Die »radikale Rechte« in Großbritannien: Nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 9783666357565, 9783647357560, 3525357567, 9783525357569

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Die »radikale Rechte« in Großbritannien: Nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen vom späten 19. Jahrhundert bis 1945
 9783666357565, 9783647357560, 3525357567, 9783525357569

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Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft: Herausgegeben von Helmut Berding, Jürgen Kocka Hans-Ulrich Wehler

Band 93 Arnd Bauerkämper Die »radikale Rechte« in Großbritannien

Vandenhoeck & Ruprecht in Götringen © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die »radikale Rechte« in Großbritannien Nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen vom späten 19. Jahrhundert bis 1945

von Arnd Bauerkämper

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bauerkämper, Arnd Die »radikale Rechte« in Großbritannien: nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 / von Bauerkämper, Arnd. Göttingen : Vandenhocck und Ruprecht, 1991 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 93) Zugl.: Bielefeld, Univ., Diss., 1989/90 ISBN 3-525-35756-7 NE: GT Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort © 1991, Vandenhocck & Ruprecht, Göttingen. - Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Text & Form, Hannover Druck und Bindung: Guide-Druck GmbH, Tübingen

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Inhalt Vorwort

9

1.

Einleitung: Forschungsstand, Fragestellung und Konzeption

2,

Die Entwicklung einer »radikalen Rechten« von den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis 1914 im Kontext sozioökonomischer und politischer Transformationsprozesse 23 Agitatoren für eine Erhöhung der »nationalen Effizienz« und die Sozialimperialisten um Lord Milner 25 Die Formierung der »Diehards« als Ausdruck des Protests gegen liberale Sozialreformen 41 Nationalistische und sozialprotektionistische Sammlungsbewegungen 48 Joseph Chamberlains Tariff Reform League: Das Konzept imperialer Konsolidierung als Mittel der Status-quo-Sicherung...48 Die Anti-Socialist Union und der Aufstieg der Labour Party 55 Die Navy League und die Imperial Maritime League: Die Agitation für eine Verstärkung der Flotte und die Sicherung englischer Seeherrschaft 58 Nationalistische Mobilisierung nach dem Burenkrieg: die National Service League 63 Militaristische Jugendorganisationen 68 Anfänge antisemitischer Agitation in Großbritannien. Die Einwanderung osteuropäischer Juden im 19. Jahrhundert und die Korruptionsvorwürfe gegen die liberalen Regierungen 1908-1914 74 Die »radikale Rechte« - reaktionäre Protestbewegung oder postliberale Reformgruppierung? 87 Perspektiven des Vergleichs. Die Stellung und der politische Einfluß der nationalen Verbände im Deutschen Kaiserreich 92

2.1. 2.2. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.3.4. 2.3.5. 2.4.

2.5. 2.6.

11

5

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3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4.

Nationalistische Bewegungen unter den Bedingungen ökonomischer Mobilisierung und innenpolitischen Zusammenschlusses während des Ersten Weltkriegs 104 Lord Milner und die British Workers' League 107 Henry Page Crofts National Party 113 Die Mobilisierung des Antisozialismus durch die British Commonwealth Union 118 Die British Empire Union. Die Virulenz von Fremdenfeindlichkeit und Bedrohungsvorstellungen 121

4.

Die Struktur und Entwicklungsbedingungen antisemitischer und faschistischer Bewegungen in Großbritannien 1918-1945 126 4.1. Radikal antisemitische Gruppierungen und der Einfluß von Verschwörungstheorien nach 1918 128 4.1.1. Die Britons - Manifestation sozioökonomischer Unsicherheit und antisemitischer Ressentiments 128 4.1.2. Die Imperial Fascist League und die Propagierung des rassistischen Antisemitismus 133 4.1.3. Antisemitische Organisationen zur Propagierung deutschenglischer Freundschaft in den dreißiger Jahren 136 4.1.3.1. Admiral Sir Barry Domvile und die Gruppierungen Anglo-German Fellowship und Link ... 136 - 4.1.3.2. Die antisemitische Agitation von Captain A.M. Ramsays Right Club und Nordic League 1939/40 ... 140 4.2. Faschistische Bewegungen in Großbritannien in der Zwischenkriegszeit 143 4.2.1. Der theoretische Rahmen. Die Diskussion über den europäischen Faschismus 143 4.2.2. Der soziokulturelle Einfluß des Faschismus. Die British Fascists 1923-1935 153 4.2.3. Die British Union of Fascists in der englischen Gesellschaft und Politik 1932-1940 159 4.2.3.1. »Labour's ›Lost Leader‹«? Zur politischen Laufbahn Sir Oswald Mosleys 1918-1932 ... 159 - 4.2.3.2. Strukturanalyse der British Union of Fascists ... 173 - 4.2.3.2.1. Grundzüge der Parteiorganisation ... 173 - 4.2.3.2.2. Die Ideologie der Mosley-Bewegung. Korporativismus, Antisemitismus und außenpolitischer Isolationismus ... 180 - 4.2.3.2.3. Mitglieder und Anhänger der British Union of Fascists. Numerische Entwick6 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

lung, geographische Verteilung und soziale Herkunft ... 197 4.2.3.3. Die wehrhafte Demokratie. Maßnahmen der Nationalen Regierung gegen die Mosley-Bewegung und die Bedeutung der antifaschistischen Opposition ... 2 0 7 - 4.2.3.3.1. Der Public Order Act als Reaktion auf die Auseinandersetzungen im East End ... 207 - 4.2.3.3.2. Die Defence Regulation 18B(la) und die Internierung der britischen Faschisten 1940 ... 213 4.2.3.3.3. Die antifaschistischen Organisationen und die Reaktion der Parteien... 220 - 4.2.3.4. Möglichkeiten und Grenzen externer Einflußnahme. Die Beziehungen zu den Regierungen des faschistischen Italien und des nationalsozialistischen Deutschland... 237 4.3. 5.

Vergleichende Aspekte. Der Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland

237

Schluß: Nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen in Großbritannien im europäischen Kontext

245

Abkürzungsverzeichnis

257

Anmerkungen

259

Quellen- und Literaturverzeichnis A. Dokumente und gedruckte Quellen B. Literatur Personenregister

325 325 327 366

Sachregister

373

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Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1989/90 von der Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie der Universität Bielefeld als Dissertation angenommen. Meinem Doktorvater, Prof. H.-U. Wehler, danke ich für seine Geduld und Anregungen bei der Anfertigung der Studie. Für ihre Hinweise zum Manuskript bin ich Prof. B. Weisbrod, P. Panayi und H.-W Schmuhl verbunden. Meinem Freund Friedrich Huneke schulde ich Dank für seine unermüdliche organisatorische Hilfe. Den Mitarbeitern der Archive und der Universitätsbibliotheken in Bielefeld und Göttingen sei für ihre freundliche Unterstützung gedankt. Mit Hilfe eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes konnte ich mich während meines einjährigen Studiums in Großbritannien in das Thema der Dissertation einarbeiten. Die Doktorarbeit selber wurde durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes gefördert. Meine Eltern ermöglichten mir ein intensives Studium, das sie immer mit Interesse begleiteten. Besonderen Anteil an der Entstehung der Studie hat meine Ehefrau Almut, die nicht nur bravourös die Probleme der Textverarbeitung löste, sondern auch in mühevoller Arbeit das Manuskript erstellte. Ihr ist dieses Buch daher gewidmet. Bielefeld, im September 1990

Arnd Bauerkämper

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Für Almut

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1. Einleitung: Forschungsstand, Fragestellung und Konzeption »Teile des Volkes sind dekadent. Zu dieser Gruppe von Dekadenten gehören unsere Regierenden«.1 Diese 1901 von dem nationalistischen Agitator Arnold White vertretene Behauptung drückt exemplarisch ein Krisenbewußtsein aus, das sich in Großbritannien im späten 19. undfrühen20. Jahrhundert ausbreitete. Angesichts des Rückgangs der wirtschaftlich-industriellen Konkurrenzfähigkeit, des Aufstiegs der organisierten Arbeiterbewegung, der Zunahme politischer und sozialer Konflikte sowie des außenpolitischen Prestige- und Bedeutungsverlustes des englischen Weltreiches gewann die Vorstellung eines allgemeinen Kultur- und Machtverfalls deutlich an Einfluß. Diese Zivilisationskritik ging seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Propagierung eines populären, partiell von rassistischen und sozialdarwinistischen Ideologien geprägten Imperialismus und dem Einflußgewinn eines aggressiven Nationalismus (»Jingoismus«) einher. Vor dem Hintergrund des Übergangs zum »formal empire« bildete sich daher in Großbritannien eine heterogene und stark fraktionierte »radikale Rechte« heraus.2 Die unter diesem Begriff subsumierten Gruppierungen differierten in ihrer Ideologie und parteipolitischen Ausrichtung, waren aber durch grundsätzliche Überzeugungen verbunden. Sie lehnten das traditionelle liberale Laissez-faire-Dogma ab, standen dem parlamentarisch-demokratischen Regierungssystem mit deutlicher Distanz gegenüber und forderten eine Stärkung der Staatsmacht. Diese Programmatik zielte in Verbindung mit der geforderten Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und der Etablierung eines protektionistischen Wirtschaftssystems darauf ab, sowohl den innenpolitischen Status quo als auch die britische Weltmachtstellung gegenüber den zunehmenden Herausforderungen zu bewahren. Trotz ihrer Vorbehalte gegenüber den bestehenden Parteien bemühten sich die außerparlamentarischen Agitationsverbände überwiegend, die Konservative Partei zu durchdringen. Die nationalistischen Bewegungen konnten zwar keinen entscheidenden und dauerhaften Einfluß auf die Politik der britischen Regierung vor 1914 gewinnen, waren aber nicht nur in ihrer Ideologie, sondern teilweise auch in personeller Hinsicht mit entsprechenden, im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit gegründeten Bewegungen verbunden.3 Die hier durchgeführte Analyse der Struktur und Entwicklung dieser

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Gruppierungen in Großbritannien vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 verdeutlicht aber nicht nur die Kontinuität eines radikalen Nationalismus sowie eines - vorwiegend ethnozentrischen - Rassismus und Antisemitismus, sondern trägt in vergleichender Perspektive auch zu der seit einigen Jahren mit neuer Intensität geführten Diskussion über den »deutschen Sonderweg« bei, gegen den der Vorwurf einer impliziten Idealisierung der neueren englischen und amerikanischen Geschichte erhoben worden ist. In dieser Arbeit wird daher die undifferenzierte Annahme vom Modellcharakter gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Modernisierung in Großbritannien modifiziert und generell die Erklärungskraft des Konzeptes vom »deutschen Sonderweg« überprüft. Die vergleichende Untersuchung der Möglichkeiten und Grenzen des politischen Einflusses nationalistischer, rassistischer und genuin faschistischer Bewegungen in Großbritannien vermag in diesem Kontext auch zu einer präziseren Bestimmung der allgemein europäischen und der spezifisch nationalen Ursachen für den Zerfall der Weimarer Republik und den Aufstieg der nationalsozialistischen Massenbewegung beizutragen.4 Außer der Differenzierung der Vorstellung von einem »deutschen Sonderweg« besteht ein zentrales Ziel dieser Studie darin, allgemeine Modernisierungstheorien zu präzisieren. Vor allem aber sollen ihre zumindest implizit teleologische Ausrichtung und die unterstellte Unilinearität korrigiert werden, indem der partielle Charakter und die Revidierbarkeit politischer und sozioökonomischer Transformation verdeutlicht wird.5 Die Forschung zu den nationalistischen und rassistischen Bewegungen in Großbritannien vor dem Ersten Weltkrieg ist seit den frühen siebziger Jahren deutlich intensiviert worden. Hierbei wurden wichtige Strukturmerkmale und die politische Aktivität der »radikalen Rechten«, die sich insbesondere nach den militärischen Niederlagen britischer Truppen im Burenkrieg formierte, in umfassenden Gesamtdarstellungen untersucht. Auch einzelne Studien zu den verschiedenen Gruppierungen, die sich von der offiziellen Politik der bestehenden Parteien distanzierten, sind vorgelegt worden.6 Diese nationalistischen Organisationen sind in einigen Darstellungen als reaktionäre, politisch weitgehend einflußlose Randgruppe, in anderen Analysen aber als eine auf eine Neuorientierung der englischen Politik abzielende, postliberale Reformbewegung interpretiert worden.7 In neueren Untersuchungen sind insbesondere die vorwiegend den führenden »Liberal Imperialists« und einer Gruppe von Sozialimperialisten um Lord Milner angehörenden Propagandisten für eine Erhöhung der »nationalen Effizienz« als eine vor allem hinsichtlich ihrer Ideologie wichtige Wurzel des britischen Faschismus der Zwischenkriegszeit gedeutet worden.8 Die konservativen »Diehards« im Oberhaus, deren Ablehnung des 1909 vorgelegten Haushaltsplanes der liberalen Regierung unter Premierminister Asquith zu einer Verfassungskrise führte, sind vor allem von Phillips - in Absetzung von der Interpretation in 12 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

der einflußreichen Darstellung George Dangerfields - nicht als eine ausschließlich reaktionäre ländliche Elite, sondern als vorindustrielle Sozialgruppe mit einer in die Zukunft gerichteten Programmatik charakterisiert worden. Die Diehards traten nach der von Phillips vertretenen Interpretation für eine Modifikation der Regierungspolitik und eine weitreichende Umstrukturierung des parlamentarisch-demokratischen Systems ein, um ihre Herrschaft unter den veränderten Rahmenbedingungen des frühen 20. Jahrhunderts erhalten zu können.9 Die mit den Diehards und den Sozialimperialisten sowohl hinsichtlich ihrer Ideologie als auch ihres Führungspersonals eng verknüpften nationalistischen Sammlungsbewegungen, die eine Einflußnahme auf die Regierungspolitik vorwiegend durch Lobbyismus und Massenmobilisierung anstrebten, sind von der historischen Forschung mit unterschiedlicher Intensität untersucht worden. Während zur 1903 von Joseph Chamberlain gebildeten Tariff Reform League umfassende Monographien vorliegen, sind die im Kontext der verschärften Konflikte mit dem Deutschen Reich gegründeten National Service League, Navy League und Imperial Maritime League noch nicht eingehend behandelt worden.10 Auch die Forschung zur Entwicklung und Struktur der Anti-Socialist Union, für die primär die Zielsetzung leitend war, den Einfluß der Gewerkschaften und der Labour Party auf die Industriearbeiterschaft einzudämmen, blieb bisher fragmentarisch. Dagegen sind die nationalistischen Jugendorganisationen, die angesichts der Furcht vor einem Zerfall des britischen Empire vor allem nach der Jahrhundertwende an Anziehungskraft für breite Bevölkerungsschichten gewannen und zum Vordringen des populären Militarismus beitrugen, eingehend bearbeitet worden. Detaillierte Studien liegen auch zur antisemitischen Propagandakampagne vor, die im späten 19. Jahrhundert nach der Ansiedlung osteuropäischer Juden einsetzte und im Dezember 1900 in der Formierung der British Brothers5 League kulminierte.11 Im Gegensatz zu den einflußreichsten der vor 1914 gebildeten nationalistischen und sozialprotektionistischen Agitationsverbände sind die Sammlungsbewegungen, die während des Ersten Weltkrieges eine kompromißlose Feindschaft gegen das Deutsche Reich sowie in England lebende Deutsche, eine Ausrichtung aller politischen Maßnahmen auf die Erfordernisse der Kriegführung und einen rigorosen Kampf gegen den innenpolitischen Einfluß von Sozialismus und Pazifismus forderten, bisher kaum untersucht worden. Außer der National Party, die ebenso wie die British Workers' League und die British Commonwealth Union die Identität von Arbeiter- und Unternehmerinteressen propagierte und sich in ihrer Programmatik eng an der Tariff Reform League anlehnte, ist vor allem die British Empire Union als Manifestation der Fremdenfeindlichkeit und des Antisozialismus interpretiert worden. Diese Gruppierungen, die auch nach dem Ende des Ersten Weltkrie13 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ges gegen die Labour Party agitierten und die Gewerkschaften in den teilweise gewalttätigen Arbeitskonflikten im Zeitraum von 1919 bis 1921 bekämpften, vertraten außerdem zunehmend korporative Gesellschaftsvorstellungen. Durch diese Komponente ihrer Ideologie unterschieden sie sich von der nach 1920 hervortretenden Gruppe reaktionär-nationalistischer Diehards, die gleichfalls den Protest gegen die Lloyd-George-Koalition artikulierten.12 Die faschistischen und antisemitischen Bewegungen im England der Zwischenkriegszeit sind in teilweise umfassenden Darstellungen untersucht worden. Ein rassistischer, auf Verschwörungstheorien basierender Antisemitismus prägte die politische Aktivität der 1919 etablierten Britons, der Imperial Fascist League, der von Captain Ramsay gebildeten Gruppierungen Nordic League und Right Club sowie der von Sir Barry Domvile beeinflußten deutsch-englischen Kontaktorganisationen. Dagegen ist die Gründung der British Fascists vor allem auf die Militanz der Gewerkschaften sowie den rapiden Einflußgewinn der Labour Party einerseits und die Anziehungskraft des italienischen Faschismus andererseits zurückgeführt worden.13 Die Entwicklung und Struktur der größten faschistischen Bewegung in Großbritannien, der 1932 von Sir Oswald Mosley gegründeten British Union of Fascists(BUF), ist nicht nur in umfassenden Studien analysiert, sondern insbesondere seit der Veröffentlichung der von Skidelsky verfaßten Biographie Mosleys auch kontrovers diskutiert worden.14 Nachdem bereits in den dreißiger Jahren sowohl von Kommunisten und Sozialisten als auch von führenden Repräsentanten der BUF impressionistische Berichte über die Mosley-Bewegung publiziert worden waren, legte Cross 1961 die erste auf empirischer Forschung basierende Darstellung zur British Union of Fascists vor.15 Obwohl Cross wesentliche Entwicklungstendenzen der Mosley-Bewegung beschrieben hat, wird die Darstellung so deutlich von einem deskriptiven Zugriff geprägt, daß das Scheitern der BUF nicht befriedigend erklärt wird. Robert Benewick dagegen hat die relative Einflußlosigkeit der Mosley-Bewegung auf die von ihm idealisierte und ausgesprochen statisch verstandene Resistenzkraft der politischen Grundwerte und die damit verknüpfte Stabilität der Institutionen des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems zurückgeführt.16 Im diametralen Gegensatz zu dieser Deutung erscheint die British Union of Fascists in den Untersuchungen Skidelskys als ein Ausdruck der Inflexibilität des Parlamentarismus und eines Defizits an sozioökonomischer Modernisierungs- und politischer Reformfähigkeit in der Zwischenkriegszeit.17 Im Rahmen dieser Interpretation hat Skidelsky das innovative Potential der wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Zielsetzungen Mosleys gegenüber der Programmatik der etablierten Parteien hervorgehoben. Er hat darüber hinaus die Auffassung vertreten, daß nicht die Beharrungskraft demokratischer Überzeugungen und Institutionen, sondern lediglich der Ausbruch des

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Zweiten Weltkrieges das Scheitern der BUF verursacht habe.18 In Übereinstimmung mit der Deutung Skidelskys und der Darstellung in Mosleys Memoiren hat Lewis in seiner insbesondere auf den Publikationen der BUF basierenden Analyse als bestimmendes Merkmal für ihre Ideologie und Struktur die Absicht herausgestellt, gesellschaftliche und politische Konflikte in einem autoritären, auf einer Synthese von Kapitalismus und sozialistischen Elementen gestützten Regime zu überwinden. Im Gegensatz zu der von führenden Mitgliedern der British Union of Fascists vertretenen Interpretation hat Lewis jedoch den utopischen, eine Realisierung ausschließenden Charakter dieser Zielsetzung betont, so daß die Mosley-Bewegung in der britischen Gesellschaft und Politik insgesamt nur einen geringen Einfluß gewonnen habe.19 Dieses Urteil wird auch von Richard Thurlow geteilt, der als zentrales Kennzeichen der Entwicklung der BUF den Wandel von einer mit dem Anspruch wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erneuerung gegründeten Organisation zu einem zunehmend diskreditierten antisemitischen Agitationsverband hervorgehoben hat.20 Obwohl daher detaillierte Studien zu einzelnen radikal nationalistischen, rassistischen und faschistischen Bewegungen vorliegen, besteht in der britischen Historiographie kein Konsens über das Problem der Kontinuität in der Herausbildung dieser Gruppierungen im 20. Jahrhundert. Während Thurlow die ideologische Affinität zwischen der British Union of Fascists und der - von ihm aber nur allgemein behandelten - »radikalen Rechten« vor 1914 herausgestellt hat, wird die Relevanz dieser Verbindungslinien in der von Lewis verfaßten Darstellung dezidiert bestritten. Im Gegensatz zu Thurlow, der von einer weitgehend bruchlosen, auch über das Ende des Zweiten Weltkrieges hinausreichenden Entwicklung faschistischer Bewegungen in Großbritannien ausgeht, hat Lewis - wie auch Farr - die Auffassung vertreten, daß die Gründung der BUF im Oktober 1932 eine fundamentale Zäsur in der Entwicklung des extremen Nationalismus und des britischen Faschismus darstelle.21 Es besteht in der englischen Geschichtsschreibung jedoch eine weitgehende Übereinstimmung darüber, daß Faschismus und Antisemitismus im Inselreich nur einen geringen Einfluß gewonnen haben. Dieses Urteil ist ein integraler Bestandteil der lange vorherrschenden Whig-Interpretation der britischen Geschichte. Diese Deutung, die sich aus den Konflikten der Englischen Revolution entwickelte, schloß im 18. und frühen 19. Jahrhundert ein aristokratisch-paternalistisches Konzept ständisch begrenzter, an Besitz und Bildung gebundener Freiheit ein und postulierte die freiwillige Anerkennung der Herrschaft einer adligen Elite (»deference«) als Ideal sozialer und politisch-konstitutioneller Entwicklung. Insgesamt wurde von einer unilinearen und unaufhaltsamen Progression der englischen Verfassung, Wirtschaft und Gesellschaft ausgegangen.22

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Die teilweise rassistisch aufgeladene Überzeugung von der kulturellen Überlegenheit des englischen Volkes und die optimistische Annahme von der Vorbildlichkeit der neueren Geschichte Großbritanniens, die von Butterfield schon in den dreißiger Jahren kritisiert wurde, sind in den letzten drei Jahrzehnten durch die Debatte über die Krise des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems nachhaltig erschüttert worden. Die Zahlungsbilanzkrise im Herbst 1964 und die 1967 durchgeführte Abwertung des Pfundes lenkten die Aufmerksamkeit auf den relativen Niedergang Englands als Wirtschaftsmacht seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus verdeutlichten die teilweise gewalttätigen Konflikte zwischen Regierung und Gewerkschaften 1974, 1978/79 und 1984/85 die Schwächen der bestehenden Struktur von Interessenorganisationen und die Grenzen der Integrationsfähigkeit des traditionellen parlamentarischen Systems in Großbritannien. Die Wahlerfolge der National Front in den siebziger Jahren und die innerstädtischen Unruhen 1981 und 1985 nährten die Zweifel an der Regierungsfähigkeit Englands.23 Diese politische Diskussion, die mit einer zunehmenden Kritik an der historischen Forschung in Großbritannien einherging, hat zu einer fortschreitenden Revision der Whig-Interpretation der britischen Geschichte geführt. So hat die neuere englische Historiographie betont, daß die Revolutionen im 17. Jahrhundert zwar die monarchische Prärogative beseitigten, aber auch die politische und soziale Herrschaft des Adels festigten. Außerdem ist auf die begrenzte Durchsetzungsfähigkeit des Bürgertums gegenüber der traditionellen aristokratischen Elite hingewiesen worden. Die historische Forschung hat auch die Integrationskraft des englischen Liberalismus im späten 19. Jahrhundert zunehmend skeptisch beurteilt.24 Im Zuge der tendenziellen Abwendung von der idealisierenden Sichtweise der neueren britischen Geschichte haben einige Historiker Untersuchungen über die Prägewirkung des radikalen Nationalismus, Antisemitismus und Faschismus im politischen und gesellschaftlichen System Englands vorgelegt. In diesen Studien ist die Virulenz der Fremdenfeindlichkeit in der britischen Gesellschaft während des Ersten Weltkrieges und ihr Einfluß auf die Einwanderungsgesetze der konservativen Regierungen in den zwanziger Jahren nachgewiesen worden. Darüber hinaus hat besonders Kushner die Auffassung vertreten, daß die Agitation der numerisch unbedeutenden antisemitischen Organisationen im Zweiten Weltkrieg zur Verbreitung judenfeindlicher Vorurteile beigetragen und damit partiell auch die Regierungspolitik beeinflußt habe. Die neuere Forschung hat insgesamt die indirekte Wirkung der Aktivität nationalistischer, antisemitischer und faschistischer Bewegungen auf die Politik etablierter Institutionen in Großbritannien belegt und den Untersuchungsrahmen auf den sozio-kulturellen Bereich ausgeweitet.25 16 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Ausgehend von dem hier nur skizzierten Forschungsstand werden in dieser Arbeit die Herausbildung und Struktur radikal nationalistischer und faschistischer Bewegungen in Großbritannien vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 in vergleichender Perspektive analysiert.26 Im Rahmen dieser Konzeption soll die im ersten Teil der Studie durchgeführte Analyse der »radikalen Rechten« vor dem Ersten Weltkrieg die spezifisch nationalen Ursprünge des britischen Faschismus der Zwischenkriegszeit verdeutlichen und die Genese der dargestellten Organisationen erklären. Durch eine - in dieser Arbeit notwendigermaßen allgemeine und sich auf die wesentlichen Entwicklungslinien beschränkende - vergleichende Betrachtung nationalistischer und antisemitischer Bewegungen im Deutschen Kaiserreich soll außerdem ihr politischer Einfluß und ihre Funktion innerhalb des jeweils bestehenden politischen Herrschaftssystems präzise bestimmt werden.27 Grundlegend für die Darstellung der radikal nationalistischen Gruppierungen, die während des Ersten Weltkrieges gegründet wurden, ist die Zielsetzung, die Entwicklung ihrer Agitation und zentrale Elemente ihrer Ideologie zu verdeutlichen. Als wichtige Rahmenbedingungen sind hierbei der innenpolitische Zusammenschluß und die wachsende Bedeutung staatlicher Intervention in den sozioökonomischen Strukturwandel im Verlauf des Krieges zu berücksichtigen. Auch die Bedeutung derfremdenfeindlichenOrganisationen für die langfristige Herausbildung des radikalen Nationalismus, Antisemitismus und Faschismus muß bestimmt werden. Die mangelnde empirische Ausrichtung und die ausgeprägte Konzentration auf den Nationalsozialismus in der deutschen Faschismusforschung ist wiederholt diagnostiziert worden. Auch die Historiographie zum Faschismus und Antisemitismus in England berücksichtigt die internationale Dimension nur unzureichend und vernachlässigt die vergleichende Perspektive. Die Analyse der antisemitischen und faschistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit im dritten Abschnitt dieser Arbeit soll aber nicht nur diese Schwächen vermindern, sondern auch zur Kontroverse über den »deutschen Sonderweg« beitragen. In dieser Hinsicht kann die komparative Untersuchung der relativ kleinen, die Regierungsphase nicht erreichenden Organisationen in England die Bildung einer Typologie des Faschismus erleichtern.28 Die Darstellung der Möglichkeiten und Grenzen der Einflußnahme faschistischer und antisemitischer Bewegungen in Großbritannien in der »Epoche des Faschismus«29 ermöglicht vor allem eine Unterscheidung zwischen den spezifisch nationalgeschichtlichen Merkmalen der sozioökonomischen und politischen Entwicklung spezifischer Staaten einerseits und den allgemeinen europäischen Entstehungsbedingungen des Faschismus andererseits.30 Großbritannien war trotz des im späten 19. Jahrhundert einsetzenden relativen ökonomischen Niedergangs ein hochentwickelter Industriestaat mit einer langen Tradition parlamentarischer Regierung und einem ausgeprägten 17 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Selbstverständnis als Hort liberaler Werte. Im Gegensatz zu den nur unvollständig industrialisierten und teilweise noch durch starke ständisch-feudale Strukturen gekennzeichneten Staaten Süd- und Osteuropas war in England eine ausschließlich autoritäre Krisenlösung auch aufgrund der fortgeschrittenen sozialen und politischen Mobilisierung ausgeschlossen. Obwohl ein systematischer Vergleich nicht durchgeführt werden kann, trägt die Studie nicht nur zu einer Präzisierung des vielfach undifferenziert gebrauchten Faschismusbegriffs bei, sondern akzentuiert auch die spezifisch nationalgeschichtlichen Bedingungen für die Herausbildung und den relativen Einflußgewinn dieser Agitationsverbände in Deutschland und England.31 Die Bearbeitung dieser forschungsleitenden Fragestellung - insbesondere auch die vergleichende Perspektive - setzt jedoch nicht nur präzise definierte Begriffe und Kategorien voraus, sondern erfordert auch konsistente theoretische Konzeptionen und Modelle, die eine Strukturierung des umfassenden Themenkomplexes ermöglichen.32 Außer dem gesondert diskutierten Faschismusbegriff ist für diese Studie das Konzept des »integralen Nationalismus« grundlegend, das den Einflußgewinn einer Integrationsideologie bezeichnet, die weite Lebensbereiche erfaßte und die vollständige Ausrichtung aller individuellen Bestrebungen und Aktivitäten auf das Ziel der Konsolidierung und Stärkung der Nation forderte.33 Unter dem Einfluß des Sozialdarwinismus, insbesondere aber der von Gobineau entwickelten Vorstellung von der entscheidenden Rolle von »Völkerkämpfen« für die Entwicklung der menschlichen Kultur und der hieraus resultierenden Forderungen nach innenpolitischer Integration einerseits und außenpolitischer Expansion andererseits, vollzog sich im späten 19. Jahrhundert in vielen europäischen Staaten ein Funktionswandel des Nationalismus von einer liberalen Emanzipationsideologie zu einem aggressiven Legitimationskonzept nationaler Suprematie. Die Herausbildung des integralen Nationalismus, der durch die Ausschließlichkeit seines Unterordnungspostulats maßgeblich zur Verbreitung des Antisemitismus beitrug, setzte die Etablierung des Nationalstaates voraus und war eng mit der Diskreditierung des Fortschrittsoptimismus des traditionellen Liberalismus verbunden. Die Radikalisierung imperialistischen Sendungsbewußtseins, der Einflußgewinn des Sozialdarwinismus und Antisemitismus sowie die Abwendung von liberalen Laissez-faire-Prinzipien prägten prinzipiell nicht nur die Entwicklung des integralen Nationalismus in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Italien und - wie in dieser Arbeit zu zeigen ist - in England.34 Als konstitutiv für den hier gebrauchten Rassismusbegriff wird die Überzeugung angesehen, daß die Zugehörigkeit von Menschen zu bestimmten, streng hierarchisierten Rassetypen nicht nur eine überragende Bedeutung für Entwicklungen innerhalb einer Gesellschaft habe, sondern auch über deren Fortbestand im »Kampf ums Dasein« mit anderen Menschengruppen ent18 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

scheide. Typologisch ist hierbei zwischen einer ethnozentrischen, vorwiegend die kulturellen Leistungen einer Menschengruppe betonenden Variante und einem biologistischen, die Bedeutung »blutsmäßiger« Bindungen hervorhebenden »völkischen« Rassismus zu unterscheiden.35 Diese Ausprägung rassistischer Ideologie entwickelte sich vor allem auf der Grundlage der einflußreichen Werke Houston Stewart Chamberlains, deren Bedeutung in der Fusion der Züchtungs- und Elite-Utopien Friedrich Nietzsches mit antisemitischen Verschwörungstheorien begründet ist.36 Wichtige allgemeine Ursachen der Verbreitung sowohl des Rassismus als auch des Antisemitismus als »der säkular gewordenen Verhaltensform der Judenfeindschaft« stellten auch der Orientierungsverlust breiter gesellschaftlicher Gruppen angesichts des beschleunigten sozialen und ökonomischen Wandels in den west- und mitteleuropäischen Staaten im 19. Jahrhundert und die damit verknüpfte Distanzierung von der liberalen Staats- und Gesellschaftsordnung dar.37 Diese Untersuchung basiert auf einem Modernisierungskonzept, das generell von einer langfristigen Durchsetzung industriekapitalistischer Wirtschaftsformen, einem Bedeutungsgewinn staatlicher Steuerungsimpulse in Wirtschaft und Gesellschaft sowie einer Erweiterung der politischen und gesellschaftlichen Partizipation ausgeht. Es ist jedoch hervorzuheben, daß diese Modernisierungsprozesse sich nicht in synchronisierter Form vollziehen, partiell bleiben können und prinzipiell revidierbar sind. Gerade die in dieser Arbeit analysierte Herausbildung radikal nationalistischer und faschistischer Bewegungen verweist auf die Bedeutung von Verwerfungen und Ungleichzeitigkeiten sowie auf die Fragilität sozioökonomischer und politischer Modernisierung, die tendenziell auch traditionelle gesellschaftliche Strukturen und gewachsene individuelle Orientierungen beseitigt. Der dieser Studie zugrundeliegende Modernisierungsbegriff ist damit als heuristisches Instrument zur Integration unterschiedlicher Entwicklungsebenen anzusehen, das sich von einem undifferenzierten evolutionstheoretischen Optimismus ebenso distanziert wie von der Vorstellung des Modellcharakters eines spezifischen nationalen Transformationsprozesses.38 Außer der dargelegten Modernisierungstheorie stellt auch eine differenzierte Konzeption »politischer Kultur« ein leitendes Element der Analyse dar. Ausgehend von der von Almond und Verba entwickelten Definition politischer Kultur als »die spezifische Verteilung von Orientierungsmustern im Hinblick auf politische Ziele unter den Angehörigen einer Nation« soll dieses Konzept sowohl die Arten als auch die Objekte politischer Orientierungen umfassen und damit Verbindungen zwischen individuellen Überzeugungen und den Funktionen politischer Systeme aufzeigen.39 Hierbei wird weder von einer - vor allem in der »Civic-Culture«-Studie Almonds und Verbas implizierten - Vorbildlichkeit der anglo-amerikanischen politischen Entwicklung ausgegangen noch die Diskussion über die jeweiligen Stärken und Defizite 19 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

der häufig unpräzise definierten gegenwärtigen »politischen Kultur« in einzelnen Nationen aufgegriffen. Das Konzept der politischen Kultur soll im Rahmen dieser Arbeit vielmehr Aussagen über den Zusammenhang zwischen kulturell-politischen Dispositionen und der Stabilität parlamentarisch-demokratischer Regierungssysteme ermöglichen. Eine wichtige Ausgangsbasis der Analyse bildet vor allem die Überlegung, daß Parteiensysteme und Verfahren der Konfliktregelung grundlegende politische Überzeugungen widerspiegeln und verstärken. Politische Kultur wird insgesamt als ein Ensemble von - z.T. unreflektiert tradierten - Werten und Ausdrucksformen verstanden, die das Handeln politischer Akteure zwar nicht determiniert, aber auf eine überschaubare Anzahl von Optionen einengt. Die Ausprägung einer politischen Kultur wird hierbei sowohl als Resultat spezifischer historischer Entwicklungen als auch als eine Ursache für einen bestimmten Verlauf sozioökonomischer und politischer Transformationsprozesse angesehen.40 Unterschiedliche Varianten politischer Kultur können insbesondere hinsichtlich des jeweiligen Ausmasses und der Form der Machtdurchsetzung übergeordneter Institutionen - vor allem des Staates - gegenüber individuellen Autonomieansprüchen gebildet werden.41 Im Hinblick auf die vergleichende Untersuchung radikal nationalistischer und rassistischer Bewegungen in dieser Arbeit sollen zwei Entwicklungstypen politischer Kultur unterschieden werden. Während die »Deference-Kultur« durch eine personalistische Orientierung, ein pragmatisches Politikverständnis und das Prinzip gesellschaftlicher Konfliktlösungen gekennzeichnet ist, wird die »SubjectKultur« durch eine zweckrationale Orientierung an »technisch-administrativen Problemlösungen und durch das Fehlen von affektiv-moralischen Elementen geprägt. Diese als Idealtypen anzusehenden Ausprägungen politischer Kultur bilden im Rahmen dieser Studie eine zentrale Grundlage für die vergleichende Darstellung der Entwicklungsbedingungen und die Interpretation des relativen politischen Einflußgewinns der nationalistischen und faschistischen Gruppierungen in Großbritannien.42 Methodisch stellt die hier vorgelegte Untersuchung den Versuch dar, sozioökonomische, kulturelle und politische Faktoren in einer umfassenden Interpretation des integralen Nationalismus sowie der faschistischen und antisemitischen Bewegungen in Großbritannien zu verknüpfen.43 Diese Zielsetzung setzt jedoch voraus, daß die Darstellung weder vorwiegend an staatlicher Machtpolitik noch an der Dynamik und Struktur des internationalen Systems orientiert ist, sondern auf einem - mit dem dargestellten Konzept »politischer Kultur« vorliegenden - Bezugsrahmen politischer Geschichtsschreibung basiert, der strukturelle Faktoren ebenso einbezieht wie die entwicklungsgeschichtliche Dimension. Diese Konzeption ergibt sich auch aus der Absicht der Arbeit, Kontinuitätslinien, aber auch Brüche und Neuorientierungen in der Entwicklung dieser Bewegungen, insbesondere im 20 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Hinblick auf ihre Ideologie, darzustellen und ihren politischen Einfluß zu bestimmen.44 Die in den ersten beiden Kapiteln der Arbeit durchgeführte Untersuchung der radikal nationalistischen und auf eine Konsolidierung des innenpolitischen Status quo hinwirkenden Organisationen, die von den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gegründet wurden, basiert weitgehend auf einer Auswertung der publizierten Literatur im Hinblick auf die übergreifende Fragestellung dieser Studie. Dagegen werden für die Darstellung der zentralen Entwicklungslinien und Strukturelemente der antisemitischen und faschistischen Bewegungen, die nach 1918 agitierten, auch umfangreiche unveröffentlichte Aktenbestände herangezogen. Die freigegebenen Polizeiberichte und Denkschriften des britischen Innenministeriums über diese Verbände, vor allem die British Union of Fascists, ermöglichen eine vertiefende Strukturanalyse der Bewegungen. Diese »Mosley Papers« bilden außerdem die Basis für die Untersuchung der Motive, Konzeptionen und Durchsetzung von legislativen Gegenmaßnahmen der Koalitionsregierung in den dreißiger Jahren. Die Dokumente, die in vier Schüben von 1983 bis 1986 freigegeben wurden, reflektieren jedoch die politischen Ziele des Innenministeriums und das Selbstverständnis der Nationalen Regierung. Sie sind außerdem unvollständig, da die beteiligten Informanten und Mitarbeiter des Geheimdienstes geschützt und die Methoden der Überwachung nicht offengelegt werden sollten.45 Für die Untersuchung des britischen Faschismus müssen daher ergänzend andere Quellenbestände benutzt werden. Die Schriften und Berichte des 1934 gegründeten National Council for Civil Liberties (NCCL) bilden die Grundlage für die differenzierende Darstellung der Reaktionen der antifaschistischen Oppositionsgruppen auf die Propaganda der Imperial Fascist League, der Britons und der BUF.46 Die Stellung und die Beziehungen der Mosley-Bewegung sowie einzelner deutsch-englischer Kontaktorganisationen zum nationalsozialistischen Regime werden in dieser Studie mit Hilfe von Aktenbeständen des Auswärtigen Amtes und verschiedener anderer Reichsbehörden untersucht.47 Auch das Tagebuch des Gründers des Link, Admiral Sir Barry Domvile, ermöglicht eine Erweiterung der Kenntnisse zu diesem Themenkomplex, vor allem aber zur 1939/40 intensivierten Kooperation prodeutscher, faschistischer und antisemitischer Gruppierungen und zu den Gründen für die Internierung vieler Mitglieder dieser Organisationen im Sommer 1940.48 Für die Darstellung der Ideologie dieser Bewegungen und ihrer Rezeption im nationalsozialistischen Deutschland wurden ergänzend zeitgenössische Publikationen und Zeitungsartikel ausgewertet. Insbesondere die in der Wiener Library archivierten Schriften und die Bestände des Instituts für Zeitungsforschung (Dortmund) erweitern die Quellenbasis dieser Studie. Interviews mit ehemaligen Mitgliedern der faschistischen 21 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Bewegungen wurden dagegen nicht durchgeführt. Gespräche mit Zeitzeugen können zwar vor allem die Motive des Parteieintritts und die lokale politische Aktivität der Verbände verdeutlichen. Ihr Aussagewert ist aber aufgrund der gravierenden methodischen Probleme - besonders der in der Retrospektive immanenten Subjektivität und Selektivität - eingeschränkt. Außerdem sind wichtige Ergebnisse einzelner Interviews bereits publiziert worden.49

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2. Die Entwicklung einer »radikalen Rechten« von den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis 1914 im Kontext sozioökonomischer und politischer Transformationsprozesse Ein grundlegender Wandel der Sozialstruktur ergab sich in Großbritannien im 19. Jahrhundert insbesondere aus der Fusion der traditionellen adligen Elite mit dem aufsteigenden Industrie- und Handelsbürgertum, dem graduellen Zusammenschluß von ungelernten Lohnarbeitern und der »Arbeiteraristokratie« aus Facharbeitern zu einer zunehmend einheitlichen Klasse und der Bildung einer »neuen« Mittelschicht aus Angestellten. Der im 19. Jahrhundert weiterhin über die gesellschaftliche Führungsposition verfügende Adel bewahrte zwar seine exklusive Lebensführung, beteiligte sich aber an der Expansion der Industriewirtschaft: und des Dienstleistungssektors, so daß diese traditionelle Elite mit dem Handels- und Industriebürgertum zu einer neuen Oberschicht verschmolz. Nach der Wahlrechtsgesetzgebung von 1884/ 85 und der 1889 durchgeführten Reform der Grafschaftsverwaltung zerfiel auch die politische Vorherrschaft der hocharistokratischen Führungsschicht, wie die Abnahme ihres Anteils an den Ministern, den Unterhausabgeordneten und den Mitgliedern des Oberhauses verdeutlicht.1 Der Diffusion von Adel und bürgerlichen Erwerbsgruppen zu einer neuen gesellschaftlichen Elite entsprach der Zusammenschluß der ungelernten Handarbeiter und der noch weitgehend an handwerkliche Traditionen gebundenen gelernten »artisans« zu einer zunehmend homogenen Klasse von Lohnarbeitern. Da die Gewerkschaften im Zuge des »New Unionism« seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts die ungelernten und angelernten Arbeiter organisierten und auch die Mechanisierung der Produktion zur Vereinheitlichung der Arbeiterschaft hinsichtlich ihrer sozioökonomischen Lage führte, bildete sich im späten 19. Jahrhundert tendenziell eine dichotomische Klassenstruktur heraus. In der britischen Gesellschaft gewannen daher Interessendivergenzen und Konflikte zwischen dem Industrie- sowie Handelsbürgertum einerseits und der sich formierenden Arbeiterbewegung andererseits eine herausragende Bedeutung.2 Wahrend sich die »alte« Mittelschicht aus selbständigen Gewerbetreibenden auch im späten 19. Jahrhundert weitgehend am ökonomischen Libera-

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lismus orientierte und eine staatliche Protektion überwiegend ablehnte, unterstützte vor allem die expandierende »lower middle class« der Angestellten die Forderung der nationalistischen Agitationsverbände nach einer Unterordnung individueller Freiheit unter die postulierten gesamtgesellschaftlichen Ziele innenpolitischen Zusammenschlusses und außenpolitischer Machterweiterung. Die Anziehungskraft dieser Organisationen auf die »neue« Mittelschicht der Angestellten, Lehrer und Verkäufer ist insbesondere auf die in dieser Sozialschicht weit verbreitete Furcht vor einer Statusnivellierung gegenüber der sich organisierenden Arbeiterschaft zurückzuführen. Die Propagierung imperialen Sendungsbewußtseins und nationaler Integration gewann für die im Dienstleistungssektor beschäftigte »lower middle class« daher eine Kompensationsfunktion.3 Außer der hier nur skizzierten Transformation der Gesellschaftsstruktur in Großbritannien bildete der Rückgang des wirtschaftlichen Wachstums und der ökonomischen Innovationsfähigkeit seit dem späten 19. Jahrhundert einen wichtigen Bedingungsrahmen der Agitation nationalistischer Gruppierungen. Die latente Strukturkrise der britischen Industriewirtschaft, die sich aus dem Zurückbleiben in der Modernisierung von Produktionsmethoden und Organisationsstrukturen sowie in der Entwicklung der neuen kapitalund forschungsintensiven Branchen ergab, bildete ein einflußreiches Motiv für die Forderung nach »nationaler Effizienz«, vor allem aber für die Agitation für eine protektionistische Wirtschaftspolitik.4 Der Einflußgewinn der populistischen »radikalen Rechten« wurde maßgeblich durch die Erosion des traditionellen Liberalismus begünstigt. Die Interessen der vielfach von Industriellen und kleinen Gewerbetreibenden dominierten Mitgliederbasis einerseits und das Ziel des »New Liberalism«, die Unterstützung der Arbeiterschaft zu gewinnen, andererseits wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zunehmend unvereinbar. Diese Diskrepanz wurde durch den deutlichen Wahlsieg der Liberalen Partei 1906 nicht abgeschwächt, sondern lediglich verdeckt. Da die liberale Regierung unter den Premierministern Campbell-Bannerman und Asquith nach 1906 ein aufwendiges Programm von Sozialreformen durchführte, sah das 1909 von Schatzkanzler Lloyd George vorgelegte »Volksbudget« eine Erhöhung der Staatseinkünfte aus direkten Steuern - insbesondere auf Landbesitz - vor. Nachdem die überwiegend ländlich-aristokratischen Diehards im Oberhaus um die Lords Halsbury und Willoughby de Broke ihre Zustimmung zum Haushaltsentwurf verweigert hatten, zwang die Regierung Asquith das House of Lords zur Annahme des Parlamentsgesetzes, das das Vetorecht der Peers bei Finanzvorlagen beseitigte.5 Die zunehmende Bedrohung der Vorherrschaft Großbritanniens im internationalen Mächtesystem, die mit dem relativen Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Wachstums einherging, erhöhte die Resonanz auf die Program24 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

matik der nationalistischen Agitationsverbände in der englischen Gesellschaft. Nach dem Übergang zu einer direkten, durch staatliche Administration gekennzeichneten Herrschaft im Empire seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Weltmachtposition Großbritanniens durch den Prestigeverlust im Burenkrieg und die deutsche Flottenrüstung bedroht. Das bei der Kriegführung gegen die Buren hervorgetretene technisch-organisatorische Defizit steigerte die Besorgnis über den Rückgang der weltwirtschaftlichen Dominanz Großbritanniens und führte zu einer allgemeinen Fortschrittsskepsis, die die Abwendung von den traditionellen Laissez-fairePrinzipien beschleunigte. Unter dem Eindruck des Burenkrieges und der Herausforderung der maritimen Suprematie Englands durch das deutsche Flottenbauprogramm verstärkte sich die sozialdarwinistische Legitimationsbasis des britischen Imperialismus und der Einfluß eugenischer Forderungen. Auch ein populistischer Militarismus gewann an Einfluß, der sowohl von nationalistischen Verbänden - vor allem der National Service League und den von Baden-Powell geführten Jugendorganisationen - als auch von neuen Presseorganen wie der Daily Mail propagiert wurde.6

2.1. Agitatoren für eine Erhöhung der »nationalen Effizienz« und die Sozialimperialisten um Lord Milner Der zunehmende Verfall der wirtschaftlichen Dominanz Großbritanniens auf den Weltmärkten seit dem späten 19. Jahrhundert und die damit einhergehende Bedrohung des außenpolitischen Einflusses führten tendenziell zu einer tiefgreifenden Diskreditierung des traditionellen Liberalismus auch in der Liberalen Partei.7 Um Lord Rosebery bildete sich nach dem Aufbrechen der Differenzen wegen des Problems der Home Rule in der Regierung unter Premierminister Gladstone 1886 eine Gruppe von Liberal Imperialists heraus, aus denen vor allem Richard Burdon Haidane, Herbert Henry Asquith und Edward Grey herausragten.8 Die Auseinandersetzungen innerhalb der von 1892 bis 1895 amtierenden liberalen Kabinette unter den Premierministern William Gladstone und Lord Rosebery über die Sozialreformen und die Politik im Empire trugen maßgeblich zur Wahlniederlage der Liberalen Partei 1895 und zur Zunahme der Kritik am »Newcastle Programme« bei. Angesichts der Notwendigkeit einer umfassenden programmatischen Neuorientierung der Liberalen Partei und des sich aus der Zunahme der imperialen Rivalitäten zwischen den Großmächten ergebenden Bedeutungsgewinnes außenpolitischer Machterhaltung festigten die Liberalen Imperialisten ihren Einfluß in der Partei, obwohl Lord Rosebery 1896 die Parteiführung aufgab.9 Vor diesem Hintergrund verstärkte sich auch die Anziehungskraft des 25 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Liberalen Imperialismus als umfassende Integrationsideologie, die die imperiale Herrschaft und die Stellung Großbritanniens als globale Vormacht sichern und die Einheit der Liberalen wiederherstellen sollte. Diese Bewegung bot außerdem ein mit den Konzepten der radikalliberalen Reformer konkurrierendes Programm an, das die Allianz von Arbeiterbewegung und Liberaler Partei festigen konnte. Da aber die vor allem von Rosebery allgemein geforderte Effizienzsteigerung fast ausschließlich am Ziel imperialer Expansion ausgerichtet war, stießen die Bemühungen der Liberalen Imperialisten, den politischen Einfluß der Liberalen Partei durch die Verbindung von Sozialreformen und Empire-Entwicklung zu bewahren, auf den Widerstand einer Gruppe von »Little Englanders«. Diese Liberalen um John Morley hatten in den achtziger Jahren gegen die formale Annexion Ägyptens und den militärischen Vorstoß in den Sudan opponiert und distanzierten sich allgemein von der imperialen Außenpolitik. Die Spaltung des britischen Liberalismus in den neunziger Jahren erfaßte auch die liberalen Presseorgane. Während die Liberalen Imperialisten um Rosebery von der Westminster Gazette und der Daily News unterstützt wurden, fungierten der Daily Chronicle und der Manchester Guardian als Sprachrohr der Radikalen Liberalen, die ihre Partei zu einer Ausweitung ihrer Programmatik auf staatlich finanzierte Wohlfahrtsmaßnahmen aufforderten. Der Progressive Review verbreitete die Ziele des 1894 gegründeten Rainbow Circle, der für eine an »Effizienz«-Prinzipien orientierte Sozialpolitik eintrat. Angesichts der Fraktionierung der Liberalen Partei bemühte sich der im Januar 1899 als Nachfolger Sir William Harcourts zum Parteiführer gewählte Sir Henry Campbell-Bannerman, die zentrifugalen Tendenzen zu begrenzen und die Einheit der Liberalen zu erhalten. Er konnte jedoch nicht verhindern, daß sich die innerparteiliche Auseinandersetzung verschärfte, nachdem die Buren im Oktober 1899 die englische Kolonie Natal angegriffen hatten.10 Die als »pro-Boers« bezeichneten Kritiker der von der konservativen Regierung unter Premierminister Lord Salisbury vertretenen imperialistischen Politik wiesen die offizielle Begründung des Krieges - die Sicherung britischen Einflusses in Südafrika - zurück und führten den Kriegsausbruch auf das provokative diplomatische Vorgehen des Kolonialministers Chamberlain und des Hochkommissars in Südafrika, Lord Milner, zurück. Dagegen unterstützten die Liberalen Imperialisten um Lord Rosebery die Regierungspolitik vorbehaltlos. Das Konzept einer Koalitionsregierung um Chamberlain, Milner, Rosebery und die Fabier wurde vor diesem Hintergrund auch von Liberalen vertreten.11 Die Abstimmung im Parlament über die Resolutionsvorlagen der den pro-Boers zugerechneten liberalen Abgeordneten Dillon, Stanhope und Lawson im Oktober 1899 und Juli 1900 zeigte jedoch, daß die Mehrheit der Parlamentsabgeordneten der Liberalen Partei zwar die Politik der Regierung gegenüber den Buren vor dem Ausbruch des Krieges

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ablehnte, das Ziel eines siegreichen Abschlusses des militärischen Konflikts jedoch teilte. Die Liberalen Imperialisten schlossen sich daraufhin im März 1900 angesichts des Übergangs zur britischen Guerilla-Kriegführung und der Erwartung einer allgemeinen Parlamentswahl im Imperial Liberal Council zusammen, der die Unterstützung für eine Politik imperialer Konsolidierung in der Liberalen Partei verstärken sollte. Nachdem die Konservative Partei in der Wahl von 1900 ihre Mehrheit im Parlament um vier Abgeordnete vergrößert hatte, verschärften sich die Forderungen der Liberalen Imperialisten nach einer programmatischen Umorientierung der Liberalen Partei. Die Durchsetzung allgemeiner Effizienzprinzipien sollte die Grundlage einer Professionalisierung der Politik und der öffentlichen Verwaltung bilden und damit die imperiale Herrschaft sowie die Stellung Großbritanniens im internationalen Mächtesystem insgesamt stärken.12 Ebenso wie in der Liberalen Partei wurden auch in der 1884 gegründeten Fabian Society nach dem Ausbruch des Burenkrieges konträre Urteile über den britischen Imperialismus deutlich. Die Gesellschaft hatte vor allem nach dem Beitritt Sidney Webbs eine gegen den Klassenkampf gerichtete Variante des Sozialismus propagiert und ein Programm von Sozial- und Erziehungsreformen entwickelt, die eine Effizienzerhöhung in der gesamten Gesellschaft erzielen sollten. Die Fabier hatten auch nachdrücklich die Notwendigkeit einer kollektiven Organisierung der angestrebten umfassenden Rekonstruktion der Gesellschaft hervorgehoben. Die Fabian Society vertrat daher im späten 19. Jahrhundert ein Konzept kommunaler Wohlfahrtsmaßnahmen, das in Deutschland in zahlreichen Städten von Linksliberalen durchgesetzt wurde.13 Als Vorsitzender des Technical Education Board in London nach 1892 konnte Sidney Webb die erziehungspolitischen Vorschläge der Fabier in politische Reformmaßnahmen umsetzen. In der britischen Hauptstadt wurden im späten 19. Jahrhundert die Bildungsmöglichkeiten für Kinder aus den Mittelschichten und Teilen der Arbeiterschaft ausgeweitet und die weiterfuhrende Bildung - vor allem durch die Gründung der London School of Economics and Political Science (LSE) 1894 - ausgebaut. Da die Fabier sich zunehmend von liberalen Laissez-faire-Prinzipien politischer und sozioökonomischer Entwicklung distanzierten und eine auch von sozialdarwinistischen Kategorien beeinflußte gesellschaftsreformerische Programmatik vertraten, näherten sie sich bereits in den frühen neunziger Jahren den Liberalen Imperialisten an. 1893 zog die Fabian Society ihre Unterstützung jedoch zurück, da die Reformpolitik der liberalen Regierung Gladstone hinter den weitgesteckten Zielen der Fabier zurückblieb.14 In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts verstärkten sich jedoch nicht nur die Richtungslosigkeit und Inkohärenz der Liberalen Partei, sondern auch die Heterogenität der Fabian Society. Die Gesellschaft wurde sowohl in ihrer Sozialstruktur als auch in ihrer ideologischen Orientierung zunehmend 27 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

zu einer Organisation bürgerlicher Intellektueller, die allgemein eine stärkere Professionalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft durchsetzen wollten und das Expertentum idealisierten. Dagegen traten die radikalliberalen Mitglieder der Fabian Society für ein Programm von Sozialreformen ein, so daß sie sich dem Einflußgewinn autoritär-bürokratischer Konzepte und der zunehmenden Rechtfertigung des britischen Imperialismus widersetzten. Die Opposition der Vertreter der Arbeiterbewegung um Ramsay MacDonald, die primär die materielle Lage der Arbeiterklasse verbessern wollten und eine staatlichtechnokratische Organisierung der Gesellschaft ablehnten, richtete sich seit 1896 vor allem gegen die Reorganisation der Universität London und die Gründung der LSE. Diese vor allem von Sidney Webb in Kooperation mit dem Liberalen Imperialisten R.B. Haidane durchgeführten Maßnahmen wurden von MacDonald abgelehnt, da er im Gegensatz zu Webb ausschließlich die Bildung der organisierten Arbeiterschaftfördernwollte.15 Die Auseinandersetzung über die aggressive Politik der konservativen Regierung gegenüber den Buren in Südafrika und die Ursachen für den Kriegsausbruch verschärfte die Konflikte in der Fabian Society. Während die Fraktion um Sidney Webb und George Bernard Shaw eine Stellungnahme zur Regierungspolitik verweigerte, forderte die Gruppe um MacDonald nachdrücklich eine Verurteilung der Annexionspolitik der Regierung. Nachdem eine Mitgliederumfrage eine knappe Mehrheit für die von Webb und Shaw vertretene Position ergeben hatte, traten MacDonald und siebzehn weitere Mitglieder im Februar 1900 aus der Gesellschaft aus. In der Fabian Society jedoch wuchs der Einfluß der von Shaw, Sidney Webb und seiner Ehefrau Beatrice propagierten technisch-administrativen, auf das Ziel einer gesellschaftlichen Effizienzsteigerung ausgerichteten Problemlösungskonzepte, wie die zunehmende Unterstützung dieser führenden Fabier für die von H.G. Wells entworfenen wissenschaftlich-elitären Gesellschaftsutopien demonstrierte. Die im Juli 1900 erstmals öffentlich geäußerte Unterstützung der Webbs für die militärische Intervention gegen die Burenstaaten führte daher zu einer Wiederannäherung von Fabiern und den Liberalen Imperialisten um Lord Rosebery, der in einer Rede vor den Studenten der Universität Glasgow für eine Konsolidierung imperialer Herrschaft durch eine Neuordnung der Staatsverwaltung und politische Strukturreformen eintrat.16 Die Brutalisierung der britischen Kriegführung gegen die Kampfverbände der Buren, die nach der Einnahme ihrer Staaten durch englische Truppen im Herbst 1900 zum Guerillakampf übergegangen waren, vertiefte auch die Gegensätze in der Liberalen Partei. Campbell-Bannerman charakterisierte das rücksichtslose Vorgehen britischer Armeeverbände gegen die Bevölkerung der Burenrepubliken in einer Rede im Juni 1901 als »Methoden der Barbarei«.17 Nachdem Herbert Asquith, der zwar die Forderungen der Liberalen Imperialisten unterstützte, aber zwischen ihnen und der Parteifüh28 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

rung um Campbell-Bannerman zu vermitteln versuchte, diese Stellungnahme nachdrücklich zurückgewiesen hatte, intensivierte Rosebery seine Propagandakampagne für eine Hinwendung der Liberalen Partei zu einer imperialistischen Außen- und einer sozialintegrativen Innenpolitik. Rosebery bewertete in zahlreichen Reden und Leserbriefen im Juli 1901 die Differenzen in der Liberalen Partei über die Beurteilung der imperialen Expansionspolitik in Südafrika als entscheidende Kontroverse über die künftige Entwicklung des organisierten Liberalismus in Großbritannien. Er drängte daher - im Gegensatz zu Asquith, der auf dem Prinzip der Pluralität der Auffassungen in der Liberalen Partei beharrte - auf eine eindeutige Entscheidung in dieser Frage.18 Die im Burenkrieg hervorgetretene administrative und militärische Inkompetenz steigerte die Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit der britischen Nation im - mit sozialdarwinistischen Argumenten definierten - »Mächtekampf« und verlieh der Forderung nach Effizienzerhöhung eine neue Schubkraft. Angesichts der weitverbreiteten Furcht vor einer »rassischen Degeneration« wuchs die Anziehungskraft der von Eugenikern vertretenen Züchtungsutopien. Auch die Vorschläge für eine stärkere Organisation von Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Konzepte einer umfassenden Militärreform richteten sich gegen die Laissez-faire-Doktrin. Der Burenkrieg bildete daher nicht nur einen wichtigen Katalysator des radikalen Imperialismus und Nationalismus, sondern führte auch zu einem nachhaltigen Einflußgewinn tendenziell illiberaler Ordnungsvorstellungen.19 Während Rosebery für den Herbst 1901 eine umfangreiche Propagandakampagne vorbereitete, die auf der Forderung nach »nationaler Effizienz« basieren sollte, und die Liberalen Imperialisten ihren Einfluß im Imperial Liberal Council ausweiteten, stellte sich die Fabian Society mit einem im September 1901 veröffentlichten Artikel Sidney Webbs offen auf die Seite Roseberys im internen Machtkampf in der Liberalen Partei. In dem unter dem Titel »Lord Rosebery's Escape from Houndsditch« erschienenen Aufsatz wurde die traditionelle, mit dem dominierenden Einfluß William Gladstones verbundene Konzentration der Liberalen auf die individuellen Freiheitsrechte zurückgewiesen und eine Ausrichtung der Politik auf die Erfordernisse gesellschaftlicher Organisation verlangt.20 Unter dem Eindruck der öffentlichen Unterstützung Sidney Webbs für die Agitation der Liberalen Imperialisten, die sich zunehmend enger zusammenschlossen, verschärfte Rosebery seine Kritik an den individuell-freiheitlichen und moralischen Elementen des traditionellen Liberalismus und forderte in seiner einflußreichen Rede in Chesterfield im Dezember 1901 eine tiefgreifende programmatische Erneuerung der Liberalen Partei: »...die vorrangige Aufgabe der Liberalen Partei ist es, die Tafel zu wischen und sorgfältig zu überlegen, was die Partei in der Zukunft auf die Tafel schreiben will.... Aber wenn ich

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jetzt ein Amt innehätte, könnte meine Parole in einem einzigen Wort zusammengefaßt werden: das Wort ›Effizienz‹ «.21

Die Rede schien Vermutungen in der Liberalen Partei zu bestätigen, daß die Konstituierung einer - gegebenenfalls auch Teile der Konservativen Partei einbeziehenden - überparteilichen Koalitionsregierung das übergeordnete politische Ziel Roseberys bildete. Da ein Vermittlungsversuch CampbellBannermans scheiterte und Rosebery die von der Mehrheit der liberalen Parlamentsabgeordneten unterstützte Forderung nach begrenzter politischer Selbstverwaltung für Irland im Februar 1902 zurückwies, isolierten sich die Liberalen Imperialisten zunehmend von der Mehrheit der Liberalen um den Parteiführer Campbell-Bannerman.22 Während es diesem gelang, den Anspruch, mit seinen politischen Zielen die liberale Tradition zu verkörpern, in der Liberalen Partei durchzusetzen und den Einfluß der Liberalen Imperialisten damit zu reduzieren, konstituierte die Gruppe um Lord Rosebery im Februar 1902 die Liberal League. Diese Organisation sollte die auch von den Fabiern unterstützten Bemühungen zur Differenzierung der Programmatik verstärken und die propagandistische Aktivität der für eine Erhöhung der »nationalen Effizienz« eintretenden Gruppierungen koordinieren. Da dieser Kreis aber eine ausgesprochen heterogene Zusammensetzung aufwies und Rosebery sich bei der Konzipierung und politischen Umsetzung einer potentiell alle beteiligten Gruppierungen integrierenden Ideologie deutlich zurückhielt, beschränkte sich die Propaganda der Organisation auf das generelle Postulat einer Effizienzsteigerung in Politik und Verwaltung.23 Nachdem mit dem Ende des Burenkrieges im Mai 1902 die Intensität der Auseinandersetzungen über die Legitimität britischer Herrschaft im Empire zurückgegangen war, traten im Sommer 1902 bei einer Diskussion über die Beurteilung der von der Konservativen Regierung vorgelegten Gesetzesvorlage für eine Bildungsreform divergierende Prioritätensetzungen bei den Mitgliedern der Liberal League hervor. Die Aufnahme einer umfassenden Propagandakampagne für die Einführung von Schutz- und Präferenzzöllen durch Chamberlain 1903 führte schließlich tendenziell zu einem Erstarken der sich um die Freihandelsdoktrin sammelnden Liberalen Partei einerseits und zur Spaltung der Liberal League andererseits.24 Da die Liberalen Imperialisten und die Fabier um die Webbs jedoch weiterhin die Bildung einer Organisation der »nationalen Effizienz«, die auch Mitglieder der Konservativen Partei umfassen sollte, anstrebten, intensivierten Haidane und Grey ihre Kontakte zum britischen Gouverneur der Kapkolonie, Lord Alfred Milner. Auch Benjamin Kidd, der in seinem populären Buch »Social Evolution« (1894) eine progressive Rolle der »natürlichen Auslese« postuliert hatte und die Liberal League unterstützte, führte im Herbst 1902 Unterredungen mit dem Hohen Kommissar in Südafrika. 30 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Milner teilte die Ressentiments der Liberalen Imperialisten gegen das parlamentarisch-demokratische, auf den Parteienpluralismus gestützte politische System Großbritanniens ebenso wie ihre Ablehnung des liberalen Individualismus.25 Der vom Gouverneur der Kapkolonie in Südafrika gebildete »Kindergarten« aus jungen Verwaltungsbeamten, Journalisten und Politikern bildete darüber hinaus einen Kristallisationskern des »konstruktiven Imperialismus«. Dieses Konzept postulierte den Zusammenschluß des Empire zu einer wirtschaftlichen und politischen Einheit, um die Vormachtstellung Englands zu erhalten. Die Dominions und Kolonien sollten durch eine Zollreform und ihre Beteiligung an den britischen Streitkräften eng an das Mutterland gebunden werden. Da die Imperialisten um Milner von der besonderen Qualifikation und Berechtigung des britischen Volkes zur imperialen Herrschaft überzeugt waren, sollten auch innenpolitische Reformen die »nationale Effizienz« verbessern. Die Vertreter des »konstruktiven Imperialismus« traten daher für sozialpolitische und eugenische Maßnahmen ein und verlangten die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, um die gesellschaftliche Geschlossenheit zu verstärken und die Leistungsfähigkeit des britischen Volkes zu erhöhen. Diese Ziele wurden auch von den Liberalen Imperialisten propagiert, so daß zumindest bis zum Einsetzen der Schutzzollkampagne Joseph Chamberlains eine enge Kooperation mit dem Kreis um Milner erreicht werden konnte. Diese Zusammenarbeit wurde schließlich im November 1902 mit der Gründung des Coefficients' Club institutionalisiert. Der »konstruktive Imperialismus« bildete insgesamt einen integralen Bestandteil der weitreichenden imperialistischen Ideologie, die vor allem von den Schriftstellern Rudyard Kipling und Benjamin Kidd popularisiert wurde.26 Die Etablierung des Coefficients' Club ging auf eine Initiative der Webbs und Leo S. Amerys, des Militärkorrespondenten der Times während des Burenkrieges und Vertrauten Milners, zurück. Die Organisation sollte nicht nur als parteienübergreifendes Gremium von Fachleuten zur Weiterentwicklung der Methoden gesellschaftlicher Effizienzsteigerung fungieren, sondern auch die bestehende Parteienloyalität auflösen und damit die organisatorische Basis für die angestrebte Sammelbewegung der »nationalen Effizienz« bilden. Das Ziel der allgemeinen Leistungserhöhung bildete auch den Impuls für die Forderung, den Lebensstandard durch festgelegte Minimallöhne, Gesundheitsreformen und ein Wohnungsbauprogramm zu heben. Diese Maßnahmen wurden von den Coefficients auch als Beitrag zur Steigerung der Wehrkraft und zur Festigung der imperialen Herrschaft Großbritanniens angesehen. Außer Amery, der ebenso wie Lord Milner nach 1905 die Agitation der National Service League für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht unterstützte, bildeten die Fabier Beatrice und Sidney Webb, H.G. Wells und Bertrand Russell, die Liberalen Imperialisten Grey, Haidane 31 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

und Carlyon Bellairs sowie der Herausgeber des radikal nationalistischen National Review, Leo Maxse, den Kern der Gründungsmitglieder der Gruppierung. Auch WA.S. Hewins, der Direktor der London School of Economics, und W.J. Ashley, Professor für Wirtschaft an der Universität Birmingham, gehörten der Organisation an.27 Entgegen der ursprünglichen Absicht der Fabier, im Coefficients' Club Pläne zur Durchsetzung der politischen Herrschaft einer Elite von parteipolitisch ungebundenen Fachleuten zu entwickeln, konzentrierte sich die Beratung in diesem Gremium, in dem jedes Mitglied für einen spezifischen Sachbereich zuständig war, zunehmend auf das Problem einer Konsolidierung der britischen Herrschaft im Empire.28 Nachdem Chamberlain mit seiner Rede in Birmingham im Mai 1903 die Agitation für einen Zusammenschluß des britischen Empire auf der Grundlage eines zu etablierenden Präferenzzollsystems aufgenommen hatte, schlossen sich die konservativen Mitglieder des Coefficients' Club - Amery, Maxse, Sir Clinton Hawkins und W.A.J. Hewins - dieser Forderung vorbehaltlos an. Dagegen lehnten die Liberalen Imperialisten - Grey, Haidane, Bellairs und der Geopolitiker Sir Haiford Mackinder - nach der Distanzierung Roseberys von Chamberlains Propagandakampagne in seiner Rede in Leicester im November 1903 die Forderung nach Tariff Reform ab. Das Hervortreten der - in der heterogenen Zusammensetzung angelegten - ideologischen Differenzen zwischen den Coefficients verdeutlichte nicht nur die mangelhafte programmatische Kohärenz und politische Bindungskraft ihrer Organisation, sondern markierte auch das Scheitern der Absicht, die traditionellen Parteibindungen zu beseitigen und eine neue integrale Sammlungsbewegung der »nationalen Effizienz« zu konstituieren. Angesichts der Agitation Chamberlains für ein Abkommen über Präferenzzölle mit den Dominions gaben Grey und Haidane ihre Mitarbeit im Coefficients' Club auf und näherten sich der Mehrheit der Liberalen Partei an, deren Geschlossenheit durch die erneute Herausstellung des Freihandelsprinzips deutlich zunahm.29 Die Abwendung der Liberal Imperialists von der Organisation der Coefficients beschleunigte sich, nachdem Rosebery seinen Verzicht auf politische Führungsfunktionen erklärt und Milner mit seinem Vorhaben, chinesische Zwangsarbeiter in den südafrikanischen Bergwerken zu beschäftigen, den massiven Protest des Unterhauses provoziert hatte. Grey, Asquith und Haidane, die im »Relugas Campact« vom September 1905 ihre Beteiligung an einem künftigen liberalen Kabinett noch an die Bedingung des Ausschlusses Campbell-Bannermans von der Regierungsarbeit geknüpft hatten, nahmen im Dezember 1905 Ministerämter in der liberalen Regierung unter Premierminister Campbell-Bannerman an. Obwohl damit die institutionelle Herausforderung der Liberalen Partei gescheitert war, beeinflußten die Coefficients sowohl die liberale Ideologie als auch die Politik der Regierungen Campbell-Bannerman und Asquith. Insbesondere die weitreichenden Sozial32 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

reformen dieser Kabinette sind auch auf den Druck von Asquith, Grey und Haidane zurückzuführen.30 Der Coefficients' Club wurde nach dem Austritt der Liberalen Imperialisten ein Diskussionsforum für die Protagonisten der Forderung nach einer Einführung von Schutz- und Präferenzzöllen, denn neben J.L. Garvin und Frederick Scott Oliver trat nach seiner Rückkehr aus Südafrika 1904 auch Milner der Organisation bei.31 Die Gruppierung bildete jedoch bis zu ihrer Auflösung 1908/9 auch einen organisatorischen Rahmen für die Weiterentwicklung der Effizienzideologie. Der zunehmende Zusammenschluß der Personen und Gruppierungen, die eine Erhöhung der »nationalen Effizienz« verlangten, in der Schutzzollkampagne Chamberlains, die bereits die programmatische Entwicklung des Coefficients' Club prägte, führte 1904 zur Gründung des Compatriots' Club. Diese Organisation sammelte die Agitatoren für eine »tariff reform«, umfaßte auch einige Coefficients und bündelte die Opposition radikal nationalistischer und imperialistischer Konservativer gegen die politische Programmatik der Parteiführung um Arthur Balfour.32 Die Effizienzideologie verengte sich aber zunehmend auf das Ziel einer überparteilichen Fundierung der britischen Herrschaft im Kolonialreich. Vor der Empire-Konferenz von 1907 verlangte Milner einen engeren wirtschaftlichen und politisch-institutionellen Zusammenschluß der Kolonien und Dominions. Führende Compatriots traten auch für die Überwindung des liberal-demokratischen, auf dem Parteienpluralismus basierenden politischen Systems zugunsten von administrativ-technischen Problemlösungen ein. Die Gründung des Compatriots' Club verdeutlichte daher die allgemeine Abwendung vom liberalen Paradigma in Großbritannien im frühen 20. Jahrhundert. Die Kritik am Prinzip gesellschaftlichen und politischen Pluralismus prägte auch die Reaktion der radikalen Konservativen auf die 1910 vom liberalen Schatzkanzler Lloyd George vorgelegte Konzeption einer nationalen Koalitionsregierung.33 Die Ablehnung des von Lloyd George entwickelten Haushaltsentwurfs durch das Oberhaus im November 1909 und die Abhängigkeit der liberalen Regierung unter Premierminister Asquith von den Abgeordneten der Irischen Nationalisten nach der Parlamentswahl vom Januar 1910 erhöhte die Intensität des innenpolitischen Konflikts - vor allem wegen der Finanzierung der Sozialreformen und der vorgesehenen Home-Rule-Gesetzgebung für Irland -, so daß sich Initiativen verstärkten, die Auseinandersetzungen zwischen der Liberalen und der Konservativen Partei zu überwinden. Vor diesem Hintergrund schlug Lloyd George in einem im August verfaßten Memorandum vor, eine die beiden größten Parteien einbeziehende Koalitionsregierung zu bilden, wobei er sich auch auf die Postulate der Agitatoren für eine allgemeine Effizienzsteigerung bezog: »Einige der dringlichsten Probleme, die geregelt werden müssen und die letztlich das Glück und die Effizienz der Bewohner des Vereinigten Königreiches ebenso betreffen wie

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ihre Stärke und ihren Einfluß, können erfolgreich nur durch die aktive Kooperation der beiden großen Parteien im Staat behandelt werden«.34

Milner, der angesichts der sich abzeichnenden Verfassungskrise seine Ablehnung des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems verschärft hatte, etablierte im Sommer 1910 einen Diskussionskreis um die Zeitschrift The Round Table. Diese Gruppe bestand in ihrem personellen Kern aus einigen Mitgliedern von Milners »Kindergarten« und unterstützte die von Lloyd George in seiner Denkschrift vorgeschlagene Verbindung von Imperialismus und Sozialreform. Die britischen Kolonien sollten eine begrenzte Autonomie erhalten, um die Einheit des Empire zu festigen. Die Round-Table-Bewegung trat darüber hinaus für ein System von imperialen Präferenzzöllen ein, um die Arbeiterschaft an die Interessen des Empire zu binden. Auch nachdem eine im Juni 1910 konstituierte Konferenz von konservativen und liberalen Parteiführern im November insbesondere aufgrund der unüberbrückbaren Differenzen in der Irland-Politik gescheitert war, propagierten die sowohl personell als auch ideologisch eng mit der Schutzzollbewegung Chamberlains verbundenen radikal imperialistischen Konservativen um Milner die Notwendigkeit einer Koalitionsregierung und erreichten im November 1911 den Rücktritt des konservativen Parteiführers Balfour, der diese Konzeption entschieden ablehnte.35 Balfour hatte nach der Niederlage der Konservativen in der Parlamentswahl vom Januar 1906 eine Oppositionspolitik durchgesetzt, die die Forderung nach Schutzzollmaßnahmen aufnahm und auf einer engen Kooperation zwischen den konservativen Vertretern im Unterhaus und im House of Lords basierte. Diese Obstruktionspolitik zwang die liberale Regierung zur Zurücknahme oder grundlegenden Modifikation wichtiger sozialreformerischer Gesetzvorlagen. Die Konservative Partei konnte aber in der Parlamentswahl vom Januar 1910 kaum Gewinne verbuchen. Insbesondere in Nordengland und Schottland blieb die Wählerbasis schmal, da die Vorschläge der Konservativen für eine protektionistische Wirtschaftspolitik von der Arbeiterschaft überwiegend abgelehnt wurden. Balfour versicherte daraufhin im November 1910, daß Schutzzölle erst nach einem Referendum eingeführt werden sollten, und trat dafür ein, auch den Verfassungskonflikt zwischen dem Unterhaus und dem House of Lords durch eine Volksabstimmung zu lösen. Nachdem die liberale Regierung aber auch in der Wahl vom Dezember 1910 ihre Mehrheit behauptet hatte, wuchs in den lokalen Wahlvereinen das Mißtrauen gegen den konservativen Parteiführer. Gleichzeitig setzte eine Propagandakampagne gegen Balfour in der radikal konservativen Presse ein. Insbesondere Leo Maxses National Review, der die Parole »Balfour muß gehen« verbreitete, forderte eine aktivere Oppositionspolitik und wandte sich gegen den Führungsstil des konservativen Parteiführers. Die Isolierung 34 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Balfours in seiner Partei verstärkte sich, als er im Sommer 1911 für eine Zustimmung der konservativen Peers im Oberhaus zum Parlamentsgesetz eintrat. Am 8. November 1911 erklärte er daher seinen Rücktritt vom Parteivorsitz.36 Die Sozialimperialisten innerhalb der Konservativen Partei, die auf eine Auflösung des parteipolitischen Pluralismus im Rahmen einer umfassenden Koalition zur Sicherung der außenpolitischen Macht und des innenpolitischen Status quo abzielten, gerieten 1912 jedoch in den Sog der Auseinandersetzung über die Home-Rule-Gesetzesvorlage des liberalen Kabinetts unter Premierminister Asquith.37 Die 1913 einsetzenden bürgerkriegsähnlichen Unruhen in Irland und die dadurch verschärfte innenpolitische Krise führten zu einer erneuten Annäherung der Konservativen um Lord Milner an die Fraktion der Liberalen Partei um Lloyd George. Die Wiederaufnahme der Konzeption nationaler Sammlung gegen die innenpolitischen Herausforderungen der teilweise militanten Streiks, der Frauenrechtsorganisationen und der Widerstandsbewegung gegen die Home-Rule-Politik führte aber auch in der Zeit nach 1910 nicht zur Bildung einer Koalitionsregierung. Eine von König Georg V im Juli 1914 einberufene Konferenz liberaler und konservativer Parteiführer scheiterte ebenso wie die entsprechenden Beratungen im Sommer 1910. Erst unter den Imperativen innenpolitischen Zusammenschlusses und wirtschaftlicher Mobilisierung während des Ersten Weltkriegs sollte die auf eine Steigerung der »nationalen Effizienz« gerichtete Programmatik einer umfassenden innenpolitischen Integration durch die Beteiligung der Konservativen und der Labour Party am Kabinett unter Premierminister Asquith (Mai 1915), insbesondere aber durch die Bildung der Koalitionsregierune Lloyd George (Dezember 1916) umgesetzt werden. In der Ideologie sowohl der Agitatoren für eine Effizienzerhöhung als auch der Sozialimperialisten um Milner wurden das Prinzip administrativ-fachlicher Problemlösungen der parteipolitischen Konfliktaustragung entgegengestellt. Außerdem wurde das Ziel einer umfassenden Organisierung der Gesellschaft gegenüber der Orientierung des traditionellen Liberalismus an der Freiheit des Individuums aufgewertet. Das Effizienzpostulat zielte hierbei nach den Erfahrungen bei der Rekrutierung während des Burenkrieges zunächst auf die Durchsetzung eugenischer Maßnahmen, um die physische und psychische Leistungsfähigkeit zu verbessern und die Geburtenrate in der Mittelschicht zu erhöhen. Die Niedergangsbefürchtungen und Elite-Utopien, die die eugenische Programmatik vor dem Ersten Weltkrieg auch in England prägten, werden exemplarisch in der folgenden apodiktischen Feststellung Arnold Whites deutlich: »Die Hervorbringung gefestigter geistiger Anlagen in gesunden, athletischen und schönen Körpern ist eine Form des Patriotismus, die wiederbelebt werden muß, wenn das moderne England nicht dem alten Babylon oder Tyros folgen soll«.38

35 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die 1904 einsetzende Propaganda für eugenische Maßnahmen, die vor allem von Francis Galton und Karl Pearson gefordert wurden, basierte auf einer sozialdarwinistischen Interpretation der Dynamik des internationalen Mächtesystems und richtete sich - zumindest bei den radikalen Konservativen gegen Sozialreformen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse unterprivilegierter Sozialgruppen. Dagegen sollten steuerliche Erleichterungen die Geburtenrate in der Mittelschicht erhöhen. Die Eugeniker, die 1907 die Eugenics Education Society gründeten, forderten aber auch Maßnahmen zum Ausschluß der Behinderten von der Fortpflanzung. Sie trugen maßgeblich zur Durchsetzung des Gesetzes für geistig Behinderte (Mental Deficiency Act) im Juni 1913 bei, das auf den Empfehlungen im Abschlußbericht einer 1904 eingesetzten Königlichen Kommission basierte. Das Gesetz sah die strikte Segregation der geistig Behinderten von der übrigen Bevölkerung und ihre Unterbringung in besonderen Heimen vor.39 Sozialdarwinistische und eugenische Deutungsmuster der gesellschaftlichen und außenpolitischen Transformationsprozesse sollten auch die Agitation für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht - beispielhaft in Rudyard Kiplings Roman »The Army of a Dream« - legitimieren. Ebenso bildete die Forderung nach der Etablierung eines Generalstabs einen integralen Bestandteil des Effizienzpostulats, bevor die Regierung ihn 1904 einrichtete. Der kulturpessimistische Niedergangstopos prägte das Ziel, eine Expertenorientierung und das Wettbewerbsprinzip in der Verwaltung durchzusetzen: »...entweder wird die Effizienz im britischen Verwaltungssystem um jeden Preis wiederhergestellt - sogar auf Kosten des Parteiprinzips oder durch die Ausdehnung des Bereichs, aus dem unsere Regierenden und Verwaltungsbeamten rekrutiert werden, - oder der Niedergang des britischen Empire wird mit dem ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts einsetzen«.40

Die Stilisierung des Experten zum gesellschaftlichen Vorbild in der Effizienzideologie reflektierte sowohl die Diskreditierung des liberalen Laissez-faireParadigmas als auch die rapide Zunahme naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Daher wurde auch die technologische Bildung durch die von Sidney Webb in Kooperation mit Haidane durchgeführten Reformen in London ausgeweitet und systematisiert. Die bildungsreformerischen Maßnahmen richteten sich gegen das vorherrschende Amateur-Ideal, das im britischen Erziehungswesen ein beträchtliches Resistenzpotential gegen eine umfassende Professionalisierung bildete.41 Nachdem bereits 1895 die London School of Economics gegründet und 1898 die Aufnahme von Lehrveranstaltungen an der Universität London angeordnet worden war, setzten Sidney Webb und Haidane 1907 - unterstützt von den zunehmend koordinierten Bemühungen der Wissenschaftler um einen Ausbau des naturwissenschaftlich-technischen Bildungswesens - die Konstituierung des Imperial College of Science and 36 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Technology durch, wobei sie die Modellfunktion der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg hervorhoben. Der Hinweis auf die postulierte Vorbildlichkeit des Bildungssystems im Deutschen Reich prägte aber nicht nur die Forderungen nach einer Effektivitätssteigerung administrativer Arbeit und einer Ausweitung gesellschaftlicher Organisation, sondern beeinflußte auch die Agitation für die Zurückdrängung des parteipolitischen Pluralismus und der parlamentarisch-demokratischen Entscheidungsmechanismen. Demgegenüber sollten die exekutiven Machtbefugnisse politischer Institutionen nach der Effizienzideologie gestärkt und eine autokratische Herrschaftselite von nicht an Parteien gebundenen »Experten« etabliert werden. Diese Idealisierung politisch-administrativer Organisation basierte auf einer Rezeption der Staatskonzeption Hegels und einer Verkürzung politischer Konflikte auf verwaltungstechnische Probleme. Insgesamt reflektierte die elitäre Programmatik der »Effizienz«Anhänger ein Politikverständnis, das die Leistungsfähigkeit als Kriterium zur Beurteilung gesellschaftlicher Systeme verabsolutierte. Die Forderung nach »nationaler Effizienz« zielte daher auf eine grundlegende Transformation der politischen Kultur zugunsten »technisch«-administrativer Problemlösungskonzepte ab.42 Die Liberalen Imperialisten lehnten jedoch uneingeschränkte staatliche Zwangsmaßnahmen zur sozioökonomischen Organisierung tendenziell ab, und ihre Kritik am parlamentarisch-demokratischen Regierungssystem ging kaum über eine diffuse Ablehnung parteipolitischer Auseinandersetzungen hinaus. Dagegen postulierten die radikal nationalistischen Sozialimperialisten um Milner die Notwendigkeit einer umfassenden etatistisch-bürokratischen Neuordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, die insbesondere durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und eines Systems von Schutzund imperialen Vorzugszöllen erreicht werden sollte. Die Forderung nach einer umfassenden Reorganisation des politischen Systems, die alle gesellschaftlichen Gruppen auf das Ziel der Festigung der imperialen Herrschaft ausrichten sollte, wurde außerdem zu einer grundsätzlichen Ablehnung parlamentarisch-demokratischer Formen des politischen Entscheidungsprozesses radikalisiert. Insofern hebt sich die Programmatik der Gruppe um Milner deutlich von der moderateren Ideologie der Fabier und der Liberalen Imperialisten ab.43 Ebenso wie Arnold White, der den verachteten »Schwätzern und Kleinkrämern« dezidiert das Ideal einer bürokratisch-autoritären Herrschaftselite von energisch handelnden Fachleuten gegenüberstellte, lehnte auch Milner die liberal-demokratische Regierungsform Großbritanniens - die von ihm abwertend mit »System« bezeichnet wurde - kategorisch ab. Milner war von der generellen Inkompetenz der Parlamentarier überzeugt und ging von einem unaufhebbaren Gegensatz zwischen parteipolitischen und den von ihm defi37 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

nierten »nationalen« Interessen aus.44 Seine Kritik an parlamentarisch-demokratischen Institutionen und Entscheidungsverfahren gipfelte in der für sein Politikverständnis grundlegenden Überzeugung, daß ein unauflöslicher Widerspruch zwischen dem außenpolitischen Ziel der Sicherung imperialer Macht einerseits und demokratischen Regierungsformen andererseits bestehe: »Die Wahrheit ist, ... daß es zur Zeit kein Ziel höchster nationaler Bedeutung gibt, das durch das Verfahren des Parteienkonflikts erreicht werden kann«.45 Die von Milner propagierte Etablierung einer »patriotischen Partei« und eines überparteilichen Koalitionskabinetts zur Organisierung der gesellschaftlichen und politischen Kräfte konnte jedoch vor 1914 aufgrund der anhaltenden parteipolitischen Auseinandersetzungen - insbesondere über die Home-Rule-Politik der liberalen Regierung- nicht realisiert werden. Diese Konzeption wurde aber unter dem sich während des Ersten Weltkriegs verschärfenden Zwang zur Intensivierung der Kriegsanstrengungen in modifizierter Form durchgesetzt.46 Die sowohl von den Liberalen Imperialisten als auch von den radikalen Konservativen um Milner propagierte, allen anderen Zielen übergeordnete Konsolidierung der außenpolitischen Einflußsphäre und der imperialen Herrschaft Englands sollte auch durch sozialreformerische Maßnahmen erreicht werden, um die Unterstützung vor allem der städtischen Bevölkerung für eine expansive Außenpolitik zu gewinnen. Außerdem strebten sowohl die Agitatoren für eine Effizienzerhöhung als auch die Sozialimperialisten die Sicherung der Massenloyalität durch plebiszitäre Herrschaftstechniken und eine Erweiterung der exekutiven Machtbefugnisse des Oberhauses als Gegengewicht zum Parlament an. Das dieser innenpolitischen Programmatik zugrundeliegende imperialistische Sendungsbewußtsein äußerte sich vor allem bei Milner in einem Rassismus, der von der Überzeugung der kulturellen Überlegenheit Englands geprägt war. Dagegen wies die Ideologie der Liberalen Imperialisten vorwiegend eine innenpolitische Stoßrichtung auf und beschränkte sich weitgehend auf die Forderung nach tiefgreifenden Reformen zur Effizienzsteigerung und zur Festigung der nationalen Geschlossenheit. Insbesondere Rosebery betrachtete diese Ziele aber auch als Fundament der britischen Herrschaft im Empire. Die von Milner verkörperte sozialimperialistische Verabsolutierung der Erfordernisse außenpolitischer Machtexpansion, die mit sozialdarwinistischen Kategorien legitimiert wurde, verdeutlicht daher insgesamt die Verbindung zwischen der Propagierung einer expansiven, aggressiv-imperialistischen Außenpolitik und der Abwendung von parlamentarisch-demokratischen Regierungsformen und liberalen Freiheitsrechten.47 Die aus dem Effizienzpostulat resultierende Forderung nach der Unterordnung individueller Aktivität unter die »nationalen« Interessen wurde zwar auch von den Liberalen Imperialisten und den mit ihnen kooperierenden 38 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Fabiern erhoben, jedoch von den konservativen Sozialimperialisten zu einer kompromißlosen Ablehnung der demokratischen Konfliktaustragungs- und Entscheidungsprozesse radikalisiert. Diese Gruppe nationalistischer Konservativer verlangte eine Einschränkung der parlamentarischen Herrschaft und parteipolitischer Konflikte, wandte sich generell gegen bürgerliche Saturiertheit und liberale soziale Normen - insbesondere der Ober- und Mittelschicht -, propagierte die uneingeschränkte Militarisierung der Gesellschaft und glorifizierte den Krieg als Katalysator der angestrebten, autokratisch von einer technischen Elite zu beherrschenden Sozialordnung.48 Hierbei sollte die Stilisierung des obrigkeitsstaatlich-monarchischen Herrschaftssystems im Deutschen Kaiserreich zu einem Modell gesellschaftlichen Zusammenschlusses - und damit zu einer Bedrohung für andere Nationen - das Ziel der Reglementierung und Disziplinierung der Gesellschaft rechtfertigen. Für die Webbs gewann auch die asketische Lebensweise, administrative Kompetenz und soziale Organisation der Japaner eine Vorbildfunktion, die sich scharf von ihrer paternalistischen Sicht der anderen Staaten Asiens abhob.49 Die von den Agitatoren für eine Stärkung der »nationalen Effizienz« und den Sozialimperialisten unter dem Eindruck des Burenkrieges diagnostizierten Defizite administrativer und politischer Organisation wurden nicht nur allgemein auf die behauptete Dominanz des Individualismus, Liberalismus und des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems, sondern auch auf die Zunahme des gesellschaftlichen und politischen Einflusses einer Gruppe wohlhabender Juden zurückgeführt. Insbesondere bei Arnold White gipfelte eine durch den Burenkrieg gesteigerte nationalistische Bedrohungshysterie in einer undifferenzierten Verurteilung der jüdischen Elite. Die kleine Führungsgruppe der englischen Juden wurde als Träger von Demokratisierungs- und Umsturzbewegungen verurteilt und mit den politischen Zielen des Deutschen Reiches identifiziert. Im Rahmen dieser Interpretation betrachtete White den jüdischen Einfluß in Presse und Finanzwelt als Grundlage einer umfassenden Verschwörung, die vorgeblich auf die Durchsetzung der deutschen Herrschaftsambitionen abzielte: »Der Einfluß von schlechten ausländischen Juden auf die verdorbene feine Gesellschaft ist eine so reale Gefahr für das Empire, daß man sich wundern müßte, wenn die Presse sie ignorierte. Die Juden üben aber eine skrupellose Kontrolle über die öffentliche Meinung aus, die ihnen feindlich gegenübersteht.... Die Herrschaft von ausländischen Juden wird etabliert. Die besten Ausdrucksformen unseres nationalen Lebens sind schon gefährdet«. 50

Obwohl die antisemitische Verschwörungsvorstellung nur eine untergeordnete Bedeutung in der Effizienzideologie Whites gewann, verweist sie auf die Tendenz zur Stigmatisierung und Marginalisierung sozialer Gruppen als mögliche Konsequenz einer mit Ausschließlichkeitsanspruch propagierten Ideologie gesellschaftlicher Integration. 39 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Das Scheitern der Agitation für eine Effizienzerhöhung ist primär auf die Heterogenität der an ihr beteiligten Gruppierungen zurückzuführen.51 Insbesondere unter den Liberalen Imperialisten bestand kein grundlegender programmatischer Konsens hinsichtlich der Zielrichtung und Reichweite von Sozialreformen. Bereits der Abschluß des Burenkrieges, der das Hervortreten einer Gruppe von Imperialisten innerhalb der Liberalen Partei beschleunigt hatte, verringerte daher die Kohäsion der in der Liberal League zusammengeschlossenen Agitatoren für eine Steigerung »nationaler Effizienz«. Nach der Spaltung der Liberal League wegen der Gesetzesvorlage der konservativen Regierung für eine Reform des Bildungssystems geriet sie in den Sog der parteipolitischen Auseinandersetzung über die Propagandakampagne Joseph Chamberlains für die Etablierung eines imperialen Zollbundes. Als sich auch Rosebery seinen Führungsfunktionen in der Liberal League zunehmend entzog, war die Beteiligung der führenden Imperialisten Haidane, Grey und Asquith an der 1905 gebildeten liberalen Regierung vorgezeichnet. Die Ideologie eines Liberalen Imperialismus hat Koss angesichts ihrer Inkonsistenz daher zusammenfassend als »eine Zwischenstation ohne politische Grundlagen«52 charakterisiert. Innerhalb der Liberalen Partei konnte die Führung um Campbell-Bannerman vor diesem Hintergrund ihre Position festigen, während die Liberalen Imperialisten ihren Einfluß zunehmend einbüßten. Außer dem dargestellten externen, von der Konservativen Partei ausgehenden Einfluß ist diese Entwicklung auf das behutsame Vorgehen Campbell-Bannermans im parteiinternen Machtkampf zurückzuführen. Campbell-Bannerman gelang es, zunächst seine Partei zu konsolidieren, dann die Gruppe um Rosebery zu einer offenen Kampfansage an die führenden Repräsentanten herauszufordern und sie schließlich in der Liberalen Partei zu isolieren. Nach der offenen Verurteilung der Methoden britischer Kriegführung gegen die Buren durch CampbellBannerman in seiner Rede vom 14. Juni 1901 wuchs daher die Unterstützung der in den lokalen Verbänden organisierten liberalen Mitglieder- und Wählerbasis für die Parteiführung.53 Die Integrationskraft der Agitation für eine Effizienzsteigerung wurde auch durch die Divergenzen über staatliche Zwangsmaßnahmen als Mittel gesellschaftlichen Zusammenschlusses und den Konflikt über die Methoden imperialer Herrschaftskonsolidierung geschwächt.54 Die Liberalen Imperialisten strebten eine Verhandlungslösung im Burenkrieg an und lehnten eine uneingeschränkte, Kernbereiche individueller Autonomie berührende Integrationspolitik ab. Dagegen vertraten die Sozialimperialisten um Milner eine radikale Variante der Effizienzideologie, die auch einen nahezu uneingeschränkten staatlichen Zugriff auf die Gesellschaft einschloß, und propagierten eine rücksichtslose Durchsetzung britischer Machtansprüche im Empire. Diese Gruppe unterstützte daher im Gegensatz zu den Liberalen Imperiali40 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

sten und den Fabiern die Forderung der Tariff Reform League Chamberlains nach einer Regionalisierung und Bilateralisierung der Handelsbeziehungen durch ein umfassendes Zollsystem. Die Sozialimperialisten befürworteten auch die Agitation der National Service League für die Durchsetzung der allgemeinen Wehrpflicht. Die von den radikalen Nationalisten um Lord Milner und einer Gruppe von Liberalen um Lloyd George ausgehenden Initiativen zur Bildung einer überparteilichen Koalitionsregierung scheiterten primär an der Wirkungsmacht der parteipolitischen Auseinandersetzungen. Insbesondere die Flottenrüstung und die Home-Rule-Vorlagen, die von den liberalen Regierungen unter den Premierministern Campbell-Bannerman und Asquith ausgearbeitet wurden, provozierten scharfe Kontroversen zwischen den Parteien.55 Die Protagonisten der Konzeption eines innenpolitischen Zusammenschlusses unterschätzten generell die Bindungskraft: der bestehenden Parteien und die Integrationsfähigkeit des Parlaments als Gravitationszentrum des politischen Systems in England. Auch die Tradition parteipolitischer Konfliktaustragung und der Einfluß liberaler Normen in der britischen Gesellschaft standen einer uneingeschränkten Konsenspolitik entgegen.56 Die Stärke des parlamentarischen Regierungssystems, das durch die Wahlrechtsreformen des 19. Jahrhunderts fortschreitend demokratisiert wurde, wird auch durch das Scheitern der Bemühungen einer Gruppe konservativer Diehards, dem Unterhaus die legislativen Kompetenzen für den zentralen Bereich der Finanzpolitik zu entziehen, verdeutlicht.

2.2. Die Formierung der »Diehards« als Ausdruck des Protests gegen liberale Sozialreformen Die Annahme des von der liberalen Regierung Asquith konzipierten Parlamentsgesetzes durch das Oberhaus am 10. August 1911 sicherte die gesetzgeberischen Machtbefugnisse des Parlaments. Damit wurde ein Verfassungskonflikt beigelegt, der durch die Vorlage des Budgets 1909 ausgelöst worden war, aber in der kompromißlosen Opposition der »radikalen Rechten« gegen die Sozialgesetzgebung der liberalen Regierung seit 1906 verwurzelt war. Angesichts der deutlichen Verluste der Konservativen Partei in der Parlamentswahl von 1906 und ihrer Fraktionierung durch die Schutzzollkampagne Joseph Chamberlains bildete sich eine Oppositionsgruppe radikal nationalistischer Konservativer, die neben den Sozialimperialisten auch zahlreiche Mitglieder des Oberhauses umfaßte. Diese Peers lehnten ebenso wie die Sozialimperialisten die moderat konservative Programmatik der Parteiführung um Balfour ab, artikulierten aber vor allem den Protest gegen die Politik 41 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

des liberalen Kabinetts unter Campbell-Bannerman.57 Der Widerstand der Diehards insbesondere gegen die sozialreformerischen Gesetzesvorlagen der liberalen Regierung ist einerseits auf die Statusangst einer ländlich-aristokratischen Elite zurückzuführen, deren Herrschaftsstellung seit dem späten 19. Jahrhundert zunehmend zerfiel. Aber auch eine Bedrohungsvorstellung, die aus dem fortschreitenden Zerfall der ökonomischen und außenpolitischmilitärischen Vormachtstellung Großbritanniens sowie dem Einflußgewinn der organisierten Arbeiterbewegung resultierte, prägte die Programmatik und politische Aktivität der Diehards.58 Bereits im Zeitraum von 1906 bis 1909 war die Durchsetzung der von der liberalen Regierung vorgelegten Gesetzentwürfe zur Neuverteilung des Landes, der Erweiterung des Wahlrechts und zur Reform des Bildungssystems am Einspruch des Oberhauses gescheitert. Daher führte 1909 die Vorlage des vom liberalen Schatzkanzler Lloyd George konzipierten Haushaltsplans zur Formierung einer Gruppe konservativer Diehards im House of Lords, deren Widerstand sich insbesondere gegen die vorgesehene Einführung neuer Grund- und Erbschaftssteuern sowie einer progressiven Einkommenssteuer richtete. Der Budgetentwurf stellte das Resultat der Bemühungen der liberalen Regierung dar, die Finanzierung sowohl der Sozialreformen als auch der nach 1908 erneut forcierten Flottenrüstung zu sichern. Die in der Ablehnung des Haushaltsplans am 30. November 1909 kulminierende Obstruktionspolitik des Oberhauses bot den Liberalen zudem die Möglichkeit, die Wähler im Kampf gegen die Peers zu mobilisieren. Nach der Parlamentswahl im Januar 1910 konzipierte die weiterhin amtierende liberale Regierung daher ein Gesetz zur Beseitigung des Vetorechts des Oberhauses bei Finanzvorlagen.59 Außerdem sollte das Einspruchsrecht bei anderen Vorlagen dahingehend eingeschränkt werden, daß nach der Annahme eines Gesetzentwurfes durch das Unterhaus in drei aufeinanderfolgenden parlamentarischen Sitzungsperioden eine endgültige Verabschiedung dieser Vorlage auch durch ein Veto des House of Lords nicht mehr verhindert werden konnte. Das Parlament verabschiedete die Gesetzesvorlage am 27. April 1910 unter dem Eindruck der Versicherung des Premierministers Asquith, die Zustimmung König Edwards VII zur Ernennung neuer Peers nach der erwarteten Ablehnung des Entwurfs durch das Oberhaus bereits erhalten zu haben. Die tendenziell seit dem späten 19. Jahrhundert hervorgetretene Auseinandersetzung zwischen der parlamentarischen Mehrheit im Unterhaus und dem House of Lords weitete sich daraufhin zu einem Verfassungskonflikt aus, der maßgeblich zur allgemeinen politischen Polarisierung in Großbritannien in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg beitrug.60 Die liberale Regierung übte nach dem plötzlichen Tod Edwards VII. am 6. Mai 1910 keinen Druck auf den neuen König Georg V aus, um seine Zustimmung zur Ernennung neuer Peers zu erhalten, sondern bemühte sich, 42 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

einen Kompromiß mit der konservativen Opposition über das Parlamentsgesetz zu erzielen.61 Die konservative Parteiführung mußte aber davon ausgehen, daß mit der Verabschiedung des Parlamentsgesetzes durch das Oberhaus auch der Widerstand gegen die Durchsetzung des weiterreichenden Ziels der Home Rule für Irland zusammenbrechen würde. Die führenden Konservativen verlangten daher in den Verhandlungen mit den liberalen Parteiführern und Ministern, daß Gesetzesvorlagen, die die verfassungsmäßige Ordnung berührten, nach zweimaliger Ablehnung durch das Oberhaus nur durch die mehrheitliche Zustimmung in einem Volksentscheid bindende Wirkung erhalten sollten.62 Diese Forderung, die auch von den konservativen Diehards im Oberhaus propagiert wurde, lehnten die Repräsentanten der Liberalen Partei jedoch entschieden ab. Die vor allem von Lloyd George ausgehende Initiative zur Bildung einer Regierungskoalition der beiden großen Parteien scheiterte daher, so daß die parteipolitischen Auseinandersetzungen erneut hervortraten. Die Diehards, die Lloyd Georges Koalitionspläne ablehnten, radikalisierten daraufhin ihre Opposition gegen das Parlamentsgesetz durch den Zusammenschluß mit Mitgliedern der Tariff Reform League in der ReveilleBewegung und verstärkten im Oktober/November 1910 den Druck auf die konservativen Parteiführer um Balfour.63 Asquith gewann aber im November 1910 die Zustimmung König Georgs V zur Ernennung neuer, für die Parliament Bill eintretender Oberhausmitglieder, falls das House of Lords die vorgesehene Einschränkung seiner Macht ablehnen sollte. Nachdem in den gleichfalls von Asquith durchgesetzten Neuwahlen im Dezember 1910 die parlamentarische Unterstützung der Regierung gefestigt worden war, bestätigte das Unterhaus das erneut zur Beratung vorgelegte Parlamentsgesetz nochmals im Februar 1911. Die führenden Politiker der Konservativen Partei, die am 7. Juli 1911 über die Zusage Georgs V an Asquith informiert wurden, entschlossen sich daher, dem Oberhaus die Annahme des Entwurfs zu empfehlen.64 Die kompromißlosen Gegner einer Verabschiedung der Parliament Bill konservative Peers wie die Lords Milner und Seiborne sowie als einflußreiche Mitglieder des Schattenkabinetts auch Sir Edward Carson, Austen Chamberlain und F.E. Smith - sammelten sich daraufhin in einem Kreis um Lord Halsbury.65 Der Protest dieser Diehards richtete sich nach der Annahme des Parlamentsgesetzes durch das Oberhaus am 10. August 1911 gegen Balfour und Lansdowne, die für eine pragmatisch-konservative Politik eintraten. Die Propagandakampagne, die vor allem den Rücktritt Balfours erzwingen sollte, weitete sich schließlich zu einer Fundamentalkritik am Verfahren parlamentarischer Konfliktaustragung und Entscheidungsfindung sowie an den Zielen der liberalen Regierung, vor allem an ihrer Home-Rule-Politik, aus.66 Der Kern der sich im Halsbury Club und in der Reveille-Bewegung 43 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

sammelnden radikalen Konservativen, die eine rigorose Durchsetzung weitreichender konservativer Ziele forderten, setzte sich neben den Diehards aus den Sozialimperialisten um Milner und führenden Vertretern der Propagandakampagne für die Etablierung eines imperialen Zollbundes zusammen. Diese sowohl in personeller als auch in ideologischer Hinsicht eng miteinander verbundenen Gruppierungen wurden von den konservativen Herausgebern der Morning Post und des National Review, H.A. Gwynne und Leo Maxse, unterstützt.67 Nachdem Balfour unter dem Eindruck der Agitation gegen die konservative Parteiführung am 8. November 1911 zurückgetreten war, favorisierten die Diehards Austen Chamberlain als Nachfolger, konnten sich aber ebensowenig durchsetzen wie die Anhänger Walter Longs, der einen pragmatischen Konservatismus vertrat. Mit Andrew Bonar Law wurde ein Politiker neuer konservativer Parteiführer, der für eine begrenzt protektionistische Wirtschaftspolitik eintrat und sich vor der entscheidenden Abstimmung im Oberhaus über das Parlamentsgesetz für dessen Annahme ausgesprochen hatte.68 Nach drei verlorenen Parlamentswahlen wurde in der Konservativen Partei unter der Führung Bonar Laws eine programmatische und organisatorische Erneuerung vollzogen, so daß die internen Konflikte deutlich zurücktraten. Die Politik der konservativen Parteiführer beschränkte sich aber auch nach dem Rücktritt Balfours auf die Ablehnung und Obstruktion von Regierungsgesetzen. Die Irland-Politik der liberalen Regierung, die in der Vorlage einer neuen Home-Rule-Gesetzgebung im April 1912 gipfelte, radikalisierte den Protest der Diehards. Die Agitation der radikal nationalistischen Peers erfaßte angesichts der allgemeinen »Militarisierung der großen politischen Richtungen in Irland« zunehmend auch die konservative Unterhausfraktion und die Parteiführung.69 Der Gesetzentwurf zur Home Rule, dessen Annahme nach der Verabschiedung der Parliament Bill auch durch den Einspruch des Oberhauses nur um maximal zwei Jahre verzögert werden konnte, sah die Konstituierung eines für innenpolitische Probleme in ganz Irland zuständigen Parlaments vor. Nach der Vorlage des Gesetzes organisierten führende Diehards, die schon im März 1912 die British League for the Support of Ulster and the Union gebildet und Lord Willoughby de Broke zum Vorsitzenden bestimmt hatten, den Widerstand der militanten Protestanten in Nordirland, die sich in der paramilitärischen Ulster Volunteer Force gesammelt hatten. Die Agitation der British League, der bereits unmittelbar nach ihrer Gründung 100 Peers und 120 Parlamentsabgeordnete beitraten, wurde von der kompromißlosen Oppositionspolitik der Diehards geprägt, die auch über enge Verbindungen zu den Ulster Unionists unter Sir Edward Carson und zur Ulster Volunteer Force verfügten.70 Die Diehards lehnten die vorgesehene Gewährung einer begrenzten politischen Autonomie an Irland kompromißlos ab und schlossen 44 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

auch militärischen Widerstand gegen die Durchsetzung des Home-RuleGesetzes nicht aus. Dagegen strebten die konservative Parteiführung und die liberale Regierung eine Kompromißlösung an. Die Vermittlungsgespräche, die Asquith von Oktober 1913 bis Januar 1914 mit Bonar Law führte, scheiterten aber, denn während die Opposition eine dauerhafte und vollständige Herausnahme der Provinzen in Ulster vom Home-Rule-Gesetz forderte, bot Asquith lediglich an, den betroffenen Landesteilen besondere Vetorechte im zu etablierenden gesamtirischen Parlament einzuräumen. Die Konservative Partei lehnte auch den von der Regierung im März 1914 vorgelegten Kompromißvorschlag ab, der den mehrheitlich von Protestanten bewohnten Grafschaften in Ulster die Möglichkeit zugestand, ein Referendum abzuhalten und den Beitritt zum neuen irischen Staat erst nach sechs Jahren zu vollziehen. Bonar Law erklärte daraufhin in mehreren Reden öffentlich seine Unterstützung für die außerparlamentarisch agitierenden Organisationen in Irland. Dagegen betonte Churchill, der Erste Lord der Admiralität, in seiner Rede in Bradford am 13. März 1914 die Entschlossenheit der Regierung, Irland die politische Selbständigkeit zu gewähren. Vor diesem Hintergrund verschärfte sich der Konflikt über die Home-Rule-Politik, der sich in Irland nach der Gründung der Irish National Volunteers als Sammelbewegung der irischen Nationalisten im November 1913 zugespitzt hatte. Diese Organisation knüpfte an die seit dem späten 18. Jahrhundert bestehende Tradition des militanten Kampfes für die Autonomie Irlands an. Da andererseits auch die Opposition der British League for the Support of Ulster and the Union gegen eine Kompromißlösung unter dem Einfluß Milners wuchs, schlossen zeitgenössische Kommentatoren im Frühjahr 1914 auch den Ausbruch eines offenen Bürgerkriegs nicht mehr aus.71 Im März 1914 weigerten sich Armeeoffiziere in Curragh, die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen zum Schutz der Waffenlager in Nordirland gegen die paramilitärische Ulster Volunteer Force durchzuführen. Kriegsminister Seely und der Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Irland, Sir Arthur Paget, hatten sich in einem vorangegangenen Gespräch darauf geeinigt, Offiziere mit engen Familienbindungen zu Ulster nicht zum Einsatz in den umstrittenen Provinzen zu zwingen, und damit die Befehlsverweigerung ausgelöst. Obwohl der Kriegsminister und hohe Generäle daraufhin entlassen wurden, demonstrierte der Vorfall in Curragh, daß die Armee für die Regierung kein verläßliches Instrument zur Durchsetzung ihrer Home-Rule-Politik war. Angesichts der wachsenden politischen Polarisierung steigerten die Diehards ihre militaristische Aktivität, die im März 1914 in die von Milner forcierte Konstituierung der British Covenant mündete.72 Diese Organisation, deren Gründungsaufruf bis zum Sommer 1914 von mehr als zwei Millionen Briten unterzeichnet wurde, bildete ein Sammel45 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

becken der Home-Rule-Gegner von den Diehards über die Sozialimperialisten bis zur von Lord Roberts geführten National Service League. Die British Covenant verpflichtete ihre Mitglieder zum kompromißlosen Widerstand gegen das Autonomie-Gesetz für Irland und trug damit zur weiteren Eskalation der Auseinandersetzungen bei.73 Im Mai 1914 wurde die Home-Rule-Vorlage vom Unterhaus endgültig verabschiedet Damit drohten sich die innenpolitischen Konflikte zu einem Bürgerkrieg auszuweiten, zumal die Ulster Volunteers seit April 1914 über umfangreiche Waffenbestände verfügten und eine von König Georg V einberufene Konferenz konservativer und liberaler Parteiführer im Juli ergebnislos abgebrochen werden mußte. Die radikal nationalistischen Konservativen verlangten, die Durchsetzung der politischen Autonomie in Irland an die vorherige Zustimmung durch eine Parlamentswahl oder einen Volksentscheid zu binden, und drohten, bei einer Ablehnung dieses Vorschlags im Oberhaus den Militäretat der Regierung zu blockieren. Die Diehards riefen die in Nordirland stationierten britischen Truppenverbände darüber hinaus zum kompromißlosen Widerstand gegen die Ausführung des Home-RuleGesetzes auf. Die Dynamik der Auseinandersetzungen über die Irlandpolitik, die sich zunehmend der Kontrolle der großen Parteien entzogen, bedrohte seit 1912 die Kohäsion und Integrationsfähigkeit des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems. Der Konflikt über das Ziel der Home Rule verdeutlichte insgesamt die zurückgehende Bindungskraft traditioneller Konfliktaustragungsverfahren, führte aber nicht zu einer dauerhaften Lähmung des politischen Systems. Während sich die einflußreichen Politiker der beiden großen Parteien in Großbritannien noch um einen Kompromiß zur Beilegung der innenpolitischen Konfrontation bemühten, zeichnete sich mit dem Ultimatum Österreich-Ungarns vom 23. Juli 1914 bereits der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ab. Angesichts der einsetzenden Abfolge von Mobilmachungen und Kriegserklärungen, vor allem aber nach dem deutschen Angriff auf Belgien gewann die Frage einer Kriegsteilnahme Großbritanniens eine uneingeschränkte Priorität, so daß die innenpolitische Auseinandersetzung in England verdrängt wurde.74 Erst nach dem Osteraufstand von 1916, besonders aber nach dem Waffenstillstand 1918 brachen die politischen Gegensätze in der Irlandfrage erneut auf. Die Diehards, die am 10. August 1911 das Parlamentsgesetz entgegen der Empfehlung der konservativen Parteiführung ablehnten, waren sowohl personell als auch ideologisch eng mit nationalistischen Agitationsverbänden verbunden. Aus der Gruppe dieser radikal konservativen Oberhausmitglieder ragten die Herzöge von Bedford, von Northumberland, von Somerset und von Malbury, die Lords Milner, Roberts, Seiborne, Willoughby de Broke und Halsbury sowie die Barone Ampthill und Sempill heraus.75 Neben der für die Diehards konstitutiven Opposition gegen eine Ein46 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

schränkung der Machtbefugnisse des Oberhauses und die Durchsetzung politischer Autonomie in Irland wurde die Programmatik dieser Gruppierung insbesondere durch die Forderung nach einer protektionistischen Wirtschaftspolitik und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht geprägt. Die Diehards traten weiterhin generell für eine Stärkung der britischen Armee und Flotte ein, so daß sie einflußreiche Positionen in der National Service League, der Navy League und der Imperial Maritime League einnahmen.76 Ebenso wie die außerparlamentarischen Sammlungsbewegungen, die Sozialimperialisten und die Agitatoren für eine Steigerung »nationaler Effizienz« propagierten auch die Diehards die Stärkung der körperlichen Leistungsfähigkeit der Bevölkerung durch eugenische Maßnahmen und eine Effektivierung administrativer und politischer Entscheidungsfindungsprozesse.77 Damit zielten sie insbesondere auf eine Einschränkung der legislativen und exekutiven Kompetenzen des Parlaments und eine Zurückdrängung des Parteienkonflikts zugunsten einer gesellschaftlichen Integration ab, die durch weitreichende Machtbefugnisse für das Oberhaus gewährleistet werden sollte. Die Diehards, die die parlamentarische Konfliktaustragung zwischen den großen Parteien kompromißlos ablehnten, verlangten eine Aufwertung fachlich-technokratischer Orientierungen und Entscheidungsverfahren in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Die vorgesehenen politischen Maßnahmen sollten anschließend durch plebiszitäre Akklamation im Rahmen von Volksabstimmungen pseudo-demokratisch bestätigt werden. Außer diesen bonapartistischen Elementen, die auf die Absicherung der autokratischen Herrschaft einer administrativen Elite von »Fachleuten« ausgerichtet war, sollten auch Sozialreformen die Loyalität der Bevölkerung, vor allem der Arbeiterklasse, gegenüber der von den Diehards angestrebten politischen Ordnung gewährleisten. Grundlegend für diese Forderung der Diehards war die Überzeugung, daß sowohl die soziale Verwurzelung der Arbeiter in ihrer Klasse als auch ihre politische Bindung an die Liberalen und die aufsteigende Labour Party durch umfassende Sozialreformen zugunsten ihrer Integration in die angestrebte geschlossene Gesellschaftsformation beseitigt werden könnten. Da die Etablierung eines imperialen Zollbundes von den Diehards als Mittel zur Finanzierung sozialreformerischer Maßnahmen betrachtet wurde, verbanden sie mit ihrer Unterstützung der Tariff Reform League Chamberlains die Zielsetzungen der Sicherung britischer Herrschaft im Empire und der Erhaltung des innenpolitischen Status quo.78 Die Diehards stellten insgesamt eine agrarisch-aristokratische Elite dar, die in ihrer Ideologie keineswegs ausschließlich auf ihren Landbesitz fixiert blieb und auch plebiszitäre Legitimationsverfahren und soziale Reformen bewußt zur populistischen Absicherung ihrer gesellschaftlichen und politischen Herrschaft aufgriff.79 Diese Ziele bildeten die Triebkraft der auch nach der Wahl Bonar Laws zum Vorsitzenden kaum an Radikalität einbüßenden Kritik

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an den als attentistisch und zu wenig zukunftsorientiert verurteilten konservativen Parteiführern. Die Konservativen konnten jedoch nach 1911 durch die Verschärfung ihrer Opposition gegen die Irland-Politik nicht nur in Nachwahlen zunehmend Stimmenanteile gewinnen, sondern auch die Diehards partiell integrieren. Obwohl einige dieser Peers auf dem Höhepunkt des innerparteilichen Konflikts über die Führungsqualitäten Balfours das Unionist Social Reform Committee zur Entwicklung einer konservativ geprägten sozialpolitischen Programmatik gründeten, schreckten sie vor einer endgültigen Trennung von der Konservativen Partei zurück. Außerdem verhinderte die Beharrungskraft liberaler Wertorientierung sowie die Tradition parlamentarischer Entscheidungsfindung einen entscheidenden Einflußgewinn der radikal konservativen Oberhausmitglieder. Die Diehards wiesen aber hinsichtlich ihrer Ideologie - insbesondere durch die Verknüpfung nationalistischer, imperialistischer und sozialintegrativer Ziele - eine deutliche Affinität zu den faschistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit auf.80

2.3. Nationalistische und sozialprotektionistische Sammlungsbewegungen 2.3.1. Joseph Chamberlains Tariff Reform League: Das Konzept imperialer Konsolidierung als Mittel der Status-quo-Sicherung Außer der Erosion der ökonomischen Vorrangstellung und der damit einhergehenden Zunahme außenpolitischer Herausforderungen bildete die Forderung nach einer grundlegenden programmatischen Erneuerung der Konservativen Partei einen wichtigen Impuls für die von Chamberlain geführte Schutzzollkampagne. Der Nexus von populistischer Mobilisierung und imperialistischer Ideologie kennzeichnete bereits die Rede Chamberlains am 15. Mai 1903 in Birmingham, in der er die Einführung von Schutz- und Präferenzzöllen verlangte: »Ich denke, es [das britische Volk] ist sich der enormen Bedeutung einer schöpferischen Zeit wie der heurigen bewußt geworden und wird die Gelegenheit nutzen, um das, was so gut begonnen hat, für die Zukunft zu sichern.... Ich glaube an ein britisches Empire, an ein Empire, das autonom und autark ist und sich im Wettbewerb gegen die Herausforderung seiner Rivalen behaupten kann«.81

Bereits 1881 war die Fair Trade League gebildet worden, die sich angesichts der seit 1873 anhaltenden Wirtschaftskrise für eine protektionistische Politik einsetzte. Auch zahlreiche Mitglieder der 1885 gebildeten Königlichen Untersuchungskommission zur wirtschaftlichen Depression plädierten für ein System von Präferenzzöllen im Empire. Eine dauerhafte Sicherung der 48 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Märkte in den britischen Kolonien wurde vor allem aufgrund der abnehmenden Konkurrenzfähigkeit der britischen Industrie auf dem Weltmarkt für unabdingbar gehalten. In den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts forderten Handelskammern in England daher einen engen wirtschaftlichen Zusammenschluß im Empire durch Vorzugszölle und die Erschließung neuer Absatzmärkte durch Kolonialexpansion. Der politische Druck dieser Institutionen beeinflußte auch Joseph Chamberlain, der in seinem Amt als Bürgermeister von Birmingham ein protektionistisches Wirtschaftssystem aber auch als ein Instrument zur Lösung sozialer Probleme ansah. Als Kolonialminister forcierte Chamberlain nach 1895 die wirtschaftliche und politische Integration der britischen Kolonien, um die zunehmend bedrohte britische Großmachtstellung zu erhalten. 1897 trat er auf der Empire-Konferenz nachdrücklich für die Etablierung eines imperialen »Zollvereins« ein. 1902 beschloß das konservative Kabinett unter dem neuen Premierminister Balfour schließlich, Zölle auf Getreideimporte zu erheben, aber Kanada eine freie Einfuhr nach Großbritannien einzuräumen. Als Schatzkanzler Ritchie, ein überzeugter Anhänger des Freihandels, mit seinem Rücktritt drohte, wurde die Entscheidung jedoch aufgehoben. Chamberlain entschloß sich daraufhin zu einer außerparlamentarischen Propagandakampagne, um die Konservative Partei für sein protektionistisches Programm zu gewinnen.82 Am 21. Juli 1903 bildeten protektionistische Unternehmer die Tariff Reform League (TRL), die aus der im Mai etablierten Protection League hervorging. Das Gründungsmanifest der TRL wurde von den Industriellen Sir Charles Tennant, T.A. Brassey, dem Journalisten John Saxon Mills, den Liberalen J.C. Dobbie undA.F.Firth, dem Sozialdarwinisten Benjamin Kidd, dem Geopolitiker Haiford Mackinder, Leo Amery, dem Herzog von Sutherland und führenden Unternehmern unterzeichnet. Die Mitglieder der konstituierenden Versammlung wählten den Besitzer des Daily Express, C. Arthur Pearson, zum Vorsitzenden und den Herzog von Sutherland zum Präsidenten des Schutzzollverbandes. Nachdem sich der Konflikt über die Wirtschaftspolitik im konservativen Kabinett verschärft hatte, trat Chamberlain im September 1903 als Kolonialminister zurück. Er forcierte unter dem Eindruck eines einsetzenden Konjunkturrückgangs und des zunehmenden Kapitalexports seine Agitation für die Etablierung eines imperialen Zollbundes. Gegenüber der Kritik, daß eine protektionistische Wirtschaftspolitik zu einer Preissteigerung für Nahrungsmittel führen müsse, hob Chamberlain die Vereinbarkeit des angestrebten ökonomischen Zusammenschlusses im Empire mit den materiellen Interessen der Arbeiter hervor. Das zu etablierende protektionistische Wirtschaftssystem sollte insbesondere die 1903/4 wachsende Arbeitslosigkeit verringern.83 Die TRL gründete vor allem in den Wahlkreisen prominenter konservativer 49 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Freihändler wie Ritchie und Arthur Elliot Ortsverbände, um ihren Einfluß auf die Nominierung von Abgeordnetenkandidaten zu erhöhen. Die Schutzzollprogrammatik verfugte in der Parteibasis zunächst aber nur über eine geringe Popularität, und auch Balfour legte sich nicht fest, da er die Einheit der Konservativen erhalten wollte. Der TRL schlossen sich auch nur wenige Liberale Imperialisten an, darunter Tennant, der Herzog von Westminster, Kidd und Mackinder. Die von den liberalen Tariff Reformers im Dezember 1903 gegründete Liberal Tariff League konnte die politische Basis der Schutzzollagitation insgesamt nicht verbreitern. Dieses Ziel verfehlte auch die Tariff Commission, die 1904 etabliert wurde und unter der Leitung von W.A.S. Hewins die Forderung nach Schutz- und Präferenzzöllen wissenschaftlich begründen und die Schutzzollpropaganda zentral organisieren sollte. Ebensowenig konnte die Arbeiterschaft für die Konzeption eines imperialen Zollbundes gewonnen werden, obwohl die im April 1904 gebildete Trade Union Tariff Reform Association ausländische Billigimporte unablässig als Bedrohung der Arbeitsplätze in Großbritannien beschwor. Chamberlain intensivierte daher 1904 seine Bemühungen, die Programmatik der TRL in der Konservativen Partei durchzusetzen. Obwohl Lord Northcliffes Daily Mail, das einflußreichste Presseorgan des populistischen Imperialismus, die von Chamberlain vorgeschlagene Einführung von Schutzzöllen aufNahrungsmittel zunächst abgelehnt hatte, unterstützte die Zeitung seit September 1903 die Forderungen der TRL. Vor der Parlamentswahl von 1906 und aus Anlaß der Empire-Konferenz von 1907 wurden in der Daily Mail zahlreiche Artikel veröffentlicht, die sich für ein protektionistisches Wirtschaftssystem aussprachen. Northcliffe, der auch Besitzer der Sonntagszeitung Observer war, betrachtete ein System von Schutz- und Präferenzzöllen primär als ein Instrument zum Zusammenschluß des Empire zu einer Wirtschaftseinheit, seit 1906 aber zunehmend auch als ein Mittel zur Finanzierung von Sozialreformen. Insgesamt trug Northcliffes publizistische Unterstützung maßgeblich dazu bei, daß Chamberlains Konzept in der Konservativen Partei schrittweise an Einfluß gewann.84 Nachdem die Konservativen in der Parlamentswahl vom Januar 1906 eine deutliche Niederlage erlitten hatten, plädierte Balfour in einer gemeinsamen Erklärung mit Chamberlain für die Einführung geringer Schutzzölle, die vor allem auf Getreideimporte erhoben werden sollten. Gleichzeitig verstärkten die Tariff Reformers ihre Kooperation mit der radikal nationalistischen innerparteilichen Oppositionsgruppe der Sozialimperialisten um Milner. Dennoch gewann die Schutzzollagitation 1906 kaum an Dynamik, denn im Juli 1906 erlitt Chamberlain einen Schlaganfall und mußte sich aus der Tagespolitik zurückziehen. Die einsetzende wirtschaftliche Erholung stärkte außerdem die Anhänger des Freihandels.85 Die Protagonisten der Schutzzollagitation gründeten daher im Winter 50 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

1906/7 die Confederacy, die auf eine umfassende propagandistische Durchdringung der Konservativen Partei abzielte. Unter dem Eindruck eines erneuten Konjunktureinbruchs sprach sich Balfour im November 1907 für eine protektionistische Wirtschaftspolitik aus. Der Einfluß der Confederacy wuchs auch in den konservativen Ortsverbänden, so daß sich 1908 Schutzzollanhänger in zwei Nachwahlen gegen konservative Freihändler durchsetzen konnten. Insgesamt gewannen die Tariff Reformers bis 1909 eine weitgehende Kontrolle über die Parteiorganisation.86 Die Confederates, die von Bonar Law, Maxse, Willoughby de Broke und Henry Page Croft geführt wurden, verdrängten zunehmend die als »Free Fooders« bezeichneten Vertreter der Freihandelsdoktrin aus der Konservativen Partei. Sie zielten dabei insbesondere darauf ab, auf der Ebene der lokalen Verbände die Nominierung von Tariff Reformers als Kandidaten für Wahlen zu erreichen.87 Die Confederacy geriet jedoch nach der Vorlage des Haushaltsentwurfs durch den liberalen Schatzkanzler Lloyd George 1909 in den Sog der Auseinandersetzungen über die Finanzpolitik der Regierung Asquith und den dadurch verschärften Verfassungskonflikt. Da der von Lloyd George konzipierte Budgetentwurf eine Finanzierung der Sozialreformen durch Steuererhöhungen - anstelle der von den Tariff Reformers propagierten Schutzzölle -vorsah, wurde die Finanzvorlage von den Agitatoren für einen imperialen Zollbund entschieden abgelehnt, zumal neben Milner weitere einflußreiche Diehards an der Schutzzollkampagne beteiligt waren.88 Die Parlamentswahl vom Januar 1910 wurde noch durch die innenpolitische Auseinandersetzung, die die Propagandakampagne für ein System von Schutzund Präferenzzöllen ausgelöst hatte, geprägt und markierte den Höhepunkt des Einflusses der Wirtschaftsprotektionisten in der Konservativen Partei. Balfour trat im Winter 1909/10 offen für Schutzzölle ein, die er als Alternative zum Haushaltsentwurf der liberalen Regierung propagierte. Sogar Lloyd George befürworte in seiner im August 1910 verfaßten Denkschrift ein System von Präferenzzöllen als programmatische Grundlage einer Koalitionsregierung.89 Nach 1910 verlor die Schutzzollkampagne jedoch deutlich an Dynamik, da es den Tariff Reformers in den im Januar und im Dezember 1910 abgehaltenen Wahlen nicht gelang, die Stimmenanteile für die Konservative Partei in den Arbeiterschichten entscheidend zu erhöhen. Balfour schränkte bereits im November 1910 seine Zustimmung zu einer protektionistischen Wirtschaftspolitik durch den Vorschlag ein, sie durch ein Referendum bestätigen zu lassen. Der allgemeine Rückgang der politischen Anziehungskraft der protektionistischen Programmatik wurde durch die Verschärfung des innenpolitischen Konflikts über die legislativen Kompetenzen des Oberhauses 1910/ 11 beschleunigt. Der Abschluß eines Handelsvertrages auf Gegenseitigkeit zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten nährte die Zweifel an der 51 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Durchsetzbarkeit eines imperialen Zollbundes, obwohl der Vertrag 1911 an der Opposition der kanadischen Wähler scheiterte. Die finanziellen Unterstützungsleistungen, die der TRL vor allem von mittelständischen und durch europäische sowie amerikanische Konkurrenz bedrohten Unternehmen gewährt wurden, gingen - auch aufgrund des Konjunkturaufschwungs 1910 schnell zurück.90 Nach dem Rücktritt Balfours als Parteiführer der Konservativen, der Vorlage der neuen Home-Rule-Gesetzgebung im April 1912 und dem Einsetzen von teilweise militanten Streiks verlor die Agitation für eine protektionistische Wirtschaftspolitik weiter an Bedeutung, zumal die Tariff Reformers keine konsistente sozialpolitische Programmatik entwickelten. Als Bonar Law im Winter 1912/13 zögernd die Forderung nach Agrarzöllen aufgab, zerfiel die TRL, die durch interne Konflikte zwischen den regionalen Verbänden zusätzlich geschwächt wurde. Der Einfluß der Organisation auf die Ernennung von Wahlkandidaten der Konservativen Partei ging rapide zurück, wie die Aufstellung des Freihändlers John Weston für die Nachwahl in Westmorland im März 1913 verdeutlichte. Im Ersten Weltkrieg sammelten sich die führenden Tariff Reformers aber erneut, als im Zuge der forcierten Organisierung der Rüstungswirtschaft der Zusammenschluß in einem das ganze Empire umfassenden, durch Schutzzölle abgeschirmten Wirtschaftsraum gefordert wurde.91 Außerdem prägte die TRL sowohl in personeller als auch in ideologischer Hinsicht die während des Ersten Weltkrieges konstituierten nationalistischen Organisationen, vor allem die National Party und die British Workers' League. Erst 1922 wurde die TRL offiziell aufgelöst. Die Ideologie der insbesondere durch die Tariff Reform League getragenen Schutzzollbewegung drückte primär Chamberlains Niedergangsfurcht aus und wurde durch den Nexus von Imperialismus und Wirtschaftsprotektionismus charakterisiert.92 Die Verknüpfung von imperialer Konsolidierung und gesellschaftlicher Integration sollte sowohl die verlangte programmatische Erneuerung der Konservativen Partei erreichen als auch die Arbeiterschaft mobilisieren. Aber auch Chamberlains Ideal einer neuen, die traditionellen Abgrenzungen überwindenden Integrationspartei und seine persönlichen politischen Ambitionen bildeten wichtige Triebkräfte der Schutzzollbewegung. In dem zu etablierenden imperialen Wirtschaftsraum sollte sich die industrielle Produktion auf das Mutterland konzentrieren, während den Kolonien die Agrarwirtschaft zugewiesen wurde. Diese wirtschaftspolitische Zielsetzung ergab sich auch aus dem Ideal der organischen Einheit des Empire, das von den Tariff Reformers nachdrücklich propagiert wurde.93 Die TRL bildete damit einen integralen Bestandteil des weitreichenden imperialistischen Konsenses in Großbritannien, der auch rassistische Überlegenheitsvorstellungen einschloß und in der Überzeugung von einer besonderen 52 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

zivilisatorischen Disposition des englischen Nationalcharakters gipfelte. Die britische Herrschaft im Empire wurde vor allem durch die Monarchie symbolisiert. Die populistische Massenpresse und Anthropologen rechtfertigten den Imperialismus mit sozialdarwinistischen Argumenten als Ausdruck der Großmachtstellung Englands. Diese imperialistische Legitimationsideologie hatte die britische Gesellschaft zwar schon seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts durchdrungen, beeinflußte aber seit dem Burenkrieg auch Institutionen der Sozialisation wie Schulen und Vereine.94 Die Regionalisierung und Bilateralisierung der Handelsbeziehungen in einem weitgehend autarken imperialen Wirtschaftsraum setzte nach der Ideologie der Schutzzollagitatoren eine Zunahme des Staatsinterventionismus - insbesondere im Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik - voraus. Außerdem sollte die Staatsmacht gestärkt, die gesellschaftliche Geschlossenheit erhöht und - damit einhergehend - die parlamentarische Herrschaft eingeschränkt werden. Die Forderung nach Organisation korrespondierte mit einer ausgeprägten Idealisierung der politischen Struktur des deutschen Kaiserreichs, dessen wirtschaftlicher Aufstieg auf den Obrigkeitsstaat zurückgeführt wurde. Die Agitation für einen innenpolitischen Zusammenschluß resultierte vorwiegend aus der Priorität außenpolitischer Machtexpansion in der Programmatik der Tariff Reformers und reflektierte eine Fremdenfeindlichkeit, die sich in der Propaganda gegen ausländische Importe und die Immigration von Juden bündelte. Diese populistische Komponente der Schutzzollideologie faßte Garvin in einer für den Wahlkampf der Konservativen Partei im Dezember 1909 entworfenen Denkschrift folgendermaßen zusammen: »Unser Traum - ein starkes Empire und wirtschaftlich-industrielle Sicherheit auf der Grundlage von Zöllen; unser Schreckbild muß der frei importierende Ausländer sein«. 95

Die Tariff Reform League konnte jedoch trotz der allgemeinen Popularität dieses Ethnozentrismus die Arbeiterschaft nicht für ihre Forderungen gewinnen, denn die Anziehungskraft der Programmatik der Tariff Reformers wurde durch ihre Widersprüche und Inkonsistenz beeinträchtigt. Außer der Ambiguität, die sich aus dem elitären Politikverständnis einerseits und der plebiszitär-populistischen Propaganda andererseits ergab, verhinderte insbesondere die einseitige Ausrichtung der vorgeschlagenen sozialpolitischen Maßnahmen an den Zielen britischer Machterhaltung im Empire und innenpolitischer Status-quo-Sicherung, daß sich die Wählerbasis der Konservativen Partei durch die Schutzzollagitation erweiterte. Da den verlangten Sozialreformen von den Tariff Reformers somit lediglich eine instrumentale Funktion zugewiesen wurde, blieben die gesellschaftspolitischen Elemente der Schutzzollkampagne unpräzise und undifferenziert. Die TRL zog daher vor allem Unternehmer und Großagrarier an, die auch in den Führungsgre53 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

mien der Organisation deutlich überrepräsentiert waren und ihre Finanzierung sicherten. Die Forderung nach einem protektionistischen Handelssystem war insgesamt ein Ersatz, nicht aber ein Instrument konstruktiver Politik.96 Neben der ideologischen Vieldeutigkeit stand einem entscheidenden Einflußgewinn der protektionistischen Agitation auch die organisatorische Zersplitterung entgegen. Die TRL bildete zwar ein zentrales Koordinationsorgan der politischen Aktivität nicht nur der Agitatoren für Schutz- und Präferenzzölle, sondern auch der »radikalen Rechten« insgesamt. Die Wirtschaftsprotektionisten unter den Industriellen und Agrariern sammelten sich jedoch in der Tariff Commission, die ebenso wie der Compatriots' Club die ideologische Grundlage der Schutzzollkampagne entwickelte. Außerdem stieß die von den Tariff Reformers propagierte Konzeption des bilateralen Handels im Empire auf den Widerstand der Dominions, die sich der ihnen in diesem Wirtschaftssystem zugewiesenen Konzentration auf die Agrarproduktion widersetzten.97 Das Ziel eines weiteren Ausbaus der industriellen Produktionskapazitäten im Empire wurde hierbei nicht nur von den Regierungen der Dominions vertreten, sondern entsprach auch den Interessen der in der Londoner City konzentrierten englischen Finanzwirtschaft, die im späten 19. Jahrhundert eine dominierende Position auf dem internationalen Geldmarkt einnahm und nachdrücklich für die Aufrechterhaltung des Freihandels eintrat. Nach 1910 verringerte sich die Anziehungskraft der Schutzzollagitation auch auf die vorwiegend für den Auslandsmarkt produzierenden Industriellen, denn aufgrund der allgemeinen Expansion des Welthandels erweiterten sich tendenziell auch die Absatzmärkte für ihre Produkte.98 Jedoch standen nicht nur den wirtschaftspolitischen Forderungen, sondern auch den sozial- und verfassungspolitischen Konzepten der Tariff Reformers unüberwindliche Barrieren entgegen. Da mit Lloyd Georges Volksbudget von 1909 der Entwurf einer Finanzierung von sozialreformerischen Maßnahmen durch erhöhte Steuereinnahmen vorgelegt wurde, verloren die fiskalpolitischen Komponenten der Schutzzollideologie an Bedeutung. Als die Auseinandersetzung über die Finanzpolitik der liberalen Regierung zu einem tiefgreifenden Konflikt über die verfassungspolitische Stellung des Oberhauses eskalierte, büßte die Schutzzollagitation auch ihre Funktion als Instrument zur programmatischen Neuorientierung der Konservativen Partei ein. Die wirtschaftsprotektionistische Agitation wurde nach 1912 zudem durch die militante Opposition gegen die Home-Rule-Politik der liberalen Regierung verdrängt. Dem von den Tariff Reformers propagierten Ziel einer umfassenden korporativen Organisierung von Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Durchsetzung einer elitär-autokratischen Herrschaft von »Experten« stand jedoch insbesondere der Einfluß liberaler gesellschaftlicher Werte entgegen. 54 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Außerdem schränkte die Tradition der parteipolitischen Konfliktaustragung und die Dominanz eines Parlaments, das seine Souveränität gegenüber absolutistisch-monarchischen Herrschaftsformen in einer kontinuierlichen Entwicklung gefestigt hatte, die Attraktivität der von den Schutzzollagitatoren vertretenen verfassungspolitischen Programmatik ein.“ Eine Unterordnung der Freiheit und Autonomie des Individuums unter die - von den Tariff Reformers definierten - außenpolitischen Ziele wurde auch dadurch verhindert, daß militärische Institutionen und Interessengruppen die parlamentarisch verankerte Herrschaft der liberalen Regierungen Campbell-Bannerman und Asquith trotz des Einflußgewinns eines populären Militarismus nach dem Burenkrieg nicht entscheidend einschränken konnten. Obwohl die Tariff Reform League die Programmatik der Konservativen Partei im Zeitraum von 1903 bis 1913 stark beeinflußte, gewann sie in der britischen Gesellschaft daher keine dauerhafte Prägekraft. Die Schutzzollbewegung bündelte jedoch die Aktivität der »radikalen Rechten« in Großbritannien vor 1914. Sie war darüber hinaus sowohl hinsichtlich ihrer führenden Repräsentanten als auch ihrer Programmatik mit den während des Ersten Weltkriegs gegründeten radikal nationalistischen Bewegungen verbunden. Die von der TRL propagierten wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Konzeptionen bildeten auch ein wichtiges Bezugssystem für die Agitation der 1932 gebildeten British Union of Fascists, die parlamentarisch-demokratische Regierungsformen ebenso kompromißlos ablehnte wie die Orientierung der Wirtschaftspolitik am Freihandel.100 2.3.2. Die Anti-Socialist Union und der Aufstieg der Labour Party Die Anti-Socialist Union (ASU) wurde im Herbst 1908 unter dem Eindruck des Anschlusses mitgliederstarker Gewerkschaften an die Labour Party und vor dem Hintergrund der 1907 von der Arbeiterpartei erzielten Wahlerfolge in Jarrow und Colne Valley als Sammlungsverband lokaler antisozialistischer Vereinigungen wie der London Municipal Society gebildet.101 Konstitutiv für die Agitation der ASU war das Ziel, den sich abzeichnenden organisatorischen Zusammenschluß der Arbeiterschaft zu verhindern. Insbesondere sollte ihre Bindung an die Labour Party gelöst werden, denn der Aufstieg der Arbeiterpartei wurde als Bedrohung traditioneller Institutionen und Wertvorstellungen interpretiert. Die ASU trat daher in ihren Kundgebungen und Schriften nachdrücklich für die Förderung individuellen Erwerbsstrebens ein, verlangte aber auch eine aktive Sozialpolitik als wichtiges Element einer programmatischen Erneuerung der Konservativen Partei. Der von Wilfred Ashley, dem konservativen Parlamentsabgeordneten von Blackpool, geführte Verband propagierte außerdem die Verbreitung des christlichen Glaubens, 55 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

die Bewahrung der bestehenden Familienstrukturen, den Schutz des Privateigentums und die Stärkung unternehmerischer Tätigkeit. Da die Organisation insgesamt die Prinzipien individueller Verantwortlichkeit und der Selbsthilfe gegenüber kollektiven, auf dem Solidaritätspostulat basierenden Lebens- und Arbeitsformen betonte, lehnte sie die von den liberalen Regierungen unter Campbell-Bannerman und Asquith durchgesetzten Sozialreformen ebenso kompromißlos ab wie den von Lloyd George 1909 vorgelegten Budgetentwurf. Vor den Parlamentswahlen vom Januar und Dezember 1910 unterstützte die ASU konservative Kandidaten, konnte den Wahlkampf aber nur in London, Lancashire, Yorkshire, Durham und Staffordshire beeinflussen. 1911 führte der Verband zahlreiche Kundgebungen in Nordengland durch, mußte seine Aktivität aber aufgrund zunehmenden Geldmangels reduzieren. Nach 1910 ging auch die Mitgliederzahl zurück, so daß der politische Einfluß der ASU deutlich abnahm.102 In der Propaganda der ASU gegenüber der Arbeiterschaft wurde die liberale Sozialpolitik zurückgewiesen und die Führung der Labour Party sowie der Gewerkschaften diffamiert. Die ASU forderte jedoch auch eine Gewinnbeteiligung der Lohnarbeiter, um sie gegenüber der - keineswegs durch eine radikal sozialistische Ideologie gekennzeichneten - Labour Party zu immunisieren. Damit sollte die angestrebte nationale Geschlossenheit erreicht und die britische Kolonialherrschaft und Weltmachtstellung gesichert werden. Die Einführung eines Gewinnbeteiligungsverfahrens sollte außerdem die Verbreitung individuellen Erwerbsstrebens in der Arbeiterschaft fördern und auch hierdurch zur Erosion der Solidargemeinschaft der organisierten Lohnarbeiter beitragen. Dieses Ziel bestimmte auch die Entscheidung der von Wirtschaftsprotektionisten dominierten Führung der ASU, auf eine offene Unterstützung der von der TRL propagierten Forderung nach Schutzund Präferenzzöllen zu verzichten, die in der Arbeiterschaft nur über eine geringe Anziehungskraft verfügte.103 Die politische Aktivität der ASU beschränkte sich weitgehend auf die Publikation antisozialistischer Flugblätter und der Zeitungen Anti-Socialist und Liberty sowie auf die Organisation von Kundgebungen gegen die Arbeiterbewegung. Obwohl der Agitationsverband eine Durchdringung öffentlicher Institutionen - vor allem die Kontrolle der Verwendung öffentlicher Mittel - anstrebte, verfugte er im Gegensatz zur TRL nicht über eine ausgedehnte Wahlorganisation. Die politische Aktivität der ASU konzentrierte sich - entgegen einer Vereinbarung mit der London Municipal Society- auf London, wo auch die Organisationszentrale eingerichtet wurde. Die anvisierte umfassende Mobilisierung breiter Arbeiterschichten wurde daher nicht erreicht, und auch die Mitgliederzahl blieb gering.104 Der von der ASU propagierte Anspruch, eine Interessenvertretung der Lohnabhängigen darzustellen, wurde auch durch die Dominanz von Aristo56 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

kraten, nationalistischen Journalisten, Geschäftsleuten und konservativen Unterhausabgeordneten in ihren Führungsgremien konterkariert. Der Einfluß führender konservativer Parlamentarier in den leitenden Organen -1909 wurde Walter Long zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt - gewährleistete aber eine enge Kooperation zwischen der Führung der Konservativen Partei und der ASU.105 Die Organisation distanzierte sich aber vom pragmatischen Konservatismus Balfours und trat dafür ein, die Bemühungen um eine Bindung der Arbeiterschaft an die konservative Programmatik zu verstärken. Trotz dieser auch gegen die Liberty and Property Defence League gerichteten Kritik wurde die ASU von der Konservativen Partei finanziell unterstützt, wobei neben Long vor allem Sir Arthur Steel-Maitland und der Herausgeber des konservativen Daily Express, Ralph Blumenfeld, eine führende Rolle übernahmen. Daneben trugen die Geldzuwendungen einiger Industrieller und Spenden, zu denen insbesondere vor Parlamentswahlen aufgefordert wurde, zur Finanzierung der ASU bei.106 Dennoch litt der Verband nach 1909 zunehmend an Geldmangel, der durch öffentliche Spendenaufrufe nicht behoben werden konnte. 1912 stellte auch die Konservative Partei ihre Überweisungen ein. Die Publikation der Zeitung Liberty, in der auch Arnold White Beiträge veröffentlichte, mußte daher eingestellt werden. Die ASU konnte auch den politischen Einflußgewinn der Gewerkschaften und der Labour Party nach den Niederlagen der Konservativen Partei in den Parlamentswahlen von 1910 insgesamt nicht verhindern. Der Verband setzte seine Agitation für ein Programm begrenzter Sozialreformen in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg jedoch fort. Nach 1918 befürwortete die ASU an den »Whitley Councils« orientierte korporative Gesellschaftskonzeptionen, konzentrierte ihre propagandistische Tätigkeit aber auf den Kampf gegen Sozialisten und Kommunisten. Sie wurde hierbei jedoch zunehmend von der 1915 gegründeten, über umfangreichere finanzielle Ressourcen verfügenden British Empire Union verdrängt, aber erst 1949 aufgelöst.107 Die ASU trug durch ihre Agitation gegen die Gewerkschaften und die Labour Party insgesamt zur Verbreitung einer antisozialistischen, sozialprotektionistischen und gegen den gesellschaftlichen Pluralismus insgesamt gerichteten Ideologie maßgeblich bei. Insbesondere das von der ASU propagierte Ziel einer politischen Integration der Arbeiterschaft zur Sicherung der außenpolitischen Einfluß- und Machtsphäre wurde von anderen nationalistischen Bewegungen und auch der British Union of Fascists aufgegriffen, obwohl die ASU sich offiziell von faschistischen Bewegungen distanzierte.108 Die Verbindungen der Organisation zu den prodeutschen Gruppierungen der dreißiger Jahre repräsentiert aber der Vorsitzende der ASU, Wilfred Ashley (Lord Mount Temple), der 1935 zusammen mit dem Bankier E.W.D. Tennant die Anglo-German Fellowship gründete.109 57 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Nach dem Ersten Weltkrieg bildete die Organisation einen integralen Bestandteil der sich auch in der Konservativen Partei zunehmend verschärfenden Opposition gegen die Gewerkschaften und die Labour Party. Sie wies daher enge personelle Verbindungen und eine deutliche ideologische Affinität zum Veteranenverband Comrades ofthe Great War auf, der von Ashley mit Hilfe von Geschäftsleuten und Armeeoffizieren im Ersten Weltkrieg gegründet wurde. Diese Organisation führte 1919 einen militanten Kampf gegen die Soldiers', Sailors' and Airmen's Union, die sich als politische Interessenvertretung der britischen Soldaten verstand, von radikalen Konservativen aber ausschließlich als Sammelbecken von Bolschewisten und Sozialisten diffamiert wurde.110 Mitglieder der ASU, die in der konservativen Regierung unter Stanley Baldwin führende Positionen einnahmen, beteiligten sich auch an der Konzipierung und Durchführung von Maßnahmen gegen den Generalstreik von 1926. Die ASU konnte jedoch weder den Nationalismus unter den lohnabhängig Beschäftigten mobilisieren noch den anvisierten Zusammenschluß mit anderen antisozialistischen Bewegungen erreichen, so daß die Propaganda gegen einen weiteren Einflußgewinn der organisierten Arbeiterbewegung insgesamt ohne Wirkung blieb.

2.3.3. Die Navy League und die Imperial Maritime League: Die Agitation für eine Verstärkung der Flotte und die Sicherung englischer Seeherrschaft Nachdem William T. Stead, der Herausgeber der Pall Mall Gazette, in einer 1884 veröffentlichten Artikelserie die öffentliche Aufmerksamkeit auf die seiner Auffassung nach mangelhafte - Ausrüstung und Organisation der britischen Kriegsflotte gelenkt hatte, setzte in den neunziger Jahren eine Agitation ein, die auf die Stärkung britischer Seemacht abzielte. 1893 lösten Berichte über eine bevorstehende Kooperation der Flotten Frankreichs und Rußlands im Mittelmeer Invasionsängste aus. Gleichzeitig wurde Alfred Thayer Mahans 1890 veröffentlichtes Buch »The Influence of Sea Power Upon History«, in dem die Bedeutung der maritimen Überlegenheit für den Einfluß von Nationen im Mächtesystem hervorgehoben wurde, in England heftig diskutiert. Die liberale Regierung unter Premierminister Gladstone widersetzte sich aber einer Erhöhung der Ausgaben für die englische Schlachtflotte. 1895 wurde daher die Navy League gegründet, die in ihrer Propagandakampagne die Bedeutung der maritimen Überlegenheit Großbritanniens für die Herrschaft im Empire und die Bewahrung des außenpolitischen Einflusses hervorhob. Diese Forderungen richteten sich insbesondere gegen Deutschland, nachdem Kaiser Wilhelm Π. in seinem Telegramm an Krüger 58 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

1896 offen seine Sympathie für die Buren gegen Großbritannien erklärt und das erste Flottengesetz 1898 verabschiedet worden war.111 Die neue Flottenorganisation gewann in den neunziger Jahren jedoch nur wenige Mitglieder und verfugte über geringe Finanzmittel. Auch interne Auseinandersetzungen über das Selbstverständnis der Navy League schwächten die Bewegung, deren Vorsitzender Robert Yerburgh wegen seiner Führungsschwäche kritisiert wurde. Nachdem sich die Vertreter einer gemäßigten, die Politik der Admiralität unterstützenden Propaganda vorläufig gegen die Befürworter einer aktiven nationalistischen Agitation durchgesetzt hatten, konzentrierte sich die politische Aktivität in den neunziger Jahren auf die Publikation von Schriften zur englischen Marine und zur Geschichte britischer Seemacht. Darüber hinaus verbreiteten die Ortsverbände der Navy League eine nationalistische und imperialistische Ideologie unter Jugendlichen. Karten, Pamphlete und Abzeichen, die die Bedeutung des Empire illustrierten, wurden in Schulen verteilt, um die Bereitschaft der Schüler zur Verteidigung des britischen Weltreichs zu erhöhen. Da ihre Programmatik auch unter Kindern aus der Arbeiterschaft verbreitet werden sollte, etablierte die Navy League 1903 in Liverpool ein Schulungsheim für Jungen aus armen Familien.112 Obwohl die Navy League, die die Besorgnis über die weitere Entwicklung der Flottenrüstung und der imperialen Macht Großbritanniens artikulierte, über keine direkten Verbindungen zum englischen Marineamt verfugte, begrüßten leitende Offiziere der Kriegsflotte ihre propagandistische Aktivität. Auch Politiker, die die Rüstungspolitik maßgeblich beeinflußten, unterstützten die Agitation des Verbandes. Außerdem forderten imperialistische und nationalistische Presseorgane wie Lord Northcliffes Daily Mail eine massive Stärkung der englischen Kriegsflotte, die als Fundament der Großmachtstellung und der Herrschaft im Empire angesehen wurde.113 Der Widerstand gegen die überparteiliche Orientierung der Navy League wuchs, als der 1904 zum Ersten Seelord ernannte Admiral Sir John Fisher eine Reorganisation der Ausbildung von Marineoffizieren, die Stärkung der Flotteneinheiten zur Verteidigung Großbritanniens und den Bau neuer Großkampfschiffe(»Dreadnoughts«) ankündigte. Da Fisher aber auch die Verschrottung veralteter Schlachtschiffe vorschlug und außerdem 1906 auf Drängen der Regierung einer Kürzung des Dreadnought-Bauprogramms zustimmte, verstärkte sich in der Navy League die Kritik an der Admiralität. Mitglieder des Führungskomitees um Horton-Smith und Wyatt verlangten, eine gegen die Marineleitung gerichtete nationalistische Agitation aufzunehmen.114 Nachdem diese Forderung weder bei der Jahreshauptversammlung der Navy League im Mai 1907 noch bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juli eine Mehrheit gefunden hatte, gründeten Wyatt und Horton-Smith im Januar 1908 die Imperial Maritime League (IML). Die für eine nationalistische Propagandakampagne eintretenden Mitglieder der Navy

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League um den Befehlshaber der Kanalflotte, Admiral Lord Charles Beresford, schlossen sich daraufhin der neuen Flottenorganisation an.115 Beide Flottenorganisationen intensivierten ihre Propaganda, als das Kabinett 1909 entschied, vier Dreadnoughts in Dienst zu stellen, den Bau von weiteren vier Schlachtschiffen dieses Typs aber nur bei erwiesener Notwendigkeit zu genehmigen. Da die 1908 vom Reichsmarineamt vorgelegte Flottennovelle eine deutliche Beschleunigung des Schlachtschiffbaus vorsah, löste der Beschluß der liberalen Regierung eine Protestbewegung aus, die von der Navy League und der IML verstärkt und für ihre politischen Ziele instrumentalisiert wurde. Die Flottenagitation steigerte vor allem die Invasionsfurcht, die erstmals bereits 1871 durch Sir George Chesneys Buch »The Battle of Dorking« verbreitet worden war. Die nationalistische Bedrohungsangst, die sich in der Popularität der Romane »The Riddle of the Sands« (von Erskine Childers, 1903) und »The Invasion of 1910« (von William Le Queux, 1906) spiegelte, ging mit einer zunehmenden Glorifizierung des Krieges einher. Gleichzeitig entwickelte sich eine Spionagehysterie, zu der die populären Agentenromane von William Le Queux und E. Phillips Oppenheim maßgeblich beitrugen. Die auch unter führenden Politikern weit verbreitete Annahme einer subversiven Aktivität deutscher Agenten in Großbritannien führte schließlich zur Gründung eines professionellen Geheimdienstes unter Vernon Kell. Außerdem weitete die in den achtziger Jahren gebildete politische Polizei (seit 1887 »Special Branch«) ihre Überwachung aus. Vor diesem Hintergrund bewilligte die liberale Regierung schon im Juli 1909 den Bau auch der vier zunächst zurückgestellten Dreadnoughts. Die Flottenagitation im Frühjahr und Sommer 1909 steigerte die Mitgliederzahl der Navy League, zumal der Mitgliedsbeitrag im Juli 1909 gesenkt wurde.116 Insgesamt beschleunigte sich das Wettrüsten zwischen Deutschland und England, nachdem auf der Haager Konferenz von 1907 keine Einigung über eine Waffenreduzierung erzielt worden war. Die Ausgaben für die englische Kriegsmarine, die 1907 noch 31,4 Mill. Pfund betrugen, stiegen bis 1909 auf 35 Mill. Pfund und erreichten im Frühjahr 1914 fast 50 Mill. Pfund. Die Dynamik der maritimen Aufrüstung konnte auch durch die 1912 endgültig gescheiterten Verhandlungen über eine Begrenzung der Flottenstärken und die Opposition einzelner radikalliberaler Abgeordneter im Unterhaus nicht gebremst werden. Der populistische Militarismus, der auch von der neuen Massenpresse, vor allem Northcliffes Zeitungen, verbreitet wurde, gewann daher an Attraktivität. In den Parlamentswahlen von 1910 unterstützten die Navy League und die IML konservative Kandidaten, die für die Ziele dieser Verbände eintraten. Dennoch gelang es der Navy League nach der Reduzierung des Mitgliedsbeitrags, zunehmend auch Anhänger in der Arbeiterschaft zu mobilisieren. Die Bedeutung der Flottenorganisationen ging aber zurück, als das Wettrüsten nach 1910/11 die Landstreitkräfte erfaßte. Initiativen 60 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

einzelner Mitglieder, die auf einen Zusammenschluß der Navy League und der IML abzielten, blieben erfolglos. Während die IML sich nach der Übernahme der Führung durch Lord Willoughby de Broke eng an die Diehards anlehnte, richtete die Navy League ihre Propaganda weiterhin überwiegend an der Politik der Konservativen Partei aus.117 Die politische Aktivität der Flottenorganisationen wurde durch das Ziel geprägt, die Unterstützung breiter Bevölkerungsschichten für einen beschleunigten Ausbau der britischen Marine zu mobilisieren. Darüber hinaus bemühten sie sich, ihre rüstungspolitischen Forderungen durch eine Einflußnahme auf Parlamentsabgeordnete und Regierungsbeamte durchzusetzen.118 Während die IML ihre Agitation für eine rigorose Intensivierung der maritimen Aufrüstung hierbei vor allem gegen die liberale Regierung unter Premierminister Asquith richtete, betonte die Navy League ihre überparteiliche Orientierung. Beide Verbände zielten aber auf eine Beseitigung der parlamentarischen Kontrolle über die als »nationales« Interesse definierte Flottenrüstung ab, die generell dem Einfluß parteipolitischer Auseinandersetzungen entzogen werden sollte.119 Diese Opposition gegen das Prinzip parlamentarisch-demokratischer Konfliktlösung und Entscheidungsfindung basierte auf der Annahme einer Antinomie von parteipolitischen Interessen einerseits und dem Ziel einer außenpolitisch-imperialen Expansion andererseits. Die Ablehnung der gesellschaftlichen Pluralität korrelierte in der Agitation der Flottenorganisationen mit der Forderung nach der allgemeinen Wehrpflicht und der Glorifizierung des Krieges als Mittel innenpolitischer Integration und außenpolitischer Machtexpansion.120 Die Propaganda für eine massive Aufrüstung der Schlachtflotte und für die Durchführung organisatorischer Reformen verstärkte auch nationalistische Bedrohungsvorstellungen, vor allem gegenüber dem Deutschen Reich, dessen Expansionsstreben sowohl von der Navy League als auch von der IML für ihre Programmatik instrumentalisiert wurde.121 Die Seerüstung sollte auch forciert werden, um die außenpolitische Vormachtstellung Großbritanniens gegen die aggressivimperialistische Politik des kaiserlichen Deutschland zu erhalten, die Kohäsion im Empire zu stärken und die imperiale Herrschaft zu konsolidieren.122 Insgesamt wies der Nexus von innenpolitischer Integration einerseits und außenpolitischer Expansion andererseits in der Programmatik der IML und der Navy League eine deutliche Affinität zur Ideologie anderer radikal nationalistischer Bewegungen auf, mit denen die Flottenorganisationen auch personell eng verbunden waren. Neben dem Herzog von Somerset gehörten als einflußreiche Diehards auch der Herzog von Westminster sowie die Lords Ampthill, Roberts, Malmesbury und Meath der Navy League an. Dieser Verband wurde außerdem von dem in verschiedenen radikal nationalistischen Gruppierungen vertretenen Publizisten Arnold White und dem Schriftsteller Rudyard Kipling propagandistisch unterstützt.123 Patrick Hannon, der maß61 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

geblich zum Zusammenschluß protektionistischer Unternehmer beitrug und im Ersten Weltkrieg die British Commonwealth Union gründete, übernahm 1911 die Geschäftsführung der Navy League. Auch der Rüstungsindustrielle Vincent Vickers beeinflußte die Agitation der Flottenorganisation. In der IML nahmen neben dem Diehard Willoughby de Broke, der 1908 Vorsitzender der Organisation wurde, auch Kipling und H.A. Gwynne, der nach 1911 die radikal nationalistische Morning Post herausgab, führende Positionen ein.124 Während in den Publikationen der IML nicht systematisch und präzise über die Entwicklung ihrer Mitgliederzahl informiert wurde, liegen für die Navy League Angaben vor, die auf ein deutliches Wachstum dieses Agitationsverbandes vor allem im Zeitraum von 1908 bis 1911 hindeuten.125 Die Navy League, die 1896 noch etwa 1000 Personen umfaßte, verfugte 1901 bereits über 12000 Mitglieder, die in 34 Ortsverbänden zusammengeschlossen waren. 1908 hatten sich der Flottenorganisation bereits über 20000 Personen angeschlossen. Bis 1912 wuchs die Mitgliederzahl nach den Angaben der Verbandsführung auf 100000 und erreichte 1913 126000. Die Entwicklung dieser Flottenorganisation zu einer Massenbewegung insbesondere im Zeitraum von 1908/9 bis 1913 reflektierte die Popularität der Agitation für eine umfassende Stärkung der britischen Kriegsflotte angesichts der beschleunigten Marinerüstung nach 1906. Trotz des deutlichen numerischen Wachstums dominierten in den Ortsverbänden der Navy League pensionierte Marineoffiziere, Schuldirektoren und Rechtsanwälte. Die Führungspositionen der Landesorganisation wurden mit Aristokraten und ehemaligen Offizieren besetzt, die aber nur eine unzureichende Kontrolle über den Verband ausübten. Daher prägten nationalistische Intellektuelle wie H. Spenser Wilkinson, der Korrespondent der Morning Post und Professor für Militärgeschichte an der Universität Oxford, die politische Aktivität der Navy League. Der auch für die IML charakteristischen exklusiv-elitären Führungsgruppe stand eine heterogene Mitgliederbasis gegenüber. Ebenso trug die Schwäche der schon vor 1900 gegründeten Ortsverbände in den Dominions dazu bei, daß die zahlenmäßige Stärke der Flottenorganisation in England insgesamt nur begrenzt in effektive Propagandakampagnen umgesetzt werden konnte.126 Auch die für eine umfassende politische Aktivität benötigten finanziellen Ressourcen standen nicht zur Verfügung. Das Einkommen der Navy League verdoppelte sich zwar von 1896 bis 1901, sank aber nach der Abspaltung der IML. Nachdem das Jahreseinkommen der Navy League bis 1910 erneut auf 8640 Pfund gestiegen war, ging es 1911 deutlich auf 5750 Pfund zurück. 1913 erreichte das jährliche Einkommen des Verbands aber wieder 7814 Pfund, obwohl sich das Finanzaufkommen aus Mitgliedsbeiträgen verringerte. Die IML verfugte über ein noch geringeres Jahreseinkommen, das zudem im Zeitraum von 1910 bis 1914 kontinuierlich abnahm. Berichte über einen

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bevorstehendenfinanziellenZusammenbruch der Organisation wurden von führenden Repräsentanten der IML aber dementiert.127 Da die Verbände, die für eine Sicherung der maritimen Überlegenheit Englands agitierten, zudem weder über eine Wahlorganisation noch über institutionelle Bindungen an die großen Parteien verfugten, konnten sie die Rüstungspolitik der Regierung nicht dauerhaft beeinflussen. Lediglich vor der Parlamentswahl vom Januar 1910 wurde die Flottenagitation partiell in das Programm der Konservativen Partei aufgenommen. Der nationalistische Herausgeber des Observer, Garvin, hatte unter dem Eindruck der Invasionspanik und Spionagehysterie nach 1908 die Parteiführung aufgefordert, nachdrücklich für eine Stärkung der Kriegsflotte einzutreten.128 Die Navy League und die IML trugen daher zwar zur Radikalisierung des integralen Nationalismus und des Imperialismus bei, konnten aber weder das institutionelle Gefüge des parlamentarischen Regierungssystems noch die Programmatik der einflußreichen Parteien grundlegend deformieren. 2.3.4. Nationalistische Mobilisierung nach dem Burenkrieg: die National Service League Im Rahmen der durch die militärischen Niederlagen britischer Truppenverbände im Burenkrieg gesteigerten nationalistischen Agitation, die vor allem auf eine Erhöhimg der »nationalen Effizienz« abzielte, wurde zunehmend auch eine umfassende Reorganisation der Armeeführung und der militärischen Ausbildung verlangt. Unter dem Eindruck des 1901 unter dem Titel »The Briton's First Duty: The Case for Conscription« veröffentlichten Buches von George Ε Shee versammelten sich im Februar 1902 radikale Nationali­ sten wie Amery Maxse und Dawkins, um einen militaristischen Agitations­ verband zur Durchsetzung der Wehrpflicht zu gründen. Die von Lord Wellington geführte National Service League (NSL) konnte aber zunächst keinen politischen Einfluß gewinnen, und die Mitgliederzahl stagnierte insgesamt. Auch die Verbreitung des Verbandsorgans, des National Service Journal (nach 1906: The Nation in Arms) blieb bis 1905 begrenzt. Erst nach der Übernahme der Führung durch Lord Roberts entwickelte sich die NSL zu einer Massenorganisation, die auch die politische Aktivität anderer radikal nationalistischer Gruppierungen beeinflußte.129 Feldmarschall Lord Roberts hatte in 41 Jahren Militärdienst in Indien hohe militärische Auszeichnungen erhalten und im Januar 1900 den Oberbefehl über die britische Armee in Südafrika übernommen, nachdem starke Truppenverbände im Dezember 1899 bei Stormberg, Magersfontein und Colenso von den Buren besiegt worden waren. Roberts festigte die Position des britischen Heeres, das im Sommer 1900 bis Pretoria vordrang. Nach dem 63 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Burenkrieg verlangte Roberts als Mitglied des Kabinettsausschusses für die Verteidigung des Empire (Committee of Imperial Defence, CID) nachdrücklich ein für alle jungen Männer obligatorisches Programm militärischen Trainings. Da er diese Forderung in der konservativen Regierung unter Balfour nicht durchsetzen konnte, trat er im November 1905 als Vorsitzender des CID zurück und übernahm auf Initiative Milners den Vorsitz der NSL.130 Der Verband steigerte seine Agitation, als der liberale Kriegsminister Haidane 1907 dem Parlament einen Gesetzentwurf zur Reorganisation der britischen Armee vorlegte. Haidane schlug die Aufstellung neuer, zur Landesverteidigung bestimmter Reserveeinheiten vor, die aus den bestehenden Milizverbänden (Yeomanry und Volunteers) gebildet werden sollten. Da Haldanes Territorial and Reserve Forces Bill eine lediglich zwei Wochen im Jahr umfassende Übungszeit für die Freiwilligen vorsah, kritisierten radikal nationalistische Konservative, daß die Reserveverbände eine Invasion nicht erfolgreich abwehren könnten. Gegen das im Gesetzentwurf festgelegte Freiwilligkeitsprinzip wurde außerdem nachdrücklich die allgemeine Wehrpflicht als »nationale« Aufgabe aller dienstfähigen Männer gefordert. Ein Antrag der NSL, in der Gesetzesvorlage des Kriegsministers die allgemeine Wehrpflicht für die Reserveverbände zu verankern, wurde aber 1908 vom Unterhaus abgelehnt. Die Organisation führte daraufhin eine Propagandakampagne durch, in der die Gefahr eines Angriffs von bis zu 150000 feindlichen Soldaten beschworen wurde. Diese Agitation wurde durch Artikel in der Massenpresse - vor allem der Times, dem National Review, der Evening News und der Daily Mail - unterstützt und steigerte 1908/9 die Invasionsangst nachhaltig. Die NSL instrumentalisierte den insbesondere durch die Flottenrüstung verschärften machtpolitischen Antagonismus zwischen England und dem Deutschen Reich gezielt zur Legitimation seiner Ziele. Auch die sich 1908/9 ausbreitende Furcht vor deutschen Spionen erhöhte die propagandistische Wirkung des Agitationsverbandes. Sogar Haidane war schließlich von der Existenz eines umfangreichen deutschen Spionagenetzes in Großbritannien überzeugt und befürwortete im Juli 1909 die Einrichtung eines Geheimdienstes zur Koordination der Gegenspionage. Daraufhin wurde das Special Intelligence Bureau (später MI5) unter Vernon Kell eingerichtet, das dem Befehlshaber des militärischen Geheimdienstes unterstellt wurde. Als die Zweite Marokkokrise im Sommer 1911 die nationalistische Bedrohungsvorsteilung erneut mobilisierte und die Agentenhysterie steigerte, setzte die Regierung auf Drängen Innenminister Churchills außerdem ein Gesetz durch, das die gerichtliche Verfolgung von Geheimnisverrat vereinfachte (Official Secrets Act).131 Vor diesem Hintergrund wandte sich die Führung der NSL schrittweise von der zunächst postulierten parteipolitischen Neutralität ab und suchte 64 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Unterstützung in der Konservativen Partei. Balfour und die Ortsverbände der Konservativen schreckten jedoch vor einer offenen Förderung der NSL zurück, deren Programmatik für unpopulär gehalten wurde. Bei der 1909 abgehaltenen Nachwahl von Stratford stellte der konservative Ortsverein daher einen eigenen Kandidaten gegen den Vertreter der NSL, Malcolm Kincaid-Smith, auf, der eine deutliche Niederlage erlitt. Dennoch forderten auch führende Generäle zunehmend die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. Unter dem Druck der Armeeführung gab der neue Kriegsminister Seely 1913 der Forderung nach, die Möglichkeit eines Angriffs auf Großbritannien zu untersuchen. Obwohl die mit der Analyse beauftragte Kommission des CID als Ergebnis ihrer Arbeit 1914 feststellte, daß eine Invasion starker Truppenverbände ausgeschlossen werden könne, verlangte die NSL weiterhin die Durchsetzung eines Konskriptionssystems. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs agitierte vor allem Milner, der im Juni 1915 den Vorsitz der NSL übernahm und einen wachsenden Einfluß auf die Regierungspolitik gewann, für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.132 Die militaristische Programmatik des Wehrverbandes richtete sich nicht nur gegen die liberale Regierung, sondern auch gegen die konservative Parteiführung, die zur Übernahme der propagierten Forderung nach einem Konskriptionssystem gezwungen werden sollte.133 Da sich Balfour aber beharrlich weigerte, in den Kundgebungen der Konservativen Partei für die Parlamentswahlen vom Januar und Dezember 1910 für eine militärische Dienstverpflichtung einzutreten, radikalisierte die NSL ihre Opposition gegen die bestehenden Parteien und das parlamentarische Entscheidungsverfahren. Im Zuge der Agitation für die anvisierte, alle Lebensbereiche erfassende Militarisierung der Gesellschaft nahm auch der Einfluß der NSL auf die propagandistische Aktivität der nach der Jahrhundertwende von Lord Meath und Sir Robert Baden-Powell gegründeten nationalistischen Jugendorganisationen zu.134 Auch nachdem die Bestrebungen, eine programmatische Umorientierung der Konservativen Partei zugunsten der weitreichenden militär- und gesellschaftspolitischen Ziele der NSL zu erreichen, gescheitert waren, setzte die Organisation ihre Propagandakampagne für die Durchsetzung eines Wehrpflichtsystems fort.135 Nach der Vorlage der Home-Rule-Gesetzgebung der liberalen Regierung im April 1912 konzentrierte die NSL ihre politische Aktivität jedoch zunehmend auf die Mobilisierung und Koordination der Opposition radikaler Nationalisten und Imperialisten gegen die bevorstehende Gewährung der politischen Unabhängigkeit an Irland. Hierbei riefen die Agitatoren der NSL, insbesondere Kipling, auch zum bewaffneten Widerstand gegen die vom Kabinett unter Premierminister Asquith beschlossene Irland-Politik auf. Die von Roberts geführte militaristische Gruppierung sammelte daher vor allem nach 1910 die Vertreter der »radikalen Rechten«. 65 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die NSL war durch den Anschluß von Milner, Amery, WaldorfAstor, Raglan, Meath, Beresford sowie von Kipling und White ebenso wie durch die Unterstützung der Zeitungsherausgeber Garvin und Maxse mit den Diehards, den Agitatoren für »nationale Effizienz«, den militaristischen Jugendverbänden, der Eugenics Education Society und der TRL verbunden. Dagegen war das Verhältnis zur Navy League und zur IML durch Friktionen und latente Rivalitäten geprägt, denn die NSL wandte sich gegen den von den Flottenorganisationen verlangten Primat der Seerüstung.136 Nach dem Burenkrieg gewannen die Topoi nationalen Niedergangs und kulturellen Zerfalls einen beträchtlichen Einfluß auf die öffentliche Diskussion in Großbritannien. Außerdem verbreitete sich unter dem Einfluß des Sozialdarwinismus eine positive Bewertung des Krieges, der von Nationalisten als Katalysator des zivilisatorischen Fortschritts glorifiziert wurde. Vor diesem Hintergrund trat die NSL zunächst für eine umfassende Reorganisation und Professionalisierung der Armeeführung - vor allem durch die Einrichtung eines Generalstabs - ein. Darüber hinaus sollte nach der Programmatik der NSL ein paramilitärisches Training in allen Schulen sowie eine sich daran anschließende, für alle Jugendlichen zwischen 18 und 21 Jahren verpflichtende militärische Ausbildung durchgeführt werden, die zwei Monate in jedem Jahr umfassen sollte.137 Diese Maßnahmen zielten darauf ab, die militärische Effizienz der britischen Armeen zu steigern und die regulären Truppen sowie die Flotte von Verteidigungsaufgaben zu endasten. Außerdem sollte - in Anknüpfung an die durch rassistische und sozialdarwinistische Deutungskategorien geprägte Debatte über die »fitness« des englischen Volkes - die physische und psychische Leistungsfähigkeit breiter Bevölkerungsschichten erhöht werden. Die Einführung der Wehrpflicht wurde von der NSL daher propagiert, um die außenpolitische Großmachtstellung zu festigen und die Herrschaft im Empire zu sichern. Dieses Ziel bestimmte auch die Forderung nach dem Aufbau einer Luftstreitmacht, die Aufstandsbewegungen in den Kolonien unterdrücken sollte.138 Die dieser Ideologie zugrundeliegende Überzeugung von der prinzipiellen Überlegenheit der englischen Kolonialherren sowie die Glorifizierung von Empire und Nation korrelierten mit einer gesellschaftspolitischen Konzeption, die auf eine Beseitigung liberaler Wertorientierung und individueller Freiheit zugunsten einer potentiell alle Lebensbereiche erfassenden Disziplinierung abzielte.139 Die NSL propagierte daher ein autoritäres, »duty« und »discipline« betonendes Gesellschaftsideal, das an der Zielsetzung umfassender Integration ausgerichtet war. Dagegen wurden innenpolitische Auseinandersetzungen - vor allem Parteienkonflikte - dezidiert abgelehnt und sozioökonomische Interessendivergenzen negiert. Der anvisierte gesellschaftliche Zusammenschluß sollte hierbei durch die politische Herrschaft einer Funktionselite, die der Kontrolle des Parlaments und der Parteien entzogen war,

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gesichert und durch sozialpolitische Konzessionen an die Arbeiter abgestützt werden.140 In der Ideologie der NSL bildeten sozialreformerische Maßnahmen aber nicht nur ein Instrument zur Lösung der Arbeiterschaft von ihren gewerkschaftlichen Interessenvertretungen und den ihre Forderungen vertretenden politischen Parteien, sondern auch ein Mittel zur Effizienzsteigerung, die von der NSL weitgehend auf das Ziel einer Stärkung des militärischen Machtpotentials reduziert wurde. Da die Organisation jedoch ihre sozialpolitische Programmatik über die ausschließlich instrumentale Funktion hinaus nicht präzisierte, blieb ihre Anziehungskraft auf die sich zunehmend organisierende Arbeiterklasse gering.141 Die für die gesellschaftspolitische Konzeption der NSL grundlegende Annahme einer unauflösbaren Antinomie zwischen dem »nationalen« Interesse außenpolitischer Machtentfaltung einerseits und parlamentarisch-demokratischer Regierungsformen sowie individueller Freiheit andererseits beeinflußte auch die Agitation gegen das kaiserliche Deutschland.142 Die NSL propagierte die obrigkeitsstaatliche politische Struktur des preußisch-deutschen Staates mit ihrer Unterdrückung gesellschaftlicher Partizipationsansprüche als Vorbild für die angestrebte gesellschaftliche Formierung in Großbritannien. Der Agitationsverband ging aber von der Überzeugung aus, daß gerade die aufgezwungene innenpolitische Integration die militärische Schlagkraft und die außenpolitische Durchsetzungsfähigkeit erhöhe und beschwor daher die vom deutschen Expansionsstreben ausgehende Bedrohung der britischen Großmacht. In dieser propagandistischen Projizierung der von der NSL vertretenen Ideologie auf das Deutsche Reich bündelten sich daher die etatistisch-elitäre Herrschaftkonzeption, die autoritär-korporativistische Organisationsvorstellung und das expansionistische außenpolitische Ziel. Dieser Nexus bestimmte auch die Stilisierung des mit Japan identifizierten Gedankens der Askese und Selbstaufopferung zum Verhaltens- und Erziehungsideal.143 Die NSL blieb bis 1904 eine weitgehend isolierte, esoterische Organisation. Im Zeitraum von 1904 bis 1914 entwickelte sich der Verband jedoch angesichts der Verschärfung der machtpolitischen Gegensätze zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich zu einer Massenbewegung, die auch in den großen Parteien an Einfluß gewann. Insbesondere die beiden Parlamentswahlen von 1910 erhöhten die Zahl ihrer Anhänger im Parlament. Während 1905 lediglich drei Unterhausabgeordnete die Forderung der NSL nach einer Einführung der allgemeinen Wehrpflicht unterstützten, wurde dieses Ziel 1914 von mehr als hundert Parlamentariern vertreten. Sogar Lloyd George sprach sich in seiner 1910 verfaßten Denkschrift über eine zu bildende Koalitionsregierung dafür aus, Wehrpflichtige einzuberufen. Auch einflußreichen Journalisten wie Spenser Wilkinson, der schon 1904 ein Konskriptionssystem verlangt hatte, begrüßten die Agitation des Verbandes. 67 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Außerdem vertraten prominente Schriftsteller wie Le Queux und Oppenheim, die in ihren Spionageromanen die Fiktion einer allumfassenden Kontrolle Englands durch deutsche Agenten verbreiteten, die Ziele der NSL und erhöhten die Popularität dieses Verbandes. Lord Roberts, der aufgrund seiner militärischen Auszeichnungen weithin als Symbolfigur der imperialen Herrschaft Englands galt, mobilisierte mit seiner militaristischen Propaganda auch in den Internatsschulen (public schools) eine beträchtliche Unterstützung. Die Mitgliederzahl der NSL stieg nach den in ihren Schriften veröffentlichten Angaben von etwa 2000 (1904/5) auf 21500 (1908), 43000 (1909), fast 62000 (1910), 91000 (1911) und über 96000 (1913). 144 Die NSL zog vor allem konservative, der anglikanischen Staatskirche angehörende Gruppen der Mittelschichten und nicht organisierte Arbeiter an, vor allem im Süden und Osten Englands. Obwohl auch die finanziellen Zuwendungen an die militaristische Organisation nach 1908 deutlich zunahmen, blieb die im Zeitraum von 1910 bis 1914 forcierte Agitation für eine Durchsetzung der Wehrpflicht und für die damit verknüpfte militärische Organisierung der Gesellschaft insgesamt ohne nachhaltige Resonanz. Die von der NSL propagierten Zwangsmaßnahmen widersprachen dem einflußreichen Ideal der Freiwilligkeit und standen in einem diametralen Gegensatz zum Wert der individuellen Freiheit. Fünf Gesetzentwürfe für ein Konskriptionssystem, die dem Parlament im Zeitraum von 1908 bis 1914 vorgelegt wurden, erhielten daher keine Mehrheit. Der Übergang zur Wehrpflicht im Ersten Weltkrieg wurde durch die Propagandakampagne der NSL jedoch erleichtert.145 Die Bedeutung des Verbandes ergibt sich aber vor allem aus seiner Funktion als Koordinationsorgan der radikal nationalistischen Opposition gegen die Politik der liberalen Regierung und den Pragmatismus der konservativen Parteiführung. Die militaristische Gruppierung verbreitete eine Konzeption gesellschaftlicher Organisation, die den von der Arbeiterbewegung angestrebten tiefgreifenden sozioökonomischen Wandel verhindern sollte. Die NSL zielte daher insgesamt auf eine Stabilisierung des gesellschaftlichen und politischen Status quo im Rahmen der proklamierten nationalen Integration ab. Da die Koalitionsregierung unter Premierminister Lloyd George dieses Konzept zumindest partiell zu realisieren schien und der Erste Weltkrieg den Militarismus zugleich radikalisierte und diskreditierte, löste sich die NSL 1921 auf.146

2.3.5. Militaristische Jugendorganisationen Als sich nach dem Burenkrieg der Nationalismus ebenso radikalisierte wie der Imperialismus und Sozialdarwinismus, verbreitete sich auch ein populistischer Militarismus, der nicht nur die Triebkraft der Gründung der NSL

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bildete, sondern auch die Ideologie und politische Aktivität zahlreicher Jugendverbände prägte. Diese Organisationen griffen auch die sich verbreitende Besorgnis über die physische Konstitution der Bevölkerung auf. Alarmiert durch die während des Burenkrieges vor allem in englischen Großstädten registrierte hohe Quote von Wehruntüchtigen, hatte die Regierung einen Untersuchungsausschuß (Interdepartmental Committee on Physical Deterioration) eingesetzt, dessen Anhörungen den Befürwortern des »Effizienz«-Postulats und den Eugenikern eine erhebliche Popularität verlieh. Der 1904 vorgelegte Bericht der Kommission stellte zwar die Repräsentativität der während des Burenkrieges untersuchten Freiwilligen in Frage, hob aber auch deutlich die festgestellten gesundheitlichen Mängel in der Bevölkerung hervor. Dieses Resultat wurde in der öffentlichen Diskussion in den Kategorien des Sozialdarwinismus weithin als Bedrohung der Fähigkeit zur Herrschaft und der Weltmachtstellung Großbritanniens interpretiert. Das von den neuen Jugendorganisationen propagierte Ziel, die »fitness« der heranwachsenden Generation zu steigern, verfugte daher über eine beträchtliche Anziehungskraft.147 Bereits im späten 19. Jahrhundert waren paramilitärisch organisierte, aber noch konfessionell gebundene Verbände für Jugendliche - die Boys' Brigade, die Church Lads' Brigade, die Jewish Lads' Brigade und die Catholic Boys' Brigade - etabliert worden. 1874 hatten der anglikanischen Kirche angehörende Frauen auch eine Girls' Friendly Society für ledige Mädchen - überwiegend Dienstpersonal - konstituiert. Diese Organisation sollte den Gedanken der Klassenharmonie verbreiten, die Bindungskraft der Familie sowie den anglikanischen Glauben stärken und den britischen Imperialismus rechtfertigen.148 1899 jedoch gründete der durch seine diplomatische und philanthropische Tätigkeit hervorgetretene Lord Meath einen genuin politischen Verband, die Lads' Drill Association, die sich 1906 der NSL anschloß.149 Die Lads' Drill Association zielte ebenso wie die anderen von Lord Meath gebildeten Organisationen - die Empire Day Movement und die Duty and Discipline Movement - auf eine Stärkung des imperialistischen Sendungsbewußtseins und des nationalistischen Überlegenheitsdenkens unter Jugendlichen ab. Die politische Aktivität der von 1910bis 1912 konstituierten Duty and Discipline Movement beschränkte sich aber weitgehend auf die Verbreitung von Propagandamaterial zur militaristischen Mobilisierung der Jugend, die vor allem für die außenpolitischen Ziele einer Konsolidierung der britischen Herrschaft im Empire und der Sicherung der Vormachtposition Englands gewonnen werden sollte. Die Duty and Discipline Movement organisierte aber auch an Schüler und deren Eltern gerichtete Kundgebungen, die zur Festigung autoritärer, illiberaler Wertorientierungen und Verhaltensmuster, die vom Primat von Pflicht69 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

bewußtsein und Disziplin ausgingen, beitragen sollten. Die von Aristokraten und Militärs geführte Bewegung artikulierte hierbei die Statusängste vor allem von Angehörigen der neuen angestellten Mittelschichten. Diese Sozialgruppe betrachtete die sich von 1910 bis 1914 ausbreitenden Streikaktionen der mitgliederstarken Gewerkschaften als Bedrohung ihrer relativen sozioökonomischen Privilegierung gegenüber der Arbeiterschaft. Die Mitgliederzahl der Duty and Discipline Movement verdoppelte sich daher von 1913 bis 1917, so daß diese Bewegung auch zur nationalistischen Mobilisierung im Ersten Weltkrieg beitrug.150 Die Verknüpfung des Ziels der Bewahrung des sozioökonomischen und innenpolitischen Status quo mit einer Programmatik außenpolitischer Expansion charakterisierte auch die 1903 gebildete Empire Day Movement. Diese Organisation forderte einen öffentlichen Feiertag zur Glorifizierung des Empire, um die emotionale Bindung breiter Bevölkerungsschichten an das britische Weltreich zu festigen und die Unterstützung für die imperiale Herrschaft zu erhöhen. Die Empire Day Movement, die ihre Ziele durch eine Einflußnahme auf öffentliche Institutionen - vor allem Schulen - durchsetzen wollte, betonte die überparteiliche Orientierung ihrer Propaganda und wies wiederholt auf den bewußten Verzicht auf eine umfassende bürokratische Organisation hin. Der überparteiliche Anspruch der Bewegung wurde aber durch die führende Position ihres Gründers, Lord Meath, in der NSL konterkariert, so daß die Konzipierung und Kontrolle der politischen Aktivität der Empire Day Movement auf ein Führungskomitee übertragen wurde.151 Die Bewegung gewann eine breite Unterstützung an Schulen, besonders in Süd- und Südostengland, da ihre Aktivität von Lehrern begrüßt wurde und ihre Schriften eine erhebliche Anziehungskraft auf Schüler ausübten. Die vom Agitationsverband geforderte Einführung eines Empire Day wurde jedoch erst angesichts des Zwangs zu einem verstärkten imperialen Zusammenschluß im Ersten Weltkrieg erfüllt, nachdem Milner für den Vorschlag eine breite Mehrheit unter den Peers mobilisiert hatte.152 Die für die Entwicklung der Jugendbewegungen vom späten 19. Jahrhundert bis 1914 charakteristische Transformation von religiös-philanthropischen Selbsthilfeorganisationen zu nationalistischen Agitationsverbänden wurde vor allem durch den Burenkrieg beschleunigt. Die militärischen Niederlagen der britischen Truppen im Anfangsstadium dieses Konflikts verschärften rassistisch-sozialdarwinistische Degenerationsvorstellungen, die die entscheidende Triebkraft für die der Konstituierung der Boy Scouts' Association bildeten. Der Gründer dieser Organisation, Robert BadenPowell, stellte in der programmatischen Schrift »Scouting for Boys« mit Bezug auf den Burenkrieg heraus: »Der wichtigste Grund für den Verfall Roms ist der Ursache ähnlich, die zum Niedergang anderer großer Reiche geführt hat, und diese Ursache kann in jedem einzelnen Fall als der

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Zerfall des guten Bürgersinns und der Mangel an tatkräftigem Patriotismus zusammengefaßt werden«. 153

Als Kavallerieoffizier hatte Baden-Powell von 1876 bis 1899 an der imperialen Expansion Großbritanniens teilgenommen, bevor er im Sommer 1899 als Aufklärungsoffizier der Armee nach Südafrika versetzt und als Kommandeur der in Mafeking belagerten englischen Truppenverbände 1900 zur Personifizierung britischen Machtwillens wurde. Nach dem Ende der militärischen Auseinandersetzungen in Südafrika setzte sich Baden-Powell für umfassende Reformen in der Ausbildung der Kavailerieoffiziere ein, die die Eigenverantwortlichkeit stärken sollten.154 Angetrieben durch die öffentliche Diskussion über die angeblich geringe physische Leistungsfähigkeit der Engländer und durch die Niedergangsprophezeihungen in Elliot Mills' »The Decline and Fall of the British Empire«, wandte sich Baden-Powell zunehmend der Konzeption einer umfassenden gesellschaftlichen Militarisierung zu.155 Baden-Powell, der seit 1902 eine führende Position in der Boys Brigade einnahm, beschwor besonders den Zerfall des Römischen Reiches, um sein Programm der körperlichen Ertüchtigung von Jugendlichen zu rechtfertigen.156 Das unter dem Einfluß des Naturforschers Ernest Thompson Seton und des Vorsitzenden der TRL, Sir Arthur Pearson, entwickelte Konzept der Pfadfinderbewegung als Instrument nationalistischer und militaristischer Mobilisierung bündelte die weitverbreiteten Verfallsängste in dem Ziel, die britische Herrschaft im Empire durch die Durchsetzung einer umfassenden innenpolitischen Integration zu sichern. Der paramilitärischen Ausbildung von Jugendlichen wurde von Baden-Powell vor diesem Hintergrund die Aufgabe zugewiesen, sowohl die physische Konstitution der Jugendlichen zu stärken als auch den umfassenden nationalen Zusammenschluß zu forcieren. Damit sollte die innenpolitische Basis einer Konsolidierung der imperialen Herrschaft Großbritanniens gestärkt werden.157 Die in dieser Konzeption angelegte Kombination von innen- und außenpolitischen Zielen bildete die - auch für andere sozialimperialistische Organisationen charakteristische - ideologische Grundlage für die paramilitärische Ausbildung der Jugendlichen in der Pfadfinderbewegung. Die Organisation kooperierte daher eng mit der NSL, von der sie als Rekrutierungsorgan für die propagierten Wehrpflichtigenarmeen instrumentalisiert wurde. Die Pfadfinderbewegung Baden-Powells teilte mit der NSL nicht nur die sozialimperialistische und militaristische Programmatik, sondern war mit diesem Agitationsverband auch durch ihr Führungspersonal verbunden.158 Ebenso wie für die NSL war daher für die Pfadfinderorganisation die Zielsetzung konstitutiv, die für unabdingbar gehaltene gesellschaftliche Geschlossenheit zur Verteidigung der imperialen Interessen Großbritanniens und zur Führung eines Krieges zu erreichen. 71 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die in »Scouting for Boys« entwickelte Verbindung sportlichen Trainings mit Geländespielen und Gemeinschaftsdienst übte eine so große Anziehungskraft auf Jugendliche aus, daß die verschiedenen lokalen Pfadfindergruppen bereits im Sommer 1908 organisatorisch zusammengefaßt werden mußten.159 Baden-Powell, der zunächst die Durchsetzung seines Konzepts paramilitärischer Ausbildung in den bestehenden Propagandaverbänden anstelle der Bildung einer neuen Jugendorganisation angestrebt hatte, etablierte eine Führungszentrale in London, die durch Inspekteure die Aktivität der verschiedenen Pfadfindergruppen kontrollierte und die Gründung weiterer Ortsverbände forcierte. Nachdem sich die führenden Vertreter der Boy Scouts' Association 1909 gegen eine konfessionelle Bindung der Organisation entschieden hatten, wuchs diese zu einer Massenbewegung an. Diese Expansion ist auch daraufzurückzuführen, daß die in Baden-Powells Konzeption der Gemeinschaft von Jugendlichen implizierte Tendenz zu einer Emanzipation gegenüber der elterlichen Aufsicht die Attraktivität der örtlichen Gruppierungen erhöhte. Ausführliche Berichte über die Aktivität der Pfadfinder in Jugendmagazinen, die seit der Jahrhundertwende zunehmend den Gedanken der patriotischen Pflichterfüllung und das Ziel der Wehrkraftstärkung propagierten, steigerten die Anziehungskraft der Boy Scouts' Association.160 Der Aufbau einer zunehmend hierarchisch strukturierten und bürokratisch gelenkten Organisation ging daher mit einem rapiden Wachstum der Mitgliederzahl in der Pfadfinderbewegung einher. Bis 1910 hatten sich mehr als 100000 Jungen in Großbritannien der Boy Scouts' Association angeschlossen, die außerdem auf anderen Kontinenten etwa 250000 Mitglieder gewonnen hatte. 1913 verfugte Baden-Powells Organisation über 150000 Mitglieder. 161 Die britischen Pfadfindergruppen zogen vor allem Jugendliche aus den unteren Mittelschichten in London sowie in Süd- und Südostengland an. Dagegen konnten Arbeiterkinder aufgrund der militaristischen Ausrichtung und der streng hierarchischen Organisation der Verbände kaum gewonnen werden. Die mit der Beschleunigung des maritimen Wettrüstens zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich zunehmende Konzentration der Boy Scouts' Association auf paramilitärische Aktivität und die autokratische, eine Mitsprache der Mitglieder weitgehend ausschließende Führungsstruktur stieß lediglich in den Londoner Pfadfindergruppen auf Widerstand. Diese Opposition wurde aber durch den Ausschluß des Kommandeurs Sir Francis Vane, der sich gegen den Militarismus in der Bewegung gewandt hatte, gebrochen.162 Die in der Pfadfinderbewegung organisierten Jugendlichen wirkten im Ersten Weltkrieg in der Kriegswirtschaft mit und führten militärische Hilfsdienste durch, die auch die Spionagebekämpfung und den Objektschutz umfaßten.163 Darüber hinaus gründete Baden-Powell das Scouts Defence 72 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Corps, das als Eingreiftruppe zur Verteidigung gegen eine Invasion konzipiert und für diese Aufgabe durch eine rigide militärische Ausbildung vorbereitet wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg konzentrierte sich die Pfadfinderbewegung, der 1921 das Vermögen der aufgelösten NSL übertragen wurde, auf die Agitation gegen die Gewerkschaften, die Labour Party und den Kommunismus. Trotz erneuter interner Konflikte über die Funktion der Boy Scouts' Association wuchs die Organisation ebenso wie die nach 1910 gegründeten Girl Guides auch nach dem Ersten Weltkrieg, zumal außer der Altersgruppe der ll-15jährigen auch jüngere und ältere Jugendliche in besondere Verbände aufgenommen wurden. Während die Mitgliederzahl im Zeitraum von 1920 bis 1930 von 232000 auf 422000 stieg, stagnierte die Entwicklung der Pfadfinderbewegung in Großbritannien in den dreißiger Jahren.164 Insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und der Rückzug des charismatischen Gründers, Baden-Powells, aus der Organisation verringerten die Attraktivität der Boy Scouts' Association. Da die pessimistische Beurteilung der weiteren Entwicklung der britischen Weltmachtstellung für die Gründung der Pfadfinderbewegung konstitutiv war, teilte sie mit anderen radikal nationalistischen Organisationen das Ziel, die Möglichkeiten außenpolitischer Expansion durch den Zusammenschluß und die Disziplinierung der Gesellschaft zu erweitern. Die mit der NSL kooperierende Pfadfinderbewegung konnte die geforderte vollständige Unterordnung der individuellen Autonomie unter die postulierten Erfordernisse der imperialen Herrschaftskonsolidierung und des außenpolitischen Machterhalts gegen die konservative Parteiführung und die liberale Regierung nicht durchsetzen. Die paramilitärische Aktivität der von Meath und Baden-Powell gebildeten Jugendverbände trug aber zur Verbreitung einer autoritären sowie militaristischen Wertorientierung bei und radikalisierte nationalistische und imperialistische Einstellungen so nachhaltig, daß der Ausbruch des Ersten Weltkriegs auch deshalb in Großbritannien enthusiastisch begrüßtwurde.165Der Krieg veränderte aber wichtige Bedingungen für die Agitation der militaristischen Jugendorganisationen. Da die nationalistische Ekstase angesichts der hohen Verluste der britischen Armee seit 1915 einer tiefen Desillusionierung wich, verlagerte sich der Schwerpunkt der politischen Aktivität dieser Gruppen von der Propagierung eines radikalen Nationalismus und Imperialismus auf die Verbreitung harmonisierender Gesellschaftsideale, die sich gegen den Klassenkampfgedanken sowie den Sozialismus und Kommunismus generell richteten. Damit stellten die Jugendverbände ein wichtiges Kontinuitätselement in der Entwicklung nationalistischer, faschistischer und antisozialistischer Bewegungen in Großbritannien im 20. Jahrhundert dar.166

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2.4. Anfänge antisemitischer Agitation in Großbritannien. Die Einwanderung osteuropäischer Juden im 19. Jahrhundert und die Korruptionsvorwürfe gegen die liberalen Regierungen 1908-1914 Obwohl die Agitation gegen die Einwanderung von Juden aus Osteuropa und die Korruptionskampagne gegen die liberalen Regierungen unter den Premierministern Campbell-Bannerman und Asquith keineswegs ausschließlich durch antisemitische Stereotypen geprägt war, bildete der Vorwurf der Bestechlichkeit einen wichtigen Bezugspunkt des politischen Antisemitismus in Großbritannien vor 1914. Im Kontext der sozialdarwinistisch-imperialistischen Deutung der britischen Weltmachtstellung artikulierte die antisemitische Agitation nicht nur ethnozentrische Vorurteile, sondern bündelte auch die diffusen Besorgnisse über die »nationale Effizienz«. Die Radikalisierung des Antisemitismus ging darüber hinaus mit der sich verschärfenden Opposition gegen die parlamentarischen Regierungsformen, die pluralistische Gesellschaftsstruktur und die Dominanz liberaler Werte einher.167 Außerdem begründete der Protest gegen die jüdischen Einwanderer, insbesondere in den östlichen Stadtteilen Londons, im »East End«, eine Tradition antisemitischer Ressentiments, die weitgehend aus Verdrängungs- und Konkurrenzängsten resultierten und in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts von der British Union of Fascists instrumentalisiert wurden.168 Nachdem die englischen Juden bis 1860 die rechtliche und politische Gleichstellung erlangt hatten, artikulierten sich 1875/76 judenfeindliche Ressentiments in Großbritannien, die sich gegen die Politik der konservativen Regierung unter Benjamin Disraeli in der Balkankrise richteten. Die offene Unterstützung des zum Christentum konvertierten jüdischen Premierministers für das Osmanische Reich, das den Aufstand der christlichen Bulgaren mit brutaler Gewalt niederschlug, mobilisierte den Widerstand der Liberalen um Gladstone gegen eine als prinzipienlos verurteilte Außenpolitik. Die gewaltsame Unterdrückung der bulgarischen Freiheitsbewegung und der bewaffnete Konflikt zwischen Rußland und der Türkei steigerten insgesamt den innenpolitischen Konflikt in England, radikalisierten den britischen Nationalismus und lösten auch antisemitische Angriffe gegen Disraeli aus. Der in Oxford lehrende Professor für Geschichte, Goldwyn Smith, beschuldigte den Premierminister, die Christen in Bulgarien verraten zu haben.169 Die Agitation reflektierte die Vorurteile gegen Juden, die sich seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts auch unter Liberalen verbreiteten, als der viktorianische Fortschrittsoptimismus zunehmend durch nationalistische Bedrohungsängste verdrängt wurde. Schriftsteller wie Anthony Trollope und George Eliot identifizierten die Juden mit der Transformation der traditionellen Gesellschaftsordnung. Diese antimodernistischen Affekte wurden im frü74 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

hen 20. Jahrhundert von H.G. Wells aufgegriffen und für seine Angriffe gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem und die Laissez-faire-Doktrin instrumentalisiert. Auch der Journalist und Politiker John Buchan verbreitete das Vorurteil vom Juden als Urheber gesellschaftlicher Dekomposition. In seinem 1898 veröffentlichten Buch »The Jew, the Gypsy and El Islam« behauptete Richard Burton, der von 1867 bis 1871 als britischer Konsul in Damaskus amtiert hatte, sogar, daß der Judaismus Verbrechen gegen Christen rechtfertige und zum Ritualmord auffordere. Darüber hinaus propagierten radikale Imperialisten wie Kipling und Milner antisemitische Stereotype, indem sie den sich abzeichnenden Zerfall der imperialen Herrschaft Englands auch auf die Aktivität einzelner Juden zurückführten. Bezeichnenderweise sind die von Le Queux in seinen Agentenromanen dargestellten deutschen Spionageführer überwiegend Juden. Der latente Antisemitismus trat zwar nur temporär offen hervor, bildeten aber die Grundlage der in den achtziger Jahren einsetzenden Agitation gegen die jüdischen Einwanderer aus Osteuropa.170 Nachdem 1885 mit Baron Nathaniel Rothschild der erste Jude zum Mitglied des Oberhauses ernannt worden war, führten die antisemitischen Pogrome gegen die jüdische Minderheit im Zarenreich im späten 19. Jahrhundert zu einer sprunghaften Zunahme der Einwanderung osteuropäischer Juden nach Großbritannien.171 Bereits während der Regentschaft Zar Nikolaus I.(1825-1855) waren systematische Verfolgungsmaßnahmen gegen die jüdischen Gemeinden im russischen Herrschaftsgebiet durchgeführt worden. Jedoch löste erst das Attentat auf Zar Alexander I. im März 1881 eine Welle antisemitischer Pogrome aus, die sich gegen eine durch die Depression von 1873 bis 1879 ökonomisch geschwächte ethnische Minderheit richteten.172 In den »Mai-Gesetzen« von 1882 wurden die Zusammenlegung der jüdischen Bevölkerung in festgelegten Wohnvierteln und wirtschaftliche Restriktionen - insbesondere ein generelles Verbot der Geschäftstätigkeit an Sonntagen und christlichen Feiertagen - festgelegt. Aufgrund der in der Gesetzgebung fixierten rechtlichen und sozioökonomischen Diskriminierung der Juden flohen von April 1881 bis Juni 1882 etwa 225 000 jüdische Familien aus dem Zarenreich, so daß sich von 1881 bis 1905 etwa 40000 russische Juden in England niederließen.173 Die Zahl der in Großbritannien lebenden Juden stieg im Zeitraum von 1880 bis 1910 von 60000 auf mehr als 240000, wobei vor allem der Anteil der osteuropäischen Juden sprunghaft wuchs.174 Da sich die jüdischen Immigranten vorwiegend in innerstädtischen Vierteln - insbesondere im East End Londons, in Birmingham, Leeds und Manchester - niederließen, verschärften sie wirtschaftliche und soziale Probleme, die sich in diesen Siedlungsgebieten schon vor dem Einsetzen der verstärkten Einwanderung in den frühen achtziger Jahren herausgebildet hatten.175 Die überproportional starke Präsenz von osteuropäischen Juden in 75 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

der - noch weitgehend handwerklich oder heimgewerblich organisierten Bekleidungs- und Möbelindustrie sowie im tabakverarbeitenden Gewerbe, ihre überdurchschnittlich langen Arbeitszeiten und ihre geringe Endohnung lösten bei englischen Arbeitern Verdrängungsängste aus, die durch die antisemitische Agitation mobilisiert werden konnten.176 Vor allem nach dem zweiten Höhepunkt der jüdischen Einwanderung in den frühen neunziger Jahren waren die Stadtteile, in denen sich die Ansiedlung der osteuropäischen Juden konzentrierte - vor allem im East End Londons -, stark überbelegt. Die Wohnqualität in diesen Vierteln verschlechterte sich rapide, während gleichzeitig die Mietpreise stiegen.177 Angesichts der hohen Geburtenrate in der ersten Generation der jüdischen Einwanderer, ihrer fremdartig erscheinenden, vom Leben in Osteuropa geprägten Konventionen und ihres zunächst niedrigeren hygienischen Standards wurden die osteuropäischen Immigranten daher von Nichtjuden als Bedrohung empfunden: »Die Anwesenheit von tausenden Männern und Frauen mit ausländischen Gesichtern, die sich besonders in London in den dichtbesiedelten Teilen der ärmeren Viertel sammeln, ärgert unser Volk weniger als daß sie es betrübt. Ganz abgesehen von anderen Fragen, bedrängen sie durch ihr ausländisches Aussehen, ihre Gewohnheiten und Sprache, ihre bemerkenswerte Fruchtbarkeit, ihre Zähigkeit und ihren Geschäftssinn unaufhörlich die arme Bevölkerung, mit der sie zusammenleben«. 178

Die starke geographische Konzentration der jüdischen Siedlungsviertel, ihre daraus resultierende relative Abgeschlossenheit und die leichte Identifizierbarkeit der homogenen Gruppen osteuropäischer Juden erregten schon früh die Besorgnis der etablierten jüdischen Oberschicht und des von ihr dominierten offiziellen Vertretungsorgans der Juden in Großbritannien, des 1835 gebildeten Board of Deputies of British Jews. Der Board of Deputies unterstützte prinzipiell zwar das Ziel einer Reduzierung der Immigration von Juden nach England, ergriff aber auch Maßnahmen zur Assimilation der bereits eingewanderten Juden und initiierte langfristig eine staatliche Sozialpolitik in den innerstädtischen Wohngebieten.179 Indem die jüdische Elite aber die Verantwortung für die vollständige Integration der Immigranten in die englische Gesellschaft übernahm, fungierte sie als Vermittlungsinstanz zwischen den osteuropäischen Juden und der nichtjüdischen Bevölkerung. Die kleine Oberschicht der assimilierten und wohlhabenden Juden in Großbritannien übte daher einen erheblichen Anpassungsdruck auf die Ostjuden aus und trat den weitverbreiteten antisemitischen Vorurteilen nicht entschlossen entgegen. Im Ersten Weltkrieg gerieten die jüdischen Bewohner Englands daher in einen Legitimationszwang, als die sozioökonomischen Belastungen in den innerstädtischen Siedlungsgebieten die Vorbehalte gegen sie aktivierten und steigerten. Insgesamt zeigte das rigorose Konformitätspostulat die Ambivalenz der libertären Tradition, die sich tendenziell gegen eine kulturelle Pluralität richtete und auf einen Wertekonsens abzielte.180 76 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die Verdrängungsängste, die durch die Veränderungen in der Lebenswelt nichtjüdischer Bewohner vor allem im East End ausgelöst wurden, bildeten auch den Impuls für eine Kampagne gegen die ostjüdischen Einwanderer, die zunächst nur von einzelnen Journalisten, Schriftstellern und Parlamentsabgeordneten getragen wurde. In der Agitation wurden die in einzelnen Stadtteilen bestehenden sozialen und ökonomischen Probleme auf die Juden als leicht identifizierbare ethnische Minderheit projiziert und die Stereotypen sowohl des armen als auch des reichen Juden popularisiert.181 Der konservative Unterhausabgeordnete für den im East End gelegenen Wahlkreis Tower Hamlets, Bow und Bromley, Captain Colomb, verlangte bereits im März 1887 in einer parlamentarischen Anfrage eine gesetzliche Restriktion der Einwanderung osteuropäischer Juden, und auch Arnold White forderte die Einschränkung der Immigration.182 Die konservative Regierung unter Premierminister Lord Salisbury setzte daraufhin im Februar 1888 eine Untersuchungskommission ein, die in ihrem Abschlußbericht zwar legislative Maßnahmen gegen die Einwanderung ablehnte, aber eine künftige Gesetzgebung auch nicht prinzipiell ausschloß.183 Die antisemitische Agitation intensivierte sich, als die Arbeitslosigkeit in den späten achtziger Jahren wuchs und die Immigration osteuropäischer Juden nach 1891 deutlich zunahm. Vor allem konservative Parlamentsabgeordnete, die 1894 das Parliamentary Immigration Committee bildeten, mobilisierten im Zeitraum von 1891 bis 1895 die Verdrängungsängste der nichtjüdischen Bewohner in den Siedlungszentren der Juden. Die Einschränkung der Einwanderung wurde auch auf den Kundgebungen der von Arnold White und dem Earl von Dunraven geführten Association for Preventing the Immigration of Destitute Aliens propagiert.184 Darüber hinaus wurden die Ressentiments gegen die osteuropäischen Juden von konservativen Politikern vor den Parlamentswahlen von 1892 und 1895 instrumentalisiert. Hierbei konzentrierte sich die Agitation auf die Behauptung, daß jüdische Immigranten englische Arbeitskräfte verdrängten. Außerdem wurde der von eugenischen Denkvorstellungen geprägte Vorwurf erhoben, daß die Einwanderer durch die angenommene Verbreitung von Krankheiten, Kriminalität und Unsauberkeit die ethnische Homogenität der britischen Bevölkerung und die physische sowie psychische Leistungsfähigkeit der englischen Rasse beeinträchtigten.185 Nachdem in der Regierungserklärung von 1896 legislative Maßnahmen gegen die Immigration osteuropäischer Juden angekündigt worden waren, legten zahlreiche Unterhausabgeordnete dem Parlament entsprechende Gesetzentwürfe vor, ohne jedoch die Regierung zu einer restriktiveren Einwanderungspolitik zwingen zu können. Erst die Zunahme der Immigration von 1899 bis 1902 führte erneut zu einer Intensivierung der Propagandakampagne gegen die jüdischen Einwanderer, zumal auch die militärischen 77 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Niederlagen im Burenkrieg nationalistische Bedrohungsängste mobilisierten. Die Forderung nach einer gesetzlichen Einschränkung der Immigration wurde vor diesem Hintergrund auch von einzelnen Vertretern der jüdischen Oberschicht erhoben und bildete die Grundlage der Agitation der British Brothers' League.186 Außer einzelnen, zumeist im East End Londons agitierenden konservativen Politikern und radikal nationalistischen Publizisten wie Arnold White, Joseph Banister und Sir Robert Burton, die die Stereotypen sowohl des reichen jüdischen Wucherers als auch des armen, Krankheiten verbreitenden und soziale Probleme verschärfenden Juden propagierten, wandten sich auch Repräsentanten der Gewerkschaften und einige Fabier gegen die jüdischen Immigranten. Die wichtigste Antriebskraft für die von diesen Organisationen erhobenen Forderungen nach einer restriktiven Einwanderungspolitik bildete die Furcht vor der ökonomischen Konkurrenz durch die jüdischen Immigranten, denen ihre Bereitschaft zur Aufnahme von unterbezahlten und durch lange Arbeitszeiten gekennzeichneten Tätigkeiten vorgeworfen wurde.187 Die allgemeine Beunruhigung in der englischen Arbeiterbewegung über die ökonomische Konkurrenz der osteuropäischen Juden, die als eine Bedrohung des erreichten Lebensstandards und erkämpfter Arbeitsbedingungen angesehen wurden, artikulierte der den Fabiern angehörende John A. Hobson schon 1892: »Gerade weil er bereit und fähig ist, so hart für eine so geringe Entlohnung zu arbeiten und weil er in seinen Fähigkeiten, seinem Fleiß und seiner Anpassungsfähigkeit den einheimischen Bewohner Londons übertrifft, ist der ausländische Jude ein solch schrecklicher Rivale. Er steht dem Ideal des wirtschaftlichen Menschen‹ nahe, der die tüchtigste Person im wirtschaftlichen Wettbewerb ist«.188

Diese - auch durch sozialdarwinistische Ideen beeinflußten - Verdrängungsund Konkurrenzängste in der britischen Arbeiterbewegung steigerten sich noch, nachdem die jüdischen Immigranten unabhängige Gewerkschaften etabliert und eine eigenständige sozialistische Programmatik entwickelt hatten.189 Der Trades Union Congress verabschiedete daher auf seinen Jahrestagungen 1892, 1894 und 1895 Resolutionen, die sich gegen die uneingeschränkte Einwanderung mittelloser osteuropäischer Juden richteten. Jedoch war die Einstellung der Gewerkschaften gegenüber der jüdischen Immigration keineswegs einheitlich, denn dem ökonomischen Interesse, das eine restriktive Einwanderungspolitik nahelegte, stand das grundlegende programmatische Postulat der Solidarität aller Arbeiter entgegen. Die Integration der Einwanderer setzte sich daher insgesamt nach 1895 als zentrales Ziel gewerkschaftlicher Politik durch.190 Während sich die öffentliche Diskriminierung der osteuropäischen Einwanderer durch Vertreter der englischen Arbeiterbewegung zunehmend abschwächte, verstärkte sich die Agitation von Sozialisten gegen reiche 78 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

jüdische Financiers. Insbesondere Hobson, der als Korrespondent des Manchester Guardian über den Burenkrieg berichtete, stellte in Zeitungsartikeln die Loyalität der wohlhabenden Juden gegenüber ihren Heimatländern in Frage.191 In seinen Berichten vertrat er - wie auch andere liberale Gegner des Burenkrieges - die Auffassung, daß die britische Regierung von englischen Juden in den Konflikt gezogen worden sei, um dadurch die Kontrolle der jüdischen Financiers in Südafrika über die Goldminen, das Dynamitmonopol, die Börse, die Presse und ertragreiche Unternehmungen zu sichern. Damit trug Hobson zur Verbreitung des Topos einer jüdisch-kapitalistischen Verschwörung bei: »Die Juden sind die beispielhaften internationalen Financiers.... Sie haben sich genauso an den Rand[südafrikanische Währungseinheit] gehängt wie sie bereit sind, sich an jeden anderen Teil der Erde zu klammern.... Sie sind vorwiegend Spekulanten, die ihre Gewinne nicht als Resultat von Fleiß, noch nicht einmal vom Fleiß anderer Menschen, machen, sondern vom Aufbau, der Förderung und der finanziellen Manipulation von Gesellschaften profitieren«.192

Hobson wandte sich gegen die Juden als Personifizierung der imperialistischen Tendenzen des Laissez-faire-Kapitalismus. Nachdem er jedoch eine ökonomische Theorie entwickelt hatte, die ihn zu einer umfassenden, strukturellen Kritik des kapitalistischen Wirtschaftssystems führte, finden sich in seinen Analysen nahezu keine Bemerkungen mehr, die sich gegen die wirtschaftliche Aktivität der Juden richteten. Der wirtschaftliche und politische Einfluß einzelner Juden und die ökonomische Konkurrenz der jüdischen Arbeiter wurden aber nicht nur von einzelnen Sozialisten - vor allem den Webbs, Robert Blatchford und Mitgliedern der Social Democratic Federation - und Vertretern der Gewerkschaften kritisch kommentiert, sondern auch von den konservativen Kandidaten im East End für die Parlamentswahl von 1900 als politisches Instrument benutzt. 193Nachdem 1899/1900 fast 3000 vertriebene rumänische Juden Großbritannien erreicht und sich die jährlichen Immigrantenzahlen insgesamt verdreifacht hatten, stieß die von Angehörigen der Konservativen Partei insbesondere im East End propagierte Forderung nach einer Restriktion der Einwanderung durch legislative Maßnahmen auf eine beträchtliche Resonanz. Unter dem Einfluß der Mobilisierung nationalistischer Bedrohungsvorstellungen während des Burenkrieges radikalisierte sich daher die antisemitische Agitation. Obwohl der Vorwurf der Propagierung eines offenen, undifferenzierten Antisemitismus nachdrücklich zurückgewiesen und die in Großbritannien lebenden Juden nur selten als Rasse diffamiert wurden, stellte die von 1901 bis 1905 in den östlichen Stadtvierteln Londons durchgeführte Propagandakampagne gegen die jüdischen Einwanderer eine wichtige qualitative Veränderung dar.194 Angesichts der zunehmenden Siedlungskonzentration im East End und der 79 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

daraus resultierenden Verschärfung sozialer Spannungen mobilisierte die im Dezember 1900 konstituierte British Brothers' League (BBL) die fremdenfeindlichen Ressentiments der nichtjüdischen Bewohner. Die von Major William Evans-Gordon, dem konservativen Parlamentsabgeordneten für Stepney, organisierte BBL verurteilte die Juden auf ihren Kundgebungen in undifferenzierter Weise als Rasse, die gegen die Staatsinteressen Großbritanniens agitiere und eine Assimilierung grundsätzlich ablehne.195 Darüber hinaus beeinflußte dieser antisemitische Agitationsverband, der 1902 nach eigenen Angaben 12000 Mitglieder umfaßte, die Beratungen der 1902 gebildeten Royal Commission on Alien Immigration. Vor dieser Kommission verlangten Arnold White und Evans-Gordon im Rahmen der ihnen eingeräumten Anhörungen eine restriktive Immigrationspolitik.196 Nachdem die Durchsetzung einer von dieser Kommission erarbeiteten Gesetzesvorlage 1904 am Widerstand liberaler Abgeordneter gescheitert war, wurde im April 1905 der Aliens Act verabschiedet. Dieses Gesetz, das auch von der eugenischen Programmatik geprägt wurde, verbot die Einwanderung mittelloser und kranker Personen, die auf Unterstützung angewiesen waren (»undesirable and destitute aliens«).197 Nachdem es der BBL damit gelungen war, die britische Regierung zu einer Modifikation ihrer Einwanderungspolitik zu zwingen, wirkte sich ihre Agitation auch in der Parlamentswahl von 1906 aus. Konservative Politiker konnten im Wahlkampf im East End antisemitische Ressentiments und Bedrohungsvorstellungen mobilisieren und erreichten dadurch, daß die Verluste ihrer Partei in zahlreichen Wahlkreisen der östlichen Stadtviertel von London unter dem nationalen Durchschnitt blieben.198 Außerdem erzeugte die von der BBL durchgeführte antisemitische Propagandakampagne ein Bewußtsein der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sonderstellung der Juden in Großbritannien. Obwohl vorwiegend einzelne Juden oder Teilgruppen der jüdischen Bevölkerung im Zentrum der öffentlichen Debatte über den jüdischen Einfluß in der britischen Wirtschaft und Gesellschaft standen, wurde die »Judenfrage« ein Gegenstand der innenpolitischen Auseinandersetzung in Großbritannien. Die Bedeutung der antijüdischen Agitation im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert liegt daher darin, daß sie Anknüpfungspunkte für später auftretende Bewegungen bot und eine ideologische Strömung, die gegen traditionelle, auf dem Ideal der Toleranz basierende Gesellschaftsvorstellungen gerichtet war, begründete. Außerdem belebte sie die latenten Vorurteile gegen Juden und verstärkte ihre gesellschaftliche Isolierung.199 Dagegen trug die antisemitische Propagandakampagne zwar zum Übergang zu einer restriktiven Einwanderungspolitik bei, konnte aber insgesamt keinen direkt wirksamen politischen Einfluß gewinnen. Die geringe Respektabilität eines offenen Antisemitismus zeigte sich darin, daß der Vorwurf einer 80 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

antisemitischen Stereotypisierung von den beteiligten Personen und Gruppen durchweg zurückgewiesen wurde. Die insbesondere in der Liberalen Partei einflußreiche Tradition einer Toleranz gegenüber ethnischen Minderheiten sowie des Schutzes politisch und religiös Verfolgter verhinderte eine Radikalisierung antisemitischer Ressentiments in Großbritannien. Jedoch verlangten gerade Liberale von den in England lebenden Juden eine vorbehaltlose Assimilation und die Aufgabe ihrer traditionellen Kultur. Diese Forderung zeigt die Ambivalenz der liberal-toleranten Tradition in Großbritannien, die sich zwar gegen den politischen Antisemitismus richtete, aber eine kulturelle Autonomie von Minderheiten tendenziell nicht zuließ.200 Die konservative Parteiführung forderte die gegen die jüdischen Immigranten agitierenden Parlamentsabgeordneten 1902 auf, ihre Verbindungen zur BBL abzubrechen. Obwohl die nach den Parlamentswahlen von 1906 amtierende liberale Regierung das 1905 verabschiedete Einwanderungsgesetz nicht aufhob, modifizierte sie restriktive Bestimmungen. Vor allem die Transparenz des Entscheidungsverfahrens der beteiligten Institutionen wurde erhöht.201 Auch die von der etablierten jüdischen Oberschicht initiierten und finanzierten sozialpolitischen Maßnahmen, die eine Integration der osteuropäischen Juden in die Gesellschaft erleichterten, trugen dazu bei, daß antisemitische Einstellungen im Zeitraum von den achtziger Jahren bis 1914 keinen dominierenden Einfluß auf die Regierungspolitik gewannen. Die assimilierte jüdische Elite kooperierte zwar partiell mit den Gruppierungen, die eine Einschränkung der Immigration verlangten, konnte aber die Stellung der jüdischen Einwanderer durch ihre politische Einflußnahme gegenüber der antijüdischen Agitation absichern. Da die Propagandakampagne gegen die ostjüdischen Einwanderer - mit Ausnahme der BBL - zudem nur wenig koordiniert und organisiert war, gewannen antisemitische Ressentiments keinen direkten politischen Einfluß.202 Nach der Verabschiedung des Aliens Act und der Übernahme der Regierung durch die Liberale Partei 1906 konzentrierte sich die antisemitische Agitation auf das Stereotyp des reichen, über internationale Verbindungen verfugenden jüdischen Financiers. Außer Bankiers wie Sir Ernest Cassel und Sir Edgar Speyer wurden aber auch jüdische Unternehmer und Parlamentsabgeordnete beschuldigt, für die außenpolitischen Interessen des Deutschen Reiches zu arbeiten. In der antisemitischen Propagandakampagne, die vor allem von radikalen Konservativen und nationalistischen Publizisten getragen wurde, verband sich die Feindschaft gegen Deutschland mit einer rigorosen Opposition gegen die liberale Regierung und der Ablehnung der pragmatisch-konservativen Parteiführung vor dem Rücktritt Balfours. Die Bedrohungsängste der radikalen Konservativen steigerten sich schließlich zu Verschwörungstheorien, die sich tendenziell gegen das liberal-parlamentarische Regierungssystem insgesamt richteten.203 81 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Der Nexus von Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Illiberalismus charakterisierte vor allem die Ideologie der antisemitischen Agitatoren um die Zeitung National Review unter ihrem Herausgeber, Maxse, die Artikel in der von H.A. Gwynne herausgegebenen Morning Post und den im Juni 1911 gegründeten Eye-Witness um die Schriftsteller Cecil Chesterton und Hilaire Belloc.204 Außer der Lebensführung einzelner liberaler Politiker und ihren Verbindungen zu jüdischen Repräsentanten der Finanzwirtschaft in der City of London wurde nach 1910 die Politik der liberalen Regierung unter Premierminister Asquith zum Gegenstand antisemitischer Verschwörungsvorstellungen. Insbesondere die gegen liberale Minister gerichteten Korruptionsverdächtigungen bei der Ernennung von Oberhausmitgliedern, bei der Vergabe eines Auftrags an die Marconi-Gesellschaft und beim Erwerb von Silber zum Prägen indischer Rupien bildeten einen wichtigen Rahmen der Agitation gegen die einflußreichen und vorgeblich omnipotenten Juden. Während die konservativen Regierungen unter den Premierministern Salisbury und Balfour von 1895 bis 1905 lediglich 81 Peers ernannt hatten, wurden von den liberalen Kabinetten Campbell-Bannerman und Asquith insgesamt 102 Neuernennungen vorgenommen.205 Da das Einkommen der Liberalen Partei aus Spenden von Privatpersonen gleichzeitig kontinuierlich wuchs, gewannen Korruptionsbeschuldigungen an Einfluß, die auf der Annahme basierten, daß die liberale Parteiführung Ernennungen von Peers an die Bedingung einer Geldspende band. Besonders der liberale »Chief Whip«, George Whiteley, ermöglichte von 1906 bis 1908 vielen Geldgebern der Partei, darunter auch dem südafrikanischen Financier J.B. Robinson, die Aufnahme in das Oberhaus. Nachdem bekannt geworden war, daß das Vermögen der Liberalen in diesem Zeitraum von 20000 Pfund auf 514000 Pfund angewachsen war, verlangte der liberale Parlamentsabgeordnete und Schriftsteller Hilaire Belloc in einer parlamentarischen Anfrage im Februar 1908, die Finanzierung seiner Partei offenzulegen. Belloc hatte unter dem Einfluß der französischen Antisemiten um Edouard Drumont und Charles Maurras schon um 1900 die Behauptung vertreten, daß jüdische Financiers weitgehend die englische Regierungspolitik bestimmten. In seinen Romanen »Emmanuel Burden«(1904), »Mr Clutterbuck's Election«(1908), »A Change in the Cabinet«(1909) und »Pongo and the Bull«(1910) popularisierte er das Stereotyp von einer omnipotenten, international organisierten jüdischen Finanzelite, die in Kooperation mit der englischen Oberschicht die Parteien und das Kabinett kontrolliere. Die Kritik Bellocs am parlamentarischen Regierungssystem und seine Ablehnung des Prinzips der Parteiloyalität wuchs, als auch die Nachfolger Whiteleys, Jack Pease und der Master of Elibank, die Vergabe von Oberhaussitzen nicht einschränkten.206 Nachdem er in der Parlamentswahl vom Dezember 1910 nicht erneut kandidiert hatte, publizierte Belloc 1911 zusammen mit dem Journalisten

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Cecil Chesterton die Schrift »The Party System«, in welcher der gegen die Parteien gerichtete Vorwurf politischer Korruption mit antisemitischen Verschwörungsvorstellungen verknüpft wurde. Außerdem wandten sich Belloc und Chesterton in ihrem Buch gegen eine direkte Kontrolle der Presse durch die Parteien. Nach 1910 vertiefte sich auch Bellocs Frontstellung gegen die Assimilationspolitik, die er in seiner erst 1922 veröffentlichten, aber schon vor dem Ersten Weltkrieg verfaßten Kampfschrift »The Jews« scharf verurteilte. In diesem Buch postulierte Belloc einen unaufhebbaren kulturell-rassischen Antagonismus zwischen Juden und Europäern und forderte Maßnahmen zur Durchsetzung einer strikten Segregation.207 Die radikale Kritik Bellocs und Chestertons am politischen Einfluß der jüdischen Elite in England und am Prinzip parteipolitischer Konfliktaustragung führte 1911 schließlich zur Gründung der Wochenzeitschrift Eyewitness. Dieses Presseorgan verbreitete Korruptionsvorwürfe und propagierte die Beseitigung des Einflusses der Parteien. Außer dem Antisemitismus katholischer Provenienz und der Kritik an der Parteiendemokratie waren die im Eye-Witness veröffentlichten Artikel durch die scharfe Verurteilung von Sozialismus und Kapitalismus gekennzeichnet. Als positives Ziel verlangten Chesterton und Belloc eine Neuverteilung des Eigentums, um die in der modernen Industriegesellschaft vollzogene Trennung der Menschen von Geld und Besitz zu überwinden. Das vorindustrielle Ideal einer harmonischen Gemeinschaft gleichberechtigter Bürger beeinflußte auch die National League for Clean Government, die im Sommer 1913 vom Kreis der Journalisten und Schriftsteller um den Eye-Witness gebildet wurde. Der Verband, der unter dem Eindruck der öffentlichen Angriffe auf die liberale Regierung wegen der Auftragsvergabe an die Marconi-Gesellschaft gegründet wurde, zielte darauf ab, Kandidaten für Parlaments- und Nachwahlen für eine Unterstützung der Agitation gegen die behauptete politische Korruption zu gewinnen.208 Die vom Stereotyp des reichen, vorgeblich nur seinem Profitinteresse folgenden jüdischen Financiers geprägte Propagandakampagne gewann an Dynamik, nachdem gegen Minister der Regierung Asquith und führende Repräsentanten der Liberalen Partei der Vorwurf der persönlichen Bereicherung erhoben worden war.209 Der Postminister Herbert Samuel hatte im März 1912 der Marconi-Gesellschaft einen Auftrag zum Bau von sechs Radiostationen erteilt, die die Territorien des britischen Kolonialreichs verbinden sollten. Als jedoch Minister finanzieller Transaktionen im Zusammenhang mit der Auftragsvergabe verdächtigt wurden, mußte die Regierung im Oktober 1912 der Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission zustimmen. Dieses Gremium stellte fest, daß der Schatzkanzler, Lloyd George, der Master of Elibank und der Oberstaatsanwalt, Rufus Isaacs, im April 1912 in spekulativer Absicht Aktien der amerikanischen Niederlas-

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sung der Marconi-Gesellschaft gekauft hatten. Die Wertpapiere konnten in Großbritannien noch nicht frei erworben werden und boten die Aussicht auf schnelle Gewinne. Die durch Godfrey Isaacs, den Geschäftsführer der Marconi-Gesellschaft und Bruder des britischen Oberstaatsanwaltes, vermittelten finanziellen Transaktionen legten daher den Verdacht nahe, daß die beteiligten liberalen Politiker die Auftragsvergabe mit der Intention durchgeführt hatten, sich persönlich zu bereichern. Da der Master of Elibank außerdem 3000 Aktienanteile als spekulative Geldanlage aus denfinanziellenMitteln der Liberalen Partei erworben hatte, wurde die Erteilung des Auftrages an die Marconi-Gesellschaft auch auf die Absicht zurückgeführt, die Finanzierung der Liberalen Partei zu sichern. Obwohl die amerikanische und die englische Marconi-Gesellschaft organisatorisch und geschäftlich getrennte Unternehmen bildeten, waren sie durch ihr Führungspersonal und durch die Gleichartigkeit ihrer Produkte verbunden. Der Eye-Witness publizierte bereits im Sommer 1912 eine Serie von Artikeln über die Aktiengeschäfte der liberalen Politiker, und auch in Leo Maxses National Review wurden - zunächst noch diffuse - Beschuldigungen erhoben. Maxse deutete jedoch in seiner Stellungnahme vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß seine Kenntnis über die Einzelheiten des Aktienkaufs an. Daraufhin informierte Samuel, der eine Verleumdungsklage gegen die französische Zeitung Le Matin angestrengt hatte, im März 1913 die Öffentlichkeit über die geschäftlichen und persönlichen Verbindungen der Regierung zur Marconi-Gesellschaft. Dennoch wurden die beschuldigten Minister von Premierminister Asquith vorbehaltlos unterstützt, und auch der im Sommer 1913 veröffentlichte Mehrheitsbericht der parlamentarischen Untersuchungskommission wies den Vorwurf der Vorteilsnahme zurück. Aber auch nachdem die Regierung in der Unterhausdebatte über den Bericht eine Mehrheit von 78 Stimmen erhalten hatte, wurde die von antisemitischen Ressentiments beeinflußte Propagandakampagne gegen politische Korruption nicht eingestellt. Im Februar 1913 war bekannt geworden, daß das für Indien zuständige Ministerium im Frühjahr 1912 nicht die Bank von England, sondern direkt das private Bankhaus Samuel Montagu & Co. mit dem Erwerb von Silber zum Prägen indischer Rupien beauftragt hatte.210 Da die Besitzer dieser Unternehmung enge Verwandte des Staatssekretärs im Ministerium für Indien, Edwin Montagu, waren, beschuldigten konservative Unterhausabgeordnete unter der Führung von Rupert Gwynne sowie die nationalistischen und antisemitischen Publizisten um die Zeitschriften Eye-Witness und National Review die liberale Regierung der politischen Korruption. Obwohl die konservative Parteiführung die Verknüpfung der Propagandakampagne gegen die behauptete politische Bestechlichkeit mit einer undifferenzierten Diffamierung der Juden in Großbritannien dezidiert ablehnte, gewann der Topos einer antise84 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

mitischen Verschwörung durch die Kumulation der Korruptionsverdächtigungen an Einfluß. Die um den Eye-Witness organisierten Publizisten propagierten den Vorwurf der Bestechlichkeit vorwiegend, um das parlamentarische Regierungssystem zu diskreditieren und den politischen Einfluß der Parteien und der Juden einzuschränken. Dagegen wurde die antisemitische Agitation gegen die politische Korruption von den radikal nationalistischen Konservativen um den National Review auch gezielt zur Steigerung der Feindschaft gegen das Deutsche Reich instrumentalisiert. Im Zuge der Korruptionsvorwürfe radikalisierte diese Gruppe auch ihren Widerstand gegen die moderate Oppositionspolitik der konservativen Parteiführung.211 Das Vorgehen der liberalen Regierung bei der Vergabe von Adelstiteln bei der Auftragserteilung an die Marconi-Gesellschaft und beim Erwerb des für die Prägung von Münzen benötigten Silbers mobilisierten den Antisemitismus, Illiberalismus und Nationalismus der konservativen Oppositionsgruppe um den National Review. Maxse konnte zwar seine Korruptionsvorwürfe vor dem parlamentarischen Ausschuß, der zur Untersuchung der Auftragsvergabe an die Marconi-Gesellschaft gebildet worden war, nicht belegen.212 Dennoch propagierte der National Review ebenso wie der Eye-Witness das Stereotyp des omnipotenten jüdischen Bankiers, der das parlamentarischliberale Regierungssystem angeblich lediglich für seine Profitinteressen instrumentalisiere. Nach dem Rücktritt Bellocs als Herausgeber der Zeitschrift und dem Abdruck von Artikeln des radikalen Antisemiten Frank Hugh O'Donnell 1912/13 verschärfte sich die Agitation der Publizisten um den Eye-Witness.213 Die Propagandakampagne der radikal konservativen Nationalisten um den National Review war noch deutlicher durch die Synthese antisemitischer Affekte, antiparlamentarischer sowie antidemokratischer Einstellungen und insbesondere nationalistischer Bedrohungsvorstellungen gekennzeichnet. Obwohl Maxse den Vorwurf der Propagierung antisemitischer Ressentiments kategorisch zurückwies, wurden die englischen Juden in den Artikeln des National Review stereotypisierend mit politischer Korruption, dem Finanzkapitalismus, der Presse, parteipolitischen und sozialen Konflikten sowie den außenpolitischen Zielen des Deutschen Kaiserreichs identifiziert. Diese Verschwörungstheorie, die sowohl innen- als auch außenpolitische Zielrichtungen aufwies und im Ersten Weltkrieg noch an Einfluß gewann, wurde in einem Artikel des National Review im März 1913 paradigmatisch ausgedrückt: »Was haben wir getan, daß wir von den Juden verfolgt werden? Verfolgen wir sie? Im Gegenteil, wir scheinen stillzuhalten und ihnen zu erlauben, immer größere Macht in diesem Land zu gewinnen. Sie scheinen einen Staat im Staate bilden zu wollen. Sie sind nicht zufrieden damit, das internationale Finanzwesen zu beherrschen, das sie nur als Hebel für neue Intrigen in den internationalen Beziehungen benutzen, und sie stimmen immer fur Deutschland«.214

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Dagegen wies der im Eye-Witness propagierte Antisemitismus vorwiegend eine innenpolitische Komponente auf, die gegen parlamentarische Entscheidungsfindung und den politischen Einfluß von Parteien gerichtet war. Die Zeitschrift bildete daher insgesamt ein Artikulationsorgan der Desillusionierung und Frustration ihrer Herausgeber gegenüber der Wirkungsmacht parteipolitischer Bindungen im politischen System Großbritanniens.215 Das dem Parlamentarismus, Finanzkapitalismus und Sozialismus entgegengesetzte vorindustriell-romantisierende Gesellschaftsbild Bellocs war maßgeblich von seinem katholischen Glauben geprägt, der auch seine antisemitischen Vorurteile beeinflußte. Belloc war daher schon vor 1910 mit einer ausgeprägten Judenfeindschaft hervorgetreten, die sich in den Korruptionskampagnen gegen die liberale Regierung lediglich intensivierte.216 Vor dem Hintergrund der 1912 und 1913 verbreiteten undifferenzierten Verdächtigungen politischer Bestechlichkeit, der Verschärfung nationalistischer Bedrohungsperzeption und der wachsenden politischen Polarisierung traf die Agitation sowohl des Eye-Witness als auch des National Review auf eine beträchtliche Resonanz. Während die Veröffentlichungen der Publizisten und Schriftsteller um Belloc und Chesterton vor allem von Intellektuellen, aber auch von führenden Politikern rezipiert wurden, steigerte der National Review seine Auflagenzahl auf dem Höhepunkt der Korruptionskampagne auf 20000.217 Maxse wurde bei seinen Bemühungen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Vorgehen bei der Auftragserteilung an die Marconi-Gesellschaft zu lenken, außerdem durch den Herausgeber des Observer und der Pall Mall Gazette, Garvin, den Besitzer des konservativen Outlook, Walter Guinness, und den bei dieser Zeitung beschäftigten Journalisten W.R. Lawson unterstützt. Auch die Herausgeber der Zeitungen Daily Mail und Morning Post, H.W Wilson und H.A. Gwynne, teilten Maxses Besorgnis, obwohl die Marconi-Affäre in Lord Northcliffes Times und Daily Mail insgesamt nicht parteipolitisch instrumentalisiert wurde. Es kann zusammenfassend konstatiert werden, daß die Agitation des National Review und des Eye-Witness gegen politische Korruptionsfälle eine weitverbreitete Krisenwahrnehmung artikulierte, in der sich nationalistische Bedrohungssyndrome mit antiparlamentarischen sowie antiliberalen Ressentiments und dem Topos einer jüdischen Verschwörung unauflösbar verbanden. Da die konservative Parteiführung aber das Vorgehen der liberalen Regierung nur zurückhaltend kommentierte und sich von den Konspirationsvorstellungen, die in den Artikeln des Eye-Witness und des National Review propagiert wurden, distanzierte, blieb der unmittelbare politische Einfluß des Antisemitismus begrenzt. Die von einigen Publikationen und Politikern geschürten latenten Vorurteile gegen Juden beeinträchtigten jedoch das gesellschaftliche Zusammenleben und eskalierten sporadisch auch zu offenen Ausschreitungen. Als die Regie86 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

rung auf den Ausstand der Berg- und Eisenbahnarbeiter in Südwales 1910/ 11 mit der Entsendung von Truppen reagierte, wurde den Juden vorgeworfen, die Situation zu Preiserhöhungen für Mietwohnungen und Nahrungsmittel auszunutzen. Die jüdische Minderheit in Südwales war durch die Einwanderung osteuropäischer Flüchtlinge seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts zwar gewachsen, aber numerisch unbedeutend geblieben. Obwohl nur wenigen osteuropäischen Juden der berufliche Aufstieg zu Kleinhändlern, Kaufleuten und Hausbesitzern gelungen war, hatten sich die Ressentiments der nichtjüdischen Bevölkerung kontinuierlich verstärkt. Die aufgestauten sozioökonomischen Spannungen entluden sich im August 1911 in pogromartigen Übergriffen auf das Eigentum von Juden, die von Armeeverbänden geschützt werden mußten. Die antisemitische Verfolgungswelle demonstrierte insgesamt das destruktive Potential der gegen die Juden gerichteten Vorurteile, auch wenn sie die Entscheidungen der politischen Führung nicht direkt beeinflußten.218 2.5. Die »radikale Rechte« - reaktionäre Protestbewegung oder postliberale Reformgruppierung? Die mit dem Begriff »radikale Rechte« bezeichneten Gruppierungen und Organisationen wollten ihre politischen Ziele zwar primär in der Konservativen Partei durchsetzen, sammelten sich aber auch in außerparlamentarischen Bewegungen, die breite Bevölkerungsschichten mobilisieren sollten. Die Spannung zwischen nationalistischer Agitation und parteipolitischer Einflußnahme charakterisierte bereits die Navy League, die als Manifestation der sich im späten 19. Jahrhundert verbreitenden Verfalls- und Invasionsangst anzusehen ist. Unter dem Eindruck des Burenkrieges verdichteten sich die diffusen Bedrohungsvorstellungen zu einer nationalistischen und imperialistischen Integrationsideologie. Die Programmatik der »radikalen Rechten« zielte darauf ab, die Lohnarbeiterklasse an die bestehende Gesellschaftsordnung zu binden und die Großmachtstellung Großbritanniens zu erhalten. Außer dem außenpolitischen Einflußverlust, der sich in den militärischen Niederlagen gegen die Buren und dem Aufbau der deutschen Schlachtflotte zu manifestieren schien, bildete auch die fortschreitende Erosion der wirtschaftlich-industriellen Dominanz Englands gegenüber der wachsenden Konkurrenz auf den Weltmärkten eine wichtige Ursache der Herausbildung einer »radikalen Rechten« vor 1914.219 In Verbindung mit dem sich andeutenden Kohärenzverlust im Empire und den als Menetekel für einen Zerfall der imperialen Herrschaft angesehenen Gesetzentwürfen für eine politische Autonomie Irlands trugen auch die Verschärfung sozialer Konflikte und der Einflußgewinn der Arbeiterbewegung zur Formierung der verschiedenen

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sozialimperialistischen Organisationen bei. Unter dem Eindruck dieser innen- und außenpolitischen Entwicklungen verlor das traditionelle liberale Paradigma, das auf den Prinzipien der parlamentarischen Entscheidungsfindung und der parteipolitischen Konfliktaustragung basierte, in der politischen Kultur Großbritanniens tendenziell an Bindungskraft. Insbesondere die Programmatik der »Effizienz«-Bewegung verdeutlichte den Einflußgewinn eines postliberalen Modernisierungskonzepts, das die gesamtgesellschaftliche Leistungskraft erhöhen und damit die Machtgrundlage Großbritanniens erhalten sollte. Angesichts der wachsenden außenpolitischen Herausforderungen und der Ausweitung der politischen Partizipation verlangten die außerparlamentarischen Verbände außerdem eine grundlegende programmatische und personelle Erneuerung der Konservativen Partei.220 Der dezidiert abgelehnten liberalen Konsenspolitik setzten die nach der Jahrhundertwende gegründeten radikal nationalistischen Organisationen und Gruppierungen das sozialimperialistische Konzept eines innenpolitischen Zusammenschlusses entgegen, um die außenpolitische Einflußsphäre zu sichern. Die anvisierte gesellschaftliche Integration sollte hierbei erreicht werden, indem der Staatsinterventionismus forciert und der in Klassen und Parteien verankerte soziale und politische Pluralismus zurückgedrängt wurde. Die Protagonisten der »radikalen Rechten« traten aber auch für Zugeständnisse an die materiellen Bedürfnisse der Arbeiterschichten im Rahmen von begrenzten Sozialreformen ein.221 Darüber hinaus wurde gefordert, den Einfluß gesellschaftlicher Minoritäten, vor allem der Juden, zu begrenzen und eugenische Maßnahmen durchzuführen, um die Kohärenz des englischen Volkes zu stärken und die imperiale Herrschaft zu festigen. Als radikale Maßnahmen zur Durchsetzung des innenpolitischen Zusammenschlusses agitierten einige Gruppierungen der »radikalen Rechten« außerdem für die Bilateralisierung und Regionalisierung des Handels im Rahmen eines zu etablierenden protektionistischen Wirtschaftssystems. Insbesondere die National Service League trat auch für eine Militarisierung der Gesellschaft durch eine Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ein.222 Diese wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Komponenten der sozialimperialistischen Ideologie standen insbesondere bei den radikalen Konservativen in einem funktionalen Verhältnis zu den generellen außenpolitischen Zielen, die britische Großmachtstellung und die imperiale Herrschaft zu konsolidieren. Die konservativen Nationalisten propagierten daher die Aufrechterhaltung der Einheit mit Irland und einen entschiedenen Widerstand gegen den Expansionismus des Deutschen Kaiserreiches, dessen monarchisch-autokratisches Herrschaftssystem aber weithin als Vorbild angesehen wurde.223 Den engen Nexus dieser Elemente in der Programmatik der »radikalen Rechten« stellte der Diehard Willoughby de Broke 1911 in einem Artikel in der National Review heraus:

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»Wir haben gelobt, die Verfassung zu erneuern, die Marine zu stärken und Zölle einzuführen. In anderen Bereichen unseres nationalen Lebens stehen uns alle Politikfelder offen. Die Eugenik und Erziehung, überhaupt das riesige Problem von Vererbung und Umwelteinflüssen, müssen gelöst werden, wenn wir unseren Platz unter den Nationen halten wollen. Laßt uns auf unsere nationalen Eigenarten verlassen und danach streben, sie dadurch zu erhalten, daß wir die beste Rasse hervorbringen und die größtmögliche Anzahl von geistig und körperlich gesunden Männern und Frauen zur Reife fuhren. Diese Menschen sollen unter günstigen Umwelteinflüssen und mit den Werten der Religion und des Patriotismus aufgezogen, mit ökonomischen Kenntnissen ausgestattet und durch Zölle vor unfairem Wettbewerb geschützt werden. Sie sollen auch darin ausgebildet werden, Waffen für ihr Land zu tragen, wenn es notwendig wird, und mit allen Vorrechten ausgestattet werden. Sie sollen aber auch ihre Pflichten als Angehörige des britischen Empire erfüllen«.214

Die sozialimperialistische Ideologie der nationalistischen, rassistischen und sozialprotektionistischen Bewegungen in Großbritannien vor 1914 wies daher Ziele auf, die unter den Bedingungen externer Bedrohung und innenpolitischer Integration während des Ersten Weltkriegs radikalisiert und partiell auch von den nach 1918 gebildeten faschistischen und antisemitischen Organisationen propagiert wurden.225 Insbesondere die Forderung der Sozialimperialisten um Lord Milner und der Agitatoren für eine Effizienzsteigerung in der Liberalen Partei nach einer Überwindung der parteipolitischen Auseinandersetzungen in einer zu bildenden unabhängigen, »nationalen« Koalitionsregierung war konstitutiv für die politische Aktivität der faschistischen Bewegungen der Zwischenkriegszeit. Dagegen übten die Diehards, die vorwiegend innerhalb der Konservativen Partei gegen die pragmatische Politik Balfours agitierten, in langfristiger Perspektive einen deutlich geringeren Einfluß als die Sozialimperialisten aus, denn ihre Programmatik orientierte sich weithin an den Zielen einer Durchsetzung ausschließlich konservativer Machtansprüche und einer Sicherung des gesellschaftspolitischen Status quo.226 Die Gruppen der »radikalen Rechten« wiesen unterschiedliche programmatische Schwerpunkte auf, die die verschiedenen Phasen der nationalistischen Propaganda in Großbritannien reflektierten. Während vor dem Burenkrieg die Flottenagitation dominierte, wurde nach 1902 zunehmend eine massive Aufrüstung auch des Heeres und eine nachhaltige Erhöhung der Wirtschaftskraft Englands verlangt. Diese Forderungen verschärften sich nach der Übernahme der Regierung durch die Liberalen 1906, wurden aber durch die Opposition gegen das Flottenbauprogramm Fishers überlagert. Die Annahme des Parlamentsgesetzes durch das Oberhaus 1911 und die Vorlage des Gesetzentwurfs zur Home Rule 1912 verlagerte die Stoßrichtung der nationalistischen Agitation auf die Irland-Politik der Regierung. Angesichts der wachsenden politischen Polarisierung gewannen die nationalistischen Organisationen in dieser Phase auch einen begrenzten Einfluß auf die 89 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Programmatik der Konservativen Partei. Trotz der ideologischen Unterschiede waren die außerparlamentarischen Verbände durch ihre Agitation für einen Rücktritt Balfours als Oppositionsführer und die Aktivität einzelner Repräsentanten wie Milner, Kipling und White verbunden. Außerdem wandten sich alle Bewegungen - wie auch die Diehards - tendenziell gegen einen gesellschaftlichen und politischen Pluralismus, der auf dem Prinzip offener Konfliktaustragung basierte, und gegen liberale Wert- und Verhaltensmuster insgesamt. Auch die Krisenwahrnehmung der »radikalen Rechten« - der Zerfall der ökonomischen Vormachtstellung Großbritanniens, der damit einhergehende außenpolitische Einflußverlust und die Zunahme der sozialen Konflikte - war weitgehend identisch. Ihre Ideologie war daher insgesamt durch eine Gemengelage von Komponenten, die an der Erhaltung des Status quo orientiert waren, und von Elementen gekennzeichnet, die über ausschließlich reaktionäre und konservative Ziele hinaus den politischen und ökonomischen Wandel forcieren, aber gleichzeitig kanalisieren sollten. Insbesondere die nationalistischen Agitationsverbände trieben damit die Anpassung der Konservativen Partei an veränderte politische Rahmenbedingungen voran.227 Auch nach der Wahl Bonar Laws zum Parteiführer 1911 büßten die radikal nationalistischen, gegen die pragmatisch-konservative Oppositionspolitik agitierenden Bewegungen und Gruppen ihren politischen Einfluß keineswegs ein, so daß sich ihre Propaganda angesichts der Home-Rule-Gesetzesvorlage der liberalen Regierung erneut intensivierte. Die radikalen Konservativen konnten das Verfahren parlamentarischer Entscheidungsfindung und das Prinzip relativ ungehinderter Konfliktaustragung jedoch nicht entscheidend einschränken. Trotz des deutlichen Rückganges der Bindungskraft liberal-pluralistischer Wertvorstellungen in Großbritannien vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Legitimität des parlamentarischen Regierungssystems nicht nachhaltig erschüttert. Die Reformorientierung der politischen Institutionen und Führungsgruppen wurde daher insgesamt bewahrt.228 Die relative Stabilität des liberal-parlamentarischen Systems wurde vor allem durch die spezifischen Strukturmerkmale politischer und sozioökonomischer Modernisierung in Großbritannien seit dem späten Mittelalter gewährleistet. Die graduelle Ausbildung des Nationalstaates sowie der damit verbundenen Identifikationsmuster verhinderte die Entwicklung eines verklärenden, auf Kompensation unerfüllter Ansprüche drängenden Nationalismus, wobei nur Irland eine Ausnahme bildete. Der frühe nationale Zusammenschluß trug auch dazu bei, daß bürokratisch-etatistische Interventionen in die Prozesse der Industrialisierung und des gesellschaftlichen Wandels weitgehend unterblieben, und begünstigte die Durchsetzung der Freihandelsdoktrin sowie liberaler, am Prinzip des Laissez faire orientierter politischer Werte. Da die monarchische Prärogative in den Englischen Revolutio-

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nen des 17. Jahrhunderts beseitigt wurde und Großbritannien nicht über ein stehendes Heer verfugte, konnten sich weder die Tradition eines absolutistischen Zentralismus noch ein tiefgreifender Militarismus entfalten.229 Rassistische und sozialdarwinistische Orientierungen wurden zudem durch die Verwaltungstätigkeiten im Empire partiell absorbiert.230 Außerdem wurde das vor allem von den Fabiern und den Liberalen Imperialisten um Rosebery vertretene Postulat der Effizienzsteigerung in den Sozialreformen der nach 1906 amtierenden liberalen Regierungen aufgenommen. Die Erhaltung der Integrationskraft des parlamentarischen Regierungssystems und der Kohäsion der Konservativen Partei war aber auch eine Folge der ideologischen Widersprüche und der organisatorischen Zersplitterung der »radikalen Rechten«. Da die politische Agitation der vor dem Ersten Weltkrieg gegründeten radikal nationalistischen Bewegungen nicht langfristig koordiniert wurde, konnte die Bindungskraft der etablierten politischen Institutionen trotz der Verschärfung innen- und außenpolitischer Herausforderungen und Konflikte nicht entscheidend geschwächt werden. Die »radikale Rechte« bildete dennoch keine völlig einflußlose Randgruppe im politischen und gesellschaftlichen System Großbritanniens. Sie trug zur Radikalisierung der Oppositionspolitik der Konservativen Partei nach 1911 ebenso maßgeblich bei wie zur Verbreitung nationalistischer Bedrohungsängste und artikulierte den Protest gegen die Konfliktaustragung zwischen den Parteien sowie gegen den politischen und gesellschaftlichen Pluralismus insgesamt. Die Agitation der Diehards in der Konservativen Partei führte daher zum Rücktritt Balfours, stärkte den Widerstand gegen die liberale Sozialpolitik, die Home-Rule-Gesetzesvorlage sowie das Parlamentsgesetz und instrumentalisierte die Korruptionsskandale zur Diskreditierung der liberalen Regierung Asquith.231 Dagegen zielte die von den Sozialimperialisten propagierte Formierung eines Koalitionskabinetts auf eine umfassende Integration aller gesellschaftlichen Schichten - vor allem der Arbeiterbewegung - in die zum Ideal stilisierte »nationale« Gemeinschaft ab. Im Gegensatz zu den Diehards unterstützten die von Lord Milner geführten Sozialimperialisten daher die von Lloyd George entwickelten Entwürfe zur Bildung einer die beiden großen Parteien einbeziehenden Regierung. Die Ernennung Milners zum Minister in dem 1916 gebildeten Kriegskabinett unter Premierminister Lloyd George und die im Ersten Weltkrieg intensivierten Maßnahmen zur Bindung der Arbeiterbewegung an die bestehende wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Ordnung sind als Konsequenzen dieser sozialintegrativen Programmatik anzusehen. Die Agitation der Sozialimperialisten verschärfte zudem ebenso wie die Programmatik der Diehards die wachsenden machtpolitischen Gegensätze zum Deutschen Reich durch die Radikalisierung des nationalistischen und imperialistischen Überlegenheitsbewußtseins.

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Insgesamt trug die »radikale Rechte« vor 1914 trotz ihrer organisatorischen und ideologischen Fragmentierung zur Überwindung des traditionellen liberalen Individualismus und zur Transformation des gesellschaftlichen und politischen Systems in Großbritannien bei. Sie begründete damit aber auch eine Tradition des Illiberalismus, Antiparlamentarismus, Nationalismus sowie der sozialen Formierung. Diese Programmatik wirkte auf die Entwicklung faschistischer, antisemitischer und radikal nationalistischer Bewegungen nach 1918 identitätsstiftend. Obwohl sich diese Organisationen in ihrer Ideologie und in ihren Führungsgruppen von den vor dem Ersten Weltkrieg konstituierten Verbänden und Gruppierungen unterschieden, propagierten auch sie eine weitreichende Beseitigung des gesellschaftlichen Pluralismus, des parlamentarisch-demokratischen Systems und liberaler Werte. 2.6. Perspektiven des Vergleichs. Die Stellung und der politische Einfluß der nationalen Verbände im Deutschen Kaiserreich Obwohl die einflußreichen nationalistischen und imperialistischen Organisationen in Großbritannien hinsichtlich ihrer Mitgliederstärke von den entsprechenden nationalen Verbänden im Deutschen Kaiserreich nicht signifikant differierten, gewannen diese eine ungleich bedeutendere Stellung im semikonstitutionellen politischen System des Kaiserreichs.232 Unter dem Druck der sich seit der Mitte des 19. Jahrhundert verschärfenden Problemakkumulation im mitteleuropäisch-deutschen Raum - es ging um die Nationalstaatsbildung, die Industrialisierung und die Ausweitung politischer Partizipation - bildeten sich allgemeine Rahmenbedingungen heraus, die sich von der englischen Entwicklung deutlich unterschieden. Die Spezifika der sozioökonomischen und politischen Modernisierung Deutschlands im 19. Jahrhundert beeinflußten aber nicht nur den Aufstieg nationalistischer Agitationsverbände im Kaiserreich, sondern verstärkten nach dem Zusammenbruch der konstitutionellen Monarchie im November 1918 das Legitimitätsdefizit der Weimarer Republik und trugen damit zum Zerfall des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems in Deutschland nach 1930 bei.233 Gerade die Koinzidenz von beschleunigten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungsprozessen, die in England vergleichsweise isoliert voneinander einsetzten, verengte bereits im Kaiserreich den Spielraum einer durchgreifenden Demokratisierung und Parlamentarisierung. Sie begünstigte vielmehr den Aufstieg der Agitationsverbände der »neuen Rechten«, die vor allem von der Schwäche des Liberalismus in der Reichspolitik profitierten, die liberalen Parteien aber auch weiter diskreditierten. Die Politik »defensiver Modernisierung« im Rahmen der Reformen in den deutschen Territorialstaaten im frühen 19. Jahrhundert hatte den Einfluß 92 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

bürokratisch-etatistischer Traditionen verstärkt.234 In der Revolution von 1848/49 schließlich trug die zunehmende Distanzierung der Liberalen, die für eine konstitutionelle Monarchie eintraten, von den einen republikanischen Nationalstaat fordernden Demokraten zum Scheitern der gegen die monarchische Prärogative gerichteten Parlamentarisierungsbestrebungen bei.235 Die doppelte Niederlage des Liberalismus - weder die nationalstaatliche Einheit Deutschlands noch die Bildung einer Staatsbürgergesellschaft wurden erreicht - verringerte die Durchsetzungsmöglichkeiten liberaler Ideologie. Angesichts der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts beschleunigten Klassenbildungsprozesse wurde das für den vormärzlichen Liberalismus charakteristische Ideal der Gesellschaft rechtlich prinzipiell gleichgestellter, aber in ihrem Status an Besitz oder Bildung gebundener Staatsbürger von der sozioökonomischen Entwicklung gleichsam überholt. Die Bindungskraft und das Integrationspotential des politischen Liberalismus gingen daher tendenziell zurück.236 Die Auseinandersetzung über das Problem der adligen Standesvorrechte reduzierte den regional begrenzten Einfluß der liberalen Bewegung unter aristokratischen Grundbesitzern und verhinderte damit die Bildung einer den englischen Whigs ähnlichen, politische Reformen initiierenden Herrschaftselite.237 Gleichzeitig begünstigte die zunehmende Kooperation der in den späten vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts gebildeten Arbeitervereine die Homogenisierung der Lohnarbeiterschaft und den - im Vergleich mit Großbritannien frühen - organisatorischen Zusammenschluß im Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Verein 1863. Gegen das von dieser Gruppierung vertretene Konzept einer Arbeiterpartei als eines Integrationsverbandes zur Durchsetzung von Produktivassoziationen und des allgemeinen Wahlrechts setzten die liberalen Bildungsvereine das Ziel, die spezifischen sozioökonomischen Probleme von Lohnarbeitern im Rahmen der liberal-demokratischen Bewegung zu lösen.238 Die sich entwickelnde Spaltung von liberaler und Arbeiterbewegung hob sich trotz der prinzipiell gleichartigen Problemstellung des Liberalismus - der Integration unterprivilegierter Schichten - deutlich von der politischen Entwicklung Großbritanniens im 19. Jahrhundert ab.239 Diese Entwicklung mündete 1868/69 in die Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei durch Bebel und Liebknecht, nachdem sich die monarchische Prärogative im Verfassungskonflikt über das Budgetrecht gegen die liberale Mehrheit im preußischen Landtag durchgesetzt hatte. Die Ablehnung des 1860 vorgelegten Militärgesetzes durch die liberalen Abgeordneten im Landtag verschärfte die grundsätzlichen Konflikte zwischen Krone und Militär einerseits und dem politischen Liberalismus andererseits über die Position des Heeres in der preußischen Gesellschaft und eskalierte zu einem Machtkampf über die verfassungspolitische Stellung des Parlaments im monarchisch-konstitutionellen Staat.240 Vor diesem Hinter93 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

grund spaltete sich im Februar 1861 eine Gruppe von Abgeordneten, die gegen die Kompromißbereitschaft der Altliberalen opponierten, von der Liberalen Partei ab und bildete im Juni die Deutsche Fortschrittspartei, die für eine innenpolitische Liberalisierung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats eintrat.241 Da diese Partei in den Neuwahlen des Landtags vom November/Dezember 1861 und vom März 1862 die stärkste Fraktion wurde, setzte die Regierung scharfe Unterdrückungsmaßnahmen gegen die weiterhin bestehende oppositionelle Mehrheit der Liberalen durch. Die preußische Regierung setzte sich außerdem mit der vor allem von Bismarck benutzten »Lückentheorie« - nach der dem Monarchen bei einer gegenseitigen Blockierung von Parlament und Krone die vollziehende Gewalt zufiel - über die Ablehnung des Staatsetats für 1863 durch die Mehrheit im preußischen Landtag hinweg.242 Nachdem auch die 1863 abgehaltenen Neuwahlen die parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse nicht verändert hatten, wurde der die Liberalen einigende Verfassungskonflikt zunehmend vom Protest gegen die Bestätigung eines gemeinsamen Grundgesetzes für Dänemark und Schleswig durch den dänischen König Christian IX. überlagert. Im sich bereits Ende 1863 abzeichnenden Konflikt zwischen den Liberalen über die Priorität innenpolitischer Liberalisierung oder nationalstaatlicher Einigung setzten sich die propreußisch-kleindeutschen Abgeordneten unter dem Eindruck der militärischen Erfolge der preußischen Armee gegen Dänemark und Österreich faktisch durch. Am 14. September 1866 stimmte zwar die Mehrheit der Fortschrittsfraktion gegen das Indemnitätsgesetz, das den grundlegenden Verfassungskonflikt lediglich vertagte; die Mehrzahl der Abgeordneten des liberalen »linken Zentrums« votierte aber für die Vorlage, die das Vorgehen der preußischen Regierung in der Auseinandersetzung mit dem Landtag von 1860 bis 1863 nachträglich billigte.243 Die Spaltung des deutschen Liberalismus manifestierte sich im Oktober 1866 in der Konstituierung der Nationalliberalen Partei, die Bismarcks Politik der Durchsetzung eines kleindeutschen Nationalstaates unter preußischer Führung unterstützte. Die Nationalliberalen gaben aber das Ziel, die Verfassung des 1866 gebildeten Norddeutschen Bundes zu liberalisieren - insbesondere durch die Ernennung von dem Parlament verantwortlichen Bundesministern -, keineswegs auf. Auch nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs bildete die Parlamentarisierung der monarchisch-konstitutionellen Herrschaftsordnung ein langfristig angestrebtes Ziel der mit Reichskanzler Bismarck kooperierenden Nationalliberalen. Diese forderten jedoch anstelle der politischen Liberalisierung zunehmend, die Rechtseinheit der Nation zu sichern.244 Während die Nationalliberalen eine Ausweitung der politischen Funktionen des Parlaments gegen die monarchische Herrschaft nur im Bündnis mit Bismarck für durchsetzbar hielten, sah die Fortschrittspartei in der Allianz mit dem

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Reichskanzler vor allem die Gefahr der Verformung der liberalen Programmatik politischer Reformen. Die Nationalliberalen und die Fortschrittspartei verband jedoch die Erwartung, nach der Bildung des deutschen Nationalstaats, die eine der zentralen Forderungen der liberalen Bewegung dargestellt hatte, auch die Kompetenzen des Parlaments auszuweiten und damit die im Mai 1871 in Kraft gesetzte Reichsverfassung modifizieren zu können. Diese Konstitution schloß zwar das schon im Norddeutschen Bund von Bismarck durchgesetzte allgemeine, direkte und geheime Wahlrecht für Männer ein, wies das Recht zur Auflösung des Reichstags aber dem Kaiser und Bundesrat zu. Außerdem sicherte die Reichsverfassung von 1871 die Dominanz der preußischen Regierungsverwaltung und perpetuierte die monarchische Kontrolle von Heer, Bürokratie und Diplomatie.245 Die Liberalen gerieten politisch zunehmend in die Defensive, als nach dem Einsetzen der ökonomischen Krise 1873 die auf die Einführung von Schutzzöllen abzielende Agitation gegen den Wirtschaftsliberalismus zu einertiefgreifendenDiskreditierung auch der reformerischen politischen Programmatik der liberalen Parteien führte.246 Unter dem Druck der in der Agrardepression zurückgehenden Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse, insbesondere für Getreide, der sinkenden Gewinne und wachsenden Verschuldung wandten sich die Agrarier vom Freihandel ab und forderten eine protektionistische Wirtschaftspolitik.247 Da die Konservativen die Zahl ihrer Mandate im Reichstag in den Wahlen nach 1874 deutlich steigern konnten und Bismarck sich seit 1878 durch die Abschwächung des Kulturkampfes auch dem Zentrum näherte, gewann der Reichskanzler gegenüber den Nationalliberalen einen zunehmenden politischen Spielraum. Damit wurden auch wechselnde Parteienkonstellationen bei der parlamentarischen Abstützung der Regierung möglich. Nachdem 1877 Verhandlungen über eine Regierungsbeteiligung der Nationalliberalen gescheitert waren, verweigerte die Mehrheit der nationalliberalen Abgeordneten im Reichstag der von Bismarck eingebrachten Zoll- und Finanzreform ihre Zustimmung, da der Reichskanzler im Gegensatz zu den Liberalen die finanzielle Stärkung des Reiches nicht an das Budgetrecht des Parlaments binden wollte.248 Während Bismarck die Vorlagen zur Schutzzoll- und Finanzpolitik mit Unterstützung des Zentrums im Reichstag durchsetzte, begann mit der Trennung von 15 Abgeordneten, die der Zoll- und Finanzreform zugestimmt hatten, der Spaltungsprozeß in der Nationalliberalen Partei. Nach der »Sezession« des linken Flügels der Nationalliberalen um Ludwig Bamberger im August 1880 wurde 1884 die Deutsch-Freisinnige Partei gegründet, die sich von den programmatisch neuorientierten Nationalliberalen abgrenzte. Die als »zweite Reichsgründung« bezeichnete Verdrängung der Liberalen von der Partizipation an der Reichspolitik vollzog sich vor dem Hintergrund 95 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

einer die Integrationskraft der liberalen Programmatik vermindernden Ökonomisierung der Politik. Auch die allgemeine politische Mobilisierung, die von dem durch die Wirtschaftskrise entstandenen sozialen Protestpotential ausging und von neugegründeten außerparlamentarischen Agitationsverbänden beschleunigt wurde, schwächte die Bindungsfähigkeit des Liberalismus.249 Die Radikalisierung des Nationalismus und der Einflußgewinn antisemitischer Ressentiments - vor allem unter der durch die Agrardepression getroffenen landwirtschaftlichen Erwerbsbevölkerung- führten zur Erosion der sozialen Basis liberaler Parteien und zur organisatorischen Fragmentierung des deutschen Liberalismus.250 Während der Hofprediger Adolf Stoecker mit seiner Christlichsozialen Arbeiterpartei bereits in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren die antijüdischen Verdrängungsängste protestantisch-konservativer Bevölkerungsschichten mobilisierte, bildeten die 1879 von dem Journalisten Wilhelm Marr gegründete Antisemitenliga und die aus der Agitation für die Antisemitenpetition von 1882 hervorgegangenen Parteien Ernst Henricis und Bernhard Försters - die Soziale Reichspartei und der Deutsche Volksverein - die Basis für den völkisch-rassistischen Judenhaß.251 In den achtziger Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der antisemitischen Propagandakampagne von Berlin in ländliche Regionen, während sich gleichzeitig der ideologische Richtungskampf unter den beteiligten Organisationen verschärfte. Als die agrarischen Schutzzölle im Zuge des Abschlusses von Handelsverträgen, die die Industrie begünstigten, durch Reichskanzler Leo v. Caprivi gesenkt wurden, radikalisierte sich der vorwiegend durch wirtschaftliche Unzufriedenheit motivierte Antisemitismus unter Bauern und Großagrariern. Der Marburger Bibliothekar Otto Böckel mobilisierte von 1887 bis 1893 die antisemitischen Ressentiments der hessischen Bauern, die vielfach bei jüdischen Geldgebern verschuldet waren, und setzte der scharf verurteilten sozioökonomischen und politischen Modernisierung die idealisierte dörflich-agrarische Lebenswelt entgegen.252 Daneben propagierte der Berliner Lehrer Hermann Ahlwardt in der ländlichen Bevölkerung Brandenburgs Verschwörungstheorien, die sich gegen den ökonomischen und politischen Einfluß der deutschen Juden richteten, und trug zur Popularisierung eines vom Sozialdarwinismus beeinflußten biologistisch-rassistischen Antisemitismus bei.253 Obwohl der unmittelbare politische Einfluß antisemitischer Verschwörungsängste aufgrund der wirtschaftlichen Erholung in den neunziger Jahren abnahm, verbreitete sich der völkisch-rassistische Antisemitismus weiter in der deutschen Gesellschaft. Antisemitische Ressentiments durchdrangen mittelständische Interessenorganisationen wie den Bund der Landwirte, die katholischen Bauernvereine in Bayern und den Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband ebenso wie die in den achtziger und neunziger Jahren gegründeten radikal nationalistischen und imperialistischen 96 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Agitationsverbände. Aufgrund der breiten gesellschaftlichen Diffusion antisemitischer Ressentiments vor allem in ländlichen Regionen errangen die verschiedenen Antisemitenparteien bereits in den Reichstagswahlen von 1893 insgesamt 16 Mandate. Auch die gegen die Handels- und Minderheitenpolitik Caprivis opponierenden Konservativen hatten in ihr Tivoli-Programm schon 1892 antisemitische Verschwörungstheorien aufgenommen.254 Vor dem Hintergrund der nur durch kurzfristig wirksame Konjunkturaufschwünge unterbrochenen Depression von 1873 bis 1896 sowie des Einflußgewinns eines völkischen Antisemitismus und einer radikal nationalistischen Integrationsideologie wurden im späten 19. Jahrhundert mittelständische Interessenorganisationen und nationalistisch-imperialistische Agitationsverbände gegründet, die auf eine Mobilisierung breiter Gesellschaftsschichten durch populistische Propagandakampagnen abzielten. Außerdem etablierten diese Verbände eine schlagkräftige Organisation und verfugten partiell über enge Verbindungen zu den politischen Parteien. Die von diesen Verbänden durchgeführte, durch den direkten Appell an die Bevölkerung gekennzeichnete außerparlamentarische Agitation wurde paradigmatisch durch den 1893 gegründeten Bund der Landwirte (BdL) durchgeführt. Diese Organisation steigerte den Protest der Bauern und Großagrarier, die bereits seit 1876 durch die Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer mobilisiert worden waren, gegen die von Reichskanzler Caprivi nach 1891 durchgesetzten Zollsenkungen.255 Nachdem der BdL trotz der Demission Caprivis 1894 eine Anhebung der Zolltarife zur Erhöhung der Preise für Agrarprodukte zunächst nicht erreicht hatte, trat der Verband in den späten neunziger Jahren für einen umfassenden Interessenausgleich zwischen Großindustrie und Landwirtschaft im Rahmen der »Sammlungspolitik« gegen die Sozialdemokratie ein. Der BdL verband seine Unterstützung für den Bau einer Schlachtflotte daher mit der Forderung, die Schutzzolltarife anzuheben.256 Der BdL durchdrang die 1876 gegründete Deutsch-Konservative Partei in den neunziger Jahren sowohl ideologisch als auch personell.257 Der Verband erreichte daher durch eine umfangreiche Agitationskampagne und einen gezielten Lobbyismus im Reichstag, daß 1902 ein neuer Zolltarif durchgesetzt wurde und daß bei der Erneuerung der unter Reichskanzler Caprivi abgeschlossenen Handelsverträge 1903/04 die Zölle für landwirtschaftliche Erzeugnisse erhöht wurden. Der Widerstand der im BdL zusammengeschlossenen konservativ-agrarischen Interessengruppen gegen eine wirtschaftliche Liberalisierung führte 1899 und 1901 auch zur Ablehnung einer Vorlage zum Bau des Mittellandkanals durch die Mehrheit der Abgeordneten im preußischen Landtag. Der seit 1900 als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident amtierende Bernhard v. Bülow verzichtete daraufhin auf das Verbindungsstück zwischen Hannover und der Elbe, um die Verabschiedung der Vorlage zu erreichen.258 97 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Nach der Zustimmung des Abgeordnetenhauses zum Bau des Mittellandkanals 1905 richtete sich die Agitation des BdL primär gegen die vorgesehene Ausdehnung der Erbschaftssteuer im Zuge der Reichsfinanzreform 1908/9.259 Diese Gesetzgebung war vom 1906 gebildeten »Bülow-Block« aus konservativen und liberalen Parteien zur Deckung des Defizits im Reichshaushalt konzipiert worden. Da die stark vom BdL beeinflußten Konservativen und das Zentrum die Erbschaftssteuer, die Sozialdemokratie und die Freisinnige Volkspartei aber die ebenfalls vorgesehene Neueinführung verschiedener Konsumsteuern ablehnten, zerfiel die parlamentarische Basis des »Bülow-Blocks«. Im Juli 1907 verabschiedeten die konservativen Parteien und das Zentrum daher eine Vorlage zur Reichsfinanzierung, die auf eine Ausdehnung der Erbschaftssteuer verzichtete, aber die Besteuerung des mobilen Kapitals steigerte.260 Der BdL agitierte nicht nur für einen umfassenden Agrarprotektionismus - der zwar auch die süd- und mitteldeutschen Klein- und Mittelbauern, aber vorwiegend die ostelbischen großagrarisch-aristokratischen Getreideproduzenten begünstigte -, sondern wandte sich auch gegen Parlamentarismus und Demokratie. Die Programmatik des Verbandes war außerdem durch einen virulenten Antisemitismus und Militarismus, die Idealisierung von Monarchie und agrarisch-dörflicher Lebensweise sowie einen völkischen Reichspatriotismus gekennzeichnet, der im Ersten Weltkrieg in der Propagierung weitreichender Annexionsansprüche und eines »Siegfriedens« gipfelte.261 Der BdL konnte sich aber vor allem in den katholischen Regionen Süd- und Südwestdeutschlands nicht entscheidend gegen regionale Bauernverbände durchsetzen.262 Dennoch gewann die Organisation, die 1914 über 330000 Mitglieder verfugte, durch die engen Verbindungen zur Deutsch-Konservativen Partei und zu den Freikonservativen einen direkten Einfluß auf die Regierungspolitik. Während der BdL die Politik der Reichsleitung in den neunziger Jahren scharf verurteilte, unterstützte er die Regierung, nachdem 1902 der Bülow-Tarif und die Schutzzölle in den Handelsverträgen durchgesetzt worden waren. Nach 1909 ging der Verband jedoch erneut zu einem dezidierten Anti-Gouvernementalismus über.263 Der BdL mobilisierte zwar überwiegend Klein- und Mittelbauern für die Sicherung agrarischer Besitzinteressen, trug durch seine Agitation für die Erhöhung der Agrarzölle jedoch vor allem zur Konservierung der politischen Herrschaft der ostelbischen Großgrundbesitzer in der preußisch-deutschen Gesellschaft bei.264 Sozialprotektionistische Forderungen wurden auch von der führenden Interessenorganisation des »alten« Mittelstands, dem 1882 gegründeten Allgemeinen Deutschen Handwerkerbund, und dem 1893 konstituierten Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband (DHV) propagiert. Der Handwerkerbund, der eine Gesetzgebung zugunsten des von ihm repräsentierten Kleingewerbes forderte, jedoch das - diese Zielsetzung teilweise 98 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

erfüllende - Handwerkergesetz von 1897 kompromißlos ablehnte, unterstützte in protestantischen Regionen die Deutsch-Konservative Partei, in katholischen Gebieten aber das Zentrum. Dagegen lehnte der DHV eine formelle Bindung an eine der im Reichstag vertretenen Parteien ab.265 Beide Verbände richteten ihre Agitation vor allem gegen die Sozialdemokratie und verbanden die Mobilisierung sozioökonomischer Statusängste mit der Verbreitung eines virulenten völkischen Antisemitismus.266 Nachdem der DHV bereits vor 1914 in enger Kooperation mit dem Alldeutschen Verband einen aggressiven Nationalismus und Militarismus propagiert und den Krieg als Mittel zur Erweiterung des »Lebensraums« glorifiziert hatte, trug er im Ersten Weltkrieg zur Rekrutierung neuer Soldaten bei und trat dafür ein, den Kampf kompromißlos bis zum erwarteten militärischen Sieg des Deutschen Reiches weiterzuführen. Aufgrund der völkisch-nationalistischen Ideologie konnte die Führung desDHV,die eng mit dem Zentrum kooperierte, den zunehmenden Einflußgewinn der NSDAP unter den Mitgliedern des Verbandes in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren nicht verhindern, obwohl sich die Agitation des DHV deutlich ausweitete und radikalisierte.267 Die Bildung straff organisierter und auf die Durchsetzung legislativer Schutzmaßnahmen abzielender mittelständischer Interessenorganisationen im Deutschen Kaiserreich hebt sich deutlich von der Ablehnung staatlicher Protektion durch die Verbände des Kleingewerbes in Großbritannien ab. Dagegen wurden in beiden Staaten im späten 19. und 20. Jahrhundert nationalistische, imperialistische und militaristische Agitationsverbände gegründet, die durch Lobbyismus und populistische Propagandakampagnen eine Unterdrückung innenpolitischer Konflikte zugunsten eines aggressiven außenpolitischen Expansionismus anstrebten und sowohl personell als auch ideologisch vielfach miteinander verbunden waren. Die von 1882 bis 1887 konstituierte Deutsche Kolonialgesellschaft, die im Zuge der Forcierung der Kolonialpolitik durch Bismarck gegründet wurde, stimmte ihre Agitation für die Sicherung von Kolonien und ihre wirtschaftliche Erschließung insgesamt eng mit dem Auswärtigen Amt und anderen Regierungsbehörden ab.268 In der Agitation des 1891 gebildeten Alldeutschen Verbandes (ADV) dominierte dagegen eine scharfe Opposition gegen die Politik der deutschen Reichsleitung.269 Diese Organisation verlangte eine expansionistische Außenpolitik in Mitteleuropa und in den Kolonien, propagierte einen völkischen Antisemitismus und betrieb die Integration der im Ausland lebenden Deutschen. Der ADV trat nach der Überwindung interner Auseinandersetzungen über die Funktion des Verbandes in den neunziger Jahren außerdem für die Stärkung der deutschen Schlachtflotte ein, um die Kolonialgebiete zu sichern und zu erweitern, und forderte den Zusammenschluß aller Deutschen im zu etablierenden mitteleuropäisch-großdeutschen Reich.270 Der ADV unterstützte daher die Agitation des 1894 gegründeten Ostmar99 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

kenvereins, der eine Wiedereinführung des 1890/91 aufgehobenen Einwanderungsverbots für Polen verlangte, nachdem polnische Landarbeiter die saisonal oder langfristig abgewanderten deutschen Arbeitskräfte auf den Agrarbetrieben in den Ostprovinzen zunehmend ersetzt hatten.271 Angesichts der Ablehnung dieser Forderung durch die von der »Leutenot« betroffenen Großagrarier, des Scheiterns der im Gesetz von 1898 und den Novellen von 1900 bis 1906 gipfelnden Flottenpolitik und des Aufstiegs der Sozialdemokratie zur stärksten Reichstagsfraktion in den Wahlen von 1912 radikalisierte derΑDV,in dessen Führung sich 1908 Heinrich Claß durchgesetzt hatte, seine Programmatik. In der zweiten Marokko-Krise 1911 agitierte die Organisation daher in enger Abstimmung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, v. Kiderlen-Wächter, für die Annexion Marokkos und distanzierte sich nach der Zustimmung der Reichsleitung zur Besetzung des Territoriums durch Frankreich scharf von der Regierungspolitik.272 Nach 1910/11 trat der ADV außerdem für eine massive Verstärkung des deutschen Heeres ein, um Frankreich im erwarteten Kontinentalkrieg besiegen zu können. Im Konflikt über die Heeresvorlage von 1912, die im Reichstag vor allem von den Abgeordneten der Freikonservativen unterstützt wurde, propagierte der ADV eine Schwerpunktverlagerung in der Rüstungspolitik von der Flotte zur Armee. Führende Repräsentanten des Verbandes beteiligten sich daher maßgeblich an der Gründung des Deutschen Wehrvereins im Januar 1912.273 Die allgemeine Radikalisierung der Programmatik des ADV manifestierte sich in dem von Heinrich Claß verfaßten, 1912 veröffentlichten Buch »Wenn ich der Kaiser wär'«, in dem der Verbandsvorsitzende das parlamentarische Regierungssystem scharfverurteilte und die Durchsetzung weiterer Maßnahmen zum Schutz mittelständischer Interessen verlangte. Außerdem trat Claß für eine territoriale Expansion des Deutschen Reiches in Mitteleuropa sowie eine Erweiterung der Kolonialgebiete ein und erhob den innenpolitischen Kampf gegen Juden und Sozialdemokraten zu einer zentralen Forderung. Die von Claß vertretenen Ziele sollten durch einen Staatsstreich in der Ausnahmesituation eines totalen Krieges erreicht werden, den Claß mit sozialdarwinistischen Kategorien als unabdingbares Mittel zur Sicherung der nationalen Lebensgrundlagen und Energien betrachtete.274 Der ADV propagierte daher auch nach dem Scheitern des deutschen Expansionismus im Ersten Weltkrieg eine mitteleuropäische Großmachtstellung des Deutschen Reiches. Obwohl die innenpolitische Programmatik des ADV nach 1918 durch die Forderung einer »völkischen« Diktatur anstelle der scharf verurteilten parlamentarischdemokratischen Verfassungsordnung der Weimarer Republik geprägt war, wurde der Verband 1939 von den nationalsozialistischen Machthabern im »Dritten Reich« aufgelöst.275 Die Verschärfung der Agitation nationalistischer Verbände im Kaiserreich 100 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

erfaßte auch den Deutschen Flottenverein, der 1898 von Reedern, Werftbesitzern, Kaufleuten sowie von im Centralverband Deutscher Industrieller zusammengeschlossenen Vertretern der Schwerindustrie gegründet und vom Reichsmarineamt unterstützt wurde.276 Der Staatssekretär dieses Ministeriums, Alfred v. Tirpitz, setzte den Flottenverein nach der Durchsetzung des Baus deutscher Schlachtschiffe 1898 gezielt zur Propagierung der Forderung nach weiteren Flottennovellen ein und gewann bereits 1900 die Zustimmung der Reichstagsmehrheit für ein neues Gesetz, das eine massive Stärkung der Kriegsmarine vorsah.277 Eine Gruppe von Aktivisten im schnell wachsenden Flottenverein widersetzte sich jedoch nach 1899 zunehmend der Instrumentalisierung durch das Reichsmarineamt, das 1899/1900 den Schwerindustriellen F. A. Krupp aus dem Verein verdrängte.278 Die Aktivisten verlangten eine radikal populistische Agitation, um die angestrebte Flottenvergrößerung ohne Rücksicht auf übergeordnete außenpolitische Interessen durchzusetzen. Nachdem diese Fraktion mit der Wahl August Keims zum stellvertretenden Geschäftsfuhrenden Vorsitzenden 1902 eine dominierende Stellung im Flottenverein gewonnen hatte, wandte sich der Verband daher entschieden gegen die Flotten- und Kolonialpolitik der Regierung. Der wachsende AntiGouvernementalismus gipfelte in der Ernennung Keims zum Geschäftsführenden Vorsitzenden im November 1907. Diese Wahl löste aber eine Intervention Kaiser Wilhelm Π. aus, die 1908 zur Einsetzung einer neuen, regierungsloyalen Führung und zum Austritt der radikal nationalistischen Mitglieder um Keim führte.279 Diese für eine populistische Agitation eintretenden Aktivisten unterstützten daraufhin die militaristische Propaganda des Alldeutschen Verbandes und des 1912 konstituierten Deutschen Wehrvereins. Der Wehrverein propagierte nach der Verabschiedung der Heeresvorlage von 1912 unter dem Eindruck der Niederlage des Osmanischen Reiches im ersten Balkankrieg 1912/13 und der Erhöhung der Friedensstärke des russischen Heeres eine weitere Verstärkung der Armee.280 Da sich die Forderung des Generalstabs - in dem Erich Ludendorff einen zunehmenden Einfluß gewann - nach einer Unterordnung aller sozialen, ökonomischen und politischen Interessen unter die verlangte massive Aufrüstung in der Reichsleitung gegen die Einwände des Kriegsministeriums durchsetzte, fand die Agitation des Wehrvereins für eine neue Heeresvorlage eine wachsende Resonanz. Nachdem die Reichstagsmehrheit unter Einschluß der Sozialdemokraten der Einführung einer direkten Reichsvermögenszuwachssteuer zur Deckung der Heeresvermehrung gegen die Stimmen der beiden konservativen Parteien zugestimmt hatte, wurde die Vorlage, die das deutsche Landheer bis 1915 um 136000 Soldaten verstärken sollte, im Juli 1913 angenommen.281 Damit hatte sich der am Primat militärisch-technischer Effizienz orientierte und vom Generalstab und Wehrverein repräsentierte bürgerliche Militaris-

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mus gegen die von den Konservativen vertretene Zielsetzung einer begrenzten, die aristokratischen Privilegien nicht gefährdenden Heeresvermehrung durchgesetzt. Der Wehrverein verlangte bereits im Herbst 1913 eine erneute Stärkung der deutschen Armee, indem die bisher nicht von der Wehrpflicht erfaßten Rekruten einberufen, zusätzliche Verbände aufgestellt und die Dienstzeit verlängert werden sollte. Der Verband trug insgesamt zur Durchsetzung der von der Reichsleitung angestrebten Heeresvermehrung bei, entzog sich aber einer vollständigen Instrumentalisierung durch die seit 1909 von Reichskanzler Theobald v. Bethmann Hollweg geführte Regierung. Die radikale Agitation des Verbandes und die daraufhin verabschiedete Heeresvorlage von 1913 führten vielmehr zum Ausscheren der konservativen Parteien aus der von Bethmann Hollweg anvisierten Allianz der bürgerlichnationalen« Parteien.282 Im Kaiserreich gewannen sowohl die mittelständischen und industriellen Interessenorganisationen als auch die nationalistischen und imperialistischen Agitationsverbände eine bedeutende Stellung im politischen System. Einerseits steigerten die Integrationsdefizite der Verfassung, die durch die Ambivalenz von »monarchischem Prinzip« und parlamentarischer Mitbestimmung gekennzeichnet war, den Einfluß organisierter Verbände auf die Regierung und Parteien. Andererseits führte die anhaltende Depression nach 1873 aufgrund des bürokratisch-etatistischen Politikverständnisses zur Ausbildung des frühen Interventionsstaates und zu einer nachhaltigen Diskreditierung liberaler Laissez-faire-Prinzipien.283 Außer der Beharrungskraft einer Mentalität, die auf die Problemlösungskapazität staatlicher Institutionen vertraute, und der damit einhergehenden bürokratischen Organisationsstrukturen und Institutionen begünstigte auch die Koinzidenz von Verfassungsfrage, Nationalstaatsgründung und forcierter Industrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Verschärfung der gesellschaftlichen Interessengegensätze und damit den Integrationsverlust der traditionellen liberalen Programmatik. Der deutsche Liberalismus zerfiel daher bereits im Zuge der Auseinandersetzungen der sechziger und siebziger Jahre und wurde schließlich 1878/79 dauerhaft von der Mitwirkung an der Reichspolitik verdrängt. Dagegen begrenzte das Fehlen einer Kumulation sozioökonomischer und politischer Probleme und das eingeschränkte Wahlrecht in Großbritannien die Auswirkungen der gesellschaftlichen Interessendifferenzierung auf die Transformation des politischen Systems und verhinderte eine schnelle Erosion der sozialen Basis der Liberalen Partei. Die britischen Liberalen konnten daher trotz ihrer Spaltung 1886 in den Parlamentswahlen von 1905 eine deutliche Mehrheit gegen die fraktionierte Konservative Partei erringen und ihren politischen Einfluß vor allem durch ihr Programm von Sozialreformen und die graduelle Aufnahme interventionsstaatlicher Maßnahmen bis in die frühen zwanziger Jahre erhalten.284 102 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die im späten 19. Jahrhundert gegründeten nationalistischen Agitationsverbände gewannen im Deutschen Kaiserreich angesichts der fortschreitenden, im Scheitern der »Politik der Diagonale« Bethmann Hollwegs kulminierenden Fragmentierung der politischen EntScheidungsprozesse einen deutlich stärkeren Einfluß auf die Reichsleitung und die Parteien als die entsprechenden Organisationen in England.285 Jedoch trug auch die Navy League zur Forcierung der maritimen Aufrüstung Großbritanniens nach 1906/7 bei, und die Agitation der National Service League radikalisierte in Kooperation mit den militant-protestantischen Organisationen in Ulster den Widerstand der Konservativen Partei gegen die Home-Rule-Gesetzgebung von 1912.286 Die innenpolitische Auseinandersetzung über die Gewährung der begrenzten politischen Autonomie an Irland und der damit eng verknüpfte Verfessungskonflikt führten daher auch in Großbritannien zu einem Integrationsverlust parlamentarischer Entscheidungsfindungsprozesse, der wiederum die radikal nationalistische Propaganda populistischer Verbände begünstigte.287 Das Ausmaß der Verflechtung der »nationalen Verbände« mit den politischen Parteien und die manipulative Instrumentalisierung der Organisationen durch Regierungsinstitutionen war zwar im Kaiserreich ausgeprägter als in Großbritannien, wies jedoch in beiden Staaten deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bewegungen auf und variierte auch in den Entwicklungsphasen einzelner Verbände.288 Die Koexistenz und wechselseitige Überlagerung politischer Manipulation und populistischer Mobilisierung kennzeichnete insgesamt die nationalistischen und sozialintegrativen Bewegungen sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.289 Diese Ambivalenz der Agitationsverbände entfaltete aber im Kaiserreich aufgrund der dargestellten Rahmenbedingungen eine spezifische politische Dynamik, die 1917 in die Gründung der einen rassistischen Antisemitismus und eine antiparlamentarische Volksgemeinschaftsideologie propagierenden Deutschen Vaterlandspartei mündete.

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3. Nationalistische Bewegungen unter den Bedingungen ökonomischer Mobilisierung und innenpolitischen Zusammenschlusses während des Ersten Weltkriegs Die Entwicklung des politischen Systems in Großbritannien während des Ersten Weltkriegs war durch eine umfassende innenpolitische Integration einerseits und eine forcierte nationalistische Mobilisierung andererseits gekennzeichnet. Die Defence-of-the-Realm-Gesetze ermächtigten die Militärbehörden zu einer weitreichenden Kontrolle des öffentlichen Lebens, und die parteipolitische Auseinandersetzung wurde mit der Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich vom 4. August 1914 eingestellt. Der Übergang zur Grabenkriegführung ohne Aussicht auf eine schnelle Beendigung der Kämpfe verstärkte in der regierenden Liberalen Partei den Einfluß der Befürworter einer rigorosen Organisation der Kriegführung. Dagegen schwand die Machtbasis der Vertreter des Laissez-faire-Prinzips, die sich einer Zunahme des Staatsinterventionismus in Wirtschaft und Gesellschaft entschieden widersetzten. Auch die Umbildung des liberalen Kabinetts unter Premierminister Asquith zu einer Koalitionsregierung im Mai 1915 konnte die Durchsetzung staatsinterventionistischer Maßnahmen, die vom für die Munitionsproduktion zuständigen Minister Lloyd George gefordert und insbesondere von den radikalen Konservativen um Milner unterstützt wurden, nicht verhindern. Asquith mußte daher am 6. Dezember 1916 demissionieren. Lloyd George bildete daraufhin ein nur noch fünf Minister umfassendes Koalitionskabinett, das - ausgehend von dem Ziel einer technokratischadministrativen Effizienzsteigerung - die staatlich-bürokratische Kontrolle über die Rüstungswirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung verstärkte. Der Einfluß des Parlaments auf die politische Entscheidungsfindung ging dagegen deutlich zurück. Die Zunahme staatlicher Lenkungsaufgaben kulminierte 1917 in der Etablierung des Ministeriums für Wiederaufbau, das nicht nur die Demobilmachung der britischen Truppen vorbereitete, sondern auch weitreichende Sozialreformen konzipierte.1 Während die Staatsintervention in die Wirtschaft zu einer nachhaltigen Steigerung der Rüstungsproduktion führte, konnten die korporativen Strukturen, die sich auf der Grundlage der zunehmenden Verflechtung von 104 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

staatlichen Behörden, Gewerkschaften und Arbeitgebervertretungen herausbildeten, die Arbeiterbewegung nicht dauerhaft an die Regierungspolitik binden. Nach dem Scheitern der Offensive an der Somme im Sommer 1916 und der verlustreichen Schlacht bei Passchendaele im August/September 1917 wich die Kriegsbegeisterung endgültig einer sich kontinuierlich ausbreitenden Desillusionierung. Gleichzeitig wuchsen die Engpässe in der Produktion von Rüstungsgütern. Da auch die Rekrutierung von Soldaten schon 1915 deutlich zurückging, wurde bis Mai 1916 schrittweise die allgemeine Wehrpflicht durchgesetzt. Vor diesem Hintergrund verschärfte sich die innenpolitische Polarisierung zwischen den an der Regierung beteiligten Parteien einerseits und der unabhängigen Arbeiterbewegung sowie Pazifisten andererseits. Unter dem Eindruck der Februarrevolution in Rußland und der Friedensresolution des Petrograder Sowjets vom März 1917 manifestierte sich der Protest der Gewerkschaften gegen Kriegsgewinne und Versorgungsengpässe in teilweise militanten Streiks, vor allem im Industriegebiet um Glasgow und in den Kohlerevieren von Südwales. Die Agitation der von der sozialimperialistischen Ideologie Milners beeinflußten Verbände - der British Workers' League, der National Party, der British Empire Union und der British Commonwealth Union - konnte die Verschärfung des Klassenantagonismus ebensowenig verhindern wie die weitere Organisierung der Arbeiterschaft in den Gewerkschaften. Da die von Politikern der Labour Party vertretene Forderung nach einem Verhandlungsfrieden von der Kabinettsmehrheit entschieden abgelehnt wurde, distanzierte sich die britische Arbeiterpartei nach dem Rücktritt Hendersons im August 1917 zunehmend von der Regierungskoalition unter Lloyd George. Die Labour Party kündigte ihre Beteiligung am Kabinett schließlich im November 1918 auf. Dagegen einigten sich die von Bonar Law geführte Konservative Partei und die Liberalen um Lloyd George auf eine Fortsetzung der Regierungskoalition nach der bevorstehenden Parlamentswahl und stellten den wechselseitig unterstützten Kandidaten den »Coupon« aus.2 Der innenpolitische Zusammenschluß korrespondierte mit einer fremdenfeindlichen Agitation gegen in England lebende Deutsche, die sich nach der Verabschiedung des Aliens Restriction Act vom 5. August 1914 bei den zuständigen Polizeibehörden registrieren lassen mußten. Der Krieg konfrontierte aber auch die britischen Juden, von denen viele seit dem späten 19. Jahrhundert aus Rußland geflohen waren, mit der Frage nach ihrer Identität. Die wirtschaftliche Notlage und der Anpassungs- und Loyalitätsdruck, der von der Forderung nach einer stärkeren Beteiligung von Juden am Wehrdienst ausging, verschärften nicht nur die Spannungen innerhalb der jüdischen Minderheit, sondern trennten sie tendenziell auch von der nichtjüdischen Bevölkerung Großbritanniens. Die Ressentiments richteten sich zu105 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

nächst gegen prominente deutsche Juden wie die Bankiers Sir Ernest Cassel und Sir Edgar Speyer, die schon vor 1914 im Zentrum antisemitischer Angriffe gestanden hatten. Nach der Veröffentlichung des Berichts einer Regierungskommission über die Übergriffe deutscher Soldaten in Belgien und der Versenkung des Fahrgastschiffes Lusitania durch ein deutsches Unterseeboot im Mai 1915 weitete sich die Propagandakampagne gegen alle Angehörigen von Staaten aus, die gegen Großbritannien Krieg führten. Zahlreiche nationalistische Agitationsverbände organisierten Boykotts gegen Unternehmungen, die sich im Besitz eingebürgerter Deutscher befanden, und verlangten einerigorose,fremdenfeindliche Innenpolitik. Die Regierung ordnete 1915 daher die Internierung aller Männer der Gegnernationen im Alter von 17 bis 55 Jahren an. Diese Konzession an die radikal nationalistischen Agitatoren verstärkte wiederum ihren Einfluß.3 Auch radikale Konservative wie William Joynson-Hicks, Edward Carson, Ronald MacNeill und Lord Charles Beresford sowie einzelne nationalistische Sozialisten wie Robert Blatchford propagierten die Behauptung eines Komplotts der in England lebenden Deutschen und Juden gegen die britische Kriegführung. Die Agitation, die vor allem von der Daily Mail, der Evening News, dem Weekly Dispatch und zeitweise auch der Times unterstützt wurde, kulminierte im Juni 1916 erneut in Übergriffen gegen deutsche Ladenbesitzer, nachdem das Kriegsschiff Hampshire durch eine Mine versenkt und der Kriegsminister Lord Kitchener dabei getötet worden war. Die Verschwörungsvorstellungen, die sich im Topos der »unsichtbaren Hand« bündelten, wurden im Juli 1917 durch Zeppelin-Luftangriffe auf London und im Frühjahr 1918 durch die Anfangserfolge der deutschen Offensive an der Westfront gesteigert. Die gesellschaftliche Isolation der Deutschen, die sich aus der radikal nationalistischen Agitation und der Internierungspolitik der Regierung ergab, wurde lediglich durch die Arbeit von Selbsthilfeorganisationen und die Spenden von einigen reichen, in England schon vor 1914 eingebürgerten Deutschen gemildert. Insgesamt zielten die fremdenfeindlichen Gruppierungen darauf ab, die weitverbreitete Furcht vor deutscher Spionage und seit 1917 auch vor einer bolschewistischen Revolution für ihre Forderungen nach einem vollständigen militärischen Sieg über die Mittelmächte und einer umfassenden Zurückdrängung der Labour Party und der Gewerkschaften zu instrumentalisieren. Ihre Programmatik reflektierte damit die allgemeine soziale und wirtschaftliche Instabilität sowie die politischen Spannungen in Großbritannien im Ersten Weltkrieg. Die nationalistische Propaganda beeinflußte aber auch nach dem Waffenstillstand die Regierungspolitik, denn die Bestimmungen des Aliens Restriction Act von 1914 wurden in einem entsprechenden Gesetz verlängert, das im Dezember 1919 verabschiedet wurde.4 106 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

3.1. Lord Milner und die British Workers' League Obwohl führende Politiker der Labour Party in den Koalitionsregierungen unter den Premierministern Asquith und Lloyd George als Minister vertreten waren, führte der Kriegsbeginn zu einer tiefgreifenden Spaltung der Partei und der britischen Arbeiterbewegung insgesamt. Während sich die Befürworter eines Verhandlungsfriedens in der Independent Labour Party (ILP) und der British Socialist Party (BSP) sammelten und mit zunehmender Kriegsdauer die politisierte und radikalisierte Gewerkschaftsbasis an sich binden konnten, konstituierten die kompromißlosen Vertreter einer Siegfriedenspolitik im April 1915 das Socialist National Defence Committee (SNDC).5 Diesem Gremium gehörten außer dem Vorsitzenden, dem Fabier Victor Fisher, führende Repräsentanten der sozialimperialistischen Wochenzeitung Clarion, Robert Blatchford und A.M. Thompson, und der Gründer der Social Democratic Federation, H.M. Hyndman, an. Das SNDC propagierte durch seine in Schottland und England etablierten lokalen Verbände das Ziel einer rücksichtslosen Fortsetzung des Krieges bis zum militärischen Sieg der Entente-Mächte. In der Nachwahl von Merthyr Tydfil (Südwales) im November 1915 unterstützte die Gruppierung den gegen den pazifistischen offiziellen Kandidaten der Labour Party als Unabhängiger angetretenen C.B. Stanton. Der Wahlsieg Stantons, der den Einfluß der Ideologie nationaler Sammlung und innenpolitischer Integration in der Arbeiterschaft zu demonstrieren schien, erhöhte die Anziehungskraft der Konzeption einer Bindung der Lohnarbeiter an das Ziel des Zusammenschlusses aller gesellschaftlichen Gruppen in der anvisierten integralen Gemeinschaft der britischen Nation.6 Milner, der 1915 die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht verlangte und in einer vom Landwirtschaftsministerium eingesetzten Kommission an der Ausarbeitung von Maßnahmen zur Steigerung der Nahrungsmittelproduktion mitwirkte, schlug Victor Fisher daher die Bildung einer Organisation vor, die die Unterstützung der »patriotic labour« für die propagierten Zwangsmaßnahmen zur Kriegsorganisation gewinnen sollte.7 Der Dachverband der Gewerkschaften, der Trades Union Congress (TUC), verabschiedete im September 1915 auf seiner Jahresversammlung eine Resolution, die den Widerstand der organisierten Arbeiterbewegung gegen die Durchsetzung eines Konskriptionssystems dokumentierte. Darüber hinaus propagierte die Union of Democratic Control, die einflußreichste Organisation pazifistischer Politiker, im Herbst 1915 erstmals offen ihre Forderung nach einem Verhandlungsfrieden.8 Milner verstärkte daraufhin seine Bemühungen um die Bildung einer sozialimperialistischen Bewegung. Im Januar 1916 sammelten sich die Anhänger Milners auf Initiative von Leo Amery in einem Diskussionskreis, der als »Monday Night Cabal« bezeichnet wurde. 107 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Der Gruppe gehörten Waldorf Astor, der Besitzer des Observer und ein konservativer Parlamentsabgeordneter, sowie zahlreiche Mitglieder von Milners »Kindergarten« an, die 1909/10 die Round-Table-Bewegung gebildet hatten. Auch Lloyd George und Carson beteiligten sich an den Beratungen. Die radikale Opposition Milners gegenüber dem parlamentarischen Regierungssystem und seine scharfe Kritik an der Kriegspolitik des Kabinetts unter Premierminister Asquith stellten die wichtigsten Triebkräfte des »Monday Night Cabal« dar. Der Diskussionskreis bereitete daher die Gründung eines nationalistischen Agitationsverbandes vor, der eine tiefgreifende Transformation des bestehenden politischen Systems erreichen konnte. Die angestrebte Bewegung sollte nicht nur die nationalistische und sozialintegrative Programmatik in der Arbeiterschaft verbreiten, sondern darüber hinaus auch den Kern einer neuen »nationalen« Partei bilden: »Die einzige Möglichkeit, um einen Alpdruck loszuwerden, der vor allem durch das in der Vergangenheit dominierende Parteiensystem hervorgerufen wird und der uns wegen der Koalition[der Koalitionsregierung Asquith] immer noch bedrückt, ist die Bildung einer neuen Partei.... Das Ziel, wie immer man es nennen will, eine organisierte Opposition, eine nationale Partei,... scheint der Mühe wert zu sein«. 9

Da sich Waldorf Astor zur Finanzierung der angestrebten Organisation verpflichtet hatte, wurde im März 1916 die British Workers' League (BWL) als Agitationsverband zur umfassenden Mobilisierung der Arbeiterschaft für die expansionistischen außenpolitischen Ziele der Sozialimperialisten gegründet.10 Die Anhänger Milners verlangten im Frühjahr 1916 die Einführung der uneingeschränkten Wehrpflicht und eine umfassende Organisation der Kriegfuhrung, für die in der Konservativen Partei seit Januar 1916 auch das War Committee eintrat. Darüber hinaus führte Waldorf Astor bereits im Mai 1916 Gespräche über eine mögliche Regierungsallianz zwischen Lloyd George und Milner. Auch Carson, der im Oktober 1915 als Minister zurückgetreten war, sollte eine führende Position im anvisierten Kriegskabinett einnehmen. Der Tod Lord Kitcheners am 5. Juni 1916 steigerte den Einsatz der radikalen Konservativen für eine parteienübergreifende Koalitionsregierung, denn der Kriegsminister hatte einen starken Nimbus als effizienter Organisator der britischen Armee gewonnen.11 Außer dem Vorsitzenden, Victor Fisher, setzte sich die Führung der BWL aus sechs Vizepräsidenten zusammen, die mit Ausnahme des 1908 aus der Fabian Society ausgetretenen H.G. Wells Parlamentsabgeordnete der Labour Party und Gewerkschaftsfunktionäre waren.12 Die im Mai 1916 einsetzende Propagandakampagne der BWL für eine stärkere Organisierung der Kriegswirtschaft durch staatliche Zwangsmaßnahmen wurde von den Labour-Politikern Barnes, Hodge, Roberts und Walsh, einem führenden Vertreter des TUC, J. A. Seddon, sowie außer Blatchfords Zeitschrift Clarion von der Mor108 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ning Post und der Times unterstützt. Nachdem der Clarion seine Berichterstattung über die politische Aktivität der BWL im Juni 1916 eingestellt hatte, nahm die im August 1916 als Organ des neuen Verbandes gegründete Zeitschrift British Citizen and Empire Worker eine rigorose Agitation für die rücksichtslose Weiterfuhrung des Krieges auf, wobei vor allem Wehrdienstverweigerer diffamiert wurden. Diese Propaganda traf auf eine beträchtliche Resonanz, so daß die BWL bis Dezember 1916 etwa siebzig Ortsvereine gründete. Im Herbst 1916 erörterten Fisher, Hodge und Seddon als Repräsentanten der BWL mit der durch Steel-Maitland vertretenen konservativen Parteiführung Möglichkeiten zur Bildung einer Koalitionsregierung, bevor diese nach dem - von diesen Unterredungen nicht beeinflußten - Rücktritt des Premierministers Asquith von Lloyd George gebildet wurde.13 Während führende Agitatoren für die Mobilisierung der »patriotic labour« einflußreiche Positionen in der Koalitionsregierung erhielten, gewann die Forderung nach einem Verhandlungsfrieden 1917 in der Labour Party und in der Gewerkschaftsbasis an Einfluß, so daß sich die Spannungen zwischen der BWL und der traditionellen Arbeiterpartei verschärften.14 Als führende Labour-Politiker ankündigten, an der von sozialistischen Parteien organisierten Friedenskonferenz in Stockholm teilzunehmen, und Politiker derILPund der BSP in Leeds eine Resolution zur Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten verabschiedeten, wurde die Politik der Labour Party von der BWL offen kritisiert.15 Während sich die Organisation von der britischen Arbeiterpartei zunehmend distanzierte und die Friedensresolutionen der ILP und der BSP diffamierte, festigte sie ihre Bindung an die Konservative Partei und die Koalitionsregierung unter Lloyd George. Milner, der im Dezember 1916 in das Kabinett aufgenommen worden war, beschwor gegenüber dem Premierminister die Gefahr einer sozialistischen Revolution und hob die Bedeutung der BWL für die Sicherung der Loyalität der Arbeiterschaft gegenüber der Regierungspolitik hervor. Gleichzeitig nahm Fisher mit der Führung der Konservativen Partei Verhandlungen über ein gemeinsames sozial- und wirtschaftspolitisches Programm auf.16 Der konservative Parteiführer Bonar Law befürwortete daraufhin eine Allianz mit der BWL, die durch den Sieg Ben Tilletts in der Nachwahl von North Salford im November 1917 weiter an Bedeutung gewann. Dagegen distanzierte sich die Labour Party offen von der BWL, so daß die Labour-Abgeordneten Abraham, Toothill, Walsh, Duncan, Wilkie und Wadworth im Januar 1918 als Vizepräsidenten der Organisation Fishers zurücktraten.17 Obwohl damit die von der BWL anvisierte Bindung der Arbeiterschaft an die außen- und innenpolitische Programmatik der Koalitionsregierung gescheitert war, blieb das Ziel, die »patriotic labour« zu stärken, weiterhin grundlegend für die Propagandakampagne dieser Gruppierung. Nach der Gründung der National Democratic and Labour Party (NDP) als parlamen109 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

tarische Vertretung der BWL entschied sich das Führungsgremium der Organisation daher, in der für 1918 erwarteten Neuwahl des Unterhauses mit eigenen Kandidaten um die Unterstützung der Arbeiterschaft für die Politik der Regierungskoalition zu werben. Fisher bemühte sich daraufhin, die Zustimmung der konservativen Parteiführung zur Überlassung von Wahlkreisen an die NDP zu gewinnen.18 Da auch liberale Abgeordnete um Lloyd George das Ziel unterstützten, die Bindung der Arbeiterschaft an die Labour Party durch die Kandidatur von Vertretern der NDP zu lockern, erhielt die Organisation Fishers trotz des in der Konservativen Partei weit verbreiteten Mißtrauens gegen die BWL für achtzehn Wahlkandidaten das als »Coupon« bezeichnete, von Lloyd George und Bonar Law unterzeichnete Empfehlungsschreiben.19 Die BWL sicherte sich damit die offizielle Unterstützung der Koalitionsliberalen und Konservativen in den ihr zugewiesenen Wahlkreisen. Der Wahlkampf der NDP wurde jedoch durch Finanzierungsschwierigkeiten und eine interne Auseinandersetzung, die im Rücktritt Victor Fishers gipfelte, beeinträchtigt.20 Die Partei konnte daher die Arbeiterschaft nicht für die politischen Ziele der Koalitionsregierung mobilisieren und gewann lediglich neun Parlamentssitze. Das der politischen Aktivität der BWL und der NDP zugrundeliegende Konzept der Integration der Lohnarbeiter in die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Strukturen hatte sich damit insgesamt als Illusion erwiesen. Dennoch konnten sich Kandidaten der NDP in einzelnen Wahlkreisen gegen Labour-Politiker durchsetzen, die während des Ersten Weltkriegs entschieden für einen Verhandlungsfrieden eingetreten waren.21 Da die Wahlerfolge der Partei jedoch weitgehend durch den Verzicht der Konservativen Partei auf eine Aufstellung von Gegenkandidaten und die Unterstützung der Koalitionsliberalen ermöglicht wurden, verfugte die ΝDP über keine gefestigte Wählerbasis. Die parlamentarische Vertretung des Verbandes zerfiel daher in den von 1918 bis 1922 abgehaltenen Nachwahlen. Die Parlamentsabgeordneten der Partei, die die von Lloyd George propagierte Konzeption der Nivellierung aller politischen Differenzen in einer übergreifenden Integrationspartei vorbehaltlos unterstützten, verloren nach 1918 nicht nur weitgehend ihren politischen Einfluß innerhalb der Koalitionsregierung, sondern auch ihre parteipolitische Unterscheidbarkeit. Daher löste sich die NDP nach dem Verlust aller Mandate in der Parlamentswahl von 1922 auf, während die BWL noch bis 1924 politische Stellungnahmen veröffentlichte.22 Die Programmatik der BWL und ihrer parlamentarischen Vertretung, der NDP, war insbesondere durch die Verknüpfung der Ziele des innenpolitischen Zusammenschlusses und der außenpolitischen Machtsteigerung gekennzeichnet. Die Organisation orientierte sich damit deutlich an den vor 1914 agitierenden Verbänden und Gruppierungen, die von der Ideologie Milners beeinflußt worden waren. Die Propagandakampagne der BWL zielte 110 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

primär darauf ab, durch den Appell an nationalistische und imperialistische Affekte in der Arbeiterschaft den Klassenantagonismus zu überwinden und damit die angestrebte gesellschaftliche Geschlossenheit durchzusetzen. Diese Konzeption richtete sich vor allem gegen Sozialisten, die für einen Verhandlungsfrieden eintraten. Die BWL agitierte daher nicht nur gegen die Labour Party, sondern auch gegen kleinere Organisationen wie die British Socialist Party, nachdem sich die Pazifisten in dieser Gruppierung zunehmend von der nationalistischen Politik Hyndmans distanziert und 1916 eine Spaltung herbeigeführt hatten.23 Auf der Grundlage der durch begrenzte Sozialreformen zu fördernden Integration der Arbeiterschaft in die bestehende gesellschaftliche Ordnung und das politische System sollte eine alle sozialen Gruppen einschließende »nationale« Partei gebildet und damit die parteipolitischen Konflikte aufgelöst werden. Die als Vision von der BWL beschworene homogene Gemeinschaft der britischen Nation wurde propagiert, um die imperiale Herrschaft Englands durch einen engeren militärischen und handelspolitischen Zusammenschluß im Empire zu sichern: »Der britische Staatenbund [British Commonwealth] bleibt immer noch die höchste und beste Manifestation gemeinsamen Lebens, die von Menschen bisher entwickelt worden ist. ... Es muß das wichtigste Ziel unseres öffentlichen Lebens und unser Aktivität sein, die verstreuten Staaten dieses Staatenbundes durch jedes mögliche Bindemittel zu vereinigen«. 24

Die BWL trat zwar für sozialreformerische Maßnahmen ein und unterstützte auch die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, lehnte aber separate Arbeiterorganisationen zur Durchsetzung politischer und sozioökonomischer Ziele kategorisch ab.25 Dem - mit der Labour Party identifizierten - Klassenkampfgedanken wurde vielmehr dezidiert die auf einem harmonischen Gesellschaftsbild basierende Auffassung von einer weitgehenden Interessenidentität der gesellschaftlichen Schichten entgegengestellt. Führende Labour-Politiker wurden in der Agitation der BWL daher durchweg als hemmungslose Demagogen diffamiert. Dieser sozialintegrativen Programmatik entsprach die Forderung der BWL, korporative Konfliktregelungsstrukturen zur Sicherung der gesellschaftlichen Zusammenarbeit und der innenpolitischen Geschlossenheit zu etablieren.26 Die sich vor allem 1917/18 verschärfenden Konflikte mit der Labour Party ergaben sich aber nicht nur aus der Agitation der BWL für eine wirtschaftliche Organisierung und eine soziale Disziplinierung, sondern auch aus der radikal nationalistischen Ideologie der von Victor Fisher geführten Organisation. Die BWL propagierte die bedingungslose Unterwerfung Deutschlands als Ziel einer Kriegführung, die ausschließlich auf den vollständigen militärischen Sieg ausgerichtet werden sollte, und wandte sich damit kategorisch gegen die von einigen Labour-Politikern verlangte Verhandlungspolitik zur

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Beendigung des Krieges. Darüber hinaus verbreitete die Bewegung fremdenfeindliche Verschwörungsvorstellungen, indem sie - vor allem in den östlichen Stadtvierteln von London - Kundgebungen gegen die in England lebenden Deutschen durchführte. Als sich vor dem Hintergrund der allgemeinen Mobilisierung eines aggressiven Nationalismus während des Ersten Weltkriegs eine diffuse Revolutionsfurcht ausbreitete, verknüpfte die BWL in ihrer Propagandakampagne 1917/18 die Forderung nach einem rigorosen Friedensdiktat gegenüber dem Deutschen Reich zunehmend mit einem virulenten Antikommunismus, der sich nach dem Waffenstillstand noch radikalisierte.27 Der BWL gehörten einflußreiche Gewerkschaftsführer sowie der LabourMinister John Hodge an, und die Organisation wurde durch auflagenstarke Presseorgane sowie den über erhebliche finanzielle Mittel verfugenden Parlamentsabgeordneten und Besitzer des Observer, Waldorf Astor, unterstützt. Über Milner gewann der Verband außerdem einen direkten Einfluß auf die Regierungspolitik. Dennoch konnte die BWL die angestrebte Integration der Arbeiterschaft in die als Ideal propagierte nationale Gemeinschaft - und das damit korrespondierende Ziel der Zurückdrängung der Labour Party- nicht erreichen, da sie weder über eine breite Mitgliederbasis noch über eine einflußreiche parlamentarische Repräsentation verfügte.28 Nachdem sich die Labour Party im Januar 1918 offen von der BWL distanziert und die Weiterfuhrung der Koalitionsregierung im Juni abgelehnt hatte, verlor die BWL auch innerhalb des Kabinetts an Bedeutung. Das Scheitern der Bemühungen, die »patriotic labour« für ihre nationalistische und sozialimperialistische Ideologie zu gewinnen, führte außerdem zu einer programmatischen Verengung. Die BWL konzentrierte ihre Agitation von 1918 bis 1922 zunehmend auf eine vorbehaltlose Unterstützung der Regierungspolitik und löste damit das spezifische parteipolitische Profil der Organisation auf.29 Nach der Parlamentswahl vom Dezember 1918, in der die NDP nur durch die Protektion der Koalitionsliberalen und der Konservativen Partei neun Mandate erringen konnte, schlossen sich ihre Abgeordneten daher den Liberalen um Lloyd George und der konservativen Fraktion an. Der Rücktritt Victor Fishers im Herbst 1918 verstärkte die Richtungslosigkeit der BWL.30 Die Partei konnte daher insgesamt nur unter den Imperativen innenpolitischer Integration und außenpolitischer Machtentfaltung während des Ersten Weltkriegs die politische Entwicklung in Großbritannien begrenzt beeinflussen. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Mobilisierung des radikalen Nationalismus und dem damit einhergehenden Einflußgewinn illiberaler Werte trug die BWL maßgeblich zur sich vor allem seit 1916 verstärkenden Wendung der öffentlichen Meinung gegen Pazifismus, Sozialismus und Kommunismus bei. In dieser innenpolitischen Atmosphäre weitete sich die geheimdienstliche Überwachung mit Billigung des Kriegskabinetts Lloyd 112 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

George 1917/18aufalle Organisationen aus, die sich der rigorosen Unterordnung gesellschaftlicher Interessen unter das postulierte Primat der Kriegführung widersetzten.31 Die BWL stellte jedoch lediglich eine Manifestation der in der Koalitionsregierung unter Lloyd George gipfelnden Konsenspolitik dar, ohne zu ihrer Konsolidierung signifikant beitragen zu können. Obwohl der Verband damit Möglichkeiten der Umsetzung sozialimperialistischer und nationalistischer Ziele unter den spezifischen Bedingungen des Krieges gegen die Mittelmächte verdeutlichte, blieb er der von Lloyd George und Bonar Law getragenen Politik innenpolitischen Zusammenschlusses zu stark verhaftet, um nach 1918 seine parteipolitische Unabhängigkeit wahren zu können.

3.2. Henry Page Crofts National Party Während die British Workers' League eine von den sozialimperialistischen Zielsetzungen Milners dominierte Organisation nationalistischer Arbeiterfuhrer darstellte, gehörten der 1917 gebildeten National Party (NP) vorwiegend radikale Konservative an, die die Zusammenarbeit ihrer Parteiführung mit den Liberalen um Lloyd George im Rahmen der Koalitionsregierung ablehnten.32 Die Gründung der Partei wurde primär durch das Scheitern der Angriffsoperationen britischer Armeen im Frühjahr und Sommer 1917, die wachsende Streikbereitschaft: der Arbeiterschaft und die sich verstärkenden Forderungen nach einem Verhandlungsfrieden ausgelöst und auch durch die sich steigernde Fremdenfeindlichkeit sowie die Radikalisierung des Nationalismus beeinflußt.33 Die NP war sowohl durch ihr Führungspersonal als auch durch ihre Ideologie mit der Oppositionsgruppe innerhalb der Konservativen Partei verbunden, die vor 1914 die weitgehend pragmatische Politik ihrer Führung vehement abgelehnt hatte. Außer dem führenden Repräsentanten der NP, dem konservativen Parlamentsabgeordneten Henry Page Croft, hatten vier weitere der insgesamt sieben Parlamentarier, die sich der Partei anschlossen, Organisationen der Tariff Reformers angehört.34 Unter den von der NP gewonnenen siebzehn Mitgliedern des Oberhauses waren darüber hinaus zahlreiche Diehards, die im August 1911 gegen eine Annahme des Parlamentsgesetzes votiert hatten.35 Die NP propagierte nicht nur eine Intensivierung der Kriegsanstrengungen und einen umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenschluß, sondern agitierte auch gegen Friedensresolutionen, die sich 1917 ausbreitenden Streiks und den Anspruch der organisierten Arbeiterbewegung auf politische Partizipation. Die Organisation zielte darauf ab, das 113 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Parteiensystem generell mit undifferenzierten Korruptionsvorwürfen zu diskreditieren.36 Ebenso wie die BWL trat die NP für die Fortführung der Kämpfe in Frankreich und Belgien bis zur vollständigen militärischen Niederlage des Deutschen Reiches ein, das nach dem Friedensschluß zu umfangreichen Reparationen gezwungen werden sollte. Weiterhin organisierte die von Croft geführte Partei während des Ersten Weltkriegs Kundgebungen gegen die in Großbritannien lebenden Deutschen, die besonders durch die auch gegen die englischen Juden gerichtete Behauptung einer konspirativen Aktivität diffamiert werden sollten. Die NP nahm an der Parlamentswahl vom Dezember 1918 mit insgesamt 27 Kandidaten teil, obwohl der Partei von den Konservativen lediglich zwei Wahlkreise überlassen wurden.37 Da Lloyd George jedoch im Wahlkampf ebenfalls die Durchsetzung eines weitreichenden Friedensdiktats gegenüber der deutschen Reichsführung forderte, konnte die NP keine signifikante Unterstützung unter den Wählern mobilisieren. Der Verband errang lediglich zwei Mandate, die sich ihre führenden Repräsentanten, Croft und Sir Richard Cooper, sicherten. Nach der Wahlniederlage und dem allgemeinen Rückgang der von nationalistischen Ressentiments und dem Rachebedürfhis gegenüber dem deutschen Kriegsgegner getragenen Propagandakampagne konzentrierte sich die NP in ihrer politischen Aktivität auf die Agitation gegen die sich 1919 und 1921 ausbreitenden Streiks der Eisenbahn-, Transport- und Bergarbeiter. Die Organisation artikulierte hierbei insbesondere die Statusängste der Mittelschichten gegenüber den politischen und sozioökonomischen Partizipationsansprüchen der Arbeiterbewegung.38 Die Bemühungen der NP um die Etablierung einer Organisation von Streikbrechern mündeten 1919 in die Gründung der von Lord Ampthill und Croft geführten People's Defence League. Dennoch trug die politische Aktivität der Partei und die damit verbundene antisozialistische Propaganda nur geringfügig zum Abbruch der Arbeitsniederlegungen um Glasgow 1919 und des Streiks der Triple Alliance aus Transport-, Eisenbahn- und Bergarbeitern 1921 bei. Da auch die Agitation gegen den vom Council of Action, einer syndikalistischen Basisorganisation der Labour Party, ausgerufenen Ausstand der Londoner Dockarbeiter 1920 keine weitere Unterstützung für die NP mobilisierte, ging die Bedeutung der Partei weiter zurück.39 Obwohl die Publikation der monatlich erscheinenden Zeitschrift der NP, der National Opinion, erst im November 1922 eingestellt wurde, löste sich die in National Constitutional Association umbenannte Organisation 1921 auf, nachdem sich Croft und Cooper wieder der konservativen Parlamentsfraktion angeschlossen hatten. Croft trat aber auch in den zwanziger und dreißiger Jahren - zusammen mit Leo S. Amery und Patrick Hannon - in der 1925 gegründeten Empire Industries Association für eine protektionistische, auf das britische Weltreich konzentrierte Wirtschaftspolitik ein. Nach 1929 nahm 114 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Croft eine führende Position in der Gruppe der konservativen Parlamentarier ein, die die vorgesehene Gewährung größerer außenpolitischer Selbständigkeit an die Dominions ablehnte. In den dreißiger Jahren richtete sich der Protest dieser konservativen Dissidenten, denen sich auch Churchill, Alfred Knox und Lord Sydenham of Combe anschlossen, gegen den Gesetzentwurf, der in Indien die politische Selbstverwaltung auf lokaler Ebene erweitern sollte. Mit Hilfe der Indian Empire Society, dem India Defence Committee und der India Defence League mobilisierten sie den Protest der konservativen Imperialisten gegen die Indienpolitik der Regierung, konnten aber nicht verhindern, daß das Gesetz über die Regierung in Indien 1934/35 endgültig verabschiedet wurde. Croft lehnte aber - ebenso wie Amery - auch die Appeasement-Politik der Regierungen Baldwin und Chamberlain kompromißlos ab und war im Mai 1940 am Sturz Chamberlains beteiligt.40 Im Anschluß an die wirtschaftsprotektionistische und sozialintegrative Ideologie der Tariff Reformers vor 1914 trat die NP für die Bildung eines durch Schutzzölle abgeschlossenen imperialen Handelssystems ein. Der wirtschaftliche Zusammenschluß sollte die Kohäsion im Empire und damit die außenpolitische Macht Großbritanniens ebenso stärken wie die Loyalität der Arbeiterschaft gegenüber der bestehenden sozioökonomischen und politischen Ordnung. Croft, den das Gemeinschaftsgefühl der britischen Soldaten in den Schützengräben während seiner 22 Monate umfassenden Militärdienstzeit nachhaltig geprägt hatte, propagierte die Überwindung aller Klassen- und Statusbarrieren in einer geschlossenen nationalen Gesellschaft als Ergebnis des als Katalysator sozialen Wandels idealisierten Kriegs: »Die Selbstsucht der alten Welt liegt weit hinter uns.... Der Krieg mag eine abscheuliche Sache sein, aber nur die Unglücklichen, die seine Bedeutung nicht kennen, können seine bereichernden Auswirkungen leugnen; dies setzt aber voraus, daß der Kriegsgrund gerecht ist oder daß - trotz aller verheerenden Schrecken, dem Leid und der Tränen - die Welt durch die Rückkehr der Überlebenden unserer prächtigen Armee bereichert wird«. 41

Ausgehend von dem grundlegenden Ziel, eine alle sozialen Konflikte überwindende, harmonische Gemeinschaft zu bilden und damit die nationale Geschlossenheit zu sichern, trat die NP in ihren Schriften und Kundgebungen dafür ein, ein System von Schutz- und Präferenzzöllen in einem weitgehend autarken imperialen Wirtschaftsraum zu etablieren und im Rahmen der angestrebten korporativen Gesellschaftsordnung auch sozialreformerische Maßnahmen durchzuführen. Die NP propagierte daher eine hierarchisch strukturierte korporative Organisation, die zum Ideal gesellschaftlicher Entwicklung stilisiert wurde und auf Gremien basieren sollte, die von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern paritätisch besetzt und in den einzelnen Industrien gebildet werden sollten. Diesen Selbstverwaltungsorganen wurde in der Programmatik der NP die Funktion zugewiesen, einen Konsens über wesentliche Arbeitsbedingungen zu erzielen, während die anvisierte Dachor115 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ganisation, der sich aus Vertretern der einzelnen korporativen Organe sowie der Regierung zusammensetzende National Industrial Council, die getroffenen Vereinbarungen bestätigen sollte. Beschlüsse, die sich auf die Arbeitsverhältnisse in den einzelnen Industriezweigen bezogen, konnten nur mit Zustimmung der im Spitzenverband vertretenen Minister verabschiedet werden, die auch über das Recht zur Zwangsschlichtung verfugen sollten. Die Idealisierung der innenpolitischen Integration korrespondierte mit der Abwertung parteipolitischer Konfliktaustragungsverfahren und sozialer Interessendivergenzen. Das Parteiensystem wurde in der Agitation der NP nicht nur mit politischer Korruption und der behaupteten konspirativen Tätigkeit der in England lebenden Deutschen identifiziert, sondern auch generell in ein antithetisches Verhältnis zu den vorgeblich »nationalen« Zielen und den wirtschaftlichen Interessen der Bevölkerungsmehrheit gestellt: »Seit Jahren ist das alte Parteiensystem nichts als eine organisierte Verspottung des wahren Geistes der Nation. ... Politik ist eine Angelegenheit des nationalen Überlebens oder Todes. Sollte sie weiterhin als ein Spiel der Parteieninteressen und des persönlichen Ehrgeizes betrieben und von Organisationen getragen werden, die durch den Verkauf von Ehrentiteln finanziert werden, kann am Ende nur eine Katastrophe stehen«. 42

Populistische Appelle prägten auch die Propagandakampagne der NP gegen die organisierte Arbeiterbewegung, wobei vor allem die im Bürgertum verbreiteten Ressentiments gegen Streiks und pazifistische Forderungen instrumentalisiert wurden.43 Insbesondere nach dem Friedensschluß mit dem Deutschen Reich im Juni 1919 wurden Arbeitskämpfe und der Einflußgewinn der weitgehend moderat-pragmatischen Labour Party als Elemente einer angeblichen bolschewistischen Verschwörung interpretiert und auf den Einfluß prominenter Juden in England zurückgeführt. Die NP, die außer dem korporativen Staat auch die Einschränkung der staatlichen Intervention auf die Wirtschaft forderte, bemühte sich um die Unterstützung der Konservativen Partei für ihre Agitation gegen einen Verhandlungsfrieden.44 Die Organisation propagierte darüber hinaus auch illiberale, gegen den gesellschaftlichen Pluralismus gerichtete Werte, die sich vor allem gegen die offiziellen Vertretungsorgane der Arbeiterschaft richteten. Die NP steigerte daher nationalistische Bedrohungsvorstellungen im Ersten Weltkrieg und verbreitete Revolutionshysterie. Diese Funktionen wurden in der Ideologie der NP besonders in einer Verschwörungstheorie deutlich, die die kompromißlose Opposition gegen den Sozialismus, Kommunismus und Pazifismus mit der Agitation gegen die nach England eingewanderten Deutschen und Juden verknüpfte.45 Sowohl die kommunistische Revolution in Rußland als auch die Streikbewegung in Großbritannien wurden von der NP auf die apodiktisch behauptete konspirative Tätigkeit von Juden und deutschen Spionen reduziert; »Der Bolschewismus hat seinen Ursprung in der deutschen Propaganda und ist von internationalen Juden ausgeführt worden«.46 116 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Das unauflösbare Geflecht von antikommunistischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Verschwörungstopoi sowie nationalistischen Bedrohungsvorstellungen bildete das negative Spiegelbild der Forderungen nach einer straffen Organisation und Kontrolle der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessengruppen. Die NP war daher durch ihre ideologische Brückenfunktion zwischen den vor 1914 gebildeten nationalistischen Bewegungen und den antisemitischen und faschistischen Gruppierungen gekennzeichnet, die in der Zwischenkriegszeit das Sekuritätsbedürfhis bürgerlicher Schichten angesichts des forcierten sozioökonomischen Wandels für ihre weitreichenden politischen Zielsetzungen instrumentalisierten. Entgegen ihrem expliziten Anspruch, die »patriotic labour« für ihre gesellschaftsintegrative Programmatik zu mobilisieren, schlossen sich nur wenige Arbeiter der Partei an. Die Mitgliederschaft setzte sich vielmehr weitgehend aus Angehörigen der Oberschicht - vor allem Offizieren, Geschäftsleuten und Unternehmern - zusammen.47 In dem von Henry Page Croft geführten Agitationsverband waren aber auch Parlamentsmitglieder - darunter der spätere Innenminister William Joynson-Hicks - und radikal konservative Peers vertreten, und die Organisation verfugte über die publizistische Unterstützung auflagenstarker Zeitungen und Zeitschriften wie der Morning Post, des National Review und tendenziell auch der Times.48 Die NP konnte die Politik der Koalitionsregierung unter Premierminister Lloyd George daher zumindest partiell beeinflussen. Eine Bedeutung, die über die Verstärkung antisemitischer Ressentiments und der nationalistischen Bedrohungsvorstellungen sowie der antisozialistischen und antikommunistischen Affekte hinausging, gewann die NP jedoch nicht. Die Partei konnte entgegen der Intention ihrer führenden Repräsentanten weder nationalistisch eingestellte Gruppen in der Arbeiterschaft noch eine große Anzahl konservativer Parlamentarier gewinnen, so daß ihre Ziele nur in modifizierter Form in die Regierungspolitik aufgenommen wurden.49 Außer der Fragilität der gesellschaftlichen und parteipolitischen Verankerung der NP wurde ihre Agitation durch die mangelnde Kooperation mit den anderen nationalistischen und sozialprotektionistischen Bewegungen, die während des Ersten Weltkriegs konstituiert wurden, beeinträchtigt. Milner, der als Minister in der Koalitionsregierung Lloyd George nachdrücklich für die Bildung einer »nationalen« Partei eintrat, unterstützte zwar die Programmatik der NP vorbehaltlos und drängte die British Workers' League, gemeinsame Kundgebungen mit Agitatoren der NP durchzuführen. Die politische Aktivität der einzelnen radikal nationalistischen Verbände, die sich an der Erhaltung des innenpolitischen Status quo orientierten, blieb aber insgesamt zu unkoordiniert, um die anvisierte Stärkung der gesellschaftlichen Kohäsion und die rigorose Machtexpansion Großbritanniens im internationalen System erreichen zu können.50

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In der Propagandakampagne der NP bündelten sich aber nationalistische Bedrohungs- und Zerfallsvorstellungen unter dem Eindruck der Russischen Revolution in einer umfassenden Verschwörungstheorie. In der Vorstellung einer weitreichenden Konspiration wurden die bekämpften Entwicklungstendenzen - die Zunahme politischer Partizipation und des gesellschaftlichen Pluralismus, der Aufstieg der organisierten Arbeiterbewegung und die Bedrohung der britischen Weltmacht durch das Deutsche Reich - ausschließlich auf vorgeblich subversive Bestrebungen von Deutschen, Juden, Pazifisten und Sozialisten zurückgeführt. Der Topos der Verschwörung, der den Nexus von Judenfeindlichkeit, Xenophobie, Antisozialismus und Illiberalismus in der Programmatik der NP festigte, beeinflußte vor allem die Ideologie der nach 1918 gegründeten radikal antisemitischen Bewegungen. Auch die korporativen Konzeptionen, die auf der Grundlage der postulierten Imperative innenpolitischer Geschlossenheit und außenpolitischer Machtsteigerung während des Ersten Weltkriegs entwickelt wurden, trugen zur generellen Zurückdrängung parteipolitischer Konfliktaustragungsmechanismen und parlamentarischer Kontrollfunktionen bei. Die sich primär gegen die Labour Party und die Gewerkschaften richtende Forderung nach gesellschaftlicher Geschlossenheit bildete auch ein konstitutives Element der politischen Aktivität faschistischer Bewegungen im Großbritannien der Zwischenkriegszeit.51 Obwohl sich Croft in den dreißiger Jahren den Gegnern des Appeasement in der Konservativen Partei anschloß, repräsentierten die Programmatik und die führenden Vertreter der NP insgesamt die Kontinuität und Transformation nationalistischer, wirtschaftsprotektionistischer und sozialintegrativer Konzeptionen von der Tariff Reform League bis zu den faschistischen Organisationen der zwanziger und dreißiger Jahre. 3.3. Die Mobilisierung des Antisozialismus durch die British Commonwealth Union Während die NP zumindest bis zum Scheitern ihrer Kandidaten in der Parlamentswahl von 1918 eine Mobilisierung breiter Arbeiterschichten für ihre korporative Ideologie anstrebte, war für die ebenfalls in der Schutzzollagitation vor dem Ersten Weltkrieg verwurzelte British Commonwealth Union (BCU) das Ziel konstitutiv, Interessenverbände, Parteien und Regierung durch einen ausgeprägten Lobbyismus zur Aufnahme ihrer Forderungen zu zwingen.52 Durch das Konzept der direkten Einflußnahme auf politische Gremien zur Durchsetzung von Arbeitgeberinteressen grenzte sich die im Dezember 1916 gegründete BCU einerseits von dem seine parteipolitische Neutralität betonenden Unternehmerverband, der Federation of British Industries (FBI) ab, teilte aber seinen Anspruch, den seit dem späten

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19. Jahrhundert zunehmenden Einfluß der Gewerkschaften und der Labour Party einzuschränken.53 Unter der Führung Patrick J . Hannons, der sich ebenso wie Croft vor 1914 der TRL angeschlossen hatte und auch anderen nationalistischen Bewegungen angehörte, konzentrierte die BCU ihre propagandistische Aktivität angesichts der 1917/18 zunehmenden Arbeitsniederlegungen besonders auf die Konservative Partei und die Abgeordneten der im Parlament vertretenen Parteien.54 Im Gegensatz zur FBI, die einen direkten Einfluß auf parlamentarische Beratungen ablehnte, unterstützte die Engineering Employers' Federation offen die Bemühungen der BCU um eine Durchsetzung von Arbeitgeberinteressen in den politischen Entscheidungszentren.55 Die BCU kooperierte auch mit Crofts NP und der BWL, die gleichfalls die »patriotic labour« mobilisieren wollten, um die Arbeiterbewegung dauerhaft zu spalten. Die Koalitionsparteien wiesen die Avancen der BCU aber zurück und verweigerten die Aufnahme von Repräsentanten dieser Organisation in die Listen der Regierung für die Parlamentswahl im Dezember 1918. Die politische Aktivität der BCU im Wahlkampf beschränkte sich daher auf die finanzielle Unterstützung von Kandidaten, die für umfangreiche Reparationen des Deutschen Reiches sowie den wirtschaftlichen Zusammenschluß in einem auf Schutzzöllen basierenden imperialen Handelssystem eintraten und Laissez-faire-Prinzipien entschieden ablehnten.56 Insgesamt trug die BCU zur Finanzierung des Wahlkampfes von 24 Kandidaten bei, von denen 18 ihre Wahlkreise gewannen. Auch nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Parlamentswahl von 1918 war die Doppelstrategie der Mobilisierung des Nationalismus in der Arbeiterschaft einerseits und der verdeckten Einflußnahme auf die Gesetzgebung durch Lobbyismus andererseits kennzeichnend für die politische Aktivität der BCU. Der befürchtete Einflußgewinn der unabhängigen Arbeiterorganisationen sollte hierbei vor allem durch eine antisozialistische Propagandakampagne unter den entlassenen Soldaten und den Beschäftigten in einzelnen Betrieben verhindert werden. Darüber hinaus erhielten Arbeitervertretungen, die sich von den Gewerkschaften abspalteten, von der BCU finanzielle Zuwendungen.57 Nach dem Einsetzen von Streiks im Industriegebiet um Glasgow, die das Scheitern der Bemühungen, die Arbeiterschaft an die bestehende sozioökonomische Ordnung zu binden, signalisierten, konzentrierte sich die BCU jedoch weitgehend auf die Beeinflussung der politischen Entscheidungsprozesse. Hannon, der im März 1921 in einer Nachwahl einen Parlamentssitz errang, konnte nicht nur seinen Kontakt zum Schatzamt unter Robert Horne intensivieren, sondern auch einen beherrschenden Einfluß in einer Gruppe von Unterhausabgeordneten gewinnen, die Arbeitgeberinteressen in der Industriegesetzgebung durchsetzen wollten. Diese Industrial Group, in der ebenso wie im 1915 konstituierten Unionist Business Commit-

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tee des Parlaments zahlreiche Mitglieder der BCU vertreten waren, trat vehement für die Einführung von Schutzzöllen für Industriezweige ein, die durch ausländische Konkurrenz bedroht wurden, und forcierte 1921 die Verabschiedung des Safeguarding of Industries Act, der Schlüsselindustrien unter Zollschutz stellte.58 In den Parlamentswahlen nach der Auflösung der Koalitionsregierung Lloyd George 1922 gewährte die BCU Kandidaten, die der Industrial Group angehörten,finanzielleUnterstützung. Der Verband drängte außerdem die in den frühen zwanziger Jahren amtierenden Regierungen unter den Premierministern Bonar Law und Baldwin, die Macht der Gewerkschaften und der Labour Party durch gesetzgeberische Maßnahmen zu verringern.59 Unter dem Eindruck der Arbeitsniederlegungen im Bergbau, die sich 1926 zu einem Generalstreik ausweiteten, forderte aber vor allem Hannon, der sich 1924 den British Fascists anschloß, zunehmend auch ein außerparlamentarisches Vorgehen gegen die Arbeitervertretungen durch paramilitärisch organisierte Verbände. Die BCU wurde schließlich in die Empire Industries Association aufgenommen, die in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren ein Sammelbecken der konservativen Agitatoren für eine protektionistische Wirtschaftspolitik bildete.60 Die politische Aktivität der BCU richtete sich gegen eine staatliche Einflußnahme auf die Festlegung von Preisen, Löhnen und Arbeitsbedingungen, während Interventionen zur industriellen Reorganisation und Protektion einzelner Industriebranchen nachdrücklich unterstützt wurden.61 Die Gruppierung propagierte daher einen handelspolitischen Zusammenschluß in einem durch Schutzzölle abgesicherten imperialen Wirtschaftsraum und trat für die Integration der Arbeiterorganisationen in ein korporatives System ein, das auch staatliche Institutionen einbeziehen und diese damit an industriellunternehmerische Interessen binden sollte.62 Die Forderung nach einer umfassenden gesellschaftlichen Integration durch eine korporative Konsenspolitik erstreckte sich aber nicht auf die politische Ordnung, denn die führenden Repräsentanten der BCU traten dafür ein, das Verfahren parlamentarischer Entscheidungsfindung und die bestehenden Parteienabgrenzungen beizubehalten. Der politische Einfluß der BCU blieb aber nicht nur wegen der ideologischen Inkonsistenz - insbesondere der ambivalenten Einstellung zum Staatsinterventionismus -, sondern auch aufgrund der Heterogenität industrieller Interessen in Großbritannien während des Ersten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit begrenzt.63 Trotz der Zentralisierung der industriellen Produktion im Rahmen der Kriegswirtschaft konnten sich Prozesse horizontaler und vertikaler Konzentration - gerade im internationalen Vergleich - nicht so weitreichend durchsetzen, daß die Interessenvertretungen der Produzenten einen entscheidenden Einfluß auf die Regierungspolitik 120 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

gewannen. Außer der fragmentierten Produktionsstruktur und der sich daraus ergebenden Disparität unternehmerischer Forderungen und Ziele wurde der Einfluß von Repräsentanten der Industrie auf die Regierungspolitik durch das Fehlen institutioneller Strukturen für eine lobbyistische Politik eingeschränkt. Die BCU konnte zwar die ökonomischen Interessen protektionistisch orientierter Industrievertreter bündeln, denn außer Hannon verfügten vor allem Vincent Caillard, der Direktor des Vickers-Konzerns, und Dudley Docker von der London Joint City and Midland Bank in der Organisation über einen beträchtlichen Einfluß. Obwohl die Organisation bis 1922 auch von zahlreichen Unternehmern finanzielle Zuwendungen erhielt, blieb ihre politische Aktivität aber zu wenig koordiniert, um die Wirtschaftsgesetzgebung nachhaltig prägen zu können.64 Uber die Industrial Group der Unterhausabgeordneten, die Arbeitgeberinteressen vertraten, konnte die BCU jedoch ihre politischen Ziele zumindest partiell erreichen. Die von Hannon geführte Organisation stärkte durch gezielte Einflußnahme auf die für die Wirtschaftspolitik zuständigen Minister den Widerstand der konservativen Regierungen der frühen zwanziger Jahre gegen Arbeitsniederlegungen und forcierte auch die Verabschiedung der protektionistischen Gesetzgebung 1920/21. Insofernfördertedie BCU generell den Übergang zum Empire-Protektionismus, der mit der Zunahme staatsinterventionistischer Maßnahmen im Rahmen der Kriegswirtschaft einherging.65 Obwohl sie die Interessen industrieller Produzenten offener vertrat als die BWL und die NP und nationalistische Ziele weniger deutlich herausstellte, entwickelte die BCU ebenso wie diese Gruppierungen sozialintegrative Konzeptionen. Die propagierte Vision einer geschlossenen Gesellschaft richtete sich vor allem gegen pluralistische Strukturen und Werte. Die Entwicklung der BCU demonstriert daher nicht nur den Einfluß von Arbeitgeberinteressen im politischen System Großbritanniens, sondern radikalisierte auch die Schutzzollagitation zur Legitimationsideologie eines umfassenden sozioökonomischen Zusammenschlusses. 3.4. Die British Empire Union. Die Virulenz von Fremdenfeindlichkeit und Bedrohungsvorstellungen Eine der organisatorischen Wurzeln der BCU bildete die im April 1915 zunächst unter der Bezeichnung Anti-German Union konstituierte British Empire Union (BEU).66 Der Verband konzentrierte sich bis 1918 auf die Agitation gegen in England lebende deutsche Einwanderer, verstärkte dabei die allgemeine Fremdenfeindlichkeit und propagierte auch Verschwörungsvorstellungen. Nach dem Kriegsende prägte das in enger Kooperation mit der BCU durchgeführte militante Vorgehen gegen die Gewerkschaften, die 121 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Labour Party sowie die 1920 gegründete Communist Party of Great Britain und die radikale Opposition gegen die Unabhängigkeit Irlands die politische Aktivität der Organisation.67 Die BEU unterstützte in der Parlamentswahl von 1918 insgesamt 92 Kandidaten, die den Forderungen des Verbandes zustimmten, und kooperierte generell eng mit der NP und der BWL.68 Die teilweise gewalttätigen und kriminellen Angriffe gegen die Mitglieder und das Eigentum von sozialistischen und kommunistischen Gruppierungen spiegelten den militanten Aktionismus der BEU wider.69 Die sozialimperialistische Ideologie der Bewegung wurde auch auf öffentlichen Kundgebungen und durch die seit Ende 1916 monatlich erscheinende Zeitschrift British Empire Union Monthly Record verbreitet. Bereits von 1910 bis 1914 waren etwa 10000 sich in Großbritannien aufhaltende Deutsche angesichts der wachsenden Spionage- und Invasionsfurcht vom englischen Geheimdienst inoffiziell registriert worden. Als am 5. August 1914 der Aliens Restriction Act erlassen wurde, verfugten die zuständigen Behörden daher über ein umfassendes Verzeichnis aller Personen, die der Spionage und subversiver Aktivität verdächtigt wurden. Das schwache Netz deutscher Agenten in England konnte aufgrund der vorliegenden Karteien und einer systematischen Zensur von Postsendungen bereits 1914/15 vom britischen Geheimdienst und dem Special Branch nahezu vollständig beseitigt werden. Dennoch gingen nicht nur die Sicherheitsbehörden, sondern auch einflußreiche Politiker weiterhin von der Existenz eines umfangreichen Kreises von Saboteuren und Spionen in England aus. Dieses - den vorliegenden Belegen diametral widersprechende - Szenario radikalisierte im Ersten Weltkrieg die Feindschaft gegen Deutschland und bildete einen wichtigen Impuls der populistischen Propaganda gegen die in Großbritannien lebenden Deutschen.70 Nachdem ein deutsches Unterseeboot am 7. Mai 1915 das unbewaffnete Fahrgastschiff Lusitania versenkt hatte, erreichte die Agitation der BEU ihren ersten Höhepunkt. Die Organisation rief zu militanten Aktionen gegen Deutsche auf und verlangte ihre Internierung. Die BEU beteiligte sich darüber hinaus an den Übergriffen auf das Eigentum von Deutschen in Liverpool, London, Manchester und anderen Landesteilen. Die von der BEU propagierte Fiktion einer umfassenden Kontrolle der Deutschen über alle Lebensbereiche in Großbritannien trug im Juni 1916 erneut zu einer Verfolgungswelle bei, nachdem Kriegsminister Kitchener bei der Versenkung der Hampshire getötet worden war. Im Juli 1917 löste ein deutscher Luftangriff auf London Ausschreitungen aus, die von der BEU aktiv unterstützt wurden. Als sich im Frühjahr und Sommer 1918 an der Grabenfront in Frankreich und Belgien eine entscheidende Niederlage der Entente-Mächte abzuzeichnen schien und der für die strategische Planung zuständige General Sir Frederick Maurice Lloyd George vorwarf, dem Parlament bewußt falsche Zahlen zur

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Stärke der britischen Armee an der Westfront vorgelegt zu haben, traf die Propaganda der BEU erneut auf eine beträchtliche Resonanz. Die Organisation verbreitete daher auch 1918 fremdenfeindliche Ressentiments, trat kompromißlos für den Siegfrieden ein und forderte die Integration der Arbeiterschaft in die idealisierte »nationale« Kampfgemeinschaft.71 Durch diese Agitation sollten neue Mitglieder gewonnen und der politische Einfluß der BEU ausgeweitet werden.72 Die BEU richtete ihre Propagandakampagne nahezu ausschließlich gegen die in Großbritannien lebenden Deutschen. Aber auch die Juden wurden als potentielle Deserteure, Kriegsgewinnler und Kollaborateure der Feindmächte diffamiert. Die Regierung reagierte auf diese Vorurteile, indem sie im Sommer 1917 mit der russischen Regierung eine Konvention abschloß, die den nach England eingewanderten osteuropäischen Juden nur die Wahl zwischen der Ausweisung oder dem Wehrdienst in der britischen Armee ließ. Als die Rekrutierung russischer Juden für die britischen Streitkräfte nach dem Friedensschluß von Brest-Litowsk eingestellt werden mußte, steigerten sich die antisemitischen Ressentiments erneut. Die Agitation gegen die Juden hatte aber bereits seit Herbst 1917 durch die Oktoberrevolution in Rußland und die Angriffe deutscher Zeppelin-Luftschiffe auf London einen starken Auftrieb erhalten.73 Obwohl der Verband mehr als fünfzig Ortsverbände gründete, verfügte er auf dem Höhepunkt seiner Agitation 1918 lediglich über die Unterstützung von weniger als 10000 Mitgliedern, die sich vorwiegend den lokalen Organisationen in London, Oxford und Farnham angeschlossen hatten.74 Während sich die Mitglieder der BEU durch ihre Beiträge an der Finanzierung der propagandistischen Aktivität beteiligten, unterstützten einzelne Geschäftsleute und Unternehmer die BEU durch Geldzuwendungen.75 Die finanzielle Grundlage der Gruppierung wurde außerdem durch den Verkauf von Waren in eigenen Geschäftsstellen und der Zeitschrift British Empire Union Monthly Record gesichert. Da der BEU mit Lord Charles Beresford, dem Earl von Derby, Lord Leith of Fyvie und den Parlamentsabgeordneten Ronald MacNeill, Edward Carson und William Joynson-Hicks einflußreiche Mitglieder der politischen und gesellschaftlichen Elite angehörten, gewann der Verband einen politischen Einfluß, der keineswegs seiner numerischen Stärke entsprach.76 Die Agitation der BEU wurde außerdem von Lord Meath, dem Gründer der Duty and Discipline Movement und der Empire Day Movement, und Arnold White unterstützt, der schon vor dem Ersten Weltkrieg zahlreichen radikal nationalistischen, am Effizienzpostulat orientierten Bewegungen angehört hatte. Die BEU forderte nachdrücklich die Festigung des britischen Empires und der Kolonialherrschaft Englands durch die Popularisierung einer imperialistischen Legitimationsideologie und den Aufbau eines durch Schutzzölle abge123 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

schlossenen Wirtschaftsraums. Außerdem propagierte der Verband die »Ausrottung - mit Stumpf und Stiel - der deutschen Kontrolle und des Einflusses Deutschlands im Empire«.77 Die BEU verlangte daher nicht nur die Schließung deutscher Unternehmen und ein generelles Verbot gewerblicher Arbeit für eingewanderte deutsche Staatsbürger, sondern die ausnahmslose Internierung der in Großbritannien lebenden Deutschen, die als potentielle Spione diffamiert wurden: »Jeder Deutsche, ob er eingebürgert worden ist oder nicht, ist ein Spion.... Nimmt man nur zum Beispiel an, daß eine Invasion durchgeführt wird, wäre jeder Deutsche in Uniform und würde geschlossen gegen uns stehen. ... Alle Deutschen sind schlecht, wenigstens 19 von 20 sind es«.78

Nach der Oktoberrevolution in Rußland wurde diefremdenfeindlichePropagandakampagne der BEU zunehmend auch durch Verschwörungsvorstellungen geprägt. In der Fiktion einer jüdisch-deutschen Konspiration verband sich der virulente Antigermanismus mit einem radikalen Antikommunismus, wie die apodiktische Feststellung verdeutlicht, daß »der Bolschewismus den Sieg der Hunnen bedeutet«.79 Die Spionagehysterie, die sich bereits vor 1914 angesichts der Herausforderung der englischen Seeherrschaft durch die deutsche Flottenrüstung verbreitet hatte, wurde von der BEU zur Rechtfertigung des militanten Aktionismus gegen in England lebende Deutsche und der Agitation für eine weitere gesetzliche Restriktion der Einwanderung sowie für eine Fortsetzung des Krieges bis zum militärischen Sieg der Entente-Mächte instrumentalisiert.80 Der sich seit dem Winter 1915/16 vor allem in Clydeside formierende Widerstand gegen den Abzug von Arbeitskräften und der Sieg der Kommunisten in der russischen Oktoberrevolution radikalisierten schließlich die fremdenfeindliche Propaganda und den Antisozialismus der Organisation. Im Rahmen der Propagandakampagne gegen Gruppierungen, die für einen Verhandlungsfrieden und die Erweiterung der politischen und sozioökonomischen Partizipation der Arbeiterschaft in Großbritannien eintraten, stilisierte die BEU die Gewalttätigkeiten der kommunistischen Machthaber in Rußland zu einer universellen Bedrohung der abendländischen Zivilisation. Insbesondere die unabhängigen Sozialisten, die sich von der weitgehenden Konsenspolitik der Labour-Führung distanzierten, wurden als Instrumente der behaupteten globalen bolschewistischen Verschwörung diffamiert. Trotz der Zusammenarbeit mit der BWL und der NP bei der Organisation von Kundgebungen wies die Programmatik der BEU im Gegensatz zu den von Croft und Fisher geführten Organisationen keine präzisen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Ziele auf. Die BEU beschränkte sich vielmehr auf die allgemeine Forderung nach einem umfassenden innenpolitischen Zusammenschluß, ohne differenzierte Entwürfe für eine korporative Organisation und Formierung von Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln. 124 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die BEU bündelte daher die Ideologie radikal nationalistischer und sozialintegrativer Bewegungen nur bedingt, sondern steigerte primär die nationalistischen Bedrohungsvorstellungen und die Revolutionsfurcht der besitzenden Gesellschaftsschichten. Der Verband trug aber auch zur Verbreitung antisozialistischer Affekte bis in die bestehenden Arbeiterorganisationen hinein bei. Die BEUfördertedamit ein innenpolitisches Klima, in dem die Besorgnis der britischen Regierung über die seit 1916 zunehmende Aktivität unabhängiger sozialistischer und kommunistischer Gruppen ihre geheimdienstliche Überwachung veranlaßte.81 Die BEU intensivierte außerdem die Fremdenfeindlichkeit in Großbritannien, die in der legislativen Einschränkung der Immigration im Aliens Act von 1919 gipfelte.82 Während antisemitische Forderungen in der Ideologie der BEU nur einen geringen Stellenwert gewannen, prägte die von dieser Bewegung vorangetriebene Fusion von nationalistischen und antisozialistischen Bedrohungsperzeptionen in einer weitreichenden Verschwörungstheorie die Programmatik auch der nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten sozialprotektionistischen Organisationen. Die Substitution des Antigermanismus durch einen virulenten Antisemitismus als Teilelemente der Verschwörungskonzeption - vor allem in der politischen Propaganda der 1919 gegründeten Britons - stellte allerdings eine fundamentale Umorientierung radikal nationalistischer Ideologie in Großbritannien dar und demonstrierte die Flexibilität sowie Funktionalität der Konspirationsvorstellung. Die BEU trug zwar auch in den zwanziger Jahren dazu bei, die konservative Opposition gegen die Koalitionsregierung Lloyd George und die Labour Party zu stärken und Streiks zu brechen.83 Die Gruppierung konnte aber lediglich unter dem Einfluß der sich allgemein ausbreitenden Fremdenfeindlichkeit und der nationalistischen Mobilisierung im Ersten Weltkrieg politischen Einfluß gewinnen, da sie innenpolitische Status-quoÄngste bündelte und auf die in England lebenden Deutschen projizierte. Im Gegensatz zum Antigermanismus wirkte die für die Ideologie der Bewegung charakteristische Integration des Antisozialismus in ein mit weitreichendem Erklärungsanspruch propagiertes Verschwörungskonzept für die nach 1918 agitierenden antisemitischen und genuin faschistischen Organisationen identitätsstiftend. Die BEU repräsentierte damit insgesamt wesentliche Kontinuitätselemente und Bruchlinien in der Entwicklung radikal nationalistischer Bewegungen in Großbritannien vom späten 19. Jahrhundert bis zur Zwischenkriegszeit.

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4. Die Struktur und Entwicklungsbedingungen antisemitischer und faschistischer Bewegungen in Großbritannien 1918-1945 Die für die Koalitionsregierung unter Lloyd George konstitutive Konzeption einer vollständigen Eliminierung parteipolitischer Differenzen durch eine umfassende Integration in die anvisierte Sammlungspartei des politischen Zentrums vertiefte die seit 1916 bestehende Spaltung der Liberalen Partei und stärkte die Befürworter einer Abwendung von der Koalitionsregierung in der Konservativen Partei. Der 1920/21 vollzogene Übergang zu einer deflationären Wirtschaftspolitik führte daher nicht nur zum Zusammenbruch der Reformpolitik der Lloyd-George-Koalition, sondern auch zu einer Zunahme gesellschaftlicher Konflikte und zu einer sich verschärfenden parteipolitischen Polarisierung. Während die in der Triple Alliance zusammengeschlossenen Gewerkschaften zu Arbeitsniederlegungen aufriefen und die Labour Party 1921 zahlreiche Nachwahlen gewann, bildete sich in der Konservativen Partei eine Gruppe von Diehards heraus, die eine weitere Kürzung staatlicher Ausgaben forderten und ihre dezidierte Ablehnung der 1921 gewährten, nur die protestantischen Provinzen ausschließenden Unabhängigkeit Irlands mit einer radikal antikommunistischen und antisozialistischen Agitation verbanden. Diese auf den Bruch der Koalitionsregierung hinwirkenden Konservativen propagierten auch antisemitische Verschwörungstheorien und agitierten gegen die sich vorgeblich schnell ausbreitende politische Korruption. Die konservativen Diehards wurden von Lord Salisbury, dem Industriellen John Gretton und dem Herzog von Northumberland, dessen Zeitschrift The Patriot in den zwanziger Jahren zu einem wichtigen Publikationsorgan radikaler Antisemiten wie Nesta Webster wurde, geführt.1 Die weitverbreitete Furcht vor einem revolutionären Umsturz der bestehenden sozioökonomischen und politischen Ordnung verringerte sich auch nicht, nachdem das erste Labour-Kabinett unter Premierminister Ramsay MacDonald seine Regierungsfähigkeit und Kompromißbereitschaft bewiesen hatte, und nahm erneut zu, als die Bergarbeitergewerkschaft im Juli 1925 Arbeitsniederlegungen als Protest gegen die von den Arbeitgebern verlangten Lohnkürzungen ankündigte. Nachdem die Regierung einen Streik durch die Einsetzung einer Untersuchungskommission verhindert hatte, forcierte sie 126 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

den Aufbau einer Organisation for the Maintenance of Supplies (OMS), urn Versorgungsengpässe im weiterhin drohenden und schließlich im Mai 1926 ausbrechenden Generalstreik zu vermeiden. Im Rahmen der Vorbereitungen dieser Organisation bot auch der Vorsitzende der 1923 gegründeten British Fascists (BF), General Blakeney, Innenminister Joynson-Hicks die Unterstützung seiner Organisation bei einem Notstand an. Da Blakeney aber für die Bedingung des Innenministers, die politische Aktivität der BF ausschließlich an den Zielen der Regierung auszurichten, nicht die Unterstützung des Führungsgremiums der faschistischen Gruppierung gewinnen konnte, traten er und andere führende Mitglieder aus den BF aus, die durch diese Abspaltung nachhaltig geschwächt wurden.2 Die Wirtschafts- und Sozialpolitik der von 1929 bis 1931 amtierenden Labour-Regierung unter Premierminister MacDonald und der im August 1931 gebildeten, von der Konservativen Partei dominierten Nationalen Regierung stellte den entscheidenden Impuls zur Gründung der bedeutendsten faschistischen Bewegung im Großbritannien der Zwischenkriegszeit, der British Union of Fascists (BUF), dar. Nachdem der in der Regierung MacDonald als Minister ohne Kabinettsrang amtierende Sir Oswald Mosley aus Protest gegen die ausschließlich am Prinzip des Haushaltsausgleichs orientierte Finanzpolitik Schatzkanzler Snowdens zurückgetreten war, löste die Notwendigkeit einer umfassenden Reduzierung der Staatsausgaben angesichts des 1930/31 wachsenden Haushaltsdefizits und sich beschleunigender Kapitalabzüge den Rücktritt des Kabinetts im August 1931 aus. Da auch die in Parlamentswahlen 1931 und 1935 mit jeweils deutlichen Mehrheiten bestätigte Nationale Regierung eine eng am »Treasury View« ausgerichtete Wirtschafts- und Finanzpolitik durchsetzte, die eine nachhaltige Steigerung der Nachfrage auf dem Binnenmarkt tendenziell ebenso ausschloß wie ein staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm und eine tiefgreifende Reorganisation der traditionellen Exportgüterindustrie, zielte die im Oktober 1932 gegründete BUF darauf ab, den Protest der Arbeitslosen zu mobilisieren. Die Mosley-Bewegung konnte die Beschäftigungslosigkeit jedoch nicht für ihre Programmatik einer autoritären Deformation des politischen Systems instrumentalisieren, denn die Regierung reagierte auf die auch von der National Unemployed Workers' Movement (NUWM) organisierten Protestdemonstrationen 1931/32 und 1934/35 mit einer Anhebung der Unterstützungsleistungen.3 Nach der Invasion Äthiopiens durch italienische Truppenverbände im Oktober 1935 und dem Beginn des Spanischen Bürgerkriegs wurde die innenpolitische Auseinandersetzung in Großbritannien zunehmend von den Problemen bestimmt, die sich aus der Lösung der revisionistischen Mächte Italien, Japan und Deutschland von den Bindungen der Vertragssysteme von Versailles und Washington sowie aus dem Scheitern der im Völkerbund 127 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

institutionalisierten Politik kollektiver Sicherheit ergaben. Die in ihren Grundzügen bereits 1919 entwickelte Konzeption des »Appeasement« stellte eine Reaktion auf die nach dem Ersten Weltkrieg wachsende Diskrepanz zwischen dem globalen Engagement Großbritanniens einerseits und den begrenzten finanziellen und ökonomischen Ressourcen andererseits dar Die Appeasement-Politik zielte darauf ab, eine grundlegende Revision des durch die Verträge von Versailles und Washington etablierten Systems der internationalen Beziehungen zu verhindern. Damit sollte eine das sozioökonomische Gefuge in England gefährdende wirtschaftliche und finanzielle Überbeanspruchung vermieden werden. Während die Konzessionsbereitschaft der Nationalen Regierung gegenüber den deutschen Revisionsforderungen jedoch begrenzt war, billigten die antisemitischen und faschistischen Gruppierungen ebenso wie die deutsch-englischen Verbindungsorganisationen AngloGerman Fellowship und Link vorbehaltlos den Expansionismus des nationalsozialistischen Regimes in Osteuropa. Die Agitation dieser Bewegungen richtete sich daher nach der graduellen Abwendung der einflußreichen Parteien vom Prinzip der kollektiven Sicherheit seit 1935/36, vor allem aber nach der britisch-französischen Garantieerklärung vom 31. März 1939 zunehmend auch gegen die Regierungspolitik.4

4.1. Radikal antisemitische Gruppierungen und der Einfluß von Verschwörungstheorien nach 1918 4.1.1. Die Britons -Manifestation sozioökonomischer Unsicherheit und antisemitischer Ressentiments Nachdem die Fremdenfeindlichkeit in Großbritannien seit der Jahrhundertwende auf eine wachsende Resonanz getroffen war und die Spionagehysterie sich während des Ersten Weltkriegs zur Fiktion einer allumfassenden Konspiration ausgeweitet hatte, steigerten sich nach dem Waffenstillstand und dem darauffolgenden Friedensschluß antisemitische Verschwörungsvorstellungen. Angesichts der Russischen Revolution und der Streiks der organisierten Arbeiterschaft von 1917 bis 1921 verband sich der Antisemitismus mit einem kompromißlosen Antikommunismus und Antisozialismus.5 Die BalfourDeklaration verringerte gleichzeitig die Unterstützung für den Zionismus in der britischen Bevölkerung, Die durch die nationalistische Agitation und die wirtschaftliche Mobilisierung im Ersten Weltkrieg intensivierte Fremdenfeindlichkeit und die gesteigerten judenfeindlichen Ressentiments prägten das Immigrationsgesetz von 1919, das die Ausweisung von russischen Juden legalisierte, die Streiks und innenpolitische Unruhen unterstützten.6 Der Einflußgewinn des Topos einer jüdisch-bolschewistischen, vorgeblich von 128 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Deutschland unterstützten Weltverschwörung reflektierte insgesamt die nationalistischen und sozioökonomischen Bedrohungsängste in England nach 19187 Außer einflußreichen Politikern wie Winston Churchill, Joynson-Hicks und Milner propagierten auch der Bevölkerungswissenschaftler George Lane-Fox Pitt-Rivers und die Schriftstellerin Nesta Webster die Behauptung einer Kooperation von Juden und Bolschewisten bei der Beseitigung der zaristischen Herrschaft in Rußland.8 Der Funktionswandel des Antisemitismus von einem Katalysator des Deutschenhasses zu einem Instrument der antikommunistischen Agitation wurde auch von radikal konservativen Presseorganen wie der Morning Post, dem National Review und (bis 1921) auch der Times vorangetrieben. Diese Zeitungen gingen pauschal von einer jüdischen Urheberschaft der Russischen Revolution aus und veröffentlichten 1920 und 1921 wiederholt Stellungnahmen zu den »Protokollen der Weisen von Zion«. Diese Fälschung des zaristisch-russischen Geheimdienstes gewann daher auch in Großbritannien an Glaubwürdigkeit und Respektabilität und verstärkte die traditionellen judenfeindlichen Vorurteile.9 Die Theorie einer globalen jüdisch-bolschewistischen Konspiration gegen die abendländische Zivilisation wurde jedoch insbesondere durch die Schriften der im Juli 1919 gebildeten Britons verbreitet. Diese Gruppierung bündelte die gesteigerten antisemitischen Ressentiments und die diffuse Bedrohungsvorstellung in einer Verschwörungskonzeption, der ein umfassender Erklärungsanspruch zugewiesen wurde.10 Der Gründer der Britons, Henry Hamilton Beamish, hatte nach seiner Teilnahme an den Kämpfen des Burenkrieges die Behauptung einer gegen den britischen Nationalstaat und das Empire gerichteten jüdischen Weltverschwörung vertreten und sich 1918 der von Noel Pemberton Billing gegründeten Silver Badge Party of Ex-Servicemen angeschlossen.11 Nachdem er als Kandidat dieser Organisation, die für eine weitreichende Entschädigung der entlassenen britischen Soldaten nach dem Kriegsende eintrat, in einer Nachwahl in Clapham im Juni 1918 gescheitert war, beschuldigte Beamish den Direktor eines Chemiekonzerns und Regierungsbeauftragten für öffentliche Arbeiten, Sir Alfred Mond, der Aktienvergabe an in Großbritannien lebende Deutsche und damit des Verrats. Als Beamish daraufhin wegen Verleumdung verurteilt wurde, entzog er sich der Leistung der von ihm verlangten Entschädigungszahlung von 5000 Pfund durch eine überstürzte Flucht und kehrte bis zu seinem Tod 1948 nur sporadisch nach Großbritannien zurück. Die von Beamish konstituierten Britons jedoch verstärkten ihre antisemitische Propaganda, nachdem eine von George Shanks, einem russischen Emigranten, übersetzte Fassung der »Protokolle der Weisen von Zion« 1920 in England unter dem Titel »The Jewish Peril« veröffentlicht worden war.12 Die Britons konnten sich aber mit Shanks wegen finanzieller und politischer 129 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Differenzen nicht über eine Weiterführung der Publikation der »Protokolle« einigen, die vom zaristischen Geheimdienst gefälscht und in Rußland 1903 erstmals veröffentlicht worden waren. Die von Beamish gegründete Organisation übernahm daraufhin eine von Victor Marsden für die radikal nationalistische Morning Post übersetzte Version, die als »World Conquest through World Government« von dem den Britons angegliederten Verlag publiziert und vertrieben wurde.13 Die politische Aktivität der Britons beschränkte sich in der Folgezeit weitgehend auf die Verbreitung von antisemitischen Schriften, die die ohnehin einflußreichen Verschwörungsvorstellungen weiter popularisierten. Die Zahl der Mitglieder, die überwiegend Mittelschichtenangehörige waren, blieb aber begrenzt, so daß eine über die Publikationstätigkeit hinausgehende politische Agitation nicht durchgeführt werden konnte. Außerdem verfügte der Arzt J.H. Clarke, der den geflüchteten Beamish als Vorsitzender der Britons vertrat, nicht über die Führungsqualitäten, die zur Mobilisierung einer breiten Mitglieder- und Anhängerschaft nötig waren. Clarke, der seinen radikalen Antisemitismus bereits 1918 in der Schrift »England Under the Heel of the Jew« ausgedrückt hatte, beschränkte seine Aktivität weitgehend auf die Koordination der Propaganda.14 Während die Britons daher nach der Einstellung der Publikation ihrer Zeitschrift The British Guardian 1925 zunehmend zerfielen, veröffentlichte ihr Verlag, die Britons Publishing Society, weiterhin antisemitische Bücher und Pamphlete. Die Schriften dieses Verlags wurden nicht nur in Großbritannien verbreitet, sondern auch in die Vereinigten Staaten geschickt. Die Britons Publishing Society stellte den Vertrieb der »Protokolle« auch nicht ein, nachdem die Times die Schrift im August 1921 als Fälschung entlarvt und - im Gegensatz zur Morning Post - ihre publizistische Unterstützung der 1920 in Großbritannien verbreiteten Verschwörungstheorien zurückgezogen hatte.15 Obwohl sich auch Beamish, der in den dreißiger Jahren als führendes Mitglied der Imperial Fascist League (IFL) einen rassistischen Antisemitismus propagierte, zunehmend von den Britons distanzierte, setzte der Verlag dieser Organisation die Publikation antisemitischer Schriften im Zweiten Weltkrieg und nach 1945 fort, ohne aber den politischen Einfluß von Verschwörungstheorien signifikant ausweiten zu können.16 Die Ideologie der Britons wurde durch den apodiktisch propagierten und mit einem umfassenden Erklärungsanspruch versehenen Mythos einer global wirksamen jüdischen Konspiration geprägt und reflektierte damit die Bedrohungsängste ihrer Mitglieder: »Was ist der Grund der weltweiten Unruhe? Das Ergebnis der Pläne des jüdischen Volkes zur Weltherrschaft«.17 Im Rahmen dieser antisemitischen Verschwörungstheorie wurde die politische und wirtschaftliche Aktivität der in England lebenden Deutschen, vor allem aber der Einflußgewinn von Sozialismus und Kommunismus, auf die behaup130 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

tete Herrschaft der Juden zurückgeführt.18 Neben Revolutionen wurden auch Kriege als Elemente der als unverrückbare Leitidee propagierten Konspiration der Juden gedeutet: »Es kann eindeutig bewiesen werden, daß die Juden die Verursacher von vielen Kriegen und Revolutionen waren, in denen Nichtjuden Fluten ihres Blutes vergossen und damit einen Plan unterstützt haben, der voraussetzt, daß ihre Kraft geschwächt wird«.19 Die für die Agitation der Britons charakteristische Projizierung sozialer Statusängste und nationalistischer Verschwörungsvorstellungen auf die jüdische Minderheit manifestierte sich aber nicht nur in der kompromißlosen Ablehnung von Sozialismus, Kommunismus und dem - damit weitgehend identifizierten bestehenden Parteiensystem, sondern auch in der Verurteilung des kulturellen Einflusses der Juden in Großbritannien insgesamt. Unter dem Leitsatz »Britain for Britons« forderte die von Beamish gebildete Gruppierung den Ausschluß von Juden aus wirtschaftlichen und politischen Führungspositionen und die Durchsetzung restriktiver Einwanderungsgesetze.20 Außer den obsessiven Verschwörungstheorien kennzeichneten auch rassistische und sozialdarwinistische Deutungsmuster und ihre Verknüpfung mit der traditionellen, weitgehend religiös-konfessionell motivierten Judenfeindschaft den von den Britons propagierten Antisemitismus. Ausgehend von der Behauptung einer prinzipiellen Überlegenheit der weißen Rasse, wurden politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen in den Kategorien von Blut und Rasse interpretiert.21 Die Stärkung des »Rassebewußtseins« bildete daher ein wesentliches Ziel der Britons, so daß die Mitglieder dieser sektiererischen Organisation ihre englische Abstammung für zwei Generationen ihrer unmittelbaren Vorfahren nachweisen mußten.22 Die rassistischen Elemente in der antisemitischen Propaganda der Britons wurden ergänzt durch die Diffamierung der Juden als Bedrohung der christlichen Glaubensgemeinschaft. Der Judaismus wurde als Konfession verurteilt, die offen zu Verbrechen gegen Christen auffordere und Ritualmorde verlange. Die jüdische Minderheit erschien insgesamt als eine allumfassende Gefahr für die Kohärenz der britischen Gesellschaft, in der alle Interessendivergenzen und Konflikte durch die Postulierung gemeinsamer Normen - vor allem des Antisemitismus als Universalkategorie - überwunden werden sollten.23 Die von den Britons angestrebte Einschränkung des politischen und sozioökonomischen Einflusses der Juden in Großbritannien sollte durch eine weitreichende legislative Restriktion der Einwanderung, besonders aber durch die Ansiedlung der jüdischen Bevölkerung auf der Insel Madagaskar erreicht werden.24 Dieses Verfahren der Ghettoisierung der jüdischen Bevölkerung wurde von den Britons schon 1923 propagiert. Beamish vertrat die Madagaskar-Konzeption während seines Aufenthaltes in München im Januar 1923 in seinen Unterredungen mit Hitler, der sich noch nicht auf konkrete antisemitische Maßnahmen festgelegt hatte, so nachdrücklich, daß der 1940 131 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

mit der Ausarbeitung des »Madagaskar-Plans« beauftragte Legationssekretär des Referats D ΙΠ in der Abteilung Deutschland des Auswärtigen Amtes, Rademacher, explizit auf die entsprechenden Anregungen des Gründers der Britons hinwies.25 Nach dem Besuch von Beamish in München, wo er auch eine Rede auf einer NSDAP-Versammlung hielt, trat die noch 1919/20 ausgeprägte Germanophobie in der antisemitischen Propaganda der Britons zurück, obwohl die Vorbehalte gegen den Populismus der nationalsozialistischen Bewegung in den späten zwanziger Jahren wuchsen.26 Beamish jedoch distanzierte sich zunehmend von der politischen Aktivität der Britons, die durch eine elitäre Exklusivität charakterisiert waren und eine Massenmobilisierung ausschlossen. Nach 1932 unterstützte Beamish die rassistisch-antisemitische Agitation der IFL und erhielt im Dezember 1936 trotz einer ablehnenden Stellungnahme des Auswärtigen Amtes eine Einladung zu einem Besuch in Deutschland, wo die Besichtigung von Arbeitslagern und Gefängnissen seine Bewunderung für die Politik des Regimes verstärkte.27 Auch nachdem er 1938 als Parlamentsabgeordneter in Rhodesien gewählt und von 1940 bis 1943 interniert worden war, verteidigte Beamish bis zu seinem Tod 1948 nachdrücklich den Rassenantisemitismus und die daraus resultierenden Maßnahmen des NS-Regimes und überschrieb sein Vermögen an die von Arnold Leese geführte, radikal antisemitische IFL.28 Die Britons verfugten über einzelne einflußreiche Mitglieder, die von der Erfahrung britischer Kolonialherrschaft und der damit einhergehenden Überzeugung von einer rassischen Überlegenheit der Engländer geprägt waren. Außer dem Gouverneur von Bombay bis 1913, Lord Sydenham of Combe, schlossen sich der Professor für Zoologie an der Universität London, George Mudge, der Rußland-Korrespondent der Morning Post, Victor Marsden, und der Brigadegeneral Blakeney den Britons an.29 Jedoch blieb ihre organisatorische Struktur zu rudimentär und ihre Finanzierung zu ungesichert, um der Gruppierung einen weitreichenden Einfluß zu sichern. Nach 1925 mußte auch die Publikation der monatlich erscheinenden Zeitschrift der Britons, die unter den Titeln Jewry lieber Alles, Hidden Hand und British Guardian veröffentlicht wurde, eingestellt werden.30 Die Britons schrumpften daraufhin zu einer sektiererischen, politisch weitgehend marginalisierten Gruppierung, deren Mitgliederzahl nicht ausgeweitet werden konnte. Dagegen fanden die vom Verlag der Bewegung publizierten Schriften insbesondere die »Protokolle der Weisen von Zion« - eine beträchtliche Resonanz, da die unablässig propagierte antisemitische Verschwörungstheorie angesichts der Russischen Revolution und der Streiks in Großbritannien weitverbreitete Statusängste im Bürgertum mobilisierte. Die Vorstellung einer jüdischen Konspiration bündelte auch die nationalistischen Bedrohungsvorstellungen von radikal konservativen Politikern und Agitatoren wie 132 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Milner, Arnold White und dem britischen Militärattache in Rußland, Sir Alfred Knox. Die Instrumentalisierbarkeit des Topos von der jüdischen Weltverschwörung wurde hierbei deutlich, als die Britons - ebenso wie die Antisemiten um die vom Herzog von Northumberland 1922 gegründete Zeitschrift Patriot und den Verlag Boswell Press - von einer kompromißlosen Feindschaft gegen Deutschland zu einer pauschalen Glorifizierung der nationalsozialistischen Herrschaft im »Dritten Reich« übergingen.31 Auch die Verbindung der traditionellen christlichen Judenfeindschaft mit einem dezidiert rassistischen Antisemitismus manifestiert die ideologische Brückenfunktion der Britons. Diese Organisation griff insgesamt die vor dem Ersten Weltkrieg verbreitete, insbesondere durch die Flottenrivalität verstärkte Germanophobie und die zur Diskreditierung der liberalen Regierungen propagierten Vorwürfe jüdischer Korruption auf, radikalisierte und formte sie aber so um, daß sich ein virulenter Rassenantisemitismus herausbildete, der von der IFL noch gesteigert wurde. 4.1.2. Die Imperial Fascist League und die Propagierung des rassistischen Antisemitismus Die mit den Britons auch personell eng verbundene IFL wurde 1928 von Arnold Leese konstituiert, der durch seinen Dienst in der Kolonialverwaltung geprägt und 1926 aus den British Fascists ausgetreten war. Er entschloß sich daraufhin unter dem Einfluß des den Britons angehörenden Erfinders und Wirtschaftswissenschaftlers Arthur Kitson zur Gründung einer radikal antisemitischen Organisation.32 Während die IFL in ihren Publikationen - vor allem in der seit 1929 monatlich erscheinenden Zeitung The Fascist zunächst allgemein für die Sicherung der kolonialen Herrschaft und der britischen Weltmachtposition eingetreten war, wurde die Ideologie zunehmend von einer rassistisch-antisemitischen Verschwörungsvorstellung dominiert, nachdem Leese 1930 seinen Führungsanspruch in der Gruppierung durchgesetzt hatte.33 Die IFL unterstützte nicht nur vorbehaltlos die Programmatik des Nationalsozialismus und die Politik des »Dritten Reiches«, sondern radikalisierte auch ihren Antisemitismus fortschreitend. 1936 wurde Leese aufgrund seiner Behauptung, daß die Juden Ritualmorde verübten, zu einer sechsmonatigen Haft verurteilt. Er veröffentlichte daraufhin eine Verteidigungsschrift, in der er erneut die Fiktion einer jüdischen Konspiration behauptete.34 Da die IFL in den späten dreißiger Jahren auch ihre Agitation für die expansionistische Außenpolitik des nationalsozialistischen Deutschland und gegen eine militärische Intervention Großbritanniens in Mittel- und Osteuropa verstärkt hatte, wurde Leese im November 1940 verhaftet und interniert.35 Nach seiner 133 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Entlassung 1944 nahm der Gründer der IFL die Publikation antisemitischer Propagandaliteratur wieder auf und bot sich als Zeuge der Verteidigung im Nürnberger Prozeß an. Leese wollte auch William Joyce, der während des Zweiten Weltkriegs als Propagandist für den Auslandsdienst des deutschen Rundfunks gearbeitet hatte, vor Gericht verteidigen.36 Nachdem er 1948 das Vermögen des verstorbenen Beamish erhalten hatte, führte Leese bis zu seinem Tod 1956 die rassistisch-antisemitische Propaganda fort, die sich zunehmend gegen die farbigen Immigranten in Großbritannien richtete. Hierbei gewann er die Unterstützung des jungen Studenten Colin Jordan, der 1958 die White Defence League gründete und in den sechziger Jahren die nationalsozialistische Ideologie in verschiedenen fremdenfeindlichen Organisationen verbreitete.37 Die Ideologie der IFL wurde durch einen Rassenantisemitismus geprägt, der Verschwörungstheorien mit dem sozialdarwinistischen Topos der Unvermeidbarkeit eines epochalen Kampfes zwischen der »arischen« Rasse und den Juden verknüpfte. Ausgehend vom universellen Mythos einer globalen jüdischen Konspiration, wurden demokratische Regierungsformen, der Einfluß einzelner Juden in der Wirtschaft und den Medien in den Publikationen der IFL ausschließlich als Instrumente zur Gewinnung eines globalen Einflusses interpretiert: »Das Ziel der jüdischen Politik ist die Weltherrschaft. Da er zur Eroberung mit gewöhnlichen Methoden unfähig sind, arbeitet der Jude im Untergrund, und seine Waffe ist die Verbreitung von zersetzenden Gedanken mit allen Mitteln«.38 Der radikale Antisemitismus sollte außerdem durch die Identifizierung der Juden mit Freimaurerlogen, den Vorwurf der Tierquälerei beim traditionellen Schlachtverfahren und das bereits die christliche Judenfeindschaft im Mittelalter kennzeichnende Motiv des jüdischen Ritualmordes gerechtfertigt werden.39 In der antisemitischen Agitation der IFL dominierten jedoch rassenideologische Legitimationsmuster, die mit sozialdarwinistischen Topoi verbunden wurden.40 In der postulierten Hierarchie der Rassen wurden den »Ariern« alle konstruktiven Leistungen und Werte, den Juden aber ausschließlich eine destruktive Funktion in der menschlichen Zivilisation zugeschrieben.41 Die IFL propagierte auch die Unausweichlichkeit eines vorgeblich die weltgeschichtliche Entwicklung bestimmenden Kampfes gegen die Juden: »Das Hakenkreuz ist das Symbol des nordisch-faschistischen Kampfes für den guten Glauben des weißen Mannes gegen die jüdische Verschmutzung seiner Zivilisation geworden. Es ist auch der Ausdruck seiner Entschlossenheit, die schlechten Einflüsse inmitten von uns auszurotten«.42

Dieses sozialdarwinistische Konzept eines unaufhebbaren Rassenantagonismus stellte den Bezugsrahmen der Ideologie der IFL dar und manifestierte sich in der kategorischen Ablehnung von Ehen zwischen Juden und »Ariern«.43 134 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Neben der geforderten umfassenden, sichaufalle Lebensbereiche erstreckenden gesellschaftlichen Segregation der jüdischen Bevölkerung in Großbritannien trat die IFL ebenso wie die Britons nachdrücklich für eine Zwangsumsiedlung aller Juden auf die Insel Madagaskar ein, schloß aber auch eine physische Vernichtung nicht prinzipiell aus. Außerdem sollten eine korporative Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur und ein autoritäres Herrschaftssystem durchgesetzt werden, um den sozioökonomischen und politischen Einfluß der britischen Juden vollständig zu beseitigen.44 Aufgrund der ideologischen Affinität, die sich aus dem Rassenantisemitismus ergab, unterstützte die IFL vorbehaltlos die Politik des nationalsozialistischen Regimes, übernahm das Hakenkreuz als Symbol und entsandte eine Delegation zu den Reichsparteitagen der NSDAP von 1935 und 1936.45 Der radikale, rassistisch-biologistische Antisemitismus der IFL wurde im Dezember 1936 im Stürmer enthusiastisch begrüßt und erregte auch die Aufmerksamkeit der Vertreter des nationalsozialistischen Regimes in London. Die deutsche Botschaft lehnte aber eine offene Unterstützung der IFL ab, da einerseits der politische Einfluß der Gruppierung in Großbritannien gering blieb und andererseits eine Kontaktaufnahme die Englandpolitik des »Dritten Reiches« nicht gefördert, sondern weiter diskreditiert hätte.46 Beamish, der in den dreißiger Jahren als Redner für die IFL hervortrat und eine führende Stellung in dieser Organisation einnahm, wurde daher bei seinem Besuch in Deutschland im Dezember 1936 nicht von offiziellen Repräsentanten des nationalsozialistischen Regimes empfangen.47 Die IFL verbreitete aber die von H.R. Hoffmann, der Kontaktperson des deutschen Propagandaministeriums, herausgebene Schrift News from Germany in Großbritannien, verfugte über Kontakte zum »Weltdienst« Oberst Ulrich Fleischhauers und nahm auch Spione des nationalsozialistischen Regimes wie Serocold Skeels auf. Dennoch wurde die Organisation von deutschen Regierungsstellen offenbar nicht finanziell unterstützt.48 Da das Auswärtige Amt eine relativ pragmatische Ausrichtung der nationalsozialistischen Außenpolitik gegenüber Großbritannien vertrat und die IFL sich scharf von der mitgliederstarken BUF distanzierte, blieben die politischen Beziehungen der von Leese gegründeten Bewegung zu Institutionen des »Dritten Reiches« insgesamt fragmentarisch.49 Leese, der 1932 einen von Mosley vorgeschlagenen Zusammenschluß der IFL mit der BUF entschieden ablehnte, bezeichnete die von Mosley geführte, nach 1934 ebenfalls offen an antisemitische Ressentiments appellierende faschistische Bewegung als Instrument einer gegen die IFL gerichteten jüdischen Verschwörung.50 Die von Leese geführte Organisation blieb daher eine politisch weitgehend einflußlose Gruppierung, die in den frühen dreißiger Jahren lediglich über etwa 150 und 1939 über weniger als 1000 Mitglieder verfügte.51 Die öffentliche politische Agitation der IFL, die sich auf die östlichen Stadtteile Londons 135 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

konzentrierte, wurde vor allem von Jugendlichen und nicht gewerkschaftlich organisierten Arbeitern getragen. Dagegen dominierten im Führungsgremium der Organisation, der Graduates Association, neben Leese und Beamish radikal antisemitische Angehörige des Kleinbürgertums wie H.H. Lockwood, S.H.E. Fox, Arthur Kitson, John Hooper Harvey und Brigadegeneral Blakeney.52 Da aber auch die finanzielle Unterstützung der IFL begrenzt blieb und Leese kein zur Massenmobilisierung fähiger charismatischer Führer war, blieb die direkte politische Wirkung der Gruppierung insgesamt gering.53 Die IFL propagierte aber einen Rassenantisemitismus, der sozialdarwinistische Deutungskategorien und Verschwörungstheorien einschloß und die Ressentiments gegen die jüdische Minderheit in Großbritannien verstärkte. Obwohl die BUF sich offiziell vom Rassenantisemitismus der IFL distanzierte, wurde durch die Publikationen der von Leese geführten Bewegung ein Potential von Anhängern mobilisiert, die in den dreißiger Jahren die diktatorische Herrschaft des NS-Regimes ebenso enthusiastisch unterstützten wie dessen außenpolitische Expansionsansprüche und den personellen Kern der deutschenglischen Verbindungsorganisationen bildeten.

4. 1.3. Antisemitische Organisationen zur Propagierung deutsch-englischer Freundschaft in den dreißiger Jahren 4.2.3.1. Admiral Sir Barry Domvile und die Gruppierungen Anglo-German Fellowship und Link Die Anglo-German Fellowship (AGF) wurde 1935 vom Handelsbankier Ernest WD. Tennant, der über enge Beziehungen zu Joachim v. Ribbentrop verfügte, mit der Absicht gegründet, die politische Verständigung zwischen Großbritannien und dem nationalsozialistischen Deutschland zu fördern.54 Die Gruppierung sollte in Kooperation mit ihrer 1936 nach einer Initiative v. Ribbentrops gegründeten Schwesterorganisation, der Deutsch-Englischen Gesellschaft, entsprechend den Leitlinien der Englandpolitik des NS-Regimes persönliche Kontakte vermitteln und vertiefen, um eine umfassende politische Annäherung zwischen den beiden Ländern zu erreichen. Obwohl Tennant die antijüdischen Maßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber in den frühen dreißiger Jahren noch verteidigte, rechtfertigte die AGF die Politik des »Dritten Reiches« keineswegs uneingeschränkt. Die Organisation erhöhte aber ebenso wie die British Legion das außenpolitische Prestige und die Respektabilität des nationalsozialistischen Regimes in Großbritannien.55 Die AGF konnte jedoch keinen entscheidenden Einfluß auf das Foreign Office und die Deutschlandpolitik der Kabinette unter den Premierministern 136 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Baldwin und Neville Chamberlain gewinnen, da sie weitgehend ein elitärexklusiver, nicht durch eine Massenbasis legitimierter Diskussionszirkel blieb. Der AGF gehörten neben dem von 1931 bis 1935 als Luftfahrtminister amtierenden Lord Londonderry der konservative Parlamentsabgeordnete Sir Thomas Moore, der emeritierte Professor Sir Raymond Beazley, die Lords Redesdale, Sempill, Lothian und Nuffield und als Vorsitzender der Geschäftsmann Lord Mount Temple (Wilfred Ashley) an. Philip Conwell-Evans, der sich 1938 von der Appeasement-Politik distanzierte, war Ehrenvorsitzender der Organisation.56 Daneben festigte insbesondere der im Führungsgremium der AGF vertretene hochdekorierte Admiral und Leiter des Marinegeheimdienstes von 1927 bis 1930, Sir Barry Domvile, seine Stellung in der von Lord Mount Temple geführten Gruppierung. Domvile, der 1936 pensioniert worden war, gewann über C.E. Carroll, den Herausgeber der monatlich erscheinenden Zeitschrift Anglo-German Review, zunehmend die Kontrolle über dieses Publikationsorgan.57 Da sich die führenden Repräsentanten der AGF seiner Forderung nach einer aggressiven prodeutschen Propaganda, die auch die antisemitischen Maßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber rechtfertigen sollte, widersetzten, konstituierte Domvile im September 1937 den Link. Diese Organisation strebte im Gegensatz zur AGF an, durch eine umfassende populistische Agitation eine breite Unterstützung für die von ihr propagierten Ziele zu gewinnen.58 Durch den von Domvile forcierten Aufbau lokaler Verbände weitete sich die politische Aktivität des Link - auch aufgrund der allgemeinen Verschärfung der Spannungen zwischen dem »Dritten Reich« und England - 1938 beträchtlich aus, wobei vor allem in den Städten der Midlands und in den Vorstädten Londons Mitglieder gewonnen werden konnten.59 Führende Repräsentanten des Link wie Domvile, Beazley, C.E. Carroll, Professor A.P. Laurie und Lord Sempill unterzeichneten daher einen am 12. Oktober 1938 in der Times veröffentlichten Brief, in dem die Verfasser das Münchener Abkommen vom 30. September 1938 uneingeschränkt begrüßten und einen weitreichenden Ausgleich mit dem nationalsozialistischen Deutschland forderten. Der politische Widerstand gegen dieses Ziel wurde in öffentlichen Stellungnahmen des Link ebenso auf eine jüdische Verschwörung reduziert wie die Verurteilung der »Reichskristallnacht« in einflußreichen englischen Zeitungen.60 Noch im Juli/August 1939 demonstrierte eine Delegation des Link durch eine Reise nach Deutschland die Verbundenheit der Organisation mit dem »Dritten Reich« und wurde vom Legationsrat im Auswärtigen Amt, Walther Hewel, empfangen. Nach dem Kriegsausbruch jedoch löste Domvile die Gruppierung Anfang September 1939 auf.61 Domvile, der im März 1939 Kontakt zum »Führer« der BUF, Oswald Mosley, aufgenommen hatte, trat auch nach Kriegsbeginn für eine politische Verständigung mit dem nationalsozialistischen Deutschland ein und forcierte 137 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

daher die Kooperation zwischen den auf einen Verhandlungsfrieden drängenden faschistischen, antisemitischen und prodeutschen Organisationen in Großbritannien.62 Hierbei sollte durch regelmäßig stattfindende Besprechungen die politische Aktivität von Mosleys BUF, der führenden Mitglieder der aufgelösten deutsch-englischen Verbindungsorganisationen, der im Mai 1939 vom Herzog von Bedford gebildeten British Peoples' Party sowie der Antisemiten um Captain Archibald Ramsay und die Zeitschrift Patriot koordiniert werden. Die von Domvile organisierten, sich vor allem im Winter 1939/40 häufenden Zusammenkünfte von Repräsentanten dieser Gruppen trugen maßgeblich zu der Internierung der Mitglieder aller Organisationen, die für das nationalsozialistische Regime eingetreten waren, im Sommer 1940 bei. Auch Domvile wurde am 8. Juli 1940 festgenommen und bis zum 29. Juli 1943 inhaftiert.63 Das Ausmaß der offenen Rechtfertigung der vom »Dritten Reich« 1938/39 verstärkten Expansionspolitik variierte in den einzelnen Ortsverbänden des Link - vor allem die Gruppierung im Zentrum der Hauptstadt London stilisierte das NS-Regime zu einem Vorbild politischer Herrschaft -, und die Anhänger der Organisation wurden primär durch den allgemeinen, vielfach nicht mit einer spezifischen politischen Ideologie verknüpften Wunsch nach Verständigung und Friedenssicherung motiviert.64 Dagegen bildete bei den führenden Vertretern ein radikaler Antisemitismus die zentrale Triebkraft der uneingeschränkt prodeutschen Propaganda. Domvile, der das nationalsozialistische Herrschaftssystem nach 1935/36 undifferenziert glorifiziert hatte, interpretierte die Zunahme der Opposition in Großbritannien gegen eine Politik einseitiger Konzessionen an den grenzenlosen Expansionismus des NS-Regimes in Osteuropa 1938/39 als integralen Bestandteil einer jüdischen Weltverschwörung. Ausgehend von diesem Mythos einer vorgeblich alle Lebensbereiche erfassenden Konspiration, sah Domvile sowohl den Finanzkapitalismus als auch die sozialistische und kommunistische Ideologie als Instrumente der Juden an. Er vertrat außerdem die Auffassung, daß jüdische Kriegshetzer einen militärischen Konflikt zwischen England und dem »Dritten Reich« anstrebten, um auf diese Weise die Weltherrschaft zu erringen.65 Domvile deutete sogar seine Internierung als Teilelement der zur Universalkategorie erhobenen jüdischen Verschwörung. Der mit der Rechtfertigung der nationalsozialistischen Politik untrennbar verbundene radikale Antisemitismus Domviles prägte auch seinen kompromißlosen Antisozialismus.66 Die in enger Zusammenarbeit mit der Führung der AGF durchgeführte öffentliche Agitation des Link konzentrierte sich jedoch weitgehend auf die Forderung nach einem umfassenden außenpolitischen Ausgleich mit dem nationalsozialistischen Deutschland, dem das Recht zur territorialen Annexion in Osteuropa zugestanden wurde. Da vor allem der Anglo-German Review die innen- und außenpolitischen Ziele der Machthaber im »Dritten 138 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Reich« uneingeschränkt begrüßte, gewannen die führenden Repräsentanten des Link das Vertrauen von Vertretern des nationalsozialistischen Regimes. Die Organisation erhielt jedoch offenbar von deutschen Institutionen keine umfangreiche Finanzhilfe.67 Domvile und Carroll kritisierten zwar scharf die politische Aktivität des Landesgruppenleiters der Auslandsorganisation für Großbritannien und Irland, Otto Kariowa. Sie verfugten aber über enge Beziehungen zu nichtamtlichen deutschen Institutionen, die vom Propagandaministerium unterstützt wurden. Neben dem Herausgeber der Propagandaschrift NewsfromGermany^ H.R. Hoffmann, war auch R.G. Rösel, der Leiter eines deutschen Nachrichtendienstes in London, eine wichtige Kontaktperson der Führung des Link.68 Im Gegensatz zum Propagandaministerium und einigen Vertretern der deutschen Botschaft in London, die Domvile zu Empfängen einluden, bestanden im Auswärtigen Amt erhebliche Vorbehalte gegen eine Verstärkung der deutschen Unterstützung für den Link. Ausgehend vom Primat der außenpolitischen Konzeption des »Dritten Reiches«, eine politische Verständigung mit der britischen Regierung zu erreichen, forderte der Legationsrat Hewel in einer zusammenfassenden Beurteilung vom 10. November 1938, die deutsche Kontrolle über die politische Aktivität des Link zu verstärken: »Vorbedingung für eine ganz reibungslose Zusammenarbeit wäre, daß Admiral Domvile ein Deutscher in England inoffiziell zugeteilt würde, der ihn ständig berät, um langsam seine Organisation in unser Fahrwasser zu bringen«.69 Hewel, der 1938 die Einrichtung einer deutschen Zentralstelle für die Korrespondenz mit dem Link erwog, befürwortete aber prinzipiell eine Finanzhilfe für den Anglo-German Review, nachdem Domvile Himmler um seine Unterstützung bei der Ausweitung der Anzeigenaufträge deutscher Firmen für die vom Link monatlich veröffentlichte Zeitschrift gebeten hatte.70 Obwohl der Link seine Agitation für einen umfassenden Ausgleich zwischen Großbritannien und dem »Dritten Reich« 1938/39 intensivierte und gleichzeitig auch die Mitgliederzahl zunahm, blieb die zunehmend als Propagandaorganisation des NS-Regimes stigmatisierte Gruppierung weitgehend einflußlos. Der Link konnte weder in der Konservativen Partei noch in den Institutionen, die für die englische Deutschlandpolitik zuständig waren, eine politisch signifikante Zustimmung zu seiner Konzeption einer bedingungslosen Konzessionspolitik gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern gewinnen.71 Der Verband mobilisierte und organisierte damit insgesamt zwar die Anhänger einer uneingeschränkten Verständigungspolitik gegenüber dem »Dritten Reich«, konnte jedoch die sich nach der Annexion der Tschechoslowakei im März 1939 beschleunigende Diskreditierung der NSAußenpolitik in Großbritannien nicht aufhalten.

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4.1.3.2. Die antisemitische Agitation von Captain AM. Ramsays Right Club und Nordic League 1939/40 Während die politische Aktivität der Anglo-German Fellowship und des Link bereits von zeitgenössischen Beobachtern aufmerksam registriert wurde, sind die von dem konservativen Parlamentsabgeordneten Archibald H. Maule Ramsay 1938/39 gebildeten Verbände Right Club und Nordic League sowohl in der politischen Auseinandersetzung der dreißiger Jahre als auch in der historischen Forschung kaum beachtet worden. Ramsay, der im Parlament nach 1931 den Wahlkreis Peebles vertrat und bereits 1936 seine Sympathie für die Streitkräfte General Francos im Spanischen Bürgerkrieg erklärt hatte, griff unter dem Eindruck der Lektüre der »Protokolle der Weisen von Zion« in den späten dreißiger Jahren zunehmend antisemitische Verschwörungstheorien auf.72 Im Parlament wandte sich Ramsay daher scharf gegen die zunehmende Einwanderung von jüdischen Flüchtlingen aus dem »Dritten Reich«. 1939 organisierte er schließlich informelle Zusammenkünfte zwischen den führenden Vertretern der in Großbritannien bestehenden radikal antisemitischen und faschistischen Bewegungen, um den drohenden, als Ziel jüdischer Konspiration gedeuteten Krieg mit dem nationalsozialistischen Deutschland zu verhindern.73 Aufgrund der Zunahme der politischen Spannungen zwischen England und dem »Dritten Reich« führte die Nordic League (NL), die als Dachorganisation bestehender faschistischer, antisemitischer und prodeutscher Gruppierungen konzipiert wurde, im Frühjahr und Sommer 1939 auch öffentliche Kundgebungen durch. In der Agitation der NL wurde das nationalsozialistische Regime glorifiziert und die von ihm propagierten territorialen Revisionsansprüche ebenso gerechtfertigt wie die innenpolitische Repression in Deutschland.74 Die Versammlungen, auf denen neben Ramsay Serocold Skeels, Generalmajor Fuller von der BUF, der Gründer der National Socialist League, William Joyce, und A.K. Chesterton Reden hielten, wurden darüber hinaus von einem virulenten Rassenantisemitismus geprägt. Im Sommer 1939 steigerte sich die Fiktion einer globalen jüdischen Verschwörung bei den radikalen Antisemiten in der NL schließlich angesichts des drohenden Kriegsausbruchs zu einer universellen Bedrohungspsychose.75 Der politische Einfluß der NL blieb aber gering, denn die Organisation umfaßte zwar radikale Antisemiten wie Skeels, Fuller, Joyce, Leese und Brigadegeneral Blakeney, konnte aber weder eine Massenmitgliedschaft noch die uneingeschränkte Unterstützung des »Führers« der BUF, Oswald Mosley, gewinnen.76 Auch in der Konservativen Partei traf die Agitation der NL für einen außenpolitischen Ausgleich zwischen Großbritannien und dem »Dritten Reich« auf der Basis der von den nationalsozialistischen Machthabern formulierten Bedingungen nur bei einer weitgehend einflußlosen Gruppe von Ab140 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

geordneten auf Resonanz. Die potentielle Instrumentalisierbarkeit des von Ramsay konstituierten Verbandes für die außenpolitische Propaganda des NS-Regimes blieb daher insgesamt eng begrenzt. Obwohl die führende Rolle Ramsays in der antisemitischen Agitation in Großbritannien auch in einem Bericht der deutschen Botschaft in London vom 19. Juli 1939 hervorgehoben wurde, konnten eine - vom Geheimdienst MI5 vermutete - Spionagetätigkeit von Mitgliedern der NL und eine Subventionierung dieser Organisation durch deutsche Regierungsstellen nicht eindeutig belegt werden.77 Als sich der außenpolitische Konflikt zwischen England und dem nationalsozialistischen Deutschland nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Tschechoslowakei und der darauffolgenden Garantieerklärung der britischen Regierung für Polen im März 1939 verschärfte, gründete Ramsay im Mai den Right Club (RC). Diese Organisation propagierte die auch für sie konstitutiven antisemitischen Verschwörungstheorien nicht öffentlich, sondern zielte darauf ab, bestehende gesellschaftliche und politische Institutionen, insbesondere die britischen Streitkräfte, propagandistisch zu beeinflussen. Die Agitation des RC konzentrierte sich auf die Forderung nach einer englischen Neutralität gegenüber der Expansionspolitik des NS-Regimes in Osteuropa.78 Ebenso wie die NL sollte der etwa 350 Mitglieder umfassende RC außerdem die politische Aktivität antisemitischer und faschistischer Bewegungen in Großbritannien koordinieren. Obwohl die Gruppierung diese Funktion einer umfassenden antisemitischen Sammlungsbewegung zumindest partiell erfüllen konnte, blieb auch sie insgesamt gesellschaftlich isoliert, so daß die Organisation die angestrebte nachhaltige Einflußnahme auf die britische Außenpolitik nicht erreichte. Auch Mosley distanzierte sich von den radikalen Verschwörungstheorien des RC, nahm aber 1939/40 Fühlung mit seinen führenden Repräsentanten auf.79 Die konspirative, nicht offen hervortretende politische Aktivität des RC löste im Mai 1940 die Internierung der führenden Mitglieder aller antisemitischen und faschistischen Gruppierungen aus, die die nationalsozialistische Politik gerechtfertigt hatten. Unter dem Eindruck der schnellen Kapitulation Hollands, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs waren die prodeutschen Organisationen zunehmend als potentielle Spionagezentren und Organe der Kollaboration stigmatisiert worden.80 Obwohl sich Sir John Anderson, der Innenminister in der seit dem 10. Mai 1940 amtierenden Regierung unter Premierminister Churchill, gegen die undifferenzierte Verhaftung von Mitgliedern der mit dem »Dritten Reich« sympathisierenden Organisationen ausgesprochen hatte, wurde mit der Ausweitung der Defence Regulation 18B im Mai 1940 die legislative Grundlage für die Internierung durchgesetzt. Die Bedenken Andersons wurden beseitigt, nachdem die Geheimdienstabteilung für Gegenspionage im MI5 dem Kabinett Indizien für einen Geheimnisverrat durch ein Mitglied des RC, Anna Wolkoff, vorgelegt hatte.81 141 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Wolkoff hatte von einem mit der Chiffrierung von Mitteilungen betrauten Angestellten der amerikanischen Botschaft in London, Tyler Kent, Fotokopien des privaten Briefwechsels erhalten, den Churchill noch während seiner Amtszeit als Erster Seelord im September 1939 mit dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt aufgenommen und nach seiner Ernennung zum Premierminister im Mai 1940 intensiviert hatte.82 Obwohl sich die Korrespondenz weitgehend auf einen persönlichen Meinungsaustausch und Berichte über die Seekriegführung beschränkte, deutete sie darauf hin, daß die amerikanische Regierung die britische Admiralität über die deutschen Schiffsbewegungen in der Neutralitätszone vor der südamerikanischen Küste informiert hatte und damit einen Bruch der Neutralität zumindest in Kauf genommen hatte. Churchill erhielt für seinen Briefwechsel zwar die Zustimmung von Premierminister Chamberlain und Außenminister Halifax, informierte die britische Botschaft in Washington aber nicht.83 Tyler Kent, der für eine isolationistische amerikanische Außenpolitik eintrat, gewährte Ramsay eine Einsichtnahme in die Kopien des Briefwechsels. Der Gründer des RC plante daraufhin, durch eine parlamentarische Anfrage zur Korrespondenz die Außenpolitik Roosevelts zu diskreditieren, die Opposition in den Vereinigten Staaten gegen einen Kriegseintritt zu stärken und die britische Regierung zu einer umfassenden Verständigung mit dem nationalsozialistischen Deutschland auf der Basis der von Hitler gestellten Bedingungen zu zwingen. Da der Agentenführer in der Abteilung Β 5b im MI5, Maxwell Knight, davon ausging, daß auch der deutsche Botschafter in Rom, Mackensen, von der italienischen Gesandtschaft in London über die Korrespondenz zwischen Churchill und Roosevelt informiert worden war, hob der amerikanische Botschafter in London, Joseph Kennedy, die diplomatische Immunität Tyler Kents auf. Der Botschaftsangestellte wurde daraufhin am 20. Mai 1940 vom britischen Geheimdienst verhaftet, nachdem in seiner Wohnung außer dem Mitgliederverzeichnis des RC 1500 Fotokopien geheimer Dokumente gefunden worden waren.84 Die Mehrheit der Minister im Kriegskabinett stimmte daher am 22. Mai 1940 der vom MI5 geforderten Verabschiedung weitreichender Gesetze zur Internierung der Mitglieder aller Gruppierungen zu, die 1939/40 mit dem Kreis um Ramsay kooperiert hatten. Außer den führenden Repräsentanten des RC und der NL wurden daher im Mai und Juni 1940 auch zahlreiche Mitglieder der IFL, des Link und der British People's Party interniert. Außerdem wurden etwa 750 Mitglieder der BUF - darunter Mosley, der im September 1939 Kontakt mit Ramsay aufgenommen hatte ohne gerichtliches Verfahren inhaftiert.85

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4.2. Faschistische Bewegungen in Großbritannien in der Zwischenkriegszeit 4.2.1. Der theoretische Rahmen. Die Diskussion über den europäischen Faschismus Das altrömische Herrschaftssymbol der »fasces« (»fascio«) wurde von den italienischen Jakobinern im späten 18. Jahrhundert als Ausdruck der Forderungen nach politischer Freiheit und nationaler Einheit aufgegriffen. Im 19. Jahrhundert benutzten Sozialisten, Syndikalisten und Republikaner die fascio, um außerparlamentarische, für revolutionär-utopische Gesellschaftsvorstellungen eintretende Gruppierungen zu bezeichnen.1 Das Wort wurde im Ersten Weltkrieg von radikalen Sozialisten, die den Eintritt Italiens in den Krieg auf der Seite der Entente-Mächte forderten, mit einem integralen Nationalismus verknüpft. In den von Mussolini nach 1918 gegründeten Kampforganisationen wurde der Begriff »fascio« schließlich mit antidemokratischen, sich gegen die Prinzipien gesellschaftlicher Egalität und politischer Selbstbestimmung richtenden Zielen verknüpft. In den zwanziger Jahren bezeichnete »Faschismus« zwar primär das 1922 in Italien etablierte Herrschaftssystem unter Mussolini, wurde aber vor allem von der Kommunistischen Internationale zunehmend semantisch ausgeweitet.2 Die Machtübertragung an die nationalsozialistische Massenbewegung im Januar 1933 verstärkte diese Tendenz zu einer universalistischen Begriffsbestimmung des Faschismus, während die in den zwanziger Jahren sowohl von Mussolini selber als auch von seinen innenpolitischen Gegnern propagierten singularisierenden Deutungen ihren politischen Einfluß verloren.3 Im folgenden werden die in der Zwischenkriegszeit vorgelegten Interpretationen, insbesondere aber die von der internationalen historischen Forschung nach 1945 entwickelten Faschismustheorien zusammenfassend dargestellt und hinsichtlich ihres Erklärungspotentials beurteilt. Da aus dem Überblick im Rahmen dieser Studie lediglich leitende Fragestellungen und Kategorien für die Interpretation der sich als »faschistisch« bezeichnenden Bewegungen im Großbritannien der Zwischenkriegszeit gewonnen werden sollen, beschränkt sich die Darstellung auf die Grundzüge in der universalistischen Deutung des Faschismus. Nach einem Überblick über die seit den zwanziger Jahren vorgelegten Interpretationen wird anschließend ein allgemeiner, durch eine Merkmalskumulation idealtypisch definierter Faschismusbegriff entwickelt, der anhand der Analyse der British Fascists und der BUF überprüft werden soll. Die erst im Zeitraum von 1925 bis 1928 zerschlagene bürgerlich-liberale und konservativ-klerikale Opposition gegen das von Mussolini etablierte Regime interpretierte den Faschismus als spezifisch italienische, 1922 in

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einem Staatsstreich durchgesetzte Form politischer Herrschaft. Dagegen wurde der Begriff »Faschismus« von der Kommunistischen Internationale bereits auf ihren Kongressen im Dezember 1922 und im Juni/Juli 1924 - trotz der Einwände einflußreicher kommunistischer Politiker und Theoretiker wie Clara Zetkin und Karl Radek - generalisiert.4 Indem faschistische Bewegungen und Regime als Instrumente der Krisenlösung des »Monopolkapitalismus« gedeutet und mit diesem zunehmend monokausal verknüpft wurden, ist die konterrevolutionäre Funktion so einseitig hervorgehoben worden, daß die kommunistische Propaganda den Faschismusbegriff gegen alle politischen Bewegungen richtete, die die kapitalistische Wirtschafts- und Sozialordnung nicht kompromißlos ablehnten. Diese Begriffsbestimmung, die sich in den zwanziger Jahren verfestigte, gipfelte in der 1924 von Stalin propagierten und auch in der Komintern dominierenden Theorie des »Sozialfaschismus«, die eine weitgehende Identität von Sozialdemokratie und Faschismus postulierte. Diese Definition erwies sich als unüberwindbares Hindernis für eine Koordinierung des politischen Kampfes der deutschen Arbeiterbewegung gegen die in den frühen dreißiger Jahren rapide an Einfluß gewinnende nationalsozialistische Bewegung.5 Auch Ende der zwanziger Jahre und Anfang der dreißiger Jahre wurde der Faschismus von der Kommunistischen Internationale durchweg monokausal als Kampfinstrument des »Monopolkapitals« zur Sicherung seiner ökonomischen und politischen Herrschaft interpretiert. Im Dezember 1933 wurde die faschistische Herrschaft vom ΧΙΠ. Plenum des Exekutivkomitees der Komintern schließlich als »die offene terroristische Diktatur der am meisten reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente des Finanzkapitals« definiert.6 Die einseitige Verknüpfung von Kapitalismus und Faschismus in dieser Begriffsbestimmung bildet die Grundlage der orthodox-marxistischen Faschismusforschung, obwohl nicht nur in der DDR, sondern insbesondere in Polen und in der Sowjetunion schon vor der grundlegenden Transformation der späten achtziger Jahre modifizierte und flexiblere Deutungen entwickelt worden sind.7 Die orthodox-marxistische Faschismustheorie beeinflußte in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren aber auch die politische Diskussion in der Bundesrepublik.8 Entgegen der - hier nur skizzierten - simplifizierenden Interpretation der Komintern können jedoch wesentliche Strukturmerkmale faschistischer Bewegungen, vor allem aber auch der Politik der faschistischen Regierung in Italien und des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland, nicht ausschließlich als Strategien kapitalistischer Systemerhaltung erklärt werden. Die keineswegs homogene, sondern durch divergierende ökonomische und politische Interessen gespaltene Industrie- und Finanzwirtschaft arbeitete in ihrer Gesamtheit nicht gezielt auf die Machtübernahme durch die National144 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Sozialisten in Deutschland und durch die von Mussolini geführte faschistische Bewegung in Italien hin. Es ist daher nicht von einer a priori festzulegenden uneingeschränkten Dominanz der von Finanzwirtschaft und Industrie vertretenen Ziele in der Politik faschistischer Regime auszugehen. Außerdem kann die orthodox-marxistische Faschismusinterpretation die Massenbasis des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus nicht überzeugend erklären. Insbesondere die Anziehungskraft der ideologischen Komponenten, die sich gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem richteten, wird von dieser Theorie zu wenig berücksichtigt.9 Auch der markante Unterschied in der Durchsetzungsfähigkeit faschistischer Bewegungen in hochentwickelten Industriestaaten wird durch eine monokausale Verknüpfung von Faschismus und Kapitalismus verdeckt. Insgesamt negiert die orthodoxmarxistische Faschismustheorie die politische Polyvalenz des Kapitalismus, indem sie die Fragen nach den spezifischen Entwicklungsbedingungen und der relativen Autonomie faschistischer Parteien ausschließt. Dieses Defizit fördert eine inflationäre, seinen analytischen Wert stark einschränkende Verwendung des Faschismusbegriffs und eine damit einhergehende Nivellierung der Differenzen zwischen unterschiedlichen Formen politischer Herrschaft.10 Aufgrund dieser Schwächen ist die orthodox-marxistische Faschismusdeutung von einzelnen Kommunisten schon früh modifiziert worden. Als einflußreicher Repräsentant dieser Revision vertrat August Thalheimer, der ebenso wie Julius Braunthal und Otto Bauer seine Interpretation auf Marx' Studie »Der Achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte« stützte, die Auffassung, daß die Bourgeoisie in der Situation eines Klassengleichgewichts im antagonistischen Verhältnis zwischen ihr und der aufsteigenden Arbeiterbewegung auf ihre politische Macht zugunsten des damit etablierten faschistischen Regimes verzichtet habe. Sie habe aber durch diese Maßnahme ihre sozioökonomische Herrschaft behaupten und stabilisieren können.11 In diesem Prozeß des Machttransfers habe die faschistische Exekutive zumindest temporär eine von großindustriellen Interessen unabhängige Stellung gewonnen und damit ihre Funktion als politisches Kampfinstrument kapitalistischer Interessengruppen verloren. Vor allem wegen der unreflektierten Übertragung zentraler Elemente von Marx' Analyse der Herrschaft Napoleons IIΙ. auf die politische Situation der zwanziger und frühen dreißiger Jahre ist auch die von Thalheimer vorgelegte Faschismustheorie insgesamt zu undifferenziert, um die Gegensätze innerhalb der einzelnen Klassen und den Wandel in der Einstellung von gesellschaftlichen Gruppen zum Faschismus erfassen zu können.12 Die bonapartismustheoretische Interpretation bildete aber eine Ausgangsbasis für vergleichende Studien des europäischen Faschismus, denn sie regte zu einer differenzierenden Untersuchung der relativen politischen Autonomie und der 145 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Gründe des spezifischen Durchsetzungsvermögens faschistischer Bewegungen an. Das von Mussolini etablierte faschistische Regime in Italien ist von der liberal-demokratischen Opposition schon in den zwanziger Jahren als »totalitär« bezeichnet worden, und wenig später wurde der Totalitarismusbegriff - teilweise als Reaktion auf die orthodox-marxistische Faschismustheorie auf den Bolschewismus ausgeweitet.13 Die im Rahmen dieser politischen Auseinandersetzung entwickelten Totalitarismustheorien gewannen vor allem vom Beginn des Kalten Krieges in den späten vierziger Jahren bis zum Ende der sechziger Jahre einen beherrschenden Einfluß auf die öffentliche Diskussion und wurden von einzelnen Politikwissenschaftlern und Historikern in weiterentwickelten und modifizierten Varianten auch danach vertreten. Bereits Hannah Arendt bezeichnete den Nexus zwischen einer sich von naturrechtlichen Bindungen lösenden Herrschaftsideologie und politischem Terror als grundlegendes Merkmal totalitärer Machtausübung, die nur in der seit dem frühen 20. Jahrhundert zunehmend atomisierten Gesellschaft möglich gewesen sei.14 Friedrich und Brzezinski betonten in ihrer grundlegenden, 1956 veröffentlichten Studie »Totalitarian Dictatorship and Autocracy« noch nachdrücklicher den fundamentalen Gegensatz zwischen den nationalsozialistischen, faschistischen und bolschewistischen Diktaturen einerseits und der liberalen Demokratie andererseits.15 Friedrich bezeichnete als Charakteristika totalitärer Herrschaft eine Ideologie mit universellem Geltungsanspruch, eine hierarchisch strukturierte Massenpartei, ein von der Geheimpolizei getragenes Terrorsystem, die uneingeschränkte Verfügung des Staates und der Einheitspartei über Massenkommunikationsmittel und Waffen sowie eine zentralstaatliche Kontrolle der Wirtschaft. In der Historiographie der Bundesrepublik hat vor allem Karl Dietrich Bracher seit den fünfziger Jahren eine modifizierte Variante der Totalitarismustheorie vertreten. Er ist in zahlreichen Studien von einer weitgehenden Identität der Herrschaftsformen und -mittel im Nationalsozialismus und Bolschewismus ausgegangen und hat - daran anknüpfend - den fundamentalen Gegensatz zwischen diktatorialen und parlamentarisch-demokratischen Formen politischer Herrschaft betont.16 Bracher hat hierbei auf das Monopol der Machtausübung und die pseudodemokratische Legitimierung politischer Maßnahmen als konstitutive Kennzeichen totalitärer Herrschaft hingewiesen und die Auffassung vertreten, daß die »totalitäre Verführung« auch weiterhin die individuelle Freiheit in den westlich-liberalen Demokratien bedrohe.17 Während die Totalitarismustheorien die Herrschaftsmittel und -mechanismen insbesondere des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland und der stalinistischen Diktatur in der Sowjetunion zumindest partiell erklären können, vernachlässigen sie die Analyse der deutlich differierenden Herrschaftsziele. Auch die relativ rationale Zweck-Mittel-Kalkulation kommuni146 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

stischer Regime in der Außenpolitik, die sich deutlich vom irrationalen Expansionismus des nationalsozialistischen Regimes und des faschistischen Herrschaftssystems unter Mussolini abhebt, wird von der Totalitarismustheorie nicht hinreichend erfaßt. Totalitarismustheorien berücksichtigen aber nicht nur den Unterschied zwischen den Ideologien des Kommunismus und Nationalsozialismus zu wenig, sondern vernachlässigen auch die sozioökonomischen Bedingungen für die Etablierung dieser politischen Systeme.18 Eine - mit den Kategorien der Totalitarismustheorie kaum mögliche Analyse wirtschaftlicher, politischer und soziokultureller Entwicklungen und Strukturen ist aber unerläßlich für die Erklärung des Aufstiegs faschistischer Bewegungen und des in den einzelnen Staaten unterschiedlichen Durchsetzungsgrades ihrer Machtansprüche. Totalitarismustheorien stellen daher gerade für eine Analyse faschistischer Parteien, die nicht die politische Herrschaft errangen oder an ihr partizipierten, keine Kategorien bereit, die die Darstellung leiten und strukturieren könnten. Im Gegensatz zu totalitarismustheoretischen Erklärungsansätzen verknüpfen strukturgeschichtlich orientierte Deutungen, die die Funktionen des Faschismus in der sozioökonomischen Modernisierung und bei der politischen Mobilisierung hervorheben, das Auftreten faschistischer Bewegungen eng mit gesamtgesellschaftlichen Transformationsprozessen.19 Hierbei ist der Faschismus von einigen Historikern und Sozialwissenschaftlern als Folge des Widerstands vorindustrieller Eliten gegen die Herausbildung eines pluralistischen Gesellschaftssystems und die Durchsetzung einer marktorientierten Wirtschaftsordnung interpretiert worden. Dagegen haben andere Wissenschaftier faschistische Bewegungen als Manifestation und Triebkraft sozialer und ökonomischer Modernisierung gedeutet. In der von Barrington Moore entwickelten Theorie wird die Genese faschistischer Gruppierungen auf die nur unvollkommene Durchdringung traditional-vorindustrieller sozialer Beziehungen, Normen und Eliten durch industriewirtschaftliche und klassengesellschaftliche Strukturen zurückgeführt.20 Wie auch in Japan habe sich in Deutschland ein kapitalistisches Wirtschaftssystem und eine diesem entsprechende Gesellschaftsstruktur nur partiell gegen die Resistenzkraft der traditionalen, agrarischen Gesellschaft durchsetzen können. Der Faschismus stelle in diesen Ländern daher eine Konsequenz des spezifischen Verlaufs sozioökonomischer Modernisierung dar.21 Moores Interpretation stellt insgesamt einen umfassenden Ansatz zur analytischen Verbindung des Faschismus mit Prozessen gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels dar, konzentriert sich aber zu stark auf die Entwicklung in Japan. Die Erklärungskraft seiner Deutung bleibt im Hinblick auf eine vergleichende Untersuchung faschistischer Bewegungen daher begrenzt. Basierend auf dem von WW Rostow entwickelten Modell der Stadien 147 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ökonomischer Entwicklung, hat A.F.K. Organski - ähnlich wie Moore - den Faschismus als Herrschaftsform definiert, die sich bei der Transformation einer agrarischen in eine industrielle Gesellschaft etablieren könne. Industriewirtschaftliche und klassengesellschaftliche Strukturen sowie eine Ausweitung der politischen Partizipation führten nach Organskis Interpretation zum graduellen Zerfall der traditionellen, agrarisch-ständisch geprägten Wirtschafts- und Sozialbeziehungen.22 Faschistische Regime könnten in der zweiten und dritten Phase der insgesamt vier von Organski entworfenen Stadien gesellschaftlicher Entwicklung - der »primitive unification«, der Industrialisierung, der Phasen des Wohlfahrtsstaates (»national welfare«) und des Verschwendungskapitalismus (»politics of abundance«) - die politische Macht erringen.23 Während Organski den italienischen Faschismus als Folge der Strukturverwerfungen im krisenhaften Industrialisierungsprozeß deutete, rechnete er die nationalsozialistische Herrschaft dem dritten Stadium politischer und sozioökonomischer Entwicklung zu. Faschistische Regierungen, die sich in der Phase der forcierten Industrialisierung etabliert hatten, so hat Organski weiter argumentiert, schützten sowohl die traditionellen Eliten als auch die neuen industriellen Führungsgruppen vor gesellschaftlichem, ihre Herrschaftsstellung bedrohenden Wandel. Damit hemmten sie aber eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung.24 Anschließend an diese Uberlegungen hat auch Henry A. Turner das ambivalente Verhältnis faschistischer Bewegungen zu Modernisierungsprozessen betont.25 Der Faschismus wird von Turner als Konglomerat politischer Strömungen definiert, die sich zwar gegen grundlegende Rahmenbedingungen liberaler politischer Herrschaft - die Urbanisierung, Industrialisierung sowie den Individualismus und Pluralismus - richteten, aber moderne Mittel gebrauchten, um ihre antimodernistischen Ziele zu realisieren. Diese Interpretation steht in einem diametralen Gegensatz zur Theorie A.J.Gregors, der den italienischen Faschismus als »Entwicklungsdiktatur« charakterisiert hat.26 Mussolinis Regime bot nach Gregors Deutung eine Möglichkeit, die zurückgebliebende Industrialisierung in Italien zu beschleunigen, da es über eine auf die Zukunft orientierte Ideologie - insbesondere den Nationalsyndikalismus - verfugt habe und damit ein Programm tiefgreifender Modernisierung durchsetzbar gewesen sei. Gegen diese Interpretation ist jedoch einzuwenden, daß die den Krieg glorifizierende Ideologie des italienischen Faschismus und die seit der Mitte der dreißiger Jahre vorangetriebene militärische Expansion die binnenwirtschaftliche Entwicklung tendenziell behinderte. Da die ökonomischen Ressourcen für eine langandauernde Kriegführung nicht zur Verfügung standen, demonstriert die faschistische Expansionspolitik gerade die Irrationalität der Ideologie und Herrschaftspraxis des italienischen Faschismus.27 Im Gegensatz zu marxistischen Deutungen und totalitarismustheoreti148 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

schen Erklärungsansätzen können strukturell-funktionale Interpretationen faschistische Bewegungen im Kontext ökonomischer und gesellschaftlicher Transformationsprozesse erklären. Damit vermögen diese Theorien zu einer differenzierenden Analyse der Voraussetzungen und Bedingungen des Faschismus beizutragen. Vor allem Moore und Organski betonen aber die Abhängigkeit faschistischer Regime von residualen agrarischen Eliten zu stark, um die relative Autonomie dieser Regierungen und die von ihnen ausgelöste politische Mobilisierung sowie ihre Wählerbasis erfassen zu können. Dagegen räumt Gregor - in geringerem Ausmaß auch Ralf Dahrendorf und David Schoenbaum in ihren einflußreichen Interpretationen des deutschen Nationalsozialismus - der festgestellten nicht-intentionalen modernisierenden Wirkung faschistischer Regime gegenüber den antimodernistischen und fortschrittsfeindlichen Elementen ihrer Ideologien und auch ihrer Herrschaftspraxis einen Stellenwert ein, der empirisch nicht begründet werden kann.28 Ebenso wie modernisierungstheoretische Deutungen zielt auch Ernst Noltes historisch-phänomenologische Faschismustheorie, die die nichtmarxistische Faschismusforschung in den sechziger Jahren neu belebte, auf einen umfassenden typologischen Vergleich faschistischer Bewegungen ab.29 Nolte interpretiert die Herausbildung und den Einflußgewinn des Faschismus als eine Reaktion auf die Krise des »liberalen Systems« nach dem Ersten Weltkrieg. Er deutet die Herausbildung faschistischer Bewegungen daher als Ausdruck des Widerstandes sowohl gegen die theoretische (religiöse und philosophische) als auch gegen die praktische »Transzendenz«, die sich vor allem in einem zukunftsbezogenen Handeln und im Ziel der Erweiterung der Lebenszusammenhänge sowie der materiellen Existenzbasis in der menschlichen Gesellschaft manifestiere.30 Da der Marxismus insbesondere seit der Russischen Revolution als wichtigste Triebkraft dieses Strebens nach sozioökonomischem Wandel anzusehen ist, hat Nolte den Faschismus definiert als »Antimarxismus, der den Gegner durch die Ausbildung einer radikal entgegengesetzten und doch benachbarten Ideologie und die Anwendung von nahezu identischen und doch charakteristisch umgeprägten Methoden zu vernichten trachtet, stets aber im undurchbrechbaren Rahmen nationaler Selbstbehauptung und Autonomie«.31 Ausgehend von dieser Begriffsbestimmung hat Nolte hervorgehoben, daß der Faschismus und der Marxismus einerseits das gemeinsame Ziel aufwiesen, die Folgen der Industriellen Revolution - auch durch prinzipiell unbegrenzte Gewaltausübung - zu überwinden, die faschistischen Bewegungen sich aber andererseits in wichtigen Bereichen ihrer Ideologie fundamental vom Marxismus unterschieden.32 Die phänomenologische Methode wird in den Arbeiten Noltes erweitert und differenziert durch ein typologisches Verfahren zur Analyse faschistischer 149 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Bewegungen, die Nolte als Phänomene ausschließlich der Epoche von 1918 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs versteht. Die Unterscheidung zwischen »prä-«, »früh-«, »normal-« und »radikalfaschistischen« Varianten ist zwar zu undifferenziert, um die Strukturmerkmale und sozioökonomischen Voraussetzungen faschistischer Organisationen erklären zu können, bildet aber eine Basis für vergleichende Studien des europäischen Faschismus. Noltes phänomenologische Methode und seine tendenziell reduktionistische Interpretation des Faschismus als Reaktion auf die - von ihm als Einheit verstandenen - »Revolutionen« der Industrialisierung und der bolschewistischen Machtübernahme in Rußland schließen sozialgeschichtlich orientierte Analysen faschistischer Gruppierungen zwar nicht a priori aus, verstellen aber implizit den Zugang zu diesen Erklärungsansätzen.33 Dagegen ermöglicht das typologische Verfahren Noltes im Rahmen von komparativen Untersuchungen des Faschismus auch eine Interpretation seiner sozialen Voraussetzungen und Funktionen. Obwohl der Erklärungswert der dargelegten marxistischen, historischphänomenologischen und strukturell-funktionalistischen Faschismusinterpretationen begrenzt ist, erfordert eine systematische struktur- und entwicklungsgeschichtliche Analyse faschistischer Organisationen ein idealtypisch definiertes, aberflexibelverwendetes Faschismuskonzept.34 Ein als heuristisches Instrument gebrauchter Faschismusbegriff kann die Gemeinsamkeiten und Unterschiede faschistischer Bewegungen in der Zwischenkriegszeit differenzierend erfassen, da er zentrale analytische Kategorien für die historische Forschung bereitstellt.35 Gerade wegen der häufig pauschalen Verwendung des Faschismusbegriffs bietet er gegenüber dem Rückzug auf eine ausschließlich nominalistische Position die Möglichkeit, die öffentliche und wissenschaftliche Diskussion über den »Faschismus« zu beeinflussen und damit zu einer differenzierteren Sichtweise beizutragen.36 Daher werden im folgenden in der Sekundärliteratur behandelte Merkmale faschistischer Bewegungen zusammengefaßt, um auf diese Weise Kriterien und leitende Gesichtspunkte für die Analyse der sich als »faschistisch« verstehenden Bewegungen in Großbritannien zu gewinnen. 1. Faschistische Parteien sollten als Phänomene der europäischen Geschichte in der Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Niederlage der »Achsenmächte« 1945 angesehen werden. Die faschistische Bewegung in Italien und das Regime unter Mussolini bildeten das entscheidende Vorbild für die nachfolgend in allen europäischen Ländern gegründeten Parteien. In den dreißiger Jahren gingen jedoch der Einfluß und die Attraktivität des italienischen Faschismus gegenüber dem deutschen Nationalsozialismus insgesamt zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Bewegungen mit ähnlichem Erscheinungsbild und ideologischen Profil durch die Erfahrung der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft tendenziell diskreditiert und 150 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

blieben auch aufgrund der veränderten sozioökonomischen Rahmenbedingungen weitgehend einflußlos.37 2. Der ökonomische Entwicklungsstand von Ländern, in denen sich faschistische Gruppierungen herausbildeten, differierte deutlich. Eine unvollständige Durchsetzung des industriell-kapitalistischen Wirtschaftssystems und die daraus resultierenden sozioökonomischen und politischen Strukturverwerfungen können jedoch als wichtige Bedingungen der Etablierung faschistischer Regime angesehen werden, wobei die konjunkturelle Wirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre strukturelle Anpassungsdefizite verschärfte.38 Neben der partiellen ökonomischen Modernisierung trugen auch Probleme der nationalen Integration zum Aufstieg des Faschismus in einzelnen Ländern bei. Insbesondere jedoch bildete eine Legitimitätskrise das parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems, die aus einer verzögerten Demokratisierung resultierte, eine wesentliche Rahmenbedingung für den Einflußgewinn faschistischer Bewegungen, denn diese waren als »latecomers« im Formationsprozeß der Parteien von der Diskreditierung der etablierten politischen Kräfte abhängig. Die Fusion wirtschaftlicher und sozialer Modernisierungsdefizite mit nationalistischen Ressentiments zu einer tiefgreifenden politischen Krise bestimmte daher weitgehend den Einflußgewinn faschistischer Bewegungen.39 3. Obwohl die meisten faschistischen Bewegungen von einer vorwiegend mittelständischen Protestbewegung getragen wurden, war ihre soziale Zusammensetzung insgesamt sehr heterogen und auch starken Veränderungen unterworfen. Faschistische Organisationen zielten auf eine umfassende Mobilisierung und Integration aller Gesellschaftsgruppen ab, wobei sie jedoch vor allem Jugendliche und politisch nicht fest gebundene Bevölkerungsgruppen gewannen.40 4. Gemeinsame Merkmale der Ideologie faschistischer Bewegungen der Zwischenkriegszeit waren eine radikale Ablehnung des Marxismus und Sozialismus, die Verknüpfung von antidemokratischen und illiberalen Werten sowie ein aggressiver, mit Ausschließlichkeitsanspruch vertretener Nationalismus und Ethnozentrismus. Faschistische Bewegungen propagierten darüber hinaus die uneingeschänkte Herrschaft eines charismatischen Führers, der chiliastische Heilserwartungen mobilisierte.41 Die relative Bedeutung dieser Elemente in der Agitation der einzelnen faschistischen Parteien variierte allerdings und hing von den spezifisch nationalgeschichtlichen Bedingungen in den jeweiligen Staaten ab. Alle faschistischen Gruppierungen forderten aber, den politischen und sozialen Pluralismus einzuschränken und die gesellschaftliche Kohärenz zu stärken. Das Ideal einer geschlossenen Gesellschaft richtete sich hierbei sowohl gegen den bürgerlich-liberalen Staat als auch gegen die Ideologien des Sozialismus und Kommunismus.42 Die angestrebte, alle Lebensbereiche erfassende soziale Integration sollte insbe151 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

sondere durch die Etablierung eines korporativen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems - bei Beibehaltung des Kapitalismus - und eine außenpolitische Expansion erreicht werden. Die für die Programmatik faschistischer Bewegungen insgesamt charakteristische manichäische Weltsicht prägte vor allem ihr Politikverständnis, das insbesondere in Gesellschaften mit einer militaristischen Tradition die Anziehungskraft des Faschismus erhöhte. 5. Das Erscheinungsbild faschistischer Organisationen war durch einen Stil politischer Agitation gekennzeichnet, der durch Massenaufmärsche uniformierter Mitglieder und inszenierte kultisch-rituelle Handlungen - vor allem Fahnenweihen und Totenehrungen - einerseits die Vergangenheit glorifizieren und andererseits eine jugendliche Dynamik symbolisieren sollte.43 Auch die von den paramilitärisch organisierten Verbänden demonstrierte Gewaltbereitschaft, der Appell an Emotionen und Aktion bei dezidierter Ablehnung rationalen Denkens reflektierten den ideologischen Anspruch der faschistischen Parteien, eine zivilisatorische Erneuerung durchzusetzen. Die Propagierung eines Führermythos und - damit verknüpft - die hierarchische Gliederung sollten die Geschlossenheit der Parteiorganisationen gewährleisten. 6. Faschistische Bewegungen beanspruchten ein Herrschaftsmonopol, das sich gegen die Autonomie der mit diesen konkurrierenden politischen Kräfte richtete.44 Dieser Machtanspruch, der sich auch im Agitationsstil ausdrückte, zielte nicht nur auf die Beseitigung des politischen und gesellschaftlichen Einflusses sozialistischer, kommunistischer und liberaler Parteien, sondern auch auf eine Erosion der Herrschaftsstellung traditioneller Eliten ab. Das Durchsetzungsvermögen der faschistischen Parteien hing hierbei außer vom Ausmaß des Legitimitätsverlustes dieser Machtgruppen auch von ihrer Anpassungsbereitschaft ab.45 Die gemeinsamen Merkmale faschistischer Bewegungen rechtfertigen insgesamt die Verwendung des hier idealtypisch definierten Faschismusbegriffs. Obwohl der Nationalsozialismus vor allem durch seinen völkisch-biologistischen Rassenantisemitismus und die daraus resultierende Radikalität seiner Vernichtungspolitik singular war, wies auch der italienische Faschismus einen Rassismus auf, der allerdings durch die Kolonialherrschaft geprägt war und auf einem zivilisatorischen Überlegenheitsdenken basierte. Die Konzeption des Faschismus ist daher typologisch zu differenzieren und kann nur als heuristisches Instrument zur Analyse der in Großbritannien in der Zwischenkriegszeit gebildeten Bewegungen benutzt werden, die sich als »faschistisch« bezeichneten.46 In der folgenden Untersuchung der British Fascists und der BUF wird daher eine Synthese von »Ereignis, Selbstverständnis und Struktur«47 angestrebt, die eine Grundlage für weitere vergleichende Studien zum europäischen Faschismus bilden und zur Weiterentwicklung einer Typologie faschistischer Gruppierungen beitragen soll. 152 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

4.2.2. Der soziokulturelle Einfluß des Faschismus. Die British Fascists 1923-1935 Die 1923 von Rotha Lintorn-Orman gegründeten British Fascists (BF) sind in der historischen Forschung als eine weitgehend einflußlose politische Gruppierung beurteilt worden. Ihr Einfluß in der britischen Gesellschaft sollte aber nicht unterschätzt werden, denn in den zwanziger Jahren vollzogen sich weitreichende sozioökonomische und politische Transformationsprozesse, die von den betroffenen Bevölkerungsgruppen teilweise als Krise wahrgenommen wurden. Die Arbeitskonflikte, die 1926 im Generalstreik gipfelten, die hohe Beschäfitgungslosigkeit und der Aufstieg der Labour Party stellten für die seit 1924 amtierende konservative Regierung Baldwin eine beträchtliche Herausforderung dar. Die BF gewannen daher in den zwanziger Jahren eine begrenzte Unterstützung für ihre Programmatik.48 Die Bewegung verband die vom italienischen Faschismus ausgehenden Impulse - insbesondere die korporativen Ideologiekomponenten - mit den Traditionen des britischen Imperialismus, Rassismus sowie der Monarchie und mobilisierte mittelständische Verdrängungsängste für ihre Agitation.49 Die BF forderten daher in ihrem politischen Grundsatzprogramm: »1). Die Unterstützung Seiner Majestät, des Königs, seiner Erben und Nachfolger, die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Verfassung, des britischen Empire und der christlichen Konfession. 2). Die Förderung des Zusammengehörigkeitsbewußtseins in der Gesellschaft.... 9). Die schrittweise Reinigung der britischen Rasse durch eine drastische Einschränkung der Einwanderung von Fremden nach Großbritannien und in die Dominions«. 50

Die BF wurde auch als Reaktion auf die bolschewistische Revolution in Rußland und die Gründung der Communist Party of Great Britain (CPGB) gebildet.51 Die BF verstanden sich außerdem ebenso wie die vor 1914 und während des Ersten Weltkriegs gegründeten radikal nationalistischen und antisozialistischen Gruppierungen als Kampfverband gegen die Labour Party.52 Die Agitation der Bewegung verstärkte sich daher, nachdem Ramsay MacDonald 1924 zum Premierminister der ersten Labour-Regierung ernannt worden war und 1925 ein Streik der organisierten Bergarbeiter in Großbritannien drohte. Als in den BF vor diesem Hintergrund die Forderung Einfluß gewann, den Antisozialismus zu radikalisieren, eine antisemitische Agitation aufzunehmen und eine genuin faschistische Programmatik zu entwickeln, spalteten sich 1924/25 etwa hundert Mitglieder von der Organisation ab. Diese Gruppe, die sich als elitäre, aber radikale Kampftruppe gegen Sozialismus und Kommunismus verstand, bildete die National Fascists. Die numerisch unbedeutende Organisation lehnte sich in ihrem Erscheinungsbild 153 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

eng an das Vorbild des italienischen Faschismus an und forderte die Durchsetzung einer korporativen Gesellschaftsordnung. Der militante Aktionismus des Verbandes richtete sich besonders gegen Kundgebungen der Labour Party und der CPGB. Mitglieder der National Fascists schützten auch Redner der Konservativen Partei gegen Übergriffe ihrer politischen Gegner Nachdem sich aber in den späten zwanziger Jahren interne Konflikte verschärft hatten, zerfielen die National Fascists, die auch durch die scharfe Rivalität mit den BF geschwächt worden waren.53 Der politische Einfluß der BF wurde durch eine erneute Fraktionierung weiter reduziert, als Lintorn-Orman im Frühjahr 1926 der konservativen Regierung unter Premierminister Baldwin eine Kooperation der von ihr geführten Bewegung mit der National Citizens' Union (NCU), einer militanten Streikbrecherorganisation, vorschlug, um die Versorgung der britischen Bevölkerung im allgemein erwarteten Generalstreik aufrechtzuerhalten. Über dieses Angebot der BF mußte vom 1924 ernannten Innenminister William Joynson-Hicks entschieden werden, der seit seiner Wahl als Parlamentsabgeordneter 1908 für eine restriktive Einwanderungspolitik eingetreten war und 1911 an der antijüdischen Agitation gegen den Postminister Herbert Samuel teilgenommen hatte. Im Ersten Weltkrieg hatte sich Joynson-Hicks der nationalistischen British Empire Union angeschlossen. Unter dem Eindruck der Russischen Revolution hatte Joynson-Hicks nach 1918 seine Ressentiments gegen Juden und Sozialisten zu einer antisemitischen Verschwörungstheorie radikalisiert und die Propagandakampagne der radikalen Konservativen für eine Aufkündigung der Koalitionsregierung mit den Liberalen unterstützt.54 Der durch seinen rigorosen Antikommunismus und seine Feindschaft gegen die britischen Juden ausgewiesene Innenminister begrüßte daher prinzipiell die Vorschläge der BF. Er wollte die BF jedoch an den Vorbereitungen der von der Regierung etablierten Organisation for the Maintenance of Supplies nur beteiligen, wenn der Verband sich verpflichtete, das Ziel der Beseitigung des parlamentarischen Regierungssystems in Großbritannien aufzugeben. Im Führungsgremium der Bewegung, dem Fascist Grand Council, setzte sich die Gründerin Lintorn-Orman mit ihrer kategorischen Weigerung, die Bedingung des Innenminsters zu erfüllen, aber durch. Daraufhin trat eine gegen diese Entscheidung opponierende Gruppe von Mitgliedern um Brigadegeneral Blakeney aus den BF aus und schwächte damit diese faschistische Organisation. Die BF verloren zudem mit dem Zusammenbruch des Generalstreiks im Mai 1926 und dem darauffolgenden Abbruch der Arbeitsniederlegungen im Bergbau ihre raison d'être. Als auch die von der Führung der BF geäußerte Bitte, im Rahmen eines Aufmarsches von 15000 Anhängern im September 1926 dem König salutieren zu dürfen, abgelehnt wurde und die von Baldwin geführte konservative Regierung das bürgerliche Sicherheits154 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

und Stabilitätsbedürfnis erfüllte, stieß die Agitation der BF in den späten zwanziger Jahren nur noch auf eine geringe Resonanz.55 Die im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Marginalisierung erneut aufbrechenden internen Auseinandersetzungen, die auch aus den mangelnden Führungsqualitäten Lintorn-Ormans resultierten, verschärften sich in den frühen dreißiger Jahren. Mosley, der nach dem Scheitern seiner New Party in der Parlamentswahl von 1931 die Gründung einer faschistischen Organisation plante, schlug den führenden Vertretern der BF durch seinen Beauftragten Robert Forgan im Februar 1932 vor, ihre geschwächte Gruppierung an die zu bildende faschistische Sammlungsbewegung anzugliedern.56 Während Lintorn-Orman einen organisatorischen Zusammenschluß ablehnte, schlossen sich führende Mitglieder um Neil Francis Hawkins und E.G. Mandeville Roe im Mai 1932 Mosley an und wirkten bei der Gründung der BUF mit. Nachdem Lintorn-Orman 1934 wiederum eine Integration ihrer verschuldeten Bewegung in die BUF verhindert hatte, weigerte sich ein Kreditgeber, der eine Fusion mit der Mosley-Bewegung befürwortete, weitere Verbindlichkeiten zu übernehmen. Die BF wurden daher aufgrund des akuten Finanzmangels schließlich aufgelöst.57 Die Agitation der BF gegen die Gewerkschaften und die Labour Party in den frühen zwanziger Jahren reflektierte die radikal antisozialistische Ideologie der Gruppierung, die sich zunächst primär als Kampfverband gegen Arbeitsniederlegungen und revolutionäre Umsturzversuche organisierte.58 Das Selbstverständnis der BF als militanter Bewegung zur Konservierung der bestehenden gesellschaftlichen und politischen Herrschaftsstrukturen drückt sich in ihrer Programmatik explizit aus, denn die Gruppierung verlangte: »Eine intensive Propaganda und einen wirksamen Kampf gegen alle bolschewistischen, kommunistischen und sozialistischen Bewegungen sowie gegen alle anderen subversiven und gegen die christliche Religion gerichteten Organisationen. Dieser Kampf muß fortgesetzt werden, bis alle Aufrührer, Illoyale und Degenerierte aus dem Empire vertrieben sind«. 59

Auf der Grundlage der kompromißlosen Ablehnung von Sozialismus und Kommunismus wandten sich die BF - auch in ihrer 1926 gegründeten Zeitschrift The British Lion - gegen den Klassenkampfgedanken und propagierten das Ideal einer geschlossenen »nationalen« Gemeinschaft.60 Der angestrebte korporative Staat wurde dem bestehenden parlamentarischen Regierungssystem entgegengesetzt, das nachdrücklich abgelehnt wurde. Ebenso wie die vor dem Ersten Weltkrieg konstituierten antisozialistischen Agitationsverbände traten die BF darüber hinaus für die Durchführung begrenzter Sozialreformen ein, um gesellschaftliche Konflikte zu entschärfen. Die Forderungen nach Reformen wurden jedoch in der Agitation der BF ebensowenig spezifiziert wie die kompromißlose Opposition gegen den Finanzkapitalismus. Der radikale Nationalismus und Antiparlamentarismus 155 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

zeigt sich auch darin, daß die BF für eine Konsolidierung der imperialen Herrschaft Großbritanniens und der verfassungsrechtlichen Position des englischen Monarchen agitierten.61 Die Organisation, die bis 1925/26 weitgehend als Schutztruppe auf Kundgebungen der Konservativen Partei fungierte, verlangte außerdem eine umfassende nationalistische Progagandakampagne als Mittel gegen soziale Interessendivergenzen und Konflikte. Auch antisemitische undfremdenfeindlicheRessentiments, die sich vor allem gegen die - ohnehin restriktive - Einwanderungspolitik der Regierung Baldwin richteten, kennzeichneten die Programmatik der BF.62 Nachdem die Führung der BF eine Beteiligung ihres Verbandes an den Vorbereitungen der OMS gegen die sich im Frühjahr 1926 abzeichnenden Streiks abgelehnt hatte, radikalisierte die von Lintorn-Orman geführte Bewegung ihre Programmatik. Sie griff vor allem die korporative Ideologie des faschistischen Italien auf, das zunehmend zum Vorbild sozioökonomischer und politischer Organisation stilisiert wurde.63 In den frühen dreißiger Jahren vertraten die BF auch einen fortschreitend verschärften Antisemitismus und unterstützten 1933/34 das Vorgehen des NS-Regimes gegen die jüdische Minderheit in Deutschland. Die ideologische Radikalisierung in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren ging mit einem Wandel in der Zusammensetzung der Mitglieder einher. Während zunächst vorwiegend ehemalige Soldaten in den BF organisiert waren, nahm der Anteil von Zivilisten - zumindest in dem die politische Aktivität der Bewegung kontrollierenden »Großrat« - nach den Abspaltungen 1925/26 deutlich zu.64 Dem Führungsgremium der BF gehörten aber auch radikal konservative Politiker, einzelne Landadlige sowie auf eine Erweiterung ihrer politischen und sozialen Partizipationsmöglichkeiten drängende Frauen aus den Mittelschichten an. Obwohl die BF auch zahlreiche Arbeiter, die einen militanten Aktionismus befürworteten, gewannen, dominierten unter den Mitgliedern der Bewegung insgesamt Mittelschichtenangehörige. Trotz der regionalen Konzentration in London und Südengland hatten die BF bis 1925/26 mehr als tausend Ortsverbände in ganz England, Wales, Schottland und Nordirland etabliert.65 Nach der Gründung der BUF im Oktober 1932 setzten sich die BF jedoch nur noch aus etwa 300 Mitgliedern zusammen, die die wachsende Anziehungskraft der MosleyBewegung durch eine direkte, auch gewalttätige Auseinandersetzungen einschließende Konfrontation einzudämmen versuchten.66 Die BF fungierten auch als Rekrutierungsorgan für radikale Antisemiten und spätere Mitglieder der BUF.67 Neben Arnold Leese, der 1928 die IFL konstituierte, gehörten den BF Brigadegeneral Blakeney, der von 1924 bis 1926 der Vorsitzende der Bewegung war und in den dreißiger Jahren der IFL und der BUF beitrat, an. Nesta Webster, die die Theorie einer Verschwörung von Juden und Freimaurern propagierte, schloß sich der Organisation 1926 156 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

an. Auch William Joyce, der in den dreißiger Jahren die Propaganda der BUF leitete und im Zweiten Weltkrieg für den deutschen Rundfunk arbeitete, sowie die späteren BUF-Funktionäre Mandeville Roe, Donovan und Francis Hawkins waren Mitglieder der BF.68 Ebenso wurden nationalistische Propagandisten, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg gegen die Labour Party sowie die Gewerkschaften agitiert und die Durchsetzung gesellschaftlicher Geschlossenheit in einer zu etablierenden »nationalen« Gemeinschaft gefordert hatten, von der Programmatik der BF angezogen.69 Patrick Hannon, der von 1911 bis 1918 eine Führungsrolle in der Navy League ausgeübt und vor der Gründung der von ihm geführten British Commonwealth Union Schutzzollverbänden in der Konservativen Partei angehört hatte, schloß sich 1924 den BF an und leitete ihren Ortsverband in Birmingham. Auch Arnold White, ein führender Agitator der »radikalen Rechten« vor 1914, informierte sich über die politischen Ziele der BF und erwog offenbar den Eintritt in diese Bewegung, bevor er im Februar 1925 starb. Die programmatische Verbindung eines militanten Antisozialismus, der die Revolutionsängste der Mittelschichten mobilisieren sollte, mit dem Ziel sozioökonomischen und politischen Zusammenschlusses drückte sich nicht nur in der sozialen Zusammensetzung der Mitglieder, sondern auch in der organisatorischen Struktur und im politischen Stil der BF aus. Die propagandistische Aktivität der Bewegung wurde von einem Exekutivrat koordiniert und überwacht, der wiederum der Weisungsbefugnis des Großrates unterstand und die von diesem Leitungsorgan verabschiedeten Grundsatzbeschlüsse ausführen mußte. Die dem Exekutivrat untergeordneten Regionalund Ortsverbände der BF kontrollierten die Mitglieder, die sich auf die einzelnen Organisationen der Bewegung verteilten und ihre Agitation trugen. Die weitgehend von ihren Anhängern organisierten Kundgebungen der BF wurden vor allem durch die von Blakeney im Führungsgremium der Gruppierung durchgesetzten Aufmärsche paramilitärischer Verbände sowie eine exzessive Verwendung von Symbolen wie Fahnen und Parteiabzeichen geprägt. Die Anziehungskraft der BF ergab sich jedoch nicht nur aus der politischen Aktivität, sondern auch aus ihren vielfältigen Gemeinschafts- und Freizeitangeboten.70 Die BF orientierten sich sowohl in ihrer Asthetisierung der Politik als auch in ihrer korporativistischen Ideologie am Vorbild des italienischen Faschismus und verfugten durch das von James Strachey Barnes geleitete Centre International d'Etudes sur la Fascisme auch über Verbindungen zum Regime Mussolinis.71 Es liegen jedoch keine Belege für eine finanzielle Unterstützung der Organisation Lintorn-Ormans durch italienische Regierungs- oder Parteidienststellen vor. Die Finanzierung der BF wurde vielmehr weitgehend durch die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und der Subskription faschistischer Propagandaschriften gesichert, während Zuwendungen einzelner Geld157 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

geber nur einen geringen Anteil der Ausgaben abdeckten.72 Als mit den Mitgliederverlusten in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren die Einnahmen deutlich zurückgingen, konnten auch die Darlehen einzelner wohlhabener Anhänger die Insolvenz und damit die Auflösung der BF nicht verhindern. Trotz der Zustimmung einzelner konservativer Parlamentsabgeordneter und Vertreter des Foreign Office zum kompromißlosen Kampf des faschistischen Regimes unter Mussolini gegen Sozialismus und Kommunismus in den zwanziger Jahren betrachteten die politischen Führungsgruppen Großbritanniens den Faschismus als spezifisch italienisches Regierungssystem. Sie lehnten den militanten Aktionismus der BF daher überwiegend ab.73 Die Regierung band ihre Annahme des Kooperationsangebotes der BF 1926 an ein eindeutiges Bekenntnis der Gruppierung zu den parlamentarisch-demokratischen Entscheidungsverfahren und löste damit eine tiefgreifende Fraktionierung der Organisation aus. Die politische Stabilität nach den Arbeitsniederlegungen der frühen zwanziger Jahre und dem Generalstreik von 1926 beschleunigte den Einflußverlust der BF. Während das konservative Kabinett das bürgerliche Sicherheitsstreben und das Interesse an der Status-quoErhaltung verkörperte, setzte sich in der Labour Party endgültig eine pragmatisch-reformerische Programmatik durch. Auch die CPGB, deren Mitgliederzahl von 1926 bis 1930 rapide sank, bedrohte die politische Stabilität nicht. Die antikommunistische Agitation der BF konnte nach dem Scheitern des Generalstreiks daher insgesamt keine Revolutionsängste mobilisieren und für ihre Zielsetzungen instrumentalisieren.74 Die prinzipielle Ablehnung der BF durch die konservative Regierung schloß aber die partielle Übernahme einzelner Elemente ihrer Programmatik keineswegs aus. Der militante Antisozialismus und der latente Antisemitismus des Innenministers Joynson-Hicks reflektierten auch das Ziel, die Herausforderung des parlamentarischen Regierungssystems durch die Agitation der BF zu entschärfen. Gegen heftige Proteste legte Joynson-Hicks die 1919 erlassenen Einwanderungsgesetze, die die Ausweisung nicht eingebürgerter Immigranten ermöglichten, ausgesprochen extensiv aus, da er insbesondere die Juden eng mit dem Bolschewismus identifizierte. Die Agitation der BF trug damit zur Herausbildung eines politischen Klimas bei, in dem eine radikale Fremdenfeindlichkeit und ein rigoroser Antikommunismus politische Respektabilität gewannen.75 Darüber hinaus teilten die BF partiell die von Stanley Baldwin in den zwanziger und dreißiger Jahren propagierte Überzeugung von einer besonderen englischen Kultur. Dieser Topos verband das Bekenntnis zu einer dörflich-agrarischen Lebenswelt mit einem radikalen Antikommunismus und einer latenten Fremdenfeindlichkeit. Die Ideologie der englischen Sonderrolle schloß außerdem ein rassistisches Überlegenheitsdenken ein und 158 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

legitimierte auf diese Weise den englischen Imperialismus. Baldwin verteidigte aber auch das parlamentarische Regierungssystem als unabdingbare Grundlage der politischen Kultur Großbritanniens.76 Die unmittelbare Bedeutung der durch fortwährende interne Konflikte geschwächten BF ergibt sich neben ihrer Funktion als organisatorischer Zusammenschluß radikaler Nationalisten und Antisemiten vor allem aus ihrer Unterstützung der Regierungspropaganda gegen die 1925/26 drohenden Streiks. Darüber hinaus begründete die Bewegung eine Tradition des Faschismus in Großbritannien.77 Trotz ihrer Orientierung am konservativen Ziel der Status-quo-Sicherung propagierten die BF auch wesentliche Elemente faschistischer Ideologie: einen militanten Antisozialismus und Antikommunismus, die Vision einer »nationalen Gemeinschaft«, das Ziel einer korporativen Reorganisation der Wirtschaft, einen virulenten Nationalismus und Imperialismus sowie einen in antisemitische Verschwörungstheorien übergehenden Ethnozentrismus. Der Verband reflektierte durch die Inszenierung von Versammlungen mit paramilitärischen Verbänden auch das faschistische Politikverständnis.78 Insofern bildete die BF eine zentrale personelle, ideologische und organisatorische Grundlage für die politische Aktivität der BUF in den dreißiger Jahren.

4.2.3. Die British Union of Fascists in der englischen Gesellschaft und Politik 1932-1940 4.2.3.1. »Labour's »Lost Leader««? Zur politischen Laufbahn Sir Oswald Mosleys 1918-1932 Oswald Mosley wurde am 16. November 1896 als ältester Sohn einer bekannten Landadelsfamilie in Staffordshire geboren.79 Nachdem er von 1905 bis 1909 die Vorbereitungsschule in West Downs besucht hatte, begann Mosley seine Schulausbildung in Winchester, einer der führenden und prestigereichen Privatschulen in Großbritannien. Hier entwickelte Mosley früh eine starke Neigung zu sportlicher Aktivität - vor allem zum Boxen und Fechten - und eine scharfe Ablehnung elitärer intellektueller Schulung.80 In der Elite-Militärakademie Sandhurst, in die Mosley im Alter von 17 Jahren aufgenommen wurde, prägte ihn insbesondere die Kombination von strenger militärischer Disziplin und einer ausschweifenden Lebensführung außerhalb des Dienstes. Seine Ausbildung in Sandhurst wurde jedoch schon nach wenigen Monaten durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrochen, dessen Erfahrung einen starken Einfluß auf Mosleys politische Überzeugungen ausübte.81 159 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Nachdem er zunächst mit einem Kavallerieregiment in Irland stationiert gewesen war, meldete Mosley sich Ende 1914 freiwillig zu den Verbänden des Royal Flying Corps, da er an den Kämpfen an der Front in Frankreich teilnehmen wollte.82 Aufgrund einer Verletzung wurde Mosley 1915 aus der - noch kleinen und daher exklusiv-elitären - britischen Luftwaffe entlassen und wieder in das Kavallerieregiment aufgenommen, dem er bis Ende 1914 angehört hatte. In Mosleys Erläuterung der Motive für seinen Entschluß, in diesem inzwischen an die Grabenfront in Frankreich verlegten Verband zu kämpfen, drückt sich die von vielen Soldaten geteilte Erfahrung des Ersten Weltkriegs als epochale Zäsur aus: »Ich wurde noch bis zu einem gewissen Ausmaß von dem sonderbaren Wunsch geleitet, dieses außergewöhnliche und - wie wir glaubten - einzigartige Ereignis vollständig zu erleben«.83 Nachdem er wegen seiner 1915 erlittenen Verwundung aus den Kampfhandlungen in Belgien zurückgezogen werden mußte, arbeitete Mosley 1917/18 im Munitions- und Außenministerium und erweiterte durch eine umfangreiche Lektüre seine Bildung. Obwohl ihm eine militärische Auszeichnung, die seinem Ideal der heroischen Aufopferung entsprochen hätte, nicht verliehen wurde, hinterließ die Teilnahme am Ersten Weltkrieg bleibende Eindrücke bei Mosley, die in der Überzeugung gipfelten, »daß sich Krieg niemals wiederholen darf, daß wir ein besseres Land für unsere Kameraden, die noch leben, schaffen müssen, daß wir eine schönere Welt in Erinnerung an diejenigen, die starben, anstreben müssen«.84 Diese als Vermächtnis gegenüber den Opfern des Ersten Weltkriegs verstandene und mit missionarischem Eifer verfolgte Zielsetzung prägte Mosleys Entschluß, als Politiker zum Aufbau einer Gesellschaft beizutragen, in der die Kriegsteilnehmer die ihnen zustehenden Führungspositionen einnehmen sollten.85 Mosley Selbstverständnis als Repräsentant der »Kriegsgeneration« korrespondierte mit seiner strikten Ablehnung von parteipolitischen Zuordnungen und Konflikten. Diese wurden als Charakteristika der Vorkriegszeit interpretiert, die nach Mosleys Auffassung dem zu schaffenden »Land für Helden« diametral entgegenstand: »Es ist nur Blindheit gegenüber der Realität, die grundlegende Tatsache zu übersehen, daß die politische Welt neu ist. Der Krieg hat den alten Parteienstreit ebenso beseitigt wie die traditionellen Parteien selber. Das nächste Parteiensystem wird ein neues Parteiensystem sein. Die großen neuen politischen Probleme werden demnächst zu neuen Parteienbindungen führen«.86

Ebenso wie seine Distanzierung von den etablierten Parteien waren Mosleys Ressentiments gegen die Vorkriegsgeneration von Politikern, die »alte Bande von Politikern«, ein Ergebnis der Erfahrung des Ersten Weltkriegs. Dieses Mißtrauen gegenüber der Fähigkeit des traditionellen politischen Systems, die durch den Krieg entstandenen oder verschärften gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme zu lösen, verstärkte sich, nachdem deutlich gewor-

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den war, daß die Koalitionsregierung Lloyd George zwar die Reintegration der entlassenen Kriegsteilnehmer zu erreichen vermochte, aber die weitverbreiteten Hoffnungen auftiefgreifendeökonomische und soziale Strukturreformen nicht erfüllen konnte. Als der britische Außenhandel im Gefolge der globalen Depression 1920 rapide schrumpfte und die Arbeitslosenquote in Großbritannien auf 22% der versicherten Arbeitnehmer stieg, wurde die Hoffnung auf eine bessere Nachkriegswelt durch eine kollektive Desillusionierung verdrängt.87 Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung, die nicht zu einer politischen Radikalisierung, sondern bei der Mehrheit der zurückkehrenden Soldaten zu einem Rückzug in die Privatsphäre führte, versuchte Mosley von 1918 bis 1920 als Parlamentsabgeordneter der Konservativen Partei, durch eine überparteilich-pragmatische und den technologischen Fortschritt berücksichtigende Reformpolitik den Aufbau einer neuen Gesellschaft der Frontkämpfergeneration zu erreichen.88 Mosley gewann bei der Parlamentswahl vom Dezember 1918, in der die regierende konservativ-liberale Koalition bestätigt wurde, als Kandidat der Konservativen Partei im Wahlkreis Harrow (Middlesex) gegen seinen Opponenten, einen unabhängigen Konservativen, mit 82,3% der abgegebenen Stimmen.89Mosley, der als jüngster Abgeordneter in das britische Parlament gewählt worden war, trat nachdrücklich für eine Verknüpfung von kollektiver Friedenssicherung als Ziel der englischen Außenpolitik mit innenpolitischen Reformen ein.90 Er unterstützte daher bis 1920 die Politik der Koalitionsregierung unter Lloyd George. Nachdem jedoch die vom Premierminister angestrebte Fusion der Konservativen und Liberalen Parteien gescheitert war und die 1920 einsetzende Depression zu einer drastischen Kürzung der Staatsausgaben geführt hatte, distanzierte sich Mosley zunehmend von der Regierungspolitik. In enger Zusammenarbeit mit Lord Robert Cecil, dem Gründer der 1918 gebildeten League of Nations Union (LNU) und Vertreter der britischen Regierung beim Völkerbund, zielte Mosley darauf ab, gemäß seinem Selbstverständnis als Repräsentant der Kriegsgeneration einen politischen Konsens zwischen den im Parlament vertretenen Parteien über die Nachkriegsordnung zu erreichen. Cecil, der eine Gruppe von gegen die Regierungskoalition opponierenden konservativen Abgeordneten führte, unterstützte das Engagement des jungen Parlamentariers für die Gründung einer »nationalen« Sammlungspartei. Mosley hob vor allem die Notwendigkeit hervor, eine die vorhandenen Interessen harmonisierende Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur zu schaffen, in der die Ansprüche der Soldaten des Ersten Weltkriegs auf politische Partizipation und materielle Entschädigung für ihren Kriegsdienst berücksichtigt werden sollten. Obwohl Mosley die Mittel zur politischen Umsetzung dieser für die Koalitionsregierung bis 1920/21 insgesamt konstitutiven Konzeption noch nicht präzisiert hatte, entwickelte er in der 161 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Zeit von 1918 bis 1922 grundlegende politische Leitgedanken, die seine spätere politische Aktivität nachhaltig beeinflußten.91 Mosley unterstützte als konservativer Parlamentarier vorbehaltlos den Völkerbund, den er als unverzichtbare Institution zur Verwirklichung der Vision einer friedlichen Konfliktregelung zwischen souveränen Nationalstaaten ansah, und trat für die diesem Konzept entsprechende Programmatik der LNU ein.92 Er kritisierte daher heftig die gewaltsame Unterdrückung des Protests gegen die englische Herrschaft in den Kolonien - vor allem durch den Einsatz britischer Truppen unter General Dyer gegen Zivilisten bei Amritsar (Indien) im April 1919 - und gegen die Intervention von Armeeverbänden in den Russischen Bürgerkrieg 1919/20. Mosleys Forderung nach einem Abbau des globalen diplomatischen und militärischen Engagements der Kolonialmacht Großbritannien zugunsten einer Durchführung grundlegender Wirtschafts- und Sozialreformen führte zu Konflikten mit der Regierung, nachdem sich Mosley für eine uneingeschränkte nationale Unabhängigkeit Irlands ausgesprochen hatte.93 Als Reaktion auf die Konstituierung eines unabhängigen irischen Parlaments, der Dail, durch die 1918 gewählten Kandidaten der Sinn Fein und die Gründung der Irish Republican Army (IRA) im Januar 1919 entschloß sich Premierminister Lloyd George zur Aufstellung bewaffneter Verbände, der »Black and Tans«, die einen Guerillakrieg gegen die IRA führten. Nachdem Mosley im Parlament die Regierung wegen der im irischen Kleinkrieg verübten Folterungen scharf kritisiert hatte, schloß er sich 1920 der Gruppe der unabhängigen Abgeordneten um Cecil an, die der parlamentarischen Opposition angehörten. Diese unabhängigen Konservativen traten - in partieller Anknüpfung an die Programmatik der Round-TableBewegung vor 1914- für einenföderativenZusammenschluß des Empire als Basis eines nationalen Konsenses in der Kolonialpolitik ein.94 Neben seinem vorbehaltlosen Einsatz für die Ziele des Völkerbunds bemühte sich Mosley um die Gründung einer »Vereinigung vernünftiger Menschen, um einen präzisen Vorschlag für die Reorganisation unseres industriellen Systems und für eine damit einhergehende Abwendung des Finanzchaos zu erarbeiten«.95 Zusammen mit dem liberalen Abgeordneten Colin Coote führte Mosley daher die »New Members Coalition Group« der 1918 gewählten Parlamentarier. Diese Gruppierung, die 1919 gebildet worden war, unterstützte die Konsensideologie der Koalitionsregierung und trat 1920 nachdrücklich für den - vor allem von Lloyd George propagierten - organisatorischen Zusammenschluß der Konservativen Partei und der die Regierung tragenden Liberalen ein.96 Mit dem Scheitern dieses Fusionskonzepts und dem Kohärenzverlust in der Regierungskoalition nach 1920 ging jedoch auch der politische Einfluß der Parlamentsabgeordneten zurück, die die Bildung einer neuen Integrationspartei verlangten. Die New Members Coalition Group konnte daher den Zerfall der Allianz zwischen der 162 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Konservativen Partei und den Liberalen um Lloyd George ebensowenig verhindern wie die Wiederaufnahme der parteipolitischen Auseinandersetzungen. Nachdem die von Mosley emphatisch unterstützte Konzeption einer umfassenden Sammlungsbewegung, die die Interessengegensätze verschiedener gesellschaftlicher und politischer Gruppen weitgehend aufheben sollte, gescheitert war, verschärften sich auch die persönlichen Auseinandersetzungen mit dem konservativen Außenminister Lord Curzon, dem Schwiegervater des jungen Parlamentsabgeordneten.97 Mosley distanzierte sich daher zunehmend von der Konservativen Partei, aus der er 1922 auch formell austrat. Trotz des damit vollzogenen Bruchs mit der in den zwanziger Jahren stärksten politischen Partei konnte sich Mosley als unabhängiger Kandidat in den allgemeinen Parlamentswahlen von 1922 und 1923 in seinem Wahlkreis Harrow jeweils mit deutlicher Mehrheit gegen konservative Rivalen durchsetzen.98 Mosley propagierte auch in seiner Funktion als Parlamentsabgeordneter weiterhin seinen Leitgedanken einer Konzentration der Ressourcen Großbritanniens auf das Empire - bei gleichzeitigem Abbau aller außenpolitischen Verpflichtungen auf dem europäischen Kontinent - und auf ein Programm gesellschaftlicher Reformen, wirtschaftlicher Modernisierung und technologischer Innovation. Hierbei wandte er sich im Wahlkampf von 1923 entschieden gegen die Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung, die auf dem Prinzip des Laissez-faire basierte. Mosley kritisierte vor allem die Annahme der Regierung, daß eine Belebung des Welthandels zu einem konjunkturellen Aufschwung in England und damit zu einer Steigerung der britischen Exporte fuhren werde, so daß auf tiefgreifende ökonomische Strukturreformen verzichtet werden könne. Mosley dagegen trat für eine begrenzte staatliche Interventionspolitik und ein Arbeitsbeschaffungsprogramm zur Reduzierung der hohen Beschäftigungslosigkeit ein, ohne aber bereits 1923 konkrete Maßnahmen zur Realisierung dieses Konzepts vorzuschlagen.99 Die scharfe Kritik Mosleys an der Außenpolitik der Koalitionsregierung Lloyd George hatte in den frühen zwanziger Jahren die Aufmerksamkeit Ramsay MacDonalds erregt, der am 18. Januar 1924 der erste LabourPremierminister wurde.100 Mosley seinerseits sah in der Labour Party einen geeigneten institutionellen Rahmen, um vor allem sein wirtschaftspolitisches Programm weiterzuentwickeln. Nachdem er im April 1924 offiziell in die Labour Party aufgenommen worden war, setzte er sich daher verstärkt für eine begrenzte staatliche Interventionspolitik ein, um den ökonomischen Strukturwandel zu forcieren. Dieser Forderung stand jedoch die orthodoxe Wirtschaftspolitik der Labour-Regierung entgegen, die ihre Regierungsfähigkeit durch eine moderat-pragmatische Politik ohne weitreichende neue Impulse beweisen wollte.101 Als das Kabinett dennoch die Unterstützung

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liberaler Abgeordneter verlor und MacDonald daraufhin demissionieren mußte, wurde im Oktober 1924 eine Neuwahl des Parlaments abgehalten, in der die Konservative Partei 48,3% der abgegebenen Stimmen und die absolute Mehrheit der Mandate gewann. Oswald Mosley hatte im Wahlkampf gegen Neville Chamberlain, den Gesundheitsminister und Schatzkanzler in den Regierungen Bonar Law und Baldwin 1922/23, im Wahlkreis Ladywood (Birmingham) die Verstaatlichung der Eisenbahnen, Bergwerke sowie der Banken verlangt und unterlag in der Wahl nur knapp gegen den prominenten Gegenkandidaten.102 Bevor er 1926 eine Nachwahl in Smethwick gewann und damit wieder Parlamentsabgeordneter wurde, entwickelte Mosley in Zusammenarbeit mit John Strachey und Allan Young, die als überzeugte Sozialisten der ILP angehörten, Komponenten einer neuen Wirtschaftspolitik (»Birmingham Proposals«), Diese Vorschläge wurden im Mai 1925 in der Schrift »Revolution by Reason« veröffentlicht.103 Im Anschluß an Keynes, der bereits 1923/24 das Schatzamt gedrängt hatte, einem staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogramm zuzustimmen, forderte auch Mosley in seiner Denkschrift wirtschaftspolitische Initiativen der Regierung, die durch eine Stärkung der Kaufkraft die Binnennachfrage nach Konsumgütern ausweiten und damit die Arbeitslosigkeit reduzieren sollten.104 Mosleys Birmingham Proposals sahen außerdem eine Verstaatlichung der Banken vor, die durch eine von der Regierung kontrollierte Kreditvergabe die Privatindustrie in die Lage versetzen sollten, hohe Löhne zu zahlen. Ein zu etablierender »Economic Council« sollte daher Mindestlöhne festsetzen. Durch die gezielte Kreditvergabe und die Erhöhung des Lohnniveaus sollte einerseits die Binnennachfrage nach Massenkonsumgütern beschäftigungswirksam gesteigert, andererseits aber durch die damit einhergehende Ausweitung der Produktion eine Inflation verhindert werden. Während die von Mosley in »Revolution by Reason« vorgelegte wirtschaftspolitische Konzeption primär auf eine allgemeine Erhöhung der Kaufkraft abzielte, kam dem Postulat einer allgemeinen Umverteilung der Einkommen und Vermögen nur eine untergeordnete Bedeutung zu. Daher distanzierte sich die ILP, die eine einfache Umverteilungspolitik forderte, von Mosleys Vorschlägen, die damit eine ›isolated tour de force‹ « blieben, und faßte ihr Konzept in der 1926 veröffentlichten Schrift »The Living Wage« zusammen.105 Trotz des politischen Widerstands in der Labour Party präzisierte Mosley nach der Publikation der Birmingham Proposals seine nachfrageorientierte wirtschaftspolitische Konzeption. Durch Studienreisen in die Vereinigten Staaten 1925/26 gewann er Erkenntnisse insbesondere über die Produktionsverfahren und Arbeitsbedingungen in einer modernen, stark arbeitsteilig strukturierten Industriewirtschaft.106 Obwohl Mosley den vom TUC im Mai 1926 angeordneten Generalstreik prinzipiell ablehnte, unterstützte er die Bergarbeiter in ihrem Widerstand

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gegen eine drohende Kürzung ihrer Löhne. Er erweiterte damit seine Machtbasis in den Gewerkschaften und auch in der oppositionellen Labour Party, zumal er nach seinem Sieg in der Nachwahl von Smethwick im Dezember 1926 auch die politische Arbeit der Parlamentsfraktion der britischen Arbeiterpartei beeinflussen konnte. Nach seiner Wahl in das Exekutivkomitee der Labour Party intensivierte Mosley, der von zahlreichen Parlamentsabgeordneten und einflußreichen Parteifunktionären als zukünfiger Minister angesehen wurde, seine Kontakte zu den führenden Labour-Politikern, insbesondere zu Ramsay MacDonald.107 Dennoch konnte Mosley auf dem Parteitag der Labour Party 1928 bei den Beratungen über das Programm für die bevorstehenden Parlamentswahlen (»Labour and the Nation«) die Aufnahme von Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung durch öffentliche Aufträge in das Manifest nicht durchsetzen. Da Vertreter der ILP ihren Widerstand gegen das vor allem von Philip Snowden dezidiert vertretene Prinzip des Haushaltsausgleichs nur zögernd artikulierten, wurde die Forderung nach einem kreditär finanzierten Beschäftigungsprogramm ebensowenig berücksichtigt wie Konzepte zur Ausweitung der Staatsintervention in die Wirtschaft.108 Unter dem Eindruck der wirtschaftspolitischen Vorschläge im »Orange Book« der Liberalen Partei entwickelte Mosley aber seine Konzeption einer Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums weiter.109 Seine Überlegungen faßte der Labour-Abgeordnete 1930 in einem Memorandum zusammen, das die Abwendung Mosleys vom traditionellen politischen System in Großbritannien auslösen sollte. Nachdem die Labour Party in der am 30. Mai 1929 abgehaltenen Wahl 287 Sitze gewonnen hatte und damit zur stärksten Partei im Unterhaus geworden war, konnte Ramsay MacDonald sein Kabinett bilden. Oswald Mosley, der den Wahlkreis Smethwick mit großer Mehrheit gewonnen hatte, sollte als Chancellor of the Duchy of Lancaster - ein Ministeramt außerhalb des Kabinetts - den Lordsiegelbewahrer, J.H. Thomas, bei der Ausarbeitung von Maßnahmen zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit unterstützen.110 Da aber insbesondere Premierminister MacDonald und Schatzkanzler Snowdon die Konzeption einer evolutionären Entwicklung zur sozialistischen Gesellschaft (»gradualism«) vertraten und ihre Wirtschaftspolitik auf der Annahme einer Intensivierung des Außenhandels basierte, gelang es Mosley nicht, seine Vorschläge, die die Nachfrage auf dem Binnenmarkt stärken sollten, im Kabinett durchzusetzen. Die Regierung MacDonald ging auch nicht zu einer aktiven Wirtschaftspolitik über, als die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise sich in Großbritannien - wie auch in anderen europäischen Staaten - zu einer potentiellen Bedrohung des parlamentarisch-demokratischen Systems ausweiteten.111 Als sich die Arbeitslosenzahl in Großbritannien 1929/30 sprunghaft erhöhte, stieß die Weigerung der Regierung, durch staatsinterventionistische

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Maßnahmen ökonomische Strukturreformen zu initiieren und durch ein kreditär finanziertes Arbeitsbeschaffungsprogramm die Beschäftigungslosigkeit zu reduzieren, in der Labour Party jedoch zunehmend auf Widerstand. In der Regierung opponierte vor allem Mosley gegen die von Schatzkanzler Snowden befürwortete attentistische, eng am Primat des Haushaltsausgleichs ausgerichtete Wirtschaftspolitik.112 Nachdem ein von Tom Johnston, George Lansbury und Mosley ausgearbeiteter Entwurf, der die vorzeitige Pensionierung aller über sechzigjährigen Arbeitnehmer vorsah, im Dezember 1929 vom Kabinett verworfen worden war, faßte der Chancellor of the Duchy of Lancaster die von ihm vertretenen Grundsätze einer neuen Wirtschaftspolitik in einer umfangreichen Denkschrift zusammen.113 Dieses »Mosley Memorandum« enthielt sowohl ein Konzept zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als auch damit verknüpfte Vorschläge umfassender politisch-institutioneller Strukturreformen, um die verlangten nachfrageorientierten Maßnahmen koordinieren zu können. Im ersten Teil der Denkschrift forderte Mosley die Etablierung eines mit weitreichenden exekutiven Befugnissen ausgestatteten Regierungsgremiums. Dieses Führungsorgan sollte unter der Leitung der einflußreichsten Minister und in Zusammenarbeit mit Wirtschaftswissenschaftlern kurz- und mittelfristig wirksame Maßnahmen zur Senkung des Arbeitslosenniveaus konzipieren und durchsetzen. Als langfristiges wirtschaftspolitisches Mittel zur Beseitigung der Beschäftigungslosigkeit wurde im Mosley-Memorandum die Entwicklung eines von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise abgeschlossenen, weitgehend autarken Binnenmarktes durch eine umfassende Stärkung der Kaufkraft für Konsumgüter vorgeschlagen. Aufgrund der 1929/30 steigenden Arbeitslosigkeit nahm Mosley aber auch kurzfristig wirksame Maßnahmen in seine Denkschrift auf, in der insbesondere ein 200 Millionen Pfund umfassendes und durch Kredite zu finanzierendes staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm befürwortet wurde. AlsfinanzpolitischeInitiativen forderte Mosley außerdem im letzten Abschnitt seines Memorandums eine staatliche Intervention auf dem Geldmarkt und eine am Prinzip antizyklischer Konjunktursteuerung orientierte Ausweitung staatlicher Ausgaben.114 Diese im Mosley-Memorandum dargelegten Leitgedanken stellten zwar wichtige Elemente einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik dar, die das Arbeitslosenniveau hätte senken können, waren aber keineswegs ein »Entwurf für die meisten konstruktiven Fortschritte in der Wirtschaftspolitik bis zum heutigen Tag«.115 Da wesentliche Komponenten der erst 1936 von Keynes in seiner »General Theory« in zusammenhängender Form publizierten Wirtschaftstheorie - vor allem der Multiplikatoreffekt von Investitionen - in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren noch ungeklärt waren, fehlte nachfrageorientierten Konzepten noch ihre theoretische Konsistenz. Die Regierung MacDonald konnte sich auch nicht am Vorbild eines 166 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Staates orientieren, der eine antizyklische, auf die Stärkung der Nachfrage auf dem Binnenmarkt abzielende Wirtschaftspolitik durchführte.116 Mit Großbritannien in ihrer ökonomischen Struktur vergleichbare Länder reagierten vielmehr zunächst mit einer Deflationspolitik auf die sich 1929/30 dramatisch verschärfende Depression. Gegen eine einseitige Glorifizierung des von Mosley vorgelegten Memorandums - und damit gegen eine Heroisierung seines Verfassers - ist auch zu betonen, daß eine keynesianische Wirtschaftspolitik die strukturellen Faktoren, die sich aus der traditionellen Dominanz der exportorientierten Industrien in der britischen Volkswirtschaft ergaben, nicht vollständig beseitigt hätte.117 Es ist daher keineswegs a priori davon auszugehen, daß die Durchsetzung einer nachfrageorientierten wirtschaftspolitischen Konzeption die bereits in den zwanziger Jahren hohe Arbeitslosigkeit in Großbritannien deutlich reduziert oder sogar beseitigt hätte. Die von Mosley vorgeschlagenen administrativen und politisch-institutionellen Strukturreformen, die eine weitreichende staatliche Kontrolle über die Wirtschaft ermöglichen sollten, standen außerdem in einem diametralen Gegensatz zu den in der englischen Gesellschaft fest verankerten Prinzipien des Wirtschaftsliberalismus und der individuellen Autonomie, so daß diese Maßnahmen nicht realisierbar waren.118 Nachdem Mosley, der seine Kritik an der Wirtschaftspolitik der LabourRegierung 1929 kontinuierlich verschärft hatte, Ramsay MacDonald im Januar 1930 eine Kopie seines Memorandums zugeleitet hatte und der Premierminister den in der Denkschrift dargelegten Empfehlungen zunächst weder uneingeschränkt zugestimmt noch sie kategorisch abgelehnt hatte, wurden sie im März und April in einem Kabinettsausschuß diskutiert.119 Dieses von Snowden geleitete Gremium sprach sich am 9. Mai gegen eine Durchführung der im Mosley-Memorandum entworfenen Maßnahmen und Strukturreformen aus. Der Kabinettsausschuß hob hervor, daß die administrativen Vorschläge Mosleys dem Prinzip der Ministerverantwortlichkeit widersprächen und die geforderten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die Mitspracherechte der Gemeinden ignorierten sowie aufgrund des crowdingout-Effektes nicht zu einer Belebung des Exportes britischer Produkte beitragen könnten. Mosley trat daraufhin am 20. Mai 1930 zurück, und der spätere Premierminister Clement Attlee wurde zum neuen Chancellor of the Duchy of Lancaster ernannt.120 Das Labour-Kabinett verlor mit Mosley einen Politiker, der eine wichtige Konzeption zur Bekämpfung der langfristig nach dem Ersten Weltkrieg gestiegenen und durch die Weltwirtschaftskrise noch verschärften Arbeitslosigkeit entwickelt hatte, bei dem Versuch ihrer politischen Durchsetzung aber die Beharrungskraft traditioneller politischer Institutionen und Verfahren der Entscheidungsfindung in der britischen Politik unterschätzt hatte. Daher kann der Rücktritt Mosleys nicht einseitig auf die Immobilität des politischen

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Systems zurückgeführt werden.121 Das Scheitern Mosleys muß vielmehr auch als Konsequenz seiner Unfähigkeit und mangelnden Bereitschaft angesehen werden, seine in den zwanziger Jahren entwickelten Ziele bei der angestrebten Modernisierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur Großbritanniens im Rahmen von Reformen innerhalb bestehender Institutionen und traditioneller Entscheidungsverfahren durchzusetzen.122 Daher war Mosley nach seiner Demission trotz der Zustimmung zahlreicher liberaler und konservativer Politiker sowie auch einzelner Abgeordneter der Labour Party zu seiner aufsehenerregenden Parlamentsrede, in der er am 28. Mai 1930 nochmals die Umsetzung seiner nachfrageorientierten wirtschaftspolitischen Empfehlungen verlangte, politisch isoliert. Im Mai 1930 hatte Mosley jedoch den Bruch mit dem traditionellen politischen System in Großbritannien noch nicht endgültig vollzogen, denn er verstärkte zunächst seine Bemühungen, in der Labour Party eine Mehrheit für die in seiner Denkschrift enthaltenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu gewinnen. Nachdem Mosleys Vorschläge auf einer Versammlung der Parlamentsabgeordneten der britischen Arbeiterpartei am 23. Mai 1930 in einer von ihm herbeigeführten Kampfabstimmung abgelehnt worden waren, fand er auf der Jahreskonferenz der Labour Party in Llandudno im Oktober 1930 eine breite Zustimmung. Er unterlag aber in der entscheidenden Abstimmung erneut, vor allem aufgrund der Opposition der Gewerkschaften, die über Blockstimmen einen starken Einfluß auf die Politik der Labour Party ausübten.123 Vor diesem Hintergrund zeichnete sich Oswald Mosleys Abwendung von der Labour Party deutlich ab, als sein Memorandum in modifizierter Form im Dezember 1930 als »Mosley Manifesto« - das von Mosleys Privatsekretär John Strachey verfaßt worden war - publiziert und von siebzehn Labour-Abgeordneten unterzeichnet wurde.124 Die Veröffentlichung des Manifests, das in der Labour Party weithin als Kampfansage an die Parteiführung interpretiert wurde und die Erosion der Machtbasis Mosleys in seinem Wahlkreis Smethwick beschleunigte, reflektierte bereits die Intention, eine neue, die traditionellen politischen Konflikte überwindende Integrationspartei der Kriegsgeneration zu gründen. Mosley intensivierte daher seine Kontakte zu den »Young Conservatives« um Harold Macmillan, die das Wirtschaftsprogramm der konservativen Parteiführung ablehnten, und zu den Liberalen um Lloyd George, die für eine aktive Arbeitslosenpolitik eintraten. Die bis zum Sommer 1931 fortgesetzten Gespräche verdeutlichen, daß Mosley Ende 1930 den Kampf um eine Durchsetzung seiner beschäftigungspolitischen Vorschläge in der Labour Party aufgegeben hatte.125 Angesichts der von ihm diagnostizierten Ausnahmesituation und des vorhergesagten politischen Zusammenbruchs in Großbritannien entschloß sich Mosley im Winter 1930/31, eine neue Partei des nationalen Konsenses zu gründen. Diese Organisation sollte eine tiefgreifende sozioökonomische

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Modernisierung durchfuhren und damit die Auswirkungen der globalen Depression in Großbritannien begrenzen. Nachdem Mosley Ende Januar 1931 vom Industriellen William Morris (Lord Nuffield) 50000 Pfund erhalten und er am 20. Februar fünf weitere Parlamentsabgeordnete zum Austritt aus der Labour Party veranlaßt hatte, wurde die New Party am 28. Februar offiziell gegründet.126 Die politischen Ziele der New Party, der sich auch der konservative Parlamentsabgeordnete W.E.D. Allen sowie der Diplomat und Journalist Harold Nicolson anschlossen, wurden schon im März 1931 in der Schrift »A National Policy« formuliert.127 Auf der Grundlage der Denkschriften Mosleys von 1925 und 1930 wurde insbesondere eine nachhaltige Stärkung des britischen Binnenmarktes durch staatlich initiierte ökonomische Strukturreformen sowie durch protektionistische Maßnahmen gefordert. Angesichts der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise trat die New Party für eine weitestmögliche Beschränkung des Handels auf die Staaten des Empire bei gleichzeitiger rigoroser Abschließung der Wirtschaftsbeziehungen im britischen Kolonialreich gegenüber dem Weltmarkt ein. Um die geforderte Expansion des Binnenmarktes und die Regionalisierung der ökonomischen Austauschprozesse erreichen zu können, forderten die Verfasser von »A National Policy« - John Strachey, Allan Young und B.J. Brown -weitreichende administrative Reformen. Außer Importkontrollbehörden (»Commodity Boards«) sollten - anschließend an entsprechende Empfehlungen im MosleyMemorandum von 1930 - die Machtbefugnisse einer kleinen Gruppe von Ministern gestärkt werden. Als kurzfristig wirksame beschäftigungspolitische Maßnahmen waren in der programmatischen Schrift der New Party darüber hinaus eine Senkung der Investitionssteuern und ein staatliches Arbeitsbeschaffungsprogramm vorgesehen.128 Obwohl Politiker und Intellektuelle mit unterschiedlichen parteipolitischen Überzeugungen diese Ziele teilten und die New Party auch eine - in ihrer Sozialstruktur sehr heterogene - Mitgliederbasis gewinnen konnte, blieb die Agitation der Partei im politischen System Großbritanniens 1931/32 ohne Einfluß. Der neuen Partei schlossen sich weder einflußreiche Abgeordnete der Konservativen Partei wie Harold Macmillan noch der Labour-Abgeordnete Aneurin Bevan und der liberale Parteiführer Lloyd George an.129 Ein signifikanter Einflußgewinn der New Party wurde auch durch die scharfe Verurteilung der »Verräter« um Oswald Mosley durch die Führung der Labour Party verhindert. Die politischen Konflikte zwischen der britischen Arbeiterpartei und Mosleys New Party kulminierten nach der Nachwahl in Ashton-under-Lyne, einem Wahlkreis mit einer Arbeitslosenquote von 46%, im April 1931 in gewalttätigen Auseinandersetzungen. Da der Kandidat der New Party, Allan Young, in der Wahl 16% der abgegebenen Stimmen gewann, führten die Anhänger der Labour Party den Verlust des Wahlkreises an die 169 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Konservative Partei auf die Intervention der von Mosley gegründeten Gruppierung zurück. Die Versammlungen der New Party stießen daher auch in den folgenden Monaten auf erbitterten Widerstand, und die Partei wurde durch die auftretenden Gewalttätigkeiten zunehmend stigmatisiert.130 Das Auftreten militanter Oppositionsgruppen bei den Kundgebungen der New Party führte dazu, daß Mosley, der noch im Herbst 1930 faschistische Methoden des politischen Kampfes abgelehnt hatte, vorschlug, eine aus jungen Parteimitgliedern bestehende Truppe aufzustellen, die die Veranstaltungen - auch unter Ausübung physischer Gewalt - schützen sollte.131 Jedoch widersetzten sich die neben Mosley einflußreichsten Mitglieder der Partei, Strachey und Young, diesen Plänen, die sie als Schritt zur Herausbildung einer am Vorbild der Bewegungen Mussolinis und Hitlers ausgerichteten faschistischen Partei interpretierten.132 Strachey empfahl Mosley darüber hinaus, in das Programm der New Party die Forderung nach dem Abschluß eines Handelsvertrages und der Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen mit der Sowjetunion aufzunehmen. Da Mosley diesen Vorschlag kategorisch abgelehnte und sich auch der Exekutivrat der Partei mehrheitlich gegen die Empfehlung aussprach, erklärten Strachey sowie Young im Juli 1931 und wenig später auch Cyril Joad ihren Austritt aus der Partei Mosleys.133 Nachdem die Labour-Regierung unter Premierminister MacDonald im August 1931 zurückgetreten war und die daraufhin gebildete Nationale Regierung Neuwahlen zur Bestätigung ihres Mandats für den 27. Oktober festgesetzt hatte, stellte die New Party 24 Kandidaten auf, die die von Mosley angestrebte parlamentarische Repräsentation der Partei erreichen sollten.134 Jedoch wurde auch der Wahlkampf der New Party, der seit dem 8. Oktober durch die Wochenzeitschrift Action unterstützt wurde, durch gewalttätige Konflikte geprägt.135 Die Kandidaten der Partei gewannen in 24 Wahlbezirken durchschnittlich nur zwei Prozent der Stimmen, wobei sie in 22 Wahlbezirken die geringste Stimmenzahl der jeweils vertretenen Parteien erhielten. Selbst Mosley scheiterte in seinem Wahlkreis in Stoke mit einem Stimmenanteil von 24 Prozent.136 Während die Parlamentswahl vom Oktober 1931 damit der New Party die politische Existenzgrundlage entzog, stärkte sie das traditionelle politische System, denn die Nationale Regierung errang eine überwältigende Mehrheit von insgesamt 556 Parlamentssitzen. Obwohl die parlamentarische Vertretung der Labour Party deutlich auf nur 52 Abgeordnete reduziert wurde, gewann die Partei ein Drittel aller Stimmen und konnte ihre Wählerbasis damit weitgehend bewahren. Angesichts der Festigung des Zweiparteiensystems, das sich mit der Erosion der Liberalen Partei in den zwanziger Jahren herausgebildet hatte, und des Scheiterns der New Party in der 1931 abgehaltenen Neuwahl des Parlaments beschleunigte sich Mosleys Abwendung vom parlamentarischen Regierungssystem. Der Gründer der New Party setzte dem von ihm verachteten gesellschaftlichen und politischen 170 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Pluralismus zunehmend das Vorbild des von Mussolini in Italien durchgesetzten faschistischen Regimes entgegen. Nachdem er im Sommer 1931 die New Party an der Ideologie und Organisationsstruktur der faschistischen Bewegung Mussolinis orientiert hatte, verstärkte sich das missionarische Selbstverständnis Mosleys, das sich aus einem ausgeprägten Krisenbewußtsein ergab. Der führende Politiker der New Party stärkte daher die zum Schutz von Parteiveranstaltungen aufgestellten Jugendverbände (»Biff Boys«), denen auch der im East End bekannte jüdische Boxer Ted »Kid« Lewis angehörte, nach der Wahlniederlage vom Oktober 1931 weiter. Der anvisierten Transformation der New Party in eine außerparlamentarisch agitierende faschistische Bewegung widersetzte sich aber Harold Nicolson, der am 24. November in seinem Tagebuch festhielt: »Ich bitte Tom [Oswald Mosley], sich nicht mit dem faschistischen Pöbel einzulassen. Ich sage, daß der Faschismus für England ungeeignet ist.... In England ist jede Gruppierung mit dieser Programmatik zum Scheitern verurteilt. Er antwortet, daß er sich auf politische Clubs und auf Gruppen innerhalb von Clubs konzentrieren werde und daß eine neue Bewegung nicht im Rahmen einer parlamentarischen Partei geschaffen werden könne«.137

Mosley jedoch erschien im Winter 1931/32 die Gründung einer faschistischen Partei auch aufgrund der offenen Zustimmung, die dem Regime Mussolinis schon in den zwanziger Jahren vom rechten Flügel der Konservativen Partei und einzelnen Beamten im Foreign Office entgegengebracht wurde, als ein geeignetes Mittel, um seine politischen Ziele propagieren und realisieren zu können. Eine starke, autoritär geführte und hierarchisch organisierte Bewegung betrachtete Mosley aber vor allem als einen geeigneten Kampfverband gegen die - numerisch unbedeutende - Kommunistische Partei. Nach Mosleys Überzeugung konnte nur ein faschistischer Verband eine bolschewistische Revolution nach dem von ihm erwarteten wirtschaftlichen Zusammenbruch in Großbritannien verhindern. Der für unabwendbar gehaltene Zerfall des bestehenden sozioökonomischen und politischen Systems wurde von Mosley insgesamt als Katalysator einer grundlegenden Erneuerung Englands angesehen. In dieser Sicht erschien der Faschismus sowohl als Ausdruck heroischer Willensstärke und Kraftanstrengung gegen den Niedergang der westlichen Zivilisation als auch als Avantgarde einer neuen gesellschaftlichen Ordnung.138 Im Januar 1932 besuchte Mosley daher Italien, um sich über die Wirkungen der von den faschistischen Machthabern durchgesetzten Politik zu informieren. Die wirtschaftlichen Aufbauleistungen, die von ihm auf die korporative Organisation des ökonomischen und politischen Systems sowie der gesellschaftlichen Ordnung zurückgeführt wurden, beeindruckten Mosley stark.139 Auch Mussolini, der in den frühen dreißiger Jahren zunehmend den supranationalen Charakter des Faschismus betonte, zeigte sich offenbar an der 171 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Gründung einer faschistischen Partei in Großbritannien interessiert.140 Dagegen verstärkte sich bei Nicolson Ende Januar 1932 nach einem Aufenthalt in Berlin, wo er Einsichten in die Ideologie und Organisation der aufsteigenden nationalsozialistischen Bewegung gewonnen hatte, der Widerstand gegen Mosleys Absichten. Als die New Party im April 1932 formell aufgelöst wurde, verweigerte Nicolson daher seine Mitarbeit bei der Etablierung einer außerparlamentarischen, am italienischen Faschismus orientierten Bewegung, die Mosley als politische Repräsentation der Kriegsgeneration und als Avantgarde im Kampf gegen die »alte Bande der Politiker« verstand.141 Mosleys Hinwendung zum Faschismus ergab sich jedoch nicht nur aus diesem, seine politische Karriere insgesamt prägenden Impuls, sondern ist auch auf die taktische Überlegung zurückzuführen, daß ihm die Rückkehr in das englische Parlament durch den erneuten Beitritt zu einer der etablierten Parteien versperrt war.142 Hierbei deuten die von Robert Forgan, einem führenden Mitglied der New Party, bereits im Februar 1932 geführten Verhandlungen mit Vertretern der British Fascists über eine Integration dieses Verbandes in die anvisierte faschistische Sammlungsbewegung darauf hin, daß Mosley sich unmittelbar nach seinem Besuch in Italien entschloß, die New Party aufzulösen und eine neue außerparlamentarische Bewegungzu gründen. Im Rahmen der Bemühungen Mosleys, seiner faschistischen Partei durch den Zusammenschluß mit ähnlich orientierten Gruppierungen eine breite politische Basis zu sichern, gelang es ihm im Mai 1932 zwar, die BF zu spalten und zahlreiche Repräsentanten ihrer Führung an sich zu binden; eine Fusion mit der IFL konnte aber aufgrund des insbesondere von Arnold Leese ausgehenden Widerstands nicht erreicht werden.143 Angesichts dieser zielstrebig eingeleiteten Maßnahmen erscheint der Entschluß Mosleys, eine faschistische Bewegung zu bilden und mit dem parlamentarisch-demokratischen System endgültig zu brechen, als Konsequenz der idealistischen Ziele eines Politikers, der die englische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung durch ein faschistisches Herrschaftssystem erneuern wollte. Hierbei blieb Mosley jedoch angesichts der starken Legitimität der institutionellen Ordnung parlamentarischer Entscheidungsfindung nicht nur innenpolitisch isoliert, sondern wurde zunehmend auch mit den Führern der Herrschaftssysteme in Italien und Deutschland identifiziert. Die von diesen Machthabern vertretene Politik der innenpolitischen Repression und der außenpolitischen Expansion mußte aber eine faschistische Bewegung in Großbritannien in den dreißiger Jahren weitgehend diskreditieren. Als Mosley am 1. Oktober 1932 die British Union of Fascists aus Mitgliedern der Jugendorganisation der New Party und Teilen der BF offiziell gründete, war er, der sich zum »Retter« der nationalen Größe des britischen Königreiches stilisierte, sich der Irreversibilität seiner Entscheidung bewußt, wie sein pathetischer Aufruf verdeutlicht: 172 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

»Wir bitten diejenigen, die sich uns anschließen, mit uns in einem großen und gewagten Abenteuer zu marschieren. [...] Wir können ihnen nur die tiefe Überzeugung bieten, daß wir dafür kämpfen, daß ein großes Land leben möge«. 144

4.2.3.2. Strukturanalyse der British Union of Fascists 4.2.3.2.1. Grundzüge der Parteiorganisation Als die British Union of Fascists im Oktober 1932 ihre ersten Kundgebungen in London durchführte, demonstrierte sie durch den Einsatz ihrer paramilitärischen Schutztruppe gegen politische Gegner die Entschlossenheit, ihre politischen Machtansprüche nach dem prognostizierten Zusammenbruch des traditionellen parlamentarisch-demokratischen Systems durchzusetzen. Die Mosley- Bewegung war 1932 zwar noch nicht straff organisiert, verfugte aber bereits über einen Stab von Männern, die die führenden Positionen besetzten und die politische Aktivität koordinierten. Nachdem das »Hauptquartier« (Headquarters) im August 1933 in das »Black House« im Londoner Stadtteil Chelsea verlegt worden war, bildete sich jedoch eine hierarchische Organisationsstruktur innerhalb der BUF heraus.145 Der - zumindest formal - unumschränkte »Leader« der BUF war Oswald Mosley. Ihm unmittelbar unterstellt war der Director of Organisation, eine Position, die Robert Forgan bis zu seinem Austritt aus der BUF 1934 einnahm.146 Dem Policy Directorate, das das oberste Entscheidungsgremium der Partei darstellte, gehörten auch Ian Hope Dundas als Mosleys »Stabschef«, der Befehlshaber der Defence Force, Eric Piercy, und William Joyce als Director of Propaganda an. Einen wichtigen Einfluß auf die propagandistische Aktivität der BUF übten auch Alexander Raven Thomson und - nach seinem Eintritt in die Bewegung im März 1934 - John Beckett aus, während Neil Francis Hawkins und Bryan Donovan neben Forgan mit der zentralen Kontrolle der Parteiorganisation beauftragt waren.147 Das Zentrum der politischen Aktivität der British Union of Fascists bildete das »Hauptquartier«, in dem die Mitarbeiter der Bewegung - es wurden vorzugsweise arbeitslose Parteimitglieder angestellt - kaserniert waren.148 Im »Black House«, das im Sommer 1935 aus finanziellen und organisatorischen Gründen aufgegeben werden mußte, waren auch Elitetruppen der paramilitärisch organisierten Verbände der Bewegung, die »Defence Force« (oder »ISquadron«) untergebracht, die die Veranstaltungen und Redner der BUF gegen Störungen und Übergriffe politischer Gegner schützen sollten. 1934 wurde im »Hauptquartier« der Mosley-Bewegung auch eine Finanzabteilung etabliert, die eine zentrale Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben der BUF gewährleisten sollte.149 173 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Alle Parteimitglieder, die bei den Kundgebungen der BUF auftraten, mußten ein schwarzes Hemd tragen, um die Einheit der Bewegung und ihren programmatischen Anspruch zu dokumentieren, Barrieren der Klassen-, Religions- und Geschlechtszugehörigkeit zu überwinden.150 Neben dem schwarzen Hemd, das Parteimitglieder im »Hauptquartier« der BUF erwerben konnten, waren ein dem Symbol der italienischen Faschisten ähnliches Rutenbündel und der faschistische Gruß wichtige Ausdrucksformen der Parteizugehörigkeit. Im Zuge der Umbenennung der Mosley-Bewegung in British Union of Fascists and National Socialists 1936 wurde auch eine neue schwarze Uniform und als Emblem ein Blitz vor einem Kreis eingeführt. Die extensive Verwendung dieser Symbole sollte die Jugendlichkeit der Bewegung, ihren Anti-Intellektualismus und die damit korrespondierende Glorifizierung von Aktion und Dynamik ausdrücken.151 Der bei den zahlreichen Aufmärschen auch äußerlich sichtbare paramilitärische Charakter der BUF war nicht nur ein Organisationsprinzip, sondern auch Ausdruck einer Ideologie, die den prinzipiell grenzenlosen Aktionismus betonte und auch egalitäre Komponenten - vor allem das Ziel der Überwindung von Klassengrenzen - aufwies. Das Erscheinungsbild der MosleyBewegung wurde auch durch mit modernsten technischen Mitteln durchgeführte Kundgebungen bestimmt, die durch die Akklamation des »Leader«, die Verwendung von Fahnen und Scheinwerfern, den faschistischen Gruß und theatralisch inszenierte Rituale ebenso geprägt wurden wie durch das rücksichtslose Vorgehen der Defence Force gegen politische Gegner.152 Aufgrund der Idealisierung der Gewalt und der daraus resultierenden Betonung des paramilitärischen Aktionismus der »Blackshirts« in der Agitation der BUF wurde der Organisation aber mit der Durchsetzung des Uniformverbotes im Public Order Act von 1936 ein wichtiges Mittel der Propaganda entzogen.153 Die Agitation der Mosley-Bewegung wurde auch von der angegliederten, 1935 gebildeten Frauenvereinigung, der Jugendabteilung, einem Automobilclub und der bereits 1933 gegründeten Fascist Union of Workers unterstützt.154 Dagegen war der 1934 etablierte January Club, in dem die Programmatik der BUF - vor allem das Ziel der korporativen Organisation der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung- mit einflußreichen Persönlichkeiten diskutiert wurde, der Mosley-Bewegung nur informell angegliedert. Er fungierte aber als Propaganda- und Rekrutierungsorgan der Partei.155 Auch Parteizeitungen trugen zur Verbreitung der Ideologie der BUF bei; die propagandistische Wirkung dieser Publikationen ist jedoch im Vergleich mit den öffentlichen Kundgebungen der Bewegung als gering anzusehen. Die erste wöchentlich erscheinende Zeitschrift der BUF war Blackshirt, die zunächst von Rex Tramlett herausgegeben wurde und Ende 1934 eine 174 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Auflagenzahl von etwa 25000 erreichte. Die Wochenzeitschrift Fascist Week, die sich an Leser mit höherem Bildungsstand wandte und insbesondere die korporativistische Programmatik der Bewegung propagierte, wurde vonW.J . Leaper herausgegeben. Die Fascist Week konnte aber 1936 aufgrund finanzieller Engpässe nicht mehr erscheinen, und Blackshirt wurde durch die von John Beckett geleitete Zeitung Action ersetzt.156 Beckett publizierte im April 1936 einen Artikel in Action, in dem er den Besitzer des Daily Telegraphy Lord Comrose, als »einen jüdischen internationalen Financier ohne Loyalität gegenüber der Krone und ohne Patriotismus« bezeichnete.157 Der Herausgeber von Action wurde daraufhin in einem Gerichtsverfahren wegen Verleumdung zur Zahlung von 20000 Pfund an Lord Comrose verurteilt. Da Beckett diese Summe nicht aufbringen konnte, wurde das Vermögen von Action beschlagnahmt, so daß die Publikation dieser Zeitung Ende 1937 vorübergehend eingestellt werden mußte. Obwohl im Februar 1938 auch die Zeitung Blackshirt über keine gesicherte finanzielle Basis verfugte, konnte sie weiter veröffentlicht werden.158 Außer diesen Parteiorganen erschien 1935 erstmals die Fascist Quarterly, die - wie die Fascist Week - vor allem gebildete Leser für die Ideologie der BUF gewinnen sollte und 1937 in British Union Quarterly umbenannt wurde.159 Das Foreign Relations and Overseas Department der BUF war für die Beziehungen der Bewegung zu Vertretern anderer Staaten, besonders des nationalsozialistischen Regimes und der faschistischen Regierung Mussolinis in Italien, zuständig. Diese Abteilung in der Parteizentrale kontrollierte auch die politische Aktivität der Auslandsverbände der BUF, die 1934 sowohl in Deutschland als auch in Italien gegründet wurden. Nachdem bereits im Januar eine Vertretung der Mosley-Bewegung in Berlin etabliert worden war, sollte ein Parteiverband in Turin auch die in Norditalien lebenden britischen Staatsbürger für die BUF gewinnen und die Verbundenheit der Partei mit dem faschistischen Herrschaftssystem demonstrieren.160 Die Finanzabteilung (Treasury Department), der 1934 Robert Forgan, Ian Hope Dundas und Major Tabor angehörten, kontrollierte die finanziellen Ressourcen der BUF Das Vermögen der Mosley-Bewegung wurde aber von der B.U.F. Trust Limited und der B.U. District Formations Limited verwaltet.161 Mosley bestritt sowohl in seinen Ausführungen gegenüber den Mitgliedern des 1939 gebildeten Advisory Committee der Regierung als auch in seiner 1968 erschienenen Autobiographie, über die Finanzierung der von ihm gegründeten Bewegung informiert worden zu sein.162 Jedoch ist über wichtige finanzielle Angelegenheiten nicht ohne Rücksprache mit dem »Leader« der BUF entschieden worden, wie in einem Polizeibericht vom 23. März 1936 betont wird: »Obwohl Sir Oswald Mosley theoretisch von der Finanzierung getrennt ist, muß seine Zustimmung - entweder direkt oder über die Direktionen - vor jeder größeren Geldzuteilung eingeholt werden«.163

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Die British Union of Fascists erhielt im Zeitraum von Januar 1934 bis Dezember 1935 etwa 164000 Pfund an Geldspenden, die in ausländischer Währung auf ein von W.E.D. Allen, Ian Hope Dundas und (seit 1935) G.C.H. Tabor geführtes Konto eingezahlt wurden. Dennoch mußten die Ausgaben, die nach Schätzungen des britischen Geheimdienstes 1934 jährlich etwa 40000 Pfund betrugen, bereits 1935 reduziert werden.164 Nachdem die Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen weiter deutlich zurückgegangen waren und auch Bemühungen der Ehefrau Mosleys und des Stabschefs Ian Hope Dundas, im nationalsozialistischen Deutschland und in Italien Geldspenden für die BUF zu gewinnen, die Finanzierung der Mosley-Bewegung nicht dauerhaft gesichert hatten, wurde nach einem Polizeibericht vom März 1937 eine Ausgabenkürzung um siebzig Prozent unausweichlich.165 Die offenbar abrupte Reduktion der Einnahmen zwang Mosley, Teile seines Privatvermögens zur Aufrechterhaltung der politischen Aktivität der BUF zu verwenden. Die Sparmaßnahmen boten den Befürwortern einer Stärkung der organisatorischen Struktur auch die Gelegenheit, Mosley zur Entlassung derjenigen Parteiführer zu bewegen, die - wie William Joyce und John Beckett - eine Konzentration auf eine militante Propaganda gefordert hatten.166 Da Ian Hope Dundas in Italien auch im Mai und Oktober 1937 keine neuen finanziellen Unterstützungsleistungen für die BUF sichern konnte und entsprechende Avancen Diana Mosleys in Deutschland ebenso erfolglos blieben, wurde 1938 erneut eine Senkung der Ausgaben erforderlich.167 Angesichts des deutlichen Rückgangs der Einnahmen plante Mosley seit 1937, der BUF zusätzliche Einkünfte durch die Ausstrahlung von Werbesendungen im Radio zu erschließen. Obwohl der »Leader« schon 1934 Kontakt mit einem Mitarbeiter der BBC, Major Gladstone Murray, aufgenommen hatte, war er gezwungen, eine Konzession für Sendungen außerhalb des Monopols der BBC zu gewinnen.168 Da Mosley neben der Kanalinsel Sark Helgoland als Standort von Sendern vorgesehen hatte, versuchte seine Ehefrau Diana, die wie ihre Schwester Unity Mitford über enge Beziehungen zu führenden Nationalsozialisten verfugte, Hitlers Zustimmung für die Erteilung der notwendigen Konzession zu gewinnen.169 Nachdem Hitler Mosleys Projekt zunächst offenbar nicht uneingeschränkt begrüßt und eine Entscheidung vermieden hatte, erteilte er dem »Leader« der BUF 1939 die Erlaubnis, von Helgoland aus Werbesendungen nach England auszustrahlen. Der Sender konnte jedoch den Betrieb vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht mehr aufnehmen. Die finanzielle Instabilität der BUF wurde nicht nur durch die Zurückhaltung der faschistischen Regierung Mussolinis und des nationalsozialistischen Regimes bei der Subventionierung sowie durch den Rückgang der Einnahmen aus Mitgliederbeiträgen und Subskriptionen verursacht, sondern auch durch den geringen Umfang der Zuwendungen von britischen Unternch-

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mern. Nachdem der Verleger Lord Rothermere und der Industrielle Lord Nuffield ihre Unterstützungszahlungen bereits 1934 eingestellt hatten, wurden der Reeder Lord Inchcape, der Druckereibesitzer W.E.D. Allen und Sir A. V Roe, ein führender Vertreter der Avro-Flugzeugwerke, wichtige Geldgeber der BUF in Großbritannien.170 Die Mosley-Bewegung erhielt auch vom Chemiekonzern ICI und einigen BrauereienfinanzielleZuwendungen. Die Unterstützung dieser Unternehmen für die BUF war im January Club institutionell verankert, der im Januar 1934 als Diskussionsforum für die ökonomischen und politischen Probleme in England und für die von Mosley propagierten Lösungen gegründet wurde.171 Zu den wohlhabenden Mentoren der BUF zählte auch Lady Houston, die den Saturday Review herausgab und nach dem Tod des Herzogs von Northumberland den Verlag Boswell Press leitete. Ebenso gewährten der Journalist Sir Charles Petrie und der Marquis von Tavistock (12. Herzog von Bedford), der 1939 die antisemitische British Peoples' Party bildete, der Mosley-Bewegung Zuwendungen.172 Unter den Anhängern, die die BUF finanziell besonders stark unterstützten, ragte der vermögende Börsenmakler Alec Scrimgeour, der den radikalen Antisemiten William Joyce bewunderte, heraus, wie in einem Bericht des Innenministeriums vom November 1936 betont wurde: »Der großzügigste Geldgeber scheint A.C. Scrimgeour zu sein,... der der Bewegung schon £ 11000 zugewiesen hat...«173 Das wichtigste Motiv für diefinanzielleUnterstützung der Mosley-Bewegung war das Ziel, einen Einflußgewinn kommunistischer und sozialistischer Organisationen in Großbritannien zu verhindern. Da aber die von der Konservativen Partei dominierte Nationale Regierung die politische Stabilität in den dreißiger Jahren sicherte, übte der militante Antikommunismus der BUF nur auf wenige Unternehmer eine starke Anziehungskraft aus. Daher konnte Mosley durch seine kulturpessimistischen Prognosen wirtschaftlichen und kulturellen Zerfalls auch nicht die Unterstützung der offiziellen Arbeitgeberverbände gewinnen.174 Die aus dem Verlust der Unterstützung Lord Rothermeres 1934 und dem Rückgang der Einnahmen aus Geldzuwendungen, Mitgliedsbeiträgen sowie Subskriptionen resultierende Ausgabenkürzung bildete den wichtigsten Impuls für weitreichende organisatorische Reformen in der BUF, die 1935 durchgeführt wurden.175 Mosley hatte Generalmajor Fuller, der als Militärstratege weithin über ein hohes Ansehen verfugte, unmittelbar nach dessen Eintritt in die BUF im Sommer 1934 beauftragt, einen Bericht über Maßnahmen zur Beilegung interner Konflikte und zur Effizienzsteigerung in der Parteiarbeit zu verfassen.176 Fuller kritisierte daraufhin in seinem Abschlußbericht vom 8. Oktober 1934 die Inkohärenz und die Kompetenzvielfalt in der Organisationsstruktur der BUF.177 Da Fuller als zentrales Ziel der BUF die verfassungsgemäße Erringung der 177 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

politischen Macht durch die Teilnahme an Parlamentswahlen postulierte, trat er in seinem Untersuchungsbericht dafür ein, eine weitgehend konventionelle Parteistruktur zu etablieren und damit die BUF in ihrer Organisation tendenziell an den traditionellen Parteien auszurichten. Dagegen lehnte Fuller eine Verstärkung der paramilitärischen Aktivität kategorisch ab. Die BUF sollte sich von außerparlamentarischen Agitationsformen generell abwenden, um die stark fluktuierende Mitgliederbasis der Partei zu stabilisieren und damit die Disziplin in der Mosley-Bewegung zu erhöhen.178 Fuller befürwortete außerdem eine Einschränkung des »Führerprinzips« durch die Etablierung eines kollektiven Führungsgremiums, das die beiden wichtigsten Entscheidungsorgane, das Organisation Directory und das Propaganda Directory, kontrollieren sollte. Mosley kündigte aber erst Anfang 1935 nach einer Inspektionsreise A.K. Chestertons, der in den regionalen Parteizentralen der BUF erhebliche organisatorische Mängel festgestellt hatte, eine grundlegende Reform der Parteistruktur an.179 Außer einzelnen disziplinarischen Maßnahmen wurde die Hierarchisierung der Organisation durchgesetzt und der paramilitärische Agitationsstil dadurch abgeschwächt, daß die Defence Force beseitigt und das Tragen von Uniformen eingeschränkt wurde. Obwohl die politische Führung der BUF von den uniformierten Parteiverbänden institutionell getrennt wurde, unterschied sich die Organisationsstruktur weiterhin deutlich von der Ausrichtung traditioneller Parteien, denn Mosley verstand die von ihm gegründete Bewegung primär als eine egalitäre Kampfgemeinschaft mit einem spezifischen Lebensideal.180 Die Reorganisation der Führungsstruktur der BUF wurde im Mai 1935 ergänzt, als Mosley sich entschloß, die regionalen Parteiverbände in Distrikten (districts) zusammenzuschließen, die in ihrer Ausdehnung den Wahlkreisen entsprechen und die Aktivität der unterstellten lokalen Gruppierungen der Bewegung (units und sections) koordinieren sollten. Diese organisatorische Reform zielte darauf ab, die Anhänger der BUF auf lokaler und regionaler Ebene zu mobilisieren, um Mehrheiten in Wahlkämpfen zu erringen. Außerdem wurden die Mitglieder der Bewegung drei hierarchisch gestaffelten Organisationsgruppen zugeordnet, wobei nur ein aktiver propagandistischer Einsatz zum Tragen von Uniformen berechtigen sollte. Die mit diesen organisatorischen Maßnahmen verstärkte Dezentralisierung der politischen Aktivität der BUF wurde aber dadurch eingeschränkt, daß die weitreichenden Entscheidungskompentenzen des »Hauptquartiers« in London, das die Parteiführer in den Distrikten durch Inspektoren überwachte, beibehalten wurden.181 Entgegen den mit der Reorganisation verknüpften Erwartungen der führenden Repräsentanten der BUF konnte die Bewegung in Parlaments- und Kommunalwahlen keine umfangreiche Unterstützung mobilisieren und nur

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wenige Stimmen gewinnen.182 Nachdem die BUF auf eine Teilnahme an der Parlamentswahl vom November 1935 verzichtet hatte und 1936 eine Aufstellung mit hundert Wahlkreisen, in denen Kandidaten der Mosley-Bewegung aufgestellt werden sollten, veröffentlicht worden war, scheiterte die Partei in den Wahlen zum Londoner Stadtrat im März 1937.183 Die BUF konnte in den von ihr umkämpften Stadtteilen Shoreditch, Bethnal Green und Stepney insgesamt 18% der abgegebenen Stimmen gewinnen und durch ihre antisemitische Agitation vor allem in Stadtvierteln, in denen die Propagandakampagne der British Brothers' League in der Parlamentswahl von 1906 zu relativ guten Ergebnissen für die Konservative Partei geführt hatte, eine beträchtliche Unterstützung mobilisieren.184 Es wurde jedoch keiner der von der Mosley-Bewegung aufgestellten Kandidaten gewählt. Trotz der Intensivierung der antisemitischen Agitation nach dem Scheitern in den Stadtratswahlen errang die Mosley-Bewegung auch in den im November 1937 abgehaltenen Borough Council Elections in London keinMandat.185Die Instrumentalisierung antisemitischer Ressentiments im Rahmen der Propagandakampagne im Londoner East End erweiterte daher den politischen Einfluß der BUF ebensowenig wie die 1938/39 verstärkte Agitation für einen außenpolitischen Isolationismus Großbritanniens, denn die Kandidaten der Bewegung gewannen in drei von Februar bis Mai 1940 durchgeführten Nachwahlen nur 1,0, 2,9 und 1,3% der Stimmen.186 Obwohl mit der Reorganisation von 1935 eine hierarchische Parteistruktur durchgesetzt worden war, konnten Kompetenzkonflikte innerhalb der lokalen und regionalen Verbände der BUF nicht beigelegt werden, denn die formale Zuordnung der Führungspositionen wurde nicht durch eine eindeutige Regelung der Zusammenarbeit der verschiedenen Parteiführer ergänzt. Angesichts dieses weiterhin vorhandenen Konfliktpotentials in der BUF war die Stellung und Funktion des »Leader«, Mosleys, von zentraler Bedeutung.187 Mosley selber betrachtete sich sowohl als »Führer« der British Union of Fascists als auch als gleichgestellter Kamerad der anderen Blackshirts in einer verschworenen Kampfgemeinschaft, die sich als Avantgarde einer neuen Gesellschaftsordnung verstand: »Wir waren eine Gruppe von Kameraden, die sich vollständig der Rettung unseres Landes verschrieben hatten; und zwar mit Methoden, die nach unserer Überzeugung absolut notwendig waren. Im Dienst lag die volle Kommandogewalt bei mir, aber in den Gemeinschaftsräumen des Hauptquartiers oder in den Gebäuden von über 400 Parteiverbänden im ganzen Land war ich nur einer von ihnen«. 188

Gegenüber dieser idealisierenden Interpretation ist jedoch auf die in den Berichten der Polizei und des MI5 hervorgehobenen Rivalitäten und Kompetenzkonflikte hinzuweisen, die sich auch auf die Führungsstellung Mosleys auswirkten. Obwohl die BUF keineswegs eine homogen zusammengesetzte, 179 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

monolithisch strukturierte Partei war, fungierte Mosley bei internen Auseinandersetzungen als supremus arbiter, der von rivalisierenden Gruppen umworben wurde. Ein Polizeibericht zu den Kontroversen über die Ausrichtung und Ziele der Bewegung nach dem Verlust der publizistischen Unterstützung Lord Rothermeres charakterisierte Mosleys Stellung in der BUF: »1935 und 1936 traten in der ›British Union of Fascists‹ zwei rivalisierende Flügel auf, die um die Gunst Mosleys warben und sich darum bemühten, den jeweils anderen zu diskreditieren«.189 Da die hierarchische, aber nicht durch eindeutige Kompetenzabgrenzungen gekennzeichnete Organisationsstruktur der BUF einen Ausgleich und Kompromisse zwischen den verschiedenen Fraktionen nicht zuließ, konnten Konflikte weder gelöst noch kanalisiert werden. Daher blieb Parteiführern, deren Einfluß auf den »Leader« nicht ausreichte, um sich in Konflikten durchsetzen zu können, nur der Austritt aus der Bewegung.190 Mosleys Monopol über die Interpretation der Ideologie und seine Position über den rivalisierenden Fraktionen innerhalb der BUF äußerte sich darin, daß ausgetretene führende Mitglieder ihr Scheitern nicht auf Mosleys Widerstand, sondern auf den Einfluß ihrer Rivalen auf den »Leader« zurückführten.191 Die Funktion Mosleys als supremus arbiter implizierte aber nicht notwendigerweise, daß er seine Intentionen kompromißlos und ohne Rücksicht auf taktische Zwänge durchsetzte. Mosley schwankte vielmehr bei wichtigen Entscheidungen und war durchaus beeinflußbar, wie die im folgenden analysierten variierenden Schwerpunktverlagerungen in der Agitation der Bewegung zeigen. 4.2.3.2.2. Die Ideologie der Mosley-Bewegung. Korporativismus, Antisemitismus und außenpolitischer Isolationismus Die Programmatik der British Union of Fascists wurde durch das Ideal des korporativen Staates, antisemitische Verschwörungstheorien und einen Nationalismus geprägt, der eng mit der Forderung nach einem außenpolitischen Abschluß verknüpft war. Diese ideologischen Elemente wurden von der BUF zwar in variierender, von den allgemeinen politischen Rahmenbedingungen abhängiger Intensität propagiert. Sie bildeten aber ein relativ kohärentes System von Überzeugungen, die auf einem ausgeprägten Krisenbewußtsein und der daraus abgeleiteten universalen Utopie einer konfliktfreien Weltgesellschaft basierten. Mosley umriß diese grundlegende, die einzelnen Ziele verbindende Antriebskraft in einer pathetischen Erklärung folgendermaßen: »Wir reichen unsere Hände unseren faschistischen Brüdern in der Welt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir uns ihnen bei der heiligen Aufgabe anschließen, auf der soliden Grundlage des universellen Faschismus den Frieden der Menschheit zu sichern«. 192

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Der Faschismus als »System der nächsten Zivilisationsstufe« sollte die der liberalen Gesellschaft zugeschriebenen Prinzipien der Erfüllung individueller Interessen und des uneingeschränkten Erwerbsstrebens in der kapitalistischen Konkurrenzwirtschaft überwinden.193 Die faschistische Programmatik zielte insgesamt auf eine umfassende Synthese der Ideologien des Nationalismus und des - ausschließlich als Instrument gesellschaftlichen Zusammenschlusses verstandenen - »Sozialismus« ab.194 Diese Konzeption ging davon aus, daß individuelle Autonomieansprüche und das Laissez-faire-Prinzip zugunsten einer weitreichenden Stärkung sozioökonomischer Integration eingeschränkt werden mußten. Dieser grundlegende Impuls einer zivilisatorischen Mission ging einher mit einer Stilisierung der BUF zu der Dynamik und Aktion verkörpernden Bewegung der Jugend und wurde in der Propaganda der Bewegung - vor allem von dem Schriftsteller Henry Williamson als Vermächtnis der Opfer des Ersten Weltkriegs deklariert.195 Die Etablierung eines korporativen Staates, in dem alle Klassenbarrieren und Parteidifferenzen aufgehoben werden sollten, bildete im Zeitraum von 1932 bis 1934/35 die wichtigste Forderung der BUF, wie Alexander Raven Thomson, der führende Theoretiker der Mosley-Bewegung, in einem Artikel in der Fascist Week vom 16. November 1933 feststellte: »Das große Ziel des Faschismus ist es, den korporativen Staat zu etablieren«.196 Das Ideal des korporativen Staates wurde nicht nur bewußt der marxistischen Auffassung vom Klassenkampf entgegengesetzt, sondern auch - vor allem in Mosleys bereits im Mai 1932 abgefaßtem Buch »The Greater Britain« - als institutioneller Rahmen für die angestrebte Lösung der ökonomischen Strukturprobleme Großbritanniens verstanden. Die korporative Programmatik der BUF reflektierte insofern auch das Krisenbewußtsein ihres »Leader«. Ausgehend von der schon in Mosleys Birmingham Proposals und im Mosley-Memorandum diagnostizierten Diskrepanz zwischen Produktionskapazität und Kaufkraft, forderte Mosley, die wirtschaftliche Aktivität aller Sozialgruppen zu bündeln und zu koordinieren, um den Binnenmarkt zu stärken und Großbritannien von der sich krisenhaft entwickelnden Weltwirtschaft zu isolieren.197 Durch diese Maßnahmen sollte eine hoher Selbstversorgungsgrad, insbesondere bei landwirtschaftlichen Produkten, im Rahmen eines autarken Empire und eine nachhaltige Erhöhung des Produktionsvolumens erreicht werden.l98 Um die in dieser Konzeption von Mosley vorausgesetzte direkte Kontrolle der ökonomischen Tätigkeit in einem korporativ strukturierten Wirtschaftssystem zu sichern, sollten zwanzig Korporationen, die jeweils eng miteinander verflochtene Industriezweige zusammenfaßten, die Produktion, Preise und Löhne festsetzen und damit einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage erzielen.199 Durch flankierende protektionistische Maßnahmen und die Regionalisierung des Handels in einem weitgehend autarken Empire sollte über eine dem Produktivitätswachstum entsprechende Erhöhung der 181 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Löhne ein Binnenmarkt geschaffen werden, der die erzeugten Güter absorbieren konnte. In den Korporationen sollten Vertreter der Unternehmer, Arbeitnehmer und Verbraucher einen Interessenausgleich zwischen den einzelnen sozialen Gruppen erreichen. Die BUF trat auch für einen korporativen Zusammenschluß von Frauen ein, wobei jedoch die Frage unentschieden blieb, ob sie in ihrer Rolle als Hausfrauen und Mütter oder als Erwerbstätige organisiert werden sollten. Der Konflikt innerhalb der BUF über die Rollendefinition reflektiert die generelle Ambivalenz in der Frauenpolitik der Bewegung, die im März 1933 zwar eine Abteilung für Frauen gründete, aber weiblichen Mitgliedern eine aktive Funktion überwiegend nur in der Parteipropaganda und -Organisation einräumte. Der anvisierte gesellschaftliche Zusammenschluß sollte durch eine aktive Sozialpolitik gefestigt werden. Die BUF forderte vor allem ein Wohnungsbauprogramm und eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsfürsorge. Diese Maßnahmen sollten nicht nur die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung erhöhen, sondern auch die Geburtenrate vor allem in den Mittel- und Oberschichten steigern. Die Forderung nach eugenischen Eingriffen nahm in der Agitation der BUF jedoch nur einen untergeordneten Rang ein. Die Mosley-Bewegung trat in ihrer offiziellen Programmatik auch nicht für ein Verbot der Geburtenkontrolle ein, obwohl zahlreiche Parteimitglieder den Rückgang der Kinderzahl in Mittel- und Oberschichtenfamilien als generelle Verschlechterung des Erbgutes und Erosion der »Volkskraft« interpretierten.200 Die einzelnen Korporationen, die die Grundlage des angestrebten gesellschaftlichen Systems bildeten, sollten durch das faschistische Regime direkt kontrolliert werden. Die von Mosley als Krisenlösungsinstrument entwickelte korporative Wirtschaftsordnung schloß daher eine fundamentale Umstrukturierung des politischen Systems ein. Aufgrund der wirtschaftlichen Depression in den frühen dreißiger Jahren betrachtete Mosley den Zusammenbruch des bestehenden parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems als unausweichlich. Der »Leader« der BUF vertrat daher die Überzeugung, daß die politische Macht nach dem prognostizierten Sieg in einer Parlamentswahl an die BUF übertragen werde. Die gewählten Abgeordneten im Unterhaus sollten danach lediglich sporadisch zusammentreten, um eine mit starker vollziehender Gewalt ausgestattete Regierung zu beraten.201 Die Legislaturperiode dieser Regierung sollte mit einer Neuwahl des Parlaments abgeschlossen werden, die auf der Basis einer Einteilung der Wähler nach ihrer Berufszugehörigkeit durchzuführen war. Dieses Wahlverfahren sollte gewährleisten, daß sachverständige Vertreter der einzelnen Berufsgruppen die wirtschaftliche Planung übernahmen und die von Mosley kompromißlos abgelehnten parteipolitischen Konflikte unterblieben: »Der Parteienkrieg wird in einem technischen und unpolitischen Parlament beendet werden, das

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nicht durch das Parteienspiel der Obstruktion, sondern durch das nationale Interesse des Aufbaus geprägt sein wird«.202 Die tendenziell diktatorischen Befugnisse des zu etablierenden faschistischen Regimes werden durch den Vorschlag Mosleys verdeutlicht, die Regierung lediglich durch regelmäßig abzuhaltende Volksabstimmungen - nicht aber durch die Stimmabgabe für einen von jeweils mehreren aufgestellten Kandidaten - bestätigen oder absetzen zu lassen. Die pseudo-demokratische, plebiszitäre Legitimation des von der BUF propagierten faschistischen Regimes dokumentiert auch die Feststellung Mosleys, daß »Faschismus Diktatur im modernen Sinne des Wortes ist, was bedeutet, daß die Regierung vom Volk mit Macht ausgestattet wird, um die Probleme zu lösen, die das Volk überwinden will«.203 Diese angestrebte Herrschaftsordnung wurde von führenden Repräsentanten der BUF auch durch die Berufung auf das von Thomas Carlyle im 19. Jahrhundert propagierte Ideal eines vorindustriell-agrarischen und ständisch strukturierten »Merrie England« gerechtfertigt. Die Diktatur sollte gesichert werden, indem der faschistischen Staatsführung starke exekutive Kompetenzen übertragen wurden, ohne daß eine handlungsfähige Opposition vorgesehen war.204 Die Forderung, alle Partikularinteressen unter die - von der BUF definierten - »nationalen« Ziele unterzuordnen, richtete sich besonders gegen jüdische Financiers, so daß der seit 1934 offen propagierte Antisemitismus bereits in der korporativen Ideologie der BUF angelegt war. In Mosleys »The Greater Britain« wird der Einfluß der Financiers in den Kategorien von Verschwörungsvorstellungen folgendermaßen gekennzeichnet: »Wir haben innerhalb unserer Nation eine Einflußgruppe, die weitgehend von fremden Elementen kontrolliert wird, eine Machtposition über dem Staat beansprucht und ihren Einfluß benutzt hat, um schwache Regierungen aller Parteien auf den Weg zur nationalen Katastrophe zu treiben«. 205

Die korporativistische Ideologie beeinflußte auch die außenpolitische Programmatik der BUF Das Ziel der Etablierung einer weitgehend autarken imperialen Wirtschaftssphäre wurde in der Agitation der BUF mit der Forderung nach einem Abschluß im Empire - und damit einer Abwendung von der kontinentaleuropäischen Orientierung britischer Außenpolitik - verknüpft. Außerdem sollte die weltweite Durchsetzung einer korporativen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Staatsstruktur kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Nationen verhindern, indem die wirtschaftlichen Expansionskräfte beim Aufbau eines Binnenmarktes mit hohem Selbstversorgungsgrad absorbiert wurden.206 Bereits die 1903 gegründete Tariff Reform League hatte den Zusammenschluß in einem das Empire umfassenden, autarken Wirtschaftsraum gefordert. Die ökonomische Notlage im Ersten Weltkrieg steigerte nicht nur den Einfluß des Protektionismus, sondern auch die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft. In den dreißiger Jahren traten führende Ökonomen und Politiker 183 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

- in der Konservativen Partei besonders Harold Macmillan - und Arbeitskreise wie Next Five Years und Political and Economic Planning für eine Ausweitung staatlicher Intervention, wirtschaftspolitischer Planung und sozioökonomischer Kooperation ein. Diese Leitgedanken einer neuen Wirtschaftspolitik wurden aber erst nach 1940 vom Kriegskabinett unter Churchill und der Regierung Artlee in weitreichenden Reformgesetzen umgesetzt.207 Die korporativistische Ideologie der BUF unterschied sich von diesen Vorschlägen jedoch grundlegend dadurch, daß das Prinzip individueller Selbstbestimmung aufgehoben und die politische Pluralität sowie die demokratische Partizipation ebenso beseitigt werden sollte wie die liberal-kapitalistische Konkurrenzwirtschaft.208 Dennoch fanden die von der BUF organisierten Kundgebungen, die durch den Aufmarsch uniformierter Verbände und theatralisch-rituelle Elemente die missionarische Heilsgewißheit, den Machtanspruch und den jugendlichen Aktionismus der Bewegung demonstrieren sollten, im Zeitraum von 1932 bis 1934 eine zunehmende Resonanz. Jedoch verlieh erst die publizistische Unterstützung des konservativen Zeitungsbesitzers Lord Rothermere, der schon 1933 das nationalsozialistische Regime als Bollwerk gegen den Kommunismus gefeiert hatte, der Mosley-Bewegung jene Respektabilität, die zu einer sprunghaften Zunahme der Mitgliederzahl führte.209 In einem am 15. Januar 1934 unter dem richtungweisenden Titel »Hurrah for the Blackshirts!« veröffentlichten Artikel in der Daily Mail glorifizierte Rothermere die BUF als eine sich gegen erstarrte politische Verfahren und Institutionen richtende Erneuerungsbewegung der Jugend Großbritanniens.210 Durch das Bündnis mit Rothermere, der durch seine auflagenstarken Zeitungen Daily Mail, Evening News, Sunday Dispatch und Sunday Pictorial über einen beträchtlichen Einfluß auf die öffentliche Meinung und die Politik der Konservativen Partei verfugte, konnte die BUF ihre politische Position stärken. Bereits im Januar 1934 wurde in einem Polizeibericht festgestellt: »Die Bewegung... gewinnt Einfluß, wobei Lord Rothermeres Artikel in der »Daily Mail« vom 15. Januar 1934 ihr einen beträchtlichen Antrieb verliehen hat«.211 Die Besorgnis der britischen Regierung über den Einflußgewinn der BUF wuchs, als die Mosley-Bewegung Ende Januar 1934 Bauern in Suffolk in ihrem Widerstand gegen Pachtabgaben unterstützte. Etwa fünfzig Blackshirts besetzten einen landwirtschaftlichen Betrieb und errichteten Barrikaden, um den Abtransport von beschlagnahmtem Vieh zu verhindern. Da sich die konservative Parteiführung jedoch ebenso deutlich von der Agitation der BUF distanzierte wie die Labour Party, gewann die Mosley-Bewegung 1933/ 34 keinen Einfluß auf die politischen Entscheidungen in Großbritannien.212 Die Propaganda der BUF, die zunehmend mit der Repressionspolitik des nationalsozialistischen Deutschland identifiziert wurde, stärkte auch den Widerstand einer vor allem von der Kommunistischen Partei organisierten 184 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

antifaschistischen Aktionsbewegung, die Protestdemonstrationen gegen die Mosley-Bewegung durchführte. Angesichts der sich im Frühjahr 1934 verschärfenden Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der BUF und ihren kompromißlosen Gegnern forderte der konservative Innenminister Sir John Gilmour ein generelles Uniformverbot, konnte sich aber gegen die Vorbehalte der anderen Minister und der Ministerialbeamten im Home Office nicht durchsetzen. Der politische Druck verstärkte sich aber nach den gewalttätigen Ausschreitungen bei einer Massenversammlung der BUF in der Olympia Hall (London) am 7. Juni 1934.213 Hierbei löste das aggressive Vorgehen der paramilitärischen Defence Force gegen protestierende Antifaschisten eine öffentliche Diskussion aus, die tendenziell zu einer Diskreditierung der BUF führte.214 Außer der Times und dem Guardian forderten in einer Parlamentsdebatte am 14. Juni 1934 auch zahlreiche Abgeordnete, die polizeilichen Zugriffsmöglichkeiten bei politischen Veranstaltungen zu erweitern und legislative Maßnahmen gegen uniformierte Verbände durchzusetzen. Entgegen einer Ankündigung Gilmours wurde 1934 von der Regierung jedoch kein Gesetzentwurf vorgelegt, der sich gegen eine Gewaltanwendung als Mittel der Konfliktaustragung zwischen außerparlamentarischen Verbänden richtete.215 Obwohl die führenden Repräsentanten der BUF den durch die Kundgebung in der Olympia Hall erzielten Publizitätsgewinn zunächst befriedigt registrierten, wurde die Mosley-Bewegung durch die gewalttätige Auseinandersetzung bei dieser Versammlung weitgehend diskreditiert, so daß sie die Protektion konservativer Mentoren und von Förderern aus der Wirtschaft verlor. Nachdem Lord Nuffield, der nach Polizeiermittlungen zur Finanzierung der BUF beigetragen hatte, im Juli 1934 in einem Zeitungsartikel eine Spende für jüdische Wohlfahrtsorganisationen angekündigt hatte, entzog im Juli 1934 auch Lord Rothermere der BUF seine publizistische und finanzielle Unterstützung.216 Diese Entscheidung Rothermeres wurde von Mosley auf eine Erpressung jüdischer Auftraggeber für Zeitungsannoncen zurückgeführt, obwohl Rothermeres Zeitungen die BUF auch weiterhin nicht grundsätzlich verurteilten.217 Die Mosley-Bewegung wurde nach dem Verlust der Protektion Rothermeres durch Mitgliederverluste geschwächt und politisch zunehmend marginalisiert. Erst in den späten dreißiger Jahren konnte sie ihre gesellschaftliche Isolierung partiell überwinden, als die Forderung nach einer außenpolitischen Isolation angesichts der wachsenden Kriegsgefahr an Attraktivität gewann. Die Kundgebung in der Olympia Hall stellte daher einen Wendepunkt in der Entwicklung des britischen Faschismus dar, wie in einem Bericht des Geheimdienstes MI5 vom Oktober 1934 hervorgehoben wurde: »Es wird immer deutlicher, daß Mosley im Olympia einen Rückschlag erlitten hat, der sich wahrscheinlich als entscheidend erweisen wird«.218 185 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Nachdem die BUF im Sommer 1934 ihre politische Respektabilität eingebüßt hatte und Mitgliederverluste eingesetzt hatten, bemühte sich die Bewegung verstärkt, bestehende lokale und regionale Probleme für ihre Ziele zu instrumentalisieren. Die im November 1934 aufgenommene Propagandakampagne in Lancashire, das von der hohen Arbeitslosigkeit in der Textilindustrie betroffen war, führte der Mosley-Bewegung zunächst neue Mitglieder zu und festigte ihre Position in Nordengland. Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Beschäftigungsniveau differierten zwischen den einzelnen Orten jedoch ebenso wie das Ausmaß der Loyalität der Arbeiterschaft gegenüber der Labour Party. 1934/35 war außerdem der Tiefpunkt der Depression bereits überwunden. Der BUF gelang daher die angestrebte langfristige Mobilisierung der Arbeiter und Beschäftigungslosen in dieser Region insgesamt nicht, wie der Rückgang der politischen Aktivität im Sommer 1935 verdeutlicht. Das Scheitern der Mosley-Bewegung in nordenglischen Industriegebieten wurde auch durch die Aufnahme einer populistischen antisemitischen Agitation im Herbst 1934 verursacht. Mit dieser Schwerpunktverlagerung in der Programmatik der BUF ging eine tiefgreifende Machtverschiebung innerhalb ihrer Führung einher. Antisemitische Propaganda wurde von führenden Vertretern der BUF zunächst explizit abgelehnt, so daß in einem unter dem Titel »Der Faschismus und die Juden« veröffentlichten programmatischen Artikel im Blackshirt vom 1. April 1933 festgehalten wurde: »Die Judenfrage ist keine Streitfrage des Faschismus, und das große Anliegen des Faschismus sollte nicht durch zweitrangige oder unbedeutende Probleme verdeckt werden«.219 Nachdem eine Delegation der Mosley-Bewegung im September 1933 am Reichsparteitag der NSDAP teilgenommen hatte, weigerte sich die Parteiführung der BUF aber, einen von jüdischen Organisationen in Großbritannien initiierten Boykott deutscher Waren zu unterstützen.220 Der Boykott wurde von einflußreichen Repräsentanten der BUF vielmehr als Versuch der britischen Juden interpretiert, England wegen der Verfolgung der Juden durch das nationalsozialistische Regime in einen Krieg mit dem Deutschen Reich zu ziehen.221 Nachdem A.K. Chesterton in seinem von Mosley in Auftrag gegebenen Bericht das Wachsen der antifaschistischen Organisationen auf den Einfluß der Juden zurückgeführt hatte, entschied Mosley- auch unter dem Eindruck der Distanzierung konservativer Mentoren - , die bereits vorhandenen antisemitischen Verschwörungsvorstellungen in seiner Bewegung auszuweiten.222 In einer Rede, die er am 28. Oktober 1934 in der Albert Hall in London hielt, behauptete der »Leader« der BUF: »Ich bin auf Dinge in diesem Land gestoßen, von denen ich nicht im Traum gedacht hätte, daß sie existierten. Eines dieser Dinge ist die Macht des organisierten Judentums, die heute gegen den Faschismus mobilisiert wird. Sie haben den Faschismus herausgefordert, und ich ignoriere Herausforderungen gewöhnlich nicht. ... Sie haben in ihrer großen

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Torheit erklärt, die siegreiche Kraft des modernen Zeitalters zu bekämpfen. Heute abend nehmen wir die Herausforderung an: sie wollen es, laßt es sie so haben!« 223

Die BUF lehnte jedoch eine rassisch oder religiös begründete Judenfeindschaft weiterhin ab, sondern rechtfertigte die Agitation gegen die Juden primär mit deren überproportional starker Beteiligung an antifaschistischen Demonstrationen.224 Redner der BUF stellten außerdem die Loyalität der Juden gegenüber dem britischen Staat prinzipiell in Frage. Insbesondere das Stereotyp des jüdischen Financiers wurde seit Ende 1934 zunehmend aufgegriffen, um den seit dem späten 19. Jahrhundert in England propagierten Topos der jüdischen Weltverschwörung zu exemplifizieren.225 Mosley verengte hierbei seine seit den zwanziger Jahren kontinuierlich verschärfte Kritik am wirtschaftlichen und politischen Einfluß der Finanzkaufleute personalisierend auf die Juden. Auch die von den Propagandisten der BUF behaupteten kulturellen Verfallserscheinungen wurden auf eine globale jüdische Konspiration zurückgeführt, die sich nicht nur in sozialistischen und kommunistischen Herrschaftssystemen, sondern auch in demokratischen Regierungsformen manifestiere.226 Der Mythos einer Weltverschwörung der Juden bildete die Grundlage des von der Mosley-Bewegung propagierten Antisemitismus und wurde mit rassistischen Deutungsmustern verknüpft. Dieser Nexus spiegelte sich in einem biologistischen Vokabular wider: »Durch Wucher ist der Jude die wirtschaftliche Laus Europas geworden, ein Parasit, der Profit aus der Arbeit anderer Menschen saugt«.227 Die antisemitische Agitation der BUF wies jedoch insgesamt nicht die für die Ideologie der nationalsozialistischen Bewegung und der IFL charakteristischen völkischen, biologistischsozialdarwinistischen Komponenten auf. Die Entscheidung der Parteiführung zur Aufnahme der antisemitischen Propagandakampagne wurde durch ein Faktorengeflecht verursacht, das sich sowohl aus den allgemeinen politischen Rahmenbedingungen als auch aus der internen Entwicklungsdynamik der BUF ergab. Juden beteiligten sich aktiv an Demonstrationen gegen die Mosley-Bewegung, da deren Agitation zunehmend mit den Judenverfolgungen des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland assoziiert wurde.228 Außerdem begünstigten die spezifischen sozioökonomischen Bedingungen des East End die politische Instrumentalisierung von Verdrängungsängsten, die sich gegen die jüdische Konkurrenz richteten. Auch der Verlust der Protektion Lord Rothermeres im Juli 1934 und der 1933/34 einsetzende wirtschaftliche Aufschwung trugen zur Konzentration der Parteipropaganda auf eine antisemitische Verschwörungstheorie bei. Als der von Mosley prognostizierte ökonomische Zusammenbruch und eine darauffolgende Erosion des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems ausblieben, verlor die von der BUF vertretene Forderung nach einer korporativen Reorganisation von Wirtschaft und Gesellschaft an Evidenz und Attraktivität. Angesichts der veränderten politischen Rahmen187 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

bedingungen war Mosley gezwungen, durch eine pragmatische Neuorientierung eine drohende Desintegration der Bewegung zu verhindern.229 Die offene Verbreitung antisemitischer Verschwörungsvorstellungen kann aber nicht ausschließlich auf politischen Opportunismus zurückgeführt werden. Da sich auch die kompromißlose Opposition jüdischer Organisationen gegen Mosleys Partei verstärkte, gewann in der BUF die Gruppe radikaler Antisemiten um William Joyce, John Beckett und A.K. Chesterton zunehmend Einfluß auf die Parteipropaganda.230 Auch die in Geheimdienst- und Polizeiberichten verzeichneten Bemühungen einzelner Vertreter der BUF, 1934/35 die Beziehungen zu den nationalsozialistischen Machthabern im »Dritten Reich« zu intensivieren, bildeten eine wichtige Antriebskraft der antisemitischen Agitation.231 Das NS-Regime gewann insgesamt eine Vorbildfunktion, die sich auch in der - von Mussolini scharf kritisierten - Agitation gegen die Juden manifestierte.232 Jedoch verursachte nur die Koinzidenz dieser auslösenden und strukturellen Faktoren, die in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit interpretiert werden müssen, den Übergang zur antisemitischen Propagandakampagne. Das Zusammenwirken der veränderten allgemeinen ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen für die politische Aktivität der BUF und der hiervon beeinflußten parteiinternen Machtverlagerungen führte daher zur Propagierung von antisemitischen Verschwörungstheorien. Nach der - auch von der deutschen Botschaft in London registrierten Aufnahme der antisemitischen Agitation konzentrierte sich die politische Aktivität der BUF auf die östlichen Stadtviertel Londons.233 Der erste Ortsverband der Mosley-Bewegung im East End wurde im Herbst 1934 gegründet, und bereits im August 1935 forderten Parlamentsabgeordnete, die im Unterhaus Wahlkreise in den betroffenen Stadtteilen vertraten, vom Innenminister, Maßnahmen gegen die antisemitischen Reden der BUFPropagandisten zu ergreifen.234 Die antisemitische Propagandakampagne wurde 1934/35 insbesondere von Mick Clarke getragen, der als Cockney mit dem Sonderbewußtsein der Bevölkerung vertraut war.235 Die Agitation der Mosley-Bewegung im East End zielte darauf ab, bestehende wirtschaftliche Strukturprobleme - vor allem die über dem nationalen Durchschnitt liegende Arbeitslosigkeit - zu instrumentalisieren und die Verdrängungsangst nichtjüdischer Bevölkerungsgruppen angesichts der Konkurrenz der jüdischen Bewohner, die niedrigere Löhne akzeptierten, zu verstärken. Die Propaganda der BUF konnte - entgegen der Interpretation Benewicks - auch aus der Wohnungsnot resultierende Ressentiments gegen die etwa 150000 Juden in den östlichen Stadtbezirken Londons erfolgreich aufgreifen.236 Die Mobilisierung des latenten Antisemitismus in den Vierteln Bethnal Green, Stepney und Shoreditch durch Agitatoren der BUF wurde darüber hinaus durch vorangegangene Propagandakampagnen fremdenfeindlicher Bewegungen, insbesondere der British Brothers' League, erleichtert, denn diese Gruppierungen

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hatten die Aufmerksamkeit der nichtjüdischen Bewohner auf die kulturelle Sonderstellung der Juden im East End gelenkt.237 Diese spezifische Tradition antisemitischer Einstellungen in einem Stadtviertel, in dem das Bewußtsein einer besonderen Identität allgemein verbreitet war, bildete eine wichtige Voraussetzung für den Einfluß, den die BUF im East End gewann. So wurde in einem Bericht des MI5 vom 18. Juli 1936 betont: »Es trifft zu, daß Redner der Faschisten im ›East End‹ eine größere Resonanz als anderswo gefunden haben, aber dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß es dort weitverbreitete antisemitische Ressentiments gibt und antisemitische Reden daher auf Zustimmung treffen«.238 Die starke Konzentration der BUF auf das East End und die Intensivierung ihrer antisemitischen Agitation führten 1936 zu einer Eskalation der Konflikte zwischen den Blackshirts und ihren politischen Gegnern. Bereits im Anschluß an eine Kundgebung der BUF in der Albert Hall, auf der Mosley in seiner Rede die Deportation der britischen Juden forderte, kam es im März 1936 zu Ausschreitungen zwischen antifaschistischen Demonstranten und Polizeieinheiten.239 Am 25. Mai 1936 lösten organisierte Störungen bei einer Veranstaltung der BUF in Oxford eine gewalttätige Konfrontation zwischen Blackshirts und Antifaschisten aus.240 Innenminister Simon, der im Sommer 1935 Gilmour abgelöst hatte, wies daraufhin den Befehlshaber der Londoner Polizei (Commissioner of Police of the Metropolis), Sir Philip Game, im Juli 1936 an, rassistische und antisemitische Äußerungen von Rednern der BUF in Polizeiprotokollen festzuhalten und gegen Verleumdungen von Juden kompromißlos vorzugehen.241 Die bereits im Sommer 1934 im britischen Innenministerium diskutierte Gesetzgebung gegen paramilitärische Verbände wurde jedoch erst durchgesetzt, nachdem ein Propagandamarsch von 1900 Blackshirts durch die östlichen Stadtteile Londons am 4. Oktober 1936 zu Zusammenstößen zwischen Polizeiverbänden und demonstrierenden Gegnern der MosleyBewegung geführt hatte. Der am 1. Januar 1937 in Kraft getretene Public Order Act verbot nicht nur das Tragen von Uniformen bei öffentlichen Veranstaltungen, sondern verlieh dem Commissioner of Police auch die Befugnis, Märsche durch bestimmte Gebiete mit Zustimmung des Innenministers zu verbieten. Damit wurden der BUF wichtige Propagandamittel entzogen, so daß die öffentliche Wirkung der Mosley-Bewegung zurückging.242 Zunächst jedoch gewann die BUF durch die von den Antifaschisten als »Battle of Cable Street« mythologisch verklärte Auseinandersetzung vom 4. Oktober 1936 im East End neue Unterstützung.243 Im Winter 1936/37 bewirkte der Public Order Act aber, daß die politischen Konflikte zurückgingen und die BUF in den Stadtvierteln Stepney, Bethnal Green und Shoreditch an Einfluß verlor.244 Obwohl die Mosley-Bewegung ihre antisemitische

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Agitation Anfang 1937 nochmals steigerte, errang sie weder bei den Wahlen zum Londoner Stadtrat im März 1937 noch bei den Borough Council Elections im November ein Mandat. Innenminister Hoare verhängte im Sommer 1937 außerdem ein zunächst auf sechs Wochen befristetes, aber danach bis 1940 mehrfach verlängertes Verbot aller Aufmärsche im East End. Auch nachdem die radikal antisemitischen Parteiführer Joyce und Beckett im März 1937 sowie Chesterton im März 1938 unter Protest aus der BUF ausgetreten waren, agitierte die Mosley-Bewegung gegen die britischen Juden. Die Berichterstattung in englischen Zeitungen über die »Reichskristallnacht« im November 1938 wurde auf den jüdischen Einfluß in der Presse zurückgeführt und als Bestätigung der von der BUF behaupteten Kriegstreiberei interpretiert. Der Antisemitismus der Mosley-Bewegung wurde in den späten dreißiger Jahren zunehmend ein integraler Bestandteil der Propagandakampagne für eine isolationistische Außenpolitik. Die BUF wandte sich vor allem kategorisch gegen eine britische Intervention gegen die Expansionspolitik des faschistischen Italien und des »Dritten Reiches« und trat für eine - auch von Hitler angestrebte - Ablenkung des außenpolitischen Engagements Großbritanniens auf das Empire ein.245 Die antisemitische Agitation der BUF zielte insgesamt darauf ab, die in England weitverbreiteten Ressentiments gegen Juden zu mobilisieren. Die latenten Vorbehalte erwiesen sich auch unter dem Eindruck der Judenverfolgung in Deutschland als resistent. Ausgehend vom Ideal der vollständigen Assimilation der jüdischen Minderheit als Korrelat ihrer rechtlichen Gleichstellung in einer liberal-demokratischen Gesellschaft, wurde nicht nur die Ideologie der Nationalsozialisten, sondern auch das Verhalten der deutschen Juden als eine wesentliche Ursache der staatlichen Repressionspolitik angesehen. Daher unterschätzten sogar Vertreter der britischen politischen Elite wie Winston Churchill und Intellektuelle wie H.G. Wells und George Bernard Shaw noch in den späten dreißiger Jahren die spezifische Dynamik des nationalsozialistischen Rassenantisemitismus. Vor diesem Hintergrund reagierte die breite Öffentlichkeit in England auf das gewalttätige Vorgehen gegen die deutschen Juden in der »Reichskristallnacht« mit Unverständnis und scharfer Kritik. Die Empörung wich jedoch schnell einer allgemeinen Indifferenz, denn die gegen die Juden gerichteten Stereotype waren nicht nachhaltig abgebaut worden. Die BUF instrumentalisierte die weitverbreiteten antisemitischen Vorurteile im Sommer 1939 in ihrer Propagandakampagne für die Erhaltung des Friedens und diffamierte die Juden als Kriegshetzer. Außerdem radikalisierte die BUF - ebenso wie die antisemitischen Gruppierungen Ramsays und Domviles - 1938/39 ihre Angriffe auf die jüdischen Flüchtlinge aus dem »Dritten Reich«. Die Mosley-Bewegung instrumentalisierte vor allem die Konkurrenz- und Verdrängungsangst der nichtjüdischen Bevölkerung in den 190 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Siedlungszentren der Juden und steigerte die vorhandenen Vorbehalte gegen die neuen Einwanderer. Für britische Arbeitskräfte in Berufen, die auch von vielen jüdischen Flüchtlingen ausgeübt wurden, gewann die BUF daher an Attraktivität. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs trat die antisemitische Propaganda der Mosley-Bewegung zunächst zurück, wurde aber im Winter 1939/40 erneut aufgenommen.246 Angesichts der latenten Judenfeindschaft beseitigte die Internierung führender Faschisten im Sommer 1940 den organisierten Antisemitismus in Großbritannien nicht vollständig. Im August 1942 gründete Edward Godfrey die British National Party, die Konspirationsängste aufgriff und verstärkte, und der 18B (British) Aid Fund wurde nach 1942 zum Sammelbecken entlassener Faschisten. Auch Publikationsorgane wie Truth und Patriot verhinderten, daß die Gruppe der britischen Antisemiten im Zweiten Weltkrieg zerfiel. Die Wochenschrift Truth, die 1936 von der Konservativen Partei erworben worden war, begrüßte nicht nur vorbehaltlos Chamberlains Appeasement-Politik, sondern unterstützte 1939/40 auch die antisemitische Propagandakampagne deutschfreundlicher Organisationen. Darüber hinaus verbreitete Alexander Ratcliffe, der durch einen militanten Protestantismus und das Ideal einer autoritären Herrschaft geprägt war, in seiner Zeitschrift Vanguard und seinem 1943 publizierten Pamphlet »The Truth about the Jews!« die Fiktion einer jüdischen Verschwörung.247 Antisemitische Stereotype blieben in Großbritannien daher nach 1939 virulent. Die Juden wurden, wie eine umfassende Auswertung der vorliegenden Meinungsumfragen ergeben hat, weitgehend als internationalistisch orientierter Bevölkerungsteil angesehen, dessen Loyalität zur britischen Nation in Frage gestellt wurde. Dieser Einschätzung entsprach die weitverbreitete Ansicht, daß der Krieg lediglich im Interesse der Juden geführt werde. Auch die Evakuierung der jüdischen Bewohner des durch deutsche Luftangriffe bedrohten East End von London beseitigte dastiefverwurzelte Vorurteil vom Juden als Kriegsgewinnler, potentiellen Deserteur und deutschen Agenten insgesamt nicht. Paradigmatisch wurden diese diffusen Ressentiments vom Schriftsteller George Orwell vertreten, der selber wiederholt vor der Gefahr eines verdeckten Antisemitismus gewarnt hatte.248 Diese Vorurteile, die von antisemitischen Bewegungen und Agitatoren gesteigert wurden, beeinflußten sowohl in den dreißiger Jahren als auch im Zweiten Weltkrieg indirekt die Regierungspolitik. Das Innenministerium trat zwar der offen judenfeindlichen Agitation entgegen, gab aber dem Druck verschiedener Interessenorganisationen und Berufsverbände nach, die eine Verdrängungskonkurrenz durch jüdische Einwanderer fürchteten und deshalb eine restriktive Immigrationspolitik forderten. In Großbritannien wurde daher nur eine begrenzte Zahl von Juden aufgenommen, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen waren. Während sich vor allem 191 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

die freien Berufe rigoros abschlossen, fanden Juden in den unter einem akuten Arbeitskräftemangel leidenden hauswirtschaftlichen Tätigkeiten eine Beschäftigung. So wurden trotz des anhaltenden Widerstandes der National Union of Domestic Workers von 1933 bis 1939 etwa 20000 deutsch-jüdische Frauen in England als Hausangestellte zugelassen. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs widersetzte sich die britische Regierung jedoch einer Ausweitung der Immigration, da vor allem der seit 1940 als Innenminister amtierende Herbert Morrison von der Existenz eines latenten Antisemitismus in England überzeugt war. Im Sommer 1940 ließ das Innenministerium schließlich die Internierung vieler deutscher Juden zu, die sowohl von nationalistischen Presseorganen als auch vom britischen Geheimdienst als potentielle »fünfte Kolonne« der Nationalsozialisten angesehen wurden.249 Antisemitische Vorbehalte trugen außerdem zur Entlassung Leslie HoreBelishas im Januar 1940 bei. Der erzwungene Rücktritt des jüdischen Kriegsministers wurde durch die Konflikte mit den Generalen Gort und Ironside über Armeereformen und den Aufbau einer Verteidigungslinie in Frankreich ausgelöst, ist aber auch auf fremdenfeindliche Ressentiments zurückzuführen. Die indirekte Wirkung judenfeindlicher Vorurteile manifestierte sich auch in der Weigerung des Kriegskabinetts unter Winston Churchill, die 1941 einsetzende »Endlösung« durch die Nationalsozialisten explizit zu verurteilen. Da der deutschen Kriegspropaganda keine Gelegenheit zur Mobilisierung der Judenfeindschaft - insbesondere in Nordafrika und in Vorderasien - gegen Großbritannien gegeben werden sollte, blieb die Deklaration des britischen Außenministers Eden vor dem Unterhaus am 17. Dezember 1942 die einzige einflußreiche öffentliche Stellungnahme der Regierung zur »Endlösung«. Die Antizipation antisemitischer Stereotype beeinträchtigte auch die Aktivität der Organisationen, die für die Interessen der jüdischen Bevölkerung in Großbritannien und der Juden im deutschen Herrschaftsbereich eintraten. Der Mangel an Koordination zwischen den Gruppierungen, ihr Streben nach Respektabilität und ihr überwiegend defensiv-attentistisches Verhalten gegenüber judenfeindlichen Vorurteilen verhinderten, daß der Primat der militärisch-strategischen Kriegsziele in der Regierungspolitik relativiert wurde.250 Der Antisemitismus, der in den dreißiger Jahren vor allem durch die Agitation der BUF gesteigert wurde, entfaltete in Großbritannien insgesamt eine indirekte Wirkung. Die Regierung setzte einerseits Maßnahmen durch, die eine offen antisemitische Propaganda einschränken sollten. Indem sie aber andererseits nicht offensiv für die jüdischen Interessen eintrat, antizipierte sie die vorhandene Judenfeindschaft in ihrem Herrschaftsbereich und gab ihr zumindest partiell nach. Die Agitation antisemitischer und faschistischer Organisationen in den dreißiger Jahren und im Zweiten Weltkrieg demonstrierte insofern auch die Anfälligkeit einer liberalen Gesellschaftsordnung 192 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

und eines parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems gegenüber fremdenfeindlichen Ressentiments. Außer der korporativen Programmatik und dem Antisemitismus bildete die Forderung nach einer Konzentration der britischen Außenpolitik auf das Empire einen Schwerpunkt der BUF-Agitation. Bereits 1933 propagierte die Mosley-Bewegung im Anschluß an einen Vorschlag Mussolinis ein umfassendes Bündnis zwischen faschistischen Regimen in Italien, Deutschland, England und Frankreich als Substitut für den Völkerbund.251 In ihrer im Herbst 1935 unter dem Motto »Mind Britain's Business« durchgeführten Agitation rechtfertigte die BUF außerdem den italienischen Angriff auf Äthiopien. Im Rahmen dieser Propagandakampagne bestritt die Mosley-Bewegung nicht nur das Recht Abessiniens auf staatliche Souveränität, sondern wandte sich auch kategorisch gegen den Völkerbund als Institution supranationaler Konfliktregelung. Mosley behauptete erneut, daß der Frieden nur durch einen Viermächteblock faschistischer Staaten gesichert werden könne. Das Vorgehen der italienischen Truppen gegen die Verbände des Negus Haile Selassie wurde mit rassistischen Vorurteilen verteidigt. Darüber hinaus interpretierten die radikalen Antisemiten in der BUF den internationalen Protest gegen den Expansionismus des faschistischen Italien als Ausdruck einer jüdischbolschewistischen Verschwörung. Die Agitation, die im September und Oktober 1935 durchgeführt wurde, führte aber nicht zum erhofften Popularitäts- und Einflußgewinn der Mosley-Bewegung, denn die Mehrheit der Bevölkerung lehnte die völkerrechtswidrige Annexion Äthiopiens durch Italien ab.252 Als sich die außenpolitischen Spannungen in den späten dreißiger Jahren mit dem beschleunigten deutschen Expansionismus verschärften, trat die 1936 in British Union of Fascists and National Socialists umbenannte Mosley-Bewegung für eine isolationistische Außenpolitik Großbritanniens gegenüber dem »Dritten Reich« ein. Diese Forderung reflektierte die - von Mosley kategorisch bestrittene - zunehmende programmatische Anlehnung der BUF an die Politik des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland.253 Die Agitation für einen außenpolitischen Isolationismus Großbritanniens zeigte auch die Bedeutung antisemitischer Verschwörungsvorstellungen für die Programmatik der Bewegung, die die Juden undifferenziert als Kriegstreiber diffamierte: »Wir haben einmal gegen Deutschland in einem britischen Krieg gekämpft; wir werden nicht nochmals gegen Deutschland in einem jüdischen Krieg kämpfen«.254 Außer taktischen Gründen waren für die Propagandakampagne gegen ein britisches Engagement auf dem europäischen Kontinent aber auch wichtige Kontinuitätslinien in der politischen Laufbahn Mosleys bestimmend. Eine Konzentration auf die Konsolidierung des Empire wurde vom »Leader« der BUF schon in den zwanziger Jahren nachdrücklich verlangt und nach 1931/

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32 eng mit dem Ziel der Etablierung eines korporativen Staates verknüpft.255 Die Forderung nach einer Aufgabe der außenpolitischen Bindungen zu Staaten in Kontinentaleuropa entsprach dem weitverbreiteten Friedensbedürfhis in Großbritannien und wurde auch von anderen politischen Gruppierungen - insbesondere konservativen Politikern - vertreten, so daß sie partiell auch die Regierungspolitik beeinflußte. Die von der Mosley-Bewegung organisierte Agitation gegen eine britische Intervention in Zentraleuropa traf daher bis 1938/39 auf eine beträchtliche Resonanz.256 Mosley verband in seiner im Winter 1937/38 verfaßten Schrift »Tomorrow We Live« explizit die Ziele der wirtschaftlichen Autarkie in einem abgeschlossenen Empire und der Konsolidierung imperialer Herrschaft als Richtschnur der Außenpolitik.257 Nachdem er bereits 1936 die Wiederangliederung des entmilitarisierten Rheinlands an Deutschland ausdrücklich befürwortet hatte, formulierte er den isolationistischen Grundzug in der von der BUF vertretenen außenpolitischen Konzeption paradigmatisch in einem Artikel, der nach dem »Anschluß« Österreichs im März 1938 erschien: »Was betrifft es uns überhaupt, ob Deutsche sich mit anderen Angehörigen dieses Volkes vereinigen? Falls alle Deutschen außerhalb des Reiches zu Deutschland gehörten, würde die deutsche Bevölkerung von siebzig auf achtzig Millionen wachsen; ist das britische Empire so tief gcsunken,daß wir unseren Laden schließen müssen, wenn weitere zehn Millionen Deutsche in ihr Vaterland integriert werden?« 258

Nachdem im März 1939 deutsche Truppen in Prag einmarschiert waren, ging die Unterstützung für die Revisionsforderungen des nationalsozialistischen Regimes sowohl in der britischen Bevölkerung - die sich schon vorher zunehmend von der Appeasement-Politik Chamberlains distanziert hatte als auch in der Nationalen Regierung deutlich zurück. Der Premierminister, der noch im Münchener Abkommen der Abtrennung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei zugestimmt hatte, gab daher am 31. März 1939 eine mit der französischen Regierung abgestimmte Garantieerklärung für Polen ab und ließ im April Verhandlungen mit der Sowjetunion aufnehmen.259 Die Mosley-Bewegung intensivierte daher 1939 ihre Propagandakampagne gegen einen Einsatz britischer Truppen in der sich abzeichnenden militärischen Auseinandersetzung auf dem europäischen Kontinent. In einer Rede vor mehr als 20000 Zuhörern in Earls Court (London) - der größten Kundgebung, die von der BUF in einem Saal durchgeführt wurde - verlangte Mosley am 16. Juli 1939: »Laßt Deutschland freie Hand in Osteuropa. ... Konzentriert euch auf das britische Empire.... Tausende Juden wandern zu uns ein, senken unseren Lebensstandard, blähen die Kanzleien krimineller Anwälte auf und werden, falls ihnen erlaubt wird, dies fortzusetzen, die gesamte Tradition des englischen Lebens verändern. ... Wir werden unsere Generation und unsere Kinder retten und sicherstellen, daß sie nicht wie Ratten in einem polnischen Krieg sterben werden«.

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Die BUF präsentierte sich in ihrer Propaganda insgesamt als kompromißloser Protektor der Nation vor dem drohenden Krieg und rief vor allem die Frauen Großbritanniens dazu auf, die Interessen der jungen Generation zu vertreten.260 Die Agitation der BUF für eine isolationistische Außenpolitik, die durch eine massive Stärkung der britischen Luftstreitkräfte abgesichert werden sollte, diskreditierte die Bewegung keineswegs a priori.261 Die BUF konnte vielmehr mit Aufschriften wie »Why waste British Blood on the Poles« und dem Slogan »Join the British Union and work for peace« die pazifistische Einstellung großer Bevölkerungsteile in Großbritannien instrumentalisieren.262 Das Konzept einer Abwendung vom Kontinentalengagement wurde in der Agitation der Bewegung als einziges, auch den - von Mosley festgelegten - nationalen Interessen Englands entsprechendes Mittel dargestellt, um den drohenden europäischen Krieg zu verhindern. Nachdem der Commissioner of Police schon im Oktober 1938 einen wachsenden Zustrom neuer Mitglieder in die BUF registriert hatte, nahm die Unterstützung für die Bewegung auch nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Veröffentlichung einer Erklärung Mosleys am 1. September 1939 weiter zu.263 Diese Entwicklung wurde in einem Polizeibericht vom 18. September 1939 folgendermaßen zusammengefaßt: »Im Anschluß an die Kundgebung in ›Earls Court‹ vom 16. Juli beschleunigte sich der Mitgliederzuwachs. Obwohl diese Zunahme vor allem in London verzeichnet wurde, zeigte sie sich in allen Regionen Englands - insbesondere in Manchester und in den östlichen Gebieten Lancashires.... Seit dem 3. September hat die BUF einen Strom neuer Mitglieder erhalten«. 264

Die BUF konnte die Mobilisierung neuer Anhänger jedoch nicht in eine Ausweitung ihres politischen Einflusses umsetzen, denn in drei 1940 abgehaltenen Nachwahlen gewann die Mosley-Bewegung nur unbedeutende Stimmenanteile.265 Da die BUF im britischen Innenministerium aber als eine potentielle Gefahr für die innere Stabilität Großbritanniens angesehen wurde, enthielt schon eine Denkschrift vom September 1939 geplante Maßnahmen zur Zwangsauflösung der Bewegung. Angesichts des schnellen Vormarsches der deutschen Armeen in Westeuropa im Mai/Juni 1940 verstärkten sich in den Sicherheitsbehörden - MI5 und politische Polizei - die Befürchtungen, daß die Bewegung Mosleys bei der allgemein erwarteten Invasion die deutsche Kriegführung durch eine subversive Aktivität in Großbritannien unterstützen könnte.266 Unter dem Eindruck der schnellen Niederwerfung Frankreichs und der Berichte des britischen Botschafters in Den Haag, Sir Nevile Bland, über eine angebliche Kooperation zwischen deutschen Fallschirmtruppen und einer »fünften Kolonne« holländischer Faschisten bei der Besetzung der Niederlande wies der neue Premierminister Churchill nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluß Innenminister Anderson am 22.

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Mai 1940 an, legislative Maßnahmen gegen die britischen Faschisten vorzubereiten. Die am 23. November 1939 vom Unterhaus verabschiedete Defence Regulation 18B, die sich gegen Saboteure richtete, wurde daraufhin so ergänzt, daß die Mitglieder von Gruppierungen, die außenpolitische Ziele des nationalsozialistischen Regimes unterstützt hatten, verhaftet werden konnten. Auf der Grundlage der daraufhin erlassenen Defence Regulation 18B (la) wurde Mosley am 23. Mai 1940 festgenommen und ebenso wie mehr als 700 andere Mitglieder der BUF interniert.267 Die sich anschließende, von der Kriegsregierung am 10. Juli 1940 befohlene Auflösung der Mosley-Bewegung markierte das Ende ihrer politischen Aktivität, auch wenn Hitler noch im Januar 1942 auf eine Freilassung Mosleys hoffte.268 Als Innenminister Herbert Morrison im November 1943 gegen den Widerstand vieler Parlamentsabgeordneter insbesondere der Labour Party die Freilassung Mosleys und seiner Ehefrau anordnete, war ein militärischer Sieg des nationalsozialistischen Deutschland im Zweiten Weltkrieg unwahrscheinlich geworden. Oswald Mosley, der 1948 die Union Movement gründete und in den fünfziger Jahren die Agitation dieser Partei gegen die farbigen Immigranten in Großbritannien leitete, hatte seine in den zwanziger Jahren gewonnene politische Glaubwürdigkeit und Respektabilität endgültig eingebüßt.269 Der Politiker, der 1929/30 von zahlreichen Beobachtern als künftiger Premierminister angesehen worden war, blieb bis zum Ende seiner politischen Laufbahn im Jahre 1966 insgesamt einflußlos. Erst mit der Veröffentlichung seiner Erinnerungen 1968 setzte eine zögernde Rehabilitierung Mosleys ein, die allerdings bis zu seinem Tod 1980 trotz der Publikation der Biographie Skidelskys insgesamt nicht erreicht wurde.270 Die BUF gab sich in ihrer Propaganda als originär britische Organisation aus, um ihrer Stigmatisierung als Kopie und Instrument der faschistischen Regierung Mussolinis und des nationalsozialistischen Regimes entgegenzuwirken.271 Als aber das faschistische Italien und das »Dritte Reich« nach 1935 immer deutlicher zu einer expansionistischen Außenpolitik übergingen, verringerte sich die Vereinbarkeit des Konzepts eines außenpolitischen Isolationismus einerseits und des ausgeprägten Nationalismus der BUF andererseits. Die Mosley-Bewegung stellte insbesondere ihre Loyalität zum britischen Königshaus heraus, trat nachdrücklich für eine Konsolidierung des Empire ein und verknüpfte nationalistische und sozialintegrative Ziele in der missionarisch propagierten Vision eines von sozialen Auseinandersetzungen befreiten, mythologisch verklärten »Merrie England«.272 Die führenden Repräsentanten der BUF behaupteten zwar, daß dieses Ideal, das als Symbiose des Nationalismus und eines - auf das Ziel einer Stärkung gesellschaftlicher Kohäsion reduzierten - »Sozialismus« propagiert wurde, mit der außenpolitischen Programmatik einer Abwendung vom kontinentaleuropäischen Engagement vereinbar sei.273 Diese Auffassung verlor aber angesichts der poten196 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

tiell auch die nationale Souveränität Großbritanniens bedrohenden Annexionspolitik des faschistischen Italien und des nationalsozialistischen Deutschland an Glaubwürdigkeit. Obwohl die BUF ihre Agitation für eine isolationistische Außenpolitik als Vermächtnis der Opfer des Ersten Weltkriegs rechtfertigte, wirkte die wachsende innenpolitische Diskreditierung der Bewegung daher einem signifikanten Einflußgewinn entgegen. Aurgrund dieses Widerspruchs in der außenpolitischen Programmatik blieb auch das Selbstverständnis der BUF als faschistische Bewegung in den dreißiger Jahren ambivalent. Mosley betonte nach einem Besuch in Italien im Januar 1934 einerseits, daß die von ihm gegründete Organisation mit Bewegungen in anderen Ländern zusammenarbeiten werde, um die weltweite Durchsetzung des Faschismus zu erreichen.274 Diese - auch von Mussolini in den frühen dreißiger Jahren vertretene - Ideologie eines faschistischen Universalismus drückte Mosley in seinem Buch »The Greater Britain« folgendermaßen aus: »Der Faschismus ist heute eine weltweite Bewegung geworden, die in jedes Land in der Stunde der Krise als einzige Alternative zum zerstörerischen Kommunismus eindringt«.275 Da der »Leader« der BUF andererseits aber auch die spezifisch nationale Ausprägung seiner Bewegung herausstellte, nahm er an einem internationalen Kongreß in Montreux, der Ende 1934 Delegierte von dreizehn faschistischen Bewegungen zusammenführte, nicht teil. Dagegen vertrat er die von ihm geführte Organisation auf einer von Asvero Gravelli organisierten Konferenz faschistischer Parteiführer in Zürich im Dezember 1934.276 Dieser im Selbstverständnis der British Union of Fascists inhärente Widerspruch die Anlehnung an das Vorbild der von Mussolini und Hitler geführten Parteien einerseits und der starke Nationalismus andererseits - bestätigt die Interpretation, daß der Spielraum für eine internationale Kooperation faschistischer Bewegungen aufgrund ihrer ideologischen Prämissen eng begrenzt war.277

4.2.3.2.3. Mitglieder und Anhänger der British Union of Fascists. Numerische Entwicklung, geographische Verteilung und soziale Herkunft Während in den bis Mitte der siebziger Jahre durchgeführten Forschungsarbeiten überwiegend von einem kontinuierlichen Rückgang der Mitgliederzahl in der British Union of Fascists ausgegangen wurde, hat Robert Skidelsky - erstmals in seiner 1975 veröffentlichten Biographie Oswald Mosleys die Auffassung vertreten, daß die Bewegung 1939 über 40000 Mitglieder verfugt und damit die bis 1934 gewonnene Stärke wieder erreicht habe.278 Die von Webber ausgewerteten Geheimdienst- und Polizeiberichte bestätigen im wesentlichen die Darstellung Skidelskys, auch wenn die Steigerung der

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Mitgliederzahl in den späten dreißiger Jahren von ihm überschätzt worden ist.279 Nachdem die BUF bis Februar 1934 mehr als 17000 Mitglieder gewonnen hatte, nahm die Stärke der Bewegung vor allem aufgrund der Unterstützung Lord Rothermeres rapide zu, so daß in einem Geheimdienstbericht vom August 1934 bereits eine Mitgliederzahl von 50000 registriert wurde. Nach der öffentlichen Distanzierung Lord Rothermeres von der Programmatik der BUF und den hierdurch ausgelösten innerparteilichen Konflikten verlor die Mosley-Bewegung jedoch viele ihrer ursprünglichen Mitglieder.280 Der Mitgliederschwund zeigte sich im Rückgang der Verkaufezahlen für das Parteiorgan Blaekshirt, von dem im Oktober 1934 23000, im Dezember aber nur noch 19000 Exemplare abgesetzt werden konnten.281 Der Rückgang der Mitgliederzahl setzte sich Anfang 1935 - besonders deutlich außerhalb Londons - fort, da die Kompetenzkonflikte in der BUF zunehmend auch auf die regionalen und lokalen Parteiverbände übergriffen.282 Insgesamt verlor die Mosley-Bewegung 1935 trotz des Zustroms neuer Mitglieder im East End Londons, die durch die einsetzende antisemitische Agitation angezogen wurden, deutlich an Stärke, wie in einem Polizeibericht vom 24. Oktober 1935 hervorgehoben wurde: »In den letzten Monaten ist die Zahl der aktiven Mitglieder und der politische Einfluß der B.U.F.-zunächst langsam, aber jetzt deutlicher- im ganzen Land zurückgegangen. Dies trifft mehr auf die Provinzen als auf die Hauptstadt zu, wo die Mitgliedschaft und Sympathie im ›East End‹ trotz eines Rückganges in zahlreichen Parteiverbänden insgesamt zugenommen hat«. 283

Nachdem die Mitgliederzahl von etwa 6000 im Februar 1935 auf 5000 im Oktober zurückgegangen war, gelang es der Führung der BUF, durch die Intensivierung der antisemitischen Propagandakampagne im East End, neue Unterstützung für die Bewegung zu mobilisieren. Die Mitgliederzahl der BUF stieg daher von etwa 10000 im März 1936 auf über 15000 im November.284 Nach dem Einflußverlust der Mosley-Bewegung auch im East End seit Dezember 1936 verlor die BUF nach - noch weiter zu überprüfenden - Angaben der Londoner Polizei erneut Mitglieder.285 Als die Spannungen in Mittel- und Osteuropa in den späten dreißiger Jahren wegen der territorialen Ansprüche des nationalsozialistischen Regimes wuchsen, traf die Agitation der BUF für eine isolationistische Außenpolitik auf eine beträchtliche Resonanz, so daß die Mitgliederzahl seit Mitte 1938 deutlich stieg. Webber geht daher auf der Basis der Angaben in einem Geheimdienstbericht vom 28. Februar 1939 von etwa 16500 Parteimitgliedern im Dezember 1938 aus, nachdem die BUF im Januar 1938 nur über 14500 Mitglieder verfügt hatte.286 Im September 1939 schließlich betrug die Gesamtzahl der BUFMitglieder nach Angaben des Innenministers Sir John Anderson etwa 22500.287 Wie Webbers Analyse der Verkaufszahlen für die Parteizeitungen Blackshirt 198 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

und Action gezeigt hat, bestand in Großbritannien neben den Mitgliedern auch ein beträchtliches Potential von Anhängern der BUF.288 Die Mobilisierbarkeit der Bevölkerungsgruppen, die die Forderungen der BUF unterstützten, wurde in Polizei- und Geheimdienstberichten wiederholt hervorgehoben. Im Juni 1937 verfugte die britische Polizei über Informationen, daß »es eine starke latente Unterstützung im Norden generell gibt, die mobilisiert werden könnte, wenn die Organisation [die BUF] und ihre Propaganda effizient durchgeführt würde«.289 Diese Feststellung relativiert die Interpretation Benewicks, daß »das Auftreten des Faschismus nicht angemessen und unbedeutend im Hinblick auf die politische Entwicklung in Großbritannien war und seine Erfolgschancen gering waren«.290 Die Mitgliederentwicklung in der BUF wurde durch eine - auch bei anderen faschistischen Bewegungen festgestellte - außerordentlich hohe Fluktuation geprägt.291 Nach den Angaben A.K. Chestertons, der bis zu seinem Austritt im März 1938 der Parteiführung angehörte, durchliefen von Oktober 1932 bis 1938 insgesamt etwa 100000 Personen die Mosley-Bewegung. Auch das relativ niedrige Durchschnittsalter der Mitglieder stellte eine Konstante in der Mitgliederentwicklung und ein wichtiges allgemeines Strukturmerkmal der BUF dar, das bei zahlreichen Untersuchungen faschistischer Gruppierungen in Europa hervorgetreten ist.292 Der hohe Anteil jugendlicher Parteiangehöriger reflektierte das missionarisch-zivilisatorische Selbstverständnis der BUF, die chiliastische Heilserwartung und ihre Betonung von Aktion und radikaler Veränderungsdynamik.293 Auch die einflußreichsten Repräsentanten der Mosley-Bewegung waren relativ jung; Mandle hat in seiner Analyse von 84 Parteiführern festgestellt, daß 57 von ihnen im Jahre 1935 unter 40 Jahre, davon 19 sogar unter 30 Jahre alt waren.294 Obwohl die Mosley-Bewegung keine eindeutige Frauenpolitik vertrat, erreichten weibliche Mitglieder in der BUF einen Anteil von etwa zwanzig Prozent. Die Parteiorganisation für Frauen wurde zunächst von Mosleys Mutter geleitet, bevor Mary Richardson und Anne Brock Griggs den Aufbau von Diskussionskreisen für weibliche Mitglieder und ihre Werbetätigkeit für die BUF forcierten. Außer Richardson gewann die Mosley-Bewegung auch andere ehemalige Aktivistinnen der 1903 gegründeten Women's Social and Political Union wie Norah Elam, Mercedes Barrington und Mary Allen, die vor allem Schulungskurse in Rhetorik für einzelne, vorher ausgewählte weibliche Parteimitglieder durchführten. Der BUF schlossen sich aber nicht nur Frauen aus den Mittel- und Oberschichten, sondern auch Arbeiterinnen an. Wie der Lebenslauf der Leiterin der Frauenorganisation im Ortsverband Nelson (Lancashire), Nellie Driver, verdeutlicht, wurden besonders junge Lohnarbeiterinnen angezogen, die sich von der Labour Party abgewandt hatten und unter langer Arbeitslosigkeit sowie gesellschaftlicher Isolation litten. Die Attraktivität der Mosley-Bewegung für Frauen wurde aber durch 199 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

tiefgreifende Interessendivergenzen unter ihren weiblichen Mitgliedern beeinträchtigt. Während Frauen aus den Unterschichten ein Verbot der beruflichen Diskriminierung und Lohngleichheit verlangten, lehnten die aus den Mittel- und Oberschichten rekrutierten weiblichen BUF-Mitglieder diese Forderungen überwiegend ab.295 Während die hohe Fluktuation, das geringe Durchschnittsalter und die aktive Rolle einzelner Frauen die Mitgliederstruktur der BUF generell charakterisierten, muß bei der Analyse der geographischen Verteilung der Mitglieder im Zeitraum von der Gründung der Bewegung bis zu ihrer Auflösung stark differenziert werden. Nach den Angaben in Polizei- und Geheimdienstberichten, die die Basis für eine über spekulative und allgemeine Bemerkungen hinausgehende empirische Analyse der regionalen Schwerpunkte der BUF bilden, war die Bewegung Mosleys insbesondere in Yorkshire, Lancashire, East Anglia, Süd- und Südostengland, London sowie in den Midlands stark vertreten. Bis Ende 1935 ging die Mitgliederzahl in Schottland und in den nördlichen sowie südlichen Landesteilen Englands besonders deutlich zurück. Dagegen konnte die Präsenz der BUF in London - in Prozentanteilen an der Gesamtzahl der Mitglieder - vor allem durch die Aufnahme der antisemitischen Agitation verstärkt werden.296 1936 wuchs der Anteil der Parteimitglieder in London auf dem Höhepunkt der antisemitischen Propagandakampagne in den östlichen Stadtvierteln weiter an; die Mitgliederstärke der BUF in Nordengland nahm hingegen kontinuierlich ab.297 Die wichtigste Entwicklungstendenz in der regionalen Verteilung der BUFMitglieder stellte 1936 aber die erneute Zunahme der Zahl von Parteiangehörigen in Südengland dar.298 Das Wachstum der Mitgliederstärke der BUF in den südlichen Regionen Englands, das auf eine verstärkte Unterstützung von konservativ orientierten Gruppen des Bürgertums für die MosleyBewegung hindeutet, beschleunigte sich 1937 offenbar. Etwa 270 der insgesamt 3400 Parteimitglieder, die am 3. Oktober 1937 an einem Marsch anläßlich des fünften Jahrestages der Gründung der BUF teilnahmen, waren Bewohner der an der Südküste Englands gelegenen Regionen.299 Dagegen sank der Anteil der Parteiangehörigen in London an der Gesamtmitgliederschaft insgesamt deutlich. Diese Entwicklungstendenz wurde aber durch den Mitgliederzustrom, der insbesondere durch Mosleys Kundgebung in Earls Court im Juli 1939 ausgelöst wurde, abgebrochen.300 Der Mitgliederverlust in London, vor allem im East End, ergab sich primär aus der Einschränkung der antisemitischen Agitation in den östlichen Stadtvierteln und reflektiert die Schwerpunktverlagerung in der politischen Aktivität der Mosley-Bewegung. Im Gegensatz zum Rückgang der Mitgliederzahl in London von 1936 bis 1938 blieb die starke Präsenz von BUF-Mitgliedern im Süden Englands nach den - allerdings nur vereinzelten - Angaben in Polizei berichten erhalten, und 200 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

die Unterstützung der Bewegung in den nördlichen Industrieregionen Lancashires und Yorkshires verstärkte sich erneut.301 Die Entwicklung der Mitgliedschaft der BUF auf regionaler Ebene kann hier lediglich in ihren Grundtendenzen erfaßt werden, denn die Aktenbestände des Innenministeriums bilden keine vollständig befriedigende empirische Grundlage für eine Untersuchung der geographischen Schwerpunkte der Mosley-Bewegung. Die Karteien der BUF, die für eine systematische Analyse der sozialen Herkunft der Mitglieder unabdingbar sind, wurden 1940 vom britischen Innenministerium für hundert Jahre beschlagnahmt. Im folgenden kann die Forschung zur Sozialstruktur der Mosley-Bewegung daher nur vorläufig zusammengefaßt werden.302 Auf dem Höhepunkt des politischen Einflusses der Mosley-Bewegung im Sommer 1934, als auch die höchste Mitgliederzahl registriert wurde, war die Sozialstruktur der BUF durch eine ausgeprägte Heterogenität gekennzeichnet, wobei jedoch Angehörige aus den oberen Mittelschichten und beschäftigungslose, nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter dominierten.303 In einem Polizeibericht vom 1. August 1934 wurde konstatiert, daß sich die BUF aus »einer Mischung von ehemaligen Offizieren, Schülern von Privatschulen und Arbeitern« zusammensetzte. Obwohl die Bewegung Parteizellen in zahlreichen Gewerkschaften etablierte, konnte sie in den dreißiger Jahren insgesamt keine signifikante Unterstützung unter gewerkschaftlich gebundenen Lohnarbeitern gewinnen.304 Propagandakampagnen der BUF in den von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Industrieregionen in Lancashire und Yorkshire blieben 1934/35 und 1938 erfolglos, da die Loyalität der erwerbstätigen Arbeiter gegenüber der Labour Party ungebrochen blieb. Dagegen konnte die Mosley-Bewegung insbesondere 1934/35 beschäftigungslose Arbeiter ohne gewerkschaftliche Bindung - partiell auch ehemalige Kommunisten und Anhänger der National Unemployed Workers' Movement - an sich binden. Auch bei hochbezahlten Facharbeitern trafdie Programmatik der BUF auf eine begrenzte Resonanz.305 Während Skidelsky and Rawnsley die Interpretation vertreten haben, daß der Anteil der nicht organisierten Arbeiter an der Gesamtzahl der BUFMitglieder nach dem Verlust der Unterstützung Lord Rothermeres zunahm, finden sich in den Polizei- und Geheimdienstberichten des britischen Innenministeriums keine Hinweise auf eine grundlegende Verschiebung in den Prozentanteilen von Angehörigen der Mittelschichten und der Arbeiterschaft in der BUF. Obwohl die Mosley-Bewegung im Zeitraum von 1935 bis 1938 im East End zahlreiche Arbeiter gewinnen konnte, trug auch die Zunahme der Parteiangehörigen aus dem mittelständisch geprägten Südengland zum Steigen der Gesamtzahl der BUF-Mitglieder in den späten dreißiger Jahren bei.306 Die Parteimitglieder aus den Mittelschichten setzten sich nach den noch nicht gesicherten - Forschungsergebnissen Rawnsleys, Brewers und

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Skidelskys aus Selbständigen zusammen, deren politische Sozialisation unvollständig war und die vor dem Eintritt in die BUF nicht oder nur partiell an eine andere Partei gebunden waren. Da die Krisen- und Revolutionsfurcht aber ebenso wie nationalistische Ressentiments in den dreißiger Jahren nur eine kleine Minderheit in den Mittel- und Oberschichten erfaßte, bewahrten sie insgesamt ihre enge politische Bindung an die Konservative Partei. Der Anteil der Angehörigen der Mittelschichten in der BUF nahm nur von 1938 bis 1940 zu, als die Bewegung neue Anhänger in den Städten Südenglands mobilisieren konnte.307 Der Arbeiteranteil in der Bewegung nahm hingegen ab, da die Intensität der antisemitischen Agitation im East End zurückging und auch die Propagandakampagnen in Lancashire und Yorkshire nur auf eine geringe Resonanz unter den Textilarbeitern stießen. Insgesamt ging die relative Präsenz von Arbeitern in der BUF nach den Unterlagen des Innenministeriums nach 1937/38 kontinuierlich zurück, während der Anteil der Mittelschichten-Angehörigen tendenziell zunahm.308 Die Mitgliederstruktur der Mosley-Bewegung wurde indessen nicht von einer dieser Sozialgruppen geprägt; die Heterogenität in der Zusammensetzung blieb vielmehr ein zentrales Merkmal der BUF. Wichtiger als die Veränderung der Mitgliederanteile aus den Mittelschichten und der Arbeiterschaft ist daher die Feststellung, daß vor allem gesellschaftlich marginalisierte, politisch nicht gebundene Teile verschiedener sozialer Schichten und Berufsgruppen von der BUF angezogen wurden. Die Attraktivität der MosleyBewegung für diese Randgruppen, die nicht von der Klassenstruktur der britischen Gesellschaft erfaßt wurden, verweist auf die Bedeutung der Motive für den Parteieintritt, die im folgenden analysiert werden. Die wichtigste Determinante für den Anschluß an die BUF war das individuelle Krisenbewußtsein. Die Furcht vor Arbeitslosigkeit und ein geringes Vertrauen in die Fähigkeit des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems, das Arbeitslosenproblem zu lösen, stellten hierbei wesentliche Elemente der Krisenperzeption dar.309 Aber auch eine Bedrohungsperzeption, die sich aus der Erosion der imperialen Herrschaft und der britischen Weltmachtstellung ergab, und die Überzeugung von einer jüdischen Dominanz in Großbritannien sowie von einem fundamentalen Generationskonflikt in der britischen Politik und Gesellschaft begünstigten die Entscheidung, in die BUF einzutreten. In einem Geheimdienstbericht vom Oktober 1934 werden als Motive für die Unterstützung der Mosley-Bewegung angegeben: »(a) wirtschaftlicher Druck bei Akademikern und Arbeitern; (b) Unzufriedenheit mit der Führung der Konservativen Partei, verbunden mit der Drohung, die 1914 durchgeführten Vorbereitungen gegen die Gewährung der Autonomie für Irland wiederaufzunehmen ...; (c) Furcht vor dem Sozialismus in bestimmten Teilen der Großindustrie, die dazu geführt hat, daß der ›British Union of Fascists‹ Spenden zugeleitet wurden«. 310

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Diese Komponenten einer umfassenden Krisenwahrnehmung bündelten sich bei Parteimitgliedern in der Überzeugung, daß ausschließlich die BUF die Kompetenz zur Durchführung von tiefgreifenden Sozialreformen besitze. Die Hoffnung, daß die Mosley-Bewegung die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme Großbritanniens lösen werde, bildete insgesamt das wichtigste Motiv für den Parteieintritt. Der Nexus zwischen einem ausgeprägten Krisenbewußtsein und übersteigerten Zukunftshoffnungen verweist auf die Bedeutung einer unterentwikkelten politischen Sozialisation als Voraussetzung für den Anschluß an die BUF.311 Da insbesondere Jugendliche noch über keine parteipolitische Bindung verfugten, waren sie unter den Mitgliedern der BUF deutlich überrepräsentiert. Auch die starke Fluktuation in der Mosley-Bewegung kann - neben anderen Faktoren - aus dem Fehlen eines politischen Bezugsrahmens bei vielen Mitgliedern erklärt werden, denn für diese war die Zugehörigkeit zur BUF »ihr erster Kontakt mit der Politik«.312 Der dargestellte Zusammenhang impliziert, daß vor allem eine stark ausgeprägte parteipolitische Bindung gegen das Identifikationsangebot einer Mitgliedschaft in der BUF immunisierte.313 Das Fehlen einer festen politischen Orientierung vor dem Eintritt in die Mosley-Bewegung war ein generelles Merkmal der Mitglieder und kennzeichnete auch die Parteiführer der BUF, die sich als jugendliche Avantgarde einer neuen, klassenlosen Gesellschaftsordnung verstanden.314 Weitere Charakteristika der Mitglieder der Parteiführung waren ihr durchschnittlich geringes Alter, ein relativ hohes Bildungsniveau und ihre Mobilität, die sich in einem häufigen Wechsel der beruflichen Stellungen und Wohnorte zeigte. Viele Parteiführer verfugten auch über Erfahrungen in der Administration der britischen Kolonien, waren ehemalige Offiziere und wiesen eine mittelständische Herkunft auf.315 Das für die Gruppe der Parteiführer charakteristische tiefgreifende Krisenbewußtsein und das daraus resultierende Selbstverständnis der BUF als die soziale und ökonomische Stabilität im Industriezeitalter gewährleistende Bewegung wurden auch von den im folgenden behandelten Intellektuellen geteilt, die die Mosley-Bewegung publizistisch unterstützten. Die BUF übte auf britische Künstler, Schriftsteller und andere Gruppen der Intelligenz insgesamt nur eine geringe Anziehungskraft aus.316 Zahlreiche britische Intellektuelle betrachteten in den späten zwanziger und frühen dreißiger Jahren vielmehr den wirtschaftlichen Fortschritt in der Sowjetunion, der sich deutlich von den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in den westlichen Nationen abzuheben schien, mit großer Sympathie. Die Programmatik der BUF, vor allem die Verknüpfung der Ziele innenpolitischer Reformen und außenpolitischer Friedenserhaltung, wurde jedoch von einzelnen Schriftstellern und Künstlern unterstützt, die allgemein von einer über203 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

legenen Problemlösungskompetenz des geforderten geschlossenen Staates mit starker politischer Führung ausgingen. Der Journalist und Historiker Sir Charles Petrie betrachtete ebenso wie die Schriftsteller Douglas Jerrold und Hilaire Belloc sowohl den faschistischen Staat Mussolinis als auch die korporative Ideologie der BUF als programmatische Basis einer zu etablierenden vorindustriellen, ständestaatlichmonarchistischen Sozialordnung, die sie dem pluralistischen, liberal-kapitalistischen Gesellschaftssystem entgegensetzten. Jerrold und Belloc hatten schon in den zwanziger Jahren offen ihre Bewunderung für Mussolini ausgedrückt und die Politik der Konservativen Partei in England zunehmend kritisiert. Nachdem Jerrold 1931 zum Herausgeber des English Review avanciert war, wurde diese Zeitschrift zu einem Organ der spezifisch katholischen Soziallehre und der konservativen Opposition gegen Baldwin. 1935 gründeten Petrie und Jerrold zusammen mit Leo Amery auch eine konservative Splitterpartei, die aber in der Parlamentswahl scheiterte. Als überzeugte Katholiken ergriffen die Schriftsteller um den English Review außerdem für die von General Franco geführten Nationalisten im Spanischen Bürgerkrieg Partei.317 Der English Review bildete auch ein Forum für die restaurativ-mythologischen Vorstellungen des Dichters Roy Campbell. In seinen Werken drückte Campbell deutlich seine Ablehnung der Massenpartizipation und der gesellschaftlichen Egalisierung in der modernen Demokratie aus und glorifizierte eine am Vorbild der Feudalgesellschaft orientierte hierarchische Sozialstruktur. Campbell deutete den italienischen Faschismus und die BUF daher als Katalysatoren einer vorindustriell-ständestaatlichen Gesellschaftsordnung.318 Dagegen unterstützte George Bernard Shaw die BUF, weil sie beanspruchte, die sich aus dem technischen Fortschritt und dem beschleunigten Wandel ergebenden Probleme lösen und dabei das spezifisch industriekapitalistische und fortschrittsorientierte Gesellschaftssystem weiterentwickeln zu können. Grundlegend für dieses Urteil war Shaws ästhetizistischer Modernismus, der sich in technokratischen Idealen und einem ausgeprägten Führer- und Expertenkult äußerte. Shaw stilisierte Mosley daher zum Vorkämpfer einer neuen Gesellschaftsordnung, die nach dem erwarteten politischen Zusammenbruch in Großbritannien durchgesetzt werden sollte: »Anstatt um politische Themen herumzureden, sie mit einem Wortschwall von Geschwätz zu verdecken, ohne sie anzupacken, und immer Zustände anzunehmen, die vor 20 bis 650 Jahren bestanden, berücksichtigt er [Mosley] konsequent die Bedingungen der aktuellen Situation. ... In dem Augenblick, in dem ein ernsthafter Zusammenbruch eintritt und etwas getan werden muß, werden zahlreiche Männer wie Mosley hervortreten, die zur Zeit noch als Narren lächerlich gemacht werden«. 319

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Ein nur temporäres Interesse an der Ideologie der BUF zeigte T.S. Eliot, der in seinem Konzept der »christlichen Gesellschaft« ein Mittel zur Neutralisierung der durch den raschen ökonomischen und sozialen Wandel ausgelösten Instabilität und Mobilität sah. Dieses Gesellschaftssystem sollte ethische Wertvorstellungen sowie politische Traditionen bewahren, auch um den von Eliot scharf verurteilten jüdischen Einfluß einzuschränken.320 Eine Krise der liberalen Gesellschaft und der demokratisch-parlamentarischen Regierungsform registrierte auch der Journalist und Schriftsteller Francis Yeats-Brown, der ebenso wie Sir Charles Petrie an den Debatten über die faschistische Ideologie im 1934 gebildeten January Club teilnahm.321 Yeats-Brown stilisierte das Ideal des korporativen Staates zur Grundlage einer politischen Synthese von Kapitalismus und Sozialismus, die die parlamentarische Demokratie und den bürgerlich-liberalen Individualismus überwinden sollte. Mit diesem Ziel korrespondierten rassistische Vorurteile, die YeatsBrown nur gelegentlich offen artikulierte.322 Das literarische Werk von Wyndham Lewis, der Artikel in Zeitschriften der BUF veröffentlichte, wies in den dreißiger Jahren einen ausgeprägten Kulturpessimismus auf und war auch durch den Protest gegen traditionelle Konventionen geprägt. Lewis sah in Mosleys Bewegung primär ein Instrument zur Herstellung eines Ausgleichs von Kollektiv- und Individualinteressen in der modernen Gesellschaft, wobei alle Sozialgruppen durch die staatliche Ordnung erfaßt und organisiert werden sollten. Da diese Berücksichtigung aller gesellschaftlichen Interessen für Lewis nicht in demokratischen Regierungssystemen, sondern insbesondere im nationalsozialistischen Deutschland gewährleistet schien, glorifizierte er das Regime Hitlers und verharmloste den außenpolitischen Expansionismus des »Dritten Reiches« in Ostmitteleuropa. Lewis erklärte - ebenso wie Campbell - auch offen seine Sympathie für den Kampf der nationalistischen Truppen gegen die Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg.323 Während Lewis sich nach dem »Anschluß« Österreichs sowohl von der BUF als auch von der Politik des nationalsozialistischen Regimes distanzierte, gab der in England lebende amerikanische Schriftsteller Ezra Pound seine Unterstützung für die Mosley-Bewegung und das faschistische Regime Mussolinis auch nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht auf Pound bewunderte vor allem die korporative Struktur des faschistischen Staates in Italien, den er als Verkörperung der nationalen Kultur und als Mittel zur Brechung des von ihm diagnostizierten Einflusses jüdischer Financiers in den demokratischen Staaten pries. In den späten dreißiger Jahren unterstützte Pound, der auch Artikel für Parteiorgane der BUF verfaßte, zunehmend die Politik des nationalsozialistischen Deutschland und propagierte einen radikalen Antisemitismus.324 Im Gegensatz zum literarischen Ästhetizismus Pounds bildete die Erfah205 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

rung des Ersten Weltkriegs die entscheidende Triebkraft der enthusiastischen Unterstützung des Schriftstellers Henry Williamson für die BUF. Williamson, der an den Grabenkämpfen in Frankreich und Belgien teilgenommen hatte, propagierte die in der englischen Literatur der Nachkriegszeit allgemein einflußreiche Überzeugung, daß Großbritannien im Ersten Weltkrieg seine gesellschaftliche Elite verloren habe.325 Ausgehend von diesem Mythos der »verlorenen Generation«, der vor allem aus der kollektiven Desillusionierung nach 1918 resultierte, heroisierte Williamson die Frontkämpfer und idealisierte die Kampfgemeinschaft aller beteiligten Soldaten. Der Schriftsteller verstand die Sicherung des Friedens als bindendes Vermächtnis der Opfer des Ersten Weltkriegs und als wichtigstes Ziel der britischen Außenpolitik. Williamson, der durch seine Naturschilderungen hervorgetreten war, begrüßte daher die Forderung der BUF nach einem umfassenden außenpolitischen Ausgleich mit dem »Dritten Reich« vorbehaltlos und wurde zu einem Apologeten der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland.326 Während einzelne Literaten zur Verbreitung der von der BUF propagierten Ideologie beitrugen und die Respektabilität der Mosley-Bewegung erhöhten, distanzierte sich die 1907 gegründete Eugenics (Education) Society von der Programmatik der BUF. Die rassistische Komponente der Eugenik-Bewegung, die schon vor 1914 Mitglieder unterschiedlicher politischer Überzeugungen umfaßt hatte, war durch den Ersten Weltkrieg ebenso nachhaltig diskreditiert worden wie die Glorifizierung des Krieges als Mittel »negativer Auslese«. Eugenische Forderungen waren auch nach 1918 vorwiegend für die Durchsetzung einer fortschrittlichen Sozialpolitik eingesetzt, nicht aber für die Legitimation von Elite- und Züchtungsutopien instrumentalisiert worden. Die Eugenics Society begrüßte daher zwar zunächst die vom nationalsozialistischen Regime in Deutschland durchgeführten eugenischen Maßnahmen und schloß in den frühen dreißiger Jahren auch die Sterilisation als Mittel zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit in verarmten Gesellschaftsgruppen nicht aus.327 Jedoch verurteilte die Gesellschaft unter dem Einfluß des 1932 zum Generaldirektor gewählten C.P. Blacker die auf dem Rassismus basierende Eugenik der nationalsozialistischen Machthaber in Deutschland. Trotz der Unterstützung einzelner Propagandisten der Eugenik wie George Lane-Fox Pitt-Rivers für die BUF verhinderten die Sozialreformer innerhalb der Eugenics Society eine Stigmatisierung der Gesellschaft durch eine von Mosley angebotene Kooperation mit der BUF.328 Wie für die BUF-Mitglieder stellte auch für die Intellektuellen, die mit Mosleys Bewegung sympathisierten, eine alle Lebensbereiche erfassende Krisenperzeption das entscheidende Motiv für ihre Unterstützung dar. Dieses Krisenbewußtsein wurde aber nur von einer Minderheit der in Großbritannien arbeitenden Schriftsteller und Künstler geteilt. Die Ideologie 206 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

der BUF stieß daher bei Intellektuellen insgesamt auf eine so geringe Resonanz, daß die Mosley-Bewegung auch durch die Selbststilisierung zur Avantgarde eines zivilisatorischen Aufbruchs nicht an Attraktivität gewinnen konnte. 4.2.3.3.

Die wehrhafte Demokratie. Maßnahmen der Nationalen Regierung gegen die Mosley-Bewegung und die Bedeutung der antifaschistischen Opposition 4.2.3.3.1. Der Public Order Act als Reaktion auf die Auseinandersetzungen im East End Die von Politikern der Konservativen Partei beherrschte Nationale Regierung verstand sich als Protektor der bestehenden Verfassungsordnung gegen die Angriffe extremistischer Organisationen. Kommunistische und faschistische Parteien wurden als der englischen politischen Kultur fremde Imitationen ausländischer Vorbilder angesehen, aber als Bedrohung des parlamentarischdemokratischen Regierungssystems keineswegs unterschätzt. Die ersten spektakulären Kundgebungen der BUF 1932/33 und Hinweise auf ein schnelles Anwachsen der Mosley-Bewegung lösten im britischen Innenministerium zunehmend Besorgnis aus. Vertreter dieser Behörde, der Befehlshaber der Londoner Polizei sowie Repräsentanten des Geheimdienstes MI5 und der politischen Polizei (Special Branch) beschlossen daher auf einer Besprechung am 23. November 1933, alle faschistischen Bewegungen zu überwachen. Der Special Branch sollte gezielt Informationen über diese Gruppierungen sammeln und sie dem MI5 zur systematischen Auswertung überlassen. Der Geheimdienst war besonders an Berichten über die Mitglieder der BUF, ihre Verbindungen zur gesellschaftlichen Oberschicht und ihre Beziehungen zum faschistischen Italien und zum NS-Regime in Deutschland interessiert. Nachdem W.E.D. Allen, der dem Führungsgremium der Mosley-Bewegung angehörte, von den britischen Sicherheitsbehörden als Agent gewonnen worden war, verfügte die Regierung über gesicherte Erkenntnisse über die Aktivität der BUF Erst nach 1938, als sich die persönlichen Beziehungen zwischen Mosley und Allen verschlechterten, entzog sich die Organisation zunehmend der Kontrolle durch die Regierung.329 Die Einigung aufeine Kooperation bei der Überwachung der faschistischen Organisationen in Großbritannien verdeckte jedoch grundsätzliche Meinungsunterschiede zwischen den beteiligten Behörden. Insbesondere das von Angehörigen der liberalen Elite dominierte Innenministerium stimmte der Ausweitung der geheimdienstlichen Aktivität nur unter Vorbehalten zu. Die hohen Beamten in dieser Behörde verwiesen in Denkschriften auf den Wert der Freiheitsrechte in einer liberalen Demokratie und lehnten Vorschläge zur legislativen Einschränkung der faschistischen Agitation kategorisch ab. Die

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Ministerialbürokratie vertrat überwiegend die traditionellen, aber seit dem späten 19. Jahrhundert in England zurückgehenden Einwände gegen eine staatliche Überwachung politischer Gruppierungen. Dagegen forderten die in den dreißiger Jahren amtierenden Innenminister, die Führung der Londoner Polizei und die Vertreter der Sicherheitsdienste, restriktive Gesetze gegen die Faschisten durchzusetzen. Der Druck dieser Institutionen wuchs, als die Aktivität der BUF im Frühjahr 1934 deutlich zunahm.330 Innenminister Gilmour drückte anläßlich der Parlamentsdebatte über die Ausschreitungen bei der Versammlung der BUF in der Olympia Hall am 14. Juni 1934 seine Entschlossenheit aus, daß »eine Wiederholung der Verhaltensweise, die kürzlich aufgetreten ist, nicht hingenommen werden kann«.331 Ein Gesetz gegen uniformierte Verbände und Gewaltanwendung als Mittel der Konfliktaustragung wurde 1934 aber nicht verabschiedet. Die nach der Kundgebung in der Olympia Hall wachsende Besorgnis über das Problem der »public order« stärkte aber den Widerstand gegen die seit April 1934 im Parlament beratene Incitement to Disaffection Bill.332 Diese Gesetzesvorlage, die die britischen Streitkräfte vor dem Einfluß kommunistischer Propaganda schützen sollte, wurde nicht nur von der Kommunistischen Partei, sondern auch vom TUC, der Labour Party und dem 1934 gegründeten National Council for Civil Liberties (NCCL) abgelehnt. Diese Organisationen führten daher insbesondere nach der Kundgebung der BUF in der Olympia Hall große Protestdemonstrationen durch und richteten Resolutionen an den Justizminister Sir Thomas Inskip.333 Trotz der wachsenden Bedrohung der öffentlichen Sicherheit durch die paramilitärischen Verbände der Mosley-Bewegung, die 1933/34 ein wachsendes Potential von Anhängern mobilisieren konnte, wurde die Incitement to Disaffection Bill nach der endgültigen Zustimmung des Oberhauses im November 1934 gültiges Gesetz. Die politische Durchsetzung des - nur in einem Fall angewandten - Gesetzeswerkes zeigt, daß die Νationale Regierung auf die offene Mißachtung des staatlichen Gewaltmonopols durch die BUF nur zögernd reagierte. Das von konservativen Politikern dominierte Kabinett sah vielmehr unter dem Eindruck der Gewalttätigkeit bei den von der NUWM organisierten Demonstrationen im Herbst 1932 in den Umsturzversuchen der Kommunistischen Partei eine ungleich größere Bedrohung für das parlamentarisch-demokratische Regierungssystem als in der Agitation der Mosley-Bewegung.334 Diese Interpretation wird durch das Vorgehen der Regierung bei der Konzipierung von legislativen Maßnahmen gegen die Ausbildung und den Einsatz uniformierter, paramilitärischer Verbände bestätigt. Die Gewalttätigkeiten bei der Massenversammlung der BUF im Juni 1934 wurden im Unterhaus nahezu einhellig verurteilt, und eine Delegation der Labour Party und des TUC verlangte vom Innenminister die Einschränkung der politi-

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schen Aktivität von Mosleys Partei.335 Gilmour, der schon im Frühjahr 1934 ein Uniformverbot für politische Parteien erwogen hatte, schlug daraufhin im Juli in einem für das Kabinett ausgearbeiteten Bericht vor, die Polizei zu ermächtigen, bei politischen Veranstaltungen zu intervenieren, falls Ausschreitungen zu erwarten waren.336 Darüber hinaus sollte die Polizeiführung die Befugnis erhalten, bei Demonstrationen den Weg festzulegen und Versammlungen außerhalb von geschlossenen Gebäuden zu verbieten. Dieses Maßnahmenbündel wurde vom Commissioner of Police, Lord Trenchard, begrüßt, da er über die zunehmend gewalttätigen Zusammenstöße zwischen Mitgliedern der BUF und antifaschistischen Gegendemonstranten besorgt war und ein generelles Uniformverbot für politische Organisationen gefordert hatte. Am 18. Juli 1934 legte Gilmour dem Kabinett daher einen entsprechenden Gesetzentwurf vor.337 In der Bürokratie des Innenministeriums und im Kabinett bestanden jedoch grundsätzliche Bedenken gegen die geforderten weitreichenden Vollmachten für die Polizeiführung. Die Minister konnten sich daher in der Kabinettssitzung vom 18. Juli nicht auf legislative Maßnahmen gegen paramilitärische Bewegungen einigen. Auch die daraufhin aufgenommenen Gespräche mit führenden Politikern der parlamentarischen Opposition blieben ergebnislos, denn insbesondere liberale Abgeordnete lehnten eine die Versammlungsfreiheit einschränkende Gesetzgebung kategorisch ab.338 Dennoch wurden mögliche gesetzgeberische Initiativen gegen uniformierte Parteiverbände im Innenministerium weiterhin diskutiert, und auch die BUF bereitete sich auf die erwartete legislative Restriktion ihrer politischen Propaganda vor.339 Das Kabinett erörterte den Problemkomplex aber nicht weiter, da die Nationale Regierung nach der Verschiebung einer ursprünglich für den 5. August 1934 geplanten großen Versammlung der BUF im Hyde Park die politische Durchsetzung legislativer Maßnahmen als weniger dringlich ansah.340 Dieses Urteil wurde im September 1934 durch einen Bericht des MI5 bestätigt, der die Auffassung vertrat, daß die Mosley-Bewegung nach dem Prestigeverlust im Sommer 1934 keine Gefahr mehr für das parlamentarisch-demokratische Regierungssystem in England darstellte. Erst nach der Radikalisierung der antisemitischen Agitation der BUF in den östlichen Stadtvierteln Londons, die am 4. Oktober 1936 in einer gewalttätigen Auseinandersetzung in der Cable Street kulminierte, wurde die vor allem vom Commissioner of Police geforderte Gesetzgebung gegen paramilitärische Verbände verabschiedet.341 Mosleys Partei, die Ende 1935 eine neue, den SS-Verbänden ähnelnde Uniform erhalten hatte, plante für den 4. Oktober 1936 einen Propagandamarsch durch die Stadtteile Shoreditch, Limehouse, Stepney and Bethnal Green.342 Während der Jewish Chronicle, das offizielle Presseorgan des Board of Deputies, den Juden im East End riet, der Kundgebung fernzubleiben, organisierte die Kommunistische Partei mit Unterstützung kleinerer jüdi209 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

scher Verbände eine Gegendemonstration.343 Die Behörden in den betroffenen Gebieten erwarteten daher schon früh gewalttätige Konflikte. Der seit Juni 1935 amtierende Innenminister Sir John Simon und die Polizeiführung unterschätzten jedoch das Gewaltpotential im East End. Nachdem der neue Commissioner of Police, Sir Philip Game, in einem Memorandum an den Innenminister noch am 11. September 1936 ernsthafte Ausschreitungen ausgeschlossen hatte, billigte das Home Office drei Tage später den Aufmarsch. Das Innenministerium verzichtete auf legislative Gegenmaßnahmen, da vor allem die Ministerialbeamten vermeiden wollten, von Mosley der Parteilichkeit beschuldigt zu werden.344 Am 4. Oktober versammelten sich 1900 Blackshirts in der Royal Mint Street, wo sie von Mosley inspiziert wurden.345 Da mehr als 100000 Antifaschisten in Straßen, durch die die uniformierten Verbände marschieren sollten, Barrikaden errichtet hatten, versuchten Polizeieinheiten, diese zu beseitigen, um eine direkte Konfrontation zwischen Blackshirts und ihren Gegnern zu verhindern. Nachdem es an einer großen Straßensperre in der Cable Street zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Demonstranten gekommen war und diese sich hinter weitere Barrikaden zurückgezogen hatten, verbot Sir Philip Game mit Zustimmung des Innenministers Sir John Simon den Marsch der BUF-Einheiten durch die östlichen Stadtviertel. Mosley führte die versammelten Blackshirts daraufhin an das Themseufer, wo er den Marsch auflöste, nachdem er der Regierung in einer Rede vorgeworfen hatte, vor der Gewalt kommunistischer Gruppen zurückgewichen zu sein. Dieser Deutung schloß sich die Morning Post an, während die Times und der Manchester Guardian die Entscheidung des Innenministers und des Commissioner of Police, den Marsch der Blackshirts durch das East End zu verbieten, begrüßten.346 Der lokale Parteiverband der CPGB in London interpretierte den Abbruch der BUF-Kundgebung vom 4. Oktober 1936 als »die demütigendste Niederlage, die eine Persönlichkeit der britischen Politik jemals erlitten hat«.347 Im Anschluß an diese Deutung wurde die Auseinandersetzung in der Cable Street als Symbol der Entschlossenheit antifaschistischer Organisationen zum Widerstand gegen Mosleys Bewegung glorifiziert. Jedoch werden Interpretationen, die die Solidarität der Bewohner des East End bei der Verhinderung der Parade betonen, durch die Polizeiberichte nicht gestützt. Auch die Deutung, daß die BUF nach Oktober 1936 endgültig politisch diskreditiert gewesen sei, muß differenziert werden.348 Die MosleyBewegung gewann vielmehr im Oktober und November 1936 neue Anhänger und konnte ihren politischen Einfluß in den östlichen Stadtvierteln Londons ausweiten. In einem Geheimdienstbericht vom 1. Dezember 1936 wurde hervorgehoben, daß die BUF trotz ihrer geringen Präsenz in Landesteilen außerhalb der Hauptstadt über ein beträchtliches Potential an latenter Unterstützung verfugte. Es muß daher betont werden, daß erst die Verab-

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schiedung des Public Order Act Ende 1936 zu einem nachhaltigen Rückgang der Mosley-Bewegung führte, da dieser durch das generelle Verbot paramilitärischer Verbände ein zentrales Instrument ihrer Propaganda entzogen wurde.349 Nach den Ausschreitungen des 4. Oktober 1936, die als Höhepunkt der antisemitischen Propagandakampagne der BUF angesehen wurden, verstärkte sich der Druck gesellschaftlicher Gruppen und politischer Parteien auf die Nationale Regierung, eine Gesetzgebung gegen die paramilitärischen Verbände der BUF durchzusetzen. Im Gegensatz zur Kommunistischen Partei, die für eine Zwangsauflösung der Mosley-Bewegung eintrat, verlangte eine Delegation der Labour Party in einer Unterredung mit dem Innenminister am 20. Oktober 1936 ein sich auf alle politische Organisationen erstreckendes Verbot von Uniformen.350 Nachdem sich das Kabinett auf ein Gesetz geeinigt hatte, das Uniformen und paramilitärische Verbände verbieten und Mittel zur Kontrolle öffentlicher Aufmärsche und Versammlungen bereitstellen sollte, begannen die parlamentarischen Beratungen zu dieser Public Order Bill am 9. November 1936.351 Hierbei wurde insbesondere die vorgesehene Befugnis des Commissioner of Police, Propagandamärsche durch jeweils zu spezifizierende Gebiete mit Zustimmung des Innenministers zu verbieten, heftig kritisiert, da politische Kundgebungen damit tendenziell der Kontrolle durch die Regierung unterworfen wurden. Die Führung der Kommunistischen Partei befürchtete, daß die in der Public Order Bill vorgesehenen exekutiven Vollmachten des Innenministers und der Polizeiführung in London auch ihre politische Tätigkeit einschränken könnten.352 Die Regierung verstand die Gesetzesvorlage als Ausdruck ihrer Funktion als Garant öffentlicher Sicherheit und politischer Stabilität gegenüber der weitgehend gleichgesetzten Militanz der BUF und der Kommunisten.353 Nach der Modifikation des Entwurfes in den parlamentarischen Ausschüssen gewann die Public Order Bill trotz der Einwände gegen einzelne Bestimmungen die Zustimmung der Parlamentsmehrheit und wurde innerhalb von drei Monaten vom Unterhaus verabschiedet.354 Der Erlaß des Gesetzes demonstrierte die Entschlossenheit der Nationalen Regierung, das parlamentarischdemokratische System gegen die von außerparlamentarischen Bewegungen ausgehenden Gefahren zu verteidigen. In der Interpretation Skidelskys, daß »Mosley fest das »Recht der Engländer« verteidigte, die Kleidung ohne Belästigung zu tragen, die sie wollten«, wird diese Bedrohung zu wenig berücksichtigt.355 Durch den Public Order Act, der am 1. Januar 1937 in Kraft trat, konnte eine weitere Radikalisierung der politischen Auseinandersetzungen im East End weitgehend verhindert werden. Die antisemitische Agitation der BUF nahm bereits im November und Dezember 1936 an Intensität ab, da sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Abdankung König Ed211 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

wards VIII. konzentrierte.356 Als die Polizei im Zeitraum von Januar bis Juni 1937 weitaus weniger politische Kundgebungen auflösen mußte als im zweiten Halbjahr 1936, ging auch die Zahl der festgenommenen Personen deutlich zurück.357 Die durch die Verabschiedung des Public Order Act erreichte relative Abnahme der politischen Konflikte im East End zeigte sich besonders im Februar 1937, als die bevorstehenden Wahlen zum Stadtrat Londons zwar zu einer verstärkten antisemitischen Propaganda der BUF und damit zu einer Zunahme von Gegendemonstrationen führten, aber gewalttätige Ausschreitungen weitgehend ausblieben: »Die auffallende Überraschung des Monats [Februar 1937] war das Fehlen von erwähnenswerten Unruhen bei über 400 Versammlungen im Zentrum des ›East End‹... Der ›Public Order Act‹ scheint das Tragen von politischen Uniformen unterbunden zu haben, ohne daß eine einzige Anklage erhoben werden mußte«. 358

Die BUF, die nach den Zusammenstößen vom 4. Oktober 1936 ein Uniformverbot erwartet hatte, interpretierte den Public Order Act als Ausdruck der Parteinahme der Nationalen Regierung für die Antifaschisten.359 Diese Kritik wurde jedoch während der parlamentarischen Beratung des Gesetzes nur von einigen dem rechten Flügel der Konservativen Partei zugerechneten Abgeordneten wie Captain Ramsay, R.T. Bower und Μ. Thurston unterstützt.360 Im Januar 1937 mußte Francis Hawkins, der Organisationsleiter in der BUF, die Parteimitglieder daher anweisen, keine Uniform mehr zu tragen. Die antisemitische Propagandakampagne konnte im März 1937 nicht in Wahlerfolge umgesetzt werden. Aber auch nachdem die radikalen Antisemiten Joyce und Beckett im Frühjahr 1937 die Mosley-Bewegung verlassen hatten, setzte die BUF ihre Agitation in den östlichen Stadtvierteln Londons fort. Unter dem Einfluß A.K. Chestertons, der im Juli 1937 zum Propagandaleiter und persönlichen Berater Mosleys ernannt wurde, intensivierte die Organisation ihre Aktivität, insbesondere im Hinblick auf die Borough Council Elections im November 1937. Obwohl die von der Mosley-Bewegung organisierten Versammlungen nur geringe öffentliche Aufmerksamkeit erregten, erhöhten sie erneut das im East End vorhandene Konfliktpotential, wie der Commissioner of Police in seinem Bericht vom 8. September 1937 hervorhob: »Die Feindschaft zwischen Faschisten und Antifaschisten ist so intensiv wie bisher, besonders im ›East End‹ «,361 Der neue Innenminister Sir Samuel Hoare verhängte daher ein auf sechs Wochen befristetes Verbot aller Aufmärsche im East End, nachdem ihn Mosley im Sommer 1937 um Erlaubnis gebeten hatte, am 4. Juli einen Propagandamarsch durch die östlichen Stadtviertel Londons durchzuführen.362 Dieses Verbot wurde im August um weitere sechs Wochen, danach bis zur Auflösung der BUF im Jahre 1940 wiederholt um jeweils drei Monate verlängert. Als Zielpunkt des Marsches der BUF vom 4. Juli 1937 wurde von 212 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

der Parteiführung daher der Trafalgar Square festgelegt, so daß es zu keinen Auseinandersetzungen kam.363 Die Nationale Regierung, die sich 1934 nicht auf eine Gesetzgebung gegen paramilitärische Organisationen einigen konnte, verdeutlichte mit der Verabschiedung des unter dem Eindruck der antisemitischen Agitation im East End durchgesetzten Public Order Act ihre Fähigkeit, die parlamentarisch-demokratischen Entscheidungsverfahren gegenüber der Herausforderung durch die radikale Propaganda und Militanz der BUF aufrechtzuerhalten. Entgegen der Kritik der Kommunistischen Partei und des NCCL kann auch nicht von einer generellen Parteilichkeit der Polizeiführung ausgegangen werden.364 Obwohl einzelne Polizeibeamte auch nach der Verabschiedung des Public Order Act nicht gegen diffamierende Äußerungen von Propagandisten der BUF einschritten, blieb die Polizeileitung in den teilweise gewalttätigen Konflikten zwischen den Blackshirts und kommunistischen Gruppen insgesamt neutral.365 Sowohl der Commissioner of Police als auch das Innenministerium interpretierten die Auseinandersetzungen im East End als Konfrontation zwischen zwei politischen Bewegungen, die gleichermaßen gegen das parlamentarische Regierungssystem agitierten. Die 1936 durchgesetzten legislativen Maßnahmen richteten sich daher trotz der Absicht der Regierung, sie vor allem gegen die BUF anzuwenden, formal sowohl gegen die Mosley-Bewegung als auch gegen die CPGB.366 Die Entschlossenheit der Regierung zur Verteidigung der parlamentarischen Demokratie zeigte sich auch im Mai 1940, als der Vormarsch der deutschen Truppen in Westeuropa die Invasionsfurcht in Großbritannien sprunghaft steigerte. Vor diesem Hintergrund wurde die gesetzliche Grundlage für die Internierung so erweitert, daß führende Mitglieder der BUF und anderer politischer Organisationen, die in den dreißiger Jahren die Expansionspolitik des nationalsozialistischen Regimes unterstützt hatten, festgenommen werden konnten. 4.2.3.3.2. Die Defence Regulation Ί8Β (1a) und die Internierung der britischen Faschisten 1940 Die Internierung der britischen Faschisten und Antisemiten im Sommer 1940 wurde durch ein Bündel von sich gegenseitig verstärkenden Faktoren ausgelöst: die Geheimdienstberichte über die zunehmende Kooperation führender Mitglieder antisemitischer und deutschfreundlicher Gruppierungen, die Hinweise auf Verbindungen zwischen diesen Kreisen und dem Herzog von Windsor sowie dem Stabschef der Empire-Streitkräfte, General Ironside, und die wachsende Kritik an der Arbeit des britischen Geheimdienstes. Unter dem Eindruck der schnell aufeinanderfolgenden militärischen Niederlagen in Nord- und Westeuropa und der Gefahr einer Invasion 213 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Englands durch deutsche Truppen gewann das Sicherheitsinteresse im Sommer 1940 eine nahezu uneingeschränkte politische Priorität. Der Geheimdienst und die Spezialeinheiten der Polizei nahmen dementsprechend temporär eine dominierende Position im administrativen Gefüge der Regierung ein. Das politische Ziel der seit dem 10. Mai 1940 amtierenden Regierung Churchill, die Verteidigungsfähigkeit Großbritanniens zu sichern, verdrängte auch die Einwände gegen eine Einschränkung der individuellen Freiheitsrechte und die Bedenken gegen eine Inhaftierung ohne ordentliches Gerichtsverfahren. Als der Regierung Ende Mai Informationen über einen möglichen Geheimnisverrat durch Mitglieder des Right Club vorlagen, wurde daher eine große Zahl von britischen Faschisten und Antisemiten verhaftet.367 Angesichts des drohenden Ausbruchs eines Krieges zwischen Großbritannien und dem nationalsozialistischen Deutschland wurden 1938/39 zahlreiche radikal antisemitische Bewegungen gegründet, die ebenso wie die BUF gegen eine außenpolitische Bindung Großbritanniens an die Staaten in Ostmitteleuropa eintraten und dabei auch die Ressentiments gegen die jüdischen Flüchtlinge aus dem »Dritten Reich« instrumentalisieren wollten.368 Die zum Austritt aus der BUF gezwungenen John Beckett und William Joyce hatten bereits 1937 die National Socialist League (NSL) gegründet, und Lord Lymington konstituierte 1938 den British Council Against European Commitments, dem sich neben Joyce und Beckett auch A.K. Chesterton, Captain Ramsay und Generalmajor Fuller anschlossen.369 1939 nahm schließlich die vom Marquis von Tavistock (dem späteren 12. Herzog von Bedford) gegründete British Peoples' Party (BPP) ihre Agitation gegen eine britische Intervention in Zentraleuropa auf, fand jedoch ebenso wie die anderen kleinen deutschfreundlichen und antisemitischen Gruppierungen nur eine geringe Resonanz. Führende Vertreter dieser Organisationen konnten aber Artikel in der Wochenzeitschrift Truth veröffentlichen, die 1936 von der Konservativen Partei übernommen worden war und die außenpolitischen Ziele des nationalsozialistischen Regimes ebenso rechtfertigte wie ihre radikal antisemitische Politik.370 Außer der Gründung neuer Organisationen verstärkte der drohende bewaffnete Konflikt zwischen England und dem »Dritten Reich« die Kooperation zwischen den bestehenden prodeutschen und antisemitischen Bewegungen, wobei vor allem Captain Ramsay und Admiral Sir Barry Domvile Schlüsselpositionen gewannen. Domvile, der 1937 den Link gebildet hatte, nahm im März 1939 unter dem Eindruck des Einmarsches deutscher Truppen in die Tschechoslowakei Kontakt mit Mosley auf, um ihn für einen Zusammenschluß aller für die nationalsozialistische Expansionspolitik in Osteuropa eintretenden Gruppierungen zu gewinnen.371 Domvile traf sich daraufhin bis Mai 1940 regelmäßig - besonders häufig im Winter 1939/40 - mit dem »Führer« der BUF, der sich allerdings einer formellen Zusammenarbeit mit 214 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

dem Link und der BPP entzog.372 In den Gesprächen mit dem ehemaligen Leiter des Marinegeheimdienstes äußerte Mosley im Frühjahr 1940 aber offenbar seine Hoffnung, daß eine Regierung unter Lloyd George Friedensverhandlungen mit Deutschland aufnehmen könnte. Daneben verfaßte Domvile zahlreiche Artikel für das Parteiorgan der BUF, Action, und wurde von Mosley im Januar 1940 in das Führungsgremium der Bewegung aufgenommen. Im November 1939 führte er außerdem ein Gespräch mit Generalmajor Fuller über Möglichkeiten, den Stabschefder Empire-Streitkräfte, General Ironside, für einen Verhandlungsfrieden zu gewinnen.373 Domvile unterstützte darüber hinaus im Juli 1939 die Agitation des Kandidaten der BBP für die Nachwahl in Hythe (Kent), Harry St. John Philby374 Durch seinen Einsatz im Wahlkampf gewann Domvile über Beckett Kontakt zur ΒΡP. Bei einer Unterredung führender Vertreter der BPP, des aufgelösten Link und ehemaliger BUF-Mitglieder wurde daraufhin am 19. September 1939 die Gründung des British Council for Christian Settlement in Europe (BCCSE) beschlossen.375 Die Aktivität dieser Gruppe beschränkte sich weitgehend auf Diskussionen über Pläne, die auf einen Verhandlungsfrieden mit dem Deutschen Reich abzielten. Dem britischen Geheimdienst lagen Hinweise darauf vor, daß der Marquis von Tavistock über die deutsche Botschaft in Dublin ein Friedensangebot des nationalsozialistischen Regimes erhalten hatte. Auch die Unterredungen des Parlamentsabgeordneten der Labour Party, Richard Stokes, mit dem deutschen Botschafter in der Türkei, von Papen, wurden von den Sicherheitsbehörden auf Initiativen des British Council for Christian Settlement in Europe zurückgeführt. Stokes, der dem BCCSE angehörte, sammelte darüber hinaus pazifistische Parlamentarier in der Peace Aims Group, die über Verbindungen zum ehemaligen Premierminister Lloyd George verfügte.376 Domvile konnte auch seinen Kontakt zu Captain Ramsay verstärken, der im Parlament den Wahlkreis Peebles für die Konservative Partei vertrat und die radikal antisemitischen Gruppierungen Right Club und Nordic League gebildet hatte.377 Auf Betreiben des pensionierten Admirals führte Ramsay daraufhin im Herbst 1939 mit Mosley Gespräche über eine Erweiterung der Kooperation, die jedoch nicht erreicht wurde.378 Diese Ansätze zur Bildung einer breiten Allianz antisemitischer, prodeutscher und faschistischer Bewegungen wurden vom britischen Geheimdienst bereits im Winter 1939/40 aufmerksam registriert. Jedoch lösten erst die Erkenntnisse über einen potentiellen Geheimdienstverrat durch Anna Wolkoff und Tyler Kent im Mai 1940 die Internierung von Faschisten und Antisemiten aus. Drei von Maxwell Knight geführte Agentinnen des MI5 im Right Club hatten den Plan aufgedeckt, die britische Regierung durch die Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Churchill und Roosevelt zum Rücktritt und den amerikanischen Präsidenten zu einer strikten Neutralitätspolitik zu zwingen. Vom

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MI5 wurde darüber hinaus ein chiffrierter Brief an William Joyce abgefangen, in dem Anna Wolkoff den Kommentator des deutschen Rundfunks über die Wirkung seiner Kriegspropaganda in England unterrichtete.379 Das Koalitionskabinett unter Churchill, der am 10. Mai 1940 zum Premierminister ernannt worden war, war auch durch Informationen über Kontakte deutschfreundlicher Gruppierungen zu General Ironside und zum Herzog von Windsor beunruhigt. Der Stabschef der Empire-Truppen beabsichtigte im Herbst 1939 offenbar, General Fuller, der Mosleys BUF angehörte, zu seinem Stellvertreter zu ernennen. Fuller bestärkte in seinem Gespräch mit Domvile den Admiral im November 1939 in seiner Hoffnung, daß Ironside einen Friedensschluß mit Deutschland anstrebe.380 Der General, dem von den Sicherheitsbehörden Indiskretionen vorgeworfen wurden, mußte aber im Sommer 1940 zurücktreten. Der Herzog von Windsor, der am 11. Dezember 1936 als König Edward VIII. abgedankt hatte, hielt sich im Juni und Juli 1940 in Madrid und Lissabon auf. Dort führten der Herzog und seine Ehefrau, die Amerikanerin Wallis Simpson, offenbar Unterredungen über einen möglichen Verhandlungsfrieden zwischen Deutschland und Großbritannien. Da die englische Regierung Hinweise auf den Plan des Auswärtigen Amtes erhalten hatte, den Herzog von Windsor für die deutsche Politik einzusetzen, bot ihm Churchill das Amt des Gouverneurs der Bahamas an. Nachdem der Herzog diesem Vorschlag zugestimmt hatte, untersagte Churchill ihm und seiner Ehefrau Reisen in die Vereinigten Staaten. Der Premierminister wollte mit dieser Maßnahme vermeiden, daß die Glaubwürdigkeit der Politik des bedingungslosen Widerstands gegen die nationalsozialistische Eroberungspolitik durch öffentliche Stellungnahmen des Herzogs in den USA erschüttert wurde. Die vom Kriegskabinett Churchill im Sommer 1940 demonstrativ vertretene Entschlossenheit zur Weiterführung des Krieges spiegelt sich auch in der Versetzung Sir Samuel Hoares, der eng mit der Appeasement-Politik verbunden wurde, auf den Botschafterposten in Madrid wider. Ebenso wurde der amerikanische Botschafter Joseph Kennedy, der die kommerziellen Interessen einzelner Industrieller wie James D. Mooney (General Motors) vertrat und einen Kompromißfrieden mit dem Deutschen Reich befürwortete, von englischen Politikern zunehmend kritisiert.381 Die Besorgnis der britischen Regierung über die Hinweise auf die Aktivität der Antisemiten, Faschisten und Bewunderer des NS-Regimes in England wurde im Frühjahr 1940 durch die zunehmende Kritik an der Führung der Geheimdienste verstärkt. Der MI5, dessen Operationen seit Dezember 1939 von Lord Hankey, einem Minister in Chamberlains Kriegskabinett, untersucht wurden, wies vor allem im Bereich der Gegenspionage deutliche Schwächen auf. Der Geheimdienst hatte vor allem die Radikalität der politischen Ziele von William Joyce unterschätzt. Dem ehemaligen Propa-

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gandaleiter in der BUF und Gründer der NSL war es daher noch Ende August 1939 gelungen, nach Deutschland zu fliehen und dort im September seine Arbeit für den Reichsrundfunk aufzunehmen. Im Winter 1939/40 und im Sommer 1940 trafen die Propagandasendungen von »Lord Haw-Haw« für den deutschen Rundfunk in Großbritannien auf eine beträchtliche Resonanz, zumal seine detaillierten Berichte über das Leben im Inselreich die weitverbreitete Annahme zu bestätigen schien, daß die Verteidigungsfähigkeit des Landes durch Spionage und Sabotage beeinträchtigt war. Daher beauftragte Churchill am 16. Mai 1940 Lord Swinton, die Aktivität einer »fünften Kolonne« in England festzustellen. Außerdem wurde ein dem Kriegskabinett angegliedertes Security Executive (Swinton-Komitee) etabliert, das unter dem Vorsitz Swintons die Maßnahmen zahlreicher Regierungsbehörden gegen Subversion und Sabotage koordinieren und überwachen sollte. Nachdem Sir Vernon Kell, der den MI5 seit 1909 geleitet hatte, entlassen worden war, übernahm Swinton auch die direkte Kontrolle über diesen Geheimdienst. Diese Reorganisation steigerte insgesamt den Einfluß der Sicherheitsämter auf die Entscheidungen des Kabinetts, so daß sie im Mai 1940 gegen den Widerstand des Innenministeriums auch die Internierung der Mitglieder antisemitischer, faschistischer und deutschfreundlicher Gruppierungen durchsetzen konnten.382 Die britische Regierung hatte bereits im September 1939 die Verhaftung von Deutschen angeordnet, die auf Listen des MI5 verzeichnet waren.383 Außerdem wurden auf der Grundlage der im August/September 1939 verabschiedeten Ausnahmegesetze insgesamt mehr als 71000 deutsche Staatsbürger bei den Polizeibehörden registriert. Diese Personengruppe wurde von insgesamt 106 Schnellgerichten drei Sicherheitskategorien zugeordnet. Da die Gerichtsverfahren improvisiert durchgeführt werden mußten und nicht durch eine einheitliche Entscheidungsgrundlage abgesichert waren, befanden sich unter den 569 Deutschen, deren Internierung schließlich empfohlen wurde, nicht nur Anhänger des NS-Regimes und potentielle Spione, sondern auch zahlreiche jüdische Flüchtlinge und Gegner der Nationalsozialisten.384 Aufgrund der wachsenden Kritik am Entscheidungsverfahren der Gerichte erhielten die Internierten im Winter 1939/40 das Recht zur Appellation an das von der Regierung eingesetzte Advisory Committee on Internment unter Norman Birkett, das allerdings nur mit beratenden Kompetenzen ausgestattet wurde.385 Im Januar 1940 setzte jedoch eine vor allem von den Zeitungen Lord Rothermeres getragene Propagandakampagne ein, die auf die Inhaftierung aller in Großbritannien lebenden Deutschen, insbesondere der aus dem »Dritten Reich« geflüchteten Juden, abzielte und nach der Veröffentlichung von Berichten über die Kollaboration von Quislings Nasjonal Samling mit den in Norwegen vorrückenden deutschen Truppen in der britischen Öffentlichkeit zunehmend Resonanz fand.

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Vor diesem Hintergrund mußte Innenminister Anderson dem Druck des Kriegsministeriums und des MI5, die die Internierung aller Angehörigen von gegen England Krieg führenden Staaten verlangten, nachgeben, als die Depechen des britischen Botschafters in den Niederlanden, Sir Nevile Bland, über eine vorgebliche Kooperation zwischen deutschen Fallschirmjägern und den holländischen Faschisten unter Mussert eine Spionagehysterie auslösten.386 Angesichts der wachsenden Bedrohung der Britischen Inseln durch die in Frankreich schnell vordringenden deutschen Armeen ordnete die Regierung am 15. Mai die Internierung weiterer 2000 Deutscher an.387 In dieser Situation informierte der MI5 die Regierung über die Indizien für einen Geheimnisverrat durch Anna Wolkoff und die Verhaftung Tyler Kents. Das Kriegskabinett unter Churchill beschloß daraufhin, die am 1. September 1939 in Kraft gesetzte Defence Regulation 18B so zu ergänzen, daß sie nicht nur die Verhaftung Captain Ramsays, sondern der führenden Mitglieder aller Gruppierungen ermöglichte, die mit dem Gründer des RC und der NL kooperiert hatten und einer aktiven Unterstützung der Außenpolitik des nationalsozialistischen Regimes verdächtigt wurden.388 Auf der Grundlage der am 22. Mai verabschiedeten Defence Regulation 18B (la) wurden im Sommer 1940 neben den führenden Vertretern des RC, der NL, des Link, der BPP und der IFL nahezu 800 Mitglieder der BUF ohne Gerichtsverfahren verhaftet und ihre Organisationen aufgelöst.389 Obwohl Geheimdienstagenten teilweise unbegründete Beschuldigungen gegen die festgenommenen Faschisten und Antisemiten erhoben und ihre Untersuchungsmethoden nicht durchweg legal waren, kann der Entschluß zur Internierung nicht als eine Verschwörung der Sicherheitsdienste gedeutet werden. Sie ist vielmehr auf die dargestellten strukturellen Faktoren zurückzuführen, die in der Situation der militärischen Niederlage in Frankreich und der Invasionsgefahr im Sommer 1940 eine spezifische Dynamik erhielten. Die Internierung muß als integraler Bestandteil einer Politik angesehen werden, die die Entschlossenheit des Kriegskabinetts unter Churchill zur Weiterfuhrung des Kampfes gegen das nationalsozialistische Deutschland demonstrieren sollte.390 Um dieses Ziel zu erreichen, mußte der Premierminister zunächst den Einfluß der Appeaser um Außenminister Halifax zurückdrängen, der Churchills Führungsanspruch Ende Mai 1940 im Kabinett offen angriff. Halifax plädierte in den Sitzungen des Kriegskabinetts vom 26. bis zum 28. Mai für Friedenssondierungen mit Deutschland. Sein Konzept eines Friedensschlusses, der die nationale Souveränität und territoriale Integrität Großbritanniens wahren sollte, wurde in der entscheidenden Diskussion zwar von den Ministern abgelehnt, fand aber durchaus Anhänger in der Regierungsbürokratie und wurde auch von anderen einflußreichen Politikern befürwortet. Lloyd George, dessen Ansehen als ehemaliger Kriegspremier 1939/40 wuchs,

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wurde von einer Gruppe von etwa 30 Parlamentsmitgliedern um Richard Stokes gedrängt, in die Regierung einzutreten und auf einen Friedensschluß hinzuwirken. Churchill, dessen politische Position im Sommer 1940 keineswegs gefestigt war, erkannte den politischen Einfluß, der von Lloyd George ausging, und bot ihm wiederholt ein Ministeramt in seinem Kriegskabinett an. Der Premierminister, der selber die Notwendigkeit eines Verhandlungsfriedens für die unmittelbare Zukunft nicht ausschloß, scheiterte aber mit seinen Bemühungen, Lloyd George in seine Regierung einzubinden, an der Ablehnung des liberalen Politikers.391 Nachdem die unmittelbare militärische Bedrohung Englands zurückgegangen war und sich die politische Stellung der Regierung gefestigt hatte, gewann das Innenministerium die Kontrolle über die Internierten zunehmend von den Geheimdiensten zurück. Das Advisory Committee unter Birkett erhielt im Herbst 1940 eine Schlüsselposition, denn seine Empfehlungen wurden für die Beschlüsse des Innenministers bindend. Die Untersuchungskommission sollte die Gründe für die Festnahme der einzelnen Personen überprüfen und gegebenenfalls eine Entlassung vorschlagen. Die Aufhebung der Haft wurde aber in zahlreichen Fällen mit Auflagen - vor allem hinsichtlich der Bewegungsfreiheit der betroffenen Personen - verknüpft.392 Während einzelne Verdächtigte bereits unmittelbar nach ihrer Anhörung freigelassen wurden, blieben die meisten der aufgrund der Defence Regulation 18B (la) Verhafteten bis Herbst 1940 inhaftiert. Die Internierten konnten sich zwar in den für sie eingerichteten Lagern regelmäßig treffen und auch Besuch sowie Briefe empfangen. Die Lebensverhältnisse waren aber vor allem aufgrund der unzureichenden Ernährung und der mangelhaften hygienischen Verhältnisse für die Gefangenen kaum erträglich.393 Die Haftbedingungen besserten sich jedoch, nachdem bis Mai 1941 zahlreiche Internierte entlassen und die 671 in Haft verbliebenen Festgenommenen auf die Insel Man gebracht worden waren.394 Die Internierung der Mitglieder von Bewegungen, die verdächtigt wurden, unter dem Einfluß der Regierungen von Feindstaaten zu stehen oder ihre Politik zu unterstützen, wurde 1940 sowohl von der Labour Party als auch von der Konservativen Partei unterstützt.395 Nach dem Rückgang der Invasionsfurcht wurde die Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren seit Herbst 1940 jedoch zunehmend kritisiert. Außer dem nicht internierten Gründer der BPP, dem Marquis von Tavistock, agitierte auch der NCCL gegen die Übertragung weitreichender exekutiver Befugnisse auf die Regierung durch die Defence Regulation 18B, obwohl diese Organisation eine generelle Aufhebung der Internierung ablehnte.396 Auch Premierminister Churchill bezweifelte 1943 die Vereinbarkeit der Inhaftierung mit fundamentalen Rechtsprinzipien.397 Nachdem Admiral Domvile im Juli 1943 entlassen worden war, entschied Innenminister Herbert Morrison im November, auch Mosleys Internierung 219 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

im Gefängnis zu beenden, da der ehemalige Faschistenführer an einer akuten Venenentzündung litt.398 Als die Regierung Mosleys Entlassung, die mit Auflagen verbunden wurde, ankündigte, organisierte die Kommunistische Partei Protestdemonstrationen, die sich zu Streiks auszuweiten drohten.399 Auch die Führung des NCCL opponierte gegen die Freilassung Mosleys und löste dadurch den Austritt zahlreicher Mitglieder wie Harold Nicolson aus.400 Morrisons Entscheidung wurde außerdem von Abgeordneten der Labour Party kritisiert, während Churchill und das Kabinett mit Ausnahme des Arbeitsministers Bevin den Innenminister unterstützten. Von den einflußreichen Zeitungen begrüßten der Daily Herald, der Daily Express und die Daily Mail die angekündigte Freilassung Mosleys.401 Nachdem die Parlamentsfraktion der Labour Party mit einer Mehrheit von 51 gegen 43 Stimmen den Beschluß, Mosley zu entlassen, gebilligt hatte, erhielt Morrison nach einer parlamentarischen Debatte am 1. Dezember 1943 die Zustimmung einer deutlichen Mehrheit der Abgeordneten im Unterhaus.402 Mosley war jedoch ebenso wie dem erst im September 1944 entlassenen Captain Ramsay die Kontaktaufnahme mit ehemaligen Anhängern und der Aufenthalt in London, wo im East End unter dem Eindruck der deutschen Bombenangriffe und der Kriegswirtschaft weiterhin antisemitische Verschwörungsvorstellungen verbreitet waren, untersagt. Die Einhaltung dieser Auflagen wurde auf Anordnung Morrisons von der britischen Polizei überwacht. Der Gründer der BUF konnte daher erst unter den veränderten Bedingungen der Nachkriegszeit seine politische Aktivität wiederaufnehmen und 1948 die Union Movement gründen.403 4.2.3.3.3. Die antifaschistischen Organisationen und die Reaktion der Parteien Die führenden Politiker der Konservativen Partei lehnten die Programmatik und Agitation der BUF kompromißlos ab. Dagegen wurde vor allem der Parteivorsitzende Stanley Baldwin als Verkörperung »englischer Tugenden« - wie die Immunität gegenüber extremistischen Bewegungen und die Unterstützung für das Prinzip der Konsenspolitik - präsentiert.404 Die in den frühen dreißiger Jahren gegen Baldwin opponierenden Konservativen vertraten jedoch ebenso wie einzelne liberale Politiker um Lloyd George ein ambivalenteres Urteil über Mosley, dessen Hinwendung zum Faschismus lediglich als »tragisch« angesehen wurde. Über diese Position weit hinausgehend, begrüßten radikal nationalistische Parlamentsabgeordnete wie Captain Ramsay, Oberst Moore, R.T Bower und M. Thurston ausdrücklich die MosleyBewegung, die sie als Instrument zur tiefgreifenden Erneuerung ihrer Partei betrachteten.405 220

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Auch Lord Rothermere, der die faschistischen Elemente in der Programmatik und im Erscheinungsbild der BUF ignorierte, stilisierte die MosleyBewegung in seinen Zeitungen 1934 zu einer konstruktiven Alternative zur Regierungspolitik. Nachdem die Organisation aber durch die gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Olympia Hall stigmatisiert worden war, wandten sich Rothermere und andere einflußreiche Konservative, die Mosleys New Party und die korporativistische Programmatik der BUF unterstützt hatten, von der Bewegung ab.406 Der daraufhin hervortretende Antisemitismus in der BUF entfremdete Konservative tendenziell weiter von der MosleyBewegung, obwohl latente antisemitische Verdrängungsängste und Verschwörungsvorstellungen unter den Mitgliedern der Konservativen Partei durchaus verbreitet waren. Daneben bildete auch die Agitation der BUF für eine isolationistische Außenpolitik eine zentrale Ursache der Distanzierung gerade der radikal nationalistischen Mitglieder der Konservativen Partei. Angesichts der Expansionspolitik des nationalsozialistischen Regimes widersprach die von Mosley geforderte Aufgabe des britischen Engagements in Kontinentaleuropa vitalen Sicherheitsinteressen der britischen Weltmacht. Eine - von Hitler wiederholt verlangte - Politik der »freien Hand« für das »Dritte Reich« in Osteuropa wurde in den späten dreißiger Jahren zudem ebenso wie die - sich konzeptionell qualitativ hiervon abhebende - Appeasement-Politik durch die Grenzenlosigkeit der nationalsozialistischen Eroberungspolitik zunehmend diskreditiert. Die innenpolitische Repression in Deutschland - vor allem die Judenverfolgungen - beschleunigte diese Entwicklung und verstärkte nicht nur das negative Erscheinungsbild des nationalsozialistischen Regimes in England, sondern auch die politische Isolation der BUF. Jedoch beendete erst der Sturz Chamberlains im Mai 1940 endgültig die britische Konzessionspolitik gegenüber dem NS-Regime.407 Nach Mosleys Demission als Minister der Regierung unter Ramsay MacDonald im Mai 1930 und seinem Austritt aus der Labour Party im Februar 1931 wurden die Forderungen der von ihm gegründeten New Party und der BUF von Politikern der britischen Arbeiterpartei scharf zurückgewiesen.408 Die Labour Party nahm nach der deutlichen Niederlage in der Parlamentswahl von 1931 zwar Elemente ökonomischer Planung in ihr Programm auf und trat auch für eine Transformation des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems ein, bewahrte aber langfristig ihre reformerisch-gradualistische Orientierung.409 Es bestand in der Labour Party zunächst jedoch kein Konsens über Maßnahmen, die den Einfluß der BUF eingrenzen konnten. Insbesondere nach der Aufnahme der antisemitischen Propagandakampagne im Londoner East End verschärfte sich in der Partei die Auseinandersetzung über die Reaktion auf die Agitation der BUF. Die britische Arbeiterpartei, die in den östlichen Stadtteilen Londons in den dreißiger Jahren die dominierende politische Kraft war und das kommunale Leben stark beeinflußte, interpre-

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tierte die Agitation der BUF im East End als Bedrohung ihrer sozialen Basis, der Arbeiterklasse.410 In der offiziellen Politik der Labour Party wurde zwischen dem politischen Kampf gegen den mit Krieg assoziierten Faschismus und den Maßnahmen gegen die antisemitische Propaganda in den östlichen Stadtvierteln von London unterschieden. Die Führung der Labour Party distanzierte sich daher gegenüber der von der Kommunistischen Partei propagierten Strategie der direkten Konfrontation, die die Ausübung von Gewalt im Rahmen von Protestdemonstrationen gegen die BUF ebenso einschloß wie Versuche, die Kundgebungen der Mosley-Bewegung zu stören.411 Führende Politiker der britischen Arbeiterpartei organisierten gewaltfreie Kundgebungen als Reaktion auf die von der Mosley-Bewegung 1935/36 intensivierte Agitation im East End. Labour-Politiker, die in diesem Stadtviertel Wahlkreise vertraten, versuchten vor allem, die gegen die Juden gerichteten Verschwörungsvorstellungen und Konkurrenzängste abzubauen. Durch dieses Vorgehen sollte ein aus gewalttätigen Konflikten resultierender Publizitätsgewinn der BUF verhindert werden. Insbesondere Repräsentanten des rechten Flügels in der Labour Party reagierten indifferent auf die antisemitische Propagandakampagne der Blackshirts in den östlichen Stadtvierteln Londons.412 Die britische Arbeiterpartei kooperierte im East End jedoch partiell auch mit der Kommunistischen Partei, wie die Unterredung zwischen dem Parlamentsabgeordneten in Hackney, Herbert Morrison, und dem Parteiführer der Kommunisten, Harry Pollitt, im Oktober 1936 verdeutlicht.413 Mitgliedern des linken Flügels der Labour Party und der ILP, die ein umfassendes, auf dem »VolksfrontKonzept basierendes Bündnis mit der CPGB befürworteten, wurde aber mit dem Parteiausschluß gedroht.414 Dagegen betrachtete die Kommunistische Partei die Juden bis 1935 ausschließlich als integralen Teil der Arbeiterklasse ohne spezifische ethnische Identität. Die CPGB ordnete das direkte Vorgehen gegen die antisemitische Propagandakampagne der BUF daher ihrem umfassenden Kampf gegen den »Faschismus« unter, mit dem auch die Nationale Regierung pauschal identifiziert wurde.415 Im Rahmen ihrer »Volksfront«-Politik nach 1935 propagierte die CPGB eine Allianz aller Arbeitervertretungsorganisationen gegen die Mosley-Bewegung, stieß aber mit dieser Forderung insgesamt lediglich in der Independent Labour Party (ILP) und der von Stafford Cripps geführten Socialist League (SL) auf Zustimmimg.416 Mit dem Bündnisangebot an die anderen Arbeiterparteien ging eine Revision der Politik gegenüber der jüdischen Bevölkerung einher. Die Juden wurden von den britischen Kommunisten aufgefordert, ihre spezifischen Interessen und Forderungen in der CPGB zu vertreten und sich dem Kampf gegen den »Faschismus« anzuschließen. Daraufhin mobilisierte die Kommunistische Partei in enger Kooperation mit jüdischen Organisationen, aber auch einzelnen Ortsverbänden der La-

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bour Party, der ILP, der SL und lokalen Einwohnervereinen wie der Stepney Tenants' Defence League die Juden im East End und stärkte ihren Widerstand gegen die antisemitische Propagandakampagne der BUE Die antifaschistische Aktivität der CPGB kulminierte im April 1943 in der Gründung des National Jewish Committee, das einen kompromißlosen Kampf gegen den Antisemitismus und den Abbau der gesellschaftlichen Diskriminierung von Juden propagierte. Dieser Parteiverband koordinierte im November 1943 außerdem die Protestdemonstrationen der CPGB gegen die Freilassung Mosleys und trug maßgeblich zu den Erfolgen kommunistischer Kandidaten in den 1945 im East End abgehaltenen Wahlen bei.417 Der politische Kampf gegen die Mosley-Bewegung wurde aber durch das auf eine gewalttätige Konfrontation abzielende Vorgehen kommunistischer Aktivisten gegen die Blackshirts und die pauschale Kritik an der britischen Polizei zumindest partiell diskreditiert.418 Der National Council for Civil Liberties, der über Verbindungen zu den jüdischen Vertretungsorganen, der Labour Party, der CPGB und der SL verfugte, verlangte ebenso wie die sozialistischen und kommunistischen Parteien ein allgemeines Verbot der von der BUF durchgeführten Kundgebungen.419 Der NCCL trat aber prinzipiell für die Stärkung der Rede-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit ein.420 Aufgrund der scharfen Kritik der Organisation an der Regierungspolitik gegenüber der Mosley-Bewegung - vor allem aber am Einsatz der Polizei - wandten sich in den dreißiger Jahren viele konservative Mitglieder von der Organisation ab. Auch die Ablehnung der 1939/40 durchgesetzten Notstandsgesetze und der Freilassung Mosleys im November 1943 durch die Führung des NCCL entzog ihr die Unterstützung von Mitgliedern, die diese Maßnahmen der Kriegsregierung begrüßten.421 Der NCCL sicherte jedoch die rechtsstaatliche Grundlage der englischen Demokratie, indem er nachdrücklich für die Untersuchung von Übergriffen der bei Demonstrationen eingesetzten Polizeieinheiten eintrat. Durch die Organisation und Koordination des politischen Widerstands gegen die BUF wirkte der NCCL außerdem der Verbreitung antisemitischer Verschwörungsängste im East End entgegen.422 Ebenso wie die Labour Party lehnte die offizielle Vertretungsorganisation der Juden in Großbritannien, der Board of Deputies of Anglo-Jewry, einen direkten Kampf gegen die Blackshirts in den östlichen Stadtvierteln ab, da eine enge politische Bindung an die Kommunistische Partei verhindert werden sollte.423 Der Board of Deputies, dessen Vorsitzender Neville Laski über direkte Verbindungen zu Regierungsbehörden - vor allem zum Innenministerium und der Polizeiführung in London - verfügte, bemühte sich, der antisemitischen Agitation der BUF durch die Beseitigung der sozioökonomischen Ursachen für die vorhandenen Ressentiments gegen Juden zu begegnen. Die führenden Repräsentanten des Board of Deputies konzentrierten 223 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

sich jedoch darauf, ihre Kontakte zur Regierungsbürokratie und zu einzelnen Ministern zu festigen und ihre Kenntnis über die Absichten der faschistischen Gruppierungen durch eingeschleuste Informanten zu erweitern. Außerdem sollte die Bevölkerung umfassend über die jüdische Kultur informiert und die Regierung zu Maßnahmen gegen die antisemitische Propagandakampagne gedrängt werden.424 Juden in den Stadtteilen Bethnal Green, Stepney und Shoreditch wurde daher geraten, Versammlungen der Mosley-Bewegung nicht zu stören, um einen Publizitätsgewinn der Blackshirts zu vermeiden. Die Position des Board of Deputies of Anglo-Jewry, der seit 1936 durch einen Spion in der BUF über die politische Aktivität der Mosley-Bewegung informiert wurde, gegenüber der antisemitischen Propagandakampagne im East End wurde von Laski in einer Versammlung am 10. September 1936 herausgestellt und in einem Protokoll festgehalten: »Mr. Laski... sagte, daß der ›Board‹ sich nicht mit dem Faschismus als Faschismus befaßt. Er befaßt sich ausschließlich mit dem Antisemitismus. ... Er warnte seine Zuhörer, Parteipolitik mit ihren Aktivitäten gegen den Antisemitismus zu verknüpfen. ... Auf keinen Fall dürfe man zulassen, daß dieser Kampf von einer bestimmten extremistischen Gruppe für ihre eigenen politischen Ziele instrumentalisiert wird. ... Da Juden häufig Ausschreitungen bei Versammlungen der Faschisten auslösten, appellierte der Redner an alle Juden, sich von den Kundgebungen der Faschisten fernzuhalten«.425

Dieser Vorgehensweise widersetzte sich der Jewish People's Council (JPC), der sich 1936 konstituierte und den Board of Deputies als Vertretungsorgan ausschließlich der etablierten jüdischen Bevölkerungsgruppen diffamierte. Da der JPC im Gegensatz zu der von Laski geführten Organisation den Antisemitismus als untrennbares Element des »Faschismus« betrachtete, kooperierte er im Rahmen der propagierten Strategie direkter Konfrontation mit der CPGB.426 Der Board of Deputies, der diese Zusammenarbeit kategorisch ablehnte und seinen Alleinvertretungsanspruch als Verband der britischen Juden gefährdet sah, versuchte, den Einfluß des JPC auf die jüdische Bevölkerung im East End einzuschränken: »Der Jewish People's Council hat unablässig den Widerstand gegen die faschistische Propaganda im East End gestärkt. Der Jewish Board of Deputies hat sich dagegen darum bemüht, die Juden davon zu überzeugen, daß es für sie klüger ist, die Faschisten nicht zu beachten und daß sie diese durch gewalttätigen Widerstand nur stärken würden. Aber es ist dem Board bisher nicht gelungen, den Jewish People's Council zurückzuhalten«. 427

Die Divergenz in der Reaktion der jüdischen Vertretungsorgane auf die antisemitische Propagandakampagne der BUF verdeutlicht die schon im Ersten Weltkrieg hervorgetretene Fragilität der jüdischen Solidarität unter dem Druck externer Herausforderungen. Der politische Konflikt zwischen den beiden jüdischen Interessengruppen, der den sozioökonomischen Inter-

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essengegensatz zwischen den etablierten und relativ wohlhabenden Juden einerseits und den zumeist armen jüdischen Immigranten des East End andererseits reflektierte, konnte in den späten dreißiger Jahren jedoch beigelegt werden. Nachdem der Board of Deputies 1936 ein Koordinationskomitee gegen die Aktivität der BUF eingerichtet und die Trennung von Antisemitismus und Faschismus schrittweise aufgegeben hatte, ergab sich eine begrenzte Kooperation mit dem JPC. Der im August 1937 gebildete London Area Council vermittelte Auftritte von Rednern und organisierte die Verteilung von Schriften beider Vertretungen. Ein formeller Zusammenschluß des Board of Deputies mit dem JPC wurde allerdings nicht erreicht.428 Außer diesen Gruppierungen führte auf kommunaler Ebene auch der Jewish Council of Action im Sommer 1936 eine Propagandakampagne gegen antisemitische Ressentiments durch. Im Stadtteil Whitechapel waren die Jewish Ex-Servicemen's Legion und die Ex-Servicemen's Movement against Fascism stark vertreten. Da ihre Konzeptionen des politischen Kampfes gegen den Antisemitismus aber ebenso differierten wie ihre soziale Zusammensetzung, blieb die Wirkung ihrer Aktivität gering.429 Insgesamt bestand in den dreißiger Jahren trotz der Differenzen über die Methoden des politischen Kampfes unter den einflußreichen Parteien und den von der Agitation der BUF betroffenen Verbänden in Großbritannien ein breiter Konsens gegen die Mosley-Bewegung. Die BUF wurde nur von wenigen Konservativen unterstützt, die gegen die Mechanismen parlamentarisch-demokratischer Entscheidungsfindung opponierten. Neben der Resistenzkraft des durch eine gefestigte Legitimität charakterisierten politischen Systems bildete auch die Deformation des sozioökonomischen Erneuerungsanspruchs der BUF durch populistische Propagandakampagnen gegen die jüdische Bevölkerung und die kontinentaleuropäische Orientierung britischer Außenpolitik eine wichtige Ursache des Scheiterns der Mosley-Bewegung. Die Programmatik der BUF wurde außerdem durch die Politik der faschistischen Regierung Mussolinis und des nationalsozialistischen Regimes zunehmend diskreditiert. Das destruktive Potential dieser Herrschaftssysteme, vor allem ihr nationalistisches Sendungsbewußtsein, zerstörte die innenpolitischen Entwicklungsmöglichkeiten der mit ihnen identifizierten BUF so nachhaltig, daß sich auch in dieser Hinsicht die Kooperation im Rahmen einer »faschistischen Internationale« als Illusion erwies.430

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4.2.3.4. Möglichkeiten und Grenzen externer Einflußnahme. Die Beziehungen zu den Regierungen des faschistischen Italien und des nationalsozialistischen Deutschland Obwohl die Gründung der BUF primär auf die sozioökonomischen Strukturprobleme Großbritanniens und die dadurch ausgelöste Abwendung Mosleys vom parlamentarischen Regierungssystem zurückzuführen ist, bildete der italienische Faschismus das unmittelbare Vorbild für die Mosley-Bewegung.431 Die Unterredungen des »Leader« der BUF mit Mussolini im Januar 1932 lösten die Entscheidung Mosleys aus, eine faschistische Partei in Großbritannien zu gründen.432 Auch bei seinen Aufenthalten in Italien im Zeitraum von 1933 bis 1936 zeigte sich Mosley vom faschistischen Staat Mussolinis beeindruckt. Er relativierte jedoch seine prinzipielle Unterstützung für das Ziel einer supranationalen Durchsetzung des Faschismus dadurch, daß er die nationalen Wurzeln der BUF betonte, auch um eine innenpolitische Isolierung zu verhindern: »Bei seiner Rückkehr aus Italien kündigte Sir Oswald [Mosley] an, daß die Bewegung in Großbritannien ihre Unabhängigkeit und nationale Ausprägung bewahren würde, sie aber mit faschistischen Organisationen in anderen Ländern Absprachen über das Vordringen der Idee des universalen Faschismus in der ganzen Welt treffen wolle«. 433

Die Anlehnung der BUF an den italienischen Faschismus manifestierte sich nicht nur in der Symbolik, sondern auch in der korporativen Ideologie.434 Von 1933 bis 1935 intensivierten sich auch die persönlichen Kontakte zwischen italienischen Faschisten und führenden Vertretern der BUF, und die italienische Presse berichtete in ausführlichen Artikeln über die politische Aktivität der Mosley-Bewegung.435 Außerdem wurde der italienische Pressekorrespondent C.M. Franzero 1936 von Regierungsstellen in Rom beauftragt, einen Bericht über die BUF anzufertigen.436 Im Rahmen des in den frühen dreißiger Jahren propagierten Konzepts eines faschistischen Universalismus strebte das Regime Mussolinis eine enge Bindung der kleineren faschistischen Parteien West- und Südosteuropas an die außenpolitischen Interessen Italiens an.437 Die BUF erhielt daher bis 1935/36 von italienischen Regierungsbehörden finanzielle Unterstützungsleistungen.438 Bereits 1933 überwies die faschistische Regierung nach den Aufzeichnungen der italienischen Botschaft in London mindestens 15000 Pfund in verschiedenen Währungen auf ein Konto der BUF. Im Januar 1934 wurde Mosley nach einer Unterredung mit Mussolini außerdem eine einmalige Finanzhilfe von 20000 Pfund gewährt. Nach einem Bericht des britischen Geheimdienstes vom Juli 1936 leitete Mussolini der BUF 1935 monatlich jeweils 3000 Pfund zu, nachdem der Mosley-Bewegung von der italienischen Regierung 1933 und 1934 5000 Pfund für jedes Quartal überwiesen worden waren.439 Nachdem aber Dino Grandi, der das Konzept des faschistischen 226 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Universalismus mit Skepsis betrachtende italienische Botschafter in London, in einem an Mussolini gerichteten Telegramm deutlich seine Zweifel an Mosleys politischen Fähigkeiten ausgedrückt hatte, wurden die monatlichen Unterstützungszahlungen stark reduziert.440 Daraufhin entsandte Mosley seinen »Stabschef« Ian Hope Dundas nach Rom. Mussolini weigerte sich jedoch nach Informationen des MI5, Dundas zu einem Gespräch zu empfangen, so daß Mosley selber im April 1935 nach Italien reiste.441 Aber auch er konnte den Duce nicht zur Rücknahme der Kürzung der Finanzhilfe bewegen, so daß die Parteiführung der BUF gezwungen war, die Ausgaben der Organisation drastisch zu reduzieren. Die Zentrale der BUF mußte daher im Sommer 1935 verlegt werden.442 Nach der ergebnislosen Unterredung zwischen Mosley und Mussolini bemühten sich die Parteiführer der BUF offenbar, durch die propagandistische Rechtfertigung des italienischen Angriffs auf Äthiopien das faschistische Regime zur Wiederaufnahme der Geldüberweisungen zu bewegen. Nach Angaben eines Geheimdienstberichts vom 22. Oktober 1935 erzielte die Mosley-Bewegung mit ihrer Agitation, die unter dem Motto »Beachtet Großbritanniens Interessen« durchgeführt wurde, das erhoffte Resultat, denn Mussolini ließ im Herbst 1935 erneut monatlich 3000 Pfund an die BUF überweisen.443 Auch die persönlichen Kontakte zwischen Repräsentanten der faschistischen Regierung in Italien und der BUF verstärkten sich Ende 1935 und im Frühjahr 1936. Nachdem Mosley im Dezember 1935 zu politischen Gesprächen nach Rom gereist war, wurde Dundas im April 1936 als ständiger Verbindungsmann zwischen der BUF und der italienischen faschistischen Partei PNF nach Rom entsandt.444 Im Sommer 1936 jedoch kürzte die italienische Regierung nach den Berichten des britischen Innenministeriums ihre Zahlungen an die MosleyBewegung erneut und stellte sie schließlich völlig ein.445 Der hierdurch ausgelöste Einnahmeausfall traf die Führung der BUF offenbar unvorbereitet und erzwang im Frühjahr 1937 eine einschneidende Ausgabenkürzung, so daß auch Joyce und Beckett entlassen werden mußten. Nachdem im Mai und Oktober/November 1937 die letzten Bemühungen, Mussolini zu einer erneuten Aufnahme der Überweisungen zu veranlassen, gescheitert waren, mußten andere Finanzquellen für die BUF erschlossen werden. Mosley ließ daher nicht nur durch seine Ehefrau, eine Schwester Unity Mitfords, Möglichkeiten einer Finanzhilfe aus dem nationalsozialistischen Deutschland sondieren, sondern forcierte auch seine Vorbereitungen für die Inbetriebnahme kommerzieller Radiosender.446 Die Gründe für den Rückgang der Finanzhilfe von der faschistischen Regierung Mussolinis können nur indirekt erschlossen werden. Die offene Propagierung antisemitischer Verschwörungstheorien wurde von Mussolini und anderen führenden Vertretern der PNF kategorisch abgelehnt, denn die 227 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Aufnahme der Agitaton mußte dem Duce als Ausdruck einer stärkeren Ausrichtung der Mosley-Bewegung an der Politik des nationalsozialistischen Regimes erscheinen, mit dem das faschistische Regime 1934/35 außenpolitisch rivalisierte.447 Es ist auch nicht auszuschließen, daß die italienische Botschaft in London über die sich seit 1934 intensivierenden Beziehungen zwischen Vertretern der BUF und des nationalsozialistischen Regimes informiert war.448 Obwohl einer der Inhaber des Kontos der BUF bei der National Westminster Bank, W.E.D. Allen, ein Spion des britischen Geheimdienstes war, verfugte der MI5 erst im Oktober 1935 über gesicherte Informationen zu den Geldzuweisungen Mussolinis. Die Gründe für diese Lücke in der polizeilichen Überwachung der Mosley-Bewegung sind noch ungeklärt. Einige Äußerungen Mosleys deuten aber darauf hin, daß der »Leader« der BUF frühzeitig von der Agentenrolle Aliens wußte und ihn daraufhin gezielt von der finanziellen Kontrolle der Organisation ausschloß.449 Obwohl Mosley jegliche Kenntnis über die Finanzierung der BUF abgestritten hat, ist davon auszugehen, daß er die finanzielle Unterstützung durch Mussolini billigte.450 Dieser Schluß wird nicht nur durch die zahlreichen Unterredungen des »Leader« der BUF mit Mussolini von 1932 bis 1936 gestützt, sondern ist auch mit der Tatsache vereinbar, daß sich Mosley nach dem endgültigen Verlust der Finanzhilfe des Duce intensiv um die Sicherung neuer finanzieller Mittel bemühte.451 Insgesamt darf aber der Einfluß, den die Finanzhilfe Mussolinis auf den Aufstieg der BUF von 1932 bis 1934 ausübte, nicht überschätzt werden. Der Duce betrachtete Mosleys Partei nicht nur als Manifestation der weltweiten Durchsetzung des Faschismus, sondern auch als ein Instrument der italienischen Außenpolitik. Als der Einmarsch italienischer Truppen in Äthiopien im Herbst 1935 in der britischen Öffentlichkeit einhellig verurteilt wurde, stellte Mussolini daher erneut eine Finanzhilfe für die Agitation der BUF gegen die Sanktionspolitik des Völkerbundes im Herbst 1935 bereit. Dieses taktische Motiv herrschte in den Beziehungen zwischen dem nationalsozialistischen Regime und der BUF - jenseits aller ideologisch bedingten Sympathien noch deutlicher vor, zumal Hitler dem Konzept eines faschistischen Universalismus distanziert gegenüberstand.452 Nachdem Mosley bereits in seinem programmatischen Buch »The Greater Britain« seine Bewunderung für die nationalsozialistische Bewegung ausgedrückt hatte, unterstützte die BUF durch ihre radikal isolationistische außenpolitische Orientierung, die sich 1933 in der Ablehnung eines Boykotts gegen deutsche Importgüter manifestierte, zumindest indirekt die Politik des NSRegimes.453 Auch die Entsendung einer Delegation von BUF-Mitgliedern darunter Unity Mitford, ihre Schwester Diana, William Joyce und Alexander Raven Thomson - zu den Reichsparteitagen von 1933 und 1934 sollte die 228 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Verbundenheit der Mosley-Bewegung mit den nationalsozialistischen Machthabern dokumentieren.454 Darüber hinaus versuchten führende Vertreter der BUF noch vor der Aufnahme der antisemitischen Propagandakampagne, einen direkten Kontakt zu Vertretern der nationalsozialistischen Regierung herzustellen. Mosleys »Stabschef« Dundas bat den Adjutanten des Reichswehrministers Blomberg bereits im Oktober 1933 - offenbar erfolglos -, eine Unterredung zwischen E.G. Mandeville Roe und Hider über die gegenseitige Abstimmung der Presseberichterstattung zu vermitteln.455 Anfang 1934 bemühte sich der Leiter des Foreign Relations Department der BUF, G.A. Pfister, um eine Intensivierung der Kooperation zwischen der Führung der BUF und den nationalsozialistischen Machthabern. In einem Schreiben an den Bacmeister Nationalverlag (Berlin), der die deutsche Ausgabe des von W.E.D. Allen verfaßten Buches »B.U.F. Oswald Mosley and British Fascism«456 publizierte, hob Pfister die Bedeutung der MosleyBewegung als potentielles Propagandaorgan des nationalsozialistischen Regimes in Großbritannien hervor: »Ich sorge persönlich dafür, daß alle Redner das Material haben, um das neue Deutschland in das günstigste Licht zu stellen. Also ist die B.U.F. das wirksamste Propagandamittel der N.S.D.A.P. in England. ... Es herrscht doch kein Zweifel darüber, daß eine künftige Zusammenarbeit unserer beiden Länder beiderseitig notwendig und auch im Interesse des Weltfriedens liegt. Es ist wohl auch dort [in Deutschland] bekannt, daß die ganze Judenfrage erst dann endgültig erledigt werden kann, wenn sie hier gelöst wird. Das Zentrum der Judenmacht ist hier in London. Von hier wird der Weltboykott gegen deutsche Waren und der Finanzkrieg geleitet«. 457

In einem weiteren Schreiben vom 7. Mai 1934 wies Pfister auch auf die Unterstützung der außenpolitischen Ziele des nationalsozialistischen Regimes in der Propaganda der BUF hin, indem er ein Bündnis zwischen Italien, Deutschland und Großbritannien als »das beste Mittel« bezeichnete, »um Frankreich zur Vernunft zu bringen«.458 Im Zuge des sich anschließenden Schriftwechsels mit dem Übersetzer des Bacmeister Nationalverlags schlug Pfister außerdem eine private Unterredung zwischen Hitler und Mosley vor. Der Leiter des Außenamtes in der BUF deutete in der Korrespondenz auch seine Überlegungen zu einer programmatischen Annäherung der BUF an das NS-Regime an, bat um eine Ausweitung der Berichterstattung in der deutschen Presse über die Kundgebungen der BUF und trat nachdrücklich dafür ein, den allgemeinen Informationsaustausch zu intensivieren.459 Der Verleger Walter Bacmeister leitete die Korrespondenz mit Pfister an den Staatssekretär in der Reichskanzlei Lammers und den Referenten für die ausländische Presse in dieser Behörde, Hans Thomsen, weiter, um »einer deutschen amtlichen Persönlichkeit Einblick in alle Einzelheiten zu geben und bei Weiterfuhrung der Korrespondenz nach Wünschen zu handeln, deren Erfüllung eine solche Persönlichkeit mir als im deutschen Interesse liegend

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bezeichnet«.460 In der Reichskanzlei bestanden jedoch 1933/34 ebenso wie im Auswärtigen Amt (AA), an das Bacmeister am 4. und 7. Juli 1934 geschrieben hatte, erhebliche Bedenken gegen eine Aufnahme offizieller Beziehungen zur BUE Einerseits sollte die von Hider angestrebte umfassende Übereinkunft mit der britischen Regierung nicht gefährdet werden. Andererseits wurde die scharfe Abgrenzung der Mosley-Bewegung von den BF von Amtsträgern im AA ebenso kritisiert wie die programmatische Ausrichtung der BUF am faschistischen Regime in Italien.461 Hierbei bildete vor allem Mosleys erst im Herbst 1934 revidierte öffentliche Ablehnung des Antisemitismus, der für die Repräsentanten des NS-Regimes als zentrales Kriterium für die Kooperationsbereitschaft faschistischer Bewegungen galt, ein wesentliches Hindernis für eine Intensivierung der Kontakte mit der BUE462 Als Ergebnis der - auch vom britischen Geheimdienst registrierten - Kontaktaufnahme Pfisters mit den nationalsozialistischen Machthabern 1933/34 sicherte das Außenpolitische Amt der NSDAP dem Walter Bacmeister Nationalverlag Anfang Juni 1934 zu, daß die deutsche Presse ausführlich über die angekündigte Kundgebung der BUF in der Olympia Hall berichten werde. Hierbei sollte insbesondere die Verbundenheit der nationalsozialistischen Regierung mit der Mosley-Bewegung betont werden.463 Die im Deutschen Reich erscheinenden überregionalen Zeitungen veröffentlichten daraufhin ausführliche Artikel über die Massenversammlung der BUF, wobei die aufgetretenen Ausschreitungen ausschließlich auf kommunistische Demonstranten zurückgeführt wurden.464 Pfister wurde nach Informationen des britischen Geheimdienstes im März 1935 für sechs Wochen von seinen Parteiämtern suspendiert und in einem Bericht des MI5 vom Oktober 1935 sogar als »Agent der Nazipartei im ›Hauptquartier‹ der ›British Union of Fascists‹« bezeichnet.465 Es ist jedoch davon auszugehen, daß seine Bemühungen, über den Schriftwechsel mit dem Bacmeister Nationalverlag Zugang zu offiziellen Regierungsstellen zu gewinnen, die sich innerparteilich durchsetzende Orientierung der BUF-Propaganda am Vorbild des nationalsozialistischen Regimes widerspiegelten. So wurde 1935 die im Herbst 1934 aufgenommene antisemitische Agitation im East End Londons ausgeweitet, so daß sich auch die Beziehungen zu führenden Repräsentanten des nationalsozialistischen Deutschland intensivierten.466 Mosley selber traf im Mai 1935 mit Hitler zu einer privaten Unterredung zusammen, in der der deutsche Diktator die Unterordnung der faschistischen Bewegung in England unter den Primat seines außenpolitischen Ziels des Ausgleichs mit Großbritannien verdeutlichte, wie auch Mosley bemerkte: »Zunächst saß Hitler fast träge in seinem Stuhl, bleich und scheinbar erschöpft. Er wurde plötzlich lebhaft, als ich sagte, daß ein Krieg zwischen Großbritannien und Deutschland eine schreckliche Katastrophe wäre, und den Vergleich gebrauchte, daß zwei prächtige junge Männer sich bekämpfen, bis sie beide erschöpft und blutend auf die Erde fallen, so

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daß sich die Schakale der Welt siegreich auf ihre Körper stellen. Sein Gesicht errötete und er wandte sich mit Nachdruck einigen seiner Themen zu«. 467

Nachdem Julius Streicher dem »Leader« der BUF zu einer antisemitischen Rede seine Glückwünsche übermittelt hatte, zeigte Mosley im Mai 1935 seine Bereitschaft, die Propagandakampagne gegen die jüdische Bevölkerung gegenüber führenden Nationalsozialisten herauszustellen.468 In einem Interview mit dem Korrespondenten des Völkischen Beobachters verteidigte Mosley im Oktober 1935 nicht nur den italienischen Angriff auf Äthiopien, sondern auch die territorialen Ansprüche des »Dritten Reiches« auf das Memelgebiet: »Wir halten es für eine Schande für Europa und eine Gefahr für die europäische Zivilisation, daß Deutsche in Memel von der minderwertigen Rasse der Litauer unterdrückt werden«.469 Im Sommer 1935 wurden auch persönliche Verbindungen zwischen führenden britischen Faschisten und Otto Bene, dem Landesgruppenleiter für Großbritannien und Irland der NSDAP-Auslandsorganisation, etabliert.470 Die Beziehungen waren zwar keineswegs spannungsfrei, da Bene offenbar über die Finanzhilfe Mussolinis für die BUF informiert war.471 Dennoch sandte William Joyce deutschen Regierungsstellen einen Bericht zu, in dem die antisemitische Agitation der MosleyBewegung besonders hervorgehoben wurde.472 Nachdem sich in der einstündigen Unterredung zwischen Hitler und Mosley im Mai 1935 eine deutliche Übereinstimmung in den außenpolitischen Zielen gezeigt hatte, empfing Mosley im April 1936 den deutschen Journalisten und Schriftsteller Colin Ross, dem er nach Informationen der britischen Polizei die Bedeutung der von ihm gegründeten Bewegung in stark übertreibender Weise schilderte.473 Ross und der freie Mitarbeiter der Dienststelle Ribbentrop, Albrecht Haushofer, baten den »Leader« der BUF daraufhin, einen Artikel über die außenpolitischen Ziele der BUF für die Zeitschrift für Geopolitik zu verfassen.474 Diese Publikation wurde von dem Professor für Geographie an der Universität München, Karl Haushofer, herausgegeben, der über seinen Schüler Rudolf Heß die außenpolitische Programmatik des NS-Regimes beeinflußte und durch sein Konzept der Erweiterung des »Lebensraums« für das deutsche Volk zur Legitimierung des grenzenlosen Expansionismus des »Dritten Reiches« beitrug.475 Ausgehend von Haushofers Konzept der Geopolitik, trat Mosley in seinem noch 1936 veröffentlichten Aufsatz für einen »Zusammenschluß der europäischen Völker germanischer Rasse zu einem geschlossenen Wirtschaftssystem« gegen die Sowjetunion ein.476 Die angestrebte Allianz faschistischer Regierungen in Frankreich, England und Italien mit dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland wurde vom »Leader« der BUF zur zentralen Grundlage einer neuen globalen Friedensordnung stilisiert, in der sowohl der Kommunismus als auch der Finanzkapitalismus beseitigt werden sollte.477 231 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die Kürzung der von Mussolini gewährten finanziellen Unterstützungsleistungen und die dadurch ausgelösten Zahlungsprobleme der BUF führten 1936 auch zu Bemühungen, eine Finanzhilfe von den nationalsozialistischen Machthabern im »Dritten Reich« zu erhalten. Diana Mitford, die im Oktober 1936 Mosleys Ehefrau wurde und ebenso wie ihre Schwester Unity bereits 1935 das Vertrauen Hitlers und anderer führender Nationalsozialisten gewonnen hatte, bot Hider und Goebbels im April 1936 die Vermittlung einer Anleihe von 50-100 Millionen Pfund für das NS-Regime durch das Bankhaus Morgan an.478 Nachdem die Gespräche des Bankiers Kurt v. Schröder, der auch Präsident der Industrie- und Handelskammer in Köln und SS-Brigadefiihrer war, mit Repräsentanten des Londoner Bankhauses aber ergebnislos geblieben waren, bat Diana Mitford Goebbels im Juni 1936 offenbar, der BUF eine hohe Geldspende zu gewähren.479 Hider bewilligte daraufhin einen Betrag von 10000 Pfund, der der Mosley-Bewegung vom HJ-Hauptbannführer und Amtsleiter in der Reichspressestelle der NSDAP, Franz Otto Wrede, zugeleitet wurde.480 Das Geld wurde offenbar über Tarnfirmen transferiert, die von zwei Mitgliedern der BUF - J.V.A. Ruston und Arthur Albert Tester - geleitet wurden. Als Diana Mitford im August und November 1936 erneut eine finanzielle Unterstützungsleistung erhalten wollte, stieß sie jedoch bei Hider und Goebbels auf Ablehnung.481 Im Dezember 1936 ließ Hider der BUF aber wiederum eine - von Goebbels nicht genau angegebene - Geldsumme überweisen.482 Eine weitere Anfrage Diana Mosleys im Februar 1937 wurde dagegen zurückgewiesen, zumal die nationalsozialistischen Machthaber die Durchsetzungsfähigkeit Mosleys in Großbritannien zunehmend bezweifelten.483 Auch als Diana Mitford Goebbels 1936 bat, sein Haus für die Hochzeit mit Mosley, die in England nicht bekannt werden sollte, zur Verfügung zu stellen, blieb der Reichspropagandaminister zurückhaltend: »Hochzeit soll bei uns Schwanenwerder stattfinden. Das ist mir garnicht [sic] recht. Aber der Führer möchte es so. Magda engagiert sich da zu stark. Mehr Reserve wäre wohl geboten. Ich sage ihr das auch abends«. 484

Aufgrund der engen Verbindungen der Mitford-Schwestern zu Hider sowie zu Joseph und Magda Goebbels fand die Hochzeitsfeier im Oktober 1936 im Haus des Propagandaministers in Schwanenwerder statt, wobei auch der »Führer« selber anwesend war.485 Nachdem Mosley 1937 in enger Kooperation mit W.E.D. Allen die Gesellschaft Air Time Ltd. gebildet hatte, um der BUF Einnahmen durch die Ausstrahlung von Werbesendungen im Radio zu sichern, sollte die Ehefrau des »Leader« Hider dazu bewegen, der Erteilung einer Lizenz zuzustimmen, die es Mosley erlaubte, von Helgoland aus Werbesendungen nach Großbritannien auszustrahlen.486 Obwohl Hider das Vorhaben im Oktober 1937 232 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ablehnte, bemühte sich Diana Mosley 1938 um eine Revision dieser Entscheidung. Durch wiederholte Interventionen über den Persönlichen Adjutanten Hitlers, Wiedemann, konnte sie schließlich erreichen, daß der »Führer« die benötigte Genehmigung erteilte. Der Sendebetrieb konnte jedoch vor Kriegsausbruch nicht mehr aufgenommen werden.487 Neben Diana Mosley verfugten in den späten dreißiger Jahren auch andere führende Mitglieder der BUF über persönliche Verbindungen zu den nationalsozialistischen Machthabern. Nachdem eine Delegation der Mosley-Bewegung im September 1936 am Reichsparteitag der NSDAP teilgenommen hatte, hielt sich im Dezember auch A.K. Chesterton, der das NS-Regime offen bewunderte, im »Dritten Reich« auf.488 Jedoch lehnte vor allem das Auswärtige Amt Kontakte mit Vertretern der BUF zunehmend ab. Die Teilnahme englischer Faschisten am Reichsparteitag von 1938 wurde daher grundsätzlich untersagt.489 Auch die Vorschlagsliste für die geplante Parteiversammlung von 1939 enthielt außer zahlreichen, nur als Privatpersonen zugelassenen BUF-Mitgliedern vorwiegend nicht mit der Mosley-Bewegung verbundende Repräsentanten des öffentlichen Lebens, die die Respektabilität des »Dritten Reiches« in England zumindest partiell erhöhen konnten.490 Die generelle Distanzierung deutscher Regierungsinstitutionen von der BUF schloß aber auch 1938/39 keineswegs aus, daß Kontakte zu einzelnen führenden Mitgliedern der Mosley-Bewegung aufrechterhalten wurden. So erhielt Generalmajor Fuller noch zur anläßlich von Hitlers Geburtstag am 20. April 1939 stattfindenden Parade der Wehrmacht eine Einladung. Die Präsenz des angesehenen Militärexperten sollte das Ansehen des nationalsozialistischen Deutschland in Großbritannien steigern, gleichzeitig aber auch die Furcht in der britischen Öffentlichkeit vor der militärischen Schlagkraft des nationalsozialistischen Deutschland verstärken.491 Die von Goebbels vermittelte Finanzhilfe für die BUF 1936 und die überwiegend informellen - Verbindungen zwischen führenden Repräsentanten der Mosley-Bewegung und den nationalsozialistischen Machthabern revidieren eine in der britischen Forschung vorherrschende Interpretation.492 Die Beziehungen zum NS-Regime deuten entgegen den Versicherungen Mosleys darauf hin, daß die Aufnahme der antisemitischen Agitation ebenso wie die Umbenennung der BUF 1936 auch auf das Ziel zurückzuführen ist, die Mosley-Bewegung programmatisch deutlicher am deutschen Nationalsozialismus auszurichten. Dieser Zusammenhang konnte Mosley aber bei seiner Befragung im Sommer 1940 nicht nachgewiesen werden, da der MI5 überhaupt nicht über die Geldzuweisungen an die BUF informiert war.493 Dennoch bildete die BUF keine Organisation potentieller Verräter, denn nachdem ihre Propagandakampagne für eine isolationistische Außenpolitik mit dem Kriegsausbruch gescheitert war, dominierte in der Bewegung die Bereitschaft zur Unterstützung der englischen Kriegführung gegenüber der 233 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ideologischen Verbundenheit mit dem nationalsozialistischen Deutschland.494 Im Zweiten Weltkrieg wurden lediglich drei Anklagen gegen BUF-Mitglieder wegen Geheimnisverrats erhoben.495 Das Angebot von Arthur Albert Tester gegenüber dem deutschen Gesandten in Bukarest, in Rumänien eine englische Gegenregierung zur Befreiung Mosleys zu etablieren und Propagandasendungen nach Großbritannien auszustrahlen, ist als eine individuelle Initiative anzusehen. Der Vorschlag wurde zudem im Juli 1942 von Außenminister Ribbentrop abgelehnt, da der inhaftierte Mosley nicht gefährdet und später für die deutsche Politik eingesetzt werden sollte .496 Der in der Auslandspropaganda des Reichsrundfunks eingesetzte William Joyce, dessen Arbeit von Goebbels und in internen Denkschriften besonders hervorgehoben wurde, hatte die Mosley-Bewegung bereits 1937 verlassen und sich daraufhin scharf von ihr distanziert.497 Die Einstellung führender Nationalsozialisten gegenüber der BUF blieb bis 1940 ambivalent, denn während einerseits die Maßnahmen der Nationalen Regierung und das Vorgehen der innenpolitischen Opposition gegen die BUF scharf verurteilt wurden, bestanden andererseits erhebliche Zweifel an der Durchsetzungsfähigkeit der Mosley-Bewegung.498 Hitler betrachtete Mosley als politischen Dilettanten, hoffte jedoch, die BUF für die Durchsetzung der von ihm angestrebten Allianz mit Großbritannien gebrauchen zu können.499 Auch Goebbels schwankte in seinem Urteil über die BUF zwischen einer aus seinem ausgeprägten Überlegenheitsbewußtsein resultierenden Verachtung und einer undifferenzierten Glorifizierung.500 Die nationalsozialistischen Machthaber lehnten im Gegensatz zur Politik Mussolinis in den frühen dreißiger Jahren eine ideologisch motivierte Solidarität mit faschistischen Bewegungen in anderen europäischen Ländern insgesamt entschieden ab und propagierten eine supranationale Ideologie nur, um ihren radikalen Nationalismus zu tarnen.501 Dem insbesondere vom Auswärtigen Amt vertretenen Primat der allgemeinen außenpolitischen Interessen des »Dritten Reiches« widersetzten sich aber Organisationen der NSDAP, die die offizielle Regierungspolitik umgingen und Kontakt zu einzelnen Faschisten und Antisemiten aufnahmen. Die Beziehungen des NS-Regimes zur BUF waren daher ebenso wie das Verhältnis zu den Gruppierungen des »Christlichen Nationalismus« in Südafrika und zu anderen faschistischen Bewegungen wie der ungarischen Pfeilkreuzlerbewegung durch den Widerspruch zwischen ideologischer Affinität und machtpolitischem Antagonismus geprägt.502 Auch die Mosley-Bewegung wurde weitgehend als ein Instrument zur Durchsetzung der außenpolitischen Ziele des »Dritten Reiches« gegenüber England betrachtet. Diese Sichtweise war insbesondere unter den Beamten des Auswärtigen Amtes einflußreich, gewann aber seit den späten dreißiger Jahren auch für die unmittelbare Regierungsspitze um Hitler an Bedeutung. 234 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die nationalsozialistischen Machthaber erkannten, daß die BUF sich in der innenpolitischen Auseinandersetzung in Großbritannien, die aus der Sicht Hitlers durch den Konflikt zwischen »jüdisch-bolschewistischen« und »nationalen« politischen Gruppierungen gekennzeichnet war, nicht durchsetzen konnte. Der Stellenwert der Mosley-Bewegung für die Konzipierung der Außenpolitik des NS-Regimes ging daher in den späten dreißiger Jahren deutlich zurück.503 Im Auswärtigen Amt, das generell das Prinzip der Neutralität gegenüber innenpolitischen Auseinandersetzungen in anderen Staaten vertrat, überwog deutlich die Skepsis gegenüber offiziellen Kontakten zur BUF. So hob der Ministerialdirektor im AA, Dieckhoff, am 11. Juni 1934 in einem Memorandum zum geplanten Besuch Mosleys in Deutschland hervor: »Am zweckmäßigsten wäre es wohl, wenn Sir Oswald Mosley ... zum Parteitag nach Nürnberg käme; sein Besuch hätte dann mehr den Charakter des Besuchs des Führers einer befreundeten Partei im Ausland. Auf alle Fälle wäre es gut, wenn der Besuch von Sir Oswald Mosley nicht zu geräuschvoll verlaufen würde, sondern wenn die ihm zu erweisenden Aufmerksamkeiten nicht über den normalen Rahmen hinausgingen«. 504

Ribbentrop verbot als Botschafter in London auch eine Presseberichterstattung über die Hochzeit Mosleys im Oktober 1936 und erwähnte die BUF in seinem Abschlußbericht vom 2. Januar 1938 ebensowenig wie andere für die außenpolitischen Revisionsansprüche des NS-Regimes eintretende Organisationen in England.505 Die deutsche Botschaft in Großbritannien riet in ihren Berichten an das AA insgesamt von über einen persönlichen Meinungsaustausch hinausgehenden Beziehungen zur Mosley-Bewegung ab. Insbesondere sollte eine Diskreditierung der nationalsozialistischen Außenpolitik gegenüber der - hinsichtlich ihrer innenpolitischen Integrationsfähigkeit keineswegs unterschätzten - Nationalen Regierung vermieden werden.506 Bereits im Mai 1933 waren Alfred Rosenbergs Bemühungen, in England Unterstützung für das NS-Regime zu mobilisieren, aufgrund seines undiplomatischen Auftretens in London gescheitert. Daraufhin ging der Einfluß des wenige Wochen zuvor gegründeten Außenpolitischen Amtes der NSDAP (APA) bei der Vermittlung von Kontakten und der Koordination propagandistischer Einflußnahmen zurück, während der unabhängig vom Auswärtigen Amt agierende Joachim v. Ribbentrop eine Schlüsselrolle gewann.507 Das APA verfugte zwar über enge Verbindungen zum britischen Luftfahrtministerium und forcierte auch allgemein den Besucher- und Informationsaustausch, konnte aber keine dauerhaften Kontakte zur BUF etablieren.508 Dagegen wurde die Auslandsorganisation (AO) Ernst Wilhelm Bohles, der insbesondere nach seiner Ernennung zum Staatssekretär im Auswärtigen Amt 1937 die Personalpolitik dieser Institution maßgeblich beeinflußte, durch den Landesgruppenleiter für Großbritannien und Irland, Otto Bene, von 1934 bis 1937 regelmäßig über die BUF informiert.509 Eine direkte Einflußnahme auf 235 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

die Programmatik der Mosley-Bewegung läßt sich für die AO jedoch ebensowenig nachweisen wie für die seit 1934 aufgebaute Dienststelle Ribbentrop. Diese Parteibehörde gewann über ihren freien Mitarbeiter Albrecht Haushofer Zugang zu Mosley, konzentrierte sich aber auf die Förderung der Austauschprogramme der Anglo-German Fellowship.510 Das Propagandaministerium verfugte durch den Korrespondenten des Völkischen Beobachters und des Angriffs, H. W Thost, die Berichterstatter des Berliner Lokalbeobachters, Wrede und Crome, sowie den Nachrichtenagenturmitarbeiter von Langen über Verbindungen zur Mosley-Bewegung.511 Auch Tarnorganisationen wie der von R.G. Rösel geleitete Anglo-German Information Service und der Fichte-Bund unterhielten einen regelmäßigen Kontakt zwischen dem Propagandaministerium und der BUF, unterstützten aber auch die dezidiert prodeutschen Organisationen wie den Link.512 Nachdem jedoch die Aufenthaltsgenehmigung Thosts im November 1935 vom britischen Innenministerium nicht verlängert worden war und Wrede, Crome und Langen im August 1937 sowie Rösel im Mai 1939 ausgewiesen worden waren, fehlten dem Propagandaministerium die personellen Voraussetzungen für eine nachhaltige Einflußnahme auf die für das »Dritte Reich« eintretenden Gruppierungen in Großbritannien.513 Die für die Konzipierung der Englandpolitik des NS-Regimes zuständigen Institutionen bevorzugten insgesamt die Aufnahme von Beziehungen mit weithin respektierten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Organisationen, die nicht a priori als Instrumente der deutschen Propaganda stigmatisiert waren, gegenüber einer systematischen Unterstützung der BUF. Nach einem grundlegenden, im August 1933 vom deutschen Botschafter in London, Hoesch, verfaßten Memorandum sollte vor allem der Besucheraustausch zwischen England und dem nationalsozialistischen Deutschland intensiviert werden. Außerdem sollten die Ausweitung der kulturellen Beziehungen - auch durch die Programme des Deutschen Akademischen Austauschdienstes - und die Zunahme der wirtschaftlichen Verflechtungen die Unterstützung für das nationalsozialistische Deutschland in Großbritannien nachhaltig stärken.514 So wurden nicht nur Mitglieder der BUF, sondern auch des Link, der British Legion und der AGF wie Oberst Moore, Diana und Unity Mitford, ihr Vater, Lord Redesdale, Lord Londonderry, Lord Mount Temple und Sir Barry Domvile von den nationalsozialistischen Machthabern im »Dritten Reich« zu Besuchen eingeladen.515 Führende Repräsentanten des NS-Regimes empfingen außerdem den Zeitungsbesitzer Lord Rothermere, den Korrespondenten der Daily Mail, Ward Price, den ehemaligen Premierminister Lloyd George sowie den Prinzen von Wales (1936 König Edward VIII.) zu Unterredungen.516 Diese Verbindungen waren ebenso wie die Kontaktaufnahmen mit der BUF durch die Absicht der nationalsozialistischen Führung gekennzeichnet, sie für 236 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

die außenpolitischen Ziele des »Dritten Reiches« - insbesondere den Abschluß eines Bündnisses mit England oder die Sicherung der britischen Neutralität - zu instrumentalisieren. Die Mosley-Bewegung konnte sich ihrerseits der Anziehungskraft des schnell avancierenden nationalsozialistischen Regimes nicht entziehen und löste damit die Distanzierung Mussolinis von der BUF 1935/36 aus. Daher besaßen diese Regierungen für die BUF trotz der Feststellung Mosleys, daß jede faschistische Bewegung die jeweils bestehenden nationalen Bedingungen berücksichtigen müsse, sich gegenseitig ausschließende Vorbildfunktionen, die sich sowohl in der Ideologie als auch in der daraus resultierenden politischen Agitation der Bewegung spiegelten. 4.3. Vergleichende Aspekte. Der Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland In der Auflösung der Weimarer Republik bündelte sich der gemeineuropäische Problemkomplex eines tiefgreifenden Legitimationsverlusts parlamentarisch-demokratischer Regierungssysteme mit nationalen Belastungsfaktoren. Diese Prädisposition ergab sich sowohl aus dem Verlauf der sozioökonomischen und politischen Modernisierung in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert als auch aus den spezifischen Entwicklungsbedingungen der 1918/19 etablierten Republik.1 Wie die vergleichende Analyse der Herausbildung faschistischer Bewegungen in Großbritannien verdeutlicht, verursachte erst die Koinzidenz langfristig wirksamer Strukturbedingungen einerseits und sich nach dem Ersten Weltkrieg herausbildender Kennzeichen politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformationsprozesse andererseits in Deutschland das Legitimationsvakuum der parlamentarischen Demokratie. Die in den späten zwanziger Jahren einsetzende Abwendung von der Weimarer Republik ermöglichte den Aufstieg der NSDAP zu einer Massenbewegung und die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler.2 Im Gegensatz zu Großbritannien weitete sich die alle Industriestaaten erfassende Depression in Deutschland zu einer umfassenden Staatskrise aus, die die Machtübertragung an die Nationalsozialisten zwar nicht determinierte, aber die Entwicklungschancen der parlamentarischen Demokratie nachhaltig einengte und die Option gesellschaftlicher Eliten für autoritäre Verfahren begründete.3 In der im Mai 1928 abgehaltenen Reichstagswahl konnte die SPD die Zahl ihrer Mandate deutlich erhöhen, während die bürgerlichen Mittelparteien DVP, DDP, Zentrum und BVP - sowie die DNVP und die NSDAP starke Stimmenverluste erlitten. Die daraufhin im Juni 1928 konstituierte Große Koalition unter dem sozialdemokratischen Reichskanzler Hermann Müller

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verfügte über eine breite parlamentarische Unterstützung, die aber tiefgreifende sozial- und wirtschaftspolitische Interessendivergenzen verdeckte.4 Die im Abkommen über eine »Zentralarbeitsgemeinschaft« zwischen Unternehmerverbänden und Gewerkschaften vom 15. November 1918 festgelegte Politik sozioökonomischen Konsenses war bereits in der Auseinandersetzung über den Achtstundentag nach 1923 schrittweise aufgegeben worden, so daß Tarifkonflikte zunehmend nur durch staatliche Zwangsschlichtung gelöst werden konnten. Die sich verschärfende Kritik einflußreicher Unternehmer an der Reallohnsteigerung seit 1923/24 und an den sozialstaatlichen Grundlagen der Weimarer Republik eskalierte im »Ruhreisenstreit« vom November/Dezember 1928.5 In diesem Arbeitskonflikt lehnten die Arbeitgeberverbände in der Schwerindustrie die Annahme der Entschließung einer staatlichen Schlichtungskommission ab und verfugten die Aussperrung von etwa 220000 Arbeitnehmern in der Eisen- und Stahlindustrie, um ihre Forderungen in einem neuen Tarifvertrag durchzusetzen. Obwohl die Auseinandersetzung schließlich durch einen Kompromiß beigelegt werden konnte, verdeutlichte der »Ruhreisenstreit« die wachsende Distanzierung insbesondere schwerindustrieller Unternehmerverbände von den sozialpolitischen Komponenten der Weimarer Republik.6 Auch die programmatische Entwicklung der Parteien nach der Bildung der Großen Koalition reflektierte die einsetzende - aber keineswegs irreversible - Erosion des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems. In der DNVP gewann mit der Wahl Alfred Hugenbergs zum Parteivorsitzenden das Ideal eines autoritären, ohne Beteiligung der Parteien und des Parlaments regierten Staates deutlich an Einfluß. Auch das vom konservativen Prälaten Kaas geführte Zentrum wandte sich zunehmend von der republikanischen Verfassung ab. Die NSDAP, die in der Reichstagswahl vom Mai 1928 nur 2,6% der Stimmen gewonnen hatte, konzentrierte ihre politische Aktivität in den späten zwanziger Jahren auf die Mobilisierung mittelständischer Schichten und intensivierte besonders ihre agrarpolitische Agitation.7 Dem seit 1930 von Walther Darre aufgebauten »agrarpolitischen Apparat« der NSDAP gelang es, die durch einen Preisverfall für landwirtschaftliche Erzeugnisse ökonomisch bedrängten Bauern zu gewinnen und die bestehenden landwirtschaftlichen Interessenverbände, vor allem den Reichslandbund, ideologisch und personell zu durchdringen.8 Durch die Beteiligung an der Propagandakampagne gegen den Young-Plan konnte die NSDAP nationalistische Ressentiments, die sich insbesondere gegen den Versailler Friedensvertrag richteten, verstärken. Während der direkte propagandistische Effekt der Agitation für die Nationalsozialisten nicht überschätzt werden darf, trugen das Volksbegehren und der Volksentscheid gegen den Young-Plan maßgeblich zum Verlust der Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit der politischen Führung bei.9 Die NSDAP erzielte daher bei Landtagswahlen in

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Baden, Lübeck und Thüringen sowie in verschiedenen Kommunalwahlen bedeutende Stimmengewinne. Da die Wählerbasis der DNVP demgegenüber zerfiel, drängten die Deutschnationalen 1929/30 zunehmend auf eine auch von Hindenburg und der Reichswehrführung bereits seit 1928 forcierte - Auflösung der Großen Koalition. Die Weltwirtschaftskrise, die durch den Zusammenbruch der Börse in New York im Oktober 1929 ausgelöst wurde, führte auch in Deutschland in Verbindung mit strukturellen Anpassungsdefiziten zu einem rapiden Rückgang der industriellen Produktion und des Volkseinkommens. Die Arbeitslosenzahl stieg daher sprunghaft und erreichte nach offiziellen Statistiken bereits im September 1930 3 Millionen, im September 1932 5,1 Millionen und Anfang 1933 6 Millionen.10 Die im Winter 1929/30 auf das Deutsche Reich übergreifende globale Depression verschärfte die Konflikte zwischen den an der Regierungskoalition beteiligten Parteien und die Auseinandersetzung zwischen den Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften über die unumgängliche Sanierung der Arbeitslosenversicherung.11 Während die SPD und die Gewerkschaften für eine Beitragserhöhung eintraten, verlangte die von den Forderungen der Unternehmerverbände beinflußte DVP einen Abbau der Leistungen für Arbeitslose. Da in diesem Konflikt, in dem sich weitreichende sozialpolitische Interessendivergenzen bündelten, kein politischer Kompromiß erreicht werden konnte, trat mit dem Kabinett der Großen Koalition am 27. März 1930 die letzte über eine parlamentarische Mehrheit verfügende Regierung der Weimarer Republik zurück.12 Mit der Bildung des Minderheitskabinetts unter Reichskanzler Heinrich Brüning im März 1930 setzte die von einflußreichen Repräsentanten der Schwerindustrie, Landwirtschaft und Reichswehr langfristig geplante und von Hindenburg nachdrücklich unterstützte Verlagerung der politischen Macht von den Parteien und dem Parlament zum Reichspräsidenten sowie zur staatlichen Bürokratie ein.13 Das nach der Ablehnung einer Notverordnung durch die Reichstagsmehrheit im Juli 1930 etablierte autoritäre Präsidialregime war dadurch gekennzeichnet, daß sich die Regierungsausübung fortschreitend von der parlamentarischen Kontrolle löste und - damit korrespondierend - der Einfluß von Interessenverbänden auf das Kabinett wuchs. Auch dieföderaleStruktur zerfiel, da Länderkompetenzen in die Reichsverwaltung integriert wurden.14 Die Deformation des politischen Systems beschleunigte sich, nachdem die im September 1930 abgehaltene Reichstagswahl die NSDAP deutlich gestärkt - die Partei steigerte die Zahl ihrer Mandate von 12 auf 107 -, die bürgerlichen Mittelparteien und die DNVP aber geschwächt hatte. Da Brüning eine Regierungsbeteiligung der SPD, die ihren Stimmenanteil weitgehend konsolidiert hatte, ausschloß, konnte der Reichskanzler nur mit dem Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten regieren. Eine Aufhebung der Notverordnungen und die Durchsetzung von Mißtrauensanträgen 239 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

im Reichstag - und damit der Sturz des Minderheitskabinetts - wurden hierbei durch die Tolerierungspolitik verhindert, zu der sich die SPD im Oktober 1930 entschloß.15 Die Regierungspolitik Brünings wurde durch seine unreflektierte Annahme eines Vorrangs der Staats- vor den Parteiinteressen, seine Überzeugung vom Primat der Außenpolitik und seine aus militärischer Unterordnungsbereitschaft resultierende emotionale Bindung an Hindenburg geprägt.16 Die Wiedererrichtung der Monarchie und die Aufhebung des Versailler Friedensvertrages - insbesondere der Reparationsleistungen - bildeten daher die wichtigsten Forderungen Brünings. Diesen Zielen wurde die Bekämpfung der sich 1931 rapide verschärfenden Wirtschaftskrise ebenso untergeordnet wie der innenpolitische Kampf gegen die NSDAP.17 Die von der Regierung - gegen die Empfehlungen einzelner Berater, wirtschaftlicher Interessenverbände und Wirtschaftswissenschaftler - durchgesetzte Deflationspolitik sollte nicht nur die finanzielle Abhängigkeit der Länder vom Reich erhöhen und damit die angestrebte Reichsreform ermöglichen, sondern auch die vollständige Beseitigung der Reparationen ohne einen weiteren Abzug ausländischer Kredite erreichen.18 Diese Ziele wurden mit der Notverordnung vom 24. August 1931, die einen Eingriff in die Ausgabenpolitik der Länder darstellte, und dem nach der Bankenkrise im Sommer 1931 erlassenen HooverMoratorium weitgehend erreicht. Brünings prozyklische Wirtschaftspolitik verstärkte jedoch 1931/32 die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Deutschland, da die in Kauf genommene Zunahme der Arbeitslosigkeit zu einer wachsenden innenpolitischen Radikalisierung führte, die der Agitation der gegen die Republik gerichteten Parteien und gesellschaftlichen Gruppen einen beträchtlichen Auftrieb verlich.19 Die NSDAP konnte daher den Protest der seit 1925/26 zunehmend verschuldeten und seit 1920 im Reichslandbund zusammengeschlossenen Agrarier gegen die Regierungspolitik mobilisieren und gewann einen starken Einfluß auf die ideologische Ausrichtung der staatliche Protektion verlangenden Organisationen des gewerblichen Mittelstandes und der Angestellten.20 Dagegen blieb die direkte Unterstützung der nationalsozialistischen Bewegung durch Großunternehmer begrenzt. Die Großindustrie trug zur Finanzierung der NSDAP erst bei, als sich die Partei zu einer Massenbewegung entwickelt hatte, die nach 1930 Wähler aus allen Berufs- und Sozialgruppen gewann. Vor allem die führenden Repräsentanten der Kohle-, Eisen- und Stahlindustrie forderten jedoch die Etablierung eines autoritären Regimes und beschleunigten damit den Legitimitätsverlust des parlamentarischdemokratischen Regierungssystems der Weimarer Republik.21 Die NSDAP konnte vor allem Selbständige und mithelfende Familienangehörige gewinnen, die sich in ihrer ökonomischen Existenz und in ihrem sozialen Status bedroht fühlten.22 Dagegen war die organisierte Arbeiter240 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

schaft unter den Wählern der NSDAP deutlich unterrepräsentiert. Auch Arbeitslose und - mit Einschränkungen - das gehobene Bürgertum blieben weitgehend resistent gegenüber der Agitation der NS-Bewegung, die aber im »neuen« Mittelstand aus den Angestellten über ein beträchtliches Wählerpotential verfugte. Insbesondere in protestantischen Regionen Deutschlands mobilisierte die NSDAP ehemalige Wähler bürgerlicher Interessenorganisationen und liberaler sowie konservativer Parteien für ihre radikale Programmatik. Da die rigorose Deflationspolitik die Depression im Winter 1931/32 erneut verschärfte und die Politik des Kabinetts Brüning gegenüber der NSDAP ambivalent blieb, geriet die Regierung zunehmend in eine innenpolitische Isolierung. Nachdem Hindenburgs Wiederwahl im April 1932 nur mit einer entsprechenden Empfehlung der SPD an ihre Wähler gesichert worden war, distanzierte sich der Reichspräsident von Brüning.23 Als der Reichskanzler Hindenburg eine Notverordnung zur Aufteilung verschuldeter Güter in den preußischen Ostprovinzen zugunsten bäuerlicher Siedler vorlegte, verweigerte der Reichspräsident die Unterzeichnung und zwang Brüning damit im Mai 1932 zur Demission. Daraufhin wurde auf Initiative der Reichswehrführung um Schleicher eine neue Regierung gebildet, die von einflußreichen Agrar- und Unternehmerverbänden gestützt wurde. Dieses Kabinett unter dem parteilosen, aber konservativ-deutschnationalen Franz von Papen strebte an, den politischen Einfluß der SPD und der Gewerkschaften vollständig zu beseitigen und die NSDAP für eine Regierungsbeteiligung oder Tolerierungspolitik zu gewinnen. Als Vorleistung an die nationalsozialistischen Parteiführer hob das Kabinett unter Papen daher das im April 1932 verfugte Verbot der SA auf und schrieb eine Neuwahl des Reichstags aus, in der die NSDAP am 31. Juli 1932 230 Mandate gewann und damit die stärkste Fraktion im Parlament wurde.24 Da sich damit eine negative Mehrheit im Reichstag gegen die Regierung herausgebildet hatte, konnte die Ausübung der Regierungsgewalt auch durch das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten nicht mehr gewährleistet werden. Bereits vor der Reichstagswahl waren aber die auch von Brüning forcierten Bemühungen, die Autonomie der Länder zu beseitigen und sie eng an die Reichspolitik zu binden, in der Absetzung der von der SPD dominierten Regierung in Preußen und der daraufhin vollzogenen Ernennung Papens zum Reichskommissar kulminiert. Das von konservativ-aristokratischen Ministern geprägte Kabinett konnte seine parlamentarische und innenpolitische Isolierung jedoch nach der Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 nicht mehr überwinden, zumal Hitler in einer Unterredung mit Hindenburg im August 1932 eine Regierungsbeteiligung der NSDAP nur unter der Bedingung in Aussicht stellte, daß er mit der Übernahme des Reichskanzleramts beauftragt würde.25

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Die NSDAP ging daraufhin zu einer offenen Opposirionspolitik gegen das Kabinett unter Reichskanzler von Papen über. Die Fraktion der Nationalsozialisten im Reichstag stimmte am 12. September einem Mißtrauensantrag der Kommunistischen Partei gegen die Regierung zu, so daß Neuwahlen ausgeschrieben werden mußten. In der daraufhin am 6. November 1932 abgehaltenen Reichstagswahl verlor die NSDAP gegenüber der Wahl vom 31. Juli 34 Mandate und mehr als 2 Millionen Wähler, während die KPD ihre Abgeordnetenzahl im Parlament erhöhen und die SPD ihren Wähleranteil trotz des Verlustes von 12 Mandaten insgesamt stabilisieren konnte.26 Da die Regierung auch nach dieser Reichstagswahl nur über die Unterstützung von weniger als zehn Prozent der Abgeordneten verfugte, bot Hindenburg Papen die Übertragung außerordentlicher Vollmachten an. Damit sollte die seit den späten zwanziger Jahren anvisierte vollständige Lösung der Regierung von der parlamentarischen Kontrolle endgültig erreicht werden. Das Kabinett insbesondere Reichswehrminister Schleicher - verweigerte aber die Zustimmung zu dieser Konzeption, so daß Hindenburg Papen als Reichskanzler entlassen und Schleicher am 3. Dezember 1932 zu seinem Nachfolger ernennen mußte. Im Rahmen des vom neuen Reichskanzler vertretenen »Querfront«-Konzepts sollte die innenpolitische und parlamentarische Basis des Kabinetts durch die Heranziehung der Gewerkschaften und der Nationalsozialisten um Gregor Straßer verbreitert und damit der Reichstag wieder an der Regierungsausübung beteiligt werden.27 Gregor Straßer konnte sich jedoch im internen Machtkampf in der NSDAP nicht gegen Hider durchsetzen, der weiterhin die Übertragung des Reichskanzleramts forderte.28 Auch der Widerstand der vom Kabinett Papen protegierten Schwerindustrie und Großlandwirtschaft gegen die Regierungspolitik wuchs, da führende Vertreter der Eisen- und Stahlindustrie - im Gegensatz zu den Verbänden der exportorientierten Branchen - insbesondere die vorgesehenen Arbeitsbeschafrungsmaßnahmen sowie die Avancen Schleichers gegenüber der SPD und den Gewerkschaften ablehnten.29 Die im Reichslandbund organisierten Großagrarier opponierten außerdem gegen die geplante Senkung der Schutzzölle für landwirtschaftliche Erzeugnisse und die angekündigte Aufhebung des von Papen verfugten Zwangsvollstreckungsschutzes für überschuldete Güter in Ostdeutschland.30 Vor diesem Hintergrund intensivierten die Protagonisten der Forderung nach einem autoritären Regime, in dem das Parlament und die Parteien von der politischen Verantwortung ausgeschlossen werden sollten, im Januar 1933 ihre Bemühungen, die Demission des Kabinetts Schleicher zu erzwingen. Papen bereitete in einem Gespräch mit Hider in Köln bereits am 4. Januar 1933 eine Regierungsbildung mit dem »Führer« der NSDAP als Reichskanzler vor. Als der Reichslandbund in dieser Situation in einer 242 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Depeche an den Reichspräsidenten Schleichers Siedlungsprogramm als »Agrarbolschewismus« diffamierte, verstärkte sich Hindenburgs Mißtrauen gegenüber der Regierungspolitik. Am 23. Januar 1933 weigerte sich der Reichspräsident daher, die von Schleicher verlangte Vollmacht zur Auflösung des Reichstags zu unterzeichnen, und zwang den Reichskanzler damit zum Rücktritt. Angesichts der Gerüchte über einen angeblich bevorstehenden Staatsstreich der Reichswehrführung und unter dem Einfluß der Empfehlungen Papens und anderer konservativer Ratgeber ernannte Hindenburg daraufhin am 30. Januar Hitler zum Reichskanzler einer Koalitionsregierung, die aus drei nationalsozialistischen und neun konservativen Ministern bestand.31 Die stufenweise Deformierung des politischen Systems der Weimarer Republik bildete die strukturelle Voraussetzung der Machtübertragung an die Nationalsozialisten, deren radikaler Umgestaltungswille sowohl von ihren innenpolitischen Gegnern als auch von den Vertretern ausländischer Regierungen zunächst unterschätzt wurde.32 Bestimmend für die sich seit 1930 vollziehende Erosion der parlamentarischen Demokratie war das Ziel konservativ-nationalistischer Herrschaftseliten in Verwaltung, Großlandwirtschaft, Reichswehr und Schwerindustrie, ein autoritäres, von den Parteien - vor allem der SPD und KDP - und parlamentarischer Kontrolle unabhängiges Regierungssystem zu etablieren und die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs zu revidieren. Diese Konzeption, die sich eng am monarchischen Staat des Kaiserreichs orientierte, konnte durchgesetzt werden, da in der Revolution von 1918/19 die gesellschaftliche und politische Dominanz traditioneller Führungsgruppen angesichts der außen- und innenpolitischen Belastungen nur temporär eingeschränkt, nicht aber dauerhaft beseitigt wurde. Nachdem die SPD und die liberalen Parteien durch die Auswirkungen der globalen Depression in Agrar- und Industriewirtschaft ebenso geschwächt worden waren wie die Gewerkschaften und die für die parlamentarisch-demokratische Verfassungsordnung eintretenden Gruppen in der Unternehmerschaft, gewannen die antirepublikanischen Gruppen in den traditionellen Herrschaftseliten schließlich eine dominierende Position im gesellschaftlichen und politischen System.33 Während die NSDAP nach 1929 den sich radikalisierenden Protest gegen die Weimarer Republik mobilisierte, scheiterten Initiativen zur erneuten Sammlung der fraktionierten liberalen Parteien. Die Sozialdemokratie wurde vor allem durch die Antinomie von reformerischer Programmatik einerseits und dem Imperativ von politischen Kompromissen andererseits geschwächt.34 Die programmatische Immobilität der Führung der SPD, die 1932 das vom Gewerkschaftsbund verabschiedete Arbeitsbeschaffungsprogramm ablehnte, und ihre relative Passivität gegenüber den Zugriffen der autoritären Präsidialregierungen - vor allem bei der Absetzung der preußischen Landesregierung - trugen zwar zum Zerfall der parlamentarischen Verfassungsord243 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

nung bei.35 Die Auflösung der Weimarer Republik wurde jedoch primär durch die Entschlossenheit gesellschaftlicher und politischer Herrschaftseliten verursacht, ein vom Reichstag unabhängiges, am Vorbild der 1918 zusammengebrochenen Monarchie ausgerichtetes Regierungssystem durchzusetzen. Da diese Herrschaftsordnung aber - wie das Scheitern der Regierungen Papen und Schleicher demonstrierte - durch eine populistische Legitimation abgesichert werden mußte, konnten sich die Befürworter einer Machtbeteiligung der NSDAP im Januar 1933 endgültig durchsetzen. Die Deformation des Verfassungssystems und die Aufkündigung des Basiskompromisses zwischen Gewerkschaften und Unternehmern wurden jedoch auch durch ein tiefverwurzeltes, weit über die Wählerschaft der konservativen Parteien hinaus einflußreiches »Sonderbewußtsein« erleichtert. Die Ideale innenpolitischer Geschlossenheit, gesellschaftlicher Integration und »völkisch«-nationaler Homogenität basierten auf der Überzeugung von der Überlegenheit fachlich-administrativer, autoritär durchgeführter Problemlösungen gegenüber parteipolitischen und parlamentarischen Entscheidungsfindungsverfahren und richteten sich damit gegen das in den westlichen Demokratien vorherrschende liberal-pluralistische Politikverständnis.36 Dieses Verständnis sozialer und politischer Konfliktlösung wurde durch die Brutalisierung der Politik als Folge des Ersten Weltkriegs radikalisiert. Die Ideale der Männlichkeit und Kameradschaft, die auch von radikalen Konservativen propagiert wurden, unterhöhlten traditionelle bürgerliche Werte und trugen zur Entstehung des politischen Vakuums bei, das eine wesentliche Voraussetzung der nationalsozialistischen »Machtergreifung« bildete. In der Staatskrise der Republik zerfiel daher das parlamentarische Regierungssystem fortschreitend, so daß die nationalsozialistische Massenbewegung zur entscheidenden politischen Kraft wurde.37

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5. Schluß: Nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen in Großbritannien im europäischen Kontext Die Herausbildung radikal nationalistischer Gruppierungen und Agitationsverbände in England im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert reflektiert einerseits die allgemein europäische Konstellation der beschleunigten Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sowie des damit verbundenen Übergangs von der Honoratiorenpolitik zur demokratisch-populistisch legitimierten Machtausübung.1 Andererseits resultierte sie aber auch aus spezifisch britischen Anpassungsproblemen, die sich vor allem aus dem Zurückbleiben des Inselreichs in der industriell-technologischen Entwicklung, der beginnenden Erosion der Großmachtstellung und der damit einhergehenden Bedrohung der imperialen Herrschaft ergaben. Auch die Gründung faschistischer Bewegungen und die Agitation antisemitischer Organisationen in der Zwischenkriegszeit ist sowohl auf den generellen, auch in anderen europäischen Industriestaaten fortschreitenden Legitimitäts- und Integrationsverlust parlamentarisch-demokratischer Regierungssysteme in der »Epoche des Faschismus« als auch auf die besonderen Bedingungen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in England zurückzuführen.2 Die sich aus dem beschleunigten Zerfall der weltwirtschaftlichen Dominanz Großbritanniens nach dem Ersten Weltkrieg ergebenden ökonomischen Strukturprobleme und der graduelle und sich daher weitgehend latent vollziehende außenpolitische Einflußverlust verdichteten sich zu einer Krisenperzeption, die instrumentalisiert werden konnte. Außerdem stellte die Verschärfung gesellschaftlicher Verteilungskonflikte im Zuge des Aufstiegs der Labour Party, die von Teilen der Mittel- und Oberschicht als Bedrohung des sozioökonomischen Status quo angesehen wurde, einen wichtigen Impuls für die Bildung antisemitischer und faschistischer Gruppierungen dar.3 Dieses Mischungsverhältnis von gesamteuropäischen und nationalgeschichtlichen Wirkungsfaktoren kann durch einen Vergleich der im Zeitraum vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 in Großbritannien agitierenden radikal nationalistischen, antisemitischen und faschistischen Organisationen mit den Strukturmerkmalen entsprechender Bewegungen in Deutschland verdeutlicht werden. 245

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Die dezidierte Frontstellung gegen den Liberalismus sowie die kompromißlose Ablehnung von Konflikdösungs- und Entscheidungsfindungsprozessen, die sich aus dem politischen Konflikt zwischen miteinander rivalisierenden Parteien ergaben, prägten die Ideologie der in dieser Arbeit untersuchten nationalistischen Agitationsverbände und Gruppierungen.4 Das Ideal gesellschaftlicher Einheit und Kohärenz, das mit dieser Opposition gegen einen sozioökonomischen und politischen Pluralismus in einem dialektischen Wechselverhältnis stand, wurde in der Agitation deutscher - und auch französischer - radikaler Nationalisten eng mit scharf antiparlamentarischen Forderungen verknüpft. Während die radikal nationalistischen Verbände in Deutschland die Beseitigung des - im Kaiserreich ohnehin nur rudimentär bestehenden - parlamentarischen Regierungssystems verlangten, blieb der Antiparlamentarismus in Großbritannien begrenzt.5 Dennoch propagierten auch in England insbesondere die von Lord Milner beeinflußten Organisationen eine Ideologie innenpolitischer Integration und politischen Zusammenschlusses, die auf die Einschränkung der Entscheidungs- und Kontrollkompetenzen des Unterhauses abzielte. Diese Konzeption wurde unter dem Druck der außenpolitischen Herausforderung im Ersten Weltkrieg partiell umgesetzt, nachdem die Regierungskoalition unter Premierminister Lloyd George gebildet worden war.6 Nationalistische Bedrohungsängste artikulierten sich in der Agitation außerparlamentarischer Verbände in Großbritannien - insbesondere nach dem Burenkrieg vorwiegend in der Forderung, die »nationale Effizienz« durch eugenische Maßnahmen zu erhöhen. Außerdem wurde verlangt, die Sozialpolitik zu forcieren und ein autoritäres, straff geführtes Regierungssystem zu etablieren. Diese innenpolitischen Ziele wurden ergänzt durch einen kolonialen Rassismus, der auf der Überzeugung von der zivilisatorischen Überlegenheit Englands gründete, aber keine signifikanten biologistischen Elemente aufwies. Dagegen gewann der integrale Nationalismus in Deutschland - wie in Frankreich - im späten 19. Jahrhundert auch durch einen partiell rassistischbiologistischen Antisemitismus an Virulenz.7 Antisemitische Verschwörungsvorstellungen verbreiteten sich in England zwar bereits nach der rapiden Zunahme der Immigration osteuropäischer Juden in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts und im Kontext der Propagandakampagne gegen die politische Korruption im frühen 20. Jahrhundert, wurden aber erst im Ersten Weltkrieg durch die Verbindung mit einer ausgeprägten Germanophobie radikalisiert. Auch nach 1918 wurde in England die Fiktion einer weltweiten Konspiration propagiert. Aber lediglich die Britons und die Imperial Fascist League vertraten einen rassistisch-biologistischen Antisemitismus. Dennoch waren antijüdische Ressentiments, die vielfach als Opposition gegen eine liberale Einwanderungspolitik ausgegeben wurden, auch 246 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

unter einflußreichen Politikern verbreitet, wie die politische Laufbahn des konservativen Ministers Joynson-Hicks zeigt.8 Die radikal nationalistischen Agitationsverbande in Großbritannien und Deutschland unterschieden sich in ihrer Mitgliederstärke nicht signifikant voneinander.9 Jedoch differierten die sozioökonomischen und politischen Rahmenbedingungen ihres relativen Einflußgewinnes deutlich, wie die komparative Betrachtung der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Transformationsprozesse in England und Deutschland demonstriert. Während der rechtlich nicht abgeschlossene britische Adel trotz der Persistenz seiner politischen Vorherrschaft und seiner soziokulturellen Hegemonie im 19. Jahrhundert die industriewirtschaftliche Entwicklungförderteund an ihr partizipierte, konnte die adlige Führungsschicht in Preußen-Deutschland wesentliche Elemente ihrer rechtlichen Privilegierung konservieren. Sie bewahrte auch ihre auf dem Prinzip ständischer Exklusivität basierende Wertorientierung, die eine Erwerbstätigkeit in der Industriewirtschaft: weitgehend ausschloß und die graduelle Integration in die Bourgeoisie verhinderte.10 Diese ausgeprägte, durch die geographische Konzentration der Gutsbetriebe in den preußischen Ostprovinzen verstärkte Separierung von Landund Industriewirtschaft: wurde durch die relativ schnelle Industrialisierung gefördert.11 Die beschleunigte industriewirtschaftliche Expansion erschwerte auch eine bruchlose Integration vorindustriell-handwerklicher Produktionsverfahren und Mentalitäten in die zentralisierten Betriebe und vertiefte damit die gesellschaftliche Distanz zwischen Lohnarbeitern und dem »alten« Mittelstand.12 Diese Sozialgruppe aus unabhängigen Gewerbetreibenden bildete daher im Deutschen Kaiserreich ebenso wie in Frankreich den Kernbestand der Mitgliederbasis nationalistischer Agitationsverbände. Dagegen wurden entsprechende Organisationen in Großbritannien vorwiegend von Angehörigen der im späten 19. Jahrhundert expandierenden Mittelschicht der Angestellten unterstützt.13 Der graduelle Übergang zur Industriewirtschaft mit einem relativ konstanten, aber erst mit dem Beginn der Hochindustrialisierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts deutlich beschleunigten ökonomischen Wachstum begrenzte insgesamt das gesellschaftliche Konfliktpotential in Großbritannien. Der Verlauf des ökonomischen Transformationsprozesses im 19. Jahrhundert begünstigte auch die Durchführung von Reformen, die die sozialen Großgruppen in die britische Gesellschaft und die sich herausbildenden politischen Kräfte weitgehend in das parlamentarische Regierungssystem integrierten.14 Da in Großbritannien die Souveränität des Parlaments - in diametralem Gegensatz zur Entwicklung in Preußen-Deutschland - vor der Ausweitung der politischen Partizipation gesichert wurde, konnte die Liberale Partei die Arbeiterbewegung bis zur Jahrhundertwende an sich binden. Eine tiefgrei247 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

fende Polarisierung zwischen den an der Erhaltung des sozioökonomischen Status quo orientierten und den eine Veränderung der gesellschaftlichen und politischen Machtverteilung verlangenden Kräften konnte daher verhindert werden. Auch die relativ lange Tradition des britischen Nationalstaats schränkte die Attraktivität von Forderungen nach gesellschaftlichem Zusammenschluß und außenpolitischer Expansion ein.15 Die Demokratisierung des politischen Systems und die damit einhergehende Zunahme parteipolitischer Konflikte im späten 19. Jahrhundert lösten jedoch auch in Großbritannien die Mobilisierung einer außerparlamentarisch agitierenden »radikalen Rechten« aus, als die Großmachtstellung Englands nach den militärischen Niederlagen im Burenkrieg und der Forcierung der deutschen Flottenrüstung bedroht schien. Die von zahlreichen nationalistischen Agitationsverbänden propagierte Konzeption eines autoritären, den politischen Pluralismus einschränkenden Herrschaftssystems richtete sich primär gegen die Souveränität parlamentarischer Entscheidungsfindung. Die Herausforderung der Gesetzgebungskompetenz des Unterhauses weitete sich in den Konflikten über das Parlamentsgesetz und die Home-Rule-Politik der liberalen Regierung Asquith temporär zu einer Blockierung des politischen Systems aus.16 Der Integrations- und Legitimitätsverlust des Prinzips der Parlamentssouveränität vor dem Ersten Weltkrieg schließt daher trotz der gravierenden Unterschiede zur Entwicklung der Verfassungsordnung und des politischen Systems im Deutschen Kaiserreich eine undifferenzierte Überschätzung des Reformpotentials im parlamentarischen Herrschaftssystem Englands aus.17 Die Revolutionen im 17. Jahrhundert hatten aber insgesamt nicht nur die zentrale Stellung des Parlaments im politischen Entscheidungsprozeß gefestigt, sondern auch die Durchsetzung eines absolutistischen Militär- und Beamtenstaates verhindert.18 Die in den deutschen Territorialstaaten bereits im 17. Jahrhundert durchgeführte und durch die Reformen des frühen 18. Jahrhunderts gestärkte Politik eines bürokratischen Interventionismus bildete daher einen deutlichen Kontrast zum Prinzip der Selbsthilfe in Großbritannien, dessen Persistenz im 19. Jahrhundert die Durchsetzung und Aufrechterhaltung individueller Freiheit begünstigte.19 Mit der Wirkungsmacht bürokratisch-etatistischer Herrschaftsstrukturen in Wirtschaft und Gesellschaft korrespondierte in den deutschen Territorialstaaten und im Kaiserreich ein Politikverständnis, das unter dem Einfluß des philosophischen Idealismus auf dem Primat staatlicher Direktiven gegenüber den gesellschaftlichen und politischen Konflikten basierte. Außerdem wurde die Notwendigkeit permanenter Machtsteigerung als überragendes Ziel der Regierungen postuliert und damit der Einfluß des am Wert individueller Freiheit orientierten Liberalismus nachhaltig eingeschränkt.20 Die von den nationalistischen Agitationsverbänden vertretenen Forderungen, die staatliche Exekutive zu stär248 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

ken und ein autoritäres, vom Parlament und den Parteien unabhängiges Herrschaftssystem zu etablieren, trafen daher bei den gesellschaftlichen und politischen Führungsgruppen in Deutschland auf eine ungleich stärkere Resonanz als bei den Eliten in Großbritannien. Aber auch in England mußten Regierungen auf die Agitation radikaler Imperialisten und Nationalisten reagieren. Nachdem das Kaiserreich im späten 19. Jahrhundert zur führenden Wirtschaftsmacht Europas aufgestiegen war, gewann das durch Deutschland repräsentierte Modell einer staatlichen Modernisierungspolitik in Großbritannien an Attraktivität. In dieser Hinsicht trug das von der »radikalen Rechten« vertretene Postulat einer umfassenden Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft durch staatliche Eingriffe zur Transformation der politischen Kultur Englands bei, denn erst dieser graduelle Wandel des vorherrschenden Politikverständnisses ermöglichte die Durchführung einer fortschrittlichen Sozial- und Wirtschaftspolitik im 20. Jahrhundert. Das Muster einer partiellen Adaption zeigt sich auch in der direkten Übernahme von Forderungen der Agitationsverbände, um das von ihnen mobilisierte Protestpotential zu entschärfen. Die Durchsetzung des Einwanderungsgesetzes von 1905 begründete in dieser Hinsicht eine Kontinuität, die sich über die restriktive Gesetzgebung der Zwischenkriegszeit bis zur legislativen Einschränkung der Immigration nach den ersten Erfolgen der National Front in den siebziger Jahren erstreckt.21 Auch die komparative Analyse der nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten faschistischen Bewegungen verdeutlicht die Interaktion von spezifisch nationalen und gesamteuropäischen Entstehungsbedingungen. Die British Fascists propagierten trotz ihrer am Vorbild des italienischen Faschismus orientierten korporativen Programmatik ebenso wie die in den zwanziger Jahren in Frankreich gebildeten Organisationen vorwiegend die Sicherung des sozioökonomischen Status quo und einen virulenten Antisozialismus. Dagegen wies die von Mosley geführte British Union of Fascists sowohl in ihrem Erscheinungsbild als auch in ihrer Ideologie spezifisch faschistische Komponenten auf, die eine Zuordnung dieser Bewegung zu entsprechenden Gruppierungen in anderen europäischen Staaten begründen. Antiliberale und antidemokratische Ziele, die in dem Konzept des korporativen Staates strukturell angelegt waren, prägten in Verbindung mit einem dezidierten Antimarxismus die Ideologie der Mosley-Bewegung von ihrer Gründung bis zur Auflösung im Mai/Juni 1940. Auch ein starker Nationalismus und korporative Ordnungsvorstellungen bildeten wichtige Komponenten der Programmatik der Blackshirts. Die von der BUF propagierte, bereits von den Agitationsverbänden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert vertretene Ideologie »nationaler« Integration zielte auf die Fusion eines als Mittel gesellschaftlichen Zusammenschlusses verstandenen »Sozialismus« und eines radikalen Nationalismus ab. Diese Synthese sollte in der zu etablierenden 249 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Gemeinschaft des britischen Volkes, die in der Propaganda der BUF glorifiziert wurde, institutionell verankert werden.22 Im Gegensatz zu dieser auch für die nationalistischen Bewegungen und faschistischen Organisationen in Frankreich charakteristischen Vision soziokultureller und politischer Harmonie unter einem starken »Führer« waren antisemitische Verschwörungstheorien zwar seit 1932 bei einigen Mitgliedern und in der korporativen Programmatik der BUF angelegt, wurden aber erst nach dem Verlust konservativer Unterstützung und politischer Respektabilität im Sommer 1934 offen propagiert.23 Entscheidende Antriebskräfte für die Aufnahme der antisemitischen Agitation ergaben sich auch aus der parteiinternen Machtverschiebung zugunsten der radikalen Antisemiten, die sowohl durch die Opposition jüdischer Organisationen gegen die Blackshirts als auch durch das Vorbild des »erfolgreichen« Nationalsozialismus gestärkt wurden. Auch hinsichtlich des Erscheinungsbildes ähnelte die British Union of Fascists anderen faschistischen Bewegungen. Die paramilitärischen Verbände der Blackshirts, in denen sich die Demonstration jugendlichen Aktionismus mit einer militanten Gewaltbereitschaft verband, verkörperten das »Führerprinzip« im Rahmen einer hierarchisch gegliederten Organisation. Die bis Ende 1936 uniformierten Einheiten der Mosley-Bewegung drückten auch die Ablehnung rationalen Denkens und den ausgeprägten Appell an Emotionen und mystische Vorstellungen aus. Diese - auch für die Kundgebungen der BUF kennzeichnenden - Elemente reflektierten die Programmatik einer Bewegung, die unter dem Einfluß der Erfahrung des Ersten Weltkriegs, des Integrationsverlustes liberaler Ideologie und der Russischen Revolution gebildet worden war und sich als Avantgarde einer völlig neuen, weltumgreifenden Zivilisation verstand.24 Dieses missionarische, durch eine chiliastische Heilserwartung gekennzeichnete Selbstverständnis korrespondierte mit dem Anspruch Mosleys, die sich aus dem beschleunigten wirtschaftlich-technologischen Wandel sowie der politischen Massenpartizipation ergebenden Integrationsprobleme zu lösen. Die BUF präsentierte sich daher als Kampftruppe, die für die Forderung der jungen, durch den Ersten Weltkrieg geprägten Generation eintrat, beim Aufbau der propagierten neuen Gesellschaft beteiligt zu werden.25 Mit diesem Ziel und der paramilitärischen Agitationsform war die entschiedene Ablehnung traditioneller politischer Krisenlösungsmechanismen und ein kompromißloser Vernichtungswille gegenüber politischen Gegnern verbunden. Der Anspruch der BUF auf die Ausübung einer nahezu unbegrenzten, nur plebiszitär legitimierten Macht im Rahmen des angestrebten korporativen politischen Systems richtete sich primär gegen die revolutionäre Ideologie des Marxismus. Aber auch die Status-quo-Orientierung der Konservativen wurde von Mosley kompromißlos abgelehnt.26 Ein Vergleich der British Union of Fascists mit anderen faschistischen Bewegungen in bezug auf die Mitgliederstruktur ist kaum möglich, da die

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soziale Zusammensetzung der Mosley-Bewegung stark variierte. Auf der Basis der Aktenbestände des britischen Innenministeriums wurde in dieser Arbeit die Interpretation vertreten, daß in der BUF im Gegensatz zu den British Fascists, die vorwiegend mittelständische Statusängste artikulierten, verschiedene Sozialgruppen repräsentiert waren. Es ist daher nicht von einer eindeutigen Dominanz spezifischer gesellschaftlicher Schichten in der Mosley-Bewegung auszugehen. Ein wesentliches Kennzeichen der Mitgliederstruktur der BUF war außer ihrer sozialen Heterogenität die starke Präsenz von ideologisch und parteipolitisch wenig gebundenen Personengruppen. Die durch diese Instabilität politischer Identifikation bedingte hohe Fluktuationsrate und das relativ niedrige Durchschnittsalter der BUF-Parteiangehörigen stellten Konstanten in der Mitgliederstruktur dar, die auch andere faschistische Bewegungen charakterisierten.27 Die Mosley-Bewegung gewann jedoch im Gegensatz zur NSDAP, die sich nach 1928 primär auf die Integration der protestantischen Landbevölkerung konzentrierte, ihre Mitglieder vorwiegend in Städten, die auch die Zentren ihrer politischen Aktivität bildeten. Obwohl die British Union of Fascists in ihrer Programmatik und in ihrem Erscheinungsbild eine deutliche Affinität zur faschistischen Partei Mussolinis und zur nationalsozialistischen Bewegung aufwies, konnte die MosleyBewegung ihren Herrschaftsanspruch in Großbritannien ebensowenig durchsetzen wie die British Fascists.28 Das Scheitern dieser Gruppierungen in England verweist auf die Bedeutung der spezifisch nationalen Bedingungen des jeweils bestehenden, sozioökonomischen und politischen Systems und verdeutlicht den begrenzten Erklärungswert allgemeiner Faschismus- und Totalitarismustheorien. Entgegen der Interpretation Skidelskys, daß lediglich ein einzelnes historisches Ereignis - der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs einen entscheidenden Einflußgewinn der BUF verhindert habe, wirkte in Großbritannien ein Ursachenbündel einer Ausweitung der wirtschaftlichen Depression zu einer allgemeinen, die Stabilität des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems bedrohenden Krise entgegen.29 Im Gegensatz zur quantitativen Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die nicht als eine entscheidende Ursache für das Scheitern faschistischer Bewegungen in Großbritannien anzusehen ist, trugen strukturelle Merkmale der Arbeitslosigkeit dazu bei, daß die politische Stabilität des Landes insgesamt nicht ernsthaft bedroht wurde.30 Die auch im internationalen Vergleich hohe Erwerbslosenquote der zwanziger Jahre relativierte die Perzeption der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die in langfristiger Perspektive lediglich als Verschärfung der wirtschaftlichen Strukturprobleme der britischen Wirtschaft erschien.31 Die starke regionale Konzentration der Arbeitslosigkeit isolierte außerdem das Potential der Beschäftigungslosen, die nach zahlreichen zeitgenössischen Untersuchungen ihre Lage überwiegend teilnahmslos 251 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

hinnahmen und politisch weitgehend passiv blieben.32 Die sich 1931/32 und 1934/35 artikulierenden Proteste der Arbeitslosengruppen zielten vorwiegend auf eine Anhebung der Unterstützungssätze, nicht aber auf eine grundlegende Transformation des politischen Systems. Die Nationale Regierung konnte daher durch begrenzte Konzessionen bei der Festlegung der Arbeitslosenhilfe eine Destabilisierung der parlamentarisch-demokratischen Ordnung verhindern und die Grundlagen ihrer orthodoxen Wirtschaftspolitik aufrechterhalten. Die NUWM gewann dagegen insgesamt ebensowenig eine stabile und breite Unterstützung unter den Arbeitslosen wie die Kommunistische Partei. Auch die Mosley-Bewegung konnte die Beschäftigungslosen kaum mobilisieren, zumal die wirtschaftliche Erholung nach 1932/33 zu einem zögernden Rückgang der Arbeitslosigkeit führte.33 Die Labour Party und die Gewerkschaften konnten trotz zurückgehender Mitgliederzahlen weiterhin große Teile der Arbeiterklasse an sich binden. Nachdem die Beteiligung an der Regierung und an der Lenkung der Rüstungswirtschaft den politischen Einfluß der Arbeiterbewegung schon im Ersten Weltkrieg nachhaltig erhöht hatte, stärkte das Scheitern der Arbeitsniederlegungen in Clydeside 1921 und des Generalstreiks 1926 insgesamt die Befürworter der reformerischen Politik des »gradualism«. Die Niederlage in der Parlamentswahl von 1931 löste zwar zunächst Überlegungen zu einer dezidiert sozialistischen Wirtschaftspolitik und zu Eingriffen in die Struktur des parlamentarischen Systems aus, beeinträchtigte aber langfristig nicht die Reformorientierung der Partei. Mit der Abspaltung der Independent Labour Party 1932 und der Auflösung der Socialist League 1937 festigte sich auch die Parteiorganisation, so daß die Labour Party die Wähler in der Arbeiterschaft auch in den dreißiger Jahren überwiegend an sich binden konnte. Dagegen verfugte die Kommunistische Partei nur in wenigen Wahlkreisen - vor allem in Südwales - über eine breite Unterstützung unter Lohnarbeitern.34 Trotz der wirtschaftlichen Strukturkrise und der damit einhergehenden beschleunigten, sich aber weitgehend latent vollziehenden Erosion der Weltmachtstellung konnten auch nationalistische Ressentiments in Großbritannien - im Unterschied zur Weimarer Republik - nur begrenzt instrumentalisiert werden, denn das Inselreich gehörte zu den Siegermächten des Ersten Weltkriegs. Die Schlachten dieses Krieges schränkten auch den Einfluß des Sozialdarwinismus ein und verringerten die Attraktivität der eugenischen Programmatik, die in Großbritannien schon vor 1914 durch eine politische Polyvalenz geprägt war. In den dreißiger Jahren verhinderte zunehmend auch die Expansions- und Repressionspolitik des nationalsozialistischen Regimes eine Mobilisierung potentieller Anhänger durch die BUF und die antisemitischen, für eine Politik weitreichender Zugeständnisse gegenüber dem »Dritten Reich« eintretenden Organisationen, deren Programmatik damit fortschreitend diskreditiert wurde.35 252 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Den Bemühungen der BUF, das Protestpotential gegen die wirtschaftliche und gesellschaftliche Modernisierung auf das politische Ziel der Etablierung eines autoritär-diktatorischen Herrschaftssystems auszurichten, standen insgesamt unüberwindbare strukturelle Hindernisse gegenüber. Die Konservative Partei, die sich in ihrer offiziellen Politik deutlich von der Gewaltbereitschaft und vom Antisemitismus der BUF distanzierte, band die Mittel- und Oberschichten an die parlamentarisch-demokratische Regierungsform.36 Die deutliche Mehrheit der Nationalen Regierung gegenüber der Opposition im Parlament und die relative Schwäche der Kommunistischen Partei erschwerten eine Radikalisierung der Mittelschichten, die zudem über steigende Reallöhne verfügten.37 Im Gegensatz zur Weimarer Republik erfüllte die Nationale Regierung die bürgerlichen Sekuritätsansprüche. Besonders Stanley Baldwin, der 1923, 1924 bis 1929 und 1935 bis 1937 als Premierminister amtierte, schien die typischen Werte der Bevölkerungsmehrheit zu verkörpern und verfugte daher über eine beträchtliche Popularität.38 Von zentraler Bedeutung war aber, daß die traditionellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Eliten auch angesichts der wirtschaftlichen Depression, die in der Finanzkrise vom Sommer 1931 kulminierte, nicht für eine autoritäre Deformierung des politischen Systems optierten.39 Daher bestand auch unter den stärksten Parteien ein breiter Konsens über die Sicherung der parlamentarisch-demokratischen Regierungsordnung.40 Diese grundsätzliche, über parteipolitische Zuordnungen hinausreichende Übereinstimmung, die sich auch in der Durchsetzung legislativer Maßnahmen gegen die BUF manifestierte, verweist aufdie Bedeutung der englischen »Deference-Kultur«, in der ein pragmatisches Politikverständnis eine parteipolitische Polarisierung tendenziell verhinderte.41 Kavanagh hat daher die Bildung der Nationalen Regierung aus der Konservativen Partei, liberalen Abgeordneten und einer Minderheit der Labour-Parlamentarier als Ausdruck einer die politische Kultur in Großbritannien charakterisierenden Konsenspolitik interpretiert, die gerade in Krisensituationen die parlamentarisch-demokratische Grundorientierung bewahre.42 Das politologische Konzept der »Deference-Kultur« bedarf aber ebenso der historischen Einordnung wie der Begriff der »Subject-Kultur«, die durch die Dominanz rechtlicher Regelungen sowie formalisierte und entpersonalisierte Autoritätsbeziehungen gekennzeichnet ist.43 Die Analyse struktureller Faktoren sozioökonomischer und politischer Modernisierung in Großbritannien in der Neuzeit ermöglicht die »Historisierung« der vielfach zu statisch definierten Konzeption der politischen Kultur und verhindert damit einerseits die undifferenzierte Idealisierung eines spezifischen Typus politischer Herrschaft, trägt aber andererseits zur Erklärung der relativen Stabilität der englischen parlamentarischen Demokratie bei. Die Entschlossenheit der sozioökonomischen Herrschaftseliten in der Weimarer Republik, die Verfas253 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

sungsordnung zugunsten eines autoritären Regimes zu beseitigen, mündete in die Machtübertragung an die Nationalsozialisten. Dagegen blieb das parlamentarisch-demokratische Regierungssystem in England gegenüber dem Machtanspruch faschistischer Bewegungen weitgehend resistent.44 Die Stabilität politischer Institutionen und Traditionen in der »Deference-Kultur« Großbritanniens mit ihrem informell-konventionalistischen Politikverständnis reflektierte aber lediglich die spezifischen Entwicklungsbedingungen des Inselreiches. Insbesondere die graduelle, sich über einen relativ langen Zeitraum erstreckende Industrialisierung und die kontinuierliche Konsolidierung des parlamentarischen Regierungssystems seit dem 17. Jahrhundert festigten das gesellschaftliche und politische System in England. Darüber hinaus stand mit dem Empire ein Aktionsraum zur Verfügung, der das vorhandene Potential von radikalen Nationalisten, Antisemiten und Faschisten zumindest partiell absorbierte. Allerdings konnte eine Verwaltungstätigkeit in den britischen Kolonien rassistische Überlegenheitsvorstellungen, autoritäre Ordnungskonzepte und antisemitische Ressentiments auch verstärken, wie die politischen Laufbahnen von Milner und Leese verdeutlichen.45 Insgesamt bestätigt eine komparative Betrachtung des Zerfalls der Weimarer Republik und der Bildung der Nationalen Regierung damit zwar nicht pauschal das Konzept des »deutschen Sonderwegs« oder eines »deutschen Sonderbewußtseins«, akzentuiert aber die spezifisch nationalgeschichtliche Ausprägung von allgemeinen Modernisierungsprozessen, die zur Herausbildung von stark differierenden Typen politischer Kultur führten.46 Das parlamentarisch-demokratische Regierungssystem in Großbritannien war jedoch trotz der sich aus dem besonderen Modernisierungsverlauf ergebenden Resistenzkräfte nicht völlig immun gegen die Herausforderung der radikal nationalistischen Agitationsverbände und faschistischen Bewegungen. Gegen idealisierende Interpretationen, die die Stabilität des britischen Regierungssystems überbetonen, ist einzuwenden, daß die im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gebildeten Organisationen insgesamt über eine breite Unterstützung verfugten und in den dreißiger Jahren ein entscheidender Einflußgewinn der BUF keineswegs a priori ausgeschlossen war. Hier wurde vielmehr nachgewiesen, daß die Mosley-Bewegung ein zwar isoliertes, aber nicht zu unterschätzendes Potential an Mitgliedern - vor allem im East End Londons - gewinnen konnte. Die BUF steigerte durch spektakuläre Aktionen wie die Auseinandersetzungen im Oktober 1936 oder Mosleys Rede in Earls Court im Juli 1939 kurzfristig sogar ihre Attraktivität. Hierbei konnte sie auch antisemitische Ressentiments, die aufgrund der sozioökonomischen Bedingungen im East End weit verbreitet und durch die Agitation anderer Gruppierungen seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkt worden waren, aufgreifen und für ihre antiliberalen Ziele instrumentalisieren. 254 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Die Mobilisierbarkeit von Unterstützung für die BUF verweist auf die Existenz einer politischen Subkultur des Illiberalismus in Großbritannien und bestätigt die Interpretation »daß Mosleys Bewegung keine bloße Episode in der Entwicklung des parlamentarischen Systems Englands gewesen ist«.47 Diese Tradition autoritärer Werte schließt auch die Diskriminierung ethnischer Minderheiten ein. Die Agitation gegen die jüdischen Flüchtlinge aus Osteuropa im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gipfelte im Ersten Weltkrieg in den Ausschreitungen gegen die in England lebenden Deutschen und die russischen Juden. Da sich die in der Bevölkerung weitverbreiteten, vor allem aus einem ausgeprägten Ethnozentrismus resultierenden Ressentiments gegen Minoritäten auch in der Zwischenkriegszeit als zählebig erwiesen, bemühten sich die britischen Regierungen lediglich, die direkte politische Wirkung der latenten Vorurteile einzuschränken. Dieses Ziel wurde insgesamt erreicht, indem die Forderungen der fremdenfeindlichen Organisationen partiell übernommen und die Einwanderungsgesetze im 20. Jahrhundert schrittweise verschärft wurden. Die nationalistischen, antisemitischen und faschistischen Gruppierungen gewannen daher auf der Ebene der nationalen Politik zwar keine dominierende Stellung, konnten aber die Regierungspolitik indirekt beeinflussen.48 Die trotz der Tradition eines radikalen Nationalismus, Illiberalismus und Antisemitismus insgesamt große Stabilität des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems in Großbritannien verhinderte im Zeitraum vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 einerseits einen entscheidenden Machtgewinn radikal nationalistischer und faschistischer Bewegungen sowie eine breite Zustimmung zu antisemitischen Verschwörungsvorstellungen. Die »Deference-Kultur« erschwerte andererseits aber auch eine Anpassung des politischen und sozioökonomischen Systems an die sich rapide verändernden globalen wirtschaftlichen und außenpolitisch-strategischen Rahmenbedingungen.49 Die strukturelle Immobilität der britischen Politik und Gesellschaft in der Zwischenkriegszeit verdeutlicht insgesamt die Probleme, die bei der Transformation einer auf der Stabilität politischer Traditionen und Konventionen beruhenden »Deference-Kultur« entstehen.50 Gesellschaften mit einer politischen Kultur, die auf entpersonalisierten und formalisierten Autoritätsbeziehungen basiert, werden vor allem mit einem Integrations- und Identitätsdefizit konfrontiert. Dagegen stehen »DeferenceKulturen« unter dem Zwang, die Effizienz des politischen Systems angesichts neuer Modernisierungsaufgaben, die sich aus beschleunigten technischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen ergeben, zu erhöhen.51 In Großbritannien wurde dieses Problem seit dem Ende des 19. Jahrhunderts tendenziell durch eine allmähliche Trennung der kulturellen Sinngebungen und Traditionen von den politischen Entscheidungsfindungsprozessen entschärft.52 Die politisch-kulturelle Traditionalität, die sich aus der 255 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

Pionierrolle Englands in der Industrialisierung ergab, hat jedoch eine weitreichende Anpassung der Abläufe des »policymaking« an die sozioökonomischen und technologischen Rahmenbedingungen verzögert oder verhindert.53 Dieses Modernisierungsdefizit kann als Impuls für die politische Aktivität radikal nationalistischer und faschistischer Bewegungen gelten und bildet eine zentrale Ursache der vielfach undifferenziert als »englische Krankheit« bezeichneten Krisensymptome im gegenwärtigen Großbritannien.54 Insofern demonstriert die Herausbildung nationalistischer und sozialimperialistischer Agitationsverbände in England nicht nur die Ambivalenz politischkultureller Orientierungen im Inselreich, sondern die Widersprüchlichkeit abendländisch-westlicher Modernisierung insgesamt. Die negativen Implikationen der an Traditionen und sinngebenden Grundwerten orientierten politischen Kultur im Modernisierungsprozeß in Großbritannien relativiert eine idealisierende Sicht der kulturellen Hemmnisse gegen den Einflußgewinn nationalistischer, antisemitischer und faschistischer Agitationsverbände. Die Stabilität der politischen Orientierung am parlamentarisch-demokratischen Regierungssystem ist aber im Vergleich mit der Entwicklung im Deutschen Reich - aber auch in der Dritten Französischen Republik-vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 auch als eine bedeutsame Sicherung gegen außerparlamentarische und illiberale Bewegungen anzusehen. Die stabilisierende Wirkung der politischen Traditionalität in England kann mit den in dieser Arbeit erläuterten Faschismus- und Totalitarismustheorien nur partiell erfaßt werden. Im Gegensatz zur Affinität zwischen der British Union of Fascists und anderen faschistischen Parteien in ihrer Programmatik und ihrem Erscheinungsbild ist die Entwicklung der MosleyBewegung als singulär anzusehen, da sie von den spezifischen ökonomischen, politischen und soziokulturellen Strukturbedingungen in Großbritannien geprägt wurde. Auch die Herausbildung radikal nationalistischer Agitationsverbände im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entzieht sich einer schematisierenden Deutung und verweist auf die Relevanz der in der politischen Kultur eingeschlossenen spezifisch nationalen Rahmenbedingungen für die relative Durchsetzungsfähigkeit dieser Organisationen.55 Eine idealtypisch angelegte vergleichende Untersuchung politischer Kulturen und der sich in ihnen manifestierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse in verschiedenen Nationen kann daher wesentlich zur historischen Forschung über die Kontinuität und Bruchlinien in der Entwicklung radikal nationalistischer, antisemitischer und faschistischer Bewegungen in den europäischen Nationalstaaten vom späten 19. Jahrhundert bis 1945 beitragen.

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Akten zur deutschen auswärtigen Politik Archiv für Sozialgeschichte American Historical Review Australian Journal of Politics and History Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung »Das Parlament« Annals of Science Bulletin of the Society for the Study of Labour History British Union Quarterly Central European History Communist International Diplomatic History European Economic History Review European History Quarterly Economic History Review English Historical Review Ethnic and Racial Studies European Studies Review French Historical Studies Fascist Quarterly Geschichtsdidaktik Geschichte und Gesellschaft German History German Studies Review Geschichte in Wissenschaft und Unterricht History of European Ideas Historical Journal Historical Research Historical Studies (Australia and New Zealand) History Today History Workshop Historische Zeitschrift International Encyclopaedia of the Social Sciences International History Review Immigrants and Minorities Intelligence and National Security Journal of British Studies Journal of Contemporary History Journal of Economic History Journal of European Studies Journal für Geschichte Journal of the History of Ideas

257 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

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Journal of Modern History Journal of Social History Jewish Social Studies International Review of Social History Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Leo Bacck Institute Yearbook London Journal. Α Review of Metropolitan Society Marx/Engels, Werke Past and Present Militärgeschichtliche Mitteilungen Mouvement Social Manuskript New Community Neudruck Neue Politische Literatur Parliamentary History Past and Present Patterns of Prejudice Political Studies Politische Vierteljahrsschrift Quaderni di Storia Revue d'histoire de la deuxième guerre mondiale Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft Social History Sociological Review Spalte Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte Times Higher Education Supplement Times Literary Supplement Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte Victorian Studies Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Welsh History Review Wiener Library Bulletin World Politics War and Society Zeitschrift für Parlaments fragen

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Anmerkungen 1. Einleitung: Forschungsstand, Fragestellung und Konzeption 1 White, Efficiency, S. 309. Alle fremdsprachigen Zitate in dieser Arbeit wurden von mir übersetzt. In den wörtlichen Zitaten wurde die Orthographie und Interpunktion i.d.R. berichtigt. Zu den benutzten Abkürzungen vgl. das Abkürzungsverzeichnis. Die vollständigen Titel der Sekundärliteratur sind im Literaturverzeichnis angegeben. 2 Zu diesem Begriff Jones, England, S. 29. Allg. auch Coetzee, Party, S. 4, 163f. Vgl. zur Etablierung des »formal empire« Rohe, Ursachen, S. 63, 65f. Zum Einflußgewinn des Sozialdarwinismus und Rassismus Howard, Empire, S. 346-349; Mock, Function, S. 198-201. Zum »Jingoismus« Cunningham, Jingoism, S. 429-453. 3 Vgl. zur Ideologie der »radikalen Rechten« vor dem Ersten Weltkrieg zusammenfassend Searle, »Revolt from the Right«, S. 29-31; Mock, Entstehung, S. 8-12. Zur Stoßrichtung ihrer politischen Aktivität Coetzee, Party, S. 6, 160-162. 4 Hierbei wird davon ausgegangen, daß die Erklärung der nationalsozialistischen »Machtergreifung« - auch mit Hilfe einer komparativen Analyse der Geschichte Englands und der USA - eine wichtige Aufgabe zeitgeschichtlicher Studien, insbesondere der vergleichenden Faschismusforschung bleibt. Vgl. Moeller, S. 6 7 1 ; Hamerow, S. 53. Zum Vorwurf der Idealisierung der anglo-amerikanischen Geschichte im Konzept des »deutschen Sonderwegs« Blackbourn u. Eley, S. 10-12; Mommsen, Britain, S. 3; Retallack, Social History, S. 444. Vgl. auch die Bemerkungen in Kocka, Der »deutsche Sonderweg«, S. 3 7 1 ; ders., German History, S. 7f.; Wehler, »Deutscher Sonderweg«, S. 20f 5 Zur Kritik am teleologischen Charakter der häufig an einem unilinear definierten Begriff von »Fortschritt« orientierten Modernisierungstheoreme Wehler, Modernisierungstheorie, S. 23, 34. 6 Die wichtigsten Darstellungen sind Coetzee, Party; Searle, Critics; Sykes, Radical Right; Searle, »Revolt from the Right«; Coetzee, Rethinking; Mock, Entstehung. 7 Vgl. Gordon, S. 200f, 223f; Mayer, S. 150-153; Mock, Entstehung, S. 42f; Rohe, Intelligentsia, S. 135-137, 139f.; Searle, Critics, S. 94. 8 Semmel, Imperialism, bes. S. 240, 248; Scally, bes. S. 8f. Zur Ideologie Milners und der »Liberal Imperialists« Schröder, Imperialismus; Matthew, Liberal Imperialists. Allg. zum Kreis der Agitatoren für eine Stärkung der Effizienzorientierung politischer Maßnahmen Searle, Quest; Rohe, Intelligentsia, S. 132-135. 9 Phillips, Dichards, S. 3, 141, 157f.; Coetzee, Party, S. 136. Vgl. auch Dangerfield, S. 49. 10 Die erste umfassende Synthese bietet aber jetzt Coetzee, Party. Als Einzelstudien vgl. bes. Mock, Imperiale Herrschaft; Sykes, Tariff Reform; Summers, Militarism, S. 111-117; dies., Character, S. 68-87. 11 Hierzu umfassend Garrard. Zur Anti-Socialist Union und zu den militaristischen Jugendverbänden vgl. exemplarisch Brown; Springhall, Boy Scouts; ders., Youth, bes. S. 53-70. 12 Vgl. Rubinstein, Croft; Wrigley; Douglas, National Democratic Party; Turner, British Commonwealth Union; Panayi, Imperial War Museum, S. 355-359; ders., British Empire Union. Zur Fremdenfeindlichkeit im Ersten Weltkrieg vgl. demnächst als detaillierte Untersuchung Panayi, Enemy. Zur Opposition der Diehards gegen die von der Parteiführung der Konservativen getragene Koalitionsregierung Webber, Ideology, S. 16-25; Morgan, Consensus, S. 236-254. 13 Farr, Development, S. XVIf., 194f. Zur Forschung vgl. exemplarisch Lebzelter, Beamish; Morell; Griffiths, Fellow Travellers, S. 179-186, 277, 307-317.

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Anmerkungen zu S. 14 - 18 14 Skidelsky, Mosley. 15 Cross, Fascists. Zu den zeitgenössischen Deutungen vgl. zusammenfassend Rees, Interpretations, S. 188-196. 16 Benewick, Fascist Movement, S. 12; ders., Interpretations, S. 322 17 Skidelsky, Mosley, bes. S. 133, 229; ders., Return, S. 79; ders,, Corruption, S. 1149. 18 Skidelsky, Politicians, S. XIII; ders., Mosley, S. 224. Die Interpretation Skidetskys hat zu einer teilweise polemisch betriebenen Kontroverse geführt, in der insbesondere die Stilisierung Mosleys zum potentiellen nationalen Integrationspolitiker kritisiert worden ist. Vgl. insbesondere Vincent; Bader; Thurlow, Black Knight, S. 15-19. Zur Diskussion allg. auch Greß u. Jaschke, S. 3 1 ; Rees, Interpretations, S. 188, 199f.; Benewick, Interpretations, S. 323f. 19 Lewis, Illusions, S. If, 5-9, 259f., 267. Vgl. auch die Rezension von J . Stevenson in THES, 16. Oktober 1987, S. 20. Zur Stilisierung der BUF zur Avantgarde des zivilisatorischen Fortschritts durch Mosley und andere führende britische Faschisten Chesterton, Mosley, S. 166, 239-250; »Drennan«, S. 160-185; Mosley, My Life, S. 316-335. 20 Thurlow, Fascism in Britain, S. 117f., 127, 303. Zur relativen Einflußlosigkeit der BUF vgl. auch Griffiths, Twilight, S. 18. 21 Vgl. zu den hier behandelten Interpretationen: Thurlow, Fascism in Britain, S. XVIf., 5f.; Lewis, Illusions, S. 6, 29; Farr, Development, S. VI, X, XVII, 318. 22 Krieget; Soffer; Pocock; Spring; Davis. 23 Krieger; Gamble, Britain, bes. S. 3-38; Dahrendorf, Britain, bes. S. 18-38; Sked, S. 3-27, 84-86; Butterfield. Zur rassistischen Überlegenheitsvorstellung in der traditionellen liberalen Deutung der britischen Geschichte MacDougall, S. 89-124, 138-141. 24 Vgl. als Literaturüberblicke und Forschungsberichte Hellmuth; Wende; Schröder, Adel; Weisbrod, »Sonderweg«, S. 233-252. Vgl. auch das kritische Urteil über die Leistungen der britischen Geschichtswissenschaft in Cannadine, State. 25 Vgl. Panayi, Riots. Zur Neubewertung des Antisemitismus und Faschismus in Großbritannien vgl. Kushner u. Lunn, Introduction und dies., Editors' Introduction. Zur Wirkung antisemitischer Stereotype im Zweiten Weltkrieg Kushner, Persistence, bes. S. 188-202. 26 Vgl. zur Forschung über den britischen Faschismus ergänzend vor allem das umfassende Literaturverzeichnis in Rees, Fascism, S. 27-91. Interpretationen, die sich auf einzelne Aspekte der untersuchten Bewegungen bezichen, werden in den betreffenden Abschnitten ausführlich diskutiert. 27 Dieser Problemkomplex ist auch im Rahmen der Debatte über das Paradigma des »deutschen Sonderwegs« kontrovers diskutiert worden. Vgl. insbesondere Mock, »Manipulation von oben«; Langewiesche, Entmythologisierung, S. 531f.; Stegmann, Konservatismus. 28 Vgl. die Stellungnahme von W. Schieder in: Totalitarismus und Faschismus, S. 45f. Zur britischen Geschichtsschreibung Biddiss, S. 112f. Zu dem für komparative Studien zum europäischen Faschismus fundamentalen Unterschied zwischen der Bewegungs- und Regimephase faschistischer Parteien Hurst, S. 166; Legters, S. 4f.; Woolf, S. 10-12; Payne, Fascism, S. 200-204. Zum Beitrag Ernst Noltes zur typologischen Untersuchung des Faschismus vgl. zusammenfassend Nipperdey, Faschismus, S. 630; Kitchen, Fascism, S. 39; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 473f.; Wippermann, Forschungsgeschichte, S. 72f. 29 Nolte, »Epoche des Faschismus«, bes. S. 195, 204; ders., Faschismus in seiner Epoche, S. 2335. 30 Cullen, Leaders, S. 430; Benewick, Fascist Movement, S. 7f.; ders., Interpretations, S. 320f. Eine intensive Erforschung der die einzelnen faschistischen Bewegungen prägenden nationalspezifischen Bedingungen wird gefordert in Payne, Concept, S. 23. 31 Die Bedeutung komparativ angelegter Forschungen zum europäischen Faschismus wird betont in Thamer, Verführung, S. 23; Knox, S. 4. Zu den faschistischen Bewegungen Südostcuropas und ihren allgemeinen Entwicklungsbedingungen vgl. als umfassende Analysen Heinen; SzöllösiJanze. Zu der oft polemischen und inflationären Verwendung des Faschismusbegriffs Seton-Watson, S. 183; Wehler, 30. Januar 1933, S. 49.

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Anmerkungen zu S. 18 - 21 32 Zum typologischen Vergleich als universalgeschichtliche Methode vgl. besonders Schulin, S. 43; Meran, S. 112, 135. Zur Notwendigkeit expliziter Kategorien und Begriffssysteme in Studien mit vergleichender Fragestellung Puhle, Theorien. 33 Vgl. hierzu und zum folgenden Alter, Nationalismus, S. 43f; Winkler, Einleitung, S. 14-16; Conze, Art. »Rasse«, S. 161-168; Schmuhl, S. 29-37; Wehler, Sozialdarwinismus, S. 139f.; Nipperdey u. Rürup, S. 107f. 34 Zum Funktionswandel des Nationalismus in Deutschland Winkler, Vom linken zum rechten Nationalismus; Wehler, Funktion, bes. S. 117f; Ritter, Parteien, S. 65-75. Zur Entwicklung in Frankreich Droz. Zusammenfassend zu Italien Alter, Nationalismus, S. 48f. 35 Vgl. zu dieser Differenzierung Mosse, Final Solution, S. 66; Field, Nordic Racism; Rich, Race, S. 13. 36 Zu Chamberlain vgl. Field, Evangelist; Woodroffe; Poliakov, Mythos, S. 367-374. Zu Nietzsche Duffy u. Mittelman. 37 Vgl. zur zitierten Begriffsbestimmung Nipperdey u. Rürup, S. 104. Zur Genese des Begriffs auch Zimmermann, Aufkommen; Berding, S. 85f. 38 Vgl. die Überlegungen in Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 13f., 555(Anm. 12); ders., Modernisierungstheorie, S. 36f.; ders., Vorüberlegungen, S. 8f. Die hier skizzierte flexible Konzeption wendet sich damit gegen andere, vor allem von amerikanischen Soziologen und Politikwissenschaftlern entwickelte Modernisierungstheorien, die den Gleichgewichtszustand bei sozioökonomischen und politischen Entwicklungen gegenüber den Umbrüchen undifferenziert idealisieren, die Unilincarität und Irreversibilität der Modernisierungsprozesse betonen und von der Annahme einer Synchronisierung der Entwicklungsdimensionen ausgehen. Vgl. zur Kritik an diesen Modernisicrungskonzepten Zapf, S. 20f., 28f.; Almond, S. 212, 217-219. Zur Ungleichzeitigkeit und UnVollständigkeit von Modernisicrungsprozessen vgl. vor allem Rüschemeyer, bes. S. 382-389. 39 Zu dieser Zielsetzung Rachel, Politische Kultur - mehr als ein Schlagwort?, S. 394-396; Pye, S. 218. Möglichkeiten einer Annäherung der Fragestellungen und Forschungsberciche von politischer Geschichte und Sozialgeschichte auf der Grundlage des hier skizzierten erweiterten Politikbegriffcs werden diskutiert in Langewiesche, Sozialgeschichte, S. 21-24. Zur Begriffsbestimmung in der »Civic-Culturc«-Studic Almond u. Verba, S. 14f. Vgl. auch die Definitionen in Rohe, Typologie, S. 584; Reichel, Politische Kultur, S. 17. Zu der insbesondere gegen Almonds und Verbas Studie gerichteten Kritik, daß das Konzept politischer Kultur die englische und amerikanische Entwicklung unkritisch idealisiere, Gerstenberger, S. 117-119; Rohe, Großbritannien, S. 167f. 40 Rohe, Politische Kultur, S. 326, 333-344; Reichel, Politische Kultur, S. 18f.; Pye, S. 224. 41 Pye, S. 222. Zum folgenden vgl. auch Rohe, Parlamentarisierung, S. 45f; ders., Typologie, S. 586-589; ders., Großbritannien, S. 172-175; ders., Politische Kultur, S. 342-344. 42 Grundlegend zum Konzept des »Idealtypus« Weber, S. 191. Vgl. auch Mommsen, »Verstehen«, S. 208-232. Zum Problem der Typenbildung vgl. allg. Meran, S. 107-112. 43 Vgl. die Bemerkungen in Mommsen, Politische Geschichte, S. 144. 44 Zur Kritik an der Erforschung sich langfristig herausbildender Kontinuität Nipperdey, 1933, S. 107-111; ders., Wehlers »Kaiserreich«, S. 543f. Diese Studie basiert dagegen auf der Auffassung, daß die Frage nach Kontinuitätslinien eine legitime und notwendige Aufgabe der Historiographie ist. Hierzu vor allem langewiesche, Kaiserreich, S. 28-30. 45 Von den im Public Record Office (PRO; Kew, London) gelagerten Akten des Innenministeriums sind die umfassenden Bestände HO 144, HO 45 und HO 283 besonders wichtig. Die beste Übersicht bietet Holmes, Internment. Zur Freigabe dieser Dokumente vgl. auch die Artikel in The Times, 23. Februar 1983, S. 2; The Times, 9. November 1983, S. 1, 3; The Times, 10. November 1983, S. 1, 4, 12. Allg. auch Spiel. Kritisch zum Inhalt und zur Freigabe der »Mosley Papers« Thurlow, »Mosley Papers«, S. 173-177; ders., British Fascism, S. 77f. 46 Die Unterlagen können im Archiv der Brynmor Jones Library der Universität Hull eingesehen werden. 47 Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA/AA; Bonn), Pol. II, Pol. III, Inland I Partei,

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Anmerkungen zu S. 21 - 26 Inland II A/B, Inland IIg u. Referat Deutschland. Von den im Berlin Document Center (BDC; Berlin) gelagerten Dokumenten wurden die Reichsschrifttumskammerakte Toni Winkelnkemper und die Sonderakte Barry Domvile für die Darstellung verwendet. Außerdem sind die im Bundesarchiv Koblenz (BA) zugänglichen Aktenbestände NS 10 (Persönliche Adjutantur des Führers und Reichskanzlers), R 43 (Reichskanzlei), NS 43 (Außenpolitisches Amt der NSDAP) im Hinblick auf die Fragestellung dieser Studie ausgewertet worden. Zu den aufgeführten Beständen vgl. die Übersichten in Granier u.a.; Kent. 48 Vgl. National Maritime Museum (NMM; Greenwich, London), DOM 55 u. 56. Dagegen sind die Dossiers des Innenministeriums über den Link und den Right Club für Historiker weiterhin nicht zugänglich. Hierzu Holmes. Internment, S. 20f. 49 Zur Geschichte und zu den Beständen der Wiener Library(WL; London) Auerbach. Zu den prinzipiell keineswegs unlösbaren - Problemen von Interviews und schriftlichen autobiographischen Quellen Brewer, Looking Back, S. 742f., 746, 749, 753, 755; Mayall, S. 21-25.

2. Die Entwicklung einer »radikalen Rechten« von den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis 1914 im Kontext sozioökonomischer und politischer Transformationsprozesse 1 Vgl. Schröder, Adel; Thompson, English Landed Society, bes. S. 292-326; ders., Britain; Bush, Aristocracy, bes. S. 150-169, 187-197; Stone, S. 400-426; Beckett, Aristocracy, S. 456-481; Pollard, Ungleichheit, S. 35-37, 40f. 2 Vgl. hierzu vergleichend Breuilly, Arbeiteraristokratie; Hobsbawm, Ungleichheit, S. 60-63; Price, »New Unionism«. 3 Vgl. zusammenfassend Anderson, Angestellte; Price, Society; Hobsbawm, »Middle class«, bes. S. 95. Zum gewerblichen Kleinbürgertum Crossick. 4 Porter, Edwardians, S. 128-133; Mock, Imperiale Herrschaft, bes. S. 367-369. Zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Großbritanniens im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert Hobsbawm, Industrie, S. 7-41; Alter, Wissenschaft, S. 115-135, 276-278. 5 Arnstein, S. 60-78; Cook, Short History, S. 42-55; Setzer, Wahlsystem, S. 146-155. Zur Entwicklung der Liberalen Partei vor 1914 Bernstein, Liberalism, S. 6-46, 105-134, 203-207, 214218; Bentley, S. 74-95, 111-127; Pogge von Strandmann; Powell, S. 369-393. Zum Forschungsstand Feldman, Class. 6 Searle, Quest, S. 1-67; Koss, Rise, Bd. 1, S. 358f., 369. Vgl. zum Burenkrieg und zur Verschärfung des machtpolitischen Gegensatzes zwischen England und dem Deutschen Reich allg. Kennedy, Rise, bes. S. 361-385, 464-470; Pakenham, bes. S. 201-307; Morris, S. 47-57, 203-248; Howard, Arms Race. Zum britischen Imperialismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert vgl. zusammenfassend Sturgis, Britain; Schöllgen, S. 45-49. Zum Einflußgewinn des Sozialdarwinismus und der Eugenik Soloway; Metz, »The Survival of the Unfittest«. 7 Friedberg, S. 24-26; Searle, Quest, S. 5-33; Alter, Wissenschaft, S. 116-118; Scally, S. 35, 85; Schmidt, Englischer Liberalismus, S. 137. 8 Zur Formierung der Liberalen Imperialisten vgl. Matthew, Liberal Imperialists, S. 1-14; Bentley, S. 90. Zum folgenden auch Hamer, S. 185-207. 9 Hierzu und zum folgenden Koss, Asquith, S. 41-47; Reifeid, Empire, S. 148-151, 157; ders., Tradiuonsverbundenheit, S. 204-207; Matthew, Liberal Imperialists, S. 19-36; Hamer, S. 208-261; Schmidt, Englischer Liberalismus, S. 137-139. 10 Der Rücktritt Harcourts wurde auch durch die Zunahme des politischen Einflusses der Liberal Imperialists in der Partei verursacht. Vgl. Jacobson, S. 85; Morgan, Age, S. 25-27. Zur Wahl und

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Anmerkungen zu S. 26 - 30 Position Campbell-Bannermans in der Liberalen Partei Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 105; Matthew, Liberal Imperialists, S. 32-36. Zur liberalen Presse in den neunziger Jahren Koss, Rise, Bd. 1, S. 361-368, 371-390. 11 Vgl. zu diesen Positionen in der Liberalen Partei Radice, S. 143; Robbins, Grey, S. 80f., 84f.; Koss, Asquith, S. 48f; ders., Rise, Bd. 1, S. 392-402; Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 109; Morgan, Age, S. 128. Zu den Organisationen und zur Zusammensetzung der liberalen pro-Boers vgl. Porter, Pro-Boers, bes. S. 242-247; Auld, bes. S. 80-90. Zur Politik Chamberlains und Lord Milncrs gegenüber den Buren Mommsen, Faktoren, S. 647; Stokes, S. 53-60. 12 Allg. hierzu Reifeid, Empire, S. 148-153; Searle, Quest, S. 110-115; Jacobson, S. 90-94; Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 109. Zu den Ergebnissen der Wahl von 1900 vgl. Craig, Electoral Facts, S. 5; Auld,S. 90-93. 13 Zur politischen Programmatik der Fabian Society in den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts vgl. McBriar, S. 29-118; Hobsbawm, Fabians, S. 250-255; Harrison, Webb, S. 3945; Metz, Industrialisierung, S. 289-294. Zur Rolle der deutschen Linksliberalen in der Kommunalpolitik Sheehan, Liberalism, S. 116-137. 14 McBriar, S. 187-233; Brennan, S. 26-56; Matthew, Liberal Imperialists, S. 17f.; Hamer, S. 234f. 15 Hobsbawm, Fabians, S. 255-259. Zu den Auseinandersetzungen zwischen den führenden Fabiern und zur Zusammenarbeit von Sidney Webb und Haldane bei der Reform des Bildungssystems in London vgl. Koss, Haldane, S. 18f; McBriar, S. 219-221; Brennan, S. 36-39; Radice, S. 121124; Collini, S. 74-77, 140f.; Harrison, Webb, S. 61. 16 Vgl. die ausführliche Darstellung in McBriar, S. 119-130; Hynes, S. 92-96; Semmel, Imperialism, S. 57-60; Collini, S. 82-84; Scally, S. 36, 39; Jacobson, S. 92f. Zu den von Wells in seiner Aufsatzsammlung »Anticipations« (1901) vertretenen technokratischen Zielen Müllenbrock, S. 3244; Smith, Wells, S. 92-99. 17 Campbell-Bannerman hielt seine Rede auf einer Veranstaltung, die von der unter dem Einfluß der Kritiker des Imperialismus stehenden National Reform Union finanziert wurde. Vgl. hierzu Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 112f.; Matthew, Liberal Imperialists, S. 63; Jacobson, S. 94; Robbins, Grey, S. 89. Trotz der Kritik der Liberalen Imperialisten gab Campbell-Bannerman seinen Protest gegen die brutale Kriegführung der britischen Truppen in Südafrika nicht auf. Hierzu exemplarisch die Rede in Stirling im Oktober 1901, die in Auszügen abgedruckt ist in Bullock u, Shock, S. 235-237. 18 Zu den Äußerungen Roseberys im Juli 1901, die zur Verschärfung des Konfliktes in der Liberalen Partei maßgeblich beitrugen, vgl. Robbins, Grey, S. 92f.; Jacobson, S. 95f.; Matthew, Liberal Imperialists, S. 69-72; Scally, S. 40f. Zur von Asquith eingenommenen Position in der Kontroverse Koss, Asquith, S. 54; Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 113; Matthew, Liberal Imperialists, S. 6468. 19 Searle, Eugenics and Politics in Britain 1900-1914, S. 20-33; Sykes, Imperialismus, S. 242f. 20 »During the last twenty years or so we have become a new people. ›Early Victorian‹ England now lies, in effect, cencuries behind us. ... We have become aware, almost in a flash, that we arc not merely individuals, but members of a community. ... The shopkeeper or the manufacturer sees his property wax or wane ... according to the good government of his city, the efficiency with which his nation is organised, and the influence which his Empire is able to exercise in the councils, and consequently in the commerce of the world«. S. Webb, Lord Rosebery's Escape from Houndsditch, in: Nineteenth Century and After (September 1901), S. 366-368, zit. nach Scally, S. 42. Weitere Auszüge finden sich auch in Morgan, Age, S. 126-130. Vgl. allg. Searle, Quest, S. 126; Semmel, Imperialism, S. 62-64; Rohe, Intelligentsia, S. 133f.; McBriar, S. 254; Radice, S. 145. 21 Zit. nach Bullock u. Shock, S. 208f. Zu Roseberys Rede in Chesterfield vgl. allg. Crook, Kidd, S. 182; Reifeid, Empire, S. 153f, 156f; Matthew, Liberal Imperialists, S. 79f.; Scally, S. 54f; Searle, Quest, S. 130-133; Jacobson, S. 97f. 22 Matthew, Liberal Imperialists, S. 83-85; Jacobson, S. 99f; Searle, Quest, S. 136f Zur

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Anmerkungen zu S. 30 - 33 Kontroverse über die politischen Ziele Roseberys vgl. Reifeid, Empire, S. 156f.; Searle, Quest, S. 132f; Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 115; Jacobson, S. 92-94, 99(Anm. 61). 23 Zum Programm und zu den Mitgliedern der Liberal League vgl. Scally, S. 65-69; Matthew, Liberal Imperialists, S. 92f., 302f.; Crook, Kidd, S. 181-183; Koss, Rise, Bd. 1, S. 391. Die Zurückhaltung Roscberys bei der Ausarbeitung detaillierter politischer Vorschläge führte langfristig zu einer tiefgreifenden Desillusionierung der ihn unterstützenden Liberalen Imperialisten Grey, Haldane und Asquith. Vgl. Reifeid, Empire, S. 188; Searle, Quest, S. 114f.; Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 122; Robbins, Grey, S. 85f, 88, 91-94; Matthew, Liberal Imperialists, S. 102105. 24 Matthew, Liberal Imperialists, S. 94-105; Sykes, Imperialismus, S. 243; Bernstein, CampbellBanncrman, S. 121f.; Jacobson, S. 103-106. 25 Zur Unterstützung der Liberalen Imperialisten - insbesondere Haldanes und Greys - für die aggressive, auf eine Annexion der Burenrepubliken hinzielenden Politik Lord Milncrs seit seiner Ernennung zum Gouverneur der Kapkolonie und Hohen Kommissar in Südafrika vgl. Schröder, Imperialismus, S. 23f; Robbins, Grey, S. 74-78; Koss, Asquith, S. 48, 53; ders., Haidane, S. 22f; Scally, S. 74f. Zu Kidds Besuch in Südafrika 1902 vgl. Crook, Kidd, S. 198-207. Zum Buch »Social Evolution« ebd., S. 10-80; Wehler, Aufstieg, S. 69-73. 26 Hierzu ausführlich August, bes. S. 1-4; Sykes, Imperialismus, S. 241-259; Kleinknecht, Ordnung, S. 110-114, 188-200; Crook, Kidd, S. 207, 221f. Zum Begriff »konstruktiver Imperialismus« auch Mock, Imperiale Herrschaft, S. 167. Zur Empire-Konzeption Milners und Kidds sowie zum populistischen Imperialismus Kiplings Milner, S. 122, 138-152, 171f, 196f, 202f., 354, 358, 371; Mendilow, S. 252-258; Gollin, S. 127-132. Zu Milncrs »Kindergarten« in Südafrika Nimocks, S. 17-53. 27 Nimocks, S. 145. Hewins war von 1895 bis 1903 Direktor der London School of Economics, bevor er der Vorsitzende von Joseph Chamberlains Tariff Commission wurde. Vgl. Chamberlain, Imperialism, S. 163f; Crook, Kidd, S. 222; Scally, S. 79; Hynes, S. 98-102. Bellairs war Vizepräsident der Navy League und liberaler Parlamentsabgeordneter, schloß sich 1909 aber der Konservativen Partei an. Vgl. Semmel, Imperialism, S. 70f Zu Maxse, der von 1893 bis 1932 die ultrakonservative Zeitung National Review besaß und herausgab, vgl. ausführlich Hutcheson, S. 2-33, 178-185. Zu Amery bes. Barnes u. Nicolson, S. IIf 28 Zur Entwicklung des Coefficients' Club 1902/3 vgl. Scally, S. 83-86. Zur Gründung und Zielsetzung der Organisation Koss, Haidane, S. 21f; Semmel, Imperialism, S. 64f; Radice, S. 146. 29 Bernstein, Campbell-Banncrman, S. 121f.; Crook, Kidd, S. 222; Matthew, Liberal Imperialists, S. 111-114; Friedberg, S. 71f, 74. In einer Rede in Bodmin(Irland) im November 1905 bekräftigte Lord Rosebery seine bereits zwei Jahre zuvor erstmals öffentlich geäußerte Zurückweisung der Vorschläge Chamberlains und betonte seine Loyalität gegenüber der Liberalen Partei, die er als »Free Trade Party« bezeichnete. Vgl. Morgan, Age, S. 142f Zum Zerfall des Coefficients' Club Searle, Quest, S, 150f.; Semmel, Imperialism, S. 72f; Scally, S. 89-92; Schmidt, Englischer Liberalismus, S. 140. 30 Die Ernennung von Haidane, Grey und Asquith zu Ministern im liberalen Kabinett unter Premierminister Campbell-Banncrman bedeutete die endgültige Auflösung der Gruppe der Liberalen Imperialisten und ihre Reintegration in die Liberale Partei, wie hervorgehoben wird in Searle, Quest, S. 163-165; Robbins, Grey, S. 120-124. Vgl. allg. auch die Darstellung in Schröder, Imperialismus, S. 26-30; Koss, Asquith, S. 61f; Semmel, Imperialism, S. 124; Bernstein, Campbell-Bannerman, S. 122; ders., Liberalism, S. 44; Koss, Haidane, S. 31-35; Matthew, Liberal Imperialists, S. 112115; Chamberlain, Imperialism, S. 165. Zur Kontroverse über die vorgesehene Sklavenarbeit chinesischer Arbeiter in südafrikanischen Goldminen Crook, Kidd, S. 202-210. Zu den Ambitionen der Liberalen Imperialisten vor ihrem Eintritt in die Regierung Campbell-Banncrman vgl. die Eintragung vom 11. Januar 1904 in Morgan, Lloyd George, S. 140. 31 Oliver gehörte dem »Kindergarten« um Milner an. Vgl. Webber, Ideology, S. 159; Scally, S. 158.

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Anmerkungen zu S. 33 - 37 32 Crook, Kidd, S. 242. Zum Protest der radikalen Konservativen gegen Balfour vgl. Ramsden, Age, S. 29f. Zu den Compatriots vgl. die ausführliche Darstellung in Scally, S. 110-123. 33 Milner, S. 135-152; Gollin, S. 132-143. 34 Zit. nach Scally, S. 375 (dort auch ein Abdruck der vollständigen Denkschrift und eines ergänzenden Memorandums vom Oktober 1910). Vgl. zu den von Lloyd George 1910 entworfenen Vorschlägen alle, auch Searle, Quest, S. 177; Morgan, Age, S. 47f.; Cook, Short History, S. 53. 35 Zum Rücktritt Balfours, der auf die Kritik sowohl der eine Koalitionsregierung propagierenden als auch der reaktionären Konservativen zurückzufuhren ist, vgl. Sykes, Radical Right; Searle, Critics, S. 8 1 ; Kennedy, Risc, S. 346f ;Mock, Entstehung, S. 31. Zur Unterstützung der Imperialisten um Milner für Lloyd Georges Plan einer Koalitionsregierung und zu seinem Konzept eines föderalen Empire Wilson, Imperialism, S. 162f; Searle, Quest, S. 199-201; Sykes, Imperialismus, S. 242; Scally, S. 201f.; Grigg, S. 110-113. Zu den Mitgliedern und zur Genese der Round-Table-Gruppe Kendle, S. 332f.; Marlowe, S. 205; Nimocks, S. 158-196; Gollin, S. 164. 36 Fraser, Unionist Debacle, S. 354-365; Coetzee, Party, S. 135f.; Koss, Rise, Bd. 2, S. 185; Mackay, S. 227-239. 37 Als konstitutives Element des hier gebrauchten Begrifft des »Sozialimperialismus« ist das Konzept der alle politischen und sozialen Barrieren überschreitenden nationalen Sammlung zur Konsolidierung des Empire und des außenpolitischen Einflusses Großbritanniens anzusehen. Vgl. die Definitionen in Semmel Imperialism, S. 12; Scally, S. 195. Zum folgenden vgl. die ausführliche Analyse in Kendle, S. 343-353; Sykes, Imperialismus, S. 259f; Wilson, Imperialism, S. 163-165; Gollin, S. 172-194; Marlowe, S. 210-216; Grigg, S. 114-126; Bentley, S. 125. Zur Kontinuität des Irland-Konflikts seit dem späten 19. Jahrhundert O'Day, S. 113-129. 38 White, Efficiency, S. 121. Zur eugenischen Programmatik innerhalb der Effizienzideologie allg. Searle, Quest, S. 60-67, 95-97; ders., Eugenics and Politics in Britain 1900-1914, S. 20f, 34-44; Sykes, Imperialismus, S. 255-257; Reifeid, Traditionsverbundenheit, S. 206f; Porter, Edwardians, S. 131-133; Matthew, Liberal Imperialists, S. 235-242. Zum Sozialdarwinismus und zum EugenikKonzept der Webbs Winter, Webbs, S. 181-185, 189-191. Zum Integrationsverlust des traditionellen Liberalismus allg. Rohe, Von »Englischer Freiheit« zu »deutscher Organisation«?, S. 279-283; ders,, Intelligentsia, S. 135f; Schröder, Imperialismus, S. 15-18. 39 Zur Gründung der Eugenics Education Society im Winter 1907/8 und zum Mental Deficiency Act vgl. Searle, Eugenics and Politics in Britain 1900-1914, S. 10f, 106-111; Kevles, S. 98f., 104-106. Zur Kritik radikaler Liberaler an den eugenischen Konzepten, die auch die Diskussion über die Grundlagen, Aufgaben und Methoden der Soziologie beeinflußten, vgl. Collini, S. 171-208. Vgl. allg. auch Crook, Kidd, S. 35f, 40, 53f, 63f, 75f. 40 White, Efficiency, S. 14. Den Einfluß des Sozialdarwinismus auf die Ausbildung der Eflfizienzideologie verdeutlicht auch die Behauptung Whites, daß die Prinzipien der »selection« und des »struggle for existence« nur unzureichend die Arbeitsweise der Bürokratie bestimmten. Vgl. ebd., S. 14f. Zu Kiplings »The Army of a Dream« vgl. Wilson, Strange Ride, S. 242f Kipling unterstützte ebenso wie Arnold White die Agitation der National Service League. Zur sozialdarwinistischen Wehrvorstellung Milncrs Milner, S. 165. 41 Vgl. Kleinknecht, Politiker. Hierzu auch die übergreifende Interpretation in Rohe, Intelligentsia, S. 135f. 42 Sidney Webb drückte das bei den Agitatoren für eine Effizienzsteigerung und den Sozialimperialisten vorherrschende Verständnis gesellschaftlich-politischer Entwicklung folgendermaßen aus: »the lessons of evolution in social development is the substitution of consciously regulated coordination among the units of each organism for the internecine competition; that the production and distribution of wealth, like any other public function, cannot safely be entrusted to the unfettered freedom of individuals, but needs to be organised and controlled for the benefit of the whole community ... and that the best government is accordingly that which can safely and successfully administer most«. Zit. nach Scally, S. 53f Zum Vorbildcharakter des deutschen Bildungssystems und zum Expertenkult in der Effizienzideologie Hollenberg, S. 248-255; Alter, Deutschland, S. 51, 61f;

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Anmerkungen zu S. 37 - 41 Searle, Quest, S. 72-80, 92-95, 124f.; ders., Critics, S. 93f; Brennan, S. 9f., 20-22, 24, 28-30, 35,4148, 56; Matthew, Liberal Imperialists, S. 228-235; Müllenbrock, S. 35f.; Reifeid, Empire, S. 153, 205f.; Rohe, Von »Englischer Freiheit« zu »deutscher Organisation«? S. 276-279, 282f, ders., Intelligentsia, S. 135f.; Kleinknecht, Ordnung, S. 205-207; Schröder, Imperialismus, S. 10-22. Zum Einfluß von Hegels Idealismus auf Haidane Vincent u. Plant, S. 150-161. 43 »Parties are not really in earnest - except for office. Politics is a game to both. The mimic warfare in the House of Commons is without reality« (White, Efficiency, S. 38). Vgl. allg. auch Rohe, Intelligentsia, S. 135; Searle, Quest, S. 92-95, 206; Sykes, Imperialismus, S. 252-258; Müllenbrock, S. 34. 44 Milner, S. 120, 135f. Hierzu ausführlich Schröder, Imperialismus, S. 31-43; Stokes, S. 58; Gollin, S. 160, 169; Scally, S. 74f., 106-109, 158f, 167, 246f; Semmel, Imperialism, S. 172f. Zum Zitat White, Efficiency, S. 310. 45 Zit. nach Scally, S. 248. Die angenommene Unvereinbarkeit von demokratischen Entscheidungsverfahren und einer außenpolitischen Einflußerweiterung bildete auch eine wichtige Triebkraft der Opposition Roseberys gegen das politische System in Großbritannien. Vgl. Reifeid, Empire, S. 80, 88f, 148f, 175-188, 207f. 46 Schröder, Imperialismus, S. 58f; Scally, S. 198f 47 Diese Verknüpfung prägte nicht nur die politischen Konzeptionen Milners, sondern tendenziell — entgegen der Argumentation in Reifeid, Empire, S. 170-174, 202f. - auch die Forderungen Roseberys. Vgl. zur sozialreformerischen Programmatik der Agitatoren für eine Effizienzerhöhung Rohe, Intelligentsia, S. 139f.; Semmel, Imperialism, S. 173-179; Matthew, Liberal Imperialists, S. 150-194; Scally, S. 125; Stokes, S. 49; Mock, Entstehung, S. 26f, 35f; Searle, »Revolt from the Right«, S. 24, 29f; Sykes, Imperialismus, S. 246, 252f, 262; Porter, Edwardians, S. 138. Zu Milners Rassismus, der weitgehend auf einer kulturell-ethnischen Überlegenheitsvorstellung basierte, Marlowe, S. 200-203; Gollin, S. 122-132. 48 Diese in der Effizienzideologie angelegten Ziele werden in Kiplings 1912 veröffendichtem utopischen Roman »As Easy as A.B.C.« in der Beschreibung einer Welt ausgedrückt, in der die globale Herrschaft einer Elite von Fachleuten parlamentarisch-demokratische Regierungsformen ersetzt hat. Vgl. Wilson, Strange Ride, S. 248f. Zu den sozialdarwinistischen Elementen in der Kriegsverherrlichung allg. Gooch, Attitudes, S. 94-96, 98f 49 Vgl. die umfassende Analyse in Hollenberg, S. 245-255; Searle, Quest, S. 54-60, 97; Winter, Webbs, bes. S. 185-188; Müllenbrock, S. 39-41; 51f; Rohe, Von »Englischer Freiheit« zu »deutscher Organisation«?, S. 270, 274, 277f; Schröder, Imperialismus, S. 17f.; Scally, S. 45. In der für die Agitation für eine Effizienzsteigerung charakteristischen Ambivalenz von Bewunderung und nationalistischen Bedrohungsvorstellungen gegenüber dem deutschen Vorbild behauptete Arnold White eine Überlegenheit des Deutschen Kaiserreiches in der Diplomatie, Verwaltung, Flottenrüstung und im Bildungssystem. Vgl. White, Efficiency, S. 165, 275, 291f, 295. 50 White, Efficiency, S. 80. Vgl. auch ebd., S. 210. Sozialdarwinistische, rassistische und tendenziell auch antisemitische Deutungsmuster beeinflußten - entgegen der Argumentation in Wilson, Strange Ride, S. 241f - nach dem Burenkrieg auch die Schriften Kiplings. Vgl. Higgins, S. 180. Allg. zum Topos der jüdischen Verschwörung bei White Holmes, Anti-Semitism, S. 44f; Searle, Corruption, S. 26, 120. 51 Vgl. hierzu und zum folgenden allg. Searle, Quest, S. 138f; Bernstein, Liberalism, S. 31-35; Matthew, Liberal Imperialists, S. 90-94; Scally, S. 32, 34; Koss, Asquith, S. 59; Robbins, Grey, S. 100. 52 Koss, Asquith, S. 63. 53 Vgl. die ausführliche Darstellung in Bernstein, Liberalism, S. 28-31, 45f.; ders., CampbellBannerman, S. 106f, 120-224; Porter, Pro-Boers, S. 250-256; McBriar, S. 255. 54 Matthew, Liberal Imperialists, S. 183-194, 291-294; Reifeid, Empire, S. 169f; Searle, Quest, S. 130; Bernstein, Liberalism, S. 34; McBriar, S. 255f 55 Vgl. hierzu Searle, Quest, S. 142f; Scally, S. 34, 57f.

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Anmerkungen zu S. 4 1 - 4 4 56 Coetzee, Pressure Groups, S. 852; Niedhart, Geschichte, S. 132; Gordon, S. 213f.; Searle, Critics, S. 94f.; ders., »Revolt from the Right«, S. 35f. 57 Phillips, »Diehards« and the Myth of the »Backwoodsmen«, S. 120; ders., Willoughby de Broke, S. 206; ders., Diehards, S. 103, 110, 124, 130-132, 135-137; Ramsden, Age, S. 28f.; Webber, Ideology, S. 6f; Searle, Critics, S. 79-84; Schröder, Imperialismus, S. 67f, 71f. 58 Vgl. hierzu die detaillierte Untersuchung in Phillips, Diehards, S. 112-114; ders., »Diehards« and the Myth of the »Backwoodsmen«, S. 120; Porter, Edwardians, S. 129f, 133-135, 142; Schröder, Imperialismus, S. 14. 59 Mit der Ablehnung des Volksbudgets der liberalen Regierung setzte sich das Oberhaus über eine politische Konvention hinweg, denn seit 1860 hatte das House of Lords kein Finanzgesetz abgelehnt. Vgl. allg. Niedhart, Geschichte, S. 140. Zur Opposition der Diehards gegen den Haushaltsentwurf von 1909 vgl. die Darstellung in Bentley, S. 117f; Clarke, Edwardians, S. 43-47; Phillips, Diehards, S. 1, 124-127; Bernstein, Liberalism, S. 106, 112; Marlowe, S. 191-196; Arnstein, S. 72f. 60 Phillips, Diehards, S. 1, 111; Cook, Short History, S. 52; Aikin, S. 66f. Asquith hatte im April 1910 keineswegs die Unterstützung König Edwards VII. für seinen Vorschlag gesichert, eine Annahme des Parlamentsgesetzes durch einen massiven Eingriff in die personelle Zusammensetzung des Oberhauses zu erreichen. Vgl. allg. Bernstein, Liberalism, S. 117f. 61 Bernstein, Liberalism, S. 118; Coetzee, Party, S. 130; Arnstein, S. 73-75; Aikin, S. 67. Vgl. auch die impressionistische Darstellung in Dangerfield, S. 28-35. 62 Vgl. hierzu die ausführliche Analyse in Ramsden, Age, S. 35; Mackay, S. 235; Bernstein, Liberalism, S. 118; Clarke, Edwardians, S. 47f. Zum folgenden auch Boyce, Crisis, S. Xlf. 63 Phillips, Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 80f; Steiner, S. 136; Mock, Entstehung, S. 28-31; Ramsden, Age, S. 39; Phillips, Diehards, S. 132-137; ders., Willoughby de Broke, S. 206-208. 64 Diese Entscheidung des konservativen Schattenkabinetts wurde mit einer knappen Mehrheit am 21. Juli getroffen, aber erst am 25. Juli 1911 verkündet. Vgl. Ramsden, Age, S. 38; Fraser, Unionist Debacle, S. 356f.; Mackay, S. 237; Marlowe, S. 196f; Aikin, S. 69f. Zur Entscheidung der führenden Politiker der Konservativen Partei notierte der »Whip« der konservativen Parteifraktion, Sir Robert Sanders, am 24. Juli 1911: »Last Thursday Asquith wrote an open letter to Balfour saying he had the King's consent to creation of sufficient peers to force the Parliament Bill through. ... Balfour and Lansdowne want Lords to submit. Carson, F.E. Smith in Commons and Halsbury, Salisbury, Willoughby and others in Lords are for holding out. The majority of leaders is for giving in. Overwhelming back bench majority for holding out«. Zit. nach Ramsden, Tory Politics, S. 30. 65 Die Diehards trafen am 26. Juli 1911 zu einem Banken für Lord Halsbury zusammen. Der Halsbury Club wurde formell aber erst am 12. Oktober 1911 konstituiert. Vgl. Thompson, Edwardians, S. 262; Fraser, Unionist Debacle, S. 361f.; Cook, Short History, S. 55; Mock, Entstehung, S. 31; Searle, »Revolt from the Right«, S. 22; Ramsden, Age, S. 38; Marlowe, S. 196f. Vgl. auch die Aufzeichnungen in Ramsden, Tory Politics, S. 31f.; Boyce, Crisis, S. 77ί. Zu Lord Halsbury vgl. Cosgrove. 66 Bereits am 15. August notierte Sanders: »There is certainly a strong feeling against Balfour's leadership«. Nach dem Ende der Unterbrechung der parlamentarischen Beratungen im Sommer 1911 konstatierte er am 29. Oktober: »During the recess the most marked thing was the strong feeling against Balfour among many of the rank and file both inside and outside the House«. Zit. nach Ramsden, Tory Politics, S. 33f Vgl. hierzu und zum folgenden allg. Phillips, Diehards, S. 142-154; ders., Willoughby dc Broke, S. 212-223; Ramsden, Age, S. 29-42; Fraser, Unionist Debacle, S. 358361; Mackay, S. 237-239; Hutcheson, S. 365-424. Zu Milners Rolle in der konservativen Oppositions­ bewegung 1911/12 Marlowe, S. 197-199. 67 Milner war nicht nur ein prominenter Diehard, sondern auch ein führender Agitator für die Einführung von Schutz und Präferenzzöllen. Lord Willoughby de Broke organisierte die Sammlung

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Anmerkungen zu S. 4 4 - 47 der Dichards im Halsbury Club und gründete zusammen mit dem konservativen Abgeordneten Henry Page Croft die Reveille-Gruppe. Vgl. Phillips, Willoughby de Broke, S. 205-209; ders., Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 81-92; Coetzee, Party, S. 132; Koss, Rise, Bd, 2, S. 153f., 185, 225; Scally, S. 100f., 106f; Gollin, S. 122-127, 132-148. 68 Ramsden, Age, S. 65-67; Mock, Entstehung, S. 31f.; Ramsden, Tory Politics, S. 35f. Zur Unterstützung der Mehrheit der Dichards für Austen Chamberlain, der die Etablierung eines umfassenden Systems von Schutz- und Präferenzzöllen und allgemein eine stärkere programmatische Abgrenzung sowie eine Verschärfung der Opposirionspolitik gegenüber der liberalen Regierung forderte, vgl. Phillips, Willoughby de Broke, S. 218; ders., Dichards, S. 148. 69 Vgl. hierzu und zum folgenden die ausführliche Darstellung in Read, Introduction, S. 18f.; Stubbs, Impact, S. 14-16; Thompson, Edwardians, S. 262-266; Mock, Entstehung, S. 32; Phillips, Dichards, S. 151-154; ders., Willoughby de Broke, S. 218-224; ders., Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 92f; Gollin, S. 172-194; Grigg, S. 113f. Zum Zitat Alter, Traditionen, S. 175. 70 Marlowe, S. 219-221; Gollin,S. 179-185. Sir Edward Carson, der seit 1892 den Wahlkreis der Universität Dublin im Parlament vertrat, war als führender Politiker der Ulster Unionists ein Repräsentant des kompromißlosen Widerstands gegen die Etablierung eines unabhängigen irischen Staates. Vgl. Oxbury, S. 61. Zur Ulster Volunteer Force, die bereits im Juli 1913 über 50000 Mitglieder verfügte, Alter, Traditionen, S. 175. 71 Bereits in einer Rede in Blenheim im Juli 1912 drohte Bonar Law offen mit bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen bei einer Durchsetzung der Home-Rule-Gesetzesvorläge: »I say now, with a full sense of the responsibility which attaches to my position, that if the attempt be made under present conditions I can imagine no length of resistance to which Ulster will go in which they will not be supported by the overwhelming majority of the British people«. Zit. nach Read, Documents, S. 307. Vgl. zum Irland-Konflikt 1913/14 die Briefe des Premierministers Asquith in Brock, Asquith, S. 39-56. Allg. auch Wilson, Imperialism, S. 156f; Aikin, S. 104f; Grigg, S. 114-117; Arnstein, S. 77. Die tendenzielle Abwendung der konservativen Parteiführer von parlamentarischen Konfliktregelungsmechanismen wird unterschätzt in Ramsden, Age, S. 82f. Zu den Irish National Volunteers Alter, Traditionen, S. 175f 72 Vgl. die Eintragungen in Brock, Asquith, S. 58-63. Allg. hierzu Wilson, Strange Ride, S. 257; Phillips, Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 92. 73 Wilson, Imperialism, S. 157f; Marlowe, S. 225f; Grigg, S. 116; Gollin, S. 187f. In einem am 3. März 1914 erschienenen Leserbrief rief die Führung der British Covenant zur Unterzeichnung der folgenden Verpflichtung auf: » I . . . solemnly do declare that, if the Bill is so passed, I shall hold myself justified in taking and supporting any action which may be effective to prevent its being put into operation, and more particularly to prevent the armed forces of the Crown being used«. Zit. nach Wilson, Strange Ride, S. 258. Zu Lord Roberts vgl. auch den Brief vom 21. März 1914 in Brock, Asquith, S. 59. 74 Vgl. die Eintragung vom 27. Juli 1914 in Morgan, Lloyd George, S. 166. Zum Irland-Konflikt und zu den Vermittlungsinitiativen im Sommer 1914 auch die Briefe in Brock, Asquith, S. 69-110. Allg. Gollin, S. 188-222; Grigg, S. 117-126; Marlowe, S. 226-235; Stubbs, Impact, S. 17-19. Gegen die Interpretation in verschiedenen Beiträgen A.J. Mayers ist hierbei festzuhalten, daß der sich im Juli 1914 abzeichnende Kriegsbeginn von der liberalen Regierung nicht bewußt zur innenpolitischen Konfliktlösung instrumentalisiert wurde. Außerdem muß hervorgehoben werden, daß Großbritannien im Sommer 1914 nicht vor einem Zusammenbruch des politischen Systems stand. Vgl. Brock, Britain, S. 165f., 174; Steiner, S. 138f., 149, 153f; Arnstein, S. 77f. 75 Vgl. zu diesen Dichards die Aufstellung in Phillips, Dichards, S. 162-173; Webber, Ideology, S. 142-165. 76 Während Lord Roberts Präsident der National Service League war, beeinflußten der Herzog von Somerset als Vorsitzender der Navy League und Willoughby de Broke als Präsident der Imperial

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Anmerkungen zu S. 47 - 51 Maritime League maßgeblich die Flottenagitation, die auch vom Herzog von Bedford und von Lord Selborne getragen wurde. Vgl. Phillips, Dichards, S. 88-103; ders., Willoughby de Broke, S. 206. 77 Allg. zur Forderung nach einer Effizienzsteigerung Phillips, Dichards, S. 103-105; Searle, Critics, S. 82; ders., »Revolt from the Right«, S. 29. Wahrend eugenische Maßnahmen nur von wenigen Dichards wie Willoughby de Broke befürwortet wurden, verdeutlichten die von den Mitgliedern dieser Gruppe artikulierten Besorgnisse über die »fitness« die Affinität zu den Agitatoren für »nationale Effizienz« und den Sozialimperialisten. Vgl. Phillips, Dichards, S. 108f; ders., Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 96f 78 Milner, S. 138-152, 352-358; Searle, »Revolt from the Right«, S. 22-24, 27-31; ders., Critics, S. 84-87; Phillips, Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 77-79, 95f.; ders., Dichards, S. 104f; ders., Willoughby de Broke, S. 224; Schröder, Imperialismus, S. 31-40. 79 Phillips, Dichards, S. 3, 11, 141, 157; ders., »Dichards« and the Myth of the »Backwoodsmen«, S. 105-108, 118-120; ders., Willoughby de Broke: Radicalism and Conservatism, S. 97f. Die hier vertretene Interpretation wendet sich gegen die Darstellung in Mayer, S. 151f.; Dangerfield, S. 42-44. 80 Vgl. die differenzierende Analyse der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Thurlow, Fascism in Britain, S. 5f.; Schröder, Imperialismus, S. 62f.; Phillips, Willoughby de Broke, S. 205, 224. Zum Unionist Social Reform Committee Searle, Critics, S. 87f; Ramsden, Age, S. 76f; Stubbs, Impact, S. 16. 81 Zit. nach Read, Documents, S. 139, 144. Vgl. zu dieser Rede auch allg. Schmidt, Imperialismus, S. 63; Sykes, Tariff Reform, S. 35-37; Mock, Entstehung, S. 15. 82 V g l die ausführliche Untersuchung in Cain, S. 36-41; Judd, Radical Joe, S. 233-249; Coetzee, Party, S. 4, 42-44; Friedberg, S. 35-54. Ergänzend auch Mock, Entstehung, S. 28-30; Kennedy, Rise, S. 342f; Sykes, Radical Right, S. 662f.; Steiner, S. 11-15; Chamberlain, Imperialism, S. 154f Zu den Auswirkungen der Erweiterung des Wahlrechts durch die Reformen von 1884/85, die auch die Konservative Partei zwangen, um die Unterstützung breiter Arbeiterschichten zu werben, Green, S. 668f, 686-692; Sykes, Tariff Reform, S. 7-13. 83 »Our Imperial trade is absolutely essential to our prosperity at the present time.... I trust the working classes of the country, and I have confidence that they who are our masters, electorally speaking, will have the intelligence to see that they must wake up«. Aus einer Rede Chamberlains in Glasgow am 6. Oktober 1903, zit. nach Read, Documents, S. 147. Vgl. auch Sykes, Tariff Reform, S. 55; Coetzee, Party, S. 46-49; Judd, Radical Joe, S. 251-256; Friedberg, S. 54f, 68-77. Zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 1903/4 und zur Diskussion über die Zunahme der Auslandsinvesritionen Offer, S. 119f Zur Gründung der TRL Crook, Kidd, S. 222. 84 Hierzu ausführlich Startt, S. 26-33. Zu Chamberlains Anhängern unter den Liberalen Imperialisten und zur Liberal Tariff League vgl. Crook, Kidd, S. 179, 188, 216-221, 231f, 240. Die Propagandakampagne der Schutzzollanhänger 1903/4 wird ausführlich behandelt in Coetzee, Party, S. 49-55, 61-64, 175(Anm. 80). 85 Coetzee, Party, S. 85f; Judd, Radical Joe, S. 264-269. Bereits die Beratungen im 1904 konstituierten Compatriots' Club verdeutlichten die ideologische Affinität zwischen den Sozialimperialisten und einflußreichen Repräsentanten der Schutzzollpropaganda. Vgl. Kapitel 2.1. 86 Sykes, Confederacy, S. 350-353, 365; ders., Tariff Reform, S. 120-123, 204-206; Blewett, Free Fooders, S. 105-113; Coetzee, Party, S. 87-94; Crook, Kidd, S. 239. 87 Gamble, Conservative Nation, S. 21f; Blewett, Free Fooders, S. 113-122; Mock, Entstehung, S. 28; Kennedy, Rise, S. 346; Hutcheson, S. 316-328; Semmel, Imperialism, S. 96f; Cain, S. 53. Zur Zusammensetzung der Confederacy vgl. die Aufstellung in Sykes, Confederacy, S. 356f. 88 So gehörten der Tariff Reform League der Herzog von Westminster sowie die Lords Lovat und Seiborne an. Hierzu Mock, Imperiale Herrschaft, S. 385f; Phillips, Dichards, S. 11. Vgl. allg. auch Coetzee, Party, S. 114, 117-119; Schröder, Imperialismus, S. 66; Phillips, Dichards, S. 124-127; Scally, S. 146-171; Sykes, Tariff Reform, S. 201-205; Hutcheson, S. 331-430; Cain, S. 56-58; Gollin, S. 156.

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Anmerkungen zu S. 51 - 56 89 Coetzee, Party, S. 123, 126-130; Mackay, S. 228f, 230f, 233f. Im Dezember 1910 waren etwa 85 Prozent der konservativen Unterhausabgeordneten Tariff Reformers. Vgl. Mock, Imperiale Herrschaft, S. 375. Zur Wahl vom Januar 1910 vgl. auch die ausführliche Darstellung in Blewett, Peers, S. 337-395. Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen in der TRL liegen nur ungenaue Angaben vor. Mock, Entstehung, S. 34 geht aber davon aus, daß diese Organisation 1910 über 250000 zahlende Mitglieder verfügte. Vgl. allg. auch Coetzee, Party, S. 64f 90 Coetzee, Party, S. 131-135, 144-146; Fraser, Unionist Debacle, S. 355; Mackay, S. 236; Coetzee, Pressure Groups, S. 838-846; Mock, Imperiale Herrschaft, S. 370f. Zur Reaktion der Tariff Reformers auf den Abschluß des amerikanisch-kanadischen Handelsvertrages Sykes, Imperialismus, S. 261; Startt, S. 31f. 91 Coetzee, Party, S. 146-154; Wendt, War Socialism, S. 137-139; Sykes, Tariff Reform, S. 206f, 210-257. 92 Porter, Britain, S. 61-63; Friedberg, S. 55-57, 72-75. Zum folgenden vgl. Kennedy, Rise, S. 342-344; Mock, Imperiale Herrschaft, S. 367f; ders., Entstehung, S. 17, 37-43; Coetzee, Party, S. 44f.; Summers, Character, S. 7 1 ; Scally, S. 37, 97f., 147; Semmel, Imperialism, S. 106-117. 93 Vgl. hierzu vor allem Milner, S. 122, 138-152, 171f, 196, 199-203, 205-209, 358, 3 7 1 ; Sykes, Imperialismus, S. 249-259, 264f; Crook, Kidd, S. 233-236. 94 Hierzu die ausführliche Darstellung in MacKenzie, Popularisierung, S. 216-240; Cannadine, Context, S. 120-138; Mock, Imperiale Herrschaft, S. 367, 369; ders., Entstehung, S. 14, 17, 37; Mommsen, Faktoren, S. 660-662; Porter, Edwardians, S. 137. Vgl. auch die Beiträge in Mangan und MacKenzie, Imperialism. Zu den rassistischen Elementen in der Schutzzollkampagne Rich, Sunset, S. 3-7; Mock, Function of »Race«, S. 191-201; ders., Imperiale Herrschaft, S. 379f; Coetzee, Party, S. 56-58; Sykes, Imperialismus, S. 245f, 262. 95 Zit. nach Scally, S. 373. In einem Flugblatt der TRL wurde in diesem Zusammenhang hervorgehoben: »Remember that our present tariff allows the foreigner to throw British workpeople out of employment and wages. Remember that Tariff Reform will prevent his doing so and will thus increase employment and wages in this country«. Zit. nach Read, Documents, S. 157. Hierzu auch Milner, S. 145-147, 205-208, 372f Allg. vgl. Coetzee, Party, S. 95-96, 123f; Summers, Character, S. 82f; Scally, S. 97, 150; Semmel, Imperialism, S. 107f; Sykes, Imperialismus, S. 252f; Crook, Kidd, S. 217. 96 Sykes, Imperialismus, S. 253f, 264f.; Coetzee, Party, S. 63-70. 97 Mock, Imperiale Herrschaft, S. 325-352, 3 8 1 ; ders., Entstehung, S. 34, 43f.; Green, S. 667; Schmidt, Imperialismus, S. 63; Wilson, Strange Ride, S. 251-255. Vgl. zu den personellen Überschneidungen zwischen der TRL, den Agitatoren für »nationale Effizienz«, den Sozialimperialisten, den Dichards und den nationalistischen Sammlungsbewegungen White, Efficiency, S. XXVIf; Scally, S. 81, 103f. 98 Schmidt, Imperialismus, S. 66; Mock, Entstehung, S. 286-305; Mommsen, Faktoren, S. 629f, 662f.; Friedberg, S. 78f. 99 Vgl. hierzu und zum folgenden Mock, Entstehung, S. 44f.; ders., Imperiale Herrschaft, S. 306324, 382f. 100 Thurlow, Fascism in Britain, S. 6f; Searle, Critics, S. 94; Mock, Imperiale Herrschaft, S. 381f; Semmel, Imperialism, S. 243-249. Der Einfluß der TRL in der Konservativen Partei wird tendenziell unterschätzt in Farr, Development, S. 315. Vgl. dagegen Mock, Imperiale Herrschaft, S. 374f., 380f. 101 Zur Gründung der ASU vgl. die ausführliche Darstellung in Coetzee, Party, S. 99-101; Brown, S. 234-240; Coetzee, Pressure Groups, S. 834, 846f. 102 Vgl. Coetzee, Party, S. 103-105, 124-126, 155f, 159; Brown, S. 243-246. 103 Coetzee, Party, S. 104-106; Brown, S. 243, 246. 104 Coetzee, Rethinking, S. 521. Bei Wahlen rief die ASU lediglich zur Stimmabgabe für nichtsozialistische Arbeitervertreter auf. Vgl. Coetzee, Pressure Groups, S. 848. Allg. auch Brown, S. 242f, 245-248; Coetzee, Party, S. 103.

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Anmerkungen zu S. 57 - 61 105 Coetzee, Pressure Groups, S. 847; Brown, S. 249f.; Coetzee, Party, S. 105f, 156f. Long war als Abgeordneter des Wahlkreises Süd-Dublin Mitglied des konservativen Schattenkabinetts unter Balfour und gründete im Juni 1909 die Budget Protest League, um den Widerstand gegen Lloyd Georges Haushaltsentwurf und die Sozialreformen der liberalen Regierung zu mobilisieren. Vgl. Ramsden, Age, S. 33, 40; Stenton u. Lees, S. 213. 106 Coetzee, Party, S. 10lf. Die bereits 1882 gebildete Liberty and Property Defence League agitierte für die Stärkung des Prinzips individueller Verantwortlichkeit und die Aufrechterhaltung des Privateigentums gegenüber den Tendenzen wachsender gesellschaftlicher Organisation und zunehmender administrativer Steuerungsimpulse. Vgl. hierzu ausführlich Soldon, S. 208-233, 376-381. Sir Arthur Steel-Maitland war Privatsekretär Milners während seiner Amtszeit als Gouverneur der Kapkolonie und Hoher Kommissar in Südafrika, vertrat dann einen Wahlkreis in Birmingham im Unterhaus und leitete von 1911 bis 1916 die Organisation der Konservativen Partei. Vgl. Ramsden, Age, S. 6 1 ; Stenton u. Lees, S. 341. Zum Verhältnis zwischen Blumenfeld und Ashley vgl. Koss, Rise, Bd. 2, S. 122. 107 Brown, S. 251-257. Zur finanziellen Basis der ASU und zur Zeitung Liberty vgl. die detaillierte Analyse in Coetzee, Pressure Groups, S. 846-849, ders., Party, S. 155-157. 108 Zur hier vertretenen Interpretation vgl. Benewick, Fascist Movement, S. 39f.; Brown, S. 254, 259f. 109 Zu Ashley vgl. Webber, Ideology, S. 157: Brown, S. 254. 110 Englander, Troops, S. 8-13; Ward, Intelligence Surveillance, bes. S. 181-185; Beckett, Nation, S. 25f. Problematisch dagegen die Interpretation in Allason, S. 75f. 111 Vgl. hierzu allg. Coetzee, Party, S. 11-16; Williams, Balfour, S. 80; Semmel, Liberalism, S. 173f. Zur zeitgenössischen Diskussion über die Bedeutung der britischen Kriegsflotte Friedberg, S. 141-152. Zu den Büchern und Artikeln Mahans, in denen der amerikanische Admiral für den Aufbau einer starken Flotte der Vereinigten Staaten und eine gegen das Deutsche Reich gerichtete imperialistische Außenpolitik in Mittel- und Südamerika eintrat, vgl. Seager, S. 199-234, 490-517. 112 Coetzee, Party, S. 17-32; Horn, Elementary Education, S. 46f. 113 Kennedy, Rise, S. 370; Summers, Character, S. 68f., 73f.; Williams, Balfour, S. 80; Coetzee, Pressure Groups, S. 834; Startt, S. 36-38. 114 Coetzee, Party, S. 72-74; Startt, S. 36; Friedberg, S. 128, 135-137, 192f Zum DreadnoughtProgramm vgl. als umfassende Analyse Sumida, bes. S. 205-207, 211f, 217-222. 115 Coetzee, Party, S. 75-85; Summers, Character, S. 78-80; Kennedy, Rise, S. 346f, 370, 374; Phillips, Dichards, S. 91f. Hierzu auch NMM, WHI 8 (Brief Arnold Whites an Kaiser Wilhelm IL); WHI 136 (zur Organisation der Navy League nach 1918). Zur strategischen Planung der Admiralität unter Fisher und zu den Auseinandersetzungen mit Beresford Haggie, S. 118-132. Sowohl die Navy League als auch die IML rechtfertigten ihre Flottenagitation nach 1908 mit dem Hinweis auf die maritime Aufrüstung des kaiserlichen Deutschland. Vgl. Williams, Balfour, S. 97. 116 Coetzee, Party, S. 108-114; Howard, Arms Race, S. 153-156. Zur hier nicht detailliert zu behandelnden Spionagehysterie und Invasionsfurcht vgl. Stafford; Clarke, Battle of Dorking; Gooch, Attitudes, S. 89f; Adams u. Poirier, S. 4f. Zur Gegenspionage durch den Special Branch und die Abteilung MO(t) des im Sommer 1909 gegründeten Secret-Service-Büros Hiley, Failure; Porter, Origins, S. 166-168; Andrew, Phantasie, S. 45-48. 117 Kennedy, Rise, S. 361-363; Coetzee, Party, S. 120-122, 125f., 132f, 141-144; Steiner, S. 132f; Morris, S. 4-9. Zur Haager Friedenskonferenz von 1907 vgl. die ausführliche Darstellung in Dülffer, Regeln, S. 275-327. Zu den angeführten Rüstungsausgaben Howard, Arms Race, S. 150; Niedhart, Geschichte, S. 145. 118 Vgl. die Satzung der Navy League in Crofts (Anhang). Allg. zur Forderung nach einer Stärkung der britischen Kriegsflotte NMM, WHI 142 (Broschüre Arnold Whites über »The Navy League and the Public«); Howard, Arms Race S. 155; Summers, Character, S. 68. 119 Hierzu die Ausführungen Lord Malmesburys in Burgoyne, S. 151-155. Zum Anspruch der

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Anmerkungen zu S. 61 - 65 Überparteilichkeit in der Propaganda der Navy League vgl. Crofts (Anhang): »The League shall be absolutely distinct from all party politics«. 120 In einem während des Ersten Weltkriegs verbreiteten Flugblatt der IML wird hierzu festgestellt: »the war itself - this Titanic war, this Armageddon of the ages - is neither sad nor is it depressing. On the contrary, it is - alike nationally and Imperially - a glad and a highly exalting war. It marks the reawakening of the ancient spirit of our race« (BL, X 631/742). 121 Die Feindschaft gegen das Deutsche Kaiserreich gipfelte im Ersten Weltkrieg in der kompromißlosen Ablehnung eines Verhandlungsfriedens und der Forderung nach einer bedingungslosen Kapitulation Deutschlands: »Unless we smash Prussian Militarism out and out in the present war, Prussian Militarism will smash us either now or hereafter« (Flugblatt der IML; BL, X 631/742). Die postulierte Notwendigkeit einer umfassenden Strukturreform in der Marineführung wurde mit dem allgemeinen Ziel einer Effizienzerhöhung begründet. Vgl. den Beitrag des für die Navy League agitierenden Arnold White in Burgoyne, S. 168-173. 122 Die Navy League definierte diese Zielsetzung, die auch Komponenten der Programmatik der TRL aufgriff: »By inculcating and strenuously upholding the principles of a great national policy based upon sea-power, to band together the scattered members of the Empire into one great whole, united in interest as in heart, and prepared to maintain intact in territory, and untarnished in honour, the splendid inheritance received from our forefathers« (Crofts,, Anhang). 123 Der von 1895 bis 1902 im Exekutivrat der Navy League vertretene White, der eine rigorose Effizienzideologie propagierte, gehörte auch der National Service League und der Eugenics Education Society an. Kipling unterstützte neben der Navy League die National Service League. Vgl. Kennedy, Rise, S. 345f., 370f.; Phillips, Dichards, S. 92, 109; White, Efficiency, S. IXf. Lord Roberts übernahm 1906 die Führung der National Service League; Lord Meath, der 1909 einer der stellvertretenden Vorsitzenden der Navy League war, gründete verschiedene militaristische Jugendorganisationen und nahm eine führende Stellung in Baden-Powells Pfadfinderbewegung sowie der National Service League ein. Zur Organisationsstruktur der Navy League vgl. Coetzee, Party, S. 138f.; Kennedy, Rise, S. 370; Crofts (Anhang). 124 Vgl. die Mitgliederliste in BL, X 631/742. Zu Hannon Coetzee, Party, S. 139. 125 Vgl. zum folgenden Coetzee, Party, S. 28; Kennedy, Rise, S. 370, Coetzee, Rethinking, S. 522; Summers, Character, S. 69. 126 Coetzee, Party, S. 29-31, 138f.; Kennedy, Rise, S. 370; Summers, Character, S. 69. Spenser Wilkinson war in seiner 1895 erschienenen Schrift »The Brain of the Navy« für tiefgreifende organisatorische Reformen in der britischen Kriegsflotte eingetreten und hatte vor allem die Durchsetzung einer generalstabsmäßigen Koordination der Marinefuhrung verlangt. 127 Coetzee, Party, S. 30, 142-144. 128 Vgl. die ausführliche Analyse in Kennedy, Rise, S. 366; Morris, S. 203-222. In seinem 1909 abgefaßten Memorandum für den Wahlkampf der Konservativen Partei stellte Garvin apodiktisch fest: »The country responds strongly to every form of the appeal ›Britons hold your own‹. It wants the fleet to be placed upon a footing of unassailable superiority«. Zit. nach Scally, S. 374. Vgl. auch die geringfügig abweichende Wiedergabe der Denkschrift in Morris, S. 209. 129 Zur Gründung der NSL und zur Reaktion auf die militärische Inkompetenz der britischen Generäle im Burenkrieg Adams u. Poirier, S. 3, 7-11; Coetzee, Parry, S. 39f.; Bergonzi, Turn, S. 153; Summers, Militarism, S. 113. 130 Kennedy, Rise, S. 371; Summers, Character, S. 70; Adams u. Poirier, S. 11-14; Hynes, S. 39; Phillips, Dichards, S. 8, 170f.; Friedberg, S. 258-261, 269-272; Bond, S. 74. Zur hier nicht detailliert darzustellenden Rolle Roberts' im Burenkrieg Pakenham, S. 240f., 245f., 315-459; Fergusson, S. 153. 131 Zur Spionagehysterie und zur Gründung des Special Intelligence Bureau Hiley, Failure, S. 843-853; Fergusson, S. 222f.; Kennedy, Rise, S. 371; Coetzee, Rethinking, S. 527; Bergonzi, Turn, S. 153. Auch der im August 1914 erlassene Aliens Restriction Act wurde seit 1909 vom Kriegs- und Innenministerium vorbereitet. Vgl. Yarrow, S. 98f. 132 Adams u. Poirier, S. 29-47; Milner, S. 165, 167f., 189, 192, 195, 367, 475f.; Beckett, Nation,

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Anmerkungen zu S. 65 - 68 S. 6f; Osborne, S. 61f.; Phillips, Dichards, S. 93-99; Monis, S. 226f; Steiner, S. 162. Zur Presseberiehterstattung vgl. Koss, Rise, Bd. 2, S. 223. Zur Nachwahl von Stratford Coetzee, Party, S. 115-117. 133 Die propagandistische Tätigkeit der NSL bündelte daher die Opposition der eine radikal nationalistische und imperialistische Programmatik vertretenden Konservativen gegen ihre Parteiführer um Balfour, wie verdeutlicht wird in Morris, S. 227-246; Ramsden, Age, S. 72f. 134 Vgl. Springhall, Meath, S. 100f; ders., Boy Scouts, S. 137f., 156-158; Horn, Elementary Education. S. 47. 135 Zur Propaganda der NSL im Ersten Weltkrieg vgl. die Eintragungen im Tagebuch des mit Kipling befreundeten Schriftstellers Sir H. Rider Haggard in Higgins, S. 3, 11f., 12f., 18, 37, 43. Zu Haggard vgl. Oxbury, S. 146. Die hier vertretene Interpretation wendet sich gegen die Darstellung in Summers, Militarism, S. 117. Zum folgenden vgl. Wilson, Strange Ride, S. 257-259; Hynes, S. 19. 136 Adams u. Parier, S. 11, 18; Kennedy, Rise, S. 371, 378; Summers, Militarism, S. 116; dies., Character, S. 77; Coetzee, Party, S. 39f.; Phillips, Dichards, S. 8f, 170f; Bond, S. 74; Springhall, Meath, S. 100. 137 Vgl. hierzu und zum folgenden Summers, Character, S. 70; dies., Militarism, S. 111f.; Beckett, Nation, S. 4; Wilson, Strange Ride, S. 24 lf.; Morris, S. 224f; Bond, S. 74. Zur Debatte über die Bewertung des Krieges vgl. die ausführliche Analyse in Gooch, Attitudes, S. 91-100. 138 Coetzee, Party, S. 41f.; Paris, S. 21 lf., 215. Zur Steigerung gesellschaftlicher und ökonomischer »Effizienz« als Ziel der Wehrpflicht Milner, S. 125, 169f, 369, 478. 139 Paradigmatisch wird das harmonisierende Gesellsehaftsbild der NSL, das auch von den nationalistischen Jugendbewegungen vertreten wurde, in Kiplings 1904 veröffentlichtem utopischen Roman »The Army of a Dream« verdeutlicht, in dem eine eng zusammengeschlossene, alle sozioökonomischen und politischen Konflikte überwindende Nation idealisiert wird. Vgl. Wilson, Strange Ride, S. 242f. Die rassistische Legitimation britischer Herrschaft findet sich exemplarisch in einer Rede Arnold Whites auf einer Kundgebung der NSL am 7. Juli 1910: »To be born an Englishman is to have in your veins the blood of the aristocracy of the world« (NMM, WHI 145). 140 Milner, S. 165, 170. Allg. auch Travers, S. 279-281, 284. Die sozialpolitischen Vorschläge der NSL basierten auf der - auch für andere Gruppierungen der »radikalen Rechten« charakteristischen - Annahme von der Prägekraft nationalistischer Einstellungen in der Arbeiterschaft, deren Unterstützung für die Unterordnung aller gesellschaftlichen Konflikte unter das Ziel außenpolitischer Expansion lediglich mobilisiert werden müsse. Vgl. Fest, S. 183-186; Summers, Militarism, S. 121; dies., Character, S. 77; Horn, Elementary Education, S. 52. 141 Warren, S. 379; Summers, Militarism, S. 112; Wilson, Strange Ride, S. 242; Springhall, Meath, S. 99. 142 Vgl. hierzu und zum folgenden Summers, Militarism, S. 115f; Kennedy, Rise, S. 346; Phillips, Dichards, S. 100; Springhall, Meath, S. 98-100; Warren, S. 379. Allg. auch Rohe, Intelligentsia, S. 134f. Zu Kiplings virulenter Feindschaft gegen Deutschland während des Ersten Weltkriegs Bergonzi, Turn, S. 155-161. 143 Japan wurde vor allem nach seinem Sieg über das Zarenreich 1905, der von Roberts auf die überlegene Organisation und Effizienz der Marine und Armee zurückgeführt wurde, in der Agitation der NSL zu einem Vorbild gesellschaftlicher Entwicklung. Vgl. Best, S. 145; Fergusson, S. 215. 144 Vgl. die Angaben in Coetzee, Rethinking, S. 522; Kennedy, Rise, S. 371; Summers, Character, S. 70; dies., Militarism, S. 113; Beckett, Nation, S. 4; Adams u. Poirier, S. 11, 17; Bond, S. 74; Morris, S. 233. Zur Unterstützung der NSL durch Le Queux und Oppenheim Stafford, S. 505f Zum Einfluß der von Lord Roberts verbreiteten militaristischen Ideologie in den public schools Best, S. 136f Zu Wilkinson Gooch, Attitudes, S. 100; Adams u. Poirier, S. 8. 145 Vgl. Beckett, Nation, S. 4; Marwick, Deluge, S. 8 1 ; Summers, Character, S. 70, 85f, 114, 116; dies., Militarism, S. 114, 116; Adams u. Poirier, S. 16f., 20; Morris, S. 226, 247f; Howard, Empire, S. 353; Kennedy, Rise, S. 381f; Coetzee, Pressure Groups, S. 850; Steiner, S. 162.

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Anmerkungen zu S. 68 - 73 146 Summers, Militarism, S. 121f. 147 Kennedy, Rise, S. 361f.; Springhall, Meath, S. 99f; Travers, S. 279-281; Morris, S. 4-7; Adams u. Poirier, S. 6; Beckett, Nation, S. 3f. 148 Vgl. Harrison, Church, S. 107-138; Adams u. Poirier, S. 5; Beckett, Nation, S. 4f. 149 Vgl. zu Lord Meath und zur Gründung der Lads' Drill Association Springhall, Meath, S. 98100; Horn, Elementary Education, S. 47; Blanch, Society, S. 230, Zu den konfessionell gebundenen Jugendverbänden des späten 19. Jahrhunderts Springhall Youth, S. 22-52. 150 1917 verfügte die Organisation über 4000 Mitglieder. Vgl. Springhall, Meath, S. 104. Zum Einfluß der Duty and Discipline Movement an Schulen vgl. Horn, Elementary Education, S. 47f. 151 Meath gehörte von 1910 bis 1914 dem Exekutivrat der NSL an. Vgl. Kennedy, Rise, S. 378; Springhall Meath, S. 100, 106. 152 Vgl. hierzu die detaillierte Darstellung in Horn, Elementary Education, S. 48-51. 153 Zit. nach Wilkinson, S. 10. Hierzu auch Bond, S. 75. Allg. zum Funktionswandel der Jugendverbände MacDonald, S. 519f 154 Zur militärischen Laufbahn Baden-Powells vgl. Springhall, Youth, Empire and Society, S. 54-56; Fergusson, S. 148-151; Wilkinson, S. 8; Warren, S. 383f Allg. auch Willan. 155 Mills hatte als eine Ursache der Erosion der britischen Weltmachtposition die »inability of the British to defend themselves and their Empire« herausgestellt. Zit. nach Hynes, S. 25. Zum Einfluß der Schrift auf Baden-Powell vgl. Springhall, Boy Scouts, S. 136; Warren, S. 386. 156 Vgl. Springhall, Boy Scouts, S. 131-133; ders., Youth, S. 59f; Wilkinson, S. 12f. Allg. hierzu Betts. 157 Im Buch »Scouting for Boys« drückte Baden-Powell die unauflösbare Verknüpfung der Zielsetzungen innenpolitischer Integration und außenpolitischer Konsolidierung deutlich aus: »A house divided against itself cannot stand. If a strong enemy wants our rich commerce and colonies, and sees us in England divided against each other, he would pounce in and capture us. For this you must begin, as boys, not to think other classes of boys to be your enemies«. Zit. nach Wilkinson, S. 11. Vgl. allg. auch Springhall, Boy Scouts, S. 135f; ders., Youth, S. 58f.; Warren, S. 385f.; Adams u. Poirier, S. 6. 158 Dem im Dezember 1909 konstituierten Exekutivkomitee der Pfadfinderbewegung gehörten zwei führende Mitglieder der NSL an. Außerdem war Meath von 1911 bis zu seinem Tod 1928 Pfadfinderführer für Irland. Personelle Verbindungen bestanden auch auf der Ebene der lokalen und regionalen Verbände beider Organisationen, so daß sich vielfach eine enge Zusammenarbeit ergab. Vgl. Springhall, Baden-Powell, S. 936, 939f.; ders., Boy Scouts, S. 137f, 155-158; Summers, Scouts; Blanch, Imperialism, S. 110-113. Zum folgenden auch Travers, S. 280. 159 Vgl. zum folgenden Springhall, Youth, S. 61f; ders., Boy Scouts, S. 138-142, 148f; Wilkinson, S. 13f. 160 Vgl. hierzu die ausführliche Analyse in MacDonald, S. 530-535. 161 Wilkinson, S. 14; Bond, S. 75. 162 Zum isoliert bleibenden Protest gegen die Mitwirkung führender Repräsentanten der NSL in der Boy Scouts' Association und gegen die Reduzierung ihrer Aktivitäten auf eine paramilitärische Ausbildung vgl. Springhall, Youth, S. 62; ders., Boy Scouts, S. 149f; ders., Baden-Powell, S. 935; Wilkinson, S. 17. 163 Zur Beteiligung der Pfadfindergruppen an der britischen Kriegführung vgl. Springhall, Youth, S. 62f, 124f; ders., Boy Scouts, S. 150-153. Vgl. dagegen die Interpretation in Warren, S. 394-396. 164 Springhall, Youth, S. 63, 134. Zur Herausbildung der Girl Guides vgl. Summers, Scouts, S. 945f. 165 Anschauliche Schilderungen der Reaktion der Bevölkerung auf den Eintritt Großbritanniens in den Ersten Weltkrieg finden sich in Read, Introduction, S. 30; Morris, S. 1-4; Hynes, S. 358f. Zum Zusammenhang zwischen der militaristischen Agitation der von Meath und Baden-Powell geführten

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Anmerkungen zu S. 73 - 76 Jugendorganisationen und der Radikalisierung des Nationalismus vor 1914 Springhall, Meath, S. 107f.; Wilkinson, S. 14f. 166 Vgl. Springhall Boy Scouts, S. 140. 167 Die enge Verknüpfung zwischen der Effizienzideologie und der Agitation gegen die jüdischen Einwanderer wird vor allem durch die Schriften und Reden Arnold Whites verdeutlicht. Vgl. Matthew, Liberal Imperialists, S. 236f. Die Virulenz des Antisemitismus im Großbritannien des 19. Jahrhunderts wird generell unterschätzt in Graml, Reichskristallnacht, S. 39f. 168 Zur Kontinuität des Antisemitismus im Londoner East End vgl. Husbands, Exclusionism, S. 1-3; ders., Racism, S. 12-14; Deafdn, S. 166. 169 Holmes, Anti-Scmitism, S. 10-12; Cunningham, Jingoism, S. 429-431. Goldwyn Smith unterstützte in den späten siebziger Jahren Bemühungen um einen internationalen Zusammenschluß antisemitischer Bewegungen, die aber nach den 1883/84 durchgeführten Tagungen am Nationalismus der beteiligten Organisationen scheiterten. Vgl. Aronsfeld, Anti-Semitic International, S. 64-75. Zur Baikankrise 1875-78 Chamberlain, »Pax Britannica«?, S. 139-141. 170 Vgl. die ausfuhrliche Analyse in Cheyette, Stereotyping; Mitchell; Holmes, Ritual Murder Accusation, S. 269f.; Stafford, S. 504f. 171 Zur Emanzipation der Juden in Großbritannien vgl. die zusammenfassende Darstellung in Heiß, S. 56-69. Vgl. auch Fishman, S. 63f; Cowen, S. XI-XIII. 172 Vgl. allg. Berk, bes. S. 35-55; Rogger, S. 40-175; Holmes, John Bull's Island, S. 27f.; Marrus, S. 27f.; Fishman, S. 3-22, 27-29; Cowen, S. XV. 173 Haumann, S. 81-83; Holmes, John Bull's Island, S. 26; Cowen, S. XV. Von 1881 bis 1914 verließen insgesamt etwa 2,5 Mio. Juden Rußland, die Österreich-ungarische Doppelmonarchie und Rumänien. Vgl. Pollins, S. 246. Die antisemitischen Gesetze von 1882 verschärften die Überbelcgung in den Siedlungen der Juden sowie die damit cinhergehende Armut und beschleunigten die Ausbreitung von Krankheiten unter der jüdischen Bevölkerung. Vgl. Gartner, S. 21f.; Fishman, S. 2123, 29; Marrus, S. 29f. 174 Die Zahl der Einwohner russischer und polnischer Volkszugehörigkeit in England und Wales stieg im Zeitraum von 1881 bis 1901 von etwa 118000 auf 244000. Vgl. Gartner, S. 283. Hierzu auch die Angaben in Kluke, Immigrationsproblcme, S. 384; Heiß, S. 145f.; Field, Anti-Semitism, S. 25; Cowen, S. XI. Von 1850 bis 1914 wuchs die jüdische Bevölkerung in Großbritannien somit um das Sechsfache. Vgl. Lipman, S. 5-8, 160; Holmes, Anti-Semitism, S. 4. 175 Lee, S. 11 lf.; Holmes, Promised Land?, S. 9f. 176 Vgl. für das East End Schonebohm, S. 85-98; Holmes, John Bull's Island, S. 284; Fishman, S. 42-54; Garrard,S. 157-166; Lipman,S. 106-115; Pollins,S. 142-151. Zu den Lebensbedingungen in den östlichen Stadtvierteln Londons vgl. auch als Erinnerungen eines Zeitzeugen Samuel, S. 1-52. Zu den ökonomischen Bedingungen in den jüdischen Wohnvierteln der nordenglischen Stadt Leeds Buckman, bes. S. 157-159. 177 Holmes, Anti-Scmitism, S. 15f., 32f.; Pollins,S. 137f.; Garrard, S. 48-51; Schonebohm, S. 8385; Fishman, S. 50f. Vgl. zur dominierenden Position jüdischer Vermieter in den Judenvierteln von Leeds Buckman, S. 159-161. Eine anschauliche Darstellung der Wohnverhältnisse im East End findet sich in White, Rothschild Buildings, S. 31-67. 178 A. White, The Destitute Alien in Great Britain, London 1892, S. 87Γ, zit. nach J ones, Immigration, S. 74. Vgl. allg. auch Kosmin, Nuptiality, S. 254-260; Holmes, Anti-Semitism, S. 17, 33. Zur kulturellen Prägung und zum sozioökonomischen Milieu der osteuropäischen Juden detailliert Haumann, S. 38-74. 179 Jones, Immigration, S. 88-109,114-117. Die jüdischen Vcrtretungsorganc betonten aber das Prinzip der Selbsthilfe der Immigranten, das auch für die Etablierung des Poor Jews' Temporary Shelter im Oktober 1885 bestimmend war. Vgl. Fishman, S. 40f. Zu den Maßnahmen, die eine Eingliederung der jüdischen Immigranten ermöglichen sollten, vgl. die zusammenfassende Darstellung in Endelman, S. 112-117, 124f.; Alderman, Jewish Community, S. 52f.; Holmes, John Bull's Island, S. 67; Fishman, S. 64-68; Gartner, S. 272f.

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Anmerkungen zu S. 76 - 80 180 Williams, Anti-Semitism. Zu den Auswirkungen im Ersten Weltkrieg vgl. Bush, East London Jews, S. 147-150. 181 Zu diesen Merkmalen der antisemitischen Propagandakampagne Lebzelter, Anti-Semitism, S. 92; Gartner, S. 277-279; Garrard, S. 17f., 207f. 182 White organisierte im April 1887 eine Diskussionsveranstaltung über die Einwanderungspolitik der Regierung, an der sowohl konservative Parlamentsabgeordnete als auch führende Vertreter der Juden in den östlichen Stadtvierteln Londons teilnahmen. Vgl. Fishman, S. 70f. Allg. auch Pellew, S. 370. 183 Garrard, S. 27-29; Alderman, Jewish Community, S. 66; Fishman, S. 71-73. 184 Fishman, S. 73-76, 86; Alderman, Jewish Community, S. 66f.; Garrard, S. 71f. Vgl. auch NMM, WHI 112 (Briefwechsel zwischen Lord Rothschild und Arnold White 1891); Holmes, John Bull's Island, S. 65; Pellew, S. 370f. 185 Auch die Propagandakampagne Arnold Whites basierte auf eugenischen Argumentationsmustern. Vgl. White, Efficiency, S. VIIIf.; Gartner, S. 274f.(Anm. 4); Fishman, S. 70f. Vgl. allg. auch Jones, Immigration, S. 74-76. Eine niedrige Kriminalitätsrate unter den Juden im East End wird festgestellt in Tobias, S. 213. 186 Lord Rothschild und Sir Francis Montefiore unterstützten vor den Parlamentswahle von 1900 die durch ihre fremdenfeindliche Agitation hervorgetretenen Kandidaten der Konservativen Partei für die Wahlkreise St. George's-in-thc-East und Stepney, Thomas Dewar und Major W. EvansGordon. Vgl. Fishman, S. 89f.; Alderman, Jewish Community, S. 67f; Cowen, S. XVI. 187 Vgl. Fishman, S. 78-85; Schonebohm, S. 85-98; Williams, Anti-Semitism, S. 84, 86. Vgl. zur antisemitischen Agitation Whites, Banisters und Burtons die ausführliche Darstellung in Holmes, Anti-Semitism, S. 39-62; Lebzelter, Anti-Semitism, S. 92-94. Ergänzend hierzu auch NMM, WHI 13. Zu den propagierten Stereotypen des armen und reichen Juden und zur Relevanz mittelalterlicher, gegen die jüdische Glaubensgemeinschaft gerichteter Verschwörungstheorien für die Entwicklung des modernen Antisemitismus in Großbritannien vgl. Thurlow, Satan, S. 42-44; Field, AntiSemitism, S. 28f. 188 J.A. Hobson, The Problems of Poverty, London 1892, S. 59f, zit. nach Jones, Immigration, S. 79. Hobsons Antisemitismus wird verkürzend auf individuell-psychologische Faktoren zurückgeführt in Holmes, Immigrants and Minorities, S. 6. Vgl. allg. auch Holmes, Hobson, S. 129-135; ders., John Bull's Island, S. 67: Garrard, S. 188f 189 Zur Entwicklung gewerkschaftlicher Organisationen und zur Ausbreitung einer sozialistischen Ideologie unter den jüdischen Einwanderern vgl. zusammenfassend Holmes, Immigrants, S. 1113; Jones, Immigration, S. 82f.; Pollins, S. 152-164; Garrard, S. 166-173; Alderman, Jewish Community, S. 53-65; Schonebohm, S. 99-126. 190 Holmes, John Bull's Island, S. 68; Garrard, S. 174-182, 203f.; Fishman, S. 76; Gartner, S. 274-277. Zur Entwicklung in Manchester und Leeds vgl. zusammenfassend den Literaturbericht in Feldman, Englishman, S. 192-194. 191 Hobsons Artikel über den Burenkrieg wurden in seinem Buch »The War in South Africa. Its Causes and Effects« (London 1900) publiziert. Vgl. zu dieser Schrift und zu Hobsons Tätigkeit als Journalist in Südafrika Hirshfield, S. 628; Holmes, Anti-Semitism, S. 67. 192 Zit. nach Holmes, Hobson, S. 138. Vgl. allg. auch Allett, S. 131-133; Hirshfield, S. 628f; Searle, Corruption, S. 68f; Auld, S. 95. 193 Silberner, S. 254-257, 260-266; Garrard, S. 188f, 196-198; Holmes, Anti-Semitism, S. 69f. 194 Lebzelter, Anti-Semitism, S. 9 1 ; Jones, Immigration, S. 72; Searle, Critics, S. 92; Endelman, S. 120f; Garrard, S. 57, 62f., 75-81, 205. 195 Zur Propagandakampagne der BBL im East End vgl. Husbands, Racism, S. 7-12; Garrard,S. 37-39, 72f.; Deakin, S. 162f; Thurlow, Satan, S. 4 1 ; Bush, East London Jews, S. 147; Lipman, S. 134f.; Fishman, S. 246. Zu Major Evans-Gordon, der mit der Familie Redesdale (Unity Mitford, Diana Mosley) verwandtschaftlich verbunden war, vgl. Mosley, Life of Contrasts, S. 3; Gartner, S.

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Anmerkungen zu S. 80 - 84 294. Vgl. zur Gründung der BBL allg. Holmes, Anti-Semitism, S. 89f.; ders., John Bull's Island, S. 70; Field, Anti-Semitism, S. 29. 196 NMM, WHI 13; WHI 112 (Flugblatt »Alien Immigration. The Jews at Limerick«); WHI 166 (Schriftwechsel zwischen White und Lord Rothschild). Vgl. allg. auch White, Efficiency, S. IX; Lipman, S. 137-140; Garrard, S. 38-44; Alderman, Jewish Community, S. 69. 197 Vgl. zur Genese und zum Inhalt des Aliens Act von 1905 die ausführliche Analyse in Jones, Social Darwinism, S. 149; Searle, Eugenics and Politics in Britain 1900-1914, S. 40; Jones, Immigration, S. 89; Holmes, John Bull's Island, S. 70-73; Garrard, S. 41-47; Lipman, S. 141f.; Metz, »The Survival of the Unfittest«, S. 597; Pellew, S. 371-374. Zum Einfluß der Fraktionicrung in der Konservativen Partei nach dem Beginn der Schutzzollkampagne Chamberlains auf die Durchsetzung des Gesetzes Field, Anti-Semitism, S. 38; Alderman, Jewish Community, S. 70-72; Mock, Function of »Race«, S. 198-201. 198 In den Wahlkreisen Haggerston, Whitechapel und Stepney verlor die Konservative Partei im Vergleich mit den Parlamentswahlen von 1900 - prozentual weniger Stimmen als im nationalen Durchschnitt, im Wahlbezirk Huxton gewann der konservative Kandidat Hay, der eine deutliche Restriktion der Einwanderung osteuropäischer Juden befürwortete, 3,4 Prozent für seine Partei hinzu. Vgl. Husbands, Racism, S. 9f. Ergänzend hierzu Alderman, Jewish Community, S. 74-76. Eine Gegenposition wird vertreten in Cunningham, Conservative Party, S. 288. 199 Lunn, Political Anti-Semitism, S. 28; Holmes, Anti-Semitism, S. 113, 115; Bush, East London Jews, S. 147f.; Lebzelter, Anti-Semitism, S. 93f; Cheyette, Stereotyping, S. 13. 200 Williams, Anti-Semitism, S. 92, 94; Holmes, Anti-Semitism, S. 104f; Field, Anti-Semitism, S. 33f; Cheyette, Stereotyping, S. 12f, 18f. Zur auf dem Ideal des ökonomischen Erfolges basierenden Sympathie der Liberalen für die jüdischen Einwanderer vgl. Garrard, S. 93-102; Endelman, S. 119f. Vgl. auch die vergleichende Darstellung in Kennedy, Pre-War Right, S. 7f. 201 Cunningham, Conservative Party, S. 288; Marrus, S. 37. Zur Auseinandersetzung über die administrativen Probleme des Aliens Act im britischen Innenministerium vgl. die ausführliche Analyse in Pellew, S. 374-385. 202 Lebzelter, Anti-Semitism, S. 103f.; Kennedy, Pre-War Right, S. 7; Holmes, Anti-Semitism, S. 107-109; Marrus, S. 38f; Lipman, S. 144-151. Vgl. auch die Argumentation in Rubinstein, Left, S. 14f. 203 Aronsfeld, German Jews, S. 326-329; Lunn, Political Anti-Semitism, S. 25. 204 Vgl. zu diesen Presseorganen allg. Lunn, Marconi Scandal, S. 176, 271; Searle, Corruption, S. 99; ders., Critics, S. 89f. 205 Hierzu und zum folgenden Searle, Corruption, S. 145-160. 206 Zur Dcsillusionisierung Belloes gegenüber Parteibindungen Speaight, S. 25-36. Zu den antisemitischen Vorurteilen in seinen bis 1910 veröffentlichten Romanen vgl. die Darstellung in Cheyette, Belloc, S. 135-136, 138; Conin, S. 14-25; Holmes, Anti-Semitism, S. 76. 207 Wilson, Belloc, S. 170-179; Conin, S. 35-40, 63-65; Holmes, Anti-Semitism, S. 76f; Cheyette, Belloc, S. 137; Koss, Rise, Bd. 2, S. 171. Vgl. zu Cecil Chesterton Hynes, S. 366. 208 Zur National League for Clean Government vgl. Lunn, Marconi Scandal, S. 233-270; ders., Political Anti-Semitism, S. 29-33. Vgl. allg. zur Programmatik des »Chesterbelloc« und zum Eyewitness, der im November 1912 in New Witness umbenannt wurde, Lunn, Marconi Scandal, S. 177; Wilson, Belloc, S. 184-186; Bergonzi, Turn, S. 124f, 131-133; Lodge, S. 149; Speaight, S. 30; Donaldson, S. 61-72; Searle, Corruption, S. 160; Holmes, Anti-Semitism, S. 74-77; Corrin, S. 29-53. 209 Vgl. zum folgenden Judd, Reading, S. 90-103; Donaldson, S. 11-44, 73-101; Conin, S. 5661; Grigg, S. 47-66; Lodge, S. 152f; Searle, Corruption, S. 172-187; ders., Critics, S. 9 1 ; Lunn, Marconi Scandal, S. 1-73; ders., Political Anti-Semitism, S. 22, 25, 30; Wilson, Belloc, S. 192-195; Koss, Rise, Bd. 2, S. 223. 210 Durch dieses Vorgehen sollte vermieden werden, daß nach einer allgemein üblichen Kommissionsvergabe an die Bank von England die Aufmerksamkeit von Spekulatoren auf das bevorste-

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Anmerkungen zu S. 85 - 89 hende Geschäft gelenkt wurde und der Preis für Silber daraufhin stieg. Vgl. zur folgenden Darstellung Searle, Corruption, S. 201-212; Judd, Reading, S. 104. 211 Holmes, Anti-Semirism, S. 71f., 80f.; Judd, Reading, S. 102f. Vgl. zu Rupert Gwynne Webber, Ideology, S. 151. 212 Maxse weigerte sich, vor der Kommission die bei der Abwicklung des Geschäftes beteiligten Personen zu benennen. Vgl. Lunn, Marconi Scandal, S. 280; Searle, Corruption S. 187; Ramsden, Tory Politics, S. 69. 213 Holmes, Anti-Semitism, S. 74-76; Lunn, Marconi Scandal, S. 190-195; Corrin, S. 62f. O'Donnell hatte bis 1883 als Abgeordneter der Irischen Nationalisten einen Wahlkreis im Unterhaus vertreten. 214 National Review, März 1913, S. 7; zit. nach Lunn, Marconi Scandal, S. 295. Vgl. auch den abgedruckten Artikel in Morgan, Age, S. 160. Zur Identifizierung von Juden und Deutschen in der Propaganda des National Review allg. Searle, Critics, S. 92; Holmes, Anti-Semitism, S. 71. 215 In einem Brief an den konservativen Parlaments abgeordneten George Wyndham konstatierte Belloc: »All the traditional machinery has broken down and the organisation of public life is in the hands of men not in touch with, nor responsible to, the mass of the nation.... I know that the few who are responsible for England are betraying the people«. Zit. nach Speaight, S. 46f Vgl. allg. auch Wilson, Belloc, S. 166, 170, 172f., 178f.; Lunn, Marconi Scandal, S. 176-178. 216 Zur Affinität der vom »Chesterbelloc« vertretenen Ziele zur faschistischen Ideologie Lunn, Political Anti-Semitism, S. 34-36. Zu Bellocs und Chestertons Interpretation der Korruptionsaffären in den Kategorien vorher angelegter antisemitischer Stereotype vgl. Cheyette, Belloc, bes. S. 134, 139; Corrin, S. 14. 217 Damit erreichte der National Review die Verbreitung der auflagenstärksten Wochenzeitschrift, des Spectator. Vgl. Lunn, Marconi Scandal, S. 278. Zum Leserkreis des Eye-Witness vgl. Lunn, Political Anti-Semitism, S. 27. 218 Alderman, Anti-Jewish Riots, bes. S. 195-200. Vgl. zu den Gründen für die gemäßigte Kritik an der liberalen Regierung durch die konservativen Parteiführer die ausführliche Darstellung in Searle, Corruption, S. 187-195. Zu Northcliffes Zeitungen Koss, Rise, Bd. 2, S. 223f. 219 Coetzee, Party, S. 4-6, 163f; Webber, Intolerance, S. 155; Mock, Entstehung, S. 10f; Radice, S. 145f; Kennedy, Rise, S. 341f; Coetzee, Rethinking, S. 517; Searle, Critics, S. 80f; Scally, S. 23, 173f. 220 Coetzee, Party, S. 160-162; Rohe, Intelligentsia, S. 140f. Zur Bedeutung des organisatorischen Zusammenschlusses der Arbeiterbewegung und der Zunahme des Klassenbewußtseins für die Bildung der »radikalen Rechten« Mock, Entstehung, S. 9; Webber, Intolerance, S. 155; Searle, Critics, S. 8 1 ; Summers, Character, S. 84-86; Coetzee, Rethinking, S. 517, 528. Zum Einfluß der Home· Rule-Politik Scally. S. 230. 221 Kennedy, Rise, S. 344f, 372; Sykes, Radical Right, S. 663; Mock, Entstehung, S. 9, 11, 13; Cunningham, Conservative Party, S. 296f; Webber, Ideology, S. 8; Niedhart, Geschichte, S. 132; Semmel, Imperialism, S. 12-17, 226-231. Die Gruppen der »radikalen Rechten« forderten aber überwiegend keine vollständige Beseitigung, sondern eine grundlegende Strukturreform des Parlaments. Vgl. Webber, Intolerance, S. 155; Sykes, Radical Right, S. 673. Zur Ablehnung von Parteizuordnungen Searle, »Revolt from the Right«, S. 27, 30f. 222 Vgl. zusammenfassend Webber, Intolerance, S. 155; Sykes, Radical Right, S. 663, 668f; Searle, »Revolt from the Right«, S. 29; Kennedy, Rise, S. 343-345; Mock, Entstehung, S. 10. 223 Searle, Critics, S. 8 1 ; ders., »Revolt from the Right«, S. 35; Rohe, Intelligentsia, S. 139f.; Fest, S. 182f.; Kennedy, Rise, S. 346; Sykes, Radical Right, S. 672f. 224 Der Artikel erschien u.d.T. »The Tory Tradition« im National Review 58(344), Oktober 1911; zit. nach Sykes, Radical Right, S. 666. 225 Vgl. zu den Komponenten ideologischer Kontinuität Thurlow, Fascism in Britain, S. 12f.; Mock, Imperiale Herrschaft, S. 381; Searle, Critics, S. 94; Scally, S. 9; Semmel, Imperialism, S. 240, 248. Dagegen Lewis, Illusions, S. 6; Sykes, Radical Right, S. 674f

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Anmerkungen zu S. 89 - 96 226 Zur analytischen Unterscheidung zwischen den Sozialimperialisten und den Dichards Searle, Critics, S. 82-84; ders., »Revolt from the Rights S. 32f; Sykes, Radical Right, S. 662f. Zum folgenden vor allem Coetzee, Party, S. 7f. 227 Coetzee, Party, S. 160f., 164; Kennedy, Rise, S. 372; Sykes, Radical Right, S. 663; Searle, »Revolt from the Right«, S. 29-32; ders., Critics, S. 94; Mock, Entstehung, S. 42f; ders., Imperiale Herrschaft, S. 375-377. Die hier vertretene Interpretation wendet sich gegen die Charakterisierung der »radikalen Rechten« als ausschließlich reaktionäre Protestbewegung in Mayer, S. 16f., 152f. 228 Niedhart, Geschichte, S. 132; Searle, Critics, S. 95; Gordon, S. 214; Mock, Entstehung, S. 8f.; Coetzee, Rethinking, S. 522f., 527f.; Webber, Intolerance, S. 156f. 229 Mock, Entstehung, S. 44; Kennedy, Rise, S. 384; Gordon, S. 201. 230 Schröder, Imperialismus, S. 80f; Grebing, Preußen-Deutschland, S. 136. Allerdings war diese Komponente für die Begrenzung des Einflusses antiparlamentarischer und nationalistischer Ideologien weniger bedeutend als die Tradition liberal-politischer Strukturen und Werteinstellungen. Zum folgenden Metz, Industrialisierung, S. 272; Coetzee, Pressure Groups, S. 852; Searle, Critics, S. 94f.; Mock, Entstehung, S. 39-43; Sykes, Radical Right, S. 663f. 231 Searle, Critics, S. 9 1 ; Webber, Intolerance, S. 156; Kennedy, Rise, S. 345, 347; Mock, Entstehung, S. 3 1 ; Sykes, Radical Right, S. 661; Coetzee, Rethinking, S. 527f. 232 Kennedy, Rise, S. 377f. Vgl. auch die Angaben in Coetzee, Rethinking, S. 521-523; Feuchtwanger, S. 5. 233 Zu dieser Argumentation Kocka, Deutsche Identität, S. 26-28; ders., German History, S. 1013. 234 Vgl. zur Bedeutung bürokratischer Strukturen und obrigkeitsstaatlicher Einstellungen in der neueren deutschen Geschichte allg. Moeller, S. 669; Kocka, German History, S. 13; ders., Deutsche Identität, S. 28. Zum Konzept der »defensiven Modernisierung« Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1, S. 345f, 531-535. 235 Langewiesche, Republik, S. 341-361, bes. S. 359f; Wehler, Gesellschaftsgeschichte, Bd. 2, S. 760-764. 236 Vgl. Wehler, Wie »bürgerlich« war das Deutsche Kaiserreich?, S. 251; ders., Bürger, S. 6f.; Winkler, Art. »Bürgertum«, Sp. 941; Ritter, Parteien, S. 65f.; Eley, Liberalismus, S. 265-267. 237 Muhs, S. 232-234. Zum »Adelsliberalismus« in Deutschland Obenaus. 238 Vgl. die ausführliche Darstellung in Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 735-745. 239 Mommsen, Einführung, S. 218f; Breuilly, Liberalismus, S. 129f, 155f. 240 Das Militärgesetz sah eine dreijährige Dienstpflicht für 63000 Rekruten und eine Schwächung der Landwehr zugunsten der Linientruppe vor. Vgl. die ausführliche Darstellung in Wahl, S. 171-194; Wehler, Kaiserreich, S. 30-32; Grimm, S. 231-234; Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 749-754. 241 Langewiesche, Liberalismus, S. 94; Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 755. 242 Wehler, Kaiserreich, S. 32; Grimm, S. 234-237. 243 Langewiesche, Liberalismus, S. 104; Wehler, Kaiserreich, S. 34. Zum Ergebnis der Wahlen von 1863 Nipperdey, Deutsche Geschichte, S. 763. 244 Langewiesche, Liberalismus, S. 130, 164-168. Zum folgenden vgl. Schmidt, Die Nationalliberalcn. 245 Mommsen, Verfassung; Wehler, Kaiserreich, S. 61-63. 246 Grundlegend hierzu Rosenberg, Depression, bes. S. 62-78. Zusammenfassend auch Wehler, Kaiserreich, S. 42-47; ders., Wie »bürgerlich« war das Deutsche Kaiserreich?, S. 271; Langewiesche, Liberalismus, S. 170-172. 247 Blackbourn, Peasants, S. 51f; Rosenberg, Funktion, S. 58-61; ders., Große Depression, S. 173-178. 248 Sheehan, Liberalismus, S. 214-223; Ritter, Gesellschaft, S. 13f; Langewiesche, Liberalismus, S. 174; Mommsen, Britain, S. 23. 249 Puhle, Repräsentation, S. 225f.

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Anmerkungen zu S. 9 6 - 1 0 0 250 Grundlegend hierzu Winkler, Vom linken zum rechten Nationalismus, bes. S. 21-28. Zusammenfassend auch Alter, Nationalismus, S. 53f.; Wehler, Wie »bürgerlich« war das Deutsche Kaiserreich?, S. 272; Schmidt, Die Narionalliberalen, S. 214-217. Zum deutschen Liberalismus nach 1890 vgl. den Überblick in Sheehan, Liberalismus im postliberalen Zeitalter, S. 29-48. 251 Vgl. zu diesen Organisationen die detaillierte Analyse in Zimmermann, Aufkommen, S. 6470; Pulzer, S. 84f. Zu Marr vgl. Zimmermann, Marr, S. 96-111. Zur Christlichsozialen Arbeiterpartei Stoeckers Greive, Juden, S. 165; Schmid, S. 31-33. 252 Fetscher, S. 24-26; Berding, S. 106-108; Pulzer, S. 93-96. 253 Graml, Reichskristallnacht, S. 78f., 9 1 ; Pulzer, S. 96-99. Zur Verbindung sozialdarwinistischer und rassistischer Denkmuster im völkischen Antisemitismus Greive, Geschichte, S. 72-81; Berding,S. 140-151. 254 Retallack, Notables, S. 91-99; Greive, Geschichte, S. 71, 82-89; ders., Juden, S. 166; Pulzer, S. 101-104; Fetscher, S. 26-28; Berding, S. 120-140. 255 Fricke u. Hartwig, Bund der Landwirte, S. 243-247; Flemming, S. 29-38; Ullmann, S. 88f. 256 Puhle, Interessenpolitik, S. 227-245. Zu den verschiedenen Konzepten der »Sammlung« bürgerlicher Interessen gegen die Sozialdemokratie vgl. Stegmann, Erben, S. 59-97; Wehler, Kaiserreich, S. 102. Kritisch zur hier vertretenen Interpretation Eleu, Social Imperialism. 257 Vgl. die detaillierte Analyse in Puhle, Radikalisierung, S. 165-186; ders., Interessenpolitik, S. 213-289; ders., Repräsentation, S. 223; Retallack, Notables, S. 131-147; Stegmann, Erben, S. 140; Flemming, S. 36f. 258 Carsten, Junker, S. 141; Fricke u. Hartwig, Bund der Landwirte, S. 254f.; Ullmann, S. 94; Retallack, Notables, S. 134f; Wehler, Kaiserreich, S. 55; Flemming, S. 43-45. 259 Hierzu die ausführliche Darstellung in Witt, Finanzpolitik des Deutschen Reiches, S. 199-217, 256-259; Fricke u. Hartwig, Bund der Landwirte, S. 256. 260 Witt, Finanzpolitik des Deutschen Reiches, S. 263-273, 281-304; Flemming, S. 47 261 Zur Ideologie des BdL vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 72-141; 287; Fricke u. Hartwig, Bund der Landwirte, S. 243f., 247f. Zu den Agrariergruppen, die von der Agitation des BdL profitierten, Webb, S. 309-326; Schissler, Junker, S. 107; Ritter, Gesellschaft, S. 10f; Wehler, Kaiserreich, S. 55. 262 Hunt, S. 521-527; Fan, Populism, S. 144f Vgl. allg. zum Verhältnis des BdL zu den Bauernvereinen Flemming, S. 48-53. 263 Stegmann, Neokonservatismus, S. 212; Ritter, Gesellschaft, S. 17. 264 Rosenberg, Funktion, S. 63f., 67; Schissler, Junker, S. 108, 110. Zur Dominanz von Rittergutsbesitzern in der Führung des BdL vgl. Puhle, Interessenpolitik, S. 295-297; Stegmann, Neokonservatismus, S. 203. 265 Zum Handwerkerbund Remer, S. 54-58; Berding, S. 122f; Wehler, Kaiserreich, S. 102; Ulimann, S. 96f. Die politische Autonomie und die Mobilisierungsfunktion mittelständischcr Interessenverbände wird betont in Blackbourn, »Mittelstand«. 266 Vgl. die ausführliche Darstellung in Hamel, S. 99-122. Allg. auch Winkler, Mittelstand, S. 8489; Berding, S. 122-129. 267 Winkler, Society, S. 8; Hamel, S. 238-256. 268 Chickering, Patriotic Societies, S. 471, 475-477; Hartwig, Deutsche Kolonialgesellschaft, S. 730f.; Kennedy, Rise, S. 369f. Vgl. alle. auch Wehler, Bismarck, bes. S. 258-407. 269 Blackbourn, Politics, S. 179f; Chickering, Patriotic Societies S. 471, 478f, 481-483; Kennedy, Rise, S. 371f.; Ullmann, S. 107f. 270 Zur Programmatik des ADV vgl. die detaillierte Darstellung in Chickering, Men, S. 74-101; Hartwig, Alldeutscher Verband, S. 16-19; Ulimann, S. 106f. 271 Schulz, Deutschland, S. 156f; Bade, Politik; ders., Auswanderungsland, S. 29-51; Saul, S. 129f., 134-145, 196-198; Etzold, S. 20-31. 272 Förster, S. 210f.; Hartwig, Alldeutscher Verband, S. 26f. 273 Mommsen, Krise, S. 18; Chickering, Der »Deutsche Wehrverein«, S. 9f. Zur Heeresvorlage von 1912 Förster, S. 238-244.

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Anmerkungen zu S. 100 - 1 0 5 274 Vgl. zum Buch »Wenn ich der Kaiser wär'« die zusammenfassende Darstellung in Stegmann, Erben, S. 293-304; Förster, S. 258-261; Ullmann, S. 107; Hartwig, Alldeutscher Verband, S. 27f. 275 Hierzu die ausführliche Darstellung in Hartwing, Alldeutscher Verband, S. 34-43. 276 Fricke u. Hartwig, Deutscher Flotten-Verein, S. 69f.; Eley, Reshaping, S. 142-147; ders., Thoughts, S. 44-46; Chickering, Patriotic Societies, S. 483f.; Ullmann, S. 110f. 277 Berghahn, Tirpitz-Plan, S. 205-248. Vgl. auch die konträre Interpretation in Eley, Reshaping, S. 68-85. Zu den innenpolitischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen der deutschen Flottenpolitik Kehr, S. 149-175. 278 Epgenhans, S. 200-210. Die Zahl der Einzelmitglieder im Flottenverein stieg von 14252(1898) auf etwa 270000(1900) und mehr als 330000(1913). Vgl. Fricke u. Hartwig, Deutscher FlottenVerein, S. 68; Chickering, Patriotic Societies, S. 485; Kennedy, Rise, S. 370; Coetzee, Rethinking, S. 522. Zu regionalen Unterschieden Eley, Reshaping, S. 125f. 279 Ulimann, S. 112; Fricke u. Hartwig, Deutscher Flotten-Verein, S. 79f.; Chickering, Patriotic Societies, S. 486-488. Zu Keim vgl. auch Coetzee, Mobilization, S. 450f.(Anm. 17). Ausführlich hierzu Eley, Reshaping, S. 267-279. Vgl. auch die abgedruckten Aufzeichnungen in Berghahn u. Deist, S. 223-230. 280 Hartwig, Deutscher Wehrverein, S. 331f.; Chickering, Der »Deutsche Wehrverein«, S. 11f., 20f.; Coetzee, Mobilization, S. 437. 281 Förster, S. 294f.; Chickering, Der »Deutsche Wehrverein«, S. 23f.; Hartwig, Deutscher Wehrvercin, S. 333f. Vgl. auch die Dokumente in Berghahn u. Deist, S. 231-235. 282 Vgl. die Argumentation in Förster, S. 295f. 283 Vgl. die Bemerkungen in Mommsen, Verfassung, S. 214-216; Wahl, S. 182f.; Ullmann, S. 115. 284 Vgl. die differenzierende Analyse in Schmidt, Liberalismus. 285 Die »Politik der Diagonale« zielte darauf ab, die Allianz der konservativen und liberalen Parteien gegen die Sozialdemokratie im Reichstag zu festigen. Vgl. Mommsen, Krise, S. 19-21. 286 Vgl. Kap. 2.3.3 u. 2.3.4. Das Deutsche Kaiserreich hebt sich daher durch das Ausmaß der Verklammerung von Parteien, Regierung und Agitationsverbänden von der Entwicklung in England ab. Vgl. auch die Bemerkungen in Puhle, Repräsentation, S. 225. 287 Zusammenfassend hierzu Wilson, Imperialism, S. 155-164; O'Day. 288 Für eine zeitliche und sachliche Differenzierung wird auch plädiert in Ritter, Parteien, S. 25f.; Chickering, Patriotic Societies, S. 473. 289 Vgl. die Argumentation in Coetzee, Rethinking, S. 528; Ullmann, S. 113f. Die Komplementarität von Manipulation »von oben« und populistischer Mobilisierung »von unten« wird auch betont in Puhle, Repräsentation, S. 224. Zur Diskussion auch Mock, »Manipulation von oben«, S. 366-375. Die Komponente der anti-gouvernementalen Opposition wird aber überschätzt in Eley, Reshaping, S. 351f.

3. Nationalistische Bewegungen unter den Bedingungen ökonomischer Mobilisierung und innenpolitischen Zusammenschlusses während des Ersten Weltkriegs 1 Fraser, Impact; Morgan, Portrait, S. 59-89; Wendt, War Socialism; French, Economic and Strategie Planning, S. 151-169; Englander, Military Intelligence, S. 24f.; Grigg, S. 475-503. Vgl. auch die Beiträge in Burk. Zum Aufbau der Regierungsbürokratie Naylor; Turner, Formation. 2 Wilson, Coupon; Morgan, Consensus, S. 13-38; Stubbs, Impact, S. 32-35. Zur britischen Arbeiterbewegung bes. Klepsch, British Labour; ders., Auswirkungen. Zur Herausbildung korporativer Strukturen Wendt, Whideyism. Zu den sich verschärfenden Konflikten über die Zuteilung von Arbeitskräften und Soldaten Beckett, Nation, S. 12-27; Adams u. Poirier, S. 119-244.

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Anmerkungen zu S. 106-111 3 Aronsfeld, Jewish Enemy Aliens; Cesarani, Minority; Yarrow, S. 98-101; Haste, S. 79-139, 206209; Panayi, Riots, S. 186-199; ders., Enemy; Allason, S. 38f. 4 Ponayi, »The Hidden Hand«; ders., Riots, S. 199-202; Cesarani, Minority, S. 72-75; Yarrow, S. 102-109; Castle. Vgl. als Beispiele für fremdenfeindliche Versehwörungsvorstellungen Clarke, England, bes. S. 57-67; Varley. Zur Entwicklung der Spionagehysterie in England seit der Jahrhundertwende French, Spy Fever. Zum Aliens Restriction Act von 1919 Cesarani, Anti-Alienism, S. 5-9. 5 Diese Propagandakampagne der ILP für eine schnelle Beendigung des Krieges wurde von zahlreichen Parlamentsabgeordneten der Labour Party, darunter Ramsay MacDonald, Phillip Snowden und F.W. Jowett, unterstützt. Zum folgenden vgl. Douglas, National Democratic Party, S. 5f.; Semmel, Imperialism, S. 214-225. 6 Stubbs, Milner, S. 723-725. Zur Nachwahl in Merthyr Tydfil auch Douglas, National Democratic Party, S. 533. 7 Zur Kontaktaufhahme zwischen Milner und Fisher 1915 vgl. Lockwood, S. 121f Vgl. allg. auch Fry, S. 625f. 8 Swartz, S. 69-77. 9 Aufzeichnung Milners vom 12. März 1916; zit. nach Stubbs, Milner, S. 728; Gollin, S. 332f. Zum »Monday Night Cabal« Fry, S. 625; Stubbs, Milner, S. 727; Gollin, S. 323-364. Zur Unterstützung Waldorf Astors für die von Lloyd George entwickelten und von der Gruppe um Milner zunächst unterstützten Koalitionspläne 1910/11 Scally, S. 221f; Kendle, S. 345f., 348. 10 Douglas, National Democratic Party, S. 535; Stubbs, Milner, S. 729; Scally, S. 343; Grigg, S. 486f. Die Organisation und die Mitglieder des SNDC wurden in die BWL integriert. Zu den Unterredungen zwischen Milner und Waldorf Astor über die Finanzierung eines Verbandes zur Propagierung der Siegfriedenspolitik in der Arbeiterschaft vgl. Lockwood, S. 123f.; Turner, Formation, S. 167f., 179, 181f. 11 Gollin, S. 344-349. Zum War Committee der Konservativen Partei Stubbs, Impact, S. 27f. Zu Kitcheners Heeresvermchrung 1914/15 (»New Armies«) French, Economic and Strategie Planning, S. 124-137; Beckett, Nation, S. 12; Adams u. Poirier, S. 52-60, 64-70. 12 Hierzu und zum folgenden Douglas, National Democratic Party, S. 535-537; Klepsch, British Labour, S. 249; Stubbs, Milner, S. 729-731. 13 Stubbs, Milner, S. 733; Koss, Rise, Bd. 2, S. 279-284; Grigs, S, 487; Gollin, S. 338-349. 14 Außer Milner erhielten die Konservativen Amery, Steel-Maitland, Mark Sykes, Philip Kerr, Lionel Curtis und W.G.S. Adams sowie John Hodge, Chiozza Money und Wilkie teilweise einflußreiche Posten in der Regierung und der ihr angegliederten Verwaltung. Vgl. Turner, Formation, S. 167f., 173f, 176-180, 183f.; Scally, S. 347-357; Stubbs, Milner, S. 734f. 15 Douglas, National Democratic Party, S. 538; Stubbs, Milner, S. 736f. Ergänzend Challinor, S. 169-186; Klepsch, Sozialdemokratie; ders., Auswirkungen, S. 198f. 16 Stubbs, Milner, S. 737-743; Scally, S. 357-368; Grigg, S. 486f.; Turner, Formation, S. 168, 182; Morgan, Portrait, S. 59f, 83. Vgl. hierzu auch Klepsch, British Labour, S. 193f. 17 Douglas, National Democratic Party, S. 537-539; Stubbs, Milner, S. 743-746. 18 Douglas, National Democratic Party, S. 539f.; Stubbs, S. 747-750. 19 Vgl. die Eintragungen in Ramsden, Tory Politics, S. 10lf. Allg. hierzu auch Stubbs, S. 746750. Die Labour Party hatte im Juni 1918 ihre Opposition gegen eine Weiterfuhrung der Koalitionsregierung angekündigt. 20 Vgl. hierzu und zum folgenden Stubbs, Milner, S. 749-751. Zu den finanziellen Ressourcen der NDP vgl. auch Douglas, National Democratic Party, S. 540. 21 Vertreter der NDP konnten die Wahlkreise Arthur Hendersons, Ramsay MacDonalds und Fred Jowetts gewinnen. Vgl. Cowling, Impact of Labour, S. 22f.; Marwick, Deluge, S. 286; Ramsden, Tory Politics, S. 122; Stubbs, Milner, S. 752f. 22 Stubbs, Milner, S. 753f; Douglas, National Democratic Party, S. 542-551. 23 Bush, Behind the Lines, S. 69-72, 96. Fisher hob in einem Schreiben an Milner 1915 hervor: »We want above all, a Labour movement established on sane, national and imperial lines«. Zit. nach

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Anmerkungen zu S. 111 - 116 Stubbs, Milner, S. 725. Vgl. zur Forderung nach einer Mobilisierung der »patriotic labour« auch Scally, S. 343, 364. 24 Zit. nach Stubbs, Milner, S. 732. Vgl. auch Douglas, National Democratic Party, S. 535f., 547f.; Scally, S. 314. 25 Douglas, National Democratic Party, S. 536-538; Stubbs, Milner, S. 731f. 26 Im Programm der BWL wurde die Durchsetzung der »national control of vital industries under the joint management of administrative and manual workers in the interests of the whole Nation« verlangt. Vgl. Douglas, National Democratic Party, S. 729. Zur korporativen Ideologie der BWL vgl. auch Scally, S. 342. 27 Vgl. hierzu bes. Douglas, National Democratic Party, S. 537, 545f; Bush, Behind the Lines, S. 180; Stubbs, Milner, S. 729f; Scally, S. 342. 28 Douglas, National Democratic Party, S. 542f; Morgan, Age, S. 83; Scally, S. 366; Grigg, S. 487, 492. Zuverlässige Angaben über die Mitgliederzahl der BWL liegen nicht vor. Jedoch nannte Fisher für ihre Zeitschrift, den British Citizen and Empire Worker, 1916 eine Auflage von 25000 bis 30000 Exemplaren. Vgl. Stubbs, Milner, S. 731. 29 Vgl. zum folgenden Douglas, National Democratic Party, S. 545, 548-552; Stubbs, Milner, S. 753f. 30 Douglas, National Democratic Party, S. 544f., 552; Stubbs, Milner, S. 750f. 31 Zu den Übergriffen des Geheimdienstes und der politischen Polizei gegen Pazifisten, Sozialisten und Gewerkschaften Hiley, Counter-Espionage, S. 648-658; ders., Security, S. 402-411; Ward, Intelligence Surveillance, S. 185. 32 Cowling, Impact of Labour, S. 60. Zur Gründung der National Party vgl. Rubinstein, Croft, S. 133; Webber, Intolerance, S. 159; Thurlow, Fascism in Britain, S. 48. 33 Zu diesen allgemeinen politischen Einflußfaktoren Farr, Development, S. 122-126; Wrigley, S. 94-96. Allg. hierzu Marwick, Deluge, S. 282, 286. 34 Vgl. Rubinstein, Croft, S. 134; Wrigley, S. 97f.; Farr, Development, S. 131f. Zu Henry Page Croft, der seit 1910 den Wahlkreis Christchurch im Unterhaus vertrat und ein führendes Mitglied der Confederates, der Reveille-Bewegung und anderer für ein protektionistisches Handelssystem eintretender Gruppierungen war, Mock, Entstehung, S. 28; Sykes, Confederacy, S. 350, 356; Webber, Ideology, S. 148. 35 Die der NP angehörenden Dichards waren der Herzog von Somerset und die Lords Bathurst, Northesk, Leith of Fyvie und Ampthill Vgl. Phillips, Dichards, S. 162-173; Rubinstein, Croft, S. 134f. 36 Wrigley, S. 10lf.; Farr, Development, S. 129f. 37 Vgl. hierzu und zum folgenden Webber, Intolerance, S. 159; Rubinstein, Croft, S. 135f; Farr, Development, S. 135-137. Zu den Verhandlungen mit den konservativen Parteiführern über die Zuteilung von »Coupons« an die Kandidaten der NP Ramsden, Tory Politics, S. 111. 38 Farr, Development, S. 138-141. 39 Hierzu und zum folgenden vgl. Rubinstein, Croft, S. 137f; Webber, Intolerance, S. 159; Farr, Development, S. 221. Die Arbeiter, die gegen die britische Intervention in den Russischen Bürgerkrieg protestierten, weigerten sich, Schiffe mit militärischer Ausrüstung für die polnischen Truppen, die in die Sowjetunion vorstießen, zu beladen. Vgl. Farr, Development, S. 140f Allg. auch Desmarais. 40 Peele; Webber, Ideology, S. 33-42, 124-126. 41 H.P. Croft, Twenty-Two Months Under Fire, London 1917, S. 240; zit. nach Rubinstein, Croft, S. 132. Zu Crofts Erfahrung des Ersten Weltkriegs auch Farr, Development, S. 118-121. Allgemein zum Ideal der Soldatengemeinschaft Beckett, Nation, S. 20f. 42 Dieser Auszug aus dem offiziellen Programm der NP wird zitiert in Farr, Development, S. 129. 43 Vgl. zum folgenden Wrigley, S. 104, 110f.; Rubinstein, Croft, S. 142-144. 44 Vgl. die Eintragung in Ramsden, Tory Politics, S. 86.

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Anmerkungen zu S. 116 -121 45 Hierzu umfassend Rubinstein, Croft, S. 143-145; Wrigley, S. 104f. Allg. auch Aronsfeld, Jewish Enemy Aliens, S. 276-279; Holmes, Anti-Semitism, S. 121f., 138-140. 46 Zit. nach Rubinstein, Croft, S. 145. 47 Zur numerischen Entwicklung und zur Sozialstrukrur der NP vgl. Webber, Intolerance, S. 159; Rubinstein, Croft, S. 138f; Farr, Development, S. 134. 48 Koss, Rise, Bd. 2, S. 318f.; Wrigley, S. 100; Rubinstein, Croft, S. 136f.; Farr, Development, S. 133. Zum Einfluß des Nexus von antisemitischen sowie fremdenfeindlichen Verschwörungsvorstellungen und antisozialistischen Affekten auf die Politik des konservativen Innenministers JoynsonHicks im 1924 gebildeten Kabinett unter Premierminister Baldwin vgl. Cesarani, Anti-Alienism, S. 18-21; ders., Career, S. 462-466. 49 Wrigley, S. 101; Farr, Development, S. 142; Rubinstein, Croft, S. 138f. Vgl. zu den Bemühungen, konservative Unterhausabgeordnete an die NP zu binden, Ramsden, Tory Politics, S. 111. 50 Vgl. allg. hierzu Wrigley, S. 98-100; Farr, Development, S. 135. Ein organisierter Zusammenschluß der TRL, der BWL sowie der ebenfalls fremdenfeindlichen und antisozialistischen British Empire Union wurde nicht erreicht. Vgl. Wrigley, S. 100f. 51 Vgl. die Überlegungen in Rubinstein, Croft, S. 146-148; Wrigley, S. 111f.; Webber, Intolerance, S. 160; Farr, Development, S. 148. 52 Farr, Development, S. 148f. 53 Die FBI wurde ebenfalls im Dezember 1916 gegründet und trat während des Ersten Weltkriegs für eine protektionistische Wirtschaftspolitik ein. Vgl. Wendt, War Socialism, S. 139. Zum Zusammenhang zwischen der Forderung nach der Einführung von Schutzzöllen, dem organisatorischen Zusammenschluß der Arbeiterbewegung und der Erosion des Laissez-faire-Kapitalismus vgl. allg. Maier, »Fictitious Bonds...of Wealth and Law«, S. 40-45. 54 Hannon war ein führendes Mitglied der TRL, der Reveille-Bewegung konservativer Dissidenten, der Navy League und der National Service League. 1924 schloß er sich den British Fascists an und war nach 1925 ein führender Repräsentant der FBI. Vgl. Webber, Ideology, S. 151; ders., Intolerance, S. 162; Farr, Development, S. XIII, 150. 55 Die BCU verfügte aber über enge Verbindungen zur FBI und der 1916 von führenden Arbeitgebervertretern gebildeten National Alliance of Employers and Employed. Vgl. Turner, British Commonwealth Union, S. 532-538; Wrigley, S. 109; Fan, Development, S. 154-157. 56 Turner, British Commonwealth Union, S. 541-543; Fan, Development, S. 163-165, 168170. Zur Zusammenarbeit von BCU, NP und BWL Turner, British Commonwealth Union, S. 535, 541, 546; Wrigley, S. 109. 57 Vgl. hierzu die umfassende Darstellung in Fan, Development, S. 157-162, 165-168. Besonders mit der von J. Havelock Wilson, einem einflußreichen Mitglied der BWL, geführten Seaman's Union war die BCU eng verbunden. 58 Wendt, War Socialism, S. 139. Zum Safeguarding of Industries Act vgl. die Darstellung in Capie, S. 41. 59 Vgl. hierzu und zum folgenden Fan, Development, S. 178-182. 60 Turner, British Commonwealth Union, S. 529; Webber, Ideology, S. 145, 149f.; Koss, Rise, Bd. 2, S. 557. Die Gruppierung konnte die Unterstützung Milners (bis zu seinem Tod 1925), L.S. Amerys, Crofts und Neville Chamberlains gewinnen. 61 Vgl. hierzu und zum folgenden Turner, British Commonwealth Union, S. 550; Webber, Ideology, S. 80f.; Fan, Development, S. 179, 182. 62 Wrigley, S. 109; Turner, British Commonwealth Union, S. 535, 546f., 550; Fan, Development, S. 182f. Zur Forderung nach staatlicher Protektion für durch ausländische Konkurrenz bedrohte Industriezweige Turner, British Commonwealth Union, S. 532, 538f., 545, 550. 63 Vgl. zum folgenden Turner, British Commonwealth Union, S. 551-553. Allg. auch Medick. 64 Zur Finanzierung der BCU vgl. die ausführliche Darstellung in Fan, Development, S. 176f. Zur Beteiligung von Industrievertretern Turner, British Commonwealth Union, S. 532f. 65 Zu dieser Interpretation Wendt, War Socialism, S. 139.

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Anmerkungen zu S, 323 - 325 66 Vgl. Panayi, British Empire Union, S. 113; ders., Imperial War Museum, S. 355; Webber, Ideology, S. 145. 67 Exemplarisch hierzu Bean. Vgl. allg. auch Benewick, Fascist Movement, S. 39f.; Wilson, Imperialism, S. 168f. 68 Panayi, Imperial War Museum, S. 359. Drei führende Vertreter der BEU - Lord Leith of Fyvie, Sir Mervyn Manningham-Buller und Sir John Harrington - unterzeichneten 1917 das Gründungsmanifest der NP. Vgl. ebd., S. 358. Zur Zusammenarbeit mit der BWL vgl. Panayi, British Empire Union, S. 122. 69 Aktivisten der BEU schreckten hierbei auch vor Einbruch, dem Diebstahl von Dokumenten und Fälschung nicht zurück. Vgl. Bean. S. 24-26. 70 Vgl. Hiley, Failure, S. 850f; ders., Counter-Espionage, 637-647; ders., Security, S. 397-399; Englander, Military Intelligence, bes. S. 24-28; Alfason, S. 38-71. 71 Zum Verlauf der militärischen Operationen im Frühjahr und Sommer 1918 Wilson, Faces, S. 554-581; Beckett, Nation, S. 23. Zu den fremdenfeindlichen Ausschreitungen während des Ersten Weltkriegs allg. Panayi, Riots, bes. S. 201-203; ders., »The Hidden Hand«, S. 267-270; Koss, Rise, Bd. 2, S. 255-257, 264f, 275. Zur innenpolitischen Kontroverse, die durch einen von Maurice verfaßten Leserbrief an die Times am 7. Mai 1918 ausgelöst und erst mit einer Parlamentsdebatte beendet wurde, Gooch, Maurice Debate. 72 Vgl. hierzu detailliert Panayi, British Empire Union, S. 114-119; ders., Imperial War Museum, S. 355, 359. 73 Bush, East London Jews, S. 150-159; Cesarani, Minority, S. 66-75. Zum Problem der sich in Großbritannien aufhaltenden Ukrainer und russischen Juden auch Saunders, Aliens, S. 10-13, 19-22; ders., Britain, S. 59-64; Beckett, Nation, S. 13. 74 Vgl. zu den vorliegenden - weitgehend auf Schätzungen beruhenden - Angaben zur Mitgliederzahl der BEU und ihrer regionalen Konzentration Panayi, British Empire Union, S. 124; ders., Imperial War Museum, S. 359. 75 MacKenzie, Propaganda, S. 157. Vgl. für Liverpool Bean, S. 22f. Zum folgenden bes. Panayi, Imperial War Museum, S. 359. 76 Vgl. MacKenzie, Propaganda, S. 157; Wilson, Imperialism, S. 168; Panayi, British Empire Union, S. 113; ders., Imperial War Museum, S. 355, Lord Beresford war Präsident der Imperial Maritime League, die während des Ersten Weltkriegs ebenfalls einen Siegfrieden forderte, Lord Leith of Fyvie war einer der Dichards, die sich im August 1911 der Annahme des Parlamentsgesetzes durch das Oberhaus widersetzt hatten, und William Joynson-Hicks trug nach dem Ersten Weltkrieg maßgeblich zur weiteren Einschränkung der Einwanderungsmöglichkeiten bei, nachdem er schon vor 1918 eine restriktive Immigrationspolitik verlangt und fremdenfeindliche Ressentiments verbreitet hatte. Zum folgenden auch Springhall, Meath, S. 100. 77 Zit. nach Panayi, Imperial War Museum, S. 355. 78 Rede auf der Jahresversammlung der BEU 1918; zit. nach ebd., S. 355f Vgl. auch Panayi, British Empire Union, S. 113f. 79 Zit. nach Panayi, Imperial War Museum, S. 357. 80 Zu diesen Funktionen der Propagandakampagne gegen die deutschen Bevölkerungsteile in Großbritannien Panayi, British Empire Union, S. 115-117, 123f.; ders., Imperial War Museum, S. 356f. Zur Spionagefurcht vor 1914, die die wachsende nationalistische Bedrohungsangst reflektierte, vgl. Kap. 2.3.3. u. 2.3.4. 81 Bean, S. 22f. Die Interpretation, daß die BEU die zentrale Integrationsbewegung des übersteigerten Nationalismus und Antisozialismus gebildet habe, wird vertreten in Panayi, British Empire Union, S. 125f. Zum Vorgehen des britischen Geheimdienstes gegen Kommunisten, Sozialisten, Pazifisten und Anhänger der Frauenrechtsbewegung vgl. Hiley, Security, S. 402-410; Allason, S. 71-76. 82 Panayi, British Empire Union, S. 122f. Zur Ausbreitung der Xenophobie in England während des Ersten Weltkriegs und zur Einwanderungsgesetzgebung von 1919 vgl. allg. Saunders, Aliens, S.

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Anmerkungen zu S. 125 - 1 2 9 9f.; Holmes, John Bull's Island, S. 93-114; Aronsfeld, Jewish Enemy Aliens, S. 276f.; Cesarani, AntiAlienism, S. 5-9. 83 Ebenso wie die NP unterstützte die BEU den im Zeitraum von 1920 bis zum Rücktritt des Premierministers Lloyd George im Oktober 1922 wachsenden Widerstand konservativer Dichards gegen die Koalirionsregierung. Vgl. Cowling, Impact of Labour, S. 75.

4. Die Struktur und Entwicklungsbedingungen antisemitischer und faschistischer Bewegungen in Großbritannien 1918 - 1945 1 Gilman; Thurlow, Powers; Webber, Ideology, S. 16-25; Searle, Corruption, S. 328-376. Vgl. zur Fragmentierung des britischen Liberalismus und zur Entwicklung der Regierungskoalirion unter Premierminister Lloyd George nach 1918 zusammenfassend Freeden, Liberalism, bes. S. 1-44; Bernstein, Yorkshire Liberalism; Morgan, Consensus. 2 Zum Generalstreik von 1926 und zur Etablierung der OMS vgl. Feldman u. Steinisch, S. 65-84; Renshaw, General Strike; ders., Anti-Labour Politics; Mason. 3 Miller. Zur Arbeitslosigkeit und zur Wirtschaftspolitik in den dreißiger Jahren vgl. die Beiträge in Glynn u. Booth, Road sowie Stevenson u. Cook; Pollard, Development, S. 92-296; Alderoft, British Economy, S. 44-136; Paulmann; Peden, Economic and Social Policy, S. 85-123; Glynn u. Booth, Unemployment; Peden, »Treasury View«. 4 Newman, bes. S. 217-222; Graml, Weg, S. 107-184. Zur Appeasement-Politik vgl. Schmidt, England, bes. S. 179f., 220f., 602-621; Niedhart, Appeasement; Wendt, Economic Appeasement. Zu den Problemen der britischen Aufrüstung Peden, Rearmament.

4.1. Radikal antisemitische Gruppierungen und der Einfluß von Verschwörungstheorien nach 1918 5 Vgl. allg. hierzu Lebzelter, Anti-Semitism, S. 96-101; Lunn, Political Anti-Semitism, S. 32f; Field, Anti-Semitism, S. 32; Holmes, Light, S. 13. 6 Vgl. die ausführliche Darstellung in Poliakov, Geschichte, S. 64-89; Almog, S. 8-17; Cesarani, Anti-Alienism, S. 6-18; Saunders, Aliens, S. 12f, 23. Die am 2. November 1917 veröffentlichte Balfour-Deklaration drückte die Verpflichtung der britischen Regierung aus, in Palästina einen Judenstaat zu etablieren. Vgl. Beloff, S. 94; Holmes, Anti-Semitism, S. 140. 7 Griffiths, Fellow Travellers, S. 60; Lebzelter, Anti-Semitism, S. 102; Holmes, John Bull's Island, S. 140f; Field, Anti-Semitism, S. 32. Allg. zum Zusammenhang von Bedrohungsängsten und Verschwörungskonzepten Moscovici, S. 152f 8 Lebzelter, »Protocols«, S. 111-113; Cohen, Churchill, S. 54-56, 102, 122, 144. Zu Pitt-Rivers vgl. Webber, Ideology, S. 160; Lebzelter, Anti-Semitism, S. 100. Vgl. auch Webster, French Revolution, bes. S. V-X, 483-97; dies., Secret Societies, bes. S. V-XII, 369-414. 9 Kadish; Wilson, »Protocols of Zion«. 10 Thurlow, Fascism in Britain, S. 24f.; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 54; Webber, Intolerance, S. 160f. Zur Gründung der Britons vgl. Holmes, Protocols, S. 13; Lebzelter, Beamish, S. 41f.; Webber, Ideology, S. 17f; Field, Anti-Semitism, S. 30. 11 Vgl. hierzu und zum folgenden Ward, Great Britain, S. 19, 32; Searle, Corruption, S. 335f; Thurlow, Fascism in Britain, S. 66-68; Webber, Ideology, S. 144; Lebzelter, Beamish, S. 42; Holmes, Protocols, S. 13. Vgl. auch die Aufzeichnungen zu Beamish in WL, 01b; 251/0485. Pemberton Billing hatte in einer Rede im Parlament im Februar 1918 und in der sich daran anschließenden Gerichtsverhandlung führende britische Politiker der Korruption und der subversiven Aktivität für das Deutsche Reich beschuldigt. Vgl. Searle, Corruption, S. 255-268.

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Anmerkungen zu S. 229 - 1 3 2 12 Zur Veröffentlichung der »Protokolle« vgl. Holmes, Anti-Semitism, S. 147-150; ders., Light, S. 13-16; ders., Protocols, S. 13-18; Lebzelter, »Protocols«, S. 114f. Allg. auch Cohn, bes. S. 149-168. 13 Thurlow, Fascism in Britain, S. 66;Lebzelter,»Protocols«, S. 114; Holmes, Protocols, S. 17; Cohn, S. 153f. 14 Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 53; dies., Beamish, S. 47; Thurlow, Fascism in Britain, S. 69; Panayi, »The Hidden Hand«, S. 258, 264. Zu Clarke vgl. auch das 1952 veröffentlichte Flugblatt »The Britons« in BL, Britons, Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc. Zu Clarkcs Annahme einer jüdischen Verschwörung Clarke, England, bes. S. 16f., 23-25, 30-32, 49. Zur Zusammensetzung der Mitgliederschaft Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 65-67; dies., Beamish, S. 46, 54; Thurlow, Fascism in Britain, S. 67. 15 Lebzelter, »Protocols«, S. 115-117; Holmes, Anti-Semitism, S. 151-155; ders., Light, S. 1321; Kadish, S. 32, 36. 16 Zur Publikationstätigkeit der seit 1932 unabhängigen Britons Publishing Society bis zu den siebziger Jahren die Berichte in NCCL, DCL 41/8; 41/9; 42/10 (Report on Fascist Organisations, S. 6). Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 69; ders., Powers, S. 8; Lebzelter, Beamish, S. 45; Holmes, Protocols, S. 13; ders., Ritual Murder Accusation, S. 275f. Zur Position von Beamish in der IFL vgl. Kap. 4.1.2. sowie WL, 01b; 251/0485 (A Note on H.H. Beamish); Lebzelter, Political AntiSemitism, S. 53; Thurlow, Fascism in Britain, S. 68f. 17 PRO, HO 144/21377/120. Vgl. allg. zur Verschwörungstheorie der Britons Gorman, S. 65; Lebzelter, Beamish, S. 48-52; dies., »Protocols«, S. 111; Thurlow, Fascism in Britain, S. 66-68; ders., Powers, S. 8. 18 Die unreflektierte Verbindung von antisemitischen Ressentiments, einer ausgeprägten Germanophobic und einem rigorosen Anrikommunismus wird in Flugblättern deutlich, die von den Britons 1918/19 verbreitet wurden: »What is Bolshevism?, - The Final Attempt by the Jews to Dominate the World by Force« (PRO, HO 144/21377/93). »Germanism is a contagious disease like the plague, and the ubiquitous parasite which carries the germ of it is the Wandering Jew« (PRO, HO 144/21377/18). 19 WL, 01b; 356/X 369 (Why Are The Jews Hated?, London 1937, S. 7). Vgl. auch PRO, HO 144/21377/123. 20 Vgl. die Pamphlete in PRO, HO 144/21377/99-103; BL, The Britons: Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc. Allg, auch Lebzelter, Beamish, S. 43. 21 Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 56; dies., Beamish, S. 43, 49f.; Holmes, Anti-Semitism, S. 157. Zur Kontinuität rassistischer Einstellungen und Propaganda in Großbritannien seit dem späten 19. Jahrhundert vgl. Thurlow, Racial Populism, S. 28; ders., Satan, S. 49. 22 In der programmatischen Schrift »The Britons« wurde als Ziel der Gruppierung hervorgehoben: »To insist that in future Britain shall only be governed by citizens of British blood« (BL, The Britons, Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc.). Vgl. auch Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 57; dies., Beamish, S. 43, 48. 23 Zum Zusammenhang zwischen einem harmonisierenden Gesellschafts ideal und antisemitischen Versenwörungstheorien in der Agitation der Britons Holmes, Anti-Semitism, S. 158; Thurlow, Satan, S. 49; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 58-60; dies., Beamish, S. 50-52. Zur Tradition des Ritualmordvorwurfs in England seit dem 12. Jahrhundert Holmes, Ritual Murder Accusation, S. 275f. 24 Hierzu und zum folgenden WL, 01b; 251/0485 (Brief vom 11. 1. 1937); Lebzelter, Beamish, S. 44f., 52; dies., Political Anti-Semitism, S. 61f.; Field, Anti-Semitism, S. 28. 1918/19 waren die Britons dagegen noch für eine Ausweisung der englischen Juden nach Palästina eingetreten. Vgl. BL, The Britons, Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc. (Schrift »The Britons«). 25 Browning, S. 37; Döscher, S. 219. Die Deutung, daß Göring bei der Konzipierung des »Madagaskar-Plans« in den zwanziger Jahren angefertigte Entwürfe der polnischen Regierung aufgegriffen habe, muß daher zurückgewiesen werden. Zur hier kritisierten Interpretation Yahil. Allg. zum »Madagaskar-Plan« Hildebrand, Das Dritte Reich, S. 82.

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Anmerkungen zu S. 132 - 134 26 Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 64f; dies., Beamish, S. 53f. Die Rede Hitlers auf der Kundgebung vom 18. Januar 1923, die auch Beamish die Gelegenheit zu einer Ansprache bot, ist abgedruckt in Jackel u. Kuhn, S. 794-797. 27 Vgl. die von Beamish im Dezember 1936 und Januar 1937 verfaßten Briefe in WL, 01b; 251/ 0485. Allg. auch Lebzelter, Beamish, S. 44; dies., Political Anti-Semitism, S. 52. 28 Lebzelter, Beamish, S. 45; dies., Political Anti-Semitism, S. 52. Vgl. zur antisemitischen Agitation und zur Internierung des Gründers der Britons auch die ausführliche Darstellung in Kosmin, Colonial Careers, S. 18-22. 29 Thurlow, British Fascism, S. 69; Webber, Ideology, S. 146; Holmes, Protocols, S. 13; BL, Britons, Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc. (Schrift »The Britons«). 30 Zur von den Britons veröffentlichten Monatsschrift vgl. zusammenfassend Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 54; dies., Beamish, S. 46. 31 Vgl. Gilman, S. 49f; Griffiths, Fellow Travellers, S. 67-71. In einem Brief vom 11. Januar 1937 behauptete Beamish unter dem Eindruck seines Aufenthaltes im nationalsozialistischen Deutschland: »If Germany is allowed to continue on her present lines and which the Jews are working day and night to prevent, she will not only rejuvenate herself, but will set such an example to the world that all other decent nations will follow her example« (WL; 01b; 251/0485). 32 Hierzu ausführlich Leese, Out of Step, S. 48-50; Gorman, S. 65f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 70; Griffiths, Fellow Travellers, S. 97. Zu Kitson auch Webber, Ideology, S. 153. 33 Morell, S. 60; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 71f; Holmes, Anti-Semitism, S. 162. Allg. hierzu auch Greß u. Jasckke, S. 30. Zum Publikationsorgan The Fascist Cook, Sources, S. 220; Thurlow, Fascism in Britain, S. 64; Leese, Out of Step, S. 5 1 ; Gorman, S. 68; Griffiths, Fellow Travellers, S. 99f. 34 Leese, Defence. Vgl. insbesondere auch die Berichte in NCCL, DCL 42/5; WL, 01b; 251/ 0531 (Streicher's Heir). Allg. auch Leese, Out of Step, S. 53-55; Thurlow, Fascism in Britain, S. 75f; Morell, S. 59; Griffiths, Fellow Travellers, S. 100; Holmes, Ritual Murder Accusation, S. 273, 277. Zur antisemitischen Propaganda der IFL nach 1936 vgl. das Memorandum in PRO, HO 144/21382/ 28. 35 NCCL, DCL 42/5; WL 01b; 251/0531 (Streicher's Heir); Leese, Out of Step, S. 61-68; Morell, S. 59; Gorman, S. 70. 36 PRO, HO 45/25398/316; NCCL, DCL 42/5; Leese, Out of Step, S. 70f; Morell, S. 59; Gorman, S. 70. 37 Zur hier angedeuteten Persistenz rassistisch-antisemitischer Ideologie in England nach 1945 Thurlow, Fascism in Britain, S. 64, 261-263; Gorman, S. 70-73. Zur Agitation der von Colin Jordan gebildeten Gruppierungen White Defence League (1958), British National Party (1960), National Socialist Movement (1963) und British Movement (1968) vgl. Nugent, Parties, S. 166-168, 187f; ders., Post-War Fascism?, S. 214f.; Taylor, National Front, S. 11-13, 15. 38 Zit. nach der Propagandaschrift »Race and Politics«, S. 11 (WL, 01b; 251/0522). In einem Pamphlet mit dem Titel »Racial Fascism« wurde apodiktisch behauptet: »...our civilisation has become Judaised; in every strategic position we find a Jew; Bolshevism, the League of Nations, and the Gold Standard are his weapons, and Democracy his stupid victim« (PRO, HO 144/21382/113). Zur Verschworungstheorie der IFL vgl. auch Leese, Devilry, S. 5f, 9, 14; ders., Out of Step, S. 50f; WL, 01b; 251/0531 (Schriften »The Government of the Future. Racial Fascism. Its principles«; »Restoration Is Our Foreign Policy For Britain«); Thurlow, Powers, S. 7; Morell, S. 64-66; Gorman, S. 67. 39 Leese, Defence, bes. S. 2f, 55; ders., Cruelty, S. 9f Vgl. auch die von der IFL verbreiteten Pamphlete »The Growing Menace of Freemasonry in Britain« (WL, 01b; 251/0520) und »Freemasonry« (WL, 01b; 252/0587). Zur von Leese verbreiteten Behauptung vom jüdischen Ritualmord allg. Holmes, Ritual Murder Accusation, S. 272f. 40 Leese, Defence, S. 3: »All is Race; there is no other truth«. Vgl. auch »Race and Politics«, S. 6.

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Anmerkungen zu S. 134-136 41 »Race and Politics«, S. 8: »The Jewish Money Power acts destructively just as the spiritual power of the Aryan acts constructively - and in both cases it is the result of instinct«. Vgl. allg. auch Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 77; Holmes, Anti-Semitism, S. 163f; Thurlow, Racial Populism, S. 29; Morell, S. 61f.; Gorman, S. 66f. 42 IFL-Flugblatt »The Swastika Symbol: What It Means« (WL, 01b; 251/0531). Vgl. ergänzend Holmes, Anti-Semitism, S. 163; Morell, S. 63; Gorman, S. 67. Grundlegend für das von der IFL vertretene Konzept des Rassenkampfes waren die Theorien Houston Stewart Chamberlains, die zusammengefaßt sind in Hayes, S. 179-182. 43 »Race and Politics«, S. 3: »It is utterly fatal for a Race with noble instincts to allow itself to mix on an equality with a people whose instincts are ignoble...« Vgl. hierzu auch Holmes, Anti-Semitism, S. 167; Thurlow, Satan, S. 50; Morell, S. 67f; Gorman, S. 67. 44 Zur korporativen Ideologie, die von Leese im Zuge seiner politischen Propaganda für die British Fascists in den zwanziger Jahren entwickelt worden war, vgl. die Schriften »The Government of the Future« (WL, 01b; 251/0531) und »Agriculture Comes First. The Imperial Fascist League's Agricultural Policy«, S. 7-10 (WL, 01b; 251/0519). Hierzu auch Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 70f.; Morell, S. 64f., 70f.; Gorman, S. 68. 45 PRO, HO 45/25385/42; HO 144/21382/295; Thurlow, Fascism in Britain, S. 169f.; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 76-78, 82; Griffiths, Fellow Travellers, S. 99-101. 1938/39 intensivierte die IFL ihre Agitation für eine britische Politik der Neutralität gegenüber der Expansionspolitik des »Dritten Reiches« in Osteuropa. Vgl. Leese, Out of Step, S. 6 1 , 68; Gorman, S. 70. 46 Vgl. den Bericht des Presseattaches der deutschen Botschaft an das Auswärtige Amt vom 16. Oktober 1935 in PA/AA, Abt. ΙII, Pol. 29/England, 1/119-21. Sammlungen von Propagandaschrif­ ten der IFL finden sich in PA/AA, Pol. II, Po 2/England, Bd. 8; Pol. II, Po 36/England, Bd. 1. 47 Lebzelter, Beamish, S. 44; dies., Political Anti-Semitism, S. 52. 48 Thurlow, Fascism in Britain, S. 169. Zu Skeels vgl. den von Leese verfaßten Brief vom 12. Februar 1934 in WL, NSDAP-Hauptstaatsarchiv, 34/670/47 (Deutschtum im Ausland/England). Ergänzend auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 80, 82f. Allg. zur deutschen Propaganda und Spionage in England Stent, S. 258; Kahn, S. 346f. Der zunächst vom Propagandaministerium unterstützte »Weltdienst« vertrieb weltweit antisemitische Schriften an Gruppierungen, die den Mythos einer jüdischen Weltverschwörung propagierten, und wurde 1937 in Rosenbergs Außenpolitisches Amt der NSDAP integriert. Vgl. Bollmus, S. 121f.; Cohn, S. 217f., 229-232; Webber, Ideology, S. 153. 49 Vgl. Aigner, S. 70, 77, 83-85, 119; Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik, S. 336; Kahn, S. 346f. 50 PRO, HO 144/21382/68; HO 144/21062/279; WL, NSDAP-Hauptstaatsarchiv, 34/670/ 47; Leese, Out of Step, S. 52; ders., Devilry, S. 12; Thurlow, Fascism in Britain, S. 75; ders., Powers, S. 8; Gorman, S. 58, 69f.; Morell, S. 65. 51 PRO, HO 45/25385/42; Webber, British Isles, S. 143; Thurlow, Fascism in Britain, S. 63f.; Latzeiter, Political Anti-Semitism, S. 83; Field, Anti-Semitism, S. 30; Morell, S. 58f. 52 Thurlow, Fascism in Britain, S. 64, 72f.; Webber, British Isles, S. 143f.; ders.. Ideology, S. 152; Griffiths, Fellow Travellers, S. 97f. 53 Vgl. hierzu und zum folgenden Anderson, Fascists, S. 48f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 65, 90f.; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 82-85; Morell, S. 66, 71; Gorman, S. 65f.; Field, AntiSemitism, S. 30; Griffiths, Fellow Travellers, S. 96. 54 Griffiths, Fellow Travellers, S. 183; Aigner, S. 108; Stent, S. 257. Vgl. auch die Eintragung in Young, S. 332. Ribbentrop war Hitlers »Sonderbeauftragter für Abrüstungsfragen«, bevor er im August 1936 zum deutschen Botschafter in London ernannt wurde. Vgl. Wendt, Großdeutschland, S. 112f; Michalka, Ribbentrop, S. 69-105. Zu Tennant vgl. Kettenacker, Diplomatie, S. 264; Griffiths, Fellow Travellers, S. 264. 55 Aigner, S. 108; Kushner, Beyond the Pale?, S. 151. Zur Konzeption einer politischen Annäherung durch eine Intensivierung der kulturellen Beziehungen und eine Vermittlung von

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Anmerkungen zu S. 137 - 1 4 0 Besuchen einflußreicher Personen vgl. das Memorandum des deutschen Botschafters in London, Hoesch, vom 16. August 1933 in ADAP, Serie C, Bd. I, 2, S. 742-754. 56 Haxey, S. 196, 198-200, 202, 207, 209; Pryce-Jones, S. 183; Webber, Ideology, S. 142, 155, 157; Griffiths, Fellow Travellers, S. 185. Lord Mount Temple (Wilfred Ashley) hatte die 1908 gegründete Anti-Socialist Union geführt und trat in den dreißiger Jahren für eine britische Politik weitreichender Konzessionen an das »Dritte Reich« ein. Vgl. Webber, Ideology, S. 157; Griffiths, Fellow Travellers, S. 185f.; Haxey, S. 200, 209, 220f. Vgl. auch Kap. 2.3.2. 57 Andrew, Secret Service, S. 341; Webber, Ideology, S. 142, 148; Griffiths, Fellow Travellers, S. 185; Haxey, S. 203f. Zum Anglo-German Review vgl. allg. Aigner, S. 109; Griffiths, Fellow Travellers, S. 274-276. 58 Domvile, S. 64; Zeman, S. 143; Griffiths, Fellow Travellers, S. 277; Aigner, S. 109; Stent, S. 257f. 59 Die Mitgliederzahl des Link stieg im Zeitraum von März 1938 bis Juni 1939 von 1800 auf über 4300. Vgl. Griffiths, Fellow Travellers, S. 307-313, 358; Stent, S. 258. Zur Bildung von Ortsverbänden des Link vgl. die Eintragungen in NMM, DOM 55 (28.11.1937: 3.12.1937V 60 Webber, Ideology, S. 154; Griffiths, Fellow Travellers, S. 329f.; Kushner, Beyond the Pale?, S. 152; Haxey, S. 220. Vgl. zu den genannten Mitgliedern des Führungsgremiums des Link (National Council): »Titus Oates«, Kap. V; NCCL, DCL 42/5 (Personalities in the Fascist and Anti-Semitic Movement, S. 2, 4). Zur graduellen Abwendung der öffentlichen Meinung von Chamberlains Appeasement-Politik nach dem Münchener Abkommen vgl. allg. Eatwell. 61 NMM, DOM 56 (Eintragungen vom 30.7. bis 6.8. 1939, 4.9.1939); Domvile, S. 71f., 76, 78. Zu Hewel vgl. Wistrich, S. 122. 62 Vgl. zum folgenden Thurlow, Fascism in Britain, S. 179-182. Wichtig für den hier behandelten Problemkomplex sind die Eintragungen in NMM, DOM 56 (26.7., 19.9., 22.9., 26.10., 8.11., 22.11., 6.12.1939; 23.1., 7.2., 13.2., 15.2., 1.3., 26.4.1940). 63 NMM, DOM 56 (8.7.1940); Domvile, S. 97-99; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 133f.; Thayer, S. 40. Vgl. allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 200-210; Stent, S. 252, 259. Zur British Peoples' Party vgl. zusammenfassend Webber, Ideology, S. 146; Thurlow, Fascism in Britain, S. 172f.; Griffiths, Fellow Travellers, S. 352. Zum Herzog von Bedford NCCL, DCL 42/5 (Personalities in the Fascist and Anti-Semitic Movement). 64 Griffiths, Fellow Travellers, S. 313-317; Zeman, S. 144. 65 Am 10. Juli 1939 notierte Domvile in sein Tagebuch: »The power of the bloody Jews is alarming« (DOM 56, 10.7.1939). Allg. zur vom Gründer des Link zunehmend radikalisierten antisemitischen Verschwörungsvorstellung Domvile, S. 66-71, 77, 80-83, 86-90; Griffiths, Fellow Travellers, S. 179-181, 315f. 66 NMM, DOM 56 (29.6.1940); Alderman, Jewish Community, S. 119f.; Domvile, S. 66, 84-87. 67 Vgl. den Artikel des News Chronicle vom 20. Oktober 1939 in NCCL, DCL 41/1. Zusammenfassend hierzu Thurlow, Fascism in Britain, S. XIV; Griffiths, Fellow Travellers, S. 274-277, 356f.; Aigner, S. 109; Stent, S. 258; »Oates«, Kap. V. 68 Vgl. die Notizen in NMM, DOM 55 (24.11.1937); DOM 56 (6.2., 8.2., 11.2.1938; 15.2., 7.5., 30.7. 1939); BDC, Sonderakte Barry Domvile (Schreiben Dr. F. Haylers vom 20.2. 1939). Allg. auch White, Big Lie, S. 15-17, 22; Stent, S. 258; Aigner, S. 85. 69 BDC, Sonderakte Barry Domvile (Schreiben vom 10.11.1938, S. If.). 70 Vgl. die Schreiben Hewels (10.11.1938), Domviles (4.9.1938) und Haylers (20.2.1939) in BDC, Sonderakte Barry Domvile. 71 Lediglich zwei konservative Parlamentarier unterstützten den Link. Vgl. Haxey, S. 208. Allg. auch Ramsden, Age, S. 348; Zeman, S. 144; Griffiths, Fellow Travellers, S. 313; Aigner, S. 109. 72 Zu Captain A.H. Maule Ramsay vgl. NCCL, DCL 42/5 (Personalities in the Fascist und AntiSemitic Movement, S. 5); Stenton u. Lees, S. 293; Fyrth, S. 34f.; Webber, Ideology, S. 160; Thurlow, S. 63, 78-80; Alderman, Jewish Community, S. 120; Haxey, S. 208, 216f. 73 Vgl. das Memorandum in PRO, HO 144/21381/271. Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain,

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Anmerkungen zu S. 140 - 1 4 2 S. 78-81, 83; Webber, Ideology, S. 161; Holmes, John Bull's Island, S. 144; »Oates«, Kap. VI. Zu Ramsays antisemitischen Verschwörungsvorstellungen vgl. Ramsay, bes. S. 54-61, 95-97. 74 Thurlow, Fascism in Britain, S. 81. Berichte über von der NL organisierte Veranstaltungen finden sich in NCCL, DCL 41/1; DCL 42/5; DCL 43/2; PRO, HO 144/21382/234. 75 Ramsay, S. 59-61; NCCL, DCL 41/1; PRO, HO 144/21381/215f., 225-227; »Oates«, Kap. VI. 76 Thurlow, Fascism in Britain, S. 80, 85. Zur begrenzten Kooperation zwischen Mosley und Ramsay 1939 vgl. den Geheimdienstbericht in PRO, HO 144/21382/299. Zu den Mitgliedern der NL vgl. PRO, HO 144/21381/243, 275-293. Zu Blakency, der von 1924 bis 1926 die British Fascists führte, vgl. auch Kapitel 4.2.2. 77 PRO, HO 144/21381/239-293. Vgl. auch »Oates«, Kap. VI. Die Auswirkungen der Propagandakampagne der NL wurden in der Denkschrift der deutschen Botschaft folgendermaßen zusammengefaßt: »Es ist selbstverständlich, daß antisemitische Kreise dem neuen Deutschland mehr oder weniger positiv gegenüberstehen und mit dem Anwachsen des Antisemitismus auch ein wachsendes Verständnis für uns Hand in Hand geht« (BA, R43II/1436a/136). Flugblätter der NL finden sich in PA/AA, Pol. II, Po 2/England, Bd. 8. 78 Thurlow, Fascism in Britain, S. 83; Webber, Ideology, S. 161; Griffiths, Fellow Travellers, S. 354f.; Ramsay, S. 99. 79 Unter den Mitgliedern des RC ragten der Herzog von Wellington, William Joyce und Anna Wolkoff, die Tochter eines ehemaligen Admirals der zaristisch-russischen Flotte, heraus. Vgl. Webber, Ideology, S. 161; Ramsay, S. 83f., 99; Griffiths, Fellow Travellers, S. 355. 80 Vgl. hierzu die Schrift »True-Blue Patriots of the B.U.F.« (WL; 01b; 251/0558) sowie allg. de Jong, S. 98-106; Stent, S. 53-68, 252, 259f. 81 West, S. 124f. Vgl. aber die kritischen Bemerkungen in Andrew u. Dilks,S. 3. Zur Verabschiedung der ergänzenden Bestimmungen der Defence Regulation 18B, die den Innenminister zur Internierung der Mitglieder von Gruppierungen ermächtigt hatte, die die außenpolitischen Ziele des nationalsozialistischen Deutschland unterstützt hatten oder als Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit angesehen wurden, vgl. die Denkschriften in PRO, HO 45/24893/ 239f.; HO 144/21429/42-45; HO 144/21540/97-100. Hierzu auch die ausführliche Darstellung in Skidelsky, Mosley, S. 447-449; Lewis, Illusions, S. 232f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 190f., 197f; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 122-125; Stent, S. 58. 82 Kent war im Oktober 1939 von der amerikanischen Botschaft in Moskau nach London versetzt worden. Vgl. Kimball u. Bartlett, S. 300f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 194; Allason, S. 113; West, S. 125. Die Korrespondenz ist abgedruckt in Kimball, S. 23-41. Zu den Depechen Churchills an Roosevelt im Sommer 1940, in denen der britische Premierminister um eine rüstungswirtschaftlichc Unterstützung der Kriegführung Großbritanniens bat, vgl. Colville, S. 106, 120f., 139, 153-155, 161, 163, 166f. 83 Addison, Road, S. 81f.; Leutze, S. 482-84; Kimball u. Bartlett, S. 300. 84 Gilbert, S. 485f.; Kimball u. Bartlett, S. 294f, 302f; Thurlow, Fascism in Britain, S. 194f.; Leutze, S. 466f.; Allason, S. 113f. Anna Wolkoff hatte auch dem für den deutschen Rundfunk arbeitenden William Joyce eine Mitteilung über die Wirkung seiner Propagandasendungen in England zugeleitet. Vgl. Cole, S. 179f; Kimball u. Bartlett, S. 303. Zu Knights Rolle bei der Aufdeckung des Geheimnisverrats durch Tyler Kent Masters, S. 76-90. 85 Vgl. die Zeitungsartikel in NCCL, 37/2. Außerdem PRO, HO 45/24891/34, 89; Thurlow, Fascism in Britain, S. 178f., 195f, 210f; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 128f; Stent, S. 60. Zu den Unterredungen zwischen Mosley und Ramsay im Herbst 1939 vgl. den Geheimdienstbericht in PRO, HO 144/21382/299. Hierzu auch die Eintragung in NMM, DOM 56 (26.10.1939). Bei Ramsay wurde nach seiner Verhaftung außerdem ein Brief Mary Aliens, eines führenden Mitglieds der BUF, gefunden, der die Kontakte zwischen dem Gründer des RC und Mosley belegte. Vgl. PRO, HO 144/21933/322

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Anmerkungen zu S. 143 - 1 4 8

4 2 . Fasehistisehe Bewegungen in Großbritannien in der Zwisehenkriegsueit 1 Vgl. hierzu und zum folgenden bes. Nolte, Art. »Faschismus«, S. 329-331; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 438f.; Wippermann,, Faschismus, S. 348f. 2 Vgl. zusammenfassend Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 12f.; Nolte, An. »Faschismus«, S. 332; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 455-457. 3 Nolte, Vierzig Jahre, S. 18-31, 49; Wippermann, Faschismus, S. 349. 4 Zur kommunistisehen Faschismdiskussion in den zwanziger Jahren vgl. Luks, Entstehung, S. 23-129; Wippermann, Analyse, S. 59-73; ders., Faschismustheorien, S. 11-16; ders., Faschismus, S. 350f.; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 454-458. 5 Vgl. zur Kritik an der »Sozialfaschismustheorie« Bahne; Wippermann, Faschismustheorien, S. 16. Die Faschismusforschung in der DDR ist schon vor dem politischen Umbruch im Herbst 1989 und der Wiedervereinigung tendenziell von der These des »Sozialfaschismus« abgerückt. Vgl. z.B. Lewerenz, S. 29. Als Überblick über die Diskussion auch Kershaw, NS-Staat, S. 30f. 6 Zit. nach Erdmann, S. 459. Vgl. zu dieser Faschismusdefinition auch Wippermann, 7 Hierzu die ausführliehe Darstellung in Luks, Grundtendenzen. Zur Faschismusforschung in der DDR bis zu den achtziger Jahren Thamer, Nationalsozialismus, S. 27-37. 8 Vgl. die Kritik in Winkler, Die »neue Linke« ; Bracher, Terrorismus. 9 Hagtvet u. Kühnl, Approaches, S. 43. Vgl. zum Fall des Aufstiegs der nationalsozialistischen Bewegung in Deutsehland Koeka, Ursachen, S. 7; Prinz, S. 331-334. 10 Wippermann, Faschismus, S. 351f.; ders., Forsehungsgeseruehte, S. 23f. Da die kommunistische Faschismusdefinition einen differenzierenden Vergleich der Voraussetzungen des Aufstiegs faschistischer Bewegungen nicht zuläßt, blieben Forderungen nach komparativen Studien in der orthodox-marxistischen Historiographie ohne Konsequenzen für die Faschismusforsehung. Vgl. Lewerenz, S. 47. 11 Hierzu und zum folgenden Dülffer, Bonapartism, S. 109-113; Griepenburg u. Tjaden; Schmidt, Nationalsozialismus, S. 43; Kitehen, Theory, S. 69-78; Miehalka, Wege, S. 163. 12 Vgl. zu dieser Kritik Wippermann, Bonapartismustheorie, S. 206f; Kitehen, Theory, S. 72f., 77f.; Griepenburg u. Tjaden, S. 471f. 13 Hierzu die detaillierte Darstellung in Petersen, Entstehung. Vgl. zur frühen Totalitarismusdiskussion, auf die in dieser Studie nicht ausführlieh eingegangen werden kann, Sehlangen, S. 22-36; Jenkner, S. 17f; Schulz, Faschismus, S. 138-141; Wippermann, Faschismustheorien, S. 64-66. 14 Arendt. Zu Arendts Analyse vgl. de Felice, S. 61-66; Jenkner, S. 18, Sehlangen, S. 45-49. 15 Friedrieh u. Brzezinski. 16 Bracher, Betrachtungen, S. 32: »alle Diktaturbewegungen, ob rechts oder links, leben vor allem aus der Kampfansage an liberale Demokratien, an Toleranz und Kompromiß«. Vgl. auch ders., Problem, S. 142f. 17 Vgl. Bracher, Wellen, S. 196-210; ders., Verführung, S. 121f; ders., Totalitarismus, S. 55f; ders., Terrorismus, S. 109f., 116-119; ders., Zeitgeschiehte, S. 651; ders., Role, S. 219-221; ders., Zeit, S. 170-188. 18 Zu dieser Kritik Luks, Bolschewismus, S. 114; Faulenbach, Streit, S. 622f; Wehler, 30. Januar 1933, S. 48; Kershaw, NS-Staat, S. 70-75. 19 Alig. hierzu Hildebrand, Das Dritte Reich, S. 136. 20 Moore, bes. S. 497-519. 21 Zur Debatte über die Vergleichbarkeit der Regime in Japan nach 1937 und in Deutsehland nach 1933 Yamagushi; Martin, Tauglichkeit, S. 48-73; ders., Japan, S. 209-220; Kasza. 22 Organski, Stages, bes. S. 170-177; ders., Fascism. Vgl. zum folgenden auch die Analysen in Wippermann, Faschismustheorien, S. 98-100; Gregor, Interpretations, S. 182-191; de Felice, S. 99104; Kershaw, NS-Staat, S. 63.

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Faschismustheorien,

S. 16f.;

Anmerkungen zu S. 148 - 1 5 2 23 Zum Stadienmodell Rostows vgl. Rostow. Allg. auch Gregor, Interpretations, S. 174-179. 24 Organski, Fascism, S. 31f. 25 Turner, Faschismus, S. 157-182. Zum folgenden auch Payne, Fascism, S. 187; Kershaw, NSStaat, S. 79f. 26 Vgl. Gregor, Fascism; ders., Italian Fascism; ders., Interpretations, S. 202-207. 27 Zur Kritik an Gregors Interpretation Merkl, S. 117f. Zur Diskrepanz zwischen Mussolinis Eroberungsplänen und dem ökonomischen Potential Italiens vgl. Breuer, S. 45f.; Knox, S. 45f. 28 Dahrendorf, Gesellschaft, S. 415-432; Schoenbaum, bes. S. 336-351. 29 Vgl. insbesondere Nolte, Phänomenologie, S. 388-407; ders., Faschismus in seiner Epoche; ders., Bewegungen. Zur Wirkung der Forschungen Noltes Nipperdey, Faschismus, S. 624f.; Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 15; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 471; Erdmann, S. 464. 30 Nolte, Faschismus in seiner Epoche, S. 515-521, 544; ders., Problem, S. 32. Vgl. auch Wippermann, Faschismustheorien, S. 80-82; Kershaw, NS-Staat, S. 60f.; de Felice, S. 69f. 31 Nolte, Faschismus in seiner Epoche, S. 51. 32 Nolte, Marxismus und Nationalsozialismus, bes. S. 413-417; ders., Revolutionen, S. 406f.; ders., Marxismus und Industrielle Revolution, S. 532f.; ders., Bürgerkrieg, S. 34-37, 533-549. Vgl. hierzu auch Zitelmann, S. 460f.; Wippermann, Faschismus, S. 355?.; Faulenbach, Streit, S. 614-618. 33 Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 471f.; Kitchen, Fascism, S. 43f.; Nipperdey, Faschismus, S. 631-663; Kershaw, NS-Staat, S. 60. »Revolution« definiert Nolte allgemein als einen »tiefgreifenden, d.h. von normalen Änderungen deutlich abweichenden und in seinen Auswirkungen dauerhaften Wandel« und lehnt eine Einschränkung des Begriffes auf politische Umwälzungen dezidiert ab. Vgl. Nolte, Revolutionen, S. 395. 34 Zum »Idealtypus« vgl. die Definition in Weber, S. 191. Ergänzend auch Adam, S. 29f. 35 Für die Verwendung eines allgemeinen Faschismusbegrifls als heuristisches Mittel wird plädiert in Thamer u. Wippermann, S. 246; Adam, S. 48. 36 Schieder, Deutschland, S. 45. Ein genereller Faschismusbegriff wird grundsätzlich abgelehnt in Allardyce; Hillgruber, Nationalsozialismus, S. 42; Hildebrand, Das Dritte Reich, S. 139, 141. Zur Diskussion vgl. auch Schmidt, Nationalsozialismus, S. 41f.; Wippermann, Faschismus, S. 358f.; Kershaw, NS-Staat, S. 76-87. 37 Lackó, S. 4 1 ; Allen, S. 44; Seton-Watson, S. 195-197; Payne, Fascism, S. 206f. 38 Zusammenfassend hierzu Hildebrand, Hitlers Ort, S. 630; Schieder, Deutschland H i t l r s , S. 46; ders., Art. »Faschismus«, Sp. 440f.; Thamer u. Wippermann, S. 13f; Lackó, S. 42f. 39 Vgl. Linz, Notes, S. 4-8, 10; ders., Space, S. 153-158. Hierzu auch W. Schieders Stellungnahme in Totalitarismus u. Faschismus, S. 47f. 40 Mosse, Introduction, S. 9, 37; Carsten, Aufstieg, S. 275; Linz, Notes, S. 12f, 87-100; Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 202. 41 Zur Ideologie faschistischer Bewegungen vgl. die ausführliche Darstellung in Sternhell, Ideology, S. 315-376. Zusammenfassend auch Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 197-199; ders., Faschismus, S. 365; Linz, Notes, S. 12f; Heinen, S. 484f. 42 Zur Ausprägung und den Wurzeln dieser Ideologie gesellschaftlicher Integration Sternhell, »Anti-materialist« Revision, S. 379-400; ders., Ideology, S. 344-350; Cassels, Janus, S. 69-92. 43 Vierhaus, Führertum; Mosse, Fascism and the French Revolution, S. 6-21. Hierzu und zum folgenden auch Woolf, Introduction, S. 12; Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 197; ders., Faschismus, S. 365; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 451f; Payne, Fascism, S. 11-14; Heinen, S. 485. 44 Hagtvet u. Rokkan, Conditions, S. 131; Legters, S. 8; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 454; Linz, Notes, S. 12f. 45 Zu den Gründen für die unterschiedliche Durchsetzungsfähigkeit des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus vgl. von der Brelie-Lewien, S. 192f; Ara, S. 139-141; Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 33f., 200f.; Breuer, S. 34-40. Zum spannungsreichen Bündnis faschistischer Bewegungen mit etablierten politischen Herrschaftseliten allg. Trevor-Roper, S. 31-34.

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Anmerkungen zu S. 152 - 156 46 Hierzu trotz zu starker Nivellierung der Unterschiede zwischen den Regimen in Italien und Deutschland Michaelis, Fascism, bes. S. 97-99. Die Unabdingbarkeit einer Theoriebildung in der komparativen Faschismusforschung wird überzeugend dargelegt in Wippermann, Forschungsgeschichte, S. 80; ders., Faschismus, S. 359. Zur Bedeutung der radikal antisemitischen Rassenideologie des Nationalsozialismus für die Bildung eines in sich differenzierten Faschismusbegriffs Schieder, Faschismus als Vergangenheit, S. 149f, 152f.; Cassels, Fascism, S. 165-167; Pommerin, S. 659; Wippermann, Faschismus, S. 360-365; ders., Europäischer Faschismus, S. 73, 200. 47 Nipperdey, Faschismus, S. 625. 48 Vgl. Lunn, Ideology, S. 140-144. 49 PRO, HO 45/25386/37; Farr, Development, S. 184-188; Webber, Intolerance, S. 163; Thurlow, Fascism in Britain, S. 51. Die Bewegung gab sich zunächst den Namen »British Fascisti«, versuchte aber zunehmend, dem Eindruck einer engen Anlehnung an das faschistische Regime Mussolinis entgegenzuwirken und sich als originär britische Gründung darzustellen, so daß sie 1924 in »British Fascists« umbenannt wurde. Vgl. PRO, HO 144/19069/30: »We have no link or connection whatsoever with the Italian Fascisti...« 50 PRO, HO 144/19069/32. 51 Zum Antikommunismus der BF vgl. PRO, HO 144/19069/30: »The name Fascist was chosen because there is no doubt whatever that the name Fascism is definitely antithetical to the name Communism« (Brief der BF, 1926). Allg. hierzu auch Griffiths, Fellow Travellers, S. 86. 52 Rawnsley, Fascism, S. 100; Thurlow, Fascism in Britain, S. 51. 53 PRO, HO 144/19069/91-94, 211; Thurlow, Fascism in Britain, S. 54; Webber, Ideology, S. 157; ders., Intolerance, S. 157. Unter den sich 1924/25 in den National Fascists zusammenschließenden Befürwortern einer Verschärfung der Agitation gegen die Labour Party und die Gewerkschaften waren auch Arnold Leese, der 1928 die IFL gründete, und der spätere Propagandaleiter der BUF, William Joyce. Vgl. Farr, Development, S. 199f. Allg. auch Wheelwright, S. 42-44. 54 Zur politischen Laufbahn von Joynson-Hicks (»Jix«) vgl. die detaillierte Untersuchung in Cesarani, Career, S. 461-482. Zum folgenden PRO, HO 144/19069/16, 37; Cross, Fascists, S. 6 1 ; Webber, Ideology, S. 26; Farr, Development, S. 201-217; Griffiths, Fellow Travellers, S. 88. Zur NCU, deren stellvertretender Vorsitzender Joynson-Hicks war, vgl. Webber, Ideology, S. 157. 55 Vgl. den Schriftwechsel und die Denkschriften in PRO, HO 144/19069/26-32. Zusammenfassend auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 55. 56 Hierzu und zum folgenden ebd., S. 56, 96; Cross, Fascists, S. 62; Griffiths, Fellow Travellers, S. 9 If. Robert Forgan war im Februar 1931 aus der Labour Party ausgetreten, aber in der Parlamentswahl als Kandidat von Mosleys New Party in seinem Wahlkreis Western Renfrewshire gescheitert. Nach der Gründung der BUF im Oktober 1932 leitete er bis 1934 die Organisation der neuen Bewegung. Vgl. Hill u. Holmes. 57 PRO, HO 144/20142/67-71; Thurlow, Fascism in Britain, S. 56f, 96; Griffiths, Fellow Travellers, S. 95; Webber, British Isles, S. 143. 58 Vgl. die Schrift »British Fascists« (Oktober 1924) in NMM, WHI 8. Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 6 1 ; Cross, Fascists, S. 60; Farr, Development, S. 193f. 59 PRO, HO 144/19069/32. 60 Vgl. die programmatischen Publikationen in NMM, WHI 8. Zusammenfassend hierzu Thurlow, Fascism in Britain, S. 6 1 ; Griffiths, Fellow Travellers, S. 88. Zum folgenden auch PRO, HO 144/19069/32; NMM, WHI 8 (British Fascists); Lunn, Ideology, S. 148f; Farr, Development, S. 199. 61 Vgl. Thurlow, Fascism in Britain, S. 6 1 ; Cross, Fascists, S. 58; Griffiths, Fellow Travellers, S. 88, 92. 62 Ausführlich hierzu Lunn, Ideology, S. 150f. Allg. auch Cross, Fascists, S. 58f.; Griffiths, Fellow Travellers, S. 86; Cole, S. 30f.; Farr, Development, S. 193-195, 198-201; NMM, WHI 8 (Schrift »British Fascists«). 63 NMM, WHI 8 (Schrift »British Fascists«): »We ... are impressed by the spirit which animated

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Anmerkungen zu S. 156 - 160 the Fascisti of Italy and enabled them to overcome the Bolshevist menace by sheer force of determination against stupendous odds«. Vgl. auch PRO, HO 144/19069/130. Allg. hierzu Stevenson, Conservatism, S. 269. 64 PRO, HO 144/19069/211; Griffiths, Fellow Travellers, S. 87, 89f. Zum folgenden vgl. Lunn, Ideology, S. 146f.; Webber, British Isles, S. 142; Thurlow, Fascism in Britain, S. 53; Fan, Development, S. 196f. 65 Thurlow, Fascism in Britain, S. 52; Lunn, Ideology, S. 145f; Fan, Development, S. 198; Stevenson, Conservatism, S. 269. Die Konzentration der Mitglieder in London wird zu stark betont in Webber, British Isles, S. 142. Schätzungen, die die Mitgliederzahl der BF auf etwa 100000 für 1924/25 veranschlagen, müssen als überhöht angeschen werden. Zu dieser Angabe Nolte, Bewegungen, S. 280. 66 PRO, HO 45/25386/38; HO 144/19069/212; Webber, British Isles, S. 143. Vgl. die Berichte über die Konflikte zwischen Anhängern der BF und der BUF im Sommer 1933 in PRO, HO 144/ 19069/201-205. 67 Zum folgenden Webber, Ideology, S. 145f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 53; Farr, Development, S. 199f. 68 Forester, S. 69; Cole, S. 29-33; Gilman, S. IX, 44, 67; Wheelwright, S. 43; Griffiths, Fellow Travellers, S. 89f. 69 Diese personelle Kontinuität ist in der Sekundärliteratur bisher wenig beachtet worden. Zum folgenden vgl. Farr, Development, S. XIII, 151, 181f.; NMM, WHI 8. 70 Lunn, Ideology, S. 145f, 149; Rawnsley, Fascism, S. 100f; Cross, Fascists, S. 58f; Farr, Development, S. 195f, 200f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 52. 71 Vgl. zu dieser Institution und zu Barnes Webber, Ideology, S. 28, 61, 64, 98, 143f., 147; Nolte, Vierzig Jahre, S. 41f. 72 Thurlow, Fascism in Britain, S. 52f.; Farr, Development, S. 197. 73 Bosworth, S. 167-177; Edwards, S. 154-161; Farr, Development, S. 187f., 218. 74 Stevenson, Conservatism, S. 268f; Thurlow, Fascism in Britain, S. 54, 60; Webber, Intolerance, S. 157f, 163; Farr, Development, S. 219, 222, 314; Griffiths, Fellow Travellers, S. 89. Zur Entwicklung der Mitgliederzahl in der CPGB Pelling, S. 192. 75 Cesarani, Joynson-Hicks, S. 118-139; ders., Career, S. 471-475, 477; Blythe, S. 31-33; Lunn, Ideology, S. 150f. 76 Schwarz, Language; Ramsden, Baldwin, S. 128, 138-140; Rich, Decline, S. 36-40. 77 Vgl. die Rezension von R. Griffiths in EngHR, Bd. 104, 1989, S. 258f; Fan, Development, S. 218. Hierzu auch die Stellungnahme des Schriftstellers Evelyn Waugh in Gallagher, S. 223. 78 Diese Elemente der Kontinuität in der Entwicklung faschistischer Bewegungen in England werden unterschätzt in Rawnsley, Fascism, S. 101; Webber, British Isles, S. 143; Thurlow, Fascism in Britain, S. 47, 53, 57, 61f. 79 Zum folgenden vgl. die ausführliche Darstellung in Mosley, My Life, S. 1-43; Skidelsky, Mosley, S. 23-40; Mosley, Rules of the Game, S. 4f. 80 »Apart from games, the dreary waste of public school existence was only relieved by learning and homosexuality; at that time I had no capacity for the former and I never had any taste for the latter«. Zit. nach Mosley, My Life, S. 35. Vgl. allg. auch Cross, Fascists, S. 10. 81 Die Bedeutung der Erfahrung des Ersten Weltkriegs für Mosleys politische Laufbahn wird betont in Skidelsky, Mosley, S. 66: »The war, more than any other single experience, shaped Mosley the man and the politician«. Zu Sandhurst allg. Best, S. 132. 82 Mosley, My Life, S. 49: »How to get to the front was the burning question ofthat hour«. Vgl. auch die Darstellung in Skidelsky, Mosley, S. 61-63; Mosley, Rules of the Game, S. 5f. 83 Zit. nach Mosley, My Life, S. 65. 84 Mosley, My Life, S. 71. Vgl. allg. auch Mosley, Rules of the Game, S. 7; Skidelsky, Mosley, S. 67f. 85 Vgl. hierzu bes. Skidelsky, Mosley, S. 16, 43, 167; Mosley, My Life, S. 70; Cross, Fascists, S.

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Anmerkungen zu S. 160 - 1 6 4 11, 55. Zum kollektiven Charakter dieser Überzeugungen Wohl, S. 85-108; Fussell, S. 310-315; Mosse, Two World Wars, S. 491-496, 500-502; Ward, Great Britain, S. 34. Zu den psychischen Folgen des Ersten Weltkriegs vgl. auch Bogacz. 86 Zit. nach Skidelsky, Mosley, S. 117. 87 Skidelsky, Great Britain, S. 259; Mosley, Greater Britain, S. 21, 92, 178, 188; Skidelsky, Mosley, S. 83, 155, 225f., 339, 502; Cross, Fascists, S. 4 1 ; Benewick, Fascist Movement, S. 136. Zur angegebenen Arbeitslosenquote Alderoft, Inter-War Economy, S. 37. 88 Skidelsky, Mosley, S. 82f.; ders., Great Britain, S. 259f. Vgl. allg. auch Englander, Demobilmachung, S. 209; Ward, Great Britain, S. 29, 34f. 89 Craig, Parliamentary Election Results, S. 425. Vgl. zum Wahlkampf in Harrow Mosley, Rules of the Game, S. 9; Skidelsky, Mosley, S. 71-75. 90 Mosley, My Life, S. 140f.; Skidelsky, Mosley, S. 93-96. 91 Skidelsky, Mosley, S. 93. Vgl. zur LNU, die für eine Stärkung des Völkerbunds eintrat, zusammenfassend Ceadel, S. 317. Zur Gruppe der Konservativen um Cecil Morgan, Consensus, S. 205-212. 92 Vgl. Skidelsky, Sir Oswald Mosley, S. 42; Mosley, Rules of the Game, S. 26. Mosley wurde in den frühen zwanziger Jahren zu einem der führenden Repräsentanten der LNU im Parlament und unterstützte die von dieser Organisation vertretene Zielsetzung, ein globales System kollektiver Sicherheit zu etablieren. Vgl. Birn, S. 36, 4 1 , 48f., 55f., 76, 184. 93 Skidelsky, Mosley, S. 123f. 94 Skidelsky, Mosley, S. 98-100; Mosley, My Life, S. 150-152; Benewick, Fascist Movement, S. 53; Mosley, Rules of the Game, S. 27f.; Morgan, Consensus, S. 207. Vgl. allg. ergänzend Wilson, Imperialism, S. 171f.; Beloff, S. 84-87. 95 Brief Mosleys an Robert Cecil vom April 1921, zit. nach Mosley, Rules of the Game, S. 28. 96 Close, S. 244f.; Morgan, Consensus, S. 177f. Vgl. allg. zum von Lloyd George vertretenen Konzept der Fusion der großen Parteien Pugh, Making, S. 223. 97 Mosley heiratete 1920 Cynthia Curzon, die Tochter des von 1919 bis Januar 1924 amtierenden Außenministers in der Koalitionsregierung Lloyd George und im konservativen Kabinett unter Premierminister Bonar Law. Vgl. Skidelsky, Mosley, S. 84-89; Mosley, Rules of the Game, S. 24f. 98 Craig, Parliamentary Election Results, S. 425. Allg. auch Lewis, Illusions, S. 12. 99 Skidelsky, Mosley, S. 121-125. Zum Einfluß der von Keynes in seinem 1923 erschienenen »Tract on Monetary Reform« vertretenen Einwände gegen die deflationäre Wirtschaftspolitik der Regierung auf die Entwicklung von Mosleys Vorschläge Booth u. Pack, S. 22. 100 Vgl. die Eintragung vom 8. Juni 1923 in MacKenzie, Diary, Bd. 3, S. 418. Zusammenfassend auch Skidelsky, Mosley, S. 126f; Lewis, Illusions, S. 12. 101 Vgl. Marquand, S. 310-315. Die Beschäftigungspolitik der ersten Regierung MacDonald wurde vom Premierminister in einer Parlamentsrede am 12. Februar 1924 umrissen: »We shall concentrate, not first of all on the relief of unemployment, but on the restoration of trade. We are not going to diminish industrial capital in order to provide relief« (zit. nach Constantine, S. 98). 102 Dilks, Chamberlain, S. 393-397; Brewer, Mosley's Men, S. 48f; Barnes u. Nicolson, S. 389; Skidelsky, Mosley, S. 131f.; Mosley, Rules of the Game, S. 58. 103 Vgl. hierzu und zum folgenden Pimlott, Labour, S. 59-61; Boyce, Capitalism, S. 94; Booth u. Pack, S. 23f.; Skidelsky, Mosley, S. 136-146; Benewick, Fascist Movement, S. 54f.; Constantine, S. 56f. Zur Nachwahl in Smethwick vgl. Craig, Parliamentary Election Results, S. 241; Oxbury, S. 253; Dilks, Chamberlain, S. 482. Zu Strachey vgl. die biographische Skizze in Foot, Loyalists, S. 127-134. 104 Mosley, Revolution by Reason, S. 11: »Unemployment haunts us because industry will not produce without markets. Demand must precede supply«. 105 Zum Zitat Pollard, Trade Union Reactions, S. 150. Vgl. auch Anderson, Fascists, S. 50. Skidelsky, Mosley, S. 139 hat die Position Mosleys gegenüber der orthodoxen Wirtschaftspolitik britischer Regierungen in den zwanziger Jahren stark glorifizierend folgendermaßen zusammengefaßt: »He became a man with a message, a prophet crying in the wilderness«. Zum Stellenwert der

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Anmerkungen zu S. 164 - 1 6 8 Umverteilung in der Konzeption Mosleys Mosley, Revolution by Reason, S. 14, 16f.; Pimlott, Labour, S. 63. 106 Skidelsky, Mosley, S. 146-150; Mosley, Rules of the Game, S. 61f.; Cross, Fascists, S. 29; Boyce, Capitalism, S. 104; Booth u. Pack, S. 30. Vgl. allg. auch Trischler, bes. S. 56-59; Maier, Taylorism. 107 Skidelsky, Mosley, S. 168-171; Mosley, Rules of the Game, S. 112-114. Zu den Prognosen über Mosleys weitere politische Karriere vgl. MacKenne, Diary, Bd. 4, S. 20, 22, 155; Taylor, Beaverbrook, S. 254; Young, S. 244. 108 Vgl. Skidelsky, Mosley, S. 169; Cross, Fascists, S. 30. 109 Vgl. zum »Orange Book« Booth u. Pack, S. 35-52; Constantine, S. 58f; Freeden, Liberalism, S. 79-126. 110 Cross, Fascists, S. 32f.; Marquand, S. 493. Zum Wahlsieg Mosleys in Smethwick Craig, Parliamentary Election Results, S. 241; Skidelsky, Mosley, S. 177; Brewer, Mosley's Men, S. 51 f. 111 Roberts, S. 119f.: »the Labour Government of 1929-31 trod nervously between the tried orthodoxy of the Treasury and international practice, and the adventurous promptings of the new economic thinkers«. 112 Mowat, S. 358f.; Skidelsky, Politicians, S. 61-75. 113 Middlemas, Jones, S. 218 (Eintragung für den 22.11.1929); Skidelsky, Mosley, S. 184-191; Marquand, S. 534. 114 Vgl. Mandle, Resignation, S. 498-500; Smith, Politics, S. 29f.; Skidelsky, Mosley, S. 199207; ders., Great Britain, S. 262f.; Booth u. Pack, S. 30f.; Paulmann, S. 67f.; Mowat, S. 359. Zusammenfassungen des von Mosley verfaßten Memorandums finden sich in Middlemas, Jones, S. 284-288; Marquand, S. 535f. 115 Taylor, English History, S. 285. Vgl. auch das Urteil in Skidelsky, Mosley, S. 229. 116 Vgl. die ausführliche Analyse in McKibbin, Economic Policy, S. 96-102; Paulmann, S. 78f.; Roberts, S. 119. Aufschlußreich ist in diesem Zusammenhang, daß das Beispiel des New Deal Roosevelts - nicht aber die weiterentwickelte keynesianische Wirtschaftspolitik - den TUC 1933 veranlaßte, ein staatliches Arbeißbescriaffungsprograrnm zu fordern. Vgl. Malament, S. 158f; Pollard, Trade Union Reactions, S. 157f. 117 Glynn u. Booth, Unemployment, S. 341. 118 Garside, S. 548, 552; McKibbin, Economic Policy, S. 105f.; Roberts, S. 119; Middlemas, Jones, S. 259, 287. 119 MacDonald notierte zu Mosleys Memorandum: »It is impossible for me without going into the arguments on both sides and weighing them up, to say I side with one or the other« (zit. nach Marquand, S. 536). Vgl. auch die Eintragungen in Young, S. 95, 114; MacKenzie, Diary, Bd. 4, S. 155, 183f., 200, 202. Allg. auch Middlemas, Jones, S. 237; Mowat, S. 356-359; Pugh, Making, S. 269f. 120 Foot, Bevan, S. 120f.; Burridge, S. 72f.; Harris, S. 86-88; Middlemas, Jones, S. 256-259; Mandle, Resignation, S. 501-503. 121 Taylor, English History, S. 286: »The rejection by Labour of Mosley's programme was a decisive, though negative, event in British history: the moment when the British people resolved unwittingly to stand on the ancient ways«. Berkeley, S. 23: »MacDonald's indifference, Snowden's militant defence of the gold standard, and J.H. Thomas's bouts of lachrymose and alcoholic self-pity defeated Mosley's plans for alleviating unemployment from 1929 to 1930«. 122 Zur Ungeduld als Charakterzug Mosleys: »I was always in too much of a hurry« (Mosley, My Life, S. 24). Hierzu auch Macmillan, S. 261; Blake, S. 218; Mandle, Resignation, S. 509. 123 Skidelsky, Mosley, S. 228-232; Foot, Bevan, S. 123-125; Brewer, Mosley's Men, S. 56; Taylor, English History, S. 285; Stevenson u. Cook, S. 197; Mandle, Resignation, S. 505f. Zum taktischen Fehler Mosleys, am 23. Mai 1930 auf eine Kampfabstimmung in der Parlamentsfraktion der Labour Party zu insistieren, vgl. Macmillan, S. 261.

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Anmerkungen zu S. 168 - 170 124 Foot, Bevan, S. 128; Brewer, Mosley's Men, S. 56f; Mosley, Rules of the Game, S. 169t; Skidelsky, Mosley, S. 237-241; Benewick, Fascist Movement, S. 67f. 125 Vgl. die Eintragungen in Rhodes James, S. 352; Nicolson, S. 58, 6 1 ; Young, S. 153; Cross, Life, S. 3 1 ; Middlemas, Jones, S. 263, 274f Zusammenfassend auch Lees-Milne, S. 8; Campbell, Lloyd George, S. 276, 294-296; Ramsden, Age, S. 298; Taylor, Beaverbrook, S. 278; Macmillan, S. 261, 263, 267; Koss, Rise, Bd. 2, S. 507; Boyce, Capitalism, S. 278. Zur konservativen Opposition gegen Baldwin, die sich im Herbst 1930 und im Frühjahr 1931 um die Lords Rothermere und Beaverbrook sammelte, vgl. Ball, S. 88-93. 126 Neben Mosley und seiner Ehefrau Cynthia traten John Strachey, Oliver Baldwin, Robert Forgan und W.J. Brown aus der Labour Party aus. Vgl. Mandle, New Party, S. 343; Skidelsky, Mosley, S. 242f; Hill u. Holmes, S. 112. Zur Spende Lord Nuffields Mosley, Rules of the Game, S. 170; Stevenson u. Cook, S. 198. 127 Young, S. 149f. (Eintragung vom 26.1.1931); Nicolson, S. 58, 61 (Eintragungen vom 6. u. 30.11.1930); Lees-Milne, S. 8f., 15. Zu Harold Nicolson vgl. auch die biographische Darstellung in Fromm, S. 245-247. Ergänzend auch Oxbury, S. 262f. 128 Mandle, New Party, S. 344f; Skidelsky, Mosley, S. 248; Mosley, Rules of the Game, S. 183f.; Cross, Fascists, S. 45; Anderson, Fascists, S. 52; Lewis, Illusions, S. 17f. 129 Während Macmillan 1930 eine Mitarbeit in der New Party erwog, trafen die Avancen Mosleys bei den seine Forderungen prinzipiell unterstützenden Politikern Bevan und Lloyd George nur auf geringe Resonanz. Vgl. Middlemas, Jones, S. 263, 274f.; Nicolson, S. 68f. (Eintragungen vom 15.2. und 4.3. 1931); Lees-Milne, S. 8, 15; Campbell, Lloyd George, S. 276, 278, 294-296; Foot, Bevan, S. 132f.; Macmillan, S. 263, 267; Mosley, My Life, S. 281f 130 Benewick, Fascist Movement, S. 78f; Skidelsky, Mosley, S. 252f; Mosley, Rules of the Game, S. 186f.; Cross, Fascists, S. 47; Brewer, Mosley's Men, S. 62f. Mosleys Äußerungen angesichts der offenen Feindseligkeit der Labour-Anhänger nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses in Ashtonunder-Lyne (»These are the people who have got in the way of everybody who has tried to do anything since the last war«) sind vielfach als Beginn seiner Hinwendung zum Faschismus interpretiert worden. Vgl. z.B. Anderson, Fascists, S. 53. Zum Wahlresultat in Ashton-under-Lyne vgl. Craig, Parliamentary Election Results, S. 74; Mandle, New Party, S. 347; Rawnsley, Fascism, S. 171; Lewis, Illusions, S. 19; Brewer, Mosley's Men, S. 62. 131 Mandle, New Party, S. 347f.; Skidelsky, Mosley, S. 253-257; Benewick, Fascist Movement, S. 78. Zu Mosleys Distanzierung von faschistischen Agitationsmethoden vgl. die Notiz vom 25. September 1930 in Young, S. 125. 132 Mosley, Rules of the Game, S. 187f; Skidelsky, Mosley, S. 258; Griffiths, Fellow Travellers, S. 33; Lewis, Illusions, S. 19-21. Am 17. Juli 1931 hielt Nicolson in seinem Tagebuch fest: »I think that Tom [Oswald Mosley] at the bottom of his heart really wants a fascist movement, but Allan Young and John Strachey think only of the British working man« (Nicolson, S. 80). 133 Mosley, Rules of the Game, S. 188-191; Lewis, Illusions, S. 22; Mandle, New Party, S. 348f.; Stevenson u. Cook, S. 198; Lees-Milne, S. 17f. Vgl. auch die Eintragungen in Nicolson, S. 82f.; Young, S. 178. Eine knappe Biographie Joads findet sich in Ceadel, S. 106, 118. 134 Mandle, New Party, S. 350; Skidelsky, Mosley, S. 270-273; Stevenson u. Cook, S. 199. 135 Mandle, New Party, S. 350f; Lewis, Illusions, S. 23f Action wurde von Nicolson herausgegeben, konnte aber nach Dezember 1931 wegen Geldmangels nicht mehr erscheinen. Vgl. Skidelsky, Mosley, S. 280f; Koss, Rise, Bd. 2, S. 510f.; Nicolson, S. 98-100. Allg. auch Seymour-Ure, S. 245f.; Young, S. 174, 176, 196. 136 Butler u. Sloman, S. 148; Mandle, New Party, S. 351; Douglas, World Crisis, S. 22; Rawnsley, Fascism, S. 171-173; Anderson, Fascists, S. 53; Lewis, Illusions, S. 25; Stevenson u. Cook, S. 199; Lees-Milne, S. 22; Stevenson, United Kingdom, S. 134. Eine Aufstellung mit den Ergebnissen der New Party findet sich in Craig, Minor Parties, S. 74f. Vgl. auch die Eintragung Nicolsons in seinem Tagebuch am 28. Oktober 1931: »Tom [Mosley] is out at Stoke and we have done hopelessly all along the line. ... Even the communists have done better than we have« (Nicolson, S. 95).

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Anmerkungen zu S. 171 - 375 137 Nieolson, S. 97. Vgl. allg. auch Lees-Milne, S. 18; Lewis, Illusions, S. 26; Cross, Fascists, S. 52. Zu Lewis Samuel, S. 313(Anm. 4 ) . 138 Der Diplomat und Journalist Sir Robert Bruce Lockhart notierte am 4. Dezember 1931 nach einer Unterredung mit Mosley: »Tom Mosley looks pale and tired. He talked a good deal about the necessity for militant organisation against Communism, said that when the crash came the man who could control the streets would win« (Young, S. 194). Zum Krisenbewußtsein Mosleys 1931 vgl. allg. Thurlow, Return, bes. S. 102f; ders., Destiny, S. 24-26; Brewer, Fascism; Skidelsky, Mosley, S. 288f.; ders., Great Britain, S. 266; Benewiek, Faseist Movement, S. 82. 139 Mosley, My Life, S. 358-362; Skidelsky, Mosley, S. 285. Vgl. auch die abgedruckten Briefe Mosleys aus Rom in Mosley, Rules of the Game, S. 207-210. 140 Nieolson notierte am 18. Januar 1932: »Go to see Tom [Mosley] on his return from Italy.... He says that Mussolini sent him a message telling him to call himself Faseist. He does not want to do anything at present« (Nieolson, S. 107). Zur Konzeption Mussolinis in den frühen dreißiger Jahren Ledeen, Universal Fascism, S. 64-103; ders., Italian Fascism, S. 138; Nolte, Nationalsozialismus, S. 63. 141 Mosley, My Life, S. 287f. Vgl. zur zunehmenden Distanzierung Nieolsons von Mosley Hamilton, Appeal, S. 263; Nieolson, S. 109, 114; Lees-Milne, S. 27, 29; Skidelsky, Mosley, S. 286288; Lewis, Illusions, S. 23, 27. Auch der Zeitungsbesitzer Lord Beaverbrook, für den Nieolson als Journalist des Evening Standard gearbeitet hatte, versuchte 1931/32, Mosley von der Gründung einer faschistischen Partei abzuhalten. Vgl. Taylor, Beaverbrook, S. 316, 330. 142 Vgl. Nieolson, S. 115. Die taktischen, am politischen Erfolg orientierten Motive Mosleys werden hier betont gegenüber der Auffassung Skidelskys, daß ein rationales, an der Zielsetzung der politischen Einflußerweiterung ausgerichtetes Kalkül irrelevant für die Gründung der British Union of Fascists gewesen sei. Vgl. Skidelsky, Mosley, S. 290. 143 Skidelsky, Mosley, S. 2 9 1 ; Mandle, New Party, S. 352f. Die Darstellung in Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 137, ist unzutreffend. 144 Zit. nach Mosley, Beyond the Pale, S. 9. 145 Thurlow, Fascism in Britain, S. 99; Cross, Fascists, S. 78f. 146 PRO, HO 144/20142/226, 237-243; Mosley, Beyond the Pale, S. 23; Benewick, Faseist Movement, S. 113; Hill u. Holmes, S. 113. 147 Vgl. die biographischen Skizzen zu den führenden Repräsentanten der BUF in Benewiek, Faseist Movement, S. 112-120; Skidelsky, Mosley, S. 342-346; Mosley, Beyond the Pale, S. 23f. 148 Lewis, Illusions, S. 63; Mosley, Beyond the Pale, S. 24. Eine anschauliche Besehreibung des »Black House« findet sieh in Kniekerbocker, S. 11. 149 Mosley, Beyond the Pale, S. 23f.; Lewis, Illusions, S. 62f, 68; PRO, HO 144/20140/298. 150 Mosley, Blaekshirt Policy, S. 15f; Lewis, Illusions, S. 63. 151 Vgl. zu den Symbolen der BUF zusammenfassend Benewiek, Faseist Movement, S. 139f.; Cross, Fascists, S. 76f. Zum Ana-Intellektualismus vgl. exemplarisch Mosley, Fascism in Britain, S. 11: »We have had enough talk: we will act!« Zur Umbenennung und zur Einführung neuer Symbole 1936 PRO, HO 144/20146/76; HO 283/13/92; HO 144/21060/55; HO 283/13/91; HO 45/ 24891/37; Griffiths, Fellow Travellers, S. 106. 152 Cross, Fascists, S. 69f; Rawnsley, Fascism, S. 107-113; Lewis, Illusions, S. 116-119, 128f Vgl. auch den Berieht vom 1. August 1934 in PRO, HO 144/20142/108f 153 PRO, HO 45/25386/281, 418. Zum Public Order Act von 1936 vgl. die ausführliehe Darstellung in Kap. 4.2.3.3.1. 154 PRO, HO 144/20144/34; HO 144/20140/113f.; HO 144/20144/85-90. Allg. auch Rawnsley, Fascism, S. 149f.; Lewis, Illusions, S. 73, 78f.; Durham, Women, S. 11f 155 PRO, HO 144/20140/114f.; HO 283/13/68; Griffiths, Fellow Travellers, S. 49-59; Koss, Rise, Bd. 2, S. 534; Thurlow, Fascism in Britain, S. 100, 159; Lewis, Illusions, S. 77. 156 Mosley, Beyond the Pale, S. 77, 123; PRO, HO 144/20140/105; HO 144/20147/382.

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Anmerkungen zu S. 175 - 1 7 8 157 Zit. nach Mosley, Beyond the Pale, S. 123. Zum folgenden vgl. die Presseartikel in PRO, HO 144/21064/75-85. Allg. hierzu auch Benewick, Fascist Movement, S. 269-271. 158 Vgl. den Polizeibericht vom 10. Februar 1938 in PRO, HO 144/21281/24. 159 Mosley, Beyond the Pale, S. 96; Lewis, Illusions, S. 77f. 160 PRO, HO 144/20140/114, 146, 148. Vgl. auch den Bericht des britischen Botschafters in Berlin in PRO, HO 144/19070/206. Ergänzend auch PRO, HO 144/20140/111; Knickerbocker, S. 12. 161 PRO, HO 144/20141/13-15; HO 283/18/16; HO 45/24891/45. Vgl. auch den Bericht vom 9. März 1934 in PRO, HO 144/20140/298. 162 Vgl. Mosleys Aussage vom 2. Juli 1940 in PRO, HO 283/13/49, 86. Kommentierend hierzu PRO, HO 283/18/17; HO 45/24891/46; Mosley, My Life, S. 302f; Thurlow, Fascism in Britain, S. 135; Lewis, Illusions, S. 82. 163 PRO, HO 144/20147/378f. 164 Thurlow, Fascism in Britain, S. 134; Rawnsley, Fascism, S. 154. Vgl. auch PRO, HO 283/ 18/18f.; HO 45/24891/47f; HO 144/20144/127. Detaillierte Angaben zu den Ausgaben der BUF finden sich in PRO, HO 144/20140/76-82; Mosley, Beyond the Pale, S. 77. 165 PRO, HO 144/21063/253-259; HO 144/21064/67f; HO 283/13/105f; HO 283/16/57. Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 134; Mosley, My Life, S. 311; Griffiths, Fellow Travellers, S. 278f. Hierzu auch Kap. 4.2.3.4. 166 Vgl. den Polizeibencht vom 17. März 1937 in PRO, HO 144/21063/238. Zur Entlassung von Joyce und Beckett, die daraufhin die National Socialist League gründeten, vgl. PRO, HO 144/ 21063/11f., 232f; HO 144/21380/55f. 167 PRO, HO 144/21063/22; HO 144/21064/45; HO 144/21281/8, 24f. Zur 1938 durchgeführten Ausgabenkürzung auch Rawnsley, Fascism, S. 206. 168 PRO, HO 45/24891/50-53. Zusammenfassend auch Mosley, Beyond the Pale, S. 134f; Thurlow, Fascism in Britain, S. 139f., 177. Zu den Kontakten mit Murray PRO, HO 144/20144/ 231. 169 PRO, HO 283/13/114-124; Mosley, Beyond the Pale, S. 135-137. 170 Vgl. den Geheimdienstbericht vom 8. Oktober 1934 in PRO, HO 144/20142/217. Zu Roe auch die Schrift »Mosley in Motley« (S. 8) in NCCL, 38/6. Zu den Zuwendungen Rothermeres und Nuffields PRO, HO 144/20142/217; HO 283/13/79f; HO 283/14/8f 171 Lewis, Illusions, S. 80; NCCL, 38/6 (Schrift »Mosley in Motley«, S. 8-10); PRO, HO 144/ 20141/300. 172 PRO, HO 144/21281/113; HO 144/20142/217; HO 144/21062/349. Vgl. auch die biographischen Skizzen in Webber, Ideology, S. 152, 159, 162. Zum Verhältnis zwischen Lady Houston und Mosley Koss, Rise, Bd. 2, S. 535, 572. 173 PRO, HO 144/21062/345; HO 144/20144/75. Zu Scrimgeour auch Cole, S. 46, 58. 174 Middlemas, Politics, S. 236f.; Cowling, Impact of Hitler, S. 46f.; Addison, Patriotism, S. 194; Stevenson u. Cook, S. 215, 280f. 175 Vgl. den Polizeibericht vom 1. Mai 1934 in PRO, HO 144/20140/118f. 176 Zu Fuller vgl. Reid, S. 45-47, 53; Trythall, Fuller, bes. S. 180-217, 289-293. 177 »It is obvious that the Movement has grown up on enthusiasm rather than to plan; that it is lacking in authority, requires pulling together, and needs to be guided towards a clear-cut and attainable object«. Zit. nach Mosley, Beyond the Pale, S. 88. 178 Ebd., S. 88f. Zur mangelnden Disziplin in der Partei vgl. die Polizei berichte in PRO, HO 144/20144/142; HO 144/20147/383. 179 Vgl. hierzu und zum folgenden Mosley, Beyond the Pale, S. 9 1 ; Skidelsky, Mosley, S. 323325; Brewer, Mosley's Men, S. 89f; Lewis, Illusions, S. 67-69. AK. Chesterton hatte sich der BUF 1933 angeschlossen und war Herausgeber des Parteiorgans Action. Vgl. Webber, Ideology, S. 147; Benewick, Fascist Movement, S. 119f Zur ideologischen Prägung Chestertons Thurlow, Ideology; Baker, S. 26-28.

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Anmerkungen zu S. 178 - 1 8 1 180 Mosley, My Life, S. 305: »The discipline on parade aspired to be up Guards' standard, but did not exist in the mess, where all ranks met in equality and complete companionship. This was the basis of a new model army, with its new political idea, and a new ideal of life«. 181 PRO, HO 144/20144/230; Rawnsley, Fascism, S. 143-146, 175f, 184f.; Lewis, Illusions, S. 68f.; Stevenson u. Cook, S. 205. Die übergeordnete Weisungsbefugnis der Paneiführung ist gegenüber der Interpretation Mosleys festzuhalten, daß die Reorganisation von 1935 zu einer Dezentralisierung in der Organisationsstruktur geführt habe. Vgl. Mosley, My Life, S. 304. 182 Vgl. dagegen die optimistische Prognose in Mosley, Forward in Fascism, S. 30. 183 PRO, HO 144/20144/32f.; HO 144/20145/17; HO 144/21062/271; HO 144/21063/17; Rawnsley, Fascism, S. 153f, 176f; Thurlow, Fascism in Britain, S. 107; Lewis, Illusions, S. 70. 184 Husbands, Racism, S. 10f., 13; Deakin, S. 166, 170; Skidelsky, Mosley, S. 409f.; Lewis, Illusions, S. 70; Anderson, Fascists, S. 194, 204. Eine Aufstellung der Wahlergebnisse findet sich in Stevenson u. Cook, S. 209. 185 Vgl. zu den Wahlresultaten PRO, HO 144/21064/63, 55-60. Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 116. 186 Vgl. die Aufstellung in Craig, Minor Parties, S. 12. Zusammenfassend auch Benewick, Fascist Movement, S. 291-293; Mosley, Beyond the Pale, S. 162; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 128; Rawnsley, Fascism, S. 212-214; Lewis, Illusions, S. 71. 187 Die Kompetenzkonflikte innerhalb der Parteiorganisation sind vor allem in Lokalstudien zur BUF nachgewiesen worden. Vgl. Kibblewhite u. Rigby, S. 45; Brewer, Mosley's Men, S. 90f.; Rawnsley, Fascism, S. 137f. 188 Mosley, My Life, S. 305. 189 PRO, HO 144/21063/11. Vgl. allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 140f. 190 Vgl. hierzu die Berichte über den Austritt A.K. Chestertons und des Parteiführers im Londoner Stadtteil Shoreditch, Charles Wegg Prosser, aus der BUF in PRO, HO 144/21281/34; HO 144/21381/14f.; WL, 01b; 251/0483 (Flugblatt »The B.U.F. and Anti-Semitism«); 01b; 251/ 0499 (Schrift »The BUF by the BUF«). 191 Vgl. den Brief, den Joyce und Beckett nach ihrem Parteiaustritt 1937 an führende Mitglieder der BUF schickten, in PRO, HO 144/21247/4f. 192 Mosley, Blackshirt Policy, S. 62. 193 Larratt, S. 467f.; Mosley, Tomorrow We Live, S. 62; ders., Fascism: 100 Questions Asked and Answered (Frage 35); ders., 10 Points, S. 4; Raven Thomson, Corporate Economics, S. 20f., 25; ders., Depression, S. 291. Zum Zitat Mosley, Fascism in Britain, S. 3. Der missionarische Grundzug in der Ideologie der BUF drückt sich auch in dem Ziel einer »higher and nobler order of civilisation« (Mosley, Blackshirt Policy, S. 7) aus. Zum Anspruch, eine neue Form menschlicher Zivilisation zu schaffen, auch Mosley, World Alternative, S. 395; ders., Philosophy, S. 39f. Allg. hierzu Cullen, Development, S. 118f. 194 Risdon, Heritage, S. 26-28; ders., Socialism, S. 59-63; Mosley, Blackshirt Policy, S. 7-9. Vgl. hierzu auch die ausführliche Analyse in Lewis, Illusions, S. 2, 5-9, 33-36. 195 Chesterton, Creed, S. 2, 14, 27-31. Allg. hierzu und zur Ideologie Williamsons Springhall, »Young England, Rise Up, and Listen!«, S. 158-160; Cecil; Martin, Williamson. 196 PRO, HO 144/19070/64. Zu Raven Thomson vgl. die Aufzeichnung in NCCL, DCL 42/5 (Personalities in the Fascist and Anti-Semitic Movement, S. 2). Zusammenfassend auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 98; Webber, Ideology, S. 147. 197 Vgl. Mosley, Greater Britain, S. 96: »There is only one alternative to our present steady drift to collapse and the anarchy of Communism: that alternative is the ordered political economy of the Corporate State«. Allg. vgl. Nugent, Ideas, S. 135-138; Thurlow, Return, S. 105-108; Cullen, Leaders, S. 415, 423f., ders., Development, S. 119; Brewer, Fascism, S. 4. 198 Raven Thomson, Causes, S. 40-43; ders., Corporate Economics, S. 23, 27f., 32f.; ders., Depression, S. 299f.; Mosley, Tomorrow We Live, S. 40-50, 53; ders., Greater Britain, S. 59-82, 96140; ders., Fascism in Britain, S. 4; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Fragen 39,

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Anmerkungen zu S. 181-184 40, 6 1 , 81 u. 84); ders., 10 Points, S. 5f. Zu Mosleys Konzept eines autarken Empire vgl. auch Nugent, Ideas, S. 141; Skidelsky, Sir Oswald Mosley, S. 47-50. Allg. hierzu Cullen, Development, S. 120; Lewis, Illusions, S. 44, 47f. 199 Raven Thomson, Corporate State, S. 10-12; ders., Corporate Economics, S. 26f.; Mosley, Tomorrow We Live, S. 42, 54-56; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Fragen 28 u. 67); ders., 10 Points, S. 4. Hierzu allg. Smith, Politics, S. 31; Nugent, Ideas, S. 139f.; Benewick, Fascist Movement, S. 143f.: Lewis, Illusions, S. 46. 200 Mosley, Fascism in Britain, S. 5f.; Benewick, Fascist Movement, S. 135. Zur Arbeit von weiblichen Mitgliedern für die BUF und zur Frauenpolitik der Partei vgl. die ausführliche Untersuchung in Durham, Women, S. 4-14; Kushner, Politics, S. 50f. 201 Vgl. hierzu und zum folgenden Mosley, Fascism in Britain, S. 8f.; ders., Greater Britain, S. 39f.; ders., Tomorrow Wc Live, S. 13, 18f.; Beckett, Facts, S. 512, 520. Zusammenfassend Skidelsky, Mosley, S. 314; Thurlow, Return, S. 107f.; Benewick, Fascist Movement, S. 149; Cross, Fascists, S. 72. 202 Mosley, Greater Britain, S. 42f. Zum Konzept eines berufsgruppenbezogenen Wahlverfahrens vgl. auch Raven Thomson, Corporate State, S. 18-22; Mosley, Tomorrow WeLive,S. 15f.; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Frage 22); ders., 10 Points, S. 8. 203 Mosley, Greater Britain, S. 26. Zum von der BUF vorgeschlagenen Wahlverfahren Raven Thomson, Corporate State, S. 25f.; Mosley, Tomorrow We Live, S. 13, 18f.; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Fragen 14-17). 204 Mosley, Tomorrow We Live, S. 18f. Das Oberhaus sollte zu einem Stab von die Regierung beratenden »Experten« umgebildet werden. Vgl. Raven Thomson, Corporate State, S. 22f.; Mosley, Tomorrow We Live, S. 19f.; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Frage 25). Allg. auch Lewis, Illusions, S. 46. Zu den von Carlyle im 19. Jahrhundert vertretenen autoritären Herrschaftsidealen Shapiro, S. 370-396; Campbell, Carlyle, S. 179-191; Mendilow, S. 245 -252. 205 Mosley, Greater Britain, S. 159. 206 Gordon-Canning, Aims, S. 70; Raven Thomson, Corporate Economics, S. 34; Mosley, Peace, S. 9f.; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Frage 87); ders., Tomorrow We Live, S. 74f.; ders., 10 Points, S. 6. Allg. hierzu auch Webber, Ideology, S. 121; Cullen, Development, S. 129; Lewis, Illusions, S. 182f. 207 Vgl. Carpenter, S. 9-13, 22-24; Marwick, Middle Opinion, bes. S. 285-287, 297; Booth u. Pack; Stevenson, Planners' Moon?, bes. S. 58-68. Hierzu auch Husemann, S. 155-208. Vgl. als Beispiel für korporativistische Forderungen während des Ersten Weltkriegs Varley, S. 89-103. Zur Tariff Reform League Kap. 2.3.1. 208 Diese singulären Merkmale der korporarivistischen Ideologie der BUF werden ignoriert in Skidelsky, Mosley, S. 308: »Apart from the autarchic bias, which only hardened into dogma after 1934, there was nothing in the economic analysis or programme of ›Greater Britain‹ to repel the ›men of goodwill‹ «. 209 Vgl. Kap. 4.2.3.2.3. Zu Rothermeres Glorifizierung des »Dritten Reiches« Gannon, S. 32; Addison, Patriotism, S. 194; Griffiths, Fellow Travellers, S. 164. 210 PRO, HO 144/19070/176: »Blackshirts proclaim a fact which politicians dating from prewar days will never sec - that the new age requires new methods and new men«. Der Artikel ist in Auszügen auch abgedruckt in Mosley, Beyond the Pale, S. 42f. Vgl. zum folgenden bes. Benewick, Fascist Movement, S. 98-101; Skidelsky, Mosley, S. 365; Addison, Patriotism, S. 197; Thurlow, Fascism in Britain, S. 100; Lewis, Illusions, S. 64f.; Koss, Rise, Bd. 2, S. 533. 211 PRO, HO 144/19070/262. Vgl. zur Bedeutung der Unterstützung Rothermeres auch einen Bericht des Geheimdienstes MI5 vom Juni 1934: »Rothermere's support is obviously an important factor in the situation« (PRO, HO 144/20141/297). 212 Vgl. Pugh, Tories, S. 191; Ramsden, Age, S. 348; Skidelsky, Mosley, S. 378; Lewis, Illusions, S. 147. Zur Einstellung führender Labour-Politiker gegenüber Mosley und der BUF Pimlott, Dalton,

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Anmerkungen zu S. 185 - 1 8 7 S. 152-157; Harris, S. 108, 130f. Zur Beteiligung der BUF am Widerstand von Bauern gegen Pachtzahlungen im Januar 1934 Cohen, Police, S. 418. 213 Vgl. hierzu und zum folgenden Skidelsky, Mosley, S. 365-377; Cohen, Police, S. 418-421; Benewick, Fascist Movement, S. 169-192; Anderson, Fascists, S. 99-110; Thurlow, Fascism in Britain, S. 101f.; Lewis, Illusions, S. 119-121. 214 Drei konservative Parlamentsabgeordnete, die die Eskalation der Auseinandersetzungen als Zuschauer der Kundgebung beobachtet hatten, protestierten in einem am 8. Juni 1934 in der Times veröffentlichten Leserbrief gegen die Übergriffe der Saalschutzverbände der BUF gegen ihre politischen Gegner. Vgl. »Vindicator«, S. 9-11. Allg. auch Mosley, Beyond the Pale, S. 61-63; Anderson, Fascists, S. 106-110; Leims, Illusions, S. 121f. 215 Zur Diskussion über ein generelles Uniformverbot im britischen Innenministerium im Sommer 1934 vgl. die Denkschriften in PRO, HO 45/25386/20-24, 279-289, 326-343. Allg. auch Benewick, Fascist Movement, S. 173f. Als einzige einflußreiche Tageszeitung verteidigte Rothermercs Daily Mail am 12. Juni 1934 die Gewalttätigkeit der Defence Force in der Olympia Hall: »The crime of the Blackshirts, it appears on maturer investigation, was that they had protected free speech by defending themselves in difficult circumstances - and nothing more« (PRO, HO 144/20140/14). 216 In einem am 19. Juli 1934 in der Daily Mail veröffendichten Briefwechsel mit Mosley wandte sich Rothcrmcrc gegen das von der BUF propagierte Ideal eines korporativen Staates, das faschistische Selbstverstandnis und den immer deutlicher auch öffendich artikulierten Antisemitismus der Mosley-Bewegung. Vgl. PRO, HO 144/20142/103. Die Korrespondenz zwischen Mosley und Rothermcrc ist in Auszügen abgedruckt in Mosley, Beyond the Pale, S. 64f. Allg. zur Distanzierung Rothermeres von der BUF Benewick, Fascist Movement, S. 101-104; Koss, Rise, Bd. 2, S. 534; Thurlow, Fascism in Britain, S. 103; Webber, Ideology, S. 46; Griffiths, Fellow Travellers, S. 55f.; Addison, Patriotism, S. 197f.; Lewis, Illusions, S. 65f. Zu Nuffield vgl. die Polizeiberichte in PRO, HO 144/20141/292; HO 144/20142/217. Im Verhör nach seiner Internierung und in seiner Autobiographie behauptete Mosley, daß Lord Nuffield zwar die New Party, jedoch zu keinem Zeitpunkt die BUF unterstützt habe. Vgl. PRO, HO 283/14/8; Mosley, My Life, S. 344f. 217 Mosley, My Life, S. 346f.; Koss, Rise, Bd. 2, S. 55f. Eine ähnliche Deutung findet sich in einem Geheimdienstbericht vom Dezember 1934 (PRO, HO 144/20144/268). 218 PRO, HO 144/20142/225. Allg. zu dieser Interpretation Benewick, Fascist Movement, S. 169; Griffiths, Fellow Travellers, S. 57f. Zum folgenden Mayall, S. 26-32. 219 PRO, HO 144/21062/252. Vgl. auch den Polizeibericht vom 2. November 1936 in PRO, HO 144/21062/278. Zur offiziellen Ablehnung des Antisemitismus in der Führung der BUF vgl. allg. Cullen, Development, S. 126f.; Anderson, Fascists, S. 57; Griffiths, Fellow Travellers, S. 104. 220 PRO, HO 144/21062/278. Zum Boykott vom Herbst 1933 allg. Winkel, S. 186-199. 221 Zu dieser Deutung PRO, HO 144/19070/261; HO 144/21062/278-281. 222 Mosley, Beyond the Pale, S. 83. Schon im Sommer 1934 konnten Juden nicht mehr Mitglieder der BUF werden. Vgl. hierzu Mosleys Brief an Lord Rothermere, der in der Daily Mail vom 19. Juli 1934 veröffentlicht wurde (PRO, HO 144/20142/103; Mosley, Beyond the Pale, S. 65). 223 Zit. nach Mosley, Beyond the Pale, S. 85. Vgl. auch die Mitschrift der Rede in PRO, HO 144/20143/71-81. Zur Kundgebung in der Albert Hall vgl. zusammenfassend auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 106; Lewis, Illusions, S. 95. 224 PRO, HO 144/20710/102; Mosley, My Life, S. 337f. Diese Erklärung wird unkritisch übernommen in Skidelsky, Mosley, S. 323, 353-363; ders., Reflections, S. 85-87. Zum Anteil von Juden an den wegen Störungen faschistischer Versammlungen Verurteilten vgl. die Listen der Polizei in PRO, HO 144/21060/185. 225 PRO, HO 144/21062/281 (»Notes for Speakers« der BUF): »...they have proved that their first loyalty is not to Britain, which shelters them, but to other members of their own race who are subjects to foreign nations«. Vgl. auch PRO, HO 144/20143/80. 226 Chesterton, Problem, S. 59f., 65; ders., Apotheosis, S. 50f, 54; ders., Fascism and the Press, S. 15f.; Fuller, Cancer, S. 66f., 76f; Joyce, Fascism and Jewry, S. 7; ders., Analysis, S. 530-532, 540f.

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Anmerkungen zu S. 187 - 1 8 9 Vgl. auch die Polizeiberichte über Stellungnahmen führender Agitatoren der BUF in PRO, HO 144/ 21086/213; HO 144/21087/81-83; HO 144/20710/286, 289f., 373-375, 410f. 227 Fuller, Cancer, S. 80. Vgl. allg. auch Lewis, Illusions, S. 37-39. Der Topos einer jüdischen Konspiration findet sich auch in Clarke, British Union, S. 3-7; Hart, S. 319, 324; Joyce, Britain's Empire, S. 95f.; ders., Fascism and Jewry, S. 5-8. Vgl. zusammenfassend hierzu Nugent, Ideas, S. 151f.; Skidelsky, Mosley, S. 343f.; Thurlow, Ideology, S. 28f.; Holmes, Anti-Semitism, S. 175 -184. 228 Das Bedrohungsgefuhl der jüdischen Bewohner im East End wird zu wenig berücksichtigt in Skidelsky, Mosley, S. 355-363. Differenzierter wird argumentiert in ders., Reflections, S. 89-95; ders., Great Britain, S. 271f. Vgl. auch die Kritik in Thurlow, Black Knight, S. 17f. 229 Mandle, Anti-Semitism, S. 10, 18f.; Benewick, Fascist Movement, S. 194: »Mosley's problem was to find a rationale for the B.U.F.'s failure and, at the same time, to justify its continued existence«. Vgl. aber die kritischen Überlegungen zu dieser Interpretation in Biddiss, S. 112. 230 In einem Polizeibericht vom 2. November 1936 wurde hierzu festgestellt: »It was not long, however, before the influence of a group of his [Mosleys] senior assistants ... forced him to include anti-Semitism in his programme« (PRO, HO 144/21062/278). Vgl. zum von Joyce, Beckett und Chesterton propagierten radikalen Antisemitismus Holmes, Anti-Semitism, S. 176, 180-183; Skidelsky, Reflections, S. 86-88; Kibblewhite u. Rigby, S. 21; Thurlow, Fascism in Britain, S. 158. 231 Die von der britischen Regierung 1940 eingesetzte Kommission zur Überprüfung der Inhaftierung führender Repräsentanten der BUF faßte ihre Untersuchungsergebnisse hierzu folgendermaßen zusammen: »It is difficult to resist the conclusion that the anti-Jewish policy of the National Socialist Germany influenced the leaders of the British Union in their adoption of the antiJewish policy in 1934« (PRO, HO 283/18/15). Vgl. auch den Geheimdienstbericht vom 22. Oktober 1935 in PRO, HO 45/25385/41f. Allg. hierzu Griffiths, Fellow Travellers, S. 106f. 232 PRO, HO 283/13/39; Michaelis, Mussolini, S. 6 1 , 419. 233 Vgl. den Bericht der deutschen Botschaft vom 30. Oktober 1934 in PA/AA, Abt. III, Pol. 29/England, Bd. 1, S. 102f. Zum folgenden Skidelsky, Mosley, S. 396. 234 Briefwechsel zwischen Parlamentsabgeordneten und dem Innenminister vom Sommer 1935 finden sich in PRO, HO 144/21377/131-133, 144-147,155f., 168-171, 188. Vgl. auch Stevenson u. Cook, S. 205f. 235 Zu Clarke vgl. PRO, HO 144/21381/31-37, 46-48; Mosley, Beyond the Pale, S. 109. Vgl. hierzu und zum folgenden auch den anschaulichen Bericht in Samuel, S. 275-277. 236 Skidelsky, Mosley, S. 395; Anderson, Fascists, S. 139; Stevenson u. Cook, S. 205. Zur vor. Benewick vertretenen Interpretation vgl. Benewick, Fascist Movement, S. 220. 237 Holmes, Anti-Semitism and the BUF, S. 120; ders., Anti-Semitism, S. 191; Thurlow, Satan, S. 50f.; Deakin, S. 162f.; Husbands, Racism, S. 21. Zur Agitation der British Brothers' League vgl. die ausführliche Darstellung in Kap. 2.4. 238 PRO, HO 144/21060/54. Der relative Erfolg der antisemitischen Agitation der BUF im East End wird auch betont in Deakin, S. 166f. 239 Stellungnahmen und Zeitungsartikel zum aggressiven Vorgehen der Polizeikräfte gegen die protestierenden Gegner der BUF finden sich in NCCL, 8/2 (Brief Ronald Kidds an den Innenminister vom 19.3.1936), 9/4, 37/1; DCL 74/4, 74/8; PRO, HO 144/20146/312-352; PRO, HO 144/ 20147/326-367. Zu den Auseinandersetzungen, die zum Gegenstand innenpolitischer Kontroversen und einer Parlamenrsdebatte wurden, vgl. allg. auch Lilly, S. 16f.; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 125f; Lewis, Illusions, S. 165. Zur Rede Mosleys vgl. die Polizeiberichte in PRO, HO 144/20146/ 242-287. Zusammenfassend auch Mosley, Beyond the Pale, S. 110, 112. 240 Vgl. die Polizei- und Presseberichte in PRO, HO 144/20147/44-105; NCCL, 37/1, 38/3. Zu den Ereignissen vgl. bes. die Darstellungen in Skidelsky, Mosley, S. 412-414; Lewis, Illusions, S. 122f. 241 PRO, HO 144/21378/278-280. Hierzu auch Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 119. Zum Rücktritt Gilmours vgl. Anderson, Fascists, S. 69.

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Anmerkungen zu S. 189 - 1 9 4 242 Zur parlamentarischen Beratung und zu den Bestimmungen des Public Order Act Anderson, Fascists, S. 175-188. Vgl. auch die Analyse in Kap. 4.2.3.3.1. 243 In einem Bericht vom November 1936 stellte der Commissioner of Police fest: »The British Union of Fascists ... have gained, rather than lost prestige and during the week following the banning of their march on the 4th October, conducted the most successful scries of meetings since the beginning of the movement« (PRO, HO 144/21379/199). Vgl. auch den Geheimdienstbericht vom 27. Oktober 1936 in PRO, HO 144/21062/259. 244 Vgl. die Polizei- und Geheimdienstberichte in PRO, HO 144/21379/233-239, 248-251; HO 144/21062/404; HO 144/21380/6-9; HO 45/25388/6f. Allg. hierzu auch Anderson, Fascists, S. 191-193. 245 Benewick, Fascist Movement, S. 248-250; Mosley, Beyond the Pale, S. 122; Anderson, Fascists, S. 194-196. Hoare wurde am 28. Mai 1937 vom neuen Premierminister Neville Chamberlain zum Innenminister ernannt. Vgl. Cross, Hoare, S. 276; Robbins, Eclipse, S. 351. Zur Apologie der nationalsozialistischen Judenverfolgung in den Öffentlichen Stellungnahmen der BUF Kushner, Beyond the Pale?, S. 152. 246 Kushner, Politics, S. 53-55; Goldman, Resurgence, S. 37f.; Sherman, S. 216-218. Zur Reaktion auf die nationalsozialistische Judenverfolgung Kushner, Beyond the Pale?, bes. S. 145-150, 153, 156; Cheyette, Wells; Lawrence, S. 336f., 344, 359, 511, 525, 540, 547. 247 Kushner, Persistence, S. 14-47; ders., Paradox, S. 73-78; Holmes, Ratcliffe, S. 196-217; Goldman, Resurgence, S. 45f. Zur Zeitschrift Truth Cockett. 248 Vgl. die ausführliche Analyse in Kushner, Horns; ders., Persistence, S. 48-133; ders., Paradox, S. 78-84; Goldman, Resurgence, S. 39f., 42f., 48f. Zu Orwell Walton. 249 Berghahn, Continental Britons, bes. S. 75-119; Hoch, S. 222-231; Kushner, Paradox, S. 78f.; ders., Politics, S. 54f.; Goldman, Resurgence, S. 44f.; Sherman, S. 175, 180f., 222, 266, 269-272. 250 Insgesamt hierzu Kushner, Persistence, S. 3f., 134-187; ders., Paradox, S. 86f.; Goldman, Resurgence, S. 43f. Zur Entlassung Hore-Belishas Trythall, Downfall; Minney, S. 266-288; Macleod u. Kelly, bes. S. 194f. Zur Reaktion der britischen Regierung auf die nationalsozialistische Judenvernichtung Breitman: Aronson. 251 Sutton, S. 76; Mosley, World Alternative, S. 387-339; Gordon-Canning, S. 70, 76-78. Die Forderung der BUF nach einer Allianz »nordischer« Staaten gegen die Sowjetunion wird propagiert in Quisling, S. 87-101. Vgl. allg. auch Lewis, Illusions, S. 184-186; Nugent, Ideas, S. 157f. 252 Vgl. die Polizeiberichte in PRO, HO 144/20145/47, 72-79, 85-98; HO 45/25385/38; HO 144/21062/283; HO 144/20145/258. Zusammenfassend zur im Sommer 1935 aufgenommenen Propagandakampagne Pugh, Peace; Thurlow, Fascism in Britain, S. 106f.; Anderson, Fascists, S. 58; Griffiths, Fellow Travellers, S. 210f.; Michaelis, Mussolini, S. 9 1 ; Lewis, Illusions, S. 188-190. 253 PRO, HO 144/21429/16. Allg. hierzu auch Rees, Fascism, S. 10; ders., Interpretations, S. 195f. Zur Position Mosleys vgl. seine Aussagen vom Juli 1940 in PRO, HO 283/13/57-60. 254 Zit. nach einer Mitschrift der Rede Mosleys vom 28. Oktober 1934 in der Albert Hall (London), in PRO, HO 144/20143/78. Vgl. auch die Stellungnahme in Mosley, Tomorrow We Live, S. 68. 255 Hierzu die Darstellung in Kap. 4.2.3.1. Die Kontinuität der außenpolitischen Ziele Mosleys wird stark betont in Mosley, Beyond the Pale, S. 148f.; Skidelsky, Mosley, S. 423f.; ders., Sir Oswald Mosley, S. 41-43. 256 NCCL, 37/2 (Artikel des News Chronicle vom 12.5.1939); 38/3 (Flugblätter der BUF); Griffiths, Fellow Travellers, S. 359f.; Raumsley, Fascism, S. 207-212. Allg. zur Entwicklung der öffentlichen Meinung über die Appeasement-Politik Eatwell, S. 138f.; Graml, Wee, S. 159-166. 257 Mosley, Tomorrow We Live, S. 40f., 46f., 74f. Vgl. auch die detaillierte Darstellung in Mosley, Beyond the Pale, S. 129-131. 258 Zit. nach ebd., S. 149. 259 Niedhart, Garantieerklärung, S. 597-618; Douglas, World Crisis, S. 71-91; Bell, S. 249-256; Newman, bes. S. 218-222; Graml, Weg, S. 168-181; Griffiths, Fellow Travellers, S. 344, 350f.

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Anmerkungen zu S. 195 - 197 260 Zum Zitat vgl. die Polizeimitschriften in PRO, HO 144/21281/158-163. Zur Kundgebung in Earls Court vgl. auch PRO, HO 144/21382/251; Thurlow, Fascism in Britain, S. 177; Benewick, Fascist Movement, S. 285f.; Mosley, Beyond the Pale, S. 153-155; Anderson, Fascists, S. 197. Zur Rolle der Frauen in der außenpolitischen Propaganda der BUF in den späten dreißiger Jahren Durham, Women, S. 9f., 12f. 261 Die These, daß die BUF nach 1934 kontinuierlich Mitglieder verloren habe und daher 1938/ 39 völlig einflußlos gewesen sei, wird vertreten in Benewick, Fascist Movement, S. 110; Stevenson u. Cook, S. 210f. Zur hier vertretenen Auffassung Waber, Patterns, S. 576f. Zur Forderung Mosleys nach einer Aufrüstung der Royal Air Force Mosley, Greater Britain, S. 156; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Frage 90); ders., British Peace, S. 5f.; ders., Blackshirt Policy, S. 62. Vgl. allg. hierzu Cullen, Development, S. 130; Lewis, Illusions, S. 186. 262 Zu den zitierten Parolen PRO, HO 144/21429/92; Nugent, Ideas, S. 159. 263 In einer Botschaft an alle Mitglieder der BUF erklärte Mosley am 1. September 1939: »Our country is involved in war. Therefore I ask you to do nothing to injure our country, or to help any other power. ... This war is no quarrel of the British people; this war is a quarrel of Jewish finance. So to our people I give myself for the winning of peace« (PRO, HO 144/21429/6f). Zu Mosleys Loyalitätserklärung vgl. auch Griffiths, Fellow Travellers, S. 370. Zum Eintritt neuer Mitglieder vgl. den Bericht in PRO, HO 144/21281/98. 264 PRO, HO 144/21429/18. Vgl. auch Mosley, Beyond the Pale, S. 159f. 265 Vgl. Kap. 4.2.3.2.1. 266 Vgl. das Memorandum vom 4. Juni 1940 in PRO, HO 283/1/2-16. Zur Reaktion in Großbritannien auf die Niederlage Frankreichs vgl. McLaine, S. 10, 74f.; de Jong, S. 98-107; Stent, S. 53-68. 267 Zusammenfassend vgl. Benewick, Fascist Movement, S. 294; Taylor, English History, S. 491f. 268 »Wenn Leute wie Mosley freikommen! Über 9000 Menschen, zum Teil aus den besten Familien, sitzen im Gefängnis, weil sie den Krieg nicht wollten«. Zit. nach Jochmann, Hitler, S. 196. Die von Hitler genannte Zahl der verhafteten Personen ist weit zu hoch. 269 Zur Union Movement vgl. Nugent, Post-War Fascism?, S. 210-213; ders., Parties, S. 185187. Zur Agitation der Partei im East End von London Husbands, Exclusionism, S. 54f.; ders., Racism, S. 14f. 270 Orwell u. Angus, S. 265f. Zur politischen Funktion der Autobiographie Mosleys Husemann, S. 2-4. 271 Chesterton, Mosley, S. 7; Risdon, Old Socialism, S. 59-62; Mosley, Tomorrow We Live, S. 2; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Frage 7 ) ; ders., Blackshirt Policy, S. 8, 76. Allg. auch Cullen, Development, S. 123; Knickerbocker, S. 23. 272 Vgl. den zusammenfassenden Bericht in PRO, HO 144/21062/277. Stellungnahmen hierzu finden sich auch in Mosley, 10 Points, S. 2; ders., British Peace, S. 6f., 9f.; ders., Fascism: 100 Questions Asked And Answered (Frage 1); Risdon, Heritage, S. 26-30. Ergänzend auch Glasfürd, S. 363f. Hierzu allg. die Darstellungen in Cullen, Development, S. 123f.; ders., Leaders, S. 419; Lewis, Illusions, S. 37-39, 51, 182f.; Baker, S. 26-28. 273 Vgl. exemplarisch Mosley, Tomorrow We Live, S. 67f.; iters., World Alternative, S. 382-384, 387, 395. 274 PRO, HO 144/19070/263. 275 Mosley, Greater Britain, S. 185. Vgl. auch ders., Fascism in Britain, S. 7. 276 Ledeen, Universal Fascism, S. 193. Gravelli war Verleger der Zeitung Ottobre, die eine weltweite Durchsetzung des Faschismus propagierte. Vgl. ebd., S. 77f. Zur von Gravelli vertretenen Vision einer faschistischen Internationale Gravelli, S. 61f., 116f., 124. Zum Kongreß in Montreux, an dem keine Vertreter der NSDAP teilnahmen, vgl. PRO, HO 144/20144/128; Ledeen, Universal Fascism, S. 114-122.

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Anmerkungen zu S. 197 - 200 277 Borejsza, Faschismus, S. 127f.; Bracher, Betrachtungen, S. 24; Linz, Notes, S. 22; Schieder, Art. »Faschismus«, Sp. 4 5 1 . 278 Skidelsky, Mosley, S. 331f.; ders., Great Britain, S. 257. Zur durch die Angaben Skidelskys ausgelösten Diskussion über die Mitgliederstärke der BUF vgl. Greß u. Jaschke, S. 32. Zur Gegenposition Benewick, Fascist Movement, S. 108, 110. Die Darstellung Benewicks wird übernommen in Stevenson u. Cook, S. 2 1 1 ; Hamilton, Appeal, S. 264. 279 Die folgende Darstellung basiert auf den Angaben in Webber, Patterns, S. 576-580; ders., British Isles, S. 144; ders., Ideology, S. 43f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 122-124. 280 Vgl. hierzu den Polizeibericht vom 8. Oktober 1934: »The latest information received from Chief Constables and from various other sources indicates that Sir Oswald Moslcy's movement has lost momentum during August and September« (PRO, HO 144/20142/215). Allg. auch Webber, Patterns. S. 577. 281 PRO, HO 144/20144/242. 282 PRO, HO 144/20144/46-48, 142, 167-171, 197. Vgl. auch die ausführliche Analyse der Konflikte innerhalb der Parteiorganisation in Birmingham in Brewer, Mosley's Men, S. 89-91. 283 PRO, HO 144/20145/14. 284 Webber, Patterns, S. 577; ders., British Isles, S. 146f. Der Mitgliederschwund 1934/35 wird geleugnet in Mosley, Forward in Fascism, S. 31f. Die Mitgliederzahl der BUF wird auch überschätzt in einem Bericht des MI5 für Oktober 1935 in PRO, HO 45/25385/45. 285 PRO, HO 144/21379/249f., 268. Webber, Patterns, S. 577, geht davon aus, daß die Mitgliederzahl der BUF vom November 1936 bis Dezember 1938 weitgehend stabil blieb. Die Polizeiberichte deuten dagegen auf eine starke Fluktuation hin. Vgl. auch die Angaben über die Entwicklung der Mitgliederzahl in Birmingham in Brewer, Mosley's Men, S. 78. 286 PRO, HO 144/21281/98, 113f.; Webber, British Isles, S. 147; ders., Ideology, S. 43f. Nach einem Polizeibericht vom 19. Januar 1938 hatte die BUF zu dieser Zeit etwa 5800 aktive Mitglieder (PRO, HO 144/21281/8f.). In Anlehnung an die methodischen Überlegungen Webbers wird in dieser Arbeit davon ausgegangen, daß das Verhältnis von aktiven und passiven Mitgliedern 1:1,5 betrug. Bei der Durchsicht der Aktenbestände des Innenministeriums hat Webber die Angabe für Januar 1938 offenbar übersehen (Webber, Patterns, S. 577; ders., British Isles, S. 146f.). 287 Webber, Patterns, S. 577; ders., Ideology, S. 43f.; ders., British Isles, S. 147. Vgl. auch den Bericht in PRO, HO 144/21429/18. 288 Webber, Patterns, S. 579f. 289 PRO, HO 144/21063/5. Vgl. auch die Berichte in PRO, HO 144/21062/414; HO 144/ 21064/68; HO 144/20144/48. Allg. hierzu Webber, Patterns, S. 579. 290 Benewick, Fascist Movement, S. 12. 291 Mosley, My Life, S. 311: »The active membership was not always the same; a very large number of men and women passed through our hands and were only temporarily active...«. Vgl. zur hohen Fluktuation in der BUF auch Benewick, Fascist Movement, S. 97, 108; Brewer, Mosley's Men, S. 25; Rawnsley, Membership, S. 156; ders., Fascism, S. 120, 122, 142; Lewis, Illusions, S. 73f.; Kibblewhite u. Rigby, S. 43. Allg. hierzu Linz, Notes, S. 59f. Zum folgenden Mandle, Leadership, S. 361. 292 Benewick, Fascist Movement, S. 121; Springhall, »Young England, Rise Up, and Listen!«, S. 158f.; Brewer, British Union of Fascists, S. 543f.; Skidelsky, Mosley, S. 317f. Vgl. auch die Fallstudie zu 15 früheren Mitgliedern der BUF in Birmingham in Brewer, Mosley's Men, S. 6-8. Allg. auch Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 204. 293 Mosley, Greater Britain (Preface): »A religious enthusiasm carries forward the creed of the modern world to predestined triumph. ... The spirit lives; the rest will follow«. Allg. auch Brewer, Looking Back, S. 752. 294 Mandle, Leadership, S. 361. Vgl. hierzu die generellen Feststellungen in Stevenson u. Cook, S. 212; Lewis, Illusions, S. 74. 295 Durham, Women, S. 11f., 18(Anm. 28); ders., Suffrage, S. 185; Lewis, Illusions, S. 78f. Zu

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Anmerkungen zu S. 2 0 0 - 202 Nellie Driver vgl. Mayall, S. 25f., 32f. Zu den in der BUF organisierten Hausangestellten Kushner, Politics, S. 51-54. 296 Vgl. Webber, Patterns, S. 582-584; ders., British Isles, S. 144f.; ders., Ideology, S. 44; Raumsley, Fascism, S. 124, 147f. Eine Steigerung der Mitgliederzahl in Lancashire wird konstatiert in Stevenson u. Cook, S. 212. 297 Zum Rückgang der Mitgliederzahl in Nordengland vgl. die Polizei- und Geheimdienstberichte in PRO, HO 144/20147/143; HO 144/21061/313-315; HO 144/21062/259, 284, 403, 406f., 349. Allg. auch Webber, Patterns, S. 584. 298 Vgl. Webber, Patterns, S. 585f.; ders., British Isles, S. 146; ders., Ideology, S. 44. Dieser Befund steht im Widerspruch zur Feststellung in Stevenson u.Cook,S, 212, daß die Unterstützung für die BUF in den Städten an der Südküste Englands in den späten dreißiger Jahren zurückging. 299 Vgl. den Polizeibericht vom 18. Oktober 1937 in PRO, HO 144/21064/69. Für Regionen außerhalb Londons sind in diesem Bericht folgende Teilnehmerzahlen angegeben: Ostengland und Midlands: 180; Yorkshire und Lincolnshire: 160; Lancashire und Cheshire: 60; Südwales und Bristol: 20; Schottland und Nordengland: 20. 300 Während die Zahl der Parteiangehörigen im East End weiterhin zurückging, konnte die BUF in den nördlichen und westlichen Stadtteilen Londons neue Mitglieder gewinnen. Vgl. Webber, Patterns, S. 586f.; ders., British Isles, S. 147. 301 Webber, Patterns, S. 588; ders., British Isles, S. 147; ders., Ideology, S. 44. 302 Vgl. zum Problem der Quellen bei der Analyse der Mitgliederstruktur der BUF Brewer, British Union of Fascists, S. 542; ders., Mosley's Men, S. 3; Benewick, Fascist Movement, S. 129; Mayall, S. 19f. Überblicke über die Forschung finden sich in Webber, Patterns, S. 589f.; ders., British Isles, S. 140f.; Raumsley, Fascism, S. 221-232. 303 Allg. hierzu Webber, Patterns, S. 591; ders., British Isles, S. 145; Skidelsky, Mosley, S. 317; Lewis, Illusions, S. 74. 304 Zum Zitat PRO, HO 144/20142/115. Vgl. auch den Polizeibericht in PRO, HO 144/ 20144/126. Hierzu auch Webber, Patterns, S. 591f.; ders., British Isles, S. 146; Skidelsky, Mosley, S. 327; Lewis, Illusions, S. 74; Stevenson, United Kingdom, S. 139; ders., Conservatism, S. 276. 305 Vgl. die Polizeiberichte in PRO, HO 144/20144/123f, 236; HO 144/21281/30, 72-82, 101. Allg. auch Stevenson, United Kingdom, S. 139f.; ders., Conservatism, S. 278f.; Pelting, S. 83; Mayall, S. 26-32. Indizien für eine Mitgliedschaft von ehemaligen Kommunisten und NUWMAngehörigen wurden in Polizei berichten allerdings überbetont, da im britischen Innenministerium die Interpretation vorherrschte, daß die NUWM, die Kommunistische Partei und Mosleys BUF gemeinsame und durchaus vergleichbare Gegner der Demokratie seien. Vgl. PRO, HO 144/20146/ 219; HO 144/21060/71f. Hierzu auch die Bemerkungen in Croucher, S. 187, 208. 306 Vgl. allg. hierzu Webber, Patterns, S. 592f.; ders., British Isles, S. 145f Zur Gegenposition Skidelsky, Mosley, S. 320; Raumsley, Membership, S. 158f. Ein Polizeibericht vom Mai 1935 registrierte trotz des Rückgangs der Gesamtzahl der BUF-Mitglieder, daß »the amount of sympathetic support - especially from the middle and upper-middle classes - has increased« (PRO, HO 144/ 20144/48). 307 Vgl. die Aufstellung der Mitgliederzahlen für verschiedene Städte Großbritanniens in PRO, HO 45/25385/46-49. Allg. zu den Merkmalen der Mittelschichten-Angehörigen in der BUF Brewer, British Union of Fascists, S. 546; ders., Mosley's Men, S. 12f.; Raumsley, Membership, S. 161. Zu den Gründen der Integrationskraft der Konservativen Partei Stevenson, Conservatism, S. 275-278. 308 Webber, Patterns, S. 593f. Zum Scheitern der Propagandakampagnen in Lancashire und Yorkshire 1938 vgl. die Berichte in PRO, HO 144/21281/30, 72-82, 101. 309 Raumsley, Membership, S. 160; Brewer, Mosley's Men, S. 18; ders., Looking Back, S. 749f.; Mayall, S. 25f. 310 PRO, HO 144/20142/216. Vgl. hierzu die detaillierte Analyse in Brewer, British Union of Fascists, S. 549f.; ders., Mosley's Men, S. 19-22; ders., Looking Back, S. 751f. Zum folgenden auch Durham, Women, S. 15f.

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Anmerkungen zu S. 203 - WS 311 Vgl. hierzu und zum folgenden Brewer, Mosley's Men, S. 22-26; ders., British Union of Fascists, S. 550-553; Thurlow, Fascism in Britain, S. 131f.; Mayall, S. 32f. 312 Brewer, Mosley's Men, S. 25. 313 Brewer, British Union of Fascists, S. 552. 314 Vgl. Mosley, Fascism in Britain, S. 10: »Broken down and banished are the barriers of class in the national purpose of Fascism's greater loyalties«. 315 Mandle, Leadership, S. 361-369. Vgl. ergänzend auch Thurlow, Ideology, S. 27f.; Baker, S. 26f.; Rawnsley, Fascism, S. 158. 316 Vgl. zu diesem Urteil Skidelsky, Mosley, S. 346; Benewick, Fascist Movement, S. 122. 317 Webber, Ideology, S. 42, 101f., 153, 159; Griffiths, Fellow Travellers, S. 22-24, 46-49; Corrin, S. 166f., 180-184, 192-195; George, S. 136-139; Fyrth, S. 36. Zum von Petrie vertretenen romantisch verklärten Konzept des korporativen Staates vgl. Petrie, S. 168f., 183-186. Zu Jerrold vgl. Wohl, S. 108f.; Webber, Ideology, S. 153; Griffiths, Fellow Travellers, S. 23f., 46-49. 318 Vgl. Bergonzi, Campbell; Hamilton, Appeal, S. 272-274; Lewis, Illusions, S. 78; Corrin, S. 166. Vgl. auch die drei Gedichte Campbells in BUQ, Bd. 1, 1937/1, S. 102-104. 319 Zit. nach »Drennan« (Quotation). Vgl. auch Lawrence, S. 362, 510f.; Skidelsky, Mosley, S. 348f.; Hamilton, Appeal, S. 270f.; Griffiths, Fellow Travellers, S. 20f. 320 Hamilton, Appeal, S. 274f.; Skidelsky, Mosley, S. 347, Griffiths, Fellow Travellers, S. 15, 65. Allg. auch Bergonzi, Eliot, S. 115-117, 124-130. 321 PRO, HO 45/24895/23f.; Webber, Ideology, S. 165. Zur Etablierung des January Club vgl. Kap. 4.2.3.2.1. 322 Griffiths, Fellow Travellers, S. 17-19; George, S. 145. 323 Vgl. Lewis, Wings. Allg. auch Meyers, S. 191; Bergonzi, Turn, S. 187-189; Fyrth, S. 4 1 ; Skidelsky, Mosley, S. 348. Vgl. zur Glorifizierung des NS-Regimes durch Lewis Chace, S. 159-163; Jameson, S. 179-185; Griffiths, Fellow Travellers, S. 177-179; Hamilton, Appeal, S. 281-285. 324 Pound, Demarcations; ders., Level. Ergänzend vgl. Mosse, Fascism and the Intellectuals, S. 205f., 212, 214; Hamilton, Appeal, S. 285-290; Skidelsky, Mosley, S. 348; Lewis, Illusions, S. 78. 325 Vgl. Mosley, Tribute, S. 34; Fussell, S. 29f., 114f., 122, 139, 141; Wohl, S. 108, 110. Zum folgenden auch Englander, People, S. 232f.; Winter, Legende; Read, Introduction, S. 27f. 326 Griffiths, Fellow Travellers, S. 135-137, 361. 327 Jones, Eugenics, S. 720-723, 728; Searle, Eugenics and Politics in Britain in the 1930s, S, 160-162, 167, 169; Mosse, Final Solution, S. 76; Metz, »The Survival of the Unfittest«, S. 600. Zur Entwicklung der Eugenik-Ideologie in England während des Ersten Weltkriegs Stepan; Crook, War. Zur politischen Polyvalenz der Eugenik vgl. allg. Crook, Darwinism, S. 25-32. 328 Freeden, Eugenics, S. 961; Searle, Eugenics and Politics in Britain in the 1930s, S. 167-169; Mosse, Final Solution, S. 76; Webber, Ideology, S. 150. 329 PRO, HO 45/25386/57f. Zusammenfassend auch Thurlow, British Fascism, S. 79, 84; ders., »Mosley Papers«, S. 174; Cohen, Police, S. 417. Vgl. zu W.E.D. Allen, der sich 1931 Mosleys New Party angeschlossen hatte und den »Führer« der BUF in den dreißiger Jahren beriet, auch PRO, HO 45/24895/27. Zum Selbstverständnis der Regierung Schwarz, Language, S. 11. Der Special Branch war nach den Anschlägen irischer Nationalisten in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet worden; der MI5 ging aus dem von Vernon Kell im Sommer 1909 gebildeten Geheimdienstbüro hervor. 330 Thurlow, British Fascism, S. 79f.; ders., »Mosley Papers«, S. 175; Cohen, Police, S. 416, 432. Zur traditionellen Distanz gegenüber der Tätigkeit von Geheimdiensten und politischer Polizei sowie zur institutionellen Zersplitterung dieser Behörden Wark, S. 20-23; Porter, Origins, S. 1-18. 331 Vgl. die Auszüge aus der Rede Gilmours vor dem Parlament am 14. Juni 1934 in PRO, HO 144/20140/39. Vgl. allg. auch Benewick, Fascist Movement, S. 174; Cohen, Police, S. 419f. 332 Vgl. zum Inhalt des Gesetzes Anderson, Fascists, S. 63, 69-79; Stevenson u. Cook, S. 233; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 121.

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Anmerkungen zu S. 208 - 210 333 Anderson, Fascists, S. 84-93; Lilly, S. 28-31. Flugblätter, Memoranden und Schriften des NCCL sowie Zeitungsartikel über die Incitement to Disaffection Bill finden sich in NCCL, DCL 47/ 1; DCL 47/2; DCL 74/3. 334 »More than anything else, the Incitement to Disaffection Act was a product of its time, when boishevism appeared to the Government to be more dangerous than fascism«. Zit. nach Anderson, Fascists, S. 98. 335 PRO, HO 144/10141/89-114; Anderson, Fascists, S. 117f. Vgl. hierzu auch den Brief der Associated Society of Locomotive Engineers an den Innenminister vom 8. Juni 1934 in PRO, HO 144/20140/7. 336 Vgl. hierzu und zum folgenden die Denkschrift vom 23. Mai 1 9 3 4 i n P R O , H O 144/20158/ 326-329. Allg. auch Anderson, Fascists, S. 119f.; Thurlow, British Fascism, S. 79f.; Stevenson u. Cook, S. 236. 337 Trenchard wies in Briefen an das Innenministerium insbesondere auf die aus den verschärften Auseinandersetzungen zwischen Blackshirts und Antifaschisten resultierende permanente Überbeanspruchung der Polizeikräfte hin. Vgl. PRO, HO 144/20158/107, 186-188. Hierzu auch die Aufstellung in PRO, HO 144/20710/9-25. Zur Forderung nach einem Uniformverbot vgl. das Memorandum vom 29. Juni 1934 in PRO, HO 45/25386/279-289. Allg. auch Cohen, Police, S. 420; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 115. 338 Vgl. das Resümee des Innenministers in der Kabinettssitzung vom 31. Juli 1934: »These approaches had not led to very much result« (PRO, HO 45/25386/307). Hierzu auch Anderson, Fascists, S. 122; Cohen, Police, S. 420f.; Lewis, Illusions, S. 151. Zum Beschluß des Kabinetts, durch den Innenminister Kontakt mit den führenden Politikern der parlamentarischen Opposition aufzunehmen, vgl. PRO, HO 45/25386/312. 339 Vgl. die Memoranden und den Polizeibericht in PRO, HO 144/20142/95; HO 45/25386/ 326-343, 396-402. 340 Thurlow, British Fascism, S. 80. Die Kundgebung wurde schließlich am 9. September durchgeführt, verlief aber weitgehend friedlich. Vgl. Anderson, Fascists, S. 122-129. Zur Verschiebung vgl. den Brief Trenchards an den Innenminister in PRO, HO 45/25386/375. 341 Thurlow, British Fascism, S. 83f. 342 Vgl. zu den Vorbereitungen der BUF den Polizeibericht vom 1. September 1936 in PRO, HO 144/21060/198. Ergänzend auch PRO, HO 144/20146/76; HO 283/13/92; Mosley, Beyond the Pale, S. 110. 343 Jacdbs, S. 235-245; Bermant, S. 233f. Vgl. auch den Bericht in PRO, HO 144/21061/113126. Der Artikel des Jewish Chronicle findet sich in PRO, HO 144/21060/198. 344 Vgl. PRO, HO 144/21060/307, 309-319. Zur Erwartung des Commissioner of Police vgl. PRO, HO 144/21060/240: »The march and meetings if held will probably produce the usual few arrests for minor disturbances, but I do not anticipate any serious trouble«. Hierzu auch die detaillierte Analyse in Cohen, Police, S. 423-425. 345 Vgl. hierzu und zum folgenden die Polizei berichte in PRO, HO 144/21061/92-105, 150160; HO 144/20710/23f. Detaillierte Darstellungen finden sich auch in Mosley, Beyond the Pale, S. 113f.; Benewick, Fascist Movement, S. 226-229; Bermant, S. 234f.; Anderson, Fascists, S. 162f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 110f. Ergänzend auch den Erlebnisbericht aus kommunistischer Sicht in Jacobs, S. 246-256. 346 Vgl. die Zeitungsartikel in PRO, HO 144/21061/182-187. Hierzu auch Benewick, Fascist Movement, S. 229-231; Mosley, Beyond the Pale, S. 114. Die Behauptung einer jüdisch-kommunistischen Verschwörung kennzeichnet auch die Berichterstattung der vom NS-Regime kontrollierten deutschen Presse (vgl. VB, Nr. 280 vom 6. Oktober 1936, S. 3; WB, Nr. 464 vom 5. Oktober 1936, S. 1). 347 Zit. nach Mosley, Beyond the Pale, S. 114. Zum folgenden auch Jacobs, S. 257; Deakin, S. 167. 348 Diese Interpretation wird vor allem vertreten in Benewick, Fascist Movement, S. 264.

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Anmerkungen zu S. 211 - 213 349 Der Geheimdienstbericht findet sich in PRO, HO 144/21062/414. Vgl. auch Cohen, Police, S. 426. 350 Das Protokoll des Gesprächs findet sich in PRO, HO 144/21062/12-45. Vgl. auch den Brief der CPGB an Sir John Simon vom 13. Oktober 1936 in PRO, HO 144/21061/320-322. Allg. hierzu auch Anderson, Fascists, S. 173. 351 Ebd., S. 174-177. Zur Diskussion im Kabinett über die Gesetzgebung vgl. PRO, HO 144/ 20159/155-162, 166-169, 222-233, 240-257, 326-332, 342-346. Zum folgenden Thurlow, Fascism in Britain, S. 115; Benewick, Fascist Movement, S. 242f.; Anderson, Fascists, S. 181-183. Zu den Einwänden gegen das Gesetz NCCL, DCL 40/4 (Artikel des New Statesman vom 31.10.1936); DCL 47/1; DCL 74/4. 352 Anderson, Fascists, S. 181-183. 353 Vgl. das Memorandum Sir Philip Games vom 12. Oktober 1936: »The eventual aims of both Fascists and Communists are much the same - dictatorship of one kind or another« (PRO, HO 144/20159/156). Vgl. auch die Stellungnahmen in PRO, HO 144/20146/219; HO 144/ 21060/70-72; HO 144/21380/234; NCCL, 37/3 (Artikel des Manchester Guardian vom 6.3.1936). Allg. hierzu Stevenson, BUF, S. 142, 146f.; Thurlow, British Fascism, S. 80-82; Lewis, Illusions, S. 163. 354 Zur Diskussion über die Public Order Bill im Parlament vgl. Anderson, Fascists, S. 184-187. Zu den Bestimmungen der Gesetzesvorlage auch Thayer, S. 39; Lewis, Illusions, S. 152-156. 355 Zit. nach Skidelsky, Mosley, S. 418. Zur hier vertretenen Interpretation vgl. Thurlow, Black Knight, S. 17f.; Stevenson u. Cook, S. 244; Holmes, Anti-Semitism and the BUF, S. 124f., 129. 356 Vgl. die Berichte des Commissioner of Police für die Monate November und Dezember 1936 in PRO, HO 144/21379/233-239, 248-251. In einem Geheimdienstbericht vom Dezember 1936 wird der Rückgang der antisemitischen Propaganda deutlich ausgedrückt: »...the Fascists, instead of keeping the situation at boiling point, have allowed it to subside again during the latter pan of October and November« (PRO, HO 144/21062/404). Allg. vgl. Anderson, Fascists, S. 192f. Zur Propagandakampagne der BUF gegen die Abdankung Edwards VIII., der als Befürworter einer Revision der Versailler Friedensordnung und Bewunderer des NS-Regimes galt, vgl. die Polizeiberichtc in PRO, HO 144/20710/29-32, 38-42, 55-62. Hierzu auch Griffiths, Fellow Travellers, S, 240-244; Michalka, Ribbentrop, S. 112f.; Beloff, S. 226-229. 357 Vgl. die Aufstellung in PRO, HO 45/25388/6f. Teilweise abweichende Angaben finden sich in Anderson, Fascists, S. 193; Stevenson u. Cook, S. 208. Alle. auch Cohen, Police, S. 428f. 358 Zit. aus dem Bericht des Commissioner of Police für Februar 1937 in PRO, HO 144/21380/ 8f. Bei dieser Bewertung ist allerdings zu berücksichtigen, daß die Polizeifuhrung die Verabschiedung des Public Order Act auch nachträglich rechtfertigen wollte. 359 Vgl. die von Mosley und Joyce gehaltenen Reden auf einer Kundgebung der BUF im Londoner Stadtteil Bow am 17. November 1936 (PRO, HO 144/21062/377-383). Hierzu auch den Bericht in PRO, HO 144/21379/200. 360 Skidelsky, Mosley, S. 417; Anderson, Fascists, S. 186. 361 PRO, HO 144/21380/169. Vgl. auch die Polizeiberichte in PRO, HO 144/21380/16, 55, 87, 119, 182, 185. Zur Ernennung Chestertons PRO, HO 144/21064/189. Zur Anweisung von Francis Hawkins an die Mitglieder der BUF PRO, HO 144/21063/469. 362 Vgl. die Berichte und Denkschriften in PRO, HO 144/21086/8-13, 18-21, 23-29, 39f., 59f., 67; Anderson, Fascists, S. 194f.; Lewis, Illusions, S. 158; Mosley, Beyond the Pale, S. 122. 363 PRO, HO 144/21086/245-248, 251, 263, 318f., 342-345; HO 144/21087/208-210, 289, 349f., 403-410, 506; NCCL, 37/2, DCL 40/2. 364 Vgl. den Schriftwechsel in NCCL, 8/2. Hierzu aber die Aufzeichnung über eine Unterredung zwischen dem Parteiführer der CPGB und dem Labour-Politiker Herbert Morrison 1936 in Holmes, East End Anti-Semitism, S. 30f. Zur Kritik des NCCL am Vorgehen der Polizei gegen die BUF Lilly, S. 18f.; NCCL, 8/2 (Brief Ronald Kidds an den Innenminister vom 19. März 1936); DCL 40/6.

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Anmerkungen zu S. 213 - 217 365 Skidelsky, Mosley, S. 420; Thurlow, Fascism in Britain, S. 114-116; Benewick, Fascist Movement, S. 90, 184f., 256; Stevenson, BUF, S. 136f., 142f., 147; ders. u. Cook, S. 243; Lewis, Illusions, S. 170-175; Rees, Interpretations, S. 198. 366 Sir John Simon stellte in einer Diskussion mit Politikern der Labour Party am 20. Oktober 1936 fest: »It [ein Uniformverbot] may apply mainly or exclusively to the Fascists, but of course the legislation has to be in a general form« (PRO, HO 144/21062/38). 367 Thurlow, »Mosley Papers«, S. 181; ders., British Fascism, S. 89. 368 Vgl. Kap. 4.1.3. Ergänzend auch Griffiths, Fellow Travellers, S. 80-84; Sherman, S. 216-218. 369 Zur NSL, die politisch einflußlos blieb, vgl. Webber, Ideology, S. 158; Thurlow, Fascism in Britain, S. 171; Cole, S. 72-81; Griffiths, Fellow Travellers, S. 278f.; Lewis, Illusions, S. 76f. Vgl. zur Organisation Lymingtons zusammenfassend Thurlow, Fascism in Britain, S. 172; Webber, Ideology, S. 145. 370 Thurlow, Fascism in Britain, S. 172f.; Webber, Ideology, S. 146; Griffiths, Fellow Travellers, S. 352f.; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 131; Cockett, S. 137-139. 371 NMM, DOM 56 (15. u. 21.3.1939). Zur Gründung und Agitation des Link vgl. Kap, 4.1.3.1. 372 Vgl. die Eintragungen in NMM, DOM 56 (26.7., 10.10., 12.10., 26.10., 8.11., 22.11., 6.12.1939; 17.1., 23.1., 15.2., 3.4., 10.4., 26.4., 17.5.1940). Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 172f. 373 NMM, DOM 56 (23.1.1940): »He [Mosley] admits me [Domvile] to inner circle of B.U. ...«. Vgl. auch die Eintragungen in NMM, DOM 56 (23.3., 19.5., 23.5., 4.6., 8.6., 29.10., 24.11., 7.12., 18.12.1939; 3.3., 14.3., 12.4., 17.5.1940). Allg. auch Thurlow, »Mosley Papers«, S. 183. 374 NMM, DOM 56 (23.6., 7.7., 14.7., 21.7.1939). Allg. zur Nachwahl in Hythe, in der Philby (der Vater des Sowjetspions Kim Philby) nur 576 Stimmen gewann, Holmes, Beckett, S. 28; Webber, Ideology, S. 146, 160; Thurlow, Fascism in Britain, S. 180; Stevenson u. Cook, S. 261f. Zu Harry St. John Philby, der ein bekannter Orientforscher war, auch Cohen, Churchill, S. 227f. 375 NMM, DOM 56 (19.9.1939). Vgl. zu dieser Organisation, die sich vor allem gegen die Einwanderung verfolgter Juden aus dem »Dritten Reich« nach England richtete, allg. Thurlow, Fascism in Britain, S. 180; ders., »Mosley Papers«, S. 188f.; Webber, Ideology, S. 145; Thayer, S. 40. Hierzu auch die Eintragungen in NMM, DOM 56 (14.7., 22.9., 20.11.1939; 15.3.1940). 376 Addison, Lloyd George, S. 370f.; Thurlow, »Mosley Papers«, S. 190. 377 NMM, DOM 56 (10.7., 26.7., 26.10., 8.11., 6.12.1939). Vgl. auch Kap. 4.1.3.2. 378 Vgl. vor allem die Eintragungen in NMM, DOM 56 (26.10., 22.11. u. 6.12.1939). Hierzu auch die Berichte in PRO, HO 144/21382/299; HO 283/18/21. 379 Vgl. Kap. 4.1.3.2. sowie Miller, War, S. 30-35; Selwyn,S. 116-118. Zu Millers Autobiographie vgl. aber die kritischen Bemerkungen in Thurlow, British Fascism, S. 99 (Anm. 71). 380 Thurlow, »Mosley Papers«, S. 183. Zur Demission der Regierung Chamberlain und zur Bildung des Kriegskabinetts unter Churchill im Mai 1940 vgl. allg. Addison, Road, S. 93-102. 381 Higham, S. 26f., 33f., 156-164; Gilbert, S. 698-709; Thurlow, »Mosley Papers«, S. 184f. Zu Kennedys Position vgl. auch Kettenacker, Krieg, S. 54f. Der Staatssekretär im Foreign Office, Sir Alexander Cadogan, bezeichnete Hoare in seiner Tagebucheintragung vom 20. Mai 1940 sogar als potentiellen »Quisling Englands«. Vgl. Dilks, Diaries, S. 287. 382 Zum Swinton-Komitee vgl. Cross, Swinton, S. 223-229; Thurlow, »Mosley Papers«, S. 182f.; ders., British Fascism, S. 93; Andrew, Secret Service, S. 477f.; Allason, S. 112f. Zur Fehleinschätzung der Absichten von William Joyce durch den MI5 im Sommer 1939 und zur Wirkung der Kriegspropaganda von »Lord Haw-Haw« in Großbritannien Calder u. Sheridan, S. 95; McLaine, S. 80f.; Selwyn, S. 73, 98f., 108-115; Cole, S. 148-158. Zum Gerichtsverfahren gegen Joyce, der 1945 zum Tode verurteilt wurde, Hall, bes. S. 16-36. 383 Thurlow, Fascism in Britain, S. 190; West, S. 111; Stent, S. 26, 30.

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Anmerkungen zu S. 227 - 220 384 Wasserstein, S. 83-86; Seyfert; Holmes, John Bull's Island, S. 173-175; Stent, S. 30-41, 2 6 1 ; Marrus, S. 204f.; West, S. 111-113. 385 Thurlow, Fascism in Britain, S. 191f.; Stent, S. 40; Lewis, Illusions, S. 236; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 122. 386 Kushner, Asylum, S. 24; Thurlow, British Fascism, S. 89f.; ders., »Mosley Papers«, S. 181f., 188; Seyfert, S. 161f.; Stent, S. 54, 58; West, S. 121; de Jong, S. 98-101; Andrew, Secret Service, S. 477. Zum Mythos einer »fünften Kolonne« in Holland auch Hirschfeld, S. 168. 387 West, S. 113; Stent, S. 56f. 388 Vgl. PRO, HO 45/24893/239f.; HO 144/21540/97. 389 Vgl. die Zeitungsartikel in NCCL, DCL 41/2. Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 197f., 211f.; Skidelsky, Mosley, S. 448f.; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 124f., 127-133; West, S. 127f. Exemplarisch zur Internierung auch die Anordnung des Innenministers in Imperial War Museum (IWM; London), 86/1/1: F.C. Wiseman. Teilweise unzutreffend ist die Darstellung in Wheeler-Bennett, S. 244. 390 Longmate, S. 50f.; Kushner, Persistence, S. 27f. Zur illegalen Vorgehensweise einzelner MI5Agenten gegen Mitglieder antisemitischer und faschistischer Organisationen und zur These, daß der potentielle Geheimnisverrat durch Anna Wolkoff, Tyler Kent und Ramsay lediglich ein Vorwand für die Internierung gewesen sei, vgl. Thurlow, »Mosley Papers«, S. 180, 185-187; ders., British Fascism, S. 92f., 97. 391 Woodward, S. 195-214; Martin, Friedensinitiativen, S. 235, 241f., 250f., 267-301; Addison, Lloyd George, S. 372-383; Kettenacker, Krieg, S. 69-75; Gilbert, S. 402-421. 392 Thurlow, »Mosley Papers«, S. 191f.; ders., British Fascism, S. 93f. 393 Vgl. die Ausdehnungen und Briefe in IWM, 86/1/1: F.C. Wiseman. Allg. auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 214-221; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 125f., 129, 133f.; Lewis, Illusions, S. 235. Zu den Haftbedingungen in der Verhörzcntrale des MI5 vgl. West, S. 144-150. Informationen über die Lebensbedingungen in den Gefangnissen finden sich auch in PRO, HO 45/ 24891/169-173, 248-253; HO 45/24892/4, 18f, 193, 198. Ergänzend auch Mosley, My Life, S. 406-410; Mosley, Life of Contrasts, S. 175-181, 185-196. 394 PRO, HO 45/24893/174, 234; Skidelsky, Mosley, S. 456; Lewis, Illusions, S. 235. 395 Vgl. exemplarisch Pimlott, Diary, S. 19f. Allg. auch Goldman, Defence Regulation 18B, S. 128f. 396 NCCL, 2/8 (Civil Liberty, Nr. 17 u. 18); Goldman, Defence Regulation 18B, S. 129-132; Thurlow, Fascism in Britain, S. 223. 397 Vgl. die Stellungnahmen in Churchill, Second World War, Bd. 2, S. 626f.; ders., Second World War, Bd. 5, S. 635f.; Crozier, S. 381f., 384; Colville, S. 132, 134. 398 Berichte über die ärztlichen Untersuchungen Mosleys im Gefängnis Holloway finden sich in PRO, HO 45/24891/109, 115, 120, 140, 280, 322; PCOM 9/878/46f. Allg. auch Skidelsky, Mosley, S. 461; Mosley, Beyond the Pale, S. 238-240; Lewis, Illusions, S. 237. 399 Zur Ankündigung der Regierung vgl. PRO, HO 45/24892/307; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 134. Zur Propagandakampagne gegen Mosleys Freilassung vgl. die Polizei berichte, Flugblätter und Zeitungsartikel in PRO, HO 45/24893/2-4, 9, 11-18, 21-91, 93-99, 102, 113-120, 126; NCCL, DCL 41/3. Zusammenfassend auch Srebrnik, S. 85-88; Thurlow, Fascism in Britain, S. 231; Kushner, Persistence, S. 169; Lewis, Illusions, S. 237; Smith, Wells, S. 465; Taylor, English History, S. 492 (Anm. 1). 400 NCCL, DCL 41/4a. Allg. zur Reaktion des NCCL auf die Freilassung Mosleys Thurlow, Fascism in Britain, S. 229f.; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 134. 401 In einem Telegramm an Morrison vom 18. November 1943 betonte Churchill: »I highly approve your action« (PRO, HO 45/24894/259). Zur Reaktion führender Labour-Politiker und der Gewerkschaften auf die Entscheidung, Mosley aus der Haft zu entlassen, Vernon, S. 191-193; Foot, Bevan, S. 421(Anm. 1); Addison, Road, S. 2 4 1 ; Harris, S. 228; Goldman, Defence Regulation 18B, S. 134f.; Srebrnik, S. 86f. Zur Presseberichterstattung vgl. Koss, Rise, Bd. 2, S. 617.

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Anmerkungen zu S. 220 - 223 402 PRO, HO 45/24894/152, 247. Zur Reaktion Churchills auf die Abstimmungen Churchill Second World War, Bd. 5, S. 637. 403 Thurlow, Fascism in Britain, S. 242-247. Vgl. auch die Denkschriften und Polizeiberichte über die Überwachung Mosleys von 1943 bis 1945 in PRO, HO 45/24894/87, 90f., 95, 103-120, 124f., 183f., 187-190, 235. 404 Vgl. die Aufzeichnungen in Rhodes James, S. 352, 415. Zusammenfassend auch Pugh, Tories, S. 191f.; Ramsden, Age, S. 346, 348; ders., Baldwin, S. 135, 137-142; Stevenson, Conservatism, S. 277; Lewis, Illusions, S. 147. 405 Vgl. den Artikel T.C.R. Moores in der Daily Mail vom 25. April 1934: »The Blackshirts Have What the Conservatives Need« (PRO, HO 144/20140/127). Allg. auch Webber, Ideology, S. 45f.; Ramsden, Age, S. 347f.; Pugh, Making, S. 280f.; Macmillan, S. 261-263; Koss, Rise, Bd. 2, S. 556f.; Lewis, Illusions, S. 146f. Zu Bower vgl. die biographische Skizze in Stenton u. Lees, S. 37. Zu Lloyd George Cross, Life, S. 197. 406 Hierzu und zum folgenden Stevenson, Conservatism, S. 273f., 277f.; Ramsden, Age, S. 347; Stevenson u. Cook, S. 198, 203f.; Oxbury, S. 157, 251f.; Anderson, Fascists, S. 55; Griffiths, Fellow Travellers, S. 55f.; Taylor, Beaverbrook, S. 316, 330. Vgl. auch die Augenzeugenberichte in »Vindicator«, bes. S. 9-11. 407 Webber, Ideology, S. 47f., 124-129; Ramsden, Age, S. 348; Pugh, Making, S. 283. 408 Vgl. die Eintragungen in MacKenzie, Diary, Bd. 4, S. 239, 304, 3 3 4 , 3 5 4 , 3 7 2 . Exemplarisch auch Pimlott, Dalton, S. 152-157, 186; ders., Diary, S. 676; Foot, Bevan, S. 132f.; Harris, S. 108, 130f. 409 Batwell u. Wright. S. 44-53. 410 Vgl. Lansbury; Knowles, S. 51, 57; Deakin, S. 163f. Zum folgenden Labour Research Department, S. 11f. 411 Zum Vorgehen der Kommunisten gegen die BUF im East End vgl. Knowles, S. 60f. 412 Smith, Responses, S. 58-60; Thurlow, Fascism in Britain, S. 108; Knowles, S. 62. Der angenommene Kausalzusammenhang zwischen einer auf Konfrontation abzielenden politischen Aktivität und Popularitätsgewinnen für die BUF wird in einem Bericht der Polizeidienststelle in Bethnal Green vom 29. Juni 1936 bestätigt: »During the early stages meetings of The British Union of Fascists had very little attraction for the general public and the attendances were very small until sections of The Communist Party and The Labour Party began attending the meetings with the object of ousting the British Union of Fascists from this meeting place« (PRO, HO 144/ 21060/20). 413 Vgl. die Aufzeichnungen in Holmes, East End Anti-Semitism, S. 27-32. 414 Knowles, S. 63; Pimlott, Labour, S. 93, 202. Zur Ablehnung eines von der CPGB nach den Ausschreitungen in der Olympia Hall vorgeschlagenen Bündnisses gegen die BUF durch die offiziellen Vertretungsorgane der Labour Party vgl. Benewick, Fascist Movement, S. 174f.; Pelling, S. 76; Anderson, Fascists, S. 123f.; Lewis, Illusions, S. 132-134. Vgl. zur Propaganda für eine »Volksfront« gegen den Faschismus exemplarisch Independent Labour Party, S. 4, 10f. 415 Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 156-164. Zum gegen die Regierung gerichteten Vorwurf des »Faschismus« vgl. die Mitschrift einer Rede Harry Pollitts vom 9. September 1934 in PRO, HO 45/25383/620. Hierzu auch Pollitt, Situation, S. 69; ders., Labour Party, S. 377. 416 Pelling, S. 74-79; Pimlott, Labour, S. 71-108; Stevenson u. Cook, S. 137f.; Lewis, Illusions, S. 132-134. Zur SL vgl Macintyre, S. 1 8 6 , 2 3 9 . Zur »Volksfront«-Propaganda White, Features, S. 646; Pollitt, Labour Party, S. 377; ders., Situation, S. 78f. Allg. auch Graham u. Preston. 417 Vgl. die anschaulichen Darstellungen in Piratin, S. 15-49; Jacobs, S. 191-211. Allg. auch Smith, Responses, S. 60-62; Kushner, Persistence, S. 165f.; Deakin, S. 168-170; Lewis, Illusions, S. 114-116; Skidelsky, Reflections, S. 89-94. Zum National Jewish Committee Srebmik, S. 88-93. 418 Holmes, Anti-Semitism and the BUF, S. 121; Skidelsky, Great Britain, S. 2 7 0 , 2 7 3 . Vgl. auch den Aufruf im Daily Worker vom 24. August 1934 in PRO, HO 45/25383/585.

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Anmerkungen zu S. 223 - 227 419 NCCL, 38/4 (Brief R. Kidds an J.H. Hall vom 21.7.1937), DCL 40/3 (Stellungnahme des NCCL vom 8.10.1936), 74/3 (Schrift »Fascism and the Jews«). Zu den Kontakten des NCCL zur SL und zur CPGB vgl. den Schriftwechsel in NCCL, 8/4, 8/5, 37/4; DCL 40/3; DCL 40/5; DCL 74/4. 420 NCCL, DCL 44/5 (Resolution vom 21.7.1940); DCL 47/1; DCL 47/2; DCL 75/2 (Rede R. Kidds im September 1937). 421 Hierzu der Schriftwechsel und die Resolutionen in NCCL, DCL 41/4a; DCL 41/4b; DCL 74/1; DCL 76/2A; DCL 76/2B. Allg. auch Kushner, Persistence, S. 170f.; Lilly, S. 10-19, 38. 422 1943 organisierte der NCCL eine Konferenz zur Eindämmung antisemitischer Ressentiments im East End. Vgl. NCCL, DCL 41/7; DCL 41/8; DCL 77/2; Srebrnik, S. 84. 423 Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 142; Kushner, Persistence, S. 166, 169f.; Knowles, S. 58f.; Alderman, Jewish Community, S. 117; Srebrnik, S. 85. 424 Knowles, S. 62; Alderman, Jewish Community, S. 122; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 144. Zu den Kontakten Laskis zum Innenministerium vgl. allg. den Briefwechsel zwischen dem Staatssekretär im Innenministerium, Sir Russell Scott, und Laski in PRO, HO 144/21379/134-136, 143. Allg. auch Smith, Responses, S. 57; Kushner, Persistence, S. 166; Thurlow, Fascism in Britain, S. 79; Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 144f. 425 PRO, HO 144/21379/35-38. Vgl. auch den Bericht in PRO, HO 144/21379/23-28 sowie Smith, Responses, S. 61f.; Knowles, S. 62; Thayer, S. 83f.; Alderman, Jewish Community, S. 121; Lewis, Illusions, S. 108. 426 Vgl. die Polizeiberichte in PRO, HO 144/21379/194f, 235. Allg. auch Lebzelter, Political Anti-Semitism, S. 140f.; Smith, Responses, S. 63-65; Kushner, Persistence, S. 166; Alderman, Jewish Community, S. 117; Thurlow, Fascism in Britain, S. 109-111; Lewis, Illusions, S. 108. 427 PRO, HO 144/21381/58. Vgl. auch die Stellungnahme Laskis in PRO, HO 144/21379/36. Allg. auch die kritischen Bemerkungen in Lewis, Illusions, S. 108. 428 Smith, Responses, S. 65-67. 429 Ebd., S. 63. 430 Hierzu allg. Orlow, Nationalsozialismus, S. 458f.; Kluke, Europaideologic, S. 274. 431 Griffiths, Fellow Travellers, S. 38. Mosley selber leugnete aber beharrlich, daß der faschistische Staat Mussolinis für ihn ein Vorbild gewesen sei. Vgl. PRO, HO 283/13/12. 432 Vgl. die ausführliche Darstellung in Kap. 4.2.3.1. sowie allg. auch Borejsza, Faschismus, S. 135. 433 Zit. nach einem Memorandum des Innenministeriums in PRO, HO 144/19070/263. Vgl. auch Mosley, Tomorrow We Live, S. 2. 434 Die korporativen Elemente der BUF-Ideologie wurden auch von italienischen Darstellungen der Mosley-Bewegung stark hervorgehoben, wie verdeutlicht wird in Rees, Interpretations, S. 195f. 435 Vgl. den Bericht der britischen Botschaft in Rom vom 27. April 1934 in PRO, HO 144/ 20140/141. Allg. auch die Eintragung in Young, S. 297. Im Sommer 1933 hielten sich einige italienische Faschisten im neuen »Hauptquartier« der BUF, dem »Black House« in London, auf. Vgl. PRO, HO 144/19069/208. Im Mai 1934 wurde eine Delegation der Mosley-Bewegung in Rom und Florenz empfangen. Hierzu PRO, HO 144/20141/386. 436 PRO, HO 144/20147/143. 437 Vgl. hierzu ausführlich Borejsza, Fascismo, S. 26f., 30, 121, 142f.; ders., Rivalität, S. 580594; ders., Faschismus, S. 134f., Ledeen, Universal Fascism, S. XVIIIf., 2 3 , 110f., 114; ders., Italian Fascism, S. 138f., Nolte, Nationalsozialismus, S. 234f. 438 Zum folgenden allg. Thurlow, Fascism in Britain, S. 136-138, 177; Cohen, Police, S. 429f. Zur Stellungnahme des britischen Innenministers Sir John Simon im Unterhaus über die Finanzhilfe Mussolinis für die BUF vgl. Anderson, Fascists, S. 55. 439 PRO, HO 144/21060/53; HO 144/21062/344f.; Mosley, Beyond the Pale, S. 31f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 137. Vgl. aber die differierenden Angaben in Mack Smith, S. 88. Zum Konto der BUF bei der Westminster Bank vgl. PRO, HO 45/24891/47-49; HO 283/10/9. 440 PRO, HO 144/20160/53; HO 144/20162/344f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 138;

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Anmerkungen zu S. 227 - 230 Mosley, Beyond the Pale, S. 3 1 . Vgl. auch Young, S. 297 (Eintragung vom 8.6.1934). Zur Position Grandis vgl. Borejsza, Fascismo, S. 2 7 , 1 2 1 . 441 PRO, HO 144/20144/55. 79. 442 Vgl. PRO, HO 144/20144/71. Die Jahresmiete für das »Black House« betrug 2500 Pfund. Vgl. den Polizeibericht vom 17. Juli 1934 in PRO, HO 144/20142/82. 443 PRO, HO 45/25385/38. Vgl. auch Andrew, Secret Service, S. 373. 444 PRO, HO 144/20147/227, 301. Ein konkretes Resultat der Unterredungen Mosleys mit Mitgliedern des faschistischen Regimes im Dezember 1935 ist nicht bekannt. In einem Geheimdienstbericht vom 20. Januar 1936 wurde aber festgehalten: »On 16th January Dundas received a sum of money brought to him personally by a messenger from Major Tabor, secretary of W.E.D. Allen...« (PRO, HO 144/20146/113). 445 PRO, HO 144/21062/344f Zusammenfassend hierzu auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 138. 446 PRO, HO 144/21064/45; HO 144/21063/22; Mosley, My Life, S. 362f. 447 Vgl. Petersen, Hider-Mussolini; Funke, Sanktionen, S. 7-34; Ara, S. 142-147. In seiner Stellungnahme vor dem Advisory Committee räumte Mosley im Juli 1940 ein, daß die antisemitische Agitation der BUF von Mussolini scharf verurteilt wurde. Vgl. PRO, HO 283/13/39. Allg. auch Michaelis, Mussolini, S. 6 1 , 4 1 9 ; Pommerin; Mack Smith, S. 45f. 448 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß Mosley im April 1935 erstmals von Hitler zu einer Unterredung empfangen wurde. Vgl. Mosley, My Life, S. 364f. 449 Vgl. die detaillierte Darstellung in Cohen, Police, S. 432. 450 Mosley erklärte den Mitgliedern des Advisory Committee im Juli 1940, daß er sich über die Finanzierung der BUF bewußt nicht informieren ließ. Vgl. PRO, HO 283/13/49; 86. Zur kritischen Bewertung dieser Stellungnahme Mosley, Beyond the Pale, S. 32f. 451 Hierzu die Aussagen Mosleys in PRO, HO 283/13/105-124. 452 Littlejohn, S. 335f.; Ledeen, Universal Fascism, S. 101f., 139; Orlow, Nationalsozialismus, S. 460f. 453 Mosley, Greater Britain, S. 180. 454 Pryce-Jones, S. 77f., 90. 455 BA, R 43 II/1432a, Nr. 31. Mandeville Roe war im Mai 1932 von den BF in die BUF übergetreten. Vgl. Kap. 4.2.2. 456 Die englische Originalausgabe wurde 1934 u.d.T. »B.U.F. Oswald Mosley and British Fascism« veröffentlicht. Vgl. zu diesem Buch PRO, HO 144/20141/297. 457 PA/AA, Abt. III, Pol. 29/England, 1/59 (Orthographie und Interpunktion wurden korrigiert). Das Schriftstück findet sich auch in Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Microfiche-Nr. 101 25556. 458 PA/AA, Abt. III, Pol. 29/England, 1/60 (Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, MicroficheNr. 101 25557). 459 PA/AA, Abt. III, Pol. 29/England, l/61f.; 68. 460 Zit. nach einem Schreiben Bacmeisters an Lammers vom 4. Mai 1934 in BA, R 43 II/1432, Nr. 103 (Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Microfiche-Nr. 101 25553). Zu Lammers und Thomsen vgl. Rebentisch, S. 73-77; Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik, S. 325f. 461 In einem Memorandum des AA vom 2.5.1934 wurde hierzu ausgeführt: »Im Ganzen kann gesagt werden, daß der englische Faschismus, und das gilt nicht nur für die 8 U.F., sondern von [sie] allen in ähnlicher Richtung laufenden Bestrebungen, vom Staate und nicht vom Volkstum ausgeht und insofern mehr Berührungspunkte mit dem italienischen Faschismus als mit dem Nationalsozialismus hat« (PA/AA, Abt. III, Pol. 29/England, 1/64). Allg. auch Kahn, S. 346f.; Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik, S. 336. Vgl. zur Rivalität zwischen der BUF und den BF 1932-34 die Schreiben in BA, R 43 II/1432a, Nr. 55f.; 149-151; 161f. 462 Vgl. die Stellungnahmen in BA, R 43 II/1432a, Nr. 55f., 149; PA/AA, Abt. III, Pol. 29/ England, 1/63. Vgl. auch die Eintragung vom 8. Juni 1934 in Young, S. 297. Zur Bedeutung des

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Anmerkungen zu S. 230 - 232 Antisemitismus für das NS-Regime Orlow, Nationalsozialismus, S. 440f.; Aigner, S. 70; Kluke, Europaideologie, S. 260. 463 Vgl. das Schreiben Bacmeisters an Ministerialrat Thomsen vom 2.6.1934 in BA, R 43 II/ 1432, Nr. 175 (Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP, Microfiche-Nr. 101 25565). Hierzu auch der Geheimdienstbericht vom 1. August 1934 in PRO, HO 144/20142/111. 464 Vgl. exemplarisch VB, Nr. 159 vom 8.6.1934, S. 1; Nr. 160 vom 9.6.1934, S. 3. 465 PRO, HO 45/25385/39. Hierzu auch PRO, HO 144/20144/109: »Dr. Pfister was suspended as he disobeyed Sir Oswald Mosley's specific instructions that he was to cease communicating with Nazi officials«. Vgl. auch die Berichte über Pfisters Kontaktaufnahme 1934 in PRO, HO 144/ 20142/111, 1 3 8 . 466 Vgl. NCCL, 38/6 (Schrift »Mosley in Motley«, S. 6). Ergänzend auch Mosley, Beyond the Pale, S. 70f. 467 Mosley, My Life, S. 365. Das Gesprach wurde als streng vertraulich angeschen, so daß eine Berichterstattung in der Presse untersagt wurde. Hierzu Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik, S. 336. Vgl. allg. auch Griffiths, Fellow Travellers, S. 107. 468 Mosley versicherte Streicher in seinem Telegramm: »I esteem greatly your advice in the midst of our hard struggle. The forces of Jewish corruption must be overcome in all great countries before the future of Europe can be made secure in justice and peace. Our struggle to this end is hard, but our victory is certain«. Zit. nach Griffiths, Fellow Travellers, S. 107. Vgl. auch Pryce-Jones, S. 111. Zum Inhalt des von Streicher an Mosley gesandten Telegramms vgl. den Artikel im Daily Worker vom 13.5.1935 in PRO, HO 144/21377/125. 469 VB, Nr. 257 vom 2.10.1935, S. 4. 470 Vgl. den Geheimdienstbericht von Oktober 1935 in PRO, HO 45/25385/40. Zu Bene PRO, HO 45/25385/6-8 sowie Döscher, S. 168. 471 PRO, HO 45/25385/41: »Otto Bene's entourage regard both Mussolini and Mosley with some contempt as being financed from Jewish sources. They arc aware, by means which arc not known to us, that Mosley has been financed by Mussolini«. 472 PRO, HO 45/25385/41. Eine Kopie des von Joyce verfaßten Berichts findet sich in PRO, HO 45/25385/17-26. 473 PRO, HO 144/20147/236. Zu Ross vgl. Jacobsen, Haushofer, Bd. 2, S. 266 (Anm.2). Zum weitgehenden Konsens im Gespräch zwischen Hitler und Mosley vgl. den Kommentar in Mosley, My Life, S. 365f. Es erscheint allerdings fraglich, ob Ross ein »top Nazi agent« (Thurlow, »Mosley Papers«, S. 178) war. 474 Zu Albrecht Haushofers Tätigkeit als Mitarbeiter der Dienstelle Ribbentrop Laack-Michel, S. 140-167; Jacobsen, Haushofer, Bd. 1, S. 348-352; Wistrich, S. 114f. 475 Zu diesem Problemkomplex vgl. die detaillierte Analyse in Jacobsen, »Kampf um Lebensraum«, bes. S. 84-87; Stoakes, S. 140-170; Gruchmann, S. 20f. Vgl. auch Haushofer, bes. S. 42-45. Zum Verhältnis zwischen Haushofer und Heß Orlow, Heß, S. 85, 92. 476 Mosley, Entweder-Oder, S. 572. Zur enthusiastischen Zustimmung Hitlers Mosley, My Life, S. 369. Zur Zensur des Beitrags durch die Dienststelle Ribbentrop vgl. Jacobsen, Haushofer, Bd. 2, S. 266f. 477 Mosley, Entweder-Oder, S. 574-582. 478 Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 604: »Schwester Lady Mitford von Mosley geschickt. Wollen Deutschland 50-100 Millionen Pfund Kredit Bankhaus Morgan vermitteln« (Eintragung vom 24.4.1936). Die Koinzidenz dieser Anfrage mit der Umbenennung der BUF in British Union of Fascists and National Socialists im April 1936 demonstriert entgegen den Beteuerungen Mosleys, daß sich die von ihm geführte Bewegung zunehmend nach dem NS-Regime ausrichtete. Zu den Kontakten zwischen Diana Mosley und führenden Nationalsozialisten Mosley, Life of Contrasts, S. 1 1 6 - 1 2 8 , 1 4 9 - 1 5 3 ; v. Below, S. 82; ν. Kotze, S. 56; Wiedemann, S. 1 5 2 , 1 6 6 ; Pryce-J ones, S. 90f., 121126; Thurlow, Fascism in Britain, S. 217; Griffiths, Fellow Travellers, S. 172f. 479 Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 605, 629 (Eintragungen vom 25.4. u. 19.6.1936). Schröder

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Anmerkungen zu S. 232 - 234 verfugte über enge Kontakte zu Goebbels und sammelte für das NS-Regime Spenden von Industriellen. Vgl. ΒΑ, Ζ 42 IV-375 (K. v. Schröder; Schreiben der Polizeibehörde der Stadt Köln v. 26.2.1948, S. 4; den Hinweis auf dieses Dokument verdanke ich F. Huneke). 480 Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 629f., 6 3 2 , 6 4 9 (Eintragungen vom 20.6., 24.6. u. 29.7.1936). Wrede war offiziell als Korrespondent des Berliner Lokalanzeiger in London akkreditiert, wurde aber im August 1937 ausgewiesen, da er der Spionage verdächtigt wurde. Vgl. White, Big Lie, S. 15; West, S. 89f. 481 Goebbels notierte am 6. August 1936 in sein Tagebuch: »Mrs. Geness [sic; D. Mosley] will wieder Geld für Mosley. Sie wird vertröstet. Sollen sich auch selbst mal was helfen« (Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 655). Vgl. auch die Eintragung vom 15. November 1936 in ebd., S. 727. Zu Ruston und Tester vgl. den Artikel im Daily Worker vom 28.3.1938 in NCCL, 38/8. 482 Ebd., S. 748: »Führer läßt nun Geld für Mrs. Guenest [sic; D. Mosley] bereitstellen. Damit sie Ruhe geben« (Eintragung vom 5.12.1936). 483 Fröhlich, Tagebücher, Bd. 3, S. 35 (Eintragung vom 7.2.1937). Zur Kritik führender Nationalsozialisten an Mosleys politischer Strategie Griffiths, Fellow Travellers, S. 38; Aigner, S. 70, 354. Vgl. exemplarisch auch die Notizen in Fröhlich, Tagebücher, Bd. 3, S. 69, 104, 235, 299. 484 Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 679 (Eintragung vom 17.9.1936). 485 Ebd., S. 694 (Eintragung vom 6.10. 1936); Mosley, Life of Contrasts, S. 141-143; Mosley, My Life, S. 363; Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik, S. 296; Griffiths, Fellow Travellers, S. 173. Vgl. auch die Ermittlungsberichte des Advisory Committee sowie die Stellungnahme Mosleys in PRO, HO 45/24891/54; HO 283/13/95, 116f. 486 Vgl.dcnBerichtdesAdvisoryCommitteeinPRO,HO45/24891/50-53. Zusammenfassend auch Thurlow, Fascism in Britain, S. 177; Mosley, Beyond the Pale, S. 135. 487 PRO, HO 45/24891/52; Mosley, Beyond the Pale, S. 135-137. 488 PRO, HO 144/21062/413. Vgl. zu Chestertons Konzept eines Bündnisses mit dem »Dritten Reich« Chesterton, Mosley, S. 7-9. 489 In einer Aktennotiz wurde hierzu ausgeführt: »Grundsätzlich wird die Teilnahme englischer Faschisten am Reichspartei tag im Hinblick auf die gemachten Erfahrungen früherer Jahre nicht erwünscht und daher abgelehnt. Eine Ausnahme kann für die Mitglieder der Mosley-Bewegung gemacht werden, vorausgesetzt, daß sie als private, zahlende Besucher teilnehmen. Eine Teilnahme von englischen Faschisten irgendwelcher Richtung als geschlossene Gruppe ist nicht möglich« (PA/ AA, Inland I Partei, 78/1, 82-09). 490 Vgl. PA/AA, Inland I Partei, 81/1, 82-09; 83/1, 82-09. 491 Zur Teilnahme Fullers an der Militärparade und zur Berichterstattung in der deutschen Presse Trythall, Fuller, S. 203-207. 492 Thurlow, Fascism in Britain, S. 177: »It appeared that the BUF had no links with the nazis and they certainly received no financial assistance from them«. Vgl auch die kritischen Bemerkungen zu diesem Schluß in Bauerkämper, Faschismus. Unzutreffend ist auch die Deutung in Rubinstein, Left, S. 16f.; Andrew, Secret Service, S. 374. 493 Zu den Gründen hierfür Cohen, Police, S. 431. Zum Problem der Korrelation zwischen antisemitischen Verschwörungsvorstellungen und der propagandistischen Unterstützung für das NSRegime in Großbritannien vgl. allg. Thurlow, Antisemite, S. 23, 32f.; Webber, Ideology, S. 47; Griffiths, Fellow Travellers, S. 106f. 494 Vgl. den Aufruf Mosleys vom 1. September 1939 sowie Thurlow, Fascism in Britain, S. 163165, 173-175, 302; Lewis, Illusions, S. 185, 233f.; Longmate, S. U l f , 116, 224; Griffiths, Fellow Travellers, S. 370f.; Kahn, S. 347. 495 Vgl. zu diesen Fällen, die hier nicht detailliert behandelt werden können, die Schrift »TrueBluc Patriots of the B.U.F.« in WL, O l b ; 251/0558. Ergänzend auch die Anweisung der BUFFührung in PRO, HO 45/24895/17. 496 Vgl. den Schriftwechsel in PA/AA, Inland II g, Nr. 521: Namen Ta-Tg (Dr. A.A. Tester). 497 Vgl. Joyce, Dämmerung, S. 9-13. Kommentare zur von Joyce als Rundfunksprecher ge-

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Anmerkungen zu S. 234 - 236 leisteten Arbeit finden sich in BDC, Reichsschriftturnskammerakte Toni Winkelnkemper (»Denkschrift über die deutsche Rundfunkpropaganda nach USA« vom 11.12.1942 mit Nachtrag). Vgl. auch die Eintragungen vom 5.1., 9.1., 6.2., 14.3., 15.3., 16.3., 20.3., 26.4., 6.5., 7.5.1940 in Fröhlich, Tagebücher, Bd. 4, S. 4, 8, 33, 72, 75f, 80, 128f., 144, 147. Hierzu auch Boelcke, S. 470. 498 Vgl. Fröhlich, Tagebücher, Bd. 3, S. 299 (12.10.1937); Bd. 4, S. 173 (24.5.1940); Jochmann, Hitler, S. 196. Hierzu auch die Artikel in VB, Nr. 280 vom 6.10.1936, S. 3; VB, Nr. 146 vom 25.5.1940. 499 Seraphim, S. 86 (1.11.1939); v. Kotze, S. 82; Jochmann, Hitler, S. 343; Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 703 (21.10.1936); Griffiths, Fellow Travellers, S. 38; Aigner, S. 70. 500 Fröhlich, Tagebücher, Bd. 2, S. 649(29.7.1936), 681(20.9.1936), 703(21.10.1936); Bd. 3, S. 35(7.2.1937), 6 9 ( 6 . 3 . 1 9 3 7 ) , 2 3 5 ( l 4 . 8 . 1 9 3 7 ) ; Bd.4, S . 8 ( 9 . 1 . 1 9 4 0 ) , 2 3 ( 2 5 . 1 . 1 9 4 0 ) , 58f.(3.3.1940). 501 Orlow, Nationalsozialismus, S. 460f.; Kluke, Europaideologie, S. 260-274; Field, AntiSemitism, S. 533. 502 Vgl. zu Südafrika Hagemann, S. 232-238, 250-255, 291-295, 348-350. Zu Ungarn SzöllösiJanze,S. 211-213. 503 Zu Hitlers Sicht der innenpolitischen Auseinandersetzung in England Henke, S. 588; Hillgruber, England, S. 7 1 . Vgl. auch die Äußerungen Hitlers in einem Gespräch mit dem slowakischen Staatspräsidenten Tiso am 23.4.1943 in Hillgruber, Staatsmänner, S. 268. Allg. hierzu Lewis, Illusions, S. 227f.; Orlow, Nationalsozialismus, S. 4 6 1 ; Gruchmann, S. 32-40. 504 PA/AA, Abt. III, Pol. 29/EngIand, 1/40. 505 Jacobsen, Nationalsozialistische Außenpolitik, S. 296. Das Verhältnis zu Großbritannien charakterisierte Ribbentrop in seiner Denkschrift folgendermaßen: »Mit der Erkenntnis, daß Deutschland sich an den status quo in Mitteleuropa nicht binden will und eine kriegerische Auseinandersetzung in Europa früher oder später möglich ist, wird die Hoffnung auf eine Verständigung der deutschfreundlichen englischen Politiker - soweit sie sowieso derzeit nur eine ihnen zugeteilte Rolle spielen - allmählich schwinden« (ADAP, Serie D, Bd. I, S. 132f.). Vgl. auch Michalka, Ribbentrop, S. 160f. 506 PA/AA, Abt. III, Pol. 29/England, 1/119-121; Inland I Partei, 7 8 / 1 , 8 2 - 0 9 (Aktennotiz vom 21.7.1938 zur Teilnahme englischer Faschisten am Reichsparteitag der NSDAP 1938). 507 Hauner, S. 318f.; Bollmus, S. 54-60. Zu Rosenbergs Besuch in Großbritannien vgl. zusammenfassend Griffiths, Fellow Travellers, S. 112-114; Zeman, S. 136f. Hierzu auch den Bericht des Botschafters Hoesch vom 15. Mai 1933 in BA, NS 43/49, Nr. 7-10. 508 Vgl. die Berichte des APA in BA, NS 43/49, Nr. 24-28; NS 10/58, Bd. 1, Nr. 14f., 31f., 35, 67f., 138. Allg. auch Griffiths, Fellow Travellers, S. 114-123; Jacobsen, Struktur, S. 155f.; Aigner, S. 78f. 509 Zur Tätigkeit Benes als Gesandter in den besetzten Niederlanden von 1940 bis 1944 vgl. Longerich, S. 215-222. Zur Stellung Bohles im AA Döscher, S. 166-169; Jacobsen, Struktur, S. 144. 510 Vgl. allg. Jacobsen, Struktur, S. 162f.; Aigner, S. 79; Griffiths, Fellow Travellers, S. 116-119, 213-220. 511 White, Big Lie, S. 14f.; West, S. 89f. 512 Zur Aktivität des Fichte-Bundes in England vgl. Rawnsley, Fascism, S. 202f.; White, Big Lie, S. 20f.; Aigner, S. 84. Zum Anglo-German Information Service vgl. Kap. 4.1.3.1. sowie West, S. 90f.; Masters, S. 69. 513 White, Big Lie, S. 12, 22; West, S. 90f. Hierzu auch die apologetische Darstellung in Thost, S. 377-381. 514 Die Denkschrift ist abgedruckt in ADAP, Serie C, Bd. I, 2, S. 742-754, bes. S. 752f. Vgl. auch Zeman, S. 137f. Zur Konzeption des DAAD vgl. Laitenberger, S. 115f., 120-122, 135-145; Aigner, S. 81f. 515 Zu Lord Redesdale BA, NS 10/150, Bd. 1, Nr. 149; Griffiths, Fellow Travellers, S. 174f.; Pryce-Jones, S. If., 17-23, 183f. Lord Londonderry war von 1931 bis 1935 britischer Minister für

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Anmerkungen zu S. 236 - 240 Luftfahrt. Vgl. zu seinen Kontakten zu deutschen Regierungsvertretern Seraphim, S. 54, 137f.; Griffiths, Fellow Travellers, S. 140f. Ergänzend auch die Berichte in BA, NS 10/58, Bd. 1, Nr. 14f.; NS 43/51, Nr. 92f. Zu Lord Mount Temple ΒΑ, NS 10/91, Nr. 116; NS 10/93, Nr. 186; NS 10/94, Nr. 178; R 43 Π, 1434: 1935, Nr. 287f.; PA/AA, Abt. Pol. Π, Po 2/England, Bd. 3 (Bericht der deutschen Botschaft vom 11.11.1936). 516 Vgl. zu Rothermere den Schriftwechsel in BA, NS 10/91, Nr. 49; NS 10/123, Nr. 65-67; NS 10/295, Bd. 2, Nr. 156; R 43 F/3629, Nr. 1, 3 - 1 0 , 1 8 f . , 2 7 , 3 3 , 38-47; R 43 II, 1432, Nr. 64-66; R 43 U 1433:1934-1935, Nr. 70f., 73f., 101; PA/AA, Abt. Pol. II, Po 2/England, Bd. 12 (Telegramm Rothermeres an Hitler vom 29.6.1939). Zum Besuch Lloyd Georges in Deutschland im September 1936 vgl. die Aufzeichnungen in BA, NS 10/91, Nr. 101f, 108; PA/AA, Abt. Pol. II, Po 2/England, Bd. 2, Nr. 363520, 363552f. Allg. auch Morgan, Age, S. 105-107; Aigner, S. 110f.; Griffiths, Fellow Travellers, S. 222-224.

4.3. Vergleichende Aspekte. Der Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland 1 Vgl. Peukert, Weimarer Republik, S. 239; Thamer, Verführung, S. 50. 2 Vgl. hierzu allg. Kocka, German History, S. 11f.; ders., Deutsche Identität, S. 27. 3 Deterministische, ausschließlich vom Zerfall der republikanischen Staatsordnung ausgehende Interpretationen werden zurückgewiesen in Kolb, S. 72; Broszat, S. 7f., 121f.; Grebing, Legende, S. 638f.; Brelie-Lewien, S. 195. Zum Problem des Entwicklungspotentials der Weimarer Republik auch Jesse, bes. S. 52, 59f., 67. 4 Differenzierend hierzu Peukert, Weimarer Republik, S. 209f. Vgl. allg. auch Kolb, S. 85f. 5 Zum Arbeitskonflikt in der Eisen- und Stahlindustrie vgl. Feldman u. Steinisch, S. 84-113; Feldman, Weimar Republic, S. 16; Kolb, S. 88f. Zum Tarifkonflikt im Ruhrbergbau im April/Mai 1928 Tschirbs, S. 314-331. Zum Stinnes-Legien-Abkommen vom November 1918 Neebe, Konflikt, S. 228; Feldman, Unternehmertum, S. 100-127, 250-255. 6 Vgl. die detaillierte Darstellung der Auseinandersetzungen über die staatliche Zwangsschlichtung und des »Ruhreisenstreits« in Weisbrod, Schwerindustrie, S. 395-456. Zusammenfassend auch Blaich, Staatsverständnis, S. 164-169; Peukert, Weimarer Republik, S. 225. 7 Stachura, bes. S. 84-97. 8 Grundlegend hierzu Gies, S. 341-343; Gessner, S. 96-127, 266f. 9 Zur Agitation gegen den Vertrag von Versailles und der sich daraus ergebenden politischpsychologischen Belastung der Weimarer Republik Jung; Heinemann, Niederlage, bes. S. 257-259; ders., Last, S. 385f. 10 Vergleichende Angaben zur Arbeitslosigkeit finden sich in Petzina, S. 242; Hennig, S. 52. Allg. zu den durch den Abzug von Auslandskrediten verschärften Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Deutschland Vierhaus, Auswirkungen; Peukert, Weimarer Republik, S. 245-249; ders., Erwerbslosigkeit; Blaich, Freitag, S. 58-76. 11 Gates, S. 216f.; Neebe, Großindustrie und die Machtergreifung, S. 112; ders., Konflikt, S. 229; Köhler, S. 146. Zur Einführung der Arbeitslosenversicherung 1927 vgl. Hentschel, S. 211-213; Kolb, S. 89. 12 Vgl. die ausführliche Darstellung in Winkler, Schein, S. 739-823; Jasper, S. 17f.; Mommsen, Machtergreifung, S. 30. 13 Kolb, S. 90f.; Jasper, S. 19. 14 Witt, Finanzpolitik als Verfassungs- und Gesellschaftspolitik; Mommsen, Stellung, S. 161163; ders., Brünings Politik, S. 37f.; Wengst, S. 76f. 15 Hillgruber, Kräfte, S. 165; Broszat, S. 111-114. Zur Kontroverse über die Tolerierungspolitik der SPD Mommsen, Brünings Politik, S. 35; Jasper, S. 55-60.

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Anmerkungen zu S. 240 - 244 16 Bracher, Brünings unpolitische Politik, S. 115-117; Jochmann, Deflationspolitik, S. 108. 17 Holtfrerichy S. 615f., 629; Plumpe, S. 337-340, 343f., 350-352; Schulz, Reparationen, S. 206f., 2 1 9 t ; Bracher, Brünings unpolitische Politik, S. 117-119; Jasper, S. 60-65; Hillgruber, »Revisionismus«, S. 614-616. Eine von dieser Argumentation abweichende Interpretation wird vertreten in Conze, Reichsverfassungsreform. 18 Mommsen, Politik, S. 22-31; Jasper, S. 79f. Zu den vertretenen alternativen Konzeptionen Büttner; Holtfrerich, S. 619-627; Jochmann, Deflationspolirik, S. 97f.; 103-106; Plumpe, S. 348-356. 19 Vgl. Jasper, S. 77; Köhler, S. 146f. Zur Mobilisierung der Arbeitslosen vgl. Rosenhaft, S. 194227. 20 Wulf, S. 9 0 - 9 4 , 9 8 - 1 0 0 ; Mommsen, Machtergreifung, S. 33; Broszat, S. 76f.; Hamel, S. 238258; Ulimann, S. 144-163; Gies, S. 359-376. Zur Kontinuität der Forderung des »alten« Mittelstandes nach staatlicher Protektion Winkler, Protest; ders., Social Protectionism, S. 1-18; ders., Society. 21 Von einem relativ geringen Anteil der Großunternehmer an der Zerstörung der Weimarer Republik und am Aufstieg des Nationalsozialismus wird ausgegangen in Turner, Großunternehmer, bes. S. 4 0 5 - 4 2 5 , 5 3 4 . Kritisch dazu Neebe, Verantwortung. Zu diesem Problemkomplex auch Turner, Verhältnis; Trumpp. 22 Zum folgenden bes. Falter, Wer verhalf der NSDAP zum Sieg?, ders., Wähler; ders. u. Hänisch; Childers, bes. S. 262-269, 280f., 337f.; Hamilton, Who Voted for Hitler?, S. 385-419. 23 Bracher, Auflösung, S. 414-423; Neebe, Großindustrie, S. 111-116, 201; ders., Konflikt, S. 235; Jochmann, Deflationspolitik, S. 111f.; Jasper, S. 64f., 73f., 82f.; Broszat, S. 137f. 24 Funke, Republik, S. 513; Bracher, Auflösung, S. 479-485; Broszat, S. 146f., 150; Kolb, S. 134f., 253; Jasper, S. 88-90; Peukert, Weimarer Republik, S. 258. 25 Bracher, Auflösung, S. 491-526, 533-541; Broszat, S. 151-153; Jasper, S. 93-104, 110-113. Zu den Initiativen Schleichers, 1932 eine Regierungsbeteiligung des NSDAP zu erreichen, vgl. Vogelsang. Zur Absetzung der preußischen Landesregierung im Juli 1932 vgl. auch die Dokumente in Morsey. 26 Bracher, Auflösung, S. 565-568; Broszat, S. 155; Kolb, S. 1 3 6 , 2 5 3 . 27 Vgl. als ausführliche Darstellung Schildt, bes. S. 116-149. 28 Zu den Konflikten in der NSDAP und zur Stellung Hitlers Ende 1932 Horn, Strukturprobleme, S. 204f.; Tyrell, S. 118; Kissenkoetter, S. 162-177. 29 Nettoe, Großindustrie, S. 148-152, 201f.; ders., Konflikt, S. 235f.; Kolb, S. 138. 30 Gies, S. 373f.; Winkler, Society, S. 7; Jasper, S. 123. 31 Bracher, Auflösung, S. 605-607, 609f., 620-638; Broszat, S. 157-174; Kolb, S. 138f.; Funke, Republik, S. 518. 32 Vgl. die detaillierte Darstellung in Thamer, Verführung, S. 9-19. 33 Grundlegend hierzu Jones, »The Dying Middle«, bes. S. 41-54; ders., Sammlung. Vgl. allg. auch Hess, Desintegration; ders., Gab es eine Alternative?; Jochmann, Liberalismus, S. 123-126. 34 Umfassend zu den Schwächen der SPD, die weitgehend eine Folge ihrer politischen Isolierung im Deutschen Kaiserreich darstellten, Mommsen, Sozialdemokratie; Schulze, S. 281f. 35 Kolb, S. 142; Gates, S. 208f., 217-221. Zur Konzipierung und zum Scheitern des WTB-Planes einflußreicher Gewerkschaften vgl. Zollitsch; Schönhoven, S. 173f. 36 Faulenbach, Ideologie, S. 167-177, 302f., 309-316; ders., These, S. 101-106; Hermand, Traum, S. 157-195; Sontheimer, Der »deutsche Geist«. Verkürzend dagegen die Argumentation in der Stellungnahme K.-D. Brachers in: Deutscher Sonderweg, S. 46-53. 37 Mosse, Der Erste Weltkrieg.

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Anmerkungen zu S. 245 - 250

5. Schluß: Nationalistische, antisemitische und faschistische Bewegungen in Großbritannien im europäischen Kontext 1 Zur allgemeinen Integrationskrise politischer Systeme vor dem Ersten Weltkrieg vgl. die vergleichende Analyse in Schmidt, Gegensatz, S. 61-69, 80f.; ders., Great Britain. Vgl. auch Coetzee, Rethinking, S. 516, 525-528. 2 Vgl. allg. hierzu Thamer, Verführung, S. 22-39. Zum Zitat Nolte, »Epoche des Faschismus«, S. 195; ders., Faschismus in seiner Epoche, S. 28-30. 3 Kennedy, Pre-war Right, S. 2f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 1, 23-36, 43-45, 48f., 92. 4 Hierzu zusammenfassend Kennedy, Rise, S. 372f.; Sykes, Radical Right, S. 663; Alter, Nationalismus. S. 47f.; Coetzee, Rethinking, S. 517; Puhle, Repräsentation, S. 223. 5 Sykes, Radical Right, S. 673; Rohe, Intelligentsia, S. 134f.; Thurlow, Fascism in Britain, S. 12f. 6 Mit diesem Urteil soll die Regierungskoalition unter Lloyd George hinsichtlich ihrer politischen Programmatik jedoch nicht mit den populistischen Agitationsverbänden gleichgesetzt werden. Vgl. die detaillierte Analyse in Kap. 2.1. u. 2.3. sowie zusammenfassend Webber, Ideology, S. 105-107. Zur Kontinuität des Antiparlamentarismus in Großbritannien Schwarz, Conservatism, S. 45-53; Searle, »Revolt from the Right«, S. 29; Scally, S. 369. 7 Alter, Nationalismus, S. 47f., 52; Wehler, Funktion, S. 118f., 121; Kennedy, Rise, S. 343-345, 383; ders., Pre-war Right, S. 4-6; Volkov, S. 240. Zur typologischen Differenzierung des Rassismus vgl. Geiss, S. 27-47. 8 Cesarani, Career, S. 477. 9 Hierzu die Aufstellung in Coetzee, Rethinking, S. 522. Allg. auch Schmidt, Gegensatz, S. 65; ders., Great Britain, S. 35f. Das Potential von Anhängern nationalistischer Bewegungen in Großbritannien wird insgesamt unterschätzt in Mommsen, Britain, S. 30. 10 Carsten, Junker, S. 192; Pollard, Ungleichheit, S. 36f., 40f. Vgl. allg. auch Mommsen, Preußen/Deutschland, S. 34-42; ders., Einführung, S. 211f.; ders., Britain, S. 7-9; Kennedy, Pre-war Rieht, S. 14f. 11 Eine Gegenposition wird vertreten in Kaelble. 12 Breuilly, Artisan Economy, S. 217-219; ders., Arbeiteraristokratie, S. 512-514. Vgl. zur Argumentation bes. Mommsen, Britain, S. 14-18. 13 Anderson, Angestellte, S. 69f.; Price, Society, S. 107f.; Coetzee, Rethinking, S. 528f.; Kennedy, Rise, S. 362, ders., Pre-war Right, S. 14. 14 Sheehan, Reflections, S. 50f.; Niedhart, Geschichte, S. 80. 15 Mommsen, Einführung, S. 218-221; ders., Preußen/Deutschland, S. 46f.; Kennedy, Pre-war Right, S. 15f.; Sheehan, Reflections, S. 51f.; Breuilly, Liberalismus, S. 142-155. Zur Bedeutung der Erweiterung des Wahlrechts durch die Reformgesetzgebung von 1918 für den Aufstieg der Labour Party Matthew, Franchise Factor. 16 Ritter, Parlamentarismus, S. 190-193; Schmidt, Gegensatz, S. 62, 65f.; Schwarz, Conservatism, S. 44f. 17 Diese Argumentation modifiziert die Interpretation in Niedhart, Strukturwandel, S. 150f., 155f.; ders., Geschichte, S. 80, 85f. Vgl. hierzu auch Bauerkämper, Geschichte. 18 Schröder, Revolutionen, S. 246-250. Vgl. auch Kiffer, Parlament. 19 Kluxen, Parlamentarismus, S. 23; Vogel. 20 Sellin, bes. S. 831-838, 847-874; Dyson, S. 33-43; 188-190. 21 Vgl. Eatwell, Fascism, S. 220, 229-232. Zum Einfluß der Effizienzideologie auf die politische Kultur Englands Rohe, Intelligentsia, S. 130, 136-138, 141. 22 Lewis, Illusions, S. 5-9, 33-35, 257f. 23 Zu Frankreich vgl. allg. Sternhell, Ni droite ni gauche, S. 2 1 , 311f.; ders., Ideology, S. 344350; ders., »Anti-materialist« Revision, S. 394-396. Zum Einfluß des Führerkults und der Popularität

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Anmerkungen zu S. 250 - 253 der Forderung nach einer »Volksgemeinschaft« in der Weimarer Republik Kershaw, Hitler-Mythos, S. 25-45. 24 Zu den ideologischen Wurzeln des politischen Stils faschistischer Bewegungen vgl. O'Sullivan, S. 113-130; Bracher, Zeit, S. 21-103. 25 Mosley drückte dieses Postulat folgendermaßen aus: »This is the generation which faced 1914, which in four years made an effort which staggered the world.... This is our generation, not theirs. We have fought and conquered while they [die traditionellen politischen Eliten] muddled and destroyed«. Zit. nach Ward, Great Britain, S. 33. 26 In seinem Briefwechsel mit Lord Rothermere betonte Mosley im Juli 1934 den unbedingten Veränderungswillen seiner Bewegung: »We hold the new creed of the modern world which we are striving to bring to Britain by British methods and in accordance with the British character« (PRO, HO 144/20142/103). 27 Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 204; Linz, Notes, S. 59, 81. 28 Die konstitutive Bedeutung des mit einem radikalen Vernichtungswillen einhergehenden Antisemitismus für die nationalsozialistische Ideologie und Herrschafts praxis relativiert zwar die programmatischen Gemeinsamkeiten der Organisationen und schränkte auch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl ein, verhindert aber nicht prinzipiell die typologische Zuordnung faschistischer Bewegungen. Zu dieser Argumentation Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 199f.; ders., Faschismus, S. 360-365; ders., Forschungsgeschichte, S. 77f. 29 Grundsätzlich zur Problemstellung Wippermann, Europäischer Faschismus» S. 204. 30 Stevenson u. Coole, S. 267. Die Beschäftigungslosenquote in Großbritannien war zwar niedriger als in Deutschland und den USA, aber höher als in Frankreich, Schweden, Belgien, Italien und den Niederlanden. Vgl. die Statistiken in Maddison, S. 220; Hennig, S. 52; Aldcroft, Full Employment, S. 2. 31 Zu dieser Argumentation Grebing, Krise, S. 22. Ergänzend auch Stevenson u. Cook, S. 266f.; Paulmann, S. 156f.; Stevenson, United Kingdom, S. 139f. 32 Vgl. Stevenson, Social Conditions, S. 225-280; ders., Society, S. 286; ders. u. Cook, S. 269271. Differenzierend zur Reaktion der Arbeitslosen McKibbin, »Social Psychology«. 33 Allg. hierzu Stevenson, United Kingdom, S. 137-142; Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 140; Cowling, Impact of Hitler, S. 17. 34 Eatwell u. Wright, S. 43-53; Jupp, S. 8-15; Stevenson, Society, S. 470; ders., United Kingdom, S. 135-137, 142-146; ders. u. Cook, S. 276-280. 35 Nuscheier, S. 5; Cowling, Impact of Hitler, S. 17; Pugh, Making, S. 283; Griffiths, Fellow Travellers, S. 343. Zur Entwicklung der Eugenik-Bewegung in Großbritannien nach 1914 Searle, Eugenics and Politics in Britain 1900-1914, S. 115; Stepan, S. 130f., 140-144. 36 Stevenson u. Cook, S. 215, 280f.; Stevenson, Conservatism, S. 277f., 280f.; Ramsden, Age, S. 346. Diese stabilisierende Funktion wurde auch von Regierungsmitgliedern zur Legitimation ihrer Politik benutzt. So notierte Innenminister Gilmour am 20. Oktober 1935: »I dunk mat the advent of power of a Socialist Government (if the tempo of its programme were too fast) might give a great impetus to the Fascist movement in this country« (PRO, HO 45/25385/31f.). 37 Stevenson, Society, S. 470; ders. u. Cook, S. 215. 38 Smith, Englishness, S. 256f., 263f.; Ramsden, Baldwin, S. 139-142; Stevenson, Conservatism, S. 277; Blake, S. 216f. 39 Vgl. allg. Luks, Bolschewismus, S. 104f.; Ramsden, Age, S. 346-348. 40 Zur Bedeutung eines breiten Minimalkonsenses in parlamentarisch-demokratischen Systemen vgl. allg. Eisel. 41 Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 139; Stevenson u. Cook, S. 244; Holmes, AntiSemitism and the BUF, S. 1 2 4 , 1 2 9 . 42 Kavanagh, Crisis Management, S. 217: »The generalization is fair that the disagreements between parry leaderships have invariably been more symbolic than substantive and that the resort to

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Anmerkungen zu S. 253- 256 a coalition in crisis periods has been so frequent that we might justly regard it as a crisis style of political leadership«. 43 Schissler, Anmerkungen, S. 200f.; Rohe, Typologie, S. 587f.; ders., Parlamentarisierung, S. 46; Reichel, Politische Kultur, S. 16, 19-22; ders., Politische Kultur - mehr als ein Schlagwort?, S. 383, 386-389. Alle, zum Bedingungsgefüge historischer Prozesse und politischer Kulturen Pye, S. 224. 44 Bracher, Europa, S. 149f.; Benewick, Fascist Movement, S. 7 , 1 2 f . , 305; Stevenson, Society, S. 471f.; Nuscheier, S. 5. 45 Holmes, Myth, S. 42. Verkürzend dagegen die Interpretation in Kosmin, Colonial Careers, S. 16. 46 Sontheimer, Sonderweg, bes. S. 329-331. Diese Feststellung richtet sich auch gegen den undifferenzierten Gebrauch des Begriffs »englischer Sonderweg« in Weisbrod, »Sonderweg«, bes. S. 251f.; Niedhart, Industrielle Revolution, S. 24; ders., Strukturwandel, S. 156f.; Schröder, Revolutionen, S. 8; Sheehan, Reflections, S. 52. 47 Wippermann, Europäischer Faschismus, S. 140. 48 Kushner u. Lunn, Introduction, S. 3-8; Kushner, Persistence, S. 188-202; Holmes, Myth, S. 45. 49 Vgl. hierzu bes. Kavanagh, Political Crisis. 50 Vgl. die detaillierte, das Wechselverhältnis von politischer Stabilität und wirtschaftlicher Effizienz behandelnde Darstellung in Schmidt, Frage. Allg. auch Kavanagh, Crisis Management, S. 218-220; Rohe, Typologie, S. 592. 51 Rohe, Großbritannien, S. 178f.; ders., Parlamentarisierung, S. 40; ders., Typologie, S. 589592; Almond, S. 225f. Vgl. hierzu auch die Krisentypologie in Wehler, Modernisierungstheorie, S. 36f. Zum Effizienzproblem beim Prozeß der politischen Entscheidungsfindung in Großbritannien die Darstellung in Ashford, S. 3-62. 52 Rohe, Typologie, S. 592; ders., Großbritannien, S. 188f. 53 Ashford, S. 300: »A carefully constructed historical compromise enabled the British to fashion the first working democracy, but the assumptions of British democracy do not appear to be easily translated into new policymaking machinery and do not seem to focus easily on the performance of government«. 54 Kavanagh, Political Crisis, S. 371. Allg. auch Birke; Ashford, S. 262 sowie die Beiträge von Mackintosh und Sharpe. Als Überblick über die politische Diskussion vgl. Gwyn, bes. S. 3-5. 55 Schulz, Faschismus, S. 147f.; Um, Notes, S. 10; Nolte, Phänomenologie, S. 376.

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Quellen- und Literaturverzeichnis A. Dokumente und gedruckte Quellen 1. Public Record Office (PRO), Suney: HO 45/24891-24895, 25398, 25399, 25383-25388, 25393.

HO 144/19069, 19070, 20140-20147, 20158-20160, 20710, 21086, 21087, 21247,

21060-21064, 21281, 21377-21382, 21429, 21540, 21933, 21995.

HO 283/1, 4-7, 9-19. PCOM 9/878.

2. National Council for Civil Liberties Archive (NCCL), Brynmor Jones Library (University of Hull): NCCL, 1/3, 2/8, 8/2-5, 9 / 4 , 32/5, 37/1-4, 38/2-8, 39/1-3.

DCL, 40/1-7, 41/1-4b, 7-9, 42/5, 42/6, 42/10, 43/2,

44/5, 47/1, 47/2,

70,

74/1, 74/2, 74/4,

74/8, 75/1-3, 76/2a, 76/2b, 77/2, 259/2.

3. Imperial War Museum (IWM), London: 86/1/1: F.C. Wiseman.

4. National Maritime Museum (NMM), London: Tagebuch Admiral Sir Barry Domvile. DOM 55. DOM 56. Nachlaß Arnold White, WHI 8, 5 5 , 1 1 2 , 1 1 3 , 1 3 6 , 1 4 2 , 1 4 5 , 1 6 6 , 1 9 1 .

5. Wiener Library (WL), London: 01b; 251/0483: The B.U.R and Anti-Semitism (An Exposure). 01b; 251/0485: Henry Hamilton Beamish.

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01b; 251/0499: The BUF by the BUF 01b; 251/0519: IFL, Agriculture Comes First. The Imperial Fascist League's Agricultural Policy London o.J. 01b; 251/0520: IFL, The Growing Menace of Freemasonry in Britain, London 1936. 01b; 251/0522: IFL, Race and Politics, London o.J. 01b; 251/0531: Pamphlets, Leaflets, Typescript etc. by the Imperial Fascist League. 01b; 252/0587: IFL, Freemasonry , o.O., o.J. 01b; 356/X 369: Britons, Why Are the Jews Hated?, London 1937. NSDAP-Hauptstaatsarchiv, 34/670/47 (Deutschtum im Ausland/ England).

6. British Library (BL), London: BL, X 631/742: Imperial Maritime League: Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc., London 1911-17. BL, The Britons: Miscellaneous pamphlets, leaflets, etc. 7. Bundesarchiv (BA), Koblenz: NS 9

NS 10

(Auslandsorganisation der NSDAP), 87, 88, 89. (Persönliche Adjutantur des Führers und Reichskanzlers), 10/58, Bd. 1, 62, 89, 91, 93, Bd. 1 94, Bd. 2 123 150, Bd. 1 295.

NS 43

R 43 F R 43 II Ζ 42 IV-375

(Außenpolitisches Amt der NSDAP), 47-49, 51. (Reichskanzlei), 3629. (Reichskanzlei), 1431, 1432a, 1432-1434, 1436, 1436a. (K. v. Schröder).

8. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PA/AA), Bonn: Abt. Pol. II/England,

Po 2, Bde. 1-11. Po 36, Bd. 1. Abt. III, Pol. 2/England, Bde. 1 u. 2 Pol. 26/England, Bd. 4 Pol. 29/England, Bd. 1. Inland I Partei, 77/1, 82-09; 77/3, 80-09; 78/1, 82-09; 8 1 / 1 , 82-09;

81/2, 82-09; 83/1, 82-09. Inland IIg, Nr. 521: Namen Ta-Tg (Dr. A.A. Tester). Referat Deutschland, 72/5, 82-09, Bd. 1 7 6 / 1 , 82-09.

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Personenregister Barnes, George 108 Abraham, George 109 Barnes, James Strachcy 157, 295 Adams, W.G.S. 282 Barrington, Mercedes 199 Ahlwardt, Hermann 96 Bathurst, Seymour H. 283 Alexander I. 75 Bauer, Otto 145 Allen, Mary 199, 291 Beamish, Henry H. 129-32, 135f, 287f. Allen, William E.D. Beaverbrook, Lord 298f. - und New Party 169 Bcazley, Sir Raymond 137 - Geldgeber der British Union of Fascists 177 Bebel, August 93 - und Finanzierung der British Union ofFascists Beckett, John 176 - Einfluß in der British Union ofFascists 173, - Agent des MI5 207, 228, 309 304 - Buch 229, 316 - Herausgeber von Action 175 - und Air Time Ltd. 232 - Einflußgewinn 1934/35 176, 188 Almond, G.A. 19 Amcry, Leopold S. 31f, 49, 63, 66, 1 0 7 , 1 1 4 f ,- AustrittausderBritishUnionofFascists 190, 212, 227, 300 204, 264, 282, 284 - und British Peoples' Party 214f. Ampthill, Lord 46, 6 1 , 1 1 4 , 283 - und British Council Against European Anderson, Sir John 141, 195f., 198, 218 Commitments 214 Arendt, Hannah 146, 292 Bedford, Sir Herbrand A.R, (11. Herzog) 46, Ashley, Wilfred J. 268 - und Coefficients' Club 32 Bedford, Sir W.S. Russell (12. Herzog, Marquis - und Anti-Socialist Union: 55, 57f., 271 von Tavistock) 138, 177, 214f, 219, 290 - und Anglo-German Fellowship 137, 236, Bellairs, Carlyon 32, 264 2 8 9 f , 319f. Belloc, Hilaire 82-84, 86, 204, 277f Asquith, Herbert H. - als liberaler Imperialist 2 5 , 2 8 f , 32f., 4 0 , 2Bene, 6 3 Otto 231, 235f, 317, 319 - als Premierminister 24, 3 5 , 4 2 f , 4 5 , 8 4 ,Bencwick, 1 0 4 , Robert 14, 188, 199, 304, 307 Bcresford, Lord Charles 66, 106, 123, 285 267. Bethmann Hollweg, Theobald v. 102f. Astor, Waldorf 66, 1 0 8 , 1 1 2 , 282 Bevan, Aneurin 169, 298 Attlce, Clement 167 Bevin, Ernest 220 Birkett, Norman 217, 219 Bacmeister, Walter 229, 316 Bismarck, Otto v. 94f, 99 Baden-Powell, Sir Robert 25, 70-73, 274 Blacker, C.P. 206 Baldwin, Oliver 298 Baldwin, Stanley 153-55, 158f., 220, 253, 298 Blakcncy, Robert B.D. 1 2 7 , 1 3 2 , 1 3 6 , 1 4 0 , 154, 156f., 291 Balfour, Arthur J. Bland, Sir Nevilcl95f, 218 - und konservative Opposition 33, 43, 265, Blatchford, Robert 79, 106f 267, 273 Blomberg, Werner v. 229 - als Premierminister 49 Blumenfeld, Ralph 57, 271 - als Oppositionsführer 50f., 65, 267 Böckel, Otto 96 - Rücktrittl911 35f., 265 Bohle, Ernst Wilhelm 235f., 319 Bamberger, Ludwig 95 Bower, R.T. 2 1 2 , 2 2 0 , 314 Banister, Joseph 78, 276

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Claß, Heinrich 100, 280 Colomb, Captain 77 Comrose, Lord 175 Conwell-Evans, Philip 137 Cooper, Sir Richard 114 Coote, Colin 162 Gripps, Sir Stafford 222 Croft, Henry Page - und Reveillc-Bewegung 267f, 283 - und Confederacy 5 1 , 283 - National Party 113f, 283 - und Empire Industries Association 114, 284 - und Indienpolitik 115 Cadogan, Sir Alexander 312 - und Appeasement 115, 118 CaiUard, Vincent 121 Cromc, Werner 236 Campbell, Roy 204f. Campbcll-Bannerman, Sir Henry 2 4 , 2 6 , 2 8 Cross, , 4 0 ,Colin 14 Curtis, Lionel 282 263 Curzon, Lord 163, 296 Caprivi, Leo v. 96f. Carlylc, Thomas 183, 302 Carroll, Cola E. 1 3 7 , 1 3 9 Dahrendorf, Ralf 149 Carson, Sir Edward 43f., 106, 108, 123, 267f. Dangcrfield, George 12f. Cassei, Sir Ernest 8 1 , 105 Darre\ Walther 238 Cecil, Lord Robert 161f., 296 Dawkins, Sir Clinton 63 Chamberlain, Austen 43f., 268 Derby, Earl v. 123 Chamberlain, Houston Stewart 19, 289 Dewar, Thomas 276 Chamberlain, Joseph 26, 48-50, 263 Disraeli, Benjamin 74 Chamberlain, Neville Dobbie, J . C 49 Docker, Dudley 121 - und Moslcy 164 Domvile, Sir Barry - und Appeasement 194 - Tagebücher 21 - Rücktritt 115, 221, 312 - und Anglo-German Fellowship 137 - und Churchill 142 - und Himmler 139 - und Empire Industries Association 284 - und Mosley 1 3 7 , 2 1 4 f . Chcsney, Sir George 60 - Treffen antisemitischer, prodeutscher und Chesterton, Arthur K. faschistischer Gruppen 138 - und Nordic League 140 - Internierung 138 - und Inspektionsreise 1935 178, 300 - Entlassung 138, 219 - und Bericht über die antifaschistische Oppo- und Antisemitismus 14, 137f, 290 sition 186 - und NS-Regimc 137-39, 236 - Einflußgewinn 1934/35 188, 212, 304, 311 - und British Peoples' Party 138, 215 - Angaben zur Mitgliedcrzahl 199 - und Ramsay 138, 214f. - Austritt aus der British Union of Fascists 190, - und Fuller 215 301 Donovan, Bryan 157, 173 - Kontakte zum NS-Regimc 233, 318 Chesterton, Cecil 82f, 277 Driver, Nellie 199, 307f. Childcrs, Erskine 60 Drumont, Edouard 82 Christian IX. 94 Duncan, Charles 109 Churchill, Sir Winston Dundas, Ian Hope 173, 175f., 227, 229 - als Erster Lord der Admiralität 45 Dunravcn, Earl v. 77 - und Antisemitismus 1 2 9 , 1 9 0 Dyer, R.E.H. 162 - Briefwechsel mit Roosevelt 142, 215f., 291 Eden, Anthony 192 - Premierminister 195f., 216-20 Edward VII. 42, 267 - und Lloyd George 1940 219 Clarke, E.G.(»Mick«) 188, 304 Edward VIII. (Prinz v. Wales; Herzog v. Clarke, J . R 130, 286f. Windsor) 211-13, 216, 236

Bracher, Karl Dietrich 146 Brassey, Τ,Α. 49 Braunthal, J ulius 145 Brewer, John D.201f. Brown, W J. 169, 298 Brüning, Heinrich 240f. .Brzezinski, Zbigniew 146 Buchan, John 75 Bülow, Bernhard v. 97 Burton, Richard 75, 78, 276 Butterfield, Herbert 16

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Elam, Norah 199 Elibank, Master of 82-84 Eliot, George 74 Eliot, T.S. 205 Elliot, Arthur 50 Evans-Gordon, William 8 0 ,

-

276

Fair, Barbara L. 15 Firth, A.F. 49 Fisher, Sir John 59, 271 Fisher, Victor 1 0 7 - 1 0 , 1 1 2 Fleischhauer, Ulrich 135 Förster, Bernhard 96 Forgan, Robert 155, 172f., 175, 294, 298 Fox,S.H.E. 136 Francis Hawkins, Neil 155, 1 5 7 , 1 7 3 , 212 Franco, F. 204 Franzcro, C.M. 226 Friedrich, Carl J . 146 Fuller, John F.C. - und Nordic League 140 - und Organisationsreform der BUF177f, 300 - und Besuch in Deutschland 1939 233, 318 - und Domvile 215 Galton, Francis 36 Game, Sir Philip 189, 210, 311 Garvin, J.L· 33, 53, 63, 66, 86, 272 Georg V. 35, 42f, 46 Giimour, Sir John 185, 189, 208f, 304, 323 Gladstone, William 25 Gobincau, Joseph Arthur de 18 Godfrey, Edward 191 Goebbels, Joseph 232-34, 317f. Gort, Lord 192 Grandi, Dino 226f., 315 Gravelli, Asvero 197, 306 Gregor, A J . 148f, 293 Gretton, John 126 Grey, Edward 25, 31-33, 40 Griggs, Anne Brock 199 Guinness, Walter 86 Gwynne, Howell A. 44, 62, 82, 86 Gwynne, Rupert 84, 277

und Empire Industries Association 114 und British Commonwealth Union 119-21, 284 - und British Fascists 1 2 0 , 1 5 7 , 2 8 4 Harcourt, Sir William 26, 262 Harrington, Sir John 285 Harvey, John Hooper 136 Haushofcr, Albrecht 2 3 1 , 236, 317 Haushofcr, Karl 231, 317 Hawkins, Sir Clinton 32 Henderson, Arthur 105, 282 Hcnrici, Ernst 96 Heß, Rudolf 2 3 1 , 3 1 7 Hcwel, Walrher 137, 139, 290 Hewins, W.A.S. 32, 50, 264 Himmler, Heinrich 139 Hindcnburg, Paul v. 239-43 Hitler, Adolf - und Oswald Mosley 228, 230f., 234, 306, 316f - und Diana Mosley 176, 232 - und British Union of Fascists 2 2 9 , 232f., 319 - und Beamish 287 - und Hindcnburg 241, 243 - und Papen 242f. - Ernennung zum Reichskanzler 243 Hoare, Sir Samuel 190, 212, 216, 305, 312 Hobson, John Atkinson 78f, 276 Hodge, John 108f, 112, 282 Hocsch, Leopold v. 236, 289, 319 Hoffmann, H.R. 1 3 5 , 1 3 9 Hore-Belisha, Leslie 192, 305 Home, Robert 119 Horton-Smith, Lionel 59 Houston, Lady Lucy 177, 300 Hugenberg, Alfred 238 Hyndman, Henry M. 107 Inchcape, Lord 177 Ironside, Lord Edmund 192, 213, 216 Isaacs, Godfrey 84 Isaacs, Rums 83f

Jerrold, Douglas 204, 309 Joad, Cyril 170, 298 Johnston, Tom 166 Haggard, Sir Rider 273 Colin 134 Haldane, Richard B. 2 5 , 2 8 , 31-33, 36f., 4 0 , Jordan, 64, Jowcrt, Fred W. 282 263, 266. Joyce, William Halifax, Lord 142, 218 - und Arnold Leese 134 Halsbury, Lord 24, 43, 46, 267 - und Nordic League 140 Hankcy, Sir Maurice 216 - und British Fascists 157, 294 Hannon, Patrick - Director of Propaganda in der British Unon - und Navy League 61f., 272, 284 of Fascists 173 - und National Service League 284

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-

und Right Club 291 Einflußgewinn 1934/35 1 7 6 , 1 8 8 , 3 0 4 Austritt aus der British Union of Fascists 190, 212, 2 2 7 , 300 - und National Socialist League 214 - und Flucht nach Deutschland 217 - und Brief von Anna WolkofF215f. - Arbeit für den Reichsrundfunk 217, 234, 312, 318f. - Kontakte zum NS-Regime 228f., 231, 317 Joynson-Hicks, William 106, 117, 123, 127, 154, 284f., 294

-

als Premierminister 104f., 108, 122f., 246, 286, 322 - und Moslcy 1 6 1 - 6 3 , 1 6 8 f , 220, 298, 314 - und Friedensinitiativen 1940 215, 218f. - Besuch in Deutschland 1936 236, 320 Lockhart, Sir Robert Bruce 299 Lockwood, H.H. 136 Londonderry, Lord 137, 236, 319 Long, Walter 44, 57, 270f. Lothian, Lord 137, 282 Lovat, Lord 269 Ludendorff, Erich 101 Lymington, Lord 214, 312

Kariowa, Otto 139 MacDonald, Ramsay Kavanagh, Dennis 253 - und Fabian Society 28 Keim, August 101, 281 - im Ersten Weltkrieg 282 Kell, Sir Vernon 60, 64, 217, 309 - als Premierminister 1 2 7 , 1 5 3 , 165 Kennedy, Joseph 142, 216, 312 - und Moslcy 163, 165, 167, 297 Kent, Tyler 142, 215f, 218, 291, 313 Mackcnsen, Hans v. 142 Kerr, Philip s. Lothian, Lord Mackinder, Haiford 32, 49f. Keynes, John Maynard 164, 166, 296 Macmillan, Harold 168f., 184, 298 Kidd, Benjamin 30f, 49f., 264 MacNeiU, Ronald 106, 123 Kidd, Ronald 3 1 1 , 314f Mahan, Alfred Thayer 58, 271 Kincaid-Smith, Malcolm 65 Kipling, Rudyard 31, 3 6 , 6 1 f , 65f„ 7 5 , 9 0 , Malbury, 2 6 4 - Herzog v. 46 Malmcsbury, Lord 6 1 , 271 66, 272f. Mandevillc Roc, E.G. 155, 157, 229, 316 Kitchener, Lord 1 0 6 , 1 0 8 , 1 2 2 , 282 Mandlc, W.F. 199 Kitson, Arthur 1 3 3 , 1 3 6 , 2 8 8 Knight, Maxwell 142, 215, 291 Manningham-Bullcr, Sir Mervyn 285 Knox, Sir Alfred 1 1 5 , 1 3 3 Marr, Wilhelm 96, 280 Krupp, Friedrich Α. 101 Marsden, Victor 130, 132 Kushner, Tony 16 Maurice, Sir Frederick 122f, 285 Maurras, Charles 82 Mayer, Arno J . 268 Lammers, Hans Heinrich 229f-, 316 Maxse, Leopold 3 2 , 4 4 , 5 1 , 6 3 , 6 6 , 8 2 , 84f., 264, Lansburg, George 166 277f. Lansdownc, Lord 43, 267 Meath, Lord Laski, Neville 223f, 315 - und Navy League 6 1 , 272 Laurie, A.P. 137 Law, Andrew Bonar 44f, 51f, 1 0 5 , 109f., 268 - und National Service League 66, 70, 274 - und Lads' Drill Association 69, 274 Lawson 26, 86 - und British Empire Union 123 Leaper, W J. 175 - und Boy Scouts' Association 274 Leese, Arnold 133f., 140, 156, 254, 294 Miller, Joan 312 Leith of Fyvie, Lord 123, 283, 285 Mills, Elliot 71, 274 Le Queux, William 60, 68, 75, 273 Mills, John Saxon 49 Lewis, D.S. 15 Milner, Lord Lewis, Ted( a Kid“) 1 7 1 , 2 9 9 - und Burenkrieg 26, 263f. Lewis, Wyndham 205, 309 - »Kindergarten« 3 1 , 34, 108 Liebknecht, Karl 93 - und Coefficients' Club 31-33 Lintorn-Orman, Rotha 153-55 - und Compatriots' Club 33 Lloyd George, David - und National Service League 65f. - Memorandum von 1910 33f., 43, 5 1 , 67, - und Empire Day 70 265, 282 - antidemokratische und illiberale Affekte 37f. - »Volksbudget« 42, 51 - als »Diehard« 46, 267 - als Munitionsministcr 104

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- und Streicher 231, 317 Nationalismus und Imperialismus, Rassismus Mount Temple, Lord s. Ashley, Wilfred 38, 264, 266 Mudge, George 132 - Antisemitismus 7 5 , 1 2 9 , 1 3 2 f . Müller, Hermann 237f. - und »radikale Rechte« 1 2 , 9 0 f . , 246 Murray, Major Gladstone 176, 300 - und Empire 254 Mussert, Anton 218 - als Minister 117, 246 Mussolini, Benito - Propaganda für eine »nationale« Regierung - Zustimmung in England 171, 204f. 1914-16 107f. - und Mosley 171f, 188, 226-228, 299, - und British Workers' League 108-12, 282 315f. Mitford, Unity 176, 227-29, 232, 236, 276 - und Finanzierung der BUF 226f, 315 Mond, Sir Alfred 129 - und Faschismus 1 4 3 , 1 9 7 , 226, 228 Money, Sir Leo Chiozza 282 Montagu, Edwin 84 Nicolson, Harold 169, 171f, 220, 298f. Montagu, Samuel 84 Nietzsche, Friedrich 19 Montefiore, Sir Francis 276 Nikolaus I. 75 Mooncy, James D. 216 Noltc, Ernst 149f, 260, 293 Moore, Barrington 1 4 7 , 1 4 9 NorthclifTe, Lord 50, 278 Moore, Sir Thomas 137, 220, 236, 314 Northesk, Lord 283 Morlcy, John 26 Northumberland, Herzog v. 46, 1 2 6 , 1 3 3 , 1 7 7 Morris, William s. Nuffield, Lord Nuffield, Lord Morrison, Herbert - und Anglo-German Fellowship 137 - und Einwanderungspolitik 192 - und New Party 169, 298 - und Endassung Mosleys 196, 219f, 313 - finanzielle Unterstützung der BUF 1 6 9 , 1 7 7 , - und Gespräch mit Pollitt 1936 222, 311 300, 303 Mosley, Lady Diana 176, 227-29, 232f., 236, - Spende für jüdische Organisationen 1 8 5 , 3 0 3 276, 317f Mosley, Sir Oswald O'DonncU, Frank H. 85, 278 - als Chancellor ofthe Duchy ofLancaster 165Oliver, Frederick S. 33, 264 67 Oppenheim, E. Phillips 60, 68, 273 - Jugend und Schulbildung 159, 295 Organski, A.F.K. 147-49 - und Erster Weltkrieg 160f, 295 Orwell, George 191, 325 - Sclbstverstandnis 160, 171 - als konservativer Abgeordneter 161f, 296 Paget, Sir Arthur 45 - als unabhängiger Parlamentarier 163 Papen, Franz v. 215, 241-43 - Wirtschaftsprogramm und Labour Party Pearson, Sir C. Arthur 71 163f, 296 - Internierung und Endassung 1 9 6 , 2 1 9 f , 313 Pearson, Karl 36, 49 - »Mosley Memorandum« und Rücktritt 127f., Pease, Joseph (»Jack«) 82 166f, 297 Pembcrton Billing, Noel 129, 286 - Konzept der Sammlungspartci 170 Petrie, Sir Charles 177, 204f, 309 - und Parlamcntswahl 1931 170 Pfister, G.A. 229f, 317 - und Faschismus 1 7 0 - 7 2 , 1 9 7 , 3 1 5 , 3 2Philby, 3 Harry St. John 215, 312 - und Mussolini 171f, 226-28, 299 Phillips, Gregory D. 12f. - »Leader« der British Union of Fascists 173, Piercy, Eric 173 179f. Pitt-Rivers, George Lane-Fox 129, 206, 286 - und Antisemitismus 186f. Pollitt, Harry 2 2 2 , 3 1 4 - Memoiren 175, 196 Pound, Ezra 205 -

- undDomvilcl37f, 214f. -

und Finanzierung der British Union ofFascists 175f., 2 2 8 , 3 0 0 , 3 1 6

- undHider228, 2 3 0 f . , 2 3 3 , 3 1 6 f -

und Rothcrmere 184f und Ramsay 215, 291 und Lady Houston 300

Radck, Karl 144 Rademachcr, Franz 13lf. Raglan, Lord 66 Ramsay, Captain Archibald Maule Η. - Aktivität im Winter 1939/40 138 - politische Laufbahn 140, 290

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- und Antisemitismus 141, 290 - und Churchill-Roosevelt-Korrespondenz 142 - Internierung 142, 313 - Kritik am Public Order Act 212 - Endassung 220 - und British Council Against European Commitments 214

- undDomvilel38, 2 1 4 f

- und Mosley 2 1 5 , 2 2 0 , 2 9 1 Ratcliffe, Alexander 191 Raven Thomson, Alexander 173, 181, 228f, 301 Rawnsley, Stuart 20 If. Redesdale, Lord 137, 236, 319 Ribbentrop, Joachim v. 136, 234f., 289, 319 Richardson, Mary 199 Ritchic, C T . 49f. Roberts, G.H. 108 Roberts, Lord - als »Diehard« 46, 268 - und Navy League 6 1 , 272 - im Burenkrieg 63f., 272 - und National Service League 268, 273 Robinson, J.B. 82 Roe, Sir A.V. 1 7 7 , 3 0 0 Rösel,R.G. 139, 236 Roosevelt, Franklin D. 142, 215f., 291 Rosebcry, Lord 25, 28-30, 40, 263, 266 Rosenberg, Alfred 235, 319 Ross, Colin 231, 317 Rostow, W.W. 147f., 293 Rothermere, Lord - finanzielle Unterstützung der British Union of Fascists 1 7 7 , 3 0 0 - publizistische Kampagne für die British Union of Fascists 184, 198, 221, 302 - Distanzicrung von der British Union of Fascists 185, 303, 323 - Pressekampagne 1940 217 - und NS-Regime 236, 3 0 2 , 3 2 0 - und Opposition gegen Baldwin 298 Rothschild, Lord Nathaniel 75, 276 Russell, Bertrand 31 Ruston, J.V.A. 232, 318 Salisbury, Lord 26, 77, Salisbury, 4. Marquis v. 126, 267 Samuel, Herbert 83f, 154 Sanders, Sir Robert 267 Schleicher, Kurt v. 241-43, 321 Schoenbaum, David 149 Schröder, Kurt v, 232, 317 Scott, Sir Russell 315 Scrimgcour, Alec 177, 300

Seddon, J.A. 108f. Scely,JohnE.B.45, 6 5 Selassie, Hailc 193 Seiborne, Lord 4 3 , 4 6 , 268f. Scmpill,SirJohn46, 1 3 7 Shanks, George 129f. Shaw, George Bernard 2 8 , 1 9 0 , 204 Shee, George F. 63 Simon, Sir John 189, 210, 311f., 315 Simpson, Wallis 216 Skeels, Serocold 1 3 5 , 1 4 0 , 289 Skidelsky, Robert 14f., 196f, 201f., 211, 2 5 1 , 260, 307 Smith, F.E. 43, 267 Smith, Goldwyn 74, 275 Snowdcn, Philip 1 2 7 , 1 6 5 - 6 7 , 282 Somerset, Herzog v. 46, 6 1 , 268, 283 Speyer, Sir Edgar 81, 105 Stanton, C.B. 107 Stead, William Τ. 58 Steel-Maidand, Sir Arthur 57, 109, 271, 282 Stoecker, Adolf 96, 280 Stokes, Richard 215, 218f. Strachey, John 1 6 4 , 1 6 8 - 7 0 , 296, 298 Straßer, Gregor 242 Streicher, Julius 231, 317 Sutherland, Herzog v. 49 Swinton, Lord 217 Sydenham of Combe, Lord 1 1 5 , 1 3 2 Sykes, Mark 282 Tabor, Major 175f, 316 Tavistock, Marquis v. s. Bedford, Herzog v. Tennant, Sir Charles 49f., 57, 136, 289 Tester, Arthur Albert 232, 234, 318 Thalheimer, August 145 Thomas, J.H. 165 Thompson, A~M. 107 Thompson Seton, Ernest 71 Thomsen, Hans 229f, 316 Thost, H.W. 236 Thurlow, Richard C 15 Thurston, M. 2 1 2 , 2 2 0 Tillett, Ben 109 Tirpitz, Alfred v. 101 Toothill, Robert 109 Tramlett, Rex 174f. Trenchard, Lord 209, 310 Trollope, Anthony 74 Turner, Henry A. 148 Vane, Sir Francis 72 Verba, Sidney 19 Vickers, Vincent 62

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Walsh, Stephen 108f. Ward Price 236 Waugh, Evelyn 295 Webb, Beatrice 28, 31 Webb, Sidney 27-29, 31, 36f., 263 Webber, G.C. 197f. Webster, Nesta H. 1 2 6 , 1 2 9 , 1 5 6 f . Wegg Prosser, Charles 301 Wellington, Herzog v. 291 Wellington, Lord 63 Wells, H.G. 28, 3 1 , 7 5 , 1 0 8 , 1 9 0 , 263 Westminster, Herzog v. 50, 6 1 , 269 Weston, John 52 White, Arnold - »Nationale Effizienz« 3 7 , 2 6 6 - Antisemitismus 39, 77f., 266, 274-76 - und Anti-Socialist Union 57 - Niedergangsfürcht 11, 36 - und Navy League 6 1 , 271f., - und »radikale Rechte« 90 - und National Service League 66, 265, 273 - und British Empire Union 123

-

und British Fascists 157 und Konspirationsvorstellung nach 1918 132f. Whiteley, George 82 Wiedemann, Fritz 233 Wilhelm II. 101 Wilkinson, Η. Spenser 62, 67, 272f. Williamson, Henry 181, 205, 301 Willoughby de Broke 24, 44, 46, 51, 61f., 8if, 267f. Wilson, H.W. 86 Wilson, J.Havelock 284 Wolkoff, Anna 141f., 215f., 218, 291, 313 Wrede, Franz Otto 232, 236, 318 Wyatt, Harold F. 59 Wyndham, George 278 Yeats-Brown, Francis 205 Yerburgh, Robert 59 Young, Allan 1 6 4 , 1 6 9 f , 298 Zetkin, Clara 144

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Sachregister - und »radikale Rechte« 8 8 , 9 2 , 2 4 6 , 2 4 8 , 2 7 8 , Abcssinicn 127f, 193, 227f., 231, 305 322 Action Antisemiten liga 96 - Zeitschrift der New Party 170, 298 Antisemitismus - Zeitung der British Union of Fascists 175, - Einflußgewinn 13, 19 198f., 300 - und Effizienzideologie 39, 53, 74, 274f. - und Domvile 215 Adel 16, 23, 93, 247 - und Literatur 74f., 82 - und jüdische Einwanderer 75f., 86f., 246 Advisory Commictee on Internment 175, 217, - und Konservative Partei 79-81 219, 3 1 6 , 318 »Agrarpolitischer Apparat* 238 - und Germanophobie 81, 8 5 , 105f., 2 4 6 , 2 7 8 Air Time Ltd. 232f. - und Korruptionsvorwurf 83-86, 246 Albert Hall 1 8 6 , 1 8 9 , 303-05 - im Ersten Weltkrieg 105f., 116, 118, 123f., Aüens Act von 1905 80f„ 277 255, 275 Aliens Restriction Act (1914) 105f., 122, 272, - und Russische Revolution 123-25, 128 282 - und Dichards nach 1920 126 Aliens Restriction Act (1919) 125, 128 - in Deutschland 9 6 - 1 0 0 , 1 0 3 , 246, 280 Alldeutscher Verband 99f., 280 - und Britons 129-33, 246, 287 Allgemeiner Deutscher Arbeiter-Verein 93 - und Imperial Fascist League 133-36, 246, Allgemeiner Deutscher Handwerkerbund 98f. 288 Amritsar 162 - und Link 138 Angestellte 23f. - und Nordic League 140 Anglo-German Fellowship 57, 128, 136f, 236. - und Right Club 141 Anglo-German Information Service 236, 319 - und British Fascists 156, 158 Anglo-German Review 137-39, 290 - und British Union of Fascists 183, 186-93, »Anschluß« Österreichs 194, 205 209-13, 2 5 0 , 303f Anti kommunismus - und öffentliche Meinung 190f, 255, 260, 305 - und British Workers' League 112 - und »Endlösung« 192, 305 - und National Party 116f. - und Faschismus 152, 294, 323 - und British Empire Union 121f., 124 Anti-Socialist 56 - undBriushUnionofFascistsl84, 2 0 1 , 209f., Anti-Socialist Union 231, 249 - Forschung 13, 259 - und Faschismus 151 - Gründung 13, 55, 270 - und British Fascists 153, 158f, 294 - Ideologie 13, 55f. Antiparlamentarismus - und Konservative Partei 57 - und National Service League 66f. - politische Aktivität 56, 270 - und Navy League/Imperial Maritime League 61 - Mitglieder 56f. - Finanzierung 57, 271 - und Antisemitismus 85f. - Wirkung 57f. - und Tariff Reform League 53-55 Antisozial ismus - und National Party 113f., 116, 118 - und Anti-Socialist Union 55f. - und British Fascists 155f. - und British Workers' League 1 lOf, 282f. - und Effizienzideologie 37-39, 47, 266 - und National Party 116, 118 - und British Union of Fascists 182f, 249

373 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

- und British Commonwealth Union 118-20 »Black and Tans« 162 »Black House« 173, 299, 315f - und British Empire Union 121f, 124f. Blackshirt 174f., 186, 198f - und Link 138 Board of Deputies of British Jews - und British Fascists 155, 158f, 249 - und Faschismus 151 - und jüdische Einwanderer im 19. JahrhunAppeasement dert 76 - Ziele 128, 286 - und Antisemitismus der British Union of Fascists 209f., 223-25 - und »radikale Rechte« 191 - Einflußverhist 1 9 4 , 2 1 6 , 2 1 8 f , 2 2 1 , 2- 9 0Neville , 3 0 Laski 5 223f Arbeiterschaft - und Jewish People's Council 224f. Boswell Press 1 3 3 , 1 7 7 - Entwicklung im 19. Jahrhundert 23 Boy Scouts' Association 70-73, 274 - und Liberale Partei 247 Boys' Brigade 69, 71 - und Tariff Reform League 53 - und Labour Party 252 18 Β (British) Aid Fund 191 - und Anti-Socialist Union 55-58 British Brothers' League 13, 80f, 179, 188f, - und National Service League 68 276 British Citizen and Empire Worker 109, 283 - und Jugendverbände 72 British Commonwealth Union 13, 118-21, 284 - und British Workers* League 107-12 British Council Against European Commitments - und »radikale Rechte« 87 214 - und National Party 116 British Council for Christian Settlement 215 - Entwicklung in Deutschland 93 British Covenant 45f, 268 - und British Commonwealth Union 118-21 British Empire Union 13, 5 7 , 1 2 1 - 2 5 , 285 - Mobilisierung im Ersten Weltkrieg 105, 281 British Empire Union Monthly Record 122f. - und British Union of Fascists 186, 201f British Fascists - und NSDAP 240f. - Forschung 14 Arbeitslosigkeit - Gründung 1 5 3 , 2 9 4 - nach 1920 161, 296 - und Generalstreik 1926 127, 153 - in den dreißiger Jahren 165-67, 286, 323 - Finanzierung 155, 157f - und British Union of Fascists 1 2 7 , 1 8 6 , 251f. - Spaltungen 1924-26 127, 153f - in Deutschland 239f., 320, 323 - Auflösung 155 Ashton-undcr-Lyne 169f, 298 - Einfluß und Funktion 156, 158f, 251 Associated Society ofLocomotive Engineers 310 - Ideologie 153, 294 Association for the Preventing ofthe Immigration - Erscheinungsbild 157 of Destitute Aliens 77 - Mitglieder 156, 295 Auslandsorganisation der NSDAP 235f - und Joynson-Hicks 154, 294 Außenpolitisches Amt der NSDAP 230, 235, 289, 319 - undMoslcy 155f, 172, 230, 295, 316 Auswärtiges Amt - und italienischer Faschismus 157, 294f - Organisation 157 - Aktcnbcstande21, 2 6 1 f British Guardian 1 3 0 , 1 3 2 - Englandpolitik 135, 234-36 British League for the Support of Ulster and the - und Link 139, 236 - und British Union of Fascists 2 3 0 , 2 3 3 , 2 3 5 f ,Union 44f 3 1 6 , 318f British Legion 1 3 6 , 2 3 6 British Lion 155 - und Imperial Fascist League 135 British Movement 288 British National Party 191, 288 Bacmcister Nationalverlag 229f. British Peoples' Party 138, 142, 214, 218, 290 Balfour-Dcklaration 128, 286 British Socialist Party 107, 109, 111 Balkankrisc (1875-1878) 275 British Union of Fascists »Battle of Cable Street« 189f, 209-13, 305 - Forschung 14f Bauern 95-98 Berlin Document Center 262 - Quellen 21f, 201 - und Tariff Reform League 55 Bethnal Green 1 7 9 , 1 8 8 f , 209f, 224 - und Anti-Socialist Union 57 »Biff Boys« 171 »Birmingham Proposais« 164 - und Imperial Fascist League 135, 172

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-

1 8 5 , 1 9 5 , 1 9 7 - 2 0 7 , 250f, 307f. und British Fascists 155f, 1 7 2 , 2 3 0 , 2 9 5 -, 3Mitglieder 16 - Parteiführer 1 7 3 , 1 9 9 , 2 0 3 , 2 9 9 Gründung 172f. - und Intellektuelle 203-07 und Internierung 1 4 2 , 1 9 5 und italienischer Faschismus 171f., 1 7 4 , 196f., - und Arbeitslose 186, 201 - Scheitern 225, 251 225-28, 237. - potentielle »fünfte Kolonne« 213-18, 233f. und NS-Regime 172, 174, 186, 188, 193, - undKommunistischcPartcil84f., 2 0 1 , 209f., 196f., 225, 2 2 8 - 3 7 , 2 5 0 , 2 5 2 , 304f., 316-20 308, 311 »Hauptquartier* 1 7 3 , 1 7 8 , 299 British Union Quarterly 175 Parteistruktur 173 British Workers' League »Defence Force« 173£, 178 - Forschung 13 Uniformen, Embleme 174, 178, 209, 250, - und Tariff Reform League 52 299 - Gründung 108 January Club 1 7 4 , 1 7 7 , 205, 309 - Führer 108 Parteizeitungen 174f, 198 - Mitglieder 283 Auslandsverbände 175 - Ideologie 108-12 Finanzierung und Finanzabteilung 175-78, - Ortsvereine 109 226-28, 232f., 300, 317f. - und National Party 117 Ausgabenkürzungen 176 Reform der Parteiorganisation 1 7 7 - 7 9 , 3 0 0 f . - und Konservative Partei 109 - und Labour Party 109-12 und Parlamcntswahl 1935 179 und Kommunalwahlcn 1937 1 7 9 , 1 9 0 , 212,- Wirkung 112f. - und Parlamentswahl 1918 1 1 0 , 1 1 2 301 und Nachwahlen 1940 1 7 9 , 1 9 5 - Zerfall 110 Britons und British Brothers' League 179, 188f. - Forschung 14 und Kompctenzkonfliktc 179f., 198, 301, 307 - Gründung 286 und Krisenbewußtsein 180f, 202f., 206f. - und antisemitische Verschwörungstheorie 14, 129-31, 1 3 3 , 2 8 7 und Korporativer Staat 181-84, 226, 249, - Mitglieder 130, 1 3 2 , 2 8 7 301f. und Frauen 1 8 2 , 1 9 5 , 1 9 9 f , 302, 306 - und Rassismus 131, 133 - Zerfall 132 und Sozialpolitik 182 - Wirkung 132f und Antisemitismus 1 8 3 , 1 8 6 - 9 3 , 250, - und Imperial Fascist League 1 3 0 , 1 3 2 303f. und Empire-Politik 1 8 1 , 183f., 193f., 302 Britons Publishing Society 130, 287 Budget Protest League 270f. und Opposition gegen das Kontinental»Bülow-Block« 98 engagement 1 8 3 , 1 9 0 , 1 9 3 , 196f., 198, 221, 228, 305f. Bürgertum 16, 23 und Pubüc Order Act 1 8 5 , 1 8 9 f , 211-13 Bund der Landwirte 96-98, 280 und Nationale Regierung 185, 189, 191f., Bundesarchiv (Koblenz) 262 195f., 253 Burenkrieg 25-29, 63f., 66, 68f, 70f, 79, 87, Einfluß 185, 195, 254 246, 262, 272 und Arbeiterschaft 186, 201 und Labour Party 184, 221f., 302f Catholic Boys' Brigade 69 und Konservative Partei 184, 202, 220f., Centralvcrband Deutscher Industrieller 101 225, 253 Centre International d'Etudes sur le Fascismc und Polizei 210, 213, 304 157 und National Unemployed Workers' Move»Christlicher Nationalismus« 234 ment 201, 308 Christlichsoziale Arbeiterpartei 96, 280 und Rassismus 187, 193 Church Lads* Brigade 69 Auflösung 195f. »Civic-Culturc«-Studic 19, 261 und Nationalismus 196f., 221, 226, 249 Clapham 129 und faschistischer Universalismus 196f. Clarion 107-09 Coefficients' Club 31-33, 264 und Erster Weltkrieg 181, 197, 205f, 250, 322 Colne Valley 55

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Commissioner of Police of the Metropolis 189, 1 9 5 , 209-11 Committee of Imperial Defence 64 Communist Party of Great Britain 121f, 153f, 158 Compatriots' Club 33f, 265, 269 Comrades of the Great War 58 Confederacy 50f, 269 Council of Action 114 »Coupon« 1 0 5 , 1 1 0 Curragh45 Daily Chronicle 26 Daily Express 49, 5 7 , 2 2 0 Daily Herald 220 Daily Mail - und nationalistische Agitation vor 1914 25, 50, 59, 6 4 , 8 6 - im Ersten Weltkrieg 106 - und British Union of Fascists 184, 303, 313 - und Endassung Mosleys 220 Daily News 26 Daily Telegraph 175 Defence-of-thc-Realm-Gcsetze 104 Defence Regulation 18B ( l a ) - Durchsetzung 1 4 1 , 1 9 5 f . 291 - Verhaftung der britischen Faschisten und Antisemiten 1 4 2 , 1 9 6 , 218 - Vorbereitung des Gesetzes 218 »Deferencc-Kultur« 20, 253-56, 323 Deutsche Fortschrittspartei 93f. Deutsche Kolonialgesellschaft 99 Deutsche Vatcrlandspartei 103 Deutsche Volkspartci 23 7f. Deutscher Akademischer Austauschdienst 236, 319 Deutscher Flottenvercin lOOf., 281 »Deutscher Sonderweg« 12, 17 Deutscher Volksverein 96 Deutscher Wehrvercin 100-02, 280 Deutsch-Freisinnige Partei 95 Deutschnationale Volkspartei 238f. Dcutschnationaler Handlungsgehilfenverband 96, 98f »Dichards« - Forschung 12f - und Sozialrcformcn 41f. - und »Volksbudget« 2 4 , 4 2 - und Tariff Reform League 43 - und Reveille-Bewegung 43 - und Konservative Partei 3 5 , 4 3 f , 47f., 8 9 , - und Home Rule 44-46 - Programmatik 46f, 269

- und National Party 113 - Mitglieder 46 - Einfluß 48, 89 - Gruppe von 1921 1 4 , 1 2 6 , 259 Dienststelle Ribbcntrop 231, 235f, 317 »Dreadnoughts« 59f, 271 Duty and Discipline Movement 69f, 274 Earls Court 194f, 200, 254, 306 »East End« - Antisemitismus im 19. Jahrhundert 74-81, 275 - und Antisemitismus der British Union of Fascists 187-91, 198, 200, 209-13, 221f, 230, 254, 304 Einwanderung 75-77, 7 9 , 1 9 1 f , 249, 275 Empire - drohender Zerfall 69-71 - Ziel der Stärkung 70f., 88, 111 - und »radikale Rechte« 88, 254 - und British Union of Fascists 181, 302 Empire Day Movement 69f. Empire Industries Association 1 1 4 , 1 2 0 »Englische Krankheit« 256 Englische Revolution 2 , 1 5 f , 90f, 248, 254 English Review 204 »Epoche des Faschismus« 17, 245 Erster Weltkrieg 46, 65, 72f, 104-06 Eugenics (Education) Society 36, 206, 265 Eugenik 2 5 , 2 9 , 3 5 f , 6 6 , 6 9 , 7 7 , 8 8 f , 1 8 2 , 2 0 6 , 246, 252, 262, 265, 269, 276, 309, 323 Evening blews 64, 106, 184 Expcrtenkult 36f, 47, 265f Ex-Servicemen's Movement against Fascism 225 Eye-Witness 82-86, 277f. Fabian Society 27-29, 78, 263 Fair Trade League 48 Faschismus - Forschung 17, 259f. - Begriff 1 8 , 1 4 3 , 1 5 0 , 152, 260, 293 - und Eliten 152, 293 - in Italien 143f - zeitliche Eingrenzung 150f. - Aufstieg 151, 293 - Anhänger/Mitglieder 151 - Ideologie 151f, 293 - und Antisemitismus 152, 294, 323 - Erscheinungsbild 152 - Machtanspruch und Gcwaltbcreitschaft 152, 9 1 293 - Notwendigkeit der typologischen Differenzierung 152

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- Bürgerkriegsgefahr 1914 45, 268 Faschismustheorien - und National Service League 65 - und Kommunismus (Kommunistische Internationale) 144f, 2 2 2 , 2 9 2 , 3 1 4 - und »radikale Rechte« 87-90 - kommunistische Dissidenten (BonapartisHoover-Moratorium 240 mustheorie) 145f. Hythe 215, 312 - Modernisicrungstheorien 147-49 - phänomenologische Konzeption 149f. Idealtypus 261, 293 - Grenzen 1 5 0 , 1 5 2 , 2 5 1 , 2 5 6 Uliberalismus Fasast 1 3 3 , 2 8 8 - und Antisemitismus 82, 85 Fascist QMflrter/y 175 - und »radikale Rechte« 9 0 , 9 2 , 2 4 5 f , 254f Fascist Week 1 7 5 , 1 8 1 - und Faschismus 151, 254f. Federation of British Industries 118f., 284 - und British Workers' League llOf. - und British Union of Fascists 181, 249 Fichte-Bund 236, 319 - und National Party 116, 118 Flottenagitation 58-61, 89, 99-101, 271 Flottenrüstung - und British Commonwealth Union 121 - Deutschland 25, 59f, l00f, 281 Imperial College of Science and Technology 36f. - England 59f., 271 Imperial Fascist League - und »radikale Rechte« 89 - Forschung 14 »formal empire« 11, 259 - Gründung 133 Fortschrittspartei 94f. - Ideologie 133-35, 288f. Frankreich 2 6 1 , 322 - und Nationalsozialismus 135f., 289 Freisinnige Volkspartei 98 - und British Union of Fascists 135f., 172 Fremdenfeindlichkeit 16, 53, 105f., 112, 116- Mitglieder 135f. 1 8 , 1 2 1 - 2 5 , 1 2 8 , 259, 270, 2 8 2 , 2 8 5- politische Wirkung 136 Führerprinzip 151f., 1 7 4 , 1 7 8 - 8 0 , 250, 322 - und Mosley 135 »Fünfte Kolonne« 1 9 2 , 1 9 5 f . , 217, 234f., 313 - und Beamish 1 3 0 , 1 3 2 , 1 3 5 f . - Internierung 1 3 3 , 1 4 2 , 2 1 8 Garantieerklärung vom 31.März 1939 1 2 8 , 1 4 1 , Imperial Liberal Council 27, 29 194 Imperial Maritime League 13, 59-63 Gcrmanophobie Imperial War Museum 313 - vor 1914 39, 53, 61, 67, 8 1 , 8 5 , 8 8 , Imperialismus 91 - Einflußgewinn 11, 87, 262 - im Ersten Weltkrieg 105f., 128f. - und British Workers' League 11 If. - »Konstruktiver Imperialismus« 31, 264 - und National Party 1 1 4 , 1 1 6 - und Agitatoren fiir »nationale Effizienz« 38 - und British Empire Union 121-25, 285 - und Tariff Reform League 52f. Gewerkschaften 78, 313 - und National Service League 66 Girl Guides 73, 274 - und Jugendverbände 69-71 Girls' Friendly Society 69 - und British Workers' League 110f. Große Koalition 237-39 - und British Empire Union 123f. Großmachtsteilung Englands 24f., 48, 66, 87f, - und Imperial Fascist League 133 245 Incitement to Disaffection Bill 208, 310 Independent Labour Party 1 0 7 , 1 0 9 , 1 6 4 , 2 2 2 f , Haager Konferenz 60, 271 252, 282 Halsbury Club 43f, 267 India Defence Committee 115 India Defence League 115 Hampshire 1 0 6 , 1 2 2 Indian Empire Society 115 Handwerkerbund 98f, 280 Indien 115 Harrow 161, 163, 296 Indemnitätsgesetz 94 Heereskonflikt 93f., 279 Industrial Group 119f. Hccrcsrcform 64 Industrialisierung 90, 92, 247f, 254 Helgoland 176, 232f. Innenministerium »Historisierung« 253 - und British Union of Fascists 195f, 201, Home Rule 207f., 2 1 0 , 2 1 3 , 3 0 8 - Konflikt 1886 25, 265 - 1912-1914 3 5 , 4 4 - 4 6 , 1 0 3 , 2 4 8 - Akten 261

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- und Aliens Act 277 - Oppositionspolitik 1906-1910 34f. Institut für Zeitungsforschung 21 - und Home Rule 45, 268 »Integraler Nationalismus« 18, 246, 261 - und Schutzzolikampagne 48-52 Interdepartmental Committee on Physical - und National Service League 64f. - und »Dichards« 35, 43f., 47f, 89 Deterioration 69 - und Parlamentsgesetz 42f., 267 Internierung - der Deutschen im Ersten Weltkrieg 106 - und Rücktritt Balfours 3 3 - 3 5 , 4 3 , 81, 90 - der Faschisten und Antisemiten 1940 141f, - und British Workers' League 109f. 195f., 2 1 8 , 3 1 3 - British Commonwealth Union 119-21 - der Deutschen 1939/40 192, 217f - und Intcrnierungspolitik 219 - Entlassung der Internierten 124 - und British Union ofFascistsl 7 7 , 220f., 225, - Lebensverhältnisse der Internierten 2 1 9 , 3 2 3 252 Interviews 21f., 262 Konvention von 1917 123 Invasionsfurcht 58, 60, 63, 8 7 , 1 2 2 , 213f., 271 Korporativismus Irish National Volunteers 45, 268 - im Ersten Weltkrieg 104f, 281, 302 Irish Republican Army 162 - und British Workers' League 111, 283 - und National Party 115f. JarrowSS - und British Commonwealth Union 120 Jewish Chronicle 209 - und Imperial Fascist League 135, 289 Jewish Council of Action 225 - und British Fascists 153, 155f, 159 Jewish Ex-Servicemen's Legion 225 - und Faschismus 151f. Jewish Lads' Brigade 69 - und British Union of Fascists 174, 181-84, 226, 3 0 1 f , 315 Jewish People's Council 224f. Jingoismus 1 1 , 2 5 9 Korruptionsvorwurf Juden - und Ernennung von Peers 82 - Emanzipation 275 - und Antisemitismus 74, 83-86, 123, 278 - Wohnviertel 75f, 79f., 275 - und National Party 116 - Berufe 75f, 78f., 275 - und »Dichards« nach 1920 126 - und Gewerkschaften 78, 276 Kultur- und Zivilisationskritik 1, 35f., 66, 70f., - Kultur 76, 275 73 - im Ersten Weltkrieg 76, 105f., 285 Labour Party - und British Union of Fascists 187-92, 303f. - und Public Order Act 211 Jugendorganisationen 13, 25, 259, 274 - und Intcrnierungspolitik 219 - Kritik an der Endassung Mosleys 196, 220, Kaiserreich 39, 53, 61, 67, 249, 265f, 272 313 »Kindergarten« 31, 3 4 , 1 0 8 , 264 - und British Union of Fascists 221f, 302f. Koalitionsregierung - Hindernisse 41 - und Kommunistische Partei 222, 314 - und »gradualism« 252 - Initiativen 33-35, 38, 43, 89, 91, 282 - und Anti-Socialist Union 55f. - im Ersten Weltkrieg 35, 38, 104f., 126 - und »radikale Rechte« 245 - 1918-1922 160-63, 2 9 6 - im Ersten Weltkrieg 105, 107, 121f, 282 Kommunistische Partei - Mitglieder 295 - und British Workers' League 109-12 - und Wahlrechtsreform 1918 322 - und British Union of Fascists 1 7 7 , 2 0 1 , 222f., - und Regierung Ramsay MacDonald 1924 2 5 3 , 3 0 8 , 3 1 1 , 314 165, 170 - und Public Order Act 211, 213 - Labour-Kabinett unter Ramsay MacDonald - und Labour Party 222, 314 1929-31 165-68 - Protest gegen Mosleys Entlassung 220, 223 - und New Party 169f - und Antisemitismus 209f. - und Parlamcntswahl 1931 170 - und Arbeiterschaft 252 - und Incitement to Disaffection Bill 208 - in Deutschland 242 Lads' Drill Association 69, 274 Konferenzen 35, 43, 46 Ladywood 164 Konservative Partei Lancashire 186, 200, 308 - Wahlniederlage 1906 34

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League of Nations Union 161f., 296 he Matin 84 Liberal League 30, 40, 264 Liberal Tariff League 50, 269 Liberale Imperialisten - Herausbildung der Gruppe 25, 262 - und Liberale Partei 25-27, 3 0 , 4 0 - Mitglieder 25 - Ideologie 259 - Liberaler Imperialismus 25f.

- undMilner31, 2 6 4

- Interpretationen 12 Liberale Partei - Wahlsieg 1905 2 4 , 1 0 2 - und Liberale Imperialisten 25-27, 30, 40 - und Juden 8 1 , 277 - und Korruprionskampagne 82-85 - in Deutschland 94-96 - und Erster Weltkrieg 1 0 4 , 1 2 6 - und Lloyd-George-Koalition 286 - und Arbeiterbewegung 247f. Liberalismus - Einflußvcrlust 1 6 , 1 8 , 24, 88, 265 - in Deutschland 9 2 - 9 6 , 1 0 2 , 248f., 279 Liberty 56f., 271 Liberty and Property Defence League 57, 271 Link - Apologie des deutschen Expansionismus 128, 137-39 - Gründung 1 3 7 , 2 9 0 - Agitation 137 - Mitglieder 1 3 7 , 2 9 0 - Auflösung 137 - und NS-Regime 137-39, 236 - Wirkung 1 3 9 , 2 9 0 - Internierung 1 3 8 , 1 4 2 , 218 - Antisemitismus 137f. »Little Englanders« 26 Llandudno 168 London Area Council 225 London Municipal Society 55f. London School ofEconomics and Political Science 27f, 36, 264 »Lückcntheoric« 94 Lusitania 106, 122 »Madagaskar-Plan« 131f., 135, 287 »Mai-Gesetze« 75, 275 Manchester Guardian 26, 7 9 , 1 8 5 , 2 1 0 Marconi-Gesellschaft 83f. Marokkokrise 6 4 , 1 0 0 Mental Deficiency Art 36, 265 »Merric England« 1 8 3 , 1 9 6

Merthyr Tydfil 107, 282 Methode 20f. MI5 - Gründung 64, 309 - und Internierung der britischen Faschisten und Antisemiten 141f, 1 9 5 , 215f., 2 1 8 , 3 1 3 - Kritik an der Arbeit des MI5 216f. - und British Union of Fascists 179, 207f., 227f, 230, 233 - und Right Club 14 If. Militarismus - Aufstieg 2 5 , 6 5 - und Flottenrüstung 61 - und National Service League 63-67, 8 8 , 2 7 3 - und Erster Weltkrieg 6 8 , 1 1 5 - und Agitatoren für »nationale Effizienz« 39 - und Jugendverbände 68f., 71, 73 - Grenzen 90f. - in Deutschland 98-102 Mittellandkanal 97 Mittelschichten/Mittelstand 23f., 2 4 1 , 2 4 7 , 321 Modernisierung - Theorien 12, 259, 261 - in England 17f, 90f, 248f. - Begriff 19 - »defensive Modernisierung« 92f., 279 - in Deutschland 92f., 237, 248f. - Krisen 324 - und politische Kultur 253-56 »Monday Night Cabal« 107f., 282 Montreux 197, 306 Morning Post 44, 62, 82, 86, 108f, 1 1 7 , 1 2 9 f . , 132, 210 »Mosley Manifesto« 168 »Mosley Memorandum« 166f, 297 »Mosley Papers« 21, 261 Münchener Abkommen 137, 194 Nasjonal Sämling 217 Nation in Arms 63 National Alliance of Employers and Employed 284 National Citizens' Union 154, 294 National Council for Civil Liberties - Quellen 21 - und Incitement to Disaffection Bill 208 - und Internierung 219 - Protest gegen Moslcys Endassung 220, 223, 313 - und British Union of Fascists 223, 311, 315 - Kritik an der Regierungspolitik 213, 223 - und Socialist League 223, 314 - und Communist Party of Great Britain 223, 314

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- und Labour Party 223 - und British Union of Fascists 207f., 253 - und Public Order Act 208-13 National Democratic and Labour Party 109f., 282 - Selbstverständnis 207, 211, 213, 309, 311, National Fascists 153f., 294 323 National Front 16, 249 - Wirtschaftspolitik 127 National Industrial Council 116 - Appeasement 128 National Jewish Committee 223, 314 Nationalismus National League for Clean Government 8 3 , 2 7 7 - Einflußgewinn 11, 92 National Maritime Museum 262 - und Flottenagitation 58-60 National Opinion 114 - und Burenkrieg 68f, 87 National Party - und Antisemitismus 82, 85 - und British Workers' League 11 If. - Forschung 13 - und Tariff Refbrm League 5 2 , 1 1 3 , 1 1 8 , - 2 und 8 4 National Party 113f., 117f. - und British Union of Fascists 180f. - Mitglieder 1 1 3 , 1 1 7 , 283f - in Deutschland 96 - und Konservative Partei 3 4 , 1 1 3 , 284 Nationalliberale Partei 94-96 - Gründung 113, 283 Navy League - Ideologie 113-17 - Forschung 13 - und Parlamentswahl 1918 114, 283 - und British Workers' League 117, 284 - Gründung 58f. - Wirkung/Bedeutung 114, 117f. - Konflikte 59 - politische Aktivität 59f., 271 - Zerfall 114f. - und Marineamt 59 National Reform Union 263 National Review 3 2 , 4 4 , 6 4 , 8 2 , 8 4 - 8 6- , Mitglieder 88f., 117,61f., 272 129, 2 6 4 , 1 7 8 - Einflußverlust 60f. National Service Journal 63 - Programmatik 6 1 , 87, 271f National Service League - Finanzierung 62 - Forschung 13 - Wirkung 6 3 , 1 0 3 - und Sozialimperialisten 41 »Newcasde Programme« 25 »New Deal« 297 - Gründung 6 3 , 2 7 2 »New Liberalism« 24 - und Spionage- und Invasionsfurcht 64 - und Konservative Partei 64f., 273 »New Members Coalition Group« 162f. - Programmatik und Agitation 25, 6 4 - 6 7 , 2 7 3 New Party - Gründung 168f. - Funktion 65, 68 - Mitglieder und Anhänger 66-68 - »A National Policy« (Programm) 169 - Einfluß 169 - Auflösung 68 - Verhältnis zur Navy League und Imperial - und Labour Party 169f. Maritime League 66 - und Faschismus 170f. - Einfluß 67f, 103 - und Nachwahl in Ashton-under-Lync 169f, 298 - und Boy Scouts' Association 7 1 , 73 National Socialist League 214, 300, 312 - und Parlamentswahl 1931 155, 170, 298 National Socialist Movement 228 - Auflösung 172 National Unemployed Workers' Movement 127, »New Unionism« 23 201, 208, 252, 308 News from Germany 1 3 5 , 1 3 9 National Union of Domestic Workers 192 Next Five Years 184 »Nationale Effizienz« Nordic League 1 4 , 140f., 218, 291 North Salford 109 - Propagandisten 12 NSDAP - Ursachen 24 - und Dcutschnationaler Handlungsgchilfcn- Kampagne 29-35, 263 verband 99 - Ideologie 35-39, 245f, 265f., 273 - Kontakte zu Beamish 1923 13 If. - Einflußverlust 32, 40 - Beziehungen zur British Union of Fascists - und Antisemitismus 74 228f, 233 - Wirkung 35, 91 - Wahlerfolge 1930-32 240-42 Nationale Regierung - Wahl 1928 237f. - und Kommunistische Partei 208, 211

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- Inhalt 189, 305 - und Bauern 238, 240 - Durchsetzung 189, 311 - und Großunternehmer 240, 321 - Wirkung 189f. - Wahler 240f. Public Record Office 261 - und Regierung Papcn 241f. - und »Machtergreifung« 243f., 259 NS- Regime 1 0 0 , 1 3 5 f . , 140f., 196f., 205f., 228- »Querfront«-Konzept 242 37, 252, 304f., 316-20 »Radikale Rechte« - Begriff 11, 259 Observer 62, 8 6 , 1 0 8 , 1 1 2 - und Kontinuität 15, 278 Official Secrets Act 64 - und Konservative Partei 1 1 , 87-91 Olympia Hall 185, 208f., 230, 303 - I d e o l o g i e n , 87-90, 245f., 259 »Orange Book« 165, 297 - und Erster Weltkrieg 13f., 17, 89, 9 1 , 246 Organisation for the Maintenance of Supplies - und faschistische Bewegungen 17, 87, 92 (OMS) 1 2 7 , 1 5 4 , 1 5 6 , 286 - Wirkung 17, 89-92, 247 Ostmarkenvcrein 99f. - Zersplitterung 91 Ottobre 306 - in Deutschland 17, 9 2 , 1 0 2 f , 281 Outlook 86 - Mitgliederbasis 247, 322 Oxford 189 - Aufstieg 11, 24, 248, 278 - Interpretationen 12f., 247, 278f. Pall Mall Gazette 5 8 , 8 6 Rainbow Circle 26 Parlamentsgesetz 24, 41-43, 267 Rassismus Parliamentary Immigration Committee 77 - Einflußgewinn 18£, 259 Passchendaele 105 - Elemente 246, 322 Patriot 1 2 6 , 1 3 3 , 1 3 8 , 1 9 1 - und Sozialimperialisten 38, 266 Peace Aims Group 215 - und Empire 52f, 91 People's Defence League 114 - Grenzen 91 Petrograder Sowjet 105 - Imperial Fascist League 134-36, 288f. Pfeilkrcuzlerbcwegung 234 - und British Union of Fascists 187 Political and Economic Planning 184 Rcichsfinanzreform 1908/9 98 »Politik der Diagonale« 103, 281 »Politische Kultur« 19f., 2 5 3 - 5 6 , 2 6 1 , 322f. »Rcichskristallnacht« 137, 190 Reichslandbund 238, 240, 242 Poor Jews Temporary Shelter 275 Reichswehr 239, 2 4 1 , 243 Präsidialregime 239f. »Rclugas Compact« 32 Preußen 241, 243, 321 Reveille-Bewegung 44f. »pro-Boers« 26, 263 Revolutionen Progressive Review 26 - 1848/49 93 Protection League 49 - 1918/19 105, 116, 123f, 1 2 8 f , 1 5 3 , 243 Protektion Right Club 1 4 , 1 4 1 f . , 214, 218, 291 - und »Dichards« 47 Ritualmordvorwurf 75, 1 3 1 , 1 3 3 f . , 287f. - und Tariff Reform League 52f. Round Table 3 4 , 2 6 5 - und »radikale Rechte« 88 Royal Commission on Alien Immigration 80 - und Empire Industries Association 114 Royal Flying Corps 160 - und National Party 115 »Ruhreisenstreit« 228, 320 - und British Commonwealth Union 120f., 284 Safeguarding of Industries Act 120, 284 - und British Empire Union 123f. »Sammlungspolitik« 97, 280 - und New Party 169 Saturday Review 177 - und British Union of Fascists 181-84 »Protokolle der Weisen von Zion« 129f., 132f., Schutzzölle 37 Scouts Defence Corps 72f. 140, 286 Public Order Act Seaman's Union 284 Shorcditch 179, 188f, 209f, 224 - und Propaganda der British Union of Fascists Silver Badge Party of Ex-Servicemen 129 174 Smethwick 164f., 168, 296f. - Vorbereitung 1934 185, 303, 310

381 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0

- Generalstreik 1 9 2 6 5 8 , 1 2 0 , 126f., 1 5 3 , 1 5 8 f , Social Democratic Federation 7 9 , 1 0 7 164f., 252, 286 Socialist League 222f., 252, 314 Socialist National Defence Committee 1 0 7 , 2 8 2 - in Südwales 1910/11 86f. Soldiers', Sailors' and Airmen's Union 58 - 1917/18 1 0 5 , 1 1 9 Somme 105 - 1919 und 1921 1 1 4 , 2 5 2 - »Ruhrciscnstreit« 238, 320 »Sonderbewußtsein« 244, 254 Stürmer 135 »Sonderweg« 12, 254, 259f, 324 »Subject-Kultur« 20, 253 Sozialdarwinismus Suffolk 184, 303 - Aufstieg 18, 25, 29, 69-71, 259, 262 Sunday Dispatch 184 - und Krieg 100, 265f. Sunday Pictorial 184 - und National Service League 66 Swinton-Komitee 217, 312 - und Imperial Fascist League 134f. - Grenzen 9 1 , 252 Tariff Commission 50, 54, 264 Sozialdemokratische Arbeiterpartei 93 Tariff Reform League Sozialdemokratische Partei Deutschlands - Forschung 13 - und Reichstagswahl 1928 237f. - und Sozialimpcrialisten 32, 40f., 50, 270 - Tolerierungspolitik 239f., 320 - und National Party 113, 118 - Attentismus 243f., 321 - Gründung 48f. - und Reichstagswahl vom November 1932 - Finanzierung 53f. 242 - Ortsverbände 48f. Soziale Reichspartei 96 - und Konservative Partei 48-52, 269f. »Sozialfaschismus« 144, 292 - und Liberale Imperialisten 30, 32, 50, 269 Sozial im pcrialistcn/Sozial im pcnalismus - Mitglieder und Anhänger 50, 53f, 269f. - Begriff 265 - Programmatik 52-54, 270 - Mitglieder 30-32 - Funktionen 54 - Programmatik 35-39 - Zerfall 51f. - Scheitern 40f. - Wirkung 52, 54f. - als Element der »radikalen Rechten« 89, 9 1 , - und British Union of Fascists 183f. 278 Technical Education Board 27 Sozial reformen Territorial and Reserve Forces Bill 64 - und Anti-Socialist Union 55f. Times - und »Dichards« 47 - Nationalismus vor 1914 64, 86 - und National Service League 66f., 273 - im Ersten Weltkrieg 106 - und »radikale Rechte« 88 - und British Workers' League 109 - und Agitatoren für »nationale Effizienz« 38, - und National Party 117 266 - und Antisemitismus nach 1918 129f. - und British Workers' League 111 - und Brief von Link-Mitgliedern 1938 137 - und British Fascists 155 - Forderung nach Maßnahmen gegen die British Spanischer Bürgerkrieg 127f, 140, 204f. »Special Branch« 6 0 , 1 2 2 , 207, 271, 309 Union of Fascists 185 Special Intelligence Bureau 64, 272 - und »Battle of Cable Street« 210 Spectator 278 Tolerierungspolitik 239f., 320 Spionage »Tomorrow We Live« 194 - Furcht 6 0 , 6 4 , 6 8 , 1 0 6 , 1 2 2 , 1 Totalitarismuskonzept 2 4 , 1 2 8 , 271f., 146f., 292 282 Trade Union Tariff Reform Association 50 - Abwehr 60, 6 4 , 1 2 2 , 271f. Trades Union Congress 7 8 , 1 0 7 , 208 Staat 92f, 102 »Transzendenz« 149 Staatsintervention 52, 88 »Treasury View« 127 Stepney 1 7 9 , 188f., 209f., 224 Truth 191, 214, 305 Stepney Tenants' Defence League 223 Stratford 65, 272 Ulster Unionists 44, 268 Ulster Volunteer Force 44-46, 268 Streiks Union Movement 196, 220, 306 - 1 9 7 4 , 1978/79 und 1984/85 16 Union of Democratic Control 107 - 1912/13 35

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Unionist Business Committee 119f Unionist Social Reform Committee 48, 269 Universität Hull 261

- und Agitatoren für »nationale Effizienz« 37 - und »Dichards« 47 - und Flottenpropaganda 61 - und National Service League 63-66, 88 Vanguard 191 - Durchsetzung im Ersten Weltkrieg 1 0 5 , 1 0 8 Vereinigung der Steuer- und Wirtschaftsreformer Weimarer Republik 92, 237, 243f, 254, 320, 97 322 Versaillcr Vertrag 238, 320 »Weltdicnst« 135, 289 Verschwörungstheorie Westminster Gazette 26 - vor 1914 39, 79, 81, 8 5 , 9 6 , 246, 276 Westmorland 52 - im Ersten Weltkrieg 1 0 6 , 1 1 2 , 1 1 4 , 1 Whig-Interpretation 1 6 , 246 der britischen Geschichte - und Russische Revolution 1 1 8 , 124f., 128f., 15f. 154, 286 White Defence League 134, 288 - und »Dichards« nach 1920 126 Whitechapel 225 - und Imperial Fascist League 133f, 136, 288 Wiener Library 21, 262 - und Link 137f, 290 Wirtschaft - und Britons 128-33, 287 - relativer Niedergang 11, 24, 48f., 87, 245 - undBririshUriionofFascistsl83, 1 8 7 , 190f, - Zahlungsbilanzkrise 1964 16 193, 303f - Abwertung des Pfundes 1967 16 Völkerbund 127f, 162, 193, 228 Wi rtschaftskrise Volkischer Beobachter 2 3 1 , 2 3 6 - in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts »Volksbudget« 24, 42, 54, 267 48, 95, 9 7 , 1 0 2 »Volksfront« 222, 314 - in den frühen zwanziger Jahren 161 - 1929-1932 127, 165-67, 186, 237, 239f., Wahlen 253, 320 - Wahlrechtsgcsetzc 23, 95, 269, 322 Wirtschaftspolitik - Parlamcntswahl 1900 27, 263 - Regierung Lloyd-George 1918-22 126 - Parlamcntswahl 1906 24, 41, 80, 277 - Regierungen Baldwin 1923 und 1924-29163 - Parlamcntswahlen 1910 34, 43, 51, 56, 60, - Labour-Kabinctt 1929-31127, 1 6 5 - 6 7 , 296f. 63, 65, 67, 270 - Nationale Regierung 127, 286 - Parlamentswahl 1918 105, 110, 114 - Brüning240f - Parlamentswahl 1924 163f. Women's Social and Political Union 199 - Parlamentswahl 1929 165 WTB-Plan 321 - Parlamcntswahlen 1931 und 1935 1 2 7 , 1 7 0 , Young-Plan 238f. 252 - Rcichstagswahlen in Deutschland 94f, 97, Zeitschnftfür Geopolitik 231 237-42, 279 »Zentralarbeitsgemeinschaft« 238 War Committee 108, 282 Zentrum 95, 98, 237f Weekly Dispatch 106 Wehrpflicht »Zweite Reichsgründung« 95f

383 © 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN E-Book: 978-3-647-35756-0