Die mythologische Gnosis: Mit einer Einführung zur Geschichte und Methodologie der Forschung 9783666531231, 3525531230, 9783525531235

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Die mythologische Gnosis: Mit einer Einführung zur Geschichte und Methodologie der Forschung
 9783666531231, 3525531230, 9783525531235

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VÖR

Gnosis und spätantiker Geist von Hans Jonas

E r ster T eil

Die mythologische Gnosis

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen

Die mythologische Gnosis Mit einer Einleitung zur Geschichte und Methodologie der Forschung

Vierte Auflage

Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen

Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Herausgegeben von Wolfgang Schräge und Rudolf Smend 33. Heft der ganzen Reihe

CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Jonas, Hans: Gnosis und spätantiker Geist / von Hans Jonas. - Nachdr. Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht Teil 1. Die mythologische Gnosis. - 4. Aufl., Nachdr. d. Ausg. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht, 1964. - 1988 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments ; H. 51) ISBN 3-525-53123-0 NE: GT

© 1988 Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbsondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. D ruck: Weihert-Druck, Darmstadt Bindearbeit: H ubert & Co., Göttingen

jöem Andenken meines Unters

V o rw o rt Dem Werke des fjerrn D r. H. Ionas, dessen Entstehung und Wachsen ich mit dem lebendigsten Interesse begleitet habe, und dessen erster Teil hiermit vorliegt, möchte ich ein kurzes Wort vorausschicken, weil die Aufnahme, die seine erste Schrift, „Augustin und das paulinische Freiheitsproblem" (1930), wenigstens teilweise gefunden hat, mich mit der Mög­ lichkeit rechnen läßt, daß auch sein neues Buch hier oder dort einem Mißverständnis seiner Absichten begegnen könne. Freilich hoffe ich, daß die inzwischen gereifte Varstellungskraft des verf.s den Leser von selbst gewinnen wird; und dieser wird auch bemerken, daß der Verf. auf gewisse Eigenwilligkeiten des Ausdrucks, die man freilich dem begabten Anfänger 1930 hätte zugute halten sollen, verzicht geleistet hat. Aber ich möchte verhindern, daß das neue Werk von vornherein etwa einem Vorurteil begegne. Deshalb möchte ich sagen, daß ich, der ich seit Jahren einen großen Teil meiner Arbeit dem Studium der Gnosis gewidmet habe, aus keiner der bisherigen Untersuchungen über dieses Gebiet — und man weiß, daß es deren ganz vortreffliche gibt — so viel für eine wirkliche Erkenntnis des geistesgeschichtlichen Phänomens der Gnosis gelernt habe, wie aus dieser, ja, daß mir hier die Bedeutung dieses Phänomens erst im vollen Umfang erschlossen wurde. Steht das Werk auch durchaus in der Kontinuität der Forschung, so ist doch hier, wie mir scheint, zum erstenmal die Einordnung der Gnosis in die Geschichte der Spätantike wirklich vollzogen, und es wird deutlich, was die Gnosis in der Wende des Weltoerständnisses von der Antike zum Christentum des Abendlandes bedeutet. Damit tritt auch die Frage nach dem Verhältnis von Christen­ tum und Gnosis in ein neues Licht, indem sie nicht auf Einzelphänomene des Neuen Testaments und der alten Kirchengeschichte beschränkt bleibt, sondern das ganze Welt- und heilsverständnis des Christentums betrifft. Die Methode des verf.s, den eigentlichen Sinn eines historischen Phä­ nomens durch das Prinzip der Existenzanalrise zu erfassen, scheint mir hier ihre Fruchtbarkeit glänzend erwiesen zn haben, und ich bin gewiß, daß dieses Werk die geistesgeschichtliche Forschung in mancher Hinsicht befruchten wird, nicht zum mindesten auch die Interpretation des Neuen Testaments. Marburg, 14. Juni 1934

R u d o lf B u ltm a n n

2lus dem Vorwort des Verfassers zur zweiten Auflage Daß hier nach zwanzig Jahren ein — von kleinen Berichtigungen abgesehen - unveränderter Nachdruck der ersten Auflage erscheint, soll keinesfalls bedeuten, daß der Verfasser das Buch der Verbesserung nicht bedürftig oder die Forschung der letzten zwanzig Jahre der Be­ rücksichtigung nicht wert erachtet: (Es ergab sich lediglich aus der Tat­ sache, daß zu einer durchgreifenden Revision jetzt nicht der Zeitpunkt ist, und andrerseits doch eine stetige Nachfrage es zu rechtfertigen schien, das unter den anormalen Bedingungen der dreißiger Jahre nur unvollkommen zur Kenntnisnahme und (Erörterung gelangte Werk noch einmal in seiner ursprünglichen (Bestatt zugänglich zu machen. 3n der Tat hat es seine erste Kritik zumeist noch zu finden. Denn so belehrend die wenigen gelehrten Besprechungen sind, die ihm damals zuteil wurden - und ihnen gegenüber läßt die unveränderte Wiederholung für den Augenblick meine Dankesschuld noch unbeglichen —, so ist doch weithin die wissenschaftliche Kritik wenigstens in Deutschland aus­ geblieben. Ich kann nicht beurteilen, wie weit dies dem Umstand, daß es sich um einen jüdischen Autor handelte, und wie weit dem Aus­ stehen des zweiten Teiles zuzuschreiben ist, auf dessen angekündigtes Erscheinen mancher Rezensent, wie ich weiß, wartete. Aber jenseits dieser äußeren Gründe gab es wohl einen mehr in der Sache selbst gelegenen, und von ihm muß ich befürchten, daß er heute noch so besteht wie damals. Das ist der Umstand, daß das Werk in keine der üblichen Wissenschaftsabteilungen so recht oder so ganz hineingehört. 3n seiner eigenen Reihe, den „Forschungen", ist es vermöge seiner philosophischen Absicht und Behandlungsweise so etwas wie ein Fremd­ ling - aber durch seinen Stoff doch so offenkundig in ihr Gebiet fallend, daß Theologen und Religionshistoriker es als ihre Sache an­ sehen mußten und dabei das Philosophische mehr oder minder willig in Kauf nahmen. Den Philosophen aber, auf deren Interesse ich bei­ nahe mehr gerechnet hatte, ist der Stoff wohl zu fremd, um das Ent­ sprechende von ihrer Seite zu tun. Jedenfalls ist mir (mit einer fran° zösisch-thomistischen Ausnahme) keine philosophische Rezension bekannt geworden. Das wäre vielleicht anders gewesen, wenn die Plotin-Analqse des zweiten Teils schon vorgelegen hätte, die ja vom Thema her den Philosophiehistoriker angegangen wäre. Insofern hat das private

Schicksal des Werkes, über das das Vorw ort zum 2. Band Auskunft gibt, die öffentliche Aufnahme seines ersten Teiles mitbestimmt. Soweit dies der Fall ist, m ag das jetzige Erscheinen der I. Hälfte des zweiten Teiles, die auch ohne die Behandlung des Neuplatonism us schon in vertrautere Gefilde der Philosophiegeschichte führt, etw as günstigere Voraussetzungen schaffen, v on der religionsgeschichtlichen Kritik ist die „Verquickung" des Gegenstandes mit Philosophie sowohl gelobt wie getadelt, erhellend wie verdunkelnd, nützlich wie überflüssig gefunden worden. Dem Autor bleibt nur zu sagen, daß für ihn es sich hier nicht um eine ablösbare Zutat handelt, sondern eben der versuch einer philo­ sophischen Interpretation eines geschichtlichen Phänom ens ein zentrales Anliegen w ar. - Die wirkliche Karriere eines Buches liegt bei seiner Leserschaft, und sie konnte ich im ersten Jahrzehnt seines Daseins von Palästina aus nicht verfolgen. Erst als ich bei Kriegsende Deutschland wiedersah, erfuhr ich in persönlichen Begegnungen, daß das Buch - Torso der es geblieben w ar - im stillen gewirkt und sozusagen hinter meinem Kücken wie dem der Kritik seinen w eg gemacht hat. Manchen seiner Ideen begegne ich heute an verstreuten Stellen der zeitgenössischen Literatur. Seit Ja h re n nun stellte der Verlag eine Nachfrage nach dem ver­ griffenen Bande fest und schlug einen photomechanischen Nachdruck vor. Ich w ar m ir beim Erw ägen dieses Vorschlages im klaren, daß in­ zwischen aus dem Gebiete der Gnosis vieles geschehen w ar, w as ich - in andersartige Arbeiten vertieft - zum Teil nicht verfolgt, und soweit verfolgt noch nicht für die Nachprüfung meiner eigenen Sicht, ergänzend oder berichtigend, nutzbar gemacht hatte. Neuerdings hat nun aber der Fund von Nag-Hammadi jeden versuch, dies im Zu­ sammenhang mit dem jetzigen Neudruck zu tun, in einem solchen Grade zur Vorläufigkeit verurteilt, und überhaupt die Dinge, besonders mit Bezug auf den für meine Darstellung zentralen valentinianism us, auf J a h re hinaus wieder so gründlich in Fluß gebracht, daß es vorzu­ ziehen schien, in diesem Augenblick nur den Text von 1934 noch einmal darzubieten und die Berücksichtigung der neueren Forschung einem au s­ führlichen Anhang vorzubehalten, der dem später erscheinenden Schlußband beigegeben werden soll. Bis dahin, so ist zu hoffen, wird auch die Herausgabe der neuen koptischen Schätze weit genug fortgeschritten sein, um eine umfassende Benutzung zu erlauben . . . O ttaw a (Canada), M ai 1954

Vorwort zur dritten aufläge Die im Vorwort zur zweiten Auflage ausgesprochene (Erwartung bezüglich der Nag-Hammadi-Texte hat sich in den etwa acht Jahren, die bis zur Inangriffnahme dieser dritten Auflage verflossen, nur teil­ weise erfüllt: (Erst sieben von über vierzig Schriften dieser größten Ent­ deckung auf dem Gebiete der Gnosis waren bis Ende 1962 durch Über­ setzung vollinhaltlich zugänglich gemacht worden. Aber es waren wichtige Schriften, die wertvolle Beobachtungen erlaubten; und anderseits schien es bei dem schleppenden und erratischen Gang, den die Veröffentlichung der Zünde in über fünfzehn Jahren, nicht zum Ruhme der Junft, ge­ nommen hatte, nicht geraten, die verlangte Neuauflage dieses wiederum vergriffenen Bandes von dem ungewissen Zortschritt solcher Veröffentli­ chung abhängig zu machen. Aus dieser Erwägung wurde ein den neuen Texten gewidmetes Zusatzkapitel (4. Kapitel) geschrieben und feine durch den Zufall des Abschlußdatums — Krühjahr 1963 — bedingte Vorläufigkeit, der auch spätere, ebenso willkürliche Termine nicht ent­ gehen würden, bewußt in Kauf genommen. Allerdings wollte es dann wiederum der Zufall, daß eine nicht vorgesehene technische Verzögerung in der Herausgabe gerade mit einem weiteren Zortfchritt in der chuellenebierung zusammentraf, so daß unsere Behandlung bei Erscheinen um einige Nummern hinter dem publikationsstanü zurück ist1). Aber mit dergleichen muß jede Behandlung noch auf Jahre hin rechnen; sie wird Ergänzungen im voraus begrüßen; und die Zrage ist weniger die, was alles noch nicht berücksichtigt worden ist, als die, ob etwas jetzt Gesagtes durch später Auftauchendes u n g ü l t i g gemacht wird, vor diese Krage mußte sich seit der ersten Kunde von der großen Entdeckung jeder gestellt sehen, der sich entschieden genug über das Wesen der Gnosis geäußert hatte. 3n dieser Hinsicht nun fühle ich meine im Vor­ wort von 1954 zum Ausdruck gebrachte Vorsicht durch das inzwischen Erschienene erheblich verringert: Das neue Material, wie es mit dem patristischen Zeugnis weithin zusammenstimmt, scheint mir auch in h Zwischen Satz und Veröffentlichung erschienen: M. Tttalinine (u. ct.), De resurrectione Epistula ad Rheginum (Codex Jung XXIIr-XXVv), Zürich-Stuttgart 1963; M. Krause-P. Labib, Die drei Versionen de- Apokryphen des Johannes, Wiesbaden 1962; fl. Böhlig-P. Labib, Koptisch-gnostische Apokalypsen aus Codex V von Nag hannnadi, Halle-Wittenberg 1963; w . Till, Das Evangelium nach Philippos, Berlin 1963. Übersicht b. IN. Krache, Der koptische Handschristenfund bei Nag ham madi, Umfang und Inhalt, Kairo 1962, S. 121—132.

keinem wesentlichen Punkt zu einer Berichtigung, gewiß zu keinem Widerruf, der in diesem Werk vorgetragenen Sicht der Gnosis zu nötigen. Ja, in dem als „zentral" bezeichneten valentinianismus, auf den die erwähnte Vorsicht besonders Bezug nahm, finde ich durch das E van­ gelium Veritatie eine mir besonders wichtige These in geradezu über­ raschender Weise bestätigt. stuf dem manichäischen Flügel der breiten gnostischen Front glaubte ich wenigstens einige N achträge zu meiner Darstellung von 1934 aus den seither zugänglich gemachten Griginalquellen, hauptsächlich aus dem koptischen psalmbuch, schuldig zu sein. fluch konnte ich im Mani-Kapitel selbst (3,2) manches in den Zitaten und bibliographischen Angaben ver­ bessern, z.B. Kugenets französische Übersetzung des Severus von Antio­ chien durch die inzwischen von fl. Adam vorgelegte deutsche ersetzen, P. I . de IHenosces Ausgabe des Stand berücksichtigen, usw. Dagegen wagte ich mich nicht an eine Einarbeitung der Ergebnisse von Lady vrowers großartigem Lebenswerk in meine begrenzte Be­ handlung der Mandäer. Die verehrungswürdize Forscherin ließ mir gegenüber keinen Zweifel an ihrer Überzeugung, daß man sich, wenn es um die Mandäer oder vielmehr Nazaräer selber geht, mehr an den tatsächlichen Kult als an die „literarische Theologie" halten müsse, und mehr an die (von ihr entdeckten) Geheimschriften als an die exoterische („half-folklore“ ) Mythologie des Ginza. Ich beuge mich willig dieser Autorität. Aber was ich den von Liüzbarski übersetzten Schriften für die Symptomatik des gnostischen Geistes im Ganzen zu entnehmen suchte, mag diese Gültigkeit behalten, selbst wenn in der Entwicklung der Sekte selbst die andersartige priesterliche Geheimlehre jene Schriften in die Rolle der „volkstümlichen" Schicht verwies: selbst dann müssen sie etwas ausdrücken, was einmal von jemand geglaubt worden ist. Schließlich wurde die Gelegenheit dieser dritten Auflage dazu be­ nutzt, um dem Bande, der offenbar häufig für sich allein benutzt wird, seine eigenen ausführlichen R e g iste r beizugeben. Für die hierbei ge­ leistete wertvolle Hilfe sei Frl. Gertrud Lhappuzeau, M. A., auch an dieser Stelle gedankt. New Rochelle, It.y . (USA), Februar 1964

Ha ns J o n a s

Jnt)alt8#nber(Id)t Seite

V o r w o r t .................................... V o r w o r t z ur z w e i t e n A u f l a g e V o r w o r t z ur d r i t t e n A u f l ag e E i n l e i t u n g . 3ur Geschichte und Methodologie der Forschung 1. Entdeckung einer allgemein-synkretistischen „Gnosis" S. 1. 2. Be­ deutung für die christliche Theologie S. 1. 3. Bedeutung für die klassische Philologie (Altertumswissenschaft) S. 2. 4. Zusammen­ schluß der Disziplinen; Anschluß der Orientalistik S. 4. 5 In h a lt­ liche Charakteristik des neuen Stoffgebiets S. 4. 6. Form ale Charakteristik (Klassifikation der Quellen) S. 5 —9: a) Die heidnisch­ griechische Gruppe, b) Die christlich-griechische G ruppe, c) Die orientalische Gruppe (mandäische und manichäische Literatur). 7. Zum Typus der bisherigen Forschung S. 9. 8. Zum Begriff des „Synkretismus" und der Idee einer möglichen (Einheit des G rundes S. 11. 9 Der transzendentale „G rund" in seiner Ge­ schichtlichkeit S. 12. 10. Philosophische Hilfsmittel aus der all­ gemeinen Daseinserkenntnis S. 14. 11. Die hermeneutische Wirk­ samkeit des erm ittelten G rundes S. 16. 12. Eindeutige und m ehr­ deutige Seugnissysteme S. 18. 13. Die geistesgeschichtliche Be­ w ertung der Gnosis in der bisherigen Forschung S. 20. 14. M etho­ dische Gründe für dies Ergebnis S. 24. 15. Einige Beispiele für die M ethode S. 2 5 - 4 9 : (1) Anz S. 25 (2) Bousset: Ableitung der „Degradierung" der Gestirngötter aus der Stellung des persertum s in B abylonien S. 27 (3) Bousset: Ableitung des gnostischen D ualism us aus der Kombination von Parsism us und P la to ­ nism us S. 34. Kritik der Boussetschen These S. 42. 16. In h a lt­ licher und form aler G rund? S. 4 9 - 5 8 : harnacks These von der Gnosis als „akuter hellenisierung des Christentums" S. 50. Schaeders humanistisch - form ale These: Gnosis als R ationalisierung a lt­ orientalischer Religion durch griechisches Denken S. 52. 17. Zur Frage des R ealgrundes (Psychologie, Soziologie) S. 5 8 - 7 3 : Die These vom „Druck entsetzlicher Zeiten" S. 58. Rückführung der Ideen auf die geschichtlichen Lebenszustände S. 61. Grenzen der K ausalbetrachtung S. 62. Bedenken gegen die Clendstheorie S. 64. Der T räger der gnostischen Bewegung S. 67. Die Seinslage der westlichen W elt S. 68. V orrang des Ostens S. 70. Die Seinslage der östlichen W elt S. 71. 18. Spenglers „Probleme der arabischen K ultur" S. 73. 19. Die G eburt einer neuen W elt: V erhältnis zum Griechentum S. 74. 20. V erhältnis zum „alten O rient" S. 75. 21. V erhältnis zum „Synkretismus" S. 77. 22. M itwirkung der Synkretismus S, 78. 23. Umfang des „gnostischen" Bereiches S. 80. 24. Z ur Stellung des Christentums S. 80. 25. Einteilung unserer

VI V II IX i —91

X II

Inhalts-Übersicht Seite

Untersuchung S. 8 2 -9 0 : (1) Die Gnosis in ihrer mythischen Form S. 82. (2) Transformationen öer Gnosis im spätantiken Denken S. 86. 26. 3u r systematischen Grundlage (Heideggers Philosophie der Existenz) 5. 90.

T eil I. Die mythologische G n o s i s ........................................... 92—375 1. K a p itel. Der Logos der G n o s i s ........................................

9 4 -1 4 0

Hermeneutischer Vorzug des mandäischen Schrifttums S. 94. 1. Dos ,Fremde* S. 96. 2 .,Jenseits*, ,Außerhalb*. »Diese* und »jene* Welt S. 98. 3 . »Welten* und ,Äonen* S. 98. 4. Dos Weltgehäuse. Das »wohnen* S. 100. 5. »Licht* und Finsternis* S. 103. 6. Die »Mischung* S. 104. 7. Die »Zersplitterung*; Einheit und Vielheit S. 104. 8. »Fall*, »Sinken*, »Gefangennahme* S. 105. 9. Das »Geworfensein* S. 106. 10. Angst, Irren , Heimweh S. 109. 11. Betäubung, Schlaf, Trunken­ heit S. 113. 12. Die »Trunkenheit* S. 115. 13. Abgeschnitten« werden S. 119. 14. Der Lärm der Welt S. 119. 15. Der »Ruf von außerhalb* S. 120. 16. Der »fremde Mann* S. 122. 17. Der In h alt des »Rufes* S. 126. 18. Die Antwort auf den »Ruf* S. 134. 19. Sich-selbst-Sammeln S. 139.

2. K a p ite l. Die D a s e in s h a ltu n g der G n o s i s ....................... 140-251 Die Situation des griechischen Geistes S. 141. Die Stoa als (Erbe griechischer weltheimischkeit S. 142. hervorbrechen des gnostischen Geistes S. 143—146: Welterlebnis und Selbsterlebnis des gnostischen Geistes. Die Begriffspaare Kosmos — Gott, Psyche — Pneuma S. 146.

1. K o sm o s...................................................................................... 146—156 Der griechische Begriff „ K o s m o s " S. 146. Die gnostische Um­ wertung S. 148. Kosmischer Nihilismus und Wirklichkeit der ver­ neinten Welt S. 149. Transzendenzvermittlung der gnostischen weltsicht S. 151. Wendung zur Innensicht S. 152. Antike w ider­ stände (plotin, Corp. Herrn.) S. 153. Kirchliche (Opposition (AntiMarcion) S. 155.

2. h e i m a r m e n e .......................................................................... 1 5 6 -1 7 2 Endformen siderischer Frömmigkeit: Solartheologie S. 156. Astro­ logie S. 157. Stoische physikotheologie S. 159. Die stoische Gleichung von Schicksal und Vorsehung; Weltharmonie S. 160. Astralmystik S. 161. Die gnostische Umwertung und Überbietung S. 161. Wandel der Formbegriffe: die Welthöhle S. 163. Der Begriff des „Jenseits" S. 164. Neue Mythisierung der Gestirn­ welt S. 166. Astralsymbolik und Demiurg S. 167. Antiker w ider­ stand: Platins Polemik Luv. II 9,13; 18 S. 168. Der gnostische Gegensatz von Selbst und Welt S. 170. Das unweltliche Selbst: Solipsismus und Brnderethik S. 171.

3. heimarmene und p r o n o i a ................................................... 172—178 Dualistische Scheidung von Schicksal und Vorsehung S. 172. Marcion S. 173. Bedeutung der Scheidung: (Entgötterung und Verding­ lichung der Welt S. 175. Abwendung vom weltbetrachten S. 177.

Seile

4. heimarmene und P s y c h e .............................................................. 178—210 Seele als IDeltproöuft S. 178. Paradoxie von Selbstvertrauen und Selbstmihtrauen S. 179. pneum a als unweltliches Ich S. 180. a. S e e l e n a b t u n f t $.181—190 1. Die Planetenseele S. 181—185: poimandres, M andäer, Bardesanes usw. Planetengaben im Hellenismus S. 183. 2. ,pjychitos‘ als reiner Seinsbegriff (Paulus) S. 185—186. 3. Lmanationslehren S. 186—190: Der emanative Typus; Seele als gesunkene Form der Geistes S. 186. Die Seelenlehre des (Drigeties S. 187. Emanationslehre und Mystik S. 188. wechselnde Motivierung der Abstiegs S. 189. Kosmos als Manifestation der gesunkenen Psyche S. 190. b. D ä m o n o l o g i e S. 191—199 Dämonologische Psychologie des „Ich". Auflösung der persünlichkeitsidee S. 191. 1. Passivität und Weiblichkeit der Seele S. 192. 2. Dämonologie als Symbol der Weltlichkeit S. 193. 3. Dorjprung des Dämonischen vor dem Göttlichen S. 195. 4. Die Insuffizienz des Menschen S. 196—199: Dasein als Be(efjenfein. Dämonistische Darstellung der Insuffizienz. Dämo­ nistische Reflexion. e. Er l ö s u n g $. 199-210 Erlösung als Auflösung der .Seele' S. 199. 1. Mystisch-ekstatische Verwandlung (palingenesie) S. 200—203: Der hermetische wiedergeburtstraktat Corp. Herrn. X III S. 200. Ekstatisches pneum a und existenzielles Selbst S. 202. 2. Formen der Vorläufigkeit und Annäherung S. 203—205: Magische Feiung, Libertinismus, Distanzierung, Askese. 3. Der Ausstieg nach dem Tode S. 205—210: Gnosis als Kenntnis des .Weges« S. 207. Überwindung der Archonten S. 208. Ab­ legung der Psyche beim Sphärenaufstieg S. 209. Befreiung und Vergottung (poimandres) S. 210.

E x k u rs I. Synonyme für ,p n e u m a * .................................................. 210—212 Ex ku rs II. Anthropologische Zwei- und vreistufigkeit . . . .

212—214

5. D as revolutionäre Element der G n o s i s ...................................... 214—251 Aufzählung der revolutionären Züge Traditionalismus der Form 5. 215. a. Gnostische Allegorie S. 216—223: Der Sinn konventioneller Allegoreje S. 216. Beispiele gnostischer Allegorese: 1. Prometheus und Zeus (Zosimos) S. 218. 2. Kain und Jahw e (peraten b. Hippolyt) S. 220. 3. Eva und die Schlange (Dphiten b. Irenaus) S. 221. Revolutionärer Sinn der gnostischen Allegorie. b. Gnostischer Fatalismus S. 223—227: Wertwandel der Gestirngötter. Fatalismus als Protest. Griechische und gnostische Schick­ salsidee. Das Moment der Auflehnung in der gnostischen Schick­ salsidee.

X IV

In h a ltsü b e rsic h t Seite

c. W eltgötter und W eltgott S. 227 -2 3 3 : Gnosis und jüdischer M onotheism us. Der Druck des Gesetzes. Archonten unter bi­ blischen (Bottesnamen. Konzentrierung der Archonten zum „Deiniurg". Ja ld a b a o th als Karikatur des jüdischen G ottes. Der Eine W eltgott (ITTarcion). Verhöhnung der Weltherrscher beim Seelenaufstieg. Der Demiurg als Richter, Entkommen der Pneu» matiker. d. Gnostische M o ral $. 233—238: M otive des Libertinism us. Speku­ lative Begründung. Unverderblichkeit der „pneumatischen N atur". Indifferenz der Handlungen. Menschlicher oder archontischer U r­ sprung der M oral. Nomos als demiurgisches Instrum ent der Knechtung des Menschen. Sein P rinzip „Gerechtigkeit" (M arcion). Gesetz und Gnade. Libertinistische und asketische V ariante der W eltverachtung. Libertinism us als „Pflicht" pneumatischer Freiheit. Libertinism us und Seelenwanderung (Karpokratianer). Tugendpflicht der psychiker. e. Das gnostische „Selbst" S. 238—243: »pneurna' als revolutionärer Begriff - Symbol für das absolute Selbst. Die antike Lehre vom Teil und Ganzen. Individuum , p o lis und Kosmos. Stoische Konservierung des Schemas vom Teil und Ganzen. Kosmos» religion als Ersatz für die Polis. Der Einbruch des pneum a. f. Der gnostische G ott S. 243—251: Traditionelle Deutungen — Syn­ kretismus, Abstraktion, Spiritualisierung. westliche Erscheinungs­ form: Steigerung der theologischen Transzendenz. Blick auf den Osten. M arcions Botschaft vom unbekannten und neuen Gott. D as revolutionäre M om ent im Begriff des ,Anderen'. D ualis­ mus als Gppositionstheologie. Der unweltliche Gott. Negative Theologie.

Exkurs III. Zur Rolle der platonischen S p r a c h e ................... Exkurs IV. Pfeubomorphofe und Griechenhatz........................ 3. K ap itel. Gnostische M y th o lo g ie und S p eku latio n . .

251—254 254—255 255—375

Die vier haup tty p en der Spekulation; geographische Zentren S. 256. M ythos als Bericht und als w ende des Berichteten ( = Gnosis) S. 258. D as Schema der mythischen Gegenständlichkeit S. 259. D as Dynamische des Schemas S. 260. Die Form el Exc. ex Theodoto 78 S. 261.

1. Mandäische Kosmogonien............................................... (R. Ginza, 3. Buch:) Die U rrnannigfaltigung S. 262. Der Abfall der U th ra r; Aussendung M an d a d 'h aijes S. 265. Die zwei Erklärungsforrnen: abgeleitete oder ursprüngliche Finsternis — D ua­ lism us als Ergebnis oder als Ursache der Lichtstörung S. 267. Der Kampf mit der Finsternis S. 268. Schöpfung des Menschen: Akt des Wissens oder der E infalt S. 270. Der Übermut des w e lt­ schaffens S. 271. p ta h il, R uha und die P lan eten S. 272. Schaffung Adams durch die P laneten, Beseelung durch p ta h il S. 274. (Er­ weckung Adams S. 275. Höllenfahrt h ib ils S. 277. Aufstieg der Seelen S. 278. Bote und Demiurg als anthropologische P a r a ­ digmen S. 279. Die zwei kosmogonischen G rundm otive: U rfall — Urkampf — syrische und iranische Form S. 280.

2 6 2 -2 8 3

Inhalts-Übersicht

XV Seite

2. Der iranische Typus: Das manichaifche (Erlöfungsörama

2 8 4 -3 2 0

Vorbemerkung S. 284. 1. Thema und Grundriß S. 285. Ouellenübersicht S. 287. 2. Die Urprinzipien S. 287 : Licht und Finsternis. Das lvesen der Finsternis. Ewigkeit der Finsternis. Selbfigenug* samkeit und Unversuchtheit des Lichtes. 3. Der Angriff der Finsternis S. 293: Zwietracht der Finsternis. Wahrnehmung des Lichts, Begierde danach. 4. Die Friedlichkeit der Lichtwelt S. 296. 5. Erste „Schöpfung" (Urmensch) S. 297. 6. Kampf und Nieder­ lage des Urmenschen S. 298. 7. Opfer und Vermischung der . Seele S. 299. 8. Zweite „Schöpfung" (.Lebendiger Geist ); Be­ freiung des Urmenschen S. 301: Soteriologischer Sinn der Be­ freiung S. 303. 9. Die Schaffung des Makrokosmos S. 305. 10. Dritte „Schöpfung" (.B ote) S. 306. 11. Entstehung der Pflanzen- und Tierwelt S. 307. 12. (Erschaffung Adams und Evas S. 308. 13. Die Sendung des ,Lichtjesus' S. 310. 14. Welt­ geschichte und Menschheitsgeschichte S. 312. 15. Praktische Fol­ gerungen (Askese) S. 313. 16. Die Lehre von den letzten Dingen S. 315: Physik der Erlösung. Apokalypse des Boten. Die Wieder­ herstellung.

2 a. Das Lied von der P e r l e ......................................................... 3 2 0 -3 2 8 Das Lied von der Perle (Acta Thomae) S. 320. Aus den „Oden Salomos" S. 327. 3. Der syrisch-ägyptische T y p u s ................................................... 3 2 8 -3 6 2 Das syrisch.ägyptische Spekulationsschema ursprünglich gnostisch; das iranische adaptiert S. 329. Einschränkung der Bedeutung des iranischen (Elements für das Gesamtgebiet S. 330. D as a l l g e m e i n e S c h e m a ................................................................... 3 3 1 -3 3 5 Das allgemeingnostische Weltschema (statisch) S. 331. Seine dyna­ mische Ableitung in der syrisch-ägyptischen Spekulation: idealtypische Form derselben in Abhebung von der iranischen S. 332. Abhebung von der neuplatonischen Form S. 333. Das konkrete Motiv des Abfalls S. 334. Subjekt der Fallbewegung männlich oder weiblich S. 335. a. D ie mä nn l i c h e G r u p p e ............................................................. 335-351 1. Ba r uc h- Buc h u n d v e r w a n d t e s (Dreiprinzipien-Systeme) S. 335—344: Das Baruch-Buch des Justin S. 335. peraten des Hippolyt S. 341. Sethianer des Hippolyt S. 342. Naaffenerpfalm S. 343. 2. P o i m a n d r e s u n d v e r w a n d t e s (,Urmensch«-Systeme) S. 344—351: poimandres S. 344. Naafsenerpredigt S. 348. Attismythos S. 350. b. D ie wei bl i che G r u p p e ................................................................... 3 5 1 -3 6 2 hauptquelle Irenäus. Unabhängigkeit des Typus vom iranischen Dualismus S. 352. 1. S i m o n M a g u s S. 353—358: Selbstentzweiung der Urkraft S. 353. Schicksal der göttlichen Ennoia S. 354. Simon und Helena S. 356. Die ,Engel' als Weltschöpfer S. 357. Übersicht über gnostische Engel-Schöpferlehren aus Irenäus S. 358.

XVI

Jnhalts-Übersicht 2. Ü b e rg a n g zum v a le n tin ia n is c h e n System S. 358—362: Genealogische Keihenbildung S. 358. Dphiten des Irenaus S. 360. Barbelioten des Irenaus S. 361.

Sette

4. Das valentinianische S y s te m ...................................................... 362—375 Berichte des Irenaus, Clemens, hippolytus, Epiphanias S. 362. 1. Die Entwicklung des plerom a S. 363. 2. Die Krise im pleroma S. 365. Folgen der Krise; Tätigkeit des Horos S. 366. 4. Die Wiederherstellung des pleroma S. 367. 5. Die Ereignisse außer­ halb des plerom a S. 368. 6. Die Leiden der unteren Sophia S. 369. 7. Die Entstehung der Materie §. 370. 8. Ableitung der Elemente 5.371. 9. Entstehung des Demiurgen; IDeltfchöpfung S. 372. 10. Erkenntnis als Erlösung 5.374.

Abschluß und Ü b e r l e i t u n g .............................................................................375 4.

K a p ite l. N eu e T e x te d e r G n o s is ........................................... 377— 418 1. Bemerkungen zur Nag harnrnadi-Bibliothek........................... 378— 393 Die ,Drei wurzeln' der Sethianer 5. 380. Die Überhebung des Demi­ urgen S. 381. Demütigung des Demiurgen S. 383. Die Torheit der Sophia S. 385—389: Wesen der Derfehlung S. 386. Folgen des Falles S. 387. Passion der Sophia S. 388. Bemerkungen zu Einzel­ schriften S. 389. Beziehung zu Eurnran? S. 391.

2. Die batbelognosiifchen Schriften von Nag ham m adi................ 393— 407 1. Das stpocryphon des Johannes S. 393. 2. Die Schrift vorn Ur­ sprung der Welt S. 399. 3. Die hypostasis der Archonten S. 406.

3. Das valentinianische ,(Evangelium der W ahrheit'..................... 408— 418 Die (oteriologifche Formel S. 410. Die mythologische Begründung der Formel S. 411. Andeutung des Mythos im EV S. 412. Esoteri­ scher Charakter des EV S. 415. Der valentinianische Sinn der Formel S. 416. Die pneumatische Gleichung S. 418.

N a c h trä g e zu K a p ite l 3,2 „ D a s m anichäifche C rlö fu n g s ö r a m a " ..................................................................................... 419—424 B ib lio g ra p h is c h e N o t i z .................................................................

425

N a m e n - u n d S a c h r e g i s t e r .............................................................. 426— 445 S t e l l e n r e g i s t e r .................................................................................. 446— 456

Einleitung. SEttt Geschichte und Methodologie der Forschung. 1. Entdeckung einer allgemein-sqnkretistischen „Gnosis*.

I n der Erforschung des spätantiken Synkretismus gibt seit längerm dar Problem der G nosis für die Erschließung ganz neuer Bezirke den Leitfaden ab. von ihm nahm auch das umfassendere, die Grenzen der klassisch-humanistischen Betrachtungsweise einerseits, der theologischen andrerseits sprengende Fragen seinen Busgang. Den entscheidenden Anstoß gab die noch vom Boden der klassischen Philologie aus ge­ machte Entdeckung einer heidnischen (hellenistischen) „Gnosis", die un­ abhängig von der christlichen und ursprünglicher als diese ist. Damit modifizierte sich der Begriff der Gnosis selbst, der ja bis dahin nach dem der Patristik entnommenen Sprachgebrauch der Kirchen­ geschichte ausschließlich eine christliche Ketzerei bezeichnet hatte, grund­ legend und wurde ein viel umfassenderer und - wie sich in der Folge herausstellte - höchst fruchtbarer Titel für Erscheinungen, die grund­ sätzlich jenseits der (für diese frühe Zeit ja überhaupt noch recht proble­ matischen) Grenzziehung Christentum - Heidentum stehen. Eben die Einsicht in das problematische der bisher so unbefangen, als zwischen zwei beziehungslosen Welten, vorgenommenen Grenzziehung w ar das wissenschaftsgeschichtlich bedeutsamste Faktum. 2. Bedeutung für die christliche Theologie.

Für die christliche Theologie als frühkirchliche Forschung be­ deutete dies, daß eine Erscheinung, die bisher als eine innerchristliche, wenn auch häretisch-christliche gegolten hatte, sich nun als eine Geistes­ richtung in dem gemeinsamen Kulturraum herausstellte, die gleicher­ weise sowohl außerhalb wie innerhalb des Christentums emportauchte und sich Geltung verschaffte. Damit aber erschien zum erstenmal das junge Christentum, wenn auch vorerst nur mit einer Teil­ erscheinung seiner selbst, als ein Bedingtes hineinverwoben in das Netz hellenistisch-sqnkretistischer Religionsströmungen. Und da zugleich der so erweiterte Begriff einer allgemein-sqnkretistischen Gnosis alsbald von den (im sprachüblichen Sinn allein „gnostischen") H äresien auch aus

das legitim christliche Schrifttum hinübergriff, und zwar rückwärts bis in das urchristliche (insbesondere in die Deutung der poulinifchen und johanneifchen Ideenwelt und Begtifssfprache) und nach vorn in die griechische Patristik (insbesondere alexandrinischer Schule) und in das frühe Mönchstum, - so war plötzlich das Christentum auf weiten Strecken zu einem Stück synkretistischer Religionsgefchichte geworden. Damit aber fiel, radikaler als je vorher, jene Isolierung und unbedingte Sonderstellung, worin die Theologie aus einer Tendenz zur fchlechthinnigen Unvergleichbarkeit ihren Gegenstand gegenüber den zeitgeschichtlichen Nachbarerscheinungen zu halten bestrebt w ar; und für die Theologie selbst als Wissenschaft ihre eigene Isolierung gegen­ über den profan-wissenschaftlichen Disziplinen, die sich der Erforschung der Spätantike widmen. Das hieß aber, daß nun die Theologie selber in die $ront der am Synkretismus arbeitenden Disziplinen hinein» gezwungen wurde und sich gehalten sah, an der Klärung dieses re­ ligionsgeschichtlichen Phänomens als an einer eigensten Angelegenheit mitzuwirken. 3 . B ed eu tu n g für die klassische P h ilo lo g ie (A ltertum sw issenschaft).

Eine analoge Wendung erlebte am gleichen Gegenstand die klassische Philologie, die ja die Initiative in der neuen Zorschungsbewegung hatte. Die humanistische Tradition unserer Altertumswissen­ schaft, ihr Ausgehen von der klassischen Antike als dem ens realissimum ließ lange Zeit auch den späteren Hellenismus im wesentlichen als inneres Entwicklungsprodukt des griechischen Geistes bzw. der an­ tiken Kultur in ihrem Sinne sehen (wenn auch vielleicht unter nega­ tiven Titeln wie „Dekadenz"), harnacks berühmt gewordene Kenn­ zeichnung der Gnosis als „akute hellenisierung des Christentums" spiegelt diese Auffassung für die damals noch innerchristlich gesehene Gnosis wieder'). Eine griechische Schriftensammlung, das sog. Corpus Hermeticum, war auch zunächst die hauptquelle für die neuentdeckte heidnische Gnosis, und an ihr wurde der erste Beweis geführt (Reitzen­ stein, poimandres, Studien zur griechisch-ägyptischen Literatur, 1904). Aber schon dieser führte sogleich in nichtgriechische Denkbereiche hinl ) Düfe schon eine S tu fe der Forschung v o ra n g eg a n g en w a r, die nachdrücklich

den orientalischen Charakter der G nosis vertrat (IH osheim , B a u t, Cipftus, H ilgen ­ feld), ist a u s

dem Abriß zu ersehen, den B ouffct in der E in leitu n g zu seinen

„H auptproblem en der Gnosis" von der Geschichte der Forschung gib t. Diese S tu fen entsprechen der A u fein an d erfolge v o n Rom antik und Neuklassizisinur in der deutschen Geistesgeschichte des 19. Jah rh u n d e rts.

ein, so unsicher die ersten Herkunstsbestimmungen auch w aren. V as griechische, oftm als pseudophilosaphische Begriffsgeroanb wurde durch­ stoßen und dahinter eröffnete sich der Blick auf eine fremde, nach auf der mythischen Bewußtseinsstufe stehende W elt, die unter dieser (Ober­ fläche, der universellen Deckschicht der ganzen damaligen W elt antiker Zivilisation, ihr eigenes und ans Licht strebendes Leben führte. W urde dies auch erst an einem (Einzelphänomen, der Gnosis, offenbar, so w ar die (Erscheinung dach der Art, daß sie der ganzen Auffassung des Hellenismus eine entscheidende W endung zu geben vermachte. Denn im weiteren Verfolg der gefundenen Spur sah m an sich in immer umfassendere Zusammenhänge gezogen, und es stellte sich heraus, daß man es hier mit einer repräsentativen Erscheinung der Epoche (der ersten Jahrhunderte n. Chr.) zu tun hatte, die m it den Gesichts» punkten der innergriechischen venkgeschichte nicht mehr zu fassen w ar, um so nachdrücklicher aber auf Wirklichkeiten außerhalb derselben hin­ wies. Einm al das Phänom en gesichtet, begannen für das nun auf­ geschlossene (Ohr allenthalben bisher stumme Zeugen, sei es unbeachtete, sei es gänzlich außerhalb des Arbeitsbereiches der klassischen Philologie liegende, vernehmlich zu reden und sich weit über die Grenzen der Disziplin und noch etlicher anderer hinweg zu einem Kreis naher Ver­ wandtschaft zusammenzuschließen. D am it aber w ar die Philologie mitten in ihrem eigensten Bereiche, der ihr Monopol zu sein schien, in der antiken K ultur zur Zeit ihrer größten Herrschaft und Ausbreitung, an einem wesentlichen Punkte auf ihre Grenze gestoßen, — die sie nun in Richtung auf eine Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen entschlossen zu überschreiten unternahm , wobei sie auch das W agnis eines gewissen D ilettantism us nicht scheute. - Die Befreiung der Blickrichtung aus der humanistischen Ausschließlichkeit w ar die entscheidende C at: Sie schärfte das Auge für radikal Ungriechisches im griechischen Sprach» und Begriffsgewande der Zeit (eben dies „Gewand" w ar immer die große formale Verführung für die gesamte humanistische Geistesgeschichte ein­ schließlich der Philosophiegeschichte); sie eröffnete den Blick auf die „barbarischen" Komponenten als positive geistige Prinzipien in dem Ganzen (so fragw ürdig dieses „Ganze" als ein solches damit auch wurde) - dam it aber zugleich auch auf die Reste und neuen Anfänge barbarischer Literaturen selbst, trieb also vollends aus dem eigenen Sprachbereich hinaus. So zwang diese Wendung aus der V ertrautheit der griechischen Venkwelt den Blick auf die Unübersehbarkeit eines Fremden, sich zunächst recht chaotisch Darbietenden.

4. 5ufemmensd|Iu& der Disziplinen; Anschluß der Drientalistik.

Nachdem so mit der Suggestion der griechischen Form der huma­ nistische Bonn überhaupt gebrochen w ar und hier die Absolutheits­ stellung des Griechentums fiel, w ar dies Feld für eine großzügige Zu­ sammenarbeit der beteiligten Disziplinen freigegeben. Auf der einen Seite stellte die am meisten betroffene Theologie (d. H. die protestanti­ sche der „religionsgeschichtlichen Schule") den Anschluß an die Forschungs­ bewegung her (Bousset), auf der andern führte das immer stärkere hervortreten des „orientalischen" Elementes - schon vorher in der Er­ forschung der Mysterienreligionen - zu einer eigenen vorderasiatisch» synkretistischen Religionsforjchung (bes. Cumont); Semitiftit (Lidzbarski) und neuerdings vor allem Iranistik (Schaeder u. a.) gesellten sich hinzu (sprachlich erstreckt sich der Kreis noch weiter: auf das Türkische und sogar auf das (Chinesische, s. u.). So bewährt der Syn­ kretismus seinen Namen auch in diesem notwendigen Zusammenkommen ursprünglich getrennter Disziplinen. (Erst in einem solchen tonn er über die zufällige, nach sprachlichen, geographischen oder religiös-dogma­ tischen Gesichtspunkten erfolgende Zerstückelung in beziehungslose Einzelstoffgebiete und deren Zuteilung an Sonderdisziplinen hinaus zu einer einheitlichen Betrachtung gelangen. Dies Zusammenwirken der Forschung hat in den letzten Dezennien ein reiches M aterial zutage gefördert. Insbesondere die Blickwendung zu den (Driginalquellen des (Ostens (und der östlichen Idiome) trug reiche Früchte, nicht ohne Zutun archäologischen Fundglückes. Die beiden Hauptgewinne, die noch nicht entfernt ausgewertet sind, seien hier gleich genannt: Die durch Lidzbarskis Übersetzungsarbeit neu er­ schlossenen mandäischen Quellen, unschätzbar für die Kenntnis autochthoner östlicher (semitischer) Gnosis, die selbst nach diesem grandiosen, zu früh abgebrochenen Lebenswerk erst zum Teil (vielleicht sogar zum kleineren der erhaltenen Schriftenmasse) zugänglich geworden sind; und zweitens die durch die reiche Ausbeute der verschiedenen TurfanExpeditionen des Vorkriegsjahrzehnts gewonnenen manichäischen Frag­ mente, die eine ganz neue Kenntnis dieser großen Religion gestatten, indem sie an Stelle westlicher Berichte Driginalquellen setzen, - aber zum großen Teil auch noch der Publikation und Übersetzung harren. Beide Funde sind Kristallisations- und Ausgangspunkte der ausgreifen­ den Forschung geworden. 5. Inhaltliche Lharakteristik der neuen Stoffgebietes.

Leitfaden für das Vordringen in das unbekannte Gebiet blieb im wesentlichen der Begriff der .Gnosis', der seine exemplarische Bedeutung

immer wieder bewährte. 3n weitester Bedeutung bildete er schließlich den Titel und gleichsam das Stichwort für die ganze Fülle mythischer (auch quasi philosophischer) Spekulationen und soteriologischer Kult« Praxis, in denen sich die von Gsten her vordringende eschatologische tDcltftimmung der Zeit aussprach. - Welche Erscheinungen fanden sich nun unter dieser Kategorie zusammen? Inhaltlich handelt es sich vor allem um folgende G ru n d -M o tiv e : Schroffer Dualism us Gott-W elt; d. H. streng transm undane Gottesidee - und Widergöttlichkeit der W elt als solcher. Der „Kosmos" als das Reich der Finsternis; feindliches Gegeneinander von .Licht' und .Finsternis', wobei die Finsternis eine aktive und ursprüngliche Macht dem Licht gegenüber ist. „Schöpfung" als Folge einer Depraoation oder eines partiellen Falles (schuldhafter oder gewaltsamer Art) des Göttlichen, oder das Werk der widergöttlichen Mächte oder beides zusammen. Anthropos-Spekulation: vorzeitlicher Fall und Weltverknechtung des göttlichen .Urmenschen'; dieser zugleich kosmogonische Potenz und anthropologisches Prinzip. Lehre von einer kosmischen und einer überkosmischen Seele im Menschen; erstere (— .isiuxn' im engeren Sinn) ist M itgift der Weltmächte, speziell der Gestirne, die die überkosmische (— das.nvkvpa' im Menschen, oder der .innere, pneumatische Mensch') bei ihrem Fall hat passieren müssen und unter deren Gesetz sie hier geraten ist (astrologische Spekulationen). Irdisches Dasein als Knechtschaft in der Fremde, das als solche schon einen Sieg der Finsternis über den dem Lichte entrissenen Teil dar­ stellt. Erhebung des Einzelnen über diesen Weltzwang durch die .Gnosis'; endgültige Erlösung als Wiederaufstieg der Seele (der „eigent­ lichen" Seele) durch die feindlichen Sphären, welcher ebenfalls nur durch den Besitz der Gnosis zu bewerkstelligen ist. Ablegen der fremden Welthüllen, Rückkehr zum jenseitigen unweltlichen Licht (— Vollendung der Gnosis). (Dder: Herabstieg eines Gesandten vom Licht in die Tiefe, der von dorther den B ann der Welt sprengt und die gefesselten Seelen aus ihr herausführt. - Die G rundhaltung also: ein antikosmischer eschatologischer D ualism us; die Grundbewegung des M ythos: Fall und Verknechtung, Aufstieg und Erlösung; das treibende M otiv: Entweltlichungstendenz. 6. Jotm ale Charakteristik (Klassifikation der (Quellen).

Diese M otive finden sich in den mannigfachsten Brechungen und Verkleidungen - oft nur mit einem aus der Gesamtheit isolierten Teil­ motiv, oft auch nur m ittelbar anklingend in irgendeiner sakralen Formel, einem mythischen Bild - verstreut über eine große geogra­ phische Ausdehnung und über eine sehr bisparate Literatur, w ir charakterisieren die Zeugnisse kurz nach ihren Hauptklassen:

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6. Form ale Charakteristik (Klassifikation bet (Quellen).

a) Die heidnisch-griechische Gruppe. Gehen mir, dem Einsatz bet Forschung entsprechend, von den H e r m e t i c a als dem exemplarischen Zeugnis dieser Gruppe aus, so stoßen w ir einerseits (gleich­ sam nach „unten- gehend in der geistigen Stufenleiter) auf magische Unterschichten der Religion, niederen und höheren Z auber: ägyptisch-hellenistische Z auberpapyri, alchemistische Schriften, verstreut bezeugte astrologische Vorstellungen. — Das her­ metische Schrifttum selbst ist durch ein stattliches Corpus von (Traktaten, außerdem durch Bruchstücke bei verschiedenen späten Schriftstellern (Stobaeus, Lactanz u. a.) repräsentiert. M t der Hermes-Religion auf gleicher (Ebene, wenn auch ohne deren öffentlich-literarisches Dasein, stehen die hellenistischen Mysterienreligionen, die wohl in verschiedenem M aße dem gnostischen Kreise angehören und denen sich, soweit sie uns bekannt sind, manches Zeugnis über die hellenistische Gestalt der fraglichen Ideenwelt abgewinnen läßt. (Quellen sind: Berichte spätantiker Schriftsteller über solche M ysterien (Rpulejus, plutarch über Isismysterien, (Vrigenes c. Cels. über M ithrasmysterien u. a.) und in seltenen Fällen Reste liturgischer Texte aus ihnen selbst („M ithrasliturgie"?). - Nach „oben" schließlich reicht gnostische Ausstrahlung bis in die Sphäre der spätantiken Philosophie: p hilo von Alexandrien, Neupythagoreismus und Neuplatonism us, die sich mit mannigfachen Spekulationen, Begriffs» bildungen und ethisch-religiösen Ideen in diesen Zusammenhang einfügen. Bezüg­ lich des Neuplatonism us gilt das nicht nur für einen P orphyrius, Jamblich oder überhaupt für die späteren, orientalisierten („verwilderten") Formen, sondern auch für p lo tin selbst; und dieser ist eine gnostische (Quelle nicht nur durch seine Schrift gegen die Gnostiker, sondern auch und vor allem, wie w ir nachweisen wollen, in wesentlichen Teilen seines eigenen Denkens, - wobei die eigentümliche Über­ schneidung mit original-griechischem Denken das einzigartig Reizvolle dieses großen Geistes ausmacht. b) Die christlich-griechische Gruppe. Im christlichen Bereiche ist es in erster Linie die ketzerbestreitende Literatur, die, wenn auch in tendenziöser Darstellung (und daher mit Kritik zu benutzen), die Hauptquelle für unsere Kenntnis der Gnosis bildet; also Ire n ä u s, Hippolylus, E piphanias, die Alexandriner Clemens und (Vrigenes u. a. und bezüglich M arcions vor allem Tertullian. I h r (Quellenwert liegt zuallererst in den zahlreichen w ö rt­ lichen Zitaten und Auszügen aus gnostischer L iteratur (meist Bruchstücke verschie­ densten Ausmaßes, aber auch ein so wichtiges Ganzes wie der Naassener-Hymnus bei Hippolyt oder der Brief des ptolem aeus an Flora bei E piphanius); dann in den Berichten über gnostische Lehren und Kulte; schließlich eingeschränkt auch in der Polemik. - Ganz vereinzelt sind christlich-gnostische Schriften auch unm ittelbar e rh alten : die koptisch-gnostische Literatur, die „Gden S alom os"; in gewissem Sinne dazu auch die Acta Thomae zu rechnen (diesen verdanken w ir die E rhaltung einer der schönsten gnostischen Dichtungen: des „Seelenhymnus" oder des „Liedes von der perle"). - Über diesen erklärt gnostischen Bereich hinaus stellen sich aber einer schärferen, von den M itteln der vergleichenden Begriffs- und Terminologie-Forschung unterstützten Analyse auch weite Strecken legitim christlichen Schrifttums als in irgendeinem Sinne im Ausstrahlungsbereich gnostischer Vorstellungen liegend her­ aus: bei der urchristlichen L iteratur gilt das fast für den ganzen außersynoptischen Teil des N. T.s, also in erster Linie für P au lu s und den Evangelisten Jo h a n n e s; (dabei bleibt es zunächst ganz dahingestellt, wie w eit im einzelnen F all die Zu-

6. Form ale Charakteristik (Klassifikation der Duellen).

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gehörigfett über Begriffsapparat, Bilderschatz und stereotype Formeln hinaus in die eigentliche Substanz der Gedanken hinabreicht: auch in der Beeinflussung der formalen Seite, der Ausdruckssprache einer Literatur bekundet sich ja Macht und Ausbreitung einer Ideenw elt), v o n den Apokryphen nannten mir bereits die Chomasakten; bedingter und in verschiedenem Grade kommen auch andere (z. B. die Philippusakten, die Ascensio Jesajae, das „Testament des Hiob") ein­ schließlich der jüdischen Apokalyptik als Fundorte in Betracht. - von der Patristik ist es besonders der Kreis der alexandrinischen Spekulation, in erster Linie (Dtigenes, der sich uns bis tief ins Zentrale seines Denkens hinein gnostischem Geiste zugehörig erweisen wird. Teils von diesem, teils vom Neuplatonism us im Spekulativen abhängig dann die Mönchsmystik, besonders Luagrius ponticus (und die spätere Übersteigerung eines Dionysius Areopagita); überhaupt der ganze Bereich religiösen Denkens, der durch den Begriff nvevpariKös (oder seine Äquivalente) und den Gegensatz tsmxiKös - nveupanKös wesentlich bestimmt ist - also bezeichnenderweise durchweg Erscheinungen der östlichen Kirche, und zw ar solche, die sich mit diesem gnostischen Einschlag auch der orthodoxen Richtung immer verdächtig gemacht haben (Grigenes, Cuagrius!). Bei der Mönchsmystik handelt es sich dabei nicht n u r um die spekulative Seite, die polemisch in Anathematismen zu fasten w ar, sondern weitgehend auch um religiöse Praxis, die nur den Machtmitteln unm ittelbarer Kirchendisziplin zugänglich w ar (als Konflikt ausgefochten im Kampf der Kleriker gegen die pneumatiker während des 4. und 5. Jahrhunderts). c) Die orientalische Gruppe (mandäische und manichäische L iteratur). Nun aber treten w ir aus diesem ganzen Bereich griechischer (bzw. lateinischer) Sprache und auch geographisch aus den Grenzen des hellenistisch-römischen K ultur­ imperiums heraus und hinüber in das östliche Kerngebiet dieser Ideenproduktion. Und hier stoßen w ir auf die erhaltenen Zeugen jener großen eschatologischen Be­ wegungen und Religionsbildungen, die der rieferregte Gften in diesen J a h r ­ hunderten hervortrieb : auf die mandäische und auf die manichäische Literatur, von denen uns die erstere sogar in ihrem vollständigen Corpus, wenn auch dessen Re­ daktion viel späteren Jah rh u n d erten angehört, erhalten ist — die einzige gnostische (vriginalliteratur überhaupt, die als Schrifttum einer fortbestehenden Religions­ gemeinschaft bis in die G egenwart durchüberliefert wurde. Die Urkunden beider Religionen sind gerade wegen ihres außergriechischen Charakters von unschätz­ barem w e rt. Sprachlich gehört das mandäische Schrifttum ganz, das manichäische in der Gründungsphase der Religion - M ani schrieb seine Werke mit einer (per­ sischen) Ausnahme syrisch - dem Kreise der aramäischen Idiome an. Der M anichäismus zeitigte aber als kosmopolitische Missionsbewegung über seinen (größten­ teils verlorenen) syrischen Griginalkanon hinaus eine umfangreiche theologische und liturgische L iteratur in den jeweiligen Nationalsprachen seines A usbreitungs­ gebietes, die nach Westen bis ins Lateinische (besonders bei Augustin überliefert), nach Osten bis in die zentralasiatischen Sprachen (mitteltürkisch) und sogar bis ins Chinesische ausgriff. Gerade von dem östlichen Teile dieser Expansion sind neuer, dings authentische Reste auf uns gekommen (die sogen. Turfan-Fragm ente). Im übrigen sind die manichäischen (Quellen, ebenso wie die christlich-gnostischen, vorwiegend aus der ketzerbestreitenden Literatur des Christentums zu gewinnen. F ür die Lateiner nannten w ir schon Augustin; bei den Griechen: Alexander von Lycopolis.

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6. Formale Charakteristik (Klassifikation der Quellen).

C itus von Boftra, die Acta Archelai u. v. a. (auch die griechischen Anathernatisrnen); höchsten Quellenw ert aber h a t ein S yrer, der Nestorianer Theodor b ar Khonai, durch seine Darstellung der manichaischen Kosrnogonie, die größtenteils wörtliches Exzerpt aus einer (Driginalfchrift INanis ist. (Eine letzte manichaifche Quelle schließ. Itch sind arabische Religionsififtoriter (En-Nadirn, Schahraftani u. a., besonders der ausführliche Bericht im „Fihrilt" des ersteren). N ur die zentralafiatischen Manichäer sprechen, wie gesagt, aus den erw ähnten mittelpersischen, türkischen und chinesischen Fragm enten der (Eurfanfunöe unm ittelbar zu u n s 1). - Ruf das Inhaltliche an. gesehen ist diese L iteratur des Ostens mythologischer, phantastischer und ins­ besondere im Eschatologisch-Vualistischen zugleich gegenständlicher und leidenschaft­ licher als die parallele des Westens. Das foteriologifche Moment ist dort unm ittel, barer eins mit dem kosmologifchen (heilsgeschehen als Geschehen des objektiven Universums) und ist andererseits mehr ein zusammenhängender Kollektiv, als ein jeweiliger In d iv id u alv o rg an g ; d. H. es ist weniger entdinglicht und individualisiert als im Westen - also weniger „hellenistisch". (Demnach gehört z. B. auch eine Bewegung wie der M ontanism us zu diesem spezifisch östlichen Typus, von der jüdisch-christlichen Apokalyptik ganz zu schweigen.) Das Ursprünglichkeitsverhältnis zwischen dem östlichen und dem westlichen Typus in Rücksicht auf den gemein­ samen Quellgrund ist strittig, wie alle diese gegenseitigen Verhältnisse in der sehr weitgespannten M annigfaltigkeit von Differenzierungen, w ir behaupten, daß die östlichen Erscheinungsformen und die religiösen Wirklichkeiten, deren Zeugen sie sind, der ursprünglichste Ausdruck der in Frage stehenden Daseinsverfassung sind. Doch davon später. - Den unm ittelbaren Zeugnissen des Ostens schließen sich dann noch m ittelbare an : Nachrichten über Täufersekten im Ostjordanland bis nach Mesopotamien und die arabische w üste; eine Nachricht wie die des (Teljus bei Origenes (c. Cels. V II 8 f.) über das Schwarmgeistertreiben samaritanischer Propheten mit ihrer Verkündigung vom bevorstehenden w eitende und von ihrer eigenen soteriologischen und mythologischen Bedeutung. Ferner unter gewissen mythographischen Gesichtspunkten (Urmenschlehre) Teile des jüngeren Awesta und selbst Berichte islamischer Schriftsteller (im wesentlichen wieder die oben genannten). Wieweit die jüdische K abbala oder einzelne Spekulationen derselben hier ebenfalls zugehörig sind, wage ich mangels genügender Kenntnis nicht zu entscheiden; ein M otiv wie das des kosmischen „Urmenschen" ( p c ip D ltf) bezeugt zumindest mythographische Beziehungen.

hiermit haben wir im Großen den Bereich abgeschritten, der durch die oben skizzierte IDeltbeutung bestimmt ist; oder (für einzelne Glieder wie plotin und Grigenes vorsichtiger gesagt:) sich als durch sie bestimmt erweisen läßt. Darüber, was hier „bestimmt sein" bedeutet, werden wir uns näher auszusprechen haben; jedenfalls ist es primär nicht als literarische oder sonstwie stoffliche Abhängigkeitsbeziehung zu verstehen, wenn es sich auch notwendig in stofflichen Gemeinsamkeiten äußert und hierin zunächst faßbar ist, wobei sich in der verselbstän­ digten Außerungsschicht dann mannigfaltige Abhängigkeiten und Einflußbeziehungen fixieren lassen, prim är aber meinen wir Bestimmtsein aus l) Ü b e r die koptischen M a n i c h a i c a f. u. S. 2 8 4 .

dem Grunde einer faktischen vaseinshaltung, das jene stofflichen Be­ ziehungen erst trägt und in ihrer inneren Bedeutung bestimmt, über diese philosophische (für die M ethodologie der Geistesgeschichte überhaupt wichtige) Frage später; vorerst fahren w ir mit unserm wissenschafts­ geschichtlichen Bericht fort. 7. 3um Typus der bisherigen Forschung.

Die motiv-geschichtliche') Forschung hat, indem sie die unter dem Titel der „Gnosis" irgendwie vereinigten m annigfaltigen Einzelmotive nach heickünften und Auswirkungen, Vorbildern und Abhängigkeiten, parallelen, Verwandtschaften und Abwandlungen allseitig verfolgte, nach und nach alle ausgezählten Provinzen des oben umschriebenen Bereiches wenigstens einmal berührt, auf diese weise sehr entfernt scheinende Gebiete erstmalig zueinander in Beziehung setzend; dam it aber eben den ersten Schritt dazu getan, diesen Bereich überhaupt als einen in sich zusammengehörigen für die theoretische Betrachtung zu konstituieren. Venn sie fand ihn nicht als einen solchen vor. Zunächst bestand ja der neue Einsatz der Forschung gerade darin, daß er mit dem geschilderten Abgehen von der humanistischen Linie eine alte Fiktion von Einheit preisgab; und eben dies w ar der erste Schritt zur Erschließung des unbekannten Gebietes, daß man sich gegenüber der V ertrautheit und Eindeutigkeit des hellenischen Elementes die radikale heterogeneität und vorläufige Unbekanntheit der nichtgriechischen Ele­ mente zum wissenschaftlichen Bewußtsein brachte. Nicht ein einheitliches Interpretationsfeld tat sich auf, sondern zunächst eher ein für seine I n ­ halte unverbindlicher Leerraum vieler Möglichkeiten, dem durch den Namen des „Synkretismus" diese seine inhaltliche Unverbindlichkeit — und dam it eine weitgehende visparatheit und selbst Beziehungslosigkeit seiner In h alte gleichsam legitimiert w ar. Die „Mischung" machte einen chaotischen Eindruck, sobald m an hinter die, dem historischen Bewußtsein vorzüglich sichtbare, hellenische Schicht zurückging. Sogleich allerdings ging die Forschung daran, auf ihre weise Einheit in das Chaos zu bringen und beherrschende Linien herauszuzeichnen. Auf ihre w eise: w ir gebrauchten den Ausdruck „motiv-geschichtliche Forschung" und wollten dam it den herrschenden, „philologischen" Typus der Durch­ leuchtung eines geistesgeschichtlichen Zeugniskomplexes kennzeichnen, der in ihm am Leitfaden bestimmt zu bezeichnender stofflicher Einzelmotive !) „M otiv" hier im g e g e n s tä n d lic h e n Sinne verstanden, wie „M otive" („Leitmotiv") in einer Dichtung, einem Musikstück, nicht im psychologisch-personalen; also nicht — Beweggrund, H ervorbringendes, sondern dem objektiven Bereich der Hervorgebrachten angehörig.

vorgeht und in der Freilegung ihrer Hauptlinien, des Netzes ihrer Überschneidungen und Kreuzungen und vor allem in der Herstellung ihrer Deszendenzen und Aszendenzen seine wesentliche Aufgabe sieht. Die Motive mögen mythographische oder terminologische sein, be­ stimmte gegenständliche Vorstellungen oder typisch heraushebbare Begriffsmotive oder stilistische oder welche auch immer: jedenfalls handelt es sich um die stofflich identifizierbaren röiroi in der literarischen Außerungsschicht eines geschichtlichen Daseins, die als solche verselbständigt und eigenständig thematisiert ist. Nach diesem Prinzip ging die ganze Erforschung unseres Auslegungsbereiches vor sich, und es konnte nicht anders sein, sofern es ja zuerst sich einmal des materiellen Befundes zu versichern galt. Neben der Sonderung der Hauptmotive und ihrer Ver­ folgung durch alle Verzweigungen ihrer literarischen, zeitlichen und räumlichen Ausdehnung ist es speziell ihre Aückoerfolgung zu den „(Quellen", d. H. zu ihren zeitlich frühsten Formen, was ein Haupt­ interesse dieser Forschung ausmachte: infolge einer eigentümlichen, noch zu analysierenden (Brunbeinjtellung sah sie in dieser Rückführung zu den Archetypen, in der möglichst lückenlosen Herstellung einer gegen­ ständlichen Genealogie ihr wesentliches Erkenntnisziel,' ein Motiv war befriedigend eingeordnet, bewältigt, erklärt, wenn und soweit die Rück­ führung gelungen w ar: die chronologische äpxh ist mit der hermeneu­ tischen, dem Lrhellungsgrunde der Interpretation gleichgesetzt. Damit ordnet sich diese Forschungsrichtung in den Typus der genetisch e r­ k lären d en Wissenschaft ein, aber wohlgemerkt: erklärend nicht durch Rückgang auf unterliegende Realfaktoren solchen ideellen Geschehens, also auf den gesamten empirischen Lebenszustand jener Gruppen, die seine konkreten Träger waren - hierzu wäre gerade eine Durchbrechung der ideellen Ebene erfordert1) - , sondern erklärend durch innerideelle Filiationen, denen eine eigentümliche, abgelöste Kausalität in sich selbst zugestanden wird. Ls ist also m orphologisch -kausale Erklärung, insofern die morphologischen Gebilde selber sowohl das wirkende wie das Be­ wirkte sind und ihre Determinationen rein unter sich in ihrer Zeitreihe bilden, also für die Erklärung nicht transzendiert zu werden brauchen. - über dieses genealogische Prinzip der Synthesis ging dann, in der Richtung auf die Herstellung einer Einheit, nur noch die Frage hinaus, welches von den so gesonderten und rückverfolgten Motiven das v o r­ herrschende in dem Ganzen ist, oder welche Mehrzahl von solchen gemeinsam die Hauptfaktoren in ihm sind. Dies ist die letztmögliche ') über dies« Möglichkeit |. u. Nr. 17 dieser Einleitung.

Idee von Einheit auf dieser Betrachtungsebene,- sie ist von vornherein daraus eingestellt, sich auch mit einer Mehrzahl von irreduziblen Ele­ menten abzufinden. (Es ist die Einheit des weiteroerbindbaren Elementes. Die Einheit in dem ganz anderen, absoluten Sinne aber, als das in der Tiefe zugrunde liegende Prinzip des Daseins selber, von dem aus Erzeugung, Aneignung und Verbindung jener Elemente seiner flufierungsschicht erst erfolgt, jene eigentliche Einheit, die allerdings aus der Zeugniswelt mit ihren typischen Motiven und deren Kombinationen erst hermeneutisch zu rekonstruieren ist - sie steht hierbei nicht in Frage. Nach ihr, überhaupt nach einer letzten Einheit zu fragen, verbot in diesem Fall schon der Begriff von „Synkretismus", mit dem w ir es hier zu tun haben: gerade er ließ von vornherein nur eine Mehrheit letzter Elemente erwarten, und wenigstens diese aus der verworrenen Fülle der Erscheinungen zu identifizieren und rein darzustellen muhte schon als ein bedeutendes und glückliches Resultat gelten. 8. Zum Begriff des „Sqnfrettsm us" und der Idee einer möglichen Einheit des G rundes.

Vieser Begriff des Synkretismus ist das eigentlich kritische Faktum im Ansätze der ganzen Forschung. Das Einströmen der vielen, in ihren Ursprüngen nicht übersehbaren Heistesformen in den Zivilisationsraum der viadochenreiche und später des römischen Imperiums lieh nur das Bild einer Mischung zu, und zwar einer Mischung von morpholo­ gischen Elementen, die je von sich her gesehen nur zufällig zueinander traten, ursprünglich beziehungslos und einander äußerlich, nun aber, einmal in ein Kräftesystem zusammengebracht, zwangsläufig auch ein Neues schufen. (Es ist ein chemisches Bild, ganz allgemein das Korrelat einer objektgeschichtlichen, ding geschichtlichen Einstellung,- es saht den Synkretismus nach einer solchen Seite, nach der er in der T at in das Funktionsspiel gegenständlicher Kausalitäten im weitesten Sinne gehört oder ein solches Funktionsspiel darstellt - denn auch der Bereich der literarischen Dokumentation, überhaupt der quasi dinglich vorhandenen Ausgesprochenheit ist ein Hegenstandsbereich mit eigenen inneren Kausal­ gesetzen. So ist es in der T at der so gefaßte Begriff des Synkretismus, der von der Frage nach einer tieferen Einheit entband, w ir aber fragen, ob diese Frage nicht doch zu stellen ist - unbeschadet dieser Erscheinungsseite des Synkretismus. I n diesem Fall wäre das vor­ läufige Resultat der stofflich-philologischen Spezialforschungen als neue Aufgabe ernst zu nehmen, d. h. als Aufgabe einer neuen B e fra g u n g s ­ weise dieses eben konstituierten geistesgeschichtlichen Objektes, die ihm demgemäß auch andere Antworten abzugewinnen trachtet.

Die motiv-geschichtliche Forschung hat es als objektgeschichtliche mit den fertigen Produkten des inneren, sich in ihnen „entäußernden" Da­ seinsgeschehens zu tun, wenn auch diese Produkte innerhalb ihres eigenen Seinsbereiches wiederum ihre eigenen genetischen Prozesse zeitigen (cs sind die Kausalitäten innerhalb der vergegenständlichten und damit in gewisser weise verselbständigten Ausdnicfsfchicht); aus sie trifft das Bild der Mischung prim är zu. Dann ist der Synkre­ tismus das Produkt dieser Produkte: dies ist die ontologische Struktur seines Begriffes, so wie er im Ansatz der Betrachtung fungiert. Und diese Betrachtungsweise hat ihr volles Recht, da diese Gegenstandsschicht tatsächlich besteht, das zunächst einzig Gegebene ist und nur von ihr aus ein etwaiger Rückgang in die Ursprungsschichten möglich ist. Da­ her ist sie zuerst in ihrem ganzen Bestände zu sichern: und eben dies w ar die Aufgabe der philologisch-religionsgeschichtlichen (molivgeschichtlichen) Materialforschung. Aber wo sie ans Ziel gelangt ist, fängt die neue Frage erst an, die eigentliche, wie wir meinen: die schon erwähnte nach der letzten wurzelhaften Einheit des Prinzips in dieser Erscheinungsmannigfaltig­ keit. Diese Frage leitet nun in Wahrheit eine nochm alige Gesamt­ bearbeitung des Gegenstandes ein und begnügt sich keineswegs mit der bloßen Feststellung jenes „Prinzips": sie führt zuerst zu der existenzialen Wurzel selbst, d. H. zu der „gnostischen" Daseinshaltung; von ihr aber zurück zu ihren unmittelbaren Gbjektivationen, d. H. jenen primär gnostischen Zeugnissen, denen sie regressiv abgewonnen wurde und die ihr nun in ihrer vollen Inhaltlichkeit in concreto zuzuordnen sind; schließlich von dort zu den entfernteren Transformationen desselben Prinzips, die erst durch diese existenziale Rückbeziehung als im Grunde ebenfalls „gnostische" Gestaltungen klassifizierbar werden, durch diesen „Grund" also auch (und allein durch ihn) mit jenen direkt-gnostischen Zeugnissen eine Einheit bestimmter Rrt bilden. So führt gerade dies Reduktionsverfahren, bei seiner Rückwendung zu den literarischen Ge­ gebenheiten, zu einer Erweiterung des Stoffbereiches. — über dies Ver­ fahren und seine systematischen Voraussetzungen haben wir uns jetzt näher zu erklären. 9. Der transzendentale „Grund" in seiner Geschichtlichkeit.

wenn wir von den „fertigen Produkten" als dem Gegenstand der objektgeschichtlichen Forschung sprachen, so w ar damit hingedeutet auf ein dem zugrunde liegendes produzierendes. Dies verstehen wir nun hier nicht als die jeweiligen empirischen Subjekte (individuelle oder

kollektive, ethnologische usw.), die ja selber Schnittpunkte unzähliger Kaufallinten außer ihnen find, sondern als die Grundhaltung des Da­ seins in jener Urfchicht der imaginativen Apperzeption des Seins, von der aus sich als geschichtlicher Akt die übergreifende Konstitution der „Welt* und des Dafeinsoerhältniffes zur Welt für eine ganze (Epoche zeitigt so, daß diese ursprüngliche Konstitution der a p r io r i verbindliche H orizo n t des Welt- und Selbstverständniffes für die betreffende Epoche und die empirischen Subjekte in ihr ist, in n e rh a lb dessen sich alle jeweiligen ausdrücklichen Auslegungsversuche, »differenzen und -Wandlungen, die im übrigen als empirische Realitäten den welt­ haften Kausalitäten unterstehen, vollziehen müssen. - Das Produzierende verstehen w ir also als das transzendental Konstitutive, das jeweils in einer faktisch geschichtlichen Grundverfassung „des Daseins* wurzelt. Don hier aus wird die ganze Weltdeutung von den rohesten mythischen bis zu den sublimsten philosophischen Formen in einem Geschichts­ bereiche bestimmt, der hierher überhaupt seine wesenhaste Einheitlich­ keit und Einheit bezieht, aus diesem Grunde und traft seiner einen Bereich bildet. (Es ist das schlechthin All-Gemeine in ihm, die zentrale Einheit seines Prinzipes. Dieses ist selber seinem Wesen nach geschicht­ lich - vielleicht dürfen w ir nicht einmal sagen: geschichtlich „bedingt*: ob dieses zentrale Sinngebungsprinzip selber auch Funktion innergeschichtlicher Kausalprozesse ist oder vielmehr einmal beziehungslos, eine ursprüngliche Geburt, in die Zeit tritt, sich entfaltet und nach Er­ schöpfung seiner Möglichkeiten wieder verschwindet (wie Spengler meint), ist zunächst durchaus dahingestellt. - w ie dem auch fei: jedenfalls ist eine solche existenziale Wurzel als das einheitliche und einheitgebende Prinzip für jeden zeitgeschichtlichen Zeugniskomplex a priori zu postu­ lieren, sofern in ihm überhaupt eine aktive Produktion vorliegt; es ist jeweils ein Dasein, das dieses System von Äußerungen sich aufgebaut hat, in dieser Zeugniswelt sich bezeugt, in ihr sein Sein objektiviert — wobei auch eine h e te ro g e n e itä t von Zeugniselementen von dorther zusammengehalten wird. Diese Grundvoraussetzung, gründend im Wesen des Daseins, wird zu einem praktisch-methodischen Prinzip im geistesgeschichtlichen Verfahren: sie berechtigt und verpflichtet dazu, auf diese Wurzel hin die gegebenen Erscheinungen zu befragen, sie auf sie hin gleichsam abzuhören, um mit ihr das zentrale Prinzip ihrer Deutung in die Hand zu bekommen; daß ein solches überhaupt zugrunde liegen muß, ist das geistesgeschichtliche Apriori und demnach, wie gesagt, jeweils von vornherein zu postulieren.

10. Philosophische Hilfsmittel aus der allgemeinen Vaseins-Erkenntnis.

Diese Wurzel ist aus der literarisch vorhandenen AutzerungsMannigfaltigkeit zu erheben und erst dies ist das eigentliche hermeneutische Geschäft, hierfür müssen gewisse Befragungshinsichten zu Gebote stehen, die ihrerseits nicht erst Produkt der positiven ontischen (Einzelforschung sind, sondern einer Vertrautheit mit dem ontologischen Wesen von Dasein überhaupt entstammen, also philosophischen Ursprungs und Charakters sind und so auch die betreffende geistesgeschichtliche In ter­ pretation selbst, obwohl sie ontisch-positive Forschung bleibt, doch zu einem spezifisch philosophischen Unternehmen machen. Das Siel ist, die Struktur der betreffenden Daseinsverfassung zu derjenigen philosophischen Verständlichkeit zu bringen, die dann selber als Verständlichkeitsquelle die Peripherie des gegenständlichen Autzerungsbereiches zu erleuchten vermag, hierfür aber mutz solche Verständlichkeit, d. H. das Prinzip derselben, schon im Ansatz enthalten sein: der Ausgang mutz von einer bereits verfügbaren philosophischen Daseinserkenntnis her genommen werden, wenn diese auch nicht inhaltliche Resultate bereitstellt, sondern im wesentlichen die Art und weise des B e fra g e n s von Dasein aus seinem Logos her. Die Seinsstrukturen aus der reinen Daseinsanalqfe werden zu konkreten Befragungshinsichten gegenüber geschichtlichen Da­ seinsformen: die ontologische Einsicht z. B., datz das Dasein sich kon­ stitutiv zu einer Welt verhält, deren Konstitution es von sich her in spezifischen Auslegungen unterhält, so datz sich hierin auch sein innerstes Selbstoerhältnis realisiert, und datz es seine Befindlichkeit, sein reales verhaftetsein in der Welt wesensmäßig in Entwürfen der Weltdeutung zu bewältigen unternimmt, mit denen es seiner schlechthinnigen Fakti­ zität die Horizonte seiner möglichen Existenzialität abgewinnt - existenziale Einsichten dieses Cqpus verwandeln sich in entsprechende F ra g e direktionen gegenüber geschichtlichen Daseinswirklichkeiten. Sind so „Welt" und „Selbst" in ihrem korrelativen Verhältnisse als ein Urthema aller faktischen Seinsdeutung auch eine Grund-Fragehinsicht nachgehender historischer Auslegung (verwirklicht in Fragen der Form: w ie ist hier Welt „gesehen", wie das Selbst und welches Sein des Selbst zur Welt realisiert sich in dieser Sicht?), so sind damit zugleich all die formalen Strukturen als m ögliche Befragungshinsichten mitübernommen, in denen sich, nach dem Ergebnis der reinen Daseinsanalqfe, jene existenziale Grundbeziehung wesenhast vollzieht. Das gesuchte innerste Prinzip für eine geschichtliche Erscheinung des Geistes kann also nicht ein „einfacher", „einstrahliger" Begriff sein, sondern nur eine ge-

gliederte Strukturganzheit, die auch nur an ihren konkreten geschieht« liehen Außerungsformen, dem Logos, den sie sich selbst geschaffen hat, in ihrer geschichtlichen Einmaligkeit darzustellen ist, - die aber hierin notwendig die U rphänom ene umspannt, die in jedem Dasein zum Aus­ trag stehen: W eltabhängigkeit und Freiheit, Leben und Tod, Sorge, Angst, Sicherung, Verdeckung Und um diese letzten „Invarianten" zu angemessenen Befragungshinsichten werden zu lassen, dürfen sie (z. B. „Freiheit" und „Notwendigkeit") nicht einfach nach irgendeinem durchschnittlichen Begriff in den Ansatz gebracht werden, sondern es muß ihre o nto lo g isch e Grundlage in der formalen Konstitution des Daseins überhaupt (also das „a p rio ri“ für das, als w as „Freiheit" und „Notwendigkeit" sich faktisch nur je darstellen können) zuvor ge­ sichert sein - eben aus der Analytik des Daseins selber her. Tatsächlich w ird ja unvermeidlich in jeder über die bloße Stoff­ sammlung und «Ordnung hinausgehenden geistesgeschichtlichen In te r­ pretation Gebrauch gemacht von irgendwelchen, meist unausdrücklichen, allgemeinen Vorstellungen von der Seinsart des Subjektes der Geschichte und der Kultur, im weitesten Sinn anthropologischen Vorstellungen, die dem verfügbaren Bestände des undiskutiert in Geltung stehenden, „natürlichen" Verständnisses des Menschen, das aber zumeist aus sehr weitläufigen begrifflichen Traditionen aufgebaut ist, entnommen sind. D as „ooraussetzungslose" herantreten an die Geschichte, das sich „frei von Philosophie" der Geschichte unm ittelbar gegenüberzustellen vermeint, ist also nur ein herantreten aus ungeklärten Voraussetzungen. Eben diese Voraussetzungen für die Befragung der Geschichte zu klären und zu rechtfertigen, ihr Optimum an ontischer präjudizlosigkeit und zu­ gleich, vermöge ihres existenzial wesentlichen Charakters, an Herme­ neutischer Fruchtbarkeit zu sichern, vermag für die Geistesgeschichte die philosophische Analyse des Daseins als des Subjektes der Geschichte und aller jem als in der Geschichte wirklich gewordenen W eltdeutungen, in denen es somit nach seinen wesentlichen, d. H. konstitutiven Strukturen und Tendenzen auch jeweils wiederzufinden sein m uß'). — (Es versteht *) Den E inw and: w er uns denn die Wesentlichkeit unserer gerade verfüg­ baren Einsichten vom Menschen verbürge, beantw orten w ir damit, daß in der unaufhebbaren ttichtgarantierbarfeit eben das spezifische Risiko eines jeden histori­ schen Bemühens liege. Die Wesentlichkeit für die bestimmte Rufgabe findet ja, wenn auch nicht eine G arantie, so doch ein gewisses Regulativ in der funktionellen Bew ährung gegenüber der vollen Dichtigkeit der Quellen, besteht also schon in ihrer hermeneutischen Ergiebigkeit (s. ü.). D a andererseits eben diese konkreten Daseins* erscheinungen der Geschichte nicht n u r Rufgabe, sondern selber schon Quellen unseres

sich von selbst, daß es sich dabei nicht um ein starres inhaltliches System handelt, in das jedes geschichtliche Dasein schematisch einzu­ spannen ist. Soll doch die Ontologie des Daseins für die (Beschichte nicht Resultate, sondern mögliche Hinsichten ihrer Befragung vorgeben, die zwar aus der ontologischen Vertrautheit hervorgehen, aber erst angesichts der bestimmten geschichtlichen Existenz sich aus den mög­ lichen zu bestimmten konkretisieren, nicht als solche schon gleichbleibend für alle Fälle fixiert sind. Dos individuelle Prinzip der Deutung für jedes historische Phänomen, seine zentrale Befrogungshinsicht, die es am adäquatesten zum Reben bringt, ist jeweils von Angesicht zu An­ gesicht mit dem geschichtlichen Gegenüber erst zu gewinnen; und hierzu ist nichts anderes erfordert als die allgemeinen Tugenden des Historikers, also vor allem: Takt, Instinkt, Intuition. 11. Die hrrmeneuttsche Wirksamkeit der ermittelten Grunde».

Ebensowenig wie die philosophische Ausgangsstellung ein inhaltlich festgelegtes Schema, kann das jeweilige „Resultat", nämlich die hinter den Bekundungen zu ermittelnde existenzielle Grundverfassung des be­ treffenden geschichtlichen Daseins, ein von jenen Bekundungen ablös­ bares, „an sich" darstellbares systematisches Prinzip sein, für das jene nur die heuristisch notwendigen, aber dann entbehrlichen Symbole ge­ wesen sind. D ie es nur von diesen her hermeneutijch zu gewinnen (nicht etwa a priori aus der Abwandlung eines daseinsontologischen Schemas zu konstruieren) ist, so ist es auch nur durch sie und in ihnen in seiner Konkretheit darzustellen; nur in diesen Formen seiner ge­ schichtlichen Wirklichkeit entfaltet es überhaupt seine Strukturen, die nicht abstrakt aus einem verfügbaren Kern herauszuwickeln sind, und nur in unmittelbarer F u n k tio n bei der Durchleuchtung jener Wirk­ lichkeit erfüllen diese sich für die nachgehende Interpretation. Daraus ergibt sich eine doppelte innere Bewegung im Erkenntnisprozeß dieses Forschungstypus, die bei seinem konkreten Vollzüge in eins zusammen­ fällt: der aus der Seugnisfchicht erschlossene Existenzialgrund schlägt jeweils unmittelbar als Deutungsprinzip in diese zurück und hat nur hierin für die (Erkenntnis seine Wirklichkeit. Dieses zurückschlagende „allgemeinen" Wissens vom Menschen sind, aus denen es sich ebenso wie aus der gegenwärtigen Erscheinung ursprünglich mit aufbaut, da also in Wahrheit unsere Vaseinserkenntnis aus der ganzen Vergangenheit ihre Herkunft und ständig weiter wirksame Quelle hat - so kommt das eine nicht fremd zum andern, kehrt viel­ mehr gewissermaßen zu ihm zurück. Auf die erkenntnistheoretischen Probleme, die hier beschlossen liegen, brauchen wir an diesem (Drte nicht einzugehen.

Fruchtbarwerden der Ursprungserkenntnis besagt, datz der jeweilige term inus des „destruktiven" (analytischen) Rückganges von den Gbjektivationsgebilden her sogleich diesen gegenüber zum „konstruktiven" (synthetischen) Prinzip ihrer verstehend-ordnenden Neu-Ersassung wird, als solches unmittelbar mit seiner Entdeckung wirksam werdend, ja zu dieser seiner Entdeckung überhaupt nur in dieser ständigen funktionellen Rückbeziehung kommend. Und nur in dieser destruktiv-konstruktiven Einheit beider Vollzugsmomente des Erkenntnisprozesses erfüllt sich der Sinn solcher philosophischen Geschichtsauslegung. Vas vorhandene Zeugnis steht dabei also in der paradoxen voppelstellung, daß wir es schon zu lesen verstehen müssen, um ihm sein existenziales Sinnprinzip abzugewinnen, es aber andrerseits erst aus eben diesem richtig und eigentlich „lesen" lernen. Ein logischer Zirkel ist dies nur deswegen nicht, weil w ir bereits jene allgemeine und aus der ganzen Vergangen­ heit mitgespeiste Daseins-Kenntnis und -Erkenntnis mitbringen, die schon die Befragung des zeugnismäßig vorhandenen leitet und nicht ein blindes Zugehen sein läßt; und der mögliche Unterschied ist nur, ob es sich hierbei um eine vage (die sich nicht Rechenschaft über sich selbst abgelegt hat) oder um eine präzise Vor-Erkenntnis vom Dasein über­ haupt handelt'). praktisch bedeutet dieses rückläufige Wirksamwerden des erschlossenen Grundes, daß im Lichte seiner Erhellungsfunktion die Betrachtung der Urkunden gleichsam zu w ied erh o len ist: ihre radikalere Neubestim­ mung ist die rechtfertigende Überwindung der Vorläufigkeit, mit der sie in der ersten Befragung als Gegebenes fungiert hatten; diese Wieder­ aufnahme ist die zweite, die philosophische Phase der geistesgeschicht­ lichen Interpretation (denn die bloße Nennung des „Prinzips" wäre nicht mehr als eine abstrakte Randbemerkung). Sie läßt die Urkunden neu lesen, d. H. von der nun erschlossenen Lrhellungsquelle her setzt sie die Wichtigkeitsakzente, scheidet Zentrales und Peripheres, wesentliches und Zufälliges, Genuines und Fremdes, Adäquates und vortäuschendes im Zeichensystem der Bekundungen, ja ordnet die Quellen neu, indem sie — gegenüber den Gruppierungen, die die objektgeschichtliche For­ schung nach ih rem synthetischen Prinzip vornahm - beispielsweise zu­ sammenbringt, was diese in eine Beziehung zu bringen keine Veran­ lassung hatte, und unter Umständen sehr entschieden trennt, was diese in engen stoffgenetischen Zusammenhang brachte. So kann diese Stufe ') 3m übrigen vgl. über den unvermeidlichen „Sirkel" im Erkennen von Dasein: Heidegger, Lein und Seit I, 1927, § 63 (S. 310ff.), etti 3«"«s. Cnoft*. 2

der Betrachtung zu unmittelbaren positiven Berichtigungen von Reful» taten der objektgeschichtlichen führen, wenn sie auch innerhalb dieser in gewisser weise richtig waren. Damit kommen wir von der allgemein methodologischen Erörterung wieder zu unserer praktischen Ausgabe und wir haben nun zu zeigen, wie sich für diese in ihrer speziellen Gegenstandsumgrenzung die obigen allgemeinen Maximen auswirken. Machen wir uns hierfür noch fol­ gendes klar: 12. (Einbeutige unb me^tbeutige 3eugnisfafteme.

Unbedingte Autarkie der Entfaltung, die allein auch unbedingte Eindeutigkeit der Ruherang verbürgt, ist seit dem Fortfall der räum ­ lichen Isolierung und zeitlichen Erstmaligkeit, worin die primären Hoch­ kulturen des Altertums sich entwickelten, neuen Ansängen in der Ge­ schichte nicht mehr fraglos mitgegeben Die Konstellation seiner Geburts­ stunde ist in dieser Hinsicht für das Schicksal eines solchen neuen „Prin­ zips" (so wollen wir es nennen) jenseits seines eigenen Wesensgesetzes bedeutsam: ob es G rt und Stunde allein antritt oder schon in fremdem Besitze findet. Nur in dem ersteren Fall: daß ihm sein geschichtlicher Raum nicht streitig gemacht oder vorweggenommen ist durch die Lebendigkeit eines vorhandenen Kulturgeschehens und die fortbestehende Macht seiner Lebensordnungen, ist ihm ungehinderte Selbstentsaltung vergönnt, in der auch alles vergangene neues Leben nur von ihm er­ hält, auf seine Beseelung angewiesen, seinem Schöpfergesetz also allein unterworfen ist: dann ist die Beziehung der so gezeitigten Dbjektivationen zu ihrem Vaseinsgrand adäquat und eindeutig'). Doch kann ihm auch beschicken sein, sich in eine Welt hineinzuentfalten, die durch ein entwickeltes Geistesprinzip anderer Herkunft beherrscht ist, das den ganzen Kosmos gegenständlicher Beziehungen in ihr mit seinen spezifischen Ausdrucks- und Auslegungsgebilden besetzt hält. I n diesem Fall ist dem neuen Prinzip, obwohl selber ein ursprunghaft neues und spontanes, eine unbedingt spontane Sqmbolbildung verwehrt und so die autonome Freiheit in der Schöpfung seines Logos zumindest bedroht. Sein eben erwachendes Bewußtsein, hineinerwachend in die ') 3. B. bet Fall ber neueren abendländischen Kultur trotz ber überwälti­ genden Vorgängerschaft bet Antike: benn sie würbe getragen von ber neuentfteljenben Welt ber germanischen Völker, bie im Intervall nach einem abgelaufenen unb abgelebten Kulturgeschehen ihr eigenes begannen unb benen bei ihrem (Ein­ treten in ben historischen Prozeß auch politisch unb biologisch bie Macht zufiel unb ein Raum, ber erst durch sie ber (Beschichte erschlossen würbe, in bem sie also un­ beschränkt Subjekt sein konnten.

geistig schon vorgesormte Welt und ihre Ausschließlichkeit vor Augen, ist schon mit seiner ersten und für alle Zukunft entscheidenden Suche nach M itteln der Gbjektivation aus sie verwiesen, d. H. aber daraus, sich seine Sqmbolwelt aus den vorgefundenen Elementen der fremden aufzubauen, diese hineinzuverarbeiten in seine Seinsauslegung, die in ihrer Erscheinung dadurch wesentlich bestimmt wird. Maskierung und Mimikry ist sein Schicksal von Ansang und Kompromiß seine meisten Ergebnisse. Dennoch hat es seine Sichtbarkeit, die aber besonderer E r­ kennung bedarf: I n der zeugnisgeschichtlichen Abfolge wird trotz Kon­ stanz der symbolischen und begrifflichen Elemente ein Bruch bemerklich, Symptome in der theoretischen wie der praktischen Sphäre zeugen für die Wirksamkeit neuer willenrrichtungen und legen es nahe, die schein­ bare Weitergültigkeit der alten Begriffe einer neuen Sinnganzheit zu unterstellen. Auch im scheinbar Selbigen zeichnen sich dann die Züge eines neuen gegenständlich-„motivischen" Außerungskanons heraus, von dem ideellen schließen w ir weiter auf irgendeinen realen Brach oder einen Neu-Einsatz im zugrunde liegenden Dasein selbst'). Empirisch führt dies wohl immer auch auf einen neuen kollektiven (ethnischen oder sozialen) Träger der neuen Seinsauslegung, der hiermit als Subjekt in die Geschichte - aber nicht immer auch in die Macht und nicht immer in ein volles Bewußtsein seiner selbst - eintritt. Durch solche Zuordnung erhält jener sachgeschichtlich festgestellte Bruch sein eigent­ liches Relief. Ih n überhaupt über die induktiv zu machende Beob­ achtung hinaus als umfassenden Umbrach und damit als Bezeugung eines neuen U rsp ru n g s aufzufassen, ist Sache einer Ausdeutung, die sich von dem zersplitterten, aber zusammenstimmenden Choras der neuen Töne ansprechen ließ und mit der hieraus (zunächst hypothetisch) angesetzten neuen Sinneinheit die Probe gegenüber der ganzen Fülle auch des anscheinend überlieserangsgemäßen der Zeugnisse wagt. Be­ steht sie diese, dann darf mit Fug von einer neuen totalen Gestalt des Geistes gesprochen werden. w ir fanden also, daß die Beziehung einer so entstandenen Zeugnis­ schicht zu ihrem Vaseinsgrande nicht eindeutig, sondern grundsätzlich problematisch ist. von der realen Wirkung abgesehen, die dies für Bewußtsein und Schicksal des neuen Vaseinsprinzips selber hat, be') Die objektgeschichtlich sichtbare Prämisse dieser „Schlusses" kann selbst eine rein stilistische Wandlung sein - hierfür hat z. v . N orden mit seinem „flgnoftos Theos, Untersuchungen zur Zormengeschichte religiöser Rede" für unsern Bereich ein besonders schütter Beispiel geliefert.

beutet es für die nachgehende historische Erkenntnis eine besondere hermeneutische Sachlage, die bas Unternehmen der Deutung von altem Anfang vor die kritische Frage stellt, welches hier der Sinn der Über­ nahme gegebener Vorstellungen ist, d. H. welchen neuen Sinn sie in dieser Übernahme gewinnen und von welchem existenziellen Zentrum sie nunmehr bestimmt sind. Es bedarf also Zeugnisbezirken dieses geschichtlichen Schicksalstypus gegenüber einer krit i schen Einstellung - und bas heisst: einer prinzipiellen Frei zügi gkei t gegenüber dem rein stofflichen Befund. Die Deutung steht und fallt damit, durch die Inadäquatheit der übernommenen flußerungselemente hin­ durch bas neue Zentrum zu erkennen, der Verführung ihres ehemaligen Sinnes zum Trotz. J a , schon daß ein solches originales Zentrum gegen­ über der stofflich nicht-originalen Zeugnisschicht überhaupt anzusetzen ist, daß es sich also in der T at um eine erneute Inanspruchnahme jener Elemente handelt, daß bei ihnen ein Sinnwandel überhaupt vorliegt und ein Neues, welches auch immer, zugrunde liegt, schon dies ist nur g e g e n die Suggestion der vertrauten motivgeschichtlichen (Behalte w ahr­ zunehmen. — Und eben hiermit ist der Fall getroffen, den w ir vor uns haben. 13. Die geistesgeschichlliche Bewertung der Gnosis in 6er bisherigen Forschung.

W ir hatten die objektgeschichtliche Forschung charakterisiert und ihr den Rückgang zu den stofflichen Archetypen als wesentlich zuerkannt. Welche spezifischen Verfehlungsmöglichkeiten dies für einen Fall nicht eindeutiger Zuordnung von stofflicher Zeugnisschicht und Daseinsgrund einschließt, ist durch die obigen Darlegungen klarer geworden. — Im Rückgang zu den Archetypen wurden von der Erforschung der Gnosis während der letzten Jahrzehnte nacheinander babylonische, ägyptische und persische Genealogien bevorzugt (je nachdem man Astral-, Nus­ oder Urmensch-Lehre als das Wesentliche ansah), unbeschadet der ganzen übrigen Mannigfaltigkeit von Ursprungsbeziehungen, die gemäß dem Charakter des „Synkretismus" daneben immer angenommen und auch im einzelnen aufgespürt wurden. Das hellenische Element trat dabei zeitweise ziemlich zurück. Die letzte Möglichkeit der Einheit bestand, wie gesagt, im Ausweis eines vorherrschenden Elementes (bzw. einer vorherrschenden Herkunftslinie) oder einer möglichst kleinen Konstellation von solchen als der zureichenden Komponenten für die Erklärung der Resultante. I n den letzten Jahren ist immer mehr das persisch-iranische Element, in einer gewissen griechischen Modifikation, auf diesen Platz gerückt; und sicher durchaus überzeugend, soweit es sich um Feststellungen

in der stofflichen Zeugnissphäre handelt. Aber mit jeder solchen noch so richtigen genealogischen (Einordnung wurde das Individuelle, Ein­ malige und Unvergleichbare des Phänomens mehr verflüchtigt in bloße Abhängigkeitsbeziehungen zu den fertigen Archetypen der Vergangenheit, und um so mehr, je richtiger sie war, d. H. je überzeugender alle stoff­ lichen Einzelelemente sich schon in der Vergangenheit nachweisen ließen'). Freilich, was mit den isolierten Linzelmotiven möglich war, w ar es keineswegs auch mit dem Ganzen, dem sie als Bausteine dienten und das mit ihrer bloßen Summe so wenig identisch w ar, daß es vielmehr ihre Selektion, die weise ihres Zusammentretens und ihren Sinn in der neuen Ganzheit bestimmte. Aber diese entschwand eben mit der motivgeschichtlichen Einzelforschung aus dem Gesichtsfeld und führte in ihr nur noch ein vasein als die zufällige Summe oder die mechanische Resultante aus den im Synkretismus zusammenwirkenden, jeweils schon unabhängig vorhandenen Komponenten. - Dies spiegelt sich in der geistesgeschichtlichen Bewertung der Gnosis: so sehr sie das stoffliche Interesse fesselte, so gering wurde sie nach ihrer historischen Eigenbedeutung eingeschätzt. B ousset zitiert in der Einleitung zu seinen „Hauptproblemen der Gnosis" (S. 6) das Urteil T ru p p e s , der übrigens auch die orientalische Herkunft der Gnosis betont, - : „Sie (die Gnostiker) stehen aus dem Standpunkt einer Kultur, die ein halbes Jahrtausend zuvor die große Welt bewegt hat . . . eine bewegende Kraft sind sie weder in der allgemeinen Geschichte der menschlichen Kultur noch speziell in der Geschichte des Christentums. AIs Symptom sind sie beachtens­ wert, welche Stimmungen das Christentum vorfand, welche widerstände es überwinden mußte. . . . Gefördert aber haben sie nicht" (Griechische Mythologie und Aeligionsgeschichte, S. 162); und Bousset selbst schließt sich diesem Urteil an mit den Worten, daß die Gnosis „keine nach vorwärts dringende, geistesgewaltige Erscheinung, eher ein Zurückbleiben, eine Reaktion des antiken Synkretismus gegen die aufstrebende Universal« ') (Ein Musterbeispiel solcher Verflüchtigung durch Atomisierung und Ziliation ist Jos. K r o l l s „Lehren der fe rn e s tErismegiftos"; Kroll gelingt er tatsächlich, säst olle Einzelvorstellungen der Corp. Hermeticam in der mittleren Stoa nachzu­ weisen und so sämtlich genetisch „unterzubringen" — mit dem (Ergebnis, daß vom „Gnostischen" so gut wie nichts mehr übrig bleibt (vgl. die glänzende kritisch« Be­ sprechung voussetr in ®5tt. gel. Anz. 1914, S. 697 ff.). Trotz unvergleichlich größerer morphologischer Sicherheit und durchaus verschiedener stofflicher Orientierung in den Ableitungen gehören selbst die Arbeiten Aeitzensteins und Schätzers im Grunde ihrer Haltung dem gleichen Typus an.

religion* fei (S. 7). Noch charakteristischer aus S .8: Die Gnosis „ent­ hält in sich — und daraus beruht ihr wesentlicher Wert - ganze Schichten untergegangener religiöser Vorstellungen und Anschauungen in der Ver­ steinerung und Erstarrung." Und gegen A nz vertritt er, daß es sich nicht um eine gnostische G rundidee handele, sondern um „eine reiche Mannigfaltigkeit nebeneinander liegender, sich mannigfach verschlingen­ der Gedanken" (S. 8), - w as mir in gewisser weise gegenüber Anz ein Rückschritt zu sein scheint, wenn man diese Grundidee auch nicht, wie Anz es tat, bloß als eine stoffliche Vorstellung fassen darf (Ausstieg der Seele durch die Planetensphären - nach Anz die „Zentralidee" des Gnostizismus), sondern als jenes existenziale Prinzip im oben ex­ ponierten Sinne. - Auch Anz übrigens, dem wir uns in dieser Inten­ tion auf einen Urgedanken der Gnosis von allen Autoren am nächsten fühlen, beurteilt nichtsdestoweniger den Gnostizismus als Ganzes nach seinem geschichtlichen Seinstqpus und demgemäß auch seinen Geschichts­ wert nicht anders: „ .. . seine ganze Erscheinung (ist) ein Irrlicht, wie es nur auf dem Moderboden der zerfallenden antiken Kultur entstehen konnte", sagt er am Anfang seiner ausgezeichneten Untersuchungen-und beschließt sie mit den Worten: „In Babylonien geboren, hat der Gnostizismus das Erbe einer nach Jahrtausenden zählenden Vergangenheit über­ nommen, darunter manches Kleinod, aber auch manches fratzenhaft häßliche. Er ist eine späte Blüte an einem schon verdorrenden Baum, aber doch haben sich die Menschen eine Zeitlang berauscht an seinem Dufte . . . usw." H. — Anz verfügte noch nicht über die seither er­ schlossenen mandäischen und manichäischen Quellen (obschon er aus die T) ID. Linz, Sur Frage nach dem Ursprung des Gnostizismus (Texte und Unters, z. Gesch. d. altchristl. Lit., Bd. XV, H. 4, 1897) S. 1 und S. 109 f. Schon die auf das erste S itat folgende Seite bringt dann eine methodische Überlegung, die vollkommen aus unserm Standpunkt gesprochen sein könnte: „w enn die Frage nach seinem Ursprung gestellt wird, so genügt es doch noch nicht, konstatiert zu haben, dies Stück stammt von hier oder jenes von da. . . . dabei (wird) die innere Einheit des Gnostizismus unberücksichtigt gelassen : seine Entstehung als Ganzes deckt sich nicht mit der Entstehung der Einzelvorstellungen, die er umschließt. . . . So sind die einzelnen Elemente, die der Gnostizismus dann zusammenfaßt, fast alle schon vor­ handen, aber eben erst mit dieser Zusammenfassung in ihrer eigentümlichen Rrt ist der Gnostizismus gegeben. . . . zwischen Vorbereitung und Ursprung ist ein Unterschied: die Hauptfrage bleibt die nach der Herkunft der Sentralidee . . . Dieselbe kann einem sehr eng umschriebenen Kreise entstammen . . . ; sie wird sich dann doch eben als das lösende w ort, das sozusagen in der Lust lag, mit großer Schnelligkeit verbreiten und mit innerer Notwendigkeit durchsetzen" (S. 2 ff.). Damit können wir uns, so wie es dasteht, uneingeschränkt identifizieren.

M andäer schon Bezug nimmt), überhaupt die ganze geschilderte E r­ weiterung des Begriffes der Gnosis, seine Ausdehnung aus eine M annigfaltigkeit hellenistisch-synkretistischer (heidnischer) (Quellen wurde erst später, vor allem durch Reitzensteins und Boussets Forschungen, voll­ zogen. Dam it änderte sich zwar vieles im Bilde des Gnostizismus, zum al in den motivischen Zurechnungen - die Gesamtauffassung von seiner bloß sqnkretistischen Existenz aber hatte sich womöglich noch ver­ stärkt. So urteilt z. B. B eitzen stein : „(Es gibt im strengen Sinne keine gnostische Religion, nur verschiedene Grade eines Synkretismus, dessen wichtigster Bestandteil iranisch ist"'): oder in einem anderen Werk: „Die gnostische Bewegung, die w ir in der ägyptischen, phrygischen, iranischen, jüdischen und christlichen Religion nachwiesen, und in der persischer D ualism us und babylonischer Sternenglaube entscheidende Rollen spielen, . . . zeigt die notwendige Fortbildung der orientalischen Religionen in der Diaspora, den Höhepunkt ihrer individualistischen und zugleich universalistischen Entwicklung, die in gewissem Sinn letzte Stufe des Hellenismus und ist daher so allgemein wie dieser selbst. Nicht einm al von gnostischen Religionen sollten w ir reden. das W ort Gnostisch meint nur eine natürliche Entwicklungsphase, nicht ein fremd­ artiges . . . Elem ent"2). Uns dünkt, die „Entwicklung" (eher ein Um­ schlag zu nennen) von orientalischen N atur- und Schöpfungsreligionen zu einem weltfeindlichen D ualism us ist nichts weniger als „natürlich" - sofern m an als natürlich die (Entfaltung dessen ansieht, w as in der Sache selbst darin liegt - und nur durch den Einsatz einer ursprünglich neuen weltsicht aus Grund eines neuen Seinsverhältnisses zu erklären. Doch greifen w ir damit bereits der inhaltlichen Bearbeitung vor. Die obigen Beispiele haben w ir zufällig aus einer Masse gleichartiger herausgegriffen. Ruch wo man der Gnosis immerhin eine positive Ge­ schichtsbedeutung zuspricht (einen geistesgeschichtlichen Zukunftswert), be­ steht diese doch nur darin, die G e h a l t e altorientalischer Spekulationen dem Rufbau einer neuen Bewußtseinswelt mit einzuverleiben, das (Erbe einer Vergangenheit weiter in eine Zukunft zu tradieren, die ihre be­ wegende Kraft aber nicht von ihr empfing. Also überall vergangen1) Das iranische (Erlösungsmqfterium 1921, S. 146. Die Betonung der ira n i­ schen (Elements entspricht -e r letzten Phase in Heitzenfteins Gesamtforschung. 2) Die hellenistischen Mysterienreligionen, 3. Rufi, (später zitiert als hell. M yst?) S. 6 9 f. I n der Rbfolge -e r drei Ruflagcn dieser Werkes (1. Rufi.: 1910; 3.: 1927) wird die erm ähnte Wendung zum Iranischen fast biographisch sichtbar.

heitsprodukt, nirgends Ligenschöpfung und neuer originaler Im puls'). 14. Methodische Gründ« fü r dies (Ergebnis.

Zu diesem (Ergebnis trägt neben der stosfgeschichtlichen Einstellung in erster Linie die gekennzeichnete innerideell e rk lären d e Tendenz in der Geistesgeschichte bei und in eins damit der V o rra n g der V e r­ g a n g e n h e it als Prinzip der Erklärung. Die jeweilige geschichtliche Gegenwart möglichst als eindeutige Resultante der Vergangenheit zu be­ greifen, ist eine methodische Grundhaltung dieser Geschichtsbetrachtung. So wird Erkenntnis der Geschichte geradezu gleichbedeutend mit Rück­ führung auf vergangenes, Erklärung aus der Vergangenheit. Ist aber auf diesem Felde Erkennen Rückführen aus Bekanntes, so versteht es sich, daß einer so eingestellten Betrachtung ein gänzlich spontaner Neueinsak im kontinuierlich aufgefaßten Geschichtsverlauf ein „Ärgernis" ist, das sie um ihres Erkenntnisideales willen nur in zwingenden Fällen zugeben, nach aller Möglichkeit aber da vermeiden wird, wo sie es mit einem geschichtlich schon weitgehend vorbestimmten Raume zu tun hat, in dem sich die Anknüpfungspunkte zahlreich anbieten. Ein an­ scheinend Nicht-Rückweijendes, Erstmaliges wird sie hier immer nur als vorläufige, noch zu überwindende Grenze der Erklärungsausgabe zu deuten suchen, als unbefriedigendes Noch-Nicht des restlosen Bestimmt* und Eingeordnetseins. Denn inmitten allseitiger Determinationszujammenhänge ist die Anerkennung eines Irreduziblen, solange nicht alle Möglichkeiten genetischer Rückbeziehung erschöpft sind, als asylurn ignorantiae verdächtig. D araus ergibt sich, daß nicht zufällig, sondern notwendig aus ihrem Meten diese („philologische") Art Geschichts­ forschung die Gnosis so sieht, wie sie es tut - d. H. d as an ihr sieht, was sich in der T at so sehen läßt- mit ihrem ganzen Erkenntnisentwurf ist sie im vorhinein von so etwas wie absolutem Ursprung, radikalem *) M an w ird bemerkt haben, datz n u r V ertreter der „orientalisierenden" Gruppe der Forschung zitiert w urden. Nach allem vorangegangenen braucht kaum noch gesagt zu werden, daß sich der Verf. durchaus diesem Lager zugehörig fühlt und eben deswegen in ihm den (Vit der relevantesten Auseinandersetzung gegeben sieht. Die mit dem „hellenisierenden" Flügel, für den Harnacks berühm te Definition der Gnosis als der „akuten hellenisierung des Christentums" die klassische Form ulierung gibt, scheint ihm durch die Forschungsbewegung der letzten drei Jahrzehnte hinreichend geleistet und jedenfalls nach Berufung der Namen Boufiet und Reitzenstein seines B eitrages nicht mehr bedürftig. Dabei find w ir uns be­ wirbt, datz dieser Panhellenism us in der Betrachtung der Gnosis auch heute noch vertreten w ird (z .B . von C c is e g a n g ; im übrigen vgl. Nr. 16 dieser (Einleitung die Auseinandersetzung mit Scha e 6 et).

Heuanfang, der ihrem synthetischen Prinzip keinen Anhalt bietet, weg und auf die historische Schicht verwiesen, die mit einer quasi-dinglich sich durchhaltenden Invarianz ihrer Elemente diesem Verfahren in der T at zugänglich ist - auf die Schicht der ablösbaren, übernehmbaren, transportablen (Behalte, die, wie schon gesagt, ihre eigene Kausalität entwickelt. Unbeantwortet und ungestellt bleibt aber dann die Frage, w aru m (im Falle der Gnosis innerhalb des Synkretismus) gerade diese Motive aufgenommen und miteinander amalgamiert wurden, von welcher Tendenz diese Aufnahme geleitet w ar usw. Einziger Grund bleibt: daß sie da waren und durch ihr Zusammenkommen automatisch mit­ einander ein Parallelogramm der Kräfte, gegenseitiger Beeinflussungen, Modifikationen bildeten —: die Vergangenheit, das Schon-da-sein, die Beharrung und Schwerkraft der puren Existenz als letzter Wirklichkeits­ grund und somit auch letztes Erklärungsprinzip! So ergibt sich ein eigentümliches Bild: oben das Spiel der Inhalte, unten - eigentlich nichts, nämlich ein gänzlich passives, dies einfach geschehenlassendes Dasein. 15. (Einige Beispiele fü r die M ethode (Knz. Bouffet).

Machen wir das Verfahren an einigen hervorragenden Beispielen der Forschung deutlich, die zusammen ein Ganzes üblicher und an­ genommener Erklärung darstellen. 1. Anz verweist (a. a. (D. S. 77ff.) für die Lehre vorn Seelenaufstieg auf altpersische Vorstellungen, nach denen die Seelen der Ge­ rechten über den Berg Hara und die Tschinvatbrücke ins Paradies auf­ steigen, - stellt aber (S. 83) fest: „Unerklärt aus persischen Voraus­ setzungen bleiben dabei nur die .sieben Tore' und die zentrale Stellung, die den P la n e te n dadurch zugewiesen wird",- mit anderen Worten: unerklärt bleibt das astra le Schema der gnostischen Aufstiegslehre, und d. H. weiterhin: die der gnostischen Soteriologie überhaupt zugrunde­ liegende Kosmologie. Für diese nun in ihrer astrologischen Ausgestaltung versteht sich der verweis auf Babylon von selbst und Anz zieht (S. 84) speziell den berühmten „Turm zu Babel" zur Erklärung heran1): „Dieser ganze Turm nimmt sich aus wie eine Illustration zu der ‘) „Nach der Beschreibung H erodols (I 181) ein B auw erk von sieben ausein­ andergesetzten T ürm en, alle u n tere in a n d e r durch a u ß en herum führende T reppen v e rb u n d en ; auf ihnen erhob sich dan n noch ein achter T urm , a b er leer, die W ohnung der G o ttheit." Rnz macht auch d a ra u f aufmerksam, daß in gewissen altbobplonischen H ym nen das (Ersteigen der acht Tempelstockwerke (w ohl in kultischer Prozession) a ls gottgefälliges W erk erscheint, auf das sich der B eter beruft.

KÄipaS iimhruÄos der Planeten m it dem darüber befindlichen achten Tore. Anders gesagt: diese Lehre ist eine Ü b e r t r a g u n g j e n e s B a u w e r k s i n s M e t ap h ys i sc he . " . . . „Mut in der Nähe jenes Bauwerks konnten diese Gedanken sich entwickeln" - also sei die Landschaft Babylon im engeren Sinne als die Heimat der gnostischen Zentrallehre anzusehen (S. 85). Ferner: Durchschreiten von sieben Toren bei der U n t e r w e l t s W anderung der verstorbenen, verbunden mit jedesmaligem Ablegen eines Kleidungsstückes, so daß der Tote nackt vor dem Richterstuhl der Unterwelt erscheinen mutz, gesellt sich als altbabylonische Anschauung hinzu (vgl. Höllenfahrt der 3§tar); wieder in an d ern Zusammenhang sind, allerdings ohne die Siebenzahl, auch Tore am H i m m e l bezeugt (S. 86) - und so kommt Anz zu dem Schluß (S. 8 6 f.): „Die Sache liegt demnach so: Die Untersuchung nach dem Ursprung jener Mysterien­ lehre') als der (relativ) ältesten Form der gnostisch-mandäischen Zentral­ lehre wies uns durch die Anschauung vom Aufsteigen der Seele in den Himmel auf die persische Religion; für die sieben Tore und die Be­ deutung der Planeten fehlte aber hier die parallele. Sieben Tore, die die Seele zu durchlaufen hat, Tore am Himmel, die Wichtigkeit der Planeten und das Urbild der tcAipat iimforoAos bietet uns Babylonien, aber keine Hoffnung einer himmlischen Seligkeit, w a s liegt nun näher, als b e i d e s zu k o m b i n i e r e n dahin, datz die persische Seligkeitslehre den Anstotz zu einer Fortbildung der babylonischen Anschauungen im Sinne jener Mysterienlehre gegeben h a t? " . Die Himmelstore seien mit den sieben Unterweltstoren der alten Totenwanderungs-Vorstellungen „identifiziert" worden und ihre Siebenzahl „wies sie dann von selbst den Planeten zu". „So oder ähnlich wird man die Entstehung jener Lehre zu erklären haben aus einer V e r b i n d u n g persischer und baby­ lonischer Ideen." Die „Zentrallehre des Gnostizismus" ist also „selbst schon ein Produkt der Religionsmischung" (S. 88). - Aus die Einzel­ heiten dieser Ableitung gehen w ir nicht ein. Sie sei zugegeben hin­ sichtlich der stofflichen Motive, w ie weit aber reicht sie zur wirklichen Erklärung dessen, w as vorliegt? D as astrale Wel ts ch ema der baby­ lonischen Religion wurde, nach dieser Erklärung, dem persischen S e e l e n a u f s ti e g gewissermaßen räumlich substruiert. Doch das Spezifikum, w as solche Verbindung erst zu einer gnostischen macht: nämlich der radikale w ert- und S i n n - W a n d e l jenes Weltschemas — der Umschlag also des planetarischen Göttersystems in ein widergöttliches System, der ') Knz geht hier speziell von der Darstellung der M it h r a s Mysterien bei ©rtgenes c. Gels. VI 22 aus.

Symbols vollendeter Kosmosrcligion zum Symbol einer schroff oitti« kosmischen Einstellung - dies Entscheidende ist, da hierzu auch im Eigengehalt des originalen Parsismus der Anlaß nicht gegeben w ar, durch die „Verbindung* oder „Mischung* keineswegs erklärt — und bleibt eine offene Frage, wenn man nicht die antikosmische Einstellung selbst schon (und zwar eben die des gnostischen Typus) als Erklärungs­ grund mit in Ansatz bringt. Sofern man aber in diesem dualistischen Moment eben dar Wesen der Gnosis zu sehen hat, so bleibt dar eigent­ liche dem onstrandum des Ableitungsversuches: die Ursache der meta­ physischen Umwertung, noch unbelegt. 2. Bo uff et, der sich die persisch-babylonische Ableitung zu eigen macht, sucht ihr über Anz hinaus auch diese Ursächlichkeit abzugewinnen, indem er für die Erklärung jener Umwertung, die er allerdings in diesem Zusammenhang nur als „Degradierung" faßt, zu dem Inhalt der Ausgangsvorstellungen auch die Umstände ihrer Begegnung hinzu­ nimmt. „Die persische Kultur und Religion", so sagt er a. a. D. S. 39, „hat die Stellung der siegenden Kultur und Religion gegenüber der babylonischen innegehabt", und dieser gleicherweise macht- wie geistes­ politische Tatbestand dient nun zur Erklärung dessen, was die Zu« sammenbringung der Vorstellungsinhalte allein nicht leisten kann: Die persische Religion dringt als Religion eines siegreichen Volkes ins babylonische Tiefland, wo damals schon die babylonische Religion zu einem astrologischen Fatalismus unter der Allmacht der sieben plane­ tarischen Gottheiten erstarrt w ar. „Als nun die persische Religion mit der babylonischen zusammenprallte, degradierte sie diese höchsten baby­ lonischen Gottheiten zu Dämonen, die tief unter der Lichtwelt, in der die höchste Gottheit der persischen Religion und ihre Trabanten wohnten, in der Finsternis ihr Wesen trieben* (S. 55). Das soll einmal als Ausdruck der neuen Machtverhältnisse und des vorausgegangenen Kampfes zu verstehen sein. 3n derselben Richtung wirkte das geistige Verhältnis der beiden hier zusammentreffenden Religionen: w ie der siegende, so sei es zugleich der „höhere Glaube* gewesen, der die alten Götter zu Dämonen degradierte (S. 38). B. verweist auf das Beispiel der jüdischen Religion, die „die babylonischen Göttergestalten in die sieben Erzengel ummodelte und diese um Jahw es Thron stellte" (S. 53). Als „schlagendsten Beweis* bezeichnet er die Tatsache, daß auch innerhalb der späteren persischen Religion entgegen den altpersischen Vorstellungen von ihrer göttlichen Natur die Planeten dämonischen Charakters und Bundesgenossen Ahrimans geworden seien (S. 41). Nicht

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15. einige Beispiele für die Methode (Boufiet).

mehr also, wie bei Rnz, einfach aus einer „Verbindung", sondern „aus einem S u f a m m e n p r a l l persischer und babylonischerReligionsgebanten" ist der Grundgedanke des Gnostizismus „entstanden" (5.321). - w a s nun jenen „schlagendsten Beweis" angeht, so ist er offenbar eine petitio principii: denn er gilt höchstens dann, wenn es schon aus­ gemacht ist, daß dies vämonischwerden der Planeten im späteren P ar­ sismus nicht ein (übrigens recht schwacher) Reflex eben des Gnostizismus sein kann')' grundsätzlich gesagt: wenn es ausgemacht ist, daß dem Gnostizismus keine eigene ideelle Kausalität innewohnt, daß er allerwärts nur Bedingtes, nicht auch seinerseits Bedingendes ist. (Eben dies gilt aber der Forschung aus einem unerklärlichen Vorurteil durchweg T) B. zieht wohl diese Möglichkeit in (Erwägung, weist sie aber mit der Be* grünöung ab, im Parsism us seien „die Vorstellungen viel klarer nnd bestimmter", „viel einfacher und durchsichtiger- als in der Gnosis (S. 43 f. Daher, so geht die Folgerung, müßten sie dort ursprünglicher sein und könnten dann - da sie nicht altpersisch sind - eben nur aus der Zeit des Zusammenfalls der babylonischen mit der persischen Religion stammen.) Ich kann das nicht finden. 3m Gegenteil. Bei jenem Ansturm Ahrim ans gegen die gute Schöpfung des (Vrmuzd im Anbeginn der Zeiten befinden sich, nach der Anschauung des spateren Parsism us (z. B. Bund. 3,25), unter der Heerschaar der Vaevas n e b e n allen anderen Dämonen auch die P la ­ neten (sie werden gefangengenommen und an den Himmel versetzt), hier ist ihre ahrimanische Rolle zufällig: ohne Begründung in der Gesamtkonzeption des theo­ logischen Systems und ohne Erheblichkeit für den Sinn des Ganzen - ein bei­ läufiges mythisches Detail. Im Gnostizismus dagegen ist sie zentral und wesentlich begründet im Sinn des Systems. Dennoch soll diese Wesentlichkeit aus jener B ei­ läufigkeit abzuleiten sein? [„(Einfacher" mag letztere wohl sein, wie es einem nebensächlichen und nicht detaillierten Zug entspricht; aber gewiß nicht „klarer, bestimmter und durchsichtiger" als die gnostische Heiinarmene-Lehre. Übrigens ist die Geschlossenheit der Vorstellung schon dadurch zerbrochen, daß hier n ur die fünf Planeten im engeren Sinn als böse Machte gelten, wahrend Sonne und M ond von ihnen abgetrennt und ihnen samt den Sodiakalgestirnen als gute Mächte ent­ gegengestellt sind. Das ist eine astrologische Verteilung guter und böser Charaktere auf die Gestirnwelt - und sie muß in den Parsism us sehr spät (Eingang gefunden haben. Denn, so bemerkt Anz a. a. (V. §. 83, 4 mit Recht, „wie fest mußte der Harne (Vrmuzd für J u p ite r erst eingewurzelt sein, ehe die Ungeheuerlichkeit mög­ lich werden konnte, mit (Vrmuzd (sc. als Planeten) den Begriff eines bösen Wesens zu verknüpfen!". Das kann nicht w ohl Ausdruck eines persischen Steges über baby­ lonische Religion sein, sondern n ur der viel spätere (Erfolg eines anhaltend starken fremden Einflusses auf das parsische Denken, eine heteronome Konzession desselben.] - Schließlich ist die ganze F rage unerheblich: wie es mit dieser spätpersischen E r­ scheinung auch sei, sie zeigt doch gerade dies, daß Dämonisterung oder D egra­ dierung der P laneten für sich noch keineswegs Gnostizismus bedeutet, es vielm ehr erst unter einem bestimmten Form prinzip w ird, dem dann auch eine eigene K raft für die Umgestaltung der überkommenen Vorstellungen zuzutrauen ist.

als ausgemacht und diktiert schon die Luche nach Ableitungen auch da. wo dem W esen des Befundes nach - nicht erst mangels Ableitungs« Möglichkeiten, die immer konstruierbar sind - die Annahme einer eigenen Ursprünglichkeit des Gnostizismus, d. H. seines dualistisch-antikosmisch-eschatologischen P r in z ip s , allein die Erklärung geben kann. Diesem Grundsätzlichen gegenüber können wir sogar die begrenzte T at­ sachenfrage jenes innerpersischen Beweismittels auf sich beruhen lassen, da es für den gnostischen Befund doch nicht beweiskräftig wäre, wie w ir zeigen wollen. Betrachten wir also die Erklärung selbst. Zunächst ist festzustellen, daß sie eine Hypothese und als solche zu behandeln ist. Das an sich unbeglaubigte Tatsächliche ihrer Setzung: eine irgendwann stattgehabte Depravation der babylonischen Götterwelt durch die persische Religion ist so wenig zu widerlegen wie zu beweisen. (Es genügt, wenn es in Anbetracht der bekannten Antezedentien - politisches und geistiges Ver­ hältnis von persischer und babylonischer Religion — möglich und in Anbetracht der ebenfalls bekannten Konsequenzen - gnostische Lehre - , zu deren Erklärung es konstruiert wurde, b e frie d ig e n d ist; wenn es also ein plausibles Zwischenglied darbietet und zur Erklärung leistet, was es soll, (w ie bei jeder Hypothese kommt es also vor allem auf den hypothesenwert an, der die fehlende Bezeugung der Tatsache selbst ersetzen muß.) Die erstere Frage nun, die der Möglichkeit aus den Antezendentien, kann bejaht werden, wenn man auch manche Schwierig­ keiten dabei nur im Hinblick auf eine besondere Ergiebigkeit der Hypo­ these in Kauf nehmen w ird; diese aber, also die zweite Frage, ist zu verneinen und damit fällt die Hypothese selbst, d. H. ihre tatsachen­ mäßige Richtigkeit oder Unrichtigkeit wird irrelevant für die gnostische Frage. Doch müssen wir, damit dies erhellt, beide Seiten betrachten. Zunächst die erstere: Die politischen Umstände der Begegnung beider Religionen, die feindselige waren, sind bekannt und es ist wohl denk­ b a r , daß dies schließlich in jener „Degradierung" als der ideellen Widerspiegelung eines neuen herrschastsverhältnisses seinen Ausdruck fand. Auch daß ein innerer Gegensatz des geistigen Prinzips beider Religionen stark genug im Bewußtsein der persischen gewesen sei, um sie die leitenden Symbole der babylonischen auf die ahrimanische Seite Hinüberoersetzen zu lassen, wäre trotz der sonst zu beobachtenden To­ leranz des persertums jener Zeiten als möglich zuzugeben. (Es mag dabei ein widerstreben ihres sittlich-geistigeren Charakters gegen den Fatalismus und das schroff Naturale des Gestimgöttertums in Anschlag

zu bringen jein - wenn auch die Vorstellung Schwierigkeiten macht, daß sie dabei freiwillig altpersische Vorstellungen von der Göttlichkeit der Planeten preisgegeben und in ihr Gegenteil verkehrt haben soll. — w a s mußte nun hiervon das (Ergebnis fein? Nach aller Logik wie aller religionsgeschichtlichen Analogie mußte eine solche Degradierung mit einer weitgehenden D epossedierun g der davon betroffenen Ge­ walten einhergehen: mit einer Bebeutungsminberung und (Entmachtung, die im versöhnlichsten Falle zu einer unterordnenden (Eingliederung in die Hierarchie des eigenen Gottes führen konnte (wie in der spätjüdischen (Erzengellehre), im anderen aber die entthronten Götter zu Spukgeistern des Volksaberglaubens (hier im (Befolge Ahrimans), d. H. im Grunde zu religiöser Bedeutungslosigkeit herabsinken läßt, etwa so wie es manchen heidnischen Göttern nach dem Siege des Christentums widerfuhr (vgl. Wotan als „wilder Jäger" u. a.). 3n dieser Dimension allein liegen auch im vorliegenden Fall die Möglichkeiten: Ausgehend von einer antiken, kosmisch-positiven Religion, wie es die persische war, konnte die Herabdrückung einer Gruppe von Astralgöttern diese nur als ein ganz partikulares der Welt treffen, und d. H. für die in Frage stehende Siebenheit der babylonischen Planetengötter: nur unter entschiedener (Trennung von ihrer kosmisch-totalen Bedeutung und Machtstellung. Nun treffen wir sie aber gerade im Gnostizismus im Stande weltlicher Allmacht und einer Totalbedeutung für die Symbolik der Welt, die nicht wohl überboten werden kann; die also das ungebrochene Fort­ bestehen jener Stellung, die ihnen eine positiv-siderische Religion im Stadium ihrer größten, vielleicht sogar hypertrophischen Ausbildung zu­ gewiesen hatte, noch in der Umwertung bezeugt. (Eine überragende, nicht eine degradierte Rolle der Gestirne setzt diese voraus - vielmehr: schließt sie weiterhin ein. Ihre finstere Gewalt im gnostifchen System ist für den weltlichen Bereich von keiner Machtminderung berührt. Nicht Minderung, sondern Vorzeichenänderung, Wertverkehrung: nur als echt antithetischer ist der Umschlag richtig zu verstehen und an­ gemessen zu würdigen. AIs beiläufiger verstanden verliert er seinen eigentlichen Sinn. Daher ist es auch nicht richtig (und im Zusammen­ hang dieser Frage irreführend), von einer „Degradierung" der plane­ tarischen Gottheiten zu reden; es handelt sich um eine f ü r den g a n z en K osm os m itg ü ltig e Umkehrung ins widergöttliche. Um es deutlich zu sagen: w e il die W elt als solche jetzt so gesehen wurde, d a r u m erfahren die Planeten als die exponierten mythischen Gbjekte die h i e r ­ durch geforderte Umdeutung (nicht etwa umgekehrt!). Und zu dieser

symbolischen Rolle qualifizierten sie sich durch jenen kosmisch-repräsen­ tativen Rang, den sie in einer weithin herrschend gewordenen (ibe­ rischen Religion innehatten und der die Invariante bei ihrer Um­ wertung ist. 3u dieser Bedeutung konnten sie kaum aus dem Zwielicht eines untergeordneten VSmonendaseins wieder hochschießen; dies wäre schwerer zu erklären als die direkte Umwertung. W ir sehen also: selbst wenn wirklich die persische Religion gegen die ihr widerstreitende babylonische mit einer Degradierung der Planetengötter remonstriert haben sollte (mit Recht spricht B. im Zusammenhang seiner Erklärung stets von Degradierung, denn nur eine solche kommt für den von ihm ange­ nommenen Prozeß in Frage) — so hätte dies eher eine ungünstigere Voraussetzung für den Gnostizismus geschaffen, indem es ihm ein be­ sonders brauchbares Symbol für seine totale Weltumdeutung entwertet hätte'). Kurz gefaßt lautet also unser Argument: Für die persische welt­ bejahende Religion konnten die Planeten nicht die .W eltherrscher' bleiben, wenn sie minderwertig wurden. Eben jenes aber, jenes und dieses zugleich, sind sie ausgesprochenermaßen im Gnostizismus: Böse wettherrscher. Für eine solche Transformation des babylonischen Götter» systems bildet der Parsismus kein plausibles Zwischenglied. w ir erinnern noch daran, daß die feindliche Haltung der Gnosti­ zismus gar nicht die Planeten speziell betrifft, sondern die ganze Ge» stirnwelt - für die Planeten können z. B. in manchen Systemen die zwölf Tierkreisbilder eintreten - : sie meint den Makrokosmos über­ haupt als das große Zwangsfystem, das den Mikrokosmos unter sich beschließt. Nur die anschaulichen Objekte des Verdiktes, das mittels ihrer die Welt als solche treffen soll, können nach den jeweils geltenden Traditionen wechseln. (So kann es in fortgeschrittenen Formen sogar unter Wegfall der ganzen Rstralsymbolik der .Demiurg' allein sein, der als Herr und mythischer Repräsentant des gehaßten „Weltwesens" diese Rolle erfüllt.) Für die persische Religion aber, die stets, bis in die spätesten Formen, den Sternen eine hohe Wertschätzung zollte, bestand ') (Es war ja dar äußerste, was -er Hypothese für die Erklärung der gnostijchen Tatbestandes zuzugestehen war, eben dies: baß in den entheiligten nurninu ein disponibles, aber ziemlich indifferentes Material frei wurde, dar, um wieder zur Bedeutung zu gelangen, der Ergreifung durch ein neuer aktiver Zormprinzip warten mußte, w ir fanden aber, daß dies die Erklärung eher erschwert als er­ leichtert über die Tatsache selbst ist damit nicht geurteilt. Sie mag ganz außer­ halb der Entstehung der gnostifchen Ideen, etwa als innerperfischer Vorgang, sich im Raume dieser Welt auch ereignet haben, voch dar geht uns hier nichts an.

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15. Einige Beispiele für die Methode (Bouffet).

gewiß keinerlei Veranlassung noch Möglichkeit, die Gestirnwelt als solche ahrimanisch werden zu lassen - so wenig wie die Welt überhaupt, die doch göttliche Schöpfung ist. vermochte es doch die iranische Schätzung der Gestirne sogar gegen die Sternenfeindschaft der ganzen übrigen Gnosis, für deren iranische Spielart, den Manichäismus, den Sternen (Sonne, Mond und Tierkreisbildern) einen Platz auf der Lichtseite des Dualismus, ja eine hervorragende Rolle im Erlösungswerk selbst zu sichern. - Gewiß meinte auch Bouffet nicht, daß haß gegen die babq» Ionische Religion die persische dazu verführen konnte, ihre eigenen Grundlagen zu verleugnen. Doch aber soll der ihr zurechenbare parti­ kulare, gewissermaßen harmlose Vorgang den späteren totalen, grund­ stürzenden eingeleitet haben und erk lären . Irgendwie scheint bei dieser wie ähnlichen Ableitungen die Vorstellung mitzuspielen, daß ein ideeller Prozeß „unversehens" über sein Ziel hinausschießen und etwas ganz anderes erzeugen konnte, als w as sinngemäß in seiner eigenen Reich­ weite war. Alchemie der Ideen I1). w ir bringen den Gegensatz am W ortlaut Boussetr selbst auf die kürzeste Formel. B. sagt (S. 38): „w enn die babylonischen höchsten Gottheiten hier als dämonische, teuflische Gestalten erscheinen, so kann dar nur daher rühren, daß in diesen Religionssystemen ein anderer und fremder Glaube über die babylonische Religion gekommen ist2)". ') (Ein w o rt noch über bas von B. angezogene jüdische.Beispiel, übrigens bas e in z ig e überlieferte eines Kampfes gegen die babylonische flftrolreligion in der A ntik. Gerade dieses zeigt die Grenze, die hier für eine weltbejahende Re­ ligion gezogen war. Vas biblische Schrifttum bezeugt den leidenschaftlichen Kampf, der gegen die „Anbetung von Sonne, Mond und ganzem Himmelsheer" geführt wurde, und doch hat dieser keineswegs eine Verteufelung der Gestirnsphäre zur Folge gehabt und hat es nicht einmal verhindert, daß später die sieben Planeten in Gestalt der Erzengel sogar in die Hierarchie des Monotheismus Ausnahme fanden, natürlich als positive Mächte, w enn sie bann wiederum später, in der gnostischen Epoche, m itsa m t diesem übergeordneten weltgott, dem Demiurgen, zu negativen werden, so ist dies auf die Rechnung einer neuen Bewegung, eben der gnostischen, zu setzen, auf die als eine ursprüngliche Größe, die neu über olle ge­ gebenen der Antike kommt, die Erklärung nicht wird verzichten können. 2) B. fährt fort: „Deutlich merkt man noch den manbäifchen Quellen den Ingrimm des Kampfes an, der hier gespielt hat. M it fast fanatischer W ut werden die alten Göttergestalten entwürdigt und in die Tiefe hinabgestotzen." w ir stimmen zu. hier sind alle Kennzeichen eines an den Symbolen sich austobenden, r e v o ­ l u t i o n ä r e n und anscheinend stark ressentim ent-bestim m ten Bruches mit einer herrschend gewesenen Vorstellungswelt vorhanden. Der gleiche Fanatismus kehrt sich ja auch gegen den jüdischen Schöpfer- und w eltgott, der, wie schon bemerkt, jenen planetarischen Kosmosmächten zu- und übergeordnet wurde (womit also die

15. Einige Beispiele für die M ethode (Bou(fet).

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V ir sagen: der Latz ist richtig, wenn man für jenen „anderen Glauben", der solcherart über die babylonische Religion gekommen ist, statt des persischen eben den gnostischen einsetzt; wenn man also die „Despätjüdische Zusammenstellung, wenn auch m it negativem Sinn, geradezu über­ nommen wurde) - durchaus konsequent, wie w ir zugeben müssen, wenn w ir hier an das w a lte n eines umfassenden P rinzips glauben. Jedenfalls müssen die Sym­ bole so leidenschaftlich um d esw illen bekämpft w orden sein, w as sie aktuell b e ­ d e u t e t e n und repräsentierten,- w as dies w ar, ist von dem Subjekt dieses Kampfes, also von den gnostischen Religionen selbst, in deren Selbstdarstellung er Sprache gewinnt, zu erfahren, von d o r t auch das P rinzip der Feindschaft zu gewinnen, die ihrerseits wieder den positiven Sinn der also reagierenden Bewegung erhellt, vielleicht kommt m an gar dazu, daß dies negative M om ent der Feindschaft g e g e n etw as zu einem guten Teil den eigentlichen, „positiven" Sinn ausmacht, vielleicht gar die Substanz des Ganzen ist. w e n n w ir z. B. zu der (Einsicht gelangen, daß die P laneten und der vem iurg nicht als Symbole vergangener Religionen, sondern der (immer gegenwärtigen) W elt selbst gehaßt werden, die mit ihrer eigenen fo rt­ dauernden Wirklichkeit auch ihnen ständig aktuelle Bedeutung, G ewalt und Bekämpfungswürdigkeit verbürgt, so ergibt sich, daß sie mit einer einmaligen „De­ gradierung" nicht erledigt sind, sondern die festgehaltene Gegenstellung gegen sie der dauernden Aktualität der (Einstellung, die wesentlich hierauf bezogen ist, zu­ gehört. Dies ist freilich bereits ein Ergebnis, das w ir der Beachtung der F u n k t i o n , die jene symbolischen Größen in der gnostischen W elt- und heilslehre innehaben, verdanken. Rber schon von allem Anfang an muß gelten, daß die so lebhaft geäußerte Feindschaft dem Sinn des Systems selbst, das sie äußert, entschieden zuzurechnen ist und ihn jedenfalls irgendwie bezeugt - sei es nun als Symptom oder als wesentlicher Bestandteil. N ur die gnostische Religion selbst, keine andere, ist um den Sinn einer Feindschaft zu befragen, die doch ihr als charakteristischer Besitz zuzuerkennen ist und richtig befragt sagt sie ihn deutlich genug ohne Rekurs. Auch Bousset gibt ja in dem zitierten Satz zu erkennen, daß das gnostische Schrifttum die Feindschaft sozusagen in actu darstellt - daß also der Gnostizismus die Aktualität eben dieses Kampfes selber ist. (Er fäh rt aber fort: „(Es fragt sich nun, von welcher Religion jene Einflüsse ausgegangen sind, die zu dieser Degradation der babylonischen Göttergestalten geführt haben." Indem hierm it eine Umschau unter den be­ kannten Religionen nach der Ursache jener Erscheinung eingeleitet wird, diese also nicht mehr als aktuelle Angelegenheit des Gnostizismus selbst, sondern als fertige Tatsache für denselben genommen wird, wird das Richtige des vorigen Satzes wieder rückgängig gemacht. Jetzt ist die Degradierung, auch jener „ I n ­ grimm des Kampfes", jene „fanatische W ut" nicht mehr etwas» w orin sich der Gnostizismus selber manifestiert, w oran s e i n Sinn und Wesen zu erkennen ist denn er existiert ja gar nicht, nur als die Summe von Wirkungen Anderer. Dem­ gemäß fragt B. die vorhandenen großen Religionen außer der gnostischen selbst ab ; er gelangt dabei zur Ausscheidung sowohl der Christentums wie des Ju d e n ­ tum s und zu dem Schluß (5. 39): „(Es bleibt demgemäß eigentlich n u r eine große und mächtige Religion übrig, die diese Umgestaltung der babylonischen Religion herbeigeführt habey kann, nämlich die persische Religion." v ie r w ird dann wie berichtet ausgeführt. 6121 J o n a s , Gnostr. 3

gradation" der babylonischen Gottheiten nicht als Erklärung» sondern als Symptom des Gnostizismus nimmt, nicht als Ursache, sondern als Wirkung desselben. - w ir kommen zu dem Schluß, datz wiederum bei der „Ableitung" das eigentliche Sinnprinzip, der gnostische Dualis­ mus, den man kaum mit dem zarathustrischen wird verwechseln können, gänzlich draußen bleibt. 3. Der D u a lism u s der Gnosis: ihm widmet Bouffet eine besondere Ableitung, die die vorige ergänzt und sich mit ihr zu dem vollständigen Erklärungszusammenhange vereint. Fragt man nach Anknüpfungs­ punkten für die Ableitung eines „Dualismus" in der Welt der späteren Antike, so bieten sich zwei vorausliegende Formen von Dualismus überhaupt in diesem Raume an: der persische und der griechisch-plato­ nische. Miteinander haben sie nichts gemein, außer eben das Allerformalste einer Zwei-Prinzipien-Lehre; jeder für sich ist dem gnostischen Tatbestand gegenüber unzureichend: wieder soll ihre Kombination ihre Wirkung ergänzen und sie gemeinsam das dritte Andere, eben den gnostischen Dualismus, bilden lassen, w ir befinden uns also einer ty­ pisch wiederkehrenden Methode gegenüber, die materiell durch den ge­ kennzeichneten Begriff des „Synkretismus" getragen wird. - I n dem Kapitel „Der Dualismus der Gnosis" heißt es bei Boufiet (S. 116), es ließe sich leicht der Nachweis führen, „daß diese ganze dualistische Ge­ dankenwelt ursprünglich von der persischen Religion bedingt ist", und nachdem dieser Nachweis geführt worden, auf S. U 8 f. weiter: „Andererseits muß freilich aber auch hervorgehoben werden, daß der per­ sische Dualismus in dieser Umgebung eine starke Veränderung und Um­ wandlung durchgemacht hat. . . . vor allem ist hier ein n e u e r G eg en ­ satz lebendig geworden, den die persische Religion noch nicht kennt. . . : Der Gegensatz zwischen der guten geistigen und der bösen körperlichen Welt. An diesem Punkt hat sich eben der Geist der spätgriechischen Antike mit dem persischen Dualismus v erb u n d en und in G em ein» chaft m it ihm eine außerordentlich starke und geschloffene pessim istiche Grundanschauung erzeugt. I n der gemäßigt dualistischen Grund­ anschauung der späteren griechischen Antike ist und bleibt die niedere materielle Welt doch wesentlich das nur Unvollkommene, das noch Un­ gestaltete, daher immerhin, von der anderen Seite angeschaut, ein Ab­ glanz und bei aller Verdunkelung doch eine letzte Ausstrahlung der oberen geistigen Welt. In fo lg e der Verbindung, welche die griechische Anschauung mit dem persischen Dualismus eingeht, wird diese niedere körperliche Welt erst recht eigentlich das feindliche Element, das mit eigener Aktivität und Initiative der Lichtwelt gegenübersteht, gegen diese zum Angriff übergeht, sie in sich hinabzieht und gefangenhält. Andrerseits w ar der Charakter des alten persischen Dualismus

ein mehr zufälliger. Innerhalb dieser Welt unterscheidet man je nach ihrer Nützlichkeit für die Zrommen die guten Schöpfungen Drmuzds und die bösen Ahrimans. . . . Durch jenen Kontakt der verschiedenen Weltanschauungen wird nunmehr der persische Dualismus metaphysisch unterbaut und auf die großen Gegensätze von geistiger und materieller Welt, Seele und Körper bezogen. So entsteht der absolute und trostlose Pessimismus der Gnosis mit seinen praktischen asketischen Folgerungen, und dieser Charakter verbleibt der ganzen Geistesbewegung trotz aller Vermittlung der Cmanationssqsteme, in denen immer noch der griechische Geist gegen den absoluten orientalischen Dualismus reagierte."') W ir befinden uns hier am wesentlichen Punkt der überlieferten Forschung, wo auch die Kritik ihr entscheidendes w ort zu sprechen hat. Waren es bisher nur die Vorstellungsinhalte, bestimmte vereinzelungs­ fähige Objektivitäten, von deren Verbindung, Mischung und gegen­ seitiger Beeinflussung die Hebe w ar (ein unbestreitbares vorkommen im geistigen Geschehen), und bildete das Offenbleiben der Frage nach der Funktion des dahinterwirkenden geistigen Totalprinzips den Gegen­ stand unserer Kritik, so hat cs die vorliegende Erklärung mit diesem selbst zu tun und beansprucht nicht mehr und nicht weniger als dessen kom­ binatorische Herleitung aus vorausliegenden heterogenen Geistesformen: dabei werden diese genau so wie die ihnen unterstehenden Vorstellungs­ inhalte auch behandelt, nämlich als bewegliche, teilbare und partiell weiter« verbindbare Größen. Zwei „Dualismen", jeder sui generis, sollen sich !) Zeitlich verbindet sich diese Erklärung mit der vorigen von der Degra­ dierung und VLmonisierung der Planetengötter in folgender Weise (S. 56f.): „über diese ganze schon stark komplizierte Welt religiösen Glaubens [sc. persische + babylonische Religion] ist dann im viadochenzeitalter noch der griechische Einstutz gekommen. Während nach der alten persisch-babylonischen Vorstellung diese körperliche Welt im Grunde doch als gut, aus der kjanb der höchsten Gottheit oder Gottheiten hervorgegangen und höchstens nur durch dämonische Kräfte gestört und vorübergehend verderbt erscheint, brachte dar Griechentum in seiner späteren Entwicklung den Gedanken von der prinzipiellen Minderwertigkeit dieser körper­ lichen Welt und den Glauben, daß die wahre Heimat der Seele des Menschen der obere Himmel sei, hinein, h i e r d u r c h v e r ä n d e r t e sich n u n d er g a n z e Ruf» ritz der Gedanken. Rn Stelle des orientalischen Dualismus, nach welchem die guten und die bösen Mächte sich innerhalb dieser Welt streiten und bekämpfen, setzte dar Griechentum den metaphysischen Dualismus einer höheren geistigen und einer niederen, minderwertigen körperlichen Welt. I n diesem Zusammenhang können nun die d e g r a d i e r t e n planetarischen Göttergestalten sogar als Schöpfer dieser niederen w ett erscheinen, ein Gedanke, gegen den dar persische Religionsfestem auch in seiner spätesten Gestaltung immer remonstrieren würde . . . Ruf diesem Boden . . . ist dann die bunte Mannigfaltigkeit der gnostischen Systeme auf­ geschossen." (Sperrungen hier und oben von mir.)

so miteinander verbunden und mit Beisteuerung bestimmter Teile einen neuen Dualismus anderer metaphysischer Art erzeugt haben, v o r solchen G an zh eiten steht aber als Entscheidendes ihrer Wesensbestimmung immer die Frage, welcher geistigen Haltung sie ursprünglich Ausdruck sind, und demgemäß auch, welcher es die neuentstandene ist. Bei der Dualismussrage also, das ist zu beachten, handelt es sich nicht mehr um die Genesis der „Vorstellungen", einer gegenständlichen Vielheit, sondern der begründenden „Idee" selbst, des einen vor-inhaltlichen Prinzips, der geistigen Haltung. Genesis - d. H. hier Z usam m en­ setzung solcher Total-Jdee („Weltanschauung") aus verschiedenen anderen, für sich ebenso totalen und unergänzbaren Ideen (Weltanschauungen) ; der geistigen „Haltung" aus mehreren anderen, für sich ausgebildeten und abgeschlossenen geistigen Haltungen, w ie aber „verbinden", kom­ binieren, vermischen sich geistige Haltungen oder ihre Korrelate, die Weltanschauungen? w ie erzeugen zwei von ihnen in einem dritten Subjekt eine neue, im innersten Wesen verschiedene? w ir lesen bei Bousset, der Geist der spätgriechischen Antike habe sich mit dem persischen Dualismus „verbunden", er habe „in Gemeinschaft mit ihm" eine außerordentlich starke und geschlossene pessimistische G ru n d a n ­ schauung „erzeugt". Beide Ausgangsgrößen sind zugestandenermaßen durchaus nicht pessimistische (obzwar dualistische) Weltanschauungen'): ihr gemeinsames Resultat, eine neue Weltanschauung, soll es sein; und soll es kraft ihres Zusammentretens sein. Dos heißt in einem m ixtum ' erwarten, was in keinem seiner Elemente enthalten w ar und was seinem Wesen nach nicht eine Addition, sondern eine eigene (Qualität ist. Der „absolute und trostlose Pessimismus der Gnosis" („mit seinen praktischen asketischen Folgerungen"!) - soll aus einer solchen Ver­ bindung „entstanden" sein. Das heiße ich Themie oder auch Alchemie der Ideen. Ich bekenne, daß ich mir von dem Prozeß keine rechte Vorstellung machen kann. Eine solche müßte die hier metaphorisch auf­ tretenden vollzugsbegrisfe wie: „sich verbinden", „zusammen erzeugen" usw., mit sachentsprechender Anschauung erfüllen. Diese aber will sich ') 3w ar in seinem Artikel „Gnosis" in Panly-Wissowas Realenzyklopädi« b. class. Altertumrwiss. Bö. VII (1912), Sp. 1510 lautet der entsprechende Satz: „(Erft durch das Zusammenfluten zweier pessimistischer (sic) Weltanschauungen entstand der gesteigerte, absolut trostlose Pessimismus der Gnosis." w enn hier nicht rin« Ver­ schreibung statt „dualistischer" vorliegt, so wäre der Pessimismus der persischen Religion und des nacharistotelischen griechischen Geistes erst zu beweisen, jedenfalls aber näher zu bestimmen. Auch dann bleibt eine Summationswirkung in diesen Dingen eine sehr fragwürdige Annahme.

gerade bei steigender Gegenständlichkeit der Betrachtung nicht einstellendie erfüllende Anschauung versagt sich ihnen in der Unnachsichtigkeit der Konkretion. M it den blotzen Bildbegriffen können wir uns nicht zufrieden geben, müssen vielmehr fragen: was geht dabei wirklich vor? Zunächst: wer ist der handelnde? Sollen es die „Ideen" selbst sein, die sich kraft eigener Dynamik vereinigen und zu neuen zusammen­ setzen? Das würde geradezu in den vorstellungskreis gnoftifcher Mythologie und Emanationssysteme gehören. Dies ist wohl auch nicht gemeint. Natürlich sollen es die menschlichen Subjekte sein, die diese Verbindung hergestellt, diese Neuerzeugung einer Weltanschauung durch sie ober aus ihr vollzogen haben. Damit ist aber deren ganze Konkret­ heit als Faktor in die Frage hineingenommen und diese lautet jetzt so: Wie sahen die Menschen aus, die solchermaßen verfuhren? Unter welchen Bedingungen hantierten sie mit jenen Ideen, welche Motive bestimmten sie dabei, bestimmten also auch den (Effekt? Kurz: W aru m verschmolzen, wenn es denn so zugegangen ist, diese bestim m ten Menschen jene vorgefundenen Ideen so, daß dabei die gnostische Idee herauskam? Dieses „W arum?" umschließt die zusätzliche, vielleicht gor die prim a causa, die außer dem Vorhandensein der Idealitäten noch wirksam gewesen sein muß, damit diese überhaupt zur Genesis der gnoftischen beitragen konnten. Jedenfalls zeigt das Auftreten eines solchen „warum" eine Lücke in der dargebotenen bloß ideellen Genealogie an. versuchen wir also, uns die Möglichkeiten eines Hergangs mit diesem Ergebnis konkret vorzustellen. Sollte es vielleicht das Bedürfnis nach (Einheit der Theorie ge­ wesen sein, was damalige Menschen veranlaßt hat, zwei gleichzeitig in ihrem Lebensraum geltende, aber sehr verschiedene Theorien des Seins in einer Synthese zusammenzubringen, gewissermaßen auf einen ge­ meinsamen Nenner zu bringen? Doch abgesehen davon, daß dies formale agens noch nicht den inhaltlichen Ausfall der Synthese deter­ miniert - wer wollte glauben, daß einem solchen theoretischen Be­ dürfnis zuliebe eine ganze Menschheit bereit w ar (wenn sie es nicht ohnedies schon war), von nun an die Welt als widergöttliche Macht, als Werk der Finsternis anzusehen? (Bott als außerweltlich, sich selbst als fremd in der Welt, als Opfer ihrer feindlichen Macht usw. ? Wer wollte glauben, daß sie vom (Ergebnis einer theoretisch geglückten Syn­ these her ihr Weltverhältnis praktisch und emotional hätte bestimmen lassen - bis zur leidenschaftlichsten Weltangst, bis zur grimmigsten Askese? Daß überhaupt Menschen einem Sqsteminteresse ihr ganzes

tatsächliches Weltverhältnis ausgeliefert und, soweit es positiv w ar, zum ivpfer gebracht hätten — anstatt daß umgekehrt jenes die Funktion von diesem gewesen sei? M an darf doch nicht vergessen, daß die gnostischen Schriften uns nicht nur ein objektives Ideensystem über­ mitteln, sondern darin zugleich: unendliches, vielfältig tönendes Weh­ klagen der kosmisch geknechteten Kreatur, haß und Verachtung gegen die Welt, Kngst vor ihrem finsteren Zwang (dem kosmischen .Schicksal'), Einsamkeit in ihrer Fremdheit, Abkehr von ihrer Versuchung, Sehnsucht nach dem jenseitigen Licht, Hoffnung auf Erlösung, Dank für die Ver­ heißung . . . Und all dies, Angst, Grauen und Heimweh, weil irgend­ wann einmal Griechentum und Parsismus, zwei Dinge, die nichts mit­ einander zu tun haben, mißverstehend unter einen Hut gebracht worden? - Vieser Hinweis erledigt auch schon eine andere Möglichkeit, an die man denken könnte: daß festgewordene venkgewohnheiten gleichsam un­ vermerkt sich übereinandergeschoben und sozusagen nach selbsttätiger Assoziationsmechanik schließlich die Menschen vor die vollendete T at­ sache eines neuen, aus dieser Überdeckung entstandenen Weltbildes ge­ stellt haben. Etwa so: aus persischer Überlieferung sei man gew ö h n t worden, alles Geschehen als Kampf zweier feindlicher Mächte, einer guten und einer bösen, - aus griechischer dagegen, das Sein zonegeteilt in Idee und M aterie zu sehen. 3n unwillkürlicher Verdichtungs­ technik sei dies beides in eins gesetzt worden. Abgesehen von der Frag­ würdigkeit des psychologischen selbst ist die Wucht der Konsequenzen für die Tragfähigkeit dieser Konstruktion denn doch zu groß. Gder so: jene „Verbindung" sei nur eine Teilerscheinung des allgemeinen kosmopolitischen Angleichungsprozesses der Epoche, des­ selben, in dessen Dienst z. B. die allegorische Auslegung der Über­ lieferungen mit so sichtbarem Erfolge geübt wurde. Im Sinne dieser Bewegung sei Ahriman mit der ÖXy, ivrmuzd mit dem „Geist" gleichgesetzt worden. Dann wäre die („synkretistische") Identifizierungs­ tendenz als solche das Motiv der speziellen Verschmelzung gewesen. (Eine vulgärere Form der zuerst besprochenen Möglichkeit, des Strebens nach spekulativer Einheit.) Doch die Charakterlosigkeit des allgemeinen Gleichmachens konnte nicht den sehr ausgesprochenen, keineswegs ver­ schwommenen Charakter des Gnostizismus zum Erfolg haben. Wohl hat die zeitige allegorische Freisetzung der Gehalte später dem Gnosti­ zismus sein souveränes Schalten mit den Überlieserungsbeständen wesentlich erleichtert. Übrigens läßt sich im konkreten Falle fast immer zeigen, daß die Gleichsetzungen des Synkretismus jeweils durchaus auch

von einer inhaltlichen Tendenz geleitet waren, unter deren Wirkung das Gut des einen Partners dem anderen aufgeopfert wurde - nur daß eben die allegorische Methode das Opfer zu verhüllen und sogar in einen Triumph der aufgeopferten Partei umzudeuten ermöglichte. Eine solche bestimmte Tendenz w ar häufig die der Assimilation an das erfolggekrönte, alles überstrahlende Griechentum und seine Bildung, die dem Lelbstgeltungsbedürfnis wie dem Konkurrenzinteresse der barba­ rischen Religionen gleicherweise nahegelegt war. Sollte dies vielleicht das Motiv (zusätzlich zur allgemeinen Angleichungsbewegung) bei der Verbindung von persischem und griechischem Dualismus gewesen sein? M an mag sich ausmalen, was dabei herauskommen konnte — Gnosti­ zismus mit feinen Abgründen und (Erhebungen ist es gewiß nicht. Da ♦übrigens griechischer und persischer Dualismus durchaus nicht die ein­ zigen ideellen Größen im damaligen Raume waren (der griechische so­ gar, wie wir noch sehen werden, gerade damals viel weniger verfügbar als hier vorausgesetzt), so bedürfte die Erklärung noch eines selektiven Prinzips, also eines zusätzlichen Motivs, in welchem dann wieder das eigentliche Problem der (Entstehung des Gnostizismus beschlossen wäre. Für all dies gilt: vulgärgewordenes, nivelliertes, geistig frei­ gesetztes Gedankengut (denn nur solches kann ja in die Mühlen der unterschiedsblinden Vermengung geraten) mag wohl ein willkommenes M aterial abgeben für die Seit, da der Geist es wieder für sich fordert, aber ihn selbst erzeugen und bestimmen kann es nicht. Nun geht unsere Polemik immer schon davon aus, daß in der Tat der gnostifche Dualismus sowohl von dem persischen wie von dem „griechischen" wesensverschieden ist, daher auch nicht der immanenten Selbftbifferenzierung eines von diesen zugerechnet werden kann. Damit nehmen wir allerdings, insofern wir also eine bereits entschiedene Vor­ stellung vom (Eigengehalt der Gnosis in Abhebung vom Parsismus und Griechentum einsetzen, ein (Ergebnis unserer inhaltlichen Unter­ suchungen vorweg. Der voussetschen Hypothese gegenüber sind wir aber dazu befugt, da sie ja selbst nicht ohne zwei Ursprungsgrößen auskommt und damit das Unausscheidbare des Unterschiedes zugesteht. Das Kombinatorische als solches widerspricht der Immanenz des Ur­ sprungs. A priori läßt sich aber sagen: Die unteilbare „Idee" einer Weltanschauung kann nur in ihrer Gänze dem einen oder dem anderen Kreise angehören; muß man sie zum Zwecke der Einordnung unter zwei verschiedene aufteilen, so heißt das soviel, daß sie eigentlich zu keinem von beiden gehört. — Doch bei vorläufiger Qffenstellung der

Sroge nach dem weltanschaulichen Gehalte des Gnostizismus, wie sich dies auf der Schwelle der Untersuchung ziemt, müssen wir wohl die Frage zulassen, ob nicht vielleicht wirklich der gnostische Dualismus letzten Endes ein griechischer oder persischer ist, also aus dem vor­ gegebenen Gehalt und der vorgegebenen Realität etwa des «Griechen­ tums" als immanente Variante desselben (nicht erst durch einen Trick der Geschichte) zu erklären. „Letzten Endes" heitzt hier: nach Abzug der ganzen sqnkretistischen Außenschicht als der Form seiner Erscheinung. Diese nur den eigentlichen Sinnkern betreffende Frage zielt naturgemäß auf eine Monokausalität; sie entlastet dabei einerseits die gesuchte causa von dem Aufkommen für die stoffliche Vielfalt des gegebenen Gnostizismus, belastet sie aber andererseits um so entschiedener mit dem unteilbaren Anspruch des zentralen Sinnes, wozu außer dem« ideellen Gehalt auch die ganze Ducht und Gefühlsqualität seiner exi­ stenziellen Wirklichkeit gehört. Daß nun für eine solche Urheberrolle der zarathustrische Dualismus von vornherein ausscheidet, liegt bei seiner völligen Andersartung auf der Hand; spätere, mit dem Gnosti­ zismus gleichzeitige Formen des Parsismus dürfen hier natürlich nicht herangezogen werden. Also führt eine solche Fragestellung unmittelbar an die lange vertretene Hypothese vom hellenischen Choratter der Gnosis heran, deren Kritik hier wieder letztlich gleichbedeutend ist mit der Absetzung des gnostischen gegen den platonischen Dualismus. W ir bemerken jetzt nur, daß unsere Untersuchungen zu einem durchaus nega­ tiven Ergebnis über diesen Punkt gelangen. Für die methodische E r­ örterung aber ist die Feststellung von Wichtigkeit, daß, wird die gene­ tische Fragestellung so gefaßt, die Bestimmung des Ursprungs mit der des W esens, also genetische mit eidetischer Bestimmung z u sam m en ­ fällt; und zwar in der Ordnung, daß die Wesensbestimmung die Ursprungsfrage mitentscheidet: stellt sich der Gnostizismus nicht nur in Formeln seiner Selbstdarstellung, sondern im Eigentlichen seines Ge­ haltes als von griechisch-platonischer Art heraus, so kann man bei den gegebenen räumlichen und zeitlichen Verhältnissen auch einer ent­ sprechenden faktischen Herkunft gewiß sein, nach deren ausdrücklicher Feststellung dann allerdings kaum noch ein Bedürfnis bestehen wird. Ergibt sich aber radikale innerliche Unterschiedenheit zum Vergleichs­ gegenstand, so sind die in der Erscheinungssphäre verbleibenden gene­ tischen Bezüge ohne eigentlichen Belang - und das Ansetzen bei ihnen hat allenfalls den propädeutischen Sinn, das Problem des Eigen­ ursprungs um so schärfer zu exponieren. Bei diesem radikalen Anspruch

an den Ursprungsbegriff - dem allein emsthaften, nicht trickhasten wird also die Angabe einer Provenienz überhaupt nichts anderes sein als eine abkürzende (klassifizierende) Umschreibung der Essenz selbst, eben durch Beziehung auf eine inhaltlich vollbekannte Größe: „plato­ nischen Ursprungs" z. B. mutz dann allen (Ernstes soviel besagen wie: „platonischer Art“ - also in Wahrheit eine phänomenologisch-deskriptive Feststellung. Diese also, das ist das Ergebnis unserer Überlegung, muß in jedem Fall vorangehen, sie bestimmt den Grad, in dem auch ent­ wicklungsgeschichtliche Zusammenhänge mit in Frage kommen, also auch Sinn, Gewicht und Verbindlichkeit jener manifesten Übereinstimmungen, die, zuerst gesichtet, nicht Resultat-, sondern Problemcharakter haben, nicht die Wesensbestimmung binden, sondern die Punkte besonderer kritischer Vorsicht signalisieren. Gerade von ihnen aber geht die For­ schung, deren Typus wir analysieren, als von den eigentlich konstatier» baren, sicheren und hinzunehmenden Gegebenheiten für die Wesens­ bestimmung aus, und aus diesem in d u k tiv en Charakter des Ver­ fahrens bezieht sie ihr Bewußtsein wissenschaftlicher Exaktheit und Vor­ urteilslosigkeit. I n W ahrheit ist sehr folgenschwer vorgeurteilt, wo die Aquiookation zum Kriterium erhoben wird. Wenden wir uns nach diesen allgemeinen Feststellungen nochmals der Boussetschen Genese des gnostischen Dualismus zu, so verwandelt sie sich uns jetzt in eine deskriptive Frage und zugleich in eine Alter­ native: ist gnostischer Dualismus vielleicht im Wesen persischer oder griechischer Dualismus? (er kann natürlich auch keins von beiden sein, was in der T at unsere Ansicht ist). Diese unbedingte Fragestellung gilt für das essentielle Prinzip; für seine Außerungsschicht und ihre Darstellungsmittel kann natürlich das Kombinatorische einen berech­ tigten Sinn haben, den wir mit diesen Erörterungen durchaus nicht in Abrede stellen. Jene Sinnsrage ist nun Aufgabe unserer Untersuchungen selbst, so daß die Fremdoergleiche durch die immanente Sinndeutung im Uebenersolg mitentschieden werden. So weit dies aber ohne allzugroßes vorgreifen möglich ist, wollen wir der These Boussets, die zu­ gleich die allgemeine der Forschung ist, schon hier die hauptsächlichen Erwiderungen entgegenstellen. W ir schicken zur Verhütung eines M iß­ verständnisses noch eine allgemeine Bemerkung voraus: Selbstverständ­ lich ist der Gnostizismus seinem geschichtlichen (Drte zuzurechnen; er ist nicht tausend Jah re früher und nicht tausend Jah re später entstanden, sondern zu dieser Zeit und in diesem Raume, und nur damals und dort konnte er sein, „als die Zeit - für ihn - erfüllet w ar". Vas schließt

ein, daß die ganze geistige und reale Geschichte der mittelmeerischen Menschheit, also auch die bewußtseinsgestaltenden Tatsachen Griechentum und Parsismus, irgendwie als Voraussetzungen dazu nötig waren, daß diese Menschheit nun den Gnostizismus als ihre Selbstauslegung zeitigen konnte. I n diesem allgemeinen, universalhistorischen Sinn leugnen auch wir nicht die geschichtliche Bedingtheit des Gnostizismus, also auch nicht die Relevanz der menschheitsbiographischen Vergangenheit, der er als neue Phase beitritt, für sein Werdenkönnen. Aber daß zwei aus dem Gesamtprozeß isolierbare, inhaltlich angebbare Größen ihn durch ihren Gehalt synthetisch (also auch im Gedankenexperiment jederzeit wieder­ holbar) ergeben haben, ist natürlich etwas sehr anderes. 3ur Sache: a) W as zunächst den Parsismus angeht, so sollte klar sein, daß eine Geisleshaltung, die in innerweltlich-tätiger Reinigung der göttlichen Schöpfung von nachträglich eingedrungener Verderbnis, in dieser positiven Bundesgenossenschaft beim Kampfe Gottes um seine Welt die stolze Ausgabe des Menschen sieht und in der religiösen Gewißheit der solchem Streben zugesagten endlichen Wiederherstellung des Universums die (Quelle ihres (Optimismus hat, geradezu den äußersten Gegensatz zum antikosmischen Dualismus der Gnosis darstellt. Die Beiziehung dieses Elementes zur Genese des Gnostizismus, die ja für die Schicht der stofflichen Vorstellungen in der Tat unvermeidlich ist, mutz die Radikalität des Umschwunges im Zentrum und die hierbei betätigte Kraft der Umdeutung erst recht sichtbar machen. Die Abhängigkeit stellt sich dabei im Wesentlichen als Entlehnung des dualistischen An­ schauungsschemas überhaupt als eines formalen Mittels der Gbjektivation heraus, das in dieser formalen Indifferenz der substanziellen Bestimmung erst bedarf. d) „Der Geist der spätgriechischen Antike": hier ist zunächst eine Unklarheit zu beseitigen. Dieser Geist ist durchaus nicht die eindeutige Größe, als welche er in der These figuriert. Welcher zeitliche Inhalt des Griechentums kann gemeint sein? (Es handelt sich ja um das Griechentum der Diadochenzeit, philosophiegeschichtlich: um das nacharistotelische griechische Denken. Dieses zeigt sich nun wesentlich be­ herrscht vorn Monismus der Stoa (auch Epikurs). Die orphisch-platonische Transzendenzströmung w ar endgültig von Aristoteles aufgefangen und innerweltlich transformiert worden (streng genommen w ar schon die platonische Aufnahme der Drphik eine Transformation in dieser Richtung); die Stoa setzte diesen Prozeß zur vollkommenen Immanenz entschieden fort, ihre Ethik und („pantheistische") Physik bekennen

gleicherweise die wesenhafte Autarkie des weltlichen Seins. Infolge­ dessen ist auch nicht Plato der Philosoph dieser Jahrhunderte, w o gegenüber dem stoischen Rationalismus doch Strömungen zu einer Transzendenz, zu einem mystischen übersteigen im weitesten Sinne auf­ tauchen (wie in den sich entwickelnden Mysterienreligionen oder bei dem Syrer poseidonios), schreibt man diese ja allgemein und mit gutem Grunde gerade orientalischen Einflüssen zu. Erst um die Zeiten­ wende, also etwa mit philo, wird ein neuer „Platonismus" lebendig - in einem bewußten, über Aristoteles hinwegspringenden Zurück­ greifen auf Plato - und wächst in den folgenden Jahrhunderten immer mächtiger im antiken Geiste an. In dieselbe Bewegung zu einem neuen Transzendentwerden des Geistes gehört auch der Reupqthagoreismus. (Es handelt sich hier um einen säkularen Prozeß der Bewußtseinsumformung, und das Aufkommen einer dualistisch-transzen­ denten Metaphysik in der Gestalt des Neuplatonismus, oder wenn man will: das wiederaufkommen des „Platonismus", ist nach den J a h r­ hunderten entschlossener Innerweltlichkeit selber ein erklärungsbedürstiger Tatbestand, auch für das Griechentum, für den man nicht ernstlich dem literarischen Vorhandensein der Schriften Plutos Ursache geben wird. Seine (eher ein wenig nachhinkende) Gleichzeitigkeit aber mit der Ent­ faltung und Hochblüte des Gnostizismus im (Dsten und seine gleiche epochale Neuartigkeit (aber geringere Eindeutigkeit oder Einseitigkeit) muß besonders vorsichtig dagegen stimmen, ihn für jenen ursächlich in Anspruch zu nehmen, w ir gehen sogar soweit zu sagen, daß er nichts anderes als die unter den Bedingungen der „Pseudomorphose" (mit Spengler zu reden) herausgebildete „griechische" Erscheinungsform eben dessen ist, was wir die gnostische Bewegung in der spätantiken Welt nennen - also bestenfalls in einheitlicher Genesis mit ihr stehend, vielleicht aber auch mehr ihre Folgeerscheinung, das (Epiphänomen eines Prozesses, dessen Zentrum weit im Osten lag. w ie dem auch sei, für die Boussetsche Entstehungstheorie, die ja mit geistigen Vorgängen der Diadochenzeit rechnet, kommt diese Bewegung schon zeitlich nicht in Frage. Die angezeigte Unklarheit besteht nun darin, daß, wenn vom „Geist der spätgriechischen Antike" in diesem Zusammenhang die Rede ist. unwillkürlich das hier allein überzeugende Bild des wirklich späten, nämlich nachchristlichen Griechentums rückübertragen wird auf die helle­ nistische Zeit und dann mit einer gewissen suggestiven Wahrscheinlich­ keit vom transzendenten und dualistischen Element des griechischen Geistes gesprochen werden kann. (Es soll dies der Dualismus von Geist

und M aterie sein. So sehr nun das Verhältnis dieser beiden immer ein Thema griechischen Denkens blieb, so hatte es gerade in den frag­ lichen Jahrhunderten am allerwenigsten die Farm eines Dualismus, einer Zweiweltenthearie mit einer Transzendenz der geistigen Welt, hier w ar vielmehr in der Fassung dieses Verhältnisses der weitest­ gehende Manismus verwirklicht, w enn dennoch gerade die zurück­ gedrängte dualistische Komponente des griechischen Geistes damals für einen bestimmten Teil der östlichen Welt wirksam geworden sein und ihre Umbildung bestimmt haben soll, so müßte ein besonderes, natürlich in dieser Welt selbst zu suchendes Motiv sie entgegen der offiziellen Form des zeitgenössischen Griechentums aus ihren Kammern hervor­ geholt und für sich reaktiviert haben. Dieses Motiv wäre aber wohl mit dem originär gnostischen identisch. c) Ist so eine mögliche Ursächlichkeit des Platonismus für die Gnosis schon reichlich reduziert, so bliebe immerhin nach die Frage einer Sinnadäquatheit übrig; also die Frage nach dem inhaltlichen Verhältnis des gnostischen und des platonischen Dualismus. W ir be­ schränken uns aus wenige Bemerkungen. Im Gnostizismus heißt der Gegensatz Gatt und Welt; die Welt ist nicht „schlecht" im Sinne van unvollkommen oder mißlungen, sondern positiv böse, widergöttlich; und nicht nur durch ihren Stoff: sondern in ihren Gestalten, in ihrer Ord­ nung das Werk eines bösen G eistes. Ihre Negierung gilt also nicht stofflicher Unvollkommenheit, sondern der Form selbst. Das kosmische System ist der Feind und der Geist der Welt als solchen die Gefahr. Im platonischen Dualismus dagegen, wo es sich nicht um einen Gegen­ satz, sondern um ein Ergänzungsverhältnis handelt, ist der Stoff das (Qualitätslose und gewiß nicht „schlecht", sondern die Möglichkeit der Idee; das Gestaltete der Welt aber ist die im Staff verwirklichte Idee und durch deren Anteil „gut", was positiv wirklich heißt. Die Dualität verteilt sich hier auf die Kanstituentien des einen Tatbestandes „Welt", der für den gnostischen Dualismus insgesamt erst die eine Seite seines Gegensatzes ist. w a s der Gnostiker als Zeugnis und Werkzeug der finsteren Mächte ansieht: die Gestalten dieser Welt, in dem entdeckt der platoniker die Idee, hierin bekundet sich der ganze Unterschied. Der wesensmäßige Überschuß der Idee über die stoffliche Verwirklichung widerlegt diese nicht, sondern eröffnet ihr die unendliche Sukzession weiterer Verwirklichungen im Schicksal zeitlicher Unvollständigkeit (die ja „ein bewegtes Abbild der Ewigkeit" ist). Die Unerreichbarkeit der Fülle und Reinheit der Gestalt in einer gleichzeitigen Wirklichkeit

hindert nicht die Adelung und Rechtfertigung, die mitsamt der Schwer, mut des Unvollendbaren von der Selbstgültigkeit der unbedingten Form auf die bedingte $orm des wirklichen fällt. Und bei allen transzen­ denten hqpostasierungen ist nicht zu vergessen, daß ja vom Bestände eben dieser Wirklichkeit der Begriff der Idee und die Ideen selbst als ihr eigentlich Seiendes erst abgelesen wurden. Die Wirklichkeit, die das hergab, ist hierdurch gerechtfertigt. Die Differenz ist zu auffallend, als daß sie eines Kommentares bedurfte. (Ein anderes ist es nun, daß gleichwohl Formeln und Be­ griffe des Platonismus sich unleugbar zur Verwendung in gnostischen Zusammenhängen eigneten. Die gnostische Literatur beweist er viel­ fältig. w ir wollen die Bedeutung davon keineswegs unterschätzen und etwa nur als Sache des geistigen Dekors ansehen: die produktive Rolle des Mißverständnisses in der Geschichte ist uns bekannt, vielleicht ist jede Übernahme im ideengeschichtlichen Prozeß nur auf dem Wege eines solchen fruchtbaren „Mißverstehens" möglich. 3. B. im Ver­ hältnis des neueren Abendlandes zur Antike von der Renaissance her wird es sich immer wieder feststellen lassen. Aber der positive Grund für das neu Gezeitigte liegt dann nicht im übernommenen, sondern im Übernehmenden, Mißverstehenden - eben dadurch ist es produktives Mißverständnis — und der motivgeschichtlichen Feststellung muh sogleich die Frage folgen: was das Gleichlautende nunmehr bedeutet, was in der „Wiederholung" aus ihm gemacht wurde? platonisierungen gibt es im weiten Bereiche der Gnosis in allen Graden von oberflächlichster Fassade bis zu innerlichster, umschmelzender (Einverleibung, und überall ist diese Frage zu stellen, w enn es z. B. in der Lehre der peraten (bei hippolgt, Refut. V 17) heißt, daß der .Sohn', der mittlerische Logos, vom Vater die xupmmipes, die Abdrücke der dortigen Ideen, empfing und hierher übertrug und sie der qualitäts- und formlosen M aterie einprägte, so klingt das, ohne streng systemgerecht zu sein, gut platonisch (wenn auch im Dinglichen der Ausdrucksweise eine ge­ wisse Mythisierung zu bemerken ist), w enn es dann aber (17,8) von dem Sohne als Erlöser heißt: „Denn wie er von oben die väterlichen Abdrücke heruntergebracht hat, so tr ä g t er auch von hier wiederum die a u s ihrem Schlafe erweckten und wieder zu .väterlichen Ab­ drücken' gewordenen h in a u f" - so sieht man sofort, daß in Wahrheit der gnostische soteriologische Mythos von Fall, weltschlaf, Erweckung, Läuterung und Erlösung der Lichtseelen, der gnostische Urmenschmqthos also, ganz primitiv mit platonischen Formeln bekleidet wurde, indem

für Lichtfunken, Lichtteile oder dergl. - „Ideen" oder „Abdrücke", scheinbar undinglich-ontologische Begriffe, eingesetzt wurden, hier ist die Verhüllung sehr plump und ohne weiterer als pseudophilosophisch zu durchschauen»). Nicht immer ist der Sachverhalt so offenbar. Um dar Gegenextrem zu nehmen: Bei plotin haben wir es mit wahrhaft ernstgenommenem und innerlich verarbeitetem Plato zu tun und gewiß mit echter Philosophie,' dennoch ist auch hier die Frage zu stellen, von welchem eigenen Mittelpunkt her Plato hier ergriffen wurde, ja ob nicht sogar letzten Endes Gnosis, transformierter gnostischer Mythos, den innersten Im puls hergegeben hat. Bei dem begrifflichen Niveau und der Geschlossenheit des Systems und bei dem Grade echter Aneignung platos ist diese Ausgabe natürlich ungleich schwieriger als gegenüber all jenen handgreiflichen mythischen Mißbräuchen,' aber sie ist um so reizvoller und für das Verständnis der Epoche unumgänglich. Nehmen w ir nun zum Schluß die Frage wieder auf, die wir Bouflet gegenüber stellten: „w arum verschmolzen die bestimmten Menschen damals (unter anderem) Griechentum und Parsismus in der weise, daß sich daraus die gnostische Idee ergab?" - so brauchen wir nur daraus zu achten, daß in jene Synthese ausschließlich solche Sinnbilder und Form-Elemente beider vorstellungskreise eingingen, die irgendwie, in mehr oder minder weitgehender Umdeutung, zum Bilde einer entgötterten, satanisierten Welt und eines weltfremden, «kosmi­ schen Menschentums beitragen konnten. Uns scheint es nun selbstver­ ständlich, hierin nicht nur den resultierenden S in n , sondern auch das wirksame M o tiv der „Synthese" zu erblicken, d. H. aber: das eigent­ liche Werdemotiv jenes ganzen geistigen Tatbestandes, der sich im Be­ reiche der Gbjektioation als .Gnostizismus' darstellt. Ferner sind wir geneigt, die wahre Wirklichkeit dieses letzteren in der Tatsächlichkeit und Funktionalität jenes Motivs, oder grundsätzlicher: des hinter ihm stehenden totalen menschlichen Seins mehr als in den objektivierten ') Lin anderes Beispiel für diese Stufe sind die voketen, Hippolyt. VIII 8. wenn er dort heißt, daß das Licht von oben in das drunten befindlich« Chaos hineingeleuchtet hab« und daß dieses daraufhin Listigkeit annahm und alle die Ideen von oben aufnahm, so scheint das wiederum einigermaßen platonisch; lesen wir aber weiter: Wie der dritte Aon (hier — dem IMttlerlogos) dann gesehen hab«, daß all« Abdrücke aus der Welt des Lichtes im Chaos gefangen g e­ halten wurden, habe er, da er die Macht der Finsternis erkannt habe, nicht mehr zugelassen, daß die .Lichtabdrücke' von oben noch weiterhin von der F insternis hinabgerissen wurden usw. - so zeigt sich wieder, daß hier von „Ideen", vom Verhältnis von Stoff und Form, in Wahrheit gar nicht die Rede ist.

ideellen Gebilden zu erblicken, die freilich in erster Linie (wenn auch nicht allein) es bezeugen. Dies Motiv nun, dem die Synthese ihren q u a lifiz ie rte n Charakter verdankt (während allerdings das Synthe­ tische als solches sich der Komplexität der W erde-V edingungen zu­ schreibt), ist ein erkennbar und verstehbar L in e s, nämlich ein be­ stimmtes Welt- und Selbst-Lrlebnis - das Erlebnis der Welt als eines entgötterten und darum widergöttlichen Zwangssystems, des Selbst als einer nicht zum Kosmos, sondern zu einem «kosmischen Zusammen­ hang gehörigen Seins - : ein Grunderlebnis, das uns in unseren Aus­ führungen noch viel beschäftigen wird, w ir müssen es uns nur von den gnoftischen Urkunden selbst sagen lassen, die, hier allein zuständig, einem wirklich sie (und nicht die Vorgänger) meinenden Fragen die Auskunft nicht verweigern. Und wir müssen jenen lebendigen Menschen schon zugestehen, daß sie aus ihrem eigenen Sein zu solchen Vor­ stellungen genötigt wurden und unter allen Umständen, mit welchen begrifflichen M itteln auch immer, eine entsprechende Seins- und Er­ lösungslehre hervorbringen mußten. Dies ist der erste Kredit, den wir einem vergangenen Dasein gegen die Gabe seiner Bekenntnisse ein­ räumen müssen. Unter Zugrundelegung dieses gnoftischen Impulses hat es dann auch mit der fynkretistischen Zusammensetzung der gnoftischen Systeme aus vorgegebenen Elementen, die jedoch ohne ihn stumm und unbeweglich einander gegenüber verharrt wären, seine Richtigkeit und die diesbezüglichen Aufstellungen können in ihr nunmehr bedingteres Recht wieder eingesetzt werden'). - Also beantworten w ir das von uns aufgeworfene „warum?" fast tautologisch so: weil die tätigen Subjekte jenes Synkretismus als einer menschlichen Handlung (nicht eines chemischen Vorganges) aus ihrem elementaren Sein Welt, Mensch und Gott so sehen mußten und weil ihnen im Banne dieser für sie allein gültigen Sicht auch vorstellungsbestände der Vergangenheit, sei es unvermerkt, sei es in bewußter Ausbeutung, den hierzu adäquaten Sinn annahmen - weil sie also, mit einem w ort, G nostiker w a re n 2). *) Nur daß dabei oft die Kaujalbc|timmungen einfach umgekehrt werden müssen. 3. B. anstatt des oben S. 34 zitierten Latzes „Infolge der Verbindung, welche die griechische Anschauung mit dem persischen Dualismus eingeht, wird diese niedere körperliche Welt erst recht eigentlich das feindliche (Element usw." sagen w ir umgekehrt: Infolge der Verwandlung dieser Welt in ein feindliches (Element kommt es zu einer Verbindung zwischen griechischen und persischen Vorstellungen, die diesen neuen Tatbestand wiedergibt. So in allen entsprechenden Zöllen. 2) 3. v .: Die „OAif wurde mit 3ügen Ahrimans als eines selbständigen, geistigen und personellen Prinzips der Widergöttlichkeit ausgestattet, was sie nie

Diese Tautologie ist in der T at die einzige Auskunft: w eil diese Menschen Gnostiker ihrer Haltung nach waren, darum schufen sie den Gnostizismus als System, boten der bereiten Dynamik der Vorstellungs­ kreuzungen ein spezifisches Medium, worin sie spielen konnte. Aus brauchbaren Anklängen des ideell vorfindlichen bauten sie die Sym­ bolik ihrer Selbstauslegung auf. Nicht die Ideen haben sie überlistet, sie durch ihre Alchemie in eine Weltanschauung hineinversührt, sondern sie haben die Ideen überlistet und ihnen Sinne abgewonnen, die sie ursprünglich nicht hatten. Dabei mögen sie dann Griechentum und Parsismus, so wie Bousfet es darstellt, zusammengebracht haben, ja diese mögen sich dann sogar „von selbst" so zusammengefügt haben. Aber undenkbar ist das Umgekehrte: daß, weil in den Köpfen sich dies beides und anderes vermengt hätte, der Gnostizismus entstand und die Menschen Gnostiker wurden, hier ist nicht ohne gewaltige originale Impulse auszukommen. Nur in unbegreiflichem M ißtrauen gegen jede eigenschöpferische Spontaneität jener Zeit und jener östlichen Gruppen, die nicht durch eine entsprechende ideelle Vorgeschichte ausgewiesen sind, wird das Unwahrscheinliche einer Verursachung durch fteibeweglich ge­ wordenes Bildungsgut vorgezogen. Und dies angesichts der Tatsache des Christentums, oder angesichts der mandäischen Religion, von der auch Reißenstein bekennt, daß er keine Spur griechischen Denkens in ihr finden könne. Um es kurz zu formulieren: Bei der Alternative, ob der Gnosti­ zismus abgesunkenes und vermischtes antikes Ideengut oder ob um­ gekehrt das spätantike philosophische Ideengut sublimierte gnostische Elementarströmung sei, entscheiden wir uns ebenso bestimmt für das letztere, wie weithin die bisherige Forschung für das erstere. Den inhaltlich angebbaren Ausgangselementen, welche er auch seien, kann die gnostische Idee nur ihre Darstellungsmittel, nicht ihr Dasein zu vervorher war, [Severus von Antiochien wirst in feiner 123. Homilie den INanichäern vor, daß sie die Finsternis gleichzeitig „eine M aterie- und „immateriell und geistig" nennen; Lphraem berichtet im 3. ITlemra an hypathius, ITtani habe gelehrt, „daß einst die hqle Denkfähigkeit gewonnen habe" usw.] und wurde mit diesem q u a l i ­ f iz ie r te n Charakter zugleich zum Symbol der W e lt als solcher erhoben, was sie ebenfalls nie vorher war. w arum konnte dies geschehen? w eil den so verfahren­ den Menschen die Welt und ihr Sein darin als ein solches erschien, daß es ihnen diese Kombination nahelegte, durch die es angemessen wiedergegeben war, nämlich die Welt als Austergöttliches, ihr Sein darin als versprengtsein im Fremden, ihr w eg als Rückkehr zum Unmeltlichen . . . Das ist aber schon das Grundprinzip des Gnostizismus selbst.

danken haben. Herkunft der stofflichen Motive besagt immer nur ihre Entleihung. Totale „Ideen" können sich nicht vermischen, nur ihr« „Körper", die bis zu einem gewissen Grade von ihnen lösbar sind und von anderen usurpiert werden können. Bei aller gnostischen Produktion ist so schon die antikosmische Haltung, ihr Drängen nach gegenständlicher Darstellung und ihre Fähigkeit, das Weltganze unter entsprechenden Symbolen neu zu sehen (bzw. vorhandene Symbole entsprechend umzudeuten), als das wirksame vor­ auszusetzen; d.h. aber: das schon entwickelte und selbstmächtige gnostische Prinzip als das, was die an sich indifferente „Kombinierung" mit spezifischem Sinn erfüllte, sie also vermutlich überhaupt erst so zustande» gebracht hat. So scheint für die Genesis der „gnostischen Zentrallehre" ein genuin gnostisches Urprinzip, das mit jenem Stoff einer mehrfaltigen Tradition schaltete, nicht entbehrlich zu sein. 16. Inhaltlicher oder formaler Grund? (yarnack. Schaeder).

Unsere bisherigen Ausführungen lassen keinen Zweifel darüber, daß mit diesem „Urprinzip" ein durchaus Inhaltliches und Inhaltschaffendes gemeint ist, das außer der Art der Weltbefragung auch den Grundgehalt der Antwort schon in sich beschließt. (Es fehlt aber nicht an bemerkenswerten versuchen - und es scheint, daß der Gegenstand selbst dazu verführt - , das organisierende Prinzip, das sich ja an­ gesichts des Zusammengesetzten der gnostischen Vorstellungssubstanz von selbst forderte, in das Prinzip theoretischer Organisation als solcher zu verlegen, also in ein rein Formales: Begrifflichkeit und Systematik überhaupt und die Idee eines totalen Wissens sei es gewesen, was jenen Stoff einer mehrfältigen und begriffslosen Tradition zur Einheit gnostischer Systeme fügte. Zugleich wird dann in diesem Formalen das eigentlich Gnostische selbst gesehen, dieses also nicht durch einen Inhalt, sondern durch die Tatsache der Rationalisierung und Systematisierung dieses Inhaltes bestimmt. Genauer gesagt: die F orm des W issens, in welche die vorgegebenen und ehemals selbständigen Inhalte nun zu­ sammengebracht wurden, ist selber zum inhaltlichen Charakter an ihnen und, als Id e e des Wissens, auch zum eigentlichen T h e m a ihrer Syn­ these geworden, die aus ihnen insgesamt .Gnosis' machte. Dies wiederum weist nach Lage der Dinge dem hellenischen (Element den Rang des bewegenden und gestaltenden Faktors in der gegebenen Konfiguration zu, denn nur in ihm w ar eben dies formale Prinzip: wissen als totale Einheit der Theorie, geradezu als sein wesentlicher In h alt ausgearbeitet, so daß es sowohl gegenüber den altorientalischen 6121 3 o n a s , Gnosis.

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Mythologemen wie gegenüber der neuen christlichen Heilslehre rationali­ sierende Funktion ausüben und sie in sein einheitliches spekulatives M edium verwandeln konnte. D as Produkt davon w ar dann Gnosti­ zismus und dieser ist ein wesentlich wissenstheoretisches Faktum. So hängt die formalistische Auffassung der Gnosis mit der hum a­ nistischen eng zusammen. D as ist zunächst nur eine (Erinnerung, die sich an den Namen h a rn a c k s knüpft, aber zugleich doch auch eine ständige Möglichkeit aus dem Gegenstand selbst, der schon durch seine programmatische Selbstbenennung .Gnosis', die ja in der T a t nichts anderes als eben „Wissen", „(Erkenntnis" überhaupt, ohne Vorgriff auf das M aterielle se in e r W ahrheit, besagt, und ebenso durch die Tatsache bewußter spekulativer Systembildungen diese Auffassung zu rechtfertigen scheint'). w enn Harnack z. B. die Gnostiker als die ersten christlichen „Religionsphilosophen" bezeichnet, so meint das nichts an­ deres als eben dies, daß die Gnostiker zum ersten M ale die neuen Heilswahrheiten des Christentums im Stile der griechischen Philosophie zu einer theoretisch stichhaltigen „Weltanschauung" auszubauen ver­ suchten, und ferner, daß in diesem Konstruktiven und der Art seiner Ausführung das Unterscheidende des Gnostizismus liege, denn feine Grundgehalte sind ihm ja anderweitig vorgegeben. Hiervon ist dann die andere Aussage, Gnosis sei akute hellenisierung des Christentums, nur die genaue sachgemäße Entsprechung in den Grenzen eines noch an das Christentum gebundenen Begriffes von Gnosis. — w ir be­ richteten schon, daß und warum die neuere, breiter angesetzte Forschung diese Auffassung verließ, wobei b eid e Bestimmungen jener Charakte­ ristik: sowohl „Christentum" als auch „Hellenisierung" als die Urheber des Gnostizismus, einer grundlegenden Revision unterzogen wurden. Die erstere dürfte unwiderruflich sein, da sie auf dem zwingenden Ausweis einer selbständigen außerchristlichen Gnosis beruht; die letztere, die sich auf das Gewicht der orientalischen Elemente der Gnosis stützt und ihr danach wesentlich „orientalischen Charakter" zuspricht, scheint es nicht zu sein, denn das Überwundene erlebt eben jetzt, auf der orientalistifch erweiterten Basis selbst, in S ch aed ers Theorie eine über­ raschende Auferstehung, überraschend, weil Harnacks These durch die Wucht der Beweise, die eine ganze Generation der Forschung gegen sie erbracht hatte, auch in ihrem humanistischen Teile endgültig erledigt l) R uf beides h a t m an sich auch im m er berufen. In sb eso n d ere die S u g g e stiv fräst des H am ens ,Gnosis* m it allen dem (E rfenntnisbegriff n u n einm al an h aften d en griechisch-philosophischen Rssoziationen ist ständig in dieser Richtung wirksam.

schien. Diese Beweise bestanden einmal im Nachweis des starken mysterienpraktischen Einschlages der Gnosis, wodurch schon deren Auf« fassung als eines vorwiegend theoretischen Faktums erschüttert wurde; zum andern in dem durch die neuen Ouellenfunde wirksam unter­ stützten Nachweis des mächtigen Anteils orientalischer Mythologie und Denkweise an ihrem Lehrgehalte, wodurch wiederum dessen rationaler Charakter erschüttert schien. So stellte sich, negativ ausgedrückt, der Gnostizismus wenn nicht in seiner Gänze, so doch gemäß der partikularisierenden Betrachtung in wesentlichen Teilen als durchaus „un­ griechisch" heraus - und dies bestimmte nach dem Übergewicht des orientalischen Elementes die Vorstellung vom Gesamtcharakter der Be­ wegung; das griechische erschien dabei als sekundäre Zutat, nur als äußere Bearbeitung, gar als bloße Scheinform. Aber dies Ergebnis w ar wesent­ lich vom Stoffe her gewonnen und folgte eben dem stofflichen „Über­ gewicht" in seiner Zusammensetzung. An die Stelle des entthronten Formprinzips der „hellenisierung" setzte es keinen gleichwertigen an­ deren Einheitsfaktor, verzichtete vielmehr grundsätzlich aus einen solchen und rechnete sein Fehlen zum Wesen der Sache selbst. Auch der Begriff des „Orientalischen", der hierbei dem „hellenischen" harnacks entgegen­ gestellt wurde (etwa in der Antithese: nicht griechische Philosophie, sondern orientalische Mythologie und Mysterienfrömmigkeit), ist er­ klärterweise aller synkretistischen Vieldeutigkeit offen. Dies alles wurde schon behandelt und aus die Lücke, die hier in der Forschung klafft, hingewiesen. - w enn nun neuerdings Schaeder, als Orientalist ge­ rade von den außergriechischen Zeugnissen herkommend und aller Er­ trägnisse der letzten Forschungsperiode teilhaftig, wiederum Hellas' Vorrang bei der Wesensbestimmung der Gnosis huldigt, so leitet ihn dabei im Negativen der gleiche Im puls wie uns: Unbefriedigung über das atomistisch vereinzelnde der vorangegangenen Forschung und der gefühlte Mangel einer einigenden Sinnganzheit, den sie hinterließ, positiv aber, über das generelle Bedürfnis nach Einheit hinaus, ist sein Beweggrund ein ausgesprochenes humanistisches Pathos, ja eine Ver­ absolutierung des humanistischen Gesichtspunktes in der Beurteilung und B ew ertu n g aller geistesgeschichtlichen Erscheinungen, von dem wir allerdings in diesem Falle weit entfernt sind und der, auf die Gnosis angewandt, eine merkwürdig formalistische Betrachtung dieses inhalt­ gesättigten Tatbestandes ergibt. — „harnack redivivus" schlechthin ist natürlich nach diesen 25 Jahren der Forschung nicht mehr möglich: aber es ist eine Wiederaufnahme des formal-humanistischen Teiles

seiner These auf der verbreiterten Stoffbasis, also „unter Einschluß" aller inzwischen erfolgten Entdeckungen - wobei diese allerdings in ihrem abweichenden, „hellasfremden" Teile nur als materielle Er. Weiterung und nur insofern auch als Berichtigung jener These zur Geltung kommen (während sie in Wahrheit doch auch über den Ursinn des ganzen Gegenstandes entscheidend Neues auszusagen hatten); und wobei andererseits das „hellenische", um auch alle die neu hinzu­ gekommenen Gehalte noch als sein Substrat umspannen zu können, noch formaler als bei harnack, nämlich nur noch als eine Stufe der Klarheit und Verständlichkeit gedanklicher Gbjektivation erscheint. 3n Schaeders These heißt es nicht mehr: „akute hellenisierung des Christen­ tums", sondern: „hellenisierung - d. H. Nationalisierung - der alt­ orientalischen Religionen" (samt der christlichen Erlösungslehre), w ährend hier also die christliche Einschränkung der harnackschen These gemäß den Ergebnissen der letzten Jahrzehnte preisgegeben ist, wird ihrer humanistischen Komponente umsovielmehr zugemutet, da sie jetzt sogar Erscheinungen wie die mandäische Religion zu verantworten und qua gnostische als ih r Formerzeugnis anzuerkennen hat; ermöglicht, wie gesagt, durch denkbar weitgesaßte Formalität dessen, was hier als „hellenisch" dem Prinzip nach zu gelten hat. w ir finden diesen Standpunkt in der Abhandlung „Urform und Fortbildungen des manichäischen Systems" *) und dann noch weiter ge­ spannt in dem Aufsatz „Der Grient und das griechische (Erbe"2) durch­ geführt. Aus ersterer seien einige charakteristische Aussagen wieder­ gegeben. Das grundsätzliche Verhältnis der beiden Faktoren im Seinsbestände der Gnosis wird auf S. 121 so gekennzeichnet: „das gnostische Denken läßt sich nicht verstehen, wenn man es etwa als eine letzte Urform des Denkens auffaßt (wie Spengler und andere versucht haben), sondern nur dann, wenn man es entwicklungsgeschicht­ lich einreiht und es aus dem Zusammenwirken zweier Traditionen ver­ schiedenen Ursprungs begreift, einer wesentlich stoffgebenden und einer formenden: der der altorientalischen Religionen und der des griechischen begrifflichen Denkens." hier fragt sich sogleich, welches denn das sachliche tertium war, worin diese beiden zusammentrafen und was wirksamer zum Vorschein zu ') Vorträge der Bibi, w arlm rg IV. 1924—25. 2) 3n der Zeitschrift „Die Kntlke", Bd. IV 1928, S. 226ff. Eine Auseinander­ setzung mit diesem, so fruchtbar sie auch wäre, müssen wir uns leider versagen, da sie uns noch tiefer, als es ohnehin schon geschieht, in allgemein geschichts­ theoretische Diskussionen führen würde.

bringen das Ziel ihrer Vereinigung w ar? Schaeder antwortet: Weltdeutung überhaupt und die allgemeinmenschlichen, ewigen Probleme, die damit verbunden sind - geradezu: die Identität dieser Probleme (S. 122): „fluch die altorientalische Religionsgefchichte zeigt den immer wieder­ holten versuch einer Weltdeutung unter religiösem Aspekt, also gedank­ liche Bearbeitung von gegebenen Problemen, die sich alle auf die eine Frage nach dem S in n der Welt und des Menschen konzentrieren. Das sind aber die Probleme, die sich immer und überall dem Denken stellen und die auch das griechische Denken beherrschten, nur daß sie hier zum ersten M al in die Form der Wissenschaft übergeführt wurden. Die Aufnahme des griechischen Denkens im Grient und feine beispiellose Wirkung dort erklärt sich eben vor allem daraus, daß es dieselben Probleme zum Gegenstand hatte wie die altorientalische religiöse Spekuation, aber aus einer unvergleichlich viel höheren Stufe der begriff­ lichen Klärung und Durchdringung. So wurde es zu dem Lebens­ wasser, in dem die alten erstarrten Mijthologeme des Orients zu neuem Leben erweckt zu werden schienen. Die Grundbegriffe der griechischen Logik, Metaphysik und Psychologie wurden nun als Schlüssel erkannt, die in jedes Schloß paßten und jede Tür öffneten. Sie gestatteten es, das wissen zu organisieren, es in präzisen, gültigen und allgemein­ verständlichen Sätzen und Begriffsgefügen auszudrücken, zugleich aber auch die Lehren des eigenen Altertums durch Erschließung ihres,wahren* Gehaltes zu rechtfertigen und zu erneuern." (Es muß auffallen, wie hier in einer (Ebene gesprochen wird, auf der es überhaupt keine Unterschiede der (behalte, sondern nur mehr des begrifflichen Niveaus gibt. Gewiß sind im Allerformalsten die Pro­ bleme immer „dieselben", insofern die Urgegebenheiten „Welt" und „Mensch" eben notwendig das Thema jedes (Erkennens sind - aber w as sie hierbei jeweils bedeuten und w ie, nicht bloß daß sie ange­ sprochen sind (was doch auf alle Fälle fein muß), macht den (Behalt und das Interesse einer Weltanschauung aus: und dies kann, ja muß in der Geschichte der Menschheit sehr verschiedenes fein, wie die (Be­ schichte der Weltanschauungen lehrt, und dies „Bedeutende" wird durch das bedeutungslos Allgemeine jener Thematik noch unbegrenzt offen gelassen. Auch daß der Welt überhaupt ein Sinn zugesprochen wird, bildet noch nichts substanziell (Einigendes, da der Unterschied zwischen „Sinn" und „Sinn" der Welt nicht minder groß sein kann wie der zwischen Sinn und Sinnlosigkeit der Welt.Dies Selbige ist zu all­ gemein, um überhaupt noch etwas Sachhaltiges auszusagen. Anderer­ seits können nicht „Schlüssel, die in jedes Schloß passen", allgemeinste Passepartouts des Denkens, das substanziell Bestimmende zu der The-

matik hinzubringen, da sie als formale M itte l der Explikation') jedem (Behalte dienen können und gerade wegen ihrer Allgemeinheit ganz auf die Ausfüllung durch die Substanz eines konkret entschiedenen, tendierenden und nur sich selbst evidenten Lebens angewiesen sind, durch das sie ihren jeweiligen realen Sinn, ihren aktuellen Gegenstands­ bezug erhalten. Jedes solche Leben aber hat seine „Gegenstände" und seinen lvelt-„Sinn", ihm korrelat, ihm geschichtlich objektiv, Be­ zirken des willens und des Seins, nicht nur des losgelösten Denkens entspringend und jenen speziellen Lebensintentionen dienend. Das ist nachgerade ja nicht mehr neu. Dies beides also, das Allgemeinmensch­ liche am Problemgehalt der altorientalischen Religionen (was sie mit allem, auch dem griechischen Denken teilen, also im Grunde nur: Seins­ problematik überhaupt!) und das Allgemeinlogische am griechischen Denken konnten nicht das speziell Sinn- und Entscheidungshaltige der Gnosis als einer Lebenstatsache hervorbringen. Überdies ist auch bei jenen Religionen das „Allgemeine" natürlich nur eine Abstraktion, die von der positiven und eigentlich gehaltstistenden Bestimmtheit auch ihrer Sub­ stanzgrundlage absieht: auch sie sind entschiedene Antwort, nicht nur Frage an die Welt, und bestimmtes, sachhaltig vorgreifendes „w ie" der Frage, nicht nur Frage überhaupt. Und diese Gestalten von Frage und (antezipierter) Antwort sind nicht freischwebend, sondern in menschlicher Realität verwurzelt und an diese gebunden: Umbruch dieser Realität verwandelt auch sie, unterschiebt ihnen anderen Gehalt, erzeugt neue Frage, neue Antwort. Einem solchen Umbruch im Grunde des mensch­ lichen Daseins entsprang auch der Gnostizismus und darum ist er, von der Rationalitätsstufe ganz abgesehen, die auch bei ihm sehr wechseln kann, neue Frage und neue Antwort. (Es ist also auch, deutlich gesagt, zu bezweifeln, daß das „griechische Denken" wirklich ein solches indifferentes, bloß formales Werkzeug ab­ gab, das nur der Erkenntnis der „Dinge überhaupt" diente, Schlüssel für jedes Schloß; denn es w ar eben nicht „Denken überhaupt", sondern „griechisches" Denken, und im vollen Sinne genommen heißt das: Funktion und (Vbjektivation einer bestimmten substanziellen Gestalt des Lebens, der allein seine Grundbegriffe entsprungen sind. Diese sind also bei aller Objektivität auch S ym bole dieses Lebens; nicht nur Schlüssel, sondern auch verschlossenes an Gehalt, die Gegenstände des *) „(Ein geistiges Werkzeug von schlechthin unbegrenzter Leistungskraft, mit besten Hilfe man alles wissen orbnen, klären, eindeutig verstehbar unb mitteilbar machen konnte", nennt Sch. an anbetet Stelle (S. 101,1) bas „griechische Denken".

griechischen Daseins bewahrend. Freilich sind sie vermöge ihrer hohen R ationalität weit mehr als die anderer Kulturen von dieser speziellen Lebensgrundlage lösbar und übertragbar; und die in ihnen nieder­ gelegten Errungenschaften der Abstraktion, der Begriffsbildung über­ haupt und der logischen Durchgliederung der Objekte sind hierbei unverlierbar, wenn auch jeweils auf besondere, von geistigen Be­ dingungen abhängige (also nicht immer verfügbare) Ergreifung an­ gewiesen. Aber eben mit dieser Ablösung, in einer bloß scholastischen Fortgeltung, werden sie gleichsam herrenlos und neuer Substanzerfüllung bedürftig; darum fragen wir, wenn w ir im Gnostizismus auf griechische Begriffe und Denkformen stoßen, als erstes: mit welcher Lebenssubstanz sie hier erfüllt werden - soweit sie nicht die ursprüngliche, genuin­ griechische Substanz mit sich führen (eine bei aller Spontaneität des übernehmenden Daseins gewiß nicht zu unterschätzende Möglichkeit). Aber sie haben sie dann nur noch in der Form des Intellekts, nicht mehr des Willens, durch den allein sie lebt und den sie von dem neuen T räger beziehen muß. Dessen Seinsverfassung ist das Neubeseelende. Soviel können w ir schon grundsätzlich sagen. Betrachten wir aber nun den konkreten Tatbestand des Gnostizismus, so verstärken sich noch, gelinde gesagt, unsere Zweifel, ob wirklich gerade das Rationale hier das maßgebliche M erkmal ist, ob nicht mehr und ganz anderes über das Wesen dieses Phänom ens, über seinen immanenten Sinn zu sagen ist. hierfür können w ir nur auf unsere Darstellung verweisen. Im m er­ hin gibt Sch. für seine Frageweise eine allgemein-geschichtsphilosophische Begründung darin, daß überhaupt jede historische Erscheinung wesentlich unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten und daß eben ihr Verhältnis zu ihm das geschichtlich Entscheidende an ihr sei. Auf S. 121 bemerkt er zu den bisherigen Erklärungen des manichäischen Systems: „Sie lassen . . . die Frage nach der F o rm des D en k en s außer acht, die das manichäische System beherrscht'), und damit die Frage nach der Stellung, die diese individuelle — aber in ihrer Individualität typische - Denkform in der Entwicklungsgeschichte des Denkens überhaupt einnimmt. Diese Frage lautet: w as versteht M ani unter W issen, und wie weit ist das Faktum des Wissens bei ihm ein r a tio n a le s ? E nt­ wicklungsgeschichte des Denkens heißt nichts anderes als Geschichte der R a tio n a lis ie r u n g des Denkens. Die genaueste und dabei umfassendste Frage, die an das manichäische System zu stellen ist, würde daher ') Man beachte, wie selbstverständlich der Inh alt oder besser: der E rhalt als quantite n6gligeable übergangen, mindestens nicht als dar wesentliche Kriterium erachtet wird.

lauten: A uf w elcher geschichtlichen S tu fe d e r D e n tr a tio n a li« s ie ru n g steht Ilta n i? " Dazu ist eigentlich nur dies zu sagen: So achtungswert eine Haltung ist (und gerade in unserer Seit), die sich zu der eigentlichen Bestimmung des Denkens bekennt und den Verlockungen der Romantik widersteht, und so unbestreitbar ihr Recht, jede geschichtliche Erscheinung an diesem M aßstab, der die Ehre und das Siel des Menschengeschlechtes aus­ drückt, zu messen - so ist doch zu besorgen, daß solche Betrachtung nicht immer auch dem eigenen Sinn der (Epochen gerecht wird, ja oft­ m als ganz an ihm vorbeigeht und aus dem Wunsch, die „Entwicklung" in ihrem Sinne bestätigt zu sehen, dem Verständnis des gegebenen Falles verhängnisvoll vorgreift. Für die Gnosis z. B. würden w ir im Gegensatz zu Sch. meinen, daß sie vor diesem M aßstab sehr schlecht abschneiden, ja nur als beklagenswerter Rückschlag nach der rationalen Hochblüte des Griechentums anzusehen sein würde. W äre nichts anderes zu ihr zu sagen, sie lohnte nicht die M ühe näherer Betrachtung. (Ein Schrifttum wie das mandäische könnte einer humanistischen Betrachtung nur Abscheu erregen und w äre ohne viel Aufhebens erledigt. Dennoch gehört es, und zw ar als klassisch machtvolles (Erzeugnis, zur M an i­ festation des Gnostizismus. Durch bloße Niveau-Unterscheidung ist es nicht gegen andere Erzeugnisse als (Quelle zu entw erten'): denn es ist darum nicht minder gnoftifch und so kann nicht das begriffliche Niveau das Gnostische definieren, sondern nur ein viel (Elementareres, Sub­ stanzielles, das unterschiedliche formale Stufen der ©bjeftioation umgreift. Nun kann sich Sch. ja in diesem F all auf eine wesentliche Be­ kundung seitens der Sache selbst berufen — das schon erwähnte Ar­ gument des appellativifchen Begriffes ,G nosis': „Zielpunkt aller Bemühungen ist die Idee des universal zusammen­ fassenden Wissens und darum ist sie der gegebene Ansatzpunkt für die Analyse. Die Idee des Wissens ist aber ein philosophisches Problem, und darum kann kein Zweifel daran fein, daß die Fragestellung, mit der die Untersuchung gnostifcher Systeme einzusetzen hat, philosophisches Gepräge haben muß — und ebenso wenig kann daran gezweifelt werden, daß die treibende K raft dieser Systembildungen die K raft des griechischen Denkens ist. Denn W ege zum e rlö se n d e n W issen sind allerdings im Altertum allerorten gesucht und gefunden worden: in ') Ganz abwegig ist z. B. der bagatellisierende vergleich: die mandäische Religion verhalte sich zu M a n ir System wie die Schriften der „(Ernsten B ibel­ forscher" zu der Theologie Ritschls oder . . . f? ungefähr so, ich zitier« aus dem Gedächtnis). Der vergleich ist übrigens fü r b e id e Teile der vorderen Analogie» Hälfte ziemlich unglücklich.

China, in Indien, im Ira n , in Mesopotamien und Ägypten. Aber der B e g riff des W issens - und von der Tatsache, daß er bereits erarbeitet war, ist die Gnosis bedingt, wenn sie ihn auch keineswegs festzuhalten vermochte - ist nur einmal in der Welt gewonnen worden: in der attischen Philosophie. Nur daß sie dem Grient erschlossen wurde, macht die Entstehung des gnostischen Denkens und zugleich die Tatsache verständlich, daß es die Gnosis tatsächlich überall mit npopXypara im echten Sinne zu tun hat'). . . . Die Energie, die hier fühlbar wird, ist offenbar keine so sehr andere, als wie sie uns heutigen täglich aus u n serer Form der lebendigen Verbindung mit den Griechen: aus dem humanistischen pios zuströmt." (S. 100; Sperrungen hier und im vorigen von Schaeder.) hier ist eine Verständigung nicht möglich. Die Gnosis geradezu „unserem" Humanismus verglichen zu sehen - macht mich zweifeln, entweder was Humanismus, oder was Gnosis, oder was das eine und das andere ist. hier mutz wirklich von allem Inhalt abgesehen sein, w ir stellen nur in Schlagworten entgegen: M it irpopXispara hat es die Gnosis zu tun, weil das Dasein, in dem sie gründete, de facto „pro­ blematisch" w ar. „Erlösendes wissen" ist je nach dem aktuellen Be­ griff der Erlösung ganz verschiedenes. Erkenntnis bedeutet in der Gnosis etwas anderes als im Griechentum, sie hat ein anderes w ie, ein anderes w as, eine andere Antwort, ein anderes Ziel und eine andere Funktion. Nur in gewissen Formen bedient sie sich „scholastisch" griechischer Begriffsmittel. Im übrigen wird unsere Antwort indirekt sein: w enn es unserer Darstellung gelingt, ein inhaltliches Grundprinzip der Gnosis heraus­ zustellen, einen gnostischen Urgehalt, der dazu noch über alles Theore­ tische hinausreicht, so ist damit der formal-hellenistische Grund (ebenso ’) (Es heißt w eiter: „Bouffets Buch über die Hauptprobleme der Gnosis läßt diese Tatsache ganz außer acht: es handelt eigentlich gar nicht von ,Problemen*, sondern von den mehr oder minder zufälligen Traditionsstücken und Symbolen, die zur bildlichen Entfaltung dieser Problem e herangezogen wurden. (Es müßte . . . etw a »Stilelemente der Gnosis« betitelt sein." w ir fügen dieser eine weitere Aus­ sage hinzu: „ . . . daß die Zrage nach der B e d e u tu n g der einzelnen Gedanken im Zusammenhang des individuellen Systems der nach ihrer H e r k u n f t nicht n u r logisch vorausgeht, sondern auch technisch, in der Forschungsarbeit, vorangestellt werden muß. Gegen Bouffets Behandlung der Gnosis läßt sich einwenden, w as Augustin gegen die Behandlung der F rage nach dem Bösen bei M ani eingewandt h at: er fragt, w o h e r es sei, ohne zuvor zu fragen, w a s es sei" (S. 73,2). Diese und ähnliche Stellen (die mir erst nach Niederschrift aller entsprechenden P a rtien dieser Einleitung zu Gesicht gekommen sind) haben mich gelehrt, daß größte Ein­ stimmigkeit im Kritischen größte Gegensätzlichkeit im Positiven nicht ausschließt.

wie der formal-synkretistische) eo ipso auf die Grenzen seiner möglichen Bedeutung zurückgeführt. 17. 3ur Frage der Reolgrundes (Psychologie. Soziologie).

Alle bisher behandelten Erklärungsversuche blieben in der Sphäre selbst, der auch das zu Erklärende angehörte (oder zugezählt wurde): in der ideellen. (Es gibt aber noch eine andere Richtung der Rück­ führung, eine psychologisch-kausale oder realistische, die sich z. B. in der These ausspricht: unter dem „Druck entsetzlicher Zeiten" (Reitzenstein) habe sich der Fatalism us und Pessimismus und weiterhin auch die Re­ aktion auf diese herausgebildet; die Katastrophen und Drangsale jenes Zeitalters zusammen mit der politischen Ohnmacht der Menschen hätten das Gefühl hilflosen Preisgegebenseins an ein feindliches lveltw alten und ein Bewußtsein eigener Unzulänglichkeit erzeugt, das nach innen schlagend zu tiefem Sünden- und Schuldgefühl, zu allgemeiner E r­ lösungssehnsucht und in Folge all dessen zu weltflüchtiger Seelenstimmung sich transformierte. Also im Ursprung äußerliche, aber psychisch inver­ tierte Ohnmacht. Auf diesem Grunde, gleichsam als Projektion, hätte sich dann die dualistisch-eschatologische Metaphysik erhoben. Der über­ schwengliche Ienseitsanspruch, die hochmütige W eltv e rach tu n g und die maßlose, aber ganz auf akosmische, weltlich unsichtbare Q ualität ge­ gründete Selbsteinschätzung der Gnostiker w äre dann, wie w ir fort­ führen können, eine Form der Schadloshaltung („Überkompensation") — Gegenbild einer tiefen Aussichtslosigkeit und Verzweiflung ebenso wie die scheinbar entgegengesetzte Form der „Dem ut", des „Glaubens" und des Znsuffizienzbewußtseins, mit der sie doch in W ahrheit die Wurzel teilt und sich sogar in derselben Seelenganzheit zusammenfindet: da beide eben Modi des Welt- und (diesseitig verstanden) des Selbst­ verzichtes sind, und da gewiß jede Demut ih re n Hochmut, jeder Glaube seine Verachtung hat usf. Auch alle Ausmalungen, wie eine vom W elt­ zustand unbefriedigte und kulturmüde Menschheit Ersatz in den Auf­ regungen und Ekstasen orientalischer Kulte suchte, gehen in diese Richtung. I n allgemeinster Fassung führt all dies auf die alte These zurück, daß das Elend und die innerweltliche Hoffnungslosigkeit des Menschen die Wurzel oder doch einer der Antriebe der Religion seien. — Diese Andeutungen lassen sich systematisch weiterführen: eine ver­ feinerte P sy ch o lo g ie der Sublimierungen und Projizierungen auf der einen Seite und eine S o z io lo g ie der Rückbeziehung auf Realbedin­ gungen aus der anderen könnten hier in ihr Recht eintreten. Aller­ dings in ein wohlverstandenes Recht.

Sichtlich ist mit dieser Form der Erklärung gegenüber den vorher behandelten ein ganz neuer Boden betreten, obwohl sie tatsächlich bei denselben Forschern in problemloser Konkurrenz mit jenen auftritt (be« sonders bei Reitzenstein häufig angedeutet). So ist denn auch gleich hinzuzufügen, daß von wirklicher Ausführung und selbst von einem ausdrücklichen Bewusstsein dieses Typus bisher nirgends die Rebe sein kann, sondern es durchweg bei allgemeinsten und immer nur gelegentlichen hinweisen bleibt, Zutat zu der herrschenden philologischen oder ideengeschichtlichen Betrachtung. Schon unsere obige Skizze geht ziemlich weit über das hinaus, was man gemeinhin auf unserm Gebiet zu lesen bekommt. Beschränkten wir uns also aus die empirische Gegebenheit der Forschung, so würde die tatsächliche Beiläufigkeit dieser Erklärungs­ form keinen Gegenstand expliziter Auseinandersetzung liefern. Dazu ist sie dort selbst zu wenig von wirklichem Einfluß aus die Auffassung des Phänomens'). Nehmen wir sie aber nicht nach ihrer Wirklichkeit, sondern nach ihrer Möglichkeit und ihrem immanenten Recht, und sind wir der Tatsache eingedenk, daß es, wenn nicht für unsern Geschichts­ bereich, so doch für andere schon (vor allem aber grundsätzlich) aus­ gearbeitete Wissenschaften der Ideenpsychologie und -soziologie gibt, denen heute eine starke Tendenz zur Seite steht - so können wir nicht umhin, der Frage einige notwendige Bemerkungen zu widmen, die unsern Standpunkt auch hier abgrenzen. W ir erklären sogleich, daß wir der Intention als solchen ein entschiedenes Recht zuerkennen. Sie geht kurz gesagt auf einen R e a l­ g ru n d für die ideellen Gebilde und entfaltet hierbei für die Be­ trachtung des Gegenstandes zwei Seiten, die in den Wissenschaftstiteln „Psychologie" und „Soziologie" schon angedeutet wurden: Einerseits also faßt sie als Psychologie der Ideen (immer, wie sie sein könnte, verstanden) den Gnostizismus nicht bloß als vorstellungs- und Ideen­ komplex, sondern diesen als Ausdruck seelischer Tatsachen, einer moti­ vierten Erlebnisganzheit, kurz: einer ursächlichen Subjektswirklichkeit, und damit den Gnostizismus primär als Lebens- (nicht als Lehr-)tatfache. Das kommt zweifellos unserer Betrachtungsweise näher als jede andere, wenn wir auch diese Subjektsgrundlage weniger „psycho­ logisch" und mehr „transzendental" ansetzen, worüber wir uns ja hin« ') (Eint rühmliche Ausnahme bilden in dieser Hinsicht die Arbeiten Cu» m o n t s , so „Die orientalischen Religionen im römischen Heidentum" und „Die Mysterien des ITtithra", in denen in wundervoller weise die geistigen Erschei­ nungen mit den Cebensotrhältnifien der Menschen zur Einheit gebracht werden.

reichend erklärt haben. Auf den wesentlichen Unterschied, der zwischen beiden Betrachtungsweisen immer noch besteht und nicht nur ihre Methode, sondern auch ihr Erkenntnisziel und ihre ontologische Vor­ aussetzung trennt, kann hier nicht näher eingegangen werden. (Es ge­ nüge der Hinweis, daß die psychologische Motivation immer schon auf dem G ru n d e eines elementareren und jeweils vorentschiedenen SeinsVerhältnisses ins Spiel tritt, das selber nicht vom psychologischen allein ausgemacht wird, sondern sein eigenes „transzendentales" Moment ent­ hält. Dieses, jedoch als geschichtliches, nicht als zeitloses verstanden, liegt grundsätzlich „vor" dem psychologischen überhaupt (irpörepov chüoei, oü xpövtp) und verwandelt es fortlaufend in seine Wahrheit. Innerhalb seiner Sinn-M öglichkeiten, die eine vorempirische Ent­ scheidung des Daseins umschließen, wirken alle psychologischen, sozio­ logischen und auch naturalen Kausalitäten, welche Konsequenzen aus (Erfahrungen gezogen, ja welche (Erfahrungen überhaupt „gemacht" werden, wird von hier aus entschieden. So kann die psychologische Motivation, wie die Umstände sie bewirken, wohl (Bestimmtheit und Tendenz, Stoff und Reiz liefern, aber nicht aus sich eine „(Ontologie", d. H. das fachhaltige Apriori einer ganzen Seinskonstitution, begründen, welche vielmehr dem transzendentalen Grunde des Daseins entspringend den Anlaß aufnimmt - und sogleich ü b e rh o lt (wie sie gleichen psycho­ logischen Anlässen sich auch versagen oder ganz anders entsprechen kann). Sie in ihrer B estim m th eit ist es, die durch kategoriale Neu­ stiftung und Büdgebung („Schematisierung") die gelegentlichen Re­ aktionen überbietet, gültig überdauert und, keiner äußeren Bestätigungen und Anlässe mehr bedürftig, ihrerseits die fernere Erlebnisform, die Grundweise der Apperzeption a lle r äußeren und inneren Wirklichkeit, und hierdurch die Form des Handelns vom Unbedingten her bestimmt. W as derart über die bloße vitale Reaktion, wie sie etwa in den (Bestimmtheitsbegriffen „(Optimismus - Pessimismus", „Lebensbejahung - Lebens­ verneinung" bezeichnet ist, hinausragt und noch den Wechsel solcher impressionistischer Befindlichkeitsarten einigend übergreift, macht die eigentliche Wahrheit und Verbindlichkeit einer geschichtlichen und selber geschichtsbildenden „Weltanschauung" au s1). Alle psychologische Er’) So gibt es „griechischen" Optim ismus u n d Pessimismus, ja auch griechische TDeltoetzmeiflung gegenüber der griechischen W eltbejahung, aber all dies ist durch das Grundmoment des „Griechischen" als eines geistigen P rinzips noch mitein­ ander verbunden und steht wiederum „gnostischem" Pessimismus u n d O ptim ismus als totale Einheit gegenüber.

fahrung, derart von hier unterbaut und reguliert, m uß dann Le­ stätigung der einen Grunderfahrung sein, in der das gesamte Sein vor­ weggenommen ist. - Dennoch muß auch das hier wirksame transzenden­ tale Zentrum, gemäß der grundsätzlichen Zeitlichkeit und antwortenden Rezeptivität des Menschen, zuvor affiziert worden sein - und diese Affeltion wird eben durch die faktische (Beschichte bewirkt, ohne die der Mensch und sein Schöpfertum nicht sein kann und die ihre schicksal­ haften Koinzidenzen von Ereignis und Bereitschaft hat. ((Eben darum ist jede Weltanschauung „nur geschichtlich" und zugleich doch auch wesenhafte Wahrheit des Geistes, die auch im Fortgang nur „auf­ gehoben" werden kann.) M it dieser Affizierung durch die reale Geschichte sind wir bei der anderen Seite jenes Erklärungstypus: der Rückführung auf die realen Schicksale und objektiven Lebenszustände, die für die psycho­ logischen Abläufe Bedingung sind — genauer gesagt: die Schicksale und Lebenszustände von G ru p p en . Also zur Psychologie die S ozio lo g ie der Ideen. Indem sie das geistige Geschehen jeweils aus der empiri­ schen Lebensganzheit der ideenträgerischen Gruppen zu deuten oder zu erklären sucht, vertritt sie die These, daß jenes irgendwie Funktion dieser Ganzheit ist und sich ihrem vitalem Zwecksystem einfügt. Die ontologische Struktur dieser Ganzheit und die kausale Rangordnung ihrer verschiedenen Faktoren, ebenso die Art der „Bedingtheit" des Geistigen hierbei und sein eigener Funktionssinn in ihr ist weitgehend kontroverse Frage; je nach ihrer Beantwortung scheiden sich die ver­ schiedenen Richtungen der Soziologie'). Dazu gäbe es von unserm Standpunkt viel zu sagen, was hier aber zu weit führen würde. Für die innersoziologischen Alternativen sind wir übrigens auf unserer Be­ trachtungsebene zu keiner Entscheidung genötigt, w a s wir über das Verhältnis des geistigen Grundprinzips zur psychologischen Motivation äußerten, macht im Verein mit unsern sonstigen Ausführungen (vgl. bes. Nr. 9) hinreichend deutlich, daß wir ein gegenüber allen Ver­ ursachungen prinzipiell ü berschießendes meinen, das sie zwar ins­ gesamt aufnimmt, wie es auch von ihnen „ausgelöst" wurde, dessen Wirklichkeit aber durch sie nicht gedeckt und dessen Sinn nicht in ihnen ') 3. B. danach, welche Komponente der „vor-ideellen- Wirklichkeit, die poli­ tische, die ökonomische oder sonst eine biologische, die ausschlaggebende Determinante in der sozialen (latsachenbasir ist — sofern diese überhaupt von dem geistigen (Element, als Mitfaktor schon der Voraussetzungen, zu „reinigen- und auch nur gedanklich als streng vor-ideelle zu konstruieren ist.

erschöpft ist (auch wenn sie für sein Verden unentbehrlich waren). Jede bestimmte Uausalzurechnung birgt hier die Gefahr in sich, daß um ihretwillen der Sinn des Phänomens zu kurz genommen wird und durch die Zurechnung als solche sein „M ehr", seinen absoluten Über­ schuß, d. H. sein Eigentliches einbüßt. Das gilt, selbst wenn es praktisch habhaft wäre, auch gegenüber dem Totale der ontischen Faktoren, deren Summationswirkung immer noch gegenüber der existenzialen Einheit, die aus ihr aufgebrochen ist und ein nicht-zusammensetzbares elementum, eine ganze Gestalt der Wahrheit darstellt, wesensmäßig im Rückstand bleibt'). Daher trägt auch eine entsprechende „Erklärung" wesensmäßig zu kurz, abgesehen davon, daß sie sich letztlich in einem Zirkel bewegt. Denn wie die Wirkungsweise des psychologischen, ist auch schon die Funktionsweise des Sozialen und der Faktizität überhaupt von der jeweiligen Seinsart des existenzialen Subjektes abhängig. Huf dies, was derart bei aller „Motiviertheit" a priori nicht in die Rech­ nung der empirischen Faktoren aufgeht, sondern selber, bedingt und be­ dingend zugleich, als Sinnprinzip schon ihre geistige Umsetzung bestimmt, was überhaupt nicht „erklärbar", sondern nur in sich als eine ganze Entdecktheit der Existenz „verstehbar" ist, kommt es uns hier an. Da­ mit ist unsere Fragestellung gegen die soziologische wie jede positivi­ stische abgegrenzt, ohne daß dieser etwas von ihren eigenen recht­ verstandenen Möglichkeiten weggenommen wäre. Denn jene „Un­ erklärbarkeit" bedeutet nicht Beziehungslosigkeit, auch nicht Verdunkelung und Mqstifizierung des wirklichen, sondern ist ein klarer ontologischer Eharakter, der der positivistischen Betrachtung selber als Regulativ zu­ gute kommen kann, sie im übrigen aber innerhalb ihres Bereiches völlig frei läßt. (Die schwierigen Grenzfragen würden hier zu weit führen, ebenso wie die Frage nach der Herkunft der jeweiligen Be­ stimmtheit des transzendentalen „Grundes" selbst').) Nach M aßgabe ') Denn zw ar ist der „Leist" faktisch [ituationsgebunöen und sogar sinnmäßig fituationsbezogen, aber aus der empirischen, bloß „gegebenen" S ituation k a n n er jeweils (und hierzu muß seine Freiheit in flft treten) eine Grundmöglichkeit der (Existenz in der Form der Erkenntnis und des Handelns aufbrechen lassen, hier­ durch die zufällige zu einer wesenhasten Situation des Menschen erhöhend. Dies historische Kernphänomen aber ist für das Interesse an der Vergangenheit das eigentlich Belangvolle oder soll es jedenfalls für unsere Untersuchungen fein. 2) Doch können w ir soviel sehen: die (Ebene, in der die positivistische Be­ trachtung „Ideelles" und „Tatsächliches", „Subjektives" und „Objektives", „Theo­ retisches" und „praktisches" und andere (Erscheinungsgruppen (wie politische, öko­ nomische usw.) unterscheidet und regional gegeneinander abgrenzt, diese wirklich-

17. S u r Frage des H tolgrunöes (Soziologie).

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unseres philosophischen Vorbehalts ist es also auch unsere M einung, daß den faktischen Lebensverhältnissen der Menschen ein entscheidender Anteil keitrebene liegt insgesamt „nach" derjenigen, in der mir den G rund der totalen Seinshaltung ansetzen und von der jene mit ihren P o laritäten schon konstituiert ist - um dann freilich wieder in den „G rund" zurückzuschlagen und ihrerseits ihn fortzubestimmen. - Dieser Konstitutionsgrund ist also selber nichts Statisches, sondern wesentlich geschichtlich; und wiederum nichts bloß Intellektuelles, so wenig wie bloß (Emotionales: man könnte von einer transzendentalen Funktion des w i l l e n s sprechen, wenn man diesen nicht als speziellen Teil oder ä s t der Seele, sondern als totale Seinsweise des menschlichen Daseins saßt. S e in e Bestimmtheit aber erhalt der Grund aus der Menschheitsgeschichte, der er an ­ gehört, und zw ar aus allen ihren Schichten, von den biologischen bis zu den geistigen, in denen allen er Subjekt-Objekt, aktiv-passiv ist: aus der Geschichte stammend, sie selber vollziehend, wird er von der Geschichte getroffen, sowohl vom Austobenden wie vom Selbstgewirkten, ja vom eigenen Tun zu Heuern auch der G rundhaltung affiziert. Die Geschichte ist so, abgesehen vom F orttrieb durch nutzere Gewalten, ständig immanente Selbstaffektion ihrer eigenen S pontaneität. Findet diese nicht statt, noch nicht oder nicht mehr, so sind w ir im Ungeschichtlichen denn nicht alles menschliche Sein gehört auch zur (Beschichte. [Die Vagheit dieser än troort auf die „W oher"-Frage, die nur die T o talität der Werde-Susammenhänge gelten lägt, ist bewutzte Offenlasfung des Rätsels, denn jede (Einzelfaufalität ist, allein-verbinblich gemacht, eo ipso Entstellung; und die dabei immer [ich er­ hebende Frage an den Geist: Exponent oder Faktor, oder wieweit das eine und das andere, - in der ältern atio e immer falsch - ist letztlich eine unfruchtbare Dexierfrage der Wissenschaft (genau so unlösbar wie die Kantischen äntinom ien, w as wie bei diesen durch eine transzendentalphilosophische Analyse bargetan werden kann).] Der „Grund" hat als Prozetz sein F rü h er und Später, seine Nicht­ umkehrbarkeit und Unwiederholbarkeit (denn seine Selbstaffektion ist (Erinnerung seiner selbst), seine Umbrüche und totalen Heueinsätze, ohne mit ihnen aus dem Nichts zu kommen, - und woher er auch als jeweils Ganzes stammen mag: für jede bestimmte Phase seiner Realgeschichte ist er schon ein ä p rio ri. ä ls solches bew ahrt er sich auch gegenüber den schlechthin äußeren Konstellationen: „Blog ob­ jektive" Tatsachen und (Ereignisse gibt es hier nicht. Sie sind, soweit nicht über­ haupt schon von ihm mitgestiftet, äffeftionen des geschichtlichen Subjekts gemätz der Form [ e i n e r Rezeptioität. Durch fein Sich-angehen-lasfen und [ein Antworten „konstituieren" sie sich zu Objektivitäten f ü r dies Subjekt, zu f e i n e n Gegenständen, hierin liegt ein M om ent der Freiheit (allerdings nicht Willkür), das als tra n ­ szendental entwerfender Faktor das Komplement jeder Notwendigkeit ist. Auch in der einseitigsten K ausalität der „Verhältnisse" steckt noch das So-geschehcn*lassen derjenigen, die „passiv" davon betroffen werden. Das Geschichtssubjett „w ählt" in diesem V erhältnis sein nichtgewähltes Schicksal, gibt ihm den „M ehrw ert", um derentw illen es nun für bas Ganze, Ungewollte einzustehen hat. Das Subjekt w ird so für sein Objektives, das Getroffene für das Treffende rückkommend v er­ antwortlich. hierdurch wird es fein persönliches Schicksal. Bei allem Unenträtfelbaren des Zufalls und der Heteronomen Notwendigkeit ist die (Beschichte ihrem Wesen nach: (Beschichte der Freiheit.

an ihrem Denken zukommt, auch daß äußere Ereignisse und Konstellationen hierbei eine bedeutende Rolle spielen können. Schon wenn wir den Geist überhaupt der Totalität des Lebens zuzählen und als deren Funktion ansehen, wenn wir ihn ferner wesentlich als Antwort (allerdings den Anlaß weit überholende Antwort) auf „Situation" auffassen, so haben wir damit ja, ohne uns auf bestimmte Kausalitäten oder auf „Kausa­ lität" überhaupt festzulegen, das grundsätzliche Recht einer entsprechen­ den positivistischen Betrachtung, die allerdings für jetzt nicht die unsere sein soll, anerkannt: also auch, daß hier für die Erklärung des Gnosti­ zismus eine fruchtbare und verbindliche Perspektive vorliegt. Ih re Verfolgung kann uns die Entstehung des gnostifchen Geistes so weit wie irgend möglich begreiflich machen. Alle erreichbaren und anschau­ lich erfüllbaren „Zurechnungen", wenn sie nur mit dem Bewußtsein ihrer Partikularität und inneren Sinngrenze und mit dem Blick auf das immer transzendierende Ganze vorgenommen werden, haben für eine solche Betrachtung ihren ergiebigen Sinn; also auch die psycho­ logisch-soziologischen (wie ergiebig, hat uns Max W eber mit seinen Aussätzen zur Religionssoziologie gezeigt). Rur daß dieser Sinn den der existenzialen Betrachtung nicht vorwegnimmt, ihn vielmehr im Grunde selber benötigt - schon prohibitio, um ihren eigenen Sinn nicht zu kurz zu nehmen - , so wie das Transzendentale (der „Geist") eines Zeitalters sich letztlich immer schon als konstituierender Faktor in den sogen, „realen Voraussetzungen" selbst, z. B. in der sozkalen Tatsachen­ basis, enthalten findet. (Deshalb gelangt die erklärende Geistessoziologie hier immer an einen grundsätzlichen Zirkel.) Und wir glauben in der Tat, daß von einem gnostifchen Zeitalter gesprochen werden kann. Die prohibitive und anspruchsteigernde Rolle der existenzialen Be­ trachtung gegenüber jeder genetisch-erklärenden lernten wir schon bei der Kritik der ideellen Verleitungen kennen: ebenso nötig scheint sie beim augenblicklichen Stande der Forschung gegenüber den realistischen zu (ein, soweit sie überhaupt versucht werden. Venn wie viel oder wie wenig man auch grundsätzlich den realen Anlässen für den Geist zu­ gesteht - so einfach wie mit dem Hinweis auf „entsetzliche Zeiten" geht es keinesfalls. Das ist, wenn wir so sagen dürfen, zu einfach und plausibel, um auch wahr sein zu können. Daß hier zu kurz gegriffen ist, läßt sich unschwer zeigen und übrigens ganz unabhängig vom Zu­ treffen der Tatsachenvoraussetzung, die außerdem fragwürdig ist. Venn die Geschichte lehrt, daß noch so schwere Völker- oder sonstige Gruppen­ schicksale, auch wenn sie über lange Zeiten andauerten, keineswegs

regelmäßig oder auch nur oft zu einer weltfeindlichen Grundeinstellung führen - von der Ausbildung einer dualistischen Metaphysik, einer transmundanen Gottesidee, einer «kosmischen „Lebens"-Ronzeption usw. ganz zu schweigen. Zeiten und Völker haben hier sehr verschieden reagiert, w ir wissen von fürchterlichem Schicksalsdruck, der die elementare viesseitsorientierung nicht erschüttern konnte und über­ haupt metaphysisch stumm blieb. Selbst die Alternative „Optimis­ mus — Pessimismus" (hier ohnehin unzulänglich, wenn nicht gar abwegig) scheint relativ unabhängig, mindestens nicht notwendig deter­ miniert von diesem Ursachentypus allein zu sein. Und was den „Fatalismus" anlangt, so kann ihm bekanntlich auch ein triumphieren­ des und mit seinem Schicksal einverstandenes Kollektiv huldigen. (Eher ist schon eine allgemein schwermütige (Bestimmtheit der Seelenart (des sogen. „Volkscharakters", von dem sich etwa feststellen läßt, er zeige eine gewisse „Melancholie") auf derartige Ursachen zu begründen1), aber solche (Bestimmtheit ist noch in keiner weise objektive Welt- und Selbstdeutung und braucht überhaupt in keiner gültigen Metaphysik, für die sie prinzipiell keine zureichende Determinante abgeben würde, Ausdruck zu finden. Auch die grundsätzliche v ie ss e itig k e it der Ein­ stellung läßt sie noch offen. Diese wiederum kann sich selbst im N e g a ­ tiv en eines Pessimismus, einer Resignation, einer passiven Haltung usw. wesentlich durchhalten. Jeder mag sich Beispiele, die die Geschichte wie die Einzelpsychologie so unerschöpflich darbietet, selber heranziehen 2). Auf der andern Seite begegnet auch gerade das Umgekehrte: daß unter einem Überfluß, einem Optimum der äußeren Lebensbedingungen sich eine ausgesprochen weltflüchtige Religiosität entwickelt - wofür Indien als Beispiel dienen mag. hier könnte dann nach dem psycho­ logischen Schema eben Übersättigung, Genußmüdigkeit, mangelnde Nötigung zu aktiver Behauptung, also allgemein weltliche Aufgaben* losigkeit die „Ursache" der «kosmischen Einstellung sein, so daß Gleich­ artiges mit gleicher Evidenz aus Entgegengesetztem ableitbar ist. Das eine wie das andere trifft bestenfalls eine psychische Determinante, die für sich dem „Resultat" gegenüber, das in ganz andere Gründe hinab’) Die Schwermut kann übrigens sehr männliche 3üge tragen und mit positiver Schicksalsbereitschaft einhergehen, ist also nicht einmal mit Resignation identisch. 2) W ir erinnern etw a an die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes, welche die Diesseitigfeit und selbst den grundsätzlichen Optim ism us seiner Religion unerschüttert ließ. Die Welt blieb immer göttliche Schöpfung und auch in ihrer äußersten Un­ gunst Inbegriff des göttlichen Wirkens. 6181 3 o n a $ , Gnosis. 5

reicht, wenig zu bedeuten hat, es schlechthin nicht zu decken vermag. Die Gefahr solcher Herleitungen liegt weniger in materieller Unrichtig, feit, als in der Überbeanspruchung ihres begrenzt richtigen Anteils: die Entstellung, die dem zu Erklärenden hierdurch widerfährt, ist wesent­ lich Sinnverkürzung, Substanzminderung, denn das Phänomen mutz schon sehr knapp und dürftig gesagt werden, um durch diese Zuord­ nungen wirklich getroffen zu erscheinen. I n W ahrheit dürfte das letztbegründende Prinzip einer W eltdeutung von den Eindrücken guter wie böser Tage ziemlich unabhängig sein. Soviel ist schon ohne speziellen Blick aus den Gnostizismus klar und trifft auf ihn grundsätzlich auch dann zu, wenn es mit jener Catsachenooraussetzung eines besonders schweren Schicksalsdruckes seine volle Richtigkeit hätte. Aber auch dies erscheint m ir sehr zweifelhaft, w ir haben es für die Entstehung und Entfaltung des Gnostizismus mit einem Zeitraum zu tun, der von der viadochenzeit bis zum M anichäismus reicht, also ein halbes Jahrtausend mit mannigfach in Raum und Zeit wechselnden Lagen umspannt. Der endgültig entschiedene Durchbruch ist etwa in die M itte dieses Zeitraums, um die Grenze der Zeitrechnung herum, anzusetzen und er tritt von da als ein neues Weltprinzip auf (z. T. auch mit dem deutlichen Bewußtsein eines solchen), für das der Geist überall vorbereitet ist. Eine so konsequent und säkular fortwachsende Bewegung setzt eine Beständigkeit der bedingenden und aus­ lösenden Momente in ihrer Welt voraus, soweit sie sie nicht selbst schon schafft und unterhält. Run gab es gewitz schwere Zeiten und manche Gruppen wurden besonders empfindlich von ihnen getroffen. Kriege, Verlust der politischen Selbständigkeit, soziale und ökonomische Um­ schichtungsprozesse gingen über diese Welt hin. hier müssen schon wichtige Kausalitäten für die Bewutztseinsformung beschlossen liegen. Eindeutig „entsetzlich" sieht sich aber das Bild jener Zeiten nicht an. Auch hier stehen sich Niedergang und Aufschwung im äußeren Status des Daseins vielfältig gegenüber und speziell für den Osten haben wir, als Folge seiner Einbeziehung in den Raum der hellenistisch-römischen Zivilisation, im Großen und Ganzen eher das Bild wirtschaftlichen Aufstiegs. Und schließlich fällt in dasselbe halbe Millenium, und sogar gerade koinzidierend mit der eigentlichen Entfaltung des dualistischantikosmischen Geistes, die lange Zeit der pax rom ana mit ihrer zwar ausgezwungenen, aber nach aller Unruhe und Unsicherheit der vorigen Zeitläufte nicht minder segensreichen Sicherung aller geselligen Tätigkeit der Menschen. Freilich kamen ihre Vorteile nicht allen gleichmäßig zu-

gute und die Blüte der (Einen geschah wie immer aus Kosten der Andern: große Armut kontrastiert mit dem mächtig zirkulierenden Reichtum, Aussaugung traf ganze Schichten und Landschaften - ewige Wieder­ holung in dieser besten aller Welten und ebendarum in dieser All­ gemeinheit noch keine zureichende Determinante. An sich, mindestens auf die bloße N ot des Lebens hin gesehen, w ar alles das der Er­ haltung einer viesseitseinslellung nicht ungünstiger als in manchen früheren (Epochen der antiken (Beschichte; diese Feststellung läßt wahrlich noch ein Riesenmaß von Lebensnot zu, denn die Tragfähigkeit der viesseitseinslellung, wenn der Mensch sich in ihr behaupten w ill, ist ungeheuer. — übrigens stehen die verschiedenen Provinzen des Reiches wieder sehr verschieden und ganz allgemein scheint der reiche Dslen, für unsern Gegenstand ja der belangvollere Teil, weit günstiger abzu­ schneiden als der langsam verarmende Westen, w ir wissen ja, daß z. B. Syrien eine der blühendsten Provinzen des Imperium war. 3m Durchschnitt aber wird die Summe menschlichen Elends nicht größer oder geringer als in allen (geschichtlich exponierten) Seiten und Ländern gewesen sein. Nur kommen eben nicht immer die geschichtlich zu Wort, die davon zu künden und ihr Elend zum Ausgang ihres Sagens zu machen hätten. J a , w er kommt hier, im Gnostizismus, eigentlich „zu W orte"? M it dieser Frage nach dem bestimmten kollektiven T rä g e r der gnostischen Bewegung, nach ihrem vollziehenden Subjekt und dessen besonderer Seinslage, sind w ir aus der Allgemeinheit summarischer Angaben über Glück und Unglück einer „Seit" in die wirkliche Konkretheit ihrer Gliederung und Krästedynam ik gewiesen, in der allein die realistischen Surechnungen einen ernstlichen und tragfähigen Sinn gewinnen. Die obigen Darlegungen sollten sie nicht diskreditieren, sondern zu dieser Konkretheit nötigen - d. H. allerdings: ihre Aufgabe beträchtlich er­ schweren und als derzeit noch gänzlich ungelöst, ja unversucht aufweisen. Denn es ist dann mit einer Skizze der Weltlage nicht getan: Die Frage nach dem „w er" und seinem konkreten (Drte im Sein schließt zugleich die nach dem positiven W ille n ein, der den Gnostizismus trägt und als eine B ew egung vortreibt, mit welcher dies Dasein seinen Prozeß aufnimmt und sein Siel erreichen will: sie faßt ihn also von vornherein als ak tiv es Phänomen, womit das bloß passive Leidens- und Re­ aktionsmoment schon grundsätzlich überholt ist. 3n der Tat weist ja schon die ganze Erscheinung des Gnostizismus innerhalb jener Welt alle Merkmale eines lebendigen Seins- und Willensdurchbruches auf und es

ist schwer begreiflich, wie man sich hier mit bloß negativen Gründen zufrieden geben kann. Zwar mag es andrerseits befremden, angesichts des weltlich so stark v ern ein en d en I n h a l te s der Gnosis von einem „positiven" willen in ihrer Zeinsaktualität zu sprechen - aber jene Verneinung ist eine überaus aggressive, die Grundlagen umstürzende und erneuernde, eine „revolutionäre" Verneinung, die eine eigene Mächtigkeit des Lebens bezeugt und nur einer neuen Lebensmacht ent­ springen kann: Nicht ein unter dem Druck der Welt erliegendes, sondern ein gegen den Druck dieser Welt erwachendes Leben ist einer solchen oppositionellen und in der Opposition schon ü b e rb ie te n d e n Neubil­ dung fähig; in ihr ist die G ü ltig k e it der alten Welt bereits über­ wunden, ihre Seinssicht, ihr Prinzip durch ein anderes ersetzt, ihr Monopol von einem neuen Zentrum her gebrochen. Das ist kein Aus­ weichen vor ihrer Macht in das Trostland der Illusionen und Ersatz­ bildungen, die immer noch ihrem ontologischen Horizonte entnommen wären, sondern ein A n g riff auf sie von einem andern, zu sich selbst erwachten Sein — die Geburt einer neuen Welt. So etwas ist nicht Sache eines zermürbten, passiven und auf sich verzichtenden Daseins. So ist auch sehr zu unterscheiden zwischen den Gründen, aus denen eine wesentlich negativ vorbereitete Menschheit einer solchen ihr zuge­ tragenen Geistesrichtung zufiel (aus negativer Empfänglichkeit also), und denjenigen, die am Orte ihres Ursprungs walteten und sie als Be­ wegung autonomer Energie und Selbstgewißheit mit Eroberungsanspruch vortrieben. (Es ist also, kurz gesagt, zu unterscheiden zwischen der Welt, die dies „w ort" aussprach, und derjenigen, die es nach ihren Bedürf­ nissen aufnahm 1), zwischen dem Orte seiner Ursprünglichkeit und dem seiner Rezeption. Demnach teilt sich auch für uns der Raum, dessen Wirklichkeit für den Gnostizismus zu betrachten ist, in zwei grundsätzlich verschieden gestellte Teile: die westliche und die östliche Welt, über Lebensprozesse und Sozialstruktur sind wir bei diesen beiden sehr ungleich unterrichtet, und leider so, daß gerade der wichtigere Teil, der Osten, uns das meiste schuldig bleibt. Der Westen ist uns ja durch großes (Quellenmaterial auch in dieser Hinsicht vielfältig erschlossen und es fehlt nicht an Relationen, die sich von den Realbedingungen zur gnostischen bzw. zur Erlösungs-Bewegung überhaupt herstellen lassen, w ir wissen, daß !) Selbst wenn er ber letzteren öie Sanktion ihres Verzichtes unö ihrer Passi­ vität gab, so ist doch sein kämpferisches hervorbrechen unö verkündigen 6er Index selbständiger aktiver Kräfte an seinem Herde.

es sich um eine niedergehende Welt handelt, in deren langsames Sterben die neue afosmtfche Erlösungsreligion einwächst. Seit G ib b o n s un­ sterblichem w ert haben wir in immer neuen Darstellungen ein Bild von diesem großartigen Untergang, von seinen Gründen (die Max Weber bis in die Agrargefchichte gelegt hat) und von den Lebenszuständen der Gruppen in ihm erhalten, hier wissen wir auch einiges über das tontrete „w er" der „gnosttfchen" Bewegung (in unserm weitgefaßten Sinn genommen) zu sagen: wir erschließen ungefähr die soziale Zu­ sammensetzung der Mqsteriengemeinden, wir erfahren von Paulus die der forinthifchen Christengemeinde, w ir wissen vom starten Zulauf sozial Ciefstehender, Deklassierter: Sklaven, Arme und Unansehnliche, Volksschichten mit geringen Möglichkeiten in der Welt, deren große Geschichte über sie hinwegging, ohne daß sie Einfluß darauf nehmen konnten. 3n ihr waren sie nur (Objekt, nicht Subjekt. I n der neuen (Ordnung wurden sie Könige, absolutes Subjekt, hier ist, wenn auch nicht im primitivsten Sinne der Elendstheorie, das zu Anfang er­ wähnte Motiv mnenveltlicher Aussichtslosigkeit für die Vorbereitung der Disposition in Anschlag zu bringen. Andrerseits hören wir von dem Zauber, den die vorbringende orientalische Religiosität auch auf vornehme ausübte, die also ebenfalls, wenn auch andere, Gründe haben mußten, die Welt als ungenügend und das wirken in ihr nicht mehr als Lebenserfüllung zu empfinden, hier mag das entgegen­ gesetzte Motiv der ttberbefriebigung, der Genuß- und Kulturmüdigkeit einen Anteil haben. Mehr noch muß die politisch-gesellschaftliche Ent­ wicklung des Imperium von Einfluß gewesen sein: Die Ausschaltung der ehemals staatsbildenden Schichten aus der politischen Macht seit dem Ende der Demokratien und Patriziate, das Geschehenlassen, zu dem sie auch bei hoher sozialer Stufe gegenüber der Dynamik dieser von neuen Gewalten regierten Welt verurteilt waren und das sie auch die günstigen Ausfälle nur als Fügungen fremder, ihrem Einfluß ent­ zogener Entscheidungsmächte ansehen ließ - kurz, die politische „Frei­ setzung" dieser Schichten seit der endgültigen Ersetzung des polisprinzips durch den Cäsarismus nahm ihnen die „Welt" als (Ort eigent­ licher Selbstverwirklichung, sinnfälliger (Objektioation ih re r Kräfte und Wallungen, und begünstigte die Suche nach Äquivalenten aus einer andern (Ordnung. Daß einer so strukturierten Daseinslage ein dar­ gebotenes Bild der Welt, worin sie als ein Mechanismus fremder Gesetzlichkeit erschien, der dem Menschen wohl Verhängnis, aber nicht positive Aufgabe und nicht der (Ort seiner Freiheit sein kann, - daß

ein solches Bilb ihr eine Wahrheit zu offenbaren hatte, wenn es ihr zugetragen wurde, ist einleuchtend; ebenso aber auch, daß diese Aus­ nahme nur eine Rütfzugsftellung solcher ist, die aus ihrer zwangs­ läufig privat gewordenen M oral den Anschluß an'eine neue Gemein­ schaftswirklichkeit, eine andere als die verlorene, suchen. Den Aus­ gelieferten, nur noch Objekt Gewordenen mutzte ein Minimum der „Welt" ein Maximum ihres Selbstseins bedeuten (das ist auch die spätere Entwicklung der Stoa). Desinteressement der Ohnmacht, Codesgesühle einer Zivilisation, die sich mit Recht keine Zukunft mehr zu­ gestand, nachdem sie ihren Trägern die Gelegenheit zu ihrer aktiven Mitgestaltung entzog, der Zusammenbruch des Humanitätsideals, das an die Verfügbarkeit dieser Gelegenheit geknüpft w ar — alle Hoffnungs­ losigkeit dieser niedergehenden Welt wirkte in die Richtung jener Aus­ nahmebereitschaft. Vas Autarkie-Ideal, in seiner späteren Ausbildung bereits selber ein Verzichtgebilde, konnte dem nicht auf alle Dauer standhalten. Zum vekadenzproblem ist dabei noch zu bemerken, daß die faktische Sinn-Entleerung des Getriebes die Erlahmung der mensch­ lichen Energien verursachte; das Umgekehrte ist zumindest weniger greifbar. — All dies ist wohlbekannt und stehe hier nur zur Erinnerung. Für die Kausalitäten also, die in der westlichen Welt zugunsten des neuen Existenzprinzips wirkten, werden Kennzeichnungen wie die vom „Sklaven­ aufstand in der M oral", vom „Ressentiment", vom „niedergehenden Leben" immer ein psychologisch-soziologisches Recht behalten. Aber diese Kausalitäten betreffen grundsätzlich nur die westliche Welt und erklären ihre E m pfänglichkeit für die neuen östlichen Ideen. Sie hat das neue „Wort" nur aufgenommen (und in ihre Möglichkeiten transformiert), nicht ausgesprochen; dazu w ar sie in ihrer Erlahmung gar nicht fähig. Das äußere Bild spricht unzweideutig: alle jene Strömungen kamen aus dem Osten (wobei die asiatische M ittel­ meerküste und vielleicht noch Ägypten die westliche Grenze der Ursprungs­ gebiete darstellen), alle gnostischen Lehrhäupter waren Orientalen, auch die im Westen wirkten: daß die westlichen Metropolen sie anzogen, ist gewitz von Bedeutung und beeinflußt Schicksal und Gestaltung des neuen Geistes, kann aber in der Ordnung der Gründe nicht für seinen Ursprungsboden eingesetzt werden. Daß es für den Ursprung und die ursprüngliche Wirklichkeit dieses neuen Geistes auf den Westen nicht eigentlich ankommt, ist ja die Erkenntnis, die in radikalem verstände S p e n g l e r s Verdienst bei unserm Problem darstellt, und ist nach unserer Auffassung auch der eigentliche Sinn aller Einsichten der neueren

Forschung in den orientalischen Charakter der Gnosis, die (entgegen dieser Forschung selbst!) nur dann richtig verstanden sind, wenn man sie nicht auf den mengenmäßigen Anteil orientalischen Traditionsgutes, überhaupt auf alt-orientalisches Denken, sondern aus neue orientalische Lebenskräfte bezieht. Boussets, Cumonts, Reitzensteins, Nordens (und wider w illen auch Schaeders) großartige Untersuchungen erfüllen sich durch diesen Sinn. Schaeders Frage, ob m an in dieser geistigen P ro­ duktion dar Schwergewicht aus das griechische oder aus das orienta­ lische „Element" zu legen habe'), ist schon durch die rein biographische Tatsache, daß die personellen Schöpfer und T räger der Gnosis sämtlich aus dem Gsten stammen, wirksamer entschieden, als es durch jede „Ab­ w ägung" der Elemente gegeneinander und erst recht durch die Verab­ solutierung einer allzu selbstidentisch genommenen formalen Begriffsapparatur möglich wäre. F ür die Produktivität dieses Ostens ist nun gewiß diese Em pfäng­ lichkeit des Westens von Bedeutung gewesen: die Tatsache also, daß die herrschende Kultunvelt aus sein w o rt w artete und Hörer sein w o llte und die dadurch sofort gegebene Möglichkeit einer Expansion und D iasp o rab ild u n g ?). w ie hoch man aber auch die stimulierende W irkung dieser zugewiesenen verkünderrolle auf das Selbstbewußtsein der neuen Geistesmacht veranschlagen will — ihr ursprünglicher R eal­ grund muß in der inneren Seinslage und den Seinsprozessen des Ostens selbst ausgesucht werden, hierfür sind w ir nun, wie gesagt, mit unsern Kenntnissen um vieles schlechter gestellt als für den Westen. Soviel allerdings sehen w ir deutlich: der Gsten befindet sich in jener ganzen Epoche in einem Zustand tiefer, lebendiger Bewegung, ja in der gären­ den Erregung neuer Anfänge. Die Schöpfung eines neuen M ythos vollzieht sich, die W elt wird, ungeachtet der Schulung an griechischer ') Kntike IV 1928, S. 234; dieselbe Frage, die N o r d e n im Gegensatz zu Schaeder so beantwortet, „daß unter den Faktoren, die die Summe der .Helle­ nismus* ergaben, die Grientalisierung der hellenischen größer gewesen ist als die hellenisierung der Orients" (flgnoftos Theos, S. 112). 2) J a , vielleicht ist sogar dar Inhaltlich«, daß jene Geisterhaltung eine Ent­ thronung und Verneinung aller w e r te dieser westlichen W elt einschloß, also einen direkten Angriff auf sie bedeutete und die Möglichkeit einer großartigen Rache de; erwachenden Ostens an der lange dauernden Übermacht der Westen; bot, in gewissen Zuspitzungen mit auf dar geschichtliche Verhältnis der beiden W elten zurückzuführen. Dabei bleibe er dem Einzelnen überlassen, ob er in diesem ganzen Zusammentreffen von Ende und Anfang, Rezeptivität und Produktivität geschicht­ liche Fügung oder grandiosen Aufall sehen w ill.

Abstraktion, mit neuen Gesichten erfüllt, w a s im Westen Ende ist, scheint hier Anfang, was dort Niedergang, hier Aufschwung, was dort Nückzug, hier Vordringen zu sein. Der ungeheure vitale Überschuß des Orients tritt in der ganzen Geschichte jenes Zeitalters vielfältig in Er­ scheinung, nicht zuletzt auch im persönlichen Vordringen des orienta­ lischen Elements auf allen Gebieten innerhalb der westlichen Welt selbstT). Jenseits der Reichsgrenzen finden wir im schroffsten Gegensatz zur politischen Lethargie der westlichen Völker kraftvolle nationale Neu­ bildungen in Gestalt des Arsaciden- und Safsimibenreiches; innerhalb der Reichsgrenzen das Beispiel eines Volkes, das den Segnungen der pax romana seine eigene Unbedingtheit vorzog und mit seinem natio­ nalen Untergang bezahlte. Alles in allem sehen wir den Osten im Angriff und man kann von einer großen, mit mächtigem Selbstgefühl vorgetragenen Offensive des orientalischen Menschentums sprechen. Konkreteren Einblick in die Sozialstruktur und die Umschichtungsprozesse jener Welt haben wir aber nicht, welche „Gruppen" die eigentlichen Träger der gnostischen Bewegungen bis nach Zentralasien hinein waren, welcher vitalen Dynamik diese geistigen Bewegungen entsprachen, wie und in welcher Interessenlage jene Menschen lebten — wir wissen es nicht und es ist im Gehalt dieses neuen Geistes, nämlich in seiner akosmischen Haltung, selbst begründet, daß seine Selbstbekundungen ge­ rade davon schweigen müssen. Die (Elenbstheorie jedenfalls scheint hier noch weniger am Platze zu sein als anderswo. (Der Manichäismus z. B. zeigt eher die Züge einer königlichen Haltung.) Ob unsere Quellen bei genauerer Durcharbeitung hier doch noch vollständigere Aufschlüsse geben können, weiß ich nicht zu sagen, vorläufig jedenfalls bilden die gnostischen Religionen eben als Religionen das Hauptzeugnis und argumentum für das Erwachen eines neuen, totalen und auto­ nomen Prinzips der Seinssicht, wem es um die Entstehungs- (also „Erklärungs"-)-zusammenhänge zu tun ist. muß wenigstens vorläufig noch das Erklärende aus dem Zu-Erklärenden selbst rückerschließen. Ihm rote überhaupt der ganzen (von der unsern abweichenden) Auf­ gabe einer Realgeschichte des damaligen Orients ist aber mit einer vorher geleisteten möglichst radikalen Aufarbeitung seines geistigen Objektivationsbestandes, den wir also von jetzt an ganz in sich (unter ') Auch p lo tin , scheinbar der große E rneuerer antik-„humanistischen" Denken;, w ar - vermutlich — Ägypter, P o rp h y riu ; Syrer usw. usw .; der, auch dem Denken nach, westlichste aller dieser geistigen Gestalter der neuen vew ußtseinswelt, Augustin, ist Afrikaner.

Absetzung von der Ursachenfrage) als Zeugnis einer Vaseinshaltung schlechthin behandeln werden, nur gedient - also auch schon negativ mit seiner Abhängung von allen irreführenden und seine Ursprünglich» feit verwischenden Bedingtheiten und Genesen. 18. lvrwald Spenglers »Probleme der arabischen Kultur".

hier ist es nun an der Zeit, eines Forschers zu gedenken, der allein die Sache grundsätzlich anders als die sonstige Forschung gesehen hat - bezeichnenderweise ein großer Außenseiter der Wissenschaft: G sw a ld S p en g le r, w a s er über unsern Gegenstand in den „Pro­ blemen der arabischen Kultur" im 2. Lande des „Untergang des Abend­ landes" schreibt, ist m. G. das beste und schlagendste, was überhaupt darüber geschrieben worden ist. Zwar sein geschichtliches Grundprinzip einer völligen ursächlichen Isolierung der einzelnen Kulturganzheiten aus dem unioersalgeschichtlichen Prozeß mit seinen mannigfachen Deter­ minationen teilen wir nicht. Aber da in unserm Fall, wie wir sahen, die tatsächlich verfügbaren Anknüpfungen und „Einordnungen" sich sämt­ lich als Verführungen zum Schaden einer originalen Sachersassung aus­ wirken, die richtigen genetischen Bezüge aber wiederum nicht verfügbar sind — so wirkt sich hier einmal das metaphysische Dogma absoluter Rätselhaftigkeit des Ursprungs und der entsprechende Verzicht zum Vor­ teil der Sache aus, als prohibitioes, ja sogar, so paradox es klingt, als positiv-heuristisches Prinzip. I n Spenglers Meisterhand jedenfalls bewährt es sich als solches. W ir zählen seine wesentlichen Leistungen für unsern Bereich kurz auf: 1. M it genialer morphologischer Intuition erkannte er, als erster in dieser Grundsätzlichkeit, unter der täuschenden objektgeschichtlichen Deckschicht das ursprungshaft Neue, das damals im orientalisch-hellenistischen Synkretismus ans Licht brach. Wo die her­ kömmliche Forschung nur Vergangenheit, Auslaufen alter Traditionen, Dekadenz und Ausklang sah, sah er - u n te r all diesem - Beginn, Schöpfung, Werden und Zukunft; wo jene ein Chaos beziehungsloser, vorher ausgebildeter Elemente, die nur zu steriler Mischung, bestenfalls Bastardierung zusammenflössen, sah er ein neues, eigenständiges, von innen her organisierendes Prinzip. 2. hierin ging er radikal zu Ende: Nicht nur bestimmte er gegenüber den vielfach determinierten literarischen Erscheinungsformen überhaupt ein primär Zugrundeliegendes, Originales, sondern zugleich erkannte er, gegenüber den zufälligen Partikularitäten der Bekundungssphäre, seine U n iv e rs a litä t als die eines echten totalen Prinzips einer neuen Seinshaltung und Seinsdeutung (einer neuen „Kulturseele" in seiner Terminologie), das als solches sich in der ganzen

Breite und Tiefe möglicher Gbjektioationsformen zur Geltung brachte; auch in solchen Äußerungen, die eine rein objektgeschichtliche Betrachtung überhaupt nicht diesem Bereich zurechnen würde. 3. M it dem von ihm in die Geistesgeschichte eingeführten Begriff der „P seudom orphose" bestimmte er das eigentümlich tragische Verhältnis des eben Anfangen­ den zu dem seine Geburt überschattenden vorhandenen der damaligen Welt „antiker" Kultur, also speziell zu dem allmächtigen Griechentum, dem es seine Begriffssprache entlehnen mußte. 4. Und mit sicherem Griff bestimmte er in dem eschatologischen Mythos vom „erlösten Er­ löser" sein inhaltliches Zentrum. - So ist ihm überhaupt die erst­ malige Konstituierung einer bis dahin nicht einmal benannten Größe (er nannte sie die „arabische" Kultur) als identischen Trägers jener Fülle disparater Bekundungen zu danken - damit auch deren erst­ malige Zusammenfassung über alle Möglichkeiten stofflicher Zuord­ nungen hinaus zu einer neuen Einheit, die wirklich ausgenutzt der Wissenschaft ein neues einheitliches Interpretationsfeld darbietet; und was den Begriff der Pseudomorphose für das Verhältnis des werdenden Neuen zu der fertigen griechischen Begriffsform anlangt, so kann dessen methodisch-hermeneutische Fruchtbarkeit gerade für diesen Stofsbereich gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. - Sonderbarerweise sind die Anregungen dieses genialen „Dilettanten" an der Fachwissenschaft, die sie eigentlich angingen, spurlos vorübergegangen; in keiner der ein­ schlägigen Spezialarbeiten, soweit mir bekannt, ist von ihnen auch nur Notiz genommen') - von einem Fruchtbarmachen für das eigene Ver­ fahren ganz zu schweigen, w ir erfüllen eine Ehrenpflicht mit dem Bekenntnis, daß w ir diesen Anregungen Spenglers im Grundsätzlichen für das geistesgeschichtliche Verständnis der Gnosis am meisten ver­ danken. 19. Die Geburt einer neuen Welt: Verhältnis zum Griechentum.

M it dieser Zustimmungserklärung kommen wir zur Darlegung unserer eigenen Stellung, die ja schon in der Kritik vielfältig zutage trat, woraus sich dann unsere Aufgabe ergeben muß. w ir sehen also die Dinge so: I n den Jahrhunderten um die Zeitenwende erwuchs in den Ge­ bieten östlich des Mittelmeeres bis tief nach Asien hinein ein neues Weltgefühl - soviel wir sehen in spontaner Gleichzeitigkeit auf weitem Raume - , mit ungeheurer Macht und aller Verworrenheit des An­ fanges hervorbrechend und naturgemäß nach eigenem Ausdruck ringend. ') w enn man nicht eine gelegentliche Hlammerbemertung dafür nehmen will.

Dieser wird von vornherein dadurch mitbestimmt, daß dies Neue schon geographisch im universalen Kulturmilieu des Hellenismus entstand und unter der Überlagerung einer begrifflich längst ausgeformten helle­ nischen Schicht. Wie dieser Umstand real von kritischster Bedeutung für das Werden und Sich-selbst-bewußt-werden jener ihrem Grundwesen nach neuanfänglichen Bewegung war, so erschwert er noch heute dem nachgehenden verstehen ihre eindeutige Feststellung und Erkenntnis. Die Tatsache, daß die Urkunden dieser neuen Welt uns großenteils in griechischer Sprache (auch im weiteren Sinne der „Begrifflichleit") er­ halten sind, darf heute nicht mehr irreführen. (Es gilt vielmehr zu er­ kennen, daß es das welthistorische Schicksal eines Neuanfanges war, in die fertige Sprachsphäre einer „Weltkultur" hineinzuwachsen, die sich als universales Ausdrucksmedium jedem damaligen versuch einer Selbst­ verständigung darbot. W as dies mit der dadurch automatisch erfolgen­ den Herübernahme einer ganzen anderswüchsigen Begriffstradition, die dann sofort ihre Ansprüche auf eine Weiterbestimmung des Neuen geltend machte, für dieses selbst von seiner frühen Kindheit an und fernerhin bedeutete, muß als kritisches Bewußtsein in das Bestreben einer Wiederfreilegung des so überkleideten Ursprünglichen eingehen. 20. Verhältnis zum „alten (Dricnt".

Ist so der Blick dafür geschärft worden, hier trotz griechischer Sprache und Terminologie ein Fremdes herauszulösen und gegen das bekanntere - auch im Bewußtsein der Zeit selber vorherrschende hellenische abzuheben, so ist eine entsprechende Haltung auch gegenüber der Rolle a lt-o rien talisc h er Tradition geboten. Beide Abgrenzungen sind grundsätzlich gleich wichtig. Während aber jene nun schon einiger­ maßen in der Forschung eingebürgert ist (wenn auch nicht wider­ spruchslos und nicht immer im radikalen Verständnis), so ist diese ge­ rade gegen ihren jetzigen Standpunkt erst durchzufechten, für den die Anknüpfung an orientalische Tradition die logische Konsequenz aus dem Zurücktreten des Griechentums als Erklärungsfaktors war. Das nega­ tive Prinzip, das u n s in beiden Fällen leitet, sei allgemein dahin formuliert, daß eine „(Quelle" dieses Neuen überhaupt nicht unter Nam­ haftmachung einer schon vorhandenen, in die Vergangenheit identifizier« baren Größe festzulegen ist. Nur daß die ganze Bewegung vom (Osten her vordringt, daß allgemein von einer (vrientalisierung der damaligen Welt zu sprechen ist und daß alle Anzeichen nach Vorder-Asien weisen, wird immer deutlicher. Dabei ist aber dem Begriff „(Orient" die kultur­ geschichtliche Nückverweisung, die sich in ihm nahelegt, vorerst sorgfältig

fernzuhalten. Als formal geographischer oder ethnologischer mag er treffend sein - als inhaltlich geistesgeschichtlicher deckt er eine Aqui« Dotation und darf nur mit dem kritischen Bewußtsein verwendet werden, das bei Aquioofationen geboten ist; also in unserm Fall mit dem Bewußtsein, daß er hier nicht die alt-orientalische Kultur bezeichnet, sondern eine im Grunde unbekannte Größe, die ihre Bestimmtheit für uns erst aus dem und einzig aus dem zu empfangen hat, was um jene Zeit aus ihr hervorging. Auch eine genetische Beziehung zwischen den beiden Größen ist durch ihn noch nicht gesetzt. Und sowenig er für die neue etwas aus dem präjudiziert, was vorher einmal „orien­ talisch" war, sowenig darf er umgekehrt dazu verleiten, aus dem, was n un „orientalisch" wurde, den Begriff des früheren Orients rückzubestimmen'). Beide Annäherungsoerfahren sind gebräuchlich - und gehen auf Kosten beider Partner. Venn nur durch eine beiderseitige Entradikalisierung kommen Altes und Neues unter einen Begriff, sei es, daß dieses, sei es, daß jenes dabei mehr umgedeutet und abge­ schwächt wurde. - Die Bezeichnung „orientalisch" muß also, einmal als Aquivokation erkannt, die den irrigen Anschein einer Einordnung ver­ mittelt und den großen Umbruch verdeckt, ätiologisch möglichst unver­ bindlich gelassen werden und darf nicht jenes Wissen des Nichtwissens niederhalten, das bezüglich des genetischen Ursprungs hier nicht nur die vorläufig gebotene, sondern auch die letztlich angemessene Zorschungsgrundlage ist - sofern es nämlich als grundsätzlicher Verzicht ergriffen ist von der Einsicht her, daß der Grundsinn einer totalen Seinsdeutung !) verw endet man etw a in unserm Zorschrmgsbezirk die inhaltliche Charakte­ ristik „echt orientalisch" (z. B. echt orientalischer Dualism us, Pessimismus, echt orientalische (Erlösungsfehnjucht und Ienseitsfrömmigkeit usw.), so scheint das „echt" eine Rütfoeroetfung auf angeblich schon vorgegebenes, Bekanntes der Vergangen­ heit zu enthalten, das aber in W ahrheit erst durch eben diesen Rückbezug in eine hierzu passende Ruffassung gebracht w ir d ; denn die Vorstellung davon, w as spezifisch „orientalische" (Erlöfungsreligion usw. ist, konnte nur aus den Urkunden unserer Epoche geschöpft werden, und von ihr her wird dann unter Umständen denen der orientalischen Vergangenheit eine Deutung zugemutet, die sie von sich her niemals bedingt hätten, frü h ere Urkunden und zumal die stofflichen Arche­ typen werden so interpretiert, d a ß sie eben als (Q u e lle n für das Reue in Zrage kommen - werden also bereits von diesem her interpretiert, ( w ir denken z. B. an die Auslegung der original persischen Urmenschlehre in die Richtung „gnostischer" Spekulation, für welche damit eine beinahe vollzureichende Quelle ge­ funden scheint: der „potmandres" etwa erscheint dann nur noch als griechische Bearbeitung der kanonischen Schöpfungslehre des Parsism us - aber eben einer hierhin zurechtgedeuteten „kanonischen Schöpfungslehre").

durch die inhaltsgenetische Fragestellung grundsätzlich nicht getroffen w ird'). 21. V e rh ältn is zum „Synkretism us".

Dasselbe gilt dann für das Verhältnis zum „Synkretismus" über­ haupt: Jenes „Neue" ist, als ein solches im echten Sinne, nicht a u s ihm, sondern (an bestimmtem (Drte) gleichsam u n te r ihm als kultur­ geschichtlicher Oberfläche und dann allerdings von unten in ihn hinein gewachsen und ist mit keiner seiner vorgegebenen Größen identifizier« bar oder aus ihnen herleitbar. Den Synkretismus sehen wir dabei wesentlich als einen solchen der geformten objektivierten Inhalte. Diese waren allerdings zu unserer Zeit in gewaltiger Fluktuation, die einen universalen Austausch des Fernsten mit Fernstem mit sich brachte und einem geformten Gebilde die Mitgift aller vermitteln konnte. So ver­ lohnt es sich natürlich, der Herkunft der einzelnen Komponenten jeweils nachzugehen und von Fall zu Fall persische, babylonische, jüdische, ägyptische, griechische Einflüsse auszusondern, um in summa für das Ganze alle - und wiederum da, wo ein wirkliches „Ganzes" (nämlich im sinnbestimmenden Vaseinszentrum) vorliegt, eigentlich keine ver­ antwortlich zu machen. Venn niemals vermöchte aus der bloßen Mischung des verschiedenen, schon vorher Fertigen ein Neues von eigenem Wüchse zu erstehen, mit eigenem autonomem Wesenskem, der gegenüber der entfesselten Stoffmasse assimilierende, systembildende Kraft offenbart; und gerade um dieses neue Zentrum ist es uns zu tun. (Es kommt aber für dessen Verständnis entscheidend auf die negative l ) W enn a b e r ü b e rh a u p t ätiologische G rößen in Anspruch genom m en w erben, so h a t der B egriff bes „O rientalischen" (von seiner unzw eifelhaften geographisch­ ethnologischen Richtigkeit abgesehen) v o r an b ern im m erhin einen V orzug: baß es sich babei bezüglich ber Vorgeschichte both um eine fü r bie Wissenschaft recht bunkle unb unbekannte G röße han b elt, die trotz a lle r ätiologischen Tendenz berer, die sie in Anspruch nehm en, inhaltlich nicht allzuviel zu präju b izieren verm ag unb so bie Bestim m ung bes G egenstanbes noch w eith in offen läß t. F ü r bas wissen­ schaftliche Ib e ntifizierungsbestreben ein N achteil: m angelnde K enntnis ber Antezebentien - fü r bie freie Zugangsm öglichkeit zum Gegenstanb a b e r ein m ittelb a re r V orteil: bie N ot, a u s ber bie eigentliche T ugend zu machen ist. In d e m also heute a lle n th a lb e n a ls entscheibenber Faktor jen er so rätselh aften Entwicklung im S y n ­ kretism us u n te r bem N am en bes orientalischen Geistes ein letztlich unbekanntes unb erst von ba ab a u s seinen W irkungen bekannt w erbenbes „x" z itiert w irb , ist bies, gerabe w egen bes unburchsichtigen C harakters ber Bezeichnung, {ebenfalls ein u n geheurer Fortschritt gegenüber bem „P a n h ellen ism u s", ber ehebem, ber Suggestion bes griechischen Buchstabens erliegenb, alles hier in B etracht Kommende möglichst in ben Zusam m enhang bes griechischen Geistes einordnen w ollte.

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22. M itwirkung des Synkretismus.

Einsicht an, daß es als eine neue Vaseinshaltung - nicht bloß als eine neue Zusammenordnung von disparaten Gehalten - sowenig wie aus dem hellenischen oder dem „altorientalischen" Mischungsbestandteil allein, ebensowenig aus dem Synkretismus als Ganzem positiv, als Resultante seiner vorgegebenen Komponenten, zu erklären ist; dies ist weit über die bloße Abweisung von Prioritäten und über die chronologische An­ setzung motivgeschichtlicher Data und über alle Verhältnisbestimmung hinaus für seinen unmittelbaren sachlichen Charakter von höchstem Be­ lang *). 22. M itwirkung der Synkretismus.

Ist also dies Neue nicht selber der Synkretismus noch in irgendeinem Sinne sein Produkt, so ist es doch in ihm - und sehr bald in ihn verstrickt - seinerseits eine e in d e u tig e , wenn auch vorher gänzlich unbekannte Größe, die nun in ihrem Aufwachsen von der entwurzelten Vielfältigkeit der geistigen Elemente in ihrem Umkreis in eigentüm­ licher und für sich selbst gefährlicher Weise profitiert. Und da sie sich in mächtiger Expansion über die ganze Breite des Synkretismus aus­ dehnt, überall in ihn hineinwächst und in wachsender Durchdringung ihn immer mehr bestimmt, so repräsentiert sie ihn schließlich als sein entscheidender, aktiver Faktor, tritt also gewissermaßen an seine Stelle; doch in dem Maße, da dies geschieht, bleibt jener eben nicht mehr „Syn­ kretismus" in dem unverbindlichen Sinne. Doch ist in zweierlei Hin­ sicht auch seine Wirklichkeit ein überaus wichtiger Faktor in dem Ge’) Der Begriff „Synkretismus" hat dabei wieder einen ähnlichen relativen Vorteil, wie w ir ihn eben dem Begriff „orientalisch" einräum ten: Ursächlich, nach dem Bilde von Elementen und Mischung, für die Erklärung des neuen geistigen Prinzips in Anspruch genommen, unterliegt er all den Einwänden, die w ir be­ handelten; aber bei seinem In ein an d er des verschiedensten und tatsächlich nicht restlos Übersehbaren verhinderte er doch immerhin jede einseitige Festlegung des Neuen auf e in e der bekannten Größen, und indem er durch dies allseitige Sich­ durchkreuzen ebenfalls ein Medium der Unbestimmtheit für das forschende Fragen schuf, hob er die gesuchte Autorschaft vorgegebener fertiger Größen in eine all­ gemeine Anonymität, vor der jede nam haft gemachte Einzelgenealogie immer wieder als unbefriedigend erschien. Huf diesem Umweg kam doch irgendwie das große Unbekannte (wenn auch n ur als Noch-nicht«bekanntes) in die Betrachtung jener Epoche, ohne welches man hier als bei einem Neuanfang nicht auskommen kann, vor dessen schlichter Anerkennung aber die genetisch erklärende Wissenschaft gerade hier, inm itten bestehender Kulturen, begreiflicherweise zurücfjcheut. Den Vorteil aber wiegt der Nachteil auf, daß der Begriff des Synkretismus als ätio­ logischer zu immer erneutem verfolgen der fjerfünfte verpflichtet und hierin die Betrachtung sich erschöpfen läßt, w ir bringen dagegen das Nichtwissen unverhüllt als P r i n z i p zum Ausdruck, um den Wesensgrund rein für sich zu gewinnen.

schehen jener Umbruchszeit gewesen: als negative Vorbedingung für das rasche hochkommen der neuen M acht und als positiver Anteil an ihrer Fortgestaltung: ersteres durch das Formale seines Daseins über­ haupt, letzteres durch seine bewahrten (Behalte. 1. Die im Synkretismus mit der Loslösung vom ursprünglichen Boden sich vollziehende Abstraktion aller Dentinhalte in die Sphäre der Austauschbarkeit schuf jene Lockerheit der Erfüllung des geistigen Kosmos und dam it das nachgiebige Medium, in dem das Neue Raum zu all­ seitiger Ausdehnung finden konnte. Diese Nachgiebigkeit bestand sowohl in der Assimilierbarkeit aller geistigen Elemente als in der W iderstands­ losigkeit eines Daseins, dem das Alte nicht mehr unbedingter Ausdruck seiner selbst w ar. Doch gilt dies natürlich nur für das Ausbreitungsfeld des über seine Ursprungsgrenze hinausdringenden Neuen; an seinem Herde selber, wo und in welcher räumlichen Ausdehnung, in welcher ethnischen oder sozialen Einheit er nun bestanden haben m ag, mutz das Dasein in ganz und gar anderer Verfassung gewesen sein: von ge­ drängtester Fülle des Anbruchs, voll tiefster metaphysischer Spannung. Jene negative Funktion des Synkretismus im Sinne der Beistellung des hohlraum es, in den hinein sich das Neue entfalten konnte, ist also als E rk lä ru n g sfa k to r für den geschichtlichen V e r la u f durchaus wesent­ lich,- zur verstehenden Deutung des Ursprünglichen an sich, das da neu auf die Bühne trat, trägt sie nichts bei. 2. positiv aber und gehaltlich mitbestimmend wird die Rolle dieses Synkretismus gleich danach: indem er für das neue aktive (Beistesprinzip die formbare, aber selber durchaus nicht formlose BXy abgab, führte er ihm seine ganze positiv-gehaltliche M itgift zu und wurde so auch seiner­ seits zum ferneren Schicksal einer ganzen (Beisteswelt. hier kommt also für den weiteren Verlauf auch der Synkretismus zu seinem Recht- und da das höchstgeformte Element in ihm das „Griechentum" w ar, so ist es speziell dies, welches, obwohl dam als am Ende seiner unmittelbaren, autarken Lebenskraft, doch m ittelbar, nämlich durch seine aufgenommene Begrifflichkeit und die darin aufbewahrte innere Struktur einer ganzen Weltanschauung, in der so entstehenden Geisteswelt für alle Zukunft den anderen p o l ihrer inneren Problemspannung ausmachen sollte. — Der eine aber und sicherlich der M otor der ganzen tiefbewegten W eiter­ entwicklung ist jenes Unbekannte, das in seiner Ursprünglichkeit ganz für sich gefatzt werden mutz. 3n Asien um diese Zeit emporwachsend, rasch zum Westen vordringend, selber eine neue und eigenartige M ytho­ logie und Ausdruckssprache heroortreibend, zugleich aber in der ver-

worrensten und ungezügeltsten weise alte orientalische Mythen, helle­ nistische Sakralsprache, griechische Philosopheme usw. an sich reißend, dies alles bizarr kombinierend, wird dies Neue zwar eines der wirk­ samsten Fermente jenes Synkretismus - ist aber, wie wir betonen, weder aus ihm herzuleiten noch im Jdeenrahmen seiner gegebenen Größen zu verstehen, hieran also ist festzuhalten. 23. Umfang des „gnostischen" Bereiches.

Fassen w ir so diese Wirklichkeit aus ihrem Grunde her als Vaseins­ haltung und von dieser her getragene ursprüngliche Seinsdeutung, so umgreift sie in dieser prinzipiellsten Rnsetzung einen Bekundungsbereich, der an inhaltlicher weite und Unterschiedenheit über alle Möglichkeiten bloß stoffgeschichtlicher Zuordnung weit hinausgeht (selbst der stoffgeschichtliche Begriff der „Gnosis" ist in ihm nur ein, zwar besonders repräsentativer und eindrucksvoller, Spezialsall) - und nur durch die durchgeführte Kückbeziehung aus ein identisches Grunderlebnis den Be­ weis seiner Einheit findet. Viesen kann die stoffgeschichtliche Beziehung wohl in vielem anbahnen, aber weder in seiner genügenden Umfangs­ weite noch in seiner eigentlichen Begründungstiefe selber erbringen. Die Bekundungen sind, wie wir noch einmal kurz auszählen wollen, im westen - dort gemäß dem synkretischen Charakter keineswegs ein­ deutig - die aus dem Osten stammenden und durch ihren DiasporaCharakter mitbestimmten „hellenistischen" Mysterienkulte, vor allem wohl die Mithrasreligion, die hermetischen Schriften Und in der speku­ lativen Sphäre die spätantike Philosophie, besonders der Neuplatonismus; im Osten in viel mächtigerer, ursprünglicher Realität die apokalyptisch-eschatologischen Bewegungen, die großen gnostischen System­ bildungen, die Religionsgründungen bis zum Manichäismus: über Ost und west schließlich sich ausbreitend das junge Christentum mitsamt seinen Häresien, vor allem dem Marcionitismus. 24. 3ur Stellung des Christentums.

Also nicht nur das häretische, sondern auch das legitime Christen­ tum bis in die Gedankenbildung bestimmter Schichten des N.T.s (in seinem außersynoptischen Teile) zählen w ir diesem Zeugnisbereich zu. W ir erwähnten bereits (S. 1f.), von welcher Bedeutung für die Theologie die Entdeckungen auf dem Gebiete der Gnosis waren, indem sie in ganz anderer Weise als bisher das junge Christentum in das Netz helle­ nistischer Religionsströmungen hineinoerwoben zeigten und seine Er­ forschung aus weite Strecken zu einem Stück „synkretistischer" Religions­ geschichte machten. Damit w ar für die Vorstellung vom Verhältnis

des aufwachsenden Christentums zu seiner geistigen Umwelt eine wich­ tige Änderung angebahnt. Nun wissen w ir wohl, daß außer den sachlichen hier noch ein ganzer Rattenkönig von solchen Problemen nistet, die der Sorge um die Originalität und Einzigkeit des Christentums entspringen; ein zu weites Feld für unser Thema. Nur etwas Grund­ sätzliches wollen wir über die ganz verschiedenen Arten von „Abhängig­ keit" und „Übernahme" sagen, die hier in Frage kommen. Fremde Ein­ flüsse hat man ja für das neutestamentliche Gedankengut auch früher zugestanden: nämlich griechische Einflüsse. I n diesem Sinne wurde z.B. der johanneische „Logos" aufgefaßt, so auch der paulinische „Geist"Begriff (Tübinger Schule) und anderes. Vas schien gemäß der hochschätzung des humanistischen Elementes in unserer Kultur unbedenklich, wenn nur das Nichtgriechische eben reines Erzeugnis des Christentums blieb, hier w ar in der Tat einseitige Abhängigkeit von der Umwelt gesetzt, aus der es nur fertig Ausgebildetes zu übernehmen gab, hier blieb es bei der Vorstellung fremder Einflüsse. Ganz anders beim Verhältnis zur gnostischen Weltbewegung, die jetzt für viele Teile des N.T.S an die Stelle des griechischen Einflusses getreten ist: M it ihr wird die „gebende" Umwelt in dem ersaßt, was damals in ihr selber aktuell und werdend w ar — so wie das Christentum selbst, an seiner Seite, von gleichen Impulsen getragen, aus dem gleichen noch strittigen Felde sich bewegend, in gleicher weise Symptom für eine zugrunde­ liegende, tief erregte Verfassung des damaligen Daseins, die in diesen verschiedenen Formen erst um ihre Darstellung rang. Diese reale U r­ sprungsbeziehung aber stiftet die eigentliche gemeinsame „Gegenwart", in der das Christentum sich fand. Sie umfaßt eben das an der all­ gemein vorhandenen Umwelt, was in wirklicher geistesgeschichtlicher „Gleichzeitigkeit" mit ihm zusammen die Epoche machte, indem es, aus denselben Kräften einer Umbruchsbewegung des Geistes gespeist, diese selbe adäquat zu vertreten beanspruchte; also in der Gemeinsamkeit eines echten Konkurrenzverhältnisses mit dem Christentum stand. Dieses w ar es, was in seinem Zusammenspiel die eigentliche, die werdende Geschichte der Zeit ausmachte. Es ist klar, daß von solchen Nachbar­ erscheinungen ein wirkliches Licht auf das innere werden des Christen­ tums fallen kann (ein Licht, das dieses nicht zu scheuen hat), weil sie in einer innerlichen Beziehung zu ihm stehen; und bezüglich des Beiden Gemeinsamen, welches hier eben sinnmäßig einer Gemeinsamkeit des Ursprunges entspricht, daß das Christentum auf diese Phänomene, mag es sie auch aus der heidnisch-gnostischen Welt „übernommen" 6121

I o n a r , (Bnefis.

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haben, doch einen ursprünglichen und legitimen Anspruch hatte, da sie dem gemeinsamen Quellgrund der eschatologischen Bewegung der Zeit entsprangen, also Geist vom eigenen Geist waren - von jenem Geiste, den es selbst zu verwalten und zu seiner weltgültigen lvirklichkeit zu bringen hatte. Nach dieser Auffassung handelt es sich überhaupt nicht um „frem de" (Einflüsse; und nach ihr ist das Christentum auch, ja gerade, in seinen „hellenistisch-sqnkretistischen" (Elementen nicht mehr nur Übernehmer fertig vorhandenen und tradierbaren Umweltbesitzes, sondern aktiver negotiorum gestor von Ideenbewegungen, die sich da­ m als aus der Epoche eines übergreifenden Lebensraumes (der eben hierin seine Epoche erlebte) erst neu zeitigten und die eben aus diesem prim ären Grunde dem Christentum mit außerchristlichen Erscheinungen gemeinsam sein mutzten, nicht erst aus dem sekundären der Herüber­ nahme. Dies Allgemeine, das die eigentlichen Probleme des Verhältnisses noch ganz unberücksichtigt läßt (denn das Christentum w ar gestor aus seine Art), kann hier genügen. Denn trotz der sachlichen Zugehörigkeit wollen w ir unsere Untersuchungen im wesentlichen ohne die neutestamentliche Literatur durchführen, schon um nicht unnötig noch die ganze Last ihrer Sonderproblematik mit zu übernehmen, dann aber auch, weil ihre ideelle und tatsächliche Sonderstellung sie zu bloßem Zeugnis für etwas Allgemeineres solange nicht freigibt, als dessen „heidnischer" Hälfte nicht schon unabhängig von ihr das abgewonnen wurde, wo­ raufhin sie dann mit ihr in Beziehung zu bringen ist. Dies letztere aber - also die „Anwendung" unserer außerhalb gewonnenen Ergeb­ nisse auf das N .T. und auf sein geschichtliches Verständnis — ist eine Aufgabe für sich, die w ir uns nicht mehr stellen. 25. Die (Einteilung unserer Untersuchungen.

Aus allem vorangegangenen ergibt sich nun eine doppelte Stufung unserer Untersuchungen, die schon in Nr. 8 (S. 12) angedeutet wurde: 1. Analyse des unmittelbar gnostischen Quellenmaterials auf das in ihm wirksame existenziale Prinzip hin und 2. dessen Ausdehnung auf einen weiteren geistigen Qbjettivationsbereich, in welchem es trans­ formiert gleichfalls enthalten ist. 1. Die erste Aufgabe fällt äußerlich weithin zusammen mit einer neuen Synopse des bisher schon unter dem Titel „Gnosis" zusammen­ getragenen Quellenstoffes. Dabei soll jedoch über die motiogeschichtliche Sammlung hinaus die innere (Einheit des Stoffes durch Beziehung auf ein in ihm waltendes identisches Grunderlebnis sichtbar gemacht werden.

Zu diesem Zweck muß die Synopse umfassend, braucht aber nicht mate­ riell vollständig zu sein, wenn sie nämlich so angelegt ist, daß sie auch für die nicht ausdrücklich behandelten Teile exemplarisch ist, weil sie aus den typischen Elementen aller fußt. - 3n diese Aufgabe fällt keinerlei philologische Weiterarbeit an den Urkunden wie Datierungen, Fest­ stellung literarischer Beziehungen, geschweige denn Erschließung neuer (Quellen: nur um Herausstellung des einen und selbigen Erlebnisgrundes in den bis heute von der Forschung dargebotenen handelt es sich. Alle sonstige noch unerledigte Bearbeitung des Stoffes scheidet aus Zweck und Zuständigkeit unserer Darstellung aus. Sie ist zu diesem Verzicht imstande, weil die Lösung ihrer Aufgabe von der restlosen Lösung der philologischen Einzelsragen bis zu einem gewissen Grade unabhängig ist. - w a s den „Beweis" der durchgehenden Selbigkeit jenes Grund­ erlebnisses anlangt, so besteht er im wesentlichen in der unmittelbaren Überzeugungskraft der synoptischen Darstellung selber und der Sympto­ matik, die in ihr anschaulich zutage tritt. Das liegt im Wesen solcher morphologischen Ausweisungen. Das Verhältnis unseres Zeugniskomplexes zu anderen, gleich­ zeitigen oder früheren, ist natürlich, da es in tatsächlichen stoffgeschicht­ lichen Beziehungen gründet und von daher jeder Interpretation als Problem aufgegeben ist, auch in unserer Betrachtung zu berücksichtigen. Aber hierbei muß sich ihr Unterschied von der philologisch-stoffgeschicht­ lichen praktisch äußern und er tut es in einem höchst einfachen Unter­ schied des Verfahrens, gewissermaßen seiner Akzentuierung: hebt jene die Ü b erein stim m ungen mit den literarischen Vergleichsgruppen her­ aus und bestimmt den Gegenstand durch dies (genealogisch aufgefaßte) Gemeinsame, so suchen wir gerade die spezifischen U nterschiede, das Nichtgemeinsame und wesentlich Inkommensurable herauszustellen und von ihm her den Gegenstand zu bestimmen >). I n diesem Unterschied der Methode kommt der des ganzen Prinzips der Betrachtung zum greif­ barsten Ausdruck. Zugleich ist ersichtlich, daß beide weisen, sowohl die Orientierung am Gemeinsamen wie die am Nichtgemeinsamen, je unter verschiedenem Gesichtspunkt aus der Sache selbst berechtigt sind, von dem wesentlich Nichtgemeinsamen her gewinnen wir dann auch die kritische Möglichkeit gegenüber den Gemeinsamkeiten und ihrer Sug') I n n e r h a l b des letzteren, der ja als Guellenmehrheit in sich selbst seine Vielfalt hat, liegt dafür das Gewicht umsomehr auf dem Gemeinsamen, dem Einheitrgrunde: die Abgrenzung nach außen ist entschiedenerer Zusammenschluß nach innen.

geftion, bestimmen von bort aus ihren wirklichen Sinn - und lassen sie uns als Folie bienen, um die eigentliche radikale Differenz um so deut­ licher hervortreten zu lassen. Denn was sich trotz aller stoffgeschicht­ lichen Filiation der Gleichung unbedingt entzieht, wird gerade durch die Tatsache der übrigen stofflichen Gemeinsamkeit in seinem hermeneutischen Differenzwerte gesteigert und zum eigentlich Signifikativen der Sache. Insofern hat der vorherige Nachweis der stofflichen Überein­ stimmungen auch für uns einen sachlichen Sinn, nur einen andern und im Grunde umgekehrten wie für die philologische Betrachtung1)- Die unsere fußt also auf ihren Ergebnissen und ergänzt sie, kann sie aber unter Umstanden auch berichtigen: sie kann z. B. das von einer stoff­ geschichtlichen Filiation vorgetäuschte und zuerst angenommene Bild einer eigentlich geistigen durch den Ausweis der innerlicheren Differenz überbieten und in die gegenteilige Einsicht letztlicher geistiger tjetero* geneität und (Eigenständigkeit umschlagen lassen, w ir deuten hier nur an, daß sich dies z. B. weitgehend bezüglich der heute so beliebten persisch-iranischen Filiation ergeben wird. - (Es ist demnach, obwohl an sich philosophische und philologische Betrachtung auf verschiedenen (Ebenen liegen, unvermeidlich, daß die Synopse sich in gewissem Ausmaß auch in Auseinandersetzungen mit der Fachwissenschaft einläßt, insofern diese nicht einfach stoffgeschichtliche Feststellungen macht, sondern daraus Folgerungen für die Deutung des Gegenstandes zieht; und da sie dies naturgemäß in hohem M aße tut, so verwandelt sich das Er­ gänzungsverhältnis beider Betrachtungsweisen oft in ein KollifionsVerhältnis. - Die hier angekündigten sachlichen Abhebungen werden gegenüber der altorientalischen Spekulation, dem Platonismus und der Stoa durchgeführt werden. w ir sehen nun diese QueUengruppe, so vollständig sie in sich sein mag, noch nicht als das Ganze, sondern erst als einen bestimmten Teil, genauer: eine bestimmte Stufe des gnoftifchen (Dbjeftivationsbeftanbes an, ber mit ihr noch nicht erschöpft ist. 3m Hinblick darauf spezifizieren w ir sie durch einen Zusatz, der schon limitativ ein weiteres an Möglichkeiten vordeutet: durch den Zusatz des „M ythologischen". Diese Kennzeichnung (die auch praktisches wie den Mysteriencharakter, ') tDas u n s z. B. an den motivgeschichtlichen Herleitungen (etwa den „ira­ nischen") letztlich interessiert, ist nicht das Beharrende, sondern die charakteristischen Abwandlungen. Um diese aber als solche sichten und in ihrem vifterenzmaß« werten zu können, müssen wir über jenes als bas w ovon der Abweichung zuvor verfügen.

M agie und Sakramente, nicht nur die theoretische Varstellungsform um ­ fassen soll) trifft die gesamte im e n g e re n Sinn „gnostische" Ausdrucks» stufe, d.h. a lle s , w as stoffgeschichtlich überhaupt den Namen gnostischer L iteratur trägt. Zugleich besagt aber ihre bloß spezifizierende Rolle, daß das Mythologische kein letztes Wesensmerkmal, sondern nur ein bestimmtes Phasenmerkmal der Gnosis ist, wenn man sie nämlich als tieferliegendes existenziales Prinzip faßt, das, „vor" den Gbjektivationen liegend, verschiedene durchlaufen kann. M it dieser Behauptung der Ab­ trennbarkeit des Mythologischen als einer Form der Gbjektivation vom Wesen der Gnosis selbst stellen w ir uns in Widerspruch zur geltenden M einung der Wissenschaft. I h r korrespondiert die positive Behauptung von der Zugehörigkeit einer weiteren Gbjektivationsstuse, die w ir in derselben Vorläufigkeit als „philosophische" bezeichnen, deren im Grunde gnostischer C hatotter allerdings erst zu erweisen ist. Die Teilung unserer Untersuchungen geschieht also nicht nach zufälligen materiellen Gruppen, sondern nach je einem geschlossenen phasenmäßigen Typus von Zeug­ nissen und entspricht zwei inneren Stufen in der geistigen Gbjektivation der Sache selbst. Den Gegenstand des I. Teiles nennen w ir daher: D ie G n o sis in ih r e r m ythischen F o rm . Diese ist gestaltgeschichtlich (nicht nur chronologisch) die prim ärsorm der gnostischen Selbstdarstellung überhaupt: in ihren massiv-anschaulichen Visionen kommt das neue W eltgefühl sowohl zu seinem ersten als auch zu seinem direktesten („naivsten") Ausdruck, der noch vor aller späterhin aus diesem Grunde einsetzenden Reflexionsentwicklung steht. W ohl aber steckt sie für diese schon das existenzielle Feld ab und in ihre höher konstituierten, ver­ mittelten Gebilde geht unsichtbar, in entdinglichter Form , „trans­ formiert" der M ythos ein. So bauen sich aus die erste Stufe der G b­ jektivation die folgenden bei aller Umwandlung und Verflüchtigung der gegenständlichen Symbole doch wesentlich aus. Ih re eigentliche Be­ gründung kann diese Scheidung der beiden Zeugnisschichten wie andrer­ seits ihr Zusammenhang erst aus der zweiten Stufe finden. Die mythologischen Zeugnisse, mit denen es der I. Teil zu tun hat, sind also im wesentlichen: die mandäische und manichäische Literatur, der „christliche" Gnostizismus, die hermetische Literatur. Ausgeschlossen von dieser Stufe der Betrachtung und der zweiten vorbehalten bleiben die aus der Legriffsstufe stehenden religiös-philosophischen Gedanken­ welten des Reupythagoreismus, des Neuplatonismus und der Mönchs­ mystik, die als begriffliche (vielfach subjektivierende) Umsetzungen jener mythisch-kosmologischen Anfangsschöpsungen aufgefaßt werden können

und bezüglich derer der Beroeis ihrer Zugehörigkeit zum gnostischen Bereich überhaupt mit der gesamten zweiten Stufe der Untersuchung zusammenfällt (ohne daß sie sich hierin allein erschöpfte)1). 2. Die Zeugnisgruppe des II. Teiles bezeichnen w ir als „philo« jophijehe": das besagt zunächst, daß hier an die Stelle der ding» ober personhaften Hypostasierungen des Mythos mehr oder minder weit­ gehend begriffliche Abstraktion, an die Stelle gefchehnishafter (Erzählung ontologische Seinserkenntnis getreten ist. Der Mythos wird zur M eta­ physik, die Personifikation zum Begriff, zeitliche zu logischer Folge usw. Unterschiede des Grades und der Innerlichkeit der Umwandlung bleiben dabei offen. Da sich dies nach Lage der Dinge wesentlich im Horizonte und mit den M itteln griechischer Begrifflichteit vollzieht, so ist diese Stufe in gesteigertem Grade diejenige der „Pseudornorphose". Dem­ gemäß ist hier der Ausweis des gnostischen Grundes m itte lb a re r und nur auf dem Wege aufdeckender Analyse möglich; auch ist dabei, da die pseudornorphose kein bloß äußerlicher Charakter ist, die Absonde­ rung des „griechischen" (Elementes immer nur bedingt durchführbar. Doch darf im Augenblick ruhig eine einseitige Betonung des gnostischen Elementes gewagt werden, da dem griechischen ohnehin das Korrektiv der manifesteren Augenscheinlichfeit zu Gebote steht. - Gemäß der anderen Stufe der Gbjektivation ändert sich auch der begriffliche Cha­ rakter der Analyse: „philosophisch" ist zwar auch die der ersten Stufe schon angesetzt, aber auf der zweiten bewegt sie sich auch thematisch im Medium der Philosophie und begrifflich entfalteter Strukturen, denen sie zergliedernd und kombinierend nachgehen muß. Sie wird also in eigentlicherem Sinne philosophische Analyse gegenüber nur morpho­ logischer Anzeige. Aber weder die Bestimmung der „Abstraktion" noch die der „Pseudornorphose" reicht hin, das Verhältnis dieser (Dbjeftioationsftufe zur ersten ganz zu fassen, w ir führen als entscheidende noch die der „ S u b je k tiv ieru n g " ein, welche der extremen Objektivierung des M y­ thos gegenübertritt, w a s dort ins Außere des Mythos projiziert ist, schlägt hier in eine Phänomenologie des inneren Seins und einen ent­ sprechenden Entwurf geistiger Möglichkeiten zurück. Den gegenständ­ lichen Momenten des Mythos entsprechen dabei, in einer eigentüm» T) Bei gewissen, öem Mythologischen noch sehr nahestehenden Teilen der Spekulation des Drigenes oder P lotin ist es zweifelhaft, welcher Schicht sie zuzu­ teilen sind; w ir können sie unter verschiedenem Gesichtspunkt sowohl auf der einen wie auf der andern Stufe in Anspruch nehmen.

Uchen Analogie, Strufturmomente der inneren Seinsweisen, wie sie sich durch den zugehörigen Logos, d. H. durch ihre begriffliche Selbstaus­ legung, artikulieren. D as Wesen dieser „Analogie" ist ein besonderer und hermeneutisch zentrales Problem, insofern es sich dabei nicht ein­ fach um formale Entsprechung, sondern um existenziale Fundierung handelt, bei der sich für den „Grund" selbst entscheidet, w ie er sich aus der anfänglichen Dbjektivation in Vollziehbarkeiten des Subjekts um­ setzt, wie er sich in ihnen differenziert, und welches V erhältnis der Nähe oder Ferne, der Unmittelbarkeit oder Mittelbarkeit sie zum gemein­ samen Ursprung haben. (Es ist dies das Problem der Gbjektivation und ihrer Zusammenhänge überhaupt (f. u.). - So wird auf der philosophischen Stufe die Gnosis nicht nur begriffliche, sondern zugleich (bis zu einem gewissen Grade wenigstens) im m a n e n te Metaphysik, ohne datz dies ihren innerlichen Transzendenzcharakter aufhebt. Dieser ist nur aus der Gegenständlichkeit in spirituelle Vollziehbarkeit umgesetzt und wird, a ls gnostischesTranszendenzprinzip, statt für eine mythologische Symbolwelt für einen entfalteten Selbstbegriff des Geistes und eine ent­ sprechende Ethik der Selbstoollendung begründend. (Es handelt sich also bei der philosophischen Form um ein anderes phänom enalwerden des Grundes, nicht einfach um Überführung in Begrifflichleit und Ab­ straktion überhaupt. 3n paradoxer Zuspitzung gilt sogar der Satz: 3n der gegenständlichen Konkretheit des M ythos bleibt das gnostifche Prinzip als e x iste n z ie lle s abstrakt, in der Abstraktheit des geistigen Begriffes wird es gerade existenziell konkret (nämlich Vollzugsprinzip statt Dingprinzip) - also bestimmtere Entscheidung. Sprechen wir auf der ersten Stufe z. B. von „(Entroeltlichungstendenz", so gibt dies in der symbolischen Entäußerung an die mythische Objektivität zw ar eine intensive Anschaulichkeit, aber noch feine Vorstellung von den inneren voll­ zugsweisen, in denen sich jene Grundtendenz verwirklichen könnte. (Erst in diesen aber und ihrer strukturellen Artikulation bestimmt sie sich aus der formalen Hinweisung des M ythos zum vollen existenzialen Begriff. Solcher weisen der Realisierung gibt es auf dem Boden eines Daseins­ prinzips wesentlich eine M ehrheit, die sich bei bleibender Wurzel ge­ schichtlich entfalten und sogar in Widerstreit zueinander treten können. Sie stellen verschiedene Möglichkeiten vor, in denen das Prinzip, vom M ythos entbunden, innerlich und wirklich wird. 3n unserm Fall handelt es sich, entsprechend dem Charakter des Grundmythos, um eschatologische Existenzformen, d. h. um Auslegungs- und vollzugsweisen der „ E n (w e ltlic h u n g ". Hiervon sind zwei grundlegende Formen aus-

gebildet worden: die urchristliche „pistis" und die philosophisch-mystische „Gnosis"'). Beide, pistis und Gnosis, gleich fundamentale Möglich­ keiten, verhalten sich spezifisch verschieden zu dem existenziellen Ursprung, der in ihnen, jeweils vollgültig, zur Vurchvollziehung gelangen soll (b. H. zur „Lntweltlichungstendenz"). Unsere Aufgabe ist nun dahin begrenzt, daß wir es hiervon lediglich mit der Erscheinungsgruppe der „Gnosis" zu tun haben, die also jetzt einen engeren Begriff im Rahmen des gnostischen Gesamtbereiches, d. H. auch ein Spezielleres seines außer­ mythischen Teiles, darstellt. Sie fällt in diesem Sinne mit der philo­ sophischen und gräzisierten Gbjektivationsstufe desselben zusammen. Die „pistis", die andere und vielleicht wichtigere Hemisphäre unseres Be­ reiches, wird für uns nicht selbständig thematisch, sondern nur gelegent­ lich zur Abhebung herangezogen. Für den II. Teil erklärt sich so der Titel „ T ra n s fo rm a tio n e n der G nosis im sp ä ta n tik e n D enken". Freilich deckt hierbei der Be­ griff „Transformation" mit seiner Indifferenz ein Problem, das an­ läßlich des formalen Begriffs der „Analogie" schon angedeutet wurde: welches nämlich hermeneutisch die genauere A rt des „Zusammenhanges" zwischen dem Mythos und den philosophischen Bildungen ist, und welche substanzielle Bedeutung der Formwandel der Äußerung für die innere Wirklichkeit des Grundes hat. w ir bemerkten schon, daß sich hierbei etwas für den Grund selbst entscheidet. 3n der T at ist Gbjektivation und Stusenwandel der Gbjektivation Existenzschicksal, nicht nur instrumentelle Ausdrucksangelegenheit - also Schicksal für den Grund selbst, der sich in der Gbjektivation für sich selbst zur vorzeichnenden und ein­ schränkenden Bedingung seines wirklichsein-könnens macht, über diesen selbstgesetzten Umweg erst ergreift er sich und bildet sich zu Existenz­ weisen aus: auf ihm kann er sich seiner Ursprünglichkeit entfremden, sich selbst mißverstehen oder radikal gewinnen. (Es genügt also nicht die bloße Feststellung, daß in den verschiedenen Gbjektivationsformen der selbige Grund wirksam ist, sondern es muß konkret bestimmt werden, w ie er in sie eingeht und was sich dabei mit ihm selbst, d. H. mit seiner existenziellen Ergreifbarkeit ereignet. Daher muß der Begriff der „G b jek tiv atio n ", um den es sich hier letztlich immer handelt, aus der Indifferenz jeweils zum hermeneutisch vollen Begriff bestimmt T) Eine dritte, die noch zu nennen wäre, die mönchische Askese, tritt de facto fast immer als eine Vorstufe der „Gnosis" auf und schließt sich mit dieser zu einer Strutturganzheit zusammen, wie wir bei der Analyse des mönchischen Lpeiq-Vegriffes zeigen werden.

werden. Zur unsern Zoll versuchen wir dies zu Beginn des II. Teiles durch eine besondere Strukturanalyse der mythologischen Dbjektivation überhaupt, insoweit sie Lxistenzphönomene betrifft, und der Grade ihrer Überführung in nicht-mythologische Formen. hier bemerken wir nur vorbeugend, datz jener „Zusammenhong" zwischen dem gnostischen Mythos und den philosophisch ausgebildeten Seinsweisen kein literarischer, sondern ein existenzialer und einzig durch das vifferenzierungsprinzip der „Dbjektivation" vermittelter ist. Als solcher bestimmt er die innere Struktur der von ihm umfaßten Seinsweisen samt ihrer begrifflichen Selbstauslegung, erfordert aber darum für diese noch keine em pirische Beziehung zu dem Mythos als em­ pirisch-literarischer Tatsache, also weder ein Bewußtsein des Zusammen­ hanges noch auch nur eine Kenntnis des Mythos überhaupt (selbst seine ausdrückliche Ablehnung ist durch den Zusammenhang freigestellt). Gleichwohl besteht, wie wir sehen werden, für diesen philosophischen Bereich sogar so etwas wie eine Abhängigkeit vom Mythologischen, nämlich als einer in ihm selbst nie ganz überwundenen Dbjektivationsstufe des gnostischen Prinzips, die sich in seiner eigenen innersten Be­ griffsstruktur als ontologischer (nämlich krypto-mythischer) Charakter weiterhin zur Geltung bringt. Aber diese „Abhängigkeit" ist keine äußere; und das existenziale Beruhen unsers ganzen Auslegungs­ bereiches auf dem gnostischen Grundmythos, seine hermeneutische Rück* beziehbarst auf ihn, ist prinzipiell nicht als literargeschichtliches Faktum zu verstehen und literargeschichtlich zu beweisen, sondern ist ein daseins­ geschichtliches Faktum und nur in existenzialer Analyse zu beweisen. Dabei ist dann zu bewähren, was dem hier erst angedeuteten Begriff der „Dbjektivation" im voraus an Hermeneutischer Tragweite zuge­ mutet wurde. 3m Sinne der durch ihn gesetzten Zusammenhänge und „Abhängigkeiten" ist überhaupt erst die wesentliche (Einheit unseres in so bisparaten Äußerungen zerstreuten Interpretationsgegenstandes an­ zusetzen und darzutun. 3n seinem Sinne kann demnach ein daseinsontologischer Zusammenhang mit dem „gnostischen" Grundmythos als der Grundobjektivation dieser Seinshaltung auch dort bestehen, wo von einem empirischen Zusammenhang (etwa im Sinne realer Übermittlung und Einwirkung von Inhalten) nicht wohl die Rede sein kann. So wird unter andern der philosophische Nachweis geführt werden (der von dem philologischen einer literargeschichllichen Filiation durchaus verschieden ist), daß eine so spirituelle Größe wie das "Ev bei plotin in einem ganz bestimmten, existenzialen Sinn auf den gnostischen Grund-

Mythos der Entweltlichung rückbezogen, in ihm fundiert ist; wogegen nicht im mindesten streitet, daß plotin selber die gnostische Spekulation seiner Zeit ausdrücklich ablehnt und sogar in einer besonderen Schrift bekämpft. Dasselbe gilt von der Mönchsmystik, die sich gewiß sehr da­ gegen verw ahrt hätte, wenn man sie des Zusammenhanges mit der längst überwundenen gnostischen Keßcrci des 2. Jahrhunderts bezichtigt hätte. elvat, in der Welt sein, dem ein Außer-der-welt-sein-können entspricht, usw. (Ein vorher nicht existierendes Adjektiv wird gebildet: xuapiKös, mit dem ganzen pejorativen Sinn von ,nur weltlich, .irdisch', ,sinnlich' (vgl z. B. die S. 122,1 zitierte Stelle aus Exc. ex T lie o d . 74: . . . xaivy §vii XapTröpevos ou K o o p in ä ; im „Testament des Hiob" lesen wir als Kennzeichnung für die pneumatische Umwandlung: xai faxe Trjv xapStav äXAoiwfreioav äs p n x tn 6vdupn&rjvai rä x o c p ix d , oder: xa i avirjs h xapßia fjXAoioGro d$iaTap6vij rä v x o a p ix ä v , u. a .) ; dem halte man das echt antike xöapios entgegen: ordentlich, gesittet, maßvoll. - Belege aus dem paulinischen und johanneischen Schrifttum, die zahlreich zur Verfügung stehen, erübrigen sich. Auf den neutestamentlichen Kosmosbegriff mag im allgemeinen zutreffen, daß mit .xöapos* mehr ein anthropologisches Faktum (das Treiben der Menschenwelt) als ein kosmologisches gemeint ist. Doch wenn w ir von den äpxovies to u xdapov oder xoopoxpdTopcs t o u o k ö to u s t o u t o u lesen, so haben w ir an objektiv kosmologische Größen im Sinne des gnostischen Mythos zu denken, ebenso wie bei den „oroixela t o u xöopou" in Koloss. 2,8. 20, denen „Christus" als ihr Gegensatz und ihre Aufhebung gegenübergestellt ist (20 el dircfrd vc T e auv X p io ry ä ir ö t » v oroixctov t o u xöopou) und die wohl am ehesten den Gestirnmächten der astrologischen Religion gleichzusetzen sind.

ligiöse, unfrommc Seele fähig sei. Ein einziges wundervolles Zeugnis dafür ist P l a t i n s Schrift gegen die Gnostiker (E nn. II 9). Schon der Titel hebt die Welt-Verunglimpfung als das entscheidende Merkmal der Gnostiker und als den eigentlichen polemischen Gegenstand der ganzen Schrift hervor: „Gegen diejenigen, die sagen, daß der weltschöpfer böse und die W elt (der Kosmos) schlecht sei", und die Abhandlung ist in der T at eine einzige (Empörung antiker Kosmosverehrung gegen Unverstand und Anmaßung einer solchen Lehre') - durch den M und eines Denkers, der selber tief aus gnostischen Faktoren mitbedingt ist, wie w ir noch sehen werden. Bezeichnend für den widerstand, den griechischer Geist der De« pravation des Kosmosbegriffes leisten mutzte, ist auch die Tatsache, daß selbst in das hermetische Schrifttum, das doch zum Teil selber eine Urkunde des neuen Weltgefühls ist, scharfe Polemik gegen anti­ kosmische Thesen des Gnostizismus eingedrungen ist. So lesen w ir in G. H. IX 4 eine interessante antignostische Glosse, eingesprengt in einen spezifisch gnostischen Zusammenhang: „Stätte des Übels ist die Erde, nicht der K o sm o s, wie vielleicht einige lästerlich (ßXaatnpoövres) sagen w erden"2). Daß die Erde, d. H. die sublunare Zone, im Gegensatz zu der ungetrübten reinen weltgesetzlichkeit der Gestirnsphären, der Sitz des Übels sei, ist typische Anschauung der mittleren Stoa („poseidonios") und dient gerade zur Entlastung des Kosmos von dem Übel, das auf die irdische W irrnis eingeschränkt w ird 3). ’) Don Kap. 4 an taucht bas Iftotio bcr Apologie bes Kosmos (bejonbers bes gestirnten Himmels) gegen bie gnostijche Herabsetzung — unb zugleich mit ber Zurückweisung eine ethische Zurechtweisung biefer Haltung selbst - immer wieber auf: „Unehrerbietig gegen biese Schöpfung unb gegen biese (Erbe sagen sie, eine neue (Erbe sei für sie geschaffen . . (Kap. 5); „Sie tabeln biejes All . . . sie setzen seinen Lenker herab . . ." (Kap. 6); „Ulan muß sie, wenn sie es nur einsichtsvoll hinnehmen wollten, über bas Wesen ber Dinge belehren, bamit sie ablassen von ber Schmähung, bie sie leichtfertig gegen Derehrungsw ürbiges vorbringen . . . usw." (Kap. 8); „Auch biefer Kosmos ist von ihm (Gott) unb blickt borthin . . . " (Kap. 9); „ w e r also bie N atur bes Kosmos tabelt, ber weiß nicht, w as er tu t unb wohin sich sein Übermut versteigt" (Kap. 13); „Nicht also inbem man ben Kosmos v er­ achtet unb bie G ötter in ihm unb bas übrige Schöne, kann man gut werben" ; „ w e r von benen, bie sich so unvernünftig überheben (in ihrer Verachtung bes Kosmos), w äre selber so wohlgeorbnet unb vernünftig wie bas All?" (Kap. 16) usw. 2) Das steht im selben Hermetischen Corpus, in bem es VI 4 heißt: „benn ber K o s m o s ist bie Zülle bes Schlechten, G ott aber bie bes G u ten "! 3) S. auch bie Polemik gegen bie bualistische Demiurgen-Theorie XIV 7 f. (hier übrigens in einem schon burchweg antignostischen Traktat), z. B. § 8: „(V ber großen U nvernunft unb Unwissenheit um (Bott! . . . Denn sie behaupten, (Bott ba-

kirchlich« Opposition (flnti-ITtarcion).

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Denselben Protest erhob auch die werdende Kirche, die, trotz der eigenen «kosmischen Tendenz des Christentums, in dieser Hinsicht Erbe der Antike gegen die steigende Hochflut des antikosmischen Dualismus sein sollte. $ ü r sie gesellte sich zu dem „griechischen" Motiv noch das der alttestamentlichen Schöpfungslehre1). Auch hier wird die weltverlästenmg für eine Blasphemie erklärt: „Zu sagen, die Welt sei ein Produkt des Falles und der Unwissenheit, ist größte Blasphemie" p ren äu s adv. haer. II 3,2). Am meisten mußte die marcionitische Welt- und Schöpferverachtung, die zeitweise zu so großer Ausbreitung im Christentum gelangte, die Entrüstung der orthodoxen Väter Heraus­ fordern; bei Tertullian werden die krassesten Äußerungen solcher „Un­ verschämtheit" vermerkt und angeprangert: „Die Nase rümpfend richten sich die unverschämten Marcioniten darauf, die Werke des Schöpfers niederzureißen. .Unstreitig', so sagen sie, ,ein großartiges und Gottes Lurch zu ehren und zu preisen, daß sie ihm n ic h t die Schöpfung aller Dinge zu­ schreiben." *) I n letzter Instanz stand hinter ihrem Kampf gegen den gnostischen Dualism us in den eigenen Reihen ein von der unm ittelbaren Kosmosbejahung der Rntike sehr unterschiedenes, für sie allervitalftes Interesse: das Interesse an der (von den Gnostikern bestrittenen) Id e n titä t des biblischen Gottes mit dem V ater Jesu Christi - d .h . des Gottes der S c h ö p fu n g mit dem der (E rlö su n g , des G esetzes mit dem der G n a d e , des haftbarmachenden mit dem freisprechen­ den, kurz: des Gottes, der allmächtig die W elt lenkt und das weltliche Dasein der Menschen positiv durch Gesetz regelt, dem sie mit ihrem Tun verantwortlich sind — und dessen, der aus der W elt erlöst. h ie r ging es gegen die Gnostiker um den ganzen s ittlic h e n G ehalt der biblischen Religion und damit implizit um das F o rt­ bestehen der paulinischen Spannung von Gesetz und Gnade in der Kirche. Im Begriff, eine Herrschaftsrolle in der W elt anzutreten, versicherte sich das Christen­ tum der durch das Judentum dargebotenen M ittel, die es befähigten, m it seiner Jenseitseinftellung einen positiven v erb an d , eine civitas dei, im Diesseits aufzu­ bauen - in einem Diesseits, das auch ein Werk Gottes ist. Die Verderbnis, die auch hier in der dualistischen Grundkonzeption angesetzt ist, w ird in den Menschen selbst, in das Schicksal seines W i l l e n s verlegt, die Erlösungsbedürftigkeit dort fest­ gemacht und der D ualism us, derart seines dinglich-kosmologischen Charakters w eit­ gehend entkleidet, der V erantw ortung des Menschen zugeschoben (Erbsünde statt Gottesfall) - oder anders gesagt: der hier figurierende Begriff eines abtrünnigen und widergottlichen ,Kosmos' w ird ganz anthropologisch auf die W elt der Menschen in ihrem M iteinander eingeschränkt. — Ruf all dies können w ir hier nicht eingehen. U nm ittelbar jedenfalls ist der Protest der Kirchenväter gegen die gnostische W elt­ verleumdung trotz des anderen und vielschichtigeren Hintergrundes ganz ähnlich dem von griechisch-heidnischer Seite erhobenen und wurde sicher auch selbst aus ursprünglich antiken M otiven, die die Kirche bei der Komplexität ihrer W erde­ bedingungen in sich einschloß, mitgespeist.

würdiges Werk ist die w e ltl" (adv. Marc. I 13). I n der Tat, eine ganz neue, höchst ehrfurchtslose Haltung zur Welt kommt hier zu drastischem, ja höhnischem Ausdruck: „diese kläglichen (paupertina) Elemente", „dies Gehäuse (cellula) des Schöpfers" (1 14). M it Vorliebe spricht M . von den „pusillitates" des Weltschöpfers,' und von der Güte des eigent­ lichen Gottes, des Erlösergottes, die einzig und allein in der Befreiung des Menschen aus der haft der w eit besteht, heißt es, daß diese bonitas, mit diesem ihrem einzigen opus, „allen Heuschrecken vorzu­ ziehen" sei (I 17); „Heuschrecken" als kleines Geziefer dient zur ver­ ächtlichen Repräsentanz der Schöpfung. So aufrührerisch und verächtlich ist nie vorher über die Welt gesprochen worden und im Grunde auch nicht wieder. I n dieser einzigen Epoche waren solche Worte möglich, hatte sich eine so schreckliche Kluft zwischen Dasein und Welt, eine solche Entzweiung des Lebens mit seinem Raume, seinen Bedingungen, mit sich selbst aufgetan, daß kein anderes Verhältnis herzustellen war, als Angst, haß und Verachtung des Menschen gegen die Welt, worin er lebte, und gegen das an ihm selbst, was ihr zuzurechnen war. 2. .h eim arm e n e'. Diejenige Erscheinung des Kosmos, in der sich vorzüglich sein so aufgefaßter Charakter verkörpert, ist die .heimarmene', d. H. das in seiner Gesetzlichkeit begründete .Schicksal', w ir erfuhren schon, daß es in jener Zeit meist astrologisch gefaßt wurde: Die starre Geschlossenheit des Weltwesens, in das der Mensch hineingestellt ist, wird angeschaut unter dem Bilde eines tyrannischen und feindseligen Regiments der Gestirne. Diese, die in der babylonischen siderischen Religion ebenso wie in der stoischen theologia physica Gegenstand der höchsten Verehrung waren, sind jetzt nichts anderes als die erbarmungslosen Verwalter des unentrinnbaren Bannes der Welt. Die Herabwertung des weltganzen kann nicht deutlicher werden als durch diese Charakterisierung des überall verehrten, ja in seiner strahlenden Erscheinung und geregelten Bewegung das Urbild aller Erhabenheit und Vollkommenheit dar­ stellenden sichtbaren Himmels, wieder suchen wir uns klar zu machen, was dies in der damaligen Welt bedeutete. Die Vergöttlichung des Himmels oder der wichtigsten Gestirne ge­ hört aus den allernatürlichsten, überall gleichen Voraussetzungen zum Bestand aller antiken Religionen (die jüdische ausgenommen). (Quelle des Lichtes und in seinem mächtigsten Gestirn, der Sonne, alles Lebens auf Erden, durch seine Bewegung den Wechsel der Jahreszeiten her-

vorrufend, der den Rhythmus des irdischen Daseins regelt, selber un­ mittelbar majestätisch in seiner Größe, Schönheit und Entrücktheit, war er das natürliche Gbjekt aller höheren, von der Verehrung der chro­ nischen Gewalten sich ablösenden Frömmigkeit und damit vielfältiger Deifikationen. Sonne und Mond behaupten in dieser unmittelbaren Form der Himmelskulte den natürlichen Vorrang, das übrige ,heer des Himmels' und speziell die anderen fünf Planeten treten in wechselnden Gestalten hinzu. Eine Hierarchie der Mächte ist so von Anfang ge­ geben, wobei die sinnfällige Vorherrschaft der Sonne immer weiter steigerungrfähig ist. Unter gewissen Bedingungen (in Spätformen) kann dies zu einem solaren Monotheismus oder Pantheismus führen, wie er vorübergehend schon in der Religion des Echnaton verwirklicht wurde, dann aber zur Zeit des Imperium, mit der wir zu tun haben, in Gestalt der syrischen Sonnenreligion zu weitreichender Machtstellung in der antiken Welt gelangte und zeitweise sogar - hier wie dort das religiöse Gegenbild der politischen herrschaftsform - zu einer Art Staatsreligion des Cäsarentums wurde. Dies ist eine Form, in der sich die (iberische Frömmigkeit der Antike entwickelte. Eine andere bildete die spätbabylonische Religion aus, die ausgesprochenste Gestirnreligion der Antike überhaupt, hier, wo es sich nicht mehr wie in der altbabylonischen um die religiöse Überhöhung eines monokratischen Staatsgebildes mit Gottkönigtum handelte, sondern um Spekulationen einer abgelösten Priesterkaste in einem Gemeinwesen, das seit langem einer eigenen politischen Macht­ spitze beraubt war, kam es zu einer eigentümlichen Nivellierung der ursprünglichen Hierarchie der Himmelsgewalten, jedoch unter Bei­ behaltung ihrer V ielh eit: Sonne und Mond zählen gleichartig in der Reihe der Planeten; die Hauptgötter des alten babylonischen Pantheons, ihres persönlichen Wesens entkleidet und fest abgegrenzten kausalen Funktionen zugeordnet, werden mit den sieben Planeten als den allein verbliebenen Gewalten völlig gleichgesetzt, und im Zusammenhang mit dieser Entpersonalisierung tritt das mathematische und gesetzmäßige Element ihrer Bewegung immer ausschließlicher hervor. Die in Babylon seit alters heimische wissenschaftliche Sternkunde kam diesem Prozeß zu­ gute. Es entstand so das Bild eines Zusammenspiels einer festen Zahl unpersönlicher, abstrakter Mächte, die selber fester Kegel folgen, ein streng rationalisiertes System, dem alles Geschehen ausnahmslos unter­ stellt war. D. H.: die Religion wurde zur Astrologie. Seit dem Diadochenzeitalter dringt diese babylonische Sternen«

religion mächtig nach Vesten vor; im Zusammenhang damit gewinnen im ganzen Bereich des Hellenismus, besonders in Ägypten, astrologische vorstellungsweise und astrologische Praxis immer größeren Einfluß und bilden die Voraussetzung (nicht den eigentlichen Inhalt) der gnostischen heimarmene-vorstellung. Der Vorgang ist von großer Allgemein« bedeutung. Zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit wird die Welt in jedem Augenblicke als zwangsläufiges Resultat einer Mehrzahl kosmischer Kräfte betrachtet, die ganz unteleologisch, einfach auf Grund ihrer gegebenen (Qualität') und Bewegungsgesetzlichkeit, aufeinander« wirken und das weltganze ebenso wie die kleinsten Geschehnisse in ihm mit gleichförmiger Kausalität beherrschen, von der ursprünglichen An­ schauungsgrundlage der siderischen Naturreligion und selbst noch der Solartheologie hatte sich hier denkende Abstraktion weit entfernt. An Stelle der natürlich erfahrenen Wirksamkeit der Himmelsmächte, die mit ihrer konkreten Erscheinung unmittelbar verknüpft ist und immer der Sonne eine triumphale, positiv göttliche Stellung sichert, tritt ihre Schicksalsbedeutung gemäß einem rationalen System, in welchem sie überhaupt nicht mehr mit ihrer anschaulichen Gegebenheit, sondern nur noch als Signa für die von ihnen ausgeübte allgemeine Gesetzlichkeit fungieren. Jetzt bestimmt sich der Charakter der Sonne nicht mehr wie in der Naturreligion ganz konkret danach, daß sie Licht, Wärme, Leben, Wachstum, auch Glut und Tod spendet, daß sie sieghaft der Nacht ent­ steigt, den Winter vertreibt, die Natur erneuert — sondern nach ihrer Rolle in einem konstruierten veterminationssystem gleichgeordneter Kräfte, dem sie angehört; d. H. sie ist nicht mehr die Sonne der sinnlichen An­ schauung, sondern ein astrologisches Symbol, das mehr durch Zahlen, durch „konstellative" Beziehungen, als durch eigenen phänomenalen Ge­ halt darstellbar ist. Damit fällt die mächtigste Kraft fort, die aus der sinnlichen Unmittelbarkeit gegebenenfalls einer pejorativen Umwertung des astralen Pantheons entgegengestanden hätte; alle sinnlichen Verein’) Immerhin blieb diese Q ualität eine wesentlich mythische, nicht physikalische, d. H. bei aller Konstanz und Berechenbarkeit der Wirkung ein Moment personaler Beseelung. Aber die Zuteilung der halb naturalen, halb charakterologischen Eigen­ schaften w ar so fest und nach ihren w irkungrm öglichkeiten so eindeutig vor­ bestimmt, datz alles willkürliche und Unberechenbare, das den vollpersönlichen Schicksalsmächten der früheren mythischen Religion eignete und ihre Mantik durch Zeichen, Träume, Vogelflug usw. zu einer Sache der Gelegenheiten machte, aus­ geschaltet war. Selbst ein Affekt, wie die iracundia der M ars, bezeichnete nur mehr eine stetige Cinflutzkrast und hatte nichts von augenblicklicher, überraschender Auf­ wallung zurückbehalten.

zelungen waren in ein Totalsqstem ausgelöst, das in seiner Ganzheit letztlich nichts anderes als die Repräsentanz der Weltgesetzlichkeit, ge­ nannt heimarmene war. 3n dieser Rolle lieferte es aber einer neuen Welteinstellung, wie es der Gnostizismus war, ein fertiges Symbol des Kosmos im Ganzen, an dem sie ihre U m w ertu n g durch radikale Vor­ zeichenänderung vomehmen konnte. Ebenso bereitete das fatalistische Bewusstsein, einer starren Notwendigkeit des Weltwaltens unterworfen zu sein, die Passivität, zu der es den Menschen zu verurteilen schien oder deren Ausdruck es schon war, den gnostischen Umschwung in der Gesamthaltung zur Welt wirksam vor - ist aber keineswegs selbst schon dieser Umschwung. (Es bedurfte erst eines neuen aktiven Prinzips der Leinsauslegung, das jene durch die astrologische Neutralisierung ge­ wissermaßen wertmäßig freigesetzte Astralsymbolik, wie überhaupt die von ihm vorgefundene Weltsymbolik ergreifen und seinen Zwecken dienst­ bar machen konnte. Dies geschah von einer grundsätzlichen Überbietung des kosmischen Gesamtsystems her. Schließlich ist noch eine dritte Endform (iberischer Frömmigkeit zu erwähnen: die Wertung der Gestirne in der griechischen Philosophie, d. H. für unsere Zeit: in der stoischen theologia naturalis. hier ist es nicht ihre unmittelbare Lebensbedeutung wie in der Naturreligion, noch ihre systemgemäße Schicksalsbedeutung wie in der Astrologie, sondern die ihnen für sie selbst eignende Klarheit ihres Daseins, die Voll­ kommenheit ihrer Bewegung, die Ungehemmtheit (also Freiheit), mit der sie hierbei ihrem eigenen Gesetze folgen, die Unwandelbarkeit ihrer Bahnen — und die ihnen durch all dies verbürgte Ewigkeit ihres Lebens, was ihnen die Verehrung zuwandte. Darum sind sie im Sinne der griechischen Philosophie .göttlich1, was hier nichts anderes als ein sachlich­ ontologisches Prädikat ist, das einem Seienden auf Grund bestimmter Seinsqualitäten zukommt (unter denen die der Konstanz des Seins, der Unvergänglichkeit, einen wichtigen Platz einnimmt). Göttlich sind die Sterne also nicht erst durch ihre Wirkungen, sondern schon durch den Rang, den sie nach ihren immanenten Eigenschaften im Stufenbau des Seins einnehmen; durch ihre Vorbildlichkeit gemäß den selben Kriterien, die für die Bewertung des Seins überhaupt gelten - d. H. aber inhalt­ lich gesehen: durch eben die Eigenschaften der (Ordnung, Regelmäßig­ keit, Zusammenstimmung und Beständigkeit, die das K osm os-Sein der W elt a ls solcher ausmachen und die sie am unverkürztesten und in jedem Augenblicke ganz darstellen. Sie sind so gegenüber aller Ein­ schränkung und Trübung in den irdischen Abläufen die reinste 3n«

farnation des Kosmos selber, die unmittelbare Anschaulichkeit seiner Göttlichkeit, deren Anblick die Gewähr für seine behauptete, hier unten oft verdunkelte Göttlichkeit im Ganzen bietet. Zugleich aber sind sie über diese ideelle Bedeutung hinaus die reale G arantie für den Be­ stand und die Dauer des Kosmos, die Garantie für den ewigen Fort­ gang seiner Bewegung - und also die mächtigste Versicherung, welche die griechische W eltbejahung sich zu verschaffen wußte. - Auch hier sind es vor allem die sieben Planeten (bzw. die sieben Sphären, in denen sie befestigt gedacht wurden), die mit ihrer aufeinander abgestimmten Be­ wegung dies System der Inganghaltung und Regulierung des Kosmos ausmachen. Sie bewegen sich nach Vernunft oder, w as dasselbe ist, nach Gesetz, und ihre mathematische Erfassung, ihre Darstellung in Zahlenverhältnissen, ist auch hier der eigentliche Zugang zu ihrem wesen. Die pythagoreer fanden bekanntlich in ihnen die Proportionen der musikalischen Harmonie wieder und nannten dies Sphärensystem selber eine äppovia, die Zusammenstimmung einer Vielheit zu einer befriedigten Einheit. D am it schufen sie das großartigste Symbol grie­ chischer Kosmosverklärung: .Harmonie' ist der versöhnte Ausdruck für dasselbe, w as in der Astrologie, weniger eindeutig optimistisch, als .heim arm ene' erscheint (von der praktischen Bedeutung noch abgesehen): das System der gesetzmäßigen kosmischen Bewegung in ihrer astralen Repräsentation. So konnte schließlich die Stoa auch die von der Astro­ logie ihr zugetragene Schicksalsbedeutung der Sterne in den Harmoniebegriff mit einbeziehen: die heimarmene ist für sie praktischer Aspekt der Harmonie. Und da, ebenfalls nach der Stoa, die Gestirnbewegung eine Wirklichkeit des Logos ist, dieser aber im Weltgeschehen als irpövoia, als Vorsehung w altet, so ist in diesem gcknz und gar monistischen System die h e i m a rm e n e selber schon p r o n o ia - Schicksal und Vorsehung sind identisch. Die innerliche Aneignung und Bejahung des also vernünftig gewor­ denen Schicksals kennzeichnet die Haltung des weifen, die ihm auch das W idrige seines Einzelschicksals noch als sinnvoll im großen Zusammen­ hang, weil notwendig für das Bestehen des Ganzen, erscheinen läßt. Dies Bestehen des Ganzen aber als eines Ganzen ist der letzte nicht mehr in Frage zu stellende Selbstzweck in dem teleologischen Entw urf: um des Kosmos willen sind seine Teile da, wie die Glieder um des ganzen D rganism us willen; um seinetwillen leidet auch der Mensch als «in Glied dieses höheren £üov. vom Fatalism us der Astrologie unter­ scheidet sich diese Unterwerfung unter das Schicksal durch den Glauben

an feine Vernünftigkeit und durch den größeren Raum, den sie der inneren Aktivität des Menschen ihm gegenüber läßt. Seit der Zeit des poseidonios und offenbar unter orientalischen Einflüssen nimmt die intellektuelle Erhebung zur Gestirnregion als dem reinsten Ausdruck des Weltwesens enthusiastischere Formen an und ge­ winnt vielfach den Charakter einer mystischen Flucht aus der Misere der irdischen Verhältnisse' ein astraler Mystizismus entsteht innerhalb der Stoa, jedoch ohne die Schranken des kosmischen Monismus irgendwie zu sprengen. über diesen ganzen vorstellungskreis (iberischer Frömmigkeit nun Sonnenreligion, Astrologie, philosophische Sternenverehrung und Astral­ mystik - kommt der gnostische Dualismus als ein neues Prinzip der Sinngebung, entnimmt ihm die (Elemente, die er sich nutzbar machen kann, und unterwirft sie einer radikalen Umwertung und Neubeziehung, hierbei lagen besonders die Formen, die durch die bezeichnete (Entsinnlichung und Entqualifizierung hindurchgegangen waren, seinem Zu­ griff offen und eigneten sich für die Überführung in einen anderen Wertzusammenhang: AIs Symbol für die kosmische Gesetzlichkeit und nichts sonst w ar der ganze astrale Gbjektbereich so weit formalisiert, daß er, in eben dieser Rolle in Anspruch genommen, mit ganz ver­ schiedenartigem In h alt sich erfüllen ließ. Dieser aber mußte letztlich eine Funktion dessen sein, als was die W elt dabei gesehen wurde, deren gesteigerte Repräsentanz jenes Gestirnwesen ja sein sollte. So übernahm jetzt der gnostische Dualismus die Planeten in der vorgefundenen Rolle der Beherrschung und Regulierung des Weltlaufs mitsamt dem dazu­ gehörigen Charakter der strengen Gesetzlichkeit und Geschlossenheit, der womöglich noch gesteigert wurde. Aber während sie in dieser Rolle und um ihretwillen in den monistischen Systemen die höchste Vergöttlichung erfuhren und alle Religion auf sich zogen, werden sie in den gnostischen um ebenderselben willen (die ihnen unverkürzt belassen wird) zum extremsten Ausdruck alles Gegengöttlichen, das die Welt als solche hier darstellt, von jener zu dieser Vorstellung führt bei aller stoff­ lichen Abhängigkeit keine „Entwicklung", sondern nur ein radikaler Bruch. 3n der stoischen theologia naturalis reinster Ausdruck des Kosmos-Seins der Welt, harmonisch, vernünftig, göttlich; in der baby­ lonischen Astrologie auch bei der Ambivalenz von Schicksalsfurcht und Verehrung unbestritten die Götter schlechthin - veranlaßt jetzt gerade ihre positivste Funktion: die Unterhaltung der unverbrüchlichen (vrd6121

I o n a r , Gnosis.

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nung und Regel dieser Welt, dort der Erweis ihrer Göttlichkeit, die schroffste Auflehnung eines atosmifchen Freiheitsbewußtseins der Menschen, das sie insgesamt in das gegnerische, negative Lager versetzt. D as E r­ lebnis dieser „(Dränung“ ist, gleichviel aus welchen Gründen, statt eines ehrfürchtigen oder erbaulichen ein panisches und schreckhaftes geworden. Die allumfassende Notwendigkeit des W eltregiments wird zum Makel für die Mächte, die es ausüben. Indem so die Umwertung an den Grundlagen des antiken Weltbegriffes, den Charakteren der (Dränung und Zusammenstimmung, des (maritim usw. ansetzte, ohne deren T a t­ sächlichkeit in Abrede zu stellen, konnte der D ualism us den gesamten .Kosmos* m it all seiner inneren Stufung von Niederem und höherem ideell „einklammern" und geschlossen auf die eine Seite der neu ge­ setzten D ualität verweisen. (Es ist kein Dualism us verschiedener Kräfte oder Seinsstufen innerhalb der W elt (etwa Form und M aterie oder sublunare Zone und Gestirnregion). Der ganze Stufenbau des Kosmos, wie ihn die monistischen Systeme ausgearbeitet hatten, mit der Staffe­ lung der sieben Sphären der Planeten über der irdischen W elt und der (achten) Fixsternsphäre als äutzerster und geläutertlter Umschließung, wurde unverändert beibehalten - aber als Ganzes überboten und durch diese Überbietung von der Stelle der Totalität des Seins schlechthin, in der notwendig auch das Göttliche seinen Platz hatte, an das eine Ende eines Gegensatzes verwiesen, dessen anderes der außerweltliche und gegenweltliche Gott in seinem Lichtreiche ist; der Gestirnregion verblieb der ganze M achtapparat, mit dem eine siderische Frömmigkeit sie au s­ gestattet hatte, - aber das Göttliche wurde radikal von ihr, d. H. von d ieser M a c h ta u s ü b u n g a ls solcher, abgetrennt und räumlich wie wesensmäßig jenseits ihres Bereiches verlegt. (Es beginnt da, wo das astrale, d. H. kosmische Machtsystem endet, der Weg zu jenem heißt Brechung des Bannkreises, den dieses um alles Geschaffene legt, der Kosmos wird zum Gefängnis, seine .O rdnung', ausgeübt von den Sternen, bedeutet Absperrung von Gott — und so sind sie eben da­ durch, daß sie ein Reich eigener geschlossener Gesetzlichkeit außerhalb Gottes begründen, das Widergöttliche schlechthin. Jetzt dient also die imponierende Durchfonstruierung der W elt, reifste Leistung antiker Kosmosreligion, nur zur Veranschaulichung da­ für, wie sehr der Mensch verhaftet ist und w oraus er erlöst werden muß. Phantasie und Sym pathie sind aufzurufen, um hier nicht im Gedachten stehen zu bleiben, sondern im Gefühlten die Anschauung sich sättigen zu lassen. M it welchen Empfindungen müssen dam als Menschen

gestirnten Himmel aufgeblickt haben! w ie base muß ihnen fein Funkeln erschienen sein, wie falsch sein Glanz, wie beängstigend seine w eite und die starre Unwandelbarkeit seiner Bahnen, wie grausam seine Stummheit! Musik der Sphären w ard nicht mehr gehört und das Wohlgefallen an der vollkommenen Kugelform wich lähmendem E nt­ setzen über soviel Vollkommenheit des gegen den Menschen gerichteten Systems der Unterjochung. D er Ausblick zu den höhen des Kosmos, ohne das ehrfürchtige Staunen frühmenschlicher Frömmigkeit, w ar ver­ zweifeltes Anrennen an das Gewölbe, das undurchlässig von der jen­ seitigen Heimat schied. (Ein stählern gewordener Himmel ließ Angst, Auflehnung, Sehnsucht, Beschwörung und Verachtung fühllos von sich abprallen. Buchstäblich sprach m an von der „Eisenmauer" des F irm a­ ments. — M it der unveränderten Beibehaltung der Formalstruktur dieser W elt hat es daher eine eigene Bew andtnis: die Vorstellungsgebilde, die bisher die vollkommene Form des Kosmos, also seine Gestaltbegrenzung im positivsten Sinne darstellten, - die Sphären - gewinnen hier in aller Selbigteit unvermittelt den Lharakter von etwas M auerhaftem , von starren umschließenden Kapseln, in denen ein fremdes Dasein sich ängstet. Die „Grenze" wird als Abtrennung, als Einsperrung empfunden, die Formartikulation als Fessel, der Sphärenbau, die umfassendste Form der W elt, als oberstes Zwingsqstem. So ist bei form aler Id en tität die Vision der W elt von Grund aus anders geworden, sie ist ein abge­ trenntes Ding im Raume der Wirklichkeit, das von außen (von der göttlichen Region her) anzusehen, nach innen aber „höhle" ist*).

ZUM

T) S p e n g l e r Hai äußerst eindrucksvoll den Unterschied im R a um «(Erlebnis der flntife und der Gnosis herausgestellt, indem er für ersteres den „euklidischen Raum" mit dem Symbol der vereinzelten, außenseitig unsichtigen Körperform (Säule, Statue), für letzteres das „hohlenhaste" (W eltraum als W elthöhle) mit dem Symbol des umgreifenden, innenseitig ansichtigen Zentralkuppelbaus beanspruchte. Unsrer­ seits haben mir in dem Abschnitt „Welten und Äonen" des vorigen Kapitels (S. 98 ff.) durch Hervorhebung der eigentümlichen D ä m o n i f t e r u n g des gnostischen R aum ­ begriffes einen Beitrag zum selben Problem zu geben versucht. Beides kommt überein und läßt sich unter Berücksichtigung des oben Dargelegten folgendermaßen zusammenfassen: w ä h ren d der griechische Raum seine Wirklichkeit wesentlich in den Körpern hat. selber also nur „Möglichkeit" (bloße Dimension) für Körper und n u r als ihre Grenze und Beweglichkeit wirklich ist, ist der gnostische Raum an sich selber eine Wirklichkeit, nämlich kräftegeladener, im Sinne der Umschließungsfunktion wirkungsmächtiger hohlraum , an dessen von innen her gesehene Grenzen der ein­ gesperrte, nach außen gerichtete Blick anrennt. Diesem Gegensatz entsprechen w eitere in den räumlichen Grundbegriffen: .Grenze (irtpas) ist griechisch verstanden die innerlich zusammenhaltende, dem begrenzten Dinge von ihm her zukommende und

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W andel der Formbegriffe.

Der Begriff des Jenseits erhält hierdurch einen ganz präzisen und anschaulichen Sinn: (Er besagt: jenseits der Zixsternsphäre, welche die allererst sein viessein und Linssein gewährleistende F o r m , seine positive Leinsermöglichung: durch Grenze ist ein E tw as erst, w as es ist; durch sie „ist" also überhaupt erst e tw a s; dagegen ist ,äncipov* das Negative, Nichtseiende, nämlich noch nicht durch Grenze, d. H. durch Form , zum Lein Gelangte. (M an vgl. die pytha­ goreische Lyzygienreihe: n tp a s steht in der Reihe des Lvaäöv und 6v, tihretpov in der des k c k ö v und p#| Sv.) Durch Grenze ferner ist Leiendes ,(Eines* (Ev); Lines aber als in sich M annigfaltiges ist immer ein ,Ganzes* (ÖAov); vom ,Ganzen* aber jagt ein griechischer Fundamentalsatz, daß es „früher" sei als seine Teile, d. H. daß diese, wie sie um s e in e tw ille n sind, auch erst durch es ihr eigentliches Lein haben. V as gilt dann auch im Allergrößten von der Lphärenstruktur des Kosmos: sie ist oberste Grenze, also oberste Form , also oberstes Ganzes, also oberstes Lein aller seiner Teile, die, in ihm zum totalen Lein zusammengeschlossen, um seinetwillen sind und durch ihn letztlich ihr Lein haben. Kosmos ist also durch seine Form , durch seine Grenzhaftigkeit, durch seine ver-einende Ganzheit letzte Lntelechie für alle seine Glieder, die so dem M andel unterw orfen sind, daß er immer derselbe bleibt. (3n der Stoa z. B. ist er in Anwendung des (Organismusbegriffes mit Bezug auf seine Teile das umfassendste, vollkommenste ,&öov‘.) Überall entgegengesetzt im Gnostizismus - zunächst wenn w ir die betreffenden räumlichen Begriffe auf den Kosmos beziehen. 3 . B. „Grenze", nämlich die Lphärenstruktur als kosmische Grenze: nicht innerlich gegen außen hin vereinend, sondern äußerlich nach innen zusammenzwingend, für das Begrenzte nicht Leinsermöglichung, sondern Leinshinderung, Einengung, Ver-Lndlichung - „Grenze" also jetzt nach ihrer nega­ tiven Leite verstanden, w ährend „äiretpov", zu vollster positivität umschlagend, als „Un-Lndlichkeit" im Sinne absoluter Lntschränkung, jetzt vorzügliches G ottes­ prädikat wird (w as im griechischen Verständnis sowohl von „Grenze" als von „G ott" unmöglich wäre). „Ganzes" - nämlich Kosmos als ein G anzes: nicht „früher als seine Teile", nicht ihre höchste Ver-Cinung und Lntelechie, sondern, insofern diese „Teile" die Menschen sind, für sie ein Fremdes und 3u-fälliges, „später" als sie, die n u r losgelöst für sich sind, w as sie ursprünglich w aren. Daher auch das „Lins", das hier sowohl als Gottesprädikat wie als spirituelles 3iel der Lelbstvollendung eine Rolle spielt, nicht das durch Grenze und als Ganzes be­ stimmte Lins der M annigfaltigkeit ist, sondern das mannigfaltigkeitslose, d. H. weltlose (Eins des absoluten punktuellen In n en oder der absoluten Transzendenz, hierm it ist auch der Übergang von der kosmologischen zur introspektiven An­ wendung dieser gnostischen Umwertung der elementaren Ltrukturbegriffe gegeben. Diese innerliche Anwendung läßt sich wieder für jeden der behandelten Begriffe durchführen (der 3usammenhang beider, der weltgegenständlichen und der intro­ spektiven, ist in der existenzialen W urzel der ganzen Umwertung begründet, also keine nachträgliche Ü bertragung; aber im geschichtlichen 3utagetreten ist letztere die spätere, und für unsere Betrachtung ist, wie in der Einleitung ausgeführt, der 3usammenhang nicht schon gegeben, sondern tatsächlich das Problem unserer syn­ thetischen Bemühung). So gibt es neben dem kosmologischen auch einen anthropo­ logischen Begriff von „Grenze" und „Form ", der, jenem analog, jetzt gleichfalls gnostische Deutung erfährt, die w ir hier noch nicht auszuführen brauchen; das er-

Der Begriff des „Jenseits".

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W elt abschließt. (Es ist zu beachten, daß nur von ihm aus die neue (Qualifizierung der Gestirnsphäre und des Kosmos überhaupt erfolgen konnte; der bloß innerweltliche Pessimismus, der ja auch in den moni­ stischen Systemen Platz gefunden hatte (im Grunde das ganze so dies­ seitige Griechentum tief durchzittert) *), konnte den kosmischen Mächten nicht jene religiös spezifische, nämlich negativ-religiöse (Qualität ver­ leihen, die sie nun als Gegenmacht gegen Gott erhielten. Durch die Beziehung auf die neue T ra n sz e n d e n z , der gegenüber sie mit ihrem ganzen immanenten Werk als das Andere, Trennende, Fremde figu­ rieren, wurde ihr Wesen neubestimmt. Sie sind jetzt eben dasjenige, w as, durchaus tendenzhaft, seinen eigensten Zweck in der Fernhaltung des ihm Unterstellten von Gott findet; w as daher beim Aufstieg der Seelen zu Gott positiv, Macht durch stärkere Macht, besiegt werden muß. Dies aber ist selbst als Vorstellung erst möglich geworden da­ durch, daß der Kosmos nicht mehr das All ist, sondern ein partikulares im Sein, begrenzt durch das Größere, w as jenseits seiner besteht. Der also limitierte Kosmos, wie er durch die P olarität des dualistischen Verhältnisses erst seinen einseitig feindlichen („pessimistisch" gesehenen) Charakter erhält, ist durch eben dies limitierende V erhältnis auch zu etw as geworden, w o ra u s es eine (E rlösung gibt2). Die „verneiftrebte Ziel ist bann die Aushebung aller weltlichen und ,psychischen4 „Zorm", b. H. aller positiven, bifferenten Subjektbestimmtheit, bie nur noch als negative, weltlich aufgezwungene Einschränkung eines ursprünglich Q u a litä tslo fen , Absoluten an ­ gesehen wirb, zugunsten bes gnostifchen „£v", welches ein fineipov unb äpop^ov unb kein zufamtnengreifenbes, vielhaltiges Ganzes ist. Diese subjektiv geroanbte Seite ber ontologischen Umwertungen ber Gnosis werben w ir im verlaufe bes gesamten II. Teiles barzustellen haben. ') Der tiefe Pessimismus bes griechischen Geistes, ber seiner Diesseitigkeit erst ben heroischen Zug gibt, entspringt gerabe ber U n b e b i n g t h e i t , mit ber bie W elt in ihrer ganzen Erbarmungslosigkeit als e n b g ü l t i g e s Schicksal hingenommen wirb. Es ist also ebenso falsch, n u r vom griechischen Optimismus wie vom gnostischen Pessimismus zu reben.. 2) Alles Gute w ar ihm entzogen worben unb nach a u ß e r h a l b verlegt, aber aus einem berartigen Kosmos konnte man im wörtlichen Sinne h e r a u s k o m m e n , eben weil es hinsichtlich seiner ein „braußen" gab; vom Kosmos ber Antike ließ sich begleichen nicht sagen unb hätte für ihn auch keinen Sinn gehabt. Die Sphärengrenze also bes gnostifchen Kosmos, wie sie gewaltsam in bie W elt zwingt unb, ben harmonischen gegen einen tyrannischen Charakter eintauschen^ viel kom­ pakter „Grenze", nämlich Einzwängung geworben ist, enthält bannt boch zugleich eine ungeheure Verheißung, welche wieber bet harmonischen Sphärenorbnung fremb (unb unnötig) w ar, insofern solche „Grenze" bie Gewähr bafür ist, baß etw as hinter ihr liegt; unb schließlich läßt eine Grenze, bie bloß äußerliche ist,

nitng" der W elt besagt also einen intentionalen u n d einen möglichen realen Vorgang, der jenem genugtut, sodaß „pessimistischer" und „opti­ mistischer" Zuwachs der neuen weltsicht sich genau die w ag e halten. V as heißt: sie ist überhaupt nicht durch das M oment des Pessimismus in ihrem Wesen zu treffen; die „Einklammerung" und Überbietung ist vielmehr das Entscheidende bei dieser Vepravation des Kosmos: ohne sie nur ein pessimistischer Wertungsumschlag, ist sie mit ihr eine onto­ logische Neuorientierung, d. H. gegenüber allem pessimistischen F a ta ­ lism us ein revolutionärer Akt. Eine eschatologische Weltanschauung entsteht, eine h e ilsle h re . M an kann bei diesem Prozeß von einer Entgöttlichung der Gestirn­ sphäre als der Vertretung des Kosmos sprechen. Richtiger aber ist es zu sagen, daß die Sterne bleiben, w as sie in den monistischen Systemen w aren: die Götter der W elt; a ls diese sind sie in die Einklammerung mit einbezogen, und weil sie das höchste und Bezeichnendste des Kosmos sind, erfahren sie die Umwertung in gesteigertster Form : als Götter der w e it werden sie zu W idergöttern des eigentlichen G ottes'). Sie sind also die mythisch stellvertretenden Objekte der ganzen Umwertung. Achtet man nun auf den eigentümlich wilden und schrecklichen Charakter, den sie in dieser neuen Rolle, als hinderet des Heils, annehmen (wir erinnern an die mandäischen Beispiele von der dämonischen Verschwö­ rung der Planeten wider Adam und den .fremden M ann'), so fällt auf, wie hier von der Abstraktion und R ationalität der astrologischen Ausgangsstufe vieles wieder preisgegeben und ein sichtlicher Rückschlag ins Mythische erfolgt ist. Eine neue versinnlichung hat stattgefunden, aber nicht durch Rückkehr zur ursprünglichen Naturanfchauung der Ge­ stirne (es ist im Gegenteil immer im Auge zu halten, daß auch die Sonne unterschiedslos den .Sieben' angehört, ihrer anschaulichen Singusich überschreiten - wie, lehrt die Gnosis als praktische heilslehre. [Charakteristisch ist die Rolle des ,6po$‘ bei den D alentinianern (ptolem äus), die natürlich bei der Kompliziertheit des System; hier nicht mit einem W ort zu kennzeichnen ist; jeden­ falls aber bedeutet er Grenze „zwischen" etw as, nämlich zwischen oberer und unterer Welt, ist also ein eigenes zwischen den Geschiedenen, nicht immanente Form de; sich Scheidenden selbst.] ') Ganz unbefangen spricht selbst ein so buchchristlicher Gnostiker wie M arcion von den „in der N atur befindlichen G öttern" (s. u. S. 174,1), denen der transzendente G ott entgegengestellt wird. 3n einem mandäischen Text lasen w ir von der „G ötterHerrschaft der W elt", die mit ihr selbst vergeht (S. 131 Anm., § 154). An die fipxovTce, KoopoKpäTopcs usw. de; NC.s brauchen w ir nur zu erinnern, ü b e r d a; Astrologische hinaus ist prinzipiell der ganze antike P andäm onism u; in der gnostiIchen Einklammerung mit übernommen.

la ritä t also w eiterhin verlustig bleibt), sondern durch Erschließung neuer (Quellen einer mythischen Phantasie, die fern aller Naturbezogenheit von inneren Visionen der D aseinsangst gespeist w ird. Angst oder V er­ achtung, die beiden Extreme des neuen lveltverhältnisses, die w ir kennen lernten, in jedem Falle aber abgrundtiefer Haß beherrschen auch die Auffassung der Planeten und zeichnen ihr Antlitz m it ihren be­ fremdlichen Zügen. So gewinnen sie eine neue Konkretheit, entfernen sich aber dabei noch w eiter von ihrer tatsächlichen (Begebenheit als selbst in der Abstraktion der antiken Spätform en. Sie können also diese neue Dichtigkeit nur einer neuen Uranschauung verdanken, d. H. einer neuen und selbständigen Im ag in atio n , die sich ihre Symbole aus den a b ­ strakten, daher ü b ertrag bar gewordenen Vorstellungsrequisiten der T radition willkürlich schafft. Allein schon dieser Rückgang zum M ythos kann zeigen, daß hier ein völlig neuer Anbruch geschieht, im R aum e, aber nicht aus der Ursache vorhandener Vorstellungen. - Anderer­ seits zeigt die gnostische Heimarmene-Lehre die Tendenz, die vorge­ gebene Vielheit ihrer (Elemente, der planetarischen G ottheiten, zu einem sie beherrschenden oder g ar ersetzenden P rinzip zu verdichten, ver­ körpert in der Person des ,D e m iu rg e n ‘, des Schöpfers und Gottes .dieser W elt'. Ih m fällt dann letztlich die Repräsentanz des abgöttischen W eltwesens zu, auch ohne alle astralen Züge (seine F ig u r entstammt einem anderen vorstellungskreis: der platonischen und jüdischen Schöpfungslehre). Diese personale Zusammenziehung oder die hierarchi­ sche K om binierung der verschiedenen Vorstellungen oder das Hinüberspielen aus der einen (der astrologischen) in die andere beweist wiederum, daß es hier w eniger auf eigentlich astrale Anschauung wie in den antiken naturfrom m en Religionen abgesehen ist, als darauf, gegenüber der jenseitigen G ottheit eine anschauliche Repräsentation des gottfremden oder gegengöttlichen Wesens der W elt zu gewinnen, ©b dies das A stral­ system oder der D em iurg allein oder eine Hierarchie beider ist, ist für den gnostischen Zweck letztlich gleichgültig. Wichtig ist nu r: W o über­ haupt das Astralsystem eine hohe weltliche Bedeutung in der Allgemein­ vorstellung des betreffenden sebenstreifes hat, benutzt der jeweilige Gnostizismus diese für die Zwecke seiner dualistischen Seinsdarstellung, und so ist die umgewertete Rolle der Hcimarmene eben als U m w ertung symptomatisch für Richtung, K raft und Neuheit des gnostischen Prinzips, das w ir als eine neue D aseinshaltung verstehen'). ') 3 n bet (Einleitung jinb w ir schon ausführlich auf b a r V erh ältn is von gnoftifcher unb gemein-fynkretistischer H eim arm ene-Lehre, insoweit sie babylonischer

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Antiker w iderstand (plotin).

Wieder ist plotin Zeuge für den w iderstand, den ebenso wie die Schlechtmachung des Kosmos überhaupt auch die der Gestirnwelt von griechischer Seite erfahren mußte, wieder treffen w ir aus den gleichen Ton religiöser Entrüstung über die Verunglimpfung des heiligen: „Wenn schon die Menschen etwas höheres sind als die übrigen Lebe­ wesen, um wie vieles mehr noch die Himmelskörper, die nicht zur Tyrannei im RU sind, sondern um ihm Ordnung und Regel (icöqiov K ai T d f rv ) zu verleihen" r). (Es ist zu beachten, daß dieser Berufung Herkunft ist, eingegangen (S. 25ff.). Ruf „Quellen" dieser R rt stoßen mir bei dem ganzen vorstellungskomplex immer w ieder; so auch, wie oben angedeutet, bei der Gestalt des ,Demturgen‘. Rber als der ,frcös rov K öopou tovtou' des dualistischen Systems ist er doch weit mehr eine eigentümliche Schöpfung der Gnosis, als es die (Entlehnung des Namens „Demmrg" aus dem Tim äus oberflächlich erscheinen laßt, w o seine Funktion des welt-Schopfertums auf die Gesamtheit d e r ,Sieben* verteilt ist (— äpxovT cs K ooponoiol, mundi fabricatores angeli), verleiht dies den letzteren einen originell gnostischen Zug, der ihnen innerhalb der genuinen Rstralspekulation nimmermehr zukam, wenigstens ist nicht bekannt, daß irgendwo in den Gestirn» religionen oder der Astrologie die Planeten die W elt, von der sie doch ein wenn auch hervorragender Teil sind, erst geschaffen h ätten; dies enthielte ja auch den widerspruchsvollen Gedanken, daß sie, die selber nichts anderes als der M akro­ kosmos sind, schon vor demselben gewesen sein müßten. Nun gar der Gedanke, daß sie durch einen Abfall von G ott oder eine widergottliche Verschwörung zu Schöpfern der W elt w urden! I n dieser Rolle sind die ,Sieben' ersichtlich überhaupt nicht die P laneten selbst, sondern die in ihnen manifestierten Geister eines ab­ göttischen und welt-wollenden Prinzips, die als solche der W elt schon vorangehen und sie samt den Sphären erst schaffen konnten, w o nun der,D em iurg‘ eine ge­ sonderte Persönlichkeit ist, der auch die ,Sieben' erst hervorbrachte und durch sie die W elt regiert, hebt er im Grunde ebenfalls das reine Gestirngöttertum auf, insofern dieses den Begriff seiner eigenen Selbständigkeit und Ewigkeit einschließt. Unter diesem Herrn zu ausführenden O rganen eines übergreifenden neuen P rinzips geworden, werden sie durch dasselbe schließlich sogar überflüssig. Denn der ,Demiurg‘ kann, wie gesagt, die Repräsentanz des abgöttischen Kosmos allein über­ nehmen, wie er ja auch unabhängig von ihnen konzipiert ist, und ohne daß sich am gnostischen Grundsinn etw as änderte, sehen w ir in manchen Systemen die Astral­ symbolik ganz in W egfall kommen (z. B. bei M arcion, der dem jenseitigen G ott einfach den Gott dieser Welt gegenüberstellt, dessen ,v ö |io s ‘ der sonst mythisch selb­ ständigen, astrologischen elpappivq entspricht). Daß sich dann speziell der jüdische Eingott dazu eignete, der gnostischen Verzerrung als Modell zu dienen, tu t wieder der O riginalität der gnostischen Konzeption keinen E intrag. ') II 9, 13; die ganze Stelle, die uns später noch beschäftigen wird, lautet im Zusammenhang: „Sie (die Gnostiker) sollen aufhören, Tragödien von den schreck­ lichen Dingen zu erzählen, die angeblich in den Sphären des Kosmos geschehen (bezieht sich auf die gnostische Lehre vom Seelenabstieg und -aufstieg). Diese stiften ihnen doch alles huldreiche, w a s haben sie denn Schreckliches an sich, daß

eine Schlüssigkeit nur von ganz bestimmten, undiskutierten V oraus­ setzungen her zukommt; es sind die gemeingriechischen: die grundsätz­ liche Homogenität (auweveia) des unter allen Umständen kosm ischen Seins, durch die es eine einheitliche Vergleichbarkeit hat; und der ver­ schiedene G rad kosmischer Gemäßheit und Bedeutung als lvertm aßstab dieser Vergleichung. Dabei müssen denn in der T at die Sterne weit vor den Menschen zu stehen kommen, die bestenfalls einmal in den irdischen Verhältnissen verwirklichen mögen, w as jene in den makrokosmischen und so aus sie mitbezogen immer schon leisten: „KÖapov Kai rdfov". Die Unbefangenheit, mit der zwischen so verschiedenen Verhältnissen die Analogie gezogen wird, und die (uns höchst zweifelhafte, allerdings auch dam als schon nicht mehr fraglose) Beweiskraft, die sie für eine ganze Epoche des Geistes tatsächlich hatte, ist das charakteristisch Antike, vorchristliche. - Noch bemerkenswerter tritt dies echt griechische lvertverhältnis zwischen dem Menschen und den übergeordneten Größen des Kosmos in folgendem Ausspruch desselben Buches (II 9,18) zutage: „Selbst die fdjledjteften fltenfdfen Rattert sie der Bnrede ,Bruder1 für mert, aber die Sonne, die Sterne des Rimmels und selbst die Seele des Kosmos oerfdjmäfyen sie rasenden Jslundes Bruder ju nennen. $reilidf, als S) (Div. inst. III 28). Diese leidenschaftliche Abkehr vom Naturbetrachten als von einem Feind­ lichen, versucherischen ist etwas ganz anderes als die diätetische (Emp­ fehlung der Stoa, sich mehr mit sich selbst als mit der großen äußeren «frtiais zu befassen, da diese doch nicht in unserer Macht stehe. Wir werden auf den tiefen Unterschied noch eingehen. 4. h e im a rm e n e und Psyche. Das Regiment der heimarmene ist nicht nur Weltherrschaft, sondern hat auch seine spezifisch moralische Seite: es versklavt den Menschen in die Sünde. „Jene Archonten der heimarmene üben auf die Menschen einen Zwang aus, bis sie Sünden begehen" lautet in der „pistis Sophia" (c. 336) die Antwort auf die Frage, woher die Sünde komme. 3n einem mandäischen Bekenntnis (G 254) heißt es: „Wir haben ge­ sündigt und gefehlt infolge der Schlechtigkeit der (Engel dieser Welt, die bei uns wirkte"2); anderswo: „Solange ihr noch in der Welt seid, nehmen eure Sünden zu" (G 21). - Diese Herrschaft zur Sünde aber ist nicht äußerlicher Zwang gegenüber einem, der nicht auch innerlich teil am Wesen jener Herren hätte, vielmehr ist der Mensch in seinem w e lt­ lichen Dasein von eben jenen Sternenmächten wesenhaft mitkonstituiert, derart, daß ihr Anteil in seiner Seinskomplexion dauernd vertreten ist - und bies ist der tiefste Grund ihrer Herrschaft. Zunächst ist, überall in der Gnosis, der K ö rp er ein Produkt der .Welt' und ein Herrschaftsinstrument ihrer Mächte: im INanichäismus schaffen (oder zeugen) die .Archonten' den Leib Adams, bei den Mandäern die .Planeten' (z. B. G l 07f.), bei dem Alchemisten Zosimos die .heimarmene' (Berthelot, Aich. Grecs p. 231,14 ff.) usw. D araus er­ gibt sich zunächst nur eine anthropologische Zwei-Prinzipienlehre, auf die Zweiheit Leib-Seele gegründet, wie sie in der ganzen antiken Anthro­ pologie zu Hause ist. Aber die Gnosis blieb Hierbei nicht stehen, erst in der Verdreifachung der Prinzipien erreichte sie ihr (Eigentümliches: Nicht nur der Leib, auch die S eele als (Drgan der Weltbezogenheit ist kos*) M it deutlicher Anspielung auf den epikureisch-lukrezischen Naturbegriff, der „die Seelen von aller F u r c h t befreien" wollte. 2) v g l. auch G 24 „Lobpreiset nicht die Sieben und die Swölf, die Leiter der Welt, . . . denn sie verleiten zu Verfehlungen den Stamm der Seelen, der aus dem Hause des Lebens hierherverlegt w urde".

mischen Ursprungs und nur kosmischer Bestimmung, Ausfluß und wirk­ samste innermenschliche Vertretung des allgemeinen Weltwesens, das also, wie wir schon wiederholt sahen, in der gnostischen Fassung nicht nur die stoffliche Seite, sondern auch das geistige Prinzip der Welt um­ faßt, ja seinem Grundsinn nach ein geistiges (ober .psychisches') System darstellt. Diesem gehört die menschliche Psyche gänzlich a n ; wie sie in ihrer Existenz eine Funktion der Weltmächte ist, so übt sie ihrerseits für den Menschen die Funktion der Weltbindung aus - oder: die Welt übt durch sie als ihr Instrument diese Funktion dem Menschen gegenüber aus. Die .Seele' ist also ganz der Welt zugeordnet und sowohl ätio­ logisch wie teleologisch ohne Rest unter ihre Faktoren aufteilbar. Das scheint zunächst in schroffem Widerspruch zu der oben fest­ gestellten Lehre vom weltfremden Selbst zu stehen, die w ir als eine Zentralidee der Gnosis bezeichneten, - ist aber in W ahrheit ihre sinn­ gemäße Ergänzung. Denn die Entdeckung des inkommensurablen Restes ist das Grenzerzeugnis der umgekehrten Entdeckung von der Welt­ bedingtheit des ganzen übrigen Menschen einschließlich seiner isiuxh; und diese Bedingtheit wiederum wird in ihrem wahren Umfang erst sicht­ bar von dem gesichteten Reste, dem Anderen her. Beide Erkenntnisse sind in echtem Sinne zueinander korrelativ. Gerade bei dem grund­ legenden Fremdheitserlebnis, das zugleich Angst vor der eigenen Über­ fremdung war, konnte es dem mißtrauischen Blick der Gnostiker nicht entgehen, daß die menschliche Seele, jenen ungreifbaren Rest abge­ rechnet, ganz auf die Welt zugeschnitten, für sie zugerichtet, ein Grgan der Weltbeziehung und somit auch Weltverhaftung ist; d. H. gerade die Radikalität des Fremdheitserlebnisses mußte die Tendenz begünstigen, die Positionen des Noch-welthaften immer tiefer in den Bestand des Ich hineinzuverlegen, um den wahrhaft weltfreien Kern freizulegen, w ir machen also die existenzgeschichtlich bedeutsame Beobachtung, daß mit der Entdeckung des jenseitigen Selbstkernes und in eins mit dem ungemessenen Selbstbewußtsein, das diesem absoluten Besitz entsprang, eine ungeheure Steigerung des Mißtrauens gegen das empirische Ich Hand in Hand ging - eines Mißtrauens, das jenem Selbstvertrauen scheinbar widerspricht. In Wahrheit sind beide, wie gesagt, nur die zwei Seiten ein und desselben Tatbestandes: erst die Tiefe des kos­ mischen Bedingtheitsgefühles gab der neuen Idee einer «kosmischen Frei­ heit ihre Folie, und umgekehrt erst deren absoluter Charakter ließ die eigentliche Reichweite der kosmischen Bedingtheit neu hervortreten nämlich sich nun unterschiedslos über den ganzen Bereich außerhalb 12*

dieses Absoluten erstrecken. Die extreme Fassung jener Freiheit forderte also eine gewaltige Expansion des Kelches der Notwendigkeit, dem g eg en ü b e r sie die Freiheit w ar'). Unter diese Expansion fiel unver­ meidlich auch die .Psyche' des Menschen. Damit aber wurde ein drittes anthropologisches Prinzip für das zu rettende Selbst notwendig — und dieses war das .pneuma'. Durch die Einbeziehung der Psyche in die kosmische massa perditionis trat dieses als eine ganz neue, über­ bietende Größe, Drt jener prädikatlosen Freiheit, in den Begriff. 3u sagen blieb wenig über dies Transzendente, die absolut gesetzte Nega­ tivität' aber das bloße Bewußtsein seines verborgenen vahinterftehens qualifizierte den positiv gegebenen, von ihm in der Idee überbotenen (.psychischen1) Ichbestand ganz neu - in einem äußerst kritischen Sinn, wie sich denken läßt; es enthielt ferner die Verweisung auf eine Zu­ kunft unmittelbaren, von der psychischen Verhüllung befreiten Selbst­ besitzes (nach dem Tode), w ar also eschatologischer N atur; und w ar schließlich hier in einer ekstatischen Steigerung des Bewußtseins zu erfahren, die sich ebenfalls dem Worte entzog. Das pneuma ist also im Gegensatz zur Psyche der qualitätsfreie Grund der weltlosigkeit im Menschen und dynamisch das Prinzip seiner vorzunehmenden Entweltlichung. Diese Andeutungen mögen hier genügen2), w ir sehen aber, wie dem Dualismus gnostischen Schlages nicht eine Zweiheit, sondern allein eine Dreiheit von anthropologischen Prinzipien angemessen war. Venn die altüberlieferte innerweltliche Dualität von Geist und Materie w ar ja in ihm, unter Erhaltung ihrer Glieder, eingeklammert und als Ganzes vom jenseitigen Geist überboten. Daher ist die Dreiteilung ffwpa (aäpl) - tsmxn — nvkvpa auch nicht mit ähnlich lautenden Drei­ teilungen der klassischen Anthropologie zu verwechseln; vor allem das Verhältnis tsiuxn - irveüjia nicht mit dem philosophischen chuxri - vof«s. Denn der Nus als die reinste, nämlich schauende, Beziehung auf die reinsten, nämlich ideellen, Seinsformen der Welt, d. H. aber: als aus­ gezeichnetes Grgan des kosmisch-autarken In-der-weltseins, gehört im Sinne des gnostischen, antikosmischen Dualismus durchaus zum psychi­ schen (d. H. innerweltlichen) Menschen und hat dessen pneumatische Möglichkeit, sei es als streng eschatologische, sei es als ekstatisch vorwegnehmbare, immer noch jenseits von sich, wenn nicht gar direkt gegen sich'). 1) vgl. Stob. Ecl. I 276,5 W o68tv tv o6pav$ SouAov, ouStv im yhs tAcufepov. 2) vgl. u. S.210ff. Öen Exkurs I „Synonyme für ,pneuma". *) vgl. u. 5.212 ff. Öen Exkurs II „Anthropologische 3wei- unö Vreistufigkeit".

a. Seelenobfunft.

Die mythische Denkweise der Gnosis f a s s t e die Zuordnung der ver­ schiedenen anthropologischen Prinzipien unter dem Bilde ihrer substan­ ziellen Herkunft: Der Körper stammt von den (Elementen des Kosmos, die Seele von seinen Archonten ( = Sternengeistern — heim armene), das pneum a vom jenseitigen Gotte. Die mehrfache Herkunft bildet einen mythischen Prozeß: Infolge eines vorzeitlichen Schicksals ist der jenseitige Funke eingebettet in die Psyche, von ihr verhüllt bis zur Un­ sichtbarkeit, bis zur Unkenntnis seiner selbst; durch sie auch an den Körper, durch beide an die W elt gefesselt. Die eigentlich problematische Große, in welcher die Bindung des Entgegengesetzten stattfindet, ist hierbei die .Psyche'. W ir kehren zum Verhältnis heimarmene-psyche zurück. 1. Die pianetenjeele.

Das Konstituiertwerden der .Seele durch die heimarmene ist mytho­ logisch z. B. dargestellt in der großartigen Poim andres-Erzählung vom Abstieg des .Urmenschen' durch die sieben Planetensphären in die untere W elt (C. H. 1 12— 16): Ursprünglich jenseits der W elt bei seinem Vater, dem .Geiste', gelangt er in gewalltem Abstieg') erst in die Demiurgensphäre, tritt dort in Beziehung zu den sieben Verwaltern der Welt, die ihn in gefährlicher Liebe als einen der Ihrigen begrüßen: „Jeder gab ihm von seiner eigenen Ordnung m it; und er erlernte ihr Wesen und gewann Anteil an ihrer N atur." Aus parallelen (f. u.) und aus der im poim andres selbst folgenden Darstellung des Seelen-Aufstiegs, die in sinngemäßer Entsprechung zu jener Abstiegslehre steht und sie im stofflichen Detail ergänzt, entnehmen w ir, wie diese W esensannahme genauer gedacht w a r: Beim Durchgang durch jede Sphäre nimmt der gleichsam qualitätslos .geistige' Urmensch jeweils ihr Wesen im Sinne einer .psychischen' Eigenschaft, die ihr entspricht, an; so umkleidet er sich nacheinander m it den seelischen hüllen, die noch vor dem Körper die Weltzugehörigkeit des Menschen begründen. Gleichsam schichtweise und immer einhüllender wächst ihm das Weltwesen zu und der Körper ist nur die äußerste dieser hüllen und die letzte Fesselung an die W elt, Es ist das (Qualitativroerden des Oualitätslofen, der Prozeß der kos­ mischen Individuation, der gleichbedeutend mit Einbuße der akosmischen Freiheit ist, der hier mythisch dargestellt wird. Im Sinne des gnoftifchen D ualism us ist aber diese fortschreitende Bestimmung durch die Welt') über bas Motiv bes Abstiegs unb bie Einzelheiten bes Mythos werben wir im nächsten Kapitel berichten.

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Diep to n eten feek : Aweiseelentheori« (Bitps, Bafiliöes).

mächte ein Prozeß der Korruption des ursprünglichen Wesens; d. H. die Planetengaben sind hier eo ipso Planetenlaster, die zusammen das weltliche Wesen des Menschen bilden >). - So ausgestattet mit der un­ heilvollen M itgift durchbricht er schließlich das System der Sphären, ihre .Harmonie', gelangt in die untere Welt, nimmt dort den Körper an, ist nun mit seinem fremden Ursprung ihr Glied geworden. Indem er aber selber „die N atur der Harmonie der Sieben angenommen hat" (§ 16), ist er in doppeltem Sinne, nämlich auch innerlich, der Heimarmene unterworfen (öiroKciptvos rß elpappivy) und ihr Knecht geworden. „Ursprünglich über der Harmonie stehend, ward er Sklave unter der Harmonie . . . ursprünglich schlaflos vom schlaflosen Vater, wird er nun (vom Schlafe) beherrscht" (§ 15)2). Die gleiche Vorstellung von der Zusammensetzung des Menschen erscheint auch in der Gestalt einer 3wei-Seelen-Theorie. So wird in der Iamblich zugeschriebenen Schrift „de mysteriis" (VIII 6) als her­ metische Lehre (von einem gewissen Bitqs) berichtet, der Mensch habe zwei Seelen: „Die eine ist vom ersten Jntelligiblen und hat auch an der Kraft des Demiurgen teil; die andere aber ist aus dem Umlauf der Himmel hinzugekommen und in sie schlüpft jene gottschauende Seele hinein. Daher folgt die von den Welten in uns hinabgekommene Seele auch den Umläufen der W elten; die aber vom Jntelligiblen intelligibel in uns weilt, ist über die werdewirkende Bewegung erhaben und durch ') Dgl. die (zweifellos hermetische) Stelle bei flrnobius, a d j. gentes II 16, wo vier deutlicher als Im Poim andres selbst ausgesprochen w irb: „w ährend w ir zu den menschlichen Körpern fallen und eilen, schließen sich uns aus den kosmischen Sphären die Ursachen an. durch die w ir schlecht und immer schlechter werden" (vgl. auch II 28). D etaillierter noch bei dem Dergilscholiasten Seroius, in Aen. VI 714: „w ährend die Seelen ab w ärts steigen, ziehen sie mit sich die Trägheit des S aturn, den Jäh zo rn des tTtors, die Begierde der Denus, die Gewinnsucht Btercurs, die Herrschsucht Ju p ite rs: dies« bewirken den Seelen eine V erw irrung, sodaß sie nicht mehr ih r e Energie und ihre e i g e n e n Kräfte gebrauchen können." Bei M acrobius, in somn. Scip. I 11, wo vom allmählichen Sinken der Seel« in die W elt die Bede ist. heißt es: „Denn in den einzelnen Sphären w ird sie je mit einer ätherischen Hülle umkleidet, damit sie durch diese schrittweise der Gemeinschaft dieser irdischen Bekleidung geneigt gemacht werde. Und so gelangt sie durch ebensoviel« Tode, wie sie Sphären durchschreitet, in dieses auf der Erde so genannt« Leben." z) w ir sehen, wie selbst ein so w erlhaltiger Begriff wie der pythagoreische Harmoniebegrifs in seiner kosmologischen Anwendung von der Gnosis negativ um­ gewertet wird, w örtlich heißt es, daß der Mensch „innerharmonischer Sklave", Ivappövios SoüXos w urde, d. h. einbezogen in das System der kosmischen .Harmonie', wie sie von der Sphärenordnung unterhalten w ird (überflüssig also Scotts Änderung von ivapuövios in (elpapptvys)).

sie geschieht die Lösung von der heimarmene und der A ufstieg zu den intelligiblen Göttern", h ier wird der Bezug der anthropologischen Theorie zur E rlö su n g sle h re unmittelbar sichtbar' w ir haben später darauf einzugehen, w ir verstehen nach solchen Zeugnissen den uns von Clemens Alexandrinus überlieferten Titel eines gnostischen Werkes „übet die (uns) zugewachsene Seele" (irepi riss irpotnjwoös ijiuxns von Isidoros, Sohn des Ba(ilibes); ebenso die Angabe, daß darin von der „Gewalt des hinzugekommenen" (Pia rüv irpoaaprqpäTuv) die Bede sei, und ähnliche Angaben mehr (Strom . II 20. 112s.)1). Auch bei den ITtanbäem ist die Vorstellung von der Planetenseele im Rahmen der anthropologischen Dreistufigfeit vertreten. Nur ist hier die genetische Reihenfolge umgekehrt wie im poim andres: Zuerst schafft ptahil, der Demiurg, den Leib Adams, dann „warf p tah il in ihn eine Art G eist von seinem eig en e n Geiste, und von den Planeten w arf in ihn jeder etwas von seinem eigenen Mysterium (— .Psyche') . . . Als­ dann ging p t a h il. . . , nahm einen verborgenen M a n a , den man ihnen aus dem Hause des Lebens gab, brachte ihn und w arf ihn in Adam und haw w a (— .pneum a')" (G 242). - Schließlich noch ein Zitat aus Baröesanes: „Es gibt feindselige wesen, Sterne und Tierzeichen, einen Leib von dem Bösen ohne Auferstehung, eine S e e le von den S ieb en " (Ephraem, H yinn. 53, p. 553F); und aus der pistis Sophia (c . 131): „Es kneten die fünf großen Archonten der großen heim arm ene2) die Hefe (sc.. des Lichtes) miteinander, teilen sie und machen sie zu ver­ schiedenen S e e le n , damit ein jeder von ihnen sein T e il in die Seele lege". Genug der Zeugnisse. Die vorgebrachten belehren uns überein­ stimmend über das Theorem von einer Planetenseele, dessen Sinn im Ganzen der gnostischen Existenzauslegung (dem, wie wir sehen werden, der im jo te rio lo g isc h en Entwurf entspricht) immer als das Eigentliche im Auge zu behalten ist. Sehen w ir aber vorübergehend davon ab, so haben wir losgelöst eine gnostische Lehre von den „Planetenlastern" vor uns - und da ist die Feststellung von Interesse, daß ihr eine all­ gemein-astrologische Lehre der Zeit genau entspricht und sicher schon vorhergeht, die ebenfalls von Gaben der Planeten an die Seele, aber *) § 112 oi äp$i töv BaaiAeiSqv T T poöapT qpaT a tq näfrq KaAetv eitofraoiv, irvcupaiä Tiva Tovta naV oüoiav öiräpxciv irpooqpinp^va Trj AoYuch s>vxy' als eine bestimmte Degenerationsstufe des einen Urseins aus der metaphysischen „Geschichte" dieses Seins, die verfall und Selbstver­ schlechterung bedeutet, an einem bestimmten Punkte hervorgehen lassen. Im Gegensatz zu dem herauslösbaren Mythologumenon von der Planeten­ seele ist dieser spekulative Gedanke nur im Ganzen des jeweiligen Systems darzustellen, kann also hier nur angedeutet werden. W ir stellen aber schon den grundsätzlichen und für die theoretische Entwicklung des gnostischen Gedankens wichtigen Unterschied heraus, auf den es hier ankommt: In dem astrologischen Mythos tritt zum pneuma die Psyche, zur höheren die niedere Seele als ein fremdes, von den vorhandenen kosmischen Mächten beigesteuertes Element hinzu; die ijmxn ist ein imyeiov £v6u|ia toü irveüparos, eine Art spiritueller „Leib" des absoluten Geistes usw. Entsprechend muß die Erlösung als ein Zerreißen und Abwerfen dieses .seelischen' Gewandes, als eine Dieder-Lösung der pneumatischen Funkens aus der psychischen Fessel und dergl. dargestellt werden. — Dasselbe meint nun auch der zweite, spekulative Ableitungstypus, aber in anderen Symbolen: hier wird das sinkende Urpneuma durch sein Sinken selber zur .Psyche', d. H. diese ist nichts anderes als eben ein ') vgl. hierzu die Darstellung der exegetischen Probleme von Rom. 7, die der Df. in seiner Schrift „Augustin und das paulinische Freiheitsproblem« (tjeft 27 dieser Folge) zu geben versucht hat.

Der emanatioe Typus, ©rigeitts.

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bestim m tes Gesunkensein, eine bestim m te metaphysische Schicksalsstufe, und zw a r eine S e lb ft en tfrem öungsform des ursprünglichen pneum a,oder von der ijiuxn a u s gesehen: d as p n e u m a ist der integre, n u r verlorene U rständ ih rer selbst, und die E rlösung ist demnach eine Rück* V erw andlung der letzteren in d as erstere - eine restitutio in integrum in dem nun um gekehrten P rozeß der M etam orphosen. D aß dies nicht n u r die theoretisch höhere (w eil im Gegensatz zu jener bloß m ytholo­ gischen eine vorsätzlich spekulative), sondern auch die fü r die Entwicklung des gnostisch-mystischen P rin z ip s bedeutsam ere V arstellungsw eise ist, kann erst später gezeigt w erden*). A usgebildet w u rde dieser „em an ativ e" T y p u s in den großen System en der G nosis, in deren Z usam m enhang er auch erst seine B eh an dlun g finden w ird : bei den v a le n tin ia n e rn , bei (Drigenes und bei p lo tin , um diese drei größten G estaltungen zu nennen, w i r führen jetzt n u r, gem äß der m osaikhasten M ethode dieses U ntersuchungsabschnittes, einige Stellen an , in denen d as h ier zur B eh an d lu n g stehende V erh ältn is irvcüiia- ijiuxn auch a u ß er dem spekulativen G esam tzusam m enhang deutlich w ird. - D es D r i g e n e s Psyche-Lehre, w ie er sie in seinem H auptw erke slepi ’Apxäv entwickelt 2), erscheint in der Übersetzung R ufin s ( I I 8 ,3 p. 158 Koetjchau) in dem Satze konzentriert: E x quibus om nibus illud videtur ostendi, quod m ens (— voüs — irveupa) de statu ac d ignitate sua d e c l i n a n s ]) Die Richtung dieser Bedeutsamkeit sei schon angezeigt: 1. Die Einheitlichkeit des Prinzips, aus dem der ganze leinsgeschichtliche Prozeß im gnostischen Sinne bis zum Gegensatze seines Anfangs hin autonom entwickelt wird - wodurch der Mythos p h ilo so p h isc h e n Hang erhält. 2. Die Tatsache, daß daher speziell der Wiederaufstieg es statt mit äußeren, astralen Sperrgewalten, die um Durchlaß zu beschwören sind, mit einem Prozeß spiritueller Verwandlungen zu tun hat, für den keine mythischen Instanzen mehr bemüht zu werden brauchen - wodurch der Übergang zur inner­ lichen M ystik unmittelbarer möglich wird. Für diese sind ja, nur eben verschieden vorgeschritten, beide Formen symbolbegriffliche Vorbildungen. 2) (Drigenes selbst gibt uns einen deutlichen Fingerzeig, wo das eigentlich Gnoftische an seiner Lehre zu suchen ist, wenn er in der Praefatio des genannten Werkes (p.13 Koctschau) ausdrücklich die Frage nach dem U rs p ru n g d er S e e le (neben der nach dem Ursprung der Engels- und Teufelsmächte) als diejenige bezeichnet, die das kirchliche KypuYpa o f f e n gelassen - also dem e i g e n e n E r k e n n e n der Gläubigen über­ lassen habe; das bedeutet nichts anderes als: hier darf ich Gnostiker sein. Rn diesem Punkte lagen daher auch für die Orthodoxie die hauptsächlichen Anstößig­ keiten der origenistischen Lehre, denen Rufin in seiner Übersetzung dadurch auswich, daß er sich bei dem Seelen-Napitel recht kurz faßte und die genauere Ausführung des verfänglichen Lehrstückes, die der Urtext hier zweifellos bot, nach Möglichkeit unterschlug. Erft die Anathematismen der Uonstantinopler Synode vom 3- 543 geben die notwendigen Ergänzungen zu diesem Teil des Rufinjchen Werkes.

effecta vel n u n cu p a ta est anim a ( = ijiuxn); quae si re p ara ta fuerit et correcta, r e d d i t in hoc u t sit m e n s 1). (Drigenes selbst konnte diese Theorie durch ein griechisches Wortspiel ausdrücken: iä XoyiKä ( — die .geistigen1 Urwesen) rä tys -eia? Ayamjs Lnochv^vra (Kai ivreö^ev >uxäs‘ övopaaNvra). . .r). Die für die höheren Formen der Gnosis so überaus wichtige Mittelstellung der isioxii in der Stufenleiter des Seins erscheint in dem Satz: videtuv quasi m e d iu m esse anim a in ter .carn em in firm am 1e t .spiritum promptum* (de princ. II 8 ,4 p. 162 K). Entscheidend ist der so terio lo g isch e Gehalt dieser metaphysischen Ab­ stammungslehre : indem sie die .Seele' als vorübergehende Seinsform eines höheren erscheinen läßt, verweist sie die bestehende auf ihre künftige W ied e rau fh eb u n g als die eigenste eschatologische Möglichkeit ihrer selbst: oÜKiri pä? lAcu&cpöaat. Aus K erfahren mir, daß es der Lebendige Geist ist, der zusammen mit seinen fünf Söhnen und der M utter der Lebens dar Schöpfungswerk ausführt (w ofür L „Anpiovpyös" hat, f. o.). 2) K, A und viele anbere, s. (tumont S. 26f. A fatzt zusammen (c. Faust. 20, 9): S piritum potentem de captivis corporibus gentis tenebrarum .. . mundum fabricantem . Die Ausführung im einzelnen schwankt; so findet sich (Sfanö X V I 8 ff.) die Gleichung: Himmel = h au t, Erde — Fleisch, Berge — Knochen der Dämonen, doch scheint nach dem w eiteren die vorherrschende Anschauung die, daß die Archonten (etw a an ihren ausgespannten h auten noch mit den Rücken sesthüngend?) ans Firm am ent gefesselt (H: „gekreuzigt") seien - w a r sich in etw a mit der gnostischen Auffassung der Archonten als planetengötter begegnet. 9) (Er fahrt fo rt: Mäni a pris ici le contrepied d’un trös an eien mytbe aryen: on trouye dans Finde comme en Perse e t cbez les Germ ains l’idee qne l’univers est forme des diverses parties d’une victim e immolee, mais cette victim e prim itive est un dien ou un böros, tandis que le reform ateur babylonien a fa it du monde en tier un grand corps dämoniaque. 6121 Jona», (BnofU. 20

Darauf wird der am wenigsten befleckte Teil des verschlungenen Lichtes der hyle entzogen (L)>), zum (weltlichen) „Lichte" geläutert (K) und aus dem reinsten Teil Sonne und Mond - die beiden .Schiffe' (K, A, H)*) aus dem Rest die Sterne (L) sbzw. „die drei Sphären: w ind, Wasser und Feuer" (K)] gebildet. Die Gestirne - mit Ausnahme der Planeten, s. u. - sind also „Überreste der .Seele'" (H, c. 8). Doch ist damit erst ein kleiner Teil gerettet, „alles übrige noch gefangen, unterdrückt, be­ fleckt" und die himmlischen klagen darüber (A, c. Faust. 20, 9). 10. Dritte „Schöpfung" (,Bote‘).

„(K) Da erhoben sich zum Gebet die M utter des Lebens, der Ur­ mensch und der Lebendige Geist und baten den Vater der Größe: ,[3)] Schaffe einen neuen Gott . . . und ihm befiehl, daß er hingehe und jenes Gefängnis der Dämonen schaue, und (daß) er J a h r (Umdrehung) und Schutzgeleit für Sonne und Mond einteile, und (daß) er für jene Lichtheit der Götter, welche von Uranfang her von der Az, Ahrmen, den Dämonen [usw.] geschlagen worden w ar und welche sie auch jetzt noch gefesselt halten, und auch für jene (Lichtheit), welche in den Weltbezirken von Himmel und (Erbe festgehalten ist und Leid leidet, Löser und (Erlöser werde, und (daß) er dem w ind, dem Wasser und dem Feuer w eg und Pfad zum höchsten bereite.' (K) Und der Vater der Größe erhörte sie und rief als dritte Schöpfung den .B o te n '4) hervor. Der Bote rief die zwölf Jungfrauen . . . [namentlich aufgeführt — zwölf personifizierte Tugenden oder Lichteigenschaften]" - bzw.: „(H) er stellte eine Maschine mit zwölf Schöpfeimern zusammen". (Er be­ gibt sich (K) zu den beiden Lichtschiffen (Sonne und Mond), die bis dahin unbeweglich standen, setzt sie in Bewegung und die Sphären in Umlauf. Diese „Umdrehung" aber wird zum vehiculum des kosmischen ') Und zwar nach K dadurch, daß „der Lebendige Geist seine Gestalten den Löhnen der Finsternis offenbarte" - Erklärung f. u. bei der Wiederholung des Motivs. 2) 3n zentralafiotifchen Texten manchmal auch „die beiden lichten Paläste" genannt (z.V. Le Loq 1. c. 29f.; Beichtspiegel cap. 2, dort auch: „des Götter» landes erstes Tor"), aber „Schiffe" dürfte doch wohl das beste Bild für den Ge­ danken fein. *) Ein mitteliranifches Fragment der Kosmogonfe hat uns jetzt in einem seltenen Glücksfall den W ortlaut dieses Gebetes beschert, f. Andreas-Henning S. 179: „[Die Gottheiten bitten den Herrscher des Paradieses: .Schaffe einen neuen Gott . . . und ihm) befiehl, daß er usw." 4) F: „Bote froher Kundschaft", „Heilsbote" — der .Dritte Gesandte' (f. neuer­ dings die Göttergenealogie in Kephal. 7, p. 34,32ff.), die heilspraktifch zentrale gigur der manichäifchen Spekulation.

Erlösungsprozesses, da sie als Maschinerie der Lichtausscheidung und -Herausleitung funktioniert (f. u.). 11. Entstehung der Pflanzen- und Tierwelt.

Zunächst ober versucht der Bote einen kürzeren w eg: „(K) Als die Schiffe fuhren und zur M itte des Himmels gelangten, da offen­ barte der Bote seine Gestalten'), die männliche und die weibliche, und wurde allen Archonten, den Kindern der Finsternis, den männlichen und den weiblichen, sichtbar. Und beim Anblick des Boten, der schön w ar in seinen Gestalten, wurden alle Archonten lüstern vor Begierde nach ihm, die männlichen nach seiner weiblichen Erscheinung und die weiblichen nach seiner männlichen Erscheinung. Und sie begannen in ihrer Begierde, das Licht, das sie von den fünf lichten Göttern ver­ schlungen hatten, freizugeben." Die Begehrlichkeit der Söhne und Töchter der Finsternis wird also vom Boten zur Befreiung des Lichtes aus­ genutzt. über dies sonderbare, reichlich naturalistische Motiv findet man alles mqthographisch Wissenswerte, Herkunft, Umdeutung und gnostische Verbreitung, bei Lumont in dem Anhang „La söduction des Archontes" (S. 54ff.) zusammengestellt. Seine Fassung bei M ani und manchen gnostischen Sekten (den Simonianern, Nikolaiten und Gnostikern des Epiphanius) ist danach eine kühne Umdeutung sehr alter und anders­ sinniger mazdäischer Vorstellungen. Das ,Licht' entweicht also, „(A) um von den Engeln des Lichtes in Empfang genommen, gereinigt und auf jenen ,Schiffen' verfrachtet zu den eigenen Bezirken überführt zu werden" (de haer. 46). Doch trat gleichzeitig und im selben M aße finstere Sub­ stanz (.Sünde') mit aus und suchte, vermischt mit dem Licht, ebenfalls Eingang in das Schiff des Boten. Der zweideutige Trick hat also einen zweideutigen (Erfolg; der Bote verhüllt seine Gestalten wieder und sondert so weit möglich das ausgeschiedene Gemisch. Das Heine steigt nach oben, der „befleckte", d. H. zu eng mit der .Sünde' verbundene Teil, fällt mit dieser zur Erde und bildet dort mit ihr zusammen die Vegetation. Die Bäume und pflanzen also, „Getreide, Kräuter und alle wurzeln und Sträucher sind Schöpfungen der Finsternis, nicht Gottes, und in diesen Gestalten und Arten der Dinge ist die Gottheit gefesselt" ’) Nach L mürbe „in bet Sonne ein Bilb |o wie ble Gestatt bes Menschen sichtbar". Die koptische Göttergenealogie (Kephal. 7, p. 35,15) nennt als befonbere E m a n a tio n bes ,Dritten Nacktheit Blut 402 Söhlig, st. X. 377,1. 419,1 böse, das Böse, kakön 28,1. 31. 34. 35,1. 38. 44. 102. 109f. 125,1. 126,1. 129.

137.2. 148. 154. 183. 268f. 272. 282. 287. 288,6. 289-291. 295,1. 296. 300. 324. 332. 338. 357. 371. 419 Bosheit 360f. 372. 374. 395. 398 Bote, Gesandter 5. 117,1. 121 f. 123,1. 124.2. 126,1. 129. 130,1. 131. 135. 139.266. 269,1.2. 270.273,3. 275,2.3. 279. 282. 287. 306f. 312. 318. 324. 325.1. 346,1. 402. 423 — s. auch Dritter Gesandter Botschaft 121. 125 Bousset, w . 2,1. 4. 21. 23. 24,1. 27-49. 57.1. 71. 124,2. 184. 207,1. 208,1. 223. 244,1.2. 277,1.3. 297,4. 309,1. 327.3. 342,2. 346,2. 351 f. 385,1 Bräutigam 195. 350 Brandt, S .w . 263,1. 278 Braut 193. 195 Brief 121. 122. 133. 324 f. 350,2 Brief an Ilo ra ->ptolem äus Brief an Neginos 380,1 Brüder, -ethik 169. 171 Buch der Lebendigen 408,2 Buch des unsichtbaren Großen Geistes, Evangelium der stgypter 382. 383,3. 391. 408 Buddha, Buddhismus 285,1. 311. 315. 423 Bürger 239-241 Burckhardt, 3. 240,1. 241,1 Burkitt, S .d . 256,1. 263,2 Bythos -^stbgrund

Ehaos 46,1. 99. 112f. 341,1. 343. 349f. 385 f. 388-390. 395. 399-402. 406 Eharis 208,1. 236. 363 Ehenoboskion ->Nag hammadi Ehina 7f. 57. 211 Ehormuzta ->sthura HIazda Christentum lf. 4. 6f. 21. 23. 30. 33,2. 50. 69. 80-82. 95. 106,1. 155. 171. 176. 189,3. 198,2. 199. 208,1. 226,1. 254. 256,1. 275,2. 276,1. 292. 322,4. 328. 379. 391. 419. 422 — s. auch Ur­ christentum Christus 133. 149,2. 153,1. 172f. 195. 211. 220 f. 303. 310,4. 311. 325,1. 341,4. 358. 361. 367-371. 372,1. 394. 397f. 410. 420 — s. auch Jesus Ehrostag 121,1. 302,4. 304,1 — f. auch Ruf

Namen- und Sachregister Clemens von Alexandrien 6. 195. 362 Codex Jung 378,3. 380. 408 Corpus Hermeticum -> hermetisch (Tross, 5. £. 378,3 Lumont, Z. 4. 59,1. 71. 100,2. 284. 286.1. 289. 297,4. 301,3. 305. 307. 309.1 Dämonen 27. 32. 98f. 114.116.134.145. 166. 172,2. 173,1. 176. 191-199. 200. 202-205. 267. 275,3. 282. 299. 306. 309. 311. 318,2. 324. 331. 349. 372. 405 vämonisierung 28,1. 35,1. 98-100. 163.1 Dämonologie 191-199 daena 211 Vaevas 28,1. 308,2 daheim -> Heimat Dasein 13-15. 90. 143. 145. 170. 172. 196. 198. 224. 242f. Vaseinserkenntnis 14-16 Vaseinsgrund 18-20 Vaseinshaltung 12s. 78. 80. 167 Vaseinsprinzip 11. 19. 87 Vaseinssicherheit 143 Degradierung, Degradation 27-35. 224. 226 Dekadenz 2. 70. 73 Vemiurg, Schöpfergott, weltschopfer 31. 32,1.2. 35,1. 106. 116. 154-156. 167. 173.1. 174f. 176,2. 182f. 190. 204. 221 f. 228. 230,3. 231. 247 f. 269,2. 272. 279. 302,2. 305,1. 331 f. 337,2. 340f. 345-349. 352. 356-359. 369. 371-374. 381. 383-386. 399. 412. 415 Demütigung -> Zurechtweisung Demut 58. 131,1. 281,1. 384 Vepravation 154. 166. 175. 215. 268,2 Determinismus 223,2 dev 223,1. 314,1 Viadochen, -reiche, -zeit 11. 35,1. 42f. 66. 142. 157. 184 Vidymus Judas Thomas 392 Diese Welt 98. 103. 108-110. 116. 173. 278. 327 Diesseits 65. 67. 96. 102,3. 103,1. 121. 155.1. 165,1. 236 Dieterich, A. 208,1. 322,1 dionysisch 251 Dionysius Areopagita 7. 245. 250 Voketen 46,1. 408,2

429

Voresse, I . 378. 380. 382 Drache, Urbrache 321,1. 322,4. 325,1. 328 drarchen 221,1. 368,1 Dreistufigfeit, -teilung, Dreiheit (von Prinzipien) 180. 183. 212-214. 340342. 349. 380 f. Dritter Gesandter 285,1. 287. 306,4. 307.1. 310. 311,4. 312. 424 — s. auch Bote Vrower, C. S. X. 421 f. 425 Dualismus 5. 23. 27. 29. 32. 34-49. 65 f. 76.1. 103,1. 108. 146-149. 150. 155. 161 f. 165. 167». 176,2. 180s. 184. 200. 212. 223 f. 231. 244-246.249-254. 261. 268. 292f. 330. 333f. 340s. 352. 358. 367. 381. 388. 416s. Dunkel -»Zinsternis Ebenbild ->Bild Edem 336-340 Eden 220. 397 Eid 339 Eifersucht 360f. 382. 395 Eigenmächtigkeit 333. 360 Eingeborener, INonogenes 365-365. 394. 396 Einheit 11. 13. 20. 22,1. 37 f. 51. 74. 104f. 140. 169. 189. 393. 418 Einklammerung 162. 166. 173,1. 174,1. 175. 180. 214f. Eins, Eines 163,1. 326. 353 Einsamkeit, Alleinsein 38. 109f. 126,1. 170f. einsammeln -> Sammlung Eintracht 420 Ekklesia 364 Ekstase 58. 180. 200. 202-205. 252 Elemente 144. 172. 175. 181. 189. 260. 274,2. 294,5. 297. 319. 344f. 347. 370-372. 389. 397. 411. 417 Elendstheorie 64-69. 72 Eloaios 395 Elohim 335-340. 342. 398 Emanation 112. 188f. 230. 263,1. 297,1. 332f. 340. 348,3. 358. 361. 364 Lmanationssysteme, -reihen 35. 37.186— 190. 330. 334,1. 358. 362,1 Lmpedokles 350 Empörung -> Auflehnung emporsteigen -> Aufstieg Endbild 419. 424

430

Namen- und Sachregister

Endlichkeit 108,1 Energie, enörgeia 144f. 182,1. 194. 346 Engel 130,1. 167,1. 178. 187,2, 229,4. 231. 235f. 237,2.3. 310. 322,4. 336340. 355-358. 360f. 371-373. 395. 397. 404 En-Nadim ->5ihrist Ennoia -»Großer Gedanke Eno& -»flnos Entfremdung 97. 100. 150. 171. 267. 332 Entgöttlichung, Entgötterung, entheili­ gen 46f. 150. 152f. 166. 176. 224. 240 Enthymesis 364. 366. 368f. 371 Entkleidung -»Sterben Entmischung 312 Entpersonalisierung 157 entrinnen 232 Lntweltlichung 5. 87f. 90. 145 f. 170. 180. 204. 205,2. 206. 209. 250f. 258 Entwertung, Abwertung 148.156.174,1. 214. 223. 227 Lphraem 291 Epikur, epikureisch 42. 178,1. 240. 241,1 Epinoia -»Großer Gedanke Cpiphanius 6. 307. 362 f. 382 epistrophe -> Umwendung Epiatula Fundamenti 286. 301. 309 Erbsünde -»Sünde Erde, irdisch 102,3. 104. 149,3. 154. 159. 162. 168,2. 182,1. 235. 269,2. 305. 331. 337. 344. 349. 361. 372 Eremiten 198,2. 199 Erinnerung 97. 100. 127-129. 133. 259. 320. 350. 358. 390 erkaufen 173,1 Erkenntnis, Erkennen 57. 97. 108. 116. 127. 133,4. 134. 137 f. 140.187,2. 206. 222. 259. 261. 299. 310. 341. 344. 347f. 356. 358. 364. 369. 371. 373375. 387. 390. 404. 402-411. 413. 417 f. — s. auch Enthymesis, »Gnosis* Erlöser, Soter 45. 74. 109f. 124-126. 132. 136. 207,1. 249,1. 251. 275,2. 277.1. 278. 282. 320f. 324,1. 327f. 341 f. 405 Erlösung, söterfa 5. 32. 38. 47. 56f. 68s. 108. 110. 127-129. 131. 145 f. 155,1. 162. 165. 171 f. 173,1. 175. 177. 185 f. 199-210. 226,2. 235. 243. 249. 259f. 262. 266. 278. 297. 303 f. 317. 318,1. 325.2. 327. 366. 375. 409. 411. 417s.

Erlösungsidee, -lehre, -religion 52. 69. 127. 183. 196f. 224. 226,2. 246. 269,1. 317. 331. 374f. Erlösungssehnsucht 76,1 ernüchtern -»Nüchternheit Eros -»siebe Erschaffung -»Schöpfung Erschrecken -»Schrecken Erster Archon 395-399 Erster Gedanke 394. 401 Erster INensch 394. 396 Erwachen, aufwachen 113.119.121.127 f. 131. 133f. 276. 313. 320f. 324. 390 Erweckung, wecken 45. 115. 122. 124. 126f. 129f. 132. 197. 275. 283. 315. 325. 328. 341. 350 Erzengel 27. 30. 32,1. 355. 401 Erzerzeuger -»Archigenetor Esaddaios 336 Esaldaios 228. 229,4. 349 Esau 221,1. 384,2 Eschatologie 5. 7. 29. 58. 74. 80. 82. 87. 108. 136. 166. 180. 188. 189,1. 200. 202f. 205. 226,2. 232. 249. 251. 258261. 286. 410. 419 Eschaton 200. 205 Eselsgesichtiger 395 Essener 391 f. Ethik 87. 171. 176,2. 191. 197. 199f. 209. 212. 215. 258. 315 — s. auch INoral Euagrius ponticus 7. 90. 189,1 Eva, hawwa 106. 130,1.135f. 183. 220223. 270,2. 274. 275,3. 278. 309-311. 316,3. 337f. 360. 384. 397f. 403f. 407 Evangelium 408-410. 416 Evangelium der Ägypter -»Buch des unsichtbaren Großen Geistes Evangelium der Eva 139 Evangelium NIariae 348,3. 378,2 Evangelium Veritatis 377,1. 380,1. 387 f. 408-418 Ewigkeit 44. 159. 291,4. 332. 374. 400 Excerpta ex Theodoto 362. 369. 387 Exegese, Auslegung 221. 223. 384,2. 398 — s. auch Allegorese Existenz 88. 90.183. 258 — s. auch vasein Existenzial, -ialität, -iell 12-14. 16f. 20. 40. 64. 87. 89. 107. 108,1 Zaktizität 14. 107 f. Soll, fallen, Urfall 5. 45. 105f. 110. 118. 123. 155. 182,1. 189. 256,1. 259. 266.

Namen- und Sachregister 270,2. 280. 333. 335. 349. 351. 374f. 385. 387 f. 391 fangen 116. 275 Satalismus 27. 29. 58. 65. 159f. 166. 223-226 Saturn -^heimarm ene Sauna ->Tier Saustus 289,1 Sehl Mangel Sehlgeburt 308. 332. 341,2. 367. 369. 386. 388,1. 395. 400. 407

Sehltritt 387. 395. 400 Sessel, gefesselt, Sesselung 5.106,1.121,1. 125.1. 132. 134. 186. 209. 269,2. 299. 300,4.6. 307 f. 337. 397. 400. 423

Sestugiere, ct. 3. 344,1 Seuchtes 344. 347 Seuer 318f. 344. 346. 370. 372. 395. 423 Seuer, lebendes 104. 123. 269f. 272f. Seuer, verzehrendes 103f. 130,1. 132. 270. 291,3

Sihrist 8. 103. 285,1. 286. 288. 420 S tatio n en 10. 21,1. 84. 89 Sinsternis, Dunkel 5. 27. 37. 46,1. 99. 102-106. 111-114. 118,1. 120. 121,1. 126.1. 129. 130,1. 133,3.4. 134. 144. 146. 149f. 265. 267-270. 272f. 277. 283. 285 f. 287,3. 289,4. 290,3. 292299. 302f. 316,1. 322,4. 342. 344. 347. 370. 380. 381,1. 385-390. 395. 397400. 406. 418-421. 423 f. Sirmament 124. 273 Sisch 322,4 Sixsternsphäre 162. 164. 331 Sleisch 118. 173,1. 188. 235. 349 — s.

auch särx Slucht 145 Sorm 46,1. 162. 163,1 formlos 367-369. 387 Sortpflanzung, Uinderzeugung 309. 311. 313.

398

Srance, ctnatole 199,1 Sreiheit, eleutheria 15. 62,2. 108,1. 145. 162. 179-181. 215. 224. 233f. 236. 238. 292. 331-334. 341,2. 384 Sremde, fremd 5. 37. 47,2. 96-98. 102. 103. 107. 110,1. 112. 122. 126. 137. 145. 165. 170f. 191. 195. 277,2. 319f. 331. 423 Sremder Gott 96. 173. 248 Sremder Mann 117. 119. 122-126. 137. 166. 272. 273,1. 322,2. 324. 327

431

Sremdes Leben 96. 103 Sremdheit 38. 108. 115. 171,1. 179 Sremdling 96-98. 111 Srucht, Srüchte 97. 262. 263,1. 292,2. 367f. 370f. Sülle -^plerom a fünf 114. 157. 273. 297-299. 301. 303. 314. 421 Sürst der Sinsternis 290,1 Sürst dieser Welt 116 Sunken, spinther 46. 104,2. 171. 181. 186. 211. 342 Surcht 366. 370-372. 384 Sutzblock 106,1. 132 Gabriel 269,2. 272,2. 336 Ganzes (und Teil) 21. 22,1. 143. 147,1. 152.1. 160. 163,1. 239 f. Gebet Bitte Gebilde, pläsma 349f. 597. 403. 405. 407. 412. 414 Geburt 108. 193. 261 Gedanke -> Erster Gedanke,- -> Großer Gedanke Gefäß 102,2. 232. 355. 361. 403 Gefangen, -nähme, -schaft, Gefängnis 46.1. 106. 111. 123. 125. 134. 136. 162. 259. 269,1. 282. 306. 322,4. 326.1. 357. 390. 414. 422 Geffcken, 3. 176,2. 198f. Gegengeist, Salschgeist 397 f. Gegengott, gegengöttlich, widergöttlich 5. 26. 30. 3 7 .4 4 .4 7 .1 0 3 ,1 .116f. 161 f. 166f. 194. 332. 348 gegenweltlich -> antikosmisch Gehäuse, Weltgehäuse 100-102. 156. 259 Geheimnisse 363 Geist, pneuma, Urgeist, Urpneuma 5. 7. 34f. 38.43f. 81. 118,2.145f. 149.174. 180f. 185-188. 190-193. 195. 199212. 215. 219-225. 235. 238. 243. 249. 251. 274. 286. 290. 331. 333. 337-340. 342f. 345,3. 349f. 354f. 360. 363. 369-375. 381. 397-400. 411. 417s. — s. auch heiliger G., Lebendiger G. Geist (Urgott) 394. 396. 398 Geister 192. 197. 201 — s. auch Sternengeister Gemisch -> Mischung Generationen 100. 125. 130,1. 131. 136. 139. 277. 282,1. 285 genetisch 10.12.40.64.73.76. 78,1.340 f.

432

Namen- und Sachregister

Gerechtigkeit, dikaiosyne, Gerechte 174. 186. 202. 236. 237,4. 310. 357 f. Gesandter ->Bote Geschichtlichkeit 12-14. 62,2. 210f. Geschichtsauslegung, -deutung, -erklärung, -forschung 9-12. 15-17. 24f. 35. 42. 61. 63. 79. 125 Gesetz, Gesetzlichkeit 5. 147f. 155,1. 160f. 174. 208. 221. 228. 233s. 236. 238,1. 241.1. 247. 343. 358. 384. 391 — s. auch nömos Gesehesgott 228 Gestalt, Schema 388. 413f. 418 gestaltlos 248 Gestirne -> Sterne Gestirnreligion, -Verehrung 157. 229

Gestirnsphären ->5phären Gestirnwelt, -region 161 f. 168. 176,2 Getöse -*£ätm Gewässer -^Wasser Gewalten ->INächte Gewand, Kleid, Bekleidung 102. 106,2. 121.1. 122. 123. 133. 182,1. 186. 205. 209. 221,1. 269f. 273. 275. 278. 282. 322-326. 339. 423 Gewissen 326,1 geworfen 102. 106-109. 111. 113. 123. 134. 136. 261. 310. 349 Gibbon, E. 69 Gier 114 — s. auch Ä 3 Gift 114. 129. 298 f. 328. 331 Gilgamesch-Gpos 322,4 Glanz 97. 123. 265. 269. 272. 281,1. 282. 294,5. 325 Glaube, pistis 58. 88. 120. 137 f. 203 Gleichzeitigkeit 81 Gnade, gratia 155,1. 174. 202. 208. 233. 235 f. Gnosis, Gnostizismus — Ableitung 29. 34-36. 39. 41. 49 — Exiftenzial-Grund 12f. 16-18. 62. 86-88 — Genealogie 10. 20f. — Grunderlebnis 47. 80. 82f. 97 — Grundtendenz 87 — Komponen­ ten 20f. - Resultanten 20f. 24.-T gpen 256-261. 328-331. 380f. 385f. — Ursprung 12. 19. 22. 24f. 29. 383 — Zentralidee, -lehre 22. 26. 49 ,Gnosis* 5. 49f. 56. 88. 108. 124. 127. 137. 151. 202-204. 206. 207,1. 222. 237,3. 238. 249. 259. 278. 326. 331 f. 342.2. 366. 374f. 391. 405. 412. 418 — s. auch Erkenntnis

Götter 111. 114. 121, 1. 124. 154,1. 166. 174.1. 176,2. 183. 215. 217-219. 225. 227-233. 266. 297 f. 302,4. 307. 311,2. 314. 344. 399 f. 402. 406 Göttermutter 335. 350f. Gott, das Göttliche, theös 44. 121, 1. 144. 146. 147,1. 149-151. 153. 154,2. 159-162. 165f. 170. 192. 195. 198. 207. 218. 225. 243f. 247. 249-251. 259. 262. 264. 286f. 288,6. 295f. 298,3. 316,3. 322,4. 331-333. 341. 373. 391 — s. auch Guter G., Neuer G., Unbekannter G. Gott (Herr) dieser Welt, Weltgott 32. 116. 167,1. 173,1. 175. 218. 220. 222. 227-233. 236. 248. 357 f. 373 Gottesbegriff 96. 151 Gotteserkenntnis 176,1 Gottesidee 5. 65. 244 Gotteslästerung -> Blasphemie Gottesnamen 228 f. Gottesprädikate -^-Prädikate Gottes Gottferne 259. 262 Grab 133,3. 144. 397 f. Gräzisierung 211 Grenze, pöras 163. 165,2. 250. 365 — s. auch horos grenzenlos -> unbegrenzt grev 211 f. Griechentum, griech. Geist 2-4. 6 f. 20. 34. 35,1. 36. 38-49. 51-57. 71. 74-79. 86. 95. 141. 143f. 146f. 152. 154. 159. 163.1. 165. 169-172. 176,1. 184,2. 195-198. 215. 225. 239. 240,1. 242. 247. 251-255. 269,2. 313. 334 Großer Gedanke, Epinoia, Ennoia 281. 287. 312. 319. 353-360. 363f. 393. 424 Großer INana 262-265. 275. 322,4 — s. auch INana Großer Seth 408 Gruppe, G. 5- 21 Gunkel, H. 327,2 gut, das Gute, Güte, agath6s 28,1. 34. 35.1. 38. 103. 129. 149,1. 154,2. 175. 198. 287. 288,6. 290. 291,3. 347. 357 f. 419 — der Gute 336-341 Guter Gott 173. 174,1. 357 f. Hades 113. 133,3. 327 Häresie -> Ketzerei Handreichung 303 f. 421 f.

Namen- und Sachregister Harmonie 142. 147. 160f. 165,2. 182,2. 210. 346. 347,2. 348. 368 harnack, st. v. 2. 24,1. 49-51. 173 harraniter 334 hah 38. 153. 156. 290. 294. 400 hauch 403 Haus, das hinfällige 101. 120. 122. 130. 132. 135,1. 270. 273 f. 278. 280 Haus des Lebens, — der Vollendung 97. 105f. 117. 130,1. 131. 135. 138. 178,2. 183. 265. 267. 269 f. 270,2. 276. 282. 325,3 haw w a -> Gewand Kleine Welt 309 — s. auch Mikrokosmos Knecht, Knechtschaft, Sklave 5. 38. 117. 133. 236. 331. 349. 356. 384,1 Köder, Lockspeise 300 König 103,1.114.121.133. 282,1. 294,1. 373 König der ginsternis 268,1. 269. 280f. 288. 296. 298 Körper, Leib, eöma 34 f. 99. 101 f. 104— 107. 114. 118. 132. 134-136. 137,1. 140.144.178. 180f. 182,1.183.188,4. 194. 198. 206,2. 210. 212. 270. 275. 286. 322,4. 324,1. 331 f. 339. 347. 349 s. 355. 377. 397 f. 403. 411 konservativ 216f. 226,2. 228. 243 koptische Texte 6. 284. 419 körö kösmou 184,2 Kosmogonie 5. 8. 114. 127. 134. 190. 197. 262. 277. 284. 330. 348. 351. 382. 385. 388 f.

Namen- und Sachregister Kosmokrator 153,1. 166,1. 372. 374 Kosmologie 8. 25. 104. 106. 173. 176,1. 199. 413 Kosmopolitismus 7. 38. 95. 240f. Kosmos 5. 27. 44. 47. 103. 118. 124. 142-156. 159-172.175f. 186.189-193. 197. 199-201. 219. 226,2. 240-243. 251. 331. 341. 345. 349. 374. 396. 411413 — s. auch Welt Kosmosbejahung, -Verehrung, -Verklä­ rung, Weltbejahung 60,1. 154. 160. 240 Kräfte, dyndmeis 202. 206,2. 208. 210. 288. 291. 341. 344 Kraft 210. 353 f. 356. 358. 361 Kreuz, kreuzigen, Crucifixus 175. 310. 339. 361. 369. 408,2 Krieg 294. 295,1. 355. 419. 424 Kroll, 3. 21,1. 184,1 Kugel 163 Kult 157. 205. 350 Kummer 388 f. 395 Kuäta 120. 123. 135,2. 138f. 294,1. 422 Kyniker 240 f. Labyrinth 98 f. 112. 207,1. 259. 343 Lachen 370 f. Lactanz 6. 178 Lärm, Getöse 119f. 276 läutern 423 Laienbeichtspiegel 287,1. 299,1 Laster 194. 201 f. 275,3. 348 — s. auch Planeten-L. Leben, Ewiges Leben, Zoe 96-106. 108. 117. 122. 125. 131. 133,3. 149f. 173. 269. 278. 322,4. 325,2. 344 f. 364. 370. 401. 403. 405. 407. 418. 424 »Leben', erstes, großes, fremdes 96f. 102 f. 108f. 110,1. 111. 115. 120. 123. 126. 136f. 263f. 270,2. 275f. 280,1. 281.1. 340. 346 f. »Leben', zweites, das Zweite 110,1. 265. 268,2. 340. 342. 349 Lebendiger Geist 121,1.129.301 f. 304,1. 305.1. 306. 310. 312. 319. 345. 347. 421 f. 424 Lebewesen 345 f. Leere 368-370. 388,2 Leib -> Körper Leiden, Leid, Passion 100,3. 102. 109. 122. 189. 282. 303,2. 310. 324,1. 333. 349. 369. 388 f. 408

435

Leidenschaft, pdthos, pi*th6tik6n 118,1. 144. 183,1. 189. 206,2. 322,4. 332. 334. 338. 340. 365-367. 369. 371 f. 375. 411. 417 Leisegang, H. 24,1. 254,1. 401,1 Lenh, w . 211. 310,2 Letzte Statue 319. 424 Leviathan 322,4 Libertinismus 204. 215. 234-237. 357 Licht 5. 38. 45 f. 97 f. 101. 103-105. 111113. 114,1. 120. 121,1. 129. 130,1. 133,4. 146. 149 f. 265 f. 269,1. 270 f. 272.3. 275. 278. 282,1.2. 283. 285 f. 287.3. 289f. 292-299. 303. 305-308. 316. 319. 342. 344f. 347. 356. 364. 369 f. 380. 381,1. 385 f. 393-395. 402 f. 406. 418-420. 423 f. Lichtadam 402 Lichtaura 393 Lichtjesus 310-312. 423 f. Lichtkönig 103. 123. 130. 263,1. 296 f. Lichtmensch 401 f. Lichtort ->w elt(en) des Lichts Lichtreich 162. 267. 280 Lichtschiffe 128. 306. 423 — s. auch Schiffe Lichtseelen 45. 321,1. 328 Lichtselbst 211 Lichttau 360f. Lichtteile 46. 124. 304,1. 305. 316. 318 Lichtwelt -> w e lt der Lichts Lichtwesen 102,2. 211. 267. 277,2. 301 Lidzbarski, M. 4. 99,1. 262,1. 268,2. 272.1. 277,1. 282,2 Liebe, Eros, Begehren 117 f. 122. 137. 313. 334. 345-347. 364-366. 387. 402 Lipsius, g. H. 2,1 List, überlisten 114. 324,1. 325,1. 397 Lockspeise Köder Löwengestalt 386. 394. 400. 407 logikön 144. 193. 195. 252 — logike physis 188 f. Logos 14f. 18. 45. 81. 87. 94f. 142-144. 146. ICO. 170. 175. 202. 208. 225. 322.1. 341 f. 344f. 347. 364. 405. 409 Lüge 374. 382. 412 Luft 297. 344f. 372 Lukrez 178,1 Lust 118. 291,3. 395. 398 type -> Betrübnis

436

Namen» und Sachregister

Machtsgstem 98 f. 162 Mächte. Gewalten 5. 35,1. 116. 145. 157 f. 162. 165. 186. 191 f. 194. 201. 231. 236. 307,1. 331. 349. 355 f. 358. 360 f. 363. 395-397. 402-404. 407. 422 f. männliches Prinzip 335. 350. 354. 360,3. 369 Magie, magisch 6. 85. 176,2. 204. 206. 358 Makrokosmos 31. 142. 169. 196. 305 f. 309.1. 322,4 Maitnine, M. 377,1 M ana 102.104. 106.111.183. 211. 262f. 270.2. 274. 277. 280 — s. auch Großer M ana Manda d'haije 109f. 119f. 122. 132,1. 265-270. 275. 278. 280,1. 338,3 Mandäer 4. 7. 22 f. 26. 32,2. 48. 52. 56. 85. 94-127. 130-132. 135-139. 166. 178. 183. 193. 211. 223. 230,1. 247,1. 256f. 262-283. 297,3. 314,1. 322,1.4. 324.3. 325,1. 326,1. 330. 334. 337,2. 340. 342,3. 345,4. 346,1. 360,1. 377. 391 422. 425 Mangel. Sehl. Makel 104. 137,1. 265. 268. 270. 272. 275,3. 367f. 374f. 388,2. 395-397. 402. 405f. 410f. 413f. 418 Mani 7 f. 47,2. 55 f. 57,1. 121,1. 173,1. 204. 256 f. 262,1. 269,1. 272,3. 278. 284-320. 329 f. 341. 380. 381,1. 383. 390. 396 f. 402. 405,3. 420. 423 f. Manichäer 4. 7f. 22. 32. 47,2. 52-56. 66. 72. 80. 85. 95. 100. 104. 106,1. 111. 114. 120 f. 128 f. 134-136. 137,1. 178. 197. 205. 211. 213. 222. 256. 267. 268.1. 282-320. 325,1. 326,1. 337,3. 338. 377. 419-425 Manichäische homilien 419 Manichätfches psalmbuch 419 Mannweiblich 345 f. 354. 400 Mantik 158,1 Marc Aurel 196,1 Marcion, Marcioniten 6. 80. 96. 101. 103.1. 155. 156. 166,1. 167,1. 173175, 204. 221. 230-232. 236. 247 M arios, Markosier 206,2. 232,3. 233. 247.2. 362. 416,1 M ars 182,1 Materie, hyle, Stoff 34f. 38. 44s. 46,1. 47.2. 104,2. 113. 115. 162. 173,1. 180.

189. 212. 252. 260. 287,3. 288,6. 289f. 292,2. 294 f. 300. 303. 310. 313. 316. 322,4. 333 f. 339. 341. 345. 360. 366. 370-373. 386-388. 397. 400. 405-407. 411 f. 414. 417 f. 423 Mazdäer 307. 308,2 Meditation 205 Meer 322. 424 Menander 358 Menasce, P. Z. de X. 286,2 Mensch, irdischer 5. 53. 149,1. 160. 169. 171.182. 185 f. 195.198. 207. 210-212. 230. 283. 331 f. 337-339. 344. 347-349. 372. 375. 384. 391. 396f. 403. 407. 411 .Mensch', Urmensch, Urwesen 5. 8. 20. 45. 76,1. 109,1. 114. 121,1. 129. 135. 181. 185. 211. 219. 230. 263,1. 296299. 301-304. 306. 309,1. 310-312. 321. 322,4. 335. 337,3. 343-351. 360. 364. 383 f. 396. 402. 404. 420 f. 423 f. Menschengestalt 402 Menschheitsgeschichte -> Weltgeschichte M etcut 182,1 Merkabah-Mystik 401 Mesopotamien 8. 57. 377 Messalianer 195 Messias 173,1 Metamorphose -> Umwandlung rnetdnoia -> Umkehr Metapher 92. 252f. Metaphysik 86 f. 188 f. 209. 251. 258. 260 f. Mikrokosmos 31. 309,1. 322,4 Mischung, Vermischung, Gemisch 10S106. 111. 134. 270. 282,1. 283. 285 f. 294. 298-301. 303. 305. 307. 313. 318. 342. 346. 350. 354. 363. 371. 381. 421. 423 Mission, manichäische 7. 120,1 Mithras, -Mysterien 6. 26,1. 80. 198,1. 205 Mithrasliturgie 6. 211 Mitmensch 170f. Mitte, D rt der Mitte 233. 373. 412 Monchsmystik, -tum 2. 7. 85. 88,1. 90. 189.1. 191. 194. 196. 199. 205. 213. 249.2. 257. 315. 375 Mond 28,1. 32. 130,1. 157. 183,2. 306. 311.2. 316. 318. 356,3 Monismus 42. 44. 161 f. 165s. 172. 330. 388. 417 Monneret de villard, U. 390,1

Namen- unb Sachregister

437

Naturen 103,1. 282,1 Monoimos 348,3 Itb&t 264 Monotheismus 32. 157. 176,2. 228 f. 231 Montanismus 8 Nebel 387. 388,1. 412. 414 Moral, Sitte 194. 215. 228. 231. 234-236 Negation, Negativität 148-151. 163,1. — s. auch Ethik 180. 192. 195. 202f. 209. 213. 215. Morphologie 10f. 224. 226,2. 228. 244. 247 f. 250. 259. Moses, mosaisch 229. 285,1. 338. 356. 333. 353 Negative Theologie 244. 250. 393 358 Mosheim, 3. £. v. 2,1 Neid 295. 360f. 400. 404. 407. 420 Motiv, beschichte 9-12. 20f. 45. 78. 82. Netz 421. 424 84,1 neu, Neues 122,1. 357 Neuer Gott 173,1. 246-248. 251 M utter 222. 230. 232f. 322,4. 352,2. Neues Testament 6.80-82.118.120.133. 360f. 368-370. 373 f. 383. 395. 397. 401 153.1. 166,1. 173,1. 185. 210. 392 Neugier 105 M utter des Lebens 121,1. 149,2. 233. 297. 302. 305,1. 306. 310, 421 Neuplatonismus 6 f. 43. 80. 85. 90. 96. Mysterien, -kult, -religion, -spräche usw. 105. 140. 176,1. 189,1. 194. 198,2. 245. 249,2. 250-254. 257. 329. 333f. 4. 6. 26. 43. 51. 69. 80. 84. 99. 111. 347.2. 355 123. 140. 143. 192. 198,2. 205. 206,2. NeupytHagoreismus 6. 43. 85. 176,1. 251. 252,1. 344. 350 Mysterium 113. 117f. 205,2. 206. 207,1. 347,2 285. 373. 410-412. 421 Nichts 150f. 248. 250. 349 nichtseiend 231,2. 248 Mystik, Mystizismus 43. 140. 150f. 161. nichtweltlich -»akosmisch 187. 189. 199-203. 205,2. 209. 210,1. 223,2. 244,2. 245 f. 249. 254,1. 258. Niederlage 283. 297. 299. 301. 420f. niedersteigen -►Abstieg 375. 401 — s. auch Mönchsmystik Mythologie 51. 84 f. 87. 89. 108. 143. Nihilismus 150 f. 234. 242. 248 f. 358 Nikolaiten 307 174. 176,2. 255. 256,1. 258. 260-262. 383 Nimrus 118,1 Mythos 3. 13. 71. 86. 88f. 92. 128. 143. Nock, st. D. 344,1 158,1. 166f. 173. 176. 181. 209. 217. nömos 167,1. 175. 208,1. 236. 239. 240,1. 242 — s. auch Gesetz 219. 249. 251. 256-259. 261. 303. 333. 360. 351,1. 375. 412 Norden, G. v. 19,1. 71. 216. 250,1 Notwendigkeit, Zwang, anägke 15. 31. 38. 47. 159. 180. 223. 225. 341,2 Naastener 6. 99. 112. 123 f. 228,2. 229,4. Nüchternheit, ernüchtern 116. 133. 398 310,4. 322,4. 335. 341,1.3.4. 342,1.2. Itumenios 347,2 343 f. 348. 380 Nus 141 f. 145f. 170. 180. 187. 192. 211 f. Naassenerhymnus 207,1. 343 f. 370,1 289. 310. 311,4. 345-345. 347. 349. Nachahmung, -bildung 332. 345. 358. 353 f. 360. 363. 365 f. 361. 374. 394. 395,1. 396. 398 f. 412 Nacktheit, Blöfee 209. 398. 404 Nächstenliebe 171 oben, das (Dbere 353f. 360. 373. 383. 399 Nag hammadi 377-393 objektgeschichtliche Forschung 11 f. 17 f. 20 Nahas 336. 338 f. Gbjektivation, -sstufe 12. 18f. 42. 52. 54. Namen 387 * 56. 74. 82. 84-90. 94. 152. 216. 258 Namenloser 96 (Dbjeftftiftung 141 Narzih, -mythos 277,5. 334. 346,2 Oden Salomos 6. 256. 321. 325,1. 327 Natur, ph^sis 142. 149. 166,1. 168,1. Offenbarung 173,1. 311 f. 344. 390 Offenbarung stdams an Seth 384. 390 172. 174,1. 175. 176,2. 178. 189. 210. 212. 223,2. 235. 317. 334. 344-347. Ogdoas 149,2. 208. 396 349. 351. 402. 420 Ghrmazd -► sthura Mazda

438

Namen- und Sachregister

Ontologie 15f. 90. 151. 242. 329. 374 Opfer 220. 296. 300. 420 Ophiten 208. 222. 228,1. 229,2.4. 230,1. 322,4. 343,1. 348,3. 352,1. 360. 398 Opposition 68. 218. 221. 224. 228. 231. 248-250 Optimismus 42. 60. 65. 143. 165,1. 166. 225 Ordnung, Weltordnung, taxis 147 f. 159. 162. 168f. Orient -»Osten Orientalifierung 71,1. 75 Origenes 6f. 86,1.90.105.187-189.208. 257. 328. 334,1. 375. 420 Ormuzd -»ctfjura Mazda Orphik 42. 251. 254 Ort, Orter, Stätte 99. 106. l l l f . 118,1. 136 Ort der ginsternis -»w elt(en) der gin* fternis O rt des Lichts -»tDelt(en) des Lichts Osiris 140,1. 350 Osten, Orient 2,1. 4f. 7f. 21. 23. 35. 43. 48-53. 57. 66-72. 75 f. 77,1. 78. 80. 95. 111. 113. 174. 215f. 219. 226. 247. 249. 251. 253 f. 297. 299. 322-325. 327. 369 ousfa 146. 254,1. 371,3 Paargenosse 386. 394-396. 406 f. Paarung 354. 364. 366. 369 Padwachtag 302,4. 304,1 — s. auch Antwort palingenesie 200-203. 205,1. 209 Panhellenismus 24,1. 77,1 Panpsychismus 303. 313f. Pantheismus 42. 157. 170 Paradies 25. 129. 222. 315. 322,4. 390. 397f. 402-405. 407 paradox 220. 223. 386 paraklet 285,1. 286 f. 312 Paraphrase des Sem 381 f. 383,1 Paraphrase des Seth 381,1 Parodie 382 Parsismus -»Persien Passion -»Leiden Passivität 68. 107. 159. 192. 202 Pathos -»Leidenschaft Patriarchen, biblische 221 Patristik lf. 7. 379 f. Paulus 2. 6. 81. 153,1. 155,1. 174,1.

185 f. 203. 208,1. 210-213. 233 f. 236. 237,4. 292 Pelliot, P. 211 Pentode 288,4 peraten 45. 126. 220. 322,4. 323,2. 341 f. 380. 384,2. 398 Perle 6. 104. 114. 133. 211. 278. 279,2. 320-326. 349. 350,2 Persien, Parsismus 7 f. 20. 23. 25-36. 38-42. 46. 47,1. 48. 76,1. 77. 84. 223. 229.1. 244,1. 288. 289,4. 291. 305,3. 316,3. 327. 329 f. 342. 352. 423 — s. auch Ira n Personifikation 86. 98. 176. 201 Pessimismus 34-36. 58. 60. 65. 76,1. 151. 165 f. 184. 214. 224-226. 245. 305. 422 Petrus 357 Pfad -» w e g pflanze, Vegetation 307. 308,2. 309. 313.2. 402. 422 Pforte -»T or Philippusakten 7 Philippusevangelium 139. 208,1. 378,1. 380.1. 393 Philo von Alexandrien 6. 43. 90. 116,1. 176.1. 193. 211. 213. 244,2. 245. 252.1. 254,1. 384,2 Philologie 1-3. 9. 11 f. 24. 83f. 89 Philosophen 218 Philosophie 3. 6. 13-17. 46. 48. 50 f. 56 f. 83. 86-89. 140. 144-146. 172. 245-247. 249. 252-255. 256,1. 258. 375 phrygische Religion 23. 350 physikotheologie, theologia physica, th. naturalis 142. 156. 159. 161. 244,2 Physis -»N atur pistis -»Glaube pistis Sophia 99. 109. 256f. 323,1. 359. 385 f. 388,1. 389. 398,1. 399-403. 406 f. Planeten 25-28. 30. 32,1.2. 99.116.117. 122. 125,1. 132. 157. 161 f. 166f. 178. 184. 191. 193. 201,1. 207. 270,2. 272-275. 276,1. 281. 306. 316,3. 346,1 Planetengaben 183-185 Planetengötter 31.35,1. 184,2. 185. 223. 229 Planetenlaster 183. 185 Planetenseele 183. 186

Namen- unb Sachregister Planetensphäre 22. 181 Plato 43. 46. 141. 144. 251-255. 291,3. 317. 332 — Gastmahl 252,1. 346,4 — Timäus 167,1. 374 platonisierung 45. 341 f. Platonismus 34. 40-45. 167. 245. 251254. 374 f. 396. 420 pleroma, giille 149. 208. 209,1. 263f. 281.1. 285,1. 332 f. 334,2. 356,3. 361 f. 364. 366-370. 373. 394. 396. 399. 412. 418 plotin 6. 8. 46. 72,1. 86,1. 89f. 105. 154. 168f. 172. 176f. 187. 189. 190,1. 205. 206.1. 247,1. 250 f. 254 f. 257. 260. 328 f. 332. 346,2. 375 plutarch 6 pneum a -»Geist pneumatiker 7. 204. 212f. 218. 233-235. 238.1. 315. 341. 350 poimanbres 76,1. 181. 184. 209. 257. 277,5. 326,2. 328. 335. 344-348. 351. 383. 396 f. 402 Polarität 150. 165. 261 polis 69. 141-143. 239-241 polotsfy. H. Z. 284,1. 289,2. 304,1. 319.2. 419 Porphyrius 6. 72,1. 140. 192. 212 poseibonios 43. 154. 161. 225. 252,1 Positivismus 62. 64 präbikate Gottes 150. 163,1. 247 f. Prägung, geprägt 350. 405 praelosmisch, vorweltlich 103,1. 105. 109. 129. 262. 269. 304. 311,4. 386 preuschen, C. 320,1 Prinzip, Urprinzip 103,1. 266f. 340f. 350. 393 — s. auch Dreistufigfeit Prinzip, existenziales 13f. 16-18. 22. 29. 35f. 49. 73. 82. 85. 87. 89 Proarchon 230,3. 361 Prof los 198 Prometheus 218f. pronoia, Vorsehung, vorauswissen 160. 172-178. 228. 342. 400,3. 402. 406 Propator -»Vorväter Propheten 173,1. 176,2. 228 f. 235. 248. 285,1. 311,3.4. 312. 339. 356. 358. 361. 373. 390. 423 prunifos 222. 356. 360 pseuboclementinen 125. 278. 312. 356. 390 Pseubomorphose 43. 74. 86. 95. 216s. 243. 246. 251. 254f.

439

psyche -»Seele psychifer 213. 233 f. 238,1. 315 Psychologie 58-61. 65.191.194.199. 413 ptahil 106. 119. 183. 269,2. 270,2. 271275. 277 f. 280f. 337,2. 346,1 ptolemäus 6. 165,2. 189. 190,1. 362. 364. 379. 386 puech, H.-LH. 284. 377,1. 378,3 Pythagoreer 160. 163,1. 182,2

qnuma 212 (Vuispel, G. IX , 1. 377,1. 378,3 TumrLn 377. 391 f. Nationalismus, Nationalisierung 43. 4252. 55 f. 257 Natlosigfeit, aporfa 110. 366. 370-372 Raum 99-101. 124,2. 163,1. 260. 277,2. 354. 381. 413f. 418 Rausch -»Trunfenheit Realgrunb 59. 71 Realisierung eines Vaseinsprinzips 87 Rebe 110 Rebellion -»Auflehnung Rechenschaft, Rechtssache 136f. Rechte, bie 421 Rebe, reben 104. 111. 118,1. 119. 122 f. 137. 269. 278,2. 324 Reflexion 353 Reinigung 313. 372. 422 Reise-, Wegzehrung 125. 276. 322 Reihenstein, R. 2. 21,1. 23. 24,1. 48. 58 f. 71. 121,1. 140,1. 184,2. 195,2. 211-213. 223,2. 253,1. 282,2. 301,3. 320.1. 322,4. 327,3. 334,2. 344,1. 348.2. 349,1. 351 Religion — Astral-R. -»Astralschema — Kosmos-R. 162 — Rational-R. 244,1 — natürliche R. 223,2. 224 — Natur* R. 23. 158f. 228 — 5ohnes-R. 219 — Sonnen-R., Solartheologie 157f. — Universal-R. 21 — Vater-R. 219 Rrligionsgeschichte 2. 12. 185 Religionsmischung -»Synfretism us Resignation, Resignierung 65. 143 Ressentiment 32,2. 70. 234. 255 restitutio -» wieberherstellung Reue 106. 112. 280. 361. 372. 388. 395 Revolution. Revolte 32,2. 68. 166. 214f. 222 f. 226-228. 232-234. 236. 238 f. 243. 247-249. 251. 357. 384

440

Namen- und Sachregister

Richter 132,1. 232f. Römisches Im perium 11. 66 f. 69. 142. 157. 242 Rotes Meer 322,4. 350 Rückkehr, zurückkehren 5. 47,2. 259f. 304.1. 320. 322,2. 328. 338,4. 347. 351. 355 Rückwendung 189 Rüstung 114,1. 297-299. 337,3. 421 Ruf, Stimme, rufen 101. 109. 115. 117. 119-134. 137. 258. 265. 269. 276. 302304. 313. 318-320. 324 f. 350. 360. 383.3. 390. 396. 401. 407 — f. auch ThroStag, hören Rufin von Rquileja 187. 188,2 rttlhü(d' Vudsa) 116f. 118,1. 122f. 272275. 276,1. 277f. 338,3. 360,1 Ruhe, Schweigen, sige 138. 208. 281,1. 290. 312. 325,2. 343. 353. 363-365. 393. 413. 420 Rumpf 102. 111 Sabaoth 208,1. 228. 229,4. 230,1. 400,3. 401-403. 405 f. 8ahpurakan 311,3. 423 8ahraftani 8 Sofias 407 Sakralsprache, -stil 253 f. Sakramente, sakramental 85. 200. 205f. 207.1. 418 SamacI 401. 407 Same, spörma 192. 211. 313,3. 325.341. 349. 362 f. 392. 402-404 Sammlung, einsammeln 125. 139f. 319. 361. 424 sÄrx, sarkikäs, Sarkiker 180. 195. 209. 212 — s. auch Fleisch Sassaniden 72. 285,1 Satan -»Teufel Satanismus, Satanisierung 46. 238 Satornil -►Saturnmus Saturn 182,1. 210,1 Saturninus, Satornil 195. 229,4. 309,2. 358 Saulcy, g. de 391 Schaeder, H. H. 4. 21,1. 24,1. 50-58. 71. 120.1. 121,1. 257,1. 284. 289,2.3. 291.3. 297,4. 301 Scham 395. 402 Schatten 369. 385-387. 388,1. 399f. 406 f. Schah 104f. 106,3. 230,2. 270

schauen, anschauen 203. 313 Scheidung, Scheidewand 286. 387 Schenke, H.-M. 378. 401,1.402.406.425 Schicksal -»heim armene Schiffe 306 f. 316. 424 — s. auch Licht­ schisse Schimnu 298 Schlaf, Schlummer 45. 113-115. 119. 121 f. 126-130. 132-134. 197. 275. 324 f. 346. 350. 390. 398. 403. 407 Schlange 195. 220-223. 310. 322-325. 336. 343,1. 398. 403f. 407 Schlangengestalt 360. 394 schlecht, das Schlechte, kakön, kakfa 149. 154. 169. 171. 182,1. 198. 230,3. 288,6. 289 Schleiermacher, g. (E. D. 226 Schlinge 106,1. 132. 209 Schmidt, L. 284,1. 289,2. 304,1. 389. 419 Schmidt, H. 277,3. 325,1 schneiden, abschneiden 117. 119. 270,2. 280.1. 350 f. Schöpfergott -»vem iurg Schöpfung 295. 297. 337. 341. 354. 374 Schöpfung des Menschen 269f. 285. 290.1. 297. 396 f. 402 Schöpfung der Welt 5. 96. 106. 174. 230. 269. 271. 301. 305-308. 332. 357 f. 360 Schöpfungslehre 76,1. 167. 176,2. 189,3. 262. 269,2 Scholem, G. 264,2. 351 Schrecken, Erschrecken 110. 120. 366. 370372. 412. 414 Schuld, Schuldgefühl 58. 105. 283. 347,2. 355,4. 359. 386. 391 Schultz, w . 279,1. 321,1. 335,2 Schweigen -»Ruhe Seele, Psyche, Urseele 5. 7. 35. 45. 99. 104f. 107. 111-115. 124f. 128. 130,1. 139. 144-146. 149,3. 163,1. 178-214. 230. 243. 270. 274 f. 289. 298. 299. 308. 31&-321. 322,4. 324,3. 327. 331. 333 f. 335,1. 337-340. 343. 345. 346,2. 347-350. 357. 360f. 370-375. 388. 396f. 403. 411. 420f. — s. auch Welt­ seele Seelenwanderung 237 Sehnsucht 38. 109f. 113. 163. 189. 369 Seinsauslegung, -deutung 14. 73. 80. 94. 170,1 Seinsgrund 90

Namen- und Zachregister Zeinshaltung, -Verfassung 55.62,2.73.93 Zeinsstrukturen 14 Seinsstufen, -formen 162. 180. 185. 188f. Zeinsverhältnis 23. 60 Selbst 14. 47. 134. 152. 170f. 179f. 191. 197. 202f. 211. 215. 219. 238f. 242. 249. 259. 310. 326,1 Selbstaufgabe 145 Selbstauslegung, -deutung 42. 48. 65. 87. 89. 191 Selbstentfremdung 97. 187. 370 Selbstgeborener, Autogenes 341,1. 394. 397 Selbstvernichtung, -Zerstörung 173,1. 174,1 Selbstoerständnis 13 Selene 356 senden Aussendung Zeneca 252,1 Serapion von Thmuis 299,2 Seth 390-392. 398 Sethianer 289,4. 322,4. 341 f. 379-381. 391-393 Severus von Antiochien 47,2. 291. 292,2. 294,5. 301,1. 419 siderische Frömmigkeit 144. 156-162. 184 Sieben, Siebenheit 25-27.30.110,1.111. 116.124.2.130.1.132.162.166.167.1. 178,2.181-183.190,1.201.208.210,1. 229. 230,3. 275. 278. 331. 338,3. 346. 352. 358. 360f. 373f. 395. 401. 407 Siegel 123. 208. 344 sige -*Ruhe Simon Magus 229,2. 236. 257. 275,2. 342.1. 352,1. 353-357. 359. 364 Simonianer 307 Zimplikios 296 sinken 106.110.123.189.259.283,1.332. 335. 340. 346,2. 356 Sinne 210. 347 Sinnwandel 20. 26 Skepsis 143. 235. 242 8kina(s) 102. 135,2. 230,1. 262. 265f. 269-271. 282. 288. 296. 298 Sklave Knecht Sodom und Gomorrha 391 f. Sohn 100,3. 110s. 114. 121,1. 123. 133. 208. 230,2. 249. 251. 269. 282. 302. 320. 328. 341. 344. 394. 413. 421 Sohn des Menschen 219. 348,3. 349. 360. 383. 396

441

Zolartheologie -►Religion Solipsismus 171 soma -> Körper Sonne 28,1. 32. 130,1. 149. 156-158. 166. 169. 183,2. 306. 307,1. 311,2.4. 315s. 318. 423f. Sonnengott 198,1 Sonnenmythos 277,3. 325,1 Sophia 109. 189. 190,1. 222. 232. 256,1. 277,4.340. 352,1. 356. 359-361. 364373. 383,1.3. 384,2. 385-389. 394. 398f. 400,3. 408,2. 412, 415 Sophia Jesu Christi 378,2. 387 Soteriologie 5. 8. 25. 45. 104. 127. 139. 171.1. 175. 188. 198,1. 199. 261 Soziologie 58-64 Spekulation 38. 50. 53. 92. 255f. 258s. 261. 329-333. 358. 362. 374s. 416 Spengler, 0 .1 3 .4 3 . 52. 70. 73f. 163,1. 215. 243 Sphären, -ordnung, Gestirnsphären 5. 124,1.149,3.154.160.162-167.168,1. 181s. 190,2. 205. 208. 210. 232. 275,2. 280.1. 306. 331. 335,1. 345s. 348. 361. 423 Spiegelbild 325 Spiegelung 277. 393. 396,1 Zpiritualisierung, Vergeistigung 204. 244. 246. 387 Spontaneität -> Ursprünglichkeit Ssabier 334,2 Staat 240. 242 Stätte - * 0 r t Stamm 102. 105s. 117. 119. 136s. 178,2. 270.2. 275,3. 281 Stauros 367. 368,1. 369 stehen, aufstehen 353. 354,5. 390 Sterben, Entkleidung 200. 202. 346. 398 Sterne, Sternmächte, Gestirne 31 f. 99. 109. 122,1. 145. 149. 153,1. 156. 159. 166. 169. 172. 178. 183. 306. 316. 341 Sternengeister 181. 185. 194 Sternenverehrung 176,2 Sternenzwang 204 f. 225 Sternkunde 157 Stimme -*Ruf Stoa 21,1. 42s. 70. 142. 154. 156. 159. 161. 163,1. 172. 175s. 196s. 204. 210. 216-218. 222. 225. 226,1. 242. 244,2. Stobäus 6. 184,2 Stoff -> Materie Stoffgeschichte 24. 80. 84s.

442

Namen- unö Sachregister

Streit -»Kampf Stümperei (der Archonten) 396 Stufen, -bau, -folge, -leiter, -ordnung 146. 188f. 190,2. 202. 205. 209. 259f. 333. 335,1 Sturz 198 Subjett, -ivierung 86 f. sublunar 154. 162 Substanz 366f. 369f. 372. 374 Suche 366 Sünde, Erbsünde 130,1. 173,1. 178. 198,2. 222. 233. 292. 307. 314. 316,3 Sündenbewuhtsein 313 Sündenfall 105. 222 Sündige 315 Süf-INeer 117. 265. 322,4 SuhtscheS, Sr. d. 321,1. 327 8um 125,1 superbia 279. 281,1. 333. 334,1 Suqnirt, Kloster 390 Symbol, -bildung 18f. 150. 167 Synkretismus lf . 4. 9. 11 f. 20. 23. 26. 34. 38. 40. 47. 58. 73. 77-80. 82. 143. 167.1. 185. 216. 219. 222. 229. 243. 244,1 Synode von Konstantinopel 187,2.188,2 synoptische Tradition 392 Synthesis 17. 37. 46s. 49 Syrien, syrisch 7. 67. 157. 256s. 267. 268.1. 279. 283. 292s. 301. 321. 330. 334.1. 340. 390 Syrisch-ägyptische Gnosis 256 f. 263. 328-362. 374. 380. 385 Systeme 49. 80. 256. 258. 362 systema 162. 184,2. 199. 201. 209. 331. Syzygie 163,1. 354,2. 361 Täufersetten 8. 95,1 Tarnkappe 232,3 Tartarus 401 Tat -»Thot taub 114,1. 299 Taufe 206. 339 Teil -»Ganzes Teleologie 160. 173. 176. 179 Selos 203. 209 Tertullian 6. 155. 254 Testament des Hiob 7. 153,1 Tetragramm 394,1 Teufel, Diabolos, Satan, Urteufel 32. 153. 173,1. 175. 187,2. 199. 214,1.

222. 286,2. 288. 292. 294. 298. 303. 309f. 311,2. 315. 332s. 336. 372. 374. 420 Theodizee 226,1 Theodor bar Könai 8. 282,2. 284. 286,1 Theodorei von Kyrrhos 294,5 Theodotos -»Excerpt» ex Theodoto Theottasie 217s. theologia physica, th. naturalis -» Physikotheologie Theoria 252,1. 317 Theorie 49. 216. 317 Thomasatten 6s. 102. 104,2. 111,1. 121s. 133. 282,2. 320 Thomasevangelium 377,1. 392. 425 Thot, Tat 200-202 Thron 401 Tibil 102. 111. 117. 126. 130. 135. 137. 275. 278,2. 279,2. 280,1 Tiefe 5. 267. 282,1. 327. 342. 360. 390. 413 s. 424 Tier, Fauna 308 f. 372. 402 Tierkreis -»Zwölf Till, w . IX , 1. 377,1. 378,2 Titus von Bostra 8. 294,5 Tod 103. 105. 111s. 117,2. 118. 127s. 132-135. 149s. 173,1. 180. 182,1. 197. 200. 203. 205. 315. 326,1. 328. 343. 347. 360. 372. 397. 406s. 418. 424 Tor, Tür, Pforte 25 s. 112. 120. 208. 210,1. 276,1. 328. 337 Torheit 237,4. 385 Totenkult, -liturgie, -messe 100,3. 140,1. 326.1 Tradition 49. 52. 73. 75. 167. 216s. 222. 226.2 Trank 114. 133,3. 324,2 Transformation 12. 85. 88 transkosmisch 152 transmundan 5. 65. 224. 244 Transzendenz 12s. 42-44. 59-62. 64. 87. 92. 94. 97. 151s. 163,1. 165. 166,1. 170. 171,1. 180. 202 f. 211. 215. 226. 228. 243-245. 250. 252. 358f. Trauer -»Betrübnis Trinkgelage 117 Trunkenheit, Rausch 113-118. 121s. 127129. 133. 275. 276,1. 324. 398 Tschinvatbrücke 25. 316,3 Tür —»Tor türkische Texte 7s. Tugend 142s. 201 f. 213. 239

Namen- und Sachregister Turfan, Fragmente, -texte usw. 4. 7 f. 128. 297. 377 Turm zu Babel 25 (Tyrannei 148. 156. 165,2. 168. 197. 228. 331 (Eyros 356 f. Übel 154. 198. 301. 338. 343 Überbietung 148-149.151.159.162.166. 180. 213-215. 226. 245 Übergebung, ctnmaßung, authadia 230,1.2.3. 281,1. 332. 360. 373. 382. 383.1. 384. 395. 401 überkosmisch -»überweltlich Überlegenheitsgefühl 243 überlisten -»List Übermut 118. 154,1. 184,2 überweltlich, überkosmisch 5. 219. 222. 238.1. 247. 249. 259. 350. 383 Umkehr, metanoia 258. 366. 371. 401 Umwandlung, Verwandlung, Metamor­ phose 187,1. 188. 200. 202f. 205. 209. 356 Umwendung, epistrophe 189,2. 370372 Umwertung, Wertumschlag, -Verkehrung 27. 30. 148. 159. 161 f. 163,1. 166f. 172. 184. 214. 223 unaussprechlich 356. 375 unbegreifbar, unbegreiflich 248. 412 unbegrenzt, grenzenlos, unendlich 163,1. 244. 248. 291,4. 374. 393 unbekannt, agnöstos 96. 173,1. 247f. 336.1. 355. 358 Unbekannter (Bott, 244,1. 246f. 251 Unbekannter Vater 247. 358. 361 Undenkbare, der 412 unendlich -»-unbegrenzt unerkennbar, unerkannt 97. 147-149. 358. 364. 368 unerlösbar 419 unermeßlich 356 unfaßbar 356. 366 ungeprägt 350 Unger, IN. 327,1 ungezeugt 364. 366 f. unheimlich 96. 145 Universalismus 23 Unkenntnis -»Unwissenheit unnennbar 248. 363 unsagbar, arretos 206,2. 248. 249,2. 250. 349. 393

443

unsterblich, athanatos 118. 133. 211. 346. 387. 399. 401 unten, das Untere 353 f. 360. 369. 382 Unterdrückung 384 Unterweiser 404. 407 Unterwelt 26. 113. 221. 277. 395 Unterweltswanderung 26. 327 unweltlich -»akosmisch Unwissenheit, Unkenntnis, ägnoia 115s. 133s. 154,3. 155. 181. 197. 206,2. 230,3. 323,2. 331. 333. 355. 361. 366s. 370. 372f. 374f. 384,2. 386s. 388,2. 394-396. 403. 405. 407. 411 f. 414. 417 f. Ur 269,2. 277 f. Urchristentum 2. 6. 88. 137. 191 Urfall -»Sali Urgeist, -pneuma -»Geist Urgrund 219. 299. 387 Urkampf, -streit -»Kampf Urmensch -».Mensch* UrpHänomene 15 Urprinzip -»Prinzip Urfeele -»Seele Urjein 417 Ursprung der w eit 377,1. 378,1. 380,1. 382. 385 f. 389. 399^106 Urteufel -»Teufel Urwasser -»Wasser Urwesen -».Mensch* Uthra 119f. 123. 126. 130. 135,2. 136. 138. 230,1. 264-267. 270-272. 275,3. 276. 281,1. 296,2 Dalentinianer 108f. 165,2. 172. 187. 189. 190,1.2. 206,2. 230,3. 237. 256. 260f. 264. 267. 281. 285,1. 304. 323,1. 330. 347f. 352. 356,3. 359. 362-375. 380.1. 386-389. 393f. 396f. 399. 408. 411. 415f. 418 Dalentinus 192. 195. 199f. 250. 256,1. 257. 322,1. 362. 367. 369. 372,1. 380. 408. 415,2. 417 van Unnik, w . pflanze Venus 182,1 Verachtung 58. 215 — f. auch Weltverachtung Verbannung 266. 397 verborgen 96. 356,1 Verdunklung 331. 340. 347. 417 verfallen 96 Verführung, Verführer 117. 120. 275. 324,2. 338. 346,1. 398 Vergangenheit, vergangenes 23-25. 42. 107. 304 Vergeistigung ->5piritualisierung vergessen 96. 113s. 130. 138. 259. 298,5. 320. 324. 349. 360. 403. 405. 407. 410413 Vergöttlichung 161. 210 Verheißung 38. 127-129 Verirrung 97. 99. 340. 388,2 Verklärung 205 verlorenheil 144f. 259 Vermessenheit 333. 361. 366. 386. 396 Vermischung Mischung Verneinung, Veltverneinung 68. 152. 165f. 200. 248. 252 Vernunft, Weltvernunft 142. 160s. 170. 217 verschlingen 114. 121,1. 134. 294. 298300. 302. 307-309. 325,1. 327 Verstrickung 97. 105. 110. 118. 199. 343 Versuchung 38. 118. 177. 198,2. 273. 276,1. 332 Verunglimpfung Blasphemie Verwalter 181. 345-347 Verwandlung Umwandlung Verweltlichung 258 Verwirrung 98. 114,1. 119. 182,1. 299. 332. 367. verwunden 421 f. via eminentiae 250 via negationis 250 Vielheit 104f. 139f. 259. 418 volkscharakter 65 Vollendung 192. 348. 361. 364. 398. 409 f. 413 Vollkommenheit, vollkommene 101. 235. 369. 393 Vorhang 386f. 388,1. 399. 406f. Vorsehung ->pronoia Vorvater, Propator 363-365

vorwegnähme des dschaton 200. 203. 205 vorweltlich ->praekosmisch Vorwitz 365 wachthäuser 124. 125,1. 137,1. 280,1 Wächter, wachthäusler 112. 124,1. 135 w age 130. 135 wahrhaftige 204 Wahrheit, öletheia 130,1. 137. 173,1. 325.2. 328. 364f. 374 Waldschmidt, C. 211. 310,2 Wasser, Gewässer, Urwasser 110. 265. 322,4. 346. 350. 353. 360. 372. 389. 396. 400-402. 407. 423 Wasser, lebendes 104. 117. 138. 270. 279.2. 282,1. 283. 337,2. 339. 342 Wasser, trübes, schwarzes, unteres 104. 106.2. 230,1. 268f. 270,1. 271-273. 278. 279,2. 281. 282,1. 283. 339. 342 Weber, Max 64. 69 wecken Erweckung weg, Pfad 97-101. 110f. 122-124. 128. 135. 138. 207,1. 259f. 315. 316,3. 323. 325. 328. 338. 341,2. 344. 397 Wegzehrung ->Neisezehrung wehklage -> Klage weibliches Prinzip 192f. 232. 335. 351 f. 354. 358-360. 367 w ein 116. 133,4 weinen 390 weise, der 143. 160. 175. 204,2 Weisheit 173,1. 215. 237,4. 311,3. 368,2 Welt 14. 44. 53. 98. 107.147. 150.173,1. 174-176. 186. 214. 224. 226,2. 332f. 337. 359. 370 .Welt« 44. 70. 98-102. 114. 116f. 144. 149.2. 150f. 161. 163. 174f. 177. 179. 265 f. 413 w elt(en), G rt der Zinsternis 100,3. 102. 103. 266. 270,2. 271. 276f. 282 w elt(en), G rt des Lichts, Lichtwelt 27. 34. 96-98. 103. 111. 119. 126f. 131. 138. 265. 268. 276f. 280f. 294. 295,1. 296 f. 322,4. 386 Weltall Weltangst -> Angst Weltanschauung 35-37. 39. 48. 50. 53. 60f. 79. 152 weltbegrisf 147 f. 162 Weltbejahung -> Kosmosbejahung

Namen- und Sachregister Wettbesessenheit, -verfallenheit, -Ver­ strickung, -Verhaftung 115. 145. 179.

192. 194. 196f. Wettbildner 221 wettbrand 316 weltdeutung 13-15. 53. 65f. wetten 98-100.102f. 106.108.110.117. 120. 123. 125. 130,1. 139. 269. 271. 275,3. 285 wettende 8. 337,2. 406 wettfeindlich 23. 65 Weltflucht 58. 65. 252 Weltfremdheit 46. 170. 179 Weltgefühl 85. 146. 173 Weltgehäuse -»Gehäuse Weltgeschichte, Menschheitsgeschichte 312f. 315. 338. 390 weltgeseh 107. 142. 159. 174. 208,1. 241 Weltgott -»G ott dieser Welt weltheimischkeit 141. 252 Weltherrschaft -> Herrschaft weltherrscher 31. 232. 325,1. 331. 340 weltlosigkeit 163,1. 180. 248 Weltmächte 116. 122. 179. 275,2. 313,3. 324,1. 359 Wettordnung -»Ordnung Weltschöpfer -»vem iurg Weltseele, Seele des Kosmos 5. 35. 99. 105. 169. 172. 300-303. 306. 371 f. 424 — s. auch Seele Weltuntergang 118,1. 122 Weltverachtung, -Verlästerung, -Verleum­ dung, -Verunglimpfung 38. 154-156. 163. 167. 232. 358 weltverfallenheit -» Weltbesessenheit Wettverhältnis 38 Weltverneinung -> Verneinung Weltvernunft -> Vernunft Weltverständnis 13 Weltverstrickung -»wettbesessenheil Weltwesen31.102.144f. 167.174.179.331 werden 341. 350f. Werk, Werke 96.102.110.130.135.139. 235f. 275. 316. 385-387. 388,1. 394. 399f. 402. 406f. 412 Wertumschlag,-verkehrung-» Umwertung Wertwandel 26.30 — s. auch Umwertung Wesen der Archonten -»hgpostasis d.U. Westen 8. 67f. 70-72. 79f. 158. 204 widergöttlich -> gegengöttlich Wiedergeburt, anagennesis 108. 149. 200-202. 205. 206,2. 209. 261. 350

445

Wiederherstellung, restitutio 42. 187. 319. 332. 353. 356. 367. 374 Wille 62,2. 67f. 264. 333f. 354. 364. 399. 420 windischmann 297,4 Wirrung 130,1. 368 wissen, wissende 49f. 53. 55-57. 415. 417 f. Wohnung, oiketerion 100-103. 108. 111. 192. 346 Wohnung, dunkle, finstere, nichtige 100103. 108. 111. 130,1. 267 f. 295,1 Wohnung, lichte 101. 103 w ort 211. 220. 316. 420 Wurzel 101. 119. 132. 332. 353. 365. 380f. 383,1. 385. 390. 412 Zarathustra, Zoroaster 34. 40. 204. 218. 283. 285,1. 291,3. 303. 311. 314,1. 319,3. 342,2. 423 — GäthLs 287,2 Zarvan 111 Zauberpapgri 6 Zehn 202 Zeit 99f. 244,1. 277,2. 286. 303 f. 332. 359. 374. 399 Zentralasien 7f. 72. 284. 310,1 Zerstreuung, Zersplitterung 104f. 139f. 314 Zeugnisschicht, -sgsteme, -wett 11. 13. 16. 18-20 Zeus 196,2. 204. 217-219 — s. auch Jupiter Zodiakus -»Zwölf Zoe -» Leben Zorn 295,1. 314,1. 316,3. 361. 384. 395 Zosimos 178. 204. 211. 218. 351 Zurechtweisung, Demütigung 230. 382384 zurückkehren -»Rückkehr Zwang -»Notwendigkeit Zwangssgstem 31. 47 Zwei 282,1. 325 f. Zwei-Prinzipien-Lehre 34. 178 Zwei-Seelen-Theorie 182. 183,1 Zweistufigkeit 212-214 Zweite, das -»»Leben«, zweites »Zweite«, der 106. 281. 323. 353. 360,3 Zwietracht 420 Zwölf, Zodiakos, Tierkreis, -zeichen 28,1. 31 f. 99. 110,1. 116f. 130,1. 178,2. 183. 201 f. 273f. 276,1. 278. 316. 318. 338,2. 394f.

Stellenregister I n ( ) gesetzte Buchstaben bezeichnen die im Text verwendeten Abkürzungen. I n ( ) gesetzte Ziffern bezeichnen die Seitenzahlen der benutzten Ausgaben. Ausgaben: Koptisch*gnostische Texte s. S. 377,1; Mandaica s. S. 99,1; Manichaica s. S. 284,1. 287,1. 419; alle übrigen sind mit Hilfe der folgenden Zitate zu finden.

AlteS und Neves Testament Genesis 1,2 2,16f. 3,1-5 3,2f. 3,9f.

400,2 404 404 407 404

Psalmen 28,10 117,19s.

322,4 337,1

Jesaias 45,5 46,9 LXX

230,1.382 382

Matthäus 10,26 11,25 ff.

406.1 247.2

Markus 4,22

406,1

Lukas 2,45 ff. 8,7 10,21 ff.

285,1 406,1 247,2

Johannes 1,3

349

Römer 7

186,1

1. Korinther 2,9

337

Epheser 5,14

133

Galater 2,9 2,20 3,13 4,8

421 173,1 173.1 174.1

Kolosser 2,8 2,20

153,1 153,1

1. Johannes 2 ,15f.

118

Apokryphe« und Pseudepigraphen 4. Gsra 13

322,4

Gden Salomos 11,6-8 17,6 17,8ff. 21,2

116 327 328 328

22,1 22,5 ff. 22,11 28,7s. 28,10 38,1-4 38,12-13 41,8

327 328 327 328 327 325,2. 328 324,2 327

Stellenregister 41,9 42,10 42,11 ff. 42,14-22 Pfeuöoclementinen homilien II 22 ff. II 25 III 20 XX Rekognitionen II 7 ff. II 12 II 22

I I 37 II 39 II 49 II 57

328 328 328 328

357 357 356 f. 357

Testament des Hiob 48,2 153,1 49,1 153,1

353,1 355 f. 278,3. 312 280,1

Thomasakten 27 108-113 109 110 111

353,1 356 278,3

288,4 322-327 102.114 133 121

«ircherrvSter (außer Manichaica) Adamantins Dialogus

I 27

173,1

Clemens von Alexandrien Excerpta ex Theodoto

2,4 7,1 23.2 31,3f. 32.2 33.3 34 37 38 f. 39 42.1 45 45.1 46 46.1 48,2s. 74 76.1 78,2 80 87,1

367 364 369 366. 387 369 372.1 373.1 373.1 373.1 369 367 371.3 371.1 371 371.4 370 122.1. 153,1. 172,2 249.1 206.2. 261 149.2 204,1

Stromateis

II 3,10,2 II 20,112f. II 20,113

235.1 183 192.1

II 20,114 I V 12 I V 12,86,1 I V 13,89 I V 13,89,4

172,2. 192 237.3 237.3 200

235,1

Ephraem Sytus Hymni

53 (553F)

183

(Epiphanias von Salamis Panarion haeresium 229.4 2,2

2,3f. 2,4 3,6 5,1 f. 21

25 26 26,2 26,3 26,10 26,13 26,13,2 31 33,3-7 37 66,25,7 f.

230.1 361 229.4 363 353,1. 356 361 229,4. 230,1 382.3 139 139 140 208.1 363 362 229.4 421

Eusebius Praeparatio evangelica

XI 18,12

347,2

Stellenregister

448 fiippolyt von

Rom

Refutatio omnium haeresium 348 V 6,6 341,4 V 6,7 348-350 V 7,2-8,45 341,1 V 7,9 V 7,30 228,2. 229,4 310,4 V 7,33 322,4 V 7,41 322,4 V 8,15-16 V 8,18 209 348 V 8,38 341,3 V 9,19 99. 112. 123. 207. V 10,2 342,4. 343 f. V 12-18 341 f. V 12,3 341,1 341,4 V 12,4fs. 126 V 14,1 V 16 342 341,2 V 16,1 322,4. 323,2 V 16,5 V 16,9-10 220 V 16,10 221,1. 384,2 V 17 45 V 17,1 341,1 341,2 V 17,6 V 17,9-10 341 V 19-21 342 f. V 19-22 381,1 V 19,4 342 V 19,5 322,4. 342,4 V 19,6 289,4. 343 V 19,8 343 V 19,17 342 V 19,21 342 V 21,8 341,3. 342 V 26,1-27,5 335-339 V 26,24-29 285,1 V 29,9 342 VI 9 ff. 353,1 VI 15,3 342,1 VI 17,2-3 353 VI 18,2-7 353f. VI 19 355 VI 29,3 363,1 VI 29,5 ff. 364 VI 30,6-7 366. 386 VI 31 367 f. VI 31,4f. 367 VI 31,6 367. 368,1. 387,2 VI 31,8 368f.

VI 32,2-3 VI 32,5 VI 32,6-7 VI 33 VI 34,1 VI 35,1 VI 36,2 VI 42,2 VII 20 ff. V II 25,3 VII 25,6 VII 26,1 V III 8 V III 12

370 370f. 371 f. 373 190,1. 373 373,3 373,2 322,1 250 230,1. 382,2 341,3 230,2 46 348,3

3renäus von Lyon

Adversus haereses 363f. I 1,1 I 1,2 364 I 2,1-2 365 f. I 2,5-4 366 f. I 2,5-6 367 f. I 3,2 285,1 I 3,5 367 I 4,1 368 f. I 4,1-2 369 f. I 4,2 371 I 4,5 370f. I 5,1 189,2. 372 372 f. I 5,1 ff. I 5,4 371 f. I 6,2 235 I 6,3 235. 237 I 6,4 238,1 209 I 7,1 I 7,3 373,3 I 11,1 362. 367. 369 I 11,5 363,1 I 11,9 408 364 I 12,1 I 12,3 364 I 12,4 348 232,3. 233 I 13,6 374 I 17,2 362 I 18,1 415 I 18,5 347,2 I 20,3 206,2. 249,2. I 21,4 411 209,2. 232 I 21,5 355 f. I 23,2 229,2. 235 f. I 23,3

SteUenregiftet

I I I I

23,4 23,5 24,1-2 24,2 I 24,3ff. I 24,4 I 24,5 I 25,1-2 I 25,2 I 25,4 I 25,5 I 26,1 I 26,3 I 27,1 I 28 I 29 I 29,4 I 30 I 30,1 I 30,5 I 30,5-6 I 30,6 I 30,7 I 30,10-11 I 31,2 II 3,2

355,2 358 358 195,3. 299,4 358 229,4 229,2. 235,2 358 232,2 235. 237,2 237,5 358 235,2 358 353,1 360. 361 230,3 360 f. 348,3 228,1 229 f. 230. 382,1. 383 222 229,2 221.237,3 155

Justinus

Apologia major I 26 353,1. 355,1

Grigenes

Contra Celsum VI 22 VI 25 VI 31 VI 32

205 322,4 208 228,1. 229,1

De oratione 9,2

188,4

De principiis Praef. (13) II 8,3 (155 f.) II 8,3 (157 f.) II 8,3 (158) II 8,3 (160) II 8,3 (161) II 8,4 (162)

187.2 188 188.2 187 188,2 188,1 188

Tertullian

Adversus Marcionem I 13 155f. 156. 175 I 14 156. 175 I 17 173,1 V 16 Adversus Valentinianos 364 16 De animo 34

353.1. 355,4

Koptisch-gnostische Texte Apocrgphon des Johannes (AI)

22,17-26,13 26,15-36,15 36,16-37,4 36,16-39,4 39,4—44,18 44,9-16 47,16-51,1 45,11 ff. 45,20-46,9 51,2-20 52,2-55,20 56,1-61,7 56,3-17 57,16-19 61,7-71,2 71,5-72,12 6121

Jonas, Gnosis

393 393 f. 386 394 f. 395 f. 382,8 396 382,8 382,8 396 f. 397 397 f. 398 398 398 f. 399

Evangelium Veritatis (EV) 409 16,31-17,1 412 17,5-18,16 388,2 17,11-16 414 17,35 413 17,36ff. 410. 413 18,7-11 410 18,11-16 414 18,17 f. 409 18,21-24 414 18,22f. 413 18,35-19,17 408,2 20,10-30 413 21,8-11 413 22,23-33 414 22,25 f. 413 24,11-32 29

450 24,22 ff. 24,28-32 24,28-25,19 31,4-8

Stellenregister 388,2. 413 410. 413 418 408,2

hgpostasis der Archonten (HA) 134,27-31 384,2 134,27-135,4 382,5. 384,2 135,4 407 135,11-136,1 407 137,3-7 407 137,31-138,10 407 139,7-11 407 142,4-26 407 142,7 386 142,10-15 388,1 142,21-26 382,5 142,25 f. 384,2 143,1-13 407 143,4-7 382,5 143,13-22 407 144,3-9 407 Philippus-Lvangelium 102,29 s. 384,1 117,35 ff. 387,1 132,22 ff. 387,1 pistis Sophia 7 32 131 336

124,2 112 183 178

Sophia Jesu Christi (SJ) 118,1-17 387,1 118,3-7 386 125,10-126,5 382,7 126,1-3 384,2 126,1-5 383,2 Dom Ursprung der 145,24-146,11 146,11-147,2 146,26-147,20 147,2-22 147,23-148,29 147,27-33 148,29-33 148,29-151,2 151,3-28 151,3-32 151,17s. 151,19 ff. 151,32-155,17 153,23 ff. 155,17-34 155,17-160,24 160,25-161,5 161,5 -162,24 162,24-163,30 163,30-164,33 164,34-165,28 166,7 -169,13 169,27-171,24 171,34-173,32 173,32-175,17

Welt (Uw) 399 399 f. 388,1 400 400 389 382,6 400 382,6 401 384,2 383,3 401 384,2 382,6 402 402 402 f. 403 403 f. 404 404f. 405 405 f. 406

Heemetiea Arnobius Adversus gentes II 16 182,1 II 28 182,1 II 29 204,1 II 62 204,1 Corpus Hermeticum I 1-23 344-47 I 12-16 181 I 15 182 I 16 182 I 18-19 118 I 25-26 210 I 27 115

I 27-28 I 28 IV 8 VI 4 V II 1 V II 1--2 IX 3 IX 4 X 20 X III 1 X III 2 X III 3 X III 4 X III 7

133 149 99 149. 154, 115 133 192 154 198 149. 199. 201 201 199. 201 201

SteUenregifter

X III X III X III X III XIV XIV XV XV XVI XVI

8 9 10 12 7-8 8 15 16 1 2

201. 202 202 202 201 154,3 154,3 195 193 f. 198 255 255

Zttaetobius

In somnium Scipionis I 11 149,3. 335,1. 182,1 Serrnus

In Aeneidem comm. VI 714 182,1 Stobäus

Eclogae I (164) (276) (277) (385 ff.) (392)

Jamblichus

De mysteriis V III 6

451

182

172,2 180,1 149,1. 198 184,2 184,2

sactantius Zosimus Buch ft 2 3

Divinae inatitutiones II 15 172,2 II 15,6 204 I I I 28 178

204,2 204. 218

Ma«-aiea 3 (58) 3 (60)

Ginza Rechts I

41 (10) 68 (13) 80 (14) 84 (15) 87 (15) 89-180 (16-27) 95 (16) 96 (16) 103 (17) 134 (21) 135 (21) 142 (22) 146 (22) 147 (22) 153 (23) 154 (23) 155 (23) 163 (24) 164 (25) 179 (27) 180 (27)

103 103 103 104 270,2 130,1 130,1 130,1 130,1 130,1 130,1. 178 130,1 130,1 130,1 130,1 130,1 130,1 105. 130,1. 178,2 130,1 130,1 130,1

Rechts II

1 (34) 1 (48)

270,2 123

120. 123. 132 119. 137,2. 138

Rechts III

( ( ( ( ( ( ( ( ( ( ( (

65) 65-141) 66) 66-70) 70-73) 72-79) 73) 75-76) 77-80) 81) 81-90) 90)

( 90-92) ( 91) ( 94) ( 96) ( 97) ( 97-98) ( 98-99) (100- 02) (103-04) (104-05) (106-07)

262 f. 262-277 263 264-266 267 f. 268,1 263 268 268 f. 123 269 104. 120. 123. 270,2 269 f. 120 270 105 271 230,1. 270. 271 f. 104 272 f. 273 273 274

Stellenregister

452 (107-08) (108) (108-09) (108-11) (111-13) (112) (H3ff.) (113-15) (115-17) (119) (120-24) (120-25)

178 314 274f. 270.2 275 127 117 275.3 275.3 275.3 117 275.3

(121-22 ) ( 122)

122 122

(126) (127-29) (131-33) (134-37) (138-39) (141)

119. 275f. 275.3 275.3 275.3 275.3 123. 276

Rechts V 1 (149-77) 1 (152f.) 1 (153f.) 1 (155) 1 (162-72) 1 (173-77) 1 (174) 1 (176) 2(181) 2(182) 4(194) 4 (197) Hechts VII (216)

277 100 100 99 277,4 277 f. 106,2 106,3. 270,2 115 122

280,1 124 106,1

Rechts X (242-47) (242) (244) (247)

281 106. 183. 270,2 119. 122. 123. 137 108

Rechts XI (254) (258) (261-64)

108. 178 122 109f. 279,2

Rechts X II 2(272) 3(273)

123 125

Rechts X III (277-87) (277) (279) (280)

281-282 268,1. 292,1 280. 295,1 296,2

Rechts XIV (288-94) (288) (290-93) (292)

281 264,1.2 281,1 268,2

Rechts XV 1 (295s.) 2(306) 3(308) 3(311) 5(318) 9(328) 9(329) 9(330) 12 (346) 13 (348 ff.) 13 (352) 16 (361) 16 (362) 19 (377 f.) 20 (379)

126 280,1 126f. 270,1 280,1 123 106. 110. 111 108. 270,2 137,1 110 281,2 280,1 270,2 104 138 101. 108. 132

Rechts XVI 2(387) 2 (387 f.) 2(388) 4 (389f.) 5 (390f.) 7(393) 11 (397)

120 130. 136 106. 136. 266 126 139 107. 114. 270, 120

Links I 2 (430) 2 (430 ff.) 2(431-35) 2 (433) 2 (437)

132. 270,2 135 135. 136 99 102. 137

Links II 1 (454) 1 (454f.) 3(457) 3 (457 f.) 3(458) 5(461) 17 (485)

102 111 108 102 100 102 115

453

Stellenregiftei Links III 8 (517) 31 (559) Dos Johannesbuch 7-13 14 54 54-57 55 56 57 58 62 62 ff. 67 ff.

278 326,1 bet IUcmbäet (I) 280 280 101 282,1 103. 294,1 295,1. 303,2 135. 138 120 119 118,1 125

69 169 ff. 179 196 196 ff. 211 216 222 223 225 225 f. 243

124 132 101 110 279,2 118,1 270,1 282 110 120 130 100. 1

ITtanbäifche Liturgien ( 12) 264 (111) 125. 324,3. 325,3

Mimtchaiea Al-Viruni Chronologie alter Völker (190) 311,3 (207) 423 Alexander von Lytopolis (L) Contra Manichaeos 3 ( 5,3-15) 291,3 288 ( 5,9-11) ( 5,15-19) 294,5 ( 5,21-22) 296 ( 5,22-6,6) 300 298,2 ( 6,3) 302,2 ( 6,7-8) 306 ( 6,9-13) 291,3 ( 6,15) ( 6,16-18) 309 ( 6,20-22) 316,1 ( 6,24-25) 317 307,1 ( 7,6-8) 309 ( 7,11-14) 310 ( 7,14) 310,5 ( 7,14-19) ( 7,19-26) 313 316,3 ( 7,27-8,1) (22,5) 291,3 Augustin (A) Contra epistulam fundamenti 12 301,2 13 287,2

Contra Faustum 6,3 6,8 13,8 15,6 20,2 20,3 20,9 20,10 20,13 24,2 Contra Felicem II 1 De haeresibus 46

313,3 308,1 299,3 302,2 310 289,1 298. 302,1. 505,2. 306 315 510 307 f. 286,1. 299,6. 300,2.3 307. 309

De moribus Manichaeorum 2,14.18.61 308,1 12,26 296,3 15,36 300,6 De natura boni 42 297 44 307 f. 46 290,1. 308. 509 De vera religione 9 300,6

Stellenregister

454 Cn-Nadim Fihrist-al-Ulüm ( 84) ( 86) ( 87) ( 87s.) ( 88) ( 89) ( 90) ( 91) (100) (100s.) (103)

(F) 285,1 103. 287 f. 292,1 104,1. 294,5. 296f. 298 302 f. 305 318f. 310f. 326,1 315 286,1

Cvodius von Uzalis De fide contra Manichaeorum 34 310 hegemonius (H) Acta Archelai 7 7,5 8 10 13 14 Kephalaia 1 5 7 9 16 72 148 154

298. 301 f. 421 306 288,3. 314. 315. 316,3. 318 318 292,1 285 f. 319. 424 288,2. 297,1.306,4. 307,1. 310. 311,4. 326,1 421 319 422 311,3 311,3

Mailänder Rbschwörformular I 311,1 XI 292,1 X III 301 Manichäisches psalmbuch II 219 420 420-422. 424 223 422 f. 246 420 Thom. 1 öahrastLni Religionsparteien (191) 305,1. 316

Severus von Rntiochien 123. homilie (91) 291.4 (92) 288,6 292,2. 419 (104) 294 (117-25) (126) 300.4 296 (127 f.) 300.4.6 (128) 300.1.7 (144) 8kand-GumLnik Diöär XVI 4-7 286 XVI 8 ff. 305. 308,2 XVI 17 299,3 XVI 24 309 XVI 31 ff. 307,1 Theodore! von Kyros (T) Haereticorum fabularum compendium I 26 287,2. 294. 296. 300. 305,1 Theodor bar Könai (K) Liber scholiorum XI 287 (313,13s.) (313,15-21) 288 294,5 (313,22s.) 296 (313,22-27) (313,28-314,4) 297 298 (314,5-13) (314,14-315,7) 301-302 (314,20-315,6) 121,1 (314,23-315,3) 129 114 (314,43-47) (315,28-316,9) 306 307 (316,12-18) (317,4-6) 308 (317,16-318,5) 134 222 (317,29s.) Titus von Boftrct (B) Contra Manichaeos 288,6 I 6 300 I 17 294 I 19 294 I 21-22 313,4 (62) Turfantexte Chinesischer Traktat 286,2. 288,6. 290,2. (114) 319f. 316,1 (115)

SteDenregifter (Erlö|ungsmy|terium 135,1 hymnenstagmente (perj.) M 7 105. 111. 128. 135 M 33 121,1 8 9 114,1. 299

(187) 096) 099)

Laienbeichtspiegel (lürt.) 1 298. 299,4 2 306,2. 316,1 3 303,2. 314 8 286,2. 287,2 11 304,1 15 314

(ed. Le Loq) ( 7f . ) 03f.) (29f.) (ed. Sang) (5 ) (13) (27)

IMtteliranische Kosmogonie (179) 306,3 (184) 318,2

316.3 316.3 314,1. 316,3

Zttitteltürfifche Zragmente

Totenmesse

314 302,4 306,2. 318,1 318,1 314 312 121,1. 128

Sonstige Hl LhLtib! (493)

334 f.

Hmmtanus IHarcellinus Herum gestarum libri 196,1 XXI 14,4 Aristoteles Politica I 1 Avesta vundehesh 1

239,1

yasht 13,81 19,95

288,4 314,1

herodot Hiatoriae IV 8-10

336,3

hesiod Erga 86 f.

218

Gmar ThajjLm Ruba'ijat XXXI XXXII

210,1 210,1

3,25 15 30,31 f.

288,6. 290,3. 293. 336,1. 354,4 28,1 308,2 319,3

Oracula Chaldaica (59) 204,1

hLdotht Hos! 2,9ff.

326,1

philo von Alexandrien De confusione linguarum

yofna 10,8 30,3 30,6 44,20 45,2 48,7 49,4 57,23

314,1 287,2.3 314,1 314,1 287.2. 288,6 314,1 314,1 312,1

45

211

De gigantibus 60 f.

213

Legum allegoriae I 34 211 Plato Timäus 38B-C

Stellenregister

456 plotin Enneaden I 6,8 II 9,4 II 9,5 II 9,6 II 9,8 II 9,9 II 9,13 II 9,16 II 9,18

346,2 154,1. 154,1 154,1. 154,1 154,1 154,1. 154,1. 169

190,1 255 168 175 f.

Proklos Hymnen I 27 ff. II 21 V II 37 ff.

198 198.2 198.2

Salluftius De diis et mundo 4 92.351 Simplifios In Aristotelis de caelo comm. (88,28 ff.) 176,2

porphyrius De abstinentia I 29 I 40 ff.

Epistula ad Marcellam 10 140 21 192

212 183,1

In enchirid. Epicteti comm. 27 301,1