlung, die seit dieser Zeit als „Neues Testament“ bezeichnet wird. Aus der großen Anzahl der damals im Gottesdienst benutzten Schriften haben sich die heute biblischen Texte nur allmählich herauskristallisiert. Hebräerbrief und Johannesapokalypse sind lange abgelehnt worden, umgekehrt wurde der ‚Hirte des Hermas‘ vielfach dazugezählt, im Alten Testament
auch das Buch Baruch. Den Stand der Kanonbildung seiner Zeit referiert Origenes. Er unterschied nach dem Grade der Heiligkeit drei Typen: 1. sicher dazugehörige, 2. sicher nicht dazugehörige Schriften sowie 3. eine mittlere Gruppe
von Apokryphen. Die später verworfenen Texte sind überwiegend verloren, ein Teil ist im oberägyptischen Nag Hammadi wiedergefunden worden.“ Athanasios
von Alexandria war es, der in seinem 39. Osterbrief von 367 zum
ersten Male die heutigen 27 Bücher des Neuen Testaments als allein kanonisch erklärt hat.“ Es ging ihm darum,
die vom
Heiligen Geist diktierten
Schriften
von den untergeschobenen Apokryphen zu unterscheiden. Sein Kanon der alttestamentlichen Bücher dagegen weicht etwas von dem unseren ab. Im Osten hat sich die Zusammenstellung erst im 5. Jahrhundert durchgesetzt, im Westen gelang es rascher. Hier hat wahrscheinlich Papst Damasus auf der römischen Synode von 382 den heutigen Bibel-Kanon eingeführt." Die Verbreitung des Beschlusses gelang dadurch, daß
Damasus
zugleich eine Übersetzung der Bibel ins Lateinische ver-
anlaßte. Sie wurde 405 durch Hieronymus vollendet. Die ,Vulgata' hat die älteren lateinischen Übersetzungen (Vetus folgenden Jahrhunderten verdrängt. Die Kanonbildung der zeitübliche Kodifizierungstendenz (s. III 6 b). Jeweils steht dender Zweck dahinter. Der Kanon des Neuen Testaments konnte gleichwohl die nicht gewáhrleisten. Vincentius
von ihm geschaffene Latina, Itala) in den Bibel fügt sich in die ein gemeinschaftsbilEinheit des Glaubens
von Lerinum schrieb 434 in seinem ,Commo-
nitorium': Die Heilige Schrift liegt in vollendeter Gestalt vor und genügt sich selbst in überreichem Maße. Wozu bedarf es da noch der Autorität der kirchlichen Lehre? Darum weil der Tiefsinn der Schrift nicht von allen in gleicher Weise verstanden wird! Jeder deutet ihre Worte anders. Soviel Menschen, soviel Meinungen.
Quor
homines, tot sententiae (cap. 2).
*! Es bezeichnet bei Homer den Lohn für gute
Nachricht (Od. X1V 152), später einfach letztere,
4 PG. 26, 1435 ff.
*5 Überliefert ist der Kanon im Dekretale des
so auch bei Cicero Att. XIII 40 (49), 1.
Gelasius ‚De recipiendis et non recipiendis libris'
#2 Chronologisch: 1. Thess.; Gal.; 1. u. 2. Kor; Philipper (?); Philemon; Rómer.
von 494, PL. 13, 157ff, doch gilt Damasus als Urheber. Bardenhewer III 1923, 589; Denzinger
*' Hennecke/Schneemelcher
1968.
1954, 36 ff.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
531
Der AusschlieBlichkeitsanspruch der Lehre Jesu machte aus dem Nebeneinander der Meinungen ein Gegeneinander, einen latenten oder offenen Glaubenskrieg, den
Constantin und seine Nachfolger zu beenden suchten. Es ging vorrangig um ein verbindliches Glaubensbekenntnis,'"
um die confessio, das σύμβολον. Daran
hing der Anspruch auf Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) und Katholizität (Allgemeingültigkeit), das rechtfertigte den Kampf gegen die zahlreichen
„Irrlehren“
und die Ausbildung einer Kirchenordnung. An allen drei Entwicklungen waren
Kaiser und Reich beteiligt, so daB man von einer Verkirchlichung des Staates und einer Verstaatlichung der Kirche sprechen kann. Das erste allgemeine Glaubensbekenntnis wurde 325 auf dem Konzil von Nicaea aufgestellt (s. I1 3). Es diente der Abwehr der arianischen Christologie (s. III 6 d). Das Credo war indessen arianisch interpretierbar," und dieses Problem
bestimmte die Kirchenpolitik unter Constantius II. Unter ihm und Valens herrschte im Osten eine als arianisch verketzerte Lehre, mit der erst der Spanier Theodosius Schluf machte.
Gestützt auf die rómisch-alexandrinische Theologie,
erhob er am 28. Februar 380 die katholische Orthodoxie zur Staatsreligion (s. II 7). Auf dem Zweiten Ökumenischen Konzil zu Konstantinopel 381 wurde neben Christus der Heilige Geist als dritte Hypostase Gottes festgeschrieben.
Nachdem sich die Lehre der uneingeschränkten Göttlichkeit Christi durchgesetzt hatte, stellte sich die Frage, wie sich die menschliche Natur Jesu dazu verhalte.
Gegen die strenge Zweinaturenlehre des Nestorius und gegen die Einnaturenlehre der alexandrinischen Monophysiten (s. III 6 d) wurde 451 auf dem vierten ókumenischen Konzil von Chalkedon das Credo von 381 bestátigt, das — abgesehen von dem erst 589 zugefügten filioque" — bis heute in der orthodoxen, der katholischen und der evangelischen Kirche gilt. Danach besitzt Christus als wahrer Mensch
und wahrer Gott beide Naturen
vollkommen,
untrennbar
und unver-
mischt. Dennoch wurde der Glaubensstreit im Osten dadurch nicht überwunden. Das Henotikon von 482 war ebensowenig erfolgreich, vielmehr führte es zum
akakianischen Schisma mit Rom.“ Justinian eröffnete seinen Codex 534 im Namen Jesu Christi mit dem Verbot, über die summa trinitas, die höchste Dreieinigkeit bzw.
Dreifaltigkeit, öffentlich zu disputieren, und formulierte das vorgeschriebene Be-
kenntnis der sancta Dei catholica atque apostolica ecclesia, d.h. der Reichskirche.” Die frühchristliche Gemeinde lebte in ultimis diebus ( Justinian), in der Naherwar-
tung desJüngsten Gerichts. Sie ist schon vor Jesus bei den Propheten und bei Johannes dem Täufer bezeugt” und findet sich in den Qumran- Texten. Trotz der Parusieverzógerung — die Wiederkehr des Messias blieb aus — brach die Vorstellung von der angebrochenen Endzeit und dem Tausendjährigen Reich der Apokalypse (20,2ff) immer wieder auf. Sie wurde durch theologische Spekulationen wachgehalten, die in den Nóten der Gegenwart die von den Evangelien angekündigten
Geburtswehen des Neuen Aion erblickten." Die grandiose Untergangsvision der * Denzinger 1954. *' Sulp. Sev. chron. Il 40,1.
* Nach den Kirchenvätern geht der Heilige Geist vom Vater und dem Sohne (filioque) aus. Dies wurde aber im Glaubensbekenntnis von 381 nicht ausgesprochen. In Toledo 589 zugefügt, übernahm es die fränkische Kirche unter Karl
dem Großen, trotz des Widerspruches Leo HI und der Ostkirche. * Schwartz
v CJ.I1,5.
von
1934, 185 ff; s. II 11!
S Jesaja 13 und 51; Ev. Matth. 3,7. ** Barnabas-Brief 15,3 ff; Lact. inst. VII Aug. CD. XXII 30.
14,9ff;
532
III. Die inneren
Verhältnisse
Asklepios-Apokalypse des Pseudo-Apuleius aus dem 4. Jahrhundert kennzeichnet die Zeitstimmung, nicht nur in Ägypten.” Selbst Augustinus, der den Chiliasmus
bekämpfte (CD. XX 7), sprach vom nahen finis saeculi?"
Die christlichen Kirchen waren fester organisiert als die anderen Glaubensgemeinschaften der Zeit.” Sie bestanden aus Laien (von λαός — Volk) und Klerus (κλῆρος — Los, Erbteil). Beide waren wieder in sich gegliedert. Da es noch im 4. Jahrhundert nicht ungewöhnlich war, sich erst im Angesicht des Todes taufen
zu lassen — so Constantin 337, Constantius 361 und Theodosius während seiner Krankheit 380 -, zerfiel die Gemeinde in Ungetaufte und Getaufte. Erstere durften nur bestimmte Teile des Gottesdienstes besuchen. Bewarben sie sich um die Taufe,
so wurde ihnen das Kreuzeszeichen auf die Stirn gemalt (impressio crucis). Damit war der Betreffende Katechumene, d.h. Glaubensschüler.* Es folgte eine dreijährige Lehrzeit, die mit einer Prüfung abschloß. Diese „Hörer“ waren zur Predigt zuge-
lassen. Die Taufe erfolgte nach einem Exorzismus (s. III 6 e) durch dreimaliges Untertauchen." Kindertaufe erwähnt schon Tertullian (bapt. 18). Das Abendmahl
blieb den Getauften vorbehalten. Gottesdienst
(mysterium Christianae legis) fand so wie bei den Juden stets in
geschlossenen Räumen statt" und wurde sonntags begangen, unter Constantin auch am Kaiserhof.” Er bestand gemäß der jeweiligen Liturgie” aus dem Abendmahl (Eucharistie) für die Getauften und der öffentlichen Lesung und Auslegung der Heiligen Schrift, wobei die Predigt von den stehenden Zuhörern auch als rhetorische Leistung gewertet wurde, so durch den noch heidnischen Augustinus bei Ambrosius." Man betete in antiker Weise mit erhobenen Händen nach Osten blickend." „Hände hoch“ ist so wie Niederknien eine Gebärde der Ergebung. Beten mit gefalteten Händen bedeutet nach Plutarch Selbstfesselung.
Ambrosius führte in Mailand den
Hymnengesang
ein.“ Schon bei den christ-
lichen Siegesfeiern nach der Niederlage des Licinius ist von Hymnen die Rede.“ Auch bei Prozessionen wurde gesungen.“ Wenn Orosius (VII 39,9) schreibt, 410 seien Alarichs arianische Goten mit den katholischen Christen gemeinsam Hymnen singend durch Rom gezogen, ist das wohl nicht ganz ernst zu nehmen. Der gemeinsame Gesang stärkte gemäß Niceta von Remesiana den Zusammenhalt der Gemeinde und erinnerte an die Harmonie der Schöpfung. Zugleich war er eine Waffe im Kampf der Konfessionen, die zuerst Arius eingesetzt hat (s. III 6 d). Die
9 W. Scott, Hermetica I 1924, 344. 54 Zur Endzeiterwartung: Zach. S. 271; Mag-
dalino 1993; Brandes 1997.
zeichen diente ς. 11] 6 e!
* Zum
55 Gegen die Annahme, daß die christliche Ge-
Mader
zugleich der Dämonenabwehr:
Taufritus bei Cyrill von Jerusalem:
1891, 144 ff.
meindeverfassung der jüdischen nachgebildet sei,
* Zum Kirchenbau s. II 3!
wendet sich Frey 1975, CIIfF.
* Tert. apol. 16,11; Eus. VC. IV 18ff.
** Signum, character: Aug. sermo 302,3. So wie der Offizier den Rekruten (s. 111 1 d!), der Herr seinen (fluchtverdächtigen) Sklaven zeichnete, so stigmatisierte der Priester den Gläubigen als Soldaten bzw. Sklaven Christi (nach 1. Kor. 7,22). Auch Mithrasanhänger trugen cin besitzanzei-
“ὁ *' *? 5
gendes
Siegel (σφραγίς,
signum)
auf der Stirn
(Tertull. De praescr. haer. 40,3f). Das Kreuzes-
Döpp/Geerlings 1999, 400f. Aug. conf. V 23. Art. Pass. 64 zu Antiochia. BKV. 22, 41. Aug. conf. V 23; IX 15; 32; Socr. II 11,5. W. Schubert in: Bäbler/Nesselrath 2001, 140 ff. # Eus. HE. X 9,7. #8 Socr. IIl 18,4; VII 46,3.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
533
Orgel spielte im Gottesdienst noch keine Rolle (s. III 4 a). Sie ist in Mitteleuropa erst im Codex Laurishamenis aus Lorsch zum Jahre 757 bezeugt. Theodosius untersagte sonntags Wagenrennen und andere Lustbarkeiten.^ 469 erließ Leo eine umfassende Bestimmung über Feiertags- und Sonntagsruhe, private Rechtsgeschäfte und Schauspiele wurden verboten." Die kaiserliche Verwaltung arbeitete indessen auch sonn- und feiertags, selbst Ostern," am höchsten Kirchenfest. Der noch heute gültige Termin war 325 in Nicaea festgeschrieben
worden (s. II 3). Ostern war ein beliebter Tauftermin. In der vierzehntägigen Fastenzeit zuvor wurden Kriminalprozesse ausgesetzt — außer gegen räuberische Isaurier." Im Laufe des 4. Jahrhunderts gewann auch das seit Tertullian (De baptismo 19,2) bezeugte Pfingstfest an Bedeutung, das an die AusgieBung des Heiligen
Geistes beim jüdischen Wochenfest erinnert." Die Geburt Christi wurde im Osten seit dem 4. Jahrhundert zu Epiphanias am 6. Januar gefeiert, 361 auch in Vienne."
Zugrunde liegt die heidnische Wintersonnenwende für Sol oder Aion, für Dionysos oder Adonis. Weihnachten setzte sich erst seit der Mitte des 4. Jahrhunderts langsam durch (s. II 3), ebenso Himmelfahrt." Bei Epiphanias verblieb die Anbe-
tung der Magier und die Jordantaufe. Die Gläubigen versammelten sich anfangs in Privatráumen, aus denen die „Titel-
kirchen“ hervorgingen. Kirchenbauten gibt es seit etwa 200, ebenso Altäre nach paganem Vorbild." Der Name ἐκκλησία für die Gemeinde ging auf den Versammlungsbau über. Wie die Kirche gegenüber dem Palast Diocletians in Niko-
medien aussah,“ wissen wir nicht. Mit Constantin setzte eine rege Bautätigkeit ein (s. 11 3), bevorzugt wurde der langrechteckige Typ der Basilika (s. III 4 a), seit Ende des 4. Jahrhunderts in der Regel geostet, so wie die Tempel. Aus dieser entnahm man schon unter Constantin Säulen und andere Spolien für die Kirchen. Mit dem 5. Jahrhundert treten die Bischófe als Bauherren in den Vordergrund." Im Osten zeigt sich eine Vorliebe für Kuppeln, selbst auf Langbauten.
Nach dem Besuch der Kaiserin Helena im Heiligen Land* gewann das Pilgerwesen an Bedeutung. Den Besuch geweihter Stätten, an denen die göttliche Gnade stärker wirkt als anderwärts, gab es bei den Griechen (Delphi, Epidaurus) und Juden (Jerusalem), bei Buddhisten und Moslems; er wurde seit dem 4. Jahr-
hundert zu einem festen Bestandteil christlicher Frömmigkeit. Die Kritik bei Augustinus und Hieronymus, bei Gregor von Nyssa und Johannes Chrysostomos an
dieser unchristlichen Form von Glaubenseifer änderte sich nichts.” Bevorzugte Orte waren zunächst Jerusalem und Bethlehem, wo Kreuzsäulen sakral signifikante
Plätze bezeichneten” - darüber berichten die ,Itinera Hierosolymitana' und der ‚Breviarius de Hierosolyma"" - sowie die Kirchen des Heiligen Menas in Ägypten
* CTh. 118,20 außer am Kaisergeburtstag. * CJ. III 12,9.
^ Lact. MP:
*^ Seeck
7 Lact. MP. 12,3. Brandenburg 2004.
1919 zu den Jahren 399; 434; 454;
455; 468; 470; 474; 475.
* CJ. HI 12,5 und 8.
% Apostelgeschichte 2, 1. " Soz. VI 16,7; Amm. XXI 2,4 f; Zon. XIII 11,6.
7 Zuerst erwähne Const. Apost. V 19, sodann von Augustin ep. 118.
^* Harnack, Mission
1924, 611 ff.
12,3.
* Eus. VC. 11142 ff; Theod. HE. 1 18; Soz. IL 1f.
7 ^ 7 Kap.
Belege bei Engemann 1997, 158 ff. Engemann 1997, 162 ff. S. IIl 2 d ! Kótting 1950 ; Stemberger 1987 IV: Döpp/Geerlings 1999, 111; 323f; Scheer
2004.
534
IH. Die inneren
Verhältnisse
(Abu Mina)," des Heiligen Symeon in Syrien (Telanissos) und der Heiligen Thekla in Isaurien (bei Seleukia)." Daß bei diesen Reisen auch ein touristisches Interesse
mitsprach, zeigt der Streckenbericht des Jerusalempilgers von Bordeaux aus dem Jahre 333. Er notiert unterwegs Erinnerungen an Diocletian, Hannibal, Apollonius
von Tyana, Euripides und Alexander den Großen.“ Nach Rom strömten Gläubige
zum Apostelfest am 29. Juni. Paulinus von Nola besuchte es regelmäßig; Augustinus (ep. 29,10) rügt den dabei üblichen Alkoholkonsum. Die Verehrung, die Heilige, Märtyrer und Asketen genossen, gewann im 4. Jahr-
hundert an Bedeutung. Dies gilt namentlich für den Kult Marias,
in der sich die
ostmediterrane Muttergottheit fortsetzt (s. III 6 a). Die Frage, ob Maria als Mutter Gottes, als Gottesgebärerin (#eotöxog) bezeichnet werden könne, wurde im frühen
5. Jahrhundert zum Kardinalproblem. Nestorius und die antiochenische Schule verneinten es (s. III 6 d), aber sie unterlagen gegenüber den Vertretern des Volksfrómmigkeit.
Die Kirche hat ihre Mitglieder einer strengen Aufsicht unterworfen. Auf der Synode von Elvira (306?) wurde Christen das Zinsnehmen und das Würfeln um
Geld verboten, Unzucht, Ehebruch und Abtreibung untersagt. Schauspieler und Wagenlenker mußten vor der Taufe ihren Beruf aufgeben. Die Synode von Toledo
400 n. Chr. beschloß Maßnahmen gegen potentes, die Arme beraubten und sich weigerten, vor Gericht zu erscheinen." Die Strafe war eine sorgsam gestaffelte
Exkommunikations-
und Bufpraxis. Nach den ,Constitutiones Apostolorum'
(VIII 47,27) sollten Priester die Prügelstrafe nicht eigenhändig vollziehen. Dies
war wohl geschehen. Im Unterschied zum Laienpriestertum der olympischen und der kapitolinischen
Religion besaßen die orientalischen Kulte, die Juden und die Christen einen festen Priesterstand, eine Hierarchie von Geistlichen. Weltliche Ämter waren mit dem Priesterstand unvereinbar. Seit Constantin waren die Kleriker von ôffenclichen Leistungen befreit (s. 113). Der Eintritt in den Klerus erfolgte durch die Priesterweihe (ordinatio). Der Kandidat mußte einen tadellosen Leumund aufweisen, sollte getauft sein und durfte nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen.“
Auf der Synode von Elvira (can. 80) war sogar Freigelassenen untersagt, zu Lebzeiten ihrer Herren Priester zu werden.” Die alttestamentliche Bestimmung, daß nur solche Männer
geweiht
werden
durften, die körperlich unversehrt
waren,”
wurde auf den christlichen Klerus übertragen, blieb aber nicht unbestritten.” Das Nicaenum verbot, Priester zu weihen, die sich selbst entmannt hatten (s. II 3). Die apostolischen Konstitutionen wiederholten dies. Justinian forderte zudem, Priester müßten mindestens 35 Jahre alt sein, lesen und schreiben können. Er gestattete ihnen eine uxor legitima." Dennoch war die Frage der Priesterehe kontrovers. Für die niedere Geistlichkeit blieb sie im Osten statthaft. Verheiratete Diakone, Presbyter und Bischöfe " Zu den im ganzen Mittelmeergebiet und Germanien gefundenen Menas-Ampullen, Pilgerfläschchen: Spätantike und frühes Christentum 1983/84, 575 ff; s. [116 εἰ. " Frankfurter 1998. ΚΣ O. Cuntz (ed.), Itineraria Romana I 1929/ 1990, S. 86 ff.
® Orlandis 1981, 10—17; 45f. ^! Const. Apost. VIII 47,82f. ** Orlandis 1981, 20. * Erkennbare Gebrechen galten als Ausweis göttlicher Ungnade. ” 3. Mose 21,17 ff; Palladius HL. 11. # Const. Apost. VIII 47,22; Nov. lust. 123,12f.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
535
mußten nach dem Kanon 33 von Elvira Sexualaskese üben (abstinere se a coniugibus suis et non generare filios), doch wurde die Bestimmung vom Konzil zu Nicaea nicht
übernommen. Die apostolischen Konstitutionen (VIII 47,18) untersagten Priestern die Ehe mit einer Witwe, einer Geschiedenen, einer Schauspielerin, einer Hure und einer Sklavin. Das Konzil von Toledo
400 n. Chr.
verbot
Priestern eine dritte,
Papst Gelasius (492 bis 496) untersagte eine zweite Eheschließung.” Die Kirchenvä-
ter haben das Ideal der Jungfräulichkeit immer wieder gepriesen (s. III 2 c), doch blieb man in der Praxis konziliant. War nicht selbst Petrus verheiratet gewesen?”
Honorius verbot Priestern, ihre Ehefrauen zu verstoßen. Im übrigen dürften sie allerdings nur mit Müttern, Töchtern und Schwestern leben.” Das bei den Priestern erwünschte Zölibat
war bei den Bischöfen die Norm.
Nichtsdestotrotz waren
Ausnahmen nicht selten, hatte doch Paulus” auch ihnen die Ehe gestattet.” Familie hatten im Orient Synesios, Marcellus von Apamea und Gregor d. Ä. von Nazianz,
im Westen Hilarius
Paulinus von
von
Nola, Bonosus
Poitiers, Germanus
von
von
Auxerre;
Narbonne,
Eucherius von
Sulpicius
Severus
und
Lyon,
Sidonius
Apollinaris." Mehrfach ging das Amt vom Vater auf den Sohn über.”
Vermögenspolitische Gründe bewogen Justinian 528, nur solche Kandidaten als Bischöfe anzuerkennen, die weder Kinder noch Enkel besaßen. Der Kaiser befürchtete, daß der Bischof andernfalls der Versuchung ausgesetzt wäre, Teile des
Kirchengutes seinen Nachkommen zu übereignen. Der Bischof solle aber nicht für seine eigene Familie sorgen, sondern Vater der ganzen Gemeinde, insbesondere der Armen und Bettler sein.“ Wenig später wurde den Bischöfen untersagt, nach der
Weihe zu heiraten. Wieder geht es um die Kinder, die sich am Kirchengut bereichern könnten, denn es heißt, daß die von einem Bischof gezeugten Kinder rechtlich noch unterhalb der unchelichen Kinder stehen sollten und keine Geschenke annehmen dürften. Statt seiner Frau solle der Bischof die Kirche lieben.” Gemäß dem Pauluswort mulier taceat in ecclesia* war die Priesterweihe für
Frauen
unzulässig. Dies galt auch für gottgeweihte Jungfrauen: non ordinetur
virgo.” Als in Unteritalien Frauen den Altardienst versahen, schritt Papst Gelasius (ep. 14,26) dagegen ein. Gegenüber den heidnischen Religionen, die Priesterinnen
kannten, hatte sich die Stellung der Frau somit verschlechtert. Angesichts der Rolle der Frauen in den Evangelien verwundert dies, vermutlich machte sich jüdischer Einfluß geltend. Die im Kirchendienst tätigen, ursprünglich vor allem bei der Frauentaufe mitwirkenden Diakonissen" wurden von Theodosius der Bestim-
mung unterworfen, daß sie, sofern sie Kinder hätten, mindestens sechzig Jahre alt sein müßten. Dies hatte bereits Paulus" festgesetzt. Das Konzil von Chalkedon
(can. 15) verlangte von den Diakonissen ein Mindestalter von 40 Jahren und Ehelosigkeit. Frauen, die sich „gegen góttliches und menschliches Recht“ die Haare *! Gelasius ep. 14,22 ; Orlandis 1981, 43. % 1. Kor. 9,5; Ev. Match. 8,14f. *! CTh. XVI 2,44
»2 1. Tim. 3. Autorenschaft des Paulus ungesichert. 9? Soz. ] 11,1; 23,3f#; IV 42,9.
% So bei Gregor von Nazianz und Rusticus von Narbonne. % CJ. 13, 41, 2-4.
v CJ. 13,44 u. 47; Nov. lust. 22,42. # 1. Kor. 14,34. ** Const. Apost. VIII 24.
** Gaßmann 1977, 109. Papianilla, die Frau des 0 A. Kalsbach, Sidonius (ep. V 16), war die Tochter des Kaisers — 9176. Avitus. 9?! 1. Tim. 5,9.
Diakonisse,
RAC.
III 1957,
536
III. Die inneren
Verhältnisse
abgeschnitten hätten, dürften keine Kirche betreten. Bischöfe, die das zuließen, seien zu exkommunizieren."" Dies entspricht dem Kastrationsverbot. Der niedere Klerus unterhalb der Bischöfe umfaßte eine große Anzahl von
Ämtern (ordines minores). Die biblische Bezeichnung πρεσβύτερος (Älterer) bürgerte sich im 3. Jahrhundert für den gewöhnlichen „Priester“ ein, im Lateinischen wurden die heidnischen Priestertitel sacerdos und pontifex übernommen. Wichtigste
Aufgabe des Priesters war die Abhaltung des Gottesdienstes, das Spenden der Sakramente und die Abnahme der Beichte."' Verbreitet war eine Berufstätigkeit neben dem Priesteramt."* Die Vermögensverwaltung unterstand den Diakonen, Archidiakonen und Sub-
diakonen, für Finanzfragen waren oeconomici eingesetzt. Der Schriftverkehr wurde von kirchlichen notarii geführt, die defensores (manus ecclesiastica) waren eine Art Kirchenpolizei. 408 wurden die Bischöfe von Honorius ermächtigt, auf diese Leute gestützt gegen Heiden und Ketzer vorzugehen." Die Pförtner (ostiarii) amtierten
zugleich als Küster und Hausmeister. Im sakralen Bereich finden wir Vorleser, Vorsänger und Akoluthen (Gefolgsleute des Bischofs). Die Zusammensetzung des stadtrömischen Klerus um 250 überliefert Euseb (HE. VI 43,11). Demnach beschäftigte die Kirche von Rom
außer dem Bischof noch 46 Priester, 7 Diakone,
7 Subdiakone, 42 Akoluthen, 52 Exorzisten (Teufelsaustreiber), mehrere Lektoren und Pförtner und unterstützte über 1500 Arme.
Eine Ämterlaufbahn
(cursus honorum) für den Klerus hat sich nicht durch-
setzen lassen. Ebenso wie die Bischöfe selbst im 4. Jahrhundert oft aus dem Laienstand genommen wurden, haben sie sich das Recht bewahrt, Ämter nach eigenem Ermessen zu verleihen. Bestechung und Patrocinium sorgten für Unregelmäßigkeiten. Ein theologisches Hochschulstudium hat es im Reich nicht gegeben. Trotz aller Zuwendung auch der christlichen Kaiser zu den Universitäten haben sie niemals Lehrstühle für Theologie eingerichtet. Zeitweilig besaß Alexandria eine
Katechetenschule, doch sie ist noch vor dem Erscheinen der Araber eingegangen. Überregionalen Ruf genoß die „Schule der Perser“ in Edessa bis 489 (s. III 5), als sie nach Nisibis auswandern mußte.
Die Haltung der Kaiser gegenüber dem Klerus war zweideutig. Auf der einen Seite räumten sie den Priestern beachtliche Privilegien ein, so die Freistellung von der weltlichen Gerichtsbarkeit,"* auf der anderen Seite drosselten sie den Zugang zum Klerus, um nicht allzu viele Steuerzahler zu verlieren." Constantin hatte 319 die Geistlichen von allen staatlichen und städtischen Pflichten entbunden. Dasselbe galt für die Frauen, Kinder und Sklaven der Priester. Constantius beschränkte die Steuerfreiheit auf das Kirchengut, ihre privaten Besitzungen mußten die Priester besteuern."* Problematisch
wurde
es, wenn
der Priester aus dem
Curialenstande
kam.
Constantin verbot, daß ehemalige Curialen ihren Besitz durch die Priesterweihe entlasteten. Spätere Kaiser machten Kompromisse. Amnestiert wurden solche Geistlichen, die zum Diakon oder Bischof aufgestiegen waren, sowie solche, deren
Eintritt in den Klerus zehn Jahre zurücklag oder vor dem letzten Kaiserwechsel τ CTh. XVI 2,27f. 10 Soz. VII 16,2 ff. '^ Hübner 2005 zu Kleinasien.
05 CTh. XVI 10,19.
16 CTh. XVI 2,47: zuständig war die episcopalis audientia. 17 Noethlichs
1972.
18 CTh. XVI 2,2; 2,8; 2.10; 2,14.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
537
stattgefunden hatte."" Andere Gesetze forderten von dem Priester den Verzicht auf ein Drittel, die Hälfte oder das Ganze seines Vermögens zugunsten der eigenen Kinder, Verwandten oder eines Ersatzmannes, der dann mit den Gütern die Pflich-
ten übernahm.'? Wenn Händler Priester werden oder Priester Handel treiben wollten, so durften
sie dies steuerfrei für den Eigenbedarf oder zugunsten der Armen folgten kirchliche und staatliche Verbote." Wohlhabenden
tun. Später
Plebejern wurde der
Übergang ins Priesteramt versagt, weil man sie als Ersatzleute für den Curialenstand und zu anderen munera benötigte. Die Einkommensgrenze lag bei 300 Goldstücken.'” Korporationspflichtige
Handwerker
wurden gleichfalls ausgeschlos-
sen, namentlich die Bäcker der Stadt Rom, die Purpurschneckensammler und die
Schweinemetzger."" Drei Gesetze verschlossen den Colonen und Sklaven die Weihen; ein Herr, der seinem Sklaven dies ermöglichen wollte, solle ihn zuvor frei-
lassen." Wofern ein Sklave allerdings Presbyter oder gar Bischof geworden sei, verliere sein Herr die Rechte an ihm." Schließlich wurden noch Beamte ausgeschlossen, die ihre Pflichten noch nicht
abgeleistet hatten, sowie Staatsschuldner
allgemein. Wenn ein unwürdiger
Priester oder Bischof aus seinem Amt verstoßen werde, trete er wieder in seine alten Pflichten zurück." Die Kirche selbst hat diese Gesetzgebung keinesfalls bekämpft, sondern darauf geachtet, daß nicht Leute Priester würden, bloß um ihren
Pflichten zu entgehen. Die Kaiser hatten den nicht unbegründeten Eindruck, daß
die Zahl der dienstpflichtigen Bürger stets abnehme und die der Geistlichen ständig wachse."”
Grundlage der Kirchenorganisation war der Episkopat.'* Testament
ist von ἐπίσχοποι,
„Aufsehern“
der Gemeinde,
Bereits im Neuen
die Rede.
Sie wurden
überwiegend aus den Ältesten gewählt und daher ebenfalls als πρεσβύτεροι bezeichnet." Griechisch ἐπίσκοπος und lateinisch antistes bezeichnet das Amt; πρεσβύτερος
steht für die Würde, sie stammt aus der jüdischen Sphäre. Unter den lateinischen Bischofstiteln ist sacerdos früh, pontifex seit dem späten 4. Jahrhundert üblich. Diese Titel entstammen dem Götterkult. Als Bezeichnung des römischen Bischofs be-
gegnet pontifex seit Damasus 380 und Leo I 450.'" Der Titel Papa beschränkte sich nicht auf den römischen Bischof.
Im Verlaufe der ersten drei Jahrhunderte bildeten sich feste Traditionen in den Rechten
und Pflichten dieser Bischöfe, in den Modalitäten
ihrer Einsetzung und
ihrer Stellung innerhalb des kirchlichen Gefüges. Seit dem 2. Jahrhundert war meist
ein einzelner Bischof der Leiter einer Stadtgemeinde 19 CTh. XVI 2, 3; 2,19; 2,21.
"? CTh. 1,104;
XII 1,99.
IX 45,3
und
115
(Ersatzmann);
(Vermögensverzicht);
XII
1,121
(Vermögensverzicht nur für Priester, die nicht schon vor zweieinhalb Jahren geweiht wurden); XVI 2,11 (arme Priester ohne Curienpflicht). mn CTh. XVI 2,14; 2,36; 3. Kanon von Chalkedon; Nov. Val. 35,4 von 452. 12 CTh. XV1 2,17. 15 CTh.
IX 45,3;
XIV
3,11; 4, 8.
(Monepiskopat). Seine
14 CTh. IX 45,3; Nov. "5 Nov. Val. 35,6. ne CTh. XVI 2,39.
Val. 13,8; 35,3 ff.
"7 Nov. Val. 3. Noethlichs 1972. "^ Beyer/Karpp,
Bischof,
RAC.
111954,
394 fF; zu Gallien: Heinzelmann 1976; GaBmann 1977. Die Bischofslisten: P. B. Gams, Series episcoporum ecclesiae catholicae, ^ Apg. 20,17 u. 28. πο. CTh.
XVI
1,2. Zu
1931.
Leo s. Anm.
200!
538
IH. Die inneren Verhältnisse
Diözese war mit dem politischen Territorium der Stadt, in der er regierte, identisch. Im Osten und in Africa hatte praktisch jede Polis ihren Bischof; im Westen
waren die Sprengel größer, erst allmählich erhielten auch hier die einzelnen Städte ihre Bischöfe.
Daneben
gab es Landbischöfe
in stadtarmen
Gegenden,
sowie
Bischöfe auf GroBgütern." Das monarchische Denkmuster entsprach dem Schriftwort vom Haupt und den Gliedern und dem Tugendideal des Gehorsams. Der Wunsch,
alle sollten regieren, erschien Gregor von Nazianz (or. II 4) ebenso ab-
wegig wie das Verlangen, niemand solle herrschen.
Der Bischof amtierte lebenslänglich und besaß autokratische Vollmachten: Die niederen Kirchenämter wurden von ihm besetzt, die Verwaltung des Kirchenver-
mögens unterstand seiner Aufsicht. Aufnahme und Ausschluß von Gläubigen fiel in seine Kompetenz, alle vor ihn gebrachten Rechtsstreite entschied er in letzter Instanz. Omnium rerum ecclesiasticarum curam habeat episcopus." Mit dem 5. Jahrhundert wurde der Bischof vielerorts zum Stadtherrn.'” Die Einsetzung eines Bischofs war Sache der Gemeinde, doch richtete sich ihr Einfluß stärker nach den Umständen als nach Regeln. Vielfach war die Nachfolge schon vor dem Todesfall entschieden, indem der Kaiser seinen Kandidaten durch-
setzte"* oder der alte Bischof den neuen designierte." Dies tat Athanasios, dies erlebte Augustin. Selbst auf dem Stuhl Petri kam das 530 vor. Die Stimmung im Volk erhob Martin in Tours und Ambrosius in Mailand."* In der Residenz wartete
man mit der Weihe auf die Zustimmung des Kaisers, wofern dieser den Kandidaten nicht selbst nominierte.'” Gewöhnlich
sprachen der städtische Klerus, die Nach-
barbischöfe und der Bischof der Provinzhauptstadt mit, ohne daß eine klare Ab-
grenzung der Zuständigkeit erkennbar wäre. Die Synode von Arles 314 verlangte eine Ordination durch sieben, mindestens aber drei Bischófe."" Augustin (ep. 209) beschreibt die Metropolitanverfassung, nach der ein Bischof den Vorschlag macht, das Volk seine Zustimmung bezeugt und der Metropolit die Weihe vornimmt. Justinian beschränkte das demokratische Element auf einen Dreiervorschlag, aus
dem der Metropolit den geeigneten Kandidaten auswählen sollte. Daß der Kaiser im Streitfalle zwischen mehreren Bischöfen richtete, verstand sich von selbst. Die häufigen Um-,
Ab-, und Doppelbesetzungen
führten regelmäßig zu Mord
und
Totschlag. In den Städten — zumal des Ostens — war religiöser Bürgerkrieg an der Tagesordnung." Ammian (XXII 5,4) bemerkt: „Keine Bestie wütet so gegen den Menschen wie Christen gegen Christen.“ Eine theologische Vorbildung des Kandidaten wurde nicht gefordert. Ein angehender Bischof solle — so wie ein Priester (s. o.) — einen einwandfreien Lebens! Jones 1964, 878 f. 122 Const. Apost. VIII 47,38.
ben
Δ Baumgart 1995; s. ΠΠ 4 c! "* So Georgius von Alexandrien, Nectarius und Johannes Chrysostomos in Konstantinopel. 125 Soz. II 17,1: 20,2; 21,2; 111 3,2.
le Liber Pontificalis 57; Sulp. Sev. VM.
gotische
oder
wenigstens
gotenfreundliche
Päpste: Felix IV und Bonifaz I. Auch die beiden
9;
Paulinus Med. 9. 121 Der kaiserliche Einfluß betrafin erster Linie die Hofbischófe, so kamen Nectarius und Johan-
nächsten Päpste waren Kandidaten der Goten, dann folgten Günstlinge Justinians: Noethlichs 1973.
Nach
XII 15,11
Sozomenos
bestimmte
und
Zonaras
Valentinian den
VI
24,4
Ambro-
sius.
7* Mirbt Nr. 248. 129 Euseb. HE. VII 30; Theodoret HE. V 24;
nes Chrysostomos zum Patriarchat von Konstan-
Amm. XXVII 3, 6,11; 7,5ff; 9,4;
12-15; Soz. IT 19,2; III 5,3; 20,1: 24,3: IV 3,1; 10,9:
tinopel. Theoderich und seine Nachfolger erho-
15,5; 20,1; 21.2fF; V 7,7 etc. Hahn 2004.
6. Die Religion — «) Die Reichskirche
539
wandel aufweisen, einen edlen Charakter besitzen, lesen und schreiben können, Würfel und Glücksspiele meiden und wenigstens 35 Jahre alt sein.'” Eine größere Anzahl gerade unter den bedeutenderen Bischöfen des 4. und 5. Jahrhunderts ist nicht aus der Priesterschaft, sondern aus dem Laienstand, aus der Senatoren-, Rhetoren- oder Curialenschicht hervorgegangen.'" Viele von ihnen waren Beamte oder Redner. Augustinus und Synesios waren Rhetoren, Am-
brosius von Mailand und Nectarius von Konstantinopel waren Beamte. Aus dem
Senatorenstande
kamen die großen Kappadokier, Paulinus von Nola und
Gregor von Tours. Martin von Tours und Germanus von Auxerre stammten aus
der Offiziersschicht. Einige dieser Leute, so Ambrosius und Synesios, waren nicht einmal getauft.” Mehrfach ging dem Eintritt in den Kirchendienst ein zeitweiliger Rückzug aus der Welt voraus, so bei Basilius und Gregor von Nazianz, bei Johannes Chrysostomos, Porphyrios von Gaza und — weniger asketisch — Augustin. Das Vorbild lieferte Jesus in der Wüste." Dort konnte man mit den Engeln reden." Wir kennen Fälle, in denen Männer gegen ihren Willen von der Stadtbevölke-
rung zum Bischof erhoben worden sind.'” Maiorian hat das 460 gesetzlich mifbillig." Grund für diese Aktionen war der Wunsch, einflußreiche und beliebte Männer an die Spitze der Gemeinde zu bekommen. Bisweilen spielte auch das Vermógen der Kandidaten eine Rolle, das man so dem Kirchenschatz zuführen
und sozialen Zwecken dienstbar machen wollte, so anscheinend bei Porphyrios von Gaza. Johannes Chrysostomos bestätigt das.” Wie schwach die religiösen Motive bei der Bischofswahl sein konnten, lehrt der
Fall des Synesios. Er wurde als platonischer Philosoph und erfolgreicher Diplomat aus begüterter Familie 410 von der Bevölkerung der Stadt Ptolemais gewählt und machte seine Zustimmung abhängig davon, daß er seine Ehe weiterführen
könne und daß er vom Glauben an die christlichen Lehren über die Schöpfung des Menschen, das Ende der Welt und die Auferstehung des Fleisches entbunden werde. Synesios meinte, daß die Leute den Mythen der Bibel lieber glaubten als den Erkenntnissen der Wissenschaft; die biblischen Irrtümer machten die Gläubigen glücklich, und daran wolle er niemanden hindern.'* Seit dem Konzil von Nicaea besaß der Bischof der jeweiligen Provinz-Hauptstadt,
der μητρόπολις, einen anerkannten Metropolit
Vorrang
vor den
übrigen
Bischöfen.” Der
präsidierte den Provinzial-Konzilien, weihte die Bischöfe, entschied
Streitfälle und besaß ein Einspruchsrecht gegen Neuerungen. Die staatliche Provinzialordnung wurde damit auch kirchenrechtlich relevant, und noch lange nach-
dem die politische Autorität des Imperiums erloschen war, spiegelt die Einteilung der Kirchenprovinzen den Zustand der römischen Reichsprovinzen. 1 Noethlichs 1973, 55. M Eck 1978 warnt davor, die Zahl der aus der Oberschicht stammenden Bischöfe zu überschit-
Synes. ep. 105. Erfolgreiche Weigerung: Pallad. HL. 11 1% Nov. Maior. 11.
zen. 1? Soz. VI 24,3; VII 8,6.
17 Markos, VPorph. 4; 6; 16; Joh. Chrys. PG. 48, 652; Soz. IV. 24,15.
3° Basi]. ep. 14; Joh. Chrys. PG. 47,18; VPorph. 4; Augustin. conf. IX 5; Ev. Luc. 4.1. 1M Greg. Naz. or. 2,7. 1 Simplicius ep. 14 (Coll. Avell. S. 202); Au-
!* Synes.ep. 105, vgl. ep. 96. Vogt 1985; Vollenweider 1985. 1% Rufinus HE. 1 6. Zur Metropolitanverfassung: Beck 1959, 27 ff.
gustin CSEL.
53, 177; Soz. Ill 16,11; VI 24,4;
540
III. Die inneren
Verhältnisse
Zugleich ist in Nicaea noch eine weitere Differenzierung vorgenommen worden. Alexandria und Rom wurden im Rang über die Metropolitan-Episkopate herausgehoben. Der Bischof von Alexandria, der sich als Nachfolger des Evangelisten Markus
betrachtete,
sollte die ägyptischen
Provinzen, der von
Rom
als
Nachfolger des Apostels Petrus Italia Suburbicaria regieren. Der Bischof von Jerusalem erhielt einen Ehrenrang. Das Bistum Antiochia litt seit 361 unter dem mele-
tianischen Schisma, im 5. Jahrhundert entwickelte es sich zu einer Hochburg der Monophysiten."? Nachdem 429 das jüdische Patriarchat ausgelaufen war, ging der Titel Patriarch über auf die ranghöchsten Bischöfe des Ostens, auf die von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem, im Westen galt allein der Papst als Patriarch." Der Anspruch des Bischofs von Rom auf den Vorrang ist alt.' Er gründet sich theologisch auf die legendäre Nachfolge Petri und beruht politisch auf dem Charakter Roms als Hauptstadt. Bereits Aurelian hatte im Jahre 272, als er in der strittigen Bischofswahl von Antiochia angerufen wurde, das Urteil des Bischofs
von Rom für verbindlich erklärt.“ Constantin hat Rom durch die prachtvollsten Kirchenbauten ausgezeichnet (s. II 5 a), und seitdem steht die kaiserliche Autorität
in Kirchenfragen üblicherweise auf seiten des Papstes."* Julius berief sich 341 auf eine kirchliche Norm, die jede gegen den Willen des Bischofs von Rom verstoBende Maßnahme ungültig mache.'^ Damasus (ep. 6,11) erklärte 378 Gratian, nur der Kaiser selbst, kein Konzil kónne den Papst richten. Ennodius hat das 502 bestritten: Der Papst unterstehe keinem irdischen Richter." Dennoch ging es ohne solchen nicht: das blutige Schisma zwischen Symmachus in St. Peter und
Laurentius im Lateran beendete Theoderich." Der Ehrenvorrang des rómischen Bischofs ist im 4. und 5. Jahrhundert mehrfach von Konzilien und Kaisern bekräftigt worden. Rom hatte im Westen keine ernsthafte Konkurrenz, während im Osten
Konstantinopel,
Alexandria,
Antiochia
und Jerusalem
sich
gegenseitig
Schach boten. Nach Damasus haben Leo der Große und Gelasius zum Primat des Papsttums entscheidend beigetragen. Leo erwirkte 445 von Valentinian III, auch im Namen von Theodosius II, die hóchste kirchliche Gerichtsbarkeit im Reich,
deren Vollzug der Kaiser garantierte.'* Gelasius nannte sich als erster Papst 495
„Stellvertreter Christi“ und vertrat gegenüber Anastasius die Zweigewaltenlehre.'^
Die Vorrechte des rómischen Bischofs bestanden in erster Linie in der übergeordneten Gerichtsbarkeit: Der Papst nahm die Appellationen verurteilter Bischöfe entgegen und richtete über die Metropoliten. Dieser Anspruch ist im 4. Jahrhundert durch die Persónlichkeit des Ambrosius von Mailand, im 5. Jahr-
hundert durch Hilarius von Arles vorübergehend in Frage gestellt worden. Eine starke Stellung im Westen besaß der Bischof von Karthago. Die dort 418 bis 425 *9 Soz. VIII 1,1; s. II 6 d!
14 CTh.
^! Gieseler 1831, 486 ff; Zach. VIII 6 (S. 161); s. III 6 b!
2 Zur
des Papsttums:
1 1934; Pietri 1976, 159 ff; Martin
1987,
Haller 129ff.
Ein Papstlexikon mit Literatur: Kelly 1986. ^' Eus. HE. VII 30,19.
6;
13,11 ff;
Nov. Val. 17. ^5 Soz.
Entwicklung
XVI 2,13; Coll. Avell. III 10,1.
6 Mirbt Nr. 139. Girardet 1994. Anon. Val. 65; EnBlin
1947/59,
104; Wir-
belauer 1993. ^5 Nov. Val. 17 an Aétius. 49 Gelasius ep. 12. Jülicher RE. VII 1910, 966.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
54
tagenden Synoden verbaten sich die Einmischung des Papstes und untersagten
Appellationen an ihn. Die Position Karthagos ähnelt der von Alexandria und verlor erst durch den Vandalen-Einbruch an Bedeutung.'”
381 erhielt der Bischof von Konstantinopel einen übergeordneten Ehrenrang im Osten. Er unterstand bisher dem Metropoliten von Herakleia und wurde nun an die zweite Stelle nach dem Papst in Rom gerückt. Der Grund hierfür war allein der Hauptstadt-Charakter, eine theologische Begründung fehlte. Seit dem Konzil von Chalkedon 451 konsekrierte der „ökumenische Patriarch" — so sein
späterer Titel — die Metropoliten der europäischen und kleinasiatischen Provinzen des Ostens, gegenüber Rom stand er fortan in latentem Gegensatz, zu Alexandria in offener Rivalität."'
Der Lebensstil der Bischöfe zeigt große Unterschiede. Sie bekamen zwar kein Gehalt, wie mehrfach durch Gesetze bestimmt wurde, verfügten aber in den größe-
ren Städten über teilweise ungeheure
Einnahmen.
Der Metropolit von Ravenna
bezog um 530 jährlich 3000 solidi, mehr als der praefectus Augustalis, dem Justinian das Gehalt auf 2880 Goldstücke aufbesserte."' Am reichsten war die Kirche von
Rom. Ihre von Constantin festgesetzten Einnahmen werden auf über 400 Pfund Gold, d. h. 28 800 solidi jährlich taxiert.'” Manche Bischöfe trieben einen anstößigen
Pomp. Hieronymus und Sulpicius Severus monierten den Aufwand der Kleriker, Ammian tadelte den Luxus der Päpste und hielt ihnen den bescheidenen Lebenswandel der Bischöfe kleinerer Städte als Muster vor Augen.
Von Praetextatus,
dem Führer der stadtrómischen Heiden, überliefert Hieronymus (PL. 23, 377) das Wort: „Macht mich zum Bischof von Rom, und ich bekehre mich zum Christen-
tum!“ Das Bild eines gemäßigten Lebens entwirft Possidius (22) von Augustin: Kleider, Schuhe und Bettzeug waren bescheiden; Fleisch gab es gelegentlich, Wein immer, auf der Tafel waren nur die Löffel aus Silber.
Zur Beilegung von Streitigkeiten diente die Bischofsversammlung."* Ihre griechische Bezeichnung „Synode“ wurde später überwiegend für kleinere, das lateinische Wort „Konzil“ zumeist für größere Versammlungen gebraucht. Das
biblische Vorbild bot das Apostelkonzil: Um das Jahr 50 gingen Paulus und Barnabas nach Jerusalem und erreichten bei den Ältesten Zustimmung dafür, daß auch unbeschnittene Heidenchristen getauft werden konnten (Apg. 15). Später waren es dann Fragen des Glaubens, der Kirchenzucht, der Bischofswahl und des Osterter-
mins, die auf Konzilien verhandelt wurden. Seit dem 2. Jahrhundert sind sie in Kleinasien als Institution faßbar. Die Teilnahme beschränkte sich auf Bischöfe, die
als kollektives Bischofsgericht fungierten. So wie die heidnischen Provinziallandtage (concilia provinciae) tagten auch die kirchlichen Provinzkonzilien regelmäßig, im Osten zweimal jährlich: in der 4. Woche nach Ostern und am 12. Oktober.'* Neu war das von Constantin 325 in Nicaea geschaffene Ökumenische Konzil,* das der Idee nach nicht nur über die Provinzgrenzen, sondern sogar über die 150 Stein 1928, 411 f; Hefele/Leclercq II 1, 196 ff. 151 Baynes 1926/55, 97 ff.
55 Eine Zusammenstellung der Synoden und Konzilien bietet Beck 1959, 38 ff. Grundlegend:
52 PL. 65,12; CIC. Bd. ΠΗ p. 781.
Hefele/Leclercq 1907 ff.
55 Von Jones (1964, 904) nach dem ‚Liber pontificalis' (34) zusammengerechnet. 14 Hieron. ep. 52,5 u. 12; Sulp. Sev. dial. I 21; Amm. XXVII 3,14. .
1% Const. Apost. VIII 47,37. 7 concilium generale, Isid. etym. VI 16.
542
III. Die inneren Verhältnisse
Reichsgrenzen
hinausgreifend
sollte." Diese ökumenischen
die
gesamte
christliche
Konzilien wurden
vom
Welt
zusammenfassen
Kaiser einberufen, die
Bischöfe durften die staatliche Post benutzen, der Kaiser bewirtete und beherbergte
die Versammelten und stellte zur Durchführung ihrer Beschlüsse die Staatsge-
walt zur Verfügung. Die ökumenischen Konzilien bilden das höchste Entscheidungsorgan der spätantiken Kirche, doch haben die Bischöfe von Rom an ihnen
nicht teilgenommen. Dies ließ sich so auslegen, daB der Papst sich dem Konzil nicht
unterwarf, doch ist der näherliegende Grund der, daß alle ökumenischen Konzilien im griechischen Osten stattfanden: 325 Nicaca, 381 Konstantinopel, 431 Ephesos,
451 Chalkedon und 553 abermals Konstantinopel. Die versammelten Bischöfe waren nicht Abgeordnete ihrer Gemeinde, sondern
unterstanden sozusagen unmittelbar dem Heiligen Geist. Konzilsentscheidungen
galten als göttlich inspirierte Ansicht aller Anwesenden, gefaßt in der
Gegenwart der Engel. Die Folge davon war, daß die Minderheiten sich nicht beugten, sondern auszogen und gegebenenfalls Gegenkonzilien bildeten.'” Wenn Synoden und Konzilien vom Kaiser berufen wurden, betrachtete dieser sie als
erweiterten Kronrat, als sein consilium in Kirchenfragen, nicht als Instanz eigenen Rechts. 545 erklärte Justinian nochmals, daß die Beschlüsse der Reichskonzilien
Gesetzeskraft besäßen. Religionspolitik wurde Sache des Kaisers."Ὁ Die Kirche war in der Spätantike nach dem Kaisertum die reichste Institution. Ihr Besitz ist schr schnell gewachsen, namentlich durch Stiftungen von Liegenschaften." Bereits vor Constantin war die Kirche reich. Die Entwicklung des römischen
Kirchengutes hat sich im ‚Liber Pontificalis! niedergeschlagen."" Constantin hatte 313 für die Rückgabe des Kirchengutes auch im Osten gesorgt und 321 testa-
mentarische Zuwendungen angeregt," so wie er selbst der Kirche beträchtliche Einnahmen an Geld und Getreide zum Unterhalt für die Geistlichkeit und zu
wohltätigen Zwecken überwies. Julian hat diese Staatsspenden gestrichen, seine Nachfolger aber zahlten wieder."* Vermutlich ist ein großer Teil des ehemaligen Tempellandes auf dem Umweg über den Fiskalbesitz an die Kirche gekommen."* Constantin wies auch die Provinzialstatthalter an, die Kirchen regelmäßig zu
unterstützen. Nach ihm gewann das Stiftungswesen an Bedeutung. Es wurde üblich, die Kirche testamentarisch zu bedenken. Wie zuvor die Götter in ihren Tempeln erhielten nun die Heiligen in den Kirchen kostbare Gaben, teils in Erwartung künftiger Gunst, teils aus Dankbarkeit für erwiesene Wohltat."* Nennenswerte Schenkungen stammten von reichen Leuten, die der Welt entsagten, insbe-
sondere von Witwen, um deren Seelenheil sich die Priester gemäß dem Gebot des 18 Ed. Schwartz IV 1960, 111 ff; zur Konzils-
13 CTh. XVI 2,4.
14 Theodoret HE. I 11; IV 4. Soz. V 5; C.
idee: Sieben 1979. 1# Theodoret HE. I 10; Die Beschlüsse beginnen: placuit ergo, praesente Spiritu Sancto et angelis
12,12.
eius. Hefele/Leclercq I, 279; Mirbt Nr. 84.
tet wurde, dürfte der Streit zwischen dem heid-
10 Nov.
lust. 131,1. Dovere
1995.
li Zum Kirchengut in Ägypten: Hardy (1931, 44 ff ) vermutet, daß es umfangreicher war als das
nischen Stadtrat von Gaza und dem Bischof Porphyrios ehemaliges Tempelland betreffen: VPorph. 22; 95.
ie Die Herrschergaben an Sankt Peter: F. A.
Krongut.
12 Ausgaben:
1.5. Da das Tempelland von den Curien verwal-
Th. Mommsen,
Pont. I 1898; L. Duchesne 1955/57.
MGH.
Gest.
Bauer 2005.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
543
Neuen Testaments (Ep. Jac. 1,27) besonders emsig kümmerten. Die damit verbun-
dene Erbschleicherei wurde sowohl vom Kirchenvater Hieronymus (ep. 22, 28) als auch vom Heiden Ammian
(XXVII 3,14) angeprangert. Beide beschrieben die
Verhältnisse unter Papst Damasus.
An ihn richtete Valentinian 370 ein Gesetz,
das dem Klerus den eigensüchtigen Besuch von Witwen und Waisen untersagte.'” Dennoch hielt der Mißstand an. Theodosius verordnete, daB reiche Damen, die sich als Diakonissen dem Kirchendienst weihten, zuvor ihre Kinder auszusteu-
ern hätten. Testamente zugunsten der Kirche, die ihnen von Priestern auf dem Totenbette abgenötigt wären, seien ungültig. Der Kaiser wollte damit das Erbgut senatorischer Familien gegen den Zugriff der Kirche sichern, hat aber, vermutlich
auf Einspruch des Ambrosius hin, diese Bestimmung umgehend wieder gelockert. Auch der Senat in Rom ist gegen die Auflösung alter Familienvermögen durch fromme Damen eingeschritten, doch offenbar ohne Erfolg.'*
Salvian schrieb eine eigene Schrift (Ad ecclesiam) über die seelenverderbende Wirkung des Reichtums und forderte dazu auf, ihn der Kirche zu überlassen. Auch viele Priester und Bischófe vermachten dieser ihr Erbe. Seit 434 überwies der Staat die Hinterlassenschaften aller ohne Testament verstorbenen Geistlichen
der Kirche. Ausgenommen waren Curialengüter." Der Zehnte, die wichtigste Einnahme der Kirche im Mittelalter, wurde zwar biblisch begründet, ist aber im
spätrömischen Reich nicht gezahlt worden. Er wurde zu Ende des 6. Jahrhunderts unter den Merowingern eingeführt.
Die Verwaltung des Kirchengutes unterstand den Bischófen persónlich oder Ökonomen, die von ihnen dazu bestellt waren. Veräußerungen — auch Sklaven-
freilassung — waren unstatthaft. Selbst widerrechtlich gestiftete Objekte konnten nicht zurückgefordert werden (s. III 6 b). Die Kaiser haben stets ihre schützende Hand über das Kirchengut gehalten; es war vornehmlich durch den Zugriff der hohen Beamten bedroht." Zu den illegalen Einnahmen zählt die
Si monie, der Verkauf von Priester- und
Bischofsposten (Apg. 8). Bereits aus constantinischer Zeit sind solche Fälle bekannt. Im spáteren vierten Jahrhundert wurde von Kandidaten die Weihe bezahlt, wenn
sie dem Kriegsdienst oder den Curien-Pflichten entkommen wollten. Das Konzil von Chalkedon 451 verurteilte die Simonie. 469 wetterte Kaiser Leo gegen die auri
sacra fames und verbot die Schmiergelder bei der Bischofswahl."" Welches Ausmaß die Korruption trotzdem annahm, lehren die überlieferten Bestechungsgelder, die
unter Odovacar und Theoderich von Anwärtern des Stuhles Petri gezahlt wurden.'^ Justinian hat schließlich Weihegelder als Gebühren definiert und für gesetzmäßig erklärt."
Die Ausgaben
der Kirche bestanden vorab in der Besoldung des niederen
Klerus. Diese war gestaffelt nicht nur nach dem Platz in der Hierarchie, sondern auch nach dem Reichtum der jeweiligen Diözese. An weiteren Ausgaben ist der Neubau und die Unterhaltung der Kirchengebäude zu nennen. Waren die ältesten Gotteshäuser überwiegend
Stiftungen von Privatleuten, sogenannte Titelkirchen,
so hat die Kirche später auch auf eigene Rechnung gebaut. Mißbrauch gab es wie 87 CTh.
XVI 2,20; Hieron. ep. 52,6.
13 CTh. XVI 2,27f; Palladius HL. 54. w^ CTh. V 3. © Jones 1974, 339 ff.
1 Verg. Aen. lil 57; CJ. 1 3,30.
"2 Hefele/Leclercq 393 ff. 1? Nov.
11 957 ff; MGH.
Iust. 56; 123; Jones
AA
1964, 909 f.
XII
544
11. Die inneren
Verhältnisse
mit den Einnahmen so auch mit den Ausgaben, Kyrill von Alexandria hat 431 weit
über 1500 Pfund Gold Bestechungsgelder an Höflinge in Konstantinopel gezahlt, um seinen Stuhl zu stützen."
Erhebliche Summen hat schlieBlich die Liebestátigkeit'" gekostet. Die zentrale Kulthandlung, die heute als Abendmahl (Eucharistie) fortlebt, war ursprünglich ein gemeinsames
Essen.'* jeder
brachte
mit,
was
er hatte,
Arme
wurden
bewirtet. Die darin liegende Anziehungskraft bezeugt Julian (305 C). Die Kornverteilung gehörte zu den Pflichten der Bischöfe; Athanasios wurde nachgesagt, er bedenke nur seine eigenen Leute. Porphyrios von Gaza gab jedem Bettler, fremden
wie einheimischen, sechs Obolen täglich aus dem Kirchengut und beschenkte aus seinem Privatvermögen die Gläubigen nach ihrer Würdigkeit.'” Auch die frommen Aristokraten
Roms
bedachten die Armen,
so Volusianuns 365 und Pammachius
397." Die heilige Melanie spendete viel Geld für die Auslösung von Gefangenen. Die Kirche von Antiochia unterstützte zur Zeit des Johannes Chrysostomos dreitausend Arme.'” Die Hilfe für Kranke, Waisen und Witwen gehörte stets zu den wichtigsten Aufgaben der Gemeinde und hat, wiederum nach dem Zeugnis Julians (ep. 22), stärker als die Predigt den Zusammenhalt der Christen bewirkt. Im 4. Jahrhundert wurden die ersten großen öffentlichen Hospitäler
gebaut, sowohl für
Kranke als auch für Fremde. Später entstanden Waisenhäuser und Armenhäuser.'“ Zur Betreuung dieser Institutionen unterhielt die Kirche ein zahlreiches Personal. Die in der doppelten Bedeutung des Wortes „Bader“ erhaltene Verbindung von Badewesen
und
Heilkunst
geht auf die römische
Kaiserzeit
zurück,
in der die
Thermen stets auch Heilanstalten waren. So dienten die Badewärter zugleich als Krankenpfleger. Die „Zeuxippitai“ von Konstantinopel und die parabalani von Alexandria unterstanden den jeweiligen Bischöfen und wurden für ihren Dienst aus der plebs ausgewählt. Sie galten als Kleriker und zahlten keine Seuern. Angehörige des Curialenstandes und des Reichsadels (honorati) durften das Amt nicht ausüben. Daß diese Leute auch gewaltsam gegen die Heiden vorgingen, wissen wir aus dem von ihnen verübten Mord an Hypatia 415 (s. 11 9). Im folgenden Jahre begrenzte Theodosios II ihre Zahl auf 500, im Jahre 416 auf 600 und verbot ihnen, sich an
öffentlichen Orten zusammenzurotten." Daß es dennoch geschah und zu Unruhen führte, ersehen wir aus den Akten zum Konzil von Chalkedon 451. Das Bestattungswesen wurde in nachconstantinischer Zeit ebenfalls von der Kirche wahrgenommen. Die früheren Begräbnisvereine (collegia funeraticia) verschwanden; an ihre Stelle traten Totengräber, die zum niederen Klerus gehörten
(decani, fossores copiatae). Sie waren von Gewerbesteuern und Frondiensten freigestellt.'” Sowohl Wehrdienstpflichtige als auch Steuerhinterzicher tarnten sich bisweilen wegen dieser Vorrechte als Totengräber."' Erhebliche wohltätige Stiftungen erhielt die Kirche von den Kaisern selbst. Um sich von den „Galiläern“ nicht beschämen zu lassen, befahl Julian (ep. 22) Arsacius, dem Provinzialpriester von Galatien, in allen Städten Hospitäler einzurichten. Zu '* Acta Conc. Oec. I 4, 222f; s. I] 9
US W. Schwer,
Armenpflege,
RAC.
693 fF; Pietri 1978. "^ Plin. ep. X 96,7.
* YMel. gr. 19; Joh. Chrys. hom. Matth. 66,3.
1 1950,
"9 Hiltbrunner,
Xenodochium,
RE.
IX A,
1967, 1487 ff. "CJ. 13, 176; CTh. XVI 2,42f.
7 Athan. PG. 25,277; VPorph. 94.
2 CTh. XIII 1,1; XVI 2,15. Brandenburg 1994.
^ Mratschek 2002. 144f.
3 CTh. VII 20,12; CJ.
12,9. S. HI 4 a und b!
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
545
deren Unterhalt stiftete der Kaiser 30000 modii Weizen und 60000 sextarii Wein. Davon sollte ein Fünftel für das Personal, der Rest für die Bedürftigen ausgegeben werden. Justinian ließ das Hospital des Samson an der Irenenkirche Konstantinopels erneuern und ausstatten, insgesamt gab es unter ihm etwa ein Dutzend Pflegeheime
in der Hauptstadt." Hospitäler entstanden auf seine Kosten zudem in Antiochia und anderen Orten Kleinasiens und Syriens.* Theodora wetteiferte mit Justinian darin. Aelia Flaccilla, die fromme Gattin von Theodosius I, kümmerte sich sogar
persónlich um Kranke und Gebrechliche. Basilius baute in Caesarea ein ganzes caritatives Stadtviertel."^ Diese Einrichtungen lebten von den Bezügen aus Liegenschaften, Gütern und Dörfern, die sich über das ganze Reich verteilten. Ihrem
Rechtsstand nach lassen sich selbständige Stiftungen von kirchlichen Einrichtungen unterscheiden. Die Kirche widmete etwa ein Viertel ihrer Ausgaben sozialen Zwecken. Die Kaiser suchten durch Gesetz zu verhindern, daß zu wohltätigen Diensten gestiftete
Liegenschaften entfremdet würden. Sie waren von munera extraordinaria befreit. Die
Oberaufsicht hatten jeweils die Bischöfe.'” So entwickelte sich vom 4. zum 6. Jahrhundert ein über das ganze Imperium sich erstreckendes Netz von Fürsorgeanstalten, aus denen nach der Stagnation des 7. und 8. Jahrhunderts dann das
Armen- und Krankenwesen des Mittelalters entstand. Die steigende Zahl der Gläubigen, der wachsende Besitz und der fortschreitende
Ausbau der Kirche als Institution hat ihr mehr und mehr weltliche Aufgaben gebracht. Im gleichen Maße, in dem die imperialen und munizipalen Organe sagten, gewann die Reichskirche an Verwaltungs- und Herrschaftsfunktionen. 318 übten die Bischófe eine staatlich anerkannte Zivilgerichtsbarkeit aus.
einverSeit Die
episcopalis audientia war, wenn die Überlieferung stimmt, seit 333 auch dann zustän-
dig, wenn nur eine der streitenden Parteien, d. h. die christliche, sich an den Bischof
wandte.'* Selbst laufende Prozesse konnten auf Wunsch von staatlichen auf geist-
liche Gerichte übertragen werden. 398 wurde die Zustimmung beider Parteien gefordert.'” Seit 321 durften Herren in der Kirche vor dem Bischof ihre Sklaven
rechtsgültig freilassen und somit, wie ausdrücklich vermerkt wird, Reichsfremden das römische Bürgerrecht verleihen." Die Bischöfe selbst waren der weltlichen Gerichtsbarkeit entzogen, ja mußten nicht einmal als Zeugen erscheinen." Sie unterstanden nur dem Metropoliten und
einem Bischofsgericht. Die ihnen gesetzlich angedrohten Strafen für Unterschlagungen und Asylmißbrauch, für Unruhestiftung und Grabschändung waren un-
gewöhnlich milde." Constantin erklärte, wenn er einen Bischof beim Ehebruch erwischte, würde er ihn mit dem kaiserlichen Purpur zudecken, und Johannes
Chrysostomos suchte die Priester, die nicht den Gesetzen gemäß lebten, wenigstens durch kirchendisziplinarische Maßnahmen zu bessern.” 14 Beck
1973, 15.
" Zu 318: CTh.
" Proc. aed. 1 2,14 ff; IL 10,25; V 3,16; V 9,4; 22; 27; 34f: 38. !^ Theodoret HE.
V 19; Basil. ep. 94; Greg.
Naz. or. 43,63. 8 CJ.
12,17; 3,9; Nov. Iust. 7,1.
!^ Für eine kirchliche Rechtsfälschung hält dies Liebs in: Demandt/Engemann 2006, 97 ff.
127,1
mit Seeck
1919, 166;
zu 333: Const. Sirm. 1; zu 398: CJ. 14,7. 90 CTh. IV 7,1. E. Herrmann-Otto 1980, 232 ff. 19 CTh. XI 39,8; XVI 2,12.
2 Nov. Val. 23,5; Noethlichs 1973. 13 Theodoret HE. I 11; V 29.
546
III. Die inneren Verhältnisse
Das Asylrecht,'* wie es einzelne Tempel besaßen, ging auf die Kirchen über.
431 wurde es ausgedehnt auf die Nebengebäude, auf Wohnungen, Gärten, Plätze, Säulenhallen und Bäder, die auf kirchlichem Gelände standen. Die Asylanten muB-
ten lediglich ihre Waffen niederlegen. Daraus ergibt sich, daß wir es großenteils mit
Deserteuren zu tun haben. Paulinus von Nola hat die Soldaten geradewegs zum Desertieren aufgefordert.” Einschränkungen gab es jedoch für Steuerschuldner und solche, die ihren Pflichten entkommen wollten, ihnen wurde der Schutz durch
die Kirche verwehrt."* Dies gilt ebenso für Juden. Sklaven von Donatisten und Manichäern, die in eine Kirche flohen, erhielten die Freiheit.'”
Der halbstaatliche Charakter der geistlichen Gewalt in der Spätantike zeigt sich an der wachsenden Bedeutung der Bischöfe als Stadtherren (s. III 4 c), an ihren
damit gelegentlich verbundenen militärischen Aufgaben und an den vielfältigen diplomatischen Verhandlungen mit fremden Machthabern und Reichsfeinden."* Die Bischöfe der Landstädte sprachen unter Justinian mit bei der Wahl der Statthalter, der Patriarch von Konstantinopel krönte den Kaiser (s. III 1 a).
Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche hat sich in den beiden Reichshälften unterschiedlich entwickelt. Im Osten blieb Konstantinopel weltliche und geistliche Hauptstadt, Kaiser und Patriarch residierten am selben Ort. Das führte zu Kon-
flikten, sie gingen für die geistliche Gewalt gewöhnlich verloren. Im Bunde mit den
Patriarchen von Alexandria und Rom haben sich jeweils die Kaiser durchgesetzt, mehrfach mußten die Bischöfe von Konstantinopel abdanken, so 379, 381, 404, 433
und 449. Der von Constantin angebahnte Caesaropapismus, die Herrschaft des Kaisers über die Kirche, ist durch Theodosius I, Marcian und Justinian so gefestigt worden, daß auch spätere Zeiten daran nichts grundsätzlich geändert haben. Dennoch
hat der Osten die Monophysiten und Nestorianer nicht überwinden können und schließlich den größten Teil seiner Gläubigen an den Islam verloren. Die westliche Entwicklung verlief anders. Hier hat bereits Ambrosius als Bischof
von Mailand der kaiserlichen Gewalt erfolgreich getrotzt. Dadurch daß Rom als Kaiserresidenz an Bedeutung verlor, konnten die Päpste die ideologische und administrative Tradition der weltbeherrschenden Roma übernehmen. Wichtige Elemente des Papsttums stammen aus dem römischen Staatswesen. Seit Damasus (s. o.)
und Leo I führen die Päpste den Titel pontifex," sie umgaben sich nach imperialem Vorbild mit einem consistorium, kopierten das kaiserliche Kanzlei- und Urkundenwesen,” erlieBen decreta und rescripta, unterzeichnet mit roter Tinte wie die Kaiser
und wurden nach deren Vorbild mit der Proskynese begrüBc.^" # CTh. IX 45; Amm. XV 5,31; Zos. IV 40,5.
Wenger, Asylrecht, RAC. 1 1950, 840ff; Manfredini 1986. Langenfeld (1977, 107 ff) und Dre-
her (in: Wiemer
2006,
151 (Ὁ bestreiten
ein
kirchliches „Asylrecht“ vor 431. "5 Paulin. Nol. ep. 8,5 Vers 11f; 25,3.
'? In der Pragmatischen Sanktion von 554 zur Neuordnung Italiens : CIC. III p. 800. 200 Szemler, Pontifex, RE. Suppl. XV 1978, 347. Daß Leo sich pontifex (nicht aber pontifex maximus)
nannte,
zeigen
die
Inschriften
Diehl
1761 b; 1762 a. Isidor (etym. VII 12,13) bezeich-
6 CTh. IX 45,1; 3; XIV 3,11. Synesios ep. 57.
net jedoch den höchsten christlichen Priester als
7 CTh.
pontifex maximus. 20 Classen 1977.
XVI 62; CJ. 15,4.
"^ Geistliche als Gesandte: Amm. XXIX 5,15; XXXI
12,8; Soz. IX 7f; Malchus fr. 1; 18; Josua
39: 78; Zon. XIII 8,21. Helm 1932; Matthews, Gesandtschaft, RAC. X 1978, 673f.
202 Löwe
1952, 362.
6. Die Religion — c) Die Reichskirche
547
Der Klerus wurde wie die spätrömische Beamtenschaft „ordiniert“ und respektierte das von den Kaisern für Rom
erlassene Hosenverbot.
Die bischöflichen
Insignien lehnten sich an die monarchische Repräsentation an,’ die kaiserliche Gerichtshalle wurde kirchliche Basilika,"* der Altar glich dem Amtstisch des Präto-
rianerpräfekten.”” Mehrere Elemente der Liturgie kommen zeremoniell:
Weihrauch,
Kandelaber
und
Nimbus
und
aus dem Kaiser- sehr viel später —
die Orgel (s. III 4 a). Christus selber wurde als Imperator abgebildet," der Dienst an ihm war militia Christi; wer sich ihm weihte, der leistete den „Fahneneid“, denn
das bedeutet ursprünglich das Wort sacramentum. Bildprogramme der frühchristlichen Kunst zeigen den Papst als Vertreter der Weltherrschaft Christi." So stellt die katholische Kirche das im kanonischen Recht fortlebende Imperium Romanum dar** und konnte diesen Anspruch gegen die Reichsgewalt behaupten.
Papst Gelasius formulierte 494 in einem Brief (ep. 12) an Anastasius die Lehre von den zwei irdischen Gewalten, der auctoritas sacrata pontificum und der regalis potestas," und die Ende des 8. Jahrhunderts durch die Kurie ersonnene ,Constantinische Schenkung‘ behauptet, Constantin habe sich aus Achtung vor den Apo-
stelfürsten in den Osten zurückgezogen und den rómischen Bischófen usque in finem mundi die Herrschaft über das Westreich überlassen.^" Auf diese Weise verwandelte sich die Kirche ein weiteres Mal. Zunächst war sie eine Gemeinde von Auserwihlten, die auf die Wiederkehr des Herrn wartete und
alle staatlichen Bindungen ablehnte. Constantin machte aus ihr eine Stütze des sich auflósenden
Reiches.
Dann
aber verselbständigte sich die Kirche, gewann
staatliche Eigenstándigkeit und trat als Ordnungsmacht
halb-
mit eigenem Anspruch
gegen den Staat auf. Sie war die einzige Institution des spátrómischen
Reiches,
die während des allgemeinen Niedergangs an Macht und Größe gewonnen hat. Der Staat wurde immer schwächer und ärmer, die Kirche immer mächtiger und reicher.
In guten Zeiten wurde sie von den Kaisern unterstützt, in schlechten Zeiten flüchteten sich die Gläubigen in ihren Schoß. Die Kirche hat in vielerlei Hinsicht das Erbe der antiken Kultur übernommen.
Tempel und Basiliken wurden in Gotteshäuser umgewandelt; Gold- und Silberarbeiten, Elfenbeinschnitzereien und Gemmen wanderten in die Kirchenschätze. Die
antike Literatur wurde in den Klosterschulen gesammelt und abgeschrieben, das Schul- und Bildungswesen kam in geistliche Hände. Ob das Christentum von der Antike mehr gerettet oder mehr zerstórt hat, ist schwer zu sagen.
24 Klauser 1948. 24 Langlotz 1972; Süßenbach 1977. 25 ND. or. Ill, occ. Il.
zeigt, daß die auctoritas nicht über der potestas gedacht ist. 20 Mirbt Nr. 504; MGH.
Fontes iuris Germa-
2% Peterson 1951, 149 ff (von 1937).
nici 10, 1969. Aufgedeckt wurde die Fälschung
27 Schubert 1979. ** Sägmüller 1898; Jäntere 1936.
durch Nikolaus Cusanus, widerlegt durch Laurentius Valla 1440. Miethke in Demandt/Enge-
?" Mirbt Nr. 462; Ullmann 1981. EnBlin 1955
mann 2006, 259 ff.W. Setz 1976 (MGH).
548
III. Die inneren
Verhältnisse
d) Asketen und Sektierer Quellen: Über die spätantiken Asketen informiert uns eine eigene Literaturgattung, die Hagiogra-
phie. Berühmte Beispiele sind die enkomiastischen Lebensbeschreibungen des hl. Antonius durch Athanasios, des hl. Martin durch
Sulpicius Severus, des hl. Augustinus durch Possidius und des
hl. Porphyrios von Gaza durch Marcus. Palladios (Historia Lausiaca) und Theodoret (Historia Religiosa) verfaßten Sammlungen von Heiligenbiographien. In der Regel standen die Autoren in einem Schülerverhältnis zu den Heiligen, schrieben mithin aus persönlicher Kenntnis. Quellenkritisch ist die erbauliche Absicht zu bedenken, der zuliebe die christlichen Tugenden, die Erfolge und
Wunder im Vordergrund stehen. Schismatiker und Häretiker sind gleichfalls gut dokumentiert, doch haben in der Regel nur die Zeugnisse ihrer katholischen Gegner überlebt: Optat von Mileve über die Donatisten, Sulpicius Severus
über die Priscillianisten, Victor von
Vita über die arianischen Vandalen,
Athanasios
über
die Arianer, Augustinus über Donatisten und Pelagianer. Ketzerkataloge verfaßten Epiphanios (GCS. 25; 31), Augustin (PL. 42 S. 21 ff), Timotheos von Konstantinopel (PG. 86,1 S. 11 ff) und Isidor von Sevilla (etym. ΝῊ] 5). Selbstdarstellungen besitzen wir für die Arianer im Glaubensbekennmis Wulfilas bei Auxentius und für die syrischen Monophysiten.
Die Intensität des religiösen Lebens in der Spätantike spiegelt sich nicht nur in der wachsenden Bedeutung der GroBkirche, sondern ebenso in fundamentalistischen
Bewegungen, namentlich in der Verbreitung der Askese und der Entstehung von Sondergemeinden, die von der Orthodoxie als Ketzerei betrachtet wurden. Jesus lebte arm und ehelos, wenn auch nicht eigentlich asketisch. Als der reiche
Jüngling ihn fragte, wie er das ewige Leben erhalten kónne, antwortete Jesus: » Verkaufe, was du hast, und gibs den Armen... Es ist leichter, daB ein Kamel durch
ein Nadelóhr gehe, als daß ein Reicher ins Himmelreich komme“. Das Ja zum Himmel erforderte das Nein zur Erde. „Alles was von Gott geboren ist, überwindet die Welt“. Der „Fürst dieser Welt“ ist bei Johannes der Teufel.' Schon für
den Psalmisten (84,7) war die Erde ein „Jammertal“. Wieder und wieder rief Jesus zur Buße „in Sack und Asche“, denn das Himmelreich sei nahe.’
Askese ist keine typisch christliche Lebensform. Sie findet sich bei buddhistischen Gelbmützen und brahmanischen Yogis, bei jüdischen Gottsuchern' und muslimischen Fakiren. Unter den Griechen‘ wurde sie philosophisch begründet.
Platon (Phaed. 67 AB) beschränkte die Sorge um den Körper auf das Notwendigste um der „Reinheit“ und der Erkenntnis willen. Kulturfeindlich waren Diogenes und die Kyniker; sie forderten Rückkehr zur Natur. Die Pythagoreer bildeten eine Art
Orden, sie legten den Besitz zusammen, beachteten Speisetabus und langfristiges Schweigen und lebten in klosterähnlichen Gemeinschaften. Unter den spätantiken
Neuplatonikern waren asketische Ideale verbreitet. Der Praetor Rogatianus, ein Schüler Plotins, gab all sein Eigentum auf, um sich der Philosophie zu widmen.
Áhnlich dachte Julian. Heidnische Philosophen heiligten ihr Leben durch Verachtung des Körpers und Verzicht auf Lebensfreuden.* ! Ev. Matth. 19,21 ff; 1; Ev. Joh. 5,4. 2 Ev. Matth. 3,2; 4,17; 9,13; 11,21 usw. 3 Essener, Therapeuten, auch Pharisäer: Josephus, Vita 2.
* Zur Verwandtschaft zwischen griechischer Philosophie und christlicher Askese: Strath-
mann/Keseling, Askese I u. II, RAC. 1 1950, 749—795; Leipoldt 1961; Lohse 1969; Brown in: CAH. XIII 1998, 601 ff. 5 Porph. VP. 5
* Eun. VS. 471; s. II 6 e!
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
549
Im Orient gab es Askese auch in ärmeren Schichten. Aus dem hellenistischen
Ägypten ist die Sitte der Gotteshaft in den großen Tempeln bekannt. Im Palästina der Zeit um Christi Geburt florierten die Orden der Essener’ und die Klostergemeinschaften von Qumran,* in Ägypten die jüdischen Therapeuten, die nicht nur
besitz-, sondern auch ehelos lebten.’ Gleiches gilt für die Electi der Manichäer. Vorbild der Wüstenheiligen
ist der Prophet
Elijahu aus Tisbe, den unter König
Achab am Bach Krith die Raben Jahwes versorgten." Der berühmteste Asket in der jüdisch-christlichen Tradition ist Johannes der Täufer. Die Besonderheit der christlichen Askese ist ihre Jenseitserwartung. Der Verzicht auf irdische Freuden in diesem Leben galt als Gewähr für den Gewinn himmlischer Seligkeit in jenem Leben, als Vorwegnahme des Todes, der zum Eintritt ins Paradies
führt." Die Wiege der frühchristlichen Weltflucht ist
Ägypten." Schon während
der decianischen Christenverfolgung hat sich der Eremit Paulus von Theben in die Wüste zurückgezogen," und ihm folgten andere Anachoreten. Besonders einflußreich wurde Antonius von Koma, der bald nach 270 in Oberägypten zahlreiche lose
zusammenhängende Eremitenzellen (laurae) gründete. Athanasius, der spätere Patriarch von Alexandria, hat ihn kennengelernt und sein Leben beschrieben.“ Antonius kam aus der Unterschicht, er sprach nur koptisch. Weltweisheit verachtete er: ein gesunder Verstand brauche keine Wissenschaft. Er lebte von Almosen, Textilarbeit und Gärtnerei, wusch sich nicht, empfahl aber — zur Reinigung seiner
Seele - fleißig Tagebuch zu schreiben. Sein geistliches Leben bestand im Kampf gegen die Dämonen, die er durch Fasten und Beten, Frohlocken und Kniebeugen abwehrte. Satan und seine Trabanten erschienen ihm in der Gestalt schrecklicher Tiere und schöner Mädchen, als Riesen, Krieger, ja sogar als Mitmönche, um ihn durch Prügel und Verlockung, durch Getöse, Gestank und falsche Ratschläge vom
Pfade der Frömmigkeit abzubringen. Durch Teufelsaustreibung, Heilungswunder und
Predigt bekehrte Antonius
Reiche zur Armut,
Soldaten
zum
Mönchtum,
Frauen zur Virginität. Körperfeindlich äußern sich die meisten Kirchenväter. Sexualaskese ist ein Dauerthema (s. III 2 c). Clemens Alexandrinus sah bereits in der Verwendung von Ohrlöffeln und Zahnstochern „schweinische Reizung“ und im Gebrauch von Spiegeln „zuchtlose Hurerei"." Der Organisator des von Antonius inspirierten Mönchtums wurde Pachomios," ein ehemaliger Soldat. Um 320 gründete er in Tabennisi in der Thebais das erste Koinobion, eine straff geregelte Gemeinschaft, die ihren Lebensunterhalt durch gewerbliche und landwirtschaftliche Arbeit verdiente. Andernorts leisteten die
Mónche
Heimarbeit,
etwa
als Mattenflechter
* Flavius Josephus, bell. Jud. 11 8,2 ff; Plin. NH. V 15. W. Bauer, Essener, RE. Suppl. IV. 1924, 385 ff.
* Die Qumran-Leute werden gewóhnlich zu den Essenern gezählt: J. Hempel, Qumran, RE. XXIV 1963, 1334 ff, wahrscheinlich zu Unrecht.
* Philon, De vita contemplativa; Euseb. HE. I 16f betrachtete die Therapeuten als Christen. Lohse 1969, 95 ff. "1. Könige
17.
" Der Umweg über das Jüngste Gericht war nicht unabdingbar: Ev. Lukas 23,43.
oder
12 Gieseler Apotaxis,
1831,
RAC.
Saisonarbeiter 527ff;
auf den
M. Rothenhäusler,
I, 1950, 562.
W Athan. VAnt. 3. ^ Dörries 1949. '5 Clem. Al. paed. II 60,4; III 11£; IV 6,2. M. Pujiula, Körper und christliche Lebensweise.
Clemens
von
Andreia
und
sein
Paidagogos,
2006, 229; 238.
1e Palladios HL. 32. Lohse 1969, 197 ff; Rousseau 1985.
550
III. Die inneren
Verhältnisse
Gütern der Großgrundbesitzer.” Pachomios verfaßte die erste, nach der Legende ihm von einem Engel überreichte Klosterregel, die den spáteren Ordnungen von Basilius und Benedikt als Vorbild diente. Der Alltag der Eremiten Ägyptens ist archäologisch erschlossen worden." Von Ägypten breitete sich die monastische Bewegung bald aus. Begeistert von
Antonius bezog der Syrer Hilarion eine Klause bei Gaza und brachte so das Mönchtum nach Palästina. Auf seinen Wanderungen folgten ihm angeblich Tausende von Bettelmónchen." Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts entstanden unter dem Einfluß des Basilius von Caesarea (T 379) die ersten Klöster in K leinasien.Er
hat die später in der Ostkirche gültige Mönchsregel abgefaBt. Zum Jahre 518 hören wir von 54 Klöstern in Konstantinopel;? ein Asketenzentrum war Amida am oberen Tigris." Das Hohe Lied auf die mönchische Lebensform, eine naturgemäße
und gottgefillige „Philosophie“, verfaBte Sozomenos (I 12 ff). Hieronymus (ep. 22,34ff ) unterschied drei Arten von Mönchen in Ägypten. Die erste umfasse die Stadtmönche, die in kleinen Gruppen von ihrer Arbeit lebten
und niemandem gehorchten. Sie trügen ihre Askese zur Schau, beschimpften die Geistlichen und lebten ständig im Streit. Die zweite Kategorie, die Klostermönche (Coenobiten), beobachteten — so Hieronymus — strengen Gehorsam. Sie seien in Zehner- und Hundertschaften gegliedert. Bis zur neunten Stunde bliebe jeder in seiner Zelle, dann kämen sie zum
Gottesdienst
zusammen.
Es folge das Essen in Dekurien,
es gebe
Brot
und
Grünzeug, mit Salz und Öl gewürzt, Wein nur für die Alten. Anschließend folgten
Hymnengesang und Gespräch. Die praktischen Fragen löse der oeconomicus. An der Spitze jedes coenobium stehe ein pater. Wer ins Kloster eintrat, bekam die Haare abgeschnitten, so wie es bei der Priesterweihe üblich war. Die Klosterzucht wurde
durch Prügel, Haft und Eisenstrafen aufrechterhalten.” Als dritten Asketentyp erwähnt Hieronymus die Anachoreten und Eremiten,
die sich als Einsiedler (monachi) in die Wüste zurückzögen und dort gegen den Versucher kämpften. Schon Julian (443 B) schrieb in seinem Brief an die Alexandriner von Therapeuten, die auf (umgestürzten?) Obelisken beteten und schliefen, und Sozomenos (I 12; VI 29) spricht von 2000 Einsiedlern in der Umgebung der
Stadt. Aus eigener Anschauung berichtet Palladios in seiner 420 verfaßten ‚Historia Lausiaca' über das ägyptische Mönchtum. Die Mönche, zumal in der nitrischen Wüste, zählten nach Tausenden.”
Eine dominante Figur war Schenute von Atripe (T 465), der koptische Archimandrit des Weißen Klosters am westlichen Nilufer bei Panopolis (Achmim) in
Oberägypten.“* Ihm unterstanden Aberhunderte von Mönchen und Nonnen, die hier Schutz vor den Steuereinnehmern fanden, aber rigoros Gehorsam zu leisten
hatten. Auch Nonnen wurden ausgepeitscht. Eunuchen fanden keine Aufnahme. Schenute hat sich als Tempelstürmer hervorgetan, als Kämpfer gegen Satan in allen "7 Zur Ökonomie der Klöster: Brenk in: Bowden u.a. 2004, 447 ff.
8 Rutgers 1998.
HL. 7; 25. Zu den Klosterbauten: Brenk 2003; 138 ff.
? Ein lebendiges Bild der Klöster in der Na-
? Hieron. VHilar. PL. 23. 2° Act. conc. oec. [II 68 ff. A Harvey 1990, 57 ff.
tronwüste: Larsow 1852, 3ff. Aphrahat bezeugt Mönche in Mesopotamien: Bert 1888, 89 ff. ^ Döpp/Geerlings 1999, 544; Kraviec 2002;
2 VDan.
Hahn 2004, 223ff.
5; Sulp. Sev. dial. 1 22,4; Palladios
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
551
Gestalten. Seine wohlerhaltene Kirche strotzt vor Spolien, die den Triumph über
den Götzendienst ausstrahlen. Auch das Eremitentum griffim 5. Jahrhundert um sich, am stärksten inSyrien. Neben der Thebais (Oberägypten) und der Natronwüste (Unterägypten) entstand eine dritte Mönchslandschaft um Antiochia. Dreißig Lebensbilder überliefert Theodoret in seiner ‚Historia Religiosa‘, überwiegend aus eigener Anschauung. Die
Eremiten
hatten
auf Eigentum,
Familie und
Beruf verzichtet,
beteten
und
fasteten, wachten und weinten. Sie lebten in „Trauer und Tränen“ und „kannten
das Lachen nicht“. Die meisten waren mit schweren Eisenketten und Ringen behangen, einige lebten immer unter freiem Himmel, andere ließen sich lebenslänglich einmauern oder schwebten gar im selbstgebauten Holzkäfig, in dem sie nicht
einmal stehen konnten, an einem Galgen (HR. 27f). Versorgt wurden sie aus den umliegenden Dörfern. Von schaulustigen Frommen umlagert, unterdrückten sie mit Gottes Hilfe ihre Verdauungsprobleme (HR. 21). In Syrien finden wir auch die ersten Säulenheiligen (Styliten).” Diese Form der Selbstpeinigung hat vermutlich heidnische Wurzeln. Aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt der unter den Werken Lukians von Samosata überlieferte Bericht (Dea Syria 29) über die „Phallosbesteiger“ φαλλοβᾶται. Im Heiligtum der JunoAtargatis zu Hierapolis-Bambyke in Syrien standen dem Dionysos geweihte Säulen, Phalloi genannt, auf welche die Gläubigen zu steigen pflegten, um sich hier oben eine Art Nest einzurichten. Sie blieben dort so viele Tage, wie sie zuvor gelobt hatten, ohne zu schlafen, und beteten für die Leute drunten. Diese — auch aus
Indien bekannte - Form der Askese dürfte das Vorbild für die christlichen Styliten abgegeben haben. Der berühmteste Säulenheilige war Symeon.” Geboren um 390, begann er seine Kasteiung als dreizehnjähriger Hirtenknabe. Nachdem er wegen allzu strenger Askese das Kloster Teleda bei Antiochia hatte verlassen müssen, kettete er sich in der Nähe der Stadt Telanissos (Qalat Semaan) an einen Stein, dann stieg er für fünf Jahre hinauf, später ließ er sich eine Säule bauen, die mehrfach, bis auf 20 m (?) erhöht wurde. Insgesamt 42 Jahre hat er auf dieser Säule gelebt, gebetet und gepredigt. Er hatte großen Zulauf, selbst römische Beamte und benachbarte Fürsten baten um seinen Ratschlag. Er predigte auf Syrisch gegen Heiden, Juden und Wucherer. Tausende von arabischen Ismaeliten, heißt es, ließen sich von ihm be-
kehren. Nach seinem Tode am 2. September 459 wurden seine Reliquien durch den Heermeister Ardabur, den Sohn Aspars, unter dem Geleit von 6000 gotischen Foederaten,
21 Offizieren,
6 Bischöfen
und
dem
Patriarchen
nach
Antiochia
überführt. Die Stadt hatte den Kaiser darum ersucht, damit sie der Heilige anstelle
der verfallenen Mauern gegen die Perser schütze." Wenig später entstand um die Säule herum eine große Klosteranlage.” Das Vorbild Symeons ist vielfach nachgeahmt worden; selbst im Frankenreich, in den Ardennen, hat es einen Säulenheiligen gegeben. Dem haben freilich die galli** Delehaye 1923.
? Malalas XIV S. 369; Euagr. 1 13.
?* Euagr. I 13. Lietzmann 1908; Delehave 1923 Iff. Die älteste Quelle ist das noch zu Lebzeiten
ἢν Honigmann, Συμεώνος τέμενος RE. IV A 1, 1931, 1099ff. Von der Säule, die 1667 noch stand, ist
Symeons verfaßte 26. Kapitel der ‚Historia Religiosa' Theodorets.
nur noch ein Stumpf übrig, die Bauten sind vorzüglich erhalten: Deichmann 1982.
552
II. Die inneren Verhältnisse
schen Bischöfe einen Riegel vorgeschoben.”” Symeons bekanntester Schüler war der 493 verstorbene Daniel Stylites. Er stammte ebenfalls aus Syrien. In Kon-
stantinopel wurde er vom Bischof mißtrauisch empfangen,” durfte sich dann jedoch eine Säule errichten und hatte beträchtlichen Zulauf. Auch hohe Beamte,
selbst die Kaiser Leo, Zeno und Basiliskos suchten seinen Segen und seinen Rat.
Daniel hat Partei ergriffen gegen die gotischen, für die isaurischen Heermeister." Säulenheilige gab es im Orient bis ins 19. Jahrhundert.” Als vierten Typus ließen sich die Wandermönche
anschließen, die „umher-
schweifenden“ Gyrovagen.” Zu ihnen gehörte der ,schlaflose" Alexandros Akoi-
metos (um 355 bis etwa 430). Er war der Sohn eines reichen Beamten in Konstantinopel, verschenkte sein Erbe und durchzog den Osten. Mitunter folgten ihm
bis zu 400 Anhänger. Er predigte und psalmodierte ohne Pause, bettelte, tat Wunder und zerstörte Tempel. Nachdem er in Chalkis den späteren Bischof von Edessa Rabbula bekehrt hatte, erschien er um 425 in Konstantinopel und gründete auf der asiatischen Seite des Bosporus (bei Tschibukli) das Eirenaion, wo Tag und Nacht
gemäß dem Gebot des Paulus (1. Thess. 5, 17) gesungen wurde, abwechselnd auf Griechisch, Lateinisch, Syrisch und Koptisch." Schon seit 380 wurden die Wandermönche verketzert. Man nannte sie syrisch „Messalianer“, griechisch „Euchiten“, deutsch „Beter“. Nach Theodoret (HE.
IV 11) glaubten sie, daB die dämonische Sinnlichkeit nur durch laus perennis und ἄσκησις zu bändigen sei. Sie entzogen sich der bischöflichen Disziplin, werteten unter Berufung auf Jesus die Sakramente und die Arbeit ab. Gemäß der Berg-
predigt” ließen sie andere für ihren Lebensunterhalt sorgen, so wie die Electi der Manichäer (s. III 6 a). Als Pneumatiker suchten sie direkten Zugang zum Heiligen Geist. Das bedeutendste Akoimetenkloster wurde 459 von dem Konsular Studios
für tausend „schlaflose“ Mönche gegründet. Einen besonderen Asketentyp bildeten die „Narren
in Christo“. Es handelt sich um Eremiten, die in der Wüste
alles irdische Begehren abgetan hatten und nun in die Welt zurückkehrten. Durch ein bewußt unkonventionelles, provozierendes Verhalten erinnern sie an die Lebensweise der Kyniker. Der erste heilige Narr, von dem eine Lebensbeschreibung überliefert ist, lebte unter Justinian, es ist Symeon Salos." Noch Benedikt (regula 1) äußert sich abfällig über diese herrenlos umherziehenden Gyrovagen. Das orientalische Mónchtum entwickelte schon im 4. Jahrhundert eine Kraft, die
weder von der Kirche noch von der Staatsgewalt zu kontrollieren war. In Syrien erhob sich unter Valens der Asket Audianos gegen den Wucher und die Hurerei in der Geistlichkeit und stiftete eine eigene Sekte. Als Verbannter missionierte er in „Skythien“. In Mesopotamien gewannen die „Enthusiasten“ Anhänger, doch ließ 2° Greg. Tur. HF. VIII 15. 9» VDan. 19.
# Delehaye (1923, 1ff) bringt drei Versionen der griechischen Vita, Lietzmann (1911, 1 ff) lie-
fert eine deutsche Übersetzung; eine englische mit Anmerkungen stammt von Dawes/Baynes 1948/77.
32 Seit dem 17. Jh. trug das Gebälk des Olympieions in Athen eine Eremitage: Dorothea Ritter, Im Lichte des Helios. Griechenland in frühen
Photographien aus der Sammlung Siegert, 1999, 29. Die letzten Styliten sind im 19. Jh. aus Georgien bezeugt: Delehaye 1923, CXXXIVf. 9 Caner 2002. M Caner 2002, 249 ff.
3; Ev. Matth. 6,25 f. % Preger 1901/07, S. 247. Fitschen 1998.
5) Euagr. 1 21 (S. 31). IV 34 (S. 182 ff); Ryden 1963. Zum
Begriff: 1. Kor. 4,10.
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
553
der Bischof von Melitene ihre Klöster niederbrennen, und der Bischof von Antiochia schickte orthodoxe Mönche gegen sie.“ Die Zeitgenossen klagen über Horden von Mönchen, die zu Hunderten durch die Lande zogen, sich in den Dörfern
versorgten, heidnische Heiligtümer niederrissen, für oder gegen bestimmte Glaubensrichtungen demonstrierten, mißliebige Bischöfe vertrieben oder eigene einsetzten.” Valens befahl den Curienpflichtigen unter ihnen zurückzukehren und
suchte sie zum Kriegsdienst heranzuziehen." Theodosius verbot ihnen 390 den Aufenthalt in den Städten, doch
wurde
das zwei Jahre später wieder erlaubt."
Mehrfach versuchten sie, Hinrichtungen zu verhindern; gegen diese Obstruktion
wurden Gesetze erlassen." Zum Schutz der pax publica mußten Truppen gegen sie aufgeboten werden. Das Konzil von Chalkedon unterstellte die randalierenden Mönche der Disziplinargewalt der Bischöfe, namentlich im Hinblick auf die Tur-
bulenzen in Konstantinopel (canones 4 und 23). Im lateinischen Westen hat die asketisch-monastische Bewegung später Fuß gefaßt als im Osten und nie das Ausmaß, nie die Strenge angenommen wie dort. Aristokratische „Asketen“ wie die jüngere Melanie oder Paulinus von Nola verzichteten zwar auf immense Besitzungen, lebten aber danach weiterhin komforta-
bel. Athanasios brachte die monastische Idee während seiner Verbannung 335 bis 337 nach Trier, die ersten Klöster in Gallien richtete Martin von Tours (seit 372) ein. Sein Biograph Sulpicius Severus bezeugt, mit welcher Bewunderung der Westen
auf das ägyptische Mönchswesen blickte, und führt die Wundertaten und Totenerweckungen Martins als Beweis dafür an, daß man dem Osten an Frömmigkeit
nicht nachstehe. Martin stiftete in Aquitanien die Klöster Marmoutier und Ligugé." Supicius Severus baute auf seiner Villa Primuliacum" zwei Kirchen und ein Baptisterium und widmete sich als Witwer der geistlichen Kontemplation im Kreise
Gleichgesinnter. Einblicke in die Mönchswelt Galliens vermittelt das ‚Leben der Juraväter‘ aus dem 5. Jahrhundert.“ Als Rutilius (1439 ff) 417 von Rom nach Gallien segelte, begegneten
ihm auf der Insel Capraria Mönche,
die aus Angst
vor dem Schicksal ihre Güter geopfert hätten; und auf dem Felseneiland Gorgon sah er einen Asketen, der Frau
und Vermögen
zurückgelassen
hätte, um
hier in
Schmutz und Elend ein gottgefälliges Leben zu führen (515 ff ). Bedeutsam wurden die Gründungen von Honoratus auf der Insel Lerinum vor Cannes und von Johannes Cassianus in Marseille, beide um 420. Letzterer hatte durch seine Mónchsregel, erwachsen aus Erfahrungen in Ágypten, Einfluß auf
die Organisation
des abendländischen
Mönchtums
überhaupt.
Das Leben
der
Brüder ist bis ins Kleinste geregelt. Verstöße werden mit Prügeln geahndet. Oberstes Ziel ist die Abtötung aller fleischlichen Regungen,ja des eigenen Willens, die „Zerknirschung“. Die Brüder dürfen nicht miteinander sprechen, keine Briefe * Theod. HE. IV 10f. " Die Klagen über die „wie Schweine lebenden Mónche" ist verbreitet: Lib. or. 2,32; 30, 8;
45,26; Eun. VS. 472; Zos. V 23,4. Damasc. Vita Isidoris S. 81
Zintzen.
Dazu
Hieronymus
(ep.
125,7): Schmutzige Kleider bezeugen eine saubere Secle. Ambr. ep. 41,27: monachi multa scelera faciunt.
4 CTh. XII 1, 63; Hieron. chron. zu 375. 5 CTh. XVI 3, 1£ 3? CTh. IX 40,15 f; XI 36,31.
4 Sulp. Sev. dial. I; ders. VM. 7.1 (Ligugé). 10,3 (Marmoutier).
# Bei Toulouse? Paulinus Nol. ep. 31,1; 32,7. Rebenich 1992, 255 f; Mratschek 2002, 630. *5 K. S. Frank 1975 II 99 ff.
554
III. Die inneren
Verhältnisse
schreiben oder empfangen, einander nicht berühren, müssen alles Frühere verges-
sen, auf alle Ansprüche verzichten, ja ihre Eltern verleugnen und die höchste Tugend üben: bedingungslosen Gehorsam. Als Musterbeispiel erzählt Cassianus von der Standhaftigkeit eines Novizen, den man auf die Probe gestellt, indem
vor dessen Augen die Mönche seinen schuldlosen achtjährigen Sohn mißhandelten, um den Vater zum Mitleid zu verführen. Als der Abt diesem anschließend befahl, seinen Sohn in den Fluß zu werfen, „um das Opfer Abrahams zu wiederholen“, bestand der Vater in „apostolischer Liebe“ auch diese Prüfung und qualifizierte sich
damit für die Nachfolge als Abt.“ Das Klosterleben in Italien beginnt bereits mit der Gründung in Vercelli durch
den Bischof Eusebius (f 371).” Keimzellen waren Eremitagen und freie Lebensgemeinschaften von Asketen." EinfluBreich war hier Ambrosius von Mailand." Das älteste regulierte Kloster Roms entstand um 435 bei San Sebastiano ad catacumbas an der Via Appia; es folgen die Gründungen Leos des Großen bei St. Peter und bei
San Lorenzo. Im 6. Jahrhundert stieg die Zahl der Klóster weiter, um 630 gab es 17, davon 8 innerhalb der Mauern.?
Zum geistlichen Zentrum der Asketen entwickelte sich um 400 die Niederlassung des schwerreichen Aristokraten aus Aquitanien Paulinus von Nola in Campanien um das Grab des heiligen Felix." Es wurde neben Rom
zum wichtigsten
Pilgerzentrum. Die Ausstattung seines Klosters erlaubte den Mónchen, von der Arbeit ihrer Sklaven und Kolonen zu leben. Daher wird die Reform verständlich, die Benedikt von Nursia durch seine Klostergründung 529 auf dem Monte
Cassino durchführte. Die (nicht authentische aber treffende) Devise des Benediktinerordens ora et labora wies der Handarbeit wieder einen Platz im Leben der Mónche zu. Von Benedikt stammt die im Westen erfolgreichste Klosterregel." Das Kloster
wurde 577 von den Langobarden zerstórt. Ebenfalls kurzlebig war die Klostergründung Vivarium durch Cassiodor, den Praefectus Praetorio Theoderichs 555, es wird 598 zuletzt erwähnt. Einflußreich aber wurden seine ‚Institutiones’, in denen er —
neben der Handarbeit — die literarische Tätigkeit der Mönche regelte und dabei auch vorchristliche Autoren einbezog. Die Mónche sollten lesen und schreiben, denn der Teufel werde mit Tinte bekámpft." In Africa haben Augustinus und die
jüngere Melanie Klöster gestiftet. Auch Augustinus legte, gemäß dem Willen des Paulus," Wert auf die Handarbeit der Mónche. Mehrfach gab es wie im Osten so auch im Westen Konflikte zwischen asketischen Kreisen und dem Episkopat." Der bekannteste Fall ist derjenige der Priscillia* Johannes Cassianus inst. IV 27f. Der Junge wurde indes , „schon von den Wellen verschlun-
st Mratschek 2002; Lehmann 2004.
gen", wieder aus dem Wasser gezogen. K. S.
* Das Gründungsjahr für Monte Cassino: MGH. SS. rer. Lang. S. 468. Zur Regula Benedicti: Steidle 1980.
Frank I 1975, 180 f.
© Jenal 1995.
# Hieron. ep. 66; 127; Augustinus PL. 32, 1339f.
* Aug. conf. VIII 15 Ambrosio nutritore. 1995, 16ff, Dassmann 2004, 49 u. 128ff. monasterium des heiligen Martin um 358 bei land war wohl nur seine Eremitenzelle: Sev. VM.
1859 III 1; Krautheimer
in Nola:
* Cassiod. Inst. 1 30,1. Dieses von Luther z1-
tierte Wort hat zu der Sage geführt, daB er auf der Wartburg mit einem Tintenfaß nach dem Teufel geworfen habe: Grimm, Deutsche Sagen Nr. 562. ** 2. Thess. 3,10ff.
6,4.
Ὁ Gregorovius, Rom 1987.
Jenal Das MaiSulp.
zu den Bauten
5* Zu Siricius: Rebenich 1992, 224.
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
355
nisten.“ Priscillianus stammte aus einer reichen spanischen Familie. Unter dem Einfluß ägyptischer „Gnostiker“ übte er Selbstkasteiung und sammelte gleichgesinnte Männer und Frauen um sich. Die Bewegung erfaßte größere Teile Spaniens,
so daß ihr die spanischen und aquitanischen Bischöfe auf einer Synode in Caesaraugusta (Saragossa) entgegentraten." Priscillian wurde verdammt. Dennoch erhoben ihn seine Anhänger zum Bischof von Abila. Darauf wandten sich die katholischen Bischöfe an die Staatsgewalt, und Gratian ließ die Häretiker aus den Städten vertreiben. Priscillian begab sich 383 zum Papst Damasus, wurde aber nicht vorgelassen. In Mailand erfuhren Priscillian und seine Freunde durch Ambrosius dieselbe Ablehnung, erreichten aber, daß der magister officiorum Macedonius die Rückgabe ihrer Bistümer anordnete. Inzwischen hatte Magnus Maximus die Kaisergewalt an sich gerissen und war in Trier eingezogen (s. II 7). Vor ihm erhoben die Katholiken Anklage, und Priscillianus wurde 385 mit mehreren seiner Anhänger wegen Zauberei und Unzucht geköpft, andere mußten in die Verbannung gehen. In der Folgezeit wurden Christen, die allzu eifrig den Büchern oder dem Fasten huldigten, verdächtigt.
Während unter den Katholiken ein Streit ausbrach, ob der Einsatz des staatlichen Schwertes zu geistlichen Zwecken berechtigt war oder nicht - letzteres meinten Martin von Tours und Sulpicius Severus -, gewann die Sekte an Zulauf. Der Tod Priscillians
ist der erste Fall, in dem ein angeblicher Irrlehrer auf
Betreiben der Orthodoxie vom Staat hingerichtet wurde. Im allgemeinen haben die Kaiser widerspenstige Bischöfe lediglich ins Exil geschickt. Um indes zu verhindern, daß sich gerade dadurch die falschen Lehren ausbreiteten, wurden Inseln oder solche Verbannungsorte gewählt, die von Barbaren, Juden oder hartnäckigen Hei-
den bewohnt waren.“ Die Motive für die Weltflucht im spätantiken Christentum sind vielschichtig. Den Verzicht auf Geld und Gut erleichterte die Unsicherheit der Zeiten. Die Bedrohung durch die Barbaren ließ jeden irdischen Besitz prekär erscheinen.” Hinzu
kam Angst vor den Höllenqualen, die Rutilius (1 521) mit der Flucht vor
den Furien verglich. Hieronymus und (Pseudo)-Victor Vitensis bezeugen diesen Beweggrund, sowie die Hoffnung auf das ewige Leben im Paradies, das jedes Opfer rechtfertige.^ Theodoret nennt die Asketen „Leute, die sich durch Mühen den Himmel erkaufen“ und die Höllenstrafen abkürzen wollen. Die „geschäftliche“ Seite dieser Lebensform sprach Antonius von Koma unumwunden aus. Er erklärte,
wer sich um des Himmelreichs
willen selbst kasteie, der opfere eine schlechte
Kupfermünze für hundert Goldstücke." Lohn im Diesseits bot das hohe Ansehen der Eremiten. Sie wurden besucht und versorgt, befragt und bewundert. Je härter
sich ein Asket kasteite, desto glaubwürdiger erschien, was er sagte — auch in dogmatischen Fragen."
** Sulp. Sev. chron. 1146-51; ders. dial. III 11 f; Chron. Min. II 15. Van Dam
1985, 88 ff; Burrus
1995.
5’ Seeck
* Rutil. 1443; VMel. gr. 19. 0 Hieron.
ep. 22,30;
Passio Septem
Mona-
chorum 8.
V
189ff;
Orlandis
1981,
Synode endete am 4. Oktober 380. St Theodoret
HE.
IV 21f.
31ff.
Die
*! Theod. HR. 3; 28; Athan. VAnt. 16f.; Soz.
111 16,17. *: Soz.
IV 27,3; VI 25,2;
VIII 2.4;
14, 4.
556
III. Die inneren Verhältnisse
Trotz allen Spannungen mit Bischöfen und Behörden hat sich die asketisch-mona-
stische Bewegung im Rahmen der Großkirche halten können. Nur solche Gru pen, die eigene Ansichten über die Gemeindeordnung oder den Glaubensinhalt entwickelten, wurden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Unterschiedliche Auffassungen über Leben und Glauben führten bereits in der
Zeit des Apostels Paulus zu Abspaltungen. Er bekämpfte sie in Korinth und Ephesos: „Seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist!" Jede christliche Gruppe betrachtete sich selbst als Hüter der evangelischen Überlieferung und hielt den anderen Gemeinden Abweichungen vor. Die — schon um 110 von Ignatius (Smyrn. 8) so genannten — Katholiken warfen den Ketzern
vor, sich einen privaten Glauben
zurechtzulegen, anstatt sich dem überlieferten (apostolischen), allgemeinen (katholischen) und wahren (orthodoxen) Dogma zu beugen. Die Splittergruppen hingegen stellten die Reinheit über die Einheit und wandten sich von der Großkirche
ab, die sie verweltlicht glaubten.“ Es ist keinesfalls ausgemacht, daB die Katholiken jeweils die Mehrheit der Christen im Reich darstellten, doch blieb das für die „Wahrheit“ des Glaubens auch unerheblich.
Die älteste, bis in die Spätantike lebendige Splitterkirche bildeten die Juden -
christen
unter dem Sammelnamen Ebioniten. Sie glaubten an Jesus als den
Messias, aber übten die Beschneidung,
hielten den Sabbat und feierten Ostern
unabhängig vom Wochentag am Passahfest, am 14. Nisan, daher ihr Name Quartodecimaner. Sie haben vermutlich das Denkschema orthodox-häretisch in die christliche Tradition eingeführt, um selbst dessen erstes Opfer zu werden. Die Vita des
Schlaflosen Alexandros (35) meldet für die Zeit um 400, die Bewohner von Palmyra seien Juden, obschon sie selbst sich als Christen betrachteten.“ Ähnliches bezeugt
Zacharias (IX 13, S. 185f) für die Galater unter Justinian, die sich nach der Taufe noch beschneiden lieBen. Die Gegenbewegung verkörpert Marcion, der 144 eine vom jüdischen Erbe „gereinigte“ Lehre begründete und nur die Schriften des
Paulus gelten ließ. Seine Gemeinde bestand im Osten bis ins 6. Jahrhundert.“ Die meisten historisch bedeutsamen Abspaltungen erwuchsen während und unmittelbar nach den Christenverfolgungen. Die katholische Kirche hat Gläubige, die
schwach geworden und abgefallen waren, in der Regel großmütig wieder aufgenommen. Dagegen wehrten sich Rigoristen, die selbst, wie die phrygischen Montanisten, zum Martyrium bereit waren. So hat der Gegenpapst
Novatianus
251
die Wiederaufnahme der unter Decius abtrünnig gewordenen Christen abgelehnt und eine Kirche der „Reinen“ gegründet." Der griechische Begriff καϑαρός — „rein“ liegt dem Namen der mittelalterlichen Katharer und unserem Wort „Ketzer“ zugrunde. Unter Constantin vermochten die Novatianer 326 die Rückgabe ihrer Kirchen und Friedhöfe durchzusetzen, die Sekte verbreitete sich bis nach
Kleinasien und bestand bis ins 7. Jahrhundert." * Zu den Judenchristen: G. Strecker 1964 bei
83 1. Kor. 11,16ff; Eph. 4.3 ff.
# Diese unterschiedliche Auffassung trennt auch heute noch die katholische von der protest-
Bauer 1934/1964, 245 ff. Zu Marcion: Harnack, Gott 1924; Lietzmann I 1937, 265 ff; Pollmann
antischen
1991.
communis
opinio;
letztere
vertritt
W. Bauer 1934/1964, erstere ist in den Rezensionen greifbar, die in der zweiten Auflage von Bauers Werk referiert werden. 65 Caner 2002, 270.
*' Euseb HE. VI 6 und 14 nennt ihn ein argli-
stiges und bösartiges Tier, vom Satan inspiriert. Wallraff 1997. & CTh. XVI 5,2; Socr. IV 28; Soz. 1 32,1.
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
557
Einen ähnlichen Ursprung hatte die Sekte der (ägyptischen) Meletianer.” Während der diocletianischen Verfolgung hielt sich Petros, der Patriarch von Alex-
andria versteckt. Daraufhin beanspruchte Meletios von Lykopolis in Oberägypten dessen Würde, übernahm eigenmächtig episkopale Aufgaben, wurde verhaftet und zu Zwangsarbeit in einem palästinensischen Bergwerk verurteilt. Hier schloß er sich der „Kirche der Märtyrer“ an. Als Konfessor 311 entlassen, begründete er eine
selbständige Gemeinde, die keine lapsi, d.h. zeitweilig Abgefallene duldete.” 325 besaßen die Meletianer 29 Bistümer. Auf dem Konzil von Nicaea wurde den Novatianern und den Meletianern die Rückkehr in die Großkirche angeboten,
doch sollten ihre Bischöfe zugunsten der orthodoxen abdanken. Die Meletianer verschmolzen später großenteils mit den Arianern, doch hielten sich Reste bis um 450."
Das hartnäckigste Schisma (von σχίζω — spalten) stellten die Donatisten" in Africa dar. Die Neigung zu strengen Lebenssitten hatte sich hier bereits im 3. Jahrhundert in den Erfolgen der aus Phrygien stammenden Sekte der Montanisten
gezeigt. Ihr berühmtester Anhänger war Tertullian. Es scheint, daß die Bereitschaft zum Martyrium in Africa besonders groB war. Nach dem Ende der diocletianischen Verfolgung erhob sich ein Streit über die Frage, wie die lapsi zu behandeln seien, die als traditores die heiligen Schriften „ausgeliefert“ hatten.
Während die offizielle Kirche unter der Führung des Bischofs von Karthago Caecilianus eine milde Haltung einnahm, sammelten sich die strenger Denkenden um eine reiche Matrone namens Lucilla. Sie war einmal von Caecilianus gemaß-
regelt worden, weil sie vor dem Abendmahl die Knochen eines von der Kirche nicht anerkannten Märtyrers zu küssen pflegte. Mit Hilfe des Geldes der Lucilla und des Einflusses des Bischofs Donatus von Casae Nigrae (T 355) wurde 312 (ἢ) die
Bischofswahl des Caecilianus angefochten, weil an ihr Traditoren teilgenommen hätten, und ein ,donatistischer“
Gegenbischof aufgestellt.
313 erhielt Donatus
selbst dieses Amt. Allenthalben wiederholte sich dies, und bald gab es in jeder africanischen Stadt zwei
Bischöfe, die sich gegenseitig bekämpften. Die zum
Donatismus Übergetretenen wurden wiedergetauft. Als Constantin 313 die Rückgabe des in der Verfolgung eingezogenen Kirchengutes verfügte und den Christen Nordafrikas darüber hinaus Geld schenkte, entstand ein Streit darüber, wer die wahre Kirche vertrete. Der Kaiser überwies den
Fall an eine Synode unter dem römischen Bischof Miltiades. Sie tagte im Lateranpalast der Kaiserin Fausta," der nach ihrem Tod 326 der Kirche überlassen wurde.
Anfang Oktober 313 wurde Caecilianus bestátigt und Donatus exkommuniziert. Dessen Partei erhob beim Kaiser Einspruch, er berief daraufhin 314 ein Konzil nach
Arles." Die dort versammelten 35 Bischöfe aus dem ganzen Westreich verdammten
* Ed. Schwartz III 1959, 87 (f; A. Martin 1996,
? Epiphan. adv. haer. 68. 7! Soz. I 21,3; Theodoret HE.
Mandouze
1982; J. L. Maier
1987 (Quellen
mit
franzósischer Übersetzung); Merdinger 1997.
217 ff.
7 Optat I 23f. Hefele/Leclercq 1 265 ff; Roe19.
?* Hauptquelle ist Optat von Mileve, s. o.; Urkundensammlung bei v. Soden 1950; Brown 1961; ders. 1963; Grasmück 1964; Tengstróm 1964; Marschall 1971, 103 ff; Frend 1971/ 1985:
the 1937, 51 ff; Girardet 1992. Ders. (1975, 66) zeigt, daß die Bischofssynoden für Constantin
ein consilium darstellten.
^ Hefele/Leclercq I 275 ff.
358
III. Die inneren Verhältnisse
die Donatisten abermals. Eine dritte Verhandlung fand 315 in Karthago, eine vierte
in Mailand vor dem Kaisergericht statt, das Caecilian endgültig freisprach.
Bei den anschließenden Unruhen in Africa setzte Constantin Militär ein. Es gab Märtyrer auf Seiten der Donatisten, ihr Anhang wuchs. Constantin stellte die Verfolgung daraufhin ein, nahm sie aber 320 wieder auf, als herauskam, daß es sogar
unter den Donatisten Traditoren gab. Deren Bereitschaft zum Martyrium steigerte sich indessen bis zum rituellen Selbstmord, so daß der Kaiser 321 resignierte. Um
336 versammelten sich 270 donatistische Bischöfe in Karthago.” Die nächste Ver-
folgung 347 blieb ebenfalls wirkungslos, Julian genehmigte die Sekte ausdrücklich. 370 unterstützten die Donatisten die Erhebung des africanischen Prinzen Firmus und 397 die seines Bruders Gildo. 378/379 stiftete der Bischof der Donatisten in Rom Unruhe."
Die radikale Gruppe unter den Donatisten bildeten die Circumcellionen, „die um die cellae herumlungernden" Faulenzer, wie Augustin schreibt." Es handelt
sich überwiegend um punisch sprechende Saisonarbeiter, die in Banden umherzogen und die Güter der Katholiken plünderten. Ihr Kampfruf war Deo laudes." Der theologische Kampf gegen die Donatisten wurde von Optatus von Mileve und Augustinus geführt. Sie behaupteten, daB kirchliche Amtshandlungen auch dann gültig seien, wenn die Spender unwürdig wären, was auf donatistischer Seite
Parmenianus
(T 392) und Petilianus bestritten. Augustin organisierte vom 1. bis
26. Juni 411 ein Religionsgesprách in Karthago, auf dem 286 katholische gegen 284 donatistische Bischófe stritten. Der kaiserliche tribunus et notarius Marcellinus, selbst Katholik, entschied gegen die — erst drei Jahre zuvor abermals verbotenen — Donatisten und lief DisziplinarmaBnahmen folgen. Auch kaiserliche Verbote, um die
Augustin ersucht hatte, wurden erlassen." Auf die von den Donatisten geübte Wiedertaufe setzte der Kaiser eine Strafe von zehn Pfund Gold. Augustin bemerkte, es sei unvermeidlich, daß im Netz der Kirche sich gute und faule Fische
zusammenfänden. Er forderte staatliche Gewalt und rechtfertigte terror utilis mit der liebenden Zuchtrute Gottes und mit dem Gleichnis von den Festgästen: „Nötige sie, hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde"." Seine eigene Stadt Hippo
war komplett donatistisch, bis die Staatsgewalt die Rekatholisierung sicherte." Die Gesetzesmacht aber fand ihre Grenzen. Dies bezeugt das zur Farce entartete Ver-
fahren gegen den donatistischen Bischof Crispinus von Calama." 7 Aug. ep. 93,43. * Kotula 1972, 167 ff; Demandt 1972, 94 ff mit
älterer Lit.; s. II 6 und 9! Möglicherweise gehören in diesen Zusammenhang auch die Saturiani und Subafrenses genannten Räuber (latrones), deren Bekämpfung und Verfolgung Honorius 399 in einem an den PPO Italiae et Africae Messalla gerichteten Gesetz anordnete. Donatisten in Rom: Coll. Avell. 13,8. 77 Augustin c. Gaud. I 32 (= CSEL. 53,231). Beaver
1935;
Overbeck
Calderone
1967;
Frend
1969;
M.
1973. Umstritten ist die Bedeutung
von cellae. Gegen die durch Augustin I. c., nahe-
gelegte Ansicht, daß es sich um Scheunen handele, argumentiert Frend 1969 aus anderen Augu-
stin-Stellen und Isidor (etym. VIII 5,53) für den Sinn „Märtyrerschreine“.
τε Possid. 10:12; Aug. ep. 108,14 und 18. Ihre
Terrorakte den in der gallischen beispielen
gegen katholische Grundherren wurmarxistischen Forschung neben den Bagauden-Unruhen zu den Musterdes spátantiken Klassenkampfes ge-
zählt. Büttner/Werner 1959; Diesner 1962.
? Aug. ep. 96; CTh. XVI 5,37—40; 43f; 46; 52; 54f.
#0 Ev. Luc. 14,16 ff; Augustinus ep. 66; 93,16 f; 105; 173,10; 185,24; 208,7; ders. Contra dent. 128 (CSEL. 53,226f). Grasmück 168 ff.
*! Aug. ep. 93,16f.
Gau1964.
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer Novatianer,
Meletianer
Kirchenzucht,
und
Donatisten
hatten
eigene
559
Auffassungen
von
der
nicht aber besondere Glaubenslehren. Insofern handelt es sich
bei ihnen um schismatische Bewegungen, wie sie sogar innerhalb derselben Stadt vorkamen, wenn sich mehrere Bischöfe nebeneinander behaupteten. Die bedeu-
tendste Spaltung dieser Art erlebte Antiochia, wo die orthodoxen Eustathianer seit 330 zuerst neben den Arianern und seit 360 neben den ebenfalls orthodoxen Anhängern des Meletius von Antiochia und dessen Nachfolgern herlebten. Sie ver-
einigten sich erst 482 wieder. Theodoret (HE. III 4) bemerkt, daB nicht das — in beiden Gemeinden nicaenische — Credo, sondern allein „Streitsucht und Liebe zu den eigenen Bischófen" die Trennung bewirkten.
Wo die Ursache der Glaubensspaltung im Dogma liegt, sprechen wir von Häresien (aigéw — nehmen) oder Sekten (sequor — folgen). Diese Begriffe werden schon im Neuen Testament und noch im ‚Codex Theodosianus! sowohl für die Urge-
meinde als auch für Abspaltungen derselben verwendet." Im spáteren Sprachgebrauch
bezeichnen
sie Glaubensgemeinschaften,
die aus rómisch-katholischer
Sicht Ketzerei sind. Der wichtigste Streitpunkt der altkirchlichen Dogmatik betrifft die
Christologie, die Frage nach dem Wesen Christi. Nachdem schon die
jüdischen
Messiasvorstellungen
einander
widersprochen
hatten,
bildete
Christi
góttlich-menschliche Doppelnatur das Zentrum im „Labyrinth der Glaubensbekenntnisse“. Die Beschreibung der Trinität durch die Begriffe Beschaffenheit (ὑπόστασις - substantia), Natur (φύσις), Wesen (οὐσία) und Person (persona) bereitete logisch unlösbare Schwierigkeiten. Hatte man sich auf eine Formel geeinigt, konnte man dem Gegner immer noch vorwerfen, sich dabei etwas anderes zu denken.“
Zugrunde liegt die Zweideutigkeit der Evangelien: Für die Synoptiker war der Messias Jesus ein begnadeter Mensch, der vor seiner Geburt nicht existierte, der nicht eingeweiht war in die Geheimnisse seines Vaters im Himmel" und der sich vor der Kreuzigung fürchtete (26,39). Johannes hingegen betrachtet Jesus als den fleischgewordenen Logos, der von Anfang an bei Gott war und unterstreicht die Göttlichkeit Jesu: „Ich und der Vater sind eins“.”
So wundert es nicht, wenn es früh verschiedene Auffassungen davon gegeben hat, wie sich Mensch und Gott in Jesus zueinander verhalten. Alle denkbaren (und undenkbaren) Spielarten begegnen. Minimal: Jesus als reiner Mensch, oder maximal: als Erscheinung Gottvaters auf Erden. Dazu kamen mehrere Misch- und Zwischenformen,
sowie die Deutung Jesu als purer Logos und als Geist Gottes
in einem Scheinleib, der allein gekreuzigt worden sei. Wer welche Ansicht vertrat, das ist weder aus der Mentalität noch aus ökonomischen, sozialen oder politischen Interessen bestimmter Gruppen
erklärbar. Stets waren es einzelne Kirchenlehrer,
die sich für diese oder jene Seite entschieden und dann durch Anhänger und Freunde geringeren oder größeren Einfluß gewannen. Solange die Christen in gemeinsamem Gegensatz zum römischen Staate standen, blieben die dogmatischen Differenzen verdeckt. Das Wort „orthodox“ kommt in der Bibel
nicht
vor,
erst um
300
wurde
es populär.
Der
Zwist
»2 Possid. 12f.
*5 Soz. II 18,3; 27,11; 32,8.
"! Apostelgesch. 24,5 u. 14; 28,22;
“ Ev. Matth. 24, 36.
** Socr. II 41,17.
* Ev. Joh. 10,30.
brach
auf, als
560
III. Die inneren
Verhältnisse
Constantin das Christentum zur bevorzugten Religion erhob. Indem er die Rechtgläubigkeit auf die Tagesordnung des neu geschaffenen Reichskonzils setzte, gewannen die Sondermeinungen eine Publizität und eine Aktualität wie nie zuvor. Der Presbyter Arius (Areios)" von Alexandria (ca. 260-336) lehrte die bloß Gottähnlichkeit Jesu; er glaubte, daB die Gotteskindschaft auch von den anderen Menschen erreichbar sei und behauptete, es hátte eine Zeit gegeben, da Jesus noch
nicht existiert habe.”
Während Arius die orthodoxe Christologie des Sabellianismus verdächtigte, der die Wesenseinheit von Gottvater und Gottsohn vertrat, wurde seine eigene Lehre
umgekehrt mit den Häresien des Paulus von Samosata und der ebionitischen Ju-
denchristen verbunden. Arius wurde 319 durch eine Synode in Alexandria gegen den Widerstand der origenistischen Bischöfe exkommuniziert. Da der Streit „in
allen Stádten, allen Dórfern" weiterging und auch die Sendschreiben des Kaisers an die Streitenden erfolglos blieben," berief Constantin 325 das Konzil von Nicaea,
das den Arianismus verwarf (s. Il 3). Arius wurde exkommuniziert und nach lllyricum verbannt. Seine Schriften sollten verbrannt werden; wer sie nicht auslieferte, dem drohte die Todesstrafe. Sulpicius Severus (chron. II 40,1) bezeugt, daB man das
Nicaenum arianisch interpretieren konnte. Theodoret (HE. I 14;19) sah darin eine
besondere Hinterhältigkeit der Arianer. 335 hat Constantin Arius aufgrund einer Audienz begnadigt. Der Kaiser stand unter dem Einfluß des arianischen Bischofs Eusebios von Nikomedien, der ihn dann 337 getauft hat. Indem der Arianismus die bloße Ähnlichkeit zwischen Gottvater und Gottsohn lehrte, stellte sich bald die Frage, „wie ähnlich“ die beiden seien. Als Zwi-
schenwesen zwischen Mensch und Gott konnte man Jesus bald dem einen, bald dem anderen Pol näherrücken. Als strenge Arianer behaupteten die Eunomianer die Unähnlichkeit und hießen darum auch Anhomóer. Von ihnen trennten sich die Akakianer, die Unähnlichkeit im Wesen mit Ähnlichkeit im Willen verknüpften. Die gemäßigten „Homöer“ verwarfen bloß das Wort ὁμοούσιος als sabellianisch
und nicht schriftgemäß. Selbst ein orthodoxer Theologe wie Gregor von Nazianz
vermied es. Zu dieser mittleren Gruppe zählten Constantius II und Valens. Sie suchten zwischen den eigentlichen Arianern und den Orthodoxen die Mitte zu finden. Zwischen den Homöern und den Katholiken standen die Semiarianer oder Homoiusianer, deren Differenz zur Orthodoxie sich auf Nuancen beschränkte, so
Georg von Laodicea und Basilius von Ancyra. Das letzterem zu 358 in den Mund gelegte Wort önorovonog”" kann „wesensähnlich“ — so die übliche Übersetzung aber ebensowohl „wesensgleich“ bedeuten, eine nicht hingenommene Unschärfe. Erst Theodosius, der aus dem katholischen Spanien kam, konnte der Orthodoxie
im Osten den Vorrang verschaffen.
Die einzig größere Gruppe, die am homoeisch-arianischen Bekenntnis von 360 festhielt, bildeten die Germanen;
ihnen gegenüber waren die Kaiser nicht stark
genug, um ihren Übertritt zum Katholizismus zu erzwingen. Während die Auseinandersetzungen zwischen Arianern und Orthodoxen im 4. Jahrhundert quer durch die römische Bürgerschaft gingen, entsprechen sie im 5. Jahrhundert dem # Zum
Arianismus:
G. Gentz,
Arianer („an-
# Theodoret HE. 1 2-4; Soz. I 15,3.
gebliche Gegner des Nicaenums“) RAC. I 1950,
Ὃ Theodoret HE. 16; Eus. VC. 11 64 ff.
647 ff. Meslin
1967; Simonetti
9 Epiphan. adv. haer. 73,12 ff.
1988;
1988.
Hanson
1975; Brennecke
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
561
Gegensatz zwischen Römern und Germanen. Ein wesentliches Moment der Trennung war der nationalsprachliche Gottesdienst der Germanen.” Johannes Chrysostomos hat den Goten Konstantinopels darum orthodoxen Gottesdienst in goti-
scher Sprache angeboten,
doch
fand dieser vielversprechende
Versuch keine
Nachfolge.” So wurde der Vorwurf der Barbarei um den Vorwurf der Ketzerei erweitert und damit ein Aufgehen der Germanen im Reich erschwert (s. II 2 d). Die nächste bedeutsame Häresie nach der Überwindung des homóischen Arianismus durch Theodosius I geht zurück auf den britannischen Mönch
der um 400 in Rom
Pelagius,
lebte.“ Pelagius, als Asket hoch angesehen, leugnete die
Erbsünde, bekämpfte die Kindertaufe und behauptete, der Mensch sei aus eigener Kraft zum Guten fähig und damit zur Erlösung berechtigt. Dadurch aber wurde die
Erlösungsbedürftigkeit des Menschen durch Christus eingeschränkt. Zugleich verlor der Klerus seine Mittlerfunktion in der Verheißung der Gnade Gottes. Augustin
ließ den Pelagianismus 411 auf der Synode von Karthago verurteilen, seit 418 ergingen Gesetze gegen ihn. 431 wurde die Lehre in Ephesos verdammt, dennoch hat sie sich unter den Mönchen lange gehalten. Sie vermeinten, durch Askese das
Himmelreich verdienen zu können. Das aber blieb Blutzeugen vorbehalten. In Südgallien gab es einen Semipelagianismus, vertreten durch Vincentius von Lerinum. 529 wurde auf der Synode von Arausio auch diese Häresie verworfen.” Die im Westen verurteilten Pelagianer fanden vorübergehend Schutz bei Ne-
storios, dem Patriarchen von Konstantinopel 428 bis 431. An seinen Namen knüpft sich die nächstfolgende christologische Háresie." Nestorios vertrat die anti-
ochenische
Zweinaturenlehre
in strengerer Form
als die Orthodoxie.
Er be-
hauptete, Maria habe nur die menschliche, nicht die göttliche Natur Jesu geboren und könne darum
nicht „Mutter Gottes“ heißen (s. II. 9). Möglicherweise
nahm
Nestorios auch Anstoß an dem Gleichklang zwischen der christlichen Muttergottes und der phrygischen Gottesmutter, die noch unter den spätantiken Heiden
Ver-
ehrer besaß (s. III 6 a). Jedenfalls trat er mit seinem Protest in Widerspruch zu der aufkommenden Marienverehrung (s. III 6c). Auf Betreiben des Patriarchen Kyrillos von Alexandria wurde Nestorios 431 in Ephesus abgesetzt, er starb in der Verbannung. Seine Anhänger wurden als „Neujuden“ verunglimpft." Die Christo-
logie des Nestorios fand indessen Zustimmung bei den persischen Christen, die sich 485 als eigene Kirche konstituierten. Die Nestorianer haben von Nisibis aus antikes
Geistesgut in syrischer Sprache an die Araber vermittelt. Sie missionierten in Indien und China, wo die syrisch-chinesische Inschrift von 781 aus Sian in Schensi von ihrer Tätigkeit berichtet.”
Der Dyophysitismus des Nestorios ist durch die Patriarchen von Alexandria nicht
zuletzt
deswegen
so heftig
bekämpft
worden,
weil
sich
dort
im
frühen
5. Jahrhundert die Ansicht ausbreitete, daß die göttliche Natur Christi dessen menschliche Natur sozusagen aufgesogen habe. Diese (monophysitische) EinnaὉ Victor Vit. 114. *' Theodoret HE. V 31. ** Stein 1928, 412f; Thier 1999. ** Hefele/Leclercq 11 2, 1908,
“Ὁ Anastos (1962) vertritt — theologisch überzeugend - die Rechtgläubigkeit des Nestorios. Baynes 1926/55, 107 ff. 1085ff.
Die
Synode wurde geleitet durch den von Theoderich ernannten PPO Liberius.
* Segal
1970, 94; 101.
“Zu den jüngeren syrisch-nestorianischen Grabinschriften: Murayama 1963.
562
III. Die inneren
Verhältnisse
turenlehre” geht zurück auf Apollinaris von Laodicea, der um 360, ähnlich wie die Arianer, gelehrt hatte, daß in Christus das Göttliche mit dem Menschlichen zu einer einzigen Natur verschmolzen wäre.'” Kyrillos von Alexandria verfocht im Kampf gegen Nestorios die Formel μία φύσις τοῦ ϑεοῦ λόγου σεσαρκωμένη, die „eine
Natur des Logosgottes, die Fleisch geworden ist“. Diese Ansicht ist kaum zu Unrecht als monophysitisch aufgefaßt worden, obschon die Orthodoxie Kyrill postum für sich beanspruchte. Die Varianten des Monophysitismus sind seit dem späten
4. Jahrhundert immer wieder verurteilt worden, definitiv in Chalkedon 451. Hier wurden die zwei Naturen Christi als unvermischt und unzertrennlich bestimmt. Im Osten galt das als Verrat an dem (monophysitisch interpretierten) Bekenntnis von Nicaea. Das hat zu blutigen Aufständen geführt." Nach dem Tode Marcians 457 wurde der kaiserlich-orthodoxe Patriarch von Alexandria umgebracht.
Den Versuch einer aristotelischen Rechtfertigung des Monophysitismus unternahm um 500 Johannes Philoponos in Alexandria, der die Trinität als drei Spezies derselben Gattung darstellt. Diese Lehre erhielt den Namen des Tritheismus. Eine weitere Abart des Monophysitismus war der Monotheletismus, der eine einzige Energie hinter den zwei Naturen Christi annahm. Zwischen den mono-
physitischen Häresien kam es zu erbitterten Kämpfen, seit 535 gab es in Alexandria zeitweise drei Patriarchen. Zur eigenen Bischofskirche hat wenig später der 542 Bischof von Edessa gewordene Syrer Jakob Baradaios (Burdeana „in der Pferdehaut“) den Monophysitismus ausgebaut. Seine Lehre blieb in Ägypten, Nubien und Äthiopien, unter den nach ihm benannten Jakobiten Syriens und - endgültig seit 552 - in Armenien herrschend. Der jakobitische Klerus schor sich das Haupt, daher wurden die Priester von den Orthodoxen als „Geschorene“ verspottet."” Die heu-
tigen Kopten sind Monophysiten trotz einer 1974 gefundenen Kompromißformel. Die spätantiken Versuche Zenons und Justinians, eine solche zu formulieren, blie-
ben erfolglos." Außer den genannten Sonderkirchen gab es in der Spätantike kleinere Bewegungen in großer Zahl, insbesondere im Osten. Augustinus behandelte in seiner Schrift ‚De
haeresibus‘ im Jahre 428 insgesamt 88 Häresien, weitere Ketzerkataloge bieten Philastrius von Brescia mit 128 Splittergruppen,' sodann Epiphanios von Salamis
in seinem ,Panarion' (Arzneikasten) von 374/7,"* Timotheos von Konstantinopel um 600 und der letzte abendländische Kirchenvater Isidor von Sevilla um 620.'* Im
Orient stellte Johannes von Damaskus um 700 noch hundert florierende Irrlehren zusammen, darunter nun auch den Isalm."" Da gab es Sektierer, die zum Abendmahl Wasser statt Wein tranken, oder solche, die zum Brot auch Käse reichten. Das
waren die Aquarier und die Artotyriten. Andere verzichteten überhaupt auf Wein oder Fleisch oder pflegten allein zu essen. Die Kollyridianer opferten Maria kleine
Kuchen. Einzelne Häresien übten besondere Taufrituale, feierten eigene Feste. ^ „Monophysita“ seit Gregor d. Gr. ep. 50 u. 67; „diphysites“ spátantik: TRE. 23, 1994, 219.
Anders Ed. Schwartz (IV 1960, 143; 276). '" Apollinaris geriet in Vergessenheit, daher heißen die Monophysiten bei Isidor (chron. 111; etym. VIII 5,66) acephali — kopflos. ?! Harvey
1990.
19? BKV. 22,290. ὯΔ Schwartz
s. Il 14 '5 **
1927,
52ff;
Segal
1970,
97t.
11. [sidor vir. ill. 4. Pourkier 1992. Timotheus PG. 86,12 ff; Isid. etym. VIII 5.
107 Döpp/Geerlings
1999, 345.
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
563
sangen selbstgedichtete Lieder, hielten spezielle Fastengebote oder duldeten aus-
schließlich Gemeineigentum. Im Gegensatz zur verbreiteten Askese erklärten die
Nictages, Nachtwachen seien Unfug, Gott hätte die Nacht zum Schlafen gemacht. Es gab Gruppen, die das Alte Testament, die Briefe des Paulus oder die Schriften des Johannes ablehnten. Die Ophiten verehrten die (Paradies-)Schlange, mehrere Sekten übten Engels-Kulte oder beteten zu Kain. Jede mögliche Deutung Jesu kommt vor: als reiner Gott, der nicht gelitten hat und durch Maria „wie durch eine Röhre“ in die Welt geschlüpft sei; oder als reiner Mensch, von Joseph gezeugt, nebst allen Zwischenformen. Maria habe ihre
Jungfräulichkeit bei der Geburt Jesu eingebüßt oder doch bei der Geburt ihrer spáteren Kinder verloren. Man stritt darüber, wo und wie und wann Christus erschaffen sei: im Himmel oder auf Erden? durch das Wort, durch den Geist
oder durch den Samen? bei der Geburt, bei der Verkündigung oder vor aller Zeit, wie die Orthodoxie behauptete?
Eigene Auffassungen entwickelten die spätantiken Häresien ebenso gegenüber der Orthodoxie (s. III 2 c) zum Thema Sexualität. So zählten zu den verworfensten Sekten die Simonianer und die Sekundianer, die Vielweiberei oder freie
Liebe zuließen. Die Adamiten zeigten sich in paradiesischer Nacktheit, gemäßigte gingen barfuß. Zum Entsetzen der Epiphanios behaupteten die Antidikomarioniten, die „Wiedersacher Marias“, Maria habe nach der Geburt Jesu mit Joseph in
ehelicher Gemeinschaft gelebt. Die Anhänger des römischen Mönches Jovinianus
bestritten die Gottgefälligkeit der Virginität und des Fastens. Gegen sie erging 398 ein Verbot."* Vigilantius, Presbyter in Barcelona, verwarf Zölibat und Nachtwa-
chen, Reliquien- und Heiligenverehrung. Dagegen polemisierte Hieronymus. Der hoch angesehene Bischof der Novitianer Sisinnius in Konstantinopel badete täglich zweimal — unerhórt aus der Sicht der Orthodoxen."” Dominant waren die asketischen Sekten. Sie verwarfen die Wiederheirat der Witwe oder Ehe und Geschlechtsverkehr überhaupt, so die Eustathianer. Die
Patriciani glaubten, daß der Teufel das Fleisch des Menschen geschaffen habe, die Paterniani meinten, wenigstens der Unterleib sei eine Schópfung des Teufels. Die Valesier übten Selbstkastration, die Severianer hielten das Weib für ein Werk des
Teufels. Im Thomas-Evangelium (Logion 114) erklärt Petrus, Frauen seien des ewigen Lebens nicht würdig, doch Jesus antwortet, Frauen würden als Männer ins Himmelreich eingehen. Markioniten und Quintilianer hingegen wiesen Frauen
sakrale Funktionen zu, denn Christus sei auch in Frauengestalt erschienen. Da gab es Sektierer, die rechneten
mit mehreren
Welten,
dachten
sich Gott menschen-
gestaltig, hielten das Wasser oder die Materie für vorgóttlich. Die meisten dieser Splitterchristen beriefen sich auf irgendeine Bibelstelle, so jene, die behaupteten, Gott habe das Bóse nicht geschaffen, obwohl geschrieben steht: ego Deus creans mala,"” und jene, die lehrten, Gott habe auch das Böse geschaffen, obwohl die Bibel
sagt: fecit Deus omnia bona." Der Kampf von Staat und
Kirche gegen die schismatischen und häretischen
Gruppen war noch härter als der gegen Heiden und Juden. Denn bei diesen war noch auf eine Bekehrung zu hoffen, wogegen die Ketzer hoffnungslos verstockt 105 CTh. XVI 5,53.
19 Jesaia 45,7.
109 Soz.
1 1. Mos.1,31.
VIII
1,9 FF.
564
III. Die inneren
Verhältnisse
erschienen. Die Skala umfaßte alle erdenklichen Maßnahmen:
nach dem Besitz
abgestufte Geldstrafen und Prügel, Beschränkung oder Entzug des Testierrechts, Enteignung, Versammlungsverbot, Bücherverbrennung, Beschlagnahme und Zerstörung der Gotteshäuser, Ausschluß aus Verwaltungs- und Heeresdienst usw. Die schärfsten der insgesamt 73 Ketzergesetze im ‚Codex Theodosianus‘
stammen von Theodosius I." Die Wurzel aller Häresien findet Isidor (etym. VIII 3, 1) in der Anmaßung nicht autorisierter Einzelner, über den Glauben selbst zu befinden, anstatt sich
vertrauensvoll an die Lehre der Kirche zu halten. Sie verkünde die Wahrheit: Selbst wenn ein Engel vom Himmel anders predige, tráfe ihn der Bannfluch: etiamsi angelus de caelis aliter evangelizaverit, anathema vocabitur (3,3). Tatsächlich sind die
religiösen Gruppierungen ohne Rekurs auf Klientelstrukturen nicht erklärbar. Die Autorität einzelner Führergestalten reichte hin, um ein Zusammengehörig-
keitsgefühl unter den Anhängern zu schaffen oder zu stärken, das in der dogmatischen Fügsamkeit dann zum Ausdruck kam. Individuelle Glaubensentscheidung war unter monotheistischen Systemen stets eine seltene Ausnahme und wurde von
den Machthabern bekämpft. Der Begriff der Häresie enthält den Vorwurf der willkürlichen Auswahl, das Wort
Sekte den der abtrünnigen
Gefolgschaft,
der
Terminus Schisma den der schuldhaften Absonderung.
Wenn Constantin geglaubt hat, durch die Christianisierung die religióse Einheit des Reiches herzustellen, so war das ein Irrtum. An die Stelle von zahlreichen
heidnischen Kulten, die einander achteten, traten kaum weniger zahlreiche christliche Gemeinden, die sich gegenseitig bekämpften. Denn darin waren sie alle einig: daß nur eine einzige Kirche die wahre sei. Die Vielzahl der asketischen Lebensformen, der Spalt- und Splitterkirchen be-
weist auf der einen Seite die Schwäche der Orthodoxie in ihrem Bestreben, die Oikumene
im Glauben zu einigen, bezeugt auf der anderen Seite jedoch
die
zündende Kraft des Evangeliums, das von den verschiedensten Denk- und Lebensweisen aufgenommen, aber unterschiedlich ausgelegt wurde. Erstaunlich genug, daB sich überhaupt eine Reichskirche
hat halten kónnen. Die wichtigsten
Gründe dafür liegen in der imperialen Tradition, in die sich die Bischófe der Hauptstádte einordneten, und in der politischen Unterstützung, die sie von den Kaisern erfuhren. Ein Zeugnis für den Sieg der Grofkirche liegt in der erfolgreichen Namen-
gebung. Indem sich die katholisch-apostolische Orthodoxie stets als solche bezeichnete, den Splitterkirchen aber diskriminierende Namen
aufzwang, die von
irgendeinem Unterscheidungsmerkmal oder einem Theologen abgeleitet waren, wurden diese Bewegungen zu Abirrungen gestempelt. Diese Terminologie hat sich
durchgesetzt, darum sprechen wir nicht von Athanasianismus, Homousianismus oder Chalkedonismus, sondern von Orthodoxie. Natürlich haben alle unterlegenen
Gemeinden sich selbst als rechtgläubig bezeichnet und die Großkirche umbenannt. Deren Anhänger hießen bei den Monophysiten von Edessa „Melkiten“ (Reichs-
hörige), was auch die politische Distanz der Syrer zu Konstantinopel zum Ausdruck "2 Die Häretikergesetze des 4. Jhs., nach Kai-_ sern geordnet, bietet Noethlichs 1971. Spáteres:
CJ. 15: Ketzerverbote von 407, 428, 435, 438, 455, 457 (Erlaubnis, Friedhöfe zu benutzen) usw.
6. Die Religion — d) Asketen und Sektierer
565
bringt. Julian nannte die Christen im Anschluß an Epiktet (diss. IV 7,6) „Galiläer“, um ihnen den Ruch einer Winkelreligion anzuhängen, und bezeichnete sich selbst
im religiösen Sinne als „Hellenen“. Die Frage, ob und wieweit sich in den religiösen Absonderungen nationale
oder soziale Bewegungen spiegeln, ist oft gestellt, aber nie überzeugend beantwortet worden." Gewif spielen bei den africanischen Circumcellionen Spannun-
gen zwischen den punisch redenden Landarbeitern und den katholischen Großgrundbesitzern lateinischer Zunge eine Rolle. Augustin (ep. 66) bezeugt jedoch, daß umgekehrt donatistische possessores ihre katholischen coloni zur Wiedertaufe
zwangen.
Die ägyptischen und syrischen Sonderkirchen
ließen politische Ge-
gensätze zum Hof in Konstantinopel erkennen. Die Germanen
schließlich mögen
auf die Bibel Wulfilas stolz gewesen sein. All das reicht aber kaum hin, den jeweiligen Sekten ihre genuin religiösen Leidenschaften abzusprechen. Das emotionale Element äußert sich nicht zuletzt in der Bedeutung
chenmusik
der Kir-
für den Zusammenhalt der Gemeinden und für deren Kampf gegen
den äußeren Gegner (s. III 6 c). Bereits Arius hatte seine Lehre durch gefällige Lieder verbreitet und war so zum , Vater des christlichen Kirchengesanges" geworden." Ambrosius in Mailand setzte seine Hymnen dagegen. Als die Anhänger des Bardesanes in Edessa die von dessen Sohn Harmonios komponierten Chóre sangen, übernahm der orthodoxe Ephraëm deren Melodien und unterlegte ihnen recht-
gläubige Texte. Auch Apollinarios verfafte für seine Glaubensgemeinschaft heilige Gesänge, die von den Männern beim Umtrunk
und von den Frauen in der Web-
stube gesungen wurden. Als Theodosius den Arianern die Kirchen in Konstantino-
pel nahm, zog die Gemeinde unter dem Gesang ihrer Antiphone zum Gottesdienst samstags und sonntags vor die Stadt. Die Orthodoxen, ermuntert durch Johannes Chrysostomos, konterten mit ihren eigenen Hymnen.'"" Mit welcher Anteilnahme Glaubensfragen zumal in den Stádten behandelt wur-
den, hat schon die Zeitgenossen verwundert.
Gregor von Nyssa (PG. 46, 557 B)
beschreibt, wie die Byzantiner auf der StraDe über das Unbegreifliche philoso-
phierten: „Wenn du jemanden nach dem Preise einer Ware fragst, hält er dir einen Vortrag über gezeugt und ungezeugt.
Wenn
du Brot kaufen willst, hórst
du, der Vater sei grófler als der Sohn und der Sohn sei dem Vater untergeordnet. Fragst du, ob das Bad fertig sei, so antwortet der Bademeister: Der Sohn Gottes
ist aus nichts geschaffen". Gregor von Nazianz (or. VI 11) meinte, Kampf für den wahren Glauben sei besser als ein Friede mit Sündern. Dies fand Zustimmung; zumal im griechischen Osten herrschte permanenter Bürgerkrieg zwischen den Kirchen.'^
Dem Schicksal des Imperiums entsprechend hat sich in der Kirche eine Entfrem-
dung zwischen den lateinischen Katholiken und den griechischen Orthodoxen angebahnt. Justinian konnte wie im politischen so im religiósen Bereich den Zu-
sammenhalt noch einmal notdürftig wahren, dann aber gingen die beiden Kirchen eigene Wege. "! Brisson
Ihre Probleme lagen anders, auch im Sektenwesen.
1958. Zu Recht skeptisch: jones
1974, 308 ff.
'^ Philostorgios II 2; Seeck III 397.
"5 Soz. III 16,5 ff; VI 25,4 £; VIII 7,6 - 8,3. "* Das Werk des Socrates ist voll davon: Hid-
ber in Bäbler/Nesselrach 2001, 44 fF.
566
III. Die inneren
Verhältnisse
Die Ostkirche ist mit dem Häresieproblem nicht fertig geworden. Orientalische Glaubensinbrunst und griechische Intellektualität widerstanden der Vereinheitlichung. Der Monophysitismus ließ sich nicht wieder eingliedern, der größere Teil seiner Bekenner ist nach dem Einbruch der Araber zum Islam übergetreten,
dessen strenger Monotheismus eine gewisse Strukturverwandtschaft zum Monophysitismus zeigt. Unter arabischer Herrschaft haben sich die koptische und die
syrische Kirche jedoch halten können. Auch die äthiopische, die nestorianische und die armenische Kirche überdauerten, während das Christentum Nubiens um 1350 dem Islam erlag. Den Verlusten im Orient stehen indes Gewinne im Donauraum
gegenüber. Durch die Bulgaren- und Slawenmission seit dem 7. Jahrhundert hat das byzantinische Reich seine bedeutendsten Erfolge in Osteuropa erzielt. Im Westen, wo der apostolische Glaube stets „unverfälscht bewahrt" worden
war," sind die Häresien bis auf geringe Reste überwunden worden. Die Donatisten bilden seit der Zeit Augustins nur noch eine Minderheit; ganz verschwunden sind
sie erst unter den Arabern."" Der Rückgang des germanischen Arianismus beginnt in Nordafrika mit der Niederlage der Vandalen gegen Belisar 533, in Italien mit dem Sieg des Narses über die Ostgoten 552, in Spanien mit dem Übertritt des Westgotenkönigs Rekkared zum Katholizismus 587. Der Übergang der Burgunder vom Arianismus zum Katholizismus hat sich in der Zeit um 500 vollzogen; dem dop-
pelten Druck seitens der romanischen Provinzialen und des Frankenkönigs Chlod-
wig hielt ihr arianischer Klerus nicht stand. Dasselbe gilt für den Arianismus der Langobarden, er verschwand um die Mitte des 7. Jahrhunderts unter fränkischem und italisch-romanischem Einfluß. Die Frage, ob der Religionswechsel zum Niedergang des römischen Reiches beigetragen habe, wurde
bereits bei dem Zeitgenossen diskutiert, allerdings stets
unter dem Gesichtspunkt, ob die Vernachlässigung der Götterkulte dem Imperium
Siege und Segen entzogen habe." Die sozialen und politischen Folgen der Christianisierung hat man eingehend erst im 18. Jahrhundert erörtert. Im Anschluß an Voltaire hat Edward Gibbon (ch.15) darauf hingewiesen, daß der Pazifismus,
das Klosterleben, die Kosten der Kirche und die theologischen Streitigkeiten dem Reich geschadet hätten. Er meinte aber, daß die Empfänglichkeit für das Christen-
tum eine Dekadenz bereits voraussetzte. Außerdem habe die von den Kanzeln gepredigte Loyalität den Staat wiederum gestärkt. Am entschiedensten hat Fried-
rich Nietzsche 1888 dem Christentum die Schuld am Niedergang zugeschrieben. Bedenken wir indes, daß auch die Byzantiner und Germanen Christen waren, so verliert das Argument an Gewicht. Die Christianisierung läßt sich welthistorisch weder mit Nietzsche als Dekadenzphänomen noch mit Hegel als Fortschrittsele-
ment begreifen. Die Bedeutung der Christianisierung liegt nicht auf der geschichtsphilosophischen Ebene von Dekadenz und Fortschritt. Vielmehr liefert das Evangelium selbst Kriterien, um das Auf und Ab in der Geschichte einzuschätzen.
7 Theodoret "* Frend
1971,
HE. V 6. 312 ff.
9 Demandt,
Fall 1984, 243 fT; 571 ff.
6. Die Religion — e) Der Aberglaube
567
e) Der Aberglaube Die Quellen zum spätantiken Aberglauben sind so diffus wie das Phänomen. Als Element des täglichen Lebens finden wir Zeugnisse dafür in allen Gattungen der Literatur, insbesondere in den Philosphen-Viten, in der Hagiographie und den Gesetzen. Einschlägig sind die ägyptischen Zauberpapyri (Papyri Graecae Magicae, cd. K. Preisendanz 1928 ff; A. Henrichs 1973), die astrologischen und magischen Texte. Das Interesse an Wunder-Erscheinungen war so lebhaft, daß eine ganze Literaturgattung entstand, die sich den Mirabilien widmete. Sie wurde bis in die Spätantike gelesen und vermehrt: Paradoxographoi, Scriptores rerum mirabilium Graeci ed. A. Westermann 1839. Eine eigene Quellengattung sind die jüdischen Zaubertexte (s. u.). Vielfältig ist das archäologische Material:
Fluchtäfelchen, Amulette,
Zaubergerät
und ähnliches.
Der gesteigerten Religiosität in der Spätantike entspricht das Umsichgreifen des Aberglaubens.' Schon Römer und Griechen haben zwischen pietas (εὐσέβεια) und superstitio (δεισιδαιμονία) unterschieden.’ Dabei wird die anerkannte Religion
als Maßstab verwendet. Das Wort superstitio bezeichnet ursprünglich die Verehrung fremder Götter, etwa den aus römischer Sicht absurden ägyptischen Krokodilskult. Für Tacitus war der jüdische Glaube, für Constantin und die Kirchenväter die
altrómische Religion eine aliena superstitio." Auch heterodoxes Christentum wurde von „Rechtgläubigen“ als superstitio gebrandmarkt.‘ Δεισιδαιμονία heißt Dämonenfurcht, wiewohl bei den frühen Griechen auch Götter als δαίμονες erscheinen.*
Das Wort superstitio ist in seiner religiösen Verwendung ein Kampfbegriff. Sein dort perspektivischer Charakter macht ihn aber nicht wissenschaftlich untauglich. Denn er bezeichnet im weiteren Sinne eine Sphäre, die in allen Religionen und außerhalb dieser im säkularen Alltag nachzuweisen ist. Aberglaube läßt sich bestimmen als die voreilige und daher unvernünftige Annahme von Zusammen-
hängen zwischen Naturphänomenen und Menschenwerk sowie als Glaube an ungeprüfte Ereignisfolgeregeln, zumeist im Hinblick auf Glück und Unglück. Dabei
ist Aberglaube nicht gegen Religion, sondern gegen Naturwissenschaft abgegrenzt
und greift beispielsweise weit in die Volksmedizin hinein. Abstruses und Bewährtes steht da nebeneinander. Zwar wird Aberglaube von seinen Praktikanten gewóhn-
lich mit „Erfahrung“, d. h. als vernünftig legitimiert, doch ist die Begründung nicht stichhaltig,
weil die Gegenprobe
fehlt.
Um
hier zu urteilen,
müssen
wir nicht
unbedingt von unserem heutigen Wissen über die Naturgesetze ausgehen, sondern
können uns auf kritische Zeitgenossen berufen. Schon Plinius maior (30,1 ff) hat eine fulminante Attacke gegen alle Arten von Aberglauben geritten und ihn als Mirakelsucht, als leichtfertiges Wunschdenken oder als übertriebene Furchtsamkeit durchschaut. ' Barb in: Momigliano 1963, 100 ff; K. Thracde,
Exorzismus,
RAC.
VII
1969
S.44ff;
D.
Grodzynski, Superstitio, REA. 76, 1974, 36 ff; C.Colpe (u.a), Geister, RAC. IX 1976,
S. 546 (f; Zintzen 1984; Janowitz Zeddies 2003; Lotz 2005.
2001;
2002;
? Varro bei Aug. CD. VI 9: ein superstitiosus fürchtet Götter wie Feinde, ein religiosus verehrt
sie wie seine Eltern; Suet. Aug. 93; ders. Caligula
51,1; Theophrast, Charaktere 16; Plutarch mor.
164 Eff; Marc Aurel, Ad se ipsum I6. Plinius (NH. 21,147; 24,12) verwendet religio mitunter gleichbedeutend mit superstitio. * Sueton, Tib. 36,1; Tac. hist. V 8,2; Dessau 705; CTh. XVI 2,5 von 323; 20,2 von 341.
* Sulp. Sev. VM. 11,3. * Homer,
Ilias I 222; Plato, Apol. 27 d.
^ Riess RE. 1 1893, 29 mit umfangreicher Stoffsammlung.
568
III. Die inneren
In diesem Sinne handelte Valentinian
Verhältnisse
abergläubisch, als er sich, durch Träume
gewarnt, weigerte, am Tag nach seiner Wahl zum Kaiser sein Amt sofort anzu-
treten, weil dies zufällig auf den 24./25. Februar, auf den Schalttag gefallen wäre und der bissextus, der zweimal gezählte sechste Tag vor den Kalenden des März als Unglückstag galt.’ Dies glaubte er aus der Geschichte zu wissen, obschon die dafür
benennbaren Beispiele keine Regel rechtfertigen konnten. Valentinian nahm in Kauf, daß sich ein anderer Prätendent, die Vakanz nutzend, zum Kaiser aufwarf,
entging aber dem Vorwurf, seine Regierung stünde unter einem schlechten Vorzeichen, was die Akzeptanz seiner Herrschaft gefährdet hätte. Rücksicht auf den
Aberglauben anderer ist vernünftig. Wo die Unterscheidung zwischen allgemeingültigen Glücks- und Unglückstagen des Kalenders auf den Konstellationen der Planeten beruht, haben wir es mit
Astrologie zu tun. Zumeist aber sind deren Vorhersagen an die Stunde der Geburt oder der Zeugung des Einzelnen gebunden. Auf letztere weist der Stier auf den Münzen Julians hin.’ Nach der Hochkonjunktur der Astrologie unter den Severern bekämpfte Plotin die Ansicht, die Sterne bestimmten unser Geschick, und erklärte, sie verkündeten es nur, so wie es die Vorsehung beschlossen habe. Die späteren Neuplatoniker schwankten zwischen diesen beiden Auffassungen, so Por-
phyrios und Jamblichos. Die ‚Mathesis‘ des späteren Christen Firmicus Maternus von 336 stellt das System dar: Die Planetengötter unterstehen einem Allgott, an sie sind Gebete zu richten. Astrologen sind Sternpriester, daher zur Sittenreinheit verpflichtet. Nur der Kaiser sei den Sternen nicht unterworfen, da er selber ein
Gott sei.’ Die zahlreichen anderen astrologischen Schriften bis zu Johannes Lydos unter Justinian bestehen zwar nahezu komplett aus Exzerpten, bezeugen aber die Verbreitung des Sternglaubens. Der unbekannte Verfasser des Dialogs ‚Hermippos‘ suchte ihn mit dem Christentum zu versöhnen.” Das Sammelwerk des in Konstantinopel tätigen Ägypters Rhetorios (um 500) bietet historisch ergiebige Ho-
roskope zur Zeit des Kaisers Zeno." Die Popularität der Astrologie in römischen Senatskreisen
hat Ammian
karikiert: „Viele Nobiles bestreiten das Walten himmlischer Mächte, und doch gehen sie mit sicherem Gefühl weder in die Stadt, noch zu Gast oder ins Bad, bevor
sie sorgfältigst die Ephemeriden, den astrologischen Kalender, studiert haben wissen, wo z. B. der Planet Merkur steht oder wie sich der Mond zum Sternbild Krebses verhält“.'” Auch Augustinus hat zeitweilig einmal an die Astrologie glaubt und sie zu Rate gezogen." Eine rationale Widerlegung bietet Gregor
und des gevon
Nyssa in seiner Schrift ,Contra fatum' von 386; Bischof Sidonius Apollinaris (c. 22
pr.) jedoch rühmte seinen Freund Anthedius für seine astrologischen Kenntnisse, die er als seriósen Teil der Philosophie ansah. Die Kaiser sind gegen den Sternglauben mit drakonischen Strafdrohungen ebenso nachhaltig wie erfolglos eingeschritten. Das wußte schon Tacitus (hist. 7 Amm. XXVI 1,7. Ob der erste oder der zweite Tag des Doppeldatums der eigentliche
? Firmicus math. II 30,4f. Herzog 1989, 84 ff. 10 Riess, RE. I 1894, 2323.
Schalttag ist, hängt davon ab, ob man vorwärts (wie wir) oder rückwärts (wie die Römer) zählt:
N Pingree 1976. 7 Amm. XXVIII 4,24 u. 26, vgl. Juvenal VI
Kubitschek RE. III 1897, 503.
8 Entsprechend der Cornucopia des Augustus: Ehling 2005/2006.
573 ff.
" Aug. conf. IV 4; VII 8ff.
6. Die Religion — e) Der Aberglaube
569
I 22). Es wird bestätigt durch den Erlaß Diocletians von 294 gegen die „Chaldäer“ und ihre ars mathematica, gefolgt von Verboten durch Constantius II, Valentinian und Valens." Ein religiös christliches Motiv liegt hier nicht erkennbar zugrunde, sondern Sorge um die öffentliche Ruhe. Wie aber konnten solche Verbote wirken, wenn selbst ein Kaiser wie Valentinian III sich mit Sterndeutern abgab?"
Neben der Sterndeuterei florierten in der Spátantike noch andere Techniken der Zukunftserkundung. Da gab es weiterhin augures, die den Vogelflug beobachteten, es gab harioli, die aus Opferduft weissagten, und namentlich die etruskischen haruspices, die an der Leber von Opfertieren das Kommende erkannten. Diese
disciplina Etrusca bewies ein zähes Leben. Constantin hatte Eingeweideschauer in seiner Nähe vor dem Kampf gegen Maxentius, und auch dieser ließ sich von solchen
die Zukunft verkünden." Im Jahre der Haruspicin, aber befahl 320 den entsühnen. Dies entsprach der seit nior (exp. 56) erwähnt haruspices um
319 verbot Constantin den privaten Gebrauch haruspices, vom Blitz getroffene Staatsbauten zu Tiberius (Suet. 63) gültigen Gesetzeslage." Ju360, Julian nahm sie und heilige Bücher mit in
den Krieg gegen Persien." Valentinian untersagte 364 Opfer und Zauberei
bei
Nacht und trennte 371 zwischen statthafter Haruspizin und verbotener Magie." Der heidnische Stadtpráfekt Pompeianus ließ während der Belagerung Roms durch Alarich 408 etruskische Seher aus Narni, die ihre Stadt durch Wetterzauber gerettet zu haben behaupteten, auch in Rom agieren, angeblich mit Zustimmung des Pap-
stes Innocenz. Noch im Kampf um Rom 552 erwähnt Prokop etruskische Weissagungen.”
Trotz des Spottes von Cato maior und Cicero (div. 11 51f) glaubten auch Gebildete nach wie vor an diese Technik. Cicero (div. II 110ff) entlarvte zugleich die sibyllinischen Weissagungen als Aberglaube, weil sie dunkel und ohne Zeit- und
Namensangaben
seien, so daB man
sie nachträglich den Ereignissen anpassen
konnte. Als Stilicho die sibyllinischen Bücher verbrennen ließ, traf ihn der Fluch
der Altglàubigen." Ammian (XXI 1,6 ff) verteidigte und begründete den Charakter der vaticinatio als doctrina. Er leitete die Möglichkeit der Vorhersage aus der Güte Gottes ab, den Menschen das Kommende durch Zeichen zu künden. Diese zu deuten sei aber eine hohe Kunst. Irren könnten schließlich auch Grammatiker,
Musiker und Ärzte. Aurelius Victor (38,5) hatte erklärt, es sei schwierig, das Verhängnis abzuwenden, daher wäre es überflüssig, Künftiges vorauszuwissen. W eissagung (divinatio, μαντικὴ) und Orakel über das Schicksal von Kaiser und Reich standen bereits zuvor unter Strafe,” weil dadurch revolutionäre oder resi-
gnative Stimmungen in der Bevólkerung erzeugt werden konnten. Einen Fall von Zukunftsbefragung über die Kaisernachfolge mittels eines Zaubertischleins berich-
tet in allen technischen Einzelheiten und juristischen Folgen Ammian zum Jahr 371." Nachdem
schon
* CJ. IX 18,2; CTh.
unter Tiberius der altadlige Scribonius
IX 16,4; 6; 8: Riess RE.
Π 1896, 1824 ff. 5 Proc. BV. 13,11. 5 Paneg. XII 2.4; Zos. II 16,1. 7 CTh. IX 16,1f ; XVI 10,1. " Amm. XXIII 5,10; XXV 2,7f. ® CTh. IX 16,7; 16,9;
Amm. XXVIII
Libo, durch die
2 Zos. V 41,iff: Soz. IX 6,3ff; Proc. BG.
IV
21.16. ? Rutilius II 51f. 22 Cass. Dio 56,25,5 (Augustus); Suet. Tib. 63,1; Tac. ann. III 22; FIRA. 11 407. Mommsen 1899, 861ff. 1,19; 1,29.
7 Amm.
XXIX
1,29ff;
Socr. IV 19; Philost.
570
III. Die inneren Verhältnisse
„leeren Versprechungen der Chaldäer“ verleitet, Hochverrat begangen
hatte,”
konnte noch in der Spätantike ein Usurpator, der seine Herrschaft auf den Willen des Schicksals gründete, mit Zulauf rechnen. Solche Delikte wurden hart geahndet.”” Aus dem Interesse an Mantik ist zu erklären, daB sich ein Julius Obsequens
Ende des 4. Jahrhunderts der Mühe unterzog, die zahlreichen Prodigien aus den
142 Büchern des Livius Eine dritte Form der boten Wahrträume. der jüdisch-christlichen rechtgläubige Personen
zu exzerpieren und als eigene Schrift zu veröffentlichen.” Zukunftsschau neben Astrologie und Vorzeichendeutung Sie sind in paganer Tradition seit Homer" bezeugt und in Kultur durch die Bibel beglaubigt. Hier werden nicht nur wie Jakob? und Joseph? gottgesandter Träume gewürdigt,
sondern auch Heiden wie Nebukadnezar” und die Frau des Pilatus.” Die spätantike Literatur ist reich an Traumberichten.” Sie werden nur wegen ihres prophetischen Gehaltes erzählt. Vor der Schlacht an der Milvischen Brücke wurde Maxentius
nachts von den Erinnyen (ultrices) geplagt, während Constantin die SiegesverheiBung durch Christus erhielt, wie er selbst erzählte.” Auch die Ortswahl von Kon-
stantinopel soll ihm ein Traum eingegeben haben.” Licinius empfing im Traum sein Heeresgebet,” Helena die Nachricht über den Verbleib des Kreuzes Christi,“ Am-
brosius die über die Gräber der Märtyrer Gervasius und Protasius (s. II 7). So wie
Asklepios in Epidauros kurierte die heilige Thekla die kranken Schläfer in ihrer Kirche bei Seleukia durch Träume.” Hieronymus (ep. 22) führte seine Bekehrung auf einen Traum zurück, und Justinian empfing den Plan für die Hagia Sophia im Schlaf von einem Engel.”
Praktisch wird der Aberglaube durch Magie. Formen und Vorstellungen des Zauberns waren bei Heiden, Juden und Christen ähnlich. Das Bestreben, durch okkultes Wissen, d.h. mit Hilfe von Formeln, Ritualen und numinosen Objekten
die höheren Mächte zu rufen und mit ihrer Hilfe den Gang der Dinge zu bestimmen oder zu erkennen, war populär, selbst bei Gebildeten. Während das religiöse Gebet, vielleicht unterstützt durch ein Opfer, lediglich eine Bitte, einen Wunsch, eine Hoffnung ausdrückt, erfolgt eine magische Handlung in der Gewißheit, daß sie, technisch korrekt vollzogen, zum Ziele führt, die Natur bezwingt, das Unver-
fügbare verfügbar macht. Religiöse und magische Rituale unterscheiden sich nur durch den Grad und die Art der Erwartung und sind in einem breiten Übergangsbereich schwer zu trennen, können aber deswegen nicht gleichgesetzt werden. Frei von einer magischen Komponente ist eine religiöse Verrichtung, die den SecIX 15; ein solches Gerät aus Pergamon befindet
29 Ev. Matth. 1,20 f.
sich in der Berliner Antikensammlung: Spätantike und frühes Christentum 1983/84, 150f; 552 ff. ?* Tac. ann. II 27.
Ὁ Daniel 2,1; 4,2. M Ev. Matth. 27,19. 2 Miller 1994; Demandt,
23 CJ. E15; IX 18; CTh. IX 16; XVI 10. Einige
der groBen ProzeBketten beschreibt Ammian: XVI 8,1ff (Serdica 356); XIX 12 (Scythopolis 359); XXVIII 1 (Rom 368ff); XXIX 1£; Socr.
IV 19 (Antiochia 371).
?* O. Roßbach (ed.), T. Livii Periochae etc. 1910, BT. P. L. Schmidt
1968.
27 Mias 1638; 11 6ff; 80ff. 28 1. Mos. 28,12ff.
Privatleben
1997,
242f; G. Weber 2000.
9 Paneg. XII 16,5f; Eus. VC. I 29. * Soz. 113,3. Demandt mann 2006, 49ff.
* Lact. MP. 46. * Socr. | 17,1.
” Miller 1994, 117.
9 Preger, Patria S. 83.
in
Demandt/Enge-
6. Die Religion — e) Der Aberglaube
571
lenzustand des Handelnden beeinflussen soll, etwa die Bitte um Kraft oder inneren Frieden.
Drei Zwecke dominieren: eigener Vorteil (z. B. die Gunst der oder des Geliebten," auch des Kaisers"), fremder Schaden (namentlich Krankheit und Tod) - beides
verbunden bei der Magie im Militär" — und Erkundung der Zukunft. Weiße Magie
zur Abwehr
von Übeln
war verbreitet. Artes magicae. gegen Krankheit
und Unwetter blieben statthaft." Die anonyme , Medicina Plinii' aus dem 4. Jahrhundert empfiehlt magische Heilpraktiken angesichts der betrügerischen Ärzte.” Fromme
Christen
zogen
die Gebete
von
Heiligen
den
ärztlichen
Maßnahmen
vor. So genas die Mutter von Theodoret (HR. 9) einmal durch die Fürbitte eines Eremiten,
nachdem
christlicher
menschliche
Gegenzauber
Kunst versagt
hatte. Legitim war insbesondere
zur Abwehr des Bösen Blicks, der impotent machte,“
und zur Bannung der Dämonen,
so das Kreuzmal auf der Stirn,“ wodurch
heid-
nische Opfer unwirksam wurden. Nach Lactanz (MP. 10,2) löste ein solcher erfolgreicher Fall die Christenverfolgung Diocletians aus. Selbst der abtrünnige Julian hat angeblich einmal selbstvergessen mit dieser Geste Plagegeister vertrieben.“ Das Kreuzmal wirkt somit magisch, das heißt unabhängig vom Glauben des sich Bekreuzigenden.
Krankheiten und ungewöhnliches Verhalten wurden auf Besessenheit
zu-
rückgeführt. Heiden, Juden und Christen glaubten sich imstande, Besessene durch
Exorzismus zu heilen.” Dies geschah durch Handauflegen.* Entscheidend ist stets, in „wessen Namen" eine Beschwórung erfolgt, der Teufel ausgetrieben wird. Unterstellt wird eine Rangordnung der Geister, an deren Spitze schon im Markus-
Evangelium (9,38) Gottvater steht. Ihm gehorchen nach Lukas (10,27) selbst die Teufel. Der Platoniker Theosebios heilte vom Dàmon Besessene im Namen von Helios und dem Gott der Hebräer.” Der heilige Arsakios, kaiserlicher Löwenwärter bei Licinius, vertrieb nicht nur Dämonen,
sondern bewog durch sein Gebet auch
einen feuerspeienden Drachen zum Selbstmord." Theodoret (HR. 9) berichtet von den Diskussionen, die der begnadete Petrus aus Galatien mit den Dämonen führte,
ehe er diese verjagte. DaB auch Tiere in den Genuß der Teufelsbannung kamen, zeigt der Arzt Endelechius um 400, der die Rinderpest abwehrte, indem er das Vieh
bekreuzigte.
Exorzisten begegnen uns vielfach als engste Mitarbeiter von Bischófen. Denn neben dem therapeutischen Exorzismus Besessener gab es den prophylaktischen für Gesunde, deren Seelen gegen den Teufel immunisiert werden sollten. Dies war ein * Venenum (von Venus) - Gift ist ursprünglich der Liebestrank, Giftmischerei begegnet vielfach gemeinsam mit Magie. * Amm. XXVIII 1,14; 1,20; XXIX 2,3; CTh. IX 16,3. *! Marasco 2004 22 CTh. IX 16,3. *' Ausgabe: Corpus Medicorum Latinorum Ill ed. A. Önnersfors 1964; deutsch von Joh. Schäfer, Medicina Plinii 1939; Gertler 1967/69;
K. H. Leven, Antike Medizin 2005, 714ff. Das
Werk liefim Mittelalter unter dem Titel ‚Physica Plinii', erweitert unter ‚Plinius Valerianus'.
** Engemann in JbAC. 43, 2000, 55 ff. 4 Als Dàmonenabwehr bezeichnet das Kreuz: Lact. inst. IV 27; Markos VPorph. 31; Theodorec HE. IV 19.
+ Greg. Naz. or. 4,55f; Soz. V 2,5; Theodoret HE. ΠῚ 2. *' Apg. 5.16; 8,7; 2001, 27 ff.
16,16ff;
** Sulp. Sev. VM. 17,4. ** Asmus 9 Soz.
IV
1911, 35. 11 f.
19,13ff. Janowitz
572
III. Die inneren
Verhältnisse
gewöhnliches gottesdienstliches Ritual, das mit verschleiertem Kopf vollzogen wurde. Wiewohl bereits Ulpian” Exorzisten als Betrüger (impostores) durchschaut
und ihnen den Anspruch, Mediziner zu sein, verweigert hatte, behandelt das syrisch-römische Rechtsbuch Besessenheit als Tatbestand. Der Kauf eines Sklaven, dem ein Dämon oder gar der Teufel innewohnt, rechtfertigt eine Mángelrüge." Bei Anhängern aller Religionen verbreitet war der Glaube an Amulette, lateinisch amuletum, griechisch φυλακτήριον — Schutzmittel oder τέλεσμα — Talisman. Es
handelt sich um kleine Gegenstände, denen durch ihre Form oder ihre Inschrift, bisweilen auch nur durch ihre Herkunft, eine magische Kraft innewohnt. Man trägt sie am Hals, am Gürtel oder am Handgelenk, entweder offen oder versteckt, um
sich vor bösen Geistern zu schützen. Apotropäische, d. h. Unheil abwehrende Wir-
kung schrieb man ebenfalls entsprechend gestalteten Schmuckstücken, Helm- und Schildzeichen zu, auch Pferde und Schiffe suchte man so zu sichern.
Besonders zahlreich sind in der Spätantike geschnittene Edelsteine mit Symbolen und Formeln, die aus gnostischen Texten bekannt sind. Am häufigsten finden sich die Abraxas- oder Abrasax-Gemmen, die den Namen des „höchsten Wesens“ tragen.” Auch andere Götter werden genannt, die sechs „ephesischen“ Zauberw-
orte und mitunter bizarre Figurinen.
Unter den christlichen Amuletten bilden die Pilgerampullen eine umfangreiche Gruppe: handtellergroße flache Fläschchen aus Metall oder Ton, die man aus
dem Kloster des heiligen Menas in mitbrachte. Sie enthielten geweihtes als Heiltum ausgewiesen. Magische Diamant, den der Physiologus (42)
Unterägypten“ oder aus dem Heiligen Land Öl und waren durch Umschrift und Reliefbild Kraft besaßen auch andere Amulette, so ein zur Abschreckung des Teufels empfiehlt, oder
das mit Reliquien angereicherte Brustkreuz Gregors von Tours (mart. 10), mit dem der Bischof einen Hausbrand löschte — wie Mórikes Feuerreiter. Theodoret (HR. 9) wurde geheilt, als er den Gürtel eines Asketen anlegte.
Christliche Talismane
waren vielgestaltig, vom Papyrus-Streifen mit from-
men Sprüchen und Zeichen, über den vom Lehmklumpen, den der Fuß des Herrn
berührt hatte, bis zur Kreuzespartikel. Da letztere besonders begehrt waren, achteten Diakone darauf, daB Pilger, denen in der Jerusalemer Grabeskirche das Kreuz
zum Kuß gereicht wurde, sich nicht, wie geschehen, heimlich ein Stück davon abbissen.® Gleichwohl wuchsen sie am Original immer wieder wunderbar nach,
wie Paulinus von Nola rühmt (ep. 31,6). Ebenso erneuerte sich nach Sulpicius Severus (chron. II 33,8) die Erde, die Jesus betreten hatte. Wunderkraft vermutete man in allen Gegenständen, die durch Berührung mit Jesus heilig geworden waren. Kontaktreliquien waren Kelch, Rock,
Dornenkrone
usw. Dasselbe galt für die
Hinterlassenschaft von Märtyrern. Schon die Überbleibsel des Polykarp, hingerichtet 156, wurden gesammelt
„wie Edelsteine".* Reliquien
waren Amulette
und darum heiß begehrt. Hauptlieferant war Ägypten, doch boten auch die Katakomben Roms Stoff. Dort waren zunächst nur Textilien (brandeum) sanktioniert, * Dig. L 13,3. 9 FIR A. 11 771; 793; s. ΠῚ 2 c'!
*' Hanna
Philipp in: Spätantike und frühes
Christentum 1983/84, 153 ff; 554 ff.
5. Spätantike und frühes Christentum 84, 575 ff.
55 Peregrinatio Egeriae 37,2. ** Eus. HE. IV 15,43.
1983/
6. Die Religion — e) Der Aberglaube
573
keine Leichenteile.” Die Ausbreitung des Heils durch Reliquienhandel war anfangs umstritten.” Gräber waren nach römischem Recht unantastbar. Ein Gesetz von 386 verbot, Tote umzubetten, Leichen von Heiligen zu zerstückeln und mit den Teilen
Geschäfte zu machen.” Theodoret berichtet vom handgreiflichen Streit um tote Asketen. Er erzählt, wie den frommen Männern noch zu Lebzeiten von den Pilgern die Haare ausgerissen wurden.“ Im 6. Jahrhundert schrieb man Reliquien kriegsentscheidende Kraft zu, ebenso Ikonen, Bildern von Christus, Maria und Heiligen. Das von einigen Kirchenvätern,
namentlich Epiphanius von
Salamis, ver-
fochtene mosaische Bilderverbot ließ sich nicht aufrecht erhalten. Auch hier setzten sich vorchristliche Formen der Frömmigkeit gegen die jüdische Tradition durch.“ Den Glauben an die Zauberkraft von heiligen Dingen, Zeichen, Gesten und
Worten teilte das fromme Volk mit den Geistesgrößen der Zeit, mit Ambrosius und Augustinus, mit Athanasius, Gregor von Nyssa und Johannes Chrysostomos.
Kritische Bemerkungen finden sich nur bei Vigilantius im Westen und bei Hieronymus im Osten." Constantins Überzeugung von der siegbringenden Kraft des Zeichens Christi (s. II 3) war zeitgemäß, nicht nur im Römerreich. Talismane bei den Germanen“ waren die zumal in den Alamannengräbern häufigen
Goldblattkreuze,
weiterhin
als
Schwertanhänger
montierte
Bernstein-
oder Bergkristallkugeln und Reliquienpartikel, die in einer separaten Kapsel am Hals oder im Gürtelschloß mitgeführt wurden.“ Die im nordischen Volksglauben bezeugte Furcht vor Wiedergängern dürfte der Grund dafür sein, daß man Toten einen „Charonspfennig“ unter die Zunge legte, um den Fährmann in die Unterwelt zu bezahlen, und Netze über Gräber spannte, um die Wiederkehr der Toten zu
verhindern. Hier wurden offenbar römische Vorstellungen übernommen.‘ Römisch beeinflußt sind ebenso die als Halsschmuck getragenen Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit, vielfach mit glückbringenden Runen-Inschriften.* Das bei Caesar und Tacitus erwähnte Runen-Orakel ist auch in der Spátantike noch bezeugt, ebenso
der Glaube an Weise Frauen. Der heidnische Gotenkónig Filimer soll Zauberweiber
vertrieben haben.” Die Übernahme der Magie-Verbote in den westgotischen Codex Alaricianus 506 entspricht kaiserlichen und kirchlichen Bestimmungen. Schadenszauber (γοητεία) war seit frühester Zeit“ gesetzlich untersagt,“ doch gibt es auch generelle Magieverbote gegen die „Feinde der Menschheit“, die „Verwirrer der Natur“ und den Befehl, Zauberbücher vor den Augen der Bischöfe zu
verbrennen." Einzelne Kaiser waren da rigoros," wie nicht nur die stadtrómische 5 * linus *
Metzger 2004. Dagegen: Hieron. PL. 23,357 f; dafür: PauNol., carm. 19,317 ff. CTh. IX 17,7 an Cynegius PPO Orientis.
9? Theodoret HR. 15 (BKV. 50 S. 119); 16 (S.
*5 Amm. XVI 2,12. * Axboe 2004. 67 Caes. BG. I 50; Tac. hist. IV 61; ders. Germ. 8 und 10; Venantius VII 18,19; Jord. Get. 121.
5*5 Plin. NH. 28,17.
121); 17 (S. 125); 21 (S. 134). 5! Angenendt 1997; Marasco 2004; s. III 6 c!
* Noxide artes: Amm. XXVIII 1,26; IX 16,5; 16,9; CJ. IX 18,1-9.
52 Engemann 1997, 156 mit Belegen und Literatur. *! Hoops 1, 1973, 268 ff. ** Ellen Riemer in: Die Alamannen 1997/98,
© CTh. IX 16,4; 16,8; 16,11 F; FIR A. II 410. 7 Amm. XIX 12,14; XXIX 2.26: 2,228; XXX 5,11. 7 Amm. XXVIII 1. Coskun 2000.
447 ff.
CTh.
574
III. Die inneren
Prozeßwelle
unter Valentinian,"
sondern
Verhältnisse
bereits das Schicksal des Jamblichos-
Schülers Sopatros zeigt. Als um 335 Konstantinopel hungerte, wurde der heidnische Philosoph am Hof Constantins geköpft, weil er die Winde bezaubert habe, so daß die Getreideflotte aus Ägypten nicht landen konnte.” Philosophen wurden nicht zu Unrecht der Zauberei verdächtigt; ϑαυματουργία (Wundertätigkeit) und
deoveyia (Götterzwang) gehörten zu Künsten (s. III 6 a). Ob Constantin nur gernde Volk zu beruhigen, oder selbst geglaubt hat, wissen wir nicht. Klar ist richs II von Hohenstaufen. Er erklärte
den bei Neuplatonikern hochgeschätzten einen Sündenbock brauchte, um das hunan die Möglichkeit eines solchen Zaubers das später im Zaubereiverbot Kaiser Friedderartige Machenschaften für Scharlatane-
rie, stellte aber die böse Absicht unter Strafe.”
Verbreitet war Schwarze Magie mit bleiernen
Fluchtäfelchen
(defixiones), mit
denen zumal die Wagenlenker ihre Konkurrenten ausschalten wollten. Sie haben sich in großer Zahl im Boden der Rennbahnen gefunden und nennen die Namen
der Pferde und Fahrer, die stürzen sollten. Unter Valentinian gab es in Rom mehrere Magie-Prozesse gegen Wagenlenker, einer endete auf dem Scheiterhaufen. Gleichwohl mußte Theodosius das Verbot erneut einschärfen.” Auch Kirchenväter glaubten an die Wirksamkeit solcher Flüche. Das lehrt die von Hieronymus überlieferte Episode von dem angesehenen Einsiedler Hilarion bei Gaza (s. 11 2 d). Dieser befreite einen Wagenlenker von dem Dämon, der ihn während des Rennens
befallen hatte, so daß er bewegungsunfähig wurde. Die Symptome sprechen für einen „Hexenschuß“.*
Dem
Libanios versteckten einmal seine Feinde ein ver-
stümmeltes Chamäleon im Hörsaal, worauf er selbst nach dem Prinzip des Ana-
logiezaubers die dem Tier zugefügten Molesten erlitt. Ein Traum verriet ihm den Anschlag, doch großzügig verzichtete er auf eine Anzeige.” Ebenso streng wie die kaiserlichen Erlasse waren diekirchlichen Verdikte. Die Synode von Laodicea (um 350) verbot Geistlichen, als Zauberer, Weissager oder Astrologen tätig zu sein oder Amulette zu tragen.” Einzelfälle sind bezeugt. Athanasios wurde wegen Magie verklagt, Priscillian als maleficus hingerichtet. Er habe sich nach eigenem — wie auch immer erzielten — Geständnis mit schwarzer Kunst (obscenae doctrinae) befaßt.” Fromme Christen verzichteten auf die Hilfe der Dämonen. Johannes Chrysostomos pries eine Frau als Märtyrerin, die lieber Krank-
heit und Tod ihrer Angehórigen in Kauf nahm, als pagane Idolatrie anzuwenden, an deren Wirksamkeit der Kirchenvater nicht zweifelte. Die Frau móge sich in den Willen Gottes schicken und das Kreuzeszeichen machen." Galla Placidia lieB einen Mann hinrichten, der versprochen hatte, die Barbaren mit magischen Praktiken zu
besiegen."
7! Eun. VS. 463; Zos. II 40,3. Olszaniec 2005;
*% Hieron. VHilarionis 16, PL. 23,36.
s. II3! Um das Ende des Nordwindes abzuwar-
77 Lib. or. 1,243 ff; or. 36.
ten, gab es die Lagerhallen auf Tenedos und an der Südwestspitze Anatoliens bei Patara und Andriake, bis heute wohl erhalten. ^ Wolfram von den Steinen, Staatsbriefe Kai-
? * 80 δι.
ser Friedrichs des Zweiten, 1923, 38. ^ Amm. XXVI 3,3; XXVIII 1,27; XXIX 3,5; CTh. 16,11.
4,25;
Hefele/Leclercq S. Socr. I 27,18; Sulp. Joh. Chrys. homil. Olympiodor fr.36
1018, canon 36. Sev. chron. Il 50,8; s. II 7! VIII 5, PG. 62, 357f. Bl.
#2 Augustin, CD. VIII 19; X 8; ders. De divinatone daemonum, CSEL. 41,599ff ; BKV 22, 192.
6. Die Religion — e) Der Aberglaube
575
Das kirchliche Magieverbot gründete sich auf den Frevel, die Dämonen, d. h. die
höheren Mächte des heidnischen Pantheons anzurufen. Vorgeprägt war dies in der Polemik der Kirchenväter.” Deren Eskapaden waren freilich keine rationale Kritik an der Dàimonomagie, denn den Dämonen als Trabanten des Teufels wurden
übernatürliche Fähigkeiten keinesfalls abgesprochen. So wie der wundermächtige Petrus das Ansinnen des Simon Magus auf Teilhabe an der Kunst der Geisterbannung ablehnte und der ,góttergleiche" Paulus" die Zauberbücher der Ephesier
verbrennen ließ, erhoben die späteren christlichen Autoritäten Anspruch auf das Mirakelmonopol. Sie erklärten, daß es allein dem Christengott und den von ihm Begnadeten zukomme,
Wunder zu tun. Jesus hatte das vermocht und diese Gabe
seinen Aposteln übertragen. Petrus konnte Tote erwecken, Paulus Sehende blind
machen und umgekehrt." Jesus selbst wird im babylonischen Talmud als Magier bezeichnet, im Koran (5,110) betrachteten ihn „Ungläubige“ als Zauberer.” Wunder zu wirken ist in der Spätantike ein Vorrecht von Männern der Kirche. Unter den christlichen Charismatikern des 3. Jahrhunderts steht Gregorios Thaumaturgos, der Wundertäter von Pontus, voran," in der Spätantike dominieren
Athanasios, der seine Sehergabe nach christlicher Version der Gnade Gottes, nach
heidnischer Ansicht seiner Kenntnis des Vogelflugs verdankte," weiterhin Jakobus von Nisibis zur Zeit Constantius' II, der über die apostolische Gnadengabe, Tote zu erwecken, verfügte und das persische Belagerungsheer mit Hilfe von Mückenschwärmen verjagte.” Hier wäre wohl an Wespen zu denken. Hoch angesehen war sodann der ägyptische Mönch Johannes, den Theodosius vor seinen Bürgerkriegen konsultierte, (s. 11 7) und Daniel auf seiner Säule in Konstantinopel, den
Zeno zu Rate zog (s. II 11). Der heilige Martin verkehrte sichtbarlich mit dem Teufel und mit Engeln, er erweckte Verstorbene zum Leben, rief Tote aus dem
Grabe und verhandelte mit ihnen. Eine Handbewegung genügte, um den Sturz eines Baumes zu bewirken." Magische Kräfte und prophetische Gaben finden wir ebenso auf Seiten der Heiden bei Heiligen Männern. Der ϑεῖος ἀνήρ ist ein Phänomen heidnischer wie christlicher Religiosität.” Es handelt sich um Wundermänner, die durch hóheres Wissen und asketische Lebensweise Zugang
zum Übersinnlichen besaßen, die
Wahrtráume und Visionen hatten, charismatisches Ansehen genossen und auch mehrfach in die Politik eingriffen. Schon in der frühen Kaiserzeit gab es „göttlich begnadete" Philosophen, so den von Philostrat gefeierten Apollonius von Tyana oder die von Lukian vorgeführten Pseudopropheten Peregrinus Proteus und Alex-
ander von Abunoteichos. In der Spätantike finden wir Gurus wie Jamblichos in Apamea, der sich nach der Meinung seiner Sklaven beim Gebet in die Lüfte erhob," wie Maximos von Ephesos, der durch Fernwirkung eine Statue der Hekate zum Lachen und ihre Fackeln zum Brennen bringen konnte," und Proklos von Athen, ** Apg. 14,11 f; 28,6. # Apg. 8,18 ΕΠ 19,18f. # Apg. 9; 15,8fF.
* Theodoret HE. 17; HR 1. *) Sulp. Sev. VM. passim. *! Asmus 1911, 9; Bieler 1935; Fowden
“ Barb in: Momigliano 1963, 104. " Seine
Vita
PG. 46. * Amm. XV listos IX 35.
schrieb
Gregor
von
1982;
Brown 1993; Anderson 1994; Leppin 2004; s. ΠῚ Nyssa,
7,8; Soz. IV 9; Nikephoros Kal-
63! *! Eun. VS. 458. ** Eun. VS. 475; s. 115! *! Marinos, Vita Procli 28.
576
III. Die inneren
Verhältnisse
der sich aufs Regenmachen verstand und angeblich drohende Erdbeben abzuwenden wußte.” Der „als Philosoph gekleidete“ Olympios in Alexandria konnte Massen mobilisieren, und der „Zauberer“ Pamprepios in Isaurien wirkte als Graue
Eminenz des Illus.” Der erfolgreichste Grammatiker seiner Zeit war Ammonianos um 450 in Athen. Wenn er die alten Dichter erläuterte, vergaß sein Esel das Fressen,
selbst wenn man diesen zuvor hatte hungern lassen.” Strikt untersagt war jede Form von Aberglauben im Judentum. Das mosaische Gesetz” verdammt als Abgötterei alle geheimen Künste wie Wahrsagerei und Hellseherei, Geisterbannung und Totenbeschwörung, Zeichendeutung und Zau-
berei. Dennoch blühte diejüdische Magie in der Spätantike. Einblick gewähren uns hebräische und aramäische Texte aus der Synagoge von Alt-Kairo, die in der dortigen Genizah eingemauert waren. Sie stammen aus der Spätantike und dem Frühmittelalter, sind im einzelnen schwer zu datieren, repräsentieren indes Vor-
stellungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte kaum gewandelt haben.” Von Gebeten unterscheiden sich die Anrufungen,
Beschwörungen
und Zauberformeln
darin, daß sie den sicheren, durch Erfahrung gewährleisteten Erfolg in Aussicht stellen und nicht an Gott, sondern an Geister gerichtet sind. Falls diese ihre Hilfe versagen, wird ihnen zuweilen gedroht: sie sollen mit eisernen Peitschen gezüchtigt
und ins ewige Feuer geworfen werden. Die Geister erscheinen als Engel aus den sieben Himmeln, genannt wird Michael, oder als Dämonen, ja als Teufel, Söhne Satans. Wer keinen vergessen will, nennt sie summarisch: alle männlichen und weiblichen, aus Feuer, Wasser, Luft oder Erde
geformten Geister, namentlich jene sieben, die dem Dämonenfürsten Asmodaios unterstehen und einst Salomon belehrt haben. Salomons Siegelring, der ihm die
Herrschaft über die Geister gewährte, wurde im 6. Jahrhundert als Reliquie in Jerusalem gezeigt, wie aus dem ‚Breviarius de Hierosolyma‘ hervorgeht.” Mitunter werden in den Genizah-Texten auch Sonne und Mond, Salamander und Hermes
Kriophoros in Anspruch genommen. Besonders wirksam ist die Verwendung von Geheimnamen, die in den Texten preisgegeben werden. Die Zwecke jüdischer Magie sind vielgestaltig. Am häufigsten geht es um die Heilung von Krankheiten und um glückliche Geburt, um Liebeszauber und die
Gunst der Mächtigen, aber auch um Rache. Man will ein Schiff versenken oder eine Mauer umwerfen, einen Feind vernichten, ihm den Schlaf rauben oder ihm sein Haus anzünden. Ein flüchtiger Sklave soll gefangen, ein Schatz gefunden, ein
Rennpferd beschleunigt werden. Magie eröffnet Zugang zu den Träumen anderer, erlaubt Gespräche mit Gestirnen und Toten, gewährt Ausblick in die Zukunft. Die Wirksamkeit eines Zauberspruches wird erhöht, wenn er auf ein Blech (lamella) aus Blei, Silber oder Gold geritzt an geeigneter Stelle deponiert wird. Kraftorte sind Gräber und Richtstätten, dem Jenseits nahe. Man zaubert wie Goethes ‚Schatzgräber‘ in einem magischen Kreis, der die Dämonen abwehrt, des Nachts beim Schimmer einer Lampe, deren Docht aus einem Galgenstrick gedreht % Soz.
VIL 15,6; Josua
15;
Malchus
fr.
20
% Peter
Schäfer
1990
nach
Texten
in Cam-
(Blockley 23). Leppin in: Demandt (Fs.) 2002,
bridge; das Basiswerk ist L. Blau, Das altjüdische
251 fF; Feld 1. c. 261 ff.
Zauberwesen, Budapest
** Damaskios fr. 111; Asmus 1911, 38. # 5. Mose
18,10 fF.
1898.
Ὁ Döpp/Geerlings 1999, 111.
6. Die Religion — e) Der Aberglaube
577
wurde. Weihrauch- und Myrrhenduft, Brandopfer von Balsam, Honig und kleinen Kuchen unterstützen den Wunsch. Um einen Herrscher zu beeinflussen benótigt man das Herzblut eines jungen Lówen, der mit einem Bronzemesser getótet wurde. Der den Juden zugetraute Aberglaube spricht aus einer bei Socrates (VII 38) und Isidor (chron. 109) erwähnten Episode. Danach habe 431 ein falscher Prophet den Juden auf Kreta versprochen, sie trockenen Fußes, wie einst Moses durchs Rote Meer, nach Palästina zu führen, falls sie sich von einem hohen Felsen ins Meer stürzten. Bei dieser Aktion seien manche von christlichen Fischern gerettet worden, jedoch auch viele ertrunken, die Überlebenden hätten sich zum Christentum be-
kehrt. Der „vom Himmel gesandte“ Pseudo-Moses aber sei plötzlich verschwun-
den. Sokrates vermutet, es müsse ein böser (!) Dämon (δαίμων ἀλάστωρ) gewesen sein, der so die Zahl der Juden vermindert, die der Christen vermehrt habe. Die meisten Zeugnisse für „Magie“ stammen, so wie die großen Religionen, aus dem Orient. Darauf deutet bereits der Begriff, abgeleitet vom Stamm der Magier
in Persien, die den Feuerkult versahen. Cicero (div. I 23) nennt sie genus sapientium, Ammian (XXIII 6,32) verortet sie in Medien und zitiert (Pseudo-)Platon (Axiochus 371 D), der magia als die „unverdorbene Götterverehrung“ bezeichne. Den Nimbus
uralter Weisheit trug alles Chaldäische und Ägyptische zumal. Den Ursprung der
Religion überhaupt fand Ammian (XXII 16,19) in Ägypten, der Heimstatt ältester Weisheit." Diocletian verbot die dort praktizierte Alchimie des Goldmachens und untersagte die ars mathematica," Constantius II verfolgte und bestrafte die Besucher
des Besa-Orakels in Abydos.^' Die Brahmanen in Alexandria, die von Datteln, Reis
und Wasser lebten, konnten das Wetter beschwören." Aus Ägypten stammt der Astrampsychos', ein Orakelbuch, von dem die ,Sortes Sangallenses' aus Südgallien abhängen. Christliches, Jüdisches und Heidnisches geht durcheinander."* Zauberbücher,
codices noxiarum artium,"^ sind immer wieder verboten und
verbrannt worden,'* und dennoch hat etliches von dieser Literatur überlebt, so das ‚Schwert des Moses‘, das ‚Buch der Geheimnisse‘, weiterhin aus Kleinasien, der Heimat von Hekate, der Herrin der Geister, das von Heiden wie Christen geschätzte Buch über die geheimen Kräfte der Steine,'” und aus Palästina das ‚Testa-
mentum Salomonis' mit seinem Katalog von Dämonen jüdisch-christlicher, ägyptischer und mesopotamischer Herkunft." Spätantiken Ursprungs sind die Quellen zu Picatrix (Pseudo-Hippokrates), jener Enzyklopädie der Geheimwissenschaft aus dem arabischen Spanien." Über die Vermittlung der Könige von Kastilien im 13. Jahrhundert gelangte das Geistesgut nach Mitteleuropa und entfaltete in der Humanistenzeit eine beträchtliche Wirkung,
faßbar nicht zuletzt in der Faust-
Figur. Die Anbetung
Satans, vorgeprägt in der Versuchung Jesu,"" findet sich in
0 Amm. XXII 16,19.
’ Suidas, Delta 1156; CJ. IX 18,2.
w Orpheus, Lithica, ed. E. Abel 1881, vgl. PL. 171, 1737 ff; Wellmann s. v. Damigeron RE. IV
1: Amm.
1901, 2055 f.
XIX
12,3.
"4 Asmus 1911, 42. 1% Astrampsychos ed. Browne.
1% PG. 122, 1315ff. Döpp/Geerlings 1999, 542; BT
1983. Sor-
tes Sangallenses ed. Dold 1948; Demandt 1990. 05 Amm.
XXVIII
1% Amm.
XXIX
1,26.
1,41 betont, daß dabei auch
zahlreiche Werke der Freien Künste und Rechtswissenschaft in Flammen aufgingen.
der
Janowitz 2002. 1 Picatrix, Das Ziel des Weisen, von H. Ritter/M. Plessner 1962. no Ev, Matth. 4.
übersetzt
578
IH. Die inneren
Verhältnisse
einem verstümmelt überlieferten christlich-syrischen Volksbuch aus der Zeit um
600 über Julian Apostata. Von dem Zauberer Magnus beraten, läßt er sich dazu verleiten, dem
Dämonenfürsten
zu huldigen, der ihm Weltherrschaft verspricht.
Julian opfert das ungeborene Kind einer Magd, wird Kaiser, besiegt die Barbaren und nimmt ein böses Ende." Das Motiv des Teufelspaktes ist hier zum ersten Mal,
schon vor der Theophilos-Legende greifbar. Es wurde durch Thomas von Aquino theologisch begründet. Dies war der Kerngedanke des ‚Hexenhammers‘ von In-
stitoris und Sprenger 1487, der die Rechtsgrundlage für die Hexenprozesse bis ins 18. Jahrhundert darstellte. Auch das ist ein Erbe der Antike.
τ Nöldeke
1874, 660fF.
IV DIE
DEUTUNG
Keine Zeit ist allein aus sich selbst zu verstehen. Es ist nicht damit getan, aufzulisten, was in ihr geleistet und gelitten wurde. Wenn wir das Geschehen nicht bloß beschreiben, sondern auch begreifen wollen, müssen wir es in den größeren Zusammenhang
seiner Vor- und Nachgeschichte einordnen, müssen wir die Stel-
lung zu bestimmen suchen, die es in der Geschichte der Menschheit einnimmt. Dies sind die Deutungsfragen. Die Grundprobleme der Spätantike sind oft untersucht worden: der Übergang von der Antike ins Mittelalter, die Verbindung
von Staat und Kirche, der
Eintritt der Germanen in den Kreis der Kultur und die Auflösung des Reichsverbandes in die germanischen Königtümer des lateinischen Westens und den byzantinischen Reststaat im griechischen Osten. Auf unterschiedliche Weise hat man diese Ereignisse gewertet und erklärt, ohne daß sich allerdings Einvernehmen darüber hätte erzielen lassen, was zu diesem Umsturz
geführt hat, wie und ob er zu
verhindern gewesen wäre, ob er zu bedauern oder zu begrüßen ist.' Es scheint, wie wenn die Klärbarkeit und das Gewicht historischer Fragen in einem umgekehrten Verhältnis zueinander stünden: Je bedeutsamer das Problem, desto schwieriger seine Lösung.
1. Die Deutungsgeschichte Die Deutungsgeschichte der Spätantike beginnt bereits mit den Stimmen der Zeitgenossen. Sie überliefern uns nicht nur das, was wir über die Geschehnisse und die Zustände der Zeit wissen, sondern bemühen sich auch um ein historisches Selbst -
verständnis dieser Zeit als ganzer. Die dafür verwendeten Denkansätze sind jedoch umJahrhunderte älter als die Ereignisse, die mit ihrer Hilfe begriffen werden sollen. Das ist nicht ungewöhnlich: Jede neue Erfahrung interpretieren wir zunächst einmal mit alten Schemata, und wenn
diese verändert werden
müssen,
gibt es eine geistige Revolution. In der Geschichte unseres Problems hat sich dies dreimal abgespielt: im Humanismus, der das Phänomen des Periodenwechsels in der Spätantike erkannte; in der
Aufklärung, die hinter den Wechselfällen der politischen Macht die zivilisa' Die folgenden Kapitel bieten eine Abbrevia-
tur meines
Buches
‚Der
Fall Roms.
Die Auf-
lösung des römischen Reiches im Urteil der Nachwelt‘, 1984. Dort finden sich auch die hier
im einzelnen nicht nochmals gebotenen Nachweise.
In kürzerer
Komplex
1979,
Form
1980
und
habe 1983,
ich zu diesem sodann
1995
(Mit Fremden) und
1997 (Weltreiche) Stellung
bezogen. Vgl. Rehm 1930; Christ 1970; Baldwin 1984; Diesner 1989; Klein 1996. Im folgenden nenne ich jeweils mit vollem Titel solche Literatur, die 1984 noch nicht ausgewertet wurde oder später erschien.
580
IV.
Die Deutung
torische Entwicklung entdeckte, und in jüngerer Zeit, seitdem die wissenschaftshistorischen und wissenschaftslogischen Bedingungen
geschichtlicher Erkenntnis
thematisiert werden. Der Historismus des 19. Jahrhunderts bedeutet demgegenüber bloß eine Vervielfältigung und Vertiefung bereits zuvor üblicher Ansätze, eine Verfeinerung der Kritik und eine Vermehrung des Materials. Zwischen Gibbon und Seeck liegt keine Denkwende. Für das historische Selbstverständnis der Spätantike waren drei altüberlieferte Konzepte von besonderer Bedeutung: Das erste ist das klassische Dekadenzmodell, wonach harte Lebensumstände die inneren Kräfte entbinden, die dann zu Macht
und
Reichtum
führen, bis das Leben
im Luxus
den Sittenverfall
und
schließlich den Zusammenbruch zur Folge hat.’ Das zweite Modell ist die Veran-
schaulichung dieses Zyklus an den Lebensaltern
eines Menschen, übertragen
auf das Staatsleben: Der Staat entwickelt sich wie ein Organismus, um endlich wie ein solcher zu altern und zu sterben.‘ Das Bild einer senectus mundi oder Romae
begegnet uns bei altgläubigen Autoren wie Florus (praef. 4-8), Aelian (Varia Historia VIII 11), Pausanias (VIII 2,5) und Ammian (XIV 6,3-6), bei Christen wie Lactanz (inst. VII 15,14-16) und Augustinus (sermo 81,8 f). Die dritte Vorstellung ist die Abfolge der Weltreiche,' die aufgrund der eben genannten Gesetze stets nur eine vorübergehende Dauer besitzen sollen. Wie die orientalischen und griechischen Reiche versanken, so drohe, meinte man, auch den Römern der Unter-
gang. Dieses Schema ist angedeutet bei Herodot (1 95), ausgearbeitet im Buch Daniel (2; 7f; 11); Aemilius Sura hat es auf Rom ausgedehnt.‘
Mit diesen Denkbildern hat bereits Polybios (XXXVIII
22) den Verlauf der
rómischen Geschichte zu verstehen versucht. Er beschreibt, wie sich Scipio Afri-
canus minor 146 v. Chr. und ein solches auch für namentlich Sallust (Cat. mung heraus hinter dem und um
Roms
auf den Trümmern Karthagos an das Ende Ilions erinnerte Rom voraussah. Die spátrepublikanische Historiographie, 6-13) und Livius (praef.), haben aus einer ähnlichen StimZuwachs an Macht eine Abnahme der Vätersitte gesehen
Bestand gefürchtet.
In der augusteischen Euphorie wurde
diese
pessimistische Sicht jedoch durch einen optimistischen Ausblick verdrängt. Die Romideologie Vergils gewann Einfluß: Roma aeterna und pax Romana, orbis Romanus und imperium sine fine hießen die Leitbegriffe.^
In der späteren Geschichtsauffassung haben sich diese Motive vielfältig vermischt und verschlungen. Die altgläubige Geschichtsliteratur blieb durch sie geprägt, wobei einer kleineren Gruppe von pessimistischen Autoren eine größere Anzahl von Stimmen gegenübersteht, deren Klage über den Abfall von den mores maiorum eher
Besserung
bewirken
als Verzweiflung
ausdrücken
sollte. Zu
den ersteren sind
Eunap (fr. 48,3 Bl.) und Libanios (or. 2,26 f.) zu zählen, weiterhin Aurelius Victor, die Historia Augusta und Zosimos, zu den letzteren der Kaiser Julian, Ammianus
Marcellinus, Rutilius Namatianus und die Panegyriker. Sie teilen die Ansicht der offiziellen Ideologie, daß Rom einer steten Erneuerung fähig sei und so auch die Krise der Völkerwanderung meistern werde. * Zum spätantiken Dekadenzbewußtsein:
mandt, Fall 1984, 47 tf. * Demandt 1978, 37 tf. * Schwarte 1966; Podskalsky * Velleius 1 6,6.
De-
* Vergil, Aeneis 1 276-296; V1 847-853; VIII
626—731; Ecl. IV. Gernentz 1918; Klingner 1956, 1972.
275 ff; Paschoud 1967; baum 1977, 330fF.
Fuhrmann
1968;
Suer-
1.
Die christlichen
Die Deutungsgeschichte
581
Autoren waren demgegenüber zunächst durch die Erwar-
tung des nahen Weltengerichts geprägt, das mit dem Ende des Imperium Roma-
num
stets in eins gesetzt wurde.
Das war nicht nur die Auffassung des Neuen
Testaments (2. Thess. 2,6), sondern wurde ebenso durch die jüdisch-christlichen Sibyllenorakel verkündet. Unter den vorconstantinischen Kirchenvätern haben Tertullian (apol. 20,2f), Cyprian (Demetr. 3ff) und Lactanz (inst. VII 15; 25) die zeitgenössischen Wirren als Zeichen des Endes gewertet. Unter Constantin traten diese Stimmen
zurück,
erhoben
sich aber wieder
seit dem
Einbruch
der
Goten 376. Untergangsahnungen haben sodann Ambrosius und Hieronymus, Sulpicius Severus und Salvian ausgesprochen. Selbst Augustin (ep. 198) war nicht frei davon.’ Eine neue Endzeitstimmung verbreitete sich um 500." Die offizielle Sicht Constantins und seiner Nachfolger war jedoch die „politische
Theologie",* die christianisierte Romidee. Sie sah eine bereits unter Augustus erreichte providenzielle Gleichzeitigkeit des himmlischen und des irdischen Friedensbringers und betrachtete das Imperium Romanum als die gottgewollte Ordnung der Menschheit. Auch diese Sicht wurzelt im Neuen Testament, wurde von
Melito von Sardes und Origenes vertreten und fand dann in Eusebios von Caesarea ihren einfluBreichsten Vertreter. Das darauf bauende Geschichtsbild der Romtheologie lieferte Orosius. Er gliederte die Weltgeschichte nach dem Vier-ReicheSchema aus dem Buch Daniel und deutete die Ausbreitung des Christentums als Grund und Zeichen eines allgemeinen Fortschritts. Die gegenwärtigen Übel verstand er als Strafe der Sünder und als Mahnung an die Gerechten, und selbst der Völkerwanderung gewann er das Gute ab, daß sie die Barbaren mit dem wahren Glauben bekannt mache (hist. VII 41,8).
Die Selbsteinordnung des Mittelalters ist durch das Weltreichsschema geprägt und daher auf Kontinuität gestimmt. Das Bewußtsein vom politischen Ende Roms (s. u.) wurde im byzantinischen Selbstverständnis durch den Gedanken einer Affiliation überwunden. Der gealterten Roma im Westen stellte man die ewig junge Tochter am Goldenen Horn gegenüber. Justinian sah sich als gottgewollten Herrscher des Imperium Romanum und betrachtete es als sein Amt, die durch die Nachlässigkeit der Vorgänger verlorenen Westprovinzen zurückzuerobern." Dieselbe Vorstellung, daß Byzanz das Rómerreich und dieses die letzte Ordnung vor dem Weltuntergang verkórpere, blieb das politische Axiom in Konstantinopel bis zum Fall der Stadt 1453. Das Erbe des Anspruchs übernahmen die Zaren von Moskau. Für diese Geschichtsauffassung blieben die Folgen der Völkerwanderung im Westen von bloB marginaler Bedeutung. Die Kirche predigte zwar weiterhin den nahen Weltuntergang, zu dem die Goten- und Langobardenkriege das Vorspiel schienen, doch richtete man sich auf längere Wartezeit ein. Im selben Maß, in dem die Päpste die weltlichen Herrschaftsaufgaben des westlichen Kaisertums übernahmen, stellte sich auch bei ihnen das
Gefühl einer Tradition ein, einer translatio der Gewalt von den Kaisern auf die Päpste. Ausdruck fand diese Theorie im ,Constitutum ? Zur Topik der Untergangsstimmung: H. Petriconi, Das dalino
1993.
Reich des Untergangs
1958; Mag-
Constantini‘, jener
* Magdalino 1995; Brandes 1997. * Peterson ' Nov.
1935/1951; Schmitt
lust. 30,11,2.
1970, 68 ff.
582
IV.
Die Deutung
Ende des 8. Jahrhunderts in der Curie gefälschten Schenkungsurkunde, wonach Constantin bei seinem Umzug nach Konstantinopel die Kaisergewalt des Westens
den Päpsten übertragen habe, usque in finem mundi (s. 11 3). Innocenz IV erklärte 1245 sogar, Christus habe die höchste weltliche Gewalt bereits Petrus verliehen, so
daß Constantin den Päpsten nur zurückgegeben hätte, was ihnen eigentlich zustand." Ebenfalls auf Kontinuität abgestellt war die historische Selbsteinschätzung der Germanen. In der Regel nahmen sie eine Fortdauer der rômischen Herrschaft bei einem bloßen Wechsel der Träger an. Schon Athavulf" und Odovacar," Theoderich" und Chlodwig" haben sich als Hüter des römischen Erbes gefühlt, das Gott ihnen anvertraut habe. Im Prolog zur ‚Lex Salica‘, der aus der Kanzlei Pippins des
Kurzen stammt, erscheinen die Frankenkönige als die gottgeliebten Nachfolger der
christenverfolgenden Kaiser, so als ob es gar kein christliches Kaisertum im Westen gegeben hätte. Mit der Krönung Karls des Großen wurde die translatio imperii offenkundig, die Zäsur in der Kaiserfolge des Westens war überbrückt.
Die Ideologie des Mittelalters verlangte die Dauer des Römerreiches bis zum jüngsten Tag. Otto von Freising, Engelbert von Admont" und Dante hielten an dieser Auffassung fest. Sie war die herrschende Meinung, denn die Mächte des Mittelalters gründeten ihre Legitimität auf die imperiale Tradition: Der byzantinische Basileus, der römische Papst und der deutsche Kaiser verkörperten die Kon-
tinuität des Reichsgedankens über die Spätantike hinweg. Auf der anderen Seite aber waren die Ruinen Roms für jeden Besucher der Ewigen Stadt unübersehbar. In die Klage über die einstige Herrlichkeit mischt sich eine Ahnung davon, daß Rom eben doch nicht bis zum jüngsten Tage ungeschmälert fortlebe. Alkuin, Eugenius Vulgarius und Hildebert von Lavardin verraten in ihren Gedichten ein Bewußtsein davon, daß Rom der Vergangenheit angehört.
Freidanks
‚Bescheidenheit‘
von
1229
fragt:
„Was
wurde
aus
Rom?
Auf seinen Palästen wächst Gras.“ Roms Fall erscheint als Strafe Gottes für die Falschheit der Kaiser, während Johannes von Paris 1302 bemerkt: dilatatio est causa destructionis — Überdehnung ist der Grund für die Zerstörung des Imperiums. Die
Ewige Stadt wurde zum Standardexempel der Vergänglichkeit. Einzelne Autoren wie die beiden Notker und Sigebert von Gembloux bestritten die Kontinuität des
vierten Danielreiches und rechneten die res publica Romana der Vergangenheit zu. Mit dem Erwachen des Humanismus setzte sich diese Ansicht durch. Für Petrarca, Leonardo Bruni und Flavius Blondus lag zwischen der römischen Größe und der Gegenwart ein langer Verfallsprozeß, ein „finsteres Mittelalter", das es nun zu beenden gelte." Die mittelalterliche Überlieferung wurde zum Gegenstand ästhetischer, philosophischer und historischer Kritik. Die bis an die Schwelle zur eigenen Zeit ausgedehnte Spätantike erschien den Humanisten nicht mehr als Brücke zwischen der heidnischen und der christlichen Phase ein und desselben Römerstaates, sondern als Kluft zwischen der antiken " Ságmüller 1898, 77. ? Oros. hist. VII 43,5 f.
* |ngomar
Weiler
in: J. Tomaschek
Engelbert von Admont,
" Malchus fr. 10.
" ed. W. Grimm
^ Ennod. Paneg. 7;9;11. '5 Greg. Tur. HF. IL 3.
" Varga
1932.
1998, 78 ff.
1860, 93 ff.
(Ηρ).
1. Die Deutungsgeschichte
Hochkultur
und
der Gegenwart.
Diese
583
Deutung
kam
verschiedenen
Denk-
strômungen entgegen: dem heimlichen Republikanismus eines Petrarca und Machiavelli, die nun das Kaisertum mit der Verfallszeit in Verbindung brachten, dem Germanenstolz der deutschen Humanisten, die in ihren Vorfahren die Überwinder
einer dekadenten Zivilisation erblickten, und der Romfeindschaft der Reformatoren, die über die constantinische Zeit zurückgreifend in der Urkirche das Wesen des Christentums unverfälscht verwirklicht glaubten. Die Spätantike wurde als Phäno-
men erkannt und als Problem empfunden. Mit Machiavelli und Erasmus beginnen die sikularen Erklärungsversuche
für den Fall Roms. Er wurde zum Muster-
beispiel für die vicissitudo rerum, für jene zyklische Zeitenfolge, die für das Geschichtsdenken der Humanisten bezeichnend ist. Die Antike, aus der das Modell
stammt, gedieh selbst zum vornehmsten Beispiel. In der Aufklärung dominierten lineare Vorstellungen. Den Fortschritt, den man an sich selbst erlebte, betrachtete man als das Gesetz der Geschichte. Für diese
Konzeption war das Ende der antiken Kultur und das Auseinanderbrechen des römischen Reiches eine Herausforderung, auf die in verschiedener Weise geantwortet wurde. Auf der einen Seite wollte man in praktischer Absicht aus dem Falle
lernen, auf der anderen suchte man ihn in theoretischem Interesse mit dem optimistischen Weltbild in Einklang zu setzen. Der pragmatische Aspekt dominiert bei Montesquieu, dessen ‚Considerations‘ 1734 das klassische Dekadenzmodell an Rom
exemplifizierten: Die strengen Grundsätze hätten Rom groß gemacht, aber die Größe hätte dann die Prinzipien aufgeweicht. Voltaire benannte in seinem ‚Essai‘ 1756 zwei individuelle Faktoren: das Christentum als innere und die Germanen als äußere Destruktionskraft. Adam Smith suchte den Schlüssel 1776 in der Arbeits-
teilung: Die in der Frühzeit Roms verbundenen Berufe des Bauern und Kriegers hätten sich in der Kaiserzeit getrennt. Indem die Römer sich ganz auf die Produktion verlegten und das Waffenwerk zunehmend den Germanen überließen, seien sie in deren Abhängigkeit geraten. Sind damit nicht bereits die wesentlichen Faktoren
benannt? In diesem Sinne deutete der ebenso gelehrte wie lebenskluge Ewald Friedrich von Herzberg, Minister Friedrichs des Großen, 1779 die „Völkerwande-
rung"." Aus dem Jahre 1784 stammt die Sammlung von Niedergangsgründen bei Johann Friedrich Reitemeier, zweihundert Jahre vor meinem ‚Fall‘.” Edward Gibbon schloß sich in seiner ‚History‘ (1776) Montesquieu und Voltaire an, doch
tróstete
er sich damit,
daß
die technischen
wenigstens überwiegend — die Völkerwanderung
Errungenschaften
überstanden
—
hätten. Der hier
wirksame Geist der Aufklärung beflügelte ebenso den Freigeist Guillaume Raynal, der 1771 das Ende des Imperiums mit der Despotie, der Naturalwirtschaft und dem
Aberglauben verband." Ganz ähnlich urteilte Herder. Er begriff 1791 in seinen ‚Ideen‘ (Kap. XIV) den Fall Roms als Fortschritt, weil dadurch die von Rom geknechteten Völker befreit worden seien. Ebenso dachte Schlözer (1789); er begrüßte es, daß die naturverbundenen Germanen mit der dekadenten Großstadt-
gesellschaft und ihrem korrumpierenden Luxus aufgeräumt hätten. Der von den Humanisten in der Spätantike erkannte Kulturbruch 9 Deutsches Museum 6, 1780, 498 ff. 2 Zos. ed.J. Bekker CSHB. 1837 p. XXVIHIA. 2 G. Raynal, Histoire philosophique et poli-
blieb in der Aufklärung als
tique des Etablissements et du Commerce des Européens dans les deux Indes, 1771; deutsch gekürzt 1988, 15 ff.
584
IV. Die Deutung
solcher bewuBt, wurde jedoch teils moralisiert, teils minimalisiert, so daB er mit
einem optimistischen Geschichtsbild vereinbar schien. Die Geschichtsphilosophen des 19. Jahrhunderts haben die älteren Deutungen
zum Fall Roms teils aufgegriffen, teils abgewandelt. Eine progressistische und eine zyklische Interpretation stehen nebeneinander. Die Fortschrittstheorie fand ihren
einflußreichsten Vertreter in Hegel. Er hielt wie Voltaire Christen und Germanen für die entscheidenden Faktoren, sah in ihnen aber nicht Zerstörer der Kultur, sondern Träger der Freiheit. Die auch von Hegel nicht geleugneten dunklen Seiten
des Mittelalters sind für ihn bloße Bedingungen für weiteren Fortschritt der Freiheit. Eine ähnlich optimistische Sicht findet sich bei Karl Marx und Friedrich Engels. Sie sahen in der Ablösung der Sklaverei durch die Hörigkeit eine neue Entwicklungsstufe der Produktivkräfte, ohne die weder Revolution noch Kapita-
lismus möglich gewesen sei.
Indessen hielt sich auch eine andere Deutung. Als Beweis für eine zyklische Folge von Aufstieg und Verfall diente das Ende der Antike der kulturmorphologischen Geschichtstheorie. Spengler” erblickte im Untergang der alten Welt eine quasibiologische Gesetzmäßigkeit, glaubte allerdings, daß bereits unter Augustus die
antike Entwicklung zum Abschluß gekommen sei. Toynbee hielt an der herkömmlichen Auffassung fest, wonach die Spätantike die Zäsur bildet, und führte das Ende der Antike auf ein moralisches Versagen zurück, auf eine schicksalhafte Verkettung von Hybris und Nemesis. Während in den Fortschrittstheorien der Untergang Roms oft zu Unrecht verharmlost wird, um die Linearität nicht zu beeinträchtigen,
wird er in den zyklischen Kulturphilosophien meist verallgemeinert und als Muster für das Schicksal aller Zivilisationen hingestellt, vorab unserer eigenen. Stets entspringt das Deutungsproblem der Wechselbeziehung zwischen der gedeuteten Geschichte und der Geschichte des Deutenden. In der Regel wird eine Strukturverwandtschaft angenommen, die Spätantike erscheint als vorweggenommene Gegenwart, die Gegenwart als sich wiederholende Spätantike. Die Parallelität der eigenen Zeit mit dem ausgehenden Altertum war und ist das dominante Paradigma für das historische Selbstverständnis, der klassische Krisenspie-
gel des modernen Betrachters. Vergleichszeit ist entweder der Hellenismus” oder die ausgehende Republik," die Zeit nach Actium? oder — am häufigsten — das
diocletianisch-constantinische Zeitalter bis zur Auflösung des Imperiums. Als Tertium Comparationis dient die jeweils als bedrohlich empfundenen Zeitkrankheit oder die als erklärungsbedürftig erachtete Zeiterscheinung, zu der man in der Spätphase der griechisch-römischen Kultur ein Analogon findet. Manchmal genügt schon ein diffuses Verwandtschaftsgefühl, eine Ahnung von decadence, die nicht näher ausgeführt wird. Die bisher dafür beigebrachten Belege” sind keinesfalls vollständig. Immer wieder äußern sich Dichter," Gelehrte” und Politiker” dazu. 22 Demandt,
Spengler
Flashar 1995, 303 ff. 3 Der Hellenismus als Altertums bei Droysen,
1980;
Stahlmann
in:
7 Huysmans 1884; Stefan George 1892; Benn
„moderne“ Zeit des Ranke, Ed. Meyer
1928 und 1939; Andersch 1979; R. Herzog, Wir leben in der Spátanüke, 1987; S. Dópp, Spätrömische Literatur als Paradigma der Dekadenz. In: U.
usw: Demandt 1994/96. 24 Gaston Boissier 1865 bei Mourier s.u. 25 Spengler II 1922/24, 60f.
Mölk (Hg.), Europäische Jahrhundertwende
... um
1900, 1999, 282 ff; R. Musil, Essays, Reden, Kritiken, 1984, 226; Heiner Müller, Stirb schneller Eu-
26 Demandt, Fall 1984; ders. Weltreiche 1997. — ropa. In: Zur Lage der Nation, 1990, 27.
2. Als sich
Die Grundfragen
1990 die Sowjetunion
Großreichen
komparatistisch
585
auflöste, wurde
thematisiert,”
vielfach
der Zusammenbruch
im
Vergleich
zum
von
Fall
Roms." Aber auch die Vereinigten Staaten hat man bis in die jüngste Zeit mit dem Imperium Romanum parallelisiert. Vergleichspunkte der beiden Weltmächte bieten die militärische Dominanz, der Hegemonialanspruch, die Plutokratie, die zivilisatorische Führungsposition, das politische Sendungsbewußtsein
und die in-
nere Vólkervielfalt." Diese Vergleiche verleihen dem Ende der Alten Welt eine dauernde Aktualität," bergen aber die Gefahr einer Übertreibung des Gemeinsa-
men auf Kosten der Unterschiede. Der Historiker hat das Verbindende und das Trennende in gleicher Weise zu würdigen.
2.
Die Grundfragen
Im Verlaufe der Deutungsgeschichte
haben
sich mehrere
Grundfragen
heraus-
geschält, die jeweils Wesenszüge der Spätantike betreffen. Weitreichendes Einvernehmen besteht darin, daß wir es mit einer Übergangszeit zu tun haben, die
vom griechisch-römischen Altertum ins romanisch-germanische bzw. byzantinisch-slawische Mittelalter herüberführt und demzufolge Kennzeichen beider Perioden verbindet. Zu den antiken Elementen zählen die von Diocletian geförderte Bürokratie, das von Theodosius II und Justinian kodifizierte römische Recht,
das nur langsam
schwindende
Zu denmittelalterlichen
Städtewesen
und
die heidnische
Bildung.
Elementen gehören die wachsende Eigenständigkeit
der katholischen Kirche, die sich herausbildenden germanischen Königreiche, die
Ablösung der Sklaverei durch die Hörigkeit und das feudalistische, auf Gefolgschaft und Schutz beruhende Sozialgefüge, für welches konkret-personale Bindungen wichtiger waren als abstrakt-institutionelle Ordnungen. Voraussetzung dieser Charakterisierung der Spätantike als eigenständiger Über-
gangszeit ist das Dreiperiodenschema, das im Humanismus gegen die Weltreichslehre der orosianischen Tradition herausgebildet worden ist und Ende des 17. Jahrhunderts durch die Lehrbücher von Christoph Cellarius Verbreitung fand.
Darüber hinaus sind die fünf Grundfragen umstritten: erstens: ob und inwieweit ein Niedergang oder ein Neuaufstieg vorliege (a. das Dekadenzproblem), zweitens: wie die Zeit und der Staat des späten Rom zu kennzeichnen seien (b. das Wesens** H. Bergasse, La tocsin de la décadence 1975: R. Aron, Plädoyer für das dekadente Europa, 1978, 16 f; S. Haffner, Im Schatten der Geschichte 1985, 19fF ; E. R. Dodds, Heiden und
Christen
in einem
Zeitalter der Angst (1965)
1985, 8; P.-F. Mourier, Lobrede auf Rom, Lettre
Internationale 22,1993, 36 ff; Christian Meier in: Der Spiegel 43, 1996,271; D. Duclos aus Le Monde diplomatique in: die tageszeitung WoZ, August
1997,
10.
^ Harry Graf Kessler, Tagebücher 1937,
1961/1979,
215 zum
27. März
1918 bis
1920; Chur-
chill 1941 über Mussolini bei Sven Hedin, Ohne Auftrag in Berlin, 1950, 227.
So stieg und
schon 1989 durch Paul Kennedy, AufFall der großen
Mächte
von
1500 bis
2000.
" G. Lundestad (ed.), The Fall of Great Powers 1994; A. Demandt (Hg.), Das Ende der Weltreiche 1997; R.. Lorenz (Hg.). Das Verdámmern der Macht, 2000; H. Münkler, Imperien 2005. ΣΉ, G. Wells, Die Zukunft in Amerika 1911,
21, 129, 178; Springfellow Barr, Consulting the Romans, 1967; P. Bender. Das neue Rom, 2003.
Weltmacht
Amerika.
Ἢ Zahlreiche Belege bei R. Schwendter, Zur Geschichte der Zukunft 1982, 51 fF.
586
IV.
Die Deutung
problem) und drittens: wann die letzte Phase der römischen Geschichte beginne und ende, d. h. wo der Wendepunkt von der Antike zum Mittelalter anzusetzen sei (c. das Periodisierungsproblem). Viertens ist unklar, welche Traditionen abgebrochen, welche weitergelaufen seien (d. das Kontinuitätsproblem) und fünftens: worin die Gründe für den Wandel zu suchen wären (3 und 4 das Erklärungsproblem).
a) Das Dekadenzproblem Die von Salvian und Zosimos überlieferte Vorstellung, daß die spätrömische Geschichte eine Zeit des Niedergangs sei, fand Anklang bei den Humanisten,
so bei
Bruni (f 1444) und Blondus (T 1463); die Aufklärer arbeiteten das aus, so Montesquieu (1734) und Gibbon (1776). Jacob Burckhardt (1853/1880) sprach von „Alterung der Kultur", , Verkommenheit der römischen Zustände“, vom „Verfall“ und „sinkender Zeit“. Unter den jüngeren Autoren vertritt diesen Standpunkt niemand
entschiedener als Chaunu (1981),* während andere Gelehrte wie Riegl (1902) und
Heichelheim (1938) auch in der Spätantike noch progressive Tendenzen erblickten, ersterer in der Kunst,
letzterer in der Wirtschaft.
Zu dem
umstrittenen
Thema
decline and fall, emphatisch abgelehnt von Averil Cameron und MacMullen, hat sich
jüngst abwägend Liebeschuetz geäußert." Es gilt zu differenzieren. Die Dekadenzerscheinungen der Spätantike lassen sich weder bestreiten noch verallgemeinern. Der auf heidnischer Seite von Ammianus Marcellinus, auf christlicher von Johannes Chrysostomos und Salvian erhobene Vorwurf des Sitten-
verfalls ist die letzte Strophe eines Klageliedes, das bereits mit Cato maior anhebt und sich durch die Jahrhunderte hinzieht. Es trägt zur Erkenntnis der besonderen Lage in der Spätantike wenig bei. Ergiebiger sind die Nachrichten für einzelne Lebensbereiche.” Die Einwohnerzahl des Reiches scheint abgenommen zu haben, angesichts der unerschlossenen Territorien innerhalb der Reichsgrenzen einerseits und im Hinblick auf den wachsenden Bevölkerungsdruck aus Germanien andererseits zweifellos ein Symptom des Niedergangs. Das militärische Versagen Roms gegenüber den Germanen beruht auf einer Entwicklung, in der sich das Kräfteverhältnis für Rom schrittweise verschlechtert hat. Die Abneigung gegen den Wehrdienst begann unter Augustus in der Senatorenschicht, verbreitete sich in den Städten und ist dann auch auf dem Lande erkennbar, wo die Grundherren ihre
Colonen
nicht ziehen lassen wollten. Zeitgenossen wie Vegetius und Ammian,
Synesios und Eunap (fr. 55 Bl.) haben das klar gesehen. Die Wehrunwilligkeit ging durch alle Schichten der römischen Gesellschaft, so daß der Anteil an barbarischen, insbesondere germanischen Söldnern immer weiter wuchs. Die Situation der Curialen, d. h. der Oberschicht in den Städten,
war für diese
selbst wie für den Staat, der auf ihre Leistungen angewiesen war, in gleicher Weise
unerfreulich. Seit dem späten 4. Jahrhundert verloren die Städte an Glanz und
Größe, nur Konstantinopel gedieh. Die Verödung nennenswerter Teile des ehemals bestellten Landes, die Bodenbindung der Bauern, der Erbzwang “ Dazu Demandt in: Gnomon * MacMullen 2001
115.
1988:
55, 1983, 625-631.
Liebeschuetz
in
Lavan
bei Schiffern,
* Eine Systematik der Mißstände des spätrömischen Staates bietet Isaac 1971.
2. Die Grundfragen — b) Das Wesensproblem Bäckern,
Soldaten und anderen lebenswichtigen Berufen, werden
587 ebenfalls nicht
ohne Grund als Verfallssymptome gedeutet. Diese als Notmaßnahme getroffenen
regulativen Bestimmungen
sind der Anlaß für die Rede vom spätrömischen
»Zwangsstaat" (s. u.). Unbestreitbar sind die Rücknahme der Frauenemanzipation,
der Niedergang der Bildung, der nun alle Schichten erfassende Aberglaube, die
Verlotterung der Sprache, die Geldentwertung, die Primitivierung der Porträts, die Vulgarisierung des Rechts und die Brutalisierung der Strafjustiz. Folter, Ver-
stümmelung und verschärfte Todesstrafe werden üblich. Alle mit der antik-heidnischen Stadtkultur verbundenen Lebensbereiche zeigen Krisensymptome. Die aufblühende Bürokratie kann man allenfalls unter etatistischem Aspekt als Fortschritt begrüßen; die um sich greifende Korruption jedoch belastete das Gemein-
wesen schwer. Auf der Gegenseite sind freilich auch aufstrebende Tendenzen erkennbar. Anstelle der Buchrolle hat sich der Kodex,
d.h. unsere heutige Buchform durch-
gesetzt (s. I11 5); die Wassermühle gewann Verbreitung; Kummet und Steigbügel verbesserten die Nutzung des Pferdes. Die Eisenwerkzeuge werden häufiger und
besser. In der Seidenverarbeitung entstand ein neuer Zweig der Textilindustrie (s. III 3 b). Die Zunahme der Hôrigkeit auf Kosten der Sklaverei (s. III 3 a) wird von Max Weber (1896) als Schritt zur „Gesundung“ gewertet. Progressive Züge begegnen in allem, was mit der katholischen Kirche zusammenhing. Unter diesem Aspekt konnte man in der Spätantike geradezu den Gipfel
der Geschichte der Alten Welt erblicken." Fortschritte machte die Bekehrung der Heiden, die Organisation der Gläubigen, die Versorgung der Armen und die Entwicklung der sakralen Kunst, insbesondere der Buchmalerei, des Mosaiks und der
Architektur. Hier gelangen Schópfungen von Weltrang. Freilich ist nicht zu übersehen, daß mit der constantinischen Wende auch Glaubenskriege und Glaubenszwang in die Welt gekommen sind und ein Vielfaches an Opfern gefordert haben verglichen mit den Christenverfolgungen. Insofern zeigen die Fortschritte der Kirche eine gewisse Ambivalenz. Von einer dekadenten „Zeit“ kann man bezüglich der Spätantike nicht reden, an
Vitalität war kein Mangel. Die Interessen und Aktivitäten verlagerten sich, und
diese Verschiebung führte zu einem Aufblühen all dessen, was für das Mittelalter kennzeichnend ist, und zu einem Abwelken all dessen, was für die Antike typisch
war. Nur in diesem eingeschränkten Sinne kann von Dekadenz in der Spätantike gesprochen werden.
b) Das Wesensproblem Die Vorstellung vom
„gesunkenen“ Reich, der „dekadenten“ Zeit hat ihren Nie-
derschlag in der Terminologie gefunden. Seit dem 18. Jahrhundert ist in der französischen Literatur von bas-empire die Rede, in der englischen von lower empire. Entsprechend verwenden die Italiener basso impero. Die an den „Abend“ des Altertums gemahnende
Wortprägung
„Spätantike“
geht
zurück
auf Jacob
Burckhardts
(1853, 313; 1880, 275) „spätantike Zeit“. Die Formulierung wurde übernommen ” Brown
1993/1998, 6.
588
IV.
Die Deutung
von Alois Riegl (1889, XVf.; XX), das Substantiv gebrauchte Max Weber (1909)
1968, 58). Es ist seitdem gängig. Entsprechend verwendet die englische Fachsprache Later Roman Empire oder Late Antiquity, die italienische tardo impero, die französische
antiquite tardive. Die gegenläufige Rede vom „frühbyzantinischen Zeitalter“, das chronologisch
dieselbe Spanne umfaßt, ist wohl deswegen weniger verbreitet, weil sie nicht auf die Geschichte des lateinischen Westens im 4. und 5. Jahrhundert paßt. Zudem ist die Geschichte von Byzanz so stark durch die auslaufenden Entwicklungen des Altertums geprägt, daß sie vielfach mit Gibbon als Anhang zur Spätantike betrachtet wird. Eine entsprechende räumliche Begrenztheit macht den Terminus „frühmittelalterliche“ oder gar „frühgermanische“ Zeit untauglich für die gesamte Spätantike. Die Vorgänge in Syrien und Ägypten lassen sich durch diese Begriffe nicht abdecken. Zur Charakterisierung der letzten Phase des römischen Reiches wird oft auf dessen politische und militärische Verfassung abgehoben. Theodor Mommsen (1893/1974, 276) verwendete den Begriff „Dominat“ für die Zeit nach Gallienus. Damals wurden die Senatoren von der Offizierslaufbahn ausgeschlossen, so daß die „Dyarchie“ von princeps und senatus, nach Mommsen
kennzeichnend für die vor-
angegangene Kaiserzeit, für den „Principat“, aufgehoben war. Nach Mommsen
war der princeps ein Magistrat, so daß Republik und Principat gemeinsam unter dem Zeichen der Volkssouveränität standen und daher enger miteinander verbunden schienen als der Principat mit dem Dominat, der als reines Gottesgnadentum
aufgefaßt wurde. So kam Mommsen (1893/1974, 279) zu seiner scharfen Bemerkung über den diocletianischen Staat: „Neu ist darin sozusagen alles.“*
Mommsens
Kennzeichnung des spätrömischen Kaisertums verrät die liberale
Einstellung des Autors, und dasselbe gilt für die gleichbedeutenden Begriffe despotisme (Segur 1817), „Militärdespotismus“ (Hirschfeld 1876), „orientalisches Sultanat" (Hartmann 1903), „orientalische Zwingherrschaft“ (Rostovtzeff 1925), „Zwangsstaat“ (Aubin 1925), „Autokratie“ (EnBlin 1954) und für den Vergleich des spätrömischen Imperiums mit einem „großen Polypen, der seine Fangarme über
das ganze Reich ausbreitet“ bei dem entschiedensten Vertreter der Zwangsstaatsthese, bei Alfred Heuß.” Bereits 1897 wird das spátrómische System von Pfaff als Staatssozialismus bezeichnet, ein Begriff, der in England Anklang fand bei Hodgkin (1898) und Balfour (1908) und seit der Oktoberrevolution eine politisch-pejorative Note erhielt.^ Er erscheint für das constantinische Imperium
1939 bei Oertel,
1940 bei
Korenmann, 1974 bei Max Kaser." Die damit angeprangerte allgemeine Reglementierung durch die Zentrale, wenn auch in fürsorglicher Absicht, gilt als wesentlicher Niedergangsfaktor. Oertel verwendete 1939 für Spátrom ebenso den Ausdruck „Staatskapitalismus“, 1971 durch Elena Schtajerman präzisiert als „mo-
nopolistischer Staatskapitalismus". * Die Gegenposition vertritt Bleicken (1978).
prägung“. Anders Demandt, Fall 1984, 584; ders,
Er unterstreicht die Gemeinsamkeiten der Kaiserzeit vor und nach Diocletian, die ex post leicht übersehen werden. * Heuß 1986, 615 nach CMH. 1 2,52. Der Be-
in: Paschoud/Szidat 1997, 155ff; Horstkotte — 1984, 6ff; ders. im Nachtrag zur 2. Auflage 1988; Rilinger 1985, 321 ff. 40 Demandt, Fall 1984, 193 £; 301 fF.
griff „Zwangsstaat” sei eine „glückliche Wort-
4 Ders., Römisches Privatrecht 1974, 5.
2. Die Grundfragen — c) Das Periodisierungsproblem
589
Tatsächlich haben die Kaiser versucht, der Auflösungserscheinungen im Staat Herr zu werden, indem sie immer neue Bestimmungen erließen, immer strengere
Bindungen
verfügten. Die Glaubensvorschrift seit Theodosius zeigt totalitären
Charakter. Die Vernichtung des Heidentums ist weitgehend gelungen, doch die übrigen Zwangsmaßnahmen blieben größtenteils wirkungslos. Der zunehmenden Berufsbindung stehen die fortschreitende Stadtflucht und die rückläufige Sklaverei
gegenüber, dem absolutistischen Anspruch der Kaiser dessen Abhängigkeit von den Mitherrschern und dem oft eigenwilligen Verwaltungsapparat. Der gebieterische
Tonfall der Erlasse und die vielfache Wiederholung derselben Befehle bezeugen deren manifeste Wirkungslosigkeit gerade dann, wenn es um Kontrolle und Stabilisierung ging. Immer weitere Kreise entzogen sich dem Zugriff der Zentralgewalt: Die Kirchen, die Großgrundbesitzer, die Bauern und das Heer fügten sich
nicht. Im 5. Jahrhundert sind Feudalisierung und Regionalisierung in vollem Gang.
c) Das Periodisierungsproblem Die Zeitgenossen selbst haben die Spätantike nicht als eigene Periode gesehen. Überhaupt wurde die Abstraktionsebene, auf der wir über Zeitalter und Zeitwenden diskutieren, von den antiken Autoren selten erreicht. Der Übergang von der
Republik zur Monarchie war im historiographischen Bewußtsein fest verankert,“ doch sah man die Kaiserzeit in der Regel als Einheit. Mit Caesar oder Augustus begann die Caesarum dictatura und dauerte bis in die spätantike Gegenwart." Die tempora Christiana bei den Kirchenvätern bezeichnen die Zeit seit Christus, umfassen mithin ebenfalls die Kaiserzeit als ganze. Die Neuerungen,
die Diocletian im
Kaiserzeremoniell eingeführt hat, sind von mehreren spätrömischen Autoren bemerkt und als Anlehnung an persische Sitten verstanden worden (s. III 1 a). Die religionspolitisch Wende
Constantins
fand in der Geschichtsschreibung ein
erstaunlich geringes Echo," lediglich Zosimos“ meinte, daß die Vernachlässigung
der alten Kulte durch und seit Constantin fatale Folgen für das Imperium Romanum gehabt hätte. In der neuzeitlichen Literatur wird die letzte Phase der römischen Geschichte sehr unterschiedlich eröffnet.” Mehrere Autoren setzen die Schwelle von der guten zur schlechten Kaiserzeit in die Regierung Trajans oder Hadrians
(Gibbon 1776; Schlosser 1846), unter Antoninus Pius (Yorck von Wartenburg 1897) oder die Antoninen allgemein (Kornemann 1939), in die Zeit von Marc Aurel (Ste. Croix 1981), Commodus (Taeger 1939) oder in die Severerzeit (Bianchi-Bandinelli 1970; Rene Martin 1976). Bisweilen wird der Beginn der Soldatenkaiserzeit 235 zum Anfang der Spätantike erklärt (Rostovtzeff 1924; Bengtson 1967) oder ein späterer Zeitpunkt dieser Periode (Mommsen 1886; Alföldy 1976). Die vor Diocletian ansetzenden Periodisierungen der Spätantike stammen
überwiegend von
Gelehrten, die keine eigene Darstellung dieser Zeit geliefert haben. Die dieses getan ** Nov.
lust. 62 pr.
*' Ampelius 24. ** Auch die Christenverfolgungen interessierten die pagane Historiographie nicht, s. 11 3!
*5 Zos.
158,4; 11 29,5; 34,2.
# F. Schachermeyr, Die großen Zeitwenden am Beginn und Ende des Altertums. In: ders. Forschungen und Betrachtungen, 1974, 7ff.
590
IV.
Die Deutung
haben, beginnen zumeist mit der Herrschaftsübernahme Diocletians 284, so nach Sigonius (1578) wieder Seeck (1895), Stein (1928) und Jones (1964). Die mit Constantin verbundenen Epochenvorschläge gelten gewöhnlich nicht der Grenze zwischen hoher und später Kaiserzeit, sondern dem
Übergang
von der Antike zum Mittelalter. Die Bestimmung dieser Schwelle ist der wichtigste Streitpunkt in der Periodisierungsdiskussion. Constantin erscheint als Eröffner des Mittelalters bei zahlreichen Gelehrten seit dem 17. Jahrhundert. Chäteaubriand (1831) führte neben der Anerkennung des Christentums auch die Heranziehung der
Germanen durch den Kaiser als epochale Neuerung an, Schenk von Stauffenberg (1940), Hübinger (1952) und Kornemann (1946) übernahmen dies. Die ‚Cambridge Ancient History‘ endete in erster Auflage (1939) mit dem Sieg Constantins über Licinius 324; mit dem Konzil von Nicaea begann die ‚Cambridge Medieval History’ (1911). Weitverbreitet ist sodann die Gleichsetzung der Zeitenwende mit dem Auftauchen der Hunnen,* dem Übergang der Westgoten über die Donau 376 und der Schlacht bei Adrianopel 378. Diese Periodisierung findet sich im ,Ploetz' (1980. 321), sie wurde unterstrichen durch Mommsen (1886) und Straub (1943). Epochal war, daß die Germanen seitdem nicht mehr aus dem Reich verdrängt werden konnten. Dennoch blieb das Imperium noch hundert Jahre bestehen, und diese Schlußphase läßt sich nicht dem Mittelalter zurechnen. Seit dem 17. Jahrhundert hat man mehrfach den Tod von Theodosius im Jahre 395 und die Teilung des Reiches unter seinen Sóhnen als Epochenwechsel verstanden. 1838 wurde dieses Jahr in Frankreich für den Schulunterricht verbindlich und ist dort populär geblieben. 1978 hat Várady die Zäsur nachhaltig unterstrichen. Diese Auffassung beruht auf der Annahme, daß die „Reichsteilung“ von 395 etwas Neues gewesen sei, doch kann davon keine Rede sein. Seit Diocletian wurde das Imperium normalerweise von mehreren Kaisern regiert, ohne daß der Reichsver-
band staatsrechtlich aufgegeben
worden
wäre.
Dies geschah
auch
395
nicht:
Münzen, Gesetze und Konsulate galten reichsweit. Marcellinus Comes“ und Prokop (BV. 13,15) verbanden mit dem Tode des „letzten Rómers" Aëtius 454 einen Einschnitt, als chute de l'empire übernommen 1817/1858 durch Louis Philippe de Ségur in seine ‚Histoire du Bas-Empire‘ (S. 321).
Doch das mit Abstand am häufigsten genannte Schlußereignis der antiken Geschichte ist die Absetzung des letzten Westkaisers Romulus Augustulus durch Odovacar 476." Diese Epoche erwähnt zuerst eher beiläufig 511 Eugippius in seiner Vita Severini (20), verfaßt in dem Kloster des Lucullanums auf dem Pizzo Falcone bei Neapel, wo
auch Romulus
Augustulus und seine Mutter
Barbaria
lebten (s. Π 10). Um 520 erblickte Marcellinus Comes” darin das Ende des Hesperium Romanae gentis imperium und den Anfang der Gotenherrschaft. Diese auch bei Prokop (BG. I 12,20) nachweisbare Periodisierung gelangte über Jordanes (Rom. 344; Get. 242) zu Beda" und Paulus Diaconus (XV 10). In der mittelalterlichen Historiographie begegnet sie mehrfach, so bei Otto von Freising (Chron. IV 31 ff ). # Dies kann nicht, wie zumeist angenommen, erst 375, sondern muß früher geschehen sein: s. 116!
# Chron. Min. II 86 cum ipso (Aetio) Hesperium cecidit regnum nec hactenus valuit relevari.
* Die Literatur zu 476 verzeichnet Demandt. Fall 1984, 220ff; weiterhin: Croke 1983; Väradv 1984; Krautschick 1986.
* Chron. Min. II 91. St Chron. Min. III 305; 423.
2. Die Grundfragen — d) Das Kontinuitätsproblem
591
Humanismus, Aufklärung und Historismus verwenden keine Zäsur häufiger.“ Für die Geschichte Italiens war der Staatsstreich Odovacars tatsächlich einschneidend,
denn fortan herrschten Germanen. Odovacars Regime wurde durch Theoderich abgelöst, und die „Reconquista“ Justinians unterbrach die germanische Vor-
macht nur für fünfzehn Jahre: von 553 bis 568, bis zum Einmarsch der Langobarden. Viele zuvor weitergeführten römischen Traditionen verschwinden unter ihnen, nicht zuletzt der Senat (s. III 2 a). Die Auflösung der römischen Herrschaft erfolgte in Stufen und fällt in jeder Provinz in eine andere Zeit. Justinian hat den letzten, erfolglosen Versuch unternommen, die Reichseinheit wiederherzustellen. Es gelang ihm wenigstens, den Osten so weit zu stabilisieren, daß er dem Ansturm der Slawen und Bulgaren, der Perser und Araber noch Jahrhunderte standhielt. Darum
rechnet Alfred von Gutschmid (1863), der die Perio-
disierungsdebatte eröffnet hat, Justinian noch zum Altertum, während er dessen griechisch redende Nachfolger der byzantinischen Zeit, dem Mittelalter zuschlug. Jones stetzt den SchluBpunkt auf 602, den Herrschaftsantritt des Phokas, denn: with
the fall of Maurice came the deluge.^ Dem folgte die Neuausgabe der Cambridge Ancient History (XIV 2000).
Der Vormarsch der Araber
ist seit Melanchthon oft als Anbruch der neuen Zeit
gewertet worden, im 19. Jahrhundert durch Friedrich Schlegel (1805) und Simonde
de Sismondi (1835), im 20. Jahrhundert durch Pirenne (1922) und Fueter (1923). Die arabische Eroberung war epochesetzend für alle Teile des Imperiums, die davon
betroffen waren. Für die übrige mediterrane Welt blieb das von geringer Bedeutung. Die Ansicht von Pirenne, daß damals die Seefahrt unterbrochen worden sei,
hat sich nicht aufrechterhalten lassen.” Die Begründungen für die einzelnen Periodisierungsvorschläge beruhen auf unterschiedlichen Wertungen, über die kaum Einvernehmen zu erzielen sein wird. Es handelt sich jeweils um Setzungen, die als praktische Arbeitshypothesen unentbehrlich sind, deren
theoretischer Anspruch
indessen im Bereich des mehr oder
weniger Plausiblen hängen bleibt und sich einer zieht. Der Wechsel erfolgt nie schlagartig, und einer breiten Übergangszone zwischen der Geschichte mit Beifall aufgenommen worden. eigene Zwischenzeit konstituiert.
zwingenden Beweisführung entdarum ist Aubins (1948) Gedanke antiken und der mittelalterlichen Eben dies hat die Spätantike als
d) Das Kontinuitätsproblem Da keine Zäsur für alle Lebensbereiche gilt, gibt es neben den abbrechenden Tra-
ditionen stets auch fortlaufende. Die Frage, welche das waren und welche Bedeutung
sie besaßen,
bildet
das
Kontinuitátsproblem.5
Es wird
von
ideologischen
Vorgaben überschattet, indem Ansprüche auf das römische Kulturerbe zur Selbst2 Croke
1983; Demandt, Fall 1984, 219 ff. Als
* Patzelt
1932;
Hübinger
WdF.
202,
1968;
Epoche auch bei W. Howell, An Institution of General History, 1685 und bei Ch. G. Starr, The
Lyon 1972; Havighurst 1976. * Aubin 1949; Hübinger WdF. 201, 1968; De-
Roman
mandt, Fall 1984, 233 ff; G. W. Bowersock, The
Empire,
1982.
*! Jones 1964, 315.
dissolution of the Roman Empire. In: N. Yoffee/ G. L. Cowgill, The Collapse... 1988, 165 ff.
592
IV.
Die Deutung
legitimation verwendet und zeitgenössische Konfrontationen in die Vergangenheit zurückgespiegelt werden.“ In Byzanz dominierte trotz des Sprachwechsels die
Vorstellung vom unveränderten Fortbestand des constantinischen Imperium Romanum Christianum.” Das lateinische Mittelalter betonte die Fortdauer von Ecclesia und Imperium. So wie die Päpste durchgezählt wurden, numerierte Otto
von Freising 1146 die Kaiser durch, von Augustus als dem ersten bis zu Konrad Ill als dem 93. Kaiser. Evident ist die spätantike Tradition in der Ikonographie der Herr-
scher, namentlich in der Buchmalerei. Die Abstammungssagen der Franken von den Trojanern, der Sachsen von den Makedonen, der Burgunder von den Römern, der Briten von Brutus demonstrieren ein Bedürfnis nach kultureller Kontinuität. Während die Humanisten einen Bruch mit der antiken Tradition erkannten, betonten die Aufklärer
wieder die durchgehenden Linien, wie die Fortschritts-
theorie sie erforderte. Das 18. Jahrhundert unterstrich den Fortgang der technischen Erfindungen (Gibbon 1776) und den über das Ende der Antike geretteten „Keim der Aufklärung“ (Kant 1784). Hegel sah im Pendelschwung des finstersten
Mittelalters die dialektische Voraussetzung für die Erleuchtung der Folgezeit. Im 19. Jahrhundert wird der Nationalismus spürbar, wenn die Germanen in Deutschland als Bewahrer, in Frankreich als Zerstörer der Kultur erscheinen. So-
wohl der Deutsch-französische Krieg von 1870/71 als auch der Erste Weltkrieg
haben historische Urteile über die Spätantike bestimmt. Gegen die Betonung des Kultursturzes
stellte Alfons Dopsch
(1918/1924) seine Kontinuitätsthese. Er
wandte sich gegen die von ihm so genannte „Katastrophentheorie“, die einen Bruch aller Traditionen behauptete, und suchte zu zeigen, daß die Germanen als
„Kulturbringer“ allenthalben die gelehrigen Schüler der Römer gewesen seien. Darin ging er jedoch zu weit. Eine ausgewogene Synthese bot Marc Bloch.“ Fortgeführt wurden diese Forschungen durch Hermann Aubin. Er unterschied zwischen dem Andauern der elementaren handwerklichen Fertigkeiten und den Traditionsbrüchen im „Oberbau des römischen Lebens“, teilweise mit Ausnahme der Kirche. Orte und Grenzen der Bistümer blieben erhalten, den Bischöfen wuch-
sen weitere weltliche Aufgaben zu, die Klöster gewannen an Zahl und Bedeutung. Gegen Dopschens Begriff des „Weiterlebens“ setzte Aubin den des „Weiterster-
bens“. Tatsächlich sind zahlreiche Rückentwicklungen in spät- und nachrömischer
Zeit erkennbar (s. o.), die erst im hohen Mittelalter oder noch später wettgemacht werden konnten, so daß nur im eingeschränkten Sinne von Kontinuität gesprochen werden darf.
Das städtische Leben ging weiter, wenn auch stark reduziert;” die Ortsnamen blieben überwiegend in Gebrauch, wenn auch mehrfach durch alte Stammes-
namen ersetzt (s. III 2 d). Sie verschwanden jedoch im alamannischen Dekumatland
und in den slawisierten Donauländern. Reichsweit beträgt die Namenskontinuität der 2061 Orte des ‚Itinerarium Antonini‘ 43 Prozent, am höchsten ist sie in West-
europa, geringer im Orient und in Nordafrika, am schwächsten auf dem Balkan.“ * Demandt, Kontinuitätsprobleme, in: Hoops 17, 2001, 205 ff. A. Kashdan/A. Cutler, Continuity and Discontinuity in Byzantine History, Byzantion 52, 1982, 429 ff.
* Ders., Mélanges historiques I 1963, 61 ff: 90f. * Umdeutung
und
Umnutzung
römischer
Bauten nördlich der Alpen: L. Clemens, Tempore Romanorum Constructa, 2003 sw Löhberg 2006, 478f.
3. Die endogenen Erklärungsversuche
593
Auf dem Lande ist die Lage nur partiell erforscht. Von 350 kaiserzeitlichen Villen der Nordschweiz wurden von den Alamannen nur 30 weiterbewohnt." Griechisch und Latein, allerdings verwildert, blieben Schriftsprachen. Romani-
sche Sprachinseln gab es bis ins Hohe Mittelalter an der Mosel, noch heute spricht
man Romanisch im Alpenraum und in Rumänien.” Das Bildungswesen hielt sich in einzelnen Klöstern; Geldwirtschaft und Fernverkehr überdauerten auf schmaler Basis. Die Sozialstruktur blieb erhalten, es gab Minderfreie und eine Oberschicht,
die sich auf die spätrömische Senatorenfamilien zurückführte." Die germanischen Fürsten des Frühmittelalters seit Theoderich dem Großen
verwendeten Elemente imperialer Repräsentation, übernahmen einen rudimentären Verwaltungsstab vom kaiserlichen Hof, ließen Gesetze nach römischem Vor-
bild kodifizieren und konnten genealogische Verbindungen zum Militäradel des 4. Jahrhunderts nachweisen. Dies gilt noch für die Merowinger in Gallien.” Die „Familie
der
Könige“
war
irgendwie,
aber
eben
doch,
mit
den
spätrömischen
Kaisern bis zu den Tetrarchen verwandtschaftlich verknüpft." Wie die Trennung zwischen geistlichen und weltlichen Funktionen bei den Bischófen so entfiel die zwischen militärischen und zivilen Aufgaben bei den duces und comites. Auffälliger als die durchlaufenden Überlieferungen waren die später wieder aufgenommenen Traditionen.” Das Phänomen der Renaissance ist keine sin-
guläre, sondern eine periodische Erscheinung der europäischen Geschichte. Die Kontinuitätsfrage läßt sich nur im einzelnen und im Vergleich, nicht pauschal lösen. Aufs ganze gesehen sind im 7. Jahrhundert n. Chr. doch wohl mehr Fäden
abgerissen als in irgendeinem anderen Jahrhundert der europäischen Geschichte. 3.
Die endogenen
Von allen Grundfragen worden
Erklärungsversuche
zur Spätantike ist keine häufiger und heftiger erörtert
als das Erklärungsproblem.
Wie konnte ein solches Staatswesen
ausein-
anderfallen? Das Imperium Romanum war das größte und mächtigste Reich, das es je in Europa gegeben hatte. Nicht ohne Ursache hofften die Heiden auf seinen ewigen Bestand, glaubten die Christen an seine Dauer bis zum Jüngsten Gericht. Kein Zeitgenosse hat sich die Ablösung des Reiches durch eine neue, andere Ord-
nung vorstellen können. Eine politische Alternative zum Imperium hat niemand gesehen, am wenigsten die Germanen, die ihm bewaffnet entgegentraten. Im Reich hat man diese Gefahr nicht ernst genommen. Waren nicht die Barbaren von
gestern die Sklaven von morgen? Jahrhundertelang war man mit diesen schlecht organisierten, primitiv ausgerüsteten
Nordleuten
fertig geworden
— wie kam es,
daß Rom ihnen schließlich nicht mehr standhielt? " M. Martin in: Werner/Ewig 1979, 446. Zu Süddeutschland: Findeisen 1970. Zu Niederger-
manien: Th. Grünewald/S. Seibel (Hgg.), Kontinuität und Diskontinuität. am Beginn und schaft, 2003.
am
Ende
Germania
der römischen
inferior Herr-
** R. Kaiser, Das römische Erbe und das Mero-
wingerreich, 1993; St. Esders, Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997. '5 Demandt in: Chrysos/Schwarcz 1989, 75 ff: Krautschick ebenda 109 [ἢ # G.
*: H. Ament
in: BJ.
192,
1992, 261 ff.
#3 Stroheker
1948; Heinzelmann
1976.
Voigt,
Die
Wiederbelebung
des classi-
schen Altertums, 1893; H. Günther. Die Renaissance der Antike, 1998.
394
IV. Die Deutung
Für die heidnischen Zeitgenossen bewiesen die Niederlagen gegen die Barbaren. daß die Römer ihrer Vätersitte untreu geworden waren. Die Christen sahen darin
die Strafe Gottes oder die Zeichen des nahenden Endgerichts. Das Mittelalter ist über diese Erklärung nicht hinausgekommen, erst mit dem Humanismus beginnt die Debatte über die Untergangsgründe, und sie ist seitdem nicht mehr zur Ruhe gekommen. Unter den Aberhunderten von Erklärungsversuchen gleicht keiner dem anderen, doch lassen sie sich nach Typen ordnen. Die Voraussetzung für eine Typisierbarkeit liegt darin,
daß die Autoren
die
Schwächemomente des spätrömischen Reiches gewöhnlich nicht nur aufzählen. sondern auch gewichten. In der Regel entsteht dabei eine Faktorenpyramide. deren Spitze der jeweils für entscheidend erachtete Grund einnimmt. In der Pole-
mik wird derartigen Begründungsfiguren häufig der Vorwurf der Monokausalität gemacht. Er ist jedoch so gut wie immer unbegründet, denn selbst da, wo ein Autor einen bestimmten
Verfallsgrund besonders stark herausstellt, betont er meist nur
den seiner Meinung nach wichtigsten Faktor im gesamten Faktorenbündel. Strittig ist nicht die Zahl, sondern die Rangfolge der Verfallsgründe. Der im Begriff „Monokausalität“ enthaltene Vorwurf der unzulässigen Vereinfachung fällt zumeist zurück auf den, der ihn erhebt.
Wie jede andere Typologie, so läßt sich auch die der Untergangstheorien nach Bedarf gröber oder feiner anlegen. Die einfachste Einteilung wäre die nach innenbedingten und nach außenbedingten Ursachen. Die exogene Deutung ist vergleichsweise einheitlich, sie nimmt
an, daß die Völkerwanderung
der wichtigste
Faktor in der Auflösung des Reiches gewesen sei (s. IV 4). Die endogenen Deutungen müssen indessen abermals unterteilt werden. Eine erste Gruppe von Autoren macht bestimmte Mißstände im Inneren verantwortlich: die religiöse
Hinwendung zu jenseitigen Idealen oder die sozialökonomischen Spannungen oder das Versiegen der natürlichen Lebensgrundlagen oder innenpolitische Fehlentschei-
dungen. Eine andere Gruppe von Autoren erklärt dies alles zu bloßen Symptomen eines tiefersitzenden Erschöpfungsprozesses, der aus einer kulturzyklischen Eigendynamik heraus verstanden werden müsse. Daraus ergeben sich sechs Typen.
a) Das Christentum Autoren, die dem Christentum einen erheblichen Einfluß auf den Niedergang Roms zugeschrieben haben, gab es bereits in der Antike. Gegen sie schrieb Augu-
stinus seine ,Civitas Dei‘. Moderne Historiker haben die Verlagerung aller Hoftnungen aufs Jenseits, den Rückzug aus dem bürgerlichen Leben und die Verweigerung von Staatsdienst und Wehrpflicht als staatsschädigend erachtet. Schwächend wirkten die Kosten der Kirche (sie verfügte über enorme private wie staatliche Zuwendungen), weiterhin die oft bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen bei Glaubensspaltungen (insbesondere im Ostteil des Reiches) und das Überwechseln aus dem Staatsleben in den Kirchendienst (seit dem späteren 5. Jahrhundert gibt es mehr Kleriker als Staatsbeamte). Der Einfluß des Christentums auf den Niedergang Roms wird nur von solchen neueren Autoren angenommen, die entweder dem Imperium oder aber der Kirche
distanziert gegenüberstehen. Wer dem Imperium wohlwill, betrachtet die Rolle
3. Die endogenen Erklärungsversuche — b) Soziale Spannung
595
des Christentums im Zerfall des Reiches als bedauerlich, als Schuld (so Gibbon). Wer es mit dem Christentum hält, begrüßt diese Wirkung, betrachtet sie als Ver-
dienst (so Jean Paul). Beide Positionen finden sich im 19. Jahrhundert mehrfach. Die romkritische Variante liegt vor bei Novalis (1800), Fichte (1804), Górres (1808), Hegel (1831) und bei einer Reihe konservativer Historiker wie Cháteaubriand (1831), Bachofen (1851), de Broglie (1856), Boissier (1891) und Harnack (1914). Die kirchenfeindliche Spielart begegnet am radikalsten wohl bei Nietzsche (1888), ähnlich zuvor bei Proudhon (1854), danach bei Ernst Haeckel (1879) und George Sorel (1901), sowie bei einer Gruppe liberaler Historiker wie Schlosser (1846), Lange (1866) und Renan (1863;" 1871; 1881). Diese Positionen wurden auch nach dem Ersten Weltkrieg noch verfochten, von eher konservativer Warte durch Lietz-
mann (1927), Benedetto Croce (1938)," Pfister (1942), Hitler (27. Januar 1942) und Stier (1947); von liberaler Seite durch Walter F. Otto (1923) und Arnaldo Momigliano (1960). Die Konfession der Autoren spielt in diesen Stellungnahmen insofern keine Rolle, als kirchenkritische Positionen auch von einzelnen Katholiken (Renan), antirómische Urteile auch von einzelnen Protestanten (Herder, Har-
nack) vertreten werden. Im allgemeinen wird das Christentum in weiterreichende Zusammenhänge eingeordnet, es gilt als fällige Reaktion auf die grassierende Sittenlosigkeit, als Fortschritt zur Menschheitsidee, aber auch als bedenkliches Indiz einer Orientalisierung, als Ideologie entweder „progressiver“ oder „primitiver“ Unterschichten. Wilhelm von Humboldt meinte, das Christentum sei wohl nicht der Grund für das Ende Roms, wohl aber der tiefste Bruch mit dem Altertum, der die Voraussetzung
für den Aufstieg Europas dargestellt habe.” Humboldt hatte Recht. Der Erklärungsfaktor Christentum ist dem Einwand ausgesetzt, daß der christliche Osten überdauert hat und daß auch die Germanen Christen waren.
b) Soziale Spannung Der zweite Typus, der sozialökonomische
Ansatz,
ist der bisher am häu-
figsten verfochtene überhaupt und scheint namentlich in jüngerer Zeit beliebt. Er geht aus von den Gegensätzen zwischen Arm und Reich, von den Klassenkonflikten und Besitzunterschieden, von der Verelendung der Landbevölkerung und
dem Luxusdasein senatorischer Magnaten. Die antiken Quellen sind voll von Klagen über derartige Mißstände. Bereits die Aufklärungshistorie hatte sie in Rom
gebrandmarkt, um der Gegenwart einen Spiegel vorzuhalten. In dieser Tradition werden sozialökonomische Erklärungen überwiegend von solchen Autoren vertreten, die politisch dem progressiven, entweder liberalen oder sozialistischen Lager zuzurechnen sind. Aus der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg wären hier zu nennen
Sismondi (1829; 1835), Rodbertus (1865), Ludo Moritz Hartmann (1889; 1903) und Max
Weber
(1891;
1896;
1909).
*' Ders., Griechische Reise 1851/1927,
137.
M Ders., Das Leben Jesu 1863/1902, 315. " Ders., Die Geschichte als Gedanke und als Tat, 1938/44, 145.
* P.
Stadler,
Wilhelm
von
Humboldts
der Antike, 1959, 138f; 165. Ἵ J. Deininger in: Christ (Fs.) 1988, 95 ff.
Bild
596
IV.
Die Deutung
Eine folgenreiche Variante dieser Strómung bezeichnen die Namen Marx (1859)
und Engels (1884), danach Ciccotti (1899) und Salvioli (1906), Karl Kautsky (1912: 1927) und Arthur Rosenberg (1915). Alle genannten Autoren stimmen darin überein, daß die antike Zivilisation solch schwerwiegende Systemfehler enthielt, daß ein Fortbestehen des Imperium Romanum die Weiterentwicklung der Menschheit behindert hätte, so daß Rom dem Fortschritt zuliebe fallen mußte. Unterschiedlich sind nur die daraus zu ziehenden politischen Konsequenzen: Ob so wie das römische Sklavereisystem auch der moderne Kapitalismus revolutionär zerschlagen werden müsse, oder aber ob er evolutionär so weit verbessert werden könne, daß uns ein abermaliger Kulturtod erspart bleibt. Die marxistische Position identifiziert sich gewöhnlich mit den Gegnern Roms, die bürgerliche Seite hält es
eher mit den Römern selbst. Seit der Russischen Revolution teilen sich die beiden Stränge der sozialökonomischen Untergangsdeutung auch geographisch. In der westlichen Literatur
wird die Linie Max Webers weitergeführt durch Kahrstedt (1924; 1948) (1934; 1939), durch Autoren der Zeitschrift ‚Annales‘ wie Marc Bloch Varagnac (1951), sowie Alföldy (1975; 1976). Marxistische Positionen sind selten, in Frankreich mit Parain (1953), in Italien mit Mazza (1970), mit Walbank (1944) und Ste. Croix (1975; 1981) vertreten.
und Oertel (1944) und im Westen in England
Als eigener Komplex stellt sich die Ostblockliteratur dar. Sie fußt im wesentlichen auf Marxens Vorwort zur ‚Kritik der Politischen Ökonomie‘ von 1859 und auf Engels’ Buch ‚Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates‘ von 1884. Die darin formulierten Ansichten zum Ende Roms wurden 1933
und 1934 von Stalin unter das Etikett einer „Revolution der Sklaven“ gestellt und durch sowjetische Autoren wie Kovalev, Maschkin und Alpatow in Historiogra-
phie umgesetzt. Das bedeutendste Werk stammt von Elena Schtajerman (1957; 1964). Sie verstand die Wirren des 3. Jahrhunderts als „Klassenkämpfe“ zwischen
zwei Formationen, zwischen munizipalen Sklavenhaltern und progressiven Latifundienbesitzern, wobei letztere mit Constantin gesiegt hätten. Wenn der progressive Dominat gleichwohl durch die antike Internationale der Sklaven, Kolonen,
Bagauden
und
Germanen
gestürzt
werden
Imperium trotz dersozialen Revolution
mußte,
so deswegen,
weil
das
des3. Jahrhunderts noch sklavistisch
geprägt gewesen sei (s. 1I 1). In der Deutschen Demokratischen Republik setzte eine breitere Diskussion erst mit dem Ende der Umschulung ein, zunächst im engen Anschluß an die Sowiet-
literatur. Ideologisch eindeutig sind bereits die Werke von Welskopf (1957) und Dieter (1957), ihnen folgen Wolfgang Seyfarth, Rigobert Günther, Ernst Engelberg und Joachim Herrmann. Daneben zeichnet sich eine weniger dogmatische oder verkappt bürgerliche Linie ab in den Schriften von Töpfer, Kreißig und Diesner.
Unorthodox ist auch die Schrift von Värady (1978). Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus verschwand der historische Materialismus aus der Diskussion über das Ende Roms. Er überlebte nur bei Heiner Müller, der in den Sklaven die Über-
winder Roms erblickte (s. o). Die Vertreter des sozialókonomischen Erklärungsversuches übersehen gewöhnlich, daB Wohlstand sich nicht ohne weiteres in Wehrkraft übersetzen läßt.’ Die ? Anders Castritius 1996, er befand, daß die nicht mehr aufzubringenden Kosten des Militärs das
3. Die endogenen Erklärungsversuche — c) Lebensbedingungen
597
Wohlfahrt, insgesamt betrachtet, war auf römischer Seite ganz erheblich höher als
auf germanischer. Wenn Machiavelli (Discorsi II 10) gesagt hat, daß man mit Gold nicht unbedingt gute Soldaten gewinnen, wohl aber mit guten Soldaten Gold beschaffen kann, kennzeichnet dies auch das Verhältnis zwischen kriegerischen Germanen
und begüterten
Römern.
Nicht die Verhältnisse, sondern
die Erwar-
tungen bestimmen das Verhalten. Der Hinweis auf die ungleiche Verteilung des Besitzes auf römischer Seite trägt nicht weit, denn einerseits lag der Lebenstandard des einfachen Provinzialen gewiß noch über dem des einfachen Barbaren, und andererseits gab es innerhalb der germanischen Gesellschaft ähnliche Besitzunterschiede wie bei den Römern. Die Ablehnung des Militärwesens ging auf römischer Seite ebenso durch alle sozialen Schichten, wie auf germanischer Seite alle sozialen Schichten dem Kriegerideal huldigten. Dies führt zu dem von Adam Smith bemerkten Unterschied zwischen zivilisierter und barbarischer Miliz.
c) Lebensbedingungen Der dritte Deutungstypus versucht die Auflösung des Imperiums naturwissenschaftlich zu erklären. Drei Unterformen lassen sich auseinanderhalten. Die erste baut auf die Annahme einer Verschlechterung äußerer Lebensbedingungen. Justus von Liebig (1840) und Simkhowitch (1916) sahen in der Erschöpfung des Bodens, Ellsworth Huntington (1915; 1917) in der zunehmenden Trockenheit,” Oliver Davies (1935) in den versiegenden Bodenschätzen die Wurzel allen Übels.
Daneben steht als zweite Unterform die These des Bevölkerungsschwundes, zuweilen verbunden mit der Pest des Galen von 166, in den Jahren 1825 und 1829 von Niebuhr inauguriert, wiederholt von Zumpt (1841), Roscher (1854), Boak (1921; 1955) und Chaunu (1976), zuletzt bei Imanuel Geiss 1994.“ Dreihundert Jahre nach dem Wüten der Pest war die Bevölkerungszahl doch wohl wieder ausgeglichen! Eine Spielform hierzu ist die populäre Lehre von der Impotenz durch Bleivergiftung, nach Tanquerel des Planches (1839) und anderen durch Colum Gilfillan (1965) aufgenommen. Sie findet sich wieder bei Ernst Jünger (Eumeswil 1977, 261) und Jerome Nriagu (1983). Neu hinzugekommen sind als Verfallsgründe eine „Malaria-Epidemie“ und der „Einschlag eines Kometen“ im Jahre 540.” Neben der quantitativen spielte als dritte Unterform die qualitative Minderung der Reichsbevölkerung eine Rolle. Die auf Gobineau (1855) und Darwin (1871) zurückführende Rassentheorie, die in der Geschichte einen Daseinskampf zwischen höherwertigen und minderwertigen Rassen erblickt, hat den Fall Roms zum Musterbeispiel verderblicher Rassenmischung erhoben. In Deutschland taten dies Haeckel (1879), Chamberlain (1899) und Otto Seeck (1900), in Frankreich Lapouge (1887) und Le Bon (1894; 1895), in Italien Macchioro (1906), in Amerika Ende des Weltreiches verschuldet hätten. In: Bratoz 1996, 215 1f. " L. M. L. Wigley (ed.), Climate and History 1981; J. Koder in: Palioklimaforschung 10; 1994, 157 ff, ders. in: P. Allen/E. Jeffreys, The sixth Century, 1996, 270ff. ^ In: Lundestad 1994 (s. 0.), 37.
* Ders., Lead and Lead Poisoningin Antiquity 1983. Umfassend: J. Eisinger, Lead and Wine. Medical History 26, 1982, 279 ff. * Zur Malaria: John Noble York
Times,
20.
Februar
2001.
Wilford in: New Zum
Kometen:
M. Baillie in: Springer Auslandsdienst. London 9. September 2000.
398
IV. Die Deutung
David Starr Jordan (1907), Madison Grant (1916) und Tenney Frank (1916), in Schweden Martin Nilsson (1921; 1926), in England Duff (1928). Zuweilen erscheint
der Denkansatz nur in einer Formulierung wie der von Erwin Rohde,” daß sich der „Marasmus des Greisenalters“ um 300 n. Chr. in der Bevölkerung ankündigte, „in
der das edle Blut des ächten und unverfälschten griechischen und römischen Stammes nur noch sparsam floB", so daB innere Entkräftung dem Barbarensturm nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Im Umkreis des Nationalsozialismus
wurde Roms Rassentod verkündet
durch Walter Darre (1928), Friedrich Karl Günther (1929), Alfred Rosenberg (1930) und natürlich von Hitler selbst, der auch das Christentum einmal haftbar machte
(s. IV 3 a). Aus althistorischen Fachkreisen schlossen sich Berve (1934), Vogt (1935/ 1936) und Schachermeyr (1940) an. Die politische Entwicklung hat diesen Forschungsstrang abgeschnitten. Auch die Wissenschaft hat ihn verabschiedet. Er ist weder biologisch noch historisch fundiert.
d) Innenpolitik Ein vierter Deutungstyp führt die Auflösung des Imperiums auf schuldhaftes Versagen derInnenpolitik zurück. Die Quellen zur Spätantike breiten vor uns eine
Palette von Mißständen in Staat und Verwaltung aus. Unfähige Kaiser,” bestechliche Beamte, Geldentwertung und Naturalwirtschaft,” eigennützige und aufsässige Soldaten, Zwang von oben, Weigerung von unten, brutale Autokratie und chaotische Anarchie stehen nebeneinander.
Diese schon von den Aufklärern angeprangerten Übel erscheinen während des 19. Jahrhunderts überwiegend in den Untergangstheorien liberaler Historiker. Benjamin Constant (1813) macht den Anfang, in Frankreich gefolgt von Guizot (1820), Taine (1856), Littré (1867) und Waltzing (1895), der die despotische
Bürokratie und die ungesunde Sozialordnung in Anschlag brachte. Liberale Theorien wurden vertreten in England von Sir Walter Raleigh (1829), der die storms of ambition monierte," von Hodgkin (1898) und MacMullen (1988), in Deutschland von Paul Hensel (1886), der den Wasserkopf Rom verantwortlich machte," von Mommsen (1893), Beloch (1900) und Wilcken (1915). In der Zeit zwischen den
Weltkriegen wurde der spätantike Dominat von verschiedenen Positionen aus angegriffen. Ferrero (1922) tadelte den Ruin der Aristokratie, Kornemann (1922) die kurzsichtige Abrüstungspolitik, Heitland (1922) vermißte die parlamentarische Opposition. Bell (1922) und Homo (1925) monierten die Übersteuerung, Perrot (1937) beschuldigte die Staatsallmacht.
Nach 1945 wurde der Untergang Roms vielfach jenen Fehlern zur Last gelegt, an denen Hitler gescheitert sei, dem Ausgreifen nach Osten (Gigli 1947), dem Totali7 Ders., Psyche, 1877/1925, 396.
bach, Nikaia in der römischen Kaiserzeit, 1987, 30.
7% Haftbar gemacht schon bei Pelatiah Webster, The Weakness of Brutus exposed. Philadelphia 4. November 1787. In: P. L. Ford (ed),
9 Ders., Étude historique sur les corporations professionelles chez les Romains, 1895/1970. II 236.
Pamphlets on the Constitution of the United States 1787-1788, 1888, 130. ? W. Görlitz, Marc Aurel, 1954, 206; R. Merkel-
# Ders., History of the World V 6 (in: ders. Works VII 1829/1964, 898). #2 Ders., Sein Leben in Briefen, 1947, 40.
3. Die endogenen Erklärungsversuche — e) Kulturmorphologie
599
tarismus (v. Fritz 1948) oder dem Militarismus (Walser 1960, Barr 1967). Die Situation des Kalten Krieges wird fühlbar, wenn Seston (1950) die versiumte römisch-germanische Zusammenarbeit herausstellte, wenn Elmer Davis (1953) die innere Solidarität gegen den Feind im Osten forderte, wenn Jacques Moreau (1961) in Rom eine starke Führung vermißte oder Michael Grant (1976) die freiheitliche Welt beschwor,
sich nicht durch inneres Fehlverhalten dem östlichen
Gegner auszuliefern, so wie einst Rom den Barbaren. Innenpolitische Idiosynkrasien liegen vor, wenn als Hauptfaktor für den Niedergang
Erscheinungen
dingfest
gemacht
werden,
wie
ein
vernachlässigtes
Schulsystem bei Denk (1892, 154), die Errichtung fremder Götterbilder bei Fried-
rich Sieburg (1933)," die in Rom praktizierte Abtreibung bei Fontanille (1977),* die Erfordernisse der schweren Reiterei bei Dudley (1990), dysfunktionale Telekom-
munikation der Staatspost bei Siegert (1991)* oder gar ein übermäßiger Fleisch-
konsum durch die männliche Bevölkerung.” Stets fürchtet man eine Wiederholung des spátantiken Kulturverfalls und sucht aus den damals begangenen Fehlern zu lernen. Die Argumentation mit dem innenpolitischen Versagen des spátrómischen Staates steht vor der doppelten Schwierigkeit, einerseits den Entscheidungsspielraum der spátrómischen Staatsmänner abzustecken und andererseits festzulegen, welcher
Grad an Einsicht und Tatkraft ihnen zuzumuten war. Die meisten neuerdings erhobenen Reformpostulate spiegeln politische Ideen der Autoren, aber die von ihnen bei den Rómern getadelten Reformversuche hatten in der jeweiligen
Situation einen guten Sinn. Ein Quantum offenbarer Fehler liegt im Rahmen dessen, was immer passiert, auch auf germanischer Seite. Das gleicht sich weitgehend aus. Von einer plötzlichen Anhäufung von vermeidbaren Fehlentscheidungen auf römischer Seite ist kaum zu sprechen.
e) Kulturmorphologie Die vier genannten Erklärungsversuche - mit Hilfe der religiösen, der sozialen, der
naturbedingten und der innenpolitischen Defekte — betrachten jeweils eine bestimmte Kategorie innerer Schwächen als entscheidend für die Auflösung des Reiches. Die ideologische Abwendung
vom
Staat zugunsten der Religion, die Kon-
flikte zwischen Reich und Arm, die Abnahme der Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlagen und die Struktur- und Entscheidungsfehler der Innenpolitik — all dies sind
faktische
Übel
gewesen, deren abträgliche Auswirkungen bereits
den spátrómischen Beobachtern deutlich waren. Die Erhebung einer einzelnen dieser Schattenseiten zur entscheidenden Schwäche resultiert jedoch gewöhnlich aus einer privaten Sichtweise, die man bei genügender Personenkenntnis geradezu *! Ders., Gott in Frankreich? 1933, 85. M Ders., Avortement,
1977.
*5 Ders., Structural Change in Interdependent Bureaucracies: Was Rome's Failure Economic or Military? Explorations in Economic History 27, 1990, 232 ff. Der Gedanke findet sich bereits bei Max Weber 1896.
^ Ders., Der Untergang des römischen Reiches. In: H. U. Gumbrecht/ K. L. Pfeiffer (Hgg.). Paradoxien, Dissonanzen, Zusammenbrüche. Stationen offener Epistemologie, 1991, 495 ff. " Lexikon
der guten
Verlag um 1954.
Ernährung,
Humboldt-
600
IV.
Die Deutung
prognostizieren kann. In aller Regel kann man voraussagen, daß ein liberaler Autor den Zwangsstaat, ein marxistischer Autor den Klassenkampf, ein fortschrittsgläu-
biger Autor die Stagnation der technischen Entwicklung monieren wird. Da sich die Ansätze gegenseitig aufheben, ist es verständlich, wenn eine fünfte Gruppe von Autoren alle inneren Verfallsmerkmale als bloße Symptome einer tiefersitzenden, zentralen Erschöpfung der Lebenskraft interpretiert. Die Vorstellung der Kulturmorphologie, daß Kulturen dem Gesetz der Jahreszeiten und der Lebensalter unterliegen, daß sie wie Pflanzen wachsen, blühen und vergehen, ist im Altertum
gelegentlich, in der Renaissance mehrfach ausgesprochen worden und finder sich zur Theorie erhoben in der Romantik.
Als erster hat der Marburger Staatsrechtler Karl Vollgraff 1828 eine Philosophie darauf gebaut. Ihm folgen mit je eigenen Varianten Wilhelm Roscher (1849), Bruno Bauer (1853), Ernst von Lasaulx (1856), Jacob Burckhardt (1853; 1868) und der
Panslawist Danilewski (1871). Jeweils liefert der Untergang Roms das
Normal-
schema für das Ende einer Kultur. Nach Eduard Meyer (1895), Wilamowitz (1897), Breysig (1901), Flinders Petrie (1911)" und Rudolf Steiner (1916) hat dann 1917 Oswald Spengler seine Lehre daraus gewonnen.
Spengler betrachtete aller-
dings nicht die Spätantike, sondern den Übergang von der römischen Republik zum Cäsarismus als das eigentliche Ende der antiken Kultur. Spengler hat nicht nur zahlreiche Geschichtsphilosophen in ihrem Urteil über den Fall Roms beeinflußt, so Eduard Spranger, Ortega y Gasset, Emil Cioran und Christopher Dawson, sondern hat auch, teilweise in verwandelter Form, bedeu-
tenden Autoren die Schlüsselkategorien geliefert oder begründet, nämlich Michael Rostovtzeff, Andreas Alfóldi, Arnold Toynbee und dem Verhaltensforscher Kon-
rad Lorenz. Johan Huizinga" sah sich 1936 durch Spengler an die Endlichkeit von Kultur erinnert, an die „allgemeine, gründliche Barbarisierung" beim Untergang der antiken Kultur. Carl Schmitt” entdeckte in der Zeit nach Actium mehr als eine „bloße Parallele“ zu unserer Zeit und fand Spenglers Cäsarismus-These 1944 höchst aktuell. Diese Autoren interpretieren den Fall Roms mit den Begriffsinstrumenten
der Kulturmorphologie und ihren organologischen Metaphern. Das Problem dieser fatalistischen Dekadenztheorie, die schon 1911 angegriffen wurde,” liegt darin, daß die tragende Kraft der Kultur nur durch metaphysische Begriffe wie Volksgeist, Kulturseele, Lebenskraft bezeichnet werden kann. Wer
hingegen die Kultur als bloße Summe der kulturellen Phänomene begreift, wird die Idee einer steuernden Kultursubstanz für eine Chimäre erklären, so daß gerade für den zentralen Begriff keine Einigung zu erzwingen ist.
85 Ders., The Revolution of Civilisation, 1911. # Ders., Im Schatten
177f. * Ders., Donoso
von morgen,
Cortés
scher Interpretation, 1950.
1936,
12;
in gesamteuropäi-
9 So der Stuttgarter Arzt E. v. Baelz, Über das angebliche
Altern
und
Sterben
der
Völker.
In:
Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher. Naturforscher und Ärzte, 83. Versammlung Karlsruhe 1911, II 1, S. 456.
4. Der exogene Erklärungsversuch
4.
601
Der exogene Erklärungsversuch
Die behandelten Deutungstypen stimmen darin überein, daß die Auflösung des Imperiums ein innenbedingter Prozeß sei. Dem steht die Ansicht gegenüber, daß alle Meinungen defekt sind, die den Zerfall des Reiches ohne den Druck auf die
Grenzen erklären. Die germanische Völkerwanderung,
die in den fünf endo-
genen Erklärungen bloß den Rang eines zufälligen, beliebig ersetzbaren Anlasses hat, wird hier zur entscheidenden Kraft im Geschiebe der Mächte. Auch die Ger-
manentheorie hat ideologische Wurzeln. Italienische Autoren wie Villani (T 1348), Bruni (1441) und Trissino (1547) haben die Germanen (zu allen Zeiten!) als kulturfeindliche Barbaren verurteilt. Giambattista Vico” freilich lobte 1725 ihre überlegene „Reinheit und Wahrheit“ im Gegensatz zu den lasterhaften Römern. Deut-
sche Humanisten wie Celtis (1492) und Wimpfeling (1505) haben in den Germanen die wackeren Überwinder einer dekadenten Zivilisation erblickt.
Die nördlich der Alpen verbreitete Bewunderung der taciteischen Germanen hat dieser Perspektive zunächst Erfolg verschafft. Sie gewann Auftrieb durch den Fortschrittsgedanken der Aufklärung und des Idealismus, so bei Herder und Hegel, sodann durch den Nationalismus der Romantik. In Deutschland schlug der Patriotismus der Freiheitskriege auf das Germanenbild
durch.
Luden
(1814),
Ranke (1854), Sybel (1857), Felix Dahn (1881), Friedrich Engels (1884) und Victor Hehn (1894, 491) lassen das erkennen. Kaiser Wilhelm II feierte 1902 in Aachen die „siegesfrohen Germanen“, die das angeblich morsche Imperium zertrümmerten, um „der Weltgeschichte den neuen Lauf zu weisen“.” Auch englische Autoren des
19. Jahrhunderts stehen in dieser progermanischen Linie, so Palgrave (1831) und Kingsley (1853), während in Frankreich nach 1870/71 das negative Germanenbild italienischer Humanisten wieder hervortritt, so bei Fustel de Coulanges (1877) und
Arsene Dumont (1890). Die Weltkriege
haben diese Gegensätze vertieft. Der Erste Weltkrieg be-
stimmt das bei Pirenne (1935) von den Deutschen auf die Germanen übertragene negative Bild, der Zweite Weltkrieg das bei Loyen (1942) und Courcelle (1948). Eine positive Identifikation liegt vor bei Miltner (1938) und Stier (1938). Graf Stauffenberg nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als seine 1935 bis 1938 ver-
fochtene These einer germanisch-romanischen Schicksalsverbundenheit in der Ära
von Adenauer und de Gaulle wieder auflebte, so bei Piganiol (1950). Eine nüchterne Beurteilung der Germanen zeigt sich in der englischen teratur,
bei Baynes (1943), Finley (1966; 1973),
Li-
A.H.M. Jones (1955; 1964), Bryce
Lyon (1972), Ferrill (1986) und Speidel (1996; 2004 bis). Sie haben jeweils in der außenpolitischen
Bedrohung
einen zum
Verständnis unabdingbaren
Faktor der
Reichsaufteilung gesehen, und das mit Recht. Denn es gibt keinen hinreichenden Grund für die Annahme, daß der Westen zerfallen mußte, da bekanntlich Byzanz
im Windschatten des Völkersturms überdauert hat.
*? Ders., La Scienza Nuova. Die neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker,
1725/1924, 58.
* W. Schröder (Hg.), Das Persönliche Regiment,
1907, 120.
# Ders., The Origins of the Middle Ages, 1972.
602
IV.
Die Deutung
Die Ansicht, daß im ZerfallsprozeB des Imperiums den Germanen entscheidende Bedeutung
zukommt,
muß
sich mit dem
Einwand
auseinandersetzen,
daß die
Römer jahrhundertelang die nördlichen Barbaren abwehren konnten. Wenn dies in der Spätantike zunehmend schwierig wurde, so liegt das an einer Verschiebung
des Kräfteverhältnisses, dessen beide Seiten für uns nicht in gleicher Weise erkennbar sind. Während uns die Quellen ein deutliches Bild von der geringen römischen
Widerstandskraft vor Augen führen, sind die Zeugnisse für die wachsende Gefahr aus dem Norden weniger augenfällig. Und doch müssen wir sie zu fassen suchen, wenn wir die Veränderung der Lage begreifen wollen. Die Germanen befanden sich seit dem ersten vorchristlichen Jahrtausend in
einem
Expansionsprozeß.
Der Riegel, den der Limes ihrem Vordringen ent-
gegensetzte, führte einerseits zu einem Ausweichen der Ostgermanen ins Schwarzmeergebiet und andererseits zu einem Bevölkerungsstau an Rhein und Donau. Voraussetzung für diese Entwicklung ist die den Germanen von den antiken Auto-
ren immer wieder bescheinigte Lust am Kriegführen, sowohl gegen ihresgleichen als auch gegenüber Rom. Caesar (BG. I 1,4; VI 21,3) berichtet darüber: vita omnis in
venationibus atque in studiis rei militaris consistit — „ihr ganzes Leben besteht aus Jagd und Wehrübungen";
Pomponius Mela (III 3,26 ff ), Seneca (de ira I 11,3) und
Flavius Josephus (Bell. Jud. II 16,4) bestätigen dies.” Nicht der Wohlstand, sondern die Freiheit wird als Ideal der Germanen bezeichnet; und verständnislos bemerkt
der ältere Plinius (NH. XVI 4) im Anschluß an die Beschreibung der einfachen germanischen
Lebensverhältnisse: et hae gentes, si vincantur hodie a populo Romano.
servire se dicunt! ita est profecto: multis fortuna parcit in poenam. Daß Fortuna die Germanen vor den Segnungen der römischen Herrschaft verschone, um sie zu strafen, war schwerlich die Ansicht der Verschonten selbst. Ihre Klage über den Verlust der Freiheit jedoch könnte Plinius zutreffend notiert haben. Wie die Germanen ihre
Lebensweise im Verhältnis zur antiken einschätzten, erfahren wir nur gelegentlich, etwa in dem von Petrus Patricius (fr. 169) überlieferten Befehl des gotischen Königs aus dem Jahre 269, den Athenern nicht ihre Bücher zu verbrennen, weil das Studieren sie von der Kriegsübung fernhielte," oder aus der Tatsache, daß die Germanen das Leben in Städten verschmähten.” Das verwunderte schon Tacitus (Germania 16) und spáter Julian (278 D) und Ammianus Marcellinus (XVI 2,12).
Das Kriegerideal hat die germanische Gesellschaft zu allen Zeiten bestimmt. Anders als die verbürgerlichte munizipale und senatorische Oberschicht war und blieb die Elite der Germanen ein Schwertadel. Der erwachsene Mann war lieber Krieger als Arbeiter. Weniges bezeichnet den Unterschied in der Haltung der beiden Vólker besser als die wechselseitige Verwendung der Kriegsgefangenen. Die Rómer haben gefangene Barbaren überwiegend ins eigene Heer eingereiht, um Arbeitskräfte zu sparen, während die Germanen
viele Tausende von römischen
Gefangenen in der Produktion verwendet haben, um eigene Leute für den Krieg zu gewinnen. *5 Ein köstliches Zeugnis für das kriegerische erklärten: nullos mortalium armis aut fide ante GerSelbstbewuBtsein der Germanen überliefert Ta- — manos esse.
citus (ann. XIII 54) in der Anekdote der beiden ** FHG IV 196. Friesenkónige, die als Gesandte nach Rom ka# Tac. Germ. 16; Ammianus Marcellinus XVI men und dort ungebeten die Ehrenplätze im — 2,12; Julian 278 D. Theater einnahmen, indem sie, zur Rede gestellt,
4.
Der exogene Erklärungsversuch
603
Neben Kriegsgeist und Freiheitsdrang als konstanten Faktoren tritt als dynamisches Element die Bevölkerungszunahme der Germanen. Sie war für antike Beobachter stets ein bedrohlicher Vorgang. Schon Tacitus (Germ. 19,5) schreibt, daß die Germanen ihre Kinderzahl nicht künstlich begrenzten. Cassius Dio (73,2,1)
vermerkt den Menschenreichtum der Markomannen. In der Spätantike ist der auffallend reiche Nachwuchs germanischer Stämme für Franken, Alamannen und Burgunder bezeugt.” Jordanes (Get. IV 25) nennt Skandinavien quasi officina gentium aut certe velut vagina nationum, und Isidor (etym. XIV 4,4) sah im Namen Germania den Hinweis auf die Fruchtbarkeit der Völker, vermutlich im Gedanken an germen, den sprießenden Keim. Die germanische Bevölkerungszunahme zeigt sich archäologisch in einer Vermehrung der Grabstätten und einer Vergrößerung des Siedlungsraumes auf dem Wege der Binnenkolonisation. Die Gründe für dieses Wachstum sind in sozialen Verhaltensweisen zu suchen, die, wer will, als Ausdruck einer biologischen Volkskraft verstehen kann. Jedenfalls haben die Germanen ihre Kinder, sobald die Heimat zu eng wurde,
ausgerüstet und in die Fremde geschickt, ähnlich wie Griechen und Römer das in ihrer Frühzeit auch getan haben. In der spätgriechischen und spätrömischen Gesellschaft läßt sich dagegen eine Beschränkung des Nachwuchses durch Abtreibung, Aussetzung und Empfängnisverhütung nachweisen. Die Gründe dafür liegen bei den Reichen den Quellen zufolge in dem Bestreben, das Erbe zusammenzuhalten und die Schmeichelei der Erbschleicher zu genießen,” bei den Armen spielt die Not eine Rolle. Dennoch kann von einer physischen Unmöglichkeit, den
Nachwuchs zu ernähren, in Rom kaum gesprochen werden. Land gab es im Reich genug. Welche Mühe haben die Kaiser aufgewendet, die agri deserti wieder frucht-
bar zu machen! Seit Augustus wurden immer wieder große Gruppen von Germanen im Reich angesiedelt (s. III 2 d), um Soldaten und Bauern zu gewinnen: impletae barbaris servis Scythicisque cultoribus Romanae provinciae, factus miles e barbaro,
colonus e Gotho (SHA. Claudius 9). Die innergermanische Entwicklung ist nicht nur durch eine Bevölkerungszunahme, sondern auch durch einen Zivilisationsprozeß gekennzeichnet. Er steht unter römischem Einfluß. Durch Söldnerwesen und Handel haben die Germanen seit Caesar von den Römern gelernt. Das beweisen die Nachrichten der antiken Autoren, die archäologischen Funde und die frühen Lehnwortschichten. In beson-
derem Maße haben sich die Germanen die römische Kriegstechnik zu eigen gemacht. Eine hervorragend bestätigte Erfahrungsregel der Zivilisationsentwicklung besagt, daß zuerst immer der Militärsektor modernisiert wird. Im Heer des Armi-
nius war nur die erste Kampflinie vollständig mit Eisenwaffen gerüstet, die hinteren kämpften zumindesten teilweise mit feuergehärteten HolzspieBen."" Zur Zeit des Tacitus (Germ. 30) hatten die den Römern benachbarten Chatten die römische Kriegsweise übernommen. Im Verlaufe des 2. Jahrhunderts mehren sich die Eisenwaffen, und zwar proportional zum römischen Import. In der frühen Kaiser-
zeit übernahmen die Germanen zwar nicht den römischen Plattenplanzer, aber das Kettenhemd. Um 200 n. Chr. begegnen Pfeil und Bogen, und mit der Einführung der Fernwaffen konnten die Germanen die offene Feldschlacht wagen. Gegen die # Paneg. IV 7: Amm. XXVII 10,5; XXVIII 5,9.
* Ambr. hex. 58; Petron. Satyricon 116; 124f.
10 Tac. ann. II 14,3. Die Rede des Germanicus
soll den Legionären Mut machen.
604
IV. Die Deutung
römischen Kettenpanzer wurden Nadelpfeilspitzen, gegen Plattenpanzer breite Lanzenblätter und Rapiere, gegen Metallhelme Streitäxte eingesetzt, so daB neben
die bloße Nachahmung und Übernahme römischer Waffen die Herstellung eigener, weiterentwickelter Formen trat." Seit dem dritten Jahrhundert ist die Offiziersausrüstung, seit dem 4. auch die der
Mannschaften bei Rómern und Germanen gleichwertig. Die sogenannte Laetenbewaffnung findet sich beiderseits des Limes."" Mit dem Auftreten der Alamannen gewann die germanische Reiterei an Bedeutung; die Römer wurden ihrerseits
genötigt, sich auf die Kampfesweise ihrer Gegner umzustellen. Gallienus schuf eine
schwere Kavallerie. Gleichwohl lag die militärische Stärke bei Römern wie Germanen stets beim Fußvolk.'” Die Gelehrsamkeit der Germanen gerade in Fragen der Kriegstechnik war den Römern bewußt. Sie haben zu verhindern versucht, daß die Germanen sich die Errungenschaften des römischen Kriegswesens aneigneten. Dexippos (fr. 29) beweist das für das 3. Jahrhundert, der ‚Anonymus de rebus bellicis‘ (pr.) für das 4. Jahrhundert, der ‚Codex Theodosianus‘ (IX 40,24 von 419) für das 5. Jahrhundert. Die Waffen, mit denen die Germanen gegen die
Römer kämpften, hatten letztere zu erheblichen Teilen selbst produziert, das kaiserliche Waffenembargo (s. III 1 d) hatte sichtlich wenig Erfolg. Seit der Mitte des vierten Jahrhunderts boten auch die Stadtmauern
den
Römern keinen wirksamen Schutz mehr. 355 nahmen die Franken erstmalig Köln, 368 die Alamannen Mainz ein. Die Germanen waren in der Belagerungstechnik so weit, daB ihnen später in Gallien und an der Donau zahlreiche Städte in
die Hände fielen.^' Das war der Auftakt zur Eroberung Roms 410. Ein dritter Faktor germanischer Entwicklung, neben der wachsenden Bevölkerung und der fortschreitenden Kriegstechnik, war der politische Zusammenschluß
zu größeren
Kampfgemeinschaften gegen Rom. Was einzelne römisch ge-
schulte Fürsten aus der Zeit der Kleinstämme bereits vermochten, lehren die Er-
folge von Arminius und Marbod. Im 3. Jahrhundert veränderte sich die politische Landschaft, die westgermanischen Kleinstämme taten sich zusammen zu den soge-
nannten Stammesverbänden der Franken, Alamannen und Sachsen. Bei ihnen überwog das genossenschaftliche Element, während die Ostgermanen weiterhin in Stammeskónigtümern organisiert waren."* Es bildeten sich größere Aktionsein-
heiten mit der Stoßrichtung auf das Imperium. Die Erfolge dieser neuen Politik zeigt das Desaster des 3. Jahrhunderts. Das demographische, militärische und politische für Rom keineswegs nur negative Auswirkungen. Rom brauche einen Wetzstein,"* gilt wie für die germanische Drohung. Das ihrethalben notwendige Instrument der Romanisierung, der Zivilisation und Reich. Im Laufe der Zeit zeigte sich aber, daß der war als das Schwert des Legionärs. V! Salin
1950ff;
Raddatz
1967;
Ders.
in:
14 Amm.
Erstarken der Germanen hatte Das Wort des Scipio Nasica. karthagische, so auch für die Heer war stets ein wesentliches der Integration der Völker ins germanische Wetzstein härter
XV 8,19;
XVIL6;1
XXVII
10,1:
Hoops II 1976, 361—482. 102 Böhme 1974 zeigt dies für den Raum zwi-
Julian 279. 995 Tac, Germ. 43f. Schmidt
schen Elbe und Loire. 103 Ferrill 1986.
1961, 494 ff; Demandt, Staatenbildung 1980. 1% Oros. hist. IV 23,10.
1941; Wenskus
4. Der exogene Erklärungsversuch
605
Diocletian und Constantin haben die Krise zunächst gemeistert. Dennoch ent-
halten ihre Reformen zugleich Momente, die den Auflósungsprozef gefördert haben. Das lag weniger an den angeblich untauglichen Maßnahmen
als an den
gegebenen Rahmenbedingungen. Das für den Grenzschutz unabdingbare Mehrkaisertum bot die Gefahr des Bürgerkriegs. Die durch den äußeren Druck erforderliche Vergrößerung des Heeres wurde überwiegend durch Einstellung von Germanen bewältigt. Das ersparte den Bauern den verhaßten Wehrdienst, entzog dem Gegner Kräfte, führte aber zu einer Überfremdung des Heeres, das schließlich
Politik auf eigene Faust machte. Zur Versorgung der Armee mußten die Steuern erhöht, mußte die Verwaltung ausgebaut werden. Sie entwickelte sich zu einem zusätzlichen Kostenfaktor. Je weniger der Staat die Sicherheit und den Wohlstand zu wahren vermochte, desto weiter verbreitete sich der Verdruß über eben diesen Staat. Immer mehr Menschen waren bereit, auf ihn zu verzichten, ja der Welt
überhaupt den Rücken zu kehren und ihr Heil im Himmel zu suchen. Niemand wird bestreiten, daß eine pflichtbewußte Verwaltung, ein zufrieden-
stellendes Sozialgefüge und tüchtige Kaiser an der Spitze die vorhandenen Ressourcen wirkungsvoller hätten einsetzen können, als es geschehen ist. Männer wie Julian und Valentinian zeigen, was möglich war. Aber mit menschlichen Unzulänglichkeiten müssen wir ebenso auf der anderen Seite rechnen: Den Germanen
haben Disziplin- und Planlosigkeit, Ehrgeiz und Zwietracht geschadet. Hätten sie den Kaisern
ihre Kriegsdienste verweigert,
wären
sie ihnen in geschlossenen
Verbänden gegenübergetreten, so hätten sie das Reich schon sehr viel früher erobern können.
Jacob Burckhardt" hat das Eindringen der Germanen ins menschenarm gewordene Mittelmeergebiet als „eine Art physiologischer Ausgleichung“ verstanden, als eine Krise, die gewiß nicht abzuwenden,
vielleicht zu mildern war. Zwei
Formen sind denkbar. Die erste hat Ennodius gegenüber Theoderich ausgesprochen: Rom verjüngt sich, indem die alt und schlaff gewordenen Glieder, d.h. die entfernteren Provinzen, abgeschnitten werden." Man spricht von „Gesund-
schrumpfen“. Hätte das Reich hundert Jahre zuvor die Provinzen an Rhein und Donau
den
Germanen
geopfert,
so hätten
vielleicht
die Goten
aus Italien, die
Sweben aus Spanien und die Vandalen aus Africa ferngehalten werden können. Das verbot sich, weil die schwach romanisierten illyrischen Länder als Rekrutierungsgebiete, das stark romanisierte Gallien wegen seines Städtenetzes wichtig waren. Der römischen Reichsidee hätte es widersprochen, Italien auf Kosten der Provinzen zu einem militärischen und ökonomischen Bollwerk auszubauen, das man dann über ein breites Glacis hinweg verteidigen konnte. Der römische Staatsgedanke überschritt die Völkergrenzen. Das war in Zeiten des Aufstiegs seine Stärke, in Zeiten des Niedergangs seine Schwäche. Eine zweite Alternative wäre eine vermehrte Übernahme der Barbaren ins
Reich gewesen. Sie waren ja keine Erbfeinde Roms, sondern haben den Kaisern immer wieder Achtung gezollt."" Seit dem 4. Jahrhundert waren sie Stützen des Reiches. Inwieweit ihre Eingliederung gelingen würde, blieb umstritten. Seit der Niederlage von Adrianopel 378 stand die römische Germanenpolitik unter einer 19 Ders., 1968/1955, 168. ^ MGH
AA. VII, 210.
19 Velleius II 107; Jord. Get. 143.
606
IV. Die Deutung
verhängnisvollen Antinomie: je schlimmer die Verluste waren, die man von den
Barbaren erlitt, desto größere Anstrengungen mußten unternommen werden, si als Krieger und Siedler zu gewinnen, um so die durch Germanen geschlagener. Lücken mit Germanen aufzufüllen. Der in senatorischen und kirchlichen Kreisen verbreitete Widerwille gegenüber den Barbaren (s. II 2 d) bot keine Grundlage für eine erfolgreiche Politik. Als Sklaven wie als Söldner waren Reichsfremde längst unentbehrlich. Niemand hat das besser gesehen als Theodosius, der „Freund des Friedens und der Goten",'? und Stilicho, sein germanischer NachlaBverwalter. Die Romanen kämpften nicht mehr; sie waren seit Jahrhunderten gewöhnt, daß für
sie gekämpft wurde. Als Geiserich 429 mit 80000 Menschen - nicht etw; Kriegern" - in Africa erschien und die städte- und volkreiche Provinz untervarf.
fühlten sich die Provinzialen trotz ihrer gewiß zwanzigfachen Überlegenheit für die Verteidigung nicht zuständig. Sie schlossen die Stadttore und warteten darauf. daß der Kaiser ein Heer schickte oder aber Geiserich zum Heermeister ernannte und damit das Problem durch einen Federstrich löste. Bei Alarich war das möglich
gewesen. Die Anpassungsbereitschaft der Germanen ans römische System vermin-
derte sich mit der wachsenden Zahl der Einwanderer. Sulpicius Severus (chron. Η 3,6) sah in der Barbarisierung des Reiches die Vision Daniels vom letzten Weltreich bestätigt. So wie ein KoloB auf Füßen aus Eisen und Ton keinen Stand hat, τὸ
zerbreche das Imperium, seit die Fremden sich weigern, römische Sitten anzunehmen. Gleichwohl ist zu vermuten, daß sie weiter, als geschehen, ins Reich hätter
hineinwachsen können. Wäre es gelungen, in großem Maßstab die landsuchender Gruppen auf den brach liegenden Äckern Griechenlands, Italiens und Africas anzusiedeln, hätte sich der für das Reich verderbliche Zusammenstoß
verzóger:
lassen. So wie die römischen Kaiser des 3. und 4. Jahrhunderts überwiegend Illyrier waren, hätten auch romanisierte Germanen Kaiser werden können. Es gab mehrer: germanische Usurpatoren, einige Male sind Söhne germanischer Heerme:
ster für die Thronfolge in Betracht gezogen worden (s. IV 4). Die Translatio Imperii hätte nicht erst 800 erfolgen müssen, sondern um drei bis vier Jahrhundert vorgezogen werden können.
Somit läßt sich die Auflösung des Reiches nicht nur als gescheiterte Abwehr. sondern ebenso als mißglückte Einbürgerung der Germanen auffassen. ΟΣ den Römern daraus ein Vorwurf gemacht werden kann, ist schwer zu entscheiden. denn die Integrationsfähigkeit eines zivilisatorisch noch so überlegenen, politisit noch so liberalen Systems findet irgendwo eine Grenze. In der unterschiedliche: Lebens- und Denkweise kulturell eigenständiger, aber zusammenwohnender
Gruppen ist immer Stoff zum Streit verborgen. Für sich betrachtet, ist das Verhalten beider Seiten verständlich: auf römischer Seite der Wunsch, was man hatte.
zu behalten (das konservative Prinzip), und auf germanischer Seite der Wunsch, d: eigene Lage zu verbessern (das progressive Prinzip). Das Ende des Imperium: is unter diesem Blickwinkel das Resultat des mißlungenen Ausgleichs der beider Prinzipien. Mißlungen deswegen, weil die Römer schließlich doch das verlorer. was sie hatten, die Germanen aber nicht das gewannen, was sie suchten. Die ihne: "9 Jord. Get. 146.
m Vict.Vit. 1 1,2.
4.
Der exogene Erklärungsversuch
607
so begehrenswert erscheinende römische Kultur vermochten sie nicht fortzuführen, das eroberte Land haben sie nicht zu halten verstanden. Mit Ausnahme des
Frankenreiches sind die germanischen Staatsbildungen auf Reichsboden wieder verschwunden. Die Annahme einer innenbürtigen Dekadenz, derenthalben ein beliebiger AnstoB zum Kollaps führen mußte, überzeugt nicht. Die germanische Bedro-
hung war kein auswechselbarer Zufall. Dies mag man für die übrigen Barbarenangriffe behaupten. Berber und Blemmyer, Sarazenen, Sarmaten und Picten konnten sich mit den Germanen schon zahlenmäßig nicht messen. Nicht einmal die Perser, jene „mächtige Nation, die unter den Völkern nach Rom an zweiter
Stelle steht“ bildeten eine gleichrangige Gefahr. Zwar waren sie den Germanen kulturell überlegen, aber sie besaBen nicht dieselben Menschenreserven und suchten keinen Siedlungsraum.
Als auslösender Faktor kommt jedoch den
Hunnen
eine gewisse Bedeutung zu.
Ihr Erscheinen am Schwarzen Meer war der Anlaß dafür, daß die Westgoten 376
Aufnahme ins Reich suchten und fanden. Insofern haben die Hunnen den Zeit-
punkt bestimmt, zu dem die Donaugrenze fiel. Im Rahmen des persistent hammering"
der
Germanen,
die das
Reich
versetzten,"* wird man den Hunnen
in einen
dauernden
,Belagerungszustand"
allerdings nur eine momentan verstärkende
Wirkung zusprechen kónnen. Sie wurde durch die Germanen sogar noch abgeschwächt, weil diese um 370 den ersten hunnischen Stoß auffingen, der sonst
das Imperium getroffen hátte, und weil sie 451 die wichtigsten Truppen stellten, mit denen Aëtius Attilas Einbruch nach Gallien abwehrte. Wenn wir das Auftreten
der Hunnen aus dem Kräftespiel wegdenken, ist allenfalls mit einer Verzögerung der politischen Auflósung zu rechnen. Das lehren die Germanenangriffe des 3. Jahr-
hunderts. Eliminieren wir hingegen die Germanen, so ist nicht ersichtlich, wer an ihrer Stelle die Auflösung der Reichseinheit hätte erzwingen können. Es gibt keine nennenswerte römische Gruppe, die ein Interesse daran besaß. Einen Ersatzagenten
finden wir allenfalls in den Arabern des 7. oder in den Türken des 11. Jahrhunderts, aber ob sie das ungeteilte, ungeschwächte Imperium hätten sprengen können,
ist zweifelhaft. Der germanische Druck ist gewiß nicht der einzige, vermutlich aber
der wichtigste Faktor für den Zerfall des Imperiums. Die Ablösung der römischen durch die germanische Herrschaft ist ein Vorgang,
zu dem wir aus der vorindustriellen Zeit mehrere Parallelen kennen. Die Kulturzonen des Mittelmeerraumes waren stets aus den Barbarenregionen bedroht. So haben aus der arabischen Wüste semitische Nomaden die mesopotamischen und mediterranen Stadtkulturen überrannt: Das beginnt mit den Akkadern und Amurritern im frühen 2. Jahrtausend und endet mit den Arabern. Seit dem frühen 1. Jahrtausend geriet Ägypten unter die Herrschaft libyscher und nubischer Söldnerführer. Aus den Wäldern des nördlichen Europa sind mehrfach landsuchende Indogermanen in die Mittelmeerländer eingebrochen: die Mykenäer in die minoische Welt, die Dorier in die mykenische Kultur, die Italiker auf die Apennin-Halbinsel, Makedonen und Epiroten ins klassische Griechenland. Kelten, "2 Paneg. IV 38,3. '" Finley 1966, 88, vermutlich nach Aubin 1940, 78.
"* Heichelheim 1938, 847; Jones 1964, 1027 ff.
608
IV.
Die Deutung
Germanen und Slawen sind zu verschiedenen Zeiten in den reicheren und wärmeren Süden vorgedrungen. Schließlich fielen aus den asiatischen Steppen immer wieder Reiternomaden über die südlichen Kulturlande her: die Hunnen über das sassanidische und das römische Reich, die Avaren, Bulgaren und Türken über das
byzantinische Imperium. Der Machtübernahme ging gewöhnlich eine friedliche Einwanderung voraus, eine kulturelle Angleichung folgte. Die für die Spätantike aufgeworfene Frage stellt sich in allen angeführten Fällen
ähnlich. Stets zeigt sich bei den Kulturstaaten eine Tendenz zur Abkapselung gegen das barbarische Ausland, die jedoch nie verhindern konnte, daß die Barbaren sich in der Kriegstechnik auf die Höhe der Kulturvölker erhoben. Und indem bei
den Barbaren der Wunsch nach dem Reichtum der Kulturländer um so größer wurde, je mehr sie von ihm erfuhren, und in den Kulturländern die Wehrkraft
sank,je länger das Leben im friedlichen Wohlstand andauerte, erfolgte irgendwann der Einmarsch. Erstaunlicher als der Fall Roms ist das Nachleben der Kultur des Altertums. Was wäre Europa ohne die Antike?
Ego meum persolvi pensum et fessus lampada trado. Erasmus
V ANHANG
1. Herrscherlisten
a) Die Kaiser
Das erste Datum gibt die Erhebung zum Augustus oder Caesar. Das zweite Datum bezieht sich auf das Ende der Herrschaft, nicht unbedingt auf den Tod. Kaiser, deren Herrschaftsbereich sich verändert hat, und Frauen, die mit zwei Kaisern verheira-
tet waren, erscheinen mehrfach. Usurpatoren und Konkubinen sind kursiv gesetzt. QD steht für Heirat, (aD) bedeutet Verlóbnis. Die Zeiten der Herrschaftsunterbre-
chung bei Maximian, Attalus und Zeno sind nicht angegeben. Für die Zeit 284 bis 395 vgl. Kienast 1996. A. = Augusta. Westen
Gesamtreich
Osten
284—305 Diocletian (f 316?) ao Prisca (7 315) 284/285 285/286
Sabinus Julianus Amandus
285-310
Maximian
286-293
Carausius
293-296
Allectus
co Eutropia (T nach 325) 293/305-311 Galerius op Galeria Valeria
A. 308 (1315?) 293/305-306
Constantius I
297
Domitius Domitianus
& Helena A. 324 (T 330?)
297
Aurelius Achilleus (?)
& Theodora
298
Julianus
305/306-307
Severus
303
Eugenius
306-337
Constantin d. Gr.
305/310-313 Maximinus Daia
QD Minervina
@ Fausta A. 324 (1326) 306—312
Maxentius
@ Valeria Maximilla
308—324
(1312)
Licinius (T 325) (Ὁ Constantia
309-310 (?) | Domitius Alexander 313-324
Licinius (T 325)
Crispus (Caesar)
316
Aurelius Valerius Valens
co Helena
317-324
Licinius iunior
QD Constantia
317-326
(Caesar } 326)
611
1. Herrscherlisten
(324)-337 Constantin d. Gr. 324
Martinianus
(317)337-340 Constantin II
334
Calocaerus
(333) 337-350 Constans
335-337
Delmatius (Caesar)
337-361
Constantius II
(aD) Olympias 350-353
Magnentius
ap Eusebia (T 3 60?)
Gb Justina (1 388)
@
350-353
Faustina
Decentius (Caesar) (324/350)-361 Constantius II
350 350
Vetranio Nepotianus
355
Silvanus
351-354
Gallus (Caesar) Gb Constantina
355-360
Julian (Caesar) ap Helena (T 360) 361-363 Julian 363-364 Jovian a» Charito
364-375
Valentinian I
368
Οὐ Justina (T 388) Valentin (ian)us
375-383
Gratian
364-378
Valens & Albia Domnica
365-366
Procopius
Gb Marina Severa
a Constantia Οὐ Laeta
OD Artemisia
370—374
Firmus
366
Marcellus
375-392
Valentinian II
379-395
Theodosius I
οὐ Aelia Flavia Flaccilla
A. 384 (+386)
cp Galla (T 394) 383—388 384—388
Maximus Victor
(392)-395 Theodosius I 392—394
Eugenius
395-423
Honorius
co Maria (| 408) aD Thermantia (7 415)
395-408
Arcadius & Aelia Eudoxia A.
400 (T 404)
Pulcheria A. 414 (T 453) 406—407 407 407-411
Marcus Gratianus Constantin III
612
V. Anhang 408—450
Theodosius II ap Athenais/Eudokia
A. 423 (t 460) 409409411411413
410 Priscus Attalus (und 414-415) 411 Maximus (und 420-422) 412
413 Jovinus
?Heraclian Flavius Constantius Ill
421
423425-
Sebastianus
cp Galla Placidia A. 421 (1 450) 425
Johannes Primicerius
455
Valentinian III
αὐ Licinia Eudoxia A. 439 (T 493) 428
Pirrus 450—457
Marcianus
οὐ Pulcheria A. 414 (} 453) 455
455457-
Petronius Maximus
@ Licinia Eudoxia A. 439 (f 493) 456 461
Avitus Matorianus
457-474
Leo
& Aelia Verina A. 457?
(+484?) 461467-
465 472
Libius Severus Anthemius
aD Aelia Marcia Euphemia A. 467
Olybrius ab Placidia (f nach 480) Glycerius 473 474- 475 Nepos (} 480) 472
474
Leo(Il)
474-491
Zeno
& Aelia Ariadne A. 474 475- 476
Romulus Augustulus (T nach 507/511)
475-476
(1515)
Basiliskos
Gb Zenonis A. 475 (7 476) 475-476 479 484-488
Marcus Marcianus Leontius
491-518
Anastasius
& Aelia Ariadne A. 474
(+515)
518-527 Justin I
c Lupicina/Euphemia
A. 518 (1527?) 527-565 Justinian
ab Theodora A. 527 (7 548) 532
Hypatius
1. Herrscherlisten
613
b) Die römischen Päpste Nach Kelly 1986. Die vom Kaiser nicht anerkannten „Gegenpäpste“ erscheinen kursiv.
Caius
283-296
Hilarus
461-468
Marcellinus
296-304
Simplicius
468-483
Marcellus I Eusebius Miltiades
306-308 310? 311-314
Felix III Gelasius I Anastasius I
483-492 492-496 496-498
Silvester I
314-335
Symmachus Laurentius
498-514
Markus
336
98-499, 501-506
Julius I
337-362
Hormisdas
514-523
Liberius
352-366
Johannes I
523-526
Felix II
355-365
Felix IV
526-530
Damasus I
366-384
Dioscurus
530
Ursinus
366-367
Bonifatius II
530-532
Siricius
384-399
Johannes II von Kappadokien
533-535
Anastasius I
399-401
Agapetus I
535-536
Innocenz I
401-417
Silverius
536-537
Zosimus Eulalius
417-418 418-419
Vigilius Pelagius I
537-555 556-561
Bonifatius 1
418-422
Johannes III
561-574
Coelestin I
422-432
Benedikt I
575-579
Sixtus III
432-440
Pelagius II
579-590
Leo ld. Gr.
440—461
Gregor I d. Gr.
590—604
c) Die Patriarchen von Alexandria Nach Grumel 1958, 442 f. Kursiv erscheinen bis 378 Arianer, danach Monophysiten.
Theonas Petros I
Achilas
282-330 300-311
312
Alexander
?-328
Athanasios
328-373
Pistos Gregorios Georgios Lukios
336 oder 338 339 oder 341344 oder 348 357-361 365
Timotheos II Salophakiolos Timotheos II Ailuros
460-475
(zum 2. Mal)
475-477
Petros III Mongos
477
Timotheos II Salophakiolos
(zum 2. Mal) Johannes I Talaia Petros III Mongos (zum 2. Mal)
477-482 482 482-489
Athanasios II Kelites
489-496
Petros II
373-380
Johannes I
496-505
Lukios (zum 2. Mal)
375-378
Johannes II
505-516
Timotheos I
380-384
Dioskuros II
516-517
Theophilos Kyrillos
384-412 412-444
Timotheos III Paulos von Tabennesis
517-535 537-540
Dioskoros
444-451
Zoilos
540-551
614
V. Anhang
Proterios Timotheos II Ailuros
451-457 457-460
Apollinarios
551-570
d) Die Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel Nach Grumel 1958, 434 f, abweichende Daten bei Beck 1959, 803. Arianer kursiv.
Bischöfe
Patriarchen
Rufinos 284-293 Metrophanes 306/307-314 Alexander 314-337 Paulos I 337-339 Eusebios von Nikomedien 339-341 Paulos I (zum 2. Mal) 341-342 Makedonios I 342-346 Paulos I (zum 3. Mal) 346-352 Makedonios I (zum 2. Mal) 351-360 Eudoxios von Antiochia 360—370 Demophilos 370-380 Euagrios 370
Nektarios Johannes I Chrysostomos Arsakios Attikos Sisinnios I Nestorios Maximianos Proklos Flavianos Anatolios Gennadios I Akakios
381-397 398—404 404—405 406—425 426—427 428—431 431—434 434—446 446—449 449—458 458—471 472—489
Gregor von Nazianz
Fravitas
489—490
Euphemios Makedonios II Timotheos I Johannes II von Kappadokien Epiphanios Anthimos
490-496 496-511 511-518 518-520 520-535 535-536
Menas
536-552
Eutychios
552-565
Maximos
379-381
380
e) Die Perserkönige Nach Nóldeke 1879, 434; PLRE I pass. ; 11 1338; Frye 1984, 361.
Artaxerxes (Ardashir) I 226-242 Sapor (Shapur) I 240-272 Hormisdas (Hormizd) I 272 Varanes (Varahran/Bahram) I 273-276 ^
Varanes II
276-293
Varanes III Narses (Narseh) Hormisdas II Sapor II Artaxerxes II
293 293-302 302-309 309-379 379-383
Sapor III Varanes IV Isdigerdes (Yazdagird) I Varanes V (Bahram Gor)
Isdigerdes II Hormisdas Ill Perozes Valas (Valash) Kabades (Kavad) I Chosroes I (Khusro Anosharvan)
383-388 388-399 399-421 421—439
439-457 457-459 459-484 484-488 488-531 531-579
2. Stammtafeln a) Die Tetrarchie
?
Romula
a
DIOCLETIAN
|
ὦ
A. 284-305
?
?
?
MAXIMIAN
Prisca
1315
? .
1
? Eutropia
ὦ
|
A. 286-305
Theodora
ὦ
.
[337
2
ὦ CONSTANTIUSI C. 293 A. 305-306
Q
Qo
1
GALERIUS
ὦ Valeria
C. 293 A. 305-311
H 315
Anastasia
Candidianus
Fausta T 326
+ 313 ?
Valeria Maximilla
MAXIMINUS DAIA
[9512
€ |
i»
1:
Afranius Hannibalianus
1
(a)
Helena t 330 Ὁ
upafpnuwoS 'z
?
CONSTANTIN d. Gr. A. 306-337
MAXENTIUS A. 306-312
C. 305 A. 309-313
d
+ 312
$19
Romulus
+ 309
b) Die constantinische Dynastie
δὶ
?
?
?
?
EN
Afr. Hannibalianus a»! Eutropia? ὦ
MAXIMIAN
|
A. 286-305
Helena (©) 'CONSTANTIUS 1^a Theodora
pem]
1330?
|
A. 305-306
Minervina (a)! CONSTANTIN I ^a Fausta |
A. 306-337
T 326
U. 306-312
Helena ὦ CRISPUS
| x
MAXENTIUS
C. 317-326
|
uM
Dalmatius
|
Hannibalianus
^
u
N
Eutropia oo Virius Nepotianus (?)
5 B
od
|
DALMATIUS
Constantia
οὐ LICINIUS
C. 335-337
|
Bassianus
ὦ Anastasia
A. 308-324
Jul. Iulianus
,
Hannibalianus
R. 335-337 CONSTANTIN A. 337-340
II
Galla
«o
& | "Constantin?
o
GALLUS
CONSTANS
Q
|
+ 354
A. 337-350
Iul. Constantius^
| 337
PPO des Licinius
JUL. NEPOTIANUS
|
a»
L
U. 350
Basilina
[
.
Eusebia
| 6351-354
t Helena + 360
ὦ JULIAN A. 361-363
ῳ
Laeta
2
NE
-
ὦ
' 3 7-
us Π
3
ὦ
^GRATIAN ! a Constantia A. 375-383
T 383
.
Faustina
2. Stammtafeln
617
c) Die arsakidischen Könige Armeniens (Daten nach PLRE II und D. Lang in Cambridge History of Iran III, 1983, 518,
Chronologie unsicher)
TIRIDATES II
TIRIDATES um 298 - um
III/IV
ὦ
Asichene
330
CHOSROES (Khusrau Kotak) II à»
©
330-338
TIGRANES 338-351
(TIRAN)
Pharandzem
V/VII
©
| 351-367
| |
PAPA
|
369-374
|
| |
a
Zermanducht
| ARSACES (ARSHAK) II /IV 380-389 letzter róm. Klientelkônig
| | | | |
CHOSROES 386-392
Olympias
(+ 355)
|
| | | |
VARAZDATES 374-380
Ablabius PRO, cos. 331
ὦ ARSACES (ARSHAK) II/III ὦ
T
Anop
©
(KHUSRAU)
II]
VALARSACES 378-386
d) Die theodosianische Dynastie ON
OS
Thermantia
mE Honorius a» Maria
a
Theodosius
M. + 376
Serena
A. 364-375
1 | 2 oo THEODOSIUSI ὦ
Flaccilla
|
Thermantia
Iustina oo ^ VALENTINIAN
A. 379-395
οὐ
T 408
[ Galla
] VALENTINIAN
|
Marina Severa
II
GR ATIAN
|
À. 375-392
1
2
A. 375-383
Stilicho
Athavulf a» Galla Placidia ὦ
FLAVIUS CONSTANTIUS
M. T 408
R.. f 415
Α. 421
|
a a
{450
III
Theodosius
|
ἢ
;
Thermantia
|
o HONORIUS
Bauto
| «a
Maria
| MARCIAN
o Pulcheria
A. 450-457
ὦ
Eudoxia
>
Fa
où
|
M
THEODOSIUS À. T 450
Arcadius
ARCADIUS
x
A. 395-408
A. 395-423
Eucherius
|
Flaccilla
II « Athenais-Eudocia
| Flaccilla
Arcadia
Marina
|
Licinia-Eudoxia
ó VALENTINIAN III A. 425-455
Eudocia ὦ HUNERICH
R. f 484
Iusta Grata Honoria ^ ATTILA R. f 453
e) Theoderich und Justinian
THEODEMIR
(®) Erelieva
R. Got. 465?-474
|
1
THRASAMUND R. Vand. 496-523
|
Audefleda © THEODERICH
(®) |
R. Got. 471-526
cos. 519
Q THEODAHAT
. HERMINEFRID
R. Got. 534-536
Amalasuntha
ὦ
|
| (R. Got.) 526-534
SIGISMUND R. Burg. 516-523
Euphemia
a
R. Got. 536-540
1
Matasuntha
2
Theodegotha ὦ
©
«a Amalaberga
|
A. 518-527
|
2
ALARICH II R. Got. 484-507
ὦ JUSTINI
G ὦ Vigilantia WITIGIS
ὦ
— R. Thuring.
|
doo
ATHALARICH R. Got. 526-534
1
|
Areagni
a
Amalafrida
|
|
Eutharich
2
|
2
R. Franc. 482-511
©
Q ὦ Sabbatius |
|
|
JUSTINIAN ὦ Theodora A. 527-565
οὖ Germanus
| + 550
Germanus
JUSTIN Il A. 565-578
Sittas
M.
a» Komito
539
619
| CHLODWIG
2
ujafouuviS 'z
VIDEMER R. Got. 451?-473?
VALAMER R. Got. 4477-465?
620
V. Anhang
f) Legende Gaudentius GRATIAN MAXIMIAN
fett: Inhaber eines hohen rómischen Offiziersranges Versalien: Kaiser (A.), Usurpator (U.), Caesar (Caes.) oder König (R.) fett und Versalien: Kaiser (etc.), der zuvor Offizier war
Triarius lustin 1.2 Passara 7 O0 -
unterstrichen: barbarischer Herkunft 2: kommt auf dieser Tafel zweimal vor Pfeil: weitere Verwandte bekannt Frau, Mann unbekannten Namens Heiratsabsicht nicht verwirklicht
Verwandtschaftsgrad ungewiß weitere Nachkommen bekannt
i À.
adoptiert Augustus
Bf. C.
Bischof comes rei militaris
Caes.
Caesar
cos.
consul ordinarius
CSL.
comes sacrarum largitionum
M. MO. PPO.
magister militum magister officiorum praefectus praetorio
PUC.
praefectus urbis Constantinopolitanae
PUR
praefectus urbis Romae
R. U.
rex Usurpator
Die Tafel soll lediglich die Versippung zwischen militárischen Führungsfamilien verdeutlichen, verzichtet daher auf Vollständigkeit. Alle aufgeführten Personen sind irgendwie miteinander versippt.
b) Die spätrömische Gesellschaft Constitutio
Mommsen, Strafrecht
Amm. XIV 7,1
Ränge der
Strafordnung
Antoniniana
1899, 1035
CTh. X 12,2 (370?)
Notitia
von 412
212
CTh. VII 18,1 (365)
CTh. XIII 5,5 (326)
Dignitatum
CTh. XVI 5,52
illustres
illustres
50 Pfund
spectabiles senatores [ clarissimi
40 Gold 30 20
honorati (potentes, possessores, nobiles)
| spectabiles ZEN | clarissimi perfectissimi
Reichsadel
- honestiores | curiales (decuriones)
dediticii (laeti, liti)
- negotiatores plebei L circumcelliones
5 5 F Stadtvolk 10 Pfund Silber
t Stadtadel
—
- humiliores
plebei | (negotiatores, provinciales) | .
coloni servi
30 20 5
r coloni liberi
[ adscripticii
Landvolk
L- coloni
|
Prügel
servi
Ic9
cives Romani
- sacerdotales principales - decuriones
nd rd 3 à
4. Zeittafel
212 213 224 235 248 250 251 257 259 260 271 272 273 284 285 286 287 288 293 296 301 303 305
306
Constitutio Antoniniana.
Erstes Auftreten der Alamannen unter Caracalla. Beginn der Sassanidenzeit in Persien. Severus Alexander ermordet. Maximinus Thrax erster „Soldatenkaiser“.
Tausendjahrfeier Roms unter Philippus Arabs. Christenverfolgung des Decius.
Decius fällt bei Abrittus gegen die Goten. Erste Nennung der Franken. Kriegszug nach Spanien. Gallisches Sonderreich unter Postumus. Christenverfolgung Valerians. Valerian von Sapor I gefangen. Palmyrenisches Sonderreich unter Odainathos. Fall des obergermanisch-raetischen Limes unter Gallienus. Legalisierung des Christentums. Aurelian räumt Dakien. Aurelian zerstört Palmyra. Aurelian besiegt Tetricus, Ende des gallischen Sonderreiches. Diocletian in Nicomedia zum Augustus ausgerufen. Diocletian erhebt Maximian zum Caesar. Bagaudenaufstand in Gallien.
Maximian wird Augustus des Westens. Erhebung des Carausius in Britannien. Friede mit Perserkönig Varanes Il.
Constantius I und Galerius werden zu Caesaren erhoben. Carausius von Allectus beseitigt. Constantius I erobert Britannien. Hóchstpreisedikt Diocletians. Beginn der Christenverfolgung. Diocletian und Maximian danken ab. Constantius (Westen) und Galerius (Osten) werden Augusti, Severus (Westen) und Maximinus Daia (Osten) Caesaren. Constantius stirbt in York. Das Heer ruft seinen Sohn Constantin zum Augustus aus. Er gestattet den christlichen Gottesdienst. In Rom erhebt sich der Sohn Maximians, Maxentius.
307
308
Galerius ernennt Severus zum Nachfolger für Constantius. Erfolglose Angriffe des Severus und Galerius auf Maxentius. Er gestattet ebenfalls den christlichen Gottesdienst. Constantin heiratet Maximians Tochter Fausta. Kaiserkonferenz von Carnuntum, Licinius wird Augustus. Constantin als Caesar anerkannt. Usurpation des Domitius Alexander in Africa.
4. Zeittafel 310 311 312 313 314 316 324 325 326 328 330 335 336 337
340 348 350
623
Maximian von Constantin hingerichtet. Toleranzedikt und Tod des Galerius. Constantin besiegt Maxentius an der Milvischen Brücke.
Licinius besiegt Daia. Constantin und Licinius in Mailand. Synode von Arles. Constantin besiegt Licinius und nimmt ihm Illyrien. Constantin besiegt Licinius bei Adrianopel und Chrysopolis. Constantin Alleinherrscher. Erstes Ökumenisches Konzil von Nicaea. Crispus und Fausta getötet. Athanasios wird Patriarch von Alexandria. Einweihung von Konstantinopel. Tricennalienfeier Constantins. Angriff des Perserkónigs Sapor II. Taufe und Tod Constantins. Nachfolger werden seine Sóhne Constantin II (Gallien); Constans (Italien), Constantius II (Orient) und ihr Vetter Dalmatius (Illyricum), der ermordet wird; sein Gebiet kommt an Constans. Constantin II bricht in Italien ein, fállt aber bei Aquileia.
Sapor II vor Singara geschlagen. Constans in Gallien von Magnentius gestürzt; in Illyrien erhebt sich Vetranio, in Rom Nepotianus.
351
Gallus wird Caesar im Osten. Magnentius unterliegt Constantius II bei Mursa.
353 354 355 357 359 360 361 362 363 364 365 365-366 368-371 370-375 375
376 378 379
Tod des Magnentius. Gallus abgesetzt und hingerichtet. Usurpation des Silvanus in Kóln. Julian wird Caesar für Gallien. Sieg Julians über die Alamannen bei Straßburg. Rombesuch des Constantius. Sapor Il erobert Amida. Erhebung Julians durch das Heer zum Augustus in Paris. Constantius stirbt.
Edikt Julians gegen die christlichen Rhetoren.
Julian fällt auf dem Perserfeldzug. Jovian wird Augustus. Jovian stirbt. Valentinian wird Augustus und ernennt seinen Bruder Valens zum Augustus des Ostens. Kampf in Rom um den Bischofsstuhl zwischen Damasus und Ursinus. Usurpation des Procopius in Konstantinopel. Zaubereiprozesse gegen Senatoren in Rom.
Aufstand des Firmus in Africa. Valentinian stirbt. Nachfolger werden seine Sóhne Gratian (Gallien) und Valentinian II (Italien). Valens nimmt die von den Hunnen bedrángten Westgoten über die Donau. Valens verliert bei Adrianopel Schlacht und Leben. Theodosius I von Gratian zum Augustus des Ostens erhoben. Gratian verbietet die nicht-nicaenischen Glaubensrichtungen.
V. Anhang
624 380 381 382
383 384
Theodosius befichlt die Annahme des katholischen Glaubens. Zweites Okumenisches Konzil in Konstantinopel. Verstaatlichung der Einkünfte der rómischen Staatskulte durch Gratian.
Theodosius siedelt Goten als foederati an der Donau an. Gratian in Gallien von Maximus gestürzt. Streit um die Victoria in der Senatscurie.
Symmachus Stadtpráfekt in Rom; Themistios Stadtpräfekt in Konstanti385 386 387 388 390 391 392
nopel. Priscillian hingerichtet. Streit um die Basilica Portiana in Mailand. Aufstand in Antiochia. Theodosius besiegt Maximus. Gallien kommt an Valentinian II, geleitet von dem fránkischen Heermeister Arbogast. Aufstand in Thessalonike. Ambrosius zwingt den Kaiser zur Kirchenbuße. Serapeion in Alexandria zerstórt. Selbstmord Valentinians II. Arbogast erhebt den Rhetor Eugenius zum Augustus.
393 394 395
398 399-400 402 405 407
Letzte heidnische Feste in Rom. Letzte Olympische Spiele. Theodosius besiegt Eugenius am Frigidus (Wippach).
Theodosius stirbt. Nachfolger werden seine Sóhne Honorius im Westen und Arcadius im Osten. Die politische Führung des Westreiches übernimmt Stilicho. Gildo in Africa niedergeworfen. Germanen-Aufstand unter Tribigild und Gainas in Kleinasien.
Stilicho besiegt Alarich bei Pollentia. Der Hof wird von Mailand nach Ravenna verlegt.
Stilicho besiegt den Goten Radagais bei Faesulae. Einbruch der Vandalen, Alanen und Sweben über den Rhein nach Gal-
lien. Usurpation von Constantin III in Britannien und Gallien. 408 409 410 411 415 417 421 423 425
Tod des Arcadius. Nachfolger wird sein Sohn Theodosius II. Sturz Stilichos. Vandalen und Sweben besetzen Spanien. Alarich erhebt Attalus zum Gegenkaiser.
Alarich erobert Rom. Fl. Constantius besiegt Constantin III. Hypatia in Alexandria ermordet. Heirat des Fl. Constantius mit Galla Placidia. Fl. Constantius wird Mit-Augustus und stirbt. Honorius stirbt. Johannes (primicerius notariorum) zum Kaiser ausgerufen.
Johannes in Ravenna von Truppen des Ostreiches gestürzt. Valentinian III, Sohn der Galla Placidia und des Constantius, wird Augustus des We-
stens. 429 430 431
Übergang der Vandalen unter Geiserich nach Africa. Augustin stirbt bei der Belagerung von Hippo. Aëtius wird Reichsfeldherr im Westen. Ökumenisches Konzil zu Ephesos.
4. Zeittafel 438 443 450 451
625
Publizierung des ‚Codex Theodosianus‘. Aëtius siedelt die von den Hunnen bei Worms geschlagenen Burgunder in Savoyen an. Theodosius II stirbt, Nachfolger im Osten wird Marcian. Mit Hilfe der Westgoten besiegt Aëtius die Hunnen unter Attila auf den Katalaunischen Feldern. Das Vierte Ökumenische Konzil von Chalkedon verurteilt den Monophysitismus.
452 453 454 455
Attila plündert Aquileia und Mailand. Tod Attilas. Valentinian III tótet Aétius. Valentinian III getötet, Petronius Maximus wird Nachfolger im Westen. Die Vandalen plündern Rom, Petronius Maximus kommt um.
In Gallien wird mit westgotischer Unterstützung Avitus Kaiser und zieht nach Rom. 456
Avitus geht zurück nach Gallien und wird bei Placentia vom Heermeister
457
Rikimer geschlagen. Maiorian von Rikimer zum Kaiser erhoben.
Leo I wird nach dem Tode Marcians Augustus des Ostreichs. 460 461 465 466 467 468 471 472
Der Angriff Maiorians gegen die Vandalen scheitert. Maiorian von Rikimer gestürzt. Sein Nachfolger ist Libius Severus. Libius Severus stirbt.
Eurich wird König der Westgoten. Leo I entsendet Anthemius als Westkaiser.
Ein großangelegter Vandalenfeldzug scheitert. Leo tötet die Heermeister Aspar und Ardabur. Rikimer stürzt Anthemius und erhebt Olybrius zum Kaiser; alle drei ster-
ben. 473
Der Neffe und Nachfolger Rikimers, Gundobad,
macht Glycerius zum
Westkaiser.
474 475
Leo entsendet Nepos als Westkaiser. Tod Leos I; Nachfolger wird Zeno. Zeno von Basiliskos verdrängt.
Der Heermeister Orestes setzt Nepos ab und macht seinen Sohn Romulus zum Augustus.
476
Odovacar besiegt Orestes und setzt Romulus ab. Ende des weströmischen Kaisertums. Zeno stürzt Basiliskos.
477 480 486 489 491 493
Geiserich stirbt, sein Sohn Hunerich wird Vandalenkönig. Nepos in Dalmatien ermordet. Chlodwig besiegt Syagrius bei Soissons.
497(?) 500 507 518
Theoderich zieht im Auftrage Zenos nach Italien. Zeno stirbt, Nachfolger im Osten wird Anastasius. Theoderich tötet Odovacar in Ravenna. Taufe Chlodwigs. Rombesuch Theoderichs.
Chlodwig siegt über Alarich II bei Vouille. Pyrenäengrenze. Anastasius stirbt. Nachfolger im Osten wird Justin
1.
626 524 526 527 529
V. Anhang
Theoderich läßt Boëthius wegen angeblichen Hochverrats hinrichten. Theoderich stirbt in Ravenna. Justin I stirbt. Nachfolger wird sein Neffe Justinian. Justinian schließt die Akademie in Athen. Benedikt gründet das Kloster von Monte Cassino.
532 533 534
535 537 537/538 540 546 552 554 557(?) 562 565
Friede mit Perserkönig Chosroes I. Nika-Aufstand in Konstantinopel. Belisar erobert das Vandalenreich. ‚Corpus luris Civilis' publiziert.
Die Franken erobern das Burgunderreich. Beginn der Rückeroberung Italiens durch Belisar.
Hagia Sophia eingeweiht.
Belisar in Rom durch die Goten belagert. Belisar gewinnt Ravenna. Zerstörung von Antiochia durch Chosroes 1. Totila erobert Rom. Narses besiegt Teja am Mons Lactarius.
Eroberung des spanischen Südens durch die Byzantiner. Justinian stiftet das Sinai-Kloster. Friede mit Persien.
Tod Justinians.
5. Abkürzungen
Abkürzungen vom Typus „Jones 1964, 1068“ bezeichnen das im betreffenden Jahr erschie-
nene Buch des genannten Autors (ersichtlich aus dem Literaturverzeichnis, s. u.) und die Seite oder Spalte. Bei Doppelzahlen, z. B. 1952/88, bedeutet die erste Zahl (1952) die Abfassung, die zweite (1988) das Erscheinen des zitierten Textes. Nicht aufgenommen sind umgangsprachliche Abkürzungen (zum Beispiel: „z. B.") und fachüblich gekürzte Werke antiker Autoren,
zum Beispiel: Tac. hist. = Tacitus, historiae. Die unten nicht aufgeführten abgekürzt zitierten Quellen zur Spätantike sind über das alphabetische Quellenverzeichnis oder das Register aufzuschlüsseln. Abkürzungen vom Typus „IIl 1,5" hinter dem Namen eines antiken Autors
bezeichnen Buch (III), Kapitel (1) und Paragraph (5). Ausführliche Sammlungen von Abkürzungen altertumswissenschaftlicher Zeitschriften, Reihen und Corpora bietet der Vorspann
zu jedem Band der Année Philologique, sowie: A. H. M. Jones, The Later Roman Empire, 1964 III, S. 392 f (auch Quellen)
P. Rosumek, Index des Périodiques dépouillés dans la Collection de Bibliographie classique et Index de leurs Sigles. Supplément à l'Année Philologique tome LI. 1982 1.5.
Wellington,
Dictionary
of Bibliographic
Abbreviations
Found
in the Scholarship of
Classical Studies and Related Disciplines. 1983 Thesaurus Linguae Latinae, Index librorum, 5. Aufl. 1990
The Oxford Classical Dictionary 3. Edition 1996, S. XXIX ff. Der Neue Pauly XIII 1999, S. XX1ff.
AA...........
Archäologischer Anzeiger, 1906 ff
AAntHung
Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungariae, 1951 ff
......
ABAW.........
Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (München) Abh. AdW Berlin . . . Abhandlungen der preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin
Abh. d. preuB. AAW . idem AC........... L'Antiquité Classique, 1932 ff
Acta Conc. Oec.. . . . Actaconciliorum oecumenicorum, ed. Ed. Schwartz, 1928ff ActaMax........ Acta Maximiliani (s. Pucciarelli 1987) AdW.......... Akademie der Wissenschaften AE...........
Année epigraphique, 1888 ff
ad. .......... AJA..... esses AJAH ......... AJPh..........
De aedificiis (Werk des Procopius von Caesarea) American Journal of Archeology, 1897 ff American Journal of Ancient History, 1976 fF American Journal of Philology, 1880ff
AKG..........
Archiv für Kulturgeschichte 1903 ff
a.m... en anno mundi Am. Hist. Rev. . . . . American Historical Review, Amm. ......... Ammianus Marcellinus
1895 ff
Ann.Rav........
Annales Ravennates
An.reb.bell......
Anonymus de rebus bellicis
ANRW.........
Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt, 1972ff (Sammelwerk, s. Vogt, Fs.)
Ant. Afr.........
Antiquités Africaines, 1967 ff
Ant. Class...
L'Antiquité Classique, 1932 ff
.....
628
V. Anhang
Anthologia Graeca Anthologia Latina, ed. A. Riese u. a., 1894 ff
Antiquité Tardive, 1993 ff apologia contra Arianos (Werk des Athanasios) Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete, 1900 ff Apostelgeschichte des Lukas Atti dell’ Accademia Romanistica Costantiniana, Perugia/Spello, 1972/75 ff
. Archäologisches Korrespondenzblatt, 1833 fF AUA
........
Antike und Abendland, 1945 fF
Auctores Antiquissimi (Reihe der MGH) Augustinus Ausonius
Basilius der Große Bulletin of the American Schools of Oriental Research in Jerusalem and Baghdad, 1919ff Bibiliothek der Alten Welt, Artemis, 1949ff Bulletin de correspondance hellénique, 1877ff Band Bischof
De bello Gallico (Werk Caesars) Bellum Gothicum (Werk Prokops) Bibliotheca Hagiographica Graeca, 1957 ff Bibliothek der griechischen Literatur, Stuttgart 1971 ff Bonner Jahrbücher, 1842 ff Bibliothek der Kirchenväter, hrsg. von ©. Bardenhewer u.a. 1. Aufl. 1869 ff, 2. Aufl. 1911 ff
Blockley ed. British Museum Catalogue. Coins of the Roman Empire in the British Museum, ed. H. Mattingly u. a., 1923ff
BP.........
Bellum Persicum (Werk Prokops)
BRGK.......
Breviarium Alaricianum Berichte der Rómisch-Germanischen Archäologischen Instituts, 1904 fF
Kommission
des Deutschen
Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana, Leipzig und Stuttgart Bellum Vandalicum (Werk Prokops) Byzantinische Forschungen, 1966 ff Byzantinische Zeitschrift, 1892ff carmen
Cambridge Ancient History, 1923 ff canon Candidus Corpus Christianorum, 1954 fF
Contra Celsum (Werk des Origenes) De civitate Dei (Werk Augustins) Cedrenus
clarissima femina Corpus fontium historiae Byzantinae, 1967 ff
chapter L. Mitteis u. U. Wilcken, Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde, 1912
Chronica Minora, ed. Th. Mommsen, 1892 ff (Chron. Min.I, II, III = MGH
Auct. Ant. IX, XI, XIII)
5. Abkürzungen
CIC
629
Chronicon Paschale Corpus luris Civilis
Corpus Inscriptionum Graecarum, 1828 ff Corpus [nscriptionum Latinarum,
1862 ff
Classical Journal, 1905 ff Codex Justinianus Classica et mediaevalia, 1938 ff
CLRE.........
Consuls of the Later Roman Empire, s. Bagnall 1987 Cambridge Mediaeval History, 1911 ff
Codex codices
Collectio Avellana Collatio Mosaicarum et Romanarum legum Consularia Constantionopolitana, in den Chronica Minora 1, S. 196— 247 Const.
Const.
Constitutiones Apostolicae
CIC Il p. 4
Const. AE£ÓOXEV . . . CIC I p. XVIII (= Const. Tanta) Const. Deo Auctore. . CIC I p. XIII und CJ. I1 17,1 Const. Haec...... CIC II p. 1 Const. . CICI p. XXXVIII (nicht paginiert) Const. Lugd.. . .... Constantius Lugdunensis
. CICIp. XV . CIC H p. 2
CIC I p. XVIII und CJ. 117,2 De caeremoniis aulae Byzantinae (Werk des Constantinus VII Porphyrogenitus)
Consul ordinarius Clavis Patrum Graecorum
De Consolatione Philosophiae (Werk des Boethius) Classical Philology, 1906 ff
The Classical Quarterly, 1907 fF The Classical Review, 1887 fF
comes rei privatae
California Studies in Classical Antiquity, 1968 ff Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum, 1866 fF Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae, 1828-97 comes sacrarum largitionum
Contra Symmachum (Werk des Prudentius) CTh
Codex Theodosianus
Dictionnaire d'archéologie chrétienne et de liturgie, ed. F. Cabrol u. a., 1907-1953
Derselbe Autor Inscriptiones Latinae selectae, ed. H. Dessau, 1892-1916 Dialogues d'histoire ancienne, 1975 s. ILCV
Digesten (im CIC Band I)
Deutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft, 1921 ff Der Neue Pauly 1996 ff Dumbarton Oaks Papers, 1941 ff ebenda edidit Edictum Diocletiani
630
V. Anhang
edd.
..........
Ed. Theod.
......
Engl. Hist. Rev...
ediderunt Edictum Theodorici
. . English Historical Review, 1886ff
ep. ees
epistola, epistolae
Epit. .......... [1:0 ........
Epitome de Caesaribus (Werk im Corpus des Aurelius Victor) De errore profanarum religionum (Werk des Julius Firmicus Maternus)
etyn. ......... Euch... ........
Etymologiae sive Origines (Werk des Isidorus Hispalensis) Eucharisticus (Werk der Paulinus von Pella)
Eug. ..........
Eugippius
Eus.. .......... Eutr. ..........
Eusebios von Caesarea Eutropius
Ev............
Evangelium
EXC.
Excerpta des Constantinus Porphyrogenitus
..........
Exp. ..........
Expositio totius mundi (Werk des Junior)
Fasc.
Fasciculum
. .........
FgrHist.
. .......
Die Fragmente der griechischen Historiker, ed. F. Jacoby, 1923 ff
FHG..........
Fragmenta historicorum Graecorum, ed. C. u. Th. Müller, 1841—70
FIRA. .........
Fontes luris Romani Anteiustiniani; ed. S. Riccobono, 1940 ff
Fl
Flavius
...........
1 En Fo+Fo ........
Florilegium (Werk des Johannes Stobaios) Forschungen und Fortschritte, 1925 ff
|
fragmentum
...........
Fs. ........... GES
..........
Festschrift Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte.
Herausgegeben von der Kommission
für spätantike Religionsge-
schichte der AdW Berlin, 1897 ff
GD........... GDV.......... nn Ges. Schr. ....... Get. .......... Gnom. Vat. ......
De gubernatione Dei (Werk Salvians) Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit (Reihe von Übersetzungen in den MGH) Gesammelte Schriften Getica (Werk des Jordanes) Gnomologium Vaticanum, ed. L. Sternbach, 1963
GRBS
Greek, Roman and Byzantine Studies, 1958 ff
.........
GWU ......... Gymn..........
Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 1950fF Gymnasium. Zeitschrift für Kultur der Antike und humanistische Bildung, 1890 ff
HA
Historia Arianorum (Werk des Athanasios)
..........
HA .......... HdA .......... HE........... hex.
..........
HF...........
Hg.
..........
Historia Arcana (Werk Prokops) Handbuch der Altertumswissenschaft, 1892 ff Historia Ecclesiastica (Werke von Euagrios, Eusebios, Nikephoros. Rufinus, Socrates, Sozomenos, Zacharias) Hexaemeron (Sechstagewerk, Schrift des Ambrosius) Historia Francorum (Werk des Gregor von Tours)
Herausgeber
Hist. ac.
. . . . . ...
Historia acephala
hist. Ar. Hist.Jb.
. ....... . .......
Historia Arianorum (Werk des Athanasios) Historisches Jahrbuch, herausgegeben im Auftrag der Górres-Gesellschaft, 1880ff
HL...........
Historia Lausiaca (Werk des Palladios)
hom........... HR ..........
homilia (Predigt) Historia Religiosa (Mônchsgeschichte des Theodoret)
HR .......... HThR .........
History of Religions, Chicago 1973 Harvard Theological Review, 1908 ff
5. Abkürzungen HZ........... ICUR ......... ILCV..........
Historische Zeitschrift, 1859 ff Inscriptiones Christianae Urbis Romae, 1857 fF Inscriptiones Latinae Christianae Veteres; ed. E. Diehl 1925/61
Inst.
..........
Institutiones im CIC
inst.
..........
Institutiones von Lactanz und Cassiodor
JAC .......... Jak. .......... JAW ..........
631
Journal of Ancient Christianity (= ZAC) Jakobus-Brief im NT Jahresbericht über die Fortschritte der
Altertumswissenschaft,
1873 ff
Jb............
Jahrbuch
Jbb............
Jahrbücher
JbAC..........
Jahrbuch für Antike und Christentum, 1958 ff
JDAI..........
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, 1886 fF
JEH. ..........
Journal of Ecclesiastical History, 1950fF
Jes............
Jesaja-Buch im Alten Testament
JHS .......... JNG .......... JOAI.......... Joh. .......... Jos. Styl......... JRA ..........
Journal of Hellenic Studies, 1880 ff Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte, 1949 ff Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts, 1898 ff Johannes-Evangelium Josua Stylites Journal of Roman Archeology, 1988 ff
JRS...........
Journal of Roman Studies, 1911 fF
JRGZM
Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, 1954 ff
........
JThHS.......... Just. nov. .......
Journal of Theological Studies, 1899 ff Justinianus, Novellae (im CIC Band III)
kat.
..........
Katastasis (oratio) des Synesios
Kg.
..........
König
Ks............ Lat. Veron... . ....
Kaiser Laterculus Veronensis
Lc...........
loco citato
LdM .......... LH...........
Lexikon des Mittelalters, 1999 Goethe, Ausgabe letzter Hand, 1827fF
Lib... ......... Lk............ Lyd. ..........
Libanios Lukas-Evangelium Johannes Lydos
Macr.
.........
Macrobius
Mag. -......... mag. mil. .......
De magistratibus (Werk des Lydos) magister militum
mag. off...
magister officiorum
......
Mal. .......... Johannes Malalas math. ......... Mathesis (Werk des Firmicus Maternus) MDAL(A/R/I) . . . . Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts (Athen/Rom/ Istanbul), 1876 ff/1886 ff/ 1933 ff MEFR.........
Mélanges d'archéologie et d'histoire de l'École française de Rome, 1881 ff
Mem. de la soc. nat.
des ant. de France . . . Memoires de la Société nationale des antiquaires de France, 1817 ff Men........... mens. .........
Menander Protector De mensibus (Werk des Lydos)
MEW MGH
Karl Marx u. Friedr. Engels, Werke, 1962ff Monumenta Germaniae Historica, 1826 ff
......... .........
MGHAA ....... MGH Auctores Antiquissimi MGH gest. pont. Rom. MGH; Gesta pontificum Romanorum MGH SS rer. Germ.. . MGH, Scriptores rerum Germanicarum
V. Anhang
632
MGHSS rer. Lang. . . MGH; Scriptores rerum Langobardicarum MGHSS rer. Mer. .. MGH, Scriptores rerum Merovingicarum
MIOG.........
Mitteilungen des Instituts für Osterreichische Geschichtsforschung, 1880 ff
mis. .......... Mon...........
Misopogon (Werk Julians) De Monarchia (Werk Dantes)
Mon. Anc........
Monumentum Ancyranum. Res gestae divi Augusti
MOT. .......... MP........... m.P........... Mt. .......... Mus. Helv. ......
Moralia (Schriften Plutarchs) De mortibus persecutorum (Werk des Lactanz) mit (den dort angegebenen) Parallelstellen Matthäus-Evangelium Museum Helveticum. Schweizerische Zeitschrift für klassische Altertumswissenschaft, 1944 ff
Nachr. AdW Gött.
. . Nachrichten der AdW in Göttingen, 1845 ff
NC........... Numismatic Chronicle, 1838 ff ND (occ./or.) . . ... Notitia dignitatum in partibus occidentis/orientis ND........... Nachdruck NF. .......... Neue Folge NH
Nic.
..........
Naturalis Historia des älteren Plinius (zitiert nach Tauchnitz, bzw.
..........
Tusculum) Nicephorus Callistus
Not. Const. ......
Notitia Urbis Constantinopolitanae
Nov........... Nov. Anthem...... Nov. Just. ....... Nov. Maior.. ..... Nov. Marc. ...... Nov. Sev. ....... Nov. Theod. ..... Nov. Val. ....... N.Riv.Stor. .....
Novella, d. h. Nachtragsgesetz (Bd. II des Codex Theodosianus und Bd. III des Corpus luris Civilis) Novella Anthemii (im CTh Band II) Novella Justiniani (im CIC Band III) Novella Maioriani (im CTh Band II) Novella Marciani (im CTh Band Il) Novella Libii Severi (im CTh Band II) Novella Theodosii II (im CTh Band II) Novella Valentiniani III (im CTh Band II) Nuova Rivista Storica, 1917 ff
NS........... NT...........
Nova Series Novum Testamentum
ob. Theod.. . ..... OCT..........
De obitu Theodosii (Werk des Ambrosius) Oxford Classical Texts
OGIS
Orientis Graeci inscriptiones selectae; ed. W. Dittenberger,
.........
1903-
1905
Opt. Porph. . ..... OT. ...........
Optatianus Porphyrius oratio
Oros.. .........
Orosius, Historia adversum paganos
Po n n Bm Paneg. ......... Pap. Giss. .......
pagina Panegyrici Latini Papyrus Gissensis
PAPRS ......... Pap. Oxy. .......
Proceedings of the American Philosophical Society The Oxyrhynchus-Papyri; ed. Grenfell, Hunt etc. 1898 ff
Patria
.........
Th. Preger, Scriptores Originum Constantinopolitanarum, 1901/1907
Paul. Med........ Paul. Pell. .......
Paulinus Mediolanensis, d. h. von Mailand Paulinus Pellaeus, d. h. von Pella
PCPhS......... Petr. Patr. .......
Proceedings of the Cambridge Philological Society, 1882 ff Petrus Patricius
PG........... Philol. Woch. . .... Philost. ........
Patrologia Graeca; ed. J. P. Migne, 1857 fF Berliner Philologische Wochenschrift, 1881 ff Philostorgios
5. Abkürzungen
633
Phoenix ........
The Phoenix. Journal of the Classical Association of Canada, 1946ff
Phoe.bibl........ PL...........
Photius, Bibliotheca Patrologia Latina; ed.J. P. Migne, 1844 ff
PLRE
Jones, A. H. M. u. a., The Prosopography of the Later Roman Em-
.........
pire, — Bd. I 1975, Bd. II 1980; Bd. III 1992
Pos.
. 22222220.
Possidius von Calama
PPO .......... Pr. ........... Preuß Jbb. .......
praefectus praetorio praefatio (Vorwort) Preußische Jahrbücher, 1858 ff
Prisc........2...
Priscus Panita
Proc... ...2.2.2.2.. PSC ..........
Prokopios von Caesarea Praepositus sacri cubiculi
PUC..........
Praefectus urbis Constantinopolitanae
PUR .......... QSP .......... RA........... RAC..........
Praefectus urbis Romae quaestor sacri palatii Th. Mommsen, Reden und Aufsätze, 1905 Reallexikon für Antike und Christentum,
ed.
Theodor
Klauser,
1950 ff; inzwischen bis Bd. XX 2004 (Kleidung) RD...........
Revue Historique de Droit frangais et étranger, 1855 ff
RE...........
A. Pauly und G. Wissowa (Hgg.), Realencyclopädie der classischen
REA.......... RE. Arm. ....... re ........... REL .......... Rend. Pont. Acc. Arch
Altertumswissenschaft, 1893-1978 Revue des Études Anciennes, 1899 ff Revue des Études arméniennes, 1920ff relatio ᾿ Revue des Études Latines, 1923 ff Atti della Pontificia Accademia Romana di archeologia. Rendiconti, 1821 ff
Rev. Belge phil.-hist.
. Revue Belge de philologie et d'histoire. Belgisch tijdschrift voor filo-
logie en geschiedenes, 1922 ff Rev.hist.
.......
Revuc historique, 1876 ff
RG...........
Rómische Geschichte
RGZM.........
Römisch-germanisches Zentralmuseum, Mainz
Rh. Mus.
Rheinisches Museum für Philologie, 1827 ff
RIC
.......
..........
Roman Imperial Coinage; ed. H. Mattingly, 1923 ff
Riv. Fil.........
Rivista di Filologia e d'istruzione classica, 1873 ff
RN...........
Revue numismatique, 1836 ff
Róm. Mitt.
siehe MDAI (R.)
......
RQA..........
Rómische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, 1887 fF
Rom.
Romana (Werk des Jordanes)
.........
S ........... nn
Sanctus, Seite siehe, in diesem Buch
SB...........
Sitzungsberichte
SC........... sd. ..........
Sources Chrétiennes, 1943 ff siehe dort, d. h. unter dem vorgenannten Stichwort
SHA..........
Scriptores Historiae Augustae
Sidon. .........
Sidonius Apollinaris
Sirm........... SO...........
Constitutio Sirmondiana (im CTh. Band I S. 907 fF) Symbolae Osloenses, 1922 ff
Socr...........
Socrates Scholasticus
Sort. Sang..
SQAW
. . . ...
.........
Sortes Sangallenses
Schriften und Quellen der Alten Welt, hrsg. von der Sektion für Altertumswissenschaft bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1956 ff
V. Anhang
Stromateis (Teppiche, Werk des Clemens Alexandrinus) Sulpicius Severus siehe unten, Seite
Georgios Synkellos Transactions and Proceedings of the American Philological Association, 1869 fF Pa
o9 o0 s n o t
n
n
Transactions of the American Philosophical Society, 1769 ff s. Tübinger Atlas, 1977 ff
Theophanes Confessor Brief des Paulus an die Thessalonicher im NT
Thesaurus Linguae Latinae, 1900fF Theologische Literaturzeitung, 1876 ff 4 o8 oh
o9 ot
ot
t on
n
n9
ng
Brief des Paulus an Timotheus im NT Traveaux et Memoires. Centre de Recherches d'histoire et de civilisation byzantines, 1965 ff
Theologische Real-Enzyklopädie, 1977ff Vita (Lebensbeschreibung) des Vita des Ambrosius (Werk des Paulinus von Mailand) Vita Sancti Antonii (Werk des Athanasios) Variae (Werk Cassiodors) vir clarissimus
Vita Constantini (Werk des Eusebios)
Vita Sancti Danielis Stylitae Vita Sancti Germani (Werk des Constantius von Lyon) oe
om o9
en
n
n
vir illustrissimus Victor Vitensis, Historia persecutionis Africanac provinciae
Sulpicius Severus, Vita Sancti Martini Vita sanctae Melaniae griechisch/lateinisch
vir perfectissimus Vita Procli (Werk des Marinos) Vita Pachomii
Vita des Porphyrios von Gaza (Werk des Markos) Vitae sophistarum (Werke von Eunap und Philostratos)
Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 1903 ff Vita des Symeon Stylites Wege der Forschung, 1956 ff eom
om o
th
9
m
n]
9
n
Würzburger Jahrbücher
für die Altertumswissenschaft, 1946 ff
Werke und Tage (Gedicht Hesiods) Zacharias Rhetor Zeitschrift für Antike und Christentum, 1997 ff
Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, 1845 ff Zeitschrift für die Altertumswissenschaft, 1843 ff
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 1953 ff Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 1850 ff Zeitschrift für Kirchengeschichte, 1877 ff
Zeitschrift für Missions- und Religionswissenschaft, 1911 fF Zeitschrift für Neutestamentliche
Wissenschaft und die Kunde
des
Urchristentums, 1900ff Zonaras
ZPE.......... Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, 1967 ff ZRG, Germ. Abt./Kan. Abt./Rom. Abt... . . Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte,
sche/Kanonistische/Romanistische Abteilung, 1880ff Zeitschrift
Germanisti-
6. Literatur
Im folgenden erscheinen nur die oben im Text zu I bis IV abgekürzt genannten Schriften. Nicht nochmals aufgeführt sind die schon mit Autor, Band und Jahr zitierten Beiträge zu Nachschlagewerken wie RE, RAC, ANRW
und CAH, die Herausgeber von Quellen (s. I 2),
sowie oben identifizierbar zitierte Einzelartikel aus unten aufgelisteten Aufsatzsammlungen und Festschriften, die mehrere Titel zur Spätantike enthalten. Bei Doppelzahlen vom Typus 1919/72 bezeichnet die erste Zahl (1919) das Abfassungsjahr, die zweite (1972) das Erscheinungsjahr des zitierten Texts. Das Erscheinungsjahr unveränderter Nachdrucke, veralteter Erstausgaben und die Zugehörigkeit zu einer monographischen Reihe wie Akademieabhandlungen etc. ist in der Regel nicht gekennzeichnet. Entbehrliche Titelteile wurden bisweilen amputiert. Etwa 700 nach 1989 erschienene Titel wurden aufgenommen, dazu auch mehrere, die bereits in der Erstauflage hätten genannt werden sollen. Einzelne Titel sind nicht hier, sondern suo loco zitiert, zumal in Kapitel IV. Über Neuerscheinungen berichten regelmäßig die bibliographische Beilage zur ByzZ und die Année Philologique. Knapp 3000 weitere Titel bis 2005 finden sich elektronisch unter: http://web.fu-berlin.de/fmi/antike/Bibliographie.html. H. Achelis, Der älteste deutsche Kalender, ZNTW
1, 1900, 308—335
B. Adamik, Das sog. Carmen contra paganos, AAntHung 36, 1995, 185-233 N. Adontz, Armenia in the Period of Justinian, 1908/1970
W. Affeldt (Hg.), Frauen in der Spätantike und Frühmittelalter, 1990 Die Alamannen. Begleitband zur Ausstellung 1997/98 in Stuttgart, Zürich u. Augsburg K. Aland, Die religióse Haltung Kaiser Konstantins (1957). In: Ders., Kirchengeschichtliche Entwürfe, 1960, 202 fF G. Albert, Stilicho und der Hunnenfeldzug des Eutropius, Chiron 9, 1979, 621 ff Ders., Goten in Konstantinopel. Untersuchungen zur ostrómischen Geschichte um das Jahr 400 n. Chr., 1984 P. J. Alexander, The Oracle of Baalbek. The Tiburtine Sibyl in Greek Dress, 1967
A. Alföldi, Der Untergang der Rómerherrschaft in Pannonien, 1926 Ders., A Festival of Isis in Rome under the Christian Emperors of the IVth Century, 1933 Ders., La grande crise du monde romain au Ille siècle, AC. 7, 1938, 5 ff Ders., Die Kontorniaten. Ein verkanntes Propagandamittel der stadtrómischen Aristokratie in ihrem Kampf gegen das christliche Kaisertum, 1943 Ders., The Conversion of Constantine and Pagan Rome, 1948 Ders., A Conflict of Ideas in the Late Roman Empire. The Clash between the Senate and Valentinian I, 1952
Ders., Studien zur Weltkrise des 3. Jh. n. Chr., 1967 Ders., Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche, 1970 A./E. Alfoldi, Die Kontorniat-Medaillons, I 1976, II 1990
M. R..-Alfoldi, Die constantinische Goldprägung, 1963 Dies., Die Sol-comes-Münze von 325. Neucs zur Bekehrung Constantins. In: Mullus, Fs. Th. Klauser, JB. AC. Erg. 1, 1964, 10ff
Dies., Dies., Dies., Dies.,
Antike Numismatik, 1978 Bild und Bildersprache der rómischen Kaiser, 1999 Gloria Romanorum. Schriften zur Spätantike, 2001 Phoenix aus der Asche. Die Liburna, ein Gründungsmonument von Constantinopo-
lis, 2004 G. Alföldy, Barbareneinfälle und religiöse Krisen in Italien, Antiquitas IV 3, 1966, 1—19
636
V. Anhang
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V. Anhang
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Ders., Libanios und Julian. Studien zum Verhältnis von Rhetorik und Politik im 4. Jh. n. Chr.. 1995 Ders., Die Rangstellung des Sophisten Libanios unter den Kaisern Julian, Valens und Theo-
dosius, Chiron 25, 1995, 89-130 Ders., Der Sophist Libanios und die Bäcker von Antiochia. Athenaeum 84, 1996, 527 ff Ders. (Hg.), Staatlichkeit und politisches Handeln in der rómischen Kaiserzeit, 2006 J. Wiesehófer, Das antike Persien von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., 1994 D. G. Wigg, Der Münzumlauf in Nordgallien um die Mitte des 4. Jhs. n. Chr., 1991
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Ders., Untersuchungen zur Kirchengeschichte des Gelasius von Kaisareia, 1966
Ders., Zur Rolle der Patriarchen von Konstantinopel bei den Kaiserwechseln in frühbyzantinischer Zeit, Klio 60, 1978, 467—481
Ders., Die óstlichen Kirchen in der Epoche der christologischen Auseinandersetzungen (5. bis 7. Jahrundert), 1980 Ders./W. Brandes (Hgg.), Quellen zur Geschichte des frühen Byzanz (4.-9. Jahrhundert), 1990
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Ders., Jovian, Kaiser und Karikatur. In: Vivarium (Fs. Klauser) 1984, 353-384 Ders., Geiserich und Byzanz. In: Byzance (Fs. Stratos), I, 1986, 185ff Ders., Deditizier, Soldaten und Rómer. BJ. 197, 1997, 57 fF Ders., Attila, Das Hunnenreich und Europa, 1999 F. J. Wiseman, Roman Spain, 1956
G. Wissowa, Religion und Kultus der Rómer, 2. Aufl. 1912
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T. Wohlert-Schaf, Die Forschungsgeschichte von Ephesus, 1995 P. Wolf, Vom Schulwesen der Spätantike. Studien zu Libanius, 1952
H. Wolff, Die Constitutio Antoniniana und Papyrus Gissensis 40, 1, 1976 Ders., Ein Konsular und hoher Reichsbeamter im Mónchsgewand? Ostbairische Grenzmarken, Passauer
Jahrbuch
25, 1983, 298—318
H. Wolfram, Constantin als Vorbild für den Herrscher des hochmittelalterlichen Reiches,
MIÖG 68, 1960, 226-242
Ders., Die Schlacht von Adrianopel, Anzeiger d. Österr. Ak.d. Wiss., Philosoph.-Hist. Klasse 114, 1977, 227ff
698
V. Anhang
Ders., Gotisches Königtum und rómisches Kaisertum von Theodosius dem Großen bis Jusr:nian I., Frühmittelalterliche Studien 13, 1979, 1-28
Ders./F. Daim (Hgg.), Die Völker an der mittleren und unteren Donau im 5. u. 6. Jh., 1989 Ders., Zur Ansiedlung reichsangehöriger Föderaten. Erklärungsversuche und
Forschung:-
ziele, MIÖG 91, 1983, 5-35 Ders./A. Schwarcz (Hgg.), Anerkennung und Integration. Zu den wirtschaftlichen Grunclagen der Vólkerwanderungszeit 400—600, 1988 Ders., Die Goten, 2001
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Nicole Zeddies, Religio et sacrilegium. Studien zur Inkriminierung von Magie, Häresie unc Heidentum (4.-7. Jh.), 2003 W. Zerwes, Palladas von Alexandrien, Diss. 1957
J. E. G. Zetzel, Latin Textual Criticism in Antiquity, 1981 l. Ziegler, Die Königsgleichnisse des Midrasch, beleuchtet durch die römische Kaiserzeit, 1903
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7. Register
Die folgenden Stichworte erschließen den Text von S. 1 bis S. 608 ohne das alphabetische
Quellenverzeichnis (I 2). Auf den Quellenvorspann der einzelnen Kapitel und die Fußnoten wird nur ausnahmsweise verwiesen, unberücksichtigt bleiben die dort und in Klammern angeführten Quellen und neueren Autoren. Jahreszahlen nach Christus sind nicht besonders
gekennzeichnet. Antike Orts- und Personennamen erscheinen in der jeweils gebräuchlicheren Form, eine schematische Vereinheitlichung ist nicht angestrebt. Einzelne Gebäude (z. B.
Colosseum) stehen unter dem Namen der Stadt (Rom). Die Jahreszahlen hinter Amtsträgern
(als Hauptstichwort) gelten der Amtsdauer, nicht der Lebenszeit.
Abdas (pers. Bf. um 415) 201 Aberglaube 95, 507, 514, 567 ft, 587
Abessinien s. Äthiopien Abila (Avila in Kastilien) 555
Abinnaeus-Archiv (Papyri) 6, 103 Ablabius (PPO T 337) 104, 110, 452 Abraham (Erzvater) 505, 517
Abraxas-Gemmen 572 Abrittus (in Mocsia Inferior)
Adda (Addua am Comer Sec) Aden (im Jemen) 116 Adenauer, Konrad (T 1967) 601
207, 215
Ägina, Mysterienheilig-
Adler 76, 263, 309
Ägypten
admissio (Audienz) 262, 277,
— Apionen s. d.
279
adnotatio (Bescheid) 278 Adonis (phónizischer Gott)
Abydos 577
Adoption 72, 88, 256 f; vgl.
Achaimeniden (pers. Dyna-
stie) 53, 289, 414
Achilleus (Sohn des Peleus) 513 Achilleus (Usurpator 297) 65, 272
acta (Verhandlungen) conciliorum 4, 525
- Maximiliani 71, 313 f
511, 533
sohn Waffensohn
Adoptivkaiser 47 adoratio sacrae purpurae (Proskynese) 235, 262, 269, 306, 546 Adovacrius 211 f; vgl.
car
Geld) 294, 315, 436 f
Adamiten (Sekte) 563
—
Diözese 296
— Einwohnerzahl 329 — Gaue 451 - Heidenverfolgung 112, 147, 164, 198 f
- Hieroglyphen 373f - Juden 549 - Jurisdiktion, kirchl. 92 f - Kaufleute 367 —
— Meletianer s.d. — Mönche 151 f, 164 f, 374,
88, 147, 151, 153 ff, 158, 168, 179, 379, 384, 415, 502, 590, 605
Adulis (in Äthiopien) 116 adulterium (Ehebruch) 356,
adaeratio (Umrechnung in
Constantius II 111
Adrianopolis (in Thrakien)
adscripticius s. colonus a.
actor (Verwalter) 347, 396
—
Adrianopolis (in Epirus) 452
- populi 440
v. Chr.) 508, 513, 584, 600
— Apis s.d. — Araber 329, 374
— Julian 125 f, 374 Odova-
- municipalia 461 — senatus 332 Actium, Schlacht bei (31
tum 509
— Diocletian 65 f
adoptio per arma s. Waffen-
Achaia s. Griechenland
strat) 347, 452, 456 f
Aegidius (mag. mil. 457—464)
adlectio inter praetorios/ consulares 334
52 Absolutismus 134, 274 f Abtreibung 356, 334, 599, 603 acclamatio (Sprechchor) 263, 332, 440, 456 f
aedilis (senat. Magistrat) 334 aedilis (munizipaler Magi-
216
358, 522, 534
Kopten
1, 239, 373, 562
549f
- Monophysiten 226, 239, 249, 531,
— Obelisken s. d. — Pharaonen 126, 374 - Papyris. d.
adventus 64, 331
— praefectus Augustalis s. d.
advocatus 282, 298, 303, 472, 485, 520
— Theodosius I 156, 163
Aedesius (Missionar um 340)
-
116
— Sprachen I, 373 Truppen
156
— Valens 147
V. Anhang
700
(Ägypten)
Agapetus (Papst 535-536)
— Wirtschaft 373, 391, 395, 398, 403, 409, 412, 448
244, 491
Agapetos (Diakon 6. Jh.)
Aclia s. Flaccilla; Jerusalem Aelianus (Bagaudenführer
286) 62, 370,
231, 238, 251, 265, 267, 291, 328, 333
Agathias (Geschichtsschreiber
Aelius s. Aristides
6. Jh.) 2, 50, 231, 305, 348, 363, 406, 449
Aelius s. Donatus
Älteste s. Presbyter Aemilianus (Ks. 253) 255 Aemilius Probus (v. i. 5. Jh.)
Agde (östl. Narbonne) 394 agens in rebus (Staatskommissar) 97, 111, 124, 194, 279, 296f, 326, 389, 522
489
Aemilius Sura (2. Jh. v. Chr.) 580
ager publicus (Staatsland) 285 agri deserti (veródetes Land) 403 f, 460, 603
Ämterkauf 237, 301; vgl.
Korruption
Ämterkumulation 302 Aeneas (Stammvater Roms)
Agrigent (auf Sizilien) 206, 512
Agrippa, Marcus Vipsanius
(T 12 v. Chr.) 367
251, 333, 423 f, 443, 493
Aeneas (christl. Neuplatoniker um 500) 491 aera Diocletiani 71f
Agronomie 395
aera martyrum s. aera Dio-
Aidesios (Rhetor um 350)
cletiani aerarius s. Kupferschmied Aesculapius s. Asklepios Aetheria s. Egeria
Aigai (in Kilikien) 94 Aitherich (Bf. von Smyrna
Áthiopien 116 ff, 219, 234, 239, 241, 407, 528, 562,
. . 966; vgl. Axum Athiopische Sprache 1
Aétius (PUC 421) 449
Aidesia (Philosophin 5. Jh.) 360 120
449) 382
Aizanas (Tyrann von Axomis um 357) 116 Akademie s. Athen Akakianer (Arianer) 560 Akakianisches Schisma
(484—519) 214, 226, 231,
Aétius (mag. mil. 429—454) 184 ff, 205 f, 218 f, 312, 337, 419, 436, 590
Ätna (auf Sizilien) 151 Affe 393 Africa (lat. Nordafrika); vgl. Firmus, Gildo, Karthago,
Nubel, Vandalen — Berber 54, 142, 345
— Curialen 461 — Diözese 296 —
Land 372 ff
- Οἱ 437
444, 531
Akakios (Patriarch von Konstantinopel 472—489) 224,
226
Akkader 607 Akklamation s. acclamatio Aksum s. Axum ala (Schwadron) 282, 306 f Alabaster s. Alexandria Alamannen (westgerm. Stammesverband) — Constans 105
— Präfektur 293 f
— Constantin 76, 99, 320
— Sklaven 345
—
—
Städte 452 f, 461
Constantius II 108, 121,
321
Diocletian 63 f
— Merowinger 245, 528
— Odovacar 211 f Reichskrise 49 f. Sklaven 351 — Theoderich 229, 245 — Valentinian 140, 605 — Viehraub 418 Alamundaros (Lachmiden-
kg. 1554) 240
Alanen (iran. Stamm) 52, 150 ff, 160, 167, 174 ff, 180 ff, 188, 208, 219, 312
(keine Sklaven), 351, 379 Alarich I (Westgotenkg. T 410) 167, 172 fF, 177 f (in Rom), 190, 323, 334, 352,
385, 424, 428, 532
Alarich II (Westgotenkg. 484—507) 198, 216, 229f. 401
Alatheus (Ostgotenfürst 376; 151 f, 156
Alavivus (Westgotenfürst
376) 150
Albanische Sprache 378 Albertus Magnus (1 1280) 395 Alboin (Langobardenkg.
567-572) 248
Alchemie 66, 373, 577
Avitus (Bf. von Vienne um
500) 342
Alexander der Große (336-
323 v. Chr.) 76. 101, 168, 238, 249, 406, 417, 494, 519, 534
Alexander Severus (Ks. 222—235) 47, 50, 53, 55f. 64, 128, 252, 260, 406. 479. 505
Alexander, L. Domitius (Usurpator 308—310) 81 Alexander (praeses Osrhoenae 497—498) 298
Alexander (Bischof von Alexandria } 328) 91 ff Alexander-Roman 342, 468 Alexandria (, bei" Ägypten) Alabasterbrüche 412
— Tiere 392 f - Truppen 323
— Gratian 152, 159
Agabana (Burg in Persien)
— foedera 351
Ausonius 423
- Honorius 175
Bibliothek 448
148
Agamemnon (Kg. von Mykene) 93, 264, 333
Julian 122 f, 500 Maiorian 207
Aufruhr 65, 114, 127, 198f, 219
Bischof 91 ff, 112 f, 165. 127, 146, 194, 198f, 2171.
7. Register 232, 239, 413, 444, 465, 540
— Caesareum 146
— Christenverfolgung 56
Amalafrida (Schwester Theoderichs d. Gr.) 229, 233, 313
Amalaswintha (Toch-
— comes Aegypti 219
ter Theoderichs d. Gr.,
—
Ostgotenkgin 526-535)
Diocletian 61, 65, 68
— Einwohnerzahl 329, 453 — Frumentius 116 —
Getreide 459, 465, 574
— Glas 414 — Juden 199, 515, 519 — Katechetenschule 486 f, 536
— Kaufleute 409 — Märtyrerakten, heidn. 274, 516
— Markt 417 — Medizin 454 Münze 53, 55, 68, 283
— Museion 479, 483 f — Nekropolen 430
— Omar (641) 248, 374, 484
— parabalani s. d. —
praefectus Augustalis 198, 219, 292, 455
— Serapeion 165, 373, 484, 499
— Tempelzerstórung 112, 165, 374, 484, 512 — Thermen 61
— Textilgewerbe 409 —
Universität
286) 62, 319, 370,
amator (Zunftrang) 419 Ambrosius (Bf. von Mai-
land 340—397) 4, 150, 159,
161 ff, 194, 260, 265, 325, 355, 359, 362, 424, 474, 518, 529, 538 f, 540, 546,
555, 565
— Mönche 550 —
243 ff, 246, 352, 365
Amaler (ostgot. Königsgeschlecht) 172, 217, 221 Amandus (Bagaudenkaiser
164, 199, 454,
473, 479, 484 f, 454
Alfoldi, Andreas (T 1981) 46 Alica (got. Prinz 324) 89 Aligern (Bruder Tejas) 246 alimenta (Erziehungsbeihilfe) 344
Alkuin (+ 804) 582 Allectus (Usurpator 293-296)
amictus (Umschlagtuch) 405 Amida (Diyarbakir in Ostanatolien) 111, 228, 363, 375, 417, 550
Amiens (Samarobriva/Ambiani in Belgica) 282
Ammatas (Bruder Gelimers) 242
Ammianus Marcellinus
(4. Jh.) 2, 108 ff, 123, 128,
134, 137, 143, 152f, 266, 273 291, 298, 318f, 423, 426, 510, 541, 543, 580, 586, 602
Anastasius (oström. Ks. 491518) 220, 227, 232, 284f, 290, 315, 333, 358, 377, 443, 447, 449, 459, 502, 519
Anatolius (mag. mil. 437—451) 201, 455
Andecavi (Angers) 212 Andreas (Apostel) 112 Andromachus (Senator Ende
5. Jh.) 509 411) 298, 302
Andronikos (praeses Libyae Anekdoton Holderi 204 Anhomóer s. Eunomianer Anicii (róm. Senatorengeschlecht) 6, 210, 237, 245, 333, 342, 427
Ankyra (Ankara) 138 f, 368 f, 477, 512
annona (Naturalsteuer) 55, 68, 97 f, 286, 291, 294, 314, 338, 410, 460, 476
Anonymus Einsiedelensis (Dichter unter Nero) 389 Anonymus de rebus bellicis
(um 370) 5, 98, 282, 303, 308, 310, 315, 389, 417, 604
Ammonios Sakkas (Philosoph
Ansiedlung 54, 105, 140 f,
1242) 503
Ammonios (Philosoph um
500) 484
Ammonsalz 394 Amnestie 318, 356, 376
Amorkesos (Araberfürst
473) 221
Allia (nördl. Rom, Schlacht
Ampelius (Autor 3. Jh.?) 5,
Allobich (mag. mil. 409)
amplissimus ordo s. Senat
170, 180
Constantins) 88
Anastasiupolis s. Daras
Anonymus Valesianus 2,
Ampelius (PUR 371-372)
Alsa (Fluß bei Aquileia) 105 altaria (kaiserl. Tisch) 261 Altes Testament s. Bibel Alypia (Frau Rikimers) 208 Alypios (comes 363) 128, 517 Amalaberga (Nichte Theoderichs d. Gr.) 229
Anastasia (Halbschwester
Ammon (Zeus) 238, 494, 507
62, 272 Allegorese 504, 513
387 v. Chr.) 179
701
142 274, 297
Amsterdam 135
Amulette 572, 574 Amurriter 607
Anagast (mag. mil. Thrac.
469) 221
Analphabeten 232 ( Justin), 462 (Curialen) Anasamos s. Asemous
156, 219, 268, 366, 380fF, 381, 603
Anten (slaw. Volk) 227 Anthemius (westróm. Ks. 467—472) 198, 208ff, 213, 220, 222 f, 424, 427, 509f
Anthemius (PPO Orientis 405—414) 196 £
Anthemius von Tralles (Baumeister Justinians) 235, 444
Anthusa (Wolkenprophetin
5. Jh.) 360
Antilope 393, 406 Antinupolis (in Ägypten) 406
Antiochia (in Syrien) — agri deserti 403 - Aufruhr 4, 109, 162, 279, 462f
V. Anhang
702
(Antiochia) — Ausonius 423
— Bäcker 458 — Bäder 465 f - Bildung 474 f — Bistum 540 —
Christen 86, 112, 127, 158, 194, 527, 544
— comes Orientis 297, 455
— — — — — —
curia 458 ff, 479 Daphne 131, 512, 519 Einwohner 328, 453 Gallus 107£ Getreide 109, 458 Hospitäler 545
Anysios (dux Libyarum
410-411) 200
Apamea (in Phrygien) 55 Apamea (in Syrien) 375 Aper (PPO 1 284) 58 Aphaka (auf dem Libanon) 94, 358, 496
Aphrahat (syr.-pers. Kirchenautor 4. Jh.) 1, 100, 516, 519, 523
Aphrodisias (in Karien) 68, 376f, 464, 467
Aphrodite (Venus) 94, 130, 164, 138, 443, 445, 496, 504
79, 96, 108, 159, 161f, 18*.
275 f(Palast), 282 (Mimz: . 310 (Flotte), 408, 453, 5:3 Aquincum (in Pannonien) 144
Aquitanien (Südwestgallier.: 209, 216, 390, 553 Araber 92, 138, 221, 248, 306, 374 f, 416, 467, 481. 520, 523, 536, 561, 566.
591, 607; vgl. Ghassaniden Himjariten, Homeriten,
Islam, Ismaeliten, Jemen. Lachmiden, Sarazenen
— Julian 131, 136
6, 313, 339 f, 340, 347, 373, 400, 402 Apisstier 7, 126, 373, 499
Araberfrauen 375 Arabia Petraea (röm. Klientelstaat) 221 Arabische Sprache 1, 218 Aradius Proculus (PUR 337;
— Krone des Ostens 453 — Libanius s. d.
Apokryphen 373, 530 Apollinaris (Bf. von Laodicea
400, 419 Aralsee 150, 220
- mag. mil. 226, 238 — Mönche 200, 551 — Münze 68, 283
Apollinaris s. Sidonius
Arausio (Orange) 188, 561
Apollon 70, 131, 172, 369, 479, 438, 441, 445, 496, 498, 504, 506, 512
Arbeitszeit 418 Arbogast (mag. mil. 388-361;
— Hunnen 202 — [saurier 376
— Juden 516, 519
— Palast 276
— Pasquille 137 — Patriarchat 91 f, 553 — Perser 53, 240
— Quellen zur Stadt-
geschichte 451 — Spiele 458 — Stifter 455
— Straßenbeleuchtung 196 — Tempel 112, 147 —
textrinum 407
— Valens 150f
Antiochos (PSC 421) 192 antiquarius (Bibliothekar) 471, 485
antiquité tardive 588 antistes s. Bischof
Antonina (Frau Belisars) 235 Antoninian (Doppeldenar) 55, 68, 283
Antoninus (Kaufmann 357) 417
Antoninus Pius (Ks. 138-161) 49, 454, 476, 515, 589
Antonius (Eremit f 356) 4,
146, 362, 373, 528, 548 ff, 555
Anullinus (Senator um 260?) 58
Anullinus (PUR 306) 77
Apiones (Familie in Ägypten)
361—390) 128, 562
Apollonias-Sozopolis (in Pisidien) 464 Apollonios von Tyana (Wundermann um 80) 72, 459, 468, 505, 534, 575
Apostel 469, 541 s. Barnabas, Johannes, Paulus, Petrus, Philippos
Apostelkonzil (um 50) 541 apostole s. Tempelsteuer Apostolische Konstitutionen 355, 361, 490, 535
Apotheose s. consecratio Aprikose 392 Apsines (Sophist um 330) 482 Apsyrtos (Pferdearzt um
330) 320f
Apuleius (Autor 2. Jh.) 342, 489, 510
Apulien (in Unteritalien) 339, 521
Aquarier (Sekte) 562 aquarum custodes (Wasserbeamte) 314, 346 Aquila (Übersetzer des Alten Testaments um 130) 468, 515
Aquileia (in Venetia) 60, 68,
Aramáische Sprache 1, 515
156, 165 ff, 189f£, 210, 217.
256, 272, 312, 317
Arbogast (comes um 475) 215, 492
Arbon (Arbor Felix) 63 Arcadiopolis (in Thrakien) 202
Arcadius (oström. Ks. 395408) 162 f£, 165 ff, 170fF, 176, 191 ff, 198, 200f,
259, 263, 270, 286, 290.
312, 365, 383, 464, 521 f Arcani (milit. Einheit) 105. 141
Archäologie 7 archiatros s. Arzt archiepiscopus (Erzbf.) 234 archierosyne (Priesteramt) 464, 497
Archilochos (Dichter 7. Jh. v. Chr.) 130 Architekten 326, 405, 421, 471
Architektur s. Baukunst Archiv 67, 197, 281
Archont 477 Ardabur (Vater Aspars, mag.
mil. 421—425) 183, 196, 201
703
7. Register
Ardabur (Sohn Aspars, mag.
mil. Or. 453-466) 219,
222 f, 360, 455, 551
Ardarich (Gepidenkg. 447-
455) 189
Ardennerwald (Suva Carbonaria) 163, 411, 551
Arkadien (auf der Peloponnes) 173 Arles (Arelate) 80, 89, 96, 108, 113, 172 ff, 180, 187,
206 f, 215, 282, (Münze),
284 , 294 (PPO), 296
(vicarius), 367, 453, 464 f,
490 f, 538 (Bf.), 558 (Pro-
Areagne (Tochter Theoderichs d. Gr.) 229 Arelate s. Arles
arma et iura 292
Aremorica (Bretagne) 176,
Armatus (Bruder des Odo-
209, 215, 370
Arena (Amphitheater) 428, 438 ff Areobindus (mag. mil. 503— 505) 228, 230
Areobindus (Feldherr Justinians } 546) 243 Arethusa (in Makedonien) 112, 127, 512
Argentaria (bei Colmar) 152, 159
Argentarius (Silberschmied, Bankier) 248, 411
Argos (in Griechenland) 52 Ariadne (Frau des Ks. Zeno) 222 f, 227, 376
Arianer 113f, 120, 127, 143, 146, 153, 158f, 167, 184, 194, 239, 243, 380, 548,
vinzialkonzil) vacar) 212, 224f Armenia prima/secunda 157
Armenien 53 f, 64 f, 86, 92, 100, 157, 231, 312, 393, 562
104, 110f, 148f, 152, 195, 201, 220, 228, 233, 239, 249, 289, 321 f, 345, 353, 377, 481, 486, 523, 527,
um 500) 363
Aristides, Aelius (Rhetor 2.
Jh.) 44. 367, 422
Aristides (Bf. von Thessalo-
nike 535) 465
Aristophanes (Komódiendichter um 400 v. Chr.) 130
Aristoteles (Philosoph T 322
v. Chr.) 266, 375, 468, 489, 491, 503f
Arithmetik 473, 491 f Arius (Presbyter 260-336) 91 ff, 532, 560, 565
464—468) 209
Arverner s. Auvergne
Arzt (medicus) 5, 49, 241, 290, 360, 473f, 492,
311, 370, 479 432,
313, 326, 346, 396, 405, 421, ff, 484 f, 487, 490, 454, 510, 516
Ascaricus (Frankenkg. 306) 78
Asemous (Anasamos an der Donau, westl. Novae) 203 Asia Proconsularis 67, 451;
vgl. proconsul Asiae
Askalon (in Palästina) 127,
Waffenfabrik) 280 Arminius (Cheruskerfürst 9 n. Chr.) 323, 386, 603f
Arnegisel (Arnegisclus, mag.
mil. 447) 203
Aromunen (Wlachen) 378 Arsaces III (Kg. von Armenien 350-364) 110, 147f
Arintheus (PPO um 380) 300 Ariovist (Kg. der Sweben 71—58 v. Chr.) 49 Aristainetos (Epistolograph
498
Arvandus (PPO Galliarum
368, 377, 468, 528
Arsaces IV (Kg. von Arme-
372) 148
Arvalbrüder (Priesterschaft)
armifactor (Leiter einer
Armenische Sprache 1f, 64,
Ariarich (Gotenkg. 332) 99, 149
Armeniens) 148
Artotyriten (Sekte) 562
Asiana (Diózese) 296, 410 Asiarch (Provinzialpriester) 463
557ff, 560; vgl. Homoier Ariminum (in Umbrien) 114 Arintheus (mag. mil., cos.
Artogerassa (Hauptstadt
nien 378—389) 148, 157
Arsacius (Provinzialpriester von Galatien 362) 544
Arsakiden (parthisch-armenisches Herrschergeschlecht) 52, 64 f, 157
Artabanes (Armenier 370) 148
Artabanos V (Partherkg.
213-227) 52
Artaxerxes I (Ardashir,
Perserkg. 227—241) 52f Artemis (Diana) 199, 443,
506, 513
Artemis Orthia (in Sparta) 377, 498
Artemius (dux Aegypti 360) 112, 131
artes liberales 474, 476, 492 artifex (Facharbeiter) 284, 346, 404, 420
Artischocken 391
391
Askese 502 f, 535, 548 ff, 561 Asklepigeneia (Philosophin
5. Jh.) 360, 511
Asklepiodotos (Arzt aus Alexandria um 480) 474 Asklepios (Aesculapius) 131, 412, 473, 570
Asklepiosheiligtümer 473 Asmodaios (Dàmon) 576 Aspacures (Hibererkg. um
370) 148
Aspar (mag. mil. 431—471) 183f, 189f, 196, 209, 220Ε, 255 f, 312 f, 321, 449 Assistenten 346, 478
Assyrien 289
Astarte (phóniz. Góttin) 199, 511
Asterius (cos. 494) 337 Astrampsychos (Orakelkatalog) 3, 296, 343, 577 Astrologie 1, 5, 218, 481,
568, 570 Astronomie 92, 199, 473, 484, 491f
Asylrecht — der Kaiserstatue: 270, 348 — der Kirche: 90, 176, 179, 192, 198, 209, 224, 465, 521, 528, 545
704
V. Anhang
asylum Romuli 366 Atargatis (Dea Syria) 497, 551
Ataulf s. Achavulf Athalarich (Ostgotenkg. 526-534) 243, 246, 365, 431
Athanagild (Westgotenkg.
551-567) 246
Athanarich (Westgotenkönig
1381) 115, 145, 150, 156, 168, 386
Athanasios (Bischof von Alexandria T 373) 4, 75,
Attis (phryg. Gott) 500, 506, 509, 514
Aubin, H. (+ 1969) 588, 591f auctor imperii (d. i. Gott) 265, 331
auctor salutis (Kaisertitel) 260 Audefleda (Frau Theoderichs
d. Gr.) 229
Audianos (Häretiker um 370) 115, 552
Audienz s. Admissio auditorium (Hörsaal) 129, 294, 475, 479, 482 f, 485
Auerochse 245
91fF, 103, 112f, 120, 127,
Aufruhr, Antiochia s. d.
138, 146, 362, 374, 451, 465, 495, 525, 528, 530,
— Bagauden s. d. — Konstantinopel s. d. — Provinzialstádte 462 f - Roms.d. Augentius (Senator um 370)
538, 544, 548f, 553, 573ff
Athavulf (Westgotenkg. 410-415) 172, 181 f, 386 f,
582 Athen, Agora 482f — Akademie 121, 238, 360, 457, 479, 481 ff, 506
— Akropolis 483, 512 — Akropolis-Museum 483 - Alarich 173 — Ausonius 423
- Erechtheion 512 — Gigantenhalle 483 — Gladiatoren 459 — Gymnasium 472
— Heruler (269) 454 — Hochschule s. Akademie — Julian 121, 124, 377
— Kerameikos 407
379
Augila (in der Cyrenaica) 238 augur (Priester) 165, 457, 493, 497 f, 569
Augurenlächeln 493 Augusta (Kaiserinnentitel) 76 f (Helena), 106 (Constantina), 182 (Galla Placidia), 192 (Eudoxia), 195 (Pulcheria), 195 (Athenais-Eudokia), 234 (Theodora). Sonstiges: 258, 352
Augustalis s. praefectus A. Augustinus (Kirchenvater 430) 132, 164, 175, 366
- Tod 184 Augustodunum (Autun) 106, 416, 465, 476. 479
Augustus (Ks. 27 v. Chr.14 n. Chr.) 49, 61, 75, 118.
249, 251 f, 254, 260. 285. 293, 304, 330, 378, 386. 407 f, 414, 476, 425, 431, 493, 508, 526
Augustus (Kaisertitel) 72, 79f, 97, 123, 223, 234, 257, 260
Augustus, iunior (rangrtiefer, 118, 123, 259
Augustus, senior (ranghoher: 86, 166, 191, 259, 331,
337 aula palatina 275 f; vgl. Palas
Aulon (in Illyricum) 165 Aurelian (Ks. 270—275) 47, 50 ff, 55 (Münzreform), 265, 283, 320, 369, 403, 434, 436f, 460, 493, 540
Aurelianus (PPO Orientis
399) 193
Aurelius Isidoros s. IsidorusArchiv
Aurelius Litua (Statthalter von Mauretanien 290) 66 Aurelius Victor (Historiograph, PUR 389) 2, 44. 576, 119,154, 164, 300.
317, 341, 384, 474, 510. 569
— Designation 538 — Donatisten 183 f, 502, 548, 566
aurum coronarium (Kranz-
— Cassiciacum 538
— Olympieion 552 — Parthenon 512 — Theseion 512 Athenaeum (Lehrgebäude)
— Civitas Dei 4, 154, 491, 594
Athenais-Eudokia (Frau Theodosius’ II T 460)
— Sklaven 344, 350
aureus s. solidus auri lustralis collatio s. chrysargyron aurifex (Goldschmied) 8,
— Mauer 454
440
- Rhetor 475 ff
— Geschichtsbild 580 f — Griechischkenntnis 468
284, 405, 410
gold) 193, 271, 284, 464, 522
195 f, 219, 258, 360, 483,
— Häresien 3, 502
aurum oblaticium (Gold-
485, 511
— Juden 515f — Kaiserideal 168, 251 — Klöster 554 f
— Konkubinat 357
steuer) 68, 231, 277, 284. 338, 460 aurum tironicum (Wehrersatzsteuer) 150, 284, 319
— Krieg 529
Ausonius (Dichter 4. Jh.)
Athene s. Minerva
Attacotten (Bewohner Schottlands) 141 Attalus (Usurpator 414-416)
— Lebensstil 541 - Manichier 502
188 ff, 191, 202 f, 211 f,
— Mission 513
3ff, 144, 329, 331, 333, 342, 363, 395, 412, 423, 439, 465, 468, 474ff, 489,
219, 221 f, 278, 371, 607
— Naturwissenschaft 490
495, 510, 514
177, 180 f, 272, 331, 468
Attila (Hunnenkg. 434-453)
7. Register Außenhandel 282, 417f Aussetzung von Kindern 363, 603
Ausstellungskataloge 7, 423 Austern 394
Austurianer (nordafr. Wüstenvolk) 200 authenticum (Originalvorlage zur lat. Novellenübersetzung im CIC) 236 autokrator (Kaiser) 268 f Autopragie 400
Autun s. Augustodunum Auvergne (Land der Arverni in Südgallien) 206f, 211 Auxentius (Bf. von Durostorum um 380) 115, 548 Auxentius (Mercurinus, Bf. von Mailand um 385) 161 auxilia (Hilfstruppen) 304, 306, 311 Auxumiten (Stamm in
Äthiopien) s. Axum Avaren (türk. Stamm) 149,
246, 379, 608
Avienus (Dichter um 380) 341 Avitus (weström. Ks. 455456) 187, 204, 206 f, 211, 331, 369, 424
Awesta (heilige Schriften der Zoroastrier) 281, 520
Axum (Axomis in Áthiopien) 115 f, 234
Bär 234, 341, 393f, 407
Baetica (in Spanien) 186 Bagauden (Räuber) 58, 61 f, 186ff, 319, 328, 352, 370f, 558, 596
Bagavan (nórdl. vom VanSec) 148 Baiac (in Campanien) 394
Baiern (Baibari) 221 Balagriten (Privatgarde) 401 Balbinus (Ks. 238) 47 ff Balearen 205, 246, 408 Balkanraum s. Donauländer Balsam 577 balteus (Militärgürtel) 304; vgl. cingulum Balthi (westgot. Adelsgeschlecht) 172 baphium (Färberei) 346, 406, 408, 421, 433
Bappo (PUR 372) 300 Bar Kochba (f 135) 515 Barbarenfrage 383 f Barbarenmission 527 f; vgl.
Christianisierung barbaricarius (Brokatarbeiter) 284, 406, 410
Barbaro, Josafat (15. Jh.) 240 Barbatio (mag. mil. 355) 122 Barbier s. Friseur barcarii (Marine) 310 Barcelona (Barcino) 182, 185, 563
Bardesanes (Gnostiker } 222) 487, 565
Baalbek s. Heliopolis Baalskult 55 Babylas (Märtyrer T um 250) 132, 512 Babylon 502, 506, 520, 523
Babylonien 289, 520 Bacchus (Dionysos) 130f, 147, 363, 391, 495, 499, 509 f, 512, 533, 551
Backstein 413, 453; vgl. Ziegel Bacurius (mag. mil. 394) 217, 323, 528
Badbesitzer 405 Badewärter 420, 544; vgl. parabalani, Zeuxippitai Badewesen s. Thermen Badvila 214, 245; vgl. Totila Bácker s. pistores
Barletta (in Apulien) 220, 445
Barnabas (Apostel) 541 Barnabasbrief (um 130) 516, 532
barritus (Schlachtgebrüll) 308
Barsaumas (Metropolit von Nisibis 5. Jh.) 487 Bartmode 126, 131, 166 Bas-Empire 587, 590 Basel 124, 153
basileus (Kaisertitel) 261, 582
basilica 70, 85, 161 f, 178, 426 ff, 511
Basiliken-Kommentare 486 Basilina (Mutter Julians) 119 f, 124, 145, 359
705 Basiliskos (Usurpator 475476) 209, 211, 222 ff, 272, 445, 552
Basiliskos (Sohn des Armatus, Caesar 476—478) 225 Basilius (cos. 480) 214, 237 Basilius (cos. 541) 237, 337 Basilius der Große (Bf. von Caesarea T 379) 121, 146, 350, 362, 377, 411, 472, 481, 525, 539, 545, 550,
560
Basilius (Bf. von Ancyra
336—360) 560
Basken (Vascones) 371 Bassianus (Schwager Constantins) 88, 102
basso impero 587 Bassus,
Junius
(cos. 331) 427
bastaga (Fuhrpark) 285 bastaga privata (Kaiserpost) 287, 414
Bastarnen (ostgerman. Stamm) 52, 63, 149, 381 f
Bataver (westgerman. Stamm) 50, 63, 78, 320,
380 Batnae (in Nordsyrien) 417 Bauarbeiter 413 f, 420 Bauern 389 ff; vgl. colonus
Bauernkalender 395 Bauernlegen 395 Bauern- und Hirtenpoesie s. Bukolik Baugesetze 413 (Marmor),
430f (Rom), 445 f (Konstantinopel), 455 (Provinzstádte) Bauholz 296, 413 Bauinschriften 126, 259, 455 Baukunst 6ff, 61, 420f, 427
Baum 387, 239, 496, 575
Baumwolle 406 Bauschreiner 413 Bauto (mag. mil. 380—385) 156, 160, 165, 190, 192, 210, 217, 312, 382
Beamtenlisten s. fasti Beda (brit. Kirchenautor
1735) 337, 590
Bederiana (bei Naissus) 232 Beelzebub 135; vgl. Satan Beete 392
Beirat s. consilium
V. Anhang
706 Bekleidung s. Textilien Belenus (kelt. Gott) 369 Belgica 187 Belisar (mag. mil. 529-565) - Gotenkrieg 243 ff, 248,
365, 520 Leibwache 304, 312 — Nika-Aufstand 235 — Perserkrieg 241 Roman 247
— Vandalenkrieg 242f, 566 bellum iustum 529
Beloch J. (+ 1929) 7, 329, 598
Belus-Massiv (in Syrien) 391, 452
Bemarchios (Rhetor 340) 75, 484
Benedikt von Nursia (um
529) 496, 550, 554
beneficiarius 279 Beneventer Ostertafel 439 Beorgor (Alanenkg. 464) 208
(Städte), 597 (Schwund), 602 (Germanen), 605 (Vandalen) Bezabde (am oberen Tigris) 111
biarchus (Rang im ordo equester) 279, 310 Bibel 120, 128, 130, 265, 281, 350, 468, 470, 488,
135 Blinde 441, 462, 505
Blitz 58, 569
Blondus, Flavius (} 1463) 582, 586
Bodenbindung der Bauern 68, 398f, 420, 586
Bodenschatzmangel 597 Bodensee 50, 63, 88, 108,
490f, 495, 502, 505, 515, 529, 559 Bibel-Kanon 146, 530
Bodin, Jean (+ 1596) 135
Bibelübersetzung aramäisch:
Bóhmen 379
375, 520
- armenisch: 527
gotisch: 115, 320, 379
— griechisch: s. Aquila, Septuaginta
— koptisch: 311, 373 — lateinisch: 372, 468, 525, 530 — punisch: 372 Biber 407
Berber 54, 142, 345, 372, 607
Bibliotheca Palatina 490
Bergomum (Bergamo in Norditalien) 208 Bergpredigt 525 Bergwerk s. metallum
Bibliotheken 138, 146, 165,
Bern (Verona) 216
Bilderstreit 450 Bildnisrecht (ius imaginis)
Bernstein (glesum) 414, 417 Bertram (Bf. von Cenomani
Bletterie, Abbé de la (1735)
341, 469 f, 484f, 487, 490
Bier (cervisia) 134, 369, 391, 419
141, 310
Boethius (PPO Italiae 454) 189 Boethius (Philosoph, T 524) 233, 332, 334, 427, 468, 473, 481, 491
Bogomilen (Ketzer) 503 Bohne 390, 439 Boier (Kelten in Böhmen) 221 Bolia (Fluß in Pannonien) 221
Bologna (Rechtsschule) 237 bona damnatorum (Güter von Verurteilten) 286, 396
bona vacantia (herrenloses
Gut) 286
Berufsbindung 74, 388, 413,
Binnenhandel 416
Bonifatius (mag. mil. und patricius 432) 181 ff Bonifatius II (Papst 530-532)
589 Berytos (Beirut) 127, 375, 395, 407, 467, 473, 477,
Birnbaumer Wald (Ad Piram) 167
Bonifatius IX (Papst 1389-
um 600) 340
486 Bestattungswesen
270
Bildungswesen 467 ff, 593
Birne 392 Bischof 92, 348 f, 354, 402, 456f, 464 £, 534 fF
- Kirche 544 — Konstantinopel 449
Bischof der Außerkirchlichen (Constantin) 93, 266
— Rom 428, 430
Bischof als Feldherr 465
— Städte 405, 419 Bestechung s. Korruption bestias, damnatio ad (Todes-
Bischof als Stadtherr 465 Bischofslisten 537
strafe) 98, 347, 351, 439, 457 Bethlehem 375, 386, 511, 533
Bissula (Schwäbin) 363 Bithynien (Nordwestklein-
Bettler 431 (Rom), 447 (Konstantinopel), 544 (Gaza) Bevölkerungsschwund 597 Bevölkerungszahl 329 (Reich), 425 (Rom), 446 (Konstantinopel), 453
Bleda (Hunnenkg. 434—445)
Bischofsweihe 538
asien) 52, 145, 202, 381 202f
Blei 355, 410, 412, 576
Bleipeitsche s. Prügelstrafe Bleivergiftung 412 Blemmyer (ägypt. Barbaren) 54, 219, 241, 499, 607
382, 538
1404) 260
Bonifatius (Apostel der Deutschen T 754) 513 Bonn 63
Boraner (Ostgermanen?) 52 Bordeaux (Burdigala) 144, 181, 360, 453, 468, 473, 477, 489, 534
Bosporaner (Krimbewohner) 65
Bosporos (Kertsch auf der
Krim) 240
Bostra (in Palästina) 127, 417 Boulogne s. Gesoriacum bracae s. Hosen Brachila (comes 477) 214 Brahmanen 505, 577 Brandmarkung s. signum Brauer 419; vgl. Bier
707
7. Register
Breisgau 50, 140, 267
Buchrolle 469
Brescia (in der Lombardei)
Buchmalerei 470, 587, 592 Buddha 502 Bücherverbrennung 94, 133, 496, 503, 560, 564, 577 Büffel 393
246
Bretagne s. Aremorica Breviatoren 2 Breviarium Alaricianum
(staatl. Gesetzessammlung) 2, 198
Bürgerrecht s. civitas Romana
Briefliteratur 5
Büro s. ofhcium
Brigetio (in Pannonien)
Bukarest 145 Bukolik (Hirtendichtung)
144, 286, 314 (Tafel)
Brinno (Canninefate 69 n. Chr.) 264 Brioude (in der Auvergne) 207
Britannien 370 f — Christen 187, 528 — Constans 105 - Constantin 76f
— Diocletian 61 f —
Diözese 296
— Eisen 411 — Flotte 310 — Hengist und Horsa 187
— Honorius 174f, 187 - Julian 121 — Justinian 247
— —
Maximus 159 Reichskrise 54
389, 510
bule s. curia
Bulgaren (türkisches Volk) 149, 227, 246, 379, 381, 566, 591, 608
Bulla Regia (in Tunesien)
(Agabana) 148 Burgunder (nordgerm. Stamm) 63, 140, 175, 188, 209 f, 215, 244, 266, 392, 566, 603
Busbeck, ©. G. von (T 1592) 240
Busento (Fluß in Süditalien) 179
Bronze (aes) 412 Bronzegeld 282 f, 412 Brot 419; vgl. pistores
246 Butter 392
Bructerer (westgerm. Stamm) 78
butyrum (Butter, Quark) 392
Byzacena (in Africa) 403, 464 Byzanz 87 f, 96f, 441f; vgl.
Konstantinopel
336 den) 171, 185, 312f, 401, 404, Buch 341, 406, 469 f
Caesarius (Leibarzt Constan-
tius' 11) 290
Caesarius (mag. off.; cos.
397) 279
1542) 367, 490
Caesaropapismus 93, 169, 238, 252, 546 521 471
Caledoni (Schotten) 321
Caligula (Ks. 37—41) 261, 515
Calixtus (Papst 217-222) 350 Callistus (protector domesticus Julians) 132 Calocaerus (Usurpator 334) 272
Calpurnius Siculus (Dichter unter Nero) 389
Campania (um Neapel) 339, 395, 436, 464, 503, 554
campidoctor (Exerziermeister) 232, 311 Campus Ergenus (bei Adria-
nopel) 87 candidati (Leibwächter) 307 Candidianus (Sohn des Galerius) 81, 87
392
buccellarii (private Leibgar-
519 f; vgl. Eusebios, Origenes
calculator (Rechenlehrer)
Busiris (im Nildelta) 65 Busta Gallorum (in Umbrien)
Bruttien (in Süditalien) 391 Brutus (cos. 509 v. Chr?)
stina) 469 f, 473f£, 487,
Burg des Vergessens
Brokat 284, 406, 410
582, 586, 601
Caesarea Maritima (in Palä-
Calabrien (in Unteritalien)
bursarius (Hausmeister) 488
Bruni, Leonardo (T 1444)
seri) 65, 112, 296, 406, 545
Burdeana s. Johannes B. Burdigala s. Bordeaux
— Städte 466 — Textilien 409 — Thule 62, 247 — Valentinian 139, 141 — Weizen 390
Brundisium (in Kalabrien)
260f Caesaraugusta (in der Tarraconensis) 555 Caesarea Cappadociae (Kay-
Caesarius (Bf. von Arles
burgus (fester Landsitz) 402
271
59, 72 f, 77, 89, 97, 107, 196, 208, 213f, 223, 257 f,
242 Burckhardt,J. (1 1897) 46, 76, 95, 274, 586 f, 600, 605
— Riothamus 209
Brumalia (24. Nov.-17. Dez.)
Caesar (Thronfolger) 47, 49,
Caecilianus (Bf. von Kartha-
go 312-340) 557f
Caelicoli (jüd. Himmelsverehrer) 518 Caesar, C. Julius (100-44 v. Chr.) 45, 132, 149, 197, 249, 251, 264, 274, 332f, 370, 380, 434, 469, 476 f, 490, 493, 602
Cannae (Schlacht 216 v. Chr.) 152 Canopus (in Unterágypten) 374 Canossa (1077) 164 Canterbury (Durovernum) 512
capitalis rustica (Schriftform) 470
708
V. Anhang
capitatio-iugatio 68, 295 f, 460 capitolium 442 (Rom), 479 (Autun), 485 (Konstantinopel) capitum (Futterportion für Pferde) 291, 294, 314
Cappadocia (Zentralanatolien) 53, 87, 112, 220, 226, 287, 292, 313, 392, 402, 406, 409, 413, 500, 528
Capraria (nordwestl. Elba) 553 Capua (in Campanien) 423, 439
caput (Steuereinheit) 295 Caput Vada (Ras Kapondia, Kl. Syrte) 242 Caracalla (Ks. 211-217) 46, 55, 68, 78, 304 f, 325, 381, 499
Carausius (Usurpator 286293) 62, 271
Caricingrad s. Taurisium
castrensis (Leibdiener des Kaisers) 258, 289
catabolenses (Eseltreiber) 434 Catania (auf Sizilien) 423 cataphractarii (schwere Reiterei) 53, 307 Catelauni (Chälons sur 347, 363, 389, 395, 569, 586
Cauca (in Spanien) 155 150
228, 232
cella 105, 585 Cellarius, Ch. (} 1707) 585
Celtis, K. (f 1508) 601
censitor (Steuerschätzer) 295
censuales (Katasterbeamte)
52, 63, 87, 381 f
Carrhae (Harran) 64, 132 f, 145, 375, 483f, 503, 507
Cartagena (Carthago Nova) 246, 310, 453
Cartellieri, A. (f 1955) 169 Carthaginiensis (in Spanien) 186
Carthago Nova s. Cartagena Carus (Ks. 282-283) 47, 49, 51, 54, 58, 64
Casae Nigrae (in Africa) 557 casarius (Kolone) 397 Cassiodorus (PPO 533) 5, 468, 488, 491 f
CassiusDio(Geschichtsschreiber 229) 44, 90, 356, 603
castellum 422 Castinus (mag. mil.
422-425) 182ff
Chersonnes, thrakische (Gallipoli) 203 Chersonesos (auf der Krim) 240
Childerich (Frankenkg. 1482) 188, 209, 212, 215. 229
Chilperich (Frankenkg. 561-
584) 492
China 90, 149, 200, 237, 24. 407f, 416f, 469, 488. 502. 561 Chios 392, 445
Chiron (Tierarzt um 400) 5.
284
centenarius (Rang im ordo equester) 279, 310, 326 centenarius portus (in Rom)
Carpen (Donaugermanen)
603
Chaunu, P. 586, 597
caudicarii (Blockschiffer) 434 Celer (mag. off. 503-518)
Caristia (22. Feb.) 513
79 £, 501
(f 1848) 275, 590, 595
Chatten (westgerm. Stamm:
Caucalandus locus (Karpaten)
Centcelles (bei Tarragona)
400) 166, 494, 508 Carmina Cumana (Sibyllinen) 172 Carnuntum (östl. Wien) 73,
Chartres (südwestl. Paris) 512 Cháteaubriand, Fr. R. de
Marne) 140
Cato der Altere (} 149 v.Chr.)
Carinus (Ks. 283-285) 47, 58, 61, 330, 393, 426
Carmen contra paganos (um
Charonspfennig 573 chartophylakion (Archiv) 246
393
Chlodwig (Frankenkg. 482511) 215f, 229, 245, 317. 566, 582
106
432
centenionalis (Kupfermünze) 283 centonarii (Feuerwehr) 419, 432f, 446
Chnodomar (Alamannenkg. um 350) 108, 122
chorepiscopus (Landbf.) 465 Chorflötisten 459
Chosroes (Kg. von Ostarmenien T 391) 157 Chosroes I (Perserkg. 531-
578) 233, 240 f, 244, 483
centurio (Hauptmann) 310, 528
Chosroes II (Perserkg. 590-
Ceres (Góttin) 438, 509
627) 243, 391
ceromatita s. Turnlehrer
Christenverfolgung — Athanarich 146
cervisia s. Bier
Ceylon (Taprobane) 116 f Chaldäische Orakel 482 Chalkedon (in Bithynien) 96, 124, 145, 169, 219,
441, 444, 562
Chalkis (bei Damaskus) 504,
552
Chamäleon 574 Chamaven (westgerm. Stamm) 50, 122, 320
Charietto (Offizier Julians) 121, 125, 319
Charisius, Aurelius Arcadius (Jurist unter Constantin) 237, 254, 293, 458, 473
— Daia 86 - Decius 526
— Diocletian 69 f, 427 — Galerius 80f — Goten 146
— Julian 134 — — — —
Licinius 89 Maxentius 81f Nero 526 Perser 100, 110, 201f
— Soldatenkaiser 56, 526 Christianisierung 102, 11411. 179, 221, 368, 374, 379ff, 464, 511 ff, 564 ff: vgl.
Mission
7. Register Christodoros von Koptos (Dichter um 500) 444 Christogramm (X) 7, 75,
Claudius (Ks. 41—54) 67, 332, 366, 369, 516
Claudius II Gothicus (Ks.
709 collatio lustralis s. chrysargyron
83, 89, 106, 263, 269,
268-270) 47, 52, 80, 149,
Collatio Mosaicarum et Romanarum legum 522
309, 317
402
Collectio Avellana (Brief-
Christologie 54, 91, 130, 200, 531, 560f
Christotokos (Christusgebärerin) 199, 561 Christus s. Jesus Christus Christushôhlen 511 Chronica Minora 2 Chroniken 2 Chrysaphios (cubicularius
443-450) 196, 200, 203, 218
chrysargyron (Goldsilbersteuer) 98, 284, 358, 410 f 419, Chryseros (PSC 431) 290 Chuni s. Hunnen Cibalae (in Pannonien) 88, 139
Cicero, Marcus Tullius
(106—43 v. Chr.) 5, 69, 133, 366, 463, 470, 472, 489, 491 ff, 529f, 569, 577
Cincinnatus (dictator 458
v. Chr.?) 389 cingulum (Militärgürtel) 279, 304, 431, 437
circitor (Rang im ordo eqester) 279, 310
circumcelliones (Donatisten 105, 327f, 352, 372, 396, 558, 565
civitas (Stadt/-K reis) 67, 422, 451 civitas Romana (róm. Bür-
gerrecht) 239, 254, 305, 321, 349, 358, 381, 422, 476, 545
clarissima femina 333 f; vgl. vir clarissimus clarissimus s. vir clarissimus classis Seleucena (syr. Flotte) 310
Claudia (Idealfrau) 352 Claudia (gens) 366 Claudian (Dichter um 400)
Claudius s. Mamertinus Clemens Alexandrinus (griech. Kirchenvater T um 215) 92, 374, 512, 549
clibanarii (schwere Reiterei) 53, 307, 309
Clermont-Ferrand (Arvern) 206, 492
codex (Buch) 341, 469 Codex Argenteus (Bibel) 115 Codex Euricianus (staatl. Gesetzsammlung) 198 Codex Gregorianus (private Gesetzsammlung) 3, 197, 236
Codex Hermogenianus (pri-
vate Gesetzessammlung) 197, 236
Codex Justinianus (staatl. Gesetzsammlung 534) 3, 236
Codex Novus (letzte Ausgabe des CJ) 236 Codex Salmasianus(Gedichtsammlung) 5 Codex Sinaiticus (Bibel) 470 Codex Theodosianus (Staatl. Gesetzsammlung
438) 3, 197, 236, 282, 292
codicillus (Ernennungsurkunde) 281, 300 Codinus s. Patria Coelestin I (Papst 422-433) 187, 199
Coelicoli (jüd. Himmelsverehrer) 518 coemptio (Zwangskauf) 294 Coenobiten (Mönche) 550 cohors (Truppe) 311 cohortales (Angestellte der Statthalterbüros) 411 Colias (Gotenführer 377) 151
345, 384, 424, 477, 510
collatio auri lustralis s. chrysargyron collatio glebalis (follis, Sena-
Claudianus Mamertus (Dich-
torensteuer) 68, 98, 218,
5, 154, 256, 274, 288, 292,
ter um 450) 377, 491 f
284, 286, 338, 460
sammlung) 5, 251, 525
collegiati (Feuerwehr) 418 ff, 433, 446
collegium (Verein, Zunft) 69, 313, 328 f, 345 f, 353, 382, 408, 410, 414f,
418 ff, 434 ff (Rom), 446 ff (Konstantinopel), 479 f
collegium funeraticium (Bestattungsverein) 545 colobium (kurzärmliges
Hemd) 332, 431
colonia 422
colonus (hóriger Bauer) 313, 319, 326 f, 347, 381, 385, 397ff, 431, 537, 554, 565, 586, 596
colonus adscripticius 339 colonus originarius 339
colonus quasi servus 339
colonus rei privatae (Staatslandpáchter) 461 Columella (Agronom um
60) 395
Comer See 310 comes 97, 411, 481, 455, 459
comes Aegypti 219 comes Africae 142, 173, 181, 464
comes archiatrorum (Leibarzt des Kaisers) 290 comes auri 283, 410 comes castrensis 289 comes commerciorum 282, 407, 418
comes consistorianus 194, 277, 287
comes domesticorum
137,
205, 210, 222, 287, 303,
307, 311, 335, 340
comes domorum per Cappadociam 286 comes excubitorum 232
comes formarum (für Wasserleitungen) 432 comes Gildoniaci patrimonii 174, 286 comes horreorum 446
V. Anhang
710 comes Isauriae 306
concilium Tripolitanum (in
Africa) 142, 464
comes largitionum (regio-
nal) 282, 300
comes litoris Saxonici 105 comes metallorum per Illyricum 285, 410
comes obryci auri (Aufseher über das Feingold) 283 comes ordinis primi 277, 297, 311, 476, 485
comes ordinis tertii 277, 437 comes Orientis (vicarius) 297, 301, 310, 455, 458
comes portus (in Rom) 432
concordia Augustorum 73, 160
concubinatus 347, 357
conductor (Pächter von Krongut oder Zoll) 287, 396, 418
coniunctissimum imperium
204 consecratio (Apotheose) — Constantin 93 — Constantius I 76 Constantius Il 124
num 287 comes provinciae 297
comes rei militaris 132, 139, 141, 145, 148, 206, 214, 219, 306, 311, 318, 335 comes rci privatae 214, 278,
285, 414 comes rerum privatarum s.
comes rei privatae comes riparum (in Rom) 432
comes sacrae vestis (Garderobenverwalter) 289 comes sacrarum largitionum (CSL) 214, 278, 282, 294,
|
comes privatarum largitio-
Diocletian 73 Galerius 80 f Gratian 261
Julian 132, 509f£ Libius Severus 208 - Valentinian 261 consilium (Beirat des Statthalters) 299, 457 consilium principis (Kronrat) 276, 293, 348, 542, 558
consistorium (der Päpste) 546 consistorium (Kronrat) 97, 276 ff, 285, 300, 447, 457
Constantinische Schenkung s. Constitutum Constantini
Constantinus VII Porphvrogenitus (T 959) 3, 251. 450 Constantius I Chlorus (Ks. 305-306) 60 ff, 76, 381, 476
Constantius Il (Ks. 337—361) 7, 89, 97, 104 ff, 123, 133. 310f, 331, 393, 423 ff, 444, 448, 454, 470, 484,
517
Constantius III, Flavius (westróm. Ks. 421) 170, 180f, 312, 338, 384
Constantius s. Julius constitutio (Erlaß) 281 Constitutio Antoniniana
(212) 46, 325
constitutionarius 332
Constitutiones Apostolorum (vor 400) 516, 534 Constitutum Constantini
(constantinische Schenkung) 101, 547, 582
consul honorarius (Ehrenkonsul) 334 consul ordinarius (Jahres-
konsul) 232, 334 ff, 348,
388, 407 ff, 414, 418 comes thesaurorum (regionaler Schatzmeister) 290 comes Thraciae 151 comitatenses (Feldheer) 306 comitatus (kaiserl. Begleitung) 68, 276 commeatus (Urlaub) 315, 324 Commodus (Ks. 180-192)
consors imperii (Titel Theodoras) 235 consortium (Sklavenehe) 292
44, 273, 589 commerciarii s. negotiatores
Constantia (Frau des Licini-
consularis aquarum 432 (Rom), 448 (Konstantinopel) consularis Syriae 109 contubernium (Sklaven-
commune provinciae s. Provinziallandtag
Constantin I d. Gr. (Ks. 306—337) 82 ff, 149, 168,
conubium s. Ehegesetz copiata (Totengräber) 430,
Constans (Ks. 337—350) 105 ff 393, 424
Constans (Sohn Constantins
IIT) 180 Constant, B. ( 1830) 598
Constantia (Frau Gratians) 117, 257
us) 82, 86, 88, 113
concilium s. Kirchenkonzil,
249, 252, 265, 274, 300,
Provinzialkonzil, Provin-
326, 331, 333, 338, 354f,
ziallandtag
concilium generale s. Kirchenkonzilien, ökume-
415, 424, 428, 439, 441 f, 449, 452, 462, 517, 545, 560
nische concilium provinciae s. Pro-
Constantin II (Ks. 337—340)
vinziallandtag concilium septem provinciarum (in Gallien) 182,
Constantin III (Usurpator
464
88, 97, 100, 103 ff, 421 407-411) 176, 180, 401
Constantina (Frau des Hannibalianus)106 f, 121
381, 336
consul suffectus (Ersatzkonsul) 334 consularis (Statthalter) 297, 334f
ehe) 347
545
Cordoba (lat. Corduba) 246, 492; vgl. Hosius Corippus (Dichter 6. Jh.) 243
corporati s. collegium Corpus Christianorum (Christen-Verein) 86 Corpus ludaeorum et Samaritanum (Judenschaft) 521 Corpus Iuris Canonici 518
711
7. Register
Corpus luris Civilis (534) 198, 249, 282
Cynegius (comes consistoria-
nus 402) 194
David (Israelitenkg. um 1000 v. Chr.) 93, 264, 511 Dea Caelestis (Tanit) 183, 199, 497, 512
corrector (Statthalter) 297,
Cypern
334 corrector totius Orientis 53
Cyprian (Bischof von Kar-
Dea Syria (Atargatis) 496,
thago T 258) 56, 372, 528, 581 Cyrus s. Kyros
decanus — Türwächter 280, 303
Cosenza (in Süditalien) 179 Crispinus (Bf. von Calama um 400) 558
52, 287, 376, 393,
406, 408, 411, 416
Crispus (Sohn Constantins
1326) 75, 88 f, 95, 97, 102, 510
Crocus (Alamannenkg. 306) 76, 217, 320, 323
cubicularius (Kämmerer)
551
— Totengräber 449, 545 Dämonen 165, 265, 495, 504 ff, 532, 549, 567,
571 ff, 576; vgl. Exorzismus; Satan
Dámonenfürst506; vgl. Satan Dagalaifus (Schwiegerenkel
decemprimi (Ratsvorsteher) 327, 458
Decennalien (10jahresfeier) 84 (Constantin), 144
cubiculum, sacrum (kaiserliches Schlafgemach) 289 f Cumae (in Campanien) 246 cura palatii (Page) 289
Dakien 52, 104, 124, 136
(Gratian), 162 (Theodosius), 271 (Zeremonie), 425 (Rombesuche) Decentius, Magnus (Caesar des Magnentius) 108 Decii (Senatorenfamilie)
curator aquarum 448 curator civitatis (Reichs-
dalmatica (tunica) 409 Dalmatien 58, 189f, 208,
Decimum (südl. Tunis) 242
kommissar) 419, 455 ff curator horreorum Galba-
Dalmatius (Neffe Constan-
196, 258, 289
norum 432
curator operum publicorum (in Rom) 432
curator operum maximorum (in Rom) 432
curator statuarum (in Rom)
Aspars, cos. 461), 222
Dahn, Felix (f 1912) 245, 601 Daia s. Maximinus
213, 243, 392, 411, 413 tins I) 97, 104f
Decius lunior (cos. 486) 333
500) 4, 360, 483, 505, 511 Damaskos 219, 375, 391
Decius Paulinus (cos. 534)
Damasus (Papst 366—384) 81, 143, 158, 361 f, 367, 424, 468f, 525, 530, 538, 540 ff, 555
— ad bestias s. d.
Curialenproblem 451, 461
- memoriae 51, 75, 84, 87,
curialis Herculis (Herkulespriester) 509 Curiosum Urbis Regionum XIV (um 320) 423
Cursor (Laufbote) 280 cursus clabularis (Lastpost) 414
cursus honorum (Senatorenkarriere) 67, 334 ff, 536
cursus publicus (Staatspost) 91, 125 f, 279, 331, 414 f, 419, 463, 542, 599
cursus velox (Schnellpost) 414 Cybele s. Kybele
Cylaces (Armenier 370) 148 Cynegius (PPO Orientis
384-388) 164f
Decius (Ks. 249-251) 44, 47, 49, 52, 56, 71, 261, 493, 556
Damaskios (Philosoph um
432 curia (Stadtrat, Rathaus) 125, 131, 348, 353, 419, 422, 476, 479, curiales (Stadtadel) 313, 315f, 326, 348, 357, 388, 455 ff, 521, 536
333, 337, 342
damnatio
89, 105, 133, 177, 261, 272, 321
— ad metalla s. d. Daniel-Buch (165 v. Chr.) 504, 580
Daniel Stylites (Asker, 1 493) 223f, 223, 384, 441, 552, 575, 606
Dante (T 1321) 101, 233, 249, 491, 582
Daphne s. Antiochia, Konstantinopel Daras (Festung in Mesopotamien) 228, 240
Dardanien (in Illyricum) 154, 392
Dareios I (Perserkg. 521—486) 494
Dattel 391 Daunen 392
337 decretum (Gesetz) 281, 546
Decretum Gratiani (12. Jh.) 255
Decumatland (Schwarzwald) 50, 63
decurio (mil. Rang) 310 decurio silentiariorum 227 decuriones s. curiales decuria censualium 480 decuria fiscalium 480 decuria librariorum 480 dediticii (unterworfene Barbaren) 156 f, 380 f defensor civitatis 301, 402, 456, 461, 465
defensor plebis/gentis 402, 456
defensor senatus 338 defensores (Kirchenpolizei) 536
defixiones (Fluchtäfelchen) 574
dei consentes (Zwölfgötter) 428, 498
Dekadenz 179, 269, 352, 404, 566 f, 580, 583 ff, 586 f, 600, 607
V. Anhang
712 dekaprotoi s. decemprimi Delos (in der Ägäis) 498
Dienstgüter 353, 420, 431,
Delphi 165, 441, 454, 494,
dies dominicus 91; vgl.
498, 533
434 ft, 462 Sonntag
Demeter (Ceres) 130, 147, 199, 506
dies imperii (Regierungsan-
Demophilos (Bf. von Konstantinopel 370-380) 158 demos s. Zirkuspartei Demosthenes (} 322 v. Chr.)
dies Martis 495; vgl.
342, 472
Demotische Schrift 374 denarius (Silbermünze) 68, 283
denarius communis (Rechnungseinheit) 68, 283
Dendrophoren (Kultverein) 183
Dengizich (Sohn Attilas) 221 Deo laudes (Donatistenparole) 558 Dertona (in Ligurien) 207 Descriptio totius mundi s. Junior
Desertion s. Fahnenflucht
tritt) 270, 314
Dienstagsmensch dies Solis 91; vgl. Sonntag Dietmar von Merseburg
(+ 1018) 513
270) 2, 44, 604
Dexter, Nicomachus (PUR
um 430) 489 Dhu Nuwas (Kg. im Jemen
6. Jh.) 524
Diadem 97, 123f, 196, 205, 220, 232, 262f
Diadochen 414 Diakon 534 ff Diakonisse 536, 541 Dialektik (Schulfach) 473, 491f
Diatessaron (Evanglienharmonie) 375 Dibaltum (in Thrakien) 152 Dibous (indische Insel) 116 dictator (rep. Magistrat)
Diocletian, (Ks. 284—305)
54 f, 58 ff, 137, 197, 251, 255, 261, 279, 305, 316, 330, 369, 389, 402, 424,
426, 439, 452, 454, 462, 493, 497 f, 503
408 491
422, 461 domesticus, 306; vgl. protec-
tor Dominat 46, 56, 250 ft, 552,
61, 71, 213, 251, 412, 497f Diocletianstarif 3, 6, 57,
dominus et deus (Kaiserticel.
Diodor (Historiker unter Augustus) 329 Diözese (staatl. Verwaltungseinheit) 67, 296 ff Diogenes der Hund (fum 325 v. Chr.) 548 Diokaisareia s. Sepphoris Dion von Prusa (f nach 112) 468 Dionysius Exiguus (Kirchenautor 3. Jh.) 72, 337, 382
Dionysios von Alexandria
(+265) 56
Dionysos s. Bacchus Diophantos (Mathematiker
3. Jh.) 384, 510
Diophantos (Rhetor um 350) 381
Dioskoros (Musiker 362) 483 Dioskoros (Patriarch von Alexandria 444-452) 200, 219
Dicuil (Geograph 9. Jh.) 8, Didyma (bei Milet) 70, 498
Diospolis (Lydda in Judaea)
um 50) 360 Dienstagsmensch 90
pices
Divi (Stamm in Indien) 117 divortium 355 f Djerba (Girba auf Meninx!
Diocletianspalast (Spalato) 7,
Dioskuren 427, 508, 513 Dioskurides (Pharmakologe
293
disciplina Etrusca s. harus-
Dodona (in Epirus) 498 Dogma s. Glaubensbekenntnis Dolmetscher s. interpres Domänen 286, 396f. 403,
Diocles (Diocletian) 72
391 f, 406, 411 £, 471
Dexippos (Historiograph
133, 232, 237, 269, 288. 336, 469, 494, 509
Digesten 3, 237, 254, 486
Designation 256
Deutz (Divitia) 78, 163
Diptychon (Doppeltafel)
doctor (Professor) 475. 478t.
Deuso (unbek. Schlachtort Deutsche Demokratische Republik 596
ten
Dietrich von Bern s. Theoderich d. Große
69, 260 (Kaisertitel), 262, 309, 345 (Sklavenpreise),
373) 141
Diplomatie s. Gesandtschat-
517
273f, 452, 588, 596, 5% 57, 66, 261
dominus noster (Kaisertitel! 260
Domitian (Ks. 81—96) 44. 260, 272f, 349, 390, 505
Domitius Domitianus
(Usurpator 297) 65 Domnica (Frau des Valens) 146 f ‚153, 258
domus divina (Kaiserbesitz) 287, 422
Donar (Blitzgott) 495 Donar-Eiche 513 Donatisten 87, 105,
128, 142.
174, 183f, 243, 458, 372, 502, 546, 557 f
donativum (Sonderzulage) 271, 314
Donatus, Aelius (Grammanker um 360) 471, 479
Donatus (Bf. von Casae
Nigrae +355) 557 f
Donauländer 379, 466, 592 Doppelnamen 245 Dopsch, A. (T 1953) 378, 59? Dorf 395, 422, 452 Dorier 607
Dorotheus (comes et dux Palaestinae 452—453) 219
713
7. Register
Dorotheus (Rechtsgelehrter
Dyrrhachium (in Epirus)
Justinians) 237
doryphoros (Leibwächter) s. buccellarius draconarius (Fahnenträger) 309, 311 Dracontius (um 500) 479,
227, 367
Ebioniten s. Judenchristen Eboracum s. York
ecclesia militans 266
Ecdicius (mag. mil. 474—475)
481, 489
Drechsler 405 Dreikapitel-Streit (543) 239 f Dreiperiodenschema 585 Dreißigjähriger Krieg
(1618-48) 115
Drogen 392 Drogisten 405, 433
Druiden (Eichenpriester der Kelten) 369 Drusus der Ältere (19 v.Chr.) 49
Drusus der Jüngere (} 23) 49 Dryaden (Baumnymphen) 511
ducenarius (Rang im ordo equester) 279, 311, 326
211, 310, 369
Edeco(Vater Odovacars) 211 f Edelkirsche 392 Edelmetall 69, 98, 282, 285, 410
Edelsteine 413 Edessa (Urfa) 53, 65, 128, 199 f, 228, 240, 356, 375, 417, 422, 451, 487, 507,
536, 552, 564
edictales (Rechtsstudent) 486 edictum (Gesetz) 281 Edictum Diocletiani s. Diocletianstarif Edictum Theodorici 198, 430, 520
Egeria (Pilgerin um 400) 4,
Dulcilla (Gotenprinzessin
um 390) 115
Düngung 403 Dungverkäufer 405 duoviri (Bürgermeister) 455, 457
dupondius (Rechtsstudent) 486
Dura-Europos (in Syrien) 44,53
Durchschnittsalter 329
374 fF
egregius 134, 311 Ehe 354; vgl. Frauen
Ehebruch s. adulterium
Ehegesetz 354 —
Augustus 235, 252, 364
— Constantius II 522 — Diocletian 71
445, 469, 547
Elfenbein-Diptychen s. Diptychon Elfenbeinschnitzer 8, 421 Elias (Prophet) 511 f Elvira (Synode um 306) s. Iliberri Embargo 417, 604 Emerita (Merida in Spanien) 186, 296
Emesa (Homs in Syrien) 53, 127, 363, 401, 491
emphyteusis (Dauerpacht) 397f Endelechius (Tierarzt um 400) 393, 571 Engel 495, 507, 529, 542, 550, 564, 570, 576
Engelbert von Admont (um 1300) 582 Engels, Friedrich (T 1895) 352, 584, 596, 601
Enmannsche Kaisergeschichte 44, 57, 66, 261
1521) 5, 540, 605
Ente 392
Enthusiasten (Asketen
um 400) 552
Ehevertrag 354
Epaone (Burgund) 394
Eiche 413
Einnaturenlehre s. Mono-
Ephesos 52, 116, 196, 200, 204, 219, 296, 331, 350, 377, 453 ff, 507, 542, 556, 561, 576
physitismus Einquartierung s. hospitium
Ephraem der Syrer (Kirchenvater T 373) 1, 126, 134,
Eichensynode (403) 194 f Eifel 414
Einsiedler 550, 574
487, 516
Eisen 411, 417, 606
Epifanius (PUR 412-414)
Eiserne Brücke (bei Ktesiphon) 228
Epiktet (Philosoph T 135)
169 dynastisches Prinzip 74, 98, 183, 291
Elagabal (Ks. 218-222) 55, 493
Dyophysitismus (Zweinaturenlehre) 199, 219, 531,
Elefant 133, 287, 307, 417, 469
561f
Elfenbein 417, 421, 428,
Ennodius (Bf. von Ticinum
Ehescheidung s. divortium
dux Armeniae 157 dux Libyarum 200 dux Mesopotamiae 228 Dyarchie 235, 252, 588 Dyck, Anton van (f 1641)
tum) 121, 147, 165, 173, 482, 509
Kirche 496, 522 Theodosius I 518, 522
dux (barbarischer Heerfühhaber) 63, 68, 124, 148, 155, 298, 306, 311, 315, 320, 326, 335
Eleusis (Mysterienheilig-
Enna (auf Sizilien) 489
— Valentinian 355, 382 f, 409 Ehehindernisse 354 f
dux (röm. Militärbefehls-
519-531) 234, 524
Justinian 235, 253, 354 f
Durostorum (an der unteren Donau) 112, 151, 184 rer) 172, 175
Elephantine (in Oberägypten) 65 Elesbaas (Kg. von Äthiopien
Elementarunterricht 471 f
428 565
Epikur (Philosoph 1270 v. Chr.) 130 Epiroten 464, 607
Epiphaniasfest (6. Jan.) 123
714
V. Anhang
Epiphanios (Bf. von Salamis um 375) 519, 562 f Episkopat s. Bischof
Epitome de Caesaribus (nach 395) 2, 44, 58, 70, 73
eques 310; vgl. ordo equester equites singulares (Gardetruppen) 85 Equitius (mag. mil. 364-375) 141, 144
Eudoxia, Licinia (Tochter Theodosius' II) 183, 195,
Eusebios von Nicomedia
208, 257
Eudoxius (Bagaudenführer
448) 188, 370
tinopel 360-370) 151 Eugenius (Usurpator 303)
Eustathios (Philosoph um
70, 316
Eugenius (Usurpator 392-
Erbpacht s. emphyteusis
Eugenius Vulgarius (um 900)
Erbschleicherei 361, 543
Erbse 390 Eresburg (südl. Paderborn) 513
ergastulum (Sklavenbehausung) 348
Eriulf (got. Fürst um 390) 157, 386
120, 560
Eusebius von Vercelli (1371
394) 167 f, 331, 341, 425,
Erbpflicht 388
(f um 341) 100, 113, 115.
Eudoxios (Bf. von Konstan-
Erasmus von Rotterdam
(1 1536) 135, 583
44, 57, 70, 75, 94, 100r. 265, 468, 487, 516, 581
474
554
358) 474
Eustathios (Bf. von Antio-
chia 325) 559 Eustathianer (in Antiochia) 559, 563
Eustochium (c.f { 419) 362
582
Eugippius (Hagiograph T
Eutharich (Schwiegersohn
Eulogioi (Bankiers in Konstantinopel) 340 Eulogios (Patriarch von
Eutropia (Frau Maximians)
nach 553) 4, 213, 379, 590
Alexandria 580—607) 413 Eumenius (Rhetor 298) 416, 467, 476, 479
Erklärungsproblem 593 f Ermanarich (Kg. der Ostgoten 1 um 370) 150 Ermanarich s. Herminerich
Eunapios (heidn. Historiograph T nach 404) 2, 4,
Erotik 358 f, 363 (Literatur)
498, 505 f, 510, 580, 586
44, 101, 150, 170, 176, 303, 317, 415, 482, 485,
Theoderichs d. Gr.) 23? Eutherius (PSC 356—360) 123, 289 77
Eutropius (PSC 395-399) 192 ff, 202, 336
Eutropius (Geschichtsschreiber, cos. 387) 2, 44, 48, 97, 486, 510
Evangelien
Erzgießer (fusor) 411 Esche 413
Eunomia (Rednerin 336) 360
- christliche s. Bibel - heidnische 505
Eunomianer (Arianer) 560
evectio (Postfahrschein) 273.
Esel 295, 407, 414 ff
Essen- Werden115
Eunomios siopolis) Eunomios um 370)
Essener (jüd. Sekte) 525,
Eunuchen 97, 120, 124, 192,
Eseltreiber s. catabolenses Esra (Zorava in Syrien) 512
(Bf. von Theodo201 (Schrifterfinder 470
196, 199, 289 ff, 300 ff, 341, 345, 349 ff, 417, 550
549
Essig 392
296, 415
ex (comitibus etc.) s. unter den Ämtern exactores (Steuereinnehmer 295, 398, 401
exceptores (Stenographen) 288, 332, 470
EBkastanie 392 Esus (kelt. Gott) 369 Etheria s. Egeria
Euphemia (Frau von Ks.
Excerpta Valesiana s. Anonvmus Valesianus
Euphratflotte 310
excubitores (kaiserl. Garde’
Etrurien
Eurich (Westgotenkg. 466-
174, 431
Etrusker 368, 569
Etzel s. Attila
Euagrios (Kirchenhistoriker Tum 600) 4 Eucharistie 511, 532, 544
Eucherius (Sohn Stilichos) 155, 171, 269, 288, 386,
535 Eudocia (Tochter Valentinians III) 186, 205, 208,
210, 233 Eudocia, Aelia s. Athenais
Eudoxia, Aelia (Frau des Arcadius T 404) 192, 194 f
Justin 1) 235, 257f
222, 232, 307
484) 198, 206, 209f, 215
excusatus (Privilegierter) 455
Euripides (griech. Tragiker Tum 406 v. Chr.) 342,
Exkommunikation 298, 135.
491, 534
Euripos (Chalkis auf Eubóa) 378
Eusebia (Frau Constantius II) 117, 121, 123, 133, 258, 352
Eusebius (PSC 337-361) 111 Eusebius (PSC 409) 170 Eusebius (Papst 308-310) 81 Eusebios von Caesarea (Kir-
chenhistoriker, } 339) 4,
361, 534, 536, 538
Exorzismus (Teufelsaustrei-
bung) 490, 532, 536, 549, 571 f, 576; vgl. Dämonen. Satan
Expositio totius mundi s. Junior Ezana s. Aizanas fabricae (Waffenfabriken) 68, 151, 153, 280, 308. 314, 404
715
7. Register Facharbeiter 337, 351; vgl.
Feuerkult 220, 228, 500, 577
artifices Fachliteratur 5 Färberei s. baphium Faesulae (in Etrurien) 175
Feuerpriester 228, 500
Faktorenpyramide 549
Feuertempel 228 Feuerwehr 419, 432 f (Rom), 446 (Konstantinopel) Feva s. Feletheus
Fahnenflucht 318 f, 529
Fibel 269, 314 , 405
Falke 394
Fichte (pinus) 413
Falknerei 394, 405 Fallmerayer,J. Ph. (T 1860) 378 Familie 363 f; vgl. Kinder
Fasan 393
fasti (Beamtenlisten); vgl. PLRE I 1041 ff, II 1242ff
Fausta (Frau Constantins I) 79f, 85, 88, 95, 427, 557
Faustina (Frau Constantius'
In) 117
Faustus (Historiograph um
400?) 1, 148, 523
Fichte, J. G. (+ 1814) 595 fides Romana 381 Filimer (Gotenkónig) 573 filioque (im Credo) 531 Filocalus-Kalender (354) 3, 91, 112, 271, 332, 501, 513
s. imperator
219 Flotte 132, 209, 310f; vgl.
Schiff foederati (Bundestruppen) 99, 157, 177, 184, 211,
232, 317 (Arianismus
statthaft), 320 f foedus (Bündnis) 321 follis (Kupfermünze) 68, 218, 283 f, 338
follis s. collatio glebalis
287, 338f, 393, 406
Folter 273, 298, 325 f, 338, 344, 347 f, 373, 479, 496, 587; vgl. Prügel
Filz 407, 433 Finley, M. (f 1986) 75, 601, 607
Finsteres Mittelalter 582 Firdusi (persischer Dichter
Feldherrenamt des Kaisers
580
Florus (comes Aegypti 453)
rina auf Sizilien) 78, 276,
Federn 392 513; vgl. Kalender
Florus (Historiograph 2. Jh.)
Filosofiana (bei Piazza Arme-
Finnisch-ugrische Sprachen
Feige 390f
Florenz 175
filii Augustorum 80
Favianis (Mautern in Noricum) 212 Feiertage 90, 193, 270, 478,
Florentius (PPO 360—361) 122 Florentius (PPO 439) 358
371
1 1020) 241
Fortunatus (Manichäer
4. Jh.) 502
Fortschritt 566, 581, 584, 592
fossor (Totengräber) 430, 545; vgl. Bestattungswesen Fränkische Völkertafel
(7. Jh.) 215
Firmicus Maternus (Autor 4. Jh.) 5, 98, 112, 394, 495, 568
Franken (westgerm. Stammesverband)
Feldlager (castrum) 316 Feldzeichen (signum) 316 f Feletheus (Rugierkg. 453-
Fischbrühe s. garum
—
Felicissimus (rationalis 271)
Fischerei 394, 405, 419 Fischpreise 397, 458 f
121 f, 604 — Eugenius 166
fiscus 285 Flaccilla, Aelia (Frau Theodosius' 1) 155, 174, 258,
— foedera 321
487) 212, 214f 55, 283
Felix (mag. mil. 425—430) 184 Felix II (Gegenpapst 355-
365) 114 Felix ΠῚ (Papst 483-492) 213, 226, 342
Felix IV (Papst 526—530) 233, 538
Felle 407
Feriale Campanum (387) 513 Feriale Duranum (225-227)
44
Ferien 270, 320, 478, 486,
488; vgl. Kalender Festus (Geschichtsschreiber
um 370) 2, 44, 110, 147, 267, 474
Feudalisierung 313, 328,
Firmus (Usurpator 370-74) 142, 155, 272, 558
360, 545
— Constans 105
— Constantin 87, 99
— —
Constantius Il 106, 109,
Honorius 176 Hosen 406
- Julian 121 f, 381
Flachs 406
—
Maximian 62
flamen (Priester) 457, 497
—
Maximus
Flavianus, Virius Nicoma-
— Merowinger s. d.
chus (PPO Italiae 390— 394) 164, 166f, 342, 428, 468, 489, 505, 508 ff
Flavianus (Patriarch von Konstantinopel 446—449) 200, 204 Flavius (Gentilname) 257, 320, 381
Flavus (Bruder des Arminius) 386
399, 402, 589; vgl. buccel-
Fleisch 392 Fliesenleger 421
larii, patrocinium
Florafest (3. Mai) 439, 478
— — -
160, 163
Nachwuchs 602 Reichskrise 50, 320 Sklaven 351f Valentinian I 140f
— Valentinian II 165 - Valentinian III 187f
Franz von Assisi (1 1226) 130 Frauen 66, 69, 71, 92, 295,
315, 348, 400, 472, 534
329, 331, 333 f, 345, 352 ff, 369 f, 375, 408 f, 419, 443, 461 f, 477, 491, 496, 499, f, 549, 563, 573
716
V. Anhang
Fravitta (got. Fürst, cos. 401) 157, 190, 193, 310, 386
Fravitta (Patriarch von Konstantinopel 489-490) 382
Gaiso (mag. mil. 350) 106 Gaius (Jurist 2. Jh.) 237, 325, Galater, Galatien 242, 344 f, 369, 376, 408 £, 545, 556, 572
186
Fredericus (Rugierprinz um
488) 215
Ausoius, Avitus, Caesa-
rius von Arles, Ecdicius, Ennodius, Gregor von Tours, Hilarius von Arles.
290, 329, 484, 597
Galerius (Ks. 305-311) 59 f, 63 ff,78 ff, 137, 264, 287, 289, 410, 424, 447, 495,
Sklaven Friedrich 11 von Hohenstaufen 574 Friedrich der Große (1740—
527
327, 335, 343 ff, 396; vgl.
62, 380, 602
Frigidus (Wippach in Friaul) 173 Friseur 124, 291, 405
Fritigern (westgot. Fürst 378) 146, 150 ff, 155, 267, 352, 386
Fritila (Bf. von HerakleiaPerinth 431) 382 Fritzlar 513
nilla, Paulus (comes), stianus (Usurpator), Sidonius, Syagrius
545, 565
Galla (Frau Theodosius’ I)
Gallus (Kybelepriester) 500 Gallus (Bruder Julians) 104.
162, 168
Galla Placidia (Tochter Theodosius' I) 168, 170£,
Friesen (westgerm. Stamm)
Jovinus, Paeonius, PapiaRemigius, Rutilius, Seba-
Galiläer (Christen) 126, 133,
1786) 135, 153
(1840—1861) 135
Gallisches Sonderreich 49f Gallorómer s. Aegidius.
Galenos (Arzt } 200?) 49,
Freigelassene 289, 298 f,
Friedrich Wilhelm IV
454, 527, 588, 604
Galbanharz 391
Freibauern 395 Freie Künste 473, 479
47, 51 fF, 85, 114, 149, 268.
292, 306, 320, 330, 437.
434
Fredericus (mag. mil. 454)
Gallienus (Ks. 253—268) 44.
178, 182, 203, 253, 258,
106f, 109, 117 f£, 120f, 131, 311, 459, 462, 517
Gamaliel ( jüd. Patriarch um
400) 335, 518, 521 f
330, 386, 574 Gallien
Gamzigrad s. Romulianum
—
Gans 392
Aétius 184, 187ff
— Aurelian 50 — Avitus 187f
Garamanten (Volk in Africa)
— Bagauden s.d.
Garde s. buccellarii, candidati, excubitores, domestici, protectores, scholae
- Burgunder s. d. —
Constans
105
— Constantin | 78, 99 — Constantin II 104f£ — Constantin III 176 f, 180
372
latinae
frumentarius (Polizist) 279
— Constantius 180ff — Constantius I] 107f — Eugenius 166
Frumentius (Missionsbf.
—
Franken s. d.
Gargilius Martialis (Agronom 3. Jh.) 395 Garizim (Berg bei Neapolis — Nablus) 519 garum (Fischbrühe) 394 Gaudentius (comes 399,
um 350) 116 Fürstenspiegel 231, 251 Fueter, Ed. (f 1928) 591 fugitivus (flüchtiger Sklave)
— Gallorómer s. d.
Vater des Aëtius) 182,
Frondienste s. iugae, munera
sordida, operae Fronhof 404
347
— Gold 410 —
Gratian 144 f, 152, 159
— Honorius 174 f, 180fF
— Julian 109, 121 ff, 466
184
Gaudentius (Sohn des Aëtius) 189, 205 Gaukler 459 Gaulle, Ch. de (f 1970) 601 Gaza (in Palästina) 112, 127,
Fuhrlóhne 407, 416f fundator securitatis (Kaisertitel) 260 fundus (Grofigut) 396
— Magnus Maximus s. d.
165, 194, 374, 391, 421,
— Maiorian 207
Furien 555
— Maximian 58 ff, 78 f£
452, 496, 512, 539, 543f, 550, 574
— Kelten 368 f — Magnentius 106 f
—
Gaatha (got. Kónigin um 390) 115, 365
Postumus 51
— Präfektur 97, 293
— Provinziallandtag 182
Gades (in Südspanien) 406 Gälische Sprache 371
— Silvanus 109 — Sonderreich s. Postumus,
Gärtner 405, 447 f, 549
Syagrius — Valentinian I 140ff
Gainas (mag. mil. 399—400) 173, 192 ff, 202, 310, 312, 324, 385
—
Valentinian II 163, 165
— Westgoten s. d.
Geburtstag 59, 270, 478, 500; vgl. natalis
Geflügel 392 Gefolge s. buccellarii Gegenchristus 72, 505 Geiserich (Vandalenkg. 428—77) 185 f, 188, 204 ff. 222 ff, 233, 383, 606
Geiß, I. 597
717
7. Register
Gelasius (Papst 492-496) 509, 529 f, 535, 540£, 547 Gelasius von Caesarea (Kir-
chenhistoriker } 395) 116 Geld 282 f Geldentwertung s. Inflation Geldspenden 294, 336
Geldstrafe 325, 327 Geldwechsler 405 Geldwirtschaft 68, 388, 416, 593
— Ehe 354, 382f — Frauen 365
— Gainas-Aufstand 385 — Gratian 152
— — — — — —
Handel 417 Hilfstruppen 380, 319 Imperium Gothorum 386 Integration 383 f, 606 Juden 520 Kinderreichtum 365, 380 Kleidung 406
Gelimer (Vandalenkg. 530-
— Kriegsgeist 49, 365 (der
Gemälde s. Kaiserbild,
— Kriegstechnik 52, 417, 603
Kunstmaler Gemmenschneider 405 Gemüse{händler) 391 f, 405 Generalissimus 312
— laeti 345, 382
533) 242f
Generid (mag. mil. 409) 177, 317, 508
Frauen) 380, 603 — Militärdienst 114, 125, 156, 173, 312, 320 — Rechtsstellung 157, 321, 381 f
Codex Gregorianus,
Codex Hermogenianus, Codex Justinianus, Codex Theodosianus, Corpus Iuris Canonici, Corpus
Iuris Civilis, Edictum Theodorici, Leges saecu-
lares, novellae, Lex Salica, Lex Romana Burgundionum, Lex Romana Visigothorum, Lex Salica,
Talmud Gesoriacum-Bononia (Boulogne) 62, 141
gesta — senatus (Senatsverhandlungen) 332 - municipalia (Ratsverhandlungen) 461
— Rom 425 — Sklaven 122, 345, 351
Gestüte 116, 392
Gennobaudes I (Frankenkónig um 288) 63, 322 gentiles (Barbaren) 323, 383 f; vgl. laeti
— Subsidien 50, 322
Getränke- und Imbißverkäu-
Genua 520
— Zivildienst 299 f
Getreidespenden 434 fF
Geographie 5, 473
Germanicus (15 v. Chr.-19)
(Rom), 448 f (Konstantinopel), 458 f (Stádte) Gewerbe 405 ff
Gennadius (Rechtsgelehrter
um 350) 479
Geornetrie 473 f, 491 f
Georg (Bf. von Laodicea um
358) 560
Georgien s. Iberien Georgios von Kappadokien (Bf. von Konstantinopel
— Sprache 385, 468
— Theodosius 1 155 f, 168 f
— Usurpatoren 142, 606
- Valentinian 53 49, 386, 603
Germanus (mag. mil. Justinians T 550) 243, 245, 383 Germanus (Bf. von Auxerre frühes 5. Jh.) 170, 185, 187, 371, 535, 539
357-358, 361) 114, 116, 120, 127
Gerontius (mag. mil. Con-
Georgios Pachymeres (13. Jh.)
Gerontius (Hagiograph um 420) 4, 179, 330, 339
240
Georgios s. Synkellos
Gepiden (ostgerm. Stamm) 52, 188 f, 221 f, 226, 229, 245, 248, 380
Germanen 379 ff, 602 ff; vgl. Alamannen, Franken,
Westgoten, Sachsen — Aberglaube 573 — Ansiedlung 157, 380f, 603
— Assimilierung 382, 606 — Bevôlkerungsreichtum
stantins III) 180 Gerste 390 f Gerstenwein 391 Gervasius (Märtyrer) 162, 570
Gesandtschaften 278 f, 418,
477 (Literaten), 463 (Städte), 546 f (Geistliche) Geschichte in der Bildung 473, 479
Geschichtsschreibung 1 fF Gesetze 197 £, 253, 261 f,
Geta (Bruder Caracallas
+212) 49, 304
fer 405
Getreide 390 ff, 434 ff, 448 f, 458, 465
Gewürze 394 f, 417
Ghassaniden (arab. Dynastie in Transjordanien) 241, 375
Gibbon, Ed. (+ 1794) 44, 71, 135, 274, 512, 566, 580, 586, 588 f, 592, 595
Gibraltar 246
Gildas (Historiograph um
540) 187, 371
Gildo (mag. mil. per Africam 386—398) 142, 173 f, 286, 331, 558 Gladiatoren 106, 271, 355, 438ff, 449, 459 Glas(bläser) 405, 413 f, 417, 421
Glaubensbekenntnis (symbolum) — Chalkedon 219, 562
— Christentum 114, 507
281, 291; vgl. Gesetzessammlungen Gesetzessammlungen s. Awe-
— Constantius II 101, 111
sta, Breviarium Alaricia-
Ephesos 199 f Henotikon 226, 531 Nicaea 92, 159, 201, 531,
- Deditizier 381 f
num, Codex Euricianus,
560
49, 603 — Bildung 365, 382, 385
718
V. Anhang
(Glaubensbekenntnis) — Sirmium Drei 114
— theopaschitisch 239 Glaubensgesetz des Theodosius (380) 157 f, 531
Glaubenszwang 158 Glauberg (Oberhessen) 140 glebae adscriptio 398; vgl. Bodenbindung globus (Reichsapfel) 263 Glycerius (westróm. Ks. 473-474) 210, 213, 272
Gnaden-Ára s. acra Diocletiani
Gnadenhafer 439 Gnosis 128, 373, 487, 502, 521, 555, 572
Goar (Alanenkg. 410—442) 180
Gobazes s. Gubazes Godas (vandal. Statthalter Sardiniens 533) 242 Godilas (mag. mil. 528) 232 Górz (nordwestl. Triest) 167
Goethe (+ 1832) 52, 135, 576f Götterbilder 94, 112, 134, 165, 238, 428, 496f, 504, 523, 599 Götterfeste 496 f, 499
Góttermutter s. Kybele Gog aus Magog 384 Gold 283, 410, 417 (Export-
verbot) Goldarbeiter 151, 285, 410 Goldmacher 65 f Goldprägung 68, 283, 410 Goldschmied s. aurifex Goldsteuer 284 Gontharis (Doryphor Solomons) 243 Gordian I (Ks. 238) 48 Gordian II (Ks. 238) 48
Gothia 51, 386 Goti minores 115 Gotische Sprache 115, 376, 380, 468, 561
Gotland 51 Gottesgnadentum 94, 254 f, 264 f, 273, 588
Gotteshaft 549 Gracchen, Tiberius und Gaius 333, 434
Gracchus (PUR 376-377) 501
Graecia (d. i. Provence) 367 grammaticus (Lehrer) 471, 475f Grammatik (Schulfach) 473, 479, 484f
Granatäpfel 391 Grand (in Lothringen) 83 Gratian (Ks. 367-383) 144 f, 152f, 155 f, 158 f, 260, 381, 393, 425, 439, 476, 555
Gratianus (Vater Valentinians) 139
Gratianus (Usurpator 407) 175
Grattius (Dichter unter Augustus) 394 Gregorius (Jurist 291) 3, 67, 197, 236, 473
Gregor der Große (Papst 590—604) 342, 413, 490,
513 Gregor (Bf. von Alexandria 339—348?) 113
Gregor (Bf. von Nazianz T um 390) 118, 121, 134, 158, 360, 377, 481, 529, 560, 565
Gregor (Bf. von Nyssa 371394) 258, 360, 377, 516, 533, 568, 573
Gordian III (Ks. 238-244)
Gregor (Bf. von Tours } 594)
48, 51, 53, 64, 319, 475,
2, 215, 342, 492, 507, 539, 572
479
Gorgon (Insel zwischen Pisa
Gregor der Erleuchter (Ar-
und Korsika) 553 Gorgonia (Schwester Gregors von Nazianz) 360
Gregorios Thaumaturgos
Goten 64, 88, 114, 145 f, 149, 155 f, 167 f, 245 f, 313, 319 f, 324, 345, 379 ff, 417,
528; vgl. West-/Ostgoten Gotenfrauen 365
menier um 300) 65, 527
(Tum 270) 486, 575
Griechische Sprache - Amtssprache 196, 278, 367 Augustin 467
Christen 367, 252 — Constantin 1 76 f
— Juden 514 — Julian 120 — Literatur 1, 120
— Sprachgrenze 366 f — Valentinian und Valens 139
- Verbreitung 366 f, 491f Griechisches Feuer 230, 310 Grundbesitz - curialer 460f — kaiserlicher s. Domanen, res privata
— kirchlicher s. Kirchengut — senatorischer 338 ff, 456
— der Tempel s. Tempelgüter
Grundschule 471 £ Gubazes (Lazenkg. 456—466; 220f
Gürtel s. cingulum Guignes, Joseph de (T 1800) 149
Gundiocus s. Gundowech
Gundobad (Burgunderkg.
474-516) 209 f, 217, 228,
323 Gundomad (Alamannenkg. 354) 108 Gundowech (Gundiocus. Burgunderkg. 455—473) 209
Guntiarius (Burgunderkg.
411) 180
Gurke 392 Gutones (Nordgermanen?) 51
Gutschmid, A. v. (} 1887) 591
Gymnasium 471 ff, 479, 481 gynaeceum (Textilfabrik) 95, 285, 409f, 433
Gypsus (in Ägypten) 412 Gyrovagen (Mönche) 525
Greutungen (Ostgoten) 51, 150 Griechenland (Achaia) 67,
173, 222 f, 297, 367, 377 f, 413, 486, 607
Haartracht 431, 488, 535, 550 Habicht 394
Hades 131
719
7. Register
Hadrian (Ks. 117-138) 46,
Heerwesen 68, 303 ff, 323f (MiBstände)
61, 67, 126, 236, 325, 330, 335, 348, 358, 419,
Heeresgebet 87 (Licinius),
515
90 (Constantin) Heermeister s. magister
448, 451 (Städte), 479,
Hadriansmauer (in Britannien) 105, 141, 160 Hadrumetum (in Africa) 430, 452
Haeduer (gall. Stamm) 403; vgl. Lugdunum Händler s. negotiatores Häresien, Häretiker 3, 198, 559 ff
Hafenbeamte 405 Hafer 390
Hallelujah (Kampfschrei) 105, 187
Ham (Sohn Noahs) 350 Hammel 392 Hand Gottes 94, 100, 264
Hand- und Spanndienste
(operae et iuga) 290, 295, 325, 397, 458 Handel 415 ff; vgl. Außenhandel, Binnenhandel, comes
commerciorum,
negotiatores Handwerker 284 f, 299, 327, 385, 405, 418 ff, 453, 460
Hannibalianus (Neffe Constantins I) 100, 104, 106 Harem 64, 289, 350
Hariulf (protector domesticus um 400) 323 Harmatios s. Armatus
Harmonik 473
Harnack, A. (f 1930) 595 haruspices (Eingeweideschauer) 95, 143, 497, 569 Harz (Terpentin) 392f Hasdingi (vandal. Kónigs-
familie) 180 Hase 392
Haselhuhn 393 Haselnuf 392 Hasenhaare 406 Hasta (in Ligurien) 174 Hauslehrer 359, 471
militum Hegel, G. W. F (T1831) 45, 514, 566, 584, 592, 595, 601
Hegesippus (d.i. Flavius Josephus) 468 Hegias (Philosoph um 500) 333
Heichelheim, F M. (T 1968) 586
Heiden 126 ff (Julian), 164 (Theodosius), 166 (Eugenius). 489 f (Bildung), 494 ff, 575 (Heilige Männer)
Hephaistos (Vulcanus) 504, 506 Hephthaliten (Weiße Hunnen) 202, 220, 225 Hera s. Juno
Heraclianus (Usurpator 413) 176, 181 f
Heraclius (PSC 454) 189 f Herakleia (Perinth in Thra-
kien) 68, 155, 283, 296
(vicarius), 444 (Bf.), 541 Herakleios (Chinareisender
284) 417
Herakleios (oström. Ks. 610-641) 260, 378, 485
Herakles s. Hercules Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.) 467, 490
Heidenchristen 525, 541 Heidenverfolgungen 94, 105, 108, 112, 127, 147, 164 f, 171, 182, 193, 218, 239, 483, 496 f, 511, 527, 536 Heiligenverehrung 511, 563
Hercules (Herakles) 60, 79,
Heiratspolitik 229 (Theoderich), 333 (Senatoren); vgl. Ehegesetz
Hermeias (Philosoph in Alexandria 5. Jh.) 360, 484 Hermes s. Merkur
Hekate (Erdgöttin) 120, 509,
Hermetica (rel. Schriften um
575 ff
Hekebolios (Rhetor um 350) 120
Hektor (trojanischer Held) 136
Helena (Mutter Constantins I) 76, 85, 95, 262, 375, 427, 429, 533, 570
Helena (Frau Julians) 109, 121, 123, 258
Helena (Ort an den Pyrenäen) 106
Helion (mag. off. 414—427) 196
Heliopolis (Baalbek) 112, 127, 165, 358, 496, 502, 507, 512
Helios s. Sol Invictus
Haustiere 392
Hellebichos (mag. mil. 383-
Hebamme 405, 473 Hebräerbrief 530 Hebräische Sprache 1, 368,
Hengist (Sachsenkg. 449?)
468, 515, 576
kenntnis Zenos 482) 226, 531
388) 455 187
Henotikon (Glaubensbe-
167, 269, 333, 509, 512 f
Herculius s. Maximianus Herder,J. G. (T 1803) 583, 595, 601
Hermapion (Autor unter Augustus?) 374
200) 374
Herminefrid (Thüringerkg. 507-532) 229 Herminerich (Sohn Aspars,
cos. 465) 222
Hermogenes (mag. mil. 342) 113 Hermogenianus (Jurist
um 300) 3, 67, 197, 236, 293,473
Hermogenianus equus 392 Herodian (Historiograph
238) 44
Herodot (Geschichtsschreiber Tum 430 v. Chr.) 1,4, 128, 289, 473, 580
Herrscherideal s. Kaiserideal Heruler (ostgerm. Stamm) 54, 188, 212 ff, 222, 229, 238, 242, 245, 305, 320, 323, 348, 454, 466
Hesiod (Dichter um 700
v. Chr.) 130, 255, 359, 491
720
V. Anhang
Hesperium regnum (Westreich) 189, 251
Hippo Regius (in Africa)
Hesychios (Arzt aus Damas-
Hira (am Euphrat) 241, 375
kus um 450) 474 Hesychios (Autor um 550)
Hirsch 339, 393, 407 Hirse 390
510
184, 242
Hirte des Hermas (150) 530
Heuneburg (an der oberen Donau) 407 Heuß, A. 588
Hirten 370
„Hexenhammer“ (von Insti-
Hispellum (in Umbrien) 6,
toris und Sprengler) 578 Hexerei s. Zauberei Hiberien s. Iberien Hierapolis (in Phrygien) 416 Hierapolis - Bambyke (in Syrien) 165, 551 Hierodulen 94, 358, 496 Hieroglyphen 374
Hierokles (praeses Bithyniae
303) 72, 505
Hierokles (Autor um 530) 3, 8, 452, 498
Hieronymus (Kirchenva-
ter | 420) 2 f, 44, 55, 135, 153 f, 170, 176, 194, 255, 317, 320, 333, 337, 349, 356, 361 f, 365, 368, 376, 386, 444, 468, 470, 479,
490, 526, 530, 541, 550, 555, 563, 570, 574, 581
Hispalis (Sevilla) 296 Hispania s. Spanien 95, 261, 271, 439, 452, 464
Historia Augusta s. Scripto-
res Historiae Augustae Historiographie s. Geschichtsschreibung
Hitler, Adolf (f 1945) 595, 598
Hiung-Nu (zentralasiatisches Volk) 149 Hofzeremoniell 252
Hobbes, Th. (f 1679) 252
Honig(verkäufer) 392, 419, 577
honorati (Reichsadel) 326, 335, 453, 456, 461, 464, 544
Honoratus (Bf. von Marseille | 429) 553 Honoria (Tochter der Galla
Placidia) 182, 188
Honorius (weström. Ks. 395—423) 166f, 170 ff,
303, 309, 319 f, 340, 345, 359, 383, 405 f, 425, 429, 439, 464 f, 497, 521, 535f
Honorius (Papst 625—638) 343
Horapollon (Autor 5. Jh.?) 374
Horaz (róm. Dichter 658 v. Chr.) 342, 392, 472, 490
Hochverrat 207f, 279, 398,
Hormisdas I (Perserkg. 272-
570; vgl. Usurpation Hochzeit 354; vgl. Ehe Höchstpreise 419; vgl. Dio-
Hormisdas (mag. mil. 362-
cletianstarif Höhlenkult 511 Hölle 555; vgl. Satan
Hörgeld s. Schulgeld
273) 54
363) 125, 323
Hormisdas (proconsul Asize
366) 292
Hormisdas (Papst 514—523) 196, 235 Horoskop 1, 218, 568; vgl.
Hilarius (Bf. von Arles
Hof 275 ff; vgl. aula, comitatus, Palast, palatini Hofminister 278 Hofzeremoniell 74, 124,
Hilarius (Bf. von Poitiers
250 ff Holz 405, 413, 421, 458
Horus (ág. Gott) 499
Holzhauer 405
Hosen (bracae) 383, 406,
hierophanta (Priester) 509 Hilarion (PSC 326) 97
1449) 540
1367) 113, 528, 535
Hildebad (Ostgotenkg.
540—541) 245
Hildebert von Lavardin
Holzkohle 411, 413 Holzpreise 458
Hilderich (Vandalenkg.
Holzschnitzer 421 Holztafeln 469; vgl. Tablettes Albertini
523-530) 231, 242
Homer (8. Jh. v. Chr.) 120,
(4 1134) 582
Hilfstruppen s. auxilia Hillel s. Julos Himerios (Rhetor in Athen um 350) 126, 367, 491,
498, 510
Himjariten (Homeriten) 116, 234
Himmelsverehrer (Caelico-
li) 518
Hippodrom 341, 438, 443 ff, 459, 478; vgl. Wagen-
rennen
128, 130, 255, 264, 342, 359, 445, 472, 491, 498, 504, 570
Homeriten s. Himjariten homo novus 335 Homoier 118, 146, 560; vgl. Arianer Homoiusianer 560
Homosexualität 106, 164, 358, 432
honestiores (ehrsame Bürger) 316, 325 ff, 454, 457
Astrologie
Horsa (Sachsenkg. 449?) 187 Hortarius (Alamannenkg. 357—359) 323
431, 547
Hosenmacher 406 Hosius (Bf. von Cordoba 1358) 83, 91 ff, 113
Hospital 544 hospitalitas (Einquartierung) 315
hostis publicus (Staatsfeind) 106, 171, 174, 331
Hübinger, P. E. 590 Huhn 179, 392 Humanisten, Humanismus 577, 582 f, 586, 592, 601
Humboldt, Alexander von
(f 1859) 149
humiliores (niederes Volk) 325 fF Hund 150f, 394, 487
721
7. Register
Hundemarken 343, 347
Illus (patricius 477—488) 214,
Hunerich (Vandalenkg. 477-484) 186, 205, 208, 210, 224, 503
224 ff, 510, 576
illustris s. vir illustris
Imbros (Insel der Nordägäis)
Hunimund (Swebenkg. um
468) 221
Hunwulf (Bruder Odovacars) 211, 215, 225
Hyäne 394, 407
Hymettos (in Attika) 392 Hypatia (Philosophin T 415) 199, 352, 360, 373, 484, 491, 499, 510, 544
Hypatius (mag. mil. 503529) 228, 230, 232, 235
Hyperion (Vater des Helios) 130
Hypostase 531
latrosophistik 484 latrus (Krivina in Bulgarien)
438
Isaurier (kleinasiat. Stamm)
406
54, 68, 109, 147, 193, 196, 200, 222 ft, 245, 298, 306, 313, 319, 323, 328, 366, 376 f, 392, 402, 533f, 552, 576
Immunität 318, 416, 420f,
Hunnen (türk. Reiternomaden) 149 ff, 154, 160, 167, 171 ff, 184 ft, 192ff, 200 ff, 219 ft, 225, 227 ff, 241, 247, 312, 323, 348, 371, 378f, 528, 607 f
Irminsul (Eresburg) 513 Isaak von Antiochia (um 460)
431, 434 f, 472, 477, 480,
521; vgl. Privilegien
imperator (Kaisertitel) 260,
Isdigerdes I (Perserkg. 399—
304
Imperium Gothorum 386 - proconsulare 254 -
Romanum
251,
420) 201
Isdigerdes II (Perserkg. 438-
457) 201, 220
386
indictio (Steueransage) 294,
Isidoros (Philosoph um 485)
326 Indien 85, 90, 116 f, 200, 349, 390, 393, 406 f, 417, 488, 503, 505, 551, 561
Isidoros von Milet (Baumeister Justinians) 235, 444
360, 482, 511
Isidorus (Bf. von Sevilla
Indischer Ozean 408
1636) 5, 252, 335, 360,
indumentum (Hemd) 262, 405 Inflation 55, 68, 283, 416
365, 369, 394, 418, 473, 481, 494, 511, 529, 562, 577, 603
infula (Purpurbinde) 294
Isidorus-Archiv (Papyri,
Ingenieur 421 Ingwer 391
Isis (äg. Göttin) 167, 199,
Anf. 4. Jh.) 6, 389, 459
Innocenz I (Papst 401-417)
220, 238, 354, 374, 426, 495, 499 f, 507, 509, 513f,
569
525
Ibas(Bf. von Edessa } 457) 487
Innocenz IV (Papst 12431254) 582
Iberien (Georgien) 65, 149,
inquisitores 158
Islam 248, 350, 488, 524, 546, 566
Inschriften 6, 269 f, 303,
Ismaeliten (arab. Stamm)
64, 99, 203, 316
233, 527, 552
Ibsen, Henrik (1 1906) 133 Ida (in der Troas) 393, 511 Ignatius (griech. Kirchenvater fum 110) 556
423, 426, 430f, 452, 457, 494, 500, 509, 513f
um 306) 83, 372, 464,
496, 512, 522, 534
Institutiones (im CIC) 237,
474
Isonzo (Fluß in Friaul) 167,
486
institutor (Elementarlehrer)
210
Istros-Histria (an der Donau-
mündung) 52
471
insula (Mietshaus) 425, 428,
Ilion s. Troja
446
Iller - Donau - Limes 63
interpres (Dolmetscher) 278
Illyricum
interpretatio christiana 513
— Alarich 173, 175
— Germanica 495
- Kirchenhoheit 199, 219 f — Kolonenbindung 398,
— —
402
Isokasios (Philosoph um 465)
Insignien, kaiserl. 268f
Ikonen 573
lliberri (Granada, Synode
147, 551
Graeca 494, 517 Romana 369, 495
Investitur des Kaisers 263
Itala (lat. Bibel) 468, 530 Italia
- annonaria (Norditalien) 67, 296, 368
— Grundbesitz 339, 395 — Justinian 246ff — Odovacar 213 ff, 323
— Papsttum 92, 540f
— mag. mil. 111
Inzest 71, 526
-
Präfektur 97, 293
- zum Ostreich 183
Iphikles (Philosoph um 375)
—
Steuern 67, 295, 368
— Präfektur 97, 293
464, 474 Iren 186
— suburbicaria (Süditalien)
— Sklaven 345 — Soldaten 46 ff, 190, 314
Irenarch (Polizist) 236, 459
— Sprachen 367, 378
Irgenhausen (östl. Zürich) 63
- vicarius 296
Irland (Hibernia) 54, 141, 187, 371, 528
- Juden 518
67, 92, 296, 368, 433, 436f, 540 Itinera Hierosolymitana 4,
8, 376, 533; vgl. Egeria,
Pilgerwesen
722
V. Anhang
Itinerarium Antonini (um 300) 8, 416, 592
iudex (Statthalter) 297, 299 iudex (rex) 172 iudex pedaneus (UnterRichter) 297, 455
iudicium quinquevirale (Senatorengericht) 233, 338
iugum (Steuereinheit) 295 ius armorum s. Waffenrecht ius civitatis (Stadtrecht) 452 ius colonatus (Kolonatsverhältnis) 381 ius gentium (Völkerrecht) 343
ius honorum (Recht auf sen. Magistrate) 366 ius imaginum s. Bildnisrecht ius Italicum (Grundsteuer-
freiheit) 67, 295, 368, 446
ius liberorum (Dreikinderprivileg) 364 ius negandi (Befehlsverweigerung) 347 ius perpetuum (Ewigpacht) 397
ius postliminii (Restitution nach Gefangenschaft) 344
Jagd 195, 269, 393 Jagdgarten (vivarium, paradeisos) 393 Jagdliteratur 394 Jagdsarkophage 393 Jahrgelder s. Subsidien Jahwe 93, 494, 519, 549
Jakobiten (Monophysiten) 235, 484, 562
Jakobos (Arzt in Konstantinopel um 460) 449, 474,
485
Jakobos (Bf. der Armenier
325) 73
Jakobos (Bf. von Nisibis 351) 110, 465
Jakobos Baradaios (Burdeana) (Bf. von Edessa 542) 562 Jamblichos (Philosoph um
320) 94, 120, 504f, 568,
Jemen 234, 241, 524
Jerusalem (Aelia) — Apostelkonzil (um 50) 541
— Araber (638) 248 — Athenais-Eudokia 196, 219 — Bischof 92, 540
Johannes s. Malalas Johannes von Nikiu (Chronist um 700) 1 Johannes Philoponos (Philosoph frühes 6. Jb.) 484, 562
Johannes Primicerius (westróm. Ks. 423—425) 183 f, 386
- Eleonakirche 511 — Felsendom 511
Johannes von Salisbury
— Grabeskirche 97, 511, 517, 572
Johannes Skytha (mag. mil.
— Helena 96
- Himmelfahrtskirche 511 — Mônche 219 - Muttergotteskirche (Mariengrab) 413, 512 - Pilger 4, 196, 376, 417 - Tempel Salomons 128, 243, 517 — Zerstörung s. Titus
Jesus Christus ( T 30) 55, 86, 91, 130, 167, 265, 361, 502, 505, 511, 525 ff, 529 ff, 539, 548, 552, 556, 559 ff, 572f, 575
Jezdegerd s. Isdigerdes Johannes I (Papst 523—526) 233
Johannes (Bf. aus Persien
325) 92, 100
Johannes (Bf. von Ravenna
493) 216
Johannes Antiochenus (Historiograph nach 610) 44, 196
Johannes Cassianus (Kirchenvater T um 430) 554 Johannes Chrysostomos (Patriarch von Konstantino-
(f 1180) 490
483—498) 226
Johannes Stobaios (Autor
5. Jh.) 3, 389
Johannes Troglyta (mag.
mil. 546-548) 234
Johannes-Apokalypse 526. 530
Johanniten (Anhänger des Johannes Chrysostomos) 195, 198
Jones, A. H. M. (T 1970) 590f, 601 u. passim Jonikos (Arzt aus Sardis um
360) 474, 510
Jordanes (Geschichtsschrei-
ber 6. Jh.) 134, 168, 179, 336, 365, 385, 590, 603
Joseph (Vater Jesu) 563 Josephsehe 218, 362 Josephus, Flavius (f um 95) 329, 468, 516, 602
Josua Stylites (Chronist um 510) 225, 228, 298, 394
Jotabe (Tiran im Roten Meer) 241 Joviacum 222
Jovian (Ks. 363-364) 133, 137 f, 146, 148
pel +407) 4, 134, 193 ff,
Jovinianus (Mónch um 390)
204, 328, 350f, 516, 527, 539, 545, 561, 565, 573f 586
Jovinus (Usurpator 411—412)
Johannes von Ephesos (Monophysit 542) 232 Johannes Evangelista 513, 530, 559
563 180 f, 272
Jovius (comes 399) 182 Jovius (PPO 407—409) 170
Jubaleni (ein mauretanischer Stamm) 142
Johannes von Gaza (Dichter
Juda I (jüd. Patriarch Ende
Januarius (dux 303) 320 Janus (Gott) 424, 512
Johannes von Kappadokien
Jazygen (iran. Stamm) 49,
Johannes Lydos (Autor
Judäa s. Palästina Juden 514 ff — Aberglaube 576 f - Alexandria 516, 518
575
51 f, 63, 379
6. Jh.) 514
(PPO Justinians) 237
1560) 5, 305, 310, 568
1. Jh.) 516
723
7. Register
Antiochia 519
— Thora s. d.
apostole (Tempelsteuer) 517
— Tempel Salomons 128, 243, 517f
Aufruhr 46, 108 f, 519
- Tempelschatz 243
Bibel 515
— Verbreitung 515
Coelicoli 518
— Verfolgung 163, 199, 515 f
Collatio Mosaicarum et
Judenchristen (Ebioniten)
Romanarum legum s. d.
54, 524, 556, 560
Curialität 259, 462, 521 Dhu Nuwas s. d.
Julia Domna (Frau des Sep-
Ebioniten s. Judenchristen
Julian (Ks. 361-363) 5, 74f, 101, 107, 109, 117, 119ff, 145, 253, 255, 265, 268, 273, 290, 300, 311, 316,
Genua 520
Hebräische Sprache s. d. Illyricum 518 Jerusalem s. d.
Jesus Christus s. d. Julian 128, 517
Kallinikon (am Euphrat) 163, 518
timius Severus) 46
331, 335, 342, 377, 381, 391, 424, 444 f, 454, 460, 462, 466, 470, 481, 483 f, 493, 501, 509, 517 f, 542, 558
Katakomben 430 Kaufleute 416, 521 f
Julian (Samaritanerführer
Kóln 521
Juliana, Anicia (Tochter des Ks. Olybrius) 342, 360 Julianus (Usurpator 297) 66
Konstantinopel 446 Menora 242f Makkabäer 504
Mischehe 355, 522 Mischna s. d. Mission 523f Neapel 244
Palästina s.d. Passahfest 517, 556 Patriarchen 517, 521
Patricius-Revolte (352)
529) 519
Julianus (argentarius Justinians) 248, 411
Julianus der Kappadoker (Rhetor um 330) 482
Julianus, Sabinus (Usurpator 284-285) 58 Julische Alpen s. Birnbaumer Wald Julius (mag. mil. 378) 153, 324
108 f
265, 267, 369, 445, 493 ff, 502, 504, 509, 511, 519
Jurisprudenz 473, 485; vgl. Rechtswissenschaft Justasas (Samaritanerkg. 484) 519
Justin I (ostróm. Ks. 518527) 232 ff, 256, 307, 355, 383
Justin II (oström. Ks. 565—
578) 248
Justin (griech. Kirchenvater Tum 165) 516 Justina (Frau Valentinians I) 144, 159, 161, 165
Justinian I (oström. Ks. 527565) 3, 61, 132, 231 ff, 251, 253, 301, 316, 334, 349, 413, 424, 447 f, 454 ff, 462, 464 f, 469, 476, 483, 496, 515, 519 f, 527, 534,
568, 581, 585, 591 Justiniana Prima s. Tauri-
sium Juthungen (westgerm. Stamm) 50, 185, 320 Juvenal (róm. Satiriker um 100) 341, 356, 358, 364,
489, 493 Kaaba-i-Zerdosht (bei Perse-
polis) 53 Kabades (Perserkg. 488-496
u. 499—531) 227 f, 233,
Pharisäer 525
Julius (Papst 337—352) 113
Polygamie 522
Julius s. Nepos
Kabira (in Nordkleinasien)
Purim-Fest 521
Julius Africanus (Chronograph um 230) 337 Julius Constantius (Sohn
390 Kämmer 405
Ravenna 216 Rom
163, 426, 430, 515,
520 Sadduzier s. d.
Kain 515, 563
104, 117
Kaiser 251 ff Kaiseraugst s. Rauracum
Julius Valerius (Autor um
Seleukia (Kilikien) 515
Julos-Hillel ( jàd. Patriarch um 360) 517
300) 342, 468
Sklaven 522 Spanien 520
Junilius Africanus (QSP
Sprachen 1, 368, 468, 515,
Junior (Reisephilosoph um
520
360) 5, 259, 341, 358, 416, 459, 496, 569 Juno (Hera) 445, 504, 506, 512, 551 Juppiter (Zeus) 60, 79, 85 f, 129 f, 147, 167, 194, 238,
Synagogen 163, 216, 515 ff
Täufer (jüd. Sekte) 525 Talmud s. d.
Therapeuten 549f
Käse 392
des Constantius Chlorus)
Salbung 262 Samaritaner s. d.
Siebentagewoche 90
240, 519
542) 488
Kaiserbild 268 ff, 294, 309 Kaiserbrief 95, 281, 432
Kaiserchronik (um 1140) 135
Kaiserdiptychen 232 Kaisergeburtstag (natalis genuinus) 270, 314, 438
Kaisergräber 247; vgl. Konstantinopel, Mausoleum;
Rom, Kaisermausoleum Kaiserideal 124 (Julian), 251 (Panegyrik), 265 (Augustin), 274 (Ammian)
V. Anhang
724
Karneades (Philosoph 155 v.Chr.) 474
Kaufleute, kaiserliche 287;
Kaiserjahre (Ära) 237
Karpaten 150
Kaukasus 173, 200, 202,
Kaiserkritik 274 Kaiserkrönung, päpstliche 220, 232; vgl. Patriar-
Karpen s. Carpen Karrhai s. Carrhae
Kaiserin 258, 260, 277; vgl.
Augusta
vgl. negotiatores 221, 225, 228, 247, 289
238 ff,
Kavadh s. Kabades
Kaiserkult 95, 261, 271, 464, 497
Karthager 372; vgl. punische Sprache Karthago — Aedes Memoriae 481
Kelten 54, 114, 176, 368 ff,
Kaiserliturgie 264
—
Kaisermacher 48, 210, 218, 258, 271, 312
— Araber 248 — Archiv 197 — Ausonius 423
Keltenfrauen 370 Keltiberer 372, 385
—
- Christenverfolgung 56
Ketzer 556 ff Ketzerkataloge 183, 198, 548, 562, 564 Kichererbse 390
— Dea Caelestis s. d. — Geiserich 185, 205 f, 224
Kidariten (hunn. Volk) 220 Kilikien (Südostkleinasi-
chenkrönung
Kaisermausoleum s. Kaiser-
gräber
Ärzte 376, 454
Beiname 452
Kaisernähe 48
— Belisar 242
Kaisernekrologe 251, 275 Kaiseropfer 56, 464, 526 f;
— Bischof 541, 557
vgl. Hispellum Kaiserornat 213, 261
Kelsos (Philosoph 178 n. Chr.) 264, 495
Kaiserpalast s. Palast
— Getreide 459
Kaiserportrait s. Kaiserbild
—
Kaiserpriester 271
— Gymnasium 472
376, 390 f, 406 f, 607
Keramik s. Töpferei
en) 53, 94, 124, 376, 391, 413, 444
Gildo 174
Kimbern und Teutonen
(Nordgermanen) 49, 149
Kaisertitulatur 69, 260
—
Kaisertum 251 ff
— Heraclianus 181 — Hochschule 477, 481
Kinder 344, 352 ff, 362 f,
— — —
Literatur 5 Maximianus 66 Münze 68, 282
Kinderkaiser 144, 170, 190,
Kalender 3, 44, 163, 278,
—
Silberschmiede 411
332, 395, 465, 478, 513, 568 Kalk 295, 413, 431, 445
— Synoden 541, 558, 561
Kaiserurkunden 273 Kaiserwechsel 47
Kalabrien (in Unteritalien) 390
Kalkbrenner (calcarienses)
gynaeceum 95, 409
220, 258, 290
Kingsley, Ch. (T 1875) 199, 601
— Theodosius der Áltere 142
Kirche 524 ff Kirchenbau 85, 96, 159, 413.
- tribunus voluptatum 359 — Vandalen 5, 185, 205f
Kirchenbuße (Theodosi-
444
— Zerstörung (146 v. Chr.)
413, 431
Kalligraphie 96, 195, 461, 470 Kallinikon (am Euphrat) 163, 201, 500, 518 Kamel 127, 142, 238, 271,
287, 307, 345, 392 f, 407, 416, 464, 548
580
Kartographie 416 f Kaspische Tore (Kaukasus) 220, 225 Kastanie 392 Kastenwesen 299, 328
Kammerkaiser 170 Kaninchen 393
Kastration s. Eunuch kastron 454
Kant, Immanuel (T 1804)
Katakomben 430, 515, 572
Katalaunische Felder (bei
592
Kap Malea (Südspitze Lakoniens) 416 Kapern 391 Kapernaum, von 528
400, 410, 603
Hauptmann
542 ft, 557
Kirchenkonzil, lokal 92, 540 ff
— — — —
Agde (506) 394 Alexandria (319) 560 Aquileia (381) 159 Arausio (529) 561 Ariminum (359) 114
Chälons sur Marne) 188,
— Arles (314) 89, 529, 557
206, 212, 219
— Arles (353) 113 — Caesaraugusta (Saragossa,
Katastrophentheorie 592 Katechumenen 314, 474 Katharer s. Novatianer
Kapitell 412 Kardinalskollegium 429
Katharinenkloster (am Sinai)
Karl der Große (768—814)
Katholikos (Patriarch der armen. oder pers. Christen)
153, 220, 259, 337, 386, 513, 531
us) 164
Kirchengeschichte 4 Kirchengut 127, 535 f,
236
65, 148, 201
380) 555
— — — —
Eichensynode (403) 194 Elvira (um 306) s. Iliberri Epaone (517) 394 Ephesos (449) 196, 200, 219
— lliberri (um 306) s. d.
725
7. Register
— Jerusalem (um 50) 541
Koch
— Karthago (315) aA
Kodifikation 197 f, 236, 250,
— Karthago (336) 558 -
Karthago (411) 558, 561
281 f, 520, 530, 545 f
Kóln (Colonia Agrippina)
— Karthago (418 bis 425) 541 — — —
Konstantinopel (360) 114 Konstantinopel (382) 159 Mäcon (585) 394 Mailand (355) 113 Rom (313) 5576
-
Rom (382) 159, 530
— Seleukia in Kilikien (359)
51, 63, 78, 109, 121, 141, 166, 187, 215, 414, 453, 466, 521, 604
Kónig s. rex Königshofen, Mithräum 501 Kohl 392
Koinobion s. Kloster Kollektivhaftung 68, 302,
114
- Seleukia in Persien (410) 201
- Serdica (342) 113 — Sirmium (357) 114 - Toledo (400) 535 Kirchenkonzil, ókumenisch 4, 94, 541, 560f - Chalkedon (451) 169, 219 ff, 351, 354, 444, 535, 541, 543, 562
- Ephesos (431) 199, 561f — Konstantinopel (381) 158,
444
— Konstantinopel (553) 239 — Nicaea (325) 65, 91 f, 361,
124, 291, 405
313, 460
Kolonen s. colonus
Komana (in Kappadokien) 286
Komito (Schwester Theodoras) 238
Hebdomon-Palast 224,
444
Hochschule 197, 478,
— — — -
Agora s. Forum Akropolis 443 Anastasius 227 ff Anthemius 208 f Aphrodite- Tempel 443 Apostelkirche 100, 112,
484, 442
158, 203, 220, 223, 227,
444
- Aufruhr 113 (342), 192
(399), 201 (Theod. II), 235 (532) Augusteum
Hospitäler 444 Irenenkirche 444
Judenviertel 446 Julian 119, 124 f, 132, 290
Justin 1 232 Kastor- und Pollux-Tem-
— Arkadianai- Thermen 444 — Artemis- Tempel 443
-
Honorius-Bäder 445
Justinian 231 ff
Arcadius 172 246
Klaros (nördl. Ephesos) 494
431
Hagia Sophia 194, 235f,
412, 443
235, 270, 443f
— Archiv (chartophylakion)
Kleiderordnung 383, 405 f,
Gärtner 447 Goldener Meilenstein 442 Gotensäule 99 Gründung 96 f, 442 Häfen 443, 448 f
Ârzte 449, 485
Kirchenprovinzen 539
558, 600
Forum Constantini 443 Fortuna Romana 443
Konstantinopel 441 ff
-
Klassenkampf 48, 328, 370,
Flotte 310
—
— Protokolle 4
her) 289 Klageweiber 449
Fall (1453) 450, 581
Helios-Tempel 443 Hippodrom 125, 232,
Kirchenpolizei 536
Kizlar Aga (Haremsaufse-
Einweihung 96, 442 Einwohnerzahl 446 Erdbeben 449
Konskription 313
Konkubinat s. concubinatus
534 f, 539, 560, 590
Kirchenväter 4, 575 Kirsche 392
Daniel Stylites 552
Daphne-Palast 449
443
pel 443 Klöster 550 f Kunstwerke 444 f
Landmauer 197, 442 Lange Mauer s. d. Leo 220 ff
Magnaura (Senatscurie) 277, 443, 447, 485
- Bäcker 447f — Basilika 484 f, 445, 450
Marcian 218 ff Mausoleum Constantins
— Baugesetze 445 -
Bestattungswesen 449
100, 112, 117, 138, 144, 168, 195, 230, 444
Klemensbrief, 1. (um 90) 526
-
Bibliotheken445,470,484 f
Mausoleum
Klerus s. Priester Klientel 328, 339 f, 400 f Klientelstaaten 65, 293, 321 f
— Bischof s. Patriarchat
Kleidung 359, 405 ff
Kloster 351, 356 f, 362, 399,
549 ff Klosterregel 550, 554 f Knabenliebe s. Homosexua-
lität Knidos (in Karien) 445 Kniva (Gotenkönig 250) 52
—
Brände 449
Justinians
247, 444 Mese 443
— Byzanz s.d.
Münze 68, 282, 442
— — —
Capitolium 485, 442, 446 chartophylakion 246 Collegia 447f Constantin 195 f, 99 f Constantinssäule 94, 443
Neues Rom
—
Constantius II 112, 114, 446
96, 442
Nika-Aufstand (532) 235, 450
Notitia Urbis s. d. Obelisken 125, 163, 444 - Olybrius 210 Palladium 443
726
V. Anhang
(Konstantinopel)
Koptische Sprache 1, 199,
— Patriarchat 113, 194, 218 f, 444, 540f, 546
— praefectus urbi s. d.
368, 373, 468, 549, 552 Koptische Textilien 406 Koptos (in Oberägypten) 65
- Prätorium 442
Kore (Persephone-Proser-
— Rechtswissenschaft 473 — Samson-Hospital 545 — Schlangensäule 445
Korinth 52, 121, 124, 173,
- Schutzheilige (Andreas,
Lukas, Timotheos) 112
pina) 504
Kunstmaler 421, 445, 505
556
Kupfer 412 Kupferschmied (aerarius)
— Seemauern 442 — Senat 218, 220, 227, 231 f,
Kornische Sprache 371
255, 331, 442, 447, 485 — Senatscurie s. Magnaura
Korruption 122, 142f, 194, 199, 237, 289, 301 ff, 315,
163 ff, 443 — Theodosius I1 182, 186, 194 fF
— — — — —
Triklinion 277 Valens 139f, 145, 151 f Verbrannte Säule 94, 443 Versorgung 448ff Wasserversorgung 448f Yeri Batan Serail 485, 449, 485
— Zeno 223 ff — Zeuxipposbäder 445 f — Zirkusparteien 450 Konstantinos VII Porphyrogennetos s. Constantinus
Porphyrogenitus Konstanz (Constantia) 63 Konsulardiptychen 237, 336 Konsularinsignien 54, 320 Konsulat 59, 144, 159, 171, 181 f, 185, 189, 214, 237
(Ende), 256 (Kaiserkonsulate), 292 (Rang), 292 f (PPO), 450; vgl. Neujahr Kontinuitätsproblem 586,
591 ff Kontorniaten (Medaillons)
vgl. Architekt, Baukunst. Diptychon, Glas, alligraK phie, Kapitell, Kontorniat, Kunstmaler, Mosaik, Münze, Mythos, Sarkophag, Schrift, Statue. Villa
297, 331, 377 f, 453, 482, Kornemann, E. (T 1946) 589f, 598
— Sergios- und BakchosKirche 444 — Spiele 234, 447, 449f — Sprachen 367 — StraBenbeleuchtung 196 — Theodosius I 154 f , 159,
Kunst 393, 421, 513f, 547f;
461, 465, 536, 543f, 587;
vgl. Simonie Korsika 205 f, 413 Korykos (in Kilikien) 394, 405, 515
Kotyaion (in Phrygien) 196, 227
Krammetsvogel (Wachholderdrossel) 393 Krankenpflege s. Hospital Krankenträger s. parabulani
405, 412, 419
Kurzschrift s. Tironische Noten
Kutriguren (hunn. Volk) 247 Kybele (Magna Mater) 131 f, 167, 171, 183, 199, 361,
438, 500, 509, 525
kymrische Sprache 371 Kynegetika (Jagdliteracur) 394 Kyniker 133, 548, 552 Kypros s. Cypern Kyrenaika 200, 238, 320, 366, 385, 394, 401, 507
Kyrillos (Bf. von Alexandra
Kreta 52, 391, 511, 577
412-444) 72, 133, 199,
Kreuzesauffindung 96
289 f, 465, 495, 518, 544,
Kreuzigung 98 f, 273, 559
561f
Kriegsdienst s. Wehrdienst Kriegsgefangene s. Sklaven Kriegsmaschinen 201, 308 Krim 240, 412
Kyros (PPO 439—441) 196. 367
Kyros (Bf. von Edessa 489) 487
Krimgoten 240
Kyrrhos (in Syrien) 391, 497
Kroisos (Lyderkg. 560-546)
Kyzikos (im Marmara-Meer) 68, 115, 283, 365
494
Krokodil 341 Krone 263 Krongut 287 Kronrat s. consistorium
Kronos (Saturn) 90, 131, 506
Ktesias (um 400 v. Chr.) 394 Ktesiphon (in Mesopotamien) 52f, 58, 132, 148, 201, 228, 241, 505
Kümmel 392 Küfer 396
Labarum (Kaiserstandarte) 63, 89, 126, 263, 269, 309 Labeo, Antistius (Jurist
t vor 22) 237 Lachmiden (arab. Dynastie südl. des mittleren Euphrat) 240 f, 375 Lactantius (Kirchenvater um
320) 44. 56f, 69 f, 101,
262, 305, 359, 384, 424, 468, 490, 571, 580f
Kürbis 392
laeti (germ. Siedler) 140,
Kürschner 421 Kultur-Christen 490f, 510
Lagerscheffel (modius
Konzils. concilium, Kirchen-
Kulturmorphologie 599 f
castrensis) 182, 390
konzil, Provinziallandtag Kopten (chr. Ägypter) 239,
Kulturpflanzen 391 f
Lago di Bolsano 243
Kunimund (Gepidenkg.
Laibach 167
7, 334, 342, 393, 424,
440, 494, 505, 509
373, 562
6. Jh.) 248
156 f, 323, 345, 380ff
Lakonien (um Sparta) 173
727
7. Register
lampadarius (Lampenputzer) 280
Leinenhändler 405 f Lemnos (in der Nordägäis)
Lampenmacher 405
52, 391, 471f
Landarbeiter 280, 295, 326 f, 351, 381, 396, 565
Lentienses (Alamannen) 63,
Landvermesser 421 Landwirtschaft 388 ff Lange Mauer vor Konstanti-
Leo I (ostróm. Ks. 457—474)
nopel 227, 246, 316, 442
Langobarden (ostgerman. Stamm) 49, 214, 236, 245 f, 248, 323, 343, 368, 554, 556, 581, 591
ft, 222 ff, 313, 319, 383, 395, 496, 500,
225, 262, 323, 349, 447, 454, 552
Leo II (ostróm. Ks. 474) 223 Leo der Große (Papst 440-
461) 188, 200, 218, 260,
Laodikeia (in Syrien) 162
424, 503, 513, 540, 543,
lapsi („gefallene“ Christen) 81, 92, 557
547 Leo III (Papst 795—816) 220,
largitio, kaiserl. Spendenwesen 282
Larissa (in Thessalien) 378 Latein 366 ff, 468, 486 Late Antiquity 588 Later Roman Empire 588
531
Leonardo da Vinci (f 1519) 308
lie) 427f laterculum maius (Notitia Dignitatum) 288, 311 laterculum minus (Ofhziers-
liste) 282, 311
Laterculus Veronensis (um
313) 3, 67, 296f,321
Leo) 223, 226 Leontios (Usurpator 484—
488) 226, 272 Leontios (Philosoph T um 420) 195, 360, 483, 510 Leopard 393, 407
Lepcis Magna (in Africa) 46, 142, 243
Leptis s. Lepcis Lerinum (Insel vor Cannes)
Lerna, Mysterienheiligtum
Lausos (PSC 420) 445
leuga (kelt. Meile) 369
Lazika (Kolchis) 220, 233,
lex lex lex lex lex
Lazius, Wolfgang (} 1565) 149
Lebenserwartung 329 Lebensstandard 421 Leder 406 legatus Augusti pro praetore 48, 68, 292, 311
leges saeculares (Syr.-Röm.
Gesetzbuch) 1, 295 Legion 304 f, 311
Lehnwórter
— germanische, im Lateinischen 392, 414 — lateinische, im Germanischen 392, 414, 603 Lehrer 421, 471
Leibwache s. Garde Leinen 406
Liber Pontificalis 542
Liberius (mag. mil. Justinians) 246, 561
Liberius (Papst 352—366) 13f libertas Latina (vermindertes
Bürgerrecht) 382 librarius (Buchschriftlehrer) 471 Libius Severus (weström. Ks. 461-465) 208, 261, 272,424
liburna (KriegsschifF) 310, Libyen 106, 289 Licinianus (Sohn des Licinius) 79, 88, 95
Licinius (Ks. 308-324) 79 ff,
latifundium (Großgut) 395 f Lattich 392 laura (Eremitage) 549 241
tungen), 253f (Kaiser-
443
Leontia (Tochter des Ks.
Laterani (róm. Adelsfami-
Libanon 94, 496, 358 libelli 44, 56 (Papyrusquitbriefe)
108 207 307, 376, 461,
Libanitiden (Hierodulen) 496
492, 553
119, 261, 321, 331, 409, 441
Lictoren 336
Liebestätigkeit 362, 525, 544 Liebeszwiebeln 391 Liebig,J. v. (} 1873) 597 Ligurien 174, 207
Limes, obergermanisch-rätischer 49, 63, 602, 604 Limiganten (ein sarmatischer Stamm) 110
509
198, 253, 281 animata 254 data 254 Iulia 235 de pretiis rerum venalium s. Diocletianstarif lex Quisquis 273
lex regia 254
limitanei (Grenztruppen) 306 Lingonae (Langres) 63 Linse 390
linyphia (Leinenwebereien) 409
Lipari (äolische Insel nördl. Sizilien) 182
lex rogata 252 Lex Romana Burgundionum 198 Lex Romana Visigothorum
liquamen (FischsoBe) 394 Lissus (in Dalmatien) 367 Listenliteratur 3 Litania Maior 513
(Breviarium Alaricia-
Literatursprachen 468
num) 198 Lex Salica 582 Libanios (Rhetor } 393) 5,
liticiani 382; vgl. laeti
119, 253, 367, 492,
127, 131 ff, 165 288, 298, 335, 401 f, 451, 468f, 494 f, 498, 510,
f, 194, 357f, 475 ff, 514
Litorius (mag. mil. 436) 187, 317, 508
litterae liberales s. artes liberales
litterator (Elementarlehrer) 471
728
V. Anhang
Lukas-Evangelium 530 Lukian (Sophist 2. Jh.) 493,
Lupicinus (mag. mil. Julians)
Maecenas (Freund des Augustus T 8 v. Chr.) 349 Mädchen s. Frauen Mädchenhandel 358 Mäotischer Sumpf (Asowsches Meer) 150
Livius (Geschichtsschreiber
Lupine 390
Märtyrer — christliche 511, 527, 5728
T 17) 473, 489 f, 509, 570, 580 Löwe 234, 309, 393, 407
Lupus (Bf. von Troyes um
Liturgie
— kaiserliche s. Hofzeremoniell — kommunale 334 f, 459 — kirchliche 525, 547 Liudprand von Cremona
(10. Jh.) 443
Logade (Gefolgsmann) 212 Logos (Christus) 265, 559, 562
Loire (Liger) 212, 370 London (Londinium) 68, 79, 282, 296 (vicarius), 371,
512
Longinus (Bruder Ks. Zenos) 227
Longinus (mag. off. 484—491) 227
Longinus, Pseudo- (Verfasser von De sublimitate,
1. Jh.?) 274
Longinus, Cassius (Neuplatoniker 3. Jh.) 54 Lorbeerkranz 89, 263, 317
Lorenzo de Medici ( 1492) 135
Losverfahren 180, 222 lower empire 587 Luca (Lucca in Etrurien) 246
Lucan (Dichter } 165) 406 Lucania (in Unteritalien) 72, 287, 387
Luchs 407 Lucifer (Bf. von Calaris
+371) 113, 118, 528
Lucilla (c. f. um 310) 557 Lucius s. Verus
498, 575
Lupercalienfest (15. Feb.) 509, 513
450) 187
Lusitanien (Portugal) 180, 372
lustralis collatio s. chrysargyron lustrum (5 Jahre) 397
Magier s. Feuerpriester
magister 397, 485 ff
Luther, Martin (T 1546) 468,
magister camclorum 78, 287
554
Lydien (in Westkleinasien) 451
Lydos (Autor T 560) 75 Lykien (in Südwestkleinasien) 86, 302, 413 Lykopolis (in Oberägypten) 120, 503, 557
Lyon (Lugdunum) 60, 79,
159, 215, 282 (Münze),
369, 383, 453, 473, 525, 535
magister census (für Steueru. Einwohnerlisten) 431 f, 446f, 480
magister epistolarum 278, 463
magister epistolarum Graecarum 278 magister equitum 98, 107.
141 293, 307, 311; vgl.
magister militum magister libellorum 278 magister memoriae 278
Lysippos (gr. Bildhauer um 328 v. Chr.) 444f
magister militum (Heermei-
Macedonia 111, 154, 296 (Diózese), 392, 411, 512,
magister militum honoris causa 202 f, 311, 335 magister militum per Afri-
ster) 98, 143, 170, 184, 214, 243, 311 f, 323
518, 592, 608
Macedonius (mag. off. 383) 555
Macedonius (Bf. von Konstantinopel) 230 macelles (Beiname Leos) 223 Macellum (in Kappadokien) 107, 120, 130, 286
Machiavelli, N. (T 1527) 583,
Lucullanum 213, 339
Macon (nórdl. Lyon) 394 Macrianus (alam. Fürst 371)
Lugdunum s. Lyon Lukas (Evangelist) 112
— Magie-Prozesse 574
— schwarze Magie 574 - weiße Magie 571
Lutetia s. Paris
Lucrez (röm. Dichter {50 v. Chr.) 493 Lucullus (T 56 v. Chr.) 213 ludi magister (Elementarlehrer) 471 ludi plebei 438 ludi Romani 438 ludus (Schule) 471 f, 479 Luftsteuer 237, 295
— heidnische 274, 516 Magie 570 ff; vgl. Zauberei — Juden 576
597
141
Macrina (Schwester Gregors
von Nyssa) 360
cam 142, 173, 242
magister militum per Armeniam 238
magister militum Dalmatiae 210
magister militum per Gallias 111, 215, 311
magister militum per Illvricum 111, 173, 224f, 312
magister militum per Orientem 107, 111, 153, 201. 222, 226, 235, 238, 311
magister militum praesentalis 206, 232, 278, 311
Macrinus (Ks. 217—218) 47, 291, 308
magister militum Spaniae
Macrobius (Autor um 430)
magister militum per Thra-
5, 341 ff, 348, 473, 489, 501, 508 ff
246
ciam 203, 224, 221, 262, 278, 229, 312
729
7. Register magister officiorum (Oberhofmarschall) 97, 111, 142, 170, 196, 209, 214, 224,
227, 278ff, 290, 307, 389, 555 magister peditum 99, 171,
261 f, 311, 323; vgl. magi-
ster militum magister publicus (staatl. Professor) 488
— Severus Augustus 78
— — —
Synode (355) 113 Tempel 512 Theodosius I 163 f, 167 Valentinian I 140 Valentinian II 159ff
— vicarius 296 — Witigis 244
„Mailänder Edikt“ (313) 86 Mainz (Mogontiacum) 47, 50, 63, 140, 153, 163, 174, 180, 310, 466, 604
magister rei privatae 285 magister scrinii 166 magister studiorum (Professor) 475 magister utriusque militiae
Maiorian (westróm. Ks.
185, 311; vgl. magister militum magistriani (agentes in rebus)
maiorina (Kupfermünze)
279
Magna Mater s. Kybele Magnentius (Usurpator
350—353) 7, 106 ff, 113, 118, 144, 256, 272, 320, 383, 386, 425, 517
457—461) 205, 207, 254f, 310, 362, 420, 436, 456, 539
283
Maiuma (Hafen von Gaza) 452, 514
Maiuma (Fest) 439, 497, 513 Majestátsprozesse 108 f, 147,
272, 286, 325, 328; vgl. Usurpation
Magnus (Arzt in Alexandria 364—388) 474, 510
Makarios Magnes (Bf. von
Magnus (Zauberer unter
Makedonen 111, 592, 607 Makkabäer-Aufstand (166-
Julian) 135, 578 Magnus, Flavius (Rhetor 397)
Magnesia um 403) 495
164 v. Chr.) 504
480, 490 Magnus s. Maximus
makron teichos s. Lange
maiestas populi Romani 273, 321 maiestas laesa s. Hochverrat
Maku (in Armenien) 202 Macrobius (Autor 5. Jh.) 5,
Mailand (Mediolanum)
Makrones s. Tzani
—
Malaga 246
Alamannen 50, 140, 279
— Attila 188 — Augustin 480 — Ausonius 423
— Basilica Ambrosiana 162 — Basilica Portiana 161 —
Bischöfe s. Ambrosius,
Auxentius-Mercurinus
— Constantin d. Gr. 86, 558 — Constantius II 108 f, 121 — Gallienus 50, 60 - Gratian 159 - Honorius 170 ff, 174 — Julian 109, 121
Mauer
341f, 501, 510
Malalas Johannes (Chronist 6. Jh.) 133, 451
Malchus (Geschichtsschreiber um 500) 213, 242 Maler s. Kunstmaler, WeiBbinder malum Cydonium (Quitte) 392
Mallobaudes (comes domesticorum 378) 141, 217, 323 Mamertinus (Rhetor 362) 269, 298, 317, 510
— Maximianus 60 — Münze 60, 282
mancipium (Sklave) 344, 347
— Präfektur 282
Manichäer 65, 74, 94, 143, 183, 198, 239, 495, 502f, 546
— Residenz 60, 174, 275, 293, 368
Mani (+ 277) 502, 525
mantelium (Mantel) 409 mantellum (Mantel) 405 mantum (Mantel) 409 manumissio (Freilassung) 348 f; vgl. Freigelassene Manx (kelt. Mundart) 371 mappa (Starttuch) 276, 336, 450
Maranga (nordwestl. Ktesiphon) 132 Marbod (Markomannenkg.
9—19) 49, 221, 604
Marcellina (Schwester des Ambrosius) 162 Marcellinus (tribunus et notarius 411) 558 Marcellinus (patricius 468) 189, 205 f, 210
Marcellinus Comes (Chronist 6. Jh.) 189, 590
Marcellus (christl. Centurio
1298) 71, 528
Marcellus (mag. mil. Julians) 121
Marcellus (Bf. von Apamea) 165, 535
Marcellus (Arzt, mag. off.
394—395) 181, 290
Marcellus (Usurpator 366) 145
Marcellus (Papst 307—308) 81 Marcian (ostróm. Ks. 450— 457) 188, 208, 218 ff, 308, 361 f, 447, 449, 458, 499, 546, 562
Marcianopolis (in Moesia in-
ferior) 151 f, 203 Marcianus (Usurpator 479) 223fF
Marcomannen (westgerman. Stamm) 49, 63, 79, 149, 154, 172, 188, 200, 221, 304, 320, 351, 379fF
Marcus (Usurpator 406) 175
Marcus (Sohn und Mitkaiser
des Basiliskos 476) 224 Marcus (Hagiograph um
420) 4, 194
Marcus Aurelius (Ks. 161-
180) 49, 120, 124, 133, 149,
252, 255, 301, 316, 369, 380, 418, 493, 525f, 589
V. Anhang
730 Marder 407
Mardia (bei Adrianopel) 88 Mardonios (Erzieher Julians) 120, 359, 382
Margus (Fluß und Ort in Moesia) 58, 202, 229 Maria (Mutter Christi) 199, 362, 534, 561 fF
Maria (Tochter Stilichos T 407) 171, 183, 269, 359
Mariae LichtmeB 513 Marina Severa (Frau Valentinians I) 144
Marx, Karl (} 1883) 584, 596 Marxismus 46, 352, 370, 558, 600
Mascezel (Bruder Gildos) 142, 174
392
Markianos (Bf. von Gaza
Maternus s. Firmicus Mathematik 484, 510
um 550) 465, 514
Markion (Religionsstifter
144) 430
derichs) 244 f, 383
Mattenflechter 549 Matthäus-Evangelium 530 Maulesel 392, 416
Markioniten 563
Maultier 392, 414, 416
Markomannen s. Marco-
Mauren 184, 242 f, 323,
mannen Markos s. Marcus Markus-Evangelium 530, 540, 571
Marmara-Meer 412 Marmontel, F (1767) 247
Marmor 412f Marmorarbeiter (marmora-
rius) 405, 412f
Marnas (Regengott) 194, 512 Maronsa s. Maranga Mars (Ares) 60, 63, 75, 269,
369, 509
Marseille s. Massilia Martana (Insel im Lago di Bolsano) 243 Martial (róm. Dichter 1 um 104) 356, 359, 418, 478, 489
Martianus Capella (Rhetor
470) 5, 473f, 481
Martin (Bf. von Tours } 397) 346, 195, 507, 512, 528, 538, 553, 555
Martini, Pierre (T 1594) 135 Martinianus (Mitkaiser des Licinius) 89
Maruthas (Perserbf. 395) 201
238) 48, 51, 142, 379
Maximus (T 422, Sohn des Gerontius) 180
Köln 352) 455
Mater deorum s. Kybele
363) 479, 491
Maximinus Thrax (Ks. 235-
massa (GroBgut) 364, 396 Massilia (Marseille) 51, 181, 367, 386, 553 Mastix-Harz (Kaugummi)
Marius Victorinus (Rhetor
ricus) 341
126, 132, 263, 383, 475, 493
Maximus (Rhetor in Ephe-
Marius Maximus (mythisto-
134, 482 f, 505, 511
313) 64, 71, 76, 79, 81 θ΄,
Masclinius Maternus (aus
mater (Zunftrang) 419 Mater Deum Magna Idea s. Kybele Mataswintha (Enkelin Theo-
Marinethema 237 Marinos (Philosoph 485) 4,
Maximinus Daia (Ks. 309-
371 f, 528
Maurer 413 Mauretanien 66, 68, 142, 292, 298, 339, 392, 409
sos T um 370) 120, 147
Maximus s. Marius; Petronius Maximus, Magnus (Usurpator 383—388) 158 f, 160f,
173, 555
Mazdaismus s. Zarathustra Mazdak (pers. Prophet
1529)227f
Mechaniker 405 Mederich (Alamannenkg. um 350) 500 Mediana (bei Naissus) 139, 145, 263, 276, 287
Medicina Plinii (4. Jh.) 473 Medina (in Arabien) 524 medicus s. Arzt Medizin s. Arzt medus (Bier) 391 Megara (in Griechenland) 377, 441
Mauricius (Heiliger) 370 Maurikios (Militärschriftsteller 600) 367 Mavia (arab. Fürstin 370)
Mehmed Fatih (Sultan 1451-
147, 153, 375 Maxentius (Ks. 306—312) 7, 77 ft, 257, 317, 425f
Mekka (in Arabia) 524 Mela, Pomponius (Geograph 1. Jh.) 490, 602 Melanchthon, Ph. (T 1560)
Maximaltarif s. Diocletianstarif Maximianus Herculius (Ks. 286—305) 59 ff, 77 ff, 119, 370, 425
Maximianus (III ?) 109 Maximianus (Thronprátendent 455) 205 Maximianus s. Galerius Maximilianus (Offizier unter Diocletian) 70 Maximilla (Frau des Maxentius) 77, 84, 102
Maximinus (PPO 371-376) 142, 382
Maximinus (Gotenbf. 430) 184
1481) 450
Mehrkaisertum 49, 59, 74, 97, 139, 168, 190, 259, 387
591
Melanie, die jüngere (Heilige um 400) 4, 179, 339, 346, 349, 352, 361, 544, 553, 554
Meletianer (äg. Schismatiker) 93, 557 ff Meletianer (syr. Schismatiker) 540 Meletios (Bf. von Lykopolis
303) 557
Meletios (Bf. von Antiochia
360) 264, 559
Melioration s. emphyteusis Melitene (Malatya) 65, 70, 553
7. Register Melito von Sardes (Bf. 172) 514, 526, 581
Melkiten (Orthodoxe) 564 Melone 392 Menander (att. Komödiendichter T 290 v. Chr.) 472 Menander Protector (Ge-
schichtsschreiber um 600) 2, 211, 231
Menas (procurator 6. Jh.) 347 mensor 280 (Quartiermei-
Metropolis (Provinzhauptstadt) 369, 372, 463, 486 Metropolit (Erzbischof) 92,
731 Mithras 56, 79, 126, 130, 165 ff, 314, 493, 499 ff, 514, 525, 532
Metropolitanverfassung 538
Mithridates VI (Kg. von Pontos 120—63 v. Chr.) 390
Metzger 388, 405, 419, 433,
Mittelschicht 327ff
436f, 537 Meyer, Ed. (T 1930) 600 Midrasch (rabbinische Texte)
Mobilität, soziale 328
234, 375, 464, 487, 522,
538, 539 ff, 545
251
Modares (mag. mil. 380— 382) 155, 312 moderator (Statthalter) 297
ster), 434 (Getreidemesser) merces inlicitae (Konter-
Migne,J. P. (f 1875) 4
bande) 417 Mercium Persarum (Perse-
Mildenhall (Silberschatz)
Modestus (PPO cos. 372)
123, 411 Milet 204, 454 Militär 303 ff
142, 153, 411, 449 modius castrensis (Lager-
Militärarzt 311
Mönche 405, 528, 549 ff
Militárgericht 311, 316 militia (armata, officialis,
Mörike, E. 572 Moesia (an der unteren
poliskon im Jemen) 116 Mercurinus s. Auxentius Mercurius (Heiliger) 133 Merkur (Hermes) 495, 504
Merobaudes (mag. mil. Valentinians) 144, 159, 312, 337
Merobaudes (mag. mil. und Dichter 446) 5, 186, 513
Merogaisus (Frankenkg. 306)
Milch 369, 392
palatina) 276, 304 militia Christi 266, 304, 547
millenarium Romae s. d.
Militiades (Papst 310/11— 314?) 82, 557
Milvische Brücke (Schlacht
78
Modestinus, Herennius
(Jurist um 230) 237
scheffel) 182, 390
Donau) 52, 58, 60, 63, 88, 184, 380, 415
Mohammed (um 570-632) 511,524; vgl. Araber, Islam Mohn 390
molendinarii (Wassermüller)
Meropios (Reisephilosoph
312) 82 ff, 167, 306, 320, 570
Merowech (Frankenkónig
mimus (Pantomime) 439, 459
Merowinger
Minerva (Athene) 479, 496, 504, 509, 512
Monepiskopat 537
Minervina (Konkubine Con-
monetarius (Münzarbeiter)
um 330) 116
um 450) 188
188, 209, 212,
215, 229f, 244 ff, 340, 492, 543, 561, 582, 593;
vgl. Franken
Mesrop (armen. Mónch
1440) 527
Messalla Avienus (PPO 399) 558
Messerschmied 405 Messias 128, 501, 517, 532, 556, 559
Messing (orichalcum) 412 Met 391
stantins I) 88
Minervius (Rhetor um 350) 479
Metrodoros (Reisephilosoph
330) 100, 116, 474
354, 357
Mischehe 255; vgl. Ehe-
— des Staates 237, 282, 308,
gesetz, Juden
Misenum (bei Neapel) 310
395
55, 283, 419 Monogamie
Monokulturen 391
Metall(arbeiter) 410 f, 421 metallum (Bergwerk) 98,
metrocomiae (Freidörfer)
45, 75, 118, 252 f, 274, 387, 588, 590, 598
ministerialis dominicus (Palastsklave) 289 Minuskelkursive 470 Minze 392 Mirakelmonopol s. Wundertätigkeit
Mischna (jüd. Rechtsbuch
Methone (auf der Peloponnes) 242
Mommsen, Th. ( 1903) 2,
Monogramm 7
metallarii (Bergleute) 410
318, 346 f, 357, 410, 439, 457, 496, 557
435
um 200) 515, 520 Mission
114 f, 523, 525, 527
Missionsbischof s. Frumentius, Moses, Theophilos,
Wulfila missorium (Prunkteller) 155, 162, 300, 411 Mithrium 126, 427 f, 499 ff, 512
Monophysitismus (Einnaturenlehre) 117, 200, 219, 224, 226, 231, 234 f, 239f, 374 f, 487, 531, 561 f, 566
Monopole 395, 407, 413, 469, 588
— der Zünfte 420 Monotheletismus (Sekte) 562 Mons Lactarius (am Vesuv) 246
Mons Porphyrites (in Oberägypten) 412 Mons Seleuci (bei Gap) 108
Montanisten (chr. Sekte) 239, 556f
Monte Cassino (in Latium) 496, 512, 554
V. Anhang
732 Monte Testaccio s. Rom
Montesquieu, Ch. de (T 1755) 135, 583, 586
Monza (bei Mailand) 269, 288
Mopsukrenc (in Kilikien) 117 Mosaicarum et Romanarum
legum collatio s. collatio etc. Mosaik 7, 78, 83, 248, 266,
269, 338, 393, 406, 427, 440, 469, 513f, 523, 587 Mosaikleger 413, 421 Mosel 63, 287, 294, 319, 369, 391, 394, 595
Moses ( jüd. Gesetzgeber) 93, 236, 502, 577
Moses (Sarazenenbf. um 375)
murilegulus s. Purpurschneckensammler
Naucellius (Dichter um 400)
Mursa (in Pannonien) 106,
Naulobatus (Herulerfürst
109, 360
Muscheln 394 Musik 264, 309, 440, 459, 473, 483, 491 f,, 500, 569
Musonius (vicarius Asiae 1368) 147, 474 Mutterkult 199, 500
Mykenäer 607 Mylasa (in Karien) 460 Myos Hormos (in Ágypten) 412 Myrrhe 391, 577
Mysterien s. Ägina, Eleusis Mythos christianisiert 499, 513
147
Moses von Chorene (Historiker 8. Jh.?) 1, 148, 484 Moskau 581 Mucius Scaevola Augur (róm. Rechtsgelehrter 187 v. Chr.) 237
Nachtbeleuchtung 196, 419
Mühle 390, 434
Nakoleia (in Phrygien) 139,
Müllerbäcker s. pistores Münzarbeiter s. monetarius Münzen 6f, 68, 77, 84, 94,
452 Namatianus, s. Rutilius N.
98, 106, 126, 153, 174, 177, 186, 208, 211, 216f, 229, 233, 263 f, 269, 282 ff, 322, 369, 424, 442, 483, 517, 555
Münzstätten 68, 282
Münzverschlechterung s. Inflation
Mundiacum (Mainz?) 180f Mundo (Hunnenkg. um 505) 239, 243
Mundschenk 124 Mundus (mag. mil. Justinians) 235, 243, 319
munera civilia (Bürgerdienste) 419, 458 munera extraordinaria (Zu-
satz-Fron) 545 munera sordida (Fron) 295, 325, 419 ff, 457, 481, 521, 537
municipium (Stadt) 422 Munizipalaristokratie s. curiales
murcus (Feigling) 318
Nag Hammadi (in Oberägypten) 6, 373, 530
Naissus (Nisch) 52, 76, 107, 124, 139, 145, 180, 202, 232, 367, 410
Napoleon 1 (Ks. der Franzosen 1804—1814/15) 102, 325
Narbonne (Narbo Martius) 181, 187, 386, 473, 535
Narni (in Etrurien) 569 Narr in Christo 552 Narses (Perserkg. 293—302) 64f
341, 510 267) 54, 320, 323
navicularius (Reeder) 326,
396, 405, 416, 419 f, 420. 434, 448
navis oneraria (Lastschiff ) 416
Nazareth 511 Nazarius (Rhetor 321) 83, 98, 103, 332, 360, 510
Neapel (in Campania) 213, 215, 244 f, 287, 430, 520, 590
Neapolis (Nablus in Samaria) 519
Nebukadnezar (Kg. von Babylon 605-562) 504, 523, 570
Nectarius (Patriarch von Konstantinopel 381—397) 158, 194, 538f
Nedao (Fluß in Pannonien) 189
negotiatores (Händler) 282, 327, 367, 407, 418, 433f. 437
Nekrologe 275 Nekromantie 486 Nemesianus von Karthago (Dichter spátes 3. Jh.) 389, 394 neocorus (Priester) 509
Nepos, Cornelius (Biograph
1. Jh. v. Chr.) 489
Narses (Feldherr Justinians
Nepos, Julius (westróm. Ks.
Narses d. Gr. (Katholikos Armeniens T 373) 148 Narses (Theologe in Edessa
424f Nepotianus, Julius (Neffe
natalis purpurae (Regierungsantritt) 59, 270, 478 natalis Urbis Constantinopolitanae (Gründungstag)
Neptun (Poseidon) 504
1574) 245 f, 248, 289, 566
1504) 487
96, 270, 441 £, 478
natalis Urbis Romae (Geburtstag) 270, 334, 478 Natron 395 Natronwüste (in Ägypten) 374, 395, 528, 550f
Naturwissenschaft 130, 360, 504, 567, 597
474—480) 210, 213 f, 223.
Constantins I) 106, 280, 424
Nero (Ks. 54-68) 47, 71.
179, 330, 342, 368, 380, 509, 526 Nestorianer 199, 200, 219, 224, 239, 487, 489, 546, 561, 566
Nestorius (Patriarch von Konstantinopel 428—431) 198 ff, 204, 487, 531, 534,
561 f; vgl. Dyophysitismus Netzflicker 405
7. Register Neun Heilige 117 Neuenburger See 310 Neues Rom 96, 112, 166,
442 (Konstantinopel), Neues Testament s. Bibel Neujahr 218, 270, 336, 342, 450, 460, 478
Neuplatonismus 56, 130, 164, 360, 481 ff, 491, 501,
503 ff, 521, 525, 548, 568, 574 Nevitta (cos. 363) 125, 320, 381
Nibelungensage 181, 188 f Nicaea (in Bithynien) 65, 408, 477; vgl. Kirchenkonzilien Nicomachi (röm. Senatoren-
familie) 342 Nicomachus s. Dexter, Flavianus
Nictages (Sekte) 563
Niebuhr, B. G. (T 1831) 2, 597 Nietzsche, F (f 1900) 566 f, 595
Nihavend (süd. Hamadan) 248
Nika-Aufstand (532) 236 f, 272, 444,449 f
Nikaia s. Nicaca
Nikokles (Philosoph um 350) 120
Nikolaos von Damaskos (Historiker unter Augustus) 391
Nikomedeia (in Bithynien) 59, 68, 70, 86, 283, 358, 441 f, 447, 468, 479
Nikopolis (in Epirus) 210, 223
Nikopolis (am Istrus)115, 203 nimbus (Heiligenschein) 263, 512, 547
Nisibis (Nusaybin in Ostana-
tolien) 1, 64, 110, 132,
nobilissimus vir (kaiserlicher Rangtitel) s. vir. n. nobilitas (Senatsadel) 297,
196
Nonnos aus Panopolis (Epiker 5. Jh.) 363, 510 Noricum (in Österreich) 172, 174, 185, 209, 212, 214, 378, 409, 411
notarius (Sekretär) 108, 147,
—
444 Rom 501
110, 374, 421, 427f,
Oben (germ. Stamm) 49 obrussa (Feuerprobe) 283 Obsequens, Julius (Autor
4. Jh.) 3, 509, 570
226, 288, 301, 303, 346,
Obst 391 f, 405
447, 470 f, 536, 558
Obsthändler 405 Ochse 414, 434
Notitia Dignitatum (um 430) 3, 288, 469; vgl. laterculum maius Notitia Galliarum (um 400) 422, 452 Notitia provinciarum et ci-
vitatum Africae (484) 451 Notitia regionum Urbis XIV s. Notitia Urbis Romae Notitia Romae s. Notitia
Urbis Romae Notitia Urbis Constantinopolitanae (um 425) 197, 446
octava (Zollgebühr) 418
Odainathos (Fürst von Palmyra 261-267) 53, 64 Odotheus (Ostgotenfürst
386) 157
Odovacar, Flavius (rex Italiae 476-493) 204 ff, 226 ff, 256, 312, 315, 323, 331, 520, 543, 591
Odysseus 513 oeconomicus (Verwalter) 536, 550
Notitia Urbis Romae (um
Öl 248, 295, 391, 405, 417, 419, 428, 433, 437, 458,
Notker Balbulus (1 912) 582 Notker Teutonicus (7 1022)
Ölbaum 295, 391, 498
320) 3, 470
Ölhändler 405, 419, 428,
Donau) 215, 226
433
Novalis (T 1801) 595 Novatianer (Katharer) 92,
128, 198 f, 465, 556, 559
Novatianus (Gegenpapst
251-258) 556
novellae (Nachtragsgesetze) 197, 236, 367
Nubel
(mauretanischer
Kg.
um 350) 142, 173, 323, 372
Nudität 444
561, 575
numen (Majestät) 260f Numerianus (Ks. 283-284) 58, 393
Nivellierer 421 Noah 55, 350
numerus (Truppeneinheit)
Nobaten (ägypt. Barbaren)
nummus (Münze) 283, 436,
311 476
550
Ölexport-Verbot 417
582
Novac (an der mósischen
Numa (róm. Kónig) 251
65, 219, 241, 499
Obeliske - Ägypten 550 — Konstantinopel 125, 163,
Nonnen 126, 359, 362, 550
137 f, 201, 228, 268, 375,
wüste
Nuß 392 Nutzpflanzen 390 ff Nymphen 511
327, 342
nomos (Gau) 451 Nomos (mag. off. 443—446)
417, 487 ff (Schule), 536, Nitrische Wüste s. Natron-
733
Ölkasse (arca olearia) 437 Ölpreis 458 f Öltisch 437 officium (Büro) 295 f, 299, 302 (Kollektivhaftung) officium admissionum 279
Okeanos 131 Okla s. Thela Olivenöl s. Öl Olybrius (weström. Ks. 472) 210, 217, 256, 313, 342, 360, 424
Olymp (Gôttersitz) 129 Olympia (in Elis) 52, 173, 445, 454, 498
Olympia (Frau Arsaces III) 110
Olympiadenrechnung 2, 337
V. Anhang
734 Olympiodoros (Geschichtsschreiber um 425) 2, 77, 177, 312, 334, 339, 412,
484, 510
Olympiodoros (Philosoph um 570) 484
Olympios *Olympos Philosoph
um 391) 165, 576
Olympische Gênes 497 f, 514, 534 Olympische Spiele 165, 232, 498
Olympius (mag. off. 408-
410) 170, 176f, 180
Omar (Kalif 634—644) 374, 484 Onasimos von Cy
(Autor 4. Jh.) 81 Onesimos (im NT) 350
Onoulphos s. Hunwulf Opellius Macrinus (Ks. 217-
218) 47
operae et iuga (Hand- und Spanndienste) 397 Opfer 56, 70, 129, 507 f, 526 f, 553 ff, 569
Ophiten (Sekte) 563 Oppianus (Dichter um 215) 394
oppidum (Stadt) 422 Optat von Mileve (Kirchenautor um 365) 75, 265, 558
Optatianus Porphyrius (Dichter um 325) 75, 442 oraculum cacleste 261 Orakel — Besa-Orakel 577 — chaldäische 482 — delphisches s. Delphi heidnische 495 ff Runenorakel 573 - von Klaros 494 orbis terrarum (Weltkreis) 267, 322
Oranier 324
Ordination s. Bischofsweihe, Priesterweihe ordo s. curia ordo (Zunft) 418f ordo equester (Ritterstand) 47, 67, 278£, 326 f, 330, 333, 349, 420, 434; vgl.
vir perfectissimus
ordo senatorius s. Senatoren Oreibasios (Arzt Julians) 5, 131, 290, 311, 473 £, 484, 498, 510
Orestes (mag. mil. 475-476) 211, 213, 272, 340
Orestes (praef. Augustalis
415) 198 f, 518
Orgel 134, 264, 440, 473, 533, 547
Oriens 293 (Präfektur), 296 (Diózese) Origenes (griech. Kirchenvater } 255) 55 f, 92, 361, 374, 470, 487, 490, 495, 503, 514, 528, 530, 581
originarii (hörige Kolonen) 399
Orkistos (in Phrygien) 6, 452 ornamenta palatii (Kaiserinsignien) 229 Orontes (Fluf in Syrien) 310 Orosius (Geschichtsschreiber um 417) 2, 55, 134, 170, 176, 179, 322, 366, 384,
386, 526, 532
Orpheus (sagenhafter Sänger) 359, 505, 513
Orte, heilige 511 Ortsnamen 50, 369, 379,
396, 467, 592 Osiris (äg. Gott) 193, 499 Osmanen 99, 289, 450, 581
Osrhoene (um Edessa-Urfa) 298, 394, 523
Osteramnestie 376
Osterfest 92, 162, 478, 520 Ostertafeln 72, 439
Otto II (róm.-dt. Ks. 973-
983) 443
Ovid (lat. Dichter } um 17) 359
Oxus (Amu Darja) 225 Oxyrhynchos (in Ägypten) 6, 367, 419
Pacatus (Rhetor 389) 163, 297, 385, 510
Pachomios (Mönch } 346) 315, 549 Pacht 397 ff
Pädagoge 359, 471, 478 paenula (Kapuzenmantel) 332, 405, 431
Paeonius (comes um 410) 473 Paeonius (PPO 456/457) 207
paganus (Heide) 507 Page 289 Palästina 108 f, 147, 200, 219, 241, 375 f, 398, 515, 549f,
577; vgl. Juden Palast
(palatium, regia) 224.
275 f, 422, 442, 449, 454;
vgl. Diocletianspalast Palastschule, merowingische 492
palatini (Kaiserheer) 305 palatinus (Hófling) 276, 290. 522
palatium s. Palast Palladas (Grammatiker um
400) 5, 199, 446, 472,
475, 480, 510
Palladios (Hagiograph T um 430) 4, 179, 361, 550
Palladius (Sohn des Petro-
Ostertermin 90, 517, 541, 556
nius Maximus) 205
Ostgermanen 51, 380ff, 602,
Palladius (Agronom um
604; vgl. Bastarnen, Gepi-
400) 5, 347, 390, 393,
den, Goten, Heruler, Langobarden, Rugier, Skiren,
395 f, 403
Taifalen, Vandalen Ostgoten 51, 150 ff, 172, 212, 219, 244, 354 Ostia 282, 390, 434, 501
pallium (Mantel) 405 almyra (Tadmor) 53 f. 306, 375, 407, 417, 556
paludamentum (Mantel) 76, 405
ostrakon (Tonscherbe) 469 Ostrys (Gefolgsmann Aspars)
Pamphilos (arab. Bf. 325) 92,
223 Ostsee 51
Pamphylien (in Südanatoli-
Otto von Freising (Geschichtsschreiber T 1158)
Pampilona (in Spanien) 182 Pamprepios (grammaticus
101, 135, 582, 590, 592
147, 487
en) 86, 391, 401
1484) 226, 477, 510, 57
7. Register
735
Pan (Hirtengott) 513 Pandekten (Digesten) 237
pater patrum (Mithras-
Panegyrici Latini 5, 251
Patera (Rhetor um 350) 479 Paterniani (Sekte) 563
Paulus (Perser, Kirchenautor
patria potestas 350, 354,
Paulus Catena (notarius 353)
Panegyrik 5, 44, 59, 76, 85, 269, 272, 275, 365, 382, 510, 580
panis gradilis (Treppenbrot) 436, 448
Pannonien 172, 184, 188,
206, 208, 221, 245, 382, 391
Panopolis s. Nonnos Panslawismus 378
pantapolae Graeci (griech. Händler) 367, 437 Panther 234, 341, 394
Pantomalus (Sklave) 348 Pantomimen s. mimus
Papa (armen. Kg. 369-374)
363f, 477
Patriarch — christlicher 540
— jüdischer 517, 521; vgl. Gamaliel, Juda, Julos — ökumenischer 541 Patriarchenkrónung 218, 220, 227, 232, 264
Patriciani (Sekte) 563
patricius (Ehrentitel) 119, 181, 213, 234, 447,
185, 192, 207f, 210, 223, 225, 228f, 232, 241, 245, 312, 337, 468
Patricius ( jüd. Kg. 352) 108,
148 f
Papianilla (Frau des Sidonius) 535
Papier 469
Papinianus (Jurist T 212) 197, 237, 293, 486
Pappos (Mathematiker 4.
Jh.) 484, 510
Papst 82, 92, 143, 182, 232,
240, 428 ff, 433, 538 ff, 546
Papua (Bergfestung in Numidien) 242 Papyrios (Burg in Isaurien) 226 Papyrus
priester) 501, 505
1, 6, 44, 373, 395,
406, 469, 572
Papyrusbearbeiter 405 parabalani (Krankenträger) 198, 484, 544
Paraklet (Heiliger Geist) 495 parens (Titel) 207 Paris (Lutetia Parisiorum) 123, 135, 140, 159, 263, 275, 311, 370, 434, 453, 466, 492, 506, 582
517
Paulus (Bf. von Konstantinopel 337-351) 113
5. Jh.?) 488 108
Paulus Diaconus (Historiograph } um 800) 590 Paulus von Samosata (Bf. von Antiochia 260-272) 54, 91 f, 560
Paulus Silentiarius (Epigramm-Dichter 6. Jh.) 235, 363
Pavia s. Ticinum Pax Gothica 248
Pazifismus 317 f, 566 Pech 411
peculium (Sklavengut) 327, 347
pedes (FuBsoldat) 310
Patricius (Sohn Aspars, cos.
Pelagianer (Ketzer) 183, 187, 198 f, 561
Patrick (Missionar Irlands
Pelagius (Mönch um 400)
patrimonium (kaiserl. Besitz) 285f patrocinium (Schutzherr-
Pelagius 1 (Papst 556-561)
schaft) 395, 400 ff, 404, 420, 536 patronus 6, 300, 340, 400, 402, 419, 434, 436, 457, 461, 463
393 Pelz 407, 417
459) 222 f, 260, 386 5. Jh.) 528
Paula (c. f. 1 404) 333, 361 Paulianisten (Sekte) 92 Paulina (Frau des Praetexta-
tus) 342, 352
Paulinus von Mailand (Hagiograph 422) 4, 154, 161 Paulinus von Nola (Kirchenvater T 431) 169, 357, 371, 393, 424, 490, 528, 534, 539, 546, 553f, 572
Paulinus von Pella (Dichter um 400) 170, 296
371, 561
240
Pelagonius (Tierarzt 4. Jh.) Pentapolis (in der Kyrenaika) 193, 200, 464
Pentateuch s. Bibel peregrinus (Nichtrömer) 326 perfectissimus s. vir p. Pergament 177,469 f Pergamon 120, 164, 290, 360, 377, 454, 469, 473, 484, 570
Perinth s. Herakleia Periodisierungsproblem 589 ff
Perozes (Perserkg. 457—484) 220, 225
Persarmenien 157
Paulus, Julius (Jurist um
Persepoliskon (Mercium Persarum im Jemen) 116
Parmenianus (Donatistenbf.
Paulus (comes um 470) 215
von Karthago f 392) 558
Paulus (Apostel } 60?) 112,
Perser, Persien 52f, 64f, 116, 125, 131 f, 152, 157, 196, 200 ff, 220f, 225 f, 233ff,
Paritäten der Münzmetalle
69f Parther 49, 377, 406
Passahfest s. Juden pastor (Hirt) 308, 398, 402
pater familias 350 pater patriae (Kaisertitel) 260
200) 237, 245
265, 350, 376, 424, 490, 513, 516, 525, 528f, 541, 556
Paulus (ägypt. Eremit um
250) 549
241 ff, 261, 321 (ebenbürtige Nation), 393, 414, 469, 487, 500, 503, 607
Persius (Dichter } 62) 489
736
V. Anhang
pertica (Rute, Flächenmaß) 295
Phidias (5. Jh. v. Chr.) 427, 444 f, 498
Pertinax (Ks. 193) 403, 479 Pescennius Niger (Ks. 193-
Philadelphia (in Lydien) 324 Philae (Nil-Insel) 220, 238,
Pessinus (in Phrygien) 131,
Philanthropie, kaiserl. 267 Philemon (im NT) 350 Philhellenismus 378 Philippopolis (Plowdiw in
194) 47
133, 500
Pest des Galen 49, 329, 484 Petersilie 392 Petilianus (donatist. Bf. von Constantina um 400) 558 Petra (in Arabien) 165, 221 Petra (am Schwarzen Meer)
374, 499, 507
Bulgarien) 52, 202, 516
Philippos (Apostel) 373, 513 Philippus Arabs (Ks. 244-
249) 47, 49, 52 f, 55
234, 241 Petrarca, Francesco (} 1374) 582f Petri Kettenfeier 513 Petri Stuhlfeier 513
Philon von Alexandria (7 45)
Petronii (röm. Senatoren-
Philostorgios (Kirchenhisto-
familie) 340, 342 Petronius Maximus
(weström. Ks. 455) 189, 205 f, 256 f, 331, 424, 428
Petronius s. Probus Petrus (Apostel) 424, 513, 535, 540, 582
Petrus (Bf. von Alexandria 300—311) 557
Petrus Mongus (Patriarch von Alexandria 477-489) 226
Petrus Patricius (Historio-
graph 1 nach 562) 44, 51, 602
Petrus Sabbatius s. Justinianus I.
Peukinen (ostgerm.? Stamm) 52 Pfau 392
Pfeffer 177 Pferde 5, 116, 314, 320, 392f, 415 f, 459, 478; vgl. capitum, Hippodrom, Phos-
phorus, Wagenrennen
Pferdekrankheiten 320 Pfirsich 392 Pflaume 391 Pfriemengras (spartum) 406 phallobates (Säulenheiliger) 551 Pharandzem (Kgin. von Ar-
menien ] um 370) 148 Pharisäer 525, 548 Phasis s. Sebastopolis
516
Philoponoi 484 Philosophie (als Lehrfach) 479 f, 485, 491 riker 5. Jh.) 4, 116, 118
Philostratos (Autor um 210) 72, 274, 468, 505, 575
Philoxenos (mag. mil., cos.
525) 448
Phönizien 124, 147, 367, 416, 525
Phokas (oström. Ks. 602-610) 485, 591
Phokas (patricius 532) 468 Pholoe (Hochebene in Elis) 173 Phosphorus (Rennpferd um
380) 439
Photios (Patriarch von Konstantinopel } 886) 3, 450, 485
Phrygien (in Kleinasien) 55, 115, 157, 193, 409, 452, 557
Phrygische Sprache 376 Piazza Armerina s. Filosofiana Picten (Kelten in Irland und Schottland) 62, 122f, 141, 186 f, 321, 607
Pierius (com. dom. Odovacars) 340 pietas 168, 567
pignora imperii (Unterpfänder der röm. Herrschaft) 172
Pilatus-Akten 86
Pilgerampullen 572 Pilgerberichte 4, 376, 417; vgl. Egeria, Itinera Hierosolymitana
Pinie 413 Pipa (Germanenprinzessin um 260) 54 Pippin der Kurze (Franken-
kg. 751-768) 264, 582
Pirenne, Henri (T 1935) 416. 591, 601
Pirum, Ad (im Birnbaumer Wald) 167 Pistazien 391, 405 Pistazienhändler 405
pistor (Müllerbäcker) 396. 400, 405, 419, 434 ff, 447ff, 458, 537
Pityus (in Lazica) 52, 240, 464
Pitzias (comes Theoderichs
d. Gr.) 229
Placentia (Piacenza am Po? 206, 213
Placidia (Tochter Valentinians III) 189, 205, 208
Placidia s. Galla Planeten 90 f, 129, 495, 505. 568
planisphaerium 473 Planudes, M. (byz. Humanist um 1300) 418 Plataiai (Schlacht 479 v. Chr.) 445
Platen, August von (T 1835) 45, 179
Platon (427-348/47 v. Chr.) 130, 373, 481 ff, 489f, 503 ff, 548
Plautianus (PPO T 205) 286 Plautus (róm. Komödiendichter } 184 v. Chr.) 490 plebs rustica/urbana (Land-. Stadtvolk) 295, 326. 418. 453, 460, 544
Plinius der Ältere (23-79) 392, 395, 493, 567, 602
Plinius der Jüngere (ca. 61-
113) 45, 348, 455, 498, 526
Plintha (mag. mil. 418—438) 196
Plotin (Philosoph + 270) 56. 482, 501 ff, 568
plumbarii (Bleiarbeiter) 412 Plutarch (Biograph um 100! 90, 468, 532
Plutarchos (ath. Sophist 5. Th. n. Chr.) 377, 482 f, 511
7. Register Podagrakranke 462 Poemenius 107 Poesie (als Schulfach) 472, 491
Post s. cursus publicus postliminium 344 ff Postumus (Usurpator 259—
268) 51
737 praeses Bithyniae 72, 505
praeses Dalmatiae 60, 326 praeses Libyae 298 Praetextatus, Vettius Ago-
poeta laureatus 475
Postkonsulat 337
rius (PPO 384) 96, 147,
Poetovio (in Pannonien) 163
Práfekturen (Galliae, Italiae,
342, 348, 352, 427, 489, 498, 501, 508 ff, 541
Pola (in Istrien) 95, 109 Polemius Silvius (Autor um
449) 3, 332
Illyricum, Oriens) 97, 293;
vgl. praefectus praetorio praefectus (Offizier) 311, 323
praetor (senat. Magistrat) 205, 334 f, 348, 438
Politische Theologie 581
praefectus (Zunftmeister)
praetor (munizipales Amt)
Polizei s. agens in rebus, fru-
419 praefectus annonae 432 f, 446, 448
praetor plebis 446 Prátorianergarde 77, 97,
praefectus Aegypti 297 praefectus alae (Komman-
praetorium (Amtslokal des
mentarius, Irenarchen,
Kirchenpolizei, Privatolizei, quaesitor, riparius Pollentia (in Ligurien) 174,
384 Polybios (Geschichtsschrei-
ber 2. Jh. v. Chr.) 316, 387, 493, 580
Polygamie 289, 354, 518, 522, 563 Polytheismus s. Heiden Pompeianus (dux 273) 320 Pompeianus (PUR 408) 569 Pompeius Magnus (10648 v. Chr.) 197, 333, 377, 500, 516
Pomponius s. Mela Pontica (Diózese) 157, 296, 410
pontifex (Priester) 497, 509, 511, 536f
pontifex (Titel der Päpste) 238, 547
deur) 282 praefectus Augustalis (Vikar von Ágypten) 198, 219, 292, 297, 373, 450, 455, 518, 541
praefectus gentis 293
262, 412f, 429 Tum 302) 72, 129, 481, 495, 504 f, 568
Porphyrios (Wagenlenker
um 480—540) 450, 519
Porphyrios (Bf. von Gaza um 400) 4, 194, 496, 539, 543f
nopolitanae (PUC) 112, 235, 446
praefectus urbis Romae
(PUR) 77, 206, 214, 332, 432 ff, 508
praepositus (Offizier) 311, 305, 315
praepositus gregum et stabulorum 287
praepositus pagi (Ordnungsbeauftragter) 459 praepositus sacri cubiculi
419, 437, 458, 521f
Presbyter (Alteste)
152 Priester 92, 126, 129, 134,
143, 326, 397, 405, 408, 461, 534 ff,
Priesterehe 534, 539 Priesterweihe 92, 361, 399, 420, 534, 536, 550 primates 326, 458, 464, 522;
vgl. decemprimi
primicerius (mil. Rang) 280, 311 primicerius notariorum
(Oberster der Notare) 183, 288, 301
primicerius sacri cubiculi 189
princeps (Kaisertitel) 252, princeps (Büroleiter) 279,
Poseidon s. Neptun possessor (Freibauer) 398,
ster) 287 praepositus thesaurorum
4, 541
Preisedikt s. Diocletianstarif
111, 170, 196, 214, 288 ff, 336
praepositus silvarum domi-
Possidius (Hagiograph T 437)
427, 444f
Preisabsprachen 420
(PSC Oberkämmerer) 97,
portorium s. Zoll Portus(Hafen Roms) 210, 434
565
Jh.) 101, 510
Praxiteles (4. Jh. v. Chr.)
— christliche 429, 536 f, 541 — jüdische 521 Priarius (Alamannenkg. 378)
Pontus (Nordanatolien) 409,
Porphyrios (Schüler Plotins
pragmaticum (Gesetz) 281 Praxagoras (Historiker 4.
praefectus praetorio honoris causa 311, 477, 521 praefectus urbis Constanti-
wehrchef) 432, 446 Praeneste (in Latium) 333
Porphyr (roter Granit) 220,
Statthalters) 276, 297, 454
Preisüberwachung 69, 410,
praefectus vigilum (Feuer-
575
293, 304
praefectus praetorio (PPO) 68 f, 97, 144, 191 f, 197, 207, 214, 243, 246, 278, 292 ff, 329, 395, 446, 454, 456, 463, 468
pontifex maximus (Kaiserti-
tel) 94, 130, 158, 260, 266
457
nicarum (Reichsforstmei280
praeses (Statthalter) 67, 157, 292 f, 297, 326, 486
260 296 f
princeps clausus (Kammerkaiser) 170, 258
princeps officii (Kanzleivorsteher) 111
princeps puer (Kinderkaiser) 170, 258, 290
738
V. Anhang
princeps Senatus (Ehrenvorsitzender) 189, 220
procurator (Verwalter) 284, 287, 347, 396 f, 408, 410
principales (Ratsvorsteher)
procurator baphiorum (Auf-
327, 458 Principat 48, 66, 251 f
procurator ad bona Plautiani
seher der Färbereien) 408
Proto-Bulgaren 227: vgl.
Bulgaren Protokolle 4, 277, 299, 332. 440, 457, 461, 470
protostasia (Rekrutierung)
Prinzeninseln (im MarmaraMeer) 412
procurator ab epistulis 278
Prisca (Frau Diocletians) 58,
procurator a libellis 278
prototypia (Rekrutierung) 313
70, 87, 361 Priscian (Grammatiker um 500) 5, 322, 472
procurator a memoria 278
Proudhon, P. J. (f 1865) 105.
Priscillian (Asket T 385) 555 Priscillianisten (Sekte) 160, 372, 554
Priscus s. Attalus Priscus (Philosoph um 355) 121, 481
Priscus (Geschichtsschreiber fnach 474) 2, 212, 322, 348, 391, 510
Privatdozenten 475, 480
Privatgefängnisse 401 Privatpolizei 401
Privilegien 90, 126, 279, 296, 313, 315, 329, 338, 388, 394, 420, 476 f, 536
Proba, Anicia Faltonia (c. f. um 380) 361, 429
Proba, Faltonia Vetitia (Dichterin um 350) 360 probatoria (Ernennungsur-
kunde) 282, 514 Probus (Ks. 276—282) 47, 50, 54, 316, 382, 391, 454
Probus, Petronius (PPO, cos.
286
procurator metallorum (Leiter der Bergwerke) 285, 410
procurator monetarum (Münzmeister) 282 procurator tironum (Rekru-
tenoffizier) 313 prodigium (Vorzeichen) 335, 509, 568, 570 professor 313, 326, 396, 421, 461, 472 ff
Profuturus (mag. mil. des Valens) 152 Prohairesios (Philosoph um 350) 128, 335, 476, 481 f, 491, 510
Proiecta (c.f. um 400) 178 Proklos (Philosoph in Athen 1 485) 360, 482 f, 511, 575
Prokonnesos (im MarmaraMeer) 412 Prokop von Caesarea (Historiker 6. Jh.) 2f, 5, 189, 235 f, 242, 248, 487, 569, 590
313
595
Provinz 67 f, 297ff Provinzialkonzil (kirchlich). 92, 539 ff; vgl. Kirchen-
konzil (lokal) Provinziallandtag (concilium provinciae) 86, 95, 142, 182, 206, 209, 250, 271, 463f, 541
Provinzialprágung 55. 68. 282
Provinzialpriester 86, 271, 457, 463, 497, 545
Provinzialreform Diocletians 67
Provinzstádte 451 ff Prudentius (Dichter T nach 405) 5, 134, 383 f, 424, 439, 508 Prügel 95, 159, 298, 327.
344, 348, 350, 356, 365, 373, 401 f, 435, 458, 460, 478, 482, 488, 520, 534. 549, 553, 564
Prusa (in Bithynien) 107
371) 142, 159, 297, 342, 428, 489,
Prokop von Gaza (Rhetor um 501) 491 prolyta (Rechtsstudent) 486
Psalmen 372, 490 Pseudo-Aurelius Victor
proconsul (Statthalter) 67,
propagator imperii (Kaiser-
Pseudo-Codinus s. Patria
147, 297 f, 446
proconsul (Kaisertitel) 260
titel) 260
s. Epitome de Caesaribus pseudocomitatenses (Truppe) 306
proconsul Achaiae 147, 297, 335
propositum (Aushang) 197 proscholus s. subdoctor Proselyten 523
proconsul Africae 144, 290,
Proskynese s. adoratio sacrae
Pseudo-Kallisthenes 468 Pseudo-Longinus (Über das Erhabene) 274
purpurae Prosper Tiro (Chronist 5. Jh.)
Ptolemaios I Soter (Kg. von Agypten 305-282 v.Chr.
297, 335, 435, 481
proconsul Asiae 290, 297, 335
proconsul Cappadociae 290 Procopius (Usurpator 365— 366) 117, 132, 145, 153, 256f, 272, 292
Procopius s. Anthemius
Proculus (Usurpator 280) 51, 386
Proculus Populonius (cos.
340) 400, 419, 463
154, 159, 180, 502
Prostitution 347, 355, 358 f, 535, 553 Protasius (Märtyrer) 162, 570
protector (Gardist) 68, 107, 132, 137 f, 163, 218, 280, 306, 318, 349 Proteus (Wassergott) 505
483, 499
Ptolemais (in der Kyrenaika; 193, 201, 385, 499, 539
Pulcheria (Tochter des Arcadius } 453) 195 f, 203, 219 f, 257 f, 286
pulveraticum (Handgeld) 313 Punische Sprache 367, 372, 471, 558, 565
7. Register
739
Pupienus (Ks. 238) 47 ff
monie), 277 (Valentinian),
- Münze 282
Purim-Fest 521
284 u. 314 (Spenden)
— Narses (552) 244f — Odovacar (493) 216
Purpur 177, 214, 229 (Theoderich), 262 f (Kaiser),
294 (PPO), 311 (Offizie-
re), 406, 408, 421, 461, 469, 537
Purpurfärber 421 Purpurschneckensammler (murilegulus) 405, 408, 461, 537
Quintilian (lat. Rhetoriklehrer 1. Jh.) 489
— Papyri 6, 391
Quintus Smyrnaeus (Dichter
— praefectus praetorio 293
4. Jh.) 510
Quitte 392
Qumran (am Toten Meer) 549
411—436) 199, 487, 552
Radagais (Gotenführer 405) 175 f, 319, 343, 345
Pyrenäen 51, 180, 186, 229,
369, 393
Pythagoras (Philosoph 1 um 480 v. Chr.) 5, 503 ff Pythagoreer 548 Pytheas von Massilia (4. Jh. v. Chr.) 51 Pythia (Priesterin des Apol-
lon) 494, 498
Pythia (Pityus) in Kolchis 52, 240, 464
Quaden (westgerm. Stamm) 49 ff, 110, 144, 154, 188, 316, 320, 379
quadrivium (Bildungsfächer)
Raetien 50, 60, 174, 381
Räuber (latrones) 308, 318 f, 370, 373 (f, 383, 402, 558; vgl. Bagauden, Fahnenflucht, Isaurier, Saturiani,
Seeraub, Subafrenses Räubersynode (von Ephesos
449) 196, 200f, 219
Räucherharz 391 Rando (Alamannenkg. um 368) 140 Rangordnung 259, 277 f, 292, 327 f, 330, 419; vgl.
vir clarissimus etc. Ranke, Leopold v. (T 1886)
491
quaesitor (Fremdenpolizei) 238, 447 Quaestiones veteris et novi
testamenti (von Ambrosiaster? um 380) 266 quaestor (Senatsamt) 333, 477
118, 136, 601
quaestura exercitus 237 Quark 392 Quattuor Coronati (Märtyrer unter Diocletian) 412
Querolus (Komödie 5. Jh.) 348, 370
186 Recht 3, 97, 254, 281f, 298
(MiBstánde), 479 f (Lehr-
fach); vgl. Gesetz, Kodifikation, lex
Rechtsliteratur 3
Rechtswissenschaft 473, 485 fF rector (Statthalter) 297 Redewettkámpfe 475 Reeder s. navicularii
Regalianus (Ks. 260) 51 Regenwunder (174) 317 regia s. Palast
Regillum (im Sabinerland) 366
Reh 339, 407 Reichsadel s. honorati, Sena-
marum 62, 282f, 285 rationalis rei privatae 285
rationalis vinorum (in Rom) 432, 437
Rausimodus (Sarmatenkg.
323) 88
Rauracum (Kaiseraugst am
Hochrhein) 63, 107 f, 122 u. 411 (Silberschatz) Ravenna — Belisar (540) 244 f, 248, 365
quindecimvir (Priester) 509
Quinquegentanei (maureta-
—
Quinquennalien (5jahres-
ebhuhn 393 Rechendenare 283, 406 Rechila (Swebenkg. 438—448)
rationalis summae rei/sum-
— collegium 419 - Flotte 310 — Honorius 174, 176f
nischer Stamm) 66
— Theoderichgrab 233 - Valentinian III 183
regina (Kaiserin) 261 regio (Güterkomplex) 422
quaestor sacri palatii (QSP) 97, 144, 214, 278, 281 f, 311, 488
— Synagoge 216, 520
Raphia (in Palästina) 165 Rassentheorie 597 rationalis (Sachwalter) 397
quaestor (Stadtamt) 452, 457 quaestor Augusti 281
368 — Severus Augustus 78
- Theoderich (493) 233 Rabbula (Bf. von Edessa
Purpurtinte 227, 469
Puteoli (in Campanien) 400
- Residenz 174, 216, 275,
Kirchen 176, 216, 248, 266, 411, 503
feier) 123 (Julian), 163
— Libius Severus (461) 207 — Maiorianus (457) 207
(Theodosius), 271 (Zere-
- Metropolit 541
regnum (Staat) 251 torenstand
Reichskirche 524 ff Reichskonzil s. Kirchenkon-
zil, ökumenisch Reichskrise (3. Jh. n. Chr.) 44 ff Reichspráfekt s. praefectus praetorio
Reichsteilung (395) 168, 170f, 590 Reims (Remi) 133, 175, 284, 467 Reis 390
Reiterei 54 f, 307 Rekkared (Westgotenkg.
586-601) 566
Rekrutierung (tirocinium) 47, 284, 286, 295, 313 ff, 317 ff, 380 f, 397, 420, 462
V. Anhang
740 Religion 493 ff Religiosität, zweite 55, 493 reliqua colonorum (Pachtschulden) 398 Reliquien 572; vgl. Amulette Remigius (Bf. von Reims
458-533) 216
Remus (Bruder des Romu-
riparius (Polizist) 459 ripenses (Grenztruppen) 306
— curatores 432 — Curia Iulia 166, 189, 330,
Ritterstand s. ordo equester Robbe 407
342, 426, 508; vgl. Victo-
Robigalia (25. April) 513 Rodulf (Herulerkg. um 510) 229
Roggen 3%
ria-Statue
— Diocletian 61, 424 - Diocletiansthermen 426 — Dioskuren 427, 508 — Donatisten 558
Rom 423 ff
— Einwohnerzahl 425
Renaissance 424, 475, 485, 488, 492, 593, 600
— Ärzte 480
— Esquilin 178, 427
— Alarich 178, 424, 428
— Eugenius 166
Renan, Ernest (} 1892) 595 res privata (Kaiserbesitz)
— Almo 500 — Anicier-Mausoleum
— Forum Caesaris 426
lus) 424, 513
res publica Romana 251, 582 rescriptum (Gesetz) 197, 253, 281, 546
Residenz s. Palast responsa (Gerichtsentscheid) 253
restitutor libertatis (Kaisertitel) 260 Rettich 392 Revolution, russische (1917)
— Forum Martis (Augusti)
(Templum Probi) 342, 429
285 f, 396, 422, 460
— Anthemius 208 f, 424
428, 479
- Forum Romanum
— Apollo-Tempel auf dem Palatin 172 — Aquädukte 428, 431 ff — Athenaeum 479
—
423, 432, 489
— Fremdenausweisung (384)
— Atrium Libertatis 189
426, 440
— Atrium Minervae (Chalcidicum) 432
— Geiserich 205
— Aufruhr 142, 440
— Griechen 426, 437
— Aureliansmauer 50, 419,
— gynacceum 433
48, 588
431f
178,
426f Forum Traiani 428, 479,
—
Gratian 144, 424 f
— Hafen (Portus) 210
rex (Kaisertitel) 245, 260, 266 rex (Barbarenkg.) 172, 175,
— Aventin 427, 437
206, 211 ff, 215, 245, 260 rex Italiae 213, 245 Rheinbrücken 78, 140, 153,
— Basilica Aemilia 178
— Hochschule 476, 479 fF — Honorius 182, 424f — insulae 425, 428
— Basilica Apostolorum
— Isis- und Serapis- Tempel
(San Sebastiane) 429 f — Basilica Julia 426 — Baugesetze 430 f
— Juden 426, 430, 515, 520
175
Rheinflotte 78, 310 Rhetor 129, 279, 472ff Rhetorenedikt Julians 129,
—
Avitus 206, 424
— Begräbniswesen 428, 430 — Belisar 423
475 Rhetorik 5, 472f, 479f,
— Bibliotheken 470, 428
484 fF Rhodope-Gebirge (in Thrakien) 410 Rhodos 52 Rhône (Rhodanus) 310
— Caelius 338 f, 427 — Caesarforum 426 — Capitol 484, 423, 498
Richomeres (mag. mil., cos.
384) 152, 164, 382
Ricimer s. Rikimer
Riegl, A. (1 1905) 586, 588
Rienzo, Cola di (T 1354) 102 Rikimer (mag. mil. 456— 472) 206 ff, 213, 223, 312, 323, 331 Rind 392, 436
Rindermetzger 436 Ringeltaube 393 Riothamus (Kg. der Aremorica um 470) 209
— Bordelle 428, 432
— Circus Maximus 374
(Obelisk), 427 (Constan-
tin), 428, 438 (GróBe),
443 (letzte Wagenrennen) — collegia 418f, 433fF — Colosseum 205, 428, 432, 438, 489
426
— Julian 123, 424 — Juno Moneta- Tem
1512
— Kaiserbesuche 424 — Kaisermausoleum 183. 190, 210, 264, 429 — Katakomben 430, 515 — Kirchen 85, 121, 183. 190, 210f, 342, 413, 428 ff, 512, 557f
— Kirchengut 541
— Kleiderordnung 431 — Klöster 554
— Lateran (Johannes-Basili-
ka) 85, 428, 557f
— Libius Severus 424
— comes portus 432 — comes riparum 432
— magister census s. d.
— Constans 424 — Constantin 88f, 424f
— Maxentius 77 ft, 424 — Maxentius-Basilika 77, 426
— Constantinsbogen 88, 251, 427
— Constantius II 109, 423
— consularis aquarum 432
— Marsfeld 431 — Maxentius-Villa 426 — Maximian 424f
— Mausoleen 85, 183, 190, 210, 264, 342, 428f
741
7. Register Memorialbasiliken 429
- Sol-Tempel Aurelians 56,
Millenarium (248) 55 Milvische Brücke 82 f, 317 Mithräen 500 f, 512 Mons Testaceus 437 Münzen 55, 68, 282, 433, 442 Narses 246, 248
Nepos 211, 424 f neues Rom, 96, 442
426, 437
— Spenden 425 — Spiele 425
— Stadtmauer s. Aureliansmauer
— Stilicho 171, 174fF — Tausendjahrfeier (248) 55 — Tempel 56, 172, 243, 426 f, 429, 432, 437, 497 f, 500, 512
(Konstantinopel) Obelisken 110, 374, 427 f Olybrius 210, 424
Palatin (palatium) 189,
— Templum Pacis 243 - Templum Probi 342, 429 — Tetrarchenmonument
208, 425, 490, 500
426
Palladium 443 Ad Palmam 332 Pantheon 430, 432, 512,
— Theoderich 216, 425 — Theodosius I 163, 167,
575
— Thermen 395, 426, 438,
424f
Papst s.d.
in Serbien) 59, 71, 76, 80, 276, 287, 393, 410,
Romulus (Gründer Roms) 133, 251, 366, 424, 513
Romulus (Sohn des Maxentius + 309) 77, 426 Romulus Augustulus (westróm. Ks. 475-476) 211, 213, 272, 287, 590
Rostovtzeff, M. (T 1952) 46, 48, 304, 588 f, 600
Roswitha von Gandersheim 135
Rotes Meer 116, 221, 241, 412, 417, 577
Roxolanen (iran. Stamm) 51 f, 379
Ruas (Hunnenkg. 424--
435/440) 185, 202 Rubens, Peter Paul (} 1640)
Peterskirche 85, 183, 190,
— Tiberbrücken 82 f, 390,
210, 342, 413, 429 Petronius Maximus 205, 424
- Titusbogen 243
Rubin, B. 247
— Tor Pignattara (Constantinsmausoleum) 85, 429
Rufinus (PPO Orientis 392—
— — — —
Rufinus (Kirchenhistoriker
Phokas-Säule 427
Phrygianum 429, 500 pistores 434 f, 537 Pompeius-Theater 426 Porta Salaria 178 praefectus urbi s. d. Rechtswissenschaft 473 Romulus-Rotunde 426 Rostra Vandalica 427 Sanctae Agnes et Con-
-
544
Romulianum (Gamzigrad
317
Totila 244f Valentinian I 142, 424 Valentinian II 424 f Valentinian Ill 183, 424 Vaticanus ager 85, 429; vgl. Peterskirche
- Venus- und Romatempel
169
395) 167, 171f, 191 f
um 400) 4, 116, 154, 165,
374, 468
Rugier (ostgerm. Stamm) 188, 212, 214, 216, 219, 221, 226, 246, 417
Rugila s. Ruas
— Versorgung 433 ff
Rugiland 214, 245 Rumänische Sprache 378
stantia 429
- Via Appia 426, 430
Rutilius Namatianus (Dich-
Sant’ Agata dei Goti 210
—
Santa Costanza 121 San Lorenzo 554
— vicarius urbis s.d. — Weinkasse (arca vinaria)
Santa Maria in Aracoeli 512 Santa Maria Maggiore 429 Santa Maria sopra Minerva 512
San Paolo fuori le Mura 429 Secretarium Commune
(Amt des PUR) 432 Secretarium Senatus 428 Senat s. d. Senatorenvillen 427; vgl. Villa Sessorium-Palast 427 Sibyllinen s. d.
426
Via Labicana 156
425, 431, 437
- Ziegel 431
ter um 417) 5, 172, 176,
332, 342, 386, 424, 516, 553, 555, 580
Rutupiae (Richborough in Britannien) 466
- Zwölfgötter-Halle (dei consentes) 428, 498 Roma senescens 580
Saarburg, Mithráum 501
Saba (Jemen) 116 Sabazios (phryg. Gott) 514
Roma (Géttin) 424 Roma (Huhn des Ks. Honorius) 179
Sabbatius (Vater Justinians
Romania 99, 386 Romanus (comes Africae
Sabellianismus (Sekte) 560 Sabinianus (mag. mil. Ill.
Romanus (Usurpator 470)
Sabinerinnen 424
364—373) 142 f, 464 209
Rombesuche, kaiserliche 424 Romidee 178, 424, 493, 579 ff
Romtheologie 581
234
479-481) 225, 312
Sabinus s. Julianus saccarii (Sacktráger) 434 sacellarius (Finanzbeamter) 289
I)
V. Anhang
742 sacer (kaiserlich) 261 sacerdos (Priester) 86, 456,
463, 497, 511, 536 f
sacerdotalis (ehem. Provinzialpriester) 327, 458 sacerdotium et imperium 238
Sachsen (westgerm. Stamm) 62, 121, 141, 176, 186,
209, 212, 248, 341, 370f, 380, 466, 592, 604
sacramentum (Fahnencid) 314, 511
Sadagen (Hunnenvolk) 221 Sadduzäer (jüd. Sekte) 515, 525
Sákularfeier 55 (248), 175 (404), 438 Sänfte 415 Sänger 405
Säulenheilige 551 f Safran 391 Safrax (Ostgotenfürst 376) 151 f, 156
Saisonarbeiter 396, 549, 558; vgl. circumcelliones Sakralprostitution 94, 358, 496
Salbung des Königs 262, 264 Salfranken s. Franken salgamum (Lebensbedarf ) 314 f
Salia (mag. mil. 344-348) 113, 312, 321
Salia (CSL 370) 300 Salices, Ad (in Mösien) 152 Salinen 395, 438 Sallust (röm. Geschichtsschreiber 86-35 v. Chr.) 179, 342, 472, 490, 580
Sallustius, Crispus (Rhetor
um 395) 509
Sallustius s. Salutius
Salmaces s. Zammac Salomon (Judenkg. um
950 v. Chr.) 511, 576
Salona (in Dalmatien) 58, 61, 213, 246, 389, 453, 473
Saloninus (Ks. 260) 48 saltus (Güterkomplex) 287, 396, 422
Salus (Hygieia) 509 Salutius (PPO Julians) 121, 137, 506 f
Salvianus von Massilia (Kirchenvater 440) 4, 191, 326 ff, 357, 361, 365, 398, 401, 439, 472, 481, 497,
507, 543, 581, 586
Salvina (Tochter Gildos) 174 Salz 394 f, 417, 420, 437,
465, 550
Samaritaner (jüd. Sekte) 239, 375, 519 f
vgl. Beelzebub, Dämonen, Exorzismus
Sattelzeug 406 saturiani (Räuber) 588 Saturn (Kronos) 90, 131, 135 Saturnalienfest 133 Saturninus (mag. mil. 382) 156
Saul (Israelitenkg. um 950 v.Chr.) 264
Samarkand 228 Samnium (in Unteritalien)
Sauromaces (Hibererkg.
436 Sarnosata (am oberen Eu-
Sazanas (Tyrann von Axomis um 356) 116
phrat) 54, 91
Samuel (Heiliger) 194 Sandalen 405 ff Sanskrit 406 Saöne (Sauconna) 310 Sapaudia (Savoyen) 188 saponarius (Seifensieder) 391 Sapor (mag. mil. Gratians) 158
Sapor I (Shapur, Perserkg.
241-272) 53f, 65, 320
Sapor Il (Perserkg. 309-379) 100, 110, 132, 137, 147ff, 157, 523
Sapor III (Perserkg. 383—388) 157
Sappho (griech. Dichterin um 600 v. Chr.) 359 Saragossa s. Caesaraugusta Sarazenen 64, 109, 147, 153, 201, 219, 247, 322, 375,
370-377) 148
Schaan (in Lichtenstein) 63, 466
Schadenszauber s. Magie Schädeldeformation der Hunnen 212 Schaf 392, 407, 436
Schafmetzger 436 Schafwolle 406 Schakal 407 Schankwirt 313, 355, 405
Scharlach (coccum) 408 Schauspieler(in) 129, 234f. 253, 313, 326, 355, 359, 435, 439, 534 f
Schauringer 459 Scheidung (divortium) 355 Schenk von Stauffenberg,
A. ([ 1964) 590, 601 Schenute von Atripe (Abt 1466) 374, 550 Scherenschleifer 405
607 (vgl. Araber) Sardellen 394 Sardes (in Lydien) 204, 377,
Schiff 122, 132, 146, 205ff,
459 Sardinien 81, 205, 242, 395, 410, 507 Sarkophag 8, 84, 100, 112, 132, 168, 183, 216, 220, 317, 393, 405, 429, 433, 514
Schiffbauer 405 Schiffer (Reeder) s. navicularii Schiffseigentümer s. navicularius Schiffsholz 413
Sarmaten (iran. Stamm) 51 f,
220 (Leo), 232 (Justin), 264 (Zeremoniell) Schildzeichen 89, 288, 309,
63, 88, 99, 105, 110, 125, 150ff, 155, 162, 219, 221, 306, 312, 323, 379f, 607
229, 242, 244, 310. 411, 415 f, 427
Schilderhebung 123 ( Julian).
572
Sarus (Gotenfürst 506—412)
Schiltberger, Johannes (um
150, 175, 178 Sassaniden s. Perser, Persien Satan 135, 362, 495, 506, 530, 549, 555, 563, 576f;
Schisma 557 ff Schlange 309, 393, 563
1400) 240
Schlegel, F. (T 1829) 591
743
7. Register
Schlözer, A. L. (T 1809) 583
291, 341, 369, 505, 510, 580
—
Schmied 396, 411 Schminke 361,412 Schneider 421, 433
sculptor (Bildhauer) 284 Sebastianus (Usurpator 411/
—
Constantius II 109, 331
Schnepfe 393
Sebastianus (mag. mil. } 378)
— — — — — — -
cursus honorum 333 ff Ehe 333, 355 Ehrensenatoren 326, 477 Frauen 509 Gallorömer s. d. Gratian 144, 331 Heidentum 166, 341,
Schlosser 405
schola (Gardetruppe) 68, 97 f, 234, 379f, 306f
schola (Schule) 481, 489 schola Maeniana (Apsidenbau) 479 Scholasticia (aus Ephesos
5. Jh.?) 455
scholasticus (Student) 477, 481
scholia Sinaitica 486 Schollenbindung s. Bodenbindung
Schottland (Caledonia) 54, 141, 371; vgl. Attacotten, Picten, Scoten Schreibrohre 469
Schreibschulen 470 Schreibtafel 469; vgl. Diptychon
Schreiner 396
412) 181 502
Sebastianus (mag. mil. 432) 185 Sebastopolis (Phasis am Pontos) 240f sebastos (Augustus) 260 secundicerius notariorum 147
consecratio 133, 261
— Constantin 83, 33]
508 ff, 543
- Julian 123f, 133 — Kaisererhebung 47 f, 83 f,
seditio s. Aufruhr
123 f, 177, 255, 331 Klientel 328, 340
Seeck, Otto (f 1921) 160,
-
580, 590, 597 Seehandel 416, 591
— Konstantinopel 447
— Konsulat s. consul Ordi-
Seeigel 394
narius
Seekrieg 310f Scelenwanderung 502
— Kontorniaten s.d. - Lebensstil 340 f
Seeraub 62, 129, 141, 185, 210, 212, 319, 371, 376, 500
—
Segelnäher 405
— Odovacar 213 ff
Seide 177, 237, 336, 407 f, 417, 587
- Privilegien 313, 338 — Protokoll 332 — Rangtitel 335 f - Reichtum 317, 338 f, 384, 543 - Rom 329 ff
Literatur 341
— Militärdienst 48, 68, 292, 313 f, 317, 330
Schrift(formen) 115, 469 Schtajerman, Elena 588, 596
Seidenraupe 393
Schuhe 66, 263, 314, 406f, 541 Schulgeld 472, 475, 482
Seife 391 Seine (Sequana) 310
— Sitzungen 332 f
Schuster 405, 433
Sekten, christliche s. Ketzer
—
Schwanengesang 160
Selenas (Gotenbf. um 400)
Schweden 51, 149, 598
Schwein 392, 436f
Schweinehändler (suarii) 400, 419, 432 f, 436
Schweinemetzger 419, 436 f, 537
Schwertbohne 390
Scipio Africanus der Jüngere
(T 129 v. Chr.) 580 Scipio Nasica (cos. 155 v. Chr.) 604 Scipionen 333 Scoten (Kelten in Irland und Schottland) 62, 122f, 141, 186, 321
scriba (Schreiber) 419, 436 scrinium 67, 278, 285, 296
scrinium barbarorum 278 scrinium dispositionum 278 Scriptores Historiae Augustae (4. Jh.) 44, 48, 267,
Seidenstraße 240, 407
Seiltänzer 459
115, 157, 376
Seleukia (am Kalykadnos)
114 (Synode 359), 515 (Judenfriedhof) Seleukia (in Syrien) 310, 316 Seleukia (am Tigris) 201 Selge (in Pisidien) 346 Selinas s. Selenas Semiarianer (Sekte) 560
Semipelagianismus (Sekte) 561
Steuern s. annona, aurum oblaticium, collatio glebalis, Spiele — Stilicho 171, 173, 186
- Symmachuskreis s. d. — Theodosius I 167 — Valentinian 142, 331 — Villen 338 f, 428; vgl. Villa
— Zusammensetzung 46 (um 240), 332 (zu 321) Senator (mil. Rang) 311 senatus castrensis 255
semissalis (mil. Rang) 310
senatus populusque Roma-
Senat - Ahnenstolz 333
Seneca (Philosoph 165) 90,
— Attalus 177, 331 — Boethius 233 — Christen 339, 341
— clarissimatus s. vir clarissimus
— Codex Theodosianus
(439) 197, 332
nus 251 132, 266, 348, 351, 356, 493, 602
Senecio (Bruder des Bassianus) 88 senectus Romae
580
seniores-iuniores (Truppen-
Namen) 139
744
V. Anhang
Sepphoris-Diokaisareia (in Galilaea) 517, 520, 523 Septem (Ceuta in span. Marokko) 246 Septem provinciae (Südgallien)182, 296
Septimia s. Nisibis Septimius Severus (Ks. 193211) 46, 64, 252, 278, 285, 304, 316, 330, 436, 444
Septimius s. Odainathos
Septuaginta (Altes Testament griech.) 468, 515
Serapion-Agenarich (Alamannenkg. 357) 500 Serapis (ág. Gott) 131, 165, 484, 499, 509 Serdica (Sofia) 68, 80, 88, 96, 107, 203, 276, 282,
316, 379 (Palast), 441
Serena (Frau Stilichos) 157, 171, 177, 339
Serendivi (aus Ceylon) 117 Seres s. China
Sergius (Bf. von Birtha um
506) 465, 516
servus publicus (Staatssklave) 346, 358, 409, 415
Sesam 390
sestertius (Bronzemünze) 68, 283 Severa s. Marina Severer 47, 294, 516, 568, 589
Severianus (Sohn des Severus Augustus) 87 Severinus (Heiliger T 482) 4, 213, 215, 379 Severus, Flavius Valerius
(Ks. 306—307) 72, 76f
Siebenschläfer 393 Siebentagewoche 90 f, 495 Siegel 68, 108, 223, 277, 381, 407, 412, 414, 532, 576 Siegertitulaturen 54, 58, 87, 99, 122, 141, 247, 260
Sigebert von Gembloux (Chronograph } 1112) 370, 582
Sigismund (Burgunderkg. 516-523) 228f
Sigisvult (mag. mil. um 440) 185
signifer (Fahnenträger) 311 signaculum (Erkennungsmarke) 314 signum (Brandmarke) 314,
152, 155 f, 159, 202, 221f,
226, 229, 245, 276 (Palst, 282, 293, 296, 453, 466
Sirup 391
Siscia (in Pannonien) 68, 80, 163, 282
Sismondi, S. de (T 1842) 591, 595
sitona (Kornbeamter) 465 Sittas (mag. mil. Justinians) 238 Sittenverfall s. Dekadenz
Siva (Oase in Ágypten) 494 Sixtus V (Papst 1585-1590) 427 Sizilien 78, 179, 186, 2054,
214, 243, 338, 367, 390f.
346, 532
394, 406, 469, 489, 507
signum (Feldzeichen) 309 Sigonius, C. (1579) 591
Skandinavien 417 (Münz-
Silber 122, 237f, 339, 410 ff, 432, 541
gentium) Skiren (ostgerm. Stamm)
funde), 603 (officina
Silberschmied (argentarius)
188, 202, 211 f, 219, 221,
224, 319, 381
248, 411
Silen (Buschgespenst) 133 silentiarius (Ruhestifter) 227, 290
silentium (Kronrat) 277 siliquaticum (Umsatzsteuer) 284
Silvanus (Usurpator 355)
Sklaven 343 ff — Alanen ohne Sklaven 351
— Asyl 348
- Berufe 347, 395, 471f, 474, 479
— Christianisierung 4%. 546
107, 121, 256, 267, 320,
— Diener 479 - Diocletian 255
382, 386
—
Silvester I (Papst 314-335) 92, 102
Silvesterlegende 101 Silverius (Papst 536-537) 240, 244
Ehe 354 f, 357, 535
— Eunuchen s.d. — fabricenses 280 — Freikauf 175
— Freigelassene 327, 349, 355, 474
Simeon (comes Theoderichs
— Freilassung 90, 318, 349.
Severus s. Alexander, Libius, Septimius, Sulpicius
Simeon Stylites s. Symeon
- fugitivus 314, 347, 399,
Sexualität 361; vgl. Homo-
Simonie 543
sexualität, Prostitution Sianfu (in China) 200, 561
Sibyllinische Bücher 131, 171 f, 331, 569
Side (in Pamphylien) 52 Sidon (in Phónikien) 486 Sidonius Apollinaris (Dichter T um 480) 5, 61, 206, 274, 327, 338, 342, 369, 384 f, 392, 394 f, 402, 413, 424f, 465, 467 f, 477,
491 f, 510, 535, 568
d. Gr.) 411
Simplicius (Papst 468-483) 214
Simplikios (Philosoph 6. Jh.) 483 f
Sinai-Kloster 236, 375
Singara (im röm. Mesopotamien) 110, 137
Singidunum (an der Donau) 137, 202, 216, 222, 238
Singvögel 393 Sirmium (in Pannonien) 59f, 88, 106f, 110, 124, 140,
546 488, 431, 488, 532
— Galater als Sklavenhindler 345 — der Germanen 122, 351. 602 f
— germanische 177, 385. 417, 421
- Herkunft 344 ff — Hofsklaven 289, 299
— der Juden 522 — Kindesraub 129, 344
— Kirchensklaven 346, 526. 536, 554
7. Register — Kleidung 408 f, 431
Sokrates Scholastikos (Kirchenhistoriker T um 440)
— Konkubinen 347, 357, 461 — Kriegsdienst 175, 313,
Sol Invictus (Helios) 56, 60,
— Kirchenväter 350f
318, 401
— Landsklaven 346 f, 398 fF
— Leierspielerinnen 359 — manumissio in ecclesia 90, 348 f, 545
- Mithras 501 — Mühlensklaven 390, 434 f
— Pädagogen 471, 478 - peculium 327, 347
— Preise 175, 345 f — Priesterweihe 350, 537 — Prostituierte 347, 357 f
— Prügel 327, 347 — Rechtsstellung 325 f, 347, 419, 453, 462
— Salinensklaven 395 — der Sarmaten 99, 110
— Selbstverkauf 344 — Sklavenhandel 344 f
— Sklavenrevolution 352, 601
— Staatssklaven 69, 280, 346, 409, 415
— städtische Sklaven 346
— Steuerpflicht 295, 399 — Todesstrafen 273, 348
— Überläufer zu den Germanen 151, 177, 426
Skyros (in der Ägäis) 52 Skythen 52, 120, 208, 221,
321, 379; vgl. Goten, Hunnen
Skythopolis (in Palästina) 409, 523 Slawen 219, 227, 234, 246, 248, 351, 367, 378 ff, 466, 483, 566, 585, 591f
4, 293 82, 84, 91, 94, 102, 126, 130 f, 133, 269, 443, 493, 501, 509, 533, 552, 571 Soldatenkaiser 44 ff, 380,
589 Solicinium (Glauberg?) 140
solidus aureus (Goldmünze) 98, 283 f, 294, 416
Solomon (mag. mil. } 544) 243
Solon von Athen (um 600 v. Chr.) 333 solutor causarum (Rechtsstudent) 486
Sonnenengel 131 Sonnengott s. Sol Invictus Sonnen- und Mondfinsternisse 2, 208 Sonntag 91, 270, 438, 478,
486, 501, 532 f, 565
Sopatros (Neuplatoniker um 330) 95 f, 574
Sophist s. Rhetor Sortes Sangallenses (Orakelkatalog um 400) 3, 296, 577
sortes Vandalorum (Vandalengüter) 186, 243 Sosipatra (Philosophin 4. Jh.) 360
Soterichos (Epiker um 300) 505
Soteriupolis (Pityus — Pythia?) 464
Sowjetunion 585 Sozomenos (Kirchenhistori-
ker 425) 4, 134, 176, 179,
745 — Justinian 237, 246 — Maiorian 207, 254
— Manichäer 502
— Priscillianisten 555 — Sprachen 372 — Theodosius I 155 f — vicarius 296 —
Wirtschaft 391 fF, 406, 409ff, 412, 415, 437, 438
Spanienfahrer 416 Spargel 392 Sparta 52, 121, 124, 377, 482, 498
spartum (Pfriemengras) 406 spatharius (Leibwächter) 196, 289
Spatz 393
Specht 150 spectabilis s. vir spectacula s. Spiele
Spelt 390
Spengler, O. (T 1936) 55, 74, 493, 584, 600
Speyer (Noviomagus) 512 sphragis s. signum Spiegelmacher (specularius) 412 Spiele 271, 334, 463 (Provin-
zialfeste) Spinnweben 303 Spoletium (Spoleto in Umbrien) 510 Spolien (wiederverwendete Bauteile) 84, 412f, 454, 533, 551
Sporacius (Rhetor um 383) 474
Sportlehrer 262 Sportsieger 439 Sprachgrenze 366 f, 378
Sóldner s. foederati
Basken 371
Sprechchor s. acclamatio Staatsausgaben 285 Staatsbetriebe 68, 388, 433; vgl. fabrica, gynaeceum, linyphium, metallum, baphium Staatsbrots. Getreidespenden Staatsfeiertage 270 f, 438 Staatsfeind s. hostis publicus
Soissons (Sessionas, nord-
Constantin d. Gr. 81
Staatsfeste 270f, 438; vgl.
óstl. Paris) 215 Sokotra (im ind. Ozean) 116 Sokrates (um 470—399 v. Chr.)
Constantin III 401
Kalender Staatshandbuch s. Notitia
Slawenmission 219, 566
Slawische Sprachen 378
Smaragd-Brüche (in Ägypten) 412
Smith, Adam (T 1790) 422, 583, 597
Smyrna 390
132, 134, 481, 498, 577
381, 426, 452, 550
Spätantike (Begriff) 587 Spalato (in Dalmatien) 61, 71, 87, 251, 276, 412, 497
Spanien - Araber 350, 520
— Bagauden (443, 454) 186
Germanen (ab 409) 179f, 186, 209, 236, 566
Juden 520
Dignitatum
Staatskapitalismus 388
746
V. Anhang
Staatsland s. Domänen
Steuerreform 68
Staatsmonopol s. Monopol
Steuertermine 294
50, 52f, 64 f, 99, 108,
Staatspost s. cursus publicus
122, 131, 140, 201 ff, 214, 219 ff, 225 ff, 228, 240f, 247f, 322
Staatsreligion 158, 531
Steuerschulden 218, 404, 460 f Sticker 405 Stieglitz 393
Staatssklave s. servus publi-
Stier 309
Staatsrat s. sacrum consistorium
cus Staatssozialismus 388 Stadt 125, 422 fF, 451 ff
Stadtadel s. curiales Stadtmauern 50, 197, 419, 425, 429f, 442, 454, 460
Stadtpräfekt s. praefectus urbi
Stadtrat s. curia Stadtrecht 452 Städtenamen christianisiert 464
Stalin,J. (T 1953) 596 Stammesverbände s. Alamannen, Franken, Sachsen Star 393
Stierbluttaufe s. taurobolium Stifterinnen 353, 361 Stiftungen — kaiserliche 427 £, 4436, 484, 544
kirchliche 429, 455, 542 ff, 554
kommunale 455 — päpstliche 429 — senatorische 427, 449 Stigmatisierung s. signum
(Brandmarke) Stilicho, Flavius (mag. mil.
1408) 157, 170, 176 ff,
384, 507, 512, 516, 535,
Stobaios s. Johannes Stobaios Stobi (in Makedonien) 203,
348, 383, 503
225, 446
Stotzas (Doryphor unter Justinian T 545) 243 Stillhaltegelder s. Subsidien
Status publicus, bzw. Roma-
Strafrecht 98 f, 298, 316
nus (Staat) 251 Stein, Ernst (T 1945) 590 Steinbrüche 412; vgl. metal-
Strasburger, H. ( 1985) 2 Straßburg (Argentoratum)
Steinkohle 411 Steinmetz 405, 421
Steinsäge 412 Stenographen s. notarii
Sternglauben s. Astrologie Steuerfreiheit s. Immunität,
Privilegien Steuerhaftung 290, 460 f Steuern 68, 125, 194, 294 f, 338, 460 f; vgl. annona,
105, 122 f, 466, 499, 501
StraBburg (Schlacht 357) 122f, 499
strator (Pferdeknecht) 280 Straub,J. 590 Strauß, D. F. (T 1874) 136 Strauß (Vogel) 393 strena (Neujahrsgeschenk) 336
Strymon (Fluß in Makedonien) 111 Studenten 67, 477f
aurum oblaticium, aurum
Stukkateur 421 Stylit s. Säulenheiliger
tironicum, capitatio-
Styrax-Harz 392
iugatio, chrysargyron,
Styx (in Arkadien) 513 suarii s. Schweinehändler subafrenses (Räuber) 558 subdoctor (Assistent) 478
aurum coronarium,
collatio glebalis, follis Steuern, kommunale 90, 100 f, 460 f
2, 163
345, 383, 385 f, 427, 606
proconsul, rector Statuen 82, 85, 94, 160, 162,
lum
125, 237, 300f
suffragium venale (Bestechung) 300 f Sugambrer (westgermanischer Stamm) 380 Suidas (Lexikon 10. Jh.) 3 Sulpicius Alexander (Geschichtsschreiber 5. Jh.)
256, 260, 312, 331, 337,
Stipendium (Sold) 314 Stoa (Philosophenschule)
serbild
subscriptiones (Schreibervermerke) 341, 489 Suda s. Suidas Suffektkonsulat s. consul suffectus suffragium (Empfehlung)
Sulpicius Severus (Hagiograph T um 420) 160, 368,
Statthalter 296 f, 348; vgl. consularis, corrector, iudex, moderator, praeses,
165, 189, 194, 348, 428, 443 ff, 452, 457, 480, 496, 498, 508, 576 fF; vgl. Kai-
Subsidien (Stillhaltegelder)
541, 553, 560, 572, 581,
606
Sunigilda (Frau Odovacars) 216
superindictio (Zusatzsteuer) 294
supernumerarius (überzähliger Angestellter) 299 superstitio 567; vgl. Aberglaube Susa (in Italien) 82 susceptor 295 (Steuereinnch-
mer), 436 (Viehkaufer) Sveridus (Gotenfürst 376) 151 Sweben (westgerm. Stamm) 149, 175, 180, 182, 186. 188, 207, 216, 221, 371, 380, 605
Syagrius (mag. mil. per Gal-
lias 465—486) 215
Symbolum s. Glaubensbekenntnis Symeon Salos (Asket 6. Jh.) 552
Symeon Stylites (Eremit
+459) 375, 516, 519, 534, 551f
Symmachi (róm. Adelsfami-
lie) 133, 340, 342, 427
Symmachus, Quintus Aure-
lius (PUR 384) 5, 160f.
747
7. Register 163, 166, 266, 277, 297,
Talmud (jüd. Rechtsschrif-
318, 330, 333, 341, 468,
ten) 1, 198, 281, 514, 520,
474, 480, 489, 494, 527, 540
Tammuz (babylon. Gott) 511
Symmachus (cos. 485) 204, 233
Symmachus-Kreis 160, 341, 489, 509 f
Synagoge s. Juden Synesios von Kyrene (Philosoph T um 413) 5, 157, 195, 199 f, 298, 302, 319, 333, 365, 385, 464, 473f, 491, 499, 510, 516, 539, 586
Synode (Provinzialkonzil) 92, 541 f; vgl. Kirchen-
konzilien, lokale Synoptiker 559; vgl. Bibel
Syrakus (auf Sizilien) 51, 242, 423, 430, 512
Syrianos (Sophist um 450 n. Chr.) 482 Syriarch (Provinzialpriester) 463
Syrien, Syrer 46 f, 77, 109, 165, 226, 232, 292, 374 f (Land), 391, 406 f, 409, 414 ff, 504 f, 525, 552, 562, 588
Syrische Sprache 1, 53, 64 ff, 135, 200, 368, 374 f, 468, 503, 520, 551, 562
Syrisch-römisches Rechtsbuch 4, 355, 572
Tabari (Historiograph } 923) 1, 135, 524
tabellio (Notar) 400 Tabennisi (in Oberágypten) 549 Tablettes Albertini (Holzta-
feln 493/6) 4, 404, 469
Tabula Peutingeriana (4. Jh.) 5, B, 415 f, 443
Tacitus (Ks. 275-276) 48 Tacitus (Historiograph
+um 120) 2, 49, 51, 62, 351, 365, 368, 379, 386, 414, 567 f, 573, 602f
Tadmor s. Palmyra
Täufer (jüd. Sekte) 525 Taifalen (ostgerm. Stamm) 99, 152, 320, 381
Talismane 572 f
523, 575
Tempel 125 (Einkünfte), 369 (kelt.), 373 (ägypt.), 512 (zu Kirchen) Tempelgüter 98, 112, 138,
Tanit s. Dea Caelestis
143, 183, 243 (Juden),
Tapharon (im Jemen) 116 Taranis (kelt. Gott) 369 Tarasicodissa (Isaurierfürst) 222, 376; vgl. Zeno (Ks.)
286, 396, 422, 441, 460, 496 f, 542
tardo impero 588
Tarent (in Unteritalien) 508 Tarraco s. Tarragona Tarracina (in Latium) 431, 438, 459
Tarragona (Tarraco) 51, 106,
371, 395, 453 Tarsos (in Kilikien) 87, 132, 148, 226, 453
Tartaros (Unterwelt) 129 Tasgaetium (Stein am Rhein) 63 Tatian (griech. Kirchenvater
um 170) 375
Tatianus (PPO Orientis 388— 392) 164, 167, 302, 455
Taube 392 Taufe 532 f, 539
— Achills 513
- von Bischöfen 539 — Constantins 100
— bei den Donatisten 558, 565
— von Erwachsenen 561 — im Kybelekult s. taurobolium
— Theodosius I 156 Taurisium (bei Naissus) 234, 452
taurobolium (Stierblut- Tau-
fe) 500, 509
Taurosgebirge (in Südostanatolien) 411 Teer 411
Teja (Ostgotenkg. 552) 246 Telanissos (Qualat Semaan bei Antiochia) 7, 375, 534,
551 Teleda (bei Antiochia) 551 Telemachos (Mónch 404) 439
Tella-Constantia (in Osrhoene) 523 temonarius (Eintreiber von
Rekrutengeld) 313
Tempelsteuer der Juden (apostole) 517 Tempelzerstórung 165, 194, 198, 496 f, 501 f; vgl. Sera-
peion
tempora Christiana 589 Tenedos (in der Nordägäis) 448, 574
Tenes (Goldschatz) 184 Teppichhändler 405 Terentius (dux 369-374) 148 Terenz (Komödiendichter
+ 159 v. Chr.) 342, 472,
489f
Terra sigillata 414 Territorien, auBerstädtische
422 tertia (Einquartierung) 211, 315
Tertullian (Kirchenvater Tum 225) 265, 362f, 372, 490, 501, 526, 528, 532f, 557, 581
Tertullus (PUR 359—361) 508 Terwingen (Westgoten vor
376) 51, 320
tessera (Ausweis) 436 Testament 104, 286, 348, 361, 364, 396, 488, 496, 542f, 564
testificatio (Examensurkunde) 486 Tetradrachme (Silbermünze) 68
Tetrarchie 57 ff (erste), 76 (zweite), 77 (dritte), 79 (vierte) Tetricus (Usurpator 270-273) 51
Teufel s. Satan Teufelsaustreibung s. Exorzismus
Teufelspakt 578 Teutonen (nordgerm. Stamm) 49, 149
Textilien 285, 405 ff, 421, 549, 572
V. Anhang
748
Textilfabrik s. gynaeceum, linyphium Textilindustrie 409, 421, 587
Thagaste (in Africa) 339, 477 Thalelaios (Jurist 6. Jh.) 486 Theagenes von Rhegion (6. Jh. v.Chr.) 504 Theagenes (Senator um 450) 511 Theater 129, 132, 271, 334, 359, 428, 432, 438f, 446, 450, 456 f, 466
Thebäische Legion 370 Thebais (in Oberägypten) 549 ff
Theben (in Oberägypten) 427
Theben (in Böotien) 173,
500) 360
Theodoretos (Kirchenhisto-
riker 5. Jh.) 4, 133, 135f,
151, 165, 198, 350, 360, 362, 376, 388, 490, 497, 513, 529, 551 f, 559 f,
Theiß-Ebene (in Ungarn) 189
Thela (Sohn Odovacars) 214, 216 f, 260, 386
Themenordnung 237 Themistios (Rhetor, 384
PUC) 1, 5, 110, 134, 147, 157, 164, 255, 267, 366f,
385, 446, 467, 474, 477, 484, 494, 498, 510
Theodahat (Ostgotenkg. 534-536) 240, 244 ff, 259
Theodegotha (Tochter Theoderichs d. Gr.) 229 Theodemir s. Thiudimer Theoderich der Große (Ost473—526) 215 f, f, 229, 232f, 323, 331, 386, 437, 476, 520, 593, 605
Theoderich I (Westgotenkg.
418—451) 186 ff, 206
Theoderich II (Westgoten-
kg. 453-466) 206f
Theoderich Strabo (Ostgotenkg. 471—481) 216, 222, 224f, 323
Theodora (Frau des Constantius Chlorus) 60, 76, 119
Theodora (Frau Justinians
+548) 234 f, 240, 245, 253, 355, 358, 545
Theosophie 503 Theotokos (Mutter Gottes) 199, 534, 561
Therapeuten (jüdische Sekte) 548 ff Thermantia (Tochter Stilichos T 415) 171, 183. 269
571 ff Theodoros (Chinareisender
Thermen 61, 85, 162, 339.
Theodoros von Mopsuhestia
Thermopylen (Mittelgriechenland) 173, 203, 227.
284) 417
(1 428) 487
Theodorus (secundicerius notariorum) 147
Theodorus Priscianus (Pharmakologe um 400) 481 Theodosiopolis (Erzurum in Ostanatolien) 157, 201, 228, 238, 375
Theodosius I (Ks. 379—395)
483
gotenkg. 221 f, 224 242, 249, 425, 427, 543, 582,
Theodora (Philosophin um
7, 125, 143 f, 154ff, 238, 300, 331, 359, 384, 425, 442 f, 449, 462, 497, 514,
518, 564, 574 f 590, 606 Theodosius Il (ostróm. Ks.
390, 395, 413, 426, 428, 438, 444 f, 479, 546
246
Thervingi s. Terwingen Thessalien 154, 401, 498 Thessalonike 60, 68, 80, 89, 96, 155, 162 f, 191, 196,
222, 246, 276, 282, 293,
296 (vicarius), 359, 377 t. 441, 453
Thetis (Mutter Achills) 513 Theudebert (Frankenkg.
534—548) 244f
Theudis (Westgotenkg. 531-
548) 244, 383
408—450) 3, 176, 183, 194 ff, 201, 236, 266, 303, 319, 381, 393, 415, 446,
Theurgie 504 Thiudimer (Ostgotenkg.
450, 476, 483, 485, 489,
Thomas von Aquin 578
497 f, 518, 544
Theodosius (Vater Theodo-
sius' I) 140ff, 155 Theodosius (Sohn der Galla Placidia 414) 181 Theomnestos (Pferdearzt
4. Jh.) 321
Theon (Mathematiker, Vater der Hypatia) 199, 360, 484, 510
theopaschitisches Glaubensedikt 239 Theophanes Confessor (Chronist T 818) 57, 222 Theophilos (Gotenbf. 325) 92, 114
Theophilos (indischer Missionsbf. um 350) 115f Theophilos (Patriarch von Alexandria 384—412) 165, 194, 198, 491
Tum 474) 216, 221 f, 224
Thora (jüd. Bibel) 469, 520 Thrakien 151 f, 202, 227,
229, 232, 249 (Diözese), 314, 319, 377, 381, 394, 410f, 451
Thrakische Sprache 378 Thrasamund (Vandalenkönig
496—523) 5, 229, 233
Thrasarich (Gepidenkg.
1503) 229
Thron 66, 94, 263, 276f Thüringer (westgerm. Stamm) 188, 211 ff, 245 Thukydides (T um 400 v. Chr.) 1f, 472
Thule (Britannien?) 62. 247 Thysdrus (in Africa) 391 Tibatto (Bagaudenführer
435—448) 187, 370
Tiberias (in Galilaea) 128, 515, 517, 520
Theophilos (consularis Syriae
Tiberius (Ks. 14—37) 49. 118, 277, 380, 569
Theophilos (Rechtsgelehrter Justinians) 237
Tibull (Dichter T 19 v. Chr.)
354) 109
90
7. Register Ticinum (Pavia am Po) 68, 82, 188, 204, 216, 244, 282, 324 Tierarzt 393, 415, 421
Tiergarten (vivarium) 287, 339, 393 Tierhetzen 129, 132, 230,
334, 438 f, 450, 459
Tierkreiszeichen (Zodiacus) 126, 473, 523 Tiertransport 450
Tigranes VII (Kg. von Ar-
torques (Wendelring) 123, 142, 232
Totengräber s. Bestattungs-
wesen Totila (Ostgotenkg. 541—552) 245 f, 433, 439
Toulouse s. Tolosa Tournai (in Belgien) 141 Tours (an der Loire) 229, Toxiandrien (Nordbelgien) 122, 156, 381
Toxotius (Senator T um 380)
Timasius (mag. mil., cos. 389)
Toynbee, A. J. ( 1975) 584,
167
Paulus) 112, 444
Timotheos von Konstanti-
nopel (um 600) 562 Tinte 262, 277, 445, 469, 546, 554
Tiridates III (Kg. von Armenien 287—330?) 65, 100, 527
tiro (Rekrut) 284, 310, 313; vgl. Rekrutierung tirocinium s. Rekrutierung Tironische Noten (Schnellschrift) 470 Titelkirchen 429, 533, 543
Titus (Ks. 79-81) 243, 257, 515 f, 530
Titus von Bostra (Bf. T 378) 503
Titus (comes um 470) 319 Tópferei 396, 405, 414, 421 toga 193, 332, 385, 405, 407, 431 f, 457
toga palmata (Triumphaltoga) 336 Toledo (Synode 400) 534 f Toleranzgesetz des - Galerius 71, 86, 495 — Gratian 155, 158
— Jovian 138 — Licinius 86, 94
— Valentinian 143 Tolosa (Toulouse) 181, 186 f, 492 (Schule) Tomi (in Scythia) 324, 379 Torcilingi 211; vgl. Thüringer
tribunus plebis (Volkstribun) 334 tribunus primi ordinis 77
tribunus rerum nitentium
(in Rom) 432 tribunus stabuli 139
tribunus voluptatum 359 (in Karthago), 432 (in Rom) Tribute an Barbaren s. Sub-
sidien
466
menien 339-350?) 110 Tigris 64, 111, 132, 201, 550
Timgad (Thamugadi in Numidien) 463 Timotheos (Begleiter des
749
Tricamarum (westl. Karthago) 242 Tricennalien (30jahresfeier)
333 600
trabea (Konsulgewand) 320,
271
— Constantin (335) 100, 265 — Constantius Il (353) 109
— Theoderich d. Gr. (500)
336
tractus (Güterkomplex) 287, 422
traditores 557 Trajan (Ks. 98-117) 46, 61, 64, 84, 124, 155, 261, 267, 286, 342, 435, 455,
473, 516, 589
Traianus (mag. mil. 377—378) 148f, 152
translatio imperii 582, 606 Transportpreise 416
Trapezunt (in Pontus) 52, 200, 241
216, 425
Trier (Treveri) — — — — — — —
Wahrtráume Treidler s. caudicarii Treppenbrot s. panis gradilis Tres Tabernae (südl. Rom) 78
Tribigild (comes rei militaris) 193, 401
Tribonianus (QSP Justinians
Tum 542) 237, 282, 344,
473, 511 tribunicia potestas 72, 109, 254
tribunus (Reiteroffizier) 139, 183, 218, 280, 307, 310f, 315f
tribunus fabricae 280 tribunus fori boarii (Rindervogt) 432 tribunus fori suarii (Schweinevogt) 432 tribunus et notarius 288
492 553 Gr. 78, 96 76
— Franken 51, 215 — Gratian 144 — Honorius 174 f, 190 — Kaiserthermen 61
— Langmauer (vivarium)
"Traum 80, 83, 96, 162, 264, 362, 490, 570, 574; vgl.
Arbogast 215, Ausonius 423 Athanasios 93, Constans 105 Constantin d. Constantius I fabricae 284
393
— Magnus Maximus 159, 162, 555
— — — — —
Maximianus Herculius 61 f, 78, 370 Münze 68, 79, 282 Poemenius 107 Postumus 51 Präfektur 282
— Priscillian (T 385) 555 — Residenz 61, 275 f —
Rhetoren 476, 492
— Sprachen 368, 376 — Valentinian I 140, 153 — Valentinian II 163 - Valentinian Ill 187, 190
Triere (Schiff) 310 Trinität 130, 146, 504, 559, 562
Tripolitanien (in Africa) 142, 367
Tritheismus 562 Triumph 81, 84, 103, 243
750
V. Anhang
triumphator (Kaisertitel) 260
Ursus (tribunus 300) 183, 321
Valerius Maximus (Schrift-
443, 468, 580 Truppen-Namen 309
Ursus (mag. mil., cos. 338)
Valla, Laurentius (1440) 101,
Tschataldscha-Linie (vor Istanbul) 247 Tuchhändler s. vestiarius
Urugunden (Burgunder?) 52
Vallia (Westgotenkg. 415-
Usurpator, Usurpation 48, 77, 123, 168, 256, 271fF
Vandalen (ostgerm. Stamm)
Troja (Ilion) 52, 96, 136, 441,
Türken 149, 211, 607f
tunica 405 Turcilingi 211 ff; vgl. Thürin-
ger Turin 82, 507
Turnlehrer 471 Turteltaube 393 Tymandus (in Pisidien) 452 tyrannus (Gegenkaiser) 84, 89, 272
Tyros (in Phönikien) 86, 116, 407, 486
Tzani (kleinasiatisches Bergvolk) 200, 238, 241, 323
Tzazo (Bruder Gelimers) 242 Tzath (Lazenkg. um 522) 233 Tzetzes (byz. Dichter 12. Jh.) 247
311f, 320f
utilitas publica (Gemeinwohl) 291 Vaballathos-Athenodoros (Herrscher von Palmyra
266-271) 53
Vadomar (Alamannenkg. 354) 108, 124, 140, 148,
321, 323
vagina nationum (Skandinavien) 603 Valamer (Ostgotenkg. 447—
465) 221
Valas(Perserkg. 484—488) 227 Valens (Mitkaiser der Licinius) 88
Valens (Ks. 364—378) 121, 139f, 145, 392, 402, 409,
485, 448 f, 460, 528
Ubier(westgerm.Stamm)380 Übersetzungen 468 f, 505; vgl. Bibelübersetzungen Uldin (Hunnenkg. 400—408) 175, 193, 202
Ulfilas s. Wulfila Ulpianus, Domitius (Jurist
+ 228) 237, 252, 254, 293, 343, 461, 471, 486, 572
Ungarn 149, 379
Universität 471, 479 ff, 510 Universitätsgesetz 480 f, 485 universitas (collegium) 479 Unterricht 471 ff Unterschrift (subscriptio) 277, 463
Uppsala115
Urbicius (PSC 449—491) 289 Urbicius Barbatus (mag. mil. um 505) 394 Urbs (Stadt) 422 Urkundenfilschung 273 Urlaub s. commeatus Ursicinus (mag. mil. unter Constantius II) 107, 109, 306, 517
Ursinus (Gegenpapst 366-
367) 143
steller) 490 547
418) 182, 187, 206
52, 154, 157, 174ff, 180, 182, 184 f, 220, 229, 233,
241 f (Justinian) 323, 351 (Sklaven) Vandalenfrauen 365 Vandalismus 205 Vangionen (westgerm. Stamm um Worms) 406 Várady, L. 590, 596 Varanes I (Bariram, Kg. der
Perser 273-276) 54
Varanes Il (Kg. der Perser
276-293) 54, 64
Varanes V (Perserkg. 420-
438) 201
Vararanes (Namensform) 64 Varazdates (armen. Thronprätendent um 375) 149, 322, 498
Valentia (Provinz Britanniens) 141
Vardan Mamigonian (armenischer Fürst 451) 201
Valentinian I (Ks. 364—375)
Varronianus (Vater Jovians)
139 ff, 153, 261, 292, 331, 335, 361, 381, 393, 402, 424, 436 ff, 454, 456, 460, 543, 568 f, 574, 605
Valentinian II (Ks. 375—392) 144 f, 159 f, 163, 165 f,
286, 424
Valentinian II] (westróm. Ks. 424—455) 170, 183 ff,
206, 218, 308, 429, 569
137
Vatikan s. Rom, Peterskirche Varro (Autor f 21 v. Chr.) 389, 395, 473
Vegetius (Autor T um 450) 5, 261, 265, 307 ff, 313, 316 f, 319, 325, 393, 586
Veleda (Seherin um 70) 365 velum s. Vorhang
Valentinianer (gnostische
Venantius Fortunatus (Dich-
Valentinianus (Usurpator
Venedig 73, 188, 220, 247,
Valentinus s. Valentinianus (Usurpator) Valeria (Tochter Diocletians)
— Pferde von San Marco
Sekte) 128 368) 141
60, 70, 87
Valerian (Ks. 253-260) 47, 49, 53, 56, 149, 493
Valerii (róm. Adelsfamilie) 339 f, 342, 427
Valerius (Bf. von Hippo
1395) 468
Valerius s. Julius Valerius
ter 565) 342
414, 445 445
— Tetrarchengruppe 73. 262, 308, 445
Venetien 174, 177
Venus s. Aphrodite Verdun 350f veredarius (agens in rebus) 279
Vereinigte Staaten von
Amerika 585
7. Register Vergil (Dichter 70-19 v. Chr.) 85, 267, 360, 363, 366, 389, 470, 472, 489 ff, 498, 510, 580
Verina (Frau Leos I) 210, 222, 224, 226, 258
Verkehrswesen 414 f
Verödung s. agri deserti Verona 50, 58, 82, 174, 216,
246
Verstümmelung 182, 226, 228, 156, 298, 318, 349, 587
Verulamium (St. Albans in England) 62 Verus, Lucius (Ks. 161-169) 49, 64
Vespasian (Ks. 69-79) 47, 252, 257, 479
Vesta (röm. Göttin) 499
Vicennalien (20jahresfeier) — Constantin d. Gr. (326) 86, 92 — Diocletian (303) 61, 72
vir clarissimus 143, 277, 297, 311, 326 f, 331, 335 f, 354, 433, 447, 457, 461, 489, 521
— Rombesuche 424
— egregius 326
— Zeremonie 27]
— gloriosus 277, 335
vicomagistri (Straßenaufseher) 433 Victofalen (Ostgermanen?)
— illustris(simus) 143, 276 ff,
49
Victor, Flavius (Sohn des Maximus) 163
Victor (mag. mil. Julians) 147, 152
Victor s. Aurelius Victor Victor Vitensis (Kirchenhistoriker um 489) 3, 184, 528
Victoria (Siegesgöttin) 83, 94, 153, 161
Vestalinnen 160, 165, 286, 361, 431, 499
Victoria-Statue 110, 161,
vestiarius (Tuchhändler) 409
Victorianus, Tascius (v. c.
vestis regia (Purpur) 229, 262 vestis, sacra (kaiserl. Garde-
robe) 285, 289 Veteranen 156, 296, 313, 315, 318, 321, 324, 367, 388, 395, 462
Veterinärmedizin s. Tierarzt Vetranio (Usurpator 350) 106 f, 287, 471
Veturius (Offizier Diocletians) 70
Vetus Latina (lat. Bibel) 468, 525, 530
vexillatio (Truppe) 305 ff Viatorinus (protector 387?) 163
Vibius Sequester (Rhetor um 400) 3, 5 vicarius (Stellvertreter des
PPO) 67, 237 (Ende), 292, 297, 299, 335 (Rang),476
(ex vicario), 485 (ds) - Africae 81 — Asiae 147
— Dei (Stellvertreter Gottes) 158
- urbis Romae (Vizeprä-
fekt) 142, 332, 382, 443
vice sacra iudicans (anstelle des Kaisers richtend) 97, 293
751
164 ff, 331, 342, 508
um 400) 489
Victorinus (Usurpator 268-
270) 51
vicus s. Dorf vicus publicus (Freidorf) 395 Vidimer (Ostgotenkg. 451-
473) 222
Vielweiberei s. Polygamie Vienne (Vienna an der Rhone) 121, 123, 166, 174, 180, 342, 491, 512, 533
Vier-Reiche-Lehre s. Weltreichsfolge Vigilans (Dolmetscher unter Theodosius IT) 278 Vigilius (Papst 537-555) 240 Villa 185, 276 (Kaiser), 308, 319, 338 f, 402
Viminacium (an der Donau) 105, 202, 379, 415
Vincentius von Lerinum
(Kirchenautor 434) 530, 561
Vindicianus (proconsul Africae 380) 290, 474, 481
Vindobona (Wien) 174, 214, 221
Vindonissa (Windisch im Aargau) 63
Vindonius Anatolius (Agronom um 400) 395
287 f, 293, 307, 311 f£, 327,
335, 395, 401, 461, 521 — laudabilis 458 — magnificus 277
- nobilissimus 120, 234, 258 f, 327, 335 — perfectissimus 297, 327, 354, 415, 457, 461 — spectabilis 277, 288, 297, 327, 335, 433, 461, 521 Virginität 195, 361 f, 549, 563
Visi (Westgoten) 51, 150, 320, 380
Vitalianus (mag. mil. 514520) 229f, 232, 272, 310
Vithicabius (Alamannenkg.
368) 140
Vitodurum (Oberwinterthur, Kanton Zürich) 63, 466
vivarium s. Wildgehege
Vivarium (Kloster bei Scyllaceum in Kalabrien) 421, 488, 492 Völkertafel, fränkische
(7. Jh.) 215
Völkerwanderung, germani-
sche 149 ff, 601
Vogelstellerei 393 Volksmedizin 567 Volkssouveränität 102, 252, 254 f, 273, 588
Volkssprachen 368 ff Volkstribun (tribunus plebis) 334
Volksversammlung 252, 456 Voltaire (T 1778) 135, 566, 583f
Volusianus (PPO 428/9) 81 Vorhang (velum) 263, 300 Vorleser 405 Vormund 105, 144, 171, 201, 290, 365, 435
Vortigern (? Kg. von Wales
5. Jh.) 187
Vouillé (Dep. Vienne) 229
752
V. Anhang
Vulgärlatein 366, 376 Vulgarrecht 98, 254 f, 298
Vulgata (lat. Bibel) 468, 530 Wachholderdrossel 393 Wachstafeln 469 Wachtel 393 Waffen - germanische 603
— rómische 307 fF Waffenfabriken s. fabricae
Waffenrecht (ius armorum) 308, 319, 546
Waffensohn (adoptio per
446, 448, 502, 508, 541,
550, 562 Weinfahrer 405 Weinhändler 405
Weinkasse (arca vinaria) 425, 431, 437
Weissagung (divinatio) 138, 147, 569
Weißbinder 413 Weiße Hunnen s. Hephtha-
liten
WeiBes Kloster (in Ágypten) 199, 550
Wilhelmus de Rubruk
(13 Jh.) 240
Wimpfeling, Jakob (T 1528) 601
Winterthur s. Vitodurum Wirtschaft 387 ff
Wisigarde (Frau Theudeberts) 245
Witigis (Ostgotenkg. 536540) 172, 244 f, 390
Wlachen (Aromunen) 378 Wochentage 90 f, 486, 495
Wolfe des Nordens 202 Wolf 309, 394, 407, 424 Wolle 406, 409
Wagen 414 f, 446
Weizen (frumentum) 373, 390, 395, 417, 434, 448, 545
Wagenlenker 129, 164, 326,
Weizenschnaps 391
Wollwäscher 405 Wollweber 405
Weltära 337
Wohnwagenvölker 51
Weltgericht 515, 525, 581, 593 Weltkarten 416 £f Weltkrieg, Erster 167, 289,
Worms (Borbetomagus) 175,
arma) 188, 225, 229, 232
359, 435, 438, 459, 501, 519, 534, 574
Wagenrennen 91, 110, 132, 168, 234, 270f, 276, 334, 438 f, 443, 501, 533
Wagner (Handwerk) 421 Wahrträume 570, 575 Wald 413 Walker 405, 421,433
Wamba (Westgotenkg. 672-
680) 264
Wandmalerei 514; vgl. Kunstmaler Wappen 309
Wasserbaumeister 421 Wasserkraft 421
Wasserleitungen 218, 298, 334ff, 412, 421, 431 f,
448f, 452, 465 f; vgl.
aquarum custodes Wassermühle 390, 434 f
Wasserorgel s. Orgel Weber (textor) 405 Weber, Max (T 1920) 404, 451, 587 f, 595 f
Wehrdienst 290, 317, 328,
592, 595. 601
Weltreichsfolge 580 f, 585
Weltreichsidee 45, 267, 292, 322
Weltuntergang 504, 581 Wendelring s. torques Wenden (Slawen) 351 Weser 386 Westgermanen 49, 380 vgl. Alamannen, Baiern, Bataver, Chamaven, Chatten, Franken, Friesen, Markomannen, Quaden,
Weihrauch 392, 508, 547, 577 Wein 134, 314, 362, 369, 390f, 407, 417, 431, 437 f,
Wundertätigkeit, christl. 575
Wurfgeschütze 201, 529 Wursthändler 405
Xenophon (griech. Geschichtsschreiber j um 354 v. Chr.) 492 York (Eboracum in Britannien) 61, 76, 78, 304, 371
Ubier
Zacharias Scholasticus (Rhe-
Westgoten (ostgerm. Stamm) 91, 146, 150, 157, 167, 172 ff, 181, 184, 206 f, 211 f, 214, 351, 372, 410,
566, 607; vgl. Terwingen
Wetzstein 417
ni) 91, 127, 164, 478, 513, 533
Wundermänner 575
Zabergan (Führer der Kutriguren 6. Jh.) 247
605; vgl. Sklaven 89, 317, 369, 529
115, 146, 151, 168, 376, 468, 528
Sweben, Thüringer,
Westminster-Kathedrale
Weihnachten (natalis Domi-
Wulfila (Gotenbf. T 383) 52,
Weltwunder 473
348, 381, 384, 419 f, 438, 465, 472, 477, 544, 586,
Wehrdienstverweigerung
181, 187 f, 467
(London) 512 Wiedertaufe 558, 565 Wien s. Vindobona Wilamowitz-Moellendorff,
U. v. (+ 1931) 45, 600
Wildesel 308, 393
Wildgehege (vivarium) 393 Wildschaf 407
Wildschwein 339, 393 f
tor T 553) 1, 484ff, 556 Zakynthos (im ionischen Meer) 242 Zammac (mauretanischer
Prinz um 370) 142 Zar 93, 581
Zarathustra (iran. Prophet
7./6. jh. v. Chr.) 52, 228.
233, 491, 500, 502
Zauberei 70, 121, 138, 147. 164, 199, 331, 356, 371
(Gegenzauber),373, 478. 486 £, 510, 514, 555, 569.
570, 577 (Zauberbücher) Zeitrechnung 71 f, 134, 337, 382
753
7. Register
Zeno (oström. Ks. 474-491) 213 ff, 222 ff, 233, 301 f,
427 (Theoderich), 431 (Rom), 448 (Konstanti-
Zeno (mag. mil. Or. 447-
nopel) Ziegelstreicher 316
Zenobia (Kgin. von Palmyra
Zimmerleute 413, 415 Zimt 417
319, 338, 447, 519, 552
451) 223
267—272) 53f, 91 Zenon von Kypros (Arzt um 330) 474, 484, 510
Zensus-Inschriften 395 Zepter 263
Zonaras (Historiograph
Tum 1150) 44, 57, 64, 235
Zoninus (Sklavenhalter) 347 Zorava (Esra in Syria) 512 Zosimos (Geschichtsschrei-
ber 5./6. Jh.) 2, 44, 101,
Zinn 412
134, 274, 306, 376, 510,
Zinsverbot 339 Zirkusparteien (factiones, demoi) 164, 200, 235,
589
438, 450f, 459, 519
Zosimus (Papst 417—419) 182 Zuckermelone 392 Zürich (Turicum) 63 Zunft s. collegium
Zeremoniell 261 fF Zervanismus (pers. Feuerkult) 65, 500
Zirkuspferd (equus curulis) Zirkusspiele 235, 438, 459
Zuzos 224; vgl. Edeco
Zeta s. Sittas Zeus s. Juppiter
Zirkustiere 235, 393, 450 Zitiergesetz (426) 197, 254
Zwangsarbeit s. metalla
Zeuxippitai (Badewärter)
Zitrone 392 Zivilverwaltung 292 ff
544
Zeuxis, Flavius (Fernhändler) 416 Ziege 392, 407
Ziegel 251 (Stempel), 316 (Militär), 413 (Stücklohn),
392, 438f
Zivil- und Militárgewalt 98, 111
Zólibat s. Priesterehe Zoll 284, 306, 349, 413, 417f,
460
Zunftgüter s. Dienstgüter
Zwangstaufe 527 Zwangsstaat 274, 587f, 600 Zweigewaltenlehre 540, 547
Zweinaturenlehre s. Dyophysitismus Zwiebel 392 Zwiebelknopffibel 269, 314 zygostates (Münzprüfer) 284