Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 7: 1953 9783666557675, 9783525557679, 9783647557670

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Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Band 7: 1953
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Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Herausgegeben im Auftrag der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft fu¨r Kirchliche Zeitgeschichte von Siegfried Hermle und Harry Oelke

Reihe A: Quellen Band 16

Vandenhoeck & Ruprecht

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Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Band 7: 1953

bearbeitet von

Dagmar Po¨pping und Peter Beier

Vandenhoeck & Ruprecht

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Mit 2 Abbildungen

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet u¨ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-55767-9

’ 2009, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Go¨ttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschu¨tzt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fa¨llen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile du¨rfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages o¨ffentlich zuga¨nglich gemacht werden. Dies gilt auch bei einer entsprechenden Nutzung fu¨r Lehr- und Unterrichtszwecke. Printed in Germany. Gesamtherstellung: H Hubert & Co, Go¨ttingen Gedruckt auf alterungsbesta¨ndigem Papier.

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INHALT Einleitung I.

„Kirchenkampf“ und Grabenka¨mpfe. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Jahr 1953 . . . . . . . . . . . . II. Editorische Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7 38

Dokumente 34. Sitzung: Berlin, 12. und 13. Januar 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35. Sitzung: Berlin, 26. Ma¨rz 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36. Sitzung: Berlin, 7. und 8. Mai 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37. Sitzung: Berlin, 11. und 12. Juni 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38. Sitzung: Berlin, 11. September 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39. Sitzung: Dresden, 22. Oktober 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40. Sitzung: Hannover, 3. und 4. Dezember 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

43 139 215 293 427 485 533

Kirchenkonferenz: Berlin, 25. Ma¨rz 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 648 Kirchenkonferenz: Berlin, 10. September 1953 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 650 Chronologisches Dokumentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657 Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 704 Abku¨rzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 726 Personenregister/Biographische Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733 Institutionen-, Orts- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 814

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I. „KIRCHENKAMPF“ UND GRABENKA¨MPFE. DER RAT DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND IM JAHR 1953 1953 begann das fu¨nfte Jahr der ersten Amtszeit des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, der 1949 auf der Synode in Bethel auf sechs Jahre gewa¨hlt worden war. Die Protokolle der hier edierten Ratssitzungen des Jahres 1953 geben Auskunft u¨ber 135 Beschlusspunkte, die das 12-ko¨pfige Gremium des Rates in sieben Sitzungen diskutierte. Die Arbeit des Rates in der ersten Ha¨lfte des Jahres 1953 war u¨berschattet von den Ereignissen in der DDR. Eine Flu¨chtlingswelle in die Bundesrepublik und massive Restriktionen gegen kirchliche Einrichtungen in der DDR waren zu bewa¨ltigen. In der zweiten Jahresha¨lfte beruhigte sich die Situation fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen aufgrund der kirchenpolitischen Kehrtwende des Regimes. Das zweite beherrschende Thema des Jahres 1953 waren die Bundestagswahlen am 6. September. Fu¨r die EKD ging es darum, sich mo¨glichst gut, z. B. durch die Besetzung politischer Spitzenpositionen mit evangelischen Politikern in Bonn, zu positionieren. Wie schon in den Jahren zuvor gestaltete sich die Arbeit des Rates konflikttra¨chtig. Alle wichtigen Projekte des Rates wie die Bibelrevision, aber auch die Arbeit an der neuen Disziplinarordnung oder dem Auslandsgesetz waren von starken konfessionellen Konflikten zwischen VELKD und EKD, Lutheranern und Unierten, belastet. Diese Konflikte verzo¨gerten nicht nur die Beschlussfassung, sondern vergifteten auch die Atmospha¨re auf den Ratssitzungen 1. Die Mehrheit der Beschlu¨sse des Rates galt allerdings weniger den großen Themen des Jahres 1953, sondern dem eigenen kirchlichen Personal. In 55 Beschlusspunkten und 63 Unterpunkten bescha¨ftigte der Rat sich ausschließlich mit Einstellungs- und Berufungsfragen sowie mit finanziellen und rechtlichen Regelungen fu¨r kirchliche Angestellte und Beamte. In Anlehnung an das geltende Bundesrecht wurden die Gehaltsbezu¨ge der Mitarbeiter der Kirchenkanzlei erho¨ht. Auch kirchliche Angestellte sollten von der geplanten Angleichung der Angestelltengeha¨lter an die Geha¨lter der Beamten profitieren 2. Ausfu¨hrlich bescha¨ftigte sich der Rat mit Reisekostenpauschalen 3, Tischgel-

1 Vgl. S. 27–31. 2 35B14c, 36B12d. 3 35B6.

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Einleitung

dern 4, Baukostenzuschu¨ssen 5, Dienstwagen 6 und Darlehen 7 fu¨r die Angestellten und Beamten der EKD. Zugleich wurde eine neue Kirchenbeamtenordnung sowie eine neue Disziplinarordnung vorbereitet, die die gesetzlichen Regelungen der DEK vom 13. April 1939 ablo¨sen sollte 8. Der Beruf der Gemeindehelferin bekam ein klareres rechtliches Profil 9. Die zweifellos wichtigste Personalie des Jahres 1953 war der Wechsel des theologischen Referenten der Kirchenkanzlei, Edo Osterloh, ins Bundesministerium des Innern zum 1. April 1953 10. Osterloh – so schien es – war kaum zu ersetzen. Laut Gescha¨ftsverteilungsplan der Kirchenkanzlei war er allein fu¨r 22 Aufgabenbereiche zusta¨ndig. Das u¨bertraf die Arbeitsfelder der anderen Referenten der Kirchenkanzlei bei weitem 11. Osterloh war fu¨r schulpolitische Fragen, Familienpolitik, aber auch fu¨r theologische Themen zusta¨ndig. Er war beteiligt an den Gespra¨chen zwischen den Theologischen Fakulta¨ten und den Kirchlichen Hochschulen u¨ber die Reform des theologischen Studiums 12. Er fu¨hrte aber auch die Verhandlungen mit der Dienststelle Blank u¨ber die zuku¨nftige Milita¨rseelsorge in der Bundeswehr. Nicht zuletzt war es seiner Perso¨nlichkeit zu verdanken, dass die Kirchenkanzlei bei den Landeskirchen u¨berhaupt ein gewisses Ansehen genoss, wie der Pra¨sident der Kirchenkanzlei Heinz Brunotte feststellte 13. Entsprechend schwierig gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Nachfolger fu¨r Osterloh in der Kirchenkanzlei. Als schließlich der westfa¨lische Pfarrer Wilhelm Niemeier die Nachfolge Osterlohs antrat, beklagten manche dies „als etwas reichlichen Abstieg“14. Im folgenden sollen zentrale Themen des Rates im Jahr 1953 aufgenommen und systematisch dargestellt werden. Dazu geho¨ren 1) Besonderheiten der Arbeit des Rates, 2) der Rat und seine Reaktionen auf die Kirchenpolitik der DDR, 3) die kirchliche Personalpolitik in Bonn, 4) die Mitwirkung an der Wehrgesetzgebung, 5) die Initiativen des Rates zur Ehe- und Familienpolitik, 6) der konfessionelle Streit innerhalb der EKD und 7) theologische Projekte. 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14

35B7. 35B4. 34B11e. 35B15f. 37B10, 40B5. 35B9. Der 1951 eingesetzte Ausschuss zur Erarbeitung der Richtlinien fu¨r die Regelung des Dienstes der Gemeindehelferinnen legte dem Rat einen Entwurf vor. Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 23B18, S. 271; 23D11, S. 288–293. 34B11a, 35B15h, 36B12a und b, 37B14b. Zur politischen Biographie Osterlohs: P. Zocher, Osterloh, S. 544ff. EZA Berlin, 2/1844. D. Po¨pping, Protokolle 5, 22B5, S. 189f. und D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 29B9, S. 162f. Schreiben Brunottes an Thimme vom 19. Februar 1953 (EZA Berlin, 2/1861). Schreiben Herntrichs an Hu¨bner vom 11. April 1953 (EZA Berlin, 2/1861).

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Die Arbeit des Rates Die Arbeit des Rates im Jahr 1953 war weitaus sta¨rker als in den Jahren zuvor bestimmt von den politischen Ereignissen in der DDR. Diese hatte Mitte 1952 in Reaktion auf den am 26. Mai abgeschlossenen Generalvertrag der Bundesrepublik Deutschland mit den westlichen Siegerma¨chten die Grenzen abgeriegelt, Sperrzonen errichtet und den Reiseverkehr zwischen Ost und West gedrosselt. Dies wirkte sich auch auf die Arbeit des Rates aus. Die in Mu¨nchen geplante 34. Ratssitzung am 12./13. Februar 1953 musste bereits wegen verweigerter Interzonenpa¨sse fu¨r die drei Ratsmitglieder aus der DDR, Reimer Mager, Hugo Hahn und Lothar Kreyssig, nach Berlin-Charlottenburg verlegt werden. Und auch fu¨r die am 26. Ma¨rz geplante Ratssitzung in Hannover wurden keine Interzonenpa¨sse ausgestellt. Die Ratssitzung fand daraufhin in Berlin-Spandau statt 15. Die am 11. und 12. Juni geplante Ratssitzung in Schwerin musste ebenfalls nach Westberlin verlegt werden. Dieses Mal war den Ratsmitgliedern aus der Bundesrepublik die Einreise in die DDR verweigert worden 16. So fanden fu¨nf von sieben Ratssitzungen des Jahres 1953, die eigentlich im Interesse der gesamtdeutschen Ausrichtung der EKD abwechselnd in der DDR und der Bundesrepublik stattfinden sollten, in Westberlin statt 17. Schließlich wurde auch die fu¨r 1954 geplante Synode, die eigentlich in Neuendettelsau, Bad Boll oder Schwa¨bisch Hall stattfinden sollte, nach Berlin verlegt. Der Pra¨ses der Synode, Gustav Heinemann, hatte sich nach Ru¨cksprache mit dem Ratsvorsitzenden und einigen weiteren Ratsmitgliedern entschieden, die Synode nach Berlin-Spandau einzuberufen, ohne einen weiteren Ratsbeschluss abzuwarten 18. Mo¨glicherweise spielten hier auch deutschlandpolitische Gru¨nde eine Rolle. Schon im Mai 1953 hatte die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau den Rat gebeten, er mo¨ge pru¨fen, wann die Synode der EKD als „einziges sichtbares gesamtdeutsches Bindeglied“ nach Berlin einzuberufen sei 19. Nicht nur die Ratsarbeit, auch die Arbeit der Kirchenkanzlei verlagerte sich im Jahr 1953 noch deutlicher als im Jahr zuvor 20 von Hannover nach Berlin. Bereits 1950 war die Zweigstelle der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – in der Ostberliner Bischofstraße 6–8 eingerichtet worden. Seit Mitte Juli

15 34B2b mit Anm. 26. 16 36B19. 17 Schreiben Niesels an Brunotte vom 16. Dezember 1952 (EZA Berlin, 2/1755). Vgl. 34A5. 18 40B2a. Zum Fortgang: K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B3g. 19 37D12. Vgl. auch 38B19, 39B5 und 40B2. 20 D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, S. 30.

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1952, nach der Abriegelung der Grenzen der DDR wurde das Bu¨ro in der Bischofstraße unter Leitung Erich Grauhedings zur Außenstelle der Westberliner Kirchenkanzlei ausgebaut und diente fortan als Dienststelle fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen 21. 1953 bewilligte der Rat weitere Mittel fu¨r den personellen Ausbau dieser Dienstelle 22. Fu¨r den Bevollma¨chtigten des Rates bei der Regierung in Ostberlin, Heinrich Gru¨ber, hatte dies programmatische Bedeutung. Im Vorfeld der 35. Ratssitzung schrieb er an den Ratsvorsitzenden, die Verlegung des Schwergewichts der Ratsarbeit in den Osten mu¨sse bei den Dienststellen der EKD und beim Rat deutlicher in Erscheinung treten. Gru¨ber schlug vor, dass die Oststelle einem Vizepra¨sidenten unterstellt werde, der auch im Osten wohne und zugleich als Bevollma¨chtigter alle Verhandlungen mit der Ostberliner Regierung fu¨hren ko¨nne. Schon seit la¨ngerem kritisierte Gru¨ber das „leidige Nebeneinander von Kanzlei und Bevollma¨chtigten“ und beklagte, dass ihm die im Westberliner Ortsteil Charlottenburg angesiedelte Berliner Stelle der Kirchenkanzlei Schriftsa¨tze vorenthalte und mit den DDR-Beho¨rden verhandele, ohne zuvor Fu¨hlung aufgenommen zu haben 23. Seine Bitte, Dibelius mo¨ge im Rat die Frage diskutieren lassen, ob die „Kanzlei-West“ in Berlin-Charlottenburg nicht besser aufgelo¨st werden solle, blieb allerdings erfolglos. 24. Mit der Verlagerung der Arbeit des Rates nach Berlin nahm auch der Einfluss des Ratsvorsitzenden Otto Dibelius zu, der als berlin-brandenburgischer Bischof selbst in Berlin wohnte. Immer ha¨ufiger wurden Eingaben und Antra¨ge unter Umgehung der Kirchenkanzlei perso¨nlich an Dibelius gerichtet. Dieser ließ dann die Antra¨ge, die er vom Rat verhandelt sehen wollte, u¨ber die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – auf die Tagesordnung der kommenden Ratssitzung setzen 25. Der wohl scha¨rfste Kritiker dieser Entwicklung war der Pra¨ses der provinzialsa¨chsischen Synode sowie der Synode der EKU, Lothar Kreyssig. Er warf Dibelius vor, den autorita¨ren Fu¨hrungsstil der alten Beho¨rdenkirche zu pflegen. Zugleich mahnte er ein anderes, erneuertes Selbstversta¨ndnis des Rates an. Der Rat sollte sich als korporatives Gremium verstehen und seine Entscheidungen durch interne Diskussionen treffen 26. Kreyssig sah im Rat das Instrument einer echten geistlichen Fu¨hrung der EKD und zeigte sich maßlos entta¨uscht von der Praxis. Der Rat – so meinte er – versa¨ume es regelma¨ßig, sich ein gemeinsames Bild von den wirklich wichtigen politischen und kirchlichen Fragen zu machen. Vielmehr gehe es den Ratsmitgliedern nur darum,

21 22 23 24 25 26

M. Ku¨hne, Neuordnung, S. 57 und C. Lepp, Tabu, S. 156. 37B11c. 35A5. 35A5. Vgl. 34A1 und 35A5. 34D17.

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an einem Tag mit der Ratssitzung fertig zu werden. So verkomme der Rat zu einem Gremium fu¨r zweit- und drittklassige Verwaltungsangelegenheiten 27. Auch andere Ratsmitglieder wie Wilhelm Niesel, Gustav Heinemann und Martin Niemo¨ller, die sich durch ihre Zugeho¨rigkeit zur Bekennenden Kirche miteinander verbunden wussten, verstanden den Rat als ein eigensta¨ndiges Gremium, das mehr sein sollte als eine Summe der Repra¨sentanten von Landeskirchen 28. Dabei entzu¨ndete sich ihre Kritik an der Ratsarbeit nicht selten an vermeintlichen Formalita¨ten. So kritisierte Niesel gegenu¨ber Brunotte das Protokoll der 34. Ratssitzung vom 11. und 12. Februar 1953, weil darin die Ratsmitglieder nach ihrer Funktion als Landesbischof, Kirchenpra¨sident oder Oberkirchenrat aufgefu¨hrt worden waren. Die Ratsmitglieder – so meinte Niesel – mu¨ssten aber in alphabetischer Reihenfolge genannt werden, da sie von der Synode nicht wegen ihrer Funktionen, sondern als Perso¨nlichkeiten gewa¨hlt worden seien 29. Aufschluss u¨ber das Verha¨ltnis des Ratsvorsitzenden zu einzelnen Ratsmitgliedern und zur Stimmung auf den Ratssitzungen geben die Tagebu¨cher von Dibelius 30. Es ist bezeichnend fu¨r die konfessionellen und perso¨nlichen Spannungen unter den Ratsmitgliedern, dass Dibelius ausgerechnet die Ratssitzung am 11. und 12. Juni 1953 – einen Tag nach dem Spitzengespra¨ch zwischen DDR-Fu¨hrung und Kirchenrepra¨sentanten 31, das wegen seiner positiven Kehrtwendung der Politik gegenu¨ber den Kirchen, im Rat zu großer Erleichterung gefu¨hrt hatte – als „eine der schwierigsten Sitzungen, die wir gehabt haben“ beschrieb 32. Trotz aller guten Nachrichten war die Stimmung gleich zu Beginn von Niemo¨ller getru¨bt worden, der das Protokoll der vorangehenden Ratssitzung anfocht 33. Dibelius notierte: „Aber wir haben uns durch das Minenfeld ohne Explosion hindurchlaviert!“34

27 34A1. 28 1973 schrieb Niemo¨ller im Vorwort einer Festschrift fu¨r Niesel ru¨ckblickend: „Lieber Bruder und Freund! Durch eine ganze Reihe von Jahren sind wir beide, zusammen mit Gustav Heinemann, im Rat unserer Evangelischen Kirche in Deutschland eine kleine, sehr einheitlich denkende Minderheit gewesen, die immer aufs neue mit drei zu neun u¨berstimmt wurde. – Ru¨ckschauend denken wir an diese Jahre 1949–1956 doch wohl mit Dankbarkeit. Erreicht haben wir damals zwar gar nichts: die Restauration der „Landeskirchen“ im alten Stil hat ihren Fortgang genommen; aber unsere kleine Gruppe, wie sie aus den Zeiten der Bekennenden Kirche u¨briggeblieben war, wurde gleichsam zum Symbol fu¨r die Richtung, in der die Einheit der Gemeinde Jesu Christi gesucht und verwirklicht werden muß [.|.|.]“ (Kirche, S. X). 29 Schreiben Niesels an Brunotte vom 20. Februar 1953 (EZA Berlin, 2/2629). 30 G 3 zu 34B, 35B, 36B, 37B, 38B, 39B, 40B. 31 Vgl. 37B1. 32 G 2 zu 38B. 33 37C5. 34 G 1 zu 37B. Auf den folgenden beiden Ratssitzungen scheint es hingegen keinen Streit gegeben zu haben. U¨ber die Sitzung am 11. September 1953 notierte sich Dibelius lediglich, dass

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Einen ebenso unerfreulichen Verlauf nahm die letzte Ratssitzung des Jahres 1953. Der alte konfessionelle Streit zwischen den in der VELKD organisierten Lutheranern auf der einen und den unierten und reformierten Protestanten auf der anderen Seite hatte wieder einmal die Atmospha¨re im Rat vergiftet. Die bisherige Bibelkommission war gescheitert, die Disziplinarordnung konnte wegen des Einspruchs der VELKD nicht verabschiedet werden und der Streit u¨ber das Verha¨ltnis des Kirchlichen Außenamtes zu den evangelischen Gemeinden in Großbritannien eskalierte 35.

Der Rat und die Kirchenpolitik der DDR Seit Ma¨rz 1953 hatte sich in Ostdeutschland die kirchenfeindliche Propaganda und die administrative Behinderung kirchlicher Arbeit erheblich verscha¨rft. Hauptangriffspunkt war, wie schon im Jahr zuvor, die kirchliche Jugendarbeit. In der ersten Ha¨lfte des Jahres bescha¨ftigte sich der Rat auf drei von vier Sitzungen mit den Angriffen auf die Junge Gemeinde 36. Zudem kamen Beschlagnahmungen Diakonischer Einrichtungen 37, Verhaftungen kirchlicher Mitarbeiter 38 und die Schließung der Bahnhofsmissionen im Rat zur Sprache 39. Mit Beginn des Jahres 1953 gerieten die Landeskirchen innerhalb der DDR in eine erhebliche finanzielle Notlage. Im Mai 1953 beklagten sie bereits Ausfa¨lle von insgesamt 6 Millionen DM, die im Wesentlichen auf den Ausfall von Staatsleistungen zuru¨ckgingen. Die DDR hatte von den insgesamt 19,9 Millionen DM, die noch im Jahr 1952 fu¨r die Kirche vorgesehen waren, nur 16,2 Millionen DM ausgezahlt. Fu¨r das Jahr 1953 waren nur noch 11,7 Millionen DM fu¨r die evangelischen Kirchen vorgesehen, von denen bis Mai allerdings noch nichts gezahlt worden war 40. Die Unterstu¨tzung der o¨stlichen Gliedkirchen wurde vom Sonderausschuss der EKD koordiniert, der ja¨hrlich einen „Hilfsplan fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen“ aufstellte 41. In der 35. Ratssitzung wurden die westlichen Landeskirchen angesichts der finanziellen Notlage der o¨stlichen Gliedkirchen aufgefordert, ihre Beitra¨ge fu¨r den Sonderausschuss um sechs Prozent zu erho¨-

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sie freundlich verlief. Die Ratssitzung am 22. Oktober 1953 in Dresden fand Dibelius „friedlich und unbedeutend“ (G 1 zu 38B und 39B ). 40B. 34B2b, 34E11, 34E13, 36D2, 36D5, 36E3, 37C1, 37C3, 37C4, 37E1. 37E1. Vgl. J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 149–154; I. Hu¨bner, Diakonie, S. 23–27; J.-C. Kaiser, Zugriff. Vgl. 35B16, 35E4, 36D5, 37E1, 38B5, 38D3. 36D1. D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 14.

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hen 42. Daru¨ber hinaus fasste der Rat auf seiner 36. Sitzung am 7. und 8. Mai 1953 den geheimen Beschluss, die westdeutschen Gliedkirchen zu bitten, einen Hilfsfond von 750.000 DM zu bilden und noch einmal denselben Betrag fu¨r weitere Hilfsmaßnahmen aufzubringen 43. Der Rat und leitende Geistliche protestierten mehrfach o¨ffentlich gegen die immer drastischeren antikirchlichen Maßnahmen der DDR. Noch wa¨hrend der 34. Ratssitzung bat der Rat Niemo¨ller, zusammen mit Gru¨ber perso¨nlich bei Grotewohl vorstellig zu werden, um mit diesem u¨ber die Erteilung von Interzonenpa¨ssen fu¨r die urspru¨nglich in Hannover geplante 35. Ratssitzung zu reden. Dies blieb erfolglos 44. Auf seiner 36. Ratssitzung beschloss der Rat eine Kundgebung an alle evangelischen Gemeinden in Deutschland, in denen er die Gemeinden in der DDR zum Durchhalten ermutigte und die Gemeinden in der Bundesrepublik zu Spenden aufforderte 45. In einem Offenen Brief an die Junge Gemeinde vom 28. April 1953 stellte Dibelius fest „Ein neuer Kampf gegen die Kirche ist da!“46 Die Kirche werde diesen zweiten Kampf mit Gottes gna¨diger Hilfe bestehen, wie sie den ersten bestanden habe 47. Gru¨ber bot vor diesem Hintergrund zum wiederholten Mal seinen Ru¨cktritt als Bevollma¨chtigter bei der Regierung der DDR an 48. Doch die Proteste der Kirchenvertreter bei den politisch Verantwortlichen blieben erfolglos, so dass die evangelischen Bischo¨fe der DDR mit einer langen Beschwerdeliste an den Ministerrat der Regierung der UdSSR und den Chef der Sowjetischen Kontrollkommission, Armeegeneral Tschuikow, herantraten und um Vermittlung baten 49. Auch weniger spektakula¨re Maßnahmen der DDR-Beho¨rden bescha¨ftigten den Rat. So beschloss der Rat in seiner 34. Ratssitzung am 12. und 13. Februar 1953 dafu¨r einzutreten, dass wieder ein Vertreter der evangelischen Kirche Mitglied des Kuratoriums der Wartburg-Stiftung werde. Diese war 1952 der „Staatlichen Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten“ unterstellt worden. Man hatte den alten Stiftungsausschuss, dem u. a. auch der thu¨ringi-

35B11. 36E4. 34B2b mit Anm. 26. 36E3. Vgl. 36D2. Zum Gebrauch des Begriffs „Kirchenkampf“ im Zusammenhang der Maßnahmen der DDR, der von der Vergleichbarkeit der Situation der Kirchen in der DDR mit der Situation der Kirchen wa¨hrend der Zeit des Nationalsozialismus ausging: E. Ueberscha¨r, Kirchenkampf, S. 109–128. 47 36D2. 48 36A6. 49 36D3, 36D4, 36D5. Darin appellierten sie an die 1946 mit der SMAD getroffenen Absprachen u¨ber die kirchliche Jugendarbeit. Vgl. den Bericht Gru¨bers an Dibelius vom 13. April 1953 (EZA Berlin, 4/772) sowie H. Gru¨ber, Erinnerungen, S. 331–336.

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sche Landesbischof Mitzenheim angeho¨rte, aufgehoben. Zudem hatte die Wartburg-Stiftung eine neue Satzung bekommen, in der kirchliche Interessen unberu¨cksichtigt blieben 50. In drei Ratssitzungen verhandelte der Rat das zuku¨nftige berufliche Schicksal von Kurt Gru¨nbaum, dem ehemaligen Leiter der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen beim stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, der im Herbst 1952 wegen seiner kirchenfreundlichen Haltung entlassen und im Februar 1953 fu¨r fu¨nf Monate verhaftet worden war 51. In seinen Notizen u¨ber die 34. Ratssitzung notierte Dibelius: „Lange Verhandlung u¨ber Gru¨nbaum, fu¨r den wenig Entgegenkommen vorhanden ist“52. Ratsmitglieder wie Kreyssig warfen dem ehemaligen Ministerialrat im Reichsministerium fu¨r Kirchliche Angelegenheiten vor, mehr oder weniger lange auf einer „synkretistischen“ Linie mit dem Nationalsozialismus agiert zu haben 53. Ein anderes Problem war der wachsende Flu¨chtlingsstrom von der DDR in die Bundesrepublik und Westberlin 54. Vom Juli 1952 bis zum Juli 1953 waren 320.000 Menschen aus der DDR in die Bundesrepublik geflu¨chtet. In den ersten drei Monaten des Jahres 1953 kamen monatlich rund 58.000 DDR-Bu¨rger nach Westberlin oder in die Bundesrepublik 55, ein Drittel von ihnen waren Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Der Rat reagierte mit einem Schreiben an die westlichen Gliedkirchen, in dem er diese zu Spenden fu¨r die Flu¨chtlinge aufforderte 56. Zugleich wurden an den Rat gerichtete Beihilfeantra¨ge zugunsten der akuten Flu¨chtlingsnot zuru¨ckgestellt 57. Am 24. Ma¨rz 1953 gab der DEKT im Vorfeld des Hamburger Kirchentages eine Kundgebung zur Massenflucht aus der DDR ab 58. Darin appellierte er an die staatsbu¨rgerliche Verantwortung der Bundesbu¨rger bei der Integration der Flu¨chtlinge aus der DDR und verwies auf die beachtliche, bereits vorhandene Erfahrung der Bundesrepublik bei der Integration der Heimatvertriebenen seit 1945 59. Diese Kundgebung im Essener Saalbau, die der Kirchentagspra¨sident Reinold von Thadden-Trieglaff im Beisein hoher westdeutscher Politiker verlas, war unter dem Einfluss der Bundesregierung zustande gekommen, die mit Blick auf die bevorstehenden Bundestagswahlen 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59

34B16. 34B11f, 35B15i, 38B14c. G 1 zu 34B. 34D17. Vgl. C. Lepp, Tabu, S. 159f. D. Palm, Bru¨der, S. 164. 34B2, 34E3, 35B19. 34B10. 35E6. „Ihr sollt wissen, daß wir unsererseits alles aufbieten werden, Euch eine neue Heimat zu geben.“ Ebd.

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die Stimmen der Flu¨chtlinge fu¨r die Regierung Adenauer gewinnen wollte. Im Gegenzug hatte die Bundesregierung dem Kirchentag ihre finanzielle Unterstu¨tzung zugesichert 60. Dies hatte bereits im Vorfeld der Kundgebung zu Protesten innerhalb der EKD gefu¨hrt. Die Ratsmitglieder aus den o¨stlichen Landeskirchen, Kreyssig, Mager und Hahn, waren bestu¨rzt u¨ber das Votum des DEKT fu¨r die Bundesrepublik 61. In seiner Sitzung am 26. Ma¨rz 1953 beauftragte der Rat Dibelius den Kirchentagspra¨sidenten zu ermahnen, alles zu vermeiden, was den Charakter des Kirchentages als gesamtdeutscher Einrichtung beeintra¨chtigen ko¨nne 62. Ende Mai 1953 erreichten die Maßnahmen gegen die Kirchen in der DDR ihren Ho¨hepunkt. Ziel der staatlichen Kirchenpolitik war es, Kirchenleitungen und Pfarrer voneinander zu trennen. Auf la¨ngere Sicht plante der Staat, die Kirchenleitungen im Sinne des Regimes auszuwechseln 63. Daraufhin beschloss die Kirchliche Ostkonferenz am 4. Juni, Grotewohl ein Treffen vorzuschlagen, um eine Aussprache zwischen Staat und Kirchen herbeizufu¨hren 64. Das daraufhin fu¨r den 10. Juni anberaumte Staat-Kirche-Gespra¨ch fand allerdings vor dem Hintergrund einer vo¨llig neuen Situation statt. Auf Druck Moskaus hatte das Regime kurz zuvor einen abrupten Kurswechsel vollzogen, der den im Sommer 1952 verku¨ndeten „Aufbau des Sozialismus“ praktisch aufhob. Mit diesem neuen, liberaleren Kurs der SED sollte das deutschlandpolitische Interesse des Westens wach gehalten werden, um so mo¨glicherweise doch noch die Westintegration der Bundesrepublik zu verhindern 65. Nun gingen Grotewohl und die anwesenden Vertreter des Ministerrates auf alle Beschwerden und Forderungen der Kirchenvertreter ein 66. Am Schluss der Besprechung verabschiedete man ein Kommunique´, in dem der „Kirchenkampf“ fu¨r beendet erkla¨rt wurde 67. Sa¨mtliche Maßnahmen gegen kirchliche Einrichtungen und Einzelpersonen wurden zuru¨ckgenommen und auch die Zahlungen an die Landeskirchen sollten wieder aufgenommen werden. Im Gegenzug hieß es allerdings, dass die Kirchen zuku¨nftig auf verfassungswidrige Eingriffe und Einwirkungen in das wirtschaftliche und politische Leben des Volkes verzichten wu¨rden. Eine Loyalita¨tserkla¨rung, die implizierte, dass die Kirchen bislang die Verfassung verletzt ha¨tten 68.

60 61 62 63 64 65 66 67 68

Vgl. D. Palm, Bru¨der, S. 165. Schreiben Heinemanns an Giesen vom 28. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 71/86/309). 35B19. C. Lepp, Tabu, S. 162, W. Tischner, Kirchen, S. 158. 37D2. C. Lepp, Tabu, S. 164. Vgl. dazu W. Tischner, Kirchen, S. 164ff. 37C1. Vgl. dazu W. Tischner, Kirchen, S. 165.

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Auf der unmittelbar nach dem Staat-Kirche-Gespra¨ch stattfindenden Ratssitzung am 11. Juni 1953 beschloss der Rat, in ku¨nftigen Verlautbarungen, nicht von einem „Sieg der Kirche“, sondern nur von einem „Wunder Gottes“ reden zu wollen 69. Daru¨ber hinaus gab er eine Presseerkla¨rung heraus 70, in der er Gott fu¨r seine Fu¨hrung dankte und verabschiedete gleich zwei „Worte an die Gemeinden“. Diese waren allerdings das Ergebnis eines mu¨hsamen Kompromisses, zu dem sich Dibelius, der vom Rat mit der Abfassung dieses Textes beauftragt worden war, nur mit Schwierigkeiten bereit fand 71. Heinemann, Gru¨ber und Niemo¨ller hatten ein zweites Wort an die Gemeinden verfasst, das nun auch vero¨ffentlicht werden sollte 72. Wa¨hrend der Text von Dibelius in allgemeiner Form Gott fu¨r die verbesserte Situation der Christen in der DDR dankte und dazu aufforderte, nun das Beste aus der Situation zu machen 73, betonten Heinemann, Gru¨ber und Niemo¨ller die Bedeutung der Gemeinden fu¨r die Wende in der Kirchenpolitik. Sie dankten den westlichen Gemeinden fu¨r die Unterstu¨tzung der Bru¨der und Schwestern im Osten und fu¨hrten die neuen Tatsachen auf die „Erho¨rung vieler Gebete, die aus den Gemeinden emporgestiegen“ seien, zuru¨ck. Besondere Erwa¨hnung fand die Junge Gemeinde. Nur denen wolle man die Hand reichen – so hieß es – die in der schweren Zeit ein klares Zeugnis von der Herrlichkeit des Herrn Christus abgelegt ha¨tten 74. Gleichzeitig forderte der Rat, die Pfarrer, die in den letzten Monaten von der DDR in die Bundesrepublik gegangen waren, zur Ru¨ckkehr auf 75. Noch wa¨hrend das Hilfswerk der EKD sich unermu¨dlich bei den politisch Verantwortlichen der Bundesrepublik fu¨r die illegalen Flu¨chtlinge, die aus der DDR gekommen waren, einsetzte, wollte der Rat die Pfarrer, die ohne Genehmigung ihrer Kirchenleitung in den Westen geflohen waren, dazu bewegen, mo¨glichst „unverzu¨glich in ihre Heimatkirchen zuru¨ckzukehren“. Die westlichen Gliedkirchen wurden ausdru¨cklich aufgefordert, Pfarrer, die eine Ru¨ckkehr in die DDR verweigerten, keinesfalls zu unterstu¨tzen 76. Die „Flu¨chtlingspfarrer“ selbst aber bezweifelten die Glaubwu¨rdigkeit des neuen politischen Kurses der SED. In einer Eingabe an den Rat begru¨ndeten einige

69 70 71 72

73 74 75

76

37B1. 37C2. G 1 zu 37B. 37C4. Dibelius notierte sich: „Noch ein Wort, das Niemo¨ller, Heinemann u. Gru¨ber entworfen hatten – obwohl ich allein den Auftrag hatte! – nach Schwierigkeiten. Kompromiß: wir geben beide Worte hinaus!“ G 1 zu 37B. 37C3. 37C4. Schon in den Jahren zuvor war es zu Auseinandersetzungen zwischen der EKD, den westlichen Landeskirchen und einzelnen o¨stlichen Kirchenleitungen u¨ber die so genannten unechten Ostpfarrer gekommen. Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 14f. 37B1.

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von ihnen ihr Misstrauen damit, dass sich die DDR in der Vergangenheit auch nicht an ihre Versprechen gegenu¨ber zuru¨ckkehrenden Flu¨chtlingen gehalten habe. Republikflucht, so lautete ihr Fazit, werde fu¨r die DDR stets Staatsfeindschaft bleiben. Sie seien nur bereit, in den Dienst der Ostkirchen zuru¨ckzukehren, wenn es wieder eine „gesamtdeutsche Regierung mit normalen Rechtsverha¨ltnissen“ ga¨be 77. Ebenfalls skeptisch gegenu¨ber den neuen Versprechungen waren auch die Ratsmitglieder aus dem Osten, Mager und Kreyssig 78. Auch Dibelius warnte davor, sich Illusionen hinzugeben. Erst mu¨sse man die Auswirkung des neuen Kurses „nach unten“ abwarten. Er verwies auf den unauflo¨sbaren Gegensatz zwischen der Weltanschauung des Staates und der Verku¨ndigung der Kirche 79. Trotz der neuen Lage wurden die westlichen Landeskirchen aufgefordert, auch nach dem 10. Juni ihre laufenden Zahlungen fu¨r die Kirchen in der DDR fortzusetzen 80. Ebenso beschloss der Rat, eine Leitstelle fu¨r Oberschu¨ler, die aus der DDR geflu¨chtet waren und nicht zuru¨ckkehren wollten, bei der Kirchenkanzlei in Hannover einzurichten 81. Die Wanderungswelle – so hielt Meiser fest – sei noch im Steigen und die Ru¨ckkehr Abgewanderter sei nicht in großem Umfang zu erwarten 82. Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 eine Woche spa¨ter drohte allerdings die eben erfolgte Wende in der Kirchenpolitik der DDR schnell wieder zunichte zu machen 83. Die kirchlichen Reaktionen fielen entsprechend zuru¨ckhaltend aus. Aus Sorge, der Staat ko¨nnte seine Zusagen an die Kirchen zuru¨ckziehen, gingen gerade die o¨stlichen Landeskirchenleitungen auf Distanz zum Volksaufstand 84. Andererseits waren Mitglieder der Jungen Gemeinde selbst aktiv am Aufstand beteiligt gewesen. Auch einzelne Ratsmitglieder hatten Initiative gezeigt. Dibelius hatte sich an den sowjetischen Hochkommissar fu¨r Deutschland, Wladimir S. Semjonow, gewandt und um ein mildes Vorgehen gegen die Aufsta¨ndischen gebeten. Kreyssig war sogar dafu¨r eingetreten, die SED-Regierung abzusetzen und die Wiedervereinigung einzuleiten 85. Eine gemeinsame Position der EKD zum Volksaufstand wurde jedoch nicht formuliert. Der Rat schwieg u¨ber die Vorga¨nge des 17. Juni. Lediglich die Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung, die am 29. und 30. Juni 1953

77 78 79 80 81 82 83 84 85

37E5. Vgl. G 3 zu 37B. Ebd. 37B1. 37B15. Vgl. G 3 zu 37B. M. Greschat, Reaktionen, S. 102. Ebd., S. 98 und W. Tischner, S. 174f. Ebd., S. 178.

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zusammen mit dem Synodalausschuss tagte, stellte fest, dass der 17. Juni ein „welthistorisches Ereignis“ sei, und unterbreitete dem Rat vier Empfehlungen zum Umgang mit dem Volksaufstand 86. Auf der folgenden Ratssitzung am 11. September waren die meisten dieser Empfehlungen allerdings schon von der politischen Entwicklung u¨berholt 87. Nur das Thema der Lebensmittelspenden fu¨r die Bevo¨lkerung der DDR, die in der Folge einer forcierten Sozialisierungspolitik seit Jahresanfang unter einer Versorgungskrise litt 88, wurde noch einmal aufgenommen. Im Rat war Kritik an der Bundesregierung laut geworden, die zwischen dem 27. Juli und dem 10. Oktober u¨ber fu¨nf Millionen Pakete mit amerikanischen Lebensmittelspenden im Wert von 15 Millionen Dollar in Westberlin an die Bewohner der DDR ausgeben ließ. Diese Aktion entsprach dem politischen Kalku¨l der Bundesregierung, nach dem Aufstand des 17. Juni in der DDR-Bevo¨lkerung Unmut u¨ber die Lebensbedingungen in der DDR zu schu¨ren. Den Amerikanern ging es darum, den Wahlkampf Adenauers zu unterstu¨tzen 89. In der Folge war die Propaganda des Kalten Krieges auf beiden Seiten eskaliert, so dass man im Rat um weitere Gespra¨che u¨ber die deutsche Einheit fu¨rchtete 90. Zugleich wurden die eigenen vom Evangelischen Hilfswerk geleiteten Sammlungen von Privatspenden durch die Aktion der Bundesregierung nahezu unmo¨glich gemacht. Das Hilfswerk der EKD war offen gegen die amerikanischen Lebensmittelspenden aufgetreten und Gru¨ber hatte in einer Predigt am 26. Juli 1953 in der Ostberliner Marienkirche Stellung zu den amerikanischen Hilfslieferungen bezogen 91. Der Rat beauftragte die beiden Bevollma¨chtigten, Kunst und Gru¨ber, diese Kritik „in geeigneter Form mu¨ndlich“ bei den Regierungen in Bonn und Berlin zum Ausdruck zu bringen 92. Gru¨ber hatte nicht zum ersten Mal mit seiner Kritik im Zusammenhang mit dem Ost-West-Konflikt bundesdeutsche Politiker du¨piert. In seinem Schreiben an den Lordbischof von Chichester vom 21. April 1953 hatte er – 38E4. Vgl. dazu C. Lepp, Tabu, S. 167. 38E3 und 38E4. Vgl. AdG 23, 1953, S. 4071f., 4087f., 4100; Kabinettsprotokolle 1953, S. 400ff.; M. Greschat, Reaktionen, S. 90f. 90 M. Greschat, Reaktionen, S. 91. 91 Dies wurde in der DDR propagandistisch ausgewertet. Im Westen rief die Predigt die Empo¨rung von Presse und Politik hervor. In der Folge musste sich Dibelius vor Adenauer schriftlich fu¨r die Aussagen Gru¨bers (H. Gru¨ber, Habt Acht) rechtfertigen (vgl. G 2 und G 3 zu 38B; H. Gru¨ber, Erinnerungen, S. 348–351 und C. Lepp, Tabu, S. 167f.). Vgl. auch das Schreiben Adenauers an Dibelius vom 30. Juli 1953 (EZA Berlin, 2/2425). Dibelius lehnte jedoch die erbetene Stellungnahme mit dem Hinweis auf die publizistische Auswertung seines Briefs an den Bischof von Chichester ab (Schreiben Dibelius’ an Adenauer vom 5. August 1953, EZA Berlin, 2/2425). 92 38B1. 86 87 88 89

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eine alte Position Niemo¨llers aufgreifend – kritisiert, dass die westdeutschen Politiker u¨berwiegend Katholiken seien. Da Katholiken in der DDR aber eine Minderheit darstellten, sei man in der Bundesrepublik auch nicht an der Wiedervereinigung mit dem „Mutterland der Reformation“ interessiert 93. Wegen dieser A¨ußerungen Gru¨bers hatte der Rat auf der 36. Sitzung Dibelius beauftragt, gegenu¨ber dem Bischof von Chichester zum Ausdruck zu bringen, dass der Rat nicht der Meinung Gru¨bers sei. Zugleich sollte Dibelius sich mit einem Schreiben an den Bundestagspra¨sidenten Hermann Ehlers wenden und sich von Gru¨ber distanzieren 94. Ehlers hatte zuvor scharf gegen den Brief Gru¨bers protestiert 95. Diese Beschlu¨sse waren zuna¨chst aus Ru¨cksicht auf den „vertraulichen Charakter der Aussprache“ nicht ins Protokoll der 36. Ratssitzung aufgenommen worden. Erst in der folgenden Sitzung wurden sie auf Druck Niemo¨llers doch noch ins Protokoll gesetzt 96. Nicht im Protokoll festgehalten wurde, dass Dibelius ebenfalls eine Richtigstellung an den katholischen Bischof von Berlin, Wilhelm Weskamm, schickte und diesem daru¨ber hinaus noch einen „Entschuldigungsbesuch“ wegen der antikatholischen Ausfa¨lle Gru¨bers abstattete 97. Gru¨ber sah sich daraufhin veranlasst, seinen Ru¨cktritt vom Amt des Bevollma¨chtigten zu erkla¨ren 98. Bereits im Vorfeld der 37. Ratssitzung hatte Heinemann versucht, ihn davon abzubringen. Er hielt Gru¨ber vor, in den letzten Monaten so oft mit „diesen Amtsniederlegungen“ gedroht zu haben, dass diese ihr Gewicht erheblich verloren ha¨tten. Wenn Gru¨ber aus seiner Funktion ausscheide, so mahnte Heinemann, falle damit wieder ein Teil des Gegengewichtes gegen den sonstigen Kurs im Rat weg 99.

93 37E6. 94 37B2b. Die CDU-Fraktion hatte zuvor eine Resolution verabschiedet, in dem sie sich gegen den Vorwurf, westlich ausgerichtete Politiker wollten nichts fu¨r die Wiedervereinigung tun, zur Wehr gesetzt hatte (37E7). 95 G 1 zu 37B. 96 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Niemo¨ller vom 1. Juni 1953 (EZA Berlin, 4/45). Angesichts des Einspruchs Niemo¨llers hatte sich Dibelius in einem Schreiben an Brunotte bereits am 6. Juni fu¨r eine nachtra¨gliche Aufnahme ausgesprochen (EZA Berlin, 2/1756). In der Ratssitzung begru¨ndete er die Lu¨cke im Protokoll damit, dass er die Angelegenheit, die ohnehin bereits „große Empo¨rung im Westen“ hervorgerufen habe, nicht noch aufbauschen wollte (G 3 zu 37B ). 97 In seinen Tagebuchnotizen u¨ber die Ratssitzung am 7. und 8. Mai hielt Dibelius fest: „Ich schreibe an Chichester und mache am 13. 5. dem Bischof Weskamm einen Entschuldigungsbesuch“ (G 1 zu 36B ). 98 37D3. 99 Daru¨ber hinaus schrieb Heinemann am 26. Mai 1953 an Gru¨ber: „Ich habe auch kaum noch den Mut, von dieser Amtsniederlegung weiterhin abzuraten, weil mir der Berg der Zerwu¨rfnisse nachgerade so gross erscheint, dass wirklich nur eine sehr gru¨ndliche und wirklich bru¨derliche Aussprache noch daru¨ber hinweghelfen ko¨nnte.“ (AdSD Bonn, NL Heinemann, Teil I, 45).

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Kirchliche Personalpolitik in Bonn Wie schon in den Jahren zuvor zeigte die EKD auch im Jahr 1953 eine große Bereitschaft, sich personell und inhaltlich in der Politik der Bundesrepublik zu engagieren. Vor diesem Hintergrund kam dem schon erwa¨hnten Wechsel Osterlohs von der Kirchenkanzlei ins Bundesministerium des Innern am 1. April 1953 eine große Bedeutung zu 100. Osterloh war nun der zusta¨ndige Ministerialrat fu¨r das Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesen, das Archiv- und Bu¨chereiwesen sowie den Naturschutz und die Landschaftspflege. In dieser Position arbeitete er weiterhin eng mit der Kirchenkanzlei in Hannover zusammen und machte diese zum zentralen Ansprechpartner bei der Lo¨sung von politischen Problemen. Zudem berief der Rat Osterloh zum Mitglied der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung und der Kammer fu¨r Erziehung und Unterweisung 101. Wa¨hrend die EKD den Weg Osterlohs als kirchenpolitischen Erfolg verbuchte, kritisierten sa¨kulare Verba¨nde den Wechsel Osterlohs in das Bundesministerium des Innern als einseitige kirchliche Einflussnahme auf die Schulund Kirchenpolitik der Bundesrepublik 102. Ebenfalls als Erfolg fu¨r die EKD wurde die Karriere des Vorsitzenden der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung, Robert Tillmanns, verbucht 103. Tillmanns war Ende 1951 zum gescha¨ftsfu¨hrenden Mitglied des Bundesvorstandes der CDU gewa¨hlt worden 104. Nach den Bundestagswahlen 1953 wurde er zum Bundesminister fu¨r Sonderaufgaben und war als solcher zusta¨ndig fu¨r den Kontakt der Bundesregierung zu den evangelischen Landeskirchen. In die Politik wechselte auch Elisabeth Schwarzhaupt, die juristische Referentin im Kirchlichen Außenamt. Schwarzhaupt war am 6. September 1953 u¨ber die hessische Landesliste der CDU in den Bundestag gewa¨hlt worden, behielt aber mit einer halben Stelle das Anstellungsverha¨ltnis beim Kirchlichen Außenamt bei 105. Bedeutsam fu¨r die Verbindung der EKD zur Bonner Politik 1953 war die Arbeit des Bevollma¨chtigten des Rates am Sitz der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Hermann Kunst. Seit dem 1. Januar 1953 hatte Kunst erstmals hauptamtlich die Bevollma¨chtigtenstelle fu¨r den Rat in Bonn wahrgenommen 106. Der Ratsbericht fu¨r die Synode 1954 spricht in diesem Zusam100 101 102 103 104 105

Vgl. 36B12b. Vgl. 35B15d, 36B12b. P. Zocher, Osterloh, S. 350. G 1 zu 38B. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 27B2, S. 42. 38B14d und 40B17.

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menhang von einer wesentlichen Intensivierung der Arbeit des Bevollma¨chtigten in allen Bereichen. Die Verbindung zur Regierung und zu allen Fraktionen des Bundestages sei bis zum Ende der Legislaturperiode des ersten Bundestages von offenem Vertrauen getragen gewesen 107. Immer wieder berichtete Kunst dem Rat u¨ber Fragen des konfessionellen Proporz’ innerhalb des Bundestages, der Ministerien oder der diplomatischen Vertretungen 108. Bezeichnend fu¨r die große Bedeutung, die beide Großkirchen der Bundesrepublik den Konfessionen bei Stellenbesetzungen zuschrieben, war der Streit um die Besetzung des Botschafterpostens beim Vatikan und beim Quirinal. Katholiken und Protestanten hatten schon Jahre bevor die diplomatische Vertretung der Bundesrepublik beim Heiligen Stuhl ero¨ffnete wurde, ihren Anspruch auf den Botschafterposten kundgetan. In der 34. Ratssitzung beauftragte der Rat Kunst, bei der Regierung in Bonn dafu¨r einzutreten, dass die Botschafter beim Vatikan und beim Quirinal keinesfalls beide katholisch sein sollten. Meiser hatte sich kurz zuvor sogar in dieser Angelegenheit an den Bundespra¨sidenten gewandt. Die besonderen Bindungen, die die Zugeho¨rigkeit zur Katholischen Kirche gerade gegenu¨ber dem Papst und seinem Lehramt aus religio¨sen Gru¨nden mit sich bringen, sollten – so schrieb er – bei einer politischen Vertretung der Bundesrepublik beim Heiligen Stuhl von vornherein ausgeschaltet werden 109. Die Bemu¨hungen der Protestanten waren erfolgreich. Zur großen Entta¨uschung der katholischen Kreise wurde 1954 der evangelische Jurist Wolfgang Jaenicke Botschafter beim Vatikan 110. In Anbetracht der im Herbst bevorstehenden Bundestagswahlen lag es im Interesse des Rates, dass Parteien evangelische Politiker auf ihre Kandidatenlisten setzten. Es ko¨nne nicht gleichgu¨ltig sein, ob die „rechten Ma¨nner“ in den Bundestag kommen, sagte Kunst in seinem Bericht vor dem Rat am 12. Februar 1953 111. Informelle Gespra¨che zwischen Kirchenvertretern und Parteien waren bereits in den Jahren zuvor gefu¨hrt worden, hatten aber immer wieder den Verdacht politischer Parteinahme aufkommen lassen 112. Wohl

106 Vgl. dazu das Schreiben Kunsts an Kreyssig vom 18. Februar 1954. Dort hieß es u. a.: „Am meisten Verheissung scheint mir der Dienst innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland zu haben. Wir mu¨ssen dieser Kirche eine Gestalt geben.“ (EZA Berlin, 614/45). 107 Berlin-Spandau 1954, S. 375. 108 G 3 zu 34B2d, G 2 zu 38B1, G 1 zu 39B1 und G 3 zu 40B1. 109 34E6. 110 34B2d. 111 G 3 zu 34B. Und weiter hieß es: „Es ist fu¨r uns von Belang, daß einige evangelische Ma¨nner und Frauen im Bundestag vorhanden sind. Es laufen bestimmte Bemu¨hungen.“ 112 Ende 1951 hatte Eberhard Mu¨ller, der Vorsitzende des Leiterkreises der Evangelischen Akademien, ein Treffen mit evangelischen Kirchenfu¨hrern und Adenauer organisiert und dies im publizistischen Kampf gegen die Wiederbewaffnung instrumentalisiert. Zuvor hatten

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um dies zu vermeiden, beschloss der Rat Anfang 1953, dass Kirchenrepra¨sentanten mo¨glichst mit allen politischen Parteien sprechen sollten 113. Der Rat wollte von nun an die Gespra¨che mit den Parteien selbst steuern. Als der Leiterkreis der Evangelischen Akademien der SPD ein Gespra¨ch mit fu¨hrenden Kirchenvertretern anbieten wollte, wurde diesem beschieden, dass es falsch sei, wenn der Leiterkreis in einer so „differenzierten Angelegenheit die Verantwortung des Rates“ wahrnehme 114. Nach den Bundestagswahlen am 6. September 1953 legte der Rat dem Gespra¨ch mit der SPD und den Gewerkschaften eine besondere Bedeutung bei. Grund dafu¨r war die klare Wahlniederlage der SPD. Die SPD – so eine weitverbreitete Einscha¨tzung – hatte es versa¨umt, aus der Rolle der Arbeiterpartei herauszutreten und auf das Bu¨rgertum zuzugehen 115. In dieser vermeintlich programmatischen Krise aber sahen Kirchenvertreter die Chance, kirchliche Interessen an die SPD heranzutragen, wie Kunst vor dem Rat erla¨uterte 116. Auf der 38. Ratssitzung am 11. September 1953 beauftragte der Rat die Kammer fu¨r Soziale Ordnung, Perso¨nlichkeiten fu¨r ein Gespra¨ch mit der SPD vorzuschlagen 117, die allerdings den Auftrag an die Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung weitergab 118. Daru¨ber hinaus brachte der Rat seine loyale Haltung zu den staatlichen Institutionen der Bundesrepublik zum Ausdruck. In der 34. Ratssitzung a¨ußerte er sich besorgt u¨ber das Rechtsbewusstsein der Deutschen. Grund dafu¨r waren die Angriffe von Politikern auf die Autorita¨t des Bundesverfassungsgerichtes. Dieses u¨berpru¨fte aktuell die Verfassungsma¨ßigkeit der EVG-Vertra¨ge und ha¨tte die politische Entscheidung der Bundesregierung fu¨r die Westbindung mo¨glicherweise in Frage stellen ko¨nnen 119. Auch zeigte der Rat sich nicht bereit, private Initiativen zu unterstu¨tzen, wenn diese quer zur Politik der Bundesregierung standen. Mit zwei Beschlu¨ssen stellte er sich den wiederholten Antra¨gen Helmut Schwenns entgegen, der plante, eine deutsche Sektion der so genannten Lieux de Gene`ve zu gru¨nden, deren Ziel es war, die in der Genfer Konvention Nr. IV vorgesehenen Schutzzonen fu¨r die Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten umzusetzen. Obgleich der ehemalige Vizepra¨sident der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, ErnstViktor Benn, selbst dem vorbereitenden Gru¨ndungskomitee dieser Vereini-

113 114 115 116 117 118 119

sich Vertreter der Bekennenden Kirche und der SPD getroffen und damit das Geru¨cht gena¨hrt, die Regierung Adenauer stu¨rzen zu wollen. Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 8, 10. 34B2d. Ebd. mit Anm. 30. Vgl. H. Lindemann, Mißerfolg? G 1 zu 38B. 38B1. 39B13, 40B11. Die Planungen des Rates fu¨r ein Gespra¨ch mit der SPD zogen sich noch u¨ber das ganze Jahr 1954 hin. Vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B21, 44B5, 46B6, 50B14. 34B17.

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gung angeho¨rt hatte, warnte der Rat nach Fu¨hlungnahme mit dem Bundesministerium des Innern davor, ein „undurchsichtiges Komitee“ zu unterstu¨tzen 120. Problematisch gestaltete sich die in der 36. Ratssitzung formulierte Absicht des Rates, kirchlichen Jugend- und Ma¨nnerverba¨nden zu empfehlen, sich aktiv am Technischen Hilfswerk zu beteiligen 121. Das THW war seit 1950 vom Bundesministerium des Innern vor dem Hintergrund der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik als Teil der zivilen Verteidigung aufgebaut worden und sollte u. a. der „inneren Sicherheit“ im Falle kommunistischer Angriffe dienen 122. Dazu geho¨rten der Luftschutz, die Katastrophenhilfe und die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Versorgung der Bevo¨lkerung bei o¨ffentlichen Notsta¨nden, z. B. im Streikfall. Die Gewerkschaften lehnten das THW ab, weil sie dessen Einsatz im Streikfall befu¨rchteten. Dies hatte zu ernsthaften Bedenken in der EKD gefu¨hrt, die den Anschein vermeiden wollte, als unterstu¨tze sie „bu¨rgerliche oder kapitalistische Kra¨fte in einem unberechtigten Anliegen gegenu¨ber den Arbeitnehmern“123. Niemo¨ller, der in der 36. Ratssitzung gefehlt hatte, legte in der folgenden Ratssitzung im Namen der hessen-nassauischen Landeskirche Widerspruch gegen die formulierte Absicht des Rates ein, was allerdings ohne Resonanz blieb 124. Der Rat beschloss daraufhin, auf eine Versta¨ndigung zwischen THW und Gewerkschaften hinzuwirken 125. Dies unterblieb jedoch, nachdem der Leiter des THW bei einem perso¨nlichen Gespra¨ch mit Kirchenvertretern versichert hatte, dass er eine Einigung mit den Gewerkschaften fu¨r unmo¨glich halte 126. Nach den Bundestagswahlen, als der Kabinettsbeschluss zur Errichtung des THW bekannt geworden war, empfahl der Rat dann den Mitgliedern der evangelischen Verba¨nde, sich dem THW zur Verfu¨gung zu stellen 127. Die noch im Mai formulierte Absicht des Rates, zwischen THW und Gewerkschaften zu vermitteln, hatte sich erledigt. Stattdessen beauftragte der Rat nun seinen Bevollma¨chtigten in Bonn, dem DGB-Vorsitzenden die Empfehlung des Rates an die Verba¨nde der EKD perso¨nlich zu erla¨utern 128.

120 121 122 123 124 125 126 127 128

34B13 und 40B10. 36B3. Kabinettsprotokolle 1953, S. 17. Aktenvermerk Brunottes vom 11. April 1953 (EZA Berlin, 2/4657). 37B2 und 37C1. 36B3. Aktenvermerk Brunottes vom 24. Juni 1953 (EZA Berlin, 2/4657). 39B4 und 39E2. 39B4.

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Mitwirkung an der Wehrgesetzgebung Erstmals seit 1951 bescha¨ftigte der Rat sich wieder mit dem geplanten Ausfu¨hrungsgesetz zur Kriegsdienstverweigerung 129. Eine vom Rat beauftragte Kommission hatte Ende des Jahres 1951 unter der Federfu¨hrung Osterlohs eine Stellungnahme der EKD zu Fragen der Kriegsdienstverweigerung erarbeitet 130. Diese war aber aus politischen Gru¨nden nicht vero¨ffentlicht, sondern nur fu¨r interne Verhandlungen mit dem Amt Blank eingesetzt worden. Zu einer offiziellen Stellungnahme des Rates zur Kriegsdienstverweigerung war es bislang noch nicht gekommen, weil man den Eindruck vermeiden wollte, als hielte die EKD die Aufstellung von bundesdeutschen Streitkra¨ften fu¨r unvermeidlich 131. Seitdem hatte der Rat sich nicht weiter mit diesem Thema bescha¨ftigt 132. Als Osterloh auf der 35. Ratssitzung u¨ber den Stand der gesetzlichen Vorarbeiten zur Kriegsdienstverweigerung berichten sollte, konnte er keine Auskunft geben, so dass Brunotte sich an den Referatsleiter im Amt Blank Wolf Graf von Baudissin wandte, um sich u¨ber den aktuellen Stand der Gesetzesvorbereitungen zu erkundigen 133. In der 40. Ratssitzung beschloss der Rat, einem Beschluss der hessen-nassauischen Landeskirche zu folgen, den Kirchenpra¨sident Niemo¨ller in den Rat eingebracht hatte. Niemo¨ller warf der EKD vor, seit Beginn der Vorarbeiten zu einem ku¨nftigen Wehrgesetz 1950 nichts Erkennbares fu¨r den gesetzlichen Schutz zuku¨nftiger Kriegsdienstverweigerer getan zu haben 134. Nun sollte die Bundesregierung gebeten werden, den Begriff des Gewissens aus dem Grundgesetz in Art. 4, Absatz 3 zu streichen. Gerade weil das Gewissen ein zentraler Begriff der protestantischen Ethik war, wollte man ihn vor dem Urteil staatlicher Kommissionen schu¨tzen. Das Gewissen, so das Argument, sei nicht judiziabel. Es ko¨nne nicht die Aufgabe des Staates sein, echte von unechten Gewissensentscheidungen zu unterscheiden. Kriegsdienstverweigerung sollte nur noch aus einer religio¨sen und ethischen Haltung mo¨glich sein, die sich klar aus der praktizierten Lebenshaltung ableiten ließ 135.

129 D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 11f. 1952 hatte das Thema zwar zweimal auf der Tagesordnung gestanden, wurde dann aber doch nicht zum Gegenstand der Beschlussfassung (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 27A3, S. 38; 27A6, S. 41; 28A2, S. 78 und 28A4, S. 79). 130 Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 26D1, S. 445ff. 131 Schreiben Osterlohs an Bleibtreu vom 4. Dezember 1952 (EZA Berlin, 2/2576). 132 1952 war es zu keinen weiteren Beschlu¨ssen zur Kriegsdienstverweigerung gekommen. 133 35E3. 134 40C2. U¨ber die Gru¨nde Niemo¨llers, den Begriff des Gewissens im Zusammenhang mit dem im Grundgesetz geregelten Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu verwerfen, vgl. sein Schreiben an Niemeier vom 31. Ma¨rz 1955 (40E5). 135 In dem Entwurf der Ratskommission fu¨r eine Stellungnahme des Rates zu Fragen der Gesetzgebung u¨ber Kriegsdienstverweigerung vom November 1951 hieß es dagegen, dass der

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Weit mehr Aufmerksamkeit widmete der Rat der Frage der Milita¨rseelsorge. Nachdem 1952 in einem geheimen Ratsbeschluss ihre Grundlinien beschlossen worden waren, die vorsahen, die Seelsorge an den Soldaten nicht mehr – wie vor 1945 – dem Staat, sondern den Kirchen zu unterstellen, fasste der Rat im Jahr 1953 auf vier Sitzungen Beschlu¨sse, um die personelle Besetzung und die organisatorische Gestaltung der zuku¨nftigen Milita¨rseelsorge zu regeln 136. Der Pra¨sident der Kirchenkanzlei Heinz Brunotte hatte mit Blick auf Osterlohs Ausscheiden aus der Kirchenkanzlei Kunst auf die ungelo¨sten Fragen der Organisation der Milita¨rseelsorge hingewiesen 137. Die Zeit dra¨ngte, zumal es die katholische Seite in ihren Verhandlungen mit dem Amt Blank bereits zu einer Reihe konkreter Regelungen gebracht hatte und Baudissin es fu¨r „dringend erforderlich“ hielt, dass auch die EKD „nunmehr gleichzieht“138. Außerdem glaubte Baudissin, dass die Aufstellung deutscher Streitkra¨fte unmittelbar bevorstehe 139. Nun ermahnte er seine Verhandlungspartner, konkrete Vorstellungen zu entwickeln 140. Der Rat reagierte, indem er auf seiner 36. Sitzung einen Ausschuss unter der Leitung des badischen Landesbischofs, Julius Bender, fu¨r die weiteren Vorarbeiten benannte 141. Allerdings fand die erste Sitzung des Ausschusses erst am 13. Oktober 1953 statt 142. In den nun folgenden Ratssitzungen ging es vor allem darum, einen Bevollma¨chtigten fu¨r die Verhandlungen mit dem Amt Blank zu finden, da der Rat durch das Vorgehen der katholischer Seite unter Druck geraten war. Diese hatte mit dem ehemaligen Feldgeneralvikar Georg Werthmann, der im Zweiten Weltkrieg fu¨r die katholischen Milita¨rgeistlichen zusta¨ndig gewesen war, eine dominierende und kenntnisreiche Perso¨nlichkeit vorzuweisen. 143. Doch die Bemu¨hungen des Rates um einen

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Staat in Anbetracht der Gewissensfrage auch eine Wertung der Perso¨nlichkeit und ihres Gewissensernstes vornehmen mu¨sse (D. Po¨pping, Protokolle 5, 26D1, S. 447). Eine Grundgesetza¨nderung wurde mit diesem Beschluss allerdings nicht erreicht. Vgl. 40B13. 36B4, 37B5, 38B12, 40B12. 36E6. Schreiben Baudissins an Osterloh vom 20. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 2/4154). Dienstreisebericht Niemeiers vom 21. Juli 1953 u¨ber Verhandlungen mit der Dienststelle Blank vom 16.–18. Juli 1953 (EZA Berlin 2/4154). Der Grund fu¨r den schleppenden Fortgang der programmatischen U¨berlegungen zur Milita¨rseelsorge in der EKD sei die Blockadehaltung Niemo¨llers im Rat gewesen, schrieb Brunotte am 19. Juni 1953 an Pleus (EZA Berlin, 2/4154) und 37E(11). 36B4. Es folgten Sitzungen am 17. Dezember 1953, am 3. und 4. Februar 1954 und am 10. Mai 1954. Vgl. den vermutlich auf Mai/Juni 1954 zu datierenden Bericht Benders an den Rat u¨ber die Arbeit des Ausschusses zur Vorbereitung der Wehrmachtseelsorge (EZA Berlin, 2/4096). 36E6. Vgl. dazu auch D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28E13, S. 150ff.

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geeigneten Kandidaten blieben erfolglos 144. Erst in der 40. Ratssitzung beauftragte der Rat, seinen Bevollma¨chtigten in Bonn, Kunst, die Verhandlungen mit der Dienststelle Blank fortzusetzen 145. Dabei galt Kunst als denkbar unpassender Kandidat, da er ein Anha¨nger der traditionellen preußischen Milita¨rkirche war, die dem Staat unterstand 146 – eine Position, die kaum zu vereinbaren war mit der vom Amt Blank und den Kirchen vertretenen Linie einer eng an die Landeskirchen angebundenen Milita¨rseelsorge 147.

Ehe- und Familienpolitik Wie bereits im vorangehenden Jahr war auch 1953 die Ehe- und Familienpolitik ein wichtiges Thema in der EKD. Die Situation von Ehen und Familien entsprach zu Beginn der fu¨nfziger Jahre keineswegs den traditionellen christlich-bu¨rgerlichen Idealen der Zeit 148. Schon 1951 hatte der Rat das „U¨berhandnehmen“ von so genannten wilden Ehen beklagt. Zahlreiche junge Kriegerwitwen heirateten ihre neuen Partner nicht mehr, weil sie ansonsten die Versorgungsanspru¨che aus erster Ehe verloren ha¨tten 149. Hinzu kam die soziale Benachteiligung kinderreicher Familien. In diesem Zusammenhang hatte die Synode in Elbingerode 1952 die Kammer fu¨r Soziale Ordnung beauftragt, Gutachten u¨ber die Frage vorzulegen, wie der Staat den Schutz von Ehen und Familien versta¨rken ko¨nne 150. Zugleich bat die Synode den Rat, auf der Grundlage dieser Gutachten mit den Staatsbeho¨rden zu verhandeln. In der 34. Ratssitzung beschloss der Rat die vorliegenden Kammergutachten an die zusta¨ndigen Stellen in Bonn weiterzuleiten 151. Sie enthielten Vorschla¨ge fu¨r eine gerechtere Verteilung von Steuerlasten und Abgaben zugunsten kinderreicher Familien 152, fu¨r finanzielle Anreize zur Verhin144 Vgl. 37B5 und 38B12c. 145 40B12. 146 „Darum ko¨nnen wir ihn nicht gut mit der Fu¨hrung der Verhandlungen zur Dienstelle Blank beauftragen“, hatte Brunotte noch am 19. Juni 1953 in einem Schreiben an Pleus in Bezug auf Kunst gea¨ußert (EZA Berlin, 2/4154). 147 Brunotte erkla¨rte in einem Schreiben an Meiser vom 3. Ma¨rz 1953: „Die neue Wehrmacht wird auch milita¨risch ganz anders aussehen als die alte, und was die Seelsorge betrifft, so mu¨ssen ganz neue Wege beschritten werden. Alle Landeskirchen sind sich daru¨ber einig, daß es eine von der Kirche unabha¨ngige Milita¨rseelsorge nicht wieder geben soll. Es besteht geradezu die Gefahr, daß Ma¨nner, die aus der alten Heeresseelsorge kommen, nicht den genu¨genden Blick fu¨r die Notwendigkeit einer Neuordnung mitbringen“ (37E11 ). Vgl. auch H. Scheffler, Milita¨rseelsorge, S. 197. 148 C. Kulller, Familienpolitik, S. 1–5. 149 D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B15, S. 115f. 150 Elbingerode 1952, S. 245. 151 34D4, 34D5 und 34D6. 152 34D4.

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derung „wilder Ehen“153 und fu¨r die Entlastung kinderreicher Familien durch den Einsatz von Kinderlosen oder Rentnerinnen als Haushaltshilfe 154. Am 31. Ma¨rz 1953 endete die vom Grundgesetz vorgeschriebene Frist fu¨r die Anpassung des Ehe- und Familienrechts im BGB an den Grundsatz der Gleichheit von Mann und Frau. Bis dahin wa¨re der Gesetzgeber verpflichtet gewesen, das Ehe- und Familienrecht zu reformieren. Der Rat hatte bereits 1952 eine Stellungnahme zur Denkschrift des Justizministeriums u¨ber die Anpassung des geltenden Familienrechts an den Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau 155 abgegeben 156. Sie trug die Handschrift der konservativen Reformer um Osterloh, die am Letztentscheidungsrecht des Vaters festhielten und damit die Ehe und Familie auch weiterhin an die Autorita¨t des Vaters und Ehemannes binden wollten 157. Kurz vor Ablauf der gesetzlichen Frist fu¨r die Familienrechtsreform beauftragte der Rat Kunst, mit dem SPD-Parteivorsitzenden Erich Ollenhauer zu sprechen, um die Zustimmung der SPD, die sich bislang gegen eine Verla¨ngerung der vom Grundgesetz vorgeschriebenen Frist fu¨r die Reform des Familienrechts gesperrt hatte, zu erreichen. Die Kirchen, aber auch die CDU/CSU fu¨rchteten, dass ihre eigenen Interessen so kurzfristig nicht mehr hinreichend in der neuen Familiengesetzgebung zur Geltung kommen wu¨rden 158. Schließlich sollte sich auch die fu¨r 1954 geplante Synode der EKD mit dem Thema „Die Familie in der modernen Gesellschaft“ befassen. Der Synode gelang es allerdings nicht, einen einheitlichen Standpunkt zu formulieren 159. Die Positionen zwischen Gleichberechtigung und va¨terlichem Letztentscheidungsrecht ließen sich nicht miteinander vermitteln.

Konfessioneller Streit Die Ratssitzungen im Jahr 1953 waren gepra¨gt von konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen der VELKD und den u¨brigen Gliedkirchen der EKD. Die Konflikte zogen sich durch fast alle theologischen, rechtlichen und personellen Entscheidungen, die der Rat 1953 traf. Das gro¨ßte Konfliktpotential aber bot nach wie vor der Streit zwischen der VELKD und dem Kirchlichen Außenamt. Dieser hatte seinen vorla¨ufigen Ho¨hepunkt erreicht, als der 34D5. 34D6. Vgl. Denkschrift. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28C2, S. 94–101. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, S. 21ff. und H. Vaupel, Famlienrechtsreform. S. 124. 158 35B13 und 35D7. 159 Berlin-Spandau 1954, S. 182ff.

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leitende Bischof der VELKD, Hans Meiser, im Streit um den Einfluss auf die italienischen Auslandsgemeinden 1951/52 damit gedroht hatte, ein eigenes Außenamt zu gru¨nden. Schließlich war es gelungen, die Spannungen durch einen Vertrag zwischen EKD und den in der ELKI organisierten Gemeinden beizulegen 160. Doch reichten oft schon kleine Anla¨sse, um die alten Konflikte wieder aufzureißen. Als der Pfarrer Wilhelm Paeseler, der als Gegner der ELKI bekannt war, fu¨r ein Pfarramt in Meran kandidierte, entbrannte sofort ein erbitterter Streit zwischen Anha¨ngern der ELKI und der VELKD auf der einen und dem Kirchlichen Außenamt auf der anderen Seite. Da Meran nicht der ELKI angeschlossen war, war hier der Kampf zwischen Kirchlichem Außenamt und der VELKD um den Einfluss auf die Gemeinde noch nicht entschieden und wurde daher besonders erbittert gefu¨hrt. Auf seiner 37. Sitzung beschloss der Rat deshalb, die Kandidatur Paeselers zu verhindern. Der Rat, so das Protokoll, fu¨rchte um die gerade eingetretene Beruhigung in Italien 161. Vergleichbar mit dem Streit zwischen ELKI und dem Kirchlichem Außenamt waren die Querelen zwischen dem Kirchlichen Außenamt und dem Geistlichen Rat in Großbritannien. Dieser war 1950 gegru¨ndet worden, um die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden unter lutherischer Akzentuierung zu einem eigensta¨ndigen Kirchenko¨rper zusammenzuschließen. A¨hnlich wie in Italien kam es auch hier immer dann zu Konflikten, wenn das Kirchliche Außenamt seine Rechte und Pflichten nach dem bestehenden Anschlussgesetz von 1924 gegenu¨ber den deutschsprachigen Gemeinden und ihren Pfarrern geltend machte 162. Vor diesem Hintergrund konnte jede Stellenbesetzung durch das Kirchliche Außenamt, die nicht in Absprache mit dem Geistlichen Rat erfolgt war, zum Grundsatzstreit zwischen dem leitenden Bischof der VELKD Meiser und dem Leiter des Kirchlichen Außenamtes Niemo¨ller eskalieren. In der 40. Ratssitzung setzte Meiser gleich zwei Beschlu¨sse gegen das Kirchliche Außenamt durch. Zum einen sollten Auslandspfarrer ku¨nftig nur noch per Ratsbeschluss mit der Vertretung der EKD gegenu¨ber

160 D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 26f., D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 29B4, S. 158. 161 37B6. Vertreter der ELKI bezeichneten die Kandidatur Paeselers als einen „ferngesteuerten“ Eingriff des Kirchlichen Außenamtes in die inneren Angelegenheiten der lutherischen Kirche Italiens, die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der EKD getrennt hatte. „Hannibal ante portas! Nicht mehr und nicht weniger“ kommentierte der deutsche Pfarrer in Bozen-Gries Naumann in einem Schreiben vom 15. Juni 1953 an Hu¨bner das Vorgehen des Kirchlichen Außenamtes in Italien. Paeseler nahm seine Kandidatur trotzdem wahr, verlor aber gegen einen anderen Kandidaten. Vgl. das Schreiben Gieses an Stratenwerth vom 17. Juli 1953 (EZA Berlin, 6/975). 162 40B15. So forderte der Geistliche Rat die EKD auf, die „in den letzten Jahren einsetzende Entwicklung des gesamtkirchlichen Lebens in Großbritannien nicht außer Acht zu lassen“. Es sei wu¨nschenswert, dass die hiesigen Pfarrer selbst sich einen Amtsbruder ihres Vertrauens wa¨hlen (40D11).

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anderen Kirchen beauftragt werden ko¨nnen, zum anderen wurde das Kirchliche Außenamt zu einer positiven Zusammenarbeit mit dem Geistlichen Rat ermahnt 163. Der wichtigste Streitpunkt zwischen VELKD und dem Kirchlichem Außenamt aber waren die Gelder, die dem Kirchlichen Außenamt von der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes fu¨r ihre Auslandsarbeit zur Verfu¨gung gestellt wurden. 1950/51 hatte das Kirchliche Außenamt erstmals 40.000,– DM aus Bundesmitteln erhalten. 1953/54 ging es um Zuwendungen von 100.000,– DM. Auf der 39. Ratssitzung beantragte Meiser, dass die VELKD einen Teil der Bundesmittel fu¨r die eigene Auslandsarbeit erhalten solle 164. Zuvor hatte Meiser sich allerdings schon ohne Ru¨cksprache mit der EKD an das Auswa¨rtige Amt gewandt und einen eigenen Etat fu¨r die Auslandsarbeit der VELKD verlangt. Die VELKD, so hatte Meiser argumentiert, leiste eine von der EKD unabha¨ngige Auslandsarbeit und wolle deshalb nicht weiter von den Zuteilungen der Bundesmittel durch das Kirchliche Außenamt abha¨ngig sein 165. Dibelius und Kunst hatten Meiser daraufhin auf die „unmo¨gliche Situation“ hingewiesen, das Auswa¨rtige Amt mit innerkirchlichen Schwierigkeiten zu belasten. Kunst zog dann das Schreiben Meisers beim Auswa¨rtigen Amt wieder zuru¨ck 166. Schließlich beauftragte der Rat die Kontrahenten Kirchliches Außenamt und VELKD miteinander zu verhandeln. Doch erst vor dem Hintergrund der Synode 1954 willigte das Kirchliche Außenamt ein, der VELKD einen Betrag von 30.000,– DM fu¨r deren eigene Auslandsarbeit zur Verfu¨gung zu stellen 167. Der Streit zwischen VELKD und dem Kirchlichem Außenamt um den Einfluss in den deutschsprachigen Auslandsgemeinden pra¨gte auch die Diskussionen um das geplante Auslandsgesetz der EKD. Damit sollte das immer noch gu¨ltige „Anschlussgesetz“ von 1924 abgelo¨st werden, das durch die autorita¨re Handhabung im Nationalsozialismus als diskreditiert galt 168. Bereits 1951 hatte der Rat einen Sonderausschuss zur Formulierung des neuen Gesetzes berufen 169. Die Tagungen dieses Ausschusses standen von Beginn an unter großen Spannungen. Die Vertreter der VELKD drohten regelma¨ßig mit ihrem Ausstieg aus der Auslandsarbeit der EKD, falls das neue Auslandsgesetz nicht ihren Wu¨nschen entspreche 170. 163 164 165 166 167 168 169 170

40B15. 39B10. 39E3. 39E6. 40B16. Vgl. Berlin-Spandau 1954, S. 234, 239ff. Vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 11B16, S. 111; 13B2, S. 191; 15B8, S. 215. D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B10, S. 112f. Vgl. dazu Stratenwerths Aktenvermerk vom 4. Januar 1952 zu den Verhandlungen des Ratsausschusses u¨ber das Anschlussgesetz am 20. Dezember 1951 (D. Po¨pping, Protokolle 5, 20E5, S. 153f.).

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In Anbetracht der bevorstehenden Synode 1954 beauftragte der Rat auf seiner 34. Ratssitzung den Ausschuss, eine Vorlage fu¨r das neue Auslandsgesetz zu erarbeiten 171. Auf der 38. Ratssitzung erla¨uterte Schwarzhaupt den Wechsel in der Konzeption des Auslandsgesetzes. Danach sollte das neue Gesetz vor allem ein partnerschaftliches Verha¨ltnis zu den Auslandsgemeinden zum Ausdruck bringen und jedes nationalistische Missversta¨ndnis vermeiden. Die Vertreter der VELKD hatten zudem durchgesetzt, dass das Gesetz die Landeskirchen sta¨rker als bisher in die Auslandsarbeit einbezog 172. Letzteres war allerdings unter den u¨brigen Gliedkirchen umstritten, die eine Zersplitterung der Auslandsarbeit befu¨rchteten 173. Umstritten war auch der Modus, nach dem das neue Gesetz verabschiedet werden sollte. Die meisten Gliedkirchen befu¨rworteten eine Verabschiedung nach Artikel 10 a der Grundordnung, da das Auslandsgesetz im Bereich der EKD bereits einheitlich geregelt gewesen war. Die VELKD hingegen votierte fu¨r Artikel 10 b der Grundordnung, nach dem die Zustimmung der Gliedkirchen no¨tig war, um das Gesetz zu verabschieden 174. Ebenfalls schwierig gestaltete sich die Formulierung einer neuen Disziplinarordnung. Dem Rat lag bereits in seiner 36. Sitzung am 7./8. Mai 1953 der Entwurf fu¨r die neue Disziplinarordnung vor, der von einem 1949 gebildeten „Ausschuss zur Vorbereitung eines neuen kirchlichen Disziplinarrechts“ erarbeitet worden war. Auch hier waren es die Mitgliedskirchen der VELKD, die generelle Bedenken gegen ein fu¨r die gesamte EKD verbindliches Recht anmeldeten. Die Handhabung des kirchlichen Disziplinarrechts – so argumentierten sie – ko¨nne nicht unabha¨ngig von der bekenntnisma¨ßigen Grundhaltung des Amtstra¨gers gesehen werden. Daru¨ber hinaus bestritten die Kirchen der VELKD, dass die EKD als Kirchenbund u¨berhaupt berechtigt sei, Pfarrer disziplinarisch zu belangen. Auf seiner 40. Sitzung musste der Rat die Annahme der Disziplinarordnung vertagen. Die VELKD hatte darum gebeten, von dem Erlass der Disziplinarordnung abzusehen 175. In den Protokollen des Jahres 1953 kommt der Gegensatz zwischen den Unierten und den Vertretern der VELKD allerdings nur ein einziges Mal direkt zur Sprache. Der Rat habe die Beziehungen zwischen den lutherischen und unierten Gliedkirchen innerhalb der EKD ero¨rtert, heißt es in Punkt 2

171 172 173 174 175

34B6. Einen ersten vorla¨ufigen Entwurf legte der Ausschuss am 5. Ma¨rz 1953 vor G 2 zu 38B10. Ebd. 40B7. Dibelius fu¨hrte dies u. a. auf den Konfessionalismus von Meiser zuru¨ck, der „im Herzensgrund nur die VELK und nicht die EKD“ wolle. G 1 zu 40B . Das neue Disziplinargesetz wurde erst am 11. Ma¨rz 1955 von der Synode in Espelkamp verabschiedet. Vgl. Espelkamp 1955, S. 452–460.

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der 35. Ratssitzung 176. Hinter dieser nu¨chternen Feststellung verbarg sich der lange aufgestaute A¨rger der unierten Kirchenvertreter, der sich bereits auf der Kirchenkonferenz tags zuvor Luft gemacht hatte. Anlass waren zwei Artikel Brunottes, in denen dieser immer wieder die kirchliche Legitimation der Unierten in Frage gestellt hatte 177. Fu¨r den Pra¨ses der westfa¨lischen Landeskirche Wilm stellte sich daraufhin die Frage, ob die Evangelische Kirche in Deutschland u¨berhaupt noch zusammen bleiben ko¨nne. Selbst alte personalpolitische Konflikte, wie der Streit um das Amt Brunottes, der gleichzeitig Pra¨sident des lutherischen Kirchenamtes der VELKD und Pra¨sident der Kirchenkanzlei war, wurden vor diesem Hintergrund wieder zum Thema 178. Sie setzten sich auch noch in den Verhandlungen u¨ber die Nachfolge Osterlohs fort. Wegen der exponierten Position Brunottes in der VELKD sollte der theologische Referent der Kirchenkanzlei nicht auch noch einer Kirche der VELKD angeho¨ren, wohl aber Lutheraner sein 179. Zugleich galten die su¨ddeutschen Kirchen in der Kirchenkanzlei als unterrepra¨sentiert. Als sich die Kirchenkanzlei deshalb an die wu¨rttembergische Landeskirche wandte und Vorschla¨ge fu¨r die Nachfolge Osterlohs erbat, fu¨hrte dies umgehend zu Beschwerden der westfa¨lischen Landeskirche, die sich u¨bergangen fu¨hlte 180. A¨hnlich belastet waren die Diskussionen u¨ber den so genannten Oldenburger Bischofsstreit um die Nachfolge des in den Ruhestand getretenen Bischofs Wilhelm Sta¨hlin, u¨ber den der Rat zweimal verhandelte 181. Schon der Beschluss, einen Konflikt zwischen Lutheranern und Unierten auf die Tagesordnung einer Ratssitzung zu setzen, lo¨ste zuweilen heftige Reaktionen aus. Als die Eingabe eines lutherischen Gemeindepfarrers, der durch die neue Kirchenordnung der rheinischen Landeskirche seinen lutherischen Bekenntnisstand beeintra¨chtigt sah, auf die Agenda der kommenden Ratssitzung gesetzt wurde 182, wandte sich der Pra¨ses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Held, an die drei Ratsmitglieder Heinemann, Niesel und Kreyssig und riet ihnen, auf der Ratssitzung dem Leitenden Bischof der VELKD, Meiser, keine Mo¨glichkeit zu geben, sich in die „Angelegenheiten anderer uniierter Gliedkirchen“ einzumischen. Held warnte in diesem Zusammenhang vor einer „sehr ernsten Gefa¨hrdung des Friedens in der EKD“183. 176 35B2. 177 H. Brunotte, Zusammenleben, S. 163–171 und H. Brunotte, Frage, S. 33–36. 178 „Ja, ich halte auch sie fu¨r einseitige Information, und darum habe ich mit vollem Ernst gefragt, ob der Pra¨sident der Kanzlei der EKiD so schreiben kann“, schrieb Wilm am 8. April 1953 an Brunotte (35E1). Vgl. dazu K.-H. Fix, Protokolle 3, S. 15ff. 179 Schreiben Brunottes an Haug vom 7. Ma¨rz 1953 (LKA Stuttgart, 126, Nr. 376). 180 36E10. 181 34B3 und 38B2. Wilm beschwerte sich gegenu¨ber Brunotte u¨ber die Behandlung Kloppenburgs durch die VELKD (35E1). 182 34A3, 35A3, 36A1, 36A2, 36A3, 36A5, 36B2 und 37A4. 183 37E13.

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Theologische Projekte Anfang 1952 hatte der Rat eine Kommission beauftragt, auf der Grundlage des Probedruckes von 1949 die ins Stocken geratene U¨bersetzung des Neuen Testaments der Lutherbibel wieder aufzunehmen 184. Doch im Laufe des Jahres 1952 hatte sich gezeigt, dass die Arbeit dieser Kommission stark von widerstreitenden kirchlichen und theologischen Interessen (Bedeutung fu¨r den liturgischen Gebrauch oder exegetische Genauigkeit) beeintra¨chtigt wurde. Wa¨hrend die Lutheraner eine konservative, eng an der Sprache Luthers orientierte U¨bersetzung befu¨rworteten, traten ihre Gegner, vertreten durch den Kommissionsvorsitzenden Hermann Strathmann, fu¨r eine vorsichtige sprachliche Modernisierung der Lutherbibel ein 185. Maßstab der U¨bersetzung waren immer noch die Grundsa¨tze zur Bibelrevision, die 1928 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss und den Bibelgesellschaften aufgestellt worden waren 186. Den Grundsa¨tzen aber fehlte es an Eindeutigkeit, so dass der Streit innerhalb der Kommission um die Grenzen und Mo¨glichkeiten der Revision sich nicht beilegen ließ. Auch der Rat unterließ es auf seiner 35. Sitzung, die Grundsa¨tze der Bibelrevision im Sinne einer der beiden streitenden Parteien zu pra¨zisieren 187. Da sich die Gegensa¨tze nicht aus der Welt ra¨umen ließen, eskalierten die Auseinandersetzungen in der Kommission. Zwar brachte der Rat noch auf seiner 38. Sitzung seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Arbeit der Kommission bald zu Ende gefu¨hrt werden mo¨ge 188. Aber als der Kommissionsvorsitzende Strathmann sich im November 1953 mit einer Denkschrift 189 an die O¨ffentlichkeit wandte, in der er die internen Probleme der Kommission zum Thema machte, griff der Rat ein. Er setzte die alte Kommission ab und beauftragte Dibelius den Vorsitz einer neuen Kommission zu u¨bernehmen 190. Zugleich kritisierte er die von Strathmann verfolgte Linie der U¨bersetzungsarbeit. Es gehe nicht um eine neue U¨bersetzung im Anschluss an Luther, sondern um eine Revision der Lutherbibel, schrieb Di-

184 D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B12, S. 341 und D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 27B8, S. 45f. Zur Vorgeschichte der Bibelrevision vgl. C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 2, 13B4, S. 173f.; 14B16, S. 228f.; 18B6, S. 446; 21B24, S. 593 und K.-H. Fix, Protokolle 3, 5B14, S. 185. 185 D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 27B8, S. 45f.; 33B13, S. 356 und 33E2, S. 390ff. 186 EZA Berlin, 1/430. 187 35B1. 188 38B9. 189 40D10. 190 40B9. Dibelius notierte sich dazu: „Der erste Tag sehr unerfreulich. Die Kommission Strathmann zur Revision des NT wird abgesetzt, da ich zu niemandem das Vertrauen habe, daß er die Sache machen wird, u¨bernehme ich selbst d. Vorsitz in erneuerter Kommission“ G 1 zu 40B . Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B2, 41B20, 44B1, 44B6, 46B5 und 50B2.

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belius an Strathmann, der sich mehr am Urtext des Neuen Testaments orientieren wollte als an der U¨bersetzung Luthers 191. Die Arbeit der 1950 vom Rat eingesetzten Kommission 192 fu¨r das Abendmahlgespra¨ch, das die konfessionellen Trennungen innerhalb der EKD u¨berwinden und eine volle Kirchengemeinschaft innerhalb der EKD herstellen sollte, stand dagegen unter weitaus geringerem Druck. Die Kommission hatte bislang erst zwei Mal getagt und sich auf die Diskussion exegetischer Probleme beschra¨nkt. Kreyssig hielt die Ergebnisse dieser Gespra¨che dennoch fu¨r so bedeutend, dass er sich eine theologische Diskussion u¨ber das Abendmahlgespra¨ch im Rat wu¨nschte, von der weitere Vorschla¨ge fu¨r die Arbeit der Kommission ausgehen sollten 193. Damit konnte er sich jedoch nicht durchsetzen. Auf seiner 35. Sitzung beschloss der Rat lediglich, die Kommission in der „bisherigen Weise“ weiterarbeiten zu lassen 194. Der Eingriff in laufende theologische Diskussionen entsprach nicht dem Selbstversta¨ndnis des Rates. Er agierte eher als Koordinator von theologischen Gespra¨chen und Schiedsrichter in theologischen Konflikten, wie das Beispiel der Bibelrevision gezeigt hat 195. Ebenfalls um Vereinheitlichung ging es beim Thema der Trauung Geschiedener. Auch hier war das Ziel, eine mo¨glichst einheitliche Regelung in den Lebensordnungen der Gliedkirchen der EKD zu erreichen 196. Das o¨kumenische Engagement des Rates im Jahr 1953 konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Vorbereitung der zweiten Weltkirchenkonferenz des O¨RK, die in der Northwestern University von Evanston (Illinois) vom 15. bis zum 31. August 1954 unter dem Motto „Christus – Die Hoffnung fu¨r die Welt“ stattfinden sollte 197. In der 34. Ratssitzung berichtete Niemo¨ller, der kurz zuvor an der Tagung des Zentralausschusses des O¨RK im indischen Lucknow teilgenommen hatte, von den inhaltlichen Vorbereitungen auf die Weltkirchenkonferenz 198. Auf allen weiteren Ratssitzungen des Jahres 1953 ging es dann nicht mehr um Inhalte, sondern ausschließlich um Fragen der Nominierung von Delegierten, Beratern und Besuchern aus den Reihen der

191 40E3. 192 A. Silomon, Protokolle 4, 18B4, S. 371f. Zur Vorgeschichte: C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 1, 9B11, S. 727f. und Dies., Protokolle 2, 18B6, S. 456 mit Anm. 51f. 193 35A2 und das Schreiben Kreyssigs an Dibelius vom 11. Januar 1953 (EZA Berlin, 4/711). 194 35B10. 195 Vgl. dazu D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 23f. 196 Vgl. 36B17 und 37B16. 197 Die 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen fand vom 15. bis 31. September 1954 in Evanston statt. Vgl. dazu 35B21, 36B9, 37B12, 38B7, 39B3 und 40B8 sowie K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B10, 42B11, 44B8, 45B8, 46B3c. 198 D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B9, S. 88f. und 31B5, S. 296f.

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EKD sowie um die Ho¨he der vom Kirchlichen Außenamt zu tragenden Kosten. Vorgesehen waren 36 Delegierte, deren Finanzierung die EKD u¨bernahm. Hinzu kamen 36 akkreditierte Besucher und eine Reihe von Beratern, fu¨r die die Landeskirchen, die kirchlichen Werke oder die betreffenden Personen selbst aufkommen mussten. Zuna¨chst hatte das Kirchliche Außenamt versucht, die Kosten fu¨r die 36 Delegierten, die sich pro Person auf etwa 2.750,– DM beliefen, zu senken, indem es informell beim O¨RK darum bat, den Jahresbeitrag der EKD fu¨r die Mitgliedschaft im O¨RK von 60.000,– DM auf 20.000,– DM zu senken. Begru¨ndet wurde dies mit den ausbleibenden Staatszuschu¨ssen der DDR fu¨r die o¨stlichen Landeskirchen und den damit verbundenen Mehrbelastungen fu¨r die EKD 199. Dafu¨r fand man beim O¨RK jedoch kein Versta¨ndnis und empfahl deshalb, diesen Gedanken besser „nicht auszusprechen“200. Den gro¨ßten Raum nahm aber die Auswahl der Delegierten ein, mit der sich der Rat auf vier seiner Sitzungen bescha¨ftigte. Sie richtete sich zahlenma¨ßig genau nach dem Konfessionsproporz innerhalb der EKD. Danach durften die VELKD 18, die unierten Kirchen 12 und die reformierten Kirchen sechs Delegierte stellen. Daru¨ber hinaus beanspruchten weitere Gruppen, an den Nominierungen beteiligt zu werden. So wollte die Evangelische Frauenarbeit angesichts der „grossen Zahl der in der Kirche aktiv mitarbeitenden Frauen“ sechs Frauen unter den zu nominierenden Delegierten benannt sehen. Unterrepra¨sentiert fu¨hlten sich auch die Landeskirchen in der DDR, die bislang nur drei Delegierte stellten 201. In der 38. Ratssitzung beantragte Mager, die drei Konfessionen zu bitten, je einen Arbeiter zu benennen, von denen sich bislang noch niemand auf der Delegiertenliste befand 202. Dass auch vom Rat betriebene zwischenkirchliche Kontakte nicht konfliktfrei blieben, zeigt der Kongress der Altkatholiken vom 1. bis zum 5. September 1953. Der Rat hatte Meiser beauftragt, die EKD vertreten 203, was Niemo¨ller allerdings nicht akzeptieren wollte. Auf eine perso¨nliche Einladung verweisend, ku¨ndigte dieser an, ebenfalls den Altkatholikenkongress besuchen zu wollen und in seiner Funktion als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen die „offiziellen Gru¨ße“ der EKD zu u¨berbringen 204.

199 36E8. 200 36E9. 201 40E1. In der 40. Ratssitzung wurde beschlossen, die westlichen Gliedkirchen zu bitten, Geld fu¨r die Nominierung eines weiteren Besuchers aus der DDR zu erbitten (40B8). 202 38B7, 40B8. 203 36B18. 204 37C5. Zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen vgl. C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 2, 17B3, S. 399, 17C2, S. 410ff.

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Kirchliche Vergangenheitspolitik 1953 fielen die Beschlu¨sse u¨ber die Versorgung oder Wiederanstellung von ehemaligen Angeho¨rigen der DEK, die den Nationalsozialismus unterstu¨tzt hatten, kaum noch ins Gewicht. Der Rat korrigierte lediglich eine Entscheidung der berlin-brandenburgischen Landeskirche im Falle des ehemaligen Berliner Propstes Walter Hoff 205. Hoff war bereits 1949 aus dem Pfarrdienst entfernt worden, weil er wa¨hrend des Krieges als NSDAP- und SA-Mitglied seine nationalsozialistische Gesinnung aggressiv gegenu¨ber seinem Vorgesetzen vertreten und sich schriftlich damit gebru¨stet hatte, als Hauptmann der Wehrmacht bei der Liquidierung von Juden an der Ostfront geholfen zu haben 206. Nach einem von Hoff eingeleiteten Berufungsverfahren hatte die berlin-brandenburgische Landeskirche Hoff die Rechte des geistlichen Standes wieder zuru¨ckgegeben 207 – eine Entscheidung, die zu dieser Zeit allerdings nicht politisch vertretbar schien – so dass der Rat die Entscheidung der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg ru¨ckga¨ngig machte 208. Mit seinem schriftlichen Bekenntnis zum Judenmord hatte Hoff klar gegen die herrschenden Tabus im Bereich der Vergangenheitspolitik verstoßen 209. Vier Jahre spa¨ter, 1957, hatte sich dieses Tabu allerdings schon erheblich gelockert. Die EKD nahm Hoff wieder in den kirchlichen Dienst auf 210. Wie schwierig sich der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands immer noch gestaltete, zeigen die Diskussionen und Beschlu¨sse des Rates u¨ber den Oradour-Prozess 211. Am 12. Januar 1953 hatte ein Milita¨rgericht in Bordeaux die Hauptverhandlung gegen 22 elsa¨ssische und deutsche Angeho¨rige der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“ eingeleitet. Sie mussten sich fu¨r das Massaker, das von 200 Soldaten der Waffen-SS an 648 Menschen in dem su¨dfranzo¨sischen Dorf Oradour-sur-Glane am 10. Juni 1944 begangen worden war, verantworten. Ein Elsa¨sser und ein Deutscher wurden zum Tode verurteilt, fu¨nf Deutsche und 13 Elsa¨sser erhielten Haftund Freiheitsstrafen. Die rechtliche Gleichbehandlung von Elsa¨ssern und Deutschen hatte in Frankreich fu¨r große politische Unruhe gesorgt. Daher beschloss die franzo¨sische Nationalversammlung noch wa¨hrend des Prozesses, die Verfahren gegen Deutsche und Elsa¨sser voneinander zu trennen 212. Nach 35B8a. 39B13, 39D5, 39D11. 39D3. 39B8a, 39D3. N. Frei, Vergangenheitspolitik, S. 307–397. 1957 wurden nach einem weiteren Berufungsverfahren Hoff die Rechte des geistlichen Standes wieder zuerkannt. Hoff wurde daraufhin in die Ostpfarrerversorgung der EKD aufgenommen (M. Gailus, Protestantismus, S. 439, 675). 211 35B20, 36B8. 212 Vgl. C. Moisel, Kriegsverbrecher, S. 157.

205 206 207 208 209 210

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einer Streik- und Protestwelle im Elsaß, die auf die Urteilsverku¨ndung folgte, wurde zudem ein Amnestiegesetz verabschiedet, das alle franzo¨sischen Verurteilten mit der Begru¨ndung, die Elsa¨sser seien – anders als die Deutschen – zur Mitgliedschaft bei der SS gezwungen worden, auf freien Fuß setzte. Die Bundesregierung enthielt sich zwar jeder offiziellen Stellungnahme, versuchte aber, auf diplomatischem Wege eine Begnadigung fu¨r die verurteilten Deutschen zu erreichen. Die bundesdeutsche Presse reagierte dagegen empo¨rt und trat offen dafu¨r ein, die Deutschen zu begnadigen. Vor diesem Hintergrund befu¨rchtete der Rat, dass die Sicht auf das Massaker in Oradour in Deutschland von der Wut gegen das vermeintlich ungerechte Urteil u¨berlagert werden wu¨rde. Der Rat wollte dies mit einem „kla¨renden“ Wort an die Christen in Deutschland verhindern. Eigene Schuld, so ermahnte eine auf Veranlassung des Kirchlichen Außenamtes erarbeitete Vorlage, an der u. a. Ehlers und Gollwitzer mitgewirkt hatten 213, werde durch fremde Schuld nicht aufgehoben. Dieses Wort des Rates wurde mo¨glicherweise aus Gru¨nden der politischen Opportunita¨t nicht vero¨ffentlicht, denn die Hauptta¨ter von Oradour lebten in der Bundesrepublik und waren bislang nicht angeklagt worden 214. Der Hinweis auf die „eigene Schuld“, der hier formuliert worden war, lag nicht im Interesse der Bundesregierung. In diesem Zusammenhang beauftragte der Rat Dibelius, ein Dankschreiben an die „Fe´de´ration Protestante de France“ zu richten, die in Frankreich gegen eine einseitige Amnestierung der Franzosen aufgetreten war 215. Zugleich diskutierte er als Geste der Wiedergutmachung fu¨r das Massaker von Oradour, Spenden fu¨r ein franzo¨sisches Waisenhaus zu sammeln und sie der „Fe´de´ration Protestante de France“ zur freien Verfu¨gung zu stellen 216. Dabei ging es zum einen darum, ein Zeichen der Su¨hne fu¨r das von Deutschen zu verantwortende Massaker in Oradour zu setzen, gleichzeitig aber wollte man fu¨r die Begnadigung der deutschen Ta¨ter eintreten 217. Im Spendenaufruf an die Landeskirchen hieß es, sie sollten ihre „Verbundenheit mit den Ta¨tern und mit den Opfern von Oradour zeichenhaft durch eine gemeinsame Gabe sichtbar“ machen 218. A¨hnlich zwiespa¨ltig gestaltete sich auch die Reaktion des Rates auf die Heimkehr von Kriegsgefangenen aus sowjetischer Gefangenschaft 219. Einer213 35D12. 214 An der Vorlage fu¨r das Wort an die Christen in Deutschland war u. a. Heinz Tru¨tzschler von Falkenstein beteiligt, der als Rechtsabteilungsleiter im Auswa¨rtigen Amt jegliche Aufnahme des Verfahrens gegen die in Deutschland lebenden Hauptverantwortlichen ablehnte (C. Moisel, Kriegsverbrecher, S. 187). 215 35B20, 35D15. 216 35D15. 217 35D12. 218 36D8. 219 38B1.

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seits sprach sich der Rat gegen einen allzu begeisterten Empfang der Heimkehrer aus, um die Entlassung weiterer Kriegsgefangener aus der Sowjetunion nicht zu gefa¨hrden 220. Gleichzeitig verschickte die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – ein „Grußwort an die Heimkehrer“221. Dem Evangelischen Hilfswerk fu¨r Kriegsgefangene und Internierte bewilligte der Rat eine Beihilfe von 4.000,– DM, die fu¨r ankommende Heimkehrertransporte zur Verfu¨gung gestellt wurden 222. Nicht kommentiert wurde das 1952 zwischen der Bundesrepublik und dem Staat Israel abgeschlossene Abkommen zur Wiedergutmachung 223. Erst als es 1953 vor dem Hintergrund des Wiedergutmachungsabkommen mit Israel um die Verteilung der Gelder aus dem Ha¨rtefond der Bundesregierung fu¨r die so genannten Nichtglaubensjuden ging, d. h. diejenigen Opfer des Nationalsozialismus, die nicht der ju¨dischen Religion angeho¨rten, aber auf Grund der „Nu¨rnberger Gesetze“ als Juden verfolgt worden waren, beauftragte der Rat Kunst, bei den zusta¨ndigen Regierungsstellen dafu¨r einzutreten, dass die Gelder auch den evangelischen „Rasseverfolgten“ zugute kommen sollten 224.

220 Nicht entscheidend bei dieser U¨berlegung war hingegen, dass sich einzelne „wirkliche Kriegsverbrecher“ unter den heimkehrenden Kriegsgefangenen befanden (G 3 zu 38B ). 221 39A3. 222 39D9. Jeder Heimkehrer bekam ein Hemd, ein Paar Stru¨mpfe, ein paar Taschentu¨cher. Gesundheitlich Angeschlagene bekamen einen Pullover, Unterwa¨sche und eine Packung Kekse. 223 1952 stand es zwar einmal auf der Tagesordnung des Rates, wurde aber dann doch nicht zum Gegenstand einer Beschlussfassung (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 30A2, S. 252). 224 38B8, 38D6.

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II. EDITORISCHE VORBEMERKUNGEN Die Edition der Protokolle des Rates der EKD bietet in Form einer breit angelegten Dokumentation einen umfassenden U¨berblick u¨ber die Ta¨tigkeit des Rates der EKD. Der vorliegende 7. Band der Edition entha¨lt sieben Sitzungen, die der Rat 1953 abgehalten hat sowie zwei Mitschriften von Sitzungen der Kirchenkonferenz, die am 25. Ma¨rz und am 10. September in Berlin getagt hat. Im Anschluss an die Ratsprotokolle sind die Kirchenkonferenzen abgedruckt. Grundlage und Ausgangspunkt der Edition bilden die von der Kirchenkanzlei der EKD angefertigten und in hektographierter Form an die Mitglieder des Rates versandten Beschlussprotokolle. Verlaufsprotokolle aus dieser Zeit sind nicht u¨berliefert. Die am Ende des Jahres 1951 beschlossene Gescha¨ftsordnung des Rates sah nur noch die Form des Beschlussprotokolls vor 225. Wegen der geringen Aussagekraft der Beschlussprotokolle werden Antra¨ge, Anlagen, Einladungsschreiben, Tagesordnungen und Teilnehmerlisten sowie wichtiger Schriftverkehr abgedruckt, um die vielfa¨ltigen Aufgabenstellungen des Rates und die Dimensionen der auf den Sitzungen verhandelten Gegensta¨nde deutlicher werden zu lassen. Das einschla¨gige Quellenmaterial fu¨r die Ratssitzungen in den Nachkriegsjahren ist aus Gru¨nden, die in der Organisationsstruktur der EKD und ihrer Kirchenkanzlei liegen, nicht als geschlossener Archivbestand u¨berliefert; deshalb mussten zahlreiche und intensive Recherchen in verschiedenen Archiven vorgenommen werden. Der gro¨ßte Teil der abgedruckten Dokumente stammt aus dem Bestand 2 des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin und dem archivalisch bisher nicht erschlossenen Nachlass Rudolf Smend. Daneben wurden weitere Funde aus den Besta¨nden 4, 6, 7, 71, 81, 87, 99, 103, 104, den Personalakten sowie die Nachla¨sse von Lothar Kreyssig, Hermann Kunst und Oskar So¨hngen aus dem Evangelischen Zentralarchiv verwendet. Vervollsta¨ndigt wurde dies durch den Bestand Heinrich Gru¨ber im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, die Akten des Zentralbu¨ros des Hilfswerks im Archiv des Diakonischen Werkes in Berlin, den Nachlass Gustav Heinemann im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, den Bestand Handakten Ernst Schlingensiepen im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland in Du¨sseldorf, den Nachlass Hermann Ehlers im Archiv fu¨r

225 § 4 der Gescha¨ftsordnung fu¨r den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (D. Po¨pping, Protokolle 5, 24C1, S. 349ff.).

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Christlich-Demokratische Politik in St. Augustin und den Bestand „Leitender Bischof der VELKD“ im Landeskirchlichen Archiv Hannover. Nicht nur die hektographierten Beschlussprotokolle, sondern auch eine große Zahl weiterer Dokumente sind an mehreren Orten u¨berliefert. In diesen Fa¨llen folgt die Edition der U¨berlieferung im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin als dem fu¨r das Schriftgut der EKD zusta¨ndigen Archiv. Um die außerordentliche Fu¨lle des abgedruckten Quellenmaterials in mo¨glichst u¨bersichtlicher Form darzubieten, ist die Edition jeder Sitzung in fu¨nf Rubriken aufgeteilt: – Rubrik A (Vorbereitung der Sitzung): Einladungsschreiben, Tagesordnungen und sonstiger vorbereitender Schriftverkehr. – Rubrik B (Protokoll). – Rubrik C (Anlagen und Beschlusstexte): Texte, die im Protokoll ausdru¨cklich als Anlagen ausgewiesen, vom Rat beschlossen oder in Auftrag gegeben worden sind. – Rubrik D (Vorlagen und Antra¨ge): von den Ratsmitgliedern und der Kirchenkanzlei bzw. ihren Referenten vorbereitete Berichte und Antra¨ge zur Beschlussfassung, wa¨hrend der Sitzungen erarbeitete Entwu¨rfe sowie Antra¨ge und Eingaben Dritter. – Rubrik E (Dokumente): Sonstige Dokumente, die im Zusammenhang der Ratssitzungen oder einzelner wa¨hrend der Sitzungen ero¨rterter Sachthemen stehen. Die in den Rubriken C–E abgedruckten Dokumente erscheinen in der Regel in der Reihenfolge, in der sie in den Einladungsschreiben und Protokollen erstmals erwa¨hnt werden. Die Bearbeiter haben ferner jeder Sitzung Informationen zu Tagungsort und -zeit, Teilnehmern und Protokollanten vorangestellt. Eine Vielzahl der abgedruckten Quellen ist hinsichtlich Form, Rechtschreibung und Zeichensetzung uneinheitlich und fehlerhaft. Zwar blieb in der Regel der Lautstand der Vorlage beru¨cksichtigt (z. B. ss statt ß, oe statt o¨ etc.), aber um der besseren Lesbarkeit willen wurden an zahlreichen Stellen die Zeichensetzung und die offensichtlichen Schreibfehler stillschweigend korrigiert. Bei falsch geschriebenen Namen wurde die richtige Schreibweise in eckigen Klammern erga¨nzt, bei schwerwiegenden grammatikalischen und sachlichen Fehlern haben die Bearbeiter notwendige Korrekturen oder „sic!“ in eckigen Klammern eingefu¨gt. Auslassungen in der Vorlage sind durch drei Punkte gekennzeichnet. Jedem Dokument ist ein Kopfregest vorangestellt, das die Gattung des Dokuments und gegebenenfalls Aussteller und Empfa¨nger bezeichnet sowie Angaben zu Ort und Datum entha¨lt; die Briefko¨pfe der Vorlagen werden grundsa¨tzlich nicht mit abgedruckt. Ermittelte Daten stehen in eckigen Klammern; Originalu¨berschriften innerhalb der Kopfregesten sind in Anfu¨hrungszeichen gesetzt. Im diplomatischen Apparat folgen sodann Angaben zu Fundort (F) und genetischer Form (O = Original, D = Durchschrift,

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H = Hektographie, A = Abschrift). An dieser Stelle finden sich auch Hinweise auf vorherigen oder anderweitigen Abdruck. Die knappe Diktion der Beschlussprotokolle bringt es mit sich, dass sie fu¨r nicht Sachkundige kaum versta¨ndlich sind. Darum geho¨rte es zu den vordringlichsten Aufgaben der Bearbeiter, die in den Besprechungen und Beschlu¨ssen des Rates angesprochenen Probleme und Vorga¨nge zu identifizieren, in ihren sachlichen und historischen Kontext zu stellen und auf weitere einschla¨gige Quellen und Literatur hinzuweisen. Eine genaue Rekonstruktion des Sitzungsverlaufs war nicht beabsichtigt. Die umfangreiche Kommentierung der Protokolle dient in erster Linie dazu, die Texte versta¨ndlicher zu machen und einzelne Sachbetreffe zu erla¨utern. Bei den zusa¨tzlich zu den Protokollen abgedruckten Dokumenten beschra¨nkt sie sich auf die notwendigsten Hinweise. Dies gilt auch fu¨r die Protokolle der Kirchenkonferenzen, die nur mit einem Kopfregest, das Angaben u¨ber Ort, Datum und Teilnehmer entha¨lt, sowie mit einem diplomatischen Apparat, jedoch ohne die Rubriken A, C, D und E abgedruckt werden. Sie wurden indes fu¨r die Register ausgewertet. Die Bearbeiter haben es bewusst vermieden, in ihre Kommentare Urteile und Wertungen einfließen zu lassen, auch wenn manche A¨ußerungen in den Texten aus heutiger Sicht provozierend wirken. Zur Bearbeitung wurde von Fall zu Fall auch die in Form von Mitschriften und Aufzeichnungen einzelner Ratsmitglieder vorliegende Gegenu¨berlieferung (G) herangezogen. Sie wird im diplomatischen Apparat der Rubrik B in nummerierter Reihenfolge kenntlich gemacht. Die in diesen Mitschriften enthaltenen wichtigen Zusatzinformationen oder von den offiziellen Protokollen abweichende Angaben sind in den Fußnoten beru¨cksichtigt. Daru¨ber hinaus diente die Gegenu¨berlieferung zur Feststellung von Sitzungsteilnehmern sowie von Sitzungsbeginn und -ende. Insbesondere die Mitschriften Liljes, Meisers, Niesels, Smends sowie die Aufzeichnungen von Dibelius lassen mehr und bessere Ru¨ckschlu¨sse auf den Verlauf der Sitzungen und den tatsa¨chlichen Gespra¨chsgang zu als die offiziellen Beschlussprotokolle. Um die Edition nicht mit einem doppelten Fußnotenapparat zu belasten, wurden sa¨mtliche textkritische Angaben in die Fußnoten eingearbeitet und den sachlichen Kommentierungen vorangestellt. Bei der Gestaltung des Textes und der Fußnoten haben sich die Bearbeiter nach den fu¨r die „Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte“ festgelegten Standards gerichtet: Originaltexte, d. h. sa¨mtliche vollsta¨ndig abgedruckten Dokumente und Zitate aus Dokumenten erscheinen grundsa¨tzlich steil, die von den Bearbeitern formulierten Texte und Fußnoten hingegen kursiv. Die Kopfregesten und Zwischenu¨berschriften sind als Gliederungselemente fett gesetzt. Hervorhebungen in den Originaltexten werden nur dann u¨bernommen, wenn sie sachlich relevant sind; sie erscheinen unabha¨ngig von der in der Vorlage verwendeten Hervorhebungsart gesperrt. Hinweise auf Quellen und Literatur innerhalb der Fußnoten sind bei Archiv-

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und Autorennamen in Kapita¨lchen, bei Signaturen und Titeln steil gesetzt. Die Literatur wird lediglich mit Kurztiteln zitiert; die vollsta¨ndigen bibliographischen Angaben sind im Literaturverzeichnis aufgefu¨hrt. Interne Seitenangaben von abgedruckten Dokumenten wurden nicht u¨bernommen. Nur wenn die Dokumente aus Akten stammen, die eine fortlaufende Paginierung aufweisen, wurden im Text die Seitenwechsel sowie Angaben u¨ber Vorderund Ru¨ckseite durch hochgestellte Ziffern und die Anfangsbuchstaben fu¨r recto (= Vorderseite) und verso (= Ru¨ckseite) kenntlich gemacht. Die Fußnoten zu den Protokollen enthalten eine Vielzahl von Querverweisen auf die zusa¨tzlich abgedruckten Dokumente. Die Verweise sind stets nach einem einheitlichen Schema aufgebaut: Auf die Nummer der Sitzung folgen zuna¨chst die Angabe der Rubrik und dann die Nummer des jeweiligen Dokuments, zum Schluss erscheint zusa¨tzlich die Seitenangabe. Die Verweise auf Band 8 der Edition beschra¨nken sich auf die Angabe der Sitzungsnummer, der Rubrik und der Nummer des jeweiligen Dokumentes. Eine besondere Schwierigkeit fu¨r die Bearbeiter war die Identifizierung einer großen Zahl der in den Protokollen und Dokumenten erwa¨hnten Personen. Die biographischen Angaben fu¨r die auftretenden Personen wurden in der Regel ins Personenregister integriert. In einigen Fa¨llen konnte die Identifizierung aufgrund von Fehlangaben, Verwechslungen o. a¨., die z. T. auf Ho¨roder Schreibfehler der Protokollanten zuru¨ckzufu¨hren sind, jedoch nicht geleistet werden. Grundlage auch fu¨r den 7. Band dieser Edition ist die U¨berlieferung im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin. Daher ist besonders den Mitarbeitern des Zentralarchivs fu¨r die bevorzugte Betreuung bei den Archivrecherchen zu danken. Ein großer Dank gilt der Leiterin des Evangelischen Zentralarchivs Berlin, Frau Archivdirektorin Dr. Christa Stache, fu¨r ihre kompetente Unterstu¨tzung. Gleichermaßen soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der anderen Archive, die im Quellenverzeichnis aufgefu¨hrt sind, fu¨r ihre Hilfsbereitschaft und ihr Engagement gedankt werden. Hier sind besonders Herr Diplomarchivar Michael Bing vom Landeskirchlichen Archiv Stuttgart, Herr Landeskirchenarchivamtsrat Ulrich Du¨hr vom Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Herr Dr. Michael Ha¨usler, leitender Archivar des Archivs des Diakonischen Werkes der EKD, Frau Gisela Krause, HeinemannSpezialistin beim Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, Herr Dr. Hans Otte, leitender Archivdirektor des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz in Berlin zu nennen. Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. Rudolf Smend DD. in Go¨ttingen dafu¨r, dass er den Nachlass seines Vaters fu¨r die Arbeit an dieser Edition zur Verfu¨gung gestellt hat. Fu¨r Ausku¨nfte zu den Biogrammen danken wir den Herren Adalbert Immer, Reinhard Rittner und Stephan Uber.

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Einleitung

Ein herzlicher Dank gilt der Projektleiterin Frau PD Dr. Claudia Lepp. Sie half durch ihre stete Diskussionsbereitschaft und ihre Hinweise. In hektischen Phasen bewahrte sie die Ruhe und fo¨rderte die gedeihliche Zusammenarbeit der Bearbeiter. Herzlich zu danken ist auch Herrn Dr. Karl-Heinz Fix fu¨r seine stete Auskunfts- und Diskussionsbereitschaft sowie seine unersetzlichen redaktionellen Arbeiten. Herr cand. phil. Stefan Roßteuscher hat auch diesem Band durch seine Recherchearbeit fu¨r die Biogramme große Dienste erwiesen. Frau Nora Andrea Schulze ließ uns auch dieses Mal an ihren Erfahrungen und Kenntnissen der Edition der Ratsprotokolle der Jahre 1945 bis 1948 teilhaben. Nicht zuletzt danken wir Herrn Prof. Dr. Siegfried Hermle und Herrn Prof. Dr. Harry Oelke fu¨r die Aufnahme des siebten Bandes der Ratsprotokolle in die Reihe „Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte“. Berlin, den 1. Januar 2009 Dagmar Po¨pping und Peter Beier

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34 Berlin, 12. und 13. Februar 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Berlin-Charlottenburg, Dienstgeba¨ude der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, Goethestraße 87. Donnerstag, 12. Februar 1953 (9.30 Uhr). Freitag, 13. Februar 1953 (Uhrzeit unbekannt). Vom Rat: Dibelius, Hahn, Haug, Heinemann, Herntrich, Kreyssig, Mager, Meiser, Niemo¨ller, Niesel, Smend. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Karnatz, Osterloh. Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Schwarzhaupt, Stratenwerth. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland: Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR: Gru¨ber. Zu Punkt 1: Stoevesandt. Brunotte.

34A Vorbereitung der Sitzung 34A1. Schreiben Kreyssigs an den Ratsvorsitzenden. Magdeburg, 31. Dezember 1952 F: EZA Berlin, 81/1/7 (O). Hochwu¨rdigster Bischof, verehrter Bruder Dibelius, fu¨r die Tagesordnung der am 4. und 5. Februar [sic! ] anstehenden Ratssitzung habe ich folgende Anliegen und Antra¨ge: 1. Ich bitte um einen zusammenfassenden Ru¨ckblick auf die Ergebnisse der Synode von Elbingerode und Bericht u¨ber die Ausfu¨hrung ihrer Beschlu¨sse. Ich bitte, daß die Kirchenkanzlei bis zur kommenden Ratssitzung einen Bericht der Gliedkirchen u¨ber die Ausfu¨hrung der Beschlu¨sse von Elbingerode erbitte. Soweit irgend mo¨glich, sollte dieser Bericht der Gliedkirchen auch die Erfahrungen werten, welche seither mit den Ergebnissen von Elbingerode gemacht worden sind, von dorther auch Kritik und Anregungen erbringen. – U¨ber die Ausfu¨hrung der Schritte bei den

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Regierungen, insbesondere die mu¨ndlichen Vorstellungen in Berlin und Bonn hat m. W. der Rat noch keinen Bericht bekommen. Angesichts der Resignation, in der wir uns allermeist in Verwaltungsgescha¨ften zweiten und dritten Ranges bewegen, rechne ich freilich damit, daß das Interesse daran gering sein wird. In der Sitzung vom 5. Dezember hat der stellvertretende Vorsitzende meine zu Beginn der Sitzung gegebene Anregung zu einer kritischen Betrachtung der Ergebnisse von Elbingerode mit der Bemerkung aufgegriffen, daß auch er dringlich daran interessiert sei und im Laufe des Tages Raum dafu¨r schaffen werde. Selbstversta¨ndlich kam es nicht dazu, weil wir die Zeit nicht fanden. Wahrscheinlich werden wir im Februar soviel zeitlichen Abstand haben, daß das meiste gar nicht mehr unmittelbar eindru¨cklich oder durch anderes u¨berdeckt ist. 2. Vor mehr als einem Jahr hatte ich gebeten, daß der Rat sich den durch die Erfahrungen seiner Mitglieder allein nur ganz unzureichend gewa¨hrleisteten U¨berblick u¨ber die gesamtkirchlichen, politischen, kulturpolitischen, geistes- und naturwissenschaftlichen Fragen und Fakten der Zeit durch Darbietungen erster Sachkenner verschaffen solle, die am Vorabend oder zu Sitzungsbeginn vorgeschaltet werden ko¨nnten. Es ist u¨ber einen ersten Anlauf – Sta¨hlin u¨ber das interkonfessionelle Gespra¨ch – nicht hinausgekommen. Was es leisten ko¨nnte, hat m. E. die von dem Herrn Vorsitzenden vergangenes Jahr veranstaltete Darbietung von zur Nieden, Simpfendo¨rffer und Poelchau1 zur Frage Kirche und Arbeiter gezeigt. Ich hatte damals gemeint, Reichtum und Vielgestalt der Sta¨mme, Landschaften und Kirchentu¨mer ko¨nne hierbei auch dadurch entfaltet werden, daß die jeweils bei einer Sitzung besuchte Gliedkirche aus dem Besten, was sie hat, zur Freude und Belehrung etwas anbo¨te (v. Rohdens Vortrag anla¨ßlich der Ratssitzung in Halle „Ethos und Praxis bei Karl Marx“ war so gemeint)2. Aber die Entwicklung hat ja eindeutig gezeigt, daß das „Interesse des Geistes“, wo es vorhanden sein sollte, bei allen anderen Ratsmitgliedern von dem Interesse, an einem Tage fertig zu werden, restlos u¨berdeckt wird. Sonst ha¨tte ich z. B. gefragt, ob der Leiter des konfessionskundlichen Institutes, das wir bezahlen, uns nicht einmal zusammenfassend und eindringlich u¨ber die Katholica berichten sollte. – Ich bitte jedenfalls, daß die Ratsmitglieder durch die Kirchenkanzlei den Hirtenbrief der Fuldaer Bischofskonferenz erhalten, den ich im Oktober-Pressebericht der Schrifttumskammer3 auszugsweise wiedergegeben finde.

1 Name hsl. eingefu¨gt. 2 Vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 10A3, S. 34. 3 Vgl. Pressebericht 1952, S. 11.

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34A Vorbereitung der Sitzung

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Meine Ihnen vertraute U¨berzeugung, daß diese geistige Insuffizienz unseres Dienstes ihren eigentlichen Grund in der geistlichen Armut unserer Gemeinsamkeit hat, will ich nicht noch einmal darlegen. 3. Auf welchen Termin oder welche Aussicht hin ist der Antrag der Bremischen Kirche vertagt, sie in die EKiD aufzunehmen? Ich vermute, daß Mu¨nchen aus Gru¨nden optimaler Entfernung fu¨r die Fortsetzung des Verfahrens nicht ausersehen ist. Aber was ist dann geplant? 4. Der Rat wird wohl in der Februarsitzung einen Bericht seiner Mitglieder empfangen, die an der Tagung des Executiv-Commmittee in Lucknow teilgenommen haben. Ich bitte, damit einen Bericht u¨ber den Stand der thematischen und organisatorischen Vorbereitung der na¨chsten Weltkirchenkonferenz zu verbinden. Ist die EKiD dabei unbeteiligt? Mit verehrungsvollem Gruß Ihr Dr. Kreyssig [m. p. ] Pra¨ses.

34A2. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder. Berlin, 21. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Die Herren Mitglieder des Rates lade ich hiermit zur na¨chsten Ratstagung, die entsprechend der Anku¨ndigung in dem Einladungsschreiben vom 15. November 19524 – K.B. 3572/52. I. – und dem Beschluß des Rates vom 5. Dezember 1952 (Ziffer 19 der Verhandlungsniederschrift)5 auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern am Donnerstag, dem 12. und Freitag, dem 13. Februar 1953 im Dienstgeba¨ude des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenrats in Mu¨nchen 2 BS, Arcisstraße 13, stattfinden soll, ergebenst ein. Die Sitzung soll am 12. Februar um 9.30 Uhr mit der Besprechung der kirchlichen Verha¨ltnisse in Bremen und am Freitag, dem 13. Februar um 9.00 Uhr mit der Aussprache u¨ber die Bibelrevision beginnen und tunlichst am zweiten Sitzungstage um 13.00 Uhr zum Abschluß kommen. Die vorla¨ufige Tagesordnung ist in der Anlage beigefu¨gt6. Die Anmeldung von Verhandlungsgegensta¨nden seitens des Kirchlichen Außenamtes steht noch aus7. 4 5 6 7

D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33A3, S. 342f. Ebd., 33B19, S. 358. 34A3. 34A4.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Quartierwu¨nsche bitte ich an Herrn Inspektor Ko¨hler im EvangelischLutherischen Landeskirchenrat in Mu¨nchen 2 BS, Arcisstraße 13, richten zu wollen. Unter Umsta¨nden wird es sich als notwendig erweisen, die Sitzung nach Berlin zu verlegen. In diesem Falle wu¨rden die Herren Ratsmitglieder spa¨testens Anfang Februar, no¨tigenfalls telegrafisch, versta¨ndigt werden8. D. Dr. Dibelius

34A3. „Vorla¨ufige Tagesordnung“. [Berlin, 21. Januar 1953] F: EZA Berlin, 2/1756 (H; Anlage zu 34A2). 1.) Bericht u¨ber die Lage

2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.) 8.) 9.)

10.) 11.) 12.)

D. Dr. Dibelius und ein Ratsmitglied, das an der Konferenz in Lucknow teilgenommen hat. Kirchliche Verha¨ltnisse in Bremen D. Brunotte Bericht u¨ber die Ausfu¨hrung der Beschlu¨sse D. Brunotte der Synode in Elbingerode Gutachten der Kammer fu¨r Soziale OrdD. Brunotte nung u¨ber Ehe- und Familienfragen Vertretung der evangelischen Kirche geD. Dr. Karnatz genu¨ber der Wartburg-Stiftung Eingabe der Kirchengemeinde Boppard D. Brunotte betr. die Bekenntnisgrundlagen der Evangelischen Kirche im Rheinland Aussprache mit der Kommission fu¨r die Kirchenrat von Staa Bibelrevision Haushaltsplan 1953 D. Brunotte Gewa¨hrung von Beihilfen fu¨r die innerkirchliche Arbeit aus Kap. III des Westhaushaltsplans D. Brunotte Kap. III des Osthaushaltsplans D. Dr. Karnatz Antrag des Ba¨renreiter-Verlags auf Finan- D. Brunotte zierung der Werke Joh. Walters Personalfragen D. Brunotte D. Dr. Karnatz Berufung der Disziplinarkammer der D. Brunotte Evangelischen Kirche in Deutschland

8 34A5.

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34A Vorbereitung der Sitzung

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13.) Einrichtung von Schutzzonen fu¨r die Zivil- D. Dr. Karnatz bevo¨lkerung in Konfliktszeiten (Lieux de Gene`ve) 14.) Festsetzung der Termine fu¨r die kommen- D. Dr. Dibelius den Ratssitzungen und fu¨r die na¨chste Tagung der Kirchenkonferenz 15.) Verschiedenes. —

34A4. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 28. Januar 1953 F: EZA Berlin, 6/7339 (H). Betrifft: Ratstagung am 12./13. Februar 1953. Im Anschluß an das Einladungsschreiben des Herrn Ratsvorsitzenden vom 21. Januar d. Js. – KB. I 165/53.I.9 – teilen wir mit, daß das Kirchliche Außenamt inzwischen folgende Punkte zur Verhandlung angemeldet hat: zu Punkt 11 der Tagesordnung: Nachfolger fu¨r Oberkirchenrat Harms 16.) Bericht u¨ber ein neues Anschlußgesetz 17.) Aussprache u¨ber die evangelischen Gemeinden in England a) allgemeiner Bericht b) Nachfolger fu¨r Dekan Rieger 18.) Lage der evangelischen Gemeinden in Istanbul D. Dr. Karnatz

34A5. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 3. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Betr.: Ratstagung am 12./13. Februar. Trotz nachdru¨cklichster Bemu¨hungen hat die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik es abgelehnt, den in der Deutschen Demokra9 34A2.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

tischen Republik ansa¨ssigen Mitgliedern des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland die erbetenen Pa¨sse fu¨r die Reise nach Mu¨nchen zu erteilen. Wie wir bereits telegrafisch mitgeteilt haben10, muß infolgedessen die Ratstagung am 12. und 13. Februar d. Js. nach Berlin-Charlottenburg 2, Goethestraße 87, verlegt werden. Die Sitzung soll, wie fu¨r die Tagung in Mu¨nchen vorgesehen war, um 9.30 Uhr beginnen. Den Landeskirchenrat in Mu¨nchen haben wir gebeten, die fu¨r die Herren Ratsmitglieder bestellten Quartiere abzusagen. Quartierwu¨nsche fu¨r Berlin bitten wir, uns mo¨glichst bald mitteilen zu wollen. D. Dr. Karnatz

34A6. Schreiben Gru¨bers an Dibelius. Berlin, 6. Februar 1953 F: EZA Berlin, 81/1/7 (O). Sehr verehrter Herr Bischof! Ich halte es fu¨r sehr angebracht, dass die Ratsmitglieder auch einmal Kenntnis nehmen von der Flu¨chtlingssituation und wu¨rde vorschlagen, dass vielleicht am Freitag Nachmittag eine Zeit gefunden wu¨rde, wo die interessierten Herren durch einen Sachkundigen durch die Lager gefu¨hrt werden. Ich wa¨re sehr dankbar, wenn ich bald Ihre Nachricht beka¨me, da die Besichtigungen in den Lagern angemeldet werden mu¨ssen. Mit hochachtungsvoller Begru¨ssung ergebenst Gru¨ber [m. p. ]

34A7. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder und die Bevollma¨chtigten des Rates. Berlin, 6. Februar 1953 F: EZA Berlin, 6/7339 (H). Betrifft: Ratssitzung am 12. und 13. Februar d. Js. Die Herren Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bitten wir im Einvernehmen mit dem Herrn Vorsitzenden, sich mit Ru¨cksicht auf den Umfang des Beratungsstoffes und aus anderen beson10 Telegramm vom gleichen Tage, in: EZA Berlin, 2/1756.

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34B Protokoll

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deren Gru¨nden darauf einrichten zu wollen, ihren Aufenthalt in Berlin mo¨glichst bis zum Freitagabend auszudehnen. D. Dr. Karnatz

34B Protokoll F: EZA Berlin, 2/1795 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 17. Februar 1953 u¨bersandt). G: Mitschriften 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Heinemann (AdsD Bonn, NL Heinemann, 2, 0489); 3. Meiser (LKA Nu¨rnberg, Meiser, 142); 4. Niesel (AEKR Du¨sseldorf, 6HA 002/241). Niederschrift u¨ber die 34. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 12. und 13. Februar 1953 in Berlin11. Anwesend:

Alle Mitglieder des Rates der EKD ausser Landesbischof D. Dr. Lilje;

Von den Amtsstellen: Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Oberkirchenrat Osterloh, Vizepra¨sident Stratenwerth, Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt, Pra¨lat D. Kunst, Propst D. Gru¨ber. 1. Kirchliche Verha¨ltnisse in Bremen12. Der Rat besprach den Beschluss des Bremischen Kirchentages vom 25. 6. 1952 u¨ber die Ratifizierung der Grundordnung13 mit Professor Dr. med. Stoevesandt – Bremen. Professor Stoevesandt erla¨uterte, aus 11 Vgl. auch die Berichterstattung in EvW 7, 1953, S. 125; KiZ 8, 1953, S. 50f. 12 Zur Vorgeschichte des Beitritts der Bremischen Evangelischen Kirche zur Grundordnung der EKD vgl. C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 2, 21B1, S. 578f.; K.-H. Fix, Protokolle 3, 9B6, S. 397; A. Silomon, Protokolle 4, 11B7, S. 104f.; D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 27B1, S. 42; 29B19, S. 167 und 31B3, S. 295f. sowie H. Brunotte, Grundordnung, S. 81ff. Zur Situation innerhalb der Bremischen Evangelischen Kirche G. Besch, Weg und A. Ro¨pcke, Kirchengeschichte, bes. S. 288–292. 13 Abgedruckt in: ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 104; Berlin-Spandau 1954, S. 383; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 6.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

welchen Gru¨nden die Bekennende Kirche mit Ausnahme der vier Gemeinden der Bekenntnisgemeinschaft14 dem Beschluss des Kirchentages zugestimmt ha¨tte15. Nach la¨ngerer Aussprache ergab sich, dass der Rat sich nicht mehr ohne weiteres in der Lage sah, den Antrag des Bremischen Kirchenausschusses abzulehnen. Der Rat beschloss, vor einer Entscheidung nochmals die Vertreter der vier Gemeinden der Bekenntnisgemeinschaft zu ho¨ren. Die Herren Landesbischof D. Dr. Lilje, Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller und Oberkirchenrat D. Herntrich wurden gebeten, in Begleitung von Pra¨sident D. Brunotte eine Aussprache in Bremen herbeizufu¨hren. Als Termin wurde der 20. Ma¨rz in Aussicht genommen16. 2. Bericht u¨ber die Lage. a) Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller berichtete u¨ber die Katastrophe in Holland17 und die Mo¨glichkeit einer kirchlichen Hilfe18. Landes14 Die Gemeinden der Bremer Bekenntnisgemeinschaft (Immanuel, Stephani, Wilhadi und Zion) hatten bereits der Vorlage fu¨r den Beschluss des Bremischen Kirchentages am 6. Juni 1952 ein ausfu¨hrliches Memorandum entgegengestellt (EZA Berlin, 2/2116), in dem sie die Bremische Kirche lediglich als einen „Zweckverband“ ohne gemeinsame Glaubensgrundlage beschrieben hatten, der damit gar nicht die Voraussetzungen fu¨r einen EKD-Beitritt erfu¨lle. Als Beispiel war die o¨ffentlich auf dem Kirchentag von einem Pastor vertretene Meinung zitiert worden: „Die Bekenntnisse sind alte Schmo¨ker, mit denen man keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken kann“; vgl. dazu die Stellungnahme des Kirchenausschusses (35D1). 15 Nach G 3 und G 4 unterstu¨tzte Stoevesandt, der sich bereits zuvor – u. a. in seiner Antwort auf das Memorandum der Bekenntnisgemeinschaft vom 22. Juni 1952 (EZA Berlin, 2/2116) – engagiert fu¨r einen Beitritt Bremens ausgesprochen hatte , uneingeschra¨nkt die Argumentation des Bremischen Kirchenausschusses. Insbesondere machte er geltend, dass das unter besonderen Bedingungen entstandene Verfassungsrecht der Bremischen Kirche mit seiner garantierten Lehrautonomie der einzelnen Gemeinden deren tatsa¨chlicher Situation nicht (mehr) entspreche. Zum einen seien von den „alten Liberalen“ nur noch zwei (G 3) bzw. drei (G 4) Pfarrer u¨brig, zum anderen habe sich die Bremische Kirche 1946 selbst ausdru¨cklich an das Evangelium gebunden (Beschlu¨sse des Kirchentages vom 9. Oktober und 27. November 1946, in: ABlEKD [Berlin] 1948, Nr. 4 vom 25. April 1948, S. 99). 16 Vgl. 35B8 und 38A1; entsprechende Schreiben der Kirchenkanzlei gingen am 16. Februar 1953 an den Bremer Kirchenausschuss und den Vertreter der Bekenntnisgemeinschaft (EZA Berlin, 2/2116). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B8. 17 Am 1. Februar 1953 hatte die schwerste Sturmflut in der Geschichte des Landes ein Fu¨nftel des niederla¨ndischen Staatsgebietes u¨berflutet ; ca. 2.000 Menschen starben. Die Sachscha¨den bezifferte die niederla¨ndische Regierung im Mai auf insgesamt 1.160 Mill. Gulden (vgl. AdG 23, 1953, S. 4001; Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Bildbericht, S. 9–20). Im Wort der holla¨ndischen Kirchen nach der U¨berschwemmungskatastrophe hieß es: „Unser ganzes Volk ist schwer betroffen von einer U¨berschwemmung, die alles u¨bertrifft, dessen Menschen sich erinnern ko¨nnen. [.|.|.] Das Ausmaß dieses nationalen Unglu¨cks la¨ßt sich kaum abscha¨tzen“ (JK 14, 1953, S. 114). 18 Nachdem das Zentralbu¨ro des Hilfswerks der EKD in seinem Schreiben an die Hauptbu¨ros vom 11. Februar bereits feststellen konnte, dass Sachspenden (Kleider, Schuhwerk, Decken)

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34B Protokoll

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bischof D. Meiser wies auf die Not der aus der Ostzone u¨ber Berlin nach dem Westen einstro¨menden Flu¨chtlinge hin19. Angesichts der ausserordentlichen dringenden Aufgaben, die der Kirche durch die Flu¨chtlingsnot hinsichtlich der seelsorgerlichen Betreuung der Flu¨chtlingslager, vor allem in West-Berlin, zufallen, sollen die Gliedkirchen durch ein Rundschreiben des Ratsvorsitzenden zu einem besonderen Opfer aufgerufen werden20. Gleichzeitig sollen die Kirchen gebeten werden, Mittel bereitzustellen, die es der Evangelischen Kirche in Deutschland ermo¨glichen, den holla¨ndischen Schwesternkirchen zur Behebung der No¨te, die in den durch die Naturkatastrophe betroffenen Kirchengemeinden zu erwarten sind, Hilfe zu leisten. Besonders ist daran gedacht, dass die einzelnen Gemeindeglieder zu einem Opfer aufgerufen werden sollen21.

in Holland nicht mehr beno¨tigt wu¨rden (EZA Berlin, 2/5131), unterstrich Niemo¨ller vor allem die Notwendigkeit von Geldspenden, da die Kirchen in den betroffenen Gebieten mit den Ertra¨gen aus ihren La¨ndereien eine wesentliche Einnahmequelle fu¨r die Besoldung ihrer Pfarrer und kirchlichen Mitarbeiter eingebu¨ßt ha¨tten (G 4). 19 Am 26. Mai 1952 hatte der Ministerrat der DDR als Antwort auf die westliche Ablehnung der Stalinnoten und die Unterzeichnung des Deutschlandvertrages sowie des EVG-Vertrages eine „Verordnung u¨ber Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands“ (GBlDDR 1952, Nr. 65 vom 27. Mai 1952, S. 399f.) erlassen, in der das Ministerium fu¨r Staatssicherheit beauftragt worden war, zum Schutz vor westlicher Agententa¨tigkeit strenge Maßnahmen zur Bewachung der innerdeutschen Grenze (Demarkationslinie) zu treffen. In deren Umsetzung waren ein zehn Meter breiter Grenzstreifen, ein 500 Meter breiter Schutzstreifen und ein fu¨nf Kilometer tiefes Sperrgebiet angelegt worden (R. Grafe, Grenze, S. 35–59). Daraufhin nahm ein wesentlicher Teil der Flu¨chtlinge, deren Zahl infolge der forcierten Sozialisierungspolitik in der DDR sta¨ndig anwuchs, seinen Weg u¨ber Westberlin. Laut Statistischem Bundesamt wanderten von 1950 bis 1953 aus Westberlin 358.375 Personen ins Bundesgebiet, 1953 waren es mit 179.274 etwas mehr als in den Jahren 1950–1952 zusammen. Im gleichen Zeitraum kamen 754.545 Flu¨chtlinge direkt aus der DDR nach Westdeutschland, davon im Jahre 1953 196.392 (Wanderungen im Jahre 1953, S. 20; etwas niedrigere Zahlenangaben in: Deutscher Bundestag, Enquete-Kommission I, S. 573, VII, S. 22; deutlich ho¨here in: H. J. Reichardt/J. Drogmann/H. U. Treutler, Berlin, S. 791). 20 Vgl. 34E3. – Eine Zwischenbilanz Ende April ergab, dass bis zu diesem Zeitpunkt sieben westdeutsche Landeskirchen Betra¨ge von insgesamt 130.600 DM u¨berwiesen hatten (Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei Hannover vom 23. April 1953 und Schreiben des Ev.-Luth. Landeskirchenamtes Hannover an Generalsuperintendent Jacobi vom 2. Mai 1953: EZA Berlin, 2/4241). Daru¨ber hinaus entsandten im Jahre 1953 mehrere westdeutsche Landeskirchen Pfarrer fu¨r den Dienst in der evangelischen Flu¨chtlingsseelsorge nach Westberlin; vgl. das Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Leitungen der deutschen evangelischen Landeskirchen in Westdeutschland vom 10. April 1954 (EZA Berlin, 2/4260). 21 Vgl. 34E2 und 38B17.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Der Vorsitzende wurde gebeten, den evangelischen Kirchen in Holland angesichts der u¨ber das Land hereingebrochenen Not die Teilnahme des Rates zum Ausdruck zu bringen22. b) Bischof D. Dr. Dibelius berichtete u¨ber seine Amerikareise23 und u¨ber die kirchlichen Verha¨ltnisse im Gebiet der DDR24. Hierzu

22 34E1. 23 Grund fu¨r diese Reise (7.–20. Dezember 1952) war eine Einladung zur Vollversammlung des Nationalrates der Kirchen Christi in den USA in Denver sowie die Verleihung der geisteswissenschaftlichen Ehrendoktorwu¨rde durch das Gettysburg-College. Kritische Stellungnahmen zur Situation in der DDR, die Dibelius nach Presseberichten vor allem in Denver abgegeben hatte, hatten zu einer Kampagne der DDR-Presse gegen Dibelius „von ungewo¨hnlicher Scha¨rfe“ gefu¨hrt (Nicht Politiker, sondern Bischof, S. 5; Beispiele in: JK 14, 1953, S. 32–37; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1952, S. 92). Allerdings stammten die dafu¨r herangezogenen Aussagen – wie Dibelius nach seiner Ru¨ckkehr in einer Pressemitteilung erkla¨rte – im Wesentlichen aus einer nicht von ihm selbst erarbeiteten englischen Vorlage fu¨r seine in Denver vorgesehene Rede, die ohne sein Wissen an die Presse gelangt sei. Daru¨ber hinaus versicherte Dibelius, dass er diese Rede aus Zeitgru¨nden dort gar nicht gehalten hatte. Zudem ha¨tte er das Manuskript auch „nicht ohne erhebliche A¨nderungen“ verlesen. Dibelius betonte, dass er in keiner Weise u¨ber seine bekannte und auch sonst vertretene Position zur Lage in Ostdeutschland hinausgegangen sei, sondern sich in Amerika gerade „gro¨ßter Objektivita¨t nach allen Seiten hin“ befleißigt habe (abgedruckt, in : Nicht Politiker, sondern Bischof, S. 5f.; JK 14, 1953, S. 36; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1952, S. 92f.). In seinem Bericht vor dem Rat bezeichnete Dibelius die ostdeutsche Presseberichterstattung als Teil der von ihm skizzierten systematischen Kampagne gegen die Kirche; vgl. G 3 und unten Anm. 24. 24 Im Zusammenhang mit dem auf der 2. Parteikonferenz der SED (9.–12. Juli 1952 in Ostberlin) proklamierten „Aufbau des Sozialismus“ und der damit verbundenen „Verscha¨rfung des Klassenkampfes“ (vgl. Punkt II.6 und II.7 des Konferenzbeschlusses, in: DokSED IV, S. 70–78) hatte die SED-Fu¨hrung in der zweiten Jahresha¨lfte einschneidende Maßnahmen zur weiteren Zentralisierung der staatlichen Verwaltung, der Wirtschaft und des o¨ffentlichen Lebens ergriffen. Dazu geho¨rte auch eine versta¨rkte Konfrontation mit der Kirche als der letzten unabha¨ngigen und eigenen Maßsta¨ben folgenden Institution. Hauptangriffspunkt war – erst punktuell und zum Teil unkoordiniert, spa¨ter republikweit und zentral gelenkt – die kirchliche Jugendarbeit, die als Sto¨rfaktor bei der ideologischen (v. a. remilitarisierenden) Indoktrination der nachwachsenden Generation bewertet wurde (vgl. dazu u. a. M. G. Goerner, Kirche, S. 83–105 und E. Ueberscha¨r, Junge Gemeinde, S. 176–206). Nach G 3 hob Dibelius in seinem Bericht hervor, dass die DDR gegen privatwirtschaftliche Betriebe vorgehe und aggressiv fu¨r die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften werbe (Punkt II.8 d des Beschlusses, in: DokSED IV, S. 70–78). Er kritisierte, dass gezielt zwischen Ost und West differenziert werde. O¨stlichen Rats- und Kammermitgliedern wu¨rden die Pa¨sse verweigert und kirchliche Veranstaltungen mit gesamtdeutscher Beteiligung verboten. (Verbot der 70. Jahrestagung der kirchlichen Missionskonferenz in der Kirchenprovinz Sachsen-Anhalt, 8.–11. Februar 1953 in Halle; vgl. u. a. EvW 7, 1953, S. 124). Daru¨ber hinaus verwies Dibelius auf den im Dezember 1952 verhafteten Prediger der Bru¨der-Unita¨t Erich Schumann, der in einem Schauprozess vor dem Bezirksgericht Chemnitz am 23. Januar 1953 wegen Boykotthetze zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden war (vgl. dazu u. a. J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 149–154). Weitere Schwierigkeiten

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34B Protokoll

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wurden von den u¨brigen Ratsmitgliedern aus den o¨stlichen Gliedkirchen weitere Ausfu¨hrungen gemacht25. Der Rat beschloss, beim Ministerpra¨sidenten Grotewohl perso¨nliche Vorstellungen zu erheben. Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller wurde gebeten, durch Vermittlung und in Begleitung von Propst D. Gru¨ber den Rat bei dem Ministerpra¨sidenten zu vertreten. (Der Empfang fand am 13. Februar um 11 Uhr statt. D. Niemo¨ller berichtete hieru¨ber am Nachmittag in geschlossener Sitzung.)26

bereite auch die neue „Verordnung u¨ber den Verkehr mit ausla¨ndischen Dienststellen“ vom 22. Januar (GBlDDR 1953, Nr. 12 vom 31. Januar 1953, S. 165f.), die jeglichen Kontakt mit ausla¨ndischen Einrichtungen dem Ministerium fu¨r Auswa¨rtige Angelegenheiten der DDR vorbehielt und damit auch die o¨kumenischen Kontakte der ostdeutschen Landeskirchen behinderte (vgl. unten Anm. 26). Schließlich betonte Dibelius, dass der Kampf gegen die „Junge Gemeinde“, die Kirche „vor schwerste Fragen“ stelle. Zuletzt sprach er das Flu¨chtlingsproblem an, wobei er die Herausforderungen an die organisatorischen und seelsorgerlichen Potenziale der Kirche durch die in Westberlin verbleibenden ca. 30.000 Flu¨chtlinge skizzierte. 25 Dabei kamen weitere Pfarrerprozesse, v. a. in Frankfurt/O., zur Sprache, die Unterbindung der Arbeit der Evangelischen Akademien sowie die restriktive Handhabung der „Verordnung u¨ber die Anmeldepflicht von Veranstaltungen“ vom 29. Ma¨rz 1951 (GBlDDR 1951, Nr. 40 vom 7. April 1951, S. 231), nach der „alle Veranstaltungen, die nicht rein gottesdienstlich“ seien, „mit der Begru¨ndung verboten“ wu¨rden, „die Versammlungen seien nicht angemeldet worden“. Hinsichtlich der Jungen Gemeinde wurde mit einem „Generalangriff“ gerechnet (G 3). 26 Nach G 3 und G 4 ging es in diesem Gespra¨ch, das eineinviertel Stunden unter sechs Augen gefu¨hrt wurde, aufseiten Niemo¨llers vor allem um die Verweigerung der Interzonenpa¨sse fu¨r die ostdeutschen Ratsmitglieder und eine mo¨glicherweise darin zum Ausdruck kommende grundsa¨tzliche A¨nderung der Haltung der DDR-Regierung zur EKD, wohingegen Grotewohl die vermeintlichen A¨ußerungen des Ratsvorsitzenden auf dessen Amerikareise (vgl. oben Anm. 23) mit Nachdruck zur Sprache brachte. Hinsichtlich der Interzonenpa¨sse konnte Niemo¨ller von Grotewohl die Zusage erreichen, dass deren Versagung nicht bedeute, „daß die Regierung der DDR die EKD in ihrer u¨ber ganz Deutschland sich erstreckenden Ta¨tigkeit nicht mehr anerkenne“ (G 4). Niemo¨llers Frage, ob dann fu¨r eine Ratstagung am 26. Ma¨rz in Hannover Pa¨sse ausgestellt wu¨rden, wurde jedoch verneint. Vor dem Hintergrund der Angriffe auf Dibelius machte Niemo¨ller geltend, dass zwischen der perso¨nlichen Meinung einzelner Personen und den Gremien, denen sie angeho¨ren, unterschieden werden mu¨sse. Die Meinungsvielfalt im Rat resultiere aus dem gesamtdeutschen Charakter der EKD und mu¨sse akzeptiert werden. Grotewohl versicherte, dass „er keinen Angriff auf Dibelius“ vorhabe (G 3), lehnte es jedoch ab, Dibelius zu empfangen. Weitere von Niemo¨ller angesprochene Vorga¨nge erwiesen sich als Missversta¨ndnis (etwa die Verordnung u¨ber den Verkehr mit ausla¨ndischen Dienststellen, die die Kirchen gar nicht betreffe, vgl. oben Anm. 24) oder waren Grotewohl (angeblich) nicht bekannt (etwa die Verhaftung Schumanns oder das Verbot von kirchlichen Veranstaltungen). – In der Ratsaussprache u¨ber Niemo¨llers Bericht erkla¨rte Dibelius, er wu¨rde sofort sein Amt niederlegen, wenn er den Eindruck habe, sein Ausscheiden wu¨rde dem Rat einen Vorteil bringen. Dem widersprach Niemo¨ller, weil er befu¨rchtete, dass damit weitere Ru¨cktritte politisch ungenehmer Ratsmitglieder pra¨judiziert wu¨rden. Dabei verwies er auf sich selbst, Mager und Heinemann (G 3).

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c) Bischof D. Dr. Dibelius hat eine Einladung zur Konferenz u¨ber die europa¨ische Zusammenarbeit der Kirchen in Paris abgelehnt27. Der Rat stellte fest, dass Pra¨ses Dr. Dr. Heinemann an der Tagung teilnimmt28. d) Pra¨lat D. Kunst berichtete u¨ber die allgemeine Lage in Westdeutschland29. Der Rat beschloss, dass vor den Wahlen Gespra¨che mit politischen Parteien grundsa¨tzlich mit allen in Betracht kommenden Parteien gefu¨hrt werden sollen, nicht mit einer Partei allein30. 27 Die O¨kumenische Kommission fu¨r Europa¨ische Zusammenarbeit war eine inoffizielle Gruppe o¨kumenisch gesinnter Laien aus verschiedenen europa¨ischen La¨ndern, die sich mit dem Problem der christlichen Verantwortung fu¨r die Bewegung fu¨r Europa¨ische Zusammenarbeit bescha¨ftigte. Die Tagung der O¨kumenischen Kommission fu¨r Europa¨ische Zusammenarbeit fand vom 28. Februar bis 2. Ma¨rz 1953 in Paris statt. Dort benannte sich die Kommission in „Arbeitsgemeinschaft: Christliche Verantwortung fu¨r Europa¨ische Zusammenarbeit“ um. Themen der Kommissionssitzung waren die Montanunion und die EVG; vgl. den Bericht Heinemanns an das Kirchliche Außenamt vom 2. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin 2/5660). Zur Ablehnung dieses Gremiums durch Dibelius vgl. O. Dibelius, Christ, S. 323ff. 28 In einem Schreiben vom 29. Januar 1953 hatte Heinemann das Kirchliche Außenamt u¨ber die Kommissionssitzung informiert und mitgeteilt, dass er als Mitglied der Kommission an der Tagung teilnehmen wolle. Im selben Schreiben hatte er angefragt, ob das Kirchliche Außenamt seine damit verbundenen Auslagen u¨bernehmen wolle, was ihm bereits mit Schreiben des Kirchlichen Außenamtes vom 2. Februar 1953 zugesichert worden war (Alle Schreiben in: EZA Berlin 2/5660). 29 Kunst berichtete von einem Besuch des amerikanischen Außenministers Dulles in Bonn, die Flu¨chtlingswelle aus der DDR, u¨ber Fragen des konfessionellen Proporz’ im Bundestag, den Ministerien, hohen diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik und die Familienrechtsreform (G 3). 30 Bereits in den Jahren zuvor hatte es so ausgesehen, als wu¨rde die EKD eher mit Vertretern der Regierungspartei CDU sprechen als mit der SPD-gefu¨hrten Opposition (D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 10 und 26B1, S. 436f.). Nun sollte eine vom Leiterkreis der Evangelischen Akademien einberufene Tagung in Ko¨nigswinter am 13. und 14. Februar 1953 stattfinden, an der neben kirchlichen Vertretern, abermals nur Vertreter der Regierungskoalition teilnahmen. Zudem waren die exponiertesten kirchlichen Gegner der Politik Adenauers, Niemo¨ller und Heinemann, nicht eingeladen worden. Vgl. dazu das Schreiben Gollwitzers an Mu¨ller vom 19. Januar 1953 (ACDP St. Augustin, I 369–09/2). Kunst brachte das hier formulierte Anliegen des Rates auf dieser Tagung gegenu¨ber den Akademieleitern zur Sprache, vgl. das Schreiben Kunsts an Dibelius vom 20. Februar 1953 (34E4). Im Anschluss an die Tagung verfasste Eberhard Mu¨ller ein Schreiben an Ollenhauer, in dem er der SPD ein „a¨hnliches“ Gespra¨ch mit „fu¨hrenden Ma¨nnern der Kirche“ anbot (34E5). Dieses Schreiben schickte er zuna¨chst an Kunst, dem er die Entscheidung u¨berlassen wollte, ob das Schreiben an Ollenhauer abgesandt werden solle. Kunst aber hielt es fu¨r falsch, dass der Leiterkeis der Akademien in „dieser so differenzierten Angelegenheit die Verantwortung des Rates“ wahrnehmen wolle und leitete das Schreiben Mu¨llers nicht an Ollenhauer weiter (vgl. das Schreiben Brunottes an Niesel vom 24. Februar 1953, EZA Berlin, 2/2629). Dennoch kam auf die erneute Inititative des Leiterkreises der evangelischen Akademien ein Gespra¨ch zwischen fu¨hrenden Perso¨nlichkeiten der SPD und der Kirche zustande. Das Treffen am 27.

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Die Frage der Besetzung des Botschafterpostens beim Vatikan31 wu¨nschte der Rat vor den Wahlen nicht erledigt zu sehen32. Pra¨lat D. Kunst wurde beauftragt, nach Mo¨glichkeit dafu¨r einzutreten, dass auf keinen Fall beim Vatikan und beim Quirinal gleichzeitig katholische Botschafter amtieren33. Das soll nicht bedeuten, dass der Vatikan immer mit einem Katholiken besetzt werden ko¨nnte. e) Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller berichtete u¨ber die Tagung des Zentralkomitees des Weltrats der Kirchen in Lucknow in Indien34,

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und 28. Mai 1953 in Ko¨nigswinter wurde mit Reden von Ollenhauer und Mu¨ller ero¨ffnet (Parlamentarisch-Politischer Pressedienst, 22. Mai 1953). Zum Fortgang vgl. 39B13 und 40B11. Die diplomatische Vertretung der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl wurde nach langwierigen Verhandlungen zum 1. Juni 1954 ero¨ffnet. Hinsichtlich der Besetzung hatte der Ratsvorsitzende bereits 1951 vor der Synode in Hamburg in seinem Bericht vermerkt, dass „der evangelische Volksteil den gro¨ßten Wert darauf“ lege, „daß dafu¨r ein Evangelischer ausgewa¨hlt wu¨rde, weil das fru¨her aus naheliegenden und, wie ich denke, durchschlagenden Gru¨nden auch so gehalten worden ist“ (Hamburg 1951, S. 38). Dagegen hatte die katholische Seite sich nachdru¨cklich fu¨r die Berufung eines Katholiken engagiert (vgl. dazu: KiZ 8, 1953, S. 84f.). Diese Position entsprach der Haltung Adenauers angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen. Eine evangelische Besetzung des Postens ließ ihn um die Stimmen der Katholiken, eine katholische Besetzung um die der Evangelischen fu¨rchten. Vgl. dazu das Schreiben Ehlers an Niedermeier vom 16. Januar 1953 (ACDP St. Augustin, I 369–11/1). Vgl. auch das Schreiben Meisers an Heuß vom 30. Januar 1953 und das Antwortschreiben von Heuß an Meiser vom 4. Februar 1953 (34E6 und 34E7). Der Rat reagierte damit auf eine Initiative des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Frings, der „durch Mittelsleute an den Ratsvorsitzenden wegen der Besetzung der Botschaft beim Vatikan herangetreten“ war; vgl. G 4. Tatsa¨chlich wurde 1954 mit Ru¨cksicht darauf, dass der deutsche Botschafter in Italien katholisch war, der evangelische Jurist Wolfgang Jaenicke berufen, was nach Aussage des Politischen Arbeitskreises der Katholischen Verba¨nde Deutschlands „lebhafte Beunruhigung und schmerzliche Entta¨uschung in weitesten katholischen Kreisen hervorgerufen“ habe (DtPfrBl 54, 1954, S. 165). Angesichts dessen war in der Sitzung des Bundeskabinetts am 8. Ma¨rz 1954 festgehalten worden: „Die Besetzung der Botschaft mit einem evangelischen Diplomaten bedeute nicht, daß auch in Zukunft immer ein evangelischer Botschafter ernannt werde“ (Kabinettsprotokolle 1954, S. 95f.). Als Jaenicke im Mai 1957 in den Ruhestand trat, folgte ihm ein katholischer Berufsdiplomat (Ebd.). Vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B9, S. 88f. und 31B5, S. 296f. Der Zentralausschuss hatte vom 31. Dezember 1952 bis 8. Januar 1953 getagt (vgl. dazu World Council of Churches, Fifth Meeting; H. Lilje, Ru¨ckblick; R. von Thadden, Indien; KiZ 8, 1953, S. 11; ELKZ 7, 1953, S. 42f.; Lutherische Generalsynode 1953, S. 332f.; Aus der Perspektive Asiens sowie den das Ergebnis der Tagung zusammenfassenden Brief des Zentralausschusses an die O¨RK-Mitgliedskirchen, in: EvW 7, 1953, S. 54ff.). Vom Rat hatten neben Niemo¨ller auch Lilje und Niesel an der Ausschusstagung teilgenommen (World Council of Churches, Fifth Meeting, S. 61). Nach G 3 ging Niemo¨ller in seinem Bericht sowohl auf die Vorbereitung der Vollversammlung in Evanston ein (Thema, Umstrukturierung des O¨RK) als auch auf die in Lucknow ebenfalls ausfu¨hrlich angesprochene Situation in Asien (Indien) und der Dritten Welt (soziale Neuordnung zwischen west-

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die der Vorbereitung fu¨r die Weltkirchenkonferenz in Evanston 195435 diente. 3. Kirchliche Verha¨ltnisse in Oldenburg36. Auf die Bitte der Oldenburgischen Landessynode37 beschloss der Rat, Landesbischof D. Dr. Haug38 zu bitten, den Vorsitz in einem Ausschuss zu u¨bernehmen, der die mit der Wahl des Bischofs zusammenha¨ngenden Vorga¨nge kla¨ren soll. Landesbischof D. Dr. Haug nahm den Auftrag an, wu¨nschte aber zu seiner Unterstu¨tzung einen unabha¨ngigen Protokollfu¨hrer bestellen zu ko¨nnen39.

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lichem Kapitalismus und o¨stlichem Kommunismus, Bevo¨lkerungswachstum, Priorita¨t der Rassen- und Kolonialfrage). 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen, 15.–31. September 1954 in Evanston; vgl. dazu 35B21, 36B9, 37B12, 38B7, 38C1, 39B3 und 40B8 und K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B10, 41D1, 42B11, 44B8, 45B8, 46B3c. Am 4. Dezember 1952 war der zum Nachfolger des vorzeitig in den Ruhestand getretenen Oldenburger Bischofs Wilhelm Sta¨hlin gewa¨hlte Heidelberger Theologieprofessor Wilhelm Hahn angesichts der anhaltenden Diskussionen u¨ber die Rechtma¨ßigkeit seiner Wahl sowie vermuteter Illoyalita¨ten innerhalb des Oberkirchenrates – insbesondere seines einstigen Mitbewerbers um das Bischofsamt, Heinz Kloppenburg, zuru¨ckgetreten; vgl. dazu das Schreiben Hahns an die Synodalen, Pfarrer und Hilfsprediger der Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg vom 4. Dezember 1952 (EZA Berlin, 2/2110) sowie D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 31B12, S. 300f.; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1952, S. 174–182. Dies hatte bundesweit zu negativen Schlagzeilen gefu¨hrt (R. Rittner, Oldenburg, S. 776). Daraufhin hatte die oldenburgische Synode in ihrer Sitzung am 20. Januar 1953 Kloppenburg mehrheitlich das Misstrauen ausgesprochen sowie einen Ausschuss zur Vorbereitung einer neuen Bischofswahl und einen weiteren Ausschuss zur Kla¨rung der mit der letzten Bischofswahl zusammenha¨ngenden Vorga¨nge berufen; vgl. den Aktenvermerk von Harlings u¨ber die Synodaltagung vom 23. Januar 1953 (EZA Berlin, 2/2109) sowie EvW 7, 1953, S. 59f.; A. Gramsch, Oldenburg; E. Osterloh, Krise; R. Weeber, Bischof. Der Untersuchungsausschuss legte seinen Bericht auf der Synodaltagung der oldenburgischen Landessynode am 25. Juni 1953 vor (vgl. 38B2 sowie J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 247–255); der Bischofswahlausschuss blieb mit seiner Suche nach einem neuen Kandidaten fu¨r das Bischofsamt dagegen vorerst erfolglos. Erst am 3. Ma¨rz 1954 konnte die oldenburgische Landessynode den Berliner Generalsuperintendenten Jacobi zum neuen Bischof wa¨hlen. Zu den Vorga¨ngen in Oldenburg vgl. auch A. Meier, Ehlers, S. 384–394; W. Sta¨hlin, Via, S. 592–604, 684–690. 34D1. Der Oldenburger Oberkirchenrat wollte eine Perso¨nlichkeit benennen, die nicht in die bisherigen Vorga¨nge um die Bischofswahl verwickelt war, und hatte in diesem Zusammenhang den wu¨rttembergischen Landesbischof Haug vorgeschlagen (Schreiben des Evangelisch-Lutherischen Oberkirchenrats in Oldenburg an Brunotte vom 3. Februar 1953; EZA Berlin, 2/2109). Der Oldenburger Oberkirchenrat wurde von der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 16. Februar 1953 entsprechend unterrichtet (Ebd.). Haug wa¨hlte den Direktor im Stuttgarter Evangelischen Oberkirchenrat Rudolf Weeber zum Protokollfu¨hrer. Zum Fortgang vgl. 38B2 und K.-H. Fix, Protokolle 8, 41D1.

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4. Ausfu¨hrung der Beschlu¨sse der Synode in Elbingerode. Geheimrat D. Dr. Karnatz berichtete u¨ber die Ausfu¨hrung der einzelnen Beschlu¨sse40. Das Protokoll der Synode ist anna¨hernd fertig und kann dann gedruckt werden41. Nachdem die Kundgebung der Synode im Amtsblatt der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei nicht erschienen ist42, sah der Rat davon ab, die Kundgebung noch jetzt [sic! ] im Amtsblatt abzudrucken43. Der Rat beschloss jedoch, dass offizielle Verlautbarungen der kirchlichen Organe ku¨nftig regelma¨ssig im 40 Nach G 3 hob Karnatz vor allem die Probleme bei der Vero¨ffentlichung der von der Synode beschlossenen Kundgebung im Bereich der DDR (vgl. unten Anm. 42) sowie die Kritik an dem Begleitmaterial zum Wort der Synode an die Gemeinden hervor (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 230; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1952, S. 85f.; G. Heidtmann, Kirche, S. 120f.; F. Merzyn, Kundgebungen, S. 142f.). Die in dem Begleitmaterial gebotene Handreichung fu¨r die liturgische Ordnung des Bußtagsgottesdienstes war von verschiedenen Landeskirchen nicht benutzt worden, weil sie weitgehend von der geltenden Agendenordnung abgewichen war. Die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen hatte daraufhin angeregt, „sich ku¨nftig bei a¨hnlichen Anla¨ssen auf formulierte Gebete und Vorschla¨ge fu¨r Lesungen und Lieder zu beschra¨nken“ (vgl. die undatierte „Zusammenstellung u¨ber das bisher auf die Beschlu¨sse der Synode in Elbingerode Veranlaßte“ von Grauheding, EZA Berlin, 4/79). 41 Die Drucklegung hatte sich etwas verzo¨gert, weil nicht alle Redner, denen das Manuskript zuvor zur Korrektur zugesandt worden war, in der erwarteten Frist reagiert hatten, woraufhin der Abgabetermin auf den 15. Februar 1953 verschoben werden musste; vgl. den schriftlichen Bericht Grauhedings u¨ber die Nacharbeit zur Synode in Elbingerode (Ebd.). Nachdem die Endfassung am 9. September 1953 an die Druckerei gegangen war (Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei in Hannover vom 31. Ma¨rz 1953, EZA Berlin, 2/1046), konnte der Band 1954 ausgeliefert werden (Elbingerode 1952). 42 Die Synode, die sich mit der o¨ffentlichen Verantwortung der Kirche befasst hatte, hatte in ihrer Kundgebung Christen und Politiker dazu aufgerufen, sich angesichts der Gefahr einer milita¨rischen Ost-West-Konfrontation fu¨r Versta¨ndigung, Frieden und Einheit Deutschlands einzusetzen. Daru¨ber hinaus hatte sie kritische Worte u¨ber die „Lage der Bru¨der im Osten“ gefunden (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 230f.; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1952, S. 83ff.; G. Heidtmann, Kirche, S. 117ff.; F. Merzyn, Kundgebungen, S. 144ff.) Nachdem eine Ausgabe des Evangelischen Nachrichtendienstes Ost wegen der darin enthaltenen DDR-kritischen Kundgebung von den ostdeutschen Beho¨rden beschlagnahmt worden war, hatte die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – nach Ru¨cksprache mit dem Ratsvorsitzenden auf eine Vero¨ffentlichung der Kundgebung in der (Ost-)Berliner Ausgabe der Amtsblattes der EKD verzichtet, um nicht „den Fortbestand unseres Amtsblattes zu gefa¨hrden“. Stattdessen hatte sie die o¨stlichen Gliedkirchen mit Schreiben vom 25. Oktober 1952 gebeten, „von dort aus in geeignet erscheinender Weise fu¨r die Weitergabe der ,Kundgebung‘ an die kirchlichen Amtstra¨ger und Gemeindekreise Sorge tragen zu wollen“ (EZA Berlin, 2/1046). In der in Hannover erscheinenden Ausgabe des Amtsblattes war die Kundgebung dagegen in vollem Wortlaut erschienen. Vgl. auch G 4. 43 Als Reaktion auf das o. g. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 25. Oktober 1952 hatte die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen beschlossen, „an die Kirchenkanzlei die Bitte zu richten, auch die Kundgebung der Synode im Amtsblatt zu vero¨ffentlichen“, und diese Bitte dem Rat vorzulegen (34D2). Der abschla¨gige Ratsbeschluss wurde der provinzialsa¨chsischen Kirchenleitung mit Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 5. Ma¨rz 1953 mitgeteilt (EZA Berlin, 2/1018).

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Amtsblatt abgedruckt werden sollen44. Die Ratsmitglieder sollen eine Abschrift des Memorandums erhalten, das zur Vorbereitung der Vorstellungen im Westen und im Osten aufgestellt war45. 5. Gutachten der Kammer fu¨r soziale Ordnung46. Der Rat nahm die 3 Gutachten der Kammer u¨ber Kinderbeihilfen47,

44 Bis dahin waren – abgesehen von den Beschlu¨ssen der Synode in Elbingerode (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 230–238) – lediglich die Beschlu¨sse der Synode 1951 in Hamburg vollsta¨ndig im Amtsblatt vero¨ffentlicht worden (ABlEKD 1951, Nr. 4 vom 15. April 1951, S. 87–96). 45 Gemeint sind die Vorarbeiten fu¨r die von der Synode in Elbingerode beschlossenen Gespra¨che von Vertretern der Synode (Dibelius, Held, Noth und Scharf) mit Bundeskanzler Adenauer (30. Oktober 1952 in Bonn) sowie mit Ministerpra¨sident Grotewohl (12. November 1952 in Berlin), „um die bei den Beratungen der Synode aufgetretene schwere Sorge um die politische, wirtschaftliche und seelische Situation der deutschen Menschen in den gegenwa¨rtigen Spannungen zwischen Ost und West vorzutragen“; vgl. den „Beschluß der Synode betreffend Vorstellungen bei Bundeskanzler Dr. Adenauer und Ministerpra¨sident Grotewohl“ (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 232). Diese Vorarbeiten und das im Anschluss an das Gespra¨ch mit Grotewohl verfasste Schreiben von Dibelius an Grotewohl (34E12), die Denkschrift zu den Angriffen auf die Junge Gemeinde (34E13) sowie die beiden Beschlu¨sse der Ostkirchenkonferenz (34E14, 34E15) wurden den Ratsmitgliedern zusammen mit einem erla¨uternden Begleitschreiben von der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – am 20. Ma¨rz 1953 u¨bermittelt (34E4). 46 Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B17, S. 115f. Die Synode hatte auf ihrer Tagung in Elbingerode 1952 die Kammer fu¨r Soziale Ordnung beauftragt, sich mit dem Schutz von Ehe und Familie, der Fo¨rderung von kinderreichen Familien und der Problematik der „wilden Ehen“ zu befassen, und den Rat gebeten, aufgrund des Gutachtens der Kammer in Verhandlungen mit den zusta¨ndigen staatlichen Stellen einzutreten („Beschluß der Synode betreffend Auftrag an die Kammer fu¨r soziale Ordnung“, ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 232). Nach vorbereitenden Besprechungen – u. a. mit den zusta¨ndigen Referenten im Finanz- und im Bundesarbeitsministerium, vor allem aber im Bundesministerium des Innern – hatte die Kammer die ihr u¨bertragenen Themen auf ihrer Sitzung am 15./16. Dezember 1952 in Mu¨lheim abschließend behandelt. Dabei war es vor allem um die Gestaltung eines Familienlastenausgleichs gegangen, insbesondere um das vom Gastreferenten, Oeter, favorisierte Modell einer Familienausgleichsabgabe fu¨r alle Steuerpflichtigen mit weniger als zwei Kindern sowie um die Frage, ab dem wievielten Kind das von der Regierung geplante Kindergeld zu bewilligen sei. Eine kontroverse Diskussion zur an sich strittigen Kinderausgleichsabgabe hatte es nicht gegeben, weil den ostdeutschen Kammermitgliedern – und damit den Kritikern dieses Vorschlags – von den DDR-Beho¨rden die Interzonenpa¨sse verweigert worden waren (u. a. Mager als dem Vorsitzenden der Kammer). Dementsprechend konnten die vorgeschlagenen Schreiben problemlos und ohne Gegenstimmen verabschiedet werden (vgl. dazu die Niederschrift der Sitzung, in: EZA Berlin, 99/170). Urspru¨nglich war vorgesehen, diese noch vor der Ratssitzung auszufertigen und die Zustimmung der Ratsmitglieder mittels eines kurzen Antwortformulars einzuholen (vgl. 34D3). Da jedoch nicht alle Ratsmitglieder erreichbar waren und trotz Zustimmung Vorbehalte erkennbar wurden (Schriftwechsel in: EZA Berlin, 99/169), wurde dieser Plan fallengelassen. Vgl. auch K.-H. Fix, Protokolle 8, 41D1. 47 34D4.

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wilde Ehen48 und Hilfe fu¨r kinderreiche Familien49 an und beschloss, sie an die zusta¨ndigen Stellen in Bonn weiterzuleiten50. In dem ersten Gutachten u¨ber die Kinderbeihilfen soll der Satz (Abs. 3) „Zu diesem Zweck ist eine Familienausgleichsabgabe unerla¨sslich“ gemildert werden, da auch andere Formen einer wirksamen Kinderbeihilfe denkbar sind51. Auf Wunsch der Kammer52 berief der Rat die bisherigen stellvertretenden Mitglieder Professor D. Gollwitzer, Dr. Heilfurth, Pro-

48 34D5. 49 34D6. 50 Sa¨mtliche Schreiben wurden am 20. Februar 1953 abgesandt (Durchschriften der Originale in: EZA Berlin, 99/170; abgedruckt in: INLL 2, 1953, S. 78f.; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 9–12; teilweise: KiZ 8, 1953, S. 72). Am 24. Februar 1953 informierte die Kirchenkanzlei die Leitungen der Gliedkirchen u¨ber den Ratsbeschluss, zwei Tage spa¨ter das Bonner Referat IV der Kirchenkanzlei die Mitglieder der Kammer fu¨r Soziale Ordnung (Schriftwechsel in: EZA Berlin, 99/170). Von dem vorgeschlagenen Brief an die Landeskirchenleitungen (34D7), der von der Kammer nicht mit gleicher Dringlichkeit nahegelegt und im Ratsbeschluss u¨bergangen worden war, blieb im Begleitschreiben der Kirchenkanzlei vom 24. Februar lediglich die Bitte erhalten „das Anliegen dieser Schreiben im dortigen staatlichen Bereich kra¨ftig zu unterstu¨tzen und in Pfarrkonventen oder auf Tagungen der kirchlichen Werke darauf hinzuweisen“ (Ebd.). Bundestagspra¨sident Ehlers leitete das Schreiben an den Bundestagsausschuss fu¨r Sozialpolitik weiter (Schreiben Ehlers’ an Dibelius vom 27. Februar 1953, EZA Berlin, 81/1/2); das Bundesinnenministerium signalisierte in seinem Antwortschreiben vom 8. Mai 1953 hinsichtlich der Beurteilung der „wilden Ehen“ grundsa¨tzliche U¨bereinstimmung, wies jedoch auf die laufende Diskussion und die Komplexita¨t der Materie hin (EZA Berlin, 2/1503). Die Gesetzgebung zum Familienlastenausgleich zog sich aufgrund der gegensa¨tzlichen Positionen – arbeitgeberfinanzierte Beihilfe ab dem dritten Kind auf der einen (CDU/CSU), staatlich finanziertes Kindergeld ab dem ersten Kind auf der anderen Seite (SPD) – la¨ngere Zeit hin und wurde erst nach der Bundestagswahl vom September 1953 im Sinne der CDU/CSU umgesetzt („Gesetz u¨ber die Gewa¨hrung von Kindergeld und die Errichtung von Familienausgleichskassen vom 13. November 1954“, BGBl I 1954, Nr. 37 vom 15. November 1954, S. 333–340). Vgl. dazu C. Kuller, Familienpolitik, S. 155–176; U. Mu¨nch, Familienpolitik, S. 75f. 51 In der Endfassung wurde im dritten Absatz die Aussage gestrichen, dass Familien die mit Kindern verbundenen Kosten „im Interesse aller“ auf sich nehmen. Der nachfolgende Satz: „Zu diesem Zweck ist eine Familien-Ausgleichsabgabe unerla¨sslich“ entfiel; dafu¨r wurde am Ende des Absatzes 3 der Satz angefu¨gt: „Es wa¨re auch zu u¨berlegen, ob eine FamilienAusgleichsabgabe vorzuziehen wa¨re“; vgl. die Schreiben an den Bundeskanzler sowie die Pra¨sidenten des Bundestages und des Bundesrates vom 20. Februar 1953 (EZA Berlin, 99/170). Damit waren Bedenken von Smend und Karnatz aufgegriffen worden. Smend hatte gegenu¨ber Brunotte eingewandt, dass es „weder vom weltlichen noch vollends vom kirchlichen Standpunkt mo¨glich“ sei , „von der Erzeugung und Erziehung von Kindern zu sagen, sie finde ,im Interesse aller‘ statt“ (Schreiben vom 3. Januar 1953 ). Karnatz hatte u. a. die Frage aufgeworfen, „ob es wirklich Aufgabe der Kirche und Sache des Rates ist, den konkreten Vorschlag der Einfu¨hrung einer Familien-Ausgleichsabgabe zu machen und sie als unerla¨ßlich zu bezeichnen“ (Schreiben Karnatz’ an das Referat VI der Kirchenkanzlei vom 12. Januar 1953; beide Schreiben in: EZA Berlin, 99/169). 52 Vgl. die Niederschrift u¨ber die Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung am 15./16. Dezember 1952 in Mu¨lheim (EZA Berlin, 99/170).

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fessor Dr. Mu¨ller-Armack, Pfarrer Dr. Eberhard Mu¨ller und Diplomkaufmann Suckert [richtig: Suppert] zu ordentlichen Mitgliedern der Kammer53. Die Kammer soll gebeten werden, als weiteres Mitglied noch eine Frau vorzuschlagen54. 6. Neufassung des Anschlussgesetzes55. Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt berichtete u¨ber den Stand der Ausschussarbeit56. Der Rat beschloss, dass der Ausschussentwurf nach seiner Fertigstellung zuna¨chst den Gliedkirchen mit der Bitte um referatsma¨ssige A¨usserung zugehen soll57, also noch nicht zum Zweck der Anho¨rung nach Artikel 10 b der Grundordnung58. Danach soll der

53 Vgl. dazu D. Po¨pping, Protokolle 5, 21B2, S. 175f. 54 Die Ratsbeschlu¨sse wurden den Mitgliedern der Kammer fu¨r Soziale Ordnung mit Schreiben Rankes vom 26. Februar 1953 mitgeteilt. (EZA Berlin, 99/170). Die Kammer kam der Bitte des Rates, eine Frau zum Kammermitglied vorzuschlagen, weder in unmittelbarem Anschluss an die Ratssitzung noch auf ihrer folgenden Sitzung am 9. und 10. Oktober 1953 in Bad Boll nach (vgl. das Protokoll der Sitzung, EZA Berlin, 2/1503). 55 Zu den Vorarbeiten des geplanten Gesetzes vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 11B16, S. 110f.; 13B2, S. 191; 15B8, S. 215 und D. Po¨pping, Protokolle 5, 19B21, S. 46. Am 6. Ma¨rz 1951 hatte der Rat einen Sonderausschuss zur Neuformulierung eines Gesetzes berufen, welches das Verha¨ltnis der EKD zu den deutschen Gemeinden im Ausland regeln und damit das „Kirchenbundesgesetz betr. den Anschluß deutscher evangelischer Kirchengemeinschaften, Gemeinden und Geistlichen außerhalb Deutschlands an den Kirchenbund“ vom 17. Juni 1924 (AKED 1924, Nr. 7 vom 21. Juli 1924, S. 97–105), das durch seine Handhabung in der Zeit des Nationalsozialismus diskreditiert war, ersetzen sollte (vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B10, S. 112f.; D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 30B9, S. 258; B. Wellnitz, Gemeinden, S. 204f., 210ff.). 56 Laut G 3 und G 4 wurde nur knapp – G 4 erwa¨hnt lediglich Niemo¨ller – u¨ber den bevorstehenden Abschluss der Arbeiten berichtet. Der neueste Entwurf des Kirchlichen Außenamtes fu¨r ein Anschlussgesetz war das Ergebnis der Sitzung des Ausschusses zur Neufassung des Anschlussgesetzes vom 19. Dezember 1952. Vgl. das Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Ausschuss zur Neufassung des Anschlussgesetzes vom 9. Januar 1953 (EZA Berlin, 6/18). 57 Nach einer weiteren Ausschusssitzung am 5. Ma¨rz 1953 in Frankfurt/M., auf der der Gesetzentwurf neben letzten sachlichen Korrekturen noch einmal stilistisch u¨berarbeitet worden war, leitete das Kirchliche Außenamt den Entwurf mit Schreiben vom 16. Ma¨rz 1953 den Gliedkirchen zu und bat um Stellungnahme bis zum 15. Juni 1953 (Ebd.). Die Stellungnahmen der nicht zur APU geho¨renden Gliedkirchen sowie einiger Auslandsgemeinden lagen im Juli vor und wurden den Ratsmitgliedern am 19. August 1953 durch die Kirchenkanzlei in einer U¨bersicht zur Kenntnis gegeben. Die Evangelische Kirche der altpreußischen Union u¨bersandte der Kirchenkanzlei am 20. November 1953 ihre endgu¨ltige Stellungnahme (alle Schreiben in: EZA Berlin, 6/19). 58 In der Frage, ob das neue Auslandsgesetz aufgrund von Art. 10 a oder 10 b der Grundordnung der EKD, also ohne oder mit fo¨rmlicher Zustimmung der Gliedkirchen, zu erlassen sei, kam der Ausschuss mehrheitlich zu dem Ergebnis, „daß das Gesetz zwar nicht ohne eingehende Fu¨hlungnahme mit den Gliedkirchen erlassen werden sollte, daß aber eine Zustimmung nach Artikel 10 b kein verfassungsrechtliches Erfordernis sei“; vgl. die Syno-

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Ausschuss die Stellungnahme der Gliedkirchen verarbeiten und dem Rat eine Vorlage fu¨r die Synode machen59. 7. Kirchliche Verha¨ltnisse in England. a) Nachfolger fu¨r Dekan Rieger. Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete, dass Dekan Rieger voraussichtlich demna¨chst als Superintendent nach Berlin-Scho¨neberg gehen wird. Als Nachfolger in seinem Pfarramt St. Georgen in London kommt Studentenpfarrer Bethge – Berlin in Betracht. Da die Gemeinde das Wahlrecht hat, beschloss der Rat, der Gemeinde St. Georgen bei der Auswahl ihres Pfarrers in vorsichtiger Weise behilflich zu sein und Studentenpfarrer Bethge zu empfehlen60. b) Verha¨ltnisse in Bradford. Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete u¨ber die Schwierigkeiten, die durch die Spaltung in der Gemeinde Bradford entstanden sind61. Pastor Hansen ist ausgeschieden, bleibt aber Pfarrer in

dalvorlage „Begru¨ndung zum Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber das Verha¨ltnis der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Gliedkirchen zu evangelischen Kirchengemeinschaften und Gemeinden usw. außerhalb Deutschlands“ (Berlin-Spandau 1954, S. 651–654, S. 654). Die Synodalvorlage ließ diese Frage offen; die Synode entschied sich fu¨r eine Verabschiedung auf der Grundlage von Art. 10 a (Berlin-Spandau 1954, S. 269f., 280, 654; B. Wellnitz, Gemeinden, S. 213–217). 59 Zur Weiterarbeit vgl. 38B10. 60 Bethge war vom Berliner Konsistorium Ende 1952 als Nachfolger fu¨r Rieger ins Gespra¨ch gebracht worden. Nachdem auf der Referentenbesprechung des Kirchlichen Außenamtes diese Nachfolgeregelung befu¨rwortet worden war, hatte Schwarzhaupt bereits im Januar Rieger nahegelegt, die Kirchenvorsta¨nde mo¨chten Bethge im Februar/Ma¨rz zu einer Predigt nach London einladen. Nach der Ratssitzung brachte das Kirchliche Außenamt seine Anregung bei Rieger in Erinnerung, der sich allerdings mit Bethge bereits in Verbindung gesetzt hatte. Bethge hielt sich daraufhin vom 21. bis 27. Ma¨rz in London auf, wurde im Juni (St. Paul und Sydenham) bzw. im Oktober (St. Georg) gewa¨hlt und am 25. Oktober von Rieger in sein Amt als Pfarrer der drei Londoner Gemeinden eingefu¨hrt (vgl. den Schriftwechsel in: EZA Berlin, 6/429). Zum Fortgang vgl. 40B15 und 40D11. 61 In der deutschen Gemeinde in Bradford war es 1951 zum Zerwu¨rfnis zwischen dem dortigen Pfarrer Hansen und dem Gemeindevorstand gekommen, das in der Folgezeit zu einer Spaltung der Gemeinde mit zwei konkurrierenden Kirchenvorsta¨nden eskaliert war. Zum Teil durch perso¨nliche Differenzen und Schwierigkeiten ausgelo¨st, spiegelte sich in dieser Auseinandersetzung vor allem der Gegensatz zwischen alteingesessenen, meist a¨lteren Gemeindegliedern und den nach Kriegsende aus Deutschland neu hinzugezogenen, meist ju¨ngeren Mitgliedern wider. Befriedungsversuche des deutschen Dekans in London Rieger und des Kirchlichen Außenamtes waren an der mangelnden Kompromissbereitschaft der Beteiligten gescheitert. Angesichts der immer haltloser werdenden Situation in Bradford und seiner eigenen schwierigen wirtschaftlichen Lage hatte sich Hansen schließlich Ende 1952 offiziell zum Ru¨cktritt verpflichtet, wofu¨r ihm vom alten Kirchenvorstand die wa¨hrend des Gemeindeschismas einbehaltenen Gehaltszuschu¨sse ausgezahlt worden waren. Vgl. dazu die beiden vom Geistlichen Rat dem Kirchlichen Außenamt am 16. April 1952 u¨bersandten Denk-

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Liverpool und Manchester. Das Kirchliche Aussenamt beabsichtigt, vorla¨ufig den Vikar Mo¨ckel aus Westfalen zur Versehung der Stelle in Bradford zu entsenden62. Der Rat stimmte diesem Vorschlag zu. 8. Sonstige Auslandsgemeinden. a) Istanbul. Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete u¨ber die Entwicklung der Gemeinde in Istanbul unter Pfarrer Haeberle63. b) Paris. Nachdem zuna¨chst deutsche katholische Geistliche zugelassen worden waren64, wird in Ku¨rze voraussichtlich die Entsendung eines deutschen evangelischen Pfarrers mo¨glich werden65. Das Kirchliche Aussenamt verhandelt zur Zeit mit dem Landeskirchen-

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schriften vom 21. Februar 1952 („Memorandum u¨ber die Vorga¨nge in der Gemeinde Bradford“) und 27. Ma¨rz 1952 („Weiterer Verlauf der Angelegenheit Bradford“) sowie die Schreiben Dekan Riegers an das Kirchliche Außenamt vom 23. Dezember 1952 und Stratenwerths an Dibelius vom 24. Dezember 1952 (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 6/477, Bl. 48–51) Hansen blieb in England und bemu¨hte sich – nach einem gescheiterten Versuch, in Bradford eine zweite, betont lutherisch gepra¨gte deutschsprachige Gemeinde ins Leben zu rufen – um die Fo¨rderung einer lutherischen Predigtstelle in Sheffield durch das Lutheran Council of Great Britain (Schreiben Riegers an Stratenwerth vom 26. Mai 1953, EZA Berlin, 6/429). Vgl. aber 38B11a. Nachdem das Kirchliche Außenamt vom Rat auf seiner Sitzung am 6./7. September 1951 in Tutzing (D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B34, S. 348f.) beauftragt worden war, die Wiederbesetzung der vakanten Pfarrstelle der deutschsprachigen Gemeinde in Istanbul in die Wege zu leiten, hatte Pfarrer Haeberle im August 1952 seinen dortigen Dienst angetreten. Bereits nach einem halben Jahr konnte er einen ausfu¨hrlichen und aus der Sicht des Kirchlichen Außenamtes erfreulich positiven Bericht u¨ber die Situation der Istanbuler Gemeinde und die bis dahin geleistete Arbeit an das Kirchliche Außenamt senden, der durch ein Dankschreiben des Instanbuler Gemeindekirchenrates noch erga¨nzt und hinsichtlich des positiven Gesamteindrucks mehr als besta¨tigt wurde; vgl. den Ta¨tigkeitsbericht Haeberles u¨ber die Zeit von August bis Dezember 1952 vom 12. Januar 1953; das Schreiben des ehemaligen Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates, Gleissberg, an Stratenwerth vom 12. Januar 1953 sowie das Schreiben Stratenwerths an Haeberle vom 19. Januar 1953 (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 6/1457). Daru¨ber hinaus berichtete Stratenwerth, dass die deutsche Gemeinde nach tu¨rkischem Recht zwar noch immer keinerlei Rechtsstatus besitze. D. h. ihr war es verboten, Eigentum zu erwerben, Einnahmen zu haben und Bu¨cher zu fu¨hren. Doch angesichts der Unterstu¨tzung des deutschen Botschafters, der zur Bekennenden Kirche geho¨rt habe, hoffe man auf eine akzeptable Regelung (G 4 und G 3). Vgl. den Bericht des Kirchlichen Außenamtes auf der Synode in Elbingerode (Elbingerode 1952, S. 355) sowie das Schreiben der Katholischen Deutschen Auslandsseelsorge in Westeuropa an Stratenwerth vom 26. November 1952 (EZA Berlin, 6/731). Die deutsche Gemeinde in Paris war nach dem Krieg von dem Comite´ Luthe´rien d’Aide aux Immigrants & aux Re´fugie´s (C.L.A.I.R.) betreut worden.

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amt Hannover wegen der Stellung eines Pfarrers66. Die Christuskirche wird vermutlich wenigstens zur Benutzung freigegeben werden67. c) Italien. Auf Antrag der Pfarrer Dahlgru¨n, Wabnitz, Naumann und Giese68 beschloss der Rat, obwohl andere Auslandspfarrer keine perso¨nlichen Zuwendungen erhalten haben, diesen 4 Pfarrern69 aus Bundesmitteln je einen Betrag von 1.000,– DM zu zahlen, da die Bundesmittel auch in Anerkennung der konsularischen Vertretungsarbeit der Auslandspfarrer gegeben worden sind70. 66 Die Besetzung verzo¨gerte sich sowohl wegen der parallel laufenden schwierigen Verhandlungen um die Freigabe der Christuskirche als auch aufgrund dienstlicher und privater Umsta¨nde des in Aussicht genommenen Pfarrers, der schließlich aus Gesundheitsgru¨nden ganz absagen musste; vgl. das Schreiben des Stephanusstiftes Hannover an das Kirchliche Außenamt vom 2. Dezember 1953. Daraufhin wurde, da die schwierige Lage in Paris eine Umsetzung der mehrfach angeku¨ndigten Entsendung erforderte, zumindest u¨ber die Weihnachtsfeiertage ein Pfarrer nach Paris entsandt; vgl. das Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Landeskirchenamt Hessen und Nassau von 8. Dezember 1953 (Ebd.) sowie die Berichterstattung in: EZA Berlin, 6/732. 67 Die Christuskirche in der rue Blanche 25, deren Eigentumsverha¨ltnisse bereits vor dem Krieg unklar gewesen waren, war 1944 als deutsches Eigentum beschlagnahmt und 1950 per Gesetz der lutherischen Kirche in Elsaß-Lothringen u¨bereignet worden, die diese jedoch an den franzo¨sischen Staat zuru¨ckgab. Genutzt wurde die Kirche vor allem vom Comite´ InterMouvements Aupre`s Des Evacue´s (vgl. die Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an Landesjugendpfarrer Peters vom 23. April 1949 und an das Landeskirchenamt Hannover vom 30. Dezember 1950, EZA Berlin, 6/730) sowie den umfassenden Aktenvermerk Stratenwerths „Die Lage in Paris und die Aufgaben der ku¨nftigen deutschen Gemeinde in Paris“ vom 10. Januar 1953. Die Verhandlungen um Freigabe, die vor allem mit Hilfe der Fe´de´ration Protestante de France und der deutschen diplomatischen Vertretung in Paris gefu¨hrt wurden, blieben jedoch aufgrund innenpolitischer Ru¨cksichten der franzo¨sischen Regierung vorerst ergebnislos und liefen auf eine widerrufliche Nutzungsgenehmigung hinaus; vgl. den Aktenvermerk Stratenwerths vom 25. November 1953 (alle Dokumente in: EZA Berlin, 6/731) und das Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt vom 21. Januar 1954 (EZA Berlin, 6/732). Zum Fortgang: K.-H. Fix, Protokolle 8, 42B12, 44B8e, 45B8f und 46B11a. 68 Vgl. 34D8 und 34D9. 69 Die genannten Pfarrer wurden mit Schreiben des Kirchlichen Außenamtes vom 9. Ma¨rz 1953 u¨ber den Ratsbeschluss informiert. Pfarrer Giese (vgl. 38B11c) war nachtra¨glich erga¨nzt, dafu¨r allerdings Pfarrer Matthis (Genua) u¨bersehen worden, worauf dieser mit Schreiben an das Kirchliche Außenamt vom 16. Ma¨rz 1953 ausdru¨cklich hinwies. Er erhielt daraufhin ebenfalls 1.000 DM (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 6/10345). Zum weiterhin schlechten Verha¨ltnis der Vertreter der ELKI zum Kirchlichen Außenamt, dem sie vorwarfen, dass es ihnen die Geldzuteilungen aus Bonn voerenthielt, vgl. 34E16. 70 Zu diesen von der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes bereitgestellten Mitteln vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 19B12, S. 43 und 39B10. – Trotz umfangreichen Schriftwechsels und mehrerer Gespra¨che (am 4. April und 19. Juli 1952) konnte zwischen Kulturabteilung und Kirchlichem Außenamt nicht zweifelsfrei gekla¨rt werden, ob diese Gelder – wie vom Kirchlichen Außenamt vorausgesetzt – vor allem als Zuschuss fu¨r die evangelische Auslands-

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9. Haushaltsplan 1953. Da der Finanzausschuss seine Vorarbeiten noch nicht abgeschlossen hat, konnte ein Haushaltsplan noch nicht beschlossen werden. Der Rat war geneigt, den neuen Haushalt in Form eines Nachtragsetats zu verabschieden71. Geheimrat D. Dr. Karnatz berichtete u¨ber den Haushaltsplan des Hilfswerks72. Der Rat beschloss, dass der Haushaltsplan den Ratsmitgliedern vor der na¨chsten Sitzung mitgeteilt werden soll73; dabei soll ersichtlich gemacht werden, welche Ku¨rzungen der Finanzausschuss gegenu¨ber dem Entwurf des Zentralbu¨ros vorgenommen hat. Der Rat nahm an, dass der Haushaltsplan des Hilfswerks vorher mit den Finanzreferenten der Gliedkirchen besprochen wird74.

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seelsorge und damit fu¨r die Gemeinden oder – wie von der ELKI eingefordert – in erster Linie als perso¨nliche Anerkennung fu¨r die von den Auslandsseelsorgern geleistete Arbeit gedacht war; vgl. die Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt vom 29. Januar 1951, 1. August 1951 und 27. Februar 1952; das Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Auswa¨rtige Amt vom 5. Ma¨rz 1952 sowie die Aktennotizen Stratenwerths u¨ber die Besprechung am 4. April 1952 und Johannessons u¨ber die Versta¨ndigung am 29. Juli 1952. Angesichts dieser Unklarheit hatte sich Dibelius am 3. Januar 1953 gegenu¨ber Stratenwerth dafu¨r ausgesprochen, dem Antrag der ELKI ohne viel Aufsehen zu erledigen: „Wenn ich die Sache in einer Ratssitzung zur Sprache bringe, kommt sicher der Entschluß heraus, jemanden mit vertraulichen Ru¨ckfragen in Bonn zu beauftragen – was mir wenig angenehm wa¨re“ (alle Schreiben in: EZA Berlin, 6/10345). Allerdings bestand das Kirchliche Außenamt auf einem fo¨rmlichen Ratsbeschluss (Schreiben Stratenwerths an Dibelius vom 15. Januar 1953 (EZA Berlin, 81/1/2). Herntrich, der im Auftrag der EKD vom 15. bis zum 25. Mai nach Italien reiste, setzte sich im Anschluss an seine Reise fu¨r die Fortzahlung von Geldern fu¨r die konsularische Arbeit von Pfarrern italienischer Gemeinden ein. Vgl. dazu das Schreiben Herntrichs an Kunst vom 3. Juni 1953, in dem er sich u¨ber die Entscheidung des Kirchlichen Außenamtes, die Zahlung fu¨r konsularische Dienste von Pfarrern italienischer Gemeinden einzustellen, beklagte. Die Pfarra¨mter von Bozen und Triest seien durch das Ausbleiben dieser Mittel auf die Unterstu¨tzung der VELKD angewiesen. Doch gehe es auf Dauer u¨ber die Friedensbereitschaft der VELKD hinaus, Beitra¨ge fu¨r die Auslandsarbeit des Kirchlichen Außenamtes und daru¨ber hinaus noch direkt an die Gemeinden zu zahlen (NEK Kiel, 98.07, 81). Zum Fortgang: K.-H. Fix, Protokolle 8, 42B10, 50B10. Vgl. 35B3. Der Haushaltsvoranschlag des Zentralbu¨ros (EZA Berlin, 2/5142) war am 22. Januar 1953 in einer gemeinsamen Sitzung des Hilfswerksausschusses und des Finanzausschusses der Synode beraten und die sich daraus ergebende Erho¨hung der Umlage vom Finanzausschuss „gerade noch als tragbar“ bezeichnet worden; vgl. den Bericht Merzyns im Schreiben an die Leitungen der Landeskirchen vom 13. Februar 1953 (EZA Berlin, 2/5143). Der Beschluss wurde dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks von der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 25. Februar 1953 mitgeteilt , das den Haushaltsplan am 27. Februar 1953 den Finanzreferenten der Gliedkirchen sowie der Kirchenkanzlei u¨bermittelte (EZA Berlin, 2/5143). Der Haushaltsplan wurde von den Finanzreferenten auf ihrer Sitzung am 5./6. Ma¨rz 1953 in Hannover zur Kenntnis genommen; vgl. Punkt III der Sitzungsniederschrift (EZA Berlin, 2/5967).

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Die im Juni 1948 zu wenig abgefu¨hrten Lohnsteuern75 sollen nachtra¨glich an das Finanzamt gezahlt werden. Die Betra¨ge sollen von den Beteiligten in kleinen Raten zuru¨ckgefordert werden76. 10. Beihilfen. Gema¨ss dem Vorschlag der Kirchenkanzlei in Hannover beschloss der Rat, an die Zentrale der Evangelischen Frauenhilfe in Potsdam eine Beihilfe von 1.500,– DM zu zahlen77. Die Bewilligung von 2.000,– DM fu¨r 5 Jahre auf Antrag des Ba¨renreiter-Verlages fu¨r die Herausgabe der Werke von Johann Walter78 wird mit Ru¨cksicht auf die No¨te der Flu¨chtlinge noch zuru¨ckgestellt79. 75 Im Zusammenhang mit der Wa¨hrungsumstellung am 20. Juni 1948 war die Lohnsteuer fu¨r die Gehaltszahlungen der Beamten und Angestellten der Kirchenkanzlei fu¨r den Monat Juni nicht in Deutscher Mark, sondern noch in Reichsmark berechnet und damit nur in Ho¨he eines Zehntels des korrekten Betrages an das Finanzamt abgefu¨hrt worden. Bei der Vorbereitung des Schlussberichts fu¨r die Rechnungslegung des Jahres 1948 hatte das Oberrechnungsamt dieses Versehen entdeckt und den Pra¨sidenten der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 19. Januar 1953 davon in Kenntnis gesetzt (EZA Berlin, 2/6024). Vgl. auch D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28E6, S. 136–139. 76 Am 9. Ma¨rz informierte die Kirchenkanzlei das Finanzamt Hannover u¨ber den Sachverhalt, wies die Kasse der EKD an, den Betrag von 2.586,06 DM an das Finanzamt zu u¨berweisen, und forderte die Betra¨ge von den Betroffenen zuru¨ck. Letzteres konnte erst Ende 1954 abgeschlossen werden (Schriftwechsel in: EZA Berlin, 2/6024). 77 Bei dieser Summe handelte es sich um einen Restbetrag der fu¨r 1952 beantragten Mittel, deren Zahlung an den Eingang entsprechender Kollektenmittel gebunden worden war; vgl. die Schreiben der Kirchenkanzlei an die Evangelische Frauenarbeit vom 15. Dezember 1952 und 21. Februar 1953 (beide in: EZA Berlin, 2/5382) sowie D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B2, S. 344ff. mit 33D3–4, S. 361–370. 78 Bereits 1950 hatte es in dieser Angelegenheit einen Schriftwechsel zwischen dem Ba¨renreiter-Verlag und der Kirchenkanzlei in Hannover gegeben. Seinerzeit war vom Ba¨renreiterVerlag die Erfu¨llung der von der DEK 1941 gegebenen vertraglichen Zusagen durch die EKD angemahnt, von der Kirchenkanzlei jedoch lediglich eine „bescheidene Beihilfe“ nach erneutem Antrag in Aussicht gestellt worden. Diese hatte die Kirchenkanzlei daru¨ber hinaus an die Voraussetzung gebunden, dass der Ba¨renreiter-Verlag anerkennt, dass aus der fru¨heren Fo¨rderung der Edition durch die DEK kein Rechtsanspruch gegenu¨ber der EKD erwachse; vgl. das Schreiben des Ba¨renreiter-Verlages an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 1. November 1950 und die Antwort der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 8. Dezember 1950 (beide in: EZA Berlin, 2/4538). Der von der Kirchenkanzlei erwartete neuerliche Antrag war vom Ba¨renreiter-Verlag erst am 7. Januar 1953 – nach Abschluss der Verhandlungen mit einem weiteren Geldgeber (Missouri-Synode) – gestellt worden (34D10). 79 Der Ba¨renreiter-Verlag erhielt von der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – unter dem Datum des 25. Februar einen entsprechenden Zwischenbescheid (EZA Berlin, 2/4539), in dem auch mitgeteilt wurde, dass die ebenfalls beantragte Beihilfe fu¨r die Herausgabe der Werke Georg Rhaus (34D10; vgl. auch A. Silomon, Protokolle 4, 18D1, S. 383f.; D. Po¨pping, Protokolle 5, 19B24, S. 47) generell abgelehnt sei. Obwohl Brunotte nach der Ratssitzung in einer handschriftlichen Notiz fu¨r von Harling vom 17. Februar 1953 (EZA Berlin, 2/4539) die Aussichten als „schwach“ bezeichnete, wurde im Beihilfeplan 1953/54 der Ba¨-

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Auf Vorschlag der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei beschloss der Rat, folgende Beihilfen in Ostmark zu zahlen: Evang. Akademie Berlin80 3.000,– DM 3.000,– „ Hainstein-Werk81 8.000,– „ Kammer fu¨r evang. Schrifttum82 83 2.000,– „ Sendschriften-Hilfswerk des Martin-Luther-Bundes 84 10.000,– „ Burckhardthaus Summe 26.000,– „ 11. Personalien. a) Oberkirchenrat Osterloh85. Der Rat nahm zur Kenntnis, dass das Bundesinnenministerium in Bonn den Oberkirchenrat Osterloh als Ministerialrat berufen hat. Auf Antrag von Oberkirchenrat Osterloh86 ist der Rat mit seiner Entlassung aus dem Dienst der EKD zum 31. Ma¨rz 1953 einverstanden87. Der Rat stellte fest, dass Oberkirchenrat Osterloh die Rechte des geistlichen Standes nach §§ 2 und 3 der Verordnung vom 14. 4. 194488 in der Fassung der Verordnung des Rates vom

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renreiter-Verlag unter B 9 mit einer Beihilfe von 2.000 DM fu¨r die Johann-Walter-Gesamtausgabe beru¨cksichtigt (vgl. 37C6). Vgl. die Aufstellung u¨ber die Verteilung der Mittel des Osthaushalts der Evangelischen Kirche in Deutschland Kapitel III fu¨r innerkirchliche Arbeit nach dem Stand vom 31. Januar 1953 (EZA Berlin, 4/255). Vgl. 34D11. Zur Geschichte des Hainstein-Werkes vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B26, S. 345f. Die Gescha¨ftsfu¨hrung des Hauses Hainstein hatte am 31. Dezember 1952 einen Antrag beim Lutherischen Kirchenamt der VELKD gestellt und um eine Unterstu¨tzung von 24.800,– DM (Ost) gebeten. Das Kirchenamt der VELKD hatte diesen Antrag mit Schreiben vom 23. Januar 1953 an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – weitergeleitet und darum gebeten, den Antrag zu beru¨cksichtigen (EZA Berlin, 4/946). Vgl. 34D12. Ebd. Das Burckhardthaus in Berlin-Dahlem hatte urspru¨nglich beim Berliner Stadtsynodalverband einen Antrag auf Beihilfe gestellt. Der abschla¨gige Bescheid des Stadtsynodalverbandes war der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – zugeleitet worden. Vgl. das Schreiben des Berliner Stadtsynodalverbandes an das Burckhardthaus in Berlin-Dahlem vom 3. Dezember 1952 (EZA Berlin, 4/375). Vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 31B15, S. 301f. und 33B10, S. 351ff. 34D14. Osterloh trat seine Stelle als Ministerialrat im Bundesministerium des Innern am 1. April 1953 an. Er leitete das Referat 2 („Unterrichtung u¨ber Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesen; Archivwesen“), das der Abteilung III (Kulturelle Angelegenheiten des Bundes) zugeordnet war (P. Zocher, Osterloh, S. 349f.). „Verordnung des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei u¨ber den Verlust der Rechte des geistlichen Standes“ vom 14. April 1944 (GBlDEK 1944, Nr. 2 vom 25. April 1944, S. 3f.).

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2. 5. 194689 beha¨lt. Der Leiter der Kirchenkanzlei wurde erma¨chtigt, perso¨nliche Verhandlungen wegen eines Nachfolgers zu fu¨hren90. b) Nachfolger fu¨r Oberkirchenrat Dr. Harms. Nachdem Dr. Harms, der seinen Dienst in Genf bereits angetreten hat, zum 30. 6. 1953 geku¨ndigt hat91, beschloss der Rat auf Vortrag von Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller, den bisherigen Kirchenrat Dr. Kru¨ger in Hannover fu¨r die Zeit von 3 Jahren beim Kirchlichen Aussenamt in Frankfurt zu bescha¨ftigen und seine Gehaltsbezu¨ge in Ho¨he der Gruppe A 2 c 2 zu u¨bernehmen zuzu¨glich einer Dienstaufwandsentscha¨digung von 85,– DM92. Gegebenenfalls soll ein Baukostenzuschuss gezahlt werden, wenn die Wohnung von Dr. Harms nicht ausreicht. Dr. Kru¨ger wird die Dienstbezeichnung „Kirchenrat“ fu¨hren. c) Oberkonsistorialrat i. R. Dehmel. Der fru¨her bei der Kirchenkanzlei der DEK angestellte Oberkonsistorialrat Dehmel, der im Ruhestand in Go¨rlitz lebt, hat beantragt93, nach Westberlin bzw. Westdeutschland u¨bersiedeln zu du¨rfen. Der Rat beschloss, in diesem Fall nicht anders zu verfahren, als es der Aufnahmeausschuss in der Ostpfarrerversorgung tun wu¨rde94. Eine Genehmigung nach § 8 des Kirchengesetzes vom

89 „Verordnung u¨ber die Aufhebung und Aba¨nderung von Gesetzen der Deutschen Evang. Kirche“ vom 2. Mai 1946 (ABlEKD 1946, Nr. 38/39 vom 11. Dezember 1946), § 7. 90 Auf der Suche nach einem Nachfolger fu¨r Osterloh wandte sich Brunotte zuna¨chst an den westfa¨lischen Studiendirektor Thimme (Schreiben vom 19. Februar 1953, EZA Berlin, 2/1861), der aber am 3. Ma¨rz absagte und gegenu¨ber Brunotte erkla¨rte, seine Heimatkirche nicht verlassen zu ko¨nnen, weil man unmittelbar vor dem Neubau des Predigerseminars stehe. Zudem sei ihm in den letzten Jahren und Monaten eine Reihe von gesamtkirchlichen Arbeiten zugewachsen, in denen er nicht leicht vertreten werden ko¨nne. (Ebd.). G 4 beklagte in diesem Zusammenhang, dass der Rat bei allen Personalentscheidungen, die die Kirchenkanzlei oder das Kirchliche Außenamt betrafen, ausschließlich „gute Lutheraner“ aussuche. Die Berufung anderer Theologen dagegen ka¨me scheinbar u¨berhaupt nicht mehr in Frage. Zum Fortgang vgl. 35B15h, 36B12a und 37B14b. 91 Vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B10c, S. 353. Harms hatte seine Stelle als Referent fu¨r o¨kumenische Fragen im Kirchlichen Außenamt mit Schreiben vom 26. Dezember 1952 an den Rat geku¨ndigt und mitgeteilt, dass er seine Berufung in die Studienabteilung des O¨RK mit Zustimmung des Rates bereits angenommen habe und seinen Dienst in Genf mo¨glichst sofort antreten mu¨sse, um die zweite Vollversammlung des O¨RK in Evanston 1954 vorzubereiten (EZA Berlin, 2/P 107). 92 Vgl. 35B15g und 36B12c. 93 Ein Antrag Dehmels konnte nicht ermittelt werden. Aus einem Schreiben Ziegers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 22. Oktober 1954 geht hervor, dass Dehmel im folgenden Jahr die Genehmigung erteilt wurde, seinen Wohnsitz mit Wirkung vom 1. 4. 1955 in das Westwa¨hrungsgebiet zu verlegen (EZA Berlin, 2/P 72). 94 Zu den Richtlinien fu¨r die Aufnahme in die Ostpfarrerversorgung vgl. das Rundschreiben

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26. 4. 195095 soll daher nicht gegeben werden, da es sich nicht um eine politische Bedrohung, um schwere Krankheit oder Hilfsbedu¨rftigkeit oder um hohes Alter handelt96. d) Oberkonsistorialrat Lic. Dr. Hohlwein. Da das Schreiben von Dr. Hohlwein an den Herrn Ratsvorsitzenden vom 3. Februar97 keine neuen Gesichtspunkte entha¨lt, sah der Rat keine Veranlassung, seine bisherigen Beschlu¨sse98 zu a¨ndern. Der Ratsvorsitzende wurde gebeten, Dr. Hohlwein das No¨tige zu ero¨ffnen. e) Kirchenrat von Staa. Auf Antrag des Kirchenrats von Staa99 beschloss der Rat, ihm 800,– DM zur Ablo¨sung seines bisherigen Dienstwagens zur Verfu¨gung zu stellen100. Der Kirchenkreis Ko¨ln soll gebeten werden, weitere 700,– DM zu u¨bernehmen101. Der Rat beschloss, einen Baukostenzuschuss, von dem ein Teil verloren sein kann, bis zur notwendigen Ho¨he zu gewa¨hren102.

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der Kirchenkanzlei an die Leitungen der deutschen evangelischen Landeskirchen und an die Mitglieder des Aufnahmeausschusses vom 13. November 1952 (EZA Berlin, 4/607). „Kirchengesetz u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse der Beamten der ehemaligen Deutschen Evangelischen Kirche“ vom 26. April 1950 (ABlEKD 1950, Nr. 5 vom 15. Mai 1950, S. 108). Dort war in Paragraf 8 festgelegt worden, dass ein Versorgungsberechtigter, „der ohne Genehmigung der Kirchenkanzlei seinen Wohnsitz von einem Wa¨hrungsgebiet Deutschlands in ein anderes verlegt, .|.|. keinen Anspruch auf Zahlung der Versorgungsbezu¨ge in der Wa¨hrung des neuen Wohnsitzes“ hat. Vgl. dazu D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 14f. und 22B1, S. 185ff. und das Protokoll der Kirchenkonferenz vom 10. September 1953, unten, S. 650–656. Das Schreiben Hohlweins konnte nicht ermittelt werden. Vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 15B4b, S. 211f.; 17B24c, S. 330f.; D. Po¨pping, Protokolle 5, 25B2, S. 386f.; D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B6g, S. 87; 29B20e, S. 168 und 33B10d, S. 353. Vgl. das Schreiben von Staas an Brunotte vom 4. Februar 1953 (34D15). Anla¨sslich der Verhandlungen bei der U¨bernahme von Staas in den Dienst der EKD hatte die Kirchenkanzlei diesem zugesichert, den Verlust, der ihm durch den Verkauf seines Wagens entstehen wu¨rde, auszugleichen. Vgl. das undatierte Schreiben der Kirchenkanzlei an von Staa in Anschluss an eine mu¨ndliche Besprechung mit diesem am 16. Mai 1952 (EZA Berlin, 2/P 188). Zu den Einstellungsverhandlungen der Kirchenkanzlei mit von Staa vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 29B20b, S. 168; 30B21b, S. 262; 31B15b, S. 302 und 33B10e, S. 353. Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an den Kreissynodalvorstand der Evangelischen Kirche in dem Kirchenkreis Ko¨ln vom 23. Februar 1953. Dieser lehnte es jedoch in einem Schreiben an die Kirchenkanzlei vom 27. Ma¨rz 1953 ab, 700,– DM fu¨r die Ablo¨sung des Kraftwagens von Staas zur Verfu¨gung zu stellen (EZA Berlin, 2/P 188). Zum Fortgang vgl. 36B12h. Vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 31B15b, S. 302; 31D7, S. 319 und 33B10e, S. 353. Der Zuschuss war fu¨r die Wohnungsbeschaffung von Staas vorgesehen; vgl. dazu

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f) Ministerialdirektor Dr. Gru¨nbaum. Auf Vorschlag von Geheimrat D. Dr. Karnatz beschloss der Rat nach eingehender Aussprache, dass Dr. Gru¨nbaum bis auf weiteres bei der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei in Ostberlin als Sachversta¨ndiger insbesondere fu¨r Fragen der Grundstu¨cksverwaltung, des Stiftungswesens und des Patronatswesens auftragsweise bescha¨ftigt werden soll103. U¨ber seine Bezu¨ge soll Beschluss gefasst werden, nachdem mit ihm, dem Konsistorium in Berlin und dem Domstift in Brandenburg verhandelt worden ist104. Der Anteil der EKD soll nicht mehr als 400,– DM Ost betragen. 12. Disziplinarkammer der EKD. Der Rat beschloss, die in der Sitzung vom 5. 12. 1952 fu¨r die Neubesetzung der Disziplinarkammer der EKD in Aussicht genommenen Herren105 zu Mitgliedern bzw. stellvertretenden Mitgliedern der Disziplinarkammer zu bestellen106, nachdem sa¨mtliche Herren die Berufung angenommen haben107. 13. Lieux de Gene`ves108. Nach Vortrag von Geheimrat D. Dr. Karnatz beschloss der Rat, sich zu einer Mitarbeit der EKD weiterhin bereit zu erkla¨ren, jedoch nicht

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Punkt 1 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode am 18. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1275). Der Leiter der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen beim stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, Kurt Gru¨nbaum, war im Herbst 1952 wegen seiner kirchenfreundlichen Haltung entlassen worden (M. Goerner, Kirche, S. 178ff.; A. Schalu¨ck, Agentur, S. 41, 71–76). Er hatte Leihgaben aus der Wittenberger Lutherhalle fu¨r eine Lutherausstellung in Hannover zur Verfu¨gung gestellt und sich deshalb den Vorwurf eingehandelt, Kulturgu¨ter veruntreut zu haben; vgl. das Schreiben Gru¨nbaums an Nuschke vom 15. Dezember 1952 (EZA Berlin, 4/P 36). Vgl. auch G 3 und A. Schalu¨ck, Agentur, S. 41, 75. Die Kirchenleitung der berlin-brandenburgischen Landeskirche hatte Gru¨nbaum mit Wirkung vom 15. Februar 1953 zum kirchlichen Beamten auf Lebenszeit ernannt; vgl. die Berufungsurkunde in ELAB Berlin, 10/1825. Das Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburgs zahlte Gru¨nbaum Bezu¨ge von insgesamt 1.286,92 DM im Monat (Schreiben des Evangelischen Konsistoriums Berlin-Brandenburg an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 11. Ma¨rz 1953; Ebd.). Zum Fortgang vgl. 35B15i und 38B14c. Vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B6, S. 347f. Dabei handelte es sich um Bezzel, Mahner, Hofmann, Schwartzkopf, Pettelkau, Jo¨rn und Pietsch. Vgl. die „Mitteilung betreffend die Neubesetzung der Disziplinarkammer der Evangelischen Kirche in Deutschland“ vom 13. Februar 1953 (ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 108) sowie den Ratsbericht vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, 378f.). Die Zusagen finden sich in: EZA Berlin, 2/3429. Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 23B5, S. 265f.; 23E1–2, S. 303–307.

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in einem undurchsichtigen Komitee109. Die Kirchenkanzlei in Berlin soll die Sache unter Beteiligung oekumenischer Stellen weiter verfolgen110. 14. Artikel 11 der Grundordnung111. Professor D. Dr. Smend berichtete u¨ber das Bischofsgesetz der Kirche von Berlin-Brandenburg, welches die Teilnahme des Ratsvorsitzenden 109 Bereits am 16. April 1952 hatte sich das Vorbereitende Gru¨ndungskomitee fu¨r eine Deutsche Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve an den Rat der EKD gewandt und diesen aufgefordert, sich an der Gru¨ndung einer „Deutschen Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve“ zu beteiligen. Dabei entsprach die erste Ha¨lfte dieses Schreibens (34D18) einem internen Papier Benns, das bereits am 30. Oktober 1951 entstanden war (D. Po¨pping, Protokolle 5, 23E2, S. 305ff.). Am 4. August 1952 hatte sich Schwenn im Namen des Vorbereitenden Gru¨ndungskomitees mit einem Schreiben an den Ratsvorsitzenden gewandt und diesen daran erinnert, dass er immer noch auf die Stellungnahme des Rates zum Schreiben vom 16. April 1952 warte. Dibelius hatte den Vorgang daraufhin an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – weitergegeben, wo Benn als Mitglied des Vorbereitenden Gru¨ndungskomitees bis zu seinem Ausscheiden aus der Kirchenkanzlei mit dem Vorgang bescha¨ftigt gewesen war (Notiz Dibelius’ auf dem Schreiben Schwenns vom 4. August 1952, EZA Berlin, 4/502). 110 Die Aktivita¨ten Schwenns gerieten in der Folgezeit immer mehr ins Zwielicht, da er zahllose Schreiben an das Deutsche Rote Kreuz, an Regierungs- und Kirchenvertreter sowie international bekannte Perso¨nlichkeiten gerichtet hatte, es ihm aber nicht gelungen war, auch nur fu¨r einen einzigen seiner Pla¨ne eine offizielle Anerkennung zu erlangen. Diese Pla¨ne galten angesichts des bevorstehenden Beitritts der Bundesrepublik zur Genfer Konvention als u¨berholt. Zudem stellte sich die Behauptung Schwenns, er verfu¨ge u¨ber die volle Ru¨ckendeckung beider Kirchen als unwahr heraus. Schließlich bescha¨ftigte sich sogar der Verfassungsschutz mit Schwenn; vgl. dazu den Vermerk Karnatz’ u¨ber die Lieux de Gene`ve vom 16. November 1953, das Schreiben des Generalsekretariats des Deutschen Roten Kreuzes an Karnatz vom 17. November 1953 und das Schreiben des Landesamtes fu¨r Verfassungsschutz Berlin an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 30. November 1953 (sa¨mtliche Schreiben Ebd.). Zum Fortgang vgl. 40B10. 111 In Artikel 11 GO war bestimmt worden, dass die Gliedkirchen „u¨ber die Bestellung des Vorsitzenden ihrer Kirchenleitung mit dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland Fu¨hlung“ zu nehmen haben, ohne jedoch den Modus dieser Fu¨hlungnahme konkret festzulegen. Versuche des Rates, in dieser Frage zu einer mo¨glichst einheitlichen Praxis zu gelangen (vgl. K.-H. Fix, Protokolle 3, 1B15b, S. 60), scheiterten an den unterschiedlichen gliedkirchlichen Verfahren zur Bestellung des Vorsitzenden ihrer Kirchenleitung; vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 30. Mai 1950 (EZA Berlin, 4/17; vgl. auch A. Silomon, Protokolle 4, 15B17, S. 219f. sowie TOP 3 des Protokolls der Sitzung der Kirchenkonferenz am 24. August 1950, Ebd., S. 406). Insbesondere das in vielen Landeskirchen vorgesehene Verfahren, den Bischof von der Synode wa¨hlen zu lassen, die ihrerseits noch unmittelbar vor der Wahl weitere Wahlvorschla¨ge einbringen konnte, machte die Schwierigkeit einer Fu¨hlungnahme mit dem Rat deutlich; vgl. hierzu das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 30. Mai 1950 (EZA Berlin, 4/17) sowie H. Brunotte, Grundordnung, S. 169–174. Im Ergebnis blieb es jeder Landeskirche selbst u¨berlassen, ein Artikel 11 der Grundordnung der EKD entsprechendes Verfahren zu finden (Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Landeskirchenleitungen vom 20. Januar 1951, EZA Berlin, 4/17). Als Beispiel konkreter Umsetzung vgl. das Vorgehen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (37B3 und 37D4–37D7).

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oder eines anderen Ratsmitgliedes in dem Wahlkollegium vorsieht, das den Bischof wa¨hlt112. Der Rat beschloss, wie im Falle der Kirchenprovinz Sachsen113 darauf aufmerksam zu machen, dass Artikel 11 der Grundordnung hierdurch allein nicht ausgefu¨hrt sein wu¨rde114. 15. Kirchendienst Ost115. Der Rat nahm zur Kenntnis, dass Pfarrer Kammel infolge seines Al-

112 „Kirchengesetz u¨ber die Wahl des Bischofs“ vom 14. November 1952 (ABlEKD 1953, Nr. 8 vom 15. August 1953, S. 190; Auszug in: J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 225). Nachdem in § 2, Absatz 1 die Zusammensetzung des Bischofswahlkollegiums geregelt worden war, fuhr Absatz 2 fort: „Die Kirchenleitung bittet den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, zu den Sitzungen des Wahlkollegiums seinen Vorsitzenden oder ein anderes Mitglied zu entsenden. Dieser Vertreter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland ist stimmberechtigt.“ 113 Bereits in Artikel 121 der Grundordnung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen vom 30. Juni 1950 (ABlEKD 1950, Nr. 9 vom 15. September 1950, S. 245–265) war versucht worden, Artikel 11 der Grundordnung der EKD dadurch gerecht zu werden, dass einem „vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland aus seiner Mitte zu benennenden Vertreter“ Sitz und Stimme im Bischofswahlkollegium eingera¨umt wurde. Eine solche Regelung war vom Rat zwar als eine Mo¨glichkeit, Artikel 11 GO umzusetzen, erwogen, letztendlich aber als nicht ausreichend verworfen worden (A. Silomon, Protokolle 4, 18B3, S. 370f.). Wa¨hrend Benn seinerzeit geltend gemacht hatte, dass „der Vertreter des Rates in dem grossen Kollegium ohne weiteres u¨berstimmt werden ko¨nne und so eine echte Fu¨hlungnahme nicht Platz greife“ (Vermerk Benns als Anlage zum Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei vom 12. Juli 1950, EZA Berlin, 2/903), hob Brunotte mit Blick auch auf die Regelung der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg spa¨ter als Haupteinwand hervor, „daß ein einzelnes Ratsmitglied in dieser Sache nicht bevollma¨chtigt werden ko¨nne, fu¨r den Rat in seiner Gesamtheit zu entscheiden“ (H. Brunotte, Grundordnung, S. 173). 114 Entsprechend erla¨uterte das Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an das Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg vom 12. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 2/903) die Position des Rates: „Der Rat ist zwar der Meinung, daß die vorgesehene Regelung die in Art. 11 der Grundordnung vorgesehene Fu¨hlungnahme mit dem Rat nicht ohne weiteres zu ersetzen vermag. Er sieht jedoch keinen Anlaß, gegen die dortige Regelung, die offenbar dem Grundgedanken des Art. 11 der Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland in besonderer Weise Rechnung zu tragen sucht, Widerspruch zu erheben, da er nicht daran zweifelt, daß eine befriedigende Erfu¨llung der Erfordernisse des Art. 11 von Fall zu Fall zu ermo¨glichen sein wird.“ 115 Vgl. C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 1, 3B mit Anm. 146, S. 162. Der Kirchendienst Ost war eine Dienststelle der EKD zur seelsorgerlichen und karitativen Betreuung der evangelischen Deutschen jenseits von Oder und Neiße, der 1945 von Dibelius in Treysa ins Leben gerufen worden war. Zu seinen Aufgaben geho¨rten die Beratung und Betreuung von geflu¨chteten oder vertriebenen Ostpfarrern innerhalb der sowjetischen Besatzungszone. Zudem schickte er mit Genehmigung des Bundeswirtschaftsministeriums geistliche Literatur, kirchliches Arbeitsmaterial und Lebensmittel an die Mitglieder der evangelischen Restgemeinden, die seit 1945 auf polnischem Gebiet lebten. Vgl. H. Kruska, Zehn Jahre und H. Rudolph, Vertriebene 2, S. 200 und 363f.

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ters aus dem Kirchendienst Ost ausgeschieden ist116 und dass diese Arbeit ku¨nftig von Professor Kruska geleitet wird117. 16. Wartburg-Stiftung118. Nachdem das Kuratorium der Wartburgstiftung als einer staatlichen Stiftungsverwaltung neugebildet worden ist119, beschloss der Rat dafu¨r einzutreten, dass wieder ein Vertreter der evangelischen Kirche Mitglied des Kuratoriums ist120. Landesbischof D. Mitzenheim soll ausserdem gebeten werden, die Interessen der evangelischen Kirche in baulichen Fragen wahrzunehmen121.

116 Richard Kammel, der am 20. Dezember 1952 sein siebzigstes Lebensjahr vollendete hatte, war 1945 von Dibelius perso¨nlich zum gescha¨ftsfu¨hrenden Direktor des Kirchendienstes Ost berufen worden. 117 Vgl. die Mitteilung der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Kirchenkanzlei der EKD vom 17. Dezember 1952 u¨ber die „Bestallung“ von Kruska durch Beschluss des Rates der APU vom 4. Dezember 1952 (EZA Berlin, 4/197). 118 Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B26, S. 345f. 119 Nachdem auf Beschluss des Ministerrates der DDR vom 12. Juli 1951 eine „Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten“ als zentrale kulturpolitische Kontrollbeho¨rde eingerichtet worden war (A. Herbst/W. Ranke/J. Winkler, Organisationen, S. 949–954), hatte diese im Juli 1952 mit einem Festakt auch die Wartburg in ihre „Obhut“ u¨bernommen. Im Zusammenhang damit war von deren Vorsitzendem Holtzhauer im August 1952 der alte Stiftungsausschuss – und damit auch der 1947 als Vertreter des Landes Thu¨ringen berufene thu¨ringische Landesbischof Mitzenheim – unter Hinweis auf die inzwischen abgelaufene Amtszeit des Ausschusses entlassen worden. Die neue Satzung fu¨r die Wartburg-Stiftung ließ die kirchlichen Interessen unberu¨cksichtigt. Vgl. das Schreiben Holtzhauers an Mitzenheim vom 8. August 1952. Mitzenheim hatte schon am 16. Dezember 1952 in einem Schreiben an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – auf seine Entlassung aus dem Wartburgstiftungsausschuss hingewiesen und angeregt, zu erwa¨gen „ob der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland der Staatlichen Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten in Berlin sein Interesse daran kund tut, daß auch weiterhin ein Vertreter der evangelischen Kirche dem Wartburgstiftungsausschuß angeho¨rt“ (sa¨mtliche Dokumente in: EZA Berlin, 4/404). In einem weiteren Schreiben an den Rat vom 10. Februar 1953 wiederholte Mitzenheim diesen Vorschlag (34D20 ). 120 Vgl. S. 13 f. – In einem Gespra¨ch zwischen Gru¨ber und Holtzhauer am 17. Ma¨rz 1953 stellte sich letzterer auf den Standpunkt, dass die Wartburg-Stiftung aufgelo¨st und die Kirche mit zwei Mitgliedern in dem neu gebildeten Ausschuss hinreichend vertreten sei. Der von Gru¨ber – nach Ru¨cksprache mit Mitzenheim – noch am gleichen Tage vorgetragene Einwand, dass die betreffenden Personen weder von der Kirche benannt noch aufgrund ihrer kirchlichen Funktion als Vertreter der Kirche angesehen wu¨rden, blieb ohne Erfolg. Vgl. dazu Gru¨bers Aktennotiz vom 17. Ma¨rz 1953, seinen Brief an Holtzhauer vom selben Tage sowie das Schreiben Mitzenheims an Gru¨ber vom 19. Ma¨rz 1953 (sa¨mtlich in: GStA PK, VI. HA, Nl Gru¨ber/230). 121 Vgl. 34D20–34D27 und K. Wessel, Wartburg.

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17. Zur Krise des Rechtsbewusstseins in Westdeutschland. Auf Vortrag von Professor D. Dr. Smend wurde folgende Entschliessung angenommen122: Der Rat beobachtet mit Sorge, angesichts der seit zwanzig Jahren bestehenden Krise des Rechtsbewusstseins im deutschen Volke, dass die Wiederherstellung dieses Rechtsbewusstseins von neuem in Frage gestellt wird durch die Angriffe auf die Autorita¨t des Bundesverfassungsgerichts in neuester Zeit123 und dadurch, dass sich hohe amtliche Stellen an diesen Angriffen beteiligt haben und dass auch die gegenwa¨rtige Politik auf die Pflege dieser Autorita¨t nicht genu¨gend bedacht ist124. 18. Die na¨chsten Sitzungen. Die na¨chste Tagung der Kirchenkonferenz soll am 25. Ma¨rz 1953 in Berlin gehalten werden. Eine Ratssitzung wird sich am 26. Ma¨rz anschliessen125. Weitere Ratssitzungen wurden in Aussicht genommen fu¨r den

122 Abgedruckt in: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 149. 123 Bundespra¨sident Heuss hatte am 10. Juni 1952 ein Rechtsgutachten beim BVG u¨ber die Verfassungsma¨ßigkeit der EVG-Vertra¨ge beantragt. Damit hatte er im Sinne der von Adenauer gefu¨hrten Regierungskoalition auf die Normenkontrollklage der SPD reagiert. Die von der CDU gefu¨hrte Bundesregierung fu¨rchtete, dass der als „rot“ eingestufte erste Senat des BVG die EVG-Vertra¨ge als nicht verfassungsgema¨ß ablehnen wu¨rde. In seiner Sitzung am 25./26. Juni 1952 hatte der Rat Kunst damit beauftragt, dem Bundespra¨sidenten seinen Dank fu¨r dessen Vorstoß beim Bundesverfassungsgericht auszurichten und damit selbst Stellung im parteipolitischen Kampf um die Entscheidung des BVGs bezogen (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 30B7, S. 256f.). Als das Bundesverfassungsgericht am 9. Dezember 1952 verku¨ndet hatte, dass das Ergebnis des von Heuss angeforderten Gutachtens fu¨r beide Senate bindend sein wu¨rde, war die Ablehnung der EVG-Vertra¨ge durch das BVG erneut denkbar geworden. In der Folge eskalierten die Angriffe des Regierungslagers aber auch der Opposition gegen das BVG, so dass das Ansehen des BVGs empfindlich bescha¨digt zu werden drohte (vgl. H. J. Ku¨sters, Teegespra¨che, S. 369–372, 381, 388, 390; O. Lenz, Zentrum, S. 497; R. Ha¨ussler, Konflikt, S. 28–39; U. Wesel, Karlsruhe, S. 54–75; H. Ko¨hler, Adenauer, S. 757–766). 124 Nach G 3 beauftragte der Rat Kunst, diese Stellungnahme dem Bundeskanzler und dem Bundespra¨sidenten zu u¨bermitteln. 125 Zwar hatte Niesel in einem Schreiben an Brunotte vom 16. Dezember 1952 angemahnt, dass nach dem angestrebten Modus abwechselnder Ratstagungen in Ost und West ein Tagungsort in der DDR la¨ngst u¨berfa¨llig sei. An Berlin wurde jedoch vorerst festgehalten, weil einige Ratsmitglieder im Zusammenhang mit der Ratssitzung die Flu¨chtlingslager in Berlin besichtigen wollten und andererseits ungewiss war, „ob Aufenthaltsgenehmigungen fu¨r westliche Ratsmitglieder in der Ostzone gegeben werden“; vgl. Schreiben Brunottes an Niesel vom 22. Dezember 1952 (alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/1755). Erst angesichts der notwendig gewordenen Verlegung der Februartagung von Mu¨nchen nach Berlin (34A5) wurde der Tagungsort der Ma¨rzsitzung erneut diskutiert, jetzt allerdings im Hinblick auf einen Ort in Westdeutschland (Hannover). Die endgu¨ltige Entscheidung fu¨r Berlin fiel nach

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7. und 8. Mai126, 11. und 12. Juni127, 10. und 11. September128, 22. und 23. Oktober129, 3. und 4. Dezember130. gez. D. Brunotte

34D Vorlagen und Antra¨ge 34D1. Schreiben des Evangelisch-Lutherischen Oberkirchenrates Oldenburg an den Rat. Oldenburg, 3. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/2109 (O). Die Synode der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg hat in ihrer Sitzung vom 20. v. M. den nachstehenden Beschluss gefaßt: „Zur Kla¨rung der mit der Wahl des Bischofs zusammenha¨ngenden Vorga¨nge wird ein Ausschuß gebildet, der u¨ber das Ergebnis seiner Ermittlungen der Synode Bericht erstatten soll. Dieser besteht aus a) einem leitenden Amtstra¨ger der lutherischen Kirche, der vom Rat der EKiD. zu ernennen ist, b) den Mitgliedern der Synode Grotelu¨schen – P. Logemann Kohls – P. Lindenberg.“ Wir richten an den Rat der EKiD. die Bitte, gema¨ß diesem Beschluß der Synode einen leitenden Amtstra¨ger um die U¨bernahme des Vorsitzes in dem Ausschuß zu ersuchen. Wir wa¨ren dankbar, wenn die Benennung alsbald erfolgen ko¨nnte. Dr. Schmidt [m. p. ]

126 127 128 129 130

Niemo¨llers Bericht u¨ber sein Gespra¨ch mit Grotewohl und dessen Mitteilung, dass auch fu¨r Hannover keine Pa¨sse ausgestellt werden wu¨rden (34B2e mit Anm. 26). 36B. 37B. 38B. 39B. 40B.

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34D2. Schreiben des Ev. Konsistoriums der Kirchenprovinz Sachsen an den Ratsvorsitzenden. Magdeburg, 6. Januar [richtig: Februar] 1953 F: EZA Berlin, 4/80 (D). Betr.: Bezug:

Vero¨ffentlichung der Kundgebung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode. Rundschreiben der Kirchenkanzlei, Berliner Stelle vom 25. 10. 1952131 – KB 3359/52 I –.

Die Kirchenleitung der Kirchenprovinz Sachsen hat in ihrer Plenarsitzung am 13. Januar ds. Js. u¨ber die Auswertung der Beschlu¨sse der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode beraten und einmu¨tig beschlossen, an die Kirchenkanzlei die Bitte zu richten, auch die Kundgebung der Synode im Amtsblatt zu vero¨ffentlichen. Hinter diesem Beschluss steht die wohlabgewogene U¨berzeugung, dass eine Synode, die u¨ber den O¨ffentlichkeitsanspruch der Kirche beraten und dazu in der O¨ffentlichkeit das Wort genommen hat, nicht ihrerseits darauf verzichten kann, ihr Wort der O¨ffentlichkeit der christlichen Kirche bekanntzumachen und einer Verfa¨lschung ihrer Worte schuldhaft dadurch Vorschub zu leisten, dass sie aus Sorge vor Maßnahmen staatlicher Organe auf die Vero¨ffentlichung der Kundgebung verzichtet. Die Kirche kann erleiden, dass ihr bestimmte Mo¨glichkeiten der o¨ffentlichen Verku¨ndigung mit Gewalt genommen werden; sie kann aber nicht schweigen, wenn Gottes Geist sie zu reden treibt. Wegen der großen Verantwortung, die in jedem Fall der Entscheidung u¨ber unseren Antrag zukommt, bitten wir, diesen Antrag dem Rat in seiner na¨chsten Sitzung vorzulegen. D. Mu¨ller [m. p. ] 34D3. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 23. Dezember 1952 F: EZA Berlin, 99/169 (H). Betr.:

Gutachten der Kammer fu¨r Soziale Ordnung u¨ber Kinderbeihilfen, „wilde Ehen“, und Hilfe fu¨r kinderreiche Familien.

131 EZA Berlin, 2/1046.

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Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland beauftragte in Elbingerode die Kammer fu¨r Soziale Ordnung, sich mit der Frage zu befassen, auf welche Weise die staatlichen Stellen den Schutz von Ehe und Familie versta¨rken und insbesondere den Familien mit mehreren Kindern eine wirksame Hilfe geben ko¨nnen. Sie bat die Kammer in diesem Zusammenhang, Vorschla¨ge u¨ber die Abstellung der Not der sog. „wilden Ehen“ zu erarbeiten, die bisher deshalb nicht als rechtsgu¨ltige Ehen geschlossen wurden, weil die Frau bei der Eheschliessung der Versorgungsbezu¨ge oder der Rente verlustig gehen wu¨rde. Die Synode bat daru¨ber hinaus den Rat, auf Grund des angesuchten Gutachtens der Kammer in Verhandlungen mit den Staatsbeho¨rden einzutreten132. In ihrer Tagung vom 15.–16. 12. 52 im „Haus der Begegnung“ in Mu¨lheim/Ruhr hat die Kammer fu¨r Soziale Ordnung sich eingehend mit den gestellten Problemen befasst und beschlossen, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland die in der Anlage beifolgenden Schreiben 1) an den Herrn Bundeskanzler, den Herrn Pra¨sidenten des Bundestages, an den Herrn Pra¨sidenten des Bundesrates betreffend Kinderbeihilfen133, 2) an den Herrn Bundeskanzler und an die Herren Bundesminister des Innern, fu¨r Arbeit und der Finanzen betreffend „wilde Ehen“134, 3) an den Herrn Minister fu¨r Arbeit betreffend Arbeit von Rentnerinnen in kinderreichen Familien135, 4) an die Kirchenleitungen der in der Evgl. Kirche in Deutschland zusammengeschlossenen Landeskirchen und die grossen kirchlichen Werke betreffend Schreiben 1 bis 3136 anzuraten. Nach dem Stand der Verhandlungen in dem zusta¨ndigen Sozialausschuss des Bundestages in Bonn ist das vorgeschlagene Schreiben zu 1) deshalb besonders eilig, weil die Verhandlungen dieses Ausschusses u¨ber die bezeichnete Frage bereits seit la¨ngerer Zeit laufen, unter Umsta¨nden in na¨chster Zeit abgeschlossen werden ko¨nnen und die Gesichtspunkte des vorgeschlagenen Schreibens noch nicht beru¨cksichtigt haben. Vorbehaltlich der U¨bersendung des Protokolls der Tagung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung und des Vortrags der Angelegenheit in der na¨chsten Ratssitzung bitten wir aus diesem Grunde jedenfalls das Schreiben zu 1) betreffend Kinderbeihilfen im Umlaufverfahren zu erledigen und den Herrn Vorsitzenden des Rates zu erma¨chtigen, dieses Schreiben schon 132 „Beschluß der Synode betreffend Auftrag an die Kammer fu¨r soziale Ordnung“ (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 232; vgl. Elbingerode 1952, S. 245). 133 34D4. 134 34D5. 135 34D6. 136 34D7.

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jetzt abzusenden. Wenn es mo¨glich ist, auch die u¨brigen Schreiben im Umlaufverfahren abzuzeichnen, so wa¨ren wir hierfu¨r angesichts der Eilbedu¨rftigkeit auch dieser in Bonn ero¨rterten Fragen dankbar. Sollten jedoch gegen dieses Verfahren Bedenken bestehen, so bitten wir, die Beschlussfassung anla¨sslich der na¨chsten Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland durchfu¨hren zu wollen. Die beiliegenden Antwortformulare137 bitten wir bis zum 10. Januar 1953 an das Referat IV der Kirchenkanzlei unter Benu¨tzung der gleichfalls beiliegenden Briefumschla¨ge senden zu wollen, damit wir in der Lage sind, dem Herrn Ratsvorsitzenden dann die Reinschrift vorzulegen. gez. D. Brunotte

34D4. Schreiben des Rates an den Bundeskanzler, den Pra¨sidenten des Bundestages und den Pra¨sidenten des Bundesrates. O. O., o. J. F: EZA Berlin, 99/169 (H; Anlage zu 34D3). – Abdruck: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 154f. Betr.: Kinderbeihilfen. Der Rat der EKD dankt den Beho¨rden des Bundes und der La¨nder, Parteien, Verba¨nden sowie sonstigen Organisationen und Einzelpersonen dafu¨r, dass sie nach dem Zusammenbruch in steigendem Masse und grundsa¨tzlich einmu¨tig die wirtschaftliche, soziale und seelische Not und Mehrbelastung der kinderreichen Familien in ihr Blickfeld und ihre Verantwortung genommen haben. Er bittet, diese Bemu¨hungen wegen der vielfachen grossen No¨te mo¨glichst bald einem ersten praktischen Ergebnis zuzufu¨hren. Sicher fa¨llt die Sorge fu¨r die Kinder in erster Linie in den Pflichtenkreis der Eltern. Die Kinder von heute sind aber zugleich die Leistungstra¨ger von morgen, ohne die Volk und Wirtschaft nicht bestehen ko¨nnen. Wer Kinder aufzieht, leistet in der heutigen Wirtschaft auch einen wesentlichen Beitrag fu¨r die ku¨nftige Altersversorgung a l l e r Staatsbu¨rger. In den letzten Jahrzehnten ist es in steigendem Masse zu einer sozialen Schlechterstellung der kinderfreudigen Familien gekommen, weil Kinderlose und Kinderarme nicht mehr wie in fru¨heren Zeiten an den Familienlasten mittragen. (Folgen: U¨berbelastung beider Elternteile durch Mehr137 EZA Berlin, 99/169. Auf eine Wiedergabe dieses Formulars, auf dem lediglich Einversta¨ndnis oder Ablehnung der vorgeschlagenen Schreiben zu vermerken war, wurde verzichtet.

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arbeit; unbefriedigende Wohnverha¨ltnisse; Sto¨rungen in der verantwortlichen Erziehung; Fehlen von Erholung und Feierabend; weitgehender Ausschluss vom gemeindlichen und kulturellen Leben; sozialer Abstieg gegenu¨ber allen, die den Gesamtertrag ihrer Arbeit fu¨r sich selbst verwenden ko¨nnen.) Diese Entwicklung ist ein Verha¨ngnis. Kinderlose und Kinderarme – sofern sie nicht jung verheiratet sind – mu¨ssen infolgedessen ku¨nftig wieder in echter Weise an den Kosten beteiligt werden, welche die kinderfreudigen Familien im Interesse aller auf sich nehmen. Zu diesem Zweck ist eine Familien-Ausgleichsabgabe unerla¨sslich. Die Gewa¨hrung von Kinderbeihilfen in der zur Zeit ero¨rterten Ho¨he und Form kann nur ein erster Schritt zur Ordnung dieser anerkannten Aufgabe der Gesetzgebung sein. 20 bis 25 DM je Kind und Monat im Familienhaushalt stellen nur eine unzula¨ngliche Entlastung dar, zumal deren Wert in verschiedenen Einkommensklassen unterschiedlich ist. Deshalb muss daru¨ber hinaus bei der erwogenen kleinen und der spa¨teren grossen Steuerreform die derzeit unzureichende Steuerstaffel durch eine den tatsa¨chlichen Familienlasten entsprechende Abwandlung des Steuertarifs ersetzt werden. Bei der bevorstehenden Gewa¨hrung von Kinderbeihilfen ist die Form von zweitrangiger Bedeutung, doch sollte die einfachste und zweckma¨ssigste bevorzugt werden. Sie muss jeden Fall [sic! ] die Gewa¨hr dafu¨r bieten, dass von der Aufbringung und Gewa¨hrung keine Bevo¨lkerungsschicht ausgenommen bleibt. Sofern berufssta¨ndische Familienausgleichskassen gebildet werden, mu¨sste durch eine allgemeine Ausgleichskasse mit Untergliederung auf Kreisebene eine Auffangorganisation fu¨r alle anderweitig nicht Beru¨cksichtigten geschaffen werden.

34D5. Schreiben des Rates an den Bundeskanzler, die Bundesminister des Innern, fu¨r Arbeit, der Finanzen. O. O., o. J. F: EZA Berlin, 99/169 (H; Anlage zu 34D3). – Abdruck: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 152f. Betr.: Wilde Ehen Die letzte Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode hat uns beauftragt, Ihnen Herr .|.|. .|.|. die zunehmende Not der sogen. freien oder wilden Ehen vorzutragen, die deshalb nicht rechtsgu¨ltig geschlossen werden, weil die Eheschliessung mit dem Verlust von Bezu¨gen der Beteiligten verbunden wa¨re, die sie aus Beamtenversorgung, Kriegsopferversorgung, Sozialversicherung und Arbeitslosenversicherung bis dahin beziehen. Nach u¨bereinstimmenden Ausku¨nften unserer Landeskir-

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chen und diakonischen Werke nimmt der statistisch nicht erfassbare Tatbestand solcher wilden Ehen ein erschreckendes Mass an. Die Befu¨rchtung einer weiteren Auflo¨sung der Institution der Ehe, die Sorge um die Not der zahllosen in unserem Volk vorhandenen jungen Witwen, insbesondere aber der in unserer Kirche lebendige Wunsch, den Kindern dieser Witwen sowohl aus ihren ersten Ehen als aus den wilden Ehen zu einem gesunden Familienleben zu verhelfen, hat uns auf Grund dieses Synodalbeschlusses veranlasst, den gegebenen Tatbestand zu u¨berpru¨fen. Nach Art. 6 des Grundgesetzes der Bundesrepublik138 geniessen Ehe und Familie den besonderen Schutz des Staates. Alle gesetzlichen und Verwaltungsmassnahmen des Staates sollten aus diesem Grunde dort ihre Grenzen haben, wo sie Gefahr laufen, Ehe und Familie in unserem Volk zu beeintra¨chtigen. Zur Aufrechterhaltung der Institution der Ehe und zur Gewa¨hrung des fu¨r die Zukunft unseres Volkes grundlegend bedeutsamen, gesunden Familienlebens bitten wir die Bundesregierung folgende Fragen verantwortlich zu pru¨fen: 1. Ob nicht der Not der wilden Ehen durch Fortzahlung von Bezu¨gen aus der Beamtenversorgung, aus der Kriegsopferversorgung und aus der Sozialversicherung gesteuert werden kann, wenn die bisher versorgungs- bzw. rentenberechtigte Witwe wieder heiratet. Dieser Vorschlag geht davon aus, dass die Fortzahlung der erwa¨hnten Bezu¨ge nur bis zur Grenze eines Mindestunterhaltssatzes erfolgen sollte, der von der betreffenden Familie selbst aufgebracht wird. Wir sind der Ansicht, dass durch eine derartige Regelung ungebu¨hrliche zusa¨tzliche Aufwendungen des Staates deshalb nicht verursacht werden, weil der Staat jetzt schon gegen seinen Willen den Unterhalt der wilden Ehen bezahlt. Wir bitten, ersatzweise zu pru¨fen: 2. ob nicht die Abfindungssummen fu¨r den Fall der Verheiratung von Beamtinnen, Beamtenwitwen und Rentenempfa¨ngerinnen aus Beamtenversorgung, Kriegsopferversorgung und Sozialversicherung so erho¨ht werden ko¨nnen, dass ein Anreiz fu¨r die Eheschliessung und zur Vermeidung der wilden Ehe gegeben wird. 3. ob nicht grundsa¨tzlich bei spa¨terer Auflo¨sung einer zweiten Ehe durch den Tod des zweiten Mannes oder durch Scheidung ohne Verschulden der Ehefrau die Versorgungs- bzw. Rentenbezu¨ge nach dem ersten Mann im vollen Umfang wieder aufgenommen werden ko¨nnen. Etwaige Versorgungsanspru¨che aus der zweiten Ehe wa¨ren auf die Versorgung aus der ersten Ehe anzurechnen.

138 BGBl I 1949, Nr. 1 vom 23. Mai 1949, S. 1–19, S. 2.

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4.

ob nicht fu¨r den Fall der Wiederverheiratung der Witwe die Kinder aus der ersten Ehe ho¨here Bezu¨ge erhalten ko¨nnen, als ihnen vor Eingehung der zweiten Ehe der Mutter zustanden. 5. ob nicht bei der Arbeitslosenversicherung und bei der o¨ffentlichen Fu¨rsorge dem Umstand Rechnung getragen werden kann, dass die einem Ehepaar nach der bisherigen Handhabung gegenu¨ber zwei Einzelpersonen zustehende verminderte Versorgung zu wilden Ehen anreizt. Es wa¨re demnach eine A¨nderung der Sa¨tze fu¨r Verheiratete zu erwa¨gen. Schliesslich bitten wir zu pru¨fen: 6. ob nicht durch eine Neuregelung der steuerlichen Zusammenveranlagung beiderseits erwerbsta¨tiger Ehegatten ein weiterer Anreiz zu wilden Ehen beseitigt werden kann. Wir sind uns dessen bewusst, dass durch die U¨berpru¨fung und evtl. Durchfu¨hrung der vorbezeichneten Massnahmen das Problem der wilden Ehen nicht restlos gelo¨st werden kann. Wir sehen in diesem Zusammenhang eine den Kirchen, den Gemeinden und den einzelnen Christen obliegende besondere Aufgabe in Volk und Staat. Aus diesem Grunde haben wir die Kirchenleitungen der zur Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengeschlossenen Landeskirchen gebeten, das vorliegende lebenswichtige Problem von sich aus mit ganzem Nachdruck anzugreifen.

34D6. Schreiben des Rates an den Bundesminister fu¨r Arbeit. O. O., o. J. F: EZA Berlin, 99/169 (H; Anlage zu 34D3). – Abdruck: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 150. Betr.: Massnahmen zugunsten kinderreicher Familien. Die uns durch die letzte Synode der EKD in Elbingerode mit besonderem Nachdruck auferlegte Sorge um die Ordnungen von Ehe und Familie, insbesondere um die unter der Last ihrer Aufgabe vielfach zusammenbrechenden Mu¨tter in kinderreichen Familien hat uns veranlasst, nach Wegen zu suchen, auf denen diesen Mu¨ttern eine wirksame Hilfe gegeben werden kann. Wir sind dabei davon ausgegangen, dass die kinderreichen Familien Hausgehilfinnen zur Entlastung der Mu¨tter im Zusammenhang mit der bedauerlichen zunehmenden sozialen Deklassierung der kinderreichen Familie in den meisten Fa¨llen nicht halten ko¨nnen, und dass Hausgehilfinnen u¨berhaupt immer seltener werden. Wir sehen aber gleichzeitig, dass eine grosse Anzahl von arbeitswilligen und mindestens noch teilweise arbeitsfa¨higen Frauen vielfach fu¨r

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lange Zeit Renten verschiedener Art aus o¨ffentlichen Mitteln erhalten. Wenn diese Frauen, die zum Teil wohl in der Lage wa¨ren, durch Halbtagsarbeit den Mu¨ttern der kinderreichen Familien wirksame Dienste zu leisten, jedoch solche Arbeiten u¨bernehmen, so werden ihnen je nach der Ho¨he des Arbeitsentgelts die Renten geku¨rzt und gegebenenfalls Steuern vom Arbeitslohn abgezogen. Dieser Umstand fu¨hrt zu Schwarzarbeit und Unehrlichkeit gegenu¨ber den o¨ffentlichen Beho¨rden. In einem anderen Falle ist es der Bundesregierung nach gemeinsamen Beratungen mit den Kirchen in der Arbeitsgemeinschaft zur Eingliederung der Flu¨chtlinge in die Landwirtschaft gelungen, einer besonders vordringlichen sozialen Not mit eindrucksvollen Ergebnissen dadurch zu begegnen, dass die Hingabe von Land an Flu¨chtlinge im Flu¨chtlingssiedlungsgesetz durch gewisse staatliche Pra¨mien ausgezeichnet wurde. Wir bitten Sie, Herr Bundesminister, freundlich zu pru¨fen, ob nicht Bestimmungen erlassen werden ko¨nnen, durch die die Arbeit von Rentenempfa¨ngerinnen in kinderreichen Familien in a¨hnlicher Weise dadurch pra¨miert wu¨rde, dass ihnen bis zu bestimmten Ho¨chstsa¨tzen der Entgelt fu¨r ihren freiwilligen Dienst belassen wird. Wir meinen, dass durch entsprechende Anordnungen gleichzeitig erreicht werden ko¨nnte, dass die kinderreichen Mu¨tter, im besonderen in Arbeiterfamilien, relativ b i l l i g e Arbeitskra¨fte erhalten ko¨nnten. Der Arbeitslohn ko¨nnte sich, da die betr. Rentnerinnen ohnehin von der Allgemeinheit finanziert werden, in ertra¨glichem Rahmen halten. Wir glauben, dass durch derartige Massnahmen nicht nur den kinderreichen Mu¨ttern eine wirksame Hilfe gegeben, sondern auch erreicht wu¨rde, dass eine grosse Anzahl alleinstehender Frauen, die nun ein einsames Dasein fu¨hren, die Aufnahme in Familien und damit einen neuen sinnvollen Lebensinhalt bekommen ko¨nnten.

34D7. Schreiben des Rates an die Leitungen der Landeskirchen. O. O., o. J. F: EZA Berlin, 99/169 (H; Anlage zu 34D3). Betr.: Massnahmen zugunsten von Ehe und Familie. Die Synode der EKD beauftragte in Elbingerode die Kammer fu¨r soziale Ordnung sich mit der Frage zu befassen, auf welche Weise die staatlichen Stellen den Schutz von Ehe und Familie versta¨rken, insbesondere den Familien mit mehreren Kindern eine wirksame Hilfe geben ko¨nnen. Sie bat die Kammer, in diesem Zusammenhang Vorschla¨ge u¨ber die Abstellung der Not der sogenannten wilden Ehen zu erarbeiten, die bisher deshalb rechtsgu¨ltig nicht geschlossen wurden, weil die Frau bei der

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Eheschliessung der Versorgungsbezu¨ge oder der Rente verlustig gehen wu¨rde. Die Synode bat des weiteren den Rat, auf Grund des angesuchten Gutachtens der Kammer in Verhandlungen mit den Staatsbeho¨rden einzutreten. Auf Grund dieses Beschlusses hat sich die Kammer fu¨r soziale Ordnung der EKD in ihrer letzten Sitzung mit den genannten Themen befasst. Ihren Vorschla¨gen folgend, haben wir an die verantwortlichen Regierungsstellen in Bonn die in der Anlage beigefu¨gten Schreiben gerichtet. Die Verhandlungen der Kammer fu¨r soziale Ordnung haben daru¨ber hinaus ergeben, dass die vorliegenden No¨te von den staatlichen Beho¨rden allein nicht bewa¨ltigt werden ko¨nnen. Wenn die Kirche dem Staat gegenu¨ber in diesen Fragen Wu¨nsche ausspricht, hat das zur Voraussetzung, dass sie selber in ihren Gemeinden die Probleme sieht und nachhaltig angreift. Dies gilt insbesondere fu¨r die Frage der sogenannten wilden Ehen. Wir sind uns daru¨ber im klaren, dass es zahlreiche Fa¨lle gibt, die sich sowohl der Einflussnahme des Staates als auch der kirchlichen Seelsorge entziehen. Wir haben in dem erwa¨hnten Schreiben von der wirtschaftlichen Not gesprochen, aus der Ma¨nner und Frauen in bestimmten sozialen Situationen unter den heutigen Rechtsverha¨ltnissen sich trotz ihres Willens zu dauernder Gemeinschaft leiblichen und seelischen Lebens und oft auch zum Dienst an vorhandenen Kindern gehindert sehen, den Weg zur legalen und kirchlich geordneten Ehe zu beschreiten. In Kenntnis dieser Notlage bitten wir die Kirchenleitungen, die Geistlichen, die Kirchenvorsta¨nde und Gemeinden anzuhalten, den betroffenen Gemeindegliedern nicht mit eiliger Verurteilung zu begegnen. Selbst der Vergebung bedu¨rftig, und in Christus gewiss, wird es uns zukommen, die zu tro¨sten und aufzurichten, die an der Unvollkommenheit jener Lebensumsta¨nde leiden, ihnen den ho¨heren Wert einer rechten Ehe liebevoll vor Augen zu fu¨hren und sie in dem Willen zu sta¨rken, ihr Leben sobald wie mo¨glich in die christliche Ordnung hineinzustellen. Daru¨ber hinaus erlauben wir uns die Anregung, den in unserer Zeit so brennenden Fragen der Ehe und Familie u¨berhaupt erho¨hte Aufmerksamkeit zu schenken, sowohl in der Predigt als auch in der Seelsorge (auch im Gespra¨ch mit Verlobten und vorbereitend im Konfirmandenunterricht). Gegebenenfalls bitten wir, unter Ausnutzung der vorhandenen Erfahrungen die Einrichtung bzw. Fo¨rderung von Eheberatungsstellen in Betracht zu ziehen. Eine grundsa¨tzliche Besinnung auf das Wesen der christlichen Ehe und Familie tut not. Wir bitten, in Predigerseminaren, Pastoralkollegs und Pfarrkonventen die Frage eingehend zu behandeln. Wo das rechte Versta¨ndnis fu¨r Ehe und Familie geweckt ist, wird die Gemeinde auch ihre unmittelbaren Pflichten gegenu¨ber den kinderreichen

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Familien, den Witwen und Waisen und nicht zuletzt den infolge Ma¨nnermangels unverheiratet bleibenden Frauen erkennen. Dies bleibt eine Notwendigkeit, auch wenn der Gesetzgeber auf die Anregungen eingehen sollte, die unsere Eingabe u¨ber die kinderreichen Familien entha¨lt. Denn auch hier bleibt die Liebe des Gesetzes Erfu¨llung. Ganz praktische Hilfe tut not. Wir denken an Nachbarschaftshilfe, die Betreuung von Kindern, die Pflege von Kranken usw. Zu solchem Dienst mo¨chten besonders alleinstehende Frauen aufgerufen werden. Diese selbst sollten in die Familie hineingezogen werden. Bei dieser Gelegenheit haben wir durch unser drittes Schreiben die Aufmerksamkeit auf die ha¨uslichen Dienste gelenkt, insbesondere auf die Haushaltsgehilfinnenfrage fu¨r kinderreiche Familien, deren Mu¨tter u¨berlastet sind. Wir wa¨ren den Landeskirchen dankbar, wenn sie unsere Anregungen freundlich aufnehmen wu¨rden.

34D8. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Rat. Frankfurt/M., 15. Januar 1953 F: EZA Berlin, 81/1/2 (O). Die Evang.-luth. Kirche in Italien hat unter dem 28. 12. 52139 erneut den Antrag gestellt, aus den Bonner Mitteln einen perso¨nlichen Beitrag fu¨r die Pfarrer zu erhalten. Das Kirchliche Aussenamt bittet den Rat in diesem Falle, sich mit einer Ausnahme einverstanden zu erkla¨ren und das Kirchliche Aussenamt zu erma¨chtigen, den Pfarrern Dahlgru¨n, Wabnitz, Matthies [richtig: Matthis ] und Naumann je DM 1.000.– auszuzahlen. Als der Rat seinerzeit beschloss, dass die aus Bonn erstmalig bewilligten DM 40.000.– angenommen werden sollten, bestand Einmu¨tigkeit daru¨ber, dass diese Zuwendung insbesondere verwendet werden sollte, um die Aufgaben in Angriff zu nehmen, die als Kriegsfolgen anzusehen waren, na¨mlich fu¨r die Fu¨rsorge unter den deutschen Fremdarbeitern; demgema¨ss sind diese Mittel verwendet worden und werden sie weiterhin verwandt. In keinem Falle sind einem Auslandspfarrer perso¨nliche Zuwendungen gemacht worden, obgleich die Leistung[en ], die die Geistlichen in Grossbritannien, in den Niederlanden, auf der iberischen Halbinsel und in Schweden in der Vertretung auch deutscher Interessen vollbracht haben, an Gewicht dem, was in Italien geleistet worden ist, zum mindesten nicht nachstehen. Wohl ist bei der Verteilung der ersten DM 40.000.– 139 34D9.

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Gemeinden und Pfarrern in perso¨nlichen Begegnungen gesagt worden, dass die zur Verfu¨gung gestellten Mittel aus Bonn stammen, und dass durch diese Geste der Herr Bundeskanzler seine Anerkennung aussprechen wollte fu¨r das, was Pfarrer und Gemeinde nach dem Kriege geleistet haben. Lediglich aus Italien ist wiederholt die Forderung erhoben worden mit der Behauptung, es bestehe ein Anspruch, dass perso¨nliche Zuwendungen gemacht werden mu¨ssten. Es wurde darauf hingewiesen, dass die ro¨m. kath. Seelsorger in Italien aus Haushaltsmitteln einen Betrag von je DM 1.000.– ausgezahlt erhalten ha¨tten. Wenngleich das Kirchliche Aussenamt die Auffassung vertritt, dass die Art, wie die ro¨m. kath. Kirche die gleichen Mittel verwendet, die auch der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Verfu¨gung gestellt werden, fu¨r uns nicht massgebend sein kann, bitten wir gleichwohl den Rat fu¨r Italien die erbetene Ausnahme zu machen. In Vertretung gez. Gerhard Stratenwerth

34D9. Schreiben der ELKI an den Ratsvorsitzenden. Rom, 28. Dezember 1952 F: EZA Berlin, 6/10345 (O). In der Absicht, die im Auslande ta¨tigen deutschen Geistlichen in ihrer Arbeit zu unterstu¨tzen, hat die Westdeutsche Bundesregierung u¨ber ihre Kultur-Abteilung in den Jahren 1950–52 den christlichen Kirchen in Deutschland laufende geldliche Zuwendungen gemacht. Lt. einer Erkla¨rung, die Perso¨nlichkeiten, wie Staatssekreta¨r Hallstein und die Legationsra¨te Dr. Salat und Dr. Schlegelberger, vor Vertretern der Ev.-luth. Kirche in Italien zu wiederholten Malen abgegeben haben, sollte die erste dieser Zuwendungen aus dem Jahre 1950 ein Ausdruck der Anerkennung sein, die von der Regierung insbesondere solchen Geistlichen gezollt wurde, welche in der Zeit vor Errichtung deutscher diplomatischer Vertretungen im Auslande um die Wahrnehmung deutscher konsularischer und kultureller Aufgaben sich bemu¨ht und ganz allgemein der Deutschen sich angenommen haben. Da diese der Zuwendung gegebene Bestimmung auf die deutschen Geistlichen in Italien und Triest in hohem Grade zutrifft, wurde von den genannten Perso¨nlichkeiten bereitwilligst anerkannt und demgema¨ß eine Beteiligung dieser Geistlichen an dem Empfange der Beihilfe ausdru¨cklich zugesagt. So wurde denn auch den deutschen ro¨misch-katholischen Seelsorgern in Italien aus jenem Haushaltsjahre ein Betrag von je DM 1.000.– ausgezahlt.

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Die in den nachfolgenden Jahren bewilligten Beihilfen sollten ganz allgemein der Deutschtumspflege dienen, die die deutschen Geistlichen im Auslande im Rahmen ihrer kirchlichen Ta¨tigkeit sich angelegen sein lassen. Auch diese Zweckbestimmung ist in Italien, wo z. Zt. ein erheblicher Teil der Gemeindeglieder aus deutschen Staatsangeho¨rigen besteht, erfu¨llt. Wie von kundiger Seite mitgeteilt wurde, sind die ro¨misch-katholischen Seelsorger in Italien aus diesen Zuwendungen ebenfalls bedacht worden. Den deutschen evangelischen Geistlichen hingegen ist bisher jegliche Beihilfe aus den genannten Mitteln vorenthalten worden. Umsonst unternahm die Ev. luth. Kirchenleitung in Italien Schritte beim Auswa¨rtigen Amte in Bonn und beim Kirchlichen Außenamte in Frankfurt, um den Geistlichen zu ihrem Rechte zu verhelfen. Eine unter dem 20. Januar 1952 an das Kirchliche Außenamt seitens der Kirchenleitung in Italien gerichtete Anfrage140 wurde dahin beantwortet: „Es handelt sich bei den Mitteln der Bundesregierung nicht um ein Entgelt fu¨r die Konsulats- und Kulturarbeit der Auslandsgeistlichen vor Ero¨ffnung der deutschen Konsulate oder fu¨r sonstige etwaige Leistungen. Die Zweckbestimmung dieser Beihilfe schließt es aus, daß Pfarrer oder Gemeinden irgendwelche Anspru¨che darauf erheben ko¨nnten.“ (gez. Schwarzhaupt)141 Verschiedentlich mu¨ndlich oder schriftlich beim Auswa¨rtigen Amte eingezogene Erkundigungen wurden zuletzt – unter dem 7. 7. 52142 – dahin erwidert, daß „Dr. Salat in einem Schreiben an Herrn Dr. Stratenwerth143 eingehend die finanziellen und moralischen Gru¨nde dargelegt hat, aus denen es geboten erscheint, die evangelischen Gemeinden in Italien nicht auszuschließen. Dabei ist der Wunsch ausgedru¨ckt worden, das K. A. mo¨ge diese Geistlichen bereits bei der Verteilung der ersten Rate der Bundesbeihilfe im laufenden Haushaltsjahre beru¨cksichtigen, die in Ho¨he von DM 20.000.– dem K. A. vor kurzem u¨bergeben wurde.“ Nachdem das K. A. diesem Ersuchen bisher nicht nachgekommen ist, auch weitere Bemu¨hungen in derselben Richtung zwecklos sein werden, bittet die Ev. luth. Kirche in Italien den Rat der Ev. Kirche in Deutschland, zu entscheiden, ob und in welchem Umfange die deutschen evangelischen Geistlichen in Italien und Triest an den Zuwendungen aus Bundesmitteln zu beteiligen sind.

140 EZA Berlin, 6/895, Bl. 294. 141 Schreiben Schwarzhaupts an die Leitung der ELKI vom 21. Februar 1952 (Ebd., Bl. 295). 142 Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt vom 7. Juli 1952 (PA AA, B 92, Bd. 11, 441–05/36). 143 Schreiben Salats an Stratenwerth vom 28. Juni 1952 (EZA Berlin, 6/10345).

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Insbesondere die Verweigerung einer Beihilfe aus der erstmaligen Zuwendung, deren Zweckbestimmung unleugbar auf Anerkennung der konsularischen usw. Ta¨tigkeit zielt, bedeutet eine Benachteilung der evangelischen Geistlichen in Italien, die in der O¨ffentlichkeit zu einer Scha¨digung des Ansehens der Evangelischen Kirchen fu¨hren muß. Daß durch solche Zuru¨cksetzung der Gesinnung des Geldgebers zuwidergehandelt wird und seine guten Absichten vereitelt werden, la¨ßt das Handeln des Kirchlichen Außenamtes in mehr als peinlichem Licht erscheinen. Fu¨r das Konsistorium: Prof. Leo Bruhns [m. p. ] Fu¨r den Finanzausschuß: Ferdinand Kaiser, Pra¨ses [m. p. ]

34D10. Schreiben des Ba¨renreiter-Verlages an die Kirchenkanzlei. Kassel, 7. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/4539 (O). Betrifft: Johann Walter-Gesamtausgabe Georg Rhau-Gesamtausgabe mein Gespra¨ch mit Herrn Oberkirchenrat Dr. Merzyn Die Herausgabe der musikalischen Quellenwerke aus dem unmittelbaren Raum um Martin Luther ist seit Jahrzehnten von der liturgischen Forschung und der Musikforschung immer wieder gefordert worden. Die Johann Walter-Ausgabe konnte im Kriege mit Hilfe der EKD [sic! ] begonnen werden. Leider wurde der gro¨ßte Teil der beiden Auflagen des Bandes I (aus kriegsbedingten Gru¨nden konnten jeweils nur je 250 Stu¨ck gedruckt werden) bis auf wenige Stu¨cke durch Bomben zersto¨rt. Die Rhau-Ausgabe wurde nach dem Kriege durch das Landesinstitut fu¨r Musikforschung in Kiel vorbereitet. Am 17. 2. 49 [sic! ] hat der Leiter des Institutes eine Beihilfe fu¨r dieses Vorhaben bei der EKD beantragt. Leider konnte diesem Antrag nicht Folge geleistet werden144. In der Zwischenzeit hat sich fu¨r beide Ausgaben eine neue Situation ergeben. Die Missouri-Synode in St. Louis hat sich bereit erkla¨rt, die Ha¨lfte der no¨tigen Zuschu¨sse zu u¨bernehmen, so daß die Ausgaben durchgefu¨hrt werden ko¨nnen, wenn die EKD die andere Ha¨lfte u¨ber144 Vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 18D1, S. 384; D. Po¨pping, Protokolle 5, 19B24, S. 47.

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nimmt. Eine Entscheidung ist leider – wie ich anla¨ßlich der am 6. 1. 53 gewa¨hrten Ru¨cksprache bei Herrn Oberkirchenrat Dr. Merzyn bereits ausfu¨hren durfte – sehr bald no¨tig, da der 1. Band der Walter-Ausgabe in diesem Fru¨hjahr nachgedruckt werden soll und der 2. Band der WalterAusgabe ebenfalls druckfertig vorliegt und noch im Laufe dieses Sommers erscheinen soll. Der Umfang der Walter-Ausgabe wird 7 Ba¨nde betragen. Fu¨r die Ba¨nde 2–7 wa¨re noch ein Zuschuß von je 2.000,– no¨tig. Es ist vorgesehen, die Ba¨nde 2–7 auf die Jahre 1953–1959 zu verteilen. Die Georg Rhau-Ausgabe wird insgesamt 14 Ba¨nde umfassen. Auch hier ist das Erscheinen ja¨hrlich eines Bandes ab 1953 vorgesehen. Ebenso wa¨re ein Zuschuß von 2.000,– je Band erforderlich. Da es ausgeschlossen scheint, daß die Missouri-Synode die ganzen Kosten u¨bernimmt und da es außerdem doch wu¨nschenswert wa¨re, daß auf dem Titelblatt dieser Ausgaben nicht nur eine amerikanische Kirche steht, bitte ich unter Bezugnahme auf die seit 25 Jahren vom Ba¨renreiter-Verlag ohne nennenswerte Beihilfe der EKD oder der Landeskirchen durchgefu¨hrte kirchenmusikalische Arbeit in diesen beiden Fa¨llen um die erbetene Beihilfe. Ich versichere nach bestem Gewissen, daß die beiden Gesamtausgaben auch mit dieser Beihilfe kein Gescha¨ft fu¨r den Verlag werden, daß aber andererseits durch sie ein wesentlicher, bisher durch keinerlei Publikationen erschlossener Bereich aus der Fru¨hzeit unserer Kirche zuga¨nglich wird. Mit ergebenen Gru¨ßen Karl Vo¨tterle [m. p. ]

34D11. Schreiben der Gescha¨ftsfu¨hrung des Hauses Hainstein an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Eisenach, 16. Dezember 1952 F: EZA Berlin, 4/394 (O). Betr. Haus Hainstein. – Antrag auf Beihilfe. Unsere gro¨sseren Bauarbeiten sind beendet, nachdem zuletzt das zerbombte Haus am Haupteingang wieder errichtet werden konnte. Hierzu reichten jedoch die Mittel, die dem Haus in dankenswerter Weise von den kirchlichen Verba¨nden zur Verfu¨gung gestellt wurden, nicht mehr aus, und es musste ein Darlehn von 26.000.– DM aufgenommen werden, das die Thu¨ringer Landeskirche gewa¨hrte. Weitere, bisher zuru¨ckgestellte Arbeiten, mu¨ssen nun nachgeholt werden. Fu¨rs Jahr 1953 ist nach dem Kostenvoranschlag folgendes vorgesehen:

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Aussenputz des Pfarrhauses Neuputz Westgiebel Haupthaus Dachreparaturen – Dachrinnen Doppelfenster Zaun, Licht- u. Luftbaderneuerung

DM 6000.– „ 2500.– „ 5500.– „ 2800.– „ 2000.– DM 18800.– „ 6000.– fu¨r Innenausstattung DM 24800.– Pfarrhaus, Dachrinnen und Fenster sind noch Ru¨cksta¨nde der Kriegsscha¨den, die z. T. nur provisorisch behoben waren. Die reibungslose Unterhaltung von Kinderheim, Katechetenseminar, Kirchenmusikschule, Hospiz und Deutschem Pfarrhausarchiv erfordert nun die Wiederherstellung des normalen Zustandes. Mehr und mehr wird das Haus wa¨hrend des ganzen Jahres in Anspruch genommen. Es steht fu¨r kleinere und gro¨ssere Freizeiten, namentlich in den grossen Ferien, aus allen Landeskirchen zur Verfu¨gung. Die LutherAkademie tagt ein u¨ber das andere Jahr auf dem Hainstein und die Ga¨ste – meist Pfarrer, Kirchenbeamte und Angestellte – kommen ebenfalls aus allen Landeskirchen der DDR. Wir bitten deshalb um weitere Unterstu¨tzung. Die am Hainstein interessierten Landeskirchen Prov. Sachsen, Land Sachsen, Thu¨ringen, Ev. Kirche d. APU, sowie die V.E.L.K.D. haben wir um Beihilfe gebeten. In [sic! ] 1951 erhielten wir von der EKiD einen Zuschuss von 3000.– DM. Sollte es mo¨glich sein, diesmal wieder eine Beihilfe in gleicher Ho¨he zu gewa¨hren, wu¨rde das Haus der EKiD zu besonderem Dank verpflichtet sein. Oswald [m. p. ] Gescha¨ftsfu¨hrer

Haaß [m. p. ] Gescha¨ftsfu¨hrer

34D12. Schreiben der Kammer fu¨r Evangelisches Schrifttum an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Berlin, 10. Februar 1953 F: EZA Berlin, 4/128 (O). Betr.: Antrag auf eine Beihilfe von 10.000,– DM Ost fu¨r Versorgung von kirchlichen Stellen in der D.D.R. mit evangelischem Schrifttum Die Kammer fu¨r evangelisches Schrifttum erhielt im vorigen Etatsjahr eine Beihilfe von 8.000,– DM Ost zur Versorgung von kirchlichen Mitarbeitern und Bibliotheken mit evangelischem Schrifttum. Auf der letzten Konferenz der Beauftragten der Kirchenleitung[en ] der o¨stlichen Glied-

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kirchen wurde vorgeschlagen, dass sogenannte Konfirmanden-Bibliotheken auf den Do¨rfern errichtet werden mo¨chten, die von Zeit zu Zeit untereinander ausgetauscht werden sollen. Ausserdem erreichen uns sta¨ndig Antra¨ge von Studentengemeinden, Jungen Gemeinden und Ausbildungssta¨tten, die ganz bestimmte Werke beziehen mo¨chten, ohne dass ihnen die erforderlichen Geldmittel zur Verfu¨gung stehen. Aber auch Pfarrer, die ihre Bibliotheken verloren haben, Katecheten und Organisten bitten uns immer wieder um Bu¨cher, weil sie sie aus eigenen Mitteln nicht kaufen ko¨nnen. In all diesen Fa¨llen ist eine Unterstu¨tzung nur mo¨glich, wenn gesamtkirchliche Mittel bereitgestellt werden. Ich richte daher an die Kirchenkanzlei die ergebene Bitte, fu¨r das Jahr 1953 einen Betrag in Ho¨he von 10.000,– DM Ost zu bewilligen. Neben der Kammer fu¨r evangelisches Schrifttum hat das Sendschriftenhilfswerk des Martin Luther-Werkes im vorigen Jahr eine Beihilfe von 2.000,– DM Ost erhalten. Nach meiner Kenntnis der Dinge konnte auf diese Art eine sehr segensreiche Hilfsaktion in der Weise entfaltet werden, dass in vielen Einzelsendungen hauptsa¨chlich Kleinschrifttum an Alte, Kranke und sonstige besonders bedu¨rftige Personen verchickt werden konnte. Ich richte daher an die Kirchenkanzlei die ergebene Bitte, fu¨r das Sendschriftenhilfswerk den gleichen Betrag auch fu¨r das Jahr 1952 zu bewilligen. Dr. Bartsch [m. p. ]

34D13. Schreiben des Bundesministers des Innern an die Kirchenkanzlei. Bonn, 13. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/P 154 (O). Betr.: Bezug: Anlg.:

Oberkirchenrat Osterloh. Dortiges Schreiben vom 18. Dezember 1952 – Pr. 466 –145. Ohne.

Der Herr Bundesminister der Finanzen hat nunmehr der Ernennung des Oberkirchenrats Osterloh zum Beamten auf Lebenszeit nach § 28 a DBG zugestimmt. Auch ist Einversta¨ndnis daru¨ber erzielt worden, daß das Besoldungsdienstalter in der Besoldungsgruppe A 1 a auf den 1. April 1948 festgesetzt wird, obwohl es nach der Dienstlaufbahn des Oberkirchenrats 145 EZA Berlin, 2/P 154.

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Osterloh nicht gu¨nstiger als auf den 1. April 1950 festgesetzt werden sollte. Nach dem zur Zeit geltenden Versorgungsrecht, das die Erfu¨llung einer zehnja¨hrigen Wartezeit nicht kennt, ist Oberkirchenrat Osterloh b i s a u f w e i t e r e s hinsichtlich seiner Versorgung gesichert. Diese Gegebenheit a¨ndert sich in dem Ihnen bereits mitgeteilten Umfange, wenn die „einschra¨nkende Zehnjahresklausel“ im ku¨nftigen Bundesbeamtengesetz geltendes Recht wird. Die Zusage einer abweichenden Versorgungsregelung, die mit dem ku¨nftigen Recht nicht u¨bereinstimmt, vermag ich nicht zu erteilen. Sie wu¨rde auch unwirksam sein (§ 167 DBG.). Die Entscheidung, ob er im Hinblick auf die offene Frage der ku¨nftigen versorgungsrechtlichen Situation in den Bundesdienst u¨bertritt, liegt bei Oberkirchenrat Osterloh, sofern Sie ihn unter den obwaltenden Umsta¨nden freigeben. Da die fu¨r Oberkirchenrat Osterloh vorgesehene Referentenstelle mo¨glichst bald besetzt werden muß, wa¨re ich dankbar, wenn Sie in Ku¨rze mitteilen ko¨nnten, ob Oberkirchenrat Osterloh in das Bundesministerium des Innern eintritt. In Vertretung von Lex [m. p. ]

34D14. Schreiben Osterlohs an die Kirchenkanzlei. Hannover, 21. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/P 154 (O). Betr.: Bezug:

Meine U¨bernahme in eine Referentenstelle im Bundesinnenministerium in Bonn. Dortiges Schreiben vom 19. 1. 53 – Pr. 23 –146.

Von dem abschriftlich u¨bermittelten Schreiben des Herrn Bundesminister des Innern vom 13. 1. 1953 – 0109147 – habe ich Kenntnis genommen. Ich entnehme daraus, daß ich im Falle meines U¨bertritts in den Bundesdienst mit Dienstantritt als Beamter auf Lebenszeit u¨bernommen und zum Ministerialrat ernannt werden soll. Außerdem nehme ich zur Kenntnis, daß mein Besoldungsdienstalter im Bundesdienst wie bisher im kirchlichen Dienst in der Besoldungsgruppe A 1a auf den 1. 4. 48 festgesetzt wird. Da der Herr Bundesminister des Innern schreibt, daß ich nach dem jetzt gel146 Ebd. 147 34D13.

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tenden Versorgungsrecht bis auf weiteres hinsichtlich meiner Versorgung gesichert sei, erkla¨re ich mich bereit, in den Bundesdienst u¨berzutreten und behalte mir im gegebenen Fall vor, wohlerworbene Rechte geltend zu machen. Dabei setze ich voraus, daß der Herr Bundesminister des Innern mich hinsichtlich der Trennungsentscha¨digung und der Ersetzung der Kosten fu¨r den Umzug von Hannover nach Bonn im Ergebnis so behandelt, wie es bei einer Versetzung von Beamten rechtlich geregelt ist. Indem ich mich bereiterkla¨re, in den Bundesdienst u¨berzutreten, beziehe ich mich ausdru¨cklich auf die bisherigen Beschlu¨sse des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland in dieser Angelegenheit. Ich bitte, daß der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland beschließt, daß ich die Rechte des geistlichen Standes auch nach dem U¨bertritt in den Bundesdienst behalte. Darf ich noch darum bitten, mir auch von den vorangegangenen Schreiben des Herrn Bundesminister des Innern in meiner Angelegenheit eine Abschrift zur Verfu¨gung zu stellen, da sich das Schreiben vom 13. 1. 53 – 0109 – auf diese Vorga¨nge bezieht. Edo Osteloh [m. p. ]

34D15. Schreiben von Staas an Brunotte. Hannover, 4. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/P 188 (O). Betr.: Bezug:

Verkauf meines Kraftwagens. Dortiges Schreiben – ohne Datum – Pr. 136 I (Mai 1952)148

Sehr verehrter Herr Pra¨sident! Im Blick auf meinen bevorstehenden Umzug nach Hannover stehe ich vor der Notwendigkeit, im Laufe des Monats meinen Kraftwagen zu verkaufen. Der Marktzeitwert des Wagens betra¨gt – entgegen meiner Erwartung – laut anliegender Abschrift einer Scha¨tzungsurkunde vom 26. 1. 1953149 nur noch 1.500,– DM. Da mein Schuldenstand am 1. Februar 1953 3.200,– DM aufweist, ergibt sich eine Verlustdifferenz von 1.700,– DM. Dankbar wa¨re ich, wenn der Rat der EKD gema¨ss der mir im o. a. Schreiben erkla¨rten Bereitwilligkeit von dieser Differenz wenigstens 1.500,– 148 EZA Berlin, 2/P 188. 149 34D16.

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DM als Beihilfe gewa¨hren wu¨rde, damit der Verlust fu¨r mich in ertra¨glichen Grenzen bleibt. In herzlicher Dankbarkeit! Ihr sehr ergebener v. Staa [m. p. ] 1 Anlage.

34D16. „Scha¨tzungsurkunde der durch die Deutsche Automobil Treuhand GmbH anerkannten Kraftfahrzeug-Scha¨tzungsstelle in Ko¨ln u¨ber das nachstehend beschriebene Kraftfahrzeug“. Ko¨ln, 26. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/P 188 (Abschrift; Anlage zu 34D15). Nr. K6 – 160 – 53 Fabrikat: Opel Gattung: PKW Typ: Oly – 47 Fahrgest-Nr.: Oly – LZ–001586 Motor-Nr.: 48–01595 Hubraum: 1488 ccm, Leistg. 37 PS Motorart: Otto Takte 4 Zyl. Anz.: 4 Polz. Erkennungs-Nr.: BR–535–323 Eigengewicht: 910 kg Nutzlast: typgem. t lt. Kfz.–Schein – kg.

Aufbauart: Limousine Anz. d. Sitze: 4 Tu¨ren: 2 Fenster: 4 Ladefla¨che: – Farbe: Grau Polster: Stoff Bereifung: Art Luft Anzahl: 5 Gro¨sse: 5.00–16 Erh. Zust.: 10 – 10 – 30 – 30 – 20%

Abgelesener Stand des km-Za¨hlers: 00 520 Folgendes beim Fahrzeug befindliche Sonderzubeho¨r ist mitgescha¨tzt: Boschheizung, Schonbezu¨ge, Fernthermometer, Ku¨hlerhaube. Folgende beim Fahrzeug befindlichen Teile sind nicht mitgescha¨tzt: .|.|. Folgende Normal- und Zubho¨rteile fehlen: .|.|. Besonderes: .|.|. Der Marktzeitwert des vorstehend gekennzeichneten Kraftfahrzeuges am Tag der Untersuchung wird gescha¨tzt auf: DM 1.500,– (in Worten: Deutsche Mark: Tausendfu¨nfhundert –)

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Beim An- bezw. Verkauf des Fahrzeugs durch den Handel erfolgt die Deckung seiner Unkosten (einschl. Umsatzsteuer) und die Vergu¨tung fu¨r seine Leistungen durch einen angemessenen Abzug bei der Hereinnahme bezw. Zuschlag beim Verkauf. Dieser Scha¨tzwert gilt nur im Zusammenhang mit den umstehenden Scha¨tzungsbedingungen. Wer diesen Scha¨tzwert beim Abschluss eines Rechtsgescha¨ftes zugrunde legt oder Besitz oder Eigentum an der Urkunde erwirbt, erkennt damit die Scha¨tzungsbedingungen an. (LS) Ko¨ln, den 26. Januar 1953 gez. Wagener 1 Wertmarke fu¨r Scha¨tzungsgebu¨hren u¨ber 10,– DM „ „ 1 6,– „

34D17. Schreiben Kreyssigs an Dibelius. Berlin, 9. Januar 1953 F: EZA Berlin, 4/P 36 (O) 150. Hochwu¨rdigster Bischof, verehrter Bruder Dibelius, auf der Ostkonferenz sagten Sie beila¨ufig, daß Sie zusammen mit der Kirchenkanzlei planten, dem Bruder Gru¨nbaum einen Auftrag zu erteilen. Ich bitte herzlich, auch in diesem Falle die Organe zu beteiligen, denen die Verantwortung obliegt, wenn es die EKiD sein sollte, also den Rat. Ich darf daran erinnern, daß die im Falle Grauheding nach altem Beho¨rdenstil vorweggenommene Entscheidung nur Verdruß und Schwierigkeiten erregt hat. Bitte lassen Sie die Kirche nicht allgemach in den u¨berholten Stil zuru¨ckfallen, daß sich die Geheimra¨te, Pra¨sidenten und solche, die es werden wollen, einfach als Ressortchefs des einen leitenden Mannes fu¨hlen und benehmen. Sie sprechen immer wieder mit dankenswerter Offenheit aus, daß das letztere Ihnen richtig und sachgema¨ß erscheint. Ich glaube zu wissen und respektiere es, daß dies Ihnen nicht ein Grundsatz, sondern eine wesensma¨ssige U¨berzeugung ist. Bitte glauben Sie mir, daß mir andererseits das bru¨derliche Teilen der Verantwortung ebenso kein Grundsatz, aber eine mich verpflichtende erfahrene Notwendigkeit 150 Auf der Vorderseite des Schreibens befindet sich eine Notiz Dibelius’ vom 9. Januar 1953 : „KK zur Kenntnis. Ich bitte H. GR Karnatz, eine baldige Aussprache Gru¨nbaums und Kreissigs [sic! ] zu vermitteln.“ Darunter notierte Karnatz am 12. Februar 1953: „Eine Aussprache zwischen Herrn Pra¨ses Kreyssig und Herrn Gru¨nbaum hat stattgefunden“.

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ist. Bitte meinen Sie also nicht, daß ich hier nur Prinzipien reiten oder einen Standpunkt verfechten wolle. Noch mehr als im Falle Grauheding habe ich Herrn Gru¨nbaum gegenu¨ber nicht die geringsten perso¨nlichen Reserven. Die Lauterkeit seines Glaubensanliegens und die Redlichkeit seiner Gesinnung sind mir vielmehr ausser Zweifel. Ebenso wie Geheimrat Karnatz und Dr. Klamroth, die im letzten halben Jahr in den Mitarbeiterkreis eingeru¨ckt sind, geho¨rt aber auch Gru¨nbaum zu den Ma¨nnern, die im 3. Reich im ersten Abschnitt unserer Erfahrungen mit dem totalen Staat mehr oder weniger lange auf einer notwendig synkretistischen Linie die uns aufgetragenen Dinge wahrgenommen haben. Ich meine nicht, daß dies umsonst gewesen sei. Ich rechne sogar damit, daß wir Ma¨nner solcher Erfahrung zur Erga¨nzung unserer eigenen Erfahrung brauchen. Aber die großen Gefahren der damit verbundenen Grundeinstellung du¨rfen doch angesichts der uns offenbar bevorstehenden Entwicklung nicht unbeachtet bleiben. Auf jeden Fall mu¨ßten Restbesta¨nde so bera¨umt [sic! ] werden, daß die Echtheit eines gemeinsamen geistlichen Anfangs nicht in Frage gestellt wird. Ich glaube, daß die im Rat von mir veranlaßte Kla¨rung solcher Vorfragen im Falle Grauheding nur hilfreich gewesen ist, und zwar nicht zuletzt auch fu¨r den zuna¨chst davon Betroffenen selbst. Gerade weil ich fu¨r eine Unzahl praktischer Hilfe, die wir durch Gru¨nbaums Dienst in den vergangenen Jahren erfahren haben, dankbar bin, mo¨chte ich, daß auch seine Berufung nicht nur unter Zweckma¨ssigkeitsgesichtspunkten, sondern ernstlich auch als ein Akt geistlicher Entscheidung gesehen wird. Ich ha¨tte fu¨r meine Person, wenn eine solche Berufung erfolgen sollte, mit ihm noch ein offenes Gespra¨ch u¨ber seine Ausfu¨hrungen vor der Elbingeroder Synode zu fu¨hren. Der Grundtenor dieser Ausfu¨hrungen war, daß wir eine deutsche Ausgabe dessen brauchten, was hier vom Osten auf uns zuka¨me, und daß die Dinge, welche uns Not machten, (ich glaube wo¨rtlich zu zitieren) unvermeidliche Begleiterscheinungen seien. Mit diesem Gedanken der Begleiterscheinungen ist der wirkliche Sachverhalt vo¨llig auf den Kopf gestellt. Ist dies Gru¨nbaums Meinung, so mu¨ßte ich protestieren, wenn er berufen werden sollte. Ist es nicht seine Meinung, so ha¨tte er, um als Staatsbeamter in einer christlichen Synode das soeben Mo¨gliche auszusprechen, in einem zentralen Punkt etwas gesagt, was wider die Wahrheit und wider seine U¨berzeugung ist. Dann ha¨tte er nicht reden du¨rfen. Sein Schweigen wa¨re dann das in Wahrheit allein mo¨gliche Zeugnis gewesen. Es hat mich große U¨berwindung gekostet, ihm vor dem Plenum nicht ausdru¨cklich und deutlich zu widersprechen. Ich habe es nur unterlassen, wahrscheinlich fehlerhafterweise unterlassen, weil ich seine Staatbeamtenstellung, die er dort als einsamer Vogel auf dem Dache vertrat, nicht entscheidend gefa¨hrden wollte. Wie mu¨ßig das war, ergab seine Absetzung wenige Wochen spa¨ter.

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Ich wu¨rde ohnedies eine na¨chste Gelegenheit wahrgenommen haben, mich mit Bruder Gru¨nbaum hieru¨ber auszusprechen, und werde das in jedem Fall tun, wiewohl ich allen Grund habe zu vermuten, daß er meine Grundeinstellung fu¨r abwegig und schwa¨rmerisch ha¨lt. Ganz wahrhaftige und offene Behandlung solcher Zweifelsfragen ist mir Voraussetzung des guten Vertrauens, das wir ku¨nftighin besonders dringend brauchen. Aus dieser U¨berzeugung bin ich fu¨r den Verlauf der letzten Ostkonferenz dankbar. Mit verehrungsvollem Gruß Kreyssig [m. p. ]151

34D18. Schreiben des Vorbereitenden Gru¨ndungskomitees fu¨r die Deutsche Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve an den Rat. Berlin-Charlottenburg, 16. April 1952 F: EZA Berlin, 4/502 (O). Das Vorbereitende Gru¨ndungskomitee fu¨r eine Deutsche Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve erlaubt sich den in ihm vertretenen Kreisen folgenden Bericht u¨ber das Ergebnis seiner Arbeit mit der Bitte um Stellungnahme zu unterbreiten: Wa¨hrend sich seit Jahrzehnten das Rote Kreuz aufgrund der bekannten drei Genfer Konventionen der Angeho¨rigen der ka¨mpfenden Truppe (zu Land, in der Luft und zur See) und der Kriegsgefangenen annimmt, fehlte es bis vor kurzem an einer vo¨lkerrechtlich anerkannten Organisation fu¨r den Schutz der Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten. Seit etwa 20 Jahren sind Bestrebungen im Gange, diese Lu¨cke zu schließen, die sich angesichts der Totalita¨t und Brutalita¨t des modernen Krieges als immer verha¨ngnisvoller erwiesen hat. Es ist in erster Linie zwei Franzosen, dem Generalarzt George Saint-Paul und dem Pater Jacquinot, zu danken, daß sich der Plan, Schutzbereiche fu¨r die Zivilbevo¨lkerung einzurichten, im spanischen Bu¨rgerkrieg und im japanisch-chinesischen Krieg in gewissem Umfang verwirklichen ließ. Fu¨r diese Schutzbereiche ist die Bezeichnung „Lieux de Gene`ve“ gebra¨uchlich geworden. In Frankreich entstand auch die erste nationale Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve, und von hier 151 Es folgt ein maschinenschriftlicher Vermerk Karnatz’ vom 4. Ma¨rz 1953 : „Nachdem die Angaben im zweiten Absatz des Schreibens zum Teil in der Sitzung des Rats der EKD vom 13. 2. 53, zum Teil in einer perso¨nlichen Besprechung von mir mit Herrn Pra¨ses Dr. Kreyssig, soweit erforderlich, richtiggestellt sind, zu den Personalakten Gru¨nbaum.“

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ging die Initiative fu¨r die Gru¨ndung der „Association internationale pour les Lieux de Gene`ve“ aus, die heute in Genf ihren Sitz hat. Als im August 1949 die drei Genfer Konventionen u¨ber die Ta¨tigkeit des Roten Kreuzes neu gefaßt wurden, unterzeichneten die Signatarma¨chte zugleich eine Konvention Nr. IV u¨ber den Schutz der Zivilbevo¨lkerung. Einige von ihnen haben diese Konvention inzwischen ratifiziert, darunter Frankreich; andere (darunter USA, England und die Sowjetunion) sollen die Ratifizierung angeku¨ndigt haben. Die Durchfu¨hrung der Konvention IV betrachtet die Association internationale pour les Lieux de Gene`ve als ihre Aufgabe; sie wu¨nscht sich dabei auf entsprechende nationale Vereinigungen stu¨tzen zu ko¨nnen. II. In Deutschland ist der Gedanke der Schutzbereiche noch weithin unbekannt. Die „Association“ in Genf hat zwar einen Vertreter in U¨berlingen a. [Boden ]See, dessen Ta¨tigkeit aber u¨ber einige gutgemeinte Versuche nicht hinausgekommen ist. Das westdeutsche Rote Kreuz hat zwar in einigen Verlautbarungen sein Interesse fu¨r den Schutz der Zivilbevo¨lkerung bekundet, ist jedoch nach den internationalen Abmachungen nicht unmittelbar legitimiert, diese Aufgabe an sich zu ziehen. Vor allem aber ist es fu¨r den Bereich der Deutschen Demokratischen Republik nicht anerkannt. Angesichts der politischen Lage Deutschlands la¨ßt sich aber ein Schutz fu¨r die Zivilbevo¨lkerung nur von einer Organisation durchfu¨hren, die in beiden Teilen Deutschlands Anerkennung genießt und damit rechnen kann, daß ihre Vorschla¨ge und Maßnahmen von allen Konfliktsparteien respektiert werden. Aus diesen Erwa¨gungen ist vor einiger Zeit in Berlin ein Kreis interessierter Perso¨nlichkeiten zusammengetreten, um die Mo¨glichkeit der Bildung einer gesamtdeutschen Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve zu pru¨fen. Die Initiative ging von Herrn Helmut S c h w e n n in Berlin-Charlottenburg aus, der im letzten Jahr des zweiten Weltkrieges selbst den – leider vergeblichen – Versuch unternommen hatte, in Frankreich Schutzbereiche fu¨r die Zivilbevo¨lkerung einzurichten. Er setzte sich mit den beiden grossen Kirchen in Verbindung, die er mit Recht im Hinblick sowohl auf den gesamtdeutschen wie den caritativen Charakter der Aufgabe in besonderer Weise fu¨r berufen hielt, sich der Verwirklichung der Idee anzunehmen. Von beiden Kirchen sind daraufhin einige Perso¨nlichkeiten in ein vorbereitendes Gru¨ndungskomitee eingetreten, in welchem sie mit Vertretern des Kreises um Herrn Schwenn (den sogenannten „Ursprungsgru¨ndern“) zusammengearbeitet haben.

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III. Das Vorbereitende Gru¨ndungskomitee ist sich in zahlreichen eingehenden Beratungen dahin schlu¨ssig geworden, d a ß e s d i e S c h a f f u n g e i n e r g e s a m t d e u t s c h e n O r g a n i s a t i o n f u¨ r n o t w e n d i g e r a c h t e t , w e l c h e s i c h d e n S c h u t z d e r Z i v i l b e v o¨ l k e r u n g i n Kriegszeiten zum Ziel setzt. Die e r s t e n A u f g a b e n einer solchen Organisation wu¨rden nach Meinung des Komitees folgende sein: 1. die offizielle Verbindung mit den internationalen Stellen in Genf aufzunehmen, 2. eine Anerkennung durch die deutschen Regierungsstellen zu erreichen, 3. in Zusammenarbeit mit namhaften Sachkennern diejenigen Einzelmaßnahmen zu ermitteln, die fu¨r den Schutz der deutschen Zivilbevo¨lkerung in einem etwaigen Konfliktsfall ergriffen werden mu¨ßten und ko¨nnten, 4. die Bevo¨lkerung u¨ber die Notwendigkeit eines geordneten Selbstschutzes zu unterrichten. Nach Durchfu¨hrung dieser einleitenden Arbeiten wu¨rde es die e n t s c h e i d e n d e A u f g a b e der Vereinigung sein, die als notwendig und durchfu¨hrbar erkannten Schutzmaßnahmen im einzelnen vorzubereiten und im Konfliktsfalle durchzufu¨hren. Das Komitee hat eingehend erwogen, ob es die einleitenden Arbeiten bereits selbst durchfu¨hren, insbesondere ob es seinerseits mit internationalen Organisationen oder mit deutschen Stellen in eine Fu¨hlungnahme daru¨ber eintreten sollte, welche Fo¨rderung die Arbeit einer gesamtdeutschen Schutzorganisation von diesen Seiten etwa zu erwarten haben wu¨rde. Das Komitee glaubt jedoch, solche Schritte nicht mit der erforderlichen Autorita¨t und Verbindlichkeit tun zu ko¨nnen und sie daher der zu gru¨ndenden Organisation selbst u¨berlassen zu sollen. Demgema¨ß empfiehlt nunmehr das Vorbereitende Gru¨ndungskomitee den beiden Kirchen und dem Kreise der Ursprungsgru¨nder: e i n e „ D e u t s c h e V e r e i n i g u n g f u¨ r d i e L i e u x d e G e n e` v e , G e s e l l s c h a f t z u m S c h u t z e d e r Z i v i l b e v o¨ l k e r u n g i n Kriegszeiten“ unter Zugrundelegung der beiliegenden v o n i h m e n t w o r f e n e n S a t z u n g z u g r u¨ n d e n , und richtet an die beiden christlichen Kirchen und den Kreis der Urspru¨ngsgru¨nder die Bitte: s i c h m i t d e r G r u¨ n d u n g d i e s e r V e r e i n i g u n g e i n v e r s t a n d e n z u e r k l a¨ r e n u n d i h r e r s e i t s d i e j e n i g e n P e r s o¨ n l i c h k e i t e n z u b e n e n n e n , d i e a n d e r G r u¨ n d u n g t e i l n e h m e n u n d a l s M i t g l i e d e r i n d a s P r a¨ s i d i u m e i n t r e t e n w u¨ r d e n .

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Hierbei geht das Komitee davon aus, daß es der Sachlage entsprechen wu¨rde, wenn von den 18 Sitzen im Pra¨sidium die beiden Kirchen je 5 und der Kreis der Urspru¨ngsgru¨nder ebenfalls 5 Sitze einnehmen wu¨rden, wa¨hrend drei weitere Sitze spa¨terer Besetzung vorbehalten bleiben sollten. Die Durchfu¨hrung der oben genannten einleitenden Arbeiten wu¨rden nach Meinung des Komitees einen Kostenaufwand von etwa 3.000,– DM der Bank Deutscher La¨nder und 1.000,– DM der Deutschen Notenbank erfordern, der durch Beitra¨ge der an der Gru¨ndung beteiligten Gruppen anteilig gedeckt werden sollte. Voraussetzung fu¨r die Durchfu¨hrung der eigentlichen Aufgabe und ihre Finanzierung wu¨rde nach Meinung des Komitees sein, daß dieVereinigung in der Bevo¨lkerung verankert wird und von den staatlichen Stellen die gebu¨hrende Fo¨rderung erfa¨hrt. Sollten die beiden Kirchen oder die Ursprungsgru¨nder es im gegenwa¨rtigen Zeitpunkt noch nicht fu¨r tunlich halten, einen fo¨rmlichen Gru¨ndungsakt zu vollziehen, so gibt das Komitee zur Erwa¨gung, ob sie nicht jedenfalls eine von der Autorita¨t der Beteiligten getragene „Studienkommission fu¨r den Schutz der Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten“ ins Leben rufen sollten. Das Komitee ist jedoch seinerseits der Meinung, daß die fo¨rmliche Gru¨ndung der Vereinigung angesichts der gegenwa¨rtigen allgemeinen Lage einer solchen provisorischen Lo¨sung dringend vorzuziehen ist. Aus der gleichen Erwa¨gung bittet das Komitee, ihm sobald wie mo¨glich eine Stellungnahme zu seinem Vorschlag u¨bermitteln zu wollen. Fu¨r die Vertreter der katholischen Kirche Dietrich von Hu¨lsen [m. p. ] Fu¨r die Vertreter der evangelischen Kirche Dr. Benn [m. p. ] Fu¨r die Ursprungsgru¨nder Hans Sch[unleserlich ] [m. p. ]

34D19. Entwurf eines Statuts der Deutschen Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve, Gesellschaft zum Schutze der Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten. [Berlin, 16. April 1952] F: EZA Berlin, 4/502 (O; Anlage zu 34D18). Artikel I Grundsa¨tzliches, Name und Sitz. Um an der Verwirklichung, an der rechtlichen und an der organisatorischen Weiterentwicklung der Konvention von Genf betreffend den Schutz

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der Zivilpersonen in Kriegszeiten vom 12. August 1949 (Konvention Nr. IV) – Convention de Gene`ve relative a` la protection des personnes civiles en temps de guerre du 12 aouˆt 1949 (convention No IV) – auf deutschem Boden mitarbeiten und dadurch beim Aufbau des internationalen Rechtsgeba¨udes zum Schutze von Menschenleben mithelfen zu ko¨nnen, wird fu¨r die Dauer von 99 Jahren, beginnend mit dem .|.|. ein Verein errichtet, welcher a) den Namen „Deutsche Vereinigung fu¨r die Lieux des Gene`ve, Gesellschaft zum Schutze der Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten“ tragen, b) seinen Sitz in Berlin haben, c) in das Vereinsregister eingetragen werden und d) die international anerkannten Genfer Zeichen in Form von 2 roten und parallelen Diagonalbalken auf weissem Felde als Flagge, Kennzeichen und Siegel nach anliegendem Muster152 fu¨hren soll. Artikel II Aufgaben und Ziele. (1) Die Vereinigung dient in Fortentwicklung des Werkes des franzo¨sischen Generalarztes Georges Saint-Paul dem Schutze der an nationalen und internationalen Kriegen und bewaffneten Konflikten unbeteiligten Gruppen der Zivilbevo¨lkerung. (2) Die Vereinigung will damit entsprechend den unabdingbaren Forderungen des internationalen o¨ffentlichen Gewissens und des internationalen Begriffs der Menschlichkeit die Verpflichtung zum Schutze derjenigen erfu¨llen, welche a) in das System der bewaffneten Streitkra¨fte nicht eingeschaltet sind, b) an sonstigen Massnahmen zur Landes- oder Gebietsverteidigung nicht teilnehmen, c) keine andere Ta¨tigkeit fu¨r milta¨rische Zwecke ausu¨ben. (3) Die Vereinigung vertritt ihr Ziel innerhalb des geltenden internationalen Rechts und der herrschenden Staatspraxis. Sie verfolgt keine parteiischen Interessen nationaler oder internationaler Art. Sie ist kein Instrument nationaler oder internationaler Politik. (4) Auf dieser Grundlage ergreift die Vereinigung alle ihr zur Verfu¨gung stehenden Mo¨glichkeiten, um die dringende Gefahr der Schutzlosigkeit der Zivilbevo¨lkerung zu u¨berwinden und um der Genfer Konvention Nr. IV vom 12. August 1949 in Deutschland zur rechtlichen Anerkennung und zur Wirksamkeit zu verhelfen. Sie erfu¨llt ihre Aufgabe insbesondere

152 Nicht nachgewiesen.

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a) durch Vertretung und Verbreitung der Idee, b) durch Studium und Planung der Schutzmassnahmen, c) durch ihre praktische Organisation und Durchfu¨hrung im Konfliktsfalle. Artikel III Gemeinnu¨tzigkeit. (1) Die Ta¨tigkeit der Vereinigung ist gemeinnu¨tzig. Alle Mittel sind ausschließlich und unmittelbar fu¨r die satzungsgema¨ssen Zwecke zu verwenden. (2) Die Mitglieder der Vereinigung du¨rfen in ihrer Eigenschaft als Mitglieder keine Zuwendungen aus Mitteln der Vereinigung erhalten. Es darf auch keine Person durch Verwaltungsausgaben, die dem Zwecke der Vereinigung fremd sind, begu¨nstigt werden. Die Mitarbeit der Mitglieder ist grundsa¨tzlich ehrenamtlich; laufende oder besondere Dienstleistungen ko¨nnen angemessen vergu¨tet werden. (3) Die Mitglieder der Vereinigung haben bei Auflo¨sung keinen Anspruch auf einen Anteil am Vermo¨gen. Artikel IV Parallelorganisationen, Zweigstellen und Beteiligungen. (1) Die Vereinigung ist bestrebt, die Mitgliedschaft in der „Association internationale des Lieux de Gene`ve“ in Genf (Schweiz) zu erwerben. Sie wird die Beziehungen zu allen internationalen und nationalen Organisatinen gleicher und a¨hnlicher Zielsetzung sorgfa¨ltig studieren und pflegen. (2) Die Vereinigung kann Zweigstellen ausserhalb Berlins errichten. Artikel V Mitgliedschaft. (1) Die Mitgliedschaft ko¨nnen deutsche Einzelpersonen und deutsche juristische Personen (Ko¨rperschaften des o¨ffentlichen und privaten Rechts) erwerben, welche bereit sind, an der Gestaltung der Ziele und Aufgaben der Vereinigung mitzuarbeiten. (2) U¨ber die Aufnahme entscheidet der vom Pra¨sidium berufene Aufnahmeausschuss. Gegen eine ablehnende Entscheidung ist Einspruch beim Pra¨sidium und gegen dessen Beschluss Beschwerde bei der Vollversammlung zula¨ssig. (3) Der Austritt kann nur nach zweija¨hriger Mitgliedschaft bei halbja¨hriger Ku¨ndigungsfrist zum Ende des Gescha¨ftsjahres erfolgen. (4) Die Vollversammlung kann den Ausschluss eines Mitgliedes mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der anwesenden Mitglieder beschliessen.

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Artikel VI Die Organe. (1) Organe der Vereinigung sind: a) die Vollversammlung der Mitglieder, b) das Pra¨sidium und das Direktorium, c) der Rat. (2) Fachausschu¨sse unterstu¨tzen die leitenden Organe. (3) Im Sinne der Gesetze wird die Vereinigung durch den Pra¨sidenten und den gescha¨ftsfu¨hrenden Direktor gemeinsam vertreten. Artikel VII Vollversammlung. (1) Die Vollversammlung der Mitglieder tritt einmal ja¨hrlich zusammen. Sie wird vom gescha¨ftsfu¨hrenden Direktor schriftlich mit Angabe der Beratungsgegensta¨nde einberufen. Ausserordentliche Tagungen der Vollversammlung ko¨nnen jederzeit duch den gescha¨ftsfu¨hrenden Direktor einberufen werden. Er hat einzuberufen, wenn das Pra¨sidium oder ein Zehntel der Mitglieder es verlangt. (2) Die Vollversammlung wird von dem Pra¨sidenten ero¨ffnet. Sie wa¨hlt sich einen eigenen Vorsitzenden fu¨r die Dauer der Tagung. Sie gibt sich eine Gescha¨ftsordnung. (3) Jedes Mitglied verfu¨gt u¨ber eine Stimme; jeder Vertreter einer juristischen Person kann technische Berater hinzuziehen, die an den Tagungen teilnehmen ko¨nnen, aber kein Stimmrecht besitzen. (4) Die Vollversammlung ist beschlussfa¨hig, wenn die Mehrheit der Mitglieder anwesend ist; sie beschliesst mit Stimmenmehrheit, wenn nicht das Statut etwas anderes bestimmt. (5) Die Vollversamlung der Mitglieder wa¨hlt a) den Vorsitzenden ihrer jeweiligen Tagung gema¨ss Absatz 2, b) den Pra¨sidenten, den stellvertretenden Pra¨sidenten und die weiteren Mitglieder des Pra¨sidiums gema¨ss Artikel VIII Absatz 1, c) die Mitglieder des Rates gema¨ss Artikel IX Absatz 1, d) die Mitglieder des Schiedsgerichtes gema¨ss Artikel X. (6) Die Vollversamlung der Mitglieder beschliesst u¨ber: a) die Bevollma¨chtigung des gescha¨ftsfu¨hrenden Direktors und die Besta¨tigung des Justitiars gema¨sse Artikel VIII Absatz 3 und 4, b) die Errichtung der Fachausschu¨sse und die Besta¨tigung ihrer Leiter auf Vorschlag des gescha¨ftsfu¨hrenden Direktors, c) den Haushaltsplan, d) Fragen der Gescha¨ftsfu¨hrung und der Verwirklichung der Aufgaben, welche vom Pra¨sidium an sie herangetragen werden, e) den Ausschluss von Mitgliedern nach Artikel V Absatz 4,

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f) Statutena¨nderungen mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der anwesenden Mitglieder, g) die Auflo¨sung der Vereinigung und u¨ber die Verwertung ihres Vermo¨gens mit einer Mehrheit von drei Vierteln aller Mitglieder nach Art. XII. Artikel VIII Pra¨sidium und Direktorium. (1) Das Pra¨sidium umfasst bis zu 18 Mitglieder. Es wird vom Pra¨sidenten geleitet. Er ist der oberste Repra¨sentant der Vereinigung. Die Mitlglieder des Pra¨sidiums werden von der Vollversammlung mit einer Mehrheit von drei Vierteln der anwesenden Mitglieder fu¨r die Dauer eines Jahres gewa¨hlt; der gescha¨ftsfu¨hrende Direktor und der Justitiar geho¨ren dem Pra¨sidium fu¨r die Dauer ihrer Anwesenheit an. (2) Die Gescha¨ftsfu¨hrung liegt in den Ha¨nden des Direktoriums. Es setzt sich zusammen aus dem gescha¨ftsfu¨hrenden Direktor, dem Schriftfu¨hrer, dem Justitiar und den beiden Schatzmeistern. Die Mitglieder des Direktoriums werden vom Pra¨sidium aus seiner Mitte fu¨r die Dauer eines Jahres bestellt, soweit nicht Absatz 3 und 4 etwas anderes bestimmen. Das Direktorium trifft unter Leitung des gescha¨ftsfu¨hrenden Direktors seine Massnahmen aufgrund von Kollegialbeschlu¨ssen. Das Na¨here regelt die Gescha¨ftsordnung des Pra¨sidiums. (3) Der gescha¨ftsfu¨hrende Direktor wird vom Pra¨sidium aus seiner Mitte der Vollversammlung vorgeschlagen und wird mit ihrer Zustimmung fu¨r die Dauer von 3 Jahren bevollma¨chtigt. (4) Der Justitiar wird vom Pra¨sidium aus seiner Mitte nach Besta¨tigung durch die Vollversammlung auf unbestimmte Zeit bestellt. Jeweils nach Ablauf eines Jahres kann er durch u¨bereinstimmenden Beschluss von Vollversammlung und Pra¨sidium abberufen werden. Der Justitiar hat die Aufgabe, fu¨r die Kontinuita¨t aller Rechtsvorga¨nge Sorge zu tragen; Rechtsakte innerhalb der Vereinigung erhalten erst mit der Beglaubigung der Unterschriften durch den Justitiar ihre die Vereinigung verpflichtende Form. (5) Weder die Mitglieder des Pra¨sidiums noch andere im Dienst der Vereinigung stehende Personen du¨rfen hinsichtlich der Erfu¨llung ihrer Obliegenheiten Weisungen von irgendeiner Stelle ausserhalb der Vereinigung einholen oder entgegennehmen. Sie haben sich jeder Ta¨tigkeit zu enthalten, welche ihre u¨berparteiliche und nur der Vereinigung gegenu¨ber verantwortliche Stellung beeintra¨chtigen ko¨nnte.

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Artikel IX Der Rat. (1) Der Rat umfasst bis zu 30 Personen. Sie werden der Vollversammlung von dem Pra¨sidenten vorgeschlagen, von ihr fu¨r die Dauer von zwei Jahren gewa¨hlt und du¨rfen keine Funktionen innerhalb der Vereinigung bekleiden. Die Teilnehmer der Gru¨ndungsversammlung der Vereinigung sind sta¨ndige Ratsmitglieder. (2) Mitglieder des Rates ko¨nnen Deutsche und Ausla¨nder sein, sie brauchen nicht Mitglieder der Vereinigung zu sein. (3) Im Falle eines Konfliktes mit oder um Deutschland oder auf deutschem Boden ruhen die Rechte und Pflichten der ausla¨ndischen Ratsmitglieder nicht. (4) Der Rat wa¨hlt sich einen Vorsitzenden und gibt sich im Einvernehmen mit dem Pra¨sidium eine Gescha¨ftsordnung. (5) Auf Anforderung der Vollversammlung oder des Pra¨sidiums oder aus eigener Initiative erstattet der Rat Gutachten und gibt Empfehlungen, welche durch die Vollversammlung zu Beschlu¨ssen erhoben werden ko¨nnen. Der Rat besitzt kein Weisungsrecht. (6) In aussergewo¨hnlicher Lage ko¨nnen das Pra¨sidium – in Fa¨llen der Gefahr der Pra¨sident und der Gescha¨ftsfu¨hrende Direktor gemeinsam – den Rat mit der Durchfu¨hrung bestimmter Maßnahmen zur Erfu¨llung der Ziele und Aufgaben der Vereinigung beauftragen und in besonderen Fa¨llen ihm die Befugnisse des Direktoriums u¨bertragen. Artikel VI Absatz 3 bleibt davon unberu¨hrt. Artikel X Schiedsgericht. Alle Streitigkeiten innerhalb der Vereinigung werden dem Schiedsgericht unterbreitet. Es besteht aus 5 Personen, welche Mitglieder der Vereinigung oder des Rates sein mu¨ssen; drei von ihnen mu¨ssen die Befa¨higung zum Richteramt besitzen. Die Schiedsrichter werden der Vollversammlung vom Pra¨sidium vorgeschlagen und von ihr fu¨r die Dauer von drei Jahren gewa¨hlt. Das Schiedsgericht gibt sich eine Gescha¨ftsordnung und wa¨hlt sich seinen Vorsitzenden selbst. Es kann sich fu¨r die vor ihm anha¨ngig gemachten Streitfa¨lle zusta¨ndig erkla¨ren oder nicht. Die Schiedsspru¨che bedu¨rfen der Ausfertigung durch den Justitiar. Artikel XI Beitragsregelung. (1) Der Erwerb der Mitgliedschaft verpflichtet zur Entrichtung einer einmaligen Aufnahmegebu¨hr und zu laufenden Beitra¨gen, welche in Bargeld,

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Sach- oder Arbeitsleistung bestehen ko¨nnen, sie werden bei der Aufnahme vereinbart. (2) Die Vollversamlung bestellt drei Revisoren zur Ueberpru¨fung der Einnahmen und Ausgaben. Die Ueberpru¨fung hat mindestens einmal im Jahr zu erfolgen. (3) Das Gescha¨ftsjahr ist das Kalenderjahr. Artikel XII Auflo¨sung. (1) Die Vereinigung kann durch einen Beschluss der Vollversammlung der Mitglieder mit einer Mehrheit von drei Vierteln aller Mitglieder aufgelo¨st werden. (2) Im Falle der Auflo¨sung ist das nach Erfu¨llung aller Verbindlichkeiten verbleibende Reinvermo¨gen auf eine andere Ko¨rperschaft zu u¨bertragen, die nach den steuerrechtlichen Bestimmungen als gemeinnu¨tzig, mildta¨tig oder kirchlich anerkannt ist153.

34D20. Schreiben Mitzenheims an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Eisenach, 10. Februar 1953 F: EZA Berlin, 4/404 (O). Betr.: Wartburgstiftung. In den Anlagen154 gehen Ihnen die erbetenen Abschriften zu. Was meine Zugeho¨rigkeit zum Wartburgstiftungsausschuß betrifft, so halte ich nach wie vor es fu¨r gut, wenn der Rat der EKD an die Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten ein Schreiben richtet, in dem darauf hingewiesen wird, daß die evangelische Christenheit gro¨ßtes Interesse an der Wartburg hat und Wert darauf legt, daß ein Vertreter der EKD in den neuen Wartburgausschuß berufen wird. Aus der Zeitung ersehe ich, daß die Stadt Eisenach die 4 Vertreter, die sie zu benennen hat, bereits bestimmt hat. Es wa¨re also nur noch mo¨glich, daß Herr Holzhauer [richtig: Holtzhauer ] selbst unter den 4 Vertretern, die er ernennt, einen Vertreter der Kirche vorsieht. Die Sache scheint eilig zu sein. Das Schreiben braucht nur kurz zu sein. Einen Rechtsanspruch hat die EKD nicht auf 153 An dieser Stelle folgt die Fußnote: „Gema¨ss den zur Zeit geltenden staatlichen Bestimmungen du¨rfen Beschlu¨sse u¨ber die Verwendung des Vermo¨gens der Vereinigung im Fall der Auflo¨sung erst nach Einwilligung des zusta¨ndigen Finanzamtes durchgefu¨hrt werden.“ 154 34D21–27.

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einen Sitz im Wartburgstiftungsausschuß. Gegen den am 25. 8. 52 u¨bersandten Entwurf155 habe ich keine Einwendungen oder Bedenken. Nur mu¨ßte er der inzwischen vera¨nderten Lage angepaßt werden. D. Mitzenheim [m. p. ]

34D21. Schreiben Holtzhauers an Mitzenheim. Berlin, 16. Juli 1952 F: EZA Berlin, 4/404 (Abschrift; Anlage zu 34D20). Betreff Wartburg Sehr geehrter Herr Landesbischof! Die U¨bernahme der Wartburg in die Obhut der Staatlichen Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten macht die Auflo¨sung des bisherigen Ausschusses der Wartburgstiftung notwendig. Damit werden auch Sie Ihrer Pflichten als Mitglied dieser Institution entbunden. Wir nehmen dies zum Anlaß, Ihnen fu¨r Ihre Ta¨tigkeit unseren Dank auszusprechen und zu hoffen, daß Sie auch ku¨nftig Ihr freundliches Interesse fu¨r diese nationale Kultursta¨tte bewahren. Mit der Neuordnung wird diesem hervorragenden nationalen Kulturdenkmal im Sinne seiner fortschrittlichen Tradition die Wu¨rdigung zuteil, die ihm in unserer Zeit gebu¨hrt. Hochachtungsvoll (gez.) H. Holzhauer [richtig: Holtzhauer ]

34D22. Schreiben Mitzenheims an Holtzhauer. Eisenach, 21. Juli 1952 F: EZA Berlin, 4/404 (Abschrift; Anlage zu 34D20). Sehr geehrter Herr Holtzhauer! Ihr Schreiben vom 16. Juli 1952156 habe ich erhalten. Zum Inhalt dieses Schreibens bitte ich jedoch noch um einige Klarstellungen: Die Wartburg ist Stiftung des o¨ffentlichen Rechts, in deren leitendes Organ, den Stiftungsausschuß, ich seinerzeit berufen wurde. Unbeschadet 155 Entwurf der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 25. August 1952 fu¨r ein Schreiben an die Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten der Deutschen Demokratischen Republik (EZA Berlin, 4/404). 156 34D21.

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der Tatsache, daß die Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten die Wartburg in ihre besondere Obhut nehmen wird – ich lege Wert darauf zu betonen, daß ich dies begru¨ße –, ist an der rechtlichen Organisation der Wartburg nach meiner Kenntnis bislang nichts gea¨ndert. Die juristische Person „Stiftung des o¨ffentlichen Rechts Wartburg“ ko¨nnte, sofern die gesetzliche Voraussetzung vorliegt, durch gesetzgeberischen Akt der Stiftungsaufsichtsbeho¨rde oder durch Selbstauflo¨sungsbeschluß des satzungsgema¨ß zusta¨ndigen Organs aufgelo¨st werden. Von einem solchen Vorgang habe ich bisher nicht Kenntnis erhalten. Die Evangelischen Kirchen in der ganzen Welt haben an der Wartburg als einer hervorragenden und einzigartigen reformationsgeschichtlichen Geda¨chtnissta¨tte ein ganz besonderes Interesse. Als Bischof der Evang.Luth. Kirche in Thu¨ringen habe ich dieses Interesse des Weltprotestantismus an der Wartburg im Stiftungsausschuß treuha¨nderisch vertreten. Nicht aus perso¨nlichen Gru¨nden, aber eben weil ich mich als Vertreter der Evangelischen Kirchen in Deutschland und des Weltprotestantismus im Stiftungsausschuß weiß, bitte ich Sie, mir mitzuteilen, welche rechtlichen Grundlagen fu¨r meine Entlassung aus dem Stiftungsorgan und fu¨r die Reduzierung meiner bisherigen mitverantwortlichen Stellung auf ein „ku¨nftiges freundliches Interesse“ vorliegen. Mit vorzu¨glicher Hochachtung! (gez.) D. Mitzenheim [m. p. ]

34D23. Schreiben Rentmeisters an Mitzenheim. Berlin, 8. August 1952 F: EZA Berlin, 4/404 (Abschrift; Anlage zu 34D20). Ihre Nachricht vom 21. 7. 52157 Sehr geehrter Herr Landesbischof D. Mitzenheim! Auf Ihr Schreiben vom 21. 7. 1952 mu¨ssen wir Ihnen erwidern, daß Sie wohl die rechtliche Bedeutung unserer Mitteilung vom 16. 7. 1952158 an Sie falsch aufgefaßt haben. Wir haben damit keine Vera¨nderung der bisherigen Rechtsnatur der Wartburg als Stiftung des o¨ffentlichen Rechts vorgenommen. Es war auch nicht unsere Absicht, diese Frage zu ero¨rtern. Wir sind vielmehr nur nach den Vorschriften der Satzung der Wartburgstiftung vom 18. 10. 1921 [richtig: 15. Februar 1922 ]159 vorgegangen. 157 34D22. 158 34D21. 159 Amts- und Nachrichtenblatt fu¨r Thu¨ringen II, Nr. 24 vom 25. Ma¨rz 1922, S. 337ff.

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Nach deren § 4 sollten die Mitglieder des Ausschusses zur Ha¨lfte von der fru¨heren Gebietsregierung Weimar, zur anderen von dem fru¨heren Landesherrn oder dessen Rechtsnachfolger ernannt sowie abberufen werden. Diese Berufungsrechte sind nunmehr sa¨mtlich auf uns u¨bergegangen. Der ehemalige Großherzog ist durch die gesetzlichen Vorschriften u¨ber die Bodenreform und die Enteignung der Nazi- und Kriegsverbrecher enteignet worden. Diese Maßnahmen umfassen neben der Enteignung wirtschaftlicher Vermo¨gensstu¨cke auch alle sonstigen Rechte, wie die an einer Stiftung. Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik u¨bt daher jetzt entsprechend den Bestimmungen des § 4 der Satzung u¨ber die Rechtsnachfolge sa¨mtliche Stifter- und Berufungsrechte aus. Ferner war nach § 5 der Satzung das Amt der Ausschußmitglieder auf die Dauer von 4 Jahren begrenzt. Wir mu¨ssen annehmen, daß auch diese Frist bereits abgelaufen war, so daß von uns durchaus im Rahmen der Satzung neue Ausschußmitglieder bestellt wurden, ohne daß dabei irgendwie die bisherige rechtliche Natur der Stiftung gea¨ndert wurde. Wir hoffen, Ihnen damit eine genu¨gende Aufkla¨rung zu Ihrer Anfrage gegeben zu haben und du¨rfen Ihnen nochmals versichern, daß wir weiter fu¨r jede Unterstu¨tzung bei der Erhaltung dieser nationalen Kultursta¨tte verbunden sind. Hochachtungsvoll (gez.) M. Rentmeister Stellvertretende Vorsitzende

34D24. Schreiben Mitzenheims an die Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten. Eisenach, 10. September 1952 F: EZA Berlin, 4/404 (Abschrift; Anlage zu 34D20). Sehr geehrte Herren! [sic! ] Ich besta¨tige dankend den Eingang Ihres Briefes vom 8. 8. 52160. Ich darf diesem Schreiben nunmehr mit Befriedigung entnehmen, daß nicht daran gedacht ist, die Wartburgstiftung als Stiftung aufzuheben. Ich gehe darin einig mit Ihnen, daß die Satzung einer Revision bedarf. Diese Revision ist ja auch durch stillschweigende U¨bung der Regierung des Landes Thu¨ringen seit 1945 vollzogen worden. Was allerdings das Ausscheiden der bis160 34D23.

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herigen Stiftungsausschußmitglieder betrifft, das in diesem neuerlichen Schreiben mit Zeitablauf begru¨ndet wird, was aus dem Schreiben vom 16. 7.161 nicht zu entnehmen war, so vertrete ich die Ansicht, daß eine Entlassung der bisherigen Stiftungsausschußmitglieder vor Neufassung der Satzung Mißversta¨ndnisse auszulo¨sen geeignet war. Wie mir bekannt geworden ist, hat der Stiftungsvorsitzende, Herr Bu¨rgermeister Fischer, vor, den bisherigen Wartburgstiftungsausschuß zu einer kla¨renden Sitzung zusammenzurufen. Ich hoffe, daß gelegentlich dieser Sitzung die noch offenen Fragen befriedigend gekla¨rt werden. Was mein Interesse an der Wartburg betrifft, so du¨rfen Sie u¨berzeugt sein, daß ich es nicht nur als Thu¨ringer Landesbischof nach wie vor in sta¨rkstem Maße habe, sondern daß ich mich im Wartburgstiftungsausschuß zugleich als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland, ja des Weltluthertums wußte, fu¨r das die Wartburg als Lutherburg eine Gedenksta¨tte ersten Ranges ist. Wie Ihnen bekannt sein wird, besteht zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Wartburgstiftung auch eine vertragliche Bindung. Hochachtungsvoll gez.: D. Mitzenheim

34D25. „Vertrag zwischen der Deutschen Evangelischen Kirche, vertreten durch den Reichsbischof, und der Wartburgstiftung, vertreten durch den Stiftungsausschuss“. Eisenach und Berlin, 7./8. November 1933 F: EZA Berlin, 4/404 (Abschrift; Anlage zu 34D20). §1 Die Wartburgstiftung verpflichtet sich, die Luthersta¨tten der Wartburg, na¨mlich die Luther-Kapelle, die Luther-Stube, die drei sogenannten Reformationszimmer und den Luther-Gang fu¨r alle Zukunft in ihrem jetztigen Charakter unvera¨ndert zu erhalten und dem o¨ffentlichen Besuch, besonders durch die evangelische Welt, zuga¨ngig zu halten. Sobald und insoweit das Großherzoglich-Sa¨chsische Haus von dem ihm an den Reformationszimmern vertraglich vorbehaltenen Wohnungsrecht – bis zu einem Monat im Jahre – Gebrauch macht, ruht die Verpflichtung der Wartburgstiftung, die Reformationszimmer Besuchern zu zeigen. 161 34D21.

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§2 Die Deutsche Evangelische Kirche u¨bereignet als Gegenleistung der Wartburgstiftung ein Kapital von 100.000 – Einhunderttausend – RM und verpflichtet sich zwecks Erfu¨llung dessen zu folgenden Teilleistungen: 1. sofort nach Abschluss dieses Vertrages werden 6.500 – Sechstausendfu¨nfhundert – RM gezahlt, 2. fu¨r die Aufbringung der restlichen 93.500 RM werden die zur Deutschen Evangelischen Kirche geho¨rigen Landeskirchen alsbald zu anteilsma¨ssigen Beitra¨gen aus Haushalt – oder Kollektenmitteln aufgefordert werden, deren Gesamtertrag seitens der Deutschen Evangelischen Kirche bis zum 1. Oktober 1934 in einer Summe an die Wartburgstiftung abzufu¨hren ist, 3. soweit hiernach am 1. Oktober 1934 eine Restschuld der Deutschen Evangelischen Kirche gegenu¨ber der Wartburgstiftung verbleibt, wird ihre Tilgung auf den Haushalt der Deutschen Evangelischen Kirche fu¨r die Rechnungsjahre 1935 ff. u¨bernommen und la¨ngstens in drei gleiche, allja¨hrlich am 1. April, erstmalig am 1. April 1935, fa¨lligen Jahresraten bewirkt werden. §3 Die Wartburgstiftung verpflichtet sich, diese 100.000 RM von dem u¨brigen Vermo¨gen der Wartburgstiftung gesondert anzulegen und zu verwalten. Von den aufkommenden Zinsen ist jeweils ein Fu¨nftel dem Kapital zuzuschiessen. Die restlichen vier Fu¨nftel sind zur baulichen Erhaltung der in § 1 aufgefu¨hrten Luthersta¨tten sowie zur Erhaltung und zur Erga¨nzung ihrer Ausstattung oder auch zu anderen Zwecken der Burg zu verwenden; soweit sie dazu nicht verwandt werden, sind sie anzusammeln fu¨r eventuelle gro¨ßere Verbesserungen oder Anschaffungen. §4 Die Wartburgstiftung verpflichtet sich, allja¨hrlich der Deutschen Evangelischen Kirche u¨ber die Verwaltung des in § 2 aufgefu¨hrten Kapitals und u¨ber die Verwendung seiner Zinsen Rechenschaft abzulegen, ihr u¨ber den Zustand der in § 1 aufgefu¨hrten Luthersta¨tten schriftlich zu berichten und den Bevollma¨chtigten der Deutschen Evangelischen Kirche besonderen Zutritt zu den Luthersta¨tten zu gestatten. §5 Vorstehender Vertrag wird in zwei Urkunden vollzogen, von denen je eine im Besitz jeder Vertragspartei verbleibt.

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Eisenach, am 7. November 1933 Berlin-Charlottenburg, am 8. November 1933 Fu¨r die Wartburgstiftung Fu¨r die Deutsche Evangelische Kirche Dr. jur. Janson Ludwig Mu¨ller F.G. v. Eichel-Streiber

34D26. Schiedsvertrag zwischen der DEK und der Wartburgstiftung. Eisenach und Berlin, 7./8. November 1933 F: EZA Berlin, 4/404 (Abschrift; Anlage zu 34D20). Zwischen der Deutschen Evangelischen Kirche, vertreten durch den Reichsbischof und der Wartburgstiftung, vertreten durch den Stiftungsausschuss, wird folgender Schiedsvertrag geschlossen: §1 Entstehen Zweifel oder Meinungsverschiedenheiten, ob Einzelmaßnahmen im Rahmen der Verpflichtungen aus dem heute zwischen der Deutschen Evangelischen Kirche und der Wartburgstiftung geschlossenen Verrag betreffend die Luthersta¨tten der Wartburg zula¨ssig oder geboten sind, so entscheidet daru¨ber auf Antrag einer Partei ein Schiedsgericht. Das Schiedsgericht besteht aus 3 Mitgliedern, die alle einer der Deutschen Evangelischen Kirche zugeho¨rigen Landeskirche angeho¨ren mu¨ssen. Jede Partei bestellt einen Schiedsrichter. Den Vorsitzenden bestellt der Pra¨sident des Thu¨ringer Oberverwaltungsgerichtes. Der Vorsitzende muss die Fa¨higkeit zum Richteramt haben. Will eine Partei das Schiedsgericht anrufen, so hat sie ihren Entschluss dem anderen Teil durch eingeschriebenen Brief mitzuteilen und dabei gleichzeitig den von ihr gewa¨hlten Schiedsrichter zu benennen, mit der Aufforderung an den Vertragsgegner, seinerseits einen Schiedsrichter zu bestimmen. Kommt die Partei der Aufforderung nicht innerhalb der Frist von 14 Tagen nach, so geht das Recht, den Schiedsrichter zu bestimmen, gleichfalls auf den Pra¨sidenten des Thu¨ringer Oberverwaltungsgerichts u¨ber. Vorstehender Vertrag wird in zwei Urkunden vollzogen, von denen je eine im Besitz jeder Vertragspartei verbleibt. Eisenach, am 7. November 1933 Berlin-Charlottenburg, den 8. November 1933 Fu¨r die Wartburgstiftung Fu¨r die Deutsche Evangelische Kirche Dr. Fritz Janson Ludwig Mu¨ller G. v. Eichel-Streiber

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34D27. Schreiben Mitzenheims an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Eisenach, 16. Dezember 1952 F: EZA Berlin, 4/404 (O; Anlage zu 34D20). Betr.:

Bauliche Vera¨nderungen in der Kapelle auf der Wartburg.

Zwischen der Deutschen Evangelischen Kirche, vertreten durch den Reichsbischof, und der Wartburgstiftung, vertreten durch den Stiftungsausschuß, ist wegen der Erhaltung und Offenhaltung der Luthersta¨tten auf der Wartburg am 7. 11. 33 ein Vertrag162 abgeschlossen worden, dessen § 1 Abs. 1 folgendermaßen lautet: Die Wartburgstiftung verpflichtet sich, die Luthersta¨tten der Wartburg, na¨mlich die Lutherkapelle, die Lutherstube, die drei sogen. Reformationszimmer und den Luthergang fu¨r alle Zukunft in ihrem jetzigen Charakter unvera¨ndert zu erhalten und dem o¨ffentlichen Besuch, besonders durch die evangelische Welt, zuga¨ngig zu halten. Wohl in Auswirkung dieser Bestimmung veranlaßte mich der jetzige Direktor der Wartburg Dr. Asche am 11. 12. 52, die Kapelle auf der Wartburg zu besichtigen, da dort bauliche Vera¨nderungen geplant seien. Im Interesse der Wartburg als einer hervorragenden evangelischen Gedenksta¨tte hielt ich mich fu¨r verpflichtet, mit unserem Kirchenbaurat Wohlfahrt der Einladung Folge zu leisten, um dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland Bericht zu erstatten. Auf der Wartburg ist man gegenwa¨rtig an der Arbeit, aus Gru¨nden der Tragfa¨higkeit den Fußboden des Parkettsaales, der zugleich die Dekke des Sa¨ngersaales und der Kapelle bildet, zu erneuern. Bei der Wegnahme des Fußbodens zeigte sich, daß das Gewo¨lbe der Kapelle Risse hat, die ausgegossen werden mu¨ssen. Dadurch wird die vor etwa 100 Jahren angebrachte Deckenmalerei in der Kapelle zersto¨rt. Sie soll nicht erneuert werden, sondern die Gewo¨lbe und die ganze Kapelle sollen in der schlichten Art des romanischen Baustils, in dem die Kapelle gehalten ist, hergerichtet werden. Da die Malereien an den Wa¨nden Attrappen aus Leinwand und Blech sind, die vor 100 Jahren angebracht wurden, ist vom ku¨nstlerischen und kunsthistorischen Standpunkt aus nichts gegen diese Vera¨nderung einzuwenden. Sie ist im Gegenteil zu begru¨ßen. Ferner sollen die aus dem vorigen Jahrhundert stammenden in su¨sslichen Farben gehaltenen Glasmalereien in den Fenstern beseitigt und durch Fenster aus Antikglas ersetzt werden. Auch dagegen ist nichts einzuwenden. Die jetzige Kanzel, die aus dem 17. Jahrhundert stammt und ur162 34D24.

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spru¨nglich nicht auf die Wartburg geho¨rt, soll beseitigt und durch einen niedrigeren Predigtstuhl ersetzt werden, der auf der linken Seite des Altars seinen Platz bekommen soll. Auf der anderen Seite des Altars soll der vorhandene Taufstein Aufstellung finden. Der Altar selbst soll von seinem Putz befreit werden, daß die alten behauenen Steine wieder zum Vorschein kommen. Im u¨brigen bleibt der Altar unvera¨ndert. An die Stelle der Orgel, die, da sie auf Beschluß des alten Wartburgstiftungsausschusses durch eine neue ersetzt werden sollte, bereits abgebaut ist, soll ein Positiv kommen, wie es der geringen Gro¨ße der Kapelle sowohl akustisch als baulich angemessen ist. Das z. T. feste Gestu¨hl aus dem 19. Jahrhundert soll durch Baststu¨hle ersetzt werden. Gegen diese A¨nderungen werden weder aus kirchlichen noch aus kunsthistorischen Gru¨nden Einwendungen erhoben werden ko¨nnen. Aus feuerpolizeilichen Sicherheitsgru¨nden ist weiter geplant, von dem daru¨berliegenden Festsaal in der Su¨dwestecke der Kapelle eine steinerne Wendeltreppe herunterzufu¨hren und in der Su¨dostecke der Kapelle zu dem darunterliegenden Raum einen Treppenabgang zu schaffen, der von einem schmiedeeisernen Gitter umgeben und durch eine Falltu¨r verdeckt werden soll. Bautechnisch werden sich diese beiden Fragen so lo¨sen lassen, daß der Gesamteindruck der Kapelle nicht wesentlich vera¨ndert wird. Das einzige Bedenken, das man kirchlicherseits gegen diesen Plan haben kann, ist dies, daß dadurch in Notfa¨llen die Kapelle als Durchgang benutzt wird, um vom Parkettsaal in die unteren Geschosse und dann ins Freie zu kommen. Da es sich aber um feuerpolizeiliche Sicherheitsmaßnahmen handelt, werden Einwendungen keinen Erfolg versprechen und am besten gar nicht erst gemacht. Nach Ru¨cksprache mit unserem Kirchenbaurat Wohlfahrt, dessen Gutachten beiliegt, schlage ich dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland vor, keine Einwendungen gegen die beabsichtigten A¨nderungen zu erheben und dies auf Grund des Vertrags ausdru¨cklich der Wartburgstiftung zu erkla¨ren. Eine Abschrift des Vertrags vom 7. 11. 33163 und des Schiedsvertrags ebenfalls vom 7. 11. 33164 lege ich fu¨r die dortigen Akten bei. Da ich im vorliegenden Fall ohne Auftrag gehandelt habe, bitte ich den Rat, wenn er der Meinung ist, daß ich ku¨nftig in a¨hnlichen Fa¨llen im Sinne des Vertrags die evangelische Kirche der Wartburgstiftung gegenu¨ber vertreten soll, mir daru¨ber eine Mitteilung zugehen zu lassen. D. Mitzenheim [m. p. ]

163 34D24. 164 34D25.

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34E Dokumente 34E1. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 17. Februar 1953 F: EZA Berlin, 4/45 (H). Den Herren Mitgliedern des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨bersenden wir hiermit je einen Abdruck der Rundschreiben KB. I. 470/53165 und KB. I. 471/53166, die der Herr Ratsvorsitzende in Ausfu¨hrung der Beschlu¨sse vom 13. d. M. heute an die Kirchenleitungen gerichtet hat. An den Vorsitzenden des Oekumenischen Rates der Kirchen in den Niederlanden Herrn Professor Berkelbach van der Sprenkel, Utrecht/ Holland, hat der Herr Ratsvorsitzende am 14. d. M. gema¨ß dem Beschluß des Rates folgendes Brieftelegramm167 gesandt: „Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat mich in seiner gestrigen Sitzung beauftragt, den evangelischen Kirchen Hollands sein herzliches Mitgefu¨hl auszusprechen angesichts der großen No¨te, die durch die Naturkatastrophe der letzten Wochen u¨ber das Land gekommen sind! Gott helfe denen, die so schwer getroffen sind! Er lasse dem gesamten holla¨ndischen Volk aus den Erfahrungen des Glaubens und der Liebe, die ihm in dieser schweren Zeit geschenkt werden, dennoch einen Segen erwachsen! Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat die Landeskirchen in Deutschland aufgerufen, ihre Gemeinden zu versta¨rkter Hilfeleistung fu¨r die Kirchen in Holland anzuregen. In herzlicher, bru¨derlicher Verbundenheit Bischof Dibelius“. Wir bitten, hiervon Kenntnis nehmen zu wollen. D. Dr. Karnatz

165 34E2. 166 34E3. 167 EZA Berlin, 81/1/7.

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34E2. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die evangelischen Kirchenleitungen in Deutschland. Berlin, 14. Februar 1953 F: EZA Berlin, 4/45 (H; Anlage zu 34E1). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat in seiner gestrigen Sitzung der großen Not gedacht, die durch die Naturkatastrophe der letzten Wochen u¨ber die Ku¨stengebiete der Nordsee, namentlich in Holland, hereingebrochen ist. Mit Dankbarkeit konnte festgestellt werden, daß auch in den Landeskirchen Deutschlands sofort der Wille lebendig geworden ist, den Opfern der Katastrophe zu helfen. Mehrere Landeskirchen haben bereits erhebliche Betra¨ge u¨berwiesen. Andere sind im Begriff, ein Gleiches zu tun. Der Rat hat den herzlichen Wunsch, daß diese Hilfsaktion unserer Evangelischen Kirche auf noch breitere Grundlage gestellt werden mo¨chte. Hier ist eine Gelegenheit, nach allem, was dem holla¨ndischen Volk wa¨hrend des Krieges widerfahren ist, zu zeigen, daß der Geist christlicher Opferbereitschaft und bru¨derlicher Verbundenheit in unseren Kirchen nicht minder lebendig ist als anderswo. Es ist daran gedacht, die Gaben unserer Kirche den holla¨ndischen Schwesterkirchen zugute kommen zu lassen, da zu erwarten ist, daß die von der Katastrophe betroffenen Kirchengemeinden nicht nur an Kirchen, Pfarr- und Gemeindeha¨usern erhebliche Scha¨digungen erlitten haben, sondern auch die wirtschaftlichen Grundlagen ihres Gemeindelebens schwer erschu¨ttert sein werden. Vermutlich werden diese Scha¨digungen so groß sein, daß sie die Kraft der christlichen Kirchen Hollands weit u¨bersteigen. Wir mo¨chten anregen, daß nicht nur die Landeskirchen als solche ihre Opfer bringen, sondern daß mo¨glichst auch den einzelnen Gemeindegliedern Gelegenheit gegeben wird zu der Hilfeleistung ihrer Kirche beizutragen. Das ko¨nnte durch Kollekten, durch Aufrufe in Gemeindebla¨ttern u. dergl. geschehen. Die Bereitschaft, fu¨r diese No¨te zu opfern, ist nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen z. Zt. außerordentlich groß. Die Kirchenleitungen im Gebiet der Deutschen Bundesrepublik bitten wir, die Ertra¨gnisse einer solchen Hilfsaktion der Kirchenkanzlei in Hannover zuzuleiten, damit diese dann die Gesamtsumme an die holla¨ndischen Kirchen weiterleiten kann.

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34E Dokumente

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34E3. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die westlichen Gliedkirchen. Berlin, 14. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/4241 (H; Anlage zu 34E1). Die Leitungen unserer Landeskirchen wissen, welche besonderen No¨te und Aufgaben uns allen durch den Flu¨chtlingsstrom erwachsen, der sich jetzt u¨ber Berlin in das Bundesgebiet ergießt. Am schwersten ist naturgema¨ß Westberlin betroffen. Hier stauen sich die Zehntausende. Mittellos und hilflos kampieren sie in den Lagern und Notquartieren, wochenlang, monatelang, unter Umsta¨nden noch viel la¨nger. Die Aufgabe, allen diesen Flu¨chtlingen materiell zu helfen, ist so riesengroß, daß sie die Kra¨fte der Kirche weit u¨bersteigt. Hier muß der Staat eintreten, und er tut es auch. Aber es bleiben, wie immer bei staatlicher Hilfe, Notfa¨lle in großer Zahl u¨brig, denen der Staat nicht gerecht werden kann. Da ist die Kirche gefordert. Hilfswerk und Innere Mission tun ihre Arbeit, bedu¨rfen aber selbst der Hilfe, damit sie helfen ko¨nnen. Die entscheidende Aufgabe, zu der sich die Kirche in dieser Not gefordert sieht, ist die seelsorgerliche Hilfe. Die lange Zeit unta¨tigen Wartens in den u¨berfu¨llten Lagern darf fu¨r die Flu¨chtlinge nicht eine Zeit des inneren Absinkens werden. Wir brauchen eine große Zahl von Pfarrern, Diakonen, Vikarinnen u. a., die sta¨ndig durch die vielen Lager gehen und Zeit fu¨r seelsorgerliche Gespra¨che haben. Wir brauchen menschenwu¨rdige Ra¨ume, in denen wir die empfa¨nglichen Flu¨chtlinge sammeln, in denen wir Andachten und schlichte Vortra¨ge halten und Kindern und Erwachsenen Gelegenheit geben ko¨nnen, sich ernsthaft und fruchtbar zu bescha¨ftigen. Wir brauchen Lagerbibliotheken und dergleichen mehr. Dies alles gilt natu¨rlich auch von den Lagern in West-Deutschland. Es gilt aber in erster Linie von West-Berlin. Die Kirche in West-Berlin tut, was sie kann. Aber ihre Mittel sind gar zu beschra¨nkt. Darum geht an die westdeutschen Landeskirchen der Ruf zu allem, was sie schon fu¨r die Lager in ihrer eigenen Mitte tun, auch diese besondere Not noch auf ihr Herz nehmen und helfen wu¨rden [sic! ]. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich in seiner gestrigen Sitzung diese Bitte zu eigen gemacht. In seinem Auftrag darf ich sie aussprechen. Wir wu¨rden herzlich dankbar sein, wenn die Mahnung des Propheten, den Flu¨chtlingen Brot zu geben (Jes. 21,14) in unserer Kirche in der Liebe Christi ihre Erfu¨llung fa¨nde. Alle Gaben bitten wir zu senden an das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland – Hauptbu¨ro Berlin –, Berlin-Zehlendorf, Teltower Damm 93. Postscheckkonto: Berlin West 142 96. „Flu¨chtlingshilfe“. Dibelius [m. p. ]

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

34E4. Schreiben Kunsts an Dibelius. Bonn, 20. Februar 1953 F: EZA Berlin, 81/1/7 (O). Hochwu¨rdigster Herr Bischof! An der vom Bundestagspra¨sidenten und dem Leiterkreis der Evangelischen Akademien einberufenen Tagung zum Wochenende in Ko¨nigswinter am 13. und 14. Februar haben mehr als hundert Ma¨nner und Frauen teilgenommen. Von kirchlicher Seite war Herr Landesbischof D. Bender anwesend und fast alle Akademieleiter. Vom Kabinett war Herr Minister Dr. Lehr gekommen. Es waren fast alle evangelischen Staatssekreta¨re und einige evangelische Landesminister anwesend. Alle Vortra¨ge zeichneten sich durch grosse Unmittelbarkeit aus. Auf das Ganze gesehen kamen fu¨r meinen Eindruck viel kra¨ftiger die Fragen der Politiker an die Kirche zum Zuge als umgekehrt unsere Fragen an die die Regierung tragenden Parteien. In einem Gespra¨ch mit den Leitern der Akademien unter dem Vorsitz von Dr. Eberhard Mu¨ller habe ich Mitteilung gemacht von der Stellungnahme des Rates zu dieser Veranstaltung. Der Leiterkreis legt Wert darauf, dass seine zuku¨nftigen Gespra¨che mit den Parteien in U¨bereinstimmung mit dem Rat gefu¨hrt werden. Alle waren sich einig, dass man nach dem Gespra¨ch mit den Vertretern der Regierungskoalition nun auch noch auf ein Gespra¨ch mit der SPD zugehen mu¨sse. Heute bekomme ich von Bruder Mu¨ller das in der Anlage als Abschrift beigefu¨gte Schreiben an Herrn Ollenhauer168. Bruder Mu¨ller bittet mich, seinen Brief abzusenden, wenn ich einverstanden bin. Ich will es nicht tun, bevor ich nicht eine A¨usserung von Ihnen zu dieser Sache habe. Ich halte es im Grundsatz nach wie vor fu¨r falsch, wenn der Leiterkreis der Akademien in dieser so differenzierten Angelegenheit die Verantwortung des Rates wahrnimmt. Auf der anderen Seite sehe ich nicht, aus welchem Grund man das in Aussicht genommene Gespra¨ch mit der SPD verhindern soll, nachdem die Verhandlung mit den Vertretern der Regierungskoalition schon gewesen ist. Ich wa¨re Ihnen fu¨r ein kurzes Votum dankbar. In Ehrerbietung bin ich Ihr gehorsamst ergebener Kunst [m. p. ]

168 34E5.

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34E Dokumente

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34E5. Schreiben Eberhard Mu¨llers an Ollenhauer. Bad Boll, 1953 F: EZA Berlin, 81/1/7 (Abschrift; Anlage zu 34E4). Die Evangelischen Akademien in Deutschland haben in letzter Zeit wiederholt Gespra¨che zwischen fu¨hrenden Ma¨nnern der Kirche und Vertretern verschiedener politischer Parteien durchgefu¨hrt, die der Kla¨rung grundsa¨tzlicher Fragen der politischen Ethik und gemeinsam interessierender politischer Sachfragen dienten und in Zukunft dienen sollen. Nunmehr hat auch der Leiterkreis der evangelischen Akademien, der die Vereinigung aller evangelischen Akademien darstellt, auf der Bundesebene ein solches Gespra¨ch durchgefu¨hrt, das zuna¨chst der Aussprache zwischen Vertretern der Koalitionsparteien und fu¨hrenden Ma¨nnern der Kirche diente. Wir wu¨rden – falls der Bundesvorstand der SPD dazu bereit und daran interessiert ist – gern auch ein a¨hnliches Gespra¨ch mit den fu¨hrenden Ma¨nnern der SPD veranstalten, und ich bitte, mich freundlicherweise wissen zu lassen, ob Sie bereit sind, daru¨ber mit mir im Laufe der na¨chsten Wochen ein vorbereitendes Gespra¨ch zu fu¨hren. Ich werde zwischen dem 25. und 28. Februar in Bonn und Umgebung sein, ebenso am 5. und 6. Ma¨rz. Falls Ihnen einer dieser Tage fu¨r eine Besprechung erwu¨nscht ist, wu¨rde ich Ihnen gern in diesen Tagen meinen Besuch machen. Mit dem Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung gru¨sst Sie Ihr Ihnen sehr ergebener gez. Dr. Eberhard Mu¨ller

34E6. Schreiben Meisers an Heuß. Mu¨nchen, 30. Januar 1953 F: ACDP St. Augustin, I 369 – 11/1 (H) 169. Sehr zu verehrender Herr Bundespra¨sident! Gelegentlich der U¨berreichung des Purpurs an die neuernannten Kardina¨le der katholischen Kirche ist die Frage nach der Ernennung eines Vertreters der Bundesrepublik beim Vatikan in der Presse verschiedentlich beru¨hrt worden. In Bayern hat Herr Landtagspra¨sident Dr. Dr. Hundhammer eine Versammlung in To¨rwang gehalten und sich von derselben beauftragen lassen, er mo¨ge an die Staatsregierung den Antrag stellen, daß die bayerische Staatsregierung bei der Bundesregierung fu¨r die Besetzung der Stelle beim Vatikan durch einen Katholiken eintritt. Als das 169 Ein Abdruck des Schreibens ging an Bundestagspra¨sident Ehlers.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Bundeskabinett den Herrn Bundespostminister Schuberth zu der Feier in Rom abordnete, wurde eigens bemerkt, daß damit keine Entscheidung u¨ber die endgu¨ltige Besetzung der Stelle beim Vatikan getroffen werden solle. Nachdem bei der Feier in Rom verschiedene Regierungsvertreter, teils des Bundes, teils aus dem Freistaat Bayern, in Rom anwesend waren, bot sich Gelegenheit, auch zu der Frage Material zu sammeln, ob die Bestellung eines Katholiken oder eines Nichtkatholiken als Vertreter der Bundesregierung beim Vatikan als angezeigt erscheint. Nach den durch den Rundfunk und durch die Presse bekanntgegebenen Nachrichten haben die Herren, die die Bundesregierung bezw. die bayer. Staatsregierung und den bayer. Landtag in Rom vertreten haben, in ihren A¨ußerungen sa¨mtlich nicht nur Glu¨ckwu¨nsche der durch sie vertretenen Regierungen u¨berbracht, sondern ausdru¨cklich ausgesprochen, daß das ganze deutsche Volk durch die in Rom stattfindende Feier bewegt sei und es als eine Ehre betrachte, daß sich unter den neuen Kardina¨len ein deutscher Bischof befinde. Dabei wurde auch bemerkt, daß dies nicht nur fu¨r die Katholiken gelte, sondern fu¨r alle Deutschen. Vom katholischen Standpunkt aus ist das durchaus erkla¨rlich. Wie Papst Pius IX. am 7. August 1873 schriftlich erkla¨rt hat, geho¨ren auch Nichtkatholiken, sofern sie getauft sind, in irgend einer Weise dem Papste an. Es ist auch bekannt, daß die ro¨mische Kirche stets einen Anspruch darauf erhoben hat, das ganze Volksleben in ihren Bereich einzubeziehen. Wenn also katholische Volksgenossen bei solch einer feierlichen Gelegenheit erwarten, daß auch Nichtkatholiken innerlich bewegt und erfreut ihre Glu¨ckwu¨nsche in Rom aussprechen lassen mo¨chten, so ist das nicht verwunderlich. Aber wie sich im vorigen Jahrhundert Kaiser Wilhelm I. gegen den genannten Anspruch des Papstes verwahrt hat, so muß auch ich bei der geschilderten Gelegenheit sagen, daß es fu¨r mich als evangelischen Christen und die von mir vertretenen Glaubensgenossen erstaunlich, ja unertra¨glich ist, wenn bei einer ausgesprochen kirchlichen Feier Vertreter von Regierungen, die nach der ganzen Lage des deutschen Volkes und nach den fu¨r sie geltenden Verfassungen keinesfalls katholischkonfessionelle Regierungen sind, auch im Namen der nichtkatholischen Staatsbu¨rger derartige Gefu¨hle zum Ausdruck bringen. Selbstversta¨ndlich besteht keinerlei Bedenken dagegen, daß die Regierung als solche bei einer konfessionellen Feier ihre Glu¨ckwu¨nsche ausspricht, bezw. aussprechen la¨ßt. Das ist ein Akt der innerlich wohlbegru¨ndeten Ho¨flichkeit, wie sie bei vielen Gelegenheiten zum Ausdruck kommen muß, die auch nicht jeden einzelnen Volksgenossen betreffen. Ein anderes ist es aber, wenn bei einer solchen Gelegenheit auch die nichtkatholischen Bu¨rger unseres Staates ausdru¨cklich apostrophiert werden.

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Sie werden nicht daru¨ber erstaunt sein, daß ich aus den geschilderten Erfahrungen auch Folgerungen zu der eingangs aufgeworfenen Frage ziehen muß, ob na¨mlich der Vertreter der Deutschen Bundesrepublik beim Vatikan ein Katholik oder ein Nichtkatholik sein soll. Ich stelle fest, daß ein katholischer Vertreter beim Heiligen Stuhl aus menschlich versta¨ndlichen und perso¨nlich hoch zu achtenden Motiven stets dazu neigen wird, die Angelegenheiten, die mit dem Heilgen Stuhl zu verhandeln sind, auch dann als Angelegenheiten des g a n z e n deutschen Volkes zu betrachten, wenn es sich wie im Falle der Kardinalseinfu¨hrung, um ausgesprochen konfessionelle Angelegenheiten handelt. Ich ko¨nnte es darum nicht als eine gesunde und sachgema¨ße Lo¨sung betrachten, wenn der Wunsch auf Entsendung eines katholischen Vertreters erfu¨llt wu¨rde. Vielmehr scheint mir gerade die außerordentliche Tatsache, daß ein konfessionell parita¨tischer Staat einen politischen Vertreter bei der Leitung der Ro¨misch-Katholischen Kirche hat, dazu zu no¨tigen, daß der politische Charakter dieser Vertretung klar herausgearbeitet wird. Dies erscheint mir aber nur dann als gesichert, wenn der Vertreter des Staates nicht der katholischen Konfession angeho¨rt. Selbstversta¨ndlich mu¨ßte es ein Mann sein, dessen Loyalita¨t gegenu¨ber der katholischen Kirche außer Zweifel steht. Aber die besonderen Bindungen, die die Zugeho¨rigkeit zur katholischen Kirche gerade gegenu¨ber dem Papst und seinem Lehramt aus religio¨sen Gru¨nden mit sich bringt, sollten bei einer politischen Vertretung der Bundesrepublik beim Heiligen Stuhl von vorneherein ausgeschaltet werden. Die Kurie du¨rfte, wie beiliegender Zeitungsartikel170 zeigt, deswegen keine Schwierigkeiten machen. In der Hoffnung, daß es Ihnen mo¨glich ist, diese Gedankenga¨nge vor der Ernennung des Vertreters der Bundesrepublik beim Vatikan zu entscheidender Wirkung zu bringen, verbleibe ich mit dem Ausdruck der vorzu¨glichsten Hochachtung Ihr sehr ergebener (D. Meiser DD.)

34E7. Schreiben Heuß’ an Meiser. O. O., 4. Februar 1953 F: ACDP St. Augustin, I 369 – 11/1 (H). Sehr geehrter Herr Landesbischof, Ihren freundlichen Brief vom 30. Januar habe ich nach der Ru¨ckkehr aus Garmisch-Partenkirchen hier vorgefunden. 170 Nicht nachgewiesen.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Sie ko¨nnen sich wohl denken, dass das Problem der Vertretung der Bundesrepublik bei der ro¨mischen Kurie in zahlreichen Gespra¨chen und auch in einigen brieflichen Dokumentationen zwischen dem Herrn Bundeskanzler und mir in diesen Jahren ero¨rtert worden ist. Ich habe ihm auch schon lange einen bestimmten Vorschlag wegen der Vertretung durch eine evangelische Perso¨nlichkeit gemacht und bedauere selber, dass die Frage in ihrer Totalita¨t so lange ungekla¨rt geblieben ist, da mir dies immer gegenu¨ber dem Vatikan als unho¨flich erschien. In meinen Ueberlegungen – das habe ich auch gegenu¨ber einigen der mir vertrauten evangelischen Kirchenma¨nner zum Ausdruck gebracht wie auch fu¨hrenden Ma¨nnern der katholischen Seite – spielt dabei die sogenannte Tradition keine Rolle, auch nicht die Sorge eines spezifischen Konfessionalismus, obwohl ich diese Ueberlegungen zu wu¨rdigen weiss; mein Argument von Anfang an war ausschließlich politischer Natur: der pa¨pstliche Nuntius vertritt in der Bundesrepublik rechtlich Deutschland in seinem Umfang von 1938. Die Kurie la¨sst sich bekanntlich immer sehr viel Zeit, politische Tatbesta¨nde in die kirchenrechtliche Ordnung mit zu u¨bernehmen. Ein deutscher Vertreter am Vatikan repra¨sentiert in der Spiegelung auch das gesamte Deutschland. Mittel- und Ostdeutschland sind u¨berwiegend protestantisch. Wenn ein katholischer Mann nach Rom an den Vatikan gesandt wird, werden wir das Spiel erleben, dass aus propagandistischen Gru¨nden die SED primitiv in Luthertum machen wird, und das ist fu¨r die politisch-psychologische Situation der getrennten Teile abtra¨glich genug. Dies ist der Gedankengang, den ich seit Jahren in dieser Frage vortrage. Ich habe diese meine Haltung in Beantwortung Ihres Briefes zur Kenntnis gegeben, aber es liegt in der Natur der Sache, dass dieser Brief einen ho¨chst vertraulichen Charakter besitzt. Ich habe einem der mir befreundeten evangelischen Bischo¨fe schon einmal vor zwei Jahren zum Ausdruck gebracht, dass ein Wunschresolutionenfassen der evangelischen Kirche in dieser Frage mir perso¨nlich unrichtig zu sein scheint. Auf jeden Fall erleichtert es nicht die Situation. Es hat mir ausserordentlich leid getan, dass ich als der Gefangene meiner Termine an der Feier in Stuttgart fu¨r Landesbischof D. Wurm nicht teilnehmen konnte. Mit freundlichem Gruss Ihr gez. Theodor Heuss

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34E8. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder zu den Gespra¨chen mit Bundeskanzler Adenauer und Ministerpra¨sident Grotewohl. Berlin, 20. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/1046 (H). Betrifft: Ausfu¨hrung der Beschlu¨sse der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode Im Anschluss an die Verhandlungen des Rates der Evangelischen Kirche i. D. vom 12./13. Februar d. Js. zu Punkt 4 der Tagesordnung berichten wir folgendes. Der Aussprache mit dem Herrn Bundeskanzler in Bonn am 30. Oktober 1952 hat ein von Herrn Pra¨ses D. Held gemeinsam mit Herrn Pra¨ses D. Scharf zusammengestellter Besprechungsplan (Anlage I)171 zugrunde gelegen. In einer Vorbesprechung war vereinbart, dass die Punkte 1 a) b) und c) von D. Scharf, die Punkte 1 g) h), 2 a) und 3 a) – d) von Lic. Noth, die u¨brigen Punkte von D. Held in Auswahl vorgetragen werden sollten. U¨ber den Verlauf der Besprechung gibt der anliegende Auszug aus einem Brief von Herrn Pra¨ses D. Held an den Pra¨ses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Herrn Dr. Dr. Heinemann, vom 3. November 1952 Aufschluss (Anlage II)172. Fu¨r die Aussprache mit Herrn Ministerpra¨sidenten Grotewohl, die am 12. November 1952 stattgefunden hat, hatte die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – der Evangelischen Kirche in Deutschland ein Memorandum in Gestalt eines an den Ministerpra¨sidenten der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik zu richtenden Briefes im Entwurf ausgearbeitet (Anlage III)173. Das Memorandum hat den Mitgliedern der Delegation als Material fu¨r die Vorbereitung und Durchfu¨hrung der Besprechung gedient. Ein Teil der ero¨rterten Fragen ist in besonderen Eingaben weiter behandelt worden. So sind wir anknu¨pfend an die Besprechung mit dem Herrn Ministerpra¨sidenten bei der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik vorstellig geworden, daß unter allen Umsta¨nden zu Weihnachten und zu Neujahr die Abhaltung von Gottesdiensten im 500m-Streifen der Schutzzone gestattet werden mo¨ge. Diesem Antrag ist in der Weise entsprochen worden, daß Gottesdienste am 1. Weihnachtstag, vorm. 10 Uhr, allgemein genehmigt wurden und auch tatsa¨chlich abgehalten werden konnten. 171 34E9. 172 34E10. 173 34E11.

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34. Sitzung Berlin, 12. und 13. Februar 1953

Da die geforderte allgemeine Freigabe kirchlicher Veranstaltungen in der Schutzzone bisher noch nicht erfolgt ist, haben wir fu¨r Sonntag Palmarum, Karfreitag und die Osterfeiertage einen neuen Sonderantrag gestellt. Zur Frage der „Jungen Gemeinde“ hat der Herr Ratsvorsitzende dem Herrn Ministerpra¨sident der Deutschen Demokratischen Republik unter dem 22. Januar 1953 eine Denkschrift u¨berreicht174, die wir nebst den Begleitschreiben175 und der Entschließung der Kirchlichen Ostkonferenz bezu¨glich der „Stafette“ in einem Abdruck beifu¨gen (Anlage IV)176. U¨ber den kirchlichen Dienst der Studentenpfarrer und der Studentengemeinden hat sich die Kirchliche Ostkonferenz in einem Beschluß vom 25. Februar 1953 ausgelassen, der gleichfalls der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik zur Kenntnis gebracht worden ist. (Anlage V)177. In anderen bei der Besprechung mit dem Herrn Ministerpra¨sidenten Grotewohl behandelten Fragen steht die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland – Berliner Stelle – mit der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik in laufenden Verhandlungen. D. Dr. Karnatz

34E9. Zum Vortrag bei dem Herrn Bundeskanzler in Bonn am 30. Oktober 1952. [Berlin, 20. Ma¨rz 1953] F: EZA Berlin, 2/1046 (H; Anlage zu 34E8). I. Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode: Synode bittet ihre Mitglieder D. Held, Lic. Noth, D. Scharf in ihrem Auftrag bei dem Herrn Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und dem Herrn Ministerpra¨sidenten der DDR in Berlin vorstellig zu werden, um die bei den Beratungen der Synode aufgetretene schwere Sorge um die politische, wirtschaftliche und seelische Situation der deutschen Menschen in den gegenwa¨rtigen Spannungen zwischen Ost und West vorzutragen. 174 175 176 177

34E13. 34E12. 34E14. 34E15.

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II. Gegensta¨nde des Vortrages: 1. Politische Situation. a) Verhandlungen zwischen Volkskammer und Bundestag. b) Politische Neuordnung des Ostens. c) Verhandlungsbereitschaft mit der DDR und Aufru¨stung. (Freiheit des Handelns gegenu¨ber der DDR) d) Besorgnisse der Vertriebenen wegen Nordost- und Su¨dostpla¨nen. e) Freie Wahlen im Saarland. (Bitte an alliierte Ma¨chte) f) Wehrdienstpflicht und Wehrdienstverweigerung. g) Verwendung von Jugendlichen bei Spionage und Sabotage. h) Rias und Kampfbund gegen Unmenschlichkeit. 2. Wirtschaftliche Situation. a) Totale Sozialisierung, d. h. Enteignung in Ostdeutschland. b) Gesellschaftliche und soziale Stellung der Ostzonenflu¨chtlinge. c) Familiengefa¨hrdende Lohn- und Steuerpolitik. d) Sozialer und caritativer Wohnungsbau. e) Gesellschaftliche und sittliche Notsta¨nde bei der Unterbringung der alliierten Truppen. 3. Seelische Situation. a) der Kinder, Eltern, Lehrer. b) der Studentenschaft. c) der Arbeitsunfa¨higen und Alten. d) keine Zeit zu verlieren.

34E10. Schreiben Helds an Heinemann. Du¨sseldorf, 3. November 1952 F: EZA Berlin, 2/1046 (H; Anlage zu 34E8). Sehr geehrter Herr Pra¨ses! Die von der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode beauftragte Delegation, bestehend aus D. Held, Lic. Noth und D. Scharf, hat am Donnerstag, dem 30. Oktober 16.30 Uhr, eine eineinviertelstu¨ndige Besprechung mit dem Herrn Bundeskanzler Dr. Adenauer an dessen Amtssitz in Bonn gehabt. Der Vorsitzende des Rates, Bischof D. Dr. Dibelius, hat die Delegation gefu¨hrt, ausserdem nahm der Bevollma¨chtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Superintendent Kunst, an der Besprechung teil. Zu Beginn der Besprechung beim Herrn Bundeskanzler stellte Bischof D. Dibelius die Herren der Delegation dem Herrn Bundeskanzler vor

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und ero¨ffnete mit ein paar kurzen Sa¨tzen. Dann trug der Unterzeichnete folgende Punkte vor: Wehrdienstpflicht und Wehrdienstverweigerung (1 f), Gesellschaftliche und soziale Stellung der Ostzonenflu¨chtlinge (2 b), Familiengefa¨hrdende Lohn- und Steuerpolitik (2 c), Sozialer und caritativer Wohnungsbau (2 d), Gesellschaftliche und sittliche Notsta¨nde bei der Unterbringung der alliierten Truppen (2 e). Der Herr Bundeskanzler ging auf jeden Punkt sofort nach dem Vortrag ein und machte sich wa¨hrend der ganzen Unterredung schriftliche Notizen. Zu dem Punkt „Wehrdienstpflicht und Wehrdienstverweigerung“ bemerkte er, dass er Anweisung geben werde, seitens der Bundesregierung zu vero¨ffentlichen, dass eine Aufhebung oder Einschra¨nkung des Art. 4 Abs. 3 des Bonner Grundgesetzes178 nicht beabsichtigt sei. Zu dem Punkt „Gesellschaftliche und soziale Stellung der Ostzonenflu¨chtlinge“ bemerkte er, dass seine perso¨nliche Orientierung ku¨rzlich in Berlin ihm diese Aufgabe der Bonner Regierung eindru¨cklich gemacht habe und entsprechende Massnahmen fu¨r Berlin und das Bundesgebiet erlassen werden. Zu dem Punkt „Familiengefa¨hrdende Lohn- und Steuerpolitik“ erkla¨rte er, dass soeben Steuererleichterungen beschlossen worden seien und auch die vorgetragene Angelegenheit der Erleichterung eines Ferienaufenthalts fu¨r Familien gepru¨ft werde. Zu dem Punkte „Sozialer und caritativer Wohnungsbau“ wird er mit dem Wohnungsbauminister sprechen, ob bei dem sozialen Wohnungsbauvorhaben ein bestimmter Prozentsatz fu¨r caritative Unterbringung festgelegt werden kann. Bei dem Punkt „Gesellschaftliche und sittliche Notsta¨nde bei der Unterbringung der alliierten Truppen“ erkannte er die Notwendigkeit an, seitens der Bundesregierung auf Abhilfe zu dringen und auch Mittel bereitzustellen, um Zellen der Integration durch Bauen von Heimen sicherzustellen. Danach behandelte Pra¨ses D. Scharf die ihm zugewiesenen Punkte. Schon bei dem Punkt 1 a) griff der Bundeskanzler ein und erla¨uterte in einem la¨ngeren Vortrag seine politische Konzeption, die ja bekannt ist. Der Schluss hieraus war, dass wegen der verschiedenen staatsrechtlichen Stellung von Volkskammer und Bundestag eine Besprechung dieser Instanzen miteinander nicht mo¨glich sei. Trotzdem wurde mit Betonung vorgebracht, dass nach der Rede des Herrn Matern in der Volkskammer Besprechungen in irgendeiner Form um der Sta¨rkung der Zuversicht der Deutschen in der DDR willen dringend erwu¨nscht sind. Lic. Noth trug dann den Punkt 3 vor, der den Herrn Bundeskanzler sichtlich beeindruckte. Er erkla¨rte, dass nach der politischen Situation

178 BGBl I 1949, Nr. 1 vom 23. Mai 1949, S. 1–19, S. 1.

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diese seelische Belastung fu¨r einen ku¨rzeren oder la¨ngeren Zeitraum getragen werden mu¨sse, in der festen Zuversicht, dass am Ende ein GesamtDeutschland stehen werde. Anschliessend fand noch eine informatorische Besprechung der Delegation mit Bischof D. Dr. Dibelius und Superintendent Kunst bei dem Bundestagspra¨sidenten Dr. Ehlers statt. Hier war zu dem Punkt 1 a) eine gro¨ssere Mo¨glichkeit der Ero¨rterung gegeben. Dr. Ehlers bat zudem um Mitteilung irgendwelcher Gedanken oder Gelegenheiten, wie eine Fu¨hlungnahme zwischen Ost- und Westdeutschland mo¨glich erschiene. D. Held

34E11. Entwurf des Memorandums an die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin, 12. November 1952 F: EZA Berlin, 2/1046 (H; Anlage zu 34E8). Sehr verehrter Herr Ministerpra¨sident! Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, die ku¨rzlich in Elbingerode getagt hat, hat uns beauftragt, Ihnen in aller Ku¨rze einen Einblick in die Gedanken und Sorgen zu geben, die die Synode bescha¨ftigt haben. Es war und ist unsere einhellige Meinung, daß die Kirche nicht das Recht und nicht den Auftrag hat, in den Fragen der Politik bestimmte Anschauungen zu a¨ußern und daraus Weisungen an ihre Glieder herzuleiten. Die Kirche kann und muß es tragen, daß ihre Glieder in den konkreten Entscheidungen der Politik verschiedene Wege gehen. Ihr Anliegen muß es vielmehr sein, mitzuhelfen, daß eine Atmospha¨re des Vertrauens geschaffen wird, die allein die Mo¨glichkeit zu fruchtbaren Gespra¨chen und Verhandlungen bietet. 1.) Deshalb hat die Evangelische Kirche mit tiefer Trauer davon Kenntnis genommen, daß sich die politischen Spannungen und Gegensa¨tze zwischen Ost und West in den letzten Monaten verscha¨rft haben. Manche der neu getroffenen Maßnahmen haben auch unmittelbar in das Leben der Kirchen eingegriffen. In dem 500 m-Schutzstreifen soll kein Gottesdienst mehr mo¨glich sein. Auch in der 5 km-Sperrzone sind fu¨r die Arbeit der Kirche und ihrer leitenden Organe außerordentliche Erschwerungen eingetreten. Die Bischo¨fe der in Frage kommenden Landeskirchen und auch ihre Pro¨pste und Superintendenten ko¨nnen die Gemeinden in jenen Gebieten nicht mehr besuchen, freiwerdende Pfarrstellen ko¨nnen nicht neu besetzt werden, da den Pfarrern der Zuzug verweigert wird. Wir kennen die tiefe Unruhe, die diese Maßnahmen der Regierung in unseren Ge-

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meinden in jenen Gebieten hervorgerufen haben. Wir bitten herzlich und dringend, diese Maßnahmen so rasch wie mo¨glich wieder abzubauen. 2.) Mit Genugtuung hat die Synode von der am 7. Oktober d. Js. erfolgten gro¨ßeren Amnestie politischer Gefangener Kenntnis genommen. Wir sprechen aber die Bitte aus, daß diese Aktion erst der Anfang sei und weitere Gnadenakte bald folgen mo¨chten. Die Namen Waldheim und Bautzen, und was damit zusammenha¨ngt, sind ein schweres Hindernis fu¨r eine vertrauens- und respektvolle Beurteilung der Deutschen Demokratischen Republik im Westen. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf das Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche vom 26. Juni d. Js.179 und machen uns seine Forderungen und Wu¨nsche zur Frage der Praxis bei Verhaftungen und Nachrichtenfindungen zu eigen. Daß die Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik den gegenwa¨rtigen Stand der Dinge weithin als Rechtsunsicherheit empfinden, hindert nach unseren Beobachtungen mehr als alles andere eine wirkliche Befriedung unseres Volkes. 3.) Was die Frage der Gefa¨ngnisseelsorge betrifft, so haben wir davon Kenntnis genommen, daß zwischen Kirche und Staat die Verhandlungen zu einer endgu¨ltigen, beide Teile befriedigenden Lo¨sung aufgenommen worden sind. Wir bitten, sonderlich in der Frage der Gottesdienstes und der Einzelseelsorge den Anliegen der Kirche Rechnung zu tragen. 4.) Eine weitere zwischen Staat und Kirche offene und oft ventilierte Frage ist die Schulfrage. Wir verweisen auf die Verlautbarungen der Synoden von Berlin-Brandenburg180, Provinz Sachsen181 und Land Sachsen182. Die Kirche kann es nicht anerkennen, daß es sich bei der Erziehung zur Weltanschauung des dialektischen Materialismus, wie sie z. Zt. in den Schulen der DDR stattfindet, lediglich um eine Erziehung zur Wissenschaft handelt. Sie bestreitet niemandem das Recht, sich zu dieser Weltanschauung zu bekennen, aber sie muß verlangen, daß jeglicher Zwang zu solcher Weltanschauung in den Schulen vermieden wird. Wir bitten zu bedenken, daß der u¨berwiegende Teil der Bevo¨lkerung der DDR sich zu einer christlichen Konfession bekennt. Dieser Tatsache muß auch in der Schule Rechnung getragen werden. Es erreichen uns immer wieder er-

179 „Schreiben des Rates an die Sowjetische Kontrollkommission fu¨r Deutschland betreffend die Strafverfolgung im politischen Verfahren. Vom 26. Juni 1952“ (F. Merzyn, Kundgebungen, S. 137ff.; vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 30B4, S. 254f.). 180 Entschließung der Berlin-Brandenburgischen Provinzialsynode vom 8. Februar 1951 (Verhandlungen 1951, S. 255). 181 Protokoll der I. Tagung der 2. Synode vom 10.–15. Februar 1952. Nachmittagssitzung, 11. Februar 1952 (AKPS Magdeburg, Rep. C 1, Nr. 29). 182 „Wort der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an Eltern und Erzieher“ vom 19. Oktober 1951 (LKA Dresden, 1/90).

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schu¨tternde Berichte von der Gewissensnot, in die Kinder, Eltern und Lehrer durch die derzeitigen Erziehungsmethoden gebracht werden. 5.) Eine weitere Not besteht fu¨r die Kirche in den Anfeindungen, die die Junge Gemeinde und die Studentengemeinden seit einigen Monaten erfahren. Wir weisen den oft erhobenen Vorwurf, die Junge Gemeinde sei eine illegale Organisation, mit aller Entschiedenheit zuru¨ck. Die Junge Gemeinde ist als die konfirmierte Jungend der Kirche ebenso ein Teil der Gesamtkirche, wie es die Ma¨nner und Frauen, die Alten und die Kinder sind. Wenn die Verfassung der DDR183 der Kirche ein eigensta¨ndiges Leben garantiert, dann muß diese Garantie auch fu¨r die Jugend der Kirche gelten, na¨mlich daß dieser gestattet wird, ihr kirchliches Leben in einer ihr gema¨ßen Form zu leben. Wir mu¨ssen darum die Aufhebung der gegen die Junge Gemeinde und ihrer Arbeit, z. B. in ihren Ru¨stzeitenheimen verfu¨gten Maßnahmen erbitten. Auch bei den Studentengemeinden handelt es sich keineswegs um eine besondere Organisation, sondern lediglich um eine besondere Form gemeindlichen Lebens in der Kirche. Die Verda¨chtigungen, die in ju¨ngster Zeit verschiedentlich gegen die Studentengemeinden laut geworden sind, mu¨ssen wir zuru¨ckweisen. 6.) In diesem Zusammenhang wiederholen wir die Bitte, die schon des o¨fteren von der Kirche ausgesprochen ist, Ihre Regierung mo¨chte jungen Geistlichen, Vikaren und Theologiestudenten, die sich z. Zt. in Westberlin oder in Westdeutschland aufhalten, aber aus dem Gebiet der DDR stammen und entschlossen sind, in einer der Kirchen der DDR als Geistliche Dienst zu tun, die Mo¨glichkeit des Zuzuges wiederherstellen. Wir haben es dankbar anerkannt, daß in Einzelfa¨llen dieser unserer Bitte von Ihrer Regierung entsprochen worden ist. Bei dem katastrophalen Pfarrermangel unserer o¨stlichen Landeskirchen bedeutet jeder neu eintretende Geistliche eine wesentliche Hilfe. Wir bitten Sie, unserer Erkla¨rung Glauben schenken zu wollen, daß die Theologen in Ost und West dasselbe verku¨ndigen, na¨mlich nur das eine, der Kirche aufgetragene Evangelium. Der Verdacht, der immer wieder laut wird, es handele sich bei jedem neu zuziehenden Geistlichen um eine neue Infiltration westlichen Geistes in das Gebiet der DDR, ist vo¨llig gegenstandslos. Er bedeutet eine Verkennung des Wesens des kirchlichen Dienstes. Dies etwa sind die Sorgen und No¨te, die wa¨hrend der letzten Tagung unserer Synode laut wurden. Wir bitten Sie, diese Sorgen unter dem Gesichtspunkt wu¨rdigen zu wollen, daß die Kirche ihrerseits aufrichtig bemu¨ht ist, eine Atmospha¨re des Vertrauens und der Vertrauenswu¨rdigkeit zu schaffen, und dadurch auch fu¨r die Wiedervereinigung unseres Volkes einen wesentlichen Dienst zu tun.

183 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktrober 1949, S. 5–16.

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34E12. Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Ministerpra¨sidenten der DDR Otto Grotewohl. Berlin, 22. Januar 1953 F: EZA Berlin, 4/771 (H; Anlage zu 34E8). Sehr geehrter Herr Ministerpra¨sident! Bei unserer letzten Unterredung, die sich auch auf die Lage der „Jungen Gemeinde“ in der Deutschen Demokratischen Republik bezog, sprachen Sie den Wunsch aus, Na¨heres u¨ber die in dieser kirchlichen Arbeit entstandenen Schwierigkeiten zu ho¨ren. Ich erlaube mir, Ihnen eine Denkschrift hieru¨ber zu u¨berreichen184. Besonders darf ich Ihre Aufmerksamkeit lenken auf die Schwierigkeiten, die hinsichtlich der evangelischen Jugendzeitschrift „Die Stafette“ entstanden sind. Die Bedeutung dieser im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik einzigen evangelischen Jugendzeitschrift ist so groß, daß sich die in der kirchlichen Ostkonferenz zusammengeschlossenen sa¨mtlichen evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik veranlaßt gesehen haben, hieru¨ber einen Entschließung zu fassen, die ich Ihnen ebenfalls anbei u¨berreichen darf185. Mit vorzu¨glicher Hochachtung Ihr sehr ergebener D. Dr. Dibelius

34E13. Denkschrift der evangelischen Bischo¨fe in der DDR zu den Angriffen auf die Junge Gemeinde [o. O., Januar 1953] F: EZA Berlin, 4/771 (H; Anlage zu 34E8). – Abdruck: G. Ko¨hler, Pontifex, S. 100–107. Betrifft: Angriffe auf die Junge Gemeinde der Evangelischen Kirche. 1) Wesen und Auftrag der Jungen Gemeinden. Unter Junger Gemeinde versteht man die konfirmierten Glieder der christlichen Gemeinde, die sich in jugendlichem Alter befinden. Grundsa¨tzlich geho¨rt also jeder Jugendliche, der ein evangelischer Christ ist, zur Jungen Gemeinde, ob er davon Gebrauch macht oder nicht. Entsprechend werden die Frauen und Ma¨nner in Frauen- und Ma¨nnerkreisen, die Mu¨tter in Mu¨tterkreisen, die Kinder in Kinderstunden gesammelt. Dieser 184 34E13. 185 34E14.

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Dienst der Kirche erga¨nzt den sonnta¨glichen Gottesdienst und ist fu¨r eine evangelische Kirche unaufgebbar. Die Zusammenku¨nfte der Jungen Gemeinde stehen allen jugendlichen Gemeindegliedern ebenso offen wie die Bibelstunde der Erwachsenen. Da sich erfahrungsgema¨ß nur ein Teil der Gesamtgemeinde zu den Ma¨nner-, Frauen- und Jugendkreisen ha¨lt, so ergibt sich fu¨r die regelma¨ßigen Teilnehmer an diesen Versammlungen ein gewisses Zusammengeho¨rigkeitsgefu¨hl, aber die Grenzen sind stets fließend. Von einer besonderen Organisation kann keine Rede sein. Es handelt sich vielmehr um das normal gegliederte Gemeindeleben, wie es von den Anfa¨ngen der Christenheit her besteht. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß die Junge Gemeinde keinerlei Merkmale einer Organisation besitzt. Sie hat keine Mitglieder, keine Mitgliedsausweise, keine Beitra¨ge, keine Vorsta¨nde. Sie kennt keinen Einund Austritt. Sie fu¨hrt keine Fahnen und Wimpel. Sie ist nicht in Kreis-, Bezirks- und Landesverba¨nden organisiert. Sie hat nur Anteil am Leben der Gemeinde und am Leben ihrer Landeskirche. Die Landeskirche oder auch ein einzelner Kirchenkreis ruft die jugendlichen Gemeindeglieder ebenso wie die Erwachsenen zu Kirchentagen und Ru¨stzeiten zusammen. Die so geartete Jugendarbeit der Kirche hat die volle Billigung der SMA seit 1945 gefunden. Unangefochten haben die Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, soweit sie in der Deutschen Demokratischen Republik liegen, bis zum Fru¨hjahr 1952 ihren Dienst an der Jungen Gemeinde tun ko¨nnen. Die Beta¨tigung der Jungen Gemeinde besteht im einzelnen in folgendem: 1) Bibelbesprechung in jugendgema¨ßer Form, 2) Unterweisung in Lehre und Geschichte der Kirche, 3) Pflege des kirchlichen Singens, 4) kirchlichem Verku¨ndigungsspiel, 5) Bildung von Posaunencho¨ren, 6) Mitwirkung im Gottesdienst und innerkirchlichen Leben durch mancherlei Dienste, 7) Teilnahme an Kirchentagen und Bibelru¨stzeiten. Fu¨r die Durchfu¨hrung der kirchlichen Jugendarbeit sind von der jeweiligen Kirchenleitung Landes- und Kreisjugendpfarrer bestellt. In jeder Landeskirche besteht eine Jugendkammer als beratendes Organ der Kirchenleitung. Zu der Jugendkammer geho¨ren insbesondere auch diejenigen kirchlichen Werke, die speziell die Fragen der ma¨nnlichen oder weiblichen Jugendseelsorge in den verschiedenen Altersstufen bearbeiten. Es ist ein besonderes Anliegen der Kirche, ihre jugendlichen Gemeindeglieder mit in die Verantwortung fu¨r das Leben der Kirche zu stellen. So wie A¨lteste und Synodale bestellt werden, werden auch jugendliche

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Gemeindeglieder, die noch nicht das Wahlalter fu¨r das A¨ltestenamt besitzen, zu Vertretern im kreiskirchlichen oder landeskirchlichen Jugendkonvent (Jugendsynode) bestellt. Aus dem Gesagten geht eindeutig hervor, daß es sich bei der Jungen Gemeinde um einen Teil der Gesamtgemeinde und Gesamtkirche handelt. Sie ist organisch mit dem Leben der Gemeinde und Kirche verwachsen. 2) Die gegen die Junge Gemeinde erhobenen Beschuldigungen. Die „Junge Welt“ hat seit dem Sommer 1952 fortgesetzt Beschuldigungen gegen die Junge Gemeinde erhoben, die vo¨llig ungerechtfertigt sind. Die gleichen A¨ußerungen sind aber auch in Vernehmungen gefallen, die die Volkspolizei durchgefu¨hrt hat. Es handelt sich im wesentlichen um folgende Behauptungen: a.) Die Junge Gemeinde sei eine Organisation. Als solche ha¨tte sie keine staatliche Genehmigung. Sie sei also illegal. Wir haben unter 1) dargelegt, daß die Junge Gemeinde keine Organisation ist, sondern ein Gefu¨ge der organisch gegliederten Gemeinde darstellt. Es ist ein unaufgebbares, auch in der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik186 verankertes Recht der Kirche, ihre Angelegenheiten selbst zu ordnen. Daß die Kirche ihre Jugend auf dem Boden der Gemeinde zu besonderen Zusammenku¨nften sammelt, ist ihre eigene Angelegenheit, in die sie sich nicht von außerkirchlichen Stellen hineinreden lassen kann. Die Junge Gemeinde fu¨r illegal zu erkla¨ren, heißt, die kirchliche Jugendarbeit beseitigen zu wollen und bedeutet einen Angriff auf die Kirche u¨berhaupt. Die o¨stlichen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland haben mit peinlicher Sorgfalt aus ihrer Arbeit alles ausgeschaltet, was nach Organisation aussehen ko¨nnte. Sie vermo¨gen nun aber auch keinen Schritt zuru¨ckzuweichen. Wer hier die Kirche in die Enge treiben wollte, wu¨rde einen Kirchenkampf heraufbeschwo¨ren, den niemand wu¨nschen kann. b.) Die Junge Gemeinde sei eine Tarnorganisation fu¨r politische Umtriebe. Die Jugendkammern seien Agentenzentralen, von denen aus die Jugend verhetzt und zum Widerstand gegen den Staat aufgerufen wu¨rde. Diese Behauptungen sind so absurd, daß die Kirchenleitungen bisher dazu geschwiegen haben in der Gewißheit, daß weder die erwachsenen noch die jugendlichen Gemeindeglieder sie ernst nahmen. Sie wissen genau, daß alle, die in der kirchlichen Jugendarbeit verantwortlich stehen, kein anderes Anliegen haben, als unserem Volke mit dem Worte Gottes zu dienen. c.) Die Junge Gemeinde spalte die Jugend. Wenn dieses stimmen wu¨rde, ko¨nnte man ebenso gut behaupten, die Kir186 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktober 1949, S. 5–16.

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che spalte das Volk. Mit dieser Behauptung warteten schon seinerzeit die Nationalsozialisten auf. Ein erheblicher Teil der FDJ-Mitglieder nimmt seine kirchlichen Verpflichtungen in der Jungen Gemeinde wahr. Ein erheblicher Teil derer, die sich zur Jungen Gemeinde halten, ist in der FDJ organisiert. Eine Spaltung der Jugend ko¨nnte nur dadurch bewirkt werden, daß die kirchenfeindlichen A¨ußerungen der FDJ, wie sie in verschiedenen Artikeln der „Jungen Welt“ und in Versammlungen der FDJ zum Ausdruck gekommen sind, die jungen Christen mißtrauisch machen, daß sie in der FDJ nicht ungehindert ihres Glaubens leben ko¨nnten. Die „Junge Welt“ erkla¨rt zwar stets, daß jedes ihrer Mitglieder sonntags zur Kirche gehen ko¨nne, als ob sich die kirchliche Verpflichtung eines Christen in seinem Kirchgang erscho¨pfte. Es bedeutet einen verfassungswidrigen Eingriff in die Glaubensfreiheit des einzelnen Christen, wenn man ihm vorschreiben will, wie er sich kirchlich beta¨tigen darf und wie nicht. Die Angriffe, die ganz ausgesprochenermaßen zum Ziel haben, die christlichen Mitglieder der FDJ dazu zu bewegen, sich in der Jungen Gemeinde nicht mehr zu beta¨tigen, sind tatsa¨chlich ein Versuch, ihre Mitglieder der Kirche zu entfremden. Hierzu kann und wird die Kirche nicht schweigen. 3) Die staatlichen Eingriffe. Seit dem Sommer 1952 bis zur gegenwa¨rtigen Stunde sind in der Deutschen Demokratischen Republik eine Reihe von staatlichen Maßnahmen erfolgt, die Eingriffe in die kirchliche Jugendarbeit darstellen. a.) Behinderung und Verbot von Bibelru¨stzeiten. Das Verbot wurde in der Regel begru¨ndet mit der 3. Anordnung zur Durchfu¨hrung des Gesetzes u¨ber die Teilnahme der Jugend am Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik und die Fo¨rderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung vom 12. 4. 1951. Hierzu ist zu bemerken, daß sowohl das angezogene Gesetz187 als auch die 3. Anordnung zur Durchfu¨hrung dieses Gesetzes188 die Arbeit der Kirche an der Jugend u¨berhaupt nicht beru¨hrt. Die 3. Durchfu¨hrungsverordnung bezieht sich außerdem ausdru¨cklich nur auf den Kreis der grundschulpflichtigen Kinder und auf die großen Sommerferien. Sie hat mit den Bibelru¨sttagen der Jungen Gemeinde u¨berhaupt nichts zu tun. Trotz des Hinweises darauf, daß diese Anordnung unsere kirchlichen Veranstaltungen gar nicht betra¨fe, ist in den meisten Fa¨llen die Volkspolizei dabei verblieben, daß sie die Ru¨stzeit aufzulo¨sen ha¨tte. Auch Bibelru¨stzeiten fu¨r Konfirmanden, die eine Vertiefung und Zusammenfassung des regula¨ren 187 „Gesetz u¨ber die Teilnahme der Jugend am Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik und die Fo¨rderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung“ vom 8. Februar 1950 (GBlDDR 1950, Nr. 15 vom 21. Februar 1950, S. 95–99). 188 GBlDDR 1951, Nr. 44 vom 19. April 1951, S. 282.

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Unterrichts darstellen, sind mit unter das Verbot gefallen. Es handelt sich in keinem Falle um eine Konkurrenz zu den Ferienlagern der Jungen Pioniere oder der FDJ. Die Sommerferien sind lang genug, daß ein Kind sich an einem Lager beteiligen und u¨berdies auch noch seiner religio¨sen Verpflichtung nachkommen kann. Aber auch, als die Sommerferien abgeschlossen waren, ist die Volkspolizei in einer Reihe von Fa¨llen eingeschritten, ohne eine gesetzliche Grundlage fu¨r ihren Eingriff anzugeben. Ja, es ist zum Verbot der Arbeit ganzer, der Kirche geho¨render Ru¨stzeitenheime gekommen. So liegen z. B. bis heute Verbote, kirchliche Bibelru¨stzeiten abzuhalten, fu¨r das Ru¨stzeitenheim in Hirschluch b. Storkow und in Woltersdorf b. Erkner vor. Erst in ju¨ngster Zeit ist sogar der Versuch unternommen worden, die theologischen Ru¨stwochen fu¨r die kirchlichen Mitarbeiter in der Jugendarbeit zu verhindern. Dies geschah Anfang Januar 1953 in Schwerin, wo die mecklenburgische Landeskirche, und in Naumburg, wo die Sa¨chsische Provinzialkirche ihre Ru¨stzeiten nur durch energischen Einspruch der Kirchenbeho¨rden gegen den Willen der staatlichen Organe durchsetzen konnte. In allen Fa¨llen liegt der Versuch, die Kirche an einer ihrer wichtigen Arbeiten zu hindern, offen zutage. b.) Das Vorgehen gegen Oberschu¨ler. In den letzten Wochen sind an vielen Oberschulen amtliche Erhebungen daru¨ber angestellt worden, „welche Schu¨ler zur Jungen Gemeinde geho¨ren“. Abgesehen davon, daß solche Aufstellung ganz willku¨rliche Zahlen aufweisen muß, weil in der einen Klasse die Schu¨ler sich nicht melden in der richtigen Erkenntnis, daß dies die Schule nichts angehe, in der anderen Klasse sich die Mehrzahl meldet, weil sie berechtigterweise darunter ihre Kirchenzugeho¨rigkeit versteht, ist es ein gegen die Verfassung verstoßendes Unternehmen (Art. 42, „niemand ist verpflichtet, seine religio¨se U¨berzeugung zu offenbaren.“)189 Es sind außerdem an vielen Oberschulen Vortra¨ge und Diskussionen angesetzt worden, in denen die Junge Gemeinde, und damit also die Kirche, maßlosen und unwahren Angriffen ausgesetzt worden ist. Es wird auch der Versuch unternommen, auf dem Wege u¨ber die Schultagebu¨cher Einblick in die kirchliche Beta¨tigung des Schu¨lers zu gewinnen. Wir erheben die dringende Forderung, daß unverzu¨glich alle Angriffe auf die kirchliche Jugendarbeit unterlassen werden, daß den Schu¨lern aus ihrer kirchlichen Beta¨tigung keine Nachteile erwachsen,

189 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktrober 1949, S. 5–16, S. 9.

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daß jeder Versuch, die religio¨se Beta¨tigung der Schu¨ler festzustellen, unterbleibt. c.) Polizeiliche Maßnahmen gegen u¨bergemeindliche Zusammenku¨nfte kirchlicher Jugend. Es sind im Jahre 1952 seit den Sommermonaten in den verschiedensten Gegenden der Deutschen Demokratischen Republik polizeiliche Eingriffe erfolgt, wenn die Kirche ihre Jugend zu Kreiskirchentagen oder Landeskirchentagen zusammenrief. Solche Veranstaltungen fanden in den Kirchen und kirchlichen Ra¨umen statt. Sie bedurften keiner besonderen Anmeldung, da sie ausschließlich der Gottesverehrung und religio¨sen Erbauung dienten. Es war also keine Veranlassung vorhanden, solche Zusammenku¨nfte zu behindern. Vielfach wurde die Jugend bereits bei der Abfahrt von ihrem Heimatort an der Reise gehindert. Zuweilen wurde sie aus den Zu¨gen geholt oder auf der Landstraße wieder zuru¨ckgeschickt. Eine gesetzliche Handhabe fu¨r solche Eingriffe besteht nicht. Wir bitten dringend darum, die Polizeiorgane anzuweisen, diese Sto¨rungen, die auf die Bevo¨lkerung verbitternd wirken, zu unterlassen. d.) Weitere Erschwerung der Arbeit. Es ist verschiedentlich vorgekommen, daß die Volkspolizei in einzelnen Orten entweder den kirchlichen Schaukasten, in dem die Zusammenku¨nfte der Jungen Gemeinde angezeigt werden, entfernt hat oder u¨berhaupt versucht hat, die Stunden der Jungen Gemeinde zu verbieten. Wiederholt hat es auch Schwierigkeiten gegeben, wenn die Polizei widerrechtlich verlangte, daß das Bekenntniszeichen (Kugelkreuz) abgelegt wu¨rde, obwohl dieses Zeichen, das von der SMA ausdru¨cklich gebilligt worden ist, kein Abzeichen bedeutet. Dies kann es schon darum nicht sein, weil der Tatbestand der Mitgliedschaft nicht vorliegt. Es wird nur einem Teil der Jugendlichen fu¨r besondere Treue in der Beteiligung am kirchlichen Leben verliehen. Insbesondere ist es in letzter Zeit wiederholt zu Bestrafungen gekommen, wenn eine Kirchengemeinde im Gotteshaus ein kirchliches Verku¨ndigungsspiel aufgefu¨hrt hat, weil die Polizei den Standpunkt vertrat, die Auffu¨hrung sei anmeldepflichtig. Der Wortlaut des Gesetzes u¨ber die Meldepflicht von Veranstaltungen190 verlangt solche Anmeldung nicht. Die kirchlichen Verku¨ndigungsspiele haben einen liturgischen Charakter und dienen ausschließlich der Gottesverehrung und Erbauung. Auch in diesen Fa¨llen ko¨nnen wir nur bitten, daß die staatlichen Organe Frieden halten und Zuru¨ckhaltung u¨ben.

190 „Verordnung u¨ber die Anmeldepflicht von Veranstaltungen“ vom 29. Ma¨rz 1951 (GBlDDR 1951, Nr. 40 vom 7. April 1951, S. 231).

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4.) Zuru¨ckziehung der Lizenz fu¨r die Jugendzeitschrift „Stafette“. Fu¨r die gesamte evangelische Kirche im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik hat es nur eine fu¨r die Jugend der Kirche bestimmte Zeitschrift gegeben. Es ist die Monatszeitschrift „Die Stafette“. Die Lizenz wurde 1947 von der SMA erteilt und spa¨ter von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik erneut besta¨tigt. Beanstandungen des Inhalts sind nicht erfolgt. Anfang dieses Jahres wurde plo¨tzlich die Lizenz fu¨r diese Zeitschrift zuru¨ckgezogen. Als Begru¨ndung ist Papierknappheit angegeben worden. Wenn dieses Blatt in Zukunft nicht mehr erscheinen darf, so wird dies von der christlichen Bevo¨lkerung nicht verstanden werden. Es kann dann nur als ein gegen die Jugendarbeit der Kirche gerichteter Akt bewertet werden. Wir bitten dringend darum, um solches Mißversta¨ndnis von vornherein auszuschließen, daß der Kirche ihre einzige Jugendzeitschrift wieder zuru¨ckgegeben werde. Die Ostkirchenkonferenz hat am 7. 1. 1953 hierzu Stellung genommen191. 5.) Schlußbemerkung. Wir bitten die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, unverzu¨glich dafu¨r zu sorgen, daß die Angriffe gegen die Jugendarbeit der Kirche aufho¨ren, daß die polizeilichen Behinderungen unterbleiben, daß die Jugendlichen – insbesondere die der Oberschulen – in ihrer Glaubensfreiheit geschu¨tzt werden, daß die Jugendlichen um ihrer kirchlichen Beta¨tigung willen keine Nachteile erleiden, daß die Lizenz fu¨r die Stafette wieder erteilt wird. Wir sind unsererseits darum bemu¨ht, Mißversta¨ndnisse, die auftreten ko¨nnten, aus dem Wege zu ra¨umen. Wir haben bereits die Kirchen gebeten, den Begriff „Freizeit“, der mißverstanden werden ko¨nnte, ganz fallen zu lassen und nur noch von Bibelru¨stzeiten, die das Wesen der Sache treffen, zu sprechen. Wir haben die Kirchen darum gebeten, nicht zu Kreisjugendtagen oder Landesjugendtagen einzuladen, um Mißversta¨ndnisse auszuschließen, sondern zu Kreiskirchentagen oder Landeskirchentagen der Jungen Gemeinde. Oder aber ganz schlicht: zu Kreisjugendgottesdiensten bezw. Landesjugendgottesdiensten. Wir sind bereit, den Kirchen vorzuschlagen, die Jugendkonvente in „Jugendsynoden“ umzubenennen, obwohl wir dies nur darum schweren Herzens tun ko¨nnen, weil wir die Synoden als die ho¨chsten leitenden Organe nicht in ihrer Bedeutung mindern mo¨chten.

191 34E14.

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34E14. Beschluss der Ostkirchenkonferenz u¨ber die Aufhebung der Jugendzeitschrift „Die Stafette“. Berlin, 7. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/5049 (H; Anlage zu 34E8). – Abdruck: Berlin-Spandau 1954, S. 448. Die zur Ostkirchenkonferenz am 7. Januar 1953 versammelten Leitungen der Gliedkirchen in der Deutschen Demokratischen Republik haben mit großer Bestu¨rzung davon Kenntnis genommen, daß neben anderen schwerwiegenden Einschra¨nkungen des kirchlichen Schrifttums die 1947 von der sowjetischen Milita¨radministration erteilte und spa¨ter von dem zusta¨ndigen Informationsamt der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik erneut besta¨tigte Lizenz fu¨r die Monatsschrift der evangelischen Jugend „Die Stafette“ zuru¨ckgezogen worden ist. Diese Maßnahme bedeutet nicht nur auf dem Gebiete des kirchlichen Schrifttums, sondern mehr noch auf dem der kirchlichen Jugendarbeit einen so einschneidenden und grundsa¨tzlichen Eingriff des Staates in den der Kirche an ihrer Jugend befohlenen Dienst, daß die Ostkirchenkonferenz als das fu¨r die gesamtkirchliche Arbeit in der Deutschen Demokratischen Republik sich verantwortlich fu¨hlende Organ hiergegen nachdru¨cklich Einspruch erheben muß. Zur Durchfu¨hrung kirchlicher Jugendarbeit und zur Aufrechterhaltung des Lebens in den Jungen Gemeinden kann das Blatt als die einzige in der Deutschen Demokratischen Republik zur Verfu¨gung stehende evangelische Jugendzeitschrift, die zudem niemals zu Beanstandungen Anlaß gegeben hat, nicht entbehrt werden. Wenn als einzige Begru¨ndung der Maßnahme der außergewo¨hnlich große Papiermangel genannt worden ist, so ist demgegenu¨ber geltend zu machen, daß es fu¨r die Zeitschrift die Mo¨glichkeit einer Papierbeschaffung aus anderen, die Papierbewirtschaftung der Deutschen Demokratischen Republik nicht belastenden Quellen gibt. Die Ostkirchenkonferenz spricht daher die dringliche Erwartung aus, daß sogleich aufzunehmende weitere Verhandlungen zu dem Ergebnis fu¨hren mo¨chten, daß die Zeitschrift auch weiterhin ihren Dienst tun kann, der zur einheitlichen Ausrichtung der kirchlichen Jugendarbeit in der Deutschen Demokratischen Republik mit ihrer ausschließlich biblischen und kirchlichen Bestimmtheit entscheidend beigetragen hat.

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34E15. Beschluss der Kirchlichen Ostkonferenz „u¨ber den kirchlichen Dienst der Evangelischen Studentenpfarrer und Studentengemeinden“. Berlin, 25. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/4320 (H; Anlage zu 34E8). Der Verku¨ndigungsauftrag der Kirche wird an den Studierenden der Hoch- und Fachschulen durch die Studentenpfarrer in den evangelischen Studentengemeinden wahrgenommen im Rahmen der Religionsfreiheit, die die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik der Kirche garantiert192. Im Namen der Evangelischen Kirchen in der Deutschen Demokratischen Republik stellt die Kirchliche Ostkonferenz erneut fest: Der von den Studentenpfarrern in den evangelischen Studentengemeinden geleistete Dienst geschieht im Auftrage ihrer Kirchenleitungen und ist fu¨r die Kirche unaufgebbar. Daher ko¨nnen die Studentengemeinden nicht als „illegale Organisation“ bezeichnet werden. Wir bedauern, die in letzter Zeit vielfach erfolgten Angriffe gegen die evangelischen Studentengemeinden und einzelne ihrer Glieder. Sollten staatlicherseits in einzelnen Fa¨llen Vorwu¨rfe gegen die Studentengemeinden zu erheben sein, so bitten wir, vor etwaigen staatlichen Massnahmen mit den zusta¨ndigen Kirchenleitungen Fu¨hlung zu nehmen, um Aufkla¨rung oder Abhilfe zu ermo¨glichen. Keinesfalls aber kann die Kirche schweigend zusehen, wenn die Studentenpfarrer und die evangelischen Studentengemeinden, die ein lebendiger Zweig kirchlicher Arbeit sind, angegriffen werden.

34E16. Aufzeichnung Schlegelbergers u¨ber ein Gespra¨ch mit Wabnitz. Bonn, 8. Januar 1953 F: PA AA, B92, Bd. 11 (O). Betr.: Deutsche Evangelische Kirche in Italien. Am 7. Januar suchte der evangelische Seelsorger von Mailand, Florenz und Venedig, Pfarrer Friedrich Wabnitz, die Kulturabteilung auf. Pfarrer Wabnitz sprach zuna¨chst seinen Dank fu¨r die ihm im vorigen Jahr aus dem Schulfonds zur Verfu¨gung gestellte Beihilfe fu¨r die Durchfu¨hrung eines Sommerlagers am Lago Maggiore aus und ku¨ndigte an, dass er fu¨r 192 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktrober 1949, S. 5–16, S. 9.

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den kommenden Sommer eine Bitte um eine erneute Beihilfe an das Auswa¨rtige Amt richten wolle. Er sprach sich im folgenden eingehend u¨ber die Lage der deutschen evangelischen Gemeinden in Italien aus, und zwar was das Verha¨ltnis zum Aussenamt betrifft, mit einer auch bei Kenntnis der Zusammenha¨nge erstaunlichen, ganz ungewo¨hnlichen Scha¨rfe. Kirchenpra¨sident Niemo¨ller und Herrn Stratenwerth, der kurz zuvor die Abteilung verlassen hatte aber mit Pfarrer Wabnitz nicht zusammengetroffen war, bezeichnete er als „die Teufel von Frankfurt“. Jede weitere Auseinandersetzung zwischen den Gemeinden in Italien und dem Aussenamt erkla¨rte er nach dem, was vorhergegangen sei, fu¨r vo¨llig zwecklos. Die evangelischen Gemeinden in Italien haben nach wie vor, mit Ausnahme von Meran, keine Geldzuteilungen vom Kirchlichen Aussenamt erhalten, d. h. also auch nicht aus den vom Auswa¨rtigen Amt zur Verfu¨gung gestellten Mitteln. Die Lage in Meran schilderte Pfarrer Wabnitz so, dass Pfarrer Giese an sich u¨berhaupt der Initiator der Trennung der Gemeinden in Italien vom Kirchlichen Aussenamt gewesen, aber eigentlich gegen seinen Willen schliesslich in der Gemeinschaft mit diesem verblieben sei. Grund hierfu¨r sei die Ta¨tigkeit von drei einflussreichen Damen der deutschen evangelischen Gemeinde in Meran, die Kirchenpra¨sident Niemo¨ller, als seinerzeit die Separation in Erwa¨gung stand, herbeigerufen und mit seiner Hilfe die Absichten von Pfarrer Giese und der Mehrheit der Gemeinde vereitelt ha¨tten. Ich habe Herrn Pfarrer Wabnitz nochmals gesagt, dass die einzige Mo¨glichkeit, in der Frage der Geldzuwendungen eine Abhilfe zu schaffen, die sei, dass im Rahmen der EKD selbst organisatorische A¨nderungen getroffen wu¨rden. Es genu¨ge nicht, dass die Betreuung der evangelischen Auslandsgemeinden in Italien mit Ausnahme Merans in geistlichen Dingen von der Generalsynode dem Hamburger Kirchenrat Herntrich u¨bertragen sei, solange das Kirchliche Aussenamt in Frankfurt zweifellos als d a s Organ der gesamten EKD fu¨r die Fragen der Auslandsarbeit zu gelten habe. Pfarrer Wabnitz gab dies auch zu und bedauerte, dass man sich bisher offenbar gescheut habe, die Dinge auf die Spitze zu treiben (wohin sie aber aus der Natur der Sache jetzt doch trieben) und daher die Zusta¨ndigkeit von Kirchenpra¨sident Niemo¨ller im allgemeinen unangetastet gelassen habe. Er glaubte aber voraussagen zu ko¨nnen, dass der von lutherischen Kreisen innerhalb der EKD ausgehende Widerstand gegen das Regiment Niemo¨llers nicht nachlassen, sondern vielleicht in absehbarer Zeit eine A¨nderung in den Zusta¨ndigkeiten herbeifu¨hren werde. Aus dem ganzen Gespra¨ch ergab sich, dass fu¨r das Auswa¨rtige Amt noch mehr als fru¨her Grund besteht, a¨usserste Zuru¨ckhaltung in diesem Punkte zu wahren, der ganz offenbar la¨ngst nicht mehr nur eine Angelegenheit des Zwistes der deutschen evangelischen Gemeinden in Italien mit dem Kirchlichen Aussenamt, sondern Teil einer bereits weit u¨ber diesen

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hinausgreifenden Auseinandersetzung verschiedener Kra¨fte innerhalb der EKD ist. Ausser Zusammenhang mit diesem Besuch ist noch zu erwa¨hnen, dass Dekan Dahlgru¨n, der Schwierigkeiten mit seiner Gemeinde hatte, seinen Amtssitz Rom mit Florenz vertauscht hat. Er bleibt aber auch als dortiger evangelischer Pfarrer der erste Mann in der Synode der EvangelischenLutherischen Kirche in Italien. Schlegelberger [m. p. ]193

193 Am Ende des Dokuments befindet sich die hsl. Notiz Salats vom 14. Ma¨rz 1953, die wie folgt lautet: „Dr. Schlegelberger: wenn wir die 1. Anzahlung der Seelsorge-Beihilfe 1953 machen, wollen wir ausdru¨cklich darum bitten, auch alle Gemeinden in Italien mitzuberu¨cksichtigen; wenn dies nicht mo¨glich sein sollte, bitte ich um Nachricht, damit wir von hier aus etwas zuru¨ckbehalten & u¨ber die andere Stelle nach Italien geben ko¨nnen.“

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35 Berlin, 26. Ma¨rz 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Berlin-Spandau, Johannes-Stift, Scho¨nwalder Allee. Donnerstag, 26. Ma¨rz 1953 (9.00 Uhr). Donnerstag, 26. Ma¨rz 1953 (19.15 Uhr). Vom Rat: Dibelius, Hahn, Haug, Heinemann, Herntrich, Kreyssig, Lilje, Mager, Niemo¨ller, Niesel, Smend. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Karnatz, Osterloh, Paulsen. Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Stratenwerth. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR Gru¨ber. Brunotte.

35A Vorbereitung der Sitzung 35A1. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Mitglieder der Kirchenkonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Berlin, 20. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Gema¨ß dem Beschluß des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 13. d. Mts. lade ich hiermit zu einer Sitzung der Kirchenkonferenz am Mittwoch, dem 25. Ma¨rz d. Js., vormittags 9.30 Uhr im Wichernsaal des Johannesstiftes in Berlin-Spandau, Scho¨nwalder Allee, ergebenst ein. Nach Artikel 28 Absatz 2 der Grundordnung entsendet jede Kirchenleitung in die Kirchenkonferenz ein Mitglied, das nicht dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angeho¨ren darf. Als Beratungsgegensta¨nde sind vorgemerkt:

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

1.) Bericht u¨ber die Lage 2.) Nachtrag zum Haushaltsplan der Evangelischen Kirche in Deutschland 3.) Bibeltextrevision 4.) Verschiedenes. Gleichzeitig lade ich die Herren Mitglieder des Rates zu der fu¨r Donnerstag, den 26. Ma¨rz d. Js., vormittags 9 Uhr, vorgesehenen Ratssitzung ein. Die Sitzung soll gleichfalls im Wichernsaal des Johannesstiftes stattfinden. Die Tagesordnung fu¨r die Ratssitzung wird spa¨ter mitgeteilt werden1. Quartierwu¨nsche fu¨r das Johannesstift bitte ich an Herrn Diakon Wehrmann, Berlin-Spandau, Scho¨nwalder Allee, Quartierwu¨nsche fu¨r die Innenstadt an das Bu¨ro der Kirchenkanzlei, Berlin-Charlottenburg 2, Goethestr. 87 zu richten. Das Johannesstift bittet seine Ga¨ste um mo¨glichst fru¨hzeitige Mitteilung der genauen Ankunftszeit. D. Dr. Dibelius

35A2. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Lilje. Berlin, 3. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2981 (Abschrift). Betrifft: Abendmahlsgespra¨ch. Herr Pra¨ses Dr. Kreyssig hat an den Herrn Ratsvorsitzenden unter dem 11. Januar 1953 einen Brief folgenden Inhalts gerichtet2: „Wie die uns vor einiger Zeit mitgeteilten Protokolle erweisen3, ist das vor Jahren von uns veranlaßte Gespra¨ch der Professoren u¨ber das Abendmahl betra¨chtlich vorwa¨rtsgedrungen. Wiewohl der Kreis selbst die Arbeit fortzusetzen entschlossen ist und einen neuen Termin bestimmt hat, sind, soweit mein Laienversta¨ndnis reicht, die letzten Ergebnisse so betra¨chtlich, daß wir sie im Rat besprechen mu¨ßten. Insbesondere ist m. E. zu pru¨fen, ob angesichts dieser Ergebnisse es ge1 35B3. 2 EZA Berlin, 4/711. 3 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 23. Oktober 1952 mit Lohses U¨berblick u¨ber das Abendmahlsgespra¨ch in Hamburg und Gollwitzers Zusammenfassung der Aussprache beim Abendmahlsgespra¨ch in Hannover (EZA Berlin, 2/3441) sowie das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 14. November 1952 mit dem Referat Ernst Wolfs (EZA Berlin, 2/3442).

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nu¨gt, wenn der Kreis seine Forschung fortsetzt, oder es vielmehr no¨tig ist, die Arbeit durch selbsta¨ndige Behandlung von Unterfragen zu erweitern, zu vertiefen und zu beschleunigen. Fu¨r einen Bericht an den Rat wu¨rde ich [es ] fu¨r ho¨chst erwu¨nscht halten, wenn das Urteil des bei den Beratungen beteiligten Ratsmitgliedes Niesel durch eine A¨ußerung von lutherischer Seite erga¨nzt wu¨rde. Wenn aber etwa OKR Osterloh an beiden letzten Sitzungen beteiligt war, wu¨rde mir dessen Korreferat genu¨gen. Ich bitte, fu¨r die Aussprache genu¨gend Zeit vorzusehen. Sollte sie auch bei zweita¨giger Sitzung in Mu¨nchen schon jetzt fehlen, wa¨re mir die an sich unerwu¨nschte Verlegung dieses Gegenstandes auf die na¨chste Ratstagung lieber als eine summarische Behandlung.“ Da die Tagesordnung am 12./13. Februar d. Js. bereits stark besetzt war, hat der Herr Ratsvorsitzende die Angelegenheit fu¨r die na¨chste Ratssitzung zuru¨ckgestellt. Zur Entlastung der beteiligten Herren Ratsmitglieder ist vorgesehen, daß in der Sitzung des Rates am 26. Ma¨rz d. Js. zuna¨chst Herr Oberkirchenrat Osterloh u¨ber den gegenwa¨rtigen Stand der Arbeit Bericht erstattet und daß alsdann Sie, sehr verehrter Herr Landesbischof, und Herr Professor D. Niesel um A¨ußerung vom Standpunkt der beiden Bekenntnisse gebeten werden. Wenn wir nichts anderes von Ihnen ho¨ren, bitten wir Ihr Einversta¨ndnis mit dieser Behandlung der Sache voraussetzen zu du¨rfen. An die Evangelische Kirche in Deutschland – Kirchenkanzlei – Abschrift u¨bersenden wir mit Bezug auf die Besprechung des Unterzeichneten mit Herrn Pra¨sidenten D. Brunotte zur gefa¨lligen Kenntnisnahme und mit der Bitte um entsprechende Versta¨ndigung von Herrn Oberkirchenrat Osterloh. An Herrn Moderator Professor D. Niesel haben wir in gleichem Sinne geschrieben. Karnatz [m. p. ]

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

35A3. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 19. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Mit Bezug auf die Einladung des Herrn Ratsvorsitzenden vom 20. Februar4 d. J. – KB. I 537/53.I. – zu einer Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am Donnerstag, den 26. Ma¨rz d. J., 9 Uhr im Wichernsaal des Johannesstiftes u¨bermitteln wir den Herren Mitgliedern des Rates folgende Tagesordnung 1) Bericht u¨ber die Lage 2) Bericht u¨ber die Verhandlungen in Bremen am 20. 3. 1953 zur Kla¨rung der kirchlichen Verha¨ltnisse 3) Eingabe der Kirchengemeinde Boppard betr. Die Bekenntnisgrundlagen der Evang. Kirche im Rheinland 4) Stand des Abendmahlsgespra¨chs 5) Richtlinien fu¨r die Regelung des Dienstes der Gemeindehelferinnen 6) Haushaltsplan 1953 7) Verordnung u¨ber die Umlage des Hilfswerks der EKD fu¨r das Rechnungsjahr 1953 8) Durchfu¨hrung des Sonderhilfsplans im Rechnungsjahr 1953 9) Personalfragen

Berichterstatter D. Dr. Dibelius Die beteiligten Herren Ratsmitglieder D. Brunotte OKR Osterloh Dr. Anna Paulsen D. Brunotte D. Dr. Karnatz D. Dr. Karnatz

D. Brunotte D. Dr. Karnatz 10) Neubesetzung des o¨stlichen Senats des Dis- D. Dr. Karnatz ziplinarhofs 11) Antra¨ge auf Gewa¨hrung von Beihilfen fu¨r D. Dr. Karnatz die innerkirchliche Arbeit 12) Verschiedenes.

4 35A1.

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35A4. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Frankfurt/M., 21. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 4/45 (O). Betr.: Ratstagung am 26. 3. 53. Das Kirchliche Außenamt meldet noch folgende Punkte fu¨r die Ratstagung an: 1.) Besetzung der Pfarrstelle in Tokio 2.) Berufung von Kirchenrat Dr. Kru¨ger als Referent fu¨r oekumenische Angelegenheiten des Kirchlichen Aussenamtes 3.) Ein Wort der Evangelischen Kirche in Deutschland zu Oradour 4.) Information u¨ber die Besetzung der Pfarrstelle in Rom und Florenz. Im Auftrage Johannesson [m. p. ]

35A5. Schreiben Gru¨bers an Dibelius. Berlin, 23. Ma¨rz 1953 F: GStA PK, VI. HA, Nl Gru¨ber, Nr. 243 (D). Hochverehrter Herr Bischof! Ich darf Sie noch einmal recht herzlich bitten, die Frage der Weiterfu¨hrung der Kanzlei-West auch im Kreise des Rates beraten zu wollen. Eine Weiterfu¨hrung der Arbeit in der bisherigen Form ist aus personellen und sachlichen Gru¨nden nicht mo¨glich. Die Verlegung des Schwergewichts der Arbeit in den Osten muß, wie bei den anderen Dienststellen, so auch beim Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in Erscheinung treten. Der bisherige Apparat, so kostspielig er ist, ist wirklich nicht in der Lage, die Gescha¨fte in einer befriedigenden Form weiterzufu¨hren. Sie wissen um meine perso¨nliche Hochachtung und Wertscha¨tzung, die ich Herrn Geheimrat Dr. Karnatz entgegengebracht habe. Aber je la¨nger, je mehr wird mir klar, daß er in dieser Stellung vo¨llig fehl am Platze ist. Wenn es sich um eine finanzielle Versorgung handelt, dann mu¨ssten von der Stadtsynode irgendwelche Mo¨glichkeiten geschaffen werden, wo er, wie ich glaube, auch ein sehr gutes und dankbares Wirkungsfeld finden wird. Eine befriedigende Lo¨sung ko¨nnte ich mir nur so denken, daß die Oststelle einem Vizepra¨sidenten unterstellt wird, der auch im Osten wohnt. Dieser Vizepra¨sident ko¨nnte dann auch zugleich als Bevollma¨chtigter alle Verhandlungen mit der Regierung fu¨hren und das leidige Nebeneinander von Kanzlei und Bevollma¨chtigten wu¨rde damit aufho¨ren. Je la¨nger, je mehr, wird mir ja meine Arbeit dadurch unmo¨glich gemacht,

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dass alle wichtigen Schriftsa¨tze nicht mit mir abgestimmt werden, sondern daß ich erst hinterher davon Kenntnis bekomme. Die meisten Stellen verhandeln, ohne mit uns Fu¨hlung genommen zu haben. Wenn dann der Karren festgefahren ist, werde ich zur Hilfe gerufen, aber dann ist es meistens zu spa¨t. Ich weiß nicht, ob die Herren Dr. Krummacher oder Dr. Grauheding Ihnen schon einmal Klagen oder Wu¨nsche vorgetragen haben. Ich weiß, daß sie in gleicher Weise unter den Schwierigkeiten leiden, wie ich. Wenn Gru¨nbaum frei wa¨re, so wa¨re er der geeignete Mann, die Arbeit eines Vizepra¨sidenten und eines Bevollma¨chtigten zu verbinden. Mein Mitarbeiter, Dr. Scheffer, wu¨rde ja von der Inneren Mission wieder ganz u¨bernommen werden ko¨nnen und auch die speziellen Anliegen der Inneren Mission vertreten. Das Gehalt, das eingespart wu¨rde, monatlich 400.– DM., wu¨rde umgewechselt schon die Mo¨glichkeit geben, einen Vizepra¨sidenten mit Stab zu bezahlen. Ich weiß nicht, ob Sie vor der Ratstagung noch Zeit haben, diese Frage zu besprechen. Ich stehe Ihnen aber am Dienstag, d. 24. 3. jeder Zeit zur Ru¨cksprache zur Verfu¨gung. Mit hochachtungsvoller Begru¨ssung, ergebenst (Gru¨ber)

35B Protokoll F: EZA Berlin, 2/1795 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 2. April 1953 u¨bersandt). G: 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Mitschrift Smend (NL Smend). Niederschrift u¨ber die 35. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 26. Ma¨rz in Berlin-Spandau5. Anwesend:

Alle Mitglieder des Rates der EKD ausser Landesbischof D. Meiser

Von den Amtsstellen:

Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Oberkirchenrat Osterloh,

5 Vgl. die Berichterstattung in: EvW 7, 1953, S. 220; KiZ 8, 1953, S. 71.

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Frau Dr. Paulsen, Vizepra¨sident Stratenwerth, Pra¨lat D. Kunst, Propst D. Gru¨ber. 1. Bibelrevision6 Nachdem in der Kirchenkonferenz am 25. Ma¨rz eine Aussprache mit den Mitgliedern der Kommission fu¨r die Bibelrevision stattgefunden hat7, beschloss der Rat, davon abzusehen, die Grundsa¨tze fu¨r die Bi6 Nachdem der Rat die Probedrucke des revidierten Neuen Testamentes, die im Zuge der nach dem Ersten Weltkrieg fortgefu¨hrten Revision der Lutherbibel im Jahre 1938 („Stuttgarter Probetestament“) und 1949 („Berliner Probedruck“) vero¨ffentlicht worden waren (vgl. K D. Fricke, Revisionsarbeit, S. 152–172 sowie C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 2, 13B4, S. 173f.; 14B16, S. 228f. mit Anm. 33; 18B6, S. 446; 21B24, S. 593; K.-H. Fix, Protokolle 3, 5B14, S. 185), als fu¨r die Kirche noch nicht annehmbar eingestuft hatte (vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B12, S. 341f.), hatte er im Januar 1952 eine neue Kommission berufen, die auf der Grundlage des Probedrucks von 1949 die Bibelrevision fertigstellen sollte (vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 27B8, S. 45f. und 30B15, S. 259f.; zur Revision insgesamt H. Brunotte, Bibelrevision; K. D. Fricke, Revisionsarbeit; H. Strathmann, Bibelu¨bersetzungen). Diese Kommission tagte am 5. und 6. Juni 1952 in Berlin, vom 29. September bis 8. Oktober 1952 in Hannoversch Mu¨nden und vom 12. bis 14. Oktober 1953 in Schwa¨bisch Hall. 7 Vgl. unten S. 648 ff. Bereits auf der zweiten Tagung in Hannoversch Mu¨nden waren innerhalb der Kommission gegensa¨tzliche Positionen in Bezug auf Umfang und Ziel der zu leistenden Revisionsarbeit zu Tage getreten. Wa¨hrend der Vorsitzende, der Erlanger Professor fu¨r Neues Testament Strathmann, mit der Ausschussmehrheit eine umfassendere U¨berpru¨fung der Lutheru¨bersetzung befu¨rwortete, hielt der Vertreter der lutherischen Seite, der Thu¨ringer Oberkirchenrat Schanze, in Wu¨rdigung des geistlichen und sprachlichen Werkes Luthers sowie im Interesse einer weitgehenden U¨bereinstimmung mit dem unter diesen Gesichtspunkten erarbeiteten neuen lutherischen Lektionar (vgl. dazu W. Schanze, Lektionar) lediglich eine Korrektur offensichtlicher Fehler fu¨r angemessen sowie in etlichen Fa¨llen eine Beseitigung bereits vorgenommener A¨nderungen fu¨r wu¨nschenswert. Die kaum zu vereinbarende Gegensa¨tzlichkeit beider Auffassungen hatte Schanze nach der Tagung dazu bewogen, sich mit einem warnenden Bericht an den Leitenden Bischof der VELKD, den bayerischen Landesbischof Meiser, zu wenden. Dieser hatte Schanzes Kritik an der Position der Kommissionsmehrheit aufgegriffen und Anfang Dezember in den Rat gebracht, der daraufhin fu¨r eine der na¨chsten Sitzungen einen Sachstandsbericht der Kommission – unter Beru¨cksichtigung der neuen amerikanischen Revised Standard Version (1952) – vorgesehen hatte (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B13, S. 356). Diesem Bericht, der schließlich fu¨r die Ma¨rzsitzung der Kirchenkonferenz angesetzt worden war, war eine Vorbesprechung innerhalb der Kommission vorausgegangen, in der ihre Mitglieder die Revisionsgrundsa¨tze von 1928, nach denen der Entwurf von 1938 erarbeitet worden war, ausdru¨cklich anerkannt, eine eindeutigere Fassung dieser Grundsa¨tze in den strittigen Kernproblemen jedoch mehrheitlich als „nicht mehr reglementierend erfaßbar“ abgelehnt hatten; vgl. dazu den Bericht von Staas u¨ber die Arbeit der Revisionskommission vom 3. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/5610). Dementsprechend hatte die Kirchenkonferenz – nach den Referaten von Strathmann und Schanze – lediglich auf diese Richtlinien von 1928 hingewiesen sowie die Kommission zur Einmu¨tigkeit und zum baldigen Abschluss der Arbeiten aufgefordert. Vgl.

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belrevision zu a¨ndern bzw. zu pra¨zisieren8. Der Rat dankte der Kommission fu¨r die bisher von ihr geleistete Arbeit. Er bat die Kommission, auf mo¨glichste Einmu¨tigkeit in ihrer Mitte bedacht zu bleiben und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Arbeit der Kommission bald zu einem guten Ende gefu¨hrt werden mo¨ge9. 2. Bericht u¨ber die kirchliche Lage In Fortfu¨hrung der Aussprache in der Kirchenkonferenz am 25. Ma¨rz ero¨rterte der Rat die Beziehungen zwischen den lutherischen und unierten Gliedkirchen innerhalb der EKD10. 3. Haushaltsplan 1953/54 Nachdem die Finanzreferenten der Gliedkirchen angeregt hatten, von einem Nachtragsetat abzusehen und die A¨nderung des fu¨r 1953 geltenden Haushaltsplans einer im Herbst zusammentretenden Synode der EKD zu u¨berlassen11, und der Finanzausschuss der Synode dem Rat vorgeschlagen hat, einen Nachtragsetat auf dem Wege einer Verordnung nur dann zu erlassen, wenn mit Sicherheit zu erwarten sei, dass die Synode im Herbst nicht tagen werde12, stellte der Rat fest,

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die Memoranden von Strathmann (40D10) und Schanze (40E2) sowie K. D. Fricke, Revisionsarbeit, S. 174–177. Der Rat folgte dem Votum der Kirchenkonferenz und verzichtete darauf, die Grundsa¨tze zur Bibelrevision, die 1928 vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss und den Bibelgesellschaften aufgestellt worden waren (EZA Berlin, 1/430), zu pra¨zisieren – ein Fehler, der ihm spa¨ter von beiden Parteien vorgehalten wurde, denn die Richtlinien von 1928 konnten gegensa¨tzlich ausgelegt werden. Auf der einen Seite mahnten sie, das unvera¨ußerliche Luthererbe zu bewahren, auf der anderen Seite sollten aber sinnentstellende Unrichtigkeiten und veraltete bzw. missversta¨ndliche Worte beseitigt werden; vgl. 40E3 sowie das Schreiben Strathmanns an Dibelius vom 12. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/5610). Den Leitungen der Landeskirchen und den Mitgliedern der Kommission fu¨r die Bibelrevision von der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 8. April 1953 mitgeteilt (EZA Berlin, 4/4). Zum Fortgang: 38B9 und 40B9. Auf der Kirchenkonferenz am Tag zuvor hatten Niemo¨ller und Wilm gegen die Behandlung der Unierten seitens der VELKD protestiert und eine eingehende Aussprache u¨ber das Verha¨ltnis von lutherischen Kirchen zu unierten und reformierten Kirchen eingefordert; vgl. S. 649. Anlass waren zwei Artikel Brunottes u¨ber die unierten Kirchen im „Informationsdienst der VELKD“ (H. Brunotte, Zusammenleben, S. 163–171) und im „Informationsblatt der niederdeutschen lutherischen Kirche“ (Ders., Frage, S. 33–36), in denen die unierten Kirchen in den Augen von Wilm und Niemo¨ller einseitig und falsch dargestellt worden waren (35E1 und 35E2). Wilm kritisierte, dass Brunotte als Pra¨sident der Kirchenkanzlei auch das Lutherische Kirchenamt leite – eine Konstruktion, die schon 1949 den Unmut der Unierten hervorgerufen hatte (K.-H. Fix, Protokolle 3, S. 15ff.). Vgl. Punkt I der Niederschrift der westdeutschen Finanzreferentenbesprechung vom 5./6. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/5967). Vgl. Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 17. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 6/3721).

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dass er nicht in der Lage sei, schon jetzt zu beschliessen, zu welchem Zeitpunkt eine Synode stattfinden solle. Es mu¨sse mo¨glich bleiben, ohne Ru¨cksicht auf Haushaltserwa¨gungen die Synode zu versammeln, wenn es sachlich geboten sei. Da hiernach mit Sicherheit nicht gesagt werden ko¨nne, dass die Synode im Herbst 1953 tagen wu¨rde, beschloss der Rat nach Anho¨rung der Kirchenkonferenz13, unter Beibehaltung des von der Synode in Elbingerode am 9. Oktober 1952 erlassenen „Kirchengesetzes u¨ber den Haushaltsplan und die Umlage“14 einen Nachtragsetat aufzustellen, der fu¨r das ganze Rechnungsjahr 1953/54 Gu¨ltigkeit haben soll, sofern nicht eine im Laufe des Jahres zusammentretende Synode etwas anderes beschliessen sollte15. In der Einzelberatung des vom Finanzausschuss der Synode fu¨r diesen Fall eingereichten Vorschlages16 wurden sa¨mtliche vom Finanzausschuss gebilligten Ausgabepositionen genehmigt. Lediglich in Kap. V Titel 3 wurde der Vorschlag des Finanzausschusses von 70.000,– auf 75.000,– DM erho¨ht, um dem Kirchlichen Aussenamt die Durchfu¨hrung eines Siebenjahresplanes zu ermo¨glichen17. Die Kirchenkanzlei wurde erma¨chtigt, den Text der Verordnung auszuarbeiten und dem

13 Vgl. unten S. 650–656. 14 „Kirchengesetz u¨ber den Haushaltsplan und die Umlage der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1952“ vom 9. Oktober 1952 (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 233–238). 15 Die Synode trat erst vom 14. bis 19. Ma¨rz 1954 in Berlin-Spandau zu ihrer na¨chsten Sitzung zusammen (vgl. Berlin-Spandau 1954). Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der deutschen evangelischen Landeskirchen in Westdeutschland vom 28. Ma¨rz 1953, in dem die Landeskirchen um Abschlagszahlungen auf die Umlagen des Jahres 1953 gebeten wurden (EZA Berlin, 2/5955). 16 Teil II des Protokolls u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 17. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 6/3721). Dem Vorschlag lag ein Entwurf der Kirchenkanzlei und des Finanzbeirates zugrunde, der von der Kirchenkanzlei am 26. Februar 1953 an die Leitungen der westlichen Landeskirchen, die Mitglieder des Finanzausschusses der Synode und die Ratsmitglieder versandt worden war (EZA Berlin, 2/5892). Er entsprach – abgesehen von der Korrrektur in Kapitel 5, Titel 3 („Urlaub von Auslandsgeistlichen Fortbildung der in Europa befindlichen Geistlichen“) – der spa¨teren Verordnung (ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 104–107). 17 Um jenen Auslandspfarrern – vor allem in Su¨damerika –, die nicht selbst die Kosten fu¨r einen Heimaturlaub u¨bernehmen konnten, in den na¨chsten fu¨nf Jahren einen Aufenthalt in Deutschland zu ermo¨glichen, hatte das Kirchliche Außenamt fu¨r diesen Zeitraum um eine ja¨hrliche Erho¨hung des Ansatzes unter Kapitel V,3 um 125.000 DM gebeten. Demgegenu¨ber waren von Finanzbeirat und Finanzausschuss trotz Zustimmung in der Sache lediglich eine Erho¨hung um 70.000 DM vorgesehen sowie eine Verteilung der geplanten Heimataufenthalte auf einen la¨ngeren Zeitraum empfohlen worden; vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westdeutschen Gliedkirchen, die Mitglieder des Finanzausschusses und die Ratsmitglieder vom 26. Februar 1953 einschließlich Anlage 6 (EZA Berlin, 2/5892) sowie die Aktennotiz Johannessons u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Sy-

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Vorsitzenden des Rates zur Unterschrift vorzulegen18. Auf Vortrag von Geheimrat D. Dr. Karnatz beschloss der Rat auch den von diesem vorgetragenen Nachtrag fu¨r den Ostwa¨hrungsetat19. Eine Aussprache u¨ber die Finanzierung der Oekumenischen Zentrale ergab, dass es bei der bisherigen Regelung bis auf weiteres bleiben soll20. Nach der Weltkonferenz von Evanston und bei einem etwaigen Wechsel in der Leitung der Oekumenischen Zentrale soll gepru¨ft werden, ob eine A¨nderung eintreten soll21.

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node am 17. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 6/3721). Allerdings hielt das Kirchliche Außenamt an seiner Bitte fest, woraufhin der Rat einer Erho¨hung auf 75.000 DM (bei einer Verteilung der geplanten Heimataufenthalte auf sieben Jahre) bewilligte. „Verordnung u¨ber einen Nachtrag zum Haushaltsplan und u¨ber den Umlageverteilungsmaßstab der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1953“ vom 26. Ma¨rz 1953 (ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 104–107). Der Entwurf war von der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – mit Schreiben vom 13. Ma¨rz 1953 an die Kirchenleitungen der o¨stlichen Gliedkirchen, die Ratsmitglieder und an die Mitglieder des Finanzauschusses der Synode gesandt (EZA Berlin, 4/255) und vom Finanzausschuss der Synode auf seiner Sitzung am 17. Ma¨rz 1953 in Hannover gebilligt worden; vgl. Punkt IV der Sitzungsniederschrift (EZA Berlin, 6/3721). Im Unterschied zur endgu¨ltigen Verordnung u¨ber den Nachtragshaushalt (ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 104–107) korrigierte er die Ansa¨tze des Haushaltsplanes vom 9. Oktober 1952 auf der Einnahmenseite unter Kapitel II lediglich um +57.200.– (Verordnung: +63.200.–) und auf der Ausgabenseite unter Kapitel II, Titel 13 b um +10.000.– (Verordnung: +15.000.–). Die O¨kumenische Centrale – eine Einrichtung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen – war rechtlich dem Kirchlichen Außenamt eingegliedert (vgl. C. Nicolaisen /N. A. Schulze, Protokolle 2, 20B6, S. 563; 21B22, S. 591) und bis 1953 vor allem aus Mitteln eines Sonderkontos finanziert worden, das aus ausla¨ndischen Spenden gebildet und von der EKD treuha¨nderisch verwaltet worden war. Dieser Fonds war mit Ablauf des Jahres 1952 aufgebraucht, sodass ab 1953 der Finanzbedarf vollsta¨ndig durch Beitra¨ge der Mitgliedskirchen der ACK gedeckt werden musste, was nur bei gleichzeitiger Erho¨hung des EKD-Anteils von 80 auf 85 % durchfu¨hrbar schien. Anregungen der Kirchenkanzlei, die notwendige Umstellung in der Finanzierung zum Anlass zu nehmen, „eine grundsa¨tzliche Neuregelung des status der Oekumenischen Centrale und ihres Personals“ (Ende der Sonderstellung zwischen Kirchlichem Außenamt und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ) vorzunehmen, wurde von der ACK abgelehnt. Vgl. dazu den Aktenvermerk von Harlings zum Haushaltsplan und zum rechtlichen Status der O¨kumenischen Centrale vom 2. Oktober 1952 (EZA Berlin, 2/2206). Angesichts der fu¨r die EKD dadurch entstehenden Mehrkosten von 28.250 DM hatten Kirchenkanzlei, Finanzbeirat und Finanzausschuss im Zusammenhang des Entwurfs fu¨r den Nachtragshaushalt 1953/54 erneut angeregt, die Arbeit der Oekumenischen Centrale kostensparend in das Außenamt zu integrieren; vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Landeskirchen, die Mitglieder des Finanzausschusses der Synode und die Ratsmitglieder vom 26. Februar 1953 (EZA Berlin, 2/5892) sowie das Punkt III,7 des Protokolls u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode am 17. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 6/3721). Wesentliche Vera¨nderungen erfolgten nicht.

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4. Aufbringung und Abwicklung der Wohnungsbeschaffungskosten fu¨r die Mitarbeiter der Amtsstellen22 Anla¨sslich der Verlegung der Kirchenkanzlei von Schwa¨bisch Gmu¨nd nach Hannover23 und des Aufbaus der Verwaltung des Kirchlichen Aussenamtes in Frankfurt hatte der Rat grundsa¨tzlich beschlossen, Zuschu¨sse zur Wohnungsbeschaffung zu gewa¨hren24. Nachdem das Wohnungsbeschaffungsprogramm im allgemeinen durchgefu¨hrt worden ist, beschloss der Rat, vom 1. April 1953 an nach folgenden Grundsa¨tzen zu verfahren: a) Die fu¨r die Wohnungsbeschaffung einmalig ausgesetzten sogenannten verlorenen Baukostenzuschu¨sse25 sollen als abgeschrieben gelten. b) Im u¨brigen mu¨ssen die Einnahmen aus Mieten bzw. Wohnungsgeldzuschu¨ssen die Ausgaben nach Mo¨glichkeit decken. Laufende Zuschu¨sse zu den Wohnungen der Bediensteten der Amtsstellen sollen ab 1. 4. 1953 in der Regel nicht mehr gewa¨hrt werden. c) In Aba¨nderung der vorla¨ufig durch den Leiter der Kirchenkanzlei im Jahre 1949 getroffenen Regelung26 beschloss der Rat, dass die fu¨r die Bediensteten in Hannover beschafften Wohnungen vom 1. 4. 1953 an nicht mehr als Dienstwohnungen gelten sollen. Die Wohnungsinhaber mu¨ssen alle Verpflichtungen u¨bernehmen, die in einem normalen Mietverha¨ltnis dem Mieter obliegen27. Die Mietvertra¨ge, die zwischen der Kirchenkanzlei und den Vermietern geschlossen sind, bleiben bestehen. Die Wohnungsinhaber ko¨nnen mit Ru¨cksicht darauf, dass die EKD verlorene Baukostenzuschu¨sse aufgewandt hat, ihre Wohnungen nicht als Tauschwohnungen ver-

22 Vgl. auch den Ratsbericht vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, S. 374). 23 Die Kirchenkanzlei war am 28./29. Oktober 1949 nach Hannover umgezogen (K.-H. Fix, Umzug, S. 53–64). 24 Vgl. K.-H. Fix, Protokolle 3, 5B3b, S. 177f.; A. Silomon, Protokolle 4, 17B19, S. 327f.; D. Po¨pping, Protokolle 5, 22B12, S. 193. 25 Dies waren Zahlungen aus Mitteln der EKD an die Hauseigentu¨mer, denen es an ausreichendem Betriebskapital fehlte, um die notwendigen Bau- und Renovierungsmaßnahmen an ihren vom Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Ha¨usern vornehmen zu lassen; vgl. das Schreiben von Dibelius jr. an die Kirchenkanzlei in Schwa¨bisch Gmu¨nd vom 5. August 1949 (EZA Berlin, 2/5066). 26 Zu dieser Regelung vgl. von Harlings Aktenvermerk vom 13. Dezember 1950, in dem er alle Einzelheiten der Dienstwohnungsvergu¨tung erla¨uterte (EZA Berlin, 2/5054). 27 Bisherige Mieterin der Dienstwohnungen war die Kirchenkanzlei. Sie hatte die Miete an die Eigentu¨mer zu zahlen und die Kosten fu¨r die Verwaltung und Instandhaltung der Wohnungen zu tragen; vgl. das Schreiben Brunottes an Osterloh vom 23. Januar 1950 (EZA Berlin, 2/5066).

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d)

e) f)

g) h)

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wenden. Sie mu¨ssen sie vielmehr bei einem etwaigen Ausscheiden aus dem Dienst der EKD dieser wieder zur Verfu¨gung stellen. Die von der Kirchenkanzlei nach dem Wert der Wohnung neu festzusetzende Miete soll die laufenden Unkosten der Wohnung dekken, jedoch soll kein Bediensteter der Kirchenkanzlei mehr Miete zahlen als der am 1. 1. 1953 erho¨hte Wohnungsgeldzuschuss28 betra¨gt. Der Rat billigte die in dem Vorschlag des Oberrechnungsamtes vom 24. Ma¨rz 1953 (Spalte 5)29 festgesetzten Mietbetra¨ge fu¨r die Bediensteten der Kirchenkanzlei30. Die Vereinbarungen bezu¨glich eines Baukostenzuschusses mit den spa¨ter in die Kirchenkanzlei eingetretenen Bediensteten und mit denen des Kirchlichen Aussenamtes sollen bestehen bleiben. Bei etwaigen Neueinstellungen behielt sich der Rat einen Beschluss u¨ber die Gewa¨hrung von Baukostenzuschu¨ssen vor. Fu¨r die im Eigentum der EKD stehenden Ha¨user soll eine analoge Regelung erfolgen. Die Einnahmen und Ausgaben fu¨r Mietwohnungen sind im ordentlichen Haushalt der EKD zu verrechnen.

5. Dienstaufwandsentscha¨digung und Reisekostenpauschale fu¨r den Ratsvorsitzenden Nachdem das Finanzamt in Hannover einen Ratsbeschluss fu¨r erforderlich erkla¨rt hat31, beschloss der Rat, dass dem Vorsitzenden des Rates ab 1. Februar 1951 eine Dienstaufwandsentscha¨digung von monatlich 300,– DM und ein Reisekostenpauschale von monatlich 200,– DM bewilligt werden soll. Es wurde ausdru¨cklich festgestellt, dass das Reisekostenpauschale lediglich eine Erstattung tatsa¨chlich aufgewendeter Reisekosten darstellt, da Einzelliquidationen u¨ber Dienstreisen

28 Vgl. 35B15c. 29 Die Vorlage des Oberrechnungsamtes konnte nicht ermittelt werden. Vgl. den „Bericht u¨ber die Aufbringung und Abwicklung der Wohnungsbeschaffungskosten fu¨r die Kirchenkanzlei und das Kirchliche Außenamt“ im Protokoll des Finanzausschusses der Synode vom 18. und 19. Mai 1953 (EZA Berlin, 2/5054). 30 Der Finanzausschuss der Synode sah die Punkte d) und e) im Widerspruch zu a), da bei deren Umsetzung in einigen Fa¨llen von Angeho¨rigen der Kirchenkanzlei weiterhin Mieten gefordert wu¨rden, die u¨ber die tatsa¨chlichen Aufwendungen der Kirchenkanzlei hinausgingen und damit der Amortisierung der nach a) abgeschriebenen Baukostenzuschu¨sse dienten; vgl. die Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode vom 18./19. Mai 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1275). 31 Vgl. die undatierte Erinnerung Nr. 14 des Oberrechnungsamtes fu¨r das Rechnungsjahr 1950 (EZA Berlin, 2/1008) sowie TOP II, zu III, 4 der Niederschrift der Sitzung des Finanzausschusses der Synode vom 18. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1275).

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nicht erfolgen32. Fu¨r die Zeit vom 1. Januar 1949 bis 31. Januar 1951 wurde nachtra¨glich ein Reisekostenpauschale und eine Dienstaufwandsentscha¨digung von zusammen 300,– DM monatlich genehmigt33. 6. Reisekostenvergu¨tung fu¨r ehrenamtliche Mitarbeiter34 Der Rat beschloss, dass die vom Rat berufenen Mitglieder beratender Kammern und Ausschu¨sse, des Disziplinarhofes, des Schiedsgerichtshofes und a¨hnlicher Organe, die nicht hauptamtlich im Dienst der EKD stehen, Reisekostenvergu¨tungen nach den Bestimmungen, die fu¨r Beamte der EKD gelten35, erhalten sollen, jedoch mit der Massgabe, dass

32 Angesichts der tatsa¨chlichen Auslagen des Ratsvorsitzenden, die deutlich u¨ber der Pauschale lagen, waren die Bedenken des Finanzausschusses gegen eine Pauschalierung der Reisekosten – vgl. Punkt III, 4a des Protokolls u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD vom 17. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 6/3721) – nicht aufgegriffen worden. Vielmehr wurde auf dem Verwaltungswege festgelegt, dass die vom Rat beschlossene Reisekostenpauschale nur fu¨r Aufenthaltskosten zu verwenden sei, wa¨hrend fu¨r die anfallenden Fahrtkosten zusa¨tzlich ein ja¨hrlicher Betrag von bis zu 3.000 DM zur Verfu¨gung gestellt werde, dessen Verwendung allerdings zu belegen sei; vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an Dibelius vom 18. Juni 1953 (EZA Berlin, 2/1008) sowie TOP 8 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 26./27. Oktober 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1276). 33 Der Rat entsprach damit genau den bereits vorgenommenen Zahlungen; vgl. die handschriftliche Aufstellung auf der Erinnerung Nr. 14 des Oberrechnungsamtes fu¨r das Rechnungsjahr 1950 (EZA Berlin, 2/1008). Der Finanzausschuss der Synode nahm diese Regelung auf seiner Sitzung am 18./19. Mai 1953 in Hannover unter Punkt 4 der Niederschrift zur Kenntnis und erhob „keine Einwendungen“ (EZA Berlin, 2/1275). 34 Bereits seit November 1952 hatte es zwischen Oberrechnungsamt und Kirchenkanzlei eine Diskussion u¨ber die Berechnung der Reisekosten von Personen gegeben, die nicht im Dienst der EKD standen. Wa¨hrend das Oberrechnungsamt fu¨r ihre Gleichbehandlung mit EKDBediensteten insgesamt eingetreten war, hatte Brunotte vorgeschlagen, diesen Modus auf die Mitglieder der beratenden Kammern und offiziellen Ausschu¨sse zu begrenzen, woraufhin im Ma¨rz 1953 an einer entsprechenden Vorlage fu¨r den Rat gearbeitet worden war (Schriftwechsel und Aktennotizen in: EZA Berlin, 2/1907). In diesem Zusammenhang war die Angelegenheit auch im Finanzausschuss der Synode behandelt und von ihm Einversta¨ndnis erkla¨rt worden, „daß fu¨r die Mitglieder der Organe der EKD, deren Ausschu¨sse usw., soweit die EKD zahlungspflichtig sei, Reisekosten einheitlich nach der Reisekostenstufe I b gezahlt werden“; vgl. Punkt 3 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD vom 18. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1275). 35 Auf der Grundlage der Kirchenbeamtenordnung der DEK vom 13. April 1939 (GBlDEK A 1939, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 43–46) mit ihrer Verweisung in § 2 auf das deutsche Beamtenrecht. Vgl. dazu das Gesetz u¨ber Reisekostenvergu¨tung der Beamten vom 15. Dezember 1933 (RGBl I 1933, Nr. 142 vom 16. Dezember 1933, S. 1067–1070) sowie § 40 des Deutschen Beamtengesetzes vom 26. Januar 1937 (RGBl I 1937, Nr. 9 vom 27. Januar 1937, S. 39–70).

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a) beamteten und nichtbeamteten Mitgliedern einheitlich Reisekostenvergu¨tung nach den Sa¨tzen der Stufe I b gewa¨hrt wird, b) fu¨r den Tag, an dem die Dienstreise angetreten oder beendet wird, ohne Ru¨cksicht auf den Zeitpunkt des Antritts oder des Endes der Reise, ein volles Tagegeld zustehen soll. Diese Regelung soll auf bereits durchgefu¨hrte Dienstreisen keine Anwendung finden. Sie gilt ab 1. 4. 195336. 7. Tischgeld fu¨r Mitarbeiter der Amtsstellen Auf Vorschlag des Finanzausschusses der Synode37 beschloss der Rat, dass bei Sitzungen, die von einer Amtsstelle der EKD oder vom Rat einberufen sind, die am Ort wohnhaften Teilnehmer der Sitzung, und zwar sowohl Mitglieder der Ausschu¨sse als auch Mitarbeiter der Amtsstellen, ein Tischgeld in Ho¨he von ta¨glich 3,– DM erhalten sollen, wenn sie Reisekostenvergu¨tung nicht erhalten ko¨nnen, die Sitzung la¨nger als die u¨bliche Dienstzeit in Anspruch nimmt und die Teilnehmer tatsa¨chlich am gemeinsamen Mittagessen teilgenommen haben38. 8. Kirchliche Verha¨ltnisse in Bremen Landesbischof D. Lilje, Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller und OKR. D. Herntrich berichteten u¨ber die Besprechung vom 20. Ma¨rz in Bremen39. Nach eingehender Aussprache, in welcher nochmals alle in

36 Zum Fortgang vgl. 37B14f. 37 Vgl. den Vermerk Ziegers fu¨r Brunotte vom 21. Ma¨rz 1953 u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode vom 18. Ma¨rz 1953, in dem der hier gefasste Beschluss bereits vorformuliert worden war (EZA Berlin, 2/1907) und Punkt 4 der Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD vom 18. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1275). 38 Dieser Beschluss wurde vom Finanzausschuss der Synode der EKD auf seiner Sitzung am 18./19. Mai 1953 in Hannover unter Punkt 2 der Niederschrift zustimmend zur Kenntnis genommen (EZA Berlin, 2/1275). Strittig blieb, ob die Regelung auch fu¨r Ratsmitglieder, die z. B. Mitglied einer Kammer der EKD waren, angewendet werden mu¨sse. 39 Vgl. 34B1. Dieses Treffen mit Vertretern der Bekenntnisgemeinschaft Bremen hatte die im Rat vorhandenen Bedenken eher besta¨tigt als zerstreut. Erneut war von den Vertretern der Bekenntnisgemeinschaft dargelegt worden, dass es in der Bremischen Kirche eine gemeinsame Glaubensgrundlage im Sinne des Beschlusses des Kirchentages vom 25. Juni 1952 u¨berhaupt nicht gebe. Als Beleg dafu¨r hatten sie das Schreiben eines fu¨hrenden Vertreters der liberalen Gemeinden u¨berreicht, in dem unmissversta¨ndlich zum Ausdruck gebracht worden war, „dass auch nach einer eventuellen Eingliederung diese Bekenntnisbestimmungen der Grundordnung weder fu¨r die Bremische Kirche als solche noch fu¨r unsere Gemeinden massgebend“ seien (Schreiben No¨lles an Greiffenhagen vom 18. Ma¨rz 1953, EZA Berlin, 2/2116). Bei der Bekenntnisgemeinschaft war nach diesem Gespra¨ch der Eindruck entstanden, dass zwischen ihr und den Vertretern des Rates „Einvernehmen“ erreicht worden sei (Schreiben der Bekenntnisgemeinschaft Bremen an den Rat vom 13. April 1953, EZA Berlin, 2/2116).

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Bremen bestehenden Schwierigkeiten sorgfa¨ltig ero¨rtert wurden40, beschloss der Rat mit 7 gegen 3 Stimmen bei einer Enthaltung folgendes: Auf die Erkla¨rung des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche vom 5. Juli 1952, in welcher von dem Beschluss des Bremischen Kirchentages vom 25. Juni 1952 Mitteilung gemacht wurde41, hat der Rat erneut Verhandlungen u¨ber die Stellung der Bremischen Evangelischen Kirche zur Grundordnung der EKD eingeleitet. Obwohl diese Verhandlungen eine vo¨llige Kla¨rung und U¨bereinstimmung in der Sache nicht haben erbringen ko¨nnen, hat sich der Rat unter Zuru¨ckstellung schwerer Bedenken entschlossen, die Erkla¨rung des Kirchenausschusses vom 5. Juli 1952 als nachtra¨gliche Zustimmungserkla¨rung im Sinne des § 10 III der Verordnung des Rates u¨ber das Zustandekommen einer Grundordnung der EKD vom 14. Januar 194842 anzuerkennen, mit der Wirkung, dass die Grundordnung der EKD mit dem 1. April 1953 fu¨r den Bereich der Bremischen Evangelischen Kirche wirksam wird43. 40 Zuvor hatten Bremischer Kirchenausschuss und Bekenntnisgemeinschaft ihre jeweilige Sicht des Verha¨ltnisses von Bekenntnisbindung und Lehrautonomie in der Bremischen Kirche in separaten Schreiben an den Rat noch einmal dargelegt (vgl. 35D1 und 35D2). Dabei war vom Kirchenausschuss unter anderem geltend gemacht worden, dass es – ungeachtet der verfassungsrechtlichen Situation – um die faktische Bekenntnistreue in Bremen kaum anders bestellt sein du¨rfte als in den anderen, der EKD angeho¨renden Landeskirchen. Im Rat war die Stimmung geteilt: Dibelius hatte sich bereits 1952 fu¨r eine Aufnahme Bremens ohne weitere Verhandlungen ausgesprochen (Schreiben an Brunotte vom 15. Juli 1952 ), wa¨hrend Niemo¨ller bei dem Bremer Treffen deutlich gegen eine Aufnahme der Bremischen Kirche votiert hatte (Protokoll der Besprechung vom 20. Ma¨rz 1953. Alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/2116). Den Ausschlag fu¨r eine positive Entscheidung des Rates gab vermutlich das Votum Smends u¨ber das „Wesen der Bremischen Kirchenverfassung“, in dem dieser dargelegt hatte, dass verfassungsrechtlich in Bremen keineswegs eine unbegrenzte Freiheit gelte, sondern die Freiheit der bremischen Gemeinden nach § 1, Absatz 2 der Verfassung durch die Absa¨tze 1 (die Bremische Kirche als evangelische Kirche) und 3 (Festhalten an der traditionellen Organisation des Kirchenregiments und damit an der Einheit der Bremischen Kirche) interpretiert und begrenzt werde (R. Smend, Verfassung, S. 421f.; vgl. weiterhin Ders., Glaubensfreiheit, bes. S. 120–125 sowie K. Scholder/D. Kleinmann, Lehrfreiheit). 41 Vgl. das Schreiben des Bremischen Kirchenausschusses an den Ratsvorsitzenden vom 5. Juli 1952 (EZA Berlin, 2/2116). 42 ABlEKD 1948, Nr. 3 vom 1. Februar 1948, Sp. 5–8. In Paragraf 10, Absatz III war die Mo¨glichkeit vorgesehen, dass „Landeskirchen, die nicht zugestimmt haben, [.|.|.] ihre Zustimmung nachtra¨glich erteilen“ ko¨nnen „mit der Wirkung, dass die Grundordnung auch fu¨r ihren Bereich wirksam wird“. 43 Zusammen mit dem Beschluss des Bremischen Kirchentages vom 25. Juli 1952 vero¨ffentlicht als: „Mitteilung betreffend die Zustimmung der Bremischen Evangelischen Kirche zur Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland“ vom 26. Ma¨rz 1953 (ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 104); vgl. auch den Bericht des Rates vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, 382f.).

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9. Richtlinien fu¨r die Regelung des Dienstes der Gemeindehelferinnen Frau Dr. Paulsen berichtete u¨ber die Arbeit des vom Rat fu¨r diese Frage eingesetzten Ausschusses44 und legte den Entwurf von Richtlinien vor45. Der Rat stimmte den Richtlinien mit geringfu¨gigen A¨nderungen zu und beschloss, dass die Richtlinien den Gliedkirchen zur Stellungnahme zugeleitet werden sollen46. Dabei soll den Gliedkirchen mitgeteilt werden, dass der Rat in Aussicht nimmt, die Richtlinien nach Eingang der gliedkirchlichen A¨usserungen47 gema¨ss Artikel 9 a und b der Grundordnung zu erlassen und im Amtsblatt der EKD zu vero¨ffentlichen48.

44 Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 23B18, S. 271. 45 35D3. Die Richtlinien, deren Erarbeitung auf der ersten Sitzung des Ausschusses am 12. Mai 1952 unter Zugrundelegung eines Antrags der Evangelischen Frauenhilfe vom 10. Juli 1951 (vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 23D11, S. 288–293) begonnen worden war, waren im Entwurf auf der zweiten Ausschusssitzung am 11. Dezember 1952 in Bethel fertig gestellt worden. Nachdem sie Anfang des Jahres nach erneuter Stellungnahme der Mitglieder noch einmal u¨berarbeit und angesichts neuer gliedkirchlicher Regelungen (etwa der Richtlinien der APU, abgedruckt in: EvW 7, 1953, S. 63f.) u¨berpru¨ft worden waren, hatte Paulsen sie am 25. Februar 1953 der Kirchenkanzlei zum Versand an die Ratsmitglieder zugeleitet; vgl. das Schreiben der Evangelischen Frauenarbeit an die Kirchenkanzlei vom 15. Dezember 1952 mit Anlagen sowie die Schreiben Anna Paulsens an Brunotte vom 26. Januar 1953 und 25. Februar 1953 (beide in: EZA Berlin, 2/3346). 46 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landeskirchen vom 13. April 1953 mit Anlage (EZA Berlin, 2/3347). Die Vorbemerkungen der Ratsvorlage entfielen in der Fassung fu¨r die Gliedkirchen. 47 Wa¨hrend die meisten gliedkirchlichen Stellungnahmen positiv ausfielen, kritisierten die Vertreter einiger o¨stlicher Gliedkirchen (v. a. vom Thu¨ringer Landeskirchenrat), dass die Richtlinien die Situation in Ostdeutschland, wo der Dienst der Gemeindehelferin vor allem katechetischer Dienst sei, nicht hinreichend beru¨cksichtigten (Schreiben des Thu¨ringer Landeskirchenrates an die Kirchenkanzlei vom 5. Juni 1953, EZA Berlin, 2/3347). 48 Zuvor sollte der Entwurf im Rahmen einer von der Kirchenkanzlei einzuberufenden Konferenz der zusta¨ndigen gliedkirchlichen Referenten u¨berarbeitet werden. Im Interesse einer deutlicheren Beru¨cksichtigung des katechetischen Arbeitsschwerpunktes der Gemeindehelferinnen in Ostdeutschland wurde auch ein Vertreter der ostdeutschen katechetischen Arbeit an der Konferenz beteiligt (Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei vom 3. November 1953 ). Im Zentrum der Referentenkonferenzen am 11. November 1953 und 7. Mai 1954 standen Fragen der Ausbildung der Gemeindehelferinnen und ihres Ta¨tigkeitsprofils, insbesondere das Verha¨ltnis ihres Dienstes zu dem der Katechetin; vgl. die Niederschriften der Referentenkonferenzen in Hannover am 11. November 1953 (alle Dokumente in: EZA Berlin, 2/3347) und 7. Mai 1954 (EZA Berlin, 2/3348) sowie den Ta¨tigkeitsbericht der Kirchenkanzlei fu¨r die Synode 1954 (BerlinSpandau 1954, S. 404–443, 405f.). Die vor allem in diesen Bereichen u¨berarbeitete Endfassung der Richtlinien wurde vom Rat am 24. Juni 1954 beschlossen und im Amtsblatt vero¨ffentlicht (vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 45B3; ABlEKD 1954, Nr. 9 vom 15. September 1954, S. 262f.; auch B. Neumann, Gemeindehelferin, S. 28–31; zum Ta¨tigkeitsprofil A. Paulsen, Gemeindehelferin).

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10. Abendmahlsgespra¨ch OKR Osterloh berichtete u¨ber den Stand des Abendmahlsgespra¨ches49. Der Rat war damit einverstanden, dass die Kommission in der bisherigen Weise weiterarbeitet und sah keine Veranlassung, der Kommission neue Vorschla¨ge zu machen50. 11. Durchfu¨hrung des Sonderhilfsplans51 im Rechnungsjahr 1953 Nach Vortrag von Geheimrat D. Dr. Karnatz beschloss der Rat, die Gliedkirchen zu bitten, mindestens die gleichen Betra¨ge wie im Vorjahr aufzubringen, diese aber nach Mo¨glichkeit um 6 % zu erho¨hen52.

49 Vgl. C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 1, 9B11, S. 727f. und Dies., Protokolle 2, 18B6, S. 456 mit Anm. 51f. Das 1947 begonnene interkonfessionelle Gespra¨ch zum Abendmahlsversta¨ndnis war auf Anregung Niesels und entsprechenden Beschlu¨ssen des Rates vom 8. Juni, 5./6. Oktober und 5./6. Dezember 1950 (vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 15B26, S. 223f.; 17B22, S. 329 und 18B4, S. 371) am 6./7. April 1951 in Hamburg wieder aufgenommen und mit einer weiteren Tagung vom 13. bis 15. Oktober 1952 in Hannover fortgesetzt worden. Nachdem sich die vorangegangen Tagungen vor allem der Bestandsaufnahme des exegetischen Befundes gewidmet hatten, war es auf der Tagung in Hannover neben weiteren exegetischen Sondierungen auch ausfu¨hrlicher um die hermeneutische Frage nach der Bedeutung der neueren exegetischen Einsichten (Abendmahlstexte als liturgische U¨berlieferung der hellenistischen Gemeinde; keine historisch verifizierbare Stiftung des Abendmahls durch Jesus selbst) fu¨r die protestantische Lehre vom Abendmahl gegangen (F. Delekat, Probleme und das Korreferat von Ernst Wolf (EZA Berlin, 2/3442). Zur Tagungsdiskussion vgl. die von Gollwitzer angefertigte „Zusammenfassung u¨ber die Aussprache beim Abendmahlsgespra¨ch in Hannover“ (EZA Berlin, 2/3441) sowie E. Osterloh, Abendmahlsgespra¨ch. Die dabei von systematisch-theologischer Seite betonte Notwendigkeit, das Abendmahlsversta¨ndnis aufgrund des vera¨nderten Forschungsstandes neu zu durchdenken, konnte – vor allem aus unierter Perspektive – als betra¨chtlicher Fortschritt erscheinen. 50 Aufgrund von Terminschwierigkeiten konnte das Gespra¨ch erst am 11./12. Ma¨rz 1954 in Berlin fortgesetzt werden, wobei die Fragestellung der vorangegangenen Tagung nach den dogmatischen Konsequenzen aus dem exegetischen Befund als Anfrage an die konfessionellen Lehrpositionen fortgefu¨hrt wurde (vgl. die Niederschrift u¨ber die Verhandlungen der Kommission fu¨r das Abendmahlsgespra¨ch vom 11./12. Ma¨rz 1954 in Berlin-Schwanenwerder, in: EZA Berlin, 2/3443 sowie G. Niemeier, Abendmahlsgespra¨ch; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1954, S. 97–100). Das Abendmahlsgespra¨ch insgesamt schloss mit der Sitzung vom 1./2. November 1957 in Arnoldshain und der (fast) einmu¨tigen Verabschiedung der sog. Arnoldshainer Abendmahlsthesen „Was ho¨ren wir als Glieder der einen apostolischen Kirche als entscheidenden Inhalt des biblischen Zeugnisses vom Abendmahl“ als einem ersten Schritt zur Abendmahlsgemeinschaft innerhalb der EKD (vgl. G. Niemeier, Zeitgeschichte 1958, S. 130–136; Gespra¨ch u¨ber das Abendmahl; A. Haas, Abendmahlsgemeinschaft). 51 Zum Hilfsplan der EKD fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 10B10, S. 47f.; D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B8, S. 111 und 20B9, S. 111; D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 29B13, S. 166. 52 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenleitungen der westlichen Gliedkirchen vom 14. April 1953 mit einer „U¨bersicht u¨ber die von den Giedkir-

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12. Verordnung u¨ber die Umlage des Hilfswerks fu¨r 1953 Nach Zustimmung des Finanzausschusses der Synode53 beschloss der Rat die in der Anlage beigefu¨gte Verordnung54. 13. Stand der Eherechtsgesetzgebung55 OKR Osterloh berichtete u¨ber eine Sitzung der Eherechtskommission des Rates56. Der Rat beschloss, Pra¨lat D. Kunst zu beauftragen, nochmals mit dem Bundestagsabgeordneten Ollenhauer zu sprechen. Im u¨brigen wird die Eherechtskommission der EKD den Rat u¨ber die Entwicklung der Rechtsprechung im Eherecht auf dem laufenden halten57.

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chen erwarteten Mittel im Rahmen des kirchlichen Hilfsplanes 1953“ (EZA Berlin, 4/990). Zum Fortgang vgl. 36B1 und 36D1. Vgl. 34B9. 35C1. Der mit der beschlossenen Fassung identische Entwurf war den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 12. Ma¨rz 1953 u¨bermittelt worden (EZA Berlin, 4/360). Vgl. dazu D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, S. 21–24 und 28B3, S. 82f.; 31B8, S. 299 und 33B8, S. 349. Vgl. auch J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 12f.; C. Franzius, Familienrecht, S. 22–28, 55–65, 129–138; H. Vaupel, Familienrechtsreform, S. 85–199. Dieses 1950 urspru¨nglich als Sachversta¨ndigenkreis der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung gebildete, jedoch vom Rat nachtra¨glich als Ratskommission besta¨tigte und beauftragte Gremium (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B3, S. 82f.; 28C2, S. 94–101; 31B8, S. 299 und 33B8, S. 349) hatte seine Arbeit vom 19. bis 21. Dezember 1952 (Rechtsgeschichte der Ehe) und am 23./24 Ma¨rz fortgesetzt; vgl. die am 7. Januar 1953 erstellte Niederschrift u¨ber die Sitzung der Eherechtskommission vom 19. bis 21. Dezember 1952 in Hemer sowie Rankes Bericht vom 27. Ma¨rz 1953 u¨ber die Tagung der Eherechtskommission am 23./24. Ma¨rz 1953 in Hemer. Neben den Sachfragen (Rechtsgeschichte der Ehe, Konstituierung der Ehe) hatte Justiz-Staatssekreta¨r Strauss mehrfach angeregt, der Rat der EKD mo¨ge angesichts der auslaufenden Frist, die das Grundgesetz fu¨r die Angleichung des BGB an den Grundsatz der Gleichheit von Mann und Frau setzte, und der Weigerung der SPD, einer Fristverla¨ngerung zuzustimmen, o¨ffentlich vor einer u¨bereilten Gesetzgebung warnen und fu¨r eine grundgesetza¨ndernde Fristverla¨ngerung eintreten. Er fu¨rchtete, dass andernfalls die Interessen der Kirchen – und der CDU/CSU – voraussichtlich nicht hinreichend zur Geltung kommen wu¨rden (Vermerk Rankes fu¨r Brunotte vom 22. Januar 1953 und Schreiben des Vorsitzenden der Eherechtskommission, Schumann an Brunotte 18. Ma¨rz 1953 ). Im Blick auf die Ratssitzung im Februar hatte es Brunotte abgelehnt, diese Anregung zu unterstu¨tzen, weil es „bedenklich“ sei, „im gegenwa¨rtigen Augenblick seitens der evangelischen Kirche unmittelbar auf eine kulturpolitische Entscheidung in dieser Frage einzuwirken“. Außerdem wa¨ren „die Folgen einer Hinausschiebung [.|.|.] nicht weniger ungewiß und mehrdeutig [.|.|.] als die Folgen einer ggf. jetzt herbeigefu¨hrten, vielleicht schlecht vorbereiteten und vielleicht auch von zufa¨lligen parlamentarischen Mehrheitsbildungen abha¨ngigen Entscheidung“ (Schreiben Osterlohs an Schumann, vom 4. Februar 1953, alle Dokumente in: EZA Berlin, 2/4349). Erst aufgrund eines entsprechenden Beschlusses der Eherechtskommission, wurde die Angelegenheit im Rat vorgetragen (35D7). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B5; zu den unterschiedlichen Positionen

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14. Rechtsschutz der Kriegsdienstverweigerer58 Auf Wunsch mehrerer Ratsmitglieder berichtete OKR Osterloh u¨ber den Stand der gesetzlichen Vorarbeiten in Bonn59 und erinnerte daran, dass der Rat die Kirchenkanzlei seinerzeit erma¨chtigt hatte, dem Referenten der Dienststelle Blank die Erwa¨gungen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland perso¨nlich zur Kenntnis zu bringen60. Die Kirchenkanzlei wurde beauftragt, sich erneut um den Stand der Entwu¨rfe zu ku¨mmern61. Der Rat sah es aber nicht als Aufgabe der Kirche an, eigene Gesetzesformulierungen vorzuschlagen. 15. Personalien a) Gehalt Dr. Gerstenmaier62 Nachdem das Zentralbu¨ro des Evangelischen Hilfswerks in Stuttgart mitgeteilt hat, dass es nicht in der Lage sei, u¨ber den 1. 4. 1953 hinaus Gehaltsbezu¨ge fu¨r Dr. Gerstenmaier aufzubringen63, wurde der Ratsvorsitzende gebeten, mit dem Hilfswerk und mit Dr. Gerstenmaier u¨ber eine Regelung zu verhandeln. b) Unkosten fu¨r die Dienst- und Repra¨sentationsra¨ume in Bonn Der Rat beschloss64, dem Bevollma¨chtigten in Bonn fu¨r die Dauer der Wahrnehmung seines gegenwa¨rtigen Amtes einen Beitrag zu den allgemeinen Unkosten fu¨r die Dienst- und Repra¨sentationsra¨ume im Hause der EKD, Beethovenstrasse 44, insbesondere fu¨r ihre Ausstattung, Heizung, Beleuchtung und Reinigung, zur Verfu¨gung

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Berlin-Spandau 1954, S. 292–302, 311–316, 327–347, 355–358; der Text der Synodalentschließung ist abgedruckt in: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 177f. Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B2, S. 335; 25B14, S. 391; 26B1, S. 435f.; 26D1, S. 445ff.; 26D2, S. 448–451; D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B1, S. 80f. und 28D1, S. 101ff. Osterloh konnte allerdings keine genaue Auskunft u¨ber den aktuellen Stand der gesetzlichen Vorarbeiten zur Kriegsdienstverweigerung geben. Kunst berichtete dann auf der folgenden Ratssitzung u¨ber den Stand der Gesetzgebung (36B1). Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 26B1, S. 436. In Ausfu¨hrung dieses Beschlusses wandte sich Brunotte mit einem Schreiben vom 8. April 1953 an Baudissin (35E3). Vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 18B2, S. 368f.; D. Po¨pping, Protokolle 5, 19b9, S. 40 und 24B6, S. 339 sowie D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 29B20d, S. 168. 35D5 und 35D6. Der Sachverhalt wurde von Brunotte mit einem von Merzyn verfassten Beschlussentwurf vom 16. Ma¨rz 1953 vorgetragen, der wortwo¨rtlich dem Ratsbeschluss entsprach. Eine Entscheidung des Rates war notwendig geworden, weil der Kunst im Schreiben der Kirchenkanzlei vom 6. Februar 1953 zugesagte Zuschuss fu¨r die Beheizung des Erdgeschosses des Hauses in der Beethovenstraße 44 seitens des Oberrechnungsamtes abgelehnt worden war. Kunst hatte daraufhin sein Anliegen in seinem Schreiben vom 10. Ma¨rz 1953 an die Kirchenkanzlei noch einmal ausfu¨hrlich begru¨ndet (sa¨mtliche Unterlagen in: EZA Berlin, 2/2419).

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zu stellen, und zwar in Ho¨he eines ja¨hrlichen Pauschalbetrages von 1.200,– DM65. c) Gehaltsbezu¨ge der Beamten und Angestellten der EKD Der Rat beschloss, dass die fu¨r die Bundesbeamten und -angestellten erlassenen Vorschriften u¨ber den Kinderzuschlag und das Wohnungsgeld Anwendung auf die Beamten und Angestellten der Amtsstellen der EKD in Westdeutschland finden sollen; ebenso sollen die zum 1. 4. 1953 zu erwartenden Gehaltserho¨hungen in Westdeutschland gezahlt werden66. U¨ber die Anwendung dieser Erho¨hungen auf die Beamten der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei soll vorher eine Aussprache mit den u¨brigen in Berlin befindlichen kirchlichen Amtsstellen (Kirchenkanzlei der APU, Konsistorium, Stadtsynode, Lutherisches Kirchenamt) erfolgen67. d) OKR Osterloh68 Der Rat beschloss, den OKR Osterloh nach seinem Ausscheiden aus dem kirchlichen Dienst als Mitglied der Kammer fu¨r o¨ffentliche Verantwortung zu berufen69. e) Ruhestandsversetzung des Pfarrers Arthur Hahn Auf Vortrag von Vizepra¨sident Stratenwerth stimmte der Rat der Verfu¨gung der Synode in Brasilien zu, den Pfarrer Arthur Hahn mit Ru¨cksicht auf seinen Gesundheitszustand mit Wirkung vom 1. 4. 1953 an in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen70. Das Kirchliche Aussenamt soll die Versorgungsbezu¨ge festsetzen. 65 Der Beschluss des Rates einschließlich der Zahlungsmodalita¨ten wurde Kunst mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 27. April 1953 mitgeteilt (Ebd.). 66 Vgl. den Antrag 35D8 sowie den Ratsbericht vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, S. 374). Vgl. auch das „Dritte Gesetz zur A¨nderung und Erga¨nzung des Besoldungsrechts“ vom 27. Ma¨rz 1953 (BGBl I 1953, Nr. 13 vom 30. Ma¨rz 1953, S. 81–86) mit seinen ru¨ckwirkend ab 1. Januar 1953 geltenden A¨nderungen der §§ 9 und 14 des Besoldungsgesetzes vom 16. Dezember 1927 (RGBl I 1927, Nr. 52 vom 19. Dezember 1927, S. 349–355). Mit dieser „kleinen Besoldungsreform“ stiegen die Einkommen der Angestellten um etwa 18 % gegenu¨ber dem Jahr 1952. Vgl. Kabinettsprotokolle 1953, S. 30. 67 Vgl. 36B12d. 68 Vgl. 34B11a und 35B15h. 69 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an Osterloh vom 14. April 1953 (EZA Berlin, 2/1349) und P. Zocher, Osterloh, S. 514ff. 70 Der Beschluss des Vorstandes der Riograndenser Synode vom 30. Dezember 1952 war dem Kirchlichen Außenamt mit Schreiben vom 15. Januar 1953 mitgeteilt worden. Der Versetzung Hahns in den Ruhestand ging ein jahrelanger Streit Hahns mit der Riograndenser Synode voraus. Diese hatte Hahn bereits Anfang 1951 in den einstweiligen Ruhestand versetzt und pru¨fen lassen, ob sich die Ruhestandsversetzung in eine Amtsenthebung umwandeln lasse. Gru¨nde dafu¨r waren zahlreiche wirre, anklagende und beleidigende Briefe, die Hahn an verschiedenste Stellen des In- und Auslandes gerichtet hatte, und seine mangelhafte Amtsfu¨hrung. Die kirchlichen Beho¨rden hatten dies auf eine psychische Erkrankung zuru¨ckgefu¨hrt,

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f) Darlehensantrag Dr. Werner Pra¨sident D. Brunotte trug vor, dass der fru¨here Pra¨sident der Kirchenkanzlei71 Dr. Werner mu¨ndlich und schriftlich gebeten habe, ihm zur U¨berbru¨ckung seiner tatsa¨chlichen Notlage ein Darlehen von 7.000,– DM gegen Verzinsung und Ru¨ckzahlung (Sicherung durch eine Lebensversicherung) zu gewa¨hren72. Der Rat bat Pra¨ses Dr. Heinemann, mo¨glichst umgehend mit den leitenden Herren der APU u¨ber diese Frage zu verhandeln, da Dr. Werner beamtenrechtlich im Dienst der APU gestanden hat. In Anerkennung einer wirklichen Notlage erma¨chtigte der Rat die Kirchenkanzlei, sofort ein zinsloses Darlehen von 1.000,– DM zu zahlen, das auf eine etwaige spa¨tere Hilfe verrechnet werden soll. Die APU soll gebeten werden, gleichfalls mit einem Betrage sofort zu helfen. g) Berufung von LKR Dr. Kru¨ger In Aba¨nderung des Ratsbeschlusses vom 12./13. Februar 195373 beschloss der Rat, dem in das Kirchliche Aussenamt berufenen bisherigen Landeskirchenrat Dr. Kru¨ger die Amtsbezeichnung „Oberkirchenrat“ und Gehaltsbezu¨ge in Gr. A 2 b der Reichsbesoldungsordnung74 zuzubilligen, nachdem Landesbischof D. Lilje mitgeteilt hatte, dass Dr. Kru¨ger in Hannover demna¨chst in diese Gehaltsstufe eingeru¨ckt sein wu¨rde. h) Nachfolger fu¨r OKR Osterloh75 Pra¨sident D. Brunotte berichtete, dass von Westfalen Pfarrer Dr. Niemeier in Arnsberg und von Wu¨rttemberg Pfarrer Lic. Burkert in Stuttgart vorgeschlagen sind76. Nachdem Dr. Niemeier sich vor

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wegen der Hahn bereits 1937 behandelt worden war. Im Laufe des Jahres 1951 hatte Hahn dann selbst um Versetzung in den Ruhestand gebeten. Das Kirchliche Außenamt hatte jedoch nur zustimmen wollen, wenn ein amtsa¨rztliches Gutachten vorgelegt wu¨rde. Dem jedoch entzog Hahn sich konsequent. Die Riograndenser Synode hatte die Ruhestandsversetzung Hahns an die Forderung geknu¨pft, dass er nach Deutschland zuru¨ckkehren wu¨rde. Doch auch sie konnte sich nicht gegen Hahn durchsetzen. Hahn blieb in Brasilien (Schriftwechsel zwischen Riograndenser Synode und Kirchlichem Außenamt (EZA Berlin, 6/P 240). Gemeint ist die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche. Nicht nachgewiesen. 34B11b. „Besoldungsgesetz“ vom 16. Dezember 1927 (RGBl I 1927, S. 349). Vgl. 34B11a, 35B15d und 36B12a. Haug hatte Burkert als Nachfolger fu¨r Osterloh vorgeschlagen (Schreiben Haugs an Brunotte vom 11. Ma¨rz 1953, EZA Berlin, 2/1861). Burkert, der seine Entscheidung vom Vorstellungsgespra¨ch, das am 10. April 1953 in der Kirchenkanzlei Hannover stattfand, abha¨ngig gemacht hatte, sagte mit Schreiben vom 2. Mai 1953 an Brunotte ab (Ebd.). Er begru¨ndete seinen Entschluss, nicht die Nachfolge Osterlohs als theologischer Referent der Kirchenkanzlei antreten zu wollen, mit den schwierigen Verha¨ltnissen in seiner Gemeinde, die durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg stark gelitten hatte . Zuvor hatte Burkert

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kurzem in Hannover vorgestellt hat, soll auch Lic. Burkert zu einer perso¨nlichen Vorstellung kommen. Eine Entscheidung wird der Rat erst in der na¨chsten Sitzung treffen77. i) Bescha¨ftigungsauftrag fu¨r Dr. Gru¨nbaum Geheimrat Dr. Karnatz teilte mit, dass der Beschluss des Rates aus der vorigen Sitzung78 wegen der Verhaftung von Dr. Gru¨nbaum79 einstweilen nicht durchgefu¨hrt werden ko¨nne80. 16. Bahnhofsmission Propst D. Gru¨ber teilte mit, dass in drei Bezirken der DDR die Bahnhofsmissionsstellen geschlossen und dem Roten Kreuz u¨bergeben worden sind81. Die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei soll dem Ratsvorsitzenden ein entsprechendes Schreiben an das Innenministerium der DDR vorlegen82.

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allerdings gegenu¨ber dem OKR in Stuttgart seine Absage mit der Arbeit am Pa¨dagogischen Institut begru¨ndet, aus der er sich nicht herauslo¨sen ko¨nne (Schreiben vom 23. April 1953, EZA Berlin, 2/1861). 36B12a. 34B11f. Gru¨nbaum war am 21. Februar 1953 vom Staatssicherheitsdienst der DDR fu¨r fu¨nf Monate in Haft genommen worden, um ihn fu¨r eine Anwerbung als Geheimer Mitarbeiter gefu¨gig zu machen (vgl. A. Schalu¨ck, Agentur, S. 77f.; auch M. Goerner, Kirche, S. 180). Vgl. 38B14c. Nachdem es seit 1946 aufgrund des gemeinsamen Arbeitsgebietes immer wieder zu Konflikten zwischen Bahnhofsmission und DDR-Volkssolidarita¨t gekommen war, hatte sich die Auseinandersetzung bereits im Oktober 1952 verscha¨rft, als diese mit Ru¨ckendeckung durch das SED-Zentralkomitee den Bahnhofsmissionen „Duldung, wenn nicht gar Fo¨rderung von Agenten und Spionen“ vorgeworfen und Gegenmaßnahmen verlangt hatte (vgl. den Schriftwechsel in: EZA Berlin, 103/24 sowie I. Hu¨bner, Bahnhofsmission, S. 160f.; B. W. Nikles, Hilfe, S. 340ff.; S. Rink, Der Bevollma¨chtige, S. 163ff.; W.-D. Talkenberger, Na¨chstenliebe, S. 27–33, 51–54). Nach der Gru¨ndung des Deutschen Roten Kreuzes in der DDR (ebenfalls im Oktober 1952) waren daraufhin am 14. Ma¨rz von der Reichsbahndirektion Schwerin den Bahnhofsmissionen in Bad Kleinen, Gu¨strow, Ludwigslust, Parchim, Rostock und Schwerin kurzfristig und ohne Voranku¨ndigung zum 16. Ma¨rz, 16.00 Uhr, die Ra¨ume mit der Begru¨ndung geku¨ndigt worden, diese wu¨rden vom Roten Kreuz beno¨tigt. Daraufhin hatte Gru¨ber – als Vizepra¨sident der Bahnhofsmission – zwar umgehend Einspruch erhoben, jedoch vor dem Ra¨umungstermin keinen der Verantwortlichen mehr erreichen ko¨nnen (I. Hu¨bner, Bahnhofsmission, S. 161f.; B. W. Nikles, Hilfe, S. 342f.; S. Rink, Der Bevollma¨chtigte, S. 165–168; W.-D. Talkenberger, Na¨chstenliebe, S. 54–59). Gru¨ber hatte bereits am 17. Ma¨rz ein Protestschreiben an Ministerpra¨sident Grotewohl gerichtet (35E4). Nachfolgende Erkundigungen beim Innenministerium hatten ergeben, dass dort „von einer Ablehnung in Sachen Bahnhofsmission nichts bekannt“ sei (Notiz Gru¨bers vom 20. Ma¨rz 1953, EZA Berlin, 103/24), so dass er in einem Schreiben an Dibelius vom 23. Ma¨rz 1953 (Ebd.) hinter der Aktion sowjetische Stellen vermutet hatte. Da die ostdeutschen Bischo¨fe den Protest gegen die Schließung der Bahnhofsmission in ihr Schreiben an den Chef der sowjetischen Kontrollkommission vom 9. April 1953 aufnahmen (36D5),

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17. Neubesetzung des o¨stlichen Senates des Disziplinarhofes83 Auf Vorschlag von Geheimrat D. Dr. Karnatz beschloss der Rat, den o¨stlichen Senat des Disziplinarhofes gema¨ss der in Anlage 2 beigefu¨gten Liste zu besetzen84. Bei Prof. Dr. Strasser soll noch gepru¨ft werden, ob er die Qualifikation fu¨r das Richteramt besitzt85. 18. Gewa¨hrung von Beihilfen Folgende Beihilfen wurden beschlossen: = 500,– DM-Ost; a) fu¨r die Arbeit der Luther-Akademie86 b) fu¨r die Frauenhilfe in Potsdam87 = 5.000,– DM-Ost; c) Dem Kirchendienst-Ost in Berlin soll abweichend von dem Grundsatz, dass die Beihilfemittel von Kapitel III fu¨r Westdeutschland bestimmt sind88, fu¨r 1953/54 einmalig ein Betrag von 10.000,– DM-West bewilligt werden89.

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wurde auf ein diesbezu¨gliches Schreiben an Grotewohl vorerst verzichtet. Allerdings beschloss das SED-Politbu¨ro am 13. April 1953 endgu¨ltig, auf den Bahnho¨fen ausschließlich die Arbeit des Roten Kreuzes zu unterstu¨tzen, woraufhin im Mai weitere Bahnhofsmissionen geschlossen wurden und das Thema Bahnhofsmission von kirchlicher Seite im StaatKirche-Gespra¨ch am 10. Juni zur Sprache gebracht wurde (37E1). Dort konnte jedoch lediglich ein Aufschub weiterer Schließungen im Interesse einer neuerlichen U¨berpru¨fung erreicht werden, ohne dass die geplante U¨bernahme der Bahnhofsmissionen durch das DRK generell zuru¨ckgenommen wurde. Erst am 28. November 1953 ero¨ffnete ein Gespra¨ch mit dem stellvertretenden Minister fu¨r Eisenbahnwesen, Staimer, die Mo¨glichkeit, die Arbeit in einigen bis dahin behinderten Bahnhofsmissionen wieder aufzunehmen (Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die leitenden Verwaltungsbeho¨rden der o¨stlichen Gliedkirchen vom 16. Dezember 1953, EZA Berlin, 4/391). Nach weiteren anfa¨nglich positiven Verhandlungsergebnissen im Dezember wurden die Verhandlungen jedoch staatlicherseits zunehmend verzo¨gert, bis 1956 die Arbeit der Bahnhofsmission in der DDR endgu¨ltig unmo¨glich gemacht wurde (I. Hu¨bner, Bahnhofsmission, S. 162–172; Ders., Diakonie, S. 33–36; B. W. Nikles, Hilfe, S. 344–355; S. Rink, Der Bevollma¨chtigte, S. 165–168; W.-D. Talkenberger, Na¨chstenliebe, S. 51–128). Vgl. A. Silomon, Protokolle 4, 11B5, S. 104. 35C2. Vgl. auch die Mitteilung betreffend Neubesetzung des Disziplinarhofes der Evangelischen Kirche in Deutschland (ABlEKD 1953, Nr. 6/7 vom 15. Juni 1953, S. 158) sowie den Ratsbericht vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, 377f.). Auf Vorschlag des Evangelischen Konsistoriums Berlin-Brandenburg sollte Strasser als ein im Ostwa¨hrungsgebiet wohnhafter Jurist zum Stellvertreter des Beisitzers Karnatz gewa¨hlt werden (Schreiben von Arnims an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 25. Februar 1953; EZA Berlin 4/194). Zum Fortgang vgl. 36B6. Vgl. 34B10 und 35D9. Vgl. 35D10. Dieser Antrag war von der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – befu¨rwortet worden. Dieser Grundsatz war vom Finanzausschuss der Synode auf seiner Sitzung vom 23. Januar 1953 unter Punkt 5c des Protokolls noch einmal bekra¨ftigt worden. Dabei hatte man klargestellt, dass die Mittel auch nicht fu¨r Westberliner Aufgaben bestimmt seien (EZA Berlin, 2/1275). Vgl. den vom Kirchendienst Ost mit Schreiben vom 11. Ma¨rz 1953 der Kirchenkanzlei –

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d) Auf Antrag von OKR Dr. Herntrich90 soll [die ] Beihilfe fu¨r die Volksmissionskonferenz fu¨r das Rechnungsjahr 1952/53 von 1.500,– auf 3.000,– DM-West erho¨ht werden, falls noch zusa¨tzliche Kollektenmittel eingegangen sind91. 19. Aufruf des Deutschen Evangelischen Kirchentages zugunsten der Flu¨chtlinge in Berlin92 Der Ratsvorsitzende wurde gebeten, mit dem Pra¨sidenten des Kirchentages in der Richtung zu sprechen, dass der Kirchentag keine selbsta¨ndige diakonische Aktion aufziehen mo¨ge und dass die zur Verfu¨gung stehenden Mittel im Rahmen der gesamtkirchlichen Flu¨chtlingsarbeit verwandt werden93. Der Kirchentag mo¨ge alles vermeiden, was seine Eigenschaft als gesamtdeutsche evangelische Einrichtung beeintra¨chtigen ko¨nnte94.

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Berliner Stelle – u¨bermittelten „Voranschlag ab 1. 4. 1953 bis 31. 3. 1954“. Die Bewilligung des Rates wurde dem Kirchendienst Ost mit Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 9. April 1953 mitgeteilt (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 4/197). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B12. Ein schriftlicher Antrag Herntrichs konnte nicht ermittelt werden. Die Arbeitsgemeinschaft fu¨r Volksmission hatte bereits am 13. Oktober 1952 Beihilfegelder von 3.000 DM bei der Kirchenkanzlei fu¨r das Jahr 1953 beantragt (Schreiben Rendtorffs an die Kirchenkanzlei vom 13. Oktober 1952, EZA Berlin, 2/3918). Der Rat hatte daraufhin aber nur 1.000 DM bewilligt (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33D3, S. 362). Im Januar 1952 hatte sich Rendtorff erneut an die Kirchenkanzlei gewandt und deutlich gemacht, dass der Ausfall von 2.000 DM die Arbeitsgemeinschaft in eine „ernste Notlage“ bringe (Schreiben Rendtorffs an die Kirchenkanzlei vom 12. Januar 1953, EZA Berlin, 2/5344). Vgl. die Kundgebung des Deutschen Evangelischen Kirchentages zur Flu¨chtlingshilfe am 24. Ma¨rz 1953 in Essen (35E6). Der Kirchentag hatte sich bereits im Vorfeld dieser Kundgebung fu¨r die Interessen der Bundesregierung einspannen lassen. Nicht zuletzt in Hinblick auf die Bundestagswahlen im Herbst 1953 hatte die Bundesregierung den Wunsch an die Organisatoren des Kirchentages herangetragen, mit der kirchlichen Kundgebung zu helfen, die Flu¨chtlinge fu¨r die Politik der Bundesregierung zu gewinnen. Dafu¨r sicherte sie dem Kirchentag finanzielle Unterstu¨tzung zu. Der Central-Ausschuss fu¨r die Innere Mission und das Hilfswerk der EKD waren deshalb aus Protest der Kundgebung ferngeblieben (D. Palm, Bru¨der, S. 165f.). Nach der Behandlung der Angelegenheit auf der Kirchenkonferenz (vgl. unten S. 650) und einer Versta¨ndigung zwischen dem Ratsvorsitzenden und dem Pra¨sidenten des Kirchentages u¨bersandte von Thadden-Trieglaff den Mitgliedern des Rates und der Kirchenkonferenz eine Richtigstellung, in der er sowohl auf politische Vorbehalte gegenu¨ber der Essener Veranstaltung als auch auf das Missversta¨ndnis einging, der DEKT wolle sich in die Arbeit der diakonischen Verba¨nde einmischen (35E5). Von der DDR-Fu¨hrung war die Essener Kundgebung als „gefa¨hrliche Hetze gegen die Deutsche Demokratische Republik“ eingestuft und deren Verlesung unter Strafandrohung verboten worden (vgl. A. Mitter/S. Wolle, Untergang, S. 49f.).

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20. Oradour-Prozess95 Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete u¨ber die Bemu¨hungen des Aussenamtes und des Deutsch-Franzo¨sischen Bruderrates96. Der Ratsvor-

95 Am 12. Januar 1953 war in Bordeaux vor einem Milita¨rgericht die Hauptverhandlung gegen elsa¨ssische und deutsche Angeho¨rige der 2. SS-Panzerdivision „Das Reich“, die fu¨r das Massaker von Oradour-sur-Glane vom 10. Juni 1944 verantwortlich war, ero¨ffnet und am 13. Februar 1953 mit Todesurteilen fu¨r zwei der anwesenden Angeklagten (einem Elsa¨sser und einem Deutschen) sowie zahlreichen Gefa¨ngnis- bzw. Zuchthausstrafen beendet worden. Fu¨r Aufsehen sorgte die von franzo¨sischer Seite mit Nachdruck geforderte unterschiedliche Beurteilung der deutschen und der elsa¨ssischen Angeklagten. Letztere – so meinte man – seien zum Dienst in der Waffen-SS gezwungen worden. Daraufhin hatte die franzo¨sische Nationalversammlung noch wa¨hrend des Verfahrens das Kriegsverbrechergesetz vom 15. September 1948, nach dem bei fehlendem Unschuldsnachweis bereits die Mitgliedschaft in einer fu¨r Kriegsverbrechen verantwortlichen SS-Einheit zur Verurteilung ausreichend gewesen wa¨re, korrigiert, die Verfahren formal voneinander getrennt und nach der Urteilsverku¨ndung die verurteilten Elsa¨sser umgehend amnestiert (vgl. dazu AdG 23, 1953, S. 3868f., 3880f.; U. Brochhagen, Nu¨rnberg, S. 129, 139–145; C. Moisel, Kriegsverbrecher, S. 118–127, 159–167, 183–187; K. Stitzer, Oradour). 96 Nach Abschluss des Oradour-Prozesses hatte das Kirchliche Außenamt angesichts der durch den Prozessverlauf heraufbeschworenen Gefahr, dass die Schuldfrage nunmehr vollends „von der Abwehr ungerechter Anklagen und ungerechter Handhabung des Gesetzes“ u¨berto¨nt werde, vorgeschlagen, die EKD mo¨ge dazu ein kla¨rendes Wort an die Christen in Deutschland richten. Zu dessen Vorbereitung hatte man einen Kreis evangelischer Theologen und Juristen zum 10. Ma¨rz 1953 in die Bonner Stelle der Kirchenkanzlei eingeladen (Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an Ehlers, Gollwitzer, Harms, Lilje, Niemo¨ller, Ranke, Scheuner, Schwarzhaupt, Stempel, Stratenwerth, Strauss, Tru¨tzschler von Falkenstein vom 3. Ma¨rz 1953 ). Der dort skizzierte und im Kirchlichen Außenamt ausformulierte Entwurf war von den Gespra¨chsteilnehmern u¨berpru¨ft und nach geringfu¨gigen Korrekturen vom Kirchlichen Außenamt zusammen mit einem Kommentar der franzo¨sischen Wochenzeitschrift „Re´forme“ zum Prozessausgang zur Ratssitzung eingereicht worden (alle Schreiben in: EZA Berlin, 6/165). Vgl. 35D11 und 35D12. Daru¨ber hinaus war auf der Besprechung in Bonn u¨berlegt worden, ob der Rat auf die Stellungnahme des Rates der Fe´de´ration Protestante de France zum Oradour-Prozess, von der die „Re´forme“ in ihrer ju¨ngsten Ausgabe berichtet hatte (35E7), nicht mit einem Dankschreiben antworten und diesen Dank mit einer Geldspende zu Gunsten eines franzo¨sischen Waisenhauses verbinden sollte. Nachdem Sondierungen im Deutsch-Franzo¨sischen Bruderrat am 17. Ma¨rz ergeben hatten, dass die franzo¨sischen Vertreter „von beiden Gedanken in einer ausserordentlichen Weise bewegt“ waren, hatte der dortige Vertreter der EKD, der Pfa¨lzer Kirchenpra¨sident Stempel, dem Ratsvorsitzenden einen wohl im Wesentlichen von ihm selbst stammenden Entwurf (35D15) fu¨r ein solches Dankschreiben u¨bersandt (Schreiben Stempels an den Ratsvorsitzenden vom 23. Ma¨rz 1953, EZA Berlin, 2/2510). – U¨ber die Diskussion im Rat ist nichts bekannt. Der Gedanke einer Spendensammlung fu¨r franzo¨sische Waisen wurde anscheinend bis zur na¨chsten Ratssitzung zuru¨ckgestellt, um erst einmal die Reaktion auf das Dankschreiben abzuwarten (Vortragsnotiz des Kirchlichen Außenamtes zur Ratssitzung am 7./8. Mai). Aus welchen U¨berlegungen heraus, auch von einem Wort des Rates an die Christen in Deutschland Abstand genommen wurde, ist nicht erkennbar. Dass die Formulierung eines solchen Wortes a¨ußerst schwierig war, war im Vorfeld jedoch mehrfach betont worden; vgl. z. B. das Schreiben Rankes an Niemo¨ller vom 13. Ma¨rz 1953 (alle Schreiben in: EZA Berlin, 6/177) sowie die in 35D11 genannten zu beru¨cksichtigenden Aspekte. –

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sitzende wurde gebeten, unter Benutzung des vorgelegten Entwurfes einen Brief an den Vorsitzenden der „Federation Protestante“ zu schreiben97. Dieser Brief soll auch in der kirchlichen Presse in Deutschland verwertet werden98. Bei der Abfassung des Briefes soll Kirchenpra¨sident D. Stempel beteiligt werden99. 21. Weltkirchenkonferenz in Evanston100 Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller teilte mit, dass die Einladung fu¨r Evanston eingegangen sei101, und ku¨ndigte fu¨r die na¨chste Ratssitzung eine Vorlage u¨ber die Verteilung der Sitze an102. 22. Termine Die beschlossene Ordnung der Termine fu¨r die Ratssitzungen 1953 soll bestehen bleiben103. Ende der Ratssitzung 19.15 Uhr. gez. D. Brunotte

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Auch im Bundeskabinett war am 24. Februar 1953 kurz diskutiert worden, ob seitens der Regierung eine Erkla¨rung zum Oradour-Prozess abgegeben werden sollte. Der Vorschlag scheiterte am inhaltlich nicht na¨her skizzierten Einspruch Dehlers (O. Lenz, Zentrum, S. 565). Zum Fortgang vgl. 36B8. 35D16. Abgedruckt u. a. in: EvW 7, 1953, S. 220; KiZ 8, 1953, S. 71. Daru¨ber hinaus waren an der Abfassung des Briefes, wie Dibelius den Ratsmitgliedern mit Schreiben vom 27. Ma¨rz 1953 mitteilte (EZA Berlin, 2/2479), Niesel und Stratenwerth beteiligt. Das Vorhaben einer Spende fu¨r ein franzo¨sisches Waisenhaus blieb in dem Brief vorerst unerwa¨hnt (vgl. 36B8). Die Fe´de´ration Protestante de France antwortete mit Schreiben vom 9. April 1953 (vgl. 35E8). – Der Plan eines Wortes an die Gemeinden zum Oradour-Prozess wurde nicht wieder aufgegriffen. Vgl. 34B2e, 36B9, 37B12, 38B7, 38C1, 39B3 und 40B8. Abgedruckt in: EvW 7, 1953, S. 278. 38B7, 38C1. Vgl. 34B18.

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35C Anlagen und Beschlusstexte

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35C Anlagen und Beschlusstexte 35C1. „Verordnung u¨ber die Umlage des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1953“. Berlin, 26. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/1795 (H). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf Grund von Artikel 29 Absatz 2 der Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland104 folgende Verordnung beschlossen, die hiermit verku¨ndet wird: §1 Der gema¨ss § 9 Absatz 1 des Kirchengesetzes zur Ordnung des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 5. April 1951 (ABl. EKD Nr. 41) durch Umlagen der gliedkirchlichen Hilfswerke aufzubringende Finanzbedarf betra¨gt fu¨r das Rechnungsjahr 1953 500.000,– DM-West und 200.000,– DM-Ost. §2 Diesen Finanzbedarf haben die gliedkirchlichen Hilfswerke nach dem fu¨r die Umlage der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1953 geltenden Verteilungsmaßstab aufzubringen und in zwo¨lf gleichen Teilbetra¨gen monatlich im voraus an das Zentralbu¨ro des Hilfswerks zu entrichten. Berlin, den 26. Ma¨rz 1953 Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland gez. D. Dr. Dibelius

35C2. „Neubesetzung des o¨stlichen Senats des Disziplinarhofs der EKD“. [Berlin, 26. Ma¨rz 1953] F: EZA Berlin, 2/1795 (H). Vorsitzender:

Kammergerichtsrat Altmann, Berlin-Lichterfelde

104 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 113.

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Stellvertreter:

Geistliche Beisitzer:

Stellvertreter:

Weltliche Beisitzer: Stellvertreter:

Professor Dr. Strasser, Berlin-Wilhelmshagen Oberkonsistorialrat Dr. Kracker von Schwartzenfeldt Oberkonsistorialrat Dr. Klamroth, Berlin-Ost Missionsdirektor i. R. Prof. D. Knak, Berlin-Lichterfelde Vizepra¨sident Pastor D. Braune, Lobetal b. Bernau Propst Zuckschwerdt, Magdeburg Kons. Rat Dr. Wiese, Berlin-Nikolassee Oberkonsistorialrat Schwartzkopff, Berlin NO 18 Sup. Tecklenburg, Berlin-Lichterfelde Sup. Gerhard Friedrich, Ueckermu¨nde Sup. Figur, Berlin-Ko¨penick Regierungsrat a. D. Dr. Dryander, Halle/Saale Verwaltungsgerichtsdirektor von Hagenow, Bln.Steglitz Rechtsanwalt Dr. Koch, Mu¨hlhausen Oberkonsistorialrat Wendlandt, Berlin-Lichterfelde Oberkonsistorialrat Max Schaeper, Magdeburg Konsistorialrat Dr. Rudloff, Berlin-Wannsee Konsistorialrat Rudolph, Roßla

Beamtenbeisitzer Ho¨herer Dienst: Stellvertreter:

Oberkonsistorialrat Sternsdorff, Magdeburg Oberkonsistorialrat Heyer, Berlin-Zehlendorf Konsistorialrat Noeske, Greifswald Gehobener und mittlerer Dienst: Kons. Oberinspektor Hermann Scha¨fer II, Magdeburg Stellvertreter: Kons. Oberinspektor Freitag, Berlin-Pankow Kons. Oberinspektor Seidel, Berlin-Charlottenburg 1 Einfacher Dienst: Amtsmeister Lehmann, Berlin-Neuko¨lln Stellvertreter: Botenmeister Pabst in Stahnsdorf Amtsmeister Schmalisch, Berlin-Neuko¨lln Innerer Dienst der Kirchengemeinden: Domorganist Prof. Heitmann, Berlin-Zehlendorf Stellvertreter: Oberrentenmeister Lemke, Berlin-Pankow, Hadlichstr. 2 Diakon Weigt, Berlin-Friedenau Rendant Weise, Berlin-Weissensee, Sto¨ckerstift

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35D Vorlagen und Antra¨ge

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35D Vorlagen und Antra¨ge 35D1. Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche an den Rat. Bremen, 17. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2116 (O). Die Bremische Evangelische Kirche hat bislang davon abgesehen, sich zu dem sogenannten Memorandum der Bekenntnisgemeinschaft vom 6. Juni 1952105 zu a¨ußern, weil das zu einer Verscha¨rfung der Gegensa¨tze ha¨tte fu¨hren mu¨ssen, die sie nach Mo¨glichkeit zu vermeiden wu¨nschte. Abgesehen davon war sie der Meinung, daß die polemische Art, mit der in der Schrift die Verha¨ltnisse in der BEK dargestellt sind, ohne weiteres den Mangel an Unvoreingenommenheit und Sachlichkeit mu¨sse erkennen lassen. Da sich aber inzwischen ergeben hat, daß der Inhalt der Schrift nicht ohne Eindruck auf Mitglieder des Rates geblieben ist und dem Vernehmen nach der Rat in seiner Sitzung im August 1952 auf Grund derselben sogar ernste Bedenken gegen die Anerkennung der BEK als vollberechtigtes Glied der EKD gehabt hat, damit aber das ernste Anliegen der BEK gefa¨hrdet erscheint, sieht sie sich unter Verzicht auf Richtigstellung aller Einzelheiten veranlaßt, wenigstens zu zwei Hauptpunkten Stellung zu nehmen: A. Entstehung und Sinn der Klausel von der Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit. 1. Bei dem U¨berwiegen des rationalistischen Liberalismus in den bremischen Gemeinden in der 2. Ha¨lfte des 19. Jahrhunderts ist in den 70er Jahren anla¨ßlich eines Versuches, die Gemeinden zu einem festeren Kirchenko¨rper zusammenzuschließen, von der rechten, der sogenannten positiven Seite, diese Formel vorgeschlagen worden, um einen Schutz gegen eine Vorherrschaft des Liberalismus zu schaffen. Ebenso ist bei der Verfassung von 1920106 von der positiven Seite aus die Formel in die Verfassung gebracht worden. Erst dann haben im weiteren Verlauf die liberalen Gemeinden die Formel lebhaft fu¨r sich in Anspruch genommen, weil sie eine zunehmende Tendenz des Kirchenausschusses nach der entgegengesetzten Richtung hin fu¨rchteten. Da nun die Verfassung eine A¨nderung der Formel von der Zustimmung sa¨mtlicher Gemeinden abha¨ngig macht und also das Votum einer einzigen Gemeinde die A¨nderung verhindert, so ist es z. Zt. un-

105 EZA Berlin, 2/2116. 106 F. Giese/W. Hosemann, Verfassungen 2, S. 899–905.

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mo¨glich, diese zu beseitigen. Diese zustandezubringen, kann nur gelingen, wenn wir den Ru¨ckhalt der Gliedschaft in der EKD haben. 2. Aus der vorstehend geschilderten Herkunft der Formel ergibt sich, daß die Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit nicht dahin verstanden werden kann, daß es dem Belieben oder gar der Willku¨r der Gemeinden u¨berlassen ist, ihren Glaubensinhalt zu bestimmen. Die Formel meint nicht Freiheit vom Evangelium, sondern Freiheit vom Zwang zu einem bestimmten Versta¨ndnis des Evangeliums. Es gibt also in der Bremischen Evangelischen Kirche keine „unbeschra¨nkte“ Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit, wovon das Memorandum fa¨lschlicherweise spricht. Der § 1 Abs. 2 der Verfassung lautet vielmehr: „Die Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit der Gemeinden bleibt unbeschra¨nkt“, na¨mlich von Maßnahmen oder Anordnungen der Organe der BEK. Daraus folgt, daß zu dieser Formel nicht im Widerspruch steht weder die durch den Beitritt zur EKD erfolgte Anerkennung der in Art. 1 der Verfassung der EKD [sic! ] vom 11. Juli 1933107 festgestellten Glaubensgrundlage noch die Beschlu¨sse des Kirchentages vom 9. Oktober und 27. November 1946 u¨ber die Annahme der Pra¨ambel. Diese Beschlu¨sse bedeuten vielmehr eine Besinnung auf die bisher unausgesprochene Glaubensgrundlage der BEK und ihre ausdru¨ckliche Formulierung. Es darf hier darauf hingewiesen werden, daß a) eine solche Freiheit de facto wohl in allen Gliedkirchen besteht und stillschweigend geduldet wird, b) die fru¨heren radikalen Formen des „Liberalismus“, die in Bremen vorgekommen sind, heute nicht mehr vorhanden sind, und daß die heutigen Verha¨ltnisse in der Bremischen Kirche das Wiederaufleben solcher Extreme sehr unwahrscheinlich machen und durch den Druck der Gemeinden weithin bis nach der sogenannten liberalen Seite hin verhindert werden ko¨nnen. Denn die Tatsache ist nicht zu verkennen, daß der schroffe Gegensatz zwischen rechts und links in der Kirche einem Unterschied zwischen Richtungen gewichen ist, wie denn auch eine Anzahl von Gemeinden, die fru¨her durch liberale Pastoren besetzt waren, jetzt deutlich die neuen Erkenntnisse der Theologie, wie sie jetzt fast u¨berall auf den Universita¨ten gelehrt werden, zur Geltung haben kommen lassen. Diese Entwicklung wird gestu¨tzt werden, wenn die Bremische Kirche der EKD zugeho¨rt.

107 GBlDEK 1933, S. 2.

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B. Zur Frage, ob die BEK „Kirche“ ist. 1. Das Memorandum erkla¨rt den Zustand der Bremischen Kirche als einen bloßen Zweckverband. Es kommt zu dieser Auffassung auf Grund der in der Doktorarbeit des Referendars Gerhold von 1931108 und in einem Zeitungsartikel von Dr. Bollmann aus dem Jahre 1920109 vertretenen Rechtsauffassungen. Es ist irrig, sich auf diese zu stu¨tzen. Die juristische Analyse beru¨cksichtigt nicht, daß der hauptsa¨chliche Urheber der Verfassung von 1920 Pastor D. Bu¨ttner der Fu¨hrer der Positiven war und schon deswegen als einwandfreier Zeuge anzusprechen ist, weil er aus der Hannoverschen Landeskirche stammte und sich immer seiner ganzen Richtung nach ihr zugeho¨rig gefu¨hlt hat. Er hat damals immer wieder betont, daß die Frage, ob die Bremische Kirche Kirche sei, in diesem Dokument gar nicht zur Ero¨rterung stehe: es sei kein Zweifel, daß es sich um eine echte Kirche handele, als welche sich die Bremische Kirche seit der Reformation immer angesehen habe. Nach der Trennung von Kirche und Staat durch die Weimarer Verfassung110 mußte in Bremen fu¨r die Kirche eine Rechtsurkunde geschaffen werden, die die bremischen Gemeinden als Ko¨rperschaft o¨ffentlichen Rechtes im Sinne einer verfaßten Kirche manifestierte, ohne daß bei dieser Gelegenheit etwas u¨ber die Art und das Wesen dieser Kirche ausgesagt zu werden brauchte, auch gar nicht ausgesagt werden konnte wegen der Mannigfaltigkeit der Auspra¨gung evangelischen Glaubens in den einzelnen Gemeinden mit allen ihren Vorteilen und Nachteilen. Nach damaligen Verha¨ltnissen, unter denen die Schaffung einer Rechtsgrundlage fu¨r die Kirche alsbald notwendig war, ließ sich die innere Frage der Stellung der Gemeinden zum Evangelium nicht in einer Weise plo¨tzlich lo¨sen, wie es in anderen Landeskirchen mu¨helos, da die offizielle Kirche im wesentlichen „orthodox“ war, geschehen konnte. Der Verzicht auf eine solche Fixierung wird zu Unrecht von den Juristen als Verzicht auf den Charakter einer Kirche gedeutet. Dies rein juristische Versta¨ndnis macht sich die Bekenntnisgemeinschaft zu eigen und verkennt damit das Wesentliche, das die BEK von jeher und noch heute als Kirche erweist. 2. Wir haben oben darauf hingewiesen, daß neben dem in Deutschland allgemeinen Rationalismus in Bremen in der ersten Ha¨lfte des 19. Jahrhunderts durchaus biblisch gepredigt und unterrichtet wurde (z. B. Gottfried Menken) und daß die zweite Ha¨lfte des Jahrhunderts von den lebhaftesten Ka¨mpfen zwischen positiv und liberal erfu¨llt gewesen

108 W. Gerhold, Verfassung. 109 J. Bollmann, Entwurf. 110 RGBl I 1919, Nr. 1952, S. 1383–1418, S. 1409.

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ist. Die meisten neuen Kirchengeba¨ude in der wachsenden Stadt sind von den positiven und immer bei weitem aktiveren Gemeinden gegru¨ndet worden. Die Innere und A¨ußere Mission hat in Bremen eine große Rolle gespielt und wurde weitgehend von den positiven Gemeinden gefo¨rdert. Kirchliches Leben im echten Sinne hat es in den positiven Gemeinden immer gegeben. Den Liberalismus zu „u¨berwinden“ war man in Bremen ebenso wenig in der Lage wie im u¨brigen Deutschland auf Universita¨ten und Kanzeln. Nur hat es in Bremen kein „Kirchenregiment“ gegeben, das nach außen hin die Kirche in dem einen oder anderen Sinne ha¨tte festlegen ko¨nnen. Vielleicht gerade durch diesen anhaltenden Kampf ist die Frage nach Sinn und Inhalt der christlichen Botschaft in unseren Gemeinden lebendiger geblieben als in manchen anderen Orten. Demgegenu¨ber besagt es gar nichts, wenn in dem Memorandum an Ereignisse im Dritten Reich erinnert wird. Die Zersto¨rung der kirchlichen Ordnung geschah gegen den Willen der kirchlichen Organe unter Anwendung gewaltsamer Methoden und durch a¨ußeren Zwang. Es ist auch unrichtig, daß in Bremen nur die Bekennende Gemeinde Widerstand gegen das unrechtma¨ßige Kirchenregiment geleistet habe. Die Bekennende Gemeinde setzte sich aus Einzelgliedern aus den verschiedensten Gemeinden zusammen, gro¨ßtenteils selbstversta¨ndlich aus solchen aus positiven Gemeinden. Als Kirchengemeinden haben auch mehrere liberale Gemeinden den Kampf gegen die DC unterstu¨tzt. Das war auch eine damals nicht ganz unliebsame Frucht aus der „herko¨mmlichen Freiheit der Gemeinden“. Es besagt auch nichts, wenn Vorga¨nge aus den Kirchentagen seit 1946 herangezogen werden. Solange die alte Verfassung mit der nun von den Liberalen so stark betonten „Freiheit des Glaubens usw.“ besteht, sind solche Diskussionen unvermeidlich. Es ist bedauerlich, daß sie gerade von Seiten der vier Gemeinden der Bekenntnisgemeinschaft mit besonderer Scha¨rfe gefu¨hrt und die Augen verschlossen werden vor der erfreulichen Tatsache, daß die Gegensa¨tze sehr viel geringer geworden sind und daß nun auch die ausgesprochen liberalen Gemeinden bis auf wenige den Anschluß an die EKD und damit eine gewisse Bindung wu¨nschen. 3. Was in dem Memorandum nicht steht, aber auf den Kirchentagen wiederholt von der Bekenntnisgemeinschaft ausgesprochen ist, geho¨rt in diesen Zusammenhang: die Bekenntnisgemeinschaft mo¨chte nicht die liberalen Gemeinden zu einer Lu¨ge in Bezug auf das Bekenntnis veranlassen, einer Lu¨ge, die dazu dienen solle, uns den Anschluß an die EKD zu ermo¨glichen. Dieser Gesichtspunkt muß als abwegig bezeichnet werden, weil es den Gemeinden nicht ansteht, den Ernst der Erkla¨rung der liberalen Gemeinden anzuzweifeln und sich zum Richter u¨ber deren Gewissen aufzuwerfen.

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Allerdings hat die „Gu¨ltigkeit der altkirchlichen Bekenntnisse“ in der Grundordnung der EKD in Bremen starke Bedenken hervorgerufen, als man von der liberalen Seite den Gemeinden und Kirchentagsmitgliedern das Athanasianum im Wortlaut vorlegte. Die Wortung dieses Bekenntnisses sei derart – hieß es –, daß man das rechte Verstehen einem heutigen Gemeindeglied jeder Richtung nicht zumuten ko¨nne. Dies wird in Bremen sicher nicht anders sein als u¨berall sonst. Der im Memorandum zitierte Ausspruch eines Pastors auf dem Kirchentage bezog sich nicht auf die Pra¨ambel zur Verfassung der Bremischen Evangelischen Kirche111, sondern auf die altkirchlichen Bekenntnisse, insbesondere das Athanasianum. Auch muß er im Zusammenhang gelesen werden, wenn er richtig gewertet werden soll. Nicht auf solche Einzelheiten kommt es an, entscheidend ist vielmehr der Wille der großen Mehrheit im Kirchentag, der EKD beizutreten. Daß dieser Beitritt nicht nur eine Formsache ist, sondern auch eine Bindung bedeutet, das ist weithin klar geworden und wird bejaht. Durch die starre Haltung der Bekenntnisgemeinschaft – deren durchschnittlicher Anteil an den Amtshandlungen in der BEK von 1946 bis 1951 u¨brigens nur 6,3 v. H. betra¨gt – wird die gedeihliche Weiterentwicklung der Bremischen Kirche praktisch verhindert. Sie braucht unbedingt eine neue Kirchenordnung, die das allma¨hliche Wachstum echter Kirchlichkeit fo¨rdert und sie nicht wie die bisherige Verfassung hemmt. Daß erfreuliche Ansa¨tze zu solchem Wachstum da sind, zeigt die Entwicklung seit 1945. Eine Abschrift des von dem Kirchenausschuß auf dem letzten Kirchentag u¨ber seine sechsja¨hrige Amtszeit erstatteten Ta¨tigkeitsberichtes fu¨gen wir bei. Wir bitten nach alledem, der Rat mo¨ge sein Urteil u¨ber die Verha¨ltnisse in der Bremischen Kirche nicht auf die in der Kritik an Vergangenem steckengebliebenen und einseitigen Darlegungen des Memorandums gru¨nden, sondern sich von dem Ernst und der Aufrichtigkeit des Anliegens der u¨berwiegenden Mehrheit der bremischen Gemeinden u¨berzeugen lassen. Donandt [m. p. ] Urban [m. p. ] Pra¨sident Pastor u. Schriftfu¨hrer

111 D. Kraus, Kirchenverfassungen, S. 269–278, S. 269.

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35D2. Schreiben der Bekenntnisgemeinschaft Bremen an den Rat der EKD. Bremen, 23. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2116 (O). Betr.:

Beitritt der Bremischen Evangelischen Kirche zur Evangelischen Kirche in Deutschland.

Nach dem Gespra¨ch, das wir am 20. 3. 1953 in Bremen mit den vom Rat der EKiD abgesandten Vertretern, den Herren Bischof Lilje, Kirchenpra¨sident Niemo¨ller, Pra¨sident Brunotte und Oberkirchenrat Herntrich gefu¨hrt haben, mo¨chten wir unsere Stellungnahme zur Frage des Beitrittes der Bremischen Evangelischen Kirche zur Evangelischen Kirche in Deutschland noch einmal kurz zusammenfassen. 1. Wir halten den Beitritt der BEK zur EKiD aufgrund der Erkla¨rung des 14. Kirchentages der BEK vom 25. Juli [richtig: Juni] 1952 noch nicht fu¨r reif. In dieser Erkla¨rung stimmt die BEK der Grundordnung der EKiD112 unter dem Vorbehalt zu, dass „fu¨r die BEK und ihre Gemeinden in allen Fragen des Bekenntnisses allein ihre Verfassung und die bremischen Gemeindeordnungen maßgebend sind.“ Dieser Vorbehalt ist aber gegenstandslos, weil die Verfassung der BEK und eine Anzahl der bremischen Gemeindeordnungen Bekenntnisfragen u¨berhaupt nicht beru¨hren. Die Verfassung der BEK stellt in § 1, Abs. 2, Satz 1 ausdru¨cklich fest, dass die „Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit der Gemeinden unbeschra¨nkt bleiben.“ Die BEK ko¨nnte deshalb der EKiD nur beitreten, wenn sie auf ihren Vorbehalt verzichtete oder eine neue Verfassung im Sinne des Bekenntnisses in Kraft setzen wu¨rde. Beides ist zur Zeit aber nicht mo¨glich, weil eine Einigung daru¨ber zwischen den verschiedenen „Gruppen“ in der BEK nicht zu erreichen ist. Eine gewaltsame Lo¨sung in dieser Richtung wu¨rde zur Unehrlichkeit, zur U¨berforderung der Gewissen und zur Unterdru¨ckung von Gemeinden und Pastoren fu¨hren, die dieser Lo¨sung nicht zustimmen. 2. Wenn wir den Beitritt der BEK zur EKiD aufgrund der Erkla¨rung des 14. Kirchentages der BEK ablehnen mu¨ssen, so halten wir doch an dem gemeinsamen Ziel fest, dass die BEK einmal Gliedkirche der EKiD wird. Wir fragen deshalb den Rat der EKiD, ob er in dieser Richtung eine Hilfe gewa¨hren kann, vielleicht in der Schaffung eines Verha¨ltnisses der BEK zur EKiD, wie es zwischen dem Herrnhuter Verband und der EKiD besteht. 3. Wir sehen von der inneren Lage der BEK her zuna¨chst keinen anderen Weg, als den bisherigen Zustand in bru¨derlicher Liebe und Geduld zu

112 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 109–113.

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tragen. Wir sind uns aber daru¨ber klar, dass die Sorge und Verantwortung fu¨r die Gemeinden, in denen das Evangelium nicht in der Bindung an das Bekenntnis der Kirche verku¨ndet wird, uns daru¨ber nicht zur Ruhe kommen lassen du¨rfen, den Weg in einen neuen Zustand zu suchen und zu finden. Wir sind dem Rat der EKiD fu¨r alle Bemu¨hungen, die eine Hilfe fu¨r die BEK bedeuten ko¨nnen, dankbar. Bekenntnisgemeinschaft Bremen Im Auftrage: 1. Vorsitzender Winkelmann [m. p. ]

Stellvertreter G. Greiffenhagen, Pastor Dr. theol. [m. p. ]

35D3. Entwurf fu¨r die Richtlinien zur Ordnung des Gemeindehelferinnenberufes. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 2/3347 (H). Vorbemerkung: Im Sommer 1951 wurde dem Rat der EKiD von der Leitung der Ev. Frauenarbeit ein Antrag vorgelegt fu¨r eine neue Regelung des Gemeindehelferinnenberufes113. Der Rat hat daraufhin in seiner Sitzung vom 16./17. Juli 51 in Elbingerode beschlossen, einen Ausschuss dafu¨r einzusetzen. Dieser Ausschuss hat in gemeinsamer Arbeit Richtlinien aufgestellt in Fu¨hlungnahme mit Herrn OKR D. Herntrich, die hier in einer von der Referentin u¨berarbeiteten Fassung dem Rat zur Begutachtung vorgelegt werden. Der Gemeindehelferinnenberuf befindet sich seit la¨ngerer Zeit in einer inneren Krise. (Na¨heres siehe unten S. IV + V.) Damit ergibt sich die Frage, was an diesem Beruf gea¨ndert werden muss, wenn die Kirche ihn grundsa¨tzlich bejaht. Die Wandlung mu¨sste zum Ziel haben, dass der Gemeindehelferin die Mo¨glichkeit gegeben wird, ihren Beruf als Lebensberuf auszuu¨ben. Verschiedene Gliedkirchen sind schon bemu¨ht, diesem Amt eine Ordnung zu geben, und manche haben fu¨r ihren Bereich schon eine Regelung dafu¨r aufgestellt. Es erscheint jetzt aber als geboten, von einer Stelle mit gesamtkirchlicher Verantwortung aus die Bestrebungen zusammenzufassen und Richtlinien dafu¨r aufzustellen. Nach Artikel 9 ihrer Grundordnung ist die EKiD dazu berufen, diese Sache in die Hand zu nehmen. Wir schlagen folgende Richtlinien vor: 113 D. Po¨pping, Protokolle 5, 23D11, S. 288–293.

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1 Dienstbezeichnung Als Gemeindehelferin darf nur gelten, wer eine entsprechende Ausbildung mit kirchlicher Abschlusspru¨fung nachweisen kann. Fu¨r Frauen, die schon jetzt ohne abgeschlossene Ausbildung im Dienst einer Gemeinde stehen und sich in diesem Dienst bewa¨hrt haben, mu¨ssten U¨bergangsbestimmungen geschaffen werden. 2 Arbeitsgebiete Als Arbeitsgebiete sollen gelten: Dienst an Kindern, Jugend, Frauen. Kirchliche Unterweisung. Hausbesuche. Mithilfe bei der pfarramtlichen Verwaltung. Gegebenenfalls Organisten- und Chorleiterdienst. Fu¨r die Berufsfreudigkeit der Gemeindehelferin ist es no¨tig, dass sie, unbeschadet der Leitung des Pfarrers, in diesen Arbeitsgebieten selbsta¨ndig ta¨tig sein kann. Der Verengung auf ein Spezialgebiet (beispielsweise Jugendarbeit oder kirchliche Verwaltung) mu¨sste von vornherein begegnet werden, denn die Gemeindehelferin ist nicht an einzelne Gruppen nur, sondern an die ganze Gemeinde gewiesen. Wenn dies erkannt wird, ko¨nnen umsomehr die Voraussetzungen dafu¨r geschaffen werden, dass sie auch in spa¨teren Lebensstadien die Mo¨glichkeit hat, ihre besonderen Gaben und Erfahrungen fruchtbar einzusetzen. Eine Abgrenzung ihres Dienstes gegenu¨ber der Gemeindeschwester, der Katechetin, der Fu¨rsorgerin und gegebenenfalls der Vikarin mu¨sste in der Dienstanweisung erfolgen. 3 Ausbildung Wir halten es fu¨r dringend erwu¨nscht, dass der Fachausbildung ein diakonisches Jahr vorausgeht, das in der Krankenpflege oder im Dienst einer Anstalt der Inneren Mission abzuleisten wa¨re. In einem solchen Jahr praktischen Dienstes am Menschen ko¨nnte die diakonische Haltung geweckt werden, die die unerla¨ssliche Voraussetzung fu¨r die Ausu¨bung dieses Berufes ist. Die Einblicke, die dabei gewonnen werden, ko¨nnten fu¨r alle Aufgaben von Wert sein, weil dadurch die Sehfa¨higkeit angeregt werden wu¨rde fu¨r den einzelnen Menschen und die Lage, in der er sich befindet. Die Grundausbildung sollte im Blick auf den erweiterten Dienst in ihrem Lehrplan weiter gefasst sein, als es jetzt teilweise der Fall ist. Neben den biblischen Fa¨chern, die die Grundlage bilden fu¨r den Verku¨ndigungsdienst, sollten auch andere Fa¨cher genu¨gend beru¨cksichtigt werden. Neben der Methodik sollten z. B. pa¨dagogische und psychologische Fragen nicht vergessen werden. Auch Grundkenntnisse u¨ber die soziale Gesetzgebung sollten vermittelt

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werden, soweit sie no¨tig sind fu¨r die richtige Erfassung und Weiterleitung fu¨rsorgerischer Einzelfa¨lle. Dazu mu¨sste kommen eine Vertiefung der Allgemeinbildung, um den Blick so zu weiten, dass die Gemeindehelferin mit jungen Menschen Lebensfragen besprechen kann, die sie bewegen (Auseinandersetzung mit Zeitproblemen, u. a. Einfu¨hrung in Dichtung und Kunst der Gegenwart). Es ist zu erwa¨gen, ob unter diesen Gesichtspunkten die Grundausbildung, die jetzt aus vier Halbjahren besteht, von denen eines als Gemeindepraktikum gilt, um ein viertes theoretisches Halbjahr erweitert werden mu¨sste. Einige Schulen mo¨chten das vierte Halbjahr nach zwei Jahren der Berufsausu¨bung ansetzen als Nachschulung in vorwiegend praktischen Fa¨chern und dann ein zweites Examen anschliessen, das erst die vollgu¨ltige Anerkennung geben sollte. Eine allgemeine Vorschrift dieser Art du¨rfte sich aus verschiedenen Gru¨nden kaum verwirklichen lassen. Jedenfalls aber sollte es die Regel sein, dass das erste Berufsjahr als Probejahr gilt und erst auf Grund einer einja¨hrigen Bewa¨hrung das vollgu¨ltige Zeugnis verliehen wird. 4 Dienstvertrag und Dienstanweisung. Der Dienstvertrag sollte entweder zwischen der Gemeindehelferin und der Landeskirche (siehe Baden) oder zwischen der Gemeindehelferin und der anstellenden Gemeinde unter Mitwirkung einer dritten sie schu¨tzenden Stelle (Landeskirche, Ausbildungssta¨tte oder Schwesternschaft) geschlossen werden. Die Dienstanweisung mu¨sste in jedem Falle von der Landeskirche genehmigt werden. Beim Dienstantritt sollte die Einfu¨hrung im Hauptgottesdienst erfolgen, wie es vielfach schon der Fall ist. 5 Rechtlicher Schutz und perso¨nliche Betreuung der Gemeindehelferin. In jeder Landeskirche sollte ein Referent bestimmt werden, der die Rechte der Gemeindehelferinnen wahrnimmt. Ausserdem wird dringend geraten, in jeder Gliedkirche einer Frau, die hinla¨nglich eigene Erfahrung in diesem Beruf hat und das Vertrauen der Gemeindehelferinnen besitzt, den Auftrag zu erteilen, die Gemeindehelferinnen gegenu¨ber dem Landeskirchenamt zu vertreten. Diese Ta¨tigkeit sollte in gro¨sseren Landeskirchen hauptamtlich ausgeu¨bt werden, in kleineren kann sie auch nebenamtlich geschehen. Diese Referentin ha¨tte einen Besuchsdienst auszuu¨ben, um die Gemeindehelferinnen in etwaigen Schwierigkeiten ihres Dienstes zu beraten, bei Einstellungen, Entlassungen und Versetzungen mitzuwirken, in allgemeinen Berufsfragen einen gegenseiti-

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gen Vermittlungsdienst zwischen Gemeindehelferinnen und Landeskirche, in Einzelfragen auch zwischen den Gemeindehelferinnen und deren Pfarrer zu u¨bernehmen. Ausserdem sollte sie wenigstens einmal im Jahr die Gemeindehelferinnen zu gemeinsamen Ru¨stzeiten zusammenrufen. Der Dienst sollte sich vollziehen in sta¨ndigem Austausch jeweils mit den Ausbildungssta¨tten. Es wird den Gliedkirchen ausserdem empfohlen, darauf hinzuwirken, dass ein Zusammenschluss der Gemeindehelferinnen zu einer Arbeitsgemeinschaft gebildet wird. 6 Besoldung. Es ist den anderen kirchlichen Berufen mit a¨hnlicher Ausbildung (z. B. dem der Fu¨rsorgerin) gegenu¨ber unerla¨sslich, dass die Besoldung der Gemeindehelferin grundsa¨tzlich nach Gruppe TOA VII erfolgt; fu¨r das Probejahr sollte sie nach TOA VIII geschehen. Bei besonderer Berufsbewa¨hrung mu¨sste ein Einsatz an Stellen mit besonderer Verantwortung nach Gruppe VIb mo¨glich sein. 7 Altersversorgung. Eine zusa¨tzliche Altersversorgung ist unerla¨sslich. Dabei ist zu bedenken, dass von den Gemeindehelferinnen gegenu¨ber sonstigen Versorgungspflichtigen ein weitaus intensiverer Einsatz gefordert wird, vergleichbar etwa dem der Krankenpflegeschwester bezw. der Diakonisse. Diese haben aber den Ru¨ckhalt des Mutterhauses in Krankheitszeiten und bei vorzeitiger Invalidita¨t. Die Regelung mu¨sste so getroffen werden, dass die Leistungen entsprechend auf die Gemeindehelferin und die anstellende Stelle verteilt werden. Fu¨r a¨ltere Gemeindehelferinnen mu¨sste die Altersversorgung so geregelt werden, dass sie dem angena¨hert wird, was die Gemeindehelferin bekommen haben wu¨rde, wenn sie unter diesen Bedingungen ihre Laufbahn begonnen ha¨tte (man vergleiche die Wu¨rttembergische Lo¨sung).+ +

In Wu¨rttemberg hat man fu¨r diese Fa¨lle folgende Lo¨sung gefunden: Die Gemeindehelferin tra¨gt grundsa¨tzlich zwei Anteile. Die Arbeitgeberanteile erho¨hen sich bei Dreissigja¨hrigen auf 4, bei u¨ber Vierzigja¨hrigen auf 6–8 Anteile. 8 Freizeit und Urlaub. Den Gemeindehelferinnen sollte wo¨chentlich ein freier Nachmittag mit anschliessendem freien Abend zuerkannt werden, ausserdem zwei freie Tage im Monat, von denen mo¨glichst einer ein Sonntag sein sollte.

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Ein Jahresurlaub von 4 Wochen Dauer ist fu¨r alle Altersstufen erforderlich, wenn auf la¨ngere Sicht fruchtbare Arbeit geleistet werden soll. Arbeitsurlaub fu¨r berufliche Nachschulung sollte davon keinesfalls in Abzug gebracht werden. Begru¨ndung und Zielsetzung. Das Gemeindehelferinnenamt ist auf eine etwas unorganische Weise geworden. Gro¨ssere Gemeinden befanden sich in einer gewissen Verlegenheit und brauchten Kra¨fte, die das Pfarramt unterstu¨tzten. Ein Angebot stellte sich bereit dadurch, dass die Werke in ihren Bibelschulen junge Menschen dafu¨r ausbildeten, in der Jugend- und Frauenarbeit in der Gemeinde sich einzusetzen. Die Zuru¨stung geschah unter einer Zielrichtung, die z. T. die von der Gemeinde erwartete Hilfe u¨bertraf. Da zudem die einzelne Gemeinde jeweils fu¨r ihre eigenen Belange die Arbeit nach ihrer Weise ordnete, entstanden sehr verschiedene Typen des Einsatzes. Manche Pfarrer wollten eine Entlastung vorwiegend in technischen Dingen (z. B. Bu¨ro); andere wollten die Gemeindearbeit ausbauen in den wesentlichen Zweigen des Dienstes. Jeweils war die Gemeindehelferin abha¨ngig von dem Mass der Einsicht und des Arbeitswillens der einzelnen Gemeinde. So war sie vielfach der Willku¨r ausgeliefert. Auch die finanzielle Regelung geschah nach verschiedenen Gesichtspunkten. Wegen der unorganischen und ungeregelten Anfa¨nge konnten Fehlentwicklungen nicht ausbleiben. Ein nicht geringer Prozentsatz von Gemeindehelferinnen macht darum gegenwa¨rtig eine Wandlung durch von anfa¨nglich grosser Berufsfreudigkeit zu einer inneren Skepsis, die den Ertrag der Arbeit la¨hmen muss. Diese Tatsachen sind mit schuld geworden an der Nachwuchskrise, die sich immer weniger u¨bersehen la¨sst. Die Zahl der Bibelschu¨lerinnen ist z. T. um die Ha¨lfte zuru¨ckgegangen. Zwar entschliessen sich immer noch verha¨ltnisma¨ssig viele junge Menschen fu¨r diesen Beruf, aber die Eltern versagen in wachsendem Masse ihre Einwilligung, weil die mangelnde finanzielle Sicherheit, unter der viele Gemeindehelferinnen vor allem in der Diaspora und in a¨rmeren Gemeinden ihren Dienst tun, die U¨berforderung und die geringe soziale Wertung dieses Berufs weithin auch innerhalb der Kirche inzwischen fu¨r weitere Kreise erkennbar geworden sind. Der Gemeindehelferinnenberuf droht darum zu einem Mangelberuf zu werden; in verschiedenen Gliedkirchen ist schon eine gro¨ssere Zahl von Stellen unbesetzt. Besonders beunruhigend wirkt das Problem der a¨lter werdenden Gemeindehelferin. In einem gewissen Lebensalter hat sie nicht mehr unbedingt die Eignung fu¨r die spezielle Jugendarbeit und dadurch wird, wie die Dinge jetzt liegen, vielfach ihre Verwendungsmo¨glichkeit in der Gemeinde u¨berhaupt in Frage gestellt. An diesem Punkt ist es darum beson-

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ders no¨tig, zu neuen Ansa¨tzen zu kommen. Aufbaukurse ko¨nnen hier von grosser Bedeutung werden, weil sie dazu beitragen, den Aufgabenbereich zu erweitern. Einige Gliedkirchen planen z. B. gegenwa¨rtig einen katechetischen Aufbaukursus, der pa¨dagogisch besonders befa¨higten Gemeindehelferinnen die facultas vermitteln soll fu¨r den Religionsunterricht in der Schule und damit den Zugang erschliessen zu einer verantwortlichen eigenen Arbeit, die indirekt wieder dem Gemeindeaufbau zugutekommt. Besonders bedeutsam erscheint unter dieser Fragestellung die Idee einer Nachschulung auf einer spa¨teren Lebensstufe, etwa im Alter von 35 Jahren. Diese Nachschulung mu¨sste sich folgende Aufgaben stellen: 1 Weiterbildung als Vertiefung der bisher gewonnenen Erkenntnisse in einem Stadium gro¨sserer Lebensreife: Exegetische Schulung im Zusammenhang mit methodischer Anleitung fu¨r Frauenbibelstunden, fu¨r den Religionsunterricht in Berufsschulklassen und fu¨r Darbietungen in der Mu¨tterarbeit; Vermittlung von psychologischen Erkenntnissen mit Bezug auf seelsorgerliche Fragen; soziale und fu¨rsorgerische Erkenntnisse u. a. m. Ziel dieser Weiterbildung sollte sein a bessere Verwertung in einer vielseitigeren Gemeindearbeit, b Befa¨higung fu¨r besondere Frauendienste, fu¨r die es jetzt an Menschen fehlt, beispielsweise synodale Jugendpflege, synodale Frauenarbeit, Religionsunterricht in der Berufsschule. 2 Als Frucht dieser inneren Anregung und Vertiefung ko¨nnte eine neue Freudigkeit geweckt werden zu einer Bejahung des Dienstes als Lebensberuf und nicht nur als Provisorium und dadurch wu¨rde auch eine Hilfe gegeben werden zur rechten Gestaltung und Formung des Lebens im Stand der Ehelosigkeit. NB: Umschaltung auf andere Berufe sollte nicht das Ziel sein, wenn auch fu¨r Menschen, die erwiesenermassen fu¨r den eigentlichen Gemeindedienst keine Eignung gezeigt haben, Wege gebahnt werden mu¨ssen zu anderen Arbeitsgebieten, z. B. verwaltungsma¨ssige Arbeit oder Mitarbeit in Heimen der Inneren Mission. Eine solche Sta¨tte der Nachschulung, eine Oberschule fu¨r Gemeindedienst etwa, ko¨nnte auf diese Weise einige der Aufgaben erfu¨llen, die sonst einem Mutterhaus zufallen. (Die Idee des Mutterhauses spielt in der Diskussion begreiflicherweise eine grosse Rolle). Ein Mutterhaus kann ja nur erwachsen auf dem Grunde einer irgendwie gearteten inneren Bindung. Die bisherigen Ausbildungssta¨tten ko¨nnen fu¨r die erste Zeit der Berufsausu¨bung wohl die no¨tige Lebenshilfe geben; fu¨r diese innere Erfassung des Menschen in einem spa¨teren Stadium muss aber ein neuer Ansatz geschaffen werden. Eine dritte Stelle mu¨sste hier eintreten, und die Frage legt sich nahe, ob nicht die EKiD diese Stelle sein ko¨nnte.

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Wie gross auch immer die Schwierigkeiten sein mo¨gen, die dem entgegenstehen, es ist klar, dass etwas geschehen muss und dass keine Zeit mehr verloren werden darf. Die krisenhafte Entwicklung dieser Berufslage ist nur ein Beispiel dafu¨r, dass auch sonst auf dem Gebiet der kirchlichen Frauenberufe wesentliche Fragen ungelo¨st geblieben sind. Seit Beginn der Mutterhausdiakonie, diesem damals so neuen und so fruchtbaren Anstoss, ist von Seiten der Kirche wenig geschehen fu¨r eine wesensma¨ssige Formung des Dienstes der Frau. Die Mutterhausdiakonie hat fu¨r die damalige Zeit eine gu¨ltige Form gepra¨gt und die innere Zuordnung von Beruf und Berufung in vorbildlicher Weise gelo¨st. Manche Grundgedanken der Begru¨nder sind bis heute noch nicht ausgescho¨pft. Dass Fragen ungelo¨st blieben, ist selbstversta¨ndlich; jede Zeit hat ihre Aufgabe und kann nicht die Probleme im Voraus lo¨sen, die spa¨ter aufbrechen werden. Von diesen Ansa¨tzen aus mu¨sste aber in sinngema¨sser Anwendung auf die Lage von heute die Krise u¨berwunden werden. Das Problem darf als Existenzfrage der Kirche angesehen werden. Die Nachwuchskrise ergreift nach und nach alle dienenden und pflegenden Berufe in der Kirche. Ein neuer Wille zum Dienst und zum Einsatz kann in dem werdenden jungen Menschen nur geweckt werden, wenn ihm das Evangelium so gesagt wird, dass es von ihm als perso¨nlicher Anruf geho¨rt werden kann. Die Kirche muss darum in versta¨rkter Weise sich ihrer Verantwortung gegenu¨ber dem jungen Menschen bewusst werden. Dazu wiederum braucht es auch den versta¨rkten Einsatz von Frauenkra¨ften. Eins greift in das andere, und es handelt sich hier um eine der Lebensfragen der Kirche, an deren Lo¨sung alle mitarbeiten sollten, die hierfu¨r Verantwortung tragen. 35D4. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 12. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 4/360 (H). Betr.:

Verordnung u¨ber die Umlage des Hilfswerks der EKD fu¨r 1953

Nachdem der Haushaltsplan des Hilfswerks der EKD fu¨r das Rechnungsjahr 1953/54 vom Hilfswerkausschuss endgu¨ltig verabschiedet worden ist, hat der Hilfswerkausschuss im Benehmen mit dem Finanzausschuss der Synode der EKD vorgeschlagen, die Ho¨he und den Verteilungs-Masstab der Umlage des Hilfswerks der EKD fu¨r 1953 durch eine Verordnung des aus der Anlage114 ersichtlichen Inhalts festzulegen. 114 Da der Entwurf mit der vom Rat beschlossenen Fassung (35C1) identisch ist, wurde auf seine Wiedergabe verzichtet.

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

Demgema¨ss erbitten wir den Erlass einer Verordnung des Rates der EKD entsprechend dem hier beiliegenden Entwurf, indem wir erga¨nzend bemerken, dass auch der Finanzbeirat der EKD und die westdeutsche Finanzreferentenkonferenz Bedenken hiergegen nicht geltend gemacht haben. gez. D. Brunotte

35D5. Schreiben Brunottes an den Ratsvorsitzenden. Hannover, 4. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 81/1/8 (O) 115. Betr.: Bezug:

Bezu¨ge von Oberkonsistorialrat Dr. Gerstenmaier Schreiben von Dr. Collmer vom 21. Februar 1953116

Hochverehrter Herr Bischof! Nach Ru¨cksprache u¨ber die Angelegenheit am 3. Ma¨rz in Hannover senden wir das obengenannte Schreiben von Dr. Collmer, von dem wir Abschrift genommen haben, wieder zuru¨ck. Nach nochmaliger Beratung mit den hiesigen Referenten mo¨chten wir vorschlagen, die Angelegenheit in der na¨chsten Ratssitzung am 26. Ma¨rz so zu ordnen, daß Herr Dr. Gerstenmaier die beim Kirchlichen Außenamt vorhandene Planstelle A 2 b u¨bertragen bekommt. Herr Kirchenrat Dr. Kru¨ger wird sowieso zuna¨chst in einer Stelle A 2 c 2 anfangen. Er wu¨rde also ku¨nftig die Gerstenmaiersche Stelle innehaben, wa¨hrend Gerstenmaier die Stelle A 2 b bekommt, die Harms hatte. Der Vorschlag geht weiter dahin, der Rat mo¨ge Herrn Dr. Gerstenmaier aus dieser Stelle A 2 b ab 1. 4. 1953 in den Wartestand versetzen. Eine andere Regelung ist nach den u¨berall geltenden Bestimmungen nicht zu verantworten. Fu¨r eine weitere Beurlaubung mit Bezu¨gen ist keine Voraussetzung gegeben, seitdem Gerstenmaier nicht mehr in einem anderen k i r c h l i c h e n Dienst steht. Seine von allen Seiten anerkannten Verdienste hat der Rat ja dadurch belohnt, daß er ihm fu¨r seine spa¨tere Versorgung Bezu¨ge nach A 1 a zugebilligt hat. Daru¨ber hinaus 115 Auf dem Schreiben befindet sich ein maschinenschriftlicher Vermerk von Karnatz vom 9. Ma¨rz 1953, in dem es heißt: „Herr Oberkirchenrat Dibelius wird auf meine Bitte Herrn Pra¨sidenten D. Brunotte daru¨ber unterrichten, daß sich der Vorschlag im letzten Absatz des vorstehenden Schreibens nicht verwirklichen la¨ßt, weil der Herr Bischof verreist ist und erst unmittelbar vor der Ratssitzung wieder zuru¨ckkehrt. Ich habe Herrn Brunotte anheimgegeben, ob er nicht von sich aus dem Hilfswerk einen Zwischenbescheid geben will.“ 116 35D6.

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sollte der Rat die Evangelische Siedlungsgesellschaft bitten, zusa¨tzlich zu dem Wartegeld von Dr. Gerstenmaier ihm eine weitere Vergu¨tung oder Aufwandsentscha¨digung zu bewilligen. Wir sind hier in Hannover einmu¨tig der Meinung, daß der Rat auch bei gro¨ßtem Wohlwollen nicht weitergehen kann. Wenn es Ihnen richtig erscheint und Sie der Meinung sind, daß der Rat ungefa¨hr in dieser Richtung verfahren ko¨nnte, mo¨chten wir Sie bitten, dem Hilfswerk mitzuteilen, daß die EKD bereit ist, die Zahlung der Bezu¨ge in einer noch festzusetzenden Form vom 1. 4. 1953 an wieder zu u¨bernehmen. Mit verehrungsvollem Gruß Ihr Brunotte [m. p. ]

35D6. Schreiben Collmers an Dibelius. Stuttgart, 21. Februar 1953 F: EZA Berlin, 81/1/8 (O; Anlage zu 35D5). Hochwu¨rdiger Herr Bischof! Fu¨r Ihren Brief vom 5. Februar117 danke ich Ihnen bestens. Soweit ich die Situation u¨bersehe und aus fru¨heren Gespra¨chen mit Dr. Krimm und Dr. Gerstenmaier ein richtiges Bild habe, scheint mir das Anliegen des Briefes von Dr. Krimm vom 3. Februar118 darin zu liegen, lediglich auf die Beendigung der bisherigen Regelung aufmerksam zu machen. In diesem Sinne hat Dr. Krimm auch mit Dr. Gerstenmaier gesprochen und beide waren sich dahin einig, dass es keine Mo¨glichkeit gibt, die bisherige Regelung, die bis 31. 3. befristet ist, irgendwie in einem Zusammenhang des Hilfswerks weiter fortzusetzen. Bei Beendigung der bisherigen Regelung am 31. 3. mu¨sste nun, da Dr. Gerstenmaier Beamter der EKiD ist, in irgend einer Weise die Frage seines Dienstverha¨ltnisses und daraus folgend auch die seiner Bezu¨ge zwischen der Kanzlei und Dr. Gerstenmaier unmittelbar gekla¨rt werden. So verstehe ich den Brief von Dr. Krimm als eine Anregung zu dieser Kla¨rung. Wie Dr. Gerstenmaier im einzelnen u¨ber die Angelegenheit denkt, ist mir nicht bekannt, aus einem Gespra¨ch mit ihm habe ich lediglich entnommen, dass er auf Grund seines Dienstverha¨ltnisses mit der EKiD auf einen entsprechenden Vorschlag der Kanzlei wartet. Soweit ich u¨ber die Verha¨ltnisse des Ev. Siedlungswerkes unterrichtet bin, bestehen von dort aus keine finanziellen Mo¨glichkeiten, die Bezu¨ge fu¨r Dr. Gerstenmaier zu u¨bernehmen. 117 Schreiben nicht ermittelt. 118 Schreiben nicht ermittelt.

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

Sollten Sie den Wunsch haben, dass ich weitere Fragen kla¨re, so stehe ich selbstversta¨ndlich gerne zur Verfu¨gung. In grosser Verehrung bin ich Ihr sehr ergebener Collmer [m. p. ]

35D7. Schreiben Rankes an Brunotte. Bonn, 27. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/4349 (O). Betr.:

Bericht u¨ber die Tagung der Eherechtskommission der EKiD am 23./24. Ma¨rz 1953 in Hemer.

Sehr verehrter Herr Pra¨sident! Ich habe an der letzten Tagung der Eherechtskommission wegen dringender Verpflichtungen in Bonn am 23. 3. erst von abends 21.30 Uhr ab teilnehmen ko¨nnen. Herr Pastor Jordahn hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sein von den u¨brigen Teilnehmern der Kommission sehr geru¨hmtes Referat u¨ber die liturgiegeschichtliche Entwicklung der Trauung gehalten. Am 24. 3. hielt Herr Professor Dr. Reicke aus Heidelberg ein ausgezeichnetes Referat u¨ber die rechtsgeschichtliche Bedeutung der Trauung und Herr Professor K. D. Schmidt einen im wesentlichen nach Otto Opet (Brauttradition und Konsensgespra¨ch in mittelalterlichen Trauungsritualen 1910) verfassten Bericht u¨ber die kirchengeschichtliche Seite derselben Frage. Das ausserordentlich anregende Gespra¨ch u¨ber die Referate ergab als vorla¨ufiges Ergebnis, dass die Ehe weder durch die kirchliche Trauung, noch durch die staatliche Trauung konstitutuiert wird. Die Kommission sah sich vor der Tatsache, die Konstitution der Ehe (zu unterscheiden von ihrer o¨ffentlichen Deklaration und der Einsegnung, Benediktion? Ordination? Konfirmation?) liege danach in dem mutuus consensus, zu dem wahrscheinlich noch die Heimfu¨hrung (Heimbegru¨ndung) und copula carnalis hinzutreten. Dies ergab innerhalb der Eherechtskommission eine Versta¨rkung der Neigung, sich nicht von der katholischen Kirche zu einem Begehren der fakultativen Zivilehe verleiten zu lassen und eine Versta¨rkung der Neigung, fu¨r die auch in der deutschen Rechtsgeschichte zum Ausdruck kommende Koordination der Trauungsentscheidungen im staatlichen, im kirchlichen und im privaten (perso¨nlichen) Raum einzutreten. Einen breiteren Raum in der Debatte nahm die Frage ein, wie weit der gegenwa¨rtige Staat (wilde Ehen!) noch in der Lage sei, den Notwendigkeiten im perso¨nlichen und kirchlichen Raum zu entsprechen und damit einen genuinen Beitrag zur Eheschliessung zu leisten. Diese Frage

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wurde deshalb bejaht, weil der Staat auch heute noch in der Lage ist, die um der Erhaltung der Ehe bei ihrem Beginn notwendige Publizita¨t zu garantieren. Die Kommission fasste den Plan, die Referate von Jordahn, Reicke und Schmidt zusammen mit fru¨heren in der Eherechtskommission gehaltenen Referaten des kirchenrechtlichen Instituts und von Prof. Raiser nach U¨berarbeitung zu vero¨ffentlichen. Die Vero¨ffentlichung wurde fu¨r den Herbst des Jahres in Aussicht genommen. Herr Prof. Schumann will das Notwendige veranlassen. Frau Maria [richtig: Marie ] Kru¨ger liess sich von Vikarin Drewes vertreten. Ich habe Herrn Prof. Schumann auf die Gesichtspunkte hingewiesen, d. Sie, Herr Pra¨sident, mir in der Besprechung am 9. 3. zur Frage der Eherechtskommission und der Tragung der fu¨r sie entstehenden Kosten mitgeteilt haben. Die Kommission befasste sich auf Grund dreier Bitten des Herrn Staatssekreta¨rs Strauss im Bundesjustizministerium mit der Frage, ob der Rat der EKiD zu bitten sei, zu der Frage des nach dem 31. 3. in Ermangelung eines verfassungsa¨ndernden Gesetzes entstehenden Rechtswirrwarrs bei den Gerichten Stellung zu nehmen. Die Kommission beschloss, durch Herrn Osterloh Herrn Pra¨lat D. Kunst zu bitten, dem Rat folgendes Petitum in der Ratstagung in Berlin vorzutragen: 1. Der Rat beauftragt Herrn Pra¨lat D. Kunst, mit dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Herrn Ollenhauer, zu sprechen und im Gespra¨ch den Erlass eines verfassungsa¨ndernden Gesetzes zu erbitten. 2. Die Kommission zieht bei einer Reihe namhafter, der EKD nahestehender Juristen (Oberlandesgerichtspra¨s. von Hodenberg, Heusinger, Martens, Bundesrichter Hartz, LGerichtsdir. Bloetz) gutachterliche A¨usserungen u¨ber die voraussichtliche Auswirkung des vom 1. 4. an entstehenden rechtlosen Zustands ein. Die Kommission beha¨lt sich vor, nach Einholung dieser A¨usserungen, in einem spa¨teren Zeitpunkt den Herrn Vorsitzenden des Rates um ein weiteres Eingreifen in Bonn zu bitten. Der Rat der EKiD wird gebeten, den Herrn Vorsitzenden des Rates vorsorglich auf seiner Berliner Sitzung zu einem derartigen evt. Schritt zu erma¨chtigen. Der Schritt des Herrn Ratsvorsitzenden wird davon abha¨ngig sein, ob der von gewisser parlamentarischer Seite verfolgte Plan, das Familienrechtsgesetz noch bis Ende Mai ganz oder teilweise zu erledigen, Erfolg haben wird. In aufrichtiger Verehrung Ihr ergebenster Ranke [m. p. ]

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

35D8. Antrag der Betriebsvertretung der Kirchenkanzlei. Hannover, 11. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2917 (O). Betr.: Besoldungsregelung Hiermit bittet die Betriebsvertretung bei der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland einen hochwu¨rdigen Rat ergebenst, besta¨tigen zu wollen, daß die fu¨r die Bundesbeamten in Vorbereitung befindlichen Vorschriften u¨ber die Neuregelung des Kinderzuschlages und des Wohnungsgeldes sowie u¨ber die Neuregelung des Grundgehalts auf die Beamten der Evangelischen Kirche in Deutschland Anwendung finden. Die Betriebsvertretung bittet weiter, besta¨tigen zu wollen, daß eine zu erwartende Angleichung der Angestelltengeha¨lter an die Neuregelung der Beamtengeha¨lter gleichfalls auf die Angestellten der Evangelischen Kirche in Deutschland Anwendung findet. Ergebenst Zieger [m. p. ]

35D9. Schreiben der Luther-Akademie in der DDR an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Greifswald, 12. Februar 1953 F: EZA Berlin, 4/399 (O). An die Kirchenkanzlei der Ev. Kirche in Deutschland (Berliner Stelle) richte ich, wie im Vorjahre, die Bitte, fu¨r die diesja¨hrige Tagung der Luther-Akademie in der D. D. R. wieder eine Beihilfe zu gewa¨hren. Die Tagung soll in diesem Jahre auf Einladung der Ev.-Luth. Kirche in Thu¨ringen in Eisenach auf dem Hainstein stattfinden. Die Tagung soll mit dem 30. Juli beginnen und am 6. August schliessen. Der dazwischen liegende Sonntag, der 2. August, ist auf Einladung von Herrn Kirchenrat Do¨ll fu¨r einen Besuch in Schmalkalden vorgesehen. Die Predigt dortselbst wird voraussichtlich Herr Prof. D. Althaus halten. Da es sehr fraglich geworden ist, ob die fu¨r Freifahrten getroffenen Bestimmungen der Reichseisenbahndirektion auf die Luther-Akademie und ihre Lehrga¨nge weiterhin anwendbar sein werden, so sind von den Teilnehmern des Lehrganges vermutlich Antra¨ge in betra¨chtlichem Masse zu erwarten, dass ihnen Beihilfen fu¨r die Fahrt gewa¨hrt werden. Ausserdem hoffen wir wieder auf den einen oder anderen Redner aus dem Aus-

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land. Auch Abt Prof. D. Dr. Stange, Go¨ttingen, hat sein Erscheinen dankenswerterweise zugesagt. Der Bericht u¨ber die vorige Tagung liegt noch bei der Zensurstelle. Sobald die Genehmigung eintrifft, wird er, da die Druckerei schnell arbeitet, versandt und auch der Kirchenkanzlei zugeleitet werden. Die Gelder bitte ich wie bisher auf das Konto der Luther-Akademie in der D. D. R. bei der Kreissparkasse Sondershausen, Konto-Nr. 5129, u¨berweisen zu wollen. Mit herzlichem Dank im voraus Dr. R. Hermann [m. p. ] Wissenschaftlicher Leiter

35D10. Schreiben der Evangelischen Frauenhilfe Potsdam an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Potsdam, 14. Februar 1953 F: EZA Berlin, 4/371 (O). Wir kommen zuru¨ck auf das dortige Schreiben vom 22. Dezember v. Js. KB. 3694/52.IV betr. Bilanz und Jahresrechnung fu¨r das Arbeitsjahr 1951/52 und Etat fu¨r 1952/53 und unsere Antwort vom 15. Januar 53119. Wie wir berichteten, haben wir den Fehlbetrag von rd. 5000,– DM, der in unserer Jahresrechnung aus dem Jahre 1952 verblieben ist, trotz aller Bemu¨hungen nicht anders als durch Abschreibung vom Vermo¨gen decken ko¨nnen. Im Laufe der letzten Jahre haben wir diesen Weg mehrmals beschreiten mu¨ssen, sodass unser Vermo¨gen dadurch eine empfindliche Schrumpfung erfahren hat. Du¨rfen wir uns heute die Frage und Bitte erlauben, ob die Kirchenkanzlei die Mo¨glichkeit sieht, uns aus dort verfu¨gbaren besonderen Mitteln eine Beihilfe zur Abdeckung des oben genannten Fehlbetrages zu geben. Es wu¨rde fu¨r uns eine ganz grosse Hilfe und Erleichterung in der Finanzierung unserer Arbeit bedeuten, wenn unserer Bitte stattgegeben werden ko¨nnte. Frauenhilfe der EKD Vedder [m. p. ]

119 Beide Schreiben in: EZA Berlin, 4/371.

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

35D11. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Ratsmitglieder. Frankfurt/M., 16. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 6/177 (O). An die Herren Mitglieder des Rates: In der Anlage120 u¨berreicht das Kirchliche Außenamt zur na¨chsten Ratstagung eine Vorlage fu¨r den Rat: ein Wort zu Oradour. Die Vorlage ist in Bonn am 10. 3. formuliert und nach U¨bersendung des festgestellten Textes von den Teilnehmern nochmals u¨berpru¨ft und gutgeheißen worden. An der Besprechung nahmen teil: Professor D. Gollwitzer Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller Landesjugendpfarrer Peters (In Vertretung des durch seine Reise nach Bristol verhinderten Landesbischof D. Lilje) Oberkirchenrat Dr. jur. Ranke Universita¨tsprofessor Dr. jur. Scheuner Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt Kirchenpra¨sident D. Stempel Vizepra¨sident Stratenwerth Oberkirchenrat Kopp, Speyer Verhindert waren die Herren: Bundestagspra¨sident Dr. Ehlers Professor Dr. Kaufmann Staatssekreta¨r Dr. Strauss Bei der Formulierung der Vorlage mußten beru¨cksichtigt werden die Gemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Gefangenen in Frankreich, der franzo¨sische Protestantismus und die politische O¨ffentlichkeit in Deutschland und in Frankreich. Der Adressat ist die Gemeinde in Deutschland. Wir fu¨gen als Material bei: die Erkla¨rung, die „Re´forme“ am 28. Februar herausgebracht hat121. In Vertretung: Stratenwerth [m. p. ]

120 35D12. 121 35D13 und 35D14.

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35D12. Vorlage des Kirchlichen Außenamtes fu¨r ein Wort des Rates zum Oradour-Prozess. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 6/177 (H; Anlage zu 35D11). Das Milita¨rtribunal von Bordeaux hat seinen Spruch u¨ber Oradour gefa¨llt. Es gibt wohl niemanden in unserem Volk, der das Verbrechen von Oradour gutheisst; aber es gibt viele, die das Grauen dieser Tat dadurch abzuschwa¨chen suchen, dass sie es aufrechnen gegen erlittenes Unrecht. Die Gefahr ist gross, dass die Gewissen in unserem Volk sich dabei beruhigen. Aber eigene Schuld wird durch fremde Schuld nicht aufgehoben. Darum reden wir: Weder im Frieden noch im Kriege ko¨nnen die Interessen der eigenen Nation oder Weltanschauung es rechtfertigen, dass die Gebote der Menschlichkeit, die auf den Geboten Gottes ruhen, missachtet werden. Wer immer unter uns das in der vergangenen Zeit nicht klar erkannt und bekannt hat, hat dazu beigetragen, dass es zur Tat von Oradour hat kommen ko¨nnen. Darum kann u¨ber Oradour nur sprechen, wer sich dieser Tat, die Ma¨nner unseres Volkes an Wehrlosen begangen haben, scha¨mt und sie verdammt, ohne jeden Versuch sie zu entschuldigen. Das Blut von Oradour schrie nach Su¨hne fu¨r die dort geschehene Tat. Leider ist es nicht gelungen, eine gerechte Su¨hne zu finden. Das darf aber unser Urteil u¨ber die Tat selbst nicht beeinflussen. Oradour zeigt uns, wohin wir gekommen sind. Es wa¨re Utopie zu hoffen, dass in einem kommenden Kriege die Formen des Kampfes weniger erbarmungslos sein werden, als in dem vergangenen. Diese Entwicklung macht unsere Verantwortung zur Menschlichkeit nur gro¨sser. Im letzten Kriege hat es Offiziere und Soldaten gegeben, die unter Gefahr ihres Lebens unmenschlichen Befehlen den Gehorsam versagt haben. Auf den Kriegsschaupla¨tzen der Gegenwart geschieht das gleiche. Solche Ma¨nner achten Gottes Recht ho¨her als alles andere und richten damit ein Zeichen der Hoffnung auf. Die Zukunft ha¨ngt davon ab, ob diese Zeichen wirklich gesehen und erkannt werden. Evangelische Christen in Frankreich haben bezeugt, dass nur in Christus wahre Su¨hne geschieht und haben fu¨r die Verurteilten von Bordeaux um Gnade gebeten122. Wir sind den franzo¨sischen Bru¨dern fu¨r dieses

122 35D13.

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

Zeugnis dankbar und werden unsere eigenen Bemu¨hungen fortsetzen, das Los der Gefangenen und der Verurteilten von Bordeaux zu erleichtern. Verbunden mit unseren franzo¨sischen Bru¨dern in der einen christlichen Kirche sagen wir unserem Volke, dass Vergebung nur da geschieht, wo wir Menschen unsere Schuld in Wahrhaftigkeit bekennen. Wir preisen Gott, der uns in Christus unsere Schuld vergibt und uns dadurch frei macht, anderen zu vergeben.

35D13. Abschrift aus „Re´forme“ 9 (1953), Nr. 415 vom 28. Februar 1953 F: EZA Berlin, 6/177 (H ; Anlage zu 35D11). La Justice est une L’Alsace, qui a compte´ 130.000 incorpore´s de force, 40.000 e´vade´s avant l’incorporation, 20.000 de´serteurs de l’arme´e allemande, 28.500 morts et 11.500 disparus; l’Alsace, du moins celle qui s’est exprime´e par la voix de ses repre´sentants et de la presse, avait lie´ son sort a` celui des douze accuse´s di proce`s des Bordeaux. Le Parlement franc¸ais, dans une se´ance dont les de´bats ont e´te´ unanimement qualifie´s d’e´leve´s – nous e´le`verions peut-eˆtre certaines re´serves – a vote´ une loi d’amnistie pour les accuse´s alsaciens, au nom de la Re´publique une et indivisible. Nous dirons, en de´pit des effusions sentimentales, par opportunite´ politique. Laissons donc passer la cle´mence. Les morts d’Oradour n’ont pas besoin du sang instruments des bourreaux. Pour leur paix e´ternelle, le sang de Je´sus-Christ suffit. Quant aux vivants, si dur que cela puisse paraıˆtre, ils ont a` se souvenir que c’est a` Dieu seul qu’appartient la vengeance. Et les Allemands condamne´s? «Plaisante justice qu’une rivie`re borne», meˆme s’il s’agit du Rhin. La Justice est une. C’est une ve´rite´ intemporelle plus grave, plus charge´e de sens, plus importante pour l’homme que l’unite´ de la quatrie`me Re´publique. La Justice doit avoir meˆme visage pour les Franc¸ais’ et pour les Allemands. Parce que le Droit est universel, au-dessus des frontie`res, des nationalite´s et de nos querelles; parce que la Responsabilite´ est toujours personnelle, e´troitement attache´e a` l’individu, et sans que cette requeˆte repre´sente le moindre acquiescement a` l’e´pouvantable ide´ologie hitle´rienne (est-ce que douze balles dans le corps de l’adjudant Lenz tueront le nazisme?) Nous prions respectueusement, mais instamment, le Pre´sident de la Re´publique, M. Vincent Auriol, d’user, a` l’e´gard des condamne´s allemands d’Oradour, apre`s examen des charges qui pe`sent sur eux, de son

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droit de graˆce. Apre`s tout, n’ont-ils pas tous e´te´ «Incorpore´s d’office» dans la division S.S. «Das Reich»? 35D14. U¨bersetzung aus „Re´forme“ 9 (1953), Nr. 415 vom 28. Februar 1953 F: EZA Berlin, 6/177 (H; Anlage zu 35D11). Es gibt nur eine einzige Gerechtigkeit. Das Elsass, in dem 130.000 Soldaten zwangsweise einberufen wurden, 40.000 sich durch Flucht der Einberufung entzogen, das Land, das 20.000 Flu¨chtlinge aus der deutschen Armee, 28.500 Gefallene und 11.500 Vermisste za¨hlte, dieses Elsass hatte, wenigstens insoweit als es durch seine Abgeordneten und die Presse vertreten wird, sein Schicksal von dem der 12 im Prozess von Bordeaux Angeklagten abha¨ngig gemacht. Das franzo¨sische Parlament hat in einer Sitzung, deren Debatte nach einstimmigem Urteil einen wu¨rdevollen Charakter trug – wir du¨rfen hier vielleicht gewisse Einschra¨nkungen machen – ein Amnestiegesetz fu¨r die elsa¨ssischen Angeklagten verabschiedet, und zwar im Namen der „einen und unteilbaren Republik“. Sagen wir, trotz aller sentimentalen Ergu¨sse besser: aus politischer Notwendigkeit. Stellen wir also der Milde nichts in den Weg. Fu¨r ihren ewigen Frieden genu¨gt das Blut Jesu Christi. Die Lebenden aber mo¨gen sich, so hart sie das ankommen ko¨nnte, daran erinnern, dass Gott allein die Rache geho¨rt. Und die verurteilten Deutschen? „Eine scho¨ne Gerechtigkeit, die durch einen Fluss begrenzt wird“, selbst wenn es sich um den Rhein handelt. Es gibt nur eine einzige Gerechtigkeit. Sie ist eine u¨berzeitliche Wahrheit, die ernster, sinnvoller und wichtiger fu¨r den Menschen ist, als die Einheit der vierten Republik. Die Gerechtigkeit muss fu¨r Deutsche und Franzosen das gleiche Gesicht haben. Weil das Recht universell ist und u¨ber allen Grenzen, Nationalita¨ten und u¨ber unseren Streitereien steht, weil die Verantwortung immer eine perso¨nliche, aufs engste mit dem einzelnen Menschen verbundene Sache ist, richten wir an den Staatspra¨sidenten eine Bitte (ohne dass dabei auch nur irgendwie von einer Akzeptierung der furchtbaren Naziideologie die Rede sein ko¨nnte. – Ob wohl 12 Kugeln im Leibe des Feldwebels Lenz den Nazismus zu to¨ten vermo¨gen? –). Wir bitten den Staatspra¨sidenten Vincent Auriol respektvoll aber insta¨ndig, er mo¨ge hinsichtlich der im Oradourprozess verurteilten Deutschen nach Pru¨fung der Anklagen gegen sie von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch machen. Waren sie nicht am Ende alle in die SS-Division „Das Reich“ „von amtswegen“ eingegliedert?

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

35D15. Entwurf eines Schreibens an den Pra¨sidenten der Fe´de´ration Protestante de France, Marc Boegner. O. O., 23. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2510 (D). (Anrede) Ein franzo¨sisches Milita¨rgericht in Bordeaux hat vor kurzer Zeit wegen der Vorga¨nge in Oradour sur Glane [sic! ] Verhandlungen gefu¨hrt und Urteile gefa¨llt. Die Berichte u¨ber die Niedermetzelung der Bevo¨lkerung von Oradour, aber auch das Gerichtsverfahren und die es begleitenden Umsta¨nde haben die Aufmerksamkeit der o¨ffentlichen Meinung in unseren beiden La¨ndern erregt. Der Rat der Fe´de´ration Protestante de France hat nach Abschluß der Verhandlungen ein Wort gesprochen, das in Nummer 416 der franzo¨sischen Wochenzeitung „REFORME“ vom 7. Ma¨rz 1953 vero¨ffentlicht wurde123. Dieses Wort hat uns in der Evangelischen Kirche in Deutschland sehr ergriffen. Ich beehre mich, im Auftrage des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland dem Rate der Fe´de´ration Protestante de France fu¨r seine Stellungnahme aufrichtigen Dank auszusprechen. Es ist mir ein Bedu¨rfnis, damit auch den Ausdruck unserer großen Dankbarkeit zu verbinden, die wir Ihnen fu¨r Ihre perso¨nlichen vornehmen und mannigfachen Bemu¨hungen um unsere deutschen Gefangenen in Frankreich schulden. Wir sind auch davon bewegt, daß sich das Erbarmen franzo¨sischer protestantischer Christen jenen verurteilten Ma¨nnern zugewandt hat, die – meist noch in jugendlichem Alter – zu jener Tat von Oradour befohlen und mißbraucht wurden. Das deutsche Volk hat in den Heimsuchungen, von denen es betroffen wurde, viel Ha¨rte erleiden mu¨ssen. Wir sagen Ihnen aber offen, daß wir an jene Untat von Oradour nur mit Abscheu zu denken vermo¨gen. Ein solches Vorgehen konnte nicht damit begru¨ndet werden, daß es kriegsnotwendig sei. Mo¨ge in unserem Lande nie eine Herrschaft wiederkehren, die Derartiges befiehlt und rechtfertigt. In Teilnahme und Ehrerbietung gedenken wir derer, u¨ber die ein solch großes Leid gekommen ist. Es wa¨re ein sehr oberfla¨chliches Denken, sollte man meinen, daß Taten dieser Art wieder gutgemacht werden ko¨nnten. Die Erkenntnis ist sehr bitter, daß das auch im vorliegenden Falle nicht mo¨glich ist. Indem wir uns aber vergegenwa¨rtigen, wie hier in Oradour das Leben wehrloser Menschen vernichtet wurde, ist in uns der Wille lebendig geworden, etwas dazu beizutragen, daß in Frankreich gefa¨hrdetes Leben erhalten werde. Wir hoffen, Ihnen in na¨chster Zeit eine Gabe u¨berreichen zu du¨rfen, die

123 35E7.

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fu¨r ein Waisenhaus fu¨r franzo¨sische Kinder bestimmt sein soll. Die Fe´de´ration Protestante des France wird die freie Verfu¨gung daru¨ber haben. Vielleicht vermag diese Gabe in einer Welt, in der Leidenschaft und Haß, Ha¨rte und Vergeltungswille eine so große Macht haben, ein schlichtes Zeichen dafu¨r zu sein, daß noch andere Gesinnungen vorhanden sind. Sie weise auf den großen Ernst hin, mit dem wir danach trachten, daß ein Neues beginne in den Beziehungen unserer beiden Vo¨lker, die Gott einander zu Nachbarn geordnet hat. Daß sie in Frieden und Eintracht miteinander leben, ist uns ein starkes Anliegen. Gott wolle es schenken, daß die Begegnung der Kirchen unserer beiden La¨nder im Geiste Jesu Christi dazu einen Beitrag leisten du¨rfe, der unter seinem Segen steht. (Schlußformel) 35D16. Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Pra¨sidenten der Fe´de´ration Protestante de France, Marc Boegner. Berlin, 27. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2479 (H). – Abdruck: EvW 7, 1953, S. 220; KiZ 8, 1953, S. 71. Mein hochverehrter, lieber Herr Doktor! Das Franzo¨sische Milita¨rgericht von Bordeaux hat ku¨rzlich wegen der Vorga¨nge in Oradour verhandelt und geurteilt. In Scham und Abscheu waren wir Zeuge, wie eine Untat, die Ma¨nner unseres Volkes begangen haben und die durch keine milita¨rische Notwendigkeit entschuldigt werden kann, abgeurteilt werden mußte. Das Wort des Zeugnisses, das der Vorstand der Fe´de´ration Protestante zu diesem Geschehen gefunden124 und das uns tief bewegt hat, ist uns eine Hilfe, uns mit aller Kraft dafu¨r einzusetzen, daß in unserem Lande nie eine Herrschaft wiederkehrt, die solche Untaten befiehlt und zu rechtfertigen sucht. Ihnen dieses zum Ausdruck zu bringen, ist uns ein tiefes Bedu¨rfnis. Die Barmherzigkeit Gottes, die Sein Gericht und alles menschliche Richten u¨berstrahlt, gibt Seinen Kindern die Vollmacht, fu¨r erkannte Schuld um Vergebung zu bitten und den Schuldnern Vergebung zu gewa¨hren. In diesen Tagen, da wir unter dem Kreuz Christi stehen, gru¨ße ich Sie im Namen des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland in aufrichtiger Verbundenheit des Glaubens als Ihr ganz ergebenster gez. Dibelius 124 35E7.

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35E Dokumente 35E1. SchreibenWilms an Brunotte. Bethel, 8. April 1953 F: LKA Bielefeld, 01, Nr. 289 (D mit Paraphe Wilms’) 125. Verehrter, lieber Bruder Brunotte! Die Diskussion auf der letzten Kirchenkonferenz blieb in den Anfa¨ngen stecken; so mußte manches unausgesprochen bleiben, was nicht unausgesprochen bleiben durfte, wenn wir einander recht verstehen sollen. Ich habe das bedauert und bin mir klar daru¨ber, daß die Art, wie das Gespra¨ch im Zusammenhang mit der Haushaltsplanungsdebatte in Gang kam, nicht gut und fu¨r eine rechte Aussprache nicht fo¨rderlich war. Aber wie sollen wir auf den Kirchenkonferenzen bei ihrem derzeitigen Stil u¨berhaupt solche oder a¨hnliche uns ernstlich bewegende Anliegen besprechen? Zuna¨chst ko¨nnen wir nicht u¨bersehen, wann etwa eine Kirchenkonferenz stattfindet. Ich glaube, daß sie regelma¨ßig, und zwar ha¨ufiger, etwa im Zusammenhang mit jeder zweiten Ratssitzung, stattfinden sollte. Dann mu¨ßte uns Gelegenheit gegeben werden, unsererseits Wu¨nsche zur Tagesordnung zu a¨ussern. Bei der Kirchenkonferenz im Sommer 1952 kamen wir nicht zur Aussprache, weil wir einen Bericht des Propstes von Jerusalem entegegenzunehmen hatten, und fu¨r die Aussprache u¨ber die zwischen uns stehenden Fragen mußte eine besondere Kirchenkonferenz im Zusammenhang mit der Synode in Elbingerode angesetzt werden. Diesmal stand der Bericht der Kommission fu¨r die Bibelrevision auf der Tagesordnung und weil die Herren eigens dazu gekommen waren, mußte dieser Punkt natu¨rlich auch behandelt werden, obwohl u¨ber die Berichte zur Lage der Kirche sowohl was den Osten als auch was den Westen anbelangt, la¨nger ha¨tte gesprochen werden mu¨ssen. Wobei ich u¨brigens nicht ganz verstanden habe, warum u¨ber die Lage im Osten nicht auch Propst Gru¨ber zu Worte kam, der doch in diesem Fall, ebenso wie Pra¨lat Kunst fu¨r die westliche Ha¨lfte, an der Reihe gewesen wa¨re; so gewiß die Berichte von Pra¨ses Scharf und Generalsuperintendent Krummacher fu¨r uns alle sehr wichtig gewesen sind. Also, ich meine, entweder finden die Kirchenkonferenzen ha¨ufiger statt; dann ko¨nnen auch der Propst von Jerusalem und die Kommission fu¨r Bibelrevision zu Worte kommen. Oder wir wissen nicht recht, wozu die Kirchenkonferenzen gut sind, halten sie darum so selten wie mo¨glich und fu¨llen sie mit „Jerusalem“ und „Bibelrevision“; dann sollten wir Geld und Zeit sparen, zu Hause bleiben und die Berichte u¨ber Jerusalem und Bibelrevision schriftlich zugeschickt bekom125 Abschriften dieses Schreibens gingen an Dibelius und Haug.

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men. Ich muß das mit solcher Deutlichkeit sagen, weil Bruder Niemo¨ller und ich so angesehen und angeredet wurden, als ha¨tten wir vo¨llig unangebracht unsere uns wahrhaftig umtreibenden und fu¨r unsere kirchliche Verantwortung entscheidenden Fragen vorgetragen und als ha¨tten wir damit vor den Bru¨dern des Ostens das traurige Beispiel des Streitens um unbedeutende Dinge gegeben. Ich frage mich, was denn wichtiger ist und fu¨r unser bru¨derliches Gespra¨ch miteinander entscheidender: Jerusalem und Bibelrevision oder diese unsere Frage, ob wir in der Evangelischen Kirche in Deutschland noch beieinander bleiben ko¨nnen oder nicht. Denn um diese Dinge, wirklich um diese Dinge ist es uns gegangen. Gewiß ha¨tte ich diese Frage lieber auf einer W e s t kirchenkonferenz besprochen; aber wenn seit Jahr und Tag keine Westkirchenkonferenz mehr einberufen wird, bleibt uns ja nichts anderes mehr u¨brig, als sie auf der einzigen Versammlung, auf der wir noch zusammenkommen, zu ero¨rtern. Und nun zur Sache selber: Ich hatte den Eindruck, daß Sie meine Gravamina zu der Behandlung der unierten Kirchen seitens der VELKD doch mehr oder weniger als einen Angriff gegen Ihre Person aufgefaßt haben, obwohl ich ausdru¨cklich betont hatte, es gehe, auch wenn es sich um Ihren Artikel handelt, wirklich nur um die Sache. Daß Sie dabei perso¨nlich und in der Existenz Ihres Amtes mit betroffen sind, liegt eben in dieser Sache. Weil es nicht um Ihre Person, sondern um die Sache ging, hielt ich es fu¨r gut, die Fragen vor der Kirchenkonferenz vorzutragen; sonst ha¨tte ich Ihnen allein schreiben ko¨nnen. Sie haben gefragt, ob man denn nicht u¨ber die Frage der Union in einem echten und offenen bru¨derlichen Gespra¨ch stehen ko¨nne und ob Sie nicht die Freiheit haben du¨rften, Ihre Meinung in dieser Sache auszusprechen. Ich habe weder die Absicht, dem offenen Gespra¨ch zu wehren, noch Sie in der Freiheit Ihrer Meinungsa¨usserung zu beschra¨nken. Aber zu der Art, wie dieses Gespra¨ch von Ihnen und Ihren Freunden gefu¨hrt wird, muß ich doch einiges sagen: 1. Vero¨ffentlichungen im Informationsdienst der VELKD oder im Informationsblatt der niederdeutschen lutherischen Kirchen ko¨nnen kaum Teile eines echten Gespra¨chs sein, sondern sind zuna¨chst einseitige „Informationen“ des bestimmten Leserkreises, die meistens unwidersprochen bleiben, zumal wenn solche Bitten um bessere und richtigere Information, wie sie D. Stempel an den Informationsdienst gerichtet hat, nicht erfu¨llt werden. Der Pra¨sident der Kanzlei der EKiD mu¨ßte m. E. auf eine andere Weise das Gespra¨ch zwischen uns einleiten als auf diese einseitige Art, bei der wir mehr zufa¨llig erfahren, was er im Raum der VELKD geschrieben hat, bezw. es u¨berhaupt nicht erfahren, wie viele Mitglieder der Kirchenkonferenz einschließlich ihres Leiters bekennen mußten. Da muß man dann schon das Gespra¨ch vom Zaun brechen, wie wir es am 25. Ma¨rz in Spandau mit mehr oder weniger Mißerfolg versucht haben.

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2. Daß Ihre lutherischen – ich meine die VELKD-lutherischen – Leser durch Sie einseitig informiert wurden, meine ich nun allerdings. Von dem bo¨sen „Brief aus der Pfalz“, der von einem freikirchlichen Lutheraner geschrieben wurde, Unrichtigkeiten entha¨lt und von einer Kirche, die zur EKiD geho¨rt, gegen die pfa¨lzische Kirche, die auch ein Glied der EKiD ist, ziemlich unbenommen und ohne daß vorher eine Information bei der pfa¨lzischen Kirchenleitung eingeholt worden war, abgedruckt wurde, will ich gar nicht reden. Ich halte diese ganze Angelegenheit fu¨r ein trauriges Kapitel, und irgendwie steht das, was seitens der Kanzlei der VELKD. geschieht, doch auch unter Ihrer Verantwortung. Sie du¨rfen sich darum nicht wundern, wenn wir Ihre Artikel mit diesen anderen Vorga¨ngen („Brief aus der Pfalz“ usw.) zusammen sehen. Auch das ermuntert nicht gerade zum „offenen und bru¨derlichen Gespra¨ch“, wenn Ihr Artikel im Informationsblatt neben dem Schma¨hartikel von Gramsch gegen Kloppenburg steht126. Keiner von uns hat Freude an den Vorga¨ngen in der oldenburgischen Kirche; wir bedauern sie alle aufs tiefste. Aber es geho¨rt wahrlich nicht zum Ruhm des Informationsblattes der norddeutschen VELKD, daß es nur denen Raum gibt, die u¨ber Kloppenburg, der doch immerhin einer unserer besten Bru¨der im Kirchenkampf und einer unserer treusten Fu¨rsprecher fu¨r die deutschen Kirchen gegenu¨ber der O¨kumene war, herfallen und ihm selber keine Gelegenheit gibt, seine Ehre zu verteidigen. Die armen Leser, die sich diese gelenkte Berichterstattung gefallen lassen mu¨ssen! Wie sollen die sich noch ein eigenes Urteil bilden ko¨nnen? Aber das ist wohl auch nicht erwu¨nscht. Aber nun zu Ihren Artikeln selbst. Ja, ich halte auch sie fu¨r einseitige Information, und darum habe ich mit vollem Ernst gefragt, ob der Pra¨sident der Kanzlei der EKiD s o schreiben kann. Nach meinem Urteil ist es einseitige Information: a) wenn Sie schreiben (im Informationsdienst November 1952, S. 167ff.)127: „Es gibt in Deutschland z. Z. eine lutherische und eine reformierte Kirche. Von der Union ist noch zu reden.“ Das ist einfach schief. Wo gibt es in Deutschland „eine reformierte Kirche“? Es gibt reformierte Gemeinden; die leben zumeist in unierten Kirchen. Wo ist in Deutschland „die lutherische Kirche“? Es gibt lutherische Kirchen; es gibt eine Vereinigte lutherische Kirche, aber es gibt lutherische Kirchen und lutherische Gemeinden, die nicht in der VELKD. leben. Wenn Sie schon sagen: Es gibt eine lutherische und eine reformierte Kirche, warum sagen Sie dann nicht weiter: „und eine unierte Kirche“? Nicht wahr, weil es die eigentlich und mo¨glichst nicht geben darf und hoffentlich bald nicht mehr

126 A. Gramsch, Oldenburg, S. 45ff. 127 H. Brunotte, Zusammenleben, S. 163–171.

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gibt. Das ist doch Ihr Schema – aber dieses Schema paßt nicht in die wirkliche Lage hinein. b) wenn Sie schreiben (ebenda): „Die Unionen des 19. Jahrhunderts waren ein untauglicher Versuch, das Zusammenleben der bekenntnisbestimmten Kirchen neu zu gestalten. Sie sind entstanden als politische Produkte auf der geistigen Grundlage der ausgehenden Aufkla¨rungszeit. Das Zusammenleben der bekenntnisbestimmten Kirchen in Deutschland wa¨re heute einfacher zu regeln, wenn es Unionsversuche nicht gegeben ha¨tte.“ Das steht nun fu¨r Ihre Leser einfach so da und steht fest. Diese Leser erfahren ja nichts davon, daß Ihre Bru¨der, mit denen Sie im Gespra¨ch stehen, die Union heute ein wenig anders ansehen, als oben dargestellt; sie erfahren nichts von der großen Freude an der Abendmahlsgemeinschaft in unseren Unionskirchen, von dem fruchtbaren Spannungsverha¨ltnis auf unseren Landessynoden, von dem Geschenk der Union im Kirchenkampf, in Barmen, das nicht ein „politisches Produkt auf der geistigen Grundlage der ausgehenden Aufkla¨rungszeit“, sondern ein ho¨chst unpolitisches Produkt auf der Grundlage der ernsten Ru¨ckbesinnung auf das Bekenntnis der Kirche Jesu Christi und auf ihre Botschaft war. Nein, das erfahren sie nicht; sie bekommen wohl auch nicht zu lesen, was Gollwitzer unter dem Thema „Mu¨ssen wir heute noch lutherisch oder reformiert sein?“ geschrieben hat, obwohl ihnen gewiß Gollwitzers Buch „Und fu¨hren, wohin Du nicht willst“ als eine gute Waffe in der Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus empfohlen wird. c) wenn Sie das sehr anfechtbare Gutachten der theologischen Fakulta¨t in Mu¨nster als128 „das ausgezeichnete Gutachten“ bezeichnen, ohne uns wenigstens einmal zu fragen, was wir von diesem Gutachten halten. d) wenn Sie den unierten Kirchen den etwas schulmeisterlichen Rat geben (ebenda!), eine klare bekenntnisma¨ßige Gliederung ihrer Kirchenleitung u. a. vorzunehmen, ohne daß Sie erst einmal auf das r e d l i c h e B e m u¨ h e n Ihrer Bru¨der und Ihrer unierten Gliedkirchen, lieber Bruder Brunotte, der Sie doch auch Pra¨sident in der EKiD sind, gesehen haben, die Dinge bei sich so zu ordnen, wie es unserm Zusammengewachsensein und unserm Zusammengeho¨ren entspricht. Vielleicht mu¨ßten Sie erst einmal auf unsere Landessynode kommen und eine Woche lang mitarbeiten, um sich dann zu fragen, ob Sie sich noch getrauen, uns vorzuschlagen oder gar vorzuschreiben, daß wir in drei Synoden auseinandergehen mu¨ssen. Vielleicht mu¨ßten Sie erst einmal in einen unserer „gemischten“ (horribile dictu!) Kirchenkreise und seine Pfarrerbruderschaft kommen und eine Zeitlang in ihm mitarbeiten, um sich dann zu fragen, ob Sie es sich getrauen, seine Aufspaltung in drei Sa¨ulen fu¨r alle geistlichen Funktionen

128 Gutachten, S. 37ff.

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zu fordern. Die Dinge sind eben nicht so einfach, wie Sie sie Ihren Lesern darstellen; sie sind viel schwieriger, aber auch viel verheißungsvoller! e) wenn Sie die berlin-brandenburgische Kirchenordnung129 als vorbildlich hinstellen, um dann die Ordnung der Evangelischen Kirche der ApU130 geho¨rig abzuwerten (s. Informationsblatt 2. Jahrgang, Nr. 3)131, ohne Ihren Lesern zu sagen, daß die berlin-brandenburgischen Synodalen auf der Generalsynode der ApU f u¨ r die Pra¨ambel der ApU gestimmt haben. f) wenn Sie in demselben Artikel schreiben: „in der Union bestehen lutherische und reformierte Gemeinden“ und wieder vergessen, daß es auch unierte Gemeinden gibt. Aber die passen eben wieder nicht in das Schema, bei dem man ja auf die große lutherische und die kleine reformierte Kirche in Deutschland los will. Eines muß hier auch einmal gesagt werden: eine lutherische Gemeinde in einer Unionskirche ist etwas anderes als eine lutherische Gemeinde in der VELKD, und lutherische Christen aus der Union sind etwas anderes als VELKD-Lutheraner. Darum kann man nicht die Schlesier so selbstversta¨ndlich in die bayerische Kirche u¨berfu¨hren und im selben Augenblick der pfa¨lzischen Kirche, wenn sie die Ostvertriebenen in ihren Gemeinden warm begru¨ßt, den bitteren Vorwurf machen, sie lasse die lutherischen Christen ihres lutherischen Glaubens nicht leben und wolle sie mit Gewalt reformiert machen. Ich bin Lutheraner, aber es geho¨rt zu meinem christlichen Glauben lutherischen Bekenntnisses, daß ich mit meinen reformierten Bru¨dern zusammen zum heiligen Abendmahl gehen und auch sonst kirchliche Gemeinschaft haben kann, und es schmerzt mich, daß meine lutherischen Bru¨der aus Schlesien, Ostpreußen oder Brandenburg, wenn sie nach Bayern oder Hannover kommen, so in die dortige Kirche eingegliedert werden, daß sie mit mir und ihren schlesischen, ostpreußischen oder brandenburgischen Landsleuten, die in Westfalen wohnen, nicht mehr zusammen das Sakrament feiern ko¨nnen, was sie doch vorher mit einem guten Gewissen konnten. Sehen Sie, das meine ich mit den anderen lutherischen Christen in der Union und in der VELKD, wobei ich fu¨r vieles, was uns verbindet, dankbar bin. Aber wehe dem, der in der Kirche trennt, wo er vielleicht verbinden du¨rfte! g) wenn Sie wieder in demselben Artikel schreiben: „Wenn es richtig ist, daß sich die Union von innen heraus als ein Problem erwiesen hat (u¨b129 „Grundordnung der Evangelischen Kirche in Brandenburg“ vom 15. Dezember 1948 (ABlEKD 1949, Nr. 3 vom 15. Ma¨rz 1949, S. 47–61). 130 „Ordnung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union“ vom 20. Februar 1951 (ABlEKD 1951, Nr. 7 vom 15. Juli 1951, S. 150–153). 131 H. Brunotte, Union, S. 33–36.

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rigens ist das zuna¨chst nur Ihre Behauptung!), dann sollte man es keinem ernsthaften Theologen oder kirchlichen Amtstra¨ger verwehren, in dieser Sache ,ein grundsa¨tzliches Wort zur Besinnung, zur Warnung und zur Geduld‘ (Brunner) zu sagen. Zur Geduld natu¨rlich nur, wenn die Besinnung vollzogen und die Warnung geho¨rt wird!“ Was meinen Sie eigentlich mit dieser letzten Satzwendung? Ist das eine Drohung und womit wird hier gedroht? Das mu¨ssen Sie mir bitte etwas genauer sagen; das darf nicht so unklar und dunkel bleiben. Mein Brief ist lang geworden, aber ich hielt es fu¨r no¨tig, Ihnen ausfu¨hrlich zu begru¨nden, warum ich auf der letzten Kirchenkonferenz gerade auch Ihre Artikel angegriffen habe. Wenn Sie die Freiheit haben, so zu schreiben, dann mu¨ssen wir die Freiheit haben, so zu antworten, damit dann vielleicht erst ein echtes Gespra¨ch daraus werde. Das mo¨chte ich von Herzen wu¨nschen! Mit bru¨derlichem Gruß Ihr P.S. Weil es wirklich um die Sache geht – das werden Sie mir wohl nach der Lektu¨re dieses Briefes abnehmen – gebe ich den Brief einem beschra¨nkten Kreis von Bru¨dern zur Kenntnis. D. O.

35E2. Schreiben Wilms an Dibelius. Bielefeld, 8. April 1953 F: LKA Hannover, L3 III, Nr. 1328 (Abschrift mit Paraphe Wilms). Verehrter Bruder Dibelius! Meinen Brief an Pra¨sident D. Brunotte132 gebe ich Ihnen in Abschrift zur Kenntnis, damit die Sache, um die es Bruder Niemo¨ller und mir auf der letzten Kirchenkonferenz ging, klarer wird, als es in der gedra¨ngten und schlecht placierten Aussprache mo¨glich war. Ich kann das aber nicht tun, ohne meinen entschiedenen Protest gegen die Art, mit der Sie diese Aussprache beendeten, anzumelden. Sie haben so getan, als ob wir aus einer Mu¨cke einen Elefanten machten und gesagt: „Was bedeutet denn schon ein Artikel in einer Zeitschrift?“ Und Sie haben gesagt: „Fu¨r uns im Osten ist es bitter, solche Ausfu¨hrungen anzuho¨ren.“ Damit wurden unsere sehr ernsten Anliegen in ein Licht geru¨ckt, als seien sie Lapalien gegenu¨ber der 132 35E1.

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Not der Kirche in der Ostzone, und wir standen da als solche, die sich zanken, wa¨hrend ihre Bru¨der leiden mu¨ssen. Ich muß Ihnen darum in aller Offenheit sagen bezw. Sie fragen: 1. Entspricht es wirklich der Situation, und zwar der Ihrigen wie der unsrigen, wenn Sie uns entgegenhalten, wie Sie es getan haben: „Wir im Osten und Ihr im Westen?“ 2. Es ging gar nicht nur um einen Artikel, sondern dieser Artikel steht in engem Zusammenhang mit verschiedenen Vorga¨ngen seitens der VELKD gegenu¨ber unierten Kirchen. Der Vorsitzende des Rates der EKiD darf das nicht als belanglos abtun, sondern muß sich seinerseits sehr ernst um diese Dinge ku¨mmern, wenn ihm die Einheit der EKiD am Herzen liegt. 3. Sie wissen, daß uns die Not der Bru¨der im Osten wahrlich nicht gleichgu¨ltig ist und daß wir immer wieder fragen, wo und wie wir helfen ko¨nnen und uns zum Opfer rufen lassen. Darum du¨rfen Sie nicht so reden, als seien wir Leute, die mu¨ßigen Streit suchen, wenn die Bru¨der in Not sind. 4. Wir haben keinen Streit gesucht, sondern haben die lutherischen Bru¨der mit Ernst angeredet, die uns, wenn sie so weitermachen, einfach auseinanderbringen. Mu¨ßten Sie uns nicht selber auf diese Dinge und Fragen hin ansprechen, statt den Auseinandersetzungen daru¨ber auszuweichen? Warum geht vom Vorsitzenden des Rats und Leiters der Kirchenkonferenz so wenig bru¨derlich-va¨terliche Vermahnung und Weisung aus, die uns besser zusammenfu¨hren ko¨nnte? Wenn wir nicht langsam aber sicher auseinanderwachsen wollen, mu¨ssen wir miteinander reden. Das Schweigen und Verschweigen bringt uns wahrhaftig nicht zusammen, sondern das Sichaussprechen. Sie haben mir einmal gesagt – es ist gerade ein Jahr her – wir unierten und reformierten Kirchen sollten uns auch zusammenschliessen. Wenn ich das fu¨r einen guten und christlichen Weg gehalten ha¨tte, wa¨re ich dafu¨r la¨ngst eingetreten. Aber vorla¨ufig scheint es mir weder gut noch christlich zu sein. Nicht Block gegen Block, sondern Kirchen und Bru¨der, die noch miteinander reden – das scheint mir Verheißung zu haben. Darum bitte ich Sie sehr dringend, nicht die Mo¨glichkeiten zu solchen Gespra¨chen zu la¨hmen. 5. Ich bitte Sie dringend und herzlich, alle Mo¨glichkeiten, die Ihnen in Ihrem Amt als Ratsvorsitzender und Leiter der Kirchenkonferenz gegeben sind, zu nutzen und alle Wege zu gehen, damit die Evangelische Kirche in Deutschland zusammenbleibt. Bei diesem Anliegen, das gerade im Blick auf die Kirche in der Ostzone so unheimlich dringend ist, werden Sie mich immer zur Mitarbeit bereitfinden. Wenn Sie aber dieses unser Anliegen mit solcher Geringscha¨tzung behandeln, wie es von Ihnen auf der letzten Kirchenkonferenz geschehen ist, vergeht alle

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Freudigkeit in der Evangelischen Kirche in Deutschland mitzuarbeiten. Ich glaubte, Ihnen dies schreiben zu mu¨ssen. Mit bru¨derlichem Gruß Ihr ergebener

35E3. Schreiben Brunottes an Baudissin. Hannover, 8. April 1953 F: EZA Berlin, 2/2576 (D mit Paraphe Kunsts). Sehr verehrter Herr Graf! Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich in seiner letzten Sitzung am 26. Ma¨rz noch im Beisein von Oberkirchenrat Osterloh nach dem Stand der gesetzlichen Vorarbeiten u¨ber den Rechtsschutz der Kriegsdienstverweigerer erkundigt. Die Kirchenkanzlei konnte an diesem Tage genaue Auskunft nicht geben. Wir erlauben uns daher die Anfrage, ob in dieser Angelegenheit bereits Entschließungen Ihrer Dienststelle oder gar des Bundeskabinetts gefaßt worden sind. Falls es mo¨glich sein sollte, uns von den Grundlinien der dortigen Entwu¨rfe Kenntnis zu geben, wa¨ren wir dafu¨r aufrichtig dankbar. Sollte eine schriftliche U¨bermittlung nicht in Betracht kommen, so mo¨chten wir vorschlagen, gegebenenfalls Herrn Pra¨lat D. Kunst, Bonn, Poppelsdorfer Allee 96, mu¨ndlich zu unterrichten. Mit verbindlichen Gru¨ßen Ihr sehr ergebener

35E4. Schreiben Gru¨bers an Grotewohl. Berlin, 17. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 4/391 (D). Hochverehrter Herr Ministerpra¨sident! Ich darf mir erlauben, Herr Ministerpra¨sident, Ihnen eine Angelegenheit unmittelbar vorzutragen, die fu¨r die Evangelische Kirche in Deutschland von entscheidender Bedeutung ist. Seit 50 Jahren arbeitet auf den gro¨ßeren Bahnho¨fen in Deutschland die Evangelische Deutsche Bahnhofsmission in enger Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der katholischen Kirche. Vor allen Dingen durch die Arbeit in der Nachkriegszeit ist die Bahnhofsmission in weitesten Kreisen bekannt geworden, und es gibt wohl keine Arbeit der Kirche, die so im Bewußtsein der gesamten Bevo¨lkerung in beiden Teilen Deutschlands verwurzelt ist, wie das Werk der Bahnhofsmission. Die Kirche hat auch diese ihre Arbeit immer als einen hervorragenden Dienst angesehen,

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dessen Erfu¨llung ihr ein besonderes Anliegen war. Auch die Stellen der Deutschen Reichsbahn haben, soweit sie fu¨r den Verkehr verantwortlich waren, die Zusammenarbeit mit der Bahnhofsmission immer begru¨sst. Die mancherlei Versuche, die Arbeit der Bahnhofsmission durch andere Stellen zu u¨bernehmen, sind gescheitert, da fu¨r diesen entsagungsvollen Dienst gerade auch nach der Zersto¨rung der großen Bahnho¨fe in den anderen Organisationen sich nicht die freiwilligen Helfer zur Mitarbeit fanden. Am Sonnabend, d. 14. Ma¨rz 1953 wurde nun durch die Abteilung Organisation der Reichsbahndirektion Schwerin um 13 1/2 Uhr den Bahnhofsmissionen in Schwerin, Rostock, Parchim, Gu¨strow, Bad Kleinen und Ludwigslust mitgeteilt, daß sie bis Montag, d. 16. Ma¨rz 1953 um 16 Uhr die Arbeit einzustellen und die Ra¨ume zu u¨bergeben ha¨tten, da das Deutsche Rote Kreuz zu diesem Zeitpunkt die Arbeit u¨bernehmen wird. Weder mit mir, als dem Pra¨sidenten der Bahnhofsmission, noch mit irgendeiner anderen zentralen kirchlichen Stelle ist u¨ber diese einschneidende Massnahme vorher verhandelt worden. Mir selbst war es bisher auch nicht mo¨glich, den Herrn Minister oder den Herrn Staatssekreta¨r fu¨r Verkehrswesen oder mit dem Herrn Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn in dieser Angelegenheit zu sprechen. Unsere Beauftragten waren mit Msgr. Direktor Zinke bei der Hauptabteilung Organisation um 13.30 Uhr und baten, man mo¨ge mit Schwerin verhandeln, daß die Durchfu¨hrung der Massnahmen noch etwas ausgesetzt werden mo¨chte. Unsere Beauftragten wurden in der Hauptabteilung Organisation bis 16.15 Uhr hingehalten. Erst zu dieser Zeit wurde ein Gespra¨ch nach Schwerin angemeldet, in dem von Schwerin besta¨tigt wurde, dass die Ra¨umung um 16 Uhr durchgefu¨hrt worden sei. Ich darf noch bemerken, dass die o¨rtlichen Stellen des Deutschen Roten Kreuzes unseren Mitarbeitern sagten, daß sie noch nicht ein ausreichend vorgebildetes Personal fu¨r die Durchfu¨hrung der Arbeit ha¨tten. Es muß festgestellt werden, daß hier eine Arbeit der Kirche, die selbstlos im Interesse aller notleidenden und ratsuchenden reisenden Bevo¨lkerung durch Jahrzehnte durchgefu¨hrt wurde, ohne erkennbaren Grund kurzfristig verboten wurde. Ich wa¨re Ihnen, Herr Ministerpra¨sident, dankbar, wenn Sie veranlassen ko¨nnten, daß der urspru¨ngliche Zustand wiederhergestellt wu¨rde. Mit hochachtungsvoller Begru¨ssung (Gru¨ber)

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35E5. Schreiben des Pra¨sidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages an die Mitglieder des Rates und der Kirchenkonferenz. Fulda, 14. April 1953 F: EZA Berlin, 71/86/76 (H). Hochzuverehrende Herren, liebe Bru¨der! Sie wissen, daß im großen Rahmen der Verhandlungen bei der letzten Kirchenkonferenz in Berlin am 26. Ma¨rz unter vielen anderen Gegensta¨nden der Tagesordnung auch das Hervortreten des Deutschen Evangelischen Kirchentages wa¨hrend der letzten Wochen in Bezug auf die neuerliche Flu¨chtlingsbewegung, insbesondere aber sein Aufruf an die evangelische Christenheit in Essen am 24. Ma¨rz133 Gegenstand der Aussprache gewesen ist. Nach Ru¨cksprache mit dem Ratsvorsitzenden, Bischof D. Dibelius, darf ich Ihnen im folgenden einige Ausfu¨hrungen machen, die bestimmte Mißversta¨ndnisse in dieser Sache richtigstellen. 1. Haus fu¨r evangelische Flu¨chtlingsarbeit in Berlin Da die erwarteten 20.000 Bru¨der und Schwestern aus dem Osten nicht nach Stuttgart kommen konnten, waren viele Spenden zugunsten der Reiseausgaben der ostdeutschen Bru¨der u¨briggeblieben, die von den Spendern fu¨r die weiteren Kirchentagsbemu¨hungen um die No¨te des Deutschen Ostens auf dem Konto des Kirchentages belassen wurden. Auf die offizielle Anfrage des Pra¨sidiums an den Ostausschuß des Kirchentages, welche Verwendung das Geld finden sollte, wurde von diesem mitgeteilt, diese Spenden mit Ru¨cksicht auf die Unmo¨glichkeit so umfangreicher Valutakonvertierungen der akuten Not in Berlin zuzuwenden. Man war insonderheit fu¨r diese Lo¨sung eingetreten angesichts der Tatsache, daß fu¨r die zahlreichen jungen Ma¨dchen unter den Flu¨chtlingen keine wirklich geeignete, bewahrende und auch menschlich bergende Unterkunft im Trubel der gegenwa¨rtigen Notzusta¨nde vorhanden ist. Wohl gibt es in Berlin bereits drei Jugendlager der katholischen Kirche und das vierte ist im Aufbau, aber alle u¨brigen Lager werden von der sozialistischen Arbeiterjugend betreut und bieten nicht diejenigen – dem Ma¨dchen und der Frau entsprechenden – Fu¨rsorgemo¨glichkeiten, deren diese jungen Ma¨dchen nicht entraten ko¨nnen. Darum schien es in unserer evangelischen Verantwortlichkeit zu liegen, gerade dieser besonders gefa¨hrdeten weiblichen Jugend ein Haus zu o¨ffnen, das in der Lage ist, sich der jungen Ma¨dchen besonders anzunehmen. U¨ber das ganze Projekt hatte ich Herrn Bischof D. Dibelius bereits am 10. Februar mu¨ndlichen Bericht er-

133 INLL 2, 1953, S. 113ff.

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stattet und dann anschließend Generalsuperintendent Jacobi in einer eingehenden Unterhaltung unterrichtet. Von irgendeiner spa¨teren Zweckbestimmung dieses Hauses fu¨r eine anderweitige Verwendung ist von mir aus nie die Rede gewesen. Inzwischen ist ein Kuratorium in Bildung begriffen, das die Leitung des Hauses u¨bernimmt, und dem unter mehreren Herren der Berlin-Brandenburger Kirche seitens des Kirchentagspra¨sidiums nur Generalsekreta¨r Ehlers angeho¨rt. 2. Die Kundgebung in Essen am 24. Ma¨rz 1953 Aus dem Kreis der sozialpolitischen Arbeitsgemeinschaft der westfa¨lischen Kirche ist Ende Februar an mich die dringende Bitte herangetragen worden, die weitreichende Resonanz des Deutschen Evangelischen Kirchentages in der evangelischen O¨ffentlichkeit zur Verfu¨gung zu stellen, um das Ergebnis ihrer bisherigen Arbeitsbemu¨hungen in NordrheinWestfalen angesichts des neu anlaufenden Flu¨chtlingsstroms aus dem Osten wirksam zu unterstu¨tzen. Evangelisches Hilfswerk wie Zentralausschuß der Inneren Mission waren bereits erheblich in die Arbeit eingespannt, Sachkenner aus den verschiedenen Ministerien der Bundesregierung hinzugetreten, und so fehlte es im Augenblick lediglich an einer geeigneten Stelle, die qualifiziert und legitimiert war, in o¨ffentlicher Kundgebung die evangelische Christenheit anzusprechen. Dieser Bitte habe ich entsprochen, zumal ich davon Kenntnis hatte, daß die katholische Seite bereits seit Wochen mit dem Gedanken umging, ihrerseits Hilfsaktionen großen Stils ins Leben zu rufen und in Mu¨nchen eine wahrscheinlich a¨hnlich gedachte Kundgebung anzuberaumen. Darum hatte ich bereits auf den 7. Ma¨rz zu vorlaufenden Besprechungen unserer Kirchentags-Arbeitsgruppen „Dorf“ und „Siedlung“ in Anwesenheit der wortfu¨hrenden Vertreter der Inneren Mission und des Evangelischen Hilfswerks eingeladen. Am 23. Ma¨rz trafen dann in Bonn weitere Experten des Flu¨chtlingsproblems und der Siedlungsfragen mit den evangelischen Sachkennern aus den Ministerien zu gru¨ndlicher Arbeit zusammen. In den Kreis der Mitarbeiter am 23. Ma¨rz geho¨rten außerdem die Damen und Herren, die die erarbeiteten Worte vortrugen. Der Bundespra¨sident selbst, der der Ta¨tigkeit des Kirchentages sta¨ndig lebhaftes Interesse entgegenbringt, hat sich ausdru¨cklich als evangelischer Christ zur Verfu¨gung gestellt und als „einer unter den Vielen“ das Wort, das der Kirchentag an die O¨kumene richtete, verlesen. Er u¨bernahm also nur das gleiche Amt wie die u¨brigen Vertreter der evangelischen Laienchristenheit. Zusammenfassend mo¨chte ich bemerken, daß die Frage, ob der Evangelische Kirchentag nicht in Essen seinen eigentlichen Weg wirkungsvol-

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ler neuzeitlicher Verku¨ndigung in unserem Vaterland verlassen und dafu¨r die Liebesta¨tigkeit der Kirche als seine Doma¨ne fu¨r sich in Anspruch genommen habe, durch den Text der Essener Kundgebung eindeutig beantwortet wird. Wir sind in Essen nur Mittler gewesen, das Ohr der evangelischen Christenheit in denkbar wirksamer Weise zu erreichen. In Funktion stehen nun die von der EKD-Synode in Elbingerode in Aussicht genommenen und ausdru¨cklich betrauten charitativen Verba¨nde. 3. Exil-CDU Bonn Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen fu¨r die Kundgebung in Essen wollte ich die zusta¨ndigen Bundesminister von unserer Absicht unterrichten. Den Minister Kaiser konnte ich nur in dem Geba¨ude, in dem die CDU-Tagung stattfand, erreichen. Als ich dort nach dem Minister fragte, wurde ich zu meiner U¨berraschung in die Versammlung gefu¨hrt. Ich bin im Versammlungsraum ca. zehn Minuten anwesend gewesen, bis es mir gelang, den Minister perso¨nlich zu sprechen. Unmittelbar darauf verließ ich die Versammlung wieder. In der Hoffnung, daß meine Erla¨uterungen zur Kla¨rung der kritischen Fragen in den Sitzungen des Rates und der Kirchenkonferenz beitragen, gru¨ße ich sie in der Verbundenheit des gleichen Dienstes als Ihr aufrichtig ergebener D. Dr. R. von Thadden Trieglaff [m. p. ] Pra¨sident des Deutschen Evangelischen Kirchentages

35E6. Kundgebung des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Essen. Essen, 24. Ma¨rz 1953 F: EZA 71/86/76 (H) 134. Ansprache des Pra¨sidenten D. Dr. von Thadden-Trieglaff Herr Bundespra¨sident, sehr verehrte Damen und Herren hier in diesem Saalbau zu Essen und allen Mitchristen an den Lautsprechern in Deutschland! „Rettet den Menschen!“ war die Losung, die wir hier vor drei Jahren ausgaben. Es ging um die Entta¨uschten und Verbitterten, den Menschen zu retten unter den Heimatlosen und Entrechteten. Diesen Weckruf wie134 Gea¨ndert und geku¨rzt in: Kirchentag, S. 113ff.

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derholen wir heute laut und vernehmlich. Wir mo¨chten uns heute zu einer Tat ermutigen, die Gott j e t z t von uns fordert. Mit Aktentasche und Pappkarton kommt ein Strom von Menschen aus dem Osten heru¨ber, hilflos, nur auf unsere Hilfe angewiesen. Sie haben nicht vergessen, daß wir ihnen in Berlin versicherten: „Wir sind doch Bru¨der!“ In solcher Erwartung kommen sie zu uns. B r u¨ d e r stehen vor unserer Tu¨r. Wenn es aber Bru¨der sind, so haben wir nicht lange zu fragen: „W a r u m kommst Du zu uns?“ Wagt es etwa einer von uns, solche Frage seinem l e i b l i c h e n Bruder zu stellen? D e r steht vor unserer Tu¨r! Was gibt es da noch lange zu reden! Dennoch richten wir an dieser Stelle ein ernstes Wort an unsere Bru¨der im O s t e n , die geblieben sind. Wir wissen um Euer tapferes Aushalten dort dru¨ben inmitten mancher schwerer Ku¨mmernis und trotz aller begreiflichen Sehnsucht nach Wiedervereinigung mit Eltern, Geschwistern, Verwandten oder Freunden hier. Gott kennt Eure Not. Gott weiß, wo Ihr wohnt. Tut nichts ohne Ihn! Was immer Ihr tut, tut es in Besonnenheit. Vergeßt nicht, daß Seine Verheißungen unter allen Umsta¨nden gelten. „Werft Euer Vertrauen nicht weg!“ Es ist die Hamburger Losung. Ihr wißt, daß sie in langer Geschichte der Christen, oft unter Tra¨nen, besta¨tigt ist. Wir wissen aber auch um die V e r z w e i f l u n g derjenigen, die nun Haus und Hof hinter sich ließen, und die in der Hoffnung zu uns kommen, daß ihnen hier eine neue Existenz ermo¨glicht wird. Sie haben die Sorge um ihre Freiheit d r u¨ b e n mit der Sorge um das ta¨gliche Brot h i e r , um das D a c h u¨ber dem Kopf und um die A r b e i t in den na¨chsten Tagen und Wochen eintauschen mu¨ssen. Ihr sollt wissen, daß wir unsererseits alles aufbieten werden, Euch eine neue Heimat zu geben. Aber unsere Kra¨fte sind beschra¨nkt. Hunger und Arbeitslosigkeit hat auch Westdeutschland noch nicht u¨berwunden. Unsere Neubauten fassen nicht einmal die in den Kriegsjahren A u s g e b o m b t e n und lange nicht die M i l l i o n e n , die da vor acht Jahren im Strom der großen Ost-West-Wanderung bei uns landeten. Viele leben noch in Baracken, und es wird Jahre dauern, bis sie alle einen neuen Anfang gefunden haben. Habt also, die Ihr in der Hoffnung auf ein besseres Leben jetzt zu uns kommt, dafu¨r Versta¨ndnis, daß wir vielen einstweilen nicht mehr bieten ko¨nnen als Notunterbringung und Fu¨rsorgeunterstu¨tzung. Als einer, der selber einst seine Heimat o¨stlich der Oder verlassen mußte, sage ich allen A l t f l u¨ c h t l i n g e n unter uns in achtja¨hriger Not: Euch gilt unsere Sorge. Euch gelten unsere konstruktiven Pla¨ne nicht minder als denen, die jetzt neu zu uns heru¨berkommen. Trotz großer Schwierigkeiten ist es aber Gott Lob Tausenden von einst Heimatlosen gelungen, in den zuru¨ckliegenden Jahren einen Neubeginn zu finden. Gerade s i e wissen, was eine offene Tu¨r bedeutet, was

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ein freundliches Wort vermag, was man praktisch zuerst tut, und wo es am No¨tigsten fehlt. Erinnert Euch an Eure eigene Not, damit Ihr schnell der neuen Not begegnen ko¨nnt. Vor Jahren ist Euch geholfen worden, helft Ihr darum jetzt. Und wenn Euch n i c h t geholfen wurde, tut das, was Ihr Euch damals gewu¨nscht ha¨ttet. Unser Wort gilt d e n A l t e i n g e s e s s e n e n , die vor Jahr und Tag aktive Hilfe geleistet haben. Ihr habt Euch dem Anspruch nicht entzogen, den damals der „Andere“ an Euch stellte, als er Zuflucht suchte. Der Weg zum Na¨chsten wird in Zukunft nicht weiter als fu¨nf Kilometer sein. So dicht wird unser Land mit Unterku¨nften fu¨r die Heimatlosen besetzt sein, daß keiner am Elend voru¨bergehen kann. Aber eine La¨hmung liegt auf uns, die uns hindert, uns der neuen Last willig zu stellen, da wir doch eben kaum dem alten Unglu¨ck entronnen sind. Und dennoch: Za¨hlt nicht auf, wie o f t Ihr schon geholfen habt, und fragt jetzt nicht, warum denn nun noch m e h r ! Wer den Bruder vor der Tu¨r jetzt warten la¨ßt, schla¨gt Gottes Stunde aus, in der wir Gutes tun ko¨nnen. Wir wenden uns auch an die R e g i e r u n g e n der westdeutschen La¨nder, an die Verantwortlichen in der Industrie und auf dem Lande. Dankbar erkennen wir an, was alles bereits getan wurde. Und es ist viel getan. Aber: L a ß t n i c h t n a c h in dem Bemu¨hen und sagt Ja zu den Wegen und Vorschla¨gen, von denen jetzt die Rede sein wird. Wir rufen alle unsere G e m e i n d e n , jeden einzelnen C h r i s t e n und A l l e guten Willens auf: „Rettet den Menschen!“ J e t z t ! Denn Menschen auf der Flucht sind unsere Bru¨der! Lager in Berlin und im Westen Berlin ist Lagerstadt geworden. Ununterbrochen stro¨men Menschen aus der sowjetischen Besatzungszone in diese Stadt. Aus allen Sta¨nden und in jedem Alter. Lager schießen wie Pilze aus der Erde, um sie aufzunehmen. Zu den vielen alten Lagern im Westen und in Berlin kommen nun die neuen hinzu: in diesen neuen leben sie in Massen. Massenlager aber haben so schnell wie mo¨glich zu verschwinden, denn sie la¨hmen die Perso¨nlichkeit, und sie zersto¨ren die Familien. Aufteilung tut not. Das ist ein bu¨rderlicher Dienst, der schnell geschehen kann. Wenn wir beim Kirchentag in Berlin das Wort, das uns noch allen im Geda¨chtnis ist, einander zuriefen: Wir sind doch Bru¨der!, dann hat es seine Konsequenzen. Wenn wir auch von heute auf morgen die Lager nicht beseitigen ko¨nnen, so helfen uns die Beho¨rden jetzt, in zahlreichen kleineren Sammelunterku¨nften u¨ber die ganzen La¨nder des Westens verstreut die Vielen auf der Flucht unterzubringen. Aber es muß alles getan werden, daß die Menschen in Lagern und Sammelunterku¨nften Menschen bleiben ko¨nnen. Wir wissen, daß es Lager

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gibt, in denen bis zur Stunde kein Seelsorger Zutritt hat. Das darf nicht sein! Menschen haben wir zur Seelsorge. Zur Seelsorge aber mu¨ssen Ra¨ume auch sein. Viele Fragen neuer Existenzgru¨ndung erfordern eingehende Beratung. Zum Beispiel fragen wir die Rechtsanwa¨lte: wollt ihr nicht den Flu¨chtlingen als beratende Freunde zur Verfu¨gung stehen? Nicht arbeiten du¨rfen, vegro¨ßert das U¨bel. Darum fordern wir, daß Flickstuben und Werksta¨tten fu¨r den Lagerbedarf eingerichtet werden. Kinderga¨rten muß es geben, Lesestuben auch. Wenn die Sammelunterku¨nfte jetzt sehr bald in unserer Na¨he sind, so ist jeder gefragt, ob er nicht neue Nachbarn gewinnt. Sucht die Bewohner der Lager und Sammelunterku¨nfte auf. Ladet sie auch zu euch ein. Besonders die Kinder und die Alten. Einzelne Familien ko¨nnen eine Patenschaft fu¨r einen Flu¨chtling, einzelne Gemeinden ko¨nnen solche fu¨r mehrere Familien u¨bernehmen. Das Dekanat kann sich fu¨r eine Sammelunterkunft stark machen, und gro¨ßere Kirchenkreise fu¨r ein entsprechendes Lager. Die Bitte geht an unsere Landeskirchen, doch erfahrene Pastoren, Diakone, Gemeindehelferinnen und andere Hilfskra¨fte fu¨r die Lager zeitweise zur Verfu¨gung zu stellen. Aus diesen Lagern werden Kinder eure Schulen besuchen, Jugendliche, Ma¨nner und Frauen werden bei euch arbeiten. Schwierigkeiten gibt es u¨berall. Aber hu¨tet euch vor Kollektivurteilen u¨bereinander. Wir wissen, daß bei der ersten Begegnung zwischen Heimatvertriebenen und Einheimischen vor einigen Jahren manche Fehler gemacht worden sind. Die du¨rfen nicht noch einmal geschehen. Laßt uns daraus lernen und wirklich Bru¨der sein. Jugend ohne Bleibe In diesen Wochen kommen ta¨glich vierhundert alleinstehende Jugendliche aus der Sowjetzone in die Bundesrepublik. Sie haben Elternhaus, Freundeskreis und Arbeitspla¨tze aufgeben mu¨ssen. Jetzt suchen sie eine neue Heimat. Sie sind durch ihre Einsamkeit und Unerfahrenheit besonders bedroht. Welche Hilfe wu¨nschtest du, wenn dein Kind, dein Bruder, deine Schwester in der gleichen Lage wa¨ren? So mu¨ssen wir uns na¨mlich fragen: denn es geht doch um den Na¨chsten! Gott fordert von dir Hilfe, wer du auch seist, wo du auch stehst, in deiner Familie, in deiner Gemeinde, deinem Amt. Was braucht der Jugendliche im Lager? 1. Mehr Menschen als bisher die ihm hauptamtlich bei seinen Lebensund Berufsfragen ratend und helfend zur Seite stehen. Viele neue ehrenamtliche Helfer sollten diesen Dienst so erga¨nzen, daß kein Jugendlicher im Lager mehr ohne Rat und Hilfe bleibt. 2. Bu¨cher, Musikinstrumente, Liederhefte, Zeitschriften, Spiele und Zeitungen.

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Was braucht der Jugendliche bei seinem ersten Schritt aus dem Lager? Nicht alle Jugendlichen finden einen endgu¨ltigen Arbeitsplatz. Es muß doch unter unseren Arbeitgebern und auf den Arbeitsa¨mtern Menschen geben, die fu¨r diese Jugendlichen besonders viel Zeit und Kraft aufbringen und alle eigenen Interessen zuru¨ckstellen. Jungen und Ma¨dchen ohne festes Lebensziel sollen bis zur Arbeitsaufnahme in Aufnahmeheimen oder Jugendgemeinschaftswerken bleiben. Kranken soll man Pflege geben. Erholung in Familien heilt besonders schnell. Oberschu¨ler brauchen perso¨nliche und schulische Hilfe, damit sie wieder Anschluß an ihre unterbrochene Schulausbildung bekommen. Was braucht der Jugendliche an seinem neuen Arbeitsplatz? Er braucht eine Arbeitssta¨tte, die ihm Heimat und Familie gibt. Demgegenu¨ber haben arbeitsmarktpolitische Gesichtspunkte zuru¨ckzutreten. Neben neuen Jugendwohnheimen sind vor allem Familienpflegepla¨tze erforderlich. Durch Baukostenzuschu¨sse und durch Pflegegelder an die hilfswilligen Familien muß diese Unterbringung aber auch finanziell gesichert werden. Jugendliche auf dem Lande bedu¨rfen der fu¨rsorglichen Fu¨hrung und Betreuung, auch in Verbindung mit Dorfjugendheimen. In allen Gemeinden sind Menschen no¨tig, die sich fu¨r die Eingliederung dieser Jugendlichen auf die Dauer verantwortlich fu¨hlen. Besonders die Ma¨nnerwerke, die Frauenhilfen, die diakonischen Werke haben diese Aufgaben anzufassen. Und ihr in den Jugendgruppen haltet doch die Tu¨ren offen fu¨r die jungen Bru¨der und Schwestern aus der Sowjetzone. Holt sie zu euch zum Heimabend, zur Fahrt und zum diesja¨hrigen Sommerlager. Was wir vorschlagen, geht zuna¨chst nicht u¨ber die Privatinitiative hinaus und beru¨hrt nur Lo¨sungsmo¨glichkeiten in der Familie. Aufgabe des Staates aber wird es sein, daru¨ber sehr ernste Erwa¨gungen anzustellen, ob nicht neue Formen starken, gemeinsamen, jugendlichen Arbeitseinsatzes heute geboten und mo¨glich sind. Bo¨se Erinnerungen an argen Mißbrauch eines an und fu¨r sich gesunden Gedankens in der Vergangenheit du¨rfen nicht hindern, das Notwendige zu tun. Keiner von uns kann dies alles allein tun. Keiner von uns darf nichts tun. Was willst du tun? Anteil der Landwirtschaft Wer Bauer ist in seiner Seele, der kommt aus dem Gestern und er lebt nicht fu¨r heute, sondern fu¨r morgen. Er denkt in Geschlechtern. Die unlo¨sbare Verbundenheit mit Grund und Boden la¨sst sich auch durch eine gewaltsame Trennung nicht lo¨sen. Nun haben sich in der Sowjetzone tausende von Bauernfamilien von Haus und Hof getrennt. Was mu¨ssen diese Menschen an Drangsal erlebt haben, bis sie zu dem Entschluss sich durchrangen, sich gewaltsam loszureissen.

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Der deutsche Bauer des Westens, der sich hineindenken und –fu¨hlen kann in die Lage eines solchen Bauern, der muss als Erster nach Mitteln und Wegen suchen, die Bauern, die vom Hof weichen mussten, aufzunehmen, damit sie wieder Vertrauen gewinnen. Wir wollen nicht weiter daru¨ber reden, wir wollen Euch bitten, das Na¨chste zu tun. Verhindert, dass diese ba¨uerlichen Menschen in langem Lagerleben zermu¨rben und verzagen. Evangelische ba¨uerliche Gemeinden, setzt Eure Ehre daran, einer oder mehreren ganzen Bauernfamilien – Grosseltern, Eltern und Kinder – zuna¨chst unentgeldlich Unterkunft und Unterhalt zu gewa¨hren. Wer dies aber nur in der Absicht tut, damit fu¨r seinen Betrieb zusa¨tzlich brauchbare Arbeitskra¨fte zu gewinnen, der hat das Leid dieser Vertriebenen nicht begriffen. Denn es ist nicht unser Verdienst, dass wir noch ungesto¨rt auf unseren Ho¨fen sitzen. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie von ihren Ho¨fen weichen mussten. Es ist Gott der Herr, der uns bis zur Stunde davor bewahrte, das Gleiche zu erleben und zu erleiden, was unsere Bru¨der jetzt erleiden. Nehmt diese Bauern als Bru¨der auf. Bemitleidet sie nicht, sondern handelt. Erhaltet sie in der ba¨uerlichen Gemeinschaft. Noch ist der Grossteil der ostvertriebenen Landwirte und Bauern aus dem Jahre 1945 nicht wirksam versorgt. In der Stunde und ihrer Not waren uns die Ha¨nde gebunden. Was in den letzten drei Jahren nachgeholt wurde, war am Anfang doch zu wenig. Die neue Bauernflucht nach Westen ruft noch einmal zur Hilfe auf. Jetzt ist die Stunde, der alten und der neuen Not durch Abhilfe fu¨r alle zu begegnen. Und Ihr Bauern, die Ihr aus der Sowjetzone zu uns gekommen seid: Wer von Euch sein Bauerntum bewahren will, der halte sich an die ba¨uerliche Gemeinde. Vertraut ihrer Bereitschaft. Arbeitet dort mit. Es wird nicht lange dauern, dann werdet Ihr im Dorf aufho¨ren, fremd zu sein. Ihr werdet Euch gegenseitig achten und scha¨tzen lernen. Auch im Dorf wird fu¨r Euch gebaut. Dort kann sich auch ein Weg zur Eigenwirtschaft finden. Das ist das Ziel. Davon wollen wir nicht lassen. Und nicht vergessen wollen wir, dass wir im Glauben einig sind. Die Gemeinchaft des Glaubens wird uns den Weg erleichtern. Lasst uns ihn gehen. Wohnraum- und Arbeitsbeschaffung. Wer flu¨chtet, braucht nicht nur ein Dach u¨ber dem Kopf, sondern eine Wohnung fu¨r sich und die Seinen. Nur wer Wohnung hat, kann auf die Dauer arbeiten und zu Hause Ruhe finden fu¨r den na¨chsten Tag. Noch sind wir mit der Wohnungsnot fu¨r die Ausgebombten und die Vertriebenen nicht fertig geworden, da kommen die neuen Flu¨chtlinge und brauchen Unterkunft. Viele haben neu gebaut. Sie taten es in der Hoffnung, nun allein blei-

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ben zu ko¨nnen. Wir mu¨ssen aber erkennen, dass neue Not auf uns zukam, die keiner vorhersah. Darum u¨berlegt, ob Ihr noch weiter fu¨r Euch allein wohnen du¨rft. Zieht enger zusammen. In dem oben erschienenen Vorbereitungsheft fu¨r den Hamburger Kirchentag sagen wir: „Menschen sollen wohnen und nicht hausen“135. Helft, daß sie wohnen. Macht ein Zimmer frei. Viele ko¨nnen es. Gott will, daß Menschen wohnen. Ta¨glich entstehen Neubauten. Aber die Zahl der neuen Ha¨user ha¨lt der Wirklichkeit nicht stand. Die Not wa¨chst. Darum mu¨ssen wir Mut zu vorla¨ufigen Lo¨sungen haben. Baracken und Lager geho¨ren nicht dazu. Sie sind teuer und zersto¨ren die Familien. Wir brauchen getrennte Wa¨nde und den eigenen Herd. Baut kleine Unterku¨nfte aus fabrikma¨ßig hergestellten Bauelementen. Die Pla¨ne liegen vor, um fu¨r 5000 DM 20–22 qm Wohnra¨ume fu¨r Familien zu schaffen. Solche Wohnra¨ume mu¨ssen dorthin gestellt werden, wo der Arbeitsplatz nahe ist. Denn wohnen soll man da, wo man auch Aussicht auf Arbeit hat. Pru¨ft alle Dachra¨ume auf Ausbaufa¨higkeit. Wer nur Nu¨tzlichkeit sucht, um Geld dabei herauszuschlagen, versu¨ndigt sich an der Not des Na¨chsten. Heute muß sich zeigen, ob wir ein Recht zum Weiterleben haben. Den Unternehmen, den Handwerkern und Kaufleuten sagen wir: stellt Arbeitspla¨tze und Lehrstellen zur Verfu¨gung, noch mehr als bisher. Wagt es gegen euren Verstand aus Mitteln eurer wirtschaftlichen Substanz. Denn menschliche Substanz steht auf dem Spiel. Vergeßt es nicht: Wer hier versagt, tra¨gt bei zu einer zunehmenden Auflo¨sung aller Ordnungen. Und dennoch, ihr neuen Flu¨chtlinge, versteht es, daß noch Hunderttausende der alten Heimatvertriebenen keine Heimat und keine Existenz haben. Wir wollen bauen, bauen, wir wollen ausbauen und aufnehmen: es dauert aber seine Zeit. Und glaubt es uns: wir sind auf gutem Weg. Frauen an Frauen. D a s i s t V i e l e n p a s s i e r t : Mit einem Ko¨fferchen, kaum Wa¨sche, nur ein Kleid und kein zweites Paar Schuhe, ohne Heim, keine Betten, ohne Mo¨bel, kein Haushaltsgera¨t, seit Monaten im Lager, endlich aber durchgeschleust und nun vor fremden Leuten, zu denen man ins Haus gewiesen wurde. Vielen ist das passiert. Nicht Dir. Also geht Dich das nichts an. Gott sei Dank, sagst Du. Also geht Dich das nichts an? Vergiss nicht: Es ko¨nnte genau so Dir passiert sein. Kannst Du dafu¨r, dass Du hier aufgewachsen bist und nicht

135 Vertrauen, S. 46.

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in Cottbus oder Go¨rlitz. Die andern auch nicht, die jetzt aus Go¨rlitz oder Cottbus kommen. Wir geho¨ren zusammen. Ihre Last ist unsere Last. Last? W e n n d a s s c h o n e i n e L a s t i s t , geduldig zuzuho¨ren und Zeit zu haben, den Kleiderschrank zu o¨ffnen und nachzusehen, was man jetzt nicht unbedingt braucht. Man kann sich von viel mehr trennen, als man denkt, wohlgemerkt: gerade auch von guten, neuen Sachen. Das gilt vom Kaffeesieb bis zum Elektrokocher, vom Stuhl bis zum Schrank, von der Decke bis zum Bett. Wir sind meist zu gedankenlos und wissen nicht, dass Kinder Windeln brauchen und Frauen ihre Wa¨sche, dass ein Flu¨chtling praktisch doch nichts bei sich hat. Noch einmal: kra¨nkt sie aber nicht mit alten, unbrauchbaren Sachen. Eine Last ist ganz was anderes. Wenn in der Bibel steht: „Einer trage des andern Last“, ist mehr gemeint als das, worum wir jetzt gebeten haben. Und dazu rufen wir euch auch noch auf: So schwer es ist – es ist fu¨r beide schwer: Belegt das freie Bett, ru¨ckt in der Familie zusammen. Insbesondere bitten wir die, die in nichtbewirtschafteten, neuen Wohnungen leben du¨rfen: macht ein Zimmer frei. Sorgt dort fu¨r eine Kochstelle. Aber mit der Aufnahme ist Eure Hilfe nicht zu Ende. Macht Ihr die Wege zu den Arbeitsvermittlungsstellen und o¨ffnet die Tu¨ren zu solchen, die in der O¨ffentlichkeit von Gemeinde und Stadt entscheiden ko¨nnen. So erst helft Ihr Heimat schaffen. Ihr habt nicht zuviel Geld. Aber Geld habt Ihr. Nehmt es aus Eurer Haushaltskasse. Eine Mark, das merkt der Haushalt nicht. Und bedra¨ngt den Mann, dass er eine Sondergabe gibt. Denn Geld ist no¨tig, fu¨r Kleider, fu¨r die Schule, am meisten aber fu¨r neue Wohnungen. Helft uns finanzieren! Die Kontonummer, auf die Ihr heute noch, spa¨testens morgen, Geld anweisen ko¨nnt, lautet: Postscheckkonto des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Frankfurt Main 38820, mit dem Stichwort „Schnellhilfe“. Ich wiederhole: Postscheckkonto des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Frankfrut am Main 38820, mit dem Stichwort „Schnellhilfe“. Wort an die O¨kumene136 Das Wort, das ich jetzt spreche, sucht das Ohr der o¨kumenischen Christenheit: Seit 1945 kamen 10 Millionen Menschen als Vertriebene und Flu¨chtlinge nach der Bundesrepublik. Will man diese Ziffer des Leides sinnenhaft und greifbar machen, so mag sie, indem man die Katastrophe des Beginnens in einem Strom sieht, besagen: durch sieben Jahre ta¨glich 4000

136 Der folgende Abschnitt entstammt der Rede von Bundespra¨sident Theodor Heuß.

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Menschen. Und der Strom fließt weiter. Die O¨kumene hat, vor allem durch die Hambuger Flu¨chtlingskonferenz, den Ring des Schweigens, der dies Problem einschnu¨rte, gebrochen. Die Flu¨chtlinge stehen vor den Kirchen und den Vo¨lkern der ganzen Welt. Es ist ein Irrtum zu meinen, daß die Heimatla¨nder der Flu¨chtlinge, wie Finnland, die Tu¨rkei, wie Indien und Pakistan, wie Deutschland, weil sie ihren Vertriebenen die rechtliche Gleichstellung gewa¨hren, fu¨r ihr weiteres Los verantwortlich sind. Wer vor fremdem Druck flieht oder durch ihn vertrieben wird, ist aller Sicherungen ledig. Er rettet nur das nackte Leben. Aber er nimmt mit sich sein Ko¨nnen und seine Erfahrung. Das ist ruhendes Kapital. Es will Frucht tragen ko¨nnen. Wer fliehen mußte, erlebte ein Schicksal, das uns mitverpflichtet: Ho¨her als der Besitz, ho¨her als die Heimat, die kein Vaterland mehr schu¨tzen kann, standen die unsichtbaren Werte, die er nicht preisgeben will, die er mit sich nimmt. Darum ist der Flu¨chtling frei von manchen Bindungen derer zu denen er kommt, um eine neue Heimat zu finden. Wer ermißt, was es bedeutet, wenn allein seit Oktober 1952 u¨ber 7000 Bauernfamilien den Hof verließen, auf dem ihre Va¨ter seit Jahrhunderten saßen? Dabei wußten sie, daß schon 300 000 Bauernfamilien vor ihnen das Gleiche erlitten hatten. Wir danken Euch in der O¨kumene, daß Ihr die Not fru¨he erkannt habt. Wir bitten Euch: helft die Herzen in der Welt weiter zu o¨ffnen fu¨r a l l e Flu¨chtlinge unserer Zeit. Wie ko¨nnen wir helfen, so fragt Ihr uns: Auswanderung kann die Sorgen nicht lo¨sen; sie kommt nur fu¨r Einzelne in Frage. Aber wir bitten: Sorgt Euch mit uns darum, daß man nicht nur die Arbeitskraft des Menschen sucht, sondern daß man den Menschen aufnimmt. Zur Familie des Auswanderers geho¨ren seine Eltern und seine Kinder. Bei ihrer Ankunft in der freien Welt bedu¨rfen vor allem die vertriebenen und geflohenen Jugendlichen, gerade wegen der geistigen Erschu¨tterung, der Hilfe und Beratung. Sie wollen, sie sollen ihre Berufsausbildung beenden. Es mangeln ihnen die Mittel. Stipendien aus einem Revolving Fund ko¨nnen Entscheidendes helfen. Seit 1945 haben 1,5 Millionen Vertriebene eine neugebaute Wohnung bezogen. Noch immer leben 2 Millionen aller Vertriebenen und Flu¨chtlinge in Notunterku¨nften und Lagern. Ja¨hrlich werden 400 000 Wohnungen fu¨r insgesamt DM 5 Milliarden gebaut. Der sta¨ndige Zustrom neuer Flu¨chtlinge verscha¨rft die Lage. Fu¨r einen zusa¨tzlichen Wohnraum, der gleichzeitig Arbeit beschafft, fehlen die Gelder. Die Wohnung aber ha¨lt die Familie zusammen und ist die Voraussetzung des Familienlebens. Aus deutschen Mitteln allein ist das Problem nicht zu lo¨sen. Daneben muß fu¨r Arbeitsmo¨glichkeiten gesorgt werden. Dies gilt fu¨r den Landwirt, den Handwerker, den Arbeiter und den selbsta¨ndigen Un-

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ternehmer. Ihre Berufserfahrung bedarf der Kapitalstu¨tze, um zur Wirkung zu kommen und zur echten wirtschaftlichen Eingliederung zu fu¨hren. 2,9 Millionen Menschen sind in den produktiven Arbeitsprozess einbezogen, aber zahllose Kra¨fte sind noch ungenu¨tzt. Wirkt von außen mit, neue Arbeitspla¨tze zu schaffen, die angestrengte Selbsthilfe der Deutschen zu erga¨nzen. Kredite und Patenschaften bieten die Lo¨sung an. Wer in der Verzweiflung floh, darf nicht in Verzweiflung stu¨rzen. Er bedarf der liebenden Hand des Na¨chsten. Das ist der Sinn unseres Rufes an Euch. Mehr als durch die Kraft der Waffen wird auch der Frieden in der Welt gesichert sein durch den Sieg der Liebe u¨ber die Not. Diese Liebe kennt keine staatlichen Grenzen. Sie lebt aus der christlichen Botschaft, aus dem christlichen Gewissen und erwartet aus Eurem Herzen den Widerhall. Wie nun helfen? Wenn nun welche fragen werden: „Wo melde ich mich denn?“, so antworten wir: Gehen Sie zu ihrem Pfarrer oder schreiben Sie ihm. Das Hilfswerk in den Landeskirchen bekommt Ihre Nachricht und wird sofort reagieren. Die letzte gesamtdeutsche Synode in Elbingerode hat dem Hilfswerk den Dienst an den Zonenflu¨chtlingen ganz besonders auferlegt. Geben Sie auch Geld? Dann schreiben Sie sich die Kontonummer auf: Postscheckkonto Frankfurt 38 820, Deutscher Evangelischer Kirchentag, Fulda mit dem Vermerk „Schnelle Hilfe“. So schnell, wie Sie das Geld schicken, so schnell wird es den Organen der kirchlichen Hilfe zugeleitet.

35E7. Auszug aus Re´forme 9 (1953), Nr. 416 vom 7. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2510 (Abschrift). La Justice est une Un Ordre du jour de la Fe´de´ration protestante de France L’opinion publique a la Me´moire courte. Elle a oublie´ depuis longtemps avec quelle scandaleuse facilite´ avait e´te´ accepte´e la loi du 15 septembre 1948 instituant le principe de la responsabilite´ collective. En meˆme temps que nous publions l’ordre du jour que vient de voter a` l’unanimite´ le Conseil de la Fe´de´ration protestante et qui a e´te´ remis imme´diatement par son pre´sident a` M. Vicent Auriol, il nous plait de rappeler que cet effort pour atteindre a` la vraie justice n’en est pas a` son premier geste. C’est le 6 de´cembre 1949 que le Conseil de la Fe´de´ration protestante a proteste´ pour la premie`re fois contre le caracte`re de cette loi et les conse´-

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quences ne´fastes qu’elle aurait. Le 31 janvier 1950, le pasteur M. Boegner a e´te´ rec¸u par le pre´sident de la Re´publique et lui a fait part de l’e´motion cause´e dans les milieux protestants par le renversement du droit franc¸ais que consacrait la loi du 15 septembre 1948 et sa contradiction avec des actes internationaux signe´s par la France. Il a fait e´tat a` ce propos de la consultation du professeur Donnedieu de Vabres, juge au Tribunal de Nuremberg, consultation plusieurs fois rappele´e dans «Re´forme» et soulignant a` quel point cette loi de circonstance e´tait en contradiction avec l’esprit de la justice. Le Conseil de la Fe´de´ration protestante de France, re´uni le 24 fe´vrier 1953, et pour la premie`re fois depuis les jugements de Bordeaux. Exprime a` nouveau les sentiments d’horreur que lui inspirent les crimes monstrueux d’Oradour et s’incline avec e´motion devant la me´moire des victimes et la douleur les survivants. Tient e´galement a` assurer qu’il garde le souvenir des souffrances supporte´es par la population alsacienne et de l’admirable te´nacite´ avec laquelle toute une province franc¸aise a sauvegarde´ son aˆme. Rappelle que, depuis plus de trois ans, il n’a cesse´ de protester contre la loi du 15 septembre 1948 et se re´jouit que le principe de la responsabilite´ collective ait e´te´ finalement abandonne´. Il prend acte du fait que les peines prononce´es a´ Bordeaux ont e´te´ le plus souvent moins se´ve`res que celles qui ont e´te´ inflige´es par d’autres jugements intervenus a` propos de crimes semblables, notamment ceux commis a` Ascq. Conside´rant que certains condamne´s allemands ont pu se trouver place´s dans des conditions de contrainte physique et morale. Rappelle le principe fondamental que la gravite´ des sanctions ne peut eˆtre fonction de la date des jugements et que la justice doit eˆtre e´gale pour tous sans distinction de nationalite´. Et demande que tous les crimes de guerre soient a` l’avenir soumis a` une juridiction internationale e´galement inde´pendante des vainqueurs et des vaincus.

35E8. Schreiben des Secre´taire ge´ne´ral de Eglise Re´forme´e de France an den Rat. Paris, 9. April 1953 F: EZA Berlin, 6/177 (O). Monsieur l’Eveˆque et tre`s honore´ Fre`re, En quittant Paris il y a quelques jours pour un voyage de quelque dure´e en Afrique du Nord, M. le pasteur Boegner m’a remis votre lettre du 27

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35. Sitzung Berlin, 26. Ma¨rz 1953

mars137 dernier en me chargeant de vous en accuser re´ception et de vous prier de l’excuser si son de´part l’a empeˆche´ de vous re´pondre lui-meˆme. Vous pouvez eˆtre cependant assure´ qu’il a e´te´ tre`s sensible a` ce que vous avez bien voulu lui dire a´ propos de la de´claration que le Conseil de la Fe´de´ration Protestante de France a publie´e a` la suite du jugement du Tribunal militaire de Bordeaux sur l’affaire d’Oradour et nous sommes convaincus par avance que tous les membres de ce Conseil y seront e´galement sensibles lorsqu’ils leur sera donne´ connaissance de cette lettre lors de leur prochaine re´union le 21 avril. Il nous est a` tous pre´cieux de penser que nos Eglises sont e´troitement unies dans leur volonte´ de rendre un te´moignage fide`le a` Je´sus-Christ, au sein des circonstances difficiles qui sont celles de notre monde d’aujourd’hui et que la communion qui s’est de´ja` manifeste´e a` l’Assemble´e œcume´nique d’Amsterdam et qui a e´te´ renforce´e de bien des manie`res au cours de ces dernie`res anne´es leur est un puissant soutien dans cette taˆche. Peut-eˆtre vous souvenez-vous que j’ai eu l’honneur d’eˆtre rec¸u par vous avec M. l’Aumoˆnier Nicolas au cours du mois de janvier 1950. Le souvenir que je garde de cette visite et de mon se´jour a` Berlin est toujours tre`s pre´sent a` mon esprit et je n’ai pas besoin de vous dire avec quel inte´reˆt je suis le de´veloppement de la situation ge´ne´rale de votre pays et tout particulie`rement de celle de Berlin. Tout ce qui touche aux Eglises e´vange´liques d’Allemagne touche profonde´ment les Eglises protestantes franc¸aises. Je vous prie d’agre´er, Monsieur l’Eveˆque et tre`s honore´ Fre`re, l’expression de mes sentiments tre`s respectueux et tre`s de´voue´s dans la communion de Notre Seigneur. P. Conord [m. p. ] Secre´taire ge´ne´ral de l’Eglise Re´forme´e de France

137 35D16.

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36 Berlin, 7. und 8. Mai 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Berlin-Charlottenburg, Dienstgeba¨ude der Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle –, Goethestraße 87. Donnerstag, 7. Mai 1953 (9.30 Uhr). Freitag, 8. Mai 1953 (Uhrzeit unbekannt). Vom Rat: Dibelius, Hahn, Haug, Heinemann, Herntrich, Kreyssig, Mager, Niesel, Smend. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Dibelius jr., Karnatz, Krummacher 1. Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Stratenwerth. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR Gru¨ber. Zu Punkt 5: Hofmann. Brunotte.

36A Vorbereitung der Sitzung 36A1. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Hannover, 11. April 1953 F: EZA Berlin, 4/45 (O). Betr.:

Tagesordnung der na¨chsten Ratssitzung.

Fu¨r die Tagesordnung der Ratssitzung am 7./8. 5. 53 haben wir folgende Punkte vorzuschlagen: 1.) Bericht u¨ber die Lage. 2.) Eingabe des Pfarramtes Boppard. 3.) Technisches Hilfswerk. 1 Krummacher war nur zeitweise anwesend.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

4.) Verhandlungen mit der Dienststelle Blank. 5.) Personalien. 6.) Verschiedenes: a) Zusammenschluß der Kirchenmusikschulen. b) Ausschuß betreffend Trauung Geschiedener. Unter den Personalien wa¨re die Frage zu ero¨rtern, ob und wie weit die neue Gehaltserho¨hung auf die Berliner Stelle anzuwenden ist. Wir nehmen an, daß inzwischen Besprechungen mit den u¨brigen kirchlichen Amtsstellen in Berlin gehalten werden konnten. Ferner wa¨re noch einmal u¨ber eine Abfindung fu¨r den fru¨heren Pra¨sidenten Dr. Werner zu verhandeln, falls Dr. Heinemann mit der APU zu einem Ergebnis gekommen ist. Des weiteren mo¨chten wir den Antrag stellen, Herrn Ministerialrat Osterloh nach seinem Abgang zum Mitglied der Kammer fu¨r Erziehung und Unterweisung der EKD zu ernennen. D. Brunotte [m. p. ]

36A2. Schreiben Niemo¨llers an den Ratsvorsitzenden. Wiesbaden, 13. April 1953 F: EZA Berlin, 81/1/8 (O). Sehr geehrter Herr Bischof! In der Woche vom 4. und bis zum 9. Mai wird unsere Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ihre ordentliche diesja¨hrige Tagung halten. Auf diese Weise wird es mir nicht mo¨glich sein, an der am 7. und 8. Mai stattfindenen Ratssitzung meinerseits teilzunehmen. Ich bitte deshalb, mein Fernbleiben freundlichst zu entschuldigen. Die Angelegenheit der Tagesordnung, soweit sie das Kirchliche Aussenamt und seine Aufgaben betreffen, habe ich gru¨ndlich und eingehend mit Herrn Vizepra¨sident Stratenwerth durchgesprochen, sodass Herr Vizepra¨sident Stratenwerth auch ohne meine Anwesenheit die Angelegenheit vorbringen und vertreten kann. Das gilt auch fu¨r die Einladung, die die Evangelische Kirche in Deutschland fu¨r die Assembly 1954 in Evanston erhalten hat. Wir haben danach nach den einzelnen konfessionellen Gruppen in der EKiD sowohl die Delegierten sowie auch die accredited visitors auszusuchen und zu nominieren. Da mir die Tagesordnung fu¨r die Ratssitzung noch nicht zugegangen ist, mo¨chte ich nur noch ein Wort sagen zu einem Punkt, der zweifellos wieder auf die Tagesordnung kommen wird, auf der er schon zweimal gestanden hat. Es geht um die Angelegenheit Boppard im Gebiet der Rheinischen Kirche. Ich weiss nicht, ob Sie den Pfarrer Mundle kennen, ich

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36A Vorbereitung der Sitzung

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kenne ihn seit 30 Jahren und kenne ihn zu gut. Ich kenne aber auch die Gemeinde Boppard. Und ich bin erstaunt, dass hier ein angeblich lutherischer Pfarrer so tut, als ob die Gemeinde Boppard jemals lutherisch gewesen wa¨re oder heute sein mu¨sste. Boppard ist offiziell eine unierte Gemeinde mit einem stark reformierten Einschlag. Ich lasse Ihnen einen Brief des fru¨heren Pfarrers von Boppard zugehen2, der ca. 35 Jahre dort gewirkt hat. Ich denke, es wird dem Rat nichts anderes u¨brig bleiben, als seine Unzusta¨ndigkeit zu erkla¨ren. Mit ergebenstem Gruss Ihr M. Niemo¨ller [m. p. ] 36A3. Schreiben von Pfarrer Goebel an Niemo¨ller. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 81/1/8 (Abschrift; Anlage zu 36A2). „ .|.|. Boppard ist nie eine lutherische Gemeinde gewesen. Mein Vorga¨nger Haarbeck stand auf dem Boden der Union mit stark reformiertem Einschlag. Bei meinem Amtsantritt war eine ganze Anzahl von kirchlich interessierten und im Gemeindeleben ta¨tigen Familien reformiert; sie kamen zum grossen Teil aus dem Wuppertal. Ich selbst habe die Gemeinde als uniert u¨bernommen und habe den Unterricht nach dem Unionskatechismus erteilt. Vielleicht ist es zuviel gesagt, wenn ich der Vermutung Ausdruck gebe, dass der einzige u¨berzeugte Lutheraner z. Zt. Pfarrer Mundle ist. Dass er seine Eingaben durch das Presbyterium deckt, ist versta¨ndlich. Im u¨brigen du¨rften die Mitglieder des Presbyteriums in Bezug auf konfessionelle Finessen mehr indifferent als positiv lutherisch eingestellt sein. Jedenfalls spiegeln die Eingaben des Presbyteriums – selbst unter der Mo¨glichkeit, dass durch den Zuzug ostdeutscher Flu¨chtlinge der Prozentsatz sich zu Gunsten lutherisch eingestellter Gemeindeglieder verschoben haben sollte – keineswegs die Struktur der Gemeinde wider: die ist und bleibt uniert. Und es du¨rfte dem Bruder Mundle, pardon, dem Presbyterium nichts anderes u¨brig bleiben, als sich mit dieser Tatsache abzufinden.“

2 36A3.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

36A4. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder. Berlin, 16. April 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Die Herren Mitglieder des Rates lade ich hiermit zur 36. Sitzung des Rates auf Donnerstag, den 7. und Freitag, den 8. Mai 1953 ergebenst ein. Die Absicht, diese Sitzung in Schwerin abzuhalten, hat sich als nicht durchfu¨hrbar erwiesen, weil zur gleichen Zeit in Schwerin die Landessynode versammelt ist und infolge dessen ausreichende Quartiere nicht zu beschaffen sind. Die Abhaltung einer Sitzung in Schwerin muß deshalb auf die na¨chste Tagung verschoben werden. Die Sitzung am 7./8. Mai 1953 soll demgema¨ß in der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei in Berlin-Charlottenburg 2, Goethestrasse 87, stattfinden und am 7. Mai d. Js., 9.30 Uhr beginnen. Quartierwu¨nsche bitte ich an das Bu¨ro unserer Dienststelle BerlinCharlottenburg 2, Goethestrasse 87, richten zu wollen. Die Tagesordnung wird spa¨ter mitgeteilt3. D. Dr. Dibelius

36A5. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 24. April 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Betrifft: Tagesordnung der Ratssitzung am 7./8. Mai 1953. Im Anschluß an das Einladungsschreiben des Herrn Ratsvorsitzenden vom 16. April d. Js. – K.B. I. 1049/53.I.4 – teilen wir mit, daß fu¨r die Ratssitzung am Donnerstag, dem 7. und Freitag, dem 8. Mai 1953 vorla¨ufig folgende Tagesordnung vorgesehen ist: 1.) Bericht u¨ber die Lage 2.) Eingabe des Pfarramtes Boppard 3.) Technisches Hilfswerk

Berichterstatter D. Dr. Dibelius D. Brunotte D. Brunotte

3 36A5. 4 36A4.

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36A Vorbereitung der Sitzung

4.) Verhandlungen mit der Dienststelle Blank 5.) Entwurf einer Disziplinarordnung der EKD 6.) Entwurf von Richtlinien fu¨r die Verwaltung des kirchlichen landwirtschaftlichen Grundbesitzes 7.) Vorlage betr. Stiftung (Oradour) 8.) Nominierung der deutschen Delegierten fu¨r Evanston 9.) Neubesetzung des westlichen Senats des Disziplinarhofes 10.) Personalfragen 11.) Personalvera¨nderungen in Italien 12.) Verschiedenes.

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D. Brunotte Pra¨sident Hofmann – Magdeburg OKiR Dibelius Vizepra¨sident Stratenwerth Vizepra¨sident Stratenwerth D. Brunotte D. Brunotte Vizepra¨sident Stratenwerth

D. Dr. Karnatz

36A6. Schreiben Gru¨bers an den Ratsvorsitzenden. Berlin, 5. Mai 1953 F: EZA Berlin, 81/1/2 (O). Hochverehrter Herr Bischof! Ich bitte, daß im Anschluß an den Lagebericht, den Sie erstatten, die Frage besprochen wird, ob es noch weiter einen Sinn hat, daß der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland einen Bevollma¨chtigten bei der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik fu¨hrt. Sie wissen, daß ich mich um keine Arbeit dru¨cke, und daß diese Arbeit erst recht in dieser Zeit nicht sehr erfreulich ist. Aber vielleicht ist es doch angebracht, daß auch der Welt gezeigt wird, daß wir mit einer Regierung, die solche Massnahmen duldet, wie jetzt wieder die Beschlagnahme von Neinstedt, keine normalen Beziehungen aufrechterhalten ko¨nnen. Mit freundlicher Begru¨ssung verbleibe ich Ihr sehr ergebener H. Gru¨ber [m. p. ]

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

36B Protokoll F: EZA Berlin, 2/1795 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 11. Mai 1953 u¨bersandt). G: Mitschrift 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Niesel (AEKR Du¨sseldorf, 6HA 002/241). Niederschrift u¨ber die 36. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 7. und 8. Mai 1953 in Berlin5. Anwesend:

Alle Mitglieder des Rates der EKD ausser Landesbischof D. Dr. Lilje, Landesbischof D. Meiser, Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller; Von den Amtsstellen: Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Oberkirchenrat Dibelius, Vizepra¨sident Stratenwerth, Pra¨lat D. Kunst, Propst D. Gru¨ber, zeitweise Generalsuperintendent D. Krummacher.

1. Bericht u¨ber die kirchliche Lage Der Rat ero¨rterte eingehend die kirchlichen Verha¨ltnisse im Westen6 und Osten7. Eine Kundgebung u¨ber die Lage im Osten wurde vor5 Vgl. die Berichterstattung in: EvW 7, 1953, S. 284; KiZ 8, 1953, S. 92. 6 Kunst berichtete u¨ber den aktuellen Stand der Gesetzgebung zur Kriegsdienstverweigerung. Den Ratsmitgliedern war im Vorfeld der Ratssitzung ein Bericht des Hilfswerks zugegangen, in dem es um die Arbeit des Hilfswerks fu¨r die Flu¨chtlinge aus der DDR und die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Stellen der Bundesregierung ging (36E1 und 36E2). 7 Seit Ma¨rz 1953 hatte sich in Ostdeutschland die kirchenfeindliche Propaganda und die administrative Behinderung kirchlicher Arbeit verscha¨rft. Der Staat hatte die Finanzleistungen an die Kirchen geku¨rzt oder ausgesetzt und den Kirchensteuereinzug behindert (36D1). Zugleich waren diakonische Einrichtungen beschlagnahmt, die Bahnhofmissionen geschlossen (vgl. 35B16), kirchliche Mitarbeiter eingeschu¨chtert oder willku¨rlich verhaftet worden (vgl. J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 149–154; I. Hu¨bner, Diakonie, S. 23–27; J.-C. Kaiser, Zugriff). Gezielt versuchte der Staat das o¨ffentliche Ansehen der Kirche durch propagandistisch aufbereitete Falschinformationen zu scha¨digen (vgl. u. a. das „Extrablatt“ der „Jungen Welt“ vom 17. April 1953, in: Landesjugendpfarramt Sachsens, Impulse, Beilage). Hauptangriffspunkt blieb die kirchliche Jugendarbeit. Betroffen waren die Junge Gemeinde und die Studentengemeinde, die als illegale Vereinigung im Dienste westlicher

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36B Protokoll

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bereitet, die abschliessende Redaktion wurde dem Ratsvorsitzenden u¨berlassen, der die Kundgebung8 mit Ru¨cksicht auf Besprechungen, die am Sonnabend, den 9. Mai, in Berlin stattfinden sollen9, nicht vor Sonnabend abend an die Presse geben wird10. 2. Eingabe des Pfarramts Boppard11 Mit Ru¨cksicht auf die fehlenden Mitglieder des Rates wurde die Angelegenheit bis zur na¨chsten Sitzung zuru¨ckgestellt12. Die Gemeinde Boppard soll einen Zwischenbescheid erhalten13. 3. Technisches Hilfswerk

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Geheimdienste diffamiert und deren Mitglieder gemaßregelt wurden. Leitende Geistliche verglichen diese Situation mit dem „Kirchenkampf“ der NS-Zeit und erhoben seit der letzten Ratssitzung mehrfach o¨ffentlich Einspruch (vgl. u. a. 36D2 sowie die Erkla¨rung der Lutherischen Bischofskonferenz vom 20. April 1953, abgedruckt in: Lutherische Generalsynode 1953, S. 281f.; Berlin-Spandau 1954, S. 449f.). Mit zwei Schreiben hatten sich die evangelischen Bischo¨fe in der DDR an die Regierung der UdSSR und den Chef der Sowjetischen Kontrollkommission, Armeegeneral Tschuikow, gewandt, die den Ratsmitgliedern im Vorfeld der Ratssitzung zugesandt worden waren (36D3–5). Hintergrund dieser Schreiben waren nicht nur die realen Machtverha¨ltnisse in der DDR, sondern auch die 1946 mit der SMAD getroffenen Absprachen u¨ber die a¨ußere Form der kirchlichen Jugendarbeit. Gru¨ber selbst hatte vor diesem Hintergrund seinen Ru¨cktritt als Bevollma¨chtigter bei der Regierung der DDR angeboten (36A6). 36E3. Die Kundgebung tra¨gt das Datum des 11. Mai und wurde am 13. Mai von der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Leitungen sa¨mtlicher Gliedkirchen mit der Bitte versandt, „in geeignet erscheinender Weise fu¨r Verbreitung Sorge zu tragen“ (EZA Berlin, 4/45). Am 9. Mai trafen Niemo¨ller und Gru¨ber in Berlin-Karlshorst mit dem neuen politischen Berater der SKK, Judin, zu einem Gespra¨ch u¨ber die Lage der Kirche in Ostdeutschland zusammen, das vom Erzbischof der Russisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland vermittelt worden war. Wa¨hrend Niemo¨ller der Presse gegenu¨ber die gute Atmospha¨re hervorhob (vgl. die Zeitungsausschnitte in: EZA Berlin, 4/469; auch INLL 2, 1953, S. 163), charakterisierte Gru¨ber Judin ru¨ckblickend als „unzuga¨nglichen, sturen Mann“ (H. Gru¨ber, Erinnerungen, S. 336). Daru¨ber hinaus beschloss der Rat, zur Minderung der akuten finanziellen Schwierigkeiten der ostdeutschen Landeskirchen einen Betriebsfonds von 750.000 DM und einen Zusatzfonds gleicher Ho¨he entsprechend dem Vorschlag der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – einzurichten und diese zu erma¨chtigen, die westlichen Gliedkirchen um U¨berweisung eines entsprechenden Betrages gema¨ß dem geltenden Umlageschlu¨ssel zu bitten (36D1; vgl. auch 36E4 und 36E5). Diese Finanzhilfe wurde als „geheim“ eingestuft und war dementsprechend im Protokoll u¨bergangen worden. Zum Fortgang vgl. 37B1. Die bereits fu¨r die 34. und 35. Sitzung geplante Aussprache u¨ber die Eingabe des Pfarramtes Boppard (34A3 und 35A3) war aus Zeitgru¨nden auf die zweita¨gige Maisitzung verschoben worden (Schreiben Kreyssigs an die Kirchenkanzlei vom 20. Februar 1953, EZA Berlin, 2/5114). Vgl. 37B7. Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an Mundle vom 11. Mai 1953 (EZA Berlin, 2/5114).

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Pra¨sident D. Brunotte und Pra¨lat D. Kunst berichteten u¨ber die Bemu¨hungen des Technischen Hilfswerks um eine Beteilung der evangelischen Verba¨nde bei der Organisation des Hilfswerks14. Im Hinblick darauf, dass zwischen dem THW und den Gewerkschaften u¨ber den 3. Programmpunkt (Einsatz des THW zum Schutz lebenswichtiger Betriebe im Streikfall) noch keine Einigung erzielt werden konnte, hielt der Rat es fu¨r richtig, seinerseits auf eine solche Versta¨ndigung hinzuwirken. Es soll ein Gespra¨ch mit den Gewerkschaften angeregt werden15. Bei diesem Gespra¨ch soll erkennbar werden, dass die evan14 In der Ratssitzung am 6. August 1952 war das Anliegen von Bundesinnenministerium und Technischem Hilfswerk, der Rat mo¨ge in einer offiziellen Erkla¨rung die Gru¨ndung des THW begru¨ßen und zu dessen Unterstu¨tzung aufrufen, wegen der noch unklaren „Umrisse“ dieser neuen Einrichtung als verfru¨ht vertagt worden (vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 31B6, S. 297). Daraufhin hatte sich das THW weiterhin intensiv um eine o¨ffentliche Befu¨rwortung seitens der Evangelischen Kirche bemu¨ht, wobei es u. a. auf seinen erfolgreichen Einsatz bei der Hollandflut (vgl. 34B2a) verweisen konnte; vgl. dazu BullPrIA 1953, Nr. 63 vom 2. April 1953, S. 534f. sowie das Schreiben des THW an die Kirchenkanzlei vom 13. April 1953. In diesem Bemu¨hen war das THW von Kunst unterstu¨tzt worden, der ohne rechtzeitiges richtungweisendes Votum des Rates ein uneinheitliches Vorgehen der kirchlichen Werke befu¨rchtete; vgl. dessen Schreiben an die Kirchenkanzlei vom 22. Januar 1953 (alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/4657). Zu einer neuerlichen Verhandlung im Rat war es jedoch nicht gekommen, da Innenministerium und Gewerkschaften immer noch u¨ber die Frage stritten, ob das THW im Falle eines Streiks dazu eingesetzt werden ko¨nne, die lebenswichtige Versorgung der Bevo¨lkerung bei o¨ffentlichen Notsta¨nden zu gewa¨hrleisten. Die Gewerkschaften lehnten das THW weiterhin konsequent ab, weil sie seinen Einsatz als Streikbrecher fu¨rchteten. Das Innenministerium hingegen bestand auf diesen Aufgabenbereich des THW, weil es die Erkla¨rung der Gewerkschaften, im Streikfalle die Funktion lebensnotwendiger Einrichtungen selbst zu gewa¨hrleisten (Teil III der „Richtlinien des Deutschen Gewerkschaftsbundes zur Fu¨hrung von Arbeitska¨mpfen“, in: S. Mielke/P. Ru¨tters, Gewerkschaften, S. 605–608, sowie J. Kaiser, Gewerkschaftsbund, S. 346), nicht in jedem Falle fu¨r durchsetzbar hielt. Vgl. dazu die Schreiben Kunsts vom 9. Juli 1952 an Dibelius und vom 26. November 1952 an die Kirchenkanzlei (beide in: EZA Berlin, 2/4657) sowie die im THW Informationsdienst gefu¨hrte Diskussion (z. B. Nr. 12 vom 17. 1. 1953, S. 1–7). Noch einmal hatte der Bevollma¨chtigte fu¨r das THW am 9. April 1953 gegenu¨ber Brunotte den Wunsch formuliert, der Rat mo¨ge die kirchlichen Jugend- und Ma¨nnerverba¨nde zur Unterstu¨tzung des THW aufrufen. Daraufhin hatte Brunotte zwar versprochen, „die Angelegenheit in der na¨chsten Sitzung des Rates zur Sprache zu bringen“, jedoch auch auf die Schwierigkeiten angesichts der bleibenden Ablehnung seitens der Gewerkschaften hingewiesen: „Die evangelische Kirche mu¨sse sich hu¨ten, den Anschein zu erwecken, als unterstu¨tze sie bu¨rgerliche oder kapitalistische Kra¨fte in einem unberechtigten Anliegen gegenu¨ber den Arbeitnehmern“ (Aktenvermerk Brunottes vom 11. April 1953, EZA Berlin, 2/4657). 15 Dem THW wurde die Entscheidung des Rates einschließlich der Bereitschaft, sich an einem ausgleichenden Gespra¨ch zwischen Gewerkschaftsbund und THW zu beteiligen, mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 15. Mai 1953 mitgeteilt. In seinem Antwortschreiben vom 5. Juni wies der Leiter des THW darauf hin, dass das Gespra¨ch zwischen THW, Bundesinnenministerium und Gewerkschaften bereits seit u¨ber zwei Jahren andauere und trotz konstruktiver Vorschla¨ge seitens des Bundesinnenministeriums zu keinem Einlenken der Gewerk-

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gelische Kirche an und fu¨r sich dazu neigt, ihren Verba¨nden eine aktive Beteiligung am THW zu empfehlen16. 4. Seelsorge in etwaigen deutschen milita¨rischen Verba¨nden Pra¨sident D. Brunotte und Pra¨lat D. Kunst berichteten u¨ber den Stand der Vorarbeiten zur Einrichtung einer etwaigen ku¨nftigen Milita¨rseelsorge17. Der Rat beschloss18, einen Ausschuss einzusetzen, der die grundsa¨tzlichen, organisatorischen und perso¨nlichen Fragen pru¨fen soll19. Der Ausschuss soll bestehen aus: Landesbischof D. Bender als Vorsitzender, Dekan Dr. Schuster – Fulda, Pfarrer Mu¨nchmeyer – Bethel, Studentenpfarrer Weymann – Tu¨bingen, Pfarrer Putz – Fu¨rth.

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schaften gefu¨hrt habe (beide Schreiben in: Ebd.; vgl. dazu weiterhin Kabinettsprotokolle 1953, S. 412f.; Kabinettsprotokolle 1952, S. 433f.; J. Kaiser, Gewerkschaftsbund, S. XLII, 207, 345ff.; G. Wittling, THW, S. 17f., 20). Bei dem von ihm erbetenen perso¨nlichen Gespra¨ch, das am 20. Juni in der Kirchenkanzlei stattfand, wurde dieser Sachstand von den Vertretern des THW dahingehend erla¨utert, dass sie einen Ausgleich, wie ihn der Rat angeregt habe, zu diesem Zeitpunkt fu¨r unmo¨glich hielten. Daraufhin sah die Kirchenkanzlei – wie Brunotte in einem Aktenvermerk vom 24. Juni 1953 festhielt – die Angelegenheit fu¨r erledigt an (sa¨mtliche Unterlagen in: EZA Berlin, 2/4657). Der Erlass des Innenministeriums u¨ber die Errichtung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk vom 25. August 1953 (GMBl 4, 1953, Nr. 30 vom 20. Oktober 1953, S. 507f.) enthielt dann einen von den Gewerkschaften allerdings nicht akzeptierten Kompromiss: Die „Leistung technischer Hilfe bei der Beseitigung von o¨ffentlichen Notsta¨nden, durch welche die lebenswichtige Versorgung der Bevo¨lkerung, der o¨ffentliche Gesundheitsdienst oder der lebensnotwendige Verkehr gefa¨hrdet werden“, wurde ausdru¨cklich an die Bedingung gebunden, dass „alle anderen hierfu¨r vorgesehenen Maßnahmen nicht ausreichen“ (Art. II, 1c). Gegen diese Willenserkla¨rung des Rates erhob Niemo¨ller, der an der Ratssitzung wegen der gleichzeitig tagenden Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau nicht teilgenommen hatte, spa¨ter schriftlich Einspruch (37C5), allerdings ohne dass der Rat die Angelegenheit daraufhin erneut behandelte (vgl. 37B2a). Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 16; 24E7, S. 373f.; 26E2, S. 474; 26E4, S. 477f. und D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B14, S. 91 und 28E13, S. 150ff. Brunotte hatte zur Vorbereitung der Ratssitzung Kunst ausfu¨hrlich u¨ber seine Informationen aus dem Amt Blank informiert (36E6). Gegen diesen Beschluss erhob Niemo¨ller, der auf dieser Ratssitzung nicht anwesend war, spa¨ter Einspruch (37C5). Die große Bedeutung, die der Konzeption der Milita¨rseelsorge im Jahr 1953 eingera¨umt wurde, und der Zeitdruck, unter dem sie stand, verdankte sich nicht zuletzt der von Baudissin vertretenen Einscha¨tzung, dass die Aufstellung deutscher Streitkra¨fte unmittelbar bevorstehe (vgl. den Dienstreisebericht Niemeiers vom 21. Juli 1953 u¨ber Verhandlungen mit der Dienststelle Blank vom 16. bis 18. Juli 1953; EZA Berlin 2/4154). Zugleich hatten die katholischen Verhandlungsfu¨hrer bereits konkrete Fortschritte in der Planung ihrer Milita¨rseelsorge erzielt, was die evangelische Seite umso mehr unter Druck setzte (vgl. 36E6).

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Als juristischer Referent soll Oberkirchenrat Dibelius an der Arbeit dieses Ausschusses teilnehmen. Ein Personalvorschlag fu¨r den ku¨nftigen Feldgeneralvikar soll zur Zeit noch nicht gemacht werden20. 5. Entwurf einer Disziplinarordnung der EKD Pra¨sident Dr. Hofmann – Magdeburg berichtete u¨ber die Arbeit des Ausschusses fu¨r eine Disziplinarordnung der EKD21. Da die Frage des Zustandekommens einer gesetzlichen Regelung durch Vorbesprechungen noch nicht hat gekla¨rt werden ko¨nnen, soll die Ausschussvorlage an die Gliedkirchen versandt werden22. Die Gliedkirchen sollen um Stellungnahme gebeten werden, ob sie einer Verabschiedung der Disziplinarordnung nach Artikel 10 a, 10 b bzw. 9 der Grundordnung23 zustimmen. Ebenso sollen die Gliedkirchen zur Frage der zweiten Instanz verbindlich Stellung nehmen24. 6. Neubesetzung des westlichen Senats des Disziplinarhofes der EKD25 Da die Amtszeit der bisherigen Mitglieder des Disziplinarhofes am

20 Zum Fortgang vgl. 37B5, 38B12, 39B2, 40B12 und K.-H. Fix, Protokolle 8, 45B5. 21 36D6. Der Rat hatte sich seit 1946 vor dem Hintergrund der Annullierung der zwischen 1933 und 1945 im Namen der DEK erlassenen Gesetze mit der Konzeption einer neuen gesamtkirchlichen Disziplinarordnung bescha¨ftigt (C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 1, 6D5, S. 543f. und Dies., Protokolle 2, 18B1, S. 443f.; 18D2–18D5, S. 466–501). 1949 hatte die in Bethel tagende Synode einen „Ausschuss zur Vorbereitung eines neuen kirchlichen Disziplinarrechts“ gebildet, der der Synode auf einer ihrer na¨chsten Tagungen eine Vorlage unterbreiten sollte (Bethel 1949, S. 81). Der Ausschuss hatte in den Jahren 1950, 1952 und 1953 insgesamt fu¨nf Mal getagt. Auf der Ausschusssitzung am 26. und 27. Februar 1953 war der dem Rat vorliegende Entwurf erarbeitet worden (EZA Berlin, 81/1/7). Vgl. das Schreiben von Dibelius jr. an Hofmann vom 19. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 2/3412). 22 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landeskirchen und die Mitglieder des Disziplinarordnungsausschusses vom 11. Mai 1953 (EZA Berlin, 2/3413). 23 Die genannten Artikel beschreiben Umfang, Sachgebiete und Bedingungen, unter denen die EKD berechtigt ist, gesamtkirchliche Regelungen zu treffen (ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110). 24 Die Landeskirchen hatten bereits zu einem Vorentwurf fu¨r eine Disziplinarordnung Stellung genommen, die ihnen mit Rundschreiben der Kirchenkanzlei vom 14. Ma¨rz 1951 zugegangen war. Dies hatte jedoch ergeben, dass die verfassungsrechtliche Grundlage einer Disziplinarordnung der EKD in den Landeskirchen nicht einheitlich beurteilt wurde. Vgl. die 193 Seiten starke, undatierte Zusammenfassung der „Stellungnahmen der Gliedkirchen der EKD zum Entwurf einer Dienststrafordnung der EKD“ (EZA Berlin, 2/3412). Zum Fortgang vgl. 40B6 und K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B17, 44B7, 46B13, 49B5. Das neue Disziplinargesetz wurde am 11. Ma¨rz 1955 von der Synode in Espelkamp verabschiedet (Espelkamp 1955, S. 452–460 und ABlEKD 1955, Nr. 3/4 vom 15. April 1955, S. 84–107). 25 Vgl. 36D7.

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31. 3. 1953 abgelaufen ist26, nahm der Rat folgende Neubesetzung fu¨r den westlichen Senat27 in Aussicht28: Vorsitzender: Stellvertreter: Geistliche Beisitzer:

Pra¨sident Bu¨hrke, Kiel, Staatsrat Dr. Meinzolt, Mu¨nchen, 1. Oberkirchenrat Lic. Dr. Beckmann, Du¨sseldorf Stellvertreter: Pastor Mu¨nchmeyer, Bethel, 2. Landessuperintendent Laasch, Hannover, Stellvertreter: Pra¨lat D. Kunst, Bonn, Juristische Beisitzer: 1. Professor Dr. Koettgen, Go¨ttingen, Stellvertreter: Oberkirchenrat Dr. Hahn, Speyer, 2. Oberkirchenrat Dr. Steckelmann, Bielefeld, Stellvertreter: Oberkirchenrat Dr. Elß, Darmstadt, Beisitzer fu¨r ho¨here Beamte: Oberkirchenrat D. Dr. Friedrich, Karlsruhe, Stellvertreter: Direktor Dr. Weeber, Stuttgart, Beisitzer fu¨r mittlere Beamte: Oberinspektor Sogemeyer, Bielefeld, Stellvertreter: Oberinspektor Havemann, Frankfurt. Die Kirchenkanzlei wurde erma¨chtigt, bei den vorstehend aufgefu¨hrten Herren anzufragen, ob sie zur U¨bernahme des Amtes bereit sind. Wegen des Vorsitzes soll zuna¨chst Oberkirchenrat Dr. Ehlers gefragt werden, ob er in der Lage ist, den Vorsitz weiterzufu¨hren29. Nur im Falle einer Absage soll der Vorsitz Herrn Pra¨sident Bu¨hrke angeboten werden. Fu¨r diesen Fall soll der Vorsitz in der Disziplinarkammer

26 A. Silomon, Protokolle 4, 11B5, S. 104. 27 Zur Neubesetzung des o¨stlichen Senats vgl. 35B17. 28 Vgl. die „Mitteilung betreffend Neubesetzung des Disziplinarhofes der Evangelischen Kirche in Deutschland“ (ABlEKD 1953, Nr. 6/7 vom 15. Juni 1953, S. 158) sowie den Ratsbericht vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, 376f.). 29 Auf das Schreiben Brunottes vom 11. Mai 1953 antwortete Ehlers am 13. Mai mit der Bitte, ihn vom Vorsitz im Disziplinarhof zu entbinden (beide Schreiben in: EZA Berlin, 2/3438).

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Herrn Vizepra¨sident Dr. Jung in Kassel u¨bertragen werden30. Wenn Oberinspektor Havemann in den Disziplinarhof berufen wird31, soll an seiner Stelle Oberinspektor Poppe in Frankfurt Stellvertreter in der Disziplinarkammer werden32. Auf Vorschlag von Geheimrat D. Dr. Karnatz beschloss der Rat, von einer Berufung des Professors Strasser in den o¨stlichen Senat abzusehen33. Es soll bei den in der vorigen Sitzung beschlossenen beiden Stellvertretern bleiben34. 7. Richtlinien fu¨r die Verwaltung des kirchlichen landwirtschaftlichen Grundbesitzes Der Rat beschloss, die von der Grundstu¨ckskommission der EKD ausgearbeiteten Richtlinien in der von der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 22. 4. 1953 vorgelegten Fassung35 auf Grund von Artikel 936 der Grundordnung zu vero¨ffentlichen. 8. Vorlage betr. Stiftung Oradour Vizepra¨sident Stratenwerth legte in Verfolg der Aussprache in der letzten Ratssitzung37 einen Vorschlag vor38, nach welchem die Landeskirchen gebeten werden sollen, der „Federation protestante“ [sic! ] fu¨r franzo¨sische Waisenkinder einen aus den Gemeinden aufzubringenden Betrag zur Verfu¨gung zu stellen. Der Rat beschloss ein entsprechendes Rundschreiben an die Gliedkirchen39. In einem Begleitschreiben soll den Gliedkirchen mitgeteilt werden, dass der Rat eine Summe von wenigstens 50.000,– DM erwartet40.

30 Auf eine entsprechende Anfrage der Kirchenkanzlei vom 21. Mai 1953 erkla¨rte sich Jung mit Schreiben vom 3. Juni bereit (Ebd.). 31 Auf eine entsprechende Anfrage der Kirchenkanzlei vom 11. Mai 1953 erkla¨rte sich Havemann mit Schreiben vom 18. Mai zum Wechsel von der Disziplinarkammer in den Disziplinarhof bereit (Ebd.). 32 Auf eine entsprechende Anfrage der Kirchenkanzlei vom 21. Mai 1953 erkla¨rte sich Poppe mit Schreiben vom 2. Juni bereit (Ebd.). 33 Vgl. 35B 17. Wie Karnatz zu diesem Urteil gelangt war, konnte nicht ermittelt werden. 34 Vgl. 35B17 und 35C2. 35 „Richtlinien u¨ber die Verwaltung des kirchlichen land- und forstwirtschaftlichen Grundbesitzes. Vom 7. Mai 1953.“ (ABlEKD 1953, Nr. 6/7 vom 15. Juni 1953, S. 116f.). 36 Artikel 9 der GO gestand der EKD das Recht zu, Richtlinien fu¨r die Verwaltung des kirchlichen Vermo¨gens aufzustellen (ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110). 37 35B20. 38 36D8. 39 36E7. 40 Schreiben des Rates an die Gliedkirchen vom 20. Mai 1953. Darin wurde dem veranschlag-

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9. Nominierung der deutschen Delegierten fu¨r Evanston41 Vizepra¨sident Stratenwerth teilte mit, dass die Einladungen fu¨r Evanston seitens des Oekumenischen Rates ergangen seien. Aus der EKD seien 36 Delegierte zu entsenden. Ebenso viele „official visitors“ ko¨nnen entsandt werden. Dazu kommen insgesamt 150 Berater, die das Exekutivkomitee beruft; ferner insgesamt 150 jugendliche Berater zwischen 18 und 30 Jahren, die die Oekumene nach Beratung mit den Jugendkammern berufen will. Wieviele Berater und jugendliche Berater auf Deutschland entfallen, ist unbekannt. Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete ferner, dass zur Finanzierung von Evanston voraussichtlich 60.000,– DM gebraucht werden. Fu¨r 1953 stehen jedoch nur 12.000,– DM im Haushalt42. Mit Ru¨cksicht auf die schwierige Finanzlage und die Verpflichtungen der deutschen Kirchen fu¨r den Osten schlug Landesbischof D. Haug vor, nicht 36 sondern nur 24 Delegierte zu entsenden. Der Rat beschloss43: a) Landesbischof D. Meiser soll gebeten werden, in seiner Eigenschaft als Leitender Bischof der VELKD im Einvernehmen mit den Gliedkirchen der VELKD und den Leitungen der lutherischen Kirchen, die der VELKD nicht angeschlossen sind, 18 Delegierte vorzuschlagen. Moderator D. Niesel soll gebeten werden, als Vorsitzender des Reformierten Bundes im Einvernehmen mit den zum Reformierten Bund geho¨renden Kirchen und Gemeinden 6 Delegierte vorzuschlagen. Die Vorschla¨ge zur Benennung von 12 Delegierten aus den unierten Kirchen der EKD sollen im Zusammenhang mit einer Kirchenkonferenz Anfang September 1953 ero¨rtert werden44.

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ten Mindestbetrag die Hoffnung an die Seite gestellt, „der Betrag mo¨ge die Summe von DM 100.000,– erreichen“. Allerdings fand der Aufruf nicht bei allen Landeskirchen das erwartete Echo. Einige machten die 1953 bereits erfolgten Sonderopfer geltend, wiesen auf die seit dem Prozess verstrichene Zeit hin (aufgrund eines Versehens der Kanzlei erhielten einige Landeskirchen den Aufruf erst mit erheblicher Verzo¨gerung) oder brachten die Ma¨ngel des Oradour-Prozesses zur Sprache. Vgl. u. a. die Schreiben des hannoverschen Landeskirchenamtes an die Kirchenkanzlei vom 8. Oktober 1953 sowie des braunschweigischen Landeskirchenamtes an die Kirchenkanzlei vom 27. November 1953 (alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/2479). Im Ergebnis kamen nur ca. 49.000,– DM zusammen (Einzelaufschlu¨sselung in: EZA Berlin, 6/177), die der Rat mit Beschluss vom 11. Februar 1954 auf den erwarteten Mindestbetrag von 50.000,– DM aufrundete (vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B11). Vgl. 34B2e, 35B21, 37B12, 38B7, 38C1, 39B3 und 40B8. Vgl. die Erla¨uterungen zu Kapitel VI, Titel 2–6 im Vorschlag des Finanzausschusses der Synode fu¨r einen Nachtragshaushalt 1953/54 im Protokoll u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 17. Ma¨rz 1953 in Hannover (EZA Berlin, 6/3721). Vgl. 36D9. Vgl. den Entwurf eines Schreibens der Kirchenkanzlei an Wilm (Ebd.) sowie unten

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Die Vorschla¨ge sollen so eingerichtet werden, dass bei einer etwaigen Herabsetzung der deutschen Delegierten von 36 auf 24 Pla¨tze das letzte Drittel der Vorschla¨ge zur Not wegfallen kann. Fu¨r jeden Delegierten ist ein Stellvertreter zu bestellen. Die Stellvertreter nehmen aber an der Weltkirchenkonferenz nur teil, wenn ein Delegierter ausfa¨llt, fu¨r den sie eintreten ko¨nnen. Alle Vorschla¨ge sollen auf der Ratssitzung am 10. und 11. September besprochen werden45. b) Bei den Vorschla¨gen soll gebeten werden, gema¨ss der Verfassung des Oekumenischen Rates § V, 1 Absatz 446 und gema¨ss den Beschlu¨ssen des Zentralausschusses in Lucknow47 folgendes zu beru¨cksichtigen: 1.) Ein Drittel aller Delegierten sollen Laien sein. 2.) Es soll eine ausreichende Anzahl von Delegierten im Alter von 35 bis 50 Jahren vorgeschlagen werden. 3.) Es soll dafu¨r Sorge getragen werden, dass eine angemessene Zahl von Frauen delegiert wird48. 4.) Bei der Auswahl der Delegierten sollen die im Schreiben des deutschen oekumenischen Studienausschusses vom 8. 4. 195349 benannten oekumenisch erfahrenen Perso¨nlichkeiten angemessen beru¨cksichtigt werden. c) Da die fu¨r Evanston vorgesehenen 150 Berater durch das Exekutivkomitee unmittelbar benannt werden, beschloss der Rat, die Gliedkirchen zu bitten, Wu¨nsche fu¨r die Berufung von Beratern aus ihrem Bereich bis zum 5. Juni 1953 an das Kirchliche Aussenamt gelangen zu lassen50. d) Die Jugendkammer der EKD soll gebeten werden, Vorschla¨ge fu¨r die Benennung von jugendlichen Beratern ebenfalls bis zum 5. Juni an das Kirchliche Aussenamt zu leiten51.

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S. 653 f. und die diesbezu¨gliche Mitteilung der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Mitglieder der Kirchenkonferenz aus den unierten Landeskirchen vom 3. Juni 1953 (EZA Berlin, 81/1/2). Vgl. 38B7 und 38C1. Darin war festgelegt worden, dass die Vollversammlung „aus Geistlichen und Laien, Ma¨nnern und Frauen bestehen“ und ein Drittel der Sitze mit Laien besetzt werden soll (Verfassung des O¨RK vom 30. August 1948, in: ABlEKD 1948, Nr. 10 vom 15. Oktober 1948, S. 185ff.). Vgl. World Council of Churches, Fifth Meeting, S. 21–27; Aus der Perspektive Asiens, S. 51. 36D10. 36D11, 36D12, 36D13. Vgl. Anlage 4 des Schreibens des Kirchlichen Außenamtes „Auszugsweise Abschrift der Niederschrift u¨ber die 36. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 7. und 8. Mai 1953 in Berlin“, an die Gliedkirchen der EKD, soweit sie nicht zur VELKD geho¨rten, vom 21. Mai 1953 (EZA Berlin, 6/5898). Vgl. die Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Jugendkammer vom 19. und 21. Mai

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e) Die Verteilung der 36 (bzw. 24) official visitors soll auf die gleiche Weise erfolgen wie die Benennung der Delegierten. f) Der Rat stellte fest, dass die EKD lediglich die Reisekosten der Delegierten bzw. der fu¨r einen Delegierten eintretenden Stellvertreter aufbringen kann. Finanzielle Beihilfen zur Reise von Beratern und Besuchern ko¨nnen durch die EKD nicht erfolgen. Das Kirchliche Aussenamt wurde beauftragt, bis zur na¨chsten Ratssitzung in Genf zu kla¨ren, wie hoch voraussichtlich die Kosten fu¨r den einzelnen Teilnehmer sein werden, ob die Berater von der Oekumene finanziert werden und ob der EKD gegebenenfalls ein Teil des Mitgliedsbeitrages zur Oekumene fu¨r 1954 erlassen werden kann, damit die EKD wirklich 36 Delegierte entsenden kann52. 10. Personalvera¨nderungen in Italien Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete u¨ber die Personalvera¨nderungen innerhalb der Evangelisch-lutherischen Kirche von Italien (Superintendent Hessing in Rom, Pfarrer Reinke in Neapel, Dekan Dahlgru¨n in Florenz53). Oberkirchenrat D. Herntrich teilte mit, dass das Deutsche Archa¨ologische Institut inzwischen zuru¨ckgegeben ist54 und 1953. In einem weiteren Schreiben vom 15. Juni 1953 teilte das Kirchliche Außenamt der Jugendkammer jedoch mit, dass es fraglich sei, ob die EKD u¨berhaupt jugendliche Berater nach Evanston entsenden werde. Da aus Genf kaum Mittel zu erwarten seien und auch die EKD nicht die Reisekosten fu¨r die Berater u¨bernehmen ko¨nne, riet das Kirchliche Außenamt der Jugendkammer, festzustellen, ob die Jugendverba¨nde ihrerseits die Entsendung von Beratern finanzieren wu¨rden (alle Schreiben in: EZA Berlin, 6/5901). 52 Vgl. 36E8 und 36E9. Die Ratsmitglieder wurden vor der kommenden Ratssitzung u¨ber das Ergebnis der Fu¨hlungnahme mit Harms informiert (37D22). 53 Hessing war am Palmsonntag, den 29. Ma¨rz 1953, von Meiser als neuer Pfarrer der ev.-luth. Gemeinde in Rom in sein Amt eingefu¨hrt worden. Er lo¨ste Dahlgru¨n, der wegen Schwierigkeiten mit der Gemeinde schon Anfang des Jahres die Pfarrstelle in Florenz u¨bernommen hatte, ab. In Neapel war ebenfalls um Ostern 1953 Pfarrer Reinke als neuer Pfarrer in sein Amt eingefu¨hrt worden (EvW 7, 1953, S. 215f.). Vgl. auch die Rede Brentanos anla¨sslich der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Dahlgru¨n in Rom am 30. Ma¨rz 1953 (PA AA, B92, Bd. 11). 54 Seit 1950 hatte sich die Bundesregierung um eine Ru¨ckgabe des Deutschen Archa¨ologischen Instituts in Rom, das nach dem Krieg von den Alliierten vorla¨ufig unter internationale Verwaltung gestellt worden war, intensiv bemu¨ht und erreicht, dass die urspru¨nglichen Pla¨ne zur bleibenden Internationalisierung des Instituts aufgegeben wurden. Daraufhin war am 30. April 1953 von den drei Westalliierten, der Bundesrepublik und Italien ein Ru¨ckgabevertrag („Abkommen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland, der Franzo¨sischen Republik, des Vereinigten Ko¨nigreichs von Grossbritannien und Nordirland, der Vereinigten Staaten von Amerika und der italienischen Republik u¨ber bestimmte Bibliotheken und Vermo¨genswerte in Italien“, VertrBRD 2, Nr. A 21) unterzeichnet worden, so dass das Deutsche Archa¨ologische Institut am 9. Dezember 1953 an seinem alten Standort in der Via Sardegna 79 neu ero¨ffnet werden konnte (vgl. F. W. Deichmann/T. Kraus, Abteilung Rom, S. 12–21; A. Rieche, Institut, S. 172f.).

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

dass damit die Bestimmungen des Vertrages zwischen der EKD und der ELKI an diesem Punkte in Kraft treten55. Der Rat war damit einverstanden, dass OKR D. Herntrich demna¨chst nach Rom fa¨hrt, um die Geba¨udefragen zu kla¨ren56. Dabei soll auch die Frage der Mietzahlungen und der Verwendung der Bonner Mittel geregelt werden. Der Rat beschloss, aus den bisher von Bonn gezahlten Betra¨gen eine Summe von 6.000,– DM sofort fu¨r die notwendigen Reparaturen an den Geba¨uden und fu¨r die notwendigsten Bedu¨rfnisse der Gemeinde in Rom zu zahlen. 11. Deutsches Auslandsinstitut57 Vizepra¨sident Stratenwerth teilte mit, dass das Institut einen Kultursenat zu gru¨nden beabsichtige58. Dem vorbereitenden Ausschuss geho¨rt OKR Dr. Schro¨der an59. 55 Der am 8. April 1952 zwischen der EKD und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien geschlossene Vertrag beinhaltete ein Zusatzabkommen u¨ber den kirchlichen Immobilienbesitz in Rom (ABlEKD 1952, Nr. 7 vom 15. Juli 1952, S. 156–158; vgl. F. Hu¨bner, Vertragsabschluß). Im Rahmen dieses Abkommens war zwischen dem Deutschen Archa¨ologischen Institut als Nutzer des Geba¨udes Via Sardegna 79/79A und der EKD als Eigentu¨merin eine vorla¨ufige Vereinbarung geschlossen worden (EZA Berlin, 2/1795), in der – nach Ru¨ckgabe des Instituts – bauliche Vera¨nderungen in Aussicht genommen sowie Festlegungen zu deren Finanzierung getroffen worden waren (vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B12, S. 355f.). 56 Auch dagegen erhob Niemo¨ller spa¨ter Einspruch (37C5). Zu Herntrichs Romaufenthalt vom 15. bis 25. Mai 1953 vgl. 37B6. 57 Das in Stuttgart ansa¨ssige Institut war 1917 als „Deutsches Ausland-Institut“ gegru¨ndet worden. Am 14. April 1949 hatte das Wu¨rttemberg-Badische Kultministerium das in der Zeit des Nationalsozialismus nach dem Fu¨hrerprinzip gebildete Pra¨sidium des Instituts aufgelo¨st und die Statuten von 1917 wieder in Kraft gesetzt. Laut Satzung vom 23. April 1952 sollte das Institut die Kenntnis fremder La¨nder in Deutschland fo¨rdern und damit zur „friedlichen Zusammenarbeit des deutschen Volkes mit anderen Vo¨lkern“ beitragen (EZA Berlin, 6/117). 58 Stratenwerth war 1952 als Vertreter der EKD in den Verwaltungsrat des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen eingetreten (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 30B17, S. 260). Es war geplant, zehn Perso¨nlichkeiten, die ein „bedeutendes Lebenswerk hinter sich gebracht“ hatten, in den Kultursenat des Instituts aufzunehmen. Mit der Zeit sollten diese den Kultursenat auf insgesamt 100 Perso¨nlichkeiten erweitern (vgl. Protokoll der Verwaltungsratssitzung des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen vom 1. April 1953, EZA Berlin, 6/118). Der Kultursenat war als Dachorganisation des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen, das Goethe-Institut und den Deutschen Akademischen Austauschdienst geplant. Da die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes aber unabha¨ngig davon ein deutsches Gegenstu¨ck zum British Council ins Leben rufen wollte, wurde die Idee eines Kultursenates auf der folgenden Sitzung des Verwaltungsrates am 24. Oktober 1953 fallen gelassen (Protokoll u¨ber die Sitzung des Vorstandes und des Verwaltungsrates des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen vom 31. Oktober 1953, PA AA B 90, 49, S. 66). 59 Neben Schro¨der wurden auf der Verwaltungsratssitzung des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen noch vier weitere Perso¨nlichkeiten in den Ausschuss gewa¨hlt (Protokoll der Verwal-

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12. Personalfragen a) Besetzung des Referates III der Kirchenkanzlei60 Der Rat nahm die Berufung des Pfarrers Dr. Dr. Niemeier in Arnsberg in Aussicht61. Der Pra¨sident der Kirchenkanzlei wurde beauftragt, die Verhandlungen mit Pfarrer Niemeier und der westfa¨lischen Kirchenleitung auf folgender Grundlage zu fu¨hren: Pfarrer Niemeier soll auf 5 Jahre als Kirchenbeamter auf Zeit in die Kirchenkanzlei berufen werden und eine Planstelle der Gruppe A 2 b mit der Dienstbezeichnung „Oberkirchenrat“ erhalten. Die Kirchenleitung von Westfalen soll gebeten werden, ihm gegebenenfalls die Ru¨ckkehr in ein geistliches Amt der westfa¨lischen Kirche nach 5 Jahren zu ermo¨glichen und ihn zum 1. Juli fu¨r den Dienst in der Kirchenkanzlei freizugeben. b) Ministerialrat Osterloh Der Rat beschloss, Ministerialrat Osterloh zum Mitglied der Erziehungskammer der EKD zu berufen62. c) Oberkirchenrat Dr. Kru¨ger63 Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete, dass das Landeskirchenamt in Hannover Dr. Kru¨ger nur fu¨r drei Jahre freigeben will und sich vorbeha¨lt, ihn jederzeit zuru¨ckberufen zu ko¨nnen. Der Rat erkla¨rte sich mit einer einseitigen Ru¨ckberufungsmo¨glichkeit nicht einverstanden. d) Gehaltsbezu¨ge der Mitarbeiter der Berliner Kirchenkanzlei Nachdem Geheimrat D. Karnatz mit den u¨brigen Berliner kirchlichen Amtsstellen Fu¨hlung genommen hat64, beschloss der Rat, die fu¨r die westlichen Amtsstellen bereits zugestandenen Gehaltserho¨-

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tungsratssitzung vom 1. April 1953, EZA Berlin, 6/118). Schro¨der saß bereits als Vertreter des Hilfswerks im Verwaltungsrat des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen (Schreiben Thierfelders an Brunotte vom 6. Juni 1952, EZA Berlin, 6/117). Vgl. 35B15h. Im Vorfeld der Berufung Niemeiers zum Nachfolger Osterlohs war es zu Unstimmigkeiten mit der westfa¨lischen Landeskirche gekommen, weil Brunotte auch nach der Vorstellung Niemeiers am 21. Ma¨rz 1953 bei der Kirchenkanzlei keine verbindliche Zusage geben wollte. Vielmehr hatte es den Anschein, als wu¨rde die Kirchenkanzlei aus kirchenpolitischen Gru¨nden den Kandidaten der wu¨rttembergischen Landeskirche, Burkert, vorziehen (36E10). Burkert hatte allerdings kurz vor der Ratssitzung abgesagt (35B15h). Vgl. 36A1 und 35B15d. Vgl. 34B11b und 35B15g. Vgl. dazu das Schreiben Karnatz’ vom 24. April 1953 an die Kirchenkanzlei. Darin teilte Karnatz mit, dass er mit dem Finanzreferenten der APU, Gefaeller, dem Finanzreferenten des Evangelischen Konsistoriums Berlin-Brandenburg, Siebert, dem Ka¨mmerer der Berliner Stadtsynode, Ponto, und dem Leiter des Lutherischen Kirchenamtes in Berlin, Zimmermann, Fu¨hlung genommen habe. Niemand von diesen habe etwas dagegen gehabt, die fu¨r die Beamten und Angestellten des Bundes zu erwartenden neuen Gehaltsvorschriften auf die

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

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hungen65 auch bei den Mitarbeitern der Berliner Kirchenkanzlei durchzufu¨hren66. Der Rat gab der Erwartung Ausdruck, dass die Mitarbeiter der Kirchenkanzlei fu¨r den Fall, dass die Berliner Pfarrer zu einer freiwilligen Gehaltsabgabe fu¨r den Osten aufgerufen werden, sich daran beteiligen. Dr. Werner67 Pra¨ses Dr. Heinemann teilte mit, dass die APU und die Kirche des Rheinlandes mit Dr. Werner in Verhandlungen stehe, um ihm ein Darlehen von 7.000,– DM zu gewa¨hren68. Damit ist die Angelegenheit fu¨r die EKD erledigt. Amtsrat Bra¨unert Der Rat beschloss, dem Amtsrat Bra¨unert einen Baukostenzuschuss von 1.000,– DM zu bewilligen69, von welchem 500,– DM als verloren angesehen werden ko¨nnen. Dr. Hesse – Go¨ttingen Prof. D. Smend beantragte70, dem Mitarbeiter am Kirchenrechtlichen Institut Dr. Hesse ein Darlehen zur Erlangung einer Wohnung zu bewilligen. Der Rat erkla¨rte sich trotz bestehender Bedenken damit einverstanden. Kirchenrat von Staa Da der Kirchenkreis von Ko¨ln den Betrag von 700,– DM zur Ablo¨sung des beamteneigenen Dienstwagens nicht u¨bernommen hat71, erkla¨rte sich der Rat bereit, dem Kirchenrat von Staa eine weitere Unterstu¨tzung von 700,– DM zu gewa¨hren.

13. Beihilfe fu¨r die Kirchliche Hochschule in Wuppertal Auf Antrag von Moderator D. Niesel72 beschloss der Rat, ausnahmsweise der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal eine Beihilfe von 3.000,– DM zu bewilligen.

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Beamten und Angestellten der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – anzuwenden (EZA Berlin, 4/212). Vgl. 35B15c. Die Anpassung erfolgte ru¨ckwirkend ab 1. April 1953 (vgl. das Schreiben Brunottes an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –vom 23. Juni 1953, EZA Berlin, 4/212). Vgl. 35B15f. Antrag nicht ermittelt 36D14. Antrag nicht ermittelt. Vgl. 34B11e. Ein Antrag Niesels konnte nicht ermittelt werden. Die Unterstu¨tzung wurde anla¨ßlich der Fertigstellung des Neubaus der Hochschule gewa¨hrt, allerdings nicht u¨berwiesen, was die Kirchliche Hochschule erst nach Abschluss des Haushaltsjahres bemerkte; vgl. das Schreiben der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal an die Kirchenkanzlei vom 5. April 1954. Auf

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14. St. Gertruds-Gemeinde – Stockholm Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete, dass in Schweden eine gesetzliche Regelung geplant wird, nach der schwedische Staatsangeho¨rige deutscher Abstammung ku¨nftig nicht mehr Glieder der Gemeinde sein ko¨nnten73. Auf Vorschlag des Kirchlichen Aussenamtes74 erkla¨rte sich der Ratsvorsitzende bereit, bei dem Primas von Schweden in dieser Sache vorstellig zu werden75. 15. Zusammenschluss der Kirchenmusikschulen76 Der Rat nahm von dem Zusammenschluss der evangelischen Kirchenmusikschulen mit Zustimmung Kenntnis77.

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Ru¨ckfrage wurde der Betrag umgehend u¨berwiesen (alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/5499). Die deutsche evangelische St. Gertrudsgemeinde in Stockholm war seit ihrer Gru¨ndung im 16. Jahrhundert der schwedischen lutherischen (Staats-)Kirche angegliedert (E. Schieche, Anfa¨nge; B. Wellnitz, Gemeinden, S. 16f., 43). Zu ihr geho¨rten – nach Festlegung des schwedischen Ko¨nigs vom 1. Ma¨rz 1848 – ohne Wahlmo¨glichkeit alle in Stockholm ansa¨ssigen evangelischen Personen deutscher Abstammung. Urspru¨nglich wollte die schwedische Gesetzesinitiative lediglich diese auch fu¨r schwedische Staatsbu¨rger geltende Zwangsmitgliedschaft abschaffen, man war dann allerdings dazu u¨bergegangen, die deutschen Gemeinden mittels restriktiver Beschra¨nkung der Mitgliedschaft langfristig aufzulo¨sen zu wollen. Die Gesetzesvorlage, die auch in der schwedischen Kirche umstritten war, wurde Ende Mai vom schwedischen Reichstag abgelehnt (vgl. den Bericht des Kirchlichen Außenamtes auf der Synode 1954, in: Berlin-Spandau 1954, S. 451–470, 454; zur schwedischen Religionspolitik A. Jarlert, Minderheiten; H. Kiesow, Kirche). Dem Vortrag des Kirchlichen Außenamtes lag eine ausfu¨hrliche Schilderung der Sachlage durch den Hauptpastor der St. Gertrudsgemeinde zugrunde, der es jedoch bewusst vermieden hatte, die kirchlichen Stellen in Deutschland um eine Intervention zu bitten (Schreiben des Pfarramts der St. Gertruds Gemeinde an das Kirchliche Außenamt vom 20. April und 15. Mai 1953, EZA Berlin, 6/1164). Vgl. 36E11. Ein Entwurf fu¨r das Schreiben war vom Kirchlichen Außenamt bereits unter dem Datum des 4. Mai 1953 dem Stockholmer Pfarramt mit der Bitte um Stellungnahme zugesandt worden. Dessen positive Reaktion vom 15. Mai lag am 18. Mai 1953 im Kirchlichen Außenamt vor, das noch am gleichen Tage den durchgesehenen Entwurf an den Ratsvorsitzenden weiterleitete (sa¨mtliche Schreiben in: EZA Berlin, 6/1164). Die Direktorenkonferenz der evangelischen Kirchenmusikschulen Deutschlands hatte beantragt, ihr neues Statut durch den Rat legitimieren zu lassen (36D15 und 36D16). Der Antrag hatte bereits auf der Ratssitzung am 12./13. Februar 1953 besprochen werden sollen, war dann aber immer wieder verschoben worden; vgl. die handschriftliche Notiz Brunottes fu¨r von Harling vom 17. Februar 1953 (EZA Berlin, 2/4539). Dem Beschluss war ein Vortrag Brunottes vorausgegangen. Dabei konnte Brunotte sich auf ein Papier von Harlings stu¨tzen, in dem dieser empfahl, der Rat mo¨ge zwar von der Neuordnung der Direktorenkonferenz Kenntnis nehmen, aber ihre Bestellung als beratendes Organ des Rates ablehnen. Die EKD – so von Harling in seinem Schreiben an Brunotte vom 22. Januar 1953 – besitze „auf dem Gebiet der Pflege der Kirchenmusik, ihrer Verwendung im Gottesdienst und der personellen und Laufbahnverha¨ltnisse der Kirchenmusiker nach der Grundordnung nur sehr beschra¨nkte Kompetenzen“. In seinem Antwortschreiben vom 16. Mai 1953 an den Gescha¨ftsfu¨hrer der Direktorenkonferenz begru¨ndete

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

16. Verband evangelischer Kirchencho¨re Der Rat stimmte trotz einiger Bedenken der Bestellung des Pfarrers Hofmann zum gescha¨ftsfu¨hrenden Obmann zu78. Der Rat hielt es fu¨r erwu¨nscht, dass die Satzung des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re79 an einigen Punkten gea¨ndert wu¨rde80. 17. Trauung Geschiedener81 Auf Antrag von Prof. Dr. Delius82 wird die Frage einer Trauung Ge-

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von Harling die Zuru¨ckhaltung des Rates damit, dass „derartige Anerkennungen bisher noch niemals ausgesprochen worden“ seien (EZA Berlin, 2/4539). Der Verband evangelischer Kirchencho¨re hatte den Rat darum gebeten, ku¨nftig die Aufgaben des Reichsobmanns auf zwei Personen verteilen zu du¨rfen (36D17). Dagegen hatte Niemo¨ller im Schreiben an die Kirchenkanzlei vom 27. Februar 1953 eingewandt, dass die Einsetzung eines gescha¨ftsfu¨hrenden Reichsobmannes von der Satzung des Verbandes nicht gedeckt sei. Meiser hatte am gleichen Tage zu bedenken gegeben, dass „es erwu¨nscht gewesen wa¨re, daß der Verband der evangelischen Kirchencho¨re in Deutschland sich eine einheitliche Fu¨hrung geschaffen ha¨tte und das Amt des Reichsobmannes nicht von 2 Personen wahrnehmen ließe“ (beide Schreiben in: EZA Berlin, 2/4542). Vgl. die Fassung vom September 1948 Ebd. sowie K.-H. Fix, Protokolle 3, 2B11f., S. 116f. Der Ratsbeschluss wurde dem Verband evangelischer Kirchencho¨re von der Kirchenkanzlei am 20. Mai 1953 mitgeteilt. Gea¨ndert werden sollten alle Bezu¨ge auf die Gegebenheiten vor 1945 („Reichskirchenregiment“, „Fu¨hrerrat“). Diese A¨nderungen in der Satzung beschloss der Zentralrat des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re allerdings erst auf seiner Sitzung vom 12. bis 14. April 1956 (Schreiben des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re Deutschlands an den Rat vom 10. Mai 1956, alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/4542). Sie wurden vom neugewa¨hlten Rat auf seiner 13./14. Sitzung am 28./29. Juni 1956 in Berlin unter TOP 1 der Niederschrift zustimmend zur Kenntnis genommen (EZA Berlin, 2/1799). Nachdem bei der Arbeit am Abschnitt VII „Ehe und kirchliche Trauung“ der neuen lutherischen Lebensordnung ungekla¨rte theologische Grundsatzfragen zum Versta¨ndnis der Ehe zu Tage getreten waren, hatte der Theologische Ausschuss der VELKD am 5. Januar 1953 ein kla¨rendes Gutachten zu „Ehe und kirchliche Trauung“ vorgelegt (ELKZ 7, 1953, S. 53–55; Lutherische Generalsynode 1953, S. 338–344). Darin hatte er die Ehe als unauflo¨sbare go¨ttliche Stiftung definiert und die Trauung Geschiedener grundsa¨tzlich abgelehnt, jedoch in Grenzfa¨llen eine abweichende Einzelfallentscheidung zugestanden. Daraufhin war der Abschnitt VII („Von der christlichen Ehe und kirchlichen Trauung“) der lutherischen Lebensordnung in diesem Sinne neu gefasst (Ordnung, S. 154f.), von der Generalsynode auf ihrer Tagung vom 16. bis 21. April 1953 beschlossen (Lutherische Generalsynode, S. 408ff.) und von der Bischofskonferenz der VELKD am 29./30. September endgu¨ltig angenommen worden. Dieser Entscheidungsprozess innerhalb der lutherischen Kirche wurde nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer 1952 auch in der APU begonnenen Neufassung der Lebensordnung von einer umfangreichen Diskussion flankiert und kommentiert; vgl. u. a. H. Klemm, Gespra¨ch; R. Mumm, Wiedertrauung; E. Kinder, Ehe; W. Weber, Trauung; T. Weigle, Ausnahmen; A. Sprengler, Trauung. 36D18. Urspru¨nglich hatte Delius seinen Antrag unter Hinweis auf die Tagesordnung der bevorstehenden Lutherischen Generalsynode als besonders dringlich deklariert. Allerdings war sein Antrag erst am 25. Ma¨rz 1953 in der Kirchenkanzlei eingetroffen und hatte aus

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schiedener auf die Tagesordnung der na¨chsten Ratssitzung gesetzt83. Die Kirchenkanzlei soll den Ratsmitgliedern das Material (Auszu¨ge aus den kirchlichen Lebensordnungen) rechtzeitig zur Verfu¨gung stellen84. 18. Altkatholikenkongress Landesbischof D. Meiser soll gebeten werden, die EKD bei dem Kongress vom 1. bis 5. September 195385 zu vertreten86. 19. Die na¨chste Sitzung soll am 11. und 12. Juni 1953 in Schwerin stattfinden, gegebenenfalls in Berlin-Spandau87. gez. D. Brunotte

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Zeitgru¨nden auf der Ratssitzung am 26. Ma¨rz nicht mehr verhandelt werden ko¨nnen. Auf Ru¨ckfrage hatte Delius jedoch darum gebeten, dass sich der Rat in seiner na¨chsten Sitzung mit der Frage bescha¨ftige; vgl. die Schreiben Brunottes an Delius vom 1. April 1953 und von Delius an Brunotte vom 14. April 1953 (EZA Berlin, 2/3552). Vgl. 37B16. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 1. und 9. Juni 1953 (37D25 und 37D26). Der 16. Internationale Altkatholiken-Kongress tagte am 3./4. September 1953 in Mu¨nchen unter dem Motto „Lebendige Gemeinde“. Ihm ging eine theologische Arbeitstagung u¨ber das Bußsakrament voraus (W. Ku¨ppers, Altkatholiken, S. 566f.). Niemo¨ller hatte bereits wa¨hrend der Sitzung seinen Anspruch, als Vertreter der EKD am Altkatholikenkongress teilzunehmen, geltend gemacht, musste sich jedoch dem Ratsbeschluss fu¨gen (vgl. G 1). Mit Schreiben vom 26. Mai 1953 an die Kirchenkanzlei teilte Niemo¨ller mit, dass er dennoch aufgrund einer perso¨nlichen Einladung am Altkatholikenkongress teilnehmen werde (37C5). Offiziell nahm Niemo¨ller dann als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen teil (W. Ku¨ppers, Altkatholiken, S. 567). Da es nicht mo¨glich war, die no¨tigen Aufenthaltsgenehmigungen fu¨r die westlichen Ratsmitglieder zu bekommen (vgl. 37A4), fand die Sitzung in Berlin-Spandau statt (37B), obwohl Niesel mit Schreiben vom 16. Mai 1953 an die Kirchenkanzlei Einspruch gegen den Protokollpunkt erhoben und darauf hingewiesen hatte, dass einige Ratsmitglieder nach der 35. Sitzung den Vorsitzenden gebeten hatten, ku¨nftig „davon abzusehen, unsere Versammlungen nach Spandau einzuberufen, weil man dort von allen Mo¨glichkeiten zu weit entfernt“ sei. Dem hatte Brunotte in seinem Antwortschreiben vom 20. Mai 1953 entgegengehalten, dass es auch andere Meinungen gebe und einige Ratsmitglieder „insbesondere den Sitzungsraum der Kirchenkanzlei schwer ertra¨glich finden“. Seine Anregung, diese Frage auf der na¨chsten Ratssitzung „offiziell“ zu besprechen, wurde nicht aufgegriffen (alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/1756).

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

36D Vorlagen und Antra¨ge 36D1. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an den Rat. Berlin, 2. Mai 1953 F: EZA Berlin, 4/1000 (H). Geheim Betrifft: Wirtschaftliche Lage der o¨stlichen Gliedkirchen Die wirtschaftliche Lage der o¨stlichen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich in der letzten Zeit derart verschlechtert, dass wir uns geno¨tigt sehen, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland die Bitte vorzutragen, besondere Hilfsmaßnahmen zu veranlassen. Es sind ganz aussergewo¨hnliche hohe Ausfa¨lle bei den Einnahmen entstanden, die nicht mehr ausgeglichen werden ko¨nnen. Vor allem gilt dies von den Einnahmen aus den o¨ffentlichen Sammlungen und aus den Staatsleistungen. Den o¨stlichen Gliedkirchen waren in den fru¨heren Kalenderjahren vier je zweiwo¨chige Haus- und Strassensammlungen staatlich genehmigt worden. Das Aufkommen dieser Sammlungen betrug rund 9,5 Millionen DM. Hiermit konnte die Erteilung der Christenlehre, die Arbeit der Inneren Mission, des Hilfswerks und der o¨rtliche Gemeindeaufbau zu einem wesentlichen Teil finanziert werden. Im laufenden Kalenderjahr ist bis heute lediglich eine Strassensammlung genehmigt worden. Der Ertrag wird erheblich geringer sein als bisher. Aus den Sammlungen kann daher selbst wenn, wie in Aussicht gestellt, noch zwei weitere Sammlungen genehmigt werden sollten, nur ein Bruchteil des bisherigen Aufkommens erzielt werden. Noch ungu¨nstiger ist die Lage hinsichtlich der Staatsleistungen. Das Soll der verfassungsrechtlich besonders garantierten Staatsleistungen, die vor allem fu¨r die Besoldung und Versorgung des Pfarrerstandes bestimmt sind, betra¨gt 19,9 Millionen DM, von denen im Jahre 1952 16. 208. 083 DM eingegangen sind. Dazu treten noch Anspru¨che aus Patronaten und sonstigen besonderen Rechtstiteln in Ho¨he von mehreren Millionen DM, die trotz mancher ungerechtfertigter Ku¨rzungen bis zum 31. Dezember 1952 immerhin noch in betra¨chtlicher Ho¨he geleistet sind. Im Jahre 1953 dagegen soll zur Abgeltung aller dieser Rechtsanspru¨che der Kirche nur noch ein Betrag von etwa 11,7 Millionen DM im Staatshaushalt der Deutschen Demokratischen Republik etatisiert sein. Gezahlt ist bis heute noch nichts. Angesichts der gesamten Lage ist auch durchaus ungewiss,

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ob in absehbarer Zeit etwas gezahlt werden wird. Es sind also gegenu¨ber den Verha¨ltnissen des Vorjahrs seit 4 Monaten in den Kassen der Gliedkirchen Ausfa¨lle von mehr als 6 Millionen DM aus Staatsleistungen und Sammlungen entstanden. Hierdurch ist die gesamte Finanzwirtschaft der o¨stlichen Gliedkirchen so gefa¨hrdet, dass Abhilfe geschaffen werden muss. Die Betriebsmittel der gro¨sseren Kirchengebiete sind infolge der Einnahmeausfa¨lle seit dem 1. Januar 1953 im wesentlichen verbraucht. Die sa¨chlichen Ausgaben sind bereits stark gedrosselt, so dass auf diesem Gebiete aufs ganze gesehen wesentliche Einsparungen nicht mehr mo¨glich sein werden. Die laufenden Personalausgaben ko¨nnen zwar fu¨r den Monat Mai geleistet werden; wenn aber keine neuen Betriebsmittel fliessen, muss die Auszahlung der Besoldung in der Mehrzahl der o¨stlichen Gliedkirchen spa¨testens im Juni (bis zu 30%) geku¨rzt werden. Auch die Versorgung der Ruhesta¨ndler und Hinterbliebenen, die ohnehin nur mit 60% erfu¨llt wird, wu¨rde demna¨chst erneut eingeschra¨nkt werden mu¨ssen. Solche Massnahmen mu¨ssten aber, angesichts der gesamten Lage in den Beziehungen zwischen Staat und Kirche und bei den schlechten Lebens- und Erna¨hrungsverha¨ltnissen in der Deutschen Demokratischen Republik als ho¨chst bedenklich betrachtet werden. Wir schlagen daher vor, im Wege einer Sonderumlage einen Betriebsfonds zu bilden, aus dem Betriebsmittelkredite an die notleidend gewordenen o¨stlichen Gliedkirchen gegeben werden ko¨nnen. Als Soforthilfe scheint uns ein Fonds von etwa 750.000 DM erforderlich. Der weitere Verlauf wird davon abha¨ngen, ob die Zahlung der Staatszuschu¨sse in den o¨stlichen Gliedkirchen wieder in Fluss kommt und welches Aufkommen aus den Sammlungen zu erwarten ist. Auch im gu¨nstigsten Falle muss aber mit erheblichen Einbussen in den Einnahmen gerechnet werden, da die Einku¨nfte der Kirche aus Vermo¨gen ganz unzureichend geworden sind und die Einnahmen aus Kirchensteuern in vielen Gebieten sta¨ndig zuru¨ckgehen. Auf la¨ngere Sicht wird deshalb eine grundlegende Umstellung der gesamten Finanzwirtschaft der o¨stlichen Gliedkirchen unvermeidlich sein. Hierfu¨r wird aber eine gewisse U¨bergangszeit erforderlich sein, in der die finanziell besser gestellten westlichen Gliedkirchen bru¨derliche Hilfe leisten sollten. Die VELKD hat sich mit den geschilderten wirtschaftlichen No¨ten der o¨stlichen Gliedkirchen bereits in ihrer soeben beendeten Synodaltagung eingehend bescha¨ftigt und beschlossen, durch ihre westlichen Gliedkirchen fu¨r die Finanzhilfe im Osten einen Betrag von 500.000 DM in Aussicht zu stellen. Hierbei ist die Erwartung ausgesprochen, dass die u¨brigen Gliedkirchen einen entsprechenden Betrag aufbringen, damit ein gemeinsamer neuer Fonds geschaffen werden kann, der zur Befriedigung der neu aufgebrochenen Notlage dienen soll. Der Rat der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union hat sich im gleichen Sinne gea¨ussert

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

und dringend gebeten, nunmehr einen entscheidenden Schritt der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Abhilfe zu veranlassen. Wir geben diese Bitte hiermit an den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland weiter und schlagen vor: a) zur Behebung der augenblicklichen Kassenschwierigkeiten sofort den notwendigen Betriebsfonds in Ho¨he von 750.000 DM zu bilden, b) fu¨r die weiteren Hilfsmassnahmen von den Gliedkirchen einen Betrag etwa in gleicher Ho¨he zu erbitten. Wir bitten, die Angelegenheit bei der na¨chsten Sitzung des Rates im Zusammenhang mit dem Bericht u¨ber die Lage zur Ero¨rterung zu stellen. Zur Vorbereitung haben wir den Herren Mitgliedern des Rates Abschrift unmittelbar zugeleitet. D. Dr. Karnatz

36D2. Offener Brief des Ratsvorsitzenden „an die Glieder der Jungen Gemeinde und deren Eltern im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik“. Berlin, 28. April 1953 F: EZA Berlin, 4/772 (H). – Abdruck: EvW 7, 1953, S. 280f.; KiZ 8, 1953, S. 105f.; INLL 2, 1953, S. 144f.; G. Heidtmann, Kirche, S. 126ff. Die Kunde von den Verfolgungen, die u¨ber die Junge Gemeinde im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik gekommen sind, la¨uft durch die ganze christliche Welt. Sie bewegt alle Gemeinden und alle Kirchenleitungen in Deutschland. Als Vorsitzender der obersten Ko¨rperschaft unserer evangelischen Kirche reiche ich euch, ihr jungen Bru¨der und Schwestern, herzlich die Hand. Ihr sollt wissen: wir alle stehen zu euch, wir beten fu¨r euch, und das Schwere, das ihr in der Nachfolge unseres Herrn Jesu Christi zu tragen habt, wollen wir gemeinsam mit euch tragen! Wir sind Glieder an einem Leibe, Junge Gemeinde und Gemeinde der Alten. Leidet ein Glied, so leiden alle Glieder mit, wie der Apostel sagt; und wenn ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit! Es ist ja inmitten alles Schweren auch vieles, was zur Dankbarkeit Anlass gibt. Vor allem das, dass die Junge Gemeinde fu¨r das Leben der deutschen Jugend eine wirkliche Bedeutung gewonnen hat. Denn was ohne Bedeutung ist, das verfolgt man nicht. Wir danken das denen, die in der Jungen Gemeinde treulich mitgearbeitet haben und lebendige Zeugen der ewigen Wahrheit gewesen sind.

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36D Vorlagen und Antra¨ge

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Um diese Wahrheit ist es in der Jungen Gemeinde immer gegangen. Um nichts anderes. Was jetzt an Vorwu¨rfen erhoben wird, ist so allgemein und schmeckt so sehr nach zentral gesteuerter Propaganda, dass es auf niemanden Eindruck macht. Ha¨tte man ernsthaftes Material, so wu¨rde man es offen auf den Tisch legen und uns Gelegenheit geben, es nachzupru¨fen. Denn nachgepru¨ft mu¨sste es werden. Wir haben da unsere Erfahrungen gemacht. Im u¨brigen haben wir das Vertrauen zu euch, dass ihr euch selbst zu wehren wisst, wenn jemand in eure Mitte etwas hineintra¨gt, was mit dem Evangelium und mit der Nachfolge Jesu Christi nichts zu tun hat. Wir danken allen, die in den Schulversammlungen, in den Volkseigenen Betrieben, in den Berufsschulen und wo es immer war, ein tapferes Bekenntnis zu ihrem Herrn abgelegt haben. Die Schu¨lerversammlungen, in denen Schulleiter mit schulfremden Personen gemeinsame Sache gegen ihre eigenen Schu¨ler machten, statt sich schu¨tzend vor sie zu stellen, sind in der Geschichte des deutschen Schulwesens ein besonders dunkles Kapitel. Dass der Kampf gegen die Junge Gemeinde ein Kampf gegen die Kirche ist, ist vor aller Augen. Wer noch daran gezweifelt hat, den haben die Erfahrungen der letzten Tage eines Besseren belehrt. Es ist nun soweit gekommen, dass Gottesdienste durch Mitglieder der Freien Deutschen Jugend gesto¨rt worden sind, dass man den Jungen Pionieren sagt, sie du¨rften die Christenlehre nicht besuchen, dass ein Eingriff in die Christenlehre dem andern folgt, dass man grosse kirchliche Anstalten wegnimmt und dass die Zahl der Verhaftungen von Pfarrern, Diakonissen, Katecheten und anderen kirchlichen Mitarbeitern dauernd steigt. Dies alles redet eine laute Sprache. Hier hilft kein Bescho¨nigen und kein Vertuschen. Ein neuer Kampf gegen die Kirche ist da! Die Kirche wird diesen zweiten Kampf mit Gottes gna¨diger Hilfe bestehen, wie sie den ersten bestanden hat. Ihr Herr ist sta¨rker als alle seine Feinde! Die Arbeit der Jungen Gemeinde geht weiter. Ich gru¨sse die, die ihr auch in schweren Stunden die Treue gehalten haben. Und den andern, die sich gegen U¨berzeugung und Gewissen eine Unterschrift haben abno¨tigen lassen, sage ich: Gottes vergebende Gnade ist gro¨sser als unser menschliches Versagen. Von dieser Gnade leben wir alle. Erpresste Unterschriften aber haben vor Gott niemals Gu¨ltigkeit. Ihr seid frei, nach Gottes Wort und Gebot zu handeln! Die Junge Gemeinde ist keine Organisation, am allerwenigsten eine illegale. Sie ist ein Teil der Gesamtgemeinde, am einzelnen Ort ebenso wie in der Kirche als Gesamtheit. Aus der Jungen Gemeinde austreten kann man nicht; denn man ist niemals in sie eingetreten. Man kann nur an ihren Veranstaltungen entweder teilnehmen oder nicht teilnehmen. Die Ent-

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

scheidung daru¨ber ist das freie Recht jedes einzelnen jungen Christen und kann ihm nicht genommen werden. Vergesst nicht, wie Artikel 41 der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik88 lautet: „Jeder Bu¨rger geniesst volle Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die ungesto¨rte Religionsausu¨bung steht unter dem Schutz der Republik. Einrichtungen von Religionsgemeinschaften, religio¨se Handlungen und der Religionsunterricht du¨rfen nicht fu¨r verfassungswidrige oder parteipolitische Zwecke missbraucht werden. Jedoch bleibt das Recht der Religionsgesellschaften [richtig: Religionsgemeinschaften ], zu den Lebensfragen des Volkes von ihrem Standpunkt aus Stellung zu nehmen, unbestritten.“ Der erste Absatz ist die rechtliche Grundlage, auf der die Junge Gemeinde steht. Was den zweiten Absatz anlangt, so verlangt den Nachweis, dass eure Junge Gemeinde – nicht eine Junge Gemeinde irgendwo in der Welt, sondern die eurige – sich jemals zu verfassungswidrigen oder parteipolitischen Zwecken habe missbrauchen lassen. Man wird euch diesen Beweis schuldig bleiben. Der letzte Absatz ist eure Rechtfertigung; wenn man euch einen Vorwurf daraus macht, dass bei Veranstaltungen der Jungen Gemeinde u¨ber allgemeine Fragen des menschlichen Lebens gesprochen worden ist. Weiss Gott, ihr du¨rft ein gutes Gewissen haben! Den Eltern aber sage ich dies: ich weiss, wie schwer es ist, mit ansehen zu mu¨ssen, dass unsere Kinder um des Glaubens willen angefeindet werden, und wie natu¨rlich der Wunsch ist, sie vor neuen Anfeindungen zu bewahren. Ich habe das alles wa¨hrend des vorigen Kirchenkampfes bei meinen eigenen Kindern erlebt. Aber vergesst nicht, dass euren Kindern in ihrem spa¨teren Leben nichts anderes so viel Vertrauen einbringen wird wie das, dass sie in ihrer Jugend treu zu ihrer Kirche gestanden haben. Vergesst vor allem nicht, dass ein freies Gewissen besser ist als ein glatter Lebensweg. Es steht geschrieben: Was hu¨lfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewo¨nne und na¨hme doch Schaden an seiner Seele! Unsere Kirche aber, dessen du¨rft ihr gewiss sein, wird tun, was in ihren Kra¨ften steht, um denen zu helfen, die jetzt um ihres Glaubens willen in Bedra¨ngnis geraten! Gott fu¨hrt seine Kirche oft genug Wege, die wir Menschen schwer verstehen. Aber es ist die zweitausendja¨hrige Erfahrung der Kirche, dass seine Wege gerecht und wahrhaftig sind und dass der Glanz seines Segens gerade u¨ber den dunklen Zeiten liegt. Das macht uns froh und zuversicht-

88 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktrober 1949, S. 5–16, S. 9.

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lich. Das gibt die Kraft, fest und fro¨hlich zu bleiben, auch wenn man uns schma¨ht und verfolgt. Der Gnade Gottes befehle ich euch und eure Kinder! Ihr befehle ich unsere gesamte evangelische Kirche! In treuer Verbundenheit Euer gez. Dibelius

36D3. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 28. April 1953 F: NL Smend (H). Gelegentlich einer Besprechung in Berlin am 8. April d. J. haben die evangelischen Bischo¨fe in der Deutschen Demokratischen Republik in zwei Schreiben zu brennenden Tagesfragen Stellung genommen. In einem Schreiben an den Chef der Sowjetischen Kontrollkommission Herrn Armeegeneral Tschuikow in Berlin-Karlshorst haben sie auf die Gefahren hingewiesen, die sich aus dem Vorgehen politischer Stellen gegen die Kirche ergeben89. In dem anderen Schreiben sind die Bischo¨fe bei dem Ministerrat der UdSSR in Moskau wegen einer Erweiterung der Amnestie vom 27. Ma¨rz d. J. zu Gunsten der deutschen Gefangenen vorstellig geworden90. Das erste Schreiben ist von dem Bevollma¨chtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Deutschen Demokratischen Republik Herrn Propst D. Gru¨ber im Hauptquartier der Sowjetischen Kontrollkommission am 10. d. M. perso¨nlich u¨bergeben worden, wa¨hrend das Schreiben an den Ministerrat der UdSSR in Moskau von Herrn Bischof D. Dr. Dibelius dem Herrn Botschafter der UdSSR in Berlin am 11. d. M. brieflich mit der Bitte um Weitergabe u¨bersandt worden ist. Die Tatsache, daß die Schreiben an die genannten Stellen gerichtet wurden, ist durch die Presse bekannt geworden. Dagegen ist der Wortlaut der Schreiben bisher noch nicht vero¨ffentlicht. Den Herren Ratsmitgliedern u¨bersenden wir hiermit Abdrucke der beiden Schreiben mit der Bitte um vertrauliche Behandlung. D. Dr. Karnatz 89 36D5. 90 36D4.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

36D4. Schreiben der evangelischen Bischo¨fe in der DDR an den Ministerrat der Regierung der UdSSR. Berlin, 8. April 1953 F: NL Smend (H; Anlage zu 36D3). Die Evangelische Kirche in Deutschland hat mit großer Genugtuung den Erlaß des Pra¨sidiums des Obersten Rates in der UdSSR u¨ber die Amnestie vom 27. Ma¨rz 1953 zur Kenntnis genommen und ist tief von der Großzu¨gigkeit dieses Schrittes beeindruckt. Diese Maßnahme, die zwar den Bu¨rgern der Sowjetunion zugute kommt, hat zugleich auch die Herzen der Christen, die den gro¨ßten Teil der Bevo¨lkerung in Deutschland ausmachen, mit neuer Hoffnung erfu¨llt. Millionen Menschen in Deutschland glauben, daß die Sowjetregierung die vielen deutschen Menschen, die in der Sowjetunion abgeurteilt worden sind und dort ihre Strafe verbu¨ßen mu¨ssen, nicht vergessen und zur gegebenen Zeit auch sie weitgehend amnestieren wird. Daru¨ber hinaus hoffen die evangelischen Christen, daß die Sowjetregierung ihren maßgebenden Einfluss dahin geltend machen wird, daß eine großzu¨gige Amnestie fu¨r die vielen Verurteilten auch in der Deutschen Demokratischen Republik durchgefu¨hrt werde. Eine solche großherzige Amnestie der deutschen Menschen wu¨rde ein eminenter Beitrag zur Konsolidierung des Friedens sein und besonders den ju¨ngsten so begru¨ßenswerten Friedenserkla¨rungen der Vertreter der Sowjetregierung den sta¨rksten und wirkungsvollsten Ausdruck verleihen und auf diese Weise eines der schwersten Hindernisse in dem Streben zu gutnachbarlichen Beziehungen zwischen unseren Vo¨lkern aus dem Wege ra¨umen. Denn nichts liegt uns so sehr am Herzen als der Friede unter allen Menschen und Vo¨lkern und vor allem aufrichtig-freundschaftliche Beziehungen und fruchtbares Zusammenwirken mit unserem großen Nachbarland, der Sowjetunion, mit der wir heute politisch und wirtschaftlich so unmittelbar in Beru¨hrung stehen. Namens der ganzen evangelischen Christenheit in Deutschland sei es uns als Vertretern der Evangelischen Kirche gestattet, dem Ministerrat der Regierung der UdSSR die herzliche und dringende Bitte vorzutragen, der wohlbegru¨ndeten Erwartung unseres Volkes und der großen Hoffnung, die das deutsche Volk heute besonders stark hegt, daß nunmehr der Zeitpunkt fu¨r eine Amnestie der verurteilten Deutschen, die unter der Jurisdiktionsgewalt der Sowjetmacht stehen, gekommen sei, wohlwollend zu entsprechen. Indem wir diese Hoffnung und Erwartung der evangelischen Christen in Deutschland zum Ausdruck bringen und sie dem Ministerrat der Regierung der UdSSR zur wohlwollenden Pru¨fung ans Herz legen, bitten wir besonders fu¨r die Frauen und fu¨r die, die im vorgeru¨ckten Alter stehen und die, die an irgend einer schweren Krankheit leiden, aber auch fu¨r

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die Jugendlichen, die den sehnlichen Wunsch haben, ein neues Leben anzufangen, und tu¨chtige, wertvolle Glieder ihres Volkes und Landes werden wollen. Einen solchen Schritt der Sowjetregierung wu¨rden die Christen in Deutschland und in der ganzen Welt zu wu¨rdigen und zu scha¨tzen wissen. In der Hoffnung und Gewißheit, keine Fehlbitte getan zu haben, zeichnen wir Die evangelischen Bischo¨fe in der Deutschen Demokratischen Republik D. Dibelius D. Hahn D. Mu¨ller i. V. Maercker Mitzenheim

v. Scheven

Schro¨ter

Hornig

36D5. Schreiben der evangelischen Bischo¨fe in der DDR an den Chef der sowjetischen Kontrollkommission. Berlin, 9. April 1953 F: EZA Berlin, 81/1/2 (H; Anlage zu 36D3). Sehr geehrter Herr Armeegeneral! Wir wenden uns an Sie als an den Chef der obersten Regierungsinstanz fu¨r das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik, um Sie auf die Gefahren hinzuweisen, die sich aus dem Vorgehen politischer Stellen gegen die christlichen Kirchen zu ergeben drohen. Wir sind bereits vor mehreren Monaten bei dem Herrn Ministerpra¨sidenten wegen der Maßnahmen, die gegen unsere Junge Gemeinde ergriffen worden sind, vorstellig geworden und haben ihm ein Memorandum daru¨ber eingereicht, was es mit dieser Jungen Gemeinde fu¨r eine Bewandtnis hat. Eine Abschrift dieses Memorandums legen wir bei91. Einen Erfolg haben diese Vorstellungen nicht gehabt. Im Gegenteil: die Maßnahmen sind immer scha¨rfer geworden. Man hat in allen Bezirken der Deutschen Demokratischen Republik Schu¨ler und Schu¨lerinnen, die sich zur Jungen Gemeinde halten, in turbulenten Versammlungen angegriffen, beschimpft, von der Schule verwiesen und ihnen das Studium unmo¨glich gemacht. Man hat Pfarrer und Diakone, die der Jungen Gemeinden dienten, verhaftet, man hat Zusammenku¨nfte verboten oder aufgelo¨st, man hat die jungen Christen in o¨ffentlichen Versammlungen und bei Schulveranstaltungen auf das schwerste bedroht und hat Ha¨user, die der Schulung junger Christen dienten, beschlagnahmt. 91 34E13.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Die Unruhe u¨ber die Geschehnisse geht durch unsere gesamte Kirche. Sie wird dadurch versta¨rkt, daß fast jeder Tag Nachrichten u¨ber neue Maßnahmen gegen die Kirche bringt. Kirchliche Anstalten der verschiedensten Art werden beschlagnahmt. Namentlich im sa¨chsischen Bezirk haben sich in den letzten beiden Wochen eine Reihe von Fa¨llen zugetragen, die die Kirche auf das tiefste erregen. In Zeitungsartikeln und Versammlungen wird gegen die Kirche und ihre Einrichtungen Propaganda getrieben. In zunehmendem Maße werden diakonische Arbeiten verboten (Bahnhofsmission) und Ha¨user mit fadenscheinigen Gru¨nden beschlagnahmt oder ihrer Zweckbestimmung entzogen (Schloß Mansfeld, Krummenhennersdorf und Hu¨ttengrund in Sachsen). Man macht keinen Hehl mehr daraus, daß die Absicht besteht, die Liebesarbeit der Kirche zum Erliegen zu bringen und den ganzen kirchlichen Organismus umzugestalten. Mit einem Wort: ein Kirchenkampf großen Ausmaßes hat im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik begonnen. Die Nachricht von diesen Ereignissen la¨uft nicht nur durch ganz Deutschland, sondern auch durch andere La¨nder der Welt, in denen man gerade die Vorga¨nge auf dem Gebiet der Kirche mit gro¨ßter Aufmerksamkeit verfolgt. Der Brief, den der bekannte Professor Karl Barth aus Basel an den Minister fu¨r Staatssicherheit, Herrn Zaisser, geschrieben hat92, zeigt das aufs deutlichste. Wir ko¨nnten zahlreiche andere Belege dafu¨r anfu¨hren, wie abtra¨glich diese Dinge den Friedensbemu¨hungen der politischen Stellen sind. Was nun die Junge Gemeinde anbelangt, so ist sie dadurch entstanden, daß die Evangelische Kirche im Jahre 1946, einem Wunsch des damaligen Oberst Tjulpanow entsprechend, ihre sa¨mtlichen Jugendorganisationen aufgelo¨st und ihre jungen Christen in jeder Gemeinde genau so zwanglos zusammengefu¨hrt hat, wie sie es mit den Ma¨nnern und Frauen tut. Die Pfarrer sind verpflichtet, mit den Gliedern der Jungen Gemeinde ausschließlich kirchliche Arbeit zu tun, sie mit der Bibel, mit der Geschichte und dem Leben ihrer Kirche bekanntzumachen usf. Politische Schulung oder Beeinflussung in staatsfeindlichem Sinne ist ausgeschlossen. Die Vertreter der Sowjetischen Dienststellen haben diese Arbeitsweise immer gebilligt. Sie ist jahrelang unbeanstandet geschehen und ist unvera¨ndert geblieben bis auf diesen Tag. Das einzige, was sich jetzt gea¨ndert hat, ist die Haltung politischer Stellen, insbesondere die Haltung der FDJ, deren Feindseligkeit gegen die Junge Gemeinde mit jedem Jahr deutlicher hervortrat. Dabei hat uns General Tjulpanow seinerzeit immer wieder versichert, daß ein Zwang, der FDJ

92 Schreiben Barths an Zaisser vom 2. Ma¨rz 1953 (EvW 7, 1953, S. 219; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 139f.; M. Niemo¨ller, Zeugnis, S. 34–37).

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beizutreten, niemals ausgeu¨bt werden wu¨rde und daß daneben die kirchliche Jugendarbeit ungesto¨rt bestehen ko¨nne. Die bo¨sen Erfahrungen, die die Kirche in der Vergangenheit gemacht hat, stehen von neuem vor uns. Immer wieder wird behauptet, die Junge Gemeinde sei eine staatsfeindliche Organisation und mißbrauche die Jugend zum Dienst fu¨r fremde Ma¨chte. Daran ist kein wahres Wort. Das Material, auf das diese Anklage sich stu¨tzt, wird uns nicht gezeigt. In den wenigen Fa¨llen, in denen wir trotzdem Kenntnis davon erhielten, hat sich stets herausgestellt, daß es sich um Mißversta¨ndnisse oder um verleumderische Denunziationen oder um dumme A¨ußerungen halbwu¨chsiger Jungen handelt, denen niemand irgend ein Gewicht beimessen kann. Gewiß mag es Fa¨lle geben, in denen junge kirchliche Menschen – u¨brigens nicht nur solche – einmal etwas Bedenkliches gesagt oder etwas To¨richtes getan haben. Aber solche Fa¨lle ko¨nnen nicht einfach der ganzen Jungen Gemeinde zur Last gelegt werden. Wenn in den politischen Parteien irgendein Mitglied der Partei und selbst ein hoher Funktiona¨r der Partei etwas Bo¨ses tut, dann wu¨rde es weder uns noch sonst einem vernu¨nftigen Menschen einfallen, die ganze Partei mit dem Betreffenden zu identifizieren. In jedem einzelnen Falle wu¨rde eine Ru¨cksprache mit den verantwortlichen Ma¨nnern der Kirchenleitung genu¨gt haben, um Abhilfe zu schaffen oder Mißversta¨ndnisse aufzukla¨ren. Wenn jetzt, wie man uns berichtet, erwogen wird, die Arbeit an der Jungen Gemeinde u¨berhaupt zu verbieten, so wu¨rde damit fu¨r die gesamte Evangelische Kirche ein Notstand schwerster Art gegeben sein, in dem es um die letzten fu¨r die Kirche unaufgebbaren Fragen des Gewissens und des Glaubens geht. Denn jeder junge evangelische Christ ist durch das Sakrament der Taufe und durch das Konfirmationsgelu¨bde ein Glied der Evangelischen Kirche und auch der Jungen Gemeinde. Wer von einem Glied der Evangelischen Jugend fordert, seiner Zugeho¨rigkeit zur Jungen Gemeinde abzusagen und aus ihr auszutreten, der verlangt von einem jungen Christen, daß er seinen Glauben verleugnet und die sakramentale Gemeinschaft mit seiner Kirche bricht. Wer das Ansinnen und die Forderung an die Kirche stellt, die Arbeit an der Jungen Gemeinde aufzugeben, d. h. die jungen Christen nicht mehr um Gottes Wort, zum Lobpreis und Anbetung Gottes zu versammeln, der mu¨ßte dann von der Kirche auch verlangen, daß sie das Sakrament der Taufe und die Einsegnung der Jugend aufgibt; denn durch die Taufe und die Konfirmation wird jeder zum Glied der Evangelischen Kirche, und jedes treue Glied der Kirche verpflichtet sich, freiwillig an irgend einem Kreis der Gemeinde gema¨ß seinem Alter und seiner Begabung und Neigung am Aufbau des Gemeindelebens teilzunehmen und mitzuwirken. Das ist nun einmal die Lebensa¨ußerung der Evangelischen Kirche. So geho¨ren z. B. zur Lebensa¨ußerung der russisch-orthodoxen Kirche die

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

kirchlichen Prozessionen: Osterprozession, Prozession der Wasserweihe usw., an der Tausende jeden Alters und Geschlechts teilnehmen. Wenn die russisch-orthodoxe Kirche diese Prozessionen gema¨ß ihrer Tradition durchfu¨hrt, so deutet doch niemand solche o¨ffentlichen Prozessionen in der Sowjetunion als antistaatliche Umzu¨ge oder Demonstrationen. Man betrachtet sie als Angelegenheit der Kirche und la¨ßt sie gewa¨hren. Entsprechend sollte man auch die Evangelische Kirche mit ihren besonderen Lebensa¨ußerungen respektieren. Wir machen immer wieder die Beobachtung, daß keineswegs alle politischen Stellen im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik den Kampf gegen die Kirche im allgemeinen und gegen die Junge Gemeinde im besonderen gutheißen. Aber an den geschilderten Tatsachen a¨ndert das nichts. Wir haben zu Ihnen, Herr Armeegeneral, das Vertrauen, daß Sie bemu¨ht sind, nach außen und innen den Frieden zu fo¨rdern, wie wir auch unsererseits keinen heißeren Wunsch haben, als dem Frieden in unserm Vaterland und in der ganzen Welt zu dienen. Wir haben mit dankbarer Befriedigung die ju¨ngste Erkla¨rung der Sowjetregierung vernommen, daß es keine noch so strittige Frage gebe, die nicht friedlich gelo¨st werden ko¨nnte. Um eine solche friedliche Lo¨sung der bestehenden Spannungen bitten wir Sie. Jeder der Unterzeichneten ist bereit, die Angelegenheit auch mu¨ndlich zu besprechen und weitere Einzelheiten vorzutragen. Es scheint uns nur notwendig zu sein, daß das erforderliche bald geschieht, um weiteren schweren und dauernden Schaden zu verhu¨ten. Die evangelischen Bischo¨fe in der Deutschen Demokratischen Republik D. Mitzenheim v. Scheven i. V. Maercker Hornig D. Hahn D. Dibelius

D. Mu¨ller

Schro¨ter

36D6. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 22. April 1953 F: EZA Berlin, 81/1/7 (H). I. Die Disziplinarordnung der DEK vom 13. 4. 1939 (GBl. S. 27 ff.)93 – in der Fassung des § 5 der Verordnung des Rates der EKD u¨ber die Auf93 GBlDEK B 1939, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 27–46.

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hebung und Aba¨nderung von Gesetzen der DEK vom 2. 5. 1946 (Verord. u. Nachr. Bl. Nr. 16)94 – ist als Ordnung des in der EKD geltenden Disziplinarrechts nicht mehr geeignet. Abgesehen davon, daß die Disziplinarordnung vom 13. 4. 1939 ihre Rechtma¨ßigkeit urspru¨nglich aus der 17. Durchfu¨hrungsverordnung zum Gesetz zur Sicherung der DEK vom 10. 12. 37 (RGBl. I S. 1346), also einem Gesetz des nationalsozialistischen Staates ableitete, wird diese Disziplinarordnung weitgehend als zu wenig kirchlich empfunden. Ihre Vorschriften bedu¨rfen im Einzelnen vielfach der Verbesserung auf Grund der in der Praxis gesammelten Erfahrungen. Von einzelnen Gliedkirchen wird sogar in Frage gestellt, ob das kirchliche Disziplinarrecht, da das ordnungswidrige Verhalten eines Geistlichen unter Umsta¨nden mit seinem Bekenntnisstand zusammenha¨ngen ko¨nne, u¨berhaupt gesamtkirchlich geregelt werden du¨rfe. Wegen dieser Ma¨ngel und rechtlichen Bedenken wird die Disziplinarordnung vom 13. 4. 39 in der EKD nicht mehr einheitlich angewandt. Einige Gliedkirchen haben nach 1945 eigene Disziplinargesetze erlassen. Andere Kirchen verfahren zwar grundsa¨tzlich nach dieser Ordnung, haben sie aber abgea¨ndert. Nur ein kleiner Teil der Gliedkirchen wendet die Disziplinarordnung vom 13. 4. 39 noch unvera¨ndert an. Soweit die Gliedkirchen A¨nderungen vorgenommen haben, ist besonders das Bestreben festzustellen, die zweite disziplinargerichtliche Instanz in die eigene Kirche zu verlegen. In dem Bestreben, die Einheitlichkeit des kirchlichen Disziplinarrechts nach Mo¨glichkeit zu erhalten, hat die Kirchenkanzlei im Einvernehmen mit dem Rat schon 1946 begonnen, mit Hilfe eines kleinen Ausschusses von Sachversta¨ndigen eine neue gesamtkirchliche Disziplinarordnung auszuarbeiten. Die Bemu¨hungen der Kirchenkanzlei haben zur Aufstellung eines Vorentwurfes95 gefu¨hrt. Dieser Vorentwurf ist 1949 der in Bethel tagenden Synode der EKD u¨bergeben worden, ohne daß allerdings eine fo¨rmliche U¨berweisung an die Synode gema¨ß Art. 26 Abs. 3 der Grundordnung der EKD (GO)96 stattgefunden hat. Die Synode ist damals gebeten worden, ihrerseits einen endgu¨ltigen Entwurf ausarbeiten zu lassen. Auf diese Weise sollte die Synode zugleich einer ku¨nftigen Tagung vorarbeiten, in der die Disziplinarordnung ggf. zu beschließen sein wu¨rde. Die Synode hat dieses Anliegen aufgegriffen und einen Ausschuß zur Ausarbeitung einer Disziplinarordnung der EKD eingesetzt. Dem Ausschuß geho¨ren folgende Synodale als Mitglieder an: 94 VONBl 1946, Nr. 16 vom 9. Mai 1946. 95 „Entwurf fu¨r ein Gesetz u¨ber die Verletzung von Amtspflichten der Geistlichen“ (EZA Berlin, 2/3405). 96 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Konsistorialpra¨sident Hofmann, Magdeburg, als Vorsitzender, Konsistorialpra¨sident Dr. von Arnim, Berlin, Oberkonsistorialrat Propst Dr. Bo¨hm, Berlin, Pastor D. Braune, Lobetal, Pra¨sident D. Brunotte, Hannover, Landeskirchenamtspra¨sident Bu¨hrke, Kiel, Bundestagspra¨sident Dr. Ehlers, Bad Godesberg, Pra¨sident Dr. Fokken, Aurich, Staatsrat Dr. Meinzolt, Mu¨nchen, Oberlandeskirchenrat Lic. Noth, Dresden. Die Synode hat den Ausschuß erma¨chtigt, weitere geeignete Mitarbeiter hinzuzuziehen. Von dieser Erma¨chtigung hat der Ausschuß Gebrauch gemacht, indem er Herrn Professor Dr. Harder an seiner Arbeit beteiligt hat. II. Der von der Synode eingesetzte Ausschuß hat in fu¨nf Sitzungen in den Jahren 1950, 1952 und 1953 den beiliegenden Entwurf97 ausgearbeitet. Dabei hat der Ausschuß besonders eingehend die Fragen gepru¨ft, auf Grund welcher Vorschrift der Grundordnung die Disziplinarordnung erlassen werden kann, und ob und ggf. mit welchem Inhalt in die Disziplinarordnung Bestimmungen u¨ber ein Verfahren bru¨derlicher Zucht aufzunehmen sind. Zur Frage der verfassungsrechtlichen Grundlage war die Mehrzahl der Ausschußmitglieder der Ansicht, daß eine Disziplinarordnung der EKD auf Art. 10a GO.98 gestu¨tzt werden ko¨nne, da das Gebiet des Disziplinarrechts in Gestalt der Disziplinarordnungen der DEK vom 8. 2. 36 (GBl. S. 9)99 und vom 13. 4. 39 und der beiden Verordnungen des Rates vom 2. 5. 46 u¨ber die Aufhebung und Aba¨nderung von Gesetzen der DEK und u¨ber die Nachpru¨fung von Disziplinarmaßnahmen (Verord. u. 97 Der 47seitige „Entwurf fu¨r eine Disziplinarordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland“ vom 26./27. Februar 1953 (EZA Berlin, 81/1/7) wurde mit wenigen sprachlichen Vera¨nderungen der 1954 in Berlin-Spandau tagenden Synode vorgelegt und ist als Anlage 1 im Synodenprotokoll abgedruckt (Spandau 1954, S. 486–523). Deshalb wird hier auf die Wiedergabe verzichtet. Fu¨nf Paragraphen wurden um einzelne Definitionen und Bestimmungen erweitert. In § 2 und § 4 wurde der ordinierte Hilfsgeistliche in die Reihe derer, die zu den Geistlichen im Sinne des Disziplinargesetzes geza¨hlt wurden, hinzugefu¨gt und der Zusta¨ndigkeit der Gliedkirche zugeordnet. In § 24 (2) wurde das Zeugnisverweigerungsrecht auf die Gehilfen und die Personen, die an der Berufsausbildung der Beschuldigten beteiligt waren, ausgedehnt. In die Paragraphen 56 (3) und 58 (1) wurden Absa¨tze eingefu¨gt, die die Befugnisse und Zusta¨ndigkeit zwischen den Disziplinargerichten der Gliedkirchen und dem Disziplinarhof regelten. 98 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110. 99 GBlDEK B 1936, Nr. 4 vom 14. Februar 1936.

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Nachr. Bl. Nr. 16)100 bereits fru¨her einheitlich geregelt gewesen ist. Da jedoch einzelne Gliedkirchen die Disziplinarordnung vom 13. 4. 39 und die beiden Verordnungen vom 2. 5. 46101 nicht als verbindlich anerkennen, hat der Ausschuß beschlossen, eine Ero¨rterung der Frage, ob der Erlaß einer Disziplinarordnung auf Art. 10a GO102 gestu¨tzt werden kann, zu vermeiden. Der Ausschuß schla¨gt vielmehr vor, die Disziplinarordnung auf Grund des Art. 10b GO103 zu erlassen. Zur Frage der Aufnahme von Bestimmungen u¨ber ein Verfahren bru¨derlicher Zucht hielten die Ausschußmitglieder es zuna¨chst – jedenfalls fu¨r die Mehrzahl der Disziplinarfa¨lle – fu¨r wu¨nschenswert, daß vor Einleitung eines fo¨rmlichen Dienststrafverfahrens versucht werde, mit geistlichen Mitteln auf den Beschuldigten einzuwirken mit dem Ziel, ihn zu einem freimu¨tigen Bekenntnis seiner Schuld und zur freiwilligen U¨bernahme einer Su¨hne zu veranlassen. Es bestand anfangs Einigkeit daru¨ber, daß auf diesem Wege ein echtes kirchliches Disziplinarrecht geschaffen werden ko¨nnte. Bei der Pru¨fung der Einzelfragen, die mit der Einfu¨hrung eines Verfahrens bru¨derlicher Zucht zusammenha¨ngen, ergaben sich jedoch zahlreiche Schwierigkeiten. Sowohl die Frage, welches Gremium oder welche Einzelperson die bru¨derliche Zucht ausu¨ben soll, als auch die Fragen, bei welcher Art von Amtspflichtverletzungen das Verfahren angewandt werden soll, ob mit dem Verfahren bru¨derlicher Zucht ein Ermittlungsverfahren zu verbinden ist, ob es eines fo¨rmlichen Abschlusses bedarf und ggf. welches Abschlusses wurden unter stark voneinander abweichenden Gesichtspunkten gesehen. Besondere Schwierigkeiten bereitete der Versuch, das Verha¨ltnis zu bestimmen, in dem das Verfahren bru¨derlicher Zucht zum fo¨rmlichen Dienststrafverfahren stehen sollte. Die Mehrheit der Ausschußmitglieder hielt es fu¨r no¨tig, das Verfahren bru¨derlicher Zucht scharf von dem fo¨rmlichen Dienststrafverfahren zu trennen. Dagegen befu¨rwortete eine Minderheit eine Verschmelzung der beiden Verfahren zu einem einheitlichen Gesamtverfahren. Wa¨hrend einige Ausschußmitglieder es fu¨r wu¨nschenswert hielten, daß das Verfahren bru¨derlicher Zucht und das fo¨rmliche Dienststrafverfahren in das Verha¨ltnis der ersten zur zweiten Instanz gebracht wu¨rden, glaubten andere Mitglieder, ein Verha¨ltnis anstreben zu sollen, wie es etwa in der staatlichen Finanzverwaltung zwischen dem Unterwerfungsverfahren und dem Urteilsverfahren besteht. Selbst in der Frage, wie das Verfahren bru¨derlicher Zucht in den systematischen Aufbau der Disziplinarordnung eingeordnet werden mu¨sse, wurden verschiedene Ansichten vertreten. 100 101 102 103

VONBl 1946, Nr. 16 vom 9. Mai 1946. VONBl 1946, Nr. 16 vom 9. Mai 1946. ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110. Ebd.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Diese Meinungsverschiedenheiten haben sich nicht u¨berbru¨cken lassen. Der Ausschuß ist daher zu der U¨berzeugung gelangt, daß die Dienststrafordnung die Anwendung eines Verfahrens bru¨derlicher Zucht nur grundsa¨tzlich empfehlen, nicht aber das Verfahren im einzelnen ausgestalten sollte. Dementsprechend ist in dem Entwurf104 auf die Mo¨glichkeit der Durchfu¨hrung eines Verfahrens bru¨derlicher Zucht nur hingewiesen, die Ausgestaltung des Verfahrens aber der Regelung durch die Gliedkirchen u¨berlassen worden. Wegen der Vorschla¨ge des Ausschusses fu¨r die Bildung der zweiten disziplinargerichtlichen Instanz wird auf § 56 des Entwurfs hingewiesen. Der Entwurf hat den Leitungen der Gliedkirchen zur Stellungnahme vorgelegen. Die Gliedkirchen haben sich zur Frage der verfassungsrechtlichen Grundlage der Disziplinarordnung nicht einheitlich gea¨ußert. Zwar hat die u¨berwiegende Mehrzahl der Gliedkirchen sich damit einverstanden erkla¨rt, daß eine Disziplinarordnung der EKD auf Grund des Art. 10b GO105 ergeht. Dagegen hat die Leitung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern den Ausschuß wissen lassen, daß sie gegen den Erlaß einer Disziplinarordnung als fu¨r die EKD verbindliches Gesetz Bedenken hat. Diese Gliedkirche ist der Auffassung, daß bei der Handhabung des kirchlichen Disziplinarrechts von der bekenntnisma¨ßigen Grundhaltung des Amtstra¨gers nicht immer abgesehen werden ko¨nne. Nach Ansicht der Bayerischen Landeskirche ist es auch fraglich, ob die EKD als Kirchenbund mit der Strafe der Entlassung aus dem Dienst den contrarius actus zu dem rechtsgu¨ltig nur von einer Kirche vorgenommenen Ordinationsakt vollziehen ko¨nne. Eine a¨hnliche Auffassung wird von den Landeskirchen von Sachsen und Thu¨ringen vertreten. Soweit die Gliedkirchen A¨nderungen zu den Vorschriften des Entwurfs vorgeschlagen haben und der Ausschuß gegen die Vorschla¨ge keine Bedenken hatte, sind die A¨nderungen in den Entwurf eingearbeitet worden. III. Nach Art. 26 Abs. 2 Satz 2 GO106 werden Kirchengesetze der EKD der Synode durch den Rat mit seiner Stellungnahme der Kirchenkonferenz vorgelegt. Als na¨chster Schritt zur Vorbereitung des Gesetzes ha¨tte somit der Rat zu dem Entwurf des Synodalausschusses Stellung zu nehmen. Hierbei ist zu beru¨cksichtigen, daß die Gliedkirchen noch nicht ausdru¨cklich gebeten worden sind, dem Erlaß des vorbereiteten Entwurfs als 104 Vgl. oben Anm. 97. 105 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110. 106 Ebd., S. 112.

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Gesetz auf Grund des Art. 10b GO107 in verbindlicher Weise zur Verwertung durch die Synode der EKD zuzustimmen. Es ist auch zu beachten, daß die vorla¨ufige Umfrage, die von der Kirchenkanzlei im Einvernehmen mit dem Synodalausschuß durchgefu¨hrt worden ist, nicht von allen Gliedkirchen abschließend beantwortet worden ist. Sollte daher der Rat dazu neigen, der Synode – in U¨bereinstimmung mit ihrem Disziplinarordnungsausschuß – den Erlaß einer Disziplinarordnung auf Grund des Art. 10b GO108 vorzuschlagen, so du¨rfte es sich empfehlen, daß der Rat vor Festlegung seiner Stellungnahme zuna¨chst die Gliedkirchen bittet, dem Entwurf des Synodalausschusses fo¨rmlich zuzustimmen. Hierdurch wu¨rde zugleich der Stellungnahme, die von der Kirchenkonferenz abzugeben sein wird, vorgearbeitet werden. Wir bitten daher den Rat, in seiner na¨chsten Sitzung folgenden Beschluß zu fassen: „Die Gliedkirchen sollen gebeten werden, sich verbindlich dazu zu a¨ußern, ob sie damit einverstanden sind, daß der vom Disziplinarausschuß der Synode der EKD ausgearbeitete Entwurf fu¨r eine Disziplinarordnung der EKD als Gesetz nach Art. 10 b der Grundordnung109 erlassen wird, und welche A¨nderungen im Text des Entwurfs noch fu¨r notwenig gehalten werden.“ gez. D. Brunotte 1 Anlage110

36D7. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 23. April 1953 F: EZA Berlin, 2/3438 (H). Betr.: Disziplinarhof der EKD. Die Amtszeit der bisherigen Mitglieder des Disziplinarhofs der EKD ist am 31. Ma¨rz 1953 abgelaufen. Der o¨stliche Senat des Disziplinarhofs ist vom Rat der EKD in der Sitzung von 26. Ma¨rz 1953 neu besetzt worden. 107 108 109 110

Ebd., S. 110. Ebd. Ebd. Vgl. oben Anm. 97.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Der westliche Senat des Disziplinarhofes ist zuletzt wie folgt besetzt gewesen: Vorsitzender: Stellvertreter: Geistliche Beisitzer: Stellvertreter:

Bundestagspra¨sident Dr. Ehlers, Bonn, Landeshauptmann Dr. Hagemann, 1. Oberkirchenrat Lic. Dr. Beckmann, Du¨sseldorf, Pfarrer Mochalski, Darmstadt, Stellvertreter: 2. Oberkirchenrat Osterloh, Hannover, Pfarrer Dr. Adam, Bethel, Juristische Beisitzer: 1. Oberkirchenrat Dr. Merzyn, HannoStellvertreter: ver, Landeskirchenamtspra¨sident Dr. Wagenmann, Hannover, 2. Rechtsanwalt Dr. Mensing, WupperStellvertreter: tal, Oberkirchenrat Dr. Elß, Darmstadt, Beisitzer fu¨r ho¨here Beamte: Oberkirchenrat D. Dr. Friedrich, KarlsStellvertreter: ruhe, Direktor Dr. Weeber, Stuttgart, Beisitzer fu¨r mittlere Beamte: Amtsrat Hellriegel, Hannover, Stellvertreter: Amtsrat Kiesow, Hannover. Es wird fu¨r den westlichen Senat folgende Neubesetzung vorgeschlagen: Vorsitzender: Stellvertreter: Geistliche Beisitzer:

Pra¨sident Bu¨hrke, Kiel, Staatsrat Dr. Meinzolt, Mu¨nchen, 1. Oberkirchenrat Lic. Dr. Beckmann, Du¨sseldorf (wie bisher), Stellvertreter: Pastor Mu¨nchmeyer, Bethel, 2. Landessuperintendent Laasch, Hannover, Stellvertreter: Pra¨lat D. Kunst, Bonn, Juristische Beisitzer: 1. Oberkirchenrat Dr. Merzyn, Hannover (wie bisher), Stellvertreter: Oberkirchenrat Dr. Hahn, Speyer, 2. Oberkirchenrat Dr. Steckelmann, Bielefeld, Stellvertreter: Oberkirchenrat Dr. Elß, Darmstadt (wie bisher), Beisitzer fu¨r ho¨here Beamte: Oberkirchenrat D. Dr. Friedrich, Karlsruhe (wie bisher), Stellvertreter: Direktor Dr. Weeber, Stuttgart (wie bisher),

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Beisitzer fu¨r mittlere Beamte: Oberinspektor Sogemeyer, Bielefeld, Stellvertreter: Amtsrat Schalge, Hannover. Pra¨sident Bu¨hrke, der durch langja¨hrige Erfahrung als kirchlicher Disziplinarrichter und als Perso¨nlichkeit fu¨r das Amt des Senatsvorsitzenden besonders geeignet ist, ist durch Beschluss des Rates vom 13. 2. 53 zum Vorsitzenden der Disziplinarkammer der EKD bestellt worden. Da die A¨mter des Vorsitzenden der Disziplinarkammer und des Vorsitzenden des westlichen Senats des Disziplinarhofs zweckma¨ssig verschiedenen Personen u¨bertragen werden, wu¨rde die Bestellung von Pra¨sident Bu¨hrke zum Vorsitzenden des westlichen Senats des Disziplinarhofs voraussetzen, dass er bereit ist, auf sein Amt als Vorsitzender der Disziplinarkammer zu verzichten. Fu¨r den Fall, dass Pra¨sident Bu¨hrke bereit sein sollte, das Amt des Vorsitzenden der Disziplinarkammer abzugeben und den Vorsitz im westlichen Senat des Disziplinarhofs zu u¨bernehmen, wird vorgeschlagen, Vizepra¨sident Dr. Jung, Kassel, zum Vorsitzenden der Disziplinarkammer der EKD zu bestellen. Andernfalls wird vorgeschlagen, Pra¨sident Dr. Jung zum Vorsitzenden des westlichen Senats des Disziplinarhofs zu bestellen. Wir bitten den Rat, sich in seiner na¨chsten Sitzung damit einverstanden zu erkla¨ren, dass bei den in Aussicht genommenen Herren wie vorgeschlagen angefragt wird, ob sie bereit sind, die ihnen zugedachten A¨mter im Disziplinarhof zu u¨bernehmen. gez. D. Brunotte

36D8. Entwurf des Kirchlichen Außenamtes fu¨r ein Schreiben an die evangelischen Gliedkirchen fu¨r einen Spendenaufruf fu¨r die Opfer von Oradour [o. O., 7./8. Mai 1953] F: EZA Berlin, 6/177 (D). Im Auftrage des Rates hat der Vorsitzende, Bischof D. Dr. Dibelius, in seinem Brief vom 27. 3. an den Pra¨sidenten der Fe´de´ration Protestante von Frankreich111 unsere Scham und unsern Abscheu u¨ber das Verbrechen von Oradour zum Ausdruck gebracht. Wir wissen, daß wir unser Gewissen nicht beruhigen ko¨nnen, indem wir die Schuld, die auf uns und unserem Volke liegt, gegen Unrecht abwa¨gen, das wir und Kinder unseres 111 35D16.

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Volkes erlitten haben und erleiden. Eigene Schuld wird durch fremde Schuld nicht aufgehoben. Darum rechten wir auch nicht u¨ber die Ma¨ngel, die bei dem Versuch, fu¨r die furchtbare Tat eine gerechte Su¨hne zu finden, offen an den Tag traten. Franzo¨sische Christen haben vor der O¨ffentlichkeit ihres Volkes bezeugt, daß wahre Su¨hne nur in Christus geschieht. Sie haben darum fu¨r die Verurteilten von Oradour um Gnade gebeten112. Wir bezeugen vor unserem Volk, daß Vergebung nur da geschieht, wo wir Menschen unsere Schuld in Wahrhaftigkeit bekennen. Der Rat bittet alle Gemeinden der Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, ihre Verbundenheit mit den Ta¨tern und mit den Opfern von Oradour zeichenhaft durch eine gemeinsame Gabe fu¨r franzo¨sische Waisen sichtbar zu machen. Darum bittet der Rat die Gliedkirchen, ihre Gemeinden aufzurufen, in gemeinsamer Anstrengung den Betrag von 100.000,– DM aufzubringen, die den evangelischen Bru¨dern in Frankreich u¨bergeben werden sollen, damit sie in der Form, die ihnen am dienlichsten scheint, fu¨r Waisenkinder diese Gabe der evangelischen Christenheit in Deutschland verwenden. Wenn im Durchschnitt jede unserer Gemeinden nur den Betrag von 20,– DM aufbringt, ist das gesetzte Ziel schon erreicht. Je mehr deutlich wird, daß das Opfer, zu dem wir aufrufen, nicht einem kirchlichen Verwaltungsakt entspringt, sondern aus gemeinsamer Anstrengung der Gemeinden und ihrer Glieder zusammenkam, um so mehr du¨rfen wir darauf vertrauen, daß Gott solche Gabe nicht ungesegnet la¨ßt. Lassen Sie uns so den Lobpreis Gottes tun, der uns in Christus unsere Schuld vergibt und uns dadurch freimacht, andern zu vergeben. Der Rat der EKD. Wir bitten die Gliedkirchen, uns den aus ihrem Gebiet aufgebrachten Beitrag an der Oradour-Spende bis spa¨testens 1. August 1953 an das Kirchliche Außenamt zu u¨berweisen.

112 35D13, 35D14 und 35E7.

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36D9. Vorlage des Kirchlichen Außenamtes fu¨r die Ratssitzung am 7. und 8. Mai 1953. [Frankfurt/M., o. D.] F: EZA Berlin, 6/5897 (O). 1.) Der Rat wolle beschliessen: Zur Benennung der 36 Delegierten der EKD fu¨r Evanston wird gebeten: Landesbischof D. Meiser in seiner Eigenschaft als leitender Bischof der VELKD mit den Gliedkirchen der VELKD und den Leitungen der Luth. Kirchen, die der VELKD nicht angeschlossen sind, Pra¨ses D. Wilm, als Vorsitzender der Evangelischen Konferenz, mit den zur Evangelischen Konferenz geho¨renden Kirchen und den Leitungen der Unierten Kirchen, die der Evangelischen Konferenz nicht angeho¨ren, Moderator D. Niesel, als Vorsitzender des Reformierten Bundes, mit den zum Reformierten Bund geho¨renden Kirchen und Gemeinden, Vorschla¨ge fu¨r die Benennung der Delegierten zu machen. 2.) Gema¨ss der Verfassung des Oekumenischen Rates § V, 1 Abs. 4113 und den Beschlu¨ssen des Zentralausschusses in Lucknow114 bittet der Rat bei den Vorschla¨gen folgendes zu beru¨cksichtigen: a) dass ein Drittel aller Delegierten Laien sein sollen, b) dass, um fu¨r den Nachwuchs fu¨r die oekumenische Bewegung zu sorgen, eine ausreichende Anzahl von Delegierten etwa zwischen 35 und 50 Jahren vorgeschlagen wird, c) dass dafu¨r Sorge getragen wird, dass auch Frauen delegiert werden, d) dass bei der Auswahl der Delegierten die Gliedkirchen die in der Anlage zum Schreiben des Deutschen Oekumenischen Studienausschusses vom 8. 4. 53115 benannten oekumenisch erfahrenen Perso¨nlichkeiten, die jeweils zu ihrem Bereich geho¨ren, angemessen beru¨cksichtigen. 3.) Da die fu¨r Evanston vorgesehenen 150 Berater durch das ExekutivKomitee des Zentralkomitees unmittelbar benannt werden, bittet der Rat etwaige Wu¨nsche der Gliedkirchen an das Exekutiv-Komitee zu leiten. Etwaige Antra¨ge an das Exekutiv-Komitee sollen bis spa¨testens 25. Juli 1953 an das Kirchliche Aussenamt nach Frankfurt/M. geleitet werden, damit sie zur Sitzung des Exekutiv-Komitees am 5. 8. 53 geschlossen vorgelegt werden ko¨nnen. 4.) Die Benennung der 150 jugendlichen Berater im Alter von 18–30 Jahren erfolgt durch die Jugendabteilung des Oekumenischen Rates nach Be113 ABlEKD 1948, Nr. 10 vom 15. Oktober 1948, S. 186. 114 Aufgaben, S. 54ff. Vgl. auch World Council of Churches, Fifth Meeting, S. 21–27. 115 36D13.

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ratung mit den Mitgliedskirchen (fu¨r die EKD die Jugendkammer). Der Rat wu¨nscht, dass er durch die Jugendkammer u¨ber Verlauf und Ergebnis dieser Beratung informiert wird. 5.) Die neben den 600 Delegierten zugelassenen 600 offiziellen Besucher werden in gleicher Weise aufgeschlu¨sselt wie die Delegierten. Die Namen der Besucher mu¨ssen bis zum 15. 12. 53 in Genf eingereicht werden. Bei unmittelbarer Vorlage der Besucherantra¨ge in Genf werden die Gliedkirchen gebeten, zur Information einen Durchschlag an das Kirchliche Aussenamt zu senden. 6.) Finanzielle Beihilfen zur Reise von Besuchern oder Beratern ko¨nnen durch die EKD nicht erfolgen. 7.) Die Vorschla¨ge fu¨r die Delegierten mu¨ssen bis zum 15. Oktober 1953 beim Kirchlichen Aussenamt vorliegen, damit der Rat in seiner Sitzung am 22. und 23. Oktober 53 die Nominierung dem Oekumenischen Rat gegenu¨ber endgu¨ltig vornehmen kann.

36D10. Schreiben der Evangelischen Frauenarbeit an den Ratsvorsitzenden. [Frankfurt/M.], 3. Mai 1953 F: EZA Berlin, 6/5898 (D mit Paraphe Ellenbecks). Hochwu¨rdiger Herr Bischof, wie uns bekannt wurde, wird in der kommenden Ratssitzung daru¨ber verhandelt werden, wer als Delgierte der Ev. Kirche i. D. fu¨r die oekumenischen Tagung in Evanston im August des kommenden Jahres in Frage kommt. Die Evangelische Frauenarbeit erlaubt sich dazu die Bitte, bei der grossen Zahl der in der Kirche aktiv mitarbeitenden Frauen unter den 36 deutschen Delegierten 6 Frauen zu benennen. Wir schlagen aus unserem Kreise 4 Frauen namentlich mit beifolgender Begru¨ndung vor und bitten, dass aus den Kreisen des Rats noch zwei weitere Vorschla¨ge hinzugefu¨gt werden. 1. Dr. theolog. Christine Bourbeck, Berlin-Spandau. Sie ist eine der fu¨hrenden Theologinnen Deutschlands, die auch u¨ber Deutschland hinaus in den Kreisen der christlichen Frauen bekannt ist und 1950 zu den deutschen Vertreterinnen in Toronto geho¨rt hat. 2. Frau Lieselotte Nold, Stein bei Nu¨rnberg, als Vertreterin der caritativen Arbeit auf oekumenischer Grundlage. Durch ihre Mitarbeit in der Sektion 6 der lutherischen Weltbundtagung in Hannover, durch ihre Vortragsta¨tigkeit und literarische Arbeit ist sie u¨ber Deutschland hinaus bekannt.

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3. Oberkirchenra¨tin Dr. Elisabeth Schwarzhaupt, Frankfurt/Main, ist deutsches Mitglied der Kommission „Leben und Arbeit der Frauen in der Kirche“ beim Weltkirchenrat in Genf. 4. Hildegard Ellenbeck, Vorsitzende der Ev. Frauenarbeit i. D., BerlinSpandau. Sie hat in besonderem Masse eine enge Verbindung zu den evangelischen Frauen im Gebiet der DDR und ebenfalls steht sie in regem Austausch mit fu¨hrenden Frauen der Oekumene. Alle vier genannten Perso¨nlichkeiten haben durch verschiedene Auslandsreisen nach dem Kriege Kenntnis der kirchlichen Frauenarbeiten in anderen La¨ndern gewonnen und beherrschen die englische Sprache. Als Vertreterinnen der oben genannten Frauen mo¨chten wir noch andere Frauen vorschlagen. Dieser Vorschlag wird bei unserer na¨chsten Leitungssitzung Anfang Juni besprochen und dem Rat mo¨glichst umgehend zuga¨nglich gemacht werden. Nach einer Besprechung mit Mademoiselle Barot liegt uns daran, ju¨ngere Frauen dafu¨r auszusuchen, die dadurch in die oekumenischen Aufgaben mit hineinwachsen. In diesem Zusammenhang erlauben wir uns noch einen letzten Vorschlag. Es la¨ge uns sehr daran, wenn einige Theologen, die sich in den letzten Jahren mit der Frage der Stellung der Frau in der Kirche auch im Gespra¨ch mit uns auseinandergesetzt haben, mit nach Evanston kommen ko¨nnten. Wir schlagen vor: Professor Greeven Bethel und Professor Wendland aus Kiel. Beide Herren sind von uns bis jetzt nicht gefragt worden. Mit der herzlichen Bitte, unsere Vorschla¨ge freundlichst zu pru¨fen und uns mitzuteilen, welche Stellung der Rat dazu einnimmt, bleibe ich, Ihre sehr ergebene (Hildegard Ellenbeck)

36D11. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder. Berlin, 16. April 1953 F: EZA Berlin, 4/411 (D). Liebe Bru¨der! Professor D. Dr. Schlink – Heidelberg schreibt mir einen Brief, von dem ich Abschrift beilege. Da wir in Aussicht genommen haben, bei der na¨chsten Ratssitzung u¨ber die Frage der Delegierten nach Evanston zu sprechen, mo¨chte ich Sie bitten, von der Liste rechtzeitig Kenntnis zu nehmen. Ich beabsichtige, den Vorschlag zu machen, die Entsendung der Abgeordneten in a¨hnlicher Weise aufzuteilen, wie das fu¨r die Konferenz in

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Lund geschehen war. Doch ko¨nnte es sich als no¨tig erweisen, u¨ber die konfessionelle Aufgliederung hinweg einzelne uns wichtig scheinende Perso¨nlichkeiten zu beru¨cksichtigen. Ich darf annehmen, daß Bruder Niemo¨ller von seinem o¨kumenischen Referat aus noch Vorschla¨ge zu machen haben wird. Mit herzlichem Gruß Dibelius [m. p. ]

36D12. Schreiben des Deutschen O¨kumenischen Studienausschusses an den Ratsvorsitzenden. Heidelberg, 8. April 1953 F: EZA Berlin, 4/411 (Abschrift; Anlage zu 36D11). Betr. Zusammenstellung der deutschen Delegation fu¨r die Weltkirchenkonferenz in Evanston. Hochverehrter Herr Bischof! Auf Grund der Erfahrungen der Weltkirchenkonferenz in Lund hat es sich ganz allgemein als notwendig erwiesen, daß die delegierenden Kirchen bei der Auswahl der Perso¨nlichkeiten, die sie auf einer Weltkirchenkonferenz vertreten sollen, sta¨rker als bisher darauf achten, daß die Betreffenden mit der o¨kumenischen Arbeit im allgemeinen und mit den vorbereitenden Arbeiten u¨ber die Themen und Unterthemen der betreffenden Konferenz auf das genaueste vertraut sind. Denn nur so wird die delegierende Kirche auf der betreffenden Weltkirchenkonferenz voll zum Einsatz gelangen und ihren besonderen Auftrag zu Geho¨r bringen ko¨nnen. Darum hat mich der Deutsche O¨kumenische Studienausschuß beauftragt, Ihnen die beiliegende, von der O¨kumenischen Centrale in Frankfurt am Main aufgestellte Liste116 zu u¨bersenden und Sie zu bitten, dieselbe an die in der EKD zusammengeschlossenen delegierenden Kirchen weiterzuleiten. Auf dieser Liste sind die Namen derjenigen Glieder der EKD zusammengestellt, die als Mitglieder der verschiedenen o¨kumenischen Ausschu¨sse in mannigfacher Weise mit den Vorbereitungen der Weltkirchenkonferenz in Evanston befaßt worden sind und die bei der Zusammensetzung der deutschen Delegation zweckma¨ßigerweise beru¨cksichtigt werden sollten, sei es, daß man bei ihnen na¨here Informationen einholt, sei es, daß man einige von ihnen als Delegierte oder Berater nach Evan116 36D13.

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ston entsendet. Selbstversta¨ndlich liegt es dem Deutschen O¨kumenischen Studienausschuß ga¨nzlich fern, dadurch in die den Kirchen zustehende freie Entscheidung des Delegierens eingreifen zu wollen. Mit ehrerbietigem Gruß Ihr aufrichtig ergebener gez. Schlink

36D13. „Verzeichnis der mit den Vorarbeiten fu¨r die 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates vertrauten Perso¨nlichkeiten der EKiD“. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 4/411 (H; Anlage zu 36D12). 1. D. M. Niemo¨ller 2. Bischof D. Dibelius Landesbischof D. Lilje Landesbischof D. Meiser Moderator D. Niesel (Unit.-Dir. Lic. Renkewitz) D. R. von Thadden 3. Lic. Menn Prof. D. Dr. Schlink 4. Prof. D. Dr. Schlink Prof. D. Vogel 5. Dr. Walter Bauer Dr. v. d. Gablentz Prof. Dr. Grewe – Freiburg Gen. Sup. D. Jacob Prof. D. Rendtorff Prof. D. Dr. Wendland 6. Prof. D. Dr. Freytag Prof. D. Gloege Dozent D. Dr. Meyer Prof. Dr. Metzke (Leiter der Studienarbeit der Ev. Akademien) Prof. D. Dr. Wendland Prof. D. Ernst Wolf 7. Missionsdir. Brennecke Dr. F. Karrenberg Dr. Eberhard Mu¨ller Vizepra¨sident Stratenwerth

Als Mitglied des Exekutivausschusses des O¨kum. Rates. Als Mitglieder des Zentralausschusses.

Als Mitglieder des Studienausschusses des O¨kum. Rates. Als Mitglieder des Ausschusses fu¨r das Generalthema. Als Mitglieder der Kommissionen, die die Themen der Sektionen von Evanston im August dieses Jahres vorbereitend erarbeiten werden, vom O¨kumenischen Rat berufen. Als Mitglieder des Deutschen O¨kumenischen Studienausschusses seit 1950 an den Vorarbeiten in besonderer Weise laufend beteiligt. Als fu¨r „factual surveys“ verantwortlich.

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8. Oberkirchenrat Metzger – Stutt- An deutschen o¨kumenischen Stugart dientagungen hervorragend beteiDozent D. Dr. Meyer ligt. Dozent Dr. Wolfgang Schweitzer (bisher Sekreta¨r der Studienabteilung des O¨kumenischen Rates in Genf) Dr. Winterhager Dozent Dr. H. H. Wolf – Bethel

36D14. Schreiben Bra¨unerts an die Kirchenkanzlei. Berlin, 22. Dezember 1952 F: EZA Berlin, 4/P 23 (Abschrift). Betrifft: Bitte um Gewa¨hrung eines Darlehns zur Wohnungsbeschaffung. Vorgang: Ohne Vorgang. Durch die Kriegsereignisse habe ich in Breslau, wo ich seit dem Jahre 1927 bei dem Evgl. Konsistorium ta¨tig war, meinen gesamten Besitz verloren. Ich geriet im Jahre 1945 in Italien in Kriegsgefangenschaft, aus der ich im Mai 1947 nach Berlin entlassen wurde. Zum 1. Juni 1947 wurde ich in den Dienst des damaligen Evgl. Oberkirchenrates in Berlin berufen und zum 1. November 1949 in den Dienst der Evgl. Kirche in Deutschland. Ich bin Inhaber des Heimatvertriebenenscheines der Stadt Berlin. Seit meiner Einziehung zur Wehrmacht im Jahre 1943 entbehre ich eine eigene Wohnung, sodass mein Bestreben nicht unbescheiden erscheinen wird, nunmehr wieder ein eigenes Heim zu schaffen. Meine Frau und ich bewohnen bisher in Berlin ein Leerzimmer als Untermieter. Nach langem vergeblichen Suchen wird mir jetzt von der „Gagfah“, Gemeinnu¨tzige AG. fu¨r Angestellten-Heimsta¨tten in Berlin, eine Neubau-Wohnung in Berlin-Reinickendorf angeboten. Die Wohnung besteht aus zwei Wohnra¨umen, einer Ku¨che und einem Badezimmer. Sie wird am 1. Februar oder am 1. Ma¨rz 1953 bezugsfertig sein. Die Wohnung untersteht nicht dem Wohnungsamt. Voraussetzung fu¨r die Vermietung der Wohnung ist jedoch die Zahlung einer Finanzierungsbeihilfe von 3.000,00 D. M. Dieser Betrag wird nach drei Jahren mit ja¨hrlich 300,00 D. M. zuru¨ckgezahlt. Beim Beziehen der Wohnung wu¨rde ich noch rd. 2.400,– D. M. fu¨r die Anschaffung von Mobiliar und von Haus- und Ku¨chengera¨t beno¨tigen. Leider habe ich diese Betra¨ge nicht zur Verfu¨gung. Wa¨hrend der letz-

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ten Jahre musste ich das Notwendigste fu¨r unser Leerzimmer und im u¨brigen die notwendige Bekleidung und Wa¨sche von meiner Frau, fu¨r meine Mutter und fu¨r mich beschaffen. Auch meine Frau und meine Mutter haben in Schlesien allen ihren Besitz verloren. Ausserdem habe ich meine Mutter laufend zu unterstu¨tzen, da sie verwitwet ist und eine Rente von nur 66.50 D. M.–Ost bezieht. Die Kirchenkanzlei bitte ich daher herzlichst, mir den Betrag von 5.400,– D. M. als Darlehn zu bewilligen. Die 3.000,00 D. M. Finanzierungsbeihilfe muss ich bis zum 15. Januar 1953 zahlen. Sollte die Kirchenkanzlei in der Lage und bereit sein, mir einen Teilbetrag als Beihilfe zu gewa¨hren, so wu¨rde uns das natu¨rlich eine ausserordentliche Hilfe bringen, fu¨r die wir sehr dankbar wa¨ren. Im u¨brigen wu¨rde ich bitten, die Ru¨ckzahlung des Darlehns in folgender Weise zu regeln: a) Ru¨ckzahlung vom 1. April 1953 ab in monatlichen Teilbetra¨gen von 50,00 D. M. durch Abzug von den Dienstbezu¨gen, b) zu der laufenden monatlichen Tilgung treten ab 1956 ja¨hrliche 300,00 D. M. Ru¨ckzahlung des Finanzierungsbeitrages. c) Die Zahlung, die ich aus dem Lastenausgleich zu erwarten habe, werde ich der Beho¨rde als ausserordentliche Tilgung zur Verfu¨gung stellen. Meine Mutter ist 79 Jahre alt. Sie liegt gela¨hmt im Alters- und Pflegeheim Bethesda in Teltow bei Berlin. Von dem Zeitpunkt ab, zu dem sie vor dem Abschluss der Ru¨ckzahlung des Darlehns die Augen schliessen sollte, wu¨rde ich die monatliche Tilgungsrate von 50,– D. M. verdoppeln. Die „Gagfah“ ist ein altes und solides Unternehmen, das Herr Geheimer und Oberkonsistorialrat D. Dr. Karnatz genau kennt.

36D15. Schreiben der Evangelischen Kirchenmusikschule Schlu¨chtern an die Kirchenkanzlei. Schlu¨chtern, 9. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/4539 (O). Die Direktorenkonferenz der evangelischen Kirchenmusikschulen Deutschlands hat auf ihrer letzten Konferenz im Jahre 1952, die in Leipzig stattgefunden hat, zu ihrer sta¨ndigen Konstituierung ein Statut geschaffen, das sich in dem beiliegenden Protokoll117 auf Seite 6 befindet. Die Konferenz hat einmu¨tig den Wunsch zum Ausdruck gebracht nach 117 36D16.

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Legitimierung durch den Rat der EKiD und hat ihn in Punkt 3 des Statuts ausdru¨cklich festgelegt. Nachdem Herr KMD Meyer, Hannover, im Auftrag der Konferenz zuna¨chst mu¨ndlich u¨ber die schwebenden Fragen mit Herrn Pra¨sident Brunotte gesprochen und die grundsa¨tzlich freudige Zustimmung zu dem Wunsche der Direktorenkonferenz zur Kenntnis genommen hat, erlaube ich mir nunmehr als derzeitiger gescha¨ftsfu¨hrender Leiter der Konferenz, an den Rat der EKiD die Bitte um Legitimierung auszusprechen. Wir wa¨ren sehr dankbar fu¨r eine A¨ußerung des Rates, in welcher Weise die erbetene beratende Funktion der Direktorenkonferenz in Kraft treten ko¨nnte. Dr. Blankenburg [m. p. ]

36D16. Niederschrift der dritten Direktorenkonferenz der Evangelischen Kirchenmusikschulen und kirchenmusikalischen Abteilungen der Staatlichen Musikhochschulen Deutschlands in Leipzig vom 17./18. Juni 1952. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 2/4539 (H; Anlage zu 36D15). Anwesend: Prof. Wolfgang Auler, Ko¨ln Pfarrer Dr. Walter Blankenburg, Schlu¨chtern LKMD Gerhard Bremsteller, Magdeburg LKMD Martin Fla¨mig, Dresden KMD Eberhard Mauersberger, Eisenach KMD Hans-Arnold Metzger, Eßlingen KMD Friedrich Meyer, Hannover Pastor Karl-Ferdinand Mu¨ller, Bad Schwartau KMD Hans Pflugbeil, Greifswald Prof. Hermann Poppen, Heidelberg Prof. Michael Schneider, Detmold KMD Gerhard Schwarz, Wuppertal–E. Prof. Helmut Walcha, Frankfurt/M. Prof. Wilhelm Weismann, Leipzig KMD Eberhard Wenzel, Halle/S. Da die Durchfu¨hrung der Konferenz aus technischen Gru¨nden in Dresden nicht mo¨glich war, fanden die Beratungen im Anschluß an die Leipziger Landeskirchenmusiktage in einem gastlichen Hause in Leipzig statt; der Leiter der Kirchenmusikschule Dresden hatte die a¨ußere Fu¨rsorge der Teilnehmer in scho¨nster Weise vorbereitet und zusammen mit der Haus-

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frau des Hauses so erquicklich durchgefu¨hrt, daß die Konferenz das ihr zugewiesene Arbeitspensum in zwei Tagen bewa¨ltigen konnte. Nach Zustimmung aller Anwesenden u¨bernahm W. Blankenburg den Vorsitz der Konferenz. K. F. Mu¨ller referierte u¨ber „Lehrplan und Pru¨fungsordnung“, um das auf den ersten beiden Konferenzen begonnene Gespra¨ch u¨ber eine Angleichung der Lehrpla¨ne und Pru¨fungsordnungen aller Kirchenmusikschulen und u¨ber die gegenseitige Anerkennung fortzusetzen. Eine Normalordnung fu¨r alle Schulen wird nicht mo¨glich sein, da die landeskirchlichen Verha¨ltnisse in den einzelnen Gebieten sehr unterschiedlich sind; es erscheint jedoch erforderlich, daß eine gemeinsame Linie gefunden wird zur gegenseitigen Anerkennung der Schulen. Die Frage der Pru¨fungsordnung steht zuna¨chst zur Diskussion. Die Hannoversche Pru¨fungsordnung118 wird vom Referenten als Grundlage genommen, da sie den Anforderungen am besten gerecht wird. Schleswig-Holstein, Hessen, Wu¨rttemberg haben a¨hnliche Ordnungen, die jedoch in mehreren Punkten von der Hannoverschen Ordnung abweichen. Die beigefu¨gte Ordnung119 erfa¨hrt nach gru¨ndlichen Beratungen folgende A¨nderungen: § 1 P r u¨ f u n g s a u s s c h u ß § 2 P r u¨ f u n g s t e r m i n e § 3 P r u¨ f u n g s a r t e n Die Pru¨fung fu¨r das Kirchenmusikeramt kann abgelegt werden als A, B und C-Pru¨fung (siehe: Verordnungswerk So¨hngen). Die Verbindung der Kirchenmusikerpru¨fung mit einer katechetischen Pru¨fung bleibt einzelnen Landeskirchen nach Lage der Dinge vorbehalten. § 4 (1), 2 streichen, da eine Privatausbildung nur fu¨r die C-Pru¨fung in Frage kommen kann. § 5 P e r s o n a l p a p i e r e (Landeskirchliche Regelung) § 6 T e c h n i s c h e A n m e r k u n g e n (Landeskirchliche Regelung) § 7 P r u¨ f u n g s a n f o r d e r u n g e n ( 1 ) B - P r u¨ f u n g I. Kantordienst 1. S i n g e n u n d S p r e c h e n a) „.|.|. eines vorbereiteten Kirchenliedes“ ausklammern; siehe: 2 b) e) „Geho¨rbildung: Bestimmung von Intervallen und Akkorden“ ausklammern (Siehe: IV, 6a)

118 „Die Kirchenmusikerpru¨fung in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers“ vom 1. Oktober 1948 (LKA Hannover, B 1, Nr. 3242). 119 Dem hier wiedergegebenen Schreiben wurde keine Pru¨fungsordnung beigefu¨gt.

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2. L i t u r g i s c h e s S i n g e n a) Formen der Gregorianik (Ordinarium, Proprium, Psalm) b) Singen eines Kirchenliedes 3. G e m e i n d e s i n g a r b e i t a) und b) verbleiben 4. C h o r l e i t u n g a) Erarbeiten u. Dirigieren eines mehrst. polyphonen Satzes etc.; eine zweite Lektion soll mit einem fremden Chor gehalten werden c) „Partiturspiel“ ausklammern (siehe IV, 7) II. O r g a n i s t e n d i e n s t 1. L i t u r g i s c h e s O r g e l s p i e l a) 1 „(vorbereitet)“ streichen c) ausklammern (siehe: II, 2a) 2. L i t e r a t u r s p i e l (statt: „Freies Orgelspiel“) a) Vortrag dreier Werke (Alte Meister, Bach, Neue Meister, ein Werk muß selbsta¨ndig erarbeitet sein; „Schwierigkeitsgrad“ streichen Gru¨ndliche Bekanntschaft mit Choralvorspielen und Orgelchora¨len, besonders „Orgelbu¨chlein“ (Stichproben) b) Vom Blatt-Spiel „(Schwierigkeitsgrad)“ streichen III. B e h e r r s c h u n g a n d e r e r I n s t r u m e n t e 1. K l a v i e r s p i e l (ggf. z u s a¨ t z l i c h Cembalo, Klavichord) a) Vortrag einer Komposition Bachs und einer klassischen Sonate oder ein Werk aus der romantischen oder modernen Literatur. b) Liedbegleitung „(Schemelli)“ streichen c) „Generalbaßspiel, etc.“ ausklammern (siehe IV, 7) d) Vom-Blatt-Spiel 2. V e r t r a u t h e i t m i t e i n e m M e l o d i e i n s t r u m e n t (je nach Mo¨glichkeit) IV. T h e o r e t i s c h e K e n n t n i s s e 1. G l a u b e n s l e h r e u . B i b e l k u n d e a) Bibelkunde b) Grundlagen der kirchlichen Lehre u. d. Bekenntnisse c) Allgemeine Kirchenkunde 2. L i t u r g i k a) statt „Terminologie“ – „Fachausdru¨cke“ c) statt „gottesdienstlichen Formen“ – „Gottesdienstformen“ 3. H y m n o l o g i e streichen, da bereits unter Kantordienst II, 2a

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4. M u s i k g e s c h i c h t e a) und b) umstellen 5. M u s i k t h e o r i e a) Schriftlich 1/1 Ausarbeitung einer 3stg. Fuge oder einer Motette; diese Aufgabe wird dem Pru¨fling 4 Wochen vor der Pru¨fung gestellt. 1/2 Ausarbeitung eines 4stg. homophonen Choralsatzes, eines Orgelchorals und eines Satzes u¨ber einen gegebenen Baß (Klausur) b) Mu¨ndlich Beantwortung von Fragen aus Harmonielehre u. Kontrapunkt; Durchfu¨hrung einer einfachen formalen oder harmonischen Analyse c) Praktisch Harmonisierung einer gegebenen Melodie; Modulationen d) „Musikdiktat“ ausklammern (siehe: IV, 6 b) 6. G e h o¨ r b i l d u n g a) Bestimmung von Intervallen und Akkorden b) Musikdiktat (1. Melodisch-rhythmisch 1stg. 2. harmonisch 3stg.) Klausur (7. L i t e r a t u r k u n d e ) streichen 7. P a r t i t u r - u n d G e n e r a l b a ß s p i e l a) Partiturspiel polyphoner Sa¨tze b) Spiel in alten Schlu¨sseln c) Generalbaßspiel 8. I n s t r u m e n t e n k u n d e a–f verbleiben Als Hauptfa¨cher sind folgende Gebiete bezeichnet: Chorleitung I, 3 Liturgisches Orgelspiel II, 1 Orgelliteraturspiel II, 2 Singen und Sprechen I, 1 Liturgik IV, 2 § 8 Das Hauptfach wird doppelt geza¨hlt; bei ungenu¨genden Leistungen ist es nicht ausgleichbar. Sind zwei der Hauptfa¨cher nicht bestanden, ist die ganze Pru¨fung nicht bestanden und muß ganz wiederholt werden. Bei ungenu¨gender Leistung in einem Hauptfach kann die Pru¨fung fu¨r dieses Fach fru¨hestens in einem halben Jahre wiederholt werden. Die Ausha¨ndigung des Zeugnisses erfolgt erst nach Bestehen der ganzen Pru¨fung. Schwierigkeiten bestehen in der gemeinsamen Festlegung der Zensuren, da sich die einzelnen Landeskirchen den Bestimmungen der staatlichen Institute angleichen mu¨ssen. Im Zeugnis ist deshalb als Fußnote die Wertung der einzelnen Noten im Wortlaut anzugeben. Im Zeugnis sind alle Zensuren der Pru¨fungsordnung aufzufu¨hren! Fu¨r

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die Gesamtwertung werden die Vorschla¨ge von So¨hngen: „Das kirchenmusikalische Amt“ in der Evang. Kirche der Altpr. Union“ (Seiten 112, Fußnote) angenommen. Die in der Fußnote nicht genannten Fa¨cher sind entsprechend einzufu¨gen. N a c h t r a g d e r P r u¨ f u n g s o r d n u n g Neben den Klausuren sollten fu¨r die Pru¨fung Hausarbeiten in einem Umfang von 15–20 Seiten angefertigt werden, fu¨r die dem Pru¨fling etwa 6 Wochen zur Verfu¨gung stehen ko¨nnten. Die Entscheidung u¨ber die Bewertung von Seminararbeiten fu¨r die Pru¨fung fa¨llt jeweils das Institut. (2) C – P r u¨ f u n g Die Ordnung, bezw. die Einordnung der einzelnen Fa¨cher in die Rubriken der Pru¨fungsordnung geschieht entsprechend der Ordnung der B-Pru¨fung. I. K a n t o r d i e n s t 1. S i n g e n u n d S p r e c h e n e) Geho¨rbildung (Bestimmen einfacher Intervalle und 1–2stg. Musikdiktat) 2. L i t u r g i s c h e s S i n g e n a) Stu¨cke des Gottesdienstes (Altargesang) b) Kirchenlied c) Methodik der Singarbeit 3. C h o r l e i t u n g b) streichen II. O r g a n i s t e n d i e n s t 1. L i t u r g i s c h e s O r g e l s p i e l a) Vorbereitetes Spiel von Kirchenliedern nach dem Choralbuch; 4stg. Spiel manualiter. b) Auswendigspielen einzelner Kirchenlieder nach eigener Wahl nach dem Choralbuch, auch einstimmig. c) Spiel der musikalischen Stu¨cke der Liturgie d) Vorbereitete Transposition eines Kirchenliedes e) Einfache Vorspiele zu Kirchenliedern (Improvisation kurzer 2–3stg. Choraleinleitungen) 2. L i t e r a t u r s p i e l Vortrag mehrerer Orgelkompositionen (leichte Stu¨cke der klassischen Orgelmusik, insbesondere c. f. gebundene Sa¨tze; ein Werk muß selbsta¨ndig erarbeitet werden. III.T h e o r e t i s c h e K e n n t n i s s e 1. Bibelkunde u. Glaubenslehre verbleibt 2. G o t t e d i e n s t k u n d e statt „Terminologie“ – „Fachausdru¨cke“

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3. G e s a n g b u c h k u n d e verbleibt 4. M u s i k t h e o r i e a) Kenntnis der einfachsten harmonischen Verbindungen, Spielen von Kadenzen; Kenntnis u. praktische Anwendung der einfachsten Satzregeln der Harmonielehre und des Kontrapunktes b) Erfinden einer kontrapunktischen Gegenstimme zu einer gegebenen Melodie (Klausur); Transpositionsu¨bung (Klausur); Aussetzen eines leichten Generalbasses mit gegebener Melodie; (Klausur) Bezifferung, funktionelle und melodische Analyse eines Liedes aus dem Choralbuch (Klausur) 5. L i t e r a t u r k u n d e verbleibt 6. O r g e l k u n d e verbleibt Die Wertung der einzelnen Fa¨cher, sowie deren Anordnung im Zeugnis erfolgt wie bei der B–Pru¨fung. Die Pru¨fungsordnung ist bei der Aufstellung des Studienplanes als Mindestordnung zu verstehen, die den Studienplan nicht einengen soll. Die nicht anwesenden Mitglieder der Direktorenkonferenz werden gebeten, bei evtl. weitergehenden Zusatzvorschla¨gen zu bedenken, daß in der Verhandlung manche Dinge einzelner Gebiete zu Gunsten der Gemeinsamkeit eine Vera¨nderung erfahren haben, bezw. aufgegeben werden mußten. Alle Mitglieder der Direktorenkonferenz werden um Abgabe eines Votums zu den obigen Vorschla¨gen gebeten. Nach Eingang der Voten und deren Bearbeitung soll ein Arbeitsausschuß (Bremsteller, Fla¨mig, Mu¨ller, Meyer) Empfehlung [sic! ] der Pru¨fungsordnung fu¨r die Landeskirchen ausarbeiten. W. Blankenburg entwickelt die Notwendigkeit des festeren Zusammenschlusses und der Konstituierung der Direktorenkonferenz und schla¨gt vor, ein Statut zu entwerfen. Nach Vorverhandlungen mit der Kanzlei der EKiD (durch Meyer – Hannover) soll das Statut dem Rat der EKiD zwecks Legitimation der Direktorenkonferenz vorgelegt werden. Das Statut hat vorla¨ufig folgenden Text: „Statut der Direktorenkonferenz der evangelischen kirchenmusikalischen Ausbildungssta¨tten Deutschlands 1. Die Direktorenkonferenz ist die sta¨ndige Vertretung der evangelischen Kirchenmusikschulen und der kirchenmusikalischen Abteilungen der staatl. Musikhochschulen.

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2. Die Konferenz dient durch regelma¨ßigen Gedanken- und Erfahrungsaustausch einer einheitlichen Arbeitsausrichtung im kirchenmusikalischen Ausbildungswesen. 3. Die Konferenz ist (lt. Beschluß des Rates der EKiD vom .|.|.) b e r a t e n d e s O r g a n d e s R a t e s d e r E K i D, der die Ergebnisse ihrer Ta¨tigkeit nach Mo¨glichkeit empfehlend an die Gliedkirchen der EKiD weiterleitet. 4. Zur Direktorenkonferenz geho¨ren sa¨mtliche Leiter der Ev. Kirchenmusikschulen und der kirchenmusikalischen Abteilungen von staatl. Musikhochschulen, bezw. deren Stellvertreter mit Sitz und Stimme. Daru¨ber hinaus kann die Konferenz bis zu sechs um das kirchenmusikalische Ausbildungswesen verdiente Ma¨nner zu sta¨ndigen Mitgliedern berufen. Die Dezernenten fu¨r Kirchenmusik der Landeskirchena¨mter ko¨nnen als Ga¨ste an den Beratungen der Konferenz teilnehmen. 5. Die Direktorenkonferenz tritt nach Mo¨glichkeit ja¨hrlich einmal zusammen. 6. Die Direktorenkonferenz wa¨hlt aus ihrer Mitte einen gescha¨ftsfu¨hrenden Leiter mit 2ja¨hriger Amtsdauer, der wa¨hrend dieser Periode den Schriftverkehr fu¨hrt, Unterzeichnungsrecht hat und die Konferenz nach außen hin vertritt. Die Tagungen werden von ihm vorbereitet und geleitet. Stellvertreter ist sein jeweiliger Vorga¨nger. 7. Die Direktorenkonferenz faßt ihre Beschlu¨sse mit einfacher Mehrheit. Bei A¨nderung des Statuts ist 2/3 Mehrheit erforderlich. Die Konferenz ist beschlußfa¨hig bei Anwesenheit der Ha¨lfte ihrer Mitglieder.“ Praktikanten-Ordnung W. Blankenburg referiert u¨ber seine Erfahrungen mit einer Praktikantenordnung (Hessen). Infolge geringer Praxis wa¨hrend des Studiums erscheint eine 2 ja¨hrige Praktikantenzeit notwendig. Die Praktikanten werden halbja¨hrlich zu 1 1/2ta¨gigen Kursen in die Kirchenmusikschule eingeladen; Arbeitsgebiete: Chorleitung, Orgelspiel, Arbeitsbericht. Nach Abschluß mit 2. Pru¨fung Kantortitel. – Hannover hat einen viertelja¨hrlichen Anwa¨rterdienst. – Sachsen versucht folgenden Weg: 1 Jahr katech. Ausbildung mit Kirchenmusik. Vorunterricht, 1 Jahr Kirchenmusikschule, 1 Jahr Praktikum mit Verdienst, 1 Jahr Kirchenmusikschule, 1 Jahr Katech. Seminar. Bedenken gegen diesen Plan, da Zerreißung des kirchenmusik. Studiums, fu¨r das Praktikum zu wenig Erfahrung und dauernder Wechsel in den Gemeinden. Nach eingehenden Beratungen, die die Notwendigkeit eines gru¨ndlichen Praktikums stark unterstreichen, aber andererseits deutlich machen, daß die Ausgestaltung des Praktikums nicht einheitlich geregelt werden kann, sondern den Landeskirchen u¨berlassen werden muß, wird folgender Vorschlag einstimmig beschlossen:

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„1. Das Praktikum erstreckt sich u¨ber zwei Jahre. 2. Am Ende des Praktikums hat der Praktikant eine praktische Pru¨fung abzulegen, die nach Mo¨glichkeit mit einer Visitation verbunden werden soll. 3. Die Aufgaben der Pru¨fung bestehen in der Ausgestaltung und Durchfu¨hrung eines Gottesdienstes, einer Abendmusik, einer Gemeindesingstunde und einer Chorprobe. 4. Die Pru¨fung wird durch einen Beauftragten des LKA abgenommen, doch soll der Leiter der Kirchenmusikschule anwesend sein. 5. Nach bestandener Pru¨fung wird dem Anwa¨rter die Anstellungsfa¨higkeit mit der Amtsbezeichnung ,Kantor‘ verliehen.“ Katechetische Richtlinien. 1. Die Richtlinien der Erziehungskammer Ost erscheinen der Konferenz nach eingehender Beratung undurchfu¨hrbar und zwar durch die U¨berbelastung des katech. Stundenplanes und durch die U¨berspitzung des katech. Lehrplanes. 2. Die Ausbildung in Halle (2 Semester Katechetik mit abschl. Pru¨fung) wird als zu gering bezeichnet. 3. Dresdener Versuch: Vorschule (14–18 ja¨hrige) 2–4 Jahre mit musikalischem Vorunterricht; Katech. Ausbildung (4 Semester); musikalische Ausbildung (4 Semester). Dieser Weg ist aus der Notlage entstanden, den Mangel an geistiger und geistlicher Vorbildung auszugleichen. 4. Hannover fu¨hrt durch alle Semester Bibelkunde und Glaubenslehre und fu¨gt nach erfolgter B-Pru¨fung ein katech. Seminar von 2 Semestern ein; damit sind zuna¨chst gute Erfahrungen gemacht worden, obwohl es deutlich wird, daß bei der Bedeutung des katech. Unterrichtes und der Jugendarbeit diese Zuru¨stung nicht ausreicht. Die Konferenz sieht die Notwendigkeit einer wesentlichen Versta¨rkung und Vertiefung der katech. Ausbildung an den Kirchenmusikschulen, da der Kirchenmusiker (auch gerade auf dem Dorfe) der geistige Mittelpunkt sein sollte. Die Bildungsgrundlage sollte deshalb mo¨glichst breit angelegt sein und neben einer gru¨ndlichen praktischen und theologischen Ausbildung die Erziehung zu christlicher Lebenshaltung anstreben. Die Konferenz heißt folgende Empfehlungen gut: „1. A n d i e E r z i e h u n g s k a m m e r O s t Die Direktorenkonferenz stimmt nach sorgfa¨ltiger Beratung einer versta¨rkten katechetischen Ausbildung zu. Sie hat aber große Bedenken gegen die U¨berlastung der Studierenden durch die Fu¨lle des katechetischen Stoffes, bezw. Lehrplanes sowohl bei der Ausbildung von hauptamtlichen Kirchenmusikern (B) mit Katechetik, wie auch von nebenamtlichen Kirchenmusikern (C) mit Katechetik. Da die kirchenmusikalische Ausbildung dadurch in Frage gestellt und somit keiner Seite – am wenigsten aber

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den Gemeinden – gedient wird, bittet die Konferenz die Erziehungskammer Ost vor einer evtl. Beschlußfassung mit der Direktorenkonferenz in dieser Angelegenheit Fu¨hlung aufzunehmen.“ „2. A n d e n R a t d e r E K i D Das katechetische Anliegen der Kirche ist von der Direktorenkonferenz bei ihren Beratungen u¨ber die Lehrpla¨ne der Kirchenmusikschulen deutlich gesehen und erkannt worden. Bei allen Beratungen u¨ber die Pru¨fungs- und Ausbildungspla¨ne ist der Bedeutung der versta¨rkten katechetischen Ausbildung bereits weitgehend Rechnung getragen worden. Weitere Verhandlungen u¨ber den organischen Einbau des katechetischen Unterrichtes in die Lehrpla¨ne der Kirchenmusikschulen sind vorgesehen. Die Konferenz befu¨rwortet die Verbindung des Kantorenamtes mit dem Katechetenamt. Wa¨hrend der Ausbildung kommen deshalb den liturgischtheologischen Fa¨chern (Liturgik, Hymnologie, Bibelkunde, Glaubenslehre) besondere Bedeutung zu.“ B l a¨ s e r f r a g e n Die Frage der Bla¨sermusik wird angesichts der großen Masse der Posaunencho¨re fu¨r die Kirchenmusik und fu¨r die Ausbildung der Kirchenmusiker brennend. Die Cho¨re bedu¨rfen dringend eines gut geschulten Nachwuchses an Chorleitern. Die Literatur – und auch die Mensurfragen mu¨ssen aufgegriffen und gelo¨st werden. Es ist darum wichtig, daß die Kirchenmusiker sich dieses Gebietes der Kirchenmusik tatkra¨ftig annehmen. Fu¨r die Kirchenmusikschulen bedeutet das, daß sie die Bla¨serarbeit in den Lehrplan aufnehmen. Die Konferenz billigt folgende Empfehlung an den Rat der EKiD: „Die Direktorenkonferenz hat sich eingehend mit der Frage der Bla¨sermusik bescha¨ftigt. Um die Bedeutung der Posaunenarbeit und der lebendigen Fortfu¨hrung dieser Arbeit willen wird angestrebt, die Bla¨serarbeit in den Stoff- und Lehrplan der kirchenmusikalischen Ausbildungsinstitute aufzunehmen.“ G e s c h a¨ f t l i c h e s Gema¨ß § 6 des vorgesehenen Statuts der Direktorenkonferenz wa¨hlten die anwesenden Mitglieder zum gescha¨ftsfu¨hrenden Leiter der Konferenz Dr. Walter Blankenburg, zu seinem Vertreter fu¨r die Kirchenmusikdirektoren der Ostzone wurde KMD Eberhard Wenzel gewa¨hlt. Der gescha¨ftsfu¨hrende Leiter bittet zur Bestreitung der Verwaltungskosten bis zur endgu¨ltigen Regelung der finanziellen Verha¨ltnisse der Konferenz um einen Unkostenbeitrag von DM 10,– von jedem Institut. Als na¨chster Termin der 4. Direktorenkonferenz wird die Zeit nach Trinitatis (etwa Anfang Juni 1953) vorgesehen. Die Konferenz wird voraussichtlich in Spandau stattfinden. gez. Meyer

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36D17. Konzept fu¨r ein Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 18. Februar 1953 F: EZA Berlin, 2/4542 (O). Betr.: Verband evangelischer Kirchencho¨re Deutschlands. Der Zentralrat des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re Deutschlands hat beschlossen, zur Entlastung des gegenwa¨rtigen Reichsobmannes die Funktionen des Amtes des Reichsobmannes von zwei Personen wahrnehmen zu lassen, den Reichsobmann und den gescha¨ftsfu¨hrenden Reichsobmann. Die Regelung ist als eine voru¨bergehende Lo¨sung gedacht. Eine Satzungsa¨nderung ist damit nicht verbunden. Zum gescha¨ftsfu¨hrenden Reichsobmann ist Herr Pfarrer Hofmann in Zeilitzheim/Bayern, der Landesobmann des Landesverbandes der evangelischen Kirchencho¨re in Bayern, bestellt worden. Der Verband der evangelischen Kirchencho¨re Deutschlands hat unter Bezugnahme auf § 4 Abs. 2 seiner Satzung darum gebeten, Herrn Pfarrer Hofmann als gescha¨ftsfu¨hrenden Reichsobmann zu besta¨tigen. § 4 der Satzung des Verbandes hat folgenden Wortlaut: „§ 4 (1) Die Fu¨hrung des V. e. K. hat der Reichsobmann. Er vertritt den V. e. K. nach innen und aussen und beruft und leitet die Sitzungen des Fu¨hrerrats und des Zentralrates. Er stellt mit Zustimmung des Zentralrates die Richtlinien fu¨r die Arbeit des V. e. K. auf (§ 7 Abs. 5d). Er beruft und entla¨sst, den Bestimmungen der §§ 5, 6 und 7 Abs. 1 entsprechend, Mitglieder der u¨brigen Verbandsorgane. Fu¨r die a¨ussere Gescha¨ftsfu¨hrung ist er dem Zentralrat verantwortlich. (2) Der Reichsobmann wird vom Zentralrat gewa¨hlt und von der Reichskirchenregierung besta¨tigt. (3) Der Reichsobmann ist jederzeit zum Ru¨cktritt berechtigt. (4) Alle sechs Jahre bedarf der Reichsobmann der Besta¨tigung des Vertrauens durch den Zentralrat. Wird ihm das Vertrauen versagt, so ist der Reichsobmann zum Ru¨cktritt verpflichtet. (5) Der Reichsobmann kann wegen schwerwiegenden Verstosses gegen die Satzung oder wegen erheblicher Ma¨ngel in der Fu¨hrung der Gescha¨fte durch Beschluss des Zentralrates mit 3/4 der Mitglieder abberufen werden.“ Falls bis zum 15. 3. 1953 keines der Herren Mitglieder des Rates Einspruch erheben sollte, bitten wir annehmen zu du¨rfen, dass die erbetene Besta¨tigung als erteilt gelten soll.

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36D18. Schreiben des Lebensordnungsausschusses der Evangelischen Kirche der APU an den Ratsvorsitzenden. Berlin, 22. Januar 1953 F: EZA Berlin, 2/3552 (O). Hochverehrter Herr Bischof! Der Lebensordnungsausschuss unterbreitet Ihnen als Vorsitzender des Rates der EKiD die Bitte, einen Ausschuss aus Vertretern aller deutschen evangelischen Kirchen einzuberufen, der die Frage der Trauung einer Ehe Geschiedener beraten soll. Wir meinen, dass dieses Problem nach Mo¨glichkeit in der EKiD einheitlich geregelt werden mu¨sste. Da die na¨chste lutherische Generalsynode nochmals diese Frage beraten und entscheiden will, wa¨re es no¨tig, dass der erbetene Ausschuss vor dieser Synode zusammentritt. Ihr ergebenster Lic. Dr. Delius, Prof. [m. p. ]

36E Dokumente 36E1. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder und die Mitglieder der Kirchenkonferenz. Berlin, 10. April 1953 F: EZA Berlin, 2/4241 (H). Betrifft: Not der nicht anerkannten Flu¨chtlinge. Bezug: Beschluß der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Elbingerode. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf ihrer Tagung in Elbingerode das Hilfswerk der Evangelischen Kirche beschlußma¨ßig gebeten, die rechtliche Stellung der nicht anerkannten Flu¨chtlinge aus der Deutschen Demokratischen Republik in der Bundesrepublik und in Berlin zu kla¨ren, bei den zusta¨ndigen staatlichen Stellen darauf zu dringen, daß sie nicht der sozialen, wirtschaftlichen und moralischen Verelendung preisgegeben werden, und die evangelischen Gemeinden zu jeder mo¨glichen Hilfe aufzurufen120. 120 „Beschluß der Synode betreffend Flu¨chtlinge aus der Deutschen Demokratischen Republik“ vom 10. Oktober 1952 (ABlEKD 1952, Nr. 10 vom 15. Oktober 1952, S. 232).

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36E Dokumente

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Zu den damit aufgeworfenen Fragen hat das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland – Zentralbu¨ro in Stuttgart – mit einem eingehenden Bericht unter Beifu¨gung umfangreicher Denkschriften, Sitzungsniederschriften und statistischen Angaben ausfu¨hrlich Stellung genommen. Leider mu¨ssen wir es uns wegen des Umfanges dieses aufschlußreichen Materials versagen, den Herren Mitgliedern des Rates und der Kirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland diesen Bericht vollsta¨ndig zuga¨nglich zu machen. Wie wir glauben, la¨ßt aber bereits der anliegende Auszug121 aus dem Hauptbericht und die ihm beigegebene Zusammenfassung der Anregungen, die das Hilfswerk in seiner Denkschrift „Rechtsstellung und soziale Lage der illegalen Flu¨chtlinge“122 den Organen des Bundes und der La¨nder an die Hand gegeben hat, erkennen, daß das Zentralbu¨ro des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland seine Aufgabe auf diesem wichtigen Spezialgebiet der Flu¨chtlingsfu¨rsorge erkannt hat und eine dankenswerte Initiative bei der Lo¨sung der anstehenden brennenden Fragen entfaltet. Das Hauptbu¨ro Berlin des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland hat uns in einem Erga¨nzungsbericht vom 16. Ma¨rz 1953123 mit einem U¨berblick u¨ber seine Arbeit dargelegt, daß bei der Betreuung der Flu¨chtlinge zwischen nicht anerkannten (illegalen) und anerkannten Flu¨chtlingen in der Arbeit des Berliner Hilfswerks kein Unterschied gemacht wird; allein ausschlaggebend ist der Grad der Not. D. Dr. Karnatz

36E2. Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Stuttgart, 5. November 1952 F: EZA Berlin, 2/4241 (H; Anlage zu 36E1). Betr.: Nichtanerkannte Ostzonenflu¨chtlinge Fu¨r die Mitteilung des Beschlusses der Synode, wonach das Hilfswerk sich insbesondere um die abgelehnten Ostzonenflu¨chtlinge annehmen soll [sic! ], danken wir bestens. Das Zentralbu¨ro ist seit langem bemu¨ht, sich um diesen Personenkreis, insbesondere um die illegalen und abgewiesenen Sowjetzonenflu¨chtlinge zu ku¨mmern. Der damit beauftragte Sach121 36E2. 122 Vgl. die undatierte Denkschrift: „Rechtsstellung und soziale Lage der illegalen Sowjetzonenflu¨chtlinge“, die im Juli 1952 versandt wurde (ADW Berlin, ZB 1200). 123 Nicht ermittelt.

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bearbeiter legte Ende Juni seine Ermittlungen in einer Niederschrift „Rechtsstellung und soziale Lage der illegalen Sowjetzonenflu¨chtlinge“ fest124. Diese Niederschrift wurde in einer großen Zahl an die Hauptbu¨ros, Spitzenverba¨nde der Wohlfahrtspflege, Bundesministerien, Ausschuß fu¨r gesamtdeutsche Fragen und Unterausschuß „Notaufnahme“ des Deutschen Bundestages u¨bersandt und fand lebhaftes Echo. Der Sachbearbeiter des Zentralbu¨ros hat seitdem laufend Verhandlungen mit den genannten Ausschu¨ssen des Bundestages und dem Bundesvertriebenenministerium gefu¨hrt. Bei der sich hieraus ergebenden Fu¨hlung besonders mit dem Unterausschuß „Notaufnahme“ des Deutschen Bundestages zeigte sich, daß die Mehrzahl der Mitglieder des Ausschusses sich fu¨r ihre Arbeit der Unterlagen und der Anregungen des Zentralbu¨ros in diesem Punkt bedienen. Es ist ein Merkmal der Arbeit an den illegalen Flu¨chtlingen, daß der Fragenkomplex in dauerndem Fluß ist, sich also die Aufgaben sta¨ndig verschieben, einzelne Punkte u¨berholt werden, andere sich neu ergeben. Aus diesem Grunde hat Anfang Oktober das Zentralbu¨ro ein erneutes Rundschreiben an die Hauptbu¨ros gerichtet, in welchem die brennendsten Fragen, na¨mlich die der Fu¨rsorgeunterstu¨tzung, Arbeitslosenfu¨rsorge etc. vom neuesten Stand aus betrachtet wurden125. Da der Sachbearbeiter des Zentralbu¨ros zu einer Tagung des Ausschusses fu¨r gesamtdeutsche Fragen und des Flu¨chtlingsausschusses des Bundesrates am 7. Oktober geladen worden war, an der auch die Vertreter der Bundesministerien, der La¨nderregierungen, des Senats Berlin und des Bundesrates teilnahmen und deren Thema „Aba¨nderungsvorschla¨ge fu¨r das Notaufnahmegesetz“ hieß, wurde das obenerwa¨hnte Rundschreiben auf diesen Gesichtspunkt hin gesondert umgearbeitet und durch eine Stellungnahme zu den infrage stehenden Gesetzesa¨nderungen erga¨nzt. Der Sachbearbeiter konnte feststellen, daß die Mitglieder des Unterausschusses „Notaufnahme“ weitgehend diese Vorschla¨ge als Arbeitsgrundlage benutzten. Weiterhin hat das Zentralbu¨ro eine Zusammenstellung aller Landesund Kreisdurchgangslager, in denen Flu¨chtlinge untergebracht sind, ausgearbeitet126, die in den na¨chsten Tagen an die Hilfswerkstellen und Ministerien versandt wird. Eine solche U¨bersicht gab es bisher auch vonsei124 „Rechtsstellung und soziale Lage der illegalen Sowjetzonenflu¨chtlinge“ (ADW Berlin, ZB 1200). 125 Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks vom 29. September 1952 an die Bevollma¨chtigten und Hauptgescha¨ftsfu¨hrer der gliedkirchlichen Hilfswerke im Bundesgebiet und die Vorsitzenden der Hilfskomitees (ADW Berlin, ZB 1207). 126 „2. Zusammenstellung der Durchgangslager in den La¨ndern der Deutschen Bundesrepublik, soweit sie ganz oder teilweise der Unterbringung von Sowjetzonen-Flu¨chtlingen dienen. Stand: Anfang Ma¨rz 1953“ (ADW Berlin, ZB 1205).

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36E Dokumente

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ten des Staates noch nicht. Es wird davon eine Intensivierung der Betreuungsarbeit erwartet. Augenblicklich stellt das Zentralbu¨ro Merkbla¨tter fu¨r aufgenommene und abgelehnte Flu¨chtlinge zusammen, die in großer Auflage verteilt werden sollen127. Im Gegensatz zu den bisher von politischen Gruppen herausgebrachten Merkbla¨ttern behandeln diese Bla¨tter nur existenzwichtige Fragen. Diese Merkbla¨tter sollen an sa¨mtliche mit der Betreuungsarbeit befaßten Hilfswerkstellen verteilt werden zur Weitergabe an dort um Rat vorsprechende Flu¨chtlinge. Behandeln diese Merkbla¨tter mehr die Rechtslage und die zu erlangenden Anspru¨che der Flu¨chtlinge, so soll ein 3. Merkblatt sich unmittelbar an die Gemeinden wenden128. In leicht versta¨ndlicher Form soll hier zusammengefaßt werden, was insbesondere die Landgemeinden fu¨r illegale Flu¨chtlinge tun ko¨nnen. Die Verteilung wird an die Pfarra¨mter gehen. Das Zentralbu¨ro hat als weiteres Hauptziel die Errichtung von Beratungsstellen vor Augen. Wegen dieser Beratungsstellen sind bereits Schritte bei den Ausschu¨ssen des Deutschen Bundestages und den Bundesministerien unternommen worden. Diese Stellen, die in ihrer Praxis den Rechtsschutzstellen fu¨r Internierte und Kriegsgefangene in gewisser Beziehung gleichen ko¨nnen, ha¨tten die Aufgabe, die Flu¨chtlinge u¨ber Rechte und Mo¨glichkeiten aufzukla¨ren. Es ist erwiesene Tatsache, daß ein Hauptgrund der sozialen Not gerade der abgewiesenen Flu¨chtlinge in deren Unkenntnis der ihnen gebliebenen Mo¨glichkeiten zu finden ist. Die Beka¨mpfung dieser Not sieht das Zentralbu¨ro in folgenden Aufgaben: 1. Beka¨mpfung der geminderten Rechtsstellung der abgewiesenen Flu¨chtlinge durch Einschaltung in die gesetzgeberische Arbeit der Bundesinstanzen, hierzu engste Fu¨hlung zu den Ausschu¨ssen bei Ausarbeitung abmildernder Gesetzesa¨nderungen bezw. bei der Schaffung neuer Gesetze. 2. Laufende Orientierung der mit der Betreuungsarbeit befaßten Stellen des Hilfswerks, einschließlich der Einsatzgruppen in den Lagern und Pfarra¨mtern. 3. Beratung der Flu¨chtlinge selbst. U¨ber den weiteren Fortgang unserer Bemu¨hungen in dieser Angelegenheit werden wir Sie zu gegebener Zeit wieder unterrichten. In Vertretung Dr. Collmer 127 EZA Berlin, 4/477. 128 Dieses dritte Merkblatt konnte nicht ermittelt werden.

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36. Sitzung Berlin, 7. und 8. Mai 1953

Zusammenfassung der Argumente fu¨r die Organe des Bundes und der La¨nder. 1. U¨berpru¨fung seitens des Bundes der in der Konferenz der an Jugendfragen interessierten Verba¨nde am 29. 9. 50 in Uelzen beschlossenen generellen Aufnahme von alleinstehenden Jugendlichen bis zu 24 Jahren hinsichtlich der an keine Bewa¨hrungszeit gebundenen Zuzugsgenehmigung. 2. Herausgabe einer Empfehlung seitens des Bundes an die La¨nderregierungen zwecks einheitlicher Handhabung der Inanspruchnahme von Arbeitslosen-Fu¨rsorgeunterstu¨tzung durch Illegale nach Beendigung der Arbeitslosen-Unterstu¨tzung bezw. Weiterleitung eines solchen Ansuchens an die neue Bundesanstalt fu¨r Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen-Versicherung in Nu¨rnberg. 3. Anregung an Bund zwecks Erreichung einheitlicher Regelung der Anmeldepflicht laut Bundesgesetz u¨ber Personalausweise vom 19. 12. 1950129 und einer Empfehlung an die La¨nder, untergeordnete Dienststellen u¨ber Pflichten und Rechte der Anmeldebesta¨tigung zu unterrichten. 4. Fu¨hlungnahme der zusta¨ndigen Bundesinstanz mit Sender Rias Berlin in obenausgefu¨hrtem Sinne. 5. Anregung an Bund, Mittel zur Betreuung der Abgewiesenen in noch sta¨rkerem Maße als bisher den auf diesem Gebiet arbeitenden Spitzenverba¨nden der Freien Wohlfahrtspflege zur Verfu¨gung zu stellen. 6. Anregung an Rektorenkonferenz zwecks Erreichung einheitlicher Immatrikulations-Bestimmungen fu¨r Studierende, die ein Notaufnahmeverfahren nicht durchlaufen wollen. 7. U¨bermittlung dieser Anregung auch an die Konferenz der Verwaltungsbeamten der Universita¨ten im Bundesgebiet. 8. Anregung an Landesarbeitsamt Hessen, im Lager Gießen eine Außenstelle als Lagerarbeitsamt zu errichten. 9. Anregung an Bund, eine Empfehlung an die La¨nder herauszugeben, daß o¨rtliche Beho¨rden bei Aufnahme von Illegalen großzu¨gig verfahren sollen.

129 BGBl I, 1950, Nr. 53 vom 21. Dezember 1950, S. 807.

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36E3. Kundgebung des Rates „an alle evangelischen Gemeinden in Deutschland“. Berlin, 11. Mai 1953 F: EZA Berlin, 4/45 (H; mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 13. Mai 1953 an die Leitungen sa¨mtlicher Gliedkirchen und die Ratsmitglieder gesandt). – Abdruck: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 157f. Im Osten unseres Vaterlandes wird seit langem auf allen Lebensgebieten, namentlich in der neuen materialistischen Bekenntnisschule, die materialistische Weltanschauung mit Mitteln des Zwanges vorangetrieben. Dadurch sind die evangelischen Christen in schwere Gewissensnot gekommen. Jetzt ist die Feindseligkeit gegen den christlichen Glauben offen ausgebrochen. Sie hat mit der Verfolgung der Jungen Gemeinde begonnen. Man hat in Volkseigenen Betrieben und anderwa¨rts, vor allem aber in den Oberschulen die jungen Glieder der Gemeinden vor die Behauptung gestellt: die Junge Gemeinde sei eine illegale Organisation, die sich unter dem Einfluß westlicher Agenten und des Bundes Deutscher Jugend mehr und mehr in eine staatsfeindliche Haltung habe hineinziehen lassen. Wer sich nicht von dieser Jungen Gemeinde trenne, sei in der Schule und in einer Lehrlingsausbildung nicht la¨nger zu dulden. Dem Terror, der dabei ausgeu¨bt wurde, haben sich viele Jugendliche gebeugt. Andere sind fest geblieben und haben die Schule oder ihre sonstige Ausbildungssta¨tte verlassen mu¨ssen. In a¨hnlicher Weise ist man gegen die Studentengemeinden vorgegangen. Daru¨ber hinaus sind fu¨nf große und mehrere kleine kirchliche Anstalten weggenommen worden. Eine große Zahl von Pfarrern und anderen kirchlichen Mitarbeitern ist verhaftet worden. Bedrohungen der kirchentreuen Evangelischen sind an der Tagesordnung. Sie alle erleiden nun, was Ungeza¨hlte vor ihnen erlitten haben. Aber sie erleiden es um ihres Glaubens willen. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, in seiner Verantwortung fu¨r die evangelischen Christen im ganzen deutschen Vaterland, verfolgt diese Vorga¨nge mit Trauer und mit tiefer Sorge um unser deutsches Volk. Wir wissen, daß unserem Volk nichts anderes helfen kann als eben dies Evangelium, das mit solcher Bitterkeit beka¨mpft wird. Hier allein ist die innere Freiheit, die den Menschen zum Menschen macht. Hier allein sind die Wurzeln echter sittlicher Kraft. Hier allein ist die Mo¨glichkeit, unter Menschen verschiedener U¨berzeugungen echte Gemeinschaft zu halten. Wir ko¨nnen nicht anders, als alle Glieder unserer Gemeinden aufzurufen, diesem neuen Ansturm christusfeindlicher Ma¨chte gegenu¨ber den Glauben an unseren Herrn und Heiland Jesus Christus zu bewa¨hren. Wir bitten unsere Gemeindeglieder im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik: Werft euer Vertrauen nicht weg! Laßt uns zusammen-

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stehen unter der Losung der Heiligen Schrift: Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen! Wir bitten insbesondere die jungen Glieder der Gemeinden: Haltet dem Herrn Christus und seiner Kirche die Treue und fu¨rchtet euch nicht! Es steht geschrieben: Der Herr ist mit mir, darum fu¨rchte ich mich nicht, was ko¨nnen mir Menschen tun? Treues Bekenntnis wird reichlich und u¨berreichlich gesegnet im irdischen wie im ewigen Leben! Vergeßt dabei auch nicht, fu¨r die zu beten, die euch beleidigen und verfolgen! Wir bitten unsere Gemeinden im Westen des Vaterlandes: Tragt eure leidenden Bru¨der und Schwestern im Osten mit eurer Fu¨rbitte und eurer Opferbereitschaft! Helft ihnen zu u¨berwinden! Wo es um das Evangelium geht, darf uns kein Opfer zu groß sein! Wie einst in der Zeit der Apostel, mu¨ssen sich in den Gemeinden, denen besondere Not gegenwa¨rtig erspart ist, die Ha¨nde regen und die Herzen auftun, um den Bru¨dern und Schwestern in der Verfolgung zu helfen! Das Evangelium von unserm Herrn Jesus Christus sto¨ßt immer aufs neue auf die Feindschaft der Welt. Gott ist es, der den widerchristlichen Ma¨chten so viel Freiheit gibt. Aber er hat auch den gesandt, der gro¨ßer ist als sie alle. Durch sein Kreuz und seine Auferstehung hat Jesus Christus die Welt u¨berwunden. Im Gehorsam gegen ihn findet der Glaube seine Bewa¨hrung. Und durch ein Leiden, das sich freiha¨lt von Zorn und Bitterkeit, wird der Sieg Jesu Christi offenbar. Die Kirche Jesu Christi, die sich im Leiden erneuert, kann nicht u¨berwunden werden! Gott sei gedankt, der uns allezeit Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland gez. Dibelius

36E4. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenleitungen der westlichen Gliedkirchen. Berlin, 13. Mai 1953 F: EZA Berlin, 4/1000 (H). Geheim Betrifft: Wirtschaftslage der o¨stlichen Gliedkirchen. Mit unserem Schreiben vom 14. April 1953 – KB II 988/53.Vc.130 – betr. den kirchlichen Hilfsplan 1953, haben wir die westlichen Gliedkirchen bereits u¨ber die andauernde schwierige wirtschaftliche Lage der o¨stlichen 130 EZA Berlin, 4/990.

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Gliedkirchen unterrichtet. In den letzten Wochen haben sich aber die finanziellen Verha¨ltnisse der Kirchen im Osten in solch ernstem Ausmaße verschlechtert, daß besondere Hilfsmaßnahmen geboten sind. Es sind ganz außergewo¨hnlich hohe Ausfa¨lle bei den Einnahmen entstanden, die nicht mehr ausgeglichen werden ko¨nnen. Dies gilt vor allem fu¨r die Einku¨nfte aus den o¨ffentlichen Sammlungen und aus den Staatsleistungen. In den fru¨heren Kalenderjahren waren 4 je 2wo¨chige Haus- und Straßen-Sammlungen genehmigt worden. Das Aufkommen hieraus betrug rund 9,5 Millionen Deutsche Mark. Im laufenden Kalenderjahr ist bis heute lediglich eine 2wo¨chige Straßen-Sammlung genehmigt. Der Ertrag wird erheblich geringer sein als bisher. Selbst wenn, wie mu¨ndlich in Aussicht gestellt, noch 2 weitere Sammlungen in diesem Kalenderjahr stattfinden sollten, kann nur ein Bruchteil des bisherigen Aufkommens erwartet werden. Noch erheblich ungu¨nstiger ist die Lage hinsichtlich der Staatsleistungen. Das Soll betra¨gt 19,9 Millionen Deutsche Mark, von denen im Jahre 1952 16,2 Millionen Deutsche Mark eingegangen sind. Dazu treten noch Anspru¨che aus Patronaten und sonstigen besonderen Rechtstiteln in Ho¨he von etwa 3,5 Millionen Deutsche Mark, die bis zum 31. Dezember 1952 noch im wesentlichen erfu¨llt wurden. Im Kalenderjahr 1953 soll zur Abgeltung aller dieser Rechtsanspru¨che der Kirche nur noch ein Betrag von etwa 11,7 Millionen Deutsche Mark in Aussicht genommen sein. Gezahlt ist bis heute noch nichts. Es ist auch sehr ungewiß, ob in absehbarer Zeit eine Zahlung erfolgen wird. Gegenu¨ber dem Vorjahre sind also seit dem 1. Januar 1953 in den Gliedkirchen Ausfa¨lle von mehr als 6 Millionen Deutsche Mark allein aus Staatsleistungen und Sammlungen entstanden. Hierdurch ist die gesamte Finanzwirtschaft der o¨stlichen Gliedkirchen gela¨hmt. Die Betriebsmittel sind infolge der Einnahmeausfa¨lle seit dem 1. Januar 1953 verbraucht. Einsparungen bei den sa¨chlichen Ausgaben sind nicht mehr mo¨glich, da diese bereits in gro¨ßtem Ausmaß gedrosselt sind. Die laufenden Personalausgaben konnten fu¨r den Monat Mai noch geleistet werden; fu¨r die Folgezeit stehen aber hinreichende Kassenmittel nicht mehr zur Verfu¨gung. Die Gliedkirchen sehen sich daher vor die Notwendigkeit gestellt, die Besoldungen erheblich zu ku¨rzen. Das Gleiche gilt fu¨r die Versorgungszahlungen an die Ruhesta¨ndler und Hinterbliebenen. Bei der ernsten Verschlechterung der gesamten wirtschaftlichen Verha¨ltnisse wu¨rde eine solche Maßnahme ho¨chst bedenklich sein. Selbst wenn die geku¨rzten Staatszuschu¨sse in absehbarer Zeit wieder gezahlt werden sollten und ein gewisses Aufkommen aus den Sammlungen sich wieder bilden sollte, muß auch noch aus anderen Gru¨nden mit sehr erheblichen Einbußen bei den Einnahmen gerechnet werden. Die Einku¨nfte aus Vermo¨gen sind ganz unzureichend geworden. Die Einnahmen aus Kirchensteuern, die praktisch mehr und mehr den Charakter von

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freiwilligen Beitra¨gen annehmen, gehen in vielen Gebieten sta¨ndig zuru¨ck. Die gesamte Finanzwirtschaft der o¨stlichen Gliedkirchen wird daher den sinkenden Einnahmen angepaßt werden mu¨ssen. Hierfu¨r wird aber eine gewisse U¨bergangszeit notwendig sein, in der die finanziell besser gestellten Gliedkirchen bru¨derliche Hilfe leisten sollten, damit ein schlagartiger Zusammenbruch der kirchlichen Arbeit in den o¨stlichen Gliedkirchen vermieden wird. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands hat sich mit diesen neuen wirtschaftlichen No¨ten der o¨stlichen Gliedkirchen bereits in ihrer letzten Synodaltagung eingehend bescha¨ftigt und beschlossen, durch ihre westlichen Gliedkirchen fu¨r diese No¨te einen Betrag von 500.000.– DM in Aussicht zu stellen. Hierbei ist die Erwartung ausgesprochen, daß die u¨brigen Gliedkirchen einen entsprechenden Betrag aufbringen. Der Rat der Altpreußischen Union hat sich im gleichen Sinne gea¨ußert und dringend gebeten, einen entscheidenden Schritt der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Abhilfe zu veranlassen. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat in seiner Sitzung am 7. Mai die Lage gepru¨ft und eine schnelle Hilfe fu¨r geboten erachtet, um in dieser u¨beraus ernsten Lage tiefgreifenden Schaden abzuwenden. Aus zustimmenden Erkla¨rungen vieler beteiligter Stellen hat der Rat entnommen, daß die Notwendigkeit schneller Hilfsmaßnahmen allgemein anerkannt wird. Der Rat hat uns daher nach eingehender Beratung beauftragt, die westlichen Gliedkirchen zu bitten: a) zur Behebung der augenblicklichen Kassenschwierigkeiten sofort einen Betriebsfonds in Ho¨he von 750.000,– DM zu bilden, b) fu¨r weitere Hilfsmaßnahmen einen Betrag in gleicher Ho¨he zur Verfu¨gung zu stellen. Indem wir von dieser Entschließung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Kenntnis geben, bitten wir auf das dringlichste, den nach Maßgabe des Umlageschlu¨ssels auf die einzelnen Gliedkirche entfallenden Betrag, und zwar zuna¨chst die erste Rate fu¨r den Betriebsfonds uns so schleunig wie mo¨glich zu u¨berweisen, da uns bereits sehr dringliche Anforderungen von Kassenkrediten vorliegen. Fu¨r die U¨berweisung bitten wir, sich unseres Kontos „Betriebsfonds“ bei der Berliner Diskonto-Bank-AG, in Berlin W 15, Kurfu¨rstendamm 217, zu bedienen. Zu etwa gewu¨nschten weiteren Aufkla¨rungen stehen wir jederzeit gern zur Verfu¨gung, bitten aber, die U¨berweisung der ersten in der anliegenden U¨bersicht131 errechneten Rate hiervon nicht abha¨ngig zu machen. D. Dr. Karnatz 131 36E5.

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36E5. „U¨bersicht u¨ber die von den westlichen Gliedkirchen erbetenen Zuschu¨sse zu dem Betriebsfonds“ F: EZA Berlin, 4/1000 (H; Anlage zu 36E4). Gliedkirche Rheinland Westfalen Hannover (luth.) Wu¨rttemberg Bayern Hessen und Nassau Schleswig-Holstein Baden Hamburg Kurhessen-Waldeck Pfalz Braunschweig Bremen Oldenburg Lippe Ref. Nordwestdeutschland Lu¨beck Eutin Schaumburg-Lippe Summe:

%-Satz

Betrag

16,68 12,99 11,51 11,38 9,50 8,83 7,79 4,71 3,61 2,98 2,55 2,10 1,94 1,16 0,72 0,61 0,60 0,19 0,15

125.100,– DM 97.425,– DM 86.325,– DM 85.350,– DM 71.250,– DM 66.225,– DM 58.425,– DM 35.325,– DM 27.075,– DM 22.350,– DM 19.125,– DM 15.750,– DM 14.550,– DM 8.700,– DM 5.400,– DM 4.575,– DM 4.500,– DM 1.425,– DM 1.125,– DM

100,00

750.000, – DM

36E6. Schreiben Brunottes an Kunst. Hannover, 9. April 1953 F: EZA Berlin, 2/2576 (D mit Paraphe Brunottes). Lieber Bruder Kunst! Nachdem Bruder Osterloh uns verlassen hat, mu¨ssen wir einige Angelegenheiten seines Referats bis zur Einstellung eines Nachfolgers selbst erledigen. In zwei Sachen mo¨chte ich Ihre Hilfe erbitten: 1.) Graf Wolf von Baudissin, Bonn, Argelanderstr. 105, von der Dienststelle Blank hat uns am 26. Ma¨rz mitgeteilt, daß die Katholiken in der Frage der Einrichtung einer Wehrmachtsseelsorge weitgehend zu festen Ergebnissen gekommen sind. Es scheint, als ob Pra¨lat Bo¨hler zu Gunsten von Pra¨lat Werthmann in den Hintergrund tritt und der Nuntius in die-

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sem Sinn an den Papst berichtet hat. U¨ber die katholische Regelung schreibt uns Graf von Baudissin folgendes132: „Es herrscht Einversta¨ndnis daru¨ber, daß ein regierender Bischof vom Apostolischen Stuhl zum Wehrmachtbischof ernannt und damit zusa¨tzlich mit den Vollmachten des Milita¨rordinarius ausgestattet wird. Selbstversta¨ndlich ist vorheriges Einvernehmen u¨ber die Perso¨nlichkeit herbeizufu¨hren. Dieser Milita¨rordinarius gilt nicht als Milita¨rbeamter und steht in keinem milita¨rischen Verha¨ltnis; er bezieht kein Gehalt, wohl aber eine Aufwandsentscha¨digung. U¨ber die letzte Frage soll allerdings im Interesse der Unabha¨ngigkeit des Bischofs noch die Stellungnahme des Heiligen Stuhls abgewartet werden. Der Generalvikar wird durch den Milita¨rordinarius entsprechend den kirchlichen Vorschriften ernannt. Er geho¨rt dem Wehrmachtsklerus an, ist Leiter des Milita¨rordinariats und u¨bt seine Ta¨tigkeit im Bereich der Wehrmacht aus. Die milita¨rkirchliche Dienststelle erha¨lt neben dem Generalvikar mindestens 3 Referenten (fu¨r Seelsorge, Personal und Verwaltung). Die Wehrmachtsgeistlichen werden von den fu¨r sie zusta¨ndigen Ordinarien bzw. Ordensoberen ausgesucht und dem Milita¨rordinarius vorgeschlagen. Es soll sich um Geistliche handeln, welche die besonderen Voraussetzungen eingeschra¨nkt besitzen. Nach Auswahl durch den Milita¨rordinarius erfolgt die Einstellung durch die milita¨rischen Beho¨rden. Die Wehrmachtgeistlichen werden als Beamte auf Zeit eingestellt – im allgemeinen fu¨r die Dauer von 8 Jahren. Nach Ablauf dieser Zeit tritt der Geistliche wieder in seine Heimatdio¨zese bzw. Orden zuru¨ck. In besonderen Fa¨llen kann der Milita¨rordinarius den Geistlichen auch bereits vorher zuru¨ckschicken. Fu¨r Geistliche, die in die ordentliche Seelsorge zuru¨ckkehren, zahlt das Ministerium einen Betrag fu¨r die spa¨tere Altersversorgung. Fu¨r je 1000 katholische Soldaten wird ein Geistlicher bestellt. Jeder Division wird ein Dienstaufsichtsfu¨hrender Wehrmachtgeistlicher zugefu¨hrt. Die Disziplinarunterstellung erfolgt unter den Milita¨rordinarius. Das Milita¨rgebet- und Gesangbuch wird als milita¨rdienstliche Ausstattung des Soldaten durch den Milita¨rordinarius bearbeitet und herausgegeben. Wa¨hrend eine „Einsatzdienstanweisung“ durch die Dienststelle Blank unter Mitpru¨fung der Kirche bearbeitet ist, will die Kirche ihrerseits

132 Schreiben Baudissins an Osterloh vom 26. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 2/4154).

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ein Handbuch fu¨r den Geistlichen, ein Brevier und ein besonderes Gesang- und Gebetbuch herausgeben. Der lebenskundliche Unterricht scheint wieder etwas mehr Anklang gefunden zu haben, jedenfalls wird mit uns daru¨ber in der na¨chsten Zeit verhandelt. Die katholische Kirche steht auf dem Standpunkt, daß vom ersten Augenblick der Truppenaufstellung an gute Geistliche da sein sollen, um stichhaltige Erfahrungen zu sammeln und die Truppe von vornherein an ihr Dasein zu gewo¨hnen. Es sieht so aus, als ob Werthmann bereits im na¨chsten Monat 20–30 Geistliche fu¨r 3–4 Wochen zusammenholt, um sie auf die Arbeit als Milita¨rgeistliche vorzubereiten.“ Diese Mitteilungen sind natu¨rlich streng vertraulich. Man mo¨chte aber in der Dienststelle Blank gern erreichen, daß auch die evangelische Kirche sich zu einer Regelung bereitfindet. Wie Sie wissen, war das bisher im Rat wegen des Widerstandes von Niemo¨ller nicht zu erreichen. Offiziell hat sich der Rat nicht festgelegt. Ich komme jetzt aber nicht umhin, in der na¨chsten Ratssitzung am 7. Mai die Sache vorzutragen. Wahrscheinlich wird sich schon in der na¨chsten Zeit der Vertreter des bis zum 17. April beurlaubten Grafen von Baudissin, Herr Dr. Lubbers, an Sie wenden. Darum lag mir daran, Sie u¨ber die katholische Stellungnahme zu unterrichten. Von unserer Seite ko¨nnte man sich grundsa¨tzlich mit einer a¨hnlichen Regelung einverstanden erkla¨ren. Allerdings wird es schwierig werden, einen „regierenden Bischof“ zum Wehrmachtbischof zu ernennen. Wir haben eben keinen Sinn fu¨r monarchische Organisation. Die entsprechende Parallele zu dem regierenden Bischof wa¨re ein Mitglied des Rates. Wenn es mo¨glich sein sollte, daß der Rat eins seiner Mitglieder mit dieser Aufgabe beauftragt, mu¨ßte die Frage des „Generalvikars“ gekla¨rt werden, der dann hauptamtlich in den Dienst der Wehrmachtseelsorge treten soll. Die folgenden Bestimmungen wu¨rden wir u¨bernehmen ko¨nnen, also die Mitwirkung der Landeskirchen bei der Auswahl und Beaufsichtigung der Milita¨rgeistlichen. Auch u¨ber die Verwendung auf Zeit besteht bei uns U¨bereinstimmung. Es soll ku¨nftig einen besonderen Stand der Wehrmachtpfarrer nicht geben. Sehr viel Kopfzerbrechen macht mir der katholische Vorschlag, fu¨r je 1000 katholische Soldaten einen Geistlichen zu bestellen. Ich halte das erstens objektiv fu¨r u¨bertrieben, zweitens werden wir nicht in der Lage sein, so viele Geistliche aus den Landeskirchen freizumachen, daß auch auf 1000 evangelische Soldaten ein Geistlicher kommt. Den lebenskundlichen Unterricht werden wir schlucken, wenn die katholische Kirche sich ebenfalls bereit finden sollte. Es muß nur sichergestellt sein, daß die Gottesdienste und die eigentliche Seelsorge dadurch

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nicht beru¨hrt werden, daß also nicht etwa der lebenskundliche Unterricht die einzige Ta¨tigkeitsform der ku¨nftigen Milita¨rgeistlichen ist. Wenn Sie in diesem Sinn vorla¨ufig mit Dr. Lubbers sprechen wu¨rden, wollen wir uns gemeinsam in der na¨chsten Ratssitzung bemu¨hen, den Rat zu einem Beschluß zu bringen. 2) Der Rat hat in der letzten Sitzung die Kirchenkanzlei beauftragt, sich um den Stand der gesetzlichen Vorbereitungen fu¨r den Rechtsschutz der Kriegsdienstverweigerer zu erkundigen. Ich habe gestern dieserhalb auch an Graf von Baudissin geschrieben und bitte Sie auch diese Frage mit Dr. Lubbers vor der na¨chsten Ratssitzung zu besprechen. Mit herzlichen Gru¨ßen Ihr

36E7. Schreiben des Rates an die Gliedkirchen der EKD. Berlin, 20. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/2479 (H). Im Auftrage des Rates hat der Vorsitzende, Bischof D. Dr. Dibelius, in seinem Brief vom 27. 3. 53 an den Pra¨sidenten der Fe´de´ration Protestante von Frankreich unsere Scham und unseren Abscheu u¨ber das Verbrechen von Oradour zum Ausdruck gebracht133. Wir wissen, dass wir unser Gewissen nicht beruhigen ko¨nnen, indem wir die Schuld, die auf uns und unserem Volke liegt, gegen Unrecht abwa¨gen, das wir und Kinder unseres Volkes erlitten haben und erleiden. Eigene Schuld wird durch fremde Schuld nicht aufgehoben. Darum rechten wir auch nicht u¨ber die Ma¨ngel, die bei dem Versuch, fu¨r die furchtbare Tat eine gerechte Su¨hne zu finden, offen an den Tag traten. Franzo¨sische Christen haben vor der O¨ffentlichkeit ihres Volkes bezeugt, dass wahre Su¨hne nur in Christus geschieht. Sie haben darum fu¨r die Verurteilten von Oradour um Gnade gebeten134. Wir bezeugen vor unserem Volk, dass Vergebung nur da geschieht, wo wir Menschen unsere Schuld in Wahrhaftigkeit bekennen. Der Rat bittet alle Gemeinden der Kirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland, ihre Verbundenheit mit den Ta¨tern und mit den Opfern von Oradour zeichenhaft durch eine gemeinsame Gabe fu¨r franzo¨sische Waisen sichtbar zu machen. 133 35D16. 134 Vgl. 35D13, 35D14 und 35E7.

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Darum bittet der Rat die Gliedkirchen, ihre Gemeinden aufzurufen, in gemeinsamer Anstrengung den Betrag von je einem Pfennig fu¨r jedes erwachsene Gemeindeglied aufzubringen; die so zusammenkommende Summe soll den evangelischen Bru¨dern in Frankreich u¨bergeben werden, damit sie in der Form, die ihnen am dienlichsten scheint, fu¨r Waisenkinder diese Gabe der evangelischen Christenheit in Deutschland verwenden. Je mehr deutlich wird, dass das Opfer, zu dem wir aufrufen, nicht einem kirchlichen Verwaltungsakt entspringt, sondern aus gemeinsamer Anstrengung der Gemeinden und ihrer Glieder zusammenkam, um so mehr du¨rfen wir darauf vertrauen, dass Gott solche Gabe nicht ungesegnet la¨sst. Lassen Sie uns so den Lobpreis Gottes tun, der uns in Christus unsere Schuld vergibt und uns dadurch freimacht, andern zu vergeben. gez. Dibelius

36E8. Schreiben Stratenwerths an Harms. [Frankfurt/M.], 19. Mai 1953 F: EZA Berlin, 6/5901 (D). In der letzten Sitzung hat sich der Rat mit der Vorlage135 des Aussenamtes betr. Benennung der deutschen Delegation in Evanston bescha¨ftigt. Wie Sie aus dem in Abschrift beigefu¨gten Ratsbeschluss136 ersehen, hat sich der Rat dem Wunsch von Dr. Dibelius gebeugt, die Benennung der Delegierten der Unierten Kirchen nicht unserem Vorschlag entsprechend vorzunehmen. Wieweit die Unierten Kirchen ihrerseits mit dem Ratsbeschluss einverstanden sein werden, vermag ich nicht zu u¨bersehen. Aufgrund der Ratssitzung bitte ich Sie privat folgendes zu kla¨ren: 1.) Ist unsere Auffassung richtig, dass die Teilnahme der Berater durch den Oekumenischen Rat finanziert wird? 2.) La¨sst sich schon jetzt u¨bersehen, wie hoch sich die voraussichtlichen Kosten fu¨r den einzelnen Delegierten aus Deutschland belaufen werden? 3.) Angesichts der vermuteten Kosten – fu¨r 36 Delegierte Minimum DM 80.000.– bis DM 100.000.– wurde der Vorschlag gemacht, dass nur 24 Delegierte entsandt wu¨rden. 135 36D9. 136 36B9.

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Ich habe lebhaft diesem Vorschlag widersprochen, weil ich glaube, dass es gerade in Evanston sehr wichtig sein wird, dass die europa¨ischen Delegationen vollza¨hlig vertreten sind, aber wir werden mit diesem Vorschlag nocheinmal sehr ernsthaft zu tun bekommen. Auch ich kann mich den gemachten Einwendungen gegen 36 Delegierte nicht verschliessen. Seit dem 1. 1. 53 ist von der Regierung der DDR keine Zahlung von Staatszuschu¨ssen, die ja bekanntlich aus der einst durch den Preussischen Staat zugesagten Rente fu¨r die damals weggenommenen kirchlichen Besitztu¨mer stammen, mehr erfolgt; es muss damit gerechnet werden, dass diese Zuschu¨sse eingestellt werden. Das bedeutet eine Belastung mit 19 Millionen DM-Ost aus der DDR und 10 Millionen DM-Ost fu¨r den Ostsektor von Berlin. Diese Mittel mu¨ssen von den westlichen Kirchen aufgebracht werden – solange eine Transferierung u¨berhaupt noch mo¨glich ist. Schon jetzt mu¨ssten die westlichen Kirchen sofort den Betrag von DM 750.000.– West sicherstellen, um einen Betriebsfonds zu schaffen; falls nicht bis zum 1. 6. 53 eine Nachzahlung der Zuschu¨sse erfolgt, mu¨ssen dann weitere DM 750.000.– zur Verfu¨gung stehen. Unerwa¨hnt bleiben bei diesen Summen die exorbitanten Beihilfen, die schon jetzt von den westlichen Kirchen gemacht werden mu¨ssen. Andererseits war im Rat U¨bereinstimmung daru¨ber, dass wir uns nicht an den Oekumenischen Rat um Hilfe wenden du¨rfen. Ich habe dann erkla¨rt, ich wu¨rde durch Sie unverbindlich vorfu¨hlen lassen, ob der Oekumenische Rat sich einverstanden erkla¨ren ko¨nnte, dass unser Beitrag, der ja DM 60.000.– West betragen soll, fu¨r ein Jahr auf DM 20.000.– erma¨ssigt wird, so dass wir DM 40.000.– fu¨r die Finanzierung der Delegation zur Verfu¨gung ha¨tten. Wir verfu¨gen bei uns u¨ber eine Ru¨cklage von weiteren DM 12.000.–, auf diese Weise wu¨rde der ku¨nftige Etat dann nur mit DM 40.000.– fu¨r Evanston belastet werden. Vielleicht mu¨sste dabei auch beru¨cksichtigt werden, dass bei unserem Beitrag – wenn ich nicht ganz falsch sehe – die Ostzone bei der Gro¨ssenberechnung der Evangelischen Kirche in Deutschland mit einbezogen ist, obgleich sie faktisch nichts leisten kann, sondern im Gegenteil sta¨ndige zusa¨tzliche Leistungen beansprucht. Sie wissen, dass der Gesamtetat der Evangelischen Kirche in Deutschland faktisch von den westlichen Kirchen getragen werden muss. Die Betra¨ge in DM-Ost spielen bei der Gesamtsumme des Etats praktisch keine Rolle. Ich mo¨chte diese Fragen nicht amtlich an den Oekumenischen Rat richten, sondern bitte Sie, in privatem und unverbindlichem Gespra¨ch diese Dinge zu kla¨ren und mir Nachricht zu geben, damit in der kommenden Ratssitzung ich Auskunft geben kann u¨ber die Stimmung in Genf.

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Der Rat wird dann zu entscheiden haben, ob er mir die Vollmacht gibt zu einem dienstlichen Schritt. Mit herzlichen Gru¨ssen Ihr Gerhard Stratenwerth137

36E9. Schreiben Harms’ an Stratenwerth. Genf, 28. Mai 1953 F: EZA Berlin, 6/5901 (O). Lieber Herr Pra¨sident, Ihr Schreiben vom 19. 5.138 hat mich in einige Verlegenheit gebracht. Ich habe das Protokoll139 sehr genau gelesen und staune u¨ber mehrere Dinge, vor allem auch u¨ber die Unbefangenheit unter 9c. Aber darf ich die Punkte einzeln in der Reihenfolge Ihres Briefes beantworten: 1.) Fu¨r die consultants steht eine so la¨cherlich geringe Summe zur Verfu¨gung, dass es praktisch ausgeschlossen erscheint, dass irgend jemand aus den abendla¨ndischen Kirchen seine Reise finanziert bekommt. Daraus glaube ich u¨berhaupt schliessen zu ko¨nnen, dass die Kirchen – und Sie werden es recht verstehen, wenn ich es so ausdru¨cke – einmal nicht ihre Bischo¨fe und Oberkirchenra¨te schicken, sondern gerade die Ma¨nner, die sie sonst freundlicher- und unverbindlicherweise als consultants vorgeschlagen haben. Es wa¨re in meinen Augen z. B. wirklich unpassend, wenn Oberkirchenrat X aus dem Landeskirchenamt in Posemockel [sic! ] ernannt wu¨rde und ein Mann wie Schlink kein Stimmrecht in Evanston ha¨tte, da er dann allerho¨chstens als consultant auftauchen ko¨nnte. Ich verstehe durchaus die menschlichen Gru¨nde, die es nahe legen ko¨nnten, dass auch andere Leute einmal eine nette Fahrt nach Amerika machen, die sie nichts kostet. Wenn nun schon die finanzielle Lage so schwierig ist, muss man, glaube ich, sich einfach darein finden und dann alle anderen Gru¨nde ausschalten, sodass dann nur mo¨glichst zwei u¨brig bleiben: 1.) Wer ist tatsa¨chlich so wichtig und so erfahren, dass er bei den in Evanston zu verhandelnden, auf amerikanischem Boden jedenfalls sehr

137 Stratenwerth fu¨gte dem Schreiben eine handschriftliche Notiz fu¨r Harms hinzu: „Inzwischen ging das Protokoll ein. Ich bin erschrocken, wie plump das v. mir unter 3. Gesagte formuliert wird. Sorgen Sie ja dafu¨r, daß niemand den Ratsbeschluß zu Ha¨nden bekommt.“ 138 36E8. 139 36B9.

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heissen Fragen, gewichtige, vollma¨chtige Beitra¨ge zu leisten in der Lage ist, und 2.) Wer wird in einigen Jahren vielleicht einmal die o¨kumenische Arbeit u¨bernehmen mu¨ssen in den deutschen Kirchen und sollte deshalb diese wichtige Erfahrung in Evanston haben? Freilich hat ja niemand weder im Kirchl. Außenamt noch bei uns hier die Mo¨glichkeit, auf die Entscheidung der zusta¨ndigen Kirchenoberen einzuwirken. Vielleicht bietet sich bei Ihren Reisen die Gelegenheit, um dem einen oder anderen der Beteiligten einen entsprechenden Wink zu geben. Wenn die deutschen Kirchen u¨berhaupt schon auf den Gedanken kommen – und natu¨rlich versteht jeder Mensch die Begru¨ndung – von den ihnen zustehenden Pla¨tzen nur zwei Drittel zu belegen, dann sollten diese zwei Drittel wirklich so sorgfa¨ltig ausgewa¨hlt werden, wie man es nur irgendwie tun kann. 2.) Von hier aus kann ich nur feststellen, dass zu den Reisekosten eine allgemeine Gebu¨hr von $ 10 fu¨r jeden Teilnehmer zu zahlen ist. Wie hoch die Reisekosten sein werden, vermag ich nicht zu u¨bersehen. Es wu¨rde sich in dem Falle empfehlen, einen Sammeltransport zu arrangieren, und man sollte auch die Teilnehmer bitten, sich so einzurichten, dass sie nicht unbedingt ein Flugzeug benutzen mu¨ssen. Eine gemeinsame Ueberfahrt der deutschen Delegation, die ihnen 4 oder 5 oder auch 6 Tage der Ruhe und der gemeinsamen Gespra¨che, vielleicht einer letzten Vorbereitung schenkt, ist sicherlich nicht zum Schaden der Einzelnen und der Vollversammlung. 3.) Ich wu¨rde mich genau wie Sie mit allen Mitteln dafu¨r einsetzen, dass in Evanston tatsa¨chlich die 36 deutschen Pla¨tze belegt sind. Angesichts der zu erwartenden heftigen Auseinandersetzungen u¨ber die theologischen und nichttheologischen Fragen ist es dringend wichtig, dass der europa¨ische Kontinent vollsta¨ndig und so gut wie nur irgend mo¨glich vertreten ist. Aber wie ich schon sagte, wird sich jedermann den Argumenten, die in der Ratssitzung gemacht sind, beugen mu¨ssen. Die finanzielle Belastung der Westkirchen ist ja unverha¨ltnisma¨ssig gross. Auf der anderen Seite gibt es vielleicht die Mo¨glichkeit, etwa beim Lutherischen Weltbund, beim Reformierten Weltbund und vielleicht auch bei der Evangelical + Reformed Church in den U. S. A. einige Geldmittel locker zu machen, um einen gewissen Ausgleich herbeizufu¨hren. Was Ihren Vorschlag angeht, fu¨r 1954 einmalig den deutschen Beitrag von 60.000 DM auf 20.000 zu erma¨ssigen, so wu¨rde ein solcher Vorschlag hier nicht verstanden werden, denn das ka¨me ja praktisch darauf hinaus, dass den deutschen Kirchen ein Zuschuss von 40.000 DM gegeben wu¨rde gerade in dem Jahr, in dem der gesamte Etat bereits ohnehin so sehr angespannt ist wie in keinem anderen Jahr. Und wenn eine Kirche einen solchen Schritt tut, dann ist das natu¨rlich ein Pra¨zedenzfall, den man unter

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gar keinen Umsta¨nden schaffen sollte. Ich wu¨rde dringend empfehlen, diesen Gedanken nicht auszusprechen. Es tut mir leid, dass wir diese Dinge schriftlich ero¨rtern mu¨ssen. Dadurch klingt manches hart, aber im Augenblick haben wir ja nun keine andere Mo¨glichkeit. Und da ich ja immer noch wenigstens formal Mitglied des Aussenamtes bin, werden Sie diesen Brief nicht als die Auesserung eines Sekreta¨rs des Oekumenischen Rates, sondern als die Aeusserung eines Referenten des Kirchlichen Aussenamtes ansehen. Mit sehr herzlichen Gru¨ssen bin ich Ihr H. H. Harms [m. p. ]

36E10. Schreiben Wilms an Brunotte. Bielefeld, 23. April 1953 F: LKA Bielefeld, 01, Nr. 289 (D mit Paraphe Wilms). Lieber Bruder Brunotte! Da Sie mir erst spa¨ter auf meinen Brief in Sachen „ungelo¨ste Frage der Union“ antworten ko¨nnen, mo¨chte ich Ihnen noch zusa¨tzlich eine andere Sache schreiben, damit Sie sie vielleicht mit in Ihre Antwort hineinnehmen. Es handelt sich um die Vorga¨nge bei der Auswahl eines geeigneten Nachfolgers fu¨r Oberkirchenrat Osterloh. Sie hatten dafu¨r zuna¨chst Ephorus Dr. Thimme vorgesehen und ihn gebeten, sich zur Verfu¨gung zu stellen. Dr. Thimme hat dann abgelehnt, und Sie schrieben mir daraufhin: „Andererseits bitte ich nun auch die Bru¨der in Westfalen, mit an die Not zu denken, in der die EKD an dieser Stelle zur Zeit ist. Wa¨re es nicht mo¨glich, daß die westfa¨lische Kirchenleitung einen anderen Bruder gewinnt, der allerdings bestens qualifiziert sein und eine gewisse Begabung fu¨r Verwaltung haben mu¨ßte? Ich finde, daß die Kirche von Westfalen in der Leitung und Verwaltung der EKD nicht genu¨gend beteiligt ist. Natu¨rlich werden Sie mir sagen, daß soeben erst Bruder Kunst von Ihnen freigegeben wurde. Trotzdem wage ich, Sie nochmals zu bitten.“ Ich habe diese Ihre Bitte ernst genommen und war wirklich der Meinung, daß wir uns zum mindesten u¨berlegen mu¨ßten, ob wir einen geeigneten Mann vorschlagen ko¨nnten. Dabei haben mich keine kirchenpolitischen Erwa¨gungen geleitet. Dann haben wir nach reiflichem U¨berlegen den Pfarrer Dr. Dr. Niemeier aus Arnsberg vorgeschlagen. Sie haben dann mit Bruder Niemeier Fu¨hlung aufgenommen und mir vor der Kirchenkonferenz in Spandau gesagt, daß Sie mir fu¨r diesen Vorschlag sehr dankbar sind und daß Sie den Eindruck haben, daß Niemeier durchaus

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als Nachfolger fu¨r Oberkirchenrat Osterloh in Frage kommt und einen guten Eindruck macht. Jetzt aber ist dem Pfarrer Dr. Dr. Niemeier in Ihrer Kanzlei gesagt worden, daß der Rat der EKD erst in seiner Sitzung am 7. Mai u¨ber die Nachfolge und den Nachfolger von Herrn Oberkirchenrat Osterloh entscheiden werde, daß außer der Evangelischen Kirche von Westfalen auch die Wu¨rttembergische Kirche zur Benennung geeigneter Leute aufgefordert sei und drei Anwa¨rter namhaft gemacht habe, von denen jedoch keiner der Kirchenkanzlei bekannt sei und von denen man noch nicht wisse, ob sie zur U¨bernahme des Amtes in Hannover bereit seien. Außerdem hat ihm Herr Oberkirchenrat Osterloh erkla¨rt, daß der Aufforderung an die Wu¨rttembergische Kirche kirchenpolitische Erwa¨gungen zugrunde la¨gen, da einmal die su¨ddeutschen Kirchen an der Arbeit der Kirchenkanzlei bisher nicht beteiligt seien und sta¨rker herangezogen werden sollten, wa¨hrend andererseits die rheinische Kirche in der Kanzlei durch einen Kirchenrat vertreten sei und Rheinland und Westfalen gewissermaßen als eine Kirche zu sehen seien; zum andern sei eine nicht der VELKD angeho¨rige lutherische Kirche an der Reihe, einen Mitarbeiter in die Kanzlei zu entsenden. Ich muß schon sagen, daß nach meinem Eindruck hier ein Wandel eingetreten ist und aus der ausdru¨cklichen Bereitschaft, ja sogar dringenden Bitte Ihrerseits, daß die westfa¨lische Kirche einen Mann nennen und schicken mo¨chte, jetzt diese Haltung geworden ist, daß man meint, es mu¨sse einer aus Wu¨rttemberg sein bezw. e i n e r a u s e i n e r l u t h e r i s c h e n K i r c h e , d i e n i c h t d e r V E L K D a n g e h o¨ r t , und ich frage mich, woher dieser Wandel kommt. Haben Sie die Dinge anders gesehen als sie Osterloh sieht, oder sehen Sie sie jetzt anders, nachdem ich auf der letzten Kirchenkonferenz so eindeutig fu¨r die unierten Kirchen eingetreten bin? Das ist meine sehr ernste Frage an Sie. Ich habe schon in Elbingerode mein Fragezeichen zu der Arithmetik gemacht, mit der man Ratssitze u. a¨. vergibt und stelle diese Frage in diesem Falle erneut. Mit freundlichem Gruß Ihr

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36E11. Schreiben des Ratsvorsitzenden an Bischof Bjo¨rkquist. Berlin, 21. Mai 1953 F: EZA Berlin, 6/1164 (D). Mein lieber Herr Bischof! Wie uns berichtet wird, ist die deutschsprachige St. Gertruds-Gemeinde in Stockholm in ihrer Existenz bedroht durch die Vorlage fu¨r ein Gesetz bezw. durch Regierungsvorschriften, wonach die Gemeindeglieder deutscher Abstammung, die die schwedische Staatsangeho¨rigkeit erworben haben, nicht mehr Glieder der deutschen Gemeinde sein du¨rfen. Der Anlaß zur Gru¨ndung der deutschen St. Gertruds-Gemeinde in Stockholm war im 16. Jahrhundert die U¨bersiedlung zahlreicher deutscher Handwerker nach Schweden. Diese Einwanderer und ihre Kinder wurden Glieder der deutschen Gemeinde ohne Ru¨cksicht darauf, ob und wann sie die schwedische Staatsangeho¨rigkeit erwarben. Grund fu¨r die Gru¨ndung der Gemeinde war – und wir meinen mit Recht – nicht die Nationalita¨t der Einwanderer, sondern die Tatsache, daß fu¨r sie und ihre Kinder das Deutsche noch die Sprache ihres Gebets war, daß ihnen Predigt, Kirchengesang und Gemeindegebet in der deutschen Sprache natu¨rlicher und zuga¨nglicher war als in der schwedischen, die sie erst als zweite Sprache gelernt haben. Die gleiche Situation besteht heute noch und wieder in gleichem Maße fu¨r die zahlreichen deutschen Arbeiter und Arbeiterinnen in Schweden, von denen mo¨glicherweise auch ein Teil im Lande bleiben und die schwedische Staatsangeho¨rigkeit erwerben wird. Wir wu¨rden es sehr bedauern, wenn die Staatsangeho¨rigkeit zur Grundlage fu¨r die Gemeindezugeho¨rigkeit gemacht werden sollte. Wir betonen in unserer Arbeit an evangelischen Deutschen im Ausland immer wieder, daß deutsche Gemeinden im Ausland nicht als nationale Einrichtungen gerechtfertigt sind, sondern nur als kirchliche Gemeinde, die ihren Gliedern Gottes Wort in der Sprache zuga¨nglich macht, in der sie beten gelernt haben. Wir haben deshalb die Ordnung der schwedischen Kirche, in die Staatskirche Gemeinden deutscher Sprache fu¨r evangelische Gemeindeglieder deutscher Abstammung ohne Ru¨cksicht auf die Staatsangeho¨rigkeit aufzunehmen, als besonders glu¨cklich angesehen. Wir unterhalten deutsche Auslandsgemeinden unter der Fu¨rsorge der Evangelischen Kirche in Deutschland nur dort, wo deutschsprachige Gemeinden in der schwedischen Form nicht gebildet werden konnten. Diese glu¨cklichste Regelung wu¨rde in ihrer Wurzel zersto¨rt, wenn man den Gemeindegliedern deutscher Sprache und deutscher Abstammung die Zugeho¨rigkeit zur Gemeinde in dem Augenblick unmo¨glich macht, in dem sie sich entschließen, schwedische Staatsangeho¨rige zu werden. Damit wu¨rde nicht nur die Gemeinde verku¨mmern mu¨ssen, weil sie auf einen großen Teil der fu¨r die Dauer in Stockholm ansa¨ssig gewordenen Gemeindeglie-

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der verzichten mu¨ßte, sondern die Gemeindeglieder selbst wu¨rden bei der Wahl zwischen dem U¨bergang in die schwedische Staatsangeho¨rigkeit und dem Verbleiben in ihrer lieb gewordenen Kirchengemeinde vor einen Konflikt gestellt, den man ihnen ersparen sollte. Wir halten es andererseits fu¨r selbstversta¨ndlich, daß diejenigen schwedischen Staatsbu¨rger deutscher Herkunft, die Mitglieder einer schwedisch sprechenden Gemeinde werden w o l l e n , die Freiheit erhalten, von der deutschsprachigen Gemeinde in eine schwedisch-sprachige u¨berzugehen. Wir glauben aber nicht, daß es segensreich wirken wu¨rde, wenn der bisherige Zwang, der gelegentlich auch unerwu¨nschte Folgen gehabt hat, durch einen anderen Zwang, der wiederum Ha¨rten mit sich bringt, ersetzt wird. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland bittet Sie, mein lieber Bischof, deshalb, Ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß die vorgesehene Neuregelung nicht Gesetz wird. Mit herzlichem Gruß Ihr ganz ergebener gez. Dibelius

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37 Berlin, 11. und 12. Juni 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Berlin-Spandau, Johannes-Stift, Scho¨nwalder Allee. Donnerstag, 11. Juni 1953 (9.30 Uhr). Freitag, 12. Juni 1953 (Uhrzeit unbekannt). Vom Rat: Dibelius, Heinemann, Hahn, Haug, Herntrich, Kreyssig, Lilje, Mager, Niemo¨ller, Niesel, Smend 1. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Karnatz, von Staa. Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Stratenwerth. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR Gru¨ber. Brunotte.

37A Vorbereitung der Sitzung 37A1. Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Wiesbaden, 13. Mai 1953 F: EZA Berlin, 4/1000 (O). Betr.:

KB. II. 1191/53.Vb. vom 2. Mai 19532 Wirtschaftliche Lage der o¨stlichen Gliedkirchen.

Als Ratsmitglied habe ich das oben angefu¨hrte Schreiben erhalten. Mir ist ausserdem von Teilnehmern an der letzten Sitzung des Rates mitgeteilt worden, dass die in diesem Schreiben gemachten Vorschla¨ge in der Ratssitzung angenommen seien. Ich nehme an, dass das Na¨here im Ratsproto-

1 Hahn, Herntrich und Lilje waren nur am 11. Juni anwesend. 2 36D1.

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koll zu lesen stehen wird. Da ich aber fu¨r zwei Wochen auf Urlaub gehe, mo¨chte ich Sie meine Antwort zuvor wissen lassen. Es handelt sich bei der geplanten Hilfe um zuna¨chst 750.000 DM, zu denen unter Umsta¨nden weitere 750.000 DM kommen sollen. Ausserdem ist in dem Schreiben davon die Rede, dass die VELKD einen Betrag von 500.000 DM in Aussicht gestellt habe. Und schliesslich ist mir bekannt, dass auch die altpreußische Union 400.000 DM fu¨r ihre hinter dem Eisernen Vorhang gelegenen Teilgebiete bereitgestellt hat. – Dies zusammen wu¨rde einen Betrag von 2,4 Millionen DM ergeben. Ich wu¨rde einverstanden sein, dass diese 2,4 Millionen auf die westlichen Gliedkirchen erforderlichenfalls umgelegt werden. Ich werde mich aber energisch dagegen stra¨uben, dass die VELKD einerseits und die altpreußischen Union andererseits gewissermassen ausserhalb des Rahmens der Hilfe der EKiD bleiben. Ich halte es ausserdem fu¨r erforderlich, dass die in Anspruch genommenen Gliedkirchen vollen Aufschluss auch u¨ber die sogenannten B-Mittel erhalten, damit vor allen Dingen die noch immer nicht geregelte Beteiligung von West-Berlin an den aufzubringenden Lasten eindeutig klargestellt werden kann. Endlich wird dafu¨r gesorgt werden mu¨ssen, dass unter den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland Klarheit daru¨ber geschaffen wird, wie sich angesichts der sich sta¨ndig verscha¨rfenden Lage die im Gebiet der DDR gelegenen Kirchen auf die La¨nge zu finanzieren gedenken. Es ist ja nicht damit zu rechnen, dass bei dieser Verscha¨rfung noch auf geraume Zeit mit der Transferierung irgendwelcher Mittel wird gerechnet werden ko¨nnen. Ich bitte deshalb hiermit, die Angelegenheit auf die na¨chste Ratssitzung zu bringen, zumal es den Anschein hat, dass einzelne Kirchen in Westdeutschland ohne Erho¨hung des Kirchensteuersatzes zur Aufbringung einer in dieser Weise vermehrten Umlage nicht in der Lage sein werden. D. Niemo¨ller [m. p. ]

37A2. Schreiben Smends an Brunotte. Go¨ttingen, 19. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/5123 (O). Sehr verehrter Herr Pra¨sident! Im vorigen und in diesem Jahr hat zwischen uns ein Briefwechsel in Sachen der Investierung von – mittelbar und unmittelbar – kirchlichen Geldern in ein bankrottes Unternehmen in Rhumspringe stattgefunden. Ich habe meine Akten daru¨ber nicht vollsta¨ndig zur Hand. Auf ein Schreiben

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von mir an Sie vom 15. Januar ds. Jahres3 scheinen Sie am 31. Januar geantwortet zu haben (Tgb. Nr. II ?)4, unter Beifu¨gung eines Rundschreibens des Hilfswerks vom 10. Januar5. Dem muß ein la¨ngerer Austausch vorangegangen sein, unter anderem ein Schreiben des Hilfswerks vom 22. 12. 52 an Pastor Rehkopf in Duderstadt6. Im Januar 1953 muß das Landeskirchenamt Hannover in derselben Sache ein beruhigendes Rundschreiben an alle Landessuperintendenten und Superintendenten haben herausgehen lassen7. Ich habe zuna¨chst Herrn Oberkirchenrat Dibelius um freundliche Mitteilung einiger Stu¨tzpunkte aus den Akten gebeten, um jetzt daran anknu¨pfen zu ko¨nnen. Ich habe ihn aber offenbar nicht erreicht und meine, mich auch so heute an Sie wenden zu ko¨nnen. Der Einfachheit halber lege ich anliegende Abschrift eines Briefes von Herrn Oberlandeskirchenrat Dr. Ruppel an Professor D. Otto Weber bei8, aus dem sich ergibt, daß unsere damals gea¨ußerten Besorgnisse vo¨llig begru¨ndet waren und die schroffe Ablehnung des Hilfswerks durchaus unbegru¨ndet. Die Sache ist meines Erachtens so schwerwiegend, daß sie in der na¨chsten Ratssitzung ero¨rtert werden muß. Mein Anliegen ist nun dies, daß diese Ero¨rterung so vorbereitet werden mo¨chte, daß nicht zuna¨chst vom Rat eine Anzahl aufkla¨render Schritte beschlossen und damit jede Entschließung in der Sache selbst fu¨r ein Vierteljahr vertagt werden muß. Dahin wu¨rde ich rechnen eine vo¨llig aufkla¨rende A¨ußerung des Hilfswerks einer-, von Oberkonsistorialrat D. Gerstenmaier andererseits. Außerdem aber eine rechtliche Vorbereitung, d. h. eine eingehende Pru¨fung der Frage, wer fu¨r diesen letztlich der Evangelischen Kirche in Deutschland entstandenen Verlust privatrechtlich haftet, weiter wer dienststrafrechtlich fu¨r diese Angelegenheit verantwortlich ist, und endlich welche Vorschla¨ge fu¨r eine A¨nderung des Hilfswerkgesetzes zu machen sind, um derartige Ereignisse fu¨r die Zukunft wenigstens zu erschweren. Mit angelegentlicher Begru¨ßung Ihr sehr ergebener Smend [m. p. ]

3 4 5 6 7

EZA Berlin, 2/5123. Ebd. Ebd. Ebd. Schreiben des Landeskirchenamtes Hannover an die Landessuperintendenten und Superintendenten vom 9. Januar 1953 (LKA Hannover, Rundverfu¨gungen K, Bd. 1952–1956). 8 37A3.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

37A3. Schreiben Ruppels an Otto Weber. Hannover, 13. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/5123 (Abschrift; Anlage zu 37A2). Lieber Otto, im vorigen Jahre hast Du uns auf die Schwierigkeiten bei der Papierfabrik Rhumspringe hingewiesen und uns daru¨ber unterrichtet, daß offenbar das Evangelische Hilfswerk sich an diesem Unternehmen mit einer nicht unbetra¨chtlichen Summe beteiligt habe. Wir haben die Angelegenheit dann seinerzeit Oberkirchenrat D. Herntrich u¨bergeben. Zuletzt habe ich Dir unter dem 19. 1. 1953 geschrieben9 und dir von einem Rundschreiben unseres Landeskirchenamts Mitteilung gemacht. In diesem Rundschreiben hieß es: „Nach unseren zuverla¨ssigen Erkundigungen hat weder die Evangelische Kirche in Deutschland noch das Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland noch irgend eine andere kirchliche Stelle oder ein Unternehmen des Evangelischen Hilfswerks unmittelbar oder mittelbar Kredite an die genannte Firma gegeben.“10 Wie mir jetzt noch einmal wieder besta¨tigt worden ist, ist dieses Rundschreiben, das an alle Landessuperintendenten und Superintendenten der Landeskirche gegangen ist, ergangen auf Grund genauer Informationen aus Stuttgart, insbesondere durch den uns als besonders zuverla¨ssig bekannten Vermo¨gensverwalter des Hilfswerks Kirchenrechtsrat a. D. Ro¨ntsch. Leider muß ich Dir jetzt mitteilen, daß diese Information doch nicht stimmt. Kirchenrechtsrat Ro¨ntsch sind ganz bestimmte Gescha¨fte, die Dr. Gerstenmaier perso¨nlich gemacht hat, offenbar planma¨ßig verheimlicht worden. Jedenfalls steht soviel fest, daß die Verwi, die bis vor kurzem ja noch dem Evangelischen Hilfswerk geho¨rte und dessen Gescha¨fte weitgehend im eigenen Namen aber fu¨r Rechnung des Hilfswerks machte, an der Pleite mit 100.000 DM beteiligt ist und daß weitere 500.000 DM, die aber angeblich aus Geldern der Missouri-Synode stammen, mehr oder weniger verloren sind. Du kannst Dir denken, in welcher verzweifelten Lage der serio¨se Kirchenrechtsrat Ro¨ntsch ist. Ebenso peinlich ist die Sache fu¨r uns wegen unseres Rundschreibens vom 9. 1. 195311, das auf Grund zuverla¨ssiger Unterlagen ergangen ist, und damals notwendig erschien, weil die ganze Sa-

9 Schreiben nicht ermittelt. 10 Rundschreiben des Landeskirchenamtes Hannover an die Landessusperintendenten und Superintendenten der Landeskirche vom 9. Januar 1953 (LKA Hannover, Rundverfu¨gungen K, Bd. 1952–1956). 11 Dasselbe.

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37A Vorbereitung der Sitzung

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che im Bereich unserer Landeskirche spielt und natu¨rlich zu allerhand Geru¨chten Anlaß gegeben hatte. Was wir nun in der Sache machen, wissen wir noch nicht. Ob es u¨berhaupt Sinn hat, den Rat mit der Angelegenheit zu befassen, der ja seinerzeit das von uns angeregte Thu¨mmel’ sche Gutachten u¨ber die Finanzlage des Hilfswerks12 auch nur sehr zo¨gernd beschlossen hat, wissen wir nicht. Im Augenblick wollte ich Dich wenigstens schon daru¨ber unterrichten, daß auch mein Brief vom 19. 1. 195313 auf unrichtigen Voraussetzungen beruhte. Selbstversta¨ndlich hab ich nichts dagegen, wenn Du meine Mitteilungen auch an Herrn Professor D. Dr. Smend und sonstige zuverla¨ssige Leute weitergibst. Mit allen guten Wu¨nschen Dein gez. Erich Ruppel

37A4. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 29. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Die Herren Mitglieder des Rates laden wir im Auftrage des Herrn Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zu einer Sitzung des Rates auf Donnerstag, den 11. und Freitag, den 12. Juni 1953 ergebenst ein. Der Wunsch, die Sitzung im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik abzuhalten, ist leider nicht durchfu¨hrbar, da es trotz aller Bemu¨hungen bis heute nicht mo¨glich gewesen ist, die erforderlichen Aufenthaltsgenehmigungen zu erlangen, und die Entscheidung nicht la¨nger hinausgeschoben werden kann. Gema¨ß dem Beschluß des Rates vom 8. Mai d. Js. soll danach die Sitzung im Johannesstift in Berlin-Spandau stattfinden. Die Sitzung am 11. Juni d. Js. beginnt um 9.30 Uhr. Fu¨r die Tagesordnung sind folgende Verhandlungsgegensta¨nde vorgesehen:

12 „Feststellung des Hilfswerk-Vermo¨gens und Gutachten u¨ber die Ausgliederung der sog. Wirtschaftsbetriebe“ (LKA Stuttgart, 532/HA Seiz). 13 Schreiben nicht ermittelt.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

1.) Bericht u¨ber die Lage 2.) Antrag der Kirchensynode der Ev. Kirche in Hessen und Nassau auf Einberufung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland 3.) Durchfu¨hrung des Rundschreibens der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 13. Mai 1953 – K.B. II. 1296/53 I.14 – zur Ausfu¨hrung des Ratsbeschlusses vom 7./8. Mai 1953 4.) A¨ußerung u¨ber die Bestellung des ku¨nftigen Vorsitzenden der Kirchenleitung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens (Art. 11 der Grundordnung)15 5.) Antra¨ge auf Gewa¨hrung von Beihilfen fu¨r die innerkirchliche Arbeit West-Etat Ost-Etat 6.) Beschluß zu den Richtlinien zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen vom 22. April 195216 7.) Entwurf zu einem Kirchengesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse der Kirchenbeamten (Kirchenbeamtengesetz) 8.) Angelegenheiten des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland 9.) Verschiedenes.

Berichterstatter D. Dr. Dibelius D. Niemo¨ller D. Dr. Karnatz

D. Hahn Pra¨s. Mager

D. Brunotte D. Dr. Karnatz D. Brunotte D. Brunotte D. Dr. Smend D. Brunotte

Zu Punkt 4 der Tagesordnung u¨bersenden wir ein Schreiben der Kirchenleitung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens vom 20. Mai17 nebst Nachtrag vom 27. Mai 195318 in Abschrift mit der Bitte um streng vertrauliche Behandlung. Zu Punkt 6 der Tagesordnung fu¨gen wir die einschla¨gigen Paragraphen der erwa¨hnten Richtlinien in Abschrift bei19. Quartierwu¨nsche bitten wir dem Evangelischen Johannesstift in Berlin-Spandau mitteilen zu wollen. D. Dr. Karnatz

14 15 16 17 18 19

Vgl. 36E4 und 36E5. ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 111. ABlEKD 1952, Nr. 5 vom 15. Mai 1952, S. 90–93. 37D4. 37D5. 37D13.

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37B Protokoll

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37A5. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 6. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Betrifft: Ratssitzung am 11./12. Juni 1953. In der mit unserem Schreiben vom 29. Mai d. Js. – K.B. I. 1474/53.I.20 – mitgeteilten Tagesordnung sind noch folgende in der Ratssitzung vom 7./8. Mai d. Js. unerledigt gebliebene Punkte nachzutragen: 1a) Antra¨ge des Pfarramts Boppard 1b) Trauung Geschiedener U¨ber beide Punkte wird Herr Pra¨sident D. Brunotte den Bericht erstatten. Ferner werden noch Antra¨ge des Kirchlichen Außenamtes und Personalfragen zu behandeln sein. Zu Punkt 4) der Tagesordnung ist noch ein weiteres Schreiben der Kirchenleitung des Evangelisch-Lutherischen Landeskirchenamtes Sachsens21, das auf der Ru¨ckseite mit der Bitte um streng vertrauliche Behandlung mitgeteilt wird [sic! ]. D. Dr. Karnatz

37B Protokoll F: EZA Berlin, 2/1796 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 16. Juni 1953 u¨bersandt). G: Mitschriften 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Heinemann (AdsD Bonn, NL Heinemann, 2, 0489); 3. Meiser (LKA Nu¨rnberg, Meiser, 142); 4. Niesel (AEKR Du¨sseldorf, 6HA 002/241); 5. Smend (NL Smend). Niederschrift u¨ber die 37. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 11. und 12. Juni 1953 in Berlin-Spandau22. Anwesend:

Alle Mitglieder des Rates der EKD (Landesbischof D. Dr. Lilje, Landesbischof D. Hahn, OKR D. Dr. Herntrich nur am 11. 6. 53.).

20 37A4. 21 37D7. 22 Vgl. die Berichterstattung in: EvW 7, 1953, S. 347 und KiZ 8, 1953, S. 116.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Von den Amtsstellen: Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Kirchenrat v. Staa, Vizepra¨sident Stratenwerth, Pra¨lat D. Kunst, Propst D. Gru¨ber. 1.

Bericht u¨ber die kirchliche Lage. Bischof D. Dr. Dibelius berichtete u¨ber die Verhandlungen, die am 10. Juni bei Ministerpra¨sident Grotewohl stattgefunden haben23 und teilte den Inhalt des in der Anlage beigefu¨gten Kommunique´s (Anlage 1)24 mit. In der Aussprache wurde u¨bereinstimmend festgestellt,

23 Anlass fu¨r dieses Spitzengespra¨ch war ein Beschluss der Kirchlichen Ostkonferenz vom 4. Juni 1953, mit dem diese gegen eine vom Presseamt angeku¨ndigte groß angelegte Aussprache des DDR-Ministerpra¨sidenten Otto Grotewohl mit „fortschrittlichen“ Pfarrern, die offensichtlich der Konfrontation zwischen Pfarrerschaft und Kirchenleitung im Sinne der staatlichen Differenzierungspolitik dienen sollte, Einspruch erhoben hatte (37D1 und 37D2). Auf Initiative von Hildebrandt und Gru¨ber war dieser Einspruch gegen Bedenken von Dibelius dazu genutzt worden, zur Bereinigung der zwischen Staat und Kirche bestehenden Spannungen erneut ein Gespra¨ch auf oberster Ebene anzuregen. Als Gru¨ber diesen Beschluss am 5. Juni u¨bergab, war Grotewohl gerade aus Moskau zuru¨ckgekehrt, wo die DDR-Fu¨hrung im Interesse innenpolitischer Stabilisierung zur Abkehr von dem auf der 2. Parteikonferenz beschlossenen forcierten Aufbau des Sozialismus verpflichtet worden war („Neuer Kurs“). Ausdru¨cklich hatte die Sowjetfu¨hrung dabei auch das Gebiet der Kirchenpolitik genannt, auf dem der Konfrontationskurs durch „tu¨chtig durchdachte Aufkla¨rungs- und Kulturarbeit“ ersetzt werden sollte. Demgema¨ß hatte das SED-Politbu¨ro am 6. Juni – in Anwesenheit des sowjetischen Hohen Kommissars – beschlossen, die meisten antikirchlichen Repressalien ru¨ckga¨ngig zu machen, und Grotewohl zur Verhandlung mit den Kirchenleitungen erma¨chtigt (Protokoll Nr. 33/53 der außerordentlichen Politbu¨rositzung, SAPMOBArch, DY 30 / J IV 2/2/287). Im Laufe des Gespra¨chs am 10. Juni waren von Grotewohl entsprechend seinen Vorgaben fu¨r die meisten von den Kirchenvertretern vorgetragenen Beschwernisse Abhilfe zugesagt oder bereits dazu ergangene Anordnungen mitgeteilt worden (J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 178–182; M. G. Goerner, Kirche, S. 107–124; M. Wilke/T. Voigt, Neuer Kurs, S. 36–66). 24 37C1. Die Vero¨ffentlichung eines Kommunique´s u¨ber die erfolgte Versta¨ndigung war sowohl von kirchlicher als auch von staatlicher Seite gewu¨nscht worden. Der Text ging auf einen von Grotewohl eingebrachten Entwurf zuru¨ck und war von Nuschke, Wandel, Beste und Gru¨ber endgu¨ltig festgelegt worden (37E1). Das Kommunique´ erschien – wie auch der Politbu¨robeschluss zum Neuen Kurs vom 9. Juni (DokSED IV, S. 428–431) – am 11. Juni im „Neuen Deutschland“. In beiden Verlautbarungen wurde der Kurswechsel mit dem „große[n ] Ziel der Herstellung der Einheit Deutschlands“ begru¨ndet (vgl. DokSED IV, S. 428 sowie G. Besier, SED-Staat, S. 127f.; M. Goerner, Kirche, S. 123; C. Lepp, Tabu, S. 162, 164). Kirchlicherseits umstritten war der darin erkla¨rte Verzicht der Kirchen „auf verfassungswidrige Eingriffe und Einwirkungen in das wirtschaftliche und politische Leben“, da diese Formulierung einerseits als Schuldeingesta¨ndnis, andererseits aber auch als Loyalita¨tserkla¨rung verstanden werden konnte; vgl. dazu das richtigstellende Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die o¨stlichen Kirchenleitungen vom 7.

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daß die Kirche, wenn sie sich zur neuen Lage a¨ußert, nicht von einem „Sieg der Kirche“, sondern nur von einem Wunder Gottes reden ko¨nne, und daß es auch nicht angebracht sei, den Dank gegen Gott durch eine aus Vernunftgru¨nden etwa naheliegende Skepsis abzuschwa¨chen25. Der Rat beschloß eine Presseerkla¨rung (Anlage 2)26 und ein Wort an die Gemeinden (Anlage 3 und 4)27 in einer la¨ngeren und einer ku¨rzeren Fassung. Beide Worte sollen den Gliedkirchen mit der Bitte um Bekanntgabe, mo¨glichst auch durch Kanzelabku¨ndigung, zugeleitet werden28. Welche Fassung die Gliedkirchen fu¨r die Bekanntgabe an die Gemeinden bevorzugen, soll ihnen u¨berlassen werden. Die Pfarrer aus der DDR, die in letzten Monaten ohne Genehmigung ihrer Kirchenleitung nach dem Westen geflu¨chtet sind29, sollen aufgefordert werden, unverzu¨glich in ihre Heimatkirchen zuru¨ck-

25

26 27

28 29

Juli 1953 (EZA Berlin, 2/5049) sowie G. Besier, SED-Staat, S. 132; G. Ko¨hler, Pontifex, S. 118; C. Lepp, Tabu, S. 162f.; S. Rink, Der Bevollma¨chtige, S. 196f.; zu den Konsequenzen R. Mau, Protestantismus, S. 52. Hinter der grundsa¨tzlichen opinio communis, dass das vo¨llig unerwartete Einlenken des Staates Grund zum Dank gegenu¨ber dem Herrn der Geschichte sei, wurden durchaus unterschiedliche Einscha¨tzungen der Situation sichtbar (G 3). Dibelius hatte nach seinem Referat u¨ber den Verhandlungsverlauf die Position vertreten, dass zwar viel erreicht worden sei, man sich aber keinen Illusionen hingeben du¨rfe. Der weltanschauliche Gegensatz bleibe. Auch Mager und Kreyssig mahnten zur Nu¨chternheit. Ersterer fragte daru¨ber hinaus nach dem Sinn der im Kommunique´ wiedergegebenen kirchlichen Verzichtserkla¨rung, woraufhin Dibelius auf die bleibende Geltung von Art. 41 der DDR-Verfassung hinwies. Ungleich positiver bewerteten Niemo¨ller und Gru¨ber die durch das Gespra¨ch ero¨ffneten Mo¨glichkeiten. Insbesondere Gru¨ber war davon u¨berzeugt, dass innerhalb der Staatsfu¨hrung ein echter Sinneswandel stattgefunden habe, der lediglich wegen des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953 nicht zum Tragen gekommen sei (vgl. H. Gru¨ber, Gespra¨ch, S. 458; Ders., Erinnerungen, S. 341–344 sowie S. Rink, Der Bevollma¨chtigte, S. 195). Auf der Ratssitzung wurde auch der von Wandel gea¨ußerte Wunsch, einer der ostdeutschen Bischo¨fe mo¨chte an der bevorstehende Tagung der Weltfriedensrates, die vom 15. bis 20. Juni 1953 in Budapest stattfand, als Beobachter teilnehmen (vgl. 37E1), diskutiert und abgelehnt: „schon auch um den Anschein zu vermeiden, als handle es sich hier um Leistung und Gegenleistung“ (G 3). Schließlich nahm Niemo¨ller als einziges Ratsmitglied an der Tagung teil, was vom Deutschen Friedensrat dann auch besonders herausgestrichen wurde (vgl. AdG 23, 1953, S. 4047; Deutscher Friedensrat, Rundbrief; M. Greschat/J.-C. Kaiser, Kirchen, S. 105–108). 37C2. Wa¨hrend Dibelius das erste Wort an die Gemeinden verfasste (37C3), entwarfen Niemo¨ller, Heinemann und Gru¨ber einen alternativen Text (37C4). Der Rat einigte sich auf den Kompromiss, beide Erkla¨rungen zu vero¨ffentlichen (vgl. G 3). Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Leitungen sa¨mtlicher Gliedkirchen vom 13. Juni 1953 (EZA Berlin, 4/449). Zahlen liegen dafu¨r bisher lediglich fu¨r die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen vor (R. Schulze/E. Schmidt/G. Zachhuber, Gehen, S. 141–144). Danach stellten 1953 zwanzig, von 1949 bis 1953 insgesamt 61 Pfarrer der Kirchenprovinz Sachsen einen Antrag

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

zukehren30. Bei der Regierung der DDR soll angefragt werden, ob eine solche Ru¨ckkehr mo¨glich ist31. Den Kirchenleitungen der Gliedkirchen bleibt u¨berlassen, diese Pfarrer gegebenenfalls in einer anderen Pfarrstelle als der bisherigen zu verwenden32. Die westlichen Gliedkirchen sollen gebeten werden, Pfarrer, die trotz der Mo¨glichkeit einer Ru¨ckkehr nicht zuru¨ck wollen33, weiterhin nicht zu unterstu¨tzen. Ausnahme du¨rfen nur im Einvernehmen mit der heimatlichen Gliedkirche in der DDR gemacht werden. Pfarrer, die sich auch jetzt noch ohne Genehmigung nach dem Westen begeben, sollen unter keinen Umsta¨nden unterstu¨tzt werden34. Die Gliedkirchen im Westen sollen gebeten werden, die laufenden Hilfsmaßnahmen bis auf weiteres fortzusetzen, da noch nicht abzu-

30 31

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auf Freigabe zur U¨bersiedlung in die Bundesrepublik zum Dienst in einer westdeutschen Landeskirche (Ebd., S. 143). Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen westlichen Gliedkirchen vom 23. Juni 1953 (37E2). Eine entsprechende Anfrage hatte Gru¨ber bereits vor Beginn der Ratssitzung– am 11. Juni 1953 – an Grotewohl gerichtet (37E3) Grotewohl antwortete – wie von Gru¨ber erbeten – noch am gleichen Tage mit U¨bersendung des Beschlusses des Ministerrates der DDR „u¨ber die in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik und den demokratischen Sektor von Berlin zuru¨ckkehrenden Personen“, der auch fu¨r zuru¨ckkehrende Pfarrer gelte (37E4). Insbesondere Dibelius hatte darauf hingewiesen, dass bei einem Pfarrer, der sich aus seiner Gemeinde abgesetzt hatte, kaum eine gedeihliche Weiterarbeit in dieser Gemeinde zu erwarten sei (G 3). Einige der betroffenen Pfarrer a¨ußerten Zweifel an der Glaubwu¨rdigkeit der Zusagen der DDR-Regierung. Vgl. die Eingabe der Flu¨chtlingspfarrer im Landesdurchgangslager in Ulm vom 25. Juli 1953 (37E5), die mit Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 19. August 1953 an die Leitungen der o¨stlichen Gliedkirchen verschickt wurde. Anfang des Jahres war der einzige Pfarrer, der sich von seiner Kirchenleitung zur Ru¨ckkehr hatte bewegen lassen, in der DDR sofort verhaftet worden (Schreiben Gru¨bers an Grotewohl vom 14. Februar 1953, GStA PK, VI. HA, Nl Gru¨ber/231). Der Beschluss des Ministerrates zur Amnestie zuru¨ckkehrender Republikflu¨chtlinge wurde nicht im Gesetzblatt der DDR abgedruckt. Die Kirchenkanzlei bekra¨ftigte in ihrem Schreiben vom 3. Juli 1953 an die Leitungen der westdeutschen Landeskirchen unter Hinweis auf eine entsprechende Stellungnahme des Finanzbeirates erneut: „Pfarrer, die ihre Gemeinde oder ihr sonstiges kirchliches Amt ohne ausdru¨ckliche Einwilligung ihrer heimatlichen Kirche verlassen haben, sollen von jeder – auch vorla¨ufigen – Hilfe ausgeschlossen und auch nicht im diakonischen Dienst oder dergl. bescha¨ftigt werden“ (EZA Berlin, 4/450). Am 3. November 1953 u¨bersandte die Kirchenkanzlei den westdeutschen Kirchenleitungen die vom Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union am 16. Oktober 1953 verabschiedeten „Richtlinien fu¨r die Behandlung von Pfarrern, die ihre in der Deutschen Demokratischen Republik oder im Demokratischen Sektor von Berlin gelegene Gemeinde eigenma¨chtig verlassen haben“ (EZA Berlin, 7/1642). Darin wurde festgelegt, dass gegen Pfarrer, die trotz Aufforderung nicht in ihre Gemeinde zuru¨ckkehren, in jedem Fall ein Disziplinarverfahren einzuleiten sei (vgl. auch O. Dibelius, Christ, S. 244–248).

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sehen ist, wie die Entwicklung verla¨uft, ob die Flu¨chtlingsbewegung aufho¨rt und ob die versprochenen staatlichen Zuschu¨sse35 bald eingehen; außerdem sind schon jetzt große finanzielle Probleme zu lo¨sen36. 2.

Einspru¨che gegen Beschlu¨sse des Rates in der 36. Sitzung.

35 Nachdem das SED-Politbu¨ro am 18. November 1952 eine Ku¨rzung der Staatsleistungen an die ostdeutschen Landeskirchen um 25% beschlossen hatte, war der Ku¨rzungsbetrag Anfang 1953 auf 30% angehoben und festgelegt worden, dass die Gelder durch die Hauptabteilung „Verbindung zu den Kirchen“ nur auf Anforderung gezahlt wu¨rden, sodass fu¨r 1953 vorerst gar keine Zahlung erfolgt war (vgl. 36D1). Nach dem Gespra¨ch vom 10. Juni, bei dem Krummacher auch diesen Punkt angesprochen hatte (vgl. 37C1 und 37E1), wurden die im DDR-Staatshaushalt eingeplanten knapp 12 Mio M zwar ausgezahlt, die erfolgten Ku¨rzungen wurden jedoch nicht zuru¨ckgenommen. Vgl. den Bericht der Kirchenkanzlei– Berliner Stelle – u¨ber die wirtschaftliche Lage der o¨stlichen Gliedkirchen vom Dezember 1953 (EZA Berlin, 4/990) sowie P. Beier, Sonderkonten, S. 40f., 62; M. G. Goerner, Kirche, S. 85; S. Rink, Der Bevollma¨chtigte, S. 158ff.; A. Schalu¨ck, Agentur, S. 205–217. 36 Gemeint war neben der Flu¨chtlingshilfe vor allem der auf der vorangegangenen Ratssitzung beschlossene Betriebsfonds zur Vermeidung einer drohenden Zahlungsunfa¨higkeit der ostdeutschen Landeskirchen (36B1, 36D1). Nachdem sich bereits vor dem Kurswechsel in der DDR einige der westlichen Landeskirchen vorerst nicht in der Lage gesehen hatten, den erbetenen Beitrag zum Betriebsfonds zu leisten, wurde nach den Ergebnissen des Staat-KircheGespra¨ches vom 10. Juni zum Teil auch die Notwendigkeit einer solchen Hilfe nicht mehr gesehen (Schreiben der Ev.-Ref. Kirche in Nordwestdeutschland vom 15. Juni 1953 an die Kirchenkanzlei, EZA Berlin, 4/1000). Mit Schreiben vom 1. Juli 1953 richtete die Kirchenkanzlei deshalb an die westlichen Landeskirchen die dringliche Bitte, die erste Rate zum Betriebsfonds so schnell wie mo¨glich zu u¨berweisen, da sich die finanzielle Lage der ostdeutschen Gliedkirchen bisher keineswegs gebessert habe (EZA Berlin, 2/6070). Dabei konnte sie auf eine Empfehlung des Finanzbeirates verweisen, der auf seiner Sitzung am 26. Juni 1953 in Hofgeismar die Entwicklung der finanziellen Lage der ostdeutschen Kirchen seit dem 10. Juni gepru¨ft hatte; vgl. Punkt 1 der Sitzungsniederschrift (EZA Berlin, 2/5751). Da sich die Wirtschaftslage der ostdeutschen Gliedkirchen trotz Ausscho¨pfung aller Mo¨glichkeiten zur Kostensenkung nicht besserte, sondern „eine Katastrophe der gesamten kirchlichen Arbeit befu¨rchten“ ließ (Schreiben der Kirchenkanzlei an den Sonderausschuss vom 22. Dezember 1953, EZA Berlin, 4/1000; vgl. auch Berlin-Spandau 1954, S. 437–441), sah sich die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – gezwungen, mit Schreiben vom 25. November 1953 von den westlichen Gliedkirchen auch den Beitrag fu¨r den zweiten Teil des Betriebsfonds zu erbitten (EZA Berlin, 4/1000). Ab 1954 wurden diese weiterhin notwendigen Mittel – entsprechend der einhelligen Voten von Finanzbeirat, Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, Sonderausschuss und Kirchlicher Westkonferenz – in den allgemeinen Hilfsfonds unter der Verwaltung des Sonderausschusses integriert, der dafu¨r um einen Vertreter der ostdeutschen Kirchen erweitert wurde; vgl. Punkt 1 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzbeirates am 4./5. September 1953 in Tutzing (EZA Berlin, 2/5751), den Bericht der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – u¨ber die wirtschaftliche Lage der o¨stlichen Gliedkirchen vom Dezember 1953 ; Punkt VII der Niederschrift u¨ber die 12. Sitzung des Sonderausschusses am 15. Januar 1954 (alle Dokumente in: EZA Berlin, 4/990); Punkt IV 6 der Sitzungsniederschrift der Kirchlichen Westkonferenz vom 21. Januar 1954 (EZA Berlin, 2/5047) sowie K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B15.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller hatte mit dem anliegenden Schreiben vom 26. 5. 53 (Anlage 5)37 gegen einige Beschlu¨sse des Rates in der Sitzung vom 7./8. 5. 53 Einspruch erhoben. Der Einspruch richtet sich nicht gegen Formulierungen des Protokolls, sondern gegen den Inhalt der Beschlu¨sse. Es wurde beschlossen: a) Der Einspruch38 betreffend Technisches Hilfswerk39, Wehrmachtsseelsorge40 und Reise von Oberkirchenrat D. Herntrich nach Italien41 soll nicht neu behandelt werden. Der Einspruch von Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller wird zum Protokoll der 37. Ratssitzung genommen. b) Der Beschluß der 36. Ratssitzung u¨ber den Brief von Propst D. Gru¨ber an den Bischof von Chichester42 soll in das Protokoll der 37. Ratssitzung aufgenommen werden. Er lautet: „Auf Grund der Aussprache wurde der Herr Ratsvorsitzende vom Rat beauftragt, 1. dem Bischof von Chichester und dem Bundestagspra¨sidenten gegenu¨ber in einem perso¨nlichen Schreiben zum Ausdruck zu bringen, daß der Brief von Propst D. Gru¨ber in bestimmten Punkten nicht der Auffassung des Rates entspreche43,

37 37C5. 38 Dibelius wies mit Schreiben vom 17. Juni 1953 an die Kirchenkanzlei darauf hin, dass es korrekt heißen mu¨sste: „Die Frage des Technischen Hilfswerkes usw.“ (EZA Berlin, 2/1756). 39 Vgl. 36B3. 40 Vgl. 36B4. 41 Vgl. 36B10. 42 37E6. Dieses Schreiben Gru¨bers, das sowohl in England als auch in Deutschland von der Tagespresse publiziert worden war, hatte u. a. zu einer Protestresolution von Mitgliedern der CDU-Bundestagsfraktion gefu¨hrt (37E7). Der betreffende Beschluss, der im Rahmen des Tagesordnungspunktes „Bericht zur Lage“ (36B1) gefasst worden war, war seinerzeit „mit Ru¨cksicht auf den vertraulichen Charakter der Aussprache“ nicht ins Protokoll aufgenommen worden (Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Niemo¨ller vom 1. Juni 1953, EZA Berlin, 4/45). Angesichts des Einspruchs Niemo¨llers (37E10) hatte sich Dibelius in einem Schreiben an Brunotte bereits am 6. Juni fu¨r eine nachtra¨gliche Aufnahme ausgesprochen (EZA Berlin, 2/1756). In der Ratssitzung begru¨ndete er die Lu¨cke im Protokoll damit, dass er die Angelegenheit, die ohnehin bereits „große Empo¨rung im Westen“ hervorgerufen habe, nicht noch aufbauschen wollte (G 3). 43 Vgl. 37E8. – Die deutsche und die englische Fassung des Briefes an Bischof Bell waren von Dibelius als Durchschrift der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – mit der Bitte um Kenntnisnahme u¨bermittelt worden. Diese hatte daraufhin mit Schreiben vom 16. Mai 1953 die deutsche Fassung an die Ratsmitglieder weitergeleitet (EZA Berlin, 4/469). Nachdem der Brief auch in der Tagespresse vero¨ffentlicht worden war, hatte Adenauer am 21. Mai 1953 Dibelius seinen Dank ausgeprochen: „Ich bin dankbar, daß Sie diese bedauerlichen Ausfu¨hrungen, die von Herrn Probst Gru¨ber, zudem noch gegenu¨ber einem Nichtdeutschen, gemacht worden sind, richtiggestellt haben“ (EZA Berlin, 4/45).

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2. den Bevollma¨chtigten des Rates unter vier Augen darauf hinzuweisen, daß nach Ansicht des Rates sein Brief an den Bischof von Chichester nicht ohne Benehmen mit dem Rat oder seinem Vorsitzenden ha¨tte abgesandt werden sollen.“ Der Rat bat Propst D. Gru¨ber, der aus diesem Anlaß gebeten hatte, ihn vom Amt eines Bevollma¨chtigten zu entbinden44, diesen Dienst weiter fortzusetzen. c) Wegen der Vertretung des Rates beim Altkatholiken-Kongreß im September 1953 in Mu¨nchen soll es bei dem Ratsbeschluß der 36. Sitzung verbleiben45. Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller wird außerdem in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen [gebeten,] an dem Kongress teilzunehmen. Grundsa¨tzlich wurde u¨ber die Niederschrift der Ratssitzungen beschlossen, daß vor jeder Ratssitzung festzustellen ist, ob Einspru¨che gegen das Protokoll vorliegen. Wenn solche nicht vorgebracht sind, ist festzustellen, daß das Protokoll gu¨ltig ist. 3.

Wahl eines Landesbischofs in Sachsen. Nachdem die Kirchenleitung der Ev.-luth. Landeskirche Sachsen mitgeteilt hat, daß Landesbischof D. Hahn sein Amt niederzulegen gedenkt und die Landessynode am 15. 6. 53 einen Nachfolger zu wa¨hlen hat, und nachdem die Kirchenleitung angezeigt hat, daß sie der Landessynode fu¨r diese Wahl Oberlandeskirchenrat Lic. Noth und Prof. D. Dr. Ihmels vorgeschlagen hat46, stellte der Rat fest, daß die nach Art. 11 der Grundordnung erforderliche Fu¨hlungnahme47 stattgefunden hat und daß gegen die vorgeschlagenen Perso¨nlichkeiten Bedenken nicht bestehen. Nach Mitteilung von Landesbischof D. Hahn sind als Vorschla¨ge aus der Synode u. U. die Namen Pra¨sident D. Hildebrandt und Generalsuperintendent D. Krummacher zu erwarten. Der Rat stellt fest, daß auch gegen diese Namen Bedenken nicht zu erheben sind48.

44 37D3. In einem Schreiben an Heinemann vom 22. Mai 1953 hatte Gru¨ber seine Ru¨cktrittsabsicht damit begru¨ndet, dass er nicht u¨ber den Ratsbeschluss, der in seiner Abwesenheit gefasst worden war, informiert worden sei. Auch sei ihm keine Gelegenheit gegeben worden, zur Sache Stellung zu nehmen. „Eine solche capitis diminutio will ich mir nicht gefallen lassen.“ (GStA PK, VI. HA, NL Gru¨ber/243). 45 Vgl. 36B18. 46 Vgl. 37D4, 37D5, 37D6 und 37D7. 47 Vgl. dazu auch 34B11 sowie § 29, Absatz 2 der „Verfassung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens vom 13. Dezember 1950“ (ABlEKD 1951, Nr. 1 vom 15. Januar 1951, S. 2–9, S. 6). 48 Diese Feststellung wurde der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

4.

Angelegenheiten des Hilfswerks der EKD. a) Pra¨sident D. Brunotte, Prof. D. Smend und Bischof D. Dr. Dibelius berichteten u¨ber die Vorga¨nge betreffend Papierfabrik Reinmuth in Rhumspringe49. Nach la¨ngerer Ero¨rterung wurde die Kirchenkanzlei beauftragt, den Verlauf des Konkursverfahrens zu beobachten und gegebenenfalls dem Rat erneut zu berichten50. b) Der Rat besta¨tigte die am 1. 5. 53 zwischen dem Leiter des Zentralbu¨ros des Hilfswerks in Stuttgart und dem Vorsitzenden des Deutschen Nationalkomitees des Luth. Weltbundes in Mu¨nchen abgeschlossene Vereinbarung u¨ber eine Zusammenarbeit zwischen dem Luth. Weltdienst in Deutschland51 und dem Ev. Hilfswerk52.

5.

Seelsorge in etwaigen deutschen milita¨rischen Verba¨nden. Pra¨sident D. Brunotte und Pra¨lat D. Kunst berichteten u¨ber die weitere Entwicklung (Ziff. 4 der Niederschrift der 36. Ratssitzung)53.

49

50

51 52 53

Sachsens mit Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 16. Juni 1953 mitgeteilt (EZA Berlin, 2/5119). Der Gescha¨ftsfu¨hrer der bis Ende 1952 zum Hilfswerk geho¨renden Veredelungs-Wirtschaft GmbH, Walter Gerstenmaier, hatte der Papierfabrik Reinmuth in Rhumspringe (Harz), die infolge des Preisverfalls fu¨r Papiererzeugnisse zahlungsunfa¨hig geworden war, im Juli 1952 einen Kredit u¨ber 500.000 DM vermittelt. In der O¨ffentlichkeit war diese Zahlung als Zuschuss des Hilfswerks bekannt geworden und hatte vor Ort erheblichen Unmut u¨ber das kirchliche Finanzgebaren ausgelo¨st (37D8). Vgl. dazu auch das Schreiben des Landeskirchenamtes Hannover an das Zentralbu¨ro des Hilfswerks vom 2. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 2/5123). Als sich das bis dahin von allen beteiligten kirchlichen Stellen konsequent dementierte Geru¨cht, mit dem Konkurs der Firma Reinmuth seien auch kirchliche Gelder verloren gegangen, aufgrund neuer Informationen aus der Kanzlei Liljes zu besta¨tigen schien, hatte Smend, der mit der Angelegenheit bereits befasst gewesen war, angesichts mo¨glicher privatrechtlicher und dienststrafrechtlicher Konsequenzen eine Besprechung der Angelegenheit im Rat angeregt (37A2 und 37A3). Die von der Kirchenkanzlei in Vorbereitung der Ratstagung eingezogenen umfangreichen Informationen – beim Hilfswerk sowie bei Walter und Eugen Gerstenmaier – ergaben jedoch, dass es sich bei dem Darlehen in Ho¨he von 500.000 DM weder mittelbar noch unmittelbar um kirchliche Mittel gehandelt hatte (Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Kirchenkanzlei vom 19. Mai 1953, Schreiben Eugen Gerstenmaiers an den Ratsvorsitzenden vom 28. Mai 1953 und Schreiben Walter Gerstenmaiers und seines Rechtsanwalts an die Kirchenkanzlei vom 8. Juni 1953, EZA Berlin, 2/5123). Da sich die Pla¨ne fu¨r einen Verkauf der Firma nicht umsetzen ließen, wurde – unter Beteiligung von Walter Gerstenmaier – eine Auffanggesellschaft gegru¨ndet, die im Februar 1954 zur Harzer Papierfabrik GmbH umgewandelt wurde; vgl. das Schreiben des Konkursverwalters an die Mitglieder des Gla¨ubigerausschusses vom 26. November 1953 (Ebd.). Zur Bildung des Lutherischen Weltdienstes in Deutschland: K. Nagengast, Weltdienst; J. Schulze, Mitverantwortung. 37D9 und 37D10; die erfolgte Besta¨tigung wurde dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 23. Juni 1953 (EZA Berlin, 2/5126) mitgeteilt. 36B4.

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Der Rat beschloß, Pastor Pleus aus Jever (Oldbg.) zu beauftragen, in Verbindung mit der Stelle der Kirchenkanzlei in Bonn, die vorbereitenden Besprechungen mit der Dienststelle Blank zu fu¨hren54. Dieser Beschluß bedeutet keinerlei Festlegung in Sach- oder Personalfragen55. 6.

Kirchliche Verha¨ltnisse in Italien. OKR. D. Herntrich berichtete u¨ber seine Reise nach Rom und den vorla¨ufigen Abschluß eines Mietvertrages mit dem Archa¨ologischen Institut56, der noch der Besta¨tigung durch die Ministerien in Bonn bedarf57. OKR. D. Herntrich beantragte, um die in Italien eingetretene Beruhigung der kirchlichen Lage nicht erneut zu gefa¨hrden, daß der Rat der EKD sich dagegen aussprechen mo¨chte, daß Pfarrer Dr. Paeseler, der am 7. 6. 53 in Meran eine Probepredigt gehalten hat, die Pfarrstelle in Meran u¨bernimmt58. Vizepra¨sident Stratenwerth be-

54 Schreiben der Kirchenkanzlei an Pleus vom 19. Juni 1953 (37E11). Pleus sollte auf Vorschlag Rankes auf evangelischer Seite die Stelle ausfu¨llen, die Werthmann fu¨r die katholische Kirche u¨bernommen hatte. Dieser war dem katholischen Bu¨ro von Bo¨hler in Bonn angegliedert, mit dem Zweck, im Namen der katholischen Kirche mit der Dienststelle Blank zu verhandeln. Pleus sollte der Außenstelle der Kirchenkanzlei in Bonn zugeordnet werden (Vermerk Karnatz’ u¨ber eine Mitteilung Rankes vom 11. Juni 1953; EZA Berlin 2/4154). Doch lehnte Pleus den Auftrag des Rates mit der Begru¨ndung ab, in einer so umfassenden Gemeindearbeit zu stehen, dass er den doppelten Dienst in Jever und Bonn nicht fu¨r fruchtbar halte (Schreiben an Brunotte vom 1. Juli 1953, Ebd.). Daraufhin verabredete Brunotte mit der Dienststelle Blank, dass vorerst der neue Referent der Kirchenkanzlei, Niemeier, die Beratungen mit der Dienststelle Blank fortfu¨hren solle (Schreiben Brunottes an Pleus vom 10. Juli 1953; Ebd.). 55 Zum Fortgang vgl. 38B12, 39B2 und 40B12. 56 Vgl. D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28B10, S. 89f., 33B12, S. 355f. und 36B10. Herntrich war vom 15. bis zum 25. Mai nach Italien gereist und hatte außer Rom, wo er sich zwischen dem 17. und 24. Mai aufgehalten hatte, noch die Gemeinden Florenz und Neapel besucht. In Rom hatte Herntrich wegen des Pachtvertrages der kirchlichen Geba¨ude, die im Besitz der EKD waren, mit dem Deutschen Archa¨ologischen Institut und mit der ELKI verhandelt. Auch bei der Finanzierung des neuen Pfarrers in Rom, Hessing, hatte es Probleme gegeben. Nach dem Vortrag Herntrichs erkla¨rte sich der Rat aber bereit, die aufgelaufenen Kosten fu¨r Hessing zu u¨bernehmen (Schreiben Herntrichs an Dahlgru¨n vom 15. Juni 1953, NEK Kiel, 98.07, 81). 57 Ungekla¨rt blieb die Ho¨he der Miete. Wa¨hrend auf der genannten Besprechung – angesichts der in Rom geltenden Vergleichsmieten – die Jahresmiete auf 40.000 DM festgelegt worden war, orientierten sich die tatsa¨chlich gezahlten Betra¨ge weiterhin an dem Mietsatz von 1928. Erst nach mehreren Interventionen von OKR Ranke beim Bundesinnenministerium wurde eine entsprechende Erho¨hung der Mietzahlungen fu¨r das Rechnungsjahr 1954 zugesagt (Schriftwechsel zwischen Herntrich, Ranke und BMI in: EZA Berlin, 87/27). 58 Im Juni 1951 hatte die ELKI die Beauftragung Paeselers mit dem Pfarramt in Florenz mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Grund waren die Auseinandersetzungen u¨ber den Besuch

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

richtete u¨ber die bisherigen Rechtsverha¨ltnisse der Gemeinde Meran und ihres Pfarrers. Der Ratsvorsitzende wurde erma¨chtigt, in einer ihm geeignet erscheinenden Form nach Meran mitzuteilen, daß die Kandidatur des Pfarrers Dr. Paeseler unter Mitgliedern des Rates die Sorge hervorgerufen habe, daß eine neue Beunruhigung in Italien entstehen ko¨nnte59. 7.

Antrag der Kirchengemeinde Boppard60.

Bartelts vom Kirchlichen Außenamt bei der evangelischen Gemeinde in Florenz im Juni 1951. Bartelt hatte sich als Dienstvorgesetzter des dortigen Pfarrers Paeseler ausgegeben und in diesem Zusammenhang die ELKI als „rechtswidrige Gru¨ndung“ bezeichnet. Paeseler hatte es zum A¨rger der ELKI-Vertreter unterlassen, diese u¨ber den Vorgang zu informieren. Der Streit war schnell zu einem Grundsatzstreit zwischen der VELKD und dem Kirchlichem Außenamt eskaliert, in dem die VELKD mit der Errichtung eines eigenen Außenamtes gedroht hatte (D. Po¨pping, Protokolle 5, S. 26f.; 23B3d, S. 265; 24B24, S. 344f. und 25B16a, S. 392f. und 26B7, S. 439f.). Nun fu¨rchtete man durch die Kandidatur Paeselers fu¨r die Pfarrstelle in Meran neue Probleme fu¨r die Beziehungen zwischen EKD und ELKI. Dies war um so wahrscheinlicher als die Meraner Gemeinde weder der ELKI noch der EKD angeschlossen war und beide Seiten bei der Pfarrerwahl in Meran ihren Einfluss geltend machen wollten, vgl. dazu das Schreiben Herntrichs an Dahlgru¨n vom 15. Juni 1953 (NEK Kiel, 98.07, 81). Dibelius hatte schon vor der Ratssitzung versucht, Befu¨rchtungen wegen einer mo¨glichen Kandidatur Paeselers auf Seiten der VELKD zu zerstreuen (37E12). Doch die Vertreter der ELKI fu¨hlten sich weiterhin durch die Politik des Kirchlichen Außenamtes bedroht. So schrieb Naumann am 15. Juni 1953 an Hu¨bner: „Ich darf sagen, dass ich die ganze Lage mit gro¨sster Sorge ansehe. Die Tatsache, dass das KA die Pfarrwahl in Meran steuert durch eine ferngelenkte Kirchenpolitik, bedeutet fu¨r unsere junge lutherische Kirche in Italien eine neue Bedrohung. Hannibal ante portas! Nicht mehr und nicht weniger.“ (LKA Hannover, D15 VI, Nr. 219b). 59 Paeseler nahm seine Kandidatur trotzdem wahr, verlor aber gegen einen anderen Kandidaten (Schreiben Gieses an Stratenwerth vom 17. Juli 1953, EZA Berlin, 6/975). 60 Das Presbyterium der Gemeinde Boppard am Rhein hatte sich mit seiner Eingabe vom 18. September 1952 an den Rat (37D11) entschieden gegen die neue Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland vom 2. Mai 1952 gewandt (ABlEKD 1952, Nr. 8 vom 15. August 1952, S. 167–182), die – vor allem von lutherischer Seite kritisiert – erneut die Diskussion um Sinn und Grenzen einer Union entfacht hatte. In den „Grundartikeln“ dieser neuen Ordnung waren – im Unterschied zur Pra¨ambel der alten rheinisch-westfa¨lischen Kirchenordnung vom 5. Ma¨rz 1835 (H. F. Jacobson, Urkunden-Sammlung, S. 651–674) – die vorangestellten Gemeinsamkeiten im Bekenntnis der in der rheinischen Kirche vorhandenen bekenntnisverschiedenen Gemeinden nicht nur erweitert, sondern auch als tragende Grundlage der Gesamtkirche verstanden worden. Wa¨hrend die dort formulierten Gemeinsamkeiten inhaltlich kaum bestritten wurden, sah das Bopparder Presbyterium, insbesondere dessen Vorsitzender Pfarrer Mundle, in dem Vorgang einen Schritt von der Verwaltungs- zur Konsensusunion und damit eine Vera¨nderung des Bekenntnisstandes der rheinischen Kirche insgesamt sowie eine Einschra¨nkung des Bekenntnisstandes der einzelnen Gemeinden (vgl. dazu den Briefwechsel zwischen Mundle und Beckmann in: ELKZ 6, 1952, S. 11, 75f., 306f., 370 sowie W. Mundle, Bekenntnis; dagegen E. Dalhoff, Rechtsgu¨ltigkeit). Dementsprechend hatte das Presbyterium Boppard den Rat gebeten, die vorgetragenen Einwa¨nde zu pru¨fen und bei Zustimmung „bei der rheinischen Kirchenlei-

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Pra¨sident D. Brunotte berichtete u¨ber den Antrag der Gemeinde Boppard, der Rat mo¨ge feststellen, daß die Pra¨ambel der neuen Kirchenordnung der Rheinischen Kirche61 eine Vera¨nderung ihres Bekenntnisstandes bedeute. Nach la¨ngerer Aussprache u¨ber die Frage, ob der Rat zusta¨ndig zu einer Entscheidung oder doch zu einer Stellungnahme sei und nach Ero¨rterung der Sachfrage, ob eine Vera¨nderung des Bekenntnisstandes im Rheinland tatsa¨chlich eingetreten sei62, stellte der Rat fest, daß die Grundordnung der EKD ihm nicht die Mo¨glichkeit einer Entscheidung gebe. Der Gemeinde Boppard soll mitgeteilt werden, daß der Rat eine Zusta¨ndigkeit der EKD als nicht gegeben ansieht und die Gemeinde an die Organe ihrer eigenen Landeskirche verweisen muß63. Da dem Rat bekannt geworden ist, daß die Kirchenleitung in Du¨sseldorf nach Bekanntgabe des Ratsbeschlusses bereit ist, mit den Vertretern der Gemeinde Boppard eine Verhandlung zu fu¨hren, soll die Gemeinde auf die Mo¨glichkeit dieser Verhandlung hingewiesen werden64.

61 62

63 64

tung dahin vorstellig zu werden,“ davon abzusehen, „die Durchfu¨hrung der von der Synode beschlossenen Ordnung zu erzwingen“, und die U¨bernahme der „freien Entscheidung der Pfarrer und Gemeinden“ zu u¨berlassen. Diese Eingabe war den Ratsmitgliedern seitens der Kirchenkanzlei bereits am 1. Oktober 1952 „zuna¨chst mit der Bitte um Kenntnisnahme“ zugeleitet (EZA Berlin, 2/5114), dann fu¨r die 36. Sitzung vorgesehen und vom Rat auf die 37. Sitzung verschoben worden (36B2). Inzwischen hatte sich Mundle (der in dieser Frage das Presbyterium seiner eigentlich unierten Gemeinde nicht mehr hinter sich wusste) der offiziellen Unterstu¨tzung des rheinischen Konvents lutherischer Pastoren versichert und in dessen Auftrag die einstige Eingabe des Bopparder Presbyteriums in einem Schreiben an Brunotte vom 3. Mai 1953 noch einmal bekra¨ftigt (EZA Berlin, 2/5114). „Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland“ vom 2. Mai 1952 (ABlEKD 1952, Nr. 8 vom 15. August 1952, S. 167). Auch die Ratsdiskussion war von der gegensa¨tzlichen Einscha¨tzung des Sachverhalts aus lutherischer bzw. unierter und reformierter Perspektive bestimmt. Wa¨hrend Meiser und Brunotte mit der neuen Grundordnung eine Vera¨nderung des Bekenntnisstandes der rheinischen Kirche, die Umwandlung der bisherigen Verwaltungsunion in eine Bekenntnisunion als gegeben ansahen, hielten Niemo¨ller und Niesel dagegen, dass sich die rheinische Kirche nie als eine bloße Verwaltungsunion verstanden habe (37E13). Schließlich einigten sich alle Ratsmitglieder auf die Position von Dibelius und Smend, dass jede Landeskirche selbst u¨ber ihren Bekenntnisstand zu befinden habe und ihn dementsprechend auch a¨ndern ko¨nne. Diesen Bekenntnisstand habe die EKD nach Artikel 1, 1 ihrer Grundordnung zu achten, jedoch nicht zu u¨berwachen (vgl. G 3). Damit teilte der Rat die Position der rheinischen Kirchenleitung, die im Schreiben an Mundle vom 3. Dezember 1952 nicht nur dessen Argumentation entschieden widersprochen, sondern auch den Rat der EKD in dieser Frage fu¨r nicht zusta¨ndig erkla¨rt hatte (EZA Berlin, 2/5114). Diesen Vorschlag hatte Niemo¨ller bereits am 13. April 1953 in einem Schreiben an den Ratsvorsitzenden gemacht (36A2 und 36A3). Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an Mundle vom 19. Juni 1953. Wa¨hrend Mundle aus dem Schreiben eine gewisse Unterstu¨tzung seiner Rechtsaufassung herauslas und in diesem Punkt von der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 6. Juli 1953 korrigiert werden muss-

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

8.

Einberufung der Synode der EKD. Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller zog den Antrag65 der Kirchensynode von Hessen und Nassau, die Synode der EKD einzuberufen, im Hinblick auf die Entspannung der kirchlichen Lage in der DDR66 zuru¨ck.

9.

Beschluß zu den Ostpfarrerrichtlinien67. Nach la¨ngerer Aussprache68 beschloß der Rat, zu den §§ 38 und 39 der Ostpfarrerrichtlinien69 fu¨r das laufende Rechnungsjahr folgendes70: „In Ausfu¨hrung von § 39 Satz 2 der Richtlinien zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen vom 22. April 1952 (Abl. d. EKD Nr. 52)71 wird bestimmt, daß die nach § 38 dieser Richtlinien in Frage kommenden Gliedkirchen z. Zt. noch aus besonderen Gru¨nden an der Versorgung ihrer in Westdeutschland lebenden Versorgungsberechtigten gehindert sind. Das gilt auch fu¨r die Evangelische Kirche der altpreußischen Union bezu¨glich aller ihrer in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung aufgenommenen Versorgungsberechtigten mit Ausnahme folgenden Personenkreises72:

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te , erhob das rheinische Landeskirchenamt unter Hinweis auf seine unvera¨nderte Rechtsposition mit Schreiben an die Kirchenkanzlei vom 2. Juli 1953 Einspruch gegen den Schlussabschnitt zur vermeintlichen Verhandlungs- und Kompromissbereitschaft der Kirchenleitung. Damit blieb der Konflikt zwischen Mundle bzw. dem Lutherischen Konvent im Rheinland einerseits und der rheinischen Kirchenleitung andererseits ungelo¨st und fu¨hrte 1956/57 erneut zu Eingaben an den Rat der EKD; vgl. die Schreiben des Lutherischen Konvents im Rheinland an den Rat vom 2. November 1956 und der Evangelischen Kirchengemeinde Boppard an den Rat vom 29. Mai 1957 (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 2/5114). 37D12. Von der Kirchensynode einstimmig beschlossen und von der Kirchenleitung am 20. Mai 1953 dem Ratsvorsitzenden u¨bermittelt (EZA Berlin, 81/1/2). Vgl. 37B1. Vgl. C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 2, 10B2, S. 8; K.-H. Fix, Protokolle 3, 9B11, S. 401f.; 9E5, S. 438ff. und D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 31B2, S. 295 sowie H. Rudolph, Vertriebene I, S. 361–379. In der Aussprache ging es vor allem um die Behandlung der aus Westberlin stammenden Versorgungsberechtigten, wobei auf die angespannte finanzielle Situation in Berlin (geringes Kirchensteueraufkommen, Belastung durch Ostberlin) hingewiesen wurde (G 3). 37D13. Der Beschluss ist abgedruckt in: ABlEKD 1953, Nr. 6/7 vom 15. Juni 1953, S. 157. „Richtlinien zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen“. Vom 22. April 1952 (ABlEKD 1952, Nr. 5 vom 15. Mai 1952, S. 90–93). Da die Evangelische Kirche der altpreußischen Union – insbesondere nach ihrer Neuordnung im Dezember 1950 und Februar 1951 – durchaus in der Lage schien, ihre aus dem Osten vertriebenen oder geflohenen Pfarrer selbst zu versorgen, war die teilweise Ru¨cku¨bertragung der Versorgung bereits 1951 seitens der westdeutschen Landeskirchen angestrebt, auf Vorschlag des Finanzbeirates dann im Herbst 1952 umgesetzt (Protokoll der Sitzung am

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a) der Versorgungsberechtigten der allgemeinen kirchlichen Verwaltung der APU (fru¨herer Oberkirchenrat und Konsistorium), soweit sie ihren letzten dienstlichen Wohnsitz westlich der OderNeisse-Linie gehabt haben; b) der Auslandspfarrer der APU und ihrer Hinterbliebenen, c) der West-Berliner Versorgungsberechtigten und ihrer Hinterbliebenen.“ Der Rat beauftragte die Kirchenkanzlei, fu¨r das na¨chste Rechnungsjahr rechtzeitig einen zahlenma¨ßig begru¨ndeten Vorschlag fu¨r eine Neuregelung zu machen und dabei zu pru¨fen, ob nicht die WestBerliner Pfarrer doch wieder in die Ostpfarrerversorgung aufgenommen werden ko¨nnen73. 10. Kirchenbeamtenordnung der EKD74. 26./27. September 1952 in Heidelberg, EZA Berlin, 2/5751) und die Evangelische Kirche der altpreußischen Union dementsprechend gebeten worden, die oben genannten drei versorgungsberechtigten Personengruppen ab 1. April 1953 wieder selbst zu versorgen (Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen vom 3. Oktober 1952, EZA Berlin, 2/6664). Nachdem der von der APU auf der Sitzung des Finanzbeirates der EKD am 20. Februar 1953 vorgetragene Einspruch von diesem mit wirtschaftlichen und rechtlichen Argumenten entschieden zuru¨ckgewiesen worden war (vgl. die Niederschrift der Sitzung am 20. Februar 1953 in Mu¨lheim/Ruhr, EZA Berlin, 2/5751), hatte die APU die Versorgung der betreffenden Personen zwar wieder u¨bernommen, jedoch die Entscheidung „mit gro¨ßtem Bedauern“ zur Kenntnis genommen und darauf verwiesen, dass diese nicht mit der sonst praktizierten „bru¨derlichen Hilfsbereitschaft der westdeutschen Landeskirchen“ u¨bereinstimme und eine Kirche belaste , „die von allen deutschen Landeskirchen durch den Kriegsausgang am meisten betroffen worden“ sei (Schreiben der Kirchenkanzlei der APU an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 11. April 1953, EZA Berlin, 4/608). 73 Nachdem der Finanzbeirat der EKD erneut bekra¨ftigt hatte, dass die Versorgung der in Westdeutschland lebenden Westberliner Versorgungsberechtigten „unter allen Umsta¨nden auch weiterhin bei der APU belassen“ werden sollte (Protokoll der Sitzung des Finanzbeirates der EKD am 4./5. September 1953 in Tutzing, EZA Berlin, 2/5751), enthielt der von der Kirchenkanzlei am 7. Dezember unterbreitete umfassende Sachstandsbericht zur Ostpfarrerversorgung die Mo¨glichkeit einer Ru¨cku¨bertragung lediglich an letzter Stelle der vorgeschlagenen Vera¨nderungen (38E1). Da sich die Evangelische Kirche der altpreußischen Union auf der Kirchlichen Westkonferenz Anfang 1954 selbst gegen eine erneute A¨nderung aussprach – vgl. die Niederschrift u¨ber die Sitzung der Kirchlichen Westkonferenz am 21. Januar 1954 in Hannover (EZA Berlin, 2/5047) –, blieb es bei der 1952/53 festgelegten Zusta¨ndigkeit der APU fu¨r die Westberliner Versorgungsberechtigten im Bundesgebiet. 74 Mit Beschluss vom 1. Juli 1949 (vgl. K.-H. Fix, Protokolle 3, 6B6, S. 223) hatte der Rat einen Ausschuss zur Erarbeitung einer neuen Kirchenbeamtenordnung eingesetzt, die die Ordnung der DEK vom 13. April 1939 (GBlDEK A 1939, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 43–46) endgu¨ltig ablo¨sen sollte. Wa¨hrend anfangs geplant war, ein einheitliches Kirchenbeamtenrecht wiederum mit Wirkung fu¨r die Gliedkirchen (nach Artikel 10 b der Grundordnung der EKD) zu schaffen, hatte sich der Ausschuss nach Ru¨cksprache mit den Gliedkirchen lediglich auf eine Regelung u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse von Kirchenbeamten der EKD

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Der Rat beschloß, den vom Ausschuß erarbeiteten Entwurf in der mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 30. 5. 53 – 12493. V.75 – vorgelegten Fassung76 den Gliedkirchenleitungen zur Stellungnahme zu u¨bersenden77 und ihn danach der Kirchenkonferenz und mit deren Stellungnahme dem in Elbingerode gebildeten Synodalausschuß78 vorzulegen79. Die A¨nderungsvorschla¨ge von OKR. Dr. Vischer – Mu¨nchen zu § 880 und des Finanzbeirates der EKD zu §§ 64–72 und zu § 36 Abs. 481 sollen den Gliedkirchen zur Wahl gestellt werden. Ebenso sollen

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beschra¨nkt, jedoch eine Fassung erarbeitet, die „den Gliedkirchen als Muster fu¨r ihre eigene Rechtsetzung auf diesem Gebiet dienen“ konnte (vgl. den Ta¨tigkeitsbericht der Kirchenkanzlei fu¨r die Synode 1952, in: Elbingerode 1952, S. 324–348, 332). Auch das Echo auf eine von der erweiterten Referentenkonferenz der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – angeregte erneute schriftliche Ru¨ckfrage bei den o¨stlichen Gliedkirchen hinsichtlich einer Regelung nach Art. 10 b GO vom 22. Oktober 1952 war uneinheitlich ausgefallen: Wa¨hrend die Gliedkirchen der APU einer gesamtkirchlichen Regelung aufgeschlossen gegenu¨berstanden, war vom Landeskirchenrat der Ev.-Luth. Kirche in Thu¨ringen im Schreiben an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 26. Ma¨rz 1953 (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 4/589) dezidiert Einspruch erhoben worden: „Unbeschadet der Einheit der Evangelischen Kirche in Deutschland, an der festzuhalten auch uns Bedu¨rfnis ist, du¨rfte doch wohl anzuerkennen sein, daß die Umwelt und die wirtschaftlichen Mo¨glichkeiten der Kirchen in Ost und West so verschieden sind, daß eine u¨bergreifende Regelung des ,Kirchenbeamtenrechts‘, soll sie nicht in allgemeinen Aussagen stecken bleiben, unmo¨glich ist.“ Zum Erarbeitungsprozess insgesamt vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei vom 27. Juli 1953 (EZA Berlin, 2/3394), 37D14 und die Begru¨ndung des Kirchenbeamtengesetzes fu¨r die Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 614–618). 37D14. 37D15. In diesem Schreiben der Kirchenkanzlei an die Landeskirchenleitungen, das Kirchliche Außenamt, die Bru¨der-Unita¨t, den Bund Evang.-ref. Kirchen, den Central-Ausschuss fu¨r die Innere Mission und das Zentralbu¨ro des Ev. Hilfswerks vom 29. Juni 1953 (EZA Berlin, 2/3393) wurde um Stellungnahme bis zum 30. September 1953 gebeten. Vgl. Elbingerode 1952, S. 220f., 224f. Vgl. 40B5. Vischer hatte kritisiert, dass das Gelo¨bnis der Kirchenbeamten in der vorgeschlagenen Fassung weniger sage als a¨hnliche Verpflichtungen staatlicher Beamter und damit dem besonderen Charakter des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses nicht gerecht werde, und deshalb mit Schreiben an die Kirchenkanzlei vom 30. Dezember 1952 (EZA Berlin, 2/3393) die in 37D14 wiedergegebene Erga¨nzung vorgeschlagen. Wa¨hrend es der Beamtenrechtsausschuss fu¨r angebracht gehalten hatte, in der Kirchenbeamtenordnung wenigstens in den wesentlichen Umrissen auch die Versorgungsanspru¨che zu regeln, war vom Finanzbeirat die dringliche Bitte gea¨ußert worden, im Interesse einer einheitlichen Neuordnung des Versorgungsrechts auf jegliche Teil- oder Sonderregelungen zu verzichten (Punkt IX der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzbeirates der EKD am 20. Februar 1953 in Mu¨lheim/Ruhr, EZA Berlin, 2/5751). Daraufhin war von der Kirchenkanzlei die komplette Auslagerung des Versorgungsrechts in ein eigenes Kirchengesetz vorgeschlagen worden, da man sich auf diesem Gebiet eher Einigkeit erhoffte als auf dem gesamten Gebiet des Beamtenrechts (vgl. 37D14, 40B5 mit 40D5–8).

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Aba¨nderungsvorschla¨ge von Prof. D. Dr. Smend, die dieser in Ku¨rze der Kirchenkanzlei vorlegen wird82, den Gliedkirchen zur Stellungnahme mitgegeben werden. 11. Beihilfen. Auf Grund des Rundschreibens der Kirchenkanzlei vom 29. 5. 53 – 12464. V.83 – beschloß der Rat: a) Die geplante Verteilung der Beihilfen aus Kapitel III des Haushaltsplans soll auf der Kirchenkonferenz im September besprochen werden84. Dabei soll nochmals die Frage ero¨rtert werden, ob das Verfahren durchfu¨hrbar erscheint, die gesamtkirchlichen Werke an die EKD zu verweisen85. In einzelnen Fa¨llen, z. B. bei dem Deutschen Evang. Institut fu¨r Altertumswissenschaft u. a., werden schon in diesem Jahre die Gliedkirchen neben der EKD angegangen werden86.

82 Vgl. das Schreiben Smends an die Kirchenkanzlei vom 17. Juni 1953 (EZA Berlin, 2/3393) mit einzelnen Vorschla¨gen zu den Paragrafen 11, 36a, 47, 52 und 70 des Entwurfs (37D14). 83 37D16. In Umsetzung des von der Synode akzeptierten Wunsches einiger Landeskirchen, die Beihilfeverfahren fu¨r gesamtkirchliche Werke, Verba¨nde und Einrichtungen bei der EKD zu zentralisieren (Elbingerode 1952, S. 195, 209), hatte die Kirchenkanzlei mit diesem Schreiben eine Beihilfeliste (37D17) vorgeschlagen und begru¨ndet sowie einige zur Entscheidung anstehende Fragen benannt. 84 Siehe unten S. 651 f. 85 Der Vorsitzende des Finanzausschusses der Synode, Bu¨hrke, hatte bei der Ero¨rterung des Haushaltsplanes fu¨r 1953 auf der Synode in Elbingerode gegen die bisherige Praxis, Werke von allgemein kirchlicher Bedeutung aus Mitteln der EKD zu finanzieren, geltend gemacht, dass die Landeskirchen die unmittelbare Unterstu¨tzung dieser Werke nicht ga¨nzlich aus der Hand geben sollten (Elbingerode 1952, S. 196). In diesem Sinne beschloss die Kirchenkonferenz im September 1953, dass die Gliedkirchen auch bei Werken, die bereits aus Haushaltsmitteln der EKD gefo¨rdert wurden, pru¨fen mussten, ob noch weitere Beihilfen aus landeskirchlichen Mitteln gewa¨hrt werden ko¨nnten (TOP 2 der Kirchenkonferenz vom 10. September 1953, S. 652). 86 Der Verwaltungsrat des Deutschen Evangelischen Instituts fu¨r Altertumswissenschaft des Heiligen Landes hatte sich am 19. Mai 1953 an die Kirchenkanzlei gewandt und um die Liste der von der EKD unterstu¨tzten Werke gebeten, um so nachdru¨cklicher um Unterstu¨tzung durch die Gliedkirchen bitten zu ko¨nnen. Eine solche Liste war jedoch fu¨r das Rechnungsjahr 1953 noch gar nicht verabschiedet worden (Schreiben Bu¨hrkes an den Verwaltungsrat des Deutschen Evangelischen Instituts fu¨r Altertumswissenschaft des Heiligen Landes vom 3. Juni 1953, EZA Berlin, 2/3200). Da das Institut aber als Werk von allgemein kirchlicher Bedeutung anerkannt war, gewa¨hrte der Rat ihm auf der Ratssitzung eine Unterstu¨tzung von 15.000 DM aus Beihilfemitteln der EKD (37C6, Nr. 28). Der Beschluss, sich daru¨ber hinaus an die Gliedkirchen zu wenden, wurde nicht umgesetzt, da die vom Institut beantragte Summe nicht u¨ber den bereits bewilligten Betrag von 15.000 DM hinaus ging. Dennoch wandte sich das Institut auch nach dieser Ratssitzung an die Landeskirchen mit der Bitte um Unterstu¨tzung, was zu erheblicher Verwirrung bei den Kirchenleitungen

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b) Unbeschadet der Stellungnahme der Kirchenkonferenz billigte der Rat den von der Kirchenkanzlei aufgestellten Beihilfenplan fu¨r 1953/5487 mit geringen Aba¨nderungen (vgl. Anlage 6)88. Im einzelnen regte der Rat an, die Jugendkammer mo¨ge sich, um eine Verwechslung mit den beratenden Kammern zu vermeiden, eine andere Bezeichnung geben89. Außerdem wu¨nschte der Rat eine engere Zusammenarbeit der Studiengemeinschaft der Akademien und der Forschungsakademie in Hemer. Dem Pala¨stinawerk90, das keine Beihilfe erha¨lt, soll eine Empfehlung an die Gliedkirchen gegeben werden91. Das Kirchliche Außenamt soll feststellen, ob die Oekumene Mittel fu¨r eine deutsche Kurzfassung der Kirchengeschichte von Latourette zu geben beabsichtigt92.

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fu¨hrte (Schreiben Bu¨hrkes an das Deutsche Evangelische Institut fu¨r Altertumswissenschaft des Heiligen Landes vom 11. Juli 1953, Ebd.). Auf eine Wiedergabe dieser Anlage zu 37D17 wurde verzichtet, da sie sich von der vom Rat beschlossen Fassung (37C6) nur geringfu¨gig unterscheidet. Abweichungen der Vorlage vom Ratsbeschluss sind dort kenntlich gemacht. 37C6: mit Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westdeutschen Landeskirchen vom 2. Juli 1953 noch einmal in den Ansa¨tzen fu¨r die Konferenz der ev. Strafanstaltspfarrer (jetzt: kein Ansatz) und die Ev. Bibliotheksschule Go¨ttingen (jetzt: 2.500 DM) vera¨ndert (EZA Berlin, 2/5258). Zu Nr. 9 und Nr. 24 in 37C6 vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B12. Dieser Anregung kam man zuna¨chst nicht nach. Zwei Jahre spa¨ter, in der dritten Sitzung seiner zweiten Wahlperiode nahm der Rat das Thema erneut auf (TOP 6d im Protokoll der 3. Sitzung des Rates der EKD am 26. und 27. Mai 1955 in Hannover , EZA Berlin, 2/1798). Am 28. Juli 1950 hatten sich verschiedene deutsche Einrichtungen aus der evangelischen Missionsarbeit in den ehemals pala¨stinensischen Gebieten zum Pala¨stinawerk zusammengeschlossen, um eine einheitliche Interessenvertretung unter den vera¨nderten politischen Verha¨ltnissen im Nahen Osten sicherzustellen. Mitglieder waren die Kaiserin-AugusteVictoria-Stiftung und die Rheinisch-Westfa¨lische Diakonissenanstalt, der Evangelische Verein fu¨r das Syrische Waisenhaus, der Jerusalemverein, die Evangelische Jerusalemstiftung und die O¨lbergstiftung. Diese Einrichtungen hatten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Schulen, Werksta¨tten, Kirchen und Waisenha¨user im ehemaligen Pala¨stina betrieben. Seit 1948 lagen ihre Geba¨ude und Grundstu¨cke zu 65 Prozent auf israelischem Gebiet. Nachdem die israelische Regierung den Besitz dieser Vereine beschlagnahmt hatte, hatte der Lutherische Weltbund es u¨bernommen, sie treuha¨nderisch zu vertreten. Er handelte Entscha¨digungen aus, regelte den Verkauf oder den Kauf von ehemals kirchlichem Besitz aus Deutschland und sicherte damit den Fortbestand der deutschen evangelischen Missionsarbeit. Vgl. dazu M. Rahels, Erbe, S. 201–212. Vgl. die Empfehlung der Kirchenkanzlei vom 26. Oktober 1953 an die Leitungen der Landeskirchen, das Pala¨stinawerk bei der Aufstellung der Kollektenpla¨ne fu¨r das Jahr 1954 mit zu beru¨cksichtigen (EZA Berlin, 2/6071). Das Auswa¨rtige Amt hatte in einem Schreiben vom 19. Mai 1953 die Kirchenkanzlei um einen Druckkostenzuschuss fu¨r die von Richard M. Honig ausgearbeitete Kurzfassung des 7-ba¨ndigen Werkes von Latourette „A History of Expansion of Christianity“ gebeten. Durch die Publikation dieser U¨bersetzung in Deutschland sollten sich die amerikanische und

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c) Fu¨r das Ostwa¨hrungsgebiet wurden folgende Beihilfen bewilligt: 1. Fu¨r das Haus der Kirche in Berlin-Ost93 3.600,– DM 2. Fu¨r die Gescha¨ftsstelle der Ev. Studentengemeinde 6.000,– DM im Bereich der DDR94 3. Fu¨r das Laienwerk in der Kirchenprovinz 5.000,– DM Sachsen95 4. Fu¨r die Laienarbeit des Landesbruderrats 5.000,– DM Sachsens96 5. Fu¨r das Zinzendorff [sic! ]-Seminar der Bru¨der-Unita¨t in Herrnhut97 3.000,– DM 6. Fu¨r die Dorfkirchenarbeit im Bereich bis zu 2.000,– DM. der DDR98 1/4 dieser Betra¨ge soll jeweils fu¨r ein Vierteljahr verteilt werden.

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deutsche Christenheit wieder anna¨hern. Das Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes war von der Kirchenkanzlei an das Kirchliche Außenamt mit der Bemerkung weitergeleitet worden, dass man die Bewilligung dieser Mittel durch den Rat fu¨r unwahrscheinlich halte. Zugleich hatte man das Kirchliche Außenamt gebeten, selbst Stellung zum Vorschlag des Auswa¨rtigen Amtes zu nehmen (Schreiben der Kirchenkanzlei vom 28. Mai 1953, EZA Berlin, 6/5045). Im Vollzug des Ratsbeschlusses wandte sich das Kirchliche Außenamt dann am 20. Juni 1953 an den O¨RK in Genf und fragte, ob dieser Mittel fu¨r den Druck bereitstellen ko¨nne. Doch der O¨RK lehnte ab (Ebd.). Erst nach dieser Absage und nach wiederholten Anfragen der Kirchenkanzlei nahm das Kirchliche Außenamt selbst Stellung zu dem Vorgang. Danach begru¨ßte es zwar die Herausgabe der deutschen Kurzfassung von Latourette, hielt dies aber aus finanziellen Gru¨nden vorerst nicht fu¨r mo¨glich (Schreiben Kru¨gers an die Kirchenkanzlei vom 21. August 1953, Ebd.) Gegenu¨ber 1952 wurde die Beihilfe fu¨r das Haus der Kirche verdoppelt; vgl. die Aufstellung u¨ber die Verteilung der Mittel des Osthaushalts der Evangelischen Kirche in Deutschland Kapitel III fu¨r innerkirchliche Arbeit nach dem Stand vom 31. Januar 1953 (EZA Berlin, 4/255). Vgl. die beiden Antra¨ge der Gescha¨ftsstelle der Evangelischen Studentengemeinde in Deutschland vom 24. Ma¨rz 1953 (37D18) und 27. April 1953 (37D19 und 37D20). Die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – richtete zu dieser Zeit ein Referat fu¨r Angelegenheiten der Studentengemeinden und der Studentenseelsorge ein, das dem von Krummacher geleiteten Referat III a zugeordnet war. Der hier vom Rat bewilligte Betrag war fu¨r die Neueinstellung des Studentenpfarrers Bassarak vorgesehen (Schreiben Krummachers an Bassarak vom 19. Juni 1953 (EZA Berlin, 2/4320). Vgl. das Schreiben Kreyssigs an den Rat vom 8. Mai 1953 (37D21). Vgl. die Aufstellung u¨ber die Verteilung der Mittel des Osthaushalts der Evangelischen Kirche in Deutschland Kapitel III fu¨r innerkirchliche Arbeit nach dem Stand vom 31. Januar 1953 (EZA Berlin, 4/255). Gegenu¨ber dem Jahr 1952 wurde die Beihilfe fu¨r das Zinzendorf-Seminar in Gnadau um 500 DM erho¨ht. Vgl. ebd. Die Beihilfe sollte die Kosten der Gescha¨ftsfu¨hrung des Arbeitsausschusses fu¨r Dorfkirchenfragen in Niemegk decken. 1952 hatte die Beihilfe nur 750 DM betragen. Vgl. ebd.

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12. Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz in Evanston99. Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete, daß auch die offiziellen Besucher und die Berater von der entsendenden Kirche finanziert werden mu¨ssen100. Er legte einen vorla¨ufigen Kostenvoranschlag u¨ber die Reisekosten vor101. Der Rat beschloß, die endgu¨ltige Entscheidung in der September-Sitzung zu treffen102. Er nahm in Aussicht, 36 Vertreter zu entsenden und hierfu¨r die Finanzierung im Haushaltsplan 1954/55 bei der Synode zu beantragen103. Das Kirchliche Außenamt soll inzwischen feststellen, ob sich nicht doch ein verbilligter Charterflug ermo¨glichen la¨ßt. 13. Grundstu¨cksfrage in Badgastein. Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete u¨ber die Verha¨ltnisse betreffend Kirche und Pfarrhausbau in Badgastein104. Der Rat erkla¨rte 99 Vgl. 34B2e, 35B21, 36B9, 38B7, 38C, 39B3 und 40B8. 100 37D22. 101 Hier handelt es sich mo¨glicherweise um das Schreiben der Finanz- und Gescha¨fts-Abteilung des O¨RK an das Kirchliche Außenamt vom 27. Mai 1953, in dem lediglich auf die Einschreibegebu¨hr von 10 $ und Verpflegungskosten von 65–75 $ hingewiesen worden war (EZA Berlin, 6/5905). Die Finanz- und Verwaltungsabteilung des O¨RK konnte erst im November verbindliche Informationen u¨ber die Teilnahmegebu¨hr und die Unterkunftskosten fu¨r Evanston geben (Schreiben des Generalsekretariats des O¨RK an das Kirchliche Außenamt vom 6. November 1953, EZA Berlin, 6/5905). 102 Vgl. 38B7. 103 Vgl. Anlage 1 zum Entwurf fu¨r ein „Kirchengesetz u¨ber den Haushaltsplan und die Umlage der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1954“ (BerlinSpandau 1954, S. 471–481, 479). 104 Vorausgegangen waren mehrja¨hrige Verhandlungen zwischen der nach dem Krieg in Badgastein gebildeten evangelischen Gemeinde bzw. dem Evangelischen Oberkirchenrat A. B. in Wien einerseits und dem Kirchlichen Außenamt andererseits u¨ber die Errichtung eines Pfarrhauses auf dem der EKD geho¨renden, aber infolge der Beschlagnahme deutschen Eigentums im Ausland vom o¨sterreichischen Finanzministerium dem Badgasteiner Gemeindepfarrer, Ekkehart Lebouton, zur Verwaltung u¨bertragenen Kirchengela¨nde. Im Laufe dieser Verhandlungen war von der Badgasteiner Gemeinde nicht nur die Genehmigung zum Pfarrhausbau, sondern auch ein vertraglich abgesicherter Bauverzicht fu¨r ein weiteres Kirchengrundstu¨ck (mit dessen Erlo¨s von ca. 100.000 o¨S der Pfarrhausbau teilfinanziert werden sollte) und schließlich das Einversta¨ndnis zur anstehenden U¨bertragung der Grundstu¨cke an die Evangelische Gemeinde A. B. Badgastein erbeten worden; vgl. u. a. das Schreiben Leboutons an das Kirchliche Außenamt vom 24. Oktober 1951 sowie das Schreiben des Badgasteiner Presbyteriums an das Kirchliche Außenamt vom 8. April 1952. Das Kirchliche Außenamt, das weniger an der Nutzung der Grundstu¨cke als vielmehr an der geregelten Wiederaufnahme der Bad Gasteiner Kurseelsorge in der Verantwortung der EKD interessiert war, hatte mehrfach seine grundsa¨tzliche Bereitschaft dazu erkla¨rt; vgl. u. a. das Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Evangelischen Oberkirchenrat A. B. in Wien vom 8. Oktober 1951 und den Vermerk des Kirchlichen Außenamtes vom 3. Oktober 1952 (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 6/1097). Allerdings hatten der Wiener Oberkirchenrat und das Badgasteiner Presbyterium – obwohl mit dem Pfarrhausbau bereits im April 1952 begonnen

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sich bereit, die Abfindungssumme von 100.000 Schilling der Evangelischen Kirche in O¨sterreich zur Verfu¨gung zu stellen und den Pfarrhausbau nachtra¨glich zu genehmigen. Die Kirchengemeinde soll das Pfarrhaus 30 Jahre lang frei benutzen, danach eine Miete zahlen. Wegen der Eigentumsverha¨ltnisse sollen neue Verhandlungen gefu¨hrt werden. An dem Rechtsstatus wird jetzt nichts gea¨ndert.105 14. Personalien. a) Baukostenzuschuß fu¨r OKR Dr. Kru¨ger106. Der Rat war damit einverstanden, daß zur Beschaffung einer Wohnung fu¨r Dr. Kru¨ger ein verlorener Baukostenzuschuß von DM 6.000,– gezahlt wird, auf welchen die DM 1.500, die aus der Wohnung von OKR Dr. Harms zuru¨ckfließen, anzurechnen sind. b) OKR Dr. Dr. Niemeier107. Der Rat nahm davon Kenntnis, daß OKR Dr. Niemeier sich bereit erkla¨rt hat, seinen Dienst am 1. Juli 1953 anzutreten. Eine worden war – erst im Ma¨rz 1953 beim Rat die notwendigen vertraglichen Regelungen zur finanziellen und juristischen Absicherung des Pfarrhausbaus beantragt (37D23 und 37D24). Zum Gang der Verhandlungen vgl. den Vermerk Schwarzhaupts vom 5. Juni 1953 (EZA Berlin, 6/1097). 105 Das Kirchliche Außenamt teilte dem Wiener Oberkirchenrat die Zustimmung des Rates mit Schreiben vom 29. Juni 1953 mit , brachte dabei allerdings sein Befremden daru¨ber zum Ausdruck, dass mit dem Pfarrhausbau noch vor Abschluss der Verhandlungen begonnen worden war und stellte klar, dass die EKD auch weiterhin Eigentu¨merin des Badgasteiner Kirchengela¨ndes sowie der darauf befindlichen Geba¨ude bleibe und sich in der Mitverantwortung fu¨r die kirchliche Versorgung der evangelischen Kurga¨ste in Badgastein sehe. Diese Auffassungen wurden vom Oberkirchenrat in Wien unter Hinweis auf in O¨sterreich nicht zutreffende rechtliche Voraussetzungen und die Besonderheiten in Badgastein zuru¨ckgewiesen (Schreiben des Oberkirchenrates an das Kirchliche Außenamt vom 23. Juli 1953 ). Erst angesichts nachdru¨cklicher Darlegung der inzwischen noch einmal u¨berpru¨ften Rechtslage seitens des Kirchlichen Außenamtes lenkte der Oberkirchenrat ein und erwirkte – nicht zuletzt im Interesse der finanziellen Absicherung des Ende August eingeweihten Badgasteiner Pfarrhauses – die Aufhebung der o¨ffentlichen Verwaltung der EKD-Liegenschaften in Badgastein; vgl. das Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Evangelischen Oberkirchenrat A. u. H. B. vom 1. September 1953; den Aktenvermerk des Kirchlichen Außenamtes vom 12. Oktober 1953 u¨ber eine Besprechung mit Lebouton am 3. Oktober sowie die Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrates A. B. an das Kirchliche Außenamt vom 12. und 27. Oktober 1953 (alle Schreiben in: EZA Berlin, 6/1097). Zwar konnte die EKD damit wieder u¨ber ihr Eigentum verfu¨gen, aufgrund neuer Unklarheiten und weiterer Probleme wurden die Vertra¨ge jedoch erst vom neu gewa¨hlten Rat auf seiner 2. Sitzung am 15. April 1955 gebilligt; vgl. Punkt 9, Nr. 10 des Protokolls (EZA Berlin, 2/1798) und E. Lebouton, Gastein, S. 83–87. 106 Vgl. 34B11b. 107 Vgl. 35B15h, 36B12a und 38B14a.

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Mo¨glichkeit, die Bitte von Dr. Niemeier zu erfu¨llen, ihm die Beibehaltung seines Autos zu ermo¨glichen108, besteht leider nicht. Umzugskosten D. Kunst. Der Rat genehmigte den Zuschuß zur Umzugskostenentscha¨digung fu¨r Pra¨lat D. Kunst in Ho¨he von DM 2.148,–109. Bezu¨ge fu¨r D. Dr. Gerstenmaier110. Bischof D. Dr. Dibelius berichtete u¨ber seine Verhandlungen mit D. Dr. Gerstenmaier111. Der Rat nahm zur Kenntnis, daß D. Gerstenmaier gewisse Bezu¨ge aus den Ertra¨gen des Vier-HerrenWaldes (Eigentum des Hilfswerks der EKD, dessen Nutznießung die gemeinnu¨tzige Siedlungsgesellschaft innehat) bezieht112. Es wurde beschlossen, daß D. Gerstenmaier weiterhin ohne Bezu¨ge beurlaubt bleibt. Der Rat hielt eine schriftliche Zustimmung D. Gerstenmaiers fu¨r erforderlich113. Vergu¨tung fu¨r die Herausgabe des Amtsblatts. Nachdem der Finanzausschuß der Synode die Zahlung einer Vergu¨tung an den Amtsblattreferenten beanstandet hat114, beschloß der Rat nach la¨ngerer Aussprache, daß die Vergu¨tung mit Wirkung vom 1. 10. 1953 wegfallen soll115. Reisekosten der Ratsmitglieder. Der Rat beschloß, daß die Mitglieder des Rates wegen ihrer starken Belastung das Recht haben sollen, zu jeder Ratssitzung ein

Ein diesbezu¨glicher Antrag konnte nicht ermittelt werden Vgl. 35B15b. Vgl. 35B15a. Grundlage des Berichtes war ein Schreiben Gerstenmaiers vom 18. Mai 1953 an Dibelius, in dem er Dibelius detailliert u¨ber die ku¨nftigen Modalita¨ten seiner Versorgung durch das Evangelische Siedlungswerk informiert hatte (EZA Berlin, 2/P 46). Gerstenmaier hatte diese Regelung, die er bereits mit dem Siedlungswerk getroffen hatte, damit begru¨ndet, dass er sich als Bundestagsabgeordneter seine finanzielle Unabha¨ngigkeit gegenu¨ber der Politik erhalten wolle, dass seine Nebeneinnahmen aber nicht ausreichten, um seine Familie hinla¨nglich zu sichern (Ebd.). Vgl. die mit Schreiben Gerstenmaiers vom 30. Juni 1953 an die Kirchenkanzlei erfolgte Zustimmung (EZA Berlin, 2/P 46). Das Oberrechnungsamt der EKD hatte in seinem Schlussbericht vom 7. Ma¨rz 1953 an den Finanzausschuss der Synode beanstandet, dass man von der anfa¨nglichen Praxis, die Geha¨lter fu¨r die Angestellten des Amtsblattes aus der getrennten Rechnung des Amtsblatts zu zahlen, spa¨ter abgekommen war. Nun sollten die Finanzen des Amtsblattes wegen etwaiger Steuerforderungen wieder getrennt von der Rechnung der EKD verwaltet werden (EZA Berlin, 158/01/79) Vgl. TOP II. 6 der Sitzung des Finanzausschusses der Synode am 18./19. Mai 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1275). Brunotte unterrichtete den Referenten fu¨r das Amtsblatt, Merzyn, von diesem Beschluss durch eine kurze Notiz vom 19. Juni 1953, in der er Bezug auf eine vorangegangene mu¨ndliche Besprechung mit Merzyn nahm (EZA Berlin, 2/2030).

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Flugzeug zu benutzen ohne Ru¨cksicht darauf, ob dadurch Ersparnisse an Tagegeldern erzielt werden. Der Rat bat seine Mitglieder, bei der Wahl des Flugzeuges darauf bedacht zu sein, daß eine Teilnahme an der ganzen Ratssitzung mo¨glich wird. Zu dem Beschluß Ziff. 6 der 35. Ratssitzung betreffend Reisekostenvergu¨tung fu¨r ehrenamtliche Mitarbeiter116 wurde festgestellt, daß es bei der Formulierung vom 26. 3. 53 verbleiben soll und daß dieser Beschluß nicht auf die Mitglieder der Organe der EKD anzuwenden ist117. 15. Betreuung der aus der DDR geflu¨chteten Oberschu¨ler118. Der Rat stimmte der Errichtung einer Leitstelle fu¨r diese Oberschu¨ler bei der Kirchenkanzlei in Hannover zu und billigte die bisher auf diesem Gebiet geleistete Arbeit119. 116 Vgl. 35B6. 117 Der Finanzausschuss der Synode hatte auf seiner Sitzung am 18./19. Mai 1953 in Hannover entsprechend seiner Erkla¨rung vom 18. Ma¨rz (vgl. 35B6 mit Anm. 37) vorgeschlagen, die vom Rat beschlossene einheitliche Reisekostenvergu¨tung fu¨r ehrenamtliche Mitarbeiter im Bereich der EKD „auch auf die Angeho¨rigen der Organe der EKD, insbesondere auch auf den Rat und die Ausschu¨sse der Synode“ auszudehnen und den Ratsbeschluss entsprechend zu erga¨nzen (Niederschrift der Sitzung, in: EZA Berlin, 2/1275). Wa¨hrend die Kirchenkanzlei an dieser Stelle keinen Handlungsbedarf gesehen hatte (Schreiben von Harlings an das Oberrechnungsamt vom 22. Mai 1953 (EZA Berlin, 2/1907), war dem vom Oberrechnungsamt widersprochen worden, „da die Mitglieder des Finanzausschusses der Meinung“ seien, „daß die neue Reisekostenregelung auch auf sie Anwendung zu finden habe“ (Schreiben an von Harling vom 26. Mai 1953, EZA Berlin, 2/1907). Nach einer Notiz Brunottes fu¨r von Harling vom 13. Juni 1953 ha¨tte der Rat angesichts der Bestrebungen, den Kreis der Nutznießer auszuweiten, „am liebsten den vorigen Beschluß aufgehoben, ließ es aber dann doch dabei bewenden“ (EZA Berlin, 2/1907). 118 Als Folge der Repressionsmaßnahmen gegen Mitglieder der Jungen Gemeinde befanden sich unter den Flu¨chtlingen aus der DDR zunehmend auch Oberschu¨ler, worauf bereits der DEKT in seiner Essener Kundgebung „Jugend ohne Bleibe“ hingewiesen hatte (35E6). Insgesamt waren nach Unterlagen der Kirchenkanzlei von Mai 1951 bis November 1953 3.324 Oberschu¨ler aus der DDR in den Westen gekommen (Ta¨tigkeitsbericht der Kirchenkanzlei fu¨r die Synode 1954, in: Berlin-Spandau 1954, S. 411). 119 Angesichts der Flu¨chtlingsnot war in Zusammenarbeit zwischen der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, dem Lutherischen Kirchenamt in Berlin, dem Berliner Konsistorium, der Jugendkammer Ost, dem Hilfswerk und der Berliner Erziehungskammer am 2. Mai 1953 die Errichtung einer zentralen Leitstelle fu¨r die westdeutschen Landeskirchen bei der Kirchenkanzlei beschlossen worden (Schreiben der Kirchenkanzlei an die westdeutschen ev. Schulreferenten, Landesjugendpfarrer und Direktoren der Landesverba¨nde fu¨r Innere Mission vom 15. Mai 1953, EZA Berlin, 4/489). Nachdem der Rat die Bildung dieser Leitstelle und ihre bisherige Arbeit gebilligt hatte, wurde ihr von der Kirchenkanzlei und den kirchlichen Hilfsorganisationen angesichts des auch weiterhin anhaltenden Flu¨chtlingsstroms ein Arbeitskreis „Fo¨rderungswerk SBZ-Schu¨ler und -schu¨lerinnen“ zur Koordinierung der Arbeit von Leitstelle und Hilfsorganisationen an die Seite gestellt (Schreiben der Kirchenkanzlei an die landeskirchlichen Leitstellen und die ev. Schulreferenten der westdeutschen

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16. Trauung Geschiedener120. Auf Vortrag von Prof. D. Dr. Smend121 beschloß der Rat, einen kleinen Ausschuß aus Vertretern der APU und der VELKD zu bilden, um zu erreichen, daß mo¨glichst in allen Gliedkirchen der EKD die Frage einer Trauung Geschiedener in den kirchlichen Lebensordnungen einheitlich behandelt wird122. 17. Besetzung des Disziplinarhofes123. Nachdem die aufgeforderten Perso¨nlichkeiten sich zur Annahme der A¨mter bereiterkla¨rt haben124, beschloß der Rat, den westlichen Senat des Disziplinarhofes der EKD wie folgt zu besetzen125: Vorsitzender: Pra¨sident Bu¨hrke, Kiel, Stellvertreter: OKR i. R. D. Dr. Friedrich, Heidelberg, 1. Geistlicher Beisitzer: Landessuperintendent Laasch, Hannover, Stellvertreter: Pra¨lat D. Kunst, Bonn, 2. Geistlicher Beisitzer: OKR Boue´, Du¨sseldorf Stellvertreter: Pastor Mu¨nchmeyer, Bethel, 1. Juristischer Beisitzer: Prof. Dr. Ko¨ttgen, Go¨ttingen, Stellvertreter: OKR Dr. Hahn, Speyer,

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Landeskirchen vom 10. Juli 1953, EZA Berlin, 4/489). Zum Sachverhalt insgesamt vgl. den Ta¨tigkeitsbericht der Kirchenkanzlei fu¨r die Synode 1954 in Berlin-Spandau 1954, S. 410f. Vgl. 36B17. Vgl. dazu 37D25 und 37D26. Der Ausschuss bestand aus Smend als Vertreter der Reformierten Kirchen, aus zwei von der APU und zwei von der VELKD zu nominierenden Mitgliedern. Hinzu kam von Staa als zusta¨ndiger Referent in der Kirchenkanzlei. Vgl. die Schreiben von Staas an Smend, den Rat der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union und das Lutherische Kirchenamt vom 2. Juli 1953 (EZA Berlin, 2/3552). Im Mittelpunkt der beiden ersten Ausschusssitzungen standen die neutestamentlichen Texte u¨ber Ehe, Ehebruch und Ehescheidung, die hermeneutische Frage nach ihrer Bedeutung fu¨r die Ordnung der Kirche sowie ein Sachstandsbericht u¨ber die Lebensordnungsdiskussion in VELKD, APU und reformierter Kirche; vgl. die Sitzungsniederschriften vom 13. November 1953 und vom 11. Mai 1954 (beide in: EZA Berlin, 2/3554) sowie den Ta¨tigkeitsbericht der Kirchenkanzlei fu¨r die Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 404). Vgl. 35B17 und 36B6. Vgl. die Aufstellung der Kirchenkanzlei vom 5. Juni 1953. Beckmann hatte mit Schreiben vom 15. Mai 1953 an die Kirchenkanzlei eine erneute Berufung abgelehnt, woraufhin Laasch als 1. Geistlicher Beisitzer vorgesehen wurde, an dessen Stelle wiederum Boue´ trat (sa¨mtliche Unterlagen in: EZA Berlin, 2/3438). Vgl. „Mitteilung betreffend Neubesetzung des Disziplinarhofes der Evangelischen Kirche in Deutschland“ (ABlEKD 1953, Nr. 6/7 vom 15. Juni 1953, S. 158).

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2. Juristischer Beisitzer: Stellvertreter: Beisitzer fu¨r ho¨here Beamte: Stellvertreter: Beisitzer fu¨r mittlere Beamte: Stellvertreter:

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OKR Dr. Steckelmann, Bielefeld, OKR Dr. Elß, Darmstadt, OKR Dr. Pietzcker, Hamburg, Direktor Dr. Weeber, Stuttgart, Oberinspektor Sogemeier, Bielefeld, Oberinspektor Havemann, Frankfurt/M.

Infolge dieser Besetzung des Disziplinarhofes scheiden Pra¨sident Bu¨hrke und Oberinspektor Havemann aus der Disziplinarkammer der EKD126 aus. An ihre Stelle treten Vizepra¨sident Dr. Jung, Kassel, als Vorsitzender der Kammer und Oberinspektor Poppe, Frankfurt/M. als Beisitzer fu¨r mittlere Beamte127. 18. Kirchenfenster in St. Marien (Lu¨beck)128. Auf die Anfrage der Kirchenleitung in Lu¨beck129 beschloß der Rat, die Gestaltung des von der EKD gestifteten Kirchenfensters der Kirche in Lu¨beck zu u¨berlassen130. 19. Na¨chste Sitzung. Die na¨chste Sitzung des Rates soll am 11. September stattfinden131. Sie beginnt 9,30 Uhr; eine Abendsitzung wird ausdru¨cklich vorgesehen. Der Ratssitzung soll am 10. 9. eine Kirchenkonferenz vorangehen132. In dieser Kirchenkonferenz soll Dr. Leitz ein Referat u¨ber ein geeignetes Thema halten, um hierdurch der Kirchenkonferenz bekannt zu werden133. Beide Sitzungen sollen in Berlin stattfinden.

126 Beide waren mit Ratsbeschluss vom Februar in die Disziplinarkammer berufen worden (34B12). 127 Vgl. 36B6 und den Schriftwechsel in EZA Berlin, 2/3438 sowie die „Mitteilung betreffend die Neubesetzung der Disziplinarkammer der Evangelischen Kirche in Deutschland“ (ABlEKD 1953, Nr. 6/7 vom 15. Juni 1953, S. 157). 128 Der Rat hatte bereits im Sommer 1951 3.000 DM fu¨r die Finanzierung eines Kirchenfensters fu¨r den Aufbau der im Krieg zersto¨rten Lu¨becker St. Marienkirche bewilligt (D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B28, S. 346). 129 Die hier erwa¨hnte Anfrage ging nicht von der Lu¨becker Kirchenleitung, sondern vom „St. Marien-Bauverein zu Lu¨beck e. V.“ aus (37D27). 130 Dieser Beschluss wurde dem St. Marien-Bauverein zu Lu¨beck e. V. von der Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 23. Juni 1953 mitgeteilt (EZA Berlin, 2/2123). 131 Vgl. 38B. 132 Siehe S. 650–656. 133 Leitz’ Vortrag wurde auf die Sitzung der Kirchenkonferenz am 12. Februar 1954 verschoben (Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Mitglieder der Kirchenkonferenz und des Rates vom 4. August 1953, EZA Berlin, 2/1698). Vgl. 40B23.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Am 9. 9. abends soll eine Vorbesprechung der unierten Gliedkirchen u¨ber ihre Vertretung in Evanston vorausgehen. gez. D. Brunotte

37C Anlagen und Beschlusstexte 37C1. Kommunique´ des Presseamtes beim Ministerpra¨sidenten der DDR. [Berlin, 11. Juni 1953] F: EZA Berlin, 2/1796 (H; Anlage 1 zu 37B). – Abdruck: J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 178f.; Berlin-Spandau 1954, S. 444f.; F. Merzyn, Kundgebungen, S. 161ff. Das Presseamt beim Ministerpra¨sidenten teilt mit: Auf Wunsch der Konferenz der Evangelischen Landeskirchen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik und auf Veranlassung des Ministerpra¨sidenten Otto Grotewohl fand am 10. 6. 1953 eine Besprechung zwischen Vertretern des Ministerrates und Vertretern der Evangelischen Kirchen statt. An der Besprechung nahmen seitens der Kirchen teil: Bischof D. Dr. Dibelius, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland Bischof D. Mitzenheim, Thu¨ringen Bischof D. Mu¨ller, Magdeburg, Bischof D. Beste, Mecklenburg Bischof D. Hahn, Dresden Bischof D. von Scheven, Greifswald Oberkirchenrat Schro¨ter, Dessau – Anhalt Oberkirchenrat Fra¨nkel, Go¨rlitz Generalsuperintendent D. Krummacher, Berlin Propst D. Gru¨ber, Bevollma¨chtigter des Rates der EKiD bei der Regierung der DDR Als Vertreter des Ministerrates waren anwesend: Der Ministerpra¨sident Otto Grotewohl Der Stellvertreter des Ministerpra¨sidenten Otto Nuschke Der Leiter der Koordinierungs- und Kontrollstelle fu¨r Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Minister Dr. Paul Wandel Der Minister fu¨r Staatssicherheit Zaisser und Herr Gro¨tschel als Vertreter des Staatssekretariats fu¨r Innere Angelegenheiten.

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37C Anlagen und Beschlusstexte

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Gegenstand der Besprechung war die U¨berpru¨fung des Verha¨ltnisses zwischen Staat und Kirche in der Deutschen Demokratischen Republik. In der vom Geiste gegenseitiger Versta¨ndigung getragenen Verhandlung wurde fu¨r die Wiederherstellung eines normalen Zustandes zwischen Staat und Kirche weitgehende U¨bereinstimmung erzielt. Die einmu¨tige Auffassung, dass die Herbeifu¨hrung der Einheit unseres Vaterlandes und die Schaffung eines Friedensvertrages heute das dringendste Anliegen aller Deutschen ist, erfordert die U¨berwindung der Gegensa¨tze, die dieser Entwicklung entgegenstehen. Darum wurde staatlicherseits die Bereitwilligkeit erkla¨rt, das kirchliche Eigenleben nach den Bestimmungen der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik134 zu gewa¨hrleisten. Die Vertreter der Kirche erkla¨rten ihrerseits, auf verfassungswidrige Eingriffe und Einwirkungen in das wirtschaftliche und politische Leben zu verzichten. Auf der Grundlage dieser U¨bereinstimmungen sind folgende Anordnungen getroffen: 1. Es sind keinerlei weitere Massnahmen gegen die sogenannte „Junge Gemeinde“ und sonstige kirchliche Einrichtungen einzuleiten. Das Amt fu¨r Jugendfragen beim Ministerpra¨sidenten wird beauftragt, unter Teilnahme von Vertretern der Kirche, der „Jungen Gemeinde“ und der Freien Deutschen Jugend eine Kla¨rung u¨ber alle strittigen Fragen in Bezug auf die „Junge Gemeinde“ herbeizufu¨hren. 2. Alle im Zusammenhang mit der U¨berpru¨fung der Oberschu¨ler und der Diskussion u¨ber die Ta¨tigkeit der „Jungen Gemeinde“ aus den Oberschulen entfernten Schu¨ler sind sofort wieder zum Unterricht zuzulassen. Es ist ihnen die Mo¨glichkeit zu geben, die versa¨umten Pru¨fungen nachzuholen. Wegen der Wiedereinstellung der aus dem gleichen Anlass entlassenen Lehrer hat das Ministerium fu¨r Volksbildung eine sofortige Pru¨fung und Entscheidung durchzufu¨hren. 3. Alle im Zusammenhang mit der Zugeho¨rigkeit zur Evangelischen Studentengemeinde oder sonstigen Studenten-Gemeinden ausgesprochenen Exmatrikulationen sind sofort von dem Staatssekretariat fu¨r Hochschulwesen zu u¨berpru¨fen und bis zum 20. Juni 1953 zu entscheiden. 4. Das Ministerium fu¨r Volksbildung hat Richtlinien u¨ber die Abhaltung des Religions-Unterrichtes in den Schulgeba¨uden sofort auszuarbeiten. Die seit dem 1. Januar 1953 erfolgten Einschra¨nkungen der Abhaltung des Religions-Unterrichtes in den Schulgeba¨uden sind zu u¨berpru¨fen und zu beseitigen. 5. Die beschlagnahmten Einrichtungen und Anstalten kirchlichen Charakters sind an die fru¨heren Verwaltungen zuru¨ckzugeben. Das be-

134 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktober 1949, S. 5–16, S. 9.

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6. 7. 8. 9.

37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

trifft die Pfeiffer’schen Stiftungen in Magdeburg, die Neinstedter Anstalten in Neinstedt und das Altersheim Seyda, Kreis Jessen/Elster. Das Schloss Mansfeld bleibt dagegen in der Verwaltung des Kombinats Mansfeld und dient als Kulturhaus und Erholungsheim fu¨r Bergarbeiter des Kombinats Mansfeld. Wegen der Belegung und Verteilung der Ferienpla¨tze in den kirchlichen Heimen an der Ostsee wird die Durchfu¨hrung und Entscheidung dem Staatssekretariat fu¨r Innere Angelegenheiten u¨bertragen. Die Urteile der Gerichte sind zu u¨berpru¨fen und ungerechte Ha¨rten zu beseitigen. Die Verordnung u¨ber die Anmeldepflicht zur Durchfu¨hrung von Veranstaltungen vom 29. Ma¨rz 1951135 ist zu u¨berpru¨fen und Ha¨rten sind auszugleichen. Die staatlichen Zuschu¨sse an die Kirchen werden nach den vereinbarten Regeln zur Auszahlung gebracht.

37C2. Presseerkla¨rung des Rates. [Berlin-Spandau, 11. Juni 1953] F: EZA Berlin, 2/1796 (H; Anlage 2 zu 37B). Der Rat der EKD hat das Ergebnis der gestrigen Beratungen zwischen dem Ministerpra¨sidenten Grotewohl und seinen zusta¨ndigen Mitarbeitern und den Vertretern der evangelischen Kirche mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Er sieht in diesem Ergebnis die Erho¨rung vieler Gebete und dankt Gott fu¨r seine Fu¨hrung. Der Rat gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die eingetretene Entspannung weitere Fru¨chte tragen wird.

37C3. „Wort des Rates der EKiD an die Gemeinden“. Berlin, 12. Juni 1953 F: EZA Berlin, 4/449 (H; Anlage 3 zu 37B). – Abdruck: JK 14, 1953, S. 329f; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1953, S. 181f. Der bedeutsame Umschwung, der in der Lage der Evangelischen Kirchen im Osten unseres Vaterlandes eingetreten ist, la¨sst uns die Evangelischen Gemeinden in ganz Deutschland zur Anteilnahme und zur dankbaren Mitfreude aufrufen. Die Erkla¨rungen der Vertreter der Regierung der DDR gegenu¨ber den Vertretern der Kirche bringt die unerwartete Wendung, dass die An135 GBlDDR 1951, Nr. 40 vom 7. April 1951, S. 231.

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37C Anlagen und Beschlusstexte

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feindungen gegen die Junge Gemeinde eingestellt werden und begangene Fehler ru¨ckga¨ngig gemacht werden sollten, dass Massnahmen der Strafverfolgung u¨berpru¨ft werden, dass die beschlagnahmten kirchlichen Anstalten zuru¨ckgegeben werden sollen, und vieles andere mehr. In dieser Stunde danken wir Gott, dass er so viele Erschwernisse, die wir aus seiner Hand genommen haben, in seiner Barmherzigkeit von uns nehmen will. Wir danken Gott, dass er in der hinter uns liegenden Zeit sich lebendige Zeugen fu¨r den Herrn Christus unter den jungen und alten Gliedern der Gemeinde erweckt hat. Wir danken Gott, dass er in der Zeit der Bedra¨ngnis die Verbundenheit der Evangelischen Christen in unserem Volk hat offenbar werden lassen in Gebet und helfender Tat. Aber wir danken Gott auch als seine Gemeinde, dass nun vielen Menschen in der DDR, die durch die a¨usseren Verha¨ltnisse u¨ber ihre Kraft belastet waren, ein Aufatmen geschenkt wird. Lasst uns darum beten, dass wir den Segen, den er uns in der schweren Zeit geschenkt hat, nicht verlieren und nicht mu¨de werden im Ho¨ren auf sein Wort, im Bekennen, in Fu¨rbitte und bru¨derlicher Hilfe, dass wir die Zeit der Erquickung nicht vorbeigehen lassen, ohne die uns darin geschenkten Mo¨glichkeiten in Treue auszunutzen. Noch gibt es unendlich viel Leiden um uns her; noch warten Gefangene und ihre Angeho¨rigen sehnsu¨chtig auf den Tag der Heimkehr; noch zieht sich die trennende Grenze mitten durch unser Volk; noch sind Misstrauen und Feindschaft nicht u¨berwunden. Darum lasst uns nicht mu¨de werden in der steten Fu¨rbitte fu¨r die Menschen, die Verantwortung tragen in unserem Volk und in der Welt, dass Gott ihnen Weisheit schenke, zu tun, was zu seiner Ehre und zu seiner Menschenkinder Bestem dient. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland gez. Dibelius

37C4. Wort des Rates „an alle evangelischen Gemeinden in Deutschland“. Berlin, 12. Juni 1953 F: EZA Berlin, 4/449 (H; Anlage 4 zu 37B). – Abdruck: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 160f. Der bedeutsame Umschwung, der in der Lage unserer evangelischen Kirchen im Osten unseres Vaterlandes eingetreten ist, la¨sst uns die evangelischen Gemeinden in ganz Deutschland zur Anteilnahme und zur dankbaren Mitfreude aufrufen.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Wir haben die Gemeinden des Westens oft gebeten, der Bru¨der und Schwestern in der DDR, der alten und jungen, zu gedenken. Wir haben um Hilfe fu¨r ihre a¨ußeren No¨te gebeten. Wir haben gebeten, die auf schwerste Proben gestellte Junge Gemeinde mit ihrer Fu¨rbitte zu tragen und diejenigen Opfer zu bringen, die die Kirchen brauchen, um den Dienst der Verku¨ndigung, des Jugendunterrichtes und der christlichen Na¨chstenliebe durchzufu¨hren. Wir danken allen, die dieser Bitte Geho¨r geschenkt haben. Es hat sich erwiesen, dass die Liebe Jesu Christi in unserem Vaterland noch eine Macht ist, die u¨ber die Grenzen hinweg, die von Menschen gezogen werden, einigt und verbindet. Viele dieser No¨te bestehen auch heute noch. Und wir bitten, in den Erweisungen der Liebe nicht mu¨de zu werden. Aber es hat sich doch Entscheidendes gea¨ndert. Die jungen Christen, die wegen ihres Bekenntnisses zur evangelischen Kirche von den Schulen verwiesen worden waren, sollen zuru¨ckkehren ko¨nnen. Anstalten, die man der Kirche genommen hatte, sind zuru¨ckgegeben worden. Manchem Pfarrer ist die Mo¨glichkeit wiedergegeben worden, in seiner Gemeinde wieder frei den Dienst zu tun, in dem ihm bisher grosse Schwierigkeiten bereitet worden waren. Auch andere Erleichterungen sind gewa¨hrt oder in Aussicht gestellt worden – und das alles, ohne dass der Kirche irgendwelche Bedingungen gestellt worden wa¨ren. In dieser Stunde wu¨rde es uns nicht anstehen, die Gru¨nde zu ero¨rtern, die zu solchem Umschwung gefu¨hrt haben. Es wu¨rde uns ebensowenig anstehen, den Blick allein auf dasjenige zu richten, was noch nicht erreicht worden ist. Es sind Tatsachen da. Wir ko¨nnen nicht anders, als in diesen Tatsachen die Erho¨rung vieler Gebete zu sehen, die aus den Gemeinden emporgestiegen sind. Eine bitterschwere Zeit liegt hinter den Kirchen in der DDR. In dieser Zeit ist uns viel gna¨dige Durchhilfe von Gott zuteil geworden. Wir haben den ganzen Segen, den Gott in das Leiden der Christen legt, von neuem erfahren. Nun nehmen wir den neuen Anfang dankbar aus Gottes Ha¨nden. Es hat den alten Vers aufs neue wahrgemacht: Wenn die Stunde sich gefunden, bricht die Hilf’ mit Macht herein! In solcher Stunde darf es kein Ru¨hmen von Menschen geben. Nur denjenigen reichen wir dankbar die Hand, denen der Herr Christus die Kraft geschenkt hat, in der schweren Zeit ein klares Zeugnis von seiner Herrlichkeit zu geben. Wir gedenken insbesondere der Glieder der Jungen Gemeinde, die tapfer gestanden und ein gutes Bekenntnis abgelegt haben vor aller Welt. Und nun legen wir die Zukunft getrost in Gottes Ha¨nde. Noch ist sehr viel Not in unserem Volke da. Noch gibt es Ungeza¨hlte, denen bisher nicht hat wirksam geholfen werden ko¨nnen. Das Ziel, dass wir in Freiheit und echtem Frieden wieder ein einiges deutsches Volk werden, liegt noch

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37C Anlagen und Beschlusstexte

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in der Ferne, wenn wir auch hoffen, dass Gott uns diesem Ziel Schritt fu¨r Schritt na¨her bringt. Auf ihn, dessen Hilfe wir soeben wieder erfahren haben, setzen wir unser Vertrauen. Wir wollen nicht mu¨de werden, die Ha¨nde zu ihm zu erheben und fu¨r die Zukunft von Volk und Kirche seine Gnade zu erbitten! Du wirst dein herrlich Werk vollenden, der du der Welten Heil und Richter bist. Du wirst der Menschheit Jammer wenden, so dunkel jetzt dein Weg, o Heilger, ist. Drum ho¨rt der Glaub nie auf, zu dir zu flehn; du tust doch u¨ber Bitten und Verstehn136. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland D. Dr. Dibelius

37C5. Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei. Wiesbaden, 26. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/1796 (Abschrift; Anlage 5 zu 37B). Hiermit besta¨tige ich den Eingang der Niederschrift u¨ber die 36. Sitzung des Rates am 7. und 8. Mai in Berlin. Dieses Protokoll entha¨lt nichts u¨ber einen Beschluss des Rates in Angelegenheit des Briefes, den Propst Gru¨ber an den Bischof von Chichester gerichtet hat137. Inzwischen ist aber durch die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei ein Schreiben von Bischof Dibelius138 verbreitet worden, das an den Bischof von Chichester gerichtet ist und das sich gegen den Brief von Propst Gru¨ber wendet. Ich bitte um der Ordnung willen, dass in der Niederschrift, die den Ratsmitgliedern zugegangen ist, der Beschluss, in dessen Ausfu¨hrung der Brief von Bischof Dibelius geschrieben wurde, auch aufgefu¨hrt wird. Im u¨brigen bitte ich die Kirchenkanzlei, dem Herrn Ratsvorsitzenden zur Kenntnis zu bringen, dass ich einstweilen im Namen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Verwahrung einlege gegen den Beschluss betr. Technisches Hilfswerk: Es ist nicht Angelegenheit der evangelischen Kirche, „ihren Verba¨nden eine aktive Beteiligung am THW zu empfehlen“. 136 EG 241,8. 137 37E6. 138 37E8.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Des weiteren erhebe ich Widerspruch gegen den Beschluss zu Punkt 4, Seelsorge in etwaigen deutschen milita¨rischen Verba¨nden. Die evangelische Kirche hat sich mit derartigen Fragen solange nicht zu bescha¨ftigen, als es keine milita¨rischen Verba¨nde gibt, und solange es nicht einmal feststeht, ob milita¨rische Verba¨nde verfassungswidrig sind oder nicht. Wenn aber fu¨r Milita¨rseelsorge gesorgt werden muss, dann kann der Ausschuss, der diese Frage pru¨ft, unmo¨glich aus lauter ehemaligen Feldgeistlichen und Parteimitgliedern bestehen. Und dass die evangelische Kirche einen „Feldgeneralvikar“ stellt, das du¨rfte immerhin nicht nur ein Novum, sondern auch ein gewisses Non-plus-ultra bedeuten. Ausserdem widerspreche ich dem Beschluss, dass Oberkirchenrat Herntrich im Auftrage des Rates nach Rom fa¨hrt, um Geba¨udefragen zu kla¨ren. Endlich teile ich mit, dass ich auf Grund einer perso¨nlichen Einladung an dem Altkatholiken-Kongreß in Mu¨nchen vom 1. bis 5. September 1953 teilnehmen werde. Ich werde dort als Vertreter fu¨r die o¨kumenischen Beziehungen der Evangelischen Kirche in Deutschland den Gruss der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨berbringen. gez. D. Niemo¨ller 37C6. Beihilfeplan fu¨r das Jahr 1953/54. [Berlin-Spandau, 11./12. Juni 1953] F: EZA Berlin, 2/1796 (H; Anlage 6 zu 37B). A) Gesamtkirchliche Werke, Verba¨nde und Einrichtungen Lfd. Bedarfstra¨ger Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Ma¨nnerarbeit der EKD Frauenarbeit der EKD Deutscher ev. Frauenbund Frauenhilfe der EKD, Potsdam Jugendarbeit der EKD (durch Jugendkammer) Jungenwacht Evang. Studentengemeinde Burckhardthaus West, Gelnhausen Arbeitsgem. f. ev. Kinderpflege Arbeitsgem. f. Geho¨rlosenseelsorge Verband fu¨r Kindergottesdienst

Im Vorjahr bewilligt 5.000 4.500 1.500 1.500 6.000 – 19.000 5.000 5.000 1.000 1.000

139 Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 5.000.– DM. 140 Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 5.000.– DM.

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fu¨r 1953/54 bewilligt 5.000 7.000139 1.500 1.500 8.000 (s. Nr. 5) 15.000 8.000140 5.000 1.000 1.000

329

37C Anlagen und Beschlusstexte 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

Konferenz d. ev. Strafanstaltspfarrer Ev. Eltern- und Erziehertag Ausschuss „Film und Bild in der religionspa¨dagogischen Literatur“ Posaunenwerk Verband ev. Kirchencho¨re Central-Ausschuß f. Innere Mission Ev. Auswandererfu¨rsorge Seemannsmission Arbeitsgem. f. Volksmission Ev. Sozialakademie Friedewald Konfessionskundl. Institut Bensheim Studiengemeinschaft Ev. Akademien Konvent der Heimvolkshochschulen Verband ev. Bu¨chereien Ev. Bibliotheksschule Go¨ttingen Pala¨stinawerk Dtsch. ev. Institut f. Altertumswissenschaft im heiligen Lande Institut Jud. Delitzschianum Dtsch. Bibelarchiv, Hamburg

– – 1.000

1.000141 –142 1.000

1.000 – 25.000 2.000 500 3.000 10.000 20.000 6.000 – 4.000 2.000 – –

1.000 500 25.000 2.000 1.000 3.000 40.000 20.000 10.000 4.000143 4.000144 4.000145 146

15.000147

2.000 1.000

Summe A:

127.000

2.000 1.000 187.500148

B.) Sonstige Bedarfstra¨ger Lfd. Bedarfstra¨ger Nr. 1. 2. 3. 4. 141 142 143 144 145 146 147 148 149

Christophorus-Stift Hemer (fu¨r Forschungsauftrag Jellinghaus) Soziale Frauenschule Berlin (f. gesamtkirchl. Sonderaufgaben) Ma¨dchenbibelkreise Wu¨rttemberg (f. gesamtkirchl. Sonderaufgaben) Kirchliche Hochschule Wuppertal

Im Vorjahr bewilligt

fu¨r 1953/54 bewilligt

1.000

1.000

500

500

500

500



Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 2.000.– DM. Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 1.000.– DM. Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 7.000.– DM. Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 5.000.– DM. Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 5.000.– DM. Ansatz der Vorlage der Kirchenkanzlei: 10.000.– DM. In der Vorlage der Kirchenkanzlei kein Ansatz. Summe der Beihilfen in der Vorlage der Kirchenkanzlei: 184.500.– DM. In der Vorlage der Kirchenkanzlei als fu¨r 1953/54 bereits bewilligt verzeichnet.

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3.000149

330 5. 6. 7. 8. 9. 10.

37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953 Kirchenrechtl. Seminar Erlangen Arbeitsgemeinschaft Friedhof u. Denkmal Otto-Bartning-Stiftung f. bild. Ku¨nste Bauverein d. Geda¨chtniskirche in Speyer Johann-Walter-Gesamtausgabe (Ba¨renreiterVerlag) Druck der dtsch. Kurzfassung des Werkes u¨ber Ausbreitung des Christentums v. Latourette (Bearb. Prof. Dr. Honig) Summe B:

500 – – – –

500 500 1.000 – 2.000





2.500

9.000

Zusammenstellung: Summe A: Summe B: Reserve:

187.500 9.000 28.500

Gesamtsumme:

225.000

37D Vorlagen und Antra¨ge 37D1. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder und die Leitungen sa¨mtlicher Gliedkirchen. Berlin, 5. Juni 1953 F: EZA Berlin, 81/1/8 (H). Wie bekannt geworden, hat Herr Ministerpra¨sident Grotewohl die Absicht gea¨ußert, die evangelischen Pfarrer im Bereich der Deutschen Demokratischen Republik zu einer Versammlung nach Leipzig zusammenzurufen, um ihnen seine Auffassung von der kirchlichen Lage darzulegen. Aus diesem Anlaß hat die Konferenz der Evangelischen Landeskirchen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik am 4. Juni d. J. den anliegenden Beschluß gefaßt150. Der Beschluß ist Herrn Ministerpra¨sidenten Grotewohl durch den Bevollma¨chtigten des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik Herrn Propst D. Gru¨ber heute u¨berreicht worden. Abdruck u¨bersenden wir mit der Bitte um Kenntnisnahme D. Dr. Karnatz

150 37D2.

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37D Vorlagen und Antra¨ge

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37D2. „Beschluß der Konferenz der Evangelischen Landeskirchen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik vom 4. Juni 1953“. O. O., [4. Juni 1953] F: EZA Berlin, 81/1/8 (H; Anlage zu 37D1). – Abdruck: F. Merzyn, Kundgebungen, S. 159. Im Blick auf die Verlautbarung des Presseamtes bei dem Ministerpra¨sidenten der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik u¨ber eine Besprechung des Herrn Ministerpra¨sidenten Grotewohl mit einem Kreis evangelischer Pfarrer erkla¨ren wir: 1) Zur Beseitigung der gegenwa¨rtigen schweren Spannungen, die zwischen Staat und Kirche bestehen, schlagen wir die Aufnahme eines unmittelbaren Gespra¨chs zwischen der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und den Kirchenleitungen vor. Wir begru¨ßen jeden Schritt, der geeignet ist, die Spannung zu vermindern oder zu beseitigen. Wir machen aber darauf aufmerksam, daß zu verantwortlichen Verhandlungen nur die rechtma¨ßig gebildeten Organe der Kirche befugt sind. Diese sind dazu bereit. 2) Wir schlagen vor, daß der Staat und die Kirchenleitungen Vertreter bestimmen, die mit dem Ziel einer Bereinigung in gemeinsamer Beratung in eine Ero¨rterung der gegen die Kirche gerichteten Vorwu¨rfe und der vom Staat getroffenen Maßnahmen eintreten. Vonseiten der Kirche wu¨rden dabei vor allem folgende Punkte vorgetragen werden: a) die Verhaftung und Verurteilung kirchlicher Amtstra¨ger und Mitarbeiter, b) die U¨bernahme der Verwaltung kirchlicher Anstalten seitens des Staates, c) die Maßnahmen gegen Glieder der Jungen Gemeinden und der Studenten-Gemeinden, d) die Behinderungen des kirchlichen Lebens. 3) Wir halten eine unmittelbare Aussprache zwischen Vertretern der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und kirchlichen Amtstra¨gern nur dann fu¨r mo¨glich, wenn die Einladung dazu von den Kirchenleitungen ausgeht und die Leitung der Versammlung bei Vertretern der Kirche liegt. Wir halten u¨berdies eine solche Versammlung auch nur dann fu¨r sinnvoll und fo¨rderlich, wenn sie einen u¨bersehbaren Umfang hat, sodaß eine wirklich umfassende Aussprache stattfinden kann. Andernfalls ko¨nnen wir unseren Pfarrern und den u¨brigen Dienern der Kirche die Teilnahme an einer solchen Aussprache nicht empfehlen.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

37D3. Schreiben Gru¨bers an den Ratsvorsitzenden. Berlin, 19. Mai 1953 F: EZA Berlin, 81/1/2 (O). Hochverehrter Herr Bischof! Mit anderen Umdrucken der Kirchenkanzlei erhielt ich den Umdruck KB I 1281/53 I,151 der Ihren Brief an den Bischof von Chichester entha¨lt. Es befremdet mich sehr, daß mir auf diese Weise mitgeteilt wird, was der Rat u¨ber mich beschlossen hatte. Daß man mir nicht Gelegenheit gab, zu dem Ergebnis der Beratungen Stellung zu nehmen, ist ja schon außergewo¨hnlich. Sie selbst sagten mir vor der Ostkonferenz ganz kurz, der Rat habe Sie beauftragt, an Ehlers einen Brief zu schreiben, „man sei ja immerhin von Bonn abha¨ngig“. Nun erfahre ich, daß nicht nur ein Brief an Bischof Chichester geschrieben wurde, sondern daß auch fu¨r eine mo¨glichst weitgehende Verbreitung dieses Briefes gesorgt wird. Nicht nur Dr. Ehlers kann jeden ihm geeignet erscheinenden Gebrauch von diesem Brief machen, sondern der Brief ist auch an Bischof Weskam [richtig: Weskamm] weitergegeben. Diese Dinge veranlassen mich, Sie zu bitten, mich unmittelbar von dem Amte eines Bevollma¨chtigten zu entbinden. Ich bitte, mir mitteilen zu wollen, an wen ich meine Gescha¨fte u¨bergeben soll. Dr. Scheffer, mein bisheriger Stellvertreter, wird ja auch, wie ich Ihnen bereits mitteilte, baldigst ausscheiden mu¨ssen. Mit vorzu¨glicher Hochachtung ergebenst D. H. Gru¨ber [m. p. ]

37D4. Schreiben der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an den Rat. Dresden, 20. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (Abschrift). Betr.:

Fu¨hlungnahme gema¨ss Art. 11 der Grundordnung u¨ber die Bestellung des Vorsitzenden der Kirchenleitung

Nach § 1 unseres Kirchengesetzes u¨ber die Wahl des Landesbischofs und des Pra¨sidenten des Landeskirchenamtes vom 28. Ma¨rz 1953, Amtsblatt S. A22152, das dem Rat gema¨ss Art. 12 der Grundordnung vorgelegen hat, 151 EZA Berlin, 4/469. 152 ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 108.

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beschliesst die Kirchenleitung, wer zur Wahl als Landesbischof vorgeschlagen werden soll, nachdem sie den A¨ltestenrat der Landessynode, die Superintendenten und die Kirchenamtsra¨te in einer gemeinsamen Beratung geho¨rt hat. Dieses Geho¨r ist geschehen und die Kirchenleitung hat daraufhin beschlossen, zur Wahl als Landesbischof die Herren Oberlandeskirchenrat Lic. Noth – Dresden und Professor D. Sommerlath – Leipzig vorzuschlagen. Die Wahl selbst soll in der am 15. Juni zusammentretenden Landessynode vorgenommen werden. Dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland wird dies hiermit unter Bezugnahme auf die in Art. 11 der Grundordnung153 vorgesehene Fu¨hlungnahme mitgeteilt und weiter dazu bemerkt, dass der Pra¨sident der Landessynode nach der Gescha¨ftsordnung gehalten ist, die Mitglieder spa¨testens Anfang Juni zu dieser Tagung einzuladen. Bei dieser Einladung wird er auch die Namen der beiden Vorgeschlagenen den Synodalen bekanntgeben mu¨ssen. Im u¨brigen darf noch bemerkt werden, dass in dem genannten Kirchengesetz fu¨r jedes Mitglied des Wahlko¨rpers (Landessynode und Landeskirchenamt) die Mo¨glichkeit besteht, seinerseits einen Vorschlag einzubringen, der der Unterstu¨tzung durch mindestens 9 weitere Mitglieder des Wahlko¨rpers bedarf. Mit Ru¨cksicht auf diese Mo¨glichkeit seien hier auch die Namen genannt, die bei dem Geho¨r des in § 1 Abs. 2 des Kirchengesetzes genannten Kreises besonders hervorgetreten sind: Propst Hildebrand [richtig: Hildebrandt ] (Pra¨sident der APU-Kanzlei Berlin) Professor D. Dr. Ihmels – Leipzig Generalsuperintendent Dr. Krummacher – Berlin (Reihenfolge alphabetisch). Da die fu¨r den 11. und 12. Juni anberaumte Sitzung des Rates noch vor unserer Wahlsynode liegt, werden Herr Landesbischof D. Hahn und Herr Synodalpra¨sident Mager wohl Gelegenheit haben, vorsorglich auch insoweit noch mit dem Rat Fu¨hlung zu nehmen. In Vertretung D. Kotte

153 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 111.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

37D5. Schreiben der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an den Rat. Dresden, 27. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (Abschrift). Betr.:

Nachtrag zum Schreiben vom 20. Mai 1953154 – Fu¨hlungnahme gema¨ss Artikel 11 der Grundordnung.

Der im Schreiben vom 20. Mai 1953 zum Vorschlag fu¨r die Wahl des Landesbischofs mitgenannte Herr Professor D. Sommerlath – Leipzig teilt der Kirchenleitung soeben in dem in Abschrift beiliegenden Schreiben vom 26. Mai 1953155 mit, dass er sich zu der Bitte entschlossen habe, fu¨r die bevorstehende Wahl von ihm abzusehen. Nach Lage der Dinge wird sich die Kirchenleitung nun lediglich in der Lage sehen, der Synode zur Wahl als Landesbischof Herrn Oberlandeskirchenrat Lic. Noth – Dresden vorschlagen zu ko¨nnen. Im u¨brigen darf auf das Schreiben vom 20. Mai 1953 Bezug genommen werden. Abschrift von diesem Schreiben mit Anlage wird gleichzeitig auch an die Kirchenkanzleien gegeben. hierzu: 1 Anlage In Vertretung gez. D. Kotte

37D6. Schreiben Sommerlaths an die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Markkleeberg, 26. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (Abschrift; Anlage zu 37D5). Die mir am 18. d. Mts. durch Herrn Oberlandeskirchenrat Knospe perso¨nlich u¨berbrachte Mitteilung, dass die Kirchenleitung beschlossen hat, Herrn Oberlandeskirchenrat Lic. Noth und mich fu¨r die Wahl zum Landesbischof vorzuschlagen, hat mich bewegt und ich danke von Herzen fu¨r das darin zum Ausdruck kommende Vertrauen. Wenn ich mir auf die Frage, ob ich bereit sei, mich zur Wahl aufstellen zu lassen, die Antwort noch vorbehielt und sie erst heute geben kann, so liegt das daran, dass ich durch Erwa¨gungen hindurchgehen musste, die mir sehr schwer geworden sind. Ich habe mich nun entschlossen, die Kirchenleitung zu bitten, fu¨r die bevorstehende Wahl von mir abzusehen. Ich 154 37D4. 155 37D6.

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bin zu diesem Entschluss vor allem auch durch die Bitte der Theologischen Fakulta¨t Leipzig bestimmt worden, auf ihre besondere Lage Ru¨cksicht zu nehmen. Ich bitte herzlich, meinem Entschluss Versta¨ndnis entgegenzubringen und mir zu glauben, dass ich das Gewicht der an mich gestellten Frage ernstlich erwogen habe. Mo¨chte Gott geben, dass ich damit den rechten Weg gehe, und mo¨chte er die bevorstehende Wahl zu einem guten Ende fu¨hren, damit sein Wille geschehe. In aufrichtiger Verbundenheit des Glaubens gez. D. Sommerlath

37D7. Schreiben der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens an den Rat. Dresden, 2. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (Abschrift). Betrifft: Fu¨hlungnahme gema¨ss Art. 11 der Grundordnung u¨ber die Bestellung des Vorsitzenden der Kirchenleitung In Erga¨nzung unseres Schreibens vom 20. Mai 1953 – KL 111156 – teilen wir mit, dass Herr Professor D. Sommerlath, Leipzig, darum gebeten hat, im Bezug auf die Wahl als Landesbischof von seiner Person abzusehen. Die Kirchenleitung hat daraufhin in einer neuen Sitzung am 1. Juni beschlossen, nunmehr neben Herrn Oberlandeskirchenrat Lic. Noth Herrn Missionsdirektor Professor D. Dr. Ihmels, Leipzig, vorzuschlagen. Dieser hat auf Befragen um einige Tage Bedenkzeit gebeten. Wir bitten, diesen Vorschlag bei der Sitzung am 11. bezw. 12. Juni 1953 mit zu ero¨rtern. gez. D. Hahn

37D8. Schreiben Brunottes an den Ratsvorsitzenden. Hannover, 5. Juni 1953 F: EZA Berlin, 81/1/8 (O). Hochwu¨rdiger Herr Bischof! In Sachen Reinmuth (Rhumspringe) besta¨tige ich dankend den Empfang 156 37D4.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

Ihres Stuttgarter Schreibens vom 28. 5. 1953157 mit der beigefu¨gten A¨usserung von Oberkonsistorialrat D. Dr. Gerstenmaier158. Wir haben Herrn Professor D. Dr. Smend sogleich durch U¨bersendung von Abschriften beider Schreiben unterrichtet. Dieser legt gleichwohl Wert darauf, dass die Sache in der Ratssitzung am 11. Juni besprochen wird. Ich darf Ihnen gegenu¨ber, Herr Bischof, nochmals zum Ausdruck bringen, dass die Kirchenkanzlei sich in dieser Sache darauf beschra¨nkt hat, die von dem Ratsmitglied Professor Smend verlangten aufkla¨renden A¨usserungen des Zentralbu¨ros des Hilfswerks und des Oberkonsistorialrats Dr. Gerstenmaier bezu¨glich eines Geru¨chtes, das dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks und Herrn Professor Smend zur Kenntnis gelangt war, herbeizufu¨hren. Die Kirchenkanzlei hat sich hierbei telefonisch und schriftlich in vollem Einvernehmen mit dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks gehalten und sich auch bei dem mu¨ndlichen Vortrag Ihnen gegenu¨ber auf die Wiedergabe der Darstellung beschra¨nkt, die das Zentralbu¨ro des Hilfswerks uns gegeben hatte. Es ist natu¨rlich nicht die Aufgabe der Kirchenkanzlei, Geru¨chte zu glauben oder zu bezweifeln. Es ist aber ihre unabweisbare Aufgabe, um die Aufkla¨rung von Geru¨chten besorgt zu sein, die geeignet sind, das kirchliche Ansehen zu scha¨digen. Eine Voreingenommenheit gegen das Hilfswerk besteht bei uns nicht. Mit ehrerbietigem Gruss Ihr Ihnen ganz ergebener Brunotte [m. p. ]

37D9. Schreiben des Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes und des Hilfswerks an den Rat. O. O., 3. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/5126 (O). Betreff: Lutherischer Weltdienst. Anlage: 1159 Dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland wird hiermit die beiliegende Vereinbarung mit der Bitte um Kenntnisnahme vorgelegt. 157 EZA Berlin, 2/5123. 158 Schreiben Gerstenmaiers an den Ratsvorsitzenden vom 28. Mai 1953 (Ebd.). 159 37D10.

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Seitens des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes ist die Vereinbarung von den Vertretern aller angeschlossenen Kirchen beraten und gutgeheißen worden. Von Seiten des Hilfswerks als des anderen Vertragspartners wurde u¨ber die vorgesehene Zusammenarbeit dem Hilfswerk-Ausschuss durch den Leiter des Zentralbu¨ros anla¨sslich der letzten Sitzung im Januar mu¨ndlich Bericht erstattet. Ausserdem wurde die Vereinbarung den Herren Bevollma¨chtigten, soweit sie nicht bereits als Vertreter Lutherischer Gliedkirchen mit den Vorberatungen befasst waren, schriftlich zur Kenntnis gebracht. Es ist die U¨berzeugung beider Vertragspartner, dass mit dieser Vereinbarung nicht nur dem geltenden Kirchengesetz in allen Stu¨cken entsprochen, sondern auch die Grundlage fu¨r eine fruchtbare Zusammenarbeit gelegt wird. Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees wird der Sitzung des Rates perso¨nlich beiwohnen und ist bereit, mu¨ndliche Erla¨uterungen zu geben. Sollte auch die Anwesenheit des Leiters des Hilfswerks fu¨r notwendig erachtet werden, so ha¨lt sich dieser ebenfalls zur Teilnahme bereit. D. Meiser D.D. [m. p. ] Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes Dr. Krimm [m. p. ] Leiter des Zentralbu¨ro[s ] des Hilfswerks 37D10. Vereinbarung zwischen dem Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes und dem Hilfswerk der EKD. Stuttgart, o. D., Mu¨nchen, 1. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/5126 (H; Anlage zu 37D9). Vereinbarung Zwischen dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes, vertreten durch dessen Vorsitzenden in Mu¨nchen, und dem Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland, vertreten durch den Leiter des Zentralbu¨ros in Stuttgart, wird – vorbehaltlich der Besta¨tigung durch den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland – folgende Vereinbarung getroffen:

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§1 Gegenstand der Vereinbarung ist die Zusammenarbeit zwischen dem vom Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes am 12. Dezember 1952 gegru¨ndeten deutschen Zweig des Lutherischen Weltdienstes mit dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland. §2 Die Aufgaben des Lutherischen Weltdienstes in Deutschland ergeben sich aus der beigefu¨gten „Ordnung des Lutherischen Weltdienstes – Deutscher Hauptausschuss –“ vom 12. Dezember 1952 (Anlage I)160, insbesondere aus den Abschnitten I, 2 und 3, II, 2 und 3 und IV. §3 (1) Der Hauptausschuss und der Beauftragte des Lutherischen Weltdienstes werden gema¨ss Abschnitt II, 3 und IV der „Ordnung“ mit dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks enge Fu¨hlung halten und zusammenarbeiten. (2) Die Zusammenarbeit erstreckt sich a) auf die Teilnahme von Vertretern des Zentralbu¨ros an den Sitzungen des Hauptausschusses gema¨ss Abschnitt III, 3 der „Ordnung“, b) auf den Austausch von Erfahrungen, c) auf Vereinbarungen u¨ber die Abgrenzung der beiderseitigen Arbeitsgebiete und u¨ber eine gegenseitige Unterstu¨tzung und Fo¨rderung, d) auf Vereinbarungen zur Vermeidung von Doppelbetreuungen oder von Lu¨cken in der Hilfsarbeit, e) auf Abmachungen bezu¨glich einer Vertretung gemeinsamer Anliegen bei staatlichen und anderen o¨ffentlichen Stellen. (3) Der Hauptausschuss und der Beauftragte sind im Rahmen der „Ordnung“ bezw. der Dienstanweisung des Beauftragten allein dem Deutschen Nationalkomitee fu¨r ihre Beschlu¨sse bezw. Massnahmen verantwortlich. Sie fu¨hren ihren Schriftwechsel unmittelbar mit der Abteilung Lutherischer Weltdienst in Genf, mit dem Vorsitzenden des Deutschen Nationalkomitees und mit den nach Abschnitt II, 4 der „Ordnung“ von den Mitgliedkirchen bestimmten Arbeitsstellen.

160 ADW Berlin, ZB 259.

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§4 (1) Der Beauftragte des Lutherischen Weltdienstes – Deutscher Hauptausschuss – hat seinen Sitz in Stuttgart. Er fu¨hrt eine eigene Registratur und Kasse. (2) Das Zentralbu¨ro des Hilfswerks u¨berla¨sst ihm auf seinen Antrag in seinem Dienstgeba¨ude zwei bis drei angemessene Ra¨ume und ermo¨glicht ihm und seinen Angestellten die Mitbenutzung seiner Einrichtungen (Telefon, Pfo¨rtnerdienst, Vervielfa¨ltigungsapparat usw.). (3) Fu¨r die Benutzung der Ra¨ume und der sonstigen Einrichtungen zahlt das Deutsche Nationalkomitee an das Zentralbu¨ro eine noch zu vereinbarende Miete. (4) Die Einrichtung und Ausstattung der Ra¨ume sowie die Beschaffung des laufenden Bu¨romaterials ist Sache des Deutschen Nationalkomitees. §5 Besondere Unkosten, die sich u¨ber die vorstehenden §§ hinaus ergeben, werden vom Deutschen Nationalkomitee nach Vereinbarung mit dem Zentralbu¨ro getragen. §6 (1) Das Zentralbu¨ro erkla¨rt sich bereit, den Beauftragten des Lutherischen Weltbundes in devisenrechtlichen Fragen zu beraten, ihm bei der Transferierung von Spendengeldern und der Uebermittlung von Sachspenden sowie bei der Ueberweisung von Geldern aus dem deutschen Wa¨hrungsgebiet in ein anderes behilflich zu sein. (2) Das Zentralbu¨ro ist dabei gehalten, Dritten gegenu¨ber hinsichtlich der Art und des Umfangs der Spenden bezw. der Zahlungen Vertraulichkeit zu wahren, sie auch nicht in der Jahresrechnung oder der Bilanz des Hilfswerks auszuweisen. §7 Die Vertragsschließenden behalten sich vor, aus der Praxis der Zusammenarbeit sich ergebende Erga¨nzungen oder Aba¨nderungen dieser Vereinbarung im gegenseitigen Einvernehmen schriftlich niederzulegen. §8 Diese Vereinbarung kann von beiden Beteiligten mit einer Frist von 3 Monaten zum 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober geku¨ndigt werden.

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Stuttgart, den

1953

Das Zentralbu¨ro des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland

Mu¨nchen, den 1. Mai 1953 gez.: D. Meiser D. D. Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes

Zusatzprotokoll zu der Vereinbarung zwischen dem Deutschen Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes und dem Zentralbu¨ro des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Deutschland Die in § 3, § 4, 1 u. 2 und § 6, 1 u. 2 aufgestellten Richtlinien u¨ber die Zusammenarbeit sind so zu verstehen, dass sich der Lutherische Weltdienst der Fachkra¨fte des Evangelischen Hilfswerks bedient, insbesondere auch der Mitarbeit bei der Transferierung. Soweit lutherische Spenden im Jahresbericht des Evangelischen Hilfswerks ausgewiesen werden sollen, geschieht es nur im Einvernehmen mit dem Beauftragten des Lutherischen Weltdienstes. Im Blick auf die o¨kumenischen Stellen in Genf soll eine gegenseitige Information erfolgen.

37D11. Antrag des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Boppard an den Rat. Boppard, 18. September 1952 F: EZA Berlin, 2/5114 (H). Betrifft: A¨nderung der Bekenntnisgrundlage der evangelischen Kirche im Rheinland. Im Auftrage des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Boppard habe ich dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland folgende Beschwerde vorzutragen: Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat in ihrer zweiten Tagung am 2. Mai 1952 eine neue Kirchenordnung beschlossen161. In dieser Ordnung ist die Bekenntnisgrundlage der bisher geltenden Kirchenordnung fu¨r die evangelischen Gemeinden der Provinz West161 ABlEKD 1952, Nr. 8 vom 15. August 1952, S. 167–182.

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falen und der Rheinprovinz vom 6. November 1923162 § I–III durch die Grundartikel der neuen Kirchenordnung § I–IV ersetzt. Dadurch ist die Bekenntnisgrundlage der rheinischen Kirche nicht nur nach ihrem Wortlaut, sondern auch nach ihrem Inhalt gea¨ndert. Gegen die A¨nderung der Bekenntnisgrundlage, die die Synode in ihrer ersten Lesung vom 21.–26. Oktober 1951 beschlossen hatte, hat der unterzeichnete Vorsitzende des Presbyteriums bereits in einem Offenen Brief an Herrn Oberkirchenrat Lic. Dr. Beckmann in Du¨sseldorf (Ev.luth. Kirchenzeitung 1952, Nr. 1 S. 11)163 Einspruch erhoben. Der lutherische Konvent im Rheinland hat sich dadurch veranlasst gesehen, verschiedene theologische Fakulta¨ten um ihre Stellungnahme zu bitten. Von diesen Gutachten haben besonders diejenigen der Fakulta¨ten Mu¨nster (unterzeichnet von ihren lutherischen Mitgliedern)164 und Erlangen165 in ausfu¨hrlicher Stellungnahme die von mir erhobenen Bedenken besta¨tigt. Gleichwohl hat die Landessynode die Grundartikel in nur wenig vera¨nderter Form angenommen, ohne den vorgetragenen Bedenken in ausreichender Weise Rechnung zu tragen. Die sachlichen Unterschiede in den Aussagen der Pra¨ambel und der Grundartikel werden aus der im folgenden gegebenen Gegenu¨berstellung ersichtlich: 1) Die Grundartikel stellen in Absatz I eine gemeinsame Bekenntnisgrundlage der gesamten rheinischen Kirche fest. Ihr Inhalt (Bekenntnis zu Christus, der Heiligen Schrift, altkirchliche Glaubensbekenntnisse, Theologische Erkla¨rung von Barmen, conf. Aug. VII) braucht hier nicht im einzelnen ero¨rtert zu werden. Erwa¨hnt sei nur, dass hier die Theologische Erkla¨rung der Bekenntnissynode von Barmen genannt wird, die die Pra¨ambel von 1923 nicht kennt. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Erkla¨rung von der Synode als ein Unionsbekenntnis verstanden wurde. Dabei ist nicht beachtet, dass sie seinerzeit von der Barmer Synode den Bekenntniskonventen zur Erarbeitung verantwortlicher Auslegung u¨bergeben worden ist. Das bedeutet, dass sie von den verschiedenen Bekenntnissen her verschieden interpretiert werden muss, den Konsensus der Bekenntnisse mithin nicht ausdru¨cken kann. Als Unionsbekenntnis verstanden wu¨rde sie den Bekenntnisstand der rheinischen Kirche vera¨ndern. Ausdru¨cklich wird dann am Anfang von Grundartikel II gesagt, dass „auf diesem Grunde alle Gemeinden der Evangelischen Kirche in Rheinland in einer Kirche verbunden sind“. Am Schlusse der Grundartikel heisst es: „In dieser Bindung an Schrift und Bekenntnis, die auch fu¨r die Setzung 162 „Kirchenordnung fu¨r die evangelischen Gemeinden der Provinz Westfalen und der Rheinprovinz, in der Fassung vom 6. November 1923“ (KGVBl 48, 1924, S. 166–223). 163 W. Mundle, Offener Brief, S. 11. 164 INLL 2, 1953, S. 37ff. 165 Nicht ermittelt.

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und Anwendung ihres gesamten Rechtes grundlegend ist, gibt sich die Evangelische Kirche im Rheinland die folgende Ordnung“. Ebenso urteilt sie gema¨ss Artikel 1 der „Einleitenden Bestimmungen“ u¨ber die Lehre. Die Evangelische Kirche im Rheinland ist also eine Kirche, die ein gemeinsames Bekenntnis besitzt. Nach § I der Pra¨ambel von 1923 gru¨ndet sich die rheinische Kirche auf die Heilige Schrift als die alleinige und vollkommene Richtschnur ihres Glaubens, ihrer Lehre und ihres Lebens und erkennt die fortdauernde Geltung ihrer Bekenntnisse an. Die in § II folgende Aufza¨hlung zeigt, dass die inhaltliche Verschiedenheit der Bekenntnisse nicht bestritten wird. Zu dem Gemeinsamen der beiderseitigen (lutherisch und reformierten) Bekenntnisse bekennt sich nur ein Teil der unierten Gemeinden. Inhaltlich ist diese Gemeinsamkeit nicht na¨her bezeichnet. Daraus ergibt sich, dass die allen Gemeinden gemeinsame Glaubensgrundlage lediglich die Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes ist. 2) Die Grundartikel erkennen zwar die fortdauernde Geltung der reformatorischen Bekenntnisse an, machen aber deutlich, dass diese Geltung durch den in Artikel I ausgesprochenen Konsensus Einschra¨nkungen unterliegt. Jeder Pfarrer und jede Gemeinde muss ja durch ihre Zugeho¨rigkeit zur rheinischen Kirche sowohl den in Artikel I ausgesprochenen Konsensus bejahen, als auch auf der jeweiligen fu¨r die Gemeinde geltenden Bekenntnisgrundlage stehen. Welches Bekenntnis soll aber fu¨r das kirchliche Handeln bestimmend sein? Es ist keine Frage, dass das Bekenntnis der Kirche Vorrang hat. Der Schlussabsatz des Grundartikel III macht das deutlich: „Die Evangelische Kirche im Rheinland ruft ihre Gemeinden auf, das Glaubenszeugnis der Bru¨der anderen Bekenntnisses zu ho¨ren, in gemeinsamer Beugung unter die Wahrheit und Verheissung des Wortes Gottes, die in den Bekenntnissen begru¨ndeten Lehrunterschiede zu tragen und im gemeinsamen Bekennen des Evangeliums zu beharren und zu wachsen.“ Das Ho¨ren auf das Zeugnis der Bru¨der anderen Bekenntnisses ist fu¨r die Synode mit der Treue zum Bekenntnis vereinbar; die Lehrunterschiede des Bekenntnisses schliessen ein gemeinsames Bekennen des Evangeliums nicht aus. Sie sind also letztlich doch nicht im Evangelium begru¨ndet; im Glauben an die Verheissung des Wortes Gottes besteht die „Gewissheit, dass die Wahrheit des Wortes Gottes die Verheissung bei sich hat, das unter uns bestehende verschiedene Versta¨ndnis zu u¨berwinden“. So lautet die Interpretation, die Joachim Beckmann (Ev.-luth. Kirchenzeitung 1952 Nr. 16 S. 307) den Grundartikeln gegeben hat166. Diese U¨berwindung ist also das Ziel, das anzustreben die rheinische Kirche aufgerufen wird. Der Anfang zu dieser U¨berwindung ist in 166 J. Beckmann, Ordnung, S. 307.

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dem gemeinsamen Bekennen des Evangeliums bereits gemacht. Es ist keine Frage, dass durch dieses Versta¨ndnis des Evangeliums die absolute Geltung der reformatorischen Bekenntnisse eingeschra¨nkt wird. Die Pra¨ambel der rheinischen Kirchenordnung von 1923167 hinwiederum entha¨lt keine Aussage, die die Geltung der reformatorischen Bekenntnisse irgendwie einschra¨nkt. Vielmehr stellt die in § III gegebene Definition der Union die Verschiedenheit des Bekenntnisstandes der rheinischen Gemeinden ausdru¨cklich fest. Die Union besteht darin, dass unbeschadet dieser Verschiedenheit alle Gemeinden Gemeinschaft in der Verku¨ndigung des go¨ttlichen Wortes und der Sakramente pflegen. Ebenso stehen sie mit gleicher Berechtigung in einem Kreis- und Synodalverband und unter derselben ho¨heren Verwaltung. § III der Pra¨ambel sagt zwar, dass alle Gemeinden Glieder einer evangelischen Kirche sind; er sagt aber nicht, dass diese Kirche den Anspruch erheben darf, Kirche im Sinne von conf. Aug. VII zu sein, wie das die Grundartikel fu¨r die rheinische Kirche in Anspruch nehmen. Dagegen haben sich die Gutachten von Erlangen und Mu¨nster von den Voraussetzungen des lutherischen Bekenntnisses aus gewandt. Gegen die Feststellung des Mu¨nsterer Gutachtens, dass die rheinische Kirche keine Kirche im Sinne des lutherischen Bekenntnisses, sondern ein Kirchenbund bekenntnisverschiedener Gemeinden ist, die ausser der Anerkennung der Heiligen Schrift keine gemeinsame Bekenntnisgrundlage haben, wird sich von § I–III der Pra¨ambel aus nichts einwenden lassen. Durch die Formulierung des in Grundartikel I ausgesprochenen Konsensus unterscheidet sich der Inhalt der Bekenntnisaussagen in den Grundartikeln und in der Pra¨ambel. Das haben die Gutachten von Mu¨nster und Erlangen klargestellt. Indem die Grundartikel den Zusammenhang von Bekenntnis und Ordnung herausheben, wird deutlich, dass die Grundartikel ein integrierender Bestandteil der neuen Kirchenordnung sind. Da die Pra¨ambel von 1923 diesen Konsensus nicht ausgesprochen hat, kann kein rheinischer Pfarrer und keine Gemeinde gezwungen werden, diesen Konsensus fu¨r sich als verbindlich anzuerkennen. Auch die Gemeinden, die sich zu dem Gemeinsamen der beiden Bekenntnisse bekennen, ko¨nnen auf diese Form des Konsensus nicht verpflichtet werden. Darum ko¨nnen die Beschlu¨sse der Synode, sowohl was die Gu¨ltigkeit der Grundartikel als auch was die Gu¨ltigkeit der aus ihnen hervorgehenden neuen Ordnung betrifft, nicht als rechtsverbindlich angesehen werden. Dasselbe gilt von dem Kirchengesetz u¨ber die Besetzung der Gemeindepfarrstellen in der Evangelischen Kirche im Rheinland168. Dieses verlangt 167 „Kirchenordnung fu¨r die evangelischen Gemeinden der Provinz Westfalen und der Rheinprovinz, in der Fassung vom 6. November 1923“ (KGVBl 48, 1924, S. 166). 168 ABlEKD 1952, Nr. 7 vom 15. Juli 1952, S. 135ff.

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von den aus anderen Kirchen in rheinische Gemeinden gewa¨hlten Pfarrern, dass sie dem Grundartikel der Evangelischen Kirche im Rheinland durch schriftliche Erkla¨rung zustimmen (§ 2 Abs. 2 b). Es ist somit eine Verletzung des in der rheinischen Kirche geltenden Rechts, wenn die rheinische Kirchenleitung im Kirchlichen Amtsblatt vom 28. Juli 1952 Nr. 12 die neue Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland verku¨ndet hat, die die Kirchenordnung fu¨r Rheinland und Westfalen vom 6. November 1923 zum 1. Januar 1953 ausser Kraft setzt. Gegen diese Verletzung des Rechtes wird hiermit Einspruch erhoben. Im Widerspruch zur Pra¨ambel von 1923 hat die rheinische Landessynode sich die ho¨here kirchliche Verwaltung durch die neue kirchliche Ordnung unterstellt (Art. 203). Das Landeskirchenamt ist der Kirchenleitung als dem Pra¨sidium der Landessynode verantwortlich und an ihre Weisungen gebunden. Damit stehen die rheinischen Kirchengemeinden nicht mehr in der Synode und u n t e r der ho¨heren kirchlichen Verwaltung, sondern u n t e r der Landessynode. Eine Beschwerdeinstanz gegen Synodalbeschlu¨sse gibt es nicht mehr. Die Abgeordneten der Landessynode werden von den Kreissynoden durch Mehrheitswahl gewa¨hlt. Minderheiten eines Bekenntnisses ko¨nnen daher majorisiert werden. Daraus geht hervor, dass ein ausreichender Schutz der Bekenntnisse in der rheinischen Kirche nicht gewa¨hrleistet ist (trotz Art. 186). Die rheinische Kirche ist aber nicht nur nach ihrer Pra¨ambel, sondern auch tatsa¨chlich keine Bekenntniseinheit. In vielen ihrer Gemeinden ist der lutherische, in anderen der Heidelberger, in wieder anderen ist ein Unionskatechismus in Gebrauch (vgl. die Einzelangaben in dem Verzeichnis der Kirchengemeinden und Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland 1949)169. Bei der Durchfu¨hrung des synodalen Prinzips ha¨tte somit in der rheinischen Kirche nach den Grundsa¨tzen und dem Vorbild der Barmer Bekenntnissynode eine Aufgliederung in Bekenntniskonvente erfolgen mu¨ssen. Statt dessen wird die rheinische Kirche unter Missachtung der Bekenntnisgrundlage und geschichtlichen Tradition der rheinischen Union, die eine doppelte Spitze der rheinischen Kirche vorsehen, den Machtbefugnissen einer Synode u¨berantwortet, die trotz des o¨ffentlich erhobenen Einspruchs die Bekenntnisgrundlage der rheinischen Kirche vera¨ndert. Daraus ist ersichtlich, dass diese Bekenntnisgrundlage vo¨llig verlassen ist. Es sei bemerkt, dass auch andere von der Synode gefasste Beschlu¨sse, z. B. u¨ber die Sakramentsverwaltung, besonders die Beseitigung des Konfirmationsgelu¨bdes (Art. 45) zeigen, dass die Synode kein Bewusstsein davon hat, dass sie als konfessionell gemischte Synode die Spha¨re des Bekenntnisses zu achten hat; die Verschiedenheit der in den Gemeinden vorhandenen Tradition, die jedenfalls teilweise in der Verschiedenheit des Be169 Verzeichnis der Kirchengemeinden.

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kenntnisstandes begru¨ndet ist, ist von ihr nicht ausreichend beachtet worden. Nachdem alle Eingaben und Beschwerden, auch alle perso¨nlich gefu¨hrten Verhandlungen sowie der o¨ffentlich erhobene Einspruch gegen die Verletzung des Rechtes ohne Erfolg geblieben sind, sieht sich das Presbyterium der evangelischen Gemeinde Boppard geno¨tigt, den vorhandenen Bekenntnisnotstand der rheinischen Kirche dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Kenntnis zu bringen. Das Presbyterium bittet den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland zu pru¨fen, ob die von ihm erhobenen Einwa¨nde gegen die Rechtsgu¨ltigkeit der von der Synode beschlossenen Ordnung begru¨ndet sind. Wird diese Frage bejaht, so wa¨re es die Aufgabe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, bei der rheinischen Kirchenleitung dahin vorstellig zu werden, dass sie davon absieht, die Durchfu¨hrung der von der Synode beschlossenen Ordnung zu erzwingen. Es mu¨sste der freien Entscheidung der Pfarrer und Gemeinden u¨berlassen bleiben, ob sie sich auf den Boden dieser Ordnung stellen wollen oder nicht. Die Synode wird es den Pfarrern und Gemeinden auch nicht wehren du¨rfen, sich gema¨ss ihrem Bekenntnisstand und ihren bekenntnisma¨ssigen U¨berzeugungen zusammenzuschliessen. Diese Neuordnung der rheinischen Kirche wu¨rde ja auch den Grundsa¨tzen der Barmer Synode entsprechen, die in ihrer Erkla¨rung zur Rechtslage der Deutschen Evangelischen Kirche festgestellt hat: „Ihre echte kirchliche Einheit kann die Deutsche Evangelische Kirche nur dadurch gewinnen, dass sie die reformierten Bekenntnisse wahrt und den organischen Zusammenschluss der Landeskirchen und Gemeinden auf der Grundlage ihres Bekenntnisstandes fo¨rdert“170. Die rheinische Kirchenleitung hat einst diese Erkla¨rung, die die Unterschrift des damaligen Pfarrers Lic. Dr. Beckmann tra¨gt, zusammen mit der Theologischen Erkla¨rung von Barmen allen Presbyterien u¨bermittelt und sich damit zu ihren Grundsa¨tzen ausdru¨cklich bekannt. Umsomehr muss es Wunder nehmen, dass in der neuen Ordnung der rheinischen Kirche diese Grundsa¨tze nicht zur Anwendung gekommen sind. Die Barmer Bekenntnissynode hat in ihrer Theologischen Erkla¨rung ausdru¨cklich gesagt, dass wir unseren verschiedenen Bekenntnissen treu sein und treu bleiben wollen. Fu¨r bekenntnistreue Lutheraner (fu¨r die reformierten Bru¨der kann ich hier nicht reden) ist ein consensus de doctrina evangelii auf einer anderen Grundlage als der des lutherischen Bekenntnisses nicht mo¨glich; sie werden durch die neue kirchliche Ordnung in Gewissenskonflikte gebracht, was mir durch mancherlei schriftliche und mu¨ndliche A¨usserungen rheinischer Bru¨der deutlich geworden ist. Bei der in der rheinischen Kirche ausdru¨cklich anerkannten Geltung und Gleich-

170 Bekenntnisse, S. 96.

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berechtigung aller reformatorischen Bekenntnisse wird man der rheinischen Synode das Recht nicht zuerkennen ko¨nnen, durch ihre Beschlu¨sse u¨ber diese Bedenken hinwegzugehen. Wir bitten darum den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland darauf hinzuwirken, dass die Rechte der bekenntnistreuen lutherischen Pfarrer und Gemeinden von der rheinischen Synode und Kirchenleitung nicht verku¨rzt werden. Im Auftrage des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Boppard: gez. Lic. Mundle, Pfarrer

37D12. Schreiben der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau an den Rat. Frankfurt/M., 8. Mai 1953 F: EZA Berlin, 81/1/2 (O). – Abdruck: KiZ 8, 1953, S. 93. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat am 13. Oktober 1952 in Elbingerode die Regierungschefs der vier Großma¨chte gebeten, der steigenden Lebensgefa¨hrdung der deutschen Bevo¨lkerung durch einen geordneten Frieden ein Ende zu machen171. Inzwischen hat sich die Not des deutschen Volkes durch die unertra¨gliche Bedra¨ngnis von vielen Millionen Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik noch gesteigert. Das ungerechtfertigte Vorgehen gegen aktive Glieder der evangelischen Kirche ist ein erschreckendes Symptom fu¨r das Ausmaß der Bedru¨ckung. Die Synode der Evangelischen in Kirche in Hessen und Nassau bittet den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, das Gewissen der verantwortlichen Staatsma¨nner erneut aufzurufen und immer wieder darauf hinzuweisen, daß ohne die Zusammenfu¨hrung der getrennten Teile Deutschlands zu einem Volk, das in Freiheit seines Glaubens und seiner Gewissensu¨berzeugung leben kann, die Not nicht behoben wird. Daher bittet die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland zu pru¨fen, wann die Synode der EKD, das einzige sichtbare gesamtdeutsche Bindeglied, nach Berlin einzuberufen ist. Fu¨r die Kirchensynode Wilhelmi [m. p. ] Pra¨ses 171 Elbingerode 1952, S. 243f.

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37D13. Auszug aus den Richtlinien zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen. [O. O., 29. Mai 1953] F: EZA Berlin, 2/1756 (Abschrift; Anlage zu 37A4 – Abdruck in: ABlEKD (Berliner Stelle) 1952, Nr. 5 vom 15. Mai 1952, S. 97. F: Pfarrer aus den Gliedkirchen in der Deutschen Demokratischen Republik § 38 Zur Versorgung derjenigen in Westdeutschland lebenden Pfarrer, Kirchenbeamten, Kirchengemeindebeamten, Angestellten oder Arbeiter im Sinne der §§ 35 und 36 und der versorgungsberechtigten Hinterbliebenen, die ihren letzten dienstlichen Wohnsitz im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik oder in Berlin gehabt haben, sind ausschliesslich die Gliedkirchen verpflichtet, denen diese Pfarrer zuletzt angeho¨rt haben. § 39 Sind die nach § 38 in Frage kommenden Gliedkirchen aus besonderen Gru¨nden an der Versorgung gehindert, so finden die Richtlinien der Abschnitte A bis E nach Massgabe der §§ 40 und 41 entsprechende Anwendung. Ob diese Voraussetzung noch gegeben ist, bestimmt vor Beginn jedes Haushaltsjahres der Rat der EKD nach Anho¨rung des Finanzbeirats. § 40 Eine Versorgung oder ein U¨bergangsgeld nach den Richtlinien der Abschnitte A bis E wird nur insoweit gewa¨hrt, als dem Pfarrer oder dem Angestellten oder Arbeiter ein gesetzlicher oder vertraglicher Anspruch auf Besoldung oder Versorgung gegenu¨ber einer Gliedkirche oder einer Kirchengemeinde oder einem Kirchengemeindeverband in der Deutschen Demokratischen Republik oder Berlin zusteht. § 41 Ruhestandsgeistlichen und Hinterbliebenen wird abweichend von § 22 eine Versorgung in Ho¨he von 60 v. H. der ihnen gesetzlich zustehenden ungeku¨rzten Versorgungsbezu¨ge gewa¨hrt.

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37D14. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder zur Neuordnung des kirchlichen Beamtenrechts. Hannover, 30. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/3393 (H). Betr.:

Neuordnung der kirchlichen Beamtenrechts.

I. Nach § 4 der Verordnung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨ber die Aufhebung und Aba¨nderung von Gesetzen der DEK vom 4. 5. 1946 [richtig : 2. 5. 1946] (V.- u. N.-Bl. EKD 1946 Nr. 16) gilt die Kirchenbeamtenordnung der DEK vom 13. 4. 1939 (G.Bl. DEK 1939 S. 43) mit gewissen Aba¨nderungen weiter bis zu einer Neuordnung des kirchlichen Beamtenrechts. Diese Neuordnung wird in mehreren Landeskirchen als dringlich betrachtet und ist schon deshalb erforderlich, weil das Deutsche Beamtengesetz vom 26. 1. 1937172, auf das in der Kirchenbeamtenordnung der DEK verwiesen wird, im staatlichen Bereich zuna¨chst durch die Neufassung auf Grund des Bundesgesetzes vom 17. 5. 1950 (BGBl. S. 207)173 ersetzt ist und demna¨chst durch das neue Bundesbeamtengesetz174 endgu¨ltig beseitigt werden wird. Der Rat hat bereits in der Sitzung vom 1. 7. 1949 einen Ausschuss zur Ausarbeitung eines Entwurfs fu¨r eine neue, von staatlichem Recht mo¨glichst unabha¨ngige Kirchenbeamtenordnung der EKD gebildet, der unter der Leitung des Pra¨sidenten der Kirchenkanzlei stehen und dem als Mitglieder angeho¨ren sollten: Bundestagspra¨sident Oberkirchenrat Dr. Ehlers, Konsistorialpra¨sident Dr. Hofmann, Magdeburg, 4 von den Gliedkirchen Bayern, Hessen und Nassau, Rheinland und Sachsen (ev.-luth.) zu benennende Mitglieder, sowie der Leiter der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei und der Sachbearbeiter der Kirchenkanzlei Hannover. Von den Gliedkirchen wurden folgende Mitglieder benannt: Oberkirchenrat Dr. Vischer (Bayern), Pfarrer Lic. Dr. Steitz (Hessen und Nassau), Landeskirchenrat Dr. Dalhoff (Rheinland), Oberlandeskirchenrat Dr. Mu¨ller (Sachsen – Luth.). An die Stelle des ausscheidenden Pfarrers Dr. Steitz trat nach der 1. Sitzung des Ausschusses Oberkirchenrat Dr. Petri, Wiesbaden. 172 RGBl I 1937, Nr. 9 vom 27. Januar 1937, S. 39–70. 173 „Gesetz zur vorla¨ufigen Regelung der Rechtsverha¨ltnisse der im Dienst des Bundes stehenden Personen“ vom 17. 5. 1950 (BGBl I 1950, Nr. 25 vom 15. Juni 1950, S. 207–214). 174 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585.

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II. Der Ausschuss hielt es zuna¨chst fu¨r erwu¨nscht, eine einheitliche Ordnung fu¨r den Gesamtbereich der EKD, allerdings mit gewissen Vorbehalten fu¨r die notwendige Anpassung an die besonderen Verha¨ltnisse in den einzelnen Gliedkirchen, anzustreben. Um eine Diskussion u¨ber die Frage zu vermeiden, ob die Kirchenbeamtenordnung der DEK fu¨r die gesamte EKD geltendes Recht i. S. v. Art. 10 a) der Grundordnung175 sei, schien es dem Ausschuss angebracht, nach Art. 10 b) der Grundordnung zu verfahren und die Zustimmung der Gliedkirchenleitungen fu¨r den Erlass einer neuen Kirchenbeamtenordnung fu¨r den Gesamtbereich der EKD herbeizufu¨hren. Auf dieser Grundlage erarbeitete der Ausschuss einen ersten Entwurf, der durch die Kirchenkanzlei mit Rundschreiben vom 21. 9. 1950 – Nr. 12140.V176 – den Gliedkirchenleitungen zur Stellungnahme mitgeteilt wurde. Auf Grund der daraufhin eingegangenen A¨usserungen wurde der Entwurf dann gru¨ndlich u¨berarbeitet und weithin neu gefasst. Da einige Gliedkirchenleitungen eine einheitliche Regelung durch Kirchengesetz auf Grund von Art. 10 b) G.O. entschieden abgelehnt hatten, sah der Ausschuss sich geno¨tigt, sich auf einen Entwurf fu¨r eine Kirchenbeamtenordnung zu beschra¨nken, die unmittelbar nur fu¨r die Beamten der EKD gelten, den Gliedkirchen aber zugleich als Musterordnung angeboten werden soll. Der Ausschuss hat damit seine Arbeit abgeschlossen und die Kirchenkanzlei erma¨chtigt, den beiliegenden Entwurf177 als das Ergebnis seiner Arbeit dem Rat vorzulegen. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass der Ausschuss in zwei Punkten nicht zu einer vollen U¨bereinstimmung gelangt ist: 1.) Herr Oberkirchenrat Dr. Vischer, Mu¨nchen, hat Bedenken gegen die Formulierung des Gelo¨bnisses in § 8 des Entwurfs und schla¨gt folgende Fassung vor: „Ich gelobe, den mir anvertrauten Dienst Im Gehorsam gegen den Herrn der Kirche In Bindung an mein Ordinationsgelu¨bde Gema¨ss der Grundordnung .|.|. so zu verwalten wie es einem Kirchenbeamten geziemt.“ Die Formulierung oberhalb des Striches ist fu¨r Kirchenbeamte gedacht, die nicht als Geistliche ordiniert sind. Dieser A¨nderungsvorschlag hat nicht die Zustimmung der u¨brigen Mitglieder des Ausschusses gefunden. 175 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110. 176 EZA Berlin, 2/3392. 177 37D15.

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2.) Der Finanzbeirat hat den Wunsch geltend gemacht, es mo¨chte von Teil- und Sonderregelungen auf dem Gebiet des Versorgungsrechts vorla¨ufig abgesehen werden, um einer einheitlichen Neuordnung des Versorgungsrechts durch einen hierfu¨r besonders zu bildenden Ausschuss nicht vorzugreifen. Es ist daher vorgeschlagen worden, aus dem beiliegenden Entwurf den 7. Abschnitt (§§ 64–72) zu streichen und § 36 Abs. 4 wie folgt zu formulieren: „Die Regelung der Versorgung bleibt einem besonderen Kirchengesetz vorbehalten.“ Diesem Vorschlag hat Herr Oberkirchenrat Vischer, Mu¨nchen, nicht zugestimmt. III.Wir bitten nunmehr den Rat, u¨ber die A¨nderungsvorschla¨ge zu 1.) und 2.) zu entscheiden und zu beschliessen, dass der Entwurf – gegebenenfalls nach entsprechender A¨nderung – den Gliedkirchenleitungen zur Stellungnahme zu u¨bersenden ist. Danach wa¨re der Entwurf – gegebenenfalls nach nochmaliger U¨berarbeitung – gema¨ss Art. 26 Abs. 3 Satz 2 G.O.178 der Kirchenkonferenz und mit deren Stellungnahme dem Synodalausschuss vorzulegen, der auf der Tagung der Synode in Elbingerode gebildet worden ist, um die Verabschiedung der Kirchenbeamtenordnung auf der na¨chsten Tagung der Synode vorzubereiten. gez. Brunotte

37D15. „Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse der Kirchenbeamten (Kirchenbeamtengesetz)“. [o. O., 30. Mai 1953] F: EZA Berlin, 2/3393 (H; Anlage zu 37D14). U¨bersicht 1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen (§§ 1–5) 2. Abschnitt: Die Begru¨ndung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses (§§ 6–13) 3. Abschnitt: Das Amt des Kirchenbeamten (§§ 14–31) 1.) Allgemeines (§§ 14–15) 2.) Amtsbezeichnung (§ 16) 3.) Beschra¨nkung bei Vornahme von Amtshandlungen (§§ 17–18) 4.) Arbeitszeit, Urlaub und Wohnung (§§ 19–24) 178 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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5.) Amtsverschwiegenheit (§ 25) 6.) Nebenta¨tigkeit (§§ 26–28) 7.) Belohnung und Geschenke (§ 29) 8.) Verhalten außer dem Amt (§ [sic! ] 30–31) Abschnitt: Sicherung der rechtlichen Stellung des Kirchenbeamten (§§ 32–38) Abschnitt: Dienstaufsicht und Dienststrafrecht (§§ 39–43) 1.) Dienstaufsicht (§§ 39–42) 2.) Dienststrafrecht (§ 43) Abschnitt: Vera¨nderung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses (§§ 44–63) 1.) Versetzung des Kirchenbeamten (§ [sic! ] 44–45) 2.) Wartestand (§§ 46–53) 3.) Ruhestand (§§ 54–63) Abschnitt: Versorgung (§§ 64–72) 1.) Wartegeld und Ruhegehalt (§ 65) 2.) Hinterbliebenenversorgung (§§ 66–67) 3.) Unfallfu¨rsorge (§§ 68–69) 4.) Gemeinsame Vorschriften (§§ 70–72) Abschnitt: Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses (§§ 73–79) 1.) Widerruf (§ 74) 2.) Zeitablauf (§ 75) 3.) Entlassung aus dem Dienst (§§ 76–78) 4.) Ausscheiden aus dem Dienst (§ 79) Abschnitt: U¨bergangs- und Schlußbestimmungen (§§ 80–84)

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verku¨ndet wird: 1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen §1 Dieses Gesetz findet auf diejenigen Kirchenbeamten Anwendung, deren unmittelbarer Dienstherr die Evangelische Kirche in Deutschland ist. Es steht den Gliedkirchen frei, das Gesetz fu¨r die Kirchenbeamten ihres Bereichs ganz oder teilweise fu¨r anwendbar zu erkla¨ren. §2 (1) Das Kirchenbeamtenverha¨ltnis ist ein Dienstverha¨ltnis, dessen Wesen und Aufgaben durch den Auftrag bestimmt ist, den die Kirche von ihrem Herrn Jesus Christus erhalten hat.

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(2) Der Kirchenbeamte steht zur Evangelischen Kirche in Deutschland in einem o¨ffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverha¨ltnis, fu¨r dessen rechtliche Gestaltung die Bestimmungen dieses Gesetzes und der zu seiner Erga¨nzung und Durchfu¨hrung ergehenden Vorschriften gelten. §3 (1) Kirchenbeamter kann nur werden, wer der evangelischen Kirche angeho¨rt, sich zu Wort und Sakrament ha¨lt, unbescholten und willens ist, die sich aus diesem Kirchengesetz ergebenden Pflichten zu erfu¨llen. (2) Der Kirchenbeamte muß voll gescha¨ftsfa¨hig sein und die erforderliche Eignung sowie die notwendige fachliche Vorbildung besitzen. Der Rat kann u¨ber die Laufbahnen der Kirchenbeamten und die Art ihrer Vorbildung na¨here Bestimmungen treffen. §4 (1) Die Kirchenbeamten sind entweder Beamte auf Widerruf oder Beamte auf Zeit oder Beamte auf Lebenszeit. (2) Die Ernennung zum Kirchenbeamten auf Lebenszeit setzt voraus, daß eine planma¨ßige Beamtenstelle vorhanden ist. (3) Das Beamtenverha¨ltnis eines Kirchenbeamten auf Widerruf, der sich in einer Planstelle befindet, ist nach Ablauf einer Bewa¨hrungszeit, die nach Vollendung des 27. Lebensjahres fu¨nf Jahre nicht u¨bersteigen darf, in ein Beamtenverha¨ltnis auf Lebenszeit umzuwandeln. §5 Oberste Dienstbeho¨rde der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland ist der Rat. Ihre Dienstvorgesetzten sind die Leiter der Amtsstellen. Dienstvorgesetzter der Leiter der Amtsstellen ist der Rat. 2. Abschnitt: Die Begru¨ndung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses §6 (1) Das Kirchenbeamtenverha¨ltnis wird begru¨ndet durch die Ernennung zum Kirchenbeamten auf Widerruf oder auf Zeit oder auf Lebenszeit und Ausha¨ndigung einer Ernennungsurkunde. (2) Die Ernennung wird, wenn nicht in der Ernennungsurkunde ausdru¨cklich ein spa¨terer Tag bestimmt ist, mit dem Tage der Ausha¨ndigung der Urkunde wirksam. Eine Ernennung auf einen ru¨ckliegenden Zeitpunkt ist unzula¨ssig und insoweit unwirksam.

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(3) Die Ernennungsurkunde muß die Worte „unter Berufung in das Kirchenbeamtenverha¨ltnis“ und bei einem Beamten auf Lebenszeit die Worte „auf Lebenszeit“ enthalten. In der Ernennungsurkunde eines auf Zeit ernannten Kirchenbeamten muß die Zeit angegeben werden, fu¨r die er ernannt ist. Die Ernennungsurkunde soll außerdem die Amtsbezeichnung des Kirchenbeamten angeben. (4) Mit der Ernennung erlischt ein privatrechtliches Arbeitsverha¨ltnis zum Dienstherrn. §7 Die Zusta¨ndigkeit zur Ernennung der Kirchenbeamten richtet sich nach Artikel 31 der Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland. §8 Der Kirchenbeamte hat beim erstmaligen Antritt seines Dienstes folgendes Gelo¨bnis abzulegen: „Ich gelobe, den mir anvertrauten Dienst gema¨ß der Grundordnung und den sonstigen Ordnungen der Evangelischen Kirche in Deutschland auszuu¨ben, die mir obliegenden Pflichten treu und gewissenhaft zu erfu¨llen und mich in und außer dem Dienst so zu verhalten, wie es einem Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland geziemt.“ §9 Die Ernennung zum Kirchenbeamten ist nichtig, wenn 1. der Ernannte zur Zeit der Ernennung entmu¨ndigt war, 2. die Ernennung von einer sachlich unzusta¨ndigen Beho¨rde ausgesprochen wurde. § 10 Die Ernennung ist zuru¨ckzunehmen, wenn 1. die Ernennung durch Zwang, Drohung, Ta¨uschung oder Bestechung herbeigefu¨hrt wurde; 2. nicht bekannt war, daß der Ernannte ein solches Verbrechen oder Vergehen begangen hatte, das ihn der Berufung in das Kirchenbeamtenverha¨ltnis unwu¨rdig erscheinen la¨ßt, und er deswegen rechtskra¨ftig verurteilt war oder wird. § 11 Die Ernennung kann zuru¨ckgenommen werden, wenn

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1. der Ernannte vor der Ernennung gegenu¨ber dem Dienstvorgesetzten oder der Dienstbeho¨rde unrichtige Angaben u¨ber seine Kirchenzugeho¨rigkeit, insbesondere u¨ber fru¨here Kirchenaus- und -u¨bertritte, oder u¨ber seine fachliche Vorbildung, insbesondere u¨ber die von ihm abgelegten Pru¨fungen, oder u¨ber seine Ordination im kirchlichen Dienst gemacht und bis zur Ernennung nicht berichtigt hatte, 2. nicht bekannt war, daß der Ernannte im Wege des Dienststrafverfahrens aus dem o¨ffentlichen oder kirchlichen Dienst entfernt worden war, 3. bei einem nach seiner Ernennung Entmu¨ndigten die Voraussetzungen fu¨r die Entmu¨ndigung im Zeitpunkt der Ernennung vorlagen. § 12 (1) Der Dienstvorgesetzte hat, sobald er von einem Nichtigkeitsgrund Kenntnis erlangt, dem Ernannten sofort jede weitere Fu¨hrung der Dienstgescha¨fte zu verbieten. (2) In den Fa¨llen der §§ 10 und 11 muß die Ru¨cknahme innerhalb von 6 Monaten erfolgen, nachdem die oberste Dienstbeho¨rde von der Ernennung und dem Ru¨cknahmegrund Kenntnis erlangt hat. Vor der Ru¨cknahme ist dem Beamten Gelegenheit zur A¨ußerung zu geben. (3) Die Ru¨cknahme wird von der obersten Dienstbeho¨rde erkla¨rt; sie ist dem Kirchenbeamten unter Angabe der Gru¨nde nach § 82 bekanntzugeben. § 13 Ist eine Ernennung nichtig oder zuru¨ckgenommen worden, so sind die bis zu dem Verbot nach § 12 Abs. 1 oder bis zur Mitteilung der Ru¨cknahme nach § 12 Abs. 2 vorgenommenen Amtshandlungen des Ernannten in der gleichen Weise gu¨ltig, wie wenn sie ein Kirchenbeamter ausgefu¨hrt ha¨tte. Die gezahlten Dienstbezu¨ge ko¨nnen belassen werden. 3. Abschnitt: Das Amt des Kirchenbeamten 1. Allgemeines § 14 Der Kirchenbeamte hat seinem Gelo¨bnis entsprechend seine volle Arbeitskraft der Kirche zur Verfu¨gung zu stellen, alle Obliegenheiten des ihm u¨bertragenen Amtes gewissenhaft wahrzunehmen und sich in und au-

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ßer dem Dienst der besonderen Verpflichtung gema¨ß zu verhalten, die fu¨r ihn als Glied und Diener der Kirche besteht. § 15 (1) Der Kirchenbeamte hat seinen Vorgesetzten die schuldige Achtung zu erweisen und im Rahmen seines Gelo¨bnisses ihre dienstlichen Anordnungen zu befolgen. (2) Vorgesetzter ist, wer einem Kirchenbeamten fu¨r seine dienstliche Ta¨tigkeit Weisungen erteilen kann. 2. Amtsbezeichnung § 16 (1) Die Amtsbezeichnungen der Kirchenbeamten werden vom Rat bestimmt. (2) Der Kirchenbeamte kann neben seiner Amtsbezeichnung kirchlich oder staatlich verliehene Titel und akademische Grade oder anderweit im o¨ffentlichen Dienst erworbene Amtsbezeichnungen fu¨hren. (3) Kirchenbeamte im Wartestand fu¨hren den Zusatz „im Wartestand“ (i. W.), Kirchenbeamte im Ruhestand fu¨hren den Zusatz „im Ruhestand“ (i. R.) zu ihrer bisherigen Amtsbezeichnung. Wartestandsbeamte und Ruhestandsbeamte, denen ein neues Amt u¨bertragen wird, erhalten die Amtsbezeichnung des neuen Amts; geho¨rt das neue Amt nicht zu einer Besoldungsgruppe mit mindestens demselben Grundgehalt wie das bisherige Amt, so du¨rfen sie neben der neuen Amtsbezeichnung die des fru¨heren Amtes mit den Zusatz „im Wartestand“ oder „im Ruhestand“ fu¨hren. 3. Beschra¨nkung bei Vornahme von Amtshandlungen § 17 (1) Der Kirchenbeamte darf ohne Genehmigung seines Dienstvorgesetzten keine Amtshandlungen vornehmen, durch die er sich selbst oder einer Person, zu deren Gunsten ihm wegen familienrechtlicher Beziehungen im Strafverfahren das Zeugnisverweigerungsrecht zusteht, einen Vorteil verschaffen wu¨rde. (2) Der Kirchenbeamte ist von solchen Amtshandlungen zu befreien, die sich gegen ihn selbst oder eine Person richten wu¨rden, zu deren Gunsten ihm wegen familienrechtlicher Beziehungen im Strafverfahren das Zeugnisverweigerungsrecht zusteht.

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§ 18 Die oberste Dienstbeho¨rde oder die von ihr bestimmte Beho¨rde kann bei Vorliegen besonderer Umsta¨nde dem Kirchenbeamten die Fu¨hrung der Dienstgescha¨fte ganz oder in bestimmtem Umfang verbieten. Der Kirchenbeamte ist vorher zu ho¨ren. Ein solches Verbot darf nur bis zur Dauer von drei Monaten aufrechterhalten werden. 4. Arbeitszeit, Urlaub und Wohnung § 19 (1) Die Arbeitszeit der Kirchenbeamten bestimmt vorbehaltlich allgemeiner Weisungen der obersten Dienstbeho¨rde der Dienstvorgesetzte. (2) Der Kirchenbeamte ist verpflichtet, auch u¨ber die regelma¨ßige Arbeitszeit hinaus ohne Entscha¨digung Dienst zu leisten, wenn die dienstlichen Verha¨ltnisse es erfordern. § 20 (1) Der Kirchenbeamte bedarf, wenn er dem Dienst fernbleiben will, eines Urlaubs. Wa¨hrend einer auf Krankheit beruhenden Dienstunfa¨higkeit bedarf es eines Urlaubs nur dann, wenn er seinen Wohnort verla¨ßt. (2) Zur Ausu¨bung des Amtes als Mitglied verfassungsma¨ßiger kirchlicher Organe bedarf der Kirchenbeamte keines Urlaubs. (3) Die Dauer des ja¨hrlichen Erholungsurlaubs mit Gehalt wird vom Rat geregelt. (4) Bei einem nicht unter Absatz 1 Satz 2, Absatz 2 und Absatz 3 fallenden Urlaub kann vo¨lliger oder teilweise Fortfall der Dienstbezu¨ge angeordnet werden. § 21 Bleibt der Kirchenbeamte schuldhaft dem Dienste fern, so verliert er unbeschadet des dienstaufsichtlichen Einschreitens fu¨r die Zeit des Dienstfernbleibens den Anspruch auf Bezu¨ge. Der Dienstvorgesetzte stellt den Verlust der Dienstbezu¨ge fest und teilt dies dem Kirchenbeamten mit. § 22 (1) Zur Dienstleistung bei einer Gliedkirche, einer mit einer Gliedkirche in Beziehung stehenden, kirchlichen Zwecken dienenden Ko¨rperschaft, bei den Organen kirchlicher Zusammenschlu¨sse oder zu einem sonstigen von der Dienststelle gebilligten Dienst kann der Kirchenbeamte unter Fortdauer des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses ohne Dienstbezu¨ge bis zur

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Ho¨chstdauer von 5 Jahren beurlaubt werden. Die Beurlaubung kann aus wichtigen Gru¨nden u¨ber diesen Zeitraum hinaus verla¨ngert werden. (2) In besonderen Fa¨llen kann von einer Befristung der Beurlaubung abgesehen werden. (3) Dem Kirchenbeamten bleiben wa¨hrend der Beurlaubung alle Rechte und Anwartschaften mit Ausnahme des Anspruchs auf Besoldung so gewahrt, als ob eine Beurlaubung nicht erfolgt wa¨re. (4) Der beurlaubte Kirchenbeamte untersteht unbeschadet seines neu eingegangenen Dienstverha¨ltnisses der Dienstaufsicht und dem Dienststrafrecht der Evangelischen Kirche in Deutschland. § 23 (1) Der Kirchenbeamte hat seine Wohnung tunlichst so zu nehmen, daß er in der ordnungsgema¨ßen Wahrnehmung seiner Dienstgescha¨fte nicht beeintra¨chtigt wird. (2) Der Dienstvorgesetzte kann ihn, wenn die dienstlichen Verha¨ltnisse es erfordern, anweisen, nach Maßgabe der gegebenen Mo¨glichkeiten seine Wohnung innerhalb bestimmter Entfernung von seiner Dienststelle zu nehmen oder eine geeignete Dienstwohnung zu beziehen. U¨ber die Eignung entscheidet nach Anho¨rung des Beamten die Dienstbeho¨rde. § 24 Wenn die dienstlichen Verha¨ltnisse es erfordern, kann der Kirchenbeamte von dem Dienstvorgesetzten angewiesen werden, seinen Wohnort auch wa¨hrend der dienstfreien Zeit nicht zu verlassen. 5. Amtsverschwiegenheit § 25 (1) Der Kirchenbeamte hat u¨ber die ihm bei Ausu¨bung seines Amtes bekanntgewordenen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren, soweit dies ihrer Natur nach erforderlich oder durch Dienstvorschrift angeordnet ist. Der Verschwiegenheitspflicht unterliegt der Kirchenbeamte auch nach Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses. (2) Von der Verpflichtung zur Amtsverschwiegenheit kann der Kirchenbeamte durch den Dienstvorgesetzten entbunden werden. (3) Der Kirchenbeamte hat – auch nach Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses – amtliche Schriftstu¨cke und Gegensta¨nde aller Art herauszugeben. Die gleiche Verpflichtung trifft seine Hinterbliebenen und Erben.

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6. Nebenta¨tigkeit § 26 Der Kirchenbeamte ist verpflichtet, auf Verlangen des Dienstvorgesetzten eine besondere Nebenta¨tigkeit (Nebenamt, Nebenbescha¨ftigung) im kirchlichen Interesse – auch ohne Vergu¨tung – zu u¨bernehmen und durchzufu¨hren, sofern diese Ta¨tigkeit seiner Vorbildung und seinem Amte entspricht und ihn nicht u¨ber Gebu¨hr in Anspruch nimmt. Die notwendigen Barauslagen werden ersetzt. § 27 Endet das Kirchenbeamtenverha¨ltnis, so enden, wenn im Einzelfall nichts anderes bestimmt wird, auch die Nebena¨mter und Nebenbescha¨ftigungen, die dem Kirchenbeamten im Zusammenhang mit seinem Hauptamt u¨bertragen werden. § 28 (1) Der Kirchenbeamte darf ein mit seinem amtlichen Wirkungskreis nicht verbundenes Amt oder Gescha¨ft (Nebenamt oder Nebengescha¨ft) nur u¨bernehmen, soweit die U¨bernahme mit der gewissenhaften Erfu¨llung seiner Dienstpflichten und der Wu¨rde seines Amtes vereinbar ist. (2) Zur U¨bernahme von Nebena¨mtern oder Nebengescha¨ften gegen Entlohnung oder Gewinnbeteiligung sowie zum Betrieb eines Gewerbes durch die Ehefrau ist die vorherige Genehmigung erforderlich. Die Genehmigung erteilt der Dienstvorgesetzte. Sie kann bedingt oder befristet erteilt und im Interesse des Dienstes widerrufen werden. (3) Nicht genehmigungspflichtig ist neben der Verwaltung eigenen oder der Nutznießung des Kirchenbeamten unterliegenden Vermo¨gens eine schriftstellerische oder wissenschaftliche, ku¨nstlerische oder Vortragsta¨tigkeit des Kirchenbeamten sowie die mit der Lehr- oder Forscherta¨tigkeit zusammenha¨ngende Gutachterta¨tigkeit an Hochschulen oder wissenschaftlichen Instituten und Anstalten. Das gleiche gilt auch fu¨r die U¨bernahme von Ehrena¨mtern in Ko¨rperschaften, Anstalten, Gesellschaften oder Vereinen, deren Bestrebungen kirchlichen, wohlta¨tigen, ku¨nstlerischen, wissenschaftlichen oder beruflichen Zwecken dienen; die U¨bernahme ist jedoch dem unmittelbaren Dienstvorgesetzten anzuzeigen. Die dienstliche Verantwortlichkeit des Kirchenbeamten bleibt unberu¨hrt. Es ist Pflicht des Dienstvorgesetzten, Mißbra¨uchen entgegenzutreten.

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7. Belohnung und Geschenke § 29 Der Kirchenbeamte darf – auch nach Beendigung des Beamtenverha¨ltnisses – Belohnung oder Geschenke in Bezug auf seine Dienstgescha¨fte und Amtsobliegenheiten nur mit Zustimmung des Dienstvorgesetzten annehmen. 8. Verhalten außer dem Amt § 30 (1) Dem Kirchenbeamten ist es mit Ru¨cksicht auf seine Treuepflicht gegenu¨ber der Kirche verboten, Ko¨rperschaften oder Personenvereinigungen anzugeho¨ren oder fo¨rderlich zu sein, deren Beta¨tigung der Kirche abtra¨glich ist. (2) Ob diese Voraussetzungen vorliegen, entscheidet die oberste Dienstbeho¨rde. § 31 Der Kirchenbeamte darf nicht dulden, daß ein seinem Hausstande angeho¨rendes Familienmitglied durch sittenloses, unehrenhaftes oder kirchenfeindliches Verhalten A¨rgernis gibt. 4. Abschnitt: Sicherung der rechtlichen Stellung des Kirchenbeamten § 32 Der Kirchenbeamte genießt die Fu¨rsorge seines Dienstherrn und dessen Schutz bei seinen amtlichen Verrichtungen und in seiner Stellung als Kirchenbeamter. § 33 Dem Kirchenbeamten steht gegen dienstliche Maßnahmen, die ihm nachteilig sind oder von denen anzunehmen ist, daß sie ihm nachteilig werden ko¨nnen, das Recht der Beschwerde an den Rat zu. § 34 In die Personalnachweise des Kirchenbeamten du¨rfen ungu¨nstige Tatsachen erst eingetragen werden, wenn der Beamte Gelegenheit gehabt hat,

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sich u¨ber sie zu a¨ußern. Die A¨ußerung des Beamten ist in die Personalnachweise mitaufzunehmen. § 35 Der Kirchenbeamte hat Anspruch auf angemessenen Unterhalt fu¨r sich und seine Familie, insbesondere auf eine angemessene Besoldung und Versorgung einschließlich Unfallfu¨rsorge. § 36 (1) Die Besoldung der Kirchenbeamten wird durch Verordnung des Rates geregelt. (2) Der Kirchenbeamte erha¨lt, wenn nicht ein anderer Zeitpunkt bestimmt ist, seine Dienstbezu¨ge vom Tage des Antritts seines Amtes an. Er kann auf die laufenden Dienstbezu¨ge weder ganz noch teilweise verzichten. (3) Hat der Kirchenbeamte gleichzeitig mehrere A¨mter inne, die nicht im Verha¨ltnis von Haupt- und Nebenamt stehen, so erha¨lt er, wenn nicht einheitliche Dienstbezu¨ge vorgesehen sind, Dienstbezu¨ge nur aus einem Amt. (4) Die Versorgung richtet sich nach dem 7. Abschnitt (§§ 64–72). § 36a Fu¨r vergmo¨gensrechtliche Anspru¨che aus dem Kirchenbeamtenverha¨ltnis ist der ordentliche Rechtsweg gegeben. Die Erhebung der Klage ist erst zula¨ssig, wenn die oberste Dienstbeho¨rde den Anspruch abgelehnt hat oder wenn sie innerhalb von drei Monaten, nachdem ihr der Antrag zugegangen ist, nicht entschieden hat. Die Klage muß bei Verlust des Klagerechts innerhalb von drei Monaten nach Bekanntgabe der Entscheidung oder nach Ablauf der fu¨r diese bestimmten Frist erhoben werden. § 37 (1) Der Anspruch auf Dienst- und Versorgungsbezu¨ge kann vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Bestimmungen nur insoweit verpfa¨ndet oder abgetreten werden, als er der Pfa¨ndung unterliegt. (2) Der Dienstherr kann ein Aufrechnungs- oder Zuru¨ckbehaltungsrecht an den Dienst- oder Versorgungsbezu¨gen nur insoweit geltend machten, als sie pfa¨ndbar sind oder als er einen vollstreckbaren Anspruch auf Schadenersatz wegen vorsa¨tzlicher unerlaubter Handlung hat.

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§ 38 Reise- und Umzugskostenvergu¨tung der Kirchenbeamten werden durch den Rat geregelt. 5. Abschnitt: Dienstaufsicht und Dienststrafrecht 1. Dienstaufsicht § 39 Die Dienstaufsicht u¨ber die Kirchenbeamten wird von der obersten Dienstbeho¨rde und den Dienstvorgesetzten ausgeu¨bt. § 40 (1) Der Dienstvorgesetzte ist zu mu¨ndlichen und schriftlichen Ermahnungen des Kirchenbeamten befugt. (2) Der Dienstvorgesetzte kann einem sa¨umigen Kirchenbeamten auf dessen Kosten zur Erledigung ru¨cksta¨ndiger Amtsgescha¨fte eine Hilfskraft beigeben oder sonst das Amtsgescha¨ft auf Kosten des Kirchenbeamten ausfu¨hren lassen. § 41 (1) Bleibt der Kirchenbeamte mit seinen Leistungen hinter dem billigerweise von ihm zu fordernden Maß zuru¨ck, so kann ihm das nach den Dienstaltersstufen des Besoldungsrechts vorgesehene Aufsteigen im Gehalt in jeder Dienstaltersstufe bis zu 2 Jahren versagt werden. Vorher ist dem Kirchenbeamten unter ernster Ermahnung schriftlich eine angemessene Frist zu setzen, in der er seine Leistungen verbessern kann. (2) Die Entscheidung trifft die oberste Dienstbeho¨rde. § 42 (1) Verletzt ein Kirchenbeamter schuldhaft seine Amtspflicht, so hat er dem Dienstherrn, dessen Aufgaben er wahrgenommen hat, den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Haben mehrere Beamte gemeinschaftlich den Schaden verursacht, so haften sie als Gesamtschuldner. (2) Hat der Dienstherr einen anderen Schadenersatz zu leisten, weil ein Kirchenbeamter in Ausu¨bung des ihm anvertrauten Amtes seine Amtspflicht verletzt hat, so hat der Kirchenbeamte dem Dienstherrn den Schaden nur insoweit zu ersetzen, als ihm Vorsatz oder grobe Fahrla¨ssigkeit zur Last fa¨llt.

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(3) Leistet der Kirchenbeamte dem Dienstherrn Ersatz und hat dieser einen Ersatzanspruch gegen einen Dritten, so ist der Ersatzanspruch an den Kirchenbeamten abzutreten. 2. Dienststrafrecht § 43 Die Bestrafung von Dienstvergehen wird durch das Dienststrafrecht geregelt. 6. Abschnitt: Vera¨nderung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses 1. Versetzung des Kirchenbeamten § 44 (1) Der Kirchenbeamte kann jederzeit an eine andere Amtsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland versetzt werden, wenn ein dienstliches Bedu¨rfnis hierfu¨r vorliegt oder der Beamte es beantragt. (2) Ein Beamter der Evangelischen Kirche in Deutschland kann in den unmittelbaren Dienst einer Gliedkirche, ein fu¨r das geistliche Amt ordinierter Beamter auch in ein Pfarramt u¨berfu¨hrt werden, wenn die beteiligten obersten Dienstbeho¨rden es vereinbaren. Der Beamte ist vorher zu ho¨ren. Auf seinen Bekenntnisstand ist Ru¨cksicht zu nehmen. § 45 Der Kirchenbeamte hat, wenn fu¨r die Versetzung ein dienstliches Bedu¨rfnis vorliegt, Anspruch auf Ersatz von Umzugskosten nach den hierfu¨r geltenden Bestimmungen. 2. Wartestand § 46 (1) Der Kirchenbeamte auf Zeit oder auf Lebenszeit kann in den Wartestand versetzt werden, wenn infolge kirchengesetzlicher Maßnahmen oder infolge von Beschlu¨ssen, die der Rat auf Grund von Artikel 31 der Grundordnung gefaßt hat, durch Auflo¨sung, Zusammenlegung oder wesentliche Vera¨nderungen im Aufbau der Amtsstellen fu¨r eine weitere Amtsfu¨hrung keine Mo¨glichkeit mehr gegeben ist. (2) Die Versetzung in den Wartestand ist nur innerhalb von drei Monaten nach Inkrafttreten der kirchengesetzlichen Maßnahmen oder der Be-

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schlu¨sse des Rates und nur innerhalb der Zahl der im Haushaltsplan aus diesem Anlaß abgesetzten Planstellen zula¨ssig. (3) Auch ohne daß die Voraussetzungen des Absatz 1 vorliegen, ko¨nnen die Leiter der Amtsstellen und ihre sta¨ndigen Vertreter in den Wartestand versetzt werden oder ihre Versetzung in den Wartestand verlangen, wenn zwischen ihnen und dem Rat sachliche Meinungsverschiedenheiten grundlegender Art bestehen. (4) Fu¨r die Zusta¨ndigkeit zur Versetzung in den Wartestand gilt § 7 entsprechend. § 47 Das Dienstverha¨ltnis des Kirchenbeamten wird durch die Versetzung in den Wartestand nicht beendet. Der Kirchenbeamte verliert jedoch mit dem Beginn des Wartestandes seine Stelle und, soweit nichts anderes bestimmt wird, die Nebena¨mter und Nebenbescha¨ftigungen, die ihm im Zusammenhang mit seinem Hauptamt u¨bertragen sind. § 48 (1) U¨ber die Versetzung in den Wartestand ist eine Urkunde auszustellen. (2) Dienstvorgesetzter fu¨r den Wartestandsbeamten ist der Leiter der Kirchenkanzlei. § 49 (1) Der Wartestand beginnt, wenn nicht in der Urkunde etwas anderes bestimmt wird, mit dem Ende des Monats, in dem dem Kirchenbeamten die Versetzung in den Wartestand mitgeteilt wird. Die Verfu¨gung kann bis zum Beginn des Wartestandes zuru¨ckgenommen werden. (2) Der Beamte erha¨lt fu¨r den Monat, in dem ihm die Versetzung in den Wartestand ero¨ffnet worden ist, und fu¨r die folgenden drei Monate noch die Dienstbezu¨ge der von ihm wahrgenommenen Amtsstelle, die zur Bestreitung von Dienstaufwandskosten bestimmten Einku¨nfte jedoch nur bis zum Beginn des Wartestandes. Vom Beginn des Wartestandes an ru¨ckt er in Dienstalterstufen nur wa¨hrend einer Bescha¨ftigung nach § 51 auf. (3) Nach Ablauf der Zeit, fu¨r die noch die Dienstbezu¨ge gewa¨hrt werden, erha¨lt der Beamte wa¨hrend des Wartestandes Wartegeld nach dem Bestimmungen des 7. Abschnitts. § 50 Der Kirchenbeamte im Wartestand ist verpflichtet, dienstliche Aufgaben, die seiner Vorbildung entsprechen, fu¨r seinen Dienstherrn zu erfu¨llen.

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Hierbei ist auf die perso¨nlichen Verha¨ltnisse des Beamten Ru¨cksicht zu nehmen. § 51 Wird der Kirchenbeamte im Wartestand voru¨bergehend zu einer seiner Vorbildung entsprechenden Dienstleistung voll verwendet, so erha¨lt er das Grundgehalt, nach dem das Wartegeld festgesetzt ist einschließlich der wa¨hrend der Verwendung erdienten Dienstalterszulagen. Ist er nicht voll verwendet, so entscheidet u¨ber eine Vergu¨tung die Dienstbeho¨rde. § 52 Der Kirchenbeamte im Wartestand kann durch seinen Dienstherrn jederzeit wieder zum Dienst berufen werden. Er ist verpflichtet, dieser Berufung zu folgen, wenn sein allgemeiner Rechtsstand nicht verschlechtert wird und ihm in seiner neuen Stelle die Besoldung mindestens nach der Besoldungsgruppe gewa¨hrleistet wird, aus der sich das Wartegeld errechnet. Der allgemeine Rechtsstand des Pfarrers steht dem des Kirchenbeamten gleich. § 53 Der Wartestand endet 1.) mit dem Zeitpunkt, zu dem der Kirchenbeamte wieder zum Dienst berufen wird, 2.) mit der Versetzung in den Ruhestand, 3.) mit der Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses. 3. Ruhestand § 54 (1) Mit Beginn des Ruhestandes wird der Kirchenbeamte unter Aufrechterhaltung seines Dienstverha¨ltnisses der Pflicht zur Dienstleistung und der damit verbundenen Amtspflichten enthoben. (2) Im u¨brigen bleibt er den in diesem Gesetz bestimmten Dienstpflichten und dem Dienststrafrecht des Dienstherrn unterworfen. (3) Dienstvorgesetzter fu¨r ihn ist der Leiter der Kirchenkanzlei. § 55 (1) Der Kirchenbeamte auf Lebenszeit tritt mit dem Ablauf des Monats in den Ruhestand, in dem er das 68. Lebensjahr vollendet.

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(2) Wenn dringende dienstliche Ru¨cksichten die Fortfu¨hrung der Dienstgescha¨fte durch einen bestimmten Beamten erfordern, so kann der Eintritt dieses Beamten in den Ruhestand u¨ber das 68. Lebensjahr hinausgeschoben werden. § 56 Der Kirchenbeamte auf Zeit oder auf Lebenszeit, der das 65. Lebensjahr vollendet hat, kann ohne Nachweis der Dienstunfa¨higkeit in den Ruhestand versetzt werden. § 57 (1) Der Kirchenbeamte auf Zeit oder auf Lebenszeit ist in den Ruhestand zu versetzen, wenn er infolge eines ko¨rperlichen Gebrechens oder wegen Schwa¨che seiner ko¨rperlichen oder geistigen Kra¨fte dauernd dienstunfa¨hig ist. (2) Als dauernd dienstunfa¨hig kann der Kirchenbeamte auch dann angesehen werden, wenn er infolge Erkrankung im Laufe von sechs Monaten mehr als neunzig Tage keinen Dienst getan hat und keine Aussicht besteht, daß er innerhalb weiterer sechs Monate wieder voll dienstfa¨hig wird. § 58 (1) Soll ein Kirchenbeamter ohne sein Ansuchen gema¨ß § 57 in den Ruhestand versetzt werden, so wird er von der Dienstbeho¨rde unter Angabe der Gru¨nde schriftlich aufgefordert, etwaige Einwendungen innerhalb einer ihm gesetzten Frist von mindestens 4 Wochen zu erheben. (2) Werden Einwendungen innerhalb der Frist nicht erhoben, so gilt dies als Zustimmung des Beamten zu seiner Versetzung in den Ruhestand. (3) Werden Einwendungen innerhalb der Frist erhoben, so werden die notwendigen Feststellungen in einem Verfahren getroffen, in dem ein amtsa¨rztliches Zeugnis eingeholt und dem Beamten Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden muß. Der Rat kann hieru¨ber na¨here Bestimmungen treffen. (4) Ist der Kirchenbeamte zur Wahrnehmung seiner Rechte infolge ko¨rperlichen oder geistigen Gebrechens nicht in der Lage, so wird ihm von der Dienstbeho¨rde, nach Mo¨glichkeit im Einvernehmen mit der Familie, ein Beistand fu¨r das Verfahren bestellt, solange kein gesetzlicher Vertreter oder Pfleger fu¨r ihn bestellt ist. (5) Wird die Dienstfa¨higkeit des Kirchenbeamten festgestellt, so ist das Verfahren einzustellen. Fu¨hrt das Verfahren innerhalb einer Frist von drei Monaten, gerechnet vom Ablauf der in Abs. 1 bezeichneten Frist, zur

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Versetzung in den Ruhestand, so beginnt der Ruhestand mit dem in der Verfu¨gung bestimmten Zeitpunkt, spa¨testens mit dem Ende des Monats, in dem dem Kirchenbeamten die Verfu¨gung bekanntgegeben wird. § 59 Bleibt der Kirchenbeamte mit seinen Leistungen hinter dem billigerweise von ihm zu fordernden Maß zuru¨ck und ist ihm deshalb nach § 41 das Aufsteigen im Gehalt zweimal versagt worden, so kann er ohne Nachweis der Dienstunfa¨higkeit in den Ruhestand versetzt werden. § 60 Der Kirchenbeamte auf Widerruf ist in den Ruhestand zu versetzen, wenn er infolge Krankheit, Verletzung oder sonstiger Scha¨digung, die er sich ohne grobes Verschulden bei Ausu¨bung oder aus Veranlassung des Dienstes zugezogen hat, dienstunfa¨hig geworden ist. § 61 (1) Der Kirchenbeamte im Wartestand kann auf seinen Antrag jederzeit in den Ruhestand versetzt werden. (2) Er ist in den Ruhestand zu versetzen mit dem Ende des Monats, in dem 1. eine fu¨nfja¨hrige Wartestandszeit abgelaufen ist oder 2. festgestellt wird, daß er ohne hinreichenden Grund der Wiederberufung zum Dienst nicht folgt oder die Erfu¨llung der ihn nach § 50 obliegenden Pflichten verweigert. (3) Der Lauf der Frist nach Abs. 2 Ziff. 1 wird durch eine Bescha¨ftigung des Kirchenbeamten nach §§ 50 und 51 gehemmt. § 62 (1) Die Versetzung in den Ruhestand wird von der Stelle verfu¨gt, die nach § 7 fu¨r die Ernennung zusta¨ndig wa¨re. Der Kirchenbeamte erha¨lt daru¨ber eine Urkunde, in welcher der Zeitpunkt des Eintritts des Ruhestandes anzugeben ist. (2) Der Ruhestand beginnt, abgesehen von den Fa¨llen der §§ 55, 58 Abs. 5 und § 61, mit dem Ende der drei Monate, die auf den Monat folgen, in welchem dem Kirchenbeamten die Versetzung in den Ruhestand mitgeteilt wurde. Bei der Mitteilung kann auf Antrag oder mit ausdru¨cklicher Zustimmung des Kirchenbeamten ein fru¨herer Zeitpunkt festgestellt werden. (3) Vom Beginn des Ruhestands an erha¨lt der Beamte Ruhegehalt.

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§ 63 (1) Der Kirchenbeamte im Ruhestand kann vor Vollendung des 65. Lebensjahres jederzeit wieder zum Dienst berufen werden, wenn die Gru¨nde fu¨r seine Versetzung in den Ruhestand weggefallen sind. Er ist verpflichtet, der Berufung Folge zu leisten, wenn ihm in seiner neuen Stelle das Grundgehalt seiner letzten Stelle gewa¨hrleistet ist. (2) Wird der Kirchenbeamte wieder zum Dienst berufen, so hat er Anspruch auf Vergu¨tung der Umzugskosten nach den hierfu¨r geltenden Bestimmungen. 7. Abschnitt: Versorgung § 64 Die Versorgung umfaßt: Wartegeld, Ruhegehalt, Hinterbliebenenversorgung, Unfallfu¨rsorge. 1. Wartegeld und Ruhegehalt § 65 Das Wartegeld und das Ruhegehalt werden auf der Grundlage der ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge und der ruhegehaltfa¨higen Dienstzeit berechnet. 2. Hinterbliebenenversorgung § 66 Die Witwe eines Beamten, der zur Zeit seines Todes Ruhegehalt erhalten ha¨tte, oder eines Ruhestandsbeamten erha¨lt Witwengeld. Das gilt nicht wenn 1. die Ehe mit dem Verstorbenen weniger als drei Monate gedauert hat, es sei denn, daß nach den besonderen Umsta¨nden des Falles die Annahme nicht gerechtfertigt ist, daß es der alleinige Zweck der Heirat war, der Witwe eine Versorgung zu verschaffen, oder 2. die Ehe erst nach dem Eintritt des Beamten in den Ruhestand geschlossen worden ist, oder 3. die eheliche Gemeinschaft bei Tode des Beamten durch gerichtliche Entscheidung aufgehoben war.

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§ 67 (1) Die ehelichen Kinder sowie die vor der Versetzung des Beamten in den Ruhestand fu¨r ehelich erkla¨rten oder an Kindes Statt angenommenen Kinder eines verstorbenen Beamten, der zur Zeit seines Todes Ruhegehalt erhalten ha¨tte, oder eines verstorbenen Ruhestandsbeamten erhalten Waisengeld. (2) Kein Waisengeld erhalten die Kinder eines Ruhestandsbeamten aus einer Ehe, die erst nach dem Eintritt in den Ruhestand geschlossen worden ist. 3. Unfallfu¨rsorge § 68 (1) Wird ein Beamter durch einen Dienstunfall verletzt, so wird ihm und seinen Hinterbliebenen Unfallfu¨rsorge gewa¨hrt. (2) Die Unfallfu¨rsorge umfaßt: 1. Erstattung von Sachscha¨den und besonderen Aufwendungen, 2. Heilverfahren, 3. Unfall-Ruhegehalt, wenn infolge des Unfalls der Beamte dienstunfa¨hig geworden ist, 4. Unfall-Hinterbliebenenversorgung, wenn der Beamte infolge des Unfalls verstorben ist. (3) Neben einer Versorgung nach Absatz 2 Ziffer 2 und 3 wird eine Versorgung nach den allgemeinen Vorschriften nicht gewa¨hrt. § 69 (1) Ein Anspruch auf Unfallfu¨rsorge besteht nicht, wenn der Verletzte den Unfall vorsa¨tzlich oder grob fahrla¨ssig herbeigefu¨hrt hat. (2) Ein Anspruch auf Unfall-Hinterbliebenenversorgung besteht nicht, wenn die Ehe erst nach dem Dienstunfall geschlossen ist. 4. Gemeinsame Vorschriften § 70 Der Anspruch der Witwen und Waisen auf Versorgungsbezu¨ge erlischt 1. fu¨r jeden Berechtigten mit dem Ende des Monats, in dem er sich verheiratet oder stirbt, 2. fu¨r jede Waise außerdem mit Ende des Monats, in dem sie das achtzehnte Lebensjahr vollendet,

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3. fu¨r jeden Berechtigten, der aus der Kirche austritt oder zu einer anderen Religionsgemeinschaft u¨bertritt, mit Ende des Monats, in dem der Aus- oder U¨bertritt vollzogen wird. § 71 Die oberste Dienstbeho¨rde kann einem Empfa¨nger von Hinterbliebenenversorgung die Versorgungsbezu¨ge jeweils bis zur Dauer von zwei Jahren entziehen, wenn er durch sittenloses, unehrenhaftes oder kirchenfeindliches Verhalten A¨rgernis gibt. § 72 Im u¨brigen wird die Versorgung vom Rat durch Verordnung geregelt. In dieser sind insbesondere Bestimmung zu erlassen u¨ber 1. die ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge, 2. die ruhegehaltfa¨hige Dienstzeit, 3. die Hundertsa¨tze der ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge, nach denen das Wartegeld und das Ruhegehalt zu berechnen ist, Hundertsa¨tze des erdienten Ruhegehalts, nach denen sich die Hinterbliebenenbezu¨ge bemessen, 4. das Ruhen der Versorgungsbezu¨ge, wenn der Berechtigte ein Einkommen aus einer Verwendung im kirchlichen oder sonstigen o¨ffentlichen Dienst bezieht, 5. die Ho¨chstgrenzen beim Zusammentreffen mehrerer Versorgungsbezu¨ge, 6. den Umfang der Heilfu¨rsorge, 7. die Bewilligung eines Unterhaltsbeitrages aus Billigkeitsgru¨nden in besonderen Fa¨llen, wenn ein Anspruch auf Versorgungsbezu¨ge nicht besteht. 8. Abschnitt: Die Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses § 73 (1) Das Kirchenbeamtenverha¨ltnis endet außer durch den Tod durch 1. Widerruf, 2. Zeitablauf, 3. Entlassung aus dem Dienst, 4. Ausscheiden aus dem Dienst, 5. Entfernung aus dem Dienst. (2) Die Entfernung aus dem Dienst wird durch das Dienststrafrecht geregelt.

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(3) Dem Kirchenbeamten wird bei Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses auf Antrag von dem Dienstvorgesetzten ein Dienstzeugnis u¨ber die Art und Dauer der von ihm bekleideten A¨mter erteilt. Das Dienstzeugnis muß auf Verlangen des Beamten auch u¨ber die von ihm ausgeu¨bte Ta¨tigkeit und seine Leistungen Auskunft geben. 1. Widerruf § 74 (1) Das Dienstverha¨ltnis eines Kirchenbeamten auf Widerruf kann vorbehaltlich einer Regelung nach § 60 jederzeit gelo¨st werden. (2) Die Lo¨sung des Dienstverha¨ltnisses hat den Verlust des Diensteinkommens, der Amtsbezeichnung sowie der Aussicht auf Gewa¨hrung eines Ruhegehalts und auf Hinterbliebenenversorgung zur Folge. (3) Wird das Dienstverha¨ltnis nicht wegen Verletzung der dem Kirchenbeamten obliegenden Pflichten gelo¨st, so ist dem Kirchenbeamten das Diensteinkommen noch fu¨r die Dauer der Dienstleistung, mindestens aber fu¨r die Dauer von 3 Monaten seit der Mitteilung u¨ber die Lo¨sung des Dienstverha¨ltnisses zu gewa¨hren, auch wenn die Lo¨sung vor dem Ablauf dieser Zeit eintritt. 2. Zeitablauf § 75 Das Dienstverha¨ltnis eines Kirchenbeamten auf Zeit endet mit Ablauf der Zeit, fu¨r die er ernannt ist, wenn er nicht nach § 56 oder nach § 57 in den Ruhestand versetzt wird. 3. Entlassung aus dem Dienst § 76 (1) Der Kirchenbeamte kann jederzeit seine Entlassung aus dem Dienst verlangen. Das Verlangen muß dem Dienstherrn schriftlich auf dem Dienstwege erkla¨rt werden; es kann zuru¨ckgenommen werden, solange die Entlassungsverfu¨gung dem Kirchenbeamten noch nicht zugegangen ist. (2) Dem Verlangen nach Dienstentlassung muß entsprochen werden, jedoch kann die Entlassung solange hinausgeschoben werden, bis der Kirchenbeamte seine Amtsgescha¨fte ordnungsgema¨ß erledigt hat.

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§ 77 Der Kirchenbeamte ist zu entlassen, wenn er sich weigert, das Gelo¨bnis gema¨ß § 8 abzulegen. § 78 (1) Fu¨r die Zusta¨ndigkeit zur Entlassung gilt § 7 entsprechend. Der Kirchenbeamte erha¨lt hieru¨ber eine Urkunde, die den Zeitpunkt bestimmt, zu welchem die Entlassung wirksam wird. (2) Nach der Entlassung hat der Kirchenbeamte keinen Anspruch auf Dienstbezu¨ge und Versorgung. Er darf die Amtsbezeichnung und die ihm im Zusammenhang mit dem Amt verliehenen Titel nicht fu¨hren. (3) Dem Kirchenbeamten kann widerruflich die Erlaubnis erteilt werden, die Amtsbezeichnung mit dem Zusatz „außer Dienst“ (a. D.) sowie die im Zusammenhang mit dem Amt verliehenen Titel zu fu¨hren. 4. Ausscheiden aus dem Dienst § 79 (1) Der Kirchenbeamte scheidet mit den Rechtsfolgen des § 78 aus dem Kirchenbeamtenverha¨ltnis aus, wenn er seinen Dienst in der Absicht aufgibt, ihn nicht wieder aufzunehmen. (2) Das Gleiche gilt, wenn der Beamte aus der Kirche austritt oder zu einer anderen Religionsgemeinschaft u¨bertritt. Der Rat kann im einzelnen Fall eine andere Regelung treffen. 9. Abschnitt: U¨bergangs- und Schlußbestimmungen § 80 Dieses Gesetz findet auf die zur Zeit seines Inkrafttretens im Dienst oder Wartestand befindlichen Kirchenbeamten Anwendung. § 81 Wer bisher die Rechte eines Kirchenbeamten auf Lebenszeit hatte, ist Kirchenbeamter auf Lebenszeit im Sinne dieses Gesetzes. § 82 Entscheidungen, die dem Kirchenbeamten nach den Vorschriften dieses Gesetzes bekanntzugeben sind, sind nach den Bestimmungen des Dienststrafrechts zuzustellen, wenn durch sie eine Frist in Lauf gesetzt wird

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oder Vermo¨gensrechte des Kirchenbeamten durch sie beru¨hrt werden. Die Zustellung kann dadurch ersetzt werden, daß die Entscheidung dem Kirchenbeamten unter Anfertigung einer Niederschrift ero¨ffnet wird; auf Antrag ist dem Kirchenbeamten eine Abschrift der Niederschrift zu geben. § 83 Die Ausfu¨hrungsbestimmungen zu diesem Kirchengesetz werden vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland durch Verordnung erlassen. § 84 (1) Dieses Gesetz tritt am .|.|. in Kraft. (2) Zugleich treten alle Vorschriften, die diesem Gesetz widersprechen, außer Kraft. Insbesondere werden fu¨r den Geltungsbereich dieses Gesetzes (§ 1) aufgehoben: a) die Kirchenbeamtenordnung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 13. 4. 1939 (Gesetzblatt DEK Seite 43), b) die Verordnung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨ber die Aufhebung und Aba¨nderung von Gesetzen der Deutschen Evangelischen Kirche vom 2. 5. 1946 (Vo.- und Nachr. Bl. d. EKD Nr. 16), soweit sie sich auf die Kirchenbeamtenordnung der DEK vom 13. 4. 1939 bezieht. (3) Soweit auf Grund bisherigen kirchlichen Rechts staatliche besoldungs- und versorgungsrechtliche Bestimmungen im kirchlichen Bereich noch anzuwenden sind, hat es dabei bis zum Erlaß neuer Vorschriften sein Bewenden. .|.|. .|.|. den .|.|. 195.|.|. Der Pra¨ses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland

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37D16. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 29. Mai 1953 F: EZA Berlin, 2/5258 (H). Betr.: Beihilfen I. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich anla¨sslich der Beratung u¨ber den Haushaltsplan auf der Tagung in Elbingerode die von einigen Gliedkirchenleitungen vertretene Auffassung zu eigen gemacht, dass die Evangelische Kirche in Deutschland die Gliedkirchen von der finanziellen Unterstu¨tzung gesamtkirchlicher Werke, Verba¨nde und Einrichtungen entlasten sollte. Der Grund dafu¨r war vor allem die Erwa¨gung, dass die einzelnen Gliedkirchen keine Mo¨glichkeit haben, die Beihilfebedu¨rftigkeit und -wu¨rdigkeit von Antragstellern zu pru¨fen, die sich auf die gesamtkirchliche Bedeutung ihrer Arbeit berufen; auch ko¨nnen die einzelnen Gliedkirchen nicht u¨bersehen, in welchem Umfang solche Antragsteller noch von anderen Stellen gefo¨rdert werden. Diese Regelung bedeutet praktisch, dass dem Rat die volle Verantwortung fu¨r die Unterstu¨tzung von gesamtkirchlichen Werken, Verba¨nden und Einrichtungen u¨bertragen ist, die sich nicht aus eigener Kraft erhalten ko¨nnen. Mit Ru¨cksicht hierauf ist der Planansatz fu¨r die innerkirchliche Arbeit bei Ausgabe-Kapitel III des Haushaltsplanes auf 225.000,00 DM fu¨r das laufende Haushaltsjahr erho¨ht worden. Dieser Betrag ist nach dem Willen der Synode in erster Linie fu¨r die gesamtkirchlichen Bedarfstra¨ger bestimmt, fu¨r deren Unterstu¨tzung der Rat zusta¨ndig und verantwortlich ist. Nur soweit der Gesamtbedarf hierfu¨r unter dem verfu¨gbaren Betrag von 225.000,00 DM bleibt, ko¨nnen Beihilfen auch an andere Antragsteller bewilligt werden. Dabei ist besondere Vorsicht geboten, solange der Gesamtbedarf noch nicht zu u¨bersehen ist. Denn die Synode wird eine Erho¨hung bei Kapitel III des Haushaltsplanes mit Ru¨cksicht auf den Bedarf gesamtkirchlicher Werke usw. schwerlich genehmigen, wenn anderen Antragstellern, deren Unterstu¨tzung nicht in die prima¨re Zusta¨ndigkeit der EKD fa¨llt, Beihilfen bewilligt werden. Die Bewilligung von Beihilfen ist daher ku¨nftig abha¨ngig: 1.) von einer Kla¨rung der Frage, welche Werke, Verba¨nde und Einrichtungen grundsa¨tzlich und im Einzelfall als „gesamtkirchlich“ anzusehen sind; 2.) von der Entscheidung, ob und in welchem Umfang die Erhaltung und die Fortsetzung der Arbeit dieser Werke usw. im gesamtkirchlichen Interesse erwu¨nscht ist;

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3.) von einer sorgfa¨ltigen Pru¨fung, in welcher Ho¨he dazu Beihilfen notwendig sind. II. Um fu¨r die Beurteilung der ersten Frage Unterlagen zu gewinnen, sind die Gliedkirchenleitungen um Mitteilung gebeten worden, welche bisher von ihnen gefo¨rderten Werke usw. nach ihrer Meinung als „gesamtkirchlich“ anzusehen sind. Bei der Auswertung der darauf eingegangenen A¨usserungen haben sich folgende grundsa¨tzliche Einschra¨nkungen fu¨r die Zusta¨ndigkeit und Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland als notwendig erwiesen: 1.) Beihilfen aus Mitteln der Evangelischen Kirche in Deutschland kommen grundsa¨tzlich nicht in Betracht fu¨r: a) Gesamtkirchliche Werke und Verba¨nde, soweit es sich um den Bedarf an Mitteln fu¨r ihre Arbeit in der Ostzone handelt; insoweit wird die no¨tige gesamtkirchliche Hilfe im Rahmen des Hilfsplanes geleistet, der durch den Heuner-Ausschuss verwaltet wird. b) Einrichtungen mit u¨berwiegend regionaler Bedeutung, die nach wie vor auf die Fo¨rderung durch die in erster Linie daran interessierten Gliedkirchen angewiesen bleiben (z. B. Evang. Akademien, Theol. Stift Go¨ttingen, Kirchliche und Theologische Hochschulen, Bibelschulen usw.). 2.) Fu¨r folgende Kategorien von Werken usw. ko¨nnen Beihilfen nur ausnahmsweise und in begrenzter Ho¨he bewilligt werden: a) Gesamtkirchliche Organisationen, die landeskirchlich gegliedert sind und in erster Linie durch Beitra¨ge ihrer Gliederungen finanziert werden mu¨ssen. Eine Ablo¨sung dieser Beitra¨ge durch Beihilfen der Evangelischen Kirche in Deutschland kommt auch dann nicht in Betracht, wenn die Beitra¨ge aus landeskirchlichen Mitteln aufgebracht werden. b) Missionarische und diakonische Werke, die meist aus geschichtlichen oder Bekenntnisgru¨nden zu bestimmten Gliedkirchen in traditionellen Beziehungen stehen, die nicht durch Zentralisierung und Bu¨rokratisierung gesto¨rt werden sollten. c) Werke und Verba¨nde, die im Rahmen besonderer Patenschaftsverha¨ltnisse von einzelnen Gliedkirchen betreut werden (z. B. Hilfskomitees). III.Diesen Grundsa¨tzen haben alle Gliedkirchen zugestimmt bis auf Rheinland, Westfalen, Baden, Reformierte Kirche in Nordwestdeutschland und Schaumburg-Lippe, von denen keine Stellungnahme vorliegt. Der Landeskirchenrat in Hamburg hat gegen eine zu weitgehende Zentralisierung Bedenken erhoben, weil die Gefahr bestehe,

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dass die Werke und Verba¨nde aus ihrer lebendigen Verbindung zu den Landeskirchen und Gemeinden herausgerissen werden. Dieser Einwand du¨rfte durch die Zustimmung der Gliedkirchen zu den vorstehenden Einschra¨nkungen fu¨r die Zusta¨ndigkeit der Evangelischen Kirche in Deutschland entkra¨ftet sein. Schwerer wiegt aber wohl der Hinweis des hamburgischen Landeskirchenrats darauf, dass es sich fu¨r die Werke, Verba¨nde usw. als nachteilig erweisen wu¨rde, als „gesamtkirchlich“ angesehen zu werden, wenn die Evangelische Kirche in Deutschland nicht in der Lage sein sollte, diesen Werken Beihilfen zu gewa¨hren, die der bisher von den Gliedkirchen geleisteten Unterstu¨tzung gleichkommen. Die Gliedkirchenleitungen von Hessen und Nassau, Braunschweig, Lu¨beck und Lippe halten mit Ru¨cksicht auf die grundsa¨tzlichen Bedenken des hamburgischen Landeskirchenrats, ohne ihre eigene Stellungnahme deshalb zu a¨ndern, eine Aussprache u¨ber die gesamte Regelung in der Kirchenkonferenz fu¨r erwu¨nscht. Wir bitten daher den Rat um Entscheidung, ob die Kirchenkonferenz mit der Angelegenheit befasst werden soll. IV.Unabha¨ngig davon schlagen wir unter Beru¨cksichtigung der unter I. und II. dargelegten Grundsa¨tze vor, fu¨r das laufende Haushaltsjahr die Bewilligung der aus der beigefu¨gten Aufstellung179 ersichtlichen Beihilfen in Aussicht zu nehmen unter der Voraussetzung, dass begru¨ndete Antra¨ge vorgelegt werden, soweit es nicht schon geschehen ist. Bisher liegen Antra¨ge vor zu lfd. Nr. A/2, 6, 12, 16, 18, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 28 und B/6, 7, 8, 9, 10. Die Antra¨ge zu A/28, B/8 und B/10 halten wir nicht fu¨r ausreichend begru¨ndet. Fu¨r das Institut fu¨r Altertumswissenschaft im heiligen Lande (A/28) ist eine Beihilfe in Kap. VI Titel 6 des Haushaltsplanes ausdru¨cklich vorgesehen. Die Bewilligung einer Beihilfe fu¨r die Instandhaltung der Geda¨chtniskirche Speyer (B/8) wu¨rde unabsehbare Berufungen nach sich ziehen. Die deutschsprachige Kurzfassung des missionsgeschichtlichen Werkes von Latourette „The expansion of Christianity“, fu¨r die das Auswa¨rtige Amt in Bonn die Bewilligung eines Druckkostenzuschusses befu¨rwortet hat (B/10), ist von Prof. Dr. Honig schon vor la¨ngerer Zeit im Auftrage des World Church Service hergestellt worden, der aber z. Zt. nicht u¨ber die erforderlichen Mittel fu¨r den Druck verfu¨gt. Die Evangelische Kirche in Deutschland kann keinesfalls die gesamten Kosten u¨bernehmen, die erforderlich wa¨ren, um das Werk herauszubringen.

179 37D17.

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U¨ber sonstige Finanzierungsmo¨glichkeiten sind bisher keinerlei Unterlagen beigebracht worden. Die Gliedkirchenleitungen haben der Bewilligung von Beihilfen an die in der Anlage aufgefu¨hrten Werke usw. zugestimmt mit folgenden Ausnahmen: Zu A/29 (Institutum Judaicum Delitzschianum) hat die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gegen die Bewilligung einer Beihilfe protestiert, weil der Leiter des Instituts, Professor D. Rengstorf in Mu¨nster, ein grundsa¨tzlicher Gegner der Evangelischen Kirche in Deutschland sei. Abgesehen davon, dass uns nicht bekannt ist, worin diese Gegnerschaft zum Ausdruck gekommen sein soll – Professor D. Rengstorf hat z. B. in der Kommission fu¨r Eherecht mitgearbeitet – halten wir es fu¨r bedenklich, die Fo¨rderung eines Instituts, dessen Arbeit an sich bejaht wird, von der kirchenpolitischen Gesinnung des Leiters abha¨ngig zu machen. Zu A/6, 12, 16 und B/4, 6, 7, 8, 10 liegt keine Stellungnahme der Gliedkirchen vor, da die Antra¨ge erst nach Befragung der Gliedkirchenleitungen eingegangen sind. V. Da nach den unter I. und II. dargelegten Grundsa¨tzen die meisten in der Anlage unter A) aufgefu¨hrten Bedarfstra¨ger ku¨nftig ausschliesslich auf die Unterstu¨tzung durch die Evangelischen Kirche in Deutschland angewiesen sein werden, schlagen wir vor, die Kirchenkanzlei zu erma¨chtigen, am Ende eines jeden Quartals des Rechnungsjahres je ein Viertel der in Aussicht genommenen Beihilfen zu zahlen. Die Mo¨glichkeit dazu besteht, weil in diesem Rechnungsjahr mit dem im Haushaltsplan vorgesehenen Gesamtbetrag von 225.000,00 DM mit Sicherheit gerechnet werden kann. Der Ertrag der gesamtkirchlichen Kollekte ist in diesem Jahr nur mit einem Betrag veranschlagt, der nach den bisherigen Erfahrungen bestimmt nicht nur erreicht, sondern voraussichtlich noch u¨berschritten wird. Fu¨r nachtra¨gliche Bewilligungen bleibt nach unserem Vorschlag eine Reserve von 34.500,00 DM. Ausserdem ko¨nnen im Notfall in den spa¨teren Quartalen noch Ku¨rzungen vorgenommen werden. Wir halten es deshalb auch nicht fu¨r erforderlich, das Ergebnis der Beratung in der Kirchenkonferenz abzuwarten, falls sich der Rat fu¨r eine solche entscheiden sollte (s. o. zu III). Wir bitten, u¨ber die Fragen und Vorschla¨ge zu III. und IV. nach Mo¨glichkeit schon in der na¨chsten Sitzung des Rates entscheiden zu wollen. 1 Anlage180 gez. D. Brunotte 180 37D17.

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37D Vorlagen und Antra¨ge

37D17. Beihilfeplan 1953/54 [Hannover, 29. Mai 1953] F: EZA Berlin, 2/5258 (H; Anlage zu 37D16). A) Gesamtkirchliche Werke Verba¨nde und Einrichtungen. Lfd. Bedarfstra¨ger Nr. 1.

Ma¨nnerarbeit der EKD

2.

Frauenarbeit der EKD

3.

Deutscher ev. Frauenbund

4.

Beantragt im Vorjahr Vorschlag F. 1953/54 bewilligt der K. Kzl. bewilligt 5.000

5.000

4.500

5.000

1.500

1.500

Frauenhilfe der EKD, Potsdam

1.500

1.500

5.

Jugendarbeit der EKD (durch Jugendkammer)

6.000

8.000

6.

Jungenwacht

7.

Evang. Studentengemeinde

8. 9.

9.500

Ermessen

(s. Nr. 5) 19.000

15.000

Burckhardthaus West, Gelnhausen

5.000

5.000

Arbeitsgemein. f. ev. Kinderpflege

5.000

5.000

10.

Arbeitsgem. f. Geho¨rlosenseelsorge

1.000

1.000

11.

Verband fu¨r Kindergottesdienst

1.000

1.000

12.

Konferenz d. ev. Strafanstaltspfarrer



2.000

13.

Ev. Eltern- und Erziehertag



1.000

14.

Ausschuss „Film und Bild in der religionspa¨dagogischen Literatur“

1.000

1.000

15.

Posaunenwerk

1.000

1.000

16.

Verband ev. Kirchencho¨re



500

17.

Central-Ausschuss f. Innere Mission [sic! ]

25.000

25.000

2.500

wie Nr. 15

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

18.

Ev. Auswandererfu¨rsorge

19.

Seemannsmission

20.

Arbeitsgem. f. Volksmission

21

Erho¨hung!

2.000

2.000

500

1.000

3.000

3.000

3.000

Ev. Sozialakademie Friedewald

50.000

10.000

40.000

22.

Konfessionskundl. Institut Bensheim

24.000

20.000

20.000

23.

Studiengemeinschaft Ev. Akademien

18.800

6.000

10.000

24.

Konvent der Heimvolkshochschulen

8.000



7.000

25.

Verband ev. Bu¨chereien

8.000

4.000

5.000

26.

Ev. Bibliotheksschule Go¨ttingen

2.500

2.000

5.000

27.

Pala¨stinawerk



10.000

28.

Dtsch. ev. Institut f. Altertumswissenschaft im heiligen Lande

29.

Institut Jud. Delitzschianum

2.000

2.000

30.

Dtsch. Bibelarchiv Hamburg

1.000

1.000

127.000

184.500

Summe A

15.000

138.800



B) Sonstige Bedarfstra¨ger Lfd. Bedarfstra¨ger Nr. 1.

Christophorus-Stift Hemer (fu¨r Forschungsauftr. Jellinghaus)

2.

3.

Beantragt Im Vorjahr Vorschlag bewilligt d. K. Kzl. 1.000

1.000

Soziale Frauenschule Berlin (f. gesamtkirchl. Sonderaufgaben)

500

500

Ma¨dchenbibelkreise Wu¨rttemberg (f. gesamtkirchl. Sonderaufgaben)

500

500

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F: 1953 bewilligt

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37D Vorlagen und Antra¨ge 4.

Kirchl. Hochschule Wuppertal

3.000

5.

Kirchenrechtl. Seminar Erlangen

6.

Arbeitsgemeinschaft Friedhof u. Denkmal

7.

Otto-Bartning-Stiftung f. bild. Ku¨nste

1.000

8.

Bauverein d. Geda¨chtniskirche in Speyer

Ermessen

9.

Johann-Walter-Gesamtausgabe (Ba¨renreiter-Verlag)

10.

Druck der dtsch. Kurzfassung des Werkes u¨ber Ausbreitung des Christentums v. Latourette (Bearb. Pof. Dr. Honig)

500

500

Ermessen

500 –

1.000

2.000



2.000

Ermessen





3.000

2.500

6.000

Summe B:

3.000

Zusammenstellung: Summe A:

184.500

Summe B:

6.000

Reserve: Gesamtsumme:

34.500 225.000

37D18. Schreiben Fischers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Berlin, 24. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 4/755 (O). Wie im Jahr 1951, so war der Gescha¨ftsstelle Ost der Evang. Studentengemeinden fu¨r die u¨bergemeindliche zusammenfassende Arbeit durch Schreiben K. B. 4801/52. IIIa vom 7. April 52181 auch fu¨r das Jahr 1952

181 Schreiben nicht ermittelt.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

eine einmalige Beihilfe von 5.000,– DM der Deutschen Notenbank zur Verfu¨gung gestellt worden. Im vergangenen Jahr ist die zentrale Arbeit der Evang. Studentengemeinde fu¨r Gross-Berlin und der DDR von der Arbeit in West-Berlin vo¨llig gelo¨st worden. Es wurde eine eigene Gescha¨ftsstelle in den Ra¨umen Bischofstr. 6–8 errichtet. Diese Gescha¨ftsstelle ist dauernd besetzt durch einen studentischen Obmann und eine Sekreta¨rin. Sie wird geleitet von dem durch Gen. Sup. Krummacher am 1. Ma¨rz in sein Amt als Studentenseelsorger eingefu¨hrten Pastor Gerhard Bassarak. Ihm ist fu¨r den Reisedienst noch eine Pfarrgehilfin, Fra¨ulein Elisabeth Adler, beigeordnet. Diese beiden akademisch vorgebildeten Arbeitskra¨fte haben die 20 Gemeinden in der DDR zu besuchen. Durch ihre Ta¨tigkeit vermitteln sie der Arbeit in allen Studentengemeinden neue Anregungen und pflegen durch die Vorbereitung und Abhaltung von 4 Vertrauensstudentenkonferenzen und 4 regionalen Tagungen im Bereich der DDR sowie von 2 Studentenpfarrerkonferenzen die Verbindung der einzelnen Gemeinden untereinander. Noch immer sammeln sich in den Studentengemeinden rund 2500 Studenten, von denen etwa 1500 regelma¨ssig an den wo¨chentlichen Bibelstunden teilnehmen. Bei der Durchfu¨hrung der Vertrauensstudenten- und Studentenpfarrerkonferenzen haben wir Wert darauf gelegt, dass jeweils Vertreter der verschiedenen Kirchenleitungen der ostdeutschen Kirchen Berichte u¨ber die kirchliche Lage gaben. In den letzten Monaten haben wir in Verhandlungen mit den Kanzleien der Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union und daran anschliessend mit Ihnen Verhandlungen gefu¨hrt wegen der Aufstellung von Grundsa¨tzen fu¨r die Evang. Studentengemeinde. Dabei sind wir davon ausgegangen, dass die Arbeit durch eine Kammer fu¨r Studentenseelsorge noch enger als bisher an die Kirchenkanzlei der EKiD, Berliner Stelle angeschlossen wird. Die erforderlichen Haushaltsmittel fu¨r die u¨bergemeindliche Aufgabe dieser Kammer fu¨r Studentenseelsorge (bisher Beirat der Evang. Studentengemeinde Ost) sollen wie bisher durch Kollektengelder und durch freie Gaben sowie durch einmalige Beihilfen der Kirchenkanzlei und der einzelnen Landeskirchen aufgebracht werden. Der Jahresbedarf betra¨gt etwa 18.000,– DM. Von der Evang. Landeskirche Mecklenburg erhielten wir eine Beihilfe von ja¨hrlich DM 1.200,– von der der Evang.-Luth. Landeskirche Thu¨ringen DM 1.000,– und von der Evang. Kirche in Pommern DM 200,– . Wir hoffen, dass auch die u¨brigen Landeskirchen noch entsprechende Beihilfen in dieser Gro¨ssenordnung entrichten werden und glauben, dass wir unter dieser Voraussetzung ausreichen wu¨rden, wenn Sie uns auch im Jahr 1953 wieder eine Beihilfe von DM 5.000,– bereitstellen wu¨rden.

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37D Vorlagen und Antra¨ge

381

Martin Fischer [m. p. ] (Prof. D. Martin Fischer) Vorsitzender des Beirates der Evang. Studentengemeinde fu¨r DDR und Gross-Berlin182

37D19. Schreiben Fischers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Berlin, 27. April 1953 F: EZA Berlin, 4/755 (O). Zur Erga¨nzung unseres Schreibens vom 24. Ma¨rz 1953183 u¨ber die Fortfu¨hrung der Arbeit der Evangelischen Studentengemeinden im Raum der DDR und Gross-Berlin wurden wir aufgefordert, einen Haushaltplan unserer Gescha¨ftsstelle Bischofstr. 68 vorzulegen. In der Anlage184 u¨berreichen wir Ihnen unseren Haushaltsplan der fu¨r das Rechnungsjahr 1953 mit einem Fehlbetrag von DM 12.400,– abschliesst. Auf der Einnahmenseite sind ausser Einga¨ngen aus den Studentengemeinden und der Altfreundeschaft noch DM 8.000,– von verschiedenen Landeskirchen eingesetzt worden. Bisher sind uns auf ein Bittschreiben fu¨r dieses Haushaltsjahr die folgenden Betra¨ge zugesagt worden. Evang. Luth. Kirche Thu¨ringen DM 1.000,– „ Evang. Kirche Prov. Sachsen 3.000,– „ Evang. Kirche in Pommern 200,– Verschiedene der angegebenen Landeskirchen haben darauf hingewiesen, dass die zentrale Arbeit der Gescha¨ftsstelle, wenn sie kirchlicherweise unterstu¨tzt werden sollte, von der EKiD Berliner Stelle, u¨bernommen werden mu¨sste und dass es unzweckma¨ssig sei, mit jeder Landeskirche daru¨ber zu verhandeln. Wir teilen unsererseits diese Ansicht und wu¨rden es auch aus diesem Grunde begru¨ssen, wenn es zur Schaffung der in Aussicht genommenen Kammer fu¨r Studentenseelsorge bei der EKiD – Berliner Stelle – kommen wu¨rde. Vorerst wa¨ren wir Ihnen aber dankbar, wenn Sie uns den Fehlbetrag von DM 12.400,– (Ost) bewilligen wu¨rden. Falls Sie sich dazu entschliessen ko¨nnen, wu¨rden wir den Betrag in Teilbetra¨gen je nach Bedu¨rfnissen 182 Auf dem Schreiben befindet sich die Notiz Krummachers vom 28. Ma¨rz 1953: „Mit warmer Befu¨rwortung in den Gescha¨ftsgang der Kirchenkanzlei“. 183 37D18. 184 37D20.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

zu gegebener Zeit auf unser Konto Berliner Volksbank Klosterstr. 60.36 19 abrufen. Fu¨r eine wohlwollende Entschliessung wa¨ren wir Ihnen sehr verbunden. M. Fischer. [m. p. ] (Prof. D. Fischer) Vorsitzender des Beirates Ost der Evang. Studentengemeinden

37D20. Haushaltsplan der Gescha¨ftsstelle der Evangelischen Studentengemeinde in Deutschland – Gescha¨ftsstelle DDR und Gross-Berlin – fu¨r das Jahr 1953. [Berlin], 5. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 4/755 (O; Anlage zu 37D19).

Einga¨nge aus den Studentengemeinden Einga¨nge aus der Altfreundeschaft Einga¨nge aus den Landeskirchen Geha¨lter Reisen Beihilfen und Unterstu¨tzungen Porto, Fracht, Telefon Miete, Strom, Heizung, Gas Wirtschaftskosten, Reinigung und Instandhaltung Bu¨robedarf Bu¨cher, Zeitschriften Studentenkonferenzen Altfreundetagungen Verschiedene

Einnahmen DM 6.000,– 2.000,– 8.000,–

16.500,– 3.000,– 400,– 2.500,– 1.000,– 600,–

3.500,–

19.500,– 12.400,– 31.900,–

Fehlbetrag

Ausgaben DM

500,– 400,– 6.000,– 500,– 500,– 31.900,– 31.900,–

37D21. Schreiben Kreyssigs an den Rat. Berlin, 8. Mai 1953 F: EZA Berlin, 614/45 (D). Ich bitte ergebenst, bei der Ausschu¨ttung von Kollektenmitteln der EKiD die Laiendienste der Kirchenprovinz Sachsen zu bedenken. Sie haben in der Gestalt des Laienbesuchsdienstes einen noch immer wachsenden Wirkungsbereich gewonnen. Die Besuchsmannschaft za¨hlt zur Zeit rund 100 Ko¨pfe, von denen etwa 75 mehrere Wochen im Jahre fu¨r den Dienst zur

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37D Vorlagen und Antra¨ge

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Verfu¨gung stellen [sic! ]. Aus der Mannschaft sind schon zahlreiche Prediger, Diakone und Missionare hervor- und in den hauptamtlichen Dienst der Kirche u¨bergegangen. Als Sammelbecken fu¨r Kra¨fte dieser Art gewinnt der Dienst immer zunehmende Bedeutung, weil es eine ju¨ngst auch von der Synode anerkannte Notwendigkeit ist, den Dienst des akademisch vorgebildeten Predigtamtes durch pfarramtliche Hilfsauftra¨ge anderer Art zu erga¨nzen. Diesem stetigen Wachstum steht eine immer zunehmende Verknappung der Lebensgrundlage gegenu¨ber. Sehr viele der dienenden Bru¨der sind vo¨llig arm, ausserstande, den Bedarf an Kleidungsstu¨cken, Einrichtungsgegensta¨nden usw. zu erga¨nzen, zum großen Teil auf ganz du¨rftige Rentenbezu¨ge angewiesen. Der gesamte Dienst lebt aus dem Opfer der Gemeinde, die den Dienst empfa¨ngt, und einer landeskirchlichen Kollekte vom 1. Advent, welche bisher zwischen 10- und 12.000 DM erbracht hat. Etatsma¨ssige Mittel sind nicht vorgesehen. Dr. Pra¨ses.

37D22. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Ratsmitglieder und die Landeskirchenleitungen. Frankfurt/M., 1. Juni 1953 F: EZA Berlin, 6/5901 (H). Aus Genf erhalten wir soeben die Auskunft, dass fu¨r die consultants (vergl. K. A. 4862/53 [richtig: K. A. 2862/53 ] Anl. 4 Ziff. 9c; Anl. 2 S. 2 „Mitglieder der vorbereitenden Kommissionen“; Anl. 3 S. 2 „Zusammensetzung der Vollversammlung“, Abs. 2 und 3)185 nur ganz geringfu¨gige Mittel zur Verfu¨gung stehen, mit der praktischen Auswirkung, dass es ausgeschlossen erscheint, dass fu¨r Angeho¨rige der westeuropa¨ischen Kirchen, die als Berater vorgesehen werden, irgendwelche finanziellen Mittel des Oekumenischen Rates zur Verfu¨gung gestellt werden ko¨nnen. Damit wird deutlich, dass die Benennung von Beratern die Mo¨glichkeit geben soll, dass eine Kirche u¨ber ihre Delegierten hinaus ihr Gewicht in Evanston selbst sachlich versta¨rken kann. Es ist noch nicht sicher, ob die Evangelische Kirche in Deutschland in der Lage sein wird, die ihr zustehenden 36 Delegierten zu entsenden. Jedenfalls ist anzunehmen, dass die Zahl von 36 das Maximum von Teilnehmern darstellt, das u¨berhaupt finanziert werden kann. Unter diesen Umsta¨nden ist den Namensvor185 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Landeskirchenleitungen (außer den zur VELKD geho¨rigen Kirchen) vom 21. Mai 1953 (EZA Berlin, 6/5898).

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schla¨gen fu¨r die Delegierten erho¨htes Gewicht beizumessen. Soweit diejenigen, die in der oekumenischen Arbeit Erfahrung haben, – siehe die von Prof. Schlink vorgelegte Liste (Anl 6 unseres obigen Schreibens)186 – nicht als Delegierte vorgeschlagen werden, ist nach Lage der Sache nicht damit zu rechnen, dass ihre Erfahrung in Evanston zum Tragen kommt. Wir bitten daher die Leitungen der Gliedkirchen bei ihren Vorschla¨gen zu pru¨fen, wer nach seiner sachlichen Erfahrung geeignet ist, bei den in Evanston zu verhandelnden Problemen, die auf amerikanischem Boden noch besonders kritisch werden ko¨nnen, gewichtige Beitra¨ge zu liefern. Ein weiterer zu beru¨cksichtigender Gesichtspunkt wird sein, dass solche Delegierte vorgeschlagen werden, die voraussichtlich innerhalb der deutschen Kirchen in den kommenden Jahren die oekumenische Arbeit u¨bernehmen mu¨ssen, und fu¨r die es dringlich sein wird, dass sie die Erfahrung von Evanston mit in ihre ku¨nftige Arbeit hineinnehmen. In Vertretung Stratenwerth [m. p. ] Zusatz fu¨r die Herren Mitglieder des Rates: U¨ber die Frage, ob etwa eine Entlastung fu¨r die Evangelische Kirche in Deutschland durch einmalige Ku¨rzung des Beitrages an den Oekumenischen Rat im Jahre 1954 erreicht werden ko¨nne, ist gem. Ratsbeschluss mit Dr. Harms Fu¨hlung aufgenommen worden. Dr. Harms hat dringend empfohlen, nach dieser Richtung hin in Genf nicht vorstellig zu werden. In voller Wu¨rdigung der besonderen Lage der Evangelischen Kirche in Deutschland hat Dr. Harms doch die Sorge, dass eine solche Anfrage nicht verstanden wu¨rde, zumal dadurch ein Pra¨zedenzfall geschaffen wu¨rde, der bei dem u¨beraus angespannten Etat des Oekumenischen Rates nur ungu¨nstige Folgen haben ko¨nnte. In Vertretung Stratenwerth [m. p. ]

186 Ebd.

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37D23. Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrates A. u. H. B. an den Ratsvorsitzenden. Wien, 18. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 6/1097 (O). Sehr verehrter Herr Bischof! Sie kennen aus eigener Anschauung die Lage in Bad Gastein aufs beste. Wir haben nun dort eine einheimische Kirchengemeinde und einen sta¨ndigen Pfarrer. Das Pfarrhaus ist im Rohbau fertig. Die Genehmigung des im beiliegenden Bericht187 enthaltenen Antrages, welche einen seit langem bestehenden Zustand besta¨tigt und zugleich ein Viertel der Kosten des Pfarrhausbaues deckt, durch den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland bzw. das kirchliche Aussenamt wird auch vom Oberkirchenrat in Wien befu¨rwortet und erbeten. Wir bitten Sie, hochverehrter Herr Bischof, mit Ihrer gewichtigen Empfehlung den Akt der zusta¨ndigen Stelle freundlichst zur raschen Erledigung zuzuleiten. Evangelischer Oberkirchenrat A. u. H. B. in Wien May [m. p. ]

37D24. Schreiben der Evangelischen Christophoruskirche Badgastein an den Rat. Bad Gastein, 2. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 6/1097 (O; Anlage zu 37D23). Bericht u¨ber die Christophoruskirche in Badgastein Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches im Jahre 1945 wurde das sog. „Deutsche Eigentum“ in O¨sterreich von den Alliierten beschlagnahmt, darunter auch die Liegenschaften der „Deutschen Evang. Kirche“ in Badgastein, bestehend aus einer Kirche und zwei rechts und links von der Kirche gelegenen Grundstu¨cken, die als Parkanlagen hergerichtet waren. Die amerikanische Milita¨rregierung u¨bergab im Jahre 1946 dem Evang. Pfarramt Hallein das Benu¨tzungsrecht der Kirche in Badgastein. Mit Erlass des Bundesministeriums fu¨r Vermo¨genssicherung und Wirtschaftsplanung vom 2. 1. 1948 Zl.230.460–15/47188 wurde die Lan187 37D24. 188 Nicht ermittelt.

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desregierung Salzburg mit der vorla¨ufigen Verwaltung der Liegenschaft „protestantische Kirche in Badgastein“ EZ 175, KG Wildbadgastein, betraut. Das U. S. Hauptquartier in Wien hat das Bundesministerium fu¨r Finanzen mit Schreiben vom 25. 7. 1950 Zsch.WQL/RL/ek189, erma¨chtigt, die Liegenschaft EZ 175, KG Wildbadgastein, „Protestantische Kirche in Badgastein“ aus der Liste der Treuhandverwaltungen zu streichen. Auf Grund einer Weisung des Bundesministeriums fu¨r Finanzen, Sektion Vermo¨genssicherung, Erlass Zl.195.354–15a/50 vom 11. 8. 50190, hat das Amt der Landesregierung Salzburg mit Schreiben Zl.VIII/ B/1–4896/50/Dr. W. vom 18. 8. 1950191 der „Evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Badgastein“ die Verwaltungsgescha¨fte der genannten Liegenschaft u¨bergeben und den Ortspfarrer von Badgastein Ekkehart Lebouton zum o¨ffentlichen Verwalter bestellt. Die Gru¨ndung einer Kirchengemeinde mit dem Sitz eines sta¨ndigen Pfarrers in Badgastein im Jahre 1950 erforderte die Errichtung eines Pfarr- und Gemeindehauses. Da ein solches nur auf einem der kircheneigenen Grundstu¨cke neben der Kirche gebaut werden konnte, so haben sich sowohl Pfarrer Lebouton wie auch der Oberkirchenrat in Wien mit den kompetenten Stellen der EKiD [im ] Herbst 1951 und Sommer 1952 in Verbindung gesetzt. Das Kirchliche Aussenamt in Frankfurt erkla¨rte sich in seinem Schreiben vom 30. 11. 51 und 5. 5. 52192 sowie anla¨sslich einer mu¨ndlichen Aussprache beim Kirchentag in Stuttgart zwischen OKR Bartelt und Dr. Schwarzhaupt einerseits wie Pfarrer Lebouton andrerseits193 grundsa¨tzlich bereit, der Kirchengemeinde in Badgastein die Errichtung eines Pfarrhauses zu gestatten; soferne das Recht auf Kurpastoration durch deutsche Pfarrer erhalten bleibt, so ko¨nne auch der Besitz der Ortsgemeinde u¨bertragen werden. Ein entsprechendes Ansuchen bzw. ein Vertragsentwurf sollte von der Gemeinde Badgastein u¨ber den OKR in Wien dem Rat der EKiD vorgelegt werden. Die Verhandlungen u¨ber den Pfarrhausbau und die damit verbundenen Fragen haben sich aber verzo¨gert, so dass wir erst jetzt diese Vorschla¨ge unterbreiten ko¨nnen. Das Pfarrhaus sollte urspru¨nglich auf der no¨rdlich der Kirche gelegenen Parzelle 29/2 errichtet werden. Sowohl Kurverwaltung wie Anrainer

189 190 191 192 193

Nicht ermittelt. Nicht ermittelt. Nicht ermittelt. Beide in: EZA Berlin, 6/1097. Vgl. Geda¨chtnisprotokoll Leboutons u¨ber die Besprechung vom 30. August 1952 zwischen Vertretern des Kirchlichen Außenamtes und Lebouton (EZA Berlin, 6/1097).

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erhoben Einspruch gegen den Bau, da sie dadurch in ihren Interessen gescha¨digt wu¨rden. Das Grundstu¨ck wird na¨mlich seit Jahrzehnten als o¨ffentliche Parkanlage mit Verbindungswegen zu den ho¨her gelegenen Hotels benu¨tzt. Auf Grund dieses Einspruches suchten wir im Archiv, soweit es uns zuga¨nglich war, nach entsprechenden Unterlagen und fanden ein Uebereinkommen vom 11. 11. 1913194 zwischen dem Ministerium des Ko¨niglichen Hauses – Berlin und den Anrainern, aus dem hervorgeht, dass diesen die Benu¨tzung der Wege gestattet wurde unter der Bedingung der Zahlung eines ja¨hrlichen Rekognitionszinses. Nach dem 1. Krieg aber haben alle anrainenden Hotels den Besitzer gewechselt und weder uns noch den neuen Besitzern ist es bekannt, dass ein neues Abkommen geschlossen worden wa¨re. Da die Anrainer nun seit u¨ber 30 Jahren den Weg u¨ber dieses Grundstu¨ck benu¨tzen, ohne dass in dieser Zeit ein entsprechender Vertrag oder auch nur eine Tafel angebracht worden wa¨re, erheben sie Anspruch auf ein ersessenes Recht zur Benu¨tzung dieser Wege. Mit der Kurverwaltung wurde im Jahre 1919 ein Abkommen zur Errichtung einer o¨ffentlichen Parkanlage bis auf Widerruf getroffen195. Dieses Abkommen wird anerkannt. Auf Grund dieser Situation mussten wir auf den Bau eines Pfarrhauses auf dem genannten Grundstu¨ck verzichten, jedoch nicht, ohne von Anrainern und Kurverwaltung eine Ablo¨sesumme fu¨r unseren Verzicht zu verlangen. Diese erkla¨rten sich auch bereit, eine Summe von 80–100.000.– S zu bezahlen (Der eigentliche Verkaufswert liegt bedeutend ho¨her) unter der Voraussetzung, dass ein grundbu¨cherliches Bauverbot auf dieses Grundstu¨ck eingetragen wird. Eine solche Eintragung ist aber solange nicht mo¨glich, als die Frage des deutschen Eigentums in Oesterreich nicht gekla¨rt ist. Inzwischen haben wir mit Hilfe des Lutherischen Weltbundes und eines Darlehens aus der Schweiz das Pfarrhaus auf dem Grundstu¨ck su¨dlich der Kirche (Parzelle 28) errichtet, wogegen kein Einspruch erhoben wurde. Da wir aber zur Vollendung des Pfarrhausbaues noch die Ablo¨sungssumme der Anrainer dringend beno¨tigen, so beantragten wir ein Abkommen, das von Kurverwaltung und Anrainern unter der Voraussetzung angenommen wurde, dass es die Zustimmung des Evang. O.K.R. in Wien und des Rates der Evang. Kirche in Deutschland erha¨lt. Dieses Abkommen Abkommen sieht vor: 1. Die Anrainer bzw. die Kurverwaltung verpflichten sich eine Baublo¨sungssumme von 100.000.– S zu zahlen.

194 Nicht ermittelt. 195 Nicht ermittelt.

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2. Die Zahlung erfolgt zuna¨chst in Jahresraten zu 4000.– S ab April 1952 (Beginn des Pfarrhausbaues) bis zur Eintragung eines Bauverbotes. 3. Die Evang. Kirchengemeinde A. B. Badgastein verpflichtet sich, sowohl vom Evang. Oberkirchenrat A. B. in Wien als auch vom Rat der Evang. Kirche in Deutschland die Zustimmung zur Eintragung eines grundbu¨cherlichen Bauverbotes auf das Grundstu¨ck 29/2 zugunsten der Kurkommission Badgastein zwecks Erhaltung einer Parkanlage zu erwirken. 4. Sobald das Bauverbot grundbu¨cherlich eingetragen wird, zahlt die Kurverwaltung zusammen mit den Anrainern 50.000.– S von der Ablo¨sungssumme. Die andere Ha¨lfte wird nach Abzug der vorschussweisen bezahlten Betra¨ge in zwei weiteren Jahresraten zu gleichen Teilen bezahlt. Ich glaube zusammen mit dem Presbyterium der Evang. Tochtergemeinde A. B. in Badgastein, dass dieses Abkommen beiden Teilen gerecht wird. Einen ho¨heren Betrag als 100.000.– S werden wir fu¨r das Grundstu¨ck auf keinen Fall bekommen, da es durch das Bauverbot und die ersessenen Rechte der Anrainer erheblich entwertet wurde. Es liegt aber im Interesse aller Beteiligten, dass die Parkanlage erhalten bleibt und der Blick zur Kirche ebenfalls nicht verbaut wird. Unter den gegebenen Verha¨ltnissen gibt es fu¨r uns keine andere Mo¨glichkeit, dieses Grundstu¨ck zu amortisieren. Durch diese Regelung ist keine Schma¨lerung, sondern eine Erweiterung des Besitzes gegeben, da das Grundstu¨ck nominell in unserem Besitz bleibt und dafu¨r der Besitz durch Errichtung eines Pfarrhauses vergro¨ssert wurde. Unabha¨ngig von einer spa¨teren endgu¨ltigen Regelung der Besitzverha¨ltnisse an der Liegenschaft „Protestantische Kirche in Badgastein“ und mit Ru¨cksicht darauf, dass die neugegru¨ndete Kirchengemeinde Kirche und Pfarrhaus dringend beno¨tigt, sowie auf Grund der Tatsache, dass die beiden Grundstu¨cke neben der Kirche Stiftungen des Badgasteiner Gemeindegliedes Prof. Dr. Ing. Arthur Pro¨ll sind, glaube ich, dass unsere Forderungen berechtigt sind, und erlaube mir daher folgenden Antrag zu stellen: Antrag An Evang. Oberkirchenrat A. B. in Wien An Rat der Evang. Kirche in Deutschland, Berlin An das Kirchliche Aussenamt der EKiD, Frankfurt a. M. 1. Es wird der Errichtung des Pfarrhauses in Badgastein zur Verfu¨gung der Ev. Tochtergemeinde A. B. in Badgastein die Genehmigung erteilt. 2. Es wird die Eintragung eines grundbu¨cherlichen Bauverbotes auf das Grundstu¨ck 29/2 der Grundbuchseinlage 175 der KG Wildbadgastein

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zugunsten der Kurverwaltung Badgastein zwecks Errichtung einer Parkanlage bewilligt. 3. Die Summe, die als Ablo¨sungssumme fu¨r das Bauverbot von Kurverwaltung und Anrainer bezahlt wird, steht der Kirchengemeinde Badgastein fu¨r den Pfarrhausbau zur Verfu¨gung. 4. Die Evang. Tochtergemeinde Badgastein verpflichtet sich, ja¨hrlich mindestens drei deutsche Kurprediger zu den seit 1946 u¨blichen Bedingungen zu bestellen. Ich wa¨re den obengenannten Stellen sehr dankbar, wenn der Antrag in kurzer Frist behandelt und erledigt werden ko¨nnte, damit wir unseren Verpflichtungen nachkommen ko¨nnen. In Verbundenheit des Glaubens Rud. Mu¨hlberger [m. p. ] E. Lebouton [m. p. ]

37D25. Auszu¨ge aus den kirchlichen Lebensordnungen und Kirchenordnungen u¨ber die Trauung Geschiedener. O. O., O. D. F: EZA Berlin, 2/3552 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 1. Juni 1953 zugesandt). U¨bersicht 1) Ev. Kirche der altpreußischen Union x + + x x x

I: Gliedkirchen der APU: 2) Berlin-Brandenburg 3) Pommern 4) Schlesien 5) Sachsen, Provinz 6) Westfalen 7) Rheinland

+ + x + x +

I I . U¨ b r i g e u n i e r t e L a n d e s k i r c h e n : 8) Hessen-Nassau 9) Kurhesse-Waldeck 10) Baden 11) Pfalz 12) Anhalt 13) Bremen

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390 x – – – – – – – – – –

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III. Gliedkirchen der VELKD: 14) Sachsen, Land 15) Hannover 16) Bayern 17) Thu¨ringen 18) Schleswig-Holstein 19) Hamburg 20) Mecklenburg 21) Braunschweig 22) Lu¨beck 23) Schaumburg-Lippe

I V . U¨ b r i g e l u t h e r i s c h e L a n d e s k i r c h e n : o 24) Wu¨rttemberg + 25) Oldenburg x 26) Eutin V. Reformierte Landeskirchen: + 27) Nordwestdeutschland ref. – 28) Lippe x = Auszug siehe Anlage196 o = eine Ordnung des kirchlichen Lebens ist weder entworfen noch in Vorbereitung + = angefragt – = gemeinsamer Beschluß der Generalsynode vom 21. April 1953 (vgl. Anlage)197 Zur Frage der Trauung Geschiedener 1) Ev. Kirche der Altpreußischen Union Schreiben vom 26. 10. 51198: „Es wurde ein Ausschuß gebildet, der pru¨fen soll, wie weit sich eine einheitliche Regelung der kirchlichen Lebensordnung innerhalb der Ev. Kirche der altpreußischen Union durchfu¨hren la¨ßt. U¨ber den Fortgang der Angelegenheit werden wir zu gegebener Zeit berichten .|.|.“

196 Im selben Dokument unter „Zur Frage der Trauung Geschiedener“. 197 Im selben Dokument unter TOP III. 198 EZA Berlin, 2/4484.

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Schreiben des Lebensordnungsausschusses an den Herrn Vorsitzenden des Rates der EKD am 22. 1. 1953199: „Der Lebensordnungsausschuß unterbreitet Ihnen als Vorsitzender des Rates der EKiD die Bitte, einen Ausschuß aus Vertretern aller deutschen evangelischen Kirchen einzuberufen, der die Frage der Trauung einer Ehe Geschiedener beraten soll .|.|.“ I. Gliedkirchen der APU 2) Berlin-Brandenburg Aus der in erster Lesung angenommenen Ordnung des kirchlichen Lebens der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg: Von der Trauung 9) (Dieser Abschnitt betr. die Trauung Geschiedener wurde noch nicht beschlossen.) Ein Ausschußentwurf: „Die Ehe ist als von Gott gestiftete Ordnung die lebensla¨ngliche Gemeinschaft von Mann und Frau. Wenn um der menschlichen Su¨nde willen eine Ehe gerichtlich geschieden wird, soll die Kirche darauf dringen, daß die Geschiedenen sich verso¨hnen oder bis zum Tode des anderen Ehegatten auf eine neue Ehe verzichten. (1. Kor. 7,11). Ist eine fru¨here Ehe des Bra¨utigams oder der Braut durch Scheidung gelo¨st worden, so hat der Pfarrer die Trauung zu versagen. Es kann jedoch Grenzfa¨lle (Matth. 5,32; 19,9) geben, in denen die vorige Ehe eindeutig und offensichtlich durch fremde Schuld zersto¨rt ist und der leidende Teil wie auch die Gemeinde sich ernstlich um ihre Heilung bemu¨ht haben. Eine verbindliche Befragung in der Verantwortung vor Gott hat dabei festzustellen: 1. daß die Wiederherstellung der alten Ehe aus a¨ußeren und inneren Gru¨nden nicht mehr mo¨glich erscheint, 2. daß der Geschiedene seine Mitschuld an der Auflo¨sung der Ehe bereut und Gottes Vergebung begehrt, 3. daß er die Heiligkeit und Unverbru¨chlichkeit der Ehe bejaht und gewillt ist, die neue Ehe in christlicher Zucht unter dem Wort Gottes zu fu¨hren, 4. daß nicht durch den Vollzug der Trauung die Glaubwu¨rdigkeit der Verku¨ndigung Schaden nimmt oder ein A¨rgernis in der Gemeinde gegeben wird. In solchen Fa¨llen haben die Brautleute die Zustimmung zur Trauung perso¨nlich beim Superintendenten einzuholen. Ist der zusta¨n199 36D18.

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dige Pfarrer entgegen der Entscheidung des Superintendenten der U¨berzeugung, die Trauung eines Geschiedenen versagen zu mu¨ssen, so ist er nicht verpflichtet, sie zu vollziehen. Die Trauung ist dann einem anderen Pfarrer zu u¨bertragen. Die Versagung einer Trauung ist dem nach Abs. 5 ebenfalls zusta¨ndigen Pfarrer mitzuteilen. Bei der Trauung Geschiedener ist das fu¨r diesen Fall vorgesehene Formular zu vewenden. (1) 10) Muß die Trauung vesagt werden, so darf auch eine der Trauung a¨hnliche Handlung nicht vollzogen werden. (1) Das Formular sieht die Einfu¨gung eines Bußwortes in die „kurze Ansprache“ der Agende vor. 3) Pommern angefragt 4) Schlesien angefragt 5) Sachsen, Provinz Auszug aus dem Entwurf von 1952 zum IX. Artikel „Von der Trauung“ 4. „Was Gott zusammengefu¨gt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“. Daher ist die Scheidung einer Ehe gegen Gottes Willen. Die Heilige Schrift erlaubt sie nur dann, wenn die Ehe durch den anderen gebrochen wurde. Ein Christ, dessen Ehe gefa¨hrdet ist, wird alles tun, was zur Erkenntnis gemeinsamer Schuld und zur Weiterfu¨hrung einer christlichen Ehe dienlich ist, und sich dazu gegebenenfalls die seelsorgerliche Hilfe seines Pfarrers erbitten. Die Wiederverheiratung Geschiedener bedarf einer besonders ernsten Pru¨fung vor Gott. Ob eine Trauung Geschiedener mo¨glich ist, muß der Pfarrer nach gewissenhaftem seelsorgerlichem Ermessen entscheiden. Dabei kann er sich des Rates erfahrener A¨ltester bedienen. Er hat unter Umsta¨nden die Pflicht, die Trauung Geschiedener abzulehnen. Muß die Trauung versagt werden, so darf auch eine ihr a¨hnliche Handlung von einem Pfarrer nicht vollzogen werden. 6) Westfalen Auszug aus der Trauungsordnung von 1949200: 200 KABl Westfalen 1949, Nr. 21 vom 1. Dezember 1949, S. 85ff.

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Christliche Eheleute sind durch den Willen des Dreieinigen Gottes fu¨r die Dauer ihres Lebens gebunden und verstehen ihr Treuegelo¨bnis als unverbru¨chliche Einwilligung in Gottes Willen. Ein Glied der Kirche sollte, wenn ihm die Scheidung seiner Ehe unvermeidbar erscheint, den seelsorgerlichen Rat erfahrener Christen, insbesondere seines Seelsorgers erbitten. Ihm darf bezeugt werden, daß dem Evangelium die Kraft zur U¨berwindung innewohnt. Die Entscheidung daru¨ber, ob eine Trauung Geschiedener stattfinden kann, fa¨llt dem zusta¨ndigen Pfarrer zu. Dieser kann dabei das Presbyterium beteiligen. Wo es u¨blich ist, hat er die Entscheidung des Presbyteriums herbeizufu¨hren. In jedem Falle ist dem Superintendenten zu berichten. Dieser entscheidet auf den Einspruch des Betroffenen hin endgu¨ltig. Vor der Entscheidung muß sich der Pfarrer das Scheidungsurteil vorlegen lassen. Da aber die Scheidungsgru¨nde des staatlichen Rechts fu¨r die kirchliche Entscheidung nicht ohne weiteres maßgebend sind, ist die Stellungnahme des Pfarramtes oder des Presbyteriums, in dessen Bezirk der Geschiedene wohnt, einzuholen. Eine freiwillige U¨bernahme einer nicht vorhandenen und nicht innerlich erkannten Schuld versto¨ßt gegen Gottes Gebot. Der Pfarrer hat bei seiner Entscheidung zu pru¨fen, ob der Geschiedene seine Schuld erkennt und bereut, und ob er jetzt die rechte Auffassung von der Heiligkeit und Unverbru¨chlichkeit der Ehe und von dem Ernst der kirchlichen Trauung hat. Es ist ferner zu pru¨fen, ob durch den Vollzug der Trauung die Wu¨rde der Ehe und das Ansehen der kirchlichen Trauung in der Gemeinde Schaden zu nehmen droht. Sind die notwendigen Voraussetzungen nicht gegeben, so darf die Trauung nicht stattfinden. Wird nach dem Aufgebot Widerspruch aus der Gemeinde angemeldet, so ist erneut zu pru¨fen, ob die Trauung gewa¨hrt werden kann. 7) Rheinland Auszug aus der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland vom 2. Mai 1952201: Artikel 55 1. Ist eine fru¨here Ehe des Bra¨utigams oder der Braut durch Scheidung gelo¨st worden, so hat der Pfarrer die Trauung zu versagen, es sei denn, daß er bei sorgfa¨ltiger seelsorgerlicher Pru¨fung zu der U¨berzeugung kommt, daß in diesem Falle die Trauung verantwortet werden kann. Er hat zu pru¨fen, ob der Geschiedene seine Su¨nde erkennt, be-

201 KABl Rheinland 1952, Nr. 11 vom 19. Juli 1952, S. 52–84.

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reut und Gottes Vergebung begehrt und ob er die Heiligkeit und Unverbru¨chlichkeit der Ehe bejaht. Der Pfarrer hat vor allem darauf zu achten, daß nicht durch den Vollzug der Trauung die Glaubwu¨rdigkeit der Verku¨ndigung Schaden nimmt oder ein A¨rgernis in der Gemeinde gegeben wird. 2. Ist der Pfarrer der U¨berzeugung, die Trauung gewa¨hren zu ko¨nnen, so hat er seine Entscheidung dem Presbyterium zur Stellungnahme vorzulegen und sich vor Gewa¨hrung der Trauung der Zustimmung des Superintendenten zu vergewissern. Halten Pfarrer und Presbyterium u¨bereinstimmend die Trauung fu¨r statthaft, tra¨gt aber der Superintendent Bedenken, so hat er die Entscheidung der Kirchenleitung herbeizufu¨hren. 3. Ist der Pfarrer der U¨berzeugung, daß die Trauung zu versagen ist, so legt er seine Entscheidung dem Presbyterium vor. Stimmt das Presbyterium nicht zu, so ist die Entscheidung des Superintendenten herbeizufu¨hren. Diese ist endgu¨ltig. 4. Bei Versagung der Trauung durch das Presbyterium ko¨nnen die Betroffenen Beschwerde bei dem Superintendenten einlegen. Dieser entscheidet endgu¨ltig. 5. Ist der Pfarrer der U¨berzeugung, die Trauung einer Geschiedenen versagen zu mu¨ssen, so ist er nicht verpflichtet, die Trauung vorzunehmen. Die Trauung ist dann einem anderen Pfarrer zu u¨bertragen. 6. Die Versagung einer Trauung ist den anderen nach Artikel 52 Abs. 2 fu¨r die Vornahme einer Trauung zusta¨ndigen Pfarrern mitzuteilen. Sie ist fu¨r sie bindend. Artikel 56 1. Hat eine Trauung bei der Eheschließung nicht stattgefunden, so kann sie, wenn die kirchlichen Voraussetzungen vorliegen, nachgeholt werden. 2. Eine nach Artikel 54 oder 55 versagte Trauung kann mit Genehmigung des Presbyteriums nach angemessener Frist, die von dem Kreissynodalvorstand festgesetzt wird, nachtra¨glich gewa¨hrt werden. 3. Wird die Trauung versagt, so darf eine kirchliche Handlung im Zusammenhang mit der standesamtlichen Eheschließung oder der Hochzeitsfeier nicht vollzogen werden. II. U¨brige unierte Landeskirchen 8) Hessen-Nassau angefragt 9) Kurhessen-Waldeck angefragt

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10) Baden Entschließung der Landessynode der Vereinigten Ev.-prot. Landeskirche Badens bei ihrer Herbsttagung 1951: „Angesichts der Selbstversta¨ndlichkeit, mit der das evangelische Kirchenvolk heute von den Pfarrern auch in ho¨chst problematischen Fa¨llen Amtshandlungen erwartet, wird darauf hingewiesen, daß jeder Pfarrer das Recht hat, Kasualien, die seinem durch die Ordination an die Schrift gebundenen Gewissen widerstreiten, wie z. B. Trauung von Geschiedenen, abzulehnen. Eine Ordnung fu¨r die Landeskirchen ist in Vorbereitung.“ 11) Pfalz angefragt 12) Anhalt Auszug aus der Ordnung des kirchlichen Lebens fu¨r die Gemeinden der Evangelischen Landeskirche Anhalts (Auszug aus dem Entwurf von 1951 zu Abschnitt VII Die Trauung). 9. Die Ehescheidung ist wider Gottes Willen; denn Jesus Christus spricht: „Was Gott zusammengefu¨gt hat, das soll der Mensch nicht scheiden“ (Matth. 19,6). Geschiedene werden nach der hierfu¨r bestimmten Trauordnung eingesegnet. 13) Bremen angefragt III. Gliedkirchen der VELKD Vereinigte Evangelische-Lutherische Kirche Deutschlands Beschluß der Generalsynode vom 21. April 1953 (Der Beschluß muß noch der Bischofskonferenz zur Zustimmung vorgelegt werden.) Ordnung des kirchlichen Lebens – Abschnitt VII Von christlicher Ehe und kirchlicher Trauung (Auszug) 7. Die Ehe ist nach Gottes Willen unauflo¨slich. Jede Zertrennung oder Scheidung einer Ehe verletzt Gottes Ordnung. Es ist daher die Pflicht einer christlichen Gemeinde, ihren verheirateten Gliedern zu helfen, daß sie die Ehe christlich miteinander fu¨hren ko¨nnen. Gera¨t eine Ehe in Gefahr, so soll alles geschehen, um den Schaden zu heilen und die Eheleute zur Vergebung untereinander zu fu¨hren. Kommt es trotzdem zur Scheidung, so ist es nicht Aufgabe der Gemeinde, u¨ber die Schuld eines oder beider Ehegatten zu richten, sondern sie soll sich vor Gott beugen, weil in ihrer Mitte der Schaden

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dieser Ehe nicht geheilt werden konnte. Die Kirche aber muß bezeugen, daß die Heilige Schrift von den Geschiedenen die Ru¨ckkehr in die Ehe oder die Ehelosigkeit fordert. Darum muß die Versagung der kirchlichen Trauung Geschiedener die Regel sein. Es kann aber geschehen, daß der Pastor auf Grund einer geistlichen Entscheidung zu der U¨berzeugung kommt, daß er die Trauung eines Geschiedenen vor Gott verantworten kann und es wagen darf, gegen diese Regel zu handeln. Durch den Vollzug der Trauung darf jedoch die Glaubwu¨rdigkeit der Verku¨ndigung nicht Schaden leiden und der Gemeinde Christi kein A¨rgernis gegeben werden. 8. Die Gewa¨hrung der Trauung Geschiedener geho¨rt unter die Verantwortung des zusta¨ndigen Seelsorgers. Dabei muß er sich unter Wahrung des Beichtgeheimnisses mit seinem Dekan (Propst, Superintendenten) beraten und kann den Kirchenvorstand ho¨ren. 9. Wird einem Ehepaar die kirchliche Trauung versagt, so muß der Pastor ihm mit Ernst und Liebe besonders nachgehen. Kindern darf die Taufe nicht allein aus dem Grund versagt werden, daß die Eltern nicht getraut wurden. 14) Sachsen, Land s. o. 15) Hannover s. o. 16) Bayern s. o. 17) Thu¨ringen s. o. 18) Schleswig-Holstein s. o. 19) Hamburg s. o. 20) Mecklenburg s. o. 21) Braunschweig s. o. 22) Lu¨beck s. o. 23) Schaumburg-Lippe s. o.

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IV. U¨brige lutherische Landeskirchen 24) Wu¨rttemberg Eine Ordnung des kirchlichen Lebens ist weder entworfen noch in Vorbereitung. 25) Oldenburg angefragt 26) Eutin Kirchliche Ordnung der Ev.-luth. Landeskirche Eutin von 1951202 (Auszug aus Abschnitt III – Trauung) 7. Die Trauung kann im allgemeinen n i c h t vorgenommen werden, wenn einer der Ehepartner schuldig geschieden ist. In besonders gelagerten Fa¨llen entscheidet der Kirchenrat. Auf Verlangen darf dem Geistlichen die Einsicht in das Scheidungsurteil nicht verweigert werden. V. Reformierte Landeskirchen 27) Nordwestdeutschland reformiert angefragt 28) Lippe angefragt.

37D26. Auszu¨ge aus den kirchlichen Lebensordnungen und Kirchenordnungen u¨ber die Trauung Geschiedener. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 2/3552 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 9. Juni 1953 zugesandt). 8) Hessen-Nassau (Schreiben der Kirchenleitung vom 5. Juni 1953 – Nr. 21071)203 Die Rechtslage ist fu¨r die Teilgebiete unserer Kirche nicht einheitlich; zum Teil fehlen ausdru¨ckliche Vorschriften u¨ber die Behandlung Geschiedener, die die kirchliche Trauung begehren. Im Bereich der fru¨heren Evangelischen Landeskirche in Hessen kann die Trauung versagt werden, wenn nach den besonderen Umsta¨nden des Falles die Mitwirkung der Kirche bei der Eheschließung als eine 202 NEK Kiel, 50.01, 813. 203 EZA Berlin, 2/3552.

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Entwu¨rdigung der begehrten kirchlichen Handlung erscheinen, insbesondere zum A¨rgernis in der Gemeinde gereichen mu¨ßte. In Beschwerdefa¨llen hat hieru¨ber nach Anho¨rung des Kirchenvorstandes und des Dekanats auf Antrag des zusta¨ndigen Superintendenten (dem jeweils eine Reihe von Dekanen unterstanden) das Landeskirchenamt zu entscheiden (§ 4 des Kirchengesetzes zur Erhaltung und Pflege der kirchlichen Ordnung vom 1. Mai 1931, Verordnungsblatt der Evangelischen Landeskirche in Hessen, S. 29)204. An die Stelle der Superintendeten sind die Pro¨pste, an die Stelle des Landeskirchenamts ist die Kirchenleitung getreten. Fu¨r das Gebiet der vormaligen Evangelischen Landeskirche in Nassau gilt die Regelung, wie sie sich u¨bereinstimmend in den preußischen Landeskirchen auf Grund der in den 1880er Jahren ergangenen Trauungsgesetze vorfindet. Hernach kann die Trauung versagt werden, wenn ein Teil durch seine Schuld geschieden worden ist und seine Wiederverehelichung der Gemeinde zum schweren A¨rgernis gereicht. Im Zweifel entscheidet der Kirchenvorstand, auf Beschwerde und weitere Beschwerde der Kreissynodalvorstand und das Konsistorium unter Mitwirkung des Synodalausschusses (§§ 10 und 11 des Kirchengesetzes betreffend die Trauungsordnung vom 10. Dezember 1884, Amtsblatt des Kgl. Konsistoriums Wiesbaden S. 85)205. Die Beschwerdeinstanzen sind heute der Dekanatssynodalvorstand und die Kirchenleitung, welch letztere vor ihrer Entscheidung den zusta¨ndigen Propst anho¨rt. In Frankfurt fehlt eine gesetzliche Regelung. Daselbst ist die Trauung von Brautleuten, deren einer Teil geschieden war, nach Herkommen dem seelsorgerlichen Ermessen des Pfarres anheimgestellt. Fu¨r Beschwerden gilt der Instanzenzug wie im Gebiet Nassau. Es ist beabsichtigt, die Frage der Trauung Geschiedener einheitlich in der fu¨r unsere Kirche zu erlassenden Lebensordnung zu regeln. 9) Kurhessen-Waldeck (Schreiben des Landeskirchenamts vom 6. Juni 1953)206 Unser Kirchengesetz betreffend die Trauung vom 1. 3. 1928207 erkla¨rt in § 6,2 eine Trauung fu¨r unzula¨ssig, „wenn ein geschiedener Ehegatte

204 Verordnungsblatt fu¨r die Evangelische Landeskirche in Hessen 8, 1931, S. 29ff. 205 Kirchliches Amtsblatt, Gesetz- und Verordnungsblatt fu¨r den Amtsbezirk des Ko¨niglichen Consistoriums zu Wiesbaden. Nr. 19 vom 30. Dezember 1884, S. 85ff. 206 EZA Berlin, 2/3552. 207 Kirchliches Amtsblatt, Gesetz und Verordnungsblatt der Evangelischen Landeskirche in Hessen-Kassel 1928, Nr. 11 vom 1. Ma¨rz 1928, S. 67.

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die Scheidung veschuldet oder mit verschuldet hat und die Trauung der neuen Ehe A¨rgernis erregen mu¨ßte“. Weitere Vorschriften in der Frage der Trauung Geschiedener sind bisher nicht ergangen. IV. U¨brige lutherische Landeskirchen 25) Oldenburg Nr. 114. Anschreiben des Oberkirchenrats an sa¨mtliche Pfarrer, betreffend das Reichsgesetz vom 6. Februar d. J.208 u¨ber die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung vom 4. Dez. 1875 (K.-G.-Bl. III., 267)209. III. Die Erfordernisse fu¨r die kirchliche Trauung betreffend Was die Wiedertrauung Geschiedener betrifft, so haben sich die Geistlichen, wenn sie gewichtige Bedenken gegen eine solche zu haben glauben, mit denselben an den Oberkirchenrat zu wenden, welcher in dem Fall, daß er die Bedenken unbegru¨ndet findet, der Geistliche aber sich trotzdem in seinem Gewissen behindert fu¨hlt, die Trauung vorzunehmen, dieselbe durch eines seiner geistlichen Mitglieder vollziehen lassen wird. Die Beibringung weiterer Bescheinigungen (Consens der Milita¨rund anderer Beho¨rden, Einwilligung der Eltern, Nachweis u¨ber erfolgte Auseinandersetzung mit Kindern aus einer fru¨heren Ehe, Erlaubnis zur Trauung von Ausla¨ndern, Erlaubnis zur Trauung Verwitweter vor Ablauf der Trauerzeit), bedarf es fu¨r die kirchliche Trauung nicht, da dieselben als in dem vom Standesbeamten ausgestellten Scheine u¨ber die erfolgte bu¨rgerliche Eheschließung mit eingeschlossen anzusehen sind. Auszug aus der Verfu¨gung des Oberkirchenrats, betr. kirchliche Amtshandlungen vom 4. Juni 1947)210: 6. Die Frage, ob geschiedene Personen bei ihrer Wiederverheiratung die kirchliche Trauung gewa¨hrt werden soll, bedarf einer besonders sorgfa¨ltigen Pru¨fung und einer kirchengesetzlichen Regelung, damit 208 RGBl 1875, Nr. 4 vom 9. Februar 1875, S. 23–39. 209 Gesetz- und Verordnungsblatt fu¨r die Evangelisch-Lutherische Kirche des Herzogtums Oldenburg 1875, III, 39. Stu¨ck vom 13. Dezember 1875, S. 266–279. 210 Gesetz- und Verordnungsblatt fu¨r die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg 1947, vom 25. Juni 1947, S. 75f.

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nicht die Heiligkeit und Unauflo¨slichkeit der Ehe durch eine allzu bereitwillige Gewa¨hrung der kirchlichen Trauung in Frage gestellt wird. Bis zum Erlaß einer allgemeinen kirchlichen Ordnung ist jedenfalls in den Fa¨llen die Trauung zu versagen, wo der eine Gatte nachweisbar durch schweres sittliches Verschulden die Scheidung seiner fru¨heren Ehe herbeigefu¨hrt hat. V. Reformierte Landeskirchen 27) Nordwestdeutschland reformiert (Schreiben des Landeskirchenrats vom 6. Juni 1953)211 A. Die „Trauungsordnung fu¨r die evangelisch-reformierte Kirche der Provinz Hannover“212 von 1892 entha¨lt in § 5 folgende Bestimmung: „Die Trauung findet statt bei allen nach dem bu¨rgerlichen Recht zula¨ssigen Ehen, jedoch sind ausgenommen 1. .|.|. 2. Ehen Geschiedener, wenn nicht vom Geistlichen und Kirchenrat auf Grund des Wortes Gottes anerkannt worden ist, daß deren Schließung nicht su¨ndhaft ist. 3. .|.|. B. Im Jahre 1949 hat sich der Landeskirchenvorstand eingehend mit der Frage der Wiedertrauung Geschiedener befaßt und im Anschluß daran den Kirchenra¨ten als Hilfe folgenden Rat fu¨r ihre in eigener Verantwortung zu treffenden Entscheidung gegeben: „Eine Wiedertrauung Geschiedener kann nicht angeraten werden. Jesus Christus sagt: „Was Gott zusammengefu¨gt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ Daher mag eine Ehe, die von Menschen geschieden ist, in Gottes Augen noch bestehen. Wo die Schuld an dem Zerfall der Ehe liegt, ist fu¨r unser menschliches Auge oft nicht sichtbar. Was durch Gerichtsverhandlungen 211 EZA Berlin, 2/3552. 212 „Gesetz, betreffend Trauungsordnung fu¨r die evangelisch-reformirte Kirche der Provinz Hannover“ (Kirchliches Gesetz- und Verordnungsblatt fu¨r die evangelischreformirte Kirche der Provinz Hannover 1892, Nr. 20 vom 5. Oktober, S. 73ff., S. 73).

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festgestellt wird, entspricht ha¨ufig nicht der Wahrheit. Meist wird die Schuld auf beiden Seiten liegen. An einem Ehebruch kann der angeblich schuldlose Teil durchaus die gro¨ßte Schuld tragen. Schwere Schuld vor Gott kann die mangelnde Willigkeit zur Vergebung sein. Angesichts solcher fast immer bleibenden Unklarheit ist eine Wiedertrauung Geschiedener nicht anzuraten, ohne daß damit eine Verurteilung ausgesprochen sein soll. Mit Zustimmung des Kirchenrates mo¨ge man sich unter Gottes Wort zu einem besonderen Dienste der Fu¨rbitte zusammenfinden. Ein Aufgebot und eine Eintragung ins Trauregister fa¨llt weg. Es ist aber eine besondere Liste u¨ber Fa¨lle anzulegen.“ Die vorstehend aufgefu¨hrte Verlautbarung des Landeskirchenvorstandes wird vermutlich auch in der neuen Kirchenordnung beru¨cksichtigt werden. Doch da die Dinge noch in Fluß sind, eru¨brigt es sich, na¨her darauf einzugehen. Was die praktische Durchfu¨hrung dieser Verlautbarung betrifft, so muß auf Grund vorliegender Anzeichen vermutet werden, daß die Praxis in den Gemeinden nach wie vor eine sehr unterschiedliche ist. 28) Lippe (Schreiben des Landeskirchenamts vom 3. Juni 1953)213 Eine Lebensordnung ist in unserer Landeskirche noch nicht vorhanden. Diese befindet sich zur Zeit in Bearbeitung und liegt im 1. Referentenentwurf vor. Fu¨r die Trauung Geschiedener ist das Kirchengesetz, die Trauung betr. vom 9. Februar 1928 (Ges. u. VOBl. Bd. II Nr. 43) verbindlich, in dem es § 4 lautet: „Die Trauung ist unzula¨ssig, wenn ein geschiedener Ehegatte die Scheidung verschuldet oder mitverschuldet hat, sofern nicht nach besonderer Lage der Verha¨ltnisse die Kirchenbeho¨rde die Trauung gestattet.“ Antra¨ge der vorstehenden Art werden mit der Stellungnahme des Pfarramtes bzw. des Kirchenvorstandes dem Landeskirchenamt zur Entscheidung vorgelegt. Fa¨lle, bei denen die neue Ehe mit dem Partner begehrt wird, mit dem auch die erste Ehe zersto¨rt wurde, werden grundsa¨tzlich abgelehnt. Nachtrag:

213 EZA Berlin, 2/3552.

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II. U¨brige unierte Landeskirchen 13) Bremen (Schreiben des Kirchenausschusses vom 9. Juni 1953)214 1. Eine Kirchliche Lebensordnung ist in unserer Kirche erst im Entstehen begriffen. Wir du¨rfen hoffen, daß die bereits in Angriff genommenen Arbeiten im Herbst d. J. beendigt sind. 2. Das Problem selbst wurde in der letzten Sitzung des Kirchenausschusses besprochen. Dabei herrschte Einmu¨tigkeit u¨ber ein doppeltes: a) Ein generelles Verbot der Trauung Geschiedener ist abzulehnen. b) Ein besonderes, die Trauung Geschiedener beru¨cksichtigendes Trauungsformular ist erforderlich. 3. Mit allen anderen Landeskirchen ist sich der Kirchenausschuß darin einig, daß die evangelische Kirche der sittlichen Verwilderung und Laxheit auf dem Gebiet der Ehemoral zu steuern berufen ist, und daß alles vermieden werden muß, um in der Bevo¨lkerung die weit verbreitete Anschauung zu sta¨rken, als sei die evangelische Kirche wie bei anderen Anla¨ssen, so namentlich bei der Trauung, nur eine Art Dekoration, und als nehme sie sich und ihren Auftrag selbst nicht ernst. Schuld und Schicksal aber scheinen dem Kirchenausschuß gerade bei Ehescheidungen oft so ineinander verwoben zu sein, daß es dem menschlichen Urteil schwer fa¨llt, beide gerecht zu verteilen. Es muß dem seelsorgerlichen Ermessen des Geistlichen u¨berlassen bleiben, ob er eine Trauung Geschiedener u¨bernehmen darf oder ob er sie ablehnen muß. Dabei mu¨ssen Mittel und Wege gefunden werden, daß nicht die als weitherzig beurteilte Amtspraxis des einen Pastors gegen die als engherzig empfundene des anderen ausgespielt werden kann. 4. Kann aber nach gewissenhafter Pru¨fung im einzelnen Falle einer Trauung Geschiedener nicht gewehrt werden, so muß doch die liturgische Ordnung eine von den normalen Fa¨llen abweichende sein. Vor allem scheint es dem Kirchenausschuß nicht anga¨ngig zu sein, bei der Trauung Geschiedener in den Traufragen die Formel beizubehalten „bis daß der Tod euch scheide.“ Der Kirchenauschuß ist sich der Tragweite der hier zu erlassenden Bestimmungen voll bewußt. Er kann seinerseits nur bitten, bei der Beratung dieser tief in das Leben der Kirche einschneidenden Frage, die s. E. verha¨ngnisvollen Folgen zu beru¨cksichtigen, die ein generelles Verbot der Trauung Geschiedener nach sich ziehen wu¨rde.

214 Ebd.

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37D27. Schreiben des St. Marien-Bauvereins zu Lu¨beck e. V. an die Kirchenkanzlei. Lu¨beck , 1. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/2123 (O). Betr.: Bezug:

Fensterstiftung fu¨r St. Marien. Dortiges Schreiben vom 15. 12. 1951 – Tgb. Nr. 14792. V. –215.

Durch das vorgenannte Schreiben hatte der Rat der EKD fu¨r die Wiederherstellung eines Fensters in der Marienkirche zu Lu¨beck den Betrag von DM 3.000,– zur Verfu¨gung gestellt. Inzwischen ist mit den Arbeiten begonnen worden; die Verglasung der unteren Zone der Marienkirche steht vor dem Abschluß. Aus der als Anlage 1) beigefu¨gten Zeichnung216 bitten wir zu ersehen, welches Fenster als Stiftung der Evangelischen Kirche in Deutschland bezeichnet werden soll. Der Stifterhinweis soll in einem farbig ausgefu¨hrten Fensterfeld erfolgen. Als Beispiel fu¨gen wir den fu¨r den Deutschen Sta¨dtetag gefertigten Entwurf bei217. Wir bitten nunmehr, uns mitzuteilen, welches Motiv (Wappen, Emblem usw.) fu¨r die Gestaltung des Stifterhinweises gewu¨nscht wird; dankbar wa¨ren wir fu¨r die U¨bersendung einer entsprechenden Zeichnung. Die uns gegebenen Anregungen sollen Grundlagen fu¨r einen vom Kirchenbauamt auszufu¨hrenden Entwurf sein, den wir vor Ausfu¨hrung nochmals zur Genehmigung vorlegen werden. Fu¨r die freundliche Bereitwilligkeit, die Wiederherstellung von St. Marien durch die Fensterstiftung zu fo¨rdern, mo¨chten wir bei dieser Gelegenheit nochmals unseren aufrichtigen Dank aussprechen. Dr. Plath [m. p. ] Pra¨sident

215 EZA Berlin, 2/2123. 216 37D28. 217 37D29.

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37D28. Planskizze fu¨r die Fenster der Marienkirche in Lu¨beck. O. O., o. D. F: NEK Kiel, 42.01, Nr. 254 (Anlage 1 zu 37D27)

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37D29. Entwurf einer Stifterinschrift fu¨r den Deutschen Sta¨dtetag. O. O., o. D. F: NEK Kiel, 42.01, Nr. 254 (Anlage 2 zu 37D27)

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37E Dokumente 37E1. Protokoll Krummachers u¨ber die „Besprechung zwischen Vertretern der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Kirchlichen Ostkonferenz im Regierungsgeba¨ude der Deutschen Demokratischen Republik am 10. Juni 1953“ F: EZA Berlin, 4/449 (D). Anwesend von staatlicher Seite: Ministerpra¨sident Grotewohl, Stellvertr. Ministerpra¨sident Nuschke, Minister Wandel, Minister Zaisser, und Herr Gro¨tschel vom Staatssekretariat des Innern, ferner der perso¨nliche Referent des Ministerpra¨sidenten Herr T[z ]schorn, von kirchlicher Seite: Bischof D. Dr. Dibelius, Landesbischof D. Hahn, Landesbischof D. Dr. Beste, Landesbischof D. Mitzenheim, Bischof D. Mu¨ller, Bischof D. von Scheven, Oberkirchenrat Schro¨ter, Oberkirchenrat Fraenkel, Propst D. Gru¨ber, Generalsuperintendent Dr. Krummacher. Ministerpra¨sident Grotewohl ero¨ffnet die Besprechung mit der Bemerkung, daß er den Brief der Ostkirchenkonferenz218 zum Anlaß genommen ha¨tte, zu dieser gemeinsamen Besprechung einzuladen. Es sei immer zweckma¨ssig, sich perso¨nlich auszusprechen und nicht aus weiterer Entfernung und durch die Zeitungen. Unter Hinweis auf den Brief der Ostkirchenkonferenz betont er sein Recht, seitens der Regierung sich auch mit einzelnen Pfarrern zu besprechen. Er deutet gleichzeitig an, daß die urspru¨nglich geplante gro¨ßere Pfarrerbesprechung nicht mehr geplant sei. Das gegenwa¨rtige Verha¨ltnis zwischen Staat und Kirche sei ungesund und unbefriedigend. Er ko¨nne mit Bestimmtheit versichern, daß die Regierung nicht so etwas wie eine Staatskirche zu schaffen beabsichtige. Die Vertreter der Kirchen sollten ihm nun ihre Anliegen vortragen. 218 37D2.

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Bischof D. Dr. Dibelius antwortet: Niemals habe die Kirche sich so ins Herz getroffen gefu¨hlt wie in den letzten Monaten; niemals sei sie sich aber so einig gewesen in der Beurteilung der Dinge wie jetzt. Daß die Regierung den gegenwa¨rtigen Zustand fu¨r ungesund erkla¨rt, haben die Vertreter der Kirche mit Genugtuung geho¨rt. Landesbischof D. Mitzenheim tra¨gt die Anliegen der Kirche hinsichtlich der Jungen Gemeinde und der Studentengemeinden grundsa¨tzlich und mit vielen einzelnen Beispielen vor. Er weist darauf hin, daß keinerlei stichhaltiges Material bisher gegen die Junge Gemeinde vorgebracht wa¨re und zeigt als Beispiel die Mitgliedskarte der A¨hrenlese der Leipziger Mission, die man fa¨lschlich als Mitgliedskarte der Jungen Gemeinden angesehen ha¨tte. Er weist auf den unertra¨glichen Druck in der weltanschaulichmarxistischen Schule und auf die Diffamierung der jungen Christen hin. Wenn hier nicht Toleranz walte, so wu¨rden die Eltern der christlich getauften Kinder vor der Frage stehen, ob sie ihre Kinder weiter in eine solche Schule schicken ko¨nnten. Bischof D. Mu¨ller spricht u¨ber die Angriffe auf die diakonische Arbeit, die fu¨r die Kirche unaufgebbares Anliegen bleibe. Er berichtet von der fristlosen Entlassung der Diakonie-Schwestern in Magdeburg, von der Behinderung der Bahnhofsmission, von der Behinderung der Arbeit an entlassenen Strafgefangenen in Halle und vor allem von der Beschlagnahme kirchlicher Anstalten, wie Mansfeld, Magdeburg-Cracau und Neinstedt. Landesbischof D. Dr. Beste spricht von den die Kirche und die einzelnen Gemeinden aufs tiefste bewegenden 70 Verhaftungsfa¨llen; der Diffamierung der noch nicht verurteilten Verhafteten in der Presse; den außerordentlich harten Gerichtsurteilen der letzten Zeit sowie der Ungewißheit u¨ber das Schicksal der in fru¨heren Jahren verhafteten Pfarrer, wie Pfarrer von Ju¨chen, Lansemann usw. Minister Zaisser schaltet sich ein und stellt fest, daß es sich bei den 70 Namen auch um Fa¨lle handele, die bis zum Ma¨rz 1945 zuru¨ckgehen und die z. T. nicht in die Zusta¨ndigkeit der Staatsorgane der Deutschen Demokratischen Republik fallen. Generalsuperintendent Dr. Krummacher spricht zu der Behinderung des kirchlichen Lebens, insbesondere u¨ber die Behinderung durch den Magistrat von Groß-Berlin: Verweigerung kirchlicher Ra¨ume fu¨r die Verwaltungsstellen der Kirche; Verweigerung von Baulizenzen fu¨r Kirchen; Verweigerung von Zuzugsgenehmigungen fu¨r kirchliche Amtstra¨ger; wirtschaftliche Bedra¨ngung des einzigen evangelischen Diakonissen- u. Krankenhauses in Ostberlin; Eingriffe in die Christenlehre durch die Verweisung von Katecheten aus der Schule. Ferner wird auf die Behinderung kirchlichen Lebens durch falsche Anwendung der Verordnung u¨ber An-

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meldung von Veranstaltungen, z. B. im Bezirk Cottbus, hingewiesen und endlich auf das Ausbleiben der Staatsleistungen. Ministerpra¨sident Grotewohl erkla¨rt, daß er auf die kirchlichen Beschwerden nacheinander eingehen werde, soweit ihm das Material dafu¨r vorliegt. Er habe folgendes seitens der Regierung zu erkla¨ren: Die sogenannte Junge Gemeinde (er sage: „sogenannte“, weil die Rechtsfrage hier noch ungekla¨rt sei) sei keine Verbrecherorganisation schlechthin. Wenn im Eifer des Gefechts einzelne Stellen dieses behauptet ha¨tten, so sei ihnen seitens der Regierung dafu¨r eine schwere Ru¨ge erteilt worden. Er ba¨te den Anfang einer Bereinigung in folgenden Maßnahmen der Regierung zu sehen: 1.) Es sei eine Anweisung an alle Polizeiorgane der Deutschen Demokratischen Republik ergangen, sich ab sofort jeder polizeilichen oder sonstigen Maßnahmen gegen die Arbeit der Jungen Gemeinde und anderer kirchlicher Einrichtungen zu enthalten, ausgenommen in Fa¨llen, wo es sich wirklich um Verbrechen handele. 2.) Die Frage, ob die Junge Gemeinde eine Organisation sei oder eine innerkirchliche Einrichtung, werde, soweit er sehe, uneinheitlich auch innerhalb der Kirche beantwortet. Er schlage vor, das Amt fu¨r Jugendfragen bei der Regierung zu beauftragen, gemeinsam mit den Vertretern der Kirche, mit Gliedern der Jungen Gemeinde und Vertretern der FDJ eine Lo¨sung der strittigen Frage vorzubereiten als Unterlage fu¨r eine weitere Verhandlung zwischen Ministerrat und Kirchenleitungen. 3.) Der Charakter der Schule sei verfassungsma¨ßig festgelegt. Es werde klare Anweisung gegeben werden, daß der Marxismus nicht durch Dekret jemandem aufgeno¨tigt werden du¨rfe und daß die Stellungnahme gegenu¨ber dem Marxismus nicht fu¨r die Beurteilung von Lehrern und Schu¨lern zugrundegelegt werden du¨rfe. Das Volksbildungsministerium werde Anweisung an die Schulen geben, daß der FDJ keinerlei Weisungsrechte innerhalb der Schule zustehen. Hinsichtlich der Zulassung zur Oberschule werde eine gerechte Regelung angestrebt, damit bei der Auswahl fu¨r die Oberschule keine Nachteile fu¨r Kinder der sozialen Mittelschicht eintreten. Das Volksbildungsministerium habe Auftrag erhalten, dem Ministerrat eine entsprechende Vorlage zu machen. 4.) Das Volksbildungsministerium habe Anweisung erhalten, daß alle im Zusammenhang mit der Jungen Gemeinde zur Entlassung gekommenen Oberschu¨ler – Ministerpra¨sident Grotewohl sprach von 712 Fa¨llen – sofort wieder in die Schule aufgenommen werden und die versa¨umten Pru¨fungen nachgeholt werden ko¨nnten. U¨ber die 3 Verhaftungen von Oberschu¨lern ko¨nne er heute nichts Abschließendes sagen. Die Angelegenheit wu¨rde wohlwollend u¨berpru¨ft.

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5.) Das Staatssekretariat fu¨r Hochschulwesen habe Auftrag erhalten, alle im Zusammenhang mit der Studentengemeinde ausgesprochenen Exmatrikulationen neu zu u¨berpru¨fen und bis zum 20. Juni zu bereinigen. 6.) Hinsichtlich des Religionsunterrichtes bleibt das verfassungsma¨ßig garantierte Recht der Kirche zur Erteilung des Unterrichtes in den Schulen voll gewahrt. Es du¨rfe nicht eingeengt werden. Maßnahmen o¨rtlicher Schulleiter wie in Ostberlin gegen Katecheten wu¨rden zuru¨ckgenommen werden. Das Volksbildungsministerium sei angewiesen, alle Einengungen, die seit 1. Januar 1953 gegen den Religionsunterricht erfolgt seien, aufzuheben und eine neue diesbezu¨gliche Anordnung auszuarbeiten. Hinsichtlich der diakonischen Arbeit stellte der Ministerpra¨sident grundsa¨tzlich fest, daß der Staat fu¨r die leibliche Fu¨rsorge seiner Bewohner verantwortlich sei. Das schließe aber nicht aus, daß auch andere Organisationen auf diesem Gebiet ta¨tig seien. Es la¨ge kein Anlaß vor, die Berechtigungen und Auswirkung der Inneren Mission auf diesem Gebiet anzuzweifeln. Die 3 vom Staat in Anspruch genommenen Anstalten der Inneren Mission Magdeburg-Cracau, Neinstedt und Seyda wu¨rden sofort den kirchlichen Stellen zuru¨ckgegeben. Auf dem Gebiet der Inneren Mission sei kein Anlaß zum Streit. Die Maßnahmen gegen Hu¨ttengrund seien bereits ru¨ckga¨ngig gemacht. Die Inanspruchnahme von Krummenhennersdorf sei am 9. Juni ru¨ckga¨ngig gemacht worden. Jegliche Maßnahmen gegen Lobetal seien sofort beseitigt worden. Er ba¨te aber zu verstehen, daß Schloß Mansfeld nicht zuru¨ckgegeben werden ko¨nne, weil er es einfach dem Bergarbeiterkombinat nicht wieder wegnehmen ko¨nne. Er ga¨be zu, daß Schloß Mansfeld der Kirche zum Gebrauch u¨bergeben war. Da es aber nicht urspru¨nglich kirchlicher Besitz sei, ba¨te er sehr zu verstehen, daß die Regierung hier nicht anders handeln ko¨nne. Die kleineren Beschwerden wu¨rden im einzelnen u¨berpru¨ft. Natu¨rlich mu¨sse an der Ostseeku¨ste eine Erholungsmo¨glichkeit fu¨r kirchliche Amtstra¨ger wieder hergestellt werden. Es wa¨re ganz unvernu¨nftig, wenn z. B. der Kreisrat Wernigerode die Gemeinschaftsverpflegung fu¨r kirchliche Kinderheime abgelehnt ha¨tte. Die zum 15. Juni angeku¨ndigten Maßnahmen gegen die Bahnhofsmission wu¨rden nicht durchgefu¨hrt, sondern um 4 Wochen bis 15. Juli zur U¨berpru¨fung der ganzen Angelegenheit hinausgeschoben. Grundsa¨tzlich sei allerdings beabsichtigt, diese Arbeit durch das Rote Kreuz zu u¨bernehmen; aber auch hier werde sich eine Lo¨sung finden lassen. Zur Frage der Verurteilten und Verhafteten erkla¨rte Ministerpra¨sident Grotewohl, es sei eine Anweisung ergangen, alle Gerichtsurteile sofort hinsichtlich des Strafmaßes zu u¨berpru¨fen mit dem Ziel der Linderung und der Abstellung von Ungerechtigkeiten. Auf Ru¨ckfrage von unserer

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Seite, ob sich das nur auf Pfarrer beziehe, fu¨gte Minister Zaisser mit Nachdruck hinzu: Die U¨berpru¨fung von Gerichtsurteilen sei „generell“ angeordnet. Ministerpra¨sident Grotewohl erkla¨rte zu den von sowjetischen Tribunalen Verurteilten, daß die Entscheidung daru¨ber nicht in den Ha¨nden der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, nicht einmal der sowjetischen Dienststellen in Deutschland, sondern allein bei dem Pra¨sidium des Obersten Sowjets in Moskau la¨ge. Es sei aber der Kirche unbenommen, sich ihrerseits deswegen nach Moskau oder an den Hohen Kommissar der Sowjetunion in Deutschland zu wenden. Auf unsere Ru¨ckfrage, wie es mit den in Untersuchungshaft befindlichen Bru¨dern stehe, und auf die Bitte, ob Minister Zaisser hier nicht eine beschleunigte Untersuchung anordnen ko¨nne, wurde von ihm und Ministerpra¨s. Grotewohl nachdru¨cklich erkla¨rt, das sei nicht Sache des Staatssicherheitsministeriums, sondern der Staatsanwaltschaft. Der Generalstaatsanwalt habe entsprechende Anweisung erhalten. Zu den Berliner Angelegenheiten erkla¨rte Ministerpra¨s. Grotewohl: Diese Dinge ließen sich natu¨rlich kla¨ren, denn sie seien nur der Knopf auf das Ganze [sic! ]. Er werde mit Ebert daru¨ber sprechen. Die Zuzugsfragen ko¨nnten u¨berpru¨ft werden. Kirchen, wie die Markuskirche, mu¨ßten in der Tat aufgebaut werden. Hinsichtlich der Pflegekosten fu¨r Krankenha¨user sei eine Regelung durch die DDR in Vorbereitung. Krankenha¨user mu¨sse man auf jeden Fall im Interesse der Gesundheit der Bevo¨lkerung richtig behandeln; das gelte fu¨r evangelische wie auch fu¨r staatliche Krankenha¨user! Hinsichtlich der Anmeldeverordnung erkla¨rte Ministerpra¨s. Grotewohl, daß er auch bereits durch seine Besprechung mit den Pfarrern vor 2 Wochen den Eindruck bekommen habe, daß diese Dinge nicht richtig gehandhabt werden wu¨rden und grundsa¨tzlich klargestellt werden mu¨ßten. Die Staatsleistungen wu¨rden natu¨rlich gezahlt werden und zwar bald. Niemals sei ein Zweifel daran gelassen worden. Um die Ku¨rzung um 30 % werde man – wie auch bei anderen Zuschu¨ssen des Staates – jedoch nicht herumkommen. Er schlage vor, daß sofort noch im Juni die Staatsleistungen fu¨r das 1. Vierteljahr 1953 nachgezahlt wu¨rden und daß ab 1. Juli monatlich 1/12 der Staatsleistungen ausgezahlt werden. Je nach Geldlage des Staates ko¨nne man fu¨r das 2. Vierteljahr 1953 die Nachzahlung etwa im September d. Js. vornehmen. Abschließend erkla¨rte Ministerpra¨s. Grotewohl noch einmal zu dem Brief der Ostkirchenkonferenz: Man mu¨sse ihm auch in Zukunft gestatten zu reden, mit wem er wolle. Bindende Verhandlungen werde er selbst nur mit den Kirchenleitungen fu¨hren. Er ba¨te nun kirchlicherseits zu sagen, ob man seine Darlegungen als die ersten Schritte zur Bereinigung der Spannungen ansehe. Selbstver-

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sta¨ndlich ga¨be es noch vieles zu kla¨ren. Aber wenn man, wie im vorliegenden Falle, beiderseits keinen Ausweg mehr sehe, so ga¨be es immer den Weg der Verhandlungen von Mensch zu Mensch. Er ba¨te zu verstehen, warum der Staat diesen neuen Weg beschreite. Es habe sich gezeigt, daß man durch Erkla¨rungen und Gegenerkla¨rungen nicht weiter komme. Die Lage des deutschen Volkes infolge seiner Zerreißung und infolge der Bonner Vertra¨ge sei so ernst, daß man alles vermeiden mu¨sse, was den Zu¨ndstoff fu¨r neue Komplikationen mit sich bra¨chte. Wenn er erkla¨rt habe, es ga¨be keinen Kirchenkampf, so ha¨tte er das so gemeint, daß eine Regierung to¨richt sei, wenn sie gegen die Kirche ka¨mpfe, da es doch die Kirche desselben Volkes wa¨re, und die Regierung, wenn sie einen Kirchenkampf fu¨hre, gegen das Volk ka¨mpfen wu¨rde. Die Regierung habe aber alles fu¨r das Volk zu tun. Bischof D. Dr. Dibelius erwiderte, daß die Vertreter der Kirche die Ausfu¨hrungen mit Dank geho¨rt ha¨tten und daß durch die getroffenen bzw. mit den angeku¨ndigten Maßnahmen in der Tat ein neues Kapitel zwischen Staat und Kirche aufgeschlagen wu¨rde. Es gehe auch der Kirche nicht um die Institution, sondern um die Menschen des Volkes, fu¨r die die Kirche eine Mitverantwortung trage. Er mo¨chte nun fu¨r den weiteren Ablauf und die zu ziehenden Folgerungen noch folgendes sagen: 1.) Wir ba¨ten, die gleichen Maßnahmen wie fu¨r die entlassenen Schu¨ler auch fu¨r die entlassenen Lehrkra¨fte zu treffen. Ministerpra¨s. Grotewohl sagte zu, daß auch diese Frage im gleichen Geiste geregelt werden solle. 2.) Man mu¨sse sich einigen, wie man die getroffenen Abmachungen o¨ffentlich auswerten wolle. 3.) Die Kirche wu¨nsche zu wissen, mit welchen staatlichen Stellen in Zukunft u¨ber alle schwebenden Fragen verhandelt werden ko¨nnte. Ministerpra¨s. Grotewohl erwiderte, daß er auch den Wunsch habe, ein Pressekommunique´ zu vereinbaren. Es wurde vorgeschlagen, daß dieses Pressekommunique´ im einzelnen zwischen den Herren Nuschke, Wandel, Beste und Gru¨ber festgelegt wird, aufgrund eines Entwurfs, den Ministerpra¨s. Grotewohl vorliest. Grotewohl erla¨utert, daß man die einzelnen Maßnahmen des Staates zur Bereinigung der Spannungen o¨ffentlich bekanntgeben wolle, daß aber die Kirche Versta¨ndnis dafu¨r haben mu¨sse, daß der Staat seine vera¨nderte Haltung auch mit politischen Gru¨nden in dem Pressekommunique´ erkla¨ren mu¨sse. Die bisherige Regelung mit der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen beim stellvertr. Ministerpra¨sidenten Nuschke ha¨tte sich als nicht zweckma¨ssig erwiesen. Man ko¨nne e i n e m Manne wie Nuschke nicht allein diese Dinge aufbu¨rden. Ebenso wenig sei es zweckma¨ssig, diese Dinge in das Innenministerium einzugliedern, weil dann die O¨ffentlichkeit behaupten wu¨rde, die Kirche werde nun vollends unter Polizeiaufsicht

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gestellt. Er denke vielmehr an einen kirchlichen Beirat (Nuschke fu¨gte hinzu das Wort: „Kultusbeirat“) unmittelbar beim Ministerpra¨sidenten. Eine solche Stelle wu¨rde in offiziellen Verhandlungen zwischen Staat und Kirche vieles kla¨ren und andere Dinge dem Ministerrat zum Beschluß unterbreiten ko¨nnen. Aber das letzte Wort sei hierzu noch nicht gesprochen. Bei der Verabschiedung nach Beendigung der eigentlichen Besprechung wurde gespra¨chsweise zwischen Ministerpra¨sident Nuschke und Minister Zaisser u¨ber die Bewilligung von 13 Interzonenpa¨ssen nach Hamburg zur Vorbereitung des Kirchentages in positivem Sinne gesprochen. Im perso¨nlichen Gespra¨ch zwischen Minister Wandel und dem Unterzeichneten erkla¨rte Minister Wandel, die Regierung habe das gro¨ßte Interesse, daß die heute getroffenen Vereinbarungen zur Bereinigung der Spannungen zwischen Staat und Kirche in der breitesten O¨ffentlichkeit, vor allem auf internationaler Ebene sich auswirkten. In 5 Tagen sei in Budapest eine Sitzung des Weltfriedensrates, an dem auch viele Vertreter aus westlichen La¨ndern nur als „Beobachter“ teilnehmen wu¨rden. Propst D. Gru¨ber und D. Niemo¨ller wu¨ßten bereits von dieser Sache. Er ba¨te aber im Kreis der o¨stlichen Bischo¨fe zu erwa¨gen, ob nicht auch einer der hier anwesenden Bischo¨fe an der Budapester Tagung nur als stummer „Beobachter“ teilnehmen ko¨nne. Krummacher [m. p. ]

37E2. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westdeutschen Landeskirchen. Hannover, 23. Juni 1953 F: EZA Berlin, 4/449 (H) Betr.:

Ru¨ckkehr DDR-flu¨chtiger Pfarrer und anderer kirchlicher Amtstra¨ger.

Angesichts der vera¨nderten Lage, die mit der Besprechung zwischen kirchlichen und staatlichen Vertretern am 10. d. Mts. eingetreten ist, hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in seiner Sitzung vom 11./12. ds. Mts. es als das Gegebene angesehen, dass die o¨stlichen Gliedkirchen die Pfarrer und sonstigen kirchlichen Amtstra¨ger, die in den letzten Monaten ohne Genehmigung ihrer Kirchenleitung nach dem Westen geflu¨chtet sind, von besonders gelagerten Fa¨llen abgesehen, auffordern werden, unverzu¨glich in ihre Heimatkirche zuru¨ckzukehren. Unter Umsta¨nden werden die Pfarrer usw. in einer anderen als der bisherigen Stelle zu verwenden sein.

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Um allen Beteiligten Gewissheit daru¨ber zu verschaffen, dass der Ru¨ckkehr von staatlicher Seite keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, hat der Bevollma¨chtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am Sitz der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, Herr Propst D. Gru¨ber, im Auftrage des Rates an Herrn Ministerpra¨sidenten Grotewohl eine entsprechende Anfrage gerichtet219. Darauf ist die aus der Anlage ersichtliche Antwort eingegangen220. Gema¨ss dem Beschluss des Rates wird an die zusta¨ndigen Beho¨rden der westlichen Gliedkirchen die Bitte gerichtet, Pfarrer, die trotz der Mo¨glichkeit einer Ru¨ckkehr nicht zuru¨ck wollen, nicht weiter zu unterstu¨tzen und Ausnahmen nur im Einvernehmen mit der heimatlichen Gliedkirche in der Deutschen Demokratischen Republik zuzulassen. Pfarrer, die sich auch ku¨nftig noch ohne Genehmigung nach dem Westen begeben, sollen unter keinen Umsta¨nden unterstu¨tzt werden. 1 Anlage

37E3. Schreiben Gru¨bers an Grotewohl. Berlin, 11. Juni 1953 F: EZA Berlin, 4/449 (Abschrift; Anlage zu 37E2). Der Rat der EKD befaßt sich heute in seiner Sitzung mit der vera¨nderten Situation, die durch Ihre gestrigen Erkla¨rungen geschaffen ist. Ich darf vorausbemerken, daß wir alle von großem Dank erfu¨llt sind. Wir haben in besonderer Weise die Frage zu u¨berlegen, was mit den Pfarrern geschieht, die republikflu¨chtig geworden sind und die sich jetzt in Westdeutschland befinden. Die Kirchen wollen die Pfarrer veranlassen, in den Dienst ihrer alten Landeskirche zuru¨ckzukehren. Sie werden verstehen, daß die Kirchen aber eine gewisse Zusicherung haben mu¨ssen, daß diese republikflu¨chtig gewordenen Pfarrer zuru¨ckkommen du¨rfen und auch wieder in den Besitz ihrer Mo¨bel und ihres sonstigen Eigentums kommen. Wenn ich heute noch in den Besitz eines Bescheides kommen ko¨nnte, der der Beschlußfassung zugrunde gelegt wu¨rde, wa¨re ich Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Mit vorzu¨glicher Hochachtung verbleibe ich Ihr Ihnen sehr ergebener. Abschrift an He. Nuschke zur gefl. Kenntnis. 219 37E3 220 37E4.

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37E4. Schreiben des Sekretariats des Ministerpra¨sidenten der DDR an Gru¨ber. Berlin, 11. Juni 1953 F: EZA Berlin, 4/449 (Abschrift; Anlage zu 37E2). Sehr geehrter Herr Propst Gru¨ber! In Beantwortung Ihres Schreibens vom 11. Juni 1953 an den Herrn Ministerpra¨sidenten Otto Grotewohl221 u¨bergebe ich Ihnen im Auftrage des Ministerpra¨sidenten eine Abschrift des Beschlusses des Ministerrats u¨ber die in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik und den demokratischen Sektor von Berlin zuru¨ckkehrenden Personen. Diese Verordnung ist in gleicher Weise auf alle zuru¨ckkehrenden Personen anzuwenden. Hochachtungsvoll Eisermann Perso¨nl. Referent d. Min. Pra¨s. 1 Anlage Abschrift/11. 6. 1953/Me: Beschluss u¨ber die in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik und den demokratischen Sektor von Berlin zuru¨ckkehrenden Personen. 1. Alle republikflu¨chtigen Personen, die in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik und den demokratischen Sektor von Berlin zuru¨ckkehren, erhalten das auf Grund der Verordnung vom 17. Juli 1952 zur Sicherung von Vermo¨genswerten beschlagnahmte Eigentum zuru¨ck. Ist in Einzelfa¨llen eine Ru¨ckgabe dieses Eigentums nicht mo¨glich, so ist Ersatz zu leisten. 2. Die Verordnungen vom 17. 7. 1952222 und vom 19. 2. 1953223 betr. U¨bernahme devastierter Betriebe werden aufgehoben. Es wird untersagt, in landwirtschaftlichen Betrieben wegen Nichterfu¨llung der Ablieferungsverpflichtungen oder wegen Steuerru¨cksta¨nden Treuha¨nder einzusetzen. 221 37E3. 222 „Verordnung zur Sicherung von Vermo¨genswerten“, „Verordnung u¨ber die Aufstellung von Valutapla¨nen“, „Verordnung u¨ber das Verbot von Anzahlungen und u¨ber die Abrechnung langfristiger Einzelfertigungen“ und „Verordnung u¨ber die Einstellung des Verrechnungsverkehrs innerhalb der volkseigenen Wirtschaft“ (GBlDDR 1952, Nr. 100 vom 26. Juli 1952, S. 615–618). 223 „Verordnung zur Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion und der Versorgung der Bevo¨lkerung“ (GBlDDR 1953, Nr. 25 vom 27. Februar 1953, S. 329f.).

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Die Bauern, die im Zusammenhang mit Schwierigkeiten in der Weiterfu¨hrung ihrer Wirtschaft ihre Ho¨fe verlassen haben und nach Westberlin oder Westdeutschland geflu¨chtet sind (Kleinbauern, Mittelbauern und Grossbauern), ko¨nnen auf ihre Bauernho¨fe zuru¨ckkehren. Ist eine Ru¨ckgabe ihres landwirtschaftlichen Besitzes in Ausnahmefa¨llen nicht mo¨glich, so erhalten sie vollwertigen Ersatz. Es wird ihnen mit Krediten und landwirtschaftlichem Inventar geholfen, ihre Wirtschaften weiterzufu¨hren. 3. Alle u¨brigen Ru¨ckkehrer sind in gleicher Weise durch die zusta¨ndigen Organe der Ra¨te der Bezirke und Kreise entsprechend ihrer fachlichen Qualifikation wieder in das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben einzugliedern. Den zuru¨ckkehrenden Republikflu¨chtigen darf allein aus der Tatsache der Republikflucht keine Benachteiligung entstehen. 4. Die Ru¨ckkehrer sind in ihre vollen Bu¨rgerrechte einzusetzen. Sie erhalten den Deutschen Personalausweis, die ihnen zustehenden Lebensmittelkarten usw.

37E5. Eingabe der „Flu¨chtlingspfarrer“ des Landesdurchgangslagers II Ulm a. Donau. Ulm, 25. Juli 1953 F: EZA Berlin, 6/3804 (H). Betr. Ru¨ckkehr republikflu¨chtiger Pfarrer und kirchlicher Mitarbeiter in die Deutsche Demokratische Republik. Die in den Flu¨chtlingslagern in Ulm befindlichen Pfarrbru¨der und kirchlichen Mitarbeiter erlauben sich, auf den Beschluß des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 11./12. Juni 1953, betr. Ru¨ckkehr republikflu¨chtiger Pfarrer usw., folgendes zu unterbreiten: Die in Abschrift vorliegende Antwort des Herrn Ministerpra¨sidenten Grotewohl224 kann uns leider auch jetzt noch keine bindende Rechtsgrundlage bieten, da den Zusagen der Regierung der DDR kein Glaube geschenkt werden kann. Wir bitten herzlich, diese Aussage nicht als U¨berheblichkeit zu betrachten, sondern wir sind der festen U¨berzeugung, daß auch die Kirchenleitungen durch die Ereignisse der Vergangenheit solchen bisher nie mo¨glich erscheinenden Versprechungen mit Mißtrauen gegenu¨ber stehen mu¨ssen. Wie wa¨re es sonst mo¨glich, daß trotz dieser Versprechungen weitere Flu¨chtlinge aus der DDR ankommen, darunter auch solche, die nach dem Osten zuru¨ckgekehrt waren und zum zweiten224 37E4.

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mal nach dem Westen flu¨chten mußten. Diese Leute mußten erfahren, daß die Versprechungen des Ministerrates von diesem nicht eingehalten worden sind. Wir haben zuverla¨ssige Nachrichten aus der DDR daru¨ber erhalten, daß z. B. zuru¨ckgekehrte Landwirte weder die versprochenen Kredite noch sonstige Hilfe erhalten haben, im Gegenteil, sie mußten hohe Betra¨ge an Nachzahlungen leisten, so daß sie wirtschaftlich ruiniert sind. Wir haben den Eindruck, daß auf die Anfrage des Verbindungsmannes, Herrn Propst D. Gru¨ber, betr. Ru¨ckkehr kirchlicher Amtstra¨ger, keinerlei konkrete schriftliche Zusagen gemacht worden sind. Außerdem ist uns aus der ju¨ngsten Vergangenheit folgender Fall eines mecklenburgischen Amtsbruders durch eine fu¨hrende kirchliche Perso¨nlichkeit bekannt geworden: Infolge der Zusage der Regierung der DDR wurde er gewaltsam in den Osten zuru¨ckgerufen; erreichte aber, trotz dieser Zusage, nicht einmal seinen Bestimmungsort, sondern wurde nach U¨berschreitung der Grenze verhaftet. Dieser Fall hat auf einer der letzten Sitzungen der mecklenburgischen Kirchenleitung eine heftige Diskussion hervorgerufen. Eine Reihe von Stimmen wurde laut, die sich gegen eine gewaltsame Ru¨ckfu¨hrung aussprachen und unter dem Eindruck dieses Geschehnisses betonten, daß man sich durch diesen Fall das Gewissen belastet habe. Wir sind als evangelische Amtstra¨ger nach unserem Ordinationsgelu¨bde in unseren Entscheidungen frei und allein Gott verantwortlich. In diesem Zusammenhang gestatten wir uns auf das wiederholt ausgesprochene Wort des Herrn Bischofs Mu¨ller – Magdeburg zu verweisen: „Wir haben kein Recht, einen Bruder zu halten“. Wir bezeugen vor Gott, daß wir mit Ernst versucht haben, unser Amt solange zu fu¨hren, solange unsere Kra¨fte und die Verantwortung, die wir gegenu¨ber unseren Familien zu tragen hatten, es zugelassen haben. Wir mu¨ssen mit Betru¨bnis unseren Erfahrungen entsprechend weiterhin gestehen: Wir waren in unseren schwersten Belastungen und Entscheidungen immer allein. Ferner darf nicht u¨bersehen werden, daß wir alle in der Stunde der Bedra¨ngnis nicht leichtfertig den Weg nach dem Westen gewa¨hlt, sondern im Gebet um Klarheit gerungen haben. Wir sind uns dessen bewußt, daß wir in allem unserm Handeln vor Gott schuldig werden, wissen aber auch, daß wir in dieser unserer Entscheidung uns allein unter das Gericht und die Barmherzigkeit Gottes stellen du¨rfen. Dies ist unser einziger Trost in unserem Alleinsein und Verlassensein. Besonders bedru¨ckt uns die Erfahrung, daß jedem, der aus einer besonderen Not heraus die Heimat verlassen mußte, die Mo¨glichkeit offensteht, neu zu beginnen, wa¨hrend uns als geistlichen Amtstra¨gern diese Barmherzigkeit versagt wird. Unsere jetzige Ru¨ckkehr wird auch dadurch unmo¨glich gemacht, daß wir durch die amerikanische Spionagestelle gegangen sind, bei der man-

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che Aussagen gemacht wurden, die uns bei dem jetzigen Regime stark belasten und aufs neue in Gewissensno¨te treiben wu¨rden. Ferner ist, abgesehen von der Individualita¨t der einzelnen Fa¨lle, nach einem mehr oder weniger langen Aufenthalt in der Bundesrepublik fu¨r Republikflu¨chtige eine Ru¨ckkehr in die DDR ausgeschlossen, da wir jederzeit als westliche Provokateure oder amerikanische Agenten fu¨r die SED herhalten ko¨nnten. Republikflucht wird fu¨r die DDR stets Staatsfeindschaft bleiben. Aus allen diesen genannten Gru¨nden bitten wir die Verantwortlichen und unsere vorgesetzten kirchlichen Dienststellen herzlich und dringlich, fu¨r unsere Lage ein schon rein menschliches Versta¨ndnis zu haben und von einer zwangsweisen Ru¨ckkehr in die DDR unter den derzeitigen Umsta¨nden gu¨tigst absehen zu wollen. Wir betonen, daß wir nach Schaffung einer gesamtdeutschen Regierung unter normalen Rechtsverha¨ltnissen in den Dienst der Ostkirchen zuru¨ckkehren werden. Aus der Not der augenblicklichen Lage ko¨nnen wir einfach nicht anders handeln und bitten daher um gu¨tigstes Versta¨ndnis fu¨r unsere nochmalige herzliche Bitte um Freigabe fu¨r den Dienst der Verku¨ndigung an einer Landeskirche des Westens. Ergebenst! Die Flu¨chtlingspfarrer des Landesdurchgangslagers II Ulm a. Donau

37E6. Schreiben Gru¨bers an den Lordbischof von Chichester. Berlin, 21. April 1953 F: EZA Berlin, 2/2425 (Abschrift). – Abdruck: EvW 7, 1953, S. 326ff. Hochwu¨rdigster Herr Bischof, lieber Bruder! In Erga¨nzung meines Schreibens vom 19. d. M.225 darf ich Ihnen auch nach Ru¨cksprache mit westlichen Freunden erga¨nzend folgendes mitteilen: Wir haben von Anfang an alle Bemu¨hungen fu¨r eine Wiedervereinigung Deutschlands unterstu¨tzt. Die Gru¨nde hierfu¨r brauche ich nicht anzufu¨hren. Die Gefahr liegt darin, daß das Wort „Wiedervereinigung“ ebenso mißbraucht wird wie das Wort „Frieden“. Wie einst Augustus die „pax romana“ ausrufen ließ, als Christus seine Ju¨nger gru¨ßte: „Friede sei mit euch“ – so sehen wir, die wir als Christen ehrlich um den Frieden bemu¨ht sind, daß die einen die „pax sowjetica“ wollen und die anderen die „pax atlantica“. So verstehen die einen unter der Wiedervereinigung die 225 Brief nicht ermittelt.

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Verlegung ihrer Einflußspha¨re (wirtschaftlich, milita¨risch, soziologisch) um 300 Kilometer nach Osten, die anderen wollen ihr Glacis entsprechend nach Westen ausbauen. Die einen wollen den Herrschaftsbereich des Kommunismus ausdehnen, die anderen eine kapitalistische Welt sichern. Dazu kommt, daß die fu¨hrenden westlich orientierten Politiker im wesentlichen katholisch sind. Von den 18 Millionen Menschen, die jetzt im sowjetisch beherrschten Teil wohnen, ist nur ein geringer Teil katholisch, man ist in der Bundesrepublik nicht vordringlich interessiert an dem Mutterland der Reformation. In meiner Jugend wurde in den katholischen Schulen des Westens der Satz gelehrt: Transelbinger sunt diaboli (die o¨stlich der Elbe wohnenden Menschen sind Teufel). Die Not fu¨r uns liegt darin, daß nun Deutsche als Partisanen diese Ka¨mpfe fu¨r die Westma¨chte auf deutschem Boden durchfu¨hren. Es ist ja nicht das erstemal, daß Deutsche im fremden Solde gegeneinanderstehen. Wenn wir immer die Parole ausgegeben haben: „Pontifex und nicht Partisane“, so heißt das wirklich nicht, daß wir glauben, daß eine Synthese mo¨glich sei zwischen amerikanischem Kapitalismus und sowjetischem Kommunismus. Aber beides in der einseitigen und totalita¨ren Zuspitzung fu¨hrt zum Krieg. Das bedeutet das Ende Deutschlands und vielleicht Europas, und treibt die 1.200 Millionen farbiger und halbfarbiger Vo¨lker in die Arme eines Nihilismus, der schlimmer ist als die beiden sich jetzt beka¨mpfenden Ideologien oder Systeme und der jetzt schon im „Westen“ theoretisch vorbereitet wird. Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden diese Vo¨lker entta¨uscht sein von den roten Gewalthabern, wie sie vom weißen Mann entta¨uscht sich abgewandt haben, der ihnen aufs große und ganze gesehen das vorenthielt, was sie verlangten: Nationale Selbsta¨ndigkeit, soziale Gerechtigkeit und perso¨nliche Freiheit. Ich glaube, daß die Bru¨der und Schwestern in Europa sich wieder einmal darauf besinnen mu¨ssen, daß Europa der Kontinent ist, der seinen Weg gemacht und seine historische Pra¨gung empfangen hat unter dem Kreuz Christi. D. h., daß wir nicht das Heil „in dem Schwerte“ suchen und daß wir wissen, daß geistige Bewegungen weder mit Atombomben beseitigt, noch durch Geheimpolizei unterdru¨ckt werden. Wenn gerade viele von den Ma¨nnern, die unter Hitler im kirchlichen Raum widerstanden haben, jetzt die Not erkennen und sich dagegen wenden, dann geschieht das nicht aus einer politischen Vera¨rgerung heraus, sondern weil sie den damals begonnenen Weg fortsetzen wollen, auch wenn sie heute nicht wie damals nur von einer Seite, sondern von zwei Seiten diffamiert und beka¨mpft werden. Es kann ja nicht oft genug wiederholt werden: Weil die Besatzungsma¨chte sich auf die Remigranten stu¨tzten und nicht auf die Ma¨nner der Resistanca, darum ist aus der Reeducation von 1946 die Remilitarisierung von 1953 geworden. Emigranten sind dabei nicht nur die Menschen, die ohne Not nach Paris und Prag, Moskau und New

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York gingen, sondern auch die, die ihre Rosen in ihrem Landhaus zu¨chteten und die Tu¨ren vor den illegal ka¨mpfenden Freunden verschlossen haben. Daß sie geschickte Taktiker geblieben sind und sich gesunde Nerven erhalten haben, liegt zu Tage, aber daß sie nicht fu¨r Deutschland, erst recht nicht fu¨r das „andere Deutschland“ reden ko¨nnen, muß ebenso klar ausgesprochen werden. Daß die gekaufte Presse nur ihre Stimme laut werden la¨ßt, a¨ndert an dieser Tatsache nichts. Das mu¨ssen unsere Freunde im Auslande, die im Hitlerreich zu uns gestanden, wissen. Das mu¨ssen sie auch denen zu verstehen geben, die mit Angeboten zu ihnen kommen, ob man vom Osten fu¨r Frieden und soziale Gerechtigkeit, oder vom Westen fu¨r Freiheit, Menschenwu¨rde oder gar Kultur des Abendlandes Propaganda macht, oder ob beide die Wiedervereinigung Deutschlands als vordringlich bezeichnen. Wir bitten, beide Seiten nach ihren Taten zu beurteilen. Wenn man im Westen mit Kriegsru¨stungen eine wirtschaftliche Scheinblu¨te erzielt und wenn man das Geld fu¨r Schaffung von Flugpla¨tzen anstatt fu¨r den Bau von Wohnungen fu¨r die Arbeiter verwendet, dann weiß jeder, wohin das letzten Endes fu¨hrt. Wenn man im Osten die Enteignung unter unmo¨glichen Formen durchfu¨hrt und einen Kirchenkampf vom Zaune bricht, so paßt das wenig zu Friedensschalmeien. Warum wir die Dinge den Freunden in der Welt schreiben? Weil wir wissen, daß der Frieden in der Welt nicht von Dauer sein kann, wenn Deutschland nicht befriedet ist. – Wir bitten und beschwo¨ren alle Freunde, ihre Regierungen nicht zu Scheinlo¨sungen kommen zu lassen, die nur das „Gesicht wahren“. Es hat den Anschein, als ob die Ma¨chte so tun, als ob sie zu einem befriedeten Gespra¨ch kommen wollten, im Herzen wollen sie aber auf beiden Seiten, von einigen Grenzbereinigungen abgesehen (Korea, O¨sterreich usw.) den status quo erhalten. Daß diese „als-ob-Befriedung“ von den derzeitigen deutschen Politikern weithin gefo¨rdert wird, steht außer Zweifel. Es ist ja nicht nur so, daß die Berliner Geldwechsler brotlos werden und daß 75 % der Presse u¨berflu¨ssig wird, sondern daß gerade auch die Wirtschaft nicht will. Im Westen opfert man lieber ein paar Millionen, damit die Menschen im Osten ruhig bleiben; aber man will die große Krise vermeiden, die nach einer Wiedervereinigung Deutschlands zwangsla¨ufig kommt und die Milliarden kosten wird. Wir haben im Kirchenkampf gelernt, daß Entscheidungen, denen man ausweicht und die man mit Scheinlo¨sungen abtut, unerbittlicher und nachdru¨cklich erneut zu uns kommen. Unsere Bitte geht dahin, daß unsere Freunde den Weg bereiten helfen fu¨r ein echtes und wahres Gespra¨ch auf „ho¨chster Ebene“, das zwar unter politischen Gesichtspunkten gefu¨hrt werden muß, das aber weder nur unter dem Geiste der Lu¨ge noch unter kurzsichtigem Machthunger stehen darf. Wir Christen in Deutschland wissen, daß wir nicht nur Objekt dieses Gespra¨ches sein du¨rfen, sondern daß wir Subjekt insoweit sein ko¨n-

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nen und mu¨ssen, als wir das ehrliche Bemu¨hen an den Tag legen, alte Schuld der Vergangenheit wieder gut zu machen und neue Schuld zu verhu¨ten. Dabei glauben wir an keine politische Eschatologie, weder an die klassenlose Gesellschaft, die allem Streite und aller Not ein Ende macht, noch an ewigen Frieden der Menschen durch Ausrottung des Kommunismus. Wir warten nicht auf einen Tag X, sondern wir wissen um den Tag des Herrn. Wir stehen im Widerstreite zu all den Ma¨chten, die die Kirche auf die eine oder andere Weise binden oder knechten wollen. (Vgl. D. Martin Niemo¨ller, Vorwort zu dem Buch „Das Zeugnis der Verhafteten“.) Aber darum gehen wir weder in ein politisches Ghetto und flu¨chten wir auf eine eingebildete Insel der Seligen, noch werden wir mu¨de und resigniert. Es geht bei allem um Menschen, und wo Menschen unter die Ra¨uber fallen, da werden wir auf die Landstraße geschickt vom großen barmherzigen Samariter, der uns sagt: „Gehe hin und tue desgleichen“. In diesem Auftrage sehen wir uns mit den Bru¨dern in aller Welt verbunden in Wahrheit und Liebe. So gru¨ßen wir mit den Worten des Apostels Johannes226: „Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und dem Sohn des Vaters, i n d e r W a h r h e i t und i n d e r L i e b e, sei mit euch!“ Ihr D. Heinrich Gru¨ber

37E7. Resolution von Mitgliedern der CDU-Bundestagsfraktion. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 4/469 (O). 152

3Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ vom 5. Mai 1953 bringt die Inhaltsangabe eines im „Manchester Guardian“ abgedruckten Briefes des Beauftragten der Evangelischen Kirche bei der Regierung der SBZ., Propst Gru¨ber, an den Bischof Dr. Bell von Chichester227. Die dort aufgestellte Behauptung von Herrn Propst Gru¨ber, dass die fu¨hrenden nach Westen schauenden Politiker in der Hauptsache Katholiken seien, ist ebenso ungeheuerlich wie die andere, dass in der Bundesrepublik kein u¨berma¨ssiges Interesse an dem Vaterland der Reformation bestu¨nde. Die 226 2. Joh 1,3. 227 37E6.

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unterzeichneten Mitglieder der Bundestagsfraktion der CDU bedauern solche Unterstellungen und weisen sie mit aller Scha¨rfe zuru¨ck. Die katholischen und evangelischen Mitglieder der Fraktion haben stets gemeinsam zu dem von Herrn Propst Gru¨ber aufgestellten Ziel gestanden, die Deutschen wieder zum Subjekt in den aussenpolitischen Entscheidungen zu machen, und sind sich daru¨ber hinaus ebenfalls einig gewesen in der Entschlossenheit, keine wirkliche Chance ungenutzt zu lassen, die sich fu¨r die Wiedergewinnung der deutschen Einheit in Freiheit bietet. Dr. med. Viktoria Steinbiß [m. p. ] Dr. Gerhard Schro¨der [m. p. ] Hermann Pu¨nder [m. p. ] Bernh. Raestrup [m. p. ] Fritz Mensing [m. p. ] Fritz Schuler [m. p. ] Jakob Neber [m. p. ] Heinrich Hohl [m. p. ] Eugen Leibfried [m. p. ] M. Mehs [m. p. ] Dr. Luise Rehling [m. p. ] Julie Ro¨sch [m. p. ]

Maria Niggemeyer [m. p. ] Anne Marie Heiler [m. p. ] Ko¨hler [m. p. ] Dr. Else Bro¨kelschen [m. p. ] Huth [m. p. ] Johs. Albers [m. p. ] Paul Bausch [m. p. ] Gottfried Leonhard [m. p. ] Wacker [m. p. ] Siebel [m. p. ] Dr. Weber [m. p. ] Kemper [m. p. ]

37E8. Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Lordbischof von Chichester. Berlin, 11. Mai 1953 F: EZA Berlin, 4/469 (D). 156

3My dear Lordbishop, the Manchester Guardian published the letter which Propst D. Gru¨ber wrote to you on April 21.228 This letter was printed later on also in Germany. Many members of our Church – also some of our Roman-Catholic friends – were very sorry about this letter. In the last meeting of the “Rat der Evangelischen Kirche” we had to discuss this matter. I am authorised to inform you that also the “Rat der Evangelischen Kirche” can’t accept some of the sentences in this letter. Every member and every representative of the “Rat der Evangelischen Kirche” has full freedom of political thinking and jugdement. But on the other hand we know very well that many of our friends in Western-Germany are very earnest in doing what 228 37E6.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

they can, to advance the reunion of Germany. We wouldn’t like to give the impression that we do not fully believe in the sincerity of these efforts of our friends. We think it our duty to express especially to christian people in foreign countries, that we are very thankful for the unselfish and intensive political work done by christians in Bonn. Yours truly gez. Dibelius

37E9. Schreiben des Ratsvorsitzenden an Bundestagspra¨sident Ehlers. Berlin, 11. Mai 1953 F: EZA Berlin, 4/469 (Abschrift). 154

3Sehr verehrter Herr Bundestagspra¨sident! Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem Brief von Herrn Propst D. Gru¨ber an den Bischof von Chichester229 bescha¨ftigt. Ich darf Ihnen eine Abschrift meines Briefes an Herrn Bischof Dr. Bell u¨bersenden230 und Ihnen anheimgeben, denjenigen Gebrauch davon zu machen, der Ihnen geeignet scheint, insbesondere den Mitgliedern der CDU-Fraktion gegenu¨ber, die in der Sache an uns geschrieben haben231. Ich werde noch Gelegenheit nehmen, auch unseren katholischen Freunden von unserer Stellungnahme Mitteilung zu machen. Mit herzlicher Begru¨ßung Ihr aufrichtig ergebener gez. Dibelius

37E10. Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Wiesbaden, 18. Juni 1953 F: EZA Berlin, 4/45 (O). Betr.: Bezug: 229 230 231 232 233

Brief von Herrn Propst D. Gru¨ber an den Bischof von Chichester232. Dortiges Schreiben K.B.I 1465/53.I. vom 1. Juni 1953233.

37E6. Vgl. die deutsche U¨bersetzung von 37E8 (EZA Berlin, 4/469). 37E7. 37E6. EZA Berlin, 4/45.

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37E Dokumente

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Indem ich fu¨r die mir gegebene Auskunft danke, mo¨chte ich der Kanzlei mitteilen und bitte, diesen Brief zu den Akten zu nehmen, dass ich 1. gegen den Beschluss des Rates gestimmt haben wu¨rde, wenn ich in der Ratssitzung vom 7./8. Mai ds. Js. anwesend gewesen wa¨re; 2. den Brief, den der Herr Ratsvorsitzende an den Pra¨sidenten des Bundestages geschrieben hat234, nicht als eine Ausfu¨hrung des gefassten Beschlusses anzusehen in der Lage bin und dies dem Herrn Ratsvorsitzenden mitgeteilt habe; 3. ausdru¨cklich dagegen protestiere, dass ein amtliches Schreiben, das im Namen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland erfolgt, einem katholischen Bischof offiziell mitgeteilt wird. Ich habe dem Herrn Ratsvorsitzenden das Notwendige u¨ber diese meine Auffassung perso¨nlich zum Ausdruck gebracht und ihm gesagt, dass ich es mir nicht denken ko¨nnte, dass ein katholischer Bischof von einer derartigen oder entsprechenden Massnahme innerhalb der katholischen Kirche irgendeinem evangelischen Bischof, unter welchen Umsta¨nden auch immer, offiziell Mitteilung machen wu¨rde. Mit der Begru¨ndung, die nach dem Antwortbrief von Propst Gru¨ber an Bischof Dibelius235 mu¨ndlich Herrn Propst Gru¨ber von letzterem gegeben worden ist, dass man na¨mlich „immerhin von Bonn abha¨ngig“ sei, werde ich mich noch gesondert und in der na¨chsten Ratssitzung befassen. D Niemo¨ller [m. p. ]

37E11. Schreiben der Kirchenkanzlei an Pleus. Hannover, 19. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/4154 (D). Sehr verehrter Herr Amtsbruder! Der Rat der EKD hat sich in seiner letzten Sitzung mit der Vorbereitung der Seelsorge in etwaigen deutschen milita¨rischen Verba¨nden befaßt. Wie Sie wissen werden, bereitet die Dienststelle Blank in Bonn einen Plan vor, der in der Theorie schon ziemlich weit gediehen ist. Danach soll eine Wehrmachtsseelsorge alten Stils mit einem staatlichen Feldbischof nicht wieder eingefu¨hrt werden. Die geistliche Oberleitung der kommenden Wehrmachtsseelsorge soll vielmehr ein Bischof oder Kirchenpra¨sident einer Landeskirche haben. Der zweite Mann, der in dem Plan zuna¨chst ,Feldgeneralvikar‘ genannt wird, soll dagegen unmittelbar im staatlichen Dienst stehen. Er leitet die Wehrmachtsseelsorge in allen technischen Fragen. Die Wehrmachtpfarrer sollen auf 6 Jahre (die Zahl der Jahre steht 234 37E9. 235 37D3.

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

noch nicht fest) von den Landeskirchen beurlaubt werden. Die katholische Kirche hat nach anfa¨nglichen Schwierigkeiten zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischo¨fen sich auf die Linie dieses Entwurfs begeben und Ihren alten Bekannten Monsignore Werthmann nach Bonn gesetzt, wo er in der Dienststelle des Pra¨laten Bo¨hler der etwa unserem Pra¨laten Kunst entspricht, arbeitet und fast ta¨glich mit der Dienststelle Blank zusammenkommt. Von evangelischer Seite hat Bruder Osterloh im vergangenen Jahr die gleiche Linie verfolgt, die auch im großen und ganzen vom Rat gebilligt wurde. Ausnahmen: Niemo¨ller, der u¨berhaupt gegen jede Art von Vorbereitung ist; Kunst neigt als einziger zum alten System der Wehrmachtsseelsorge. Darum ko¨nnen wir ihn nicht gut mit der Fu¨hrung der Verhandlungen zur Dienststelle Blank beauftragen. Der Rat hat nun am 11./12. 6. 53 beschlossen, Sie zu bitten, ob Sie fu¨r einige Zeit in der Lage und bereit wa¨ren, nach Bedarf in jeder Woche oder alle 14 Tage fu¨r 2 bis 3 Tage nach Bonn zu gehen. Sie wu¨rden in der Dienststelle von Oberkirchenrat Ranke arbeiten und die evangelische Kirche bei der Dienststelle Blank vertreten. Von dem jetzigen Ministerialrat Osterloh ko¨nnten Sie in Bonn sehr schnell alles Notwendige erfahren. Selbstversta¨ndlich stehen Ihnen die Akten der Kirchenkanzlei in Hannover zur Verfu¨gung, und ich wu¨rde perso¨nlich, falls Sie zusagen, vorher gern mit Ihnen sprechen. Ich glaube, Sie wu¨rden der Sache einen großen Dienst tun, wenn Sie den Auftrag u¨bernehmen. Er wird zeitlich begrenzt sein ko¨nnen; denn wenn der Plan einmal feststeht und vom Rat gebilligt wird, wu¨rde eine sta¨ndige Vertretung in Bonn hierfu¨r nicht mehr notwendig sein. Ich muß ausdru¨cklich betonen, daß der Rat mit diesem Auftrag keinerlei Festlegung in sachlicher oder personeller Beziehung verbinden mo¨chte. Es ist also noch keineswegs gesagt, wer einmal von evangelischer Seite her spa¨ter zum Leiter der Wehrmachtsseelsorge berufen werden soll. Vor allen Dingen mu¨ßte schnell gehandelt werden. Ich wu¨rde es sehr begru¨ßen, wenn Sie mo¨glichst bald mit diesem Brief den Oberkirchenrat in Oldenburg aufsuchen und sich vergewissern wu¨rden, ob Ihre Kirchenleitung Sie fu¨r diesen zeitlich begrenzten Dienst freistellen will. Falls Sie zusagen, wu¨rden wir sofort auch eine offizielle Anfrage nach Oldenburg richten. U¨ber die finanziellen Dinge mu¨ßten wir uns versta¨ndigen. Ich nehme an, daß Sie Ihre Pfarrstelle nebenher weiter versehen ko¨nnen. Wir wu¨rden Ihnen die Reisekosten und Tagegelder in Bonn zahlen und vermutlich eine entsprechende Aufwandsentscha¨digung. Bitte, entschließen Sie sich mo¨glichst bald, da wir den Katholiken gegenu¨ber schon stark im Hintertreffen sind. Mit bru¨derlichen Gru¨ßen Ihr sehr ergebener

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37E12. Schreiben Dibelius’ an Meiser. Berlin, 9. Juni 1953 F: LKA Hannover, D15 VI, Nr. 219b (O). Lieber Bruder Meiser! Stratenwerth hat mir bu¨ndig und klar erkla¨rt, daß das Außenamt von Meran gebeten worden sei, einige Namen von Pfarrern zu nennen, die fu¨r Meran in Frage kommen wu¨rden. Das Außenamt hat mehrere deutsche Pfarrer genannt. Von diesen sei Meran nur auf einen Pfarrer aus Ko¨nigstein im Taunus eingegangen, den das Außenamt an letzter Stelle genannt habe, weil es ihn nicht fu¨r besonders geeignet ha¨lt. Der Name Paeseler ist vom Außenamt weder direkt noch indirekt genannt worden. Das Außenamt habe erst in diesen Tagen auf privatem Wege erfahren, daß Paeseler am letzten Sonntag in Meran gepredigt habe und neben dem Pfarrer von Ko¨nigstein dort zur Wahl stehe. Was die konsularische Beta¨tigung anlangt, so hat ein Gespra¨ch zwischen Stratenwerth und Schlegelberger in Bonn stattgefunden, das sich lediglich darauf bezogen habe, daß die Gemeinde Meran beantragt habe, daß der neue Pfarrer mit diesen Dingen nichts mehr zu tun haben solle. Man habe sich darauf geeinigt, daß diese konsularische Vertretung bei Giese verbleiben soll. Von Bozen und Triest sei mit keinem Wort gesprochen worden. Nur in einigen anderen Auslandsgemeinden, wie z. B. Madrid, Aabo usw. bestu¨nde eine solche Verbindung noch, die dem Auswa¨rtigen Amt in Bonn nicht sehr willkommen sei. Ich glaube also wirklich, daß in den beiden genannten Fragen ein neuer Anlaß zu Beschwernissen nicht gegeben ist. Mit herzlichem Gruß Ihr getreuer Dibelius [m. p. ]

37E13. Schreiben Helds an Heinemann, Kreyssig und Niesel. Du¨sseldorf, 21. Februar 1953 F: AdSD Bonn, NL G. Heinemann, I, 45 (O). Sehr geehrte Herren und Bru¨der! Wie ich ho¨re, soll der Rat der EKD beschlossen haben, den Antrag des rheinischen Pfarres lic. Mundle-Boppard auf seiner na¨chsten Sitzung zu behandeln. Hierbei soll D. Meiser massgebend zu Worte kommen, ohne Hinzuziehung der Rheinischen Kirchenleitung. Ich halte ein solches Verfahren fu¨r a¨usserst schwierig. Geistliche Angelegenheiten der Gliedkirchen geho¨ren nicht zur Zusta¨ndigkeit des Rates der EKD. Da an wieder-

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37. Sitzung Berlin, 11. und 12. Juni 1953

holten Fa¨llen zu merken ist, dass die Leitung der VELKD dabei ist, sich in die inneren Angelegenheiten der uniierten Kirchen einzumischen, ko¨nnen hier sehr ernste Gefa¨hrdungen des Friedens in der EKD entstehen. Demgegenu¨ber kann nicht entscheidend sein, dass damit der Rat der EKD eine andere Vollmacht erha¨lt, als er bisher in kirchlichen Fragen ausgeu¨bt hat. Nach wie vor wird dies von der VELKD bestritten werden und zwar grundsa¨tzlich. Ich mo¨chte auf jeden Fall vermieden wissen, dass wir in irgendeine Spaltung mit dem Rat der EKD geraten. Ich weiss z. B. nicht, ob der Rat, wenn er diese Sache verhandeln will, vorher eine Stellungnahme der Rheinischen Kirchenleitung erbeten hat. Sehr dankbar wa¨re ich Ihnen, verehrte Herren und Bru¨der, wenn Sie nicht einen Weg beschreiten wu¨rden, der der VELKD offen das Recht gibt, sich in die Angelegenheiten anderer uniierter Gliedkirchen einzumischen, oder halten Sie es fu¨r selbstversta¨ndlich, dass der Rat dieses zwar tut, aber sich nicht ku¨mmert um die Hunderte von Pfarrern der ApU und die vielen Tausende uniierter Gemeindeglieder, die nun in den lutherischen konfessionellen Kirchen sich befinden? Sie du¨rften nicht mit zweierlei Mass diese Dinge behandeln. Mit bru¨derlichem Gruss Ihr Held [m. p. ]

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38 Berlin, 11. September 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Berlin-Charlottenburg, Dienstgeba¨ude der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, Goethestraße 87. Freitag, 11. September 1953 (9.30 Uhr). Freitag, 11. September 1953 (Uhrzeit unbekannt). Vom Rat: Dibelius, Hahn, Haug, Heinemann, Mager, Meiser, Niemo¨ller, Niesel, Smend. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Karnatz; zeitweise: von Harling, Merzyn, Niemeier. Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Schwarzhaupt, Stratenwerth. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland: Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR: Gru¨ber. Brunotte.

38A Vorbereitung der Sitzung 38A1. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Mitglieder der Kirchenkonferenz und die Ratsmitglieder. Berlin, 27. Juli 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Gema¨ß dem Beschluß des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 11./12. Juni d. Js.1 lade ich hiermit zu einer Sitzung der Kirchenkonferenz am Donnerstag, den 10. September 1953, vormittags 9 Uhr, im Weißen Saal des kirchlichen Dienstgeba¨udes in Berlin-Charlottenburg 2, Jebensstr. 3, ergebenst ein. Nach Artikel 28 Absatz 2 der Grundordnung entsendet jede Kirchenleitung in die Kirchenkonferenz ein Mitglied, das nicht dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland angeho¨ren darf. 1 Vgl. 37B19.

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38. Sitzung Berlin, 11. September 1953

Als Beratungsgegensta¨nde sind vorgemerkt: 1. Bericht u¨ber die Lage 2. Nominierung der Delegierten fu¨r Evanston 3. Referat von Dr. Leitz – u¨ber ein noch zu formulierendes, mo¨glichst an den Beschluß der Synode von Elbingerode betr. Sammlung der dem Arbeiterstande angeho¨renden Gemeindeglieder (Amtsblatt der EKD 1952 Heft 10 Nr. 120) anzuknu¨pfendes Thema 4. Verteilung der Beihilfen aus Kapitel III des Haushaltsplans der EKD 5. Ostpfarrerversorgung 6. Verschiedenes u. a. a) Glockengela¨ut bei o¨ffentlichen Gedenkfeiern b) Theologischer Austausch zwischen westlichen und o¨stlichen Gliedkirchen c) Termin und Tagungsort der na¨chsten Synode d) Termin und Tagungsort der na¨chsten Kirchenkonferenz. Gleichzeitig lade ich die Herren Mitglieder des Rates zu einer Sitzung am 11. September 1953, vormittags 9.30 Uhr, im Konferenzzimmer der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – ein. Die Tagesordnung fu¨r die Ratssitzung wird besonders u¨bersandt. Quartierwu¨nsche bitte ich an das Bu¨ro der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, Berlin-Charlottenburg 2, Goethestr. 87 IV, zu richten. D. Dr. Dibelius

38A2. Tagesordnung fu¨r die Ratssitzung am 11. September 1953. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 2/1756 (H). 1.) Bericht zur Lage (Oldenburg) 2.) Entsendung der Delegierten fu¨r Evanston 3.) Bericht u¨ber die Tagung der Europa¨ischen und der Deutschen Bibelgesellschaften in Bad Boll in den Tagen vom 8.–12. Juni 1953 4.) Bericht u¨ber die Vorarbeiten fu¨r ein neues Auslands-Diaspora-Gesetz 5.) Angelegenheiten des Kirchlichen Außenamtes 6.) Seelsorge in etwaigen deutschen milita¨rischen Verba¨nden

Berichterstatter D. Dr. Haug V. Pra¨s. Stratenwerth D. Brunotte Dr. Schwarzhaupt V. Pra¨s. Stratenwerth D. Brunotte

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38B Protokoll

7.) Angelegenheit der Bremischen Evangelischen Kirche (Erga¨nzung der Bestimmungen wegen der Verteilung der Mitglieder der Synode der EKD –ABl. 1948 Heft 12 Nr. 81 –) 8.) Beihilfeantra¨ge fu¨r innerkirchliche Arbeit 9.) Personalangelegenheiten

D. Brunotte

D. Brunotte D. Brunotte D. Dr. Karnatz

10.) Antra¨ge des Finanzausschusses betreffend a) Niederschlagung des Umlagerestbetra- D. Brunotte ges der Ev.-Reformierten Kirche in Nordwestdeutschland b) Umwandlung eines U¨berbru¨ckungskre- D. Dr. Karnatz dits fu¨r die Evangelische Bildkammer in einen Zuschuß c) Unterstu¨tzung fu¨r die verwitwete Frau D. Dr. Karnatz Amtsrat Grothe 11.) Verschiedenes.

38B Protokoll F: EZA Berlin, 2/1796 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 16. September 1953 u¨bersandt). G: Mitschriften 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Meiser (LKA Nu¨rnberg, Meiser, 142); 3. Niesel (AEKR Du¨sseldorf, 6HA 002/241); 4. Smend (NL Smend). Niederschrift u¨ber die 38. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 11. September 1953 in Berlin2. Anwesend:

Bischof D. Dr. Dibelius, Landesbischof D. Hahn, Landesbischof D. Haug, Dr. Dr. Heinemann,

2 Vgl. auch die Berichterstattung in: EvW 7, 1953, S. 569; KiZ 8, 1953, S. 195.

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38. Sitzung Berlin, 11. September 1953

Pra¨sident Mager, Landesbischof D. Meiser, Pra¨sident D. Niemo¨ller, Moderator D. Niesel, Professor D. Dr. Smend, (nicht anwesend: OKR. D. Dr. Herntrich, Pra¨ses Dr. Kreyssig, Landesbischof D. Lilje). Von den Amtsstellen: Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Oberkirchenrat Dr. Merzyn, Oberkirchenrat von Harling, zeitweise Oberkirchenrat Dr. Dr. Niemeier, Vizepra¨sident Stratenwerth, Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt, Pra¨lat D. Kunst, Propst Gru¨ber. 1.

Bericht u¨ber die kirchliche Lage. In Fortsetzung der Aussprache in der Kirchenkonferenz am 10. September3 ero¨rterte der Rat die Frage, was geschehen ko¨nne, um nach dem Ausgang der Wahlen das Gespra¨ch mit der SPD bzw. dem DGB wieder aufzunehmen4. Der Rat beschloss, die Kammer fu¨r soziale Ordnung zu bitten, dem Rat einen Vorschlag zu machen, welche Perso¨nlichkeiten mit der Fu¨hrung des Gespra¨chs beauftragt werden sollen und welche Punkte den Inhalt des Gespra¨ches zu bilden ha¨tten. Den Ratsmitgliedern steht frei, an der vorbereitenden Sitzung der Kammer fu¨r soziale Ordnung teilzunehmen5. Nach einer Aussprache u¨ber das Problem der Wiedervereinigung Deutschlands6 beschloss der Rat, die Kammer fu¨r o¨ffentliche Ver-

3 Siehe unten S. 650–656. 4 Die Bundestagswahlen am 6. September 1953 hatten mit einem klaren Wahlsieg der CDU (36,4 %) geendet. Der Rat – so schrieb Karnatz am 13. Oktober 1953 an den antikommunistischen Volksbund fu¨r Freiheit und Frieden e. V. – hatte sich eingehend mit der durch die Wahlen zum Bundestag geschaffenen Lage bescha¨ftigt (EZA Berlin, 2/2526). 5 Mager als Vorsitzender der Kammer fu¨r Soziale Ordnung wurde von Brunotte mit Schreiben vom 25. September 1953 noch einmal an diesen Beschluss erinnert. Daraufhin diskutierte die Kammer den Ratsauftrag auf ihrer Sitzung am 9./10. Oktober 1953 in Bad Boll; vgl. Anlage 3 zur Sitzungsniederschrift (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 2/1503) sowie 39B13. 6 Dibelius hatte auf der Kirchenkonferenz am Tag zuvor an die EKD appelliert, weiterhin fu¨r die Wiedervereinigung einzutreten (Mitschrift Meisers u¨ber die Kirchenkonferenz der EKD am 10. September 1953; LKA Nu¨rnberg, Meiser, Nr. 153). Anlass dieses Appells war der

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38B Protokoll

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antwortung zu bitten, diese Frage zu pru¨fen und ggf. dem Rat Vorschla¨ge fu¨r eine weitere Behandlung zu machen7. In der Frage der Lebensmittelpaketaktion8 wurden die beiden Bevollma¨chtigten des Rates gebeten, die im Rat gea¨usserten Meinungen in geeigneter Form mu¨ndlich bei den zusta¨ndigen Stellen zum Ausdruck zu bringen9. Die Landeskirchen im Westen sollen gebeten

deutliche Wahlsieg Adenauers bei den Bundestagswahlen, die den Anha¨ngern der Westintegration eine beeindruckende Besta¨tigung eingebracht und die Wiedervereinigung Deutschlands fu¨r viele in weite Ferne geru¨ckt hatte. Nach G 2 ging der Antrag, die Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung u¨ber die Wiedervereinigungsfrage beraten zu lassen, von Niesel aus, dem dieser Appell nicht ausreichte (C. Lepp, Tabu, S. 174). 7 Schreiben Brunottes an Tillmanns vom 24. September 1953 (EZA Berlin, 2/1349). Die Kammer und der Synodalausschuss fu¨r O¨ffentliche Verantwortung tagten am 18. und 19. Januar 1954. Ihre Empfehlungen an den Rat erarbeiteten sie vor dem Hintergrund der bevorstehenden Berliner Außenministerkonferenz, die vom 25. Januar bis 18. Februar stattfand. Zum Fortgang K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B21 und C. Lepp, Tabu, S. 174ff. 8 Angesichts der katastrophalen Versorgungslage in der DDR – nicht zuletzt verursacht durch deren forcierte Sozialisierungspolitik (H. Knabe, 17. Juni, S. 59–63; M. Wilke/T. Voigt, Neuer Kurs, S. 30–35) – konnten Bu¨rger Ostberlins und der DDR vom 27. Juli bis 16. August und vom 27. August bis 10. Oktober in Westberlin jeweils ein Lebensmittelpaket kostenlos in Empfang nehmen (H. J. Reichardt/J. Drogmann/H. U. Treutler, Berlin, S. 770, 777, 793f., 832). Die Mittel dafu¨r stammten aus amerikanischen „Hilfslieferungen“, die die US-Regierung nach dem Aufstand des 17. Juni im Rahmen ihrer Politik des „Rollback“ zur weiteren Unterminierung des SED-Regimes, aber auch zur Unterstu¨tzung Adenauers im Bundestagswahlkampf in einem Volumen von 15 Mio Dollar zur Verfu¨gung gestellt hatten (AdG 23, 1953, S. 4071f., 4087f., 4100; Kabinettsprotokolle 1953, S. 400ff.; M. Greschat, Reaktionen, S. 90f.). Obwohl die Verteilung der Lebensmittelpakete von den DDR-Organen mit administrativen und propagandistischen Mitteln zunehmend behindert worden war (H. J. Reichardt/J. Drogmann/H. U. Treutler, Berlin, S. 774, 777–780), waren innerhalb der ersten Aktion 2.872636 Lebensmittelpakete, innerhalb der zweiten Aktion noch einmal u¨ber 2,6 Mio Spendenpakete ausgegeben worden (Ebd., S. 794, 832). 9 In der Ratsdiskussion war vor allem kritisch vermerkt worden, dass durch die amerikanische Spendenaktion und die mit ihr verbundene Propaganda die kirchlicherseits gefo¨rderte Sammlung von Privatspenden in den westlichen Landeskirchen nahezu unmo¨glich gemacht werde (G 3). Daru¨ber hinaus du¨rften in diesem Zusammenhang auch die Reaktionen auf eine Predigt Gru¨bers am 26. Juli in der Ostberliner Marienkirche u¨ber Mt 6,1–4 (H. Gru¨ber, Habt Acht) eine Rolle gespielt haben. Gru¨ber hatte die Lebensmittelaktion als Teil der psychologischen Kriegsfu¨hrung der USA kategorisch abgelehnt, was im Osten propagandistisch ausgenutzt und im Westen mit einem empo¨rten Presseecho beantwortet worden war (H. Gru¨ber, Erinnerungen, S. 348–351; S. Rink, Der Bevollma¨chtigte, S. 215ff.). Am 30. Juli hatte einerseits Adenauer den Ratsvorsitzenden schriftlich um eine Stellungnahme gebeten (EZA Berlin 2/2425) und andererseits Nuschke vor der Volkskammer behauptet, er sei von den Kirchen erma¨chtigt, deren Ablehnung der amerikanischen Pakethilfe zu erkla¨ren (H. J. Reichardt/J. Drogmann/H. U. Treutler, Berlin, S. 776). Die von Adenauer erbetene Stellungnahme war von Dibelius in seinem Anwortbrief vom 5. August 1953 (EZA Berlin, 2/2425) unter Hinweis auf die publizistische Auswertung seines Briefes an den Bischof von Chichester (vgl. 37B2b und 37E6–9) abgelehnt worden.

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38. Sitzung Berlin, 11. September 1953

werden, durch ihre Hilfswerke darauf hinzuwirken, daß die Paketversendung aus den christlichen Gemeinden weitergefu¨hrt wird10. 2.

Bericht u¨ber die Lage in Oldenburg11. Landesbischof D. Haug berichtete u¨ber die Ta¨tigkeit des von der Landessynode in Oldenburg eingesetzten Ausschusses12 und u¨ber die von der Synode gefassten Entschliessungen13. Der Rat nahm den Bericht zur Kenntnis und sprach Herrn Landesbischof D. Haug seinen Dank fu¨r die u¨bernommene Mu¨hewaltung aus14.

3.

Niederschlagung von Umlageresten. Die Evang.-luth. Landeskirche Sachsens hatte fu¨r das Rechnungsjahr 1948 die Niederschlagung eines Umlagerestbetrages in Ho¨he von 5.750,– DM Ost15, die Evang.-ref. Kirche Nordwestdeutsch-

10 Die amerikanischen Hilfslieferungen hatten einige Landeskirchen veranlasst, die eigenen Lieferungen einzustellen (G 2) Die September-Ausgabe der Zeitschrift „Das Hilfswerk“ wurde in der Hauptsache der kirchlichen Pakethilfe gewidmet. Sie enthielt als Beilage noch einmal das Werbeblatt „Dein Pa¨ckchen nach dru¨ben“ als „Handreichung fu¨r die Gemeindearbeit“ (DHW 78/1953, S. 7). Darin warb man nicht nur erneut fu¨r diese private Pakethilfe, sondern setzte diese auch betont von der politisch motivierten und unter caritativen Gesichtspunkten letztlich ineffektiven amerikanischen Lebensmittelspende ab. Wa¨hrend erstere allein den Notleidenden im Blick habe und jegliche politische Zielstellung ablehne, treibe letztere aus politischem Kalku¨l heraus „Spekulation mit dem Hunger der deutschen Va¨ter, Mu¨tter und Kinder“, die letztlich die „dreifach Leidenden“ seien: „Sie haben die Furcht, den Hunger und oft die traurigen Folgen ihrer vom Hunger diktierten Reise nach Berlin zu tragen!“ (Ebd., S. 2; vgl. auch EvW 7, 1953, S. 579; H. Gru¨ber, Erinnerungen, S. 348). 11 Vgl. 34B3. 12 Zu dem vom Ausschuss fu¨r die Oldenburgische Synode erarbeiteten 81 Seiten umfassenden Bericht (EZA Berlin, 2/2109) vgl. die Zusammenfassungen in: EvW 7, 1953, S. 382f.; INLL 2, 1953, S. 208f.). Dieser Bericht hatte in ausgewogener Formulierung allen am Oldenburger Bischofsstreit beteiligten Seiten Fehler bescheinigt, wenn auch die Versa¨umnisse des Oberkirchenrates zu u¨berwiegen schienen. Im Rat wurde Haug laut G 2 noch etwas deutlicher und sah bei Kloppenburg und seinen Freunden „die gro¨ßere Schuld“, weil diese sich aufgrund ihrer Rolle im Kirchenkampf angewo¨hnt ha¨tten, „alles in ihrer Hand zu haben“ und auf diese Weise zu einer „totalita¨ren Kirchenpartei“ geworden seien. 13 Die Oldenburgische Synode hatte auf ihrer Sitzung am 25. Juni 1953 die von Kloppenburg angesichts des Synodalverlaufs beantragte Versetzung in den einstweiligen Ruhestand bewilligt, jedoch auch seinem Wunsch entsprochen, seine Planstelle im Oberkirchenrat erst ein Jahr nach Amtsantritt eines neuen Bischofs endgu¨ltig zu besetzen (Aktenvermerk von Harlings u¨ber die Tagung der Oldenburgischen Synode vom 30. Juni 1953, EZA Berlin, 2/2109. Vgl. die Berichte in INLL 2, 1953, S. 208f. und KiZ 8, 1953, S. 136f. sowie W. Sta¨hlin, Via, S. 686f.). 14 Der Ratsvorsitzende hatte bereits am 30. Juni 1953 Haug fu¨r den Dienst gedankt, den er „durch die Bereinigung der Oldenburger Verha¨ltnisse unserer ganzen Evangelischen Kirche in Deutschland getan“ habe (EZA Berlin, 2/2109). 15 Antrag nicht ermittelt. Der Umlagebeitrag der sa¨chsischen Landeskirche fu¨r die EKD aus

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lands die Niederschlagung eines Umlagerestbetrages von 1.900,14 DM West fu¨r das Rechnungsjahr 1950 beantragt16. In U¨bereinstimmung mit dem Finanzausschuss der Synode der EKD ist der Rat der Auffassung, daß Umlagezahlungen der Landeskirchen grundsa¨tzlich nicht nachgelassen werden du¨rfen. Der Rat stimmte daher dem Vorschlag des Finanzausschusses17 und der Kirchenkanzlei18, in den beiden vorliegenden Fa¨llen eine Ausnahme zuzulassen, nicht zu, da es sich um klare Rechtsverpflichtungen der beiden Landeskirchen handelt19. Der Antrag auf Niederschlagung wurde mit Mehrheit abgelehnt. 4.

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Ostpfarrerversorgung. Auf Vortrag von OKR. Dr. Merzyn wurde beschlossen, das Schreiben des Rates der Evangelischen Kirche der APU vom 8. Juni 195320 dem Jahr 1948/49 war infolge der Wa¨hrungsreform falsch in den Soll-Abgang der Buchfu¨hrung eingeordnet worden, ha¨tte aber ins Soll geho¨rt. Die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – hatte stillschweigend auf diese Ru¨cksta¨nde verzichtet und auch der Finanzausschuss der Synode hatte sich auf seiner Sitzung am 18./19. Mai 1953 fu¨r die Niederschlagung der Umlagereste ausgesprochen (Aktenvermerk der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 17. Januar 1953; Protokollauszug aus der Sitzung des Finanzausschusses, EZA Berlin, 4/208). Antrag nicht ermittelt. Die Ev.-ref. Kirche Nordwestdeutschlands hatte nachtra¨glich gegen den 1950 verabschiedeten Haushaltsplan und die darin festgelegte Umlage Widerspruch eingelegt. Auch in diesem Fall hatte sich der Finanzausschuss der Synode auf seiner Sitzung am 18./19. Mai 1953 fu¨r die Niederschlagung der Umlagereste ausgesprochen (Protokollauszug aus der Sitzung des Finanzausschusses; Ebd.). Brunotte informierte in einem Schreiben vom 15. September 1953 den Landeskirchenrat der Ev.-ref. Kirche Nordwestdeutschlands daru¨ber, dass auch die reformierten Ratsmitglieder fu¨r den abschla¨gigen Beschluss gestimmt ha¨tten, aber bereit seien, u¨ber ihre Gru¨nde na¨here Auskunft zu geben (EZA Berlin, 2/5962). Vgl. TOP VI zu III 5 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 18./19. Mai in Hannover EZA Berlin, 2/1275). Der Finanzausschuss hatte fu¨r die von ihm empfohlene Niederschlagung im Fall der Ev.-ref. Kirche Nordwestdeutschlands Billigkeitsgru¨nde angefu¨hrt, da es Verfahrensfehler seitens der Kirchenkanzlei gegeben habe, und im Fall der sa¨chsischen Landeskirche die bereits verstrichene Zeit geltend gemacht. Die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – hatte beim Oberrechnungsamt in Hannover angefragt, ob es selbst den Antrag in den Rat einbringen wolle, die EKD mo¨ge auf einen Teil ihrer Umlageeinnahmen aus Sachsen aus dem Jahr 1948 verzichten. Da das Oberrechnungsamt aber nicht befugt war, die Angelegenheit vor den Rat zu bringen, hatte Merzyn das Anliegen der sa¨chsischen Landeskirche und der Ev.-ref. Kirche Nordwestdeutschlands vor dem Rat vertreten (Aktennotizen Ziegers und Brunottes auf dem Schreiben Karnatz’ an das Oberrechnungsamt vom 22. Juli 1953, EZA Berlin, 2/5962). Erst nach der Ratssitzung ergab eine U¨berpru¨fung des Kassenbuches von 1949 seitens der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, dass ein Rechenfehler seitens der EKD zu dem Fehlbetrag von 5750,– DM gefu¨hrt hatte (Aktennotiz Bra¨unerts fu¨r Karnatz vom 21. Oktober 1953, EZA Berlin, 4/208). Die sa¨chsische Landeskirche zahlte im Anschluss an diesen Beschluss den ausstehenden Umlagebetrag aus dem Jahr 1948 (Schreiben des Ev.-luth. Landeskirchenamtes Sachsens vom 20. Oktober 1953 an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –; Ebd.). 38D1. Dieses Schreiben mit Vorschla¨gen zur Lockerung der Aufnahmerichtlinien war am 2.

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den Kirchenleitungen der westdeutschen Landeskirchen zur Stellungnahme mitzuteilen21. Der Inhalt des Schreibens soll in einer Sitzung der kirchlichen Westkonferenz Mitte Januar 1954 besprochen werden22. 5.

Beihilfeantra¨ge fu¨r innerkirchliche Arbeit. OKR. von Harling schlug vor, den aus Kap. III des Haushalts zur Verfu¨gung stehenden Rest von etwa 30.000,– DM23 erst zu einem

Juli 1953 von der Kirchenkanzlei an den Finanzbeirat mit der Bitte zugesandt worden, dazu noch bis zur Ratssitzung Stellung zu nehmen (EZA Berlin, 2/3323). Der Finanzbeirat unterstu¨tzte in seiner Sitzung am 4./5. September 1953 lediglich das „Hauptanliegen der APU (Herabsetzung des Mindestalters auf 70 Jahre)“, wa¨hrend er „die Annahme der u¨brigen Vorschla¨ge [.|.|.] nicht empfehlen“ konnte. Insgesamt sprach er sich fu¨r eine Behandlung der Angelegenheit in der Kirchlichen Westkonferenz aus, da „nur bei einer Gesamtbetrachtung aller gesamtkirchlichen finanziellen Anforderungen an die westdeutschen Landeskirchen entschieden werden kann, inwieweit eine Erfu¨llung dieser Anforderungen mo¨glich ist und welche dieser Anforderungen den Vorrang verdienen“ (Punkt 6 des Protokolls der Sitzung des Finanzbeirates am 4./5. September 1953, EZA Berlin, 2/5751) In diesem Sinne votierte auch die Kirchenkonferenz auf ihrer Sitzung am 10. September (vgl. unten S. 652 f.). 21 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen vom 21. September 1953. Das darin erbetene Echo der Landeskirchen war geteilt. Wa¨hrend einige sich vor einer gemeinsamen Beratung nicht a¨ußern wollten, hielten andere die bisherigen Regelungen fu¨r ausreichend oder stimmten nur in einigen Punkten zu. Unstrittig war Punkt a: Herabsetzung des Mindestalters bei Familienzusammenfu¨hrung auf 70 Jahre, abgelehnt wurde dagegen Punkt e: Aufnahme bei Gefahr einer besonderen Beobachtung und Benachteiligung aus politischen Gru¨nden. Uneingeschra¨nkt stimmten lediglich vier Landeskirchen zu (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 2/3323). Der ausgefu¨hrte Vorschlag der Kirchenkanzlei vom Dezember griff dann – im Rahmen einer generellen Verbesserung der Ostpfarrerversorgung (38E1 und 38E2) – auch nur die vom Rat der APU unter a (s. o.), b (Pflegebedu¨rftigkeit nach amtsa¨rztlichem Zeugnis) und d (Beru¨cksichtigung der Entscheidung im Bundesnotaufnahmeverfahren) unterbreiteten Vorschla¨ge auf, gestand dafu¨r jedoch allen Pfarrern, die vor dem 1. Juli 1949 ihren sta¨ndigen Wohnsitz in Westdeutschland genommen hatten, generell die Aufnahme in die Ostpfarrerversorgung zu, unabha¨ngig davon, ob ihr letzter Dienstort in der SBZ oder jenseits der Oder-Neiße-Linie gelegen hatte. 22 Die kirchliche Westkonferenz billigte in ihrer Sitzung am 21. Januar 1954 die Vorschla¨ge der Kirchenkanzlei vom 7. Dezember 1953 (38E2): „In dem Wunsch, fu¨r die Zukunft eine gewisse Vergro¨sserung der Zahl der Neuaufnahmen in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung zu ermo¨glichen, wurde die Kirchenkanzlei erma¨chtigt, Ausfu¨hrungsbestimmungen gema¨ss § 43 der Ostpfarrer-Richtlinien in der von Kirchenkanzlei und Finanzbeirat vorgeschlagenen Fassung zu erlassen“ (TOP II. 4 der Sitzungsniederschrift, EZA Berlin, 2/5047). Am 27. Januar 1954 erließ die Kirchenkanzlei die entsprechenden Ausfu¨hrungsbestimmungen „fu¨r Neuaufnahmen in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung“ (Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen vom 27. Januar 1954, EZA Berlin, 4/609 und ABlEKD 1954, Nr. 2/3 vom 15. Ma¨rz 1954, S. 39). 23 Dies entsprach der Differenz zwischen dem fu¨r Kap. III im Haushaltsplan vorgesehenen Ausgaben-Soll vom 225.000,– DM und den vom Rat bereits beschlossenen Beihilfen in einer Gesamtho¨he von 195.000,– DM; vgl. 37C6 zusammen mit der im Schreiben der Kir-

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spa¨teren Zeitpunkt zu verteilen, mit Ausnahme von folgenden zwei Fa¨llen: a) Der Bru¨derunita¨t soll fu¨r den Wiederaufbau des ZinzendorfGymnasiums in Ko¨nigsfeld eine Beihilfe in der Ho¨he gegeben werden24, dass mindestens mit den Beihilfen der Landeskirchen zusammen ein Betrag von 25.000,– DM erreicht wird. Die Landeskirchen sollen nochmals um Leistung ihrer Beitra¨ge gebeten werden25. b) Die Kirchliche Hochschule in Berlin-Zehlendorf soll die monatliche Zahlung von 40,– DM fu¨r Archivarbeiten bis zum Ende des Rechnungsjahres 1953/54 erhalten26. Auf Vortrag von Geheimrat D. Dr. Karnatz sollen aus Ostwa¨hrungsmitteln folgende Stellen Beihilfen erhalten: a) Bahnhofsmission27 15.000,– DM, b) Bildstelle der Erziehungskammer28 2.000,– DM, c) Burckhardthaus Ost29 15.000,– DM. Der Rat beschloss, den U¨berbru¨ckungskredit, der der Evangelischen Bildkammer in Ho¨he von 6.000,– DM gewa¨hrt worden ist, in eine Beihilfe umzuwandeln30.

24

25

26 27 28 29 30

chenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen vom 2. Juli 1953 vorgenommenen Korrektur der Ansa¨tze (EZA Berlin, 2/5258). Das Zinzendorf-Gymnasium der Bru¨der-Unita¨t in Ko¨nigsfeld (Schwarzwald) war wa¨hrend der Zeit des Nationalsozialismus von der SS beschlagnahmt worden und 1945 wieder in den Besitz der Bru¨der-Unita¨t zuru¨ckgelangt. Ein Brand im Februar 1953 hatte das Schulgeba¨ude zersto¨rt. Daraufhin hatte sich die Bru¨der-Unita¨t an die EKD gewandt und um finanzielle Unterstu¨tzung beim Wiederaufbau der Schule gebeten (38D2). Die Kirchenkanzlei hatte sich mit Schreiben vom 13. Juli 1953 an die westdeutschen Landeskirchen gewandt, mit der eindringlichen Bitte insgesamt 50.000,– DM fu¨r den Wiederaufbau des Gymnasiums zu spenden. Diese Sache – so das Schreiben – falle „nicht unter die laufenden Beihilfeverpflichtungen der EKD oder der Gliedkirchen“. Hier gehe es vielmehr um eine „einmalige, durch ganz ungewo¨hnliche Notsta¨nde verursachte Hilfe“ (EZA Berlin, 4/347). Die Spenden der Landeskirchen erbrachten jedoch nur einen Betrag von 25.000,– DM, so dass immer noch 25.000,– DM fu¨r den Wiederaufbau des Schulgeba¨udes fehlten. Zum Fortgang vgl. Ebd. Zum Fortgang vgl. Ebd. 38D3. Ein Antrag der Erziehungskammer konnte nicht ermittelt werden. Vgl. 34B10. Diese „nachtra¨gliche“ Zustimmung war vom Finanzausschuss der Synode verlangt worden (TOP IV zu III 6 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 18./19. Mai 1953 in Hannover, EZA Berlin, 2/1275) und TOP 13 der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD am 26. und 27. Oktober 1953 in Hannover (EZA Berlin, 2/1276).

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6.

Zentralbeschaffungsstelle31. OKR. von Harling berichtete u¨ber die Forderung der Buchpru¨fungsfirma Dr. Cantrup in Frankfurt/M. aus dem Jahre 195032. Der Rat beschloss, dass ein Betrag von 3.000,– DM aus Billigkeitsgru¨nden gezahlt werden soll, wenn die Buchpru¨fungsfirma anerkennt, dass ein Rechtsanspruch auf die Zahlung nicht besteht33. Der Betrag soll aus dem Verwahrgeldkonto gezahlt werden, in welchem die von der Firma Th. Maier gezahlten Gelder gefu¨hrt werden. Der Rest dieser Gelder soll dem Sonderanhang A zugefu¨hrt werden34.

7.

Entsendung der Delegierten fu¨r Evanston35. Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller und Vizepra¨sident Stratenwerth berichteten u¨ber die von den drei konfessionellen Gruppen aufgestellten Listen der Delegierten und Stellvertreter fu¨r Evanston. Der Rat stimmte der in der Anlage beigefu¨gten Liste der Delegierten36 zu.

31 Die Zentralbeschaffungsstelle war eine Einrichtung der Kirchenkanzlei, die nach Kriegsende den Landeskirchen bei der Beschaffung von Abendmahlswein, Kerzen, Leuchtern etc. behilflich war. Nach der Wa¨hrungsreform 1948 waren diese Gegensta¨nde allerdings auch im freien Handel erha¨ltlich. Deshalb hatte die Zentralbeschaffungsstelle alle Rechte und Anspru¨che an die Firma Theodor A. Maier gegen einen Betrag von 77.000,– DM abgetreten (38D4 und 38D5). 32 Da die Firma Maier weder ordnungsgema¨ß Steuern gezahlt hatte, noch eine Buchfu¨hrung vorhanden war, hatte das Finanzamt ein Steuerverfahren gegen sie eingeleitet. Daraufhin war der Wirtschaftspru¨fer Albert Cantrup beauftragt worden, eine nachtra¨gliche Bilanz des Sondervermo¨gens der Zentralbeschaffungsstelle fu¨r die Jahre 1948 und 1949 zu erstellen (38D4). Nach Abschluss seines Berichtes hatte sich Cantrup am 16. Oktober 1950 an die Kirchenkanzlei gewandt und darum gebeten, die Rechnung von 5.622,77 DM zu begleichen, da die Firma Maier mittlerweile zahlungsunfa¨hig geworden war. Doch die Kirchenkanzlei hatte sich bis Mitte 1953 strikt geweigert, die Rechnung Cantrups zu bezahlen, da sie nach der Auflo¨sung der Zentralbeschaffungsstelle am 24. September 1948 die Verantwortung fu¨r die Gescha¨fte der Firma Maier ablehnte. Dagegen hatte Cantrup geltend gemacht, dass er auf Veranlassung des Finanzamtes seinen Bericht erstellt habe und dass das Finanzamt ansonsten die Kirchenkanzlei zur Verantwortung gezogen ha¨tte (Schreiben Cantrups an die Kirchenkanzlei vom 18. Juni 1953, EZA Berlin, 2/4651). Daraufhin hatte sich von Harling mit dem Oberrechnungsamt daru¨ber versta¨ndigt, Cantrup aus „Billigkeit“ 3.000,– DM aus den Mitteln zu bewilligen, die 1948 von der Firma Maier an die Kirchenkanzlei gezahlt worden waren (Aktennotiz von Harlings auf demselben Schreiben) . 33 Cantrup hatte sich bereits im Vorfeld der Ratstagung damit einverstanden erkla¨rt, auf seine Rechtsanspru¨che gegenu¨ber der Kirchenkanzlei zu verzichten, wenn er im Gegenzug eine Ausgleichszahlung erhalte (Schreiben Cantrups vom 26. August 1953 an die Kirchenkanzlei, Ebd.). 34 Vgl. dazu den in 38D4 referierten Vorschlag des Finanzausschusses der Synode aufgrund der Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses vom 18./19. Mai 1953 (EZA Berlin, 2/1275). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 46B15. 35 Vgl. 34B2e, 35B21, 36B9, 37B12, 38C1, 39B3 und 40B8. 36 38C1.

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Die Liste der Stellvertreter wird noch geringfu¨gigen A¨nderungen unterliegen37. Fu¨r die vom Weltrat der Kirchen zu berufenden „Consultants“ sollen auf Wunsch verschiedener Ratsmitglieder weitere Vorschla¨ge eingereicht werden38. Die Finanzierung der Consultants muß von ihren Gliedkirchen bzw. kirchlichen Werken u¨bernommen werden39. Ebenfalls mu¨ssen die „Official Visitors“ fu¨r die Finanzierung ihrer Reise selbst aufkommen. Die Landeskirchen sollen noch einmal darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie Visitors entsenden ko¨nnen40. OKR. Dibelius in Hannover soll als Begleiter des Ratsvorsitzenden den Status eines Official Visitors erhalten. Die Finanzierung seiner Reise ist gesichert. Das Kirchliche Aussenamt wurde beauftragt, die in der anliegenden Liste41 benannten Delegierten zu fragen, ob sie die Wahl annehmen. Ggf. treten an die Stelle ablehnender Delegierter die Stellvertreter. Die drei konfessionellen Gruppen, die die Liste der Delegierten vorgeschlagen haben, sollen auf Antrag von Pra¨sident Mager gebeten werden, noch einmal zu pru¨fen, ob sie in ihre Liste einen Arbeiter aufnehmen ko¨nnen. Fu¨r die Liste der Jugend-Consultants wird die Jugendkammer der EKD Vorschla¨ge machen42. Das Kirchliche Aussenamt muss den fu¨r die Entsendung dieser Consultants notwendigen Betrag beim Finanzausschuss der Synode fu¨r den Haushaltsplan 1954/55 beantragen43. 8.

Eintreten fu¨r die evangelischen Rasseverfolgten.

37 Dokument nicht ermittelt. 38 Das Exekutivkomitee des O¨RK plante, 150 Consultants oder Berater aus allen Mitgliedskirchen einzuladen. Diese sollten nach Ru¨cksprache und auf Vorschlag der Mitgliedskirchen ernannt werden und Perso¨nlichkeiten sein, die einen besonderen Beitrag zu den Verhandlungen und Versammlungen in Evanston leisten konnten. Die Berater hatten allerdings kein Stimmrecht innerhalb der Sektionen der Weltkirchenkonferenz und wurden nicht finanziell von der EKD oder dem O¨RK gefo¨rdert (Rundschreiben des Kirchlichen Außenamtes vom 30. September 1953 , EZA Berlin, 6/5901). 39 Die Gesamtkosten fu¨r die Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz wurden auf 2.750 DM gescha¨tzt (Ebd.). 40 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Gliedkirchen der EKD vom 7. Dezember 1953 (EZA Berlin, 6/5899). 41 38C1. 42 Vgl. das Scheiben der Jugendkammer an das Kirchliche Außenamt vom 23. September 1953 (EZA Berlin, 6/5899). 43 Im Entwurf der Kirchenkanzlei fu¨r den Haushaltsplan 1953/54 vom 11. Februar 1953 waren 4.500 DM Beihilfegelder fu¨r die Jugendkammer zur Entsendung der Jugend-Consultants vorgesehen. Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 8. Januar 1954 (EZA Berlin, 2/5895).

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Auf Vortrag von Propst D. Gru¨ber44 beschloss der Rat, den Bevollma¨chtigten in Bonn zu beauftragen, bei den zusta¨ndigen Stellen der Bundesregierung dafu¨r einzutreten, dass aus dem Fonds von 50 Mill. DM, der gema¨ß dem Haager Vertragswerk hauptsa¨chlich fu¨r den nichtglaubensju¨dischen Kreis der Verfolgten des Naziregimes bestimmt ist45, so schnell wie mo¨glich den caritativen Institutionen dieser Personengruppe Mittel zur Errichtung und Unterhaltung von Altersheimen oder sonstigen gemeinnu¨tzigen Einrichtungen zur Verfu¨gung gestellt werden. Fu¨r den Bereich der evangelischen Rasseverfolgten kommt in erster Linie die „Evangelische Hilfsstelle fu¨r ehemals Rasseverfolgte“ in Berlin-Zehlendorf, Waltrautstr. 4 a, in Betracht46. 9.

Bibelrevision. a) Pra¨sident D. Brunotte berichtete u¨ber die Tagung der Bibelgesellschaften in Bad Boll47 und u¨ber die bevorstehende Arbeits-

44 Vgl. 38D6. 45 Gemeint ist das „Protokoll Nr. 2“ zum „Abkommen vom 10. September 1952 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel“ (BGBl II 1953, Nr. 5 vom 21. Ma¨rz 1953, S. 94–97). Darin hatte die Bundesregierung Israel 450 Millionen DM zugesichert, die der „Conference on Jewish Material Claims against Germany“ fu¨r die Unterstu¨tzung, Eingliederung und Ansiedlung ju¨discher Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, die außerhalb Israels lebten, zugute kommen sollten. Da die Conference nur „Glaubensjuden“ vertrat, hatte die Bundesregierung durch einen Kabinettsbeschluss vom 15. Juli 1952 einen Ha¨rtefonds von 50 Millionen DM fu¨r die so genannten Nichtglaubensjuden – also diejenigen nichtju¨dischen Opfer des Nationalsozialismus, die auf Grund der „Nu¨rnberger Gesetze“ als Juden verfolgt worden waren – eingerichtet (Kabinettsprotokolle 1952, S. 456ff.). Zusta¨ndig fu¨r die Verwaltung dieses Fonds war das Bundesfinanzministerium. 46 Diese Hilfsstelle ku¨mmerte sich um evangelische Christen, die zur Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer ju¨dischen Herkunft verfolgt worden waren. Sie war 1938 von Heinrich Gru¨ber als „Kirchliche Hilfsstelle fu¨r evangelische Nichtarier“ gegru¨ndet worden und hatte sich vor allem um die Auswanderung, Beratung und Unterstu¨tzung „nichtarischer“ Christen geku¨mmert. Mit der Verhaftung Gru¨bers Ende 1940 musste das „Bu¨ro Gru¨ber“ seine Ta¨tigkeit einstellen. (G. Wirth, Gru¨ber, S. 8ff.). Vgl. Berlin-Spandau 1954, S. 390. 47 Die Tagung fand vom 8. bis 12. Juni 1953 statt (vgl. den Bericht in KiZ 8, 1953, S. 139f.). Brunotte ging vor allem auf die Entschließung des Verbandes der deutschen Bibelgesellschaften zur umfassenden Revision der Lutherbibel (38D7) sowie auf den Einspruch Vizepra¨sident Zimmermanns gegen die von Pra¨lat Schlatter im Namen des Verbandes verbreitete Fassung dieses Beschlusses ein. Sowohl dem Ratsvorsitzenden gegenu¨ber als auch gegenu¨ber Schlatter selbst hatte Zimmermann als Vertreter der Thu¨ringer Bibelanstalt Altenburg und in Absprache mit der Ev. Hauptbibelgesellschaft Berlin geltend gemacht, dass der von Schlatter behauptete Wunsch der Bibelgesellschaften nach einer Bibelrevision, die „den Fortschritten der Bibelwissenschaft und den Vera¨nderungen der deutschen Sprache genu¨gend Rechnung“ trage, durch die Beschlu¨sse von Bad Boll nicht gedeckt, sondern von

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tagung der Bibelrevisionskommission Mitte Oktober in Schwa¨bisch Hall48. Unter Bezugnahme auf den Ratsbeschluss vom 26. Ma¨rz 1953 (Ziff. 1)49 gab der Rat erneut seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Arbeit der Kommission bald zu Ende gefu¨hrt werden mo¨ge50. b) Auf den Antrag der Evangelischen Hauptbibelgesellschaft in Berlin und der Altenburger Bibelgesellschaft51, einen Probedruck des vorliegenden Revisionstextes in Gro¨sse von 10.000 Exempla-

48

49 50

51

Schlatter eigenma¨chtig aus Strathmanns Tagungsreferat u¨bernommen worden sei (Schreiben Zimmermanns an Schlatter vom 1. Juli 1953, EZA Berlin, 4/4 und an den Ratsvorsitzenden vom 5. August 1953, EZA Berlin, 2/5708). Im Schreiben an Dibelius empfahl er daru¨ber hinaus, der Rat mo¨ge bei seiner Entscheidung zur Bibelrevision vom Ma¨rz bleiben und eine Erweiterung des Revisionsauftrags ablehnen. Diese Tagung war urspru¨nglich bereits fu¨r Ma¨rz vorgesehen gewesen, dann aber angesichts der Initiative Schanzes (vgl. 35B1) und den nachfolgenden Beratungen auf der Kirchenkonferenz und im Rat auf die Zeit vom 12. bis 14. Oktober 1953 verschoben worden; vgl. den Dienstreisebericht von Staas u¨ber die Tagung der Kommission in Hannoversch-Mu¨nden vom 28. Oktober 1952 (EZA Berlin, 2/5609), das Schreiben Strathmanns an Dibelius vom 10. September 1953 (EZA Berlin, 4/4) und Strathmanns Darstellung unter 40D10. 35B1. Schlatter, der Vorsitzender der Wu¨rttembergischen Bibelanstalt und Vertreter des Verbandes der evangelischen Bibelgesellschaften war, teilte Brunotte mit Schreiben vom 18. September 1953 mit, dass der Rat – trotz des Antrags des Verbandes auf umfassende Revision der Lutherbibel (38D7) – keine Notwendigkeit gesehen habe, u¨ber den Beschluss vom Ma¨rz (vgl. 35B1) hinauszugehen, da die Revisionskommission nach Beschluss des Rates vom Januar 1952 keine neue Revision erarbeiten, sondern lediglich das Probetestament von 1949 abschließend u¨berpru¨fen solle. Dieses Schreiben kreuzte sich mit einem Schreiben Schlatters vom 17. September 1953, in dem dieser sich gegen den angeblich von Brunotte in der Ratssitzung erhobenen Vorwurf verwahrte, er, Schlatter, ha¨tte in dem ausschlaggebenden letzten Satz des Antrags „in Abweichung von dem Beschluß der Mitgliederversammlung“ seine „perso¨nliche Auffassung ausgesprochen“, was Brunotte wiederum mit Schreiben vom 26. September zuru¨ckwies, weil zur Ratssitzung keine Richtigstellung der Schlatter bekannten Sicht Zimmermanns (vgl. oben Anm. 47) vorgelegen habe. Er fuhr – als Lutheraner selbst Gegner der von Strathmann vertretenen Position – fort: „Bitte nehmen Sie es mir nicht u¨bel, lieber Bruder Schlatter: es ist nicht nur meine perso¨nliche Meinung, daß der Versuch, die jetzige Revision der Lutherbibel ,entsprechend dem Stand der Bibelwissenschaft (!) und des heute gesprochenen guten Deutsch‘ (!) ,gru¨ndlich und großzu¨gig‘ (so Strathmann) vorzunehmen, zu einer Katastrophe fu¨hren muß. Er gefa¨hrdet die Einheit der Landeskirchen in puncto Bibeltext, zersto¨rt das Verha¨ltnis der Bibelgesellschaften zueinander und du¨rfte auch fu¨r die von uns allen geliebte, von Ihnen vertretene Bibelanstalt nicht ungefa¨hrlich sein. [.|.|.] Wir bringen alles in Gefahr, wenn wir die beiden notwendigen Dinge nicht sauber auseinanderhalten: die Revision des Luthertextes und die Schaffung einer (weiteren) modernen U¨bersetzung“ (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 2/5610). Zum Fortgang vgl. 40B9. 38D8. Beide Antragsteller hatten ihr Anliegen mit Dibelius vorbesprochen und dabei den Eindruck gewonnen, dass der Ratsvorsitzende von den vorgetragenen Argumenten u¨berzeugt worden sei (Schreiben Zimmermanns an So¨hngen vom 25. August 1953, EZA Berlin, 628/208).

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ren in der DDR zu veranstalten und den westdeutschen Bibelanstalten die Matern zur Verfu¨gung zu stellen, beschloss der Rat, von einer gro¨sseren Auflage zuna¨chst abzusehen. Es sollen zuna¨chst nur, wie beim Neuen Testament 1949, etwa 150 Stu¨ck ausgedruckt werden. Fu¨r eine gro¨ssere Auflage zu einem spa¨teren Zeitpunkt sollen die Matern aufgehoben werden. Der Rat war damit einverstanden, dass zur Ersparung von Mitteln der Druck in der DDR erfolgt, und stellte eine Druckhilfe in der no¨tigen Ho¨he in Aussicht52. 10. Vorarbeiten fu¨r ein neues Auslandsdiasporagesetz53. Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt berichtete u¨ber den Stand der Arbeiten des hierfu¨r eingesetzten Ausschusses, der am 8. und 9. September in Berlin getagt hat54. Der Ausschuss wird nach einer letzten Sitzung im November dem Rat den Entwurf eines neuen Auslandsgesetzes vorlegen55.

52 Der Beschluss des Rates wurde der Hauptbibelgesellschaft und der Bibelanstalt Altenburg mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 17. September 1953 (EZA Berlin, 2/5610) mitgeteilt und damit begru¨ndet, dass der Rat erst eine Diskussion des Revisionsentwurfes in den Leitungs- und Fachgremien (Kirchenleitungen, Bibelgesellschaften, Kirchliche Hochschulen, Pastoralkollegs und Predigerseminare) ermo¨glichen und abwarten wolle. Mitte 1955 lag der Probedruck in 100 ungebundenen Exemplaren, die fu¨r die Arbeit am Text bestimmt waren, und in 500 gebundenen Exemplaren vor, die mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 30. Juni 1955 den Leitungen der Landeskirchen, den Vorsitzenden der Evangelischen Bibelgesellschaften, den Dekanen der Theologischen Fakulta¨ten und den Rektoren der Kirchlichen Hochschulen zur Beurteilung u¨bersandt wurden (EZA Berlin, 4/4). Vgl. auch das Schreiben der Kirchenkanzlei an den Verband der evangelischen Bibelgesellschaften vom 8. Oktober 1953 (EZA Berlin, 628/216). 53 Vgl. 34B6. 54 Schwarzhaupt erla¨uterte laut G 1 zum einen den Konzeptionswechsel in der Auslandsarbeit, der mit der Neuformulierung als „Auslandsdiasporagesetz“ und seinen vera¨nderten Bestimmungen zum Ausdruck komme: partnerschaftlich verstandenes Verha¨ltnis zu den Auslandsgemeinden bzw. -kirchen, sta¨rkere Einbeziehung der Landeskirchen auf dem Gebiet der Auslandsarbeit sowie Besserstellung der Auslandspfarrer in rechtlicher und finanzieller Hinsicht. Zum anderen verwies sie auf die inzwischen eingegangenen landeskirchlichen Voten, mit deren Auswertung auf der genannten Ausschusssitzung begonnen worden war (vgl. die „Neufassung des Entwurfs fu¨r ein neues Anschlußgesetz auf Grund der Ausschußsitzung vom 8. und 9. 9. 1953 in Berlin“, EZA Berlin, 6/19) und die gegenla¨ufige Intentionen erkennen ließen. Wa¨hrend einige Auslandsgemeinden sowie die Ev. Kirche der altpreußischen Union angesichts der starken Einbeziehung der Landeskirchen vor einer Zersplitterung der Auslandsarbeit warnten, wurde von den lutherischen Kirchen im Interesse der Bekenntnisbindung der lutherischen Auslandsgemeinden und -pfarrer von der EKD eine weitere Abgabe von Verantwortung an die Gliedkirchen gewu¨nscht. 55 Angesichts der – zum Teil auch im Ausschuss selbst – strittigen Grundsatzfragen konnte auf der Dezembersitzung des Rates lediglich ein kurzer Sachstandsbericht gegeben werden (vgl. 40B7).

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11. Angelegenheiten des Kirchlichen Außenamtes. a) Vizepra¨sident Stratenwerth teilte mit, dass Pfarrer Mo¨ckel nach Athen berufen wurde56, Pfarrer Neubauer nach Bradford. Damit ist gegenu¨ber einem fru¨heren Ratsbeschluss ein Tausch erfolgt57. Der Rat war hiermit einverstanden. b) Nachdem Vikar Berndt in Benghasi von den Engla¨ndern gebeten worden ist, einen „Welfare Officer“ aus Deutschland zu besorgen58, hat das Kirchliche Aussenamt den Diakon Uber aus der Karlsho¨he gewonnen59, der am 1. Oktober seinen Dienst als Angestellter der britischen Armee antreten wird60. Der Rat stimmte dieser Entsendung zu. 56 Vgl. das Schreiben Dibelius’ an Erzbischof Spyridon von Athen vom 30. November 1953, in dem er Mo¨ckel empfahl und seine Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass die Beziehungen der Orthodoxen Kirche von Griechenland und der Evangelischen Kirche in Deutschland, die erst anla¨sslich der Jubila¨umsfeierlichkeiten fu¨r den Apostel Paulus 1951 (D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B12, S. 113) wieder aufgenommen worden waren, weiter erstarken und fruchtbar werden mo¨chten „zum Segen unserer Kirchen und unserer beiden, immer noch aus vielen Wunden blutenden Vo¨lker“ (EZA Berlin, 81/1/6; vgl. auch G. Mo¨ckel, Aufbauarbeit, S. 135–141). 57 Vgl. 34B7b. – Neubauer schien wegen seiner Sprachkenntnisse fu¨r Bradford besser geeignet, wa¨hrend Mo¨ckel von Anfang an zum Ausdruck gebracht hatte, dass er lieber nach Su¨deuropa entsandt werden wolle (vgl. den Schriftwechsel in: EZA Berlin, 6/478). 58 Berndt betreute als Pfarrer die bei der britischen Armee angestellten deutschen Zivilarbeiter und suchte einen geeigneten Diakon aus Deutschland fu¨r die Stelle eines Assistant Welfare Officers. Dieser sollte sich um die allgemeine Wohlfahrt und die Freizeitgestaltung der deutschen Zivilarbeiter ku¨mmern. Zugleich hatte Berndt vorgeschlagen, den neuen Diakon zu seinem Nachfolger zu machen sowie generell die Stelle eines Pastors fu¨r die deutschen Zivilarbeiter in Benghasi durch einen Diakon zu ersetzen (Schreiben Berndts an das Kirchliche Außenamt vom 7. April 1953, EZA Berlin, 6/2986). 59 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Bruderhaus Karlsho¨he bei Ludwigsburg vom 19. Mai 1953 (EZA Berlin, 6/2986). Der noch in der Ausbildung zum Diakon befindliche Uber sollte als „Assistant Welfare Officer“ nach Benghasi im von der britischen Armee besetzten Libyen gehen. Seine Aufgaben waren die eines Sozialarbeiters fu¨r die deutschen Arbeitseinheiten innerhalb der britischen Armee. Die Situation dieser Deutschen galt als psychologisch und sozial problematisch. Denn bei den insgesamt etwa 600 Deutschen, die in Libyen fu¨r die britische Armee ta¨tig waren, handelte es sich meist um ehemalige Kriegsgefangene der Briten, die nicht mehr nach Deutschland zuru¨ckkehren wollten, oder um Außenseiter, die nach 1945 aus unterschiedlichen Gru¨nden Deutschland den Ru¨cken gekehrt hatten. Der Vertrag Ubers war auf zwei Jahre begrenzt. Doch Uber kehrte schon nach sieben Monaten wieder aus Benghasi zuru¨ck. Sein britischer Vorgesetzter hatte ihm bei der Herausgabe eines Gemeindeblattes fu¨r die deutschen Arbeitseinheiten nicht mitgeteilt, dass er eine staatliche Lizenz gebraucht ha¨tte, so dass die Libyer Uber fortan fu¨r einen kommunistischen Agenten hielten. Zudem hatte er es unterlassen, den libyschen Beho¨rden einen Antrittsbesuch abzustatten, was die Beho¨rden des erst am 24. Dezember 1951 in die Unabha¨ngigkeit entlassenen Staates erwartet hatten. Um einem Prozess vor einem libyschen Gericht zu entgehen, reiste Uber u¨berstu¨rzt am 30. September 1954 aus (Telefongespra¨ch mit Stephan Uber am 4. Februar 2008; Vermerk Kru¨ger-Wittmacks vom 5. November 1954 , EZA Berlin, 6/2986). 60 Der Dienstantritt Ubers verzo¨gerte sich bis Anfang Februar 1954 (Ebd.).

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c) Vizepra¨sident Stratenwerth teilte mit, dass Pfarrer Brauer in Meran einstimmig gewa¨hlt worden ist und am 1. Advent eingefu¨hrt werden soll61. Pfarrer Giesen [richtig: Giese ] tritt am 1. Oktober in den Ruhestand62, bleibt aber in Meran wohnen. Ihm soll der Dank des Rates der EKD ausgesprochen werden63. d) Pfarrer Steibe [richtig: Steybe ] wird demna¨chst aus Chile zuru¨ckkehren und soll in den wu¨rttembergischen Kirchendienst u¨bernommen werden. Wu¨rttemberg wu¨nscht, dass das Kirchliche Aussenamt den Anteil an der Altersversorgung fu¨r die Auslandsdienstjahre u¨bernimmt64. Das ist nach dem geltenden Recht nicht mo¨glich und erst fu¨r das neue Auslandsgesetz vorgesehen65. Der Rat beschloss, dass die geltende Rechtsordnung nicht durchbrochen werden soll. Das Kirchliche Aussenamt wurde aber beauftragt, die seit 1948 erfolgten Fa¨lle einer Ru¨ckkehr in den Inlandsdienst zu verzeichnen und zur gegebenen Zeit einen Verordnungsentwurf vorzulegen, nach welchem diese Fa¨lle nachtra¨glich dem neuen Gesetz angeglichen werden sollen66. e) Der Rat nahm zur Kenntnis, dass Pfarrer Dr. Paeseler ein Schreiben an den Ratsvorsitzenden gerichtet hat67. Das Kirchliche Aussenamt wurde beauftragt, in mu¨ndlichem Gespra¨ch den Versuch zu machen, die Beschwernisse Dr. Paeseler’s beizulegen. 12. Seelsorge in deutschen milita¨rischen Verba¨nden68 OKR. Dr. Niemeier berichtete u¨ber den Stand der Verhandlungen mit der Dienststelle Blank in Bonn69. Der Rat beschloss:

61 Vgl. 37B6. 62 Mit Schreiben vom 21. Januar 1953 an das Kirchliche Außenamt hatte Giese seine Versetzung in den Ruhestand zum 1. Oktober 1953 beantragt (EZA Berlin, 6/P195). 63 Vgl. das Schreiben Stratenwerths an Giese vom 21. September 1953, in dem dieser Giese u. a. fu¨r dessen „langja¨hrige Dienste in treuer und aufopfernder Pflichterfu¨llung“ dankte (Ebd.). 64 Schreiben des wu¨rttembergischen Oberkirchenrates an das Kirchliche Außenamt vom Juli 1950 (LKA Stuttgart, A 227, PA Karl Steybe). 65 „Kirchengesetz u¨ber das Verha¨ltnis der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Gliedkirchen zu evangelischen Kirchengemeinschaften und Gemeinden, Pfarrern und Gemeindegliedern deutscher Herkunft außerhalb Deutschlands“ vom 18. Ma¨rz 1954 (ABlEKD 1954, Nr. 4 vom 15. April 1954, S. 110–113, § 16,3). 66 Aktenvermerk u¨ber die Richtlinien fu¨r die zum 1. April 1954 neu anzuweisenden Versorgungsbezu¨ge ehemaliger Auslandspfarrer oder deren Hinterbliebenen vom 24. Ma¨rz 1954 (EZA Berlin, 6/3771). 67 Nicht ermittelt. 68 Vgl. 36B4 und 37B5. 69 Niemeier hatte sich seit der Ratssitzung vom 11./12. Juni 1953 (37B5) mehrfach zu Besprechungen mit Angeho¨rigen der Dienststelle Blank und Vertretern der katholischen Kirche ge-

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a) Landesbischof D. Bender soll gebeten werden, den vom Rat gebildeten Ausschuss mo¨glichst bald zusammenzurufen70. U¨ber die Sitzung des Ausschusses soll dem Rat mo¨glichst schon in seiner na¨chsten Sitzung berichtet werden71. b) Bis auf weiteres wurde die Kirchenkanzlei in Hannover beauftragt, die vorbereitenden Besprechungen in Bonn weiter zu fu¨hren. c) Der Rat beschloss, die Ernennung eines fu¨r Verhandlungen bevollma¨chtigten „Milita¨rgeneralvikars“ in Aussicht zu nehmen. Fu¨r diese Stelle wurden folgende Namen genannt: OKR. Knell, Dekan Schubring, Superintendent Pack, Dekan Lindenmeyer, OKR. Heidland und OKR. Niemann. Die Ratsmitglieder wurden gebeten, unverbindlich perso¨nlich mit den ihnen nahestehenden Herren Fu¨hlung zu nehmen und ihre Bereitschaft zur U¨bernahme eines solchen Amtes festzustellen. Fu¨r die Stelle eines Mitarbeiters beim Milita¨rgeneralvikar wurde Studentenpfarrer Andersen – Go¨ttingen genannt72. d) Der Rat stellte fest, dass die oberste Leitung der Milita¨rseelsorge beim Rat selbst liegt. Der Rat nahm aber in Aussicht, diese Befugnis auf einen leitenden kirchlichen Amtstra¨ger zu delegieren73.

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troffen. In seinem letzten Bericht u¨ber eine Besprechung mit Lubbers gab er die Forderungen der Dienststelle Blank an die EKD wieder, verbindlich u¨ber grundsa¨tzliche Fragen der Organisation der Milita¨rseelsorge Stellung zu nehmen. Dabei wollten Lubbers u. a. in einem kirchenrechtlichen Gutachten gekla¨rt sehen, ob die EKD einen Staatsvertrag u¨ber die Milita¨rseelsorge abschließen ko¨nne (vgl. 39B2). Daru¨ber hinaus sollte die EKD die Fragen beantworten, ob Milita¨rgeistliche befristet oder unbefristet angestellt sein sollten und ob Geistliche grundsa¨tzlich vom Milita¨rdienst zu befreien seien (Dienstreisebericht Niemeiers u¨ber eine Besprechung mit Lubbers am 8. August 1953 vom 11. August 1953; EZA Berlin, 2/4154). Die erste Sitzung des Ausschusses fand am 13. Oktober 1953 in Hannover statt. Weitere Sitzungen folgten am 17. Dezember 1953, am 3. und 4. Februar 1954 und am 10. Mai 1954 (Bericht Benders an den Rat u¨ber die Arbeit des Ausschusses zur Vorbereitung der Wehrmachtseelsorge, den die Kirchenkanzlei mit Schreiben vom 10. Juli 1954 den Ratsmitgliedern zusandte, EZA Berlin, 2/4096). Vgl. 39B2. TOP 10 des Dienstreiseberichtes Niemeiers u¨ber eine Besprechung mit Lubbers am 8. August 1953 vom 11. August 1953; (EZA Berlin, 2/4154). Zum Fortgang vgl. 39B2 und 40B12. Auch mit dieser Feststellung reagierte der Rat vermutlich auf die Forderung Lubbers’. Lubbers hatte eine schriftliche Mitteilung des Rates daru¨ber gefordert, ob der Referent der Kirchenkanzlei, Niemeier, zu verbindlichen Besprechungen mit der Dienststelle Blank berechtigt sei (Dienstreisebericht Niemeiers u¨ber eine Besprechung mit Lubbers am 8. August 1953 vom 11. August 1953; EZA Berlin, 2/4154).

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13. Angelegenheiten in der Bremischen Evangelischen Kirche74. a) Der Antrag der vier in der Bekenntnisgemeinschaft vereinigten bremischen Gemeinden vom 30. Juni 195375, die Angelegenheit der Eingliederung der Bremischen Kirche vor die Synode der EKD zu bringen, musste vom Rat abgelehnt werden, da die Synode hierfu¨r nicht zusta¨ndig ist76. b) Nachdem die Bremische Evangelische Kirche der Grundordnung der EKD nachtra¨glich zugestimmt hat77, fasste der Rat folgenden Beschluß78: „Beschluß des Rates der EKD zur Erga¨nzung der Bestimmung u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der ersten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 2. Dezember 1948 (Abl. d. EKD 1948 Nr. 81). Vom 11. September 1953: Auf Grund von Art. 35 Abs. 2 Satz 2 der Grundordnung der EKD79 wird folgendes bestimmt: Die Bremische Evangelische Kirche wa¨hlt zur ersten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ein Mitglied.“80 14. Personalangelegenheiten: a) Der Rat genehmigte zur Beschaffung einer Wohnung fu¨r OKR.

74 Vgl. 34B1 und 35B8. 75 38D9, 38D10 und 38D11. 76 Diese Entscheidung teilte die Kirchenkanzlei dem Bremischen Kirchenausschuss mit Schreiben vom 23. September 1953 und dem Vertreter der Bekenntnisgemeinschaft, Pastor Dr. Greiffenhagen, mit Schreiben vom 30. November 1953 mit (beide in: EZA Berlin, 2/2116). Im Schreiben an Greiffenhagen fu¨hrte Brunotte als Begru¨ndung fu¨r den ablehnenden Ratsbeschluss an: „Da die EKD in keinem Fall nachgepru¨ft hat, ob das die Zustimmung erkla¨rende landeskirchliche Organ nach landeskirchlichem Recht verfassungsgema¨ss unbestritten ist und inwieweit das Bekenntnis in der jeweiligen Landeskirche in Kraft und Geltung steht und sich in der jeweiligen Verfassung Ausdruck verschafft, so kann die EKD auch im Falle Bremen eine solche Pru¨fung nicht vornehmen.“ Daru¨ber hinaus verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck , „dass fu¨r die Bremische Evangelische Kirche innerhalb der Gemeinschaft der Evangelischen Kirche in Deutschland bessere Voraussetzungen fu¨r die Gewinnung einer echten Ordnung gegeben sind als ausserhalb dieser Gemeinschaft“. 77 Vgl. 35B8. 78 Vgl. dazu den Antrag der Bremischen Evangelischen Kirche vom 5. Juni 1953 (38D12). Dieser war aus Zeitgru¨nden auf der Ratssitzung am 11./12. Juni nicht mehr behandelt worden. Vgl. auch das Schreiben von Harlings an Brunotte vom 9. Juni 1953 sowie den Zwischenbescheid der Kirchenkanzlei an den Bremer Kirchenausschuss vom 23. Juni 1953 (beide in: EZA Berlin, 2/1018). 79 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 113. 80 ABlEKD 1953, Nr. 11 vom 15. November 1953, S. 284.

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Dr. Niemeier in Hannover einen Wohnungsbauzuschuss von 6.264,60 DM81. b) Der Rat genehmigte zur Beschaffung einer Wohnung fu¨r OKR. Dr. Grauheding82 einen Wohnungsbauzuschuss von 3.300,– DM Ost83. c) Geheimrat D. Karnatz teilte mit, dass Oberkonsistorialrat Dr. Gru¨nbaum84 nach seiner Befreiung einen Bescha¨ftigungsauftrag zur Erstattung von Gutachten fu¨r die Abteilung Ost der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei erhalten hat85. Der Rat stimmte der Erteilung des Bescha¨ftigungsauftrages und der damit verbundenen Vergu¨tung zu86. d) Nachdem Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt als Abgeordnete der CDU in den Bundestag gewa¨hlt worden ist87, beschloss der Rat, fu¨r die Dauer von 6 Monaten ihr die Fortfu¨hrung ihres Referates im Kirchlichen Aussenamt zu genehmigen unter der Voraussetzung, dass sie auf ihre Kosten eine juristische Hilfskraft bescha¨ftigt. Nach Verlauf von 6 Monaten soll gepru¨ft werden, welche Regelung fu¨r die Dauer einzutreten hat88. Die EKD ist bereit, den Anteil der Bezu¨ge des juristischen Hilfsarbeiters zu tragen, der die Ha¨lfte der Gehaltsbezu¨ge der Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt u¨bersteigen wu¨rde. 81 Vgl. 35B15h, 36B12a und 37B14b. 82 Grauheding hatte die Beihilfe fu¨r die Instandsetzung seiner Wohnung beantragt (Schreiben an Karnatz vom 20. Juli 1953, EZA Berlin, 104/P9). 83 Vgl. die Ausgabeanweisung der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Karnatz vom 25. Juli 1953 (Ebd.). 84 Vgl. 34B11f und 35B15i. 85 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Gru¨nbaum vom 28. Juli 1953, in dem Gru¨nbaum der Auftrag erteilt worden war, ab dem 1. August 1953 bis auf weiteres in Fragen des kirchlichen und staatlichen Verwaltungsrechts im Gebiet der DDR als sachversta¨ndiger Berater in der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – ta¨tig zu sein (EZA Berlin, 4/P 36). Gru¨nbaum u¨bte diese Ta¨tigkeit bis zum 30. Juni 1954 aus. Danach ging er als Konsistorialpra¨sident nach Magdeburg. 86 Der Vorschlag Gru¨bers, Gru¨nbaum anstelle von Karnatz als Leiter einer umstrukturierten Ost-Berliner Stelle der Kirchenkanzlei sowie als Nachfolger Gru¨bers in der Funktion des Bevollma¨chtigten vorzusehen , wurde nicht diskutiert (vgl. 35A5 sowie das Schreiben Gru¨bers an Dibelius vom 17. Juli 1953, in : GStA PK, VI. HA, Nl Gru¨ber/243). 87 Schwarzhaupt war am 6. September 1953 u¨ber die hessische Landesliste der CDU in den Bundestag gewa¨hlt worden, dem sie bis 1969 angeho¨rte. Zuvor hatte sie um Genehmigung beim Rat angefragt, ihre Wahl annehmen zu du¨rfen (38D13). Eine solche Genehmigung musste nach der noch geltenden Kirchenbeamtenordnung vom Rat erteilt werden. Nach Art. 48 des Grundgesetzes aber durfte der bisherige Arbeitgeber diese Genehmigung nicht verweigern (Notiz von Harlings fu¨r Brunotte vom 10. August 1953 u¨ber die beamtenrechtlichen Folgen einer Kandidatur zur Bundestagswahl, EZA Berlin, 2/P 37. Vgl. dazu Schwarzhaupt, S. 79f. und U. Salentin, Schwarzhaupt, S. 50). 88 Zum Fortgang vgl. 40B17 und K.-H. Fix, Protokolle 8, 44B9c.

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e) Frau verwitwete Amtsrat Grothe soll anla¨sslich der U¨berfu¨hrung ihres verstorbenen Ehemannes eine Unterstu¨tzung in Ho¨he von 529,– DM erhalten89. 15. Angleichung von Versorgungsbezu¨gen. Nachdem die Zweite Verordnung u¨ber Massnahmen auf dem Gebiete des Beamtenrechts vom 9. 10. 1942 (RGBl. I S. 580), die den Versorgungsempfa¨ngern Verbesserungen des Ruhegehalts u¨ber 75 % der ruhegehaltsfa¨higen Bezu¨ge hinaus gewa¨hrte, im staatlichen Bereich aufgehoben worden ist90, beschloss der Rat, die genannte Verordnung auch auf die Versorgungsempfa¨nger der EKD nicht mehr anzuwenden. Demnach entfallen mit Wirkung vom 1. 4. 1953 alle auf der Verordnung beruhenden Verbesserungen der ruhegehaltsfa¨higen Dienstzeit und des Ruhegehaltes der Versorgungsempfa¨nger der EKD. Fu¨r die ru¨ckliegende Zeit soll es bei der bisherigen Regelung sein Bewenden haben. 16. Ta¨tigkeit der beratenden Kammern. Aus besonderem Anlass91 stellte der Rat fest, dass eine nach der Grundordnung Art. 22 Abs. 292 gebildete Kammer zusammentreten 89 Die Beihilfe war bereits im Juni 1951 in Verrechnung mit geleisteten Vorschu¨ssen gewa¨hrt worden (Unterlagen in: EZA Berlin, 2/P 88), erforderte jedoch entsprechend einem Hinweis des Oberrechnungsamtes die ausdru¨ckliche Zustimmung der obersten Dienstbeho¨rde, da mit ihr die Ho¨chstgrenze von 500 DM fu¨r einmalige Beihilfen im Rechnungsjahr um 29 DM u¨berschritten worden war (Schreiben des Oberrechnungsamtes an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – vom 29. Juni 1953, EZA Berlin, 4/212). 90 Paragraph 180, Absatz 1, Ziffer 3 des Bundesbeamtengesetzes vom 14. Juli 1953 (BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 578). 91 Im Anschluss an die Sitzung der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung am 29. und 30. Juni 1953 hatten sich einzelne Kammermitglieder u¨ber die schlechte Organisation beschwert, die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – hatte beklagt, nicht u¨ber die Kammersitzung informiert worden zu sein. Die Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung hatte zusammen mit dem Synodalausschuss fu¨r o¨ffentliche Fragen, dessen acht durch die Synode in Elbingerode berufene Mitglieder laut Beschluss des Rates am 5. Dezember 1952 zu Mitgliedern der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung ernannt worden waren, getagt (D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B3, S. 446f.). Die Einladung fu¨r diese Sitzung mit dem Thema „Die evangelische Kirche in der Ost- und Westspannung“ war vom Kammervorsitzenden Tillmanns und dem Vorsitzenden des Synodalausschusses Bauer ausgegangen (Schreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung vom 2. Juni 1953, EZA Berlin, 2/1349). Einen Ratsbeschluss, der die Kammer beauftragt ha¨tte, diese Sitzung abzuhalten und ein Ratsames Gutachten abzugeben, gab es nicht. Auf der Kammersitzung war dann ausschließlich u¨ber die Ereignisse des 17. Juni geredet worden (vgl. G 1). Die vier an den Rat abgegebenen Empfehlungen zum Umgang mit dem Volksaufstand waren allerdings zum Zeitpunkt dieser Ratssitzung schon weitgehend u¨berholt (C. Lepp, Tabu, S. 167). 92 In dem hier zitierten Absatz der Grundordnung heißt es allerdings nur: „Zur Beratung der

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kann, wenn der Rat der Kammer einen Auftrag gegeben hat oder wenn der Vorsitzende der Kammer eine Sitzung beim Rat, in eiligen Fa¨llen beim Vorsitzenden des Rates, beantragt hat. Den Ratsmitgliedern soll das Protokoll der Juni-Sitzung der Kammer fu¨r o¨ffentliche Verantwortung zugeleitet werden93. 17. Hollandhilfe94. Der Rat nahm zur Kenntnis, dass der O¨kumenische Rat der Kirchen in den Niederlanden fu¨r die Hilfe der deutschen Kirchen im U¨berschwemmungsgebiet gedankt hat95. 18. Rundfunkkammer Ost. Nachdem gemeinsam mit der Evang. Kirche von Berlin-Brandenburg eine Rundfunkkammer eingerichtet worden ist96, u¨bernimmt die EKD fu¨r den Bereich der Berliner Stelle der Kirchenkanzlei die Ha¨lfte der Unkosten in Ho¨he von 600,– DM Ost97 monatlich. 19. Synode der EKD. Nachdem in der Kirchenkonferenz am 10. September Pastor Urban die Synode der EKD nach Bremen eingeladen hat98, wurde die Kirchenkanzlei beauftragt, zu kla¨ren, ob in Bremen eine geschlossene

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leitenden Organe sind fu¨r bestimmte Sachgebiete kirchliche Kammern aus sachversta¨ndigen kirchlichen Perso¨nlichkeiten zu bilden“ (ABlEKD 1948, Nr. 7 vom 15. Juli 1948, S. 112). Vgl. das Protokoll der Kammersitzung vom 29. und 30. Juni 1953 (38E3) sowie die Empfehlung der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung und des Synodalausschusses an den Rat der EKD (38E4), die den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 15. September 1953 zugesandt wurde (EZA Berlin, 2/1349; Bl. 115). Vgl. 34B2a. Nicht nachgewiesen. Die Evangelische Rundfunkkammer – Berlin war aufgrund von Beschlu¨ssen der berlinbrandenburgischen Kirchenleitung und der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – am 24. Juli 1953 in der Berliner Wohnung von Dibelius gegru¨ndet worden. Ihre Aufgabe war es, die Anliegen der EKD gegenu¨ber allen in Berlin stationierten Rundfunkanstalten wahrzunehmen und fu¨r die Gestaltung gottesdienstlicher Sendungen und Nachrichten religio¨sen Inhalts zu sorgen. Zugleich sollte sie gegenu¨ber den Rundfunkanstalten durchsetzen, dass alle Sendungen kirchlicher Art von der Evangelischen Rundfunkkammer veranlasst und u¨berwacht werden (Protokoll u¨ber die Gru¨ndungssitzung der Evangelischen Rundfunkkammer vom 24. Juli 1953, EZA Berlin, 4/144). Mit Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 25. September 1953 gea¨ndert in: „600,- DM West“ (EZA Berlin, 2/1796). Die Einladung war im Rahmen der Kirchenkonferenz vom 10. September 1953 ausgesprochen worden (siehe unten S. 655) und wurde im Schreiben des Bremer Kirchenausschusses an den Rat vom 26. September 1953 noch einmal bekra¨ftigt (EZA Berlin, 2/1051).

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Unterbringung der Synode mo¨glich ist. Falls das nicht der Fall ist, soll ein anderer Tagungsort gesucht werden. Die Tagungsordnung fu¨r die Synode, die fu¨r den Monat Ma¨rz 1954 in Aussicht genommen wurde, soll in der Oktober-Sitzung des Rates festgestellt werden99. 20. Na¨chste Sitzung. Nachdem der Rat zur Teilnahme an der Einfu¨hrung des neuen Landesbischofs von Sachsen am 21. Oktober in Meissen eingeladen ist100, wurde beschlossen, die na¨chste Ratssitzung am 22. und 23. Oktober in Dresden zu halten101. gez. D. Brunotte

38C Anlagen und Beschlusstexte 38C1. Liste der Delegierten fu¨r Evanston. [Berlin, 11. September 1953] F: EZA Berlin, 2/1796 (H). I.

Delegierte aus lutherischen Landeskirchen: 1. Landesbischof D. Meiser – Mu¨nchen, 2. Landesbischof D. Dr. Lilje – Hannover, 3. Oberkirchenrat D. Dr. Herntrich – Hamburg, 4. Landesbischof Lic. Noth – Dresden, 5. Oberkirchenrat Herden – Gera, 6. Oberkirchenrat Dr. Hu¨bner – Hannover, 7. Professor D. Dr. Schlink – Heidelberg, 8. Professor Dr. Kinder – Mu¨nster, 9. Oberkirchenrat D. Metzger – Stuttgart, 10. Frau Pfarrer Nold – Nu¨rnberg, 11. Pastor Spiegel-Schmidt – Hannover, 12. Dr. Assel – Ansbach, 13. Dozent Dr. Meyer – Hamburg, 14. Bischof D. Dr. Halfmann – Kiel,

99 Vgl. 39B5. 100 Vgl. das Einladungsschreiben zur Amtseinfu¨hrung von Gottfried Noth als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen am 21. Oktober 1953 (EZA Berlin, 2/5119). 101 Die Sitzung beschra¨nkte sich auf den 22. Oktober (39B).

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15. Vizepra¨sident Zimmermann – Berlin, 16. Landesjugendpastor Peters – Hannover, 17. Direktor Dr. Weeber – Stuttgart, 18. Landesbischof D. Dr. Beste – Schwerin. II.

Delegierte aus unierten Landeskirchen: 1. Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller – Wiesbaden, 2. Bischof D. Dr. Dibelius – Berlin, 3. Pra¨sident des Kirchentages D. von Thadden – Fulda, 4. Volkswirt Dr. v. d. Gablentz – Berlin, 5. Professor Dr. von Dietze – Freiburg, 6. Generalsuperintendent D. Jakob [richtig: Jacob ] – Cottbus, 7. Missionsdirektor Dr. Brennecke – Berlin, 8. Fabrikant Dr. Karrenberg – Velbert, 9. Pra¨ses D. Wilm – Bielefeld, 10. Pfarrer Winterhager – Berlin, 11. Kirchenpra¨sident D. Stempel – Speyer, 12. Vikarin Bourbeck – Berlin-Spandau.

III. Delegierte aus reformierten Landeskirchen: 1. Pra¨sident Dr. Fokken – Aurich, 2. Direktor Dr. Leitz – Ludwigshafen, 3. Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt – Frankfurt/M., 4. Moderator D. Niesel – Scho¨ller-Dornap, 5. Pfarrer D. Obendieck – Wuppertal-Barmen, 6. Pfarrer Puffert – Mu¨nster/Westf.

38D Vorlagen und Antra¨ge 38D1. Schreiben des Vorsitzenden des Rates der APU an den Ratsvorsitzenden. Du¨sseldorf, 8. Juni 1953 F: EZA Berlin, 81/1/2 (O). Betr.:

Ostpfarrerversorgung

Der Rat der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union hat sich in seiner Sitzung vom 19. Mai 1953 mit den Richtlinien befasst, die die westdeutschen Landeskirchen dem Aufnahmeausschuss der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r seine Entscheidungen u¨ber die Aufnahme neu-

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er Empfa¨nger in die Ostpfarrerversorgung der westdeutschen Landeskirchen gegeben haben. Diese Richtlinien haben nach dem Rundschreiben der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland in Hannover-Herrenhausen an die Leitungen der deutschen evangelischen Landeskirchen und an die Mitglieder des Aufnahmeausschusses vom 13. November 1952 – Nr. 14.511 II102 – folgenden Wortlaut: „Die westdeutschen Landeskirchen haben die Kirchenkanzlei erma¨chtigt, Antra¨ge auf Neuaufnahme in den westdeutschen Finanzausgleich in folgenden Fa¨llen zu beru¨cksichtigen: a) in allen Fa¨llen der Entlassung aus Gefangenschaft, b) in allen Fa¨llen des Zuzugs aus dem Gebiet o¨stlich der Oder-NeisseLinie, c) in weiteren, besonders hart liegenden Ausnahmefa¨llen, insbesondere bei unverschuldeter unmittelbarer Gefahr fu¨r Leib und Leben, sowie bei einem Alter von mindestens 75 Jahren, wenn na¨chste Angeho¨rige (Ehegatten oder Kinder) in Westdeutschland wohnen und eine Unterbringung bei na¨chsten Angeho¨rigen in der Deutschen Demokratischen Republik nicht mo¨glich oder eine Unterbringung in einem Heim der Inneren Mission untunlich ist. In den Fa¨llen zu a) und b) bedu¨rfen die Neuaufnahmen ku¨nftig abweichend von § 42 der Ostpfarrer-Versorgungs-Richtlinien des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland von 22. April 1952103 nicht mehr der Anho¨rung der fu¨r den neuen Wohnsitz zusta¨ndigen Landeskirche und der Zustimmung des Aufnahmeausschusses. In den Fa¨llen zu c) bedarf die Neuaufnahme der einmu¨tigen Zustimmung des Aufnahmeausschusses; in diesen Fa¨llen sind in der Regel nicht die vollen Versorgungsbezu¨ge nach den Richtlinien des Rates zu zahlen, sondern eine mit Ru¨cksicht auf die besondere Lage des Einzelfalles vom Aufnahmeausschuss festgesetzte, hinsichtlich der Ho¨he und der Dauer begrenzte Nothilfe.“ Auf Grund der in grossem Umfange bei der Kirchenkanzlei der altpreussischen Union eingehenden Notrufe kirchlicher Versorgungsempfa¨nger, die nach diesen Richtlinien nicht in die Ostpfarrerversorgung der westdeutschen Landeskirchen aufgenommen werden konnten, und auf Grund der zahlreichen Zuschriften Dritter, die die dadurch eingetretene Notlage bei den kirchlichen Versorgungsberechtigten beleuchten, hat sich der Rat der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union davon u¨berzeugt, dass eine Milderung der in den Richtlinien enthaltenen Aufnahmebedingungen insbesondere der in Buchstabe c des Rundschreibens der

102 EZA Berlin, 4/607. 103 ABlEKD 1952, Nr. 5 vom 15. Mai 1952, S. 90–93.

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Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Hannover-Herrenhausen vom 13. November 1952 wiedergegebenen Voraussetzungen aus kirchlichen Gru¨nden anzustreben ist. In folgenden Punkten sieht der Rat der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union eine Erleichterung der Aufnahmebedingungen fu¨r empfehlenswert an: a) Das Mindestalter fu¨r Familienzusammenfu¨hrung sollte auf 70 Jahre herabgesetzt werden. b) Ohne Bindung an ein Mindestalter sollte die Familienzusammenfu¨hrung ermo¨glicht werden, wenn der oder die Versorgungsberechtigte aus dem Osten pflegebedu¨rftig ist und der Pflege durch na¨chste Angeho¨rige bedarf. Die Pflegebedu¨rftigkeit wa¨re durch ein a¨rztl. Zeugnis darzutun. U¨ber die Frage, ob die Unterbringung in einem Heim der Inneren Mission untunlich erscheint, wa¨re die Heimatkirche zu ho¨ren. Das Votum der Heimatkirche mu¨sste von dem Aufnahmeausschuss in der Regel beachtet werden. c) Die Aufnahme sollte auch zugelassen werden, wenn ein Versorgungsberechtigter aus Ostdeutschland den Wunsch hat, nach Westdeutschland zu verziehen, weil nicht er selbst, sondern sein in Westdeutschland lebender na¨chster Angeho¨riger pflegebedu¨rftig ist und seine Unterbringung in einem Heim der Inneren Mission nach dem Votum der fu¨r seinen Wohnort zusta¨ndigen westdeutschen Landeskirche nicht tunlich ist. d) Die unmittelbare Gefahr fu¨r Leib oder Leben sollte ohne weiteres anerkannt werden, wenn der Versorgungsempfa¨nger im Besitz des Flu¨chtlingsausweises A ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Aufnahmeausschu¨sse im Bundesnotaufnahmeverfahren den Flu¨chtlingsausweis A nur nach sehr sorgfa¨ltiger Pru¨fung erteilen. Der Aufnahmeausschuss der Evangelischen Kirche in Deutschland erscheint nicht in der Lage, den Verzug des Versorgungsempfa¨ngers nach Westdeutschland in gleich eingehender Weise zu pru¨fen wie der Aufnahmeausschuss des Bundesnotaufnahmeverfahrens. Es erscheint nicht anga¨ngig, dass die Kirche bei der U¨bernahme der Versorgung eines kirchlichen Amtstra¨gers, der wohlerworbene Rechte auf kirchliche Versorgung hat, strengere Massta¨be anlegt, als der Staat und sich dadurch dem Vorwurf aussetzt, dass sie weniger hilfsbereit sei als der Staat. Lediglich in den Fa¨llen, in denen die nach dem Ostpfarrerversorgungsrichtlinien zu befragende Heimatkirche die Gefahr fu¨r Leib und Leben verneint, sollte der Aufnahmeausschuss von der Entscheidung im Bundesnotaufnahmeverfahren abweichen ko¨nnen. e) Die eng gezogene Voraussetzung der unverschuldeten unmittelbaren Gefahr fu¨r Leib und Leben sollte als einziger Fall der politischen Gefa¨hrdung nicht genu¨gen. Der Nachweis einer solchen akuten Gefahr ist nur schwer zu fu¨hren. Deshalb sollte auch die Gefahr einer beson-

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deren Beobachtung und Benachteiligung aus politischen Gru¨nden als Voraussetzung fu¨r die Aufnahme anerkannt werden, wenn die Heimatkirche in ihrem Votum eine solche Gefahr fu¨r vorliegend erachtet. Der Aufnahmeausschuss sollte dann nicht ohne schwerwiegende Gru¨nde an dem Votum der Heimatkirche vorbeigehen. f) In all diesen Fa¨llen sollten die angegebenen Voraussetzungen nicht als Beispiele fu¨r besonders hart liegende Ausnahmefa¨lle, wie es jetzt der Fall ist, sondern als selbsta¨ndige Tatbesta¨nde in die Richtlinien aufgenommen werden. Daneben sollte als allgemeine Ha¨rtebestimmung die Voraussetzung des besonderen hart liegenden Ausnahmefalles bestehen bleiben. Dann ko¨nnte der Aufnahmeausschuss weiterhin, wie er es auch bisher schon getan hat, reine Ermessens- und Billigkeitsentscheidungen treffen. Fa¨llt er eine solche Entscheidung, dann sollte die Aufnahme in der Regel aber auch nicht beschra¨nkt, sondern mit der vollen Anwendung der Ostpfarrerversorgungsrichtlinien erfolgen. g) Es wu¨rde schliesslich nach Auffassung des Rates der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union eine Verbesserung des Verfahrens bedeuten, wenn der Aufnahmeausschuss nicht mehr einmu¨tig u¨ber eine Aufnahme zu beschliessen brauchte, sondern wenn die Aufnahme auch dann erfolgen ko¨nnte, wenn 2/3 der anwesenden Mitglieder fu¨r die Aufnahme stimmt. Der Rat der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union bittet den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, bei den Kirchenleitungen der westdeutschen Landeskirchen fu¨r eine A¨nderung der dem Aufnahmeausschuss der EKiD gegebenen Richtlinien in dem vorstehenden Sinne einzutreten. Fu¨r den Fall, dass diesem Anliegen entsprochen wird, bittet er, die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland in Hannover-Herrenhausen zu veranlassen, in eine U¨berpru¨fung der bereits abgelehnten Aufnahmeantra¨ge unter dem Gesichtspunkt der neuen Richtlinien von Amts wegen einzutreten und in allen Zweifelsfa¨llen eine neue Entscheidung des Aufnahmeausschusses herbeizufu¨hren. Eine Nachricht u¨ber die Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland wird an die Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union in Berlin-Charlottenburg 2, Jebensstr. 3, erbeten. D. Held [m. p. ]

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38D2. Schreiben der Finanzdirektion der Europa¨isch-Festla¨ndischen Bru¨der-Unita¨t – Herrnhuter Bru¨dergemeine – an die Kirchenkanzlei. Bad Boll, 1. Juli 1953 F: EZA Berlin, 2/2135 (O). Betr. Brandschaden des Zinzendorf-Gymnasiums, Ko¨nigsfeld. Sehr geehrter Herr von Harling! In den letzten Tagen des Februar ds. Jas. ist unser sehr klein gewordenes Erziehungswerk von einem außerordentlich schweren Schlag getroffen worden, indem das Haupt-, Internats- und Klassengeba¨ude des Zinzendorf-Gymnasiums in Ko¨nigsfeld von einer Feuersbrunst heimgesucht worden ist. Wie bekannt, hatte die Bru¨dergemeine vor dem Kriege ein sehr umfangreiches Erziehungswerk und hatte cirka 25 Schulen, u¨berwiegend Internatsschulen, allerdings vor allem in Mittel- und Ostdeutschland. Im Dritten Reich ist uns natu¨rlich schon der gro¨ßte Teil unserer Schulen weggenommen oder geschlossen worden und diejenigen Schulen, welche in der Ostzone uns noch verblieben sind, sind natu¨rlich unter den dortigen Verha¨ltnissen nicht mehr als wirkliche Schulen anzusehen, sondern es handelt sich dabei ho¨chstens noch um die Mo¨glichkeit, irgendwelche kleinere Schulungsaufgaben zu erfu¨llen. Bei dem nunmehr im dritten Jahrhundert stehenden Schuldienst der Bru¨dergemeine hatten wir natu¨rlich den dringenden Wunsch und fu¨hlten auch die Pflicht, wenn irgend mo¨glich wieder allma¨hlich hier im Westen neu aufzubauen. Der Kern dieser Bestrebungen war die Oberschule mit Internat in Ko¨nigsfeld/Schwarzwald, die wir nach dem Zusammenbruch aus den Ha¨nden der SS zuru¨ckerhielten. In diesem Aufbaustadium ist dieser Brandschaden fu¨r uns, welcher nur eine Ruine hinterlassen hat, ein außerordentlich schwerer Schlag. Die Wiederaufbaukosten des Internatsgeba¨udes belaufen sich nach den Voranschla¨gen auf DM 604.000.–. In runden Zahlen erhalten wir von der Feuerversicherung DM 300.000.– und durch Spenden, vor allem aus Schu¨lerbzw. Elternkreisen, haben wir ca. DM 100.000.– erhalten, so daß uns allein fu¨r den Wiederaufbau des Internats noch ca. DM 200.000.– fehlen. Außerdem muss ein Schulgeba¨ude errichtet werden, das DM 275.000.– kostet, fu¨r das wir wohl einen gewissen Zuschuss vom Land Baden bzw. Wu¨rttemberg erhalten werden, aber voraussichtlich nur 25–30 %. Bei dieser Situation sind wir darauf angewiesen, andere Stellen um Hilfe zu bitten, denn bauliche Darlehen ko¨nnen wir natu¨rlich nicht verzinsen. Im Zuge dieser Bemu¨hungen hatten wir auch versucht, aus den

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Mitteln des Bundesjugendplanes im Bundesinnenministerium eine Hilfe zu erhalten, worum sich der Pra¨sident des Bundestages, Herr Dr. Ehlers, in unserem Interesse bemu¨hte. Leider ist Herrn Dr. Ehlers aber kein Erfolg beschieden gewesen, denn die Mittel des Bundesjugendplanes sind an und fu¨r sich nicht fu¨r derartige schulische Zwecke vorgesehen, und Herr Dr. Ehlers wies uns darauf hin, daß wir doch bei der EKD. ganz offen unsere Notlage darlegen sollten. Die Badische Kirche kann uns leider auch nur mit einem Darlehen zur Verfu¨gung stehen, das aber mit 4 % verzinst und mit 10 % amortisiert werden muss, wobei wir uns klar sind, daß schon das Darlehen der Bad. Kirche ein Entgegenkommen bedeutet. Die Feuerversicherungssummen sind verha¨ltnisma¨ßig gering, da die in Baden infrage kommende staatliche Feuerversicherung keine richtige Neuwertversicherung darstellt, und außerdem handelt es sich um ein Geba¨ude, das in der Gru¨nderzeit in den 70er Jahren gebaut und qualitativ schlecht gebaut war, und dieser Bauwert lag nun einmal nach den badischen Bestimmungen der Entscha¨digung zugrunde. Daru¨ber hinaus ist es natu¨rlich unvermeidlich, jetzt ein solches Geba¨ude mit Zentralheizung und allen hygienischen Neuheiten zu versehen. Wir befinden uns mitten im Wiederaufbau, den wir mit den zuna¨chst zur Verfu¨gung stehenden Mitteln angefangen haben, aber es ist vorauszusehen, daß wir bei dem Bau nicht weiterkommen, wenn es uns nicht gelingt, irgendwelche gro¨ßere Hilfe auch von anderen Stellen zu erhalten. Bei dieser Lage erlauben wir uns die herzliche Bitte auszusprechen, ob uns die EKD. in irgend einer Weise bei dieser schweren Aufgabe und großen Sorge, die wir haben, helfen ko¨nnte, denn es handelt sich ja um ein evangelisches Internat, das durchaus nicht etwa der Bru¨dergemeinjugend, sondern ganz allgemein der evangelischen Jugenderziehung dient. Bru¨dergemeinkinder in unseren Internaten waren von jeher immer nur ein ganz geringer Prozentsatz. Fru¨her haben wir das unvermeidliche Defizit unserer vielen (cirka 25) Privatschulen aus unserem großen Industriebesitz gedeckt, der aber leider fast ausschließlich in Schlesien lag. Sollten noch irgendwelche Einzelorientierungen gewu¨nscht werden, stehen wir natu¨rlich viel zu gern zur Verfu¨gung, wollten Sie aber zuna¨chst nicht mit zuviel Papier bela¨stigen. Wir hoffen, daß sich die Mo¨glichkeit finden wird, uns bei der vorliegenden Situation zu helfen, wofu¨r wir wirklich von ganzem Herzen dankbar sein wu¨rden. Mit bester Empfehlung bin ich Ihr ergebener Kurt Marx [m. p. ]

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38D3. Schreiben von Schierstaedts an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Berlin, 31. August 1953 F: EZA Berlin, 4/948 (O). Betr. Dringlichkeitsantrag auf finanzielle Beihilfe in Ho¨he von 16.900,– DM Ost Auf Veranlassung von Herrn Propst Gru¨ber und aufgrund eines Vorgespra¨ches mit Herrn Pra¨ses Scharf und dessen Hinweis erlaubt sich die Hauptgescha¨ftsstelle der Evang. Deutschen Bahnhofsmission der Kirchenkanzlei der E. K. i. D. nachfolgenden Antrag zu unterbreiten: Fu¨r die Arbeit der Evang. Bahnhofsmission im Gebiet der DDR sind in diesem Jahr aus verschiedenen Anla¨ssen an sehr vielen Stellen erhebliche Notlagen entstanden. Ihre Beseitigung verursacht besondere Kosten. Wir sind daher finanziell weit u¨ber unser Vermo¨gen hinaus aufs A¨ußerste belastet. Es handelt sich um folgende Notsta¨nde: In den Monaten Ma¨rz bis Juni d. Js. sind von unseren 116 o¨stlichen Bahnhofsmissionen u¨ber 60 verboten worden. Davon arbeiten jetzt wieder fast 40, – doch meistenteils ohne Wiederlangung ihrer Ra¨ume. Es ist daher notwendig, eigene neue Ra¨ume durch Errichtung von Baracken oder Ausbau von Zimmern in kircheneigenen Geba¨uden zu beschaffen. Wo es sich hierbei um sehr große Ausgaben handelt, wie z. B. in Dresden (13.000,– DM Ost) oder Schwerin (7.000,– DM Ost) u. a. m. hat das Evangelische Hilfswerk uns großzu¨gig geholfen und will das auch weiterhin tun. In kleineren Ausgabefa¨llen mu¨ssen wir aber selber einspringen. – Dazu kommt, dass weithin Renovierung bescha¨digter Ra¨ume notwendig werden, die uns nach Fortnahme jetzt in sehr schlechtem Zustande zuru¨ckgegeben wurde. – Schließlich kommt hinzu, daß die Volkssolidarita¨t und das Rote Kreuz sich auf vielen Bahnho¨fen in der DDR neue Ra¨ume herrichten, die aufs Beste ausgestattet sind. So wird es notwendig, daß auch die Bahnhofsmission vielerorts die Einrichtung ihrer Ra¨ume u¨berholt und verbessert. Auch dieses bringt erhebliche Ausgaben mit sich. Wir errechnen den dringendsten Bedarf fu¨r a) Errichtung kleinerer neuer Ra¨ume auf 5.700,– DM b) Herstellung bescha¨digter Ra¨ume auf 3.400,– DM 3.200,– DM c) Beschaffung von Einrichtung auf zusammen 12.300,– DM Zu dem allen kommt ein weiterer Notstand. Durch die Stillegung von noch 20 verbotenen Bahnhofsmissionen und in der Zeit, wo u¨ber 60 Bahnhofsmissionen nicht mehr arbeiten durften, ergab und ergibt sich fu¨r unsere Hauptgescha¨ftsstelle die dringende Notwendigkeit, U¨berbru¨kkungsgelder fu¨r arbeitslose und erholungsbedu¨rftige Bahnhofsmissiona-

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rinnen zu zahlen. Wir brauchen hierfu¨r im Augenblick dringend 4.600,– DM Ost. So richten wir an die Kirchenkanzlei der E. K. i. D. die dringende Bitte, uns insgesamt aus „Osthilfeplanmitteln“ eine Beihilfe in Ho¨he von 12.300,– DM Ost Und 4.600,– DM Ost Zusammen 16.900,– DM Ost, zu gewa¨hren. Wir bitten angesichts unserer angespannten finanziellen Lage und der Wichtigkeit in sehr vielen der oben erwa¨hnten Notfa¨lle sofortige Abhilfe schaffen zu mu¨ssen um eine schnelle wirksame Unterstu¨tzung, evtl. in Form einer Vorschußgewa¨hrung. Wir haben darum unser Anliegen als Dringlichkeitsantrag eingereicht. In der Hoffnung einer zusagenden Antwort Oberin L. von Schierstaedt Gescha¨ftsfu¨hrerin

38D4. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 2. September 1953 F: EZA Berlin, 81/1/6 (H). Betr.: Zentralbeschaffungsstelle Mit Ru¨cksicht auf die Schwierigkeiten bei der Beschaffung des kirchlichen Bedarfs in der Zeit nach Kriegsende hatte sich die Kirchenkanzlei fu¨r verpflichtet gehalten, den Gliedkirchen bei der Beschaffung von Abendmahlswein, Kerzen, Leuchtern, Altardecken usw. behilflich zu sein. Sie hatte zu diesem Zweck eine Zentralbeschaffungsstelle zuna¨chst in Hannover, spa¨ter in Frankfurt a. M. eingerichtet. Nach der Wa¨hrungsreform bestand fu¨r eine solche Zentralbeschaffungsstelle keine Notwendigkeit mehr, da der Bedarf im freien Handel gedeckt werden konnte. Es bestand der Wunsch, diese Stelle, aus deren Ta¨tigkeit sich ohnehin mancherlei unerfreuliche Schwierigkeiten ergeben hatten, baldmo¨glichst aufzulo¨sen. Dazu bot sich eine Gelegenheit im Zusammenhang mit der Bereinigung eines Rechtsstreits mit der Firma Theodor A. Maier in Hannover. Mit dieser Firma war von der Zentralbeschaffungsstelle ein langfristiger Vertrag geschlossen worden, dessen Wirksamkeit von der Kirchenkanzlei aus verschiedenen Gru¨nden bestritten wurde. Im September 1948 kam es zu einer Vereinbarung mit dieser Firma, in welcher sich diese verpflichtete, die gesamten noch laufenden Gescha¨fte der Zentralbeschaf-

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fungsstelle im eigenen Namen und fu¨r eigene Rechnung abzuwickeln. Zu diesem Zweck wurden ihr alle Rechte und Anspru¨che der Zentralbeschaffungsstelle abgetreten. Die Firma verpflichtete sich ihrerseits, die Evangelische Kirche in Deutschland von allen Anspru¨chen von dritter Seite auf Grund von Gescha¨ften der Zentralbeschaffungsstelle freizuhalten und an die Evangelische Kirche in Deutschland einen Betrag von insgesamt 77.000,– DM in bar zu zahlen. Durch diese Zahlung sollte die Evangelische Kirche in Deutschland fu¨r die noch vor der Wa¨hrungsreform fu¨r die Zentralbeschaffungsstelle geleisteten Aufwendungen eine Umwertung in Verha¨ltnis von 1: 10 erhalten. Bei diesen Aufwendungen handelte es sich in der Hauptsache um Zahlungen an Weinlieferanten, die kurz vor dem 20. Juni 1948 in der Hoffnung geleistet worden waren, einen allzu erheblichen Wa¨hrungsverlust zu vermeiden. Die Mittel waren aus dem zur Sicherung der Versorgung fu¨r die Beamten und Ruhesta¨ndler vorhandenen Kapital entnommen worden. Ein Teilbetrag von 67.775,76 RM wurde aus Kapitel III des Haushalts der EKD an Kapitel I des Haushalts fu¨r 1947, das damals das Kapital zur Sicherung der Versorgung enthielt, erstattet. Die von der Firma Theodor A. Maier auf Grund der Vereinbarung von September 1948 geleisteten Zahlungen wurden zuna¨chst bei den Verwahrgeldern vereinnahmt und sollten vorla¨ufig bereitgehalten werden fu¨r den Fall, dass sich noch die Notwendigkeit ergeben wu¨rde, Verbindlichkeiten der Zentralbeschaffungsstelle aus Mitteln der Evangelischen Kirche in Deutschland zu decken. Auch jetzt noch befindet sich ein Bestand von 77.403,32 DM bei den Verwahrgeldern. Dem Finanzausschuss der Synode ist die ganze Angelegenheit in der letzten Sitzung durch unser Oberrechnungsamt ausfu¨hrlich berichtet worden. Der Finanzausschuss hat es daraufhin fu¨r notwendig erachtet, einen Ratsbeschluss u¨ber die Verwendung des noch bei den Verwahrgeldern befindlichen Bestandes herbeizufu¨hren, und zwar hat der Ausschuss vorgeschlagen, den Betrag zuna¨chst in vollem Umfang dem Sonderanhang A des Haushalts zuzufu¨hren. U¨ber die endgu¨ltige Zweckbestimmung der im Sonderanhang nachgewiesenen Mittel hat sich der Finanzausschuss seine Stellungnahme vorbehalten, bis die Rechnung 1952 abgenommen und der Schlussbericht vorgelegt worden ist. Inzwischen ist gegen die Firma Theodor A. Maier ein Steuerverfahren anha¨ngig gemacht worden, das zu einer Beschlagnahme aller noch vorhandenen Vermo¨genswerte dieser Firma gefu¨hrt hat. Nach Auffassung des Finanzamtes hat die Firma die Einku¨nfte aus den Abwicklungsgescha¨ften nicht ordnungsgema¨ss versteuert und war auch keine ordnungsgema¨sse Buchfu¨hrung vorhanden. Die Firma hat auf Verlangen des Finanzamtes die Buchfu¨hrung nachtra¨glich durch den Wirtschaftspru¨fer Dr. Albert Cantrup in Frankfurt a. M. erstellen lassen.

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Dieser hat in monatelanger Arbeit unter Heranziehung eines Hilfsarbeiters einen sehr umfangreichen und eingehenden Bericht von etwa 50 Seiten u¨ber die Zeit vom 21. 6. 1948 – 31. 12. 1949 erstattet104. Er hat dafu¨r Gebu¨hren und Auslagen in Ho¨he von 5.622,77 DM berechnet. Von der Firma Theodor A. Maier konnte er keine Zahlung erhalten, da diese Firma vo¨llig illiquid ist. Er hat sich daraufhin an uns gewandt mit der Behauptung, es habe sich um einen noch im Namen und fu¨r Rechnung der Zentralbeschaffungsstelle der EKD erteilten Auftrag gehandelt, fu¨r den die EKD auch aufkommen mu¨sse. Wir haben diese Forderung bestritten, weil die Zentralbeschaffungsstelle bereits im November 1948 aufgelo¨st worden war und der Inhaber der Firma Theodor A. Maier keinerlei Vollmacht besass, neue Verbindlichkeiten fu¨r die Zentralbeschaffungsstelle und damit fu¨r die EKD einzugehen. Demgegenu¨ber behauptet Herr Cantrup, die EKD mu¨sse doch fu¨r die entstandenen Kosten aufkommen, da der ihm erteilte Pru¨fungsauftrag zum Teil auch die Gescha¨fte aus der letzten Zeit des Bestehens der Zentralbeschaffungsstelle umfasste. Unseres Erachtens kann dieses Vorbringen allerdings unter Umsta¨nden einen Anspruch auf Teilerstattung der entstandenen Auslagen auf Grund der Bestimmungen u¨ber „Gescha¨ftsfu¨hrung ohne Auftrag“ (§§ 683, 670 BGB) rechtfertigen. Aus diesem Grunde und aus Billigkeitserwa¨gungen haben wir Herrn Dr. Cantrup den Vorschlag gemacht, dem Rat die Gewa¨hrung einer Entscha¨digung von 1.000,– DM ohne Anerkennung eines Rechtsanspruchs aus Billigkeitsgru¨nden vorzuschlagen, falls er – Dr. Cantrup – ausdru¨cklich erkla¨ren wu¨rde, keine Rechtsanspru¨che gegenu¨ber der EKD zu haben. Darauf hat Herr Dr. Cantrup erwidert, dass er sich mit einer solchen Regelung nur dann abfinden ko¨nne, wenn seitens der EKD eine Vergleichssumme von 3.000,– DM gezahlt wu¨rde. Wir bitten daher den Rat um Entscheidung, ob und in welcher Ho¨he dem Wirtschaftspru¨fer Dr. Cantrup eine Entscha¨digung fu¨r seine geleistete Arbeit gezahlt werden soll. Eine Abschrift seiner Gebu¨hren- und Auslagenrechnung fu¨gen wir bei105. Es ergibt sich daraus, dass in der Forderung Auslagen in Ho¨he von rund 900,– DM enthalten sind. Es ist zu beru¨cksichtigen, dass eine gru¨ndliche Aufkla¨rung der sehr unu¨bersichtlichen Gescha¨ftsvorga¨nge durch einen Wirtschaftspru¨fer allerdings auch vom Standpunkt der EKD aus erwu¨nscht war. Der Pru¨fungszeitraum umfasste insgesamt etwa 18 Monate, davon etwa 5 Monate vor der Auflo¨sung der Zentralbeschaffungsstelle. Wir wu¨rden deshalb die Gewa¨hrung einer Entscha¨digung aus Billigkeitsgru¨nden befu¨rworten. Anderer104 Beide Berichte finden sich im Bericht Cantrups u¨ber die „Pru¨fung des Sondervermo¨gens der Zentral-Beschaffungsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland“ vom 15. Juni 1950 (EZA Berlin, 2/4650). 105 38D5.

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seits ko¨nnen wir Rechtsanspru¨che des Herrn Dr. Cantrup keinesfalls anerkennen, da die Zentralbeschaffungsstelle in Wahrheit nicht buchfu¨hrungspflichtig im Sinne der Steuergesetze war und wir im u¨brigen die erforderlichen Unterlagen, soweit die Ta¨tigkeit der Zentralbeschaffungsstelle vor ihrer Auflo¨sung in Betracht kam, no¨tigenfalls auch auf andere Weise mit geringeren Kosten ha¨tten beschaffen ko¨nnen. Wir wu¨rden es aber nicht fu¨r erwu¨nscht halten, wenn es zu einem Rechtsstreit in dieser Angelegenheit kommen wu¨rde, obwohl wir mit einem gu¨nstigen Ausgang rechnen ko¨nnten. Da Herr Dr. Cantrup sich mit einem Betrag von 1.000,– DM nicht abfinden lassen will, bitten wir zu erwa¨gen, ob die Entscha¨digung auf den von Dr. Cantrup vorgeschlagenen Betrag von 3.000,– DM bemessen werden kann. Die Entscha¨digung wa¨re aus dem noch bei den Verwahrgeldern vorhandenen Bestand zu zahlen. Im u¨brigen bitten wir um eine Entscheidung des Rates auf Grund der Vorschla¨ge des Finanzausschusses der Synode, den nach Zahlung der etwa zu bewilligenden Entscha¨digung fu¨r Herrn Dr. Cantrup bei den Verwahrgeldern noch verbleibenden Bestand aus der Abwicklung der Zentralbeschaffungsstelle dem Sonderanhang A zuzufu¨hren. In Vertretung: gez. von Harling 1 Anlage

38D5. Gebu¨hren- und Auslagenrechnung des Wirtschaftspru¨fers Dr. Albert Cantrup fu¨r die Zentralbeschaffungsstelle der Evangelischen Kirche. Frankfurt/M., 24. Juni 1950 F: EZA Berlin, 81/1/6 (Abschrift; Anlage zu 38D4). Pru¨fung des Sondervermo¨gens der Zentralbeschaffungsstelle der Evangelischen Kirche in Hannover fu¨r die Zeit vom 21. 6. 48 bis 31. 12. 1949 einschl. Aufstellung einer DM-Ero¨ffnungsbilanz zum 21. 6. 1948 und Aufstellung einer Zwischenbilanz zum 31. 12. 49 nebst Berichterstattung. Zeitgebu¨hr gem. Vereinbarung vom 25. 2. 1950 57 Tage a` DM 80,– =

DM

4.560,–

Fahrt- und Aufenthaltskosten Stolpe vom 9. 3. – 11. 2. 1950

DM

123,–

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Fahrt- und Aufenthaltskosten Stolpe vom 21. 3. –30. 3. 1950

DM

330,05

anteilige Fahrt- u. Aufenthaltskosten Dr. Cantrup vom 8. 3.–11. 3. 1950

DM

159,80

DM DM DM DM

286,15 5.459,– 163,77 5.622,77

Fahrt- und Aufenthaltskosten Stolpe vom 5. 6.–12. 6. 1950 u. 17. 6. 1950 3% Umsatzsteuer gez. Dr. Cantrup Wirtschaftspru¨fer

38D6. Memorandum der Evangelischen Hilfsstelle fu¨r ehemals Rasseverfolgte „u¨ber die Wiedergutmachung der Evangelischen Rasseverfolgten“. O. O., o. D. F: NL Smend (D). Der Nationalsozialismus hat die Juden nicht des Glaubens, sondern der angeblichen Rasse wegen verfolgt. Die Judenverfolgung traf nicht nur Glaubensjuden, sondern auch alle Christen ju¨discher Abstammung. Viele tausende Christen mussten als Volljuden ihr Leben in den Gaso¨fen [sic! ] lassen. Zahllose Christen waren als Volljuden gezwungen, den Judenstern zu tragen und das ganze Grauen der Judenverfolgung auf sich zu nehmen. Wie bekannt, entstanden [sic! ] nach 1945 eine ganze Anzahl von Gesetzgebungen, die sich sowohl mit der Ru¨ckerstattung als auch mit der Entscha¨digung rassisch Verfolgter bescha¨ftigten. Daru¨ber hinaus ergab sich die Notwendigkeit einer allgemeinen zusammenfassenden Regelung dieser Frage. Die Bundesregierung hat dementsprechend, um dasjenige Unrecht, das weder von Restitution noch Wiedergutmachung erfasst werden kann und das dem ju¨dischen Volke als Ganzes angetan worden ist, wieder gut zu machen, einen rein vo¨lkerrechtlichen Vertrag mit dem neuen Staate Israel durch das Haager Vertragswerk abgeschlossen, worin sich die deutsche Bundesrepublik verpflichtet, an den Staat Israel im Laufe von 12 Jahren Werte von 3 Milliarden Mark zu liefern. U¨ber diesen hinaus billigte die Bundesregierung auch den ju¨dischen Organisationen der ganzen Welt eine Globalzahlung zu, die auf 450 Millionen D-Mark bemessen ist und die den zu dieser Haager Konferenz eingeladenen ju¨dischen Glaubensorganisationen der ganzen Welt zufliessen sollte.

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Die Bundesregierung hat also ihre Verpflichtung sowohl gegenu¨ber den Nationaljuden als auch den Glaubensjuden in dieser Form anerkannt und Genu¨ge geleistet. Keinerlei Verhandlungen und Verpflichtungsabkommen hat sie jedoch im Rahmen des Haager Vertragswerks abgeschlossen mit den nicht glaubensju¨dischen Rasseverfolgten. Diese waren in keiner Weise bei den Haager Verhandlungen vertreten oder eingeladen. Zwar waren urspru¨nglich fu¨r die glaubensju¨dische Weltorganisation 500 Millionen DM. Globalzahlung ausser den nach dem Entscha¨digungsgesetz zu zahlenden individuellen Leistungen zugebilligt. Bei dieser Gelegenheit kam es zur Sprache, dass von diesem Kapitalien auch NichtGlaubensjuden bezw. nichtglaubensju¨dische Organisationen bedacht werden sollten. Die ju¨dischen Organisationen erkla¨rten aber ausdru¨cklich, dass sie nur imstande seien, Personen ju¨dischen Glaubensbekenntnisses zu betreuen. „Sie lehnten es ab, eine Betreuung von Personen zu u¨bernehmen, die nach ihrer Ansicht auf Grund von rassischen Irrlehren des Nationalsozialismus als Juden verfolgt worden seien.“ Auf Grund dieser A¨usserungen wurde die an die glaubensju¨dische Organisation zu zahlende Globalzahlung von 500 Millionen Mark auf 450 Millionen Mark herabgesetzt. Die Bundesregierung war verpflichtet, sich einen Sonderfond[s ] von 50 Millionen Mark zu schaffen, den sie selbst im Interesse der nichtglaubensju¨dischen Verfolgten verwalten wollte, wobei bemerkt sei, dass der Prozentsatz der Glaubensjuden nicht, wie dieser Schlu¨ssel ergeben wu¨rde, 90 %, sondern weit weniger ist. Es muss in diesem Zusammenhang ferner darauf hingewiesen werden, dass diese 50 Millionen Mark nicht den nichtglaubensju¨dischen Organisationen zur Verfu¨gung gestellt werden sollten, sondern dass sich die Bundesregierung vorbehalten hat, diese 50 Millionen Mark im Rahmen der Wiedergutmachungsgesetzgebung zu verwenden, so dass also fu¨r die Nichtglaubensjuden ein eigener Rechtsanspruch bisher nicht geschaffen wurde. Diese oben angefu¨hrte vo¨llig unberechtigte Schlu¨sselung der Globalzahlung und die Tatsache, dass die abgezweigten 50 Millionen Mark weder fu¨r die Zwecke der Globalzahlung garantiert, noch deren Verteilung dem Ermessen der nichtglaubensju¨dischen Organisationen u¨berlassen wurde, ist nur darauf zuru¨ckzufu¨hren, dass zu den Haager Verhandlungen zwar zahlreiche Vertreter der 23 glaubensju¨dischen Organisationen, aber nicht ein einziger Vertreter der zahlreichen nichtglaubensju¨dischen Rasseverfolgten hinzugezogen wurde. In den Haager Verhandlungen kam auch eingehend zur Sprache, dass die deutsche Wiedergutmachungsgesetzgebung bis dahin von den einzelnen La¨ndern, soweit sie u¨berhaupt kodifiziert worden ist, in der verschiedensten Weise geregelt wurde und dass es unbedingt notwendig sei, dass sowohl die Gesetzgebung als auch die Durchfu¨hrung der Gesetzgebung

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auf bundesstaatlicher Grundlage erfolgte. Es wurde dann ohne Zuziehung der Vertreter der nicht-glaubensju¨dischen Rasseverfolgten beschlossen, die Bundesregierung zu verpflichten, ein Entscha¨digungsgesetz fu¨r das ganze Bundesgebiet zu entwerfen, das fu¨r die Verfolgten mindestens den Status der Gesetzgebung beinhaltet, die in den La¨ndern der amerikanischen Zone bereits in Geltung sei. Hierbei handelt es sich um eine rein deutsche, innerstaatliche Angelegenheit, und es wa¨re die Pflicht der Bundesregierung gewesen, zu solchen rein innerdeutschen Gesetzgebungsverhandlungen auch die Vertreter der nichtglaubensju¨dischen Rasseverfolgten hinzuzuziehen. Dies ist nicht geschehen. In diesem Zusammenhang soll zum Schluss noch auf folgendes hingewiesen werden: Als die Judenverfolgungen wa¨hrend der Hitlerzeit ein Ho¨chstmass erreichten und sich insbesondere auch auf die rassischen Juden der evangelischen Konfession richteten, betraute im September 1938 die „Vorla¨ufige Kirchenleitung der Bekennenden Kirche“ den Pfarrer Heinrich Gru¨ber in Berlin, jetzt Propst zu Berlin, mit der verantwortlichen Leitung der Hilfsmassnahmen fu¨r die evangelischen Nichtarier und u¨bertrug der zu diesem Zwecke gegru¨ndeten „Hilfsstelle fu¨r evangelische Rasseverfolgte“, die sich tarnungsma¨ssig „Bu¨ro Pfarrer Gru¨ber“ nannte, die hierzu notwendigen Arbeiten. Im Jahre 1940 wurde Pfarrer Gru¨ber festgenommen und in ein Konzentrationslager der Hitlerregierung entfu¨hrt. Die Hilfsstelle wurde gleichzeitig durch die Gestapo geschlossen. Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes nahm der inzwischen zum Propst von Berlin ernannte D. h. c. Heinrich Gru¨ber die Arbeit als Pra¨sident der „Evangelischen Hilfsstelle fu¨r ehemals Rasseverfolgte“ wieder auf. Um der Hilfsstelle die Rechte einer juristischen Person zu geben, errichtete Propst D. h. c. Heinrich Gru¨ber am 1. Ma¨rz 1949 eine Stiftung, die der Kontrolle des Stiftungs-Aufsichtsamtes des Senats Berlin untersteht. Die Evangelische Kirche hat also schon in der Gefahrenzeit durch das Bu¨ro Pfarrer Gru¨ber die Rasseverfolgten evangelischen Glaubens betreut. Es liegt in der Linie dieser Betreuung, wenn jetzt die Evangelische Kirche gegenu¨ber der Bundesregierung einen Schritt unternimmt, der ihrem fru¨heren Eintreten fu¨r die rassisch verfolgten Christen evangelischen Glaubens entspricht, und die Bundesregierung darauf hinweist, dass man dieser Gruppe von verfolgten Personen dieselben Rechte zugestehen muss, wie sie sie bereits den Rasseverfolgten ju¨dischen Glaubens zugestanden hat. Aber nicht einmal das Wenige, das zu Gunsten der nichtglaubensju¨dischen Verfolgten im Haager Vertragswerk erarbeitet worden ist, konnte in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Zwar versuchte die Bundesregierung sich die gesetzliche Mo¨glichkeit zu schaffen, Mittel aus dem 50 Millionen Fonds fu¨r caritative Institutionen, die sich der Betreuung von nichtglaubensju¨dischen Verfolgten des Naziregimes widmen, verteilen zu

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ko¨nnen. In dem „Entwurf eines Bundeserga¨nzungsgesetzes zur Entscha¨digung fu¨r Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung“ (BEG)106 in § 79 Abs. 4/5 sind zweckentsprechende Bestimmungen aufgenommen worden. Aber der Bundesrat und alsdann auch der Bundestag haben § 79 Abs. 5 gestrichen. Dieser Absatz erma¨chtigte die Bundesregierung, fu¨r die Bewilligung von Mitteln aus dem 50 Millionen Fonds (im Gesetz: Ha¨rtefonds genannt) den obersten Landesbeho¨rden Einzelanweisungen zu erteilen. Die Weisungsbefugnis wu¨rde infolge dieser Streichung nun nicht mehr bei der Bundesregierung, sondern bei den La¨nderregierungen liegen. Dies versto¨sst ebenso gegen das Haager Vertragswerk wie die Bestimmung des § 77 BEG, wonach die durch dieses Gesetz begru¨ndeten Lasten in der Hauptsache von den La¨ndern getragen sind. Im Haager Vertragswerk hat aber die Bundesregierung sich verpflichtet, einen Sonderfonds von 50 Millionen DM zu schaffen und selbst zu verwalten. Sie darf diese Last den La¨ndern nicht u¨bertragen. Dr. Curt Radlauer [m. p ] Vorsitzender der Evangelischen Hilfsstelle

38D7. Schreiben des Verbandes der Evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland an den Rat. Stuttgart, 17. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/5610 (O). Betr. Revision der Lutherbibel Beil. 0 Die Tagung Europa¨ischer Bibelgesellschaften, zu der auf Einladung des Weltbunds der Bibelgesellschaften Vertreter von Bibelgesellschaften aus 14 La¨ndern vom 8.–12. Juni 1953 in Bad Boll versammelt waren, beriet am 10. Juni eingehend u¨ber die Frage „Bibelrevision oder neue U¨bersetzungen?“. Referenten waren Professor D. Strathmann, Erlangen, der Vorsitzende der Kommission, die der Rat der EKD mit dem Abschluss der 1922 begonnenen Arbeit an der Revision von Luthers Neuem Testament beauftragt hat, und der Holla¨nder J. J. Kijne; in der Aussprache kam besonders auch Professor Sta¨hlin aus Neuendettelsau als Vertreter

106 BGBl I 1953, S. 1387–1408, S. 1403.

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der im Lutherischen Lektionar aufgenommenen Textfassung zum Wort. Nach eingehendem Austausch der Erfahrungen wurde einmu¨tig folgende Entschliessung angenommen: „Vom 8.–12. Juni 1953 waren in Bad Boll Vertreter von Bibelgesellschaften aus 14 La¨ndern vereint. Sie ho¨rten dabei auch zu der Frage ,Revision der Bibel oder neue U¨bersetzungen?‘ eingehende Referate der Herren Professoren D. Strathmann, Erlangen, und J. J. Kijne, Amsterdam. Berichte aus der ganzen Welt zeigten, dass u¨berraschend gleichartig das Bedu¨rfnis empfunden wird, die Botschaft der Bibel dem heutigen Menschen durch Bibelausgaben in der heutigen Sprache nahezubringen. Es konnte auch von ermutigenden Erfahrungen berichtet werden, die in manchen La¨ndern, z. B. in den Niederlanden, in Norwegen, in Da¨nemark und in den Vereinigten Staaten von Amerika, mit neuen U¨bersetzungen gemacht wurden. Darum bittet diese Tagung alle fu¨r die Gestaltung des Bibeltextes verantwortlichen Stellen, sie mo¨chten mit dem Mut des Glaubens dazu helfen, dass unser Geschlecht an Stelle alter und in manchem schwer versta¨ndlicher U¨bersetzungen eine Bibel erha¨lt, die ihm den Zugang zur Botschaft der Bibel erleichtert.“ Wenn diese Entschliessung in ihrem letzten Satz im Blick auf die verschiedene Lage in den einzelnen La¨ndern die Frage bewusst offen liess, ob eine Revision oder eine neue U¨bersetzung der bessere Weg sei, um die Bibel fu¨r das heutige Geschlecht lebendig zu erhalten, so beschloss die Mitgliederversammlung des Verbandes der deutschen Bibelgesellschaften am 11. Juni einmu¨tig, diese Entschliessung dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in dem Sinne vorzulegen, dass damit an den Rat die herzliche Bitte gerichtet ist, er mo¨ge dazu helfen, dass die Revision des Luthertextes mo¨glichst bald zu einem guten Ende gefu¨hrt wird. Es erscheint den Vertretern der deutschen Bibelgesellschaften als entscheidend wichtig, dass die Revision von Luthers Bibelu¨bersetzung den Fortschritten der Bibelwissenschaft und den Vera¨nderungen der deutschen Sprache genu¨gend Rechnung tra¨gt, damit die Lutherbibel, dieser kostbare Schatz unseres Volkes, auch fu¨r unser Geschlecht ein lebendig wirksames Volksbuch bleibt und aufs neue wird. In Vertretung und im Auftrag des Vorsitzenden (gez.) Pra¨lat D. Schlatter

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38D8. Schreiben der Evangelischen Hauptbibelgesellschaft Berlin und der Bibelanstalt Altenburg an den Rat. Berlin, 2. September 1953 F: EZA Berlin, 2/5610 (O). Der Rat hat sich schon in seiner Sitzung am 29. Oktober 1952 [sic! ] mit der Frage einer Drucklegung des revidierten Textes des Alten Testaments bescha¨ftigt und die Priv. Wu¨rttembergische Bibelanstalt um eine Preiskalkulation fu¨r den Probedruck gebeten. Wie uns bekannt wurde, ist von der Priv. Wu¨rttembergischen Bibelanstalt auf dieses Ansuchen hin der Standpunkt vertreten worden, man halte eine abschließende Revision vor der Drucklegung fu¨r wu¨nschenswert. Der Verband evangelischer Bibelgesellschaften in Deutschland werde Anfang Juni daru¨ber entscheiden. Zu dieser Entscheidung ist es aber auf der Tagung des Verbandes evangelischer Bibelgesellschaften in Bad Boll nicht gekommen. Es ist uns auch zweifelhaft, ob die anwesenden Mitglieder dem Standpunkt der Priv. Wu¨rttembergischen Bibelanstalt beigetreten wa¨ren. Was die Stellung des Verbandes zu der Frage eines Probedruckes des revidierten Alten Testaments betrifft, so du¨rfen wir darauf hinweisen, daß bereits in der Mitgliederversammlung in Hannover am 3. April 1950 der Wunsch ausgesprochen und protokollarisch festgelegt worden ist, daß die Vero¨ffentlichung des revidierten Textes durch einen Probedruck endlich eingeleitet werden mo¨chte. In der Niederschrift der Sitzung des Verbandes in Berlin vom 16. Juli 1951 heißt es: „Das alttestamentliche Manuskript ist schon vor Jahren abgeschlossen worden. Es befindet sich jetzt in den Ha¨nden des Vorsitzenden, der mit Professor D. Hermann, einem der wenigen noch lebenden Mitarbeiter, einen Briefwechsel fu¨hrte. Professor Hermann ist im Zweifel, ob eine nochmalige U¨berpru¨fung des Manuskriptes no¨tig sei.“ Das Manuskript ruht jetzt seit fast 2 Jahren in Stuttgart, ohne daß bisher der Druck in Angriff genommen worden wa¨re. Da wir der Meinung sind, daß die Kla¨rung der Fragen um die Revision des Alten Testaments nicht la¨nger hinausgezo¨gert werden darf, bitten wir namens der von uns vertretenen Bibelgesellschaften den Rat, die Drucklegung des revidierten Textes fu¨r das Alte Testament in Auftrag zu geben. Wir wa¨ren bereit, das Probe-Alte Testament in einer Auflage von 18.000 Stu¨ck mit einem Kostenaufwand herzustellen, der infolge der Kursdifferenz erheblich unter dem Betrage liegen wu¨rde, der fu¨r einen Druck in Stuttgart no¨tig wa¨re. Die Interessen der Priv. Wu¨rttembergischen Bibelanstalt ko¨nnten ohne Schwierigkeit dadurch gewahrt werden, daß wir ihr die Matern zur Verfu¨gung stellen und mit der Herausgabe der gedruckten Stu¨cke so lange warten, bis der Druckvorgang auch in Stuttgart beendet ist.

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Wenn wir auf eine Beschleunigung dra¨ngen, so leiten uns dabei vor allem folgende Erwa¨gungen: 1.) Es ist von Stuttgart darauf hingewiesen worden, das Manuskript sei in einigen Partien so unleserlich, daß ein Teil davon neu geschrieben werden mu¨sse. Nun lebt der Mann noch, der notfalls imstande wa¨re, in schwierigen Fragen den authentischen Text festzustellen, Pra¨s. D. Burghart. Dieser hat sich auch bereit erkla¨rt, diesen Dienst zu leisten. Bei seinem Alter von 87 Jahren ist nicht abzusehen, wie lange Pra¨s. Burghart noch dazu in der Lage sein wird. 2.) Es ist der dringende Wunsch fast aller Bibelgesellschaften, daru¨ber hinaus aber auch sehr weiter kirchlicher Kreise, daß das Erscheinen der revidierten Bibelausgabe nicht mehr lange auf sich warten lasse. Eine U¨bergabe des Manuskriptes an einen Revisionsausschuß mit dem Auftrag einer erneuten U¨berarbeitung wu¨rde nicht nur eine bedenkliche Verzo¨gerung bedeuten, sondern wahrscheinlich das ganze Unternehmen der Bibelrevision gefa¨hrden. Denn die verschiedenen Standpunkte in der Revisionsfrage sind z. Zt. so scharf profiliert, daß ein Ausgleich als kaum mo¨glich erscheinen muß. Die Situation wird beispielhaft an den Arbeiten der neutestamentlichen Revisionskommission deutlich, die zweifellos schon la¨ngst gescheitert wa¨re, wenn ihr nicht der Rat und der Verband der Bibelgesellschaften eine gebundene Marschroute mitgegeben ha¨tten. Auf der anderen Seite erscheint es aber als wu¨nschenswert, daß die na¨chsten Jahre fu¨r die Revisionsarbeit nicht ungenutzt bleiben. Die Auseinandersetzung mit dem gedruckten revidierten Text wird nach den Erfahrungen mit dem ProbeTestament einige Jahre in Anspruch nehmen. Es steht zu hoffen, daß bis dahin eine solche Kla¨rung der Fragen eingetreten sein wird, daß ein Ausgleich der Standpunkte nicht unmo¨glich ist. Fu¨r die Evangelische Hauptbibelgesellschaft zu Berlin D. Dr. So¨hngen [m. p. ]

Fu¨r die Bibelanstalt Altenburg Zimmermann [m. p. ]

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38D9. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 15. Juli 1953 F: EZA Berlin, 2/2116 (H). Betr.:

Zustimmung der Bremischen Evangelischen Kirche zur Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Der Vertreter der vier in der Bekenntnisgemeinschaft vereinigten Bremischen Gemeinden, Herr O. Winkelmann, hat im Auftrage der Bekenntnisgemeinschaft das abschriftlich beigefu¨gte Schreiben107 an den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland gerichtet, das wir hiermit den Herren Ratsmitgliedern zur Kenntnis bringen. Wir halten es fu¨r erforderlich, dass in der na¨chsten Sitzung des Rates noch einmal kurz u¨ber die Angelegenheit gesprochen wird. Unseres Erachtens kann dem Antrag der Bekenntnisgemeinschaft, die Frage der Eingliederung der Bremer Evangelischen Kirche in die Evangelische Kirche in Deutschland der Synode der EKD zu erneuter Pru¨fung und Entscheidung vorzulegen, nicht entsprochen werden, da die Synode hierfu¨r nicht zusta¨ndig sein du¨rfte. Wir haben der Bekenntnisgemeinschaft nur einen Zwischenbescheid erteilt108, um der Aussprache in der Ratssitzung nicht vorzugreifen. gez. D. Brunotte

38D10. Schreiben der Bekenntnisgemeinschaft Bremen an den Rat. Bremen, 30. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/2116 (Abschrift; Anlage zu 38D9). Betr.: Aufnahme der BEK in die EKiD Sehr verehrter Herr Bischof! Nachdem unser Brief vom 23. 3. 1953109 noch einmal die einmu¨tige Stellungnahme der nach hier entsandten Ratsmitglieder und der Vertreter unserer Bekenntnisgemeinschaft zusammengefasst hatte, erfuhren wir mit grosser Bestu¨rzung zuna¨chst aus Rundfunk und Presse und durch den Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche, dann auf unsere an Sie gerichtete Anfrage vom 13. 4. 1953 auch durch Ihren Bescheid vom 107 38D10. 108 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Bekenntnisgemeinschaft Bremen vom 13. Juli 1953 (EZA Berlin, 2/2116). 109 35D2.

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27. April110, dass die Bremische Evangelische Kirche in die Evangelische Kirche in Deutschland aufgenommen ist. Diese Nachricht hat in unseren Gemeinden Befremden und Beunruhigung hervorgerufen. Unter Bezugnahme auf das anliegende Stenogramm111 erlauben wir uns noch einmal herauszustellen, was es bedeutet, dass die BEK jetzt Glied der EKD ist. 1. In Artikel 1 der Grundordnung der EKiD112 heisst es: „Die EKiD ist ein Bund bekenntnisbestimmter Landeskirchen, und der Rat hat daru¨ber zu wachen .|.|.“ [sic! ]. Die BEK ist unter dem Vorbehalt aufgenommen worden, dass fu¨r sie in allen Bekenntnisfragen „allein ihre Verfassung und die bremischen Gemeindeordnungen massgebend seien“. Damit ist praktisch der Artikel 1 der Grundordnung ausser Kraft gesetzt. Denn wo wa¨re in der BEK das massgebende Bekenntnis, u¨ber das der Rat zu wachen ha¨tte? Es sei hier angemerkt, dass wir mit dem Hinweis auf das Fehlen einer Bekenntnisbindung in der BEK nicht einem Konfessionalismus das Wort reden wollen. Es handelt sich hier nicht um Fragen des unterschiedlichen Bekenntnisses; vielmehr stehen wir in der Bekenntnisgemeinschaft Bremen wie zur Zeit des Kirchenkampfes als Lutheraner, Reformierte und Unierte in gemeinsamer Abwehr gegen solche, die sich nicht zum auferstandenen und erho¨hten Herrn bekennen. 2. Sollte andererseits der Rat der EKiD versuchen, auch in Bremen die in Artikel 1 seiner Verfassung [sic! ] genannten Aufgaben wahrzunehmen, so mu¨sste er den Kirchenausschuss veranlassen, eine der Pra¨ambel entsprechende neue Verfassung der BEK auszuarbeiten und dem Kirchentag vorzulegen. Aber eben dieser Kirchentag hat 1952 seine Zustimmung zur Grundordnung nur unter der Voraussetzung gegeben, dass a) keinerlei Bekenntnisbindung gefordert wu¨rde; b) dass die in der Verfassung gewa¨hrleistete unbeschra¨nkte Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit keine A¨nderung erfu¨hre. Wird dem Kirchentag nun eine oben gekennzeichnete Verfassung vorgelegt, so ist zumal nach dem Eintritt der BEK in die EKiD die Gefahr gross, dass durch Mehrheitsbeschluss Gewissen vergewaltigt werden. Soll das aber nicht geschehen, so muss alles beim Alten bleiben. Wir ko¨nnen in diesem Zusammenhang nur erneut mit grossem Ernst

110 Beide Schreiben in: EZA Berlin, 2/2116. 111 38D11. 112 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110.

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die Frage aufwerfen: Kann es u¨berhaupt Mehrheitsbeschlu¨sse in Fragen des Bekenntnisses geben? 3. Auch nach der Meinung der Ratsmitglieder, die hier in Bremen bei den Besprechungen anwesend waren, ist eine echte Kirchwerdung nur mo¨glich auf dem Weg einer allma¨hlichen Sammlung der Gemeinden, die durch ihr Bekenntnis zusammengeho¨ren. Diesen Weg versucht die Bekenntnisgemeinschaft Bremens zu gehen; leider ist ihre Arbeit nun durch die Entscheidung des Rates zugunsten der Aufnahme der BEK in die EKiD lahmgelegt worden. Ist damit nicht der Kirchentag als Bremische Synode und der Kirchenausschuss als rechtma¨ssige Kirchenleitung vom Rat der EKiD anerkannt worden? Dass die Stellungnahme des Rates in den der Bekenntnisgemeinschaft angeschlossenen Gemeinden Entta¨uschung und Verwirrung hervorgerufen hat, du¨rfte nach dem Vorstehenden begreiflich sein. Wir glauben, dass wir, wenn es no¨tig ist, gegen die Haltung des Rates der EKiD den unter 3. gekennzeichneten Weg in Bremen fortsetzen mu¨ssen. Ehe wir uns zu weiteren Schritten entschliessen, bitten wir darum, die Frage der Eingliederung der BEK in die EKiD der Synode der EKiD zu erneuter Pru¨fung und Entscheidung vorzulegen. Bekenntnisgemeinschaft Bremen gez. O. Winkelmann Vorsitzender

38D11. Protokoll der Besprechung der Vertreter des Rates der EKD mit der Bremer Bekenntnisgemeinschaft [Bremen]. 20. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 2/2116 (D, Anlage zu 38D9). Anwesend waren die Herren: Landesbischof D. Lilje, Oberkirchenrat D. Herntrich, Pra¨sident D. Niemo¨ller, Pra¨sident D. Brunotte; Pastor Lic. Greiffenhagen, Pastor Arlt, Pastor Denkhaus, Pastor Gerlach, Pastor Ramsauer, Dr. Meyer, Winkelmann. Nach der Begru¨ßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden, Herrn Winkelmann, bat Landesbischof D. Lilje um Information u¨ber die Lage. Pastor Greiffenhagen nahm als Sprecher der Bekenntnisgemeinschaft das Wort. Er verlas zuerst einen Brief des Bremer Kirchenausschusses vom 17. 3. 53 an den Rat der EKiD113. In diesem Brief legt der Kirchen113 35D1.

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ausschuß noch einmal die Gru¨nde dar, die ihn veranlassen, um Aufnahme der BEK in die EKiD zu bitten, und versucht zu zeigen, daß die innere Lage der BEK trotz der gegenteiligen Ansicht der Bekenntnisgemeinschaft eine solche Aufnahme auch rechtfertigt. Um die Lage zu kla¨ren, hatte Pastor Greiffenhagen Herrn Pastor No¨lle noch einmal um seine Stellungnahme zur Frage des Beitrittes zur EKiD gebeten. Herr Pastor No¨lle betont in seiner Antwort, der die Bitte um Weitergabe an den Rat beigefu¨gt war, daß seine Stellung zur Grundordnung der EKiD114 sich nicht ga¨ndert habe. Auch nach Eingliederung der BEK in die EKiD ko¨nne nicht die Grundordnung, sondern mu¨sse fu¨r die Bremer Gemeinden nach wie vor allein die Verfassung der BEK115 maßgebend sein, in der vo¨llige Glaubens-, Lehr- und Gewissensfreiheit zugesichert wird. Das „Evangelium Jesu“ solle mit ganzem Ernst verku¨ndigt werden, aber die Freiheit des Versta¨ndnisses du¨rfe nicht angetastet werden. Lehrfreiheit und freie Wahl des Pfarrers mu¨sse weiterhin gewa¨hrt werden. Seit dem Scheitern der Bemu¨hungen um eine neue Verfassung, an denen Vertreter der Bekenntnisgemeinschaft und Vertreter des Protestantenvereins beteiligt waren, hat kein offizielles theologisches Gespra¨ch mehr stattgefunden (1950). Es war nicht mo¨glich, eine neue Verfassung zu schaffen, weil in der Frage der Pra¨ambel sofort immer die Verschiedenheit der Anschauungen zu Tage tritt. In den ersten Jahren hat der Wunsch, der EKiD beizutreten, die Wahrheit daru¨ber, wie der Protestantenverein den Satz von der Glaubens-, Lehr- und Gewissensfreiheit versteht, verdeckt. Aber es war nicht mo¨glich, sich auch nur auf das oecumenische Bekenntnis vom Sohn Gottes zu einigen. Da es sich aber in den Fragen des Bekenntnisses nicht um trockene Lehrunterschiede, sondern um den Gewinn oder Verlust der ewigen Seligkeit handelt, fu¨hlte sich die Bekenntnisgemeinschaft gezwungen, den Rat der EKiD auf diese Lage in Bremen aufmerksam zu machen. Solange es in Bremen mo¨glich ist, auf Grund der jetzigen Verfassung das Evangelium im Sinne des theologischen Liberalismus zu verku¨ndigen, ohne daß dagegen rechtlich eingeschritten werden kann, ha¨lt die Bekenntnisgemeinschaft auch aus Verantwortung fu¨r die Gemeinden, die einer solchen Verku¨ndigung preisgegeben sind, es fu¨r unmo¨glich, daß die BEK in die EKiD aufgenommen wird. Vielmehr wu¨rde eine Aufnahme eine Infragestellung der EKiD sein und auf den Verzicht des Rates hinauslaufen, fu¨r die Geltung des Bekenntnisses einzutreten. Nach Ansicht der Bekenntnisgemeinschaft ko¨nnte nur eine neue Verfassung Grundlage fu¨r die Eingliederung in die EKiD sein.

114 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 109–113. 115 F. Giese/W. Hosemann, Verfassungen 2, S. 899–905.

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Die Bekenntnisgemeinschaft wu¨rde dann die Eingliederung in die EKiD ebenfalls mit grosser Dankbarkeit begru¨ßen. Landesbischof Lilje dankte fu¨r die Ausfu¨hrungen und hatte seinerseits folgende Fragen: 1. Was bedeutet es, wenn der Rat zu dem Ergebnis kommt: eine Aufnahme ist nicht mo¨glich? Das hieße dann, daß die BEK als einzige, wenn auch kleine Kirche, ausserhalb des Verbandes der EKiD stu¨nde. Es wa¨re z. B. auch den Nachkirchen [sic! ] nicht gleichgu¨ltig, ob ein Mann wie Pastor von Hasselbach in Bremen ungehindert predigen kann oder nicht. Die BEK wa¨re auch einer schrankenlosen Unruhe preisgegeben. 2. Was tun die Bru¨der der Bekenntnisgemeinschaft, wenn die Lage der BEK unvera¨ndert bleibt? Mu¨ssten sie dann nicht die Konsequenzen ziehen und aus diesem Verband austreten, evtl. unter Zusammenschluß zu einem neuen Verband oder der Angliederung an eine andere Landeskirche. 3. Gibt es einen Weg, doch der EKiD beizutreten, ohne daß vorher alle Fragen gelo¨st werden? Die Bekenntnisgemeinschaft mu¨ßte dann weiter mit allem Ernst versuchen, eine Kla¨rung zu erreichen, sie brauchte keine Abendmahls- und Kanzelgemeinschaft zu u¨ben, aber sie mu¨ßte das Gespra¨ch mit dem Protestantenverein aufrecht erhalten. Andererseits ko¨nnte sie von Seiten der EKiD viel sta¨rkere theologische Unterstu¨tzung bekommen als bisher und ha¨tte die Mo¨glichkeit, besser wie dem von [sic! ] von Hasselbach fertig zu werden. Pastor Denkhaus stellte fest, daß jeder Pastor, der neu von aussen nach Bremen kommt, anfangs meint, es mu¨sste bestimmt einen Weg der Versta¨ndigung geben. Es ist andererseits Tatsache, daß seit 1945 manches anders geworden ist. Immerhin geho¨ren inzwischen 40 Pfarrer (ca. 2/3) zur Pfarrbruderschaft. Wenn man weiter dieser Entwicklung Raum gibt, die Gott schenkt, ohne zu versuchen, Dinge von aussen her zu fordern, so wird auch keine Unruhe entstehen. Laut § 14 der Verfassung116 BEK wa¨re ein Zusammenschluß von bekenntnisgebundenen Gemeinden mo¨glich, natu¨rlich ohne besondere Rechte. Vielleicht wu¨rden nach und nach immer mehr Gemeinden, die sich zur Grundordnung der EKiD bekennen, diesem Verband beitreten. Das gescha¨he dann vo¨llig ohne Zwang und wa¨re nach Ansicht der Bekenntnisgemeinschaft ein Weg von innen her, der keine Unruhe nach außen hin schaffen wu¨rde. Pra¨sident Brunotte erkla¨rte, daß dem Rat der EKiD daran liegt, daß das Verha¨ltnis der BEK zur EKiD endlich gekla¨rt wird. Die BEK braucht nur die Grundordnung anzuerkennen, um endgu¨ltig zur EKiD zu geho¨ren. Sieht sich die BEK dazu nicht in der Lage, so mu¨sste fu¨r die Zugeho¨-

116 F. Giese/W. Hosemann, Verfassungen 2, S. 905.

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rigkeit der BEK zur EKiD eine neue Rechtsgrundlage geschaffen werden, etwa in der Art des Verha¨ltnisses der Bru¨dergemeine zur EKiD. Oberkirchenrat Herntrich sagte, daß er sich die Mu¨he gemacht habe, die bremischen Gemeindeordnungen, soweit sie ihm zuga¨ngig waren, durchzulesen. Die meisten haben als einzigen substantiellen Satz den von der Glaubens-, Lehr- und Gewissensfreiheit. In einigen wird u¨berhaupt nichts u¨ber die Glaubensgrundlage gesagt. Das beweise doch, daß der Satz von der Glaubens-, Lehr- und Gewissensfreiheit nicht so interpretiert werden du¨rfe, wie es der 14. Kirchentag in seiner Erkla¨rung getan hat. Dieser Satz sei im Rahmen eines Bekenntnisses einfach unmo¨glich. Deshalb mu¨sse die Pra¨ambel zur Verfassung der BEK fallen gelassen werden. Es sei auch ein Fehler gewesen, nach 1945 durch einen Rechtshilfeakt des Staates die Verfassung von 1920 wiederherzustellen. Dr. Meyer wies darauf hin, daß die Verfassung von 1920 immerhin juristisch so sauber ausgearbeitet sei, daß z. B. Bischof Weidemann nur mit Gewalt, aber nicht auf Grund dieser Verfassung eingesetzt werden konnte. Die Bekenntnisgemeinschaft habe immer versucht, den Weg der Versta¨ndigung mitzugehen im Rahmen dieser Verfassung. Pra¨sident Niemo¨ller erkla¨rte: Wenn die BEK nur unter Beibehaltung des Vorbehaltes der EKiD beitreten will, so wird vom Rat aus die Aufnahme nicht mo¨glich sein. Nach la¨ngeren Ausfu¨hrungen der Herren Pastor Greiffenhagen, Pastor Denkhaus und Dr. Meyer betonte Pra¨sident Niemo¨ller noch einmal: Dann bleibt nur die Mo¨glichkeit, daß die Bremer Gemeinden aktiv werden und erkla¨ren, die alte Verfassung genu¨gt nicht, daß wir uns als Kirche etablieren. Wir brauchen eine neue Verfassung, um wirklich Gliedkirche sein zu ko¨nnen. So wie die Bremer Kirche jetzt ist, kann sie nicht wirklich Kirche sein. Wenn man es recht sieht, sind 40 Pfarrer auf dem Wege. Die Frage ist die, wie weit ko¨nnen wir diesen Zustand tragen und warten, daß er sich weiter nach der positiven Seite entwickeln wird. Es wa¨re denkbar, daß immer mehr Gemeinden wirklich zur Kirche zusammen wachsen wollen. Das ko¨nnte dann eines Tages durch den Austritt aus dem Zweckverband dokumentiert werden, wenn diese Gemeinden dann praktisch aus dem Zweckverband herausgewachsen sind. Bis dahin mu¨ßte die Verbindung der BEK zur EKiD in irgendeiner Form so fest wie mo¨glich aufrecht erhalten bleiben. Ein Kirchengesetz ko¨nnte dafu¨r wohl geschaffen werden. In seinen Schlußausfu¨hrungen sagte Landesbischof Lilje: Dreierlei ist festzustellen: 1. Der Rat bleibt bei seinem Entschluß: Aufnahme nur ohne Vorbehalt. 2. Bis jetzt hat sich kein Weg gezeigt, der Frage auf andere Weise nach zu kommen.

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3. Es muß mo¨glich sein, auf die Verfassung von 1920 ohne die Pra¨ambel zuru¨ckzukommen oder eine neue Verfassung zu schaffen. Die Bekenntnisgemeinschaft mu¨sste folgende Fragen an den Rat richten: Ist der Rat in der Lage, eine Hilfe in der Richtung zu gewa¨hren, die wir alle anstreben: Aufnahme der BEK in die EKiD? Wenn die Aufnahme jetzt nicht mo¨glich ist, gibt es dann einen Weg, ein Verha¨ltnis der BEK zur EKiD analog dem der Herrnhuter Bru¨dergemeine zu schaffen? Wenn beides unmo¨glich ist, so bleibt nur u¨brig, den bisherigen Zustand weiter in Geduld und bru¨derlicher Liebe zu ertragen. Aber die Sorge um die Gemeinden, in denen das Evangelium unseres Wissens nicht rein verku¨ndigt wird, und die Verantwortung fu¨r diese Bru¨der du¨rfen uns nicht zur Ruhe kommen lassen daru¨ber, einen Weg zu suchen. P. S. Der Brief von Herrn Pastor No¨lle117 wurde Herrn Pra¨sident D. Brunotte u¨bergeben.

38D12. Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche an die Kirchenkanzlei. Bremen, 5. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/1018 (O). Betr.: Ihr Schreiben vom 11. April d. J.118 – Tgb. Nr. 1688.II – Nachdem der Beschluß des Rates der EKD vom 26. Ma¨rz d. J., wonach die Grundordnung der EKD mit dem 1. April d. J. fu¨r den Bereich der Bremischen Evang. Kirche wirksam geworden ist, in dem am 15. Mai ausgegebenen Heft 5 des Jahrg. 1953 des Amtsblattes der EKD unter Nr. 78 vero¨ffentlicht worden ist119, steht der Bremischen Evang. Kirche nunmehr ein Sitz in der Synode der Evang. Kirche in Deutschland zu. Da die vom Rat der EKD erlassene Bestimmung u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der ersten Synode der EKD (Amtsblatt 1948 S. 239)120 die Bremische Evang. Kirche in der fu¨r sie in Betracht kommenden Gruppe (8) mit je einem Mitglied noch nicht auffu¨hrt, bitten wir Sie, eine entsprechende Erga¨nzung veranlassen zu wollen. Daraufhin wird unser Kirchentag gema¨ß Art. 24 Abs. 1 der 117 118 119 120

Schreiben No¨lles an Greiffenhagen vom 18. Ma¨rz 1953 (EZA Berlin, 2/2116). EZA Berlin, 2/2116. ABlEKD 1953, Nr. 5 vom 15. Mai 1953, S. 104. ABLEKD 1948, Nr. 12 vom 15. Dezember 1948, S. 239.

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Grundordnung der EKD fu¨r die Amtsdauer der ersten Synode der EKD einen Synodalen und zwei Stellvertreter wa¨hlen. Donandt [m. p. ] Dr. Appel [m. p. ] Pra¨sident Vizepra¨sident

38D13. Schreiben Schwarzhaupts an den Rat. Frankfurt/M., 29. Juli 1953 F: EZA Berlin, 2/P 37 (O). Die Christlich-Demokratische Union hat mich auf ihrer Landesliste fu¨r Hessen zur Bundestagswahl nominiert. Ich habe dieser Nominierung zugestimmt. Ich bitte um die Erlaubnis fu¨r den Fall, dass ich gewa¨hlt werden sollte, die Wahl anzunehmen. Wenn sich herausstellen sollte, dass ich mein Referat im Kirchlichen Aussenamt neben meinen Verpflichtungen als Abgeordnete nicht mehr voll wahrnehmen kann, schlage ich vor, dass vorla¨ufig ein juristischer Hilfsarbeiter im Angestelltenverha¨ltnis zu meiner Unterstu¨tzung eingestellt und aus meinem Gehalt besoldet wird. Elisabeth Schwarzhaupt [m. p. ]

38E Dokumente 38E1. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Landeskirchen. Hannover, 7. Dezember 1953 F: EZA Berlin, 4/609 (H). Betr.: Ostpfarrerversorgung hier: Verbesserungsmo¨glichkeiten A. Bericht u¨ber den gegenwa¨rtigen Stand. Im Rahmen des Ostpfarrer-Finanzausgleiches der 19 westdeutschen Landeskirchen werden z. Zt. rund 2.200 Ostpfarrer (mit 1.000 zuschlagsberechtigten Kindern) versorgt, und zwar 1.500 „echte“ und 700 „unechte“ Ostpfarrer; von den 1.500 echten Ostpfarrern haben mehr als 1.200 Ostpfarrer Versorgungsanspru¨che gegenu¨ber der APU (wa¨hrend die restlichen 200 [sic! ] Ostpfarrer aus nicht mehr bestehenden Kirchen oder aus

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Kirchen ausserhalb der fru¨heren Reichsgrenzen stammen). Von den 700 unechten Ostpfarrern haben mehr als 500 Ostpfarrer Versorgungsanspru¨che gegenu¨ber der APU (wa¨hrend die restlichen 200 Ostpfarrer Anspru¨che gegenu¨ber Gliedkirchen im Bereich der DDR haben). Von den insgesamt 2.200 im westdeutschen Finanzausgleich versorgten Ostpfarrern sind mithin mehr als 1.800, also mehr als 80%, Versorgungsberechtigte der APU. (Diese Zahlen beruhen auf der Abrechnung des 15. FinanzausgleichsZeitraumes. Die neuesten Zahlen aus dem 16. Finanzausgleich werden den westdeutschen Landeskirchen in Ku¨rze zugehen.) Im Haushaltsjahr 1953/54 betragen die Gesamtaufwendungen im Rahmen dieses Ostpfarrerfinanzausgleichs (also ohne die ausserhalb des Finanzausgleichs gezahlten sehr erheblichen zusa¨tzlichen Beihilfen) rund 7. 200. 000,– DM; davon werden durch Bundeszuschu¨sse in diesem Haushaltsjahr 4. 500. 000,– DM erstattet, so dass durch Eigenleistungen der 19 westdeutschen Landeskirchen im laufenden Haushaltsjahr insgesamt 2. 700. 000,– DM aufzubringen sind. Diese Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen im Rahmen ihres Ostpfarrerfinanzausgleichs werden ku¨nftig von Jahr zu Jahr deswegen wesentlich erho¨ht werden mu¨ssen, weil die Bundeszuschu¨sse von Jahr zu Jahr sehr wesentlich niedriger werden, um schon vom Jahre 1960 ab voraussichtlich vo¨llig aufzuho¨ren. Diese zwangsla¨ufig notwendig werdende Erho¨hung der Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen wird im na¨chsten Haushaltsjahr bereits 1. 100. 000,– DM betragen, so dass die westdeutschen Landeskirchen ku¨nftig als Eigenleistungen folgende Betra¨ge aufzubringen haben: Im Haushaltsjahr 1954/55 = 3. 800. 000,– DM „ „ 1955/56 = 4. 600. 000,– DM „ „ 1956/57 = 5. 300. 000,– DM „ „ 1957/58 = 5. 800. 000,– DM „ „ 1958/59 = 6. 400. 000,– DM „ „ 1959/60 = 6. 500. 000,– DM „ „ 1960/61 = 7. 200. 000,– DM

(gegenu¨ber z. Zt. 2. 700. 000,– DM) „ „ „ ( ) „ „ „ ( ) „ „ „ ( ) „ „ „ ( ) „ „ „ ( ) „ „ „ ( )

B. Mo¨glichkeiten fu¨r eine ku¨nftige Verbesserung der westdeutschen Ostpfarrerversorgung. 1. Der erste Versuch fu¨r eine weitere Verbesserung der bisherigen Regelung ist die Bitte unseres Rundschreibens vom 12. Mai 1953 – 12.165 II121 – nach Erho¨hung der Versorgung der echten Ostpfarrer von bisher 90 % auf ku¨nftig 100 % der ihnen nach dem Gesetzesstand vom 31. Ma¨rz 1951 zustehenden ungeku¨rzten Versorgungsbezu¨ge. Diese Bitte 121 EZA Berlin, 2/6069.

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unseres Rundschreibens vom 12. Mai 1953 wiederholen wir hiermit noch einmal sehr herzlich und dringend, indem wir erga¨nzend auch noch darauf hinweisen, dass diese echten Ostpfarrer ku¨nftig mit dem fast vollsta¨ndigen Fortfall der ihnen bisher in gro¨sserem Umfang 3–4mal ja¨hrlich zusa¨tzlich zugeflossenen steuerfreien Beihilfen aus Soforthilfemitteln und dergleichen, also im Ergebnis mit einer sehr fu¨hlbaren Verringerung ihrer Einnahmen rechnen mu¨ssen, falls der Versorgungssatz nicht ku¨nftig auf 100 % erho¨ht wird. Die Erfu¨llung dieser unserer Bitte wu¨rde eine weitere laufende Erho¨hung der Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen um ja¨hrlich 530.000,– DM zur Folge haben. 2. Eine weitere Erho¨hung der Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen um ja¨hrlich 144.000,– DM oder 264.000,– DM wird eintreten, wenn die 19 westdeutschen Landeskirchen sich entschliessen ko¨nnen, die weitere Bitte unseres Rundschreibens vom 12. Mai 1953 zu erfu¨llen und die Versorgung der unechten Ostpfarrer von bisher 60 % + 15 % Teuerungszuschlag (insgesamt 69 %) auf ku¨nftig 75 oder 80 % der ihnen nach dem Gesetzesstand vom 31. Ma¨rz 1953 zustehenden ungeku¨rzten Versorgungsbezu¨ge zu erho¨hen, sobald die ostdeutschen Landeskirchen ihrerseits fu¨r ihren Bereich eine entsprechende Erho¨hung durchgefu¨hrt haben, was sie jetzt ernstlich anstreben und wofu¨r sie die Hilfe der westdeutschen Schwesternkirchen [sic! ] im Rahmen des Hilfsplans erbitten werden. 3. Schliesslich wird eine nicht unerhebliche laufende weitere Erho¨hung der Leistungen der westdeutschen Landeskirchen notwendig werden fu¨r den Fall, dass fu¨r die Zukunft eine Vergro¨sserung der Zahl der Neuaufnahmen in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung dadurch ermo¨glicht werden kann, dass die 19 westdeutschen Landeskirchen sich auf eine Neufassung der Neuaufnahme-Grundsa¨tze einigen, fu¨r die wir einen Vorschlag in der Anlage vorlegen122. 4. Fu¨r den Fall, dass ku¨nftig etwa auch noch die in Westdeutschland lebenden fru¨heren Bediensteten der Inneren Mission aus dem Gebiet o¨stlich der Oder-Neisse-Linie von den westdeutschen Landeskirchen nach Massgabe der Ostpfarrer-Richtlinien im Rahmen des Ostpfarrerfinanzausgleichs in Ho¨he der Mindestsa¨tze mit versorgt werden sollten, mu¨ssten die Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen in jedem Jahr noch weiter erho¨ht werden. Hierbei handelt es sich – soweit uns bisher bekannt geworden ist – um 21 Personen: 2 fru¨here A¨rzte, 4 Arztwitwen,

122 38E2.

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2 fru¨here Studienra¨tinnen 1 fru¨here Oberin, 1 Schulwartswitwe, 1 Arbeitssta¨ttenleiters-Witwe, 1 Diakonswitwe, 1 Stadtmissionsleiters-Witwe, 3 fru¨here Diakone, 1 fru¨herer Heilanstalts-Leiter, 1 fru¨herer Erzieher, 2 fru¨here Schulleiter, 1 fru¨herer Heimleiter. Kirchenkanzlei und Finanzbeirat der EKD haben bisher diese vom Central-Ausschuss der [sic! ] Inneren Mission erbetene nachtra¨gliche Erweiterung des Kreises der im Finanzausgleich der westdeutschen Landeskirchen zu beru¨cksichtigenden Ostpfarrer nicht fu¨r mo¨glich gehalten, sondern sind vielmehr der Meinung, dass die westdeutsche Innere Mission selbst die Aufgabe hat, etwa mit Hilfe des beim Centralausschuss fu¨r u¨berregionale Aufgaben bereits bestehenden Ausgleichsfonds, der no¨tigenfalls etwas erho¨ht werden mu¨sste, die Bediensteten der Inneren Mission aus dem Osten in a¨hnlicher Weise zu versorgen, wie das die westdeutschen Landeskirchen hinsichtlich der kirchlichen Mitarbeiter aus dem Osten tun und wie § 61 des Bundesgesetzes nach Artikel 131 dies auch fu¨r diejenigen Einrichtungen vorsieht, die den in § 2 dieses Gesetzes aufgefu¨hrten Nichtgebietsko¨rperschaften entsprechen. 5. Der Rat der EKD hat uns schliesslich mit der Pru¨fung der Frage beauftragt, ob es etwa mo¨glich sei, die Versorgung der 74 aus West-Berlin stammenden und jetzt in Westdeutschland lebenden APU-Ostpfarrer, die seit dem 1. April 1953 wieder von der APU selbst versorgt werden, ku¨nftig etwa doch wieder von der APU auf die Gesamtheit der westdeutschen Landeskirchen zuru¨ck zu u¨bertragen. Die APU selbst hat einen solchen Antrag nicht gestellt. Neue Gesichtspunkte, die eine Ru¨ckga¨ngigmachung der vorja¨hrigen Entschliessung der westdeutschen Landeskirchen veranlassen ko¨nnten, sind uns nicht bekannt geworden; sie wu¨rde eine weitere laufende Erho¨hung der Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen von ja¨hrlich rund 200.000,– DM bis 280.000,– DM zur Folge haben, je nachdem ob der Versorgungssatz fu¨r unechte Ostpfarrer ku¨nftig 69 % oder mehr betragen wird. 6. Fu¨r den Fall, dass daru¨ber hinaus eine noch weitere Entlastung der APU dadurch ermo¨glicht werden soll, dass die Versorgung der bisher von der APU selbst in West-Berlin versorgten 237 APU-Ostpfarrer in der bisherigen Ho¨he ku¨nftig etwa mit im westdeutschen Ostpfarrer-

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Finanzausgleich zusa¨tzlich mit beru¨cksichtigt werden sollte, mu¨ssten die Eigenleistungen der westdeutschen Landeskirchen – soweit wir es bisher u¨bersehen – um weitere rund 1. 000. 000,– DM fu¨r jedes Jahr erho¨ht werden. Ein entsprechender Antrag der APU ist uns bisher schriftlich noch nicht zugegangen, aber schon seit la¨ngerem wiederholt in Aussicht gestellt worden. C. Vorschlag Zu B. 1. Erfu¨llung des Wunsches nach Erho¨hung der Versorgungsansa¨tze fu¨r die echten Ostpfarrer auf 100% mit Wirkung vom 1. April 1954. Zu B. 2. Erfu¨llung des Wunsches nach Erho¨hung der Versorgungsansa¨tze fu¨r die unechten Ostpfarrer auf 75 % oder 80 %, sobald die ostdeutschen Landeskirchen ihrerseits eine entsprechende Erho¨hung durchgefu¨hrt haben. Zu B. 3. Erfu¨llung des Wunsches nach Neufassung der Neuaufnahme-Grundsa¨tze mit sofortiger Wirkung. Zu B. 4–6. Erfu¨llung dieser, die Entlastung der westdeutschen Inneren Mission und APU bezweckenden Wu¨nsche insoweit, als dadurch nicht die Erfu¨llung der Wu¨nsche zu B 1–3 und die Durchfu¨hrung des neuen Hilfsplans fu¨r die ostdeutschen Kirchen beeintra¨chtigt wird. gez. D. Brunotte

38E2. „Ausfu¨hrungsbestimmungen u¨ber Neuaufnahmen in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung“. [Hannover, 7. Dezember 1953] F: EZA Berlin, 4/609 (H; Anlage zu 38E1). A. Bisheriger Stand: Die westdeutschen Landeskirchen haben die Kirchenkanzlei erma¨chtigt, Antra¨ge auf Neuaufnahme in den westdeutschen Ostpfarrer-Finanzausgleich in folgenden Fa¨llen zu beru¨cksichtigen: a) In allen Fa¨llen der Entlassung aus Gefangenschaft, b) in allen Fa¨llen des Zuzugs aus dem Gebiet o¨stlich der Oder-NeißeLinie,

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c) in weiteren, besonders hart liegenden Ausnahmefa¨llen, insbesondere bei unverschuldeter unmittelbarer Gefahr fu¨r Leib und Leben, sowie bei einem Alter von mindestens 75 Jahren, wenn na¨chste Angeho¨rige (Ehegatten oder Kinder) in Westdeutschland wohnen und eine Unterbringung bei na¨chsten Angeho¨rigen in der Deutschen Demokratischen Republik nicht mo¨glich oder eine Unterbringung in einem Heim der Inneren Mission untunlich ist. In den Fa¨llen zu a) und b) bedu¨rfen die Aufnahmen ku¨nftig abweichend von § 42 der Ostpfarrer-Versorgungs-Richtlinien des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 22. April 1952123 nicht mehr der Anho¨rung der fu¨r den neuen Wohnsitz zusta¨ndigen Landeskirche und der Zustimmung des Aufnahmeausschusses. In den Fa¨llen zu c) bedarf die Neuaufnahme der einmu¨tigen Zustimmung des Aufnahmeausschusses; in diesen Fa¨llen sind in der Regel nicht die vollen Versorgungsbezu¨ge nach den Richtlinien des Rates zu zahlen, sondern eine mit Ru¨cksicht auf die besondere Lage des Einzelfalles vom Aufnahmeausschuss festgesetzte, hinsichtlich der Ho¨he und der Dauer begrenzte Nothilfe. B. Vorschlag fu¨r Neuregelung: Die westdeutschen Landeskirchen erma¨chtigen die Kirchenkanzlei, gema¨ss § 43 der Richtlinien des Rates der EKD zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen vom 22. April 1952 folgende Ausfu¨hrungsbestimmungen zu erlassen. §1 Versorgungszahlungen nach den Richtlinien des Rates der EKD zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen ko¨nnen an die im § 1 jener Richtlinien genannten Ostpfarrer und ihre Angeho¨rigen nur gezahlt werden, wenn sie 1. ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt bis zum 1. Juli 1949 im Gebiet einer der 19 westdeutschen Landeskirchen genommen haben oder 2. nach diesem Zeitpunkt im Gebiet einer der 19 westdeutschen Landeskirchen ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt genommen haben a) als Heimkehrer (§ 1 des Heimkehrergesetzes124) 123 „Richtlinien zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen“. Vom 22. April 1952 (ABlEKD 1952, Nr. 5 vom 15. Mai 1952, S. 90–93). 124 „Gesetz u¨ber Hilfsmaßnahmen fu¨r Heimkehrer (Heimkehrergesetz)“ vom 19. Juni 1950 (BGBl I 1950, Nr. 27 vom 26. Juni 1950, S. 221–224).

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b) im Anschluss an die Aussiedlung (§ 1 Abs. 2 Nr. 3 des Bundesvertriebenengesetzes125) c) im Anschluss an die Ru¨ckkehr aus fremden Staaten, wenn sie vor Ablauf des 8. Mai 1945 ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt aus dem Reichsgebiet in seinen jeweiligen Grenzen in das Ausland verlegt hatten oder vor oder nach diesem Zeitpunkt im Zuge der allgemeinen Vertreibungsmassnahmen – insbesondere Ausweisung oder Flucht – nach dem Ausland gelangt waren. §2 Ostpfarrer, die nach dem 1. Juli 1949 im Gebiet einer der 19 westdeutschen Landeskirchen ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt genommen haben, ko¨nnen in besonders hart liegenden Ausnahmefa¨llen durch einstimmigen Beschluss des bei der Kirchenkanzlei bestellten Aufnahmeausschuss[es ] in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung aufgenommen werden. Diese Voraussetzung ist insbesondere gegeben 1. wenn sie aus der sowjetischen Besatzungszone oder dem sowjetisch besetzten Sektor von Berlin flu¨chten mussten, um sich einer von ihnen nicht zu vertretenden und durch die politischen Verha¨ltnisse bedingten unmittelbaren Gefahr fu¨r Leib und Leben oder fu¨r die perso¨nliche Freiheit zu entziehen und wenn die dringende Notwendigkeit dieser ihrer Flucht durch die Leitung ihrer Heimatkirche ausdru¨cklich anerkannt worden ist. 2. wenn sie im Wege der Familienzusammenfu¨hrung im Gebiet einer der 19 westdeutschen Landeskirchen ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt begru¨ndet haben, weil sie mindestens siebzig Jahre alt sind oder nach amtsa¨rztlichem Zeugnis infolge ko¨rperlicher oder geistiger Gebrechlichkeit sta¨ndiger Wartung und Pflege bedu¨rfen und diese in der sowjetischen Besatzungszone und im sowjetisch besetzten Sektor von Berlin auch nicht durch Angeho¨rige oder durch kirchliche Stellen ermo¨glicht bekommen ko¨nnen. Als Familienzusammenfu¨hrung ist nur die Aufnahme durch den Ehegatten oder Verwandten [sic! ] gerader Linie oder der Seitenlinie bis zum zweiten Grade (Geschwister) anzusehen.

125 „Gesetz u¨ber die Angelegenheiten der Vertriebenen und Flu¨chtlinge (Bundesvertriebenengesetz)“ vom 19. Mai 1953 (BGBl I 1953, Nr. 22 vom 22. Mai 1953, S. 201–221).

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§3 In den Fa¨llen des § 2 wird der Aufnahmeausschuss eine im Bundesnotaufnahmeverfahren ergangene Entscheidung und vor allem die Stellungnahme der Heimatkirche beru¨cksichtigen, ohne indessen an sie gebunden zu sein. In den Fa¨llen des § 2 sind in der Regel nicht die vollen Versorgungsbezu¨ge nach den Richtlinien des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zu zahlen, sondern eine mit Ru¨cksicht auf die besondere Lage des Einzelfalles vom Aufnahmeausschuss festgesetzte, hinsichtlich der Ho¨he und Dauer begrenzte Nothilfe.

38E3. Protokoll der Sitzung der Kammer und des Synodalausschusses fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Berlin, 29. und 30. Juni 1953 F: EZA Berlin, 2/1349, Bl. 141 (H). 141r

3Protokoll der Sitzung vom 29. 6. 1953

Teilnehmer: siehe nachfolgende Liste Seite 3126. Zu Beginn wurde festgestellt, daß die Kammer es begru¨ßen wu¨rde, wenn in Zukunft bei Sitzungen in Berlin die Teilnehmer aus dem Ostgebiet durch die Berliner Stelle der Kirchenkanzlei, die Teilnehmer aus dem Westgebiet durch die Kirchenkanzlei Hannover eingeladen werden. Man war der Meinung, daß dann solche Schwierigkeiten, wie sie bei dieser Sitzung aufgetreten sind, zu vermeiden sind. Der Vorsitzende wird mit der Kirchenkanzlei in Hannover entsprechende Vereinbarungen treffen. Pra¨sident Hildebrandt gab sodann das einleitende Referat u¨ber die derzeitige Situation der ev. Kirche in der West-Ost-Spannung. Ausgehend von dem 10. Juni 1953 stellte er fest, daß die Regierung bemu¨ht ist, die damals getroffenen Vereinbarungen durchzufu¨hren. Das gilt sowohl fu¨r die Behandlung der Jungen Gemeinde und der Studentengemeinden als auch fu¨r die Ru¨ckgabe der Anstalten der Inneren Mission, wenn gewiß auch auf den unteren Ebenen noch mancherlei Hemmungen aus begreiflichen Gru¨nden festzustellen sind. Schwierig allerdings bleibt der Punkt der Vereinbarungen betr. Verhaftungen und Verurteilungen kirchlicher Amtstra¨ger. Es wurde festgestellt, daß etwa 14 Verhaftete freigelassen 126 Die Liste fu¨hrt folgende Namen auf: Tillmanns, v. Thadden-Trieglaff, Krummacher, Jacob, Fricke, Putz, Manfred Mu¨ller, Berg, v.d. Gablentz, Hofmann, Bo¨hm, Bauer, Hildebrandt, Klemm, Kreyssig, und Behm.

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sind. Außer dem Diakon Dost handelt es sich aber nur um Fa¨lle, die wegen Wirtschaftsverbrechen o. a¨. inhaftiert waren. Die Kirche wird nicht nachlassen, gerade in diesem Punkte entscheidende Maßnahmen des Staates zu fordern. Pra¨sident Hildebrandt zeichnete sodann ein Bild des 17. Juni 1953 und seiner Folgen aus der Schau des Ostens und stellte fest, daß es sich um ein echtes Zeugnis der unterdru¨ckten Arbeiterschaft gehandelt hat, daß die Regierung aber nunmehr bemu¨ht ist, ihren neuen Kurs unter den alten Vorzeichen (Verhaftungen, Propaganda usw.) fortzusetzen. Er stellte als die Aufgaben der Kirche heraus: 1. Fu¨rbitte fu¨r die Leidenden und Eintreten fu¨r sie. 2. Aufzeigen der Wahrheit, auch u¨ber den 17. Juni 1953 und seine Ursachen. 3. Aufnehmen des Rufes nach der Vereinigung Deutschlands. Die Kirche hat die Linie von Elbingerode fortzusetzen, hat nach Mo¨glichkeit konkrete Weisungen zu erarbeiten und sich um ein neues Verha¨ltnis zwischen Kirche und Arbeiterschaft zu bemu¨hen, die den Zusammenbruch des Marxismus in der Arbeiterschaft erlebt. 4. Hilfe der Westkirchen fu¨r die Ostkirchen. (Versta¨rkung der kirchlichen Kra¨fte des Ostens durch Zuzu¨ge aus dem Westen, versta¨rkter Besuchsdienst, Fortsetzung der finanziellen und materiellen Hilfe.) 141v 3In der sehr lebhaften Aussprache, an der sich alle in gleicher Weise beteiligten, wurde zuna¨chst das Bild der Ereignisse des 17. Juni 1953 von Vertretern des Ostens noch vervollsta¨ndigt und seine Deutung aus o¨stlicher und westlicher Sicht erarbeitet. Es wurde festgestellt, daß es sich um welthistorische Ereignisse handelt, deren Bedeutung vom Westen, auch von den kirchlichen Kreisen des Westens, nicht immer voll gesehen wird. Die Kirche ist gerade in dieser Stunde gerufen, bei aller Offenheit fu¨r das Geschehen und seiner Hintergru¨nde doch in großer Nu¨chternheit und innerer Zucht ihren Weg zu gehen. Eingehend bescha¨ftigte sich die Kammer dann zuna¨chst mit dem letzten Punkt der von Pra¨sident Hildebrandt aufgezeigten Aufgaben der Kirche, der Frage, in welcher Weise die Kirche im Augenblick ihren Hilfsdienst versehen kann. Seitens der Vertreter des Westens wurde die Mo¨glichkeit seiner umfassenden Hilfe bejaht und nun Rat erbeten, in welcher Weise diese erfolgen kann. Nach la¨ngerer Aussprache wurde festgestellt, daß eine Großaktion ohne Genehmigung der Regierung der DDR nicht mo¨glich ist, daß diese aber z. Zt. schwer zu bekommen sein wird, da die Regierung eine propagandistische Deutung bzw. Mißdeutung befu¨rchten wu¨rde. Es wurde dahingehend entschieden, daß den Gemeinden des Westens auf „stillem Wege“ schon jetzt eine Versta¨rkung der Patenschaftshilfe empfohlen wird, daß zugleich aber dem Ratsvorsitzenden nahegelegt wird, zu einem Zeitpunkt, da es ihm geboten erscheint an die Regie-

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38E Dokumente

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rung der DDR mit dem Angebot einer Großaktion heranzutreten, daß bis dahin aber von dem Westen die no¨tigen Vorbereitungen zu einer solchen Aktion getroffen werden. Die Kammer bescha¨ftigte sich dann noch mit einigen kleineren Fragen im Zusammenhang mit der Mo¨glichkeit der Ru¨ckkehr von Republikflu¨chtigen. Sie sah keine Veranlassung, hier besondere Empfehlungen z. Zt. ergehen zu lassen, da dieses Aufgabe der Kirchenleitungen sei. Sie hielt es allerdings fu¨r notwendig, auch ihrerseits zu betonen, daß die Finanzhilfen fortgesetzt werden wu¨rden. Die Kammer vertagte sich auf den 30. Juni 1953, 9 Uhr. Protokoll der Sitzung vom 30. Juni 1953 Die Aussprache u¨ber das, was in der gegebenen Situation von der Kirche zu geschehen hat, wurde fortgesetzt. Sie fand ihren Niederschlag in den beiliegenden Empfehlungen an den Rat der EKiD127. Sodann wurde kurz u¨ber das Ergebnis der Maßnahmen berichtet, die in der Sitzung vom 25./26. 11. 52 hinsichtlich der Verbreitung eines Berichtes u¨ber die vertrauliche Hauptausschußsitzung von Elbingerode beschlossen worden waren. Klagen wegen unzula¨nglicher Einladung zu der Sitzung wurden besprochen und die Vorsitzenden um Abhilfe durch die Kirchenkanzlei gebeten. Die na¨chste gemeinsame Tagung von Kammer und Synodalausschuss wird fu¨r die 2. Ha¨lfte September in Aussicht genommen. Falls Reiseerleichterungen von Ost nach West eingetreten sind, soll die Sitzung in Westdeutschland (mo¨glichst Na¨he Bonn) stattfinden; andernfalls Berlin.

38E4. Empfehlung der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung und des Synodalausschusses an den Rat der EKD. Berlin, 30. Juni 1953 F: Berlin, EZA 2/1349, Bl. 142 (H; Anlage zu 38E3). 142r

3Die Kammer und der Synodalausschuß der EKiD fu¨r o¨ffentliche Verantwortung haben in einer gemeinsamen Sitzung in Berlin am 29. und 30. Juni 1953 die Lage der Christen in der DDR nach den Ereignissen vom 10. und 17. Juni beraten. Sie u¨bermitteln dem Rat der EKiD folgende Empfehlungen: 1.) Kammer und Ausschuß bitten den Rat, die Landeskirchen zu veranlassen, die Fu¨rbitte (mo¨glichst namentlich) fu¨r die in der DDR gefangenen 127 38E4.

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38. Sitzung Berlin, 11. September 1953

Diener der Kirche allen Gemeinden erneut zur Pflicht zu machen. Dieser Fu¨rbitte ist anzuschließen diejenige fu¨r die Opfer der Ereignisse vom 17. Juni 1953. Der Rat mo¨ge den in der Oekumene vereinigten christlichen Kirchen die Bitte u¨bermitteln, daß der in der DDR gefangenen Diener unserer Kirche und der Opfer des 17. Juni 1953 in der Fu¨rbitte gedacht wird, und daß alle Schritte unternommen werden, die geeignet sind, das Los unserer gefangenen Bru¨der und der Opfer des 17. Juni 1953 zu erleichtern. 2.) In der Christenheit der westlichen Landeskirchen besteht nach u¨bereinstimmendem Urteil eine erho¨hte Bereitschaft, den Bru¨dern und Schwersten in der DDR ihre Verbundenheit zu bekunden. Diese ihre Verbundenheit mo¨chten sie durch eine außerordentliche und nachhaltig wirksame Spende von Lebensmitteln sowie andere Hilfen zum Ausdruck bringen. Kammer und Ausschuß bitten den Herrn Ratsvorsitzenden, im geeigneten Zeitpunkt mit der maßgebende Stelle in der DDR wegen Genehmigung einer solchen Hilfsaktion zur Bekundung der Verbundenheit zu verhandeln und das Hilfswerk der EKiD mit den Vorbereitungen zu betrauen. Kammer und Ausschuß bitten den Rat der EKiD, die Landeskirchen und die gliedkirchlichen Hilfswerke anzuhalten, alle fu¨r die Durchfu¨hrung einer solchen außerordentlichen Hilfsaktion erforderlichen Maßnahmen vorzubereiten, zwischenzeitlich jedoch in der Fortsetzung der laufenden Patenschaftshilfe nicht nachzulassen. 3.) Kammer und Ausschuß empfehlen, daß die na¨chste Synode der EKiD die Frage einer verantwortlichen Neuordnung unserer Gesellschaft ero¨rtere. Diese Frage ist auch im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Deutschlands und durch den Zusammenbruch von sozialen Ersatzreligionen, wie dem Marxismus dringend gestellt. Der Rat mo¨ge alsbald einen kleinen Kreis sachversta¨ndiger Glieder unserer Kirche zusammenrufen, der die Synode sorgfa¨ltig vorbereitet und die EKiD instandsetzt, die Synode einzuberufen, wenn es die Situation erfordert. gez. Dr. Walter Bauer gez. Dr. Robert Tillmanns.

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39 Dresden, 22. Oktober 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Dresden, Ev.-Luth. Diakonissenhaus, Bautzener Straße 66. Donnerstag, 22. Oktober 1953 (9.30 Uhr). Donnerstag, 22. Oktober 1953 (Uhrzeit unbekannt). Vom Rat: Dibelius, Hahn, Haug, Heinemann, Herntrich, Kreyssig, Mager, Meiser, Niemo¨ller, Niesel, Smend. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Karnatz. Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Schwarzhaupt. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR Gru¨ber. Brunotte.

39A Vorbereitung der Sitzung 39A1. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 1. Oktober 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Nach dem Beschluß des Rates vom 11. September d. J. soll die na¨chste Sitzung am Anschluß an die Einfu¨hrung des neuen Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Dresden gehalten werden. Demgema¨ß laden wir die Herren Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland im Auftrage des Herrn Ratsvorsitzenden zu einer Sitzung im Evangelisch-Lutherischen Diakonissenhaus in Dresden N 6, Bautzener Str. 66, auf Donnerstag, den 22. und Freitag, den 23. Oktober d. J. ergebenst ein. Die Tagung soll am 22. Oktober, 9.30 Uhr beginnen. Die Tagesordnung wird noch bekanntgegeben. Im Falle der Behinderung du¨rfen wir um eine Mitteilung bitten. Die Direktion des Ev.-Luth. Diakonissenhauses in Dresden ist gern bereit, alle an der Ratstagung teilnehmenden Herren zu beherbergen. Wir

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

bitten, dem Diakonissenhaus alsbald mitzuteilen, fu¨r welche Zeit das Quartier in Anspruch genommen wird und wieweit auch fu¨r die Unterbringung eines Fahrers gesorgt werden muß. D. Dr. Karnatz 39A2. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder. Berlin, 12. Oktober 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Im Anschluß an unser Einladungsschreiben vom 1. d. M. – K.B. I 2405/531 – geben wir nachstehende Tagesordnung fu¨r die Sitzung des Rates am 22./23. Oktober d. J. in Dresden bekannt: Tagesordnung 1) Bericht zur Lage 2) Seelsorge in deutschen milita¨rischen Verba¨nden 3) Entsendungen nach Evanston 4) Tagungsort, Tagungszeit und Beratungsgegensta¨nde der na¨chsten Synode der Ev. Kirche in Deutschland 5) Vorbereitung eines Gesetzes betr. die Synode der Ev. Kirche in Deutschland 6) Bericht u¨ber das Technische Hilfswerk 7) Antrag auf Wiederbeilegung der Rechte des geistlichen Standes gema¨ß § 95 Abs. 2 Ziff. 2 des Disziplinargesetzes 8) Beschwerde von Pastor Kube betr. Erstattung von Heimreisekosten 9) Weitere Berichte des Kirchlichen Außenamtes 10) Verschiedenes.

Berichterstatter D. Dr. Dibelius D. Brunotte D. Niemo¨ller Dr. Dr. Heinemann Dr. Dr. Heinemann D. Kunst D. Brunotte Dr. Schwarzhaupt Dr. Schwarzhaupt

Bei dieser Gelegenheit du¨rfen wir ein Grußwort fu¨r die Heimkehrer, das von der Evangelischen Verlagsanstalt auf unsere Veranlassung herausgebracht worden ist, mit der Bitte um Kenntnisnahme u¨berreichen2. D. Dr. Karnatz 1 39A1. 2 Heimatkirche.

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39B Protokoll

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39B Protokoll F: EZA Berlin, 2/1796 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 26. Oktober 1953 u¨bersandt). G: Mitschriften 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Heinemann (AdsD Bonn, NL Heinemann, 2, 0489); 3. Meiser (LKA Nu¨rnberg, Meiser, 142); 4. Niesel (AEKR Du¨sseldorf, 6HA 002/241); 5. Smend (NL Smend). Niederschrift u¨ber die 39. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 22. Oktober 1953 in Dresden3. Anwesend:

Sa¨mtliche Mitglieder des Rates (ausser Landesbischof D. Dr. Lilje) Von den Amtsstellen: Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt, Pra¨lat D. Kunst, Propst D. Gru¨ber. 1.

Bericht u¨ber die kirchliche Lage Der Vorsitzende des Rates erstattete den Bericht u¨ber die allgemeine Lage, die sich fu¨r die EKD durch die Bundestagswahl im Westen4 und durch den neuen Kurs in der DDR ergeben hat5. Der Bericht wurde durch Pra¨lat D. Kunst und Propst D. Gru¨ber erga¨nzt6. 3 Vgl. auch die Berichterstattung in: EvW 7, 1953, S. 636 und KiZ 1953, 8, S. 219. 4 Dibelius hatte zur Ero¨ffnung des zweiten deutschen Bundestages eine Predigt vor den Abgeordneten gehalten. Bei dieser Gelegenheit hatte er Bundeskanzler Adenauer, Bundespra¨sident Heuß und den Oppositionsfu¨hrer Ollenhauer besucht (G 4). Im Rat berichtete er u. a. von der nicht unbetra¨chtlichen Zahl bewusst evangelischer Abgeordneter im neuen Bundestag (G 3). 5 Nach G 3 wurden vor allem die sichtbaren Auswirkungen des Neuen Kurses hervorgehoben sowie angesichts der noch nicht vollsta¨ndig umgesetzten Zusagen vom 10. Juni (vgl. 37B1) betont, dass diese von der staatlichen Seite dennoch nicht in Frage gestellt wu¨rden. Daru¨ber hinaus berichtete Dibelius u¨ber die Entlassung deutscher Kriegsgefangener aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Im Rat wurde vor einem allzu begeisterten Empfang der Kriegsgefangenen gewarnt, um die Entlassung weiterer Gefangener nicht zu gefa¨hrden. Zugleich bewilligte der Rat Mittel fu¨r Geschenke, die den Kriegsgefangenen bei ihrer Heimkehr ausgeha¨ndigt werden sollten (G 4). Daru¨ber hinaus ging es um die schwierige Lage von Kriegsgefanenen, die in die DDR zuru¨ckkehrten. Auch fu¨r sie wurden Mittel erbeten (G 3). 6 Kunst berichtete u¨ber das Wahlergebnis, das ungewo¨hnliche Echo auf die Predigt von Dibelius vor dem Bundestag und die Gespra¨che zwischen Dibelius, Heuß, Adenauer und Ollenhauer. Dabei ging es vor allem um Fragen des konfessionellen Proporzes innerhalb der Regierung und bei der Besetzung hoher Regierungsa¨mter und Posten, wie dem des Botschafter-

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

Der Rat beschloss, in der Frage der Aufhebung des Interzonenpasses und der Beseitigung der Aufenthaltsgenehmigungen ta¨tig zu werden, und zwar sowohl im speziell kirchlichen Interesse als auch aus allgemeinen Gru¨nden der Menschlichkeit. Der Vorsitzende des Rates wurde gebeten, bei den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik vorstellig zu werden, gegebenenfalls auch bei den vier Oberkommissaren der Besatzungsma¨chte. Seelsorge in deutschen milita¨rischen Verba¨nden7 Pra¨sident D. Brunotte berichtete u¨ber die Sitzung des vom Rat eingesetzten Ausschusses am 13. 10. in Hannover unter dem Vorsitz von Landesbischof D. Bender8. Die Niederschrift u¨ber die Sitzung soll den Ratsmitgliedern noch zugesandt werden9. Der Rat erkla¨rte sich im grossen und ganzen mit den Vorschla¨gen des Ausschusses einverstanden. Er sprach sich dafu¨r aus, dass die gesetzliche Grundlage der Milita¨rseelsorge in Form eines Vertrages zwischen der Bundesregierung und der EKD erfolge10. Bedenken hinsichtlich der Beteiligung der Ratsmitglieder aus der DDR du¨rften nicht bestehen. Eine rechtliche Mo¨glichkeit, dass der Vertrag nur von den westlichen Mitgliedern des Rates beschlossen werden ko¨nnte, ist nicht gegeben, da die Organe der EKD nach der Grundordnung in ihrer Gesamtheit dazu berufen sind, die EKD zu vertreten.

2.

7 8

9 10

postens in Rom. Insgesamt seien bei der Regierungsbildung sechs Katholiken und vier Protestanten aus den Reihen der CDU und CSU vorgesehen (G 3). Gru¨ber berichtete u¨ber Freispru¨che von Verhafteten in der DDR. Er warnte vor einer „Glorifizierung“ der aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassenen Kriegsgefangenen, um eine mo¨gliche Amnestie fu¨r die noch in Haft Verbliebenen nicht zu gefa¨hrden (G 3). Vgl. 36B4, 37B5 und 38B12. Auf der Sitzung des Ausschusses fu¨r Fragen des Aufbaus einer Milita¨rseelsorge ging es um die Positions- und Aufgabenbestimmung des Feldbischofs und der Milita¨rpfarrer im Verha¨ltnis zu den staatlichen und kirchlichen Beho¨rden. Gleich zu Beginn der Sitzung hatte der Ausschuss festgestellt, dass es keine „exemte“, d. h. eine dem Staat unterstellte, Milita¨rkirche, mehr geben sollte. Vielmehr sollte die Milita¨rseelsorge klar den Kirchen unterstellt werden (39E1). Vgl. dazu D. Po¨pping, Waffen, S. 13. 39E1. Der schließlich am 22. Februar 1957 abgeschlossene Vertrag zwischen der EKD und der Bundesrepublik Deutschland war rechtlich gesehen ein Staatsvertrag. Dies folgte aus der Gleichartigkeit der rechtlichen Relation von katholischer Kirche und EKD zum Staat. Da der Vatikan ein nationaler Souvera¨n war und insofern als gleichberechtigter Vertragspartner gegenu¨ber anderen Staaten und staatlichen Institutionen operieren konnte, wurde dieses Recht auch der EKD eingera¨umt. Vgl. das Gutachten Smends zum Vertrag zwischen EKD und EVG u¨ber die Milita¨rseelsorge vom 3. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/4098).

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Der Rat beschloss, Pfarrer Grau in Heidelberg als neues Mitglied des Ausschusses zu berufen11, um die Erfahrungen aus der Seelsorge an den Labour Service-Einheiten12 zu verwerten. Mit Oberkirchenrat Heidland in Karlsruhe soll bezu¨glich einer etwaigen U¨bernahme der Leitung der Milita¨rseelsorge Fu¨hlung genommen werden. Ihm soll mitgeteilt werden, dass der Rat, vorla¨ufig noch unverbindlich, erwogen hat, ihn zu gegebener Zeit mit dieser Leitung zu beauftragen13. Oberkirchenrat Heidland soll zur na¨chsten Ratssitzung eingeladen werden und bei dieser Gelegenheit ein kleines Referat halten14. 3.

Entsendung nach Evanston15 Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller berichtete, dass die in der letzten Ratssitzung benannten Delegierten fu¨r Evanston sich bereit erkla¨rt haben, die Berufung anzunehmen. An Stelle von Dr. Assel ist Gewerkschaftssekreta¨r Ledig in Bayreuth berufen worden. An Stelle von Bischof D. Halfmann ist Bischof D. Wester getreten. Der Rat war mit den vera¨nderten Berufungen einverstanden. Unter den Beratern soll an Stelle von Dr. Eberhard Mu¨ller Pfarrer Stroh benannt werden.

4.

Technisches Hilfswerk16

11 Vgl. das Schreiben der Kirchenkanzlei an Grau vom 30. Oktober 1953 (EZA Berlin, 2/4096). Grau war als leitender Seelsorger der Arbeitsdiensteinheiten bei der US-Armee in Heidelberg ta¨tig. 12 Von der US-Armee aufgestellte deutsche paramilita¨rische Diensteinheiten, die vor allem im Wachschutz eingesetzt wurden. Die auf amerikanische Initiative 1951 organisierte Freistellung von evangelischen Geistlichen zur seelsorgerlichen Betreuung der deutschen Angeho¨rigen dieser Einheiten unter einem leitenden Pfarrer im amerikanischen Hauptquartier in Heidelberg hatte bereits Grundzu¨ge des spa¨teren Milita¨rseelsorgevertrages vorweggenommen (D. Po¨pping, Protokolle 5, 20B13, S. 114 und 20E6–20E11, S. 155–167). 13 Am 9. November 1953 teilte Dibelius Heidland den Ratsbeschluss mit. Dabei betonte er den hohen Stellenwert, den die zuku¨nftige Milita¨rseelsorge fu¨r ihn hatte: „Es ist ein schweres Opfer, das damit Ihnen perso¨nlich und Ihrer Badischen Kirche zugemutet wird, aber die Gro¨ße der volksmissionarischen und seelsorgerlichen Aufgaben, die der Kirche durch die Aufstellung deutscher milita¨rischer Verba¨nde zuwachsen, verlangt von ihr und ihren Amtstra¨gern die Bereitschaft zu Opfer und Verzicht.“ (EZA Berlin, 81/1/6). 14 Heidland lehnte die U¨bernahme eines leitenden Amtes in der Milita¨rseelsorge ab, so dass der Rat in der folgenden Ratssitzung Kunst beauftragte, die Verhandlungen mit der Dienststelle Blank „bis auf weiteres“ fortzusetzen (40B12). 15 Vgl. 34B2e, 35B21, 36B9, 37B12, 38B7, 38C1 und 40B8. 16 Vgl. 36B3, 37B2 und 37C5. Dibelius und Kunst hatten sich am 6. Oktober 1953 in Bonn darauf versta¨ndigt, dieses Thema, nachdem die Aufgaben des Technischen Hilfswerks mit Erlass des Bundesministeriums des Innern vom 25. August 1953 offiziell festgelegt worden

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

Pra¨lat D. Kunst berichtete, dass bisher alle Verhandlungen zwischen dem Bundesinnenministerium bzw. dem Technischen Hilfswerk und den Gewerkschaften erfolglos verlaufen sind17. Der Rat beschloss18, ein Schreiben an die in Frage kommenden evangelischen Verba¨nde (Ma¨nnerwerk, Jugendverba¨nde, Arbeiterwerk und Handwerkerverba¨nde) zu richten und ihnen mitzuteilen, dass der Rat es fu¨r richtig ha¨lt, wenn evangelische Christen sich fu¨r Katastrophenfa¨lle und andere Aufgaben dem THW zur Verfu¨gung stellen19. Es soll dabei mitgeteilt werden, dass diese Empfehlung sich nicht gegen die Gewerkschaft richte und dass die EKD das Vertrauen habe, dass die Gewerkschaften willens und in der Lage seien, in Streikfa¨llen die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Betriebe zu gewa¨hrleisten. Pra¨lat D. Kunst wurde beauftragt, das Schreiben des Ratsvorsitzenden an die genannten Verba¨nde perso¨nlich bei dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes Freitag zu erla¨utern20. 5.

17 18 19

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21 22

Vorbereitung der Synode der EKD21 Nachdem der Kirchenausschuss in Bremen mitgeteilt hat, dass ein geeigneter Saal nur an bestimmten Tagen im Ma¨rz 1954 zur Verfu¨gung steht und dass eine geschlossene Unterbringung in Bremen nicht mo¨glich ist22, erwog der Rat weitere Vorschla¨ge u¨ber den Tagungsort der Synode. Espelkamp erwies sich als fu¨r eine Ratssitzung geeigneter. Landesbischof D. Meiser wurde gebeten, festzustellen, ob Neuendettelsau die Synode im Ma¨rz aufnehmen ko¨nne. Falls das nicht mo¨glich ist, soll beim Kurhaus Bad Boll angefragt werden. Der

waren (GMBl 4, 1953, Nr. 30 vom 20. Oktober 1953, S. 507f.), erneut auf die Tagesordnung des Rates zu setzen (Schreibens Kunsts an Brunotte vom 7. Oktober 1953, EZA Berlin, 2/4657). Vgl. 36B3. Nach G 3 mit acht Stimmen. 39E2. Die Erkla¨rung des Rates wurde Mitte Ma¨rz 1954 unter der U¨berschrift „Evangelische Kirche bekennt sich zum THW“ im THW Informationsdienst (Nr. 34 vom 15. Ma¨rz 1954, S. 1) abgedruckt. Das Bundesinnenministerium begru¨ßte mit Schreiben vom 25. Ma¨rz an Kunst die Stellungnahme des Rates und ließ dem Rat den Dank des Ministeriums u¨bermitteln (EZA Berlin, 2/4657). Kunst setzte den Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes am 21. November u¨ber den Ratsbeschluss in Kenntnis und wurde daraufhin vom DGB-Vorstandsmitglied Rosenberg – anstelle des erkrankten Bundesvorsitzenden Freitag – zu dem vorgesehenen Gespra¨ch empfangen. U¨ber den Verlauf des Gespra¨chs berichtete Kunst auf der 40. Ratssitzung (40B1). Vgl. Kunsts Schreiben an die Kirchenkanzlei vom 12. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/4657). Vgl. 38B19. Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche an die Kirchenkanzlei vom 16. Oktober 1953 (EZA Berlin, 2/1051).

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Rat hielt es fu¨r erwu¨nscht, die Synode das na¨chste Mal in Su¨ddeutschland zu halten. Als Termin der Synode wurde die Zeit vom 13. bis 19. Ma¨rz 1954 in Aussicht genommen. Das Thema der Synode soll sich mit dem Gebiet des gesellschaftlichen Lebens und seiner Begru¨ndung (Frage des Naturrechts) befassen. In der Aussprache ergab sich, dass eine Begrenzung des Themas no¨tig sein wird. Der Rat beschloss, das Thema wie folgt zu formulieren: „Die Familie in der modernen Gesellschaft“. Gedacht ist an eine Ero¨rterung des Eherechts und Elternrechts23 unter dem Gesichtspunkt des Evangeliums24. Als Referenten wurden in Aussicht genommen Professor Dr. Raiser und Frau Dr. Truhel. Pra¨lat D. Kunst und Pra¨ses Dr. Dr. Heinemann u¨bernahmen es, Professor Raiser zu fragen; Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt wird sich mit Frau Dr. Truhel in Verbindung setzen25. 6.

Na¨here Bestimmungen u¨ber die Synode Pra¨ses Dr. Dr. Heinemann trug dem Rat die Frage vor, ob nicht ein Gesetz u¨ber die Einberufung, Amtsdauer usw. der Synode zu erlassen sei26. Nach einer Stellungnahme des Kirchenrechtlichen Instituts in Go¨ttingen27 beschloss der Rat, von einem Gesetz abzusehen und die fraglichen Punkte durch Beschlu¨sse des Rates28 zu kla¨ren. Der

23 Vgl. 35B13. 24 Die Festlegungen des Rates zum Thema und Zeitraum der Synode wurden den Leitungen der Gliedkirchen mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 5. November 1953 mitgeteilt (EZA Berlin, 2/6071). 25 Vgl. 40B2. 26 39D1 und 39D2. 27 Das Kirchenrechtliche Institut war entsprechend 39D1 mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 9. Oktober 1953 um ein Gutachten zu den von Heinemann aufgeworfenen Fragen sowie zur Frage des Nachru¨ckens von Stellvertretern gebeten worden. Daraufhin hatte Smend angesichts der Ku¨rze der Zeit kein ausfu¨hrliches Gutachten, sondern am 13. Oktober 1953 gegenu¨ber der Kirchenkanzlei eine dreiseitige Stellungnahme abgegeben (beide Schreiben in: EZA Berlin, 2/1018). Darin hatte er sich dafu¨r ausgesprochen, die Amtszeit der Synode (anders als bei weltlichen Parlamenten) mit ihrem ersten Zusammentreten beginnen zu lassen und die Synode nach Ablauf ihrer Amtszeit insgesamt neu zu bilden, d. h. auch die dem Rat obliegenden Berufungen noch in der ablaufenden Amtsperiode durchzufu¨hren. Hinsichtlich des Nachru¨ckens von Stellvertretern hatte er auf bereits getroffene Regelungen verwiesen (A. Silomon, Protokolle 4, 10B4, S. 41). Eine kirchengesetzliche Regelung hatte er in allen Fa¨llen als unno¨tig angesehen, sofern sich darin – vor allem hinsichtlich der Amtsdauer der Synode – zwischen Rat, Kirchenkonferenz und Synode Einmu¨tigkeit herstellen lasse. 28 Gegenu¨ber dieser Formulierung, die von einer alleinigen Entscheidungsbefugnis des Rates ausging, machte Smend mit Schreiben vom 2. November 1953 an die Kirchenkanzlei (EZA Berlin, 2/1018) geltend, dass nach Ansicht des Kirchenrechtlichen Instituts in dieser Frage Einmu¨tigkeit zwischen Rat sowie Kirchenkonferenz und Synode herbeizufu¨hren sei.

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

Pra¨ses der Synode wird das in der Anlage beigefu¨gte Schreiben29 an die Gliedkirchen der EKD richten. Der Rat stellte fest: a) Gema¨ss Artikel 25 der Grundordnung30 betra¨gt die Amtsdauer der Synode sechs Jahre. Die erste ordentliche Synode der EKD versammelte sich in Bethel am 9. Januar 194931. Ihre Amtsdauer endet demzufolge am 8. Januar 1955. Die Gliedkirchen sollen rechtzeitig gebeten werden, die Neuwahl der von ihnen zu entsendenden Synodalen bis zum 8. Januar 1955 vorzunehmen. b) Fu¨r jeden Synodalen sind gema¨ss Artikel 24 der Grundordnung32 zwei Stellvertreter zu bestimmen. Diese vertreten den Synodalen, dem sie als Stellvertreter zugeordnet sind und nur diesen im Behinderungsfalle. Sie sind nicht auch Ersatzleute. Fa¨llt ein Synodaler etwa durch Tod, Amtsniederlegung oder dergleichen endgu¨ltig aus, so wa¨hlt die beteiligte Gliedkirche einen neuen Synodalen. Falls dieser vorher schon Stellvertreter war, ist auch ein neuer Stellvertreter zu wa¨hlen. Fu¨r die vom Rat berufenen Synodalen gilt das Entsprechende. Solange eine Neuwahl bzw. Neuberufung noch nicht stattgefunden hat, wird der Stellvertreter des Ausgeschiedenen zur Synode geladen. c) Die fu¨r die zweite Synode der EKD zu berufenden zwanzig Mitglieder werden nach Vorliegen der gliedkirchlichen Wahlergebnisse von dem derzeitigen Rat der EKD berufen. Die Berufung muss rechtzeitig vor Einberufung der Synode erfolgen, jedoch nicht unbedingt vor dem 9. Januar 1955. d) Der Rat berief fu¨r den verstorbenen Fabrikanten Halstenbach den Prof. Dr. Hammelsbeck in Wuppertal zum ordentlichen berufenen Mitglied der Synode (Nr. 117 der Liste der Synodalen). Die Berufung eines ersten Stellvertreters fu¨r Nr. 114 (bisher Prof. Dr. Hammelsbeck) bleibt vorbehalten. e) Nach der Grundordnung ist eine Doppelmitgliedschaft im Rat und in der Synode nicht ausgeschlossen, ebensowenig eine Doppelmitgliedschaft in Synode und Kirchenkonferenz. Dagegen schliesst Artikel 28 Absatz 2 eine Doppelmitgliedschaft im Rat und in der Kirchenkonferenz aus. In der Aussprache erwies sich, dass die Meinungen im Rat u¨ber die Zweckma¨ssigkeit dieser Bestimmungen geteilt waren. Die Kirchenkanzlei wurde beauftragt, 29 30 31 32

Vgl. 39C1. ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112. Vgl. Bethel 1949. ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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eine kirchenrechtliche Darlegung dieser Zusammenha¨nge dem Rat vorzutragen und Vorschla¨ge daru¨ber zu machen, ob eine A¨nderung erwu¨nscht sein wu¨rde33. f) Der Inhalt der Verordnung des Rates vom 2. Dezember 1948 soll gema¨ss Artikel 24 Absatz 234 in Form eines Kirchengesetzes in der kommenden Synodaltagung vorgelegt werden35. 7.

Antra¨ge des Kirchlichen Aussenamtes Oberkirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt teilte mit, dass Pfarrer Auringer in Florianopolis in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden soll. Der Rat stimmte dem zu.

8.

Antrag auf Wiederbeilegung der Rechte des geistlichen Standes a) Der Rat stellte auf Grund eines Gutachtens des Kirchenrechtlichen Instituts in Go¨ttingen36 fest, dass im Fall des fru¨heren Pfarrers Dr. Hoff37 eine Zustimmung des Rates nach § 95 Absatz Ziffer 2 der Disziplinarordnung der EKD [sic! ] vom 13. 4. 193938 erforderlich sei.

33 40D2. 34 Artikel 24, 2 der Grundordnung legte fest, dass die Verteilung der 100 von den gliedkirchlichen Synoden zu wa¨hlenden Synodalen durch Gesetz geregelt werde. Fu¨r die erste Synode war die Aufteilung der Sitze durch den Rat mit der „Bestimmung u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der ersten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland“ vom 2. Dezember 1948 festgelegt worden (C. Nicolaisen/N. A. Schulze, Protokolle 2, 21C9, S. 605f. und ABlEKD 1948, Nr. 12 vom 15. Dezember 1948, S. 239). 35 Vgl. 40B4 und 40C1. 36 Nicht ermittelt. 37 39D3. Die Entlassung Hoffs war aufgrund seines Verhaltens als Pfarrer und Kirchenbeamter erfolgt, da er als NSDAP- und SA-Mitglied seine nationalsozialistische Gesinnung aggressiv gegenu¨ber seinen kirchlichen Kollegen und Mitarbeitern vertreten hatte. In diesem Zusammenhang war ihm ein Schreiben an Fichtner vom 29. September 1943 zur Last gelegt worden (39D6). Darin hatte Hoff sich gebru¨stet, als Hauptmann der Wehrmacht an der Ostfront geholfen zu haben, Hunderte von Juden zu „liquidieren“ (ebd.). Die Disziplinarkammer im Konsistorium der berlin-brandenburgischen Landeskirche hatte in ihrem Urteil von 1949 zwar der Darstellung Hoffs geglaubt, der versichert hatte, er habe diese Behauptung nur erfunden, um sich bei den Zensurbeho¨rden des NS-Staates beliebt zu machen. Dennoch hatte sie seine Behauptung als so verwerflich eingestuft, dass sie zu dem Urteil gekommen war, Hoff habe das „Recht und die Eignung verwirkt, das Wort von der go¨ttlichen Wahrheit und die Liebe glaubwu¨rdig zu verku¨nden“ (39D4) Auch das von Hoff angestrengte Berufungsverfahren beim westlichen Senat des Disziplinarhofes der EKD vom 9. Juni 1952 war erfolglos verlaufen (39D5, 39D7). Ein weiteres Berufungsverfahren 1957 endete allerdings mit der Wiederzuerkennung der Rechte des geistlichen Standes an Hoff. Hoff wurde danach in die Ostpfarrerversorgung der EKD aufgenommen (M. Gailus, Protestantismus, S. 439 und 675). 38 GBlDEK B 1939, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 27–42.

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b) Nach la¨ngerer Aussprache beschloss der Rat mit Mehrheit, die Zustimmung zu dem Beschluss der Kirchenleitung von BerlinBrandenburg, dem fru¨heren Pfarrer Dr. Hoff die Rechte des geistlichen Standes wieder beizulegen, zu versagen. 9.

Beihilfen39 a) Auf Antrag von Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller40 beschloss der Rat, der Evangelischen Hauptbibelgesellschaft in Berlin, eine Beihilfe von DM 600,– mit der Auflage zur Verfu¨gung zu stellen, davon monatlich einen Betrag an den Maler Lietzmann in Arco (Gardasee) zu zahlen, der seinen gesamten malerischen Nachlass an Bibelillustrationen der EKD geschenkt hat41. b) Der Rat erkla¨rte sich damit einverstanden, dass die Kirchenkanzlei mit Zustimmung des stellvertretenden Ratsvorsitzenden dem Evangelischen Hilfswerk fu¨r Kriegsgefangene und Internierte (Bischof D. Heckel) den Betrag von DM 4.000,– aus Kapitel III fu¨r die z. Zt. ankommenden Heimkehrertransporte zur Verfu¨gung gestellt hat42. Es wurde beschlossen, aus Kapitel III einen Betrag von DM 3.000,– fu¨r Heimkehrer in der DDR bereitzustellen. c) Der Antrag des Kirchenbautages43 auf eine Beihilfe von DM

39 Vgl. 35B18, 37B11, 38B5. 40 Lindemann hatte Niemo¨ller gebeten, eine Ausstellung fu¨r Lietzmann zu organisieren, um von dem erwirtschafteten Geld „unseren notleidenden großen Meister“ zu unterstu¨tzen (Schreiben vom 18. August 1953, EZA Berlin, 6/992). Niemo¨ller hatte Lindemann zwar keine Hoffnung auf eine Ausstellung fu¨r Lietzmann gemacht, doch angefragt, ob die EKD Lietzmann eine Unterstu¨tzung zukommen lassen du¨rfe (Schreiben Niemo¨llers an Lindemann vom 5. Oktober 1953; Ebd.). 41 In der Schenkungsurkunde Lietzmanns vom 13. April 1953 hieß es: „womit der Endesgefertigte seine Gesamt-Bibel-Illustration, bestehend aus einhundertundzehn farbigen Bildern der Deutschen evangelischen Kirche [sic! ] zu freier Verfu¨gung einschließlich des Urheberrechtes u¨berla¨ßt.“ Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 44B8m, 46B11g1. 42 Der Beauftragte des Rates der EKD fu¨r Kriegsfangenenarbeit Heckel, hatte sich am 14. Oktober 1953 an Brunotte gewandt und um eine gro¨ßere Hilfe fu¨r die großen Auslagen gebeten, die bei der U¨bernahme der Heimkehrer in Friedland und Piding bei Reichenhall entstanden waren. Vgl. 39D9. 43 39D10. Bereits im Vorfeld hatte von Harling den Vorsitzenden des Kirchbautages darauf hingewiesen, dass die Beihilfen fu¨r das laufende Haushaltsjahr vom Rat im Wesentlichen schon vergeben worden seien (vgl. 37B11) und nur noch Restbetra¨ge zur Verfu¨gung stu¨nden; vgl. dessen Schreiben an So¨hngen vom 3. August 1953. Nachdem die Verteilung der Restmittel auf die Septembersitzung verschoben worden war (38B5), hatte So¨hngen – wohl auf Anraten Brunottes – die Ho¨he der beantragten Mittel von 1.500 – 2.000 DM auf 1.000 DM reduziert (Schreiben von Harlings an den Arbeitsausschuss des Kirchbautages vom 29. September 1953 sowie das Schreiben So¨hngens an Brunotte vom 30. Januar 1954 (alle Schreiben in: EZA Berlin, 2/5360).

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1.000,– fu¨r den Kirchenbautag in Ko¨ln musste aus Mangel an Mitteln abgelehnt werden44. 10. Bundesmittel fu¨r die Ausla¨nderarbeit45 Auf den Antrag von Landesbischof D. Meiser, einen Teil der von der Bundesregierung gezahlten Mittel fu¨r die Ausla¨nderarbeit der VELKD zur Verfu¨gung zu stellen46, wurde beschlossen, die Angelegenheit in einer spa¨teren Ratssitzung erneut zu besprechen. Bis dahin sollen Verhandlungen zwischen der VELKD und dem Kirchlichen Aussenamt gefu¨hrt werden47. Hierbei wa¨re der Umfang der Auslandsarbeit der VELKD darzulegen. 11. Geistlicher Rat in England Auf Antrag von Landesbischof D. Meiser soll die Eingabe des Geist44 Im Januar erneuerte der Kirchbautag seinen Antrag, woraufhin der Rat 500 DM bewilligte und weitere 500 DM in Aussicht stellte (vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 45B7). 45 Vgl. dazu D. Po¨pping, Protokolle 5, 19B12, S. 43. Seit dem Rechnungsjahr 1950/51 wurde dem Kirchlichen Außenamt von der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes – neben weiteren Mitteln fu¨r die Kulturarbeit an deutschen Zivilarbeitern (Unterlagen in: EZA Berlin, 6/10359) – ja¨hrlich ein Betrag zwischen 40.000 DM (1950/51) und 100.000 (1953/54) fu¨r die „Auslands-Seelsorgearbeit“ zur Verfu¨gung gestellt; vgl. das Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt vom 1. August 1951 (EZA Berlin, 6/10345). Die Frage, ob diese Mittel in erster Linie den Auslandsgemeinden oder den Auslandspfarrern zugute kommen sollten, blieb letztlich ungekla¨rt (vgl. zu 34B8c). 46 In einem Schreiben an Dibelius hatte Meiser signalisiert, dass er als leitender Bischof der VELKD in Bezug auf die Zuteilung der Bundesmittel fu¨r kirchliche Auslandsarbeit auch mit einer internen Regelung zwischen Kirchlichem Außenamt und VELKD einverstanden sei (39D11). Zuvor hatte sich Meiser allerdings ohne Ru¨cksprache mit der EKD an das Auswa¨rtige Amt gewandt und einen eigenen Etat fu¨r die Auslandsarbeit der VELKD gefordert. Dabei hatte er geltend gemacht, dass die VELKD eine von der EKD unabha¨ngige Auslandsarbeit leiste und deshalb nicht weiter von den Zuteilungen der Bundesmittel durch das Kirchliche Außenamt abha¨ngig sein wolle (39E3 und 39E4). Meiser war daraufhin sowohl von Kunst als auch von Dibelius „auf die unmo¨gliche Situation hingewiesen [worden ], dass das Auswa¨rtige Amt mit innerkirchlichen Schwierigkeiten belastet werde“ (Aktenvermerk Stratenwerths u¨ber sein Telefonat mit Kunst vom 10. Oktober 1953, EZA Berlin, 6/10345) und das Schreiben Dibelius’ an Meiser vom 29. August 1953 (EZA Berlin, 742/357). Schließlich hatte sich Meiser damit einverstanden erkla¨rt, dass Kunst die betreffenden Schreiben beim Auswa¨rtigen Amt zuru¨ckzieht (Vermerk Buddebergs vom 29. September 1953 u¨ber ein Telefonat mit Kunst am 28. September 1953, 39E6). Meisers Vorstoß beim Auswa¨rtigen Amt war dort zuna¨chst auf offene Ohren gestoßen. Erst nach dem Einschreiten Kunsts am 28. September 1953 war man im Auswa¨rtigen Amt zu dem Ergebnis gekommen, sich nicht in innerkirchliche Fragen der EKD einmischen zu wollen. Sollte es Bedenken gegen das Kirchliche Außenamt geben, wollte man Dibelius konsultieren. Vgl. die Notiz Salats vom 29. September 1953 auf der Aufzeichnung Schlegelbergers u¨ber die Auslandsarbeit der VELKD (39E5). Die Mittel der Bundesregierung fu¨r die Auslandsseelsorge der EKD betrugen im Haushaltsjahr 1953/54 insgesamt 100.000,– DM; vgl. auch K.-H. Fix, Protokolle 8, 42B10. 47 Vgl. 40B16.

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lichen Rates von England48 auf die Tagesordnung der na¨chsten Sitzung gesetzt werden49. Das Kirchliche Aussenamt soll die Denkschrift des Geistlichen Rates inzwischen den Ratsmitgliedern zuga¨nglich machen50. 12. Erweiterung des Bu¨ros in Bonn Da die Ra¨ume des Referates IV der Kirchenkanzlei und des Bevollma¨chtigten in Bonn nicht mehr ausreichen51, erkla¨rte sich der Rat grundsa¨tzlich damit einverstanden, dass fu¨r Oberkirchenrat Ranke eine neue Wohnung beschafft wird und seine bisherigen Wohnra¨ume teilweise zum Bu¨ro hinzugenommen werden52. Vor weiterem soll die Kirchenkanzlei einen Kostenanschlag vorlegen53.

48 40D11. 49 40B15. 50 Daraufhin begann im Kirchlichen Außenamt eine intensive Suche nach dieser „Eingabe“ bzw. „Denkschrift“, die seinerzeit keineswegs als solche eingestuft worden und inzwischen unauffindbar war. Auch als auf Ru¨ckfrage hin aus London eine Abschrift u¨bermittelt wurde, vermutete Stratenwerth ein Missversta¨ndnis, weil das u¨bermittelte Dokument keineswegs den Eindruck einer Denkschrift machte (Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Geistlichen Rat vom 13. und 27. November 1953, EZA Berlin, 6/529) sowie die Antwort des Geistlichen Rates vom 23. November 1953 (EZA Berlin 6/531). Wohl aus diesem Grunde unterblieb die erbetene Versendung des Dokuments an die Ratsmitglieder. 51 Ranke hatte bereits in einem Schreiben an Dibelius jr. vom 22. April 1953 darauf aufmerksam gemacht, dass er „durch die Verha¨ltnisse gezwungen“ sei, sich „Gedanken u¨ber die Erweiterung des hiesigen Bu¨ros und damit unter Umsta¨nden die Beschaffung einer anderen Wohnung fu¨r mich zu machen“ (Schreiben Rankes an Brunotte vom 22. April 1953, EZA Berlin, 2/5054). 52 Auf Vorschlag Rankes sollten die neuen Bu¨rora¨ume in einen geplanten Neubau neben dem Gemeindehaus in der Poppelsdorfer Allee 96 verlegt werden. In dem Gemeindehaus, das der rheinischen Landeskirche geho¨rte, befanden sich Rankes Wohnung und die Bu¨rora¨ume der Bonner Stelle der Kirchenkanzlei. Dabei war sich Ranke jedoch nicht sicher, ob der geplante Neubau tatsa¨chlich die beno¨tigten acht Zimmer fu¨r die Bonner Stelle der Kirchenkanzlei bereitstellen ko¨nnte (Schreiben Rankes an Brunotte vom 28. Juli 1953 ). Gegen diesen Vorschlag hatte Brunotte eingewandt, dass der Neubau eines Hauses zu erheblichen Verzo¨gerungen der Pla¨ne Rankes fu¨r eine Erweiterung der Bu¨rora¨ume der Bonner Stelle fu¨hren ko¨nne. Deshalb hatte er Ranke einen Baukostenzuschuss fu¨r eine „angemessene Mietwohnung“ angeboten (Schreiben Brunottes an Ranke vom 5. Oktober 1953, bei Schreiben in: EZA Berlin, 2/2399). 53 Die Wohnungssuche Rankes gestaltete sich schwieriger als erwartet, da die Kirchenkanzlei die Ranke angebotenen Wohnungen als zu kostspielig ablehnte. Schließlich einigte man sich auf eine Wohnung in einem Haus in der Beethovenstraße 1, das jedoch noch gebaut werden musste. Mo¨glich wurde das durch ein gu¨nstiges Finanzierungsangebot der Kreissparkasse Bonn, die als Bautra¨ger fungierte. Ranke sollte die Wohnung fu¨r 200,– DM im Monat mieten, allerdings unter der Bedingung, dass die Kirchenkanzlei eine Hypothek von 40.000,– DM auf das Haus aufnehmen wu¨rde (Schreiben Rankes an Brunotte vom 4. Februar 1954, EZA Berlin, 2/2411). Ranke bezog die neue Wohnung im Januar 1955 (Schreiben Rankes an Brunotte vom 5. Januar 1955, Ebd.).

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39C Anlagen und Beschlusstexte

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13. Auftrag des Rates an die Kammer fu¨r o¨ffentliche Verantwortung Synodalpra¨sident Mager teilte mit, dass die Kammer fu¨r soziale Ordnung zu dem Ergebnis gekommen sei, dass das Gespra¨ch mit der SPD (Niederschrift u¨ber die 38. Ratssitzung, Ziffer 1 Absatz 1) Sache der Kammer fu¨r o¨ffentliche Verantwortung sein wu¨rde54. Der Rat beschloss, den in der 38. Sitzung beschlossenen Auftrag der Kammer fu¨r o¨ffentliche Verantwortung zu u¨bertragen. Er stimmte weiterhin der Absicht der Sozialkammer zu, sich mit der Frage der Gewerkschaften zu befassen55. 14. Na¨chste Sitzung Die na¨chste Sitzung des Rates wird am 3. Dezember 1953 9.30 Uhr in Hannover beginnen und bis zum 4. Dezember mittags dauern56. Die u¨berna¨chste Sitzung des Rates soll am 12. Februar 1954 im Anschluss an die Kirchenkonferenz vom 11. Februar stattfinden57. Der Ort fu¨r diese Ratssitzung und fu¨r die Kirchenkonferenz wurde noch nicht bestimmt. gez. D. Brunotte

39C Anlagen und Beschlusstexte 39C1. Schreiben Heinemanns an die Leitungen der Landeskirchen. Dresden, 22. Oktober 1953 F: EZA Berlin, 2/1796 (H). Betr.:

Synode der EKD

Im Einvernehmen mit dem Rat der EKD teile ich mit: 54 Vgl. 34B2d. Diese Entscheidung der Kammer, die im Sitzungprotokoll zur Tagung am 9./10. Oktober 1953 in Bad Boll lediglich nebenbei erwa¨hnt worden war (EZA Berlin, 2/1503), hatte Mager Brunotte bereits vor der Ratssitzung am 13. Oktober 1953 mitgeteilt (Ebd.). Dennoch hatte eine Unterkommission der Kammer ein kurzes Papier zur Beantwortung der vom Rat gestellten Fragen erarbeitet (Anlage 3 zur Niederschrift u¨ber die Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung am 9./10. Oktober 1953 in Bad Boll, EZA Berlin, 2/1503). Zum Fortgang vgl. 40B11. 55 Anlage 4 zur Niederschrift u¨ber die Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung am 9./10. Oktober 1953 in Bad Boll (EZA Berlin, 2/1503). 56 40B. 57 Vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B.

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

1. Gema¨ss Art. 25 der Grundordnung58 betra¨gt die Amtsdauer einer Synode der EKD 6 Jahre. Die Synode versammelte sich erstmalig am 9. Januar 1949 in Bethel. Ihre Amtsdauer endet demzufolge am 8. Januar 1955. Ich bitte die Gliedkirchen, bis zum 8. Januar 1955 die Neuwahl der Synodalen fu¨r die am 9. Januar 1955 beginnende zweite Synodalperiode durchzufu¨hren und der Kirchenkanzlei in Hannover das Ergebnis mitzuteilen. 2. Fu¨r jeden Synodalen sind gema¨ß Art. 24 der Grundordnung59 zwei Stellvertreter zu wa¨hlen bzw. zu berufen. Sie vertreten nur den Synodalen, dem sie als Stellvertreter zugeordnet sind. Sie sind nicht auch Ersatzleute. Fa¨llt ein Synodaler etwa durch Tod, Amtsniederlegung oder dergleichen endgu¨ltig aus, so wa¨hlt die beteiligte Gliedkirche einen neuen Synodalen. Ebenso ist beim endgu¨ltigen Ausfall von Stellvertretern zu verfahren. Bei berufenen Synodalen gilt das Entsprechende fu¨r den Rat der EKD. Solange die Gliedkirche bzw. der Rat noch nicht fu¨r Ersatz gesorgt haben, wird der Stellvertreter des Ausgeschiedenen zur Synode geladen. 3. Die fu¨r die zweite Synodalperiode zu berufenden 20 Mitglieder der Synode werden nach Vorliegen der gliedkirchlichen Wahlergebnisse von dem derzeitigen Rat der EKD berufen werden. gez. Dr. Dr. Heinemann

39D Vorlagen und Antra¨ge 39D1. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 10. Oktober 1953 F: EZA Berlin, 2/1018 (H). Betr.:

Ablauf der Amtsdauer der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland

In der Anlage60 u¨bersenden wir Abschrift eines Schreibens des Herrn Pra¨ses der Synode Dr. Dr. Heinemann mit dem Vorschlag, eine Besprechung u¨ber die in diesem Schreiben gestellten Fragen fu¨r die Tagesordnung der na¨chsten Sitzung vorzusehen. Das Institut fu¨r evangelisches Kirchenrecht 58 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112. 59 Ebd. 60 39D2.

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39D Vorlagen und Antra¨ge

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in Go¨ttingen bitten wir gleichzeitig um eine gutachterliche A¨usserung zu den Fragen in dem beiliegenden Schreiben mo¨glichst noch vor der Ratssitzung. Wir wu¨rden es fu¨r zweckma¨ssig halten, wenn die Kirchenkanzlei beauftragt wu¨rde, auf Grund der Ero¨rterung in der Ratssitzung einen Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Bildung, Einberufung und Schliessung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland vorzubereiten, der der Synode in der na¨chsten Tagung vorzulegen wa¨re. Im einzelnen mo¨chten wir zu den Fragen schon jetzt wie folgt Stellung nehmen: 1.) In dem vorgeschlagenen Gesetz sollte bestimmt werden, dass die 6ja¨hrige Amtsperiode des Synode nach Art. 25 Abs. 1 der Grundordnung von dem erstmaligen Zusammentreten der Synode an gerechnet wird und dass die Synode no¨tigenfalls auch nach Ablauf der 6 Jahre bis zum erstmaligen Zusammentreten der neuen Synode im Amt bleibt. Es sollte aber vorgeschrieben werden, dass die neue Synode spa¨testens innerhalb von 6 Monaten nach dem Ablauf der 6ja¨hrigen Wahlperiode der alten Synode zusammenzutreten hat. 2.) Was die Berufung von Mitgliedern der Synode durch den Rat nach Art. 24 Abs. 1 und 3 der Grundordnung61 betrifft, so wu¨rden wir es fu¨r richtig halten, wenn die Berufungen fu¨r die neue Synode noch von dem bisherigen Rat vor Ablauf der Wahlperiode vorgenommen wu¨rden. Auch die derzeitigen berufenen Mitglieder der Synode sind noch vor der Wahl des derzeitigen Rates von dem fru¨heren Rat berufen worden. Jedenfalls sollte auch hieru¨ber eine Bestimmung in das vorgeschlagene Gesetz aufgenommen werden. 3.) Endlich ko¨nnte bei dieser Gelegenheit auch die Frage der Neuwahlen von Mitgliedern der Synode wa¨hrend der Wahlperiode und die Frage des Nachru¨ckens der Stellvertreter gesetzlich geregelt werden. gez. Brunotte

39D2. Schreiben Heinemanns an die Kirchenkanzlei. Essen, 14. September 1953 F: EZA Berlin, 2/1018 (Abschrift; Anlage zu 39D1). Betr.: Ablauf der Amtsdauer der EKD-Synode Es wird allma¨hlich interessant, u¨ber folgende Fragen Klarheit zu schaffen: 61 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

1.) Wann endet die sechsja¨hrige Amtsperiode der ersten Synode der EKD? Die Grundordnung trat am 3. Dezember 1948 in Kraft. Erstmalig am 10. Januar 1949 [sic! ] trat die Synode zusammen. Von wann an gilt ihre Amtszeit? 2.) Die Neuwahlen zur EKD-Synode werden auf jeden Fall im Laufe der na¨chstja¨hrigen Landessynoden zu ta¨tigen sein, so dass ab 1955 eine neu gewa¨hlte EKD-Synode da sein kann. Wie kommen die berufenen Mitglieder der neuen EKD-Synode zustande? Hat der alte, d. h. gegenwa¨rtig amtierende Rat der EKD die Berufungen fu¨r die neue Synode der EKD zu vollziehen? Oder wirken die in der derzeitigen Synode berufenen Mitglieder bis zur Neuwahl des Rates noch in der na¨chsten Synode mit, so dass der 1955 neu zu wa¨hlende Rat der EKD die Auswahl der berufenen Mitglieder zu treffen haben wu¨rde? Oder hat der derzeitige Rat der EKD noch die Berufungen fu¨r die neue Synode ab 1955 zu vollziehen? Ich mo¨chte jetzt absichtlich nur einmal diese Fragen aufwerfen, ohne dazu eine perso¨nliche Meinung zu a¨ussern. Letzten Endes werden ja diese Fragen einer gemeinschaftlichen Lo¨sung zugefu¨hrt werden mu¨ssen. Mit freundlichem Gruss gez. Dr. Dr. Heinemann

39D3. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 17. August 1953 F: EZA Berlin, 81/1/6 (H). Betr.:

Wiederbeilegung der Rechte des geistlichen Standes an den fru¨heren Pfarrer Dr. Hoff in Spro¨tze Kreis Harburg.

Durch Urteile der Disziplinarkammer beim Evang. Konsistorium BerlinBrandenburg vom 15. 11. 1949 und des Disziplinarhofs vom 9. 6. 1952 ist der Pfarrer Dr. Hoff – fru¨her Propst an St. Petri in Berlin, jetzt in Spro¨tze Krs. Harburg wohnhaft – mit der Entfernung aus dem Dienst unter Aberkennung der Rechte des geistlichen Standes bestraft worden. Die Strafe ist verha¨ngt worden, weil Dr. Hoff sich im Jahre 1943 in einem Brief an den geistlichen Dirigenten des Evang. Konsistoriums der Mark Brandenburg dessen geru¨hmt hatte, dass er bei der Erschiessung von Juden in hervorragender Weise mitgewirkt habe – wozu Dr. Hoff spa¨ter angegeben hat, dass er den Brief nur geschrieben habe, um sich bei der Na-

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tionalsozialistischen Partei in ein gutes Licht zu setzen, nachdem seine Stellung in der Partei angefochten gewesen sei. Unter dem 28. 2. 1953 hat Dr. Hoff das Evang. Konsistorium BerlinBrandenburg um Milderung des gegen ihn ergangenen Disziplinarurteils gebeten. Auf diese Eingabe hat die Kirchenleitung der Evang. Kirche in Berlin-Brandenburg, nachdem sie verschiedene Ermittlungen angestellt hat, beschlossen, Dr. Hoff die Rechte des geistlichen Standes wiederbeizulegen. Die Kirchenleitung bittet den Rat der EKD, ihrem Beschluss zuzustimmen. Nach § 95 der Disziplinarordnung der DEK vom 13. 4. 193962 ist fu¨r die Milderung von Dienststrafen im Gnadenwege die oberste Dienststelle derjenigen Landeskirche zusta¨ndig, deren Disziplinarkammer in 1. Instanz entschieden hat; die oberste Dienststelle bedarf jedoch in den Fa¨llen, in denen in 2. Instanz der Disziplinarhof entschieden hat, der Zustimmung des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. Die Befugnisse des Letzteren sind durch § 3 der Verordnung u¨ber die Aufhebung und Aba¨nderung von Gesetzen der DEK vom 2. 5. 1946 (V. u. N. Bl. Nr. 16) auf den Rat der EKD u¨bergegangen. Der Beschluss der Kirchenleitung der Evang. Kirche in Berlin-Brandenburg bedarf somit, um wirksam zu werden, der Zustimmung des Rates. In der Sache wird auf die Anlagen zu diesem Schreiben verwiesen. Als solche sind beigefu¨gt: 1. Abschrift des Urteils der Disziplinarkammer beim Evang. Konsistorium Berlin-Brandenburg vom 15. 11. 1949 (Anl. 1)63, 2. Abschrift des Urteils des Disziplinarhofs vom 9. 6. 1952 (Anl. 2)64, 3. Abschrift der Eingabe des Dr. Hoff vom 28. 2. 1953 (Anl. 3)65, 4. Abschrift der A¨usserung des Pastors Lu¨hrs in Spro¨tze (Anl. 4)66. Die Kirchenleitung der Evang. Kirche in Berlin-Brandenburg erla¨utert ihre Bitte um Zustimmung wie folgt: „Es wird nicht verkannt, dass eine Wiederbeilegung der Rechte des geistlichen Standes nach so kurzer Zeit ungewo¨hnlich ist. Sie rechtfertigt sich jedoch im vorliegenden Falle dadurch, dass der Vorfall 10 Jahre zuru¨ckliegt und dass Dr. Hoff, der jetzt im 64. Lebensjahre steht und gesundheitlich sehr hinfa¨llig ist, weder beabsichtigt noch aus Gesundheitsgru¨nden imstande ist, wieder ein Pfarramt zu u¨bernehmen, vielmehr nur die Mo¨glichkeit gelegentlicher Amtshandlungen haben und der Ehrenminderung ein Ende machen will, die fu¨r ihn der Verlust der Rechte des geist62 63 64 65 66

GBlDEK B 1939, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 41. 39D4. 39D5 und 39D6. 39D7. 39D8.

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lichen Standes bedeutet. Bei seiner jetzt bekundeten jahrelangen Bewa¨hrung als Gemeindeglied ist auch dagegen nichts einzuwenden, dass die Bewa¨hrungsfrist nach ergangenem Urteil erheblich abgeku¨rzt wird. – Eine Erho¨hung der Gnadenpension ist nicht erbeten worden. Zu einer solchen besteht also z. Zt. keine Veranlassung, zumal Dr. Hoff eine nicht unvermo¨gende Frau hat und dadurch bis auf weiteres vor Not geschu¨tzt ist.“ Wir bitten den Rat, in seiner na¨chsten Sitzung u¨ber die Bitte der Kirchenleitung der Evang. Kirche in Berlin-Brandenburg zu befinden. In Vertretung: gez. Dibelius, OKR. 4 Anlagen

39D4. Urteil der Disziplinarkammer beim Evangelischen Konsistorium Berlin-Brandenburg. [Berlin-Charlottenburg], 15. November 1949 F: EZA Berlin, 81/1/6 (Abschrift; Anlage zu 39D3). In dem Disziplinarverfahren gegen Pfarrer Dr. Hoff, fru¨her Propst an St. Petri in Berlin, jetzt wohnhaft in Spro¨tze, Kreis Harburg, hat die Disziplinarkammer beim Evangelischen Konsistorium BerlinBrandenburg in ihrer Sitzung vom 15. November 1949, an der teilgenommen haben Oberkonsistorialrat Siebert als stellvertretender Vorsitzender, Kirchenrat Lic. Messow als Berichterstatter, Pra¨ses Dr. Mo¨ller als Beisitzer, Oberkonsistorialrat Wendlandt als Hilfsberichterstatter, ohne Stimmrecht, Konsistorialrat Dr. Rudloff als Vertreter der Einleitungsbeho¨rde, Konsistorialoberinspektor Arndt als Schriftfu¨hrer. fu¨r Recht erkannt: Der Beschuldigte wird wegen eines schweren Dienstvergehens mit der Entfernung aus dem Dienst bestraft. Dem Verurteilten wird auf die Dauer von 3 Jahren ein Unterhaltsbeitrag in Ho¨he von 25 %, in Worten: Fu¨nfundzwanzig vom Hundert desjenigen Ruhegehalts zugebilligt, das er im Zeitpunkt der Urteilsverku¨ndung erdient hat. Er hat die Kosten des Verfahrens zu tragen. Gru¨nde: Pfarrer Dr. Walter Hoff ist im Jahre 1890 als Sohn eines Fo¨rsters in der damaligen Provinz Posen geboren, hat in Halle, Ko¨nigsberg und Berlin

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Theologie und Geschichte studiert und die beiden theologischen Pru¨fungen in den Jahren 1913 und 1917 bei dem Konsistorium in Posen bestanden. Wa¨hrend des ersten Weltkrieges war er Soldat und bekleidete seit dem Jahre 1918 nach kurzer Bescha¨ftigung im Vikariat zwei schleswigholsteinische Pfarrstellen. Im Jahre 1930 wurde er an die Luisenkirche in Berlin-Charlottenburg berufen. – Wa¨hrend der nationalsozialistischen Herrschaft trat er alsbald der Partei und der SA bei und schloss sich der Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ als sehr aktives Mitglied an. In letzterer Eigenschaft wurde er im Jahre 1934 zuna¨chst bei der Reichskirchenregierung bescha¨ftigt und bald danach zum hauptamtlichen Konsistorialrat bei dem Berliner Konsistorium ernannt. Hier schloss er sich besonders eng an den zeitweiligen Vorsitzenden des Konsistoriums, Propst Eckert, an. – Im Jahre 1936 wurde er durch Verordnung des Landeskirchenausschusses aus dieser Stellung entfernt und gleichzeitig zum Propst zu Co¨lln und Pfarrer an St. Petri in Berlin berufen. – Damals nahm er das Studium der Geschichte voru¨bergehend erneut auf und erwarb an der Universita¨t Berlin den Dr. phil. – Pfarrer Hoff ist verheiratet und Vater von 5 grossenteils erwachsenen Kindern. Im Jahre 1940 kam er ins Feld, zuerst nach Frankreich und von dort 1941 nach Russland als Hauptmann und Ordonanzoffizier bei einer Feldkommandantur. Dabei nahm er einmal auch an einer Hinrichtung eines jungen Russen massgebend teil, der sich verbrecherisch gegen eigene Landsleute beta¨tigt hatte. Nachdem Pfarrer Dr. Hoff aus Gesundheitsgru¨nden zum milita¨rischen Heimatdienst nach Berlin versetzt worden war, erhielt er dort in seiner Eigenschaft als Pfarrer einen Rundbrief67 des damaligen geistlichen Dirigenten des Evangelischen Konsistoriums in Berlin, Oberkonsistorialrat Dr. Dr. Fichtner, vom 15. September 1943, mit dem dieser alle im Heeresdienst stehenden Berliner und Brandenburger Pfarrer begru¨sste. Auf dieses Rundschreiben antwortete der Beschuldigte unter dem 29. 9. 1943 mit einem Brief68, in welchem er mit beissender Ironie und in teilweise beleidigender Form die politische und kirchliche Einstellung des Verfassers verurteilte und dabei wo¨rtlich folgendes schrieb: „Vielleicht go¨nnen Sie mir darin ein Wort der Aufkla¨rung, wie ich es mit alldem vereinbaren kann, dass ich in Sowjetrussland eine erhebliche Anzahl von Juden, na¨mlich viele Hunderte, habe liquidieren helfen.“ Oberkonsistorialrat Fichtner brachte diesen Brief damals nicht zur amtlichen Kenntnis des Konsistoriums, nachdem er ihn mit einem anderen Mitglied des Konsistoriums besprochen hatte und beide sich daru¨ber

67 Nicht ermittelt. 68 39D6.

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klar geworden waren, dass ein Einschreiten gegen Hoff unter den damaligen Verha¨ltnissen vo¨llig aussichtslos wa¨re, vielmehr lediglich Unzutra¨glichkeiten fu¨r den Empfa¨nger des Briefes davon zu befu¨rchten gewesen wa¨ren. Bei dem milita¨rischen Zusammenbruch geriet Hoff in Kriegsgefangenschaft, aus der er im Sommer 1946 mit schweren gesundheitlichen Scha¨den entlassen wurde. Er begab sich nicht nach Berlin zuru¨ck, da er sich in der sowjetischen Zone wegen seiner fru¨heren milita¨rischen Beta¨tigung gefa¨hrdet fu¨hlte, sondern nahm seinen Wohnsitz im Gebiet der schleswigholsteinischen Kirche nahe bei Hamburg. – Das nach dem Zusammenbruch neugebildete Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg teilte unter dem 17. 12. 1945 [muss heißen: 13. 12. 1945 ]69 dem Gemeindekirchenrat St. Petri in Berlin mit, dass Pfarrer Dr. Hoff bei seinem fru¨heren Verhalten ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Amtsentfernung zu gewa¨rtigen habe, erkla¨rte demgema¨ss die Pfarrstelle St. Petri schon jetzt fu¨r erledigt und nahm demna¨chst ihre anderweitige Besetzung vor. Pfarrer Hoff, dessen Aufenthalt damals noch nicht bekannt war, erhielt eine Mitteilung hiervon nicht. Er selbst teilte am 5. 8. 1946 seine Entlassung aus der Gefangenschaft dem Konsistorium mit70 und erbat gleichzeitig seine Pensionierung wegen dauernder Dienstunfa¨higkeit. Das Konsistorium hatte inzwischen von dem Briefe des Beschuldigten vom 29. 9. 1943 an Oberkonsistorialrat Dr. Dr. Fichtner Kenntnis erhalten, wodurch der bisherige Tatbestand bedeutsam verscha¨rft erschien. Es richtete daher, um dem Beschuldigten ein Disziplinarverfahren zu ersparen, an den Hamburgischen Landesbischof die Bitte, Pfarrer Hoff in mu¨ndlicher Verhandlung den Verzicht auf die Rechte des geistlichen Standes nahezulegen. Als dieses Ersuchen abgelehnt wurde, stellte das Konsistorium Ermittlungen an. Ein Ende 1947 eingehender Antrag von Pfarrer Dr. Hoff, ihn aus dem Dienst der Brandenburgischen Kirche zu entlassen71, wurde ebenfalls dahin beschieden, dass der Verzicht auf die Rechte des geistlichen Standes gefordert werden mu¨sse. Als hierauf nichts mehr verlautete, ero¨ffnete das Konsistorium mit Verfu¨gung vom 19. 2. 194872 das fo¨rmliche Disziplinarverfahren wegen der Beschuldigung,

69 Schreiben des Konsistoriums der Mark Brandenburg an den Gemeindekirchenrat der St. Petri-Gemeinde vom 13. Dezember 1945 (ELAB 1/3, Disziplinarverfahren gegen Walter Hoff, Bl. 3). 70 Ebd., Bl. 4. 71 Schreiben Hoffs vom 18. Oktober 1947 (ELAB 1/3, Disziplinarverfahren gegen Walter Hoff, Bl. 15). 72 Ebd., Bl. 17.

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d a s s e r i n B e r l i n u n d w a¨ h r e n d s e i n e r V e r w e n d u n g i m Felde seit dem Jahre 1934 kirchliche und andere Amtst r a¨ g e r u n t e r p o l i t i s c h e n u n d k i r c h e n p o l i t i s c h e n G e sichtspunkten angegriffen und verfolgt hat und ausserdem gegen sonstige Personen in nicht entschuldbarer Weise vorgegangen ist. Nach Durchfu¨hrung weiterer disziplinarer Beweiserhebungen verzo¨gerte sich die Schlussvernehmung des Beschuldigten dadurch erheblich, dass es vor und wa¨hrend der Blockade Berlins la¨ngere Zeit hindurch nicht gelang, dem Untersuchungsfu¨hrer die Fahrt nach Hamburg zu ermo¨glichen. Sie kam erst Ende Mai 1949 zustande. Zur Hauptverhandlung ist der Beschuldigte aus den schon angegebenen Gru¨nden nicht erschienen. In seinen schriftlichen und protokollarischen Einlassungen hat er zugegeben, dass er wa¨hrend des Kirchenkampfes in seiner Arbeit im Konsistorium einen falschen Weg gegangen sei und sich gegen seine dortigen Mitarbeiter oft nicht richtig verhalten habe. Im besonderen hat er nicht bestreiten ko¨nnen, dass er den Konsistorialrat Dr. Lu¨tkemann, wie der Konsistorialpra¨sident Dr. v. Arnim bekundete, wegen A¨usserungen in der Sitzung des Konsistoriums politisch bedroht und dass er auch sonst in seiner Arbeit politische Gesichtspunkte der kirchlichen Schau u¨bergeordnet hat. Er macht geltend, dass gerade zwischen ihm und Dr. Lu¨tkemann starke Spannungen bestanden ha¨tten. Die Disziplinarkammer hat ihm diese Spannungen zugutegehalten, die sich auch aus den Bekundungen von Dr. Lu¨tkemann ergeben, sieht aber gleichwohl in der Drohung mit Anzeige von A¨usserungen, die in der Sitzung getan waren, einen Bruch des Vertrauensverha¨ltnisses, das im besonderen eine kirchliche Arbeitsgemeinschaft verbinden soll, und eine Gefa¨hrdung der Amtsverschwiegenheit. Die von dem Beschuldigten zugegebene Beteiligung an der Hinrichtung eines vermutlich kriegsgerichtlich abgeurteilten russischen Schwerverbrechers macht ihn an sich weder strafrechtlich noch disziplinarisch verantwortlich. Offenbar hat er aber im Konsistorium u¨ber die schrecklichen Einzelheiten dieses Vorfalls in einer Art gesprochen, die allgemein Anstoss erregt hat und kein gutes Licht auf sein Zartgefu¨hl wirft. Unvergleichlich viel schwerer belastet den Beschuldigten sein Brief vom 29. 9. 1943. Er ist zuna¨chst in seinem ironisch herausfordernden, ja dreisten Ton eine Verletzung der Achtung, die er dem leitenden Geistlichen der Brandenburgischen Kirche schuldig gewesen wa¨re. Die darin aufgestellte, eingangs wo¨rtlich mitgeteilte Behauptung, er sei an Judenliquidationen beteiligt gewesen und billige ein solches Vorgehen gegen Juden, hat Pfarrer Hoff in seiner Einlassung fu¨r unzutreffend erkla¨rt. Er hat angegeben, dass er im Jahre 1943 bereits stark am Nationalsozialismus und seinen Grundsa¨tzen irre geworden sei. Er habe dies auch wieder-

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holt deutlich werden lassen und sich dadurch den Unwillen und das Misstrauen der Partei, insbesondere seines Berliner Kreisleiters, zugezogen, sodass er sogar in Berlin politisch u¨berwacht worden sei und sich fu¨r erheblich gefa¨hrdet habe halten mu¨ssen. Er habe daher den Brief an Dr. Fichtner weniger aus Opposition gegen dessen Auffassungen als vielmehr mit der Abzweckung geschrieben, ihn zur Kenntnis der politischen U¨berwachungsstellen zu bringen und sich damit wieder bei der Partei in Gunst zu setzen. Er hat ferner eine Reihe von schriftlichen Zeugnissen dafu¨r beigebracht, dass er sowohl mit der Bevo¨lkerung der milita¨risch besetzten La¨nder als auch im besonderen mit den dort lebenden Juden stets menschlich verfahren sei und dass seine Truppe an Judenliquidationen u¨berhaupt nicht teilgenommen habe. Es handelt sich hierbei durchweg nicht um Zeugen, die im Vorverfahren oder in der Hauptverhandlung ha¨tten als Zeugen vernommen und auf ihre Glaubwu¨rdigkeit gepru¨ft werden ko¨nnen, da der Beschuldigte ihre Anschriften nicht angegeben hat, sondern auschliesslich um schriftliche A¨usserungen in Original oder Abschrift von Personen, die zum Teil dem Gericht vo¨llig unbekannt sind und der Phantasie des Beschuldigten entstammen ko¨nnten (Blatt 40/41)73, zum Teil zwar nachweislich existieren, ohne dass aber die Abschriften ihrer angeblichen A¨usserungen irgendwie autoritativ beglaubigt worden sind (Bl. 49)74. Der Vertreter der Einleitungsbeho¨rde hat in der Hauptverhandlung die Beweiskraft dieser unbeglaubigten schriftlichen A¨usserungen angezweifelt. Aber auch wenn sonach die vorstehend genannten Zeugnisse ausscheiden, ist das menschliche Verhalten des Beschuldigten gegenu¨ber den Landeseinwohnern durch die beglaubigten Angaben der Frau Ottner, des Oberstleutnants v. Bo¨nninghaus und des Unteroffiziers Unrau zur Genu¨ge dargetan. Zwar hat Pfarrer Hoff seine eigene Glaubwu¨rdigkeit dadurch stark erschu¨ttert, dass er sich selbst einer groben Unwahrheit zeiht. Gleichwohl hat die Disziplinarkammer zum mindesten als glaubhaft unterstellt, dass jene Angaben u¨ber Judento¨tungen nicht den Tatsachen entsprechen, sondern eine politische Zwecklu¨ge waren. Den Beschuldigten Dr. Hoff trifft also nicht der zum mindesten nicht nachweisbare Vorwurf unmenschlichen Verhaltens, den der Einleitungsbeschluss und die Anschuldigungsschrift im Auge hatten, statt dessen jedoch der Vorwurf, den Anschein eines solchen Verhaltens erweckt zu haben, um sich einer politischen Gefa¨hrdung zu entziehen. Ob er damit wesentlich entlastet wird, muss bezweifelt werden. Zuna¨chst bedeutet in jedem Falle der Brief, der den Beschuldigten politisch sichern sollte, eine politische Gefa¨hrdung des Adressaten, zumal Pfarrer Hoff ja den Inhalt

73 ELAB 1/3, Disziplinarverfahren gegen Walter Hoff. 74 Ebd.

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zur Kenntnis der politischen Stellen bringen w o l l t e . Diese Gefa¨hrdung hat sich mo¨glicherweise auch dahin ausgewirkt, dass bald nach dem Empfang des Briefes Oberkonsistorialrat Dr. Fichtner zweimal den Besuch von Beauftragten der Gestapo erhalten hat, freilich ohne Bezugnahme auf den Brief und ohne weitere nachteilige Folgen. Vo¨llig unvereinbar mit der Wu¨rde des geistlichen Amtes aber ist es, aus ja¨mmerlicher Angst vor den vermeintlichen Folgen eines Eintretens fu¨r Recht und Menschlichkeit eben dieses Eintreten nachtra¨glich zu verleugnen und zu entwerten durch lu¨gnerische Selbstbezichtigung eines menschenunwu¨rdigen Verhaltens und durch heuchlerischen Gebrauch nationalsozialistischer Phrasen gegen bessere U¨berzeugung. Wer einer solchen Handlungsweise fa¨hig ist, hat das Recht und die Eignung verwirkt, das Wort von der go¨ttlichen Wahrheit und Liebe glaubwu¨rdig zu verku¨ndigen. Dies um so mehr, wenn er wie der Beschuldigte, jede wahre Reue und innere Einkehr vermissen la¨sst. Es ist unmo¨glich, dass Pfarrer Dr. Hoff wirklich, wie er beteuert, seinen Heiland gefunden hat, wenn ihm nicht diese erba¨rmliche Handlungsweise als eine schwere Schuld und Scham auf dem Gewissen brennt. Er aber betont ausdru¨cklich, dass er zwar seine verkehrte politische und kirchliche Einstellung bedauere, den Brief vom 29. September 1943 dagegen nicht einmal bedauern, geschweige denn bereuen ko¨nne, sondern durch einen bestehenden Notstand dazu sittlich berechtigt gewesen sei und sich heute besser denn je zur Verku¨ndigung der Wahrheit des Evangeliums berufen fu¨hle. Der Beschuldigte hat nach Ansicht des Disziplinargerichts die Stellung eines Pfarrers im Wartestand, wie die Verordnung der Evangelischen Kirchenleitung Berlin-Brandenburg u¨ber die verwaisten Pfarrstellen vom 16. Mai 1946 (Kirchl. Amtsblatt S. 30)75 sie fu¨r solche Geistlichen vorsieht, deren Stelle nach dieser Verordnung rechtskra¨ftig fu¨r erledigt erkla¨rt worden ist. Als im Dezember 1945 die Pfarrstelle St. Petri in Berlin fu¨r erledigt erkla¨rt wurde, bestand zwar jene Verordnung noch nicht. Die Freimachung dieser Pfarrstelle durch das Konsistorium erfu¨llte aber die sachlichen Voraussetzungen, indem auch hier perso¨nliche und kirchliche Gru¨nde dafu¨r vorlagen, dass mit einer Ru¨ckkehr von Pfarrer Hoff in die Pfarrstelle St. Petri nicht gerechnet werden konnte. Der Beschuldigte selbst ist ausgesprochenermassen der gleichen Auffassung, weil eine Ru¨ckkehr in den Osten von Berlin ihn politisch schwer gefa¨hrdet ha¨tte. Es bestand also kein Bedenken, den Beschuldigten in entsprechender Anwendung der Freimachungsverordnung als Pfarrer im Wartestand zu behandeln, obwohl ihm die Erledigung der Pfarrstelle damals nicht sogleich mitgeteilt worden ist. Danach geht es fu¨r den Beschul-

75 KABl Berlin-Brandenburg, 1946, Nr. 6 vom 15. Juni 1946, S. 30.

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digten nicht um die Entfernung aus einer bestimmten o¨rtlichen Pfarrstelle, wohl aber neben etwaigen Ordnungs- und Geldstrafen um die Entfernung aus dem pfarramtlichen Dienst der Berlin-Brandenburgischen Kirche und um Aberkennung der Rechte des geistlichen Standes. Es konnte hier nur die schwerste Strafe der Dienstentlassung verha¨ngt werden, da eine dauernde Amtsunwu¨rdigkeit besteht, die es dem Gericht auch unmo¨glich gemacht hat, dem Beschuldigten die Rechte des geistlichen Standes zu belassen. Dagegen konnte der Tatsache seiner ko¨rperlichen Hinfa¨lligkeit, die auch der Untersuchungsfu¨hrer im Vorverfahren aus eigener Anschauung besta¨tigt hat und die ihn nach seiner eigenen Auffassung arbeitsunfa¨hig macht, durch Gewa¨hrung einer Unterhaltsrente auf die Dauer von drei Jahren Rechnung getragen werden, die auf 25% seines gesetzlichen Ruhegehalts zu bemessen war, um ihn und seine Ehefrau vor einer ausgesprochenen Notlage zu schu¨tzen. Die Kostenentscheidung beruht auf § 89 der kirchlichen Disziplinarordnung76. gez. Moeller. gez. Messow. gez. Siebert

39D5. Urteil des westlichen Senates des Disziplinarhofes der EKD. Bielefeld, 9. Juni 1952 F: EZA Berlin, 81/1/6 (Abschrift; Anlage zu 39D3). In dem Disziplinarverfahren gegen den Pfarrer Dr. Hoff, fru¨her Propst an St. Petri in Berlin, jetzt wohnhaft in Spro¨tze Krs. Harburg, hat der Westliche Senat des Disziplinarhofs der Evangelischen Kirche in Deutschland in seiner am 9. Juni 1952 in Bielefeld stattgehabten Sitzung, an der teilgenommen haben: 1. Oberkirchenrat Dr. Hermann Ehlers als Vorsitzender; 2. als Beisitzer: a) Oberkirchenrat Prof. lic. Dr. Beckmann, b) Oberkirchenrat Ed. Osterloh, c) Oberkirchenrat D. Dr. Mensing, d) Oberkirchenrat Dr. Merzyn. 3. Als Vertreter der Einleitungsbeho¨rde: Konsistorialrat Dr. Rudloff, Berlin, Landeskircheninspektor Ko¨hler als Schriftfu¨hrer, 76 GBlDEK B 1939, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 40.

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fu¨r Recht erkannt: Die Berufung des Beschuldigten gegen das Urteil der Disziplinarkammer beim Evangelischen Konsistorium Berlin-Brandenburg vom 15. November 194977 wird zuru¨ckgewiesen. Der Beschuldigte tra¨gt die Kosten des Verfahrens. Gru¨nde: Die mu¨ndliche Verhandlung, die am 9. Juni 1952 in Bielefeld stattfand, unterschied sich von der Verhandlung der 1. Instanz dadurch, dass der Beschuldigte diesmal perso¨nlich anwesend war und sich eines Verteidigers bediente. Die Verhandlung hat bezu¨glich der Personalien des Beschuldigten und bezu¨glich des ganzen Sachverhalts in keinem entscheidenden Punkt etwas Neues ergeben, und der Senat ist deshalb in der Lage, bezu¨glich der Darstellung des Sachverhalts auf das Urteil der Disziplinarkammer vom 15. November 1949 in vollem Umfang Bezug zu nehmen. Er ha¨lt es nur fu¨r no¨tig, das Schreiben des Beschuldigten vom 29. September 194378 an den Oberkonsistorialrat Dr. Dr. Fichtner, das sich in unbestrittener Abschrift Blatt 1 und 2 der Akten befindet, wo¨rtlich und ungeku¨rzt mitzuteilen. Es lautet wie folgt: [.|.|.] Im u¨brigen hat auch der Senat dem Vorgang bei der Hinrichtung eines Russen keine Bedeutung beigemessen und trifft auch seinerseits die Feststellung, dass hier ein dienststrafrechtlich zu verfolgender Tatbestand nicht vorliegt. Dagegen belastet den Beschuldigten ohne Frage sein Verhalten gegenu¨ber seinem damaligen Kollegen im Evangelischen Konsistorium von Berlin-Brandenburg, dem damaligen Dr. Lu¨tkemann. Auch wenn der Beschuldigte in einem etwas gespannten Verha¨ltnis zu Dr. Lu¨tkemann stand, durfte er ihn in der Sitzung des Konsistoriums keinesfalls deshalb angreifen, weil Herr Dr. Lu¨tkemann – mit Recht – das Verhalten der damaligen SA bei einem Vorfall in einem Orte der Mark Brandenburg scharf verurteilt hatte. Es war auf Seiten des Beschuldigten vo¨llig abwegig, dass er in der Sitzung des Konsistoriums als Angeho¨riger der SA sich schu¨tzend vor ein Verhalten dieser Organisation gestellt hat, das kirchlich in keiner Weise zu billigen war. Der Beschuldigte ha¨tte sich damals als Konsistorialrat der Sache der Kirche annehmen mu¨ssen, statt dass er grobe Ungeho¨rigkeiten der SA zu decken versuchte. Vor allem aber war es kirchlich vo¨llig unmo¨glich, dass er seinen Kollegen Dr. Lu¨tkemann fu¨r den Fall der Wiederholung derartiger A¨usserung Dr. Lu¨tke-

77 39D4 78 39D6.

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manns mit einer Anzeige bei den Parteistellen bedrohte. Damit, dass er nie die Absicht gehabt habe eine solche Drohung auszufu¨hren, kann er schlechterdings nicht geho¨rt werden, weil sein Verhalten nicht den geringsten tatsa¨chlichen Anhaltspunkt dafu¨r ergibt, dass er eine nicht ernst gemeinte Drohung ausgeprochen habe, weil aber auch eine solche schwer zu missbilligen wa¨re. Obwohl also in diesem Falle das Verhalten des Beschuldigten durchaus zu missbilligen ist, wu¨rde der Senat diesen Vorgang immerhin so wu¨rdigen ko¨nnen, dass er eine Entfernung aus dem Dienst der Evangelischen Kirche der Altpreussischen Union nicht nach sich ziehen mu¨sste, weil hier die Verletzung einer Beamtenpflicht, nicht aber die Verletzung der Pflichten als Pfarrer vorliegen wu¨rde, wenn auch natu¨rlich der Vorgang Bedenken wegen der christlichen Haltung des Beschuldigten im allgemeinen rechtfertigen wu¨rde. Aber in der Beurteilung des Verhaltens des Beschuldigten, wie es in dem im Eingang der Urteilsbegru¨ndung ganz mitgeteilten Schreiben an Dr. Dr. Fichtner vom 29. September 1943 zum Ausdruck kommt, vermag der Disziplinarsenat der Wu¨rdigung seitens der Disziplinarkammer nur beizutreten. Gewiss hat der Beschuldigte auch vor dem Senat zum Ausdruck gebracht, dass er diesen Brief fu¨r einen unglu¨ckseligen Brief halte, und dass er ihn aufs tiefste bedaure. Er hat auch die Kopie seines Schreibens an Dr. Dr. Fichtner vom 22. Mai 195079 vorgelegt, worin er Herrn Dr. Dr. Fichtner um Verzeihung bittet. Dieses Schreiben ist vom 22. Mai 1950 und beginnt mit den Worten: „Nach reiflicher U¨berlegung habe ich mich nun entschlossen, Sie um Verzeihung zu bitten fu¨r das, was ich [Ihnen ] mit meinem, aus einem gewissen perso¨nlichen Notstand heraus, an Sie perso¨nlich gerichteten Brief aus dem Herbst 1943 angetan habe.“ Auch in diesem Schreiben beruft sich der Beschuldigte also darauf, dass er jenen Brief „aus einem gewissen perso¨nlichen Notstand heraus“ geschrieben habe, und in der Verhandlung vor dem Senat hat er diesen Gesichtspunkt nochmals besonders betont. Er hat dabei die Einlassung wiederholt, die er in seinem Schreiben an das Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg, Blatt 52 ff. der Akten80, gegeben hat. Er hat wiederholt folgendes vorgetragen: Er habe schon im Jahre 1942 einmal in vorgeru¨ckter Stunde im Offizierskasino seinem Unmut u¨ber die inzwischen bekanntgewordenen „Ju79 Nicht ermittelt. 80 Berufung Hoffs gegen das Urteil der Disziplinarkammer beim Evangelischen Konsistorium Berlin-Brandenburg vom 15. November 1949 (ELAB 1/3, Disziplinarverfahren gegen Walter Hoff).

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denliquidierungen“ zum Ausdruck gebracht und sich auch sehr absprechend u¨ber gewisse Parteifunktiona¨re gea¨ussert. Er habe Sorge gehabt, dass seine A¨usserungen der Partei hinterbracht worden seien. In der Verhandlung daru¨ber befragt, ob er irgendwie beweisen ko¨nne, dass infolge dieser A¨usserungen eine Gefa¨hrdung seiner Person – bzw., worauf er zusa¨tzlich noch hingewiesen hatte, seines im Heeresdienst stehenden Sohnes – bestanden habe, hat er die Angaben Blatt 52 ff. der Akten wiederholt, insbesondere dass er aus der mehrmaligen Ablehnung seines von massgebenden Stellen unterstu¨tzten Urlaubsgesuches diesen Schluss ziehen mu¨sse. Der Senat hat aber dieser Vermutung des Beschuldigten kein Gewicht beilegen ko¨nnen und hat es bedauern mu¨ssen, dass der Beschuldigte noch heute glaubt, den Gesichtspunkt eines Notstandes, also den einer unmittelbaren Gefahr fu¨r Leib und Leben geltend machen zu ko¨nnen. Der Senat ha¨lt es u¨berhaupt fu¨r verfehlt, strafrechtliche Gesichtspunkte fu¨r die Beurteilung heranzuziehen, wie es der Herr Verteidiger getan hat, der u. a. ausfu¨hrte, der Brief an Dr. Dr. Fichtner erfu¨lle nicht den Tatbestand einer Beleidigung, wenn aber doch, so sei diese Beleidigung la¨ngst verja¨hrt, und der der [sic! ] Verteidigung des Beschuldigten aus dem Gesichtspunkt des Notstandes einen betra¨chtlichen Teil seiner Ausfu¨hrungen gewidmet hat. Der Beschuldigte hat perso¨nlich gebeten, die Lage zu bedenken, in der er sich seelisch durch die Furchtbarkeiten des Partisanenkrieges befunden habe. Auch diesen Hinweis konnte der Senat nur fu¨r unglu¨cklich halten, zumal der Beschuldigte ja den Brief an Dr. Dr. Fichtner nicht von der Front, sondern von Berlin aus geschrieben hat. Der Senat hatte sich die Frage vorzulegen, ob der Beschuldigte sich durch den Brief an Dr. Dr. Fichtner der Achtung und des Ansehens unwu¨rdig gezeigt hat, die sein geistlicher Beruf von ihm verlangen. Der Senat hat nicht den geringsten Zweifel, dass durch den Brief Achtung und Ansehen des Beschuldigten als eines geistlichen Amtstra¨gers auf das Allerschwerste infrage gestellt wird. Mag nun die in dem Brief aufgestellte Behauptung, er sei an zahlreichen Judenliquidierungen selbst beteiligt gewesen, sachlich zutreffen oder mag sie nur aufgestellt sein, um den Beschuldigten den Leuten gegenu¨ber, die seine Gesinnungstreue als Nationalsozialist in Zweifel ziehen mo¨chten, als politisch einwandfrei und linientreu hinzustellen: In jedem Fall kommt darin eine Gesinnung zum Ausdruck, die es als unmo¨glich erscheinen la¨sst, dass der Beschuldigte im Dienste einer Evangelischen Kirche verbleibt, und man kann durchaus die Frage aufwerfen, ob nicht der Beschuldigte die Beurteilung des Falles fu¨r sich dadurch betra¨chtlich verschlechtert hat, dass er erkla¨rt, er habe sich unwahrerweise der Schandtat an den Juden beschuldigt, also um auf die Weise bei den Leuten, die doch solche Schandtaten selbst begingen, als politisch zuverla¨ssig betrachtet zu werden.

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Ein zum Dienst am go¨ttlichen Wort berufener Mann beweist durch einen solchen Gedankengang nur, dass er zu diesem Dienst ungeeignet ist. Trotz der bekundeten Reue vermag der Senat ihm auch heute diese Eignung nicht zuzuerkennen, denn er beruft sich auch heute noch auf den unmo¨glichen Gesichtspunkt des Notstandes. Auch wenn er einen echten Notstand dartun ko¨nnte, durfte er als Diener des go¨ttlichen Wortes zu einem solchen Mittel, den Notstand zu beseitigen, nicht greifen! Der Senat musste es auch in Zweifel ziehen, dass der Beschuldigte schon im Jahre 1942, als er von den Judenliquidierungen ho¨rte, diese verurteilt habe, denn noch im Jahre 1943 hat er sich denkbar scharf g e g e n die Juden ausgesprochen. Bei den Personalakten befindet sich ein Ausschnitt aus dem Steglitzer Anzeiger vom 30. Januar 1943, der folgenden Wortlaut hat: „Aufruf des Propstes zu Berlin. Zur zehnten Wiederkehr des Tages der Machtergreifung wendet sich der Propst zu Berlin, Dr. Walter Hoff, mit folgendem Aufruf an die Bevo¨lkerung: Zehn Jahre sind es, dass unsere christlichen Kirchen in Deutschland sich des Schutzes des nationalsozialistischen Staates erfreuen du¨rfen. Wer die in Selterwasserfabriken, Kornspeicher und Elektrizita¨tswerke umgewandelten christlichen Kirchen Russlands gesehen und den unheimlichen Einfluss des Judentums in Stadt und Land des weiten Ostens gespu¨rt hat, der weiss zu wu¨rdigen, was die Machtergreifung des Nationalsozialismus fu¨r Deutschland, ja fu¨r ganz Europa bedeutet. So muss denn auch jeder deutschbewusste Mensch in den christlichen Kirchen dankbar der zehnja¨hrigen Wiederkehr des Tages gedenken, da die ju¨disch versippten und vercliquekten [sic! ] Vertreter der marxistischen Epoche in der Fu¨hrung Deutschlands durch die Vorka¨mpfer des ewigen Reiches abgelo¨st wurden. Wir danken dem Allma¨chtigen fu¨r diese Gnade und flehen um seinen Schutz und Segen fu¨r unseren geliebten Fu¨hrer und fu¨r Deutschland auch fernerhin.“ Danach muss auch bezweifelt werden, ob, wie der Herr Verteidiger geglaubt hat andeuten zu sollen, sich bis zum September 1943 die Gesinnung des Beschuldigten grundlegend gea¨ndert haben kann. Wa¨re das aber der Fall gewesen, so mu¨sste der ganze Brief an Dr. Dr. Fichtner erst recht verurteilt werden, weil dann ja der Beschuldigte ihn wider seine bessere Einsicht geschrieben ha¨tte. Es soll dabei gar nicht weiter darauf eingegangen werden, dass der Brief, auch abgesehen von dem schrecklichen Satz u¨ber die Judenliquidierungen, denkbar unangemessen gegenu¨ber dem damaligen theol. Leiter des Konsistoriums war. Der Beschuldigte hat noch den Gesichtspunkt geltend gemacht, ob es denn mo¨glich sei, ihn wegen eines einzigen, jetzt 9 Jahre zuru¨ckliegenden

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Vorfalls mit Dienstentlassung zu bestrafen, zumal doch weder Dr. Dr. Fichtner noch sonst jemand durch den Brief gescha¨digt worden sei. Er hat weiter geltend gemacht, es sei doch ganz furchtbar, dass er bei rechtskra¨ftiger Dienstentlassung als ein Mann beurteilt werden ko¨nne, der u¨bele [sic! ] Sachen gemacht habe und dass dadurch sein Ansehen in der O¨ffentlichkeit doch empfindlich gescha¨digt wu¨rde. Der Senat kann aus einer solchen Einlassung des Beschuldigten nur die Folgerung ziehen, dass er auch heute die schwere Verfehlung durch den bewussten Brief noch nicht recht erkannt hat. Der Senat sah sich also ausser Stande, auf eine geringere Strafe als auf Dienstentlassung zu erkennen. Er sah sich auch nicht in der Lage, den auf 3 Jahre zuerkannten Unterhaltsbeitrag zu erho¨hen und hat dabei insbesondere erwogen, dass diese Regelung ja erst von der Rechtskraft des Urteils an in Kraft tritt, und dass der Beschuldigte infolge der langen Dauer des Dienststrafverfahrens schon nahezu drei Jahre lang noch einen Anspruch auf die Bezu¨ge als Pfarrer i. W. gehabt hat. Der daru¨ber hinaus noch fu¨r drei Jahre zugebilligte Unterhaltszuschuss ist daher sicher nicht zu niedrig bemessen. Der Senat hat sich auch nicht davon u¨berzeugen ko¨nnen, dass die Familienverha¨ltnisse des Beschuldigten diesen einer unmittelbaren Notlage aussetzen wu¨rden, denn seine Frau ist als Miterbin an einem nicht unbetra¨chtlichen Vermo¨gen beteiligt, von dem der Senat nicht bezweifelt, dass es mo¨glich sein muss, dieses durch Beleihung oder Vera¨usserung des Erbanteils wenigstens teilweise flu¨ssig zu machen. Gegenu¨ber dem Hinweis des Beschuldigten, dass bei seiner geschwa¨chten Gesundheit seine Frau bald alleinstehen ko¨nne und dann der Not ausgesetzt sei, hat der Senat geglaubt, darauf hinweisen zu du¨rfen, dass das Urteil es der Kirchenbeho¨rde nicht verwehre, alsdann im G n a d e n w e g zu helfen. Die Kosten des Verfahrens waren dem Beschuldigten zur Last zu legen, da sein Rechtsmittel keinen Erfolg gehabt hat. gez. Dr. Ehlers gez. D. Dr. Mensing gez. Lic. Dr. Beckmann gez. Dr. Merzyn gez. Osterloh

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39D6. Schreiben Hoffs an Fichtner. Berlin, 29. September 1943 F: EZA Berlin, 81/1/3 (Abschrift; Einfu¨gung in 39D5). Sehr geehrter Herr Oberkonsistorialrat! Zu Ihrem Rundschreiben vom 15. 9. 194381 sehe ich mich gezwungen, wie folgt Stellung zu nehmen: Was der Antritt Ihres neuen Amtes mit einem „Gehorsam gegen Gott“ und der „Treue bis in den Tod“ (nach Offenb. Joh. 10) zu tun hat, ist mir unerfindlich. Es sei denn, dass Sie in Ihrer U¨bersiedlung aus dem ruhigen Lu¨bben nach dem bombengefa¨hrdeten Berlin eine Begru¨ndung fu¨r diese pathetische Einleitung sehen. Im u¨brigen beweist der Inhalt Ihrer Verlautbarung, dass Sie dem grossen Geschehen unserer Tage leider versta¨ndnislos gegenu¨ber stehen. Da ist die Rede von den „Grossen der Geschichte“ und katholisierend vom „hochgelobten Herrn und Heiland Jesus Christus“. Aber mit keinem ehrenden, achtungsvollen Wort wird unseres Fu¨hrers Adolf Hitler und der wunderbaren Meisterung seiner unsagbar schweren Aufgaben gedacht. Natu¨rlich wird auch am Schlusse nicht der Hitlergruss mit seinem Namen gebraucht. Es ist das Ganze auf den Ton der „Bekenner“ abgestimmt und muss jeden anders Gesinnten vor den Kopf stossen und ihm die U¨berzeugung beibringen, dass die Kirchenbeho¨rde in Ihnen nicht den Zuwachs bekommen hat, den sie in unserer Zeit notwendig haben mu¨sste. Dass Sie unsere im Heeresdienst stehenden Theologen obendrein noch auffordern, unseren Kameraden Bibelstunden oder, ku¨mmerlich getarnt, Bibelbesprechungen zu halten, beweist, dass Sie sich nicht einmal u¨ber die in der heutigen Wehrmacht geltenden Gesetze informiert haben. Der Theologe, der diesem Ihrem Rat folgen wu¨rde, macht sich na¨mlich strafbar! – Mit einem Phrasenschwall schreiben Sie von der go¨ttlichen Unwirklichkeit des Wortes, das Gott in seinem Erbarmen in die konkrete Wirklichkeit hineingebracht hat. Wie also? Soll uns, die wir uns heute mit dem Weltjudentum und seinen u¨blen Vertretern ka¨mpferisch auseinandersetzen mu¨ssen, die Bibel mit ihren „ju¨dischen Rachepsalmen“ (vergl. Psalm 83 u. 109) und Evgl. Joh. 4,22 „das Heil kommt von den Juden“ als go¨ttliche Unwirklichkeit und Offenbarung seines Erbarmens dienen? Vielleicht go¨nnen Sie mir darin ein Wort der Aufkla¨rung, wie ich es mit alldem vereinbaren kann, dass ich in Sowjetrussland eine erhebliche Anzahl von Juden, na¨mlich viele Hunderte, habe liquidieren helfen. Und wie oft wird an uns Theologen von unseren Kameraden heute die Frage herangetragen, wie die stu¨rmisch und mit Recht geforderte Vergeltung

81 Nicht ermittelt.

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der Terrorangriffe der heuchlerischen Briten mit unseren bisherigen Predigten von der alles verzeihenden christlichen Liebe in Einklang gebracht werden kann, oder was wir zu den Kundgebungen der angloamerikanischen Bischo¨fe fu¨r die Sowjets sagen. Wenn Sie wenigstens einmal zart andeutend auf diese krassen Widerspru¨che vieler Bibelworte zu unseren Erlebnissen und Erkenntnissen hingewiesen ha¨tten, aber das konnten Sie eben nicht, weil Sie einer vergangenen Epoche angeho¨ren. Ihre Seele ist weder empfa¨nglich noch jung geblieben. Sondern der gewaltige Umbruch zum neuen Deutschland und Europa ist Ihnen etwas Fremdes, Unbegreifbares, an dem man mit theologischen Allgemeinpla¨tzen voru¨ber geht. Ich bin betru¨bt, feststellen zu mu¨ssen, dass die tausend deutschen Heldengra¨ber im Norden, die viertausend im Westen, die zehntausend im Su¨den und die hunderttausend in Sowjetrussland, dass die unza¨hligen bombenzersto¨rten Kirchen und Wohnsta¨tten der Heimat es nicht vermocht haben, einen Pastor pastorum zu der Sprache des Herzens zu bringen, die er haben mu¨sste, um seine Amtsbru¨der im Waffenrock mit wirklichen seelischen Aufbaukra¨ften fu¨r das ewige Deutschland und das neue Europa auszuru¨sten. Heil Hitler gez. Dr. Hoff z. Zt. als Hauptmann bei der Wehrmacht.

39D7. Schreiben Hoffs an das Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Spro¨tze, 28. Februar 1953 F: EZA Berlin, 81/1/6 (Abschrift; Anlage zu 39D3). Betr. Bitte des ehemaligen Propsten Dr. Walter Hoff um Milderung des gegen ihn ergangenen Disziplinarurteils. Nachdem mir bekannt geworden ist, dass eine grosse Anzahl meiner Freunde und ehemaligen Kameraden, anscheinend in gegenseitiger Verabredung und obwohl von mir mehrfach gewarnt, in guter Absicht fu¨r mich Eingaben82 an Herrn Bischof D. Dr. Dibelius gemacht haben, wende ich mich selbst heute an das Evangelische Konsistorium mit der Bitte um eine U¨berpru¨fung und Milderung des gegen mich in zwei Instanzen ergangenen Urteils der Entziehung der geistlichen Rechte. Unter den 82 Alle Schreiben in: ELAB 1/3, Disziplinarverfahren gegen Walter Hoff.

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oben genannten Personen waren einige wie der Herr Oberst a. D. von Versen, Oberbu¨rgermeister a. D. Dr. Gaertner und der Bundesbahnangestellte Bessinger, die meinen Unglu¨cksbrief an Herrn Oberkonsistorialrat D. Dr. Fichtner kannten und obwohl sie den Brief selbst missbilligten, glaubten, sich doch fu¨r mich einsetzen zu mu¨ssen. Ich kann nicht verhehlen, dass mir das in meiner derzeitigen seelischen Depression ein Trost gewesen ist und mir u¨berhaupt Mut macht, nun dieses Gesuch einzureichen. Ich sehe heute ein, dass jener Brief nicht nur masslose Dummheit gewesen ist, sondern viel schlimmer: ein grobes Vergehen gegen mein geistliches Amt und ausserdem eine schwere Belastung fu¨r mich perso¨nlich, eine grosse Su¨nde. Ich muss von satanischen Ma¨chten verblendet gewesen sein, als ich ihn geschrieben oder diktiert habe. Wenn diese Erkenntnis fru¨her in meinen Versuchen einer Verteidigung meines damaligen Verhaltens nicht so zum Ausdruck gekommen ist, so lag das an verschiedenen Umsta¨nden: 1. Ich bin immer ungeschickt gewesen, wenn es galt, meine eigene Sache zu fu¨hren. 2. Ich besass von dem Brief keine Copie mehr. In seinem ganzen Umfang wurde er mir erst wa¨hrend der Verhandlung in Bielefeld am 9. 6. 1952 zur Kenntnis gebracht, was in der Voruntersuchung versa¨umt und von meinen Anwa¨lten nicht beachtet worden war. Nun wirkte dieser Brief, der mir weitgehend aus dem Geda¨chtnis gekommen war, in seinem unmo¨glichen „Jargon“ derart erschu¨tternd und verwirrend auf mich, dass ich wa¨hrend jener Verhandlung nicht mehr richtig dazu Stellung nehmen konnte. 3. Endlich und nicht zuletzt hat es mir wohl tatsa¨chlich bisher an der genu¨genden Einsicht gefehlt, wie schwer ich mich mit jenem abscheulichen Brief vergangen hatte. Ich habe in den letzten Monaten immer wieder daru¨ber nachgegru¨belt, ob und wie ich selbst noch einmal den Versuch machen sollte, eine Milderung des gegen mich ergangenen Urteils zu erlangen. Denn ich leide viel mehr darunter, als ich es zuna¨chst in allzu menschlichem Trotz wahrhaben wollte. Nun habe ich mich betend zu diesem Bittgesuch hindurchgerungen und u¨berlasse es der Kirchenbeho¨rde, wie sie sich demgegenu¨ber verhalten will. Dass die letzten Jahre ko¨rperlichen und seelischen Zusammenbruchs nicht spurlos an mir voru¨bergegangen sind, ko¨nnen wohl Menschen bezeugen, vor allem aber vertraue ich auf die Gnade und Barmherzigkeit unseres Herrn und Heilandes. Er wird auch mich reuigen Su¨nder unter Seinem Kreuz verzeihend ansehen und mich zu Seinem Frieden kommen lassen, wie immer die irdisch-menschlichen Dinge laufen mo¨gen. So bitte ich denn zum Schluss Sie, meine Herren und Bru¨der, sich bei der fu¨nften Bitte des Vaterunsers auch meiner zu erinnern als eines Ihrer fru¨heren Mitarbeiter, der ganz gewiss schwer gefehlt hat, aber auch mit viel Unglu¨ck und Herzeleid bu¨ssen musste und jetzt nur noch seinen

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wahrscheinlich kurzen Lebensabend in Ruhe und Frieden verbringen mo¨chte. gez. Dr. Walter Hoff.

39D8. Gutachten Lu¨hrs u¨ber Hoff fu¨r das Landeskirchenamt Hannover. [Hannover, 2. Juni 1953] F: EZA Berlin, 81/1/6 (Abschrift; Anlage zu 39D3). Es ist fu¨r mich als wesentlich ju¨ngeren Geistlichen nicht ganz einfach, u¨ber Dr. Hoff ein Gesamtgutachten zu schreiben. Ich bitte das Landeskirchenamt, das verstehen zu wollen. Erschwert wird fu¨r mich das Gutachten ausser durch den Altersunterschied noch durch das sehr gute nachbarliche Verha¨ltnis und durch das Nicht-Kennen der schweren Disziplinarverfehlung. Herr Dr. Hoff hat zwar ganz offen mit mir u¨ber seine fru¨here Ta¨tigkeit in Berlin gesprochen, aber mir von besonders schwerwiegenden Verfehlungen nichts gesagt. Dr. Hoff leidet sehr unter der Aberkennung der Rechte des geistlichen Standes. Nach dem Urteil hatte er einen seiner schwersten Herzanfa¨lle. Er wu¨rde auch abgesehen von der Aberkennung der Rechte des geistlichen Standes nie wieder seinen Beruf ausu¨ben ko¨nnen. Aus manchen Gespra¨chen glaube ich sagen zu du¨rfen, dass Dr. Hoff ein wirklich frommer Mann ist. Er ist darauf bedacht, seinen Kindern die Kirche nahe zu bringen. Er selbst sitzt durchschnittlich alle 14 Tage hier im Gottesdienst. Manches Mal hat er mich auf meine Predigten angeredet und mir als jungem Pastoren hier schon manchen Dienst geleistet. Ich betrachte es als eine Bereicherung fu¨r mich, dass dieser an Erfahrung reiche Mann in meiner Gemeinde wohnt, vor allem auch darum, weil er aus seiner fru¨heren Anschauung keinen Hehl gemacht hat. So ist wirklich ein ehrliches offenes Gespra¨ch mit ihm mo¨glich. Dass auf der anderen Seite der Geist in dem Hause ein anderer ist als in unseren Pfarrha¨usern, liegt wohl einmal daran, dass seine Ehefrau keine Pfarrfrau ist, wie man sie sich wu¨nschen mo¨chte. Frau Hoff stammt aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie und kennt einen ganz anderen Lebensstandard als er bei uns u¨blich ist. Ich glaube, dass das fu¨r die ganze fru¨here Amtsfu¨hrung von Dr. Hoff mit entscheidend gewesen ist. Frau Hoff begleitet heute ihren Mann ziemlich regelma¨ssig in die Gottesdienste. Die ganze Familie geht regelma¨ssig – nach hiesiger Sitte 2 mal im Jahre – zum Heiligen Abendmahl. Ich weiss, dass Dr. Hoff sehr darauf ha¨lt, dass seine Kinder an dieser Feier teilnehmen. Aus Gespra¨chen weiss ich, dass er zu Hause an den Sonntagen, an denen er nicht in der Kirche ist, eine Sonn-

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tagsandacht ha¨lt. Ob sonst Hausandacht gehalten wird, kann ich in keiner Weise sagen. Da ein Ma¨nnerkreis aus Mangel an mir zur Verfu¨gung stehenden Abenden hier nicht ist, weiss ich nicht, ob Dr. Hoff daran teilnehmen wu¨rde. Mo¨chte es aber doch wohl annehmen. In meinem Gutachten vom 8. Januar 195283 an den Vorsitzenden des o¨stlichen Senats des Disziplinarhofes der Deutschen Evangelischen Kirche [sic! ] in Berlin-Charlottenburg, das dem Landeskirchenamt in Abschrift vorgelegt wurde, habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Dr. Hoff entscheidend am Aufbau unserer jungen Gemeinde mitgewirkt hat. Ihm verdanken wir unser Grundstu¨ck. Auch heute noch hilft Dr. Hoff – wo er kann – unserer Gemeinde. Seit Jahren erhalten wir unentgeltlich das Brennholz fu¨r unsere Kirche von ihm und ebenso den Christbaum fu¨r die Kirche. Dr. Hoff ist auch nach seiner Verurteilung einer der treuesten Kirchga¨nger meiner Gemeinde geblieben. Da ich die Verfehlungen nicht kenne, ist es schwer zu sagen, ob ich einem Antrag auf Milderung des Urteils zustimmen wu¨rde. Abgesehen davon mo¨chte ich aber doch wegen der kirchlichen Einstellung und seines hier unbescholtenen Lebenswandels meinen, dass ich eine Milderung befu¨rworten darf. Dr. Hoff hat vor Jahren vor seiner Verurteilung hier eine Beerdigung gehalten und mich in einem Aussendorf einmal im Gottesdienst vertreten. Beide Predigten haben ein gutes Echo gefunden. Die Ansprache bei der Trauerfeier habe ich selbst geho¨rt, die Predigt unsere Gemeindeschwester. Dr. Hoff hat mir damals gleich berichtet, dass er kein Pfarrer mehr sei und ist seitdem auch nie wieder an mich herangetreten, ihm meinen Talar zu leihen. Er hat vorher gelegentlich in Hamburg innerhalb seiner Verwandtschaft mit Genehmigung des Pfarramts getauft. Inwieweit Dr. Hoff heute einsieht, dass sein deutsch-christlicher Weg ein falscher ist, kann ich nicht beurteilen. Doch glaube ich, dass er doch manches einsieht. Hier ist eben erschwerend, dass ich wesentlich ju¨nger bin. Ich hoffe, durch diese Angaben dem Landeskirchenamt ein Bild u¨ber die jetzige Einstellung von Herrn Dr. Hoff gegeben zu haben. gez. Lu¨hrs

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39D9. Schreiben Heckels an Brunotte. Mu¨nchen, 14. Oktober 1953 F: EZA Berlin 2/615 (O). Von der Fahrt nach Go¨ttingen-Friedland erlaubte ich mir, an Sie zwei Bitten zur richten. Die erste ging dahin, ob wir nicht fu¨r die großen Auslagen, die uns bei der U¨bernahme der Heimkehrer in Friedland und jetzt auch in Piding bei Reichenhall erwachsen sind und fu¨r die wir keinerlei Ersatz haben, eine gro¨ßere Hilfe bekommen ko¨nnten. Wir haben bis jetzt DM 42.000 ausgegeben. Jeder Heimkehrer bekam 1 Hemd, 1 Paar Stru¨mpfe, 1 paar Taschentu¨cher; andere, die gesundheitlich nicht ganz in Ordnung waren, erhielten einen Pullover und Unterwa¨sche, sowie eine Packung Bahlsenkekse. Wenn man die Ausgaben mit der Zahl von rund 4.000 Heimkehrern dividiert, dann ergibt sich, daß wir sehr billig eingekauft haben. Kardinal Frings hat der Caritas DM 15.000 als erste Hilfe u¨berwiesen. Es wa¨re scho¨n, wenn wir auch zu dieser Ho¨he kommen ko¨nnten, obwohl wir vielmehr getan haben als die Caritas, die ja mit ihrer ganzen Aktion zu spa¨t kam und als eine LKW-Sendung aus Mu¨nchen kam, war diese ungeeignet. Ferner habe ich die Bitte an Sie gerichtet, die Kirchenregierungen noch einmal zu ermuntern, die Kollekte in der Kriegsgefangen-Gebetswoche besonders warm zu empfehlen. Es wird Ihnen ja auch nicht verborgen geblieben sein, wie die katholische Kirche und die sa¨kularen Verba¨nde sich jetzt bemu¨hen, alles, was fu¨r die Gefangenen wirklich geschehen ist, in den Hintergrund zu schieben. Es ist mir berichtet worden, daß bei der letzten Begru¨ßung in Friedland mein Telegramm nur mehr am schwarzen Brett angeschlagen war und die evang. Sache u¨berhaupt nicht mehr o¨ffentlich erwa¨hnt wurde. Also heißt es, gerade jetzt wach zu sein und darum bitte ich um diese beiden Hilfen von Ihrer Seite sehr dringend. Mit herzlichen Gru¨ßen Ihr Heckel [m. p. ]

39D10. Schreiben des Arbeitsausschusses des Evangelischen Kirchbautages an den Rat. Berlin, 13. August 1953 F: EZA Berlin, 2/5360 (O). Hiermit bitten wir, dem Arbeitsausschuß des Evangelischen Kirchbautages fu¨r das laufende Gescha¨ftsjahr eine Beihilfe von 1500–2000 DM zu bewilligen. Zur Begru¨ndung weisen wir auf folgendes hin:

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Die Erkenntnis, daß die gewaltigen Bauaufgaben nach dem Zusammenbruch 1945 die Kirche zu einer gru¨ndlichen und grundsa¨tzlichen Durchdenkung der Probleme des Kirchenbaus no¨tigten, fu¨hrte im Jahre 1949 in Lu¨beck zur Schaffung des Evangelischen Kirchbautages als des Tra¨gerund Ausfu¨hrungsorgans fu¨r die verschiedenen Kirchbautagungen, die in regelma¨ssigen Absta¨nden durchgefu¨hrt werden sollten. Die Initiative in diesem Gremium wurde dem Arbeitsausschuß u¨bertragen, der jetzt 15 Mitglieder za¨hlt, unter ihnen die fu¨hrenden evangelischen Kirchenarchitekten wie Otto Bartning und Gerhard Langmaack, aber auch Theologen, die auf dem Gebiet des Kirchenbaus gearbeitet haben und als sachversta¨ndig gelten ko¨nnen, wie Christian Rietschel in Dresden, Studiendirektor Dr. Gerhard Kunze und Propst Kobold in Preetz. Besonderen Wert haben wir darauf gelegt, im Arbeitsausschuß mo¨glichst alle Gebiete der Evangelischen Kirche in Deutschland zu erfassen. Neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren u. a. Baurat Ko¨hler als Vertreter der Ev.Luth. Kirche Bayerns und Professor Dr. Stephan Hirzel in Kassel als Vertreter fu¨r den hessischen Raum. Der Arbeitsausschuß glaubt, seit seinem Bestehen mancherlei Arbeit geleistet zu haben, die im unmittelbaren kirchlichen Interesse liegt. Wir du¨rfen erinnern an die Richtlinien fu¨r den heutigen Kirchenbau und fu¨r die Gestaltung des kirchlichen Innenraumes je nach den Erfordernissen der verschiedenen Bekenntnisse – ein Regulativ fu¨r den Kirchenbau, das, wie uns bekannt wurde, heute schon von verschiedenen Kirchenleitungen als verbindliche Grundlage fu¨r die Durchfu¨hrung von Bauvorhaben benutzt wird. Zur Verabschiedung fertiggestellt sind ferner Richtlinien fu¨r die Gestaltung von Gedenkmalen fu¨r die Toten des letzten Krieges. Eine weitere umfassende Arbeit hat sich der Arbeitsausschuß mit der kritischen Wu¨rdigung der Kirchbauten gestellt, die seit 1945 errichtet wurden. Die Einblicke, die sich bis jetzt schon ergeben haben, sind vor allem nach der negativen Seite so bedeutsam, daß der Arbeitsausschuß geno¨tigt sein wird, mit einer dringenden Vorstellung an die Evangelische Kirche und an die Landeskirchen herauszutreten. Von weiteren Aufgaben, die den Arbeitsausschuß bescha¨ftigen, nennen wir die Schaffung einer kirchlichen Fachaufsicht fu¨r das Bauwesen, die Einrichtung von Klassen fu¨r kirchliche Architektur an den Hochschulen fu¨r bildende Kunst und den Einbau einer Elementarlehre der christlichen bildenden Kunst in den Ausbildungsplan der Theologiestudenten und -kandidaten. Alle diese Arbeiten erfordern natu¨rlich Aufwendungen, fu¨r die keinerlei Mittel zur Verfu¨gung stehen. Dazu kommen die Kosten fu¨r die ja¨hrlich meist zweimal stattfindenden Sitzungen des Arbeitsausschusses, in denen gemeinschaftlich die Stellungnahmen erarbeitet werden. Nur die kleinere Ha¨lfte der Mitglieder bekommt die Reise und den Aufenthalt von ihrer zusta¨ndigen Kirchenleitung erstattet. Die freien Architekten und mehrere der theologischen Mitglieder des Arbeits-

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ausschusses mu¨ssen die Reisekosten aus ihrer Tasche bezahlen. Das hat dazu gefu¨hrt, daß Ma¨nner wie Studiendirektor Dr. Kunze und Propst Kobold einfach aus Mangel an Mitteln hin und wieder eine Sitzung versa¨umen mußten. Der Arbeitsausschuß hat deshalb den versta¨ndlichen Wunsch, denjenigen, die von ihrer Landeskirche nicht mit Mitteln ausgestattet werden, zum mindesten einen angemessenen Reisekostenzuschuß geben zu ko¨nnen. Wenn wir bitten, uns fu¨r die Arbeiten des Kirchbautages eine Beihilfe von 1500–2000 DM zu bewilligen, so leitet uns dabei die Meinung, daß der Arbeitsausschuß auch unter die Kategorie V B des Rundschreibens der Kirchenkanzlei vom 12. Ma¨rz 1953 – 11 214 V84 – geho¨rt, wo die Einrichtungen aufgefu¨hrt werden, die in prima¨rer Zusta¨ndigkeit der Evangelischen Kirche in Deutschland zu betreuen sind. Der Arbeitsausschuß verschließt sich gewiß nicht der Erkenntnis der Grenzen seiner Wirksamkeit, aber er glaubt doch, der Evangelischen Kirche einen wichtigen, ja notwendigen Dienst zu leisten. Er ist das einzige derartige Organ auf dem Gebiet der kirchlichen Baupflege. Es scheint uns deshalb nicht unbillig zu sein zu hoffen, daß die Arbeit fu¨r die Kirche dem Arbeitsausschuß auch mit einer gewissen finanziellen Unterstu¨tzung seitens der Kirche gedankt wird. D. Dr. So¨hngen [m. p. ]

39D11. Schreiben Meisers an Dibelius. Mu¨nchen, 18. September 1953 F: EZA Berlin, 4/46 (O). Sehr verehrter Herr Bischof! In Ihrem Brief vom 29. August dieses Jahres85 betr. die Bundesgelder fu¨r die Seelsorge an deutschen Auslandsgemeinden deuteten Sie an, dass Sie auch eine interne Regelung der Angelegenheit fu¨r mo¨glich gehalten ha¨tten und bereit gewesen wa¨ren, die Hand dafu¨r zu bieten. Zwar ko¨nnte ich den Schaden, wenn Bonn nach zwei Seiten hin zahlen wu¨rde, fu¨r so gross nicht ansehen, da die Vereinigte Evang.-Luth. Kirche Deutschlands keine Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland ist und da ja auch sonst evangelische kirchliche Stellen und Perso¨nlichkeiten selbsta¨ndige Beziehungen zu Bonn unterhalten. Trotzdem wa¨re ich, wenn dadurch ein wirklich versta¨ndnisvolles Verha¨ltnis zwischen uns und dem Kirchlichen Aussenamt angebahnt werden ko¨nnte, bereit, dem Gedanken einer inter84 EZA Berlin, 2/6068. 85 EZA Berlin, 742/357.

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nen Regelung na¨her zu treten. Nur bitte ich Sie um eine na¨here A¨ußerung daru¨ber, wie Sie sich eine solche Regelung da¨chten. Damit ko¨nnte es nicht getan sein, dass wir auf den guten Willen des Aussenamtes angewiesen wa¨ren. Dass mein Antrag86 an das Auswa¨rtige Amt in Bonn bereits abgegangen ist, braucht kein Hindernis fu¨r eine interne Regelung zu sein. Er ko¨nnte ja, wenn es zu einer wirklich befriedigenden Regelung ka¨me, leicht zuru¨ckgerufen werden. Mit vielen amtsbru¨derlichen Gru¨ssen Ihr D. Meiser [m. p. ]

39E Dokumente 39E1. „Bericht u¨ber die Sitzung des Ausschusses fu¨r Fragen des Aufbaus einer Milita¨rseelsorge am 13. 10. 1953 in Hannover“. Hannover, 15. Oktober 1953 F: EZA Berlin, 81/1/6 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 4. November 1953 u¨bersandt). Anwesend:

1. Landesbischof D. Bender als Vorsitzender 2. Pra¨sident D. Brunotte 3. Dekan Dr. Schuster, Fulda 4. Pfarrer Putz, Fu¨rth 5. Studentenpfarrer Weymann, Tu¨bingen 6. OKR Heidland, Karlsruhe 7. OKR Dibelius, Hannover 8. OKR Dr. Dr. Niemeier, Hannover Entschuldigt fehlte Pastor Mu¨nchmeyer, Bethel.

Der Vorsitzende ero¨ffnet die Sitzung mit Gebet. Das Ergebnis des einleitenden Gespra¨chs war die einmu¨tige Feststellung, daß eine exemte Milita¨rkirche abzulehnen sei, vielmehr die Milita¨rseelsorge als Funktion der Kirche sichtbar sein und erkennbar gemacht werden mu¨sse, soweit das in den Formen der Organisation mo¨glich sei. Ent86 39E3.

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sprechend dieser grundlegenden Erkenntnis werden dem Rat der EKD folgende Vorschla¨ge zur Beschlußfassung vorgelegt: 1.) Die r e c h t l i c h e G r u n d l e g u n g der Milita¨rseelsorge erfolgt durch einen zwischen der EKD und dem Staat abzuschließenden S t a a t s v e r t r a g ; die innerkirchlichen Voraussetzungen und Bedingungen dieses Vertrages sind noch zu kla¨ren. 2.) Die l e t z t e V e r a n t w o r t u n g fu¨r die Milita¨rseelsorge obliegt dem R a t d e r E K D , der einen B e v o l l m a¨ c h t i g t e n mit der Wahrnehmung dieser Verantwortung beauftragt (bisher Feldbischof genannt). Der Bevollma¨chtigte ist an ho¨chster Stelle das Bindeglied zwischen EKD und Milita¨rseelsorge. 3.) Die L e i t u n g der Milita¨rseelsorge obliegt dem F e l d b i s c h o f (bisher als Feldgeneralvikar bezeichnet). a) Der Feldbischof wird auf Vorschlag des Rates der EKD vom Staat auf Lebenszeit berufen. Der Staat ist nicht befugt, den Vorschlag des Rates abzuweisen. Scheidet er vorzeitig aus seinem Amt, so obliegt der EKD die Sorge fu¨r seine Verwendung und Versorgung. b) Der Feldbischof hat das Recht, unmittelbare Verhandlungen mit den leitenden Stellen des Staates zu fu¨hren. c) Der Feldbischof ist berufenes Mitglied der Gesamtsynode der EKD. d) Der Feldbischof erstattet dem Rat der EKD auf Wunsch Bericht u¨ber die Milita¨rseelsorge. e) Der Feldbischof fu¨hrt die Dienstaufsicht u¨ber die Milita¨rpfarrer aller Wehrmachtsteile. Er ist befugt aa) die Landeskirchenleitungen um Vorschla¨ge geeigneter Pfarrer zu bitten; bb) nach Fu¨hlungnahme mit den zusta¨ndigen Landeskirchenleitungen Verhandlungen mit den fu¨r ein Amt in der Milita¨rseelsorge in Aussicht genommenen Pfarrer einzuleiten; cc) mit Zustimmung der zusta¨ndigen Landeskirchenleitungen Milita¨rpfarrer zu berufen; dd) Milita¨rpfarrer zu versetzen; ee) Disziplinarverfu¨gungen zu erlassen; ff) Milita¨rpfarrer von ihrem Amt zu suspendieren; gg) die Landeskirchenleitungen um Ru¨ckberufung eines Milita¨rpfarrers und gegebenenfalls um Einleitung eines Disziplinarverfahrens zu ersuchen. 4.) Der Feldbischof ist Leiter des Milita¨rbischofsamtes, dem 2 theologische Referenten (Felddekane) im Rang und Gehalt von Oberkirchenra¨ten und 1 juristischer Referent (Feldkirchenrat) im Rang eines Oberregierungsrates, und zwar alle Referenten mit der Mo¨glichkeit rangma¨ßiger und gehaltlichen Aufstiegs nach Leistung und Dienstzeit angeho¨ren.

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Die theologischen Referenten werden auf 8 Jahre in ihr Amt berufen; die Mo¨glichkeit der Verla¨ngerung ihrer Amtszeit ist gegeben. Fu¨r ihre Verwendung bzw. Versorgung beim Ausscheiden aus ihrem Amt sorgt die zusta¨ndige Landeskirchenleitung. Der juristische Referent ist mo¨glichst aus dem Kreise der Kirchenjuristen zu wa¨hlen. Seine Verwendung bzw. seine Versorgung beim Ausscheiden aus seinem Amt obliegt der EKD. Die Aufgaben der theologischen Referenten sind 1. Unterstu¨tzung und Vertretung des Feldbischofs in seinen Verhandlungen mit Staat und Landeskirchenleitungen, zugleich Personalreferent; 2. Unterstu¨tzung und Vertretung des Feldbischofs in der inneren Ausrichtung der Milita¨rseelsorge. 5.) Die Milita¨rpfarrer werden auf 8 Jahre in ihr Amt berufen. Sie werden fu¨r den Dienst in der Milita¨rseelsorge von ihren Landeskirchenleitungen aus dem unmittelbaren Dienst freigestellt, vom Staat auf Vorschlag des Feldbischofs berufen und von diesem in ihr Amt eingefu¨hrt. Ihre endgu¨ltige Einweisung in das Milita¨rpfarramt erfolgt nach Ableistung einer einja¨hrigen Probezeit. Die Amtszeit der Milita¨rpfarrer kann vom Feldbischof im Einvernehmen mit der zusta¨ndigen Landeskirchenleitung verla¨ngert werden. Die Zuweisung der Milita¨rpfarrer zu den Einheiten hat auf deren landsmannschaftliche und landeskirchliche Zusammensetzung Ru¨cksicht zu nehmen. Die Milita¨rpfarrer bleiben an den Bekenntnisstand ihrer Landeskirche und ihr Ordinationsgelu¨bde gebunden. Sie sind gehalten, mit ihrer Landeskirche, deren Leitung und Leben in sta¨ndiger Verbindung zu bleiben (Berichte an ihre Kirchenleitung, Teilnahme an Pfarrerkonferenzen, Pfarrkonventen, Pastoralkolleg, zu denen sie einzuladen sind, usw). Das Einstellungsalter der Milita¨rpfarrer betra¨gt mindestens 30, ho¨chstens 40 Jahre. Einige Jahre gemeindliche Amtserfahrung sind Voraussetzung. Die Besoldung der Milita¨rpfarrer richtet sich nach der Reichsbesoldungsordnung87; es wird Gehalt nach A 2 c2 in Aussicht genommen. Die Besoldung soll aber nach Mo¨glichkeit nicht schlechter sein als die der vergleichbaren Offiziersra¨nge. Zusa¨tzlich wird eine Dienstaufwandsentscha¨digung gewa¨hrt. Kinderzuschlag, Trennungsentscha¨digung und Umzugskosten werden entsprechend den fu¨r gleichrangige Beamte des o¨ffentlichen Dienstes geltenden Regelungen gewa¨hrt. Die Milita¨rpfarrer tragen keine Rangabzeichen und bekleiden keinen Offiziersrang. Wenn das Tragen einer Uniform fu¨r sie vorgesehen ist,

87 RGBl I 1927, S. 349–355.

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muß durch ein Kreuz auf den Rockaufschla¨gen ihr Amt deutlich erkennbar gemacht werden. Die Milita¨rpfarrer fu¨hren den Pfarrertitel: Regiments-, Division-, Geschwader-, Flottillen- usw. Pfarrer. Die Pfarrer bei den Divisionen und den entsprechend gro¨ßeren Verba¨nden der Luftwaffe und der Marine fu¨hren die – im Einzelnen noch zu regelnde – Dienstaufsicht u¨ber die Regimentspfarrer. Sie beziehen Gehalt, Dienstaufwandsentscha¨digung, Kinderzuschlag, Trennungsentscha¨digung usw. nach Gruppe A 2b der RBO, jedoch erst nach endgu¨ltiger Einweisung in ihr Amt. Wa¨hrend der Probezeit beziehen alle Milita¨rpfarrer das gleiche Gehalt. Mit der Verleihung von Titel und Amt eines Milita¨rdekans sollte vorsichtig umgegangen und in der Anfangszeit mo¨glichst geringer Gebrauch davon gemacht werden. Die Pfarrer an Kriegsschulen, Kriegsakademien usw. sind dem Divisionspfarrer gleichzustellen. T a k t i s c h unterstehen die Milita¨rpfarrer dem Truppenkommandeur, d i s z i p l i n a r dem Feldbischof, soweit es sich um bloße Disziplinarv e r f u¨ g u n g e n handelt, ihrer zusta¨ndigen L a n d e s k i r c h e n l e i t u n g aber im Falle eines Disziplinar- oder Lehrzuchtv e r f a h r e n s . Ist seine Dienstzeit in der Milita¨rseelsorge beendet, bzw. will er auf eigenen Wunsch ausscheiden, bzw. wird er durch seine Landeskirchenleitung im Einvernehmen mit dem Feldbischof abberufen, bzw. wird er durch den Feldbischof im Einvernehmen mit der zusta¨ndigen Landeskirchenleitung abgelo¨st, tritt der Pfarrer in den unmittelbaren Dienst seiner Landeskirche zuru¨ck; dieser obliegt die Sorge fu¨r seine Verwendung bzw. Versorgung. 6.) Die Beteiligung der Milita¨rpfarrer an der Erteilung des lebenskundlichen Unterrichts ist erwu¨nscht mit der Maßgabe, daß die Pfarrer beider Kirchen an der Erarbeitung der Themen und des Stoffplans maßgeblich beteiligt werden. 7.) Die o¨rtlichen M i l i t a¨ r g e m e i n d e n teilen den Bekenntnisstand der Landeskirche, in deren Bereich sie sich befinden; Gottesdienst und Amtshandlungen werden nach der Ordnung der zusta¨ndigen Landeskirche gehalten. Zu den o¨rtlichen Standortgemeinden geho¨ren auch die Familienglieder der lebensla¨nglich oder langfristig dienenden Wehrmachtangeho¨rigen. Amtshandlungen an diesen Familien vollzieht der zusta¨ndige Milita¨rpfarrer; soll ein anderer Pfarrer die Amtshandlung vollziehen, hat der zusta¨ndige Milita¨rpfarrer das entsprechende Dimissoriale zu erteilen. In diesen Fa¨llen sind die Eintragungen in die Milita¨rkirchenbu¨cher ohne Nummer vorzunehmen. Der Milita¨rpfarrer soll angehalten werden, sich einen Mitarbeiterkreis zu schaffen; zu den Gemeinden, Pfarrern und kirchlichen Organen des Standortes hat er die Fu¨hlung aufzunehmen und zu halten.

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

8.) Der Ausschuß bittet den Rat um baldige Benennung des Feldbischofs, damit dieser in die laufenden Verhandlungen eingeschaltet werden kann. gez. Dr. Dr. Niemeier.

39E2. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ma¨nnerarbeit, die Jugendkammer der EKD, die Ev. Arbeiterbewegung und die Ev. Handwerkerorganisation. Berlin, 1. Dezember 1953 F: EZA Berlin, 2/4657 (D). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich mit dem Anliegen der Bundesregierung, eine Technische Nothilfe fu¨r den Katastrophenfall aufzustellen, mehrfach eingehend bescha¨ftigt. Es ist dem Rat ein ernstes Anliegen, in dieser Frage den Wu¨nschen der organisierten Arbeiterschaft nicht entgegen zu sein. Der Rat hat zu den Gewerkschaften das Vertrauen, daß sie willens und in der Lage sein werden, in Streikfa¨llen die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Betriebe zu gewa¨hrleisten. Andererseits hat sich der Rat der Erkenntnis nicht verschlossen, daß Fa¨lle eintreten ko¨nnen, in denen die Gewerkschaften trotz allen guten Willens nicht mehr Herren der Lage sind, sei es bei a¨ußeren Katastrophen, sei es bei politischen Streiks, die von den Gewerkschaften selbst abgelehnt werden. Auch in diesen Fa¨llen aber ist die Staatsregierung dafu¨r verantwortlich, daß die lebenswichtigen Betriebe nicht zum Erliegen kommen. Aus dieser Erwa¨gung heraus hat sich der Rat davon u¨berzeugt, daß das Anliegen des Bundesinnenministeriums, ein Technisches Hilfswerk zur Verfu¨gung zu haben, berechtigt ist. Es wird Aufgabe der evangelischen Kirche sein, sich einem solchen Anliegen nicht zu versagen. Er empfiehlt daher den in Frage kommenden kirchlichen Organisationen, unter ihren Mitgliedern fu¨r eine Beteiligung an der Technischen Nothilfe zu werben. Wir wu¨rden dankbar sein, wenn auch Sie dieser Empfehlung nachkommen und das Erforderliche veranlassen wu¨rden. gez. Dibelius

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39E3. Schreiben Meisers an die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes. Mu¨nchen, 6. August 1953 F: PA AA, B90 KA, Bd. 459, Fiche 1, S. 12ff. (O) 88. 12

3Betreff: Zuwendungen des Bundes fu¨r Auslandsarbeit der Vereinigten Evang.-Luth. Kirche Deutschlands Anla¨sslich meines Besuches bei dem Herrn Bundespra¨sidenten und dem Herrn Bundeskanzler am 23. Mai 1952 hatte ich Gelegenheit, im Bundeswirtschaftsministerium wie auch in der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes Besprechungen u¨ber die Auslandsarbeit der Vereinigten Evang.Luth. Kirche Deutschlands zu fu¨hren. Vom Bundeswirtschaftsministerium wurden uns die gewu¨nschten Devisenerfordernisse fu¨r diese Arbeit freundlichst zugesagt und genehmigt, und es wurde anerkannt, daß die Vereinigte Evang.-Luth. Kirche Deutschlands eine Auslandsarbeit betreibt, die unabha¨ngig von der Arbeit des Kirchlichen Außenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland durchgefu¨hrt wird, und daß uns darum auch keine vermittelnde Stellung des Kirchlichen Außenamtes zugemutet werden kann. Nun ist uns bekannt, daß durch die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes hochherzigerweise die Auslandsarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland mit betra¨chtlichen Zuwendungen bedacht wird. Auf immer wiederholtes Bitten und Dra¨ngen hin ist durch das Kirchliche Außenamt zwar eine gewisse Summe einigen Pfarrern der Evang.-Luth. Kirche in Italien u¨bermittelt worden, aber leider haben sich die grundsa¨tzlichen Schwierigkeiten im Verha¨ltnis zum Kirchlichen Außenamt noch keineswegs beheben lassen, und es wurde uns schon damals in Bonn mu¨ndlich von der dortigen Stelle die Mo¨glichkeit ero¨ffnet, daß die Vereinigte Kirche unter Umsta¨nden unmittelbar einen Teil der Zuwendungen des Bundes fu¨r Auslandsarbeit erhalten ko¨nne. Von dieser Mo¨glichkeit bitten wir jetzt Gebrauch machen zu du¨rfen. Wir mo¨chten den Antrag stellen, daß die Vereinigte Evang.-Luth. Kirche Deutschlands 133fu¨r ihre Auslandsarbeit einen Teil der Betra¨ge, die der Bund fu¨r die Auslandsarbeit zur Verfu¨gung zu stellen bereit ist, unmittelbar erha¨lt. Zur Begru¨ndung du¨rfen wir darauf hinwiesen, daß die Vereinigte Evang.-Luth. Kirche in Ita-

88 Dieses Schreiben ist im Wesentlichen inhaltsgleich mit dem Schreiben vom 22. August 1953. Doch entha¨lt es direkte Angriffe auf das Kirchliche Außenamt, die im spa¨teren Schreiben fehlen. Salat hatte vermutet, dass es sich bei dem Schreiben vom 6. August 1953 um den Entwurf eines Schreibens von Hu¨bner handelte, der irrtu¨mlich abgesandt worden war. Vgl. die Notiz Salats auf dem Schreiben Meisers an die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes vom 22. August 1953 (39E4).

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lien und Triest fu¨r alle deutschsprachigen Gemeinden in Italien, abgesehen von Meran, eine Reihe von Verpflichtungen zu tragen hat. Ferner sind 7 Pastoren in England mit 24 Gemeinden und Gemeindegruppen auf die Unterstu¨tzung des Luth. Weltbundes und damit zugleich auf die Vereinigte Kirche angewiesen. Ferner tragen wir eine besondere Verantwortung fu¨r die rasch emporwachsenden deutschen Gemeinden in den su¨damerikanischen Staaten Venezuela, Columbien, Ecuador und Chile. Daru¨ber hinaus pflegen wir Beziehungen zu allen deutschen evangelischen Auslandspfarrern, die auf die Verbindung mit der lutherischen Kirche in Deutschland Wert legen – und das sind praktisch alle –, indem wir ihnen notwendige theologische Literatur und Zeitschriften vermitteln. Eine besondere Aufgabe erwa¨chst uns aus der Verpflichtung, dafu¨r Sorge zu tragen, daß fu¨r den Religionsunterricht und die vielen Konfirmanden ein geeignetes, umfassendes Lernbuch mit allem notwendigen Material in deutscher Sprache zur Verfu¨gung gestellt wird. Eine solche „Christenlehre“ kann in ihrem Wert fu¨r die Auslandsverha¨ltnisse besonders in Su¨damerika, aber auch in Europa, nicht hoch genug eingescha¨tzt werden. Zu ihrer Verbreitung bedarf es aber einer besonders großzu¨gigen Unterstu¨tzung finanzieller Art, da das Buch von den Kindern der Neuauswanderer unmo¨glich bezahlt werden kann. Hinzu kommt die Versorgung mit Gesangbu¨chern, Bibeln und dem sonstigen Hilfsmaterial fu¨r die Pastoren zur Durchfu¨hrung ihres geistlichen Amtes. Wir sind froh und dankbar, daß in den Jahren nach dem letzten Krieg der Luth. Weltbund in selbstloser Weise sich besonders der Auswanderer und Flu¨chtlinge im Ausland angenommen hat. Die deutschen lutherischen Landeskirchen sind Gliedkirchen des Luth. Weltbundes und arbeiten darum in engster Fu¨hlung mit ihm. Andererseits aber wird von uns mit Recht erwartet, daß wir fu¨r bestimmte Aufgaben die Verantwortung unmittelbar u¨bernehmen, und die entstehenden Kosten tragen. Wir wa¨ren darum dankbar, 143wenn unserer Bitte entsprochen werden ko¨nnte. Wir wu¨rden eine Beteiligung mit etwa 30 % fu¨r voll gerechtfertigt halten. Zur na¨heren Erla¨uterung und perso¨nlichen Besprechung steht unser Auslandsreferent, Herr Oberkirchenrat Dr. F. Hu¨bner, Hannover-Herrenhausen, Bo¨ttcherstr. 8, jederzeit zur Verfu¨gung. D. Meiser D. D. [m. p. ]

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39E4. Schreiben Meisers an die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes. Mu¨nchen, 22. August 1953 F: PA AA, B90 KA, Bd. 459, Fiche 1, S. 10f. (O). 10

3Betreff: Mittel der Bundesrepublik fu¨r die Auslandsarbeit der Vereinigten Evangelischen-Lutherischen Kirche Deutschlands. Anla¨sslich meines Besuches bei dem Herrn Bundespra¨sidenten und dem Herrn Bundeskanzler am 23. Mai 1952 hatte ich Gelegenheit, im Bundeswirtschaftsministerium, wie auch in der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes, Besprechungen u¨ber die Auslandsarbeit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands zu fu¨hren. Vom Bundeswirtschaftsministerium wurden uns die gewu¨nschten Devisenerfordernisse fu¨r diese Arbeit freundlichst zugesagt und genehmigt. Es wurde anerkannt, dass die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands Auslandsarbeit betreibt, die unabha¨ngig von der Arbeit des Kirchlichen Aussenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland geschieht. In Hinblick auf den wachsenden Umfang dieser Arbeit mo¨chten wir hiermit den Antrag stellen, uns an den Mitteln, die die Bundesrepublik fu¨r die kirchliche Arbeit im Ausland bereit stellt, unmittelbar zu beteiligen. Zur Begru¨ndung du¨rfen wir darauf hinweisen, dass die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands auf Grund des Vertragsabschlusses mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien fu¨r die deutschsprachigen Gemeinden in Italien – abgesehen von Meran – Verpflichtungen aller Art u¨bernommen hat. Ferner sind sieben Pastoren in England mit 24 Gemeinden und Gemeindegruppen auf die Unterstu¨tzung des Lutherischen Weltbundes und damit auf 113die Vereinigte Kirche angewiesen. Ferner tragen wir eine ganz besondere Verantwortung fu¨r die rasch emporwachsenden deutschen Gemeinden in den su¨damerikanischen Staaten Venezuela, Columbien, Ecuador und Chile. Daru¨ber hinaus pflegen wir Beziehungen zu allen deutschen evangelischen Auslandspfarrern, die auf die Verbindung mit der lutherischen Kirche in Deutschland Wert legen – und dass sind praktisch alle – indem wir ihnen notwendige theologische Literatur und Zeitschriften vermitteln. Eine besondere Aufgabe erwa¨chst uns aus der Verpflichtung, dafu¨r Sorge zu tragen, dass fu¨r den Religionsunterricht und die vielen Konfirmanden ein geeignetes umfassendes Lernbuch mit allem notwendigen Material in deutscher Sprache zur Verfu¨gung gestellt wird. Solche „Christenlehre“ kann in ihrem Wert fu¨r die Diasporaverha¨ltnisse, besonders in Su¨damerika, aber auch in Europa, nicht hoch genug eingescha¨tzt werden. Fu¨r ihre Verbreitung ist aber eine besonders grosszu¨gige Unterstu¨tzung

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finanzieller Art notwendig, da das Buch von den Kindern der Neueinwanderer unmo¨glich bezahlt werden kann. Die deutschen lutherischen Landeskirchen sind Gliedkirchen des Lutherischen Weltbundes und arbeiten darum in engster Fu¨hlung mit ihm. Andererseits wird von ihnen mit Recht erwartet, dass sie fu¨r bestimmte Aufgaben die Verantwortung unmittelbar u¨bernehmen und die entsprechenden Kosten tragen. Wir wa¨ren dankbar, wenn unserer Bitte entsprochen werden ko¨nnte. Zur na¨heren Erla¨uterung und perso¨nlichen Besprechung steht unser Auslandsreferent – Oberkirchenrat Dr. F. Hu¨bner, Hannover, Bo¨ttcherstr. 8 – jederzeit zur Verfu¨gung. D. Meiser D. D. [m. p. ]

39E5. Aufzeichnung Schlegelbergers u¨ber ein Gespra¨ch mit Hu¨bner. Bonn, 10. September 1953 F: PA AA, B90 KA, Bd. 459, S. 8f. (O). 8

3Da das Schreiben von Bischof Meiser eine Frage von grundsa¨tzlicher Bedeutung aufwirft, die nicht im Augenblick entschieden werden konnte, habe ich zuna¨chst Oberkirchenrat Hu¨bner um einen Besuch gebeten, der am 25. August stattfand. Herr Ranke war bei dem Gespra¨ch dabei. Das Ergebnis der eingehenden Unterhaltung, in der ich den grundsa¨tzlichen Standpunkt des Amtes klar legte und die Schwierigkeiten andeutete, irgendwelche A¨nderungen vorzunehmen, war, dass Herr Dr. Hu¨bner in Aussicht stellte, ins einzelne gehende Angaben u¨ber den Umfang der Auslandsarbeit der Deutschen Lutherischen Kirche zu u¨bermitteln. In diesem Zusammenhang ist u¨brigens daran zu erinnern, dass die U¨berschneidung dieser Auslandsarbeit von Frankfurt und Mu¨nchen (bezw. Hannover) vor allem daher ru¨hrt, dass zwar die einzelnen in der VELKD zusammengeschlossenen Landeskirchen Glieder der EKD sind und insofern auch zu ihrem Organ, dem Auslandsamt [sic! ] in Frankfurt, Beziehungen unterhalten mu¨ssen, dass aber die EKD den Zusammenschluss dieser ihrer Glieder zu der VELKD ignoriert. Andererseits wird die Hauptarbeit offenbar gerade von diesen zentralen Stellen des deutschen Luthertums aus gefo¨rdert, das auch an dem Lutherischen Weltbund hierfu¨r einen Ru¨ckhalt besitzt. Bisher besitzt das Auswa¨rtige Amt nur eine vom Auslandsamt [sic! ] in Frankfurt zusammengestellte Liste der evangelischen Auslandsseelsorger. Diese Liste findet aber bei Dr. Hu¨bner entschiedene Kritik. Er findet sie

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willku¨rlich zusammengestellt und erga¨nzungsbedu¨rftig. 93Ich habe daher gebeten, dass uns zusammen mit den na¨heren Ausfu¨hrungen auch eine von ihm selbst zusammengestellte Liste der Auslandsseelsorger u¨bersandt wird, damit sich auf diese Weise vergleichen liesse, welcher der deutschen Auslandsseelsorger nun vom Auslandsamt entsandt ist oder zu ihm Beziehungen unterha¨lt und welche in keinerlei Verbindung mit dem Auslandsamt stehen, sondern mehr selbsta¨ndige Auslandsgemeinden bilden wollen, die zumeist mehr oder weniger deutlich ausgepra¨gt zu der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche ressortieren. Auf diese Weise wird es dann auch mo¨glich sein, festzustellen, wie gross das Feld ist, auf dem die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche allein arbeitet. Dass es aber solche Fa¨lle gibt, scheint mir schon nach dem Eindruck der Unterhaltung mit Dr. Hu¨bner festzustehen, so dass es sich aus Gru¨nden der Gerechtigkeit und unseres kulturpolitischen Interesses wahrscheinlich als unumga¨nglich herausstellen wird, den in den Briefen von Bischof Meiser ausgedru¨ckten Wu¨nschen irgendwie na¨her zu treten. Hiermit Herrn VLR Salat vorgelegt89. Schlegelberger [m. p. ]

39E6. Vermerk Buddebergs u¨ber ein Telefonat mit Kunst. Bonn, 29. September 1953 F: PA AA, B 90, Bd. 458, S. 28 (O). Am 28. September wurde ich von Herrn Pra¨lat Kunst dem Bevollma¨chtigten des Rates der EKD am Sitz der Bundesregierung, angerufen. Pra¨lat Kunst nahm auf einen Antrag90 der Vereinigten EvangelischLutherischen Kirchen bzw. des Landesbischofs Meiser Bezug, einen Teil des Zuschusses des Auswa¨rtigen Amtes, der bisher lediglich an das Kirchliche Aussenamt in Frankfurt gezahlt wurde, Herrn Landesbischof Meiser zur Verfu¨gung zu stellen. Pra¨lat Kunst bezog sich in diesem Zusammenhang auch auf eine Besprechung zwischen Oberkirchenrat Hu¨bner und Dr. Schlegelberger im August dieses Jahres, Pra¨lat Kunst bat in aller Form um einen Aktenvermerk folgenden Inhalts: 89 Der an den Rand der Aufzeichnung notierte Kommentar Salats, dem das Dokument vorgelegt wurde, lautet: „AA darf sich nicht in innerkirchliche Fragen einmischen. Wenn Bedenken gegen das Auslandsamt in Frankfurt bestehen und begru¨ndet werden, sollten wir Bischof Dibelius als den Leiter der EKD konsultieren. Im u¨brigen bittet auch Pra¨lat Kunst um volle Zuru¨ckhaltung, bis interne Fragen gekla¨rt. Ich erinnere auch an unsere Ru¨cksprache vor Ihrem Weggang in die Ferien“. 90 39E3, 39E4.

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39. Sitzung Dresden, 22. Oktober 1953

Er bittet, den vorbezeichneten Antrag des Landesbischofs Meiser nicht zu behandeln, solange nicht eine neue Besprechung hieru¨ber stattgefunden hat, bzw. solange Herr Kunst nicht selbst in dieser Sache noch einmal vorstellig wurde. Herr Kunst betonte, dass seine Bitte mit Wissen und im Einversta¨ndnis von Landesbischof Meiser dem Auswa¨rtigen Amt vorgetragen wurde. Dr. Buddeberg [m. p. ]

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40 Hannover, 3. und 4. Dezember 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Protokollant:

Hannover-Herrenhausen Dienstgeba¨ude der Kirchenkanzlei, Bo¨ttcherstraße 7. Donnerstag, 3. Dezember 1953 (9.30 Uhr). Freitag, 4. Dezember 1953 (Uhrzeit unbekannt). Vom Rat: Dibelius, Hahn, Haug, Heinemann, Herntrich, Kreyssig, Lilje, Mager, Meiser, Niemo¨ller, Niesel, Smend. Von der Kirchenkanzlei: Brunotte, Karnatz, Dibelius (zu Punkt 6), von Harling (zu Punkt 5), von Staa (zu Punkt 9). Fu¨r das Kirchliche Außenamt: Stratenwerth. Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland Kunst. Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR Gru¨ber. Zu Punkt 14: Weigelt. Brunotte.

40A Vorbereitung der Sitzung 40A1. Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder. Berlin, 17. November 1953 F: EZA Berlin, 2/1756 (H). Die Herren Mitglieder des Rates lade ich hiermit zur 40. Sitzung des Rates auf Donnerstag, den 3. und Freitag, den 4. Dezember 1953 ergebenst ein. Die Sitzung soll im Dienstgeba¨ude der Kirchenkanzlei in HannoverHerrenhausen, Bo¨ttcherstr. 7, stattfinden und am 3. Dezember um 9,30 beginnen. Um Quartiere wird sich die Kirchenkanzlei in Hannover gern bemu¨hen, soweit es gewu¨nscht wird. Fu¨r die Tagesordnung sind folgende Beratungsgegensta¨nde vorgesehen:

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40. Sitzung Hannover, 3. und 4. Dezember 1953

Berichterstatter 1. Bericht zur Lage 2. Vorbereitung der na¨chsten Synode der Ev. Kirche in Deutschland 3. Entwurf eines Ausfu¨hrungsgesetzes zu Art. 24 Abs. 2 der Grundordnung1 4. Stimmrecht von Mitgliedern des Rates und der Kirchenkonferenz in der Synode der Ev. Kirche in Deutschland 5. Bericht u¨ber die Vorarbeiten fu¨r ein neues Auslandsdiasporagesetz 6. Aussprache u¨ber die Verhandlungen der Kammer fu¨r soziale Ordnung in ihrer Sitzung vom 9./10. Okt. 1953 7. Lebenskundlicher Unterricht in milita¨rischen Formationen 8. Studentenseelsorge 9. Entwurf der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau fu¨r eine Stellungnahme zur Frage der Kriegsdienstverweigerung 10. Bericht u¨ber den Stand der Bibelrevision 11. Eingabe des Geistlichen Rates in England 12. Finanzfragen des Kirchlichen Außenamtes 13. Bericht u¨ber die Evangelische Gemeinde in Paris 14. Errichtung von Sicherheits- und Sanita¨tszonen gema¨ß dem Genfer Abkommen von 1949 15. Erga¨nzung des Kirchlichen Disziplinarhofs (O¨stl. Senat) 16. Personalangelegenheiten a) Baukostenzuschuß zur Beschaffung einer Wohnung fu¨r Vpr. Stratenwerth b) Bewilligung eines Zuschusses zum Ruhegehalt von Dr. Fu¨rle 17. Antra¨ge auf Bereitstellung von Mitteln a) Zuschuß fu¨r die Tagung der Kirchenrechtslehrer

D. Dr. Dibelius Dr. Dr. Heinemann v. Harling, OKiR. D. Brunotte Vpr. Stratenwerth D. Niesel und Pra¨s. Mager OKiR Heidland – Karlsruhe Pf. Weigelt – Erlangen D. Niemo¨ller, D.D.

KiR v. Staa Vpr. Stratenwerth Vpr. Stratenwerth Vpr. Stratenwerth D. Dr. Karnatz D. Dr. Karnatz D. Brunotte D. Niemo¨ller D. Brunotte Prof. D. Dr. Smend

1 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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40A Vorbereitung der Sitzung

b) Zuschuß fu¨r die Evangelische Bildkam- D. Brunotte mer c) Einrichtung einer Kirchenhistorischen D. Dr. Karnatz Arbeitsstelle in Halle 18. Erma¨chtigung der Kirchenkanzlei betr. Be- Dr. Merzyn rufsgenossenschaften 19. Verschiedenes. D. Dr. Dibelius

40A2. „Erga¨nzte Tagesordnung fu¨r die Ratstagung der Evangelischen Kirche in Deutschland am 3. und 4. Dezember 1953 in Hannover“. O. O., o. D. F. EZA Berlin, 4/46 (H). 1. 2. 3. 4.

5. 6. 7. 8.

Berichterstatter Bericht zur Lage Vorbereitung der na¨chsten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Entwurf eines Ausfu¨hrungsgesetzes zu Art. 24 Abs. 2 der Grundordnung Stimmrecht von Mitglieder des Rates und der Kirchenkonferenz in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland a) Kirchenbeamtenordnung b) Bericht u¨ber den Stand der Disziplinarordnung Bericht u¨ber die Vorarbeiten fu¨r ein neues Auslandsdiasporagesetz a) Gebetsvorbereitung fu¨r Evanston Aussprache u¨ber die Verhandlungen der Kammer fu¨r soziale Ordnung in ihrer Sitzung vom 9./10. 10. 1953 Lebenskundlicher Unterricht in milita¨rischen Formationen Studentenseelsorge a) Aussendung des Studentenpfarrers Weigelt – Erlangen in das Heilige Land und Neubesetzung der Propstei in Jerusalem b) Kurzreferat u¨ber Studentenseelsorge

D. Dr. Dibelius Dr. Dr. Heinemann OKiR v. Harling D. Brunotte OKiR. v. Harling OKiR. Dibelius Vpr. Stratenwerth Dr. Kreyssig D. Niesel und Pra¨s. Mager OKiR Heidland – Karlsruhe Pf. Weigelt – Erlangen D. Dr. Karnatz Pf. Weigelt

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536 9.

10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

17.

18. 19.

40. Sitzung Hannover, 3. und 4. Dezember 1953

Entwurf der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau fu¨r eine Stellungnahme zur Frage der Kriegsdienstverweigerung Bericht u¨ber den Stand der Bibelrevision Eingabe des Geistlichen Rates in England Finanzfragen des Kirchlichen Außenamtes Bericht u¨ber die Evangelische Gemeinde in Paris Errichtung von Sicherheits- und Sanita¨tszonen gema¨ß dem Genfer Abkommen von 1949 Erga¨nzung des Kirchlichen Disziplinarhofs (O¨stlicher Senat) Personalangelegenheiten a) Baukostenzuschuß zur Beschaffung einer Wohnung fu¨r Vpr. Stratenwerth b) Bewilligung eines Zuschusses zum Ruhegehalt von Dr. Fu¨rle Antra¨ge auf Bereitstellung von Mitteln a) Zuschuß fu¨r die Tagung der Kirchenrechtslehrer b) Zuschuß fu¨r die Evangelische Bildkammer c) Einrichtung einer Kirchenhistorischen Arbeitsstelle in Halle Erma¨chtigung der Kirchenkanzlei betr. Berufsgenossenschaften Verschiedenes a) Zeit und Ort der na¨chsten Tagung der Kirchenkonferenz b) Referat von Dr. Leitz – Ludwigshafen u¨ber kirchliche Sammlung der Industriearbeiter (Beschluß der Synode von Elbingerode – ABl. EKD 1952 Nr. 120 –)

D. Niemo¨ller, D.D.

KiR von Staa Vpr. Stratenwerth Vpr. Stratenwerth Vpr. Stratenwerth D. Dr. Karnatz D. Dr. Karnatz D. Brunotte D. Niemo¨ller D. Brunotte Prof. D. Dr. Smend D. Brunotte D. Dr. Karnatz Dr. Merzyn

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F: EZA Berlin, 2/1796 (H; den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 8. Dezember 1953 u¨bersandt). G: Mitschriften 1. Dibelius (BArch Koblenz, N 1439, 3); 2. Heinemann (AdsD Bonn, NL Heinemann, 2, 0489); 3. Meiser (LKA Nu¨rnberg, Meiser, 142); 4. Niesel (AEKR Du¨sseldorf, 6HA 002/241). Niederschrift u¨ber die 40. Sitzung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 3. und 4. Dezember 1953 in Hannover2. Anwesend: Alle Mitglieder des Rates der EKD Von den Amtsstellen: Pra¨sident D. Brunotte, Geheimrat D. Dr. Karnatz, Vizepra¨sident Stratenwerth, Pra¨lat D. Kunst, Propst D. Gru¨ber sowie die Referenten der Kirchenkanzlei Hannover bei den Angelegenheiten ihres Referates. 1.

Bericht zur Lage Der Bericht u¨ber die allgemeine Lage wurde am Vormittag des 4. Dezember gegeben und durch die Ausfu¨hrungen der Bevollma¨chtigten, Pra¨lat D. Kunst und Propst D. Gru¨ber, erga¨nzt3. Pra¨ses Dr. Dr. Heinemann legte den Entwurf eines Wortes an die Gemeinden zum Weihnachtsfest vor4. Der Rat beschloss, von der Herausgabe einer formulierten Kundgebung abzusehen und die Gliedkirchen zu bitten, aus Anlass des bevorstehenden Weihnachtsfestes die Gemeinden erneut zum Gebet fu¨r den Frieden der Welt und die Wiedervereinigung Deutschlands anzuhalten5. 2 Vgl. auch die Berichterstattung in: EvW 7, 1953, S. 734; KiZ 8, 1953, S. 241f. 3 Kunst berichtete u¨ber die politische Lage in Frankreich, Großbritannien und in den USA. Er kommentierte die u¨berraschende Einversta¨ndniserkla¨rung der Sowjetunion mit der Einberufung einer Vierma¨chtekonferenz. Daru¨ber hinaus berichtete er von dem Gespra¨ch mit Rosenberg am 21. November u¨ber das Technische Hilfswerk (vgl. 39B4). 4 40D1. 5 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landeskirchen betr. Gebet fu¨r den Frieden vom 11. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/2565).

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2.

Vorbereitung der Synode6 a) Da Neuendettelsau wegen seiner Hundertjahrfeier die Synode nicht aufnehmen kann7, wurde das Pra¨sidium gebeten, zu pru¨fen, ob Bad Boll ra¨umlich fu¨r die Synode ausreicht8. Im anderen Fall soll versucht werden, die Synode in Schwa¨b. Hall zu halten. Wenn beide Orte unmo¨glich sind, soll die Unterbringung in Espelkamp gepru¨ft werden9. b) Von den in Aussicht genommenen Rednern zum Hauptthema der Synode hat Frau Dr. Truhel angenommen, Prof. Dr. Raiser dagegen abgelehnt. Das Pra¨sidium wird nunmehr mit Prof. de Quervain, Prof. D. Dr. Thielicke und Prof. D. Ernst Wolf in Verbindung treten10. c) Der Rat setzte einen Ausschuss ein, der das Thema der Synode vorbereiten soll. Dem Ausschuss sollen angeho¨ren: die Professoren D. Iwand und D. Ku¨nneth, Frau Marschner und Frau Krummacher, ferner die zusta¨ndigen Referenten der Kirchenkanzlei11.

3.

Stimmrecht der Ratsmitglieder in der Synode Pra¨sident D. Brunotte erla¨uterte das Rundschreiben der Kirchenkanzlei vom 23. 11. 1953 – Nr. 5342. I.12 – Der Rat stellte fest, dass nach dem Sinn der Grundordnung eine Doppelmitgliedschaft in Kirchenkonferenz und Synode nicht zweckma¨ssig ist. Er hielt es im In-

6 Vgl. 38B19 und 39B5. 7 Schreiben des Direktoriums der Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Neuendettelsau an Meiser vom 13. November 1953 (EZA Berlin, 2/1051). 8 Schreiben von Harlings an den Direktor der Evangelischen Akademie Bad Boll vom 21. Dezember 1953 sowie dessen Antwort vom 23. Dezember 1953 (beide in: Ebd.). 9 Da sich die in Aussicht genommenen Orte als ungeeignet erwiesen, entschied der Pra¨ses der Synode nach Fu¨hlungnahme mit dem Ratsvorsitzenden und einigen weiteren Ratsmitgliedern, die Synode nach Berlin-Spandau einzuberufen (Schreiben Brunottes an die Ratsmitglieder vom 18. Januar 1954, Ebd.). Diese nicht durch Ratsbeschluss herbeigefu¨hrte Entscheidung rief den Unmut der su¨ddeutschen Kirchenfu¨hrer hervor. Der wu¨rttembergische Landesbischof Haug zeigte sich „befremdet“ vom Vorgehen Heinemanns und auch die Bischofskonferenz der VELKD a¨ußerte sta¨rkste Bedenken gegen die Verlegung der Synode nach Berlin (undatierte Notiz Haugs fu¨r Meiser und die Antwort Meisers auf demselben Dokument, LKA Stuttgart, 126, Nr. 386). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B3g. 10 Quervain sagte laut Schreiben Heinemanns an die Kirchenkanzlei vom 11. Dezember 1953 zu (EZA Berlin, 2/1051). 11 Angesichts bestehender und zu erwartender Terminschwierigkeiten wurde auf eine Zusammenkunft des gesamten – inzwischen durch zusa¨tzliche Referenten noch erweiterten – Vorbereitungskreises verzichtet und eine Vorbesprechung der Referate in kleineren Gruppen angeregt; vgl. K. H. Fix, Protokolle 8, 41B3e sowie das Schreiben von Harlings an de Quervain vom 19. Februar 1954 (EZA Berlin, 2/1051). 12 40D2.

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teresse eines gleichma¨ssigen Vorgehens auch fu¨r erwu¨nscht, wenn die Ratsmitglieder wa¨hrend der Dauer ihrer Mitgliedschaft im Rat ihren Sitz in der Synode ruhen lassen und durch ihren Stellvertreter vertreten werden. Ratsmitglieder, die trotzdem ihren Sitz in der Synode wahrnehmen wollen, mu¨ssen bei Abstimmungen ihren Platz in der Synode einnehmen und nicht vom Tisch des Rates aus abstimmen. 4.

Ausfu¨hrungsgesetz zu Art. 24 Abs. 2 der Grundordnung13 Der Rat beschloss14, den in Anlage I beigefu¨gten Entwurf15 eines Kirchengesetzes u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der Synode der EKD an die Kirchenkonferenz zu leiten16 und mit deren Stellungnahme der Synode vorzulegen17.

5.

Kirchenbeamtenordnung18 OKR. v. Harling berichtete u¨ber die Stellungnahme der Gliedkirchen zu dem Entwurf einer Kirchenbeamtenordnung, die der Rat den Gliedkirchen zugeleitet hatte19. Der Rat beschloss, die A¨usserungen der Gliedkirchen noch einmal dem Sachversta¨ndigenausschuss zu u¨berweisen. Dieser soll vor allem daru¨ber beraten, ob und

13 Vgl. 39B6f. 14 Zugrunde lag ein Entwurf der Kirchenkanzlei (40D3), der den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 25. November 1953 zugeleitet worden war (EZA Berlin, 2/1018). 15 40C1. Der beschlossene Entwurf nahm unter Beru¨cksichtigung der Mitgliederzahlen der Landeskirchen geringfu¨gige Vera¨nderungen vor: die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, die Evangelisch-lutherische Kirche in Thu¨ringen und die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck verloren jeweils einen Sitz, wa¨hrend die Evangelische Kirche von Westfalen, die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau jeweils einen Sitz hinzugewannen. Auf eine kritische Ru¨ckfrage der provinzialsa¨chsischen Kirchenleitung vom 2. Februar 1954 nach der Berechnungsgrundlage teilte die Kirchenkanzlei am 5. Februar 1954 mit, dass „auf 420.000 Seelen je 1 Synodaler“ komme, wobei vorausgesetzt sei, „dass keine Gliedkirche mehr als 10 Synodale und jede mindestens einen zu stellen hat“ (beide Schreiben in: EZA Berlin, 2/1051; vgl. auch Berlin-Spandau 1954, S. 638). 16 Die Kirchenkonferenz stimmte auf ihrer Sitzung am 12. Februar 1954 der vorgelegten Fassung des Gesetzes zu (Punkt 5 des Sitzungsprotokolls, EZA Berlin, 2/1713). 17 Vgl. Berlin-Spandau 1954, S. 244, 636ff. 18 Vgl. 37B10. 19 Vgl. 40D4. Nachtra¨gliche, in der Vorlage noch nicht beru¨cksichtigte Stellungnahmen gingen ein von Hannover (1. Dezember 1953), APU (22. Dezember 1953), Lippe (23. Dezember 1953), Pfalz (31. Dezember 1953) und Ev.-Luth. Sachsen (8. Januar 1954) (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 2/3394).

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wie weit die versorgungsrechtlichen Bestimmungen in das Gesetz aufgenommen werden sollen20. An der Sitzung des Ausschusses werden die Ratsmitglieder Kreyssig, Lilje, Niemo¨ller und Smend teilnehmen21. Die endgu¨ltige Vorlage soll in der na¨chsten Sitzung des Rates behandelt werden22. 6.

Disziplinarordnung23 OKR Dibelius berichtete u¨ber die Stellungnahme der Gliedkirchen zu der vom Ausschuss erarbeiteten Disziplinarordnung. Zehn Gliedkirchen sind mit dem Erlass eines Kirchengesetzes der EKD gema¨ss Art. 10 a der Grundordnung einverstanden, andere wa¨ren mit Anwendung von Art. 10 b einverstanden24. Die VELKD hat ohne Stel-

20 Mit dieser von Finanzausschuss und Kirchenkanzlei aufgeworfenen Frage, die bereits in der Ratssitzung am 11./12. Juni eine Rolle gespielt hatte (37B10), die in den gliedkirchlichen Stellungnahmen kontrovers beantwortet worden war (40D5) und zum Entwurf eines gesonderten Besoldungs- und Versorgungsgesetzes gefu¨hrt hatte (40D7 und 40D8), stellte sich erneut die Frage nach dem unmittelbar anzustrebenden Geltungsbereich dieses Gesetzes. Angesichts des neuen Bundesbeamtengesetzes vom 14. Juli 1953 (BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585) war zu u¨berlegen, ob nunmehr ein eigenes kirchliches Besoldungs- und Versorgungsrecht etabliert oder weiterhin staatliches Recht zugrunde gelegt und lediglich modifiziert werden sollte (vgl. auch Berlin-Spandau 1954, S. 628f.). 21 Der erweiterte Ausschuss, an dem vonseiten des Rates lediglich Lilje und Niemo¨ller zeitweilig teilnahmen, trat am 22. Januar 1954 in Hannover zur Beratung zusammen und bemu¨hte sich, bei der U¨berarbeitung der Kirchenbeamtenordnung, „den vorgebrachten Bedenken und A¨nderungsvorschla¨gen nach Mo¨glichkeit Rechnung zu tragen“ (Schreiben der Kirchenkanzlei an die Vertreter der Gliedkirchen in der Kirchenkonferenz vom 1. Februar 1954, EZA Berlin, 4/590). Hinsichtlich der Besoldung und Versorgung entschied sich der Ausschuss grundsa¨tzlich fu¨r die von der Kirchenkanzlei vorgeschlagene Formulierung eines eigenen Gesetzes mit Geltung fu¨r die unmittelbar im Dienst der EKD stehenden Kirchenbeamten unter weitgehender Anlehnung an das Bundesbeamtengesetz. Nach der Beratung im Ausschuss wurde der Gesetzentwurf noch einmal gru¨ndlich u¨berarbeitet (Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ausschussmitglieder vom 28. Januar 1954 und an die Ratsmitglieder vom 1. Februar 1954, EZA Berlin, 2/3394, sowie an die Vertreter der Gliedkirchen in der Kirchenkonferenz vom 1. Februar 1954, EZA Berlin, 4/590). 22 Der Rat beschloss auf seiner Sitzung am 11. Februar 1954, den von ihm in den Paragraphen 2 und 3 noch einmal vera¨nderten Entwurf der Kirchenbeamtenordnung (einschließlich des damit verbundenen Besoldungs- und Versorgungsgesetzes) nach Stellungnahme der Kirchenkonferenz der Synode in Berlin-Spandau zur Beschlussfassung vorzulegen (vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B13; Berlin-Spandau 1954, S. 595–635). Die Synode verabschiedete beide Gesetze am 18. Ma¨rz 1954 einstimmig (vgl. Berlin-Spandau 1954, S. 245–255, 280–285; ABlEKD 1954, Nr. 4 vom 15. April 1954, S. 100–106, 107–109). 23 Vgl. 36B5. 24 Artikel 10 a der Grundordnung erlaubt, dass die EKD gesetzliche Bestimmungen mit Wirkung fu¨r die Gliedkirchen erlassen konnte, wenn die Sachgebiete im Bereich der EKD bereits einheitlich geregelt waren. Problematisch an der Regelung war, dass die letzte gu¨ltige Disziplinarordnung, die fu¨r das gesamte Gebiet der DEK gu¨ltig gewesen war, sich von einem Gesetz des NS-Staates ableitete und vielen Landeskirchen deshalb zu wenig kirchlich

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lungnahme zur Rechtsfrage gebeten, von dem Erlass eines Gesetzes der EKD abzusehen25. Der Rat beschloss, den Entwurf der Disziplinarordnung26 noch einmal dem Ausschuss zuzuleiten mit der Bitte, die vom Bekenntnis her erhobenen Bedenken besonders zu den §§ 1 und 56 zu beseitigen27. Ausserdem wurde das Kirchenrechtliche Institut in Go¨ttingen um ein Rechtsgutachten zur Frage der Anwendung von Art. 10 der Grundordnung gebeten28. Die Gutachten von Liermann und Brunner sollen allen Ratsmitgliedern zugehen29. Der Rat wird in seiner na¨chsten Sitzung abschliessend u¨ber die Disziplinarordnung verhandeln30. 7.

25

26 27

28 29

30 31

Auslandsdiasporagesetz31 Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete, dass der Gesetzentwurf im Ausschuss im wesentlichen fertiggestellt ist. Der Ausschuss will am 8. 1. 1954 grundsa¨tzliche Fragen betr. Einbeziehung der gliedkirchli-

orientiert war. Deshalb hatten die Landeskirchen mehrheitlich fu¨r die Anwendung von Artikel 10 b der Grundordnung gestimmt. Danach sollte das Recht der Kirchengesetzgebung auf das aktuelle Einversta¨ndnis der Gliedkirchen gegru¨ndet werden (ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110). Gegen diese Regelung waren die VELKD-Gliedkirchen Bayern, Sachsen und Thu¨ringen aufgetreten. Sie hatten auf die mangelnde Legitimita¨t der EKD verwiesen, die als Kirchenbund nicht berechtigt sei, etwa mit der Entlassung eines Pfarrers rechtsgu¨ltig in den Ordinationsakt einer Landeskirche einzugreifen (36D6). Vgl. dazu das Schreiben Meisers an den Rat vom 9. Januar 1954, in dem dieser im Namen von zehn der VELKD angeschlossenen Gliedkirchen vom lutherischen Bekenntnis aus „ernste grundsa¨tzliche Bedenken gegen eine gesamtkirchliche Regelung der Disziplinarordnung durch die EKD“ geltend machte. Daher bat er den Rat, vom Erlass einer gesamtkirchlichen Disziplinarordnung ga¨nzlich abzusehen und die Disziplinarordnung auf die Amtsstellen der EKD zu beschra¨nken (Berlin-Spandau 1954, S. 524f.). Gemeint ist der 47-seitige „Entwurf fu¨r eine Disziplinarordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland“ vom 26./27. Februar 1953 (EZA Berlin, 81/1/7). Vgl. dazu 36D6. Gegen § 1 Absatz 1 des Entwurfes fu¨r eine Disziplinarordnung waren Bedenken aufgrund der gesamtkirchlichen Rechtssetzung erhoben worden. Gegen § 56 wegen des Disziplinarhofes der EKD, der als gesamtkirchliche Berufungsinstanz vorgesehen war (Berlin-Spandau 1954, S. 530). ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 110. Beide Gutachten gingen den Ratsmitgliedern mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 4. Januar 1954 zu (EZA Berlin, 2/3413). Vgl. das Rechtsgutachten Liermanns zu dem Entwurf fu¨r ein von der EKD zu erlassendes „Gesetz u¨ber die Verletzung von Amtspflichten der Geistlichen und Kirchenbeamten“ vom 8. Oktober 1951 (Ebd. und Berlin-Spandau 1954, S. 553–578) und die Stellungnahme Brunners zu der Frage , „ob es mit dem lutherischen Bekenntnis vereinbar ist, daß durch die EKD das Disziplinarrecht fu¨r alle Gliedkirchen gemeinsam geregelt wird“ vom 9. Januar 1950 (EZA Berlin, 2/3413 und Berlin-Spandau 1954, S. 548–552). K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B17. Vgl. 38B10.

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chen Auslandsarbeit in das Gesetz besprechen32 und danach den Entwurf dem Rat vorlegen33. 8.

Evanston34 a) Pra¨ses Dr. Kreyssig und Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller berichteten u¨ber die Gebetsvorbereitung in den Gemeinden fu¨r die Weltkirchenkonferenz in Evanston. Diese Gebetsvorbereitung ist unabha¨ngig von der Gebetswoche fu¨r die Einheit der Kirchen vom 18. bis 25. 1. 1954 und von der Allianzgebetswoche. Die Gebetsvorbereitung fu¨r Evanston soll nicht zu fru¨h beginnen, sondern etwa um Pfingsten. Das Kirchliche Aussenamt beabsichtigt, zu gegebener Zeit Vorschla¨ge zu machen35. Der Rat war damit einverstanden.

32 Inzwischen hatte die APU ihre Korrekturvorschla¨ge zum Auslandsdiasporagesetz in einem eigenen Gesetzentwurf zusammengefasst, der ihrem Wunsch nach einer Bu¨ndelung der Auslandsarbeit sta¨rker Rechnung trug (Schreiben der Kirchenkanzlei der APU an das Kirchliche Außenamt vom 20. November 1953, EZA Berlin, 6/19). Diesem Votum schloss sich der Ausschuss am 8. Januar 1954 im Wesentlichen an; vgl. das Sitzungsprotokoll des Ausschusses (EZA Berlin, 6/20). Von lutherischer Seite hatte man allerdings weiterhin Bedenken wegen der Bekenntnisbindung der Auslandsgemeinden. Hinsichtlich des Gesetzestextes konzentrierte sich diese Kontroverse auf die Rechte der bekenntnisverschiedenen Gemeindeglieder und auf die Frage, ob das Gesetz nach Art. 10 a der Grundordnung verabschiedet werden ko¨nne oder – weil Bekenntnisfragen beru¨hrt seien – nach Art. 10 b, also mit Zustimmung der Gliedkirchen, beschlossen werden mu¨sse. Die VELKD votierte fu¨r das zweite Verfahren (vgl. 34B6). Zur Diskussion vgl. Berlin-Spandau 1954, S. 466–469, 651–654 und B. Wellnitz, Gemeinden, S. 216ff. 33 Der endgu¨ltige Entwurf wurde am 23. Januar an die Ratsmitglieder und am 25. Januar 1954 an die Gliedkirchen versandt (beide Schreiben mit Anlagen in : EZA Berlin, 6/20). Der Rat diskutierte den Gesetzentwurf auf seiner 41. Sitzung am 11. Februar 1954 in Berlin, wobei er die noch immer strittigen Regelungen in die jeweils mit der betreffenden Auslandsgemeinde bzw. Kirchengemeinschaft zu schließenden Vertra¨ge auslagerte, was die Kirchenkonferenz am na¨chsten Tag mehrheitlich billigte. In der so gea¨nderten Fassung wurde das Gesetz der Synode in Berlin-Spandau zur Beschlussfassung vorgelegt, die sich allerdings nicht dem von Rat und Kirchenkonferenz vorgeschlagenen Text der strittigen Paragraphen anschließen konnte, sondern eine eigene Fassung formulierte und das Gesetz in dieser nochmals korrigierten Fassung am 18. Ma¨rz 1954 verabschiedete: „Kirchengesetz u¨ber das Verha¨ltnis der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Gliedkirchen zu evangelischen Kirchengemeinschaften und Gemeinden, Pfarrern und Gemeindegliedern deutscher Herkunft außerhalb Deutschlands“ (ABlEKD 1954, Nr. 4 vom 15. April 1954, S. 110–113; K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B16; Berlin-Spandau 1954, S. 267–280, 466–469, 641–654; J. Beckmann, Zeitgeschichte 1954, S. 7ff.; B. Wellnitz, Gemeinden, S. 213–217). 34 Vgl. 34B2e, 35B21, 36B9, 37B12, 38B7, 38C1 und 39B3. 35 Zuna¨chst hatte man u¨berlegt, ein besonderes Gebet fu¨r die Vorbereitung der Weltkirchenkirchenkonferenz in Evanston in den Gemeinden auszugeben. Dann aber war man im Kirchlichen Außenamt zu dem Schluss gekommen, dass das bereits vom O¨RK fu¨r Evanston formulierte Gebet ein besonderes Gebet fu¨r Deutschland u¨berflu¨ssig mache. Fu¨r die deut-

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b) Vizepra¨sident Stratenwerth teilte mit, dass bisher sieben Meldungen als akkreditierte Besucher vorliegen (die Bischo¨fe Bender, Hornig, Wu¨stemann, Prof. Hammelsbeck, OKR Dibelius, Frau Niemo¨ller und Pfarrer Dr. Bedell). Die Finanzierung ihrer Reise ist gesichert. Als weitere Besucher wurden vorgeschlagen die Pfarrer Burgwitz und Steiner. Der Rat beschloss, die Leitungen der Gliedkirchen noch einmal darauf aufmerksam zu machen, dass sie akkreditierte Besucher entsenden ko¨nnen, wenn sie die Finanzierung u¨bernehmen36. Die westlichen Gliedkirchen sollen gebeten werden, einen Betrag zur Verfu¨gung zu stellen, damit ein weiterer Besucher aus der DDR nach Evanston fahren kann37. c) Auf Vorschlag des Deutschen Oekumenischen Studienausschusses wurde das Kirchliche Aussenamt beauftragt, eine Studientagung der Delegierten vorzubereiten38. 9.

36 37 38

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Bibelrevision39 Kirchenrat von Staa berichtete u¨ber die Arbeit der Bibelrevisionskommission in Schwa¨b. Hall und die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit in der Kommission40, insbesondere u¨ber die von Prof. D. schen Gemeinden war eine drei bis vierzeilige Kurzfassung dieses Gebetes vorgesehen (Aktenvermerk Kru¨gers fu¨r Niemo¨ller vom 2. April 1953 , EZA Berlin, 6/5900). Zum Fortgang: K.-H. Fix, Protokolle 8, 44B8k· Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Landeskirchenleitungen vom 7. Dezember 1953 (40E1). Ebd. 40D9. Die vorbereitende Tagung der deutschen Delegierten und Berater fu¨r Evanston fand am 22. und 23. April 1954 in Treysa statt (Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Delegierten und Berater der Vollversammlung in Evanston vom 21. Dezember 1953, EZA Berlin, 6/5916). Vgl. 35B1, 38B9 sowie den Ratsbericht vor der Synode 1954 (Berlin-Spandau 1954, S. 372–391, 389). Vgl. auch den schriftlich ausgearbeiteten Bericht von Staas vom 3. Dezember 1953. Darin referierte er die Geschichte der Kommissionsarbeit, die mit der Tagung in Schwa¨bisch Hall eine neue Qualita¨t erreicht habe. Wa¨hrend er der Tagung im September/Oktober 1952 in Hannoversch Mu¨nden noch konzedierte, dass der Luthertext bei der Revision in keinem Fall „ohne Not“ beiseite geschoben worden war, konnte er das der von Strathmann betont am Urtext orientierten Arbeit zum Markusevangelium in Schwa¨bisch Hall nicht mehr zugestehen. Angesichts des sta¨ndigen Einspruchs Schanzes und Webers gegen Strathmanns Textvorschla¨ge sei der Kommission schließlich deutlich geworden, dass – sowohl hinsichtlich der Gegensa¨tzlichkeit der Positionen als auch mit Blick auf den Zeitrahmen – in dieser Weise nicht weitergearbeitet werden ko¨nne. Um dennoch voranzukommen, habe sie zwei Untergruppen mit je zwei Mitgliedern gebildet, die die einzelnen Schriften eigensta¨ndig bearbeiten und im Plenum nur die strittigen Fragen vortragen sollten (EZA Berlin, 2/5610). Wegen der unterschiedlichen Intentionen der Kommissionsmitglieder, die einerseits den Luthertext soweit wie mo¨glich bewahren, andererseits den Text auch fu¨r moderne Menschen versta¨ndlich machen wollten, empfahl von Staa, die Kommission auf einen mittleren Weg

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Strathmann an eine weitere O¨ffentlichkeit versandte Denkschrift41, deren Vero¨ffentlichung in kirchlichen Zeitschriften mit Mu¨he verhindert werden konnte42. Der Rat beschloss: a) Der Ratsvorsitzende wird gebeten, ein Schreiben an Prof. D. Strathmann zu richten43. In diesem Schreiben soll zum Ausdruck kommen, dass der Rat die Verbreitung der Denkschrift in der O¨ffentlichkeit missbilligt und auf jeden Fall einen Bericht an den Rat erwartet ha¨tte, ehe die Angelegenheit vor die O¨ffentlichkeit gebracht wurde44. Daru¨ber hinaus soll mitgeteilt werden, dass

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zwischen „Revolutionismus“ und „Traditionalismus“ festzulegen. Doch bezweifelte er, ob die Kommission in ihrer gegenwa¨rtigen Zusammensetzung dazu fa¨hig sei. Mit seiner Denkschrift (40D10) habe Strathmann der gemeinsamen Arbeit der Kommission ohnehin die notwendige Vertrauensbasis entzogen. Staa empfahl deshalb, die alte Kommission abzusetzen, eine neue einzusetzen und die Aufgabe der Kommission zu pra¨zisieren (vgl. auch J. Beckmann, Zeitgeschichte 1954, S. 106ff.; O. Dibelius, Christ, S. 278ff.; K. D. Fricke, Revisionsarbeit, S. 177f.). Strathmann hatte seine Denkschrift (40D10) nicht nur in Deutschland verbreitet, sondern u. a. auch an den Pra¨sidenten des Weltverbandes der Bibelgesellschaften, den norwegischen Bischof Eivind Berggrav, gesandt. Den Ratsmitgliedern war sie mit Schreiben der Kirchenkanzlei vom 23. November 1953 u¨bermittelt worden (EZA Berlin, 4/4). Zum einen hatte die Kirchenkanzlei am 24. November 1953 Strathmann selbst ersucht, seine Denkschrift zuru¨ckzuziehen , zum anderen die „Evangelische Welt“, die „Junge Kirche“ und die „Kirche in der Zeit“ mit Schreiben vom 21. bzw. 25. November 1953 gebeten, von einer Vero¨ffentlichung vorerst abzusehen und diese auch nicht ohne Gegendarstellung vorzunehmen. Aufgrund von Ru¨ckfragen der „Jungen Kirche“ gab Brunotte am 15. Dezember 1953 eine ausfu¨hrliche Begru¨ndung, in der er an der Denkschrift Strathmanns das weitgehende Fehlen von Objektivita¨t und Sachlichkeit bema¨ngelte und Strathmann außerdem vorwarf, er ha¨tte darin das tatsa¨chlich vorhandene Sachproblem unangemessen ins Kirchenpolitische verschoben. Zur weiteren Begru¨ndung wurde den Schriftleitungen der drei genannten Zeitschriften mit Schreiben vom 30. Dezember 1953 die inzwischen fertiggestellte Entgegnung Schanzes (40E2) u¨bersandt – allerdings nicht zur Vero¨ffentlichung (sa¨mtlich in: EZA Berlin, 2/5610). Daraufhin publizierte die „Junge Kirche“ die Denkschrift Strathmanns im Januarheft mit dem Bedauern der Redaktion, dass „leider keine fu¨r die Vero¨ffentlichung bestimmte Gegena¨ußerung aus den Kreisen, die mit Herrn Prof. Strathmann nicht konform gehen“, vorgelegen habe (JK 15, 1954, S. 15–23). Im Gegenzug publizierte Schanze in der „Ev.-Luth. Kirchenzeitung“ der VELKD eine Entgegnung (W. Schanze, Revision, S. 49–52). Dadurch sah sich Strathmann seinerseits zu einer Entgegnung herausgefordert (H. Strathmann, Bemerkungen). 40E3. Dibelius sandte dieses Schreiben auf Anregung von Bischof Hahn allerdings nicht mit der Post an Strathmann, sondern bat den fu¨r Erlangen zusta¨ndigen Landesbischof Meiser (also einen entschiedenen Gegner der Position Strathmanns) um perso¨nliche und freundlich erla¨uternde U¨bergabe, wozu sich dieser jedoch nicht in der Lage sah und den Brief deshalb von Mu¨nchen aus per Post an Strathmann sandte (Schreiben Meisers an Dibelius vom 11. Dezember 1953, EZA Berlin, 2/5610). Nachdem Herntrich Brunotte am 28. Dezember 1953 (Ebd.) darauf aufmerksam gemacht hatte, „daß der Rat den in der Denkschrift von Herrn Strathmann zur Frage der Bibelrevision enthaltenen perso¨nlichen Angriff gegen eines seiner Mitglieder [Herntrich selbst ] ausdru¨cklich mißbilligt“ habe , wurde – nachdem Dibelius in seinem Schreiben an

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der Rat nach Einsicht in das von Prof. D. Strathmann bearbeitete Markus-Evangelium45 den Eindruck hat, dass diese Bearbeitung nicht in allen Punkten mit den Richtlinien fu¨r die Bibelrevision von 192846 u¨bereinstimmt. Der Rat habe nicht das Zutrauen, dass mit der Bildung der Unterausschu¨sse ein Fortschritt der Arbeit erzielt werden ko¨nne. b) Die Kirchenkanzlei wurde beauftragt, mit den Bibelgesellschaften wegen der Neubildung der Kommission in Verbindung zu treten47. Der Rat beabsichtigt, in seiner na¨chsten Sitzung eine neue Kommission aufzustellen, der die Herren OKR. Lic. Dr. Beckmann, Pra¨lat Eichele, Pfarrer Gess, Prof. Dr. Rudolf Sta¨hlin und Prof. D. Otto Weber angeho¨ren sollen48. c) Der Rat nahm dankbar zustimmend das Angebot des Ratsvorsitzenden entgegen, dass er selbst den Vorsitz in der neuen Kommission zu u¨bernehmen bereit sei49.

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Strathmann (40E3) diesen Abschnitt des Memorandums bereits ausdru¨cklich geru¨gt hatte– auch noch das Ratsprotokoll mit Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder vom 6. Januar 1954 (EZA Berlin, 2/1756) um den Satz erga¨nzt: „Insbesondere missbilligte der Rat den in der Denkschrift enthaltenen Angriff gegen ein Mitglied des Rates“. Wegen einer kritischen Ru¨ckfrage Niemo¨llers wurde die Angelegenheit im Februar 1954 noch einmal im Rat verhandelt, der dieser A¨nderung des Protokolls daraufhin ausdru¨cklich zustimmte; vgl. das Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei vom 12. Januar 1954 (EZA Berlin, 2/5610) sowie K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B2. Zur Vorbereitung auf diesen Tagesordnungspunkt war den Ratsmitgliedern mit Schreiben vom 20. November 1953 die Fassung des Markusevangeliums zugegangen, wie sie von der Kommission in Schwa¨bisch Hall unter Federfu¨hrung Strathmanns erarbeitet worden war (EZA Berlin, 4/4). Da allerdings die Fassung des nicht ohne weiteres zuga¨nglichen Berliner Probedrucks von 1949 nicht mitgeliefert worden war, werden die Ratsmitglieder in diesem Punkt wohl eher dem kritischen Votum von Staas – vgl. Punkt II. 2 seines Berichtes vom 3. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/5610) – gefolgt sein als dem Ergebnis eigener Textpru¨fung. EZA Berlin, 1/430. Vgl. das Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Verband der Evangelischen Bibelgesellschaften vom 9. Dezember 1953 (EZA Berlin, 2/5610). Die neue Kommission kam am 29. Dezember 1953 in Hannover zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Sie beschloss, den Versuch einer Neuu¨bersetzung prinzipiell aufzugeben, „bei Beachtung der Grundsa¨tze von 1928 und unter sta¨rkerer Anknu¨pfung an die Revisionsarbeit von 1928–1949 eine mittlere Linie zu verfolgen, den Probedruck von 1949 zur Grundlage der Arbeit zu nehmen und – bei Vermeidung aller Archaismen – nur in wenigen dringenden Fa¨llen zu a¨ndern“ (Sitzungsniederschrift in EZA Berlin, 2/5611). Die Kommission schloss Ende April 1955 ihre Arbeit ab. Nach Kla¨rung von vier noch offen gebliebenen Fragen (z. B. Wiedergabe von „pascha“ mit „Passah“ oder „Ostern“), erschien die Revision Oktober 1956 im Druck (K. D. Fricke, Revisionsarbeit, S. 179–187). Strathmann begru¨ßte in seinem Schreiben an Dibelius vom 12. Dezember 1953 sowohl die Bildung einer neuen Kommission als auch die U¨bernahme des Vorsitzes durch den Ratsvorsitzenden ausdru¨cklich. Den Beschluss insgesamt bezeichnete er angesichts einer kaum zu erwartenden fruchtbaren Weiterarbeit der Kommission als „Erlo¨sung“ (EZA Berlin,

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10. Sicherheitszonen nach dem Genfer Abkommen von 194950 Geheimrat D. Dr. Karnatz berichtete u¨ber Besprechungen mit dem Bundesinnenministerium und dem Roten Kreuz u¨ber die Errichtung von Sicherheitszonen fu¨r Frauen und Kinder im Kriegsfalle51. Angesichts der bestehenden praktischen Schwierigkeiten wird davor gewarnt, private Organisationen in dieser Sache zu unterstu¨tzen52. 11. Verhandlungen der Kammer fu¨r soziale Ordnung Synodalpra¨sident Mager berichtete, dass gema¨ss dem fru¨heren Ratsbeschluss53 die Vorbereitung eines Gespra¨chs mit der SPD an die Kammer fu¨r o¨ffentliche Verantwortung abgegeben worden ist54. Die Kammer fu¨r soziale Ordnung beabsichtigt, die bisherigen Beschlu¨sse zu vero¨ffentlichen und erbittet hierfu¨r finanzielle Hilfe55. Der Rat beschloss, eine Beihilfe bis zu DM 500,– zu bewilligen. Die Empfeh-

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2/5610). Dennoch nahm Strathmann zum konservativen Kurs der neuen Kommission in verschiedenen Zeitschriften weiterhin kritisch Stellung (H. Strathmann, Noch einmal; Ders., Trauerspiel; Ders., Wendung), woraufhin der Rat im Mai 1954 beschloss, ihn zu bitten, sich mit kritischen A¨ußerungen u¨ber die Arbeit der Revisionskommission zuru¨ckzuhalten. Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B2, 41B20, 44B1, 44B6, 46B5 und 50B2. Vgl. 34B13. Am 9. November 1953 hatte sich Karnatz daru¨ber informiert, wie das Innenministerium und die Bonner Stelle des Deutschen Roten Kreuzes die Lieux de Gene`ve einscha¨tzten. Da die einschla¨gigen Bestimmungen des Genfer Abkommens bislang nicht umgesetzt worden waren und Schutzzonen generell nur im Einvernehmen mit milita¨rischen Stellen errichtet werden konnten, war man im Innenministerium noch „ziemlich ratlos“, was die zuku¨nftige Gestalt der Schutzzonen betraf. Zudem hatte Karnatz erfahren, dass nur das Deutsche Rote Kreuz fu¨r die Einrichtung von Schutzzonen zusta¨ndig sei. Die deutsche Vereinigung der Lieux de Gene`ve fu¨hrte nach Einscha¨tzung des Innenministeriums nur ein „Schattendasein“. Sie habe – so hatte man Karnatz mitgeteilt – lediglich vergessen zu sterben. Zudem begegnete man in Bonn der Person Schwenns mit großer Zuru¨ckhaltung. Vgl. den undatierten Vermerk Karnatz’ u¨ber seinen Besuch beim Innenministerium und beim Deutschen Roten Kreuz in Bonn (EZA Berlin, 4/502). Vgl. 34B13. 39B13. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung vom 23. November 1953 (EZA Berlin, 2/1349). Zum Fortgang vgl. K-H. Fix, Protokolle 8, 41B21, 44B5, 46B6 und 50B14. Vgl. Anlage 3 zum Protokoll der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung am 9. und 10. Oktober 1953 in Bad Boll (EZA Berlin, 2/1503). Auf den Vorschlag des Referenten fu¨r das Amtsblatt, Merzyn, die Beschlu¨sse der Kammer fu¨r Soziale Ordnung zuku¨nftig im Amtsblatt der EKD zu vero¨ffentlichen, erkla¨rte der Vorsitzende der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, Mager, dass die Kammer ihre Entschließungen lieber in einer Broschu¨re in der Schriftenreihe „Volk und Welt“ vero¨ffentlichen wu¨rde, da es nicht ausreiche, nur die Entschließungen abzudrucken. Vielmehr mu¨sse man der Versta¨ndlichkeit halber auch die Kommentare zu den Entschießungen abdrucken. Vgl. das Schreiben Magers an Merzyn vom 4. Februar 1954, EZA Berlin, 2/2030.

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lung der Sozialkammer, die Zahl der kirchlichen Kra¨fte im sozialen Dienst zu vermehren56, soll an die Landeskirchen weitergegeben werden, ebenso die Empfehlung der Kammer betr. Vorbildung der Theologen in sozialen Fragen57. 12. Seelsorge in milita¨rischen Streitkra¨ften58 Nachdem OKR Heidland59 endgu¨ltig die U¨bernahme des leitenden Amtes in der Seelsorge an milita¨rischen Streitkra¨ften abgelehnt hat60, beschloss der Rat, bis auf weiteres den Bevollma¨chtigten in Bonn, Pra¨lat D. Kunst, zu beauftragen61, die Verhandlungen mit der Dienststelle Blank in Verbindung mit der Kirchenkanzlei weiterzufu¨hren. Eine spa¨tere hauptamtliche Beauftragung und die Festsetzung eines Titels beha¨lt sich der Rat vor62. 13. Entwurf Hessen und Nassau betr. Kriegsdienstverweigerung63 Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller trug den in Anlage II64 beigefu¨gten Beschluss der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau vom 28. September 1953 zur Frage der Kriegsdienstverweigerung vor. Der Rat beschloss, die Bundesregierung in Bonn zu bitten, das Grundgesetz65 in Art. 4 Abs. 3 zu a¨ndern und im Sinne des Antrages von Hessen und Nassau neu zu fassen. Der Rat hielt es fu¨r erforderlich, dass die staatlichen Stellen rechtzeitig feststellen, wer als Kriegsdienstverweigerer anzusehen ist. Der Bevollma¨chtigte des Rates in Bonn wurde beauftragt, diesen Beschluss des Rates in

56 Vgl. Anlage 4 zum Protokoll der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung am 9. und 10. Oktober 1953 in Bad Boll (EZA Berlin, 2/1503). 57 Vgl. Anlage 5 zum Protokoll der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung am 9. und 10. Oktober 1953 in Bad Boll (Ebd.). 58 Vgl. 36B4, 37B5, 38B12 und 39B2. 59 Vgl. 39B2. 60 Heidland hatte das Angebot des Rates aus familia¨ren Gru¨nden, die ein Verbleiben in Karlsruhe notwendig machten, abgelehnt (Schreiben an den Ratsvorsitzenden vom 25. November 1953; EZA Berlin, 2/4154). 61 Da Kunst auf der Ratssitzung anwesend war, wurde er nicht in schriftlicher Form beauftragt, die Verhandlungen mit der Dienststelle Blank fortzufu¨hren (vgl. 37E11). 62 Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 45B5 und 47/48B9. 63 Zur Kriegsdienstverweigerung vgl. 35B14 und 35E3. D. Po¨pping, Protokolle 5, 24B2, S. 333ff.; 25B14, S. 391f.; 26B1, S. 435f. und 26D1, S. 445ff. sowie D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 28D1, S. 101ff. 64 40C2. Die dem Protokoll beiliegende Stellungnahme der hessen-nassauischen Kirchenleitung zur Frage der Kriegsdienstverweigerung war mit Schreiben derselben vom 19. Oktober 1953 an den Vorsitzenden des Rates der EKD „zur Stellungnahme und eventuell weiteren Veranlassung“ versandt worden (EZA Berlin, 2/2576). 65 BGBl I 1949, Nr. 1 vom 23. Mai 1949, S. 1–19, S. 1.

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geeigneter Form der Bundesregierung und den Koalitionsparteien mitzuteilen66. Der Beschluss darf nicht vero¨ffentlicht werden67. 14. Aussendung des Studentenpfarrers Weigelt (Erlangen) nach Pala¨stina Nachdem Studentenpfarrer Weigelt in der Ratssitzung ein Referat u¨ber die Studentenseelsorge gehalten hatte68, nahm der Rat nach Vortrag von Geheimrat D. Dr. Karnatz69 davon Kenntnis, dass Weigelt zuna¨chst als Missionspfarrer des Jerusalemvereins und als Hilfsprediger an die Erlo¨serkirche zu Jerusalem berufen wird70. Der Rat stimmte weiterhin zu, dass Weigelt zum Propst an der Erlo¨serkirche zu Jerusalem ernannt wird, wenn diese Stelle wieder zu besetzen ist71. Das Kirchliche Aussenamt wurde beauftragt, diese Zustimmung des Rates zu gegebener Zeit an die Jerusalemstiftung mitzuteilen72.

66 Dies geschah vermutlich in mu¨ndlicher Form. Kunst plante auf der 41. Ratssitzung am 11. Februar 1954 u¨ber seine Bemu¨hungen um die Ausfu¨hrung dieses Ratsbeschlusses zu berichten. Doch kam es nicht dazu, weil Niemo¨ller nicht an der Ratssitzung teilnahm. Vgl. das Schreiben Kunsts an Brunotte vom 18. Februar 1954. Das Ziel der hessen-nassauischen Kirchenleitung, das Grundgesetz mo¨ge nur Kriegsdienstverweigerer anerkennen, die religio¨se oder ethische Gru¨nde geltend machten, wurde in die Ausfu¨hrungsbestimmungen des Grundgesetzes aufgenommen. Vgl. das Schreiben Lubbers’ an die Kirchenkanzlei vom 9. April 1954 (sa¨mtlich in: Ebd.). Das andere Ziel der hessen-naussauischen Kirchenleitung, den Begriff des Gewissens aus dem Grundgesetz herauszunehmen, da man das Gewissen fu¨r eine nicht judiziable Gro¨ße hielt, wurde indes nicht erreicht. Dies teilte Niemeier Niemo¨ller in einem Schreiben vom 8. Februar 1955 mit (40E4), was Niemo¨ller allerdings nicht akzeptieren wollte (40E5). 67 Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 44B12d, 45B6, 46B9. 68 40E7. Dibelius hatte als Vorsitzender des Kuratoriums der Evangelischen Jerusalemstiftung vorgeschlagen, dass Weigelt ein Kurzreferat u¨ber Studentenseelsorge vor dem Rat halten solle, in dem er seine Erfahrungen als Studentenpfarrer darstellen konnte. Der Rat sollte sich ein Bild von der Person und der Eignung Weigelts fu¨r sein neues Amt in Jerusalem machen (Schreiben Karnatz’ an Weigelt vom 17. November 1953, EZA Berlin, 2/4320). 69 Karnatz hatte sich als Vorsitzender des Jerusalemvereins bereits mit Schreiben vom 12. September 1952 an die Landeskirchenleitungen gewandt und sie um Vorschla¨ge fu¨r die Entsendung eines Seelsorgers und Leiters fu¨r die arabischen Gemeinden um Bethlehem und Jerusalem gebeten. Der Pfarrer sollte daru¨ber hinaus auch bei der Betreuung der im Nahen Osten verstreuten evangelischen Deutschen helfen (40E6). Im Anschluss daran war u¨ber zahlreiche mo¨gliche Kanditaten verhandelt worden, deren Berwerbungen sich aber sa¨mtlich zerschlugen (vgl. den Schriftwechsel in: EZA Berlin, 6/1654). 70 Die Berufung Weigelts zum Missionspfarrer und Hilfsprediger bei der deutschen evangelischen Gemeinde in Jerusalem im unbesoldeten Nebenamt erfolgte am 3. Januar 1954. 71 Die Berufung Weigelts zum Pfarrer und Propst an der Erlo¨serkirche in Jerusalem erfolgte am 19. Ma¨rz 1954 . Vgl. dazu M. Rahels, Erbe, S. 201–212 und H.-W. Hertzberg, Jerusalem, S. 113. 72 Vgl. die Besta¨tigungsurkunde des Kirchlichen Außenamtes vom 20. Februar 1954 fu¨r das Kuratorium der Evangelischen Jerusalemstiftung (Ebd.).

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15. Eingabe des Geistlichen Rates in England73 Vizepra¨sident Stratenwerth berichtete u¨ber die Eingabe des Geistlichen Rates vom 2. Ma¨rz 195374. Von einigen Ratsmitgliedern wurde die Frage nach dem besonderen oekumenischen Auftrag, den das Kirchliche Aussenamt dem Pfarrer Bethge in London erteilt hat, gestellt75. a) Der Rat beschloss, dass Beauftragungen von Auslandspfarrern mit der Vertretung der EKD gegenu¨ber anderen Kirchen ku¨nftig eines Ratsbeschlusses bedarf [sic! ]. b) Der Rat brachte den Wunsch zum Ausdruck, dass das Kirchliche Aussenamt eine positive Zusammenarbeit mit dem Geistlichen 73 Vgl. 39B11. 74 40D11. Der Anfang 1950 gebildete „Geistliche Rat fu¨r evangelisch-lutherische Arbeit unter deutschsprachigen evangelischen Christen in Großbritannien“ hatte Ende 1952 seine Bemu¨hungen, die deutschsprachigen evangelischen Gemeinden in Großbritannien unter lutherischer Akzentuierung zu einem eigensta¨ndigen Kirchenko¨rper zusammenzufassen und dessen Außenvertretung zu u¨bernehmen, weiter versta¨rkt. In diesem Zusammenhang – und aus Anlass der bevorstehenden Neubesetzung der Pfarrstelle Dekan Riegers in London (34B7a) – hatte der Geistliche Rat mehrmals um ein Gespra¨ch mit dem Kirchlichen Außenamt und dem Auslandsreferat der VELKD gebeten (Schreiben Riegers an Stratenwerth vom 13. Ma¨rz 1953 ). Da im Kirchlichen Außenamt allerdings der Eindruck entstanden war, dass der Geistliche Rat mit diesem Gespra¨ch die Autorita¨t auch u¨ber jene Gemeinden erlangen wollte, die weder ihr Anschlussverha¨ltnis zur EKD zugunsten des Geistlichen Rates aufgeben noch dessen konfessionelle Ausrichtung u¨bernehmen wollten (Schottland, einige Londoner Gemeinden), hatte es auf diesen Gespra¨chswunsch zuru¨ckhaltend reagiert. Zur Politik des Geistlichen Rates vgl. die Denkschrift der Londoner Christuskirche „Warum wir fernbleiben“ vom 17. Mai 1953 und das vom Geistlichen Rat vorgelegte „Personalstatut fu¨r die in Zusammenarbeit mit dem Geistlichen Rat fu¨r evangelisch-lutherische Arbeit unter deutschsprachigen evangelischen Christen in Großbritannien ta¨tigen Geistlichen“ vom 23. Mai 1953. Stratenwerth hatte ein Gespra¨ch erst fu¨r den Herbst in Aussicht gestellt, da sich das Außenamt „u¨ber die Absichten der [.|.|.] angeschlossenen Gemeinden und Pfarrer [.|.|.] vergewissern“ mu¨sse. Zudem wolle man, da sich die Mehrzahl der betroffenen Gemeinden in ihrer Satzung als evangelisch bezeichneten und ehemals der APU angeschlossen gewesen waren, bei Teilnahme eines Vertreters der VELKD auch einen Vertreter der APU hinzuzuziehen (Schreiben Stratenwerths an den Geistlichen Rat vom 28. April 1953; alle Dokumente in: EZA Berlin, 6/529). Eine Vorbesprechung am 2. November 1953 in London hatte die vorhandenen Bedenken des Kirchlichen Außenamtes noch weiter versta¨rkt (Aktenvermerk Stratenwerths vom 16. November 1953, EZA Berlin, 6/10224). Zum Selbstversta¨ndnis des Geistlichen Rates vgl. M. Gru¨nhut, Arbeit. 75 Bethge, der die Nachfolge Riegers angetreten hatte, war nach seiner Ankunft in London im September 1953 von den drei deutschsprachigen evangelischen Gemeinden St. Georg, St. Paul und Sydenham zum Gemeindepfarrer gewa¨hlt worden. Nach dem vom Kirchlichen Außenamt angefertigten Vertragsentwurf fu¨r Bethge vom 15. September 1953 (EZA Berlin, 6/429) geho¨rte die Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu den anderen evangelischen Gemeinden deutscher Sprache sowie die Pflege der Beziehungen zu den durch die O¨kumene verbundenen Gemeinden und Kirchen zu seinen neuen Aufgaben. Auf der Ratssitzung beanstandete Meiser, dass das Kirchliche Außenamt Bethge diesen Auftrag ohne Fu¨hlungnahme mit dem Geistlichen Rat in England erteilt habe (G 4).

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Rat in England im Sinne vom § 7 und 8 des Anschlussgesetzes von 1924 suchen und fo¨rdern mo¨chte76. 16. Finanzfragen der kirchlichen Auslandsarbeit Der Rat verhandelte nochmals77 u¨ber den Wunsch der lutherischen Gliedkirchen, an den Bundesmitteln fu¨r die Auslandsarbeit beteiligt zu werden. Die Ratsmitglieder D. Herntrich und D. Niemo¨ller wurden gebeten, die Unterlagen fu¨r den Umfang der gliedkirchlichen Auslandsarbeit zu pru¨fen und einen Vorschlag fu¨r die Regelung dieser Angelegenheit vorzulegen78. 17. Vertretung fu¨r OKR Dr. Schwarzhaupt Da Frau Dr. Schwarzhaupt als Bundestagsabgeordnete ihr Referat im Kirchlichen Aussenamt nicht mehr ausreichend wahrnehmen kann79, beabsichtigt das Kirchliche Aussenamt, bei der Synode die Einrichtung einer zweiten Juristenstelle zu beantragen. Fu¨r die na¨ch-

76 Nachdem das Lutherische Kirchenamt der VELKD mit Schreiben vom 11. Februar 1954 das vom Geistlichen Rat gewu¨nschte Gespra¨ch im Auftrag der Leitung der VELKD erneut angemahnt hatte , stellte Niemo¨ller ein Gespra¨ch fu¨r die Zeit nach der O¨RK-Vollversammlung in Evanston in Aussicht (Schreiben Stratenwerths an die Kirchenkanzlei vom 9. April 1954, EZA Berlin 2/2192). Auf der Ratssitzung am 2. Februar 1955 (K.-H. Fix, Protokolle 8, 50B16) sowie auf der nachfolgenden Synode in Espelkamp (Espelkamp 1954, S. 448ff., 791f.) wurde die Angelegenheit erneut verhandelt, zu einer Einigung kam es aber erst Ende 1956 mit dem „Vertrag zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelisch-Lutherischen Synode deutscher Sprache im Vereinigten Ko¨nigreich. Vom 10./30. November 1956“(ABlEKD 1958, Nr. 1 vom 15. Januar 1958, S. 3ff.). 77 Vgl. 39B10. Der Tagesordnungspunkt war wiederum auf Dra¨ngen Meisers aufgenommen worden, obwohl oder weil es noch nicht zu den in der vorangehenden Sitzung beschlossenen Verhandlungen zwischen VELKD und Kirchlichem Außenamt gekommen war (Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an das Kirchliche Außenamt vom 12. November 1953, EZA Berlin, 6/7339). 78 Nachdem eine urspru¨nglich im Zusammenhang mit der Februarsitzung des Rates geplante Versta¨ndigung zwischen Niemo¨ller und Herntrich wegen der Verhinderung Niemo¨llers nicht zustande gekommen war und Niemo¨ller wenig Bereitschaft gezeigt hatte, auf einen Teil der fu¨r 1954 in Aussicht genommenen 100.000,– DM zugunsten der VELKD zu verzichten, beschloss der Rat im Ma¨rz 1954, die Verteilung der Mittel dem Haushaltsausschuss der Synode zu u¨berlassen (Schreiben Niemo¨llers an Herntrich vom 9. Ma¨rz 1954, EZA Berlin, 6/10346, und K.-H. Fix, Protokolle 8, 42B10). Allerdings einigten sich Herntrich und Niemo¨ller im Zusammenhang der Synode doch noch auf eine Beteiligung der VELKD an den Bundesmitteln in Ho¨he von 30.000,– DM. Den Antrag Niemo¨llers, als Ausgleich dafu¨r die EKD-Mittel fu¨r die Auslandsarbeit um 30.000,– DM aufzustocken, lehnte der Haushaltsausschuss jedoch ab (Berlin-Spandau 1954, S. 234, 239ff. und Schreiben des Referates fu¨r Auslandsfragen der VELKD an den Rat vom 19. Juni 1954, EZA Berlin, 6/10346). 79 Vgl. 38B14d.

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sten vier Monate soll ein Hilfsarbeiter mit der vorla¨ufigen Versehung dieser Arbeit beauftragt werden. Hierfu¨r kommt gegebenenfalls Oberkonsistorialrat Dr. Kru¨ger-Wittmack in Betracht. Das Kirchliche Aussenamt wird die Frage seiner auftragsweisen Bescha¨ftigung und die finanziellen Mo¨glichkeiten pru¨fen80. 18. Personalangelegenheiten a) Baukostenzuschuss fu¨r Vizepra¨sident Stratenwerth. Einem Antrag des Kirchlichen Aussenamtes81 entsprechend beschloss der Rat, fu¨r die Wohnungsbeschaffung des Vizepra¨sidenten Stratenwerth einen Baukostenzuschuss von DM 13.000,– zu bewilligen, von dem die Ha¨lfte als verloren gilt. Ausserdem soll eine Provisionsgebu¨hr in Ho¨he von DM 880,– gezahlt werden. b) Zuschuss zum Ruhegehalt von Dr. Fu¨rle. Der Rat beschloss, nachtra¨glich die dem Vizepra¨sidenten a. D. Dr. Fu¨rle gewa¨hrte freiwillige und widerrufliche Zuwendung von monatlich DM 48,44 zur Abgeltung seiner Anspru¨che betr. Erho¨hung seines Ruhegehaltsdienstalters zu genehmigen82. 19. Erga¨nzung des Disziplinarhofs83 Auf Vortrag von Geheimrat D. Dr. Karnatz berief der Rat den Oberkonsistorialrat Dr. Gru¨nbaum zum stellvertretenden Vorsitzen-

80 Kru¨ger-Wittmack, der bereits seit dem 1. Oktober 1952 im Ruhestand lebte, sollte zuna¨chst nur fu¨r die Zeit vom 1. Februar bis zum 31. Ma¨rz 1954 zur Probe fu¨r den Dienst im Kirchlichen Außenamt von der badischen Landeskirche freigestellt werden. Allerdings wurde ihm der Differenzbetrag zwischen seiner Pension als Ruhestandsbeamter und der Gehaltsstufe A 2 b zugesagt (Schreiben Schwarzhaupts an Kru¨ger-Wittmack vom 25. Januar 1954 und an die Kirchenkanzlei vom 28. Januar 1954, EZA Berlin, 2/P 130). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B4b. 81 40D12. 82 Vgl. D. Po¨pping, Protokolle 5, 19B5, S. 38 mit Anm. 19. Dem ehemaligen Direktor und Vizepra¨sidenten der Kirchenkanzlei der DEK, Fu¨rle, war mit Wirkung vom 1. Juli 1951 eine freiwillige Zuwendung der EKD in Ho¨he von monatlich 48,44 DM und mit Wirkung vom 1. Oktober 1951 eine Zuwendung von 57,33 DM gewa¨hrt worden, weil dieser nach seiner Versetzung in den Ruhestand auftragsweise Arbeiten fu¨r die EKD u¨bernommen hatte und ihm die darauf entfallende Dienstzeit angerechnet worden war. Die Kirchenkanzlei war jedoch der Ansicht, dass die ruhegeldfa¨hige Dienstzeit Fu¨rles nur erho¨ht werden ko¨nne, wenn er wieder zur Dienstleistung einberufen werde, was aber nicht geschehen sei (Schreiben der Kirchenkanzlei an das Oberrechnungsamt vom 8. September 1953, EZA Berlin, 2/P 10). Daraufhin hatte der Finanzausschusses der Synode den Rat aufgefordert, zu pru¨fen, ob Fu¨rle eine widerrufliche, freiwillige und laufende Zuwendung zuteil werden ko¨nne (Protokollauszug der Sitzung des Finanzausschusses vom 26. und 27. Oktober 1953 in Hannover, Ebd.). 83 Vgl. 35B17, 36B6 und 37B17.

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den des o¨stlichen Senats84. Fu¨r den verstorbenen Prof. Heitmann wurde der Kirchenmusikdirektor Gotthold Richter in Berlin-Zehlendorf berufen85, als stellv. Beisitzer fu¨r den einfachen Dienst der Amtsgehilfe Albert Bierig in Magdeburg86. 20. Beihilfen a) Auf Antrag von Prof. D. Smend87 bewilligte der Rat fu¨r die Kirchenrechtslehrertagung im April 1954 eine Beihilfe von DM 500,– zwecks Zahlung von Reisekostenzuschu¨ssen88. b) Die Einrichtung einer kirchenhistorischen Arbeitsstelle in Halle, die von Prof. D. Aland beantragt wurde89, wurde im Hinblick auf die umfassenderen Aufgaben der EKD abgelehnt90. c) Der Rat beschloss, dem Kirchenpra¨sident D. Stempel fu¨r seine Reise in Frankreich, Holland und Belgien zu Gunsten der dortigen deutschen Gefangenen eine Beihilfe bis zu DM 3.000,– aus Kap. III zu bewilligen, falls das Hilfswerk fu¨r Kriegsgefangene und Internierte die Kosten der Reise nicht u¨bernehmen kann91. 21. Erma¨chtigung der Kirchenkanzlei betr. Berufsgenossenschaften Die Kirchenkanzlei in Hannover wurde erma¨chtigt, fu¨r die Gliedkirchen, die dem Abschluss eines Vertrages mit den Berufsgenossenschaften zugestimmt haben, einen solchen Vertrag zu schliessen92. 84 Gru¨nbaum besta¨tigte die Berufung mit Schreiben vom 22. Januar 1954 (EZA Berlin, 4/194). 85 Richter besta¨tigte die Berufung mit Schreiben vom 27. Januar 1954 (Ebd.). 86 Bierig besta¨tigte die Berufung mit Schreiben vom 22. Januar 1954 (Ebd.). 87 Ein schriftlicher Antrag konnte nicht ermittelt werden. 88 Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B12. 89 40D13. 90 Brunotte hatte sich bereits im Vorfeld der Ratssitzung gegen die Unterstu¨tzung der Editionsprojekte Alands aus Mitteln der EKD ausgesprochen. Dabei hatte er kritisiert, dass die Kirchenhistorische Arbeitsstelle in Halle die Aufgaben einer Historischen Kommission fu¨r die gesamte EKD wahrnehmen wolle, obgleich die Projekte Alands Spezialaufgaben seien, die seiner Ansicht nach lediglich dazu dienten, das kirchenhistorische Seminar an der Theologischen Fakulta¨t der Universita¨t Halle aufzuwerten (40E8). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B19. 91 Vgl. 40D14. Auf Stempels Bitte hin hatte von Harling am 26. November 1953 beim Hilfswerk fu¨r Internierte und Kriegsgefangene angefragt, ob das Hilfswerk seine Reise mit etwa 3.000,– DM finanzieren ko¨nne , und Brunotte gebeten, „einen Beschl. des Rates herbeizufu¨hren, daß H. Pra¨ses [sic! ] D. Stempel aus Kap. III 3.000,– DM erha¨lt, falls d. Hilfswerk f. Kriegsgef. u. Internierte die Kosten der Reise nicht u¨bernehmen kann“ (Vermerk von Harlings vom 3. Dezember 1953 ). Da das Hilfswerk einen Zuschuss von 2000,– DM gewa¨hrte, stellte die EKD lediglich den Differenzbetrag von 1.000,– DM zur Verfu¨gung (Schriftwechsel zwischen Kirchenkanzlei und Stempel in EZA Berlin, 2/2482). Zum Fortgang vgl. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B12. 92 Bereits Anfang Ma¨rz 1953 hatte die Berufsgenossenschaft fu¨r reichsgesetzliche Unfallversicherung der Kirchenkanzlei einen Entwurf fu¨r ein Pauschalabkommen zwischen der Be-

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40B Protokoll

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22. U¨berschuss im Ost-Etat Der Rat beschloss, den U¨berschuss von DM-Ost 46.000,– aus der Jahresrechnung 195293 dem Betriebsfond zuzuweisen94. 23. Sitzungstermine Die na¨chste Sitzung des Rates findet am 11. Februar 195495 in Berlin statt. Ihr folgt am 12. Februar eine Kirchenkonferenz in Berlin. Auf dieser Kirchenkonferenz soll Dr. Leitz ein Referat halten, dessen Thema ihm freigestellt wird. Fu¨r die Ratssitzungen des Jahres 1954 wurde folgender Plan aufgestellt: am 13. Ma¨rz 195496 (Ratssitzung vor Beginn der Synode), am 6. u. 7. Mai 195497, am 24. u. 25. Juni 195498, am 30. Sept. u. 1. Okt. 195499, am 11. und 12. Nov. 1954100. gez. D. Brunotte

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rufsgenossenschaft und der EKD vorgelegt, in dem die EKD sich verpflichtete, fu¨r die Bescha¨ftigten der Landeskirchen, kirchlichen Verba¨nde und sonstigen kirchlichen Stellen die Beitragsleistung fu¨r die reichsgesetzliche Unfallversicherung zu u¨bernehmen (undatierter Entwurf fu¨r ein Pauschalabkommen zwischen EKD und der Berufsgenossenschaft fu¨r reichsgesetzliche Unfallversicherung, EZA Berlin, 2/2685). Im Laufe des Jahres hatten die Landeskirchen und kirchlichen Verba¨nde Stellung zu dem Entwurf genommen, woraufhin die Kirchenkanzlei diesen u¨berarbeitete und am 26. November 1953 den Gliedkirchen zugesandt hatte (Ebd.). Vgl. das „Pauschalabkommen der Evangelischen Kirche in Deutschland mit der Berufsgenossenschaft fu¨r reichsgesetzliche Unfallversicherung. Vom 31. Dezember 1953“ (ABlEKD 1954, Nr. 1 vom 15. Januar 1954, S. 2f.). Vgl. Anlage 5 zum Schreiben der Kirchenkanzlei vom 12. November 1953: „Jahresrechnung 1952 des Haushalts der Evangelischen Kirche in Deutschland – Berliner Stelle (Ostmarkwa¨hrung)“ (EZA Berlin, 2/5872). Zum Betriebsfonds der EKD fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen vgl. 36B1, 36D1, 36E4, 36E5 und 37B1. K.-H. Fix, Protokolle 8, 41B. K.-H. Fix, Protokolle 8, 42B. Nach der Synode der EKD – am 19. Ma¨rz 1954 – trat der Rat zu seiner 43. Sitzung zusammen: K.-H. Fix, Protokolle 8, 43B. K.-H. Fix, Protokolle 8, 44B. Diese Sitzung fand nur am 6. Mai 1954 statt. K.-H. Fix, Protokolle 8, 45B. Diese Sitzung fand nur am 24. Juni 1954 statt. K.-H. Fix, Protokolle 8, 46B. Diese Sitzung fand nur am 1. Oktober 1954 statt. K.-H. Fix, Protokolle 8, 47B und 48B. Die 47. Sitzung des Rates fand am 10. November 1954, die 48. Sitzung des Rates fand am 11. November 1954 statt.

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40C Anlagen und Beschlusstexte 40C1. „Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Vom .|.|. Ma¨rz 1954“. F: EZA Berlin, 2/1796 (H). – Abdruck: Berlin-Spandau 1954, S. 636f. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf Grund von Artikel 24 Absatz 2 der Grundordnung101 das folgende Kirchengesetz beschlossen, das hiermit verku¨ndet wird: §1 Die Gliedkirchen wa¨hlen zur Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Mitglieder in folgender Zahl: 1. die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens und die Evangelische Kirche von [sic! ] Berlin-Brandenburg je 10 Mitglieder 2. die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers 9 Mitglieder 3. die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen 8 Mitglieder 4. die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Kirche im Rheinland je 7 Mitglieder 5. die Evangelisch-lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins und die Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern je 6 Mitglieder 6. die Evangelische Landeskirche in Wu¨rttemberg, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau je 5 Mitglieder 7. die Evangelisch-lutherische Kirche in Thu¨ringen 4 Mitglieder 8. die Evangelisch-lutherische Landeskirche Mecklenburgs 3 Mitglieder 9. die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck, die Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens, die Evangelisch-lutherische Kirche im Hamburgischen Staate, die Braunschweigische Evangelisch-lutherische Landeskirche und die Evangelische Kirche in Pommern je 2 Mitglieder 10. die Vereinigte Protestantische Kirche der Pfalz, die Bremische Evangelische Kirche, die Evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg, die Evangelische Landeskirche Anhalts,

101 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 109–113, S. 112

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40C Anlagen und Beschlusstexte

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die Evangelische Kirche von Schlesien, die Lippische Landeskirche, die Evangelisch-lutherische Kirche in Lu¨beck, die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Eutin, die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Schaumburg-Lippe je 1 Mitglied. §2 Soweit eine Gliedkirche mehr als ein Mitglied zu wa¨hlen hat, du¨rfen nicht mehr als die Ha¨lfte der Gewa¨hlten Theologen sein. .|.|. .|.|. .|.|., den .|.|. .|.|. .|.|. Ma¨rz 1954 Der Pra¨ses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland

40C2. Beschluss der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau zur Frage der Kriegsdienstverweigerung. O. O., 28. September 1953 F: EZA Berlin, 2/1796 (H). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat am 27. April 1950 zu Berlin-Weissensee erkla¨rt: „Wir begru¨ssen es dankbar und voller Hoffnung, dass Regierungen durch ihre Verfassung denjenigen schu¨tzen, der um seines Gewissens willen den Kriegsdienst verweigert. Er soll der Fu¨rsprache und der Fu¨rbitte der Kirche gewiss sein.“ Die Evangelische Kirche in Deutschland hat damit allen Deutschen, die um ihres Gewissens willen den Kriegsdienst verweigern zu mu¨ssen meinen, eine verbindliche Zusage gegeben. Sie hat aber in den seitdem vergangenen drei Jahren nichts Erkennbares getan, um diese Zusage zu verwirklichen. Die Kirche kann jedoch nicht warten, bis durch ein Wehrgesetz, das etwa einen Zwang zum Kriegsdienst vorsieht, vollendete Tatsachen geschaffen sind. Die Kirche darf sich ihrer Verantwortlichkeit fu¨r denjenigen, der daru¨ber beunruhigt ist, ob das Grundrecht auf freie Gewissensentscheidung in seinem Fall auch wirklich gilt, nicht entziehen. Die Kirche ist daher verpflichtet, schon jetzt, solange es noch Zeit ist, entsprechende U¨berlegungen anzustellen und geeignete Massnahmen einzuleiten.

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1. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik entha¨lt keinerlei Bestimmung u¨ber Kriegsdienstverweigerung102. Artikel 4 Absatz 3 des Grundgesetzes103 der Bundesrepublik Deutschland stellt fest: Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau begru¨sst es, dass sich im Grundgesetz der Bundesrepublik eine solche Bestimmung befindet; sie bedauert es, dass in der Deutschen Demokratischen Republik eine derartige Bestimmung noch nicht vorhanden ist. 2. Die Fassung des Artikels 4 Absatz 3 des Grundgesetzes ist freilich vom evangelischen Standpunkt aus nicht aufrechtzuerhalten. a) Der Wortlaut des Grundgesetzes in der gegenwa¨rtigen Form schu¨tzt allgemein jede Gewissensentscheidung, also nicht nur die auf religio¨sen oder ethischen Anschauungen oder Grundsa¨tzen beruhende und damit nachweisbare Gewissensentscheidung, sondern auch diejenige, die im konkreten Fall geschieht und nicht ohne weiteres nachweisbar ist. b) Da sich also die Unmo¨glichkeit ergibt, echte und unechte Gewissensentscheidung mit Sicherheit voneinander zu unterscheiden, ko¨nnte dem Staat nur die Aufgabe zufallen, die Unechtheit einer Gewissensentscheidung festzustellen. 3. Wir schlagen daher vor, den verfassungsma¨ssigen Schutz auf die Fa¨lle zu beschra¨nken, in denen ein Staatsbu¨rger unter Berufung auf seine nachweisbare grundsa¨tzliche oder religio¨se U¨berzeugung den Kriegsdienst mit der Waffe ablehnt. 4. Wir empfehlen dem Staat, sobald als mo¨glich jedermann die Mo¨glichkeiten dafu¨r zu schaffen, dass er eine verbindliche Erkla¨rung daru¨ber abgeben kann, dass er grundsa¨tzlich oder unter bestimmten Voraussetzungen den Kriegsdienst mit der Waffe aus Gru¨nden seines Gewissens verweigern muss. Eine solche Erkla¨rung ko¨nnte etwa vor dem Amtsgericht oder vor einem Notar zu Protokoll gegeben werden. Sollte es nicht mo¨glich sein, vom Staat entsprechende Zusagen zu erhalten, die auch innerhalb eines angemessenen Zeitraumes verwirklicht werden, so bestehen keine Bedenken dagegen, dass die Pfarrer unserer Kirche denjenigen Gemeindegliedern, die den Kriegsdienst grundsa¨tzlich oder unter bestimmten Voraussetzungen verweigern, hieru¨ber Bescheinigungen unter Beidru¨ckung des Dienstsiegels ausstellen.

102 GBlDDR 1949, Nr. 1 vom 8. Oktrober 1949, S. 5–16. 103 BGBl I 1949, Nr. 1 vom 23. Mai 1949, S. 1–19, S. 1.

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40D Vorlagen und Antra¨ge

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40D Vorlagen und Antra¨ge 40D1. Entwurf Heinemanns fu¨r ein Wort an die Gemeinden. [Hannover, 3./4. Dezember 1953] F: NL Smend (D). Der Rat der EKD erkla¨rt: In einem Weihnachtswort 1950104 an die Kirchen der Welt hat der Rat der EKD u. a. ausgesprochen: „Die Aufteilung Deutschlands durch den Eisernen Vorhang ist nicht nur fu¨r unser Volk, sondern auch fu¨r Europa und die ganze Welt eine Gefahrenquelle geworden, aus der unabsehbares Unheil entstehen kann .|.|. Wir ko¨nnen nur bitten, dass die Regierungen der Welt ihre Verantwortung wahrnehmen und ohne Ru¨cksicht auf nationale Sonderinteressen und Prestigefragen neue Wege zur Befriedigung der Welt beschreiten .|.|.“ Nun zeichnet sich endlich die Mo¨glichkeit zu einer Konferenz zwischen den Grossma¨chten u¨ber Deutschland ab. Wir hegen die Hoffnung, dass diese Konferenz zustande kommt und entscheidende Schritte zur Wiedervereinigung unseres Volkes unter einer gemeinsamen Regierung und zum Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland tut. Wir bitten die christlichen Kirchen der Welt in dieser weihnachtlichen Zeit noch einmal wie 1950, sich mit uns im Gebet fu¨r die Rettung des Friedens zu vereinigen. Wir erinnern unsere Gemeinden an das Wort der Synode der EKD von Berlin-Weissensee 1951 [richtig: 1950 ], in ihren Gottesdiensten regelma¨ssig um den Frieden der Welt zu bitten und in solches Gebet vor allem die Regierungen einzuschliessen, auf denen besondere Verantwortung fu¨r Krieg und Frieden ruht. Wir ermahnen alle, nicht der Verbitterung anheimzufallen oder dem Geist der Rachsucht Raum zu geben, sondern dem Friedefu¨rsten zu vertrauen und in seiner Nachfolge Taten der Verso¨hnung zu tun.

104 A. Silomon, Protokolle 4, 18C1, S. 377f.

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40D2. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 23. November 1953 F: EZA Berlin, 2/1698 (H). Betr.: Bezug:

Doppelmitgliedschaft in den Organen der EKD. Niederschrift u¨ber die 39. Ratssitzung vom 22. Oktober 1953 in Dresden (Ziffer 6 e)

1. Nach Artikel 28 Absatz 2 der Grundordnung105 ist eine Doppelmitgliedschaft im Rat und in der Kirchenkonferenz ausdru¨cklich ausgeschlossen. Jede Kirchenleitung einer Gliedkirche entsendet in die Kirchenkonferenz 1 Mitglied, das nicht dem Rat der EKD angeho¨ren darf. Diese Bestimmung geht davon aus, dass die Kirchenkonferenz im Gefu¨ge der Organe der EKD (Artikel 22) sozusagen fo¨deralistische Aufgaben hat, wa¨hrend die Synode und der Rat der EKD das zentralistische Moment in der Grundordnung darstellen. Die fo¨deralistischen Aufgaben der Kirchenkonferenz sind in Artikel 28 Absatz 1 und Absatz 3 angedeutet. Die Kirchenkonferenz hat die Aufgabe, „die gemeinsamen Anliegen der Gliedkirchen zu beraten“. Sie hat damit nicht nur die Arbeit der EKD als solche im Auge, sondern auch die Anliegen, die vonseiten der Gliedkirchen an die EKD heranzubringen sind. Dem entspricht es, dass die Kirchenkonferenz „Vorlagen oder Anregungen an die Synode und den Rat gelangen“ lassen kann. Sie steht also gleichsam der Synode und dem Rat gegenu¨ber. Der fo¨deralistische Charakter kommt auch in Artikel 28 Absatz 3 dadurch zum Ausdruck, dass die Kirchenkonferenz auf Verlangen von 3 Gliedkirchen einberufen werden muss. Aus allen diesen Erwa¨gungen erschien es angezeigt, das Gegenu¨ber von Kirchenkonferenz und Rat dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass eine gleichzeitige Mitgliedschaft in beiden Gremien in der Grundordnung nicht zugelassen wurde. Der Rat soll in erster Linie die Gesamtanliegen der EKD vertreten. Der Kirchenkonferenz wird zugebilligt, dass sie die gemeinsamen Anliegen der Gliedkirchen gegenu¨ber der EKD vertreten kann. 2. Eine Bestimmung, nach welcher die Doppelmitgliedschaft im Rat und in der Synode ausgeschlossen wu¨rde, gibt es in der Grundordnung nicht. Es ist also mo¨glich, dass Mitglieder des Rates auch nach ihrer Wahl als Ratsmitglieder ihren Sitz in der Synode behalten und wahrnehmen. Sie sind nicht geno¨tigt, ihre Mitgliedschaft in der Synode fu¨r die Dauer ihrer Zugeho¨rigkeit zum Rat niederzulegen oder auch nur ruhen zu lassen. 105 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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Tatsa¨chlich sind mehrere Ratsmitglieder von ihren Gliedkirchen in die Synode entsandt worden, so z. B. die Herren Dibelius, Heinemann, Herntrich, Kreyssig, Mager, Niemo¨ller. Die u¨brigen 6 Mitglieder des Rates sind nicht in die Synode gewa¨hlt. Es sind auch keine Ratsmitglieder unter den berufenen Synodalen. Dadurch ist eine Ungleichheit entstanden, die zu der Ero¨rterung in der Ratssitzung am 22. Oktober gefu¨hrt hat. Es ist zu pru¨fen, ob diese Ungleichheit auf eine Unklarheit der Grundordnung zuru¨ckgeht oder ob sie beabsichtigt war. Hierzu ist folgendes zu sagen: Die Arbeit des vom Rat der EKD in Treysa 1947 eingesetzten Verfassungsausschusses begann am 28. August 1947 in Frankfurt mit einer grundsa¨tzlichen Aussprache zwischen den Herren Erik Wolf, Ehlers und Brunotte u¨ber die Struktur der Grundordnung. Prof. D. Erik Wolf hatte neben dem bekannten Entwurf des Reichsbruderrates einen eigenen Entwurf vorgelegt. In diesem waren als Organe der EKD lediglich die Synode und der Rat vorgesehen. Der Rat sollte, vom reformierten Standpunkt aus folgerichtig, nur aus Synodalen bestehen. Damit war der spezifisch reformierte Grundcharakter dieses Verfassungsentwurfes gekennzeichnet: die Synode ist das eigentlich verantwortliche Organ der Kirche; der Rat wa¨re praktisch ein Synodalausschuss gewesen. Konsequenterweise ha¨tte der Pra¨ses der Synode im Entwurf von Erik Wolf Vorsitzender des Rates sein mu¨ssen. So weit wollte Prof. Wolf allerdings nicht gehen. Sein Entwurf sah vor, dass der Vorsitzende des Rates von der Synode besonders zu wa¨hlen sei. Auf Grund dieses Entwurfes besprach der Verfassungsausschuss schon in seiner ersten Sitzung die Grundfrage, ob die EKD als ein Bund bekenntnisbestimmter Kirchen nach irgendeinem konfessionell bestimmten Verfassungsprinzip aufzubauen sei. Nach la¨ngerer Aussprache kam der Ausschuss einmu¨tig zu dem Ergebnis, dass die EKD weder presbyterialsynodal noch vorwiegend episkopal zu ordnen sei und dass auch eine Mischung von episkopalen, synodalen und konsistorialen Elementen, wie sie in verschiedenen Gliedkirchen begegnet, nicht anwendbar sei. Der Verfassungsausschuss verzichtete bewusstermassen darauf, fu¨r die EKD als solche irgendeine Ordnung aus Gottes Wort abzuleiten oder aus den Bekenntnisschriften zu erheben. Es musste den Gliedkirchen u¨berlassen bleiben, diese verschiedenen Prinzipien auf die gliedkirchlichen Verfassungen anzuwenden. Der Verfassungsausschuss wollte dagegen der EKD als einem Bund lutherischer, reformierter und unierter Kirchen nur die Ordnungen und die Organe geben, die sich zur Erfu¨llung des Zweckes der EKD als am geeignetsten erwiesen. Aus diesen U¨berlegungen erkla¨rt es sich, dass der Verfassungsausschuss absichtlich die Frage der Doppelmitgliedschaft im Rat und Synode offen liess. Er ging dabei von folgender Erwa¨gung aus: Wenn eine Glied-

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kirche es nach ihren Verfassungsprinzipien fu¨r richtig ha¨lt, dass die Mitglieder der Kirchenleitung zugleich einen Sitz in der Synode haben, so soll sie auch im Bereich der EKD die Mo¨glichkeit haben, mit ihren Abgeordneten nach diesem Prinzip zu verfahren. Danach soll es mo¨glich bleiben, dass Ratsmitglieder ihren Sitz in der Synode behalten, wenn das sinngema¨ss auch nach der Verfassung ihrer Gliedkirche u¨blich ist. Auf der anderen Seite sollen andere Gliedkirchen die Mo¨glichkeit haben, auch im Bereich der EKD ein Gegenu¨ber von Synode und Kirchenleitung durchzufu¨hren, das sie gegebenenfalls in ihrer eigenen Gliedkirchenverfassung eingefu¨hrt haben. Wo also in einer Gliedkirche das Mitglied einer Kirchenleitung aus der Synode ausscheiden muss, sobald es in die Kirchenleitung gewa¨hlt wird, oder wo auf andere Weise Kirchenleitung und Synode personell getrennt werden, soll diese Gliedkirche das gleiche Prinzip auch fu¨r ihre Synodalen in der EKD anwenden ko¨nnen. Es steht also vo¨llig im Belieben der Gliedkirchen, ob sie ihre leitenden Amtstra¨ger (Bischof, Pra¨ses, Kirchenpra¨sident) in die Synode der EKD wa¨hlen wollen oder ob sie ihnen auf andere Weise einen Sitz im Rat zu verschaffen wu¨nschen. Letzteres ist selbstversta¨ndlich mo¨glich, da es in der Grundordnung keine Vorschrift gibt, nach welcher die Ratsmitglieder nur aus der Synode der EKD gewa¨hlt werden ko¨nnten. Wir mo¨chten meinen, dass dieses Absehen von einer prinzipiellen Regelung der Eigenart der EKD am besten entspricht. Jedenfalls ist aus den Vorarbeiten der Grundordnung festzustellen, dass der Verfassungsausschuss diese Frage keineswegs u¨bersehen, sondern sich daru¨ber Gedanken gemacht hat. Wir empfehlen daher, es bei dem gegenwa¨rtigen Zustand zu belassen. Wenn eine Gliedkirche durchaus den Wunsch hat, dass ein aus ihrer Mitte in den Rat gewa¨hlter Vertreter in der Synode der EKD stimmberechtigt sein soll, steht es ihr frei, dieses Ratsmitglied bei der na¨chsten Gelegenheit in die Synode zu wa¨hlen, gegebenenfalls auf die Weise, dass ein anderer Synodaler freiwillig von seinem Amt zuru¨cktritt und einen Platz fu¨r das Ratsmitglied freimacht. Eine Regelung im voraus wird immer schwierig bleiben, da bei der Wahl der Synodalen noch keineswegs feststeht, wer fu¨r die na¨chsten sechs Jahre in den Rat gewa¨hlt werden wird. 3. Auch die Doppelmitgliedschaft in der Synode und in der Kirchenkonferenz ist durch die Grundordnung nicht ausgeschlossen worden. Es liegt allerdings, wenn man Wesen und Aufgabe beider Organe vergleicht, nicht gerade im Sinne der Grundordnung, wenn Mitglieder der Kirchenkonferenz zugleich der Synode angeho¨ren. Synode und Kirchenkonferenz treten in einigen Fa¨llen (z. B. bei der Wahl des Rates nach Artikel 30 Absatz 1 und bei der Gesetzgebung nach Artikel 26 Absatz 3 Satz 3) als besondere Gremien gemeinsam auf. Wu¨rde bei derartigen Abstimmungen

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ein Mitglied der Kirchenkonferenz gleichzeitig der Synode angeho¨ren, so ko¨nnte es bei der Abstimmung nur eine Stimme abgeben, entweder in der Synode oder in der Kirchenkonferenz. Die Doppelmitgliedschaft ha¨tte also fu¨r die betreffende Gliedkirche die nachteilige Folge, dass ihr eine Stimme verloren geht. Schon aus diesem Grunde ist nicht anzunehmen, dass die Gliedkirchen ha¨ufiger ein Mitglied der Kirchenkonferenz entsenden werden, das schon der Synode angeho¨rt. Ein solches Verfahren wa¨re unzweckma¨ssig, obwohl es nach der Grundordnung zula¨ssig ist. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Bestimmungen der Grundordnung wohl erwogen sind und nicht nachtra¨glich gea¨ndert werden sollten. gez. D. Brunotte

40D3. Entwurf fu¨r ein „Kirchengesetz u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der zweiten und folgenden Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland. Vom .|.|. Ma¨rz 1954“. O. O., o. J. F: EZA Berlin, 2/1018 (H). Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf Grund von Artikel 24 Absatz 2 der Grundordnung106 das folgende Kirchengesetz beschlossen, das hiermit verku¨ndet wird: §1 Die Gliedkirchen wa¨hlen zur zweiten und den folgenden Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland Mitglieder in folgender Zahl: 1.) die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens und die Evangelische Kirche von [sic! ] Berlin-Brandenburg je 10 Mitglieder 2.) die Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers je 9 Mitglieder 3.) die Evangelische Kirche von Westfalen, die Evangelischlutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins, die Evangelische Kirche im Rheinland und die Evangelischlutherische Kirche in Bayern je 6 Mitglieder 4.) die Evangelisch-lutherische Kirche in Thu¨ringen und die Evangelische Landeskirche in Wu¨rttemberg je 5 Mitglieder 5.) die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau 4 Mitglieder 106 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 112.

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die Evangelisch-lutherische Landeskirche Mecklenburgs und die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck je 3 Mitglieder die Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens, die Evangelische Kirche in Pommern, die Evangelischlutherische Kirche im Hamburgischen Staate und die Braunschweigische Evangelisch-lutherische Landeskirche je 2 Mitglieder die Vereinigte Protestantische Kirche der Pfalz, die Bremische Evangelische Kirche, die Evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg, die Evangelische Landeskirche Anhalts, die Evangelische Kirche von Schlesien, die Lippische Landeskirche, die Evangelisch-lutherische Kirche in Lu¨beck, die Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Eutin, die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Schaumburg-Lippe je 1 Mitglied. §2

Soweit eine Gliedkirche mehr als ein Mitglied zu wa¨hlen hat, du¨rfen nicht mehr als die Ha¨lfte der Gewa¨hlten Theologen sein. .|.|. .|.|. .|.|., den .|.|. .|.|. .|.|. Ma¨rz 1954 Der Pra¨ses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland

40D4. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder. Hannover, 10. November 1953 F: EZA Berlin, 2/3394 (H). Betr.: Bezug:

Neuordnung des kirchlichen Beamtenrechts. Unser Schreiben vom 30. 5. 1953 – Nr. 12 493.V –107

Auf Grund des Ratsbeschlusses vom 12. 6. 1953 (Nr. 10 des Protokolls)108 haben wir die Gliedkirchenleitungen durch Rundschreiben gebeten, bis 107 37D14. 108 37B10.

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zum 30. 9. 1953 zu dem Entwurf fu¨r eine neue Kirchenbeamtenordnung der EKD (siehe Anlage zu unserem vorgenannten Schreiben)109 Stellung zu nehmen. Eine U¨bersicht u¨ber die daraufhin bisher eingegangenen A¨usserungen fu¨gen wir bei (Anlage 1)110. Darin sind nicht beru¨cksichtigt die A¨usserungen der Gliedkirchenleitungen in Thu¨ringen, Lu¨beck und Schaumburg-Lippe, die sich auf die Mitteilung beschra¨nkt haben, dass sie keine A¨nderungsvorschla¨ge zu dem Entwurf zu machen haben. Von den Leitungen folgender Gliedkirchen liegt noch keine Stellungnahme vor (abgesehen von A¨usserungen zu fru¨heren Fassungen des Entwurfs): West: Hannover, Hamburg, Baden, Pfalz, Oldenburg, Lippe, Reform. Kirche in Nordwestdeutschland, Eutin. Ost: Berlin-Brandenburg, Pommern, Sachsen (Prov.), Sachsen (Ev.Luth.), Mecklenburg, Anhalt. Wir schlagen vor, auf Grund der vorliegenden Stellungnahmen die aus Anlage 2111 ersichtlichen A¨nderungen an dem Entwurf vorzunehmen und diesen zusammen mit dem neuen Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der EKD – Anlage 3112 – nebst Begru¨ndung – Anlage 4113 sodann der Kirchenkonferenz vorzulegen. Da die Zeit zwischen den na¨chsten Tagungen der Kirchenkonferenz und der Synode verha¨ltnisma¨ssig knapp bemessen ist, schlagen wir ferner vor, die Entwu¨rfe schon jetzt dem von der Synode auf ihrer letzten Tagung bereits gebildeten Ausschuss zuzuleiten, damit dieser genu¨gend Zeit hat, sich mit dem Entwurf zu befassen. Der Ausschuss mu¨sste dann gebeten werden, mit seiner endgu¨ltigen Stellungnahme abzuwarten, bis die Stellungnahme der Kirchenkonferenz zu dem Entwurf vorliegt. Wir bitten, u¨ber diese Vorschla¨ge mo¨glichst in der na¨chsten Ratssitzung beschliessen zu wollen. Um dies zu erleichtern, bitten wir, uns etwaige Bedenken schon vorher mitzuteilen, damit wir auch diese allen Mitgliedern des Rates zuleiten ko¨nnen.

109 110 111 112 113

37D15. 40D5. 40D6. 40D7. 40D8.

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40D5. „U¨bersicht u¨ber die Stellungnahmen der Gliedkirchenleitungen zu dem Entwurf fu¨r eine neue Kirchenbeamtenordnung“. [Hannover, 10. November 1953] F: EZA Berlin, 2/3394 (H; Anlage 1 zu 40D4). Vorbemerkung: Die mit (+ bezeichneten A¨usserungen sind in den A¨nderungsvorschla¨gen – siehe Anlage 2114 – beru¨cksichtigt. A) Grundsa¨tzlich: 1.) Den Verzicht auf eine verbindliche Regelung fu¨r den Gesamtbereich der EKD gem. Art 10 Buchst. a) oder b) der Grundordnung115 a) bedauern: Rheinland, Wu¨rttemberg, Hessen und Nassau, Schleswig-Holstein, KurhessenWaldeck, Bremen; b) begru¨ssen ausdru¨cklich: Bayern, Thu¨ringen. 2.) Verwendung des Entwurfs als Muster fu¨r eine Neuordnung des Kirchenbeamtenrechts fu¨r den eigenen Bereich in eigener Zusta¨ndigkeit a) stellen in Aussicht: Wu¨rttemberg, Hessen und Nassau, Kurhessen-Waldeck; b) lehnen ab: Rheinland, Westfalen, Schleswig-Holstein. 3.) Lo¨sung vom staatlichen Recht halten a) fu¨r bedenklich: Rheinland, Schleswig-Holstein; b) fu¨r erforderlich: Wu¨rttemberg, Bremen. Stellungnahme der Kirchenkanzlei: Vgl. nachstehend zu §§ 64–72 sowie Anlage 2 (zu §§ 36ff) und Anlagen 3116 u. 4117. 4.) Den Rechtsschutz der Kirchenbeamten halten schlechthin fu¨r unzureichend: Rheinland, Westfalen, Schleswig-Holstein. Stellungnahme der Kirchenkanzlei: In Anlage 2 werden einige Vorschla¨ge gemacht, um die Rechtsstellung der Kirchenbeamten zu verbessern.

114 115 116 117

40D6. ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 109–113, S. 110. 40D7 40D8.

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5.) Einfu¨hrung der Kategorie des „Beamten auf Probe“ (nach dem Vorbild des Bundesbeamtengesetzes) empfiehlt: Bremen. Stellungnahme der Kirchenkanzlei: Einen laufbahnma¨ssig geregelten Probedienst gibt es bei der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht. Die Mo¨glichkeiten, einen ku¨nftigen Kirchenbeamten zuna¨chst als Angestellten oder als Beamten auf Widerruf zu erproben, erscheinen ausreichend. B) Im einzelnen: Zu § 3 Abs. 2: (+ Schleswig-Holstein ha¨lt es fu¨r geboten, in besonderen Fa¨llen auch Kirchenbeamte ohne Fachausbildung, aber mit besonderer Eignung fu¨r das betreffende Amt zuzulassen. Zu § 6 Abs. 4: (+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle ha¨lt den kirchlichen Gesetzgeber nicht fu¨r befugt, das Erlo¨schen eines privatrechtlichen Arbeitsverha¨ltnisses kraft Gesetzes zu bestimmen und empfiehlt, entweder auf die Bestimmung ganz zu verzichten oder Ku¨ndigung des privatrechtlichen Arbeitsverha¨ltnisses zum Termin der Ernennung zum Kirchenbeamten vorzuschreiben. Zu § 7:

Kirchenkanzlei – Berliner Stelle empfiehlt, die Zusta¨ndigkeit fu¨r die Ernennung nach Art. 31 GO.118 wie folgt auszufu¨hren: „Zusta¨ndig fu¨r die Ernennung der Kirchenbeamten sind: a) der Rat, soweit es sich um die Leiter und theologischen und rechtskundigen Ra¨te der Amtsstellen handelt, b) die Leiter der Amtsstellen fu¨r alle anderen Beamten der Amtsstellen.“

Zu § 8:

Bayern schla¨gt folgende Formulierung vor „Der Kirchenbeamte hat beim erstmaligen Antritt seines Dienstes folgendes Gelo¨bnis abzulegen: Ich gelobe, den mir anvertrauten Dienst im Gehorsam gegen den Herrn der Kirche (in Bindung an mein

118 ABlEKD 1948, Nr. 5 vom 15. Juli 1948, S. 113.

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Ordinationsgelu¨bde) gema¨ss der Grundordnung .|.|. so zu verwalten, wie es einem Kirchenbeamten geziemt. Die Formulierung in Klammern ist fu¨r Kirchenbeamte gedacht, die als Geistliche ordiniert sind.“ Dem gegenu¨ber geben der Fassung des Entwurfs den Vorzug: Schleswig-Holstein, Kurhessen-Waldeck, Hessen und Nassau. (+ So auch Schlesien, das ferner anregt, die Ablegung des Gelo¨bnisses in einer Sitzung der ku¨nftigen Dienstbeho¨rde vorzuschreiben, in der auch die Ernennungsurkunde auszuha¨ndigen wa¨re. Hierdurch wu¨rde § 77 entbehrlich werden. Bremen nimmt Anstoss daran, dass bei dem Gelo¨bnis eine Anrufung Gottes nicht vorgesehen ist. Zu § 9 Ziff. 2: (+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle schla¨gt vor, das Wort „Beho¨rde“ durch „Stelle“ zu ersetzen, weil fu¨r die Ernennung unter Umsta¨nden die Amtsstellenleiter zusta¨ndig sind, die keine „Beho¨rden“ sind. (+ Schleswig Holstein vermisst die Mo¨glichkeit einer ru¨ckwirkenden Besta¨tigung durch die zusta¨ndige Beho¨rde. Zu § 11:

Professor Smend: Die Wendung „aus dem o¨ffentlichen oder kirchlichen Dienst“ ko¨nnte dahin ausgelegt werden, dass nach dem eigenen Versta¨ndnis der Kirche die beiden Begriffe „kirchlicher“ und „o¨ffentlicher Dienst“ einander ausschliessen. Daher besser: „.|.|. aus einem weltlichen o¨ffentlichen oder dem kirchlichen Dienst“. Dieser Stellungnahme stimmen zu: Wu¨rttemberg, Hessen und Nassau, Schleswig-Holstein, Schlesien. (+ Die beiden ersteren sowie auch die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle schlagen folgende Formulierung vor: „.|.|. aus dem kirchlichen oder einem sonstigen o¨ffentlichen Dienst“.

Zu § 13:

Kirchenkanzlei – Berliner Stelle: Da die Zuru¨cknahme der Ernennung offenbar Wirkung ex tunc hat, sollte im Fall des § 11 Nr. 3 (nachtra¨gliche Entmu¨ndi-

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gung) die Belassung der bereits gezahlten Dienstbezu¨ge zwingend vorgeschrieben werden. Zu § 15:

Schleswig-Holstein regt Pru¨fung an, ob nicht die Fassung des § 55 des Bundesbeamtengesetzes119 vorzuziehen ist. Anmerkung der Kirchenkanzlei: Die Fassung des Entwurfs macht mit der Bindung den Inhalt und die Grenzen der Gehorsamspflicht deutlicher und ist daher vorzuziehen.

Zu § 16 Abs. 2: (+ Schlesien: Die Erlaubnis, auch „anderweit im o¨ffentlichen Dienst erworbene Amtsbezeichnungen“ zu fu¨hren, kann dazu fu¨hren, dass eine fru¨here staatliche Amtsbezeichnung gegenu¨ber der neuen kirchlichen bevorzugt wird, wenn sie to¨nender erscheint. Zu § 16 Abs. 3:

Schleswig-Holstein vermisst fu¨r entlassene Beamte eine entsprechende Regelung wie in § 81 Abs. 4 des Bundesbeamtengesetzes120 (Anmerkung der Kirchenkanzlei: Siehe aber § 78 Abs. 3 des Entwurfs!).

Zu § 18:

Wu¨rttemberg ha¨lt anstelle eines Verbots der Amtsausu¨bung eine Beurlaubung des Beamten fu¨r alle denkbaren Fa¨lle fu¨r passender. (Anmerkung der Kirchenkanzlei: Beurlaubung bedeutet kein Verbot der Amtsausu¨bung!)

Zu § 19 Abs. 2:

Schleswig-Holstein: Bei erheblicher Mehrbelastung des Beamten sollte die Mo¨glichkeit eingera¨umt werden, zu anderer Zeit eine Dienstbefreiung zu gewa¨hren (Anmerkung der Kirchenkanzlei: Der Entwurf schliesst diese Mo¨glichkeit nicht aus).

Zu § 20 Abs. 2:

Schleswig-Holstein vermisst eine Regelung fu¨r die Stellung der Beamten, die dem Bundestag oder einem Landtag angeho¨ren, entsprechend § 57 des Bundesbeamtengesetzes121. – Anmerkung der Kirchenkanz-

119 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 558. 120 Ebd., S. 562. 121 Ebd., S. 559.

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lei: Bei staatlichen und kommunalen Beamten ist Ausscheiden aus dem Amt vorgeschrieben, um Trennung von Legislative und Exekutive zu gewa¨hrleisten. Dieser Gesichtspunkt entfa¨llt bei Kirchenbeamten. Daher kann von Fall zu Fall eine Regelung nach § 22 des Entwurfs getroffen werden. Zu § 21:

(+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle: Hinweis auf § 97 Abs. 2 der Disziplinarordnung der DEK? (Antrag auf Entscheidung der Disziplinarkammer!) Anmerkung der Kirchenkanzlei: Die Bestimmungen u¨ber das Verfahren bei Fernbleiben vom Dienst – §§ 97–99 der Disziplinarordnung der DEK122 – fehlen in dem Entwurf fu¨r ein Disziplinargesetz der EKD. Die Bestimmung in § 21 ist daher wegen mangelnden Rechtsschutzes zu streichen.

Zu § 22 Abs. 2:

Schleswig-Holstein: U¨berflu¨ssig wegen Abs. 1 letzter Satz? – Anmerkung der Kirchenkanzlei: Es gibt Fa¨lle, in denen der Kirchenbeamte von vornherein Gewissheit haben muss, ob er mit der Beurlaubung u¨ber 5 Jahre hinaus rechnen kann.

Zu § 22 Abs. 3:

Schleswig-Holstein: Es ist nicht ersichtlich, ob wa¨hrend der Beurlaubung nur das ruhegehaltsfa¨hige Dienstalter weiterla¨uft oder auch das Besoldungsdienstalter. – Anmerkung der Kirchenkanzlei: Zu den „Anwartschaften“, die nach der Fassung des Entwurfs wa¨hrend der Beurlaubung gewahrt bleiben, geho¨rt auch das Aufru¨cken in den Dienstaltersstufen fu¨r eine spa¨tere Besoldung.

Zu § 24:

Schleswig-Holstein ha¨lt die Formulierung in § 75 BBG.123 fu¨r treffender.

Zu § 28 Abs. 1:

Schleswig-Holstein: Wa¨re nicht eine Regelung vorzuziehen, wonach eine Genehmigung des Dienstvorgesetzten zur U¨bernahme von bestimmten A¨mtern

122 GBlDEK B 1939, Nr. vom 17 April 1939, S. 27–46, S. 42. 123 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 561.

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und Gescha¨ften einzuholen wa¨re? – Anmerkung der Kirchenkanzlei: Siehe § 28 Absatz 2! Zu § 28 Abs. 2: (+ Schleswig-Holstein ha¨lt es auf Grund der Gleichberechtigung nicht fu¨r mo¨glich, den Betrieb eines Gewerbes durch die Ehefrau genehmigungspflichtig zu machen. Anmerkung der Kirchenkanzlei: Nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung sollte die Genehmigungspflicht auf den Ehemann einer Kirchenbeamtin ausgedehnt werden. Die sachlichen Gru¨nde sind in beiden Fa¨llen dieselben. Zu § 31:

(+ Schleswig-Holstein und Schlesien halten die Fassung des Entwurfs fu¨r zu weitgehend, weil es vorkommen kann, dass der Kirchenbeamte keine Mo¨glichkeit hat, das A¨rgernis zu beheben, ohne dass ihm ein Vorwurf daraus gemacht werden kann.

Zu § 32:

Schleswig-Holstein ha¨lt es fu¨r angebracht, die Fu¨rsorge des Dienstherrn nicht nur fu¨r den Beamten, sondern auch fu¨r seine Familie zu garantieren. Anmerkung der Kirchenkanzlei: Familienfu¨rsorge ist Bestandteil der Fu¨rsorge fu¨r den Beamten.

Zu § 35:

Schleswig-Holstein wu¨nscht Klarstellung, dass Unfallfu¨rsorge nur der Beamte selbst, nicht aber seine Familie beanspruchen kann. Stellungnahme der Kirchenkanzlei: Auch die Hinterbliebenen haben Anspru¨che auf Unfallfu¨rsorge. Die Begrenzung ergibt sich aus dem Versorgungsrecht.

Zu § 36 Abs. 4: – Vgl. zu §§ 64 ff. – Zu § 36 a:

(+ Professor Smend hat darauf hingewiesen, dass der kirchliche Gesetzgeber keine Bestimmungen u¨ber die Zusta¨ndigkeit staatlicher Gerichte und u¨ber Prozessvoraussetzungen erlassen kann. Er hat folgende Fassung vorgeschlagen: „Vor der gerichtlichen Geltendmachung vermo¨gensrechtlicher Anspru¨che gegen die Evangelische Kirche in Deutschland hat der Kirchenbeamte die Entscheidung der obersten Dienstbeho¨rde ein-

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zuholen; einem ablehnenden Bescheid steht es gleich, wenn die oberste Dienstbeho¨rde innerhalb von 3 Monaten, nachdem der Antrag ihr zugegangen ist, nicht entschieden hat.“ Fu¨r eine Klage vor Erfu¨llung dieser Vorschrift du¨rfte das Rechtsschutzbedu¨rfnis zu verneinen sein. Diesem Vorschlag stimmen zu: Wu¨rttemberg, Hessen und Nassau, Schleswig-Holstein, Kurhessen-Waldeck, Bremen, Schlesien. Dagegen gibt Braunschweig der Fassung des Entwurfs den Vorzug. Zu § 38:

(+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle ha¨lt es fu¨r erforderlich, dass das Reise- und Umzugskostenrecht mit Ru¨cksicht auf die erhebliche Bedeutung dieser Materie durch fo¨rmliche Verordnung des Rates geregelt wird.

Zu § 40 Abs. 2: (+ Schleswig-Holstein ha¨lt diese Bestimmung fu¨r bedenklich und ha¨lt es fu¨r erforderlich, falls die Bestimmung aufrecht erhalten bleiben soll, folgenden Satz hinzuzufu¨gen: „Vorher ist dem Kirchenbeamten unter ernster Ermahnung schriftlich eine angemessene Frist zu setzen, in der er seine Leistungen verbessern kann.“ (Vgl. auch die grundsa¨tzlichen Bedenken von Rheinland und Westfalen, s. o. unter A/3). Zu § 42 Abs. 3: (+ Schleswig-Holstein vermisst hier eine Regelung der Verja¨hrung entsprechend § 78 Abs. 3 BBG124. Zu § 43:

(+ Bremen weist darauf hin, dass hier, ebenso wie in §§ 54, 73 und 82, der Ausdruck „Dienststrafordnung“ durch die Bezeichnung „Disziplinarordnung“ ersetzt werden sollte.

Zu § 44 Abs. 2: (+ Schleswig-Holstein, Bremen, Schlesien und Kirchenkanzlei – Berliner Stelle halten den Rechtsschutz bei Versetzung in den Bereich eines anderen Dienstherrn fu¨r ungenu¨gend und zumindest Garantie der Gleich-

124 Ebd., S. 561.

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wertigkeit des neuen Amts oder eines Ausgleichs der Differenz in den Dienst- und Versorgungsbezu¨gen fu¨r erforderlich. Zu § 46:

(+ Bremen schla¨gt vor, aus dem 1. Entwurf folgenden Zusatz am Schluss der Bestimmung wieder einzufu¨gen: „.|.|. und sich auch eine Versetzung oder U¨berfu¨hrung gema¨ss § 44 als nicht durchfu¨hrbar erweist.“

Zu § 47:

(+ Professor Smend hatte Zweifel, was mit dem Ausdruck „Stelle“ gemeint ist, und hat vorgeschlagen, dafu¨r das Wort „Amt“ zu verwenden. Schleswig-Holstein stimmt diesem Vorschlag zu, Wu¨rttemberg, Schlesien und Kirchenkanzlei – Berliner Stelle teilen diese Bedenken nicht. Wu¨rttemberg regt an, fu¨r „Stelle“ zu setzen „Planstelle“, um die Bedeutung deutlich zu machen.

Zu § 52:

Professor Smend hatte Bedenken gegen eine Ausdehnung dieser Bestimmung auf Pfarrer, die er aus dem letzten Satz entnehmen zu mu¨ssen glaubte. Dies ist jedoch nicht der Sinn dieses Satzes, vielmehr soll nur klargestellt werden, dass ein als Geistlicher ordinierter Kirchenbeamter im Wartestand, der nach § 52 Satz 1 i. V. mit § 44 Abs. 2 in ein Pfarramt berufen werden soll, nicht geltendmachen kann, dass hierdurch sein „allgemeiner Rechtsstand“ verschlechtert werde. (+ Wu¨rttemberg schla¨gt daher folgende Formulierung fu¨r den 3. Satz vor: „Der allgemeine Rechtsstand des Pfarrers steht dem des als Geistlicher [sic! ] ordinierten Kirchenbeamten gleich.“ Schleswig-Holstein, Bayern und Schlesien haben keine Bedenken gegen die Fassung des Entwurfs.

Zu § 54:

Wu¨rttemberg lehnt die Aufrechterhaltung des Dienstverha¨ltnisses bei Versetzung in den Ruhestand ab und ist der Auffassung, dass das (aktive) Kirchenbeamtenverha¨ltnis in diesem Fall enden und lediglich ein Treueverha¨ltnis zwischen Dienstherrn und Kirchenbeamten aufrecht erhalten bleiben sollte. Dies wu¨rde

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auch eine entsprechende Erga¨nzung in § 73 Abs. 1 erfordern, und die Bestimmungen u¨ber den Ruhestand mu¨ssten aus dem 6. Abschnitt („Vera¨nderung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses“) in den 8. Abschnitt („Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses“) u¨bernommen werden. – Anmerkung der Kirchenkanzlei: U¨ber diese schon fru¨her vorgebrachten Bedenken ist im Ausschuss, der den Entwurf erarbeitet hat, eingehend verhandelt worden. Der Ausschuss meinte aber, an der Regelung im Entwurf mit Ru¨cksicht auf die besonderen Bedu¨rfnisse des kirchlichen Dienstes festhalten zu sollen. Zu § 55:

(+ Wu¨rttemberg und Schleswig-Holstein sind mit der Heraufsetzung der normalen Altersgrenze auf 68 Jahre nicht einverstanden und legen Wert darauf, dass es in der Regel beim vollendeten 65. Lebensjahr bleibt. Im Bedarfsfall sei eine Verla¨ngerung der aktiven Dienstzeit ohnehin nach § 55 Abs. 2 mo¨glich.

Zu § 56:

(+ Wu¨rttemberg schla¨gt auf Grund der Stellungnahme zu § 55 vor, den § 56 zu streichen. Andernfalls mu¨sste zum Ausdruck gebracht werden, dass die Versetzung in den Ruhestand nach Vollendung des 65. Lebensjahres auch auf Antrag des Kirchenbeamten erfolgen kann.

Zu §§ 56, 57:

(+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle weist darauf hin, dass § 56 innerlich nicht zu § 55, sondern zu § 57 geho¨rt und daher dieser Bestimmung nachgestellt werden sollte. Es mu¨sse ferner deutlich gemacht werden, dass nach Vollendung des 65. Lebensjahres die Dienstunfa¨higkeit nicht nur keines Nachweises bedarf, sondern u¨berhaupt nicht zu ero¨rtern ist. Daher Vorschlag: § 56 streichen, dafu¨r dem § 57 folgenden Absatz 3 anfu¨gen: „(3) Bei Kirchenbeamten, welche das 65. Lebensjahr vollendet haben, ist eingetretene Dienstunfa¨higkeit nicht Vorbedingung der Versetzung in den Ruhestand.“

Zu § 58:

(+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle weist darauf hin, dass die in § 58 geregelte Zwangspensionierung wegen

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Dienstunfa¨higkeit nicht der Regelfall ist. Daher sollte in § 58 ein erster Absatz eingefu¨gt werden, der die Pensionierung auf Antrag als den Normalfall in Anpassung an § 43 BBG.125 regelt. Hessen und Nassau und Schlesien vermissen ebenfalls eine dem § 43 BBG. entsprechende Regelung. Zu § 58 Abs. 3: (+ Kirchenkanzlei – Berliner Stelle: Wie zu § 38. Zu § 60:

Schleswig-Holstein wu¨nscht Einfu¨gung einer Bestimmung, wonach einem Beamten auf Widerruf, der bis zur Erreichung der Altersgrenze im Dienst steht, Versorgungsbezu¨ge zugebilligt werden ko¨nnen. Anmerkung der Kirchenkanzlei: Eine solche Regelung ist auch im Bundesbeamtengesetz nicht vorgesehen.

Zu § 61 Abs. 3:

Kirchenkanzlei – Berliner Stelle empfiehlt eine Klarstellung, dass der Lauf der Frist nach Abs. 2 Ziff. 1 auch durch eine Bescha¨ftigung des Wartestandsbeamten im Dienst einer Gliedkirche gehemmt wird. Der Hinweis auf §§ 50, 51 genu¨ge nicht, weil dort offenbar nur an eine Dienstleistung fu¨r die Evangelische Kirche in Deutschland gedacht sei. – Anmerkung der Kirchenkanzlei: Der Kirchenbeamte im Wartestand ko¨nnte nur nach Wiederberufung zum Dienst nach § 52 in den Dienst einer Gliedkirche gem. § 44 versetzt werden. In diesem Fall ka¨me § 61 u¨berhaupt nicht in Betracht.

Zu §§ 64–72 (7. Abschnitt) (+ Der Finanzbeirat hatte alle Kirchenleitungen gebeten, von Sonderregelungen auf dem Gebiet des Versorgungsrechts vorla¨ufig abzusehen, um einer einheitlichen Neuordnung dieser Materie durch einen hierfu¨r besonders zu bildenden Ausschuss nicht vorzugreifen. Die Kirchenkanzlei hatte daher zur Diskussion gestellt, ob der 7. Abschnitt des Entwurfs (§§ 64–72) gestrichen und § 36 Abs. 4 wie folgt formuliert werden solle:

125 Ebd., S. 557.

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„(4) Die Regelung der Versorgung bleibt einem besonderen Kirchengesetz vorbehalten.“ Schleswig-Holstein, Schlesien und Kirchenkanzlei – Berliner Stelle stimmen diesem Vorschlag zu. Dagegen geben Wu¨rttemberg, Hessen und Nassau und Bremen der im Entwurf vorgesehenen Teilregelung den Vorzug. Hessen und Nassau hat allerdings Bedenken, die Regelung im einzelnen einer Verordnung des Rates vorzubehalten, und regt an, diese Erma¨chtigung wenigstens zu befristen bis zu einer allgemeinen Neuregelung des Versorgungsrechts und bis dahin eine Schlechterstellung gegenu¨ber den Bundesbeamten zu untersagen. Kurhessen-Waldeck geht noch weiter und regt an, die Regelung im Entwurf zu vervollsta¨ndigen, nachdem inzwischen das Bundesbeamtengesetz verabschiedet worden ist und als Vorbild verwendet werden kann. Zu §§ 68, 69:

(+ Die Kirchenkanzlei hatte vorgeschlagen, eine Bestimmung u¨ber den U¨bergang oder die Abtretung von Schadensersatzforderungen gegen haftpflichtige Dritte einzufu¨gen, weil ein solcher sonst geltend machen ko¨nnte, dass ein Schaden insoweit nicht vorhanden sei, als der verletzte Beamte oder seine Hinterbliebenen gesetzliche Anspru¨che auf Unfallfu¨rsorge gegen den Dienstherrn haben. Ein gesetzlicher Forderungsu¨bergang, wie in § 168 BBG.126 vorgesehen, ko¨nnte nicht mit Wirkung gegen einen der kirchlichen Rechtssetzung nicht unterworfenen Dritten durch Kirchengesetz bestimmt werden. Daher Vorschlag: a) in § 68 Abs. 1 nach dem Wort „gewa¨hrt“ einzufu¨gen: „.|.|. soweit nicht von einem nach allgemeinem Recht haftpflichtigen Dritten Schadensersatz zu leisten ist. Anspru¨che wegen eines Schadens, der nicht Vermo¨gensschaden ist, haben auf die Unfallfu¨rsorge keinen Einfluss.“ b) hinter § 69 folgende Bestimmung einzufu¨gen: „§ 69 a (1) Treten der verletzte Kirchenbeamte oder seine versorgungsberechtigten Hinterbliebenen alle

126 Ebd., S. 576.

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Schadensersatzanspru¨che gegen Dritte auf Grund des Dienstunfalls an den Dienstherrn ab, so wird die Unfallfu¨rsorge ohne Ru¨cksicht auf die zu erwartende Schadensersatzleistung Dritter gewa¨hrt. Anspru¨che wegen eines Schadens, der nicht Vermo¨gensschaden ist, bleiben hierbei ausser Betracht. (2) Der Kirchenbeamte bezw. seine Hinterbliebenen sind von Amts wegen auf die Mo¨glichkeit der Abtretung und ihre Rechtsfolgen fu¨r den Umfang der Unfallfu¨rsorge hinzuweisen.“ Durch diese Erga¨nzungen wu¨rde einerseits nach aussen der subsidia¨re Charakter der Unfallfu¨rsorge gegenu¨ber der Schadensersatzpflicht Dritter klargestellt, andererseits aber im Innenverha¨ltnis der Kirchenbeamte oder seine Hinterbliebenen der Notwendigkeit enthoben werden, sich zuna¨chst selbst an den haftpflichtigen Dritten halten zu mu¨ssen. Schleswig-Holstein, Hessen und Nassau, KurhessenWaldeck, Schlesien und Kirchenkanzlei – Berliner Stelle stimmen diesen Vorschla¨gen der Kirchenkanzlei zu. Wu¨rttemberg dagegen betrachtet die vorgeschlagene Regelung als eine Schlechterstellung der Kirchenbeamten und ihrer Hinterbliebenen gegenu¨ber den Beamten des sonstigen o¨ffentlichen Dienstes und ha¨lt einen gesetzlichen Forderungsu¨bergang fu¨r befriedigender und rechtlich mo¨glich. Zu § 70:

Professor Smend hatte angeregt, eine Bestimmung u¨ber die Gewa¨hrung eines Unterhaltsbeitrages an die wiederverheiratete Witwe bei Tod des zweiten Ehemannes einzufu¨gen, entsprechend der Regelung in § 2 des bayerischen Kirchengesetzes u¨ber die Wiederverheiratung von witwengeldberechtigten Witwen vom 27. 10. 1952.127 Hessen und Nassau, Bayern, Schleswig-Holstein und Kurhessen-Waldeck stimmen dieser Anregung zu. (+ Wu¨rttemberg, Schlesien und Kirchenkanzlei – Berliner Stelle halten es fu¨r richtiger, diese Frage einer be-

127 ABl Bayern 1952, Nr. 22 vom 29. Oktober 1952, S. 128.

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sonderen Regelung vorzubehalten, sei es durch Verordnung des Rates nach § 72 des Entwurfs oder durch ein besonderes Kirchengesetz u¨ber die Versorgung der Kirchenbeamten (vgl. die Stellungnahme zu §§ 64–72). Zu § 70 Ziff. 2:

Zu § 73:

Zu §§ 76–78:

Zu § 77:

Braunschweig weist darauf hin, dass das Waisengeld nicht ausnahmslos bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres beschra¨nkt werden du¨rfe, weil die Berufsausbildung ha¨ufig nicht bis zu diesem Termin beendet werden ko¨nne (vgl. § 164 Abs. 2 BBG.128). (+ Bremen empfiehlt, die Bezeichnungen „Entlassung aus dem Dienst“ und „Entfernung aus dem Dienst“ auf die Begriffsbestimmungen der neuen Disziplinarordnung abzustimmen. (Wegen des Ausdruckes „Dienststrafordnung“ vgl. zu § 43). Wu¨rttemberg legt Wert darauf, dass die Versetzung in den Ruhestand als einer der Fa¨lle der Beendigung des Kirchenbeamtenverha¨ltnisses behandelt und im Rahmen des 8. Abschnitts geregelt wird (vgl. zu § 54). Bremen vermisst Bestimmungen u¨ber die Entlassung weiblicher Kirchenbeamten im Falle der Verheiratung (vgl. §§ 63 ff. DBG.129). – Anmerkung der Kirchenkanzlei: Eine Entlassung ohne eigenen Antrag in diesem Fall wa¨re mit der im Grundgesetz garantierten Gleichberechtigung der Geschlechter nicht zu vereinbaren. (+ Schlesien ha¨lt diese Bestimmung fu¨r entbehrlich, wenn die Ausha¨ndigung der Ernennungsurkunde mit der Ablegung des Gelo¨bnisses verbunden wu¨rde (vgl. zu § 8). Wu¨rttemberg schla¨gt vor, die zwingende Vorschrift in § 77 in eine Kannbestimmung zu mildern, weil die Verweigerung des Gelo¨bnisses im Einzelfall achtenswerte Gru¨nde haben ko¨nne, die nicht den Inhalt des Gelo¨bnisses betreffen.

128 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 576. 129 RGBl 1937 I, Nr. 9 vom 27. Januar 1937, S. 39–70, S. 51

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Zu § 82:

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(+ Bremen: – Vgl. zu §§ 43, 54 und 73 –.

40D6. „Vorschla¨ge der Kirchenkanzlei zur A¨nderung des Entwurfs fu¨r eine neue Kirchenbeamtenordnung der EKD“. [Hannover, 10. November 1953] F: EZA Berlin, 2/3394 (H; Anlage 2 zu 40D4). Zu § 3: Abs. 2 Satz 1 erha¨lt folgende Fassung: „(2) Der Kirchenbeamte muss voll gescha¨ftsfa¨hig sein und die fu¨r seine Laufbahn vorgeschriebene oder u¨bliche fachliche Vorbildung besitzen oder die erforderliche Eignung durch Lebens- und Berufserfahrung erworben haben.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1130. Zu § 4 Absatz 2 entha¨lt folgende Fassung: „(2) Zum Kirchenbeamten auf Lebenszeit darf nur ernannt werden, wer a) die Voraussetzungen gema¨ss § 3 erfu¨llt, b) das 27. Lebensjahr vollendet hat, c) sich in einer Probezeit als Kirchenbeamter auf Widerruf oder in einem privatrechtlichen Arbeitsverha¨ltnis bewa¨hrt hat, d) durch schriftlichen Bescheid in eine freie Beamtenplanstelle eingewiesen ist oder wird. Begru¨ndung: Vgl. § 9 BBG.131 Zu § 6 In Absatz 2 Satz 2 zwischen „einen“ und „ru¨ckliegenden“ einfu¨gen: „.|.|. mehr als einen Monat .|.|.“ Begru¨ndung: Es wa¨re unno¨tig und unbillig, die Wirksamkeit der Ernennung hinauszuschieben, wenn der Termin zur Ausha¨ndigung der Urkunde aus unvorhergesehenen Gru¨nden, z. B. wegen Erkrankung, kurzfristig verschoben werden muss. Absatz 4 erha¨lt folgende Fassung: 130 40D7. 131 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 553.

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„(4) Mit der Annahme der Ernennung gibt der Kirchenbeamte seine Zustimmung zum Erlo¨schen eines etwa bestehenden privatrechtlichen Arbeitsverha¨ltnisses zum Dienstherrn.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 8: Anstelle der Worte „beim erstmaligen Antritt seines Dienstes“ einfu¨gen: „.|.|. vor Ausha¨ndigung der Ernennungsurkunde .|.|.“ Begru¨ndung: Vgl. Anlage 1 (Schlesien). Zu § 9: Der bisherige einzige Absatz wird Absatz (1). In Ziffer 2 das Wort „Beho¨rde“ ersetzen durch „Stelle“. Als Absatz (2) hinzufu¨gen: „(2) Im Falle des Absatz 1 Ziffer 2 kann die Ernennung von der zusta¨ndigen Stelle besta¨tigt werden.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 11: In Ziffer 2 statt „Dienststrafverfahren“ setzten „Disziplinarverfahren“. Ferner in Ziffer 2 streichen „o¨ffentlichen oder .|.|.“ und hinter „kirchlichen“ einfu¨gen: „oder sonstigen o¨ffentlichen .|.|.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Endlich in Ziffer 2 nach „entfernt“ einfu¨gen: „.|.|. oder zum Verlust der Versorgungsbezu¨ge verurteilt .|.|.“ Begru¨ndung: Vgl. § 12 Abs. 2 Ziff. 2 BBG.132 Zu § 16: In Absatz 2 nach „Grade“ die Worte „.|.|. oder anderweit im o¨ffentlichen Dienst erworbene .|.|.“ streichen. Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 21: Dieser Paragraph ist zu streichen. Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Schuldhaftes Fernbleiben vom Dienst ist eine Amtspflichtverletzung, gegen die im Wege des Disziplinarverfahrens 132 Ebd., S. 553.

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eingeschritten werden kann. Die im Entwurf vorgesehene Bestimmung wu¨rde eine nach rechtsstaatlichen Grundsa¨tzen unzula¨ssige Umgehung des rechtlich geordneten Verfahrens ermo¨glichen, nachdem die Bestimmung u¨ber das Verfahren bei Fernbleiben vom Dienst – §§ 97–99 der Disziplinarordnung der DEK – in das neue Disziplinargesetz der EKD nicht wieder aufgenommen worden sind. Zu § 28: In Abs. 2 nach den Worten „die Ehefrau“ einfu¨gen: „.|.|. des Kirchenbeamten oder durch den Ehemann eines weiblichen Kirchenbeamten .|.|.“ Begru¨ndung: Die Erga¨nzung ist sachlich gerechtfertigt und nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter geboten. (Vgl. Anlage 1) Zu § 31: Die Worte „.|.|. darf nicht dulden, dass .|.|.“ sind zu streichen. Dafu¨r einfu¨gen: „.|.|. hat dahin zu wirken, dass nicht .|.|.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 33: Hinzufu¨gen nach „an den Rat zu“: „Die Beschwerde hat keine aufschiebende Wirkung.“ Begru¨ndung: Es bedarf einer solchen Klarstellung, damit nicht durch Querulanten der Dienstbetrieb beeintra¨chtigt werden kann. Zu § 36 ff.: §§ 36, 36 a streichen und durch folgende Bestimmungen ersetzen: „§ 36 Die Besoldung der Kirchenbeamten und die Versorgung wird durch Kirchengesetz und, soweit in diesem eine entsprechende Erma¨chtigung vorgesehen ist, durch Verordnung des Rates geregelt.“ § 36 a (1) (2) Wie § 36 Abs. (2) und (3) der Fassung des Entwurfs. „§ 36 b Vor der gerichtlichen Geltendmachung vermo¨gensrechtlicher Anspru¨che gegen die Evangelische Kirche in Deutschland hat der Kirchenbeamte die Entscheidung der obersten Dienstbeho¨rde einzuholen; einem ablehnenden Bescheid steht es gleich, wenn die oberste Dienst-

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beho¨rde innerhalb von 3 Monaten, nachdem der Antrag ihr zugegangen ist, nicht entschieden hat.“ Begru¨ndung: Vgl. Anlage 1 zu § 36 und zu §§ 64–72. Die Besoldung sollte grundsa¨tzlich – ebenso wie die Versorgung – mit Ru¨cksicht auf die wesentliche Bedeutung dieser Gebiete durch Kirchengesetz geregelt werden. Eine vom staatlichen Recht vo¨llig unabha¨ngige Regelung wu¨rde allerdings eine ungeheure Belastung des kirchlichen Gesetzgebers bedeuten, die schon deshalb vermieden werden sollte, weil es sich nur um die Rechtsverha¨ltnisse des eng begrenzten Personenkreises der Kirchenbeamten der EKD handeln ko¨nnte. Eine weitgehende sachliche U¨bereinstimmung mit dem staatlichen Recht wa¨re ohnehin nicht zu vermeiden, ja geradezu erwu¨nscht, weil die zu regelnden Einzelfragen im wesentlichen die gleichen sind, im staatlichen Bereich aber wesentlich umfassenderes Erfahrungsmaterial zur Verfu¨gung steht. Eine Teilregelung des Versorgungsrechts, wie sie im 7. Abschnitt des vorliegenden Entwurfs vorgesehen ist, wird zwar von einigen Gliedkirchenleitungen empfohlen, du¨rfte aber doch unzweckma¨ssig sein, weil sie die Einheitlichkeit und U¨bersichtlichkeit der Rechtsetzung beeintra¨chtigt und mit der Gefahr von Lu¨cken und Widerspru¨chen in der Gesetzgebung verbunden ist. Die Unabha¨ngigkeit vom staatlichen Recht kann durch den oben vorgeschlagenen Vorbehalt fu¨r die kirchliche Gesetzgebung (§ 36 n. F.) deutlich genug betont werden. Auf Grund dieses Vorbehalts kann dann unbedenklich in einem besonderen Kirchengesetz das staatliche Besoldungs- und Versorgungsrecht fu¨r entsprechend anwendbar erkla¨rt werden, soweit nicht auf Grund der besonderen Verha¨ltnisse und Bedu¨rfnisse des kirchlichen Dienstes Abweichungen erforderlich sind. Ein solches Kirchengesetz kann ohne besondere Vorarbeiten gleichzeitig mit dem Kirchenbeamtengesetz erlassen werden, wodurch auch die U¨bergangsbestimmung in § 84 Abs. 3 des Entwurfs entbehrlich wird. Die kirchliche Gesetzgebung braucht dann auch nicht mit der ganzen Fu¨lle von Sonderbestimmungen fu¨r Ausnahmefa¨lle belastet zu werden, die u¨beraus selten sind oder immerhin vorkommen ko¨nnen und daher einer Regelung bedu¨rfen. Zu dem Vorschlag zu § 36 b vgl. Anlage 1 (zu § 36 a). Zu § 38: Streichen die Worte „den Rat“ und dafu¨r einsetzen „.|.|. Verordnung des Rates .|.|.“ Zu § 40: Die Bestimmung ist zu streichen. Begru¨ndung: Was in Abs. 1 gesagt ist, ist selbstversta¨ndlich und ergibt sich im u¨brigen auch aus § 193 StGB. – Die in Abs. 2 vorgesehene Rege-

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lung ist vo¨llig neu und dem staatlichen Beamtenrecht fremd. In einem Beamtengesetz der EKD wirkt sie besonders bedenklich, weil es hier kaum mo¨glich sein du¨rfte, ausreichenden Schutz gegen Unbilligkeiten bei der Anwendung dieser Bestimmung zu bieten. Das Beschwerderecht ist nicht ausreichend, weil in dem formlosen Beschwerdeverfahren weder das rechtliche Geho¨r noch die Vollsta¨ndigkeit und Unmittelbarkeit der Ermittlungen und der Beweiserhebung gewa¨hrleistet ist. Ein kirchliches Verwaltungsgericht fu¨r die EKD, das von dem betroffenen Kirchenbeamten angerufen werden ko¨nnte, gibt es nicht. Es besteht auch kein zwingendes Bedu¨rfnis, fu¨r eine solche Regelung, die ja billigerweise nur bei grob schuldhafter Sa¨umigkeit angewandt werden ko¨nnte, also nur in Fa¨llen, in den[en ] im Wege des Disziplinarverfahrens vorgegangen werden ko¨nnte. Auch § 41 bietet Mo¨glichkeiten, bei ungenu¨genden Leistungen Massnahmen gegen den Kirchenbeamten zu treffen; diese Bestimmung ist aber weniger bedenklich als die in § 40 Abs. 2, weil die Entscheidung der obersten Dienstbeho¨rde vorbehalten ist und die Massnahmen nach Umfang und Dauer begrenzt sind. Die vorgeschlagene Beseitigung der Bestimmung in § 40 Abs. 2 du¨rfte sehr dazu beitragen, die grundsa¨tzlichen Bedenken mehrerer Gliedkirchenleitungen wegen unzureichenden Rechtsschutzes fu¨r den Kirchenbeamten zu u¨berwinden oder zu mildern. Zu § 42: Zwischen Abs. (2) und (3) einfu¨gen (Abs. 3 wird Abs. 5!): „(3) Die Anspru¨che nach Abs. 1 verja¨hren in drei Jahren von dem Zeitpunkt an, in dem der Dienstherr von dem Schaden und der Person des Ersatzpflichtigen Kenntnis erlangt hat, ohne Ru¨cksicht auf diese Kenntnis in zehn Jahren von der Begehung der Handlung an. Die Anspru¨che nach Abs. 2 verja¨hren in drei Jahre von dem Zeitpunkt an, in dem der Ersatzanspruch des Dritten diesem gegenu¨ber von dem Dienstherrn anerkannt oder dem Dienstherrn gegenu¨ber rechtskra¨ftig festgestellt ist und der Dienstherr von der Person des Ersatzpflichtigen Kenntnis erlangt hat. (4) Leistet der Beamte dem Dienstherrn Ersatz und hat dieser einen Ersatzanspruch gegen einen Dritten, so geht der Ersatzanspruch auf den Beamten u¨ber.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 43: § 43 erha¨lt folgenden Wortlaut: „Verletzt ein Kirchenbeamter schuldhaft die ihm nach diesem Gesetz obliegenden Pflichten, so kann gegen ihn ein Disziplinarverfahren we-

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gen Amtspflichtverletzungen nach dem Disziplinarrecht der Evangelischen Kirche in Deutschland durchgefu¨hrt werden.“ Begru¨ndung: Anpassung an die Terminologie des Entwurfs fu¨r ein Disziplinargesetz der EKD. Zu § 44: Nach Absatz (2) hinzufu¨gen: „(3) Ohne Zustimmung des Kirchenbeamten ist eine Versetzung nach Absatz 1 oder eine U¨berfu¨hrung nach Absatz 2 nur zula¨ssig, wenn das neue Amt derselben oder einer gleichwertigen Laufbahn angeho¨rt wie das bisherige Amt und mit mindestens demselben Endgrundgehalt verbunden ist; ruhegehaltsfa¨hige und unwiderrufliche Stellenzulagen gelten hierbei als Bestandteile des Grundgehaltes.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Ferner nach § 44 folgende Bestimmung einfu¨gen: „§ 44 a (1) Der Kirchenbeamte kann zur voru¨bergehenden Bescha¨ftigung unter Belassung seiner Dienstbezu¨ge an eine andere Amtsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland oder an eine Dienststelle einer Gliedkirche abgeordnet werden. (2) Wird ein Kirchenbeamter einer Gliedkirche oder einer Kirchengemeinde oder einer anderen kirchlichen Ko¨rperschaft zur voru¨bergehenden Bescha¨ftigung in den Dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland abgeordnet, so finden die Vorschriften des 3. bis 5. Abschnitts entsprechende Anwendung.“ Begru¨ndung: Vgl. § 27 BBG.133 Zu § 45: Hinter „Versetzung“ nach einem Komma einfu¨gen: „.|.|. U¨berfu¨hrung oder Abordnung .|.|.“ Begru¨ndung: Erga¨nzung ist notwendig bei Einfu¨gung von § 44 a (s. o.). Zu § 46: Am Schluss nach „.|.|. gegeben ist“ den Punkt streichen und hinzufu¨gen: „.|.|. und sich auch eine Versetzung oder U¨berfu¨hrung gema¨ss § 44 als nicht durchfu¨hrbar erweist.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. 133 Ebd., S. 554f.

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Zu § 47: Statt „Stelle“ einsetzen „Planstelle“. Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 52: Im 3. Satz vor „.|.|. Kirchenbeamten“ einfu¨gen: „.|.|. als Geistlicher ordinierten .|.|.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1. Zu § 54: In Absatz 2 statt „Dienstpflichten“ einsetzen „Amtspflichten“ und statt „Dienststrafrecht“ einsetzen „Disziplinarrecht“. Begru¨ndung: Wie zu § 43. Zu § 55: In Abs. 1 und 2 statt „68.“ einsetzen „65.“. In Abs. 2 am Schluss hinter „werden“ den Punkt durch ein Komme ersetzen und hinzufu¨gen: „.|.|. jedoch nicht u¨ber die Vollendung des 70. Lebensjahres hinaus.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1 und vgl. § 41 Abs. 2 BBG.134 Zu §§ 56, 57: § 56 streichen. – In § 57 Abs. 2 am Schluss hinzufu¨gen: „Bestehen Zweifel u¨ber die Dienstunfa¨higkeit des Beamten, so ist er verpflichtet, sich nach Weisung des Dienstvorgesetzten a¨rztlich untersuchen und, wenn der untersuchende Arzt dies fu¨r erforderlich ha¨lt, auch beobachten zu lassen.“ Ferner nach § 57 einfu¨gen: „§ 57 a (1) Beantragt ein Kirchenbeamter, ihn nach § 57 in den Ruhestand zu versetzen, so wird seine Dienstunfa¨higkeit dadurch festgestellt, dass sein unmittelbarer Dienstvorgesetzter auf Grund eines amtsa¨rztlichen Gutachtens u¨ber den Gesundheitszustand erkla¨rt, er halte ihn nach pflichtgema¨ssem Ermessen fu¨r dauernd unfa¨hig, seine Amtspflichten zu erfu¨llen. 134 Ebd., S. 556.

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(2) Die u¨ber die Versetzung in den Ruhestand entscheidende Stelle ist an die Erkla¨rung des unmittelbaren Dienstvorgesetzten nicht gebunden; sie kann auch andere Beweise erheben. (3) Ein Kirchenbeamter auf Lebenszeit, der das 62. Lebensjahr vollendet hat, kann in den Ruhestand versetzt werden, ohne dass es einer Feststellung der Dienstunfa¨higkeit bedarf.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1, zu §§ 56, 57 und zu § 58. Zu § 58: Absatz 3 Satz 3 erha¨lt folgende Fassung: „Der Rat kann durch Verordnung na¨here Bestimmung hieru¨ber treffen.“ Begru¨ndung: Siehe Anlage 1, zu § 58 Abs. 3. Zu § 61: Abs. 2 Ziff. 2 ist zu streichen. Begru¨ndung: Gegen den Wartestandsbeamten muss in diesem Fall ein Disziplinarverfahren durchgefu¨hrt werden. Versetzung in den Ruhestand wu¨rde nicht ausreichen, da hierdurch die Pflicht zur Dienstleistung nicht aufgehoben wu¨rde (vgl. § 63). Zu § 62: In Abs. 4 nach „Ruhegehalt“ den Punkt streichen und hinzufu¨gen: „.|.|. nach den Bestimmungen des kirchlichen Versorgungsrechts.“ Begru¨ndung: Erforderlich zur Klarstellung wegen Streichung von § 64 (s. u.). Zum 7. Abschnitt: (§§ 64–72) Der ganze 7. Abschnitt (§§ 64–72) ist zu streichen. Begru¨ndung: S. o. zu § 36. Zu § 73: Anpassung der Bezeichnung „Entlassung aus dem Dienst“ und „Entfernung aus dem Dienst“ in Abs. 1 Ziffer 3 und 5 an die Terminologie des Disziplinargesetzes der EKD muss vorbehalten bleiben, bis deren Wortlaut endgu¨ltig feststeht. In Absatz 2 statt „Dienststrafrecht“ setzen „Disziplinarrecht“.

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Zu § 77: Die ganze Bestimmung ist zu streichen. Begru¨ndung: Entbehrlich nach der vorgeschlagenen A¨nderung in § 8 (vgl. Anlage 1 zu § 77). „Der Kirchenbeamte ist zu entlassen, wenn er aus der Kirche austritt oder zu einer anderen, nicht der EKD angeschlossenen Kirche oder Religionsgemeinschaft u¨bertritt.“ Begru¨ndung: Es ist selbstversta¨ndlich, dass ein aus der Kirche ausgetretener oder zu einer anderen Kirche u¨bergetretener Kirchenbeamter nicht im Amt bleiben kann. Ein Disziplinarverfahren ist aber in solchen Fa¨llen meist nicht mo¨glich oder angebracht, da der Kirchenbeamte meist nicht „schuldhaft“, sondern aus U¨berzeugungs- und Gewissensgru¨nden gehandelt haben du¨rfte. Zu § 82: Statt „Dienststrafrechts“ einsetzen „Disziplinarrechts“. Zu § 83: Nach „erlassen“ den Punkt durch Komma ersetzen und hinzufu¨gen: „soweit nicht Regelung durch Kirchengesetz ausdru¨cklich vorbehalten ist.“ Zu § 84: Absatz 3 ist zu streichen: Begru¨ndung: Entbehrlich, wenn gleichzeitig mit dem Kirchenbeamtengesetz ein „Kirchengesetz u¨ber die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland“ auf Grund der vorgeschlagenen Fassung in § 36 (s. o.) erlassen wird (Entwurf siehe Anlage 3).

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40D7. „Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland“. [Hannover, 10. November 1953] F: EZA Berlin, 2/3394 (H; Anlage 3 zu 40D4). Abschnitt I. Allgemeines. §1 (1) Die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Hinterbliebenen richtet sich nach Massgabe der §§ 2 ff. dieses Gesetzes nach den entsprechend anzuwendenden Bestimmungen des fu¨r die Bundesbeamten jeweils geltenden Besoldungs- und Versorgungsrechts, insbesondere nach den Bestimmungen des Abschnitts V des Bundesbeamtengesetzes vom 14. 7. 1953 (BGBl. I S. 551). Der Rat kann durch Verordnung einzelne Gesetze und Verordnungen sowie einzelne Bestimmungen des Bundesbesoldungs- und -versorgungsrechts von der entsprechenden Anwendung ausschliessen, wenn dies mit Ru¨cksicht auf die besonderen Verha¨ltnisse und Bedu¨rfnisse des kirchlichen Dienstes oder mit Ru¨cksicht auf die Finanzlage der Evangelischen Kirche in Deutschland geboten erscheint. Der Rat kann ferner die zur Anpassung des Bundesbesoldungs- und -versorgungsrechts an die Verha¨ltnisse des kirchlichen Dienstes erforderlichen Erga¨nzungs- und Ausfu¨hrungsbestimmungen erlassen. (2) Die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes noch geltenden kirchlichen Sonderregelungen bleiben unbeschadet der Befugnisse des Rates nach Absatz 1 bis auf weiteres in Kraft. §2 (1) Die Evangelische Kirche in Deutschland und ihre Gliedkirchen einschliesslich ihrer Verba¨nde und Kirchengemeinden sind o¨ffentlich-rechtliche Dienstherren im Sinne der nach § 1 entsprechend anzuwendenden Bestimmungen des Bundesrechts. Der Dienst bei diesen Dienstherren ist o¨ffentlicher Dienst. (2) Der unmittelbare Dienst bei der Evangelischen Kirche in Deutschland entspricht dem Bundesdienst im Sinne der anzuwendenden bundesrechtlichen Bestimmungen. §3 Fu¨r Entscheidungen, die nach dem Bundesrecht von einem Bundesminister zu treffen sind, ist der Rat zusta¨ndig.

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Abschnitt II. Versorgung. 1. Arten der Versorgung. §4 Die Versorgung umfasst: Ruhegehalt, Wartegeld, Hinterbliebenenversorgung, Unfallfu¨rsorge, U¨bergangsgeld. 2. Ruhegehalt. §5 Die Bestimmungen in §§ 105, 106, 109, 113, 118 Abs. 2 und 120 des Bundesbeamtengesetzes135 sind nicht anzuwenden. §6 Die Zeit, wa¨hrend der ein Kirchenbeamter nach Vollendung des siebzehnten Lebensjahres vor der Berufung in das Kirchenbeamtenverha¨ltnis im Dienst eines o¨ffentlich-rechtlichen Dienstherrn ta¨tig gewesen ist, kann in entsprechender Anwendung von § 116 des Bundesbeamtengesetzes als ruhegehaltfa¨hige Dienstzeit beru¨cksichtigt werden. 3. Wartegeld. §7 Das Wartegeld wird auf der Grundlage der ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge und der ruhegehaltfa¨higen Dienstzeit berechnet. §8 Das Wartegeld betra¨gt achtzig vom Hundert der ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge. Fu¨r jedes volle und angefangene Jahr, das dem Beamten an fu¨nfzehn Jahren ruhegehaltfa¨higer Dienstzeit fehlt, wird jedoch das Wartegeld um zwei vom Hundert der ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge niedriger bemessen. Das Wartegeld betra¨gt in keinem Fall mehr als achtzig 135 Ebd., S. 564–567.

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vom Hundert der ruhegehaltfa¨higen Dienstbezu¨ge eines Beamten aus der Endstufe der Besoldungsgruppe A 1a der Reichsbesoldungsordnung136. Hat der Beamte indessen zur Zeit seiner Versetzung in den Wartestand bereits ein ho¨heres Ruhegehalt erdient, so erha¨lt er ein Wartegeld in Ho¨he des zu diesem Zeitpunkt erdienten Ruhegehalts. §9 Scheidet der Beamte aus einer Dienstleistung im Sinne des § 51 des Kirchenbeamtengesetzes der Evangelischen Kirche in Deutschland vom .|.|. wieder aus, so wird sein Wartegeld unter Beru¨cksichtigung der wa¨hrend der Dienstleistung zuletzt bezogenen Dienstbezu¨ge und der verla¨ngerten ruhegehaltfa¨higen Dienstzeit neu festgesetzt. 4. Hinterbliebenenversorgung. § 10 Bei Kirchenbeamten im Wartestand tritt an die Stelle der Dienstbezu¨ge im Sinn der §§ 121 und 122 Wartegeld. 5. Unfallfu¨rsorge. § 11 Unfallfu¨rsorge nach den §§ 134 bis 151 des Bundesbeamtengesetzes137 wird nur gewa¨hrt, soweit nicht von einem nach allgemeinem Recht haftpflichtigen Dritten Schadensersatz zu leisten ist. Anspru¨che wegen eines Schadens, der nicht Vermo¨gensschaden ist, haben auf die Unfallfu¨rsorge keinen Einfluss. § 12 (1) Treten der verletzte Kirchenbeamte oder seine versorgungsberechtigten Hinterbliebenen alle Schadensersatzanspru¨che gegen Dritte auf Grund des Dienstunfalls an den Dienstherrn ab, so wird die Unfallfu¨rsorge ohne Ru¨cksicht auf die zu erwartende Schadensersatzleistung Dritter gewa¨hrt. Anspru¨che wegen eines Schadens, der nicht Vermo¨gensschaden ist, bleiben hierbei ausser Betracht. 136 RGBl I 1927, S. 349. 137 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 558.

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(2) Der Kirchenbeamte bezw. seine Hinterbliebenem sind von amtswegen auf die Mo¨glichkeit der Abtretung und ihre Rechtsfolgen fu¨r den Umfang der Unfallfu¨rsorge hinzuweisen. § 13 Ist ein fru¨herer Kirchenbeamter, dessen Beamtenverha¨ltnis durch Widerruf nach § 74 oder durch Entlassung nach §§ 76 oder 77 des Kirchenbeamtengesetzes vom .|.|. beendet worden ist, durch einen Dienstunfall verletzt worden, so findet § 142 des Bundesbeamtengesetzes138 entsprechende Anwendung. § 14 § 51 Absatz 1 Satz 2 findet keine Anwendung. 6. Abfindung. § 15 Als Dienstzeit im Sinn von § 152 des Bundesbeamtengesetzes139 gilt die Zeit, die die Beamtin nach Vollendung des 17. Lebensjahres im Dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland oder ihrer Gliedkirchen einschliesslich ihrer Verba¨nde oder Kirchengemeinden als Kirchenbeamtin, Angestellte oder Arbeiterin zuru¨ckgelegt hat, soweit sie nicht bereits durch Gewa¨hrung einer anderen Abfindung oder durch Gewa¨hrung eines Ruhegehalts abgegolten ist. In die Gesamtdienstzeit wird die Zeit einer ehrenamtlichen Ta¨tigkeit nicht einbezogen. § 152 Abs. 3 des Bundesbeamtengesetzes findet keine Anwendung. 7. U¨bergangsgeld. § 16 Ein Kirchenbeamter auf Widerruf, dessen Beamtenverha¨ltnis durch Widerruf nach § 74 des Kirchenbeamtengesetzes vom .|.|. 1954 beendet wird, erha¨lt U¨bergangsgeld in entsprechender Anwendung von § 154 des Bundesbeamtengesetzes140. 138 Ebd., S. 571. 139 Ebd., S. 573. 140 Ebd.

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8. Gemeinsame Vorschriften. § 17 § 159 Absatz 1 Ziffer 1 des Bundesbeamtengesetzes141 findet keine Anwendung. § 18 142

findet keine Anwendung. Wird ein § 161 des Bundesbeamtengesetzes Kirchenbeamter der Evangelischen Kirche in Deutschland in den Dienst einer Gliedkirche einschliesslich ihrer Verba¨nde und Kirchengemeinden oder in den Dienst eines anderen o¨ffentlich-rechtlichen Dienstherren oder ein Beamter eines der hier genannten Dienstherren in den Dienst der Evangelischen Kirche in Deutschland u¨bernommen, so kann der Rat mit fru¨heren oder neuen Dienstherrn Vereinbarungen u¨ber eine Verteilung der Versorgungslast unter entsprechender Anwendung von § 161 des Bundesbeamtengesetzes treffen. § 19 Ein Kirchenbeamter im Ruhestand, der aus der Kirche austritt oder zu einer nicht der Evangelischen Kirche in Deutschland angeschlossenen Kirche oder Religionsgemeinschaft u¨bertritt, verliert mit dem Ende des Monats, in dem der Aus- oder U¨bertritt wirksam wird, seine Rechte als Ruhestandsbeamter. § 20 § 163 des Bundesbeamtengesetzes143 findet keine Anwendung. § 21 (1) Einer versorgungsberechtigten Witwe kann im Falle ihrer Wiederverheiratung eine Abfindung bis zum Jahresbetrag des Witwengeldes, jedoch nur bis zum Ho¨chstbetrag von 3.000,– DM gewa¨hrt werden. (2) Hat eine versorgungsberechtigte Witwe sich wieder verheiratet und endet die neue Ehe durch Tod des Ehemannes oder durch Scheidung ohne Verschuldung der Ehefrau oder wird die neue Ehe fu¨r nichtig erkla¨rt, so kann der Witwe ein Unterhaltsbeitrag bis zur Ho¨he des bei ihrer Wiederverheiratung erloschenen Witwengeldes widerruflich gewa¨hrt werden. 141 Ebd., S. 574. 142 Ebd., S. 575. 143 Ebd., S. 575f.

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Versorgungs- oder Unterhaltsanspru¨che, die die Witwe infolge Beendigung der neuen Ehe erworben hat, sind anzurechnen, desgleichen eine nach Absatz 1 gewa¨hrte Abfindung, soweit die den Betrag des Witwengeldes u¨bersteigt, der fu¨r die Zeit des Bestehens der neuen Ehe zu zahlen gewesen wa¨re, wenn die Witwe sich nicht wieder verheiratet ha¨tte. (3) Die Entscheidung in den Fa¨llen der Absa¨tze 1 und 2 trifft die oberste Dienstbeho¨rde. (4) § 164 Absatz 3 des Bundesbeamtengesetzes144 findet keine Anwendung. § 22 Fu¨r die Anwendung des Unterabschnittes 8 des Abschnitts V des Bundesbeamtengesetzes145 gilt ein nach § 18 Absatz 2 gewa¨hrter Unterhaltsbeitrag als Witwengeld. Abschnitt III. U¨bergangs- und Schlussvorschriften. § 23 Die Bestimmungen der §§ 180, 181, 185 und 186 des Bundesbeamtengesetzes146 sind entsprechend anzuwenden. § 24 Dieses Gesetz tritt am 1. April 1954 in Kraft.

40D8. Begru¨ndung zum „Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland“. O. O., o. J. F: EZA Berlin, 2/3394 (H; Anlage 4 zu 40D4). I.) Vorbemerkung Fu¨r die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Rechtsvorga¨nger – der Deutschen Evangelischen Kirche und des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes – war auf Grund kirchlicher Rechtssetzung bisher stets das staatliche Be144 Ebd., S. 576. 145 Ebd., S. 573–576. 146 Ebd., S. 578–580.

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soldungs- und Versorgungsrecht massgebend (vgl. §§ 3, 7 der Notverordnung des Deutschen Evang. Kirchenausschusses v. 5. 12. 23, Allg. Kirchenbl. 1923 S. 246 und § 2 der Kirchenbeamtenordnung der DEK v. 13. 4 39 GBl. d. DEK 1939 S. 43). Die Notwendigkeit, ein neues Kirchenbeamtenrecht fu¨r die Evangelische Kirche in Deutschland zu schaffen, und die Neuordnung im staatlichen Bereich durch das Bundesbeamtengesetz vom 14. 7. 1953 (BGBl I S. 551) legte die Frage nahe, ob nunmehr der Zeitpunkt gekommen sei, die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten vo¨llig vom staatlichen Recht zu lo¨sen und im Rahmen der kirchlichen Autonomie neu zu gestalten. Dies wu¨rde aber eine sehr umfangreiche und schwierige, daher auch zeitraubende gesetzgeberische Arbeit erfordern, die nicht in angemessenem Verha¨ltnis zu dem erreichbaren Nutzen stehen wu¨rde. Denn nachdem der Versuch, ein einheitliches Kirchenbeamtenrecht fu¨r den Gesamtbereich der Evangelischen Kirche in Deutschland wegen des Widerstandes einiger Gliedkirchenleitungen aufgegeben werden musste, wird es in absehbarer Zeit auch nicht mo¨glich sein, das von der Gestaltung der Rechtsverha¨ltnisse der Beamten im allgemeinen weitgehend abha¨ngige Besoldungs- und Versorgungsrecht einheitlich fu¨r den Gesamtbereich der Evangelischen Kirche in Deutschland zu regeln. Um nun wenigstens ein gewisses Mass von Einheitlichkeit zu wahren, erscheint es angebracht, vorla¨ufig an der entsprechenden Anwendung des staatlichen Besoldungsund Versorgungsrechts festzuhalten. Dies ist auch deshalb zweckma¨ssig, weil im staatlichen Bereich die erforderlichen Erfahrungen auf wesentlich breiterer Grundlage gesammelt werden ko¨nnen und weil in der staatlichen Rechtssetzung Bestimmungen fu¨r alle die aussergewo¨hnlichen Fa¨lle zur Verfu¨gung stehen, die im kirchlichen Bereich zwar praktisch a¨usserst selten vorkommen, aber doch geregelt sein mu¨ssen. Durch die entsprechende Anwendung des staatlichen Rechts wird es dem kirchlichen Gesetzgeber erspart, fu¨r alle solchen Fa¨lle eine in alle Einzelheiten gehende Regelung zu treffen. Es bedarf aber einer Anpassung an die durch das Bundesbeamtengesetz vom 14. 7. 1953 geschaffene neue Rechtslage im staatlichen Bereich. Das Deutsche Beamtengesetz vom 26. 1. 1937147, das nach § 2 der Kirchenbeamtenordnung vom 13. 4. 1939148 fu¨r die Kirchenbeamten der EKD (und einiger Gliedkirchen) entsprechend anzuwenden war, ist fu¨r den staatlichen Bereich aufgehoben, stellt also „totes Recht“ dar, das nicht mehr weiter entwickelt wird. In Zukunft wird staatlichen Rechtsset-

147 RGBl I 1937, Nr. 9 vom 27. Januar 1937, S. 39–70. 148 „Kirchenbeamtenordnung der Deutschen Evangelischen Kirche vom 13. April 1939“ (GBlDEK 1939 B, Nr. 7 vom 17. April 1939, S. 43–46).

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zungen auf dem Gebiet des Besoldungs- und Versorgungsrechts das neue Bundesbeamtengesetz149 zu Grunde liegen. Ein Festhalten an dem Deutschen Beamtengesetz von 1937 wu¨rde in der Praxis unu¨bersehbare Schwierigkeiten und Unklarheiten zur Folge haben. Es erscheint daher angebracht, auch im kirchlichen Bereich nicht mehr das Deutsche Beamtengesetz von 1937, sondern das Bundesbeamtengesetz von 1953 entsprechend anzuwenden, soweit es das Besoldungs- und Versorgungsrecht regelt. Um aber die grundsa¨tzliche Freiheit des kirchlichen Gesetzgebers in der Gestaltung auch des Besoldungs- und Versorgungsrechts deutlich zum Ausdruck zu bringen, ist in dem neuen Kirchenbeamtengesetz die Regelung dieser Materie einem besonderen Kirchengesetz vorbehalten worden. Diese Trennung entspricht auch dem vorla¨ufigen Charakter einer Sonderregelung des Besoldungs- und Versorgungsrechts fu¨r die Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland. Eine gesamtkirchliche Regelung wird auf diesem Teilgebiet immerhin vielleicht eher zu erreichen sein als fu¨r das sonstige Kirchenbeamtenrecht. II.) Zu einzelnen Bestimmungen: Zu § 1: Aus den in der Vorbemerkung dargelegten Gru¨nden wird das Besoldungs- und Versorgungsrecht des Bundes fu¨r entsprechend anwendbar erkla¨rt. Um aber eine allzu starke Bindung an die ku¨nftige Rechtsgestaltung im staatlichen Bereich zu vermeiden, wird der Rat erma¨chtigt, die Anwendbarkeit staatlichen Rechts einzuschra¨nken und notwendige Erga¨nzungen vorzunehmen. Zu § 2: Es wird neuerdings hier und da bestritten, dass der kirchliche Dienst als o¨ffentlicher Dienst im Sinne des staatlichen Beamtenrechts anzusehen sei. Eine Klarstellung fu¨r die Anwendung des staatlichen Rechts im kirchlichen Bereich erscheint daher angebracht. Zu § 5: § 4 [richtig: 5 ] schliesst die Anwendung einiger Bestimmungen des Bundesbeamtengesetzes aus, und zwar aus folgenden Gru¨nden: a) An die Stelle von § 105 BBG150 tritt § 4 dieses Gesetzes. 149 BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585. 150 Ebd., S. 564.

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b) Das Bundesbeamtengesetz hat in einigen Bestimmungen versicherungsmathematische Grundsa¨tze eingefu¨hrt, die im Beamtenrecht bisher fremd waren und auch im staatlichen Bereich heftig umstritten sind. Dazu geho¨ren insbesondere die Bestimmungen §§ 106 und 109 BBG151. Eine Anwendung im kirchlichen Bereich erscheint nicht angebracht. Damit entfa¨llt auch eine Anwendung von § 120 BBG152. c) Die Beru¨cksichtigung von Milita¨rdienstzeiten als ruhegehaltfa¨hige Dienstzeit in § 113 BBG153 beruht auf rechtspolitischen Erwa¨gungen, die fu¨r die Kirche nicht in Betracht kommen. d) § 118 Abs. 2 BBG154 setzt das Rechtsinstitut des einstweiligen Ruhestandes voraus, das im Kirchenbeamtengesetz nicht vorgesehen ist. Zu § 6: Die Bestimmung soll nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit die Beru¨cksichtigung von Dienststellen im staatlichen o¨ffentlichen Dienst in gleichem Umfang ermo¨glichen, wie nach § 116 Abs. 1 Buchst. b)155 im staatlichen Bereich Dienstzeiten im kirchlichen Dienst beru¨cksichtigt werden ko¨nnen. Zu §§ 7–9: Das Kirchenbeamtengesetz beha¨lt das Rechtsinstitut des Wartestands bei, das im Bundesbeamtengesetz weggefallen ist. Darum sind besondere Bestimmungen u¨ber das Wartegeld erforderlich, die aus dem Deutschen Beamtengesetz von 1937 entnommen sind (§§ 79, 86, 87 DBG.156). Zu § 10: Wie zu §§ 7–9: vgl. §§ 92 Abs. 2, 93 Abs. 1 Satz 2 DBG.157 Zu §§ 11–12: Es ko¨nnte bezweifelt werden, ob auf Grund kirchlicher Rechtssetzung die Bestimmung in § 168 BBG158 u¨ber einen gesetzlichen U¨bergang von Schadensersatzforderungen mit verbindlicher Wirkung gegen einen der 151 152 153 154 155 156 157 158

Ebd., S. 564f. Ebd., S. 567. Ebd., S. 566 Ebd., S. 567 Ebd., S. 566. RGBl I 1937, Nr. 9 vom 27. Januar 1937, S. 39–70, S. 54f. Ebd., S. 56. BGBl I 1953, Nr. 36 vom 17. Juli 1953, S. 551–585, S. 576.

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kirchlichen Jurisdiktion nicht unterworfenen Dritten angewendet werden kann. Ein haftpflichtiger Dritter ko¨nnte sich daher unter Umsta¨nden seiner Schadensersatzpflicht mit dem Einwand entziehen, dass ein Schaden insoweit nicht vorhanden sei, als der verletzte Beamte oder seine Hinterbliebenen Anspruch auf Unfallfu¨rsorge gegen den Dienstherrn haben. Um diesem Einwand zu begegnen, soll in § 11 der subsidia¨re Charakter der Anspru¨che gegen den Dienstherrn deutlich gemacht werden, ohne eine entsprechende Anwendung von § 168 BBG auszuschliessen. Durch die Regelung in § 12 wird vermieden, dass der verletzte Beamte oder seine Hinterbliebenen sich zuna¨chst selbst an den haftpflichtigen Dritten halten mu¨ssen. Zu § 13: 159

Die Verweisungen in § 142 BBG lassen eine ausdru¨ckliche Erwa¨hnung der entsprechenden Bestimmungen des Kirchenbeamtengesetzes angebracht erscheinen. Zu § 14: Durch ein Kirchengesetz der EKD ko¨nnen nicht Anspru¨che gegen einen anderen Dienstherrn als die EKD durch entsprechende Anwendung von § 151 Abs. 1 Satz 2 BBG160 begru¨ndet werden. Diese Bestimmung muss daher von der Anwendung ausgeschlossen werden. Zu § 15: Bei Bemessung der Abfindung nach § 152 BBG161 kann im kirchlichen Bereich billigerweise nur die im kirchlichen Dienst, nicht die im sonstigen o¨ffentlichen Dienst verbrachte Zeit beru¨cksichtigt werden. Zu § 16: Es erscheint nicht gerechtfertigt, einem wegen Austritts aus der Kirche entlassenen Kirchenbeamten einen Anspruch auf U¨bergangsgeld zu gewa¨hren. Dies ist aber der einzige Fall, wo das Kirchenbeamtengesetz von einer „Entlassung“ ohne eigenen Antrag spricht. Das Kirchenbeamtengesetz unterscheidet zwischen der Entlassung und der Beendigung des Beamtenverha¨ltnisses durch Widerruf. Es bedarf daher der Klarstellung, dass § 154162 nur in diesem letzteren Fall anzuwenden ist, der nach der 159 160 161 162

Ebd., S. 570f. Ebd., S. 572 Ebd., S. 573 Ebd., S. 573.

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Terminologie des Kirchenbeamtengesetzes durch die Fassung des § 154 BBG gerade nicht einbezogen wa¨re. Zu § 17: Die deutsche Staatsangeho¨rigkeit hat fu¨r das Kirchenbeamtenverha¨ltnis keine wesentliche Bedeutung. Die Anwendung von § 159 Abs. 1 Ziff. 1 BBG163 im kirchlichen Bereich wa¨re daher nicht gerechtfertigt. Zu § 18: Die Kirche kann nicht anderen Dienstherren durch kirchliche Rechtssetzung anteilige Versorgungslasten auferlegen. § 161 BBG164 kann daher nicht durch entsprechende Anwendung zu einem Bestandteil kirchlichen Rechts gemacht werden, wohl aber als Richtlinie fu¨r eine Verteilung der Versorgungslast durch Vereinbarungen mit anderen o¨ffentlich-rechtlichen Dienstherren dienen. Zu § 19: Die Bestimmung ist inhaltlich eine den besonderen Anforderungen an einen Kirchenbeamten entsprechende Erga¨nzung des § 162 BBG.165 Zwar kann nach § 77 des Kirchenbeamtengesetzes auch ein Kirchenbeamter im Ruhestand wegen Austritts aus der Kirche mit den gleichen Rechtsfolgen entlassen werden, da nach § 54 des Kirchenbeamtengesetzes das Beamtenverha¨ltnis durch den Eintritt in den Ruhestand nicht beendet wird. Durch § 19 wird aber klargestellt, dass der Rechtsverlust bei Austritt aus der Kirche unabha¨ngig von der Entlassung eintritt. Dies erscheint notwendig, weil bei einem Ruhestandsbeamten unter Umsta¨nden geraume Zeit vergehen kann, bis der Dienstherr von dem Kirchenaustritt Kenntnis und damit die Mo¨glichkeit zur Entlassung des Beamten erha¨lt. Zu § 20: In den Fa¨llen des § 163 BBG166 erscheint im kirchlichen Bereich die Mo¨glichkeit der disziplinarrechtlichen Verfolgung ausreichend, zumal da es zweifelhaft ist, ob ein Kirchenbeamter bei einem Verfahren nach § 163 163 164 165 166

Ebd., S. 574. Ebd., S. 575. Ebd., S. 575. Ebd., S. 575f.

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BBG den Rechtsschutz der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Anspruch nehmen ko¨nnte. Zu § 21: Nach § 164 Abs. 1 Ziff. 1 BBG167 tritt durch die Wiederverheiratung einer versorgungsberechtigten Witwe eine Ersparnis an Versorgungsbezu¨gen ein. Es entspricht daher in vielen Fa¨llen der Billigkeit, der Witwe eine Abfindung zu gewa¨hren, zumal da die Kirche sich nicht dem Vorwurf aussetzen sollte, durch rigorose Anwendung der Bestimmung in § 164 Abs. 1 Ziff. 1 BBG einer versorgungsberechtigten Witwe den Entschluss zur Wiederverheiratung zu erschweren und damit unter Umsta¨nden zur Aufrechterhaltung einer „wilden Ehe“ beizutragen. Da es sich in § 21 Abs. 1 um eine „Kannvorschrift“ handelt, ko¨nnen die besonderen Verha¨ltnisse des Einzelfalls hinreichend beru¨cksichtigt werden. Diese Mo¨glichkeit muss aber auch bei der Regelung der Versorgung im Falle einer Beendigung der zweiten Ehe bestehen. Es ist z. B. mo¨glich, dass die Witwe sich durch die zweite Ehe so weit von der Kirche gelo¨st hat, dass von einer Treue- und Fu¨rsorgepflicht keine Rede mehr sein kann. Oder die Witwe kann in der neuen Ehe Vermo¨gen erworben haben. Um solche Umsta¨nde beru¨cksichtigen zu ko¨nnen, wird die zwingende Vorschrift in § 164 Abs. 3 BBG durch eine Kann-Bestimmung ersetzt. Zu § 22: Die Bestimmung stellt eine mit Ru¨cksicht auf § 21 notwendige Erga¨nzung zu § 166 BBG168 dar.

40D9. Schreiben Schlinks an den Rat. Heidelberg, 23. November 1953 F: EZA Berlin, 6/5916 (O). Der Deutsche Oekumenische Studienausschuß hat sich in seiner Sitzung vom 28. 10. 1953 mit Fragen der Vorbereitung fu¨r die zweite Vollversammlung des Oekumenischen Rates in Evanston bescha¨ftigt. In U¨bereinstimmung mit dem ihm durch den Vorsitzenden des Oekumenischen Ausschusses der VELKD vorgetragenen Wunsche ha¨lt er eine rechtzeitige vorbereitende Tagung der deutschen Delegierten und beratenden Konferenzmitglieder fu¨r dringend geboten und zwar mit der Maßgabe, daß 167 Ebd., S. 576. 168 Ebd., S. 576.

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an dieser Tagung auch die Delegierten der Freikirchen nicht nur als Ga¨ste sondern als vollberechtigte Mitglieder beteiligt sein mu¨ßten. Der Deutsche Oekumenische Studienausschuß ist gerne bereit, in Gemeinschaft mit dem Oekumenischen Ausschuß der VELKD, fu¨r die Vorbereitung und Durchfu¨hrung der Tagung dem Rat der EKD zur Verfu¨gung zu stehen. Schlink [m. p. ]

40D10. „Krisis. Denkschrift des Vorsitzenden der vom Rat der EKD bestellten Kommission zur Weiterfu¨hrung und zum Abschluß der Bibelrevision, Prof. D. Strathmann (Erlangen)“. O. O., o. D. F: EZA Berlin, 4/4 (H). – Abdruck: JK 15, 1954, S. 15–23. I. Bekanntlich hat der Rat der „Evang. Kirche in Deutschland“ Ende Jan. 1952 beschlossen, eine von ihm gemeinsam mit den Bibelgesellschaften berufene Kommission mit der Fortfu¨hrung und mo¨glichst baldigen Beendigung der wa¨hrend des Krieges liegen gebliebenen Revision der Lutheru¨bersetzung der Bibel, zuna¨chst des Neuen Testaments, zu beauftragen. Die Kommission bestand aus den Herren Pra¨lat Dr. Eichele/Ulm und Pfarrer Gess/Berlin als Vertretern der Wu¨rttembergischen und der fru¨heren Preußischen Hauptbibelgesellschaft, OKRat Dr. Schanze/Weimar als Vertreter des Lektionarausschusses der Lutherischen Liturg. Konferenz, Dr. Kramp/Villigst als Schriftsteller, Prof. D. O. Weber/Go¨ttingen als Vertreter der Reformierten, und dem Verfasser dieser Zeilen. Als Richtlinie wurde der Kommission nur mitgegeben, daß sie von dem Berliner Probedruck des Jahres 1949 ausgehen solle, d. h. von der Bearbeitung des „Probetestaments“ vom Jahre 1938, welche Pra¨sident D. Burghart zusammen mit Prof. D. Gerh. Kittel unter sorgfa¨ltig abwa¨gender Verwertung des literarischen Echos auf das Probetestament vorgenommen haben. Das konnte niemand anders auffassen, als daß das dort eingeschlagene Verfahren der Textgestaltung im allgemeinen gebilligt wurde, ohne Verbesserungen im einzelnen auszuschließen. Man kann es auffa¨llig finden, daß man nicht einmal auf die im Jahre 1928 nach einer langen Vorgeschichte, die bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zuru¨ckreicht, aufgestellten Revisionsgrundsa¨tze verwies, die fu¨r die nachfolgende Arbeit maßgebend sein sollten. Sie waren freilich sehr allgemein gehalten und ließen die verschiedensten Anwendungsmo¨glichkeiten offen, wie das nicht anders sein konnte. Sie enthielten aber auch einige bedenkliche Formulierungen, mit deren Hilfe je-

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de erfolgreiche Revisionsbemu¨hung gela¨hmt werden konnte. Vor allem aber hatten die Revisoren von 1938 und 1949 sich in weitgehendem Maße geno¨tigt gesehen, es mit diesen Grundsa¨tzen nicht allzu streng zu nehmen. Denn sonst ha¨tten sie einen sehr großen Teil ihrer A¨nderungen tilgen mu¨ssen. Es war deshalb richtiger und durchaus sachgema¨ß, daß der Auftrag des Rates die neue Kommission einfach auf den Berliner Probedruck von 1949 verwies und somit nur indirekt auf die Grundsa¨tze von 1928. Vgl. hierzu und zu der hundertja¨hrigen Vorgeschichte der heutigen Revisionsarbeit Strathmann „Probe des Probetestaments“, Leipzig, Hinrichs, 1940. 96 S. II. Die neue Kommission traf sich zu einer ersten Fu¨hlungnahme Anfang Juni 1952 in Berlin-Zehlendorf. Neben Ero¨rterung von allerlei Vorfragen war der wichtigste Beschluß, daß jedes Kommissionsmitglied bestimmte Kapitel aus verschiedenen Teilen des Neuen Testaments fu¨r sich durcharbeiten sollte, um sie auf einer fu¨r Anfang Oktober vorgesehenen Zusammenkunft gemeinsam durchzusprechen mit dem Ziel, sich auf Regeln zu einigen, die bei der weiteren Durchfu¨hrung der Revision zu befolgen wa¨ren. Wir hegten die Hoffnung, die Gesamtarbeit dann in großen, raschen Zu¨gen zu Ende bringen zu ko¨nnen, wenn jedes Mitglied weiterhin bei der Durcharbeitung der unter uns aufzuteilenden Bu¨cher des Neuen Testaments nach den gefundenen Regeln verfahren wu¨rde und die Kommission als solche dann nur noch zu wenigen bis dahin noch nicht vorgekommenen Fragen Stellung zu nehmen ha¨tte. Das war ein naiver Optimismus. Aber wir hegten ihn damals. Freilich ku¨ndigten sich auch schon ku¨nftige Schwierigkeiten an. Es wurde na¨mlich vorla¨ufig auch schon u¨ber die Behandlung von allerlei Wo¨rtern und Wortformen gesprochen, die etwa zu ersetzen wa¨ren. Dabei wurde z. B. auch die Frage aufgeworfen, ob der Name Jesus Christus nach der lateinischen Grammatik durchdekliniert werden solle („in Christo Jesu“, „an Jesum Christum“) oder ob man nur den Genitiv „Jesu Christi“, und zwar nur dann, wenn der Genitiv nicht durch den Zusammenhang bereits gekennzeichnet ist, z. B: „des Herrn Jesus Christus“ beibehalten solle. So verfuhren bereits die Ausgaben von 1938 und 1949. Ferner: Sollte in Matth. 8,26 (Jesus bedrohte den Wind und das Meer) und an einigen anderen Stellen zu der bereits in der Bibelausgabe von 1912 aufgegebenen altertu¨mlichen Form „bedra¨uete“ zuru¨ckgekehrt werden oder nicht? Ein Mitglied der Kommission trat mit Berufung auf die in der lutherischen liturgischen Kommission getroffene Entscheidung nachdru¨cklich in beiden Fa¨llen fu¨r die altertu¨mlichen Formen ein, trotz der vom Rat der EKD uns

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mitgegebenen Weisung, es sei vom Probedruck 1949 auszugehen, und hielt, da es isoliert blieb, noch am 6. Juli in einem eigenen ausfu¨hrlichen Schreiben169 in recht kategorischer Form seinen Widerspruch gegen die getroffenen Entscheidungen aufrecht. Das war kein gutes Omen. III. Trotzdem trat die Kommission vom 29. 9. bis 9. 10. 1952 in Hann. Mu¨nden zu der vorgesehenen ersten Arbeitstagung zusammen. Hier nun traten die schon in Zehlendorf sich anku¨ndigenden Schwierigkeiten, die in der verschiedenen Auffassung der Aufgabe und des Zieles unserer Arbeit begru¨ndet waren, in voller Klarheit in Erscheinung, wenn es auch gelang, die Verhandlungen in einwandfrei freundschaftlicher Form durchzufu¨hren. Gleich anfangs war zu der Frage Stellung zu nehmen, ob den Entscheidungen des lutherischen Lektionarausschusses eine wegweisende Bedeutung fu¨r unsere Arbeit einzura¨umen sei. Die klare Ausschußmehrheit stellte sich auf den Standpunkt, daß die beiderseitigen Aufgaben vo¨llig verschiedene seien. Dort handle es sich um eine Textgestaltung fu¨r spezifisch liturgische Verwendung, die zudem nur Ausschnitte aus dem Ganzen des Neuen Testaments umfasse, und man wu¨nsche diese Bestrebungen in keiner Weise zu sto¨ren. Hier aber gehe es darum, die geniale Scho¨pfung des Reformators von den zahlreichen Ma¨ngeln zu reinigen, welche infolge der Fortschritte der Textforschung und der Sprachwissenschaft der letzten hundert Jahre immer sta¨rker sichtbar geworden seien, und zugleich dem Wandel der deutschen Sprache soweit Rechnung zu tragen, als no¨tig ist, um alle vermeidbaren Hemmungen des Versta¨ndnisses zu beseitigen, den Text einga¨ngig zu machen und so die Lutherbibel als unser wichtigstes religio¨ses Volksbuch am Leben zu erhalten und damit zugleich diese Bibel als sta¨rkstes Einheitsband der evangelischen Christenheit Deutschlands zu retten. Es handelt sich hier also um eine volksmissionarische Aufgabe von gro¨ßter Bedeutung. Das bedeutet keineswegs, wie nicht selten agitatorisch u¨bertreibend und karikierend behauptet wird, daß alles ausgemerzt werden sollte, was dem modernsten, manchmal etwas vera¨chtlich so bezeichneten „Schuldeutsch“ oder gar Zeitungsdeutsch nicht mehr gela¨ufig ist. Kein Mitglied der Kommission vertritt diese Torheit. Wohl aber bedeutet es, daß aufgegeben werden muß, was die Einga¨ngigkeit der Bibel als Volksbuch hemmt. Um der Treue gegenu¨ber dem Urtext und um dieser volksmissionarischen Aufgabe willen konnte und durfte unsere Kommission den Vorentscheidun-

169 Stellungnahme Schanzes vom 6. Juli 1952 zum Protokoll der Junisitzung 1952 der Bibelkommission (EZA Berlin, 2/5609).

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gen jenes Lektionarausschusses keine richtunggebende Bedeutung fu¨r die eigene Arbeit einra¨umen. Das za¨he Ringen zwischen dem Bemu¨hen, im Sinne der Textgestaltung des neuen lutherischen Lektionars mo¨glichst vieles Altertu¨mliche zu erhalten oder gar den Text von 1938/49 archaisierend zuru¨ckzubilden – ohne daß man doch prinzipiell j e d e m A¨nderungsvorschlag die Zustimmung verweigert ha¨tte – und dem anderen Streben, jedenfalls dem Urtext und dem volksmissionarischen Gesichtspunkt zu ihrem Recht zu verhelfen – ohne daß man doch prinzipiell j e d e r Erhaltung oder sogar Wiedereinfu¨hrung einer 1949 schon aufgegebenen Wortform sich widersetzt ha¨tte, wo na¨mlich Rhythmus und Wohlklang dafu¨r sprachen – dieses za¨he Ringen beherrschte die ganze Tagung. Die Entscheidung konnte schließlich nur durch fortgesetzte Abstimmungen herbeigefu¨hrt werden, bei denen die klare Mehrheit stets fu¨r die zweite Auffassung entschied, der Widerstand aber sich keineswegs nur dort meldete, wo es sich um stilistische A¨nderungen handelte, sondern manchmal auch dort, wo es um korrektere Wiedergabe des Urtextes ging. Trotzdem glaubten wir, als wir uns am 9. 10. 1952 in Hann. Mu¨nden trennten, eine allgemeine Marschlinie gefunden zu haben, auf der wir im Sinne des oben in Absatz 2 Gesagten wu¨rden weiterkommen ko¨nnen, und verteilten deshalb fu¨r die na¨chste Arbeitstagung, die im Ma¨rz 1953 in Schwa¨bisch-Hall [sic! ] stattfinden sollte, einen großen Teil der neutestamentlichen Schriften zu entsprechender Durchsicht unter Anwendung der gewonnenen Entscheidungen. Alle Mitglieder der Kommission erkla¨rten sich zu unser aller Freude zur Mitarbeit bereit. IV. Bereits eine Woche spa¨ter jedoch, na¨mlich am 17. 10. 1952, wandte sich der Vertreter der unterlegenen Anschauung, na¨mlich OKR Dr. Schanze, mit einem la¨ngeren Schreiben170 an den leitenden Bischof der Vereinigten Ev.-Luth. Kirche, in welchem er u¨ber die bisherige Arbeit der Bibelkommission berichtete und seiner starken Besorgnis wegen einer angeblich zu befu¨rchtenden zu weit gehenden Modernisierung des neuen Textes Ausdruck gab. Leider ohne eine detaillierte Begru¨ndung. Bema¨ngelt wurde dabei auch, daß angeblich die neueste Fassung des Nestletextes, in Wirklichkeit war es die von 1927, der Arbeit zugrunde gelegt wurde, was indessen eine Hauptforderung der Richtlinien von 1928 war, die hiermit also preisgegeben wurden. Welche Absicht mit diesem Brief verfolgt wurde, ist in seinem Schlußabschnitt mit aller nur zu wu¨nschenden Deutlichkeit ausgesprochen: „Nachdem durch die Arbeit am Lutherischen Lektionar 170 D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33E4, S. 387.

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bestimmte Entscheidungen und Richtlinien erarbeitet worden sind, durch die die Lutherbibel sta¨rker zu ihrem Rechte kommt, als bei den neuen Revisionen, du¨rfte es richtig sein, daß die Lutherischen Kirchen diese Richtlinien zur Geltung bringen und einer zu weit gehenden Modernisierung Einhalt gebieten.“ Um dieses Ziel zu erreichen, bot sich der Briefschreiber gleichzeitig an, seinen Bericht auf der na¨chsten Sitzung der Bischofskonferenz oder Kirchenleitung vorzutragen. Hier ko¨nnte oder mußte vielleicht der Eindruck entstehen, als ob man durch rasche Erledigung des Lektionars vollendete Tatsachen habe schaffen wollen, denen die Abschlußarbeit der Bibelkommission sich nun zu beugen habe. War doch bereits in dem „Informationsdienst“ der Vereinigten Ev.-Luth. Kirche Deutschlands vom 1. Jan. 1952 zu lesen, die Kirchenleitung der Vereinigten Kirche halte die Textgestalt des eben in Druck gegebenen Lektionars fu¨r einen durchaus gelungenen Beitrag zur Frage der kommenden allgemeinen Revision der Lutherbibel171. Man sah in dem Lektionar ein Vorbild, das man bei der kommenden allgemeinen Revision beachtet zu sehen wu¨nschte. Leider hat es Herr OKR Dr. Schanze unterlassen, von seinem Schreiben der Bibelkommission oder wenigstens ihren Vorsitzenden, wenn nicht vorher, so doch gleichzeitig Mitteilung zu machen. Wir hatten bis dahin bei aller Verschiedenheit des sachlichen Standpunktes vertrauensvoll zusammengearbeitet. Dieses Vorgehen mußte als schwere Erschu¨tterung der bisherigen Vertrauensbasis empfunden werden. Aber daher ist es vielleicht gerade versta¨ndlich. Wir hatten in unseren bisherigen Verhandlungen uns gegenseitig mit Gru¨nden zu u¨berzeugen versucht. Durch den Schritt des Herrn Dr. Schanze wurde die Entscheidung auf die Ebene der Kirchenpolitik verschoben und zu einer Machtfrage gemacht. Gleichzeitig wurde damit die weitere Vorbereitungsarbeit fu¨r die Ma¨rztagung unserer Kommission in Frage gestellt, wie man sofort sehen wird. Von dem Schritt des Herrn OKR Dr. Schanze erhielt die Kommission erst Mitte Dezember 1952 (!) durch einen Brief aus der Kirchenkanzlei in Hannover172 Kenntnis, laut welchem der Rat der EKD am 5. 12. zum Stand der Bibelrevision zu Punkt 13 seiner Tagesordnung folgendes beschlossen hatte: „Bischof D. Meiser gab (nach einem Bericht von OKR Dr. Schanze) der Besorgnis daru¨ber Ausdruck, daß die vom Rat eingesetzte Kommission in der Modernisierung der Luthersprache zu weit gehen wu¨rde. Der Rat entschied, die Kommission zu bitten, in einer der na¨chsten Ratssitzungen u¨ber die Grundsa¨tze ihrer Arbeit Bericht zu erstatten. Hierbei

171 Agende, S. 6 172 Schreiben von Staas an Strathmann vom 13. Dezember 1952 (EZA Berlin, 2/5609).

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sollen die Erfahrungen der amerikanischen Bibelrevision verwertet werden. Die Kirchenkanzlei wurde beauftragt, fu¨r die Aussprache des Rates mit der Kommission eine Vorlage zu machen, in welcher die Grundsa¨tze fu¨r die Behandlung der Bibelrevision aufgestellt werden.“173 Es wa¨re vielleicht denkbar gewesen, daß man, bevor man die Maschinerie des viel bescha¨ftigten Rates in Bewegung setzte, sich anhand der sorgfa¨ltigen Protokolle der Kommission genauer daru¨ber unterrichtet ha¨tte, was denn wirklich geschehen war, anstatt sich nur auf allgemeine Behauptungen zu stu¨tzen. Erstaunlich war die Anku¨ndigung, daß man nunmehr „die Grundsa¨tze fu¨r die Behandlung der Revision“ aufstellen wolle. Sie hatte die sofortige Absage der Arbeitstagung im Ma¨rz zur Folge. Denn unsere Meinung, daß es diese Grundsa¨tze la¨ngst gebe, schien irrig zu sein. Als sehr wertvoll erwies sich dagegen der Hinweis auf Erfahrungen der Amerikaner. Zu der gewu¨nschten Aussprache uns zu stellen, waren wir selbstversta¨ndlich sofort gern bereit. Sie fand im Ma¨rz 1953 im Johannesstift in Spandau im Rahmen einer erweiterten Ratssitzung statt. In den Ha¨nden der Teilnehmer befanden sich die vervielfa¨ltigten Beschlußprotokolle einer Anzahl von Kommissionssitzungen von Mu¨nden. Außerdem hatte ich Joh. 1 des bis dahin in Amerika u¨blichen Bibeltextes mit großem Zeilenabstand abgeschrieben, in die Zwischenra¨ume die Abweichungen der Revised Standard Version handschriftlich mit roter Tinte eingetragen und das Ganze vervielfa¨ltigen lassen. An Hand dieses Materials174 war es ein Leichtes, einen Eindruck von der ku¨hnen Großzu¨gigkeit der amerikanischen Revision zu vermitteln, der gegenu¨ber unsere eigenen Vorschla¨ge sich als sehr vorsichtig und zuru¨ckhaltend darstellten. Dabei sind es gerade auch lutherische Kreise, die dru¨ben die Revisionsarbeit mittragen, an deren Spitze Dean Luther A. Weigle von New-Haven/Conn. steht. Es war ferner leicht zu zeigen, daß unsere Kommission mit gewissenhafter Sorgfalt und Schonung gearbeitet hatte und nichts von dem bilderstu¨rmerischen Geist erkennen ließ, den nach der alarmierenden Vorbereitung anscheinend manche erwartet hatten. In der Aussprache wurde keine einzige der von uns getroffenen Entscheidungen angegriffen und einzig der Wunsch gea¨ußert, man mo¨ge schonend mit dem Luthertext u¨berhaupt und besonders mit den „Kernstellen“ umgehen – was aber wirklich fu¨r keinen von uns ein neuer Gedanke war, da doch schon die „Grundsa¨tze“ von 1928 dies eingepra¨gt hatten. Die Aufstellung irgendwelcher neuer oder auch nur erga¨nzender Grundsa¨tze fu¨r unsere Arbeit wurde ausdru¨cklich abgelehnt, der Kommission der Dank der Versammlung aus-

173 D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, 33B13, S. 356. 174 Sa¨mtlich in: EZA Berlin, 4/4.

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gesprochen und der Wunsch hinzugefu¨gt, man mo¨ge mo¨glichst bald einmu¨tig die Aufgabe zum Abschluß bringen. Nach alledem schien es, daß unsere Kommission mit dem Spandauer Ergebnis recht zufrieden sein konnte. Eine ruhige Weiterarbeit schien nun ermo¨glicht zu sein im Sinne des erteilten und u¨bernommenen Auftrags, aber ohne Druck von außen, in Freiheit gewissensma¨ßiger Entscheidung. Doch gab es Zweifler, die meinten, die Gegenseite habe nur geschwiegen, werde aber weiter bohren. V. In dem Informationsdienst der Ver. Ev.-Luth. Kirche vom Juni 1953, S. 75175 war zu lesen, daß OKRat Herntrich in seinem der Lutherischen Generalsynode erstatteten Ta¨tigkeitsbericht auch u¨ber die Bibelrevision und speziell u¨ber die Aussprache auf der eben erwa¨hnten Spandauer Tagung gesprochen habe. Man habe festzustellen, daß der dort erstattete umfassende Bericht nicht zu dem gewu¨nschten Ergebnis gefu¨hrt habe. In der Arbeit der Bibelrevision, hieß es weiter, tragen wir die Arbeit unseres Synodalen Dr. Schanze in einer ganz besonderen Weise mit. Bei der Bibelrevision ko¨nne nicht dieses oder jenes wissenschaftliche Fu¨ndlein einer angeblich letzten Erkenntnis maßgebend sein und man solle keinen Bibeltext schaffen, dem die lutherische Kirche ihre Zustimmung nicht geben ko¨nne. Die wenigen Sa¨tze des Herrn D. Herntrich sind sehr aufschlußreich. Was bedeuten sie? Was war das Ergebnis, das er gewu¨nscht ha¨tte? Offenbar, daß unsere Kommission sich die Revisionsprinzipien Dr. Schanzes zu eigen gemacht ha¨tte, oder richtiger, daß ein dahin gehender Beschluß gefaßt worden wa¨re. Das wurde allerdings nicht erreicht, sondern das genaue Gegenteil! Die Sa¨tze bedeuten weiter den Versuch, die bisher nach rein sachlichen Gesichtspunkten betriebene Arbeit der Kommission zugunsten der Ziele Dr. Schanzes durch einen kirchenpolitischen Druck zu beeinflussen, die Revision also zu einem Objekt der Kirchenpolitik zu machen. Sie bedienen sich zu diesem Zweck des Mittels einer ziemlich unverhu¨llten Drohung. Sie bedienen sich weiter der diskreditierenden Herabsetzung der Arbeit der Kommission durch die wegwerfende Bemerkung u¨ber die „wissenschaftlichen Fu¨ndlein“, denn auf wen sonst wa¨re diese Andeutung gemu¨nzt, ohne daß die Kommission den geringsten Anlaß zu der Besorgnis gegeben ha¨tte, daß sie ungesicherten Modeeinfa¨llen auf den Leim ginge. Sie bedienen sich also des Kampfmittels der Karikatur. Das ist aber ein politisches und kein kirchliches Kampfmittel. Die Kommission hat aus diesem Vorfall zuna¨chst keine Folgerungen gezogen. Ihre Mitglieder waren mit der Vorbereitung der zweiten Ar175 Generalsynode, S. 75f.

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beitstagung bescha¨ftigt, die vom 12.–24. Oktober in Schw. Hall stattfand, wo sich zeigen mußte, ob die in Hann. Mu¨nden in Aussicht genommene Arbeitsmethode, na¨mlich unter Anwendung der dort getroffenen Entscheidungen rasch und in großen Zu¨gen das Neue Testament durchzupru¨fen, Erfolg versprach, vgl. oben im Abschn. 3. Wir hatten verabredet, uns vorher die Ergebnisse der Durchpru¨fung der u¨bernommenen Schriften mitzuteilen. Natu¨rlich wichen die Ergebnisse nach Gru¨ndlichkeit und Anwendung der gefundenen Ergebnisse von H. Mu¨nden erheblich voneinander ab. Ein Beitrag aber fiel vo¨llig aus dem Rahmen aller anderen heraus, na¨mlich der von Herrn Dr. Schanze. Seine zahlreichen Vorschla¨ge sind zum allergro¨ßten Teil, scha¨tzungsweise mindestens dreiviertel, ein zielbewußt durchgefu¨hrter Versuch, den Berliner Probedruck von 1949, soweit wie irgend anga¨ngig, altertu¨melnd zuru¨ckzubilden, sowohl hinsichtlich der Wortformen wie der Wortwahl, wie der oft so fremdartigen Wortstellung, bei der Luther (ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Rede- und Schreibweise, man lese nur seine volkstu¨mlichen Reformationsschriften von 1520) sich weithin vo¨llig sklavisch der Wortfolge des Urtextes anschloß; vgl. etwa Luk. 5,32: Ich bin kommen, zu rufen die Su¨nder zur Buße und nicht die Gerechten. Selbst die Wiederaufnahme la¨ngst allgemein aufgegebener U¨bersetzungsfehler Luthers, wie z. B. gleich Matth. 1,1: „Buch von der Geburt Jesu Christi“ wird uns hier zugemutet. In Matth. 1,18 soll man wieder lesen „Die Geburt Jesu ward also getan“ und in 2. Tim 2,8 soll das seit 1938 eingefu¨hrte „Geschlecht Davids“ wieder durch den „Samen Davids“ ersetzt werden. Durch einen Ausdruck also, der wie so manche andere in der Bibel Dinge und Vorga¨nge der geschlechtlichen Spha¨re unverhu¨llter behandelt, als es dem heutigen Empfinden, zumal bei einem Volksbuch, recht ertra¨glich erscheint. Aber im Augenblick kommt es nicht auf die Annehmbarkeit dieses oder jenes einzelnen Wortes an, sondern darauf, daß Herr Dr. Schanze die Ergebnisse und Abreden von Hann. Mu¨nden systematisch ignoriert. Er tut, als wa¨re u¨berhaupt noch nichts gewesen, was nur als Auswirkung der erfahrenen kirchenpolitischen Ru¨ckensta¨rkung versta¨ndlich ist. Zugleich wird die langja¨hrige mu¨hevolle und sorgfa¨ltige Arbeit der um die Revisionssache wahrlich hochverdienten Ma¨nner Burghart und Kittel schlicht u¨ber Bord geworfen, und der Beschluß des Rates der Ev. Kirche in Deutschland, wonach unsere Kommission die Bibelrevision von 1937 mit Benutzung des Berliner Probedrucks von 1949 als Grundlage, wie sich Herr Pra¨sident Dr. Brunotte mir gegenu¨ber in einem Briefe vom 6. 3. 1952176 ausdru¨ckte, „weiter bearbeiten“ sollte, ist vergessen. Denn es wu¨rde eine bare Sophisterei sein, wenn man sagen wollte, auch

176 EZA Berlin, 2/5609.

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bei dieser Methode des Umsturzes des bisher Erreichten diene ja doch der Berliner Druck von 1949 als Ausgangspunkt und Grundlage. Vor allem aber hat sich Herr Dr. Schanze außerhalb unserer Mu¨ndener Abrede gestellt. Dieser Tatbestand lastete unausgesprochen als Schatten auf der Tagung von Schw. Hall. Ich habe das so schwer empfunden, daß ich zuna¨chst vorhatte, Herrn Dr. Schanze in Hall gleich zu Beginn unserer Tagung in meiner Eigenschaft als Vorsitzender der Kommission zu erkla¨ren, daß ich seine Vorlage als Verhandlungsgrundlage u¨berhaupt nicht akzeptieren ko¨nne. Ich habe das dann aber, freundschaftlichem Rate folgend, doch nicht getan. Das war wohl ein Fehler. Immerhin behielten wir so die Mo¨glichkeit, noch einmal bei der Durcharbeitung eines ganzen Buches, na¨mlich des Markusevangeliums, zu erproben, wie weit wir kommen ko¨nnten. VI. Fu¨r die Tagung hatte uns die Evangel. Diakonissenanstalt Unterkunft und ideale Ra¨ume zu ungesto¨rter Arbeit gastfrei zur Verfu¨gung gestellt. Wir erfreuten uns der denkbar besten Fu¨rsorge. Die Arbeit begann am Dienstag, den 13. Okt. fru¨h und dauerte bis Freitag, den 23., mittags. Freilich waren zuna¨chst nur vier von den sechs Mitgliedern der Kommission anwesend. Dr. Kramp war u¨berhaupt verhindert und Prof. Weber konnte erst vom 20. fru¨h an teilnehmen. Doch hatten wir uns auch schon in Hann. Mu¨nden a¨hnlich behelfen mu¨ssen. Wir begannen nicht mit dem Mattha¨usevangelium, weil das aus den vorhin angegebenen Gru¨nden sogleich zu schweren Auseinandersetzungen ha¨tte fu¨hren mu¨ssen, sondern mit dem Markusbuch, dessen Durcharbeitung dem Unterzeichneten zugefallen war. Dabei zeigte sich bald, daß die Aufgabe viel schwieriger und eingreifender war, als man bis dahin glaubte – wenigstens wenn man die Aufgabe der „Weiterfu¨hrung“ und Beendigung der Revision mit vollem Verantwortungsbewußtsein gegenu¨ber der Sache und mit gewissenhaftem Ernst durchfu¨hren wollte. Diese Schwierigkeiten ergaben sich viel weniger bei der Aufgabe der schonenden Erneuerung der deutschen sprachlichen Form, als aus dem Verha¨ltnis zum Urtext. Er erfordert gleich im Anfang des Evangeliums einen vo¨lligen Umbau des Satzgefu¨ges. Aber bei na¨herem Zusehen zeigt sich, daß Luthers U¨bersetzung eine u¨berraschend große Zahl von Ungenauigkeiten, von kleineren und gro¨ßeren Fehlern anhaftet, die teils in der Minderwertigkeit des Luther zur Verfu¨gung stehenden griechischen Textes, teils in seiner weitgehenden Abha¨ngigkeit von der in sich fehlerhaften lateinischen U¨bersetzung der mittelalterlichen Kirche, teils in der unzula¨nglichen Vertrautheit mit der Eigenart des neutestamentlichen Griechisch begru¨ndet sind, die erst die großen Fortschritte

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der Sprachforschung wa¨hrend der letzten hundert Jahre aufgehellt haben. Nun sagen freilich die „Richtlinien“ von 1928, daß „Kleinvarianten“ des Urtextes nicht nachgebildet werden sollen. Mit Recht! Indessen was ist eine „Kleinvariante“? Das la¨ßt sich in jedem Fall doch nur entscheiden, wenn man sich u¨ber den Sinn der betreffenden Stelle genau Rechenschaft gibt. Zwei Beispiele! Im Gleichnis vom verlorenen Sohn ordnet der Vater in seiner Freude daru¨ber, daß er den verkommenen Jungen wieder hat, nach Luthers U¨bersetzung an: „Bringt ein gema¨stetes Kalb her“, und dann wird die Heimkehr gefeiert. Im Urtext steht aber „d a s gema¨stete Kalb“. Kleinvariante? Ohne Bedeutung? Keine Spur! Im ersten Fall handelt es sich um einen Großgrundbesitzer, der einen großen Viehstapel im Stall hat und dabei auch soviel Mastka¨lber, daß er jeder Zeit eins holen kann. Im andern Fall aber steht ein Bauer vor uns. Ein einziges Kalb hat er, gewiß aufgehoben fu¨r eine besondere Gelegenheit. Aber dieses einzige Kalb ist ihm nicht zu schade. Er opfert es gern. Gibt das nicht ein ganz anderes, viel eindrucksvolleres Bild? Wie kommt es, daß Luther das nicht gesehen hat? Weil er aus dem Lateinischen u¨bersetzte. Da kann man nicht sehen, ob es sich um e i n Kalb oder um d a s Kalb handelt. Denn das Lateinische hat keinen bestimmten Artikel. Kleinvariante? Bloß ein Artikel? Gleichgu¨ltig? Doch wohl nicht. Ein zweites Beispiel. Im Philipperbrief 4,7 la¨ßt Paulus auf die Mahnung, alle Sorgen im Gebet vor Gott zu bringen, den freundlichen Wunsch folgen, der Friede Gottes mo¨ge die Herzen der Philipper bewahren. Was aber schrieb der Apostel? „Dann wird der Friede Gottes eure Herzen .|.|. bewahren!“ Das ist eine Verheißung, um so kraftvoller, als dies ein Mann sagt, in einer Lage, die wohl dazu angetan wa¨re, ihn in Angst und Unruhe zu versetzen. Es ist, als sagte er: Probiert’s nur! Ich erlebe es! Der Friede Gottes wird mir geschenkt. Wie konnte Luther diese Kraft der Verheißung verloren gehen lassen? Weil er aus dem Lateinischen u¨bersetzte, wo nur durch die Vera¨nderung eines einzigen Buchstabens (custodiat statt custodiet) der echte Sinn verloren gegangen ist? Kleinvariante? Nur ein Buchstabe? Bedeutungslos? Wer wollte das sagen? Es ist sehr merkwu¨rdig, wie oft bei den biblischen Texten scheinbare Kleinigkeiten bei genauem Hinsehen eine bedeutsame Sinnverschiebung ergeben. Das Neue Testament ist ein sehr merkwu¨rdiges Buch, bei dem man sehr vorsichtig sein muß mit dem Urteil, dies oder jenes sei belanglos. Eher ko¨nnte man sagen, hier sei gar nichts belanglos! Das wa¨re natu¨rlich eine U¨bertreibung. Aber um zu wissen, ob etwas ohne Bedeutung ist, muß man eben sehr genau hinsehen. Und dann sto¨ßt man immer wieder auf „Kleinvarianten“, die keine sind. Jedenfalls aber steht das Erstgeburtsrecht des Urtextes u¨ber allem. Dem steht der „Grundsatz“ nicht entgegen, daß an Luthers philologischer Auffassung des Urtextes festzuhalten sei, „wo sie heute noch wissenschaftlich vertretbar ist“. Nur will auch dieser Satz mit Verstand be-

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nutzt sein. Daraus, daß irgend ein Nachzu¨gler immer noch la¨ngst U¨berholtes vertritt, folgt noch la¨ngst nicht, daß es „vertretbar“ wa¨re. Aber es gibt Zweifelsfa¨lle, bei denen man sich so helfen muß, daß neben der in den Text aufgenommenen Fassung die andere oder eine andere in einer Anmerkung am Fuß der Seite gebracht wird. – Was aber die Beseitigung veralteter Wo¨rter, Wortformen und Satzgebilde betrifft, so wollen die „Grundsa¨tze“ nur beseitigt sehen, was fu¨r die Gemeinde mißversta¨ndlich oder unversta¨ndlich geworden ist oder „sonstige schwere Archaismen“. Wollte man das buchsta¨blich genau nehmen, so ko¨nnte man in der Tat den Großteil aller in den Revisionsbemu¨hungen getroffenen A¨nderungen wieder zuru¨cknehmen. In zahllosen Fa¨llen wird man sagen ko¨nnen, eine A¨nderung sei „nicht no¨tig“. Denn Wortformen wie empfahe statt empfange, stunden fu¨r standen, ho¨rete statt ho¨rt, um nur ein paar Beispiele zu nennen, sind gewiß nicht „unversta¨ndlich“ und auch nicht mißversta¨ndlich. Die bisherigen Revisionsstufen haben zwar nicht daran gedacht, alles heute nicht mehr Marktga¨ngige auszumerzen. Sie haben sich aber als erma¨chtigt angesehen, die Sprache soweit zu revidieren, daß sie nicht allzu fremdartig und altertu¨mlich wirkt, weil darunter die Eindru¨cklichkeit der Sache leiden wu¨rde. Deshalb war z. B. noch nicht jedes uns heute nicht mehr gela¨ufige „e“ in Formen wie „ho¨rete“ zu beseitigen. An Stellen von gehobenem oder feierlichem Charakter oder in poetischen Stellen etwa mag derartiges gern erhalten bleiben. Aber der Gesamteindruck der Sprache sollte nicht altertu¨melnd wirken, weil die Altertu¨mlichkeit der Sprache die Assoziation der Altertu¨mlichkeit oder Ma¨rchenhaftigkeit der Sache, um die es geht, nach sich zieht. Dabei ist alle Prinzipienreiterei vom U¨bel. Doch sollte heute nicht die Tilgung, sondern die Beibehaltung dieser altmodischen „e“ (ho¨rete), etwa mit Ru¨cksicht auf Rhythmus und Wohllaut, in jedem Fall begru¨ndet werden. A¨hnlich liegen die Dinge bei dem Gebrauch mancher Wo¨rter. Das Wort „Weib“ hat fu¨r uns heute meist einen fatalen negativen Beigeschmack. Manche wollen es deshalb aus dem Neuen Testament hinausweisen. Aber wo die Frau als Geschlechtswesen dem Mann gegenu¨bergestellt wird (etwa Gal. 3: Hier ist nicht Mann noch Weib) ko¨nnte man es doch wohl beibehalten. Unter dem Kreuz dagegen sollten Frauen stehen, nicht Weiber. Eine erhebliche Bedeutung, besonders in den Evangelien, hat die Frage der Wortstellung. Luther zeigt hier sehr oft eine uns durchaus unnatu¨rlich erscheinende Ordnung: „Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald entgegen aus den Gra¨bern ein besessener Mensch“ Mark. 5,2. Wir wu¨rden doch wohl sagen: .|.|. lief ihm alsbald aus den Gra¨bern ein .|.|. Mensch entgegen. „Ich bin gekommen zu rufen die Su¨nder zur Buße“ .|.|. Mark. 2,13. Wir wu¨rden doch wohl sagen: „.|.|.die Su¨nder zur Buße zu ru-

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fen“. Diese unserem Sprachgefu¨hl durchaus widersprechende Voranstellung des Zeitwortes findet man in den Evangelien immer und immer wieder. Wirft man die Frage auf, ob man hier nicht a¨ndern solle, so wird einem wohl entgegengehalten, man werde doch nicht die kraftvolle und jedesmal gerade an dieser Stelle besonders sinnvolle Redeweise Luthers durch modernes „Schuldeutsch“ ersetzen wollen. Wieso Schuldeutsch? Ist das Schuldeutsch, dann redete auch Luther gewo¨hnlich Schuldeutsch. Man bla¨ttere nur seine reformatorischen Volksschriften aus dem Jahre 1520 durch. Wenn Luther sich in freier Sprache a¨ußert, zeigt er das gleiche Gefu¨hl fu¨r die Wortfolge, wie wir es heute haben. Weshalb spricht er denn in der Evangelienu¨bersetzung so unnatu¨rlich? Sehr einfach! Er folgt geradezu sklavisch der Wortfolge des Urtextes! Diese Wortfolge des Urtextes ist aber nicht einmal griechisch, sondern sie ist hebra¨isch! „Bin ich gekommen nach Warschau“; „Habe ich gekauft ein Haus“ – so redete bei uns noch der Jude. Und diesen Hebraismus der Wortfolge will man uns heute als besonders kraftvolles Lutherdeutsch anpreisen? Lieber nicht! Es scheint vielmehr, daß Luther in diesem Fall uns selbst einen Beleg fu¨r seine Feststellung im Sendbrief vom Dolmetschen liefert, daß die fremde Sprache uns aus der Maßen sehr daran hindert, gutes Deutsch zu reden. – Von den hier skizzierten Gesichtspunkten habe ich mich bei der Durchpru¨fung des Markusbuches leiten lassen, wie ich meine, durchaus in der in Mu¨nden betretenen Bahn bleiben[d ] und auch im Sinn der „Weiterfu¨hrung“ der Arbeit der Revisoren von 1938 und 1949. Und es ist auch in Schw. Hall gelungen, in diesem Sinn die Revision des Markusevangeliums durchzufu¨hren, freilich nur in za¨hem Ringen gegen die Tendenzen, denen Herr Dr. Schanze sich verschrieben hat. Die Folge war, daß wir volle sieben Arbeitstage, na¨mlich bis Dienstag, den 20. Oktober einschließlich allein auf das Markusevangelium verwenden mußten. Vom Ro¨merbrief, den wir dann vornahmen, konnte nur noch ganz wenig und auch das nur vorla¨ufig besprochen werden. Hier tu¨rmt sich die neue, ganz andersartige Schwierigkeit auf, die oft schwerfa¨lligen paulinischen Satzungetu¨me durchsichtiger zu gestalten. Wa¨ren wir aber bei den Mu¨ndener Regeln geblieben, so ha¨tten wir das doppelte und dreifache Ergebnis erzielen ko¨nnen. Und alle die, welche immer wieder den Wunsch a¨ußern, die Revisionsarbeit endlich mo¨glichst bald beendet zu sehen, wu¨rden keinen Grund zur Klage haben. VII. Es ist klar, daß man mit diesem Verfahren die Revision nicht in absehbarer Zeit zu Ende bringen kann. Das wu¨rde noch eine ganze Reihe von Jahren dauern. Man kann einen solchen Weg nicht zuru¨cklegen, wenn man mit 2 HP vorwa¨rts und 1 HP ru¨ckwa¨rts zieht. Das bedeutet auch ei-

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ne auf Dauer nicht ertra¨gliche Nervenmu¨hle. Um aber nichts unversucht zu lassen, hat unsere Kommission einmu¨tig beschlossen, das Bearbeitungsverfahren als solches zu a¨ndern: Weiterhin sollen je zwei Herren der Kommission als Referent und Korreferent die einzelnen Schriften bearbeiten. Sie sollen sich u¨ber die Textgestaltung zuna¨chst mo¨glichst unter sich einigen, dann das Ergebnis der Gesamtkommission vorlegen, und diese wu¨rde die Aufgabe haben, u¨ber die verbliebenen Differenzpunkte eine Entscheidung zu fa¨llen, vorausgesetzt, daß sie das erzielte Ergebnis im u¨brigen billigt. Die Entscheidung wird vermutlich bei der Bearbeitung des Mattha¨usevangeliums und des Lukasevangeliums fallen, welche fu¨r Schw. Hall von Dr. Schanze und Pra¨lat Dr. Eichele u¨bernommen waren. Im Grunde ist das nur eine Abwandlung des Planes, den wir schon in Mu¨nden vereinbart hatten. Nur daß wir, im Vertrauen auf die Beobachtung der dort gewonnenen Entscheidungen durch alle Kommissionsmitglieder, optimistisch hofften, die weitere Vorbereitung den einzelnen Mitgliedern u¨berlassen zu ko¨nnen, die ihrerseits die, von Mu¨nden aus gesehen, zweifelhaft gebliebenen Fa¨lle der Kommission als solcher vorzulegen ha¨tten. Ob der neue Versuch zu einem guten Ergebnis fu¨hren wird, muß abgewartet werden. Er mußte aber wohl gemacht werden. Es ist indessen sehr wohl mo¨glich, daß die Einschaltung der neuen Zwischenstufe nur eine neue Verzo¨gerung bedeutet. Das bei der Beratung des Markusevangeliums erzielte Ergebnis du¨rfte das Optimum darstellen, das sich bei einer ernsthaften, aber doch maßvollen Revisionsarbeit im oben geschilderten Sinn erreichen la¨ßt. Ich bin fest u¨berzeugt, daß der unvoreingenommene Bibelleser auch in diesem Text durchaus Luther wiedererkennen und die Erneuerung begru¨ßen wird. Fu¨r Halbheiten und gar fu¨r kirchenpolitisch mehr oder weniger erzwungene Halbheiten weiter Zeit und Kraft zu verwenden, ist nicht sinnvoll. Das ist ja das große Unglu¨ck der nun hundertja¨hrigen Revisionsarbeit, daß man immer in Halbheiten stecken geblieben ist und darum nicht zur Ruhe kommt. Man hatte seitens des Rates der EKD den Wunsch gea¨ußert, man mo¨ge doch die Erfahrungen der Amerikaner sich zu Nutze machen. Jawohl! Sie haben uns ein Beispiel gegeben, das man nur ehrlich bewundern kann. Ein Beispiel, das auch in seinem Erfolg – trotz der Kritik der Unkundigen – wahrhaft ermutigend ist. Sollten wir uns dieser Ermutigung nicht o¨ffnen? D. H. Strathmann, Erlangen

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40D11. Schreiben des Geistlichen Rates fu¨r die evangelisch-lutherische Arbeit unter deutschsprachigen evangelischen Christen in Grossbritannien an den Ratsvorsitzenden. London, 2. Ma¨rz 1953 F: EZA Berlin, 81/1/6 (Abschrift). Hochverehrter Herr Bischof! Im Interesse der Stetigkeit und weiteren Festigung der deutschsprachigen evangelisch-lutherischen Arbeit in Grossbritannien bitten wir, der Rat der EKD mo¨chte den folgenden Punkten seine Beachtung schenken: 1. Wir bitten, dass kirchliche Stellen in Deutschland, insbesondere das Kirchliche Aussenamt alle Bestrebungen fo¨rdern, die auf einen Zusammenschluss der Gemeinden in Grossbritannien zu einem eigenen Kirchenko¨rper mit synodaler Grundlage hinzielen. 2. Soweit in der gegenwa¨rtigen U¨bergangszeit zwischen dem u¨berkommenen Anschlussgesetz und dem in Vorbereitung befindlichen Diasporagesetz eine Festlegung oder Regelung des Verha¨ltnisses einer Gemeinde oder ihres Pfarrers zum Kirchlichen Aussenamt notwendig ist, bitten wir, auch fu¨r die U¨bergangszeit der Absicht des kirchlichen Gesetzgebers entsprechend den Weg einer freien Vereinbarung zwischen gleichberechtigten Vertragspartnern zu wa¨hlen. Wir sind dankbar, dass bei Verhandlungen mit Gliedkirchen sich eine solche Praxis bereits herausgebildet hat. 3. In gegebener Veranlassung bitten wir, bei Besuchen kirchlicher Vertreter aus Deutschland, insbesondere von Vertretern des Kirchlichen Aussenamtes, dem Geistlichen Rat und dem Pfarrer der zu besuchenden Gemeinde so rechtzeitig Nachricht zu geben, dass insbesondere der Gemeindepfarrer an solchen Besuchen und Besprechungen vollen Anteil nehmen kann. 4. Sollte Herr Dekan Dr. Rieger in der Zukunft eine andere kirchliche Ta¨tigkeit u¨bernehmen, so wu¨rde damit nicht nur eine Neubesetzung der von ihm innegehabten Pfarrstellen no¨tig werden, sondern auch die Frage auftauchen, ob einer der in Grossbritannien ta¨tigen Pfarrer in seiner Stellung und Amtsbezeichnung fu¨r besondere Aufgaben herausgehoben werden soll. Herr Dekan Dr. Rieger ist durch seine langja¨hrige Amtserfahrung in England und das ihm von vielen Seiten entgegegebrachte Vertrauen fu¨r die hiesige Arbeit eine grosse Stu¨tze. Wenn aber einmal ein Nachfolger fu¨r ihn gefunden werden muss, so darf die in den letzten Jahren einsetzende Entwicklung des gesamtkirchlichen Lebens in Grossbritannien nicht ausser Acht gelassen werden, die es nunmehr wu¨nschenswert macht, dass die hiesigen Pfarrer selbst sich einen Amtsbruder ihres Vertrauens wa¨hlen. Wir hoffen, dass es gelingt, aus der Initiative der hiesigen Pfarrerschaft eine Perso¨nlichkeit

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zu gewinnen, die auch von deutschen kirchlichen Stellen als der berufene Vertreter und das in erster Linie in Frage kommende Verbindungsglied angesehen werden kann. Aus diesem Grunde bitten wir, vorkommenden Falles von einer Verleihung der Amtsbezeichnung Dekan oder des Entsendens eines Dekans Abstand zu nehmen. Nachdem die gleichzeitige Anwesenheit in Grossbritannien von Frau Kirchenra¨tin Dr. Schwarzhaupt und Herrn Oberkirchenrat Dr. Hu¨bner Gelegenheit zu einer gemeinsamen fruchtbaren Aussprache mit zwei Mitgliedern des Geistlichen Rates gegeben hat, haben wir das Kirchliche Aussenamt und den Herrn Referenten fu¨r Auslandsfragen der VELKD gebeten, im Laufe der na¨chsten vier Monate bevollma¨chtigte Vertreter zu einer erneuten gemeinsamen Aussprache mit dem Geistlichen Rat und weiteren Perso¨nlichkeiten der hiesigen kirchlichen Arbeit nach London zu entsenden. Von einer solchen gemeinsamen perso¨nlichen Fu¨hlungnahme an Ort und Stelle erhoffen wir Lo¨sungsmo¨glichkeiten fu¨r die schwebenden kirchlichen Fragen, die fu¨r alle Beteiligten in Deutschland und Grossbritannien in gleicher Weise befriedigend sind und damit am besten dem gemeinsamen Anliegen einer Festigung und rein kirchlichen Ausrichtung der hiesigen Arbeit dienen. Schreiben des gleichen Inhalts gehen an das Kirchliche Aussenamt und den Referenten fu¨r Auslandsfragen bei der VELKD. In ausgezeichneter Hochachtung und Verehrung gez. Gru¨nhut Vorsitzender

gez. Kramm Sekreta¨r

40D12. Notiz Johannessons fu¨r Niemo¨ller zur Ratsvorlage. Frankfurt/M., 28. November 1953 F: EZA Berlin, 2/P 191 (O). Vizepra¨sident Stratenwerth wohnt seit 1948 in einem Heim des Hilfswerks der Ev. Kirche in Hessen und Nassau. Diese Wohnung bedeutet fu¨r das Hilfswerk einen Verlust von ca. 20 Pla¨tzen. Die Belegung der Pla¨tze wu¨rde die Wirtschaftlichkeit des Heimes wesentlich erho¨hen. Ausserdem werden auch die von der Familie Stratenwerth benutzen Kellerra¨ume dringend gebraucht, da in dem Heim keine Waschku¨che ist und hier die Gelegenheit gegeben wa¨re, eine solche einzurichten. Der monatliche Verlust hierdurch betra¨gt einige Hundert DM. Die Gescha¨ftsfu¨hrung des Hilfswerks hat daher das Kirchliche Aussenamt wiederholt gebeten, dafu¨r Sorge zu tragen, dass Vizepra¨sident Stratenwerth aus dem Heim auszieht und eine andere Wohnung erha¨lt.

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Der Finanzausschuss der Synode hat am 13. 2. 1952 beschlossen, fu¨r die Beschaffung einer Wohnung einen Baukostenzuschuss von 10.000.– DM, wovon 5.000.– DM verloren sind, zur Verfu¨gung zu stellen. Nach dem der Gesundheitszustand von Frau Stratenwerth einen Umzug erlaubt, hat sich Herr Stratenwerth um eine Wohnung bemu¨ht. Durch das Anziehen der Preise ist jetzt ein Baukostenzuschuss in Ho¨he von 13.000.– DM notwendig zuzu¨glich eines Betrages von 880.– DM fu¨r Provisionsgebu¨hren. Der Zuschuss soll zur Ha¨lfte als verloren gelten. Das Kirchliche Aussenamt hat einen entsprechenden Antrag an den Finanzausschuss gerichtet177. Daraufhin hat der Finanzausschuss in seiner Sitzung vom 26./27. 10. 1953 folgendes beschlossen: „Die Zahlung eines verlorenen Zuschusses in Ho¨he von 6.500.– DM und der Vermittlungsgebu¨hren in Ho¨he von 880.– DM zugunsten des Vizepra¨sidenten Stratenwerth bedarf vorab der Genehmigung durch den Rat.“178 Die Kirchenkanzlei hat das Kirchliche Außenamt gebeten, wegen der Genehmigung durch den Rat das Erforderliche zu veranlassen. Der Rat wird hiermit gebeten, einen Baukostenzuschuss in der oben genannten Ho¨he zu bewilligen: „Fu¨r die Wohnungsbeschaffung fu¨r Herrn Vizepra¨sident Stratenwerth wird ein Baukostenzuschuss in Ho¨he von 13.000.– bewilligt, wobei die Ha¨lfte als verloren gilt. Ausserdem wird eine Provisionsgebu¨hr fu¨r die Vermittlung der Wohnung in Ho¨he von 880.– DM zugestanden.“179 Der beabsichtigte Mietvertrag sieht vor, dass die Wohnung fu¨r eine Dauer von 10 Jahren gemietet wird. Johannesson [m. p. ]

40D13. Schreiben Alands an den Rat. Halle/Saale, 27. Oktober 1953 F: EZA Berlin, 4/834 (O). Betrifft: Kirchenhistorische Arbeitsstelle in der DDR. 177 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Vorsitzenden des Finanzausschusses der Synode vom 19. Oktober 1953 (EZA Berlin, 2/P 191). 178 Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses vom 26. und 27. Oktober 1953 in Hannover, TOP 15 (Ebd.). 179 An dieser Stelle ist im Text eine Fußnote eingefu¨gt: „Die Ru¨ckzahlung erfolgt in monatlichen Raten von DM 54.17, beginnend mit dem Zeitpunkt des Beziehens der Wohnung.“

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Nachdem offensichtlich in absehbarer Zeit mit dem Zustandekommen einer Historischen Kommission der EKD nicht zu rechnen ist, erlaube ich mir, nach Ru¨cksprache mit Herrn Prof. D. Dr. Smend/Go¨ttingen ergebenst die Bitte vorzutragen, unter Aufsicht der Kirchenkanzlei der EKD, Berliner Stelle, oder der Ostkirchenkonferenz eine „Kirchenhistorische Arbeitsstelle der DDR“ o. a¨. ins Leben zu rufen. Begru¨ndung: Soweit dem Unterzeichneten bekannt, sind die seit 1946 laufenden U¨berlegungen in Bezug auf die geplante Historische Kommission der EKD noch zu keinem Abschluss gekommen. Die Lage innerhalb der Kirchengebiete der DDR ist aber derart, dass mit einer fruchtbaren Arbeit seit langem ha¨tte begonnen werden ko¨nnen. Eine Fu¨lle von kirchenhistorischen Aufgaben, die von gesamtkirchlicher Bedeutung sind, wartet hier auf ihre Lo¨sung. Ich nenne folgende, deren Zahl sich sicher vermehren liesse: 1) Bibliographie zur Kirchen- und Geistesgeschichte des 17. Jahrhunderts Im Gegensatz zur Reformationszeit, fu¨r welche wir eine Fu¨lle von Hilfsmitteln besitzen, existiert fu¨r das 17. Jahrhundert nichts dergleichen. Selbst fu¨r massgebende Theologen haben wir keine U¨bersicht, welche Schriften sie vero¨ffentlicht haben, geschweige denn, ob und wo diese in den o¨ffentlichen und kirchlichen Bibliotheken noch existieren. Jeder, welcher u¨ber einen Theologen des 17. Jahrhunderts arbeiten will, ist gezwungen, sich aus den ausserordentlich lu¨ckenhaften bibliographischen Hilfsmitteln (Jo¨chers Gelehrten-Lexikon180 usw.) Angaben zusammenzutragen, von welchen er sicher sein kann, dass sie nicht nur unzuverla¨ssig, sondern auch vo¨llig unvollsta¨ndig sind. Vor 1945 wurde in Berlin am „Gesamtkatalog der deutschen Bibliotheken“ gearbeitet. Im Druck erschienen sind jedoch nur die Buchstaben A–Be. Das umfangreiche Zettelmaterial, welches gesammelt war und zur Publikation vorbereitet werden sollte, ist infolge der Verlagerung in den Osten verloren. Es besteht auch keine Hoffnung, dass es evtl. erhalten sein ko¨nnte und vielleicht spa¨ter zuru¨ckzugewinnen sei. Wir wissen vielmehr, dass die Zettel verstreut und die Reste der Karteien von Schulkindern als Heftersatz im Unterricht benutzt worden sind. An einen Wiederbeginn der Arbeiten dafu¨r ist nicht zu denken. Sie wu¨rden sich, da diese Arbeiten das gesamte deutsche Schrifttum von den Anfa¨ngen bis auf die Gegenwart umfassen werden, auch auf unabsehbare Zeit erstrecken. Mit Ru¨cksicht auf die massgebliche Wichtigkeit des 17. Jh. fu¨r die Geschichte der Kirche habe ich bereits in fru¨heren

180 Allgemeines Gelehrten-Lexicon.

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Jahren mit umfangreichen Sammlungen begonnen. Gu¨nstig dafu¨r ist, dass sich in Halle die sog. Hauptbibliothek der Franckeschen Stiftungen befindet, eine theologische Spezialbibliothek zum 17. und beginnenden 18. Jahrhundert, welche von A. H. Francke bei der Begru¨ndung der Stiftungen mit der ihm eigenen Tatkraft in einem erstaunlichen Umfang zusammengebracht worden ist. Erst wenn eine solche Bibliographie vorliegt, die uns einen U¨berblick u¨ber das gedruckte Werk der Theologen des 17. Jhs. gibt, wird eine eigentliche Erforschung dieser Zeit auf breiter Basis beginnen ko¨nnen, welche auf lutherischem und auf reformiertem Gebiet etwa fu¨r die Entwicklung der dogmatischen Anschauungen und Formulierungen entscheidende Bedeutung gehabt hat, um von allen anderen in Betracht kommenden Perspektiven zu schweigen. 2) Edition von Materialien zur Fru¨hgeschichte der deutschen Kirchen in Amerika Im Archiv der Franckeschen Stiftungen liegt das gesamte Material an Tagebu¨chern, Briefen usw. der Auswanderer des 18. Jahrhunderts, welche in Amerika deutschsprachige Kirchen gru¨ndeten. Nur einzelnes ist davon in Amerika bisher bearbeitet (vgl. die Biographie Mu¨hlenbergs181 u. a.), in Deutschland ist nichts dergleichen geschehen. Dabei ist das in Halle vorhandene Material so lu¨ckenlos, dass sich aus der Vero¨ffentlichung der Texte bereits ein geschlossenes, a¨usserst eindrucksvolles Bild vom amerikanischen kirchlichen Leben in jener Pionierzeit ergibt. Dass eine solche Publikation nicht nur von grosser Bedeutung fu¨r die Kirchengeschichte, sondern auch fu¨r allgemein kirchliche Belange ist, brauche ich nicht hervorzuheben. Mit der archivalischen Aufnahme und Verzeichnung der einzelnen Stu¨cke ist bereits begonnen. Sie wird im Fru¨hjahr des na¨chsten Jahres abgeschlossen sein. Es ha¨tte dann die Sichtung und Zusammenstellung des Materials zu erfolgen, welches voraussichtlich mehrere Ba¨nde fu¨llen wu¨rde. Dass die amerikanische Kirche an diesem Material aufs a¨usserste interessiert ist, liegt auf der Hand. Sie ist jedoch nicht imstande, an eine solche Edition zu denken, weil ihr der Zugang zu den Texten seit langem versperrt ist und offensichtlich auch die Leute fu¨r eine solche Arbeit fehlen. 3) Edition von Texten zur Geschichte der von Deutschland ausgehenden Wirkungen auf die Oekumene und das Missionsgebiet, insbesondere Indien Von A. H. Francke und Halle u¨berhaupt sind das ganze 18. Jahrhundert hindurch ausserordentliche Wirkungen ausgegangen. Nicht nur nach

181 P. A. W. Wallaces, Muhlenbergs.

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Amerika, sondern nach allen anderen Kirchengebieten einschliesslich Russlands erstreckten sich seine Beziehungen. Eine weitverzweigte Korrespondenz hielt die Kreise der mit Halle in Verbindung stehenden Protestanten zusammen. Eine Edition dieser Texte von kirchlichem Gesichtspunkte aus (eine von anderen Interessen bestimmte Behandlung und Vero¨ffentlichung von einzelnen Ausschnitten hat soeben E. Winter in den Vero¨ffentlichungen des Berliner Instituts fu¨r Slavistik vorgelegt: Halle als Ausgangspunkt der deutschen Russlandkunde im 18. Jahrhundert, Akademie-Verlag, Berlin 1953182) wa¨re von grosser Bedeutung. Die Missionierung Indiens ist unter dem Vorzeichen Halles unternommen worden. Die Tagebu¨cher Ziegenbalgs, Plu¨tschaus und der anderen Missionare, ihre Briefe, Manuskripte, sowie die anderen von ihnen aus Indien nach Halle u¨bersandten Materialien liegen im Archiv der Franckeschen Stiftungen. Mit der ersten Verzeichnung all dieser Dokumente ist bereits begonnen. Bei diesen Scha¨tzen handelt es sich wohl um das eindrucksvollste Monument fru¨her evangelischer Missionsta¨tigkeit. Eine Edition, wenigstens des Wichtigsten, wa¨re von dementsprechender Bedeutung. 4) Edition von Materialien zur Geschichte A. H. Franckes und des Halleschen Pietismus Bei der auf meine Initiative hin unternommenen Verzeichnung der im Archiv des Halleschen Waisenhauses vorhandenen Handschriftenmaterialien (der ersten seit vielen Generationen, welche wissenschaftliche Anspru¨che einigermassen befriedigt), ergab sich eine Reihe von ungeahnten Neufunden, darunter der Tagebu¨cher Franckes durch lange Jahre hin, welche noch niemals wissenschaftlich bearbeitet worden sind. Die Edition allein dieses Komplexes bereits wu¨rde wesentliches neues Licht nicht nur auf den Halleschen Pietismus selbst, sondern auf die ganze Kirchengeschichte des 17. und 18. Jh. werfen. Daru¨ber hinaus liegt eine Fu¨lle von anderen hochwichtigen Texten vor: Unbekannte Briefe Speners, Tagebu¨cher, Manuskripte der Vertreter der verschiedenen Spielarten des Pietismus usw. Auch sie sind bisher nicht ediert und fast vo¨llig unbekannt. 5) Editionen zu kirchengeschichtlich bedeutsamen Themen aus den Besta¨nden des fru¨heren Preussischen Geheimen Staatsarchivs Die fru¨her in Dahlem befindlichen Aktenbesta¨nde des Preussischen Geheimen Staatsarchivs wurden wa¨hrend des Krieges, soweit sie irgend von Bedeutung waren, in das Gebiet der DDR verlagert und sind nach Kriegsende nach Merseburg gebracht worden, wo sie inzwischen geordnet und wiederaufgestellt sind. Der Zugang zu ihnen von Halle aus ist ge-

182 E. Winter, Halle.

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genwa¨rtig gewa¨hrleistet. Es kann jederzeit mit der Edition bestimmter Aktenkomplexe begonnen werden, jedoch werden konkrete Vorschla¨ge hierfu¨r jetzt noch nicht gemacht, vielmehr soll hier nach den Wu¨nschen interessierter Kirchenhistoriker bzw. kirchlicher Stellen vorgegangen werden. Bereits diese Liste zeigt, welch ungeheuer wichtiges Material gleichsam griffbereit zur Verfu¨gung steht. An seine Bearbeitung durch einen einzelnen kann jedoch nicht gedacht werden mit Ru¨cksicht auf Kraft, Zeit wie zur Verfu¨gung stehende Mittel. Die Vorbereitungen haben bereits meine Mo¨glichkeiten u¨ber die Massen in Anspruch genommen. Nur durch die planma¨ssige Heranziehung von Mitarbeitern kann ein weiterer Fortschritt erreicht werden. Wir mu¨ssen dankbar sein, dass trotz der Zersto¨rungen des Krieges und mancherlei anderer Schwierigkeiten ein so reiches Material zur Verfu¨gung steht – auf wie lange, wissen wir nicht. Je eher mit der Arbeit begonnen wird, umso besser. Deshalb mein heutiger Antrag an den Rat der EKD auf Begru¨ndung einer Kirchenhistorischen Arbeitsstelle, welche ohne Ru¨cksicht auf spa¨tere gro¨ssere Pla¨ne jetzt einfach damit beginnt, die 5 genannten Themen zu bearbeiten. Geschehen wu¨rde das in Halle, da sich hier alles Material befindet (Merseburg ist von Halle aus mit der Strassenbahn zu erreichen). Es wu¨rde sich vorerst darum handeln, zuna¨chst bis zu 5 wissenschaftliche Hilfskra¨fte einzusetzen, welche mit den notwendigen Abschriften, Kollationen und Exzerpten bega¨nnen. Das bo¨te zugleich die Mo¨glichkeit zur Heranbildung eines wissenschaftlich arbeitenden Nachwuchses, welcher angeleitet wird, selbsta¨ndig an bestimmte Fragenkreise heranzugehen. zwar geschieht an den Theologischen Fakulta¨ten der DDR mancherlei zur Fo¨rderung des Nachwuchses. Die Mo¨glichkeiten dafu¨r sind jedoch, wie bekannt, in mancher Hinsicht beschra¨nkt. Hier wu¨rde im kirchlichen Rahmen eine wesentliche Erga¨nzung dazu geschehen. Die beno¨tigten Mittel sind, von der Gesamtkirche aus gesehen, nicht zu erheblich (da es sich ausschliesslich um Zahlungen in Ostmark handelt), wenn voraussichtlich auch ein Jahresbetrag von ca. 40.000 DM zusammenka¨me, die Bescha¨ftigung von wissenschaftlichen Hilfskra¨ften vorausgesetzt, deren jede monatlich doch wohl 500.– DM erhalten mu¨sste, da mindestens das theol. Examen und nicht geringe wissenschaftliche Leistungsfa¨higkeit vorausgesetzt wird (675.– DM stellen das in der DDR u¨bliche Anfangsgehalt fu¨r Assistenten dar): 500.– DM ( 12 = 6.000 ( 5 = 30.000 DM; der Rest wa¨re fu¨r Sozial- und Sachausgaben notwendig. Die Aufsicht u¨ber die Gelder, die Einstellung der Hilfskra¨fte usw. wu¨rde durch eine vom Rat der EKD festzusetzende kirchliche Stelle geschehen. Fu¨r wissenschaftliche Aufgaben und Arbeiten in Westdeutschland stehen die sehr erheblichen Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft auch fu¨r die Theologischen Fakulta¨ten uneingeschra¨nkt zur Verfu¨gung.

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Im Raum der DDR gibt es nichts Gleichartiges. Hier kann nur die Kirche eintreten. Dass sa¨mtliche genannten Themen nicht von lediglich antiquarischer Bedeutung sind, sondern von allgemeinem Interesse auch fu¨r die Kirche der Gegenwart, liegt, glaube ich, auf der Hand. Mit Absicht ist fu¨r die Arbeitsstelle zuna¨chst nur an Editionsaufgaben gedacht worden. Denn sie sind das Vordringliche. Fu¨r Untersuchungen und Monographien ist der Zeitpunkt erst dann gekommen, wenn das Material als solches vorliegt. Und diese Materialerstellung kann nur in Gemeinschaftsarbeit geschehen. Dafu¨r, dass der Aufbau der Arbeit und die Einsetzung der Kra¨fte (deren erste ich bereits gewonnen habe und vorerst aus eigenen Mitteln, wenn auch nur notdu¨rftig, finanziere) zweckma¨ssig und mit mo¨glichst grossem Nutzeffekt geschieht, glaube ich infolge meiner in anderen Zusammenha¨ngen gewonnenen Erfahrungen bei der Organisierung wissenschaftlicher Arbeit bu¨rgen zu ko¨nnen. K. Aland [m. p. ]

40D14. Schreiben Stempels an die Kirchenkanzlei. Speyer, 23. November 1953 F: EZA Berlin, 2/2482 (O). Betreff: Kirchlicher Dienst an den in den Gefa¨ngnissen in Holland, Belgien und Frankreich in Haft gehaltenen deutschen Gefangenen. Im Jahre 1947 habe ich auf Veranlassung der franzo¨sischen Regierung deutsche Kriegsgefangene in den offiziellen Kriegsgefangenenlagern in Frankreich besucht. Bei dieser Gelegenheit wurde es mir auf meine Bitten hin ermo¨glicht, zum ersten Mal auch mit solchen gefangenen deutschen Soldaten in Beru¨hrung zu kommen, die wegen eines Kriegsverbrechens angeklagt und verurteilt worden waren und in Gefa¨ngnissen in Haft gehalten wurden. Aus freiem Antrieb habe ich dann an Weihnachten 1950, an Weihnachten und Neujahr 1951/52, an Weihnachten und Neujahr 1952/53, sowie im Fru¨hjahr 1953 solche deutsche Gefangenen, die als Kriegsverbrecher in Haft gehalten werden, besucht, und zwar zu wiederholten Malen in Frankreich, aber auch in Holland, wo ich zwei Mal war, und in Belgien, wo ich einmal einen Besuch gemacht habe. Fu¨r alle diese Reisen habe ich nie eine finanzielle Unterstu¨tzung der Evangelischen Kirche in Deutschland begehrt, obschon diese Reisen mit ihrem Wissen durchgefu¨hrt wurden und ich nicht nur dem Kirchlichen

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Aussenamt, sondern auch Herrn Bischof D. Dr. Dibelius Mitteilung von meinem Vorhaben gemacht habe. Auch in diesem Jahre bereite ich wieder eine Reise nach Holland, wenn mo¨glich auch nach Belgien und nach Frankreich vor, die etwa drei Wochen in Anspruch nehmen wird. Ich hoffe, die Erlaubnis zu Gefa¨ngnisbesuchen wieder zu erhalten. Einer ausfu¨hrlichen Begru¨ndung bedarf es gewiss nicht. Ich mo¨chte aber darauf hinweisen, dass unser Herr Pfarrer Friedrich, der als deutscher Seelsorger die deutschen evangelischen Gefangenen in Frankreich versieht, in diesem Jahre zuckerleidend geworden ist und infolgedessen sich u¨ber Weihnachten und Neujahr zu seiner dringend erforderlichen Erholung nach Hause begeben muss. Ich weiss nicht, ob es mir mo¨glich sein wird, auch in diesem Jahre ohne eine Unterstu¨tzung von Seiten der Evangelischen Kirche in Deutschland auszukommen. Unsere Pfa¨lzische Kirche ist durch den Dienst an den Gefangenen in ganz besonderer Weise finanziell angestrengt. Sie zahlt das fu¨r die Heimatgemeinde anfallende Gehalt fu¨r Herrn Pfarrer Friedrich und fu¨r den Pfarrverweser, der in Abwesenheit von Herrn Pfarrer Friedrich dessen Gemeinde betreut, sie gibt Herrn Pfarrer Friedrich fu¨r die soziale Unterstu¨tzung der Gefangenen einen laufenden Zuschuss von DM. 500.– pro Monat, sie unterha¨lt fu¨r die schriftlichen Arbeiten von Herrn Pfarrer Friedrich eine Arbeitskraft in der Heimat und hat fu¨r eine umfassende Paketaktion auch in diesem Jahre u¨ber DM. 5000.– ausgegeben. Es kommen zahlreiche Reisen zu Verhandlungen mit Ministerien in Bonn und zu anderen, die Gefangenen betreffenden Zwecke hinzu. Wenn ich von den dem Amt erwachsenden Auslagen fu¨r Korrespondenzen, zahlreichen Ferngespra¨chen und Telegrammen vo¨llig absehe, so kann bei niedrigstem Ansatze gerechnet werden, dass die Pfa¨lzische Landeskirche allein pro Jahr eine Summe von etwa DM. 30 000.– fu¨r die Betreuung der Gefangenen ausgibt. Es ko¨nnte sehr leicht ein wesentlich ho¨herer Betrag errechnet werden. Ich kann infolgedessen der Pfa¨lzischen Landeskirche nicht noch ho¨here Ausgaben zumuten. Auf der anderen Seite gehen alle offiziellen Unterstu¨tzungen der Evangelischen Kirche in Deutschland in Gefangenensachen und alle Kollekten an das Hilfswerk fu¨r Internierte und Kriegsgefangene des Herrn Bischofs Dr. D. Heckel in Mu¨nchen. Es scheint dem Prot. Landeskirchenrat der Pfalz und auch mir in vollem Sinne berechtigt zu sein, wenn ich mich hiermit an die Evangelische Kirche in Deutschland wende und sie bitte, mir fu¨r die diesja¨hrige seelsorgerliche Reise zu den Gefangenen die finanzielle Unterstu¨tzung gewa¨hren zu wollen. Da Herr Pfarrer Friedrich mich nicht begleiten kann, habe ich darum nachgesucht, dass Herr Oberkirchenrat Kopp die Reise mit mir machen darf. Obschon ich mich trotz der ausserordentlichen Anstrengungen der Reise mit bescheidenen Hotelunterku¨nften begnu¨ge,

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mu¨sste doch auf Grund der Erfahrungen fru¨herer Reisen ein Gesamtbetrag von DM. 2500.– bis DM. 3000.– veranschlagt werden mu¨ssen, zumal die Lebensverha¨ltnisse in Frankreich sehr teuer sind. Fu¨r eine freundliche Gewa¨hrung meines Gesuches wa¨re ich der Evangelischen Kirche in Deutschland sehr verbunden. Stempel [m. p. ]

40E Dokumente 40E1. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Landeskirchenleitungen. Frankfurt/M., 7. Dezember 1953 F: EZA Berlin, 4/411 (H). Betr.: Evanston. In unserem Rundschreiben vom 21. 5. 1953 – K. A. 2862/53183 – hiess es in der Anlage 2 Blatt 2184: „Beglaubigte Besucher. Der Zentralausschuss hat beschlossen, 600 beglaubigte Besucher zur Vollversammlung zuzulassen, denen das Recht zusteht, die Dokumente der Vollversammlung zu erhalten, und die allen offenen Sitzungen beiwohnen sollten. Die jeder Kirche zugewiesene Zahl der Besucher ist dieselbe wie die der Delegierten. Auch die Namen der Besucher sollten bis spa¨testens 15. Dezember 1953 gemeldet werden. Der Exekutivausschuss wird nach diesem Zeitpunkt jene Sitze neu verteilen, welche von den Kirchen, denen sie urspru¨nglich angeboten worden waren, nicht in Anspruch genommen werden .|.|.“ Die Delegierten sind inzwischen durch die Evangelische Kirche in Deutschland benannt. Vorschla¨ge und Anregungen wegen der Berater sind an den Oekumenischen Rat in Genf weitergeleitet. An Besuchern dagegen liegen bisher erst 10 Meldungen vor; es handelt sich um folgende: 183 EZA Berlin, 4/411. 184 Ebd.

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40E Dokumente

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

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Landesbischof D. Bender, Karlsruhe Pfarrer Lic. Dr. Burgwitz, Bitterfeld Oberkirchenrat Dibelius, Hannover Prof. Dr. Hammelsbeck, Wuppertal Bischof D. Hornig, Go¨rlitz Ministerpra¨sident H. Kopf, Hannover Frau Else Niemo¨ller, Wiesbaden Pfarrer Dr. Wedell, Du¨sseldorf Bischof D. Wu¨stemann, Kassel Pfarrer Steiner, Barmen.

Den Genannten hat der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in seiner letzten Sitzung seine Beglaubigung gegeben. Zugleich hat der Rat das Kirchliche Aussenamt beauftragt, erneut an die Gliedkirchen zu schreiben mit der Anregung, nochmals auf die Mo¨glichkeit hinzuweisen, dass neben Delegierten und Beratern beglaubigte Besucher in Evanston zuzulassen sind. U¨ber den beglaubigten Besucher bestimmte das Zentralkomitee des Oekumenischen Rates auf seiner Sitzung in Lucknow am 31. 12. 1952 (vergl. „Minutes and Reports of the Fifth Meeting of Central Commitee Lucknow (India) December, 31, 1952, Seite 22“185): „Ein beglaubigter Besucher (bezw. Besucherin) ist ein Besucher, der von seiner Kirche beglaubigt wurde. Aufgrund der Einschreibegebu¨hr (registration fee) wird von ihm erwartet, dass er der ganzen Tagung beiwohnt. Er ist berechtigt, die Drucksachen der Versammlung zu erhalten, allen o¨ffentlichen Sitzungen der Versammlung beizuwohnen und die Kunstausstellung und das Sinfoniekonzert ohne weitere Zahlungen zu besuchen. Es wird ferner empfohlen, dass die Mitgliedskirchen und die nationalen christlichen Councils ausserhalb der Vereinigten Staaten und Kanada um Angabe gebeten werden, wieviel solcher beglaubigten Besucher von den verschiedenen La¨ndern erwartet werden ko¨nnen. Die Mitgliedskirchen sollen gebeten werden, beglaubigte Besucher nicht spa¨ter als bis zum 15. Dezember 1953 zu benennen.“ Hieraus geht hervor, dass der beglaubigte Besucher einen weitgehenden Einblick in die Arbeit der Weltkirchenkonferenz gewinnt, abgesehen von der Mo¨glichkeit zu zahlreichen perso¨nlichen Begegnungen. Da die Zahl der Delegierten und der Berater im Blick auf die Arbeitsfa¨higkeit der Konferenz sich in so engen Grenzen halten muss, dass es bei weitem nicht mo¨glich ist, auch nur die wichtigsten oekumenisch erfahrenen Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland vollza¨hlig an der Arbeit in

185 Minutes and Reports.

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Evanston zu beteiligen, sollte die Mo¨glichkeit der Entsendung beglaubigter Besucher besonders ernst genommen werden. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland bittet daher die Leitungen der Gliedkirchen zu erwa¨gen, ob sie ihrerseits durch Aufbringen von Mitteln zur Entsendung weiterer beglaubigter Besucher beitragen ko¨nnen. Insbesondere hat der Rat das Kirchliche Aussenamt beauftragt, die Gliedkirchen zu bitten, je einen Betrag zur Verfu¨gung zu stellen, damit auch aus der DDR beglaubigte Besucher nach Evanston kommen ko¨nnen. Das wa¨re umso wu¨nschenswerter, da aus der DDR lebhaft Klage daru¨ber gefu¨hrt wird, dass die deutsche Abordnung zu wenig Vertreter der Kirchen der DDR entha¨lt. Wir bitten die Leitungen der Gliedkirchen, uns spa¨testens bis zum 27. 12. 53 (einschl.) mitzuteilen, ob aus ihrem Bereich noch weitere offizielle Besucher gemeldet werden und uns mo¨glichst noch bis zum 23. 12. 53 (einschl.). mitzuteilen, ob und welcher Betrag zur Verfu¨gung gestellt wird fu¨r die Finanzierung eines beglaubigten Besuchers aus der Ostzone. Die Gesamtkosten der Reise betragen einschl. U¨berfahrt, Einschreibegebu¨hr, Aufenthalt in Evanston usw. DM 2.750.–, dabei ist vorausgesetzt, dass die Reise per Schiff in Kaju¨tenklasse zuru¨ckgelegt wird. Es ist mo¨glich, dass bei Reise in Touristenklasse (d. h. Kabinen fu¨r 6–8 Personen) ein Betrag von DM 300.– bis DM 400.– eingespart werden kann. In Vertretung Stratenwerth [m. p. ] –Vizepra¨sident–

40E2. „Nicht Krisis, sondern Ende. Zur Frage der Bibelrevision“. Weimar, 10. Dezember 1953 F: EZA Berlin, 2/5610 (H). Herr Professor D. Strathmann, der Vorsitzende der von der Evangelischen Kirche in Deutschland im Jahre 1952 eingesetzten Bibel-RevisionsKommission, wendet sich im November 1953 in einer vervielfa¨ltigten Denkschrift unter dem Titel „Krisis“ an die O¨ffentlichkeit186. Der Umfang dieser O¨ffentlichkeit ist nicht feststellbar. Sie reicht jedenfalls bis ins Ausland. Aus dem Kreise der Empfa¨nger ist die Schrift auch dem Unterzeichneten zugeleitet worden. Ihr Verfasser gibt eine Darstellung der bis186 40D10.

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40E Dokumente

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herigen Arbeit aus seiner Sicht der Dinge. Es ist no¨tig, zur Erga¨nzung auch den von ihm scharf angegriffenen Standpunkt darzulegen, von dem aus die entstandene kritische Situation weithin einen ganz anderen Aspekt erha¨lt. Um diese Entgegnung nicht zu sehr anschwellen zu lassen, soll nicht auf alle Einzelheiten der umfangreichen Denkschrift eingegangen werden. Das bedeutet nicht, dass dazu nichts zu sagen wa¨re. I. Zu den Vorga¨ngen in der Kommission a) Wie Herr Professor Strathmann (I, 1. Absatz) richtig schreibt, war die Kommission zu dem Zwecke eingesetzt worden, die bereits seit Jahrzehnten im Gange befindliche Bibelrevision zum baldigen Abschluss zu bringen. Das bedeutet, dass die gema¨ß den (nach wie vor gu¨ltigen!) Richtlinien von 1928187 erarbeitete Revision vollendet werden sollte. Sie lag bisher vor in dem Probetestament von 1938, das inzwischen nicht von einer Kommission, sondern im wesentlichen von Pra¨sident D. Burghart zu der bisher nicht allgemein zuga¨nglichen Fassung von 1949 weitergebildet worden war. Es ging also um die letzte Feilung an einem fast fertigen Werke. Dabei war insonderheit zu fragen, ob und wieweit die Weiterbildung von 1949, die im wesentlichen auf der Autorita¨t einer einzelnen Perso¨nlichkeit beruht, die Sanktionierung durch eine Kommission erhalten kann. Daß dabei entsprechend Punkt 2 der geltenden Richtlinien von 1928 auch Luthers Fassung letzter Hand (1545 bezw. 1546) zum Vergleich heranzuziehen war, du¨rfte auch ohnedies bei einer Revision der Luther-Bibel selbstversta¨ndlich sein. Unter der Voraussetzung dieser Auftragserteilung seitens des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland habe ich die Arbeit mit u¨bernommen und erwartete, daß die Kommission sich im wesentlichen auf einen Vergleich der Fassung von 1949 mit 1938 unter Hinzuziehung von 1545 beschra¨nken und damit verha¨ltnisma¨ßig rasch zum Ziele kommen wu¨rde. Mit dieser Blickrichtung habe ich auch meine von Herrn Prof. Strathmann so stark mißbilligten Vorschla¨ge fu¨r das Mattha¨usevangelium erarbeitet. Es zeigte sich bei der Arbeit, daß der Herr Vorsitzende der Kommission viel weitergehende Pla¨ne hatte. Ihm lag daran, die Revisionsarbeit faktisch von neuem zu beginnen, indem jeder Satz an der Hand des Urtextes unter Hinzuziehung moderner U¨bersetzungen und Kommentare von Grund auf neu gepru¨ft wurde. Dabei wurden mit großem Nachdruck von dem Herrn Vorsitzenden seine eigenen exegetischen Gedanken verfochten. Beispiele dafu¨r bietet seine Denkschrift, auf die hier verwiesen

187 EZA Berlin, 1/430.

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wird. Es kam bei vielen Stellen zu dem Versuch einer neuen U¨bersetzung, bei der auf den Text Luthers wenig Ru¨cksicht genommen wurde. Die ausserordentliche Verzo¨gerung der Arbeit ist aus diesem Grunde zu erkla¨ren. Wenn der Herr Vorsitzende der Kommission diese Verzo¨gerung auf meinen Widerspruch zuru¨ckfu¨hrt, so weise ich diese Darstellung entschieden zuru¨ck. Ich habe wohl meinen Widerspruch wiederholt erkla¨rt und begru¨ndet. Aber ich habe schließlich in den meisten Fa¨llen, um die Verhandlungen nicht aufzuhalten, meinen Widerspruch nur noch protokollieren lassen, ohne die bekannten Argumente in jedem Falle zu wiederholen und zu verfechten. Die Verzo¨gerung der Arbeit ist entscheidend auf die Methode des Herrn Vorsitzenden zuru¨ckzufu¨hren, die u¨ber die Intention des Auftrages weit hinausging. b) Der Herr Vorsitzende erwa¨hnt mit fu¨hlbarer Mißbilligung die Tatsache, daß ich im Anschluß an die Sitzung in Hann.-Mu¨nden (Oktober 1952) dem Herrn Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands einen Bericht gegeben und darin meine Besorgnisse ausgesprochen habe u¨ber den Weg, den die Kommission in ihrer Mehrheit zu gehen gewillt war. Es du¨rfte mir das Recht nicht zu bestreiten sein, der Stelle Rechenschaft zu geben, auf deren Veranlassung ich in diese Arbeit berufen wurde. Mein Bericht war knapp und sachlich, brachte aber selbstversta¨ndlich meine Sicht der Dinge zum Ausdruck. Auch dem Herrn Leitenden Bischof kann niemand verwehren, im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland seine Besorgnisse zur Sprache zu bringen, da ja der Rat der Auftraggeber der Revisionsarbeit war. Der Herr Vorsitzende der Kommission bema¨ngelt, daß ich ihm nicht Mitteilung von meinem Bericht an den Herrn Leitenden Bischof gemacht habe. Das war m. E. unno¨tig, da mein Bericht nichts enthielt, was ich nicht wiederholt viel ausfu¨hrlicher in der Sitzung dargelegt ha¨tte. Es wa¨re auch nach meiner Erfahrung zwecklos gewesen, da der Herr Vorsitzende meine abweichende Meinung nicht zu beachten, ja kaum zur Kenntnis zu nehmen gewillt war. Er ha¨tte sich sonst nicht dem Irrtum hingeben ko¨nnen, als sei ich bereit, die Revisionsarbeit weiter in s e i n e m Sinne zu vollziehen. c) Im Verlaufe der Entwicklung kam es zu der Verhandlung vor der Kirchenkonferenz in Spandau im Ma¨rz 1953. Nachdem Herr Prof. Strathmann ausfu¨hrlich seine Sicht der Dinge vorgetragen hatte und ich selbst in der Debatte meine abweichende Meinung geltend gemacht hatte, kam es zu einer allgemeinen Aussprache, bei der nach beiden Seiten hin Meinungen gea¨ußert wurden. Mehr konnte in dieser Versammlung wohl nicht geschehen. Wenn aber Herr Prof. Strathmann die Tatsache, daß diese Versammlung und ebenso der Rat am Tage darauf in keinem einzelnen Punkt die Entscheidung der Kommissions-Mehrheit beanstandet hat, als

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einen Freibrief fu¨r die Weiterfu¨hrung der Arbeit in seinem Sinne wertete, so ist das abwegig. Es konnte weder die Aufgabe der Kirchenkonferenz noch des Rates sein, Einzelentscheidungen zu u¨berpru¨fen. Wu¨nschenswert war, daß der Rat sich daru¨ber schlu¨ssig wurde, auf welcher Seite ku¨nftig der Akzent der Arbeit gelegt werden sollte. Der Rat hat das zuna¨chst nicht getan, sondern die Fortfu¨hrung der Arbeit mit dem Ziel mo¨glichst einheitlicher Meinungsbildung gewu¨nscht, was nur verstanden werden konnte im Sinne einer anzustrebenden mittleren Linie. d) Aus dieser Stellung des Rates hat der Herr Vorsitzende der Kommission die Erma¨chtigung gefolgert, seine Tendenz nicht nur fortzufu¨hren, sondern zu verscha¨rfen. Die Situation der Tagung in Schwa¨bisch-Hall (Oktober 1953) war infolgedessen durch eine fu¨hlbare Versteifung gekennzeichnet. Herr Prof. Strathmann fu¨hrt diese Versteifung zuru¨ck auf kirchenpolitische Einmischungen, die mich zu einer Verfestigung meiner Stellungnahme veranlaßt haben sollen. Indes: wenn trotz meiner sachlichen Einspru¨che vom Vorsitzenden die Situation immer wieder so dargestellt wurde, als ha¨tte ich die Arbeitsmethoden und Tendenzen des Vorsitzenden und der Kommissionsmehrheit akzeptiert, so blieb mir in Schwa¨bisch Hall gar nichts anderes u¨brig, als auch meinerseits deutlicher zu reden. Es ist nicht no¨tig, zur Erkla¨rung dieses Tatbestandes die Kirchenpolitik zu bemu¨hen. Interessant ist in diesem Zusammenhange, daß gerade das reformierte Mitglied der Kommission ein besonderes Versta¨ndnis fu¨r die von mir gewu¨nschte schonende Behandlung der Luther-Sprache zeigte. Man wird es allerdings den bewußt lutherischen Kirchen nicht veru¨beln ko¨nnen, wenn sie dem, was mit ihrem kanonischen Buche geschieht, ihre besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Das hat mit Kirchenpolitik nichts zu tun. II. Zum Sachlichen Eine Revisionsarbeit setzt sich aus einer Fu¨lle von Einzelentscheidungen zusammen. Dabei geht es oft um Ermessensfragen, die nach der einen oder anderen Seite hin gelo¨st werden ko¨nnen. Maßgeblich fu¨r den Charakter des Ganzen ist die Intention, nach der die Arbeit ausgerichtet ist. Ich beschra¨nke mich deshalb im folgenden hinsichtlich der Beispiele und richte den Blick auf das Grundsa¨tzliche. a) Die „Grundsa¨tze zur Bibelrevision“ von 1928188, nach denen das jetzt abzuschliessende Revisionswerk bisher getan worden war, sind in ihrer 188 EZA Berlin, 1/430.

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Zielrichtung deutlich. Sie wollen, wie sie im einleitenden Satze (Punkt 1) sagen, die Lutherbibel erhalten als lebendigen Ausdruck des reformatorischen Evangeliums in deutscher Sprache und als Einheitsband der deutschen evangelischen Christenheit. Die Vokabel „lebendig“ will dabei besagen, daß eine sprachliche Weiterbildung berechtigt und notwendig ist. Der Grad dieser Weiterbildung wird in den folgenden Sa¨tzen (Punkt 2–8) im Einzelnen abgegrenzt. Ein gewisser Spielraum fu¨r Ermessensentscheidungen bleibt natu¨rlich offen, aber die Grundlinie ist klar festgelegt. Von dieser Grundlinie entfernte sich die Revisionsarbeit unter Leitung von Herrn Prof. Strathmann in steigendem Maße. Seine Denkschrift selbst la¨ßt das klar erkennen. Es sei an den einzelnen Punkten der Grundsa¨tze aufgezeigt. b) „Der Durchsicht soll zugrunde liegen das bisherige gesamte seit 1883 durchgefu¨hrte Revisionswerk unter besonderer Beru¨cksichtigung der Revision von 1892 und unter sta¨rkerem Anschluß an den Text von 1545.“ (Punkt 2). Von dem letzten Passus dieses Satzes hat sich die jetzige Kommission bewußt entfernt. Bei der Arbeit am Markus-Evangelium war ich das einzige Mitglied, das Luthers Text in der Weimarer Ausgabe regelma¨ssig beizog. Der Herr Vorsitzende zog stattdessen moderne deutsche und ausla¨ndische U¨bersetzungen zu Rate und suchte den Revisionstext ihnen anzupassen. Allerdings spielte eine neue Version bei seinen U¨berlegungen u¨berhaupt keine Rolle: das war das Lutherische Lektionar. Daß ich in meinen Vorschla¨gen zum Mattha¨us-Evangelium mit Punkt 2 der Richtlinien ernst gemacht habe und an einer Anzahl von Stellen einen sta¨rkeren Anschluß an die Fassung von 1545 vorschlug, wird mir zum besonderen Vorwurf gemacht. c) „Fu¨r das Neue Testament ist der Text von Nestle .|.|. zugrundezulegen. Von der Nachbildung der zahllosen Kleinvarianten (Artikel usw.) ist im weitesten Sinne abzusehen, entsprechend der von Luther geu¨bten Freiheit in der Wiedergabe des Originals!“ (Punkt 3). Hier trat die Differenz dauernd zutage. Die Arbeitsweise des Herrn Vorsitzenden bemu¨hte sich gerade bei diesen Kleinvarianten, bei denen die Artikel eine besondere Rolle spielten, um a¨ußerste Genauigkeit. Dabei zeigte sich das respektable Bemu¨hen des exegetischen Fachmannes um Akribie. Infolgedessen kam es bei einer Fu¨lle von Stellen zu Neufassungen, die u¨ber den Grad der bisherigen Revision herausgingen. Die Revisionsgrundsa¨tze waren in diesem Punkte jedenfalls anderer Ansicht. Sie gaben der von Luther geu¨bten „Freiheit in der Wiedergabe des Originals“ Raum. Eine U¨bersetzung kann und soll nicht alles ausscho¨pfen, sondern ist auf die Auslegung angewiesen, die durch das gepredigte Wort geschieht. Eigenartig ist – um einmal auf eine Einzelheit einzugehen – daß der

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Herr Vorsitzende mich gerade wegen einer Stelle tadelt, an der ich den Urtext sta¨rker betonte. Zu Matth. 1,1 gab ich zu erwa¨gen, daß zu Luthers U¨bersetzung „Buch von der Geburt Jesu Christi“ zuru¨ckzukehren sei. 1938 hatte gea¨ndert in „Geschichte“. Luther hat hier keinen U¨bersetzungsfehler begangen. „biblos geneseos“ im Anklang an Gen. 5,1 sefer toledoˆt bezieht sich wohl auf den anschließenden Stammbaum und heißt „Buch der Geburt“ oder „Entstehung“. Die U¨bersetzung „Buch der Geschichte“ ist eine Erleichterung des Sinnes, die man in Erwa¨gung ziehen kann. Genauer ist sie jedenfalls nicht. d) „Offenbare, den Sinn wesentlich alterierende Unrichtigkeiten der lutherischen U¨bersetzung sind zu berichtigen. An Luthers philologischer Auffassung des Urtextes ist festzuhalten, wo sie heute noch wissenschaftlich vertretbar ist.“ (Punkt 4). Dieser Satz entha¨lt die weise Regel, daß nur wesentlich sto¨rende Unrichtigkeiten zu verbessern sind. Gewiß ist auch hier ein Spielraum gegeben fu¨r das, was man als wesentlich ansieht. Aber es du¨rfte nicht im Sinne dieses Grundsatzes sein, wenn A¨nderungen vorgenommen werden wie die folgenden: Mark. 1,6: Luther: „Johannes war bekleidet mit Kamelhaaren“ – jetzt: „Johannes hatte ein Kleid von Kamelhaaren“. Mark. 5,4: Luther: „die Ketten zerrissen“ – jetzt: „die Ketten abgerissen“, Mark. 4,38 Luther: „Er schlief auf einem Kissen“ – jetzt: „Er schlief auf dem Kissen“. Die Verhandlungen u¨ber A¨nderungen dieser Art raubten in Schwa¨bisch-Hall viel Zeit. e) „Luthers freie Umdeutschung ist als ein unvera¨ußerliches Luthererbe zu bewahren. Auch etwaige Neuu¨bersetzungen haben in diesem Geist zu geschehen. Der Ru¨ckschritt zur wo¨rtlichen Wiedergabe soll vermieden werden.“ (Punkt 5). Es ging der Kommission im wesentlichen im die wo¨rtliche Wiedergabe. Na¨heres ist dazu schon unter c und d gesagt. Das Bemu¨hen des Herrn Vorsitzenden um Genauigkeit veranlaßte ihn zu Vorschla¨gen, die nicht nur Luther, sondern sogar den Urtext verbessern wollten. Gleich zu Beginn der Arbeit in Hann.-Mu¨nden kam es zu einer langen Debatte, als der Herr Vorsitzende an den Stellen Joh. 1,5. 10. 11 das „und“ (griech. kai) in „aber“ vera¨ndern wollte, um die Antithese zu kennzeichnen (.|.|., aber die Finsternis hat’s nicht begriffen). Wer ein wenig Gefu¨hl fu¨r den meditativen Stil des Johannesprologes hat, wird das „und“ hier ebensowenig missen wollen wie an der ganz andersartigen Stelle Matth. 23,27: „.|.|. – und ihr habt nicht gewollt!“ f) „Veraltete Wo¨rter, Wortformen, Wendungen und Satzgebilde, deren Sinn fu¨r die Gemeinde mißversta¨ndlich oder nicht mehr versta¨ndlich ist,

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sowie sonstige schwere Archaismen sind zu beseitigen. Der Ersatz ist mo¨glichst aus Luthers Sprache zu wa¨hlen.“ (Punkt 6). In dieser Sache sah ich mich immer wieder geno¨tigt, meinen Widerspruch gegen die Entscheidungen der Kommissionsmehrheit anzumelden. Diese beschra¨nkte sich keineswegs darauf, schwere Archaismen und unversta¨ndliche Wendungen auszumerzen. Sie hatte vielmehr die Tendenz, alles, was dem heutigen Sprachgebrauch nicht entspricht, zu beseitigen, auch wenn es durchaus versta¨ndlich ist. Bereits gegen die Fassung von 1949 war eingewendet worden, daß sie gegenu¨ber 1938 in diesem Punkte das Maß der Richtlinien u¨berschritt. Die neue Revisionsarbeit ging daru¨ber noch hinaus. Das bedeutet in vielen Fa¨llen die Preisgabe der charakteristischen Diktion Luthers, die ein maßgeblicher Zug seiner U¨bersetzung ist. Der Text bekommt einen anderen Klang und Stil, wenn man etwa folgendermaßen a¨ndert: Mark. 1,7 Luther: „Es kommt einer nach mir, der ist sta¨rker denn ich, dem ich nicht genug bin, daß ich .|.|.“ – jetzt: „Nach mir kommt einer, der sta¨rker ist als ich, und ich bin nicht wu¨rdig genug, .|.|.“ Einer besonderen Aufmerksamkeit bedarf in diesem Zusammenhange die von Herrn Prof. Strathmann ausfu¨hrlich behandelte Frage der Wortstellung. Mit einigem Erstaunen wird man aus seiner Denkschrift entnehmen, daß Luther bei seiner Bibelu¨bersetzung in sklavischer Anlehnung an die Wortfolge des Urtextes – gemauschelt habe, wa¨hrend er bei eigener Konzeption die Wortfolge des heutigen deutschen Sprachgebrauchs anwende. Es genu¨gt, dazu an den „Kleinen Katechismus“ zu erinnern. Luther sagt im 2. Artikel nicht: „damit ich sein eigen wa¨re und in seinem Reiche unter ihm lebte und ihm in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit diente, gleich wie er vom Tode auferstanden ist und in Ewigkeit lebt und regiert.“ – Bei der 4. Bitte sagt Luther nicht: „sondern .|.|. daß er uns unser ta¨gliches Brot erkennen und mit Danksagung empfangen lasse“. Es ist u¨berhaupt eine Frage, ob die im heutigen Normaldeutsch u¨bliche Stellung des Verbs und Hilfszeitworts am Schluß des Nebensatzes erfreulich ist. Die volkstu¨mliche Sprache kennt sie la¨ngst nicht in dem Maße wie das Schuldeutsch. Ein schlichter Mensch erza¨hlt auch heute noch in folgender Weise: „Das Auto, das ich hab gesehen am Straßenrand liegen .|.|.“, wa¨hrend es im Schulaufsatz heißen mu¨ßte: „Das Auto, das ich am Straßenrand liegen sah .|.|.“ Luthers Sprache steht in diesem und in anderen Punkten dem Volkstu¨mlichen na¨her als dem Schriftdeutsch. Deshalb konnte er auch, ohne „schlechtes Deutsch“ zu reden, sich gegebenenfalls in der Wortstellung an den Urtext anlehnen. Soll man das a¨ndern? Wer ein wenig Sinn fu¨r den Rhythmus und die Melodie der Sprache hat, wird sich klar daru¨ber sein, daß ein Eingriff in die Wortstellung eines Satzes eine schwerwiegende A¨nderung zwar nicht fu¨r den Sinn, wohl aber fu¨r Klang und Gesamttenor der Sprache bedeutet.

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g) Die Punkte 7 und 8 der Grundsa¨tze von 1928, die Ru¨cksichtnahme auf Rhythmus und Wohlklang sowie pflegliche Behandlung der Kernstellen fordern, sind gelegentlich beachtet worden, wenn auch kaum in dem Umfange, wie die Richtlinien das beabsichtigten. h) Statt der Revisionsgrundsa¨tze, die die Kommission bewußt oder stillschweigend beiseite setzte, traten andere Intentionen in den Vordergrund, die Herr Prof. Strathmann in seiner Denkschrift ausfu¨hrlich darlegt. Es handelt sich im wesentlichen um zwei beherrschende Prinzipien: 1. Genaueste Wiedergabe des Urtextes nach Nestle, 2. Angleichung des Sprachcharakters an die heutige Umgangssprache. Die Durchfu¨hrung dieser Prinzipien anstelle der bisher gu¨ltigen Richtlinien fu¨hrte zu dem Versuch eines Neuanfanges der Bibelrevision. Die Entfernung von Luther wurde dabei immer spu¨rbarer. In der Kommission selbst kam einmal die U¨berlegung zum Ausdruck, ob es bei diesen Tendenzen nicht besser sei, ganz von neuem zu u¨bersetzen. An diesem Punkte wird das eigentliche Problem der heute entstandenen Situation sichtbar. III. Was nun? Die Arbeit der unter der Leitung von Herrn Prof. Strathmann stehenden Bibelrevision ist nach zwei Jahren nicht in eine Krisis, sondern an ihr Ende gekommen. Es ist nicht mo¨glich, die ohnehin schon kaum ertra¨gliche Situation von Schwa¨bisch-Hall [sic! ] zu erneuern, in der nicht nur sachlichen, sondern auch perso¨nlichen Verscha¨rfung, die sie durch die Denkschrift „Krisis“ erhalten hat. In der abschliessenden grundsa¨tzlichen Aussprache in Schwa¨bisch-Hall war sich die Kommission daru¨ber klar, daß der dort eingeschlagene Weg nicht weiter gangbar war, wenn nicht die Arbeit noch Jahre beanspruchen sollte. Man einigte sich darauf, der O¨ffentlichkeit diese Kalamita¨t nicht kundzutun, sondern es noch einmal zu versuchen in der von Herrn Prof. Strathmann geschilderten Form der Zweima¨nner-Unterkommissionen. Ich wage nicht zu behaupten, daß die anderen Mitglieder von der Gangbarkeit dieses Weges sehr u¨berzeugt waren. Ich selbst war mir daru¨ber klar, daß dies nur ein letzter verzweifelter Versuch war, die tatsa¨chlich gescheiterte Arbeit noch einmal zu retten. Die Tatsache, daß Herr Prof. Strathmann entgegen der Abrede die Flucht in die O¨ffentlichkeit vollzogen hat, zeigt, daß auch er diese Anschauung teilt. Was soll mit der Bibelrevision nunmehr geschehen? Es gibt zwei Mo¨glichkeiten, zwischen denen die Verantwortlichen Kreise der Kirche entscheiden mu¨ssen. 1.) Es wird eine neue, vorteilhafterweise kleinere Kommission gebildet, die den streng begrenzten Auftrag hat, die Fassung von 1949 hinsicht-

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lich der u¨ber 1938 hinaus gehenden A¨nderungen zu u¨berpru¨fen und zwar unter Beru¨cksichtigung von 1545. Weitergehende A¨nderungen wa¨ren nur in Sonderfa¨llen vorzunehmen und nur dann, wenn unbestrittene Einmu¨tigkeit daru¨ber besteht. Diese Arbeit ko¨nnte in verha¨ltnisma¨ßig kurzer Zeit abgeschlossen werden. Sie bedeutet eine SuperRevision, die den Schlußpunkt zu einer im wesentlichen abgeschlossenen Arbeit bildet. 2.) Die Bibel-Revision wird unter Beru¨cksichtigung der bisherigen Arbeit neu begonnen. Geschieht das in dem Umfange wie in Schwa¨bisch-Hall am Markus-Evangelium, so bedeutet es eine Arbeit von scha¨tzungsweise 6 Jahren. Die Mitarbeiter wa¨ren dafu¨r weitgehend freizustellen. Der Vorsitzende dieser Kommission mu¨ßte eine vermittelnde Linie vertreten. Allerdings muß in diesem Falle die Marschrichtung genau gekennzeichnet werden. Die Richtlinien mu¨ssen neu und exakt formuliert werden. Bei der gescheiterten Arbeit der jetzigen Kommission du¨rfte das Eine positiv zu werten sein, daß die Problemstellung deutlich geworden ist. Es muß ku¨nftig ganz klar sein, was geschehen soll. Will man Luthers U¨bersetzung erhalten und sich auf die unumga¨nglich no¨tigen A¨nderungen beschra¨nken? Oder will man eine neue U¨bersetzung mit einer gewissen sprachlichen Zucht und Zuru¨ckhaltung schaffen nach dem Muster der Revised Standard Version, die ja nicht als U¨berarbeitung der kanonischen King James Bible, sondern als Neuscho¨pfung auszusprechen ist? Oder will man eine Zwischenform finden und wenn ja, in welchem Ausmaß der einzelnen zu beachtenden Motive? In diesen Fragen muß von vornherein Klarheit bestehen, wenn nicht die na¨chste Kommission wieder scheitern soll. Es liegt auf der Hand, daß eine solche Entscheidung schwerwiegende Folgen haben kann und mo¨glicherweise eine Weichenstellung von geschichtlicher Bedeutsamkeit darstellt. Ich selbst wu¨rde einen anderen Weg als den der Richtlinien von 1928 nicht zu verantworten wagen. Zum Schluß eine perso¨nliche Bemerkung. Es tut mir leid, daß ich geno¨tigt war, in so deutlicher Weise zu reden. Ich mo¨chte an dem Respekt vor der Gelehrtenarbeit des Mannes, der mich so scharf angegriffen hat, nichts abgebrochen wissen. Ich bin u¨berzeugt, daß durch eine klare Aussprache auch der Sache, um die es hier geht, der beste Dienst getan ist. Dr. Wolfgang Schanze, OKR

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40E3. Schreiben Dibelius’ an Strathmann. Berlin, 7. Dezember 1953 F: EZA Berlin, 2/5610 (D). Sehr verehrter, lieber Herr Professor! Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland hat sich in seiner letzten Sitzung noch einmal ausfu¨hrlich mit der Arbeit bescha¨ftigt, die die Kommission fu¨r die Revision der Lutherbibel bisher geleistet hat. Es ist dabei von neuem sehr viel aufrichtige Dankbarkeit fu¨r den opferbereiten Einsatz und die verdienstvolle Mu¨hewaltung des Ausschusses zum Ausdruck gekommen. Trotzdem ist der Rat zu der Entscheidung gekommen, daß ein neuer Anfang gemacht werden muß. Der Rat steht unter dem Eindruck, daß bei der bisher geleisteten Arbeit die Grundsa¨tze, die seinerzeit festgelegt und vom Rat besta¨tigt worden sind, trotz aller prinzipiellen U¨bereinstimmung, doch nicht streng genug eingehalten worden sind. Es soll sich um eine Revision der Lutherbibel handeln, nicht um eine neue U¨bersetzung im Anschluß an Luther. Auf den Urtext soll nur zuru¨ckgegriffen werden, wo nach dem heutigen Stand der Wissenschaft Luther von einem nicht mehr vertretbaren Text ausgegangen ist. Es soll aber nicht versucht werden, da, wo Luther den gleichen Text vor sich gehabt hat wie wir, „richtiger“ zu u¨bersetzen als er. Das soll vielmehr den freien U¨bersetzungen u¨berlassen bleiben. Der Rat weiß es wohl zu wu¨rdigen, daß die Entscheidung im einzelnen Fall oft u¨beraus schwierig ist. Aber er ist der Meinung, daß an jenem Grundsatz strenger festgehalten werden muß, als es in der Arbeit des Ausschusses bisher erkennbar geworden ist. Der Rat hat auch nicht die U¨berzeugung gewonnen, daß die neu geplante Methode der Arbeit bald zu befriedigenden Ergebnissen fu¨hren wird. Sodann hat sich gezeigt, daß der Kommission in ihrer gegenwa¨rtigen Zusammensetzung die Einheitlichkeit mangelt, die die Voraussetzung fu¨r eine fruchtbare Arbeit ist. Die vorhandenen sachlichen Gegensa¨tze sind u¨berdies ins Perso¨nliche hinein verscha¨rft worden. Es geht nach Meinung des Rates nicht an, daß der Vorsitzende ein Memorandum verfaßt, in dem er gegen Mitglieder der Kommission Vorwu¨rfe erhebt, dies Memorandum an die kirchliche Presse gibt und es daru¨ber hinaus in das Inland und Ausland verschickt. In diesem Schriftstu¨ck finden sich auch Vorwu¨rfe gegen ein Ratsmitglied, die der Rat als unbegru¨ndet zuru¨ckweisen muß. Der Rat hat daher die Vero¨ffentlichung Ihres Briefes in der kirchlichen Presse soweit verhindert, als ihm das mo¨glich gewesen ist. Entscheidend aber ist fu¨r den Rat die Erwa¨gung gewesen, daß auf gemeinschaftlicher Arbeit an Gottes Wort kein Segen liegen kann, wenn un-

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ter den Beteiligten nicht ein Geist echten Friedens herrscht. Die Zerwu¨rfnisse innerhalb der Kommission haben sich durch viele Monate hindurch gezogen, und der Rat hat nicht die Zuversicht gewinnen ko¨nnen, daß das in Zukunft anders werden wird. Es handelt sich dabei nicht darum, wer Recht und wer Unrecht hat. Ich nehme keinen Anstand, zu sagen, daß ich Ihnen, sehr verehrter Herr Professor, in nicht ganz wenigen Punkten beipflichte. Sondern es geht um den bru¨derlichen Geist, von dem jede gemeinsame Arbeit an der Heiligen Schrift getragen sein muß. Der Rat hat es fu¨r seine Pflicht angesehen, dem hier aufgebrochenen geistlichen Notstand durch einen durchgreifenden Beschluß ein Ende zu machen. Er hat daher die Arbeit der Kommission fu¨r beendet erkla¨rt und seinen Vorsitzenden beauftragt, sich mit den beteiligten Bibelgesellschaften u¨ber einen neuen Ausschuß zu versta¨ndigen, in dem der Ratsvorsitzende selbst den Vorsitz fu¨hren soll. Es ist mir schmerzlich, sehr verehrter Herr Professor, daß ich Ihnen von dieser Entscheidung Mitteilung machen muß. Ich bitte Sie, zu verstehen, daß der Rat geglaubt hat, um seiner geistlichen Verantwortung willen etwas Kla¨rendes und Durchgreifendes tun zu mu¨ssen. Seien Sie versichert, daß das weder an unserer perso¨nlichen Verehrung Ihnen gegenu¨ber noch an unserer Dankbarkeit fu¨r das, was die Kommission in den vergangenen Jahren geleistet hat, irgendetwas a¨ndert. Mit herzlicher Begru¨ßung Ihr aufrichtig ergebener gez. Dibelius

40E4. Schreiben Niemeiers an Niemo¨ller. Hannover, 8. Februar 1955 F: EZA Berlin, 2/2576 (D). Betr. Art. 4 Abs. 3 des Grundgesetzes189. Bezug: Eingabe der Kirchenleitung der Ev. Kirche von Hessen und Nassau vom 28. 9. 53190 Hochverehrter Herr Kirchenpra¨sident! Seit der Eingabe Ihrer Kirchenleitung an den Rat der EKD vom 28. 9. 53 und durch Ihre wiederholt vorgetragene Begru¨ndung immer wieder darauf gestoßen, hat mich die Frage der Formulierung von Art. 4 Abs. 3 des 189 BGBl I 1949, Nr. 1 vom 23. Mai 1949, S. 1–19, S. 1. 190 40C2.

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Bonner Grundgesetzes stark bescha¨ftigt. Fu¨r das von Ihnen vertretene Anliegen fand ich auf der mir zuga¨nglichen Referentenebene des Amtes Blank, auf der ich Ihre auch von mir als richtig erkannte Sache vortragen zu sollen meinte, großes Versta¨ndnis, erhielt aber immer den Bescheid, die Ev. Kirche solle eine bessere Formulierung vorschlagen. Bei meinen Bemu¨hungen um eine solche zog ich die einschla¨gigen Gesetzgebungen anderer La¨nder zu Rate und stellte fest, daß u¨berall in dieser oder jener Weise auf das Gewissen rekurriert wird. Das a u s t r a l i s c h e Wehrpflichtgesetz spricht in diesem Zusammenhang von „Gewissensu¨berzeugungen“; das d a¨ n i s c h e Gesetz trifft Sonderregelungen fu¨r solche, fu¨r die Milita¨rdienst jeder Art oder bestimmter Art „unvereinbar mit ihrem Gewissen“ ist; F i n n l a n d spricht von „ernstlichen Gewissengru¨nden, die auf religio¨ser oder anderer hiermit gleichzusetzender U¨berzeugung beruhen“ und von „Gewissenskonflikten“; die Gesetzgebung von G r o ß b r i t a n n i e n nennt „Gewissensgru¨nde“, desgleichen N e u s e e l a n d ; die N i e d e r l a n d e treffen ihre Regelung „fu¨r denjenigen, der auf Grund seiner U¨berzeugung nicht imstande ist, auch wenn dies auf ho¨heren Befehl geschieht, einen Mitmenschen zu to¨ten, und der Gewissensvorbehalte gegen Milita¨rdienst hat“; N o r w e g e n erkennt Erkla¨rungen und Zeugnisse an, „die die Annahme begru¨ndet erscheinen lassen, daß es gegen seine (des Gesuchstellers) ernsthafte U¨berzeugung spricht, Milita¨rdienst jedweder Art zu leisten“; S c h w e d e n trifft Regelungen fu¨r solche „Wehrpflichtigen, welche der Gebrauch von Waffen gegen andere in tiefe Gewissenkonflikte bringen wu¨rde.“– Dieser unisono vollzogene Rekurs auf das Gewissen scheint mir seinen guten Grund darin zu haben, daß das Recht der Kriegsdienstverweigerung auf eine Instanz gegru¨ndet werden muß, die auch der religio¨s neutrale, sa¨kulare Staat anerkennen kann und muß. Als dieses Gegenu¨ber du¨rfte er allein das Gewissen gelten lassen ko¨nnen, das aller Judiziabilita¨t entzogen ist und entzogen bleiben muß. Es erscheint mir deshalb fraglich, ob es ratsam ist, das Gewissen aus der grundgesetzlichen Formulierung zu streichen. Um trotzdem Ihr Anliegen zum Tragen zu bringen, ka¨me es vielmehr darauf an, in den Ausfu¨hrungbestimmungen zu Art. 4 Abs. 3 GG deutlich herauszustellen, daß der Staat sich hier nicht zum Herrn oder Richter des Gewissens aufwirft, sondern sich an das ha¨lt, was judiziabel ist: an die Haltung und Einstellung, in der eine gewissensma¨ßig gefa¨llte Entscheidung ihren Ausdruck findet, sei es, daß sie ihn bereits gefunden hat, sei es, daß sie ihn noch finden wird und muß. Deshalb mu¨ßte um der Aktualita¨t der Entscheidung des an Gottes Wort gebundenen Gewissens des evangelischen Christen willen die Mo¨glichkeit vorgesehen werden, a) daß die Haltung und Einstellung schon b e w i e s e n w o r d e n i s t (durch Zugeho¨rigkeit zu einer den Wehrdienst verweigernden Grup-

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pe, durch entsprechende fru¨her bei amtlichen Stellen der Kirche oder des Staates zu Protokoll gegebenen Erkla¨rungen, durch entsprechende Lebensfu¨hrung, Meinungsa¨ußerung usw. fu¨r die Bu¨rgschaften beizubringen wa¨ren), b) daß die Haltung und Einstellung bewiesen werden kann (etwa durch befristeten Einsatz in besonders gefa¨hrlichem Zivildienst o. a¨.). Interessant ist in diesem Zusammenhang eine vor einigen Monaten im epd erschienene Nachricht, derzufolge ein im 2. Weltkrieg und im Koreakrieg bewa¨hrter und dekorierter britischer Soldat auf Grund einer „Bekehrung“ zum Kriegsdienstverweigerer wurde. Der Staat pru¨fte seine Haltung – nicht sein Gewissen! – dadurch nach, daß er ihn fu¨r drei Monate ins Gefa¨ngnis sperrte und ihn nach dieser Bewa¨hrungsprobe in die Rolle der conscientions objectors aufnahm. Der Mann selbst, nicht der Staat, hatte die Echtheit und Gegru¨ndetheit seiner Gewissensentscheidung zu beweisen und bewiesen. Zusammenfassend will es mir geboten erscheinen, vonseiten der Kirche weniger auf eine A¨nderung des Wortlauts von Art. 4 Abs. 3 zu dringen, da wir kaum einen Begriff finden du¨rften, der wie der des Gewissens unjudiziabel ist und auch von einem sa¨kularen Staat anerkannt werden kann und muß, stattdessen aber auf die Ausfu¨hrungsbestimmungen maßgeblich Einfluß zu nehmen zu versuchen, damit einmal auch der leiseste Anschein vermieden wird, daß der Staat das Recht habe, u¨ber das Gewissen und seine Entscheidungen zu befinden, und zum anderen das Anliegen und Recht der aktualen und aktuellen Gewissensentscheidung unverku¨rzt zur Geltung kommen. Freilich wu¨rde das ein Abweichen von der vom Rat der EKD bisher befolgten Linie bedeuten, daß es nicht Aufgabe der Kirche sei, Gesetzesformulierungen vorzuschlagen; an dieser Stelle mu¨ßten jedoch sehr konkrete Vorschla¨ge ausgearbeitet werden, da außer der evangelischen Kirche kaum eine andere Stelle hier mit gleicher Leidenschaft beteiligt ist. Ich meinte, Ihnen das Ergebnis meines Nachdenkens u¨ber diese ebenso schwierigen wie wichtigen Fragen einmal vortragen zu du¨rfen und zu sollen, um sowohl fu¨r die Aufgaben meines Referates wie fu¨r mich perso¨nlich Ihre Belehrung erbitten zu ko¨nnen und dadurch gro¨ßere Klarheit zu gewinnen, die es mir ermo¨glicht, die von Ihnen entwickelten und m. E. unaufgebbaren Erkenntnisse mit dem notwendigen Nachdruck auf der Ebene der Kleinen gegenu¨ber der Bonner Dienststelle vertreten zu ko¨nnen. Mit ehrerbietigsten Gru¨ßen Ihr sehr ergebener

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40E5. Schreiben Niemo¨llers an Niemeier. Darmstadt, 31. Ma¨rz 1955 F: EZA Berlin, 2/2576 (O). Betr.: Art. 4 Abs. 3 des Grundgesetzes191. Sehr verehrter, lieber Bruder Niemeier! Sie mu¨ssen schon entschuldigen, dass ich Ihr Schreiben vom 8. Februar 1955 – Nr. 407.III.192 – noch nicht beantwortet habe. In der Zwischenzeit ist auf dem Felde der Kriegsdienstverweigerung eine Menge losgewesen; u. a. habe ich auch an einem Gespra¨ch teilgenommen, an dem von seiten des Amtes Blank Herr Dr. Barth, Graf Baudissin und Herr Dr. Flor teilnahmen. Leider hat dieses Gespra¨ch nicht sehr viel weiter gefu¨hrt. Mir geht es bei der ganzen Formulierung von Art. 4 Abs. 3 darum, dass jeder evangelische Christ diesen Artikel dahin verstehen muss, dass hier durch das Bonner Grundgesetz s e i n Gewissen geschu¨tzt werde. Das ist eindeutig nicht der Fall; denn Bonn ist keineswegs gewillt, etwa die lutherische Formulierung: wonach ein Christ an einem ungerechten Krieg nicht teilnehmen darf um des Gewissens willen, irgendwie anzuerkennen. In dem vorhin erwa¨hnten Gespra¨ch ist das auch sehr deutlich zum Ausdruck gekommen und die Herren vom Amte Blank haben sich darauf zuru¨ckgezogen, dass man unter Gewissen selbstversta¨ndlich nur das verstehe, was der Staat darunter verstanden haben will, na¨mlich eine irgendwie geartete g r u n d s a¨ t z l i c h e Haltung. Was in anderen Staaten hier rechtens ist, steht nicht zur Debatte und ist auch kein Streitpunkt. Ich bin durchaus damit einverstanden, dass der Staat den Art. 4 Abs. 3 aba¨ndert, wenn er eine Wehrmacht haben will. Aber dieser Artikel mu¨sste dann neu formuliert werden und etwa in der Weise: „Auf Grund von Gewissensbedenken kann ein Staatsbu¨rger von der allgemeinen Wehrpflicht befreit werden. Das Na¨here bestimmt ein Bundesgesetz.“ Dann ha¨tten wir die Sache absolut klar: der Staat bestimmt, wie weit er Gewissensbedenken anerkennen will und wie weit er diese Gewissensbedenken nicht gelten lassen will. In der gegenwa¨rtigen Fassung des Grundgesetzes aber haben alle Staatsbu¨rger das gleiche Recht fu¨r den Schutz ihres Gewissens in dem ins Auge gefassten Fall. D. h. mein evangelisches Gewissen darf nicht schlechter gestellt werden als ein katho191 BGBl I 1949, Nr. 1 vom 23. Mai 1949, S. 1–19, S. 1. 192 40E4.

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lisches; und ein christliches Gewissen darf nicht besser gestellt werden als ein sa¨kulares. Das ist der eigentliche Punkt, um den sich alles dreht; und die Herren in Bonn winden sich nach allen Himmelsrichtungen, eine Klarstellung im Grundgesetz vorzunehmen. Und an dieser Stelle wird der Kampf entbrennen; und ich habe den Herren in Bonn keinen Zweifel daru¨ber gelassen, dass ich bei einer unvera¨nderten Formulierung des Grundgesetzes diesen Kampf aufnehmen werde. Infolgedessen kann ich mich nicht dazu verstehen, die Sache nebenbei durch Ausfu¨hrungsbestimmungen abzutun. Der Staat mag so eng in der Auslegung sein, wie er will. Aber er darf nicht behaupten, dass er das Gewissen schu¨tze, wenn er bestimmte Gewissenshaltungen, die nach evangelischer U¨berzeugung echte Gewissenshaltungen sind oder sein ko¨nnen, ausschliesst und trotzdem behauptet, dass er das Gewissen schu¨tze und dass „niemand gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden“ du¨rfe. Es wa¨re mir lieb, wir ko¨nnten u¨ber diese Sache noch einmal sprechen, zumal ich ja nicht in dem Ausschuss bin, den der Rat fu¨r diese Aufgabe bestimmt hat. Ich bin aber an der Sache interessiert, und zwar leidenschaftlich interessiert, sodass ich mich auch durch ein mangelndes Mandat nicht zuru¨ckhalten lassen werde. Mit freundlichen Brudergru¨ssen bin ich Ihr sehr ergebener D. Niemo¨ller [m. p. ]

40E6. Schreiben des Vorsitzenden des Jerusalemvereins an die Leitungen der Gliedkirchen der EKD. Berlin, 12. September 1952 F: EZA Berlin, 6/1732 (H). Unter Bezugnahme auf den Vortrag von Propst D. Doering – Jerusalem bei der Tagung der Kirchenkonferenz in Berlin am 7. August d. Js.193 und im Einvernehmen mit dem Kirchlichen Außenamt bitten wir um Unterstu¨tzung seitens der leitenden Kirchenbeho¨rden in folgender Angelegenheit. Der Jerusalemverein sucht fu¨r seine arabischen Gemeinden um Bethlehem und in Jerusalem einen Seelsorger und Leiter, der fu¨r die geistliche Urteilsbildung in den Gemeinden Hilfe zu leisten vermag und um die Bedeutung und den missionarischen Auftrag einer evangelischen Gemeinde 193 D. Po¨pping/A. Silomon, Protokolle 6, S. 394.

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lutherischer Pra¨gung weiß. Es wird von ihm erwartet, daß er bereit und imstande ist, sich mit Land und Leuten von Grund aus [sic! ] vertraut zu machen und sich die erforderlichen Sprachkenntnisse, soweit er sie nicht schon besitzt, in nicht zu langer Zeit anzueignen. Er sollte also nicht nur sprachbegabt sein, sondern mo¨glichst von vornherein u¨berdurchschnittliche Kenntnisse im Hebra¨ischen (Arabischen) und tunlichst auch im Englischen mitbringen. Da ihm neben der Aufsicht u¨ber unsere arabischen Schulen und deren Lehrer besonders die theologische Fo¨rderung und geistliche Betreuung unserer arabischen Pastoren obliegen soll, sollte es ein Mann von akademischem Niveau und einer gewissen Fu¨hrungsgabe sein. Zur Vertiefung in eigene wissenschaftliche Arbeit wird ihm Raum genug bleiben. Bereitschaft dazu und Versta¨ndnis fu¨r die Probleme der Altertumsforschung sind erwu¨nscht, da uns bei der engen Verbundenheit mit dem Deutschen Pala¨stina-Institut an einer Mitbetreuung der deutschen wissenschaftlichen Forschungsarbeit im Heiligen Lande gelegen ist und eine Beta¨tigung auf diesem Gebiete auch der geistigen und geistlichen Fo¨rderung der einzelnen arabischen Mitarbeiter zu Gute kommen wird. Die Arbeit erfordert enge Fu¨hlungnahme mit den anderen deutschen Missionswerken draußen, besonders mit der Kaiserswerther Erziehungsarbeit, mit der Arbeit des Syrischen Waisenhauses, auch mit englischen Missionswerken. Sollte ein Geistlicher mit Familie in Frage kommen, so wa¨re zu bedenken, daß deutsche Schulen in Jordanien nicht vorhanden sind und die Kinder, von den untersten Klassen abgesehen, nur auf eine englische Schule geschickt werden ko¨nnten. Die Aussendung nach Jordanien soll so bald wie mo¨glich erfolgen. Eine Pfarrwohnung steht in Bethlehem zur Verfu¨gung. Wir wa¨ren herzlich dankbar, wenn uns Theologen, die fu¨r den Posten in Frage kommen, namhaft gemacht und uns vom Werdegang und der Perso¨nlichkeit der Betreffenden, geeignetenfalls unter Beifu¨gung der Personalakten, ein Bild gegeben werden ko¨nnte. Der Vorsitzende D. Dr. Karnatz

40E7. Vortrag Weigelts vor dem Rat der EKD. Hannover, 3. Dezember 1953 F: EZA Berlin, 4/756 (D). U¨ber Seelsorge am jungen Studenten im heutigen Westdeutschland zu reden, heißt zuna¨chst bekennen, daß unsere offiziell angesetzten Beicht-

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gelegenheiten weitgehend nicht beansprucht werden, dann aber sogleich hinzuzufu¨gen, daß das seelsorgerliche Handeln ja viel umfangreicher ist als das, was in Sprechstunden zu geschehen pflegt. (1) Die allgemeine geistige und geistliche Lage, in der die Studenten aufwachsen, ist bei der Seelsorge als Na¨hr- oder Faulboden in Betracht zu ziehen und soll als Erstes umrissen werden; (2) sodann sollen ein paar Bemerkungen u¨ber die Problematik der Seelsorge im Allgemeinen gemacht werden, die dazu u¨berleiten, (3) die Hauptbrennpunkte seelsorgerlicher No¨te, soweit sie bei der gegenwa¨rtigen studentischen Generation hervortreten, aufzuzeigen. Ein Tatbestand ist fu¨r die Geisteshaltung unserer jungen Generation kennzeichnend, ob es sich nun um die Kriegsgeneration handelt oder um die Jugend, die jetzt von den Schulba¨nken kommt: Es gibt keine Ideologien mehr. In dem harten Erleben des Krieges und der Nachkriegszeit sind neben der Illusion vom guten Menschen und der von der harmonischen Welt wie von der mo¨glicherweise vollkommen herzustellenden Gerechtigkeit auf Erden auch viele falsche religio¨se Vorstellungen zerbrochen und heruntergefallen wie ein unangemessenes Gewand. Daru¨ber hinaus ging aber auch viel echtes christliches Glaubensgut verloren. Das Erlebnis des a¨ußeren Zusammenbruches des Vaterlandes und der NS-Weltanschauung, die Ru¨ckkehr in die zertru¨mmerte Heimat, manchmal noch das untilgbare Erlebnis einer jahrelangen Kriegsgefangenschaft ließ die junge Generation die totale Infragestellung alles Vorfindlichen erfahren. Aus dieser so bitter erlebten Bru¨chigkeit auf allen Gebieten ergab sich jene allgemeine Unsicherheit und tiefe Heimatlosigkeit, die unsere Jugend heute weitgehend kennzeichnet. Sie vermochte weder von dem erstaunlichen Aufbauwillen, der sich in Westdeutschland bald bemerkbar machte, noch durch die mancherlei Werke moderner Literatur, die aus dem aufgewu¨hlten Grund wie Pilze emporschossen, aus der Welt geschafft zu werden. Im Gegenteil: all’ die Hemingways, Sartres, Mailers, Remarques, ja auch die Greenes mit ihrem oftmals geradezu lustvollem Wu¨hlen im Halt- und Grundlosen konnten keineswegs neue geistige Heimat geben. Das hatte eine doppelte Folge: auf geistigem Gebiet machte sich eine tiefe Ratlosigkeit und Gleichgu¨ltigkeit breit. Besonders in religio¨sen Schu¨lerwochen und Abituriententagen, die ich in verschiedenen Sta¨dten Bayerns zu halten hatte, fiel mir als das hervorstechenste Kennzeichen fu¨r die geistige Verfassung der a¨lteren Oberschu¨ler, die jetzt zur Universita¨t kommen, auf: sie hatten nichts, was sie liebten, noch was sie haßten; nichts, was sie verteidigten, noch was sie beka¨mpften; sie wollten das Klassenziel erreichen, ihr Abitur machen. Hier ging mir zum ersten Mal auf, daß eine neue Generation angetreten war, die an wesentlichen Punkten sich von der Kriegsgeneration unterschied. Die dem Tode gegenu¨ber

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gelegen hatten, denen dabei viele falsche Go¨tzen zerbrochen waren, denen waren gleichzeitig vielfach die letzten perso¨nlichen Fragen aufgebrochen. Hierauf mußten sie Antwort haben um jeden Preis. Sie waren Existenzialisten im echten Sinne. Bei dieser Generation konnte es noch passieren, daß ein Naturwissenschaftler zu mir kam: Erste Frage: Sind Sie der Studentenpfarrer? – Zweite Frage: Welches ist der Weg zu Gott? – Das ist bei der heutigen Generation fast undenkbar. Hier sucht der junge Mensch mo¨glichst allen Entscheidungen – besonders aber den letzten – auszuweichen. Er la¨ßt sich gerne die bunten Ba¨lle der verschiedenen Mo¨glichkeiten, die ja in Westdeutschland in zersplitterndem U¨bermaß vorhanden sind, vorspielen; er jongliert mit ihnen, um sich – wo es ernst zu werden droht – schleunigst in eine neutrale Zone, in sein Privatzimmer, seine Verbindung, einen unterhaltsamen Film zu flu¨chten. Er ist nicht mehr Existenzialist; er ist ein leichter Spieler. Dennoch kann auch hier vom Christentum geredet werden, von Christus aber selten bis nie. Es wird sich dabei allenfalls um einige amputierte Glieder handeln, die von ihm herstammen sollen, um christliche Prinzipien, die heute praktisch nicht mehr auf dem Grunde wurzeln, dem sie entstammen, um alte Reliquien, die zu standesgema¨ßer Reputation notfalls vorgezeigt werden ko¨nnen. Bestenfalls wird dieses Christentum dazu herangezogen werden, einen philosophischen Lebensu¨berbau zu liefern, in dem sich widrige Erlebnisse, eigenes Versagen, schmerzvolle Erlebnisse wenigstens gedanklich einigermaßen unterbringen lassen. Selten aber wird es sich um die Nachfolge Jesu Christi handeln, um ein Mitleben, in ihm Heimat und Halt haben oder gar darum, ihm missionarisch zu verku¨ndigen. Deshalb ist die junge Generation von heute auch ohne festes Lebensziel. Sie hat keine Grundlagen und keinen Maßstab fu¨r notwendige Entscheidungen. Ihr Tag bleibt unklar und unsicher. Im tiefsten Grunde fu¨hlt sie sich verlassen. Dieser Heimatlosigkeit auf geistigem Gebiet entspricht die Haltlosigkeit auf sittlichem Gebiet. Wegen der Fu¨lle des fast ta¨glich Erfahrenen und Geho¨rten, sowie der nachfolgenden Ausfu¨hrungen u¨ber die seelsorgerlichen No¨te auf diesem Gebiet eru¨brigen sich hier alle Weisungen. Nur eins: unsere junge Generation, die das Laissez faire, laissez aller weitgehend praktiziert, wird durch einen ausgesprochenen Sexual-Kapitalismus, der damit sein schmutziges Gescha¨ft treibt, in ihren Leidenschaften nur noch angestachelt und weitergestoßen. Solche Schatten, die von der Vergangenheit her u¨ber unserer Jugend liegen, versucht man vielerorts dadurch ku¨nstlich auszutilgen, daß man die Periode ju¨ngst vergangener Geschichte auszuklammern oder Gespra¨che bewußt zu umgehen trachtet. Man ist sich dabei nicht bewußt, daß man Geschichte nicht streichen kann und daß man uns Deutschen einen schlechten Dienst tut, wenn man diese uns notwendigen wesentlichen

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Kenntnisse zu annullieren versucht, um zuletzt doch zu erfahren – wie wir es in Ost und West selbst bei Kindern im Konfirmandenalter heute noch feststellen ko¨nnen –, daß diese dunklen Schatten auch durch die Kunst des Vergessens nicht zu tilgen sind. Neben dieser Belastung aus der Vergangenheit steht die Bedrohung durch die Zukunft, die sta¨ndige, auch von der Jugend empfundene Angst, in eine neue ungleich gro¨ßere Katastrophe hinein gerissen zu werden. Auf eine Rundfrage bei Studenten der Universita¨t Tu¨bingen, mit welchem Grundgefu¨hl sie dem Leben gegenu¨berstu¨nden, haben u¨ber 60 % der Studierenden geantwortet: mit Angst! –, um dann im Einzelnen Krieg, Existenzverlust, Anwendung der Atombombe als das sie Bedrohende zu nennen. (Man lebt nur noch dem Augenblick. Es gibt wenig weitschauende Planungen.) und das Mißlingen fast aller Verhandlungen, die zu einem echten Wandel in der Weltlage fu¨hren sollten, liefert diesem Angstgefu¨hl sta¨ndig neue Nahrung. Was bedeutet das aber fu¨r eine Jugend, gar noch die studierende Jugend, die immer Inbegriff allen hoffnungsvollen Vorwa¨rtsstu¨rmens in die Zukunft ward? Unsicherheit, La¨hmung und vielfach Resignation. Man lebt nur den Augenblick, es gibt wenig weitschauende Planungen. Daraus resultiert dann auch der auf verschiedensten Gebieten der O¨ffentlichkeitsarbeit so la¨hmende Ohne-mich-Standpunkt. Bei Dingen, die eine Entscheidung fordern, kreuzt man einfach nicht mehr auf. Wir wollen uns gerne bedienen lassen, aber wenn’s ans Dienen geht .|.|. ohne mich! Bei der Studentenschaft ko¨nnen die scho¨nsten Ferienunternehmungen, – Freizeiten mit hervorragenden Rednern, sogar Mo¨glichkeit zum Auslandsstudium angeboten werden, – die Anschla¨ge werden kaum beachtet. Nur wenn etwas gabelfertig, dazu gratis und franko und noch sehr perso¨nlich ans Bett serviert wird, dann u¨berlegt man sich bei dem heutigen Massenangebot freundlicherweise, ob man nicht doch zulangen solle. Immer sind es nur Einzelne, die bereit sind, wirkliche Opfer zu bringen, sich fu¨r eine Sache einsetzen oder sie sogar verantwortlich durchzufu¨hren. Und hier stehen die Christen nicht einmal in Front! Dagegen steht die junge Generation der Tatsache, daß sie in der Vergangenheit sich vieles versagen mußte, und der bedrohlichen Mo¨glichkeit in der Zukunft eben Zugefallenes bald wieder verlieren zu ko¨nnen, mit der Konsequenz gegenu¨ber: Wir wollen endlich etwas vom Leben haben! Dieser Drang zum Leben a¨ußert sich bei der studentischen Jugend in doppelter Weise: die einen beginnen, sich vom ersten Tag mit einer Schlauheit ohnegleichen den Examensvorbereitungen zuzuwenden, ohne sich oftmals auch nur einen Blick durchs Fenster go¨nnen zu wollen; die andern erkla¨ren: „Geho¨rt und gelernt haben wir auf der Schule genug – wir wollen jetzt endlich einmal leben! Und in ihren eigenen Kultsta¨tten, der Sportarena, dem Konzertsaal wie der Bierstube und dem Kino lebt man

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nun dem erfu¨llten Augenblick, wobei Sensation und Sentimentalita¨t, Sport und Sexus sich oft sehr sinnig abwechseln ko¨nnen. Wenn nur immer was los ist. Daneben steigt [.|.|.] auch bei dieser Gruppe – in den ersten Semestern eher wenig, in den examensna¨heren wesentlich eifriger (ein [.|.|.]194 gestand mir, als 9. med. Semester 48 Wochenstunden belegt zu haben) – zu seinen Vorlesungen in die Universita¨t [sic! ]. Dabei ist die Generation eigentlich sehr nu¨chtern. Viele von den Ju¨ngeren arbeiten noch in den [.|.|.]195 Bu¨ros und Betrieben. Sie haben – besonders die Theologiestudenten – ein offenes Auge fu¨r die heute vielfach verlagerten sozialen Fragen und auftretenden sittlichen No¨te. Manche aber wirken geradezu kaltschna¨uzig. An vielem gehen sie voru¨ber, ohne innerlich davon beru¨hrt zu werden. Doch ist der junge Student unserer Tage in seiner Ablehnung jeder Pose und Heuchelei zweifellos echter als mancher schwa¨rmerische Idealist und scheinheilige Pharisa¨er fru¨herer Zeiten. Nicht zu Unrecht zeichnet man ihn manchmal geradezu als „Wahrheitsfanatiker“. Aber er ha¨lt sich auf seine Ehrlichkeit auch etwas zugute. Sie ist sein gutes Werk, um dessentwillen, man sich um so leichter von allen Bindungen lo¨sen kann, um sich auf seine blanke Autonomie zuru¨ckzuziehen. Doch ist das nicht die einzige Haltung. Dem Seelsorger wird auch deutlich, dass unsere Jugend an manchen Stellen den Nihilismus und die Skepsis durchschritten hat. Sie hat in Christus wieder Grund gefunden. Sie hat wieder den Mut bekommen, an eine Ordnung zu glauben und selbst aktiv mitzuarbeiten. Die Beteiligung der Jugend am letzten Kirchentag in Hamburg mit fast einem Drittel der Teilnehmer war u¨berraschend und der Inhalt dessen, was sie sagte, soll zu den fruchtbarsten Beitra¨gen in den Aussprachen geho¨rt haben. So sind auch auf dem studentischen Sektor eine Anzahl kleiner Gruppen, die neue Zellen zum Aufbau darzustellen scheinen, die vom nu¨chternen Realismus bestimmt zur Tat dra¨ngen. Nach diesem Versuch eines U¨berblickes u¨ber die geistige und geistliche Situation unserer studentischen Jugend wird die Problematik der Seelsorge in unserer Zeit viel deutlicher: Das Handeln des von der Kirche fu¨r alle evangelischen Studenten einer bestimmten Universita¨t eingesetzten Studentenpfarrers wird demzufolge ein seelsorgerliches in seiner ganzen Breite sein mu¨ssen. Es hat keine Grenzen aufzurichten, sondern steht dem Freistudenten in gleicher Weise offen wie dem Korporierten, obgleich der Letztere durch die Veranstaltungen seiner Verbindung rein praktisch so festgelegt ist, daß er fu¨r die Veranstaltungen der Studentengemeinde kaum Zeit finden wird. Grundsa¨tzlich gleicht die Studentengemeinde also einem Dach, das von

194 unleserlich. 195 unleserlich.

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einzelnen Sa¨ulen – dem sogenannten Kleinkreisen – getragen, allen evangelischen Studenten offensteht. Seelsorgerliche Verku¨ndigung des lebendigen Wortes wird dann manche Seelsorge im speziellen Sinne u¨berflu¨ssig machen, weil sie bestimmte konkrete oder in der Luft liegende Fragen beantwortet. Wohl dem Studenten, bei dem zu merken ist, daß er betet und aus dem Worte lebt; weh dem Studenten, der seinen Mu¨lleimer nicht bei uns abla¨dt. Bei der seelsorgerlichen Verku¨ndigung geht es darum, daß der Grund, den Gott gelegt hat, verku¨ndigt wird, so verku¨ndet wird, daß junge Studenten darauf Fuß fassen ko¨nnen. Wo von diesem Grunde, den das Wort Gottes uns zuga¨nglich macht, nicht mehr geredet und gelebt wird, schießt man – in welcher studentischen Gemeinschaft auch immer – aufs Letzte gesehen zu kurz. U¨brigens besteht kein Zweifel: auch bei den Pfarrersso¨hnen sind es nur wenige, die neben einer sehr ehrenwerten christlichen Sitte auf diesem Grunde perso¨nlich Fuß gefaßt haben und von ihm her leben wollen. In den Jahren des Studiums werden bei den jungen Menschen, die morgen die entscheidenden Posten in unserem Volke innehaben, die Weichen des Lebens gestellt. Wir haben nur die Verheißung der kleinen [.|.|.], aber wir sollen uns daru¨ber nicht schnell beruhigen, da der weitaus gro¨ßte Teil unserer Studenten aus verschiedenen Gru¨nden den Zugang zur Verku¨ndigung des lebendigen Wortes nicht sucht und nicht findet. Die Gruppen aber, die auf dem Grunde Fuß gefaßt haben, sind dann lebendig, wenn sie sich nicht zum „Tod im eigenen Topf“ verkapseln, sondern bewußt die Wendung nach außen vollziehen, die dem „Gebet hin in alle Welt!“ entspricht. Sie mu¨ssen im Schlamm des Relativismus irgendwie da sein, auch wenn sie selber drohen, weggerissen zu werden, – ihre Hand ausstrecken, um andere dadurch auf das Fundament zu holen. Junge Christen werden in der Zeit des Nihilismus nur als Missionare existieren ko¨nnen. Das gilt zumal fu¨r den christlichen Studenten angesichts seines in tatloser Bewegung stehenden Sektors „Universita¨t“. Ein christliches Firmenschild reicht nicht mehr. Sie wu¨rden schuldig werden, wenn sie von ihrem Herzen schweigen wollten. Was nun die Inanspruchnahme der offiziell angesetzten seelsorgerlichen Sprechstunden und Beichtgelegenheiten anbetrifft, so ist sie der Kriegsgeneration gegenu¨ber seltener geworden, den Ortsgemeinden gegenu¨ber aber noch erfreulich rege vorhanden. Die Schuld mag vielfach bei den Seelsorgern liegen. Wiewohl wir Beichtgelegenheiten angesetzt haben, spu¨ren die Studenten uns die Hetze ab, in der wir sta¨ndig leben mu¨ssen. Sie wissen, daß sie uns Zeit wegnehmen. Ein wirklicher Studenten„seelsorger“ bin ich nur wa¨hrend der Monate gewesen, in denen ich an den Folgen einer toxischen Diphtherie ein halbes Jahr lang in einem Wu¨rzburger Krankenhaus liegen mußte. Fu¨r die Betheler Studentengemeinde ist ein an seinem Tumor erkrankter Theologiestudent zum ge-

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gebenen Seelsorger geworden, der in stiller Vollmacht an seinen Kommilitonen handelt. Umgekehrt sind auf Seiten der Studenten zu viel Hemmungen zu u¨berwinden, bis sie mit einem andern u¨ber ihre No¨te sprechen. Sie sind eingekapselt in ihre eigene Atmospha¨re und a¨ngstlich bemu¨ht, niemanden hineinschauen zu lassen. Selbst wenn es schwelt oder brennt, sie getrauen sich nicht, aus dem Geha¨use ihrer wohlgehu¨teten Verborgenheit herauszutreten. Manchmal finden sie auch zum vertrautesten Freunde, nicht den Weg. Nur selten o¨ffnet sich in einer allgemeinen Andeutung ein schmaler Spalt, wenn etwa ein u¨berlegen aussehender, schmißgezeichneter Student zugibt: „Ich bin ja nur nach außen hin so sicher. Innen sieht’s scheußlich aus!“. So lernen wir immer mehr, wo je eine O¨ffnung sich zeigt, den Fuß hineinzustellen, um zur Seelsorge zu kommen. Je la¨nger ich das praktiziere, desto sta¨rker empfinde ich, daß man geradezu darauf wartet, ob nicht von außen her an die verschlossene Tu¨r geklopft wird. Daher lasse ich nun, wenn irgend Zeit vorhanden ist, kein Gespra¨ch u¨ber Wohnungsfragen, Auslandsstudium oder Stipendien vorbeigehen, in dem ich nicht nach dem „Zuhause“ frage. Da taucht manche unerwartete Not auf; oftmals aber ergibt sich aus diesem Familiengespra¨ch ein solches Vertrauen zueinander, daß ich dann auch fragen kann, inwieweit man sich zum Leben der Kirche, zur Gemeindejugend gehalten habe; auch, ob man beten ko¨nne, – was einem Jesus Christus bedeute. Wo der Student dann spu¨rt, daß einer an seinem Leben echten Anteil nimmt und Zeit fu¨r ihn hat, ist er zur Seelsorge bereiter. Manchmal fu¨hrt ihn ein solches Gespra¨ch erst zur Seelsorge hin, die er vorher dem Namen nach gar nicht kannte. Daneben aber gibt es – Gott sei Dank – manches Gespra¨ch, bei dem der Seelsorger kaum ahnt, daß es sich um eine seelsorgerliche Aussprache handelt. Der eigentliche rote Faden bleibt ihm weitgehend verborgen, wie umgekehrt auch seinerseits manchmal nicht alles ausgesprochen zu werden braucht, besonders Ma¨dchen gegenu¨ber. Was nun den Inhalt der seelsorgerlichen Anliegen betrifft: vielfach ist er durch Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit bestimmt. Die Kriegsereignisse, der Zusammenbruch gescha¨tzter a¨ußerer oder geistiger Werte, die ganze Unsicherheit sind nicht spurlos an den Studenten voru¨bergegangen. Zerschossene Glieder, ein unsteter, vergeßlicher Geist, ein wildes Dickicht im Vorstellungs- und Traumleben, das den Nachtschlaf manchmal zur Erscho¨pfung macht, rufen solche psycho-somatischen Belastungen hervor, die sich dann in Komplexen, Hemmungen, ja pathologischen Erscheinungen niederschlagen. Die Studenten werden dadurch festgehalten, abgezogen. Sie finden keine Sammlung mehr, haben keinen Mut zum Examen, dru¨cken sich tatenlos herum, lu¨gen anderen vor, sie ha¨tten ihre Pru¨fung bestanden, die sie nicht bestanden haben. Ei-

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ne unmittelbare Bedrohung unserer Jugend liegt darin, daß etwa ein Fu¨nftel der Studenten heute neurotisch erkrankt sein mo¨gen. Hier hat der Seelsorger zu der neuen Mitte hinzufu¨hren – Christus, der Frieden schafft, – aber auch der auf die Grenzen seiner Mo¨glichkeiten zu achten und mit einem Psychotherapeuten mo¨glichst sta¨ndig Verbindung zu halten, um im Notfall auf ihn hinweisen zu ko¨nnen. Viele dieser labilen Naturen werden zu Stammkunden bei denen man Geduld lernt, die einem aber manchmal auch wie Kletten anha¨ngen und kostbare Zeit wegstehlen. Eine nahverwandte Gruppe sind die Studenten, die mit ihrem Leben nicht mehr in Ordnung kommen. Vielleicht haben sie nie eine Ordnung gelernt, weder die christliche Sitte, die uns manche echte Gehaltenheit im Alltag ermo¨glicht, aber auch nicht die weltliche Ordnung, zielstrebig eine Arbeit durchzufu¨hren oder sie sinnvoll mit einer andern zu koppeln. Es gibt Theologen im 4., 5. oder 6. Semester, die weder ihr griechisches noch hebra¨isches Sprachexamen fertiggebracht haben; die Bu¨cher anlesen, bis zur 30. oder 60. Seite schaffen, um sie dann in die Ecke zu hauen und liegen zu lassen. Sie haben stets ein billiges Alibi bereit: Kleinkreisarbeit, Ta¨tigkeit in einer Verbindung, in der Gefa¨ngnisseelsorge, und vergeuden und verspielen so ihre Zeit. Hier bela¨dt sich die Kirche oft mit einem Ballast, der ihr unendlich viel schadet; und es ist ernsthaft und sta¨ndig aufs neue zu pru¨fen, ob nicht zwei oder drei Semester an theologischen Hochschulen oder in Studentenha¨usern am Universita¨tsort den Anfang des theologischen Studiums bilden sollten. Hier ist eine vita communis, die tra¨gt, hier lernen sie, ordentlich zu arbeiten und christlich zu leben. Hier u¨berwinden sie die Scheu vor Bibliothek und Professoren. So wahr sie nicht dauernd unter der behu¨tenden Ka¨seglocke eines Heims bleiben du¨rfen, sondern hinaus mu¨ssen in die zu¨gige Freiheit einer Universita¨t, so wahr dem faulen Fleisch auch der Christen bestimmt nicht eine noch faulere Sicherheit gegeben werden soll, sondern gerade unsere Theologen beizeiten lernen sollten, sich in einer freien Wildbahn einem Gegner zu stellen, so wahr wu¨rde sich fu¨r eine Landeskirche selbst der Bau neuer Studienheime fu¨r die Anfangssemester innerhalb weniger Jahrzehnte zugunsten einer geschlossenen Pfarrerschaft amortisiert haben. In dieser Gruppe der Studenten, deren Ordnung gesto¨rt ist, rangieren auch viele, die mit ihrer Familie in Spannung leben oder gar im offenem Bruch. Verschiedentlich schreibt eine Mutter an den wildfremden Studentenpfarrer: „Lebt mein Sohn noch? Ich habe 1 bis 2 Jahre lang nichts von ihm geho¨rt!“ Die Gru¨nde sind unterschiedlich. Oftmals ist Zerfall im Elternhause selber Schuld an der Entfremdung des Sohnes. Oftmals ist es ein ungehorsamer junger Mensch, der sein Studienfach eigenwillig gewa¨hlt hat oder gewechselt hat, der mit einem den Eltern unbekannten Ma¨dchen einen undeutlichen Weg geht. Besonders stark sind diese Spannungen zwischen Eltern und Studenten bei den aus der Ostzone Heru¨ber-

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gekommenen: die weltanschauliche Schulung la¨ßt sich nicht einfach beiseiteschieben. Bei diesen letzten Gruppen ist das Fehlen einer echten Grundlage, von welcher Festigkeit und innere Zucht ausgehen ko¨nne, das Bestimmende fu¨r ihre Not. Ihre Labilita¨t wird auch bei den Verbindungen kaum gea¨ndert, weil diese eine a¨ußere Haltung anerziehen, aber nicht Halt zu geben vermo¨gen. Bei ihnen gilt der gewandteste Gesellschafter vielfach als der wertvollste Mann und der beste Schla¨ger gleichzeitig auch als der beste Mensch. Hier geschieht eine Verlagerung vom Zentrum des Wertes auf die Peripherie des Ansehens. Von da her ist es nur ein kurzer Schritt zur groben Unregelma¨ßigkeit, ja zum Excess, so daß es nicht selten geschieht, daß Studenten – auch Theologen – cum infamia aus ihrer Verbindung ausgeschlossen werden mu¨ssen. Die sittlichen No¨te begegnen dem Seelsorger in großer Breite. Von der hilflosen, einfa¨ltigen Frage angefangen „Wie kann ich ein Ma¨dchen auf gute Weise kennenlernen?“ hin zu dem ernsthaften Problem: „Sollen wir uns verloben, wenn ich von meiner Arbeit manchmal so in Anspruch genommen bin, daß mir das Ma¨dchen fast gleichgu¨ltig ist?“, – bis hin zu sehr notvollen sexuellen Gebundenheiten und schrecklichen Verfehlungen und Zersto¨rungen auf sittlichem Gebiet: Studentinnen, die schon mehrere (4) Abtreibungen an sich vornehmen ließen oder von ihrem Freund, obgleich er noch andern Verkehr hat, einfach nicht loskommen. – Daneben ist ein wachsender Einfluß des Alkohols zu registrieren, der durch das Verbindungsleben gefo¨rdert wird. Es gibt Theologen, die drei oder vier Tage lang nach ihrem Bierabend das Zimmer nicht verlassen, die wir unter ihren Gebundenheiten leiden sehen – auch Rauschgifte sind einzubeziehen – und die wir darauf hin ansprechen mu¨ssen. Hier bringt das seelsorgerliche Gespra¨ch zuweilen wirkliche Befreiung, wie auch die konkrete Aufgabe, der Hinweis auf Ausgleichssport, einfaches Leben oder eine bestimmte Arbeitstherapie nicht vergessen werden darf. Der Zukunft sieht der Student wenig bewußt ins Auge. Selten macht er sich konkrete Pla¨ne u¨ber seinen Beruf. Seine Gedanken reichen oftmals bestenfalls bis zum Examen. Aber auch darin weiß er, der fleißig in seinen Kompendien gearbeitet hat, nur gut zu rezitieren, ohne die Dinge echt durchdacht zu haben oder seine eigene Stellungnahme dazu sagen zu ko¨nnen. Verha¨ltnisma¨ßig selten hat der Seelsorger Gespra¨che mit Studenten u¨ber Ma¨dchen, die einmal ihre Braut werden sollen. Der Student macht sich keine Gedanken u¨ber seine zuku¨nftige Frau. Er hat zuviel von schlechten Erfahrungen geho¨rt, zu viel in entsprechenden Filmen gesehen und vertritt nicht selten die Ansicht: die Ehe sei der Tod der Liebe. Dagegen bescha¨ftigen ihn manchesmal bestimmte Studienno¨te: u¨ber den Unsinn, altenglische oder altfranzo¨sische Grammatik pauken zu mu¨ssen, die man doch nicht brauche, kommt er schwer hinweg. Dem Naturwissenschaftler und noch mehr dem Techniker werden seine Formeln und me-

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chanischen Zusammenstellungen oft zur Anfechtung. Am liebsten mo¨chte man der geheimen Weltanschauung unserer Zeit ganz hingegeben sein: dem Komfortismus –, das Leben in seiner vielfa¨ltigen Buntheit zu genießen. Hier hilft es oft, wenn man auf das Ganze des Studiums und des Lebens verweist, in die letzte Verantwortung stellt und gute Freundschaften zusammenzukoppeln versucht. Auffallend ist ein gerade bei uns Evangelischen stark spu¨rbares Sich-Hinwenden zu den naturwissenschaftlichen Disziplinen und technischen Berufen, wa¨hrend die Katholiken durchaus treu auch bei den Geisteswissenschaften auszuharren scheinen. E i n e seelsorgerliche Not ko¨nnten die Kirchenleitungen zu beheben helfen, die der Theologiestudentinnen, die immer wieder wegen mancher Ungewißheiten in ihrem Leben des seelsorgerlichen Gespra¨ches bedu¨rfen. Neben der Seelsorge unter vier Augen ist mir je la¨nger, desto mehr das Gespra¨ch im kleinen Kreis wichtig geworden. Wenn der Studentenpfarrer mit 3, 4 seiner Studenten zum Tee zusammensitzen kann, dann erza¨hlen sie von ihrem Elternhaus und ihren Freundschaften, so daß auch ihre No¨te dabei durchblicken, in der Hoffnung, daß ihnen abgeholfen werden ko¨nnte. Eine andere Mo¨glichkeit, zum freien Gespra¨ch zu kommen, ist in den weniger besuchten Ferienbibelstunden, in den Kleinkreisen und Nachbarschaften immer wieder gelungen. Gute Erfahrungen habe ich in Erlangen mit einer „Theologie fu¨r Jedermann“ gemacht, bei der die Theologiestudenten keinesfalls mitreden du¨rfen, die andern aber um so unmittelbarer bei den angeschnittenen Themen mit ihren echten Fragen herauskommen. Dabei tra¨gt der Studentenpfarrer unter der Semesteru¨berschrift „Wir wollen Klarheit im Glauben“ (Glaubensbekenntnis), „Hier verstehen wir die Kirche nicht“ (Amtshandlungen) meist nur einige gewagt formulierte Thesen vor, aufgrund derer sich dann oft ein fruchtbares Gespra¨ch fu¨hren la¨ßt. Es gilt gerade fu¨r die Studentengemeinden, die mit eigenen Ra¨umen oder gar Heimen meist schlecht bestellt sind, daß sie immer neue Gelegenheiten geben und schaffen mu¨ssen, in denen man sich kennenlernen, o¨ffnen und anvertrauen kann. Weigelt Ev. Studentenpfarrer an der Universita¨t Erlangen

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40E Dokumente

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40E8. Schreiben Brunottes an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Hannover, 17. November 1953 F: EZA Berlin, 4/834 (O). Betr.: Bezug:

Kirchenhistorische Arbeitsstelle in der DDR. Eingabe von Prof. D. Aland vom 27. 10. 1953196

Wir nehmen an, daß u¨ber die Eingabe von Prof. Aland in der na¨chsten Ratssitzung gesprochen werden soll. Unsererseits ko¨nnen wir erhebliche Bedenken gegen den Vorschlag nicht verschweigen. Die Aufgaben, die Prof. Aland einer kirchenhistorischen Arbeitsstelle in der DDR u¨bertragen mo¨chte, sind genau die gleichen Aufgaben, die einer historischen Kommission der EKD zukommen wu¨rden. Es ist gar nicht einzusehen, warum die EKD jetzt eine Teillo¨sung fu¨r den Osten machen soll. Die Lage im Westen ist durchaus nicht anders als in der DDR. Die von Prof. Aland bezeichneten fu¨nf Aufgaben, in der Hauptsache Editionen, sind außerdem so begrenzter Natur, daß man fragen muß, ob sich der finanzielle Aufwand fu¨r diese Halleschen Spezialaufgaben u¨berhaupt lohnt. Fu¨r die kirchenhistorische Forschung gibt es in der Gesamt-EKD sehr viel wichtigere und gro¨ßere Aufgaben, die aus Mangel an Mitteln und zum Teil auch wohl, weil die Herren Professoren sich nicht einigen ko¨nnen, immer noch nicht in Angriff genommen werden konnten. Schließlich kann eine kirchenhistorische Arbeitsstelle in der DDR doch nicht nur zur Verbesserung des kirchenhistorischen Seminars von Prof. Aland finanziert werden. Die Anstellung von fu¨nf wissenschaftlichen Hilfskra¨ften nur fu¨r diese speziellen Zwecke erscheint uns nicht vertretbar. Selbst wenn der Jahresbetrag von 40.000,– DM nur in Ostmark zu zahlen ist, ist die Ausgabe doch betra¨chtlich. U¨brigens ist es auch nicht richtig, wie Prof. Aland auf Seite 5 oben schreibt, daß fu¨r die wissenschaftlichen Aufgaben der theologischen Fakulta¨ten die sehr erheblichen Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft uneingeschra¨nkt zur Verfu¨gung sta¨nden. Wir mu¨ssen uns daher vorbehalten, die Angelegenheit in der Ratssitzung kritisch zu beleuchten. D. Brunotte [m. p. ]

196 40D13.

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Kirchenkonferenzen Berlin, 25. Ma¨rz 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Ga¨ste: Protokollant:

Berlin-Spandau, Johannes-Stift. Mittwoch, 25. Ma¨rz 1953 (9.30 Uhr). Mittwoch, 25. Ma¨rz 1953 (19.00 Uhr). Bender (Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens); Beste (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs); Bezzel (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern); Brunotte (Kirchenkanzlei); Dibelius (Rat); Fokken (Evangelisch-Reformierte Kirche in Nordwestdeutschland); Fuß (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens); Gru¨ber (Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR); Hahn (Rat); Halfmann (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schleswig-Holsteins); Haug (Rat); Heinemann (Rat); Herntrich (Rat); Hornig (Evangelische Kirche von Schlesien); Jacobi (Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg); Kamlah (Bund evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands); Karnatz (Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –); Knell (Evangelische Kirche von Hessen und Nassau); Kreyssig (Rat); Krummacher (Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg); Kunst (Der Bevollma¨chtigte der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland); Lilje (Rat); Mager (Rat); Mitzenheim (Evangelisch-Lutherische Kirche in Thu¨ringen); Mu¨ller (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen); Niemo¨ller (Rat); Niesel (Rat); Paulsen (Kirchenkanzlei); Ro¨pke (Braunschweigische evangelisch-lutherische Landeskirche); Ro¨ßler (Evangelische Kirche im Rheinland); Ru¨he (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg); Schaller (Vereinigte Protestantisch-Evangelisch-Christliche Kirche der Pfalz); Scharf (Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg); von Scheven (Pommersche Evangelische Kirche); Schro¨ter (Evangelische Landeskirche Anhalts); Smend (Rat); Urban (Bremische Evangelische Kirche); Vogt (Evangelische Bru¨derUnita¨t); Wagenmann (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers); Weeber (Evangelische Landeskirche in Wu¨rttemberg); Wilm (Evangelische Kirche von Westfalen). Schanze, Strathmann. Brunotte.

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Berlin, 25. Ma¨rz 1953

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Protokoll F: EZA Berlin, 2/1711 (H). Niederschrift u¨ber die Kirchenkonferenz am 25. Ma¨rz 1953 in Berlin-Spandau Dauer von 9.30–19.00 Uhr An der Kirchenkonferenz nahmen die aus der anliegenden Liste ersichtlichen Perso¨nlichkeiten teil. 1. Bericht u¨ber die kirchliche Lage: Generalsuperintendent D. Krummacher und Pra¨ses D. Scharf berichteten eingehend u¨ber die kirchlichen Verha¨ltnisse in der DDR. An der Aussprache beteiligten sich Bischof D. Mu¨ller, OKR Fuss, Landesbischof D. Beste, Bischof von Scheven, Landesbischof D. Lilje. Generalsuperintendent D. Jacobi berichtete u¨ber die seelsorgerliche Betreuung der Flu¨chtlingslager in Berlin und bat die anwesenden Vertreter der Gliedkirchen, ihn durch Entsendung von geistlichen Hilfskra¨ften und durch Geldmittel zu unterstu¨tzen. Pra¨lat D. Kunst berichtete u¨ber seine Ta¨tigkeit bei den Stellen der Bundesrepublik in Bonn. Auf Veranlassung von Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller und Pra¨ses D. Wilm fand eine eingehende Aussprache u¨ber die Beziehungen der lutherischen zu den unierten und reformierten Gliedkirchen statt. 2. Nachtrag zum Haushaltsplan der EKD: Die Kirchenkanzlei teilte mit, dass der Finanzausschuss der Synode den Rat gebeten hat, den Haushaltsplan vom 9. Oktober 1952 unvera¨ndert bestehen zu lassen fu¨r den Fall, dass die Synode der EKD noch im Herbst 1953 tagen kann; fu¨r den Fall, dass die Synode erst im Fru¨hjahr 1954 tagen wird, wird der Rat gebeten, unter Beibehaltung des Kirchengesetzes von Elbingerode lediglich einen Nachtragsetat zu verabschieden. Die Kirchenkonferenz stimmte dieser Anregung zu. Mit den vom Finanzausschuss der Synode gebilligten Erho¨hungen einzelner Plansa¨tze erkla¨rte sich die Kirchenkonferenz fu¨r den Fall eines Nachtragsetats einverstanden, ebenso mit der geringfu¨gigen Erho¨hung des Ostwa¨hrungsetats. 3. Bibelrevision: Professor D. Strathmann – Erlangen berichtete u¨ber den bisherigen Verlauf der Arbeit der Bibelrevisionskommission. OKR Dr. Schanze –

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Kirchenkonferenzen

Weimar hiel[t ] ein Korreferat zu diesem Bericht. Im Verlauf der Aussprache wurde mehrfach der Wunsch gea¨ussert, die Textgestaltung Martin Luthers so weit zu erhalten, wie es irgend mo¨glich sei, besonders aber mit den sogenannten Kernstellen schonsam umzugehen. Der Vorsitzende der Kirchenkonferenz dankte abschliessend den anwesenden Mitgliedern der Kommission und bat die Kommission, in mo¨glichster Einmu¨tigkeit ihr Werk bald zum Abschluss zu bringen. 4. Verschiedenes: Die Kirchenkonferenz ero¨rterte die vom Deutschen Evangelischen Kirchentag am 24. Ma¨rz in Essen mit einer Kundgebung eingeleitete Aktion zugunsten der Flu¨chtlingsarbeit und gab der Hoffnung Ausdruck, dass es gelingen wu¨rde, eine besondere Organisation zu vermeiden und die aufkommenden Gelder der allgemeinen kirchlichen Hilfsarbeit zuzufu¨hren. gez. D. Brunotte

Berlin, 10. September 1953 Ort: Beginn: Ende: Teilnehmer:

Berlin-Charlottenburg, Dienstgeba¨ude, Jebensstraße 3. Donnerstag, 10. September 1953 (9.00 Uhr). Donnerstag, 10. September 1953 (18.00 Uhr). Bartelt (Kirchliches Außenamt); Beckmann (Evangelische Kirche im Rheinland); Bender (Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens); Beste (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs); Breust (Braunschweigische evangelisch-lutherische Kirche); Brunotte (Kirchenkanzlei); Buitkamp (Evangelisch-Reformierte Kirche in Nordwestdeutschland); Dibelius (Rat); Fra¨nkel (Evangelische Kirche von Schlesien); Gru¨ber (Der Bevollma¨chtigte der EKD bei der Regierung der DDR); Hahn (Rat); v. Harling (Kirchenkanzlei); Haug (Rat); Held (Evangelische Kirche der altpreußischen Union); Heinemann (Rat); Kamlah (Bund evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands); Karnatz (Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –); Kieckbusch (Evangelisch-lutherische Landeskirche Eutin); Knell (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau); Kotte (EvangelischLutherische Landeskirche Sachsens); Krummacher (Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –); Kunst (Der Bevollma¨chtigte der

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Berlin, 10. September 1953

Protokollant:

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EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland); Mager (Rat); Meiser (Rat); Merzyn (Kirchenkanzlei); Mitzenheim (Evangelisch-Lutherische Kirche in Thu¨ringen); Mu¨ller (Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen); Niemeier (Kirchenkanzlei); Niemo¨ller (Rat); Niesel (Rat); Pautke (Evangelisch-Lutherische Kirche in Lu¨beck); Ru¨he (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg); Scharf (Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg); Schattenmann (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern); von Scheven (Pommersche Evangelische Kirche); Schro¨ter (Evangelische Landeskirche Anhalts); Schwarzhaupt (Kirchliches Außenamt); Smend (Rat); Urban (Bremische Evangelische Kirche); Wagenmann (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers); Stempel (Vereinigte Protestantisch-EvangelischChristliche Kirche der Pfalz); Stratenwerth (Kirchliches Außenamt); Vogt (Evangelische Bru¨der-Unita¨t); Weeber (Evangelische Landeskirche in Wu¨rttemberg); Wilm (Evangelische Kirche von Westfalen); Wu¨stemann (Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck). Brunotte.

Protokoll F: EZA Berlin, 2/1712 (H). Niederschrift u¨ber die Kirchenkonferenz am 10. September 1953 in Berlin An der Kirchenkonferenz nahmen die aus der anliegenden Liste ersichtlichen Perso¨nlichkeiten teil. Zu Beginn der Sitzung hielt Landesbischof D. Wu¨stemann eine kurze Andacht. Danach wurde in die Tagesordnung eingetreten. 1. Bericht u¨ber die Lage. Der Vorsitzende des Rates sowie die Bevollma¨chtigten, Pra¨lat D. Kunst und Propst D. Gru¨ber in Berlin, gaben Berichte u¨ber die allgemeine Lage, an die sich eine umfangreiche Aussprache anschloss. 2. Beihilfen aus Mitteln der EKD an gesamtkirchliche Werke. OKR. von Harling berichtete u¨ber den Umfang der bisher vorliegenden Antra¨ge auf Beihilfen aus Mitteln der EKD (Kap. III des Haushaltsplans) und u¨ber die Mo¨glichkeit, die Zusta¨ndigkeiten der EKD

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Kirchenkonferenzen

und der Gliedkirchen fu¨r die Entscheidung u¨ber Beihilfegesuche abzugrenzen. In der Aussprache kam der Wunsch zum Ausdruck, eine Erho¨hung der Haushaltsmittel fu¨r Beihilfen auf jeden Fall zu vermeiden. Man solle, wie bisher, die Antragsteller in zwei Gruppen teilen, von denen eine wegen ihrer unmittelbar gesamtkirchlichen Bedeutung und Struktur in erster Linie aus Mitteln der EKD betreut werden sollte. Nur soweit daru¨ber hinaus Mittel zur Verfu¨gung stehen, ko¨nnen auch die Antragsteller der zweiten Gruppe Beihilfen bekommen. Seitens der Kirchenkanzlei wurde darauf hingewiesen, dass auch die Antragsteller der ersten Gruppe nicht immer ausreichende Beihilfen aus Mitteln der EKD bekommen ko¨nnen und dass deshalb die Gliedkirchen, wenn sie um zusa¨tzliche Beihilfen gebeten werden, dies nicht ausschliesslich aus Zusta¨ndigkeitsgru¨nden ablehnen, sondern tunlichst pru¨fen sollten, ob es gerechtfertigt erscheine und mo¨glich sei, auch aus Mitteln der Gliedkirchen Beihilfen zu gewa¨hren. Es soll versucht werden, fu¨r mehrere Jahre einen festen Unterstu¨tzungsplan beizubehalten, sodass die kirchlichen Werke wissen, womit sie rechnen ko¨nnen, und die Kirchenkanzlei eine U¨bersicht u¨ber die notwendigen Mittel hat. 3. Ostpfarrerversorgung. OKR. Dr. Merzyn berichtete u¨ber den derzeitigen Umfang der Ostpfarrerversorgung (Zahl und Herkunft der Versorgten sowie Ho¨he der Bezu¨ge und der Belastung der westlichen Gliedkirchen) und u¨ber die Richtlinien, nach denen u¨ber die Aufnahme in die Ostpfarrerversorgung entschieden wird. Folgende besondere Fragen wurden zur Ero¨rterung gestellt: a) Soll eine besondere Spruchstelle in Westdeutschland geschaffen werden, um Pfarrern aus der DDR., die ohne Zustimmung ihrer Heimatkirche nach dem Westen gekommen sind, Gelegenheit zu geben, sich und ihren kirchlich nicht anerkannten Schritt zu rechtfertigen? b) Wie sollen sich die westdeutschen Gliedkirchen gegenu¨ber Pfarrern verhalten, die von ihrer Heimatkirche nicht fo¨rmlich freigegeben werden, denen aber die Heimatkirche bescheinigt, dass gegen ihre Verwendung in einer anderen Kirche dennoch keine Bedenken erhoben werden? In der Aussprache u¨ber die erste Frage wurde die Schaffung einer besonderen Spruchstelle in Westdeutschland abgelehnt. Denjenigen Amtstra¨gern, die eigenma¨chtig und pflichtwidrig einen solchen Tatbestand geschaffen haben, mu¨sse es u¨berlassen bleiben, sich ihrer allein zusta¨ndigen Heimatkirche gegenu¨ber zu rechtfertigen, die in jedem Fall ein Verfahren einleiten solle, das mo¨glichst in West-Berlin

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durchgefu¨hrt werden sollte. Notfalls sollen die westdeutschen Gliedkirchen um Rechtshilfe und um Nothilfezahlungen bis zum Abschluss des Verfahrens gebeten werden. In der Aussprache u¨ber die 2. Frage wurde zum Ausdruck gebracht, dass einige Gliedkirchen in der DDR. es fu¨r schwierig halten, Pfarrern, die ohne ihre Genehmigung nach dem Westen gegangen sind, jede Wiederverwendung im pfarramtlichen Dienst unmo¨glich zu machen. Es ga¨be Fa¨lle, in denen zwar keine ausreichende[n ] Gru¨nde fu¨r eine fo¨rmliche Freigabe vorliegen, es aber eine besondere Ha¨rte bedeuten wu¨rde, die betr. Pfarrer der staatlichen Fu¨rsorge anheimfallen zu lassen oder sie zu no¨tigen, einen anderen Beruf zu suchen. Demgegenu¨ber brachten die Vertreter der westlichen Gliedkirchen zum Ausdruck, dass die Entscheidung u¨ber die weitere Verwendbarkeit der Pfarrer keinesfalls den westlichen Gliedkirchen zugeschoben werden ko¨nne. Diese seien nicht in der Lage, die Umsta¨nde, die die betr. Pfarrer zum Verlassen ihrer Gemeinde veranlasst haben, nachzupru¨fen. Es mu¨sse daher um eine klare Entscheidung der Heimatkirche in jedem einzelnen Fall gebeten werden, ob der betr. Pfarrer, wenn auch unter Bedenken, freigegeben werde oder nicht. In letzterem Falle komme weder eine Wiederverwendung in einer westlichen Gliedkirche noch eine Unterstu¨tzung im Rahmen der Ostpfarrerversorgung in Betracht. In derartigen Fa¨llen ko¨nne auch keine moralische Pflicht zu einer materiellen Hilfeleistung seitens der westlichen Gliedkirchen anerkannt werden. U¨ber die Ho¨he der Ostpfarrerversorgung und u¨ber die Frage einer Erweiterung der Neu-Aufnahme-Mo¨glichkeiten soll Mitte Januar die Kirchliche Westkonferenz beraten. 4. Vertretung der EKD in Evanston. Der Vorsitzende teilte mit, dass der EKD 36 Delegierte fu¨r Evanston vom Oekumenischen Rat zugestanden seien. Der Rat wollte zuna¨chst wegen der hohen Kosten nur 24 Delegierte entsenden, habe sich aber dann doch entschlossen, alle 36 Pla¨tze zu besetzen und die Kosten auf den Haushalt der EKD zu u¨bernehmen. Die Auswahl mu¨sse nach Konfessionen erfolgen, und zwar sei die Entsendung von 18 Delegierten aus lutherischen, 12 aus unierten und 6 aus reformierten Gliedkirchen vorgesehen. Nach den Wu¨nschen des Oekumenischen Rates sollten ein Drittel der Delegierten Laien sein und die Frauen sowie die ju¨ngeren Jahrga¨nge angemessen vertreten sein. Fu¨r jeden Delegierten seien Stellvertreter vorzusehen, die aber nicht, wie in Amsterdam, vorsorglich zu der Tagung reisen und sich am Tagungsort bereithalten sollen fu¨r den Fall, dass im Laufe der Tagung noch eine Vertretung notwendig werden sollte; vielmehr sollen die Stellvertreter

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Kirchenkonferenzen

nur dann nach Evanston reisen, wenn der Vertretungsfall tatsa¨chlich eintritt. Kirchenpra¨sident D. Niemo¨ller berichtete erga¨nzend, dass die EKD ausser den Delegierten 24 Visitors vorschlagen ko¨nne, fu¨r deren Reisekosten aber die EKD nicht aufkommen ko¨nne. Endlich sei die Einladung von Consultants vorgesehen, die vom Oekumenischen Rat ausgewa¨hlt werden. Auch fu¨r deren Reisekosten ko¨nne aber weder der Oekumenische Rat noch die EKD aufkommen. Der Oekumenische Rat habe bereits eine Liste der einzuladenden Consultants aufgestellt, unter denen auch eine Reihe von Deutschen vorgesehen sei. Es sei mo¨glich, dass einige von diesen nicht in der Lage seien, die Reisekosten aufzubringen, und fu¨r diesen Fall ko¨nne die EKD weitere Consultants vorschlagen. Danach wurden die Namen der von den Konfessionsgruppen vorgeschlagenen Delegierten mitgeteilt, und zwar fu¨r die Gruppe der Lutheraner von Landesbischof D. Meiser, fu¨r die Unierten von Bischof D. Dr. Dibelius und fu¨r die Reformierten von Moderator D. Niesel. Die endgu¨ltige Aufstellung der Liste wurde dem Rat vorbehalten. 5. Ru¨ckfu¨hrung von Geistlichen in die o¨stlichen Gliedkirchen. Generalsuperintendent Krummacher wies darauf hin, dass zur Zeit gu¨nstige Mo¨glichkeiten bestehen, Pfarrer, Vikare und Theologiestudenten aus dem Osten, die nach dem Westen gegangen seien, wieder nach dem Osten zuru¨ckzufu¨hren. Mit Ru¨cksicht auf die ausserordentlich schwierige Personallage der o¨stlichen Gliedkirchen sei besonders die Ru¨ckkehr von Vikaren und Theologiestudenten dringend erwu¨nscht. Es sei beabsichtigt, die zur Zeit im Westen lebenden Vikare und Theologiestudenten durch ihre Heimatkirchen ausdru¨cklich zur Ru¨ckkehr aufzufordern. Selbstversta¨ndlich sollten aber die Anforderungen von Vikaren, die zur Zeit im Dienst westlicher Gliedkirchen bescha¨ftigt seien, durch die westlichen Gliedkirchenleitungen u¨bermittelt werden. Es sei durchaus ungewiss, wie lange die derzeitigen Mo¨glichkeiten noch bestehen werden. Die westlichen Gliedkirchenleitungen werden daher dringend gebeten, die Ru¨ckfu¨hrung zu fo¨rdern, und zwar mo¨glichst durch perso¨nlichen Zuspruch des Bischofs oder des Personalreferenten und durch U¨bernahme der Reisekosten. Fu¨r Vikare ko¨nne die Zuzugsgenehmigung durch die Heimatkirche beschafft werden. Studenten mu¨ssen in ihrem Heimatort Zuzugsgenehmigung beantragen. Am zweckma¨ssigsten wu¨rden sie zuna¨chst mit Aufenthaltsgenehmigung zu einem Eltern- oder Verwandtenbesuch in die Heimat kommen und wa¨hrend ihres Aufenthalts dort sich perso¨nlich um die Zuzugsgenehmigung bemu¨hen. Die Immatrikulation an den staatlichen Universita¨ten sei zur

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Zeit erleichtert, sollte sie aber verweigert werden, gebe es kirchliche Ausbildungssta¨tten, auf denen das Studium fortgesetzt werden ko¨nne. Dringend erwu¨nscht sei auch die Ru¨ckkehr von jungen Diakonen und Diakonissen, wenigstens nach Westberlin. 6. Glockengela¨ut. OKR. Dr. Dr. Niemeier berichtete u¨ber den Wunsch des westdeutschen Heimkehrerverbandes, an einem Tag der Kriegsgefangenengedenkwoche (19.–25. Okt.) wa¨hrend einer vorgesehenen Verkehrsstille der Kirchenglocken zu la¨uten. Er vertrat die Auffassung der Kirchenkanzlei, dass gegenu¨ber solchen Wu¨nschen an dem Grundsatz festgehalten werden mu¨sse, die Kirchenglocken nur aus gottesdienstlichem Anlass zu la¨uten. Dem Wunsch des Heimkehrerverbandes sollte daher nur dort entsprochen werden, wo zu der Zeit der Verkehrsstille die Abhaltung gottesdienstlicher Feiern beabsichtigt sei. Ferner habe eine Landeskirche die Frage aufgeworfen, ob es richtig erscheine, die kirchliche Gebetswoche fu¨r die Kriegsgefangenen mit der Gedenkwoche des Heimkehrerverbandes zeitlich zusammenzulegen. Endlich habe eine andere Landeskirche beantragt, den mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgra¨berfu¨rsorge (und anderen Stellen) vereinbarten Volkstrauertag am zweitletzten Sonntag im Kirchenjahr ku¨nftig auf den letzten Sonntag (Totensonntag) zu legen. In der Aussprache wurde besta¨tigt, dass ein Glockengela¨ut grundsa¨tzlich nur zu gottesdienstlichen Veranstaltungen und als Gebetsla¨uten in Betracht komme und zu sonstigen Anla¨ssen abgelehnt werden mu¨sse. Die Kriegsgefangenen-Gebetswoche soll in diesem Jahr gleichzeitig mit der Gedenkwoche des Heimkehrerverbandes vom 19.–25. Oktober durchgefu¨hrt werden. In spa¨teren Jahren soll aber nach Mo¨glichkeit wieder eine zeitliche Trennung angestrebt werden. Fu¨r den Volkstrauertag soll es bis auf weiteres bei dem zweitletzten Sonntag im Kirchenjahr verbleiben. Wenn dies auch in vielen Kirchen nicht mit dem allgemeinen kirchlichen Gedenken der Entschlafenen u¨bereinstimmt, so ko¨nnen doch auf diese Weise die Bemu¨hungen unterstu¨tzt werden, im kommenden Jahr allma¨hlich das Geda¨chtnis aller Entschlafenen auf einen einzigen Sonntag zu vereinigen. 7. Na¨chste Tagung der Synode der EKD. Es wurde in Aussicht genommen, die Synode der EKD im Ma¨rz 1954 an einen Ort in Westdeutschland einzuberufen. Pfarrer Urban lud die Synode ein, ihre na¨chste Tagung in Bremen durchzufu¨hren. Die Entscheidung u¨ber Ort und Thema der Synode wurde dem Rat vorbehalten.

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Kirchenkonferenzen

8. Neuer Termin fu¨r die Kirchenkonferenz. Die na¨chste Kirchenkonferenz soll fu¨r Donnerstag, den 11. Februar 1954, einberufen werden. Hiernach wurde die Sitzung um 18 Uhr vom Vorsitzenden mit Gebet beschlossen. gez. D. Brunotte

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Dieses Verzeichnis entha¨lt 1. alle vollsta¨ndig abgedruckten Dokumente (Seitenzahlen in Fettdruck) 2. alle in den diplomatischen Apparaten als Gegenu¨berlieferung (G) erwa¨hnten und in der Einleitung sowie in den Fußnoten zitierten oder erwa¨hnten Dokumente. 1835 Ma¨rz 5 1875 Februar 6

1884 Dezember 10

Rheinisch-westfa¨lische Kirchenordnung

308, Anm. 60

Reichsgesetz u¨ber die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung

399

Kirchengesetz, die Trauungsordnung betreffend

398

1892 Trauungsordnung fu¨r die evangelisch-reformirte Kirche der 400 Provinz Hannover 1919 August 11

Weimarer Reichsverfassung

169

1920 Juni 14

Verfassung der Bremischen Evangelischen Kirche

167–171; 470–473

1922 Februar 15

Satzung der Wartburgstiftung

106ff.

1923 November 6

1924 Juni 17

Kirchenordnung fu¨r die evangelischen Gemeinden der Pro- 341–344 vinz Westfalen und der Rheinprovinz

Kirchenbundesgesetz betr. den Anschluß deutscher evangelischer Kirchengemeinschaften, Gemeinden und Geistlichen außerhalb Deutschlands an den Kirchenbund

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60, Anm. 55

658 1927 Dezember 16

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Besoldungsgesetz

158, Anm. 66; 159, Anm. 74; 524; 588

Kirchengesetz der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck zur Trauung Grundsa¨tze zur Bibelrevision

398

Kirchengesetz, die Erhaltung und Pflege der kirchlichen Ordnung betreffend

398

168 108ff.; 111

Dezember 15

Verfassung der DEK Vertrag zwischen der Deutschen Evangelischen Kirche, vertreten durch den Reichsbischof, und der Wartburgstiftung, vertreten durch den Stiftungsausschuss Schiedsvertrag zwischen der DEK und der Wartburgstiftung Gesetz u¨ber Reisekostenvergu¨tung der Beamten

72, Anm. 121; 110; 112 151, Anm. 35

1935 September 15

Nu¨rnberger Gesetze

37; 438, Anm. 45

1937 Januar 26

Deutsches Beamtengesetz

151, Anm. 35; 348; 592f. 247

1928 Ma¨rz 1 Mai 3

1931 Mai 1

1933 Juli 11 November 7/8

November 7/8

Dezember 10

17. Durchfu¨hrungsverordnung zum Gesetz zur Sicherung der DEK

1939 April 13

Disziplinarordnung der DEK

April 13

Kirchenbeamtenordnung der DEK

1943 September 15 September 29

Rundschreiben Fichtners Schreiben Hoffs an Fichtner

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145, Anm. 7; 545; 599; 601; 603; 607; 623; 625; 629f.

8; 246–249; 493; 501; 508 151, Anm. 35; 311, Anm. 74; 248; 445, Anm. 87; 592

514 493, Anm. 37; 501, Anm. 64; 503, Anm. 68; 509, Anm. 78; 514f.

659

Chronologisches Dokumentenverzeichnis 1944 April 14

Verordnung des Leiters der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei u¨ber den Verlust der Rechte des geistlichen Standes

1945 Dezember 13

Schreiben des Evangelischen Konsistoriums der Mark Brandenburg an den Evangelischen Gemeindekirchenrat der St. Petri-Gemeinde Dezember 13/14 Protokoll der 3. Sitzung des Rates der EKD in Frankfurt/M. 1946 Mai 2

Verordnung u¨ber die Aufhebung und Aba¨nderung von Gesetzen der Deutschen Evang. Kirche Mai 16 Verordnung der Evangelischen Kirchenleitung Berlin-Brandenburg u¨ber die verwaisten Pfarrstellen Oktober 9 Beschluss des Bremischen Evangelischen Kirchentages zur Bekenntnisgrundlage fu¨r die BEK November 26/27 Protokoll der 9. Sitzung des Rates der EKD in Frankfurt/M. November 27 Beschluss des Bremischen Evangelischen Kirchentages zur Bekenntnisgrundlage der BEK 1947 Juni 4 Juni 6 August 5/6 Oktober 18 Dezember 8 [Dezember 8] [Dezember 8] [Dezember 8]

1948 Januar 14 April 27/28 Juli 13

Verfu¨gung des oldenburger Oberkirchenrates betr. kirchliche Amtshandlungen Protokoll der 13. Sitzung des Rates der EKD in Treysa Protokoll der 14. Sitzung des Rates der EKD in Frankfurt/ Main Schreiben Hoffs an das Evangelische Konsistorium des Landes Brandenburg Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Entwurf fu¨r ein Gesetz u¨ber die Verletzung von Amtspflichten der Geistlichen Entwurf fu¨r ein Rundschreiben an die Leitungen der Landeskirchen Ausarbeitung Benns u¨ber die „Ordnung der Zucht und Disziplin an Pfarrern und Kirchenbeamten“

Verordnung des Rates u¨ber das Zustandekommen einer Grundordnung der EKD Protokoll der 18. Sitzung des Rates der EKD in Frankfurt/M. Grundordnung der EKD

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66

504

71, Anm. 115

66f.; 246ff.; 348 507 50, Anm. 15 155, Anm. 49 50, Anm. 15

399 145, Anm. 6 145, Anm. 6 504 224, Anm. 21 224, Anm. 21 224, Anm. 21 224, Anm. 21

153 155, Anm. 49; 224, Anm. 21 60; 70; 172; 224; 226; 247; 298; 309, Anm. 62; 311, Anm. 74; 349; 444; 446; 468; 470; 492; 498ff., 534; 540; 558–561; 564; 566

660 August 30 September September 30 Oktober 1 Dezember 2

Dezember 2/3 Dezember 15 1949 [vor Januar 9]

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Verfassung des O¨kumenischen Rates der Kirchen Satzung des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re Protokoll der 20. Sitzung des Rates der EKD in Bethel Kirchenmusikerpru¨fung in der hannoverschen Landeskirche Bestimmung u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der ersten Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Protokoll der 21. Sitzung des Rates der EKD in Frankfurt/ Main Grundordnung der Evangelischen Kirche in Brandenburg

April 23 Mai 23

Vorentwurf fu¨r ein Gesetz u¨ber die Verletzung von Amtspflichten der Geistlichen Protokoll der 1. Sitzung des Rates der EKD in Darmstadt Protokoll der 2. Sitzung des Rates der EKD in Frankfurt/M. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an Peters Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

Mai 31

Protokoll der 5. Sitzung des Rates der EKD in Stuttgart

Juli 1 August 5 August 12

Protokoll der 6. Sitzung des Rates der EKD in Dresden Schreiben Dibelius jr. an die Kirchenkanzlei Die Vier Genfer Abkommen zum Schutze der Opfer des Krieges Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik

Februar 17/18 Ma¨rz 22

Oktober 7 Oktober 12.–14. November 15

Richtlinien des DGB zur Fu¨hrung von Arbeitska¨mpfen Urteil der Disziplinarkammer beim Evangelischen Konsistorium Berlin-Brandenburg

Dezember 1

Richtlinien zur Regelung der den Ostpfarrern und ihren Angeho¨rigen zu gewa¨hrenden Versorgungsbezu¨ge Berufung Hoffs gegen das Urteil der Disziplinarkammer beim Evangelischen Konsistorium Berlin-Brandenburg

Dezember 13 1950 Januar 9

Januar 17/18 Januar 23 Februar 8

228; 255 234 148, Anm. 20 263 493

145, Anm. 6; 148, Anm. 20 196

247 70, Anm. 111 234, Anm. 79 63, Anm. 67 24; 27; 79; 124; 156, Anm. 56; 445, Anm. 87; 547; 556; 576; 632f.; 635f. 145, Anm. 6; 149, Anm. 24 311, Anm. 74 149, Anm. 25 534; 536; 546 127; 130; 136; 240; 323; 556 222, Anm. 14 493, Anm. 37; 501; 502–508; 509 310, Anm. 67 509f.

Stellungnahme Brunners zu der Frage, „ob es mit dem lu541, Anm. 29 therischen Bekenntnis vereinbar ist, daß durch die EKD das Disziplinarrecht fu¨r alle Gliedkirchen gemeinsam geregelt wird“ Protokoll der 10. Sitzung des Rates der EKD in Halle 155, Anm. 51; 491, Anm. 27 Schreiben Brunottes an Osterloh 149, Anm. 27 Gesetz u¨ber die Teilnahme der Jugend am Aufbau der 131 Deutschen Demokratischen Republik und die Fo¨rderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung

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661

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Ma¨rz 7/8

Protokoll der 11. Sitzung des Rates der EKD in Detmold

April 3

Protokoll der Mitgliederversammlung des Verbandes der evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland Kirchengesetz u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse der Beamten der ehemaligen Deutschen Evangelischen Kirche Gesetz zur vorla¨ufigen Regelung der Rechtsverha¨ltnisse der im Dienst des Bundes stehenden Personen Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Protokoll der 15. Sitzung des Rates der EKD in Neuendettelsau

April 26 Mai 17 Mai 30 Juni 8

Juni 15

Juni 19 Juni 24 Juni 30 Juli Juli 12 [Juli 12] August 24 September 21 Oktober 5/6 Oktober 16 November 1 Dezember 5/6

[Dezember 5/6] Dezember 6 Dezember 8 Dezember 13 Dezember 13 Dezember 19 Dezember 30

Bericht Cantrups u¨ber die „Pru¨fung des Sondervermo¨gens der Zentral-Beschaffungsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland“ Gesetz u¨ber Hilfsmaßnahmen fu¨r Heimkehrer (Heimkehrergesetz) Gebu¨hren- und Auslagenrechnung Cantrups fu¨r die Zentralbeschaffungsstelle Grundordnung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen Schreiben des Oberkirchenrates der wu¨rttembergischen Landeskirche an das Kirchliche Außenamt Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei vom 12. Juli 1950 Vermerk Benns als Anlage zum Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei Protokoll der Sitzung der Kirchenkonferenz in Essen Rundschreiben der Kirchenkanzlei Protokoll der 17. Sitzung des Rates der EKD in BerlinSpandau Schreiben Cantrups an die Kirchenkanzlei Schreiben des Ba¨renreiter-Verlages an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Protokoll der 18. Sitzung des Rates der EKD in Stuttgart

Liste der „Beihilfen fu¨r gesamtkirchliche Aufgaben und Notsta¨nde in Westdeutschland“ Botschaft des Rates der EKD an die christlichen Kirchen der Welt zur Rettung des Friedens Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an den Ba¨renreiter-Verlag Aktenvermerk von Harlings Verfassung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Gesetz u¨ber Personalausweise Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Landeskirchenamt Hannover

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29, Anm. 168; 161, Anm. 83; 225, Anm. 26 465 67f. 348 70, Anm. 111 29, Anm. 168; 60, Anm. 55; 68, Anm. 98; 70, Anm. 111; 155, Anm. 49 458, Anm. 104

479 436, Anm. 31; 458; 459f. 71, Anm. 113 442, Anm. 64 71, Anm. 113 71, Anm. 13 70, Anm. 111 349 68, Anm. 98; 149, Anm. 24 436, Anm. 32 65, Anm. 78 33, Anm. 192; 71, Anm. 113; 155, Anm. 49; 157, Anm. 62 65, Anm. 79 557 65, Anm. 78 149, Anm. 26 305, Anm. 47 276 63, Anm. 67

662 1951 Januar 11/12

Januar 19 Januar 20 Januar 24 Januar 29 Februar 8 Februar 20 [Februar 28]

[Ma¨rz 1]

Ma¨rz 1 Ma¨rz 6

Ma¨rz 8 Ma¨rz 14 Ma¨rz 29 April 5 April 12

Mai 24 Juli 16 Juli 16/17

August 1

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Protokoll der 19. Sitzung des Rates der EKD in Potsdam

Schreiben der Kirchenkanzlei an Bender, Haug, Meiser, Niemo¨ller und Wu¨stemann Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landeskirchen Schreiben Niemo¨lles an die Kirchenkanzlei Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt Entschließung der Berlin-Brandenburgischen Provinzialsynode Ordnung der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union Grundsa¨tze der beteiligten Landeskirchen fu¨r den Aufbau der Seelsorge in Deutschen Arbeitslagern bei amerikanischen Heereseinheiten Entwurf der Chaplain Division des Hauptquartiers der USStreitkra¨fte in Europa fu¨r eine Regelung des Verha¨ltnisses von Milita¨rseelsorgern zu den Organen des Army Labor Service Schreiben Piepkorns an den Rat der EKD Protokoll der 20. Sitzung des Rates der EKD in Hannover

Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Landeskirchen der amerikanischen Besatzungszone Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Landeskirchen Verordnung u¨ber die Anmeldepflicht von Veranstaltungen Protokoll der 21. Sitzung des Rates der EKD in Hamburg Anordnung zur Durchfu¨hrung des Gesetzes u¨ber die Teilnahme der Jugend am Aufbau der Deutschen Demokratischen Republik und die Fo¨rderung der Jugend in Schule und Beruf, bei Sport und Erholung Protokoll der 22. Sitzung des Rates der EKD in Hannover Protokoll der Mitgliederversammlung des Verbandes der evangelischen Bibelgesellschaften in Deutschland Protokoll der 23. Sitzung des Rates in Elbingerode

60, Anm. 55; 63, Anm. 70; 65, Anm. 79; 86, Anm. 144; 157, Anm. 62; 495, Anm. 45; 551, Anm. 82 489, Anm. 12 70, Anm. 111 489, Anm. 12 64, Anm. 70 126, Anm. 180 196 489, Anm. 12

489, Anm. 12

489, Anm. 12 58, Anm. 46; 60, Anm. 55; 155, Anm. 51; 441, Anm. 56; 489, Anm. 12 489, Anm. 12 224, Anm. 24 53, Anm. 25; 133, Anm. 190 60, Anm. 53 131

8, Anm. 12; 149, Anm. 24 465

8, Anm. 9; 69, Anm. 108; 70, Anm. 109; 154, Anm. 44f.; 173, Anm. 113 Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außen- 63, Anm. 70; 495, amt Anm. 45

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis September 6/7

Oktober 8 Oktober 8 Oktober 8

Oktober 23 Oktober 24 Oktober 25

Oktober 26 Oktober 29 Oktober 30

November 27

November 28

November 30 Dezember 7

Dezember 10 Dezember 15 Dezember 21

1952 Januar 4

Januar 8 Januar 20

Protokoll der 24. Sitzung des Rates der EKD in Tutzing

32, Anm. 184; 38, Anm. 225; 62, Anm. 63; 66, Anm. 81; 72, Anm. 118; 145, Anm. 6; 157, Anm. 58; 321, Anm. 128; 547, Anm. 63 Wort der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskir- 126, Anm. 182 che Sachsens an Eltern und Erzieher Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Evangeli316, Anm. 104 schen Oberkirchenrat A. B. in Wien Rechtsgutachten Liermanns zu dem Entwurf fu¨r ein von der 541, Anm. 29 EKD zu erlassendes „Gesetz u¨ber die Verletzung von Amtspflichten der Geistlichen und Kirchenbeamten“ Schreiben Schwenns an Benn 69, Anm. 108 Schreiben Leboutons an das Kirchliche Außenamt 216, Anm. 104 Protokoll der 25. Sitzung des Rates der EKD in Berlin68, Anm. 98; 308, Spandau Anm. 58; 547, Anm. 63 Schreiben der Kirchenkanzlei der ApU an die Kirchen390 kanzlei Rechtsgutachten Smends zur Frage der Kriegsdienstverwei- 157, Anm. 58 gerung 69, Anm. 108 Internes Papier Benns zu den Zielen der „Deutschen Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve, Gesellschaft zum Schutze der Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten“ Notiz Rankes fu¨r Kunst zur Stellungnahme der Dienststelle 223, Anm. 17 Blank zur Kriegsdienstverweigerung und zur Stellungnahme der Fuldaer Bischofskonferenz zum Wehrbeitrag Entwurf fu¨r eine Stellungnahme des Rates zu Fragen der 157, Anm. 58 Gesetzgebung u¨ber Kriegsdienstverweigerung um des Gewissens willen Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Kirchen386 gemeinde in Badgastein Protokoll der 26. Sitzung des Rates der EKD in Berlin24, Anm. 130; 25, Spandau Anm. 135; 157, Anm. 60 Schreiben Osterlohs an Baudissin 223, Anm. 17 Schreiben der Kirchenkanzlei an den St. Marien-Bauverein 403 zu Lu¨beck e. V. Gutachten Thu¨mmels u¨ber die Feststellung des Hilfswerk- 297 Vermo¨gens und u¨ber die Ausgliederung der so genannten Wirtschaftsbetriebe

Aktenvermerk Stratenwerths zu den Verhandlungen des Ratsausschusses u¨ber das Anschlussgesetz am 20. Dezember 1951 Gutachten Lu¨hrs an den Vorsitzenden des o¨stlichen Senats des Disziplinarhofes der EKD Schreiben der ELKI an das Kirchliche Außenamt

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29, Anm. 170

518 85

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Januar 24/25

Protokoll der 27. Sitzung des Rates der EKD in Hannover

Februar 10–15

Protokoll der I. Tagung der 2. Synode der Kirchenprovinz Sachsen Eingabe der rheinischen Kirchenleitung mit der Bitte um Einberufung der Synode Schreiben Schwarzhaupts an die Leitung der ELKI „Memorandum u¨ber die Vorga¨nge in der Gemeinde Bradford“ Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Auswa¨rtige Amt Schreiben Brunottes an Strathmann Bericht Pleus’ u¨ber Fragen der Labor Service-Seelsorge. Protokoll der 28. Sitzung des Rates der EKD in BerlinSpandau

Februar 15 Februar 21 Februar 21 Februar 27 Ma¨rz 5 Ma¨rz 6 Ma¨rz 7 Ma¨rz 13

Ma¨rz 27 April 4 April 7 April 8 April 8

April 8 April 15 April 16 April 16

[April 16]

Denkschrift zum „Weiteren Verlauf der Angelegenheit Bradford“ Aktennotiz Stratenwerths Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Gescha¨ftsstelle Ost der Evang. Studentengemeinden Vertrag zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der ELKI Abkommen zwischen der EKD, der ELKI und der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde in Rom u¨ber den kirchlichen Ha¨userbesitz in Rom Schreiben des Badgasteiner Presbyteriums an das Kirchliche Außenamt Gutachten der Theologischen Fakulta¨t Mu¨nster zur rheinischen Pra¨ambel Schreiben des Geistlichen Rates der Gemeinde Bradford an das Kirchliche Außenamt Schreiben des Vorbereitenden Gru¨ndungskomitees fu¨r die Deutsche Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve an den Rat der EKD Entwurf eines Statutes der Deutschen Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve, Gesellschaft zum Schutze der Zivilbevo¨lkerung in Kriegszeiten

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20, Anm. 104; 24, Anm. 129; 32, Anm. 184f.; 49, Anm. 12; 145, Anm. 6 126, Anm. 180 157, Anm. 58; 547, Anm. 63 85, Anm. 141 62, Anm. 61 64, Anm. 70 64, Anm. 70 605 223, Anm. 17 25, Anm. 143; 27, Anm. 156; 33, Anm. 198; 55, Anm. 34; 65, Anm. 75; 68, Anm. 98; 156, Anm. 56; 157, Anm. 58; 223, Anm. 17; 307, Anm. 56; 547, Anm. 63 62, Anm. 61 63, Anm. 70; 64, Anm. 70 379 28; 230 230, Anm. 55

316, Anm. 104 195 61, Anm. 61 70, Anm. 109; 95–98 98–104

Chronologisches Dokumentenverzeichnis April 22

Richtlinien zur Regelung der Versorgung der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen

April 23 Mai Mai 2

Satzung des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen Schreiben Brunottes an von Staa Kirchenordnung der Evangelischen Kirche im Rheinland

Mai 5

Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Kirchengemeinde in Badgastein Protokoll der 29. Sitzung des Rates der EKD in Hannover

Mai 8/9

Mai 16 Mai 26

Juni 6 Juni 6 Juni 9

Juni 19/20

Juni 22 Juni 26 Juni 28 [Juli] Juli 5 Juli 6 Juli 7 Juli 9 Juli 15 Juli 16 Juli 17 Juli 17 Juli 17 Juli 17

665 298; 310, Anm. 71; 450; 479 230, Anm. 57 91 308, Anm. 60; 393 386 8, Anm. 12; 28, Anm. 160; 68, Anm. 100; 155, Anm. 51; 157, Anm. 62 68, Anm. 100 51, Anm. 19

Schreiben der Kirchenkanzlei an von Staa Verordnung des Ministerrats der DDR u¨ber Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands Memorandum der Bremer Bekenntnisgemeinschaft 50, Anm. 14 Schreiben Thierfelders an Brunotte 231, Anm. 59 Urteil des westlichen Senates des Disziplinarhofes der EKD 35, Anm. 206; 493, Anm. 37; 500f.; 508–513 Protokoll der 30. Sitzung des Rates der EKD in Speyer 37, Anm. 223; 60, Anm. 55; 73, Anm. 123; 126, Anm. 179; 230, Anm. 58 Schreiben Stoevesandts an die Bekenntnisgemeinschaft 50, Anm. 15 Ratifizierung der Grundordnung der EKD durch den Bre- 49 mischen Kirchentag Schreiben Salats an Stratenwerth 85 Denkschrift u¨ber die Rechtsstellung und soziale Lage der il- 273 legalen Sowjetzonenflu¨chtlinge Schreiben des Bremischen Kirchenausschusses an den Rats- 153, Anm. 41 vorsitzenden Stellungnahme Schanzes zum Protokoll der Junisitzung der 600 Bibelkommission Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außen- 85 amt Schreiben Kunsts an den Ratsvorsitzenden 222, Anm. 14 Schreiben Dibelius’ an Brunotte 153, Anm. 40 Schreiben Holtzhauers an Mitzenheim 72, Anm. 121 Verordnung zur Sicherung von Vermo¨genswerten 302, Anm. 31; 414, Anm. 222 Verordnung u¨ber die Aufstellung von Valutapla¨nen 302, Anm. 31; 414, Anm. 222 Verordnung u¨ber die Einstellung des Verrechnungsverkehrs 302, Anm. 31; innerhalb der volkseigenen Wirtschaft 414, Anm. 222 Schreiben von Staas an Brunotte 68, Anm. 102

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Juli 21

Schreiben Mitzenheims an Holtzhauer

Juli 29 August 4 [August 4] August 6/7

Aktennotiz Johannessons Schreiben Schwenns an Dibelius Notiz Dibelius’ auf dem Schreiben Schwenns Protokoll der 31. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

August 7 August 8

Protokoll der Sitzung der Kirchenkonferenz in Berlin Schreiben Rentmeisters an Mitzenheim

August 8 August 25

Schreiben Holtzhauers an Mitzenheim Entwurf der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – fu¨r ein Schreiben an die Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten der Deutschen Demokratischen Republik [August 30] Geda¨chtnisprotokoll Leboutons u¨ber eine Besprechung mit Vertretern des Kirchlichen Außenamtes September 10 Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel September 10 Schreiben Mitzenheims an die Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten September 12 Schreiben des Vorsitzenden des Jerusalemvereins an die Leitungen der Gliedkirchen der EKD September 18 Antrag des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Boppard an den Rat September 26/27 Protokoll der Sitzung des Finanzbeirates der EKD in Heidelberg September 29 Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Bevollma¨chtigten und Hauptgescha¨ftsfu¨hrer der gliedkirchlichen Hilfswerke – im Bundesgebiet und die Vorsitzenden der Hilfskomitees Oktober 2 Aktenvermerk von Harlings zum Haushaltsplan und zum rechtlichen Status der O¨kumenischen Zentrale Oktober 3 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Kirchenleitungen der westlichen Gliedkirchen Oktober 3 Vermerk des Kirchlichen Außenamtes [Oktober 6–10] Bericht des Kirchlichen Außenamtes auf der Synode in Elbingerode Oktober 9 Kirchengesetz u¨ber den Haushaltsplan und die Umlage der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1952 Oktober 9/10 Niederschrift der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung in Bad Boll Oktober 9/10 Anlage 3 zur Niederschrift der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung in Bad Boll Oktober 9/10 Anlage 4 zur Niederschrift der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung in Bad Boll

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72, Anm. 121; 105f. 64, Anm. 70 70, Anm. 109 70, Anm. 109 33; 55, Anm. 34; 56, Anm. 36; 66, Anm. 85; 68, Anm. 100; 68, Anm. 102; 156, Anm. 55f.; 222, Anm. 14; 310, Anm. 67 636 72, Anm. 121; 104, Anm. 154; 106f. 72, Anm. 121 105, Anm. 155

386, Anm. 193 438, Anm. 45 72, Anm. 121; 107f. 548, Anm. 69; 636f. 308, Anm. 60; 340–346 310f., Anm. 72 274, Anm. 125

148, Anm. 20 311, Anm. 72 316, Anm. 104 62, Anm. 64 147, Anm. 14

58, Anm. 46; 546, Anm. 55 430, Anm. 5 497, Anm. 55

667

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Oktober 10

Kundgebung der Synode der EKD fu¨r die Einheit Deutschlands Oktober 10 Beschluß der Synode betreffend Vorstellungen bei Bundeskanzler Dr. Adenauer und Ministerpra¨sident Grotewohl Oktober 10 Beschluß der Synode betreffend Auftrag an die Kammer fu¨r Soziale Ordnung Oktober 10 Beschluß der Synode betreffend Flu¨chtlinge aus der Deutschen Demokratischen Republik Oktober 13 Schreiben Rendtorffs an die Kirchenkanzlei [Oktober 13–15] Korreferat von Ernst Wolf: „Dogmatisch-systematische Probleme angesichts der gegenwa¨rtigen Exegese der neutestamentlichen Abendmahlstexte“ Oktober 22 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die o¨stlichen Gliedkirchen Oktober 25 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Gliedkirchen der EKD Oktober 27 Kirchengesetz u¨ber die Wiederverheiratung von witwengeldberechtigten Witwen Oktober 28 Dienstreisebericht von Staas u¨ber die Tagung der Kommission in Hannoversch-Mu¨nden November Satzung der Wartburgstiftung November 3 Schreiben Helds an Heinemann November 5 Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – November 12 Entwurf des Memorandums an die Regierung der DDR November 13

November 14 November 15 November 26 November 26 November 27

November 27 Dezember 3 Dezember 3 Dezember 4 Dezember 4 Dezember 5

Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landeskirchen und an die Mitglieder des Aufnahmeausschusses Kirchengesetz der berlin-brandenburgischen Landeskirche u¨ber die Wahl des Bischofs Einladungsschreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder fu¨r die 33. Sitzung des Rates Schreiben der Katholischen Deutschen Auslandsseelsorge in Westeuropa an Stratenwerth Schreiben Kunsts an die Kirchenkanzlei Zusammenstellung der vorliegenden oder zu erwartenden Antra¨ge auf Beihilfen fu¨r gesamtkirchliche Notsta¨nde und Aufgaben Vorschlag der Kirchenkanzlei fu¨r die Bewilligung von Beihilfen fu¨r gesamtkirchliche Notsta¨nde und Aufgaben Schreiben des Berliner Stadtsynodalverbandes an das Burckhardthaus in Berlin-Dahlem Schreiben der rheinischen Kirchenleitung an Mundle Schreiben Osterlohs an Bleibtreu Schreiben Hahns an die Synodalen, Pfarrer und Hilfsprediger der Evang.-Luth. Kirche in Oldenburg Protokoll der 33. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

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57 58, Anm. 45 58, Anm. 46; 132, Anm. 76 272, Anm. 120 162, Anm. 91 155, Anm. 49

312, Anm. 74 57, Anm. 42; 75 575 439, Anm. 48 14; 72, Anm. 119 121; 123ff. 220, Anm. 6; 273ff. 12, Anm. 36; 121, Anm. 173; 125ff. 67f., Anm. 94; 450 71, Anm. 112 45 62, Anm. 64 222, Anm. 14 65, Anm. 77

65, Anm. 77 66, Anm. 84 309, Anm. 62 24, Anm. 131 56, Anm. 36 32, Anm. 185; 45, Anm. 5; 65, Anm. 77; 66, Anm. 85; 67, Anm. 91; 68,

668

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Dezember 12

Ordnung des Lutherischen Weltdienstes – Deutscher Hauptausschuss Dezember 13 Schreiben von Staas an Strathmann Dezember 15 Schreiben Gru¨nbaums an Nuschke Dezember 15 Schreiben der Evangelischen Frauenarbeit an die Kirchenkanzlei Dezember 15 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Evangelische Frauenarbeit Dezember 15/16 Niederschrift der Sitzung der Kammer fu¨r Soziale Verantwortung Dezember 16 Schreiben Mitzenheims an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Dezember 16 Dezember 16 Dezember 17

Schreiben der Gescha¨ftsfu¨hrung des Hauses Hainstein an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Niesels an Brunotte

Dezember 22 Dezember 22

Mitteilung der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Kirchenkanzlei der EKD Schreiben der Kirchenkanzlei an den Bundesminister des Innern Neufassung des Entwurfs des Kirchlichen Außenamtes fu¨r ein Auslandsgesetz Schreiben der Evangelischen Frauenhilfe Potsdam an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Brunottes an Niesel Schreiben Bra¨unerts an die Kirchenkanzlei

Dezember 22 Dezember 23

Schreiben des Hilfswerks an Rehkopf Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder

[Dezember 23]

[Dezember 23]

Schreiben des Rates an den Bundeskanzler, den Pra¨sidenten des Bundestages und den Pra¨sidenten des Bundesrates Schreiben des Rates an den Bundeskanzler, die Bundesminister des Innern, fu¨r Arbeit und der Finanzen Schreiben des Rates an den Bundesminister fu¨r Arbeit

[Dezember 23]

Schreiben des Rates an die Leitungen der Landeskirchen

Dezember 23 Dezember 24 Dezember 26

Schreiben Riegers an das Kirchliche Außenamt Schreiben Stratenwerths an Dibelius Schreiben Harms’ an den Rat

Dezember 18 Dezember 19 Dezember 22

[Dezember 23]

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Anm. 98; 68, Anm. 100; 68, Anm. 102; 69, Anm. 105; 145, Anm. 7; 156, Anm. 55f.; 230, Anm. 55; 307, Anm. 56; 446, Anm. 91; 603, Anm. 173 338 602, Anm. 172 69, Anm. 103 154, Anm. 45 65, Anm. 77 58, Anm. 46 72, Anm. 121; 104, Anm. 154; 111f. 66, Anm. 81; 87f. 9, Anm. 17; 73, Anm. 125 72, Anm. 117 89 60, Anm. 56 185 73, Anm. 125 232, Anm. 69; 260f. 295 58, Anm. 46; 75ff. 26, Anm. 151f.; 77f. 26, Anm. 151; 27, Anm. 153; 78ff. 26, Anm. 151; 27, Anm. 154; 80f. 27, Anm. 158; 81ff. 61f., Anm. 61 61f., Anm. 61 67, Anm. 91

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Dezember 28

Schreiben der ELKI an den Ratsvorsitzenden

Dezember 30 Dezember 31

Schreiben Vischers an die Kirchenkanzlei Schreiben Kreyssigs an den Ratsvorsitzenden.

1953 [Januar]

Januar 3 Januar 3 Januar 5 Januar 6 Januar 6 Januar 7 Januar 7

Januar 7 Januar 8 Januar 9 Januar 9 Januar 9 Januar 9 Januar 10 Januar 10 Januar 12 Januar 12 Januar 12 Januar 12 Januar 13 Januar 15 Januar 15 Januar 15

669 63, Anm. 68; 84ff. 312, Anm. 80 43ff.

Denkschrift der evangelischen Bischo¨fe in der DDR zu den 12, Anm. 36; 58, Angriffen auf die Junge Gemeinde Anm. 45; 122, Anm. 174; 128–134; 243, Anm. 91 Schreiben Dibelius’ an Stratenwerth 64, Anm. 70 Schreiben Smends an Brunotte 59, Anm. 51 Gutachten des Theologischen Ausschusses der VELKD zu 234, Anm. 81 „Ehe und kirchlicher Trauung“ Schreiben des Ev. Konsistoriums der Kirchenprovinz Sach- 57, Anm. 43; 75 sen an den Ratsvorsitzenden Schreiben des Evangelischen Konsistoriums der Kirchen57, Anm. 43; 75 provinz Sachsen an den Rat Niederschrift u¨ber die Sitzung der Eherechtskommission 156, Anm. 56 vom 19.–21. Dezember 1952 Beschluss der Ostkirchenkonferenz u¨ber die Aufhebung der 58, Anm. 45; 122, Jugendzeitschrift „Die Stafette“ Anm. 176; 128; 134; 135 Schreiben des Ba¨renreiter-Verlages an die Kirchenkanzlei 65, Anm. 78f.; 86f. Aufzeichnung Schlegelbergers u¨ber ein Gespra¨ch mit Wab- 63, Anm. 69; nitz 136ff. Schreiben des Landeskirchenamtes Hannover an die Lan295, Anm. 7; 296, dessuperintendenten und Superintendenten Anm. 10 Schreiben Kreyssigs an Dibelius 10, Anm. 26; 14, Anm. 53; 93ff. Schreiben der Evangelischen Kirchenmusikschule Schlu¨ch- 233, Anm. 76; tern an die Kirchenkanzlei 261f. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Ausschuss 60, Anm. 56 zur Neufassung des Anschlussgesetzes Aktenvermerk Stratenwerths u¨ber „Die Lage in Paris und 63, Anm. 67 die Aufgaben der ku¨nftigen deutschen Gemeinde in Paris“ Rundschreiben des Hilfswerks 295 Schreiben Karnatz’ an das Referat VI der Kirchenkanzlei 59, Anm. 51 Ta¨tigkeitsberichts Haeberles u¨ber die Zeit von August bis 62, Anm. 63 Dezember 1952 Schreiben des ehemaligen Vorsitzenden des Gemeindekir- 62, Anm. 63 chenrates Gleissberg an Stratenwerth Schreiben Rendtorffs an die Kirchenkanzlei 162, Anm. 91 Schreiben des Bundesministers des Innern an die Kirchen- 89f. kanzlei Schreiben Stratenwerths an Dibelius 64, Anm. 70 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Rat 63, Anm. 68; 83f. Schreiben Dohms an das Kirchliche Außenamt 158, Anm. 70

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670 Januar 15 Januar 15 Januar 16 Januar 17 Januar 19 Januar 19 Januar 19 Januar 19 Januar 21 [Januar 21]

Januar 21 Januar 21 Januar 22

Januar 22 Januar 22 Januar 22 Januar 22 Januar 22 Januar 23 Januar 23 Januar 23 Januar 26

Januar 26 Januar 28 Januar 29 Januar 30 Januar 31 Januar 31

[Februar] Februar 2 Februar 3 Februar 3

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Evangelische Frauenhilfe Potsdam Schreiben Smends an Brunotte Schreiben Ehlers an Niedermeier Aktenvermerk der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Stratenwerths an Haeberle Schreiben des Oberrechnungsamtes an Brunotte Schreiben Ruppels an Otto Weber Schreiben der Kirchenkanzlei an Osterloh Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder Vorla¨ufige Tagesordnung

Schreiben Osterlohs an die Kirchenkanzlei Schreiben Gieses an das Kirchliche Außenamt Schreiben des Lebensordnungsausschusses der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an den Ratsvorsitzenden Schreiben des Ratsvorsitzenden an Grotewohl Verordnung u¨ber den Verkehr mit ausla¨ndischen Dienststellen Schreiben Kunsts an die Kirchenkanzlei Schreiben von Harlings an Brunotte Vermerk Rankes fu¨r Brunotte Aktenvermerk von Harlings u¨ber die Tagung der oldenburgischen Synode Schreiben des Kirchenamtes der VELKD an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses der Synode Scha¨tzungsurkunde der durch die Deutsche Automobil Treuhand GmbH anerkannten Kraftfahrzeug-Scha¨tzungsstelle in Ko¨ln u¨ber das nachstehend beschriebene Kraftfahrzeug Schreiben Paulsens an Brunotte Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder Schreiben Heinemanns an das Kirchliche Außenamt Schreiben Meisers an Heuß

185 295 55, Anm. 82 433, Anm. 15 62, Anm. 63 65, Anm. 75 296 90 45f. 31, Anm. 182; 45, Anm. 6; 46f.; 221, Anm. 11 66, Anm. 86; 90f. 442, Anm. 62 234, Anm. 82; 272; 391 58, Anm. 45; 122, Anm. 175; 128 53, Anm. 24 222, Anm. 14 233, Anm. 77 156, Anm. 56 56, Anm. 36 66, Anm. 81 161, Anm. 88 91; 92f.

154, Anm. 45 45, Anm. 7; 47

54, Anm. 28 21, Anm. 109; 55, Anm. 32; 117ff. Schreiben Brunottes an Smend 295 Aufstellung u¨ber die Verteilung der Mittel des Osthaushalts 66, Anm. 80; 315, der Evangelischen Kirche in Deutschland Kapitel III fu¨r in- Anm. 93 nerkirchliche Arbeit „Zusammenstellung u¨ber das bisher auf die Beschlu¨sse der 57, Anm. 46 Synode in Elbingerode Veranlaßte“ von Grauheding Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an Heinemann 54, Anm. 28 Schreiben des Evangelisch-Lutherischen Oberkirchenrats in 56, Anm. 38 Oldenburg an Brunotte Schreiben der Kirchekanzlei – Berliner Stelle – an die Rats- 9, Anm. 17; 46, mitglieder Anm. 8; 47f.

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671

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Februar 3 Februar 4 Februar 4 Februar 4

Februar 5 Februar 6 Februar 6 Februar 6 Februar 10 Februar 10 Februar 11 Februar 11 Februar 12 Februar 12 Februar 12/13

Schreiben des Oberkirchenrates Oldenburg an den Rat Schreiben von Staas an Brunotte Schreiben Osterlohs an den Vorsitzenden der Eherechtskommission, Schumann Schreiben Heuß’ an Meiser

Schreiben Dibelius’ an Collmer Schreiben Gru¨bers an Dibelius Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder und die Bevollma¨chtigten des Rates Schreiben der Kirchenkanzlei an Kunst Schreiben der Kammer fu¨r Evangelisches Schrifttum an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Mitzenheims an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Entwurf der Kirchenkanzlei fu¨r den Haushaltsplan der EKD Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks der EKD an die Hauptbu¨ros Vermerk Karnatz’ auf dem Schreiben Kreyssigs an Dibelius vom 9. Januar 1953 Schreiben der Luther-Akademie in der DDR an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Protokoll der 34. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

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56, Anm. 37; 74 68, Anm. 99; 91f. 156, Anm. 56 55, Anm. 32; 119f.; 191, Anm. 124 181 48 48f. 157, Anm. 64 66, Anm. 82; 88f. 72, Anm. 119; 104f. 437, Anm. 43 50, Anm. 18 93, Anm. 150 161, Anm. 86; 184f. 8, Anm. 6, 10; 9, Anm. 15; 11, Anm. 30; 12, Anm. 36; 13, Anm. 44; 14, Anm. 50ff.; 14, Anm. 56f.; 21, Anm. 108; 21, Anm. 110f.; 22, Anm. 113; 22, Anm. 119; 23, Anm. 120; 30, Anm. 171; 31, Anm. 181; 49–74; 152, Anm. 39; 156, Anm. 53; 158, Anm. 68; 159, Anm. 73; 159, Anm. 75; 160, Anm. 78; 161, Anm. 86; 164, Anm. 100; 164, Anm. 103; 222, Anm. 14; 227, Anm. 41; 231, Anm. 63; 232, Anm. 71; 305, Anm. 47; 316, Anm. 99; 317, Anm. 106; 321, Anm. 126;

672

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Februar 12/13

Mitschrift Meisers von der 34. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

Februar 12/13

Mitschrift Niesels von der 34. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

Februar 12/13

Tagebuchaufzeichnung Dibelius’ zur 34. Sitzung des Rates

Februar 12/13

Mitschrift Heinemanns von der 34. Sitzung des Rates der EKD in Berlin Schreiben Merzyns an die Leitungen der Landeskirchen Mitteilung betreffend die Neubesetzung der Disziplinarkammer der Evangelischen Kirche in Deutschland Entschließung des Rates zur Krise des Rechtsbewusstseins in Westdeutschland

Februar 13 Februar 13 Februar 13

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432, Anm. 11; 435, Anm. 29; 436, Anm. 35; 440f., Anm. 53, 57; 444, Anm. 74; 445, Anm. 34; 447, Anm. 94; 489, Anm. 15; 495, Anm. 45; 497, Anm. 54; 542, Anm. 32, 34; 546, Anm. 50, 52; 549, Anm. 74 11, Anm. 30; 17, Anm. 78; 17, Anm. 82; 18, Anm. 91; 19, Anm. 96; 21, Anm. 108; 21, Anm. 111; 37, Anm. 220; 49; 50, Anm. 15; 52, Anm. 23f.; 53, Anm. 25f.; 54, Anm. 29; 55, Anm. 34; 57, Anm. 40; 60, Anm. 56; 62, Anm. 63; 64, Anm. 103; 73, Anm. 124 49; 50, Anm. 15; 51, Anm. 18; 53, Anm. 26; 55, Anm. 33; 57, Anm. 42; 60, Anm. 56; 62, Anm. 63; 67, Anm. 90 11f., Anm. 34; 14, Anm. 52; 16, Anm. 71f.; 19, Anm. 95; 19, Anm. 97; 20, Anm. 103; 21, Anm. 108; 22, Anm. 116; 30, Anm. 175; 32, Anm. 190; 49 49 72, Anm. 64 69, Anm. 106 73

673

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Februar 14 Februar 14

Schreiben des Ratsvorsitzenden an die evangelischen Kirchenleitungen in Deutschland Schreiben des Ratsvorsitzenden an die westlichen Gliedkirchen

Februar 14

Schreiben Eberhard Mu¨llers an Ollenhauer

Februar 14

Schreiben der Evangelischen Frauenhilfe Potsdam an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Dibelius’ an Berkelbach van der Sprenkel Schreiben Gru¨bers an Grotewohl Schreiben des Evangelischen Konsistoriums Berlin-Brandenburg an die Kirchenkanzlei der APU Berufungsurkunde fu¨r Gru¨nbaum Schreiben der Kirchenkanzlei an den oldenburger Oberkirchenrat Schreiben der Kirchenkanzlei an den Bremer Kirchenausschuss und den Vertreter der Bekenntnisgemeinschaft Notiz Brunottes fu¨r von Harling

Februar 14 Februar 14 Februar 15 Februar 15 Februar 16 Februar 16 Februar 17 Februar 17 Februar 18 Februar 19 Februar 19 Februar 20 Februar 20 Februar 20 Februar 20 Februar 20 Februar 21 Februar 21 Februar 21 Februar 23 Februar 24 Februar 24 Februar 25 Februar 25

Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder Konzept eines Schreibens der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben Brunottes an Thimme Verordnung zur Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion und der Versorgung der Bevo¨lkerung Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Mitglieder der Kirchenkonferenz und des Rates Schreiben Kunsts an Dibelius Schreiben Kreyssigs an die Kirchenkanzlei Schreiben Niesels an Brunotte Niederschrift u¨ber die Sitzung des Finanzbeirates der EKD in Mu¨hlheim/Ruhr Schreiben Collmers an Dibelius Schreiben der Kirchenkanzlei an die Evangelische Frauenarbeit Schreiben Helds an Heinemann, Kreyssig und Niesel

113, Anm. 165; 114 14, Anm. 56; 51, Anm. 20; 113, Anm. 166; 115 54, Anm. 30; 116, Anm. 168; 117 161, Anm. 87; 185 113 302, Anm. 33 69, Anm. 104 69, Anm. 104 56, Anm. 39 50, Anm. 16 65, Anm. 79; 233, Anm. 76 52, Anm. 22; 113 234, Anm. 78; 271 8, Anm. 13; 67, Anm. 90 414 139f. 54, Anm. 30; 116 221, Anm. 11 11, Anm. 29 311f., Anm. 72, 81 157, Anm. 63; 181f. 65, Anm. 77

309, Anm. 62; 425f. Schreiben der Kirchenkanzlei an den Kreissynodalvorstand 68, Anm. 101 der Evangelischen Kirche in dem Kirchenkreis Ko¨ln Schreiben der Kirchenkanzlei an die Landeskirchenleitun- 59, Anm. 50 gen Schreiben Brunottes an Niesel 54, Anm. 30 Schreiben von Arnims an die Kirchenkanzlei – Berliner Stel- 161, Anm. 85 le – Schreiben der Kirchenkanzlei an das Zentralbu¨ro des Hilfs- 64, Anm. 73 werks

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674 Februar 25

Februar 25 Februar 26 Februar 26

Februar 26/27 Februar 27 Februar 27 Februar 27 Februar 27 Februar 28

[Ma¨rz]

[Ma¨rz]

Ma¨rz 2 Ma¨rz 2 Ma¨rz 2

Ma¨rz 2

Ma¨rz 2 Ma¨rz 3

Ma¨rz 3 Ma¨rz 3 Ma¨rz 3 Ma¨rz 4 Ma¨rz 5 Ma¨rz 5

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Beschluss der Kirchlichen Ostkonferenz „u¨ber den kirchlichen Dienst der Evangelischen Studentenpfarrer und Studentengemeinden“ Schreiben Paulsens an Brunotte Schreiben Rankes an die Mitglieder der Kammer fu¨r Soziale Ordnung Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Landeskirchen, die Mitglieder des Finanzausschusses der Synode und die Ratsmitglieder Entwurf fu¨r eine Disziplinarordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland Schreiben Ehlers an Dibelius Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Finanzreferenten der Gliedkirchen Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Kirchenkanzlei Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei Schreiben Hoffs an das Evangelische Konsistorium der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg Entwurf fu¨r ein Pauschalabkommen zwischen EKD und der Berufsgenossenschaft fu¨r reichsgesetzliche Unfallversicherung 2. Zusammenstellung der Durchgangslager in den La¨ndern der Deutschen Bundesrepublik, soweit sie ganz oder teilweise der Unterbringung von Sowjetzonen-Flu¨chtlingen dienen. Stand: Anfang Ma¨rz 1953 Schreiben Barths an Zaisser Schreiben des Ev.-Luth. Landeskirchenamtes Hannover an das Zentralbu¨ro des Hilfswerks Schreiben der Evangelischen Christophoruskirche Badgastein an den Rat der EKD

58, Anm. 45; 122, Anm. 177; 136 154, Anm. 45 60, Anm. 54 147f., Anm. 16f., 20 248, Anm. 97; 541, Anm. 26 59, Anm. 50 64, Anm. 73 64, Anm. 73 234, Anm. 78 493, Anm. 37; 501, Anm. 65; 515ff. 552f., Anm. 92

274

244 306, Anm. 49

317, Anm. 104; 385, Anm. 187; 385–389 Schreiben des Geistlichen Rates fu¨r die evangelisch-lutheri- 28, Anm. 162; 61, sche Arbeit unter deutschsprachigen evangelischen Christen Anm. 60; 496, in Großbritannien Anm. 48; 549, Anm. 74; 611f. Bericht Heinemanns an das Kirchliche Außenamt 54, Anm. 27 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an Ehlers, Gollwit- 163, Anm. 96 zer, Harms, Lilje, Niemo¨ller, Ranke, Scheuner, Schwarzhaupt, Stempel, Stratenwerth, Strauss, Tru¨tzschler Schreiben Thimmes an Brunotte 67, Anm. 90 Schreiben Brunottes an Meiser 26, Anm. 147 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Landes- 33, Anm. 193; bischof Lilje 140f. Schreiben Brunottes an den Ratsvorsitzenden 157, Anm. 63; 180f. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die pro- 57, Anm. 43 vinzsa¨chsische Kirchenleitung Haushaltsplan der Gescha¨ftsstelle der Evangelischen Stu315, Anm. 94; dentengemeinde in Deutschland – Gescha¨ftsstelle DDR 381; 382 und Groß-Berlin – fu¨r das Jahr 1953

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Ma¨rz 5 Ma¨rz 5/6 Ma¨rz 7 Ma¨rz 7

Ma¨rz 7 Ma¨rz 9 Ma¨rz 9 Ma¨rz 9 Ma¨rz 10 Ma¨rz 11 Ma¨rz 11 Ma¨rz 11 Ma¨rz 11 Ma¨rz 12 Ma¨rz 13

Ma¨rz 13 Ma¨rz 13 [Ma¨rz 16] Ma¨rz 16 Ma¨rz 16 Ma¨rz 16 Ma¨rz 16 [Ma¨rz 16]

[Ma¨rz 16]

[Ma¨rz 16]

Vorla¨ufiger Entwurf des Ratsausschusses u¨ber ein neues Anschlussgesetz Protokoll der Sitzung der Finanzreferenten in Hannover Schlussbericht des Oberrechnungsamtes der EKD an den Finanzausschuss der Synode Auszug aus Re´forme 9, 1953, Nr. 416 vom 7. Ma¨rz 1953

675 30, Anm. 171 64, Anm. 74; 146, Anm. 11 318, Anm. 114

163, Anm. 96; 190, Anm. 123; 191, Anm. 124; 212f.; 254, Anm. 112; 284, Anm. 134 Schreiben Brunottes an Haug 31, Anm. 179 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an Dahlgru¨n, Wab- 63, Anm. 69 nitz, Naumann und Giese Schreiben der Kirchenkanzlei an das Finanzamt Hannover 65, Anm. 76 Vermerk von Karnatz 180, Anm. 115 Schreiben Kunsts an die Kirchenkanzlei 157, Anm. 64 Antrag der Betriebsvertretung der Kirchenkanzlei 158, Anm. 66; 184 Schreiben des Kirchendienstes Ost an die Kirchenkanzlei – 161f., Anm. 89 Berliner Stelle – Schreiben des Evangelischen Konsistoriums Berlin-Bran69, Anm. 104 denburg an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Haugs an Brunotte 139, Anm. 76 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an das 71, Anm. 114 Evangelische Konsistorium Berlin-Brandenburg Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 148, Anm. 19 chenleitungen der o¨stlichen Gliedkirchen, die Ratsmitglieder und an die Mitglieder des Finanzausschusses des Synode Schreiben Rankes an Niemo¨ller 163, Anm. 96 Schreiben Riegers an Stratenwerth 549, Anm. 74 Ausschussentwurf fu¨r ein neues Auslandsgesetz 60, Anm. 57 Schreiben Matthis’ an das Kirchliche Außenamt 63, Anm. 69 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Gliedkirchen 60, Anm. 57 der EKD Beschlussentwurf Merzyns 157, Anm. 64 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Ratsmitglie- 163, Anm. 96; der 186; 187 Vorlage des Kirchlichen Außenamtes fu¨r ein Wort des Rates 36, Anm. 213, zum Oradour-Prozess 217; 163, Anm. 96; 186, Anm. 120; 187f. Abschrift aus „Re´forme“ 9, 1953, Nr. 415 vom 28. Februar 186f.; 188f.; 254, 1953 Anm. 112; 284, Anm. 134 U¨bersetzung aus „Re´forme“ 9, 1953, Nr. 415 vom 28. Fe186, Anm. 121; bruar 1953 189; 254, Anm. 112; 284, Anm. 134

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676

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Ma¨rz 17

Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche an den Rat

Ma¨rz 17

Schreiben Gru¨bers an Grotewohl

Ma¨rz 17 Ma¨rz 17 Ma¨rz 17

Schreibens Gru¨bers an Holtzhauer Aktennotiz Gru¨bers Aktennotiz Johannessons u¨ber die Sitzung des Finanzausschusses der Synode Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses der Synode der EKD in Hannover

Ma¨rz 17

Ma¨rz 18 Ma¨rz 18 Ma¨rz 18 Ma¨rz 19

Ma¨rz 19 Ma¨rz 19 Ma¨rz 20

Ma¨rz 20 [Ma¨rz 20] Ma¨rz 20 Ma¨rz 20

Ma¨rz 20 Ma¨rz 21 Ma¨rz 21 Ma¨rz 23 Ma¨rz 23

Ma¨rz 23 Ma¨rz 23

Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrates A. u. H. B. an den Ratsvorsitzenden Schreiben No¨lles an Greiffenhagen Schreiben des Vorsitzenden der Eherechtskommission an Brunotte Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder

50, Anm. 14; 153, Anm. 40; 167–171 12, Anm. 39; 160, Anm. 82; 199f. 72, Anm. 120 72, Anm. 120 147f., Anm. 17 146, Anm. 12; 147f., Anm. 16, 19f.; 151, Anm. 32; 227, Anm. 42 317, Anm. 104; 385 152, Anm. 39; 470 156, Anm. 56

31, Anm. 182; 142; 221, Anm. 11 Schreiben Mitzenheims an Gru¨ber 72, Anm. 120 Schreiben Dibelius jr. an Hofmann 224, Anm. 21 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 58, Anm. 45; 121; Ratsmitglieder zu den Gespra¨chen mit Bundeskanzler Ade- 122f.; 125; 128; nauer und Ministerpra¨sident Grotewohl 135f. Protokoll der Besprechung zwischen Lilje, Niemo¨ller und 153, Anm. 40 Herntrich Zum Vortrag bei dem Herrn Bundeskanzler in Bonn am 30. 121, Anm. 171; Oktober 1952 122f. Notiz Gru¨bers 160, Anm. 82 Protokoll der Besprechung der Vertreter des Rates der 444, Anm. 75; EKD mit der Bremer Bekenntnisgemeinschaft 468, Anm. 111; 469–473 Schreiben Baudissins an Osterloh 25, Anm. 138 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Kirchen143 kanzlei – Berliner Stelle – Vermerk Ziegers fu¨r Brunotte 152, Anm. 37 Schreiben der Bekenntnisgemeinschaft Bremen an den Rat 153, Anm. 40; 172; 467 Schreiben Gru¨bers an Dibelius 10, Anm. 23ff.; 143f.; 445, Anm. 86 Schreiben Stempels an den Ratsvorsitzenden 163, Anm. 96 Entwurf eines Schreibens an den Pra¨sidenten der 36, Anm. 215f.; Fe´de´ration Protestante de France M. Boegner 163, Anm. 96; 190f.

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Ma¨rz 24

Ma¨rz 24 Ma¨rz 25 Ma¨rz 26

[Ma¨rz 26] [Ma¨rz 26] Ma¨rz 26

677

Kundgebung des Deutschen Evangelischen Kirchentages in 14, Anm. 58; 162, Essen Anm. 92; 203–212; 319, Anm. 118 Schreiben Fischers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – 315, Anm. 94; 379ff.; 381 Protokoll der Sitzung der Kirchenkonferenz in Berlin38; 145, Anm. 7; Spandau 648ff. Verordnung u¨ber die Umlage des Hilfswerks der Evangeli- 156, Anm. 54; schen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1953 165; 179, Anm. 114 Richtlinien zur Ordnung des Gemeindehelferinnenberufes 154, Anm. 45; 173–179 Vorschla¨ge fu¨r die Neubesetzung des o¨stlichen Senats des 161, Anm. 84; Disziplinarhofes der EKD 165f. Protokoll der 35. Sitzung des Rates der EKD in Berlin 7, Anm. 2f.; 8, Anm. 4f.; 8, Anm. 7–10; 11, Anm. 30; 12, Anm. 39; 13, Anm. 42; 14, Anm. 51; 14, Anm. 56; 15, Anm. 62; 20, Anm. 101; 27, Anm. 158; 31, Anm. 176; 32, Anm. 187; 33, Anm. 194; 33, Anm. 197; 35, Anm. 205, 211; 36, Anm. 215; 50, Anm. 16; 56, Anm. 35; 64, Anm. 71; 67, Anm. 90; 67, Anm. 92; 69, Anm. 104; 140, Anm. 1; 144–164; 220, Anm. 7; 225, Anm. 227; 226, Anm. 33f., 37; 227, Anm. 41; 231, Anm. 60–63; 232, Anm. 65; 316, Anm. 99; 317, Anm. 107; 318, Anm. 109f.; 319, Anm. 116f.; 320, Anm. 123; 436, Anm. 35; 439, Anm. 48ff.; 444, Anm. 74; 444, Anm. 77; 445, Anm. 81; 445, Anm. 84; 489, Anm. 15;

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678

Ma¨rz 26 Ma¨rz 26 Ma¨rz 26

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Ma¨rz 27 Ma¨rz 27

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Ma¨rz 28 Ma¨rz 28 Ma¨rz 30

Ma¨rz 31 [Ma¨rz/April] April 1 April 1 April 2 April 7 April 8

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Mitschrift Smends u¨ber 35. Sitzung des Rates der EKD in Berlin Tagebuchaufzeichnung Dibelius’ zur 35. Sitzung des Rates Verordnung u¨ber einen Nachtrag zum Haushaltsplan und u¨ber den Umlageverteilungsmaßstab der Evangelischen Kirche in Deutschland fu¨r das Rechnungsjahr 1953 Liste u¨ber die Neubesetzung des o¨stlichen Senats des Disziplinarhofes der EKD Schreiben Baudissins an Osterloh Schreiben des Landeskirchenrates der Ev.-Luth. Kirche in Thu¨ringen an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben des Kreissynodalvorstandes der Evangelischen Kirche in dem Kirchenkreis Ko¨ln Schreiben Rankes an Brunotte

Drittes Gesetz zur A¨nderung und Erga¨nzung des Besoldungsrechts Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Pra¨sidenten der Fe´de´ration Protestante de France, Marc Boegner

491, Anm. 23; 494, Anm. 39; 542, Anm. 34; 543, Anm. 39; 547, Anm. 62; 551, Anm. 83 144 144 148, Anm. 18

161, Anm. 84; 165f.; 226, Anm. 34 282, Anm. 132 312, Anm. 74 68, Anm. 101 27, Anm. 158; 156, Anm. 56; 182f. 158, Anm. 66

164, Anm. 97; 191; 214, Anm. 137; 253, Anm. 111; 284, Anm. 133 Schreiben Dibelius’ an die Ratsmitglieder 164, Anm. 99 Notiz Krummachers auf dem Schreiben Fischers an die Kir- 181, Anm. 182 chenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Hoffs an das Evangelische Konsistorium der 493, Anm. 37; Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg 501, Anm. 65; 515ff. Schreiben Heinemanns an Giesen 15, Anm. 61 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der west147, Anm. 15 lichen Gliedkirchen Rede Brentanos anla¨sslich der Verleihung des Verdienst229, Anm. 53 ordens der Bundesrepublik Deutschland an Dahlgru¨n in Rom Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 57, Anm. 41 chenkanzlei in Hannover Stellungnahmen der Gliedkirchen der EKD zum Entwurf 224, Anm. 24 einer Dienststrafordnung der EKD Protokoll der Verwaltungsratssitzung des Instituts fu¨r Aus- 230, Anm. 5 landsbeziehungen Schreiben Brunottes an Delius 235, Anm. 82 Aktenvermerk Kru¨gers fu¨r Niemo¨ller 543, Anm. 35 Schreiben Berndts an das Kirchliche Außenamt 441, Anm. 58 Schreiben des Deutschen O¨kumenischen Studienausschus- 228, Anm. 49; ses an den Ratsvorsitzenden 258

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis April 8

April 8 April 8

April 8

[April 8]

April 8 April 9 April 9 April 9

April 9

April 10 April 11

April 11 April 11 April 11 April 11 April 13

April 13 April 13 April 13 April 13

Scheiben Wilms’ an Brunotte

679

31, Anm. 178, 181; 146, Anm. 10; 192–197; 197, Anm. 132 Schreiben Wilms’ an Dibelius 146, Anm. 10; 197ff. Schreiben Brunottes an Baudissin 24, Anm. 133; 157, Anm. 61; 199; 547, Anm. 63 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landes- 146, Anm. 9 kirchen und die Mitglieder der Kommission fu¨r die Bibelrevision Verzeichnis der mit den Vorarbeiten fu¨r die 2. Vollver228, Anm. 49; sammlung des O¨kumenischen Rates vertrauten Perso¨nlich- 255, Anm. 115; keiten der EKiD 258, Anm. 116; 259f. Schreiben der evangelischen Bischo¨fe in der DDR an den 13, Anm. 49; 241, Ministerrat der Regierung der UdSSR Anm. 90; 242f. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an den Kir- 162, Anm. 89 chendienst Ost Schreiben des Secre´taire ge´ne´ral de Eglise Reforme´e de 164, Anm. 99; France an den Rat 213f. Schreiben der evangelischen Bischo¨fe in der DDR an den 12, Anm. 36, 39; Chef der sowjetischen Kontrollkommission 13, Anm. 49; 160, Anm. 82; 241, Anm. 89; 243–246 Schreiben Brunottes an Kunst 25, Anm. 137; 25, Anm. 143; 223, Anm. 17, 19; 281–284 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 220, Anm. 6, Ratsmitglieder und die Mitglieder der Kirchenkonferenz 272f. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Kirchenkanzlei – Ber- 31, Anm. 182; liner Stelle – 215f.; 231, Anm. 62 Aktenvermerk Brunottes 23, Anm. 123; 222, Anm. 14 Schreiben der Kirchenkanzlei der APU an die Kirchen311, Anm. 72 kanzlei – Berliner Stelle – Schreiben der Kirchenkanzlei an den Kirchenausschuss der 473 Bremischen Evangelischen Kirche Schreiben Herntrichs an Hu¨bner 8, Anm. 14 Schreiben Niemo¨llers an den Ratsvorsitzenden 31, Anm. 182; 216f.; 309, Anm. 63 Schenkungsurkunde Lietzmanns fu¨r die EKD 494, Anm. 41 Schreiben der Bekenntnisgemeinschaft Bremen an den Rat 152, Anm. 39 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landes- 154, Anm. 46 kirchen Schreiben des THW an die Kirchenkanzlei 222, Anm. 14

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680 April 13 [April 13]

April 14 April 14 April 14

April 14 April 16 April 19 April 20 April 21

April 22

April 22 April 23 April 23 April 23 April 23

April 24 April 24 April 27 April 27 April 27 April 28

April 28

April 28

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Bericht Gru¨bers an Dibelius Schreiben Pfarrer Goebels an Niemo¨ller

13, Anm. 49 31, Anm. 182; 217; 309, Anm. 63 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 155, Anm. 52; chenleitungen der westlichen Gliedkirchen 278 Schreiben der Kirchenkanzlei an Osterloh 158, Anm. 69 162, Anm. 93; Schreiben des Pra¨sidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages an die Mitglieder des Rates und der Kirchen- 201ff. konferenz Schreiben Delius’ an Brunotte 235, Anm. 82 Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder 228, Anm. 49; 257f. Schreiben Gru¨bers an den Lordbischof von Chichester 417 Schreiben des Pfarramts der St. Gertruds Gemeinde an das 233, Anm. 74 Kirchliche Außenamt Schreiben Gru¨bers an den Lordbischof von Chichester 18; 19, Anm. 93; 304, Anm. 42; 327, Anm. 137; 417–420; 421, Anm. 228; 422, Anm. 229, 232; 431, Anm. 9 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 224, Anm. 21; 246–251; 541, Anm. 24, 26 Schreiben Rankes an Brunotte 496, Anm. 51 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 51, Anm. 20 chenkanzlei Hannover Schreiben Burkerts an den EOK in Stuttgart 160, Anm. 76 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 224, Anm. 25; 251ff. Schreiben Wilms an Brunotte 31, Anm. 180; 231, Anm. 61; 289f. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 31, Anm. 182; Ratsmitglieder 218f. Schreiben Karnatz’ an die Kirchenkanzlei 231, Anm. 64 Schreiben der Kirchenkanzlei an Kunst 158, Anm. 65 Schreiben Fischers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – 315, Anm. 94; 381f.; 382 Schreiben des Rates an die Bremer Bekenntnisgemeinschaft 468 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 13, Anm. 49; 221, Ratsmitglieder Anm. 7; 241; 242f. Offener Brief des Ratsvorsitzenden „an die Glieder der Jun- 12, Anm. 36; 13; gen Gemeinde und deren Eltern im Gebiet der Deutschen 221, Anm. 7; Demokratischen Republik“ 238–241 Schreiben Stratenwerths an den Geistlichen Rat 549, Anm. 74

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis April 30

Mai

Mai 1

Mai 2 Mai 2

Mai 2 Mai 3 Mai 3 Mai 4 Mai 5 [Mai]

Mai 7 Mai 7/8

681

Abkommen zwischen den Regierungen der Bundesrepublik 229, Anm. 54 Deutschland, der Franzo¨sischen Republik, des Vereinigten Ko¨nigreichs von Großbritannien und Nordirland, der Vereinigten Staaten von Amerika und der italienischen Republik u¨ber bestimmte Bibliotheken und Vermo¨genswerte in Italien Vorlage des Kirchlichen Außenamtes fu¨r die Ratssitzung 227, Anm. 43; am 7. und 8. Mai 1953 255f.; 285, Anm. 135 Vereinbarung zwischen dem Nationalkomitee des Lutheri- 306, Anm. 52; schen Weltbundes und dem Hilfswerk der EKD 336, Anm. 159; 337–340 Schreiben des Ev.-Luth. Landeskirchenamtes Hannover an 51, Anm. 20 Jacobi Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an den Rat 12, Anm. 40; 156, Anm. 52; 220, Anm. 7; 221, Anm. 10; 236ff.; 193, Anm. 2; 303, Anm. 35f.; 553, Anm. 94 Schreiben Burkerts an Brunotte 159, Anm. 76 Schreiben der Evangelischen Frauenarbeit an den Ratsvor- 228, Anm. 48; sitzenden 256f. Schreiben Mundles an Brunotte 309, Anm. 60 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Stockholmer 233, Anm. 75 Pfarramt Schreiben Gru¨bers an den Ratsvorsitzenden 13, Anm. 48; 219; 221, Anm. 7 Resolution von Mitgliedern der CDU-Bundestagsfraktion 19, Anm. 94; 304, Anm. 42; 420; 422, Anm. 231 Richtlinien u¨ber die Verwaltung des kirchlichen land- und 226, Anm. 34 forstwirtschaftlichen Grundbesitzes Protokoll der 36. Sitzung des Rates der EKD in Berlin 8, Anm. 10; 9, Anm. 16; 11, Anm. 30; 19, Anm. 97; 20, Anm. 100f.; 23, Anm. 121, 125; 25, Anm. 136, 141; 31, Anm. 182; 33, Anm. 196f.; 34, Anm. 203; 35, Anm. 211; 56, Anm. 35; 67, Anm. 90, 92; 68, Anm. 101; 74, Anm. 126; 156, Anm. 52; 157, Anm. 59; 158, Anm. 67; 159, Anm. 75; 160, Anm. 77; 161,

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Mai 7/8 Mai 7/8 [Mai 7/8]

[Mai 7/8] Mai 7/8 Mai 8 Mai 8 Mai 8 Mai 11

Mai 11 Mai 11

Mai 11 Mai 11

Mai 11 Mai 11

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Mitschrift Niesels von der 36. Sitzung des Rates der EKD in Berlin Tagebuchaufzeichnung Dibelius zur 36. Sitzung des Rates

Anm. 85; 164, Anm. 96, 99f.; 220–235; 285, Anm. 136; 287, Anm. 139; 303, Anm. 36; 304, Anm. 39–42; 305, Anm. 45; 306, Anm. 53; 307, Anm. 56; 309, Anm. 60; 316, Anm. 99; 317, Anm. 107; 320, Anm. 120f.; 321, Anm. 127; 436, Anm. 35; 442, Anm. 68; 445, Anm. 81; 488, Anm. 7; 489, Anm. 15f.; 490, Anm. 17; 540, Anm. 23; 542, Anm. 34; 547, Anm. 58; 551, Anm. 83; 553, Anm. 94 220

19, Anm. 96; 220, 235, Anm. 86 Entwurf des Kirchlichen Außenamtes fu¨r ein Schreiben an 36, Anm. 218; die Gliedkirchen fu¨r einen Spendenaufruf fu¨r die Opfer von 226, Anm. 38; Oradour 253f. Entwurf eines Schreibens der Kirchenkanzlei an Wilm 227f., Anm. 44 Vortragsnotiz zur Ratssitzung 163, Anm. 96 Schreiben des Bundesministeriums des Innern an den Rat 59, Anm. 50 Schreiben der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen 9, Anm. 19; 310, und Nassau an den Rat Anm. 65; 346 Schreiben Kreyssigs an den Rat 315, Anm. 95; 382f. Kundgebung des Rates an „alle evangelischen Gemeinden 12, Anm. 36; 13, in Deutschland“ Anm. 45; 221, Anm. 8; 277f. Schreiben der Kirchenkanzlei an Mundle 221, Anm. 13 Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Lordbischof von 304, Anm. 43; Chichester (englische Fassung) 327, Anm. 138; 420, Anm. 227; 421f. Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Bundestagspra¨422; 423, sidenten Ehlers Anm. 234 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der evan224, Anm. 22 gelischen Landeskirchen und die Mitglieder des Disziplinarordnungsausschusses Schreiben Brunottes an Ehlers 225, Anm. 29 Schreiben der Kirchenkanzlei an Havemann 226, Anm. 31

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Mai 12 Mai 13 Mai 13 Mai 13

Mai 13

[Mai 13]

Mai 15 Mai 15 Mai 15

Mai 15 Mai 16 Mai 16 Mai 16 Mai 17

Mai 18 Mai 18 Mai 18 Mai 18/19

Mai 18/19

Mai 19

Mai 19

Rundschreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Landeskirchen Schreiben Ehlers an Brunotte Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle Schreiben Ruppels an Otto Weber

476 225, Anm. 29 293f.

295, Anm. 8; 296f.; 306, Anm. 49; 347 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 13, Anm. 43; 221, chenleitungen der westlichen Gliedkirchen Anm. 10; 278ff.; 298, Anm. 14; 553, Anm. 94 U¨bersicht u¨ber die von den westlichen Gliedkirchen erbete- 221, Anm. 10; nen Zuschu¨sse zu dem Betriebsfonds 280, Anm. 131; 281; 298, Anm. 14; 553, Anm. 94 Schreiben der Kirchenkanzlei an das THW 222, Anm. 15 Schreiben des Pfarramts der St. Gertruds Gemeinde an das 233, Anm. 74f. Kirchliche Außenamt Schreiben der Kirchenkanzlei an die westdeutschen Schul- 319, Anm. 119 referenten, Landesjugendpfarrer und Direktoren der Landesverba¨nde fu¨r Innere Mission Schreiben Beckmanns an die Kirchenkanzlei 320, Anm. 124 Schreiben Brunottes an die Direktorenkonferenz der evan- 233, Anm. 77 gelischen Kirchenmusikschulen Schreiben Niesels an die Kirchenkanzlei 235, Anm. 87 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 304, Anm. 43 „Warum wir fernbleiben“. Denkschrift des Gemeindekir549, Anm. 74 chenrates der Deutschen Evangelischen Christuskirche in London Schreiben Havemanns an die Kirchenkanzlei 226, Anm. 31 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Ratsvorsit- 233, Anm. 75 zenden Schreiben Gerstenmaiers an Dibelius 318, Anm. 111 Bericht u¨ber die Aufbringung und Abwicklung der Woh150, Anm. 29 nungsbeschaffungskosten fu¨r die Kirchenkanzlei und das Kirchliche Außenamt Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses der Synode in 150, Anm. 29f.; Hannover 151, Anm. 33; 152, Anm. 38; 318, Anm. 114; 319, Anm. 117; 433, Anm. 15ff.; 435, Anm. 30; 436, Anm. 34 Schreiben Gru¨bers an den Ratsvorsitzenden 19, Anm. 98; 305, Anm. 44; 332; 423, Anm. 235 Schreiben Smends an Brunotte 294f.; 306, Anm. 49

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684 Mai 19

Mai 19 Mai 19

[Mai 19] Mai 19 Mai 19 Mai 19 Mai 20 Mai 20 Mai 20 Mai 20 Mai 20 Mai 21 Mai 21 Mai 21

Mai 21 Mai 21 Mai 21 Mai 22 Mai 22 Mai 23

Mai 26 Mai 26

Mai 26 Mai 26

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Schreiben Stratenwerths an Harms

34, Anm. 199; 229, Anm. 52; 285ff.; 287, Anm. 138 Schreiben des Zentralbu¨ros des Hilfswerks an die Kirchen- 306, Anm. 49 kanzlei Schreiben des Verwaltungsrates des Deutschen Evangeli313, Anm. 86 schen Instituts fu¨r Altertumswissenschaft des Heiligen Landes an die Kirchenkanzlei Notiz Stratenwerths fu¨r Harms 287, Anm. 137 Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an die Kirchenkanzlei 314, Anm. 92 Gesetz u¨ber die Angelegenheiten der Vertriebenen und 480, Anm. 125 Flu¨chtlinge (Bundesvertriebenengesetz) Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Bruderhaus 441, Anm. 59 Karlsho¨he bei Ludwigsburg Schreiben der hessen-nassauischen Kirchenleitung an den 310, Anm. 65 Ratsvorsitzenden Schreiben des Rates an die Gliedkirchen der EKD 226, Anm. 40; 284 Schreiben der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen 298; 332f.; 334f. Landeskirche Sachsens an den Rat Schreiben der Kirchenkanzlei an den Verband evangeli234, Anm. 80 scher Kirchencho¨re Schreiben Brunottes an Niesel 235, Anm. 87 Schreiben des Ratsvorsitzenden an Bischof Bjo¨rkquist 233, Anm. 75; 291f. Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Landeskir228, Anm. 50 chenleitungen (außer den zur VELKD geho¨rigen Kirchen) Auszugsweise Abschrift der Niederschrift u¨ber die 36. Sit- 228, Anm. 50 zung des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland am 7. und 8. Mai 1953 in Berlin Schreiben der Kirchenkanzlei an Jung 226, Anm. 30 Schreiben der Kirchenkanzlei an Poppe 226, Anm. 32 Schreiben Adenauers an Dibelius 304, Anm. 43 Schreiben von Harlings an das Oberrechnungsamt 319, Anm. 117 Schreiben Gru¨bers an Heinemann 305, Anm. 44 Personalstatut fu¨r die in Zusammenarbeit mit dem Geist549, Anm. 74 lichen Rat fu¨r evangelisch-lutherische Arbeit unter deutschsprachigen evangelischen Christen in Großbritannien ta¨tigen Geistlichen Schreiben Riegers an Stratenwerth 62, Anm. 61 Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei 11, Anm. 33; 34, Anm. 204; 223, Anm. 16, 18; 239, Anm. 56; 235, Anm. 86; 304, Anm. 37; 327f.; 489, Anm. 16 Schreiben Sommerlaths an die Kirchenleitung der Evan305, Anm. 46; gelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens 334f. Schreiben Heinemanns an Gru¨ber 19, Anm. 99

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Mai 27

Mai 27 Mai 28

Mai 28 Mai 28 Mai 28 Mai 29 Mai 29

[Mai 29]

Mai 30

[Mai 30]

[vor Juni 1] [vor Juni 1] [Juni 1] Juni 1 Juni 1

Juni 1 Juni 1 Juni 2 Juni 2 Juni 2

Juni 2 Juni 3

685

Schreiben der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen 298, Anm. 18; Landeskirche Sachsens an den Rat 305, Anm. 46; 334f. Schreiben der Finanz- und Gescha¨fts-Abteilung des O¨RK 316, Anm. 101 an das Kirchliche Außenamt Schreiben Harms’ an Stratenwerth 34, Anm. 200; 229, Anm. 52; 287ff. Schreiben Dibelius’ an Brunotte 336 Schreiben Gerstenmaiers an den Ratsvorsitzenden 306, Anm. 49; 336, Anm. 158 Schreiben der Kirchenkanzlei an das Kirchliche Außenamt 315, Anm. 92 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 313, Anm. 83; 373–376; 377 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 295, Anm. 8; Ratsmitglieder 296f.; 306, Anm. 49 Auszug aus den Richtlinien zur Regelung der Versorgung 298, Anm. 19; der Ostpfarrer und ihrer Angeho¨rigen 310, Anm. 69; 347 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder zur 312, Anm. 74f.; Neuordnung des kirchlichen Beamtenrechts 312, Anm. 80ff.; 348ff.; 562, Anm. 107 Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz der Evangelischen Kirche in 312, Anm. 76; Deutschland u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse der Kirchenbeam- 349, Anm. 177; ten (Kirchenbeamtengesetz) 350–372; 563, Anm. 109 Entwurf einer Stifterinschrift fu¨r den Deutschen Sta¨dtetag 403, Anm. 217; 405 Planskizze fu¨r die Fenster der Marienkirche in Lu¨beck 403, Anm. 216; 404 Auszu¨ge aus den kirchlichen Lebensordnungen und Kir321, Anm. 129; chenordnungen u¨ber die Trauung Geschiedener 403; 404f. Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Niemo¨l- 19, Anm. 96; 304, ler Anm. 42; 422 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Ratsmitglie- 229, Anm. 52; der und die Landeskirchenleitungen 316, Anm. 100; 383f. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 235, Anm. 84; 389 Schreiben des St. Marien-Bauvereins zu Lu¨beck e. V. an die 403 Kirchenkanzlei Gutachten Lu¨hrs u¨ber Hoff fu¨r das Landeskirchenamt 501, Anm. 66; Hannover 517f. Schreiben Poppes an die Kirchenkanzlei 226, Anm. 32 Schreiben der Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen 70, Anm. 111; Landeskirche Sachsens an den Rat 299, Anm. 21; 395, Anm. 46; 335 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder der Kam446, Anm. 91 mer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung Schreiben Jungs an die Kirchenkanzlei 226, Anm. 30

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686

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Juni 3

Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Mitglieder der Kirchenkonferenz aus den unierten Landeskirchen Schreiben des Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes und des Hilfswerks an den Rat Schreiben Bu¨hrkes an den Verwaltungsrat des Deutschen Evangelischen Instituts fu¨r Altertumswissenschaft des Heiligen Landes Schreiben Herntrichs an Kunst Beschluß der Konferenz der Evangelischen Landeskirchen innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik Schreiben des Thu¨ringer Landeskirchenrates an die Kirchenkanzlei Schreiben des THW an die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder und die Leitungen sa¨mtlicher Gliedkirchen Schreiben Brunottes an den Ratsvorsitzenden

Juni 3 Juni 3

Juni 3 Juni 4 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 5 Juni 6 Juni 6 Juni 6 Juni 6 Juni 6 Juni 8 Juni 8 Juni 9 Juni 9 Juni 9 Juni 9 [Juni 9]

228, Anm. 44

306, Anm. 52; 336f. 313, Anm. 86

64, Anm. 70 15, Anm. 64; 330, Anm. 150; 331 154, Anm. 47

222, Anm. 15 300, Anm. 23; 330 306, Anm. 49; 335f. Vermerk Schwarzhaupts 317, Anm. 104 Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Evan444, Anm. 78; gelischen Kirche an die Kirchenkanzlei 473f. Aufstellung der Kirchenkanzlei zur Besetzung des Diszipli- 320, Anm. 124 narhofes Schreiben der Kirchenleitung von Hessen-Nassau an die 397 Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 299 Ratsmitglieder Protokoll Nr. 33/53 der außerordentlichen Politbu¨rosit300, Anm. 23 zung Schreiben Dibelius’ an Brunotte 19, Anm. 96; 304, Anm. 42 Schreiben des Landeskirchenamtes von Kurhessen-Waldeck 398 an die Kirchenkanzlei Schreiben des Landeskirchenrats der Reformierten Kirche 400 Nordwestdeutschlands an die Kirchenkanzlei Schreiben des Vorsitzenden des Rates der APU an den 433; 449–452 Ratsvorsitzenden Schreiben Walter Gerstenmaiers und seines Rechtsanwalts 306, Anm. 49 an die Kirchenkanzlei Schreiben Dibelius’ an Meiser 308, Anm. 58; 425 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 235, Anm. 84; 397 Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Landes- 402 kirche an die Kirchenkanzlei Schreiben von Harlings an Brunotte 444, Anm. 78 Auszu¨ge aus den kirchlichen Lebensordnungen und Kir235, Anm. 84; chenordnungen u¨ber die Trauung Geschiedener 320, Anm. 121; 397–402

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Juni 10

Protokoll Krummachers u¨ber die „Besprechung zwischen Vertretern der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Kirchlichen Ostkonferenz im Regierungsgeba¨ude der Deutschen Demokratischen Republik am 10. Juni 1953“

Juni 10

Kommunique´ des Presseamtes beim Ministerpra¨sidenten der DDR

Juni 11

Schreiben Gru¨bers an Grotewohl

Juni 11

Schreiben des Sekretariats des Ministerpra¨sidenten der DDR an Gru¨ber

Juni 11 Juni 11/12

Vermerk Karnatz’ u¨ber eine Mitteilung Rankes Protokoll der 37. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

Juni 11/12

Mitschrift Meisers von der 37. Sitzung des Rates in Berlin

Juni 11/12 Juni 11/12

Mitschrift Niesels von der 37. Sitzung des Rates in Berlin Tagebuchaufzeichnung Dibelius’ zur 37. Sitzung des Rates

Juni 11/12

Mitschrift Heinemanns von der 37. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

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687 12, Anm. 36f., 39; 161, Anm. 82; 300, Anm. 24; 301, Anm. 25; 303, Anm. 35; 406–412 12, Anm. 36; 15, Anm. 67; 23, Anm. 124; 300, Anm. 24; 303, Anm. 35; 322ff. 302, Anm. 31; 413; 414, Anm. 221 302, Anm. 31; 413, Anm. 220; 414f.; 415, Anm. 224 307, Anm. 54 16, Anm. 71f.; 17, Anm. 78, 82; 19, Anm. 95f.; 74, Anm. 127; 235, Anm. 87; 299–322; 324f.; 327f.; 427, Anm. 1; 431, Anm. 9; 436, Anm. 35; 442, Anm. 61, 68f.; 445, Anm. 81; 487, Anm. 5; 488, Anm. 7; 489, Anm. 15f.; 494, Anm. 39, 43; 539, Anm. 18; 540, Anm. 20; 542, Anm. 34; 547, Anm. 58; 551, Anm. 83; 553, Anm. 94; 562, Anm. 108 11, Anm. 30; 17, Anm. 78, 82; 19, Anm. 96; 301, Anm. 25, 27; 302, Anm. 32; 304, Anm. 42; 309, Anm. 62; 310, Anm. 78 299 11, Anm. 34; 16, Anm. 71f.; 19, Anm. 95; 299 299

688 Juni 11/12 [Juni 11/12]

[Juni 11/12] [Juni 11/12]

Juni 12

Juni 12

Juni 13 Juni 13 Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 15 Juni 16 Juni 17 Juni 17

Juni 17 Juni 17/18

Juni 18 Juni 18 [Juni 18] Juni 18 Juni 19 Juni 19 Juni 19 Juni 19

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Mitschrift Smends von der 37. Sitzung des Rates in Berlin Kommunique´ des Presseamtes beim Ministerpra¨sidenten der DDR

299 12, Anm. 36; 15, Anm. 67; 23, Anm. 124; 300, Anm. 24; 303, Anm. 35; 322ff. Presseerkla¨rung des Rates der EKD 16, Anm. 70; 301, Anm. 26; 324 Beihilfeplan 1953/54 66, Anm. 79; 313, Anm. 86; 314, Anm. 87f.; 328ff.; 434, Anm. 23 Wort des Rates der EKiD an die Gemeinden 12, Anm. 36; 16, Anm. 73; 301, Anm. 27; 324f. Wort des Rates „an alle evangelischen Gemeinden in 12, Anm. 36; 16, Deutschland“. Anm. 72, 74; 301, Anm. 27; 325ff. Notiz Brunottes fu¨r von Harling 319, Anm. 117 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Lei- 301, Anm. 28 tungen sa¨mtlicher Gliedkirchen Schreiben Naumanns an Hu¨bner 28, Anm. 161; 308, Anm. 58 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Jugendkam- 229, Anm. 51 mer Schreiben der Ev.-Ref. Kirche in Nordwestdeutschland an 303, Anm. 36 die Kirchenkanzlei Schreiben Herntrichs an Dahlgru¨n 307, Anm. 56; 308, Anm. 58 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 306, Anm. 48 chenleitung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Schreiben Dibelius’ an die Kirchenkanzlei 304, Anm. 38 Schreiben des Verbandes der Evangelischen Bibelgesell438, Anm. 47; schaften in Deutschland an den Rat 439, Anm. 50; 463f. Schreiben Smends an die Kirchenkanzlei 313, Anm. 82 Niederschrift der dritten Direktorenkonferenz der Evan233, Anm. 76; gelischen Kirchenmusikschulen und kirchenmusikalischen 261, Anm. 117; Abteilungen der Staatlichen Musikhochschulen Deutsch262–270 lands in Leipzig Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stel- 304, Anm. 42; le – 422f. Schreiben Cantrups an die Kirchenkanzlei 436, Anm. 32 Aktennotiz von Harlings auf dem Schreiben Cantrups an 436, Anm. 32 die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei an Dibelius 151, Anm. 32 Schreiben Krummachers an Bassarak 315, Anm. 94 Schreiben der Kirchenkanzlei an Pleus 307, Anm. 54; 423f. Schreiben der Kirchenkanzlei an Mundle 309, Anm. 64 Notiz Brunottes fu¨r Merzyn 318, Anm. 115

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis Juni 19 Juni 20 Juni 23 Juni 23 Juni 23 Juni 23 Juni 23 Juni 24 Juni 26

Juni 26 Juni 29 Juni 29

Juni 29 Juni 29/30 Juni 30

Juni 30

Juni 30 Juni 30 Juni 30 Juli 1 Juli 1 Juli 1

Juli 1 Juli 2 Juli 2 Juli 2

Schreiben Brunottes an Pleus

689

25, Anm. 140; 26, Anm. 146 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den O¨RK 315, Anm. 92 Schreiben Brunottes an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle 232, Anm. 66 – Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der west302, Anm. 30; deutschen Landeskirchen 412f. Schreiben der Kirchenkanzlei an das Zentralbu¨ro des Hilfs- 306, Anm. 52 werks Schreiben der Kirchenkanzlei an den St. Marien-Bauverein 321, Anm. 130 zu Lu¨beck e. V. Schreiben der Kirchenkanzlei an den Bremer Kirchenaus444, Anm. 78 schuss Aktenvermerk Brunottes 23, Anm. 126; 223, Anm. 15 Schreiben des Rates an die Sowjetische Kontrollkommis126 sion fu¨r Deutschland betreffend die Strafverfolgung im politischen Verfahren Niederschrift der Sitzung des Finanzbeirates 303, Anm. 36 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Wiener 317, Anm. 105 Oberkirchenrat Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landes- 312, Anm. 77 kirchen, das Kirchliche Außenamt, die Bru¨der-Unita¨t, den Bund Evang.-ref. Kirchen, den Central-Ausschuss fu¨r die Innere Mission und das Zentralbu¨ro des Ev. Hilfswerks Schreiben des Oberrechnungsamtes an die Kirchenkanzlei – 446, Anm. 89 Berliner Stelle – Protokoll der Sitzung der Kammer und des Synodalaus18, Anm. 88; 447, schusses fu¨r O¨ffentliche Verantwortung Anm. 93; 481ff. Empfehlung der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung 18, Anm. 86, 88; und des Synodalausschusses an den Rat der EKD 447, Anm. 93; 483f. Schreiben der Bekenntnisgemeinschaft Bremen an den Rat 444, Anm. 75; 467ff.; 467, Anm. 107 Schreiben Gerstenmaiers an die Kirchenkanzlei 318, Anm. 313 Aktenvermerk von Harlings u¨ber die Synodaltagung 432, Anm. 13 Schreiben Dibelius’ an Haug 432, Anm. 14 Schreiben Pleus’ an Brunotte 307, Anm. 54 Schreiben der Kirchenkanzlei an die westlichen Landeskir- 303, Anm. 36 chen Schreiben der Finanzdirektion der Europa¨isch-Festla¨ndi435, Anm. 24; schen Bru¨der-Unita¨t – Herrnhuter Bru¨dergemeine – an die 453f. Kirchenkanzlei Schreiben Zimmermanns an Schlatter 439, Anm. 47 Schreiben des rheinischen Landeskirchenamtes an die Kir- 310, Anm. 64 chenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der west314, Anm. 88; deutschen Landeskirchen 435, Anm. 23 Schreiben von Staas an Smend, den Rat der Evangelischen 320, Anm. 122 Kirche der altpreußischen Union und das Lutherische Kirchenamt

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690

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Juli 2 Juli 3

Juli 14

Schreiben der Kirchenkanzlei an den Finanzbeirat Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen Schreiben der Kirchenkanzlei an Mundle Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die o¨stlichen Kirchenleitungen Schreiben Brunottes an Pleus Schreiben der Kirchenkanzlei an die landeskirchlichen Leitstellen und die ev. Schulreferenten der westdeutschen Landeskirchen Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen Schreiben der Kirchenkanzlei an die Bekenntnisgemeinschaft Bremen Bundesbeamtengesetz

Juli 15

Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder

Juli 17 Juli 17

Schreiben Gru¨bers an Dibelius Schreiben Gieses an Stratenwerth

Juli 20 Juli 21

Juli 28 Juli 29

Schreiben Grauhedings an Karnatz Dienstreisebericht Niemeiers u¨ber Verhandlungen mit der Dienststelle Blank vom 16.–18. Juli 1953 Aktennotizen Ziegers und Brunottes auf dem Schreiben Karnatz’ an das Oberrechnungsamt Schreiben des Oberkirchenrates in Wien an das Kirchliche Außenamt Protokoll u¨ber die Gru¨ndungssitzung der Evangelischen Rundfunkkammer Eingabe der „Flu¨chtlingspfarrer“ des Landesdurchgangslagers II Ulm a. Donau Ausgabeanweisung der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Karnatz Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Mitglieder der Kirchenkonferenz und die Ratsmitglieder Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an Gru¨nbaum Schreiben Rankes an Brunotte Schreiben Schwarzhaupts an den Rat

Juli 30

Schreiben Adenauers an Dibelius

August 4

Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Mitglieder der Kirchenkonferenz und des Rates Schreiben Dibelius’ an Adenauer

Juli 6 Juli 7 Juli 10 Juli 10

Juli 13 Juli 13

Juli 22 Juli 23 Juli 24 Juli 25 Juli 25 Juli 27 Juli 27 Juli 28

August 5

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433, Anm. 20 302, Anm. 34 309, Anm. 64 300f., Anm. 24 307, Anm. 54 319f.; Anm. 119

435, Anm. 25 467, Anm. 108 348; 446, Anm. 90; 540, Anm. 20; 565; 567; 573f.; 586–594 444, Anm. 75; 467 445, Anm. 86 28, Anm. 161; 308, Anm. 59 445, Anm. 82 25, Anm. 139; 223, Anm. 19 433, Anm. 18 317, Anm. 105 447, Anm. 96 17, Anm. 77; 302, Anm. 33; 415ff. 445, Anm. 83 50, Anm. 16; 427f. 312, Anm. 74 445, Anm. 85 496, Anm. 52 445, Anm. 87; 474 18, Anm. 91; 431, Anm. 9 321, Anm. 133 18, Anm. 91; 431, Anm. 9

Chronologisches Dokumentenverzeichnis August 5 August 6

Schreiben Zimmermanns an den Ratsvorsitzenden Schreiben Meisers an die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes

August 10

Notiz von Harlings fu¨r Brunotte u¨ber die beamtenrechtlichen Folgen einer Kandidatur zur Bundestagswahl Dienstreisebericht Niemeiers u¨ber eine Besprechung mit Lubbers am 8. August 1953 Schreiben des Arbeitsausschusses des Evangelischen Kirchbautages an den Rat Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder

August 11 August 13 August 17

August 18 August 19 August 19 August 21 August 22

August 22 August 25 August 25 August 26 August 29 August 31 [September] [September]

[September]

September 1 September 2 September 2 September 4/5

September 8

691 439, Anm. 47 29, Anm. 165; 495, Anm. 46; 522, Anm. 86; 527f. 445, Anm. 87 443, Anm. 69ff.

494, Anm. 43; 419ff. 35, Anm. 207f.; 493, Anm. 37; 500ff.; 508; 515; 517 Schreiben Lindemanns an Niemo¨ller 494, Anm. 40 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kir- 302, Anm. 33 chenleitungen der o¨stlichen Gliedkirchen Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 60, Anm. 57 Schreiben Kru¨gers an die Kirchenkanzlei 315, Anm. 92 Schreiben Meisers an die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen 495, Anm. 46; Amtes 527, Anm. 88; 529f.; 531, Anm. 90 Notiz Salats auf dem Schreiben Meisers an die Kulturabtei- 527, Anm. 88 lung des Auswa¨rtigen Amtes Erlass des Innenministeriums u¨ber die Errichtung der Bun- 223, Anm. 15; desanstalt Technisches Hilfswerk 489, Anm. 16 Schreiben Zimmermanns an So¨hngen 439, Anm. 51 Schreiben Cantrups an die Kirchenkanzlei 436, Anm. 33 Schreiben Dibelius’ an Meiser 495, Anm. 46; 521 Schreiben von Schierstaedts an die Kirchenkanzlei – Berli- 12, Anm. 39; 435, ner Stelle – Anm. 27; 455f. Tagesordnung fu¨r die Ratssitzung am 11. Septemer 1953 428f. Memorandum der Evangelischen Hilfsstelle fu¨r ehemals 37, Anm. 224; Rasseverfolgte „u¨ber die Wiedergutmachung der Evangeli- 438, Anm. 44; schen Rasseverfolgten“ 460–463 Einladungsschreiben zur Amtseinfu¨hrung Noths als Lan448, Anm. 100 desbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen am 21. Oktober 1953 Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Evangeli317, Anm. 105 schen Oberkirchenrat A. u. H. B. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 436, Anm. 31f., 34; 456–459 Schreiben der Evangelischen Hauptbibelgesellschaft Berlin 439, Anm. 51; und der Bibelanstalt Altenburg an den Rat 465f. Protokoll der Sitzung des Finanzbeirates in Tutzing 303, Anm. 36; 311, Anm. 73; 434, Anm. 20 Schreiben der Kirchenkanzlei an das Oberrechnungsamt 551, Anm. 82

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692 September 9

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

September 10

Neufassung des Entwurfs fu¨r ein neues Anschlußgesetz auf Grund der Ausschußssitzung vom 8. und 9. 9. 1953 in Berlin Schreiben Strathmanns an Dibelius Aufzeichnung Schlegelbergers u¨ber ein Gespra¨ch mit Hu¨bner u¨ber die Auslandsarbeit der VELKD Protokoll der Sitzung der Kirchenkonferenz in Berlin

September 10 September 11

Mitschrift Meisers u¨ber die Kirchenkonferenz der EKD Protokoll der 38. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

September 10 September 10

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440, Anm. 54 439, Anm. 48 495, Anm. 46; 530f. 313, Anm. 85; 430, Anm. 3, 6; 434, Anm. 20; 447, Anm. 98; 650–656 430, Anm. 6 9, Anm. 19; 11, Anm. 30; 12, Anm. 39; 14, Anm. 51; 18, Anm. 92; 20, Anm. 105; 22, Anm. 117; 25, Anm. 136; 26, Anm. 144; 31, Anm. 181; 32, Anm. 188; 33, Anm. 197; 34, Anm. 202; 36, Anm. 219; 37, Anm. 124; 51, Anm. 21; 56, Anm. 35f.; 56, Anm. 39; 61, Anm. 59; 62, Anm. 62; 63, Anm. 69; 69, Anm. 104; 74, Anm. 128; 156, Anm. 9; 160, Anm. 80; 164, Anm. 100f.; 224, Anm. 20; 227, Anm. 41; 228, Anm. 45; 307, Anm. 55; 316, Anm. 99; 316, Anm. 102; 317, Anm. 107; 321, Anm. 131; 427–448; 488, Anm. 7; 489, Anm. 15; 490, Anm. 21; 494, Anm. 39; 494, Anm. 43; 538, Anm. 6; 541, Anm. 31; 542, Anm. 34; 543, Anm. 39; 547, Anm. 58; 550, Anm. 79

Chronologisches Dokumentenverzeichnis September 11

Mitschrift Meisers von der 38. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

September 11

Mitschrift Niesels von der 38. Sitzung des Rates der EKD in Berlin Mitschrift Smends von der 38. Sitzung des Rates der EKD in Berlin Tagebuchaufzeichnung Dibelius’ von der 38. Sitzung des Rates

September 11 September 11

September 11

Liste der Delegierten fu¨r Evanston

September 14

Schreiben Heinemanns an die Kirchenkanzlei

September 15

Vertragsentwurf des Kirchlichen Außenamtes fu¨r die Anstellung Bethges als Gemeindepfarrer in London Schreiben Brunottes an den Landeskirchenrat der Ev.-ref. Kirche Nordwestdeutschlands Schreiben Schlatters an Brunotte Schreiben der Kirchenkanzlei an die Hauptbibelgesellschaft Schreiben Meisers an Dibelius

September 15 September 17 September 17 September 18

September 18 September 18 September 21 September 21 September 23 September 23 September 24 September 25 September 25 September 26 September 26 September 28

September 29

Schreiben Brunottes an Schlatter Bundeserga¨nzungsgesetz zur Entscha¨digung fu¨r Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen Schreiben Stratenwerths an Giese Schreiben der Jugendkammer an das Kirchliche Außenamt Schreiben der Kirchenkanzlei an den Bremischen Kirchenausschuss Schreiben Brunottes an Tillmanns Schreiben Brunottes an Mager Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben Brunottes an Schlatter Schreiben des Bremer Kirchenausschusses an den Rat Beschluss der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau zur Frage der Kriegsdienstverweigerung

Vermerk Buddebergs u¨ber ein Telefonat mit Kunst

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693 11, Anm. 32; 21, Anm. 108; 30, Anm. 172; 439 18, Anm. 91; 37, Anm. 220; 429 429 12, Anm. 34; 20, Anm. 103; 22, Anm. 116; 429 56, Anm. 35; 164, Anm. 100, 102; 227, Anm. 41; 228, Anm. 45; 436, Anm. 35f.; 437, Anm. 41; 448f.; 489, Anm. 15; 542, Anm. 34 491, Anm. 26; 498, Anm. 60; 499f. 549, Anm. 75 433, Anm. 16 439, Anm. 50 440, Anm. 52 35, Anm. 206; 495, Anm. 46; 521f. 439, Anm. 50 463 434, Anm. 21 442, Anm. 62 437, Anm. 42 444, Anm. 76 431, Anm. 7 430, Anm. 5 447, Anm. 97 439, Anm. 50 447, Anm. 98 24, Anm. 134; 547, Anm. 64; 555f.; 632, Anm. 190 29, Anm. 166; 495, Anm. 46; 531f.

694 September 29 September 30 Oktober 1 Oktober 5 Oktober 5 Oktober 7 Oktober 8 Oktober 8 Oktober 9 Oktober 9/10

Oktober 10 Oktober 10 Oktober 12 Oktober 12 Oktober 12 Oktober 13 Oktober 13 Oktober 13 Oktober 14

Oktober 15

Oktober 16

Oktober 16 Oktober 19 Oktober 19 Oktober 20 Oktober 21

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Notiz Salats auf der Aufzeichnung Schlegelbergers u¨ber die Auslandsarbeit der VELKD Rundschreiben des Kirchlichen Außenamtes Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Ratsmitglieder Schreiben Niemo¨lles an Lindemann Schreiben Brunottes an Ranke Schreiben Kunsts an Brunotte Schreiben des Landeskirchenamtes der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers an die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei an den Verband der evangelischen Bibelgesellschaften Schreiben der Kirchenkanzlei an das Kirchenrechtliche Institut Sitzungsniederschrift der Tagung der Kammer fu¨r Soziale Ordnung

495, Anm. 46 437, Anm. 38 485f.; 486, Anm. 1 494, Anm. 40 496, Anm. 52 490, Anm. 16 227, Anm. 40 440, Anm. 52 491, Anm. 27

60, Anm. 54; 430, Anm. 5; 497, Anm. 54; 546, Anm. 55; 547, Anm. 56f. Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 491, Anm. 26f.; 498f. Aktenvermerk Stratenwerths u¨ber sein Telefonat mit Kunst 495, Anm. 46 Aktenvermerk des Kirchlichen Außenamtes u¨ber eine Be317, Anm. 5 sprechung mit Lebouton am 3. Oktober Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrates A. B. an das 317, Anm. 5 Kirchliche Außenamt Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die 486 Ratsmitglieder Gutachten Smends u¨ber die Amtszeit der Synode 491, Anm. 27 Schreiben Karnatz’ an den Volksbund fu¨r Freiheit und Frie- 430, Anm. 4 den e. V. Schreiben Magers an Brunotte 497, Anm. 54 Schreiben Heckels an den Pra¨sidenten der Kirchenkanzlei 37, Anm. 222; 494, Anm. 42; 519 Bericht Niemeiers u¨ber die Sitzung des Ausschusses fu¨r Fra- 488, Anm. 8f.; gen des Aufbaus einer Milita¨rseelsorge am 13. 10. 1953 in 522–526 Hannover Richtlinien fu¨r die Behandlung von Pfarrern, die ihre in der 302, Anm. 34 Deutschen Demokratischen Republik oder im Demokratischen Sektor von Berlin gelegene Gemeinde eigenma¨chtig verlassen haben Schreiben des Kirchenausschusses der Bremischen Evan490, Anm. 22 gelischen Kirche an die Kirchenkanzlei Schreiben der hessen-nassauischen Kirchenleitung an den 547, Anm. 64 Ratsvorsitzenden Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Vorsitzen613, Anm. 177 den des Finanzausschusses der Synode Schreiben des Ev.-luth. Landeskirchenamtes Sachsens an 433, Anm. 19 die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Aktennotiz Bra¨unerts fu¨r Karnatz 433, Anm. 18

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695

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Oktober 22

Protokoll der 39. Sitzung des Rates der EKD in Dresden

Oktober 22

Mitschrift Meisers von der 39. Sitzung des Rates der EKD in Dresden Mitschrift Niesels von der 39. Sitzung des Rates der EKD in Dresden Mitschrift Smends von der 39. Sitzung des Rates der EKD in Dresden Tagebuchaufzeichnung Dibelius’ von der 39. Sitzung des Rates Mitschrift Heinemanns von der 39. Sitzung des Rates der EKD in Dresden Schreiben Heinemanns an die Leitungen der evangelischen Landeskirchen Empfehlung der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landeskirchen Protokoll der Sitzung des Finanzausschusses der Synode in Hannover

Oktober 22 Oktober 22 Oktober 22 Oktober 22 Oktober 22 Oktober 26 Oktober 26/27

Oktober 27

Oktober 27 Oktober 30 Oktober 31

9, Anm. 19; 22, Anm. 118; 23, Anm. 127f.; 29, Anm. 164; 33, Anm. 197; 35, Anm. 206f.; 55, Anm. 30; 56, Anm. 35; 63, Anm. 70; 74, Anm. 129; 164, Anm. 100; 224, Anm. 20; 227, Anm. 41; 307, Anm. 55; 316, Anm. 99; 430, Anm. 5; 436, Anm. 35; 443, Anm. 69, 71f.; 448, Anm. 99, 101; 487–497; 537, Anm. 3; 538, Anm. 6; 539, Anm. 13; 542, Anm. 34; 546, Anm. 53; 547, Anm. 58f.; 549, Anm. 73; 550, Anm. 77 11, Anm. 30; 487 487 487 12, Anm. 34; 21, Anm. 108; 487 487 492, Anm. 29; 497f. 314, Anm. 91

15, Anm. 32; 551, Anm. 82; 435, Anm. 30; 613, Anm. 178 Schreiben Alands an den Rat 552, Anm. 89; 613–618; 647, Anm. 196 Schreiben des Evangelischen Oberkirchenrates A. B. an das 317, Anm. 105 Kirchliche Außenamt Schreiben der Kirchenkanzlei an Grau 489, Anm. 11 Protokoll u¨ber die Sitzung des Vorstandes und des Verwal- 230, Anm. 58 tungsrates des Instituts fu¨r Auslandsbeziehungen

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696 November November 2 November 3 November 3 November 5 November 6 November 9 November 10

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Vermerk Karnatz’ u¨ber seinen Besuch beim Innenministerium und beim Deutschen Roten Kreuz Schreiben Smends an die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen Schreiben der Kirchenkanzlei an die Gliedkirchen Schreiben des Generalsekretariats des O¨RK an das Kirchliche Außenamt Schreiben Dibelius’ an Heidland Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder

[November 10]

U¨bersicht u¨ber die Stellungnahmen der Gliedkirchenleitungen zu dem Entwurf fu¨r eine neue Kirchenbeamtenordnung

[November 10]

Vorschla¨ge der Kirchenkanzlei zur A¨nderung des Entwurfs fu¨r eine neue Kirchenbeamtenordnung der EKD

[November 10]

Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland

[November 10]

Begru¨ndung zum „Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Besoldung und Versorgung der Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland“

[November 10]

Krisis. Denkschrift des Vorsitzenden der vom Rat der EKD bestellten Kommission zur Weiterfu¨hrung und zum Abschluß der Bibelrevision, Prof. D. Strathmann (Erlangen)

November 11

Niederschrift der Referentenkonferenz u¨ber die Ordnung des Gemeindehelferinnenberufes in Hannover Anlage 5 zum Schreiben der Kirchenkanzlei vom 12. November 1953: „Jahresrechnung 1952 des Haushalts der Evangelischen Kirche in Deutschland – Berliner Stelle (Ostmarkwa¨hrung)“ Schreiben der Kirchenkanzlei an das Kirchliche Außenamt Niederschrift u¨ber die Sitzung des Ausschusses fu¨r die Trauung Geschiedener Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Geistlichen Rat in Großbritannien Schreiben des Direktoriums der Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Neuendettelsau an Meiser Vermerk Karnatz’ u¨ber die Lieux de Gene`ve Aktenvermerk Stratenwerths Schreiben des Generalsekretariats des Deutschen Roten Kreuzes an Karnatz

[November 12]

November 12 November 13 November 13 November 13 November 16 November 16 November 17

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546, Anm. 51 491, Anm. 28 154, Anm. 48 302, Anm. 34 491, Anm. 24 316, Anm. 101 489, Anm. 13 539, Anm. 19; 562f.; 564; 577; 586; 591 312, Anm. 81; 540, Anm. 20; 563, Anm. 110; 564–577 563, Anm. 111; 564, Anm. 114; 577–585 540, Anm. 20; 563, Anm. 112; 564, Anm. 116; 577, Anm. 130; 586–591 540, Anm. 20; 563, Anm. 113; 564, Anm. 117; 591–597 32, Anm. 189; 146, Anm. 7; 439, Anm. 48; 544, Anm. 40f.; 598–610; 622, Anm. 186 154, Anm. 48 553, Anm. 93

550, Anm. 77 320, Anm. 122 496, Anm. 50 538, Anm. 7 70, Anm. 110 549, Anm. 74 70, Anm. 110

Chronologisches Dokumentenverzeichnis November 17 November 17

November 20 November 21 November 21 November 23

Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ratsmitglieder Schreiben Brunottes an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle_– Schreiben Karnatz’ an Weigelt Schreiben der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union an die Kirchenkanzlei Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben der Kirchenkanzlei an die „Evangelische Welt“ Schreiben der Kirchenkanzlei an die „Junge Welt“ Schreiben Stempels an die Kirchenkanzlei

November 23

Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder

November 23

Schreiben Schlinks an den Rat

November 23

Schreiben des Geistlichen Rates an das Kirchliche Außenamt Schreiben der Kirchenkanzlei an die Mitglieder der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung Schreiben der Kirchenkanzlei an Strathmann Aktenvermerk Stratenwerths Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die westlichen Gliedkirchen Schreiben Heidlands an den Ratsvorsitzenden Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben der Kirchenkanzlei an die „Kirche in der Zeit“ Schreiben des Konkursverwalters der Firma Reinmuth an die Mitglieder des Gla¨ubigerausschusses Schreiben von Harlings an das Hilfswerk der EKD Schreiben der Kirchenkanzlei an die Gliedkirchen Schreiben des Landeskirchenamtes der braunschweigischen Landeskirche an die Kirchenkanzlei Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an den Geistlichen Rat in Großbritannien Notiz Johannessons fu¨r Niemo¨ller zur Ratsvorlage

November 17 November 20

November 23 November 24 November 25 November 25 November 25 November 25 November 25 November 26 November 26 November 26 November 27 November 27 November 28 November 30 November 30 November 30 [November/Dezember] Dezember Dezember 1

Dezember 2

697 533ff. 552, Anm. 90; 647 548, Anm. 68 60, Anm. 57; 542, Anm. 132 545, Anm. 45 544, Anm. 42 544, Anm. 42 552, Anm. 91; 618ff. 433, Anm. 33; 538, Anm. 12; 558–561 543, Anm. 38; 597f. 496, Anm. 50 546, Anm. 54 544, Anm. 42 63, Anm. 67 303, Anm. 36 547, Anm. 60 539, Anm. 14 544, Anm. 2 306, Anm. 50 552, Anm. 91 533, Anm. 92 227, Anm. 40 496, Anm. 50

551, Anm. 81; 612f. Schreiben des Landesamtes fu¨r Verfassungsschutz Berlin an 70, Anm. 110 die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – Schreiben Dibelius’ an Erzbischof Spyridon von Athen 441, Anm. 56 Schreiben der Kirchenkanzlei an Pastor Greiffenhagen 444, Anm. 76 Erga¨nzte Tagesordnung fu¨r die Ratstagung der EKD am 3. 535f. und 4. Dezember 1953 in Hannover Bericht der Kirchenkanzlei– Berliner Stelle – u¨ber die wirt- 303, Anm. 35 schaftliche Lage der o¨stlichen Gliedkirchen Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Ma¨nnerarbeit, die 23, Anm. 127; Jugendkammer der EKD, die Ev. Arbeiterbewegung und 490, Anm. 19; die Ev. Handwerkerorganisation 526 Schreiben des Stephanusstiftes Hannover an das Kirchliche 63, Anm. 66 Außenamt

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698 Dezember 3

Dezember 3 Dezember 3 Dezember 3 Dezember 3/4

Dezember 3/4 Dezember 3/4 Dezember 3/4

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Bericht von Staas u¨ber die Arbeit der Revisionskommission 145, Anm. 7; 543, Anm. 40; 545, Anm. 45 Gutachten Smends u¨ber den Vertrag zwischen EKD und 488, Anm. 10 EVG u¨ber die Milita¨rseelsorge Vortrag Weigelts vor dem Rat der EKD 548, Anm. 68; 637–646 Vermerk von Harlings 552, Anm. 91 Protokoll der 40. Sitzung des Rates der EKD in Hannover 8, Anm. 8; 9, Anm. 18f.; 11, Anm. 30; 12, Anm. 35; 20, Anm. 15; 22, Anm. 118; 23, Anm. 120; 125, Anm. 135f.; 26, Anm. 145; 28, Anm. 162; 29, Anm. 163, 167; 30, Anm. 174; 32, Anm. 190; 33, Anm. 197; 34, Anm. 201f.; 55, Anm. 30; 56, Anm. 35; 61, Anm. 60; 70, Anm. 110; 74, Anm. 130; 146, Anm. 9; 164, Anm. 100; 224, Anm. 20, 24; 227, Anm. 41; 307, Anm. 55; 312, Anm. 79, 81; 316, Anm. 99; 321, Anm. 133; 436, Anm. 35; 439, Anm. 50; 440, Anm. 55; 443, Anm. 72; 445, Anm. 88; 489, Anm. 14f.; 490, Anm. 20; 491, Anm. 25; 493, Anm. 35; 495, Anm. 47; 496, Anm. 49; 497, Anm. 54, 56; 537–553 Mitschrift Meisers von der 40. Sitzung des Rates der EKD 21, Anm. 108; in Hannover 537 Mitschrift Niesels von der 40. Sitzung des Rates der EKD 549, Anm. 75; in Hannover 537 Tagebuchaufzeichnung Dibelius’ von der 40. Sitzung des 30, Anm. 175; 32, Rates Anm. 190; 537

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699

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Dezember 3/4 Dezember 3/4 [Dezember 3/4]

Dezember 7

Mitschrift Heinemanns von der 40. Sitzung des Rates der EKD in Hannover Entwurf Heinemanns fu¨r ein Wort an die Gemeinden Entwurf fu¨r ein „Kirchengesetz u¨ber die Verteilung der von den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der zweiten und folgenden Synoden der Evangelischen Kirche in Deutschland“ Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Landeskirchen

Dezember 7

Schreiben des Ratsvorsitzenden an Strathmann

Dezember 7

Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Landeskirchenleitungen

Dezember 7

Schreiben der Kirchenkanzlei an die Gliedkirchen der EKD Ausfu¨hrungsbestimmungen u¨ber Neuaufnahmen in die westdeutsche Ostpfarrerversorgung

[Dezember 7]

Dezember 8 Dezember 9 Dezember 10

Dezember 11 Dezember 11 Dezember 11 Dezember 12 Dezember 12 Dezember 15 Dezember 16 Dezember 21 Dezember 21 Dezember 22 Dezember 23 Dezember 28 Dezember 29 Dezember 30 Dezember 30 Dezember 30

Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an das Landeskirchenamt Hessen und Nassau Schreiben des Ratsvorsitzenden an den Verband der Evangelischen Bibelgesellschaften Nicht Krisis, sondern Ende. Zur Frage der Bibelrevision

537 537, Anm. 4; 557 539, Anm. 14; 561f.

311, Anm. 73; 434, Anm. 21; 477f.; 478 33, Anm. 191; 146, Anm. 8; 544, Anm. 43; 545, Anm. 44; 631f. 34, Anm. 201; 543, Anm. 36; 620ff. 437, Anm. 40 434, Anm. 21f.; 476, Anm. 122; 478–481 63, Anm. 66 545, Anm. 47

146, Anm. 7; 544, Anm. 42; 622–630 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landes- 537, Anm. 5 kirchen betr. Gebet fu¨r den Frieden Schreiben Heinemanns an die Kirchenkanzlei 558, Anm. 10 Schreiben Meisers an Dibelius 544, Anm. 43 Schreiben Strathmanns an Dibelius 146, Anm. 8; 545, Anm. 48 Schreiben Kunsts an die Kirchenkanzlei 490, Anm. 20 Schreiben Brunottes an die „Junge Kirche“ 544, Anm. 42 Schreiben der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – an die lei- 161, Anm. 162 tenden Verwaltungsbeho¨rden der o¨stlichen Gliedkirchen Schreiben des Kirchlichen Außenamtes an die Delegierten 543, Anm. 38 und Berater der Vollversammlung in Evanston Schreiben von Harlings an den Direktor der Evangelischen 538, Anm. 8 Akademie Bad Boll Schreiben der Kirchenkanzlei an den Sonderausschuss 303, Anm. 36 Schreiben des Direktors der Evangelischen Akademie in 538, Anm. 8 Bad Boll an von Harling Schreiben Herntrichs an Brunotte 544, Anm. 44 Protokoll der Sitzung der Kommission fu¨r die Bibelrevision 545, Anm. 48 in Hannover Schreiben der Kirchenkanzlei an die „Junge Kirche“ 544, Anm. 42 Schreiben der Kirchenkanzlei an die „Evangelische Welt“ 544, Anm. 42 Schreiben der Kirchenkanzlei an die „Kirche in der Zeit“ 544, Anm. 42

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700 Dezember 31

1954 [Januar] Januar 4 Januar 8 Januar 8 Januar 9 Januar 12 Januar 15 Januar 18 [Januar 19] Januar 21 Januar 21

Januar 23 Januar 25 Januar 25 Januar 27 Januar 28 Januar 30 Februar 1 Februar 1 Februar 2 Februar 4 Februar 4 Februar 5 Februar 11

Chronologisches Dokumentenverzeichnis Pauschalabkommen der Evangelischen Kirche in Deutsch- 553, Anm. 92 land mit der Berufsgenossenschaft fu¨r reichsgesetzliche Unfallversicherung. Vom 31. Dezember 1953

Notiz Haugs fu¨r Meiser Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Protokoll der Sitzung des Sonderausschusses fu¨r die Neufassung des Anschlussgesetzes Schreiben Meisers an den Rat Schreiben Niemo¨llers an die Kirchenkanzlei Niederschrift u¨ber die 12. Sitzung des Sonderausschusses Schreiben Brunottes an die Ratsmitglieder Entwurf eines Rechenschaftsberichtes des Rates an die Synode Schreiben des Auswa¨rtigen Amtes an das Kirchliche Außenamt Niederschrift u¨ber die Sitzung der Kirchlichen Westkonferenz Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben der Kirchenkanzlei an die Gliedkirchen Schreiben Schwarzhaupts an Kru¨ger-Wittmack Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der westlichen Gliedkirchen Schreiben Schwarzhaupts an die Kirchenkanzlei Schreiben So¨hngens an Brunotte Schreiben der Kirchenkanzlei an die Vertreter der Gliedkirchen in der Kirchenkonferenz Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder Schreiben der provinzialsa¨chsischen Kirchenleitung an die Kirchenkanzlei Schreiben Rankes an Brunotte Schreiben Magers an Merzyn Schreiben der Kirchenkanzlei an die provinzialsa¨chsische Kirchenleitung Protokoll der 41. Sitzung des Rates der EKD in Berlin

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538, Anm. 9 541, Anm. 29 437, Anm. 43 542, Anm. 32 541, Anm. 25 545, Anm. 44 303, Anm. 36 538, Anm. 9 58, Anm. 46 63, Anm. 67 303, Anm. 36; 311, Anm. 73; 434, Anm. 22 542, Anm. 33 542, Anm. 33 551, Anm. 80 434, Anm. 22 551, Anm. 80 494, Anm. 43 540, Anm. 21 540, Anm. 21 539, Anm. 15 496, Anm. 53 546, Anm. 55 539, Anm. 15 9, Anm. 18; 22, Anm. 118; 32, Anm. 190; 33, Anm. 197; 50, Anm. 16; 56, Anm. 35; 156, Anm. 57; 182, Anm. 89; 224, Anm. 24; 227, Anm. 40; 303, Anm. 36; 314, Anm. 88; 431, Anm. 7; 497, Anm. 57; 538, Anm. 9, 11; 540, Anm. 22; 541,

Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Februar 11 Februar 12 Februar 18 Februar 18 Februar 19 Februar 20 [Ma¨rz]

Ma¨rz 9 Ma¨rz 12/13 Ma¨rz 13

Ma¨rz 18

Ma¨rz 18 Ma¨rz 18

[Ma¨rz 14–19]

[Ma¨rz 14–19]

Ma¨rz 19 Ma¨rz 24

701

Anm. 29; 542, Anm. 33; 545, Anm. 44; 546, Anm. 49, 54; 551, Anm. 80; 552, Anm. 88, 90f.; 553, Anm. 95 Schreiben des Lutherischen Kirchenamtes an das Kirchliche 550, Anm. 76 Außenamt Niederschrift u¨ber Kirchenkonferenz in Berlin 321, Anm. 133; 539, Anm. 16 Schreiben Kunsts an Kreyssig 21, Anm. 106 Schreiben Kunsts an Brunotte 548, Anm. 66 Schreiben von Harlings an de Quervain 538, Anm. 11 Besta¨tigungsurkunde des Kirchlichen Außenamtes fu¨r das 548, Anm. 72 Kuratorium der Ev. Jerusalemstiftung Entwurf fu¨r ein Kirchengesetz u¨ber die Verteilung der von 493, Anm. 35; den Gliedkirchen zu wa¨hlenden Mitglieder der Synode der 539, Anm. 15; Evangelischen Kirche in Deutschland 554f. Schreiben Niemo¨llers an Herntrich 550, Anm. 78 Niederschrift u¨ber die Verhandlungen der Kommission fu¨r 155, Anm. 50 das Abendmahlsgespra¨ch in Berlin-Schwanenwerder Protokoll der 42. Sitzung des Rates der EKD in Berlin 33, Anm. 197; 56, Anm. 35; 63, Anm. 67; 64, Anm. 70; 495, Anm. 46; 550, Anm. 78; 553, Anm. 96 Kirchengesetz u¨ber die Rechtsverha¨ltnisse der Kirchen540, Anm. 22 beamten der Evangelischen Kirche in Deutschland (Kirchenbeamtengesetz) Kirchengesetz u¨ber die Besoldung- und Versorgung der 540, Anm. 22 Kirchenbeamten der Evangelischen Kirche in Deutschland Kirchengesetz u¨ber das Verha¨ltnis der Evangelischen Kir- 442, Anm. 65; 542, Anm. 33 che in Deutschland und ihrer Gliedkirchen zu evangelischen Kirchengemeinschaften und Gemeinden, Pfarrern und Gemeindegliedern deutscher Herkunft außerhalb Deutschlands Synodalvorlage des Rates „Begru¨ndung zum Entwurf fu¨r 61, Anm. 58 ein Kirchengesetz u¨ber das Verha¨ltnis der Evangelischen Kirche in Deutschland und ihrer Gliedkirchen zu evangelischen Kirchengemeinschaften und Gemeinden usw. außerhalb Deutschlands“ Ratsbericht fu¨r die Synode 20; 69, Anm. 106; 149, Anm. 22; 158, Anm. 66; 161, Anm. 84; 225, Anm. 28; 543, Anm. 39 Protokoll der 43. Sitzung des Rates der EKD in Berlin 553, Anm. 97 Aktenvermerk u¨ber die Richtlinien fu¨r die zum 1. April 442, Anm. 66 1954 neu anzuweisenden Versorgungsbezu¨ge ehemaliger Auslandspfarrer oder deren Hinterbliebenen

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis

Ma¨rz 25 April 5

Schreiben des Bundesinnenministeriums an Kunst 490, Anm. 19 Schreiben der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal an die 232, Anm. 72 Kirchenkanzlei April 9 Schreiben Lubbers’ an die Kirchenkanzlei 548, Anm. 66 April 9 Schreiben Stratenwerths an die Kirchenkanzlei 550, Anm. 76 April 10 Schreiben des Ratsvorsitzenden an die Leitungen der west- 51, Anm. 20 lichen Gliedkirchen Mai 6 Protokoll der 44. Sitzung des Rates in Halle/Saale 22, Anm. 118; 32, Anm. 190; 33, Anm. 197; 56, Anm. 35; 63, Anm. 67; 224, Anm. 24; 445, Anm. 88; 494, Anm. 41; 543, Anm. 35; 546, Anm. 49, 54; 548, Anm. 67; 553, Anm. 97 Mai 7 Niederschrift der Referentenkonferenz u¨ber die Ordnung 154, Anm. 48 des Gemeindehelferinnenberufes in Hannover Mai 11 Niederschrift u¨ber die Sitzung des Ausschusses fu¨r die 320, Anm. 122 Trauung Geschiedener Mai/Juni Bericht Benders an den Rat der EKD u¨ber die Arbeit des 25, Anm. 142; Ausschusses zur Vorbereitung der Wehrmachtseelsorge 443, Anm. 70 Juni 19 Schreiben des Referates fu¨r Auslandsfragen der VELKD an 550, Anm. 78 den Rat Juni 24 Protokoll der 45. Sitzung des Rates der EKD in Mu¨nchen 33, Anm. 97; 56, Anm. 35; 63, Anm. 67; 154, Anm. 48; 224, Anm. 20; 495, Anm. 45; 547, Anm. 62; 548, Anm. 67; 553, Anm. 98 Juli 10 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Ratsmitglieder 443, Anm. 70 Oktober 1 Protkoll der 46. Sitzung des Rates in Hannover 22, Anm. 118; 32, Anm. 190; 33, Anm. 197; 56, Anm. 35; 63, Anm. 67; 224, Anm. 24; 436, Anm. 34; 494, Anm. 41; 546, Anm. 49, 54; 548, Anm. 67; 553, Anm. 99 Oktober 22 Schreiben Ziegers an die Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – 67, Anm. 93 November 5 Vermerk Kru¨ger-Wittmacks 441, Anm. 59 November 10/11 Protokoll der 47./48. Sitzung in Berlin 547, Anm. 62; 553, Anm. 100 November 13 Gesetz u¨ber die Gewa¨hrung von Kindergeld und die Errich- 59, Anm. 50 tung von Familienausgleichskassen

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Chronologisches Dokumentenverzeichnis 1955 Januar 5 Januar 12/13 Februar 2

Februar 8

Ma¨rz 11 Ma¨rz 31

April 15 Mai 26/27 Juni 30

Schreiben Rankes an Brunotte Protokoll der 49. Sitzung des Rates in Hannover Protokoll der 50. Sitzung des Rates in Hannover

496, Anm. 53 224, Anm. 24 22, Anm. 118; 32, Anm. 190; 64, Anm. 70; 546, Anm. 49, 54; 550, Anm. 76 Schreiben Niemeiers an Niemo¨ller 548, Anm. 66; 632ff.; 635, Anm. 192 Disziplinargesetz der Evangelischen Kirche in Deutschland 30, Anm. 175 Schreiben Niemo¨llers an Niemeier 24, Anm. 134; 548, Anm. 66; 635f. Protokoll der 2. Sitzung des Rates der EKD in Berlin-Dah- 317, Anm. 105 lem Protokoll der 3. Sitzung des Rates der EKD in Hannover 314, Anm. 89 Schreiben der Kirchenkanzlei an die Leitungen der Landes- 440, Anm. 52 kirchen, die Vorsitzenden der Evangelischen Bibelgesellschaften, die Dekane der Theologischen Fakulta¨ten und die Rektoren der Kirchlichen Hochschulen

1956 Mai 10

Schreiben des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re in Deutschland an den Rat Juni 28/29 Niederschrift u¨ber 13. und 14. Sitzung des Rates des Verbandes evangelischer Kirchencho¨re in Deutschland November 2 Schreiben des Lutherischen Konvents im Rheinland an den Rat November 10/30 Vertrag zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelisch-Lutherischen Synode deutscher Sprache im Vereinigten Ko¨nigreich 1957 Mai 29

703

234, Anm. 80 234, Anm. 80 310, Anm. 164 550, Anm. 76

Schreiben der Evangelischen Kirchengemeinde Boppard an 310, Anm. 64 den Rat

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QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS I. UNVERO¨FFENTLICHTE QUELLEN Evangelisches Landeskirchenarchiv in Berlin (ELAB) Bestand 1/3 Konsistorium Kirchenbeamte: Disziplinarverfahren gegen Walter Hoff. Bestand 10 1825

Personalakten der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Beamte: OKR Gru¨nbaum. 1.1953–6.1958. Evangelisches Zentralarchiv, Berlin (EZA Berlin)

Bestand 1: 1/430

Vorga¨ngereinrichtungen der EKD. 1852–1945: Bibelrevision Bd. 4. Oktober 1927–Dezember 1928.

Bestand 2: 2/903 2/1008 2/1018 2/1046

Kirchenkanzlei der EKD: Artikel 11 der Grundordnung. 1950.01–1953.03. Der Vorsitzende des Rates der EKD Bd. 1. 1949.01–1957.06. Synode – Allgemeines Bd. 4. 1952.05–1954.03. 4. Tagung der 1. Synode, Elbingerode 1952 Bd. 2. 1952.10–1954.04. 5. Tagung der 1. Synode, Berlin-Spandau 1954 Bd. 1. 1953.09.–1954.03. 3. Tagung der 3. Synode, Frankfurt und Magdeburg 1965 Bd. 37. 1965.03–1965.03.

2/1051 2/1164 2/1275 2/1276 2/1349 2/1503 2/1698 2/1706 2/1713 2/1755 2/1756 2/1789 2/1795 2/1796 2/1798

Protokolle der Finanzausschu¨sse. 1953.02–1953.06. Finanzausschuß der Synode in Hannover. 1953.10–1953.11. Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung Bd. 5. 1953.04–1954.12. Kammer fu¨r Soziale Ordnung. 1950.08–1953.12. Kirchenkonferenz Bd. 2. 1953.02–1956.03. Kirchenkonferenz Essen. 1950.08. Kirchenkonferenz Berlin, Februar 1954. 1954.01–1954.02. Rat der EKD Bd. 8. 1951.04–1962.12. Rat der EKD. Bd. 9. 1953.01–1955.05. Ratssitzungen (Handakten) Bd. 3. 1973.11–1974.03. 30.–36. Ratssitzung. 1952.06–1953.05. 37.–43. Ratssitzung. 1953.06–1954.03. 1.–6. Ratssitzung. 1955.03–1955.11.

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Quellen- und Literaturverzeichnis 2/1844 2/1853 2/1861 2/1907 2/1914 2/2030 2/2109 2/2110 2/2116 2/2123 2/2135 2/2192 2/2206 2/2399 2/2411 2/2419 2/2425 2/2479 2/2482 2/2510 2/2526 2/2565 2/2576 2/2629 2/2685 2/2917 2/3200 2/3211 2/3323 2/3346 2/3347 2/3348 2/3392 2/3393 2/3394 2/3405

705

Hausverfu¨gungen der Kirchenkanzlei (Handakten Grimme) Bd. 1. 1949.11–1953.07. Osthilfe/Heuner-Ausschuß (Hilfsplan). 1952.02–1953.05. Beamte der Kirchenkanzlei Bd. 3. 1950.01–1959.12. Reisekosten Bd. 3. 1949.10–1957.07. Verlegung der Kirchenkanzlei nach Hannover. 1949.06.–1953.10. Amtsblatt der EKD Bd. 8. 1953.01–1954.01. Evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg Bd. 3. 1952.06–1953.07. Evangelisch-lutherische Kirche in Oldenburg Bd. 4. 1953.08–1954.09. Bremische Evangelische Kirche Bd. 3. 1949.02–1955.08. Evangelisch-lutherische Kirche in Lu¨beck Bd. 2. 1950.03–1967.07. Europa¨isch-Festla¨ndische Bru¨der-Unita¨t Bd. 1. 1948.11–1954.03. Kirchliches Außenamt Bd. 2. 1952.09–1955.04. O¨kumenische Centrale Bd. 2. 1951.02–1968.11. Dienstra¨ume und Dienstwohnungen in Bonn Bd. 2. 1950.11–1958.06. Dienstra¨ume und Dienstwohnungen in Bonn, Beethovenstraße 1 b. 1953.12–1966.07. Dienstra¨ume und Dienstwohnungen in Bonn, Beethovenstraße 44 Bd. 1. 1951.03–1953.10 Dienststelle Bonn (Referat IV) Bd. 2. 1949.10–1965.09. Internierte und Nu¨rnberger Prozesse Bd. 2. 1952.01–1956.12. NS-Verbrechen Bd. 3. 1953.04–1954.11. Kriegsverbrecher (Ref. IV OKR Ranke, Bonn) – Frankreich Bd. 3. 1952.05–1953.05. Kirche und politisches Leben Bd. 10. 1951.12–1954.06. Friedensbestrebungen Bd. 6. 1951.08–1954.01. Kriegsdienstverweigerung Bd. 3. 1952.04–1955.08. Studiengemeinschaft der evangelischen Akademien Bd. 1. 1948.09–1953.05. Pauschalabkommen zur Unfallversicherung Bd. 1. 1953.02–1954.12. Besoldung der Beamten Bd. 2. 1949.03–1953.11. Deutsches evangelisches Institut fu¨r Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (Pala¨stina-Institut) Bd. 2. 1949.01–1961.08. Wartburgstiftung Bd. 2. 1952.07–1954.07. Neuaufnahmen in die Ostpfarrerbetreuung. 1950.04–1958.10. Gemeindehelferinnen Bd. 3. 1952.05–1953.03. Gemeindehelferinnen Bd. 4. 1953.03–1954.05. Gemeindehelferinnen Bd. 5. 1954.03–1955.08. Kirchliches Beamtenrecht Bd. 4. 1950.09–1952.07. Kirchliches Beamtenrecht Bd. 5. 1950.12–1953.06. Kirchliches Beamtenrecht Bd. 6. 1953.07–1954.02. Disziplinarordnung der EKD Bd. 2. 1947.11–1949.03.

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706 2/3412 2/3413 2/3429 2/3438 2/3441 2/3442 2/3443 2/3552 2/3553 2/3918 2/4014 2/4096 2/4098 2/4154 2/4241 2/4260 2/4320 2/4349 2/4484 2/4538 2/4539 2/4542 2/4650 2/4651 2/4657 2/5047 2/5049 2/5054 2/5066 2/5114 2/5119 2/5123 2/5126 2/5131 2/5142 2/5143 2/5258 2/5344 2/5360 2/5382 2/5499 2/5609

Quellen- und Literaturverzeichnis Disziplinarordnung der EKD Bd. 9. 1953.03–1953.05. Disziplinarordnung der EKD Bd. 10. 1953.06–1954.01. Disziplinargerichte der EKD Bd. 1. 1948.04–1954.05. Disziplinarhof der EKD Bd. 2. 1950.01–1958.06. Abendmahlskommission Bd. 2. 1952.10–1952.10. Abendmahlskommission Bd. 3. 1952.11–1953.04. Abendmahlskommission Bd. 3. 1952.11–1953.04. Bd. 4. 1954.03–1954.06. Abendmahlskommission Bd. 2. 1953.01–1954.06. Trauung Geschiedener Bd. 3. 1953.06–1953.10 Arbeitsgemeinschaft fu¨r Volksmission Bd. 2. 1949.01–1963.03. Milita¨rseelsorge Bd. 3. 1951.01–1959.04. Ausschuss fu¨r Milita¨rseelsorge Bd. 1. 1953.10–1954.07. Ausschuss fu¨r Milita¨rseelsorge Bd. 3. 1953.05–1956.09. Europaseelsorge Bd. 2. 1953.02–1953.11. Flu¨chtlingsseelsorge Bd. 2. 1952.11–1953.08. Seelsorge in Flu¨chtlingslagern Bd. 1. 1952.04–1962.06. Studentenseelsorge Bd. 3. 1952.01–1954.02. Ehesachen und Eherecht Bd. 6. 1952.03–1952.11. Kirchliche Lebensordnung. 1947.03–1966.05 Kirchenmusik Bd. 2. 1949.02–1951.05. Kirchenmusik Bd. 3. 1951.05–1956.08. Kirchliche Musikverba¨nde. 1947.02–1968.08. Einkaufszentrale Bd. 6. 1948.10–1967.11. Einkaufszentrale (Dr. Cantrup). 1950.10–1956.05. Kriegsmaßnahmen – Technisches Hilfswerk. 1952.04–1955.02. Kirchliche Westkonferenz Bd. 2. 1951.05–1956.09. Kirchliche Ostkonferenz Bd. 1. 1949.03–1953.12. Dienstwohnungen (allgemein) Bd. 1. 1949.10–1961.08. Dienstwohnung Ellernstr. 9 a. 1949.07–1950.08. Evangelische Kirche im Rheinland (bis 1948: Evangelische Kirche der Rheinprovinz) Bd. 2. 1948.11–1957. 10. Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens Bd. 3. 1951.09–1955.05. Hilfswerk der EKD. Bd. 15. 1951.10–1954.12. Hilfswerk der EKD Bd. 16. 1949.06–1955.02. Evangelische Jungma¨nnerverba¨nde Bd. 2. 1949.02–1968.10. Finanzen des Hilfswerks der EKD Bd. 1. 1950.01–1953.01. Finanzen des Hilfswerks der EKD Bd. 2. 1953.02–1955.01. Beihilfe fu¨r kirchliche Werke und Verba¨nde Bd. 2. 1953.01–1955.09. Beihilfe fu¨r die Arbeitsgemeinschaft fu¨r Volksmission. 1953.01–1962.08. Beihilfe fu¨r den Evangelischen Kirchenbautag. 1951.12–1957.08. Evangelische Frauenarbeit in Deutschland Bd. 1. 1949.03–1953.02. Kirchliche Hochschule Wuppertal. 1949.07–1968.08. Schriftwechsel zur Revision des NT Bd. 1. 1949.01–1952.12.

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Quellen- und Literaturverzeichnis 2/5610 2/5611 2/5660 2/5751 2/5872 2/5892 2/5897 2/5898 2/5901 2/5955 2/5962

2/6024 2/6664 2/6068 2/6069 2/6070 2/6071 2/P 10 2/P 37 2/P 72 2/P 88 2/P 107 2/P 130 2/P 154 2/P 188 2/P 191 Bestand 4: 4/4 4/17 4/45 4/46 4/79 4/80

707

Schriftwechsel zur Revision des NT Bd. 2. 1949.01–1952.12. Schriftwechsel zur Revision des NT Bd. 3. 1954.01–1954.08. Texte der AT-Revision Bd. 4. 1957.09. Sitzungen des Finanzbeirates der EKD Bd. 1. 1950.10–1961.10. Rechnungslegungen Bd. 1. 1949.06–1955.12. Haushaltsplan der EKD fu¨r das Rechnungsjahr 1953/54 Bd. 1. 1953.01–1954.11. Haushaltsplan der EKD fu¨r das Rechnungsjahr 1955/56 Bd. 1. 1954.08–1954.12. Haushaltsplan der EKD fu¨r das Rechnungsjahr 1955/56 Bd. 2. 1955. 01–1956. 10. Haushaltsplan der EKD fu¨r das Rechnungsjahr 1958. 1957.11–1958.05. Umlage der EKD Bd. 6. 1953.03–1957.03. Niederschlagung von Umlageteilen fu¨r die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und die Evangelisch-Reformierte Kirche Nordwestdeutschlands. 1953.06–1953.11. Nachzahlung der Lohnsteuerschuld von 1948. 1953.01–1955.01. Richtlinien fu¨r die Ostpfarrerversorgung Bd. 3. 1952.09–1953.11. EKD Rundschreiben Bd. 30. 1953.03–1953.04. EKD Rundschreiben Bd. 31. 1953.95–1953.06. EKD Rundschreiben Bd. 32. 1953.07–1953.09. EKD Rundschreiben Bd. 33. 1953.10–1953.12. Fu¨rle, Gu¨nther. 1951.03–1966.11. Schwarzhaupt, Elisabeth. 1936.02–1967.02. Dehmel, Alfred. 1945.04–1955.06. Grothe, Hermann. 1951.08–1979.01. Harms, Hans Heinrich. 1950.03–1958.02. Kru¨ger-Wittmack, Georg. 1946.10–1958.03. Osterloh, Edo. 1949.06–1953.05. Staa, Friedrich Wilhelm. 1951.10–1956.05. Stratenwerth, Gerhard. 1948.03–1974.07. Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle – seit 1945: Bibelrevision Bd. 1. 1948.09–1956.03. Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland Bd. 2. 1949.01–1955.07. Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland Bd. 4. 1953.03–1953.06. Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland Bd. 5. 1953.07–1954.12. 1. Synode der EKD – 4. Tagung vom 6.–10. Oktober 1953 in Elbingerode. 1952.10–1952.11. 1. Synode der EKD – 4. Tagung vom 6.–10. Oktober 1952 in Elbingerode und 5. Tagung vom 13.–19. Ma¨rz 1954 in Berlin Spandau. 1952.11–1954.02.

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708 4/128 4/144 4/194 4/197 4/208 4/212 4/255 4/347 4/360 4/371 4/375 4/391 4/404 4/411 4/449 4/450 4/469 4/471 4/490 4/502 4/589 4/590 4/607 4/608 4/609 4/669 4/711 4/755 4/756 4/772 4/834 4/946 4/948 4/990 4/1000 4/P 23

Quellen- und Literaturverzeichnis Kammer fu¨r evangelisches Schrifttum bei der Kirchekanzlei – Berliner Stelle Bd. 2. 1951.01–1954.12. Evangelische Rundfunkkammer Berlin Bd. 1. 1953.01–1957.12. Berufung von Mitgliedern in den Diszplinarhof der EKD. 1946.08–1968.05. Kirchendienst Ost Bd. 1. 1945.12–1951.12. Landeskirchliche Umlagen Bd. 1. 1945.09–1954.06. Besoldung, Vergu¨tung und Versorgung von Beamten Bd. 2. 1952.02–1958.12. Haushaltsplan der EKD Bd. 2. 1952.02–1953.12. Evangelische Bru¨derunita¨t. 1946.05–1973.04. Hilfswerk der EKD Bd. 2. 1951.01–1954.10. Evangelische Frauenhilfe Bd. 1. 1946.05–1955.11. Burckhardthaus Bd. 1. 1952.02–1957.12. Bahnhofsmission. 1946.08–1956.10. Wartburgstiftung. 1945. 12–1967. 01. Weltkirchenkonferenz in Evanston im August 1954 – Organisation der Reisen. 1953.04–1955.01. Beziehungen von Staat und Kirche Bd. 2. 1950.06–1953.07. Beziehungen von Staat und Kirche Bd. 3. 1953.06–1956.02. Kriegsverbrecherprozess Bd. 1. 1946.01–1957.07. Kriegsverbrecherprozesse Bd. 2. 1957.08–1965.10. Friedensbestrebungen Bd. 1. 1948.09–1951.12. Deutsche Vereinigung fu¨r die Lieux de Gene`ve Bd. 1. 1951.08–1970.12. Kirchliches Beamtenrecht Bd. 1. 1945.10–1953.01. Kirchliches Beamtenrecht Bd. 2. 1953.02–1960.09. Versorgungsberechtigte aus der DDR und den historischen Ostgebieten (Ostpfarrerversorgung) Bd. 2. 1948.01–1949.04. Versorgungsberechtigte aus der DDR und den historischen Ostgebieten (Ostpfarrerversorgung) Bd. 8. 1953.03–1953.08. Versorgungsberechtigte aus der DDR und den historischen Ostgebieten (Ostpfarrerversorgung) Bd. 9. 1953.08–1957.03. Rechtsstellung der Vikarinnen. 1947.03–1965.05. Abendmahl. 1946.04–1965.06. Studentenseelsorge Bd. 1. 1946.01–1953.12. Studentenseelsorge Bd. 2. 1953.12–1958.05. Kirchliche Jugendarbeit Bd. 4. 1953.04–1954.11. Theologische Wissenschaft Bd. 1. 1946.04–1957.12. Finanzielle Unterstu¨tzung der o¨stlichen Gliedkirchen (Kirchlicher Hilfsplan). Bd. 5. 1952.09–1953.02. Finanzielle Unterstu¨tzung der o¨stlichen Gliedkirchen (Kirchlicher Hilfsplan) Bd. 7. 1953.06–1953.11. Sonderausschuss fu¨r die Kirchliche Osthilfe Bd. 2. 1952.07–1954.02. Betriebsmittelfonds. 1953.05–1955.11. Bra¨unert, Ernst. 1953.01–1972.02.

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Bestand 6: 6/18 6/19 6/20 6/117 6/118 6/165 6/177 6/429 6/477 6/478 6/529 6/531 6/730 6/731 6/732 6/895 6/975 6/992 6/1097 6/1164 6/1457 6/1654 6/1713 6/1732 6/2986 6/3721 6/3771

Kirchliches Außenamt: Neufassung des Anschlussgesetzes Bd. 3. 1952.11–1953.08. Neufassung des Anschlussgesetzes Bd. 4. 1953.08–1954.01. Neufassung des Anschlussgesetzes Bd. 5. 1954, 1966.01. Deutsches Auslandsinstitut Stuttgart Bd. 1. 1949.04–1953.01. Deutsches Auslandsinstitut Stuttgart Bd. 2. 1953.04–1953.11. Amnestie von Kriegsgefangenen. 1950.12–1955.11. Verteidigung vor fremden Gerichten Bd. 12. 1953.02–1955.11. London – St. Georg Bd. 3. 1951.11–1954.03. Bradford Bd. 1. 1942.05–1953.02. Bradford Bd. 2. 1953.02–1954.10. Geistlicher Rat Bd. 1. 1950.04–1953.11. Geistlicher Rat Bd. 3. 1953.12–1954.12. Paris – Christuskirche Bd. 2. 1945.04–1952.01. Paris – Christuskirche Bd. 2. 1952.04–1953.12. Paris – Christuskirche Bd. 3. 1953.12–1954.07. Italien Bd. 4. 1951.07–1952.05. Meran Bd. 2. 1951.03–1953.08. Meran. Bd. 19. 1949.07–1954.07. Bad Gastein Bd. 1. 1947.08–1954.05. Stockholm Bd. 1. 1946.07–1971.03. Istanbul Bd. 3. 1952.05–1953.08. Jerusalem – Bethlehem Bd. 1. 1952.10–1955.09. Vorderer Orient. Bd. 3 1961.03–1961.06 Jerusalem-Verein Bd. 1. 1945.10–1961.08. Libyen Bd. 2. 1953.06–1955.04. Finanzausschuss Bd. 1. 1952.01–1955.09. Ruhestands- und Hinterbliebenenversorgung Bd. 3. 1953.03–1959.12. Ostpfarrerversorgung Bd. 2. 1952.08–1964.07. O¨kumene Bd 1. 1947.12–1956.01. 3. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in NeuDehli 1961. Nacharbeit. 1962.03–1962.11. 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in Evanston 1954 Bd. 2. 1953.05–1953.09. 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in Evanston 1954 Bd. 3. 1953.07–1954.07. 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in Evanston 1954 Bd. 4. 1954.02–1955.01. 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in Evanston 1954 Bd. 5. 1953.04–1954.01. 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in Evanston 1954. – Finanzen Bd. 2. 1953.05–1954.12.

6/3804 6/5045 6/5895 6/5898 6/5899 6/5900 6/5901 6/5905

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710 6/5916 6/7339 6/10224 6/10345 6/10346 6/10359 6/P 240 6/P 195 Bestand 7: 7/1642

Quellen- und Literaturverzeichnis 2. Vollversammlung des O¨kumenischen Rates der Kirchen in Evanston 1954. –Vorkonferenz Bd. 1. 1953.10–1954.02. Rat der EKD Bd. 2. 1952.04–1955.02. Geistlicher Rat (Handakte). 1953.05–1955.11. Bonner Fonds Bd. 1. 1950.08–1953.12. Bonner Fonds Bd. 2. 1953.04–1956.05. Kulturfonds des Auswa¨rtigen Amtes. 1951.12–1958.02. Arthur Hahn. 1946.06–1963.11. Giese, Julius. 1952.12–1977.12.

7/P 475

Evangelischer Oberkirchenrat: Bestimmungen und Verordnungen u¨ber die Berufung, Anstellung und Besoldung der Geistlichen und Kirchen-Bedienten Bd. 14. 1947–1954. Gru¨nbaum, Kurt. 1923–1982.

Bestand 71: 71/86/76 71/86/309

Deutscher Evangelischer Kirchentag: Essener Kundgebung 1953. Februar 1953–Juni 1954. Gefangene. November 1951–August 1952.

Bestand 81: 81/1/2 81/1/3 81/1/6 81/1/7 81/1/8

Ratsvorsitzender der EKD – Otto Dibelius (1880–1967): Allgemeiner Schriftverkehr Bd. 2. 1951.05–1952.01. Allgmeiner Schriftverkehr Bd. 3. 1952.01–1952.05. Allgemeiner Schriftverkehr Bd. 6. 1953.08–1953.12. Allgmeiner Schriftverkehr Bd. 7. 1952.12–1953.04. Allgmeiner Schriftverkehr Bd. 8. 1953.04–1953.07.

Bestand 87:

Bevollma¨chtigter des Rates der EKD am Sitz der Bundesrepublik Deutschland: Bundesministerium des Inneren (BMI). 1953.09–1954.04.

87/27 Bestand 99: 99/169 99/170

Kirchenkanzlei der EKD, Außenstelle Bonn: Sitzungen und Tagungen der Sozialkammer Bd. 2. 1952.10–1953.02. Sitzungen und Tagungen der Sozialkammer Bd. 3. 1952.12–1953.03.

Bestand 103: Propst Heinrich Gru¨ber – Bevollma¨chtigter des Rates der EKD bei der Regierung der DDR: 103/24 Bahnhofsmission. 1951–1959. Bestand 104: Kirchenkanzlei der EKD fu¨r die Gliedkirchen in der DDR: 104/P9 Grauheding, Erich. 1952.07–1958.11. Bestand 628: Nachlass Oskar So¨hngen: 628/28 Vortra¨ge, Predigten, Aufsa¨tze. 1970.01–1971.11. 628/216 Verband der Bibelgesellschaften, Bibelwerk. 1952.01–1956.06.

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Lutherischer Weltdienst – Deutscher Hauptausschuss. 1952–1956. Flu¨chtlinge aus der DDR. 1952–1956. Illegale Flu¨chtlinge aus der DDR. Flu¨chtlinge aus der DDR 1952.

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Kirchliche Beziehungen zum Ausland: Deutsche evangelische Seelsorge in Italien

B 90 49

Kulturpolitik. Grundsatzangelegenheiten: Kulturelle Ausgaben (Fondverwaltung). 1955.

B 90 6-KA 458 459

Kulturabteilung. 1949–1954: Evangelische Kirche in Deutschland. 1950–1953. Deutsche Evangelische Seelsorge im Ausland. 1950–1953.

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Pra¨sidialregistratur von Pra¨ses Wilm: Evangelische Kirche in Deutschland. 1949–1953. Allgemeiner Schriftwechsel. Archiv der sozialen Demokratie Bonn (AdsD Bonn)

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II. VERO¨FFENTLICHTE QUELLEN UND DARSTELLUNGEN Agende und Lektionar der Vereinigten Kirche. In: Informationsdienst der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche Deutschlands. 1. Ausgabe vom 1. Januar 1952, S. 5f. Allgemeines Gelehrten-Lexicon: darinne die Gelehrten aller Sta¨nde sowohl ma¨nn- als weiblichen Geschlechts, welche vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht; nach ihrer Geburt, Leben, merckwu¨rdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwuerdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden. Hg. von Christian Gottlieb Jo¨cher. Leipzig, Delmenhorst, Bremen 1750–1897. Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Deutschland, 1946, 1948, 1950–1955, 1958.

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ABKU¨RZUNGEN Hier nicht aufgefu¨hrte Abku¨rzungen bei Siegfried M. Schwertner, Internationales Abku¨rzungsverzeichnis fu¨r Theologie und Grenzgebiete, 2. Aufl., Berlin 1992 A. B. Abs. ACK a. D. AFCENT AGWB akad. AKiZ Anlg. Anm. Anz. ao. APU/ApU Ass.

Augsburgischen Bekenntnisses Absatz Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen außer Dienst Allied Forces Central Europe Arbeiten zur Geschichte und Wirkung der Bibel akademisch Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte Anlagen Anmerkung Anzahl außerordentlich Evangelische Kirche der altpreußischen Union Assessor

b. BBG. Beil. BEK Betr./betr. bezw., bzw. BGB BGBl Bischo¨fl. BK BMI BRD brit. BullPrIA BVG BVP

bei Bundesbeamtengesetz Beilage Bremische Evangelische Kirche Betrifft/betreffs beziehungsweise Bu¨rgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bischo¨flich Bekennende Kirche Bundesministerium des Innern Bundesrepublik Deutschland britisch Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung Bundesverfassungsgericht Bayerische Volkspartei

CA ccm CDU CFK CIMADE

Centralausschuß Kubikzentimeter Christlich-demokratische Union Christliche Friedenskonferenz Comite´ Inter-Mouvements Aupre`s Des Evacue´s

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Abku¨rzungen

727

Conf. Aug. C.L.A.I.R. CSU CSVD CVJM

Confessio Augustana (Augsburgisches Bekenntnis) Comite´ Luthe´rien d’Aide aux Immigrants & aux Re´fugie´s Christlich-Soziale Union Christlich Sozialer Volksdienst Christlicher Verein Junger Ma¨nner

d. D. D DBG. DBK DBU DCSV DC DDP DDR DEK DEKK DEKT DGB DHW

der/die/das Dr. theol./Dr. theol. h. c. Durchschrift Deutsches Beamtengesetz Deutsche Bischofskonferenz Deutsche Bruder-Unita¨t Deutsche Christliche Studienvereinigung Deutsche Christen Deutsche Demokratische Partei Deutsche Demokratische Republik Deutsche Evangelische Kirche Deutsche Evangelische Kirchenkanzlei Deutscher Evangelischer Kirchentag Deutscher Gewerkschaftsbund Das Hilfswerk. Mitteilungen aus dem Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland dieses/desselben Jahres dieses/desselben Monats Deutsche Mark Der Obengenannte Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Beschlu¨sse und Erkla¨rungen des Zentralkomitees sowie seines Politbu¨ros und seines Sekretariats. Berlin (Ost) 1948–1989 Dozent Deutsche Partei Doctor Doctor honoris causa Doctor juris

d. J., d. Js. d. M. DM D. O. DokSED

Doz. DP Dr. Dr. h. c. Dr. jur. Dr. rer. pol. Dr. theol. DRK dt. DVP EAK ebd. EG EKD, EKiD ELKI EOK Erh.Zust.

Doctor theologiae Deutsches Rotes Kreuz deutsch Deutsche Volkspartei Evangelischer Arbeitskreis der CDU ebenda Evangelisches Gesangbuch Evangelische Kirche in Deutschland Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien Evangelischer Oberkirchenrat Erhaltungszustand

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Abku¨rzungen

Eph ESGiD EVA ev., evang., evgl. EvDia ev.-luth. EVG EWG EZ

Epheserbrief Evangelische Studentengemeinde in Deutschland Evangelische Verlagsanstalt evangelisch Evangelische Diaspora evangelisch-lutherisch Europa¨ische Verteidigungsgemeinschaft Europa¨ische Wirtschaftsgemeinschaft Einlagezahl

F Fahrgest. FDJ FDP franz. FU FVP

Fundort Fahrgestell Freie Deutsche Jugend Freie Demokratische Partei franzo¨sisch Freie Universita¨t Freie Volkspartei

G GBlDDR GBl./GBl (d.) DEK, GBlDEK, GDA geb. gem. geistl. gest. Gestapo gez. GG ggf. GMBl

Gegenu¨berlieferung Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik Gesetzblatt der Deutschen Evangelischen Kirche

GST GVP

geboren gema¨ß geistlich gestorben Geheime Staatspolizei gezeichnet Grundgesetz der Bundesrepublik (vom 23. Mai 1949) gegebenenfalls Gemeinsames Ministerialblatt des Bundesministers des Innern, des Bundesministers fu¨r Vertriebene, des Bundesministers fu¨r Wohnungsbau, des Bundesministers fu¨r gesamtdeutsche Fragen, des Bundesministers fu¨r Angelegenheit des Bundesrates Grundordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (vom 13. Juli 1948) Gesellschaft fu¨r Sport und Technik (DDR) Gesamtdeutsche Volkspartei

H Hebr HP HQ EUCOM

Hektographie Hebra¨erbrief Horse Power Headquarters of European Command

IBFG I.G.

Internationaler Bund Freier Gewerkschaften Internationale Gesellschaft

GO., G.O.

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Abku¨rzungen IHK IM IM

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i. R. i. S. v. i. V. i. W.

Industrie- und Handelskammer Innere Mission Informeller Mitarbeiter zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens im Ruhestand im Sinne von in Verbindung im Wartestand

Jes JK Joh jr. jurist.

Jesaja Junge Kirche Johannesevangelium/Johannesbrief junior juristisch

K. A. KABl KGVBl Kfz kg KG KG KI KiHo kirchl. km KMD komm. Kon. Pra¨s. Kon. Rat KR KZ KPD KPdSU

Kirchliches Außenamt Kirchliches Amtsblatt Kirchliches Gesetz- und Verordnungs-Blatt Kraftfahrzeug Kilogramm Katastralgemeinde Kirchengeschichte Kommunistische Internationale Kirchliche Hochschule kirchlich Kilometer Kirchenmusikdirektor kommissarisch Konsistorialpra¨sident Konsistorialrat Kirchenrat Konzentrationslager Kommunistische Partei Deutschlands Kommunistische Partei der Sowjetunion

Lic. Lk luth. LKA LKMD LKR LS luth. LWB lt.

Licentiat Lukasevangelium lutherisch Landeskirchenamt Landeskirchenmusikdirektor Landeskirchenrat Locus Sigilli lutherisch Lutherischer Weltbund laut

M.

Mark

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730

Abku¨rzungen

MdB MdEP MdPR m. E. MdL Mill. Mitgl. m. p. Msgr.

Mitglied des Bundestages Mitglied des Europa¨ischen Parlaments Mitglied des Parlamentarischen Rates meines Erachtens Mitglied des Landtages Million Mitglied manu propria (eigenha¨ndig) Monsignore

NATO n. F. nebenamtl. NKFD NKWD Nr. NRW NT

North Atlantic Treaty Organization neue Fassung nebenamtlich Nationalkomitee Freies Deutschland Narodny Kommissariat Wnutrennich Djel Nummer Nordrhein-Westfalen Neues Testament

OKon. Rat o. O o. a¨. OKR OLKR O¨RK Ord./ord. o¨stl. o¨S, S

Oberkonsistorialrat ordentlich/ordentlicher Original oder a¨hnliches Oberkirchenrat, Oberkonsistorialrat Oberlandeskirchenrat O¨kumenischer Rat der Kirchen Ordination/ordiniert o¨stlich o¨sterreichische Schillinge

PKW Pfr. Phil polit. polz. Pra¨s. Prof. Prom. PT

Personenkraftwagen Pfarrer Philipperbrief politisch polizeilich Pra¨sident Professor Promotion Praktische Theologie

r Ref./ref. RGBl./RGBl RIAS RKM RM russ.

recto Reformiert/reformiert Reichsgesetzblatt/Reichs-Gesetzblatt Rundfunk im Amerikanischen Sektor Reichskirchenministerium Reichsmark russisch

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Abku¨rzungen

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S. SBZ SED SELK SHAPE SKK SMA, SMAD SKK s/s. o. sog., sogen. SPD ST St. Stellv./stellv. stg StGB s. u. Sup.

Seite Sowjetische Besatzungszone Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Selbsta¨ndige Evangelisch-Lutherische Kirche Supreme Headquarters Allied Powers Europe Sowjetische Kontrollkommission Sowjetische Milita¨radministration Sowjetische Kontrollkommission siehe/siehe oben sogenannt Sozialdemokratische Partei Deutschlands Systematische Theologie Sankt Stellvertreter/stellvertrender stimmig/stimmige Strafgesetzbuch siehe unten Superintendent

TH theol. THW TOA typgem.

Technische Hochschule theologisch Technisches Hilfswerk Tarifordnung fu¨r Angestellte des o¨ffentlichen Dienstes typgema¨ß

u. u. a. u. a. m. UdSSR UNESCO u. U. usf. usw.

und unter anderem/n und anderes mehr Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (Sowjetunion)

v v. v. a. VONBl, V.- u. N.-Bl., Verord./ Vo. u. Nachr. Bl. V.e.K. VELKD VerfDDR VertrBRD

verso vom/n vor allem Verordnungs- und Nachrichtenblatt. Amtliches Organ der Evangelischen Kirche in Deutschland (1946)

vgl.

unter Umsta¨nden und so fort und so weiter

Verband evangelischer Kirchencho¨re Deutschlands Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands Verfassung der DDR (vom 7. Oktober 1949) Vertra¨ge der Bundesrepublik Deutschland. Herausgegeben vom Auswa¨rtigen Amt, Bonn; Ko¨ln; Berlin (West) 1956 vergleiche

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Abku¨rzungen

V. Pra¨s. v. H. VKL VLR Vors.

Vizepra¨sident von Hundert Vorla¨ufige Kirchenleitung Vortragender Legationsrat Vorsitzender

WSCF Westf./westf. westl. wiss.

World Student Christian Federation westfa¨lisch westlich wissenschaftlich

Z, Zl. z. B. Ziff. ZK z. T. Zyl. z. Z., z. Zt.

Zahl zum Beispiel Ziffer Zentralkomitee (der SED) zum Teil Zylinder zur Zeit

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PERSONENREGISTER/BIOGRAPHISCHE ANGABEN Adam, Alfred, Dr.theol. D. 252 geb. 3. 7. 1899 Hirschberg, gest. 24. 10. 1975 Bethel, 1917 Kriegsdienst, 1928 Landespfr. bei der Inneren Mission Wiesbaden, 1931 Pfr. Frankfurt/M., 1934–1938 u. 1948/49 Lehrbeauftragter (KG) Frankfurt/M., 1939–1945 Kriegsdienst, 1949 Habilitation Marburg u. Dozent (KG) an der Theol. Schule Bethel, 1950–1967 Prof. ebd. – 1946 stellv. Mitgl. des Disziplinarhofes (westlicher Senat), 1953 Mitgl. ebd., ab 1949 des Schiedsgerichtshofes der EKD. Adenauer, Konrad, Dr.h.c.mult. 15, 18, 21f., 58, 73, 121, 123, 304, 431, 487 geb. 5. 1. 1876 Ko¨ln, gest. 19. 4. 1967 Rho¨ndorf/Bonn, 1902 Gerichtsass. bei der Staatsanwaltschaft u. Hilfsrichter am Landgericht Ko¨ln, 1906 Beigeordneter Ko¨ln, 1908 1. Beigeordneter, 1917–1933 Oberbu¨rgermeister Ko¨ln, 1920–1933 Mitgl. u. Pra¨sident des Preußischen Staatsrates, 1944 Verhaftung, 1945 Oberbu¨rgermeister Ko¨ln, Gru¨ndungs- u. Vorstandsmitgl. der ChristlichDemokratischen Partei des Rheinlandes, Vors. des CDU-Landesverbandes Rheinland, 1946 Vors. der CDU in der brit. Besatzungszone, MdL NRW u. CDU-Fraktionsvors., 1947 Vors. der Fraktionsgemeinschaft CDU/CSU, 1948/49 Pra¨sident des Parlamentarischen Rates, 1949–1963 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, 1950–1966 Bundesvors. der CDU. Adler, Elisabeth, 380 geb. 2. 8. 1926 Magdeburg, gest. 15. 1. 1997 Berlin, 1951 Reisesekreta¨rin der ESGiD, 1957 Studienleiterin an der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg, 1959–1964 Europasekreta¨rin, Sekreta¨rin der Polit. Kommission, 1963 stellv. Generalsekreta¨rin des WSCF Genf, 1965 Studienleiterin, 1967–1987 Leiterin der Ev. Akademie Berlin-Brandenburg. Aland, Kurt, Dr.theol. Dr.h.c.mult. 552, 618, 647 geb. 28. 3. 1915 Berlin, gest. 13. 4. 1994 Mu¨nster, 1936 sta¨ndiger Mitarbeiter der Zeitschrift „Junge Kirche“, Kriegsdienst u. Verwundung, Redakteur der „Theologischen Literaturzeitung“, 1942 Assistent, Lehrstuhlvertreter Berlin, Lehrverbot, 1945 Privatdozent Berlin, 1946 Lehrbeauftragter u. Extraordinarius ebd., 1947 zugleich Prof. (KG) Halle, 1958 nach Konflikten mit der DDRRegierung Wechsel nach Mu¨nster, 1959 Prof. u. Direktor des Instituts fu¨r neutestamentliche Textforschung. Albers, Johannes 421 geb. 8. 3. 1890 Mu¨nchen-Gladbach (heute Mo¨nchengladbach), gest. 8. 3. 1963 Ko¨ln, Schriftsetzer, 1914 Kriegsdienst, 1919 Sekreta¨r der Christlichen Gewerkschaften Ko¨ln (1921 Verlegung nach Berlin), 1924–1927 Stadtrat Ko¨ln u. stellv. Parteivors. des Zentrums in Ko¨ln, 1924–1933 Mitgl. verschiedener Aufsichtsra¨te, 1931 Direktor des sta¨dtischen Versicherungswesens, 1933 Entlassung u. Gescha¨ftsfu¨hrer der sta¨dtischen Betriebskrankenkasse, 1944/45 Haft wegen Hochverrats, Mitbegru¨nder der CDU Rheinland u. des DGB, 1945–1948 Mitgl. des Ko¨lner Stadtrates (Stadtverordneter) u. CDU-Kreis-

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Personenregister/Biographische Angaben

vors., 1945–1962 Vors. der CDU in Ko¨ln, 1946–1950 MdL NRW, 1949–1957 MdB, 1950 stellv., dann o. Mitgl. des CDU-Bundesvorstandes, 1951–1957 stellv. Vors. der CDU-/CSU-Fraktion, Mitbegru¨nder u. 1958–1963 Vors. der CSU-Sozialausschu¨sse. Alivisatos (Alibizatos), Hamilcar (Amilkas) Spyridonos 441 geb. 17. 5. 1887 Lixourion auf Kefallinia (Griechenland), gest. 14. 8. 1969 Athen, 1912 Gymnasiallehrer Athen, 1917 Mitarbeiter im Kultusministerium ebd., 1918 Prof. fu¨r Kanonisches Recht u. Pastoraltheol. Athen, seit 1922 Staatsprokurator der Hl. Synode der Kirche von Griechenland. – 1920 Teilnahme an der Vorbereitungstagung fu¨r die Weltkonferenz fu¨r Glauben u. Kirchenverfassung, 1948–1969 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK u. der Kommission fu¨r Glauben u. Kirchenverfassung. Althaus, Paul, D. Dr.h.c.mult. 184 geb. 4. 2. 1888 Obershagen/Celle, gest. 18. 5. 1966 Erlangen, 1914–1918 Kriegsdienst, dann zeitweise Leiter des Predigerseminars Erichsburg, 1919 Prof. (ST) Rostock u. Universita¨tsprediger, 1925–1956 Prof. (ST u. NT) u. Universita¨tsprediger Erlangen. – 1934 Teilnahme an der Bekenntnissynode Berlin-Dahlem, 1936 Bad Oeynhausen. Altmann, Hans 165 geb. 2. 10. 1897 Berlin, gest. 26. 5. 1981, 1915 Kriegsdienst, 1920 Bankbeamter, 1927 Rechtsreferendar, 1930 Ass. u. Amtsgerichtsrat, 1936 Vermo¨gens- u. Grundstu¨cksverwalter, 1945–1949 Amtsgerichtsrat Berlin-Lichterfelde, 1945/46 Synodalrechner beim Kirchenkreis Ko¨lln-Land, 1949 Kammergerichtsrat, 1952 Mitgl. der Ev. Kirchenleitung Berlin-Brandenburg, 1958 Kammergerichtsrat. – Mitgl. der Synode der EKD, Pra¨sident d. Justizpru¨fungsamtes, 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1962–1972 Pra¨ses der Regionalsynode West der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg, 1963 Ruhestand, 1966 stellv. Vors. des Gemeindenkirchenrates, Ratsmitgl. der EKU. Arndt, Walter Bodo 502 geb. 20. 1. 1891 Wittelrode (oder Wettelrode), Kreis Sangerhausen, gest. 22. 4. 1964 Bru¨hl, 1910–1914 Korrespondent bei einer Berliner Eisenbahnbaugesellschaft, 1914–1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, 1919–1924 Expedient beim Hauptversorgungsamt Ko¨nigsberg, 1924–1927 Handelsvertreter, 1927–1936 Konsistorialbu¨rohilfsarbeiter beim EOK Berlin, 1936–1951 Ernennung zum Kirchenbeamten und Konsistorialoberinspektor ebd., 1951–1954 Konsistorial-Amtmann ebd., 1954 Konsistorial-Amtsrat ebd., 1957 Ruhestand. Auringer, Ernst 493 geb. 22. 11. 1903 Tilsit, gest. 12. 2. 1991 Florianopolis, 1926 Vikar, 1929/30 Vikar Timbo, Santa Catharina/Brasilien, 1933 Pfr. Trappoenen/Kreis TilsitRagnit, 1940 Kriegsdienst und -gefangenschaft, 1945/46 Pfr. Schmetzdorf bei Genthin, 1946/47 Aufenthalt im DP-Lager bei Hannover-Muehlenberg, 1947 Pfr. Floriano´polis/Brasilien, 1953 einstweiliger Ruhestand, 1964 Ruhestand. Andersen, Dieter 443 geb. 9. 12. 1916 Wilhelmshaven, gest. 17. 6. 1994 Kaliningrad, 1946 Ordination, Pfr. Hildesheim, 1947 Studentenpfr. Go¨ttingen, 1954 Pfr. Hildesheim, 1959 Studiendirektor Loccum, 1964 Landessup. im Sprengel Lu¨neburg, 1979 Prior

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Personenregister/Biographische Angaben

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des Klosters Loccum, 1979–1982 Stellv. des hannoverschen Landesbischofs, Mitgl. der Bischofskonferenz der VELKD. – 1966–1979 im Pra¨sidium des DEKT. Appel, Arnold, Dr.jur. 474 geb. 25. 2. 1884, gest. 9. 11. 1966, 1915 Rechtsanwalt Bremen, 1919 Hilfsrichter, 1920 Senatssyndikus/Staatsrat, 1933 Entlassung u. Versetzung an das Amtgsgericht Bremen, 1945 Amtsgerichtsdirektor, 1946–1956 Vizepra¨sident des Bremischen Kirchenausschusses, 1947–1953 Pra¨sident des Verwaltungsgerichtshofes. Arlt, Erwin 469 geb. 17. 9. 1885 Freienwalde/Oder, gest. 23. 2. 1976, 1913–1956 Pfr. Bremen. Arnim, Hans-Ludwig Hermann Constantin von, Dr.jur. 248, 505 geb. 12. 10. 1889 Willmine, gest. 9. 6. 1971 Berlin, 1913 Gerichtsreferendar Freienwalde, 1914 Regierungsreferendar Frankfurt/O., 1915 ta¨tig in der dt. Zivilverwaltung fu¨r Belgien, 1919 Regierungsass. in der Hauptstelle zur Verteidigung Deutscher vor feindlichen Gerichten Berlin, 1920 im Reichsministerium fu¨r Wiederaufbau, 1921–1928 in der Reichsfinanzverwaltung, 1928 Kon. Rat, 1935 Vors. der Finanzabteilung im Konsistorium Berlin-Brandenburg, 1936 OKon. Rat, bis 1945 mit der Wahrnehmung der Gescha¨fte des Kon. Pra¨s. beauftragt, nach Kriegsende komm., bis 1960 Kon. Pra¨s. ebd., stellv. Vors. der Kirchenleitung Berlin-Brandenburg. – 1947 Vors. der Disziplinarkammer beim EOK, 1948–1962 Vors. des Vereins zur Errichtung Ev. Krankenha¨user Berlin, ab 1952 Mitgl. des Kuratoriums der Ev. Jerusalemstiftung, Vors. der Bauhu¨tte christlicher Ku¨nste, Mitgl. im Christlichen Zeitschriftenverein Berlin, Mitgl. der Luisenstiftung ebd., Gru¨ndungsmitgl. der Berliner CDU. Asche, Sigfried, Dr.phil. 111 geb. 26. 6. 1906 Dresden, gest. 16. 2. 1985 Freiburg/Br., Kunsthistoriker, 1932 Museumsleiter Zwickau, 1936 Museumsdirektor Go¨rlitz, 1943/44 Prag, 1946 Go¨rlitz, 1951 Mitarbeiter der Staatlichen Museen Berlin (Ost), 1952–1960 Direktor der Wartburg, U¨bersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland, Museumsdirektor zur Wiederverwendung Staufen, 1970 Ruhestand. Assel, Hans-Gu¨nther, Dr.phil. Dr.oec. 448, 489 geb. 24. 6. 1918 Breslau, gest. 5. 11. 2002, Lehrer Neumarkt, 1951 Studienrat an der Pa¨dagogischen Hochschule Nu¨rnberg, 1970 Honorarprofessor, 1973 o. Prof. an der Univ. Erlangen-Nu¨rnberg (Polit. Wissenschaften), 1983 emeritiert. – 1963 Mitgl., 1968–1985 Vors. des Landesausschusses Bayern im DEKT. Auler, Wolfgang 262 geb. 21. 5. 1904 Dortmund, gest. 20. 8. 1986 Bad Mu¨nstereifel, Organist Gottesberg u. Berlin, Doz. an der Hochschule fu¨r Lehrerbildung Hirschberg, 1939 Konservatorium Linz, 1941 Staatsmusikschule Braunschweig, 1949–1953 Musikhochschule Ko¨ln, gleichzeitig Orgelsachversta¨ndiger der westf. Landeskirche, 1961 Kirchenmusikdirektor. Auriol, Vincent 188f., 212 geb. 27. 8. 1884 Revel/Haute-Garonne, 1. 1. 1966 Paris, 1914 Abgeordneter der franz. Nationalversammlung, 1919 Sekreta¨r der sozialistischen Kammerfraktion, 1936 Finanzminister, 1937/38 Justizminister, 1943/44 Mitgl. der provisorischen Nationalversammlung Algier, 1945 stellv. Ministerpra¨sident u. Staats-

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minister, UN-Vertreter Frankreichs, 1946 Pra¨sident der konstituierenden Nationalversammlung, 1947–1954 Pra¨sident der franz. Republik. – 1960 Mitgl. des franz. Verfassungsrates. Barot, Madeleine, Dr.h.c. 257 geb. 4. 7. 1909 Chaˆteuroux/Touraine, gest. 28. 12. 1995 Paris, 1935–1940 Archivarin an der Franz. Schule Rom, Aufbau u. 1940 Generalsekreta¨rin des CIMADE, 1953 Leiterin der Abteilung fu¨r Zusammenarbeit zwischen Ma¨nnern u. Frauen in Kirche u. Gesellschaft des O¨RK, spa¨ter auch der Abteilung fu¨r entwicklungsbezogene Bildungsarbeit, 1974–1979 Sekreta¨rin der Kommission fu¨r soziale, wirtschaftliche u. internationale Angelegenheiten des Bundes protestantischer Kirchen in Frankreich, 1980 Vizepra¨sidentin der Action des chre´tiens pour l’abolition de la torture. Bartelt, Johannes 308, 386, 650 geb. 9. 6. 1901 Schmolsin/Pommern, gest. 21. 8. 1983 Bad Vilbel, 1926 Pfr. Wulflatzke, 1932 Glowitz, Mitgl. der BK, 1945 Pfr. Bethel, 1947 Referent, 1950 OKR im Kirchlichen Außenamt, 1969 Ruhestand. Bartning, Otto 330, 379, 520 geb. 12. 4. 1883 Karlsruhe, gest. 20. 2. 1959 Darmstadt, Kirchenarchitekt, 1926–1930 Direktor der Hochschule fu¨r Handwerk u. Baukunst Weimar, 1955 sta¨dtebaulicher Berater Berlin. Barth, Eberhard, Dr.jur. 635 geb. 6. 11. 1897 Danzig, gest. 2. 8. 1972, 1914 Kriegsdienst, 1925 im Reichswirtschaftsministerium, zuletzt Leiter der Abteilung Energiewirtschaft, 1941 Ministerialdirigent beim Generalinspekteur fu¨r Wasser u. Energie, Wehrdienst als Hauptmann der Reserve, 1946 bei der Generaldirektion fu¨r Binnenschifffahrt u. beim Bundesverkehrsministerium, 1952 Abteilungsleiter in der Dienststelle Blank, 1955 im Verteidigungsministerium, 1957–1964 Senatspra¨sident des Bundesdisziplinarhofes – Wehrdienstsenat. Barth, Karl, D. 244 geb. 10. 5. 1886 Basel, gest. 10. 12. 1968 Basel, 1921 Prof. fu¨r Ref. Theologie Go¨ttingen, 1925 o. Prof. fu¨r Systematische Theologie Mu¨nster, 1930 Bonn, 1935 Basel (nach Suspendierung und Ausweisung aus Deutschland aus politischen Gru¨nden). Bartsch, Friedrich, Dr.phil. 89 geb. 24. 12. 1898 Treumark, gest. 30. 12. 1978 Berlin, 1928 Gru¨nder des Dt. Verbandes Ev. Bu¨chereien, 1933 U¨bernahme der Abteilung Volksbu¨chereiwesen u. Schriftenmission beim epd, 1939 Leiter der Schrifttumsstelle der DEK, 1944 Pfr. Wolfshagen, 1945–1963 Gescha¨ftsfu¨hrer, Theol. Leiter u. bis 1961 Mitgl. des Direktoriums der EVA Berlin u. Leipzig. – 1955 Ost-Vertreter der Kammer fu¨r publizistische Arbeit, 1959 Gescha¨ftsfu¨hrer der Kammer fu¨r Ev. Schrifttum, 1962 Mitgl. des Fachausschusses Darstellende Kunst der Kammer fu¨r publizistische Arbeit, 1966 Referent fu¨r Presse, Schrifttum u. O¨ffentlichkeitsarbeit bei der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –. Baudissin, Wolf (Stefan Traugott) Graf von 24f., 157, 199, 223, 281–284, 635 geb. 8. 5. 1907 Trier, gest. 5. 6. 1993 Hamburg, 1926/27 Fahnenjunker, 1927–1930 Ausbildung zum Landwirt, 1930 Milita¨r- u. Kriegsdienst, 1941 brit. Kriegsgefangenschaft Tobruk/Nordafrika, 1947 To¨pfer, 1951 Angestellter der

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Dienststelle Blank, 1955 Unterabteilungsleiter im Fu¨hrungsstab der Bundeswehr, 1956 Oberst, 1959 Brigadegeneral, 1961 Generalmajor u. stellv. Chef des Generalstabes fu¨r Operations and Intelligence im NATO-Hauptquartier AFCENT Fontainebleau, 1963 Generalleutnant, 1963 Kommandeur des NATO-Defence College Paris, 1965 stellv. Chef des Stabes fu¨r Planung u. Operationen beim SHAPE Paris (spa¨ter Casteau/Belgien), 1971–1984 Gru¨ndungsdirektor des Instituts fu¨r Friedensforschung u. Sicherheitspolitik Hamburg, 1979 Prof. ebd., 1980–1986 Dozent fu¨r Sozialwissenschaften an der Bundeswehruniversita¨t ebd. Bauer, Walter, Dr.rer.pol. 259, 446, 481, 484 geb. 6. 11. 1901 Heilbronn, gest. 1. 11. 1968 Fulda, 1938–1968 selbststa¨ndiger Unternehmer, 1949–1951 u. 1956/57 Mitgl. des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, 1957–1968 der Diakonischen Konferenz u. des Diakonischen Rates der EKD. –1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. stellv. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, Mitgl. der Synode der EKD, Vorsitzender des Synodalausschusses der Synode der EKD fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Bausch, Paul 421 geb. 27. 5. 1895 Korntal, gest. 1. 9. 1981 Korntal, Oberregierungsrat, 1914 Kriegsdienst, 1920 Beamter im Wu¨rttembergischen Wirtschaftsministerium, 1924 Mitbegru¨nder des Christlich-Sozialen Volksdienstes, 1928–1932 MdL Wu¨rttemberg, 1930–1933 MdR, 1932/33 Reichsfu¨hrer CSVD, 1932 Rechnungsrat Korntal, 1933 Oberrechnungsrat im wu¨rttembergischen Finanzministerium, 1945 Leiter des Inneren Dienstes ebd., Mitbegru¨nder der CDU Nordwu¨rttemberg, 1946–1950 MdL (CDU) Wu¨rttemberg-Baden, zeitweilig Vors. des Ev. Arbeitskreises der CDU Wu¨rttemberg, 1947–1949 Mitgl. im Parlamentarischen Rat beim La¨nderrat des amerikanischen Besatzungsgebietes, 1949–1965 MdB (CDU). Beckmann, Joachim, D. Dr.phil. Lic. 225, 252, 308, 320, 341f., 345, 508, 513, 545, 650 geb. 18. 7. 1901 Wanne-Eickel, gest. 18. 1. 1987 Du¨sseldorf, 1928 Pfr. Soest, 1933–1948 Du¨sseldorf, seit 1933 fu¨hrendes Mitgl. der BK, 1945 Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung u. Doz. an der Kirchl. Hochschule Wuppertal, 1951 Prof. ebd., 1958–1971 Pra¨ses der rheinischen Kirche. – 1946 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1949–1959 stellv. Mitgl. des Schiedsgerichtshofes der EKD, 1955 stellv. Vors. des Bruderrates der EKD, 1955–1966 Mitgl. der Ev. Konferenz, 1966/67 Vors. ebd., 1967 Vors. der Arnoldshainer Konferenz. Behm, Hans-Ju¨rgen 481 geb. 12. 7. 1913 Parchim, gest. 2. 6. 1994 Lemgo, Vikar der BK, Pfr. Rostock, 1951 Mitarbeiter der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, 1961 Leiter der Kirchenkanzlei der EKD fu¨r die Gliedkirchen in der DDR, 1969 Ruhestand, 1969–1978 Bescha¨ftigungsauftrag beim Sekretariat des BEKDDR, dann Ausreise in die Bundesrepublik. Bell, George Kennedy Allen, Dr.h.c.mult. 18f., 304f., 327, 332, 417, 420ff., 431 geb. 4. 2. 1883 Hayling Island Hants/Hampshire, gest. 3. 10. 1958 Canterbury, 1907 anglikanischer Priester, Sozialpfr. Leeds, 1910 Studentenpfr., akademi-

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scher Tutor, Dozent (KG) Oxford, 1914 Kaplan des Erzbischofs von Canterbury mit Zusta¨ndigkeit fu¨r o¨kumenische Beziehungen, 1925 Dean von Canterbury, 1929–1957 Bischof von Chichester. – 1948 Vors. des Zentralausschusses des O¨RK, 1954 Ehrenpra¨sident des O¨RK, 1958 Teilnahme an der ersten Konferenz europa¨ischer Kirchen Nyborg. Bender, Julius, D. 25, 116, 223, 443, 488, 522, 543, 621, 648, 650 geb. 30. 8. 1893 Michelfeld, gest. 19. 1. 1966 Karlsruhe, 1922 Pfarrverweser Meßkirch, 1928 Vorsteher des Diakonissenhauses Nonnenweier, 1946–1964 Landesbischof der Ev. Landeskirche in Baden. 1953 Vors. des Milita¨rseelsorgeausschusses. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach. Benn, Ernst-Viktor, Dr.jur. 22, 70f., 98 geb. 18. 6. 1898 Sellin, gest. 7. 8. 1990 Essen, 1916 Kriegsdienst, 1925 jurist. Hilfsreferent der Konsistorien Breslau u. Ko¨nigsberg, 1928 Kon. Rat, 1930 im EOK Berlin, 1934 OKR, 1935–1937 abgestellt zur Dienstleistung in der DEK als Leiter des Bu¨ros des Reichskirchenausschusses, 1936 OKon. Rat u. Mitgl. des EOK Berlin, 1940–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1945 Vizepra¨sident der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, 1949 Leiter, 1952 Pra¨sident des LKA Hannover, 1953 Justitiar (spa¨ter Abteilungsleiter) der Rheinischen Stahlwerke Essen, 1967/68 komm. jurist. Dirigent der Kirchenkanzlei der EKU, 1969 jurist. nebenamtl. Mitgl. ebd. – 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Treysa, 1948 stellv. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Berggrav, Eivind Josef, Dr.theol. Dr.h.c. 544 geb. 25. 10. 1884 Stavanger/Norwegen, gest. 14. 1. 1959 Oslo, 1909 Schriftleitung der Zeitschrift „Kirke og kultur“ u. Lehrer an der Volkshochschule Eidsvoll, 1914 Hauptlehrer am Lehrerseminar Holmestrand, 1915 Leiter der Amtsschule Nerdrum, 1919 Pfr. Hurdal, 1925 Gefa¨ngnispfr. Oslo, 1929 Bischof von Ha˚logaland, 1937–1951 Bischof von Oslo, als einer der Fu¨hrer des kirchl. Widerstandes gegen den Nationalsozialismus 1942–1945 inhaftiert, 1950–1954 einer der Pra¨sidenten des O¨RK. – 1937 Vors. der norwegischen Bibelgesellschaft, 1946 Pra¨sident des Weltverbandes der Bibelgesellschaften, 1948 Mitgl. des Zentralkomitees des O¨RK. Berkelbach van der Sprenkel, Simon F. H. J. 113 geb. 10. 4. 1882, 1907 Pfr. Wyk, 1915 Purmerend, 1919 Haarlem, 1925 Rotterdam, 1933 Amsterdam, 1952 Prof. (PT, Dogmatik) Utrecht. – Vorsitzender des O¨kumenischen Rates der Kirchen der Niederlande. Berndt, (Kurt) Gottfried 441 geb. 19. 12. 1916 Linz/Großenhain, gest. 21. 4. 2000 Gummersbach, 1936 Reichsarbeitsdienst, 1936–1945 Milita¨rdienst, 1951 Vikar (Betreuung deutscher Zivilarbeiter) in Benghasi, 1954 Pfr. Baumholder, 1956 Sup. St. Wendel, 1964 deutscher Milita¨rpfr. Budel/Niederlande, 1972 Bornheim/Rheinland, 1981–1984 Swisttal. Bessinger, Hans 516 geb. 26. 7. 1897 Mu¨nchen, gest. 26. 10. 1963 Naila, im Zweiten Weltkrieg Feldwebel unter dem Befehl Walter Hoffs bei der Feldkommandantur 549 der Sicherungs-Division 221.

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Beste, Niklot, Dr.phil. 300, 322, 406f., 411, 449, 648–650 geb. 30. 6. 1901 Ilow/Kreis Wismar, gest. 24. 5. 1987 Gießen, 1926 Vikar Benthen, 1929 Pfr. ebd., 1932 Pfr. fu¨r Volksmission Schwerin, 1933 Neubukow, neben anderen mit der einstweiligen Fu¨hrung der Gescha¨fte des mecklenburgischen Oberkirchenrates beauftragt, 1946–1971 Landesbischof. – 1949–1957 Mitgl. des Exekutiv-Komitees des LWB, 1954 Stellv. des Leitenden Bischofs der VELKD u. 1954–1967 stellv. Vors. der Bischofskonferenz der VELKD, 1961–1967 Mitgl. des Rates der EKD, 1968/69 Vors. der Konferenz der evang. Kirchenleitungen in der DDR, 1968–1971 Leitender Bischof der VELK in der DDR. Bethge, Eberhard, Dr. h.c. mult. 61, 549 geb. 28. 8. 1909 Warchau/Magdeburg (Sachsen), gest. 18. 3. 2000 WachtbergVilliprott, 1935 Studieninspektor am Predigerseminar der BK Finkenwalde bzw. Groß-Schlo¨nwitz/Pommern, 1936 Pastor u. Studieninspektor der BK, 1940 Missionsinspektor Goßner-Mission Berlin, 1943 Milita¨rdienst, 1944 Inhaftierung, 1945 perso¨nlicher Referent von Bischof Dibelius, 1946 Studentenpfr. an der Humboldt-Univ. Berlin, ab 1949 auch an der TU Berlin, 1953 Pfr. London, 1961–1976 Leiter des Pastoralkollegs der rheinischen Landeskirche Rengsdorf, 1969 Honorarprof. Bonn, 1967–1976 Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung. – 1971–1992 Mitgl. der Ev. Arbeitsgemeinschaft fu¨r Kirchl. Zeitgeschichte. Bezzel, Otto, D. 69, 648 geb. 20. 5. 1893 Coswig, gest. 24. 1. 1987 Mu¨nchen, 1935 Pfr. Augsburg, 1937 Kreisdekan Kirchenkreis Bayreuth u. OKR, 1947 OKR Mu¨nchen, Vorstand der geistlichen Abteilung u. Vertreter des bayerischen Landesbischofs. – Bis 1952 Beamtenbeisitzer des ho¨heren Dienstes der Disziplinarkammer der EKD, 1952 Geistlicher Beisitzender der Disziplinarkammer der EKD. Bierig, Albert 552 Amtsgehilfe Magdeburg, Mitgl. des Disziplinarhofes der EKD. Bjo¨rkquist, Manfred, DD. 291 geb. 22. 6. 1884 Gidea¨/Schweden, gest. 23. 11. 1985 Sigtuna, 1910–1913 Direktor der Volkshochschule Hampnas, 1915–1958 Leiter des Diakonischen Amtes der Schwedischen Kirche, 1917–1942 Direktor der Sigtuna-Stiftung, 1943–1972 Vors. ihres Komitees, 1942–1954 Bischof Stockholm, 1943 Hofprediger ebd. Blank, Theodor 8, 24ff., 157, 216, 219, 223, 281ff., 307, 423f., 442f., 489, 547, 633, 635 geb. 19. 9. 1905 Elz/Lahn, gest. 14. 5. 1972 Bonn, Metallarbeiter, 1923 Arbeiter in einer Steinfabrik, 1930–1933 Sekreta¨r im Zentralverband Christlicher Fabrik- u. Transportarbeiter, 1939–1945 technischer Inspekteur bei der Wehrmacht u. amerikanische Kriegsgefangenschaft, 1945 Mitbegru¨nder des DGB u. der CDU in Westf., 1946 Mitgl. der Landesvertretung, 1947–1949 MdL NRW, 1948–1950 3. Vors. der IG Bergbau, 1949–1972 MdB (CDU), 1950–1955 Beauftragter des Bundeskanzlers fu¨r die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenha¨ngenden Fragen („Dienststelle Blank“), 1955/56 Bundesverteidigungsminister, 1957–1965 Bundesminister fu¨r Arbeit u. Soziales,

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Personenregister/Biographische Angaben

1958–1969 Mitgl. des Bundesvorstandes der CDU, 1958–1967 stellv. Bundesvors. der CDU u. Mitgl. im CDU-Pra¨sidium. Blankenburg, Walter, D., Dr. phil. 262, 263, 267f., 270 geb. 31. 7. 1903 Emsleben/Gotha (Thu¨ringen), gest. 10. 3. 1986 Schlu¨chtern Bezirk Kassel, 1928 Ass. der Apologetischen Centrale Berlin, 1933 Pfr. Vaake, 1941–1980 Schriftleiter von „Musik u. Kirche“, 1947–1968 Gru¨nder u. Leiter (Direktor) der Ev. Musikschule Kurhessen-Waldeck Schlu¨chtern, 1949–1968 Begru¨nder u. Leiter Direktorenkonferenz der ev. kirchenmusikalischen Ausbildungssta¨tten Deutschlands, bis 1973 Landeskirchenmusikdirektor KurhessenWaldeck, KR. – 1933 Mitbegru¨nder des Bachkreises der Tu¨binger Studenten, 1934 Go¨ttingen, 1976 Gru¨ndung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft fu¨r theol. Bachforschung, im Direktorium der Neuen Bachgesellschaft. Blo¨tz, Ferdinand Eduard Carl August, Dr.jur. 183 geb. 11. 7. 1901 Hamburg, gest. 23. 9. 1967 Hamburg, 1924–1967 Landgerichtsdirektor Hamburg. Boegner, Marc 190f., 213 geb. 21. 2. 1881 Epinal, gest. 19. 12. 1970 Paris, 1905 Pfr. Aouste, 1911 Prof. am theologischen Seminar der Ev. Missionsgesellschaft Paris, 1915 Direktor des Genesungsheims fu¨r blinde Soldaten mit dem Kommando u¨ber die Sanita¨tssoldaten, 1918–1953 Pfr. Paris, 1929–1961 Pra¨sident des Protestantischen Kirchenbundes in Frankreich, 1938–1950 Pra¨sident des Nationalrats der Reformierten Kirche in Frankreich, 1948–1954 einer der Pra¨sidenten des O¨RK. – Teilnahme an den o¨kumenischen Konferenzen von Oxford 1937, Utrecht 1938, Amsterdam 1948, Evanston 1954. Bo¨hler, Wilhelm, Johannes 281, 307, 424 geb. 18. 11. 1891 Wichterich, gest. 25. 7. 1958 Bonn, 1920 Generalsekreta¨r der „Katholischen Schulorganisation Deutschlands“ und der Bischo¨flichen Zentrale fu¨r Ordensschulen und Internate, 1935 Pfr. Essen, 1945 Domkapitular Ko¨ln, seit 1949 Beauftragter des Vors. der Fuldaer Bischofskonferenz bei der Bundesregierung. Bo¨hm, Hans, D. Dr.phil. 248, 481 geb. 5. 5. 1899 Hamm, gest. 3. 4. 1962 Berlin, 1927 Pfr. Lanheinersdorf, 1930 theol. Hilfsreferent im EOK Berlin, 1933 Beurlaubung, seit 1934 fu¨hrendes Mitgl. der BK, 1938 Verhaftung aus kirchenpolit. Gru¨nden, 1945 Propst Ko¨lln-Stadt, nebenamtl. Referent im EOK Berlin u. im Konsistorium BerlinBrandenburg, 1949–1959 Geistl. Leiter des Konsistoriums Abteilung Berlin. – 1948 stellv. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949–1955 Mitgl. des Schiedgerichtshofes der EKD, 1955 des Bruderrates der EKD. Bo¨nninghaus 506 Bollmann, Johannes, Dr.jur. 169 geb. 3. 9. 1873 Bremen, gest. 29. 3. 1944 Go¨ppingen, 1900 Rechtsanwalt Bremen, 1907 Richter, 1918–1941 Pra¨sident der Steuerverwaltung Bremen. Boue´, Edgar 320 geb. 9. 7. 1898 Leonka/Fidji-Inseln, gest. 29. 10. 1974 Ratingen, 1926 Hilfsprediger Gummersbach, 1928 Pfr. Lu¨denscheid, 1933–1949 Oberkassel/Bonn, Mitgl. der BK, 1946 Sup. des Kirchenkreises Bonn, 1949–1963 OKR u. haupt-

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Personenregister/Biographische Angaben

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amtl. Mitgl. der Kirchenleitung der rheinischen Landeskirche Du¨sseldorf. – 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Bourbeck, Christine, Dr.theol. D. 256, 449 geb. 19. 6. 1894 Hage/Ostfriesland, gest. 20. 2. 1974 Bad Pyrmont, 1930 Leiterin der Dumas’schen Ma¨dchenschule Leipzig (Innere Mission), 1938 der Bibelu. Katechetenschule Bethel, 1939 Pfarrvikarin (1940 Ordination) der Schwesternschaft des Ev. Diakonievereins Berlin-Zehlendorf, 1946–1960 Studienra¨tin (1952 Studiendirektorin), Inhaberin einer Pfarrstelle u. Leiterin des Vikarinnenseminars der APU bzw. der EKU im Ev. Johannesstift Berlin-Spandau. – 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Treysa, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD. Bra¨unert, Ernst 232, 260, 433 geb. 25. 1. 1905 Hagen, gest. 12. 6. 1972 Berlin, 1922–1927 Verwaltungsbeamter der staatlichen Verwaltung Oppeln, 1927 kirchl. Verwaltung des Konsistoriums Breslau, 1943 Kriegsdienst, 1945 amerikanische Kriegsgefangenschaft, 1947 Kirchenamtsrat im EOK Berlin, 1949 Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle –, 1971 Ruhestand. Brauer, Dietrich 442 geb. 15. 7. 1914 Missionsstation Ipole/Deutsch-Ostafrika, gest. 28. 10. 1996 Meran/Italien, 1934/35 Theol. Seminar Herrnhut, 1939 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1950–1953 Pfr. Freiensteinau/Oberhessen, 1953–1980 Meran/ Bozen. Braune, Paul Gerhard, D. 166, 248 geb. 26. 12. 1887 Tornow, gest. 19. 9. 1954 Bethel, 1922 Vorsteher der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal, 1933 Vors. des Provinzialausschusses fu¨r Innere Mission der Provinz Brandenburg, 1931 Vizepra¨sident, 1945 stellv. Pra¨sident des CA fu¨r die Innere Mission. – 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Bremsteller, Gerhard 262, 267 geb. 14. 12. 1905 Tilsit, gest. 19. 2. 1977 Berlin, 1930 Oberorganist u. Chordirigent an der Ko¨nigin Luise-Geda¨chtniskirche, 1935 Doz. fu¨r Orgelspiel u. Chorleitung an der Kirchenmusikschule Breslau, sowie Organist der Singakademie-Konzerte ebd., 1942 Domorganist u. Leiter des Domchores Magdeburg u. Unterricht im Orgelspiel an der Kirchenmusikschule Halle, dort Mitgl. der Pru¨fungskommission, 1945 Wiederaufbau u. Leitung des Domchores Magdeburg, 1950 Landeskirchenmusikdirektor der Kirchenprovinz Sachsen, ab 1951 außerdem Fachlehrer fu¨r Orgelspiel an der Georg-Philipp-Telemann-Schule Magdeburg, 1950–1977 Vors. der Staatlichen Pru¨fungskommission SachsenAnhalt fu¨r das Kirchenmusikalische Hauptamt. Brennecke, Gerhard 259, 449 geb. 5. 1. 1916 Halle, gest. 14. 5. 1973 Berlin (West), 1939 Kriegsdienst, 1945 Studentenpfr. im Reisedienst, 1947 Missionsinspektor der Berliner Missionsgesellschaft, 1949–1968 Direktor der Berliner Missionsgesellschaft u. Mitgl. des Deutschen Ev. Missionsrates, 1947–1969 Begru¨nder u. Chefredakteur der „Zeichen der Zeit“. – Teilnahme an den O¨RK-Vollversammlungen Amsterdam, Evanston, Neu-Delhi u. Uppsala, 1961–1968 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK.

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Personenregister/Biographische Angaben

Brentano Di Tremezzo, Clemens von 229 geb. 20. 7. 1886 Friedberg, gest. 20. 6. 1965 Meran, 1921–1923 Legationsrat der deutschen Gesandtschaft Athen, 1925 Botschafter Rom, 1925/26 Botschaftsrat der deutschen Botschaft beim Vatikan, 1929 einstweiliger Ruhestand, 1937 Ruhestand, 1943 Dienstverpflichtung bei der Industrie- u. Handelskammer, 1946 Chef der badischen Staatskanzlei, 1950 Ministerialdirektor (CDU), 1950 Leiter des Generalkonsulats (seit 1951 Botschaft) Rom, 1951 Generalkonsul (seit 1951 Botschafter) Rom, 1957 Ruhestand. Breust, Reinhold, Dr.jur. 650 geb. 1. 5. 1893 Bromberg, gest. 6. 10. 1973 Wolfenbu¨ttel, 1923 leitender Jurist beim LKA Wolfenbu¨ttel, 1934 Vorsitzender der Kirchenregierung und stellv. Landesbischof, 1934–1938 beurlaubt, 1938 Vors. des Kirchensteuerausschusses der Stadt Braunschweig und Verwalter der Zentralstelle der Bevollma¨chtigten der Finanzabteilung fu¨r Braunschweig-Stadt und -Land, 1946–1963 stellv. Vors. der Kirchenregierung. Bro¨kelschen, Else, Dr.phil. (geb. Kemper) 421 geb. 25. 6. 1890 Barmen, 22. 10. 1976 Goslar, 1917–1921 Studienra¨tin Barmen, Emden u. Goslar, 1921–1924 MdL Preußen (DVP), 1924–1930 Stadtverordnete in Emden, 1946–1950 Ratsherrin in Goslar, 1949–1961 MdB (CDU). Brunner, Peter, Dr.theol. 197, 541 geb. 25. 4. 1900 Arheilgen, gest. 24. 5. 1981 Heidelberg, 1918 Kriegsteilnahme, 1923 I. Theol. Examen, 1924 II. Theol. Examen, 1925 Repetent Gießen, 1930 Studentenpfr. Gießen, 1932 Pfr. Ranstadt, da eine Berufung nach Gießen auf den Lehrstuhl fu¨r ST 1933 ru¨ckga¨ngig gemacht wurde, 1935 KZ-Haft Dachau. 1936 Entzug der venia legendi; 1936 Dozent an Theol. Schule der BK Wuppertal (spa¨ter verboten u. illegale Weiterarbeit), zugleich Pfr. Elberfeld, 1945 Dozent KiHo Wuppertal, 1947 o. Prof. (ST) Heidelberg, 1968 emeritiert. Brunotte, Heinz, D. 8f., 11, 19, 23–26, 31, 43, 46, 49f., 54, 56, 59, 65, 67f., 70f., 73f., 77, 91, 139, 141f., 144ff., 149, 151–154, 156f., 159, 164, 172, 180ff., 192, 195, 197, 199, 215f., 218ff., 222f., 225, 231ff., 235, 248, 251, 253, 262, 281, 289, 293f., 298ff., 304, 306f., 309, 318f., 322, 335f., 350, 376, 427–431, 433, 438f., 444f., 448, 467, 469, 471, 473, 478, 485–488, 490, 494, 496f., 499, 519, 522, 533–538, 544, 548, 552f., 559, 561, 605, 647f., 650f., 656 geb. 11. 6. 1896 Hannover, gest. 2. 2. 1984 Hannover, 1925 Pfr. Mu¨nchenhangen, 1927 Hoyershausen Kreis Alfeld, 1936–1945 OKon. Pra¨s. in der DEKK, 1946 OLKR beim LKA Hannover, 1949–1965 Pra¨sident der Kirchenkanzlei der EKD u. Pra¨sident des Luth. Kirchenamtes der VELKD Hannover. – 1948 Beamtenbeisitzer der Disziplinarkammer der EKD u. Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach. Buddeberg, Karl, Dr. 495, 531f. geb. 20. 5. 1905 Trier, gest. 26. 6. 1964 Aachen, Jurist, Assistent an der Akademie fu¨r Deutsches Recht Berlin, an den Universita¨ten Leipzig u. Freiburg i. Br., 1941 stellv. Redaktionsleiter beim „Archiv des o¨ffentlichen Rechts“, 1953 Ta¨tigkeit in der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes, 1955 Versetzung an das Generalkonsulat Amsterdam, 1956 Leiter des Konsulats der Bundesrepublik Deutschland Maastricht.

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Personenregister/Biographische Angaben

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Bu¨hrke, Herbert, D 225, 248, 252f., 313f., 320f. geb. 24. 10. 1891 Posen, gest. 8. 2. 1954 Kiel, Jurist, 1925 Kon. Rat Kiel, 1936 OKon. Rat ebd., 1939 Vizepra¨sident des LKA ebd., 1944 Pra¨sident ebd. – 1953 Vors. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Bu¨ttner, (Wilhelm Lu¨der) Karl, D.theol. 169 geb. 16. 10. 1867 Horneburg, gest. 29. 4. 1926 Go¨ttingen, 1890 Hauslehrer Rudbahren, 1893 Pfr. Remels u. Prezelle, 1897 Leiter der Seemannsmission Bremerhaven-Geestemu¨nde, 1901–1926 Inspektor der IM Bremen, Mitarbeit am bremischen Gesangbuch, 1920 maßgebliche Mitarbeit an der bremischen Kirchenordnung, 1920–1926 Schriftfu¨hrer des bremischen Kirchenausschusses. Buitkamp, Wilhelm Ferdinand 650 geb. 8. 8. 1900 Lingen, gest. 13. 7. 1967 Osnabru¨ck, 1925 Ordination Osnabru¨ck, 1926–1928 Pfr. Manslagt (Ostfriesland), 1928–1936 Arkel-Hoogstede (Grafschaft Bentheim), 1936–1967 Osnabru¨ck, 1953–1965 Kirchenpra¨sident der Ev.-reformierten Landeskirche. – Mitgl. des Landeskirchentages. Burghart, Georg, D.theol. 466, 598, 605, 623 geb. 21. 10. 1865 Berlin, gest. 3. 3. 1954 Berlin, 1893 Pfr. Du¨sseldorf, 1897 Barmen-Wupperfeld, 1917–1921 Geheimer Kon. Rat u. hauptamtl. Mitgl. des EOK Berlin, 1921 Pfr. u. nebenamtl. Sup. Berlin, 1921–1928 Mitgl. des Konsistoriums Berlin-Brandenburg, 1925 hauptamtl. Generalsup. Berlin, 1927 Geistl. Vizepra¨sident des EOK u. nebenamtl. Domprediger, 1928 Ephorus Domkandidatenstift u. Pra¨sident des Dom-Kirchen-Kollegiums, 1933 Ruhestand. – 1928–1949 Vors. der Ev. Hauptbibelgesellschaft Berlin. Burgwitz, Armin Karl-Otto Martin, Lic. Dr.phil. 543, 621 geb. 16. 4. 1899 Berlin, gest. 8. 12. 1957 Berlin, 1924 Hilfsprediger Lugau, 1925 Pfr. ebd., 1936 Stettin, 1946 komm. Pfr. Bitterfeld, 1949 Pfr. ebd. Burkert, Wilhelm Hermann, Dr.theol. Lic. 159f., 231 geb. 21. 6. 1911 Brieg b. Breslau/Schlesien, gest. 4. 4. 1984 Hechingen, 1937/38 Assistent am Theol. Seminar der Univ. Berlin, 1941 Kriegsdienst bei der Nachrichtentruppe des Heeres, als Leutnant entlassen, 1945 Pfr. Neukirchen bei Flensburg, 1946 Jugendpfr. Neumu¨nster/Holstein, seit 1947 im wu¨rttembergischen Kirchendienst, zuna¨chst Religionslehrer am Gymnasium Ludwigsburg, seit 1948 Religionsunterricht am Pa¨dagogischen Institut Stuttgart, 1955 Pfr. Hechingen, 1972 Ruhestand. Cantrup, Albert, Dr. 436, 457–460 geb. 31. 8. 1894 Stade/Hannover, gest. 27. 3. 1977 Frankfurt/M., Wirtschaftspru¨fer. Collmer, Paul, Dr.rer.pol. D.theol. 180ff., 275 geb. 2. 3. 1907 Bad Cannstatt, gest. 18. 4. 1979 Stuttgart, 1929 Mitarbeiter des Fu¨rsorgeamtes Stuttgart, 1931–1933 Leiter des Studentenwerkes Tu¨bingen u. Frankfurt/M., 1936 Assistent am Forschungsinstitut fu¨r Fu¨rsorgewesen u. Sozialpa¨dagogik der Univ. Frankfurt/M., Verbindungen zur BK u. zum Widerstand, 1942 Gestapo-Haft bzw. KZ-Haft Dachau wegen Hilfeleistung fu¨r Verfolgte u. Juden, Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1946 Hauptgescha¨ftsfu¨hrer im Zentralbu¨ro des Hilfswerks der EKD Stuttgart, 1957–1975 Vizepra¨sident u. Direktor der Sozialpolit. Abteilung der Hauptgescha¨ftstelle der IM u. des

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Personenregister/Biographische Angaben

Hilfswerks der EKD (seit 1974 Diakonisches Werk), 1970 Vors. des Diakonischen Werkes Wu¨rttemberg. – 1948 stellv. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, Mitgl. des Diakonischen Rates, 1955–1961 der Kammer fu¨r Soziale Ordnung u. des Flu¨chtlingsbeirates der EKD, Gru¨nder u. Leiter des Ev. Verlagswerkes Stuttgart. Conord, Paul 214 geb. 30. 5. 1896 Sainte-Foy-la-Grande/Gironde, gest. 1985, Generalsekreta¨r der Ref. Kirche Frankreichs. – Mitgl. der vorla¨ufigen Kommission deutscher u. franz. Protestanten. Dahlgru¨n, (Friedrich Traugott) Erich 63, 83, 138, 229, 307f. geb. 24. 11. 1895 Salzwedel, gest. 26. 9. 1978 Bremen, 1914–1920 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1922/23 Predigerseminar u. Lehrvikariat, 1923 Ordination, 1923 Pfr. Turnu-Severin (Ruma¨nien), 1926 Hilfsgeistlicher Gettorf, Lehrbeauftragter an der Theol. Fakulta¨t der Univ. Kiel, 1927 Pfr. Paris, 1939 Rom, zugleich 1948–1959 Dekan u. Vors. des Konsistoriums der ELKI Rom, 1953 Pfr. Florenz, 1960 Ruhestand. Dalhoff, Erich, Dr.jur. 348 geb. 2. 2. 1908 Oberbieber/Rheinland, gest. 27. 5. 1982 Budva/Jugoslawien, 1934 Gerichtsass. Grevenbroich, 1934–1936 jurist. Hilfsarbeiter beim Ev. Konsistorium Magdeburg, 1936 Konsistorialass. ebd., 1936/37 jurist. Hilfsarbeiter im EOK Berlin, 1937 Kon. Rat Magdeburg, 1938 Kon. Rat im EOK, 1938 aushilfsweise Bescha¨ftigung beim Ev. Konsistorium der Rheinprovinz, 1939 OKon. Rat im EOK, 1940–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1946/47 vorla¨ufiger Bescha¨ftigungsauftrag beim Ev. Konsistorium der Rheinprovinz, 1949 LKR, 1962 OKR, hauptamtliches jurist. Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung, 1971 jurist. Dirigent, 1976 Ruhestand. Dehler, Thomas, Dr.jur. 164 geb. 14. 12. 1897 Lichtenfels/Oberfranken, gest. 21. 7. 1967 Streitberg, 1916–1918 Kriegsdienst, 1924 Rechtsanwalt Mu¨nchen, 1926–1945 Bamberg, 1938 voru¨bergehende Inhaftierung, 1944 Arbeitslager Thu¨ringen, 1945 Landrat im Kreis Bamberg, 1945–1947 Generalstaatsanwalt Bamberg, 1946 Mitgl. der Verfassungsgebenden Landesversammlung Bayern (FDP), 1946/47 Generalankla¨ger am Kassationshof beim bayerischen Ministerium fu¨r polit. Befreiung, 1946–1949 MdL Bayern, 1946–1956 Vors. der FDP Bayern, 1947–1949 Pra¨sident des Oberlandesgerichtes Bamberg, 1948/49 MdPR, 1949–1967 MdB, 1949–1953 Bundesminister der Justiz, 1953–1957 Vors. der FDP-Bundestagsfraktion, 1954–1957 Bundesvors. der FDP, 1960–1967 Vizepra¨sident des Deutschen Bundestages. Dehmel, Alfred 67 geb. 16. 9. 1884 Ober-Wiesa/Kreis Lauban, 1911 Pfr. Seidenberg/Oberlausitz, 1917–1934 Oberpfr. ebd., 1931 Sup. Kirchenkreis Go¨rlitz, 1934 komm. Dienstleistung im Sekretariat des Reichsbischofs, 1936–1946 OKR, Leiter des Kirchenstatistischen Amtes in der Kirchenkanzlei der DEK. Delius, Walter, Dr.phil. Lic.theol. D. 234f., 272 geb. 28. 12. 1899 Glauchau/Sachsen, gest. 11. 5. 1972, 1925 Pfr. Ammendorf, 1928–1958 Pfr. Berlin-Friedrichshagen, 1937 Schutzhaft, 1945 Doz. (KG) an der KiHo Berlin, 1949 Prof. (Rektor) ebd.

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Denkhaus, Friedrich (Friedel) Adolf 469, 471f. geb. 20. 8. 1902 Essen, gest. 31. 5. 1972 Ittenbach, 1926/27 Hilfsprediger Neukirchen/Moers, 1927 Ordination, 1927 Pfr. Velbert, 1932 Bremen u. Jugendpastor, 1953 Bonn, 1966 Ruhestand. Dibelius, Otto, Dr.phil. Lic.theol. D. 9–19, 29f., 32f., 36, 39, 43–49, 51–55, 57–60, 62, 64, 68, 70ff., 75, 77, 84, 93, 113–116, 121ff., 125, 128, 139–142, 144, 146ff., 150f., 153f., 156f., 160, 162–165, 179, 180f., 183, 186, 191f., 197f., 201, 215f., 218f., 220ff., 229, 233, 235, 238, 241, 243, 246, 251, 253, 256–259, 271f., 277f., 284f., 291ff., 297–302, 304, 306, 308ff., 318, 321f., 325, 327, 330, 332, 335f., 348, 373, 383, 385, 389, 397, 406f., 411, 421ff., 425, 427–432, 437ff., 441ff., 445, 447, 449, 456, 467, 482, 484–490, 494ff., 498, 500, 515, 521f., 526, 531, 533ff., 537–542, 544f., 547f., 558f., 562, 611, 619, 631f., 648, 650, 654 geb. 15. 5. 1880 Berlin, gest. 31. 1. 1967 Berlin, 1907 Pfr. Crossen/O., 1910 Danzig, 1911 Oberpfr. Lauenburg/Pommern, 1915 Pfr. Berlin, 1921 nebenamtl. Mitgl. des EOK Berlin, 1925–1933 Generalsup. der Kurmark u. zeitweise Kurprediger San Remo, 1933 Ruhestandsversetzung, 1934 sta¨ndiger Mitarbeiter im Bruderrat der BK Berlin-Brandenburg, 1937 Mitgl. des Rates der APU, 1945 Bischof der Evang. Kirche von Berlin-Brandenburg, Mitgl. des Rates der EKD u. Leiter der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, 1945–1951 Pra¨sident des EOK Berlin, 1948 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK, 1949–1961 Vors. des Rates der EKD, 1954–1961 einer der O¨RK-Pra¨sidenten, 1966 Ruhestand. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Dibelius, Otto jr. 180, 149, 215, 219f., 224, 295, 437, 502, 535, 540, 543, 621 geb. 26. 8. 1908 Crossen/Oder, gest. 7. 7. 1994 Bonn, 1933 Gerichtsreferendar, 1937 Verwaltungsbeamter der Kriegsmarine, 1945 Kriegsgefangenschaft, dann Sachbearbeiter im Ev. Hilfswerk Westf., 1947 Hilfswerk fu¨r die Deutschen aus Ostpreußen, 1948 jurist. Hilfsreferent der Kirchenkanzlei der EKD, 1949 KR, 1950 OKR (spa¨ter Außenstelle Bonn), 1974 Ruhestand. Dietze, Constantin von, Dr.rer.pol. 449 geb. 9. 8. 1891 Gottesgnaden, gest. 18. 3. 1973 Freiburg/Br., 1925 Prof. fu¨r Volkswirtschaft Rostock, 1927 Jena, 1933 Berlin, 1937 Freiburg/Br., 1944 Amtsenthebung aus pol. Gru¨nden, 1944/45 KZ-Haft, 1955–1961 Pra¨ses der Synode der EKD. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Do¨ll, (Berthold) Erich 184 geb. 7. 8. 1895 Schmalkalden, gest. 21. 12. 1973 Wolfhagen, 1922 Pfarrverweser Melsungen, 1922 Hilfspfr. Gersfeld, 1924 Pfarrverweser Lu¨derbach, 1925 Pfr. Seligenthal, 1933 Kreispfr./Dekan im Kirchenkreis Schmalkalden, Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1945 Ta¨tigkeit beim landeskirchl. Hilfswerk Kassel, 1947 Pfr. Schmalkalden, 1965 Ruhestand. Doering, Johannes 636 geb. 22. 10.1900 Rheydt, gest. 11. 11.1969 Ko¨ln, 1926 Pfr. Brebach, 1932 Kreisjugendpfr. St. Johann, 1938 Propst von Jerusalem, 1940–1948 interniert in einer dt. landwirtschaftlichen Kolonie, 1948/1949 Leiter eines Waisenhauses Libanon, 1954 Pfr. Sonnborn, 1962 Ruhestand.

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Personenregister/Biographische Angaben

Dohms, Hermann Gottlieb 158 geb. 3. 11. 1887 Sapiranga/Rio Grande do Sul, gest. 1956, 1911 Predigerseminar Soest, 1913 II. Theol. Examen, 1914 Ordination Brasilien u. U¨bernahme der Gemeinde Cachoeira do Sul (Riograndenser Synode), 1919 Gru¨ndung der Zeitschrift „Deutsche Evangelische Bla¨tter fu¨r Brasilien“, 1921 Gru¨ndung eines „Evangelischen Proseminars“, 1946 an der „Hochschule zur Ausbildung von Pastoren“ Sao Leopoldo. – Pra¨ses der Riograndenser Synode. Donandt, Ferdinand, Dr.theol.h.c. 171, 474 geb. 8. 11. 1889 Bremen, gest. 29. 1. 1966 Bremen, Rechtsanwalt, Mitgl. der BK Bremen, bis 1941 Leiter der Finanzabteilung der BEK, 1945/46 Berufung als Vizepra¨sident des Vorla¨ufigen Kirchenausschusses Bremen, 1946–1958 Pra¨sident des Kirchenausschusses u. des Kirchentages der BEK. Dost, Herbert (Diakon) 482 geb. 15. 6. 1908 Oberlungwitz, gest. 8. 1. 1990 Leipzig, Diakon Leipzig, 1949 Mitgl. des Pra¨sidialausschusses des DEKT u. des Landesausschusses Sachsen des DEKT, 1951–1977 Leiter der Leipziger Spielgemeinde. Drewes, Gerda 183 geb. 9. 2. 1911, 1936 Ordination, 1938 Mitarbeiterin der Ev. Frauenhilfe Hessen, 1948 Mitarbeiterin der Ev. Frauenhilfe in Deutschland, 1965 Pfr. Berlin. – 1953–1965 Gescha¨ftsfu¨hrerin der Ev. Frauenhilfe in Deutschland, Mitgl. im Ausschuss der Ev. Frauenarbeit in Deutschland. Dryander, Karl Friedrich Leopold, Dr.jur. 166 geb. 8. 9. 1880 Schenkenberg bei Delitzsch, gest. 16. 1. 1957 Halle (Saale), 1904 Gerichtsreferendar Naumburg und 1904/05 Einja¨hrig-Freiwilligen-Dienst, 1906 Regierungsreferendar bei der Regierung Danzig, beim Landratsamt ebd. und beim Magistrat Zoppot, 1910 Regierungsass. beim Landrat des Unterlahnkreises, 1913 Neidenburg, dann Allenstein, 1914 Kriegsdienst, 1917 Regierungsrat Allenstein, 1919 Merseburg, 1921 unbesoldeter Stadtrat Halle, 1922 Ta¨tigkeit bei der Disconto-Gesellschaft ebd., 1923 Direktor ebd., 1929 Entlassung, 1930–1943 besoldeter Stadtrat Halle, 1934 stellv. Vors. des Stadtverwaltungsgerichts ebd., stellv. Leiter des Versicherungsamtes fu¨r den Stadtkreis Halle, 1943 Ruhestand, 1946 Staatsanwalt beim Landgericht Merseburg Halle, 1948 Entlassung aus dem Justizdienst aus politischen Gru¨nden. – 1947 Beisitzer des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, Patronatspresbyter der reformierten Domgemeinde Halle, Mitgl. der Synode der Kirchenprovinz Sachsen, Mitgl. der Kirchenleitung ebd. Ebert, Friedrich jr. 410 geb. 12. 9. 1894 Bremen, gest. 4. 12. 1979 Berlin-Ost, 1915–1918 Kriegsdienst, 1918–1933 Mitarbeiter verschiedener sozialdemokratischer Zeitungen, 1928–1933 MdR (SPD), 1933 KZ-Haft, 1939 Kriegsdienst, 1940 Ta¨tigkeit beim Reichsverlagsamt, 1946 Mitgl. des Parteivorstandes bzw. Zentralkomitees der SED, Mitgl. der Beratenden Versammlung Brandenburgs u. Pra¨sident des Landtags Brandenburg, 1948–1967 Oberbu¨rgermeister Berlin-Ost, 1948 Mitgl. des Deutschen Volksrates, 1949 des Politbu¨ros des ZK der SED u. der Provisorischen Volkskammer, 1950 der Volkskammer u. ihres Pra¨sidiums, 1950–1963 u. ab 1971 Stellv. des Pra¨sidenten der Volkskammer, 1957–1964 Pra¨sident des Sta¨dte- u. Gemeindetags, 1960 Mitgl. u. ab 1971 Stellv. des Vors.

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Personenregister/Biographische Angaben

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des Staatsrats u. Pra¨sident der Volkskammer, 1971 Vors. der SED-Fraktion in der Volkskammer. Eckert, Otto 503 geb. 18. 7. 1891 Pyritz, gest. 28. 10. 1940 (Dienstunfall bei der Wehrmacht) Ostpreußen, 1919 Ordination u. Pfr. Groß-Ziescht, Kr. Baruth/Brandenburg, 1931 Pfr. Zossen, 1933 Propst der Neumark u. Niederlausitz u. geistl. Mitgl. des Konsistoriums Berlin-Brandenburg, 1934 Pra¨ses der Provinzialsynode Brandenburg u. 1934/35 Vors. des Provinzialkirchenrates, 1936 Pfr. (Propst) von St. Nikolai Berlin. – Reichsreferent der DC fu¨r die Landgemeinden, 1939 voru¨bergehendes nebenamtl. Theol. Mitgl. der Deutschen Evangelischen Kirchenkanzlei. Ehlers, Hermann, Dr.jur. 19, 36, 39, 55, 59, 117, 125, 163f., 186, 202, 225, 248, 252, 332, 348, 422, 454, 508, 513, 559 geb. 1. 10. 1904 Berlin, gest. 29. 10. 1954 Oldenburg, Jurist im Verwaltungs- u. Staatsdienst, 1939 Entlassung wegen seiner Ta¨tigkeit fu¨r die BK, 1941 Kriegsdienst, 1945 OKR u. jurist. Mitgl. der oldenburgischen Kirchenleitung, 1949–1954 MdB (CDU), 1950–1954 Pra¨sident des Deutschen Bundestages. – 1946–1953 Vors. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949 Mitgl. der Synode der EKD, jurist. Mitgl. des Schiedsgerichtshofs der EKD. Eichel-Streiber, Friedrich Georg von, Dr.jur. 110 geb. 31. 12. 1876 Eisenach, gest. 20. 4. 1943 Eisenach, Ko¨niglich preußischer Kammerherr, Rittergutsbesitzer, MdL Thu¨ringen, 1921 Mitgl. des Thu¨ringischen Landeskirchentags, 1922–1931 von großherzoglicher Seite bestelltes Mitgl. des Stiftungsausschusses der Wartburg-Stiftung, 1925–1933 Pra¨sident des Thu¨ringischen Landeskirchentages, 1928 Mitgl. des Sozialen Auschusses des thu¨ringischen Kirchenparlaments, 1931–1934 Stellv. des Vors. des Stiftungsausschusses der Wartburg-Stiftung. Eichele, Erich, D. Dr.theol. 545, 598, 610 geb. 26. 2. 1904 Stuttgart, gest. 11. 6. 1985 Stuttgart, 1934 Pfr. Stuttgart u. geistl. Hilfsarbeiter im EOK ebd., 1936 KR, 1944 OKR (Ausbildungsreferent), 1951 Pra¨lat im Sprengel Ulm, 1962–1969 wu¨rttembergischer Landesbischof. – 1952 Teilnahme an der Vollversammlung des LWB Hannover, Mitgl. der Kommission fu¨r die Revision des NT, 1957 Teilnahme an der Vollversammlung des LWB Minneapolis, 1959–1962 Leiter des wu¨rttembergischen GustavAdolf-Werkes, 1963 Teilnahme an der Vollversammlung des LWB Helsinki u. der Weltmissionskonferenz Mexiko, 1966–1969 Vors. der ACK. Eisermann, Ludwig 414 geb. 29. 7. 1910; gest. 26. 8. 1981 Potsdam, 1928 KPD-Funktiona¨r HamburgBarmbeck, 1934 Inhaftierung, 1937 KZ Sachsenhausen, 1944 Zwangsrekrutierung in das Strafbataillon 999, 1946 Kreissekreta¨r der SED Rostock, 1948 Leiter der Abteilung Allgemeine Volkskultur im Ministerium fu¨r Volksbildung Mecklenburg, dann 2. perso¨nlicher Referent Grotewohls, Botschaftsrat der Botschaft in der CSSR, Direktor der Nationalen Mahn- u. Gedenksta¨tte Weimar-Buchenwald, 1960 Stellv. des Generaldirektors der Staatlichen Schlo¨sser u. Ga¨rten Sanssouci Potsdam.

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Ellenbeck, Hildegard 256f. geb. 1.12·1895 Krefeld, gest. 11. 7. 1974 Bad Pyrmont, 1921 Examen als Fu¨rsorgerin, 1927 Fu¨rsorgerin im Johannesstift Berlin, 1948–1966 Vors. des Deutschen Ev. Frauenbundes. Elss, Eberhard, Dr.jur. 225, 252, 321 geb. 1. 10. 1908 Neuruppin, 1935 Rechtsass., 1935 Jurist im altpreußischen Bruderrat, 1940 Sachbarbeiter u. Referatsleiter beim Oberpra¨sidenten Kattowitz/ Schlesien, 1942–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1946 Sachbearbeiter in der Kirchenkanzlei der EKD, 1948–1973 OKR Darmstadt. – 1946 stellv. Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD u. Mitgl. des Nachpru¨fungsgerichts der EKD, 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Fichtner, Horst, Dr.med. Dr.phil. 493, 503f., 506f., 509–514, 516 geb. 3. 9. 1893 Dresden, gest. 12. 5. 1961 Berlin, Ordination u. Hauptgescha¨ftsfu¨hrer der IM Leipzig, 1921 Pfr. Leipzig, 1934 Studentenpfr. Dresden, 1935–1937 Mitgl. des sa¨chsischen Landeskirchenausschusses, 1936 des LKA Dresden u. Hofprediger, 1938 des CA fu¨r die IM, 1939 Leiter des Gesamtverbandes der deutschen ev. Kranken- u. Pflegeanstalten u. Gescha¨ftsfu¨hrer der Konferenz ev. Krankenhausseelsorger, 1940 Propst u. Sup. Lu¨bben/Spreewald, OKon. Rat, Geistlicher Dirigent des brandenburgischen Konsistoriums Berlin. – 1935/36 Austritt aus der Landesleitung der DC. Figur, Fritz (Karl Wilhelm) 166 geb. 14. 2. 1904 Berlin, 29. 5. 1991 Berlin, 1928 Vikar u. Hilfsprediger GranseeNordlage, 1930 Ordination u. Pfr. Berlin-Dahlem, 1939–1945 Kriegsdienst, 1947 Pfr. Berlin-Ko¨penick u. Sup. des Kirchenkreises Oberspree, 1955 Vizepra¨ses, 1959 letzter gemeinsamer Pra¨ses der Synode Berlin-Brandenburg, 1961–1963 Vors. der Kirchenleitung Ost, 1966/67 Bischo¨fliche Aufgaben nach der Wahl des von der DDR-Regierung ausgesperrten Kurt Scharf zum Bischof u. dem Ru¨cktritt des Bischofsverwalters Gu¨nter Jacob, bis 1969 stellv. Pra¨ses der Synode der EKD, 1969 Ruhestand, 1970 Umsiedlung nach Berlin (West). – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Fischer, Martin 379, 381f. geb. 9. 8. 1911 Magdeburg, gest. 3. 3. 1982 Berlin, 1934 Vikar 1935 Sekreta¨r des DCSV Berlin, 1936 Leiter des Studentenamtes der VKL, 1945 Dozent, 1950 Prof. (PT) an der KiHo Berlin, 1970–1975 Pra¨sident der Kirchenkanzlei der EKU. – 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD. Fischer, Werner 108 geb. 7. 3. 1902, gest. 22. 11. 1976, 1946–1953 Oberbu¨rgermeister Eisenach, 1947–1952 gescha¨ftsfu¨hrender Vors. des Stiftungsausschusses der WartburgStiftung. Fla¨mig, Martin 262, 267 geb. 19. 8. 1913 Aue/Sachsen, gest. 13. 1. 1998 Dresden, Leiter der Chor- u. Konzertklassen der Musikhochschule Dresden, 1948 Kantor an der Verso¨hnungskirche ebd., 1949 Gru¨nder u. Leiter der Landeskirchenmusikschule ebd., Landeskirchenmusikdirektor ebd., 1959 Chorleiter in der Schweiz, Leiter der „Evangelischen Singgemeinde“, Chordirektor bei Radio Zu¨rich mit den Referaten Chormusik u. Geistliche Musik, Lehrer am Konservatorium Bern, Be-

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treuer zweier Lehrergesangsvereine u. Organist Effretikon/Zu¨rich, 1971–1991 Leitung des Dresdner Kreuzchors, 1973 Generalmusikdirektor. Flor, Georg Wilhelm Dr.jur. 635 geb. 21. 11. 1920 Brake/Kreis Wesermarsch/Oldenburg, gest. 22. 11. 1995 Bonn, 1939–1945 Reichsarbeitsdienst, Kriegsdienst, Kriegsgefangenschaft, 1949 jur. Referendariat beim Oberlandesgericht Oldenburg und Promotion zum Dr. jur., 1952 Angestellter beim Bundesamt fu¨r Verfassungsschutz, 1953 beim BMI, Leiter der Gruppe „Bundesjugendplan“, 1953 Hilfsreferent bei der Dienststelle Blank, 1955 Regierungsrat, 1958 Oberregierungsrat, Referent im Bundesministerium fu¨r Verteidigung, 1958 im Bundesfamilienministerium und im Bundesministerium fu¨r Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, 1963 Regierungsdirektor, 1971 Pra¨sident des Konsistoriums der Ev. Kirche in BerlinBrandenburg/West, 1985 Ruhestand. Fokken, Johannes Berthold Ulfert, Dr.jur. 248, 449, 648 geb. 13. 2. 1906 Worms, gest. 11. 2. 2001 Landschaftspolder, 1935–1945 Referent in der Rechtsabteilung des Reichsluftfahrtsministeriums, 1940 stellv. Leiter u. Mitgl. des Presbyteriums der ref. Bethlehems-Gemeinde Berlin, 1943–1945 A¨ltestenprediger der BK, 1945 Mitgl. des Presbyteriums Landschaftspolder u. des Bezirkskirchentages, 1946–1958 leitendes jurist. Mitlgied des Landeskirchentages der Evang.-ref. Kirche der Provinz Hannover, 1958 Landwirt Landschaftspolder. – 1946 Mitgl. des Landeskirchentages der Evang.-ref. Kirche der Provinz Hannover, 1949 Mitgl. des Schiedsgerichtshofes der EKD, 1951 Pra¨sident des Landeskirchentages der Evang.-ref. Kirche in Nordwestdeutschland, 1955–1959 Mitgl. der Ev. Konferenz u. der Synode der EKD, Vors. des Finanzausschusses ebd. Francke, August Hermann 615f. geb. 22. 3. 1663 Lu¨beck, gest. 8. 6. 1727 Halle/Saale, Hauptvertreter des Hallischen Pietismus, Pa¨dagoge und Kirchenlieddichter, Gru¨nder der „Franckeschen Stiftungen“, Vater der deutschen evangelischen Mission. Fra¨nkel, Hans-Joachim, D. 322, 406 geb. 31. 8. 1909 Liegnitz, gest. 21. 12. 1996 Marburg, 1936 Pfr. der schlesischen BK Kreuzburg, 1938 Seidenberg, 1939 Kriegsdienst, 1943 Pfarrverwalter Breslau, 1944 im Konsistorium der schlesischen Kirche, 1945 Mitgl. der vorla¨ufigen schlesischen Kirchenleitung, 1947–1949 Pfr. Buchholz-Tetta, 1952 leitender theol. OKon. Rat Go¨rlitz, 1964–1979 Bischof der Ev. Kirche von Schlesien/ des Go¨rlitzer Kirchengebietes. – 1964–1979 Mitgl. des Rates der EKU u. der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR, 1969–1973 Vors. des Rates der EKU (ab 1972 Bereich DDR), 1977 Delegierter an der Vollversammlung des O¨RK Daressalam. Freitag, Walter 166 geb. 17. 12. 1899, gest. 8. 12. 1966, Kon. Oberinspektor Berlin-Pankow. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Freitag, Walter 490 geb. 14. 8. 1889 Remscheid, gest. 7. 6. 1958 Herdecke, Werkzeugdreher, 1914 Kriegsdienst, 1919 Funktiona¨r im Deutschen Metallarbeiter-Verband, 1932 MdL (SPD) Preußen, 1933–1935 Haft KZ Neusystrum u. Lichtenberg, 1941 Pfo¨rtner, Wach- u. Feuerwehrmann Hoerde, 1945 Mitbegru¨nder der Gewerk-

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schaften u. der SPD Hagen, 1946/47 Vors. der IG Metall Hagen-Siegerland u. Mitgl. im Zonenausschuss der Gewerkschaften in der brit. Zone, 1946–1949 Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, 1946–1950 MdL (SPD) NRW, 1947–1952 Vors. der IG Metall, 1949–1953 MdB (SPD), 1952–1956 Vors. des DGB, 1952–1956 Vizepra¨sident IBFG. Freytag, Walter, Dr.phil., Dr.h.c. 259 geb. 28. 5. 1899 Neudietendorf bei Erfurt, gest. 24. 10. 1959 Heidelberg, 1928 Direktor der Deutschen Evangelischen Missions-Hilfe Berlin, 1929–1953 Hanseatischer Missionsdirektor Hamburg, Doz. fu¨r Missionswissenschaft ebd. und Kiel, 1947 Honorarprof. fu¨r Missionswissenschaft und zwischenkirchliche Beziehungen Hamburg, 1953 o. Prof. ebd., Vors. des Deutschen Evangelischen Missions-Tages und des Deutschen Evangelischen Missions-Rates, 1954 Vors. der Studienabteilung des O¨RK, 1958 Vizepra¨sident des Internationalen Missions-Rates. Friedrich, Gerhard Gustav Carl 166 9. 10. 1901 Falkenburg (Westpommern), gest. 12. 1. 1995 Uetersen, 1926 Ordination Ko¨slin (Pommern), 1927 Pfr. ebd., 1945 Flucht, danach diakonischer Angestellter bei der schleswig-holsteinischen Landeskirche, 1947 Pfr. Hallig Hooge, 1950 Tornesch, 1969 Ruhestand, Sup. Ueckermu¨nde, ab 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Friedrich, Otto Eugen, D. Dr.jur. Dr.theol.h.c. 225, 252, 320 geb. 6. 7. 1883 Molsheim/Elsass, gest. 21. 6. 1978 Heidelberg, Jurist im Kommunalkirchendienst, 1925–1953 Mitgl. der Kirchenleitung der badischen Landeskirche, 1933 Lehrbeauftragter fu¨r Kirchenrecht, 1937 Entzug der Lehrbefugnis aus polit. Gru¨nden, 1963 Lehrbeauftragter u. Honorarprof. fu¨r Kirchenrecht u. Staatsrecht Heidelberg. – 1946 Mitgl. westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD u. des Finanzbeirates der EKD u. Rechtskundiger Beisitzer der Diszipinarkammer der EKD, 1959 Vors. des Schiedgerichtshofes der EKD. Friedrich, (Georg) Theo(dor) 619 geb. 26. 10. 1899 Ruchheim, gest. 7. 12. 1961 Mannheim, 1917–1920 Kriegsdienst, 1923 Pfarrverweser Bo¨hl, 1924 Eino¨llen, dann Stadtvikar Neustadt/ Pfalz, 1924 Lambrecht/Pfalz, 1925 Pirmasens, 1926 Pfr. Herschberg, 1937–1961 Bo¨hl, 1948 begab sich im Austausch fu¨r einen kriegsgefangenen deutschen Pfr. in franz. Kriegsgefangenschaft, 1951–1957 Seelsorger fu¨r alle deutschen Gefangenen in Frankreich im Auftrag des Kirchlichen Außenamtes. Frings, Joseph, Dr.theol. 55, 519 geb. 6. 2. 1887 Neuss/Rhein, gest. 17. 12. 1978 Ko¨ln, 1910 Kaplan Ko¨ln-Zollstock, 1915 Pfarrrektor Ko¨ln-Fu¨hlingen, 1922 Rektor eines Waisenhauses Neuss, 1924 Pfr. Ko¨ln-Braunsfeld, 1935 Prosynodalrichter, 1937 Synodalrichter u. Regens des Priesterseminars Bensberg, 1942–1969 Erzbischof von Ko¨ln, 1945–1965 Vors. der Fuldaer bzw. Deutschen Bischofskonferenz, 1946 Ernennung zum Kardinal. Fu¨rle, Gu¨nther, Dr. jur. 534, 536, 551 geb. 26. 7. 1899 Breslau, gest. 17. 1. 1978 Memmingen, 1917–1919 Kriegsdienst, 1924–1929 Assistent an der Univ. Breslau, 1928 Kon. Rat Breslau, 1929 komm. Hilfsreferent im EOK Berlin, ab 1933 OKon. Rat u. Dirigent, 1934 OKon. Rat

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Breslau, 1935 komm. Kon. Pra¨s. ebd., 1936 Leiter des Oberrechnungsamtes des EOK u. der DEK Berlin, 1937 stellv. Vors. der Finanzabteilung der DEKKirchenkanzlei, 1938–1945 Leiter der Kirchenkanzlei, 1941–1943 stellv. Pra¨sident, 1945/46 Amtsenthebung, 1946 Ruhestand u. komm. Beauftragter der EKD fu¨r die Ostpfarrerversorgung, 1947 Rechtsanwalt Memmingen. Gablentz, Otto Heinrich von der, Dr.rer.pol. 259, 449, 481 geb. 11. 9. 1898 Berlin, gest. 27. 7. 1972 Berlin (West), 1925–1934 Referent im Statistischen Reichsamt (Entlassung aus polit. Gru¨nden), ab 1938 Widerstand, 1948 Privatdoz. an der FU Berlin u. Abteilungsleiter in der Deutschen Hochschule fu¨r Politik Berlin, 1950–1958 Mitgl. des Abgeordnetenhauses Berlin, 1953 ao. Prof. an der FU Berlin, 1955–1959 Direktor der Deutschen Hochschule fu¨r Politik Berlin, 1959 o. Prof. fu¨r Theorie der Politik an der FU Berlin. – 1945 Mitgl. des Rates der EKU, 1948 der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1955–1959 Mitgl. der Synode, 1959 der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Gaertner, Dr. 516 Gefaeller, Heinz, Dr.jur. 231 geb. 16. 8. 1904 Taipau/Ostpreußen, gest. 28. 6. 1987 Bonn, 1936 Kon. Rat im EOK Berlin, 1942–1945 Kon. Pra¨s. Ko¨nigsberg, 1945–1956 OKon. Rat (Mitgl. der Allgemeinen Verwaltung der APU bzw. EKU) Berlin, 1956–1969 Leiter der Berliner Abt. im Bundesministerium fu¨r Gesamtdeutsche Fragen. – 1946 Mitgl. des Finanzbeirates. Gerlach, Friedrich 469 geb. 22. 6. 1907, gest. 17. 3. 1984 Bremen, 1934 Ordination, Pfr. Eichberg b. Crossen, 1935 Landsberger Holla¨nder b. Landsberg/Warthe, 1938 Kietz u¨ber Lenzen b. Wittenberg, 1939 Cossenblatt/Beeskow, 1945/46 Farge (Bremen), 1945 Zionsgemeinde Bremen, 1975 Ruhestand. Gerstenmaier, Eugen Karl Albrecht, D. Dr.theol.habil. Dr.h.c.mult. 157, 180f., 295f., 306, 318, 336 geb. 25. 8. 1906 Kirchheim/Teck, gest. 13. 3. 1986 Remagen-Oberwinter, 1921 kaufma¨nnischer Angestellter, 1934 sog. Schutzhaft, 1936 Stadtvikar Gaildorf, 1936/37 u. 1939–1944 theol. Referent im Kirchlichen Außenamt der DEK (1942 Kon. Rat, 1947 OKon. Rat), 1937 Habilitation, Verweigerung der Lehrbefugnis aus polit. Gru¨nden, 1942 Kon. Rat, 1944/45 Haft wegen Zugeho¨rigkeit zum Widerstand („Kreisauer Kreis“), 1945–1951 Gru¨nder u. Leiter des Hilfswerkes der EKD, 1946 Mitbegru¨nder u. Miteigentu¨mer der Wochenzeitung „Christ u. Welt“, 1947 OKR, 1949–1969 MdB (CDU), 1954–1969 Bundestagspra¨sident. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Besucher der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949–1970 Mitgl. der Synode der EKD. Gerstenmaier, Walter 306 geb. 17. 1. 1914 Kirchheim/Teck, 1932–1936 kaufma¨nnische Ausbildung, 1936–1938 Wehrdienst, 1938/39 Arbeit in der Industrie, 1939–1945 Kriegsteilnahme, 1945–1953 Gescha¨ftsfu¨hrer der Wirtschaftsabteilung des Zentralbu¨ros des Hilfswerks der EKD, 1949–1972 Gescha¨ftsfu¨hrer der Veredelungswirtschaft Stuttgart, 1954–1972 Inhaber der Harzer Papierfabrik Gerstenmaier u. Sievers Rhumspringe.

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Personenregister/Biographische Angaben

Gess, Ernst Wolfgang Friedrich 545, 598 geb. 11. 2. 1895 Berlin, gest. 19. 7. 1960 Berlin-Zehlendorf, 1914–1918 Kriegsdienst, 1922 Ordination, Stadtvikar Berlin, 1923 Hilfsprediger am Diakonissenhaus Lutherstift Frankfurt/O., Hausgeistlicher ebd., 1928–1958 Pfr. BerlinZehlendorf, 1953 Vertreter der Ev. Haupt-Bibelgesellschaft zu Berlin, 1958 Ruhestand. Giese, Julius Paul Wilhelm 28, 63, 137, 308, 425, 442 geb. 22. 3. 1878 Pfalzdorf/Kreis Cleve, gest. 9. 4. 1976 Meran, 1898 Ordination, 1914–1918 Kriegsteilnahme, Pfr. Palermo, 1928 Meran, Vertreter des Deutschen Generalkonsulates Meran, 1953 Ruhestand Meran. Giesen, Heinrich 15 geb. 10. 9. 1910 Barmen, gest. 12. 10. 1972 Hattingen/Ruhr, 1938 Studentenpfr. Bonn, 1947 Ko¨ln, 1950–1961 Generalsekreta¨r des DEKT, 1961 Direktor der Berliner Stadtmission. Gleissberg, Wolfgang, Dr.phil. Dr.h.c. 62 geb. 26. 12. 1903 Breslau, gest. 23. 8. 1986 Oberursel-Oberstedten, 1926 Assistent am Mathematischen Seminar Breslau, 1927 Assistent an der Breslauer Sternwarte, 1933 Amtsenthebung, 1934 Mitarbeiter am Universita¨ts-Institut fu¨r Astronomie Istanbul, 1948–1958 Prof. u. Direktor ebd., 1953 Vorlesungen Ankara, 1954 o. Prof. Istanbul, 1958 Lehrbeauftragter fu¨r Astronomie Frankfurt/M., dann Honorarprof. ebd., 1959–1962 Vorlesungen Mainz, 1960–1977 Leitung des Astronomischen Instituts Frankfurt/M., 1965/66 Lehrveranstaltungen Ankara. Gloege, Gerhard, D. Dr.theol. D.D. 259 geb. 24. 12. 1901 Crossen/Oder, gest. 15. 4. 1970 Bonn, 1927 Pfr. Bernau, 1929 theol. Lehrer am Auslandsseminar Ilsenburg, 1933 Studiendirektor am Predigerseminar Naumburg/Queis, 1935 Amtsenthebung aus kirchenpolit. Gru¨nden u. Redeverbot, 1938 Ausweisung aus Schlesien, 1939 Pfr. Erfurt, 1945 Propst ebd., 1946 Prof. (ST) Jena, 1961–1968 Bonn. Goebel, Georg 217 geb. 1. 2. 1874 Deutz, gest. 29. 10. 1966 Boppard, 1896–1898 Erzieher am Pa¨dagogium des Johannisstifts Plo¨tzensee, 1899–1900 Vikariat Boppard, 1900/01 Hilfsdienst ebd., 1901 Ordination ebd., 1901–1941 Pfr. ebd., 1941 Ruhestand. Gollwitzer, Helmut, Lic.theol. D. 36, 54, 59, 140, 155, 163, 186, 195 geb. 29. 12. 1908 Pappenheim, gest. 17. 10. 1993 Berlin-Dahlem, 1938 Pfr. Berlin-Dahlem (in Vertretung fu¨r den verhafteten Niemo¨ller), Doz. an der illegalen KiHo Berlin, Predigt- u. Redeverbot u. sog. Schutzhaft, 1940 Reichsredeverbot, Ausweisung aus Berlin u. Sanita¨tsdienst, 1945–1949 russ. Kriegsgefangenschaft, 1949 o. Prof. (ST) Bonn, 1957–1971 an der KiHo Berlin, 1957–1975 an der FU Berlin. – 1951/52 stellv. Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, Mitgl. in der Kommission fu¨r das Abendmahlsgespra¨ch, 1953–1964 Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, 1955 Mitgl. der Synode der EKD, 1959–1962 stellv. Mitgl. ebd., 1959–1962 Mitgl. der Ev. Konferenz u. des Bruderrates der EKD, 1962 Mitgl. der Synode der EKD, 1970 stellv. Mitgl. der Ev. Konferenz u. des Bruderrates der EKD.

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Personenregister/Biographische Angaben

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Gramsch, Alfred, Dr. phil. 194 geb. 26. 10. 1894 Berlin, gest. 15. 9. 1988 Oldenburg, 1926 Studienass. u. Studienrat Marburg, 1931–1936 Oberstudiendirektor u. Leiter der Ko¨nigin-LuiseSchule Wilhelmshaven, wegen Zugeho¨rigkeit zur BK entlassen, 1945–1959 Ministerialrat Oldenburg, 1945–1963 Mitgl. der oldenburger Landessynode, 1951–1954 deren Pra¨sident, 1959–1967 MdL (CDU) Niedersachsen. Grau, Ernst Eduard, Dr. 489 geb. 24. 12. 1913 Mannheim, gest. 14. 6. 1993 Heidelberg, 1938 Vikar, 1942 aus dem Kirchendienst entlassen, 1946 Vikar u. Religionslehrer Weinheim, 1948 Pfr. beim badischen Ma¨nnerwerk, 1951 Pfr. im Labour Service Center der HQ EUCOM Heidelberg, 1952 Nachfolger von Pleus als leitender Geistlicher der Labour-Service-Einheiten, 1955 Religionslehrer Heidelberg, 1962 Doz. an der Pa¨dagogischen Hochschule Heidelberg, 1964 Prof., 1978 Ruhestand. Grauheding, Erich, Dr.jur. 10, 57, 93f., 144, 445 geb. 10. 2. 1911 Essen, gest. 12. 7. 2000 Speyer, 1938 Ass. u. jurist. Hilfsarbeiter beim Konsistorium Stettin, 1939 Konsistorialass. Magdeburg, 1941 Kon. Rat, 1953 jurist. OKR in der Kirchenkanzlei der EKD – Berliner Stelle –, 1959 OKR der pfa¨lzischen Landeskirche, 1964–1975 Pra¨sident des LKA der Ev.Luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins. – 1966–1972 Mitgl. der Synode der EKD. Greiffenhagen, Gustav, Lic.theol. 152, 173, 444, 469f., 472f. geb. 13. 4. 1902 Hannover, gest. 2. 6. 1968 Bremen, Hauslehrer u. Vikar, 1927 Hilfsgeistlicher Bremerfo¨rde, 1929 Pfr. Stotel, 1931–1967 Pfr. Bremen, Mitgl. der BK, 1934 zwangsweise Entfernung aus dem Amt, nach dem Krieg Sprecher der Bekenntnisgemeinschaft Bremen. – 1934 Teilnahme an den Bekenntnissynoden der DEK Barmen u. Berlin-Dahlem, 1936 Bad Oeynhausen. Greeven, Heinrich, Lic.theol. D. 257 geb. 4. 10. 1906 Thorn/Westpreußen, gest. 7. 6. 1990 Bochum, 1930 Inspektor am Theol. Studienhaus Greifswald, 1933 Privatdoz. ebd., 1937 Zwangsversetzung, Lehrbeauftragter Heidelberg, 1939–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1947 Pfr. Wieblingen/Heidelberg, 1948 ao. Prof. Heidelberg, 1950 Doz. an der KiHo Bethel, 1954 Prof. ebd., 1956 o.Prof. Kiel, 1964–1972 Bochum. Grewe, Wilhelm Georg, Dr.jur. 259 geb. 16. 10. 1911 Hamburg, gest. 11. 1. 2000 Bonn, 1936/37 Ta¨tigkeit an der Univ. Ko¨nigsberg, 1937 Leitung der Abteilung Internationales Recht am Deutschen Institut fu¨r außenpolit. Forschung Berlin, 1939 Doz. an der Hochschule fu¨r Politik Berlin, 1941 Doz. an der Jurist. Fakulta¨t der Univ. Berlin, 1942 ao. Prof. ebd., 1945 o. Prof. ebd. u. Go¨ttingen, 1947 Direktor des Instituts fu¨r o¨ffentliches Recht Freiburg, 1951 Sonderbevollma¨chtigter bei den Verhandlungen zum Deutschlandvertrag zur Ablo¨sung des Besatzungsstatus, 1953 komm. Leitung der Rechtsabteilung des Auswa¨rtigen Amtes, 1954 Sonderbevollma¨chtigter der Bundesregierung, 1955 Leiter der polit. Abteilung des Auswa¨rtigen Amts, 1958 Botschafter Washington/USA, 1962 Sta¨ndiger Vertreter beim NATO-Rat Paris, 1971 Sta¨ndiger Vertreter beim NATO-Rat Bru¨ssel, 1971–1976 Botschafter Tokio, 1974 zugleich Mongolische Volksrepublik.

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Personenregister/Biographische Angaben

Gro¨tschel, Artos Ottokar 322, 406 geb. 24. 7. 1912 Plauen/Voigtland, gest. 26. 7. 1992 Berlin, 1930 Expedient Leipzig, 1932 Bu¨rovorsteher ebd., 1939 Leiter einer Rechtsabteilung ebd., 1940–1945 Kriegsdienst und -gefangenschaft, Sekreta¨r beim Bu¨rgermeisteramt Pegau/Kreis Borna, 1945/46 Kassenleiter Groitzsch, 1947 Kreisrat Borna, 1949 Besuch der Akademie fu¨r Staats- und Rechtswissenschaft Potsdam-Babelsberg, 1949–1952 perso¨nlicher Referent des Staatssekreta¨rs Warnke im Ministerium des Innern der DDR, 1952 Leiter der Hauptabteilung Vermessung und Kartenwesen ebd., Fu¨hrung der Gescha¨fte des Staatssekreta¨rs ebd., 1954 Versetzung zum Rat des Bezirks Magdeburg, 1958 Vorsitzender des Rates des Kreises Salzwedel, 1960 Bu¨rgermeister Haldensleben, 1964 Oberreferent im VEB-Kombinat Kraftverkehr Leipzig, 1970 Abteilungsleiter ebd., 1977 Ruhestand. Grotelu¨schen, Wilhelm, Prof. Dr. phil. 74 geb. 28. 10. 1904 Bissel, gest. 13. 10. 1977 Oldenburg, 1932 Assistent am Geographischen Institut der Univ. Bonn, 1934 Dozent an der Hochschule fu¨r Lehrerbildung Elbing, 1936–1939 Dozent an der Pa¨dagogischen Hochschule Oldenburg, 1948 Professor ebd. – 1952 Mitgl. der oldenburgischen Landessynode. Grotewohl, Otto 13, 15, 53, 58, 74, 121f., 128, 160f., 199, 300, 302, 322, 324, 330f., 406, 408–411, 413ff. geb. 11. 3. 1894 Braunschweig, gest. 21. 9. 1964 Berlin, 1946 Mitvors. und Mitgl. des Politbu¨ros der SED, 1949–1964 Ministerpra¨sident und Vors. des Ministerrates der DDR, 1960–1964 stellv. Vorsitzender des Staatsrates der DDR. Grothe, Else 446 geb. 4. 5. 1900 Rixdorf, gest. 7. 12. 1978 Berlin (West); Verka¨uferin, 1928 Heirat mit dem Amtsrat Hermann Grothe. Grothe, Hermann 429, 446 geb. 17. 9. 1896 Potsdam, gest. 3. 6. 1951 Bad To¨lz, 1914–1918 Bu¨rohilfsarbeiter beim Ev. Konsistorium Berlin, 1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Ersatzrekrut, 1921–1924 Konsistorial-Zivilsupernumerar Berlin, 1924/25 Konsistorial-Bu¨rodia¨tar ebd., 1925–1927 Konsistorial-Obersekreta¨r ebd., 1927–1951 Amtsrat im Ev. Kirchenbundesamt ebd. Gru¨ber, Heinrich, D. Dr.theol. Dr.h.c.mult. 10, 13, 16, 18f., 38, 43, 48f., 53, 72, 144f., 160, 192, 199f., 215, 219ff., 241, 300ff., 304f., 322, 327, 330, 332, 406, 411–414, 416, 420–423, 427, 430ff., 438, 445, 462, 485, 487f., 533, 537, 648, 650f. geb. 24. 8. 1891 Stolberg/Rheinland, gest. 29. 11. 1975 Berlin, 1920 Pfr. Dortmund-Brackel, 1925 Anstaltsgeistlicher der Du¨sselthaler Anstalten u. Leiter der Teilanstalten Alt-Du¨sseldorf u. Zoppenbru¨ck, 1926 Leiter der Erziehungsanstalt Waldhof, 1934/35 Pfr. Berlin-Kaulsdorf, 1938 Leiter der Hilfsstelle fu¨r sog. nicht-arische Christen (Bu¨ro Gru¨ber), 1938 Verhaftung, 1940–1943 Haft im KZ Sachsenhausen u. Dachau, 1945 Propst Berlin u. Mitgl. der Kirchenleitung, 1945 Bu¨rgermeister von Berlin-Kaulsdorf, 1945–1947 stellv. Vors. des Beirates fu¨r kirchl. Angelegenheiten beim Magistrat zu Berlin, gleichzeitig Bevollma¨chtigter fu¨r das Hilfswerk (Hauptbu¨ro Berlin), 1949–1958 Bevollma¨ch-

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Personenregister/Biographische Angaben

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tigter des Rates der EKD bei der Regierung der DDR. – 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Treysa, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1954 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Evanston, 1955 Mitgl. der Synode der EKD. Gru¨nbaum, Kurt Robert Karl Eduard 14, 69, 93ff., 160, 445, 551f. geb. 5. 4. 1892 Storkow, gest. 9. 4. 1982 Brandenburg/Havel, 1914–1918 Kriegsdienst, 1922 Rechtsanwalt, 1923–1926 Jurist im Konsistorium der Mark Brandenburg Berlin, 1925 Kon. Rat ebd., 1927 Ministerialrat in der Geistlichen Abteilung des Preußischen Ministeriums fu¨r Wissenschaft, Unterricht u. Kultus, 1935 im Reichskirchenministerium (ev. Abteilung), 1945 Regierungsdirektor im brandenburgischen Finanzministerium u. Bearbeiter der kirchl. Angelegenheiten im Volksbildungsministerium, 1947 verhaftet, 1948–1961 Domkurator Brandenburg/Havel, 1950–1952 Leiter der Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen beim stellv. Vors. des Ministerrates, 1953 fu¨nfmonatige Haft, 1953 OKon. Rat in der ev. Kirche in Berlin-Brandenburg u. Mitarbeiter der Kirchenkanzlei der EKD, Mitgl. der EKD- u. der EKU-Synode, 1954 Kon. Pra¨s. Magdeburg, 1957/58 Verhaftung u. Verurteilung wegen Devisenvergehens, 1961–1971 jurist. Referent in der Kirchenkanzlei der EKU. Gru¨nhut, Max, Dr.jur. 612 geb. 7. 7. 1893 Magdeburg, gest. 6. 2. 1964 Oxford/England, 1914–1918 Kriegsfreiwilliger (Krankenpflege), 1917 Rechtsreferendar Frankfurt/M., 1919 Mu¨nchen, dann Kiel, 1920 wiss. Hilfsarbeiter im Seminar fu¨r Strafrecht u. Kriminalistik Hamburg, 1922 Privatdoz., 1923 Lehrbeauftragter fu¨r Strafrecht u. Prozessrecht Jena, 1924 Prof. ebd., 1928 Bonn, 1933 Ruhestandsversetzung aus polit. Gru¨nden, 1939 Forschungsstipendium u. Lehrta¨tigkeit fu¨r Kriminalpolitik Oxford, 1947 Lecturer (ao. Prof.) fu¨r Kriminologie ebd., 1950 Lehrbeauftragter Bonn, 1951–1960 Reader Oxford, rechtsvergleichende Vortra¨ge Bonn, Ko¨ln, Heidelberg u. Freiburg, 1952–1954 Honorarprof. Bonn. 1953/54 Emeritierung. – Mitgl. im Lutheran Council of Great Britain, Mitbegru¨nder der ev.-luth. Synode deutscher Sprache u. Mitgl. des geistlichen Rates ebd. Haarbeck, Alfred Georg 217 geb. 21. 2. 1838 Ruhrort, gest. 3. 3. 1919 Elberfeld, 1867 Ordination, 1863–1866 Agent des Neukirchner Erziehungsvereins, 1867–1879 Pfr. Gruiten, 1879–1891 Kirchen, 1891–1901 Boppard, 1901 Ruhestand, 1901–1910 Hausgeistlicher am To¨chterinstitut Hilden. Haass 88 Gescha¨ftsfu¨hrer des Hauses Hainstein. Haeberle, Hermann 62 geb. 21. 2. 1910 Straßburg, gest. 5. 12. 1993, 1933 Vikar Oslo, 1934 Bo¨blingen, 1935 Pfr. der deutschen Gemeinde Sofia, 1944 Pfarrverweser Weingarten, 1945 dort Pfr., 1952 Pfr. Istanbul, 1958 Ludwigsburg, 1962 Leiter des Vereins fu¨r das Syrische Waisenhaus Ko¨ln-Dellbru¨ck. Hagemann, Eberhard, Dr. jur. h.c. 252 geb. 29. 1. 1880 Hannover, gest. 7. 10. 1958 Rotenburg/Hannover, 1931–1933 Landeshauptmann u. Vors. des Provinzialverbandes des Volksbundes Dt. Kriegsgra¨berfu¨rsorge Hannover, 1934 Rechtsanwalt Celle, 1945 stellv. Ober-

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Personenregister/Biographische Angaben

pra¨sident Hannover, 1946 Landgerichtspra¨sident Verden/Aller, 1948–1952 Pra¨sident des Volksbundes Dt. Kriegsgra¨berfu¨rsorge e.V. – 1945–1949 Mitgl. des Rates der EKD, 1946 stellv. Vors. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD u. Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1948 stellv. Mitgl. der Disziplinarkammer der EKD, 1949–1955 Vors. des Vorla¨ufigen Schiedsgerichtshofes der EKD. Hagenow, Victor von 166 geb. 18. 6. 1886 Schwerin, 1915 Regierungsrat in der Armeeverwaltung, 1919 Regierungsrat im Reichsfinanzministerium, 1922 Oberregierungsrat, 1924 Ministerialrat, 1927 Ministerialdirigent in der Reichskanzlei, 1932 komm. Landratsamtsverwalter Lo¨wenberg/Schlesien, 1933 abgesetzt, Verwaltungsgerichtsdirektor Berlin-Steglitz, ab 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Hahn, Arthur Max Emil 56, 158f. geb. 27. 6. 1898 Velbert gest. 30. 5. 1982, 1918 Milita¨rdienst, 1924 Ordination, 1924 Hilfsprediger Trier, 1926 Pfr. Santos/Brasilien, 1932 Pfalzdorf, 1938 Entsendung durch das Kirchliche Außenamt nach Brasilien und Pfr. Santa Leopoldina, 1947 Pfr. Nova Estreˆla, 1953 Ruhestand. Hahn, Hugo, D. 9ff., 15, 39, 43–49, 56, 58, 60, 64, 70, 75, 113, 121, 139f., 142, 144, 156, 164, 179, 186, 215, 218, 220f., 229, 235, 241, 243, 246, 251, 257, 271f., 277, 293, 297ff., 304f., 309, 322, 327, 330, 333, 335, 348, 373, 383, 389, 397, 406, 427, 429, 437, 443, 447, 456, 467, 485–488, 496, 498, 500, 522, 533, 537–542, 544f., 558, 562, 648, 650 geb. 22. 9. 1886 Reval, gest. 5. 11. 1957 Dresden, 1910 Pfr. Nissi/Estland, 1919 Vertreibung und Pfr. Worbis, 1927 Leipzig, 1930 Dresden u. Sup. DresdenLand, 1933 Leiter des sa¨chsischen Pfarrernotbundes u. seines Bruderrates, Mitgl. des Reichsbruderrates, 1934/35 voru¨bergehende Dienstenthebung u. Ruhestandsversetzung, 1936 Vertreter der sa¨chsischen BK im Rat der Evang.Luth. Kirche Deutschlands, 1938 Ausweisung aus Sachsen, 1939 Pfarrverweser Stuttgart-Hedelfingen, 1943 Pfr. Stuttgart-Kaltenthal, 1946 Stuttgart-Zuffenhausen, 1947 sa¨chsischer Landesbischof. – 1945 Teilnahme an der Kirchenversammlung Treysa, 1945–1954 Mitgl. des Rates der EKD, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1949 stellv. Leitender Bischof der VELKD. Hahn, Werner, Dr. jur. 225, 252, 320 geb. 11. 1. 1903 No¨rdlingen, gest. 4. 11. 1961 Speyer, 1929 Regierungsrat im Bezirksamt Landau, 1936 weltlicher OKR bei der Ev. Kirche der Pfalz Speyer, 1941–1945 Beigeordneter Rechtsrat in der Stadtverwaltung Metz, 1945 landwirtschaftlicher Arbeiter auf dem Gut Annaberg Bad Du¨rkheim, 1947 juristischer Hilfsarbeiter im LKR Speyer, 1948–1961 weltlicher OKR bei der Ev. Kirche der Pfalz Speyer. – 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Halfmann, Wilhelm Hermann Heinrich Leonhard, D.theol. 448, 489, 648 geb. 12. 5. 1896 Wittenberg, gest. 8. 1. 1964 Kiel, 1914 Kriegsdienst, 1923 Studieninspektor Predigerseminar Preetz, 1925 Hilfsgeistlicher Kiel bzw. Preetz, 1926 Pfr. Scho¨nberg, 1933 Flensburg, 1936 komm. geistl. OKon. Rat, 1941 Pfr. Mo¨lln, 1945 Pra¨ses der Vorla¨ufigen Kirchenleitung ebd., 1946 Bischof

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Personenregister/Biographische Angaben

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von Holstein, 1946 Verwaltung des Bischofssprengels Schleswig, 1947 Vors. der Kirchenleitung. 1949–1964 Mitgl. der Synode der EKD. Hallstein, Walter, Dr.jur. 84 geb. 17. 11. 1901 Mainz, gest. 29. 3. 1982 Stuttgart, 1929 Privatdoz. Berlin, 1930 Prof. fu¨r Privat- u. Gesellschaftsrecht Rostock, 1941 Prof. fu¨r Bu¨rgerliches Recht Frankfurt/M., Direktor des Instituts fu¨r Rechtsvergleichung, 1945 in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, Organisation einer Lageruniversita¨t, 1946 Prof. fu¨r Privatrecht, Vo¨lkerrecht, Rechtsvergleichung u. Gesellschaftsrecht Frankfurt/M., 1948 Gastprof. Georgetown/USA, 1950 Leitung der deutschen Delegation fu¨r die Pariser Schumanplan-Konferenz, Staatssekreta¨r fu¨r außenpolit. Aufgaben beim Bundeskanzleramt u. Beobachter beim Ministerrat der Europa¨ischen Versammlung Rom, 1951 Staatssekreta¨r im Auswa¨rtigen Amt, 1958–1967 Pra¨sident der EWG-Kommission Bru¨ssel, 1968–1974 Pra¨sident der Europa¨ischen Bewegung, 1969–1972 MdB (CDU). Halstenbach, Willy 492 geb. 3. 6. 1886 Barmen, gest. 12. 9. 1953 Wuppertal, Fabrikant, 1934/35, 1945–1953 Mitgl. des Presbyteriums der Reformierten Gemeinde Gemarke Barmen, Mitgl. des Reichsbruderrates der BK, Mitgl. im Moderamen des Reformierten Bundes, Mitbegru¨nder des Johanneums Wuppertal, der KiHo ebd., der rheinischen CDP (umbenannt in CDU). – 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Treysa, 1949 Mitgl. der Synode der EKD. Hammelsbeck, Oskar, D. Dr.phil. 492, 543, 621 geb. 22. 5. 1889 Elberfeld, gest. 14. 5. 1975 Detmold, 1927–1933 Direktor der Volkshochschule Saarbru¨cken, 1937 Leiter des Katechetischen Seminars der BK der APU Berlin, 1944 Pfr. Falkenhagen, 1946–1959 Prof. u. Rektor der Pa¨dagogischen Akademie Wuppertal, 1946–1971 nebenamtl. Lehrer der KiHo Wuppertal, 1964 Honorarprof. fu¨r Pa¨dagogik an der Pa¨dagogischen Hochschule Hagen. – 1946–1954 Vors. der Schulkammer der EKD, 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Treysa, 1948 Eisenach, stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1949 Mitgl. der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung, 1953–1966 der Synode der EKD, 1954 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Evanston. Hansen, Wilhelm 61f. geb. 21. 3. 1899 Saarburg/Lothringen, gest. 18. 2. 1982 Meran, 1923 Hauslehrer, 1927 Hilfsprediger, 1930 Pfr. der deutschsprachigen Gemeinde Manchester u. Bradford, 1933–1939 Bradford, 1946 Manchester, Liverpool u. Sheffield, 1948 Bradford, 1957 Lehrer Marl/Westf. Harder, Gu¨nther, Dr.jur. Lic.theol. D. 248 geb. 13. 1. 1902 Groß-Beesen/Kreis Guben, gest. 12. 9. 1978 Berlin, 1929 Pfr. Fehrbellin, 1934–1945 Kreis- u. Bezirksoberpfr., 1935 Mitbegru¨nder der KiHo Berlin, 1936–1941 u. 1945–1948 dort Doz., dann Prof., 1937–1941 mehrmals Maßregelungen und Inhaftierung, 1945 Begru¨nder u. Leiter des Archivs fu¨r die Geschichte des Kirchenkampfes Berlin, 1945 Sup. Nauen, 1947–1967 gleichzeitig Pfr. Berlin u. Sup. Friedrichswerder. – 1945 Mitgl. des Landeskirchlichen Beirates Berlin-Brandenburg, des Sta¨ndigen Ordnungsausschusses, 1951 Sta¨ndiger Beirat fu¨r Fragen der theol. Ausbildung u. des theol. Nachwuchses, 1959 Vors. des Sta¨ndigen Theol. Ausschusses, auch Leiter des Theol. Ausschusses

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Personenregister/Biographische Angaben

der EKU, 1950 Gru¨ndung des Arbeitsausschusses „Dienst an Israel“ u. 1960 des Instituts „Kirche u. Judentum“ an der KiHo Berlin, 1961 Mitbegru¨nder der Arbeitsgemeinschaft „Christen u. Juden“ auf dem DEKT. Harling, Otto Ludwig von 56, 65, 148f., 233f., 319, 427, 430, 432, 434, 436, 444f., 453, 459, 494, 533, 534f., 538f., 552, 650f. geb. 8. 8. 1909 Leipzig, gest. 12. 4. 1993 Empelde/Deister, Jurist, 1932 im Justiz- u. 1938–1945 im Marine-Verwaltungsdienst, 1946–1974 Referent der Kirchenkanzlei der EKD, 1950 OKR. – 1948 Gescha¨ftsfu¨hrer der ACK, 1953–1971 zweiter Vors. des Ev.-Luth. Zentralvereins fu¨r Mission unter Israel, 1963 Gescha¨ftsfu¨hrer der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Harms, Hans Heinrich, D.theol. Dr.theol. 47, 67, 163, 180, 229, 285, 287, 289, 317, 384 geb. 7. 4. 1914 Scharmbeck, gest. 13. 4. 2006 Oldenburg, 1939 Pfr. Duderstadt, 1939–1945 Kriegsdienst, 1943 Pfr. Roringen/Go¨ttingen, 1946 Lehrbeauftragter fu¨r o¨kumenische Fragen an der Univ. Go¨ttingen, 1950–1953 Referent fu¨r o¨kumenische Fragen (OKR) im Kirchlichen Außenamt, 1952 Beigeordneter Direktor in der Studienabteilung des O¨RK Genf, 1960 Hauptpastor an St. Michaelis Hamburg u. Stellv. des Bischofs, 1967–1985 Landesbischof von Oldenburg. – 1963 u. 1979 Mitgl. des Rates der EKD. Hasselbach, Ulrich von, Dr.phil. 471 geb. 22. 6. 1910 Dresden, gest. 21. 9. 1999 Unna, 1936 Ordination, 1937 Hilfsprediger Bremen, 1939 Eintritt in die Wehrmachtseelsorge, Milita¨rpfr. Kreta, 1944–1947 jugoslawische Kriegsgefangenschaft, 1948 Pfr. bei der „Freien Protestantischen Vereinigung in der Gemeinde Horn e. V.“, 1955–1970 Berufsschullehrer und Studiendirektor Unna/Westfalen, freier Prediger Duisburg u. Mu¨hlheim/Ruhr, 1961 Vorstandsmitgl. im Bund fu¨r Freies Christentum, 1971–1984 Veranstaltung u¨berregionaler Konfirmandenkurse mit abschließender Konfirmation „ohne Bekenntniszwang“, 1976–1986 Schriftleiter von „Freies Christentum“. Hartz, Walther 183 geb. 14. 5. 1903, gest. 12. 2. 1994, 1940 Oberlandesgerichtsrat Kiel, 1940–1944 Milita¨roberverwaltungsrat Bru¨ssel, 1948 Oberlandesgerichtsrat Kiel, 1950 Richter am Bundesgerichtshof Karlsruhe, 1952–1968 Oberlandesgerichtspra¨sident Schleswig. Haug, Martin, D. Dr.theol. 9ff., 31, 39, 43–49, 56, 58, 60, 64, 70, 75, 113, 121, 139f., 142, 144, 147f., 154, 156, 159, 164, 179, 186, 192, 215, 218, 220f., 227, 229, 235, 241, 246, 251, 257, 271f., 277, 293, 297, 299, 304, 309, 327, 330, 348, 373, 383, 389, 397, 427ff., 432, 437, 443, 447, 456, 467, 485–488, 496, 498, 500, 522, 533, 537–542, 544f., 558, 562, 648, 650 geb. 14. 12. 1895 Calw, gest. 28. 3. 1983 Freudenstadt, 1935 Leiter des Pfarrerseminars Stuttgart, 1943 OKR (Personalreferent) im EOK Stuttgart, 1946 Pra¨lat, 1949–1962 wu¨rttembergischer Landesbischof. – 1952–1962 Mitgl. des Rates der EKD, 1955 des Verwaltungsrates u. des Diakonischen Beirates des Hilfswerkes. Havemann, Heinz Max Leo Siegfried 225f., 321 geb. 25. 10. 1912 Braunschweig, gest. 20. 11. 1981 Cuxhaven, 1933 Hilfsarbeiter beim Konsistorium Brandenburg, 1934 Zivilnummerar, 1934 Konsistorialprak-

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Personenregister/Biographische Angaben

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tikant, 1937 Konsistorialinspektor auf Lebenszeit, 1939 beurlaubt zum Dienst im Kirchlichen Außenamt, 1951 Konsistorialoberinspektor, 1959 Bu¨roleiter im Kirchlichen Außenamt, 1964–1974 Referent ebd. – 1948–1955 stellv. Beamtenbeisitzer der Disziplinarkammer der EKD, 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Heckel, Theodor, Lic.theol. Dr.theol. D. Dr.jur.h.c. 494, 519, 619 geb. 15. 4. 1894 Kammerstein/Mittelfranken, gest. 24. 6. 1967 Mu¨nchen, 1925 Studienrat an der Lehrerinnenbildungsanstalt Erlangen, 1928 OKon. Rat beim Kirchenbundesamt Berlin, 1934–1945 Leiter des Kirchlichen Außenamtes der DEK u. Bischof der deutschen Auslandsgemeinden, 1939 Gru¨nder u. Leiter des Ev. Hilfswerkes fu¨r Kriegsgefangene Berlin (1945 Erlangen, 1950 Mu¨nchen), 1950–1964 Dekan Mu¨nchen. Heidland, Hans-Wolfgang, Dr.theol. 443, 489, 522, 534f., 547 geb. 20. 7. 1912 Koblenz, gest. 11. 1. 1992 Malsburg-Marzell, 1936 Pfr. Mannheim, 1937 komm. Heerespfr., 1939 Kriegsdienst (Wehrmachtsseelsorger), 1945 Pfarrkandidat Heidelberg-Wieblingen, 1946 Leiter des Ma¨nnerwerkes der badischen Landeskirche, 1947 Pfr. Heidelberg, 1949 OKR Karlsruhe (Ausbildungsreferent), 1960 o. Professor (PT) Heidelberg, 1964–1980 badischer Landesbischof, Vors. der Arnoldshainer Konferenz, bis 1982 Pfarrstellenverwalter Kandern. – 1953 Mitgl. des Milita¨rseelsorgeausschusses. Heiler, Anne Marie (geb. Ostermann) 421 geb. 21. 3. 1889 Brackwede, gest. 17. 12. 1979 Marburg, Ehefrau des Religionswissenschaftlers Friedrich Heiler, 1921 wissenschaftliche Mitarbeiterin u. 1945 Mitbegru¨nderin der CDU Marburg, 1946 Stadtra¨tin (Stadtverordnete) u. Leiterin des Jugendamtes Marburg, 1949–1953 MdB (CDU). Heilfurth, Gerhard, Prof. Dr. Dr.h.c. 59 geb. 11. 7. 1909 Neusta¨dtel bei Schneeberg, gest. 11. 3. 2006 Marburg, 1936 Assistent am deutschen Volksliedarchiv Freiburg/Br., 1937 Assistent an der volkskundlichen Abteilung des germanistischen Instituts der Univ. Leipzig, 1940–1945 Kriegsdienst, seit 1949 Aufbau eines kulturwissenschaftlichen Bergbauarchivs, Gru¨nder der Ev. Sozialschule (Umbenennung Ev. Sozialakademie) Friedewald, bis 1958 Leiter ebd., 1960 Prof. fu¨r deutsche Philologie u. Volkskunde Marburg, 1960 Gru¨nder des Instituts fu¨r mitteleuropa¨ische Volksforschung Marburg, 1969 Prof. fu¨r europa¨ische Ethnologie u. Kulturforschung ebd. – seit 1953 Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Verantwortung. Heinemann, Gustav Walter, Dr.jur. Dr.rer.pol. Dr.theol.h.c. 9ff., 15f., 19, 31, 38f., 41, 43–49, 53f., 58, 60, 64, 70, 75, 113, 121, 123, 139f., 142, 144, 147f., 154, 156, 159, 164, 179, 186, 215f., 218, 220f., 229, 232, 235, 241, 246, 251, 257, 271f., 277, 293, 297, 299, 301, 304f., 309, 327, 330, 348, 373, 383, 389, 397, 425, 427, 429, 437, 443, 447, 456, 467, 485–488, 491, 496–500, 522, 533ff., 537–542, 544f., 557f., 559, 562, 648, 650 geb. 23. 7. 1899 Schwelm/Westf., gest. 7. 7. 1976 Essen, 1917/18 Kriegsdienst, 1926 Rechtsanwalt Essen, 1928–1936 Prokurist bei den Rheinischen Stahlwerken ebd., 1933–1939 Lehrbeauftragter fu¨r Berg- u. Wirtschaftsrecht an der Univ. Ko¨ln, 1936 Vorstandsmitgl. der Rheinischen Stahlwerke, 1937–1950 Vors. des CVJM Essen, 1938/39 Niederlegung aller A¨mter in der BK, 1945 Mitbegru¨nder der CDU Essen u. Rheinland, 1945–1952 Mitgl. der Leitung der

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Personenregister/Biographische Angaben

rheinischen Landeskirche, 1946–1949 Oberbu¨rgermeister Essen, 1947/48 Justizminister NRW, 1947–1950 MdL (CDU) ebd., 1949/50 Bundesinnenminister, 1949–1953 MdB, 1952 Mitbegru¨nder der GVP, 1957–1963 MdB (SPD), 1958–1969 Mitgl. des Parteivorstandes der SPD, 1966–1969 Bundesjustizminister, 1969–1974 Bundespra¨sident der Bundesrepublik Deutschland. – 1949–1955 Pra¨ses der Synode der EKD, 1945–1967 Mitgl. des Rates der EKD, 1948 Pra¨sident der verfassungsgebenden Kirchenversammlung Eisenach u. Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Heitmann, Fritz, Prof. 166, 552 geb. 9. 5. 1891 Ochsenwa¨rder/Hamburg, gest. 7. 9. 1953 Berlin, 1918 Organist an der Kaiser-Wilhelm-Geda¨chtniskirche Berlin, 1925 Prof. an der Staatlichen Akademie fu¨r Kirchenmusik u. Schulmusik, 1945 an der Musikhochschule Berlin. – 1946–1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Held, Heinrich, D. 31, 58, 121ff., 125, 425f., 452, 650 geb. 25. 9. 1987 St. Johann/Saarbru¨cken, gest. 19. 9. 1957 Du¨sseldorf, 1924 Hilfsprediger Wesseling, 1930 Pfr. Essen-Ru¨ttenscheid, 1946 Sup. u. OKR, 1948–1957 Pra¨ses der rheinischen Kirche. – 1945–1949 Mitgl. des Rates der EKD, 1946 der Schulkammer der EKD, 1948 Geistlicher Beisitzer der Disziplinarkammer der EKD u. Mitgl. der Kirchenversammlung in Eisenach. Hellriegel, Paul Hermann Friedrich 252 geb. 9. 9. 1902 Berlin, gest. 5. 2. 1995 Hannover, 1921–1927 im Dienst des Konsistoriums Berlin (zuletzt Konsistorial-Bu¨rodia¨ter), 1927–1970 im Dienst des Kirchenbundesamtes, der Kirchenkanzlei der DEK u. spa¨ter der Kirchenkanzlei der EKD (zuletzt Kirchenoberamtsrat). – 1946 Mitgl. des Disziplinarhofes der EKD (westlicher Senat), 1948 Beamtenbeisitzer der Disziplinarkammer der EKD. Herden, Gu¨nter 448 geb. 18. 9. 1907 Breslau, gest. 30. 8. 1957 Detroit, Lehrvikar Weida, 1931 Predigerseminar Eisenach, 1931 Hilfsprediger, Hilfspfr. u. Pfr. Harra, 1946 Sup. Gotha, 1952 OKR. Hermann, Rudolf, Lic.theol. D.theol. 185, 465 geb. 3. 10. 1887 Barmen, gest. 2. 6. 1962 Ostberlin-Mahlsdorf, 1914/15 Verwundung u. franz. Kriegsgefangenschaft, 1916 Privatdoz. Go¨ttingen, 1919 Lehrauftrag fu¨r Neuere Religionsphilosophie u. Theol. der Reformatoren Breslau, Inspektor des Theol. Konvikts, 1923 ao. Professor, 1927 o. Prof. (ST) Greifswald, zeitweise Mitgl. der BK, 1946 Mitgl. der pommerschen Kirchenleitung, 1950 Leiter der Luther-Akademie, 1953–1955 Prof. (ST) an der Humboldt-Univ. Berlin. – 1928 gescha¨ftsfu¨hrender Vors. der Greifswalder Gelehrtengesellschaft fu¨r Lutherforschung, 1934 Teilnahme an den Bekenntnissynoden der DEK Barmen u. Berlin-Dahlem, 1948–1962 Leiter der wieder begru¨ndeten Luther-Akademie (Ost) Sondershausen, korrespondierendes Mitgl. der Kommission zur Herausgabe der Weimarer Luther-Ausgabe. Herntrich, Volkmar Martinus, D. 8, 43, 50, 64, 137, 139, 152, 162, 172f., 215, 229f., 293, 296, 299, 304, 307, 308, 328, 430, 448, 469, 472, 485, 533, 544, 550, 559, 604, 648 geb. 8. 12. 1908 Flensburg, gest. 14. 9. 1958 bei Nauen (Autounfall), 1932 Pfr. u. Doz. an der Univ. Kiel, 1934 Entzug der Lehrbefugnis, dann Doz. an der

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Personenregister/Biographische Angaben

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Theol. Schule Bethel, 1939 Leiter des Burckhardt-Hauses Berlin-Dahlem, 1942 Hauptpastor Hamburg, 1946 nebenamtl. Leiter der Alsterdorfer Anstalten, 1948 OKR, 1949 Rektor der KiHo Hamburg, 1956 hamburgischer Landesbischof. – 1946 Mitgl. der Jugendkammer der EKD, 1948–1958 Mitgl. der Kirchenleitung der VELKD, 1949–1958 des Rates der EKD. Hesse, Konrad, Dr.jur. Dr.h.c.mult. 232 geb. 29. 1. 1919 Ko¨nigsberg, gest. 15. 3. 2005 Merzhausen, 1952 Assistent Go¨ttingen, 1955 Privatdoz. ebd., 1956 Univ. Freiburg/Br., 1965 Prof. fu¨r O¨ffentliches Recht ebd., 1961–1975 Richter am Verwaltungsgerichtshof Baden-Wu¨rttemberg im Nebenamt, 1975 Bundesverfassungsrichter, 1987 Ruhestand. Hessing, Erich 229, 307 geb. 12. 9. 1906 Hamburg, 9. 8. 1996 Lu¨neburg, 1934 Ordination, 1935 Pfr. Bad Essen, 1950 Sup. Bleckede , ab 1953 Pfr. der ev.-luth. Gemeinde Rom, 1963 Sup. und Pfr. Burgwedel, 1967 Sup. und Pfr. Bleckede, 1974 Ruhestand. Heusinger, Bruno, Dr.phil. Dr.jur.h.c. 183 geb. 2. 3. 1900 Holzminden, gest. 3. 8. 1987 Celle, 1917 Kriegsdienst, 1927 Gerichtsass. im Freistaat Braunschweig, 1929 Landgerichtsrat, 1930 Richter am Oberlandesgericht Braunschweig, 1933 Oberlandesgerichtspra¨sident, 1935 Senatspra¨sident beim Oberlandesgericht Braunschweig, 1938 Kriegsdienst, 1945 Vors. des 2. Zivil- u. des 1. Strafsenates des Oberlandesgerichts Braunschweig, 1948–1955 Oberlandesgerichtspra¨sident, 1953–1955 Vors. der Inneren Mission Braunschweig, 1955 Pra¨sident des niedersa¨chsischen Justizpru¨fungsamts, 1957 Pra¨sident des niedersa¨chsischen Staatsgerichtshofes, 1960 Pra¨sident des Bundesgerichtshofs Karlsruhe, 1968 Ruhestand. Heuss, Theodor, Dr.rer.pol. Dr.h.c.mult. 73, 120 geb. 31. 1. 1884 Brackenheim, gest. 12. 12. 1963 Stuttgart, 1912–1918 Chefredakteur der Neckar-Zeitung, 1918 Begru¨nder der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), 1920–1933 Doz. an der Deutschen Hochschule fu¨r Politik Berlin, 1924–1928 u. 1930–1933 MdR (DDP), 1933 Journalist u. freier Schriftsteller, 1945 Herausgeber der „Rhein-Neckar-Zeitung“, 1945/46 Kultminister Baden-Wu¨rttemberg, 1946–1949 Mitbegru¨nder der FDP u. MdL (FDP) Wu¨rttemberg-Baden, 1947–1963 Prof. an der TH Stuttgart, 1948/49 Bundesvors. der FDP, 1949 MdB (FDP) u. Vors. der FDP-Bundestagsfraktion, 1949–1959 Bundespra¨sident der Bundesrepublik Deutschland. Heyer, Walter 166 geb. 27. 7. 1894 Hannover, gest. 27. 6. 1973 Berlin, Hilfsarbeiter beim Konsistorium Magdeburg, spa¨ter Konsistorialass., 1925 Hilfsarbeiter im EOK Berlin, spa¨ter Konsitorialrat, 1926 OKon. Rat Mu¨nster/Westf., 1936 OKon. Rat u. Mitgl. des EOK Berlin, 1941/42 mit der Wahrnehmung der Gescha¨fte des Kon. Pra¨s. Ko¨nigsberg betraut, 1942–1962 OKon. Rat u. Mitgl. des EOK Berlin u. der Kirchenkanzlei der EKU. – 1946 stellv. Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1953 Mitgl. ebd. Hildebrandt, Franz-Reinhold 300, 305, 333, 481f. geb. 12. 1. 1906 Braunsberg/Ostpreußen, gest. 18. 12. 1991 Bru¨hl, 1933 Pfr. Goldap, 1946 Pfr. u. Propst Halberstadt u. Quedlinburg, 1952–1972 Leiter der Kirchenkanzlei der EKU, 1961 Oberdomprediger Berlin, Vors. der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal u. der Berliner Domgemeinde, 1978 U¨bersiedlung

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Personenregister/Biographische Angaben

nach Ko¨ln. – Mitgl. des Rates der BK Ostpreußens u. des Bruderrates der APU, 1949 stellv. Mitgl. des Schiedsgerichtshofes der EKD. Hirzel, Stephan, Dr.-Ing., Prof. 520 geb. 25. 7. 1899 Charlottenburg (seit 1920 Berlin-Charlottenburg), gest. 18. 2. 1970 Kassel, bis 1933 freischaffender Architekt, dann Kunsthandwerker, 1946–1948 Doz. an der Staatl. Hochschule fu¨r Werkkunst Dresden, 1948–1965 Direktor der Werkakademie Kassel. Hodenberg, Hodo Freiherr von, Dr.jur. 183 geb. 13. 4. 1887 Leipzig, gest. 26. 12. 1962 Celle, 1913 Rechtsanwalt, 1924 Notar, 1945 Pra¨sident des Oberlandesgerichts Celle, 1955–1957 Rechtsanwalt, 1955–1959 MdL (CDU) Niedersachsen. – 1930–1933 Vorstandsmitgl. des Deutschen Anwaltvereins, Mitgl. der hannoverschen Landessynode, der Generalsynode der VELKD u. der Synode der EKD. Hoff, Georg Walter Friedrich, Dr. phil. 35, 493f., 500–508, 510, 512, 517f. geb. 18. 3. 1890 Eulenberg bei Birnbaum (Posen), gest. 11. 10. 1977 Hamburg, 1914 Kriegsdienst, 1918 Ordination, Hilfsgeistlicher Pinneberg, 1918 Pfr. Giekau (Holstein), 1922 Rellingen, 1930 Berlin-Charlottenburg, seit 1932 fu¨hrend beim Aufbau der Berliner DC-Bewegung, 1933 Reichsfu¨hrer des Studentenkampfbundes DC, 1934 Kon. Rat im Berliner Konsistorium, 1936–1945 Pfr. und Propst St. Petri Berlin-Co¨lln, 1940–1943 Oberleutnant und Ordonnanzoffizier bei der Sicherungs-Division 221, Einsatz in der „Partisanenbeka¨mpfung“ Weißrussland, 1946 Ru¨ckkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft, 1947 Ru¨ckkehr aus brit. Kriegsgefangenschaft, 1947 geistl. Hilfsdienst Pinneberg, 1949 Entfernung aus dem Dienst, Aberkennung der Rechte des geistlichen Standes, 1957 Wiederzuerkennung der Rechte des geistlichen Standes und Krankenhausseelsorger Rosengarten, 1960 Pfr. i. R. der Ev.-luth. Kirche im Hamburgischen Staate. – Mitgl. der Deutschen Evangelischen Nationalsynode. Hofmann, Bernhard, Dr. 69, 215, 219, 224, 248, 348, 481 geb. 19. 7. 1889 Magdeburg, gest. 10. 2. 1954 Magdeburg, 1919–1947 Rechtsanwalt u. Notar Magdeburg, Mitgl. der BK, 1947–1954 Pra¨sident des Konsistoriums der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. – 1946 stellv. Mitgl. des Nachpru¨fungsgerichtes der EKD, 1949 Mitgl. der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Hofmann, Friedrich 234, 271 geb. 27. 11. 1910 Sondheim/Unterfranken, gest. 13. 4. 1998 Neuendettelsau, 1935 Ordination, 1938 Pfr. Zeilitzheim, 1960 Dekan Neumarkt, 1963 KR, 1973 Ruhestand. – 1949 Obmann des Landesverbandes Ev. Kirchencho¨re in Bayern e. V., 1953 gescha¨ftsfu¨hrender Reichsobmann des Verbandes ev. Kirchencho¨re. Hohl, Heinrich 421 geb. 19. 1. 1900 Erksdorf, gest. 29. 12. 1968 Erksdorf, bis 1933 Leiter der Landesjugendorganisation des Bauernverbandes Hessen, 1933 Landwirt, 1946 Bu¨rgermeister Erksdorf u. Mitbegru¨nder der Bauernhochschule Hessen, 1949 stellv. Landrat Marburg/Lahn, 1949–1953 MdB (CDU). Hohlwein, Hans, Lic. Dr. 68 geb. 23. 11. 1902 Danzig, gest. 29. 4. 1996 Solingen, 1929 Pfr. Eilenburg, 1934

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Leiter des Predigerseminars Eisenach, 1937 theol. Hilfsarbeiter beim EOK Berlin, 1939 OKon. Rat in der Kirchenkanzlei der DEK Berlin, 1946/47 theol. Hilfsarbeiter in der Propstei Halberstadt, 1947–1951 komm. Verwaltung der Pfarrstelle Heudeber, 1951 U¨bersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland. Holtzhauer, Helmut 72, 104f. geb. 2. 12. 1912 Leipzig, gest. 16. 12. 1973 Bad Berka, 1934–1939 Zuchthaus Waldheim, danach Verlagsbuchha¨ndler Leipzig, 1941–1943 inhaftiert, illegale polit. Ta¨tigkeit in der Leipziger Gruppe des NKFD, 1945/46 KPD-Sekreta¨r Leipzig, 1946 Bu¨rgermeister Leipzig, 1948 Volksbildungsminister Sachsen, 1951 Mitgl. des Ministerrates der DDR, Staatssekreta¨r u. Vors. der Staatlichen Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten, 1954–1971 Direktor der Nationalen Forschungs- u. Gedenksta¨tten der klassischen deutschen Literatur Weimar, 1960 Ernennung zum Professor, Pra¨sident des Museumsrates der DDR, 1971–1973 Pra¨sident der Goethe-Gesellschaft. Honig, Richard Martin, Dr.jur. 314, 330, 375, 379 geb. 3. 1. 1890 Gnesen/Posen, gest. 25. 2. 1981 Go¨ttingen, 1913 jurist. Vorbereitungsdienst Fraustadt/Posen, 1917 Anwaltsvertretung Go¨ttingen, 1919 Privatdoz. fu¨r Strafrecht u. -prozess Go¨ttingen, 1925 nebenamtl. ao. Prof. ebd., 1931 o. Prof. fu¨r Kriminologie u. Rechtsphilosophie ebd., 1933 aus rassischen Gru¨nden ohne Bezu¨ge in den Ruhestand versetzt, 1934 Prof. Istanbul, 1939 Prof. an der Univ. Georgia, Athens/Georgia, 1941 an der De Bose Memorial Training School Monteagle/Tennessee, 1943 an der School for Theology der Univ. of the South Sewannee Tennessee, 1944 Arbeit bei der YMCA New York, 1944–1948 U¨bersetzer fu¨r das Literature Committee of the Church World Service New York, 1946/47 Eden Theological School New York, 1947/48 Lehrta¨tigkeit an der New York University, 1953 Prof. emeritus fu¨r Straf- und Prozessrecht Univ. Go¨ttingen, 1962–1972 Forschungsarbeiten Princeton/New Jersey, 1974 Ru¨ckkehr nach Go¨ttingen. Hornig, Ernst Walter Erich, D. 243, 246, 543, 621, 648 geb. 25. 8. 1894 Kohlfurt, gest. 5. 12. 1976 Bad Vilbel-Heilsberg, 1924 Pfr. Friedland, 1928 Breslau, 1934 Mitgl. der BK Schlesiens (stellv. Pra¨ses der Naumburger Synode), 1938 Ausweisung aus Berlin u. der Provinz Brandenburg, 1945/46 Vors. der schlesischen Kirchenleitung (o¨stl. der Neiße) Breslau, 1946 Ausweisung aus Breslau, 1947 Bischof der Evang. Kirche von Schlesien (westl. der Neiße) Go¨rlitz, 1964 Ruhestand. Hu¨bner, Christoph Friedrich Wilhelm, Lic.theol. 8, 28, 308, 448, 527f., 530f. geb. 25. 6. 1911 Bangalore (Indien), gest. 6. 6. 1991 Kiel, 1935 Provinzialvikar Boldixum, 1937 Pfr. der Breklumer Mission 1937 Korupat (Indien), Mitgl. der BK, 1939–1946 Internierung, 1947 komm. Pfr. Albersdorf, 1948 Pfr. Wyk/ Fo¨hr, 1950 OKR u. theol. Referent fu¨r Missions- u. Auslandsfragen der VELKD Hannover, 1962 Propst Stomarn, 1964–1981 Bischof fu¨r Holstein, 1967 Vors. der schleswig-holsteinischen Kirchenleitung. – 1956–1981 Mitgl. der Synode der VELKD. Hu¨lsen, Dietrich von 98 geb. 12. 7. 1902 Berlin, gest. 31. 8. 1974, 1935 Kaplan Stralsund, 1939 Marinepfr., 1943 Marineoberpfr., 1946 Studentenseelsorger Berlin, 1954 Judex prosynodalis, Kuratus Berlin-Halensee, 1959 Pfr. ebenda, 1962 Erzpriester Ber-

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lin-Charlottenburg, 1963 Berlin-Wilmersdorf, 1965 Pfarrkonsultar, 1966 Pa¨pstlicher Geheimka¨mmerer. Hundhammer, Alois 117 geb. 25. 2. 1900 Moos/Forstinning, gest. 1. 8. 1974 Mu¨nchen, 1939 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1945 Mitbegru¨nder der CSU, 1946 Mitgl. der Bayerischen Verfassunggebenden Landesversammlung, 1946–1970 MdL (CSU) Bayern, 1946–1951 Fraktionsvors. der CSU, 1946 Staatsminister fu¨r Unterricht u. Kultus, 1951–1954 Landtagspra¨sident, 1957–1969 Staatsminister fu¨r Landwirtschaft u. Forsten, 1964 stellv. Ministerpra¨sident von Bayern. Huth, Eugen 421 geb. 16. 2. 1901 Vohwinkel, gest. 3. 7. 1976 Wuppertal, selbststa¨ndiger Buchdrucker u. Verleger, 1939–1945 Kriegsdienst, 1946 Stadtrat u. zeitweilig CDUFraktionsvors. Wuppertal, 1949–1961 MdB (CDU). Ihmels, Carl Heinrich, Dr.phil. Dr.theol.h.c. 305,333, 335 geb. 24. 10. 1888 Detern/Ostfriesland, gest. 10. 4. 1967 Dresden, 1914 Pfr. Baltrum, 1916 Westhauderfehn, 1923–1960 Direktor der Ev.-Luth. Mission Leipzig, 1926 Leiter des Missionswissenschaftlichen Seminars der Theol. Fakulta¨t Leipzig, 1932 Honorarprof. ebd., 1948–1961 Mitgl. des deutschen Nationalkomitees des LWB u. der Commission on World Mission. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach. Iwand, Hans Joachim, Lic.theol. 538 geb. 11. 7. 1899 Schreibendorf/Schlesien, gest. 2. 5. 1960 Bonn, 1923 Studieninspektor im Lutherheim Ko¨nigsberg, 1926–1933 Leiter des Theol. Konvikts, 1928 Privatdoz. u. Inspektor des Lutherheims, 1934 Doz. (NT) am Herder-Institut Riga, 1935 Prof. ebd., Entzug der Lehrbefugnis, 1935–1937 Leiter des illegalen Predigerseminars der BK Bloestau (Ostpreußen) u. Jordan (Neumark), 1937 Ausweisung aus Ostpreußen, 1938 Ta¨tigkeit im Sammelvikariat u. Pfr. Dortmund, 1945 Prof. (ST) Go¨ttingen, 1952 Bonn. – 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. stellv. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949–1960 Mitgl. der Synode der EKD, 1955–1960 des Ostkirchenausschusses, der Ev. Konferenz u. des Bruderrates der EKD, 1959/60 der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung, Mitbegru¨nder der Christlichen Friedenskonferenz (Prag). Jacob, Gu¨nter, D. Dr.theol. 259, 449, 481 geb. 8. 2. 1906 Berlin, gest. 29. 9. 1993 Berlin, Vikar Berlin, 1931 Hilfsprediger Ko¨rlin, 1932 Pfr. Noßdorf/Lausitz, 1933 Mitbegru¨nder des Pfarrernotbundes u. Mitgl. des Provinzialbruderrates Berlin-Brandenburg, 1935 Rede- u. Aufenthaltsverbot, 1937 Verhaftung, 1939–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, Pfr. Marburg, 1946–1972 Generalsup. der Neumark u. Niederlausitz, 1963–1966 zugleich Verwalter des Bischofsamtes der brandenburgischen Landeskirche (Regionalsynode Ost), 1952 Mitgl. im Exekutivausschuß von „Faith and Order“, 1956 Bevollma¨chtigter fu¨r das Hilfswerk, Hauptbu¨ro Berlin-Brandenburg (Ost), Mitgl. der Diakonischen Konferenz u. des Diakonischen Rates der EKD. Jacobi, Gerhard, D. D. theol. h.c. 51, 56, 202, 648f. geb. 25. 11. 1891 Bremen, gest. 12. 7. 1971 Oldenburg, 1921 gescha¨ftsfu¨hrender Geistlicher der Gefa¨ngnisgesellschaft fu¨r die Provinzen Sachsen u. Anhalt,

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1923 Pfr. Halle, 1927 Domprediger Magdeburg, 1930–1945 Pfr. Berlin, Mitgl. des Pfarrernotbundes u. des Reichsbruderrates der BK, 1933–1939 Pra¨ses der BK Berlin, mehrmals inhaftiert, 1945 Sup. Berlin, 1946 Generalsup. Berlin (West), 1954–1967 Bischof der Ev. Kirche in Oldenburg. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach. Jaenicke, Wolfgang, Dr.iur.h.c. 21, 55 geb. 17. 10. 1881 Breslau, gest. 5. 4. 1968 Lenggries, 1910 Magistratsass. Elbing/Westpreußen, dann Stadtrat Potsdam, 1913 Bu¨rgermeister Elbing, 1918 Oberbu¨rgermeister Zeitz, dann Demobilmachungskommissar, 1919 Regierungspra¨sident Breslau, dann Reichs- u. Staatskommissar u. Obmann des Preußischen Regierungspra¨sidenten, 1928/29 Sonderauftrag der Reichsregierung in Britisch-Indien, Burma u. Holla¨ndisch-Indien, 1930–1933 Regierungspra¨sident Potsdam u. Chef der Verwaltung aller Reichs- u. Preußischen Wasserstraßen, 1930–1932 MdR (Deutsche Staatspartei), 1933–1936 fu¨r den Vo¨lkerbund Berater Tschiang Kai-sheks, 1945 Staatskommissar fu¨r das gesamte Flu¨chtlingswesen in Bayern, 1947–1950 Staatssekreta¨r fu¨r das Flu¨chtlingswesen, Beauftragter fu¨r das gesamte Wohnungswesen u. Leitung des Bayerischen Landeszuzugsamts, 1950 Betreuung aller ehemaligen DPs, 1951 Sonderbeauftragter fu¨r die Auslandsbeziehungen im bayerischen Vertriebenenwesen, 1952 Botschafter der Bundesrepublik in Pakistan, 1954–1957 Botschafter beim Vatikan. Janson, Fritz, Dr.jur. 110 geb. 29. 3. 1885, gest. 26. 5. 1946, 1919–1937 Oberbu¨rgermeister Eisenach, 1922 Vors. des Stiftungsausschusses der Wartburg-Stiftung, 1934 stellv. Vors. ebd., 1937 hauptamtlich gescha¨ftsfu¨hrender Vors. ebd. Jacquinot de Besange, Robert, S. J. 95 geb. 15. 3. 1878 Charente-Maritime, gest. 10. 9. 1946 Berlin, 1894 Eintritt in den Jesuitenorden. 1913–1934 Priester Shanghai, 1927 zum Delegierten des Roten Kreuzes in China ernannt, 1937 Inititator der „neutralen Zonen“ fu¨r 250.000 Flu¨chtlinge wa¨hrend des chinesisch-japanischen Krieges, 1941 Ru¨ckkehr nach Frankreich, danach Leiter der vatikanischen Flu¨chtlingsdelegation Berlin. Jellinghaus, Karl Theodor 329, 378 geb. 9. 11. 1907 Berlin, 1936 Ordination u. Hilfsprediger bzw. Pfr. Komptendorf, 1939 Missionar Indien. Jo¨rn, Werner 69 geb. 10. 6. 1905 Schwerin, 1938 jurist. Hilfsarbeiter LKA Schwerin, 1938 Kon. Rat, 1940 Kriegsdienst, 1944 OKon. Rat, 1946 Kontroll-Referent der engl. Milita¨rregierung in Itzehoe, dann Wiederaufnahme des Dienstes im Oberkirchenrat, 1954 aus dem Dienst der mecklenburgischen Landeskirche ausgeschieden u. U¨bersiedlung in die Bundesrepublik. Johannesson, Rolf 64, 143, 147, 612f. geb. 22. 7. 1900 Berlin-Lichterfelde, gest. 6. 12. 1989 Hamburg, 1939 Korvettenkapita¨n u. Kommandant des Zersto¨rers „Erich Steinbrinck“, spa¨ter Kommandant des Zersto¨rers „Hermes“, danach Chef der 4. Zersto¨rerflottille, 1945 Konteradmiral u. Kommandant der Befestigung an Elbe u. Weser, nach Kriegsende Referent im Kirchlichen Außenamt, 1957–1961 Flottenadmiral der

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Bundesmarine u. Befehlshaber der Seestreitkra¨fte fu¨r die Nord- u. Ostsee (seit 1960 nationaler Befehlshaber der Flotte der Bundesmarine), 1959–1961 Konteradmiral. Jordahn, Bruno Gustav Friedrich, Dr.theol. 182f. geb. 5. 2. 1908 Marnwalde/Ostpreußen, gest. 3. 1. 1988 Hamburg, 1936 2. Theol. Examen Ko¨nigsberg, Ordination Goldap/Ostpreußen u. Hilfsgeistlicher Schillen/Tilsit, 1938–1944 Pfr. ebd., 1939/40 Kriegsdienst, 1940/41 Lazarett, 1943 Kirchenmusikwart fu¨r drei Kirchenkreise u. Obmann der Kirchencho¨re fu¨r den Regierungsbezirk Gumbinnen, 1946 Pfr. Hamburg, Doz. an der Univ. Hamburg, 1976 Ruhestand. – Mitgl. (teilweise Vors.) der Liturgischen Kammer der schleswig-holsteinischen Landeskirche, der Luth. liturgischen Konferenz Deutschlands (LKK), des Liturgischen Ausschusses des geistlichen Ministeriums Hamburg, des Liturgischen Ausschusses der VELKD, 1946–1958 der Landessynode. Judin, Pawel Fjodorowitsch 221 geb. 5. 9. 1899 Gorki, gest. 11. 4. 1968 Moskau, Leiter der KPdSU-Organisation am Institut der Roten Professur Moskau, Philosoph, Zeitungsredakteur, 1939 Direktor des Instituts fu¨r Philosophie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR, 1947–1950 Chefredakteur der Zeitschrift „Fu¨r dauerhaften Frieden, fu¨r Volksdemokratie!“, 1953 Berater des Vors. der SKK Berlin, 1953–1959 Botschafter in der VR China, danach Professor fu¨r Marxismus-Leninismus. Ju¨chen, Aurel von 407 geb. 20. 5. 1902 Gelsenkirchen, gest. 11. 1. 1991 Berlin, 1929 Pfr. Mo¨hrenbach, 1932 Amtsenthebung, Pfr. Gehren, 1946 Pfr. Schwerin, Engagement im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, 1949 Ausschluss aus der SED, 1950 Verhaftung u. Verurteilung zu 25 Jahren Arbeitslager, inhaftiert in Workuta, 1955 Entlassung, Flucht nach Berlin-West, dann 1972 Strafanstaltspfr. Plo¨tzensee u. Frauengefa¨ngnis Berlin. Jung, Paul Friedrich Wilhelm, D. Dr.jur. 226, 253, 321 geb. 17. 3. 1903 Frankenberg, gest. 15. 7. 1960 Kassel, 1928 Regierungsass. Frankfurt/O., Marburg, Flensburg u. Halle/Saale, 1934 Landrat Torgau, 1935 Merseburg, 1938–1945 Ministerialrat in der Kommunalabteilung des Reichsinnenministeriums, 1948 LKR und Vizepra¨sident der Evang. Kirche von Kurhessen-Waldeck. – 1953 Mitgl. der Disziplinarkammer der EKD. Kaiser, Jakob 203 geb. 8. 2. 1888 Hammelburg, gest. 7. 5. 1961 Berlin-West, 1906–1912 Buchbinder Nu¨rnberg, 1908–1910 Milita¨rdienst, 1912–1933 Funktiona¨r der Christlichen Gewerkschaften Deutschlands, 1914–1917 Kriegsdienst, 1928 stellv. Zentrumsvors. des Rheinlandes, 1945 Mitbegru¨nder u. Vors. der CDU fu¨r Berlin u. die SBZ, 1946–1949 Stadtverordneter Berlin, 1947 von der SMAD als Zonenvors. der CDU abgesetzt, U¨bersiedlung nach Westberlin, 1948/49 MdPR, 1949–1957 MdB (CDU) u. Minister fu¨r Gesamtdeutsche Fragen, 1950–1958 stellv. Bundesvors. der CDU. Kamlah, Theodor 648, 650 geb. 27. 12. 1887 Gorenzen/Mansfeld, gest. 23. 10. 1968 Go¨ttingen, 1914 Divisionspfr., 1918 erster Domhilfsprediger u. Inspektor Berlin, 1920–1958 Pfr.

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Go¨ttingen, 1928 Mitbegru¨nder des Bundes Ev.-Ref. Kirchen, 1929–1964 Pra¨ses. – 1933 Teilnahme an der Deutschen Ev. Nationalsynode Wittenberg, 1945 der Kirchenversammlung Treysa, 1948 Eisenach. Kammel, Richard, Lic., Dr. 71f. geb. 20. 12. 1882 Rawitsch/Bojanowo (Polen), gest. 1. 12. 1957 Berlin, 1908 Ordination, Leiter der Inneren Mission u. des Ev. Pressverbandes Posen, 1945–1953 Leiter des Kirchendienstes Ost. Karnatz, Bernhard, D. Dr.jur. 43, 46–49, 57, 59, 64, 69f., 93ff., 113, 122, 139, 141–144, 148, 155, 160f., 180, 215, 219f., 226, 231, 238, 241, 261, 273, 280, 293, 298ff., 307, 330, 427, 429f., 433, 435, 445, 485ff., 533–537, 546, 548, 551, 637, 648, 650 geb. 29. 3. 1882 Verden/Aller, gest. 18. 3. 1976 Berlin, 1916 Kon.Rat beim EOK Berlin, dann Hilfsreferent im Kriegsministerium, 1919 u. Geheimer OKon.Rat, 1929 jurist. Dirigent ebd., 1933 Zwangsbeurlaubung u. Ruhestandsversetzung, 1952–1958 komm. Vizepra¨sident u. Leiter der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle. – 1946 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1949 der Synode der EKD. Karrenberg, Friedrich, Dr.rer.pol. D.theol. 259, 449 geb. 16. 4. 1907 Velbert, gest. 28. 11. 1966 Berlin, Volkswirt, 1946 Mitgl. der rheinischen Landessynode u. Leiter des Sozialethischen Ausschusses der rheinischen Landeskirche, 1950–1961 Leiter der Arbeitsgruppe Wirtschaft des DEKT, 1959 Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung, 1961 Prof. fu¨r Sozialethik Ko¨ln, 1965 Direktor des Sozialethischen Instituts der EKD. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. stellv. Delegierter auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949–1962 Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, 1955–1959 Mitgl. der Synode der EKD, 1961/62 stellv. Vors. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung. Kaufmann, Erich, Dr.jur. 186 geb. 21. 9. 1880 Demmin, gest. 11. 11. 1972 Heidelberg, 1908 Habilitation Kiel, 1912 ao. Prof. ebd., 1913 o. Prof. Ko¨nigsberg, 1917 Berlin, 1920 Bonn, 1927 Berlin, 1934 Entlassung aus „rassischen“ Gru¨nden, 1938 Flucht nach Holland, 1946 Ru¨ckkehr, 1947 o. Prof. Mu¨nchen, 1950 emeritiert. Kemper, Heinrich 421 geb. 25. 2. 1888 Siegen/Westf., gest. 23. 8. 1962, Textilkaufmann, 1924–1933, 1946–1949 Stadtrat Trier, 1949–1957 MdB (CDU). Kieckbusch, Wilhelm 650 geb. 28. 5. 1891 Hamburg-Eppendorf, gest. 26. 3. 1987 Stockelsdorf/Lu¨beck, 1924 Pfr. Ohlsdorf u. Hamburg, 1929 Malente-Gremsmu¨hlen, 1930 Landespropst Eutin, 1961–1976 Bischof ebd., Bevollma¨chtigter fu¨r das Hilfswerk u. Vors. der IM Eutin. – 1933 Teilnahme an der Deutschen ev. Nationalsynode Wittenberg, 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Kiesow, Fritz 252 geb. 28. 2. 1902 Plathe, gest. 5. 8. 1971, 1936 Beamter in der Kirchenkanzlei der DEK bzw. EKD, zuletzt Kirchenoberamtsrat, 1939–1949 Wehrdienst u. Kriegsgefangenschaft, 1946 Wartestand, spa¨ter ru¨ckwirkend aufgehoben. – 1946 stellv. Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD.

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Personenregister/Biographische Angaben

Kijne, John J. 463f. geb. 21. 12. 1909 Zwolle, 1940–1974 Secretary for Translations bei der niederla¨ndischen Bible Society. Kinder, Ernst, Dr.theol. D.theol. Dr.h.c.mult. 448 geb. 11. 5. 1910 Barmen, gest. 2. 2. 1970 Mu¨nster/Westf., 1935 Habil. Erlangen, 1947 Prof. (ST) Neuendettelsau, 1953 Mu¨nster/Westf. Kittel, Gerhard, Prof. Dr.theol. 598, 605 geb. 23. 9. 1888 Breslau, gest. 11. 7. 1948 Tu¨bingen, 1913 Habilitation Kiel, Marinepfr., 1917 Privatdoz. Leipzig, Leitung des Religionsseminars ebd., 1921 ao. Prof. ebd., Prof. Greifswald, 1926 Tu¨bingen, 1945 Amtsenthebung und Inhaftierung wegen antiju¨discher Schriften im Sinne der Rasse- und Ausgrenzungspolitik der Nationalsozialisten, 1946–1948 Seelsorger Beuron. Klamroth, Erich (Otto Bernhard), Lic.theol. Dr.phil. 94, 166 geb. 18. 7. 1888 Osterode, gest. 22. 3. 1970 Berlin, 1913 Pfr. Blo¨sien, 1923 Studienrat u. Inspektor an der Waisenanstalt der Franckeschen Stiftungen Halle/ Saale, 1927 Pfr. Berlin Neuko¨lln, 1933 Berlin-Steglitz, 1958 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Klemm, Hermann, Dr. 481 geb. 5. 6. 1904 Zwickau, gest. 10. 6. 1983 Meißen, 1929 Pfr. Burkhardswalde, fu¨hrendes Mitgl. der sa¨chsischen BK, 1951–1973 Sup. Meißen. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1948–1954 Mitgl. der sa¨chsischen Landessynode, 1949–1961 der Synode der EKD, 1949–1973 der Generalsynode der VELKD. Kloppenburg, Heinz, Dr.theol.h.c. 31, 56, 194, 432 geb. 10. 5. 1903 Elsfleth/Wesermarsch, gest. 18. 2. 1986 Bremen, 1932 Pfr. Wilhelmshaven-Heppens, Mitbegru¨nder des Pfarrernotbundes (dann BK) Oldenburg, 1937 zwangsweise Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, 1940 Vakanzprediger Wiefelstede, 1942 Vors. der Konferenz der Landesbruderra¨te, 1945 OKR der Ev.-Luth. Kirche Oldenburg, 1947–1950 Sekreta¨r der Flu¨chtlingsabteilung des O¨RK Genf, 1953 Versetzung in den einstweiligen Ruhestand im Zusammenhang des „Oldenburger Bischofsstreites“, Religionslehrer, 1953–1978 Herausgeber u. Schriftleiter der „Jungen Kirche“, 1961–1973 Mitgl. der Kommission fu¨r Internationale Angelegenheiten des O¨RK, bis 1970 einer der Vizepra¨sidenten der CFK u. Leiter der CFK-Regionalkonferenz der BRD, Ausschluss aus dem CFK wegen Protestes gegen die gewaltsame Niederschlagung des „Prager Fru¨hlings“. Knak, Siegfried, D.theol. 166 geb. 12. 5. 1875 Zedlitz/Schlesien, gest. 22. 5. 1955 Berlin, 1901 Pfr. Ribbekardt/Pommern, 1910–1920 Inspektor der Berliner Missionsgesellschaft, 1921–1949 Missionsdirektor ebd., 1934 Mitgl. des Bruderrates der Arbeitsgemeinschaft missionarischer u. diakonischer Verba¨nde, 1950 Prof. fu¨r Missionswissenschaft an der Kirchl. Hochschule Berlin (Berufung 1935). – 1946 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD u. des Nachpru¨fungsgerichtes der EKD, 1948 stellv. Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. stellv. Delegierter der EKD bei der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD.

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Personenregister/Biographische Angaben

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Knell, Bernhard 443, 648, 650 geb. 13. 9. 1907 Darmstadt, gest. 13. 1. 1957 Darmstadt, 1936 Pfr. Elisabethenstift Darmstadt u. Mitgl. der BK, 1937 Schutzhaft, 1940 Amtsenthebung aus polit. Gru¨nden u. Kriegsdienst, 1945–1952 Vorsteher des Diakonissen-Mutterhauses des Elisabethenstifts Darmstadt, 1952 stellv. Kirchenpra¨sident der hessen-nassauischen Kirchenleitung. – Mitgl. der vorla¨ufigen Kommission dt. u. franz. Protestanten. Knospe, Gottfried 334 geb. 2. 4. 1901 Kaitz/Dresden, gest. 16. 10. 1965 Dresden, 1927 Pfr. der Heilu. Pflegeanstalt Arnsdorf, 1932 Hochweitzschen, 1934 Krankenhauspfr. Dresden-Johannstadt, 1941 Pfr. Trinitatiskirche Dresden, 1943 an der Verso¨hnungskirche ebd., 1945 auftragsweise OLKR im LKA der sa¨chsischen Landeskirche (Mitgl. der vorla¨ufigen Kirchenleitung Sachsens), 1950–1965 OLKR. Kobold, Karl Heinrich 520f. geb. 27. 12. 1894 Straßburg, gest. 21. 11. 1975 Preetz, 1920 Jugendpastor Kiel, 1928 Pfr. Giekau, 1933 Bad Segeberg, 1934 Preetz, 1945 Propst Plo¨n, 1961 emeritiert. Koch, Wilhelm, Dr.jur. 166 geb. 11. 12. 1903 Mu¨hlhausen (Thu¨ringen), gest. 1989 Haar/Elbe, 1933 Gerichtsass., 1934 Rechtsanwalt Mu¨hlhausen, 1937 Notar, 1939 Kriegsdienst, 1948 rechtskundiger Mitarbeiter im Kreiskirchenrat Mu¨hlhausen, 1956 Kirchenverwaltungsamtmann, 1958 jurist. Hilfsarbeiter im Konsistorium Magdeburg, 1959 Kon. Rat, 1965 OKon. Rat, 1966 Kon. Pra¨s., 1971 Ruhestand. Ko¨hler, Albert 520 geb. 1. 12. 1915 Mu¨nchen, 1951 Baurat der Ev.-Luth. Kirche in Bayern. 1960 Oberbaurat, 1970 Baudirektor, 1979 Ruhestand. Ko¨hler, Clemens 508 geb. 1900 Go¨rlitz, 1955 Verwaltungsinspektor der Ev.-Luth. Kirche in Bayern, 1965 Ruhestand. Ko¨hler, Erich Adolf, Dr.sc.pol. 421 geb. 27. 6. 1892 Erfurt, gest. 23. 10. 1958 Wiesbaden, 1914–1918 Kriegsdienst, Landesarbeitsrichter, 1933 Entlassung aus „rassischen“ Gru¨nden, Syndikus u. Gescha¨ftsfu¨hrer verschiedener Arbeitgeberverba¨nde in Kiel u. Lu¨beck, 1937 Buchhalter u. Rechtsberater, 1939 Versicherungsagent, 1945–1949 Hauptgescha¨ftsfu¨hrer der IHK Wiesbaden, 1945 Mitbegru¨nder der hessischen CDU, 1946/47 MdL (CDU) Hessen, 1947 Mitgl. im Parlamentarischen Rat beim La¨nderrat des amerikanischen Besatzungsgebietes, 1949–1957 MdB (CDU), 1949/50 Bundestagspra¨sident. Ko¨ttgen, Arnold, Dr.jur. 225, 320 geb. 22. 9. 1902 Bonn, gest. 10. 2. 1967 Go¨ttingen, 1928 Privatdozent fu¨r Staats-, Verwaltungs- u. Kirchenrecht Jena, 1931 o. Prof. Greifswald, 1943 an der Wirtschaftshochschule Berlin, 1951 an der Hochschule fu¨r Verwaltungswissenschaften Speyer, 1952 Go¨ttingen. – 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Kohls, Ewald 74 geb. 3. 2. 1905 Stettin, gest. 4. 5. 2000 Hamburg, Kaufmann, bis 1957 Prokurist

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Personenregister/Biographische Angaben

Nordenham und Hamburg. – 1953 Mitgl. der oldenburgischen Synode u. des Ausschusses zur Kla¨rung der Vorga¨nge um die Bischofswahl. Kopf, Hinrich Wilhelm 621 geb. 6. 5. 1893 Neuenkirchen (Land Hadeln), gest. 21. 12. 1961 Go¨ttingen, 1920 perso¨nlicher Referent des preußischen Innenministers, Ta¨tigkeit bei der Merkurbank, 1924 selbststa¨ndiger Makler u. Ta¨tigkeit bei verschiedenen Versicherungsfirmen, 1928 Landrat des Landes Hadeln Otterndorf, 1932 Regierungsangestellter Oppeln, Provinz Oberschlesien, 1933 selbststa¨ndiger Kaufmann u. Landwirt, 1945 Oberpra¨sident der Provinz Hannover, 1946 Ministerpra¨sident des Landes Hannover, 1946–1955, 1959–1961 Ministerpra¨sident von Niedersachsen, 1947/48 u. 1957–1959 Innenminister von Niedersachsen. Kopp, August 186, 619 geb. 7. 6. 1886 Alsenz, gest. 17. 6. 1970 Bad Kreuznach, 1912–1915 Pfarrverweser Erlenbach/Kandel, Jettenbach u. Rathskirchen, 1915 Stadtvikar Lauterecken, 1915–1918 Feldgeistlicher, 1916–1948 Pfr. Rehborn, 1928 nebenamtl. Sozialpfr., 1948 OKR Speyer, 1954 Ruhestand. Kotte, Erich, D. 333f., 650 geb. 16. 11. 1886 Buchenau/Eisenach, gest. 24. 10. 1961 Dresden, 1920 Regierungsrat u. jurist. Hilfsarbeiter im Konsistorium Dresden, 1923 Vortragender Rat, 1933 voru¨bergehend zwangsbeurlaubt, 1935–1937 Mitgl. des sa¨chsischen Landeskirchenausschusses, 1936 Leiter des LKA Dresden, 1938 Verhaftung, 1940 Ruhestandsversetzung, 1945–1957 Leiter des LKA Dresden, 1948 Mitgl. der VELKD-Kirchenleitung, 1958 Vizepra¨sident des Verfassungs- u. Verwaltungsgerichtes der VELKD. – 1946 Mitgl. des Nachpru¨fungsgerichtes der EKD, 1948 der Kirchenversammlung Eisenach, 1957 der Synode der EKD u. der Generalsynode der VELKD. Kracker von Schwartzenfeldt, Christoph-Johann, Dr. 166 geb. 11. 11.1902 Charlottenburg, gest. 9. 7.1964 Berlin, 1928 im staatlichen Justizdienst Breslau, 1933 jurist. Hilfsarbeiter beim Konsistorium Breslau, 1946 jurist. Referent beim EOK, 1947 OKon. Rat, 1962 Leiter der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle. Kramm, Hans-Herbert, Dr. phil. DD.D. 612 geb. 14. 1. 1910 Berlin, gest. 6. 4. 1955 Lu¨neburg, Vikar Potsdam, Schweden u. Berlin, 1935 Ordination Berlin, 1936 Pfarrverweser an der St. Marien- u. Christuskirche London, dann an St. Petri Kopenhagen, dann Pfr. am Elisabeth-Dikonissen-Krankenhaus Berlin, 1938 Stipendiat Oxford, 1939 Pfr. an der deutschen luth. Gemeinde ebd., 1941 London, 1945 Gastvorlesungen an der Theol. Schule Norton Camp/England, 1947 Doz. an der Univ. London, zusa¨tzlich Pfr. an der Hamburger luth. Kirche London, 1953 Heimkehr nach Deutschland u. Pfr. u. Studentenpfr. Lu¨neburg. Kramp, Willy, Dr.phil. Dr.theol.h.c. 598, 606 geb. 18. 6. 1909 Mu¨hlhausen/Elsass, gest. 19. 8. 1986 Villigst/Ruhr, Lehrta¨tigkeit Ko¨nigsberg, Wissenschaftlicher Assistent an der Univ. Ko¨nigsberg, 1939 Heerespsychologe, 1943–1950 Kriegsdienst u. russische Gefangenschaft, 1950–1957 Leiter des Ev. Studienwerkes Villigst/Schwerte, 1952/53 Mitgl. der Kommission zur Bibelrevision, Mitarbeiter der Monatsschrift „Die neue Furche“. – Mitbegru¨nder des DEKT.

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Personenregister/Biographische Angaben

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Kreyssig, Lothar, Dr.jur. 9ff., 14f., 17, 21, 31, 33, 38f., 43–49, 58, 60, 64, 70, 75, 93, 95, 113, 121, 139f., 142, 144, 147f., 154, 156, 164, 179, 186, 215, 218, 220f., 229, 235, 241, 246, 251, 257, 271f., 277, 277, 293, 297, 299, 301, 304, 309, 315, 327, 330, 348, 373, 382f., 389, 397, 425, 427, 429f., 437, 443, 447, 456, 467, 481, 485–488, 496, 498, 500, 522, 533, 535, 537–542, 544f., 558f., 562, 648 geb. 30. 10. 1898 Flo¨ha, gest. 5. 7. 1986 Bergisch-Gladbach, 1926 Landgerichtsrat Chemnitz, 1937 Amtsrichter Brandenburg, 1942 zwangspensioniert wegen seines Einsatzes gegen die sog. Euthanasie, 1945 Landgerichtsdirektor Potsdam, 1946 Kon. Pra¨s. Magdeburg, 1947–1964 Pra¨ses der provinzialsa¨chsischen Synode, 1952–1970 der Synode der EKU. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949–1961 Mitgl. des Rates der EKD. Krimm, Herbert, Dr.theol. 181, 337 geb. 6. 11. 1905 Przemysl/Galizien, gest. 22. 1. 2002 Karlsruhe, 1928 Pfr. Wien, 1936 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralvorstand des Gustav-AdolfVereins Leipzig, 1940 Wehrmachtspfr., 1946 Hauptgescha¨ftsfu¨hrer u. Leiter der Abteilung Kirchlicher Wiederaufbau des Zentralbu¨ros des Hilfswerks der EKD, 1951 Privatdoz. (PT) Heidelberg, seit 1951 Leiter des Zentralbu¨ros des Hilfswerks der EKD, 1956 Pfr. Schlierbach, 1954 Honorarprof. fu¨r Diakoniewissenschaft Heidelberg, 1961 Prof. u. Leiter des dortigen Diakoniewissenschaftlichen Instituts. Kru¨ger, Hanfried Geerd Karl Hinrich, Dr.phil. D.D. 67, 143, 159, 180, 231, 315, 317, 543 geb. 12. 4. 1914 Schwerin, gest. 11. 12. 1998 Frankfurt/M., 1938 Vikar Hannover und Predigerseminar Loccum, 1940 Ordination Hannover u. Pfr. ebd., 1941–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1943 Pfr. Lauenstein/Kreis Hameln, 1951 KR beim LKA Hannover, 1953–1979 OKR im Kirchlichen Außenamt, 1956–1976 Sekreta¨r des Deutschen O¨kumenischen Studienausschusses, 1956–1981 Leiter der O¨kumenischen Centrale Frankfurt, 1956–1984 Schriftleiter der „O¨kumenischen Rundschau“, 1961/62–1981 Gescha¨ftsfu¨hrer der ACK Deutschland, 1978 Lehrbeauftragter fu¨r o¨kumenische Theol. Mainz, 1980 Ruhestand, 1982 Honorarprofessor fu¨r o¨kumenische Theol. Mainz. Kru¨ger, Marie 183 geb. 17. 1. 1894 Berlin, gest. 13. 3. 1962 Ko¨rbecke, kaufma¨nnische Lehre bei der Industrieofen-Firma Bru¨der Boye, leitende Angestellte bei der Aktiengesellschaft fu¨r Brennofenvergasung Berlin, 1926 Leiterin des Christlichen Vereins fu¨r Frauen u. Ma¨dchen Waldenbrug, 1928–1942 Vors. der Schlesischen Frauenhilfe, seit 1950 Leitung der Ev. Frauenhilfe in Deutschland, seit 1951 im Pra¨sidium des DEKT, 1957–1962 Mitarbeit im Ma¨dchenwerk Witten, im Ma¨dchenbibelkreis Bad Salzuflen, im Jugendpfarramt Dortmund, im Synodalkinderheim Schwansbell. – 1951 Mitgl. des Diakonischen Beirates der EKD, Mitgl. der Synode der EKU. Kru¨ger-Wittmack, Georg, Dr. 441, 551 geb. 5. 3. 1902 Berlin, gest. 2. 7. 1986 Darmstadt, Ta¨tigkeit in der freien Wirtschaft u. im o¨ffentlichen Dienst, 1933 Konisistorialass. Stettin, 1936 Kon. Rat ebd. u. in der Kirchenkanzlei der DEK, 1939 Referent im EOK Berlin,

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Personenregister/Biographische Angaben

1939–1945 Vertreter des EOK Berlin im Vorstand des CA fu¨r die IM, 1940 OKon. Rat u. Referent im EOK Berlin, 1941–1978 Mitgl. im Verwaltungsrat des ev. Diakonievereins Berlin-Zehlendorf, 1943 Entsendung zum KR Gablonz/Neiße, 1945 Ta¨tigkeit im CA fu¨r die IM (West) Bielefeld u. Seelsorger an den Universita¨tskliniken Kiel, 1947–1954 wiss. Mitarbeiter im EOK Karlsruhe, 1954–1957 Justitiar beim Kirchl. Außenamt Frankfurt/M., 1957–1970 OKR u. leitender Jurist der Kirchenverwaltung der hessen-nassauischen Landeskirche. – 1954–1980 Gescha¨ftsfu¨hrer des deutschen ev. Instituts fu¨r Altertumswissenschaften des Heiligen Landes, 1962–1974 stellv. Vors. bzw. Vors. des Luth. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Krummacher, Friedrich Wilhelm, Dr.theol. D. Dr.theol.h.c. 144, 192, 215, 220, 303, 305, 315, 322, 333, 380, 406f., 412, 648ff., 654 geb. 3. 8. 1901 Berlin, gest. 19. 6. 1974 Altefa¨hr, 1923 Vikariat Neuruppin, Hilfsprediger Berlin, 1926 Provinzvikar in der Kurmark, 1928 Pfr. Essen-Werden, Mitarbeiter im Kirchenbundesamt bzw. der DEKK, 1934 KR ebd., 1934 OKR (1936 OKon. Rat) im Kirchlichen Außenamt der DEK, 1939 Milita¨rpfr., russ. Kriegsgefangenschaft, Mitbegru¨nder des „Kirchlichen Arbeitskreises beim Nationalkomitee Freies Deutschland“, 1945 Sup. von Berlin-Land u. Pfr. Berlin-Weißensee, nebenamtl. Ta¨tigkeit in der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, 1946 Generalsup. von Berlin (Ost) u. Mitgl. der Kirchenleitung der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg, 1955–1972 Bischof der Pommerschen Ev. Kirche. – 1960–1968 Vors. der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR, 1961–1969 Mitgl. des Rates der EKD, 1957–1970 Mitgl. des Exekutivausschusses des LWB. Krummacher, Helga (geborene Stalmann) 538 geb. 22. 3. 1909 Wiesbaden, gest. 22. 6. 1973 Stralsund, Kinderga¨rtnerin und Jugendleiterin im Pestalozzi Fro¨bel Haus Berlin, 1928 Heirat mit Friedrich Wilhelm Krummacher, 1943 kriegsbedingte U¨bersiedlung nach Hinterpommern (heute Westpommern), 1945 U¨bernahme pfarramtlicher Dienste in pfarrerlosen Gemeinden ebd., 1946 Ausweisung und Umzug nach Ostberlin, Mitarbeit im Pra¨sidium des DEKT, Mitarbeit an der Zeitschrift „Die Christenlehre“, 1956 Gru¨ndung des Seminars fu¨r Kirchlichen Dienst und dessen Rektorin Zu¨ssow, seit 1958 Greifswald, Mitarbeit in der Landessynode der Pommerschen Ev. Kirche, 1972 Ruhestand. Kruska, Harald, Lic. 72 geb. 23. 10. 1908 Thorn, gest. 17. 9. 1993 Berlin, 1933 Ordination, 1934 Pfr. Libau/Kr. Gnesen, 1940 Posen, Doz. an der KiHo Posen, 1945 Prof. an der KiHo Berlin, seit 1953 Leiter des Kirchendienstes Ost, Vors. des Konvents der zerstreuten ev. Ostkirchen, 1966 Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Hilfskomitees der EKU. Ku¨nneth, Walter, Dr.phil. Lic.theol.h.c.mult. 538 geb. 1. 1. 1901 Etzelwang/Oberpfalz, 26. 10. 1997 Erlangen, 1926 Doz. an der Apologetischen Centrale des CA fu¨r die IM Berlin, 1930 Privatdoz. (ST) ebd., 1932 Leiter der Apologetischen Centrale, Mitbegru¨nder der Jungreformatorischen Bewegung, Mitgl. der BK, 1937 Schreib- u. Redeverbot, 1938 Pfr. Starnberg/Bayern, 1944 Dekan Erlangen, 1946 Honorarprof. ebd., 1953–1969 o. Prof. ebd. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach.

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Personenregister/Biographische Angaben

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Kunst, Hermann, Dr.theol. D. DD. 18, 20ff., 25ff., 29, 37, 38, 43, 49, 54f., 64, 72f., 116, 123, 125, 139, 145, 156ff., 183, 192, 199, 215, 220, 222f., 225, 252, 281, 289, 293, 300, 306, 318, 320, 322, 424, 427, 430, 438, 485ff., 489ff., 495, 498, 531ff., 537, 547f., 648–651 geb. 21. 1. 1907 Ottersberg/Hannover, gest. 6. 11. 1999 Bonn, 1932–1939 Pfr. Herford, 1939/40 Divisionspfr. Polen u. Frankreich, 1940 Sup. Herford, 1942 Mitgl. der Leitung der westf. Kirchenleitung (Ausbildungsreferent), 1942 Vertretung der BK beim Konsistorium Mu¨nster, 1943 Milita¨rpfr., 1945–1949 Mitgl. der westf. Kirchenleitung, 1950–1977 Bevollma¨chtigter der EKD am Sitz der Bundesregierung, 1957–1972 nebenamtl. Milita¨rbischof fu¨r die Bundeswehr, 1982–1986 Mitvors. des O¨kumenischen Arbeitskreises katholischer u. ev. Theol. – 1955 stellv. Geistlicher Beisitzer des Disziplinarhofes der EKD, 1959–1969 sta¨ndiger Gast der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Kunze, Gerhard, Dr.theol. 520f. geb. 29. 7. 1892 Hartenstein/Erzgebirge, gest. 23. 10. 1954 Hofgeismar, 1921 Pfr. Leipzig, 1925 Studentenpfr. ebd., 1933 beurlaubt, 1933 Pfr. Hamm, 1945 Sup. Hannover-Bothfeld, 1950–1954 Studiendirektor Predigerseminar Preetz/ Holstein. Laasch, Theodor (Albert Heinrich Wilhelm) 225, 252, 320 geb. 23. 4. 1894 Oldenstadt, gest. 8. 12. 1956 Hannover, 1914–1918 Kriegsteilnahme u. englische Gefangenschaft, 1920 Ta¨tigkeit in der Jugendpflege Lu¨neburg, 1921 Predigerseminar Loccum, 1923 Ordination u. Hilfsgeistlicher Duderstadt, 1925 Pfr. ebd., 1929 Konventual-Studiendirektor Loccum, 1936–1956 Landessup. Hannover, Sprengel Calenberg u. Pfr. Hannover, Ta¨tigkeit fu¨r die BK, 1954–1956 Mitgl. des Kirchensenates der Ev.-Luth. Landeskirche Hannover. – Vorbereitung u. Durchfu¨hrung des ersten DEKT, Vorbereitung der Tagung des LWB Hannover, 1952 Vertreter der EKD in der ACK, 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Langmaack, Gerhard, Dr.theol.h.c. 520 geb. 19. 2. 1888 Hamburg, gest. 26. 5. 1986 Hamburg, Maurerlehre u. Besuch der Baugewerkschule Hamburg, Kriegsteilnehmer, dann freischaffender Architekt, 1949 Mitbegru¨nder des Ev. Kirchenbautages. – 1931 Mitarbeiter der Ev. Michaelsbruderschaft. Lansemann, Robert, Lic.theol. 407 geb. 24. 7. 1908 Wismar/Mecklenburg, gest. 19. 4. 1951 Schwerin, 1936 Ordination u. Pfr. Wismar, Dezember 1950 Verhaftung. Lebouton, Ekkehart 316ff., 386, 389 geb. 1. 10. 1910 Czernowitz, gest. 15. 12. 2003 Salzburg, 1934 Vikar Wien, 1936 Pfr. Hammersdorf bei Hermannstadt, 1947 Hausgeistlicher der Helenenburg Badgastein, 1948 Seelsorger Hallein, ab 1950 zusta¨ndig fu¨r die Filialgemeinde Badgastein, 1960–1975 Pfr. der neugegru¨ndeten Ev. Gemeinde Gastein, nach Errichtung der Dio¨zese Salzburg-Tirol Senior u. Stellv. des Sup. Ledig, Peter-Kristian 489 geb. 10. 2. 1915 Leipzig, gest. 8. 5. 1991 Wu¨lfrath, Kreis Mettmann, 1939–1945 Kriegsdienst, dann Handwerker, 1953 Vorsitzender der O¨TV Bayreuth, spa¨ter Angestelltensekreta¨r und Bildungsreferent beim DGB Frankfurt/M.

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Personenregister/Biographische Angaben

Lehmann, Wilhelm 166 geb. 18. 4. 1890 Werneuchen/Kreis Oberbarnim, gest. 13. 1. 1974 Berlin, bis 1914 Friseurgehilfe, 1914–1920 Kriegsdienst, 1921 Amtsgehilfe beim Konsistorium Berlin, 1944 beim EOK Berlin, 1952–1959 Amtsmeister bei der Kirchenkanzlei der EKU Berlin-Neuko¨lln. – 1946 stellv. Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1953 Mitgl. ebd. Lehr, Robert, Dr.jur. Dr.med. h.c. 116 geb. 20. 8. 1883 Celle, gest. 13. 10. 1956 Du¨sseldorf, 1924 Oberbu¨rgermeister Du¨sseldorf u. Vorstandsmitgl. des Deutschen, Preussischen u. Rheinischen Sta¨dtetages, 1933 Amtsenthebung u. Verhaftung aus polit. Gru¨nden, 1945 Oberpra¨sident der Rheinprovinz, 1946 Pra¨sident des Landtages NRW, 1949–1953 MdB (CDU), 1950–1953 Bundesminister des Innern. Leibfried, Eugen 421 geb. 16. 4. 1897 Guttenbach, gest. 12. 10. 1978 Eberbach, Kriegsdienst, dann Landwirt, 1928–1933 Bu¨rgermeister Guttenbach (Deutsche Volkspartei), 1946 Mitgl. des Kreistages u. des Kreisrates Mosbach, 1949–1956 MdB (CDU), 1953–1968 Landwirtschaftsminister von Baden-Wu¨rttemberg, 1956–1972 MdL Baden-Wu¨rttemberg. Leitz, Franz Josef Paul, Dr.rer.pol. Dipl.-Kfm. 321, 428, 449, 536, 553 geb. 27. 10. 1905 Bretten, gest. 24. 8. 1987 Freiburg/Br., 1929–1967 Leitender Mitarbeiter in der I. G. Farbenindustrie u. ihren Nachfolgeunternehmen, 1957 Vors. des Fachnormenausschusses Bu¨rowesen im Dt. Normenausschuss, 1965 Mitgl. des Pra¨sidiums des Dt. Normenausschusses, 1967 selbststa¨ndiger Unternehmensberater Freiburg, 1971–1975 Pra¨sident des Dt. Normenauschusses. – 1945 Mitgl. der vorla¨ufigen Kirchenleitung von Nassau, 1946–1952 der verfassungsgebenden Synode, der Synode u. der Kirchenleitung der Ev. Kirche von Hessen u. Nassau, 1949–1961 Mitgl. der Synode der EKD, des Finanzausschusses der Synode, 1951–1955 Mitgl. des Hilfswerk-Ausschusses u. des Verwaltungsrates des Hilfswerks der EKD, 1954–1967 Mitgl. der pfa¨lzischen Landessynode, 1955–1961 der Kammer fu¨r Soziale Ordnung. Lemke, Willy Max Johannes 166 geb. 30. 11. 1901 Wolgast, gest. 13. 10. 1976 Berlin-Pankow, 1926 Rendant und Gemeindediakon Berlin-Borsigwalde, 1934 Diakon und Ku¨sterrendant BerlinPankow, 1937 Bu¨rovorsteher ebd., 1940 Gemeindebeamter ebd., Kriegsdienst und Gefangenschaft, 1955 Ernennung zum Kirchenverwaltungs-Amtmann beim Berliner Stadtsynodalverband, dort ta¨tig als Referent der Ostverwaltung und Leiter der Personalabteilung, 1961 Stadtsynodalamtsrat, 1966 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Lenz, Karl 188f. geb. 10. 7. 1914, Ga¨rtner, 1935–1945 Wehr- u. Kriegsdienst (ab 1943 WaffenSS), anschließend Gefangenschaft, 1953 Verurteilung zum Tode wegen Beteiligung am Massaker in Oradour Bordeaux, spa¨ter in Haftstrafe umgewandelt. Leonhard, Gottfried 421 geb. 14. 3. 1895 No¨ttingen, gest. 7. 10. 1983 Pforzheim, Bijouterietechniker, Goldschmiedelehre, 1914–1918 Kriegsteilnahme, Fabrikant, 1945 Mitbegru¨nder der CDU-Vors. u. Stadtrat Pforzheim, 1946–1950 MdL (CDU) Wu¨rttemberg-Baden, 1949–1965 MdB.

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Lex, Hans Ritter von 90 geb. 27. 10. 1893 Rosenheim, gest. 26. 2. 1970 Mu¨nchen, 1921 Regierungsass. in verschiedenen bayerischen Ministerien, 1923–1927 Bezirksamtmann (Landrat) Rosenheim, 1932–1933 MdR (BVP), 1933–1945 nach voru¨bergehender Verhaftung Oberregierungsrat fu¨r Sportfragen in der Kulturabteilung des Reichsinnenministeriums, 1946–1948 Ministerialrat u. Ministerialdirektor im Bayerischen Staatsministerium des Innern, 1949–1960 Staatssekreta¨r im BMI, 1961–1967 Pra¨sident des DRK. Liermann, Hans, Prof. Dr.jur.utr. D.theol.h.c. 541 geb. 23. 4. 1893 Frankfurt/M., gest. 22. 2. 1976 Erlangen, Referendarexamen Naumburg, 1914–1918 Kriegsdienst, 1919 Referendarexamen Karlsruhe, 1922–1927 Rechtsanwalt, 1926 Privatdoz. Freiburg/Br., 1929–1961 o. Prof. fu¨r Kirchenrecht u. Rechtsgeschichte Erlangen, Lehrstuhlvertretung Jena, Mitgl. des Landessynodalausschusses, 1959 Pra¨sident des Verfassungs- u. Verwaltungsgerichts der VELKD. Lietzmann, Hans 494 geb. 2. 4. 1872 Berlin, gest. 4. 9. 1955 Torbole/Gardasee, 1896 Gesangsausbildung Mu¨nchen, 1899 Gru¨nder der Malerschule „Ma¨nnlicher Akt im Freien“ Torbole, im Ersten Weltkrieg Milita¨rzeichner, 1918 Enteignung, 1925 Ru¨ckkehr nach Torbole. Lilje, Hanns, Dr.theol. D. DD. 9ff., 39f., 44–50, 58, 60, 64, 70, 75, 113, 121, 139f., 142, 144, 147f., 152, 154, 156, 159, 163f., 172, 179, 186, 218, 220f., 229, 235, 241, 246, 251, 257, 259, 271f., 277, 293, 299, 304, 306, 309, 327, 330, 348, 373, 383, 389, 397, 427, 429f., 437, 443, 447f., 456, 467, 469, 471f., 485–488, 496, 498, 500, 522, 533, 537, 540, 544f., 558, 562, 648f. geb. 20. 8. 1899 Hannover, gest. 6. 1. 1977 Hannover, 1925 Studentenpfr. Hannover, 1927–1933 Generalsekreta¨r des DCSV, 1932–1935 Vizepra¨sident der World Student Christian Federation, 1933–1936 Herausgeber der „Jungen Kirche“, 1934–1941 Herausgeber der „Furche“, 1935–1945 Mitgl. des Rates der Evang-Luth. Kirche Deutschlands, 1936–1945 Generalsekreta¨r des Luth. Weltkonventes, 1944 Inhaftierung, 1945 OLKR Hannover, 1947–1971 Landesbischof ebd., 1955–1969 Leitender Bischof der VELKD, 1968–1975 einer der O¨RK-Pra¨sidenten. – 1945–1973 Mitgl. des Rates der EKD, 1949–1967 stellv. Vors. des Rates der EKD, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Lindemann, Otto Johann Heinrich 494 geb. 2. 3. 1886 Emden, gest. 1. 1. 1962 Oldenburg, Bankdirektor Oldenburg. Lindenmeyer, Helmut, Dr.phil. 443 geb. 17. 5. 1904 Bukarest, gest. 26. 10. 1974 Bozen, 1928 Ordination, 1929 Vikar Unterschondorf, 1932 Pfr. Bozen-Gries, 1936 Berchtesgaden, 1945 Augsburg, 1955 KR. Lindenberg, Werner 74 geb. 15. 12. 1914 Danzig-Langfuhr, 1938 Lehrvikar Stolp, 1940 Pra¨dikant Wussow, 1942 Ordination, 1944 Pfr. Weitenhagen, 1945 Stolp, 1946 Blexen, 1947 Nordenham, 1954 Kreispfr. Butjaden. Logemann, Heinrich 74 geb. 27. 7. 1886 Lo¨ningen, gest. 1. 12. 1969 Ganderkesee, 1913 Pfr. Osternburg,

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dann Sengwarden, 1934–1958 Pfr. Ganderkesee. – 1953 Mitgl. der oldenburgischen Synode u. des Ausschusses zur Kla¨rung der Vorga¨nge um die Bischofswahl. Lohse, Eduard, Dr.theol. Dr.h.c.mult. 140 geb. 19. 2. 1924 Hamburg, Kriegsdienst, 1949 Universita¨ts-Assistent (NT) u. Pfr. in Hamburg, 1950–1953 Lehrbeauftragter (NT) an der Kirchl. Hochschule Hamburg, 1953 Privatdoz. Kiel, 1956 ao. Prof. ebd., 1962 o. Prof. ebd., 1964 Prof. Go¨ttingen, 1970–1988 Landesbischof Hannover, 1975–1978 Leitender Bischof der VELKD, 1979–1985 Ratsvors. der EKD, 1988 Ruhestand. – 1969 Mitgl. der Akademie der Wissenschaften zu Go¨ttingen, 1973–1985 des Rates der EKD, 1976 Vors. der Dt. Bibelgesellschaft, 1977–2000 Abt des Klosters Loccum, 1988–1996 Pra¨sident des Weltbibelbundes, bis 1998 Vors. des O¨kumen. Arbeitskreises ev. u. kath. Theol., Mitgl. der Studiorum Novi Testamenti Societas. Lu¨hrs, Gerhard 517f. geb. 25. 7. 1917 Langendorf/Kr. Dannenberg, 1946 Ordination, Hilfspfarrer Hittfeld, Hollenstedt, 1947 Pfr. Hollenstedt II-Spro¨tze, 1961 Pfr. Bremerhaven-Geestemu¨nde, 1982 Ruhestand. Lu¨tkemann, Wilhelm, Dr.jur. 505, 509 geb. 10. 9. 1891, Uetze/Kr. Burgdorf (Hannover), gest. 19. 7. 1973 Kassel, 1914/15 Kriegsfreiwilliger im Belgienfeldzug, Verwundung, 1921 OKon. im Ev. Konsistorium Berlin, 1939–1948 LKA Kassel, 1941–1948 Pra¨sident ebd., vorzeitiger Ruhestand· Luther, Martin 32, 605, 610, 626–629, 631 geb. 10. 11. 1483 Eisleben, gest. 18. 2. 1546 Eisleben, Reformator. Maercker, Otto August Martin Ludwig 243, 246 geb. 25. 4. 1899 Ludwigslust, gest. 24. 3. 1978 Mo¨lln/Lauenburg, 1926 Pfr. Blu¨cher, 1933 Propst ebd., 1938 Pfr. Mo¨lln, 1947 Pampow/Mecklenburg, 1948 Propst ebd., 1958 Emeritierung. Mager, Reimer, D. 9ff., 15, 17, 34, 39, 43–49, 53, 58, 60, 64, 70, 75, 113, 121, 139f., 142, 144, 147f., 154, 156, 164, 179, 186, 215, 220f., 229, 235, 241, 246, 251, 257, 271f., 277, 293, 297ff., 301, 304, 309, 327, 330f., 333, 348, 373, 393, 389, 397, 427, 429f., 437, 443, 447, 456, 467, 485–488, 496f., 500, 522, 522–525, 533, 537–542, 544ff., 558f., 562, 648, 651 geb. 22. 8. 1906 Ko¨ln, gest. 10. 10. 1966 Dresden, 1927 Gewerkschaftssekreta¨r des Verbandes christlicher Textilarbeiter Zittau, 1931 Landesgescha¨ftsfu¨hrer des Gesamtverbandes Christlicher Gewerkschaften Deutschlands fu¨r Sachsen, 1933 Mitarbeit in der BK, Landesgescha¨ftsfu¨hrer des sa¨chsischen Bruderrates, 1945 Mitbegru¨nder der CDU Dresden und Mitgl. der Stadtverordnetenversammlung, 1948–1966 Pra¨sident der sa¨chsischen Landessynode. – 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach, 1949–1966 Mitgl. des Rates der EKD u. Vors. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, 1952 Mitgl. des Diakonischen Beirates, 1961–1966 Pra¨sident des DEKT (DDR). Mahner, Wilhelm Franz Heinrich 69 geb. 21. 10. 1901 Hannover, gest. 10. 10. 1957 Hannover, 1926 Ordination, Hilfsgeistlicher Bispingen, 1927 Winsen/Luhe, 1927 Mu¨nchehagen bei Loccum, 1929 Pfr. Oberg, 1937 2. Pastor Aegidienkirche Hannover, 1947 ordi-

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niertes Mitgl. des LKA mit der Amtsbezeichnung LKR, 1949 OLKR. – 1952 Beamtenbeisitzer des ho¨heren Dienstes der Disziplinarkammer der EKD. Marschner, Lotte 538 geb. 1896, gest. 1966, 1958–1966 Vors. der Frauenhilfe der Ev. Kirche in Deutschland im Bereich der o¨stlichen Gliedkirchen – Ev. Frauenhilfe in der DDR. Martens, Wilhelm, Dr.h.c. 183 geb. 2. 7. 1889 Konstanz, gest. 31. 12. 1974 Karlsruhe, Rechtsanwalt Freiburg/ Br., 1945 Amtsgerichtsrat Mannheim, dann Pra¨sident der Landgerichte Mannheim u. Heidelberg u. Landesdirektor der Justiz Nordbaden, Vizepra¨sident des Oberlandesgerichts Stuttgart u. gleichzeitig sta¨ndiger Vertreter des Justizministers fu¨r den Bezirk Nordbaden (1949 Oberlandesgerichtspra¨sident), 1953/54 Oberlandesgerichtspra¨sident Karlsruhe. Marx, Kurt 454 geb. 17. 8. 1887 Oberpeilau bei Gnadenfeld/Schlesien, gest. 1. 8. 1957 Go¨ppingen, 1906 Angestellter bei der Firma Gruschwitz Textilwerke Neusalz, 1913–1927 Prokurist, dann Leiter der Leimfabrik Gebru¨der Garve ebd., 1925–1927 Mitgl. der Finanzdirektion der DBU, 1927 U¨bersiedlung nach Herrnhut, Finanzdirektor der DBU, nach 1945 Vorsitzer der Finanzdirektion des Finanzausschusses fu¨r die Mission u. Mitgl. des Direktoriums der Zendingsstichting (Missions-Anstalt) Bad Boll. Matern, Hermann 124, 440 geb. 17. 6. 1893 Burg bei Magdeburg, gest. 24. 1. 1971 Berlin, Gerber, 1919 Mitbegru¨nder der KPD Burg, MdL (KPD) Preußen, 1933 Verhaftung, 1934 Flucht aus Deutschland, 1941 U¨bersiedlung nach Moskau, Lehrer an der Zentralen Antifaschule Krasnogorsk, 1945 Ru¨ckkehr nach Deutschland, 1946 Mitgl. des Zentralsekretariats des Parteivorstandes der SED, ab 1950 des Politbu¨ros des ZK der SED, seit 1949 Abgeordneter der Volkskammer der DDR, 1950–1954 deren Vizepra¨sident, 1957–1960 Vors. ihres Sta¨ndigen Ausschusses fu¨r die o¨rtlichen Volksvertretungen, seit 1958 Mitgl. des Pra¨sidenten des Nationalrates der Nationalen Front. Matthis, Ernst (Julius Oskar) 63, 83 geb. 31. 1. 1902 Zu¨llichau (Frankfurt/O.), gest. 4. 3. 1999, 1928 Ordination, Hilfsprediger Lebus/O. u. Frankfurt/O., Seemannspastor u. Hilfsprediger Stockholm, 1931 Pfr. Genua, 1953 Heinersreuth, 1967 Ruhestand. Mauersberger, Erhard 262 geb. 29. 12. 1903 Mauersberg bei Marienberg/Sachsen, gest. 11. 12. 1982 Leipzig, 1925 Organist, Chorleiter u. Leiter des Bachvereins Aachen, 1928 Doz. Musikhochschule Mainz, Landeskirchenmusikdirektor der thu¨ringischen Landeskirche, sowie Kantor an der Georgenkirche Eisenach u. Leiter des Bachchores ebd., 1932 zugleich Doz. fu¨r Chorleitung an der Musikhochschule Weimar, 1939 Mitarbeiter des Instituts zur Erforschung u. Beseitigung des ju¨dischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben, 1950 Leiter Thu¨ringer Kirchenmusikschule Eisenach, 1961–1972 Thomaskantor Leipzig. May, Gerhard, DD. 385 geb. 12. 2. 1898 Graz, gest. 25. 2. 1980 Wien, 1925 Pfr. in Cilli/Slowenien, 1934/35 zugleich Studienleiter des Franz-Rendtorff-Hauses Leipzig, 1944

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Geistlicher OKR der Ev. Kirche A. B. in O¨sterreich mit dem Titel „Bischof“, 1949–1968 Bischof der Ev. Kirche A. B O¨sterreich. – 1958–1960 Vors. des O¨RK O¨sterreich. Mehs, Matthias Joseph 421 geb. 12. 10. 1893 Wittlich/Eifel, gest. 7. 4. 1976 Wittlich/Eifel, Gastwirt, 1929–1933 Stadtrat Wittlich (Zentrumspartei), 1944 Haft, 1945 Mitgl. des sta¨dtischen Beirates in Wittlich, Mitbegru¨nder der CDU u. Stadtverordneter Wittlich, 1946 Bu¨rgermeister ebd., Mitgl. des Kreistages u. des Kreisausschusses, 1949–1953 MdB (CDU). Meinzolt, Hans, Dr.jur. Dr.theol.h.c. 225, 248, 252 geb. 27. 10. 1887 Ba¨chingen, gest. 20. 4. 1967 Weßling, Kriegsdienst u. Mitgl. im Freikorps Epp, 1920 Regierungsrat im bayerischen Kultusministerium, 1925 Oberregierungsrat Mu¨nchen, 1930–1932 Landrat Kirchheimbolanden, 1933 OKR, 1935 Mitgl. der Finanzabteilung bei der DEKK, 1935–1945 Vizepra¨sident ebd., 1941 Kriegsdienst, 1945/46 Staatsrat im Kultusministerium Mu¨nchen, 1946 Lehrbeauftragter fu¨r Rechtswissenschaft an der Univ. u. TH Mu¨nchen, 1948 Honorarprof. ebd., 1954–1957 Staatsekreta¨r im bayerischen Kultusministerium. – 1947–1957 Pra¨sident der bayerischen Landessynode, 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach, 1949–1959 Mitgl. der Synode der EKD. Meiser, Hans 9ff., 17, 21, 26, 28–31, 34, 39, 43–49, 51, 55, 58, 60, 64, 70, 75, 113, 119, 121, 140, 142, 144f., 147f., 154, 156, 164, 179, 186, 218, 220f., 227, 229, 234f., 241, 246, 252, 255, 257, 259, 271f., 277, 297, 299, 304, 309, 327, 330, 337, 340, 348, 373, 383, 389, 397, 425, 427, 429f., 485–488, 490, 495f., 498, 500, 522, 528, 530–533, 537–542, 544f., 549, 558, 562, 602, 651, 654 geb. 16. 2. 1881 Nu¨rnberg, gest. 8. 6. 1956 Mu¨nchen, 1920 Pfr. Mu¨nchen-Sendling, 1922 Leiter des Prediger-Seminars Nu¨rnberg, 1928 OKR Mu¨nchen, 1930 Mitgl. des Luth. Einigungswerkes, 1932 der Allgemeinen Evang.-Luth. Konferenz u. Vorstandsmitgl. ebd., 1933 Mitgl. des Exekutivkomitees des Luth. Weltkonvents, Vors. der Deutschen Luth. Bischofskonferenz u. des Direktoriums der Vereinigung der deutschen luth. Landeskirchen, 1933–1955 bayerischer Landesbischof, 1936 Gru¨ndungsmitgl. des Rates der Evang.-Luth. Kirche Deutschlands, 1938 Vors. ebd., 1947 Mitgl. des LWB, 1948 Vors. der Vorla¨ufigen Leitung der VELKD, 1949–1955 deren erster Leitender Bischof. – 1945–1955 Mitgl. des Rates der EKD, 1948 der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Menken, Gottfried 169 geb. 29. 5. 1768 Bremen, gest. 1. 6. 1831 Bremen, 1794 Pfr. der deutsch-ref. Gemeinde Frankfurt/M., 1796 Pfr. der ref. Gemeinde Wetzlar, 1802–1825 Bremen. Menn, Wilhelm, Lic.theol. D.theol. 259 geb. 23. 8. 1888 Ferndorf, gest. 29. 2. 1956 Frankfurt/M., 1911 Hilfsprediger Ferndorf, Predigerseminar Soest, 1913 Hilfsprediger beim Kinderrettungsverein Berlin, 1914 Vikar Bochum, Hilfsprediger Mu¨nster, Ordination ebd., 1915 Pfr. Rotthausen, Feldgeistlicher, 1921 nebenamtl. (1926 bis zur Aufhebung 1934 hauptamtl.) Leiter des Sozialpfarramtes der rheinischen Kirchenprovinz Du¨sseldorf, 1922 Pfr. Remlingrade, 1934 Pfr. u. Sup. Andernach, 1946 beur-

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Personenregister/Biographische Angaben

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laubt fu¨r den Aufbau u. 1947–1956 zur Leitung der O¨kumenischen Centrale Frankfurt/M. – 1945 Teilnahme an der Kirchenkonferenz Treysa, 1948 Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1953 Gescha¨ftsfu¨hrer des deutschen o¨kumenischen Studienausschusses Frankfurt/M. Mensing, (Karl Heinrich Friedrich) Fritz 421 geb. 25. 4. 1895 Hameln, gest. 2. 11. 1978 Hameln, Fleischermeister, 2. Vors. der Vereinigung der Zentralfachverba¨nde des deutschen Handwerks, Vors. des Deutschen Fleischerverbandes u. der Zentralgenossenschaft des Fleischergewerbes, Mitgl. im Pra¨sidium des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, 1924–1933 Mitgl. des Provinziallandtages Hannover (Wirtschaftspartei) u. Senator Hameln, 1945 Ratsherr Hameln (CDU), 1949–1961 MdB (CDU). Mensing, Karl, Dr.jur., Dr.theol.h.c. 252, 508, 513 geb. 21. 12. 1876 Abrath, gest. 2. 1. 1953 Du¨sseldorf, Rechtsanwalt WuppertalElberfeld, Kirchmeister der ref. Gemeinde ebd., Rechtsbeistand der rheinischen BK, 1945 Mitgl. der rheinischen Kirchenleitung, 1948 OKR u. Doz. fu¨r Kirchenrecht an der KiHo Wuppertal. – 1945 Teilnahme an der Kirchenkonferenz Treysa, 1946 Mitgl. des Disziplinarhofes der EKD (westl. Senat), 1948 Mitgl. der Disziplinarkammer der EKD, 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Merzyn, Friedrich Heinrich G. L., Dr.jur. Dr.theol.h.c. 86f., 157, 252, 318, 427, 430, 433, 508, 513, 535f., 546, 651f. geb. 2. 6. 1904 Kassel, gest. 17. 1. 1991 Hannover, 1931 Gerichtsass. u. Hilfsrichter, 1936 jurist. Hilfsarbeiter u. Kon. Rat in der DEKK, 1937 Predigerseminar Hofgeismar, 1939 OKon. Rat, 1941 OKR bei der DEK, seit 1945 in der Kirchenkanzlei der EKD, 1965 Ruhestand. – 1946 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1959 Vors. des Finanzbeirates der EKD. Messow, Werner, Lic. 502, 508 geb. 8. 2. 1888 Teuplitz, 1915 Hilfsprediger Berlin, 1916 Ordination, 1917 Pfr. Mosau, 1919 Kohlo, 1929 Pfr. Berlin, KR u. Referent im Beirat fu¨r die kirchl. Angelegenheiten beim Magistrat von Groß-Berlin, dann Beauftragter der Evang. Kirche in der Dienststelle Kirchliche Angelegenheiten beim Senat von Berlin. Metzger, Hans-Arnold 262 geb. 5. 12. 1913 Stuttgart, gest. 2. 4. 1977 Esslingen/Neckar, Kirchenmusiker Leipzig-Thonberg, Kantor u. Organist Eisleben u. Heilbronn, 1942 Prof. fu¨r Chorleitung Leipzig, 1945 Leiter Kirchenmusikschule der wu¨rttembergischen Landeskirche Esslingen, 1946–1965 Leitung der Abteilung Ev. Kirchenmusik an der Staatlichen Hochschule fu¨r Musik u. Darstellende Kunst Stuttgart, 1954 Prof. ebd., 1947–1967 Kantor u. Organist an der Stadtkirche ebd., musikalischer Leiter der Chorvereinigung Esslingen, Aufbau eines eigenen Orchesters, 1967 Lehrbeauftragter an der Staatlichen Hochschule fu¨r Musik Trossingen. Metzger, Wolfgang, D. 260, 448 geb. 6. 10. 1899 Grab Oberamt Backnang, gest. 9. 6. 1992 Stuttgart, 1925 Pfr. Bronnweiler, 1934 Gescha¨ftsfu¨hrer des Calwer Verlagsvereins, 1946 OKR Stuttgart, 1955 Pra¨lat ebd. – 1935 Teilnahme an der Bekenntnissynode der DEK Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen.

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Personenregister/Biographische Angaben

Metzke, Erwin, Dr.phil. 259 geb. 3. 7. 1906 Danzig, gest. 3. 7. 1956 Tu¨bingen, 1934 Privatdoz. fu¨r Philosophie Ko¨ln, 1940 ao. Prof. ebd., 1944/45 Heidelberg, 1953 Leiter der Studienarbeit der Ev. Akademien. Meyer, Friedrich 262, 267, 270 geb. 11. 5. 1905 Hannover, gest. 29. 11. 1990 Gifhorn, 1931/32 Kantor Stephansstift Hannover, 1932 Kantor u. Organist Gu¨strow, 1937–1955 Leiter der Kirchenmusikschule im Stephansstift Hannover, 1941 Truppenbetreuer, 1956–1970 Landessingwart im Amt fu¨r Gemeindedienst Hannover, 1970 Ruhestand. Meyer, Heinrich Johann August, D. Dr. 259f., 448 geb. 16. 10. 1904 Apenrade, gest. 25. 5. 1978 Lu¨beck, 1929 Ordination und Pfr. Kiel, 1931 Missionar der Jeypurkirche (Indien), 1934 deren Pra¨sident, 1942–1946 Internierung, 1951 Missionar Breklum, 1951 Doz. (Religionsgeschichte) an der Univ. Heidelberg, 1953 Hanseatischer Missionsdirektor Hamburg, 1954 apl. Prof. Hamburg, 1956 Bischof von Lu¨beck, 1972 Ruhestand. – 1958–1971 Mitgl. der Synode der EKD Meyer, Paul Otto Matties, Dr. 469, 472 geb. 3. 12. 1891 Gehlenbeck, gest. 23. 9. 1979 Bremen, 1933 Ordination, 1933 Pfr. Schweicheln b. Herford, 1934 Bremen-Rablinghausen, 1960 Ruhestand. Mitzenheim, Moritz, Dr.theol.h.c.mult. 14, 72, 105f., 108, 2, 243, 246, 322, 406f., 648, 651 geb. 17. 8. 1891 Hildburghausen, gest. 4. 8. 1977 Eisenach, 1916 Pfr. Wallendorf, 1922 Saalfeld, 1929 Eisenach, 1944 Verhaftung, 1945 Vors. (Landesoberpfr.) des thu¨ringischen LKR, dann Bischof, 1970 Ruhestand. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1955–1961 des Rates der EKD. Mochalski, Herbert 252 geb. 28. 2. 1910 Go¨rlitz, gest. 27. 12. 1992 Hannover, 1937 Pfr. Oberwalden/ Schlesien, Ausweisung, 1937/38 Mitarbeiter der zweiten Vorla¨ufigen Kirchenleitung der DEK, 1939 Pfr. Berlin-Scho¨neberg, 1941–1945 Verwalter der Pfarrstelle Martin Niemo¨llers Berlin-Dahlem, 1945 pfarramtliche Kriegsaushilfe Leutkirch/Wu¨rttemberg, 1945–1948 Referent der Kirchenkanzlei der EKD, 1946 Beauftragter der schlesischen Kirchenleitung fu¨r die Betreuung schlesischer Flu¨chtlingspfr. in der amerikanischen Zone, 1948–1951 Gescha¨ftsfu¨hrer des Bruderrats der EKD, 1949 Gru¨nder u. bis 1973 Chefredakteur der Monatsschrift „Stimme der Gemeinde“, 1951–1961 Studentenpfr. Darmstadt, Flu¨chtlingsbeauftragter der schlesischen Kirche (Hilfskomitee). – 1970–1978 einer der Vizepra¨sidenten der Christlichen Friedenskonferenz Prag. Mo¨ckel, Gerhard 62, 441 geb. 28. 11. 1924 Hermannstadt, gest. 13. 8. 2004 Heidelberg, 1944 Kriegsdienst, Studienleiter an der Ev. Akademie Berlin-Wannsee, Vikar Westf., Pfr. Berlin-Dahlem, Auslandspfr. Athen, Studentenpfr. Heidelberg, 1976 Dortmund, 1990 Mitgru¨nder der Ev. Akademie Siebenbu¨rgen Hermannstadt/Sibiu. – 1972–1976 Vors. der Aktion Su¨hnezeichen Friedensdienste. Mo¨ller, Reinhard, Dr. 502 geb. 15. 1. 1888 Gumbinnen, gest. 29. 9. 1963 Bad Reichenhall, 1912 in der inneren Verwaltung Preußens, 1921 in der Reichsfinanzverwaltung, 1945 Entlas-

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sung auf eigenen Antrag, 1945 komm. Leiter, 1946–1962 Direktor des Berliner Stadtsynodalverbandes. – 1946–1959 Pra¨ses der Provinzialsynode Berlin-Brandenburg. Mu¨hlberger, Rudolf 389 Mu¨ller, Eberhard, Dr.phil. D. 21, 54, 60, 116f., 259, 489 geb. 22. 8. 1906 Stuttgart, gest. 11. 1. 1989 Heidelberg, 1932 Reisesekreta¨r, 1934–1938 Generalsekreta¨r der DCSV, 1935–1937 Reichsgescha¨ftsfu¨hrer der Deutschen Evangelischen Woche, 1938 Studentenpfr. Tu¨bingen, 1940 Kriegsdienst, 1942–1945 Feldgeistlicher, 1945 Gescha¨ftsfu¨hrer des Hilfsdienstes fu¨r Kriegsgefangene u. Vermißte Stuttgart, 1945–1971 Begru¨nder u. Direktor der Ev. Akademie Bad Boll, 1947–1972 Vors. des Leiterkreises der Ev. Akademien in Deutschland. – 1951/52 stellv. Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung der EKD 1953–1979, Mitgl. ebd., 1961–1979 Vors. ebd. – 1948 stellv. Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1959–1970 Mitgl. ebd. Mu¨ller, Karl Ferdinand, Dr.theol. 262, 267 geb. 21. 2. 1911 Stettin, gest. 26. 8. 1974 Vence (Frankreich), Predigerseminar Finkenwalde, 1937 Pfr. Karnitz, 1945 Bad Schwartau, 1946 Doz. an der Kirchenmusikakademie Lu¨beck, 1955 Direktor der Landeskirchenmusikschule Hannover, dann Leiter der Arbeitsstelle fu¨r Gottesdienst u. Kirchenmusik der hannoverschen Landeskirche, 1955 Mitbegru¨nder des Jahrbuchs fu¨r Liturgik u. Hymnologie. – 1959–1963 Mitgl. der theol. Kommission bzw. der Kommission fu¨r Gottesdienst des LWB. Mu¨ller, Konrad, Dr.jur., Dr.theol.h.c. 348 geb. 12. 2. 1900 Schlettau/Kreis Annaberg, gest. 8. 4. 1977 Ludwigslust, 1926 Konsistorialassessor beim LKA der sa¨chsichen Landeskirche Dresden, 1927 Konsistorialrat ebd., 1933 OKR ebd., Versetzung an das Bezirkskirchenamt ebd., 1945 erneute Berufung in das LKA ebd., 1950 OLKR ebd., 1959 Pra¨sident des OKR der mecklenburgischen Landeskirche, 1970 Ruhestand. Mu¨ller, Ludolf Hermann, Dr.theol.h.c. 243, 246, 322, 406f., 416, 648f., 651 geb. 8. 10. 1882 Kalbe/Milde, gest. 14. 2. 1959 Magdeburg, 1909 Pfr. Dambeck, 1915 Feldgeistlicher, 1917 Pfr. Scho¨nsee/Westpreußen, 1922 Dingelstedt/Huy, 1927 Pfr. u. bis 1934 Sup. Heiligenstadt, Amtsenthebung aus polit. Gru¨nden u. Strafversetzung nach Staats, Leiter der provinzialkirchl. Bekenntnissynode u. Vors. des Bruderrrates, 1939 Milita¨rdienst, 1945 Vors. der Vorla¨ufigen Geistlichen Leitung der Kirchenprovinz Sachsen, Pra¨ses der Synode, 1947–1955 Bischof der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. – 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Mu¨ller, Ludwig (Johann Heinrich) 110 geb. 23. 6. 1883 Gu¨tersloh, gest. 31. 7. 1945 (Selbstmord) Berlin, 1905 Hilfsprediger Ro¨hlinghausen, 1908 Pfr. ebd., 1914 Marinepfr. Wilhelmshaven, 1926 Wehrkreispfr. Ko¨nigsberg, 1932 Mitbegru¨nder der DC, Mitgl. der Reichsleitung der DC u. „Fu¨hrer“ des ostpreußischen Landesverbandes, 1933 Bevollma¨chtigter Hitlers fu¨r Fragen des deutschen Protestantismus, 1933–1945 Pra¨sident des EOK Berlin (preußischer Landesbischof) u. Reichsbischof. Mu¨ller-Armack, Alfred, Dr.rer.pol. 60 geb. 28. 6. 1901 Essen, gest. 16. 3. 1978 Ko¨ln, 1926 Privatdoz. fu¨r Volkswirt-

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schaftslehre u. Soziologie Ko¨ln, 1934 ao. Prof. ebd., 1938 ao. Prof. Mu¨nster/ Westf., 1940 o. Prof. ebd., 1950 Ko¨ln, 1952 wirtschaftspolit. Leiter des Bundeswirtschaftsministeriums, 1958–1963 Staatsekreta¨r ebd. – 1951/52 stellv. Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, 1953–1960 Mitgl. ebd. Mu¨nch, Aloisius Joseph 120, 281 geb. 18. 2. 1889 Milwaukee/Wisconsin, gest. 15. 2. 1962, 1913 Priesterweihe Milwaukee, 1922 Mitgl. des St. Francis-Seminars ebd., 1929 Rektor ebenda, 1934 Pa¨pstlicher Hauspra¨lat, 1935 Bischof von Fargo/North Dakota, 1946–1949 Erzbischof von Laodicea di Frigia, Apostolischer Vertreter in den USA, delegierter Milita¨rvikar der amerikanischen Streitkra¨fte in Deutschland, Apostolischer Visitor ebd., 1949 Regent der Apostolischen Nuntiatur ebenda, 1951 Apostolischer Nuntius ebd., 1959 Erzbischof von Selimbria, Kardinal, 1960 Pa¨pstlicher Legat der Neunzehnhundertjahrfeier des Besuches des Hl. Paulus auf Malta. Mu¨nchmeyer, Friedrich, D.theol. 223, 225, 252, 320, 522 geb. 14. 2. 1901 Glasgow/Schottland, gest. 7. 1. 1988 Kassel, 1925 Milita¨rpfr. Allenstein, 1930 Milita¨rkreispfr. Dresden, 1940 Generalfeldvikar beim Ev. Feldbischof, 1946 Gescha¨ftsfu¨hrender Direktor des CA fu¨r die IM Bethel, 1957–1961 erster Pra¨sident der Hauptgescha¨ftsstelle des Werkes „Innere Mission u. Hilfswerk der EKD“ Stuttgart. – 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1953 Mitgl. des Milita¨rseelsorgeausschusses, 1955 stellv. Mitgl. des Disziplinarhofes der EKD, 1955–1962 Mitgl. der Synode der EKD. Mundle, Wilhelm Friedrich, Lic.theol. 216f., 221, 308ff., 341, 346, 425, geb. 28. 4. 1892 Stuttgart, gest. 20. 12. 1971 Wehrda/Marburg, 1914 Gymnasiallehrer Trier, 1915 Kriegsdienst, 1917 Repetent der Stipendiatenanstalt Marburg u. Universita¨tsassistent ebd., 1918 Ordination, 1922 Lehrauftrag fu¨r Neutestamentliche Zeitgeschichte, Biblisches Griechisch u. Textgeschichte Marburg, 1925 Hilfsprediger Du¨sseldorf-Eller, 1925–1932 ao. Prof. Marburg, 1927 Pfr. Du¨sseldorf u. Duisburg-Hamborn, 1942–1962 Pfr. Boppard. Naumann, Kurt, Dr.theol. 28, 63, 83, 308 geb. 29. 7. 1909 Bromberg, gest. 20. 6. 1992 Bad Boll, 1933 Vikar Nowawes/ Oberlinhaus, 1934 Predigerseminar Rastenburg/Ostpreußen, 1934 Hilfspfr. Ausonia/Connecticut, 1937 Ordination Berlin u. Hilfsreferent fu¨r o¨kumenische Fragen im Kirchl. Außenamt Berlin, 1938 Hilfsprediger Berlin, 1938/39 Studieninspektor Berlin, 1939 Hilfsreferent im Kirchl. Außenamt Berlin, 1939–1943 Pfr. Neapel (Italien), 1941 perso¨nlicher Anschluss an die DEK, 1953 Pfr. Bozen-Gries, 1957 Kapstadt, 1963 Pfr. an der Ev. Akademie Bad Boll, 1974 Ruhestand. Neber, Jakob 421 geb. 29. 1. 1891 Sippersfeld, gest. 23. 6. 1968 Sippersfeld, Landwirt, 1920–1923, 1929–1933 u. ab 1945 Bu¨rgermeister von Sippersfeld, 1949–1953 MdB (CDU). Neubauer, Reinhard, Dr.theol. 441 geb. 1926, 1953 Pfr. der deutschen Gemeinde Bradford, 1954 Kurhessen-Waldeck, 1959 Schulpfr. Kassel, 1963–1991 Pfr. beim Ev. Diakonie-Verein Berlin-

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Zehlendorf, 1970–1994 Vors. der Internationalen Konferenz Theol. Mitarbeiter in der Diakonie. Neumayer, Fritz 124 geb. 29. 7. 1884 Kaiserslautern, gest. 12. 4. 1973 Mu¨nchen, 1911 Rechtsanwalt Kaiserslautern, 1945 Pra¨sident des Landgerichts ebd., 1947/48 Minister fu¨r Wirtschaft und Verkehr des Landes Rheinland-Pfalz, 1947–1951 MdL (FDP) Rheinland-Pfalz, 1949–1957 MdB (FDP, 1956 FVP, 1957 DP/FVP), 1952 Bundesminister fu¨r Wohnungsbau, 1953–1956 Bundesminister der Justiz. Niemann, Gerhard 443 geb. 13. 2. 1892 Clausthal-Zellerfeld, gest. 5. 10. 1962 Hannover, 1923 jurist. Hilfsreferent im Konsistorium Hannover, 1924 Ass., 1926 LKR, 1933–1957 OLKR. Niemann, Karl 443 geb. 14. 10. 1895 Veltheim, gest. 5. 4. 1989 Bielefeld, 1923 Pfr. Letmathe, 1929 Bielefeld, 1940–1945 Kriegsdienst, Mitarbeit in der BK, 1946–1965 OKR in der westf. Kirchenleitung. Niemeier, Gottfried, Dr. phil. Dr.theol 159, 223, 231, 289f., 307, 317f., 427, 430, 442f., 445, 522, 526, 548, 632, 635, 651, 655 geb. 18. 6. 1906 Wetter a. d. Ruhr/Kr. Hagen, gest. 6. 2. 1984, 1931 Ordination Altena, 1931 Hilfsprediger Rom, Berghofen, Arnsberg, 1933 Pfr. Arnsberg, 1939–1946 Kriegsdienst u. Kriegsgefangenschaft, 1953 OKR in der Kirchenkanzlei der EKD, 1965 Vizepra¨sident ebd., 1972 Ruhestand. Niemo¨ller, Else (geb. Bremer) 621 geb. 20. 7. 1890 Elberfeld, gest. 7. 8. 1961 Apenrade/Da¨nemark (Autounfall), Lehrerin Berlin, Ehefrau Martin Niemo¨llers. Niemo¨ller, Martin, DD.mult. 9ff., 13, 16, 19, 23ff., 28, 33f., 39, 43–49, 50f., 53ff., 58, 60, 64, 67, 70, 74f., 113, 121, 137, 139f., 142, 144, 146ff., 152ff., 156, 163f., 172, 179, 186, 193, 197, 216ff., 220f., 223, 229f., 234f., 241, 244, 246, 251, 257ff., 271f., 277, 283, 293f., 297ff., 301, 304f., 309f., 327f., 330, 348, 373, 383, 389, 397, 412, 420, 422ff., 427, 429f., 436f., 443, 447, 449, 456, 467, 469, 472, 485–489, 494, 496, 498, 500, 522, 533f., 536–545, 547f., 550, 558f., 562, 612, 632, 635f., 648f., 651, 654 geb. 14. 1. 1892 Lippstadt, gest. 6. 3. 1984 Wiesbaden, 1912–1918 Marineoffizier, zuletzt als U-Boot-Kommandant, 1919 Landwirtschaftslehrer, 1924 Gescha¨ftsfu¨hrer der IM Mu¨nster, 1931 Pfr. Berlin-Dahlem, 1933 Gru¨nder u. Leiter des Pfarrernotbundes, 1934 nebenamtl. Mitgl. des Reichsbruderrates der BK, 1937 Verhaftung, 1938 „perso¨nlicher Gefangener des Fu¨hrers“ im KZ Sachsenhausen u. Dachau, 1945 Verbringung nach Su¨dtirol u. Befreiung durch die Amerikaner, 1947–1964 Pra¨sident der hessen-nassauischen Kirche. – 1934 Mitgl. des Rates der APU u. des Rates der DEK, 1945–1956 Mitgl. des Rates der EKD u. Leiter des Kirchl. Außenamtes, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1961–1968 einer der O¨RK-Pra¨sidenten. Niesel, Wilhelm, Lic. theol. Dr.theol. h.c., DD. 9ff., 31, 39f., 43–49, 54f., 58, 60, 64, 70, 73, 75, 113, 121, 139–142, 144, 147f., 154ff., 164, 179, 186, 215, 218, 220f., 227, 229, 232, 235, 241, 246, 251, 255, 257, 259, 271f., 277, 297, 293, 299, 304, 309, 327, 330, 348, 373, 383, 389, 397, 425, 427, 429ff., 437, 443,

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Personenregister/Biographische Angaben

447, 449, 456, 467, 485–488, 496, 498, 500, 522, 533ff., 537–542, 544f., 558, 562, 648, 651, 654 geb. 7. 1. 1903 Berlin, gest. 13. 3. 1988 Frankfurt/M., 1930 Hilfsprediger Wittenberge/Brandenburg, 1930–1934 Elberfeld (ref. Gemeinde) u. Studieninspektor am Predigerseminar ebd., 1934–1945 Mitgl. des Bruderrates u. des Rates der APU, 1935 Dozent (ST) an der KiHo Berlin, 1940 Verhaftung u. Ausweisung aus Berlin, Hilfsprediger Breslau, 1943 Pfarrverweser Reelkirchen/Lippe, 1946–1968 Pfr. Scho¨ller bei Dornap u. Prof. (ST) an der KiHo Wuppertal, 1946–1973 Moderator des Ref. Bundes, 1948–1968 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK, 1964–1970 Pra¨sident des Ref. Weltbundes. – 1945–1973 Mitgl. des Rates der EKD, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam. Niggemeyer, Maria 421 geb. 18. 5. 1888 Mu¨nster, gest. 27. 9. 1968 Unna, Lehrerin, 1919–1933 Stadtra¨tin (Stadtverordnete) Gronau (Zentrumspartei), dann Fraktionsvors., 1934 Vors. des Katholischen Fu¨rsorgevereins Unna, 1945 Mitbegru¨nderin der CDU u. Gemeindera¨tin Altenbo¨gge, 1947 Mitgl. des Kreistages Unna, 1948 Fraktionsvors. u. Vorstands-Mitgl. der CDU Westf., 1949–1961 MdB (CDU). Noeske, Hans-Georg 166 geb. 31. 1. 1907 Groß Latzkow/Pommern, gest. 25. 3. 2008, 1935 Gerichtsreferendar Stettin, 1936 Assessor beim Amts- und Landgericht ebd., 1937 juristischer Hilfsarbeiter beim Konsistorium ebd. 1938 beim Konsistorium Berlin, 1939/40 beim Konsistorium Ko¨nigsberg, Ernennung zum Konsistorialass., Kon. Rat, 1939/40 und 1942–1945 Kriegsdienst, 1946 Kon. Rat Berlin, 1947 Greifswald, 1955 Kon. Rat Greifswald, 1957 OKR im LKA Hannover (Grundstu¨cksreferat), 1965 Nichtgeistlicher Referent ebd., 1972 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, Mitgl. der Arbeitsgemeinschaft landeskirchlicher Archive bzw. der Arbeitsgemeinschaft fu¨r das Archiv- u. Bibliothekswesen in der Ev. Kirche. Nold, Liselotte, geb. Sammetreuther, Dr.theol. h.c. 256, 448 geb. 22. 4. 1912 Mu¨nchen, gest. 5. 7. 1978 Nu¨rnberg, Leiterin des Bayerischen Mu¨tterdienstes Nu¨rnberg, Kuratoriumsmitgl. des Mu¨ttergenesungswerkes der Bundesrepublik, Mitgl. des Pra¨sidiums der ev. Frauenarbeit in Deutschland, der Diakonischen Konferenz Bayern, der Generalsynode der VELKD, der bayerischen Landessynode. – Teilnahme an den Weltkirchenkonferenzen Evanston, Neu-Delhi, Uppsala, 1969 berufenes Mitgl. einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der ro¨misch-katholischen Kirche und des O¨RK. No¨lle, Heinz (Karl Heinrich Walter) 470, 473 geb. 10. 10. 1904 Paderborn, gest. 22. 5. 1989 Bodenteich/Su¨dheide; 1928 Inspektor beim Melanchthonhaus Soest, 1929 Vikar Lu¨denscheid, 1932 Pfr. Methler bei Kamen, 1933 Pfr. an St. Remberti Bremen, 1940–1945 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1974 Ruhestand. – 1946 Vors. des Bremer Protestantenvereins, 1946–1977 Mitgl. des bremischen Kirchentages, 1947–1950 Mitgl. der Verfassungskommission der BEK, 1951–1971 Mitgl. des Kirchenausschusses der BEK. Noth, Gottfried, Dr.theol. h.c. 58, 121–124, 248, 305, 333ff., 448 geb. 26. 1. 1905 Dresden, gest. 9. 5. 1971 Dresden, 1930 Pfr. Dresden, 1932

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Zethau, 1936/37 theol. Hilfsarbeiter beim LKA Dresden, 1942 Pfr. Dresden, Mitgl. im Landesbruderrat der BK Sachsen, 1944 Kriegsdienst und -gefangenschaft, 1945 Mitgl. im Ev.-Luth. LKA, 1950 OKLR im LKA Dresden, 1953–1968 Mitgl. der Bischofskonferenz u. der Kirchenleitung der VELKD, 1953 Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. – 1954–1971 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK, 1955–1969 Mitgl. des Rates der EKD, Leitende Mitarbeit in der Konferenz (ab 1968: im Bund) der Ev. Kirchen in der DDR u. in der VELKD, 1969–1971 stellv. Vors. der Konferenz der Ev. Kirchenleitungen in der DDR. Nuschke, Otto, Dr.rer.pol.h.c. 69, 300, 322, 406, 411ff., 431, geb. 23. 2. 1883 Frohburg/Leipzig, gest. 27. 12. 1957 Berlin (Ost), 1904–1908 Chefredakteur der Hessischen Landeszeitung Marburg, 1906 Generalsekreta¨r der Freisinnigen Vereinigung Marburg, Hessen-Nassau u. Waldeck, 1910 Generalsekreta¨r der Fortschrittlichen Volkspartei Kassel, 1910 Redakteur des „Berliner Tageblatts“, 1915–1930 Chefredakteur der „Berliner Volks-Zeitung“, 1918 Mitbegru¨nder der DDP, 1919/20 Mitgl. der Verfassungsgebenden Nationalversammlung, 1921–1933 MdL (DDP) Preußen, 1931–1933 Reichsgescha¨ftsfu¨hrer der DDP bzw. der Deutschen Staatspartei, verantwortlicher Redakteur von „Der Aufstieg“, 1933 Landwirt Nieder-Neuendorf, 1945 Mitbegru¨nder der CDU in der SBZ/DDR, Verlagsleiter der „Neuen Zeit“, 1946–1952 MdL Brandenburg, 1948 Vors. der CDU in der SBZ/DDR, 1948–1952 Vors. des brandenburgischen Landtags, 1949 Abgeordneter der DDR-Volkskammer, 1949–1957 stellv. Ministerpra¨sident der DDR, verantwortlich fu¨r die Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen. Obendiek, Harmannus Anton, Dr.theol. 449 geb. 19. 9. 1894 Weener/Ostfriesland, gest. 14. 9. 1954 Rapid City/South Dakota (USA), 1915–1919 Milita¨rdienst, 1921 ref. Hilfsprediger Klein-Midlum an der Ems, 1922 ref. Pfr. Hinte bei Emden, Ordination, 1925 Pfr. Nu¨ttermoor, 1927 Pfr. Ihrhove, 1931–1951 Wuppertal-Barmen, 1932 nebenamtl. Dozent (PT) an der Theol. Schule Elberfeld, 1933 im bruderra¨tlichen Flu¨gel der BK, 1935–1941 Doz. an der KiHo Wuppertal, 1944–1951 Pra¨ses der Gemarker Gemeinde, 1952 Prof. an der KiHo Wuppertal, bis 1952 Leitung der Pfarrerbruderschaft Barmen, 1934–1954 mit Unterbrechungen Mitgl. des Ref. Bundes, 1943–1945 Leitung des Ref. Bundes, 1946 im Theol. Beirat des Leitungsgremiums des Ref. Bundes. – 1934 Teilnahme an der Bekenntnissynode Barmen, 1948 Kirchenversammlung Eisenach, Generalversammlung des Ref. Weltbundes Genf, Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1950 Regionalkonferenz des Ref. Weltbundes Straßburg, 1953 Woudschoten, 1954 Generalversammlung des Ref. Bundes Princeton, Weltkirchenkonferenz Evanston. Oeter, Hans Dietrich, Dr.med. 58 geb. 6. 5. 1903, gest. 13. 5. 2001 Karlsruhe, Autor zahlreicher familienpolitischer Schriften unter dem Pseudonym Ferdinand Oeter, praktischer Arzt Langenwetzendorf/Thu¨ringen, spa¨ter Ko¨ln, bis ca. 1966 Chefredakteur des „Deutschen A¨rzteblattes“. Ollenhauer, Erich 27, 54f., 116f., 156, 183, 487 geb. 27. 3. 1901 Magdeburg, gest. 14. 12. 1963 Bonn, 1919 Volonta¨r u. Redakteur der „Volksstimme“ Magdeburg, 1920 Sekreta¨r des Hauptvorstandes der

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Personenregister/Biographische Angaben

Sozialistischen Arbeiterjugend Berlin, 1928 Vors. des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands, 1933 Exil Prag, Paris u. London, Mitarbeiter im Bu¨ro des SPD-Parteivorstandes im Exil, 1946 stellv. Vors. der SPD, 1952 Vors., 1949–1963 MdB (SPD). Osterloh, Edo 8, 20, 24f., 27, 31, 43, 49, 66f., 89f., 139, 141f., 144, 149, 155–159, 183, 199, 216, 231, 252, 281f., 289f., 424, 508, 513 geb. 2. 4. 1909 Rotenhan/Oldenburg, gest. 26. 2. 1964 Kiel, 1935 Repetent an der KiHo Berlin, 1937 Studentenpfr. Berlin, 1940–1945 Kriegsdienst, 1941 Pfr. Holle/Oldenburg, 1945 russische Kriegsgefangenschaft, danach Pfr. Oldenburg u. nebenamtl. Mitgl. des Oldenburger OKR, 1947 hauptamtl. Mitgl. ebd., 1949–1953 Theol. Referent in der Kirchenkanzlei der EKD, 1953 Ministerialrat im BMI, 1954 Ministerialdirektor u. Staatssekreta¨r im Bundesfamilienministerium, 1956–1964 Kultusminister von Schleswig-Holstein. Osswald, Johannes 88 geb. 17. 9. 1898 Go¨rkwitz, 1917/18 Kriegsdienst, 1926 Kirchenregierungsrat der Thu¨ringer Ev. Kirche, 1931 Leiter der Pfru¨ndenabteilung ebd., 1934 Mitgl. der DC, 1939–1945 Kriegsdienst, 1943 OKon. Rat der thu¨ringischen Landeskirche, 1945 Leiter der Finanzabteilung ebd., stellv. weltliches Mitgl. im LKR, 1947 OKR, Gescha¨ftsfu¨hrer des Hainsteinhauses Eisenach, 1953 Flucht nach Westberlin. Ottner 506 Pabst 166 Botenmeister. –1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Pack, Immanuel (Ewald), Dr.theol.h.c. 443 geb. 13. 11. 1900 Mettmann/Kreis Du¨sseldorf, gest. 13. 6. 1964 Berlin-Zehlendorf, 1918 Kriegsdienst, 1925 Ordination, 1926 Pfr. Su¨chteln Synode Mo¨nchen-Gladbach, 1935–1955 Essen-Rellinghausen, 1939–1945 Milita¨rdienst, 1950–1955 Sup. der Synode Essen, 1955 Generalsup. Berlin, Sprengel I u. Pfr. der Kaiser-Wilhelm Geda¨chtnis-Kirche, 1961 Ruhestand. Paeseler, Wilhelm, Dr.habil. 28, 307f., 425, 442 geb. 15. 9. 1906 Oberhausen, gest. 4. 7. 1983 Alzey, 1940 Kriegsdienst, 1941 Assistent an der Bibliotheca Hertziana Rom, 1944 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1950/51 komm. Pfr. der deutschen ev. Gemeinde Florenz, 1956 Pfr. u. Religionslehrer Alzey, 1968 Ruhestand. Paulsen, Anna, Lic. D.theol. 139, 142, 145, 154, 648 geb. 29. 3. 1893 Hoirup/Nordschleswig, gest. 30. 1. 1981 Heide/Holstein, 1926–1945 Leiterin des Seminars fu¨r kirchl. Frauenarbeit im Burckhardthaus Berlin-Dahlem, 1951–1958 Beauftragte der EKD fu¨r Frauenfragen u. Aufbau eines Frauenreferates in der Kirchenkanzlei. Pautke, Johannes Albert Friedrich Wilhelm, D. 651 geb. 8. 4. 1888 Freienwalde/O., gest. 24. 11. 1955 Lu¨beck, 1911 Domkandidatenstift, 1912 Hilfsprediger Rixdorf/Neuko¨lln, 1913 Pfr. Usedom, 1914 Lu¨beck, 1936 Amtsentlassung, 1937 Wiedereinstellung, 1945 Propst u. Mitgl. der Kirchenleitung Lu¨beck, 1948–1955 Bischof ebd. Peters, Hans-Helmut 63, 186, 449 geb. 21. 7. 1908 Harburg-Wilhelmsburg, gest. 6. 12. 1987 Celle, Pfr. Nizza, 1941–1944 Christuskirche Paris, 1946 Landesjugendpf. Hannover, 1953 Sup.

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Celle, 1959 Landessup. ebd., 1971 Sup. Calenberg-Hoya, 1976 Ruhestand. – 1951 Mitgl. des Sonderausschusses des Rates zur Neufassung des kirchl. Auslandsgesetzes. Petri, Joachim, Dr.jur. 348 geb. 22. 7. 1909 Greifswald/Pommern, 28. 4. 1991 Darmstadt, 1938 juristischer Sachbearbeiter in der ev. Kirche von Nassau-Hessen, 1943 OKR, 1942–1946 Kriegsdienst und -gefangenschaft, 1946 OKR ev. Kirche von Hessen und Nassau, juristischer Referent fu¨r das Bauwesen und das Dienst- und Besoldungsrecht der Pfarrer ebd., 1974 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des Beamtenrechtsausschusses der EKD, im Vorstand des Ev. Presseverbandes fu¨r Hessen und Nassau, des Gustav-Adolf-Werks, des Landesverbandes des Ev. Bundes und der Nieder-Ramsta¨dter Heime sowie der IM, Mitgl. des Finanzausschusses des Ev. Bundes fu¨r Deutschland. Pettelkau, Egon 69 geb. 23. 1. 1907 Berlin-Scho¨neberg, gest. 18. 7. 1961 Berlin, 1930 Referendar am Amtsgericht Zielenzig/Neumark, 1934 Gerichtsass. Berlin, 1934 jurist. Hilfsarbeiter in der Kirchenkanzlei der DEK u. beim EOK, 1936 Konsistorialass. in der landeskirchl. Verwaltung u. dem EOK, 1935 sta¨ndiger Mitarbeiter des LKA, 1937 Kon. Rat, 1938 OKR, 1940 Kriegsdienst, 1945–1954 Sachbearbeiter im Konsistorium Greifswald, 1954–1958 OKR in der Kirchenkanzlei der EKU, 1958 Vizepra¨s. der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – u. der Kirchenkanzlei fu¨r die Gliedkirchen in der DDR. Pflugbeil, Hans 262 geb. 4. 7. 1909 Chemnitz, gest. 16. 6. 1974 Berlin, Organist Schneeberg, 1937 Kantor Greifswald, 1939–1945 Kriegsdienst, 1946 Kirchenmusikdirektor Greifswald u. Begru¨nder der Greifswalder Bachwochen. Pietsch, Kurt 69 geb. 20. 9. 1899 Berlin, gest. 28. 6. 1975 Bremen, 1919–1928 Kompanieschreiber der Reichswehr Liegnitz, 1930 Eintritt in die mittlere Beamtenlaufbahn beim Konsistorium Breslau, 1934–1939 im berlin-brandenburgischen Konsistorium, 1947–1956 Konsistorial-Oberinspektor im berlin-brandenburgischen Konsistorium Ost-Berlin, zuletzt Konsistorial-Amtmann. – Stellv. Beamtenbeisitzer des mittleren Dienstes in der Disziplinarkammer der EKD. Pietzcker, Eduard Hagen, Dr.jur. 321 geb. 30. 10. 1895 Hamburg, gest. 1. 8. 1970 Hamburg, 1923 stellv. Syndikus, 1925–1959 Syndikus im hamburgischen Kirchenrat, 1934 OKR, 1959/60 Pra¨sident des LKA Hamburg. – 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Plath, Werner, Dr.jur. 403 geb. 10. 12. 1902 Stettin, gest. 18. 11. 1971 Lu¨beck, 1929 Anstellung bei der „National Allgemeinen Versicherungs AG“ Stettin, Rechtsanwalt u. Syndikus aller National-Gesellschaften, 1933 Handlungsbevollma¨chtigter ebd., 1934 Prokurist ebd., 1936 stellv. Vorstandsmitgl. ebd., 1938 Vorstandsmitgl. u. stellv. Generaldirektor ebd., 1944/45 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1947 Generaldirektor der „National Allgemeinen Versicherungs AG“ Lu¨beck, 1952/53 Vors. des Haftpflicht-, Unfall- u. Kraftversicherer-Verbandes, 1953 Pra¨s. des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft.

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Personenregister/Biographische Angaben

Pleus, Hermann 25f., 307, 423 geb. 7. 5. 1914 Oldenburg, gest. 8. 6. 2003, 1936–1938 Wehrdienst, 1937 Hilfsprediger Heppens, 1938/39 Ahlhorn, 1939 Ovelgo¨nne/Golzwarden, 1939–1945 Kriegsdienst, 1945 Ordination Oldenburg, 1945 Pfr. Westerstede II, 1951 leitender Pfr. fu¨r die seelsorgerliche Betreuung deutscher Arbeitseinheiten bei der US-Army Heidelberg, 1952 Pfr. Jever I, 1963 Pfr. Gro¨pelingen (Bremische Landeskirche). Plu¨tschau, Heinrich 616 geb. 1677 Wesenberg/Neustrelitz, gest. 4. 1. 1752 Beidenfleth/Holstein, Leitung der portugiesischen Missionsgemeinde in Tranquebar/Indien (heute Tarangambadi), 1711/12 Ru¨ckkehr nach Europa, 1713/14 Sprachunterricht in Tamil fu¨r die Missionskandidaten Halle/Saale, 1714–1750 Pfr. Beidenfleth. Ponto, Erwin 231 geb. 19. 1. 1900, gest. 6. 10. 1981, 1958 Ka¨mmerer des Berliner Stadsynodalverbandes, spa¨ter dessen Direktor. – 1962 Mitgl. im sta¨ndigen Finanzausschuss der Synode der EKD. Poppe, Friedrich Karl 226, 321 geb. 3. 7. 1910 Magdeburg, 1937 Beamter in der Kirchenkanzlei der DEK bzw. im Kirchlichen Außenamt, zuletzt Konsistorialoberinspektor, 1946 Wartestand u. Bescha¨ftigungsauftrag im LKA Kiel, 1949 Angestellter im Kirchlichen Außenamt; 1950–1972 Beamter ebd., zuletzt Kirchenamtsrat. – 1953 Mitgl. der Disziplinarkammer der EKD. Poppen, Hermann Meinhard, Dr.theol.h.c. 262 geb. 1. 1. 1885 Heidelberg, gest. 10. 4. 1956 Heidelberg, 1908 Assistent des Universita¨tsmusikdirektors Heidelberg, 1911 Studium bei Max Reger in Meiningen, 1912 Assistent des Universita¨tsmusikdirektors Heidelberg, 1914 Musikdirektor Jena, 1918 Leiter des Hofkirchenchors Karlsruhe, 1919 Universita¨tsmusikdirektor Heidelberg u. Landeskirchenmusikdirektor, 1931 Mitbegru¨nder des Kirchenmusikalischen Instituts u. der Singschule Heidelberg. Pro¨ll, Arthur, Dr.-Ing. 388 geb. 5. 6. 1876 Badgastein (heute Bad Gastein)/O¨sterreich, gest. 29. 6. 1957 Hannover, 1900 Assistent TH Graz, 1901 Ingenieur Bremerhaven, 1902 Maschinenvolonta¨r Bremen, 1909 Privatdoz. Danzig, 1913–1945 Prof. fu¨r Mechanik, Flugwesen u. Kinematik an der TH Hannover, 1928–1945 Direktor des Instituts fu¨r Aeromechanik u. Flugtechnik ebd. Pu¨nder, Hermann, Dr.jur. Dr.h.c. 421 geb. 1. 4. 1888 Trier, gest. 3. 10. 1976 Fulda, 1926 Staatssekreta¨r u. Chef der Reichskanzlei, 1932 Regierungspra¨sident Mu¨nster, 1933 Ruhestand, 1944 KZHaft, 1945 Oberbu¨rgermeister Ko¨ln, 1948–1950 Oberdirektor des Verwaltungsrates des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, 1945 Mitbegru¨nder der CDU Rheinland, 1946 Pra¨sident des Deutschen Sta¨dtetages, 1946–1950 MdL (CDU) NRW, 1949–1957 MdB (CDU). Puffert, Heinrich Hermann, D. Dr.theol.h.c. 449 geb. 20. 5. 1907 Hamm, gest. 14. 6. 2000, 1932 Pfr. Tientsin, 1939 Pfr. Minden, 1943 Kriegsdienst, 1945 nebenamtl. Synodalbeauftragter des Ev. Hilfswerks Westf. u. Dolmetscher bei Pra¨ses Koch, 1950 Gescha¨ftsfu¨hrer des Landesverbandes der IM u. Hauptgescha¨ftsfu¨hrer des Ev. Hilfswerkes Westf., 1960–1972

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Referent in der Abteilung fu¨r Zwischenkirchliche Hilfe, Flu¨chtlings- u. Weltdienst des O¨RK Genf, 1972 Ruhestand. Putz, Eduard 223, 481, 522 geb. 9. 1. 1907 Altenscho¨nbach/Unterfranken, gest. 22. 9. 1990 Erlangen, 1927/28 Mitbegru¨nder des NS-Studentenbundes Tu¨bingen u. Erlangen, 1928 Hochschulgruppenfu¨hrer beim NS-Studentenbund Tu¨bingen, 1929 Ordination Mu¨nchen, 1933/34 theol. Hilfsreferent beim bayerischen LKR, Mitarbeit bei der Vorla¨ufigen Kirchenleitung der DEK, 1935 Pfr. Fu¨rth, 1937 Haft, 1939 Divisionspfr., 1946 Spruchkammerverfahren, 1947 Pfr. Fu¨rth, 1954 ErlangenNeustadt I, Dekan ebd., 1958 KR, 1972 Ruhestand. – 1952 Mitgl. des Vorbereitenden Ausschusses der Synode u. Mitgl. der Synode, 1953 Mitgl. des Milita¨rseelsorgeausschusses. Quervain, Alfred de, Lic.theol. D.theol. 538 geb. 28. 9. 1896 La Neuveville Kanton Bern (Schweiz), gest. 30. 10. 1968 Bern, Gemeindepfr. Westschweiz, 1921 Mitarbeit bei Friedrich Siegmund-Schultze in der Sozialen Arbeitsgemeinschaft Berlin, dann Pfr. La Neuveville, Stuttgart, Elberfeld, Laufen (Schweiz), 1930 Privdoz. Basel, 1931 Pfr. Elberfeld, 1935 als BK-Mitgl. Doz. an der Theol. Schule Elberfeld, gleichzeitig Lehrbeauftragter Basel, Pfr. Laufen, 1944 ao. Prof., 1948–1966 o. Prof. Bern. – Schriftfu¨hrer beim Deutschen Hugenottenverein. Radlauer, Curt, Dr. 463 geb. 10. 10. 1884, gest. 28. 8. 1983 Berlin, 1927 Oberregierungsrat u. Ministerialreferent in der Presseabteilung des Auswa¨rtigen Amts, 1932 Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, 1945 Leiter der „Evangelischen Hilfsstelle fu¨r ehemals Rasseverfolgte“, Wiedereintritt in den o¨ffentlichen Dienst, 1956 Senatsrat im Landesfinanzamt Berlin. Raestrup, Bernhard 421 geb. 25. 1. 1880 Oelde, gest. 20. 7. 1959 Oelde, Kaufmann, Fabrikant, 1921–1933 Mitgl. des Provinziallandtages Westf., ab 1931 dessen Pra¨sident (Zentrumspartei), 1932/33 MdL (Zentrum) Preußen, 1949–1957 MdB (CDU). Raiser, Ludwig, D.theol. Dr.jur. Dr.phil.h.c. 181, 491, 538 geb. 27. 10. 1904 Stuttgart, gest. 3. 6. 1980 Tu¨bingen, 1933 Lehrverbot aus polit. Gru¨nden, 1942 Prof. fu¨r Handels- u. Wirtschaftsrecht Straßburg, 1945 Go¨ttingen, 1955 Tu¨bingen. – 1949 Mitgl. der Synode der EKD, 1962–1970 Mitgl. u. Vors. der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung, 1970–1973 Pra¨ses der Synode der EKD. Ramsauer, Artur Daniel Erich 469 geb. 29. 4. 1902 Ofen, gest. 1994, 1925 provisorischer Assistenzprediger, 1926 Vikar O¨sterreich, 1927 provisorischer Assistenzprediger Osternburg, 1928 Vakanzprediger Neuenbrok, 1928 Pfr. Osterburg, 1937 Direktor der Norddeutschen Missionsgesellschaft 1937, 1967 Ruhestand. Ranke, Hansju¨rg (Hans-Georg), Dr.jur. 60, 72, 156, 163, 182f., 186, 307, 424, 496, 530 geb. 9. 6. 1904 Arosa/Schweiz, gest. 3. 2. 1987 Berlin, 1930 jurist. Hilfsreferent im LKA Mu¨nchen, 1932 Kirchenbundesamt Berlin, 1933 Konsistorialass. in der DEKK, 1935–1937 perso¨nlicher Referent des Vors. des Reichskirchenaus-

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Personenregister/Biographische Angaben

schusses, 1936 Kon. Rat, 1938 OKR, Kriegsdienst u. -gefangenschaft, bis 1946 Doz. fu¨r Kirchenrecht u. Gescha¨ftsfu¨hrer der Theol. Schule Norton Camp/ Großbritannien, 1947 OKon. Rat Kirchenkanzlei der EKD, 1950 Referent der Kirchenkanzlei im Bu¨ro des Bevollma¨chtigten des Rates der EKD beim Sitz der Bundesregierung Bonn, 1955 Sozialreferent in der Kirchenkanzlei, 1960–1971 Kon. Pra¨s. Berlin-Brandenburg. – 1949–1960 Gescha¨ftsfu¨hrer der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, 1961–1969 Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung. Rehkopf, Gottfried 295 geb. 29. 4. 1891 Coppenbru¨gge, 1921 Ordination, 1927 Pfr. Wiedensahl, 1936–1959 Duderstadt. Rehling, Luise, geb. Dieckerhoff, Dr.phil. 421 geb. 30. 11. 1896 Harpen, gest. 29. 5. 1964 Hagen, Hausfrau, Lehrerin, 1933 Vortragsta¨tigkeit in der Ev. Frauenhilfe, 1945–1964 Stadtverordnete Hagen, 1949–1964 MdB (CDU). Reicke, Siegfried Rudolf, Dr.jur. 125, 183 geb. 19. 5. 1897 Nu¨rnberg, gest. 12. 4. 1972 Heidelberg, 1931 Privatdoz. Berlin, 1933 Prof. fu¨r deutsches Recht u. Kirchenrecht Ko¨nigsberg, 1936 Marburg, 1941 Berlin, 1945 Marburg, 1946 Go¨ttingen, 1947 Frankfurt/M., 1949 Prof. mit Lehrauftrag Hamburg u. Heidelberg, 1957 Rektor an der Univ. Heidelberg, 1962 Pra¨sident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. – 1942 Mitgl. der Akademie der Wissenschaften Heidelberg, 1943 Berlin. Reinke, Gerhard 229 geb. 27. 8. 1921 Greifswald, 1952 Ordination Hamburg, 1952 Hilfsgeistlicher Rom, 1953 Pfr. Neapel, 1961 Hamburg, 1970 Milita¨rpfr. Wentorf, 1979 Seemannspfr. Hamburg, 1987 Ruhestand. Rendtorff, Heinrich, Lic.theol. D. 162, 259 geb. 9. 4. 1888 Westerland/Sylt, gest. 18. 4. 1960 Kiel, 1919 Pfr. HamwardeWorth, 1921 Volksmissionar fu¨r IM Rickling, 1924 Studiendirektor Predigerseminar u. Klosterprediger Preetz, 1926 Prof. (PT u. NT) Kiel, 1930–1934 Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, 1931–1933 Honorarprof. Rostock, Mitgl. der BK im Provinzialbruderrat Pommern, 1934 Pfr. Stettin-Braunsfelde, 1945 Mitgl. der Vorla¨ufigen Kirchenleitung SchleswigHolstein, 1945–1956 Prof. (PT u. NT) Kiel. – Mitgl. des Dt. Ev. Kirchenausschusses u. des Dt. Ev. Kirchenbundesrates, 1925 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Stockholm, Vors. der Christlich-Deutschen Bewegung, 1935 Mitgl. der Bekenntnissynode Augsburg, 1946 Vors. der Arbeitsgemeinschaft der Volksmission (fu¨r Deutschland), 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Rengstorf, Karl Heinrich, Lic.theol. D. Dr.h.c.mult. 376 geb. 1. 10. 1903 Jembke, gest. 24. 3. 1992 Mu¨nster, 1926 Vikar am Institutum Judaicum Delitzschianum Leipzig, 1926/1927 Assistent am Institut fu¨r Pala¨stinawissenschaft Greifswald, 1928 Assistent Tu¨bingen, 1930 Pfr. Wittingen, 1931 Privatdoz. (NT) Tu¨bingen, 1936 Lehrstuhlvertretung Kiel u. Entzug der Lehrbefugnis wegen fru¨herer Mitarbeit am Institutum Judaicum, 1937 Konventualstudiendirektor Loccum, 1939–1945 Kriegsdienst, danach Privatdoz. Mu¨nster, 1948 Prof. Tu¨bingen, 1948–1971 Prof. (NT) Mu¨nster, ab 1962 auch

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Personenregister/Biographische Angaben

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fu¨r Geschichte u. Literatur des Judentums, 1948 Wiederbegru¨ndung des Institutum Judaicum Delitzschianum u. bis 1981 dessen Leiter, 1956–1971 Vors. des Ev.-Luth. Zentralvereins fu¨r Mission unter Israel. – Mitgl. der Studiorum Novi Testamenti Societas, 1948 stellv. Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, Mitgl. der EKD-Kommission Kirche u. Judentum. Renkewitz, Heinrich, Lic.theol. D. 259 geb. 4. 10. 1902 Straßburg, gest. 28. 12. 1974 Holzschlag, 1928 Doz. (KG) am Theol. Seminar der Herrnhuter Bru¨dergemeine, 1937 Mitgl. der Unita¨tsdirektion Herrnhut, 1945 Bad Boll, 1954–1958 Studienleiter der Evang. Akademie Arnoldshain. – 1948 Delegierter der Evang. Bru¨derunita¨t auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1948–1953 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK. Rentmeister, Maria 106f. geb. 27. 1. 1905 Oberhausen-Sterkrade/Ruhr, gest. 10. 5. 1996 Berlin, 1929–1932 Arbeiterin in den USA, 1932 Stadtverordnete (KPD) Oberhausen, 1933 illegale polit. Arbeit im Saargebiet, 1934 Emigration nach Paris, 1936 Holland, 1937 Schweiz, 1938 Holland, 1939 nach der Besetzung Hollands verhaftet, 1941 verurteilt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, 1945 Mitbegru¨nderin der KPD Dessau, 1946–1950 Mitgl. des Parteivorstandes der SED, 1946–1948 Abgeordnete der Stadtverordnetenversammlung von GroßBerlin, 1947 Generalsekreta¨rin des Deutschen Frauenbundes Deutschlands, 1949 Leiterin der Hauptabteilung fu¨r kulturelle Aufkla¨rung im Ministerium fu¨r Volksbildung, 1951 Mitgl. u. stellv. Vors. der Staatlichen Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten, 1954 komm. Leiterin der Hauptabteilung Kunst im Ministerium fu¨r Kultur, 1958–1960 Leiterin des Bereichs Presse u. Werbung beim Volkseigenen Betrieb Progress Filmvertrieb. Rhau, Georg 65, 86f. geb. 1488 Eisfeld, gest. 6. 8. 1548 Wittenberg; 1514 Baccalaureus, 1518 Lehrer an der artistischen Fakulta¨t Leipzig u. Thomaskantor, Anha¨nger Luthers, 1520 Verlust der Leipziger A¨mter, Schulmeister Eisleben u. Hildburghausen, 1523 Buchdrucker u. Musikverleger Wittenberg. Richter, Gotthold Ludwig, Prof. 552 geb. 29. 10. 1903 Chemnitz, gest. 24. 6. 2002 Berlin, Kirchenmusikdirektor Berlin, 1926–1968 Kirchenmusiker, zuletzt bei der Ernst-Moritz-Arndt-Kirchengemeinde Berlin-Zehlendorf, Lehrer fu¨r Tonsatz an der Staatlichen Hochschule fu¨r Musik und Darstellende Kunst Berlin. – Mitgl. des Disziplinarhofes der EKD. Rieger, Julius, Dr.phil. 47, 61, 611 geb. 23. 8. 1901 Berlin, gest. 1. 1. 1984 Berlin (West), 1924 Lehrvikariat Cottbus, 1927 Hilfsprediger Adlershof, 1928 Pfr. u. Studieninspektor am Predigerseminar Naumburg/Queis, 1930–1953 Pfr. der deutschen Auslandsgemeinde London u. Beauftragter fu¨r Seemannsmission, 1946 sta¨ndiger Vertreter des Rates der EKD bei der Regierung von Großbritannien, Beauftragung durch die EKD mit der geistl. Aufsicht u¨ber die Lagerseelsorger in den dortigen dt. Kriegsgefangenenlagern, 1953–1969 Sup. Berlin-Scho¨neberg, 1963–1972 Mitgl. der Westberliner Kirchenleitung, 1967–1970 Leitender Redakteur des „Berliner Sonntagsblattes“. – Mitgl. der Synode Berlin-Brandenburg u. der EKU.

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Personenregister/Biographische Angaben

Rietschel, Christian, Dr.theol. 520 geb. 5. 3. 1908 Sachsendorf/Wurzen, gest. 3. 9. 1997 Bad Salzuflen, 1936 Pfr. Zettlitz/Rochlitz, Mitarbeit beim Evangelischen Pressverband, Eckart-Verlag u. Kunstdienst Berlin, 1941–1946 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, Pfr. Zettlitz, 1950 Schriftleiter des Gemeindeblattes fu¨r Sachsen „Der Sonntag“, Leiter des Kunstdienstes der sa¨chsischen Landeskirche u. Mitgl. des Arbeitsausschusses des Ev. Kirchenbautages, 1956 Vorstandsmitgl. der Niedersa¨chsischen Paramentenvereinigung, 1961 Mitgl. des Kuratoriums des Instituts fu¨r Kirchenbau u. kirchl. Kunst der Gegenwart Marburg, 1963 Bearbeiter des Werkberichts des Kunstdienstes der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, 1967 Berufung in das Domkapitel des Hochstiftes Meißen, 1973 U¨bersiedlungs nach Bad Salzuflen. Rohden, Wilhelm von, D.theol.h.c. 44 geb. 14. 11. 1901 Du¨sseldorf, gest. 30. 9. 1990 Magdeburg, 1928 Studieninspektor am Predigerseminar Wittenberg, 1930 Pfr. Rosian, 1934 Eichenbarleben/ Wolmirstedt, 1946 Kon. Rat Magdeburg, 1948 Rektor des Pastoralkollegs Ilsenburg/Harz, 1960 am Kirchlichen Proseminar Naumburg, 1963 Doz. am Kirchlichen Oberseminar ebd., 1965 Ruhestand. Ro¨sch, Julie, geb. Schmidt 421 geb. 23. 10. 1902 Stuttgart, gest. 13. 5. 1984 Stuttgart, Hausfrau, Bankangestellte, Erzieherin, Sekreta¨rin, Lernschwester, Mitarbeiterin im ev. Gemeindedienst u. in der Ev. Frauenhilfe (Mu¨ttererholungswerk), Vortragsreisen fu¨r die Ev. Frauenhilfe Wu¨rttemberg, 1949–1961 MdB (CDU). Rosenberg, Ludwig 490, 537 geb. 29. 6. 1903 Berlin, gest. 23. 10. 1977 Du¨sseldorf, 1928 Angestellter in der Krankenkassenhauptverwaltung des Gewerkschaftsbundes der Angestellten Berlin, 1931 Gescha¨ftsfu¨hrer des Gewerkschaftsbundes der Angestellten Krefeld, Du¨sseldorf u. Brandenburg/Havel, 1933 Emigration nach England, dort Ta¨tigkeit als Journalist u. Dozent, 1941 Bescha¨ftigung in der Internationalen Abteilung des brit. Außenministeriums, 1945 Ru¨ckkehr nach Deutschland u. Sekreta¨r beim Zonensekretariat der Gewerkschaften fu¨r die brit. Zone Bielefeld, 1948 Sekreta¨r im Gewerkschaftsrat der vereinten Zonen, 1949–1969 Mitgl. im Bundesvorstand des DGB, 1959 stellv. Vors., 1962–1969 Bundesvors. des DGB, 1963–1969 Pra¨sident des IBFG, 1969 Ruhestand. Rudloff, Martin, Dr.jur. 166, 502, 508 geb. 12. 1. 1904 Teterow, gest. 25. 5. 1988 Berlin, 1938 Mitarbeiter im EOK, 1939 Kon. Rat, 1946 OKon. Rat. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Rudolph, Gottfried 166 geb. 5. 5. 1913 Nieder-Hermsdorf, bis 1954 Pfr. Gehren, nach der Versetzung in den Ruhestand Umzug in die Bundesrepublik Deutschland. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Ru¨he, Johannes (Hans) 648, 651 geb. 10. 7. 1886 Westerstede, gest. 20. 6. 1975 Oldenburg, 1910 Hilfsprediger, 1913 Pfr. Wiefelstede, 1922–1959 Oldenburg, Mitgl. der BK, 1945 Kreispfr., KR, 1953 nebenamtliches Mitgl. des Oldenburger Oberkirchenrates, 1953/54 Verwalter des Bischofsamtes.

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Ruppel, Erich, Dr.jur. 295ff. geb. 25. 1. 1903 Elberfeld (heute Wuppertal), gest. 7. 7. 1975 Hannover, 1931 jurist. Hilfsreferent in der Ev. Kirche der APU, 1931/1933 Kon. Rat im Kirchenbundesamt Berlin, 1934 Kirchenkanzlei der DEK, 1935 Ministerialrat im RKM, 1939 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1947 Referent in der Kanzlei des hannoverschen Landesbischofs, 1949 OLKR, 1952 o. Mitgl. im LKA Hannover, 1958 jurist. Dirigent, 1965–1968 Vizepra¨sident des LKA, 1968 Ruhestand. Saint-Paul, Georges 95, 99 gest. 1937, 1931 Gru¨nder der Association Internatinal des Lieux de Gene`ve. Salat, Rudolf, Dr. 84f., 138, 495, 527, 531 geb. 12. 3. 1906 Steinbach/Mainburg, gest. 8. 8. 1994, 1951 Vortragender Legationsrat im Auswa¨rtigen Amt, 1954 Botschaftsrat beim Heiligen Stuhl, 1957 Beurlaubung, 1957–1961 Direktor der Kulturabteilung der UNESCO, 1961/62 Beauftragter des Auswa¨rtigen Amtes, 1962–1967 Generalkonsul Mailand, 1967 Botschafter Santiago de Chile, 1970 Ruhestand. Scha¨fer, Hermann 166 geb. 21. 11. 1900 Halle/Saale, gest. 13. 4. 1958 Magdeburg, 1932 Kreisjugendwart des Kirchenkreises Weißenfels, 1935 Provinzialjugendwart der Provinz Sachsen, 1936 Kreisjugendwart des Kirchenkreises Nordhausen, 1938 Landesposaunenwart Sachsen-Anhalt, 1939 Bu¨roangestellter des Konsistoriums Magdeburg, 1941 Inspektoranwa¨rter ebd., 1942 außerplanma¨ßiger Inspektor ebd., 1944 Konsistorialinspektor, 1947 Konsistorialoberinspektor, 1954 Konsistorialamtmann. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Schaeper, Max 166 geb. 25. 9. 1902 Su¨lldorf, gest. 10. 2. 1984 Magdeburg, 1938 Konsistorialass. beim Ev. Konsistorium Mu¨nster, 1939 Kon. Rat, 1947 Kon. Rat Magdeburg, 1952 OKon. Rat, 1967 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Schalge, (Alfred) Hans 253 geb. 25. 6. 1906 Ko¨nigsberg/Ostpreußen, gest. 3. 4. 1975 Hannover, 1922 Bu¨rohilfsarbeiter beim Ev. Konsistorium Berlin, spa¨ter Konsistorialbu¨rodiata¨r, 1931 im Dienst des Kirchenbundesamtes, 1933 Beamter ebd. bzw. im Kirchlichen Außenamt (zuletzt Amtsrat), 1946 Versetzung in den Wartestand, 1946 Angestellter im Zentralbu¨ro des Hilfswerks der EKD Stuttgart, 1950 Ruhestand, 1952 Konsistorialoberamtsrat in der Kirchenkanzlei der EKD, 1971 Kirchenoberamtsrat ebd., 1974 Ruhestand. Schanze, Wolfgang, Dr.phil. D.theol.h.c. 145f., 439, 543f., 598, 600ff., 604ff., 609f., 630, 648f. geb. 28. 5. 1897 Leipzig, gest. 2. 8. 1972 Weimar, 1923 Schlossprediger Coburg, 1928 Pfr. Weimar, 1934 Mitgl. der Luth. Bekenntnisgemeinschaft u. im Landesbruderrat, 1939 Kriegsdienst, 1945 KR u. Mitgl. des thu¨ringischen LKR Eisenach, 1946 OKR, 1967 Ruhestand. – 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Scharf, Kurt Franz Wilhelm D. DD. Dr.h.c.mult. 58, 121–124, 192, 455, 648f., 651 geb. 21. 10. 1902 Landsberg/Warthe, gest. 28. 3. 1990 Berlin, 1925–1927 Vikar Berlin-Dahlem, zugleich Adjunkt u. Heimleiter am Arndt-Gymnasium ebd.,

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Personenregister/Biographische Angaben

Hilfsprediger, 1928 Pfr. Friesack/Brandenburg, 1933 Pfr. Sachsenhausen, 1934 fu¨hrendes Mitgl. der BK u. Verhaftung, 1938 Vors. der Konferenz der Landesbruderra¨te u. Verhaftung, 1941 Kriegsdienst und -gefangenschaft, 1945–1966 Leiter (Pra¨ses, dann Propst) der Abteilung Brandenburg beim Konsistorium Berlin-Brandenburg, 1951 Pfr. Berlin (Marienkirche) mit Wohnsitz Berlin-Ost, 1961 Verweser des Bischofsamtes im o¨stlichen Kirchengebiet u. Pfr. Berlin-Steglitz, 1966 Bischof von Berlin-Brandenburg, 1972 Bischof von Berlin West, 1976 Ruhestand. – 1934 Teilnahme an den Bekenntnissynoden der DEK Barmen u. Berlin-Dahlem, 1935 Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1945–1977 Mitgl. des Rates der EKU, 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach, 1957–1960 Vors. des Rates der EKU, 1961–1967 Vors. des Rates der EKD, 1961–1979 Mitgl. ebd., 1967–1973 stellv. Vors. ebd., 1968 Mitgl. des Zentralausschusses des O¨RK. Schattenmann, Johannes. Dr. theol. 651 geb. 19. 8. 1895, gest. 1991, 1921 im Predigerseminar Mu¨nchen, 1923 Hilfsgeistlicher von St. Lukas Mu¨nchen, 1924 Pfarrer von St. Egidien Nu¨rnberg, 1930 St. Michael Markt Berolzheim, 1936 Mu¨nchen-Solln, 1962 Ruhestand. Scheffer, Reinhard Theodor Bernhard, Dr.phil. D. 144, 332 geb. 2. 8. 1903 Leipzig, gest. 26. 3. 1994 Berlin-Zehlendorf, Angestellter einer Bank, 1939–1945 Kriegsdienst, 1947–1961 Justitiar des CA fu¨r die IM OstBerlin, 1951–1953 jurist. Berater des Bevollma¨chtigten des Rates der EKD bei der Regierung der DDR, 1961–1968 Referent fu¨r Arbeitsrecht an der Hauptgescha¨ftsstelle der IM u. des Hilfswerkes der EKD Stuttgart. Scheuner, Ulrich, Dr.jur. 163, 186 geb. 24. 12. 1903 Du¨sseldorf, gest. 25. 2. 1981 Bonn, 1930 Privatdoz. fu¨r O¨ffentliches, Vo¨lker- u. Kirchenrecht Berlin, 1933 o. Prof. fu¨r ev. Kirchenrecht Jena, 1940 Go¨ttingen, 1941 Straßburg, 1947–1949 Mitarbeiter des Zentralbu¨ros des Hilfswerks der EKD Assenheim u. Stuttgart, 1948 Lehrbeauftragter an der TH Stuttgart, 1950–1969 o. Prof. Bonn, 1972 Emeritierung. Scheven, Karl von, D.h.c. 243, 246, 322, 406, 648f., 651 geb. 16. 2. 1882 Leopoldshagen/Kreis Anklam, gest. 7. 10. 1954 Bad Wiessee, 1907 Pfr. der deutschen ev. Gemeinde Cannes, 1908 Pfr. u. Inspektor bei der Berliner Stadtmission, 1911 Pfr. Pakulent, 1924 Neumark/Pommern u. Sup. des Kirchenkreises Colbatz, 1928 Stadtsup. Greifswald, 1929–1933 stellv. Pra¨ses der Provinzialsynode Pommern, Mitgl. der BK, 1945 Leitender Geistlicher im Greifswalder Konsistorium, 1946–1954 Bischof der pommerschen Kirche. – 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Schierstaedt, Leonie von 455f. geb. 3. 10. 1901 Laesgen/Schlesien, gest. 23. 8. 1990 Eutin, 1932 Reisesekreta¨rin der Pommerschen Frauenhilfe, 1940 Oberin der Schwesternschaft der Ev. Frauenhilfe, Ta¨tigkeit fu¨r den Reisedienst der Frauenhilfe Potsdam, Mitgl. der BK, nach 1945 Aufbau der Zentralstelle der Bahnhofsmission Berlin, 1948–1970 Leiterin des Vereins der Freundinnen junger Ma¨dchen, 1953–1966 Gescha¨ftsfu¨hrerin der Ev. Frauenhilfe, 1971 Ruhestand. Schlatter, Theodor, Lic.theol.h.c. D.theol.h.c. 438f., 464 geb. 2. 6. 1885 Bern, gest. 13. 1. 1971 Ludwigsburg, 1914 Pfr. Tu¨bingen, 1923 Doz. Bethel, 1930 Direktor ebd., 1933 Dekan Esslingen, 1934 kurzzeitige

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Amtsenthebung durch die voru¨bergehende DC-Kirchenleitung, 1937 Pra¨lat im Sprengel Ludwigsburg, 1943 Stellv. des Landesbischofs, 1943–1967 Vors. des Verwaltungsrates der (Privilegierten) Wu¨rttembergischen Bibelanstalt Stuttgart, 1955 Ruhestand. – 1945 Teilnahme an der Kirchenversammlung Treysa, 1947 ebd., 1948 Eisenach. Schlegelberger, Gu¨nther, Dr. 84, 136, 138, 425, 495, 530f. geb. 29. 9. 1909 Berlin, gest. 23. 4. 1974 Panama, 1940 Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes, 1943 Milita¨rdienst, 1951 Einberufung in die Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Dienstes, 1955 Legationsrat, 1957 Leiter des Generalkonsulates Osaka-Kobe, 1958 Generalkonsul ebd., 1963 Botschafter Manila, 1964 Mitarbeiter der Kulturabteilung des Auswa¨rtigen Amtes, dann Botschafter Saigon, 1968 Sta¨ndiger Vertreter des Botschafters Bern, 1972 Botschafter Panama. Schlink, Edmund, Dr.phil. Dr.theol. Dr.h.c.mult. 257, 259, 287, 384, 448, 597f. geb. 6. 3. 1903 Darmstadt, gest. 20. 5. 1984 Heidelberg, 1931 Pfr. Hessen-Nassau, 1934 Privatdoz. (ST u. PT) Gießen, 1935 Doz. an der Theol. Schule Bethel, 1939 Visitator der BK Hessen, Ausweisung, 1941 Pfarrverweser Dortmund u. Bielefeld, 1943 Studiendirektor Thomasstift (Collegium Wilhelmitanum) Straßburg, 1945 Direktor des Predigerseminars der westf. Kirche Brackwede u. Mitgl. der westf. Kirchenleitung, 1946–1971 Prof. (ST) Heidelberg. – 1946 Mitbegru¨nder u. langja¨hriges Mitgl. des ersten O¨kumenischen Arbeitskreises katholischer u. ev. Theologen, 1949–1975 Mitarbeit in der Kommission fu¨r Glauben u. Kirchenverfassung des O¨RK, 1935 Teilnahme an der Bekenntnissynode Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1945 Treysa, 1948 Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1950–1961 Vors. des Deutschen O¨kumenischen Studienausschusses, 1952 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Lund, 1954 Evanston, 1957 Begru¨nder u. Direktor des O¨kumenischen Instituts Heidelberg, 1961 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Neu Delhi, 1962–1965 offizieller Beobachter der EKD beim Zweiten Vatikanischen Konzil, 1968 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Uppsala. Schmalisch, Fritz 166 geb. 22. 3. 1892 Jersitz, gest. 25. 8. 1976 Berlin-Neuko¨lln, 1912 Milita¨rdienst, 1921 bei der Reichswehr, 1925 Amtsgehilfe beim Ev. Konsistorium der Mark Brandenburg, 1944 Konsistorialamtsmeister beim Ev. Konsistorium Berlin, 1958 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Schmidt, Kurt Dietrich, Lic.theol. D. 182f. geb. 25. 10. 1896 Uthlede/Kreis Cuxhaven, gest. 27. 7. 1964 Hamburg, 1924 Privatdoz. Go¨ttingen, 1925 auch Inspektor am Theol. Stift, 1929–1935 o. Prof. Kiel, 1933 Gru¨nder der Not- u. Arbeitsgemeinschaft schleswig-holsteinischer Pastoren, 1935 Leiter des Rechtsausschusses der ersten Landessynode, 1935 Dienstentlassung u. voru¨bergehendes Redeverbot, 1936 Doz. am Missionsseminar Hermannsburg, seit 1947 zugleich Doz. am Kirchlichen Vorlesungswerk (spa¨ter KiHo Hamburg), 1948 Prof. ebd., 1953–1964 o. Prof. an der Theol. Fakulta¨t Hamburg. – 1929 Mitarbeiter u. 1933 bis zur Auflo¨sung Leiter des Landesverbandes Schleswig-Holstein des CDVD, 1934/35 Mitgl. des Luth. Rates, 1943 im Zentralvorstand des Ev. Bundes, 1955 Begru¨nder u. erster

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Personenregister/Biographische Angaben

Vors. der Kommission der EKD zur Erforschung des Kirchenkampfes in der NS-Zeit (seit 1970 Ev. Arbeitsgemeinschaft fu¨r Kirchl. Zeitgeschichte). Schmidt, Richard, Dr. jur. 74 geb. 18. 1. 1888 Elsfleth, gest. 1. 7. 1972 Oldenburg, 1920 Ho¨herer Dienst bei der Reichsbahn, 1939 Reichsbahnabteilungspra¨sident Erfurt, 1945 Rechtsanwalt Oldenburg, 1950–1960, 1963/64 nebenamtliches Mitgl. des OKR Oldenburg, seit 1959 mit der Dienstbezeichnung OKR. Schneider, Michael, Dr. 262 geb. 4. 3. 1909 Weimar, gest. 26. 11. 1994 Ko¨ln, 1931 Organist Weimar u. Lehrbauftragter an der Musikhochschule Weimar, 1934 Organist u. Kantor an der Mattha¨uskirche Mu¨nchen, 1936 Prof. fu¨r Orgel u. Leiter der Abteilung fu¨r ev. Kirchenmusik an der Musikhochschule Ko¨ln, ku¨nstlerische Leitung des BachVereins ebd., 1942 Dirigent der Berliner Kantorei, 1944 des Berliner BrucknerChors, 1945 Organist u. Kantor an der Markuskirche Mu¨nchen, 1948 Lehrbeauftragter an der Musikhochschule Mu¨nchen, 1951 Prof. fu¨r Orgel u. Leiter der Abteilung fu¨r ev. Kirchenmusik an der Musikhochschule Detmold, 1953–1957 stellv. Direktor ebd., 1951–1959 Dirigent des Musikvereins Bielefeld, 1958 Prof. an der Musikhochschule Charlottenburg, 1965 Musikhochschule Ko¨ln, 1975 Emeritierung, Lehrbeauftragter Ko¨ln, Gastprof. an amerikanischen Universita¨ten. Schro¨der, Ferdinand, Dr. 230 geb. 10. 9. 1892 Nortorf/Holstein, gest. September 1978, 1921 im Auftrag der Ev. Gesellschaft fu¨r die protestantischen Deutschen in Amerika (Barmen) Pfr. Barao di Triumpho, 1923 Sa˜o Leopoldo/Rio Grande, 1925 Neuenbrook/Holstein, 1934 Brasilienreferent im Kirchl. Außenamt, 1936 haupamtl. Gescha¨ftsfu¨hrer der Ev. Auswandererfu¨rsorge Berlin, 1940 OKR in der DEK, 1946 Wartestand, 1946–1959 Referent im Zentralbu¨ro des Ev. Hilfswerks Stuttgart. Schro¨der, Gerhard, Dr.jur. 421 geb. 11. 9. 1910 Saarbru¨cken, gest. 31. 12. 1989 Kampen/Sylt, 1932 Fakulta¨tsassistent Bonn, 1934 Assistent fu¨r ausla¨ndisches u. internationales Privatrecht Berlin, 1939 Rechtsanwalt Berlin, 1939 Kriegsdienst, Mitarbeit in der BK, Kriegsgefangenschaft, 1945 perso¨nlicher Referent des Oberpra¨sidenten der preußischen Rheinprovinz u. Referent im nordrhein-westf. Innenministerium, 1947–1953 Rechtsanwalt ebd., 1949–1980 MdB (CDU), 1953–1961 Bundesminister des Innern, 1955–1978 Bundesvors. des Ev. Arbeitskreises der CDU, 1961 Außenminister, 1966–1969 Bundesverteidigungsminister. Schro¨ter, Waldemar 243, 322, 406, 648, 651 geb. 3. 11. 1901 Natho, gest. 22. 7. 1986 Wolfenbu¨ttel, 1927 Pfr. Rathmannsdorf, 1933 Baasdorf, 1935 Bernburg, 1946 Mitgl. des LKR der Evang. Landeskirche Anhalts, 1948 Kreisoberpfr. des Kirchenkreises Bernburg, 1949 Pfr. Dessau, 1950–1961 OKR und Vors. des LKR, 1957 Kirchenpra¨sident der anhaltinischen Landeskirche, 1962 Pfr. Plo¨tzin. – 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Schuberth, Hans, Dipl.-Ing. Dipl.-Elektrotechniker 118 geb. 5. 4. 1897 Schwabach, gest. 2. 9. 1976 Mu¨nchen, 1914 Kriegsdienst, 1915/16 Praktikant in der Maschinenfabrik Deutschland Dortmund, 1926 Reichspostbediensteter, 1931 Postass., 1933 Postrat, 1934 Zwangsversetzung

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Personenregister/Biographische Angaben

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ins Reichspostzentralamt Berlin, 1937 Ta¨tigkeit bei der Reichspostzentraldirektion in Landshut, 1943 Mu¨nchen, 1945 Stellv. Pra¨sident der Oberpostdirektion Mu¨nchen, 1945 Pra¨sident der Postdirektion Regensburg, 1947 Pra¨sident der Oberpostdirektion Mu¨nchen, 1947 Staatssekreta¨r fu¨r das Post- u. Fernmeldewesen im Bayerischen Staatsministerium fu¨r Verkehr, 1949 Bundesminister fu¨r das Post- u. Fernmeldewesen (CSU), 1953/54 Sonderbotschafter beim Vatikan, 1953–1957 MdB (CSU). – 1953–1956 Vors. des Vereins Deutscher Ingenieure. Schubring 443 Schuler, Fritz 421 geb. 12. 4. 1885 Altensteig, gest. 30. 7. 1955 Calw, 1909 Schuhmachermeister, 1921–1936 Obermeister der Schuhmacherinnung Calw, 1925–1933 Gemeinderat, 1945 stellv. Bu¨rgermeister u. Mitgl. des Kreisrates, 1946–1949 MdL (CDU) Wu¨rttemberg-Hohenzollern, 1949–1955 MdB (CDU). – 1946 Mitgl. des Ev. Landeskirchentages Stuttgart. Schumann, Erich Max 52f. geb. 14. 5. 1899 Radebeul/Dresden, gest. 13. 3. 1987, 1920 Anstellung Radebeul, 1923 beim CVJM Chemnitz, 1924 Zwickau, 1939 kaufma¨nnische Ta¨tigkeit Zwickau, 1942 Reisesekreta¨r im Ostwerk, Landesjugendwart des Ostdeutschen Ev. Jungma¨nnerwerkes, 1943 Diaconus, 1945–1954 Prediger Zwickau u. 1948 hauptamtl. Reisepfr. der Bru¨derunita¨t, 1952 Verhaftung, 1953 nach einem Schauprozess wegen „Boykotthetze“ zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, 1953 Haftentlassung auf Bewa¨hrung, 1954 Dienst in der Ev.-Luth. Landeskirche, 1955 Volksmissionar der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, dann Pfr. Klein Quenstedt/Halberstadt, 1964 Ruhestand unter Beibehaltung eines Teils der Reiseta¨tigkeit. Schumann, Friedrich Karl, Dr.phil. 156, 183 geb. 15. 6. 1886 Messkirch/Baden, gest. 21. 5. 1960 Mu¨nster, 1909/10 Milita¨rdienst, danach Stadtvikar Mannheim, 1913 Pfr. Triberg bzw. Felddivisionspfr., 1928 ao. Prof. Tu¨bingen, 1929 o. Prof. Gießen, 1932 Prof. (ST u. PT) Halle, zeitweise Mitgl. der DC u. Berater des Reichsbischofs Ludwig Mu¨ller, danach Prof. Halle, 1945 Entlassung durch die Univ. Halle, Ta¨tigkeit im Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen, 1948 Leitung der Ev. Forschungsakademie Christophorusstift Hemer, 1951 Honorarprof. Mu¨nster, danach o. Prof. (ST) ebd. – Seit 1950 Leiter der Kommission des Rates fu¨r die Reform des Ehe u. Familienrechts. Schuster, Willy, Dr.phil. 223, 522 geb. 27. 1. 1901 Nu¨rnberg, gest. 28. 4. 1971 Hechlingen, theol. Redakteur beim Verlag Brockhaus, 1929 Studentenpfr. Wu¨rzburg u. Leipzig, 1932 Pfr. Leipzig, 1934 Milita¨rpfr., 1935 Standortpfr. Berlin, 1937 Oberpfr. ebd., 1941 Heeresgruppenpfr. Kassel, 1943 Wehrmachtsdekan ebd., 1946 Pfr. Fulda, 1947 Dekan, 1967 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des Milita¨rseelsorgeausschusses. Schwartzkopff, (Theodor) Johannes 166 geb. 2. 8. 1889 Wolfsburg/Kreis Gardelegen, gest. 22. 6. 1968 Berlin, 1914 Ordination, 1915 Feldgeistlicher, 1917 Pfr. Varchentin (Mecklenburg), 1925 Gu¨strow (Domprediger), 1934 Pfr. Mo¨lln, 1937 Pfr. u. OKon. Rat im Nebenamt

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Berlin (Ost), 1958 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Schwarz, Gerhard 262 geb. 1902 Reussendorf/Schlesien, gest. 1994 Imshausen, Organist Berlin, 1947 Lehrer an den Musikhochschulen Leipzig u. Berlin, 1949–1967 Direktor der Landeskirchenmusikschule u. Organist der Johanneskirche Du¨sseldorf, Kirchenmusikdirektor Wuppertal-Elberfeld, 1961 Prof. fu¨r Improvisation an der Hochschule fu¨r Musik Ko¨ln. Schwarzhaupt, Elisabeth, Dr.jur. 20, 30, 49, 60f., 85, 163, 186, 257, 317, 386, 427f., 430, 440, 445, 449, 474, 485ff., 491, 493, 550f., 612, 651 geb. 7. 1. 1901 Frankfurt/M., gest. 29. 10. 1986 Frankfurt/M., 1930 Gerichtsass. u. (Hilfs-) Richterin Frankfurt/M., 1933–1936 jurist. Mitarbeiterin des Deutschen Rentnerbundes Berlin, 1935 Kirchenkanzlei der DEK Berlin, 1939 Kon. Ra¨tin, 1944 OKon. Ra¨tin, 1945 Außenstelle der Kirchenkanzlei der EKD Frankfurt/M., 1948–1958 jurist. Referentin im Kirchlichen Außenamt Frankfurt/M., 1953–1969 MdB (CDU), 1961–1966 Bundesministerin fu¨r Gesundheits- u. Umweltfragen, 1970–1972 Pra¨sidentin des Deutschen Frauenrates. – 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD. – 1954 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Evanston. Schweitzer, Wolfgang, Dr.theol. 260 geb. 8. 7. 1916 Erlangen, 1937–1940 Arbeits-, Wehr- u. Kriegsdienst, 1943 Vikar Stuttgart und Bo¨hringen/Alb sowie Landesjugendvikar, 1946–1952 Sekreta¨r der Studienabteilung des O¨RK Genf, 1951 Habil., 1955–1980 Prof. (ST) an der Theol. Schule (ab 1968: KiHo) Bethel, 1980 Emeritierung. Schwenn, Helmut 22, 70, 96, 546, 663, 666 geb. 12. 3. 1904 Stettin, gest. 6. 8. 1961, Privat-Vo¨lkerrechtler Berlin, Gru¨nder u. Vors. des deutsch-japanischen Kollegs u. des Instituts fu¨r pacifische Fragen, 1933 Verfahren wegen Vorbereitung zum Hoch- u. Landesverrat, 1946 Bezirksbu¨rgermeister Berlin-Lichtenberg, 1948 Leiter der Wirtschaftsaußenstelle des Magistrats fu¨r den franz. Sektor ebd., Gru¨nder der deutsch-indonesischen Studiengesellschaft, Promoter der Deutsch-Indonesischen Handelskammer u. Unternehmensberater, 1951 Gru¨nder der deutschen Sektion der Genfer-Zonen. Seidel, Wilhelm 166 geb. 3. 1. 1914 Neuland/Kreis Lo¨wenberg (Schlesien), 1938 Ordination, 1940 Ausweisung durch die Gestapo wegen Na¨he zur BK aus Schlesien, 1945 Vertreter des Pfr. Bukow, Kons. Oberinspektor Berlin-Charlottenburg, ab 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Semjonow, Wladimir Semjonowitsch 17 geb. 16. 2. 1911 Krasnoslobodskoje/Gebiet Tambow, gest. 18. 12. 1992 Ko¨ln, 1926 Buchhalter u. Mitarbeiter im Kreis-Komitee des Kosomol in Kaschira, 1937 Lehrstuhlleiter fu¨r Marxismus-Leninismus in Rostow/Don, 1939 Botschaftsrat Litauen, 1940 Botschaftsrat Berlin, 1941 Leiter der III. Europa¨ischen Abteilung (zusta¨ndig fu¨r Deutschland, Skandinavien u. Baltikum) des Volkskommissariats fu¨r A¨ußeres der UdSSR, 1942 Botschaftsrat Stockholm, 1945 stellv. polit. Berater des Chefs der Sowjetischen Milita¨radministration, 1946 polit. Berater der Sowjetischen Milita¨radministration, 1949 Teiln. an der

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Pariser Außenministerkonferenz, 1949 polit. Berater der Sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland, 1953 Leiter der III. Europa¨ischen Abteilung im Außenministerium der UdSSR, dann sowjetischer Hochkommissar fu¨r Deutschland, dann sowjetischer Botschafter in der DDR, 1954 Leiter der III. Europa¨ischen Abteilung, 1955 stellv. Außenminister der UdSSR, 1966 Kandiat des ZK der KPdSU, 1978–1986 sowjetischer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland. Siebel, Theodor 421 geb. 16. 1. 1897 Freudenberg, gest. 14. 9. 1975 Freudenberg, Kaufmann, CDUKreisvors. Siegerland, 1946–1949 Amtsbu¨rgermeister Freudenberg, Mitgl. des Kreistages u. Kreisausschusses Siegen, 1947–1953 Vizepra¨sident der IHK Siegen, 1949–1961 MdB (CDU). Siebert, Fritz Walter 231, 502, 508 geb. 22. 2. 1895 Potsdam, gest. 21. 6. 1966 Berlin-Tempelhof, 1914 Kriegsdienst, 1921 jur. Staatspru¨fung, 1921 Referendar im Bezirk des Kammergerichts Potsdam, Gerichtsassessor beim Amtsgericht ebd., 1923 Amtsanwalt Ju¨terbog, 1925 juristischer Hilfsarbeiter beim Ev. Konsistorium der Kirchenprovinz Sachsen Magdeburg, 1926 Konsistorialrat ebd., 1927 Konsistorialrat beim EOK Berlin, 1930 OKon. beim Ev. Konsistorium der Rheinprovinz Koblenz, 1936 OKon. Berlin, 1945 U¨bernahme von Sonderauftra¨gen ebd., 1958 Ruhestand. Smend, (Carl Friedrich) Rudolf, Dr.jur. Dr.h.c.mult. 9ff., 38–41, 43–49, 58ff., 64, 70, 73, 75, 113, 121, 139f., 142, 144, 147f., 153f., 156, 164, 179, 186, 215, 218, 220f., 229, 232, 235, 241f., 246, 251, 257, 271f., 277, 293ff., 297ff., 304, 306, 309, 313, 320, 327, 330, 336, 348, 373, 383, 389, 397, 427, 429f., 437, 443, 447, 456, 460, 467, 485–488, 491, 496, 498, 500, 522, 533f., 536–542, 544f., 552, 557f., 562, 566, 569, 571, 575, 614, 648, 651 geb. 15. 1. 1882 Basel, gest. 5. 7. 1975 Go¨ttingen, 1908 Privatdoz. fu¨r O¨ffentliches Recht u. Kirchenrecht Kiel, 1909 ao. Prof. Greifswald, 1911 o. Prof. Tu¨bingen, 1914 Bonn, 1922 Berlin, 1934 Mitgl. der BK, 1935 Prof. Go¨ttingen, 1950 Emeritierung. – 1939–1949 Mitgl. des Ref. Kirchenausschusses, 1945–1955 Mitgl. des Rates der EKD, 1945–1963 des Moderamens des Ref. Bundes, 1946–1969 Gru¨nder u. Leiter des Kirchenrechtlichen Instituts der EKD Go¨ttingen. – 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach. Sogemeier, Heinrich 321 geb. 28. 3. 1898 Metz, gest. 1. 4. 1979 Lu¨denscheid, 1915 Milita¨rdienst, 1919 Volontariat beim Landratsamt und der Kreiskasse Bielefeld, 1921 RegierungsZivil-Supernumerator, Regierungsobersekreta¨r und Regierungsinspektor bei der Regierung Arnsberg, 1930 Hilfsarbeiter im Preußischen Finanzministerium, Regierungsinspektor im Regierungspra¨sidium Potsdam, 1934 probeweise Anstellung beim OKR, 1935 Konsistorialoberinspektor, 1936 Konsistorialamtsrat, 1939 Kriegsdienst, 1943 probeweise Anstellung bei der Preußischen Oberrechnungskammer, 1945 Land-Hilfsarbeiter, Kraftfahrer und Vertreter eines Kunstverlages, 1948 Oberinspektor bei der westfa¨lischen Landeskirche, 1955 Landeskirchenamtmann, dann Verwaltungsleiter, 1964 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD.

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Personenregister/Biographische Angaben

So¨hngen, Oskar, D. Dr.phil. 38, 263, 266, 439, 466, 494, 521 geb. 5. 12. 1900 Hottenstein, gest. 28. 8. 1983 Berlin, 1926 Pfr. Ko¨ln, 1932 Theol. Hilfsarbeiter im EOK Berlin, 1933 beurlaubt, seit 1935 Lehrta¨tigkeit an der Hochschule fu¨r Musik Berlin, 1936 OKon. Rat im EOK Berlin, 1945 Geistlicher Vizepra¨sident des EOK, 1952–1969 der Kirchenkanzlei der EKU, Pra¨sident der Ev. Hauptbibelgesellschaft Berlin u. der von Cansteinschen Bibelanstalt, Vors. des Ev. Kirchbautages. Sommerlath, Ernst, Lic.theol. 333ff. geb. 23. 1. 1889 Hannover, gest. 4. 3. 1983 Leipzig, im Ersten Weltkrieg Garnisonsprediger Ko¨nigsberg, Bromberg, Ko¨ln u. Trier, danach Pfr. HannoverKleefeld, 1919 Doz. am Religionslehrerseminar Leipzig, spa¨ter dessen Direktor, 1921 Privatdoz. (ST), 1926 o. Prof. Leipzig, 1949–1951 deren Dekan, 1959 Emeritierung. – 1943–1983 Mitherausgeber u. 1959–1971 Chefredakteur der „Theologischen Literaturzeitung“. Spener, Philipp Jacob 616 geb. 13. 1. 1635 Rappoltsweiler/Elsass, gest. 5. 2. 1705 Berlin, Begru¨nder des lutherischen Pietismus, Genealoge und Begru¨nder der wissenschaftlichen Heraldik, 1694 Mitbegru¨nder der Reformuniversita¨t Halle/Saale. Spiegel-Schmidt, Friedrich, D. Dr.phil. 448 geb. 27. 2. 1912 Clarens-Montreux (Schweiz), 1938 Distriktsmissionspfr. Raab, 1944 Kriegspfr. in der ungarischen Armee, 1945 Amtsaushilfe, 1948 Pfr. Bad Wo¨rishofen, 1948–1958 Mitgl. des Ostkirchenausschusses Hannover, 1950–1958 Gescha¨ftsfu¨hrer ebd., 1958–1969 Pfr. Berchtesgaden, 1959–1970 Vors. des Konvents fu¨r Vertriebenenarbeit, 1969–1976 Pfr. u. Prodekan Mu¨nchen, 1971–1976 stellv. Vors. der Gesamtkirchenverwaltung Mu¨nchen. – 1950–1956 Mitgl. der Synode der EKD. Staa, Friedrich-Wilhelm von 46, 68, 91, 145, 232, 293, 320, 439, 533, 536, 543, 545, 602 geb. 7. 12. 1911 Essen-Ru¨ttenscheid, gest. 27. 6. 1984 Du¨sseldorf, 1946 Pfr. Ko¨ln, 1949 Liblar (zu Erftstadt), 1952 Pfr. u. theol. Referent (KR) in der Kirchenkanzlei der EKD, 1954 OKR, 1956–1978 Direktor des Diakonischen Werkes der rheinischen Landeskirche. – Referent fu¨r Jugendarbeit u. Gescha¨ftsfu¨hrer der Kammer fu¨r Publizistische Arbeit. Sta¨hlin, Rudolf, Dr.theol. 463, 545 geb. 15. 5. 1911 Egloffstein, gest. 30. 10. 2006 Mu¨nchen, 1947 Doz. (NT, Alte Kirchengeschichte u. Liturgik) Neuendettelsau, 1951 ao. Prof. ebd., Psychoanalytiker, 1953 Mitgl. der Kommission fu¨r die Revision des NT, 1956–1970 Pfr. Mu¨nchen. Sta¨hlin, Wilhelm, Dr.theol. Dr.phil. Dr.h.c.mult. 31, 44, 56 geb. 24. 9. 1883 Gunzenhausen, gest. 16. 12. 1975 Prien/Chiemsee, 1905 Hilfsgeistlicher Feucht, Schwabach u. Nu¨rnberg, 1910 Pfr. Egloffstein, 1914 Feldgeistlicher, 1917 Pfr. Nu¨rnberg, 1922–1932 Bundesleiter des Bundes Deutscher Jugendvereine, 1926–1945, Prof. (PT) Mu¨nster, 1945–1952 Bischof der oldenburgischen Landeskirche. – 1923 Mitbegru¨nder u. Mitgl. des Berneuchener Kreises, 1925 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Stockholm, 1931 der britisch-deutschen Theologenkonferenz Chichester, 1931 Mitbegru¨nder der Evang. Michaelsbruderschaft, 1942–1946 A¨ltester ebd., 1945 Mitgl. der Kir-

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chenversammlung Treysa, 1948 stellv. Delegierter auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1952 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Lund. Staimer, Richard (Egon) 161 geb. 25. 1. 1907 Mu¨nchen, gest. 24. 10. 1982 Berlin-Ost, Fliesenleger, KPD- u. Gewerkschaftsfunktiona¨r, 1931 Kursant der Milita¨rpolit. Schule der Kommunistischen Internationale Moskau, 1932 illegale polit. Ta¨tigkeit in Deutschland, 1933 Schu¨ler an der Kommunistischen Univ. des Westens (UdSSR), 1936–1938 Teilnahme am Spanischen Bu¨rgerkrieg, 1939 polit. Ta¨tigkeit in Frankreich u. der Schweiz, zeitweise inhaftiert, 1941 Ru¨ckkehr in die UdSSR, 1945 Leiter der Polizeiinspektion Berlin-Prenzlauer Berg, 1946 Chef der Landespolizeibeho¨rde Brandenburg Potsdam, 1952 stellv. Generaldirektor der Reichsbahn, 1954 stellv. Minister fu¨r Verkehrswesen, 1955–1963 Vors. des Zentralvorstandes der GST, 1955 Mitgl. im Zentralrat der FDJ, ab 1963 Mitgl. des Solidarita¨tskomitees fu¨r das spanische Volk, 1966–1969 Hauptabteilungsleiter fu¨r milita¨r. Ausbildung im Staatssekretariat bzw. Ministerium fu¨r Hochu. Fachschulwesen. Stange, Carl, D. Dr.h.c.mult. 185 geb. 7. 3. 1870 Hamburg, gest. 5. 12. 1959 Go¨ttingen, 1895 Privatdoz. (ST) Halle, 1903 ao. Prof. Ko¨nigsberg, 1904 o. Prof. (ST) Greifswald, 1912–1935 Prof. (ST u. PT) Go¨ttingen, 1920 Leiter des Apologetischen Seminars Wernigerode bzw. der Luther-Akadamie Sondershausen, 1932–1937 u. 1949–1959 Abt von Bursfelde. Steckelmann, Gustav, Dr.jur. 225, 252, 321 geb. 25. 11. 1906 Minden, gest. 12. 9. 1986 Bielefeld, 1934 jurist. Hilfsarbeiter am Konsistorium Mu¨nster, 1938 Kon. Rat, 1940 OKon. Rat, 1942 Versetzung zum EOK Berlin, 1945 jurist. Mitarbeiter des Konsistoriums der westf. Landeskirche, 1947 OLKR ebd., 1949–1973 OKR u. Mitgl. der Kirchenleitung. – 1953 Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Steinbiss, Viktoria, geb. Klarhorst, Dr.med. 421 geb. 19. 8. 1892 Bielefeld, gest. 11. 2. 1971 Bielefeld, 1932–1936 Laborleiterin am Sta¨dtischen Krankenhaus Bielefeld, 1946 Mitgl. des Provinziallandtages Westf., 1946/47 MdL (CDU) NRW, 1947/48 im Zonenbeirat der brit. Besatzungszone, 1949–1961 MdB (CDU). Steiner, Robert 543 geb. Eiserfeld 22. 11. 1901, gest. 3. 8. 1982, Hilfsprediger Neuß, 1929 Pfr. Leun, 1937 Pfr. Gemarke. – Vors. der Bergischen Bibelgesellschaft, 1954 Gru¨nder der Bibelmission in Deutschland, 1956 Vors. des Verbandes der Deutschen Bibelgesellschaften. Steitz, Heinrich, Lic. Dr.phil. 348 geb. 24. 1. 1907 Fu¨rfeld, gest. 27. 9. 1998 Mainz, 1932 Pfr. Offenbach am Main, Worms u. Petterweil, 1939 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1945 Pfr. Mainz u. zugleich Dekan Groß-Gerau, 1957 Habil. (KG) Mainz, 1965 Prof. ebd. Stempel, Hans Heinrich, Dr.h.c.mult. 163f., 186, 193, 449, 552, 618, 620, 651 geb. 8. 7. 1894 Steinwenden, gest. 2. 11. 1970 Landau/Pfalz, 1921 Verweser u. Pfr. Oppau/Pfalz, 1926 Direktor des Predigerseminars Landau, 1934 Entlassung durch die DC u. Pfr. Landau, 1946 Pra¨sident der pfa¨lzischen Landeskir-

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Personenregister/Biographische Angaben

che, 1964 Ruhestand. – 1935 Teilnahme an der Bekenntnissynode der DEK Augsburg. Sternsdorff, Karl, Dr.jur. 166 geb. 26. 7. 1895 Falkenberg, gest. 16. 5. 1968 Magdeburg, 1925 Gerichtsass. beim Evang. Konsistorium Breslau, dann Konsistorialass. ebd., 1926 Kon. Rat ebd., 1941 OKon. Rat ebd., 1946–1950 Magdeburg, 1964 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Steybe, Karl 442 geb. 5. 9. 1895 Laupheim, gest. 27. 1. 1983 Heilbronn, 1925 Pfr. Untersalzheim, 1933 Auslandspfr. Osorno, Chile (Puerto Montt), 1954 Pfr. Kirchberg, 1960 Ruhestand, dann bis 1964 Amtsverweser Puerto Montt. Stoevesandt, Karl, D. Dr.med. Dr.theol. h.c. 43, 49f. geb. 9. 8. 1882 Bremen, gest. 4. 7. 1977 Bremen, 1913 praktischer Arzt Bremen, 1921 Lehrer am Sozialpa¨dagogischen Seminar u. an der Sozialen Frauenschule (Absetzung wegen „polit. Unzuverla¨ssigkeit“), 1933–1967 „Verwaltender Bauherr“ der Gemeinde Unser Lieben Frauen Bremen, 1934 Mitbegru¨nder der Bekennenden Gemeinde Bremens u. Vors. des Landesbruderrates, ab 1935 Mitgl. des Reichsbruderrates der BK, 1935 u. 1936 Haft, 1952 Honorarprof. an der Evang.-Theol. Fakulta¨t Mainz. – 1934 Teilnahme an der Bekenntnissynode Berlin-Dahlem, 1935 Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1948 Teilnahme an der Kirchenversammlung Eisenach, Mitgl. der Synode der EKD. Strasser, Hans Gotthilf, Dr.jur. D.theol. 161, 166, 226 geb. 10. 12. 1883 Gu¨ldendorf, gest. 19. 6. 1963 Berlin, 1913 Gerichtsass. Berlin, 1913–1933 Justizdienst ebd., 1933 Rechtsanwalt ebd., 1934 Berufsverbot, 1945 Dezernent der Berliner Finanzverwaltung, 1946 Mitbegru¨nder u. Herausgeber der „Norddeutschen Zeitung“, 1946–1948 Finanzminister von MecklenburgVorpommern u. ao. Prof. fu¨r deutsches Recht Rostock, 1946–1950 MdL Mecklenburg u. Presbyter der Ev.-Ref. Kirche in Mecklenburg, 1948 o. Prof. fu¨r deutsches Recht Rostock, 1948–1950 Mitgl. der Dt. Volksrates u. der Volkskammer der DDR (LDPD), 1951 Gastprof. fu¨r Kirchenrecht an der Humboldt-Univ. Berlin u. Vors. des Kirchengerichtes der Ev. Kirche in BerlinBrandenburg. Stratenwerth, Gerhard 28f., 43, 49, 61–64, 84f., 137, 139, 145, 158, 163f., 186, 215f., 219f., 226f., 229ff., 233, 259, 285, 287, 293, 300, 307f., 316, 384, 425, 427ff., 430, 436, 441f., 495f., 533–537, 541, 543, 549ff., 612f., 622, 651 geb. 20. 7. 1898 Barmen, gest. 25. 5. 1988 Frankfurt/M., 1916 Kriegsdienst, 1925 Hilfsprediger Essen-Ru¨ttenscheid, 1926 pers. Mitarbeiter von Friedrich von Bodelschwingh in Bethel, 1926/27 Hilfsprediger ebd., 1934 Pfr. Dortmund, 1934 u. 1938 Haft, 1939 Kriegsdienst u. amerikanische Kriegsgefangenschaft, 1946 Aufbau u. Leitung des Sozialamtes der westf. Landeskirche, 1948–1966 Vizepra¨sident des Kirchlichen Außenamtes. – 1934 Teilnahme an der Bekenntnissynode Berlin-Dahlem, 1935 Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1948 Besucher der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1954 Evanston. Strathmann, Hermann, Lic.theol. D.theol. 32f., 145f., 439, 463f., 543–546, 598f., 602, 610, 622–626, 628f., 631, 648f. geb. 30. 8. 1882 Opherdicke, gest. 29. 11. 1966 Erlangen, 1906 Inspektor Theol. Schule Bethel, 1908 Milita¨rdienst, 1910 Privatdoz. Bonn, 1915 ao. Prof. Hei-

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Personenregister/Biographische Angaben

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delberg, 1915–1918 Feldgeistlicher, 1916 o. Prof. Rostock, 1918–1946 (Amtsenthebung) o. Prof. (NT) Erlangen, 1919 Mitbegru¨nder der DNVP Bayern, 1922–1933 MdR (DNVP), 1946–1950 MdL (CSU) Bayern, 1948 Rehabilitierung u. Emeritierung Erlangen, 1954 CSU-Austritt u. Gru¨nder des Deutschen Volksdienstes. Strauss, Walter, Dr.jur. 156, 163, 183, 186 geb. 15. 6. 1900 Berlin, gest. 1. 1. 1976 Unterwo¨sen/Oberbayern, Hilfsrichter Berlin, 1928 Ta¨tigkeit im Reichswirtschaftsministerium, Wirtschaftssachversta¨ndiger, Krankenhaus-Verwaltungsdirektor Berlin, 1935 Ruhestandsversetzung, Wirtschaftsberater u. freier Mitarbeiter verschiedener Anwaltskanzleien, 1943 Ru¨stungsarbeiter, 1945 Lazarettleiter, 1945 Gru¨ndungsmitgl. der CDU Berlin, 1946 Staatsekreta¨r fu¨r Bundesangelegenheiten in der hessischen Landesregierung, 1947 stellv. Direktor der Verwaltung fu¨r Wirtschaft u. Leiter des Rechtsamtes des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, 1948 Leiter ebd. u. Mitgl. des Parlamentarischen Rates, 1949 Staatssekreta¨r im Bundesjustizministerium, 1963–1970 Richter am Gerichtshof der Europa¨ischen Gemeinschaften. Stroh, Hans, Dr.theol. h.c. 489 geb. 6. 8. 1908 St. Aegyd/O¨sterreich, 1936 Pfr. Stuttgart, 1946 Studentenpfr. Tu¨bingen, 1951 stellv. Direktor der Ev. Akademie Bad Boll, 1964 KR u. Leiter des Pastoralkollegs Freudenstadt, 1974 Ruhestand. Suppert, Otto 60 geb. 21. 2. 1899 Dortmund, gest. 25. 8. 1969 Freiburg, Diplom-Kaufmann Dortmund u. Bielefeld. – 1951 Stellv. Mitgl. der Kammer fu¨r Soziale Ordnung, 1953 Mitgl. ebd. Tecklenburg, Bruno (Georg Christian) 166 30. 8. 1897 Rixbdorf b. Berlin, gest. 25. 12. 1970 Berlin-Lichterfelde, 1916–1919 Kriegsdienst, 1925 Ordination u. Pfr. Hohenblu¨bbichow, 1933–1942 Brandenburg (Havel), 1934–1939 Verwalter der Superintendentur des Kirchenkreises Brandenburg Stadt, 1939 vom Ev. Konsistorium der Mark-Brandenburg vom Dienst suspendiert, 1943–1965 Pfr. Lichterfelde, 1948 komm. Verwalter der Superintendentur Steglitz, 1948–1965 Sup. des Kirchenkreises Steglitz, 1966 Ruhestand. – 1953 Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Thadden-Trieglaff, Reinold von, D. Dr.jur. DD. 14, 55, 162, 203, 259, 449, 481 geb. 13. 8. 1891 Mohrungen/Ostpreußen, gest. 10. 10. 1976 Fulda, Rittergutsbeisitzer auf Trieglaff u. Gruchow/Pommern, 1914–1918 Kriegsdienst, dann im pommerschen Kommunaldienst, MdL (DNVP) Preußen, 1928–1933 Vors. DCSV, 1937 Verhaftung durch die Gestapo, 1940 Kriegsdienst, 1945 russ. Kriegsgefangenschaft, kurzzeitige Deportation durch das NKWD in das Arbeitslager Archangelsk, 1948 Vizepra¨sident des Zentralausschusses des O¨RK, 1949–1964 Gru¨nder u. Pra¨sident des DEKT. – 1934 Teilnahme an der Bekenntnissynoden Barmen u. Berlin-Dahlem, 1935 Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1948 Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1952–1967 Mitgl. des Rates der EKD, 1954 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Evanston, 1961 Neu Delhi. Thielicke, Helmut, Lic.theol. Dr.h.c.mult. 538 geb. 4. 12. 1908 Barmen, gest. 5. 3. 1986 Hamburg, 1935 Leiter des Theol. Stu-

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Personenregister/Biographische Angaben

dienhauses Erlangen, 1936 Doz. (ST) Heidelberg, 1940 Amtsenthebung wegen BK-Mitgliedschaft, Lehr-, Schreib- u. Redeverbot, Pfr. Ravensburg, 1942 Leiter des Theol. Amtes der wu¨rttembergischen Landeskirche, 1945 o. Prof. (ST) Tu¨bingen, 1954 Hamburg. Thierfelder, Franz Felix Reinhold, Dr.phil. Dr.rer.pol. 231 geb. 25. 4. 1896 Deutschenbora, gest. 1963, 1914–1919 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1922 Journalist u. U¨bersetzer, 1926–1937, 1945 Generalsekreta¨r der Deutschen Akademie Mu¨nchen, 1945 Syndikus der Univ. Mu¨nchen u. der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Generalsekreta¨r des Instituts fu¨r Auslandbeziehungen Stuttgart. Thimme, Hans, D. Dr.theol. 8, 67, 289 geb. 6. 6. 1909 Fallersleben/Wolfsburg, gest. 1. 4. 2006 Mu¨nster, 1934 Hilfsprediger Bad Oeynhausen, Mitarbeiter von Pra¨ses Karl Koch, 1935 Pfr. Sprenge, 1945 Leiter der Pfarrerausbildung der westf. Landeskirche, 1947 Studiendirektor (Ephorus) am Predigerseminar Brackwede, spa¨ter Soest, 1949 nebenamtl. Mitgl. der westf. Kirchenleitung, 1957 OKR u. hauptamtl. Mitgl. der Kirchenleitung ebd., 1960 Vizepra¨sident ebd., 1969–1977 Pra¨ses ebd., 1972–1975 Vors. des Rates der EKU, 1973–1979 Mitgl. des Rates der EKD. Tillmanns, Robert, Dr.rer.pol. 20, 431, 446, 481, 484 geb. 5. 4. 1896 Barmen, gest. 12. 11. 1955 Berlin, 1922–1930 Mitbegru¨nder u. stellv. Hauptgescha¨ftsfu¨hrer der Wirtschaftshilfe der Dt. Studentenschaft (Umbenennung: Deutsches Studentenwerk), 1931 Regierungsrat in der preußischen Unterrichtsverwaltung, 1933 Entlassung aus polit. Gru¨nden u. Ta¨tigkeit in der Industrieverwaltung, 1945–1949 Leiter des Zentralbu¨ros Ost des Hilfswerks der EKD, 1945 Mitbegru¨nder der CDU Berlin, 1946/47 MdL (CDU) Sachsen, 1949–1952 stellv. Vors. des CDU-Landesverbandes Berlin, 1949–1955 MdB (CDU), 1951 Mitgl. des Bundesvorstandes der CDU, 1952–1955 Vors. des CDU-Landesverbandes Berlin, 1953–1955 Bundesminister fu¨r Sonderaufgaben, 1954/55 Vors. des Ev. Arbeitskreises der CDU, 1955 stellv. CDU-Vors. – 1948 stellv. Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach u. stellv. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949 stellv. Mitgl. der Synode der EKD, 1949–1955 Vors. der Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung. Tjulpanow, Sergej Iwanowitsch, Dr.oec. 244 geb. 3. 10. 1901, gest. 16. 2. 1984 Leningrad, 1919 Soldat, 1927 Mitgl. der KPdSU, 1938 Doz. fu¨r polit. O¨konomie Leningrad u. Kolchosarbeiter, ab 1941 Leiter der 7. Abt. der Polit. Hauptverwaltung der Roten Armee, 1942 Oberst, 1945 Chef der Verwaltung fu¨r Propaganda bzw. fu¨r Information der SMAD, 1950 Doz. fu¨r polit. O¨konomie an der Milita¨rakademie Leningrad, 1957 Lehrstuhlleiter fu¨r O¨konomie des modernen Kapitalismus bzw. polit. O¨konomie der Entwicklungsla¨nder an der Univ. Leningrad. Tru¨tzschler von Falkenstein, Heinz, Dr.phil. 36, 163 geb. 16. 11. 1902 Nordhausen, gest. 6. 6. 1971 Mu¨nchen, 1929/30 wissenschaftlicher Assistent am Institut fu¨r Auswa¨rtige Politik an der Univ. Hamburg, 1931 Membre Interme´diaire in der Informationsabteilung des Vo¨lkerbundssekretariats Genf, seit 1934 im Auswa¨rtigen Dienst, 1939 Ta¨tigkeit im Auswa¨rtigen Amt bei der Herausgabe der deutschen Weißbu¨cher zur Vorgeschichte des Krieges,

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Personenregister/Biographische Angaben

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im Referat XI (Kriegsschuldfrage) und XII (Friedensfragen, Grenzvertra¨ge) der Politischen Abteilung des AA, 1941 Leiter der Unterabteilung Allgemeine Außenpolitik im AA, 1946–1949 Ta¨tigkeit beim Hessischen Statistischen Landesamt, dann bei der Verbindungsstelle zur Alliierten Hohen Kommission im Bundeskanzleramt, seit 1951 erneut im Auswa¨rtigen Dienst, 1955 Leiter der Kulturabteilung im AA, 1959 Botschafter in Pakistan, 1963 Irland, 1967 Ruhestand. Truhel, Ka¨the, Dr.phil. 491, 538 geb. 5. 6. 1906 Sagan, gest. 1992, Ta¨tigkeit bei der IM Breslau, 1945 Religionslehrerin, 1952 Gescha¨ftsfu¨hrerin des Ev. Arbeiterinnenwerks Bayern. Tzschorn, Hans Theodor 406 geb. 27. 2. 1904 Dresden, gest. 19. 5. 1980 Berlin, 1921–1930 Verwaltungsanwa¨rter in der Staatskanzlei Sachsen, 1930–1933 Oberregierungssekreta¨r bei der Landesversicherungsanstalt Sachsen, 1933 Entlassung aus dem Staatsdienst, 1933 Buch- und Zeitschriftenagent Dresden, 1935 Kaufma¨nnischer Angestellter Machern, 1940 Bilanzbuchhalter Dresden, 1945 stellv. Abteilungsleiter der Sozialfu¨rsorge bei der Landesverwaltung Sachsen, 1947 Hauptabteilungsleiter im Ministerium fu¨r Arbeit und Sozialfu¨rsorge, 1949 Leiter der 1. Hauptabteilung im sa¨chsischen Finanzministerium, Stellv. Finanzminister, perso¨nlicher Referent Grotewohls, 1957 in der Betriebsgewerkschaftsleitung des Bu¨ros des Ministerrates u. Vorsitzender der Kulturkommission, 1964–1969 wiss. Mitarbeiter in der Staatlichen Zentralverwaltung fu¨r Statistik. Tschuikow, Wassili Iwanowitsch 130, 221, 241 geb. 12. 2. 1900 Serebrjannyje Prudy/Moskau, gest. 18. 3. 1982 Moskau, 1917 Milita¨rdienst, 1919 Eintritt in die Kommunistische Partei Russlands, 1925 Milita¨rakademie, anschließend Bataillons-Kommandeur, Regimentskommandeur (Oberst), 1940–1942 Milita¨rattache´ China, 1942/43 Oberbefehlshaber der 62. Armee, 1945 Oberbefehlshaber der 4. Gardearmee, 1945/46 Leiter der Milita¨rverwaltung in Thu¨ringen, 1946 Mitgl. im Obersten Sowjet der Sowjetunion, 1946–1949 stellv. Hauptkommandeur der „Gruppe der sowjetischen Streitkra¨fte in Deutschland“, Ma¨rz 1949 Chef der SMAD u. Oberkommandierender der sowjetischen Streitkra¨fte in Deutschland, 1949–1953 Vors. der SKK, 1950 Armeegeneral, 1953–1960 Oberbefehlshaber im Milita¨rbezirk Kiew, 1955 Marschall der Sowjetunion, 1960–1964 stellv. Verteidigungsminister der UdSSR u. Oberbefehlshaber der Landstreitkra¨fte der Sowjetischen Armee, 1961 Mitgl. im ZK der KPdSU, 1972 Generalinspekteur des Verteidigungsministeriums. Uber, Stephan 41, 441 geb. 26. 12. 1929 Gniebel, Diakon, 1953 Entsendung zur Dienstleistung bei der brit. Armee als Welfare Offizier, Fu¨rsorger Benghasi/Lybien, 1954 Ru¨ckkehr nach Deutschland, 1955 Repetent Lichtenstern, 1956 Heimleiter Landau, 1958 Fu¨rsorger bei der IM Saarbru¨cken, 1965 Sozialreferent fu¨r das Ev. Hilfswerk Hauptbu¨ro Stuttgart, 1968 Ta¨tigkeit am Aufbaugymnasium Michelbach/Bilz, 1970 beim Ev. Blindendienst Wu¨rttemberg, 1974 Jugend- und Heimerzieher. Unrau 506 Urban, Erich 171, 447, 648, 651, 655 geb. 2. 5. 1885 Frankfurt/O., gest. 9. 6. 1965 Bremen, 1911 Pfr. Berlin,

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Personenregister/Biographische Angaben

1919–1955 Bremen, 1945–1952 Schriftfu¨hrer des Kirchenausschusses der BEK. – 1945 Teilnahme an der Kirchenversammlung Treysa, 1948 Eisenach. Vedder, Magdalene 185 geb. 22. 2. 1896 Pollnow/Pommern, gest. 2. 3. 1978 Potsdam, 1934 Leiterin des Mu¨tterdienstes bei der Reichsgescha¨ftsstelle der Evangelischen Reichsfrauenhilfe, 1945 Gescha¨ftsfu¨hrerin der Frauenhilfe der EKD, 1949 Gescha¨ftsfu¨hrerin der Frauenhilfe der EKD in der DDR, im Nebenamt Leiterin des Altersund Siechenheimes der Frauenhilfe Potsdam sowie in besonderer Verantwortung fu¨r die Ostpreußische Schwesternschaft des Schwesternverbandes der Evangelischen Frauenhilfe, 1961 Ruhestand. Vischer, Gustav-Adolf, Dr.jur. 312, 348ff. geb. 6. 8. 1899 Landsberg/Lech, gest. 5. 8. 1985 Mu¨nchen; 1928 Regierungsrat, 1938 Oberregierungsrat, 1943 Regierungsdirektor, 1948 Oberkirchenanwalt, 1950–1967 OKR. Vo¨tterle, Karl, Dr.h.c.mult. 87 geb. 12. 4. 1903 Augsburg, gest. 29. 10. 1975 Kassel, 1923 Gru¨nder des Ba¨renreiter-Verlages, 1927 U¨bersiedlung nach Kassel, 1936 Verbot kirchl. u. polit. Beta¨tigung, 1944 Verlagerung des Verlags nach Zu¨rich, 1946 Gru¨ndung des Ba¨renreiter-Antiquariats Augsburg u. Wiederaufnahme der verlegerischen Ta¨tigkeit. Vogel, Heinrich, Dr.theol. D. 259 geb. 9. 4. 1902 Pro¨ttlin/Brandenburg, gest. 25. 12. 1989 Berlin, 1928 Pfr. u. Gefa¨ngnisseelsorger Oderberg, 1932 Dobbrikow, BK-Mitgl., 1937–1941 Doz. u. Leiter der KiHo Berlin, dreimalige Gestapohaft, Gefa¨ngnis, Gehaltssperrung, Reichsschreibverbot, Aufenthaltsverbot fu¨r Berlin u. Potsdam, Kriegsdienst, 1945 Doz. am Sprachenkonvikt, 1946–1972 Prof. (ST) u. Leiter der KiHo Berlin, 1946–1973 Humboldt-Univ. Berlin. – 1934 Teilnahme an den Bekenntnissynoden Barmen u. Berlin-Dahlem, 1935 Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1945 Teilnahme an der Kirchenversammlung Treysa, 1948 Eisenach, 1949 Bethel, Mitgl. der Christlichen Friedenskonferenz Prag. Vogt, Christian Johannes 648, 651 geb. 7. 4. 1883 Ulm, gest. 2. 3. 1973 Niesky, 1921 Vertreter der Bru¨dermission fu¨r Su¨ddeutschland, 1928 Mitgl. der Herrnhuter Missionsdirektion Herrnhut, 1965 Bischof der Bru¨dergemeine Herrnhut. Wabnitz, Friedrich 63, 83, 136f. geb. 26. 8. 1908 Friedersdorf/Schlesien, gest. 16. 10. 1972 Mailand (ermordet), 1932 Lehrvikar bei der Stadtmission Breslau, 1932/33 Predigerseminar Naumburg/Queis, 1933 Lehrvikar Winzig/Schlesien, 1933/34 Pfarrvikar Seitenburg/Bad Landeck, 1934 Ordination, Pfarrvikar Kotzenau, 1934–1972 Pfr. Mailand u. Venedig, 1948 Vizedekan der ELKI u. Mitgl. des Ev. Konsistoriums Rom. Wacker, Oskar 421 geb. 20. 10. 1898 Eubigheim/Baden, gest. 26. 8. 1972 Bad Mergentheim, 1920 Reichsbahnbeamter, 1933 Entlassung, Land- u. Gastwirt Erolzheim, 1946 Gescha¨ftsfu¨hrer der Landkreis-Selbstverwaltung, Mitbegru¨nder der CDU Nordbaden, 1946–1950 MdL (CDU) Wu¨rttemberg-Baden, 1949–1957 MdL (CDU).

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Wagenmann, Karl, Dr.jur. 252, 648, 651 geb. 15. 8. 1905 Bleckede/Elbe, gest. 20. 11. 1982 Hannover, 1933 jurist. Hilfsarbeiter im LKA Hannover, 1934 LKR ebd., 1943 OLKR ebd., 1952–1970 Pra¨sident des LKA ebd. – 1946 stellv. Mitgl. des westl. Senates des Disziplinarhofes der EKD. Walcha, Helmut 262 geb. 27. 10. 1907 Leipzig, gest. 11. 8. 1991 Frankfurt/M., 1929–1944 Organist der Friedenskirche Frankfurt/M., 1933–1938 Doz. fu¨r Kirchenmusik am Hoch’schen Koservatorium Frankfurt/M., 1938 o. Prof. fu¨r Orgelspiel an der staatl. Hochschule fu¨r Musik ebd., Gru¨nder des Instituts fu¨r Kirchenmusik ebd., 1946–1981 Organist an der dortigen Dreiko¨nigskirche. Walter, Johann(es) 46, 65f., 86f., 330, 379 geb. 1496 Kahla, gest. 25. 3. 1570 Torgau, Bassist in der Torgauer Schlosskantorei, musikalischer Berater Martin Luthers, 1524 Herausgabe des ersten ev. Chorgesangbuches, ab 1526 Kantor an der sta¨dtischen Lateinschule Torgau u. Leiter der Stadtkantorei, 1548–1554 Leiter der Dresdner Hofkapelle. Wandel, Paul, Dr.h.c.mult. 300f., 322, 406, 411f., geb. 16. 12. 1905 Mannheim, gest. 3. 6. 1995 Berlin, 1925–1929 Techniker Mannheim, 1927–1930 Mitgl. der Bezirksleitung der KPD, 1930/31 Sekreta¨r der Bezirksleitung Baden der KPD, 1930–1932 Vors. der KPD-Fraktion im Stadtrat Mannheim, 1931/32 Kursant der Lenin-Schule Moskau, 1932/33 Aspirant ebd., 1936 Parteisekreta¨r u. Lehrer ebd., perso¨nlicher Sekreta¨r von Wilhelm Pieck im Balkanla¨nder-Sekretariat des Exekutivkomitees der KI, Leiter der deutschen Sektion an der KI-Schule Kuschnarenkowo, 1943 Sprecher der sog. Geisterstimme im Dt. Volkssender u. Mitgl. des Auslandsbu¨ros der KPD Moskau, 1945 Chefredakteur der „Dt. Volkszeitung“, 1946–1958 Mitgl. des Parteivorstandes bzw. des ZK der SED, 1954–1958 Abgeordneter der Volkskammer, 1949–1952 Minister fu¨r Volksbildung, 1953 Sekreta¨r fu¨r Kultur u. Erziehung des ZEK der SED, 1958 Botschafter der DDR China, 1961–1964 stellv. Außenminister der DDR. Weber, Karl, Dr.jur. 421 geb. 8. 3. 1898 Arenberg, gest. 21. 5. 1985 Koblenz, 1916 Kriegsdienst, 1925 Rechtsanwalt Koblenz, 1939–1945 Kriegsdienst, 1946–1968 Intendant des Musikinstituts Koblenz, 1947–1974 Pra¨sident der Anwaltskammer ebd., 1949–1965 MdL (CDU), 1965 Bundesjustizminister, 1975 rheinland-pfa¨lzischer Justizrat. Weber, Otto, Prof., Dr.theol. DD. 295f., 543, 545, 598, 606 geb. 4. 6. 1902 Mu¨lheim/Rhein, gest. 19. 10. 1966 Randolin/St. Moritz, 1928–1933 Doz. an der Theol. Schule Elberfeld, 1930 Direktor ebd., 1933 ref. Mitgl. im Geistlichen Ministerium der DEK, 1934–1945 Prof. fu¨r Ref. Theol. an der Univ. Go¨ttingen, mehrfach Dekan der Theol. Fakulta¨t u. Rektor der Univ., 1943 Kriegsdienst, 1945 Leiter des Akad. Hilfswerkes fu¨r Studenten, 1962 Vors. des Gru¨ndungsausschusses fu¨r die Univ. Bremen, 1964–1966 Gru¨ndungsrektor ebd. – 1950–1965 Mitgl. im Moderamen des Ref. Bundes, ab 1953 Mitgl. der Kommission fu¨r die Revision der Lutherbibel (NT). Wedell, Hans, Dr.jur. 621 geb. 19. 6. 1891 Du¨sseldorf, gest. 1. 4. 1964 Du¨sseldorf, 1902 Rechtsreferendar

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Personenregister/Biographische Angaben

beim Oberlandesgericht Du¨sseldorf, 1907 Gerichtsass., 1914 Taufe, 1914–1918 Kriegsdienst, Rechtsanwalt, 1936 Theologiestudium, 1940 Doz. (NT) am Eden-Seminar der St. Louis, Miss., 1942 Pfr. Lake Preston, SD, 1944 Pfr. der Hudson River Association of the Congregational Churches NY, 1945 U¨bersiedlung nach England, 1949–1954 Berater fu¨r o¨kumenische Fragen der Ev. Kirche im Rheinland. – 1934 Teilnahme an der Bekenntnissynode der DEK Barmen, 1954 Weltkirchenkonferenz Evanston. Weeber, Rudolf, Dr.jur. D.theol.h.c. 225, 252, 321, 449, 648, 651 geb. 25. 2. 1906 Esslingen/Neckar, gest. 28. 11. 1988 Aich, 1935–1949 Justiziar beim EOK Stuttgart, 1949–1973 Direktor u. jurist. Stellv. des wu¨rttembergischen Landesbischofs, 1951–1962 stellv. Vors. des Ev. Presseverbandes fu¨r Deutschland, 1951–1967 Mitgl. des Finanzbeirates der EKD, 1964 Vors. des Finanzbeirates der EKD, 1973–1977 Vors. des Ev. Presseverbandes u. Vors. Vorstand des Gemeinschaftswerkes der Ev. Publizistik. – 1946 stellv. Mitgl. des Disziplinarhofes der EKD (westlicher Senat), 1946–1954 Mitgl. des Luth. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1948 stellv. rechtskundiger Beisitzer der Disziplinarkammer der EKD, 1954–1963 Vors. des Luth. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1967–1973 Mitgl. des Rates der EKD. Wehrmann, Heinrich 140 geb. 22. 7. 1906, gest. 10. 3. 1996, Diakon der Schwestern- und Bru¨derschaft des Ev. Johannesstifts Berlin-Spandau, 1932 Jugendsekreta¨r im Ev. Stadtjugenddienst Hannover, 1933 Gescha¨ftsfu¨hrender Sekreta¨r in der Reichsgescha¨ftsstelle der DCSV, 1934–1971 Leiter der Werbeabteilung des Ev. Johannesstifts Berlin-Spandau, 1945–1947 Gescha¨ftsfu¨hrer der Mittelstelle der Deutschen Diakonenschaft fu¨r den Westen Deutschlands. Weidemann, Heinz (Heinrich), Lic.theol. Dr.phil. 472 geb. 1. 3. 1895 Hannover, gest. 8. 3. 1976 Mu¨nchen, 1914–1918 Kriegsdienst, 1923 Inspektor am Theol. Stift Go¨ttingen, 1925 Pfr. Bremke/Go¨ttingen, 1926 Dompastor Bremen, 1933 Schriftfu¨hrer der BEK, 1934–1945 Landesbischof, 1935 Trennung von der DC-Reichsleitung u. Unterstellung unter Reichsbischof Mu¨ller, 1937 vorla¨ufige Suspendierung, 1941 vorla¨ufige Dienstenthebung, 1944 Ruhestandsversetzung, 1945–1947 Haft wegen „Anstiftung zum Meineid u. No¨tigung“, 1949 Einstufung in Abwesenheit als „Hauptschuldiger“, Bu¨rgermeister Thu¨ringen, 1952 Begnadigung („Mitla¨ufer“), Versicherungsvertreter. – 1933 Teilnahme an der Dt. Ev. Nationalsynode Wittenberg, 1934 Berlin. Weigelt, Joachim 533ff., 548, 637, 646 geb. 20. 2. 1913 Breslau-Rosenthal, gest. 5. 4. 1988 Bischofswiesen, 1939 Studentenpfr. Breslau, 1947 Pfr. Wu¨rzburg, 1949 Schnodsenbach, 1952 Studentenpfr. Erlangen, 1954 Missionspfr. des Jerusalemvereins u. Hilfsprediger bei der Deutschen Evangelischen Gemeinde Jerusalem, Pfr. u. Propst an der Erlo¨serkirche ebd., Leiter der Ev.-Luth. Kirche Jordaniens, 1960 Pfr. OberaudorfKiefersfelden, 1969 Berchtesgaden, 1980 Ruhestand. Weigle, Luther Allan, Prof., Dr. 603 geb. 11. 9. 1880 Littlestown, Pennsylvania, gest. 2. 9. 1976 New Haven, Connecticut, 1903 Ordination Bridgeport, Connecticut, 1905–1916 Prof. fu¨r Philosophie am Carlton College Northfield, Minnesota, 1909–1914 Dekan ebd., 1914/15 Gastprof. an der Yale Divinity School New Haven, Connecticut, 1916

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Personenregister/Biographische Angaben

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Prof. ebd., 1928 Dekan ebd., 1949 Ruhestand, 1952 als Vorsitzender des „New Testament Committees“ verantwortlich fu¨r die „Revised Standard Version“ des NT. Weigt, Fritz 166, 461 geb. 28. 7. 1889 Berlin, gest. 29. 3. 1974 Berlin, 1914 Bundeswart des Ostdeutschen Ju¨nglingsbundes Berlin, Diakon beim Ev. Johannesstift ebd., 1925 Gru¨nder und Leiter der Reichsschundkampfstelle, 1928 Wohlfahrtspfleger, 1931–1933 Gescha¨ftsfu¨hrer des Deutschen Diakonen-Verbandes, 1931–1938 der Fachgruppe Wohlfahrtspfleger im Deutschen Diakonen-Verband, 1930–1938 Doz. fu¨r das Fach „Jugendkunde“ an der Wohlfahrtsschule und an der Wichernschule des Ev. Johannesstifts Berlin, 1933–1945 Reichsfu¨hrer der Deutschen Diakonenschaft, 1933 Beteiligung an der Bu¨cherverbrennung durch die Reichsschundkampfstelle, 1944–1967 Mitgl. im Kuratorium und spa¨ter im Stiftungsrat des Ev. Johannesstifts Berlin. Weise, Alfred 166 geb. 1. 9. 1894 Cottbus, gest. 11. 2. 1964 Berlin-Weißensee, 1927 Verwaltungsgehilfe bei der Ev. Kirchengemeinde Berlin-Weißensee, 1929 Kirchengemeindebeamter ebd., Ta¨tigkeit als Sekreta¨r der Kirchenkasse ebd., 1934 Anstellung als Rendant der Kirchenkasse auf Lebenszeit ebd., 1940 Ernennung zum Kirchengemeinderentmeister ebd., 1956 Revisor bei der Kirchensteuerabteilung des Stadtsynodalverbandes Berlin, 1957 Ernennung zum Oberinspektor ebd., 1961 Ruhestand. Weismann, Wilhelm 262 geb. 20. 9. 1900 Alfdorf/Wu¨rttemberg, gest. 14. 5. 1980 Leipzig, 1929 Lektor beim Musikverlag Edition Peters Leipzig, 1956 Cheflektor ebd. 1946–1955 u. 1961–1976 Doz. (1948 Prof.) an der Musikhochschule Leipzig. Wendland, Heinz-Dietrich, D.D. Dr.theol. 257, 259 geb. 22. 6. 1900 Berlin, gest. 7. 8. 1992 Hamburg, 1926 Doz. fu¨r Sozialethik an der Ev.-Sozialen Schule Berlin-Spandau, 1929 Dozent (NT) u. Sozialethik Heidelberg, 1934 auch Studentenpfr., 1936 o. Prof. (NT) Kiel, 1939–1949 Marinepfr. u. Kriegsgefangenschaft, 1950 Prof. (NT) Kiel, 1954 Consultant der deutschen Delegation Evanston, 1955–1969 o. Prof. u. Direktor des Instituts fu¨r christliche Gesellschaftswissenschaften Mu¨nster. Wendlandt, Friedrich 166, 502 geb. 12. 9. 1884 Mainz, gest. 28. 2. 1965 Berlin, 1925 Kon. Rat Magdeburg, 1930 OKon. Rat Stettin, 1935 Magdeburg, 1936–1954 Berlin. – 1946 stellv. Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1953 Mitgl. ebd. Wenzel, Eberhard, Dr.h.c. 262, 270 geb. 22. 4. 1896 Pollnow, gest. 1982, 1951–1965 Direktor der Kirchenmusikschule Halle/Saale. Werner, Friedrich, Dr.rer.pol. 159, 216, 232 geb. 3. 9. 1897 Danzig-Oliva, gest. 30. 11. 1955 Du¨sseldorf, 1928 Rechtsanwalt Berlin, 1930 Stadt- u. Bezirksverordneter Berlin, aktives Mitgl. der „Deutsche Christen“, 1933–1945 Pra¨sident des EOK der APU u. Leiter der DEKK, 1939 Kriegsdienst, 1945 Entlassung aus dem Kirchendienst, 1948 Entnazifizierung u. Rechtsanwalt Du¨sseldorf.

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Personenregister/Biographische Angaben

Weskamm, Franz Johannes Wilhelm, Dr. theol. h.c. 19, 332 geb. 13. 5. 1891 Helsen/Bad Arolsen, gest. 21. 8. 1956 Berlin, 1914 Priesterweihe u. Bischofssekreta¨r, 1916 stellv. Leiter der „Kirchlichen Kriegshilfe“ Paderborn, 1919 Domvikar, 1932 Pfr. Merseburg, 1942 Landdechant des Dekanats Halle, 1943 Propst Magdeburg, Landdechant des Dekanats Magdeburg, 1945 erzbischo¨flicher Delegat, 1949 Titularbischof von Rando u. Zweiter Weihbischof von Paderborn mit Sitz in Magdeburg, 1951–1956 Bischof des Bistums Berlin. Wester, Reinhard Heinrich, D. 489 geb. 2. 6. 1902 Elberfeld, gest. 16. 6. 1975 Eutin, 1929 Hilfsgeistlicher fu¨r Jugendpflege Kiel, 1932 Pfr. u. Kurprediger Westerland/Sylt, 1935 Vors. des Bruderrates der BK von Schleswig-Holstein, 1941 Haft, 1942–1947 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, Dekan fu¨r die Lagerseelsorge in A¨gypten, 1947 OKR und Bischofsvikar dann Bischof von Schleswig, 1957–1965 Beauftragter der EKD fu¨r Umsiedler- u. Vertriebenenfragen, 1964 Vors. der Kirchenleitung der Ev.-luth. Landeskirche Schleswig-Holsteins, 1967 Ruhestand. – 1934 Teilnahme an den Bekenntnissynoden Barmen u. Berlin-Dahlem, 1935 Augsburg, 1936 Bad Oeynhausen, 1948 Eisenach, 1952 Hannover, 1954 Weltkirchenkonferenz Evanston, Mitgl. der Synode der EKD u. der VELKD, 1960/61 Mitgl. des Rates der EKD, 1963 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Helsinki. Weymann, Konrat 223, 522 geb. 6. 11. 1913 Berlin, gest. 8. 3. 1999 Rimsting, 1950 Pfr. an der Gustav-Werner-Stiftung zum Bruderhaus Reutlingen, 1951 Studentenpfr. Tu¨bingen, 1957 Milita¨rdekan Stuttgart. – 1953 Mitgl. des Milita¨rseelsorgeausschusses. Wiese, Karl, Dr. 166 geb. 14. 10. 1883 Lu¨ben/Niederschlesien, gest. 15. 5. 1974, 1925 Pfr. Berlin, 1937 Studentenpfr. u. Kon. Rat Berlin-Nikolassee, 1954 Ruhestand. – 1946 stellv. Mitgl. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1953 Mitgl. ebd. Wilhelmi, Hans, Dr.jur. 346 geb. 27. 8. 1899 Mainz, gest. 5. 6. 1970 Frankfurt/M., 1916–1918 Teilnahme am Ersten Weltkrieg, 1925 Anwalt Frankfurt/M., 1931 zugleich Notar ebd., 1933 Ausschluss aus dem Vorstand der Anwaltskammer, 1939–1945 Teilnahme am Zweiten Weltkrieg (zuletzt Major), 1945 Mitbegru¨nder der CDU Hessen u. Mitgl. des Landesvorstandes, Leiter des Ev. Arbeitskreises der CDU Frankfurt/M., 1957–1969 MdB (CDU), 1960/61 Bundesminister fu¨r wirtschaftlichen Besitz des Bundes. – 1934 Teilnehmer der Gru¨ndungsversammlung der BK Ulm, Mitgl. des Landesbruderrates Nassau-Hessen, 1936–1947 Pra¨ses der Bekenntnissynode Nassau-Hessen, 1947–1969 Pra¨ses der Synode der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, 1949 Mitgl. der Synode der EKD, Mitglied der hessen-nassauischen Kirchenleitung. Wilm, Ernst, D.theol. 31, 146, 192, 197, 227, 255, 289, 449, 648f., 651 geb. 27. 8. 1901 Reinswalde/Niederlausitz, gest. 1. 3. 1989 Lu¨bbecke, 1925 Pfr. Lu¨denscheid, 1927 Freistatt, 1928 Bethel, 1929 Lu¨denscheid, 1931–1945 Mennighu¨ffen, 1942 Haft im KZ Dachau, 1945 Kriegsdienst in einer „Bewa¨hrungskompanie“, 1948–1968 Pra¨ses der westf. Landeskirche, 1948–1983 Vors. des Vorstandes des Ludwig-Steil-Hofes Espelkamp, 1970 Seelsorgebeauftragter

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Personenregister/Biographische Angaben

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der EKD an den dt. Kriegsverurteilten. – Mitgl. des Rates der EKU, 1957–1973 des Rates der EKD. Winkelmann, Otto 173, 467, 469 geb. 21. 9. 1895 Bremen, gest. 3. 7. 1960 Bremen, Reichsbahn-Obersekreta¨r, Bauherr der Immanuel-Gemeinde Bremen, 1952–1957 Vorsitzender der Bekenntnis-Gemeinschaft ebd. Winterhager, Ju¨rgen Wilhelm, Dr.phil. D.D.h.c. 260, 449 geb. 24. 11. 1907 Potsdam, gest. 28. 11. 1989 Berlin-West, 1933–1935 Vertreter Bonhoeffers auf dessen Londoner Pfarrstelle, 1936 Ordination, Pfr. Hohennauen-Witzke, 1947 Direktor des O¨kumenischen Seminars Berlin, 1948 Studienleiter im o¨kumenischen Ausschuss der Kirchen im mittleren u. o¨stlichen Raum Deutschlands, Doz. fu¨r o¨kumenische Kirchenkunde u. Theol. an der KiHo Berlin, 1952 Pfr. an der Paul-Gerhardt-Kirche Alt-Scho¨neberg (Berlin), ab 1961 Dozent (KG). Wohlfahrt, Go¨tz Dietrich Eberhard, Dr.-Ing. 111f. geb. 9. 4. 1910 Sagan, wa¨hrend des Studiums Assistent im Bauamt der thu¨ringischen Landeskirche, 1939 Regierungsbaumeister, 1942 Regierungsbaurat, 1945 Leiter des Staatshochbauamtes und Kreisbauamtes Eisenach, dann Leiter des Universita¨tsbauamtes Jena, seit 1950 Kirchenbaurat im thu¨ringischen Kirchenbauamt. Wolf, Erik, Dr.jur. D.theol.h.c. Dr.iur.h.c. 559 geb. 13. 5. 1902 Biebrich/Rhein, gest. 13. 10. 1977 Oberrotweil/Kaiserstuhl, 1927 Privatdoz. Heidelberg, 1927 Lehrstuhlvertreter Kiel, 1928 Prof. fu¨r Kirchenrecht u. Rechtsphilosophie, spa¨ter fu¨r Rechts- u. Staatsphilosophie Rostock, 1929 Kiel, 1930 Freiburg/Br., Mitgl. der BK, 1949 Ru¨cktritt von allen kirchl. A¨mtern, 1967 Emeritierung. – 1933 Mitgl. der Synode der badischen Landeskirche, 1945 Teilnahme an der Tagung des Bruderrates der BK Frankfurt/M., 1947 Kirchenversammlung der EKD, Treysa, 1948 Eisenach u. Delegierter der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1949 Bethel. Wolf, Ernst, Lic.theol. Dr.h.c.mult. 140, 155, 259, 538 geb. 2. 8. 1902 Prag, gest. 11. 9. 1971 Garmisch-Partenkirchen, 1925 Doz. (KG) Rostock, 1930 Tu¨bingen, 1931 Prof. (KG u. christliche Archa¨ologie) Bonn, Mitgl. der BK, 1935 strafversetzt nach Halle/Saale, 1942 Kriegsdienst u. -gefangenschaft, 1945 Lehrstuhlvertretung (KG) Go¨ttingen, 1947 Prof. ebd., 1957–1970 Prof. (ST) ebd. – 1932–1971 mit kurzer Unterbrechung Herausgeber der „Evangelischen Theologie“, 1948 Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam, 1965–1971 Vors. der Kommission zur Erforschung des Kirchenkampfes (ab 1970 Ev. Arbeitsgemeinschaft fu¨r Kirchliche Zeitgeschichte). Wolf, Hans-Heinrich, Dr.theol. D. 260 geb. 12. 5. 1911 Bethel, gest. 25. 8. 1987 Bochum, 1947 Prof. fu¨r O¨kumenische Theol. an der KiHo Bethel, 1955 Direktor des O¨kumenischen Instituts Bossey u. Prof. Genf, 1966–1979 Prof. Bochum, 1969–1979 Vors. des Deutschen O¨kumenischen Studienausschusses. Wu¨stemann, Adolf, Dr.theol.h.c. 543, 621, 651 geb. 30. 12. 1901 Kassel, gest. 22. 1. 1966 Kassel, 1921 Banklehre u. Bankangestellter, 1934 Pfr. ebd., BK-Mitgl., 1943/44 Kriegsdienst, 1945 Bischof von

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Personenregister/Biographische Angaben

Kurhessen-Waldeck, 1962 Ruhestand. – 1945 Teilnahme an der Kirchenversammlung Treysa, 1948 Mitgl. der Kirchenversammlung Eisenach, 1954 Teilnahme an der Weltkirchenkonferenz Evanston. Zaisser, Wilhelm 244, 322, 406f., 410, 412 geb. 20. 6. 1893 Rotthausen, gest. 3. 3. 1958 Berlin-Ost, 1914 Volksschullehrer Essen, 1914–1918 Milita¨rdienst, 1919 Lehrer Essen, 1921 Verurteilung u. Entlassung aus dem Schuldienst wegen leitender Funktion in der Roten Ruhrarmee, 1921 Zeitungsredakteur, Funktiona¨r im milita¨rpolit. Apparat der KPD, 1932 Lehrer u. stellv. Leiter an der Milita¨rpolitischen Schule Bakowka sowie Lehrer an der Internationalen Lenin-Schule Moskau, 1936–1938 Teilnahme am Spanischen Bu¨rgerkrieg (Brigade-General), 1938 Mitarbeiter des Exekutivkomitees der KI Moskau, 1941 Mitarbeiter der Polit. Hauptverwaltung der Roten Armee, Leiter des Sektors fu¨r antifaschistische Schulung deutscher Kriegsgefangener, 1947 Chef der Landespolizeibeho¨rde Sachsen-Anhalt, 1948 Innenminister u. stellv. Ministerpra¨sident Sachsens, 1949–1954 Abgeordneter der Volkskammer der DDR, 1950 Mitgl. im Politbu¨ro des ZK der SED u. Minister fu¨r Staatssicherheit, 1953 Auschluss aus dem ZK u. 1954 aus der SED, freier Mitarbeiter des Instituts fu¨r Marxismus-Leninismus u. des Dietz-Verlages. Ziegenbalg, Bartholoma¨us 616 geb. 10. 7. 1682 Pulsnitz/Sachsen, gest. 23. 3. 1719 Tranquebar/Indien (heute Tarangambadi), 1703 Informator Merseburg u. Erfurt, dann Aushilfspfr. Berlin, 1705 Berufung zum Missionar nach Tranquebar, Aufbau einer tamilischen u. einer portugiesischen Gemeinde, Aufbau des dortigen Schulwesens, Ausbildung einheimischer Mitarbeiter, 1714 Propst, Wegbereiter der Indologie. Zieger, Paul, Dr.rer.pol. 67, 152, 184, 433 geb. 29. 3. 1904 Berlin, gest. 22. 7. 1979 Braunschweig, 1926 Arbeit an der Treptow-Sternwarte, 1927 Angestellter im Statistischen Reichsamt, 1929 Referent fu¨r Statistik beim Reichssta¨dtebund, 1933 Referent fu¨r Haushalts- u. Kassenwesen beim Deutschen Gemeindetag, 1936–1939 Gescha¨ftsfu¨hrender Direktor der Provinzialstelle Kurmark des Deutschen Gemeindetages, 1938/39 Erster Beigeordneter u. Stadtka¨mmerer Luckenwalde, 1939–1945 Stadtka¨mmerer u. Wirtschaftsdezernent Frankfurt/Oder, 1946 freier Mitarbeiter beim LKA Hannover, 1948/49 Referent beim Kohlhammer-Verlag, 1950 Referent fu¨r Kirchenstatistik in der Kirchenkanzlei der EKD, danach Leiter des Kirchenstatistischen Amtes der EKD, 1952 OKR, 1970 Ruhestand. Zimmermann, Walter, Dr.h.c. 231, 438f., 449, 466 geb. 14. 4. 1902 Ru¨ttenscheid, gest. 15. 3. 1972 Berlin, 1924–1927 Pfr. Steinach/ Thu¨ringen, 1927–1945 Stiftspfr. Altenburg/Thu¨ringen, fu¨hrendes Mitgl. der BK Thu¨ringen, 1945 Mitgl. des Thu¨ringer LKR Eisenach, 1946 OKR in der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, 1949–1970 Vizepra¨sident des Luth. Kirchenamtes der VELKD u. Leiter der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle –, 1945 Pra¨sident der von ihm gegru¨ndeten Thu¨ringer Bibelanstalt Altenburg. – 1946 stellv. Mitgl. des Nachpru¨fungsgerichtes der EKD, 1947 berufenes Mitgl. der Kirchenversammlung Treysa, 1948 Eisenach u. Delegierter der EKD auf der Weltkirchenkonferenz Amsterdam.

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Personenregister/Biographische Angaben

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Zinke, Johannes 200 geb. 25. 11. 1903 Liegnitz/Schlesien, gest. 14. 11. 1968 Berlin-West, 1928 Priesterweihe, Kaplan, Pfarradministrator, Kuratus im Erzbistum Breslau, 1938–1945 Caritasdirektor der Erzdio¨zese Breslau, 1946–1968 Leiter der Hauptvertretung des Deutschen Caritasverbandes Berlin, seit 1952 Leiter des Commissariats der Fuldaer Bischofskonferenz Berlin, 1957 Pra¨lat, Beauftragter der Berliner Ordinarienkonferenz zu Verhandlungen mit den staatlichen Dienststellen der DDR. Zuckschwerdt, Oskar 166 geb. 19. 6. 1883 Gandersheim, gest. 26. 10. 1965 Go¨ttingen, 1922 Pfr. Magdeburg, 1935 Mitgl. der BK, 1945–1949 Sup. des Kirchenkreises Magdeburg, 1946–1958 Propst des Sprengels Magdeburg. – 1946 stellv. Mitgl. des Nachpru¨fungsgerichtes u. des o¨stl. Senates des Disziplinarhofes der EKD, 1953 Mitgl. ebd.

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INSTITUTIONEN-, ORTS- UND SACHREGISTER Aabo 425 Abendmahl 33, 140, 142, 155, 195f., 436, 456, 471, 517 Altenburg 438ff., 465f. Altfreundeschaft 381f. Altkatholiken 34, 235, 305, 328 Altpreußische Union, Ev. Kirche der/ APU 60, 72, 88, 154, 158f., 196, 216, 231f., 234, 272, 280, 294, 302, 310ff., 320, 333, 389ff., 426, 433f., 440, 449, 474f., 477f., 539, 542, 549, 650 – Kirchenordnung 196 – Lebensordnungsausschuss 272 Amerika – vgl. auch USA 52f., 229, 287, 464, 603, 615f. Amsterdam 214, 464, 453 Amtsblatt der EKD 57f., 75, 154, 318, 546 Amnestie 36, 126, 189, 241f., 302, 488 Amtsstellen der EKD 49, 144, 149, 152, 158, 216, 220, 231, 300, 352, 362f., 430, 487, 537, 541, 565f. Anhalt – Ev. Kirche 322, 389, 395, 554, 562f., 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Ansbach 448 „Anschlussgesetz“ (1924) 28f., 60, 550, 611 Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen/ACK 34, 148, 235, 305 O¨kumenische Centrale 148, 258 Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal 330, 379 Arbeitsgemeinschaft fu¨r Ev. Kinderpflege 328, 377

Arbeitsgemeinschaft fu¨r Geho¨rlosenseelsorge 328, 377 Arbeitsgemeinschaft fu¨r Volksmission 162, 329, 378 Arco 494 Arnoldshain 155 Arnsberg 159, 231, 289 Ascq 213 Athen 441 Aurich 248, 449 Auslandsgemeinden, ev. 28f., 60, 62, 137, 291, 425, 440, 495, 521, 531, 542 Auslandsgesetz 7, 29f., 60, 440, 442 Auslandspfarrer 28, 63, 83, 147, 311, 440, 442, 495, 528f., 549 Ausschuss „Film und Bild in der religionspa¨dagogischen Literatur“ 329, 377 Ausschuss zur Neufassung des Anschlussgesetzes 60 Ba¨renreiter-Verlag 46, 65f., 86, 87, 330, 379 Bad Boll 9, 60, 117, 428, 430, 438, 453, 463f., 490, 497, 538, 546f. Bad Godesberg 248 Bad Schwartau 262 Baden – ev. Kirche 175, 281, 374, 389, 554, 562f., 648, 650 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Badgastein 316f., 385f., 388f. Bahnhofsmission/en 12, 160f., 199f., 244, 407, 409, 435, 455 Bad Kleinen 160, 200 Baukostenzuschuss 8, 67f., 149f., 207, 232, 317, 496, 534, 536, 551, 613 Bayern 117f., 271, 638

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Institutionen-, Orts- und Sachregister – Ev. Kirche 45, 196, 250, 281, 348, 390, 396, 520, 541, 554, 561, 564f., 571, 575, 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Bayreuth 489 Beamte der EKD/Kirchenbeamte 88, 298, 311f., 347, 349, 350–367, 369–372, 493, 540f., 563–566, 568–596 – Beamtenrecht 151, 159, 311f., 348, 364, 445, 562, 581, 592ff. – Beamtenversorgung 78f. – Kirchenbeamtengesetz 298, 312, 350, 580, 585, 588f., 593–596 – Kirchenbeamtenordnung 8, 151, 311f., 348ff., 372, 445, 535, 539f., 563, 577, 592 Beihilfe/n 14, 37, 46, 58f., 65f., 75–78, 84–89, 136ff., 142, 161f., 184f., 229, 232, 256, 260f., 286, 298, 313ff., 328f., 373–377, 380, 382, 428f., 434f., 437, 445f., 455f., 476, 494, 519, 521, 546, 552, 651f. Bekennende Kirche 11, 22, 50, 62, 170, 462 Bekenntnisstand 31, 247, 308f., 341, 343, 345, 362, 524f. Bekenntnissynode (Barmen) 195, 341, 344f. Belgien 552, 618f. Benghasi 441 Berlin 9, 19, 35, 38, 44–49, 51, 58, 61, 66, 69f., 72f., 96, 110, 113ff., 121f., 124f., 128, 135f., 139, 142f., 145, 155, 158, 161f., 166, 183, 191, 201, 204f., 214, 218–221, 228, 231, 234, 236, 238, 241ff., 248, 257, 260, 272ff., 276ff., 280, 286, 291, 293, 297, 299, 310f., 319, 321, 327, 329f., 332f., 346f., 378f., 380ff., 387f., 407, 413, 417, 427, 429, 432, 438ff., 447, 449, 455, 462, 465f., 481, 483, 485f., 494, 500, 502–508, 511f., 514, 517, 526, 533, 538, 542, 553, 598, 614, 616, 631, 636, 648–651

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– Berlin-Charlottenburg 9f., 43, 48, 94, 96, 98ff., 105, 108, 110, 140, 166, 215f., 218, 427f., 452, 502f., 518, 650 – Berlin-Co¨lln 503 – Berlin-Dahlem 66 – Berlin-Friedenau 166 – Berlin-Karlshorst 221, 241 – Berlin-Ko¨penick 166 – Berlin-Lichterfelde 165f. – Berlin-Neuko¨lln 166 – Berlin-Nikolassee 166 – Berlin-Ost/Ostberlin 9f., 18, 52, 57, 69, 166, 302, 310, 315, 407, 409, 414, 431, 480 – Berlin-Pankow 166 – Berlin-Reinickendorf 260 – Berlin-Scho¨neberg 61 – Berlin-Schwanenwerder 155 – Berlin-Spandau 9, 139f., 144, 147, 155, 235, 248, 256f., 293, 297ff., 328, 449, 538, 542, 648f. – Berlin-Steglitz 166 – Berlin-Wannsee 166 – Berlin-West/Westberlin 9f., 14, 18, 51, 53, 67, 115, 125, 127, 161, 310, 380, 415, 431, 477, 652, 655 – Berlin-Weißensee 166, 555, 557 – Berlin-Wilhelmshagen 166 – Berlin-Zehlendorf 115, 166, 435, 438, 552, 599 Berlin-Brandenburg – Ev. Kirche 10, 35, 69ff., 126, 161, 196, 202, 231, 389, 391, 447, 493f., 500ff., 504, 507–510, 515, 554, 561, 563, 648, 651 – Ev. Konsistorium 69, 71, 161, 231, 493, 500–505, 507, 509f., 512, 515 – Kirchenordnung 196, 391 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Berliner Stadtsynode 143, 158, 231 Berufsgenossenschaft fu¨r reichsgesetzliche Unfallversicherung 535f., 552f.

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

Besoldungsgesetz (1927)/„Reichsbesoldungsordnung“ 158f., 524, 588 Bethel 7, 154, 192, 223ff., 247, 252, 257, 260, 320, 492, 498, 522, 642 Bethlehem 548, 636f. Betriebsfonds 303, 553 Bevollma¨chtigter des Rates am Sitz der Bundesrepublik Deutschland 18–21, 23, 25f., 43, 48, 123, 139, 157, 215, 222, 293, 427, 431, 438, 485, 496, 523, 531, 533, 537, 547, 648, 650ff. Bevollma¨chtigter des Rates bei der Regierung der DDR 10, 13, 48, 109, 139, 143f., 215, 219, 221, 241, 293, 305, 322, 330, 332, 413, 427, 431, 445, 485, 533, 537, 648, 650f. Bibel/Heilige Schrift 210, 244, 342, 392, 396, 464, 514, 598, 600, 605, 623 Bibelgesellschaften 32, 146, 428, 438ff., 463–466, 494, 544f., 598, 632 Bibelrevision 7, 32f., 35, 46, 140, 145f., 192f., 438ff., 463–466, 534, 536, 543–546, 598f., 602–606, 608ff., 622–626, 628–631, 649 Bielefeld 197, 225, 252f., 289, 321, 449, 508f., 516 Bitterfeld 621 Bonn 7f., 18, 20f., 23, 26, 38, 41, 44, 54, 58f., 63f., 66, 76f., 82–85, 89ff., 116f., 121ff., 136, 157, 163, 182f., 186, 199, 202f., 225, 230, 252, 281, 307, 320, 332, 355, 422–425, 438, 443, 483, 489, 496, 521, 527, 530f., 546f., 619, 635f., 649 – vgl. auch Bundesrepublik Deutschland Boppard am Rhein 46, 142, 215–218, 221, 299, 308ff., 340, 345f., 425 Bordeaux 35, 163, 187–191, 213f. Bozen 28, 64, 425 Bradford 61f., 441 Brasilien 158f. Braunschweig

– ev. Kirche 281, 375, 390, 396, 570, 576 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Bremen – Ev. Kirche 45f., 49f., 142, 152f., 167–173, 281, 389, 395, 402, 444, 447, 467–471, 473, 490, 564ff., 570f., 574, 576f., 655 – Bremischer Kirchenausschuss 50, 153, 167, 402, 444, 467ff., 473, 490 – Bremischer Kirchentag 49f., 152f., 168, 170ff., 468f., 472f. – Bekenntnisgemeinschaft 50, 152f., 167, 169–173, 444, 467–473 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Breslau 260 Bristol 186 British Council 230 Bruderhaus Karlsho¨he 441 Bru¨der-Unita¨t 52, 312, 315, 435, 453, 648, 651 – vgl. auch Herrnhuter Bru¨dergemeine Budapest 301, 412 Bund evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands 312, 648, 650 Bundesbeamtengesetz/BBG 90, 348, 446, 540, 565, 567, 573f., 586–594 Bundesministerium fu¨r Finanzen (O¨sterreich) 316 Bundesministerium fu¨r Vermo¨genssicherung und Wirtschaftsplanung (O¨sterreich) 385 Bundesrepublik Deutschland/Westdeutschland 7, 9, 13–16, 19–23, 36f., 43, 51, 54f., 67, 70, 73, 79, 114, 117, 119f., 122, 125, 127, 139, 147, 158, 161, 204, 206, 210, 215, 229, 272, 274, 293f., 302, 310f., 347, 413, 415, 417f., 420, 427, 437f., 450f., 460, 476f., 479, 483, 485, 488, 529, 533, 556, 617, 637ff., 648f., 651f., 655 – vgl. auch Bonn

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Institutionen-, Orts- und Sachregister – Auswa¨rtiges Amt, Kulturabteilung 29, 63, 136, 230, 495, 527, 529 – Bundesanstalt fu¨r Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen-Versicherung 276 – Bundesarbeitsministerium 58 – Bundesjustizministerium 183 – Bundeskabinett 55, 118, 164, 199 – Bundesministerium des Innern 8, 20, 23, 58f., 66, 90, 222, 307, 454, 489f., 526, 546 – Bundesrat 59, 76f., 274, 436 – Bundesregierung 14f., 18, 20, 22, 24, 36f., 73, 79, 81, 84f., 117f., 124, 162, 202, 220, 229, 438, 460–463, 488, 495, 526, 531, 547f. – Bundestag 20f., 51, 54, 59, 76f., 123f., 274f., 423, 430, 445, 454, 463, 487, 567 – Bundesverfassungsgericht/BVG 22, 73 – Bundesvertriebenenministerium 274 – Bundeswehr 8 – Bundeswirtschaftsministerium 71, 527, 529 – „Dienststelle Blank“ 8, 24ff., 157, 216, 219, 223, 226, 281ff., 307, 423f., 442f., 489, 547 – Finanzministerium 438 – Verfassungsschutz 70 Burckhardthaus 66, 328, 377, 435 Chemnitz 52 Chichester 18f., 304f., 327, 332, 420ff., 431 Chile 442, 528f. Christlich-Demokratische Union/ CDU 19f., 27, 54, 59, 73, 156, 203, 304, 420ff., 430, 445, 488 Christlich Soziale Union/CSU 27, 59, 156, 488 Christophorus-Stift/Forschungsakademie – vgl. auch Hemer 329, 378, 385 Christuskirche 63, 549 Columbien 528f.

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Conference on Jewish Material Claims against Germany 438 Cottbus 210, 408, 449 Da¨nemark 464 Darmstadt 225, 252, 321, 635 Das Hilfswerk 432 DDR/ „Ostzone“ 7–19, 34, 43, 51–54, 57, 69, 72f., 88, 122ff., 126ff., 139, 160ff., 184, 198, 215, 220f., 242f., 257, 270, 273, 286, 293f., 300–303, 310, 315, 319, 322, 324ff., 374, 380ff., 410, 412, 414–417, 427, 431, 440, 445, 453, 455, 475, 482–485, 487f., 494, 533, 543, 556, 613f., 617f., 622, 644, 647–650, 652f. – vgl. auch sowjetische Besatzungszone/SBZ – Bodenreform 107 – DDR-Beho¨rden 10, 13, 58 – Hauptabteilung Verbindung zu den Kirchen beim stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der DDR 14, 69, 200, 303, 411 – Innenministerium 160, 411 – Koordinierungs- und Kontrollstelle fu¨r Unterricht, Wissenschaft und Kunst 322 – Ministerium fu¨r Auswa¨rtige Angelegenheiten 53 – Ministerium fu¨r Staatssicherheit 51, 410 – Ministerium fu¨r Volksbildung 323, 408f. – Ministerrat 13ff., 51, 69, 72, 241f., 302, 322, 408, 412, 414, 416 – Staatliche Kommission fu¨r Kunstangelegenheiten 13, 72, 104–107 – Staatssekretariat fu¨r Hochschulwesen 323, 409 – Staatssekretariat fu¨r Innere Angelegenheiten 322, 324, 406 – Verfassung 15, 127, 130, 132, 136, 240, 323, 556 – Volkskammer 123f., 431 – Volkspolizei 130–133 Dessau 322

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

Deutsch-Franzo¨sischer Bruderrat 163 Deutsche Automobil Treuhand GmbH 92 Deutsche Bischofskonferenz 44, 55 – vgl. auch Fuldaer Bischofskonferenz Deutsche Christen/DC 170, 503 Deutsche Evangelische Kirche/DEK 8, 35, 65, 67, 109f., 151, 224, 246ff., 311, 345, 348f., 372, 501, 540, 551, 568, 579, 592 Deutsche Forschungsgemeinschaft 617, 647 Deutsche Notenbank 98, 380 Deutsche Reichsbahn 200 Deutscher Akademischer Austauschdienst 230 Deutscher Evangelischer Frauenbund 328, 377 Deutscher Evangelischer Kirchenausschuss 32, 146, 592 Deutscher Evangelischer Kirchenbund 60, 250, 591 Deutscher Evangelischer Kirchentag/ DEKT 14f., 162, 201ff., 205, 209f., 212, 319, 386, 412, 449, 641, 650 Deutscher Friedensrat 301 Deutscher Gewerkschaftsbund/DGB 23, 222, 430, 490 Deutscher o¨kumenischer Studienausschuss 228, 255, 258f., 543, 597f. Deutscher Sta¨dtetag 403, 405 Deutsches Archa¨ologisches Institut 229, 307 Deutsches Auslandsinstitut 230 – vgl. auch Institut fu¨r Auslandsbeziehungen Deutsches Bibelarchiv 329, 378 Deutsches Evangelisches Institut fu¨r Altertumswissenschaften 313f., 329, 375, 378 Deutsches Pala¨stina-Institut 637 Diakonie/diakonische Werke 12, 38, 41, 79, 162, 207, 220, 244, 302, 374, 407, 409

Dienstaufwandentscha¨digung 67, 150f., 363, 524f. Dienstreisen 150, 152 Dienstwagen 8, 68, 232 Dienstwohnungen 149, 357 Direktorenkonferenz der evangelisch kirchenmusikalischen Ausbildungssta¨tten Deutschlands 233, 261f., 267–270 Disziplinarhof der EKD 142, 151, 161, 165, 224ff., 248, 251, 320f., 493, 500f., 508, 518, 541 – westlicher Senat 219, 224f., 252f., 320, 493, 508 – o¨stlicher Senat 251, 534, 536, 551f. Disziplinarkammer 46, 69, 225f., 251, 321, 493, 500ff., 505f., 509f., 568 Disziplinarordnung 7f., 12, 30, 219, 224, 246–251, 493, 501, 508, 535, 540f., 568, 570, 576, 579 Dorfkirchenarbeit (DDR) 315 Dresden 12, 248, 262, 269, 322, 332–335, 448, 455, 485ff., 497, 520, 522, 558 Duderstadt 295 Du¨sseldorf 38, 123, 220, 225, 252, 309, 320, 341, 425, 449, 621 Ecuador 528f. Eherecht 156, 182f., 376, 491 Eisenach 87, 104f., 107f., 110f., 184, 262 Elbingerode 26, 43f., 46, 57f., 62, 75f., 78, 80f., 94, 121ff., 125, 147, 173, 192, 203, 212, 272, 290, 312f., 346, 373, 428, 446, 482f., 649 England 47, 61f., 96, 304, 495f., 528f., 534, 536, 549f., 611 Elsass 36, 63, 189 Elsass-Lothringen 63 Entscha¨digungsgesetz 461f. Erlangen 330, 341, 343, 379, 463f., 534f., 544, 548, 598, 610, 646, 649 Espelkamp 30, 224, 490, 538, 550 Essen 14, 162, 201ff., 319, 499, 650 Eßlingen 262 Europa 54, 147, 418, 428, 453, 463, 515, 528f., 557

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Institutionen-, Orts- und Sachregister Eutin – ev. Kirche 281, 390, 397, 555, 562f., 650 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Evangelical and Reformed Church 288 Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien/ELKI 28, 63f., 84f., 230, 307f. Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung 341f., 544 Evangelisch-reformierte Kirche in Nordwestdeutschland 281, 303, 374, 390, 397, 400, 429, 433, 555, 562f., 648, 650 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Evangelische Akademien 21f., 53f., 116f., 259, 314, 329, 374, 378 Evangelische Arbeiterbewegung 526 Evangelische Auswandererfu¨rsorge 329, 378 Evangelische Bibliotheksschule Go¨ttingen 314, 329, 378 Evangelische Bildkammer 429, 435, 535f. Evangelische Frauenarbeit in Deutschland 34, 65, 154, 173, 177f., 256f., 328, 377 Evangelische Handwerkerorganisation 526 Evangelische Hilfsstelle fu¨r ehemals Rasseverfolgte 438, 460, 462 Evangelische Jerusalemstiftung 314, 548 Evangelische Kirchenmusikschulen 216, 233, 261ff., 267–270 Evangelische Konferenz 255 Evangelische Missionsarbeit 314 Evangelische Siedlungsgesellschaft 181, 318 Evangelische Sozialakademie Friedewald 329, 378 Evangelische Welt 544 Evangelischer Eltern- und Erziehertag 329, 377 Evangelischer Nachrichtendienst Ost 57

819

Evangelischer Pressedienst 634 Evangelisches Hilfswerk fu¨r Kriegsgefangene und Internierte 37, 494, 552, 619 Evangelium 50, 127, 168f., 173, 179, 239, 277f., 342f., 393, 470, 473, 491, 507, 606, 626 EVG/EVG-Vertrag 22, 51, 73, 488 Familienrecht 27, 54, 156, 183, 355 FDJ 131f., 244, 408 Fe´de´ration Protestante de France 36, 63, 163f., 190f., 212ff. Finanzbeirat der EKD 147f., 180, 302f., 310ff., 347, 350, 434, 477, 573 Finnland 211, 633 Florenz 136, 138, 143, 229, 307f. Floriano´polis 493 Flu¨chtlinge 14–17, 51, 53, 65, 81, 115, 123f., 162, 189, 201, 206, 208–212, 217, 220, 272–275, 302, 319, 415, 480, 528 Flu¨chtlingslager 51, 73, 415, 649 Flu¨chtlingssiedlungsgesetz 81 Franckesche Stiftungen 615f. Frankfurt am Main 60, 67, 83, 85, 137, 143, 149, 186, 210, 212, 225f., 255–258, 262, 285, 321, 346, 383, 386, 388, 398, 436, 449, 456f., 459, 474, 530f., 559, 612, 620 Frankfurter Allgemeine Zeitung 420 Frankreich 35f., 95f., 186f., 190, 253f., 284f., 503, 537, 552, 618ff. Frauenhilfe 65, 154, 161, 207, 328, 377 – vgl. auch Potsdam Freiburg 259, 449 Friedland 494, 519 Fu¨rth 223, 522 Fulda 201, 212, 223, 449, 522 Fuldaer Bischofskonferenz 44 – vgl. auch Deutsche Bischofskonferenz Gardasee 494 Garmisch-Partenkirchen 119 Geda¨chtniskirche in Speyer 330, 375, 379

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

Gefa¨ngnisseelsorge 126, 644 Geistlicher Rat 28f., 61, 495f., 534, 536, 549f., 611f. Gelnhausen 328, 377 Gemeindehelferinnen 8, 142, 154, 173, 175–178, 206 Gemeinden, ev. 13, 16, 51, 57, 80, 82, 113, 125, 164, 166, 177, 186, 207, 226f., 238, 254f., 266, 270, 272, 275, 277f., 284f., 301, 324ff., 341, 375, 380, 401, 407, 432, 482, 484, 525, 537, 542f., 557, 586, 589f. Gemeinnu¨tzige AG fu¨r AngestelltenHeimsta¨tten in Berlin 260 Genf 67, 96–100, 229, 256f., 260, 286f., 315, 338, 340, 383f., 620 Genfer Konvention 22, 70, 95f., 98f., 534, 536, 546 Georg Rhau-Gesamtausgabe 86 Gera 395, 448 Gewerkschaften 22f., 222f., 490, 497, 526 Gießen 276 Gliedkirchen der EKD/Landeskirchen 8, 11f., 15f., 20, 26f., 30, 33f., 36, 43, 51, 57, 59ff., 64, 68, 70, 76, 80f., 83, 87ff., 113ff., 125, 129, 146, 153f., 168f., 173, 175–178, 206, 212, 221, 224, 226f., 228, 247–251, 253–256, 263, 265, 267f., 277, 280, 283ff., 294, 301ff., 310–314, 320, 322, 330f., 345, 348f., 351, 373–376, 380ff., 424f., 433, 435ff., 439f., 442, 444, 456, 468, 473, 483, 492f., 497f., 520, 537, 539–543, 547, 552ff., 558–563, 586, 589, 592, 611, 621f., 636, 649, 652 – Landeskirchenleitungen 17, 51, 59, 64, 68, 70, 76, 80f., 135, 146ff., 154f., 224, 227, 250, 255, 278, 302, 311f., 314, 349f., 373–376, 380, 383f., 412, 434f., 437, 440, 450, 452, 474, 491, 497, 523f., 537, 543, 548, 562ff., 580f., 592, 620, 622, 636, 654f.

– lutherische 146, 193, 227, 337, 397, 399, 440, 448, 528, 530f., 541, 550, 602, 625 – o¨stliche 7, 10, 12, 34, 53, 57, 127, 130, 135, 148, 154f., 161, 221, 236ff., 278ff., 293f., 302f., 312, 347, 412, 426, 475f., 478f., 553, 654 – reformierte 34, 146, 194, 196, 198, 320, 389f., 397, 400, 449, 559, 598, 649, 653 – unierte 30f., 60, 146, 155, 195, 228, 389, 391, 394, 400, 402, 426, 428, 434f., 449 – westliche 13f., 16f., 34, 51, 115, 147f., 221, 278, 280f., 302f., 310f., 314, 319, 322, 412f., 431f., 434f., 449f., 452, 474–480, 484, 543, 653f. – vgl. auch Anhalt, Baden, Bayern, Berlin-Brandenburg, Braunschweig, Bremen, Eutin, Hannover, Hessen und Nassau, Kirchenprovinz Sachsen, Lippe, Lu¨beck, Mecklenburg, Oldenburg, Pfalz, Pommern, Rheinland, Sachsen, SchaumburgLippe, Schlesien, Schleswig-Holstein, Westfalen, Wu¨rttemberg – vgl. auch Umlage Glockengela¨ut 428, 655 Gnadau 315 Go¨rlitz 67, 210, 322, 621 Go¨ttingen 41, 185, 225, 232, 294, 314, 320, 329, 374, 443, 491, 493, 499, 519, 541, 598, 614 Greifswald 166, 184, 266, 322 Griechenland 441 Groß-Berlin 380ff., 407 Großbritannien 12, 28, 537, 549, 633 Grundgesetz 24f., 27, 79, 124, 156, 445, 547f., 556, 576, 632f., 635f. Grundordnung der EKD/GO 30, 49, 60, 70f., 139, 152ff., 165, 171ff., 196, 224, 226, 233, 247f., 251, 298, 305, 309, 311f., 332–335, 349, 353, 362, 427, 444, 446, 467f., 470f.,

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Institutionen-, Orts- und Sachregister 473f., 488, 492f., 498ff., 534f., 538–542, 554, 558–561, 564ff. Grundstu¨ckskommission der EKD 226 Gu¨strow 160, 200 Haager Konferenz 460 Hainstein 66, 87f., 184 Halle/Saale 44, 52, 166, 262, 269, 407, 502, 535f., 552, 613, 615ff., 647 Hamburg 14, 58, 137, 140, 155, 204, 209, 329, 412, 505, 517f., 554, 562, 641 – ev. Kirche 281, 321, 374f., 378, 390, 396, 448, 504, 563 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Hannover 9, 13, 17, 20, 39, 51, 53, 57, 63ff., 67, 69, 73ff., 90f., 114, 140, 146–152, 154f., 159f., 179ff., 184, 196, 199, 215, 225, 227, 246, 248, 251ff., 256, 262, 267, 271, 281, 290, 296, 311, 314, 318ff., 335, 348, 373, 377, 412, 423f., 433, 435, 437, 443, 445, 448–452, 456, 459, 465, 467, 474, 478, 481, 488, 497f., 500, 517, 522, 528, 530, 533, 535, 537, 539f., 545, 551f., 557f., 562, 564, 577, 586, 602, 613, 621, 632, 637, 647 – Ev. Kirche 41, 169, 263, 268f., 281, 390, 396, 400, 554, 561, 563, 648, 651 – Landeskirchenamt 51, 62f., 227, 231, 252, 295f., 306, 517f. – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Hannoversch Mu¨nden 145, 439, 543 Harzer Papierfabrik GmbH 306 Haushalt/ -splan der EKD 46, 64, 101, 140, 142, 146ff., 179, 192, 313, 316, 363, 373, 375f., 381f., 428, 433f., 437, 649, 651 Heidelberg 56, 182, 257f., 262, 311, 320, 344, 348, 489, 597 Heiliger Stuhl 21, 55, 119, 282

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Heimatvertriebene/Vertriebene 14, 123, 206, 208–211, 260 – vgl. auch Ostvertriebene Heimkehrer 37, 479, 486, 494, 519, 655 Hemer 156, 182, 314, 329, 378 – vgl. auch Christopherus-Stift/Forschungsakademie Herrnhuter Bru¨dergemeine 172, 315, 453, 473 – vgl. auch Bru¨der-Unita¨t Hessen 276, 397, 474 Hessen und Nassau – Ev. Kirche 9, 23f., 63, 216, 223, 263, 268, 281, 298, 310, 327, 346, 348, 375f., 389, 394, 397, 534, 536, 539, 547f., 554ff., 561, 564, 566, 570, 573ff., 612, 632, 648, 650 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Hilfsplan fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen 12, 142, 155f., 278, 374, 476, 478 – vgl. auch Sonderausschuss der EKD Hilfswerk der EKD 16, 18, 64, 115, 142, 165, 179ff., 202, 212, 220, 231, 236, 272f., 275, 295–298, 306, 318, 336f., 339f., 432, 455, 484 – Hauptbu¨ro (Berlin) 50, 115, 273f. – Hilfswerkausschuss 64, 179 – Umlage 64, 142, 156, 165, 179 – Zentralbu¨ro 38, 50, 64, 157, 162, 165, 273ff., 306, 312, 336–340 Hofgeismar 303 Hu¨ttengrund 244, 409 Indien 55, 211, 615f. Informationsblatt der niederdeutschen lutherischen Kirchen 146, 193f., 196 Informationsdienst der VELKD 146, 193f. Innere Mission 115, 162, 312, 319, 329, 377, 477 – Central-Ausschuß/CA 162, 312, 329, 377, 477 Institut fu¨r Auslandsbeziehungen 230f.

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

– vgl. auch Deutsches Auslandsinstitut Institut Judaicum Delitzschianum 329, 376, 378 Interzonenpa¨sse 9, 13, 53, 58, 412, 488 Israel 37, 314, 438, 460 Istanbul 47, 62 Italien 28, 55, 63f., 83–86, 136ff., 219, 229f., 260, 304, 307f., 461, 527ff. Jerusalem 192f., 314, 535, 548, 636 Jessen/Elster 324 Jever 307 Johann-Walter-Gesamtausgabe 66, 330, 379 Johannesstift 139f., 142, 297f., 603 Jordanien 637 Judenverfolgung 460, 462 Jugendkammer 129f., 227ff., 256, 314, 319, 328, 377, 437, 526 Junge Gemeinde 12f., 16f., 52f., 58, 89, 122, 127–135, 220, 238ff., 243–246, 277, 319, 323, 325f., 331, 407f., 481, 518 Junge Pioniere 132, 239 Junge Kirche 544 Junge Welt 130f., 220 Jungenwacht 328, 377 Kammer fu¨r Erziehung und Unterweisung/Erziehungskammer 20, 216, 231, 269f., 319, 435 Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung 17, 20, 22, 156, 158, 431, 446f., 481, 483, 497, 546 – vgl. auch Synodalausschuss Kammer fu¨r Publizistische Arbeit – Schrifttumskammer bei der Kirchenkanzlei – Berliner Stelle – 44, 66, 88f. Kammer fu¨r Soziale Ordnung 22, 26, 46, 58ff., 75f., 81f., 430, 497, 534f., 546f. Kammern der EKD 151, 227, 314, 446f. Kampfbund gegen Unmenschlichkeit 123

Kanada 621 Karlsruhe 225, 252, 489, 522, 534f., 547, 621 Kassel 86, 226, 253, 321, 398, 520, 621 Katechismus 217, 344, 628 Katholische Kirche 21, 98, 117, 119, 182, 199, 201, 283, 307, 423f., 442, 519 Kiel 86, 225, 248, 252, 257, 320, 448 Kirchenbautag 494f., 519ff. Kinderbeihilfen/Kinderzuschlag 58f., 75–78, 158, 184, 524f. Kirche in der Zeit 544 Kirchendienst Ost 71f., 161f. Kirchenkampf 5, 7, 13, 15, 130, 194f., 221, 240, 244, 411, 419, 432, 468, 505 Kirchenkanzlei 8ff., 17, 20, 25, 31, 38f., 43f., 49ff., 56f., 59f., 64f., 67f., 70, 72, 75, 77, 86, 89f., 114, 139ff., 143, 146–151, 154, 156–159, 162f., 179, 184f., 199, 215, 220–227, 231f., 234f., 246f., 251, 260f., 271, 284, 290, 293, 299, 302ff., 306f., 309–315, 318–321, 327ff., 332, 334, 389, 397, 403, 412, 423f., 429, 433–437, 440, 443f., 446f., 450–453, 456, 467, 473f., 477–481, 483, 485, 487, 489–492, 494, 496, 498–501, 521f., 533, 535–541, 544–548, 550–553, 558, 562, 564f., 572–577, 602f., 613f., 618, 648–652, 655 – Berliner Stelle – 9f., 19, 22, 37, 43, 47f., 51, 57f., 65f., 67, 69–72, 87f., 93, 104f., 111, 113, 121f., 140, 142f., 148, 154f., 158, 160ff., 184f., 215, 218, 221, 228, 231f., 236, 241, 272f., 277f., 293, 297ff., 300–304, 306, 311f., 315, 319, 330, 334, 336, 348f., 363f., 373, 376, 379ff., 422, 427ff., 433, 445ff., 455, 485f., 550, 565–575, 647f., 650 Kirchenkonferenz der EKD 31, 38, 40, 47, 68, 70, 73, 139, 145ff., 162, 192f., 197f., 201, 203, 227f., 250f.,

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Institutionen-, Orts- und Sachregister 273, 289f., 312ff., 321, 350, 375f., 427f., 430, 434, 439, 447, 491f., 497, 534ff., 538ff., 542, 553, 558, 560f., 563, 624f., 636, 648–651, 656 Kirchenordnung 31, 171, 196, 308f., 340f., 343f., 389, 393, 397, 401 Kirchenprovinz Sachsen 52, 57, 71, 75, 301, 315, 382, 539, 554, 561, 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Kirchenrechtliches Institut 183, 232, 183, 491, 493 Kirchenrechtliches Seminar Erlangen 330, 379 Kirchliche Hochschule/n 8, 232, 329, 435, 440 Kirchliche Ostkonferenz 15, 93, 95, 122, 128, 136, 300, 332, 406 Kirchliche Westkonferenz 303, 311, 434, 653 Kirchliches Außenamt 12, 20, 27ff., 34, 36, 43, 45, 47, 54, 60–64, 67, 83, 85f., 139, 143, 147f., 150, 158f., 163, 180, 186f., 215, 228f., 233, 253ff., 288, 293, 299, 308, 312, 314–317, 383, 386, 425, 427f., 437, 441f., 485f., 495f., 527, 533f., 536, 542f., 548–551, 613, 620, 636, 650f. Kirchliches Amtsblatt der Evangelischen Kirche im Rheinland 507 Ko¨ln 68, 92, 232, 262, 495 Ko¨nigsberg 502 Ko¨nigsfeld 435, 453 Ko¨nigstein im Taunus 425 Ko¨nigswinter 54f., 116 Kollekten 65, 109, 114, 162, 314, 376, 380, 382f., 519, 619 Konferenz der ev. Strafanstaltspfarrer 314, 329, 377 Konferenz u¨ber die europa¨ische Zusammenarbeit der Kirchen 54 Konfessionskundliches Institut Bensheim 329, 378 Konvent der Heimvolkshochschulen 329, 378

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Korea 419 Koreakrieg 634 Kraftfahrzeugscha¨tzungsstelle 92 Kriegsdienstverweigerung 24, 157, 199, 220, 284, 534, 536, 547f., 555f., 633ff. Kriegsgefangene 36f., 95, 275, 441, 487f., 494, 552, 618f., 655 Kriegsopferversorgung 78f. Kriegsverbrecher 37, 107, 163, 618 Krummenhennersdorf 244, 409 Kurhessen-Waldeck – ev. Kirche 281, 394, 398, 539, 554, 562, 564, 566, 570, 574f., 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Kurie 119f. Labour-Service-Einheiten 489 Lago Maggiore 136 Laiendienst 382 Landesinstitut fu¨r Musikforschung 86 Landessynode/n 195, 500 – APU 196 – Baden 395 – Berlin-Brandenburg 126 – Hessen und Nassau 9, 216, 223, 246, 298, 310, 346 – – Kirchenprovinz Sachsen 10, 126 – Mecklenburg 218 – Oldenburg 56, 432 – Rheinland 340f., 344 – Sachsen 126, 305, 333 – vgl. auch Lutherische Generalsynode Lebenskundlicher Unterricht 283f., 525, 534f. Lebensordnung 33, 234f., 272, 320, 389ff., 397f., 401f. Lebensmittelpaketaktion 431 Leipzig 261f., 330, 333ff., 407, 599 Leipziger Mission 407 Libyen 441 Lieux de Gene`ve 22, 47, 69f., 95–100, 546 Lippe – ev. Kirche 281, 375, 390, 397, 401, 539, 555, 562

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

– vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Liverpool 62 Lobetal bei Bernau 166, 248, 409 London 61, 496, 549, 611f. Lucknow 33, 45f., 55, 228, 255, 621 Ludwigsburg 441 Ludwigshafen 449, 536 Ludwigslust 160, 200 Lu¨bben 514 Lu¨beck – ev. Kirche 281, 321, 375, 396, 403f., 520, 555, 562f., 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Luther-Akademie 88, 161, 184f. Lutherbibel 32, 145, 438f., 463f., 600, 602, 626, 631 Lutherhalle 69 Lutherische Generalsynode 55, 137, 196, 234, 272, 390, 395, 604 Lutherische Liturgische Konferenz 598 Lutherischer Konvent im Rheinland 310 Lutherischer Weltbund 256, 288, 306, 336–340, 387, 528ff. Lutherischer Weltdienst in Deutschland 306, 336, 338ff. Madrid 425 Ma¨dchenbibelkreise Wu¨rttemberg 329, 378 Ma¨nnerarbeit der EKD 328, 377, 526 Magdeburg 43, 75, 166, 219, 224, 248, 262, 322, 324, 348, 407, 409, 416, 445, 552 Mailand 136 Manchester 62, 420f. Manchester Guardian 420f. Mansfeld 244, 324, 407, 409 Markkleeberg 334 Martin-Luther-Bund 66 – Sendschriften-Hilfswerk 66, 89 Mecklenburg – ev. Kirche 132, 322, 380, 390, 396, 416, 554

– vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Meißen 448 Meran 28, 137, 307f., 425, 442, 528f. Merseburg 616f. Milita¨rseelsorge 8, 25f., 223, 316, 328, 443, 488f., 522–525 – vgl. auch Wehrmachtsseelsorge Montanunion 54 Moskau 15, 241, 300, 410, 418 Mu¨hlhausen 166 Mu¨lheim/Ruhr 58f., 76, 311f. Mu¨nchen 9, 45f., 48, 73, 117, 141, 202, 225, 235, 248, 252, 305f., 312, 328, 337, 340, 349f., 448, 519, 521, 527, 529f., 544, 619 Mu¨nster 195, 341, 343, 376, 448f. Naher Osten 314, 548 Nationalsozialismus 13f., 29, 35, 37, 60, 230, 435, 438, 460f., 505, 512 – Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei/NSDAP 35, 493 – Sturmabteilung/SA 35, 493, 503 – Schutzstaffel/SS 35f., 163, 189, 435, 453 Naumburg 132 Neapel 229, 307 Neinstedt 219, 324, 407, 409 – Neinstedter Anstalten 324 Neuendettelsau 9, 463, 490, 538 Neues Deutschland 300, 515 Neues Testament 32f., 145, 342, 440, 598f., 600, 608 Neuseeland 633 Niederlande/Holland 50ff., 83, 113f., 222, 447, 464, 552, 618f., 633 Niemegk 315 Nordrhein-Westfalen 202 Norwegen 633 Nu¨rnberg 256, 276, 448 Oberrechnungsamt der EKD 65, 150f., 157, 318f., 433, 436, 446, 457, 551 Oberschu¨ler 17, 132, 207, 319, 323, 408, 638 Oder-Neiße-Linie 434, 478

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Institutionen-, Orts- und Sachregister O¨kumene 194, 202, 210f., 227, 229, 257, 314, 484, 549, 615 O¨kumenische Centrale 148, 258 O¨kumenische Kommission fu¨r Europa¨ische Zusammenarbeit/Arbeitsgemeinschaft: Christliche Verantwortung fu¨r Europa¨ische Zusammenarbeit 54 O¨kumenischer Rat der Kirchen/O¨RK 33, 56, 113, 227f., 255f., 259f., 285f., 289, 383f., 597, 620f., 653f. – Exekutivkomitee 227f., 437 – Zentralausschuss 33, 55, 228, 255, 259, 620 O¨sterreich 317, 385, 387, 419 Oldenburg – ev. Kirche 31, 56, 74, 194, 281, 390, 397, 399, 424, 428, 432, 554, 562f., 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Opel 92 Oradour/Oradour-Prozess 35f., 143, 163f., 186–191, 213f., 219, 226f., 253f., 284 Oradour-sur-Glane 35, 163 Orthodoxe Kirche 221, 245f., 441 Ostkirchenkonferenz 15, 48, 93, 95, 122, 128, 134ff., 300, 332, 406, 410, 614 Ostpfarrer 16, 71, 298, 310, 347, 474–480 – Ostpfarrerrichtlinien 67, 298, 302, 310, 347, 434, 449–452, 476, 479, 481, 652 – Ostpfarrerversorgung 35, 67, 310f., 428, 433f., 449f., 474ff., 478, 480, 493, 652f. Ostpreußen 196 Ostvertriebene 196, 208 – vgl. Heimatvertriebene/Vertriebene Otto-Bartning-Stiftung fu¨r bildende Ku¨nste 330, 379 Parchim 160, 200 Pakistan 211 Pala¨stina 314, 548 Pala¨stinawerk 314, 329, 378

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Papierfabrik Reinmuth 306, 335 Paris 54, 62f., 213, 418, 534, 536 Pfalz – ev. Kirche 194, 196, 281, 389, 395, 539, 554, 562f., 619, 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Pfeiffer’sche Stiftungen 324 Piding bei Reichenhall 494, 519 Politischer Arbeitskreis der Katholischen Verba¨nde Deutschlands 55 Pommern – ev. Kirche 380f., 389, 392, 554, 562f., 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Posaunenwerk 329, 377 Posen 502f. Potsdam 161, 185, 328, 377 – vgl. auch Frauenhilfe Preetz 520 Quirinal 21, 55 Re´forme 163, 186, 188ff., 212 Reformierter Bund 227, 255 Reformierter Weltbund 288 Reichsbischof 108, 110f. Reichsbruderrat 559 Reisekosten 7, 150ff., 229, 288, 316, 318f., 424, 486, 521, 552, 654 Rektorenkonferenz 276 Republikflucht/Republikflu¨chtige 17, 302, 413ff., 417, 483 Rheinland – Ev. Kirche 31, 38, 41, 46, 142, 216, 232, 281, 290, 308ff., 340–346, 348, 374, 389, 393, 425f., 496, 539, 554, 561, 564, 570, 648, 650 vgl. auch Gliedkirchen der EKD/Landeskirchen RIAS 123, 276 Rhein 179, 308 Rhumspringe 294, 296, 306, 335 Rom 84, 118, 120, 138, 143, 229f., 307, 328, 488 Rostock 160, 200 Rotes Kreuz 70, 96, 160f., 200, 546 Roßla 166

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

Rundfunkkammer 447 Russland 503, 512, 514f., 616 Saarland 123 Sachsen – Ev. Kirche 70, 88, 126, 250, 268, 298f., 305f., 315, 332, 334f., 348, 390, 396, 432f., 448, 539, 541, 554, 561, 563, 648, 650 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Sachsen-Anhalt 52 Salzburg 386 Schaumburg-Lippe – ev. Kirche 81, 374, 390, 396, 555, 562f. – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Schiedsgerichtshof 151 Schlesien 196, 261, 454 – ev. Kirche 389, 392, 555, 562, 566f., 569ff., 573–576, 578, 648, 650 – gl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Schleswig-Holstein – ev. Kirche 263, 281, 390, 396, 503f., 554, 561, 564–575, 648 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Schlu¨chtern 261f., Schmalkalden 184 Scho¨ller-Dornap 449 Schwa¨bisch Gmu¨nd 149 Schwa¨bisch Hall 9, 145, 439, 543, 545, 601, 625, 627, 629f. Schweden 633 Schweiz 100, 387 Schwerin 90, 132, 160, 200, 218, 235, 449, 455 Seemannsmission 328, 378 Seyda 324, 409 17. Juni 1953 17f., 301, 304, 316, 431, 446, 482ff. Sonderausschuss der EKD (HeunerAusschuss) 12, 29, 60, 303, 374 – vgl. auch Hilfsplan fu¨r die o¨stlichen Gliedkirchen

Sondershausen 185 Sowjetische Besatzungszone/SBZ 71, 205, 319, 420, 434, 480 – vgl. auch DDR/ „Ostzone“ Sowjetische Kontrollkommission/SKK 13, 126, 160, 221, 241, 243 Sowjetische Milita¨radministration/ SMAD 13, 135, 221 Sowjetunion/UdSSR 13, 37, 96, 221, 241f., 146, 410 537 Sozialdemokratische Partei Deutschlands/SPD 22, 27, 54, 59, 73, 116f., 156, 183, 430, 497, 546 Soziale Frauenschule Berlin 329, 378 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands/SED 15ff., 52, 120, 160f., 300, 303, 417, 431 – Politbu¨ro 161, 300, 303 – Zentralkomitee 160 Sozialversicherung 78f. Speyer 186, 225, 252, 320, 330, 375, 379, 449, 618 Spro¨tze 500ff., 508, 515 „Staat-Kirche-Gespra¨ch“ 15f., 161, 303 Stadtsynodalverband (Berlin) 66 Die Stafette 122, 128, 134f. Stahnsdorf 166 Stalinnote/n 51 Steglitzer Anzeiger 512 Stephanusstift (Hannover) 63 St. Georgen 61 St. Gertrudsgemeinde 233, 291 St. Louis 86 St. Marienkirche 321, 403f. Stockholm 233, 291 Studentengemeinden 89, 122, 127, 136, 220, 277, 315, 323, 328, 377, 379–382, 407, 409, 481, 641f., 646 – Evangelische Studentengemeinde in Deutschland 315, 323, 382 Studentenpfarrer 61, 122, 136, 223, 315, 318, 380, 443, 522, 535, 548, 639, 641, 644, 646 Stuttgart 41, 56, 120, 125, 145, 157, 159f., 181, 201, 225, 230, 252, 260,

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Institutionen-, Orts- und Sachregister 273, 296, 306, 321, 336f., 339f., 386, 448f., 463, 465f. Su¨damerika 147, 528f. Synodalausschuss 18, 250f., 312, 350, 398, 431, 446f., 481, 483, 559 – vgl. auch Kammer fu¨r O¨ffentliche Verantwortung Synode/Synoden 9, 11, 70, 146f., 250f., 310, 346, 350, 428f., 444, 447f., 467, 469, 473f., 484, 486, 490–493, 497–500, 534f., 538f., 550, 554f., 558–563, 649, 655 Berlin-Spandau (1954) 9, 20, 27, 29f., 61, 69, 147, 149, 153f., 158, 161, 225, 233, 248, 298, 312f., 316, 319f., 538, 540, 542f., 550, 553 – Berlin-Weißensee (1950) 555, 557 – Bethel (1949) 7, 224, 247f., 498 – Hamburg (1951) 55, 58 – Elbingerode (1952) 26, 43f. 46, 57f., 62, 75f., 78, 80ff., 94, 121ff., 125f., 147, 173, 192, 203, 212, 272f., 290, 312f., 346, 350f., 372f., 383, 428, 446, 482f., 536, 649 – Espelkamp (1955) 30, 224, 550 – Finanzausschuss 64, 69, 146ff., 150ff., 156, 161, 179, 227, 313, 318f., 433, 435ff., 444, 457, 459, 551, 613, 649 – Missouri 65, 86f., 296 – Riograndenser 158f. Technisches Hilfswerk (THW) 23, 50, 215, 218, 221ff., 304, 327, 489f., 526 Theologische Fakulta¨t/en 8, 195, 335, 341, 440, 552, 617, 647 Theologisches Stift Go¨ttingen 374 Thu¨ringen – Ev. Kirche 13f., 154, 184, 250, 312, 322, 380f., 390, 396, 539, 541, 554, 561, 563f., 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen THW-Informationsdienst 222, 490 Tischgeld 152 To¨rwang 117 Toronto 256

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Trauung Geschiedener 33, 216, 234, 299, 320, 389–394, 396–402 Treysa 71, 543, 559 Triest 64, 84f., 425, 528 Tu¨bingen 223, 522, 640 Tu¨rkei 211 Tutzing 62, 303, 311 U¨berlingen 96 Ueckermu¨nde 166 Uelzen 276 Ulm 302, 415, 417, 598 Umlage 147, 294, 316, 433 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen USA 52, 96, 431, 537 Vatikan 21, 55, 117–120, 424, 488 Velbert 449 Venedig 136 Venezuela 528f. Verband evangelischer Bu¨chereien 329, 378 Verband evangelischer Kirchencho¨re 234, 271, 329, 377 Verband fu¨r Kindergottesdienst 328, 377 Veredlungswirtschaft GmbH/Verwi 296, 306 Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands/VELKD 7, 12, 27–31, 34, 39, 64, 66, 145f., 193f., 196, 198, 227f., 234, 237, 255, 280, 290, 294, 308, 320, 383, 390, 395, 426, 495, 521, 527, 529ff., 538, 540ff., 544, 549f., 597f., 601f., 612, 624 – Bischofskonferenz 221, 234, 395, 538, 602 – Lutherisches Kirchenamt 31, 66, 231, 319 – Synode 280 Versorgungsbezu¨ge 68, 76, 82, 158, 347, 360, 368f., 442, 446, 450, 475f., 479, 481, 571, 573, 578, 597 Vier-Herren-Walde 318 Villigst 598 Volksbund Deutscher Kriegsgra¨berfu¨rsorge 655

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Institutionen-, Orts- und Sachregister

Volkseigene Betriebe 239, 277 Volksmissionskonferenz 162 Volkstrauertag 655 Wa¨hrungsreform 433, 436, 456f. Wartburg 13f., 46, 72, 104–112 Wartburg-Stiftung 13f., 46, 72, 104–112 Wehrgesetz (der Bundesrepublik Deutschland) 8, 24, 555 Wehrmacht 26, 35, 260, 282, 493, 514f., 635 Wehrmachtsseelsorge 25, 281, 283, 304, 423f., 443 – vgl. auch Milita¨rseelsorge Weimar 107, 169, 598, 622, 626, 650 Weltfriedensrat 301, 412 Weltkirchenkonferenz/en – Amsterdam (1948) 214, 653 – Evanston (Illinois) (1954) 33, 45, 55f., 67, 148, 164, 216, 219, 227ff., 255–259, 285–288, 316, 322, 383f., 428, 436f., 448, 486, 489, 535, 542f., 550, 597, 620ff., 653f. Werke, kirchliche 34, 59, 76, 129, 222, 313, 328, 373f., 377, 437, 651f. Wernigerode 409 Westfalen – ev. Kirche 31, 62, 67, 159, 196, 202, 231, 281, 289f., 344, 374, 389, 392, 539, 554, 561, 564, 570, 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Westkirchenkonferenz 193

Wiedergutmachung/Wiedergutmachungsabkommen 36f., 460f. Wiedervereinigung Deutschlands 17, 19, 127, 204, 417, 419, 430f., 484, 537, 557 Wien 386 – Evangelischer Oberkirchenrat A. B. u. H. B. 316f., 385–388 Wiesbaden 216, 293, 327, 348, 398, 422, 449, 621 Wildbadgastein 386, 388 Wilde Ehen 26, 58f., 75f., 78–82, 182 Wittenberg 69 Wohnungsgeld 149f., 158, 184 Wohnungsbeschaffungskosten 149f. Woltersdorf bei Erkner 132 World Church Service 375 Wu¨rttemberg – ev. Kirche 31, 56, 159, 176, 231, 263, 281, 290, 329, 378, 390, 397, 538, 554, 561, 564, 566f., 570ff., 574ff., 648, 651 – vgl. auch Gliedkirchen der EKD/ Landeskirchen Wu¨rzburg 642 Wuppertal 217, 232, 252, 262, 329, 379, 492, 621 Zeilitzheim 271 Zentralbeschaffungsstelle 436, 456–459 Zinzendorf-Gymnasium (Ko¨nigsfeld) 435, 453 Zinzendorf-Seminar (Gnadau) 315 Zweiter Weltkrieg 25, 28, 96, 159, 314

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