Die lateinische Schriftkultur in den böhmischen Ländern bis zum 12. Jahrhundert: Handschriften, Fragmente und Skriptoria [1 ed.] 9783412525262, 9783412525248

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Die lateinische Schriftkultur in den böhmischen Ländern bis zum 12. Jahrhundert: Handschriften, Fragmente und Skriptoria [1 ed.]
 9783412525262, 9783412525248

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Dalibor Havel

Die lateinische Schriftkultur in den böhmischen Ländern bis zum 12. Jahrhundert Handschriften, Fragmente und Skriptoria

Archiv für Diplomatik Schriftgeschichte Siegel- und Wappenkunde Begründet durch

EDMUND E. STENGEL Herausgegeben von



IRMGARD FEES und ANDREA STIELDORF

Beiheft 20

Die lateinische Schriftkultur in den böhmischen Ländern bis zum 12. Jahrhundert Handschriften, Fragmente und Skriptoria

von

DALIBOR HAVEL

BÖHLAU VERLAG WIEN . KÖLN

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2022 Böhlau, Lindenstraße 14, D-50674 Köln, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande  ; Brill USA Inc., Boston MA, USA  ; Brill Asia Pte Ltd, Singapore  ; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland  ; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau und V&R unipress. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung  : Ein Lektionar-Fragment des 12. Jhs. aus den Sammlungen der Philosophischen Fakultät, Masaryk Universität in Brno Korrektorat  : Alexander Riha, Wien Einbandgestaltung  : Michael Haderer, Wien Satz  : Michael Rauscher, Wien Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-52526-2

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 II. Entwicklungsaspekte der lateinischen Schrift im 9. bis 12. Jahrhundert .. 25 III. Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren . . . 66 III.1 Materialrelevante und methodische Voraussetzungen: Pergamentmakulatur . 67 III.2 Katalog der Handschriftenfragmente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 III.3 Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert . . . . . . . 400 IV. Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren . . IV.1 Materialrelevante und methodische Voraussetzungen .. IV.2 Břevnov . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IV.3 Hradisko bei Olomouc .. . . . . . . . . . . . . . . .

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IV.4 Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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V. Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 550 Nachwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 557 VI. Quellen- und Literaturverzeichnis . . VI.1 Siglen und Abkürzungen . . . . . . VI.2 Ungedruckte Quellen . . . . . . . VI.3 Digitalisierte Handschriften . . . . VI.4 Gedruckte Quellen . . . . . . . . VI.5 Literatur . . . . . . . . . . . . . . VI.6 Abbildungsverzeichnis . . . . . . .

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Vorwort Obwohl die tschechische Forschung auf dem Gebiet der mittelalterlichen lateinischen Paläographie und insbesondere der Kodikologie in den letzten Jahrzehnten merklich vorangekommen ist – dies vor allem durch das Verdienst einer systematischen modernen Katalogisierung der Handschriftenbestände Böhmens und Mährens, einschließlich der im Ausland befindlichen Bohemica – existieren auch weiterhin noch Themen, deren Klärung einer neuen Untersuchung bedürfen, die auch auf die bislang eher im Abseits des Interesses stehenden Quellen ausgerichtet wäre. Eines dieser Themen ist das Studium der Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren. Dieses Studium ist notwendigerweise mit Versuchen verknüpft, die Produktion unserer ältesten Skriptorien der Přemysliden-Ära zu identifizieren, und auf allgemeinerer Ebene dann die Frage nach dem Charakter der Rezeption der lateinischen (karolingischen) Schrift und Buchkultur in Böhmen und Mähren als solches, oder die Frage nach der Adaption der schriftlichen (besonders liturgischen) karolingischen Tradition für die böhmische und gegebenenfalls mährische Praxis im frühen Mittelalter zu klären. Gerade das Fehlen der erwähnten Quellenforschung hat mehr als einmal sogar zu ausgesprochen skeptischen Haltungen geführt, gleichsam als ob der die Anfänge der Durchsetzung der lateinischen Schrift und Schriftkultur in den böhmischen Ländern verhüllende Nebel es faktisch nicht ermögliche, irgendwelche bestimmten Schlüsse zu formulieren, die sich auf diese Zeit und ihre authentisch erhalten gebliebenen Quellen beziehen. Die diesem Zeithorizont (und zwar dem 9.–12.  Jahrhundert) gewidmete Arbeit lässt sich selbstverständlich nicht nur auf die Analyse der bis heute erhalten gebliebenen Handschriftenkomplexe begrenzen (es sei direkt bemerkt, dass, wenn ich diesen Begriff für frühmittelalterliche Handschriftendenkmäler verwende, dies mit dem Bewusstsein tue, dass diese „Komplexe“ heute selten in ihrer ursprünglichen „ganzheitlichen“ Form überdauert haben); eine für sich allein stehende, man kann sagen, direkte Priorität muss dem Material eingeräumt werden, das traditionell übersehen wurde, und zwar lateinischen Handschriftfragmenten, d.h. solchen Buchüberresten, die in der Regel bereits im Laufe des Spätmittelalters zu Makulatur wurden und fernerhin lediglich als Bestandteile des Einbandes jüngerer Bücher erhalten geblieben sind. Handschriftfragmente haben für die Kodikologie gleich mehrere Bedeutungen: Sie sind Zeugen der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Transformation der handschriftlich verfassten Produktion zu Drucken, die ferner dazu dienen, uns zumindest eine grobe Vorstellung vom ursprünglichen Bü-

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cherbestand einer betreffenden Institution machen zu können (dort, wo es gelingt, das jeweilige Fragment besser zu fixieren) und zugleich eine wichtige Quelle für handschriftliche Deperdita sind. Letztere haben verständlicherweise die geringste Aussagekraft, indes waren auch heute für immer verlorene, in der Vergangenheit jedoch mit Sicherheit existierende Bücher ein Teil des Systems, in dem sich die bis heute erhalten gebliebenen Bücher bewegt hatten. Und somit erhalten wir erst durch die Zusammenfügung all dieser drei Kategorien (erhaltene Handschriftenkomplexe – Makulaturen – Deperdita) zuverlässigere Informationen über die mittelalterliche Buchkultur. Eine gebührliche Bearbeitung und adäquate Interpretation der Pergamentmakulaturen sind Aufgaben, die uns erst bevorstehen; gleichwohl wurde der erste Schritt zu einer Auswertung der heute in Böhmen bzw. Mähren aufbewahrten Handschriftenfragmente, die sich ihrer Schrift nach zum Zeitraum zwischen der Wende des 8./9. Jahrhunderts bis zum Ende des 12. Jahrhunderts bekennen, von mir in den Jahren 2003–2005 durch Wahrnehmung des Standardförderprogrammes GA ČR Nr. 404/03/1320 „Fragmente der lateinischen Handschriften in Böhmen und Mähren bis zum 12.  Jahrhundert“ und ferner durch meine daran anknüpfende Studien getan. Im Rahmen dieses Förderprojekts nahm ich auch einen Studienaufenthalt in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek in München wahr, wo der Nachlass von Bernhard Bischoff aufbewahrt wird. Seine zu den Reichsskriptorien der südöstlichen Region zur Zeit der karolingischen Renaissance veröffentlichten Arbeiten stellen zusammen mit Hartmut Hoffmanns Studien eine bislang grundlegende Informationsquelle zum Charakter der lateinischen Schrift dar, bevor deren Verbreitung im mittleren Donaugebiet und weiter im Osten ihren Anfang nahm. Im Jahr 2003 wurde dadurch mit einer systematischen heuristischen Arbeit begonnen, die darauf ausgerichtet war, hinsichtlich des Materials die Grundvoraussetzungen dafür zu schaffen, die oben angerissenen Themen bearbeiten zu können. Neben der Kartierung des fragmentarischen frühmittelalterlichen Handschriftenmaterials habe ich gleichzeitig eine komplette Revision jeglicher handschriftlicher (im In- und Ausland aufbewahrter) Bohemica aus der vorgotischen Zeit, d.h. bis ungefähr zum Jahr 1200, in Angriff genommen. Die Neuanalyse der ältesten tschechischen kodikologischen Denkmäler hat sich in der Tat als zwingend notwendig erwiesen, da die einzelnen Manuskripte bis auf geringfügige Ausnahmen bisher ohne ein angemessenes kontextuelles Studium und häufig nur im Rahmen eng ausgerichteter Einzelsondierungen untersucht und präsentiert worden waren. Eine gründlichere Analyse fehlte kodikologisch und auch paläographisch oftmals ganz. In der bisherigen Literatur waren darüber hinaus auch extreme Standpunkte nichts Außergewöhnliches, Standpunkte, die gewissermaßen im Gegensatz zur oben erwähnten Skepsis standen, bei denen die Existenz eines konkreten und vom Inhalt her bohemikalen Kodex (als Beispiel sei hier die Wolfenbütteler Handschrift der



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Legende des Gumpold oder der Codex Wyssegradensis genannt) zu Schlussfolgerungen über eine mit Gewissheit nachgewiesene Tätigkeit von hochentwickelten Schreib- (und auch Malschulen), bzw. von zumindest einer Schule führte, als sich der Aufbau der Kirchenstrukturen in Böhmen noch völlig in seinen Anfängen befand. In der vorliegenden Monographie veröffentliche ich das erste in sich geschlossenere Ergebnis meiner bisherigen Forschung. In Katalogform wird eine repräsentative Auswahl der ältesten auf dem Gebiet Tschechiens aufbewahrten lateinischen Fragmente von Handschriften präsentiert und ferner die grundlegenden, zur Aufhellung der Tätigkeit frühmittelalterlicher böhmischer und mährischer Schreibschulen anwendbaren methodischen Vorgehensweisen zusammengefasst. Gewissermaßen knüpfe ich dadurch an die grundlegenden Arbeiten an, die auf angewandter Ebene Miroslav Flodr für die Umgebung des Olmützer Kapitels unter dem Episkopat von Heinrich Zdik (1126–1150) und auf methodischer Ebene dann Jiří Pražák im Zusammenhang mit der přemyslidischen Skriptorienforschung vorgelegt haben. Anhand einer kodikologischen und paläographischen Analyse lege ich die Spuren frei, die im Handschriftenmaterial von der Prager Kapitelkirche hinterlassen wurden, und zwar bereits im frühen 11. Jahrhundert, die dortige Kapitelschule musste das erste intellektuelle Zentrum in Böhmen gewesen sein. Die erklärten methodischen Verfahren verwende ich ferner zur Rekonstruktion der ersten Phase des Benediktinerskriptoriums in Břevnov (dabei handelt es sich um das bislang älteste identifizierte böhmische Skriptorium überhaupt), und ferner zur Rekonstruktion der unter Abt Bohumil bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts an der Benediktinerabtei Hradisko bei Olmütz tätigen Schreibschule, die eine interessante Parallele zum gleichzeitig existierenden Olmützer Domskriptorium darstellt. In Form eines Exkurses füge ich schließlich auch eine mögliche Identifizierung der Produktion des ersten Skriptoriums der Benediktinerabtei in Ostrov bei Davle im 11. Jahrhundert hinzu. Es ist mir eine liebe Pflicht, meinem Kollegen Herrn Dr. Lukáš Führer für dessen Hilfe zu danken, die er mir in der Schlussphase der Aufbereitung der Handschriften gewährt hat: Für die Anfertigung des Bildanhangs sowie die Erstellung der graphischen Form der Lagenschemata und Lineatur der ausgewählten Handschriften. Mein aufrichtiger Dank gilt auch einer langen Reihe von Kolleginnen und Kollegen in den einzelnen Bibliotheken, Archiven, Museen, ja auch an akademischen und universitären Arbeitsstätten, die mir mit ungemeiner Bereitwilligkeit eine völlig unproblematische Arbeit mit den Originalen frühmittelalterlichen Zimelien ermöglichten, ohne die mein Studium völlig undenkbar gewesen wäre. Ihre Namen werden in den jeweiligen Einleitungen zu den exzerpierten Beständen im Katalog der Handschriftenfragmente aufgeführt. Ich möchte auch nicht versäumen, Herrn Josef Špaček (pensionierter Fotograf der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität) und Herrn Vilém Kaplan (Mitarbeiter der Abteilung

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Handschriften und Alte Drucke der Mährischen Landesbibliothek) für ihre nicht leichte und geduldige Arbeit meinen Dank auszusprechen, von denen die digitalen Rekonstruktionen der in vorliegender Arbeit abgebildeten Fragmente stammen. Grundstock meiner Arbeit ist die Studie, die von mir im Rahmen meines in den Jahren 2013–2014 auf dem Boden der Philosophischen Fakultät der Masaryk-­ Universität in Brno erfolgten Habilitationsverfahrens eingereicht wurde. Ihre Opponenten waren Herr Professor Ivan Hlaváček und Frau Professorin Zdeňka Hledíková von der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag. Beide Opponenten haben auch das Lektorat dieser Habilitationsschrift übernommen, wofür ich ihnen ebenso wie für ihre wertvollen Ratschläge und Anmerkungen danke. Ich danke ebenfalls Herrn Prof. David Eben für seine Hilfe bei der Interpretation notierter Liturgik. Die jetzige deutsche Form der Monographie entstand durch Erweiterung und Überarbeitung der tschechischen Version meiner Habilitationsschrift, die im Jahr 2018 unter dem Titel „Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in den Böhmischen Ländern. Die ältesten lateinischen Handschriften in Böhmen und Mähren“ veröffentlicht wurde; die vorliegende deutsche Form entstand unter Förderung des unter dem Kode MUNI/A/1295/2019 registrierten spezifischen Forschungsprojektes am Institut für Historische Hilfswissenschaften und Archivwesen der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität „Tradice a inovace ve zpřístupňování historických pramenů VI/Tradition und Innovation in der Zugänglichkeitsmachung historischer Quellen VI“. Abschließend ist es mir eine liebe Pflicht, dem Übersetzer Herrn Bernd Magar, M.A. für die Übertragung des Buches in die deutsche Sprache zu danken.

I. Einleitung Es gibt keinen Zweifel daran, dass die lateinische Schreibkultur, die bis heute die Grundlage unseres intellektuellen Lebens bildet und mit ihrem grundlegenden Erscheinungsbild – der Schrift – die Rolle des Hauptkommunikationsmittels in dem von uns bewohnten Kulturraum erfüllt, zu einer der außerordentlich wichtigen Früchte der Christianisierung dieses Territoriums zählt. Und so wie die Christianisierung selbst ein langfristiger und komplizierter Prozess war, ein Prozess, der nicht immer und überall auf linearer Entwicklungslinie vom Schlechteren zum Besseren bzw. vom weniger Vollkommenen zum Vollkommenen verlief, sondern ein Prozess voller Kehrtwendungen und häufiger Wiederkehr zum vorchristlichen Zustand, so war auch die Rezeption der die Christianisierung begleitenden Schreibkultur gezwungen, einen ähnlichen Weg zu beschreiten. Der Zeitraum, dem die vorliegende Studie gewidmet ist, nämlich dem 9.–12. Jahrhundert, ist nur durch ein langsames Vordringen der christlichen Prinzipien in die böhmische Gesellschaft charakteristisch, und zwar unter Beibehaltung einer beträchtlichen Exklusivität dieses Vorgangs. An dieser Stelle sei an die von Petr Sommer gemachte Beobachtung erinnert, dass erst die sog. zweite Christianisierung im Laufe des 13. Jahrhunderts die Voraussetzungen für eine vollständige Durchsetzung der christlichen Prinzipien quer durch die gesamte böhmische Gesellschaft mit sich brachte.1 Gleichzeitig muss ständig der Aspekt berücksichtigt werden, dass die Schreibproduktion in der höheren, „organisierten“ Form (d.h. die Tätigkeit von Schreibschulen oder -werkstätten und keine bloßen individuellen und isolierten Ausdrucksformen des Schreibens, die sich mehr oder weniger nicht einordnen lassen) den Aufbau eines zumindest elementaren Netzwerkes von Institutionen voraussetzt, die an einer Schreibproduktion Interesse hätten. Für das böhmische Frühmittelalter handelt es sich bei ihnen verständlicherweise ausschließlich um geistliche Institutionen. Das böhmische und mährische Territorium hatte im ganzen 9. Jahrhundert den Charakter eines Missionsgebietes, sodass dort für eine tiefergehende Verwurzelung und Akzeptanz der lateinischen Schrift noch keine ausreichenden Voraussetzungen geschaffen worden waren. Nichtsdestotrotz ist dies der Zeitraum, in den der Aufbau der grundlegenden klerikalen Verbindungen zwischen dem überwiegend slawischen Donaugebiet und Bayern fällt, was das Nachfolgeterritorium für die, 1

Sommer, Petr, Začátky křesťanství v Čechách. Kapitoly z dějin raně středověké duchovní kultury, Praha 2001, S. 14; im Zusammenhang mit der Schriftkultur siehe Hlaváček, Ivan, Die Formung der westslavischen Schrift-, Buch- und Bibliothekskultur unter dem Einfluss der lateinischen Kirche, in: Gli Slavi Occidentali e Meridionali nell’alto Medievo (Settimane di Studio del Centro Italiano di Studi sull’alto Medioevo 30), Spoleto 1983, S. 701–737, 739–743.

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besonders nach den um die Wende des 8./9. Jahrhunderts gegen die Awaren siegreich geführten Kriegen Karls des Großen, in dieses Gebiet gerichtete lateinische Mission war.2 Böhmen und Mähren teilen freilich kein gemeinsames Schicksal: Während die lateinische Mission aus der Passauer Diözese bis zu den mährischen Slawen vordringt,3 entschied sich die politische Repräsentation Böhmens (evident ab 894) für Regensburg.4 Erst die Gründung einer eigenen Diözesenstruktur in Böhmen5 und vielmehr wohl der parallele Wiederaufbau eines Bistums in Mähren (in Olmütz?) in der ersten Hälfte der Siebziger-Jahre des 10. Jahrhunderts6 hatte die Existenz einer festgefügten administrativen Basis des böhmischen und mährischen Klerus gewährleisten können.7 Eine Konzentration des intellektuellen Poten2

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Die neueste Zusammenfassung der Problematik stammt von Měřínský, Zdeněk, České země od příchodu Slovanů po Velkou Moravu 2, Praha 2006, S. 503–521. Auf das intellektuelle Umfeld und die Ausstattung des Klerus für die in das slawische Gebiet gerichtete Mission konzentriert sich Zagiba, Franz, Das Geistesleben der Slaven im frühen Mittelalter (Annales Instituti Slavici 7), Wien/Köln/Graz 1974, besonders auf S. 89–94. Neben dem dominanten Salzburg misst er (Ebd., S. 90) in dieser Hinsicht den Bibliotheken (und Skriptorien) in Regensburg, Freising, Mondsee, Kremsmünster und Innichen die Hauptrolle bei. Boshof, Eugen, Das ostfränkische Reich und die Slawenmission im 9. Jahrhundert: die Rolle Passaus, in: Mönchtum – Kirche – Herrschaft 750–1000, hg. von Dieter R. Bauer, Sigmaringen 1998, S. 63–71. Für die Zeit des angeblichen Wirkens des sog. Regensburger Archipresbyteriats in Böhmen wurden grundlegende Erkenntnisse veröffentlicht von Třeštík, Dušan, Počátky Přemyslovců. Vstup Čechů do dějin (530–935), Praha 1997, S. 175. Eine wichtige Zusammenfassung der Erkenntnisse über die Formierung der frühmittelalterlichen Kirchenverwaltung in den Ländern Böhmens veröffentlichte Kalhous, David: Problémy formování církevní správy v českých zemích v raném středověku, in: Studia mediaevalia Bohemica 7 (2015) S. 7–36. Dort weist er auf S. 7–8 auf die mit der Vorstellung über das Funktionieren dieser Strukturen in Böhmen vor Gründung eines heimischen Bistums verbundenen Probleme hin. Třeštík, Dušan, Založení pražského a moravského biskupství, in: Střed Evropy okolo roku 1000. Příručka a katalog k výstavě, hg. von Alfried Wieczorek – Hans-Martin Hinz, Stuttgart 2000 und Praha 2002, S. 144–145 und Ders.: K založení pražského biskupství v letech 968– 976: pražská a řezenská tradice, in: Vlast a rodný kraj v díle historika. Sborník prací žáků a přátel věnovaný profesoru Josefu Petráňovi, hg. von Jaroslav Pánek, Praha 2004, S. 179–196. Komplexe Betrachtungen über die Formierung der ersten böhmischen Kirchenstrukturen werden angestellt von Kalhous, David, Anatomy of a Duchy. The Politiclal and Ecclesiastical Structures of Early Přemyslid Bohemia (East Central and Eastern Europe in the Middle Ages 450–1450, 19), Leiden–Boston 2012, S. 143–169. Jan, Libor, Počátky moravského křesťanství a církevní správa do doby husitské, in: Vývoj církevní správy na Moravě, 9.–10. října 2002 (XXVII. Mikulovské sympozium), hg. von Emil Kordiovský – Libor Jan, Brno 2003, S. 7–20 und Ders.: Die Pfarrorganisation in Böhmen und Mähren, in: Pfarreien im Mittelalter. Deutschland, Polen, Tschechien und Ungarn im Vergleich, hg. von Nathalie Kruppa, Göttingen 2008, S. 188–189; am Neuesten dann: Wihoda, Martin, Morava v době knížecí 906–1197, Praha 2010, S. 100–101. Man kann selbstverständlich nicht von einem systematisch aufgebauten, streng hierarchisierten Netzwerk ausgehen, das die klare Amtszentralität eines (bischöflichen) Zentrums respektiert;



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zials der böhmischen Länder können wir dann in dieser Frühphase allein im Umkreis der erwähnten Bischofssitze erwarten, insbesondere in Prag, wo parallel zur Gründung des Bistums auch ein Kapitel entstanden sein muss.8 In dieser Hinsicht darf man die Rolle der ersten Benediktinerkonvente nicht überbewerten, die nach ihrer Gründung in der Regel verschiedene Phasen eines ziellosen sich Vorantastens durchmachten.9 Ein Qualitätsschub stellte sich erst nach Überwindung der tiefen politischen Krise des přemyslidischen Herzogtums Ende der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Herzog Břetislav I. (1034–1055) ein.10 Das Netzwerk der geistlichen Institutionen beginnt sich um Kollegiatkapitele zu erweitern, die verständlicherweise nicht im Abseits des intellektuellen Lebens bleiben konnten.11 Sie wurden an den wichtigsten Kirchen in Stará Boleslav,12 Litoměřice und Sadská sowie ferner auf dem Vyšehrad und in Melnik gegründet.13 Es ist die Zeit, in der sich auch das dominante böhmische Benediktinerkloster in Břevnov deutlich

bisweilen zieht man für die Zeit bis Anfang des 12. Jahrhunderts eine Art „Protopfarrstruktur“ in Betracht – vgl. Žemlička, Josef, Počátky Čech královských 1198–1253. Proměna státu a společnosti, Praha 2002, S. 449–450. 8 Mit der Umgebung des Prager Kapitels verbunden sind die ersten indirekten (zu den Jahren 1008–1018, in welche der bekannte Prager Aufenthalt von Meister Hubald aus Lüttich fällt) und schließlich auch direkten Erwähnungen (zum Jahr 1074 im Zusammenhang mit einer persönlichen Erinnerung des Prager Dekans Cosmas) einer Schule in Böhmen – vgl. [Spunar, Pavel] Školy a antická tradice v přemyslovských Čechách, in: Antika a česká kultura, hg. von Ladislav Varcl, Praha 1978, S. 20, dort auch Verweise auf die entsprechenden Quellen, und Ders.: La plus ancienne école en Bohême, in: Cahiers de la civilisation médiévale 17 (1974) S. 125–128; neuer Bláhová, Marie, Pražské školy předuniversitního období, in: Documenta Pragensia 11 (1993) S. 26–39. 9 Intensiv widmet sich dieser Problematik Sommer, Petr, První dvě století benediktinských klášterů v Čechách, in: Studia mediaevalia Pragensia 2, Praha 1991, S. 75–100; vgl. auch Hledíková, Zdeňka, Benediktini v českých zemích ve středověku, in: Břevnov v českých dějinách, hg. von Marie Bláhová – Ivan Hlaváček, Praha 1997, S. 9–11. 10 Jan, Die Pfarrorganisation (wie Anm. 6) S. 191. 11 Eine grundlegende Zusammenfassung dieser Problematik liefert Hledíková, Zdeňka, Několik úvah o kapitulách v českém středověkém státě, in: Kapituly v zemích Koruny české a v Uhrách ve středověku, hg. von Jan Hrdina – Martina Maříková (Documanta Pragensia – Supplementa 2), Praha 2011, S. 9–44, und einen nützlichen Überblick über die Nachkriegsliteratur dann Maříková, Martina, České a moravské kapituly ve středověku – výběrová bibliografie po roce 1945, in: Ebenda, S. 269–284. 12 Grundlegende Erkenntnisse über die älteste Bücherausstattung des Altbunzlauer Kapitels veröffentlichte Hledíková, Zdeňka, Kodex Reg. lat. 14 – Evangeliář sv. Václava nebo sv. Vojtěcha?, in: In omnibus caritas. K poctě devadesátých narozenin prof. ThDr. Jaroslava Kadlece, hg. von Mlada Mikulicová – Petr Kubín (Sborník Teologické fakulty Univerzity Karlovy 4), Praha 2002, S. 203–232. 13 Vgl.: Žemlička, Josef, Čechy v době knížecí, Praha 1997, S. 25.

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durchsetzt, nachdem sein Leben von den gorzisch geprägten Benediktiner aus dem bayerischen Niederaltaich frische Impulse erhielt.14 Die zentrale geistliche Institution im Land, der Sitz des Prager Bischofs mit Kapitel, hatte nach Mitte des 11. Jahrhunderts ebenfalls spürbare Veränderungen durchgemacht, die höchstwahrscheinlich erst ein Niveau des dortigen Umfeldes gewährleisteten, das mit den entsprechenden Institutionen westlich der böhmischen Grenze vergleichbar war. Entscheidend dabei war der Amtsantritt des neuen Kapitelpropstes Markus,15 dem es seine lange Amtszeit als Prager Kapitelpropst (1068–1098) ermöglichte, den Gang dieser Institution bedeutend zu beeinflussen16, und man kann begründetermaßen annehmen, dass seine reformatorischen Impulse sich auch auf die dortige Kapitelschule ausgewirkt haben.17 Die älteste Phase, in der die lateinische Schreibkultur nach Böhmen und Mähren vorgedrungen war, weist freilich ein Spezifikum auf, das bereits über lange Jahrzehnte hinweg Gegenstand erbitterter Diskussionen ist und das die Akzeptanz der lateinischen (politisch genommen „fränkischen“) Schrift in gewisser Weise hatte erschweren können: und zwar der Parallelismus von Latein (das die karolingische Minuskelschrift bevorzugte) und Kirchenslawisch (das über ein unabhängiges graphisches System glagolitischer und kyrillischer Buchstaben verfügte) als Kommunikationsmittel.18 Das Verhältnis beider Linien spiegelt sich am deutlichsten in 14 Vgl. dazu Sommer, Petr, Řezno a raně středověký Břevnov, in: Český časopis historický 93 (1995) S. 25–36; über die Gorzer Reform in bayerischer Umgebung siehe: Hauck, Albert, Kirchengeschichte Deutschlands 3, Leipzig 1920, S. 377–384. 15 Cosmas Pragensis, Chronica Boemorum II.26, ed. Berthold Bretholz, MGH SS rer. Germ. NS 2 (1923) S. 119. 16 Hledíková, Zdeňka, Pražská metropolitní kapitula, její samospráva a postavení [do] doby husitské, in: Sborník historický 19 (1972) S. 7 schreibt in diesem Zusammenhang von einer faktischen Gründung des Kapitels. 17 Systematisch mit dem Schulwesen im přemyslidischen Böhmen beschäftigt sich Marie Bláhová – siehe: Artes und Bildung im mittelalterlichen Böhmen (vor der Gründung der Prager Universität), in: Scientia und ars im Hoch- und Spätmittelalter, hg. von Ingrid Craemer-Ruegenberg – Andreas Speer (Miscellanea Mediaevalia 22), Berlin–New York 1994, S. 777–794 und Dies.: Školy a vzdělání v přemyslovských Čechách in: Kultura edukacyjna na Górnym Śląsku, hg. von Antoni Barciak, Katowice 2002, S. 324–384. Zum Problem der Bildung des weltlichen Klerus in Böhmen zusammenfassend: Bláhová, Marie – Frolík, Jan – Profantová, Naďa, Velké dějiny zemí Koruny české 1: Do roku 1197, Praha–Litomyšl 1999, S. 371–375; bislang zuletzt und populärwissenschaftlich Sommer, Petr, Jeden den děkana Kosmy. Ze života českých duchovních v raném středověku, in: Dějiny a současnost 12 (2008) S. 34. Eigene Aufmerksamkeit wurde auch dem Klosterschulwesen gewidmet: Hlaváček, Ivan, Kláštery a jejich školství v Čechách v době předhusitské, in: Klasztor w społeczeństwie średniowiecznym i nowożytnym, hg. von Marek Derwich – Anna Pobóg-Lenartowicz, Opole–Wrocław 1996, S. 241–246. 18 Es ist angebracht, zu betonen, dass der erwähnte Parallelismus auf Ebene der Kommunikationsmittel zu verstehen ist, eine völlig andere Frage ist nämlich die Diskussion über die Form des Ritus im frühmittelalterlichen Böhmen – vgl. dazu Graus, František, Slovanská liturgie a písemnictví v přemyslovských Čechách, in: Československý časopis historický 14 (1966) S. 473–495. Man



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den erhalten gebliebenen, sich zu dieser Zeit bekennenden Literaturdenkmälern wider,19 es in den erhalten gebliebenen authentischen schriftlichen Quellen nachzuverfolgen ist jedoch sehr problematisch: Bis auf völlige Ausnahmen (eine von ihnen wird im Kapitel über die ältesten böhmischen Schreibschulen im Zusammenhang mit Břevnov detaillierter abgehandelt) existieren nämlich keine Handschriften, in denen die (karolingische) lateinische und die kyrillische, ggf. glagolitische Schrift parallel verwendet worden wären. Jedenfalls belegen diese Quellen, dass beide Linien bis Mitte des 11. Jahrhunderts, ggf. bis in die Siebziger-/Achtziger-Jahre des 11. Jahrhunderts, als die Nationalsprachen von Gregor VII. (1073–1085) definitiv von der Liturgie ausgeschlossen wurden, parallel nebeneinander ein Eigenleben geführt haben.20 Die Mitte des 11.  Jahrhunderts bildet somit einen deutlichen Einschnitt in der Geschichte der böhmischen geistlichen Institutionen,21 die wohl durch die Gründung einer eigenständigen böhmischen Kirchenmetropole vollendet werden sollte.22 Die ersten Spuren der lateinischen Schreibproduktion werden von mir im zweiten Kapitel in den Kontext der vorhergehenden Entwicklung der karolingischen Minuskel gesetzt. Das Kapitel wurde als Überblick über die grundlegenden Trends in der karolingischen Minuskelschrift ab ihrer Entstehung gegen Ende des 8. Jahrhunderts bis zum Moment der aktiven Rezeption dieser lateinischen Schrift

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kann demnach auch an die Verbreitung und Verwendung der glagolitischen bzw. kyrillischen Schrift in Mähren und letztendlich auch in Böhmen nicht – so wie dies überlicherweise getan wird – automatisch die Bedingung knüpfen, es hätte ein eigener kirchenslawischer Ritus existiert – vgl. Jan, Libor, Altmähren zwischen Osten und Westen, in: Der heilige Prokop, Böhmen und Mitteleuropa (Colloquia mediaevalia Pragensia 4), Praha 2005, S. 281 und dazu noch Bláhová, Emilie, Staroslověnské písemnictví v Čechách 10. století, in: Sázava. Památník staroslověnské kultury v Čechách, hg. von Květa Reichertová – Emilie Bláhová – Vlasta Dvořáčková – Václav Huňáček, Praha 1988, S. 55–69. Zur kirchenslawischen Paläographie vgl. neuer: Wójtowicz, Marian, Początki pisma słowiańskiego (Filologia słowiańska 2), Poznań 2000. Hier sei nur verwiesen auf die neueste zusammenfassende Übersicht von Večerka, Radoslav, Počátky písemnictví v českých zemích do poloviny 13. století. Literatura staroslověnská a latinská, Brno 1992, besonders S.  16–24, und ferner Čajka, František, Problematika českocírkevněslovanské legendistiky: církevněslovanská legenda o svaté Anastázii (ungedruckte Dissertation FF UK), Praha 2010, besonders S.  10–41 und Ders., Církevněslovanské prameny o životě svaté Ludmily, in: Ludmila. Kněžna a světice, hg. von Jakub Izdný und Koll., Praha 2020, S. 320–323. Die zwischen Philologen und Historikern geführte, die komplizierte Beziehung zwischen lateinischem und kirchenslawischem Schrifttum im 10.–11. Jahrhundert betreffende Diskussion wird gut reflektiert von Kalhous, Anatomy of a Duchy (wie Anm. 5), S. 208–237. Analog dazu siehe auch bei: Spunar, Pavel, Počátky knižní kultury v Čechách, in: Kodex vyšehradský. Korunovační evangelistář prvního českého krále, hg. von Anežka Merhautová – Pavel Spunar, Praha 2006, S. 67 und ferner Dragoun, Michal, Knižní kultura doby přemyslovské a lucemburské, in: Michal Dragoun – Jindřich Marek – Kamil Boldan – Milada Studničková, Knižní kultura českého středověku, Dolní Břežany 2020, S. 13–21 und Studničková, Milada, Iluminované rukopisy českého středověku, in: Ebenda, S. 225–233. Dazu bislang am neuesten Wihoda, Martin, Morava v době knížecí (wie Anm. 6), S. 131–133.

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in Böhmen im 11. Jahrhundert konzipiert. Dies erfolgt vor dem Hintergrund der morphologischen Veränderungen in der karolingischen Minuskel, als eine mehr oder weniger deutliche, anhand der jeweiligen Skriptorien ausgemachte Unterscheidung der Schreibausprägungen im 9.–10. Jahrhundert nach und nach Regionalstilen weicht; in deren Rahmen wird das Hauptaugenmerk auf den von dem Kalligraphen Otloh und seinen Schülern repräsentierten „mitteleuropäischen“ Stil gelegt. Dabei wurden von mir insbesondere bereits publizierte Untersuchungen herangezogen, gleichwohl unter Berücksichtigung der in Faksimiles verfügbaren und gleichzeitig in Katalogen datierten und provenienzmäßig bestimmten Handschriften. Dieses Kapitel wurde dem eigentlichen Kern der Monographie vorangestellt, der aus dem dritten und vierten Kapitel besteht. Oben wurde der Grundkontext lediglich in den nötigsten Konturen skizziert, in den in lateinischer Schrift geschriebene Texte (sowohl literarische, als verständlicherweise auch solche diplomatischen Charakters) eingeflossen sind, die auf Böhmen und Mähren ausgerichtet sind.23 Das Studium der Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren, wozu die vorliegende Arbeit einen Beitrag leisten will, vereint in sich im Grunde genommen zwei Ebenen: Auf erster Ebene konzentriert sie sich auf Quellen, die bis heute (von wenigen Ausnahmen abgesehen) von der sich Analysen der Schrift böhmischer Provenienz widmenden paläographischen und kodikologischen Forschung gänzlich ausgeschlossen waren – und zwar auf lateinische Handschriftenfragmente, die eine wesentliche Bereicherung des Quellenfundus gerade für den frühmittelalterlichen Horizont – das 9.–12. Jahrhundert – mit sich bringen. Auf zweiter Ebene zieht sie relevante kodikologische Einheiten aus diesem Zeitraum heran und versucht anhand ihrer Analyse, die Produktion zweier profilbildender Skriptorien aufzuzeigen, die sich an den bedeutendsten benediktinischen Männerklöstern in Břevnov und Hradisko bei Olmütz formierten. Weiters werden dahingehend Möglichkeiten umrissen, die Spuren eines dritten Skriptoriums zu rekonstruieren, das in Ostrov bei Davle betrieben worden sein könnte.24 23 Wie wichtig es ist, diese Fragen im Kontext der übrigen historischen Zusammenhänge zu betrachten, besonders dann im Kontext der Formierung der frühmittelalterlichen Kirchenverwaltung und ihrer Schriftstücke, ergibt sich klar aus der Studie von Kalhous, David, Problémy formování církevní správy (wie Anm. 4), S. 32–33, wo er auch mit der pastoralen Praxis zusammenhängende Texte erwähnt. Ferner sehen wir, dass gerade diese Buchtypen logischerweise zu den ältesten zählen, die in das Missionsgebiet gelangten. 24 Der bislang neueste Beitrag zur Problematik der Skriptorien ist der Sammelband Scriptorium. Wesen–Funktion–Eigenheiten. Comité international de paléographie latine. XVIII. Kolloquium St. Gallen 11.–14. September 2013, hg. von Andreas Nievergelt – Rudolf Gamper – Marina Bernasconi Reusser – Birgit Ebersperger – Ernst Tremp (Veröffentlichungen der Kommission für die Herausgabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz), München 2015. Eine qualitativ hochstehende Bilddokumentation liefert: Stammber-



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Der Sinn einer Analyse beider skizzierten Quellengruppen besteht aus der Suche nach Antworten auf die wesentlichen Fragen, die man im Zusammenhang mit dem Charakter der ältesten lateinischen Schrift in Böhmen und Mähren stellen kann: Wann beginnt die belegbare Kommunikation Böhmens und Mährens mit dem lateinischen Bildungsumkreis, wie lange dauerte die Anfangsperiode der Passivität, wann sind die Texte in dieses Gebiet gekommen und dort „konsumiert“ worden, ohne dass genügend Voraussetzungen für deren Abschrift geschaffen worden wären, und wann war die lateinische Schrift dort soweit verwurzelt, dass man damit begann, die ersten Schreibzentren zu schaffen, und demzufolge eine eigenständige böhmische Schriftproduktion entstand. Die Suche nach Antworten auf diesen miteinander verknüpften Fragenkomplex ist verständlicherweise vom jeweiligen Charakter der erhalten gebliebenen Quellen abhängig. Die bisherigen Analysen des frühmittelalterlichen böhmischen Handschriftenmaterials brachten zwar eine Reihe positiver Ergebnisse, und zwar auch wenn es darum geht, die Produktion eines provenienzmäßig zuverlässig fixierten Skriptoriums zu erfassen (am weitesten damit kam Miroslav Flodr in seiner dem Olmützer Skriptorium gewidmeten Monographie),25 nichtsdestotrotz ist ein typischer Wesenszug solcher Analysen, einen überwiegenden Werkstattcharakter des jeweils erfassten Schreibzentrums festzustellen, das so als Ort in Erscheinung tritt, an dem während eines gewissen (häufig nicht allzu langen) Zeitraums eine bestimmte Anzahl an graphisch (will sagen ihrer Ausbildung nach) sich unterscheidenden Individualitäten zusammenkam, die (in Olmütz nachweisbar in gemeinsamer Kooperation, was eine beträchtliche Dynamisierung des Kopierprozesses mit sich bringt) an Aufträgen für eine Institution arbeiteten, an der ein solches Skriptorium betrieben wurde, oder besser gesagt für einen „statutarischen Vertreter“ dieser Institution, der ihr durch seine Persönlichkeit eigentlich erst einen konkreten Inhalt und eine konkrete Form verleiht. Unsystematische und insbesondere (hinsichtlich möglicher genetischer Bezüge zwischen den einzelnen Schreibausprägungen) inhomogene Schreibaktivitäten müssen wir begründetermaßen bei praktisch allen bedeutenden geistlichen Zentren der allmählich immer dichter werdenden Kirchenorganisation voraussetzen. Neben dem in der Literatur häufig wiederholten Mangel an bis heute erhalten gebliebenen direkten Quellen für diesen frühen Zeithorizont ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit gerade ihr Werkstattcharakter, der uns eine überzeugendere Erfassung dieser „Zentren“ in den sporadisch erhaltenen Quellen verwehrt.26 ger, Ralf M. W., Scriptor und Scriptorium. Das Buch im Spiegel mittelalterlicher Handschriften, Graz 2003. 25 Flodr, Miroslav, Skriptorium olomoucké. K počátkům písařské tvorby v českých zemích (Spisy university v Brně – Filosofická fakulta 65), Praha 1960. 26 Eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse über die lateinische Schrift in den böhmi-

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Andererseits lassen sich archäologische Belege von materiellen Artefakten nicht ignorieren, die unmittelbar mit der Schreibtätigkeit zusammenhängen: Die Rede ist von sog. stili.27 Eine relevantere Abhandlung, in welcher Funde solcher Gegenstände für Olmütz aus dem Zeitraum thematisiert werden, auf den ich mich hier konzentriere, wurde von Josef Bláha veröffentlicht.28 Stili aus dem frühmittelalterlichen Budeč beschrieb Zdeněk Váňa.29 Die Umgebung böhmischer Benediktinerklöster wird durch die archäologischen Ausgrabungen von der untergegangenen Abtei Johannes der Täufer in Ostrov bei Davle repräsentiert.30 Auch im slavnikidischen Libice nad Cidlinou wurden materielle Artefakte dokumentiert, die mit dem geistlichen Leben auf diesem Burgwall zusammenhängen.31 Ebenfalls veröffentlicht wurde ein Bronzestilus aus dem Bereich der St. Veitbasilika, der zweifellos mit der weiter oben erwähnten Schule am Prager Kapitel zusammenhing.32 Es ist deshalb kein Wunder, dass unter den oben beschriebenen Umständen in Böhmen und Mähren bis heute Belege für Schreibschulen in diesem frühen Zeithorizont fehlen – d.h. für solche Umgebungen, in denen es möglich wäre, mit analytisch-komparativen paläographischen Methoden neben den eigentlichen Schreibaktivitäten im engeren Wortsinn auch die Heranbildung nachfolgender Schreibergenerationen nachzuweisen, die durch deutlich erkennbare „verwandtschaftliche Beziehungen“ (Affinitäten) im Charakter der Schrift (ggf. durch andere Charakteristika, wie etwa die Bevorzugung gewisser Abkürzungssysteme, Typologie der Interpunktion u.ä.) bei den einzelnen Repräsentanten einer solchen Schreibschule zum Ausdruck kämen.

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schen Ländern im frühen Mittelalter veröffentlichte Pátková, Hana, Česká středověká paleografie, České Budějovice 2008, S. 90–106. Stili sind bereits von großmährischen Fundstätten her bekannt: zu den Funden von der dreischiffigen Basilika in Mikulčice vgl. Poulík, Josef, Mikulčice. Sídlo a pevnost knížat velkomoravských, Praha 1975, S. 142 und Abb. 22 auf S. 84, ferner von der Westkapelle in Uherské Hradiště – Sady vgl. Galuška, Luděk, Uherské Hradiště – Sady. Křesťanské centrum říše velkomoravské, Brno 1996, S. 71 und Abb. 40 auf S. 73. Bláha, Josef, K dokladům gramotnosti v olomouckých archeologických nálezech z období středověku (stily), in: Historická Olomouc 11, Olomouc 1998, S. 73–90. Váňa, Zdeněk, Přemyslovská Budeč. Archeologický výzkum hradiště v letech 1972–1986, Praha 1995, bes. S. 57–58 und 143–144. Brych, Vladimír, Železné předměty z  Ostrova u Davle ve sbírce Národního muzea (k méně známým stránkám hmotné kultury středověkého kláštera), in: 1000 let kláštera na Ostrově (999–1999). Sborník příspěvků k jeho hmotné kultuře v raném a vrcholném středověku, hg. von Vladimír Brych – Dana Stehlíková, Praha 2003, S. 103–120. Turek, Rudolf, Počátky české vzdělanosti, Praha 1988, S. 126 und 150 (dort einschließlich des Fundes eines „versilberten Bronzebeschlags eines Kodex“ in den „Überresten eines kleinen Blockhauses eines Geistlichen“). Sommer, Petr, Jeden den děkana Kosmy (wie Anm. 17), S. 34; auf S. 36 wird dann ein versilberter Bronzebuchbeschlag aus dem 12. Jahrhundert abgebildet, der mit einem der kanonischen Holzbehausungen an der St. Veitskirche zusammenhängt.



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Man könnte sogar erwarten, dass sich bei profilbildenden Zentren gewisse auffällige Züge einer solchen ursprünglich lokalen Schreibtradition auch auf entferntere Umgebungen übertragen haben könnten, und zwar sowohl durch den Wechsel von „Schülern“ von dem ursprünglichen Skriptorium an eine eventuelle neue Wirkungsstätte als auch durch einfache Nachahmung der verstreuten Produktion des Mutterskriptoriums über ein breiteres Territorium, wodurch das ursprüngliche Skriptorium die Form einer graphischen Autorität erlangen würde, die im Rahmen eines breiteren Gebietes oder im Rahmen eines Ordens u.ä. respektiert würde. Das Studium dieser Erscheinungsformen setzt eine gründlich durchgeführte primäre Untersuchung aller relevanten Quellen voraus.33 Dies wurde bislang in Form von vorläufigen Sondierungen durchgeführt, die jeweils Handschriftengruppen gewidmet waren, die in der Regel mit dem heutigen Aufbewahrungsort verbunden sind. In dieser Hinsicht ideal war die Situation, die mit dem bereits erwähnten, an der Olmützer Kathedrale während des Episkopats von Heinrich Zdík (1126–1150) tätigen Skriptorium zusammenhängt. Den Grundstock des Studiums bildete dort ein Ensemble von Domkodizes, die bis heute als relativ geschlossener Komplex in der Bibliothek des Olmützer Metropolitan-Domkapitels St. Wenzel aufbewahrt werden, dort war es darüber hinaus möglich, die erhaltenen Handschriften und das Material diplomatischen Charakters, bei dem eine Olmützer Provenienz der Schrift faktisch sicher ist, komparativ zu untersuchen.34 Bei Handschriften, die heute außerhalb ihres Entstehungsortes aufbewahrt werden, ist die Situation für gewöhnlich viel schwieriger, und die Feststellung einer gemeinsamen Herkunft von derart zersplitterten Einzelfragmenten ist abhängig vor rein paläographischen und kodikologischen Analysen.35 Für das böhmische Frühmittelalter wurden diese Methoden bislang lediglich von Jiří Pražák bei der

33 Ein gewisses Hindernis bei auf böhmisches Material applizierten skriptoristischen Studien kann auch das unrealisiert gebliebene Projekt sein, ein Verzeichnis an datierten Handschriften zu erstellen, die sich in Tschechien befinden – dazu: Pražák, Jiří, K hodnocení katalogu datovaných rukopisů, in: Jiří Pražák, Výbor kodikologických a paleografických rozprav a studií, Praha 2006, S. 461–471 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopisech 26 [1987–1988] S. 121–134) und in gewisser Weise auch das Fehlen eines Generalkatalogs der Handschriften – siehe Pražák, Jiří, Souborný katalog rukopisů, in: Ebenda, S. 185–206 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopisech 8 [1969] S. 65–103). 34 Die neueste zusammenfassende Bearbeitung unter Präzisierung von Flodrs Studie siehe in: Bistřický, Jan, Studien zum Urkunden-, Brief- und Handschriftenwesen des Bischofs Heinrich Zdík von Olmütz, in: Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde 26 (1980) S. 135–258 und in leicht abgeänderter tschechischer Version Ders.: Písemnosti olomouckého biskupa Jindřicha Zdíka, in: Sborník archivních prací 33 (1983) S. 32–74. 35 Detaillierter gehe ich auf die Methoden zur Rekonstruktion der Schreibschulen und Werkstätten in der methodischen Einleitung zum IV. Kapitel ein, siehe weiter unten.

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Erschließung der ältesten Schichten der Strahover Bücherausstattung und dem damit zusammenhängenden Skriptorium herangezogen.36 Eine gewisse Einschränkung des bisherigen Studiums bestand auch darin, die Pergamentmakulatur vom kodikologischen Diskurs auszuschließen. Auf diese Weise erhalten gebliebene Texte sind interpretationsmäßig selbstverständlich um vieles schwieriger als relativ kompakt erhalten gebliebene Kodizes,37 andererseits bringen sie besonders für die paläographische Betrachtung eine bedeutende Bereicherung mit sich.38 Dieses Handicap auszugleichen, bedeutete die Durchführung einer Primärforschung zwecks Katagolisierung der lateinischen Handschriftenfragmente aus der Zeit der karolingischen Minuskel, für böhmische Verhältnisse heißt das ungefähr bis zur Wende des 12./13. Jahrhunderts. Die Ergebnisse dieser Forschung präsentiere ich im dritten Kapitel des vorliegenden Buches.39 36 Pražák, Jiří, Pozůstatky strahovské knihovny 12. století, in: Jiří Pražák, Výbor (wie Anm. 33) S.  221–226 (ursprünglich abgedruckt in: Strahovská knihovna 5–6 [1970–1971] S.  59–66); Ders.: Z počátků Strahovské knihovny, in: Ebenda, S. 279–281 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopisech 13 [1974] S.  169–171); Ders.: K  existenci strahovského skriptoria, in: Ebenda, S. 473–477 (ursprünglich abgedruckt in: Documenta Pragensia 10 [1990] S. 51–58). 37 Wir sollten uns aber immer vor Augen halten, dass auch die meisten der hier behandelten Kodizes des 11.–12. Jahrhunderts nicht in ihrer authentischen Form erhalten geblieben sind; besonders ihre ursprünglichen Einbände (und mit ihnen auch wichtige Provenienzmerkmale) gingen in der Regel im Zusammenhang mit einer wechselnden bibliothekarischen Aufbewahrung verloren. 38 Im letzten Jahrzehnt erfreute sich die Pergamentmakulatur dennoch eines größeren Interesses: Hier genügt wohl ein Verweis auf den repräsentativen Sammelband Fragment und Makulatur. Überlieferungsstörungen und Forschungsbedarf bei Kulturgut in Archiven und Bibliotheken, hg. von Hanns Peter Neuheuser – Wolfgang Schmitz (Buchwissenschaftliche Beiträge 91), Wiesbaden 2015, wo man nicht nur die Grundtypologie der Fragmente und die hauptsächlichen methodischen Verfahren bei der Arbeit mit ihnen finden kann, sondern auch eine repräsentative Übersicht der bisherigen Literatur, einschließlich bereits veröffentlichter Kataloge von Handschriftenfragmenten. Von den Konferenzsammelbänden sei zumindest der Folgende aufgeführt: Fragmente. Der Umgang mit lückenhafter Quellenüberlieferung in der Mittelalterforschung. Akten des internationalen Symposiums Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien, 19.–21. März 2009, hg. von Christian Gastgeber – Christine Glassner – Kornelia Holzner-Tobisch – Renate Spreitzer (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Denkschriften 415), Wien 2010. 39 Die in dieser Hinsicht in der Umgebung der tschechischen Handschriftensammlungen in letzter Zeit wichtigsten Publikationen sind die Kataloge der Fragmente der Tschechischen Nationalbibliothek und die nach einzelnen Signaturgruppen nach und nach veröffentlichten Fragmente der Bibliothek des Nationalmuseums – vgl. zeitlich aufeinanderfolgend: Marek, Jindřich – Modráková, Renáta, Zlomky rukopisů v Národní knihovně České republiky, Praha 2006: Es geht um die Veröffentlichung der heute unter der Signatur „XXIV“ aufbewahrten Fragmente; und für die Bibliothek des Nationalmuseums: Rukopisné zlomky Knihovny Národního muzea. Signatura 1 A, hg. von Marek Brčák – Dalibor Dobiáš – Michal Dragoun – Martina Jamborová – Matěj Měřička – Kateřina Voleková, Praha 2014; Rukopisné zlomky Knihovny Národního muzea. Signatura 1 B a 1 C, hg. von Jiří Beneš – Dalibor Dobiáš – Michal Dragoun – Ota Halama – Markéta Klosová – Iva Leleková – Matěj Měřička, Praha 2015; Rukopisné



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Es geht freilich nicht um eine Präsentation jeglichen exzerpierten Materials; die Fragmente wurden für das Verzeichnis so ausgewählt, dass sie zum Einen alle Institutionen abdecken, in denen Pergamente dieses Alters aufbewahrt werden, und zum Anderen dass alle Fragmenttypen hier vertreten sind, denen man in Tschechien begegnen kann. Mit der Typologie der Fragmente (sowohl hinsichtlich Inhalt als auch hinsichtlich Erhaltungszustand) und den Kriterien ihrer Beschreibung beschäftige ich mich in der methodischen Einleitung zum dritten Kapitel eingehender; hier sei lediglich festgehalten, dass die präsentierte Fragmentgruppe ungefähr ein Drittel der gesamten, ab dem späten 8. bis zur Wende des 12./13. Jahrhunderts in Böhmen und Mähren aufbewahrten und in lateinischer Schrift geschriebenen Pergamenthandschriftenmakulatur ausmacht. In der erdrückenden Mehrheit der Fälle handelt es sich dabei um Texte, die sekundär in die böhmischen Länder gelangten, in der Regel in den Einbänden jüngerer Buchkomplexe. Nur in Ausnahmefällen gelang es, in zur Gänze erhalten gebliebenen Handschriften gleich geartetes Material ausfindig zu machen. Häufiger sind die Fälle, bei denen man Pergamentmakulatur quer durch verschiedene Bestände miteinander in einen Bezug setzen kann, um dadurch heute verstreute membra disiecta miteinander in Verbindung zu bringen. Handschriftenfragmente bilden freilich nicht die einzige Quellenbasis für das Studium der Anfänge der lateinischen Schrift in den böhmischen Ländern. Eine selbständige Aufmerksamkeit wird im dritten Kapitel der Gruppe solcher Kodizes gewidmet, die bereits ganz am Ende des 10.  Jahrhunderts bzw. im Laufe des 11. Jahrhunderts nach Böhmen gelangten und die dort anschließend mit Passagen aus Texten bohemikaler Provenienz interpoliert und ergänzt wurden. Die Aufdeckung dieser Interpolationen ist das Ergebnis einer vornehmlich mit kodikologischen Methoden durchgeführten Detailanalyse. Es handelt sich um Handschriften, deren Ergänzungen mit Gewissheit mit der Umgebung des Prager Bistums und Kapitels in Verbindung gebracht werden können; diese Ergänzungen sind die ältesten Belege für lateinische Texte, die nachweislich in Prag geschrieben worden sind. Das anschließende vierte Kapitel ist dem Versuch der Rekonstruktion zweier Benediktinerskriptorien gewidmet:40 dem in Břevnov Mitte des elften Jahrhunderts und dem in Hradisko bei Olmütz Ende der ersten Hälfte des zwölften Jahrzlomky Knihovny Národního muzea. Signatura 1 D, 1 E a 1 G, hg. von Vlastimil Brom – Václav Čermák – Michal Dragoun – Adéla Ebersonová – Ota Halama – Jindřich Marek – Olga Sixtová – Kateřina Spurná – Dmitrij Timofejev – Tamás Visi, Praha 2016; Rukopisné zlomky Knihovny Národního muzea. Signatura 1 K. Dodatky ke sbírkám Adolfa Patery a Čeňka Zíbrta, hg. von Michal Dragoun, Praha 2017. 40 Eine zusammenfassende Übersicht über die Entwicklung der Benediktinerskriptorien aus kunsthistorischer Sicht gibt Kubík, Viktor, K proměnám benediktinských skriptorií v latinské Evropě a u nás v kontextu ostatních druhů umění (600–1300), in: Ora et labora. Vybrané kapitoly z dějin kultury benediktinského řádu, hg. von Markéta Jarošová – Radka Lomičková, Praha 2013, S. 90–135 und ferner Ders.: Knižní kultura a iluminace, in: Otevři zahradu rajskou. Benediktini

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hunderts. Hauptaugenmerk werde ich hier auf den Mechanismus richten, die bei diesen bedeutenden Abteien in Böhmen und Mähren betriebenen Schreibschulen zu rekonstruieren. Im Falle von Břevnov geht es darüber hinaus noch um die älteste bisher identifizierte Schreibschule in den Ländern Böhmens. Detailliertere Ausführungen zur Methodik und den Möglichkeiten der Identifikation von Skriptorien in frühmittelalterlichem Material werde ich an den Anfang des IV. Kapitels setzen. Der gemeinsame Nenner aller hier beschriebenen methodischen Verfahren ist die Findung solcher Ausgangspunkte, die unabhängig von der eigentlichen Analyse der Schrift, ggf. von der Bestimmung des Anteils der jeweils an der Entstehung eines Kodex beteiligten Schreiberindividuen wären, und somit eine Garantie für die Objektivität der gewonnenen Erkenntnisse darstellten. Erst nach Anwendung dieser außerhalb der Paläographie stehenden Kriterien (im Falle von Břevnov geht es um Provenienzmerkmale in Form von mittelalterlichen Exlibris, bei Hradisko um die Interpretation ganzseitiger Illuminationen im Olmützer Kollektarium mit Abbildung des Schreibers der Handschrift) kann die paläographische analytisch-komparative Methode herangezogen werden, die eine Komplettierung der Gesamtproduktion der betreffenden Schreibschulen anhand der Arbeiten der einzelnen Schreiber ermöglicht, die identifiziert wurden. Am Ende des Kapitels füge ich einen Exkurs hinzu, der den Möglichkeiten gewidmet ist, die Überreste des Ostrover Skriptoriums zu rekonstruieren. Im Hinblick auf die Fülle und den Charakter der erhalten gebliebenen Quellen handelt es sich bei dieser benediktinischen Männerabtei vorerst eher um die Skizzierung von Möglichkeiten als um Lösungen, welche die Ambition haben, Endgültigkeit zu erlangen. Von der modernen Kodikologie wird mittelalterliches Handschriftenmaterial schon lange nicht mehr nur als statisches Produkt ihres Schöpfers (ggf. ihrer Schöpfer) wahrgenommen, sondern sie stellt sich auch Fragen, die auf das „weitere Leben“ mittelalterlicher Werke in den Händen ihrer Leser, Glossatoren und Nutzer abzielen, durch deren Vermittlung wir die Umgebungen kennenlernen, welche die betreffende Handschrift durchlaufen hat.41 Aus kodikologischer Sicht können wir dann diesen dynamischen Ansatz noch um das Phänomen der Einrichtung bereichern, die ihre Entstehung realisierte, und die gesamte Genese der Entstehung und anschließenden Nutzung des Schriftstücks dann mit folgendem Schema zum Ausdruck bringen.

v srdci Evropy 800–1300, hg. von Dušan Foltýn – Jan Klípa – Pavlína Mašková – Petr Sommer – Vít Vlnas, Praha 2014, S. 185–225. 41 Vgl. dazu: Hlaváček, Ivan, Rukopisy, jejich funkce a čtenáři v českém státě od nejstarších dob do husitství. Stručný nástin problematiky, in: Ivan Hlaváček, Knihy a knihovny v českém středověku. Studie k jejich dějinám do husitství, Praha 2005, S. 19–35 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopisech 12 [1973] S. 33–51).



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Die jeweilgen Spitzen des Dreiecks (Initiator – Realisation – Nutzer) stellen die Hauptfaktoren dar, die an der Entstehung eines schriftlichen Denkmals beteiligt waren. Zwischen ihnen besteht verständlicherweise eine sehr dynamische Beziehung, die vom Charakter der geschaffenen Quelle (anders sind die Entstehungsumstände einer anspruchslosen Gebrauchshandschrift für den Eigengebrauch, andere Ansprüche stellt umgekehrt die Herstellung eines illuminierten und mit Noten versehenen liturgischen Kodex oder ein exklusives Evangeliar) und ferner vom Alphabetisierungsgrad der jeweiligen Gesellschaft u.ä. abhängig ist.42 In den speziellen Fällen, in denen Texte für den Eigengebrauch geschaffen wurden, würden alle Faktoren durch ein einziges Subjekt repräsentiert. Von einer vollständigen Durchsetzung der lateinischen Schreibkultur im gegebenen Territorium können wir natürlich erst in dem Augenblick sprechen, wenn sich in diesem Territorium die Aktivitäten aller erwähnten Faktoren nachweisen lassen: also sowohl der Personen, die Bedarf haben, mit einem lateinischen Text umzugehen (Initiator und Nutzer

42 Ich bin mir dessen sehr gut bewusst, dass der Begriff „Alphabetisierung“ selbst im Mittelalter ein außerordentlich strukturiertes Phänomen war, in dem sich verschiedene Ausdrucksmittel miteinander vermischten, und zwar rein geschriebene Textmedien mit Bildmedien u.ä. Vgl. dazu: Grundmann, Herbert, Litteratus – illitteratus, in: Archiv für Kulturgeschichte 40 (1958) S. 1–65 und neuer Kalhous, David, Sdílení paměti? K otázce významu a rozšíření historického povědomí v době přemyslovské, in: Studia historica Brunensia 62 (2015) S. 53–54. Vergessen wir dabei nicht, dass die mündliche Tradierung im Mittelalter lange mit der schriftlichen Niederlegung konkurriert – am Beispiel von Cosmas’ Chronik der Böhmen aufgezeigt hat das Bláhová, Marie, Verschriftete Mündlichkeit in der böhmischen Chronik des Domherrn Cosmas von Prag, in: The Development of literate Mentalities in East Central Europe (Utrecht Studies in medieval Literacy 9), hg. von Anna Adamska – Marco Mostert, Utrecht 2004, S. 323–342.

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können selbstverständlich ein Subjekt darstellen), als auch derjenigen Einrichtungen, die dazu in der Lage sind, diese Ansprüche zu realisieren. Die Identität der einzelnen Faktoren, die an der Herstellung von schriftlichen Quellen beteiligt waren, und ihre gegenseitigen Beziehungen, die sie im frühen Mittelalter in Böhmen und Mähren hatten, verstehen wir erst, nachdem wir folgende grundlegenden Fragen beantwortet haben, und zwar: 1. Welchen Charakter hat die Pergamentmakulatur, welche die Hauptquelle bildet, um über die ältesten lateinischen Handschriften in Böhmen und Mähren Erkenntnisse zu gewinnen? 2. Wann wurden die Länder Böhmens nachweislich zu aktiven Trägern der lateinischen Schriftkultur, welche Form haben die ältesten nachweislich in den Ländern Böhmens entstandenen Texte, und wann, ggf. bei welchen Institutionen kommt es in Böhmen und Mähren zur Gründung der ersten Skriptorien (Schreibschulen)?

II. Entwicklungsaspekte der lateinischen Schrift im 9. bis 12. Jahrhundert Wollten wir den Zeitraum des 9. bis zum 12. Jahrhunderts aus paläographischer Sicht als ein in sich geschlossenes Ganzes auffassen, kann man sich des Eindrucks einer beträchtlichen Unausgewogenheit und Mannigfaltigkeit dieser Entwicklungsphase der lateinischen Schrift nicht erwehren. Diese Mannigfaltigkeit basiert einerseits auf den (genetischen) Entwicklungsumständen und hat andererseits rein praktische Ursachen. Die praktischen Ursachen der soeben erwähnten Inhomogenität beruhen darauf, dass der Anfang des untersuchten Zeitraums – nämlich die Wende vom 8. und 9. Jahrhundert und das gesamte 9. Jahrhundert – durch eine verhältnismäßig beträchtliche Fülle datierter, beziehungsweise mehr oder weniger zuverlässig datierter Quellen dokumentiert ist, anhand derer es möglich ist, ganze Schreibschulen, ggf. höhere Einheiten – Provinzen – auf dem gesamten Reichsgebiet Karls des Großen einigermaßen erfolgreich zu rekonstruieren. Die Fülle des erhalten gebliebenen Materials, das es möglich machte, etwas Ähnliches auch für das 10.  Jahrhundert zu konstruieren, nimmt beträchtlich ab, sodass die Schlussfolgerungen für ungefähr das zweite Drittel des untersuchten Zeitraums als nicht immer so sicher gelten können. Ab der Zeit der sog. ottonischen Renaissance, d.h. ab ungefähr dem letzten Drittel des 10. Jahrhunderts, nimmt die Fülle des kodikologischen Materials wiederum deutlich zu. Die zweite, eher praktische Ursache dieser scheinbaren Unausgewogenheit ist die Tatsache, dass man für die Anfänge dieses Zeitraums für die in Buchform erhaltenen Quellen die paläographische Edition Codices Latini Antiquiores (CLA) heranziehen kann, die einen gründlichen und zuverlässigen Überblick über jedwedes erhalten gebliebene, in lateinischer Schrift verfasste Material von der Antike bis zur Wende des 8. und 9. Jahrhunderts bietet.43 Für das anschließende 9. Jahrhundert ist der unter der Obhut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Birgit Ebersperger herausgegebene Katalog aus dem Nachlass von Bernhard Bischoff ein essentielles Hilfsmittel.44 43 Lowe, Elisa Avery, Codices Latini Antiquiores. A Palaeographical Guide to Latin Manuscripts Prior to the Ninth Century I–XI + Suppl., Oxford 1934–1971; dazu ferner: Bischoff, Bernhard – Brown, Virginia, Addenda to Codices Latini Antiquiores 1, in: Medieval Studies 47 (1985) S. 317–366; Bischoff, Bernhard – Brown, Virginia – John, James J., Addenda to Codices Latini Antiquiores 2, in: Medieval Studies 54 (1992) S. 286–307; Aris, Rutherford, Index of Scripts for E. A. Lowe’s Codices latini antiquiores, Osnabrück 1982. 44 Bischoff, Bernhard – Ebersperger, Birgit, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit der Ausnahme der wisigotischen), Teil 1: Aachen–Lambach, Wiesbaden 1998; Teil 2: Laon–Paderborn, Wiesbaden 2004; Teil 3: Padua–Zwickau, Wiesbaden 2014; Gesamtregister, Wiesbaden 2017. Vgl. dazu: Hoffmann, Hartmut, Bernhard Bischoff

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Entwicklungsaspekte der lateinischen Schrift im 9. bis 12. Jahrhundert

Während Lowes Edition der CLA für das Urkundenmaterial in den heute immer noch herausgegebenen Chartae Latinae Antiquiores (ChLA) eine Parallele darstellt, basiert Bischoffs Katalog fast ausschließlich auf in Bibliotheken aufbewahrtem Material, sodass ein Gesamtüberblick der nach dem Jahr 800 entstandenen Urkunden, selbst wenn sie unter Verwendung der Buchschrift ausgestellt worden wären, was im Bereich der sog. Privatdiplomatik in diesem Zeitraum sehr häufig der Fall war, bisher nicht zur Verfügung steht. Bei der Arbeit mit Bischoffs Katalog muß auch die Tatsache berücksichtigt werden, dass sein Verfasser ihn nicht mehr in eine solche Form bringen konnte, die ohne weitere Eingriffe hätte abgedruckt werden können. In einer Reihe von Bibliotheken (besonders dort, wo Bischoff aus den verschiedensten Gründen nicht hatte arbeiten können) wird es noch erforderlich sein, eine Primärforschung durchzuführen.45 Trotz dieses Eingangshinweises kann man jedoch anhand der bereits verfügbaren Materialien die Grundentwicklungstendenzen in der lateinischen Schrift des 9. und 10. Jahrhunderts zumindest skizzieren und die wichtigsten, an ihrer Formgebung und Pflege beteiligt gewesenen Schreibzentren knapp charakterisieren. Der folgende Text wurde mit besonderem Augenmerk auf das Material konzipiert, dessen Zugänglichmachung und Interpretation Inhalt der vorliegenden Arbeit ist; ich versuche hier anhand bereits herausgegebener, zeitlich und provenienzmäßig zuverlässig fixierter Handschriften (und Urkunden) eigentlich einen gewissen Rahmen zu schaffen, in welchen ich das in den böhmischen Ländern aufbewahrte und letztendlich dann auch dort entstandene Material hineinsetze, um aus dieser Konfrontation dann Schlüsse zu ziehen, die dazu dienen, Möglichkeiten aufzuzeigen, die eine nähere zeitliche und eventuell auch provenienzmäßige Einordnung der insbesondere auf tschechischem Boden befindlichen Fragmente erlauben. Neben den bereits erwähnten Arbeiten liefert Anton Chrousts paläographische Edition Monumenta Palaeographica46 das wesentliche Vergleichsmaterial. Ihre Vorzüge beruhen nicht nur in den zahlreichen ganzheitlichen Reproduktionen alle betreffenden Handschriften, Chroust (und seine Mitarbeiter) berücksichtigten auch Material diplomatischen Charakters, das nämlich, wie oben bereits erwähnt, häufig Schriftstücke enthält, bei denen formal die Buchschrift verwendet wurde, und zwar praktisch ohne jedwede Kanzleistilisierung. Chroust verwendete dieses Material im Bewusstsein dessen, dass im Bereich der diplomatischen Quellen die Frage nach der graphischen Provenienz und der zeitlichen Einordnung für gewöhnlich viel und die Paläographie des 9. Jahrhunderts, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 55 (1999) S. 549–590. Es handelt sich eigentlich um eine ausführliche Rezension zum ersten Teil von Bischofs Katalog, die mit einigen seiner Schlussfolgerungen polemisiert. 45 Hoffmann, Bernhard Bischoff (wie Anm. 44) S. 556–557. 46 Chroust, Anton, Monumenta Palaeographica. Denkmäler der Schreibkunst des Mittelalters. Ser. 1–2, München 1902–1917; Ser. 3, Leipzig 1931–1940.



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klarer zu sein pflegt. Ein weiterer Vorzug dieser Edition sind die hervorragenden kodikologischen Kommentare, von denen das gesamte darin verfügbar gemachte Material begleitet wird. Neben Chrousts Arbeit war es möglich, die heute bereits zunehmende Zahl an Katalogen von datierten bzw. datierbaren Handschriften heranzuziehen, die von der Autorität Comité international de paléographie latine abgedruckt wurden. Dies habe ich besonders bei den westfränkischen Skriptorien getan, deren Material im Katalog von Charles Samaran und Robert Marichal am meisten vertreten ist.47 Ein Nachteil dieser Kataloge für die paläographische Arbeit ist jedoch, dass die Reproduktionen der darin veröffentlichten Handschriften lediglich eine „bloße“ illustrative Begleitung des Textteiles bilden, so wurden dort bei weitem nicht alle Fälle bildlich erfasst, darüber hinaus zeigt eine Reihe von Demonstrationsbeispielen nur kleine Ausschnitte der einzelnen Folien, die bisweilen eine systematische Betrachtung nicht möglich machen, wie beispielsweise der Zeichensetzungsgewohnheiten in dem jeweiligen Skriptorium oder bei der jeweiligen Schreiberhand u.ä. Für das untersuchte Thema von großer Bedeutung ist (mit besonderem Augenmerk auf das in den böhmischen Ländern befindliche Material) insbesondere das von bayerischen Skriptorien produzierte Material, deren umfangreichste Sammlungen sich einerseits in der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB)48 und andererseits unter den Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB)49 befinden. Im Bereich der zusammenfassenden Bearbeitung der Grundentwicklungstendenzen der lateinischen Schrift im untersuchten Zeitraum ist die zusammenfassende Darstellung des bereits erwähnten Bernhard Bischoff eine bisher unüber47 Samaran, Charles – Marichal, Robert, Catalogue des manuscrits en écriture latine (portant des indications de date, de lieu ou de copiste) 1: Musée Condé et Bibliothèques Parisiennes, Paris 1959; 2: Bibliothèque Nationale, fonds latin Nos 1 à 8.000, Paris 1962; 3: Bibliothèque Nationale, fonds latin Nos 8.001 à 18.613, Paris 1974; 5: Est de la France, Paris 1965; 6: Bourgogne, Centre sud-est et sud-ouest de la France, Paris 1968; dieser Katalog kann erfolgreich ergänzt werden mit den Reproduktionen, die veröffentlicht wurden bei: Delisle, Leopold, Le cabinet des manuscrits de la Bibliothèque Nationale: Planches, Paris 1881, wenn auch mit an vielen Stellen heute nicht mehr haltbaren Datierungen der hier aufgeführten Beispiele. 48 Neben den einschlägigen Abschnitten von Chrousts Arbeit steht für sprachlich mitteldeutsche Texte ferner folgende, an Reproduktionen reiche und auf paläographische Zwecke ausgerichtete Publikation zur Verfügung: Petzet, Erich – Glauning, Otto, Deutsche Schrifttafeln des IX. bis XVI. Jahrhunderts aus Handschriften der K. Hof- und Staatsbibliothek in München. Abt. 1: Althochdeutsche Schriftdenkmäler des IX. bis XI. Jahrhunderts, München 1910. 49 Unterkircher, Franz, Katalog der datierten Handschriften in lateinischer Schrift in Österreich. Bd. I.1–I.2: Die datierten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek bis zum Jahre 1400, Wien 1969; für das hier behandelte Thema ist der erste Teil wichtig, der belangvolle Beispiele für das Salzburger Skriptorium zur Wende des 8./9. Jahrhunderts aufführt, aber weiter unten dazu detaillierter.

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troffene Arbeit,50 die auf der sicheren Kenntnis des breiten Spektrums des nicht nur karolingischen, sondern auch des frühmittelalterlichen und antiken Materials basiert. Schlüsselthema für die Entwicklung der lateinischen Schrift im beobachteten Zeitraum ist die Frage nach der Entstehung und Verbreitung der karolingischen Minuskel.51 Die wichtigste Diskussion zu diesem Thema wurde Ende des 19. und Anfang des 20.  Jahrhunderts in paläographischen Studien geführt. Damals kam es nämlich zum ersten deutlicheren Durchbruch zu Mabillons altem Konzept der Entwicklung der lateinischen Schrift,52 das diese Reform direkt mit dem Hof Karls des Großen in Verbindung brachte, obgleich auch er einen genetischen Zusammenhang zwischen dieser neuen karolingischen Schrift und der Schrift der vorhergehenden Epoche – der merowingischen – annahm.53 Der erste deutlichere „Angriff “ auf Mabillons Konzept war eine These Theodor Sickels,54 der den Ursprung der neuen Minuskel im Umfeld der päpstlichen Kurie suchte. Dies rief besonders bei deutschen Forschern Missbilligung hervor, unter denen Ludwig Traube einen transalpinen Ursprung der karolingischen Minuskel am stärksten verteidigte.55 Obwohl Traube zweifelsohne ein großer Kenner der einschlägigen Quellen war, schuf 50 Bischoff, Bernhard, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters (Grundlagen der Germanistik 24), Berlin 42009; der Verfasser arbeitet hier nicht nur mit der paläographischen Methode (insbes. S. 136–171), sondern auch mit der kodikologischen (insbes. S. 263–276). 51 Bischoff, Bernhard, Panorama der Handschriftenüberlieferung aus der Zeit Karls des Großen (Mittelalterliche Studien 3), Stuttgart 1981, S. 5–38. 52 Dieses Konzept wurde noch von Wilhelm Wattenbach in seiner Anleitung zur lateinischen Paläographie vertreten, Leipzig 31886. 53 Mabillon, Jean, De re diplomatica libri VI, Paris 21709, lib. I, cap. XI.10, 50: Prima stirpe exstincta (i. e. Merovingica – adnot. auct.), Carolus Magnus litteras expolire coepit, aut certe iam tantisper expolitum scripturae genus Merovingicum in elegantiorem formam commutavit … Für Mabillon ist jedoch noch typisch, dass er diese sog. merowingische Schrift ethnisch noch mit den germanischen Franken in Verbindung bringt: Ebenda: Hanc tamen scripturae formam (i. e. Carolinam – adnot. auct.) non Franci a Romanis, qui Langobardicis passim elementis tunc utebantur, sed a Francis Romani accepisse videntur … 54 Sickel, Theodor, Prolegomena zum Liber diurnus, in: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Philos.-hist. Kl., Bd. 117, Wien 1889 S. 16f. Zur Entstehung des Liber diurnus in Nonantola in der ersten Hälfte des 9. Jhs. vgl. Palma, Marco, L’origine del codice vaticano del Liber diurnus, in: Scrittura e civiltà 4 (1980) S. 295–310. 55 Traube, Ludwig, Einleitung in die lateinische Philologie des Mittelalters 1. Die lateinische Schrift im Mittelalter, hg. von Paul Lehmann (Vorlesungen und Abhandlungen 2), München 1911, S. 26–28. Traube ist somit der Urheber der heute mehr oder weniger allgemein akzeptierten Theorie einer polygenetischen Entwicklung der karolingischen Minuskel aus der späten merowingischen Schrift auf dem Reichsgebiet Karls des Großen. Es sei noch bemerkt, dass Traube diese Schrift (und zwar die merowingische) im Unterschied zu Mabillon richtigerweise nicht mit den ethnischen Franken in Verbindung bringt, sondern sie als verschiedene lokale Rezeptionen der spätrömischen Kursive interpretiert, weswegen er nicht von irgendeiner einheitlichen „me-



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erst die Generation seiner Schüler (am deutlichsten E. A. Lowe und P. Lehmann) und Fortsetzer (B. Bischoff ) bezüglich des Materials die Voraussetzungen für sichere Nachweise der durchweg richtigen Theorien Traubes.56

„Die Reform vor der Reform“ – die Skriptorien der Klöster Corbie und Laon Die heute bereits allgemein akzeptierte These, welche die Quelle der karolingischen Minuskel in der spätmerowingischen Buchschrift sucht, kann am besten anhand der Tochterstiftung des irischen Missionsklosters Luxeuil57 – dem um das Jahr 660 gegründeten Kloster Corbie – beobachtet und nachgewiesen werden. Dieses Skriptorium ist der typische Repräsentant eines frühmittelalterlichen Schreibzentrums mit einem sehr breiten Repertoire verschiedener, lokal gefärbter grafischer Erscheinungsformen, auch ist es das Zentrum mit der bis heute wohl am besten belegten Schreibtradition für den überwiegenden Teil des 8. Jahrhunderts, das für die Erforschung der Frühphase der uns hier an erster Stelle interessierenden karolingischen Minuskel entscheidend ist. Die Schreibtradition dieses Zentrums ist bereits ungefähr ab dem Jahr 700 nachweisbar,58 sie machte jedoch eine sehr komplizierte und bis heute nicht ganz klare Entwicklung durch. Nichtsdestoweniger ist es offensichtlich, dass dort die spätantike Buchschrift anfangs noch eine sehr bedeutende Rolle gespielt hat, und zwar in Form der „degenerierten“ Halbunziale, bereichert um ein unziales „G“ – es handelt sich um den sog. Leutchar-Typ59, der besonders in

rowingischen“ Schrift spricht, sondern von einzelnen fränkischen Schreibtraditionen: scriptura Luxoviensis, scriptura Corbeiensis usw. 56 Zu den einzelnen Editionsleistungen in dieser Richtung siehe oben. Von den neueren übersichtlichen Zusammenfassungen genügt wohl ein Verweis auf: Ganz, David, Die karolingische Minuskel, in: Mensch und Schrift im frühen Mittelalter, hg. von Peter Erhart – Lorenz Hollenstein, St. Gallen 2006, S. 153–155 und Ders., The study of Caroline minuscule 1953–2004, in: Archiv für Diplomatik 50 (2004) S. 387–398. 57 Das eigentliche Luxeuiler Skriptorium stellt in seinen Anfängen noch eine frühe (von der Kursive stark abhängige) Phase der merowingischen Buchschrift dar: der sog., bereits für das Ende des 7. Jhs. belegbare Luxeuil-Typ – siehe: BNF Paris, ms. lat. 9.427: Lectionarium Gallicanum = CLA V.579 (vgl. dazu: Prou, Maurice, Manuel de Paléographie, Paris 1904, pl. III) und Ivrea, Bibl. cap., ms. 1: Gregorii Magni De cura pastorali geschrieben für Bischof Desiderio von Ivrea = CLA III.300 (vgl. dazu: Ehrle, Franciscus – Liebaert, Paulus, Specimina codicum latinorum Vaticanorum, Berolini-Lipsiae 21927, Taf. 19). Zur gleichen Gruppe zählt noch: London, British Library, Additional MS 11.878 + Add. MS 41.567J + Cheltenham, Phillipps Collection 36.184 + Paris, Arch. nat., ms. lat. 2.243 + Paris, Arch. nat., ms. lat. 2.388, es enthält Gregorii Magni Moralia = CLA II.163. 58 Bischoff, Paläographie (wie Anm. 50), S. 114. 59 Vgl. Delisle, Le cabinet (wie Anm. 47) Nr. XVII.3; ebenso vgl. bei: Lowe, Elias Avery, A handlist of half-uncial manuscripts, in: Miscellanea Fr. Ehrle 4, Roma 1924, S. 19 Nr. 91.

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den Sechziger-Jahren des 8. Jahrhunderts belegt war.60 Bei einigen Händen dieses Skriptoriums kann man auch gewisse insulare Einflüsse erkennen, besonders bei dem sog. „eN-Typ“.61 Dieser Typ hat sich – gewissermaßen als Archaismus – auch noch nach dem Jahr 800 gehalten. Das Gleiche gilt für den sog. „ab-Typ“, der in der Literatur hinlänglich diskutiert wurde und zum Skriptorium von Corbie zählt.62 Dieser Typ wurde inspiriert von der gleichzeitig existierenden merowingischen Urkundenschrift, die besonders von der Herrschaftskanzlei gepflegt wurde, was bei Corbie, das sehr enge Beziehungen zum merowingischen Königshof unterhalten hatte, nicht überrascht.63 Die ältesten Belege dieses Typs reichen bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts,64 beobachten lässt er sich auch nach dem Jahr 800.65 Im Zusammenhang mit diesem Typ muss besonders für die spätere Zeit eine breitere Provenienz in Betracht gezogen werden (Corbie/Saint-Riquier).66 Neben diesen archaisierenden Typen tritt bereits ab Ende des 8. Jahrhunderts der sog. Maurdramnus-Typ auf, in dem bereits Minuskelelemente überwiegen.67 Für das Übergewicht der 60 Arndt, Wilhelm – Tangl, Michael, Schrifttafeln zur Erlernung der lateinischen Paläographie 1, Berlin 41904, Taf. 5a: SB Berlin, MS Theol. lat. fol. 354: Gregorii Magni Moralia in Job – neben dem charakteristischen unzialen „G“ ist für diese Schrift die Form des Buchstaben „N“ typisch, die ebenfalls vom unzialen Majuskel-Alphabet abgeleitet ist, wobei der Verbindungsstrich beider Grundschäfte waagerecht ist und ungefähr in Höhe der Grundlinie liegt. Der starke Einfluss der spätantiken Buchschriften auf einige frühmittelalterlichen Skriptorien hat bewirkt, dass E. A. Lowe in der Halbunziale ein direktes Vorbild und eine morphologische Quelle der karolingischen Reformschrift sah – vgl. CLA VI, XII und CLA VIII, X. Diese Vermutung fand jedoch keine allgemeine Akzeptanz. 61 Delisle, Le cabinet (wie Anm. 47) Nr. XIII.6. 62 Gasparri, Françoise, Le scriptorium de Corbie et le problème de l’écriture a–b, in: Scriptorium 20 (1966) S. 265–272. 63 Bischoff, Paläographie (wie Anm. 50), S. 144 und 143, Abb. 20. 64 Steffens, Franz, Lateinische Paläographie, Berlin 21929, Taf. 29a („Caesarius z Arles“, Bruxelles, Bibliothèque royale, ms. 9.850–52). 65 Thompson, Edward Maund, The New Palaeographical Society I, 235 und Bischoff – Ebersperger, Katalog 2 (wie Anm. 44), S. 120 Nr. 2474 (Kommentar zu den Paulusbriefen von Theodor von Mopsuestia: London, British Library, Harley MS 3.063), vgl. ferner: Arndt – Tangl, Schrifttafeln 1 (wie Anm. 60), Taf. 6 = Steffens, Lateinische Paläographie (wie Anm. 64), Taf. 49a = Bischoff – Ebersperger, Katalog 2 (wie Anm.  44), S.  81 Nr. 2317 (Venantius Fortunatus: Vita sancti Martini etc.: Санкт-Петербург, Российская Националная Библиотека, Sign. F.v.XIV.1). Nicht alle mit diesem Typ geschriebenen Handschriften mussten im Skriptorium von Corbie entstanden sein, bei einigen späteren Belegen kann man eine breitere nordfranzösische Provinz in Betracht ziehen: vgl. Cambridge, Corpus Christi College 193: Ambrosii Hexameron = CLA II.124 (dort datiert an das Ende des 8. Jhs.) und Bischoff – Ebersperger, Katalog 1 (wie Anm. 44), S. 179 Nr. 814 (datiert „IX. Jh., 2./3. Drittel“) und London, British Library, Harley MS 4.980 fol. 1–2: Augustini De civitate Dei (frag.) = CLA II.201 und Bischoff – Ebersperger, Katalog 2 (wie Anm. 44), S. 122 Nr. 2484 (datiert allgemein in das 8.–9. Jh.). 66 Hessel, Alfred, Zur Entstehung der karolingischen Minuskel, in: Archiv für Urkundenforschung 8 (1923) S. 206. 67 Maurdramnus 772–780 Abt von Corbie, wohin die Blütezeit in der Verwendung dieser Schrift



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Minuskelelemente pflegt man den Maurdramnus-Typ in der neueren Literatur als den genetisch am nächsten stehenden Vorgänger der „kanonischen“ karolingischen Minuskel anzusehen.68 Diese Vielfalt an graphischen Erscheinungsformen in ein und demselben Skriptorium zeugt eher noch von einer Suche, als von fest vorgegebenen „Normen“, eins haben die Typen von Corbie jedoch gemeinsam: und zwar das sichtliche Bemühen, diese de facto (aus einer breiteren Entwicklungsperspektive heraus betrachtet) spätmerowingische Schrift von allen „Übeln“ zu befreien, die für eine Nationalschrift voller kursiver Einflüsse und auf den ersten Blick unverständlicher Ligaturen typisch sind. Es geht also um das Bestreben, das Alphabet der Buchschrift von der überflüssigen und funktionslosen Formenverschiedenheit bei ein und demselben Graphem zu „säubern“, was bewirkt, dass diese „Typen“ bereits eine regelmäßige, gut lesbare und verständliche Form haben; damit hängen freilich noch weitere Erscheinungsformen der zunehmenden Schreibkultiviertheit zusammen: In diesen Texten setzen sich immer deutlicher, besonders beim Maudramnus-Typ, höhere Formen der Zeichensetzung durch, beispielsweise einschließlich des Fragezeichens.69 Es handelt sich um eine Art „Reform vor der Reform“, welche die weitere Entwicklung der lateinischen Schrift vorzeichnete.70 Ein anderer Beleg für diese Versuche, die spätmerowingische Buchschrift von den für ihre ältere Phase typischen kursiven Elementen freizumachen, ist das Skriptorium in Laon, wo diese Tendenzen bereits ab der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts vom sog. Laoner Typ (auch „az-Typ“) mit der typischen kantigen Form des Buchstabens „a“ ( > ). Diese Situation ermöglicht, im Großen und Ganzen die Theorie der sog. Gregory-Regel anzuwenden, d.h. eine gesetzmäßige Übereinanderlegung der einzelnen Bögen im Rahmen der Lagen, wodurch Unregelmäßigkeiten sichtbar werden, die nachträgliche Eingriffe an einer Lage indizieren können. Der ganze Buchblock besteht aus 44 ziemlich unregelmäßigen Lagen, die gemäß folgender Lagenformel organisiert sind:

297 Für die Möglichkeit, mit dem Original arbeiten zu können, danke ich dem Bibliothekar des Klosters Heiligenkreuz, Herrn P. MMag. Roman Nägele, OCist., der Kontakt wurde mir von den Kollegen Herrn Dr. Franz Lackner und Herrn Dr. Alois Haidinger von der Kommission für Schrift- und Buchwesen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vermittelt, denen ebenfalls mein Dank gebührt.

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

Schema der Lineatur von Handschrift Cod. 217.

[III(6)]1 + [2 × IV(22)]2–3 + [III(28)]4 + [IV + 1(37)]5 + [III + 1(44)]6 + [IV(52)]7 + [2(54)]8 + [II + 2(60)]9 + [2 × IV(76)]10–11 + [1 + 2 × I(81)]12 + [2 × IV(97)]13– 14 + [III + 2(105)]15 + [III + 1(112)]16 + [6 × IV(160)]17–22 + [III(166)]23 + [2 × (III + 2)(182)]24–25 + [2 × IV(198)]26–27 + [III(204)]28 + [3 × IV(228)]29–31 + [III + 1(235)]32 + [10 × IV(315)]33–42 + [III + 1(322)]43 + [III + 2(330)]44. Es ist augenscheinlich, dass die heutige Form des Kodex das Ergebnis von mehreren Eingriffen, Bearbeitungen, Adaptionen, ja gar Deformationen ist, die in verschiedenen Zeitschichten erfolgten und mit der Beschneidung des derzeitigen Einbandes aufhörten, wozu es wahrscheinlich beim jetzigen Besitzer der Handschrift, der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz, während der Barockzeit gekommen ist. Allerdings



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war auch die ursprüngliche Form des Buchblocks nicht ganz regelmäßig. Bei den Unregelmäßigkeiten muss auf Lage Nr. 5 hingewiesen werden, die aus einem Quaternio mit einem direkt am Anfang beigefügten Einzelblatt (der heutigen fol. 29) besteht, auf Lage Nr. 6, die aus einem Ternio mit ebenfalls am Anfang beigefügtem Einzelblatt (fol. 38) besteht, ferner auf Lage Nr. 15 – einem Ternio mit eingelegtem „Bogen“ (fol. 103–104), bei dem es sich allerdings um einen bei der Umbindung gebildeten Bogen handelt, und zwar mithilfe eines schmalen Rückenfalzes, da es sich ursprünglich um zwei einzelne Blätter handelte; es folgt eine weitere unregelmäßige Lage Nr. 16, die aus einem Ternio mit beigefügtem Einzelblatt besteht (heute fol. 111, das völlig vom Einband losgelöst und nur lose in die Handschrift eingelegt ist), unregelmäßig sind auch die Lagen Nr. 24 und 25, die jeweils aus einem Ternio mit zwei beigefügten Innenblättern bestehen (bei Lage 24 handelt es sich um fol. 170 und 171, bei der darauffolgenden dann um fol. 178 und 179), Lage Nr. 32 besteht aus einem Ternio mit am Anfang beigefügtem Einzelblatt (fol. 229), und unregelmäßig sind auch die beiden letzten Lagen: Nr. 43 ist ein Ternio mit am Anfang beigefügtem Einzelblatt (fol. 316) und schließlich Lage Nr. 44, die ebenfalls ein Ternio mit zwei am Anfang beigefügten Einzelblättern (fol. 323 und 324) ist. Die allerletzte Lage wurde darüberhinaus mit einem schmalen Rückenfalz gefestigt. Neben diesen Unregelmäßigkeiten hat Cod. 217 auch einige Defekte: Eine von ihnen entstand in Lage Nr. 33 (fol. 236–243): Hier sind drei Innenbögen „verkehrt“ eingebunden, sodass der Text in der Reihenfolge der fol. 236, 240–242, 237–239 und 243 gelesen werden muss. Schwerwiegend ist die Zerstörung zweier Lagen, nämlich von Nr. 8 und 9, bei denen es sich um regelmäßige Quaternionen handelte, wobei heute allerdings von der ersten Lage nur die zwei Anfangsblätter (fol. 53–54) übrig blieben, von der zweiten Lagen blieben zwei Bögen (fol. 55–58, vor der Zerstörung wurden diese Quaternio-Lagen durch die Innenbögen gebildet) und zwei Einzelblätter (fol. 59–60) übrig. Heute sind beide Doppelblätter durch schmale Rückenfalze dagegen gesichert, sich vom Einband loszulösen. Dank dessen, dass der derart kompliziert aufgebaute Buchblock bereits bei seiner Entstehung im 10. Jahrhundert mit einer Skala Kustoden versehen wurde (bestehend aus den Buchstaben des kleinen Alphabets, für die, nachdem sie aufgebraucht waren, das konventionelle Zeichen „÷“ verwendet wurde und die römischen Ziffern I–XIIII anschlossen), können wir uns eine gute Vorstellung darüber machen, wie der Kodex ursprünglich ausgesehen hat. Demnach war die heute aus den Folien 77–81 bestehende Lage eindeutig kein Bestandteil des Buchblocks. Bereits aus ihrer Zusammensetzung wird deutlich, dass es sich dabei um eine künstliche und „improvisierte“ jüngere Hinzufügung handelt, Fol. 77 (mit der Predigt Quia semel vestrę caritatis) ist ein isoliertes Einzelblatt, dem zwei Bögen mechanisch angegliedert wurden (der erste besteht aus fol. 78–79, der zweite aus fol. 80–81). Dieses ganze „Bündel“ ist am Rücken mit einem schmalen Rückenfalz befestigt. Die Hin-

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

Schema der 5. Lage von Handschrift Cod. 217.

Schema der 1. Lage von Handschrift Cod. 217.

Schema der 7. Lage von Handschrift Cod. 217. Schema der 6. Lage von Handschrift Cod. 217.



Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert

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Schema der 8. Lage von Handschrift Cod. 217.

Schema der 9. Lage von Handschrift Cod. 217.

Schema der 11. Lage von Handschrift Cod. 217.

Schema der 12. Lage von Handschrift Cod. 217.

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

Schema der 15. Lage von Handschrift Cod. 217. Schema der 16. Lage von Handschrift Cod. 217.

zufügung wird (als Lage mit der Kustode XII9) erst durch eine jüngere Schicht von Kustoden widergespiegelt, die von Anfang (d.h. von der heutigen ersten Lage) bis Ende (d.h. bis Lage Nr. 44) durch den gesamten Kodex gehen und lediglich aus römischen Ziffern und dem Kürzel für die Endung „-us“ bestehen: I9–XLIIII9. Diese zeitlich jüngere Kustodenschicht kann ins 12. Jahrhundert datiert werden. Bevor ich versuche, die bohemikalen Hinzufügungen in Cod. 217 zu rekapitulieren, ist eine Anmerkung von paläographischer Seite notwendig. Die Handschrift entstand in Zusammenarbeit von einer Reihe parallel arbeitender Schreiber (deren genaue Anzahl an dieser Stelle unwichtig ist), die sich den kopierten Text im Grunde genommen entsprechend den einzelnen Lagen aufteilten; und so ist es dazu gekommen, dass einige Schreiber ihre Arbeit beendeten, ohne dass sie den gesamten Raum der Lage zum Schreiben ihres Anteils genutzt hätten, während die weitere (parallel schreibende) Hand bereits vom Anfang der anschließenden Lage an dem daran anknüpfenden Text arbeitete. Die zwingende Folge dessen waren Vakate, die dadurch entstanden, dass die Schreibarbeiten unter den einzelnen interessierten Händen „ungenau verteilt“ wurden. Diese Vakate waren dann für die Schreiber, die erst in der neuen Umgebung, wohin der Kodex offenbar kurz nach seiner Entstehung gelangte, tätig waren, ein willkommener Raum.



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Abb. 222: Stiftsbibliothek Heiligenkreuz, Cod. 217, fol. 76r.

Die bisher in Kodex 217 identifizierten Bohemica können wir in drei Schichten untergliedern. In der ersten (und am besten datierbaren) Schicht befindet sich das sog. Edikt des böhmischen Herzogs Boleslav II. Es besteht kein Zweifel, dass es sich um eine sehr alte, in der Umgebung der Prager Kirche angefertigte Memo-

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

rialaufzeichnung handelt, die eine Niederschrift des öffentlich bekanntgegebenen „Konkordats“ zwischen der böhmischen weltlichen Macht und dem Prager Bischof Adalbert aus dem Jahr 992 darstellt.298 Boleslavs „Edikt“ wurde auf die Vorderseite von fol. 76 geschrieben, welche das letzte (ursprünglich unbeschriebene) Blatt der elften Lage bildet (Abb. 222). Die Rückseite dieses Folios blieb sogar bis heute leer. Die Niederschrift wurde von einem einzigen Schreiber angefertigt, offensichtlich jedoch in zwei Etappen – zunächst wurde mit schwarzer Tinte die aus den Inkarnationsjahren und aus dem Hinweis auf das Pontifikat von Papst Johannes XV. sowie auf die Herrschaft des römischen Kaisers Otto III. bestehende zeitliche Angabe (992) angefertigt, hinter die Zeitangabe wurde noch in der ersten Schreibetappe eine Anmerkung darüber gesetzt, dass Boleslavs Traditionsnotiz nach der Aufforderung durch den zweiten Prager Bischof, den Mönch Adalbert, erfolgte. In geringem zeitlichem Abstand folgt der eigentliche, von derselben Hand und mit deutlich hellerer brauner Tinte geschriebene Text von Boleslavs Traditionsnotiz. Das grafische Erscheinungsbild dieses Schreibers wirkt sehr unsicher und archaisch. Es handelt sich offensichtlich um keine erfahrene und schreibgeübte Hand. Dem Schreiber unterlaufen wiederholt Fehler – versehentlich weggelassene Buchstaben ergänzt er über den auf der Grundlinie stehenden Buchstaben: b(e)ati, mon(a)cho, beide Schreibetappen unterscheiden sich darüberhinaus wesentlich durch das Schriftmodul: Während die chronologischen Angaben detaillierter sind, ist der hellere Passagen enthaltende, eigentliche Akt Boleslavs auffällig größer. Als individuellen Charakterzug kann eine bestimmte orthographische Besonderheit bezeichnet werden, nämlich die ungewöhnlich häufige Verwendung des Buchstabens „v“ in Vokalfunktion (Augvsto, nutv, reperirentvr), und im Duktus dann die Schreibweise des Buchstabens „g“. Seine untere Schlinge wurde mit zwei Strichen geschrieben, wobei der zweite Strich sich auffällig vom Buchstaben entfernt, manchmal praktisch bis zur völligen Isolierung. Die Buchstabenköpfe mit Oberlänge sind sehr 298 Der Text wurde entdeckt und erstmals publiziert von Wattenbach, Beitraege zur Geschichte der christlichen Kirche (wie Anm. 294), S. 51, Anhang Nr. IV (als „edictum Bolezlai ducis“); CDB I, S. 43 Nr. 37 (irrtümlich wird die Primärquelle – Cod. 217 – dort ins 12. Jh. datiert); eine tschechische Übersetzung mit Kommentar (Friedrichs Datierung der Handschrift ins 12. Jh. wiederholend) siehe in: Nový, Rostislav – Sláma, Jiří, Slavníkovci ve středověkém písemnictví, Praha 1987, S. 358–360. Dieselbe Datierung wiederholt neuer auch Jagošová, Anna, Diplomata Bohemiae et Moraviae antiquissima. Prolegomena k CDB I (Dissertation an der Phil. Fak. der Masaryk-Universität), Brno 2015, S. 147 Nr. 37. Die sich höchstwahrscheinlich auf die Übereinkommen bzgl. der Bedingungen über Adalberts Rückkehr aus Rom nach Böhmen beziehenden historischen Zusammenhänge der Entstehung des „Ediktes“ wurden zusammengefasst von Třeštík, K založení pražského biskupství v letech 968–976 (wie Anm. 5), S. 187 und vorerst am neuesten Kalhous, David, East Meets West, West Meets East? Constructing Difference in First Life of St Adalbert and in the Life of St Neilos, in: Greek Monasticism in Southern Italy. The Life of Neilos in Context, hg. von Barbara Crostini – Ines Angeli Marzaku, Routledge 2017, S. 282–307.



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variabel, sie oszillieren von keulenförmigen Abschlüssen (primatibus), über angedeutete dreieckige Fähnchen (omnibus) bis hin zu über die ganze Länge konstant breiten Schäften (construendi, decimas). Sehr archaisch ist die starke Neigung des Grundschaftes des Buchstabens „a“ ebenso wie das in Richtung Unterlänge unter die Grundlinie abfallende „r“. Anhand dieser Merkmale können wir im Grunde genommen zweierlei ableiten: Boleslavs Traditionsnotiz wurde in der Zeit niedergeschrieben, zu der er sich bekennt, d.h. noch Ende des 10. Jahrhunderts, und im Hinblick auf den Charakter der Textüberlieferung (es handelt sich zweifellos um eine Traditionsnotiz, die an der Institution angefertigt wurde, zu deren Gunsten der Akt lautet) ist die Prager Kirche (mit Kapitel) die einzig mögliche Institution, die dieses Gedächtnis auf diese Weise fixieren konnte. Wir haben es hier also mit dem bislang ältesten erhalten gebliebenen lateinischen Text zu tun, der mit Sicherheit auf dem Gebiet Böhmens geschrieben wurde, und zwar in der Umgebung der Prager Kirche. Bestandteil des historischen Gedächtnisses der Prager Kirche war auch ein zweites diplomatisches Dokument, das im Kodex Heiligenkreuz 217 erhalten blieb, nämlich die Abschrift einer Litterae von Papst Stephan V. an den mährischen Herzog Svatopluk, die zum Sommerende (wohl im September, d.h. zu Beginn von Stephans Pontifikat?) des Jahres 885 verfasst wurde.299 Der Verfasser stellt den Empfänger unter seinen Schutz, erläutert unter anderem die römische, d.h. rechtgläubige Lehre im Bereich der Dreifaltigkeitstheologie, belehrt Svatopluk über die Grundsätze des Fastens und verbietet insbesondere die Abhaltung von Messen in slawischer Sprache. Der Text von Stephans Litterae ist im Kodex ein wenig kompliziert erhalten geblieben. Der erste Teil300 wurde auf fol. 5v–6r am Ende der ersten Lage notiert, ähnlich also wie Boleslavs Traditionsnotiz – an einer freien, unbeschriebenen Stelle der Lage. Der Text von Stephans Brief ist jedoch relativ umfangreich, sodass das Vakat der ersten Lage zu dessen vollständiger Abschrift nicht 299 MMFH 2III, S. 179–181, wo die wesentliche Literatur und Diskussion bzgl. der Echtheit von Stephans Brief zusammengefasst werden, und ferner Regesta pontificum Romanorum sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Bohemiae et Moraviae ecclesiis, monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum vel etiam Germania pontificia, vol. V/3 (Provincia Maguntinensis), pars VII (Dioeceses Pragensis et Olomucensis), ed. Waldemarus Könighaus (usus Winfriedi Irgang schedis), Gottingae 2011, S. 26–27 (Magna Moravia) Nr. 36 (dort wird der Brief allerdings mit der Jahreswende 885/886 datiert). Am häufigsten wird der Brief von Stephan V. mit Cosmas’ „Privilegium der mährischen Kirche“ in Zusammenhang gebracht, das erwähnt wird in Cosmas Pragensis, Chronica Boemorum I.15, ed. Berthold Bretholz, MGH SS rer. Germ. NS 2 (1923) S. 35. Vgl. dazu: Třeštík, Dušan, Von Svatopluk zu Bolesław Chrobry. Die Entstehung Mitteleuropas aus der Kraft des Tatsächlichen und aus einer Idee, in: The Neighbours of Poland in the 10th Century, hg. von Przemyslaw Urbańczyk, Warszawa 2000, S. 142. 300 Der Text beginnt in Capitalis rustika mit der einfachen Rubrik: „Epistola Stephani pape ad Zvenopolcum regem“ sowie mit der unverzierten Initiale „S“.

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ausreichte. Die Handschrift selbst hat allerdings nicht genug weiteren kompakten Freiraum zur Verfügung gestellt, weswegen der Prager Interpolator die einzig mögliche Lösung wählte – dem bestehenden Buchblock fügte er eine Serie neuer Pergamentblätter hinzu. Dies geschah an der Stelle, die heute die zwölfte Lage bildet. Die ursprüngliche schriftliche Kustode fehlt hier verständlicherweise, die Lage hat nur eine einzige, jüngere Kustode (XII9). Diese in Prag nachträglich eingefügte Lage besteht aus verschiedenen, unorganisch zusammengefügten Pergamenten: am Anfang aus einem isolierten Einzelblatt (fol. 77), und diesem wurden ungeachtet der Gregory-Regel zwei aufeinanderfolgende Bögen hinzugefügt (fol. 78–79 und fol. 80–81). Beide Bögen sind „ordentlich“ miteinander verbunden, d.h. nach der Gregory-Regel. Die so entstandene instabile Lage wird im Rücken durch einen schmalen Pergamentfalz gestärkt. Die Beendigung von Stephans Litterae bildet den Inhalt beider erwähnten Bögen. Die ganze Litterae wurde von einer einzigen Schreiberhand kopiert, die nicht mit der Hand von Boleslavs Traditionsnotiz identisch ist. Im Vergleich zu ihr ist sie deutlich stabiler und kultivierter. Darüberhinaus können wir bei ihr gewisse Elemente von Progressivität erkennen, besonders das Vorkommen des runden „d“ sowie ferner das Bestreben nach einer gewissen Uniformität, die Schäfte mit Oberlängen mit einer leichten Präferenz für dreieckige Aufsätze abzuschließen. Die Kopie des päpstlichen Briefes wurde an der Prager Kirche später angefertigt, erst irgendwann in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Die bohemikale (Prager) Provenienz der oben aufgeführten Schriftstücke ist im Großen und Ganzen eindeutig, denn es handelte sich bei ihnen um Dokumente diplomatischen Charakters. Zu den Prager Hinzufügungen gehört allerdings noch ein dritter, seinem Charakter nach literarischer Text. Er wurde ebenfalls als böhmisch identifiziert, und sein Autor war höchstwahrscheinlich mit dem zweiten Prager Bischof Adalbert identisch – ich denke dabei an dessen an die Priester der Diözese adressierte Apologie des Bischofs (ammonicio et exhortacio). Sie wurde nicht zuverlässig von Zagiba übertragen, nichtsdestoweniger hat erst Jana Zachová die erste zuverlässige Edition davon erstellt.301 Richten wir unsere Aufmerksamkeit darauf, wo im Kodex sich der Text befindet. Zu Beginn der Abschrift wurde (wie gewöhnlich) der Freiraum auf den beiden ungenutzten Blättern (fol. 51 und 52) der siebten Lage genutzt. Am oberen Rand von fol. 51r befindet sich die in Zinnober und in Capitalis rustica ausgeführte Rubrik:

301 Zachová, Jana – Třeštík, Dušan, Adhortace De ammonicione ad presbiteros a biskup Vojtěch, in: Český časopis historický 99 (2001) S. 287–289. Adalberts Autorenschaft ergibt sich via facti aus dem Inhalt und dem gesamten historischen Kontext der Schrift und nicht aus einer stilistischen Analyse anhand eines Vergleichs mit anderen potenziellen Werken Adalberts – vgl. Zachová – Třeštík, Ebd., S. 282–284.



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Abb. 223: Stiftsbibliothek Heiligenkreuz, Cod. 217, fol. 51r.

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Incipit302 ammonicio et exortacio episcopalis de ammonicione ad presbiteros. Da der gesamte Freiraum am Ende der siebten Lage aufgebraucht war, blieb dem Prager Kapitelschreiber nichts anderes übrig, als den Rest des Textes (ungefähr zwei Drittel der Schriftspiegelhöhe) auf dem ersten Blatt der darauffolgenden achten Lage unterzubringen. Zunächst musste dadurch „Raum geschaffen werden“, indem man den ursprünglichen Text von Folio 53r (bis auf die letzten zwei Zeilen) in den immer noch freien Raum auf fol. 50v der vorhergehenden Lage übertrug, der Mustertext wurde nach dieser Übertragung von fol. 53r abgekratzt und auf das so entstandene (im Lagenschema rot gepunktet gekennzeichnete) Palimpsest wurde der Rest von Adalberts Apologie zu Ende geschrieben. Die letzten zwei Zeilen auf fol. 53r blieben als Relikt des ursprünglichen Textes übrig. Die restlichen sechs Blätter der achten Lage hatten jedoch ein bewegtes Schicksal, irgendwann nach dem XII. Jahrhundert wurden sie herausgeschnitten und gingen verloren, sodass von dieser Lage nur die ersten zwei Blätter übrig blieben (fol. 53 und 54), die heute durch einen schmalen Pergamentfalz am Rücken befestigt sind. Aus paläographischer Sicht ist die Situation im Großen und Ganzen klar: an der Kopie von Ammonicio waren zwei Schreiberhände beteiligt (Abb. 223) – der Anteil ihrer Arbeit wurde gut identifiziert:303 Die überwiegende Mehrheit des Textes schreibt Hand A (fol. 51r, ungefähr die obere Hälfte von fol. 51v und dann den Rest des Textes auf fol. 52r–53r), die untere Hälfte von fol. 51v schreibt Hand B. Beide Hände schreiben mit relativ lockerem Duktus und kleinem Modul, sie weisen keine ausgeprägten Elemente einer Affinität zueinander auf, es verbindet sie lediglich die Verwendung der brückenförmig ausgeführten Ligatur „ct“. Ein individuelles Merkmal von Schreiber B ist das Bestreben, Ober- und Unterlängen hervorzuheben, was seiner Schrift einen insgesamt vertikalen Charakter verleiht. Auf jeden Fall erwähnt werden muss die Verwendung einer soliden syntaktischen Interpunktion von beiden Schreibern: Subdistinctio in Form von leicht oberhalb der Grundlinie gesetzten Punkten, distinctio media in Form eines diagonal umgekehrten Strichpunktes und distinctio finalis in Form eines im Bereich der Oberlänge gesetzten Punktes. Die Verwendung der distinctio finalis erforderte, den weiteren Satz (Periode) mit einer rot unterstrichenen Majuskel zu beginnen. Diese mit lockerem Duktus geschriebene karolingische Minuskel kann der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zugeordnet werden. Absichtlich bin ich fol. 77 bislang ausgewichen, dessen tiefergehende Interpretation sich der Sekundärliteratur bisher entzogen hat, genauer gesagt ist dieses Folio bislang mehr oder weniger unbemerkt geblieben. Das lässt sich darauf zurückfüh302 Das Wort „Incipit“ wurde in der Rubrik zweimal geschrieben, der erste Eintrag ist heute praktisch ganz weggekratzt. 303 Zachová – Třeštík, Adhortace (wie Anm. 301), S. 281 Anm. 16 – der paläographische Standpunkt stammt von Zdeňka Hledíková.



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ren, dass Handschrift 217 bisher noch keiner gründlicheren kodikologischen Analyse unterzogen wurde. Wir wissen bereits, dass dieses Folio Bestandteil der erst in Prag ergänzten zwölften Lage ist und dass das hier verwendete Pergamentblatt in diese Lage eingefügt wurde, ohne die Gregory-Regel zu respektieren. Aus dieser kodikologischen Tatsache ergibt sich, dass sie höchstwahrscheinlich zusammen mit den Prager Hinzufügungen auch von inhaltlicher Seite her eine Einheit bilden. Richten wir die Aufmerksamkeit zunächst auf die grafische Seite des hier kopierten Textes. Die an Folio 77 arbeitende Hand ist wiederum einzigartig, obgleich wir auch hier einen Charakterzug finden, der beide oben erwähnten Schreiber der Ammonicia miteinander verband – die brückenförmig ausgeführte Ligatur „ct“ und insbesondere das identische syntaktische Interpunktionssystem (mit den drei Stufen: subdistinctio, distinctio media, distinctio finalis), nur mit dem Unterschied, dass die auf die distinctio finalis folgende Majuskel nicht rot unterstrichen war. Die Form des Buchstabens „g“ korrespondiert hingegen mit dem Buchstaben, der von dem Kopisten des Briefes von Stephan V. verwendet wurde. Die Schlussfolgerung daraus ist demnach naheliegend: Auch der Text von fol. 77 wurde in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Prag geschrieben, er gehört zum Prager Kapitel-Gedächtnis, und sein Schreiber weist zwar keine grafisch allzu kultivierte, aber dennoch eine an der Grammatik (Syntax) geschulte Individualität aus. Welchen Inhalt hat der auf diesem Folio kopierte Text? Es handelt sich um eine Predigt mit dem Incipit Quia semel vestrę caritatis, deren detailliertere Analyse an anderer Stelle erfolgt. Hier sei nur festgehalten, dass er sich seinem Charakter nach ausgezeichnet in den Lebenslauf von Bischof Adalbert einfügt, eine gute Ergänzung der Apologie im Ammonitio ist, und es sich auch in diesem Fall höchstwahrscheinlich um einen Text von Adalbert handelt.304 Fassen wir die identifizierten Bohemica der Handschrift Heiligenkreuz 217 in folgender übersichtlichen Tabelle zusammen: Stelle in Cod. 217

Datierung, Provenienz

Inhalt, Anmerkung

fol. 76r

Ende 10. Jh. (kurz nach 992) Prager Kirche/Kapitel

Sog. Edikt Boleslavs II. Traditionsnotiz

fol. 5v–6v + 78r–81r

Erste Hälfte 11. Jh. Prager Kirche/Kapitel

Abschrift einer Litterae von Stephan V. CDB I Nr. 26

304 Der Zuschreibung der Autorenschaft dieser Predigt an den hl. Adalbert skeptisch begegnet Pauk, Marcin Rafał, Odciski palców świętego Wojciecha. Kolekcja prawno-kanoniczna z kodexu Heiligenkreuz 217 w praktyce duszpasterskiej biskupa praskiego na przełomie X i XI w, in: Liber Romani. Studia ofiarowane Romanu Michalowskiemu w siemdziesiątą rocznicę urodzin, hg. von Grzegorz Pac – Krysztof Skwierczyński, Warszawa 2020, S. 224–225.

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

Stelle in Cod. 217

Datierung, Provenienz

Inhalt, Anmerkung

fol. 51r–53r

Erste Hälfte 11. Jh. Prager Kirche/Kapitel

Abschrift des Textes Ammonicio et exortacio episcopalis; bereits früher als Autorentext des hl. Adalbert identifiziert

fol. 77r–77v

Erste Hälfte 11. Jh. Prager Kirche/Kapitel

Abschrift der Predigt Quia semel vestrê caritatis; neu identifizierter Text des hl. Adalbert

Die oben behandelten, mit der Umgebung der Prager Kirche und des Kapitels zusammenhändenden Texte waren bis vor Kurzem die einzigen deutlicheren Überreste einer schriftlichen Tradierung, die im 11. Jahrhundert in der dortigen Umgebung angesiedelt werden konnte. Eine Vergrößerung des potenziellen Quellenkorpus kam vor relativ kurzer Zeit von musikwissenschaftlicher Seite her, und zwar durch Verdienst von David Eben, der von Robert Klugseder auf ein Pergamentfragment aufmerksam gemacht wurde, das heute im Kodex Nr. 1322 der Österreichischen Nationalbibliothek das letzte Folio bildet.305 Auf dem ziemlich beschädigten Fragment wurden von Eben drei Antiphonen der Matutin des hl. Adalbert identifiziert: Cum vir Dei, Irruebat in eum und Ipse vero ad senem.306 Die Pflege des Adalbert-Kultes in Böhmen kommt praktisch erst nach dem Jahr 1039 in Betracht, als die Reliquien des Heiligen von Gnesen nach Prag in die St. Veitskirche überführt wurden.307 Richten wir die Aufmerksamkeit zunächst auf die Handschrift Nr. 1322 selbst. Im Vergleich zum vorhergehenden Kodex aus Heiligenkreuz ist Nr. 1322 älter – aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Beide Handschriften haben allerdings grob gesehen eine gemeinsame Provenienz308 und sind auch durch den Bußcharakter des Inhalts miteinander verbunden. Die Wiener Handschrift enthält folgende Werke (bzw. Auszüge): 305 ÖNB Wien, Cod. 1.322, fol. 79. Erste Beschreibung des Kodex bei: Denis, Michael, Codices Manuscripti Bibliothecae Palatinae Vindobonensis Latini aliarumque occidentis linguarum I.1, Wien 1793, col. 658–662 und vorerst am neuesten Bischoff – Ebersperger, Katalog 3 (wie Anm. 44), S. 489 Nr. 7212–7213. Das Fragment wurde bei der Katalogisierung der musikalischen Handschriftenfragmente der ÖNB Wien entdeckt – vgl. dazu Klugseder, Robert (unter Mitarbeit von Alexander Rausch), Ausgewählte mittelalterliche Musikfragmente der Österreichischen Nationalbibliothek Wien, in: Codices manuscripti. Zeitschrift für Handschriftenkunde – Supplementum 5, Purkersdorf 2011. 306 Eben, David, Eine unbekannte Quelle zum Prager Offizium des hl. Adalbert, in: Hudební věda 51 (2014) S. 7–20. 307 Vgl. dazu: Žemlička, Čechy v době knížecí (wie Anm. 13), S. 56–57. 308 Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen 2 (wie Anm. 276), S. 154 Nr. 153 siedelt den Wiener Kodex Nr. 1322 im „Salzburger Umkreis“ an, die Hand auf fol. 78 bezeichnet er sogar als „typische Schrift der Adalram-Zeit“.



Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert

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fol. 1r–63r Iohannes Chrysostomus: De reparatione lapsi fol. 63r–64r Theonas: De consolatione tertia, cap. 21 (excerptum) fol. 64r–64v Excerpta ex operibus ss. patrum se S. eucharistia fol. 64v–66v Iohannes Chrysostomus: Exhortatoria ad poenitentiam (excerptum) fol. 66v–68v Iohannes Chrysostomus: De reparatione lapsi (excerptum) fol. 68v–71r Gregorius Magnus: De repatatione lapsi (excerptum) fol. 71r–74r Isidorus Hispalensis: De repatatione lapsi (excerpta) fol. 74r–77r Iohannes Chrysostomus: Excerpta ex hom. 43 fol. 78r–78v Fragmentum orationis „Pro virginibus ad Deum“ [fol. 79r Fragmentum officii S. Adalberti cum neumis] Der Buchblock besteht aus insgesamt elf Pergamentlagen in folgender Lagenformel: [2 × III(12)]1–2 + [3 × IV(36)]3–5 + [III+2(44)]6 + [III+1(51)]7 + [3 × IV(75)]8–10 + [II+1(79)]11 Eine gewisse Unregelmäßigkeit im Lagenaufbau tritt in der sechsten Lage auf, die aus einem Ternio mit zwei in der Mitte der Lage eingefügten Einzelblättern besteht (fol. 40 und 41), die siebte Lage ist ebenfalls ein Ternio mit eingefügtem Einzelblatt (das letzte Folio in der Lage: fol. 51), und die interessanteste Lage ist die letzte, die elfte Lage: Es handelte sich ursprünglich um ein bloßes Binio (fol. 76–78, der Innenbogen ist als 77–77* foliiert, von fol. 77* blieb allerdings lediglich ein schmaler Ausschnitt am oberen Blattrand übrig), an welches hinten ein Fragment mit dem Offizium des hl. Adalbert angenäht wurde. Alle zehn ursprünglichen Lagen wurden am Ende in Form von römischen Ziffern mit Lagenkustoden bezeichnet; bei der ersten, zweiten und siebten Lage sind die Kustoden bereits verblasst und somit unsichtbar. Die letzte Lage, die elfte, hat keine Kustoden. Die Handschrift hat eine weiße, barocke Pergament-Umbindung, die 1755 in Wien angefertigt wurde. Das Pergament der ursprünglichen Lagen ist steifer, wurde auf beiden Seiten gleich bearbeitet und hat gut unterscheidbare Haar- und Fleischseiten. Die Aufeinanderfolge der einzelnen Bögen in den Lagen respektiert im Wesentlichen die Gregory-Regel. Die Blätter (mit dem Format 13,3 × 22,3 cm) sind mit einer Blindlinierung versehen, der Schriftspiegel wird auf beiden Seiten von einer 0,7 bzw. 0,9 cm breiten, zweifachen Blindlinierung begrenzt, der Zeilenabstand bewegt sich in der Spanne zwischen 0,7–0,9 cm. Das Pergamentblatt mit dem Adalbert-Offizium hat einen völlig anderen Charakter: Es ist ziemlich zart und dünn, auf der Haarseite vergilbt, auf der Fleischseite bräunlich, es weist keine Linierung, ja noch nicht einmal Spuren von Einstichen für eine Lineatur auf. Offensichtlich geht es ursprünglich hier um „Abfallmaterial“, das dazu diente, irgendeinen „Entwurf “ der Adal-

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

Schema der 6. Lage von Handschrift Cod. 1322.

Schema der 11. Lage von Handschrift Cod. 1322.

Schema der 7. Lage von Handschrift Cod. 1322.



Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert

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Schema der Lineatur von Handschrift Cod. 1322.

bert-Antiphon festzuhalten.309 Die Gesamtmaße dieses Ausschnittes (faktisch ist es kein „vollwertiges“ Folio) sind 18,4 × 11,5 cm, der Zeilenabstand beträgt 0,9–1,3 cm. Aus paläographischer Sicht kann der oben erwähnte „provisorische“ Charakter des Textes bestätigt werden. Die Hand dieses Fragmentes (Abb. 224) trägt die 309 Ich bestätige die Meinung Ebens, der den betreffenden Text als Konzept interpretiert – vgl. Eben, Eine unbekannte Quelle (wie Anm. 306), S. 8.

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

einzelnen Antiphonen nach und nach ein, das Modul der karolingischen Minuskel wird nach unten hin kleiner. Der Grundschaft des Buchstabens „a“ ist bereits relativ aufgerichtet, etwas konservativer hingegen wirkt die Verzierung der Buchstaben „m“ und „n“, die lediglich an den letzten Schäften aus Füßen bestand. In dem gesamten erhalten gebliebenen Text kommt nur das runde „s“ vor, der Buchstabe „d“ ist in seiner Minuskelform vertreten. Die Schäfte mit Oberlänge schließen stumpf oder mit einer leichten Krümmung gegen die Schreibrichtung ab, eine dreieckförmige Verzierung der Schaftköpfe tritt nur in Ausnahmefällen auf, und zwar eher nur andeutungsweise. Im Vergleich zur vorhergehenden (in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts bei der Prager Kirche arbeitenden) Schreibergruppe können wir praktisch keine Übereinstimmungen ausmachen: vielleicht nur die brückenartige Form der Ligatur „ct“, allerdings ist ihre Ausführung im Falle des Schreibers des Wiener Fragmentes sehr individuell und berechtigt nicht dazu, den Schluss einer Verwandtschaft zu formulieren. Das Erscheinungsbild dieses Schreibers müssen wir demnach vorerst ganz allgemein der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zuordnen. Um die Schrift des Wiener, mit Noten versehenen Adalbert-Offiziums in den Kontext des Prager Kapitels einordnen zu können, verhilft eine Handschrift, deren Zugehörigkeit zur Prager Kirche nach der Mitte des 11. Jahrhunderts sich eindeutig aus dem inhaltlichen Charakter eines Zusatzes ergibt, der gerade in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts dort eingetragen wurde. Bei dieser Handschrift handelt es sich um ein Passional aus dem benediktinischen Kloster Benediktbeuern, das heute in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt wird.310 Dieser Kodex hat die tschechischen Historiker schon lange beschäftigt, da sein Inhalt in gleich zweierlei Hinsicht mit Böhmen zusammenhängt: Auf fol. 133v–140r ist die sog. bayerische Redaktion der Wenzelslegende Crescente fide aufgezeichnet, und scheinbar in den Eingangspassagen der Handschrift befindet sich auf fol. 18v–19r die Abschrift eines Briefes des Prager Bischofs Severus (1030/1031–1067) an einen ungenannten Papst (Severus-Brief).311 Gerade die Abschrift des Severus-Briefes ist uns sehr bei 310 BSB München, sign. Clm 4605; Glauche, Günter, Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München: Die Pergamenthandschriften aus Benediktbeuern: Clm 4501–4663, Wiesbaden 1994, S.  181–182. Das Digitalisat des schwarz-weißen Mikrofilms des gesamten Kodex ist verfügbar unter: [letzter Zugriff am 28. 04. 2022]. 311 CDB I, S.  61–62 Nr. 59; jegliche Bohemica angedeutet hat bereits Truhlář, Josef, Několik bohemik Mnichovských, in: Časopis Musea království Českého 59 (1885) S.  265–267. Über den Kodex Clm 4605 neuer Kalhous, Bohemi (wie Anm.  229), S.  104–106; dort wird auf einen interessanten Umstand hingewiesen, nämlich dass im Kloster Benediktbeuern bereits ab Mitte des 11. Jhs. eine Wenzelsverehrung belegt ist. Falls Kodex Clm 4605 in Benediktbeuern entstanden ist, müsste er (wie Kalhous ferner in Betracht zieht) mit der Zeit nach der Erneuerung dieser Abtei unter Ellinger von Tegernsee zusammenhängen und wäre demnach irgendwann nach 1031/1032 aufgezeichnet worden. Hier muss erwähnt werden, dass Clm 4605 erst nach der



Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert

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Abb. 224: ÖNB Wien, Cod. 1322, fol. 79v.

der Feststellung behilflich, dass sich dieser Münchner Kodex in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ebenfalls beim Prager Kapitel befand. Die Entstehungsgenese der heutigen Gestalt der Handschrift können wir am besten anhand einer kodikologischen Analyse nachvollziehen. Die Handschrift Clm 4605 besteht insgesamt aus 28 Pergamentlagen mit folgender Lagenformel: [III – 1(5)]1 + [IV(13)]2 + [III(19)]3 + [IV – 1(26)]4 + [2 × V(46)]5–6 + [3 × IV(70)]7–9 + [V(80)]10 + [9 × IV(152)]11–19 + [III + 2(160)]20 + [7 × IV(216)] 121–27 + [III – 1]28. Die Pergamentblätter mit den Maßen 22,7 × 17,5 cm wurden vor ihrer Beschriftung mittels einer Blindlinierung so hergerichtet, dass ein Schriftspiegel mit den Maßen 17,5 × 12,5 cm bestand, der links und rechts von einer 0,9 cm breiten doppelten Linie begrenzt wird, während der obere und untere Rand des Schriftspiegels

Wende des 13./14. Jhs. als Bestandteil der dortigen Bibliothek belegt ist – siehe Glauche, Katalog (wie Anm. 310), S. 181.

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

Schema der Lineatur von Handschrift Clm 4605.

von einer einfachen Linie begrenzt wird (siehe Schema). Der Zeilenabstand beträgt 0,9 cm. Die heutige Form des Buchblocks entstand erst während einer Umbindung im Spätmittelalter,312 bei welcher es zur Störung der ursprünglichen Lagenabfolge kam. Dieser buchbinderische Fehler wird durch die Lagenkustoden verraten, welche die Form von jeweils an den Enden der einzelnen Lagen platzierten römischen Ziffern haben: XXVI–XXVIII, I–VII, VIIII–XXIIII. Die heute in Folge elfte Lage (Quaternio, ff. 81–88) und die heutige, das Ende des Buchblocks bildende Lage 28 312 Der Einband des Kodex wurde beschrieben von Glauche, Katalog (wie Anm.  310), S.  181: „Heller spätgot. Ledereinband mit Streicheisenlinien. Schließe, abgerissen“.



Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert

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Abb. 225: BSB München, Clm 4605, fol. 19r.

(Ternio mit herausgeschnittenem letztem Blatt, ff. 217–221) sind kustodenlos. Es ist offensichtlich, dass sich die ersten drei Lagen (mit den Kustoden XXVI–XXVIII, heutige ff. 1–19) ursprünglich ganz am Ende der Handschrift befunden haben. Das ist besonders für die Abschrift des Severus-Briefes (Abb. 225) eine wichtige Feststellung: Dieser wurde nachträglich an einer freien, unbeschriebenen Stelle

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Die Anfänge der lateinischen Schriftkultur in Böhmen und Mähren

am Ende der ganzen Handschrift zu Ende geschrieben (d.h. heute auf ff. 18–19). Also auf die gleiche Art und Weise, wie die Zusätze von den Prager, den Kodex Heiligenkreuz 217 interpolierenden Schreibern in diese Handschrift bei der Prager Kirche eingetragen wurden. Einen Provenienznachweis der These, dass der Severus-Brief dem Kodex Clm 4605 in Prag, in der Umgebung der Prager Kirche hinzugefügt wurde, bietet zum Einen der Inhalt des auf diese Weise nachträglich eingetragenen Textes an (Abschrift des Briefes eines Prager Bischofs, der bei seinem Verfasser eingetragen wurde – es handelt sich also um eine Art archaische Form eines Registers), zum Anderen die Schrift der Eintragung. Die Hand der Abschrift des Severus-Briefes weist klare Anzeichen einer Affinität zu der Hand auf, die das weiter oben behandelte Adalbert-Offizium niedergeschrieben hat. Die Ähnlichkeit beruht vor allem auf dem Duktus des Buchstabens langes „s“: ein ungefähr in der Schaftmitte (d.h. relativ niedrig) angesetzter, nach unten zur Grundlinie hin gerichteter Anfangsstrich, an dem mit einem zweiten Strich (ab dem Ansatz des ersten Strichs) ein zur Oberlänge hin gerichteter Bogen ausgeführt wurde. Dieser Buchstabe hat bisweilen eine starke Neigung nach rechts. Die Schreiber des Adalbert-Offiziums und des Severus-Briefes stellen eine neue Generation von Schreibern dar, die am Prager Kapitel höchstwahrscheinlich in der Zeit nach der unter Dompropst Markus (1068–1098) erfolgten Umorganisation des Kapitels tätig waren. Zwischenbilanz Entschiedenermaßen kann man der bisherigen Literatur zustimmen, welche die Ansammlung einer größeren Kollektion an Handschriften, ja gar auch an diplomatischen Schriftstücken (quasi eines „Archivs“) bei der Prager Kirche mit der Person des zweiten Prager Bischofs Adalbert in Verbindung bringt.313 Dadurch wird die Prager Bischofskirche, bei welcher wahrscheinlich die älteste gesichert belegbare lateinische Schule im Land betrieben wurde, zur ersten Institution des přemyslidischen Herzogtums, die bereits im frühen 11. Jahrhundert für die aktive Pflege einer lateinischen Schreibkultur gerüstet war. Jedes dort niedergeschriebene Schriftstück wurde allerdings, so wie sie im Kodex Heiligenkreuz 217 belegt sind, jeweils von einer anderen Hand geschrieben, dies mit nur wenigen Spuren möglicher aufkommender Affinitäten. Offensichtlich stehen wir hier erst am Beginn der Entstehung einer lokalen Schreibtradition. Für die Zeit der Wende des 10./11. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts kann man demnach vorerst keine systematische Tätigkeit eines lokal etablierten Skriptoriums in Betracht ziehen, nichtsdestoweniger beginnt aber doch die Existenz eines an einem bestimmten Ort tätigen Schreiberkollektivs (will sagen: von individuell des Schreibens und Lesens 313 Neuer so geäußert von Wihoda, Morava v době knížecí (wie Anm. 6), S. 130–131.



Die Schriftkultur des Prager Kapitels im 10.–11. Jahrhundert

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kundigen, in der Grammatik bewanderten Individuen) damit, in ihrer Schrift die ersten Anzeichen einer Verwandtschaft einzubringen. Die beobachtete Instabilität ist nachvollziehbarerweise auch durch den Charakter der Kapitelgemeinschaft gegeben, die eine ziemlich große Fluktuation des dortigen Klerus ermöglichte. Auf dem Fragment von Kodex 1322 aus der Österreichischen Nationalbibliothek begegnet man erneut dem hl. Adalbert, diesmal freilich bereits seinem „Nachleben“ – dem Leben eines Heiligen, das zum Gegenstand der liturgischen Verehrung wurde. Die formale Analyse dieser Quelle fiel im Vergleich zur vorhergehenden Gruppe der Prager Kapitelschreiber im Hinblick auf eine eventuelle grafische Verwandtschaft allerdings negativ aus. Erst wenn wir einen weiteren, zweifellos Prager Kapiteltext berücksichtigen, die Abschrift eines Briefes des Prager Bischofs Severus in der Handschrift der Bayerischen Staatsbibliothek Clm 4605, stellen wir fest, dass sich bei der Prager Kirche im Laufe der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts eine gewisse grafische Tradition (d.h. Anzeichen eines speziellen Duktus) herauszubilden beginnt. Die Tätigkeit dieser neuen Generation Prager Kleriker erfolgt zeitgleich zu den Reformen des Prager Dompropst Markus (1068–1098).

IV. Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

IV.1 Materialrelevante und methodische Voraussetzungen Fassen wir zunächst die wichtigsten Ausgangspunkte hinsichtlich Methodik und Material zusammen, die notwendigerweise am Anfang eines jeden Versuchs stehen müssen, die Produktion eines konkreten Skriptoriums zu erschließen; der Schwerpunkt wird dabei auf die (aus paläographischer Sicht) Zeit der Vorgotik gelegt, d.h. ungefähr bis in das Jahr 1200.314 Bei der Formulierung der Ausgangspunkte werde ich vor allem die Tatsache berücksichtigen, dass dieses Kapitel den Möglichkeiten gewidmet ist, die Benediktinerskriptorien in Břevnov und in Hradisko (Hradisch) bei Olmütz zu rekonstruieren, also dort, wo die Quellenlage es möglich macht, auf eine größere Fülle von Beispielen zu verweisen, wobei ich diejenigen bevorzuge, die zu diesem Umfeld einen unmittelbaren oder zumindest indirekten Bezug haben. Die Existenz zuverlässig datierter, ggf. provenienzmäßig fixierter Handschriften Bohemikales (hier denke ich an das in den Ländern Böhmens heute aufbewahrte) Handschriftenmaterial, das sich zum 12. Jahrhundert (und früher) bekennt, ist in der Tat außerordentlich sehr karg bemessen an mit Kolophonen versehenen Kodizes, die exaktere Angaben über ihre Schöpfer bzw. über die Zeit ihrer Fertigstellung oder zumindest über das Umfeld liefern würden, in dem sie entstanden sind.315 314 Das ist wichtig zu betonen, da das zunehmende Material des hohen (geschweige denn dann erst späten) Mittelalters die Möglichkeiten der kodikologischen und auch paläographischen Interpretation praktisch in allen qualitativen und quantitativen Indikatoren auf eine andere Ebene verlagert. Nach einer gründlichen paläographischen und kodikologischen Analyse des bohemikalen Handschriftenmaterials des älteren Mittelalters ruft Hlaváček, Ivan, Marginale Überlegungen zum Studium der nichtdiplomatischen Schriftkultur des frühen Mittelalters in Böhmen, in: The Development of literate Mentalities in East Central Europe (Utrecht Studies in medieval Literacy 9), hg. von Anna Adamska– Marco Mostert, Turnhout 2004, S. 543. 315 Trotzdem sei an dieser Stelle daran erinnert, dass sich die böhmischen Länder dennoch eines solchen Unikates rühmen können, wie es das bekannte, als Federzeichnung ausgeführte Kolophon am Schluss des ersten Teils der Handschrift des Prager Kapitels Aurelii Augustini De civitate Dei darstellt – APB, KapitelB, Sign. A 21/1, fol. 153r (Patera – Podlaha, Soupis rukopisů 1 [wie Anm. 258], S. 18 Nr. 35); siehe aufeinanderfolgend und stellenweise polemisch: Spunar, Pavel, Kletba Hildebertova, in: Listy filologické 4 (1956) S. 178–186; Zaoral, Prokop, Znovu kletba Hildebertova. Příspěvek k  olomouckému skriptoriu doby Jindřicha Zdíka, in: Sborník Vlastivědného muzea v Olomouci B VI/1960 (1962) S. 171–184; Pražák, Jiří, Ke vzniku pražského Hildebertova kodexu, in: Pražák, Výbor (wie Anm. 33), S. 97–113 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopisech 3 [1964] S. 47–72). Von den qualitativ hochstehenden Farbreproduktionen des „Bildes von Hildebertus“ siehe etwa: Stammberger, Scriptor und Scriptorium



Materialrelevante und methodische Voraussetzungen

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Das gilt selbstverständlich nicht nur für „ganz“ erhaltene Handschriften, sondern umso mehr auch für Quellen, die in Form der fragmentarischen Pergamentmakulatur erhalten geblieben sind.316 In diesem Sinne basieren demnach praktisch alle zu diesem Material bezogenen Standpunkte auf einer Analyse der äußeren Merkmale der jeweiligen Schreiberhände sowie darauf, wie sie sich in der allgemeinen Entwicklung der lateinischen Schrift niederschlagen. Diese Vorgehensweise birgt jedoch zwangsläufig das Risiko einer möglichen Verzerrung, da sie die Spezifika des untersuchten Umfeldes nicht ausreichend reflektiert (und eigentlich auch nicht zu reflektieren vermag) und folglich lediglich grobe Ergebnisse liefern kann. Folge dieser Situation ist dann für gewöhnlich, auf Versuche einer detaillierteren provenienzmäßigen (und zeitlichen) Einordnung des meisten in den böhmisch-mährischen Sammlungen aufbewahrten frühmittelalterlichen Materials zu verzichten und häufig bloß eine (bisweilen äußerst hypothetische) „bohemikale“, ggf. sogar nur allgemein eine „mitteleuropäische“ Provenienz festzustellen.317 Die Existenz zuverlässiger datierbarer Handschriften, eventuelle ­Provenienzmerkmale In dieser Kategorie ist die Situation etwas günstiger: Hier handelt es sich um schriftliche Denkmäler, die aufgrund einer gründlichen (besonders inhaltlichen, bisweilen auch ikonographischen) Analyse mit konkreten und demzufolge chronologisch besser fixierten Ereignissen in einen Zusammenhang gebracht werden können. Für die Zeit des frühen Mittelalters geht es dabei überwiegend um aufwändige, prachtvoll illuminierte kalligraphische Kodizes, die als Auftragsarbeit zu feierlichen und denkwürdigen Ereignissen angefertigt worden sind. In diesem Zusammenhang kann man beispielsweise an die bekannte Gruppe von vier Zimelien erinnern, die (wie Anm. 24), S. 45. Vorerst zuletzt zu diesem Kodex geäußert haben sich D. Havel zusammen mit P. Černý in: Jindřich Zdík (1126–1150). Olomoucký biskup uprostřed Evropy (wie Anm. 213), S. 118–125. 316 Eine Ausnahme stellt hier der fragmentarisch erhaltene Kodex Aurelii Augustini Enarrationes in Psalmos aus der ehemaligen fürstenbergischen Bibliothek dar, der heute auf Burg Křivoklát unter der Sign. I a 17 aufgewahrt wird – siehe Pražák, Jiří, Rukopisy křivoklátské knihovny, Praha 1969, S. 52–53 Nr. 17. Die Handschrift, der (den Kustoden nach zu urteilen) die ersten sieben Lagen am Anfang des heutigen Buchblocks fehlen, wird auf dem letzten, durch Feuchtigkeit stark beschädigten Folio (fol. 68v) mit folgendem Kolophon beschlossen: Anno Verbi incarnati millesimo centesimo quinquagesimo conscriptus est codex iste. Der Kodex stellt somit die älteste, chronologisch exakt fixierte bohemikale Handschrift überhaupt dar. 317 Als Beispiel sei hier die heutige Strahover-Handschrift Sign. DA III 25 angeführt, die bei Průvodce po rukopisných fondech v České republice 4: Rukopisné fondy centrálních a církevních knihoven v České republice, hg. von Marie Tošnerová und Koll., Praha 2004, S. 215 Nr. 7 als Kodex aus der zweiten Hälfte des 12. Jhs. mit der Provenienz „Mitteleuropa?“ aufgeführt wird. Diese Handschrift wird weiter unten detaillierter behandelt.

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mit der Königskrönung von Vratislav II. von 1085/1086 in Verbindung gebracht wird.318 Hierher gehört auch die Handschrift der sog. Veitsapokalypse und das mit dieser genetisch zusammenhängende Obrowitzer Evangeliar.319 Für das 11. und 12. Jahrhundert und das Umfeld, das uns hier primär interessiert, steht uns von künstlerischer Seite her auch das prachtvoll ausgestattete sog. Horologium Olomucense zur Verfügung (sensu stricto geht es freilich um ein Kollektarium).320 Eine Interpretation des Dedikationsbildes von Folie 34v bringt die Entstehung des Manuskripts dann völlig problemlos mit der Fertigstellung des neuen Wenzelsdoms und dem Kapitel in Olmütz unter dem Episkopat von Heinrich Zdík (1126–1150) in Verbindung, wozu es zur Wende der Jahre 1141/1142 kam.321 Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Anwesenheit des Schreibers (der sich selbst mit der Sigle „R“ kenntlich macht und dessen Kleidung ihn darüberhinaus eindeutig den Angehörigen der Benediktinerkommunität zuordnet)322 in diesem Dedikationsbild, und hinsichtlich dessen, dass das Olmützer Kollektarium tatsächlich das Werk eines einzigen kalligraphisch sehr fähigen und erfahrenen 318 Vgl. bislang am neuesten bei Spunar – Merhautová, Kodex vyšehradský (wie Anm.  21), passim; zu den Kodizes dieser in Polen aufbewahrten Gruppe ebenfalls neuer geäußert hat sich Brodský, Pavel, Iluminované rukopisy českého původu v polských sbírkách (Studie o rukopisech–Monographia 9), Praha 2004, S. 39–41 Nr. 3 (Gnesener Evangelistar) und S. 90–92 Nr. 26 (Krakauer Evangeliar), wo beide Zimelien mit der Regensburger Malschule der zweiten Hälfte der Achtziger-Jahre des 11. Jhs. in Verbindung gebracht werden. 319 Beide Kodizes einer gründlichen kunstwissenschaftlichen Analyse unterzogen hat Černý, Pavol, Evangeliář zábrdovický a Svatovítská apokalypsa, Praha 2004, passim, wo er eine bayerische Herkunft beider Denkmäler (sie stehen den Skriptorien Freising/Tegernsee am nächsten) zuverlässig nachweist und sie gleichzeitig in einen Zusammenhang bringt mit der Persönlichkeit des ersten böhmischen Königs Vratislav II. als Empfänger beider Werke, obwohl er den Abt von Kloster Weihenstephan als direkten Auftraggeber ansieht. 320 Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144. 321 Zur zeitlichen Einordnung dieses für die frühmittelalterliche Olmützer Diözese Schlüsselereignisses siehe Bistřický, Jan, Dedikační obraz olomouckého kolektáře, in: Umění 24 (1976) S. 407–416; Ders., Das Dedikationsbild des Olmützer Kollektariums, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 39 (1976) S. 3–11; Ders., Ještě k dedikačnímu obrazu olomouckého kolektáře, in: Umění 28 (1980) S. 382; Ders., Dvě poznámky k dedikačnímu obrazu olomouckého kolektáře, in: Umění 36 (1988) S. 289–296. Bistřickýs langjähriges Studium dieses Themas wird in folgender postum erschienenen Monographie zusammengefasst: Bistřický, Jan – Červenka, Stanislav, Olomoucké horologium – Horologium Olomucense. Kolektář biskupa Jindřicha Zdíka, Olomouc-Praha 2011, zur Datierung des Kodex vgl. besonders S. 103–104, zum Dedikationsbild S. 119–139; vgl. ferner Kubínová, Kateřina, Rukopisy doby knížecí nástrojem reprezentace, in: Imago, imagines. Výtvarné dílo a proměny jeho funkcí v českých zemích od 10. do první třetiny 16. století, Bd. 2, hg. von Kateřina Kubínová – Klára Benešovská, Praha 2019, S. 62–65. 322 Das konstatiert auch Bistřický, Dedikační obraz (wie Anm. 321), S. 414 und ferner in einer dem Olmützer Buchschaffen gewidmeten Zusammenfassung, die im Rahmen folgender Sammelmonographie publiziert wurde: Dějiny Olomouce, Bd. 1, hg. von Jindřich Schulz, Olomouc 2009, S. 106.



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Schreibers ist,323 können wir Benediktiner „R“ in der Tat mit dem Schöpfer des Textes dieser aufwändigen Handschrift identifizieren. Ähnlich wie der mit der Verlegung des Bischofssitzes324 und der Umwandlung des dortigen Metropolitankapitels325 verbundene Bau des Olmützer Doms mindestens ein ganzes Jahrzehnt dauerte (zumindest wenn es um seine unter der Regie von Heinrich Zdík erfolgte Endphase geht), müssen wir auch für die Entstehung des Olmützer Kollektariums (und damit auch die Tätigkeit des benediktinischen Schreibers „R“) eine größere Zeitspanne ansetzen. In dem am weitesten gefassten möglichen Horizont müssen wir dann die Dreißiger-/Vierziger-Jahre des 12. Jahrhunderts in Betracht ziehen, d.h. ungefähr die Dauer einer Schreibergeneration.326 Die größte Gruppe potenzieller bohemikaler Kodizes wird zweifellos durch die erhalten gebliebenen Liturgiebücher (einschließlich ihrer verschieden umfangreicher Fragmente) gebildet, deren Ritus über die Herkunft in der Prager oder Olmützer Diözese Auskunft geben kann. Neben Kalendarien (wir begegnen nicht nur bereits zu ihrem Entstehungszeitpunkt als Bohemica konzipierten Kalendarien, sondern auch solchen, die für den liturgischen Bedarf der dortigen Diözese

323 Beiseite lasse ich hier die Grafik des „schichtweise“ ergänzten Kalendariums mit nekrologischen Interpolationen des Olmützer Kollektariums, trotzdem wurde auch sein Grundgerüst von „R“ geschrieben; vgl. dazu Bistřický, Dedikační obraz (wie Anm.  321), S.  411–413 und neuer Bistřický – Červenka, Olomoucké horologium – Horologium Olomucense (wie Anm. 321), S. 77–85. 324 Das Original von Zdíks Urkunde befindet sich in: LA Opava – Olomouc, KapitelA, Inv.-Nr. 1, Sign. A I a 1 (CDB I, S. 116–123 Nr. 115). 325 Das Original von Zdíks Urkunde befindet sich in: LA Opava – Olomouc, KapitelA, Inv.-Nr. 2, Sign. A I a 2 (CDB I, S. 124–125 Nr. 116). 326 Es ist sicher nicht uninteressant, dass sich die Tätigkeit von Schreiber „R“ im Grunde genommen mit der Kulminationsperiode der unter Zdiks Episkopat tätigen Olmützer Schreibwerkstatt deckt; es ist kein Wunder, dass er als Repräsentant dieses Skriptoriums wahrgenommen wurde, obwohl zwischen seinem sehr konservativen Duktus und der Produktion des Olmützer Skriptoriums keine tiefergehende Affinität definiert werden konnte – explizit dem Kontext des Olmützer Skriptoriums zugeordnet wird er von Friedl, Antonín, Hildebert a Everwin. Románští malíři, Praha 1927, S. 16: „Schließlich wird diese wichtige Feststellung durch auffällige Übereinstimmungen zwischen dem Stockholmer Kodex und einigen Olmützer Urkunden bestätigt, die gerade in die dreißiger Jahre des XII. Jahrhunderts fallen. Obwohl der Schreiber nicht derselbe war, ist hier doch ein klarer Zusammenhang zwischen diesen Handschriften zu erkennen, die wahrscheinlich aus ein und demselben Skriptorium stammen, das sich unter anderem durch charakteristische Details der Schrift aus rheinländischen Urkunden auszeichnet“; Flodr, Skriptorium olomoucké (wie Anm. 25), S. 98–100 ist ein wenig zurückhaltender, indes räumt auch er ein (Ebd., S. 100), „dass … wir auch bei Schreiber R. den Gelegenheitscharakter seiner Tätigkeit in Olmütz nicht ausschließen können“ und ferner (Ebd., S. 100) „… werden wir auch die Handschrift als Ergebnis der dortigen Schreibwerkstatt ansehen“; analog dazu auch Bistřický, Studien zum Urkunden-, Brief- und Handschriftenwesen (wie Anm. 34), S. 222 (als Schreiber vom Ende der 1. Periode des Olmützer Skriptoriums).

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sekundär bearbeitet und ergänzt wurden)327 können auch sanktorale Passagen von Brevieren, Missalen und weiteren damit zusammenhängenden Liturgica dankbare Themen für die Formulierung von Hypothesen hinsichtlich der Provenienz liefern. Umgekehrt brachten die bisherigen Untersuchungen der musikalischen Paläographie keine überzeugenden Anhaltspunkte für die Festlegung deutlicherer spezieller (lokaler) Merkmale der in den böhmischen Ländern verwendeten Neumennotation. Wie im Übrigen auch aus den katalogisierten Fragmenten hervorgeht, kann man lediglich die dominante Stellung einer adiastematischen (lininienlosen) Notation deutschen Typs im frühmittelalterlichen Notenmaterial feststellen.328 Tätigkeit ausgeprägter Schreiberindividualitäten, konvergierende Schreibarbeiten, Affinitäten Ein funktionierendes Skriptorium setzt eine Bündelung von Personen voraus, die auf eine systematische Schreibproduktion spezialisiert sind, demnach kann das Erkennen von sich wiederholenden Schreiberhänden in mehreren Kompletthandschriften eine wichtige Spur für eine solche systematische Schreibtätigkeit implizieren. Natürlich kann man hier auf allgemeiner Ebene bezüglich der Vorkommenshäufigkeit von mit Kolophonen versehenen Handschriften das Gleiche feststellen: Für das frühe Mittelalter (und dies gilt nicht nur für die böhmischen Länder) spüren wir einen Mangel an solchen Belegen, bei denen man die Arbeit einer betreffenden Schreiberindividualität in mehr als nur einer Handschrift feststellen kann.329

327 Seine Forschungen auf diesen Quellentyp konzentriert hat in den letzten Jahren besonders Dragoun, Michal, Necrologium Bohemicum – příspěvek k otázce místa jeho vzniku, in: Documenta Pragensia 20 (2002) S. 13–23, vgl. auch den entdeckerischen Beitrag Ders., Zlomek kalendáře premonstrátského kláštera v Hradišti u Olomouce z 3. čtvrtiny 12. století, in: Średniowiecze polskie i powszechne 1, hg. von Idzi Panic, Katowice 1999, S. 75–85. Von weiteren Einzelarbeiten (in der Regel freilich für einen jüngeren Zeithorizont) siehe: Kozina, Jiří, K provenienci tzv. Misálu Míška z Ovence, in: Studie o rukopisech 34 (2001) S. 17–41 und Kozinová, Markéta, Provenience misálu XVIII E 16 Knihovny Národního muzea v Praze, in: Studie o rukopisech 34 (2001) S. 43–50. 328 Mein Standpunkt stützt sich auf die mir persönlich gewährte Auskunft von Herrn Prof. David Eben, dem ich an dieser Stelle meinen Dank ausdrücke. Nicht nur im Zusammenhang mit der Olmützer Umgebung bedeutend ist die Zusammenfassung „Počátky liturgické hudební kultury“ („Anfänge der liturgischen Musikkultur“), die von Stanislav Červenka im Rahmen der jüngsten zusammenfassenden Darstellung der Olmützer Geschichte veröffentlicht wurde – siehe Dějiny Olomouce 1 (wie Anm. 322), S. 115–123. 329 Das Beispiel des Olmützer Skriptoriums ist in dieser Hinsicht völlig einzigartig, was verständlicherweise in erster Linie dem glücklichen Umstand zu verdanken ist, dass im Olmützer Kapitel ein (heute von der Olmützer Zweigstelle des LA Opava verwalteter) relativ kompakter Buchbestand aufbewahrt wird; einen summarischen Überblick der Tätigkeit der Olmützer Schreiber von Zdíks Skriptorium siehe bei Flodr, Olomoucké skriptorium (wie Anm. 25), S. 225–228.



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Die Entstehung eines mittelalterlichen Kodex war aber bekanntermaßen in der Regel nicht das Werk eines einzigen Individuums, somit kann man in ein und derselben Handschrift neben solchen ausgeprägten Schreiberpersönlichkeiten parallel die Arbeit (manchmal auch einer ganzen Reihe) von weiteren „Hilfsschreibern“ identifizieren, die man ebenfalls bei den Überlegungen über die Rekonstruktion des jeweiligen Schreibzentrums miteinbeziehen muss.330 Das Studium der jeweiligen Anteile der einzelnen Schreiber an der Entstehung eines Kodex und die Festlegung einer eventuellen unter ihnen herrschenden hierarchischen Beziehung muss selbstverständlich von einer kodikologischen Analyse begleitet werden, in erster Linie dann von einer Analyse der Lagen des Buchblocks, damit eventuelle „fremdartige“ Beiheftungen u.ä. ausgeschlossen werden. Die Art und Weise, wie die Schreibarbeiten organisiert wurden, kann willkommene Informationen über den Grad der „Professionalität“ eines Skriptoriums liefern, diesbezüglich ist auch das Vorhandensein (oder Fehlen) von zeitgenössischen Korrektureingriffen wichtig, die über das Interesse an der Entstehung eines sorgfältig kopierten, textlich qualitativ hochstehenden Exemplars Auskunft geben. Eine an der Entstehung einer betreffenden Buchhandschrift zusammenarbeitenden Gruppe von Schreibern können wir dann als Exponenten eines gemeinsamen Schreibzentrums – Skriptoriums – identifizieren. Zu den rein paläographischen Aufgaben gehört umgekehrt ein gegenseitiger Vergleich solcher Schreiberhände und die Feststellung möglicher Verwandtschaften (Affinitäten) in ihren grafischen Usancen. Die Ergebnisse dieser Analyse haben nämlich das entscheidende Wort bei der Beurteilung des Charakters des untersuchten Schreibzentrums: und zwar ob es sich um eine Schreibwerkstatt handelt, in der eine Gruppe von Personen mit mehr oder weniger individuellen Schreibformen, häufig verschiedener Provenienz, also auch verschiedener ursprünglicher Ausbildung, an einem Ort konzentriert ist und keine ausgeprägten Berührungselemente untereinander aufweisen, oder um eine Schreibschule, d.h. um eine Umgebung, in welcher „Musterkalligraphen“ (Lehrer, grafische Autoritäten) und auf diese zurückzuführende Imitatoren („Schüler“) nachgewiesen werden können. Das Studium der Produktion solcher Schreibschulen ermöglicht es, einen Einblick in die Prinzipien des Schreibunterrichts einschließlich der Weitergabe charakteristischer grafischer Elemente (Schaffung einer grafischen Tradition) zwischen den einzelnen Schreibergenerationen zu bekommen, wodurch es zu einer Bestimmung der provenienzmäßig signifikanten Elemente des jeweiligen Umfeldes (Schriftheimat) kommt.

330 Wie von Pražák, Pozůstatky Strahovské knihovny 12. století (wie Anm. 36), S. 224 nachgewiesen, kann auch die Hand des Rubrikators über Datierung und provenienzmäßige Zuordnung eines Kodex entscheiden.

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Auf allgemeiner Ebene gilt, dass, während man im Horizont der spätantiken und frühmittelalterlichen Schreibproduktion provenienzmäßige Symptome mit einem höheren oder geringeren Grad an Gewissheit nur für breitere territoriale Gebiete und Umkreise identifizieren kann (detailliertere Schlussfolgerungen sind meist sehr diskussionsträchtig und finden für gewöhnlich keine allgemeine Akzeptanz – vgl. etwa die Diskussion um den sog. Luxeuiler Duktus),331 sich die Produktion der einzelnen Skriptorien in den Quellen erst deutlicher mit dem Aufkommen der karolingischen Renaissance profiliert.332 Hier muss man wohl nicht allzu sehr betonen, dass sich das Studium der mittelalterlichen Skriptorien (Skriptoristik) in Tschechien praktisch immer noch ganz am Anfang befindet.333 Und zwar trotz der Tatsache, dass uns praktisch bereits über ein Jahrhundert lang ein manchmal zwar unzufriedenstellend, ansonsten allerdings hervorragend bearbeiteter Kernfundus an mittelalterlichen Buchbeständen zur Verfügung steht.334 Die Beziehung zwischen Skriptorium und Bibliothek Im Vergleich zu den Versuchen, Skriptorien des böhmischen frühen Mittelalters zur rekonstruieren, ist das Studium der historischen Buchbestände in Tschechien 331 Der paläographische Standardkatalog für diese Epoche ist weiterhin Lowe, Codices latini antiquiores. I–XI + Supplement (wie Anm. 43); Nachträge und Aktualisierungen sind verfügbar in: Bischoff – Brown, Addenda to Codices Latini Antiquiores 1 (wie Anm. 43); Bischoff – Brown – John, Addenda to Codices Latini Antiquiores 2 (wie Anm. 43). Zu dem angeblichen Skriptorium in Luxeuil vgl. Putnam, Michael Courtney Jenkins, Evidence for the Origin of the „Script of Luxeuil“, in: Speculum. A Journal of Mediaeval Studies 38 (1963) S. 256–266. 332 Von den methodisch relevanten skriptoristischen Projekten kann verwiesen werden auf Bruckner, Albert, Scriptoria medii aevi Helvetica 1–14, Genf 1935–1978, und eine für bohemikales frühmittelalterliches Material (zumindest wenn es um Importe geht) wichtige und oftmals hier zitierte Studie ist Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen 1–2 (wie Anm. 148 und 276). Für den mitteleuropäischen Raum bewahren sich dank einer präzisen paläographischen und kodikologischen Analyse die von Chroust herausgegebenen Monumenta palaeographica (wie Anm. 46) ihre Gültigkeit. Ein vergleichbares skriptoristisches Projekt für die böhmische und mährische Umgebung fehlt, denn Friedrichs Památky umění písařského v Čechách i na Moravě (wie Anm. 222) blieben ein Torso und haben die Schwelle des 12. Jhs. nicht überschritten. 333 Für die böhmischen Länder zu gering gewürdigt ist die hier häufig zitierte Studie von Flodr, Skriptorium olomoucké (wie Anm. 25); Flodrs Arbeit bleibt jedoch bis heute in der tschechischen Fachliteratur für sich gesondert stehend. Dies ist bis zu einem gewissen Grad auf die beispielsweise von Pražák, Jiří, Ke studiu skriptorií a knihoven doby přemyslovské, in: Pražák, Výbor (wie Anm. 33), S. 256 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopiesch 12 [1973] S. 141– 159) geäußerte Skepsis zurückzuführen, dass es im bohemikalen Material des frühmittelalterlichen Horizonts für vergleichbare Arbeiten keine ausreichenden Materialvoraussetzungen gibt. 334 Die Übersicht von Hlaváček, Ivan, Úvod do latinské kodikologie, Praha 21994, S. 75–81 muss nach und nach um die Produktion der Kommission für Zusammenstellung und Studium von Handschriften ergänzt werden, deren neue Bände für gewöhnlich eine retrospektive Übersicht der erschienenen Bände enthalten.



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ein spürbar stärker frequentiertes Thema.335 Die in der Regel auf alten Eigentümerzusätzen basierende Feststellung einer mehr oder weniger sicheren ursprünglichen Bibliotheksprovenienz („Bibliotheksheimat“)336 ist methodisch der tragfähigste (und in der Praxis offenbar am häufigsten zugrundegelegte) Ausgangspunkt für eine eventuelle Bestimmung der Tätigkeit eines lokalen Skriptoriums. Dieses konnte nämlich ohne ein entsprechendes, in ausreichender Anzahl qualitativ gute Vorlagen bereitstellendes „Bücherumfeld“ nicht funktionieren,337 umgekehrt war eine Bibliothek auch der erste natürliche Bestimmungsort seiner Produkte, wenn man exklusive Exemplare mal außer Acht lässt, die im Auftrag von externen Auftraggebern angefertigt wurden.338 Man kann die Beziehung Skriptorium – Bibliothek demnach ohne Übertreibung als eine Beziehung zwischen zwei verbundenen Gefäßen verstehen. Auf Irrtümer, die sich aus einer unzureichenden Unterscheidung oder bisweilen sogar auch Verwechslung des Entstehungsortes („Schriftheimat“) einer Buchhandschrift mit ihrem Aufbewahrungsort („Bibliotheksheimat“) ergeben können, hat Jiří Pražák bereits hingewiesen.339 Wir werden uns wohl immer auf der Ebene reiner Hypothesen bewegen, wenn wir Antworten auf die Frage suchen, wie intensiv die Produktion eines jeweiligen Skriptoriums und wie diese Produktion „genremäßig“ zusammengesetzt war.340 In 335 Neben den weiter oben bereits zitierten, der ältesten Geschichte der Strahover Bibliothek gewidmeten Studien von Pražák, genügt es hier an folgende Studie Ders.: Plaská knihovna v době husitské, in: Pražák, Výbor (wie Anm.  33), S.  55–67 (ursprünglich abgedruckt in: Studie o rukopisech 2 [1963] S. 155–174) und an die Arbeit von I. Hlaváček zu erinnern, die heute in der Auswahl seiner kodikologisch relevanteren Texte: Knihy a knihovny v  českém středověku. Studie k jejich dějinám do husitství, Praha 2005 bequem verfügbar ist. Bzgl. den Formulierungen allgemeinerer und konzeptioneller Fragen von Bedeutung ist besonders Ders., Kniha v českém státě v době předhusitské. Několik poznámek a reflexí, in: Ivan Hlaváček, Knihy a knihovny, S. 136–155. Der Beziehung Skriptorium – Bibliothek widmet sich auch Kubík, K proměnám významu benediktinských skriptorií (wie Anm. 40), S. 113–114. 336 Die Heranziehung von Einbänden zur Feststellung der ersten Besitzer ist bei Handschriften des frühen Mittelalters durch massive Umbindungen faktisch unmöglich; ihnen ist der überwiegende Teil der ursprünglichen Einbände (besonders in der Barockzeit) zum Opfer gefallen. 337 Das zuverlässige Aufspüren einer Vorlage und einer auf sie zurückgehenden Abschrift gelingt nur selten: vgl. etwa die Feststellung von Flodr, Skriptorium olomoucké (wie Anm. 25), S. 79–80, dass die „Zdíker“ Handschrift der Moralien Gregors des Großen (LA Opava – Nebenstelle Olomouc, KapitelB, Sign. CO 469 als Produkt von Zdíks Skriptorium der späten Dreißiger-Jahre des 12. Jhs.) nachweislich die Vorlage für ein jüngeres Exemplar desselben Werks war (ebenfalls dort aufbewahrt, Sign. CO 259). Ein gründliches Studium der Buchprovenienz kann in einzelnen Fällen Auskünfte über Einzelfragmente geben, die die ältesten Schichten der Bücherausstattung einer betreffenden Institution bilden – siehe dazu weiter unten die Ausführungen über die Břevnover Bibliothek, wo auch die relevante Literatur gebündelt aufgeführt wird. 338 Neuer dazu vgl. Embach, Die Bibliothek des Mittelalters (wie Anm. 77), S. 53–69. 339 Pražák, Ke studiu skriptorií a knihoven doby přemyslovské (wie Anm. 333), S. 252. 340 Man muss nämlich unterscheiden zwischen der gängigen (und eigentlich sozusagen „für den Be-

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der Regel gehen wir nämlich nur von torsohaft erhaltenen Primärquellen (von den eigenen Erzeugnissen eines Skriptoriums) aus, während man Sekundärquellen (Erwähnungen in narrativen, eventuell diplomatischen Quellen, alten Verzeichnissen von Buchbeständen u.ä.) für das böhmische Frühmittelalter nur sehr marginal und mit beträchtlichen Interpretationsschwierigkeiten heranziehen kann.341 Parallelismus zwischen Buchschrift und diplomatischer Schrift Ein für den grafischen Vergleich der frühmittelalterlichen Buchschrift bisher wenig verwendeter Quellentyp ist die Schrift von Urkunden, die sich zum 11. (von denen es allerdings nur wenige gibt) und gegebenenfalls 12. Jahrhundert bekennen. Das ab Ende der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts allmähliche (in direktem Zusammenhang mit den Aktivitäten des Olmützer Bischofs Heinrich Zdík erfolgende) Vordringen der diplomatischen Minuskel in die böhmische Urkundenschrift macht die Möglichkeiten eines morphologischen Vergleichs zwischen den zeitgleichen Kanzleierzeugnissen und der literarischen Produktion der Skriptorien zwar ein wenig komplizierter, trotzdem weist ein wesentlicher Teil der Urkunden (bzw. Traditionsnotizen auf allen möglichen Entwicklungsstufen) formal immer noch die Verwendung der Buchschrift auf.342 Dieser außerordentlich günstige Umstand trieb notwendigen“) Produktion eines durchschnittlichen oder unterdurchschnittlichen Skriptoriums, das nur den nötigsten Bedarf seiner Mutterinstitution durch bloßes mechanisches Kopieren der Vorlagen von ambitionierteren Skriptorien gewährleistet, in denen neben kalligraphisch anspruchsvollen, die bibliophilen Neigungen ihrer Auftraggeber verratenden Aufträgen auch aktiv literarisch tätige Persönlichkeiten haben wirken können. Dieser Aspekt der Erstellung eines mittelalterlichen literarischen Textes wird in den literarhistorischen Kompendien ein wenig in den Hintergrund gedrängt. 341 Eine immer noch grundlegende Arbeit für die böhmischen Verzeichnisse mittelalterlicher Buchbestände ist Hlaváček, Ivan, Středověké soupisy knih a knihoven v českých zemích (Acta Universitatis Carolinae. Philosophica et historica – Monographia XI, 1965), Praha 1966 mit Nachträgen: Ders., Nachträge zu den böhmischen mittelalterlichen Bücher- und Bibliotheksverzeichnissen, in: Mediaevalia Bohemica I/2 (1969) S.  306–315. Für das am besten rekonstruierbare böhmische Skriptorium des Frühmittelalters wurde dieser Quellentyp verwendet von Flodr, Miroslav, Olomoucká kapitulní knihovna a její inventáře na počátku 15. století, in: Sborník prací Filosofické fakulty brněnské university C5 (1958) S. 76–97 und auf allgemeinerer Ebene Ders., Středověké seznamy rukopisů jako historický pramen, in: Časopis Matice moravské 77 (1958) S. 1–28. Zu den ältesten böhmischen Bücherverzeichnissen vgl.: Ryba, Bohumil, Nejstarší katalog rukopisů kláštera opatovického, in: Studie o rukopisech 9 (1970) S. 57–77. Bislang nicht völlig ausgeschöpft bleiben vereinzelte Erwähnungen von einzelnen Büchern bzw. (noch seltener) ganze Buchkomplexe in diplomatischen Materialien, und zwar bereits ab dem 13. Jh.: siehe etwa den im Testament des Rektors von St. Ägidius in der Prager Altstadt vom 17. Februar 1293 (aus 8 Kodizes bestehenden) aufgeführten Buchnachlass (das Original wird aufbewahrt im NA Prag, Dominikanerorden – Provinzialat und Konvent Prag, Inv.-Nr. 2; RBM II, S. 689 Nr. 1603) – vgl. Hlaváček, Nachträge (wie Anm. 341), S. 309 Nr. 122. 342 Das gilt freilich auch umgekehrt, nämlich dass man bei einigen in den Handschriften verzeichne-



Materialrelevante und methodische Voraussetzungen

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hält bei einer Reihe von Empfängerkreisen (typisch gerade bei Klosterskriptorien) bis tief ins 13.  Jahrhundert an, in einigen konservativsten Kreisen (in Böhmen sind dies beispielsweise, wie wir weiter unten noch detaillierter sehen werden, die Kladrauer Benediktiner) scheuen sich die Klosterschreiber beim Erstellen eines diplomatischen Dokumentes sogar nicht, eine formal buchmäßige Anordnung des Schriftspiegels zu verwenden.343 Diese Texte lassen sich im Unterschied zu literarischen Kodizes provenienzmäßig viel zuverlässiger fixieren und können demnach eine willkommene Quelle für ein weiteres komparatistisches Studium sein. Sogar selbst die Verwendung der Urkundenschrift (gleich ob bereits in der reinen Form der diplomatischen Minuskel oder in Form einer ihrer mehr oder weniger gelungenen „lokalen Nachahmungen“)344 schließt einen Vergleich zwischen der Grafik eines solchen Dokumentes und der Handschrift nicht aus. Die diplomatische Minuskel ist nämlich als kalligraphische Schrift ihrer morphologischen Substanz nach an sich von der Kodexschrift nicht allzu sehr entfernt, eine Reihe geschulter Schreiber setzt sogar sowohl den Urkunden- als auch den Buchduktus gleichzeitig ein.345 Einige Schreiber neigen im Übrigen spontan dann zu einer formal diplomatischen Schrift (besonders durch Hervorhebung der Ober- und Unterlängen), wenn sie das Schreibtempo erhöhen und somit den Duktus ihrer Schrift auflockern. Bei den Handschriften geschieht dies in Marginal- oder Interlinearglossen am häufigsten.346 ten Traditionsnotizen einige Anklänge an die Grafik des Kanzleiumfeldes beobachten kann – vgl. etwa die bisher nicht völlig ausgewertete Traditionsnotiz auf der letzten Folie des sog. Melniker Evangeliars (heute aufbewahrt im StBezirksA Mělník, Handschriftensammlung, Sign. Cod. 1) und dessen in Majuskeln ausgeführten Eigennamen. 343 Vgl. aufeinanderfolgend NA Prag, AZK, Inv.-Nr. 493, Sign. ŘB Kladruby 1b (CDB I, S. 393–403 Nr. 390 B1), Ebd., Inv.-Nr. 496, Sign. ŘB Kladruby 3 (CDB I, S. 393–403 Nr. 390A) und Archiv des Nationalmuseums, Pergamenturkunden, Sign. Perg-A1 (CDB I, S. 393–403 Nr. 390 B2). Die Kladrauer Urkunden des ältesten Zeithorizontes analysierte Dušková, Sáša, Studie k českému diplomatáři 2. Listiny kladrubské, in: Sborník prací Filosofické fakulty brněnské university II (1953) S. 285–303. 344 Zu diesem Phänomen vgl.: Havel, Dalibor, Die Rolle von Nachahmungen in der Entwicklung der böhmischen Urkundenschrift, in: Régionalisme et internationalisme. Problèmes de paléographie et de codicologie du Moyen Âge. Actes du XVe colloque du Comité International de paléographie latine (Vienne, 13–17 septembre 2005), hg. von Otto Kresten – Franz Lackner (Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters IV.5), Wien 2008, S. 269–277. 345 Zuverlässig nachgewiesen hat dies Flodr, Skriptorium olomoucké (wie Anm. 25), S. 45–57. 346 Als gutes Beispiel für einen solchen freieren Duktus mit Anzeichen der diplomatischen Schrift im Böhmen des 12. Jhs. können die bekannten und häufig reproduzierten Authentika des Prager Bischofs Daniel I. dienen (das Original der Authentika für die St. Peterskirche in Bohnice wird im StadtA Prag aufbewahrt, Sign. PGL II–254 = CDB I, S. 178–179 Nr. 182, die Authentika für die Jakobskirche im Dorf Jakub bei Kutná Hora befindet sich im Archiv des Nationalmuseums, Pergamenturkunden, Sign. A4 = CDB I, S. 208–209 Nr. 230). Im Hinblick dessen, dass man

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All diese Umstände berechtigen uns dazu, die Quellenausgangsbasis zwecks Rekonstruktion der frühmittelalterlichen böhmischen und mährischen Skriptorien auch um (ggf. vermeintliche) Originalurkunden und ferner um Schriftstücke mit dem Charakter von Traditionsnotizen zu vergrößern, wie sie ab Mitte des 11. Jahrhunderts in den Ländern Böhmens in Form von Autographen vorkommen.347 Im Übrigen ist es sicherlich kein Zufall, dass die Mitte des 11. Jahrhunderts die Grenze darstellt, an der wir die nachweislichen Anfänge einer zusammenhängenderen Buchproduktion in Böhmen ansiedeln können. Diese ist mit dem ältesten böhmischen Männerkonvent der Benediktiner in Břevnov verbunden.

IV.2 Břevnov Böhmen wurde und wird besonders in der kunstwissenschaftlichen Fachliteratur als Mutterland der faktisch bereits ab der Wende des 10./11. Jahrhunderts bestehenden Malschulen (und Schreibschulen) bezeichnet, ohne dass diese völlig apriorischen Vorstellungen auf eine gründlichere kodikologische, geschweige denn paläographische Argumentation gestützt worden wären.348 Břevnov als die eindeuin den Kodizes diesem Duktus in der Regel bei interpretierenden Glossen und anderen Belegen einer Interpretation des kopierten Textes begegnet, wird es wohl nicht unangebracht sein, diese Schreibweise mit der „persönlichen“ Handschrift geistlicher Intellektueller zu identifizieren (d. h. mit aktiven Nutzern und Interpretierern der Texte und keinen „bloßen“ Schreibern). In diesem Licht erscheint eine Identifizierung des Schreibers der zitierten Authentika mit dem Kaplan des Bischofs Vincentius als sehr wahrscheinlich, wie von Pavlíková, Marie, O oltářních autentikách biskupa Daniela I., in: Věstník Královské české společnosti nauk, třída fil. – hist. –filologická 2 (1951) S. 1–21 nachzuweisen versucht wurde. Ein anderes Beispiel für einen solchen „gebildeten“ Duktus ist mein Versuch, ein Autograph von Bischof Heinrich Zdík in den Kodizes des Olmützer Skriptoriums ausfindig zu machen: LA Opava – Nebenstelle Olomouc, KapitelB, Sign. CO 24 und CO 98 – vgl. Havel, Rukopisy a listiny (wie Anm. 24), S. 81. 347 Zu den Traditionsnotizen vgl. insbesondere den wichtigen Artikel von Pražák, Jiří, Ke kritice českých aktů XII. stol., in: Sborník archivních prací 8 (1958) S. 130–151. 348 Diese Haltungen der Kunsthistoriker hängen mit der angenommenen bohemikalen Provenienz des Wolfenbütteler Kodex zusammen, der in seinem ältesten Teil (heute handelt es sich um ein Konvolut) Gumpolds Wenzelslegende (das Original befindet sich in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 11.2 Aug. 4o) mit bedeutenden, von der Christianslegende inspirierten Illuminationen enthält; aus kunstwissenschaftlicher Sicht bislang am gründlichsten zu diesem Kodex geäußert hat sich Friedl, Antonín, Iluminace Gumpoldovy legendy o sv. Václavu ve Wolfenbüttelu. K  dějinám středověkého malířství v  Čechách, Praha 1926, S.  182; die jüngste zusammenfassende Darstellung seiner bohemikalen Provenienz wiederholt Mašín, Jiří, Románské malířství, in: Dějiny českého výtvarného umění I/1, Praha 1984, S.  103. Der Standpunkt der tschechischen Kunsthistoriker wurde verwunderlicherweise auch in Teilen der deutschen Literatur übernommen – vgl. Milde, Wolfgang, Mittelalterliche Handschriften der Herzog August Bibliothek, Frankfurt am Main 1972, S. 64–73. Dabei wurde eine böhmische Herkunft der Schrift zuverlässig bereits widerlegt von Spunar, Paleografické poznámky k wol-



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tig bedeutendste Benediktinerabtei in Böhmen wäre dann zwangsläufig der wahrscheinlichste Sitz dieser ältesten böhmischen Schreibschule gewesen.349 Eine Verbindung der Benediktinerklöster mit der Existenz einer Bibliothek und eines funktionierenden Skriptoriums basiert traditionell auf einem Verweis auf Kapitel 48 der Ordensregel des hl. Benedikt, die von den Ordensbrüdern nicht nur physisches, sondern auch intellektuelles Arbeiten fordert, einschließlich einer aktiven Lektüre, in demselben Kapitel wird explizit auch eine Bibliothek erwähnt: Reg. Ben. 48,1: Otiositas inimica est animae; et ideo certis temporibus occupari debent fratres in labore manuum, certis iterum horis in lectione divina. Reg. Ben. 48,15: In quibus diebus quadragesimae accipiant omnes singulos codices de bibliotheca, quos per ordinem ex integro legant; qui codices in caput quadragesimae dandi sunt.350 Ein weiteres Echo der intellektuellen Tätigkeit der Mönche, diesmal direkt Schreibtätigkeiten betreffend, ist eine Aufzählung der Dinge, mit denen jeder Ordensbruder vom Abt ausgestattet werden sollte: Reg. Ben. 55,18–19: Et ut hoc vitium peculiaris radicitus amputetur, dentur ab abbate omnia, quae sunt necessaria, id est cuculla, tunica, …, graphium, acum, mappula, tabulas, ut omnis auferatur necessitatis excusatio.351 Erwähnen wir noch die Passage aus Benedikts Ordensregel, in welcher von einem in den Orden aufgenommenen Novizen die eigenhändige Niederschrift des Versprechens von Beständigkeit, klösterlichem Lebenswandel und Gehorsam gefordert wird. Weiter unten werden wir sehen, dass dieser Text für die Rekonstruktion der Břevnover Schreibschule von beträchtlicher Bedeutung ist: Reg. Ben. 58,17–20: Suscipiendus autem in oratorio coram omnibus promittat de stabilitate sua et conversatione morum suorum et oboedientiam coram Deo et sanctis eius, ut, si aliquando aliter fecerit, ab eo se damnandum sciat, quem inridit. De qua promissione sua faciat petitionem ad nomen sanctorum, quorum reliquiae ibi sunt, et ab abbatis praesentis. Quem petitionem manu sua scribat aut certe, si non scit litteras, alter ab eo rogatus scribat; et ille novicius signum faciat et manu sua eam euper altare ponat.352

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350 351 352

fenbüttelskému rukopisu (wie Anm. 190), S. 39–46, besonders S. 44 und am neuesten Ders., Počátky knižní kultury v Čechách (wie Anm. 21), S. 66–67. Die insgesamt allgemein geteilte Annahme einer bereits frühmittelalterlichen Existenz eines Břevnover Skriptoriums wird begleitet von der Skepsis über ihre Nichtnachweisbarkeit – vgl.: Hlaváček, Ivan, O výrobě a distribuci knih v Praze do rozšíření knihtisku, in: Documenta Pragensia 10/1 (1990) S. 5–21; Plocek, Václav, Svatojiřské skriptorium, in: Documenta Pragensia 10/1 (1990) S. 23–29. Řehole sv. Benedikta latinsky a česky, Praha 1993, S. 152–154. Řehole sv. Benedikta (wie Anm. 350), S. 166. Řehole sv. Benedikta (wie Anm. 350), S. 170; vgl. auch Pátková, Česká středověká paleografie (wie Anm. 26), S. 96 Anm. 280.

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Ein festeres Fundament für die Erforschung Břevnovs353 als möglichen Sitz des ältesten böhmischen Benediktinerskriptoriums wurde freilich erst durch das Studium der Kodizes gelegt, die eine mittelalterliche Břevnover Bibliotheksprovenienz aufweisen. Hierher gehören in erster Linie die mit einer Handschrift aus der Österreichischen Nationalbibliothek zusammenhängenden Arbeiten von Jiří Pražák, die eine Abschrift (höchstwahrscheinlich von einer frühkarolingischen Vorlage) des Werkes De laudibus s. Crucis von Hrabanus Maurus enthält.354 Pražák stellt richtigerweise fest, dass der Kodex von einer Hand geschrieben wurde, lässt die Frage nach der Provenienz ohne Kenntnis einer weiteren Arbeit dieses Kalligraphen indes offen. Eine böhmische (Břevnover) Herkunft erachtet Pražák (ebenso wie vor ihm bereits J. H. Hermann und mit einem gewissen Zögern auch F. Unterkircher) als möglich, geht allerdings nur von den Analysen der Initialen und deren Vergleich mit einer vermeintlich böhmischen Herkunft der Kodizes aus dem Umfeld des Krönungsevangelistars Vratislavs II. aus.355 Ohne dass eine Břevnover Provenienz der Schrift paläographisch näher begründet worden wäre,356 hat Pražáks Arbeitshypothese in der Literatur Aufnahme gefunden.357 Einen neuen Inhalt erhielt die Bezeichnung „älteste Handschrift der Břevnover Bibliothek“ in einer Studie von Zdeňka Hledíková, die ihre Aufmerksamkeit auf den antiken (heutigen) Prager Kapitelkodex eines Homiliars mit den nach dem Kirchenjahr geordneten Predigten diversorum antiquorum doctorum (angefangen von der Erscheinung des Herrn bis zur Auferstehung) richtete.358 Diese Handschrift wurde wohl auch aufgrund von Podlahas sehr ungenauen Datierung in das 353 Zum Kloster allgemein vgl.: Vlček – Sommer – Foltýn, Encyklopedie českých klášterů (wie Anm. 225), S. 596–604 (Eintrag „Praha 6–Břevnov“) und ferner Regesta pontificum Romanorum (wie Anm. 299), S. 134–138. Mit der Geschichte der böhmischen und mährischen Benediktinerklöster beschäftigt sich Josef Šrámek systematisch, von seinen letzten zusammenfassenden Darstellungen verweise ich zumindest auf: Šrámek, Josef, Břevnovské opatství ve středověku: Břevnov, Rajhrad, Police nad Metují a Broumov (Pietas Benedictina 22), Praha 2016, für die Břevnover Anfänge besonders Ebd., S. 17–36. 354 ÖNB Wien, Cod. 908; vgl. Hermann, Julius H., Die deutschen romanischen Handschriften (Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich VIII/2), Leipzig 1926, S. 38–40 Nr. 27; Unterkircher, Franz, Inventar der illuminierten Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke der Österreichischen Nationalbibliothek. Teil 1: Die abendländischen Handschriften, Wien 1957, S. 28 datiert den Kodex in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts. 355 Pražák, Jiří, Nejstarší kodex břevnovské knihovny, in: Pražák, Výbor (wie Anm. 33), S. 115– 118 (ursprünglich abgedruckt in: Folia diplomatica 13 [1965] S. 29–32). 356 Eine Analyse der Schrift wird von Pražák für eine Präzisierung der Lokalisierung des Kodex als notwendig erachtet: Pražák, Nejstarší kodex (wie Anm. 355), S. 118. 357 Stehlíková, Dana – Sommer, Petr, Krypta kláštera v Břevnově. Führer zur Dauerausstellung in der frühmittelalterlichen Krypta des Břevnover Klosters, Praha 1985, S. 16. 358 APB, KapitelB, Sign. A 156; Hledíková, Zdeňka, Nejstarší břevnovský rukopis, in: Milénium břevnovského kláštera (993–1993). Sborník statí o jeho významu a postavení v českých dějinách, hg. von Ivan Hlaváček – Marie Bláhová, Praha 1993, S. 41–52.



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10. oder 11. Jahrhundert bislang übergangen.359 Eine völlig neue Sicht auf das Kapitelhomiliar ergab sich nicht nur durch seine präzisierte Datierung in das frühe 9. Jahrhundert,360 sondern auch dadurch, dass Hledíková anhand einer methodisch sehr tragfähigen Identifizierung der Glossen und anderer Formen der „Adaption“ der frühkarolingischen Grafik für Benutzer dieses Manuskripts im 11.  Jahrhundert in Böhmen sicher nachgewiesen hat, dass sich der Kodex bereits im 11. Jahrhundert in Böhmen befand.361 Von außerordentlicher Bedeutung ist auch die von Hledíková angebotene Lesart einer Randbemerkung am oberen Rand von fol. 16r (Strachotě lnú tací), die ein mögliches (zum Latein als Ausdrucksmittel paralleles) kirchenslawisches Umfeld des Břevnover Klosters andeutet. Das Millenium der Břevnover Benediktiner (1993) war auch für Ivan Hlaváček der Anlass, um über die Zusammensetzung der ältesten Bibliothek dieses Konvents Überlegungen anzustellen.362 Hlaváček fasst in höchstmöglichem Maße alle potenziellen Handschriftendenkmäler zusammen, die man mit Břevnov bereits ab seinen frühen Anfängen in einen Zusammenhang bringen kann: Neben Handschriften, bei denen er (vorerst ohne nähere paläographische Beweise) eine nur hypothetische Zugehörigkeit zu dieser Bibliothek äußert – etwa bei dem später zur Rajhrader Bibliothek zählenden Martyrologium R 388363 – ist der Umstand, dass er eine Handschrift aus der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main, welche (unter anderem) die Homilien von Gregor dem Großen enthält, mit einer alten Břevnover Provenienz (aus dem 14. Jahrhundert) in den tschechischen kodikologischen Diskurs einführt, eine völlig neue und wesentliche Information.364 Eine Břevnover Provenienz anderer Handschriften (das heutige Rajhrader Lektionar R 637, das Missale R 396, sowie das Brevier R 387) muss – wie später detaillierter ausgeführt wird – verworfen werden.365 Das Gleiche gilt auch für die sog. Veitsapokalypse.366 Hlaváček macht ferner richtigerweise auf die symptomatische Tatsache aufmerksam, dass Břevnov das Zentrum ist, auf welches sich die erste ex359 360 361 362

Patera – Podlaha, Soupis rukopisů 1 (wie Anm. 258), S. 163 Nr. 261. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen 2 (wie Anm. 276), S. 257. Hledíková, Nejstarší břevnovský rukopis (wie Anm. 358), S. 48. Hlaváček, Ivan, Příspěvky k starším dějinám knihovny břevnovského kláštera. (Od nejstarších dob do roku 1420), in: Hlaváček, Knihy a knihovny (wie Anm. 335), S. 36–52 (ursprünglich in: Milénium břevnovského kláštera [wie Anm. 358], S. 53–65). 363 Hlaváček, Příspěvky k starším dějinám (wie Anm. 362), S. 43. 364 Das Original wird aufbewahrt in: Frankfurt am Main, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114; vgl. Bredehorn, Karin – Powitz, Gerhard, Die Handschriften der Stadt- u. Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 3. Die Mittelalterlichen Handschriften der Gruppe Manuscripta latina, Frankfurt am Main 1979, S. 127–128 (das Manuskript wird dort an das Ende des 11. Jhs. gelegt); Hlaváček, Příspěvky k starším dějinám (wie Anm. 362), S. 43–44. 365 Auch Hlaváček selbst setzt die genannten Signaturen nicht apriori als „Břevnover“ durch – vgl. Hlaváček, Příspěvky k starším dějinám (wie Anm. 362), S. 45. 366 Es geht um die Handschrift APB, KapitelB, Sign. A 60/3, deren Einsetzung in den Kontext ei-

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plizit aufgeführte Erwähnung eines in den böhmischen Ländern betriebenen Skriptoriums bezieht.367 Dabei handelt es sich um die bekannte Interpolation des sog. Sasauer Mönches in die Chronik der Böhmen des Cosmas, die von diesem Cosmas-Fortsetzer in den ursprünglichen Text zum Jahr 1097 eingefügt worden war. Sie betrifft den Břevnover Propst Diethard, der Sasauer Abt wurde und als solcher vor der Aufgabe stand, dieses sich in einem sehr unerfreulichen Zustand befindende „slawische“ Zentrum mit neuen lateinischen Büchern auszustatten:368 Idem abbas libros, quos non invenit loco sibi commisso preter Sclavonicos, ipsemet nocte et die immenso labore conscripsit, quosdam emit, quosdam scriptores scribere conduxit et omnimodis acquisivit. Obwohl diese außerordentlich wertvolle Erwähnung im Grunde genommen alle Möglichkeiten und Wege umfasst, mit denen Diethard die Sasauer Bibliothek hatte ausstatten können (eigene Kopistentätigkeit, käuflicher Erwerb bereits fertiger, ggf. älterer Bücher, wie auch die Vergabe von Auftragsarbeiten an das aufgeführte Skriptorium), ist für uns die drittgenannte Form der Akquisition neuer Bände entschiedenermaßen die wichtigste Information, denn gerade hinter ihr sehen wir das Břevnover Skriptorium. Ein Auftrag Diethards hatte nämlich nur auf einen Konvent ausgerichtet sein können, zu dem er eine persönliche Beziehung hatte, was Břevnov war. Im Kontext dieser chronistischen Erwähnung erscheint Břevnov als das damals (Ende des 11. Jahrhunderts) bedeutendste Zentrum einer Schreibtätigkeit in Böhmen, das dazu imstande war, auch Auftragsarbeiten für andere Bibliotheken (in unserem Fall für die Sasauer) ausführen zu können. Ein solches Prestige konnte Břevnov freilich nicht allein aufgrund der kurzen Existenz und des Betreibens der vorausgesetzten Schreibschule erlangt haben, vielmehr durch ein Echo auf eine systematischere, bereits über mehrere Schreibergenerationen hinweg betriebene Tätigkeit. Demnach ist die Frage völlig legitim, zu welchem Zeitpunkt wir an der Břevnover Benediktinerabtei die Entstehung eines solchen Zentrums erwarten können. Die erste Voraussetzung für die Entstehung eines Skriptoriums war zweifellos eine Stabilisierung des Klosterlebens insgesamt, eine Stabilisierung der Besitzverhältnisse des Klosters, und vergessen werden darf auch nicht die Bedeutung von starken, an der Spitze der jeweiligen Kommunität stehenden Persönlichkeiten. Als Qualitätsumbruch im Leben des Konvents und als äußerer Ausdruck eines gewissen nach innen und außen wirkenden Prestiges können wir dann die Umwandlung des ehemaligen Holzprovisoriums in ein Steinkloster verstehen, d.h. zumindest was den Kernbereich und Mittelpunkt des gesamten Gebäudekomplexes – die Klosterkirche – betrifft. ner bayerischen Malschule ausreichend begründet wurde von Černý, Evangeliář zábrdovický a Svatovítská apokalypsa (wie Anm. 319), passim. 367 Hlaváček, Příspěvky k starším dějinám (wie Anm. 362), S. 40. 368 Cosmas Pragensis, Chronica Boemorum, Anhang III, ed. Berthold Bretholz, MGH SS rer. Germ. NS 2 (1923) S. 255.



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Dieses Ereignis ist nicht nur häufig in Chronikberichten überliefert, sondern in gewissem Sinn auch archäologisch relativ gut dokumentiert. Erfüllt werden all diese Voraussetzungen in Břevnov erst im Zusammenhang mit dessen Anschluss an die bayerischen Zentren der gorzisch orientierten Benediktinerkonvente, besonders an St. Emmeram in Regensburg und an das Kloster in Niederaltaich. Aufgrund dessen wurde – wahrscheinlich auf Intervention des einflussreichen Gunther – der Niederaltaicher Profess Meinhardus († 1089) in den Dreißiger-Jahren des 11. Jahrhunderts Abt von Břevnov369 und errichtete die Basilika des Konvents und die Klausurgebäude aus Stein.370 Ein gewisser chronologischer Anhaltspunkt kann das Jahr 1045 sein, als die (steinerne) Kirche des Konvents zum Begräbnisort des oben erwähnten Gunther wird.371 Im Zusammenhang mit der Suche nach den Anfängen des Břevnover Skriptoriums ist auch Petr Sommers Beobachtung von Bedeutung, dass das Bestreben, das Kloster St. Emmeram Mitte des 11. Jahrhunderts zur Reichsabtei zu erheben, auch bei dem personell sicherlich mit diesem eng verbundenen Konvent der Břevnover Benediktiner, der sich damals bereits eindeutig an die Spitze der böhmischen Benediktinerklöster stellte, auf positive Resonanz hatte stoßen können.372 Diese historischen Voraussetzungen lassen sich demnach in den nachfolgenden Thesen zusammenfassen: Nach einer gewissermaßen ziellosen Anfangszeit hat sich der mit dem gorzisch orientierten bayerischen Niederaltaich verbundene Konvent der Benediktiner in Břevnov vor Mitte des 11. Jahrhunderts stabilisiert, wobei man diesbezüglich den Hauptinitiator eindeutig in der Person des neuen Abtes Meinhardus ausmachen kann. Auf ihn ist der Umbau der Basilika und der Klausur des Konvents zu Steinbauten zurückzuführen. Seine lange Amtszeit als Abt (45–50 Jahre!) ist überdies eine Garantie für die wichtige Kontinuität seines Wirkens, wodurch die Voraussetzungen für die Gründung eines Skriptoriums und die mit ihm verbundene gewisse „grafische Tradition“ geschaffen wurden. Richten wir nun unsere Aufmerksamkeit auf die faktisch einzig mögliche Erkenntnisquelle bezüglich der Frage, ob dieses vorerst hypothetisch angenommene 369 Eine genaue chronologische Abgrenzung von Meinhards Amtszeit als Abt ist anhand der erhaltenen Quellen nicht möglich; die unter Abt Friedrich Grundtmann (1752–1772) aufgezeichnete barocke Klosterüberlieferung verlegt Meinhards Amtsantritt erst in das Jahr 1044, als dessen Vorgänger, der Břevnover Abt Arsenius angeblich verstarb – siehe NA Praha, ŘB Břevnov, Sign. VI/8, Kart. 20; ein Verzeichnis der Břevnover Äbte findet sich besser bei: Vilímková, Milada – Preiss, Pavel, Ve znamení břevna a růží. Historický, kulturní a umělecký odkaz benediktinského opatství v Břevnově, Praha 1989, S. 326–327. 370 Von grundlegender Bedeutung sind hier die Arbeiten von Petr Sommer – siehe Sommer, Řezno a raně středověký Břevnov (wie Anm. 14), S. 25–36 und ferner die nützliche zusammenfassende Darstellung Sommer, Petr, Klášter Břevnov, in: Střed Evropy okolo roku 1000. Příručka a katalog k výstavě (wie Anm. 5), S. 147–148. 371 Cosmas Pragensis, Chronica Boemorum, ed. Berthold Bretholz, MGH SS rer. Germ. NS 2 (1923) S. 100 und Sommer, Řezno a raně středověký Břevnov (wie Anm. 14), S. 25–26. 372 Sommer, Ebd., S. 27.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Meinhardus-Skriptorium bloße Spekulation oder nachweisbare Realität ist, und zwar auf die Kodizes mit Břevnover Bibliotheksprovenienz. Gruppe Cod. 908 – IV.A.24 (Frag.) Die in der Österreichischen Nationalbibliothek unter der Signatur Cod. 908 aufbewahrte und auf 109 Folien Hrabanus Maurus’ Werk De laudibus sanctae Crucis enhaltende Handschrift wurde, wie weiter oben erwähnt, bereits von Jiří Pražák als Kodex identifiziert, der zur ältesten belegbaren Schicht der Břevnover Klosterbibliothek zählt. Ebenfalls hinlänglich bekannt ist, dass es sich dabei um die kalligraphische Kopie einer frühkarolingischen Vorlage handelt.373 Eine Břevnover Provenienz wird hier gleich zweimal angegeben: Fol. 1v enthält den älteren Zusatz von einer Hand des späten 12. Jahrhunderts: Liber brevnovensis ecclesie. Figure crucis (Abb. 239a), und auf fol. 1r wird die Provenienz von einer Hand der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wiederholt (Abb. 239b): Rabanus de misterio et laude sancte crucis. Liber est monasterii Brewnovensis. Die Hand dieses jüngeren Zusatzes ist identisch mit einem Provenienzzusatz auf der Prager Kapitelhandschrift A 156 (Abb. 239c; dort befindet sich die Provenienz ebenfalls auf fol. 1r und hat die Form: Sermones diversorum antiquorum doctorum monasterii Brewnovensis). Die Wiederholung der Schreiberhand eines Břevnover Bibliothekars aus der ersten Hälfte des 14.  Jahrhunderts kann eine Spur sein für die erste belegbare systematischere Schriftgutverwaltung in diesem Umfeld, die sich auf diese Weise zu dem Zeitraum bekennt, der zwischen dem ältesten „Inventar“ der Břevnover Bücher aus den Jahren 1296–1306 überhaupt374 und dem Inventar des ein (sehr selektives) Ver373 Als mögliches Vorbild für die Břevnover Abschrift bietet sich folgender Kodex an: ÖNB Wien, Cod. 652 aus dem 9. Jh. – vgl. Unterkircher, Inventar (wie Anm. 354), S. 28. Ayres, Larry, An Italian Romanesque Manuscript of Hrabanus Maurus’ „De laudibus Sanctae Crucis“ and the Gregorian Reform, in: Dumbarton Oaks Papers 41 (1987) S. 13–27 nimmt bei Cod. 908 eine italienische Provenienz der Malverzierung an, dieselbe Provenienz für die Schrift stützt er auf eine Konsultation mit B. Bischoff – vgl. Ebd. S. 15 Anm. 14. Ferner Studničková, Iluminované rukopisy (wie Anm. 21), S. 228. 374 Es handelt sich um ein Verzeichnis von Sachen (u.a. auch von Handschriften), die vom Břevnover Abt Bavor von Nečtiny (1290–1332) angeschafft wurden und abgedruckt sind in: RBM II, S. 1202–1203 Nr. 2752 – vgl. Hlaváček, Středověké soupisy knih a knihoven (wie Anm. 341), S. 23 Nr. 6; Hlaváček bezeichnet (nach Beratung der ganzen Angelegenheit mit J. Pražák) eine „nicht näher bestimmte Handschrift des Klosters Braunau“ als Quelle von Emlers Abdruck. J. Emler benutzte zweifellos die Břevnover Archivhandschrift mit folgendem heutigem Aufbewahrungsort: NA Praha, ŘB Břevnov, Buch Nr. 52, Sign. I 3. Diese entstand, wie man dem Titelblatt entnehmen kann, unter Abt Johannes  III. von  Chotov (1553–1575) im Jahr 1556: Joannes a Chotow … abbas anno nostrę salutis 1556 hunc librum parare iussit, cui ut inserantur digna memoratu ac scitu rerum gestarum circa conditiones monasteriorum et fratrum ac hominum eius abbacię subditorum decrevit etc. Das Verzeichnis der von Bavor angeschafften Sachen befindet sich dort auf den Seiten 154–162.



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Abb. 239a: ÖNB Wien, Cod. 908, fol. 1v.

Abb. 239b: ÖNB Wien, Cod. 908, fol. 1r.

Abb. 239c: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 156, fol. 1r.

zeichnis von Büchern und Urkunden vom Ende des 14. Jahrhunderts enthaltenden Klosterbesitzes liegt.375 Der Buchblock von Cod. 908 besteht aus fünfzehn Lagen eines sehr steifen bräunlichen Pergaments, die Bögen sind konsequent gemäß den Grundsätzen der sog. Gregory-Regel übereinandergelegt und gemäß folgender Lagenformel angeordnet:

375 Das Original des Inventars befindet sich heute im APB, KapitelA – Urkunden, Sign. XVIII–18 im Karton „Verschiedenes“, S. 1; herausgegeben in: Emler, Josef, Zlomek inventáře kláštera Břevnovského z let 1390–1394, in: Věstník královské české společnosti náuk, třída filos. – histor. – jazykozpytná, Jg. 1888, Praha 1889, S. 280–305; vgl. Hlaváček, Středověké soupisy knih a knihoven (wie Anm. 341), S. 23–24 Nr. 7, wo er das Inventar auf ca. 1390 datiert.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

[I(2)]1 + [IV(10)]2 + [IV – 1(17)]3 + [3 × IV(41)]4–6 + [IV – 1(48)]7 + [7 × IV(104)]8–14 + [II + 1(109)]15

Die Struktur der defekten Lagen ist wie folgt: Die Lagen sind immer am Anfang mit den ursprünglichen Kustoden in Form von mit Bleistift ausgeführten römischen Ziffern gekennzeichnet, als erste wird allerdings die heutige zweite Lage gezählt (der erste Bogen ist ohne Kennzeichnung): I–VIII, IX9, X9, XI, XII9, XIII, XIIII. Die einzelnen Folien (28,0 × 38,5 cm) wurden vor der Beschreibung mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung vorbereitet, die Randeinstiche sind heute an allen Außenrändern erhalten. Der Schriftspiegel (15,0 × 23,0 cm) wird links und rechts von einer doppelten, 0,6–0,7 cm breiten Blindlinie begrenzt. Der Zeilenabstand beträgt 1,0 cm. Der gesamte Buchblock ist heute in einem gotischen lederbezogenen Holzdeckeleinband gebunden, Vorder- und Hinterdeckel waren mit vier Eckbuckeln verziert, von denen nur noch Spuren übrig geblieben sind. Zeuge der gotischen Umbindung ist ein auf der Innenseite des Vorder- und Hinterdeckels aufgeklebtes Spiegelblatt (wohl eines einstigen Vorsatzes), auf den Vorderspiegel folgt noch ein modernes Vorsatzblatt aus Papier. Aus paläographischer Sicht ist die Situation von Cod. 908 insgesamt klar und eindeutig. Die ganze Handschrift ist Teil einer einzigen Schreiberhand – des Kalligraphen A – (Abb. 226), dessen grafisches Erscheinungsbild stabilisiert ist, die Striche der einzelnen Buchstaben sind sicher, seine Hand bekennt sich mit ihren Merkmalen zur Mitte des 11. Jahrhunderts: Beide Bäuche des „g“ sind bereits geschlossen, in der Endstellung hat das lange „s“ noch eindeutig Vorrang vor dem runden „s“ (als individuelles Merkmal des Kalligraphen A können wir die fast rechtwinklige Zuspitzung des Abstriches am Schaftkopf des langen „s“ ansehen), wenn das runde „s“ vorkommt, befindet es sich bereits auf der Zeile, die Buchstaben „m“ und „n“ haben nur an den Endhasten Füße, die Schaftköpfe mit Oberlängen schließen mit dreieckförmigen Ansätzen ab, das aufgerichtete „d“ der Minuskelschrift dominiert noch eindeutig über das runde uniziale „d“. Diese Hand konnte zwar in keinem anderen Kodex identifiziert werden, indes befindet sich unter der Pergamentmakulatur der Torso einer anderen Arbeit dieses Schreibers, und zwar auf zwei Vorsatzblättern des Klemenskodex, der heute unter der Signatur IV.A.24 aufbewahrt wird und das Fragment einer Predigtsammlung von Papst Leo dem Großen enthält.376 Dort weist seine Hand einen leicht aufgelockerteren Duktus auf: Der Kodex, von dem sich nur zwei herausgeschnittene Einzelblättern erhalten haben (gemäß der alten von einer Hand des 15. Jahrhun376 NB, Sign. IV.A.24 – Truhlář, Catalogus 1 (wie Anm. 289), S. 244 Nr. 600. Das Fragment wird im vorhergehenden Kapitel unter Nr. 98 eingehender bearbeitet, einschließlich einer Bilddokumentation an entsprechender Stelle.



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Schema der 3. Lage von Handschrift Cod. 908.

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Schema der 7. Lage von Handschrift Cod. 908.

Schema der 15. Lage von Handschrift Cod. 908.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 226: ÖNB Wien, Cod. 908, fol. 1v (Hand von Kalligraph A).



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derts durchgeführten Foliierung, als die Predigtsammlung Leos noch aktiv benutzt wurde und demnach noch keine Makulatur war, es handelt sich um fol. 95 und 96 im ursprünglichen Buchkomplex), hatte keine solche ästhetischen Ambitionen wie Cod. 908. Nicht minder wichtig ist die Tatsache, dass Kalligraph A eine uneingeschränkte systematische Arbeit nachweislich nur auf der Gelegenheitsanfertigung einer einzigen Handschrift hinterlassen hat. Es ist nur zu bedauern, dass der Träger dieser – einen Kommentar zu den Paulusbriefen an die Römer und die Korinther enthaltenden – Fragmente (Kodex IV.A.24) provenienzmäßig vorerst nicht näher zugeordnet werden kann. Ein im Kolophon angegebener Andreas bzw. auch Kasimier genannter Schreiber hat ihn im Jahr 1455 fertiggestellt, von dem Charakter der Glossen kann man höchstens ableiten, dass sich dieses Exemplar im böhmischen utraquistischen Umfeld bewegt hat.377 Mit gewisser Vorsicht können wir die Arbeit des Kalligraphen A, der im böhmischen kodikologischen Material die beiden oben dokumentierten Spuren hinterlassen hat, trotzdem als Erscheinung des Břevnover Skriptoriums aus der Mitte des 11. Jahrhunderts ansehen. Mit seiner kalligraphischen Auffassung steht Schreiber A allerdings isoliert da, denn – wie aus den nachfolgenden Ausführungen ersichtlich wird – die Mehrheit der erhalten gebliebenen Břevnover Produktion aus jener Zeit hat eher den Charakter von anspruchsloseren Gebrauchshandschriften. Die Arbeit von Kalligraph A macht es nur eingeschränkt möglich, in den Betrieb des Skriptoriums, das sie repräsentiert, Einblick zu nehmen. Für ein Studium dieses Typs haben solche Kodizes einen viel höheren Aussagewert, die in Zusammenarbeit von einer größeren Menge an Schreiberindividualitäten entstanden sind, von denen einige darüber hinaus eine gemeinsame Verwandtschaft (Affinität) ihrer grafischen Ausdrucksformen aufweisen können. Festeren Boden unter den Füßen bekommen wir dann, wenn die erwähnte Zusammenarbeit von der Wiederholung einer Schreiberhand in weiteren Handschriften so begleitet wird, wie dies bei Kalligraph A der Fall war. Diese beiden Voraussetzungen werden von der nachfolgenden Gruppe erfüllt. Gruppe Professio – IV.D.7 – Ms 114 – PT 50 „Grundbaustein“ dieser Gruppe ist zweifellos ein kleines Pergamentblatt mit den heutigen Maßen von 14,5 × 6,0 cm, das die Erklärung eines gewissen Adalbert enthält, in der er Beständigkeit, einen klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam gegenüber der Benediktusregel verspricht (Abb. 227a).378 Diesem Blatt wurde ein 377 Truhlář, Ebd. 378 Das Original von Adalberts Profess wird zusammen mit einem Blatt des Sakristans Wenzel aufbewahrt im NA, ŘB Břevnov, Inv.-Nr. 191. Die Originale von ähnlichen, nicht böhmischen

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

von der Größe her ähnliches Pergament beigelegt, auf dem ein Sakristan Wenzel im Jahr 1400 den älteren Text als professio sancti Adalberti bezeichnet, und zwar zwecks Beteuerung der Außergewöhnlichkeit des bereits auf den ersten Blick hinsichtlich seiner physischen Versehrtheit altertümlich aussehenden Dokumentes, damit in Zukunft keine Zweifel an seiner Authentizität aufkommen könne. Es wurde also bereits seit dem späten Mittelalter als kostbare, vom hl. Adalbert hinterlassene Reliquie verehrt. Als solches wurde es auch von der gesamten (nicht nur benediktinischen) böhmischen Historiographie der Barockzeit empfunden, sogar eine Reihe von renommierten Historikern des 19. Jahrhunderts haben die Echtheit und Herkunft der Profess des hl. Adalbert nicht angezweifelt.379 Die ersten ernsthafteren Einwände wurde seitens Gustav Friedrich laut,380 der seinen Standpunkt zwar nicht veröffentlichte,381 dieser aber zweifellos mit seinem Studium des ältesten böhmischen originalen diplomatischen Schriftstücks zusammenhing – mit der Variante A der sog. Gründungsurkunde des Leitmeritzer Kapitels. Ernste Einwände erhob auch Václav Vojtíšek,382 jedoch ist sein Ergebnis, das die Entstehung des Professbriefs erst in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts verlegt, paläographisch nicht haltbar. Der bislang letzte, und es muss gesagt werden, präziseste Standpunkt wurde von Rostislav Nový im Zusammenhang mit dem Studium von Prager Bischofsurkunden bezogen.383 Nový verweist auf die Ähnlichkeit zwischen der Schrift des Professbriefes und der oben erwähnten Variante A, der sog.

benediktinischen Professbriefen wurden veröffentlicht im Katalog Brandt – Eggebrecht, Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen 2 (wie Anm. 191), S. 594–597. 379 Der Text wurde (auch mit etwaigen Begleitabbildungen, deren Qualität und Genauigkeit im Laufe der Zeit technisch verbessert wurden) aufeinanderfolgend erwähnt in: Matthias Benedictus Bolelucký, Rosa Boemica sive Vita s. Woytiechi agnomine Adalberti, Pragensis episcopi I, Pragae 1668, S. 379 cap. XIII § 7; Magnoaldus Ziegelbauer, Epitome historica monasterii Břevnoviensis, Coloniae 1740, S. 125 cap. VIII; Bonaventura Piter, Thesaurus absconditus in argo seu monasterio Brzewnoviensi prope Pragam O. S. Benedicti, Brunae 1762, S. 86–87 + Anhang. Reproduktion siehe bei: Podlaha, Antonín – Šittler, Eduard, Album svatovojtěšské, Praha 1897, bei S. 32. 380 Friedrich hat den Professbrief noch nicht einmal in das Böhmische Diplomatar aufgenommen, obwohl er von der bisherigen Editionspraxis im Rahmen des böhmisch-mährischen diplomatischen Materials immer abgedruckt wurde: CDM I, S.  101 Nr. 116; RBM I, S.  33 Nr. 75 (als Schriftstück, das in Romae in monasterio ss. Bonifacii et Alexii entstanden war). 381 Auf Friedrichs Standpunkt beruft sich Novotný, Václav, Od nejstarších dob do smrti knížete Oldřicha (České dějiny I/1), Praha 1912, S. 606. 382 Vojtíšek, Václav, O starém profesním lístku kláštera břevnovského, in: Zápisky Katedry československých dějin a archivního studia 3, Praha 1956, S. 15–21, insbes. S. 20–21. 383 Nový, Rostislav, Listiny pražských biskupů XI.–XIV. století: Diplomaticko-správní rozbor (Acta Universitatis Carolinae–Philosophica et historica 5), Praha 1961, S. 15–16 + Bildanhang. Siehe auch Otevři zahradu rajskou (wie Anm. 40), S. 81 Kat. Nr. II. 8 (bearbeitet von Jitka Křečková, die den Professbrief mit Ende 11. Jahrhundert datiert).



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Gründungsurkunde des Leitmeritzer Kapitels, und datiert dieses Dokument in die Mitte des 11. Jahrhunderts.384

Abb. 227a: Praha, NA, ŘB Břevnov, Inv.-Nr. 191 (Professio Adalberti).

Von den paläographisch relevantesten Merkmalen seien folgende hervorgehoben: Der Schreiber von Adalberts Profess benutzt insgesamt noch einen runden und deutlich horizontalisierten, sehr archaisch wirkenden Duktus. Der Bauch des Buchstabens „a“ wird erst am Schaftkopf angesetzt (wodurch der Buchstabe eine „einbäuchige“ Form erhält), Schaftkopf und Oberlänge sind mit einem deutlichen dreieckförmigen Ansatz versehen, beide Bäuche des Buchstaben „g“ sind bereits geschlossen, ein rundes „s“ kommt vorerst überhaupt nicht vor (sein Fehlen muss in einem solch kurzen Text aber nichts bedeuten), sehr speziell ist die brückenartig ausgeführte Ligatur „ct“, die Buchstaben „m“ und „n“ sind nur bei der letzten Haste mit Füßen versehen, bemerkenswert ist auch das archaisierende „r“, das bis unter die Grundlinie reicht. Anhand dieser Merkmale kann man R. Novýs Standpunkt nicht anders als bestätigen und diese Hand in der Mitte des 11. Jahrhunderts ansiedeln. Der Charakter des Inhalts dieser Quelle macht aus ihr eine unschätzbare Erkenntnisquelle bzgl. der Gestalt der Břevnover Schrift in der Mitte des 11. Jahrhunderts, da sie allein (und aus den oben aufgeführten Gründen) in dieser Umgebung hatte entstehen können. Darüber hinaus geht es hier um den Zeitraum, der uns im Zusammenhang mit dem Versuch interessiert, Meinhards Břevnover Skriptorium zu rekonstruieren, dessen Amt als Abt sich mit der Entstehung der Profess zeitlich 384 Es sei erwähnt, dass die unleugbare Affinität zwischen beiden Quellen auf der Tatsache basiert, dass faktisch alle lateinischen Schriftstücke, die wir mit dem Böhmen des 11. Jhs. in Verbindung bringen können, einen deutlich „bayerischen“ Charakter haben, denn sie bekennen sich zu Otlohs Regionalstil – vgl. dazu neuerdings Havel, Die Rolle von Nachahmungen (wie Anm. 344), S. 269–277, insbes. S. 270. Das ändert natürlich nichts an der Richtigkeit von Novýs Schlussfolgerung.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

deckt. Die Hand vermögen wir im verfügbaren Handschriftenmaterial zwar vorerst nicht zu belegen, eine Schrift, die seiner Hand ähnlich ist, indes doch, und zwar in dem Kodex der NB der Tschechischen Republik mit der Signatur IV.D.7 (= Cim. J 67).385 Dieser enthält auf 144 Folien eines Pergamentes von sehr minderer Qualität vierzig Homilien von Papst Gregor dem Großen.386 Lässt man die letzte, dem Buchblock erst im 15. Jahrhundert nachträglich hinzugefügte Papierlage des Sesternio (heutige fol. 145–156) mal außer Acht, besteht der erste Buchblock aus insgesamt achtzehn Lagen ohne Kustoden (mit Ausnahme der siebten Lage, die am Ende am unteren Rand eine Kustode in Form einer römischen „VII“ hat), und zwar entsprechend folgender Lagenformel: [12 × IV(96)]1–12 + [III + 4(106)]13 + [2 × IV(122)]14–15 + [III(128)]16 + [2 × IV(144)]17–18

Die einzelnen Folien (19,0 × 27,5 cm) sind per extensum beschrieben in einem Spiegel von 13,5 × 23,0 cm, der auf beiden Seiten von einer doppelten, 0,7 cm (am Rücken) bzw. 0,9 cm (am äußeren Rand) breiten Blindlinie mit einem Zeilenabstand von 0,8–0,9 cm begrenzt wird. Am äußeren Rand sind die Einstiche in der Regel erhalten geblieben. An der Erstellung des Kodex waren zwei Schreiberindividualitäten mit deutlich unterschiedlichem Status beteiligt: Die Hauptarbeit wurde von dem mit der Hervorhebung der Oberlängen seiner Schrift charakteristischen Schreiber A geleistet (Abb. 228a). Am oberen Rand von 78v bildete er sich auch selbst mit einer sehr einfachen Federzeichnung ab (Abb. 228b), wo wir sogar seinen Ordensnamen erfahren: Fr. Modestus scripsit istum librum totum. Der Zusatz wurde sicherlich von Hand A geschrieben (nur mit einem leicht lockereren Duktus), wir können die Information demnach als zuverlässig ansehen. Sein Anteil am Kodex (entgegen seiner Behauptung hat er keineswegs das ganze Buch geschrieben!) ist wie folgt: Ab fol. 1r 385 Truhlář, Catalogus 1 (wie Anm. 289), S. 265 Nr. 661; der Kodex trägt ein einziges Provenienzmerkmal, und zwar die alte Signatur A 7 des Clementinums. In neuerer Zeit seine Aufmerksamkeit auf diesen Kodex gelenkt hat Čajka, František, Latinský rukopis IV.D.7 břevnovského původu a jeho význam pro studium českocírkevněslovanského překladu Čtyřiceti homilií na evangelia (Besědy na evangelije), in: Slavia – časopis pro slovanskou filologii 87 (2018) S. 30–44. Der Verfasser kündigt dort zwar einerseits die vorbereitete Edition des ganzen Kodex an (Ebd., S. 31 Anm. 5), gelangt andererseits aber zu der sehr belangvollen Feststellung, dass dieser Kodex zu den Ausgangskodizes für die Anfertigung der tschechisch-kirchenslawischen Übersetzung der Evangeliumshomilien des Gregor gehört haben konnte (zusammengefasst Ebd., S. 41). Das Digitalisat der ganzen Handschrift ist abrufbar unter: [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. 386 Eine Detailübersicht der inhaltlichen Struktur des Kodex gibt Čajka, Latinský rukopis IV.D.7 (wie Anm. 385), S. 33–38.



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Schema der 13. Lage von Handschrift Cod. IV D 7.

schreibt er kontinuierlich bis Ende fol. 4r , auf fol. 4v von Zeile 6 At nunc kontinuierlich bis nach den ersten neun Zeilen auf fol. 5v, von fol. 6r schreibt er systematisch bis zu fol. 7r nach Z. 12 qui dicat, auf fol. 15r nur von Z. 8 (ammirari) bis Z. 13 (moreretur), auf fol. 15v von Z. 15 (Ecce) bis fol. 16v, Z. 8 (date), ab fol. 57r schreibt er dann systematisch bis zum Ende der Handschrift auf fol. 144v. Modestus’ Schrift ist grundsätzlich senkrecht, trotz des Strebens nach einem kalligraphischen Erscheinungsbild sind die einzelnen Buchstaben in ihren Formen verhältnismäßig instabil. Seine Hand zeichnet sich durch eine Verstärkung der horizontalen Proportionen der Buchstaben „d“, „l“ und des langen „s“ besonders in der Ligatur „st“ aus, allerdings bei gleichzeitiger Beibehaltung des quadratischen Modus bei den die Mittellänge ausfüllenden Buchstaben: Ein typisches Beispiel dafür ist der Buchstabe „o“. Sehr individuell ist bei ihm die Form der Ligatur „&“. Die zweite Hand (B: Abb. 227b, Abb. 229) können wir interpretieren als Modestus’ Hilfsschreiber mit folgendem Anteil an der Arbeit: auf fol. 4v schreibt er die ersten 6 Z. bis zu pinguis, auf fol. 5v ab Z. 10 bis zum Folienende, auf fol. 7r schreibt er ab Z. 12 (Qui tibi) systematisch bis zu fol. 15r, Z. 8 (potuit, sed), dann auf fol. 15r ab Z. 13 (Et inde) bis zu fol. 15v, Z. 15 (vestitum), ferner ab fol. 16v schreibt er von Z. 8 (In quantum) systematisch bis zu fol. 41r und schließlich die ganze Passage auf fol. 42r–56v. Der Kodex wurde freilich auch in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts (immer noch in Břevnov, wie wir weiter unten sehen werden) beschrieben, und zwar von Hand C, die auf (der ursprünglich leeren) fol. 41v einen teilweise tropierten, mit S. Galler Neumen versehenen cantus missae (Kyrie – Gloria – Sanctus – Agnus Dei)

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 228a: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 82r (Hand A: Bruder Modestus).



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Abb. 228b: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 78v (Bruder Modestus auf eigenhängiger Federzeichnung). Abb. 227b: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 24r (Hand B).

aufzeichnete (Abb. 230a).387 Hand C kennen wir noch aus dem Graduale R 418 (Abb. 230b; dort mit Sigle B gekennzeichnet, weiter unten dazu detaillierter), das im Hinblick auf die Struktur des Sanktorale mit Sicherheit böhmisch und benediktinisch ist.

387 Plocek, Václav, Catalogus codicum notis musicis instructorum, qui in Bibliotheca publica rei publicae Bohemicae socialisticae in Bibliotheca universitatis Pragensis servantur 1, Pragae 1973, S. 94 Nr. 32.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 229: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 42r (Hand B).



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Abb. 230a: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 41v (Hand C).

Abb. 230b: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 418, fol. 2r (Hand C).

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Fol.

Zusammensetzung der Lage

1–8

IV

 1

A+B

9–16

IV

 2

B+A

17–24

IV

 3

B

25–32

IV

 4

B

33–40

IV

 5

B

41–48

IV

 6

B+C

49–56

IV

 7

57–64

IV

 8

A

65–72

IV

 9

A

73–80

IV

10

A

81–88

IV

11

A

89–96

IV

12

A

97–106

III+4

13

A

107–114

IV

14

A

115–122

IV

15

A

123–128

III

16

A

129–136

IV

17

A

137–144

IV

18

A

145–156

VI

19



Abfolge der Lage

VII

Schreiber

Inhalt

Greg. Homil. Evang. „minores“

B

Greg. Homil. Evang.

Adligat, Pap. 15. Jh.

Die weiter oben erwähnte Affinität zur Hand von Adalberts Profess weist Modestus’ Gehilfe B auf, und zwar besonders durch eine Akzentuierung der Mittellänge (die dadurch insgesamt einen horizontalen Charakter erhält), durch eine brückenförmige Ausführung der Ligatur „ct“, durch die Tendenz, bei Buchstabe „a“ den Bauch erst fast ganz am Schaftkopf anzusetzen (die Schrift erhält dadurch eine einbäuchige, stellenweise gar keulenartige Form), und faktultativ durch die Tendenz, Buchstabe „r“ leicht bis unter die Grundlinie zu ziehen. Handschrift IV.D.7 ist freilich nicht das einzige kodikologische Denkmal, in dem der Duktus von Adalberts Professbrief eine deutliche Spur hinterlassen hat. Eine Affinität zu diesem eindeutigen Břevnover Schriftstück kann man auch bei dem Kalligraphen entdecken, der in dem seinem Inhalt nach gemischten und bereits im Zusammenhang mit I. Hlaváčeks Studie erwähnten Kodex Ms 114 der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main388 388 Ich wiederhole seinen heutigen aktuellen Aufbewahrungsort: Frankfurt am Main, Universitätsbi-



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eine Spur hinterlassen hat. Fassen wir zunächst knapp dessen Inhalt zusammen (ich konzentriere mich nur auf die kopierten Haupttexte, kleinere, meist verbindende Passagen werden ausgelassen): fol. 1r–80v: Gregorius Magnus: Homiliarium in Ezechielem prophetam fol. 82v–156r: Isidori Hispalensis Sententiarum libri III fol. 158r–192v: Amalarii Liber officialis (Retractatio). Die aufgeführten Inhaltskomplexe korrespondieren auch mit den Lagengruppen, die den heutigen Buchblock bilden, obwohl man daraus nicht ableiten kann, dass es sich dabei um ursprünglich drei eigenständige kodikologische Einheiten handeln würde. Es ist eher das Ergebnis einer aufgeteilten und parallel realisierten Schreibarbeit am Kodex, der wahrscheinlich in einem kurzen Zeitabschnitt entstand. Darauf deutet auch die relativ große Anzahl an beteiligten Schreiberindividualitäten hin, die an der Entstehung des Kodex beteiligt waren, wie weiter unten zu sehen sein wird, ferner dann auch an dem eigentlichen Phänomen, dass sich die Schreiber häufig abwechselten (immer zwei!), manchmal auch auf einer einzigen Seite. Der Kodex besteht aus 24 Pergamentlagen mit mehreren Defekten und folgender Lagenformel: Schema der 1. Lage von Handschrift Cod. 114.

bliothek Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schema der 10. Lage von Handschrift Cod. 114.

Schema der 22. Lage von Handschrift Cod. 114.

Schema der 15. Lage von Handschrift Cod. 114.

Schema der 24. Lage von Handschrift Cod. 114.



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[IV - 1(7)]1 + [7 × IV(63)]2–8 + [V(73)]9 + [V - 3(80)]10 + [4 × IV(112)]11–14 + [IV + 1(121)]15 + [V(131)]16 + [2 × IV(147)]17–18 + [V(157)]19 + [2 × IV(173)]20–21 + [IV – 2(179)]22 + [IV(187)]23 + [III – 1(192)]24

Die einzelnen Folien (18,1–18,5 × 24,1–24,3 cm) wurden vor ihrer Beschreibung mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung vorbereitet, der überwiegende Teil des Schriftspiegels hat die Maße 13,0 × 18,1 cm (in den Spalten in Ausnahmefällen 5,9 bzw. 4,9 × 19,0 cm) und wird auf beiden Seiten von einer 0,6 cm breiten Doppellinie begrenzt. Der Text hat einen Zeilenabstand von 0,6 cm. Die Randeinstiche sind erst ab fol. 40 erhalten geblieben. Der Einband besteht aus mit hellem Leder bezogenen Holzdeckeln, erhalten haben sich zwei Lederriemen zum Verschließen und der Torso einer Messingschließe. Der Kodex hat keine Vorsätze, auf der Innenseite des Hinterdeckels ist der seitenverkehrte Abdruck eines Spiegelblattes von einer liturgischen Handschrift aus dem 14. Jahrhundert erhalten geblieben, von dem auch schmale Ausschnitte als Rückenfalze einiger Lagen verwendet wurden, auf der Innenseite des Vorderdeckels wurde ein Ausschnitt aus einem gedruckten Antiquariatskatalog eingeklebt. Durch Vermittlung von K. W. Hiersemann (Leipzig) gelangte der Kodex im Jahr 1938 an seinen heutigen Aufbewahrungsort.389 Das einzige mittelalterliche Provenienzmerkmal ist ein Břevnover Exlibris auf fol. 81r (Abb. 239d). Die paläographische Situation ist sehr kompliziert. Es wurde bereits angedeutet, dass die Handschrift in Zusammenarbeit von einer Gruppe von Schreibern entstand, von denen einige einen nur sehr marginalen Beitrag leisteten, andere zu zweit auftreten und buchstäblich ein sich schnell abwechselndes Tandem bilden. Es wäre unübersichtlich, alle Übergangsstellen explizit aufzulisten, hier sei eine übersichtliche Zusammenstellung der jeweiligen Anteile der beteiligten Hände aufgeführt: – Schreiber A verfügt evident über einen kalligraphischen Duktus (Abb. 240), er kommt im Kodex nur minimal vor, in der Regel am Anfang eines Buches, eines Komplexes oder Folios390 und wird jeweils bald von einem Hilfsschreiber abgelöst; seine Hand finden wir auf folgenden Folien: fol. 1r, 4v, 6v, 8r, 9v und 81v. – Schreiber B schreibt auf fol. 1v–2r, 2v, von dort ab schreibt er bis fol. 88v im Tandem mit Hand C (siehe unten), ab fol. 158r schreibt er zusammenhängend bis zum Ende der Handschrift auf fol. 192v. – Schreiber C ist Mitarbeiter der von Hand B geschriebenen Passagen, von fol. 92r bis fol. 121v schreibt er im Tandem mit Hand F (siehe unten). – Schreiber D tritt nur gelegentlich auf, seine Hand können wir lediglich auf fol. 18r, 24r und 76v finden. 389 Bredehorn – Powitz, Die Handschriften 3 (wie Anm. 364), S. 127–128. 390 Dem Phänomen, größere Textkomplexe mit der Hand eines Kalligraphen zu beginnen, werden wir auch weiter unten bei der Schreiberschule im Benediktinerkloster Hradisko begegnen.

468

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schema der Lineatur von Handschrift Cod. 114 (überwiegender Spiegel).

Abb. 239d: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 81r.



Břevnov

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Schema der Lineatur von Handschrift Cod. 114 (Spiegel in zwei Spalten angeordnet).

– Schreiber E zeichnet sich durch eine selbständige zusammenhängende Arbeit aus, und zwar auf fol. 89v–90r und dann auf fol. 122r–158r. – Schreiber F ist Tandemschreiber von Hand C auf fol. 92r–121v. – Schreiber G steht einzeln da und ist ein völliger Gelegenheitsschreiber (Abb. 241), seine Arbeit befindet sich lediglich auf fol. 95v–96r.

470

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 240: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 1r (Hand A).



Břevnov

471

Abb. 241: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 96r (Hand G).

472

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Fol.

Zusammenset- Abfolge zung der der Lage Lage

Schreiber

1–7

III+1

1

A+B+C

8–15

IV

2

A+B+C

16–23

IV

3

B+C+(D)

24–31

IV

4

B+C+(D)

32–39

IV

5

B+C

40–47

IV

6

B+C

48–55

IV

7

B+C

56–63

IV

8

B+C

64–73

V

9

B+C

74–80

II+3

10

B+C+(D)

81–88

IV

11

(A)+B+C

89–96

IV

12

C+(E+F+G)

97–104

IV

13

C+F+(G)

105–112

IV

14

F+C

113–121

IV+1

15

F+C

122–131

V

16

E

132–139

IV

17

E

140–147

IV

18

E

148–157

V

19

E

158–165

IV

20

(E)+B

166–173

IV

21

B

174–179

IV‒I

22

B

180–187

IV

23

B

188–192

III‒1

24

B

Inhalt

Bemerkungen

Greg. Hom. In Ezech. II, Hom. 13–23

Isid. Sent. I Übergang I/II auf fol. 100! Isid. Sent. II Isid. Sent. III Amalarii Liber officialis

Die Zugehörigkeit dieser Gruppe zum Břevnover Skriptorium verrät gleich die zuerst genannte Hand des Kalligraphen A (Abb. 227c). Ihre Affinität zu dem Schreiber von Adalberts Profess und demnach auch zu Modestus’ Gehilfen B ist ganz offensichtlich: insgesamt horizontalisiertes Schriftmodul mit deutlich archaisierenden Elementen (Dominanz des langen „s“ auch in der Endposition, überwiegendes aufgerichtetes „d“ der Minuskelschrift, Buchstabe „r“ reicht leicht bis unter die Grundlinie), charakterische, brückenförmig ausgeführte Ligatur „ct“, gemeinsames Verhältnis der geschlossenen Bäuche von Buchstabe „g“ (der untere Bauch steht in



Břevnov

473

Abb. 227c: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 6v (Hand A).

474

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schreibrichtung leicht vor – dieses Merkmal wurde von Modestus’ Gehilfen nicht geteilt, ist aber für die Schrift von Adalberts Professio charakteristisch), Tendenz, den Bauch von Buchstabe „a“ hoch, fast erst am Schaftkopf anzusetzen (Kalligraph A erreicht freilich keinen direkt dreieckförmigen Duktus wie dies in den beiden vorhergehenden miteinander verwandten Erscheinungsformen der Schreiber der Fall war). Die Zugehörigkeit von Schreiber A zu einem böhmischen Skriptorium kann noch um ein Stützargument bereichert werden, selbst wenn es sich im Vergleich zur Břevnover Affinität dabei um ein bloßes Indiz handelt: Schreiber G, den wir in Kodex Ms. 114 lediglich als völlig marginalen Gelegenheitsschreiber antreffen, war an der Entstehung von mindestens noch einer Handschrift beteiligt, deren Überreste im heutigen Handschriftenbestand Tschechiens enthalten sind. Konkret handelt es sich um zwei aneinander anschließende Pergamentfalze des Rückens in der ersten (A´ – A) bzw. letzten (B´ – B) Lage des Wiegendrucks Nr. 50 der Olmützer Kapitelbibliothek (Abb. 231).391 Beide Falze entstanden durch horizontale Teilung des Pergamentbogens (Doppelblatts) in der Mitte, der in der entsprechenden Lage (der alten, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Foliierung nach ging es um fol. 176 und 177) den inneren Bogen des ursprünglichen Buchblocks bildete. Bei dem erhalten gebliebenen Fragment handelt es sich um ein Messformular für Pfingstsonntag und Pfingstmontag.

Abb. 231: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. Wiegendruck Nr. 50.

In der gegebenen Situation ist es leicht, die ursprüngliche Form des Folios zu rekonstruieren: Es handelt sich um ein Blatt mit den Maßen 15,5 × 23,0 cm, der Schriftspiegel war 10,5 cm breit und wurde von beiden Seiten von einer doppelten, am Rücken 1,0 cm und am Außenrand 0,5 cm breiten Blindlinie begrenzt. Die Hand von Schreiber G, die jedweden Text auf beiden Fragmentteilen schreibt, gehört einem sehr sicheren und erfahrenen Schreiber, dessen Erscheinungsbild sich von den 391 Heutiger Aufbewahrungsort des Originals: LA Opava – Nebenstelle Olomouc, KapitelB, Wiegendruck Nr. 50; die erste Lage der Inkunabel ist mit A8 signiert, die letzte dann mit Nn4.



Břevnov

475

erhaltenen Břevnover Händen am meisten zum Vermächtnis von Otlohs Regionalstil der gestochenen, eleganten und grazilen karolingischen Minuskel bekannte, der damals in Mittelosteuropa in Mode gewesen war. Zwischenbilanz Wir können also eine kurze Zwischenbilanz ziehen: Während der Kodex, der die älteste Břevnover Bibliotheksprovenienz aufweist (Wiener Cod. 908), von seiner kalligraphischen Anlage her isoliert blieb, obgleich in einer anderen (heute fragmentarisch erhaltenen) Handschrift eine weitere Arbeit seines Schreibers entdeckt werden konnte, trägt die um den Schreiber des Břevnover Blattes der sog. Profess des hl. Adalberts konzentrierte Gruppe bereits deutliche Spuren einer gemeinsamen Ausbildung von einigen in ihr identifizierten Schreiberindividualitäten. Wir sind hier demzufolge zweifellos einer um Mitte des 11.  Jahrhunderts tätigen Schreibschule auf der Spur, die (vorerst offenbar überwiegend) Kodizes mit Gebrauchscharakter produziert (ein typisches Beispiel hierfür ist Kodex IV.D.7 des Clementinums), in denen die Arbeit der Kalligraphen im Interesse des Einübens (?) oder Beschleunigens (?) der Schreibproduktion in den Hintergrund tritt, und zwar zugunsten eines (oder mehrerer) Schreibertandems, deren Arbeit sich stellenweise in fast unglaublich kurzen Intervallen abwechselt (typisch bei Ms 114). Freilich sind die Schreiber der Haupttexte nicht das einzige mögliche Mittel, das Umfeld zu identifizieren, in dem diese Denkmäler entstanden oder aktiv genutzt wurden. Unschätzbare Informationen liefert auch die Umgebung der Glossen und ihrer Verfasser. Träger von wichtigen Provenienzmerkmalen sind auch jüngere Interpolationen in ältere, textlich bereits abgeschlossene Buchkomplexe. Auch der Charakter dieser „interpretierenden“ Zusätze darf nicht übergangen werden. Einfache Interpretationsglossen (bisweilen nur aus einem Wort bestehende, mehr oder weniger abgehackte Texte) sind ein im Umfeld von mittelalterlichen Handschriften sehr häufig anzutreffendes Phänomen und zugleich ein Indikator für eine bloße einfache Verwendung des kopierten Textes. Von größerer Bedeutung sind zusammenhängendere Komplexe, die einen interpretatorischen Standpunkt des Benutzers präsentieren; diese Interpretationsglossen können wir als Spur eines tiefergehenden Interesses am gelesenen Text ansehen, besonders dann, wenn es sich um einen originalen Standpunkt des „Verfassers“ handelt. Das Umfeld der Břevnover Schreibschule ermöglicht es uns, in beide Ebenen Einblick zu bekommen, wie mit Büchern gearbeitet wurde. Die Gruppe von „Glossator B“: R 388 – IX.C6 – IV.D.7 Ausgangspunkt beim Studium der Glossatorenspuren im böhmischen Benediktinerumfeld ist die bereits über eine Reihe von Jahrzehnten aufmerksam studierte und

476

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

berühmte Handschrift der Rajhrader Benediktinerabtei mit der Signatur R 388.392 Der wesentlichste Mangel dieser Studien war (neben den beträchtlich apriorischen Standpunkten besonders seitens der Paläobohemisten) das Faktum, dass die grafische Seite dieser Handschrift nur im Rahmen des Kodex selbst betrachtet wurde, ohne nach weiteren möglichen Bezügen zu verwandtem kodikologischem Material zu suchen. Auf gewisse Weise ist dies bei der Schicht der kirchenslawischen Zusätze und Interpolationen gerechtfertigt, wo die Suche nach morphologisch identischem oder zumindest verwandtem Material im Hinblick auf Charakter und Menge der erhalten gebliebenen kyrillischen Denkmäler des 10.–11. Jahrhunderts praktisch unmöglich ist. Qualitativ und quantitativ völlig anders verhält es sich jedoch bei den in karolingischer Minuskel geschriebenen lateinischen Texten. Fassen wir aber zunächst die wesentlichen Informationen zusammen.393 Kodex R 388 besteht in seiner heutigen Gestalt aus 19 Pergamentlagen, das Pergament ist auf beiden Seiten gut verarbeitet, die Anordnung der Bögen respektiert die sog. Gregory-Regel. Vor der Beschreibung wurden die Blätter des Beschreibstoffes (19,0 × 20,5 cm: de facto ein Quartformat) mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung versehen, der Schriftspiegel (14,0 × 16,0 cm) wird auf beiden Seiten von einer Doppellinie begrenzt, deren Breite am Außenrand 0,8 cm und am Rücken 0,9 cm beträgt. Der Zeilenabstand beträgt 0,8 cm. Auch die Einstiche in den Beschreibstoff sind gut erhalten. Die kustodenlosen Lagen sind nach folgender Lagenformel angeordnet: [IV – 1 + 1(7)]1 + [3 × IV(30)]2–4 + [III + 2(38)]5 + [IV(46)]6 + [III + 2(54)]7 + [6 × IV(102)]8–13 + [III + 2(110)]14 + [3 × IV(134)]15–17 + [1(135)]18 + [II – 1(139)]19

Defekte und Unregelmäßigkeiten der Lagen sind nach folgendem Schema erkennbar, fol. 2 wurde erst im 11. Jahrhundert dem ursprünglichen Quaternio hinzugefügt, fol. 6 ist doppelt (der modernen Foliierung nach heute als 6a, 6b bezeichnet), fol. 23 ist ebenfalls doppelt (heute 23a, 23b). Fol. 137 ist ein Deperditum.

392 Heutiger Aufbewahrungsort des Originals: Museum der Brünner Region, Bibliothek der Rajh­ rader Benediktinerabtei, Sign. R 388; Dokoupil, Vladislav, Soupis rukopisů knihovny benediktinů v Rajhradě (Soupisy rukopisů fondů Universitní knihovny v Brně 4), Praha 1966, S. 189– 190. Das Digitalisat der ganzen Handschrift ist abrufbar unter: [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. 393 Für die moderne, besonders slawistische Forschung wurde Kodex R 388 von František Palacký am 14. August 1837 bei seinem Besuch von Rajhrad entdeckt. Die grundlegenden Arbeiten über die Handschrift wurden zusammengefasst von Horálek, Karel, Rajhradské Martyrologium Adonis a otázka české cyrilice, in: Listy filologické 66 (1939) S. 23–43.



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Břevnov

Schema der 1. Lage von Handschrift Cod. R 388.

Schema der 5. Lage von Handschrift Cod. R 388.

Schema der 7. Lage von Handschrift Cod. R 388.

Schema der 14. Lage von Handschrift Cod. R 388.

Die Handschrift ist mit einer neuzeitlichen Pergamentbindung versehen, die sich allerdings von den einheitlichen Rajhrader Pergamentbindungen unterscheidet. Der älteste explizit angegebene Provenienzvermerk ist die Angabe auf fol. 1r: Mo-

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

nasterii Rayhradensis Ord. S. Benedicti 1709. Es handelt sich wohl um eine Akquisition des Rajhrader Propstes Antonín Pirm (1709–1744).394 Der Inhalt von R 388 ist, wenn wir ihn auf die wesentlichen Teile und relevanten Interpolationen des 11. Jahrhunderts beschränken, wie folgt: fol. 1r–1v: Quo genere vel cultu sancti martyres venerandi sunt. Ex libris beati Augustini episcopi fol. 2r–2v: Abschrift des vorhergehenden Folios von Hand B, zum 11. Jh. gehörend (siehe unten) fol. 3r: Ymnus sancti Ambrosii in laudem sanctorum martyrum. Aeterna Christi munera × in sempiterna saecula. Amen (= AH 2, S. 74 Nr. 95) fol. 3r–138r: Martyrologium Adonis fol. 26v: zu den IV. Iden des Februars eingetragene beneSchema der 19. Lage diktinische Interpolation: Ipso die sanctę Scolasticae, sovon Handschrift Cod. roris sancti Benedicti abbatis von Hand B, zum 11. JahrR 388. hundert gehörend (siehe unten): Abb. 232e fol. 34v: nekrologischer Zusatz aus dem 11. Jahrhundert von der Hand des Glossators D (siehe unten): Obiit Volica matrona: Abb. 234b fol. 70r: kyrillische Homilie Ps.-Iohannis Chrysostomi НА РОЖЬЄТО СТЬę БЦę fol. 70v: Signum crucis mirabile × regnans per omnem seculum amen (= cf. AH 2, S.  86 Nr. 119) Salve crux sancta × cui laus sit in evum (= AH 53, S.  86) beide Hymnen geschrieben von Hand B, zum 11. Jahrhundert gehörend (siehe unten): Abb. 232a

394 Dokoupil, Soupis rukopisů (wie Anm. 392), S. 14 und S. 190; es muss angemerkt werden, dass sich das Adj. „Rayhradensis“ auf einer Rasur befindet, von der ursprünglichen Schicht ist heute nur der Anfangsbuchstabe „B“ deutlich sichtbar, es handelt sich ursprünglich also höchstwahrscheinlich um einen Provenienzvermerk der Břevnover Bibliothek, der sekundär durch Überschreibung in Rajhrader abgeändert wurde – Ryšánek, František, Kyrilské a jiné přípisky v rajhradském Martyrologiu Adově – padělky Hankovy, in: Listy filologické 76 (1953) S. 249–279, insbes. S. 255. Nur am Rande sei bemerkt, dass Handschrift R 388 (zusammen mit Missale R 396, Brevier R 387 und dem Graduale R 412) zu den Kodizes zählt, die traditionell als bereits aus der Zeit der Klostergründung stammende Relikte der ältesten Ausstattung der Rajhrader Bibliothek angesehen wurden – vgl. Mährisches LA Brno, E 6 Benediktini Rajhrad, Inv.-Nr. 2467, Sign. Fa 20, fol. 2r mit handschriftlichen, als Notata ad historiam Bibliothecae Rayhradensis conficiendam bezeichneten Vermerken von Alexius Habrich aus dem Jahr 1771.



Břevnov

479

fol. 99r: interlineare cyprianische Zusätze aus dem 11. Jahrhundert von der Hand des Glossators D (siehe unten): Abb. 234a fol. 105v–106r: am oberen Rand von Hand B dazugeschriebener neumierter Tropus zu Ehren des hl. Cyprian, zum 11. Jahrhundert gehörend (siehe unten): Abb. 232b–c fol. 107r: Hl. Wenzel-Interpolation von Hand B, zum 11. Jahrhundert gehörend (siehe unten): Abb. 232d fol. 138r–139r: Chronicon breve

Abb. 232a: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 70v.

480

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 232b: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 105v.

Abb. 232c: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 106r.

Abb. 232d: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 107r.

Abb. 232e: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 26v.



Břevnov

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Abb. 234a: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 99r.

Abb. 234b: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 34v.

Paläographisch ist Kodex R 388 bislang noch nicht komplex bearbeitet worden. Seine heutige Gestalt ist zweifellos das Ergebnis von zwei Phasen. An der ersten Phase waren drei Schreiberhände beteiligt, nämlich die zwei Schreiber des Haupttextes (Hände A, E) und der überwiegend Glossen schreibende Schreiber C. Zu dieser Zeit befand sich die Handschrift noch außerhalb von Böhmen. Eine genauere Lokalisierung des Mutterskriptoriums ist vorerst unsicher, somit variiert auch eine zeitliche Einordnung der ältesten Schicht von R 388 und ist nur grob. Selbst der große Kenner der frühkarolingischen Buchschrift Bernhard Bischoff hat keinen einheitlichen und eindeutigen Standpunkt bezogen.395 Es ist offensichtlich, dass Schreiberhände A und E eine starke Affinität aufweisen, typisch für E ist ein ver395 Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen 2 (wie Anm. 276), S. 256 datiert R 388 an die Wende des 9./10. Jhs., sein letzter Standpunkt wurde veröffentlicht in: Bischoff – Ebersperger, Katalog 1 (wie Anm. 44), S. 149 Nr. 694, wo er den Kodex in das 10. Jh. verlegt und ihn nur allgemein in Ostfrankreich ansiedelt.

482

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

größerter Modus der im Vergleich zu A sehr instabilen Schrift; Glossator C ist eine etwas jüngere Hand, ohne gemeinsame Bezüge zu A und E. Der jeweilige Anteil ihrer Arbeiten ist wie folgt: – Schreiber A arbeitete an fol. 1r–1v und 3r–65v. – Schreiber E beschrieb fol. 66r–70r und 71r–138r. – Glossator C schrieb den Text auf fol. 138r (ab A nativitate) bis fol. 139r und verstreut über die ganze Handschrift Glossen.396 Die zweite Arbeitsphase an R 388 ist für uns viel wichtiger, da es sich um Texte handelt, die ganz sicher bereits in Böhmen entstanden sind, und zwar im Umfeld der Benediktiner. Die Hauptperson, die in dieser Schicht ihre Spur hinterlassen hat, ist Schreiber und Glossator B.397 Seine Hauptarbeit an R 388 wurde oben zusammenfassend dargestellt. Auf den ersten Blick zieht die Konzentration von Glossator B auf die musikalische Komponente der kopierten Texte die Aufmerksamkeit auf sich (er beherrscht die Neumenschrift des St. Galler Typs), gleichzeitig ist er der Verfasser der wichtigen bohemikalen Adaption des Textes Martyrologii Adonis zu den IV. Kalenden des Okobers, d.h. zum 28. September, auf den der Feiertag des hl. Wenzel fiel: Ipso die in Boemia festa Uencezlaui recolitur beati quem gladius fratris Bolezlaui gaudentem miserat [a]stris.

Die Hand von Glossator B kennen wir auch in „kanonisierter“ Buchform, einmal als er auf fol. 70v zwei das Heilige Kreuz lobpreisende Hymnen aufzeichnete, und dann als er auf fol. 2 den Text des vorhergehenden Folios kopierte. Dank dieser Fügung glücklicher Umstände können wir ebensolche klare Spuren einer Břevnover Affinität beobachten, wie sie weiter oben bei der um Adalberts Profess konzentrierten Gruppe festgestellt wurde. Am charakteristischsten ist wohl die brückenartige Form der Ligatur „ct“, die er auch in seinem freieren Erscheinungsbild in den Glossen beibehält. Auch die Grafik seiner Hand berechtigt uns demnach dazu, den Schluss zu ziehen, dass die Arbeit des Glossators und Gelegenheitsschreibers B zum um die Mitte des 11.  Jahrhunderts betriebenen Břevnover Skriptorium gehört, also zur der Zeit, als Meinhard dort Abt war. 396 Einer Analyse der Glossen von R 388 bislang die größte Aufmerksamkeit gewidmet hat Flodr, Miroslav, Paleografické poznámky k  rajhradskému rukopisu Adova Martyrologia, in: Časopis Matice moravské 75 (1956) S. 323–338, insbes. S. 333–335. 397 Nur als Kuriosität sei angeführt, dass Ryšánek, Kyrilské a jiné přípisky (wie Anm. 394), S. 275 die Arbeit des von mir als „Glossator B“ bezeichneten Schreibers, dessen Hand zweifelsohne dem 11. Jh. angehört, als ein aus der Feder von Václav Hanka (1791–1861) stammendes Falsifikat ansieht.



Břevnov

483

Die Schrift von Glossator B ist in ihrer kalligraphischen Variante regelmäßig und gestochen elegant, der Schreiber vermeidet jegliche „Modernismen“, besonders was die Schaftfüße der Buchstaben „m“ und „n“ betrifft, die bei ihm regelmäßig stumpf auf der Grundlinie enden. Die Schaftköpfe bei den Buchstaben mit Oberlänge sind mit einem dreieckförmigen Ansatz versehen. Der untere Bauch bei Buchstabe „g“ ist für gewöhnlich relativ klein. Die sich zur Grafik des Břevnover Skriptoriums bekennende brückenartige Ligatur „ct“ wurde bereits erwähnt. Alle Charakteristika sind in einer leicht geläufigeren Form auch bei den von seiner Hand geschriebenen Glossen erkennbar. Wenn es der Raum erlaubt, wird der vertikale Charakter der Schrift stärker, bei den Glossen ist die häufigere Variante „a“ mit einem fast am Schaftkopf angesetztem Bauch geläufiger. Dieses Phänomen ist freilich allgemeinerer Natur, wir begegnen ihm noch bei den Břevnover Herkunft aufweisenden Glossen im Kapitel-Kodex A 156 weiter unten. Das besondere Interesse von Glossator B an der Musik ging über die gängige monastische Praxis hinaus. Dies entnehme ich den Spuren, die er in dem Kodex der NB der Tschechischen Republik IX.C.6 (= Cim. C 19) hinterlassen hat, die eine sich zu Boethius bekennende Quadrivium-Handschrift enthalten.398 Diese besteht aus 154 Blatt eines nur grob bearbeiteten Pergaments, die in 20 Lagen ohne Kustoden gemäß folgender Lagenformel angeordnet wurden: [5 × IV(40)]1–5 + [III + 1(46)]6 + [2 × IV(61)]7–8 + [2(63)]9 + [8 × IV(132)]10–17 + [III + 1(140)]18 + [III + 1(147)]19 + [III + 1 (154)]20

Auf folgende Defekte muss hingewiesen werden: In der 6. Lage wurde bei der Foliierung das fol. zwischen fol. 44 und 45 ausgelassen, in der 8. Lage ist fol. 60 doppelt (nummeriert als fol. 60, fol. 60A), in der  14. Lage wurde fol. 114 irrtümlich zu fol. 119 „korrigiert“, mit diesem Fehler wird dann weitergezählt, beim Übergang von der 17. zur 18. Lage wurde Nummer 133 ganz weggelassen, die Foliierung der ganzen Handschrift endet mit fol. 153, von dem letzten Blatt ist ein Ausschnitt erhalten geblieben, der ungefähr die Größe der oberen Hälfte hat und ohne Foliierung blieb.

398 Truhlář, Josef, Catalogus codicum manu scriptorum latinorum, qui in c. r. bibliotheca publica atque universitatis Pragensis asservantur 2, Pragae 1906, S. 13 Nr. 1717, hier wird die Handschrift in das 10.–11. Jh. datiert. Zu einer möglichen Nutzung dieses Boethius im schulischen Umfeld Böhmens äußerte sich Vidmanová, Anežka, Boethius. Poslední Říman, Praha 1982, S. 30, positiv, als sie annahm, dass Kodex IX.C.6 erst im 12. Jh. nach Böhmen gelangte, als man an der Prager Domschule St. Veit das Quadrivium angefangen habe zu unterrichten, wohin angeblich auch Boethius in Form der erwähnten Handschrift gelangt sein soll. Ich erinnere nur daran, dass sich authentische Anklänge an Boethius nur teilweise in der Arithmetik und in der Musik, die uns hier freilich in erster Linie interessiert, befinden – vgl. Vidmanová, Ebd., S. 26.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schema der 6. Lage von Handschrift Cod. IX C 6.

Schema der 19. Lage von Handschrift Cod. IX C 6.

Schema der 18. Lage von Handschrift Cod. IX C 6.

Schema der 20. Lage von Handschrift Cod. IX C 6.



Břevnov

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Der eigentliche Text wurde auf einer mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung vorbereiteten Schreibfläche mit den Maßen 22,0 × 29,0 cm geschrieben, der Schriftspiegel beträgt 14,0 × 23,5 cm und wird von beiden Seiten von einer 0,7 cm breiten Doppellinie begrenzt. Der Zeilenabstand beträgt 0,8–0,9 cm und entspricht den erhalten gebliebenen Einstichen. Die gesamte Quadrivium-Handschrift wurde von der Hand eines erfahrenen Schreibers aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts geschrieben, es ist demnach sehr unwahrscheinlich, dass sie ihrer Entstehung nach zum Břevnover Skriptorium gehören könnte, nichtsdestoweniger deutet das Vorhandensein von Glossator B am unteren Rand von fol. 112r klar darauf hin, dass sie bereits ungefähr Mitte des 11. Jahrhunderts Bestandteil der Břevnover Bibliothek war und gerade Glossator B zum Studium gedient hat, der aus ihr Informationen über die antike Musiklehre bezogen hat (Abb. 233a). In seiner Arbeit nimmt er sogar einen eigenen Standpunkt ein, denn im Falle der soeben angeführten Glosse war er höchstwahrscheinlich auch der Verfasser des Textes. Die Frage nach der Herkunft von Handschrift IX.C.6 müssen wir hier vorerst noch offen lassen und uns mit der Feststellung ihrer alten Břevnover Bibliotheksprovenienz zufrieden geben.

Abb. 233a: Praha, NB, Sign. IX.C.6, fol. 112r.

Gewissheit über eine Břevnover Provenienz der Hand von Glossator B erlangen wir dann durch Identifizierung seiner Arbeit in der Randglosse auf Folio 23v der Handschrift IV.D.7, bezüglich welcher weiter oben festgestellt wurde, dass sie bereits mit ihrer Entstehung zum Břevnover Skriptorium der Mitte des 11. Jahrhunderts gehört (Abb. 233b).

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 233b: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 23v.

Gruppe des „Glossators D“: R 388 – R 384 Eine weitere Glossatorenhand, die Handschrift R 388 mit einem anderen kodikologischen Denkmal verbindet und die sich mit ihrer Grafik noch zum 11. Jahrhundert bekennt, ist die Hand des Martyrologium Adonis, die ich als Hand „D“ bezeichne. Es handelt sich um einen reinen Glossator und Gelegenheitskorrektor, dessen Hand sehr robust ist, was als gewisses Anzeichen für Unsicherheit und Unerfahrenheit angesehen werden kann. In R 388 hinterließ er auf fol. 34v seine Spur, wo er zu den VI. Kalenden des April (d.h. am 27. März) den nekrologischen Zusatz Obiit Volica matrona aufzeichnete, ferner trug er auf fol. 99r kleine Interlinearglossen und Korrekturen ein, die sich auf den heiligen Cyprian beziehen. Seine Arbeit registrieren wir, wenn auch in einem völlig minimalistischen Umfang, in einem Kodex der Rajhrader Bibliothek, dessen Inhalt die Vitae patrum sind und der mit R 384 signiert ist.399 Darin kommt die Hand von Glossator D nur einmal vor, und zwar auf fol. 71v (Abb. 235). Seine Anmerkung ist rein auxiliärer Natur (LXX – septuaginta). Neben der Präsenz von Glossator D, den wir im Hinblick auf sein Vorkommen in R 388 im 11. Jahrhundert als Břevnover Glossator bezeichnen können, taucht in Kodex R 384 eine ganze Reihe jüngerer Glossen auf, unter denen auf dem letzten Folio (fol. 99v) auch eine Gruppe kleiner Zusätze und Federproben vorkommen, die man in das 12.  Jahrhundert datieren kann und in denen sich eine Anspielung auf den (höchstwahrscheinlich damals aktuell regieren399 Dokoupil, Soupis rukopisů (wie Anm. 392), S. 183–184. Das Digitalisat der ganzen Handschrift ist abrufbar unter: [letzter Zugriff am 27. 05. 2022].



Břevnov

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Abb. 235: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei ­Rajhrad, Sign. R 384, fol. 71v.

den) Herzog befindet: dux Uladizlau[s]. Auch diese Tatsache berechtigt uns dazu, in R 384 ein Bohemicum zu sehen, zumindest was seine Aufbewahrung betrifft, und zwar bereits ab Mitte des 11. Jahrhunderts. Trotzdem kann man ihn nicht als Produkt des Břevnover Skriptoriums ansehen, da keine seiner Hände einen nach-

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

weislichen Bezug zur vorhergehenden Quellengruppe hat. Der Kodex wurde von drei Schreibern mit folgendem jeweiligem Anteil geschrieben: – Hand A auf fol. 1r–9v, 15r–24v, 26r–26v, 30v–31r, 52v–58r – Hand B auf fol. 9v–14v, 25r–26r, 26v–30v, 31v–52r, 58r–69r, 69v–70v, 71r–97v, 98v–99r – Hand C auf fol. 69r, 70v–71r R 384 ist in typischer Rajhrader Pergamentbindung gebunden, was auch dem Provenienzzusatz auf fol. 1r: Monasterii Rayhradensis O. S. Benedicti entspricht. Der Zusatz stammt von der gleichen Hand, die in R 388 die (wahrscheinliche) Břevnover Provenienz in eine Rajhrader abänderte, der Vermerk stammt demnach vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Trotzdem befand sich R 384 höchstwahrscheinlich bereits spätestens im Jahr 1673 in der Rajhrader Bibliothek, da sich eine vom Rajhrader Benediktiner Vojtěch Clement in diesem Jahr angefertigte Abschrift des Kodex erhalten hat.400 Ergänzen wir die Grundangaben zum Buchblock: Insgesamt 99 Folia steifes und angegrautes Pergament wurde in 12 regelmäßigen Lagengruppen ohne Kustoden angeordnet: [10 × IV(80)]1–10 + [V(90)]11 + [IV + 1(99)]12 Schema der 12. Lage von Handschrift Cod. R 384.

Die einzelnen Blätter mit den Maßen 19,0 × 25,0 cm sind mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung versehen, allerdings entspricht die horizontale Linierung nicht den erhalten gebliebenen Einstichen, die sehr atypisch am Rücken angebracht wurden. Der Schriftspiegel (14,0 × 22,0 cm) wird von beiden Seiten durch eine 0,8 cm breite Doppellinie begrenzt, der Zeilenabstand beträgt ebenfalls 0,8 cm.

400 Clements Abschrift (auf 344 Papierblättern) wird in einer sehr beschädigten, angesengten Bindung aufbewahrt in: Mährisches LA Brno, E 6 Benediktini Rajhrad, Karton 389, Sign. H f 9.



Břevnov

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Sermones A 156 Weiter oben wurde erwähnt, dass zu den Handschriften, die sich mit ihren Glossen bereits im 11. Jahrhundert zum Břevnover Umfeld bekennen, auch der Prager Kapitel-Kodex A 156 zählt.401 Durch das Verdienst von Zdeňka Hledíková wurde diese Tatsache hinlänglich bewiesen,402 deshalb beschränke ich mich darauf, hier nur die notwendigsten kodikologischen und paläographischen Informationen zu ergänzen. Die zitierte Handschrift ist zweifellos die älteste bisher identifizierte Handschrift der Břevnover Klosterbibliothek überhaupt, Zdeňka Hledíkovás Hypothese, sie zähle zu ihrer ursprünglichen Ausstattung, hat einen sehr hohen Wahrscheinlichkeitsgrad. Sie konnte spätestens während der durch die Benediktiner von Niederaltaich unter der Leitung von Abt Meinhard erfolgten „zweiten Gründung“ des Břevnover Klosters erworben worden sein, in diesem Fall wäre sie der Břevnover Handschriftensammlung höchstwahrscheinlich irgendwann in den Vierziger-Jahren des 11. Jahrhunderts einverleibt worden. Die eigentlich frühkarolingische Zimelie ist das Ergebnis einer Arbeit von insgesamt sechs Schreiberhänden (davon zwei zusammenarbeitende Hauptschreiber: A + B und weitere vier Gelegenheitsschreiber: C – F) mit jeweils folgendem Anteil: – Schreiber A: fol. 1r–19v, 21r–44v, 45r, 46r, 47r, 48v, 49r–63v, 64v–70r, 70v–84v, 87r, 89v–97r, 98v–99r, 100r, 100v–102r, 106v–107r, 109v–123r, 126r–127v – Schreiber B: fol. 20r–20v, 44v, 45v, 46v, 47v–48v, 49r, 64r, 70r, 85r–87r, 87v–89r, 97v–98r, 102r–106r, 107v – Schreiber C: fol. 99v – Schreiber D: fol. 100r – Schreiber E: fol. 107v–109r – Schreiber F: fol. 123v–125v Der Einband von A 156 ist ein gotischer Holzdeckeleinband, der vom Buchrücken bis ungefähr einem Drittel der Breite des Vorder- und Hinterdeckels mit hellem Leder bezogen ist, in der Mitte hat er eine funktionierende Schließe, an den Enden Beschläge. Der Vorderspiegel besteht aus dem bloßgelegten Einbanddeckel, auf dem ein Schildchen mit einem Exlibris des Kapitels aufgeklebt ist, die Innenseite des Hinterdeckels hat überhaupt keinen Überzug. Der Buchblock403 hat 18 Lagen eines qualitativ sehr schlechten, häufig perforierten und sehr dünnen Pergaments 401 Patera – Podlaha, Soupis rukopisů 1 (wie Anm. 258), S. 163 Nr. 261. 402 Hledíková, Nejstarší břevnovský rukopis (wie Anm. 358), S. 41–52. 403 An dieser Stelle möchte ich dem Verwalter der Prager Kapitel-Bibliothek, Herrn Dr. Marek Suchý, meinen Dank für sein außerordentliches Entgegenkommen und seine Kooperationsbereitschaft aussprechen, was mir ermöglichte, das Original gründlich in Augenschein zu nehmen.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schema der 6. Lage von Handschrift Cod. A 156.

Schema der 9. Lage von Handschrift Cod. A 156.

mit sehr gut zu unterscheidender Haar- und Fleischseite, die Anordnung der Bögen respektiert konsequent die sog. Gregory-Regel. Die meisten Lagen sind jeweils am Ende einer Lage mit Lagenkustoden versehen (keine Kustoden haben Lage dreizehn, vierzehn und fünfzehn, ferner die beiden letzten Lagen siebzehn und achtzehn), die die Form von römischen Ziffern haben: II (= heute die 1. Lage im Buchblock!), III, IIII, V, VI, VII, VIII, VIIII, X, XI, XII, XIII, XVI. Das Lagenschema sieht dann wie folgt aus: [5 × IV(40)]1–5 + [III + 2(48)]6 + [2 × IV(64)]7–8 + [III + 2(72)]9 + [6 × IV(118)]10–15 + [II + 1(123)]16 + [2 × I(127)]17–18

Der Defekt der sechsten Lage entstand dadurch, dass der ursprüngliche Bogen (fol. 42–47) zerrissen wurde und heute die Form von selbständigen Einzelblättern Schema der 16. Lage von hat, zu dem gleichen Defekt kam es bei der neunten Handschrift Cod. A 156. Lage (der ursprünglich fol. 67–70 bildende Bogen ist zerrissen), die letzten beiden Lagen bestehen aus jeweils einem Bogen, und das letzte Bifolio hat ein etwas kleineres Format als die Bögen aller vorhergehenden



Břevnov

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Abb. 236: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 156, fol. 33r.

Lagen. Bei der Foliierung des Kodex war ein Fehler unterlaufen, und zwar in der 10. Lage, wo zwischen fol. 75 und fol. 76 ursprünglich zwei Folien ausgelassen wurden. Diese ursprünglich nicht nummerierten Folien sind heute mit der mit Bleistift eingetragenen Foliierung fol. 75/1 und fol. 75/2 versehen.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Die einzelnen Blätter (18,0 × 25,0 cm) wurden vor ihrer Beschriftung mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung versehen, der Schriftspiegel (13,0 × 19,0 cm) wird links am Rücken überwiegend von einer (ausnahmsweise bisweilen auch doppelten, 1,0 cm breiten) Linie, am äußeren Rand dann immer von einer 1,0 cm breiten Doppellinie begrenzt. Auch die Zeilen haben den gleichen Abstand. Die Hände der Glossatoren lassen sich zwar in keinem weiteren Kodex Břevnover Provenienz identifizieren, die Glossen sind überdies für ein detaillierteres Studium zu klein, erwähnenswert ist vielleicht nur die auf fol. 33r durchgeführte „Aktualisierung“, mit welcher eine Hand des 11. Jahrhunderts das frühkarolingische „a“ (in der Gestalt „cc“) in die für den Leser „annehmbarere“ Minuskelform „korrigierte“ (Abb. 236). Es ist nicht uninteressant, dass diese Minuskelform einen auffällig dreieckförmigen Duktus aufweist, der weiter oben als für Břevnov typisch dokumentiert wurde. Ein einziger isolierter Buchstabe reicht verständlicherweise nicht aus, um daraus eine Schlussfolgerung zu formulieren. Am bekanntesten und von Hledíková richtig gelesen ist wohl das Bohemicum auf fol. 16r. Auch hier ist es schwierig, ein näheres Alter zu bestimmen, ich nehme an, dass es sich in diesem Falle um einen etwas jüngeren Zusatz handelt, der gegenüber dem Břevnover Duktus aus der Mitte des 11. Jahrhunderts einen deutlich vertikalisierteren Modus aufweist, der eher an die Wende des 11./12. Jahrhunderts passt. Er fällt eindeutig nicht in die Zeit der oben erwähnten „Aktualisierungen“, was an seiner Břevnover Provenienz aber nichts ändert. Jüngere Interpolationen: IV.D.7 – R 418 – XIII.G.12 Die restliche Gruppe verbindet die Identität einer Schreiberhand, in beiden Fällen handelt sich sich bei ihr allerdings um jüngere Schreiber, von denen wir einen bereits als Autor einer „musikalischen Ergänzung“ im Břevnover Kodex IV.D.7 kennengelernt haben, wo ich ihn als Schreiber C bezeichnet habe (siehe weiter oben). Dort wurde auch festgestellt, dass es sich um eine jüngere, in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts gehörende Hand handelt. Die Hauptarbeit dieses Schreibers ist aber sein Anteil an einem benediktinischen Graduale der Rajhrader Klosterbibliothek mit der Signatur R 418.404 Die benediktinische und böhmische Provenienz dieses Kodex ist eine bekannte Tatsache (die Litanei enthält den hl. Benedikt und die hl. Scholastika, von den böhmischen Schutzpatronen wird der hl. Adalbert und

404 Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 418; Dokoupil, Soupis rukopisů (wie Anm.  392), S.  238–239, dort Begründung der böhmischen benediktinischen Provenienz. Das Digitalisat der ganzen Handschrift ist abrufbar unter: [letzter Zugriff am 27. 05. 2022].



Břevnov

Schema der 1. Lage von Handschrift Cod. R 418.

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Schema der 6. Lage von Handschrift Cod. R 418.

auch der hl. Wenzel aufgeführt, die hl. Ludmilla fehlt noch, was in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts für Böhmen typisch ist405). Der Kodex ist in einer sehr wurmstichigen gotischen Deckelbindung erhalten geblieben,406 mit dem Rest eines Lederüberzugs auf dem Hinterdeckel und dem Rest einer Schließe, ohne Vorsätze. Heute hat die Handschrift 19 Pergamentlagen ohne Kustoden, davon 18 ursprüngliche und eine (die 5., aus nur einem Bogen bestehenden Lage), die im frühen 14. Jahrhundert beigeheftet wurde: [IV + 1(9)]1 + [2 × IV(25)]2–3 + [II(28B)]4 + [I(30)]5 + [III + 1(37)]6 + [4 × IV(69)]7–10 + [IV - 1(77)]11 + [7 × IV(133)]12–18 + [IV + 2 (143)]19

405 Die Verbreitung ihres Kultes beschrieb Kubín, Petr, Sedm přemyslovských kultů (Opera Facultatis theologiae catholicae Universitatis Carolinae – Historia et historia atrium 12), Praha 2011, S. 81–123. Ihr lokaler Kult hat seine Wurzeln im Umfeld des St.-Georg-Kultes, und zwar bereits in den Siebziger-/Achtziger-Jahren des 10. Jhs. Auf diözesaler Ebene setzt er sich freilich erst unter dem Episkopat des Prager Bischofs Daniel I. (1148–1167) durch – vgl. Kubín, Ebd., S. 112 und ferner Kubín, Petr, Kult svaté Ludmily v době přemyslovské, in: Ludmila. Kněžna a světice, hg. von Jakub Izdný und Koll., Praha 2020, S. 295–319, besonders S. 318–319. 406 Es handelt sich jedoch keineswegs, so wie Dokoupil, Soupis rukopisů (wie Anm. 392), S. 238 angibt, um den Originaleinband aus der Mitte des 12. Jhs.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schema der 11. Lage von Handschrift Cod. R 418.

Schema der 19. Lage von Handschrift Cod. R 418.

Von den Unregelmäßigkeiten muss ein Fehler in der Foliierung in der vierten Lage explizit erwähnt werden: Auf fol. 28 folgt fol. 28B, in der elften Lage befindet sich das in die Foliierung miteinbezogene Deperditum fol. 72. Das von der Qualität her sehr schlechte, steife, bräunliche Pergament war stellenweise nur sehr grob bearbeitet (bisweilen sogar mit deutlichen Haarresten: am deutlichsten auf Folio 14r), beim Übereinanderlegen der einzelnen Bögen war es demnach kein Problem, die sog. Gregory-Regel einzuhalten. Der Kodex hat in heutiger Form ein verkleinertes Format (12,0 × 16,5 cm), die Randeinstiche sind demzufolge nur sporadisch erhalten geblieben. Die Lineatur wurde ebenfalls sehr nachlässig durchgeführt, sie ist in horizontaler und auch vertikaler Richtung blind. Der Schriftspiegel von 8,0 × 11,0 cm wird auf beiden Seiten durch eine Linie begrenzt, der Zeilenabstand beträgt 0,8 cm. An der Entstehung der Handschrift waren phasenweise insgesamt neun Schreiber mit folgendem Anteil beteiligt: – Hand A: fol. 1r–1v, 4r (edificavit – maiestate sua), 37r–37v – Hand B: fol. 2r–28Bv, 33r–36v; es handelt sich um die Hand des Interpolators der Břevnover Handschrift IV.D.7 (siehe oben) – Hand C: fol. 29r–30v – Hand D: fol. 31r – Hand E: fol. 31v – Hand F: fol. 31r (nur das Misericordiam meam non am Folienende), 31v–32v, 118r–142v



Břevnov

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Abb. 237: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei ­Rajhrad, Sign. R 418, fol. 1r (Hand A).

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 238: Praha, NB, Sign. XIII.G.12, fol. 155r (Hand F).



Břevnov

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– Hand G: fol. 33r – Hand H: fol. 38r–117v – Hand I: fol. 143r

Schema der 20. Lage von Handschrift Cod. XIII G 12.

Schema der 21. Lage von Handschrift Cod. XIII G 12.

Für die Rekonstruktion des Břevnover Skriptoriums der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in welches die Erstellung von R 418 fällt, ist auch Hand A von Bedeutung (Abb. 237), die (wie Hand F: Abb. 238) an der Entstehung der Handschrift des Clementinums XIII.G.12. beteiligt war. Mit ihr wird die ganze Serie der mit der Rekonstruktion des ältesten Břevnover Skriptoriums zuammenhängenden Kodizes beschlossen.407 Ich fasse hier zumindest die wesentlichen kodikologischen und paläographischen Informationen zusammen, es handelt sich nämlich (ebenso wie dies bei R 418 der Fall war) um eine Handschrift, die aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt. Der Kodex ist mit einem lederbezogenen Deckeleinband versehen, der Spuren von zwei Schließen hat, die Vorsätze werden vorn und hinten von 407 Truhlář, Catalogus 2 (wie Anm. 398), S. 264–265 Nr. 2379. Der Kodex weist keinerlei Anzeichen für irgendeine ältere Provenienz auf; vgl. Plocek, Catalogus 1 (wie Anm. 387), S. 564 Nr. 165. Das Digitalisat der ganzen Handschrift ist abrufbar unter: [letzter Zugriff am 27. 03. 2020].

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

einem angeklebten Pergamentblatt verdeckt, das Federproben ohne deutliche Provenienzmerkmale enthält. Insgesamt 160 Folien eines insgesamt feinen und gut bearbeiteten Pergaments sind in 21 Lagen gemäß folgender Lagenformel angeordnet: [3 × IV(24)]1–3 + [III(30)]4 + [3 × IV(54)]5–7 + [I(56)]8 + [11 × IV(144)]9–19 + [III + 1(151)]20 + [IV + 1(160)]21

Die Lagenkustoden haben die Form von römischen Ziffern und befinden sich bei den ersten dreizehn Lagen immer am Anfang: I, II, III, IIII, V, VI, VII, VIII, VIIII, X, XI, XII, XIII, am Ende der vierzehnten Lage: XIIII, die übrigen Lagen sind kustodenlos. Hinsichtlich der Schreiber verhält es sich wie folgt: – Schreiber A schreibt fol. 1r–56v – Schreiber B schreibt fol. 57r–96r – Schreiber C schreibt fol. 97v–133v, 135r (nur Vulnerasti – thuris), 137r–141v (dort die ersten fünf Zeilen) – Schreiber D schreibt fol. 134r–136v – Schreiber E schreibt fol. 141v (ab der 6. Zeile) –144v, 146r–146v (nach dilectus meus) – Schreiber F schreibt fol. 145r–145v, 146v (ab mihi loquitur) –160r Mit dieser Handschrift des Clementinums, die wir Břevnovs erster Hälfte des 12. Jahrhunderts zuschreiben können, wird die Gruppe der auf einer Kombination von Bibliotheksprovenienz und Schreiberidentität, ggf. Verwandtschaft basierenden miteinander verknüpften Beziehungen beschlossen. Gesamtzusammenfassung Aus dem Umfeld des gorzisch orientierten bayerischen Niederaltaich kommt Meinhard nach Břevnov, während dessen langer Amtszeit (1035/1044–1089) die Gründung der ersten Schreibschule auf böhmischem Boden erfolgt, deren Spuren wir heute in den erhalten gebliebenen Denkmälern identifizieren können. Die Rekonstruktion des Břevnover Skriptoriums basiert primär auf Methoden, die von einer paläographischen Analyse im engeren Sinne unabhängig sind. Es geht hierbei in erster Linie um das Zusammentragen der heute an verschiedenen Orten aufbewahrten Kodizes mit alter (noch mittelalterlicher) Břevnover Bibliotheksprovenienz und um die Suche nach Bezügen zwischen den Handschriften bzw. Fragmenten, die keine expliziten Provenienzmerkmale aufweisen. Hierher gehören vorrangig Cod. 908 der Österreichischen Nationalbibliothek mit dem Inhalt De laudibus sanctae Crucis von Rabanus Maurus, das vom Inhalt her bunte Manuskript der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main



Břevnov

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mit der Signatur Ms. 114, und das Homiliar der Prager Kapitel-Bibliothek A 156. Mit den beiden erstgenannten hängen die fragmentarisch in der NB der Tschechischen Republik unter der Signatur IV.A.24 erhaltenen Sermones von Papst Leo dem Großen und das ebenfalls nur als Fragment erhaltene Missale aus dem Einband der Inkunabel Nr. 50 der Bibliothek des Olmützer Metropolitan-Kapitels St. Wenzel grafisch unmittelbar zusammen. Ein wichtiger „Angelpunkt“ der Břevnover Schreibschule ist der sog. Professbrief des hl. Adalbert (NA, ŘB Břevnov, Inv. Nr. 191). Bei ihm ist eine Břevnover Provenienz der Schrift faktisch sicher, der Duktus seiner Hand hinterließ im Břevnover Skriptorium darüberhinaus eine gewisse Tradition. Verwandte Schreibausprägungen finden wir nämlich in dem bereits erwähnten Frankfurter Kodex Ms. 114 (dort geht es um die Hand von Kalligraph „A“) und ferner in der Handschrift mit den Homilien von Gregor dem Großen aus der NB der Tschechischen Republik, Sign. IV.D.7 (Hilfsschreiber „B“). Hauptschreiber in diesem Kodex des Clementinums ist der einzige namentlich bekannte Schreiber des Břevnover Skriptoriums, nämlich Bruder Modestus. Eine benediktinische Provenienz von Handschrift IV.D.7 bestätigt auch das Vorhandensein jüngerer Zusätze, die sich ihrer Schrift nach zur ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bekennen. Die Zusätze erfolgten von einer Hand, die auch von einem mit Sicherheit böhmischen benediktinischen Graduale her bekannt ist, das heute unter der Signatur R 418 im Museum der Brünner Region aufbewahrt wird, und zwar in der Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad. Ein wichtiger Indikator für die Břevnover Schreibschule ist auch die als „Glossator B“ bezeichnete Hand. Dieser Schreiber hat am meisten an neumierten Texten gearbeitet, die von ihm Mitte des 11. Jahrhunderts dem ansonsten frühkarolingischen Martyrologium Adonis (heute Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388) hinzugefügt wurden. Neben den mit Noten versehenen Texten hat Glossator B überdies den Text des Martyrologiums für das Umfeld der böhmischen Benediktiner adaptiert (Feiertag des hl. Wenzel, der hl. Scholastika); dass R 388 sich im 11. Jahrhundert in Böhmen befand, wird auch durch die bekannten kirchenslawischen Ergänzungen dokumentiert, die parallel zur Arbeit von Glossator B erfolgten. Sein Interesse an der Musiktheorie schlug sich auch in den Glossen nieder, die er in der Handschrift von Boethius’ Quadrivium (Tschechische Nationalbibliothek, Sign. IX.C.6) hinterließ, das ebenfalls zur Ausstattung der Břevnover Bibliothek unter Meinhardus gezählt haben muss, obgleich es selbst bereits früher – in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts – geschrieben wurde, also noch außerhalb von Břevnov. Es überrascht nicht, dass Glossator B auch in dem in der NB der Tschechischen Republik unter der Signatur IV.D.7 aufbewahrten Kodex eine kleine Spur hinterlassen hat. Die in Břevnov um Mitte des 11. Jahrhunderts während Meinhards Amtszeit tätige Schreibschule hat demnach einen gemischten Charakter. Es treten dort par-

500

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

allel im Grunde genommen zwei Schreibergruppen auf. Einerseits eine kalligraphische mit einer qualitativ sehr hoch stehenden und stabilen Schreibausprägung, die keinen direkten Bezug zu weiteren Schreibern hat, deren Vertreter wahrscheinlich bereits als fertige Schreiberpersönlichkeiten nach Břevnov gekommen waren. Aus paläographischer Sicht sind es Träger der hochkarolingischen Minuskel, die sich zum Umkreis von Otlohs (mitteleuropäischem) Regionalstil bekennen. Zu ihren Arbeiten zählt der Wiener Cod. 908, das Fragment IV.A.24 aus dem Clementinum und das heutige Olmützer Fragment des Missales in der Inkunabel Nr. 50 der Bibliothek des Metropolitan-Kapitels St. Wenzel. Die zweite Gruppe besteht aus Händen, die ihrem Duktus nach untereinander eine Verwandtschaft aufweisen und die wir im engeren Sinne als Repräsentanten der Břevnover Schule interpretieren können. Zu ihren Arbeiten zählt der sog. Professbrief des hl. Adalbert, ihr Anteil an der heutigen Frankfurter Handschrift Ms. 114 und ihr Anteil an Kodex IV.D.7. des Clementinums. Zu ihnen gehört auch die Hand von Glossator B. Sign.

Alter/Provenienz

Bezug zu Břevnov

Begründung der Provenienz

A 156

IX.in. südöstliches Bayern (Bischoff ) – XI./XII. Břevnov: Glossen und grafische „Adaption“

Spätestens ab Mitte 11. Jh. Bestandteil der Bibliothek

– bohemikale Glosse auf fol. 16r – Exlibris Břevnov 14. Jh. auf fol. 1r

R 388

– IX./X. Ostfrankreich (Bischoff ) – XI.med. Břevnov: Glossen und Nachträge

Spätestens ab Mitte 11. Jh. Bestandteil der Bibliothek

– Exlibris Břevnov? 18. Jh. auf fol. 1r – zwei nachweislich Břevnover Glossatoren – liturgische Spuren des böhmischen Benediktinerumfeldes

IX.C.6

XI.1

Spätestens ab Mitte 11. Jh. Bestandteil der Bibliothek

– nachweislich Břevnover Glossator

Cod. 908

XI.med.

Produkt des Břevnover Skriptoriums und Bestandteil der Bibliothek

– Exlibris Břevnov 12. Jh. auf fol. 1v – Exlibris Břevnov 14. Jh. auf fol. 1r – Hand wiederholt sich in IV.A.24 (Frag.)

IV.A.24 (Frag.)

XI.med.

Produkt des Břevnover Skriptoriums und höchstwahrscheinlich auch Bestandteil der Bibliothek

– Hand wiederholt sich in Cod. 908



Břevnov

Sign.

Alter/Provenienz

Bezug zu Břevnov

501 Begründung der Provenienz

Ms 114

XI.med.

Produkt des Břevnover Skriptoriums und Bestandteil der Bibliothek

– Exlibris Břevnov 14. Jh. auf fol. 81r – eine Hand wiederholt sich in PT 50 (Frag.) – Affinität zum Schreiber der Professio Adalberti (ŘB Břevnov 191)

PT 50 (frag.)

XI.med.

Produkt des Břevnover Skriptoriums und höchstwahrscheinlich auch Bestandteil der Bibliothek

– Hand wiederholt sich in Ms 114

ŘB Břevnov 191 (Professio Adalberti)

XI.med.

Produkt des Břevnover Skriptoriums

– die bohemikale (Břev­ nover) benediktinische Provenienz ergibt sich aus dem Charakter des Inhalts der Quelle

IV.D.7

XI.med.

Produkt des Břevnover Skriptorium sund Bestandteil der Bibliothek

– nachweislich Břevnover Glossator – Affinität zum Schreiber der Professio Adalberti (ŘB Břevnov 191)

R 384

XI.2

Ab zweiter Hälfte 11. Jh. Bestandteil der Bibliothek

– nachweislich Břevnover Glossator

XIII.G.12

XII.1

Produkt des Břevnover Skriptoriums und Bestandteil der Bibliothek

– einer der Schreiber wiederholt sich in R 418

R 418

XII.1

Produkt des Břevnover Skriptoriums und Bestandteil der Bibliothek

– einer der Schreiber wiederholt sich in XIII.G.12 – einer der Schreiber interpoliert IV.D.7 – seiner Struktur nach bekennt sich das Sanktorale zum böhmischen Benediktinerumfeld

502

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

IV.3 Hradisko bei Olomouc Olmütz – Bischofssitz von Mähren – hat sich in der frühmittelalterlichen Ära besonders unter dem Episkopat von Heinrich Zdík (1126–1150)408 bekanntermaßen 408 Zdíks Episkopat wurde zusammenfassend ausgewertet von Novotný, Václav, Od Břetislava I. po Přemysla I. (České dějiny I/2), Praha 1913, S. 585ff; neuer dann Žemlička, Čechy v době knížecí (wie Anm. 13), S. 240–253 und Bláhová – Frolík – Profantová, Velké dějiny zemí Koruny české 1 (wie Anm.  17), S.  533ff. und neuer Wihoda, Martin, České 12. století mezi zbožnými ideály a zkušeností všedního dne, in: Christianizace českých zemí ve středoevropské perspektivě, hg. von Jiří Hanuš und Koll. (Země a kultura ve střední Evropě 19), Brno 2011, S. 121–140.



Hradisko bei Olomouc

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aktiv an der Buch- und auch Urkundenproduktion beteiligt. Mit dem Namen dieses Olmützer Diözesanen lässt sich nachweislich ein Qualitätsschub nach vorne in Verbindung bringen, sowohl an der dortigen heimischen Domschule (zusammenfassend als Olmützer Skriptorium bezeichnet)409 als auch an den Institutionen, deren Entstehung Heinrich Zdík selbst oder zusammen mit weiteren Persönlichkeiten initiiert hat: Als Pars pro toto kann man das Kloster Strahov und Zdíks Betreuung von dessen Klosterbibliothek anführen.410 Zdíks nicht wegzudiskutierende ausgeprägte Persönlichkeit411 marginalisiert jedoch ein wenig das Interesse daran, das kontextuelle Umfeld zu studieren, in dem sich die Olmützer Schreibwerkstatt im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts bewegt hat, nämlich die Zentren, deren Produktion tiefer zurückreicht und noch in eine Zeit fällt, bevor Zdík in der Olmützer (mährischen) Diözese gewirkt hat, weswegen sie ihre Entstehung diesem Olmützer Bischof nicht zu verdanken hat. Dies gilt (bis Mitte des 12. Jahrhunderts) in erster Linie für die wichtigste Benediktinerabtei in Mähren, für Kloster Hradisch (Hradisko) bei Olmütz.412 Der nahegelegene Sitz der Olmützer Teilfürsten verlieh der Hradischer Gründung bereits von Anfang an den prominenten Charakter eines in die höfische Umgebung eingebundenen Zentrums, die Klosterkirche erfüllte dann über einen gewissen Zeitraum logischerweise die Funktion eines Mausoleums für den Olmützer Zweig der přemyslidischen Teilfürsten. Deshalb ist es ein wenig verwunderlich, dass die Hradischer Abtei bisher kein systematischeres paläographisches Interesse geweckt hat, und zwar auch im Hinblick auf die in der Literatur zwar mehrfach deklarierte,

409 Einzelne, nicht immer völlig haltbare Beobachtungen der älteren Literatur auf ein qualitativ neues Niveau brachte die monographische Studie von Flodr, Skriptorium olomoucké (wie Anm. 25), passim; einzelne Schlussfolgerungen Flodrs wurden präzisiert von Bistřický, Studien zum Urkunden- Brief- und Handschriftenwesen (wie Anm.  34), S.  135–258 und Ders., Písemnosti olomouckého biskupa Jindřicha Zdíka (wie Anm. 34), S. 32–74. Bistřickýs Schlussfolgerungen sind u.a. durch die Bereicherung von „Zdíks Materie“ um ein Pontifikale, das in einer späteren und überarbeiteten Version in der Quedlingburger Klosterbibliothek aufbewahrt wurde (heute Halle/Saale, Universitäts- und Landesbibliothek, Sign. Qued. 78), von Bedeutung – vgl. Bistřický, Jan, Předběžná zpráva o rukopisu Zdíkova pontifikálu, in: Acta UP Olomouc – philosophico-aesthetica 5 (1979) S. 55–58. 410 Pražák, Ke vzniku pražského Hildebertova kodexu (wie Anm.  315); Ders., Pozůstatky Strahovské knihovny 12. století (wie Anm.  36); Ders., Z  počátků Strahovské knihovny (wie Anm. 36); Ders., K existenci strahovského skriptoria (wie Anm. 36). 411 Bislang die neueste zusammenfassende Darstellung seiner Persönlichkeit findet sich in einer Kurzbiographie von Bistřický, Jan, Muž reformy na olomouckém stolci. Jindřich Zdík, in: Osobnosti moravských dějin 1, hg. von Libor Jan – Zdeněk Drahoš, Brno 2006, S. 27–43. 412 Von den neueren Zusammenfassungen der Klostergeschichte, einschließlich eines bibliographischen Anhangs, kann man verweisen auf: Foltýn, Dušan und Koll., Encyklopedie moravských a slezských klášterů, Praha 2005, S. 513–522 (Eintrag „Olomouc–Klášterní Hradisko“) und auf Regesta pontificum Romanorum (wie Anm. 299), S. 205–208.

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indes bislang immer noch nur hypothetisch angenommene Existenz eines dortigen ausgereiften Skriptoriums.413 Der unter dem Episkopat des Olmützer Bischofs Heinrich Zdík erfolgte rasche und vor allem rasante Aufstieg der Olmützer Domschreibstube überschattet zwar ein wenig die grafischen Ausdrucksformen der Benediktinerabtei in Hradisch bei Olmütz, trotzdem lassen indes nicht nur die notwendige Ausstattung mit den „obligatorischen“ Liturgika, sondern auch das belegte Interesse an der Pflege der heimischen historiografischen Tradition (Annales Gradicenses et Opatovicenses)414 die höheren Ambitionen der Hradischer Benediktiner erahnen, die ohne ein heimisches Skriptorium nur schwerlich realisierbar gewesen wären und die zweifellos mit der Person des letzten Benediktinerabtes von Hradisch Bohumil zusammenhängen. Sein Name wird, ebenso wie dies bei dem Břevnover Abt Meinhard der Fall war, mit dem bedeutenden Umbau des Klosters in Verbindung gebracht.415 In der methodischen Einführung zu diesem Kapitel wurde bereits festgehalten, dass Ausgangspunkt und eine Art „fester Angelpunkt“ der in diese Richtung führenden Überlegungen die Handschrift des berühmten Olmützer Kollektariums und die Tätigkeit ihres Hauptschreibers („R“: Abb. 243a–b) sein kann, der sich im bekannten Dedikationsbild in diesem Kodex selbst abbildete, womit er uns seine Zugehörigkeit zum Benediktinerorden verriet.416 Das Olmützer Kollektarium (früher ungenau als Olmützer Horologium bezeichnet) ist eine exklusive liturgische Handschrift, die in einem Einband erhalten geblieben ist, von dessen ursprünglicher Gestalt nur der vordere Holzdeckel und Reste eines abgewetzten Saffianlederüberzugs erhalten blieb, der hintere Holzde413 Diese Thesen werden am häufigsten im Zusammenhang mit der ikonographischen Interpretation des sog. Dedikationsbildes im Olmützer Kollektarium aufgestellt – vgl. Friedl, Hildebert a Everwin (wie Anm. 326), besonders S. 20–28. Aus kunstwissenschaftlicher Sicht und nicht ganz glücklich Černý, Pavol, Horologium olomoucké opět po dvaceti letech. Několik poznámek k jeho iluminátorské výzdobě, in: Historia artium 4. Sborník k osmdesátým narozeninám prof. PhDr. Rudolfa Chadraby, CSc., Acta UP Olomucensis. Facultas philosophica – philosophica-aesthetica 23 (2002) S. 87–110. 414 Dazu bislang am neuesten Wihoda, Martin, Anály hradišťsko-opatovické nebo První moravská kronika? Po stopách nekosmovského pojetí českých dějin, in: Morava a české národní vědomí od středověku po dnešek. Sborník příspěvků z konference Češi nebo Moravané? K vývoji národního vědomí na Moravě, konané dne 28. 2. 2001 v  Brně (Disputationes Moravicae 2), hg. von Jiří Malíř – Radomír Vlček, Brno 2001, S. 25–32. 415 Wihoda, Martin, Benediktinská kapitola v  dějinách kláštera Hradisko u Olomouce, in: Ve stopách sv. Benedikta. Sborník příspěvků z konference Středověké kláštery v zemích Koruny české konané ve dnech 24.–25. května 2001 v Třebíči, hg. von Libor Jan – Petr Obšusta (Disputationes Moravicae 3), Brno 2002, S. 36; Bohumils Bauaktivitäten wurden archäologisch allerdings bisher nicht bestätigt: dazu vgl. Kohoutek, Jiří, Výzkum benediktýnského kláštera Hradisko u Olomouce, Ebd., S. 211–217. 416 Ich wiederhole den heutigen Aufbewahrungsort des Originals: Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. A 144.



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Abb. 243a–243b: Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144, fol. 34v.

ckel ohne Überzug ist eine sekundäre Ergänzung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, als in den heute relativ instabilen und losen Einband hinter den Vorderspiegel und hinten am Ende des Buchblocks Papiervorsätze eingeklebt wurden; die letzte Bearbeitung des Einbands stammt aus dem Jahr 1974. In heutiger Form besteht der Buchblock aus 20 Lagen (I + 161 ff.) ohne Kustoden mit folgender Lagenformel:417 [V(9)]1 + [10 × IV(89)]2–11 + [IV + 1(98)]12 + [6 × IV(146)]13–18 + [III + 1(153)]19 + [IV(161)]20

Die erste Lage bildet ein Quinternio, wobei dessen erstes Blatt ein Pergamentvorsatz ist (heute foliiert als „I“), das zweite Blatt dieser Lage trägt die Foliierung „1“. Zwischen die heutigen fol. I und 1 wurde ein zweites, modernes unfoliiertes Vorsatzblatt aus dem 19. Jahrhundert eingefügt. Die 12. Lage ist ein Quaternio mit einem eingefügten Einzelblatt (heutiges fol. 92), die 19. Lage ist ein Ternio mit ebenfalls eingefügtem Einzelblatt (fol. 147). Höchstwahrscheinlich kam es bei einer der Umbindungen zu einer Änderung der logischen Aufeinanderfolge der Lagen, da die heutige 20. Lage hinter die 2. Lage, also hinter fol. 17 gehört. Verwendet wurde ein helles, gut geglättetes Pergament mit deutlich unterscheidbarer Haar- und Fleischseite, die Aufeinanderfolge der einzelnen Bögen respektiert die sog. Gregory-Regel. Die einzelnen Folien (28,5 × 21 cm) behalten die Einstiche bei, vor der Beschreibung wurde der Beschreibstoff mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung versehen; der Text wurde per extensum geschrieben, er wird an beiden Seiten von einer doppelten Blindlinie begrenzt. 417 Die detaillierteste, wenn auch nicht ganz fehlerlose Beschreibung des Kodex siehe bei: Bistřický – Červenka, Olomoucké horologium – Horologium Olomucense (wie Anm. 321), S. 65–75. In den Kontext des benediktinischen Skriptoriums wurde das Kollektarium gesetzt von Havel, Dalibor, K  benediktinskému skriptoriu v  Klášterním Hradisku u Olomouce ve 12. století, in: Campana Codex Civitas. Miroslao Flodr octogenario, hg. von Radana Červená – Jana Čermáková – Jiří Mitáček, Brno 2009, S. 136–176.

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Schema der 12. Lage von Handschrift Cod. A 144.

Schema der 19. Lage von Handschrift Cod. A 144.

Auf der Innenseite des heute losen vorderen Vorsatzes befindet sich eine sechszeilige Aufschrift aus den Jahren 1246–1247, welche die Beschlagnahme einiger Wertsachen aus dem Kirchenschatz durch Bischof Bruno von Schauenburg betrifft (Dominus Bruno, episcopus Olomucensis, post consecrationem suam accepit duas precioluces capellas cum pertinenciis pontificalibus etc.); auf der Vorderseite eines vor fol. 1 eingefügten Papierblattes Katalogangaben und Charakteristisierung des Inhalts der Handschrift in Aufschriften aus dem 19.  Jahrhunderts, auf dessen Rückseite mit Bleistift transkribierte Texte aus den Aufschriftsstreifen der Komposition auf fol. 34v. Der ganze Text (einschließlich des Grundschemas des Kalendariums) wurde von einer Schreiberhand (der Schreiber bezeichnet sich selbst als „R. scriptor“) in hochkalligraphischer und konservativer karolingischer Minuskel geschrieben (Abb. 242). Wenn freilich die Tätigkeit von Schreiber „R“ nur auf diese Handschrift beschränkt bliebe, könnten wir sie kaum näher interpretieren, und es bliebe uns nichts anderes übrig, als seine Arbeit an die Seite der parallel wirkenden Kalligraphen Hildebert und Everwin zu stellen, die sich zwar unauslöschlich in die Geschichte der romanischen Buchmalerei eingeschrieben haben, jedoch ohne von heimischen Wurzeln auszugehen und ohne einen ausdrücklicheren Fortsetzer hinterlassen zu haben. In diesem Sinne sind demnach beide typische Vertreter der „Wanderschreiber“, deren Tätigkeit in Mähren (und letztendlich auch in Böhmen) Zdíks intensiven Kontakt zum Rheingebiet gut dokumentiert. Kann man das Glei-



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Abb. 242: Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144, fol. 35r (Schreib­ arbeit von Kalligraph „R“).

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che jedoch von Schreiber „R“ und von seiner bereits auf den ersten Blick charakteristischen Handschrift behaupten? Repräsentiert seine Hand für das böhmische (bzw. mährische) Umfeld einen fremdartigen Duktus, oder ist sie aus den Wurzeln dieses Umfeldes erwachsen? Und hinterließ dieser Schreiber hier eine deutlichere Spur, als dies bislang angenommen wurde? Betrachtet man die im Großen und Ganzen zweifelsfreie Zugehörigkeit der Schreiberhand „R“ zum Benediktinerorden, muss man in einem Atemzug hinzufügen, dass, wenn man irgendwelche tiefere Wurzeln seiner Erscheinungsform in Betracht zieht, man diese tatsächlich am ehesten hinter den Mauern irgendeiner böhmischen oder mährischen Benediktinerabtei suchen müsste, die während der Zeit seines Wirkens (d.h. zur Wende der Dreißiger- und Vierziger-Jahre des 12. Jahrhunderts) in den böhmischen Ländern einen über hundert Jahre dauernden Werdegang hinter sich hatte, wobei man berechtigterweise davon ausgehen kann, dass es in diesem Zeitraum im Rahmen dieses Ordens in diesem Herrschaftsraum zur Herausbildung einer (wohl nicht nur) lokalen Schreibtradition gekommen war.418 Selbstverständlich kann man auch die nicht zu vernachlässigende Rolle eines für die langfristige Kultivierung einer heimischen Schreibschule günstige Bedingungen schaffenden „wirtschaftlichen“ Hinterlandes nicht auf das Abstellgleis schieben.419 Jegliche Bemühungen, in den böhmischen Ländern die Spuren von zumindest einem benediktinischen Skriptorium zu erfassen, sind bisher auf ein sehr gewichtiges Problem gestoßen: In mehr als nur einem Kodex fehlen die Belege für ausgeprägte Schreiberindividualitäten, und ebensowenig gibt es Belege für die Existenz von weiteren, mit einer solchen Individualität nachweisbar verwandten, zeitgleichen grafischen Erscheinungsformen. Bei Meinhards Břevnov wurde im vorhergehenden Kapitel eine Gruppe von Schreiberindividualitäten identifiziert, bei denen man die Wiederholung ihrer Arbeiten in mehr als nur einem Kodex nachweisen kann, und es fanden sich auch Hände, die aus demselben Umfeld stammten und untereinander Elemente einer grafischen Affinität aufwiesen. Der Fall des Hradischer Benediktiners „R“ erfüllt diese Bedingungen ebenfalls. Neben dem bisher einzigen in der Literatur bekannten grafischen Werk – dem Olmützer Kollektarium – das ganz sein (ohne Übertreibung gesagt meisterhaftes) Werk ist und weiter oben zusammen mit den entsprechenden Verweisen auf die 418 Für das 11. Jh. konnte in Böhmen bislang eine Schreibschule erfasst werden, und zwar in Břevnov – vgl. die Ausführungen weiter oben. 419 Zu diesen Aspekten der ältesten Geschichte des Hradischer Klosters weiterhin nutzbringend ist die Studie von Teige, Josef, Zpráva o pramenech dějin kláštera hradišťského u Olomouce (až do roku 1300), in: Věstník Královské české společnosti nauk. Třída filosoficko-historicko-filologická 12, 1893, Praha 1894; eine neue moderne und ausführliche Zusammenfassung wurde vorgelegt von Elbel, Petr, Hospodářské zázemí kláštera Hradiště u Olomouce v 11. a 12. století, in: Ve stopách sv. Benedikta (wie Anm. 415), S. 39–56.



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relevante Literatur bereits Erwähnung fand, gebührt seiner Hand ein bedeutender Anteil an der heutigen Strahover Abschrift der Werke von Johannes Cassian.420 Ihr neuzeitlicher (17. Jahrhundert) einfacher Pappeinband ist bedeckt von einem weißen, leicht vergilbten Pergament und mit zwei funktionierenden Metallschließen versehen. Die Innenseite des Vorder- und Hinterdeckels ist jeweils mit Papier bedeckt, die Handschrift hat ein vorderes und hinteres Vorsatzblatt aus Papier. Der Buchblock besteht aus 31 Pergamentlagen (237 ff.), die im Wesentlichen am Schluss der Lagen mit Kustoden bezeichnet sind, die Kustoden wurden mit einem Bleigriffel eingeritzt und sind stellenweise heute fast nicht lesbar; ihre Form ist verbal (prim9, scd9, terti9, quint9, sext9, sept9, non9), ab dem Dutzend haben sie die Form römischer Ziffern (XII9, XIIII9, XVI9–XXII9, XXV9–XXX9), ausgelassene Zahlen bedeuten Lagen ohne Kustoden: [III + 1(7)]1 + [III(13)]2 + [10 × IV(93)]3–12 + [II + 1(98)]13 + [10 × IV(178)]14–23 + [IV – 1(185)]24 + [6 × IV(233)]25–30 + [I + 2(237)]31

In der ersten Lage wurde das Ternio um ein Pergamenteinzelblatt erweitert (heutiges fol. 5), am Anfang der 13. Lage wurde ein Pergamenteinzelblatt hinzugefügt (fol. 94), in der 24. Lage kam es durch Herausschneiden des Schlussfolios aus dem ursprünglichen Quaternio, also hinter dem heutigen fol. 185, zu einem Textverlust, die letzte Lage (31.) bildet ein Pergamentbogen mit zwei am Anfang hinzugefügten Pergamenteinzelblättern (fol. 234 a 235). Auf beiden Seiten wurde ein durchschnittlich bearbeitetes Pergament mit weniger gut unterscheidbarer Haar- und Fleischseite verwendet, Einstiche sind nur sporadisch erhalten geblieben, und zwar infolge einer bei ihrer Umbindung erfolgten Verkleinerung des Formats der Handschrift, das Folio (25 × 18 cm) wurde vor seiner Beschreibung mit einer horizontalen und vertikalen Blindlineatur liniiert. Der Text wurde per extensum in einem Schriftspiegel von 20 × 12 cm geschrieben, der Zeilenabstand beträgt 0,7 cm und wird außen auf beiden Seiten von einer 0,7 cm breiten doppelten Blindlinie begrenzt. Auf fol. 2r befindet sich folgender Provenienzzusatz von einer Hand des 16. Jahrhunderts: Ex libris monasterii Gradicensis, auf dem VD-Spiegel ist ein Kupferstich-Exlibris aufgeklebt:421 Franciscus Greg. S. R. I. comes de Giannini ex march. Carpinetarum, dominus in Hulczin et Dobroslawitz &c., cath. Olom. infulatus pra420 Bibliothek der Königlichen Kanonie der Prämonstratenser vom Strahov, Sign. DA III 25; vgl. dazu bei Průvodce po rukopisných fondech v České republice 4 (wie Anm. 317), S. 215 Nr. 7 und ferner Pařez, Jan –Brodský, Pavel, Iluminované rukopisy strahovské knihovny, Praha 2008, S. 76 Nr. 16 (mit der Provenienz „Bayern?, um Mitte XII. Jahrhundert“). 421 Der Olmützer Kanoniker Franz Gregor Gianini von Carpinetti (1693–1758) und seine Bibliothek wurde erörtert von Kohout, Štěpán, Archivní prameny k zániku knihovny olomouckého kanovníka Gianniniho, in: Bibliotheca antiqua 2018, Olomouc 2018, S. 81–96.

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Schema der 1. Lage von Handschrift Cod. DA III 25.

Schema der 13. Lage von Handschrift Cod. DA III 25.

Schema der 24. Lage von Handschrift Cod. DA III 25.

Schema der 31. Lage von Handschrift Cod. DA III 25.



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elatus, scholasticus eiusdem et Wratislawien. canonicus, praepositus infulatus ad s. Mauricium Olomucii nec non s. Sedis apostolicae protonotarius honoris und darunter die Information, auf welchem Wege die Handschrift an seinen heutigen Aufbewahrungsort gelangte: In perpetuum amititiae signum obtulit cl. Josephus Dobrowsky, vir de re literaria insigniter meritus mihi - Godefrido Ioanni Dlabacz, canonico Strahoviensi, die 14. Septembris 1795 Pragae. Hinsichtlich der Buchmalerei erreicht dieser Kodex noch nicht einmal teilweise das Niveau der Stockholmer Zimelie, die im Hradischer Skriptorium in Zusammenarbeit mit den erfahrenen Schreibern Hildebert und Everwin geschaffen wurde. Stellenweise trifft man in ihr sogar auf Spuren eines ausgesprochenen Dilettantismus,422 trotzdem gewährt uns dieser umso kostbarere Beleg einen Einblick in das „Innenleben“ des Hradischer Skriptoriums. Neben Kalligraph „R“ (in der Strahover Handschrift handelt es sich um den an erster Stelle stehenden Schreiber, weswegen ich ihn mit der Sigle „A“ bezeichnen werde) können wir hier die Arbeit von insgesamt drei weiteren, eine klare Affinität zum Duktus des Schreibers „R“ (= „A“) aufweisenden Händen identifizieren. Fassen wir den Anteil der einzelnen Schreiber an der Entstehung des Strahover Kodex zusammen: – Hand A (= Benediktiner „R“) schreibt sukzessive die Folien: 1v–69r, 69v, 70r (die ersten drei Zeilen nach po in corde nostro), 70v (elf Zeilen) – 85v, 99r (neun Zeilen) – siehe Abb. 244, – Hand B schreibt fol. 69r (von Zeile Fünf bis zum Ende: qui non nisi in solitudine), fol. 70r (von Zeile drei bis zum Ende: nec ignem) – fol. 70v (nach der neunten Zeile invenitur), – Hand C (ein Dilettant, der sich als Schreiber augenscheinlich nicht bewährt hat) schreibt lediglich einen kurzen Abschnitt auf fol. 70v (auf den Zeilen neun – elf: Qui irascitur … qui amputandam), – Hand D schreibt fol. 86r–98v, ferner fol. 99r (von Zeile zehn: Nunc autem) – fol. 236r. Während Schreibhand „C“ ganz offensichtlich zu einem dilettantischen Schreiber gehört, der sich nicht bewährt hat und demzufolge keine morphologischen Elemente in sein rudimentäres grafisches Erscheinungsbild hat einfließen lassen, die seine Zugehörigkeit zum Skriptorium verraten würden, weisen die übrigen Schreiber untereinander ziemlich deutliche Spuren einer grafischen Affinität auf (deren charakteristischen Elemente vom Duktus des Schreibers „A“ abgeleitet sind, siehe weiter unten).

422 Vgl. z. B. den sehr schlecht abgeschätzten Raum für die in Federzeichnung ausgeführte Initiale in DA III 25, auf fol. 35r: „Quintus“.

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Abb. 244: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 49v (Kalligraph „R“).



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Die Qualität der geleisteten Schreibarbeit verrät in Kombination mit der Quantität ziemlich deutlich die Hierarchie der übrigen identifizierten Schreiber („A“, „B“ und „D“): Die führende Stellung gebührt hier – was gewiss keine überraschende Feststellung ist – der von mir mit Sigle „A“ bezeichneten Schreiberhand, die, wie wir bereits wissen, mit dem Schreiber des Olmützer Kollektariums – dem Hradischer Benediktiner „R“ – identisch ist.423 Hinsichtlich der unverwechselbaren Persönlichkeit seines Duktus, einer brillanten Sicherheit und eines beträchtlichen Gefühls für die tektonische Harmonie des Schriftaufbaus ist die Übereinstimmung des Stockholmer „R“ mit dem Strahover „A“ deutlich erkennbar und bar jeden Zweifels. Geringe Unterschiede ergeben sich aus dem doch ein wenig unterschiedlichen kalligraphischen Grad beider Manuskripte, wobei das Stockholmer Exemplar die Höchstform seines fast „maschinell“ präzisen Stils darstellt, während der Strahover Cassian stellenweise von Eile gezeichnet ist. Dem entspricht auch voll und ganz die Wahl des qualitativ schlechteren und an vielen Stellen mangelhaften Pergaments, wobei seine Verzierungen (es handelt sich meist um in Zinnober als Federzeichnung ausgeführte Initialen)424 die Grenze des Durchschnittlichen nicht überschreiten. Die übrigen beiden an der Entstehung des heutigen Strahover Manuskriptes kooperierenden und den Stil des Kalligraphen „A“ imitierenden Schreiberhände, nämlich Hand B und D, wirken wie dessen Hilfsschreiber, wie Schüler dieser führenden Schreiberpersönlichkeit. Zweifelsohne sind wir somit (im Einklang damit, was weiter oben gesagt wurde) der Produktion eines Skriptoriums auf der Spur, das den Charakter einer Schreibschule hat, die hinter den Mauern der Benediktinerabtei in Hradisch bei Olmütz unter der Leitung des Schreibers arbeitete, der im Dedikationsbild des Olmützer Kollektariums abgebildet wird, und zwar zur Wende der Dreißiger- und Vierziger-Jahre des 12. Jahrhunderts. In einem vorsichtiger formulierten, breiteren, ungefähr eine Schreibergeneration abdeckenden Zeithorizont kann man die Tätigkeit von Kalligraph „R“ und seiner Schule im Großen und Ganzen berechtigterweise in die Dreißiger- bis Vierziger-Jahre datieren. Der Hradischer Schreiberumkreis erreicht demnach parallel zu den gesteigerten Aktivitäten des Olmützer Kapitel-Skriptoriums unter dem Episkopat von Heinrich Zdík seinen Höhepunkt, das jedoch, wie weiter oben mit dem Verweis auf Flodrs relevante Untersuchungen bereits festgehalten wurde, im Unterschied 423 Die umfangreichste (schwarz-weiße) Kollektion an Schriftproben von Schreiberhand „R“ im Olmützer Kollektarium bringt Friedl, Hildebert a Everwin (wie Anm.  326), Bildanhang Nr. 1–12; ganzseitige Dedikationsillumination siehe in: Dějiny českého výtvarného umění I.1 (wie Anm. 348), S. 110 Abb. 75 mit Datierung zum Jahr 1136 ( Jiří Mašín). 424 Bibliothek der Königlichen Kanonie der Prämonstratenser vom Strahov, Sign. DA III 25, fol. 20r („D“e), fol.  35r („Q“uintus), fol.  49v („S“ecundum), fol.  55v („T“ercius), fol.  64v („Q“uarto), fol. 71r („Q“uinto), fol. 74r („S“extum), fol. 82r („S“eptimum). Es ist sehr signifikant, dass diese Form der Initialen ausschließlich den von der kalligraphischen Hand „A“ geschriebenen Text begleitet. Es handelt sich also höchstwahrscheinlich um seine Schöpfungen.

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zur Hradischer Schreibschule überwiegend Werkstattcharakter hat und keine allzu hohen ästhetischen Ambitionen vorweist. Eine Kooperation beider Umgebungen (der Olmützer und Hradischer) können wir dann nicht nur hypothetisch annehmen, sondern haben diese in dem Kollektarium nachweislich belegt, in welchem der Olmützer Bischof als Auftraggeber und das Hradischer Skriptorium (bereichert um die illuminatorischen Kräfte Hildebert und Everwin) als Realisator dieser anspruchsvollen repräsentativen Auftragsarbeit fungiert. Die hauptsächlichen, sozusagen konstitutiven Züge hat im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts der Benediktiner „R“ dem Hradischer Skriptorium aufgeprägt. Es wird folglich nicht an der Sache vorbeigehen, sich in erster Linie mit den Grundcharakteristika seiner persönlichen Erscheinungsform vertraut zu machen und anschließend die Elemente zusammenzufassen, die als miteinander geteilte formale Kriterien auch bei den übrigen, mit „R“ eine Familie bildenden und demnach dessen Schule darstellenden Schreibern vorkommen. Der Gesamteindruck, den der Anblick des von „R“ geschriebenen Textes beim Leser hervorruft, ist ein ausgeprägter Konservatismus und (wahrscheinlich bewusst hervorgerufener) archaischer Charakter der Schrift.425 Dieser Effekt wird durch das Bestreben erreicht, den quadratischen Modus bei den in den Mittellängen426 – also zwischen der zweiten und dritten Linie des Minuskelsystems – platzierten Buchstaben bestmöglich hervorzuheben (bei den Buchstaben „a“, „m“, „n“, „o“, „r“, „t“, „u“, manchmal sogar auch bei „c“ und „e“). Einen quadratischen „Grundriss“ appliziert dieser Schreiber auch beim langen „s“ und „f “, und zwar dank eines deutlichen, auf den Kopf des Grundschaftes dieser Buchstaben aufgesetzten leicht gewölbten Bogens. Die beschriebene Form des langen „s“ und „f “ gehört zu den markanten individuellen Zügen von Schreiber „R“, den er auch in seinem stellenweise nicht so sorgfältigen Erscheinungsbild auf den Folien des Strahover Cassians beibehielt. Mit seinem Konservatismus korrespondiert auch die insgesamt konsequente Verwendung dieser Buchstabenform des langen „s“ auch in den Endstellungen der Wörter. Ein nicht minder signifikanter Archaismus ist die Vorliebe für rundliche 425 Zu diesem Phänomen werde ich mich an anderer Stelle noch detaillierter äußern. Hier sei lediglich festgehalten, dass die Tendenz zu einer bewussten archaischen Stilisierung der Schrift als allgemein benediktinisches Element bezeichnet werden kann. Obwohl der angedeutete (den Rückzug des Benediktinerordens im 12. und 13. Jh. von seiner Stellung als dominanter monastischer Orden begleitende) Trend bislang nicht in breiteren kulturhistorischen Zusammenhängen untersucht wurde, wird er in einigen Studien, die auf Inhalt und Funktion der von Benediktinerskriptorien kopierten Texten ausgerichtet sind, von einem anderen Blickwinkel aus bestätigt – vgl. dazu: Uhlíř, Zdeněk, Codex gigas, jeho obsah a funkce, in: Codex gigas, ďáblova bible. Tajemství největší knihy světa, Praha 2007, S. 32 und 35. 426 Zur paläographischen Terminologie bislang am Neuesten vgl.: Šedivý, Juraj – Pátková, Hana, Vocabularium parvum scripturae latinae, Bratislava–Praha 2008; zur das Minuskelsystem betreffenden Terminologie vgl. Ebd., S. 52–53.



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Striche, die zusammen mit der Tendenz zu einem stumpfen Abschluss der Schäfte von „m“ und „n“ frühe Ausdrucksformen des gotischen Stils in der Buchschrift ablehnt, denen sich umgekehrt einige Vertreter des zeitgleichen Olmützer Skriptoriums nicht widersetzen. Progressivere Trends in seinem Schriftbild setzen sich wohl nur durch den gabelförmigen Abschluss der Schaftköpfe von „d“ und „l“ durch, was dieser Schreiber jedoch nur sehr unwillig in seinem grafischen Repertoire zulässt. Der soeben erwähnte Buchstabe „d“ dominiert dann bei ihm in seiner älteren, aufgerichteten Form über die runde „gotische“ Form. Die ligierte Form von „et“ (&) kommt nicht nur in der Funktion einer Konjunktion vor, sondern sporadisch auch in der Mitte von Wörtern. Systematisch dominiert diese Form bei seinem kalligraphischen Erscheinungsbild auf den Folien des Kollektariums, während man im Strahover Manuskript (wohl aus tachygraphischen Gründen?) bei ihm ebenfalls eine von den Tironischen Noten abgeleitete Form der Konjunktion „et“ registriert. Der höhere Kultiviertheitsgrad des Schreibbildes des Benediktiners „R“ spiegelt sich auch in dem von ihm verwendeten Interpunktionssystem wider. Es handelt sich dabei in der Tat um ein „System“, das die syntaktische Struktur des kopierten Textes reflektiert und in dem man relativ leicht bis zu drei grafisch mit in verschiedener Höhe platzierten Punkten differenzierte Grundunterscheidungsebenen ausmachen kann: Der am tiefsten gesetzte Punkt signalisiert die schwächste Pause, mit einem in der Mitte angeordneten Punkt (manchmal auch diagonal mit leicht umgeschlagenem Mittelstrich ausgeführt) wird eine media distinctio dargestellt, und finale Abschlüsse von beendeten Aussagen (Perioden) zeichnet er mittels eines in der oberen Partie der Mittellänge angeordneten Punktes auf.427 Auf die finale Distinktion folgt ein Majuskelbuchstabe am Anfang des anschließenden Satzes. Als Beispiel führe ich eine Passage aus Folio 49v der Strahover Handschrift an (aus praktischen Gründen unterscheide ich in der Transkription nur die finale Distinktion von den übrigen zwei, da diese zwei Abstufungen der niedrigeren Pause in der Handschriftenpraxis ebenfalls vermischt werden und oft kaum voneinander zu unterscheiden sind; in meiner Transkription haben sie die Form eines in der Mitte der Höhe der kurzen Buchstaben angeordneten Punktes):428 Nec enim sufficit solum corporale ieiunium ad conquirendam perfectę castimonię puritatem • nisi precesserit contricio spiritus • et oracio contra hunc inmundissimum 427 Dieses in mittelalterlichen Skriptorien am häufigsten verwendete System der syntaktischen Interpunktion mithilfe von (in verschiedener Höhe angeordneten) Punkten basiert auf der Theorie, die enthalten ist in: Isidori Hispalensis Etymologiae I.20.1–6 (De posituris). Isidor unterscheidet dort drei Stufen des „Satzsinnes“: Positura est figura ad distinguendos sensus per cola et commata et periodos, quae dum ordine suo adponitur, sensum nobis lectionis ostendit – vgl.: Isidor von Sevilla, Etymologie I–III, hg. von Daniel Korte – Jan Kalivoda (Knihovna středověké tradice 3), Praha 2000, S. 98 (mit juxtaponierter tschechischer Übersetzung). 428 Bibliothek der Königlichen Kanonie der Prämonstratenser vom Strahov, Sign. DA III 25, fol. 49v, Zeilen 20–27.

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spiritum perseverans• Dum continuata meditacio scripturarum • huicque fuerit sciencia spiritalis adiuncta • labor etiam opusque manuum instabiles cordis per vagationes cohercens ac revocans • et ante omnia fundata fuerit humilitas vera • sine qua nullus penitus vicus poterit umquam triumphus adquiri• Die oben charakterisierte Schreibhand repräsentiert nicht nur den Hauptvertreter des mährischen Benediktinerskriptoriums der ersten Hälfte des 12.  Jahrhunderts, sondern bildet gleichzeitig auch den Grundrahmen für die übrigen, von seinem Duktus und Schreibgewohnheiten abgeleiteten Schreiber, die in diesem Umfeld tätig waren. Richten wir deshalb unsere Aufmerksamkeit in erster Linie auf diejenigen Schreiber, welche zusammen mit Kalligraph „R“, d.h. mit Schreiberhand „A“, an der Entstehung des Strahover Manuskriptes mitgewirkt haben. Nach Auschluss des dilettantischen Versuches von Schreiber „C“ bleiben lediglich zwei Hände für einen Vergleich übrig: „B“ und „D“. Auf Folio 70v sehen wir aufeinanderfolgend die Arbeiten dieser Hände: „B“ in den Zeilen 1–8/9 (nach inveni/tur), und von Zeile 11 (ab dem Wort iram) bis zum Seitenende schreibt „A“. Die Arbeit der beiden Hände wird in nicht ganz drei Zeilen von der unsicheren Hand „C“ miteinander verbunden, und zwar in den Zeilen 9–11; siehe Abb. 245. Die Affinität zwischen „A“ und „B“ ist an einigen speziellen Atavismen im Aufbau der Ligatur „ct“429 und ferner am Duktus der Buchstaben „g“, „d“ und „l“ erkennbar. Es muss allerdings gleich zu Beginn des Versuches, die Hradischer Affinitäten zusammenzufassen, angemerkt werden, dass die weiter unten als Verwandtschaftskriterien aufgezählten Elemente bei einem jeden Schreiber individuellen Varianten unterliegen, die vom momentanen Schreibtempo, vom Grad der Konzentration und bestimmt von einer Reihe weiterer „äußerer Umstände“ (beispielsweise mögliche Unterschiede von bei Tageslicht und bei künstlicher Beleuchtung entstandenem Text u.ä.) abhängig sind, die sich in dem jeweils konkreten Schriftbild zum gegebenen Augenblick zwangsläufig niederschlagen mussten. Am überzeugendsten aus dieser ganzen Gruppe von Kriterien wirkt die Ligatur „ct“, die in ihrer speziellen Form nicht nur diesen beiden Hradischer Schreibern („A“ und „B“) anhaftet, sondern auch, wie weiter unten noch zu sehen sein wird, in dieser Schreibergeneration allgemein zum konstitutiven Element des Hradischer Duktus werden. Oben habe ich den Begriff „Ligatur“ verwendet. Genauer gesagt handelt es sich dabei um eine Art Überbleibsel dieser Ligatur, beide Buchstaben sind mehr oder weniger wieder getrennt, gleichwohl verblieb auf dem Schaftkopf des Buchstaben „t“ eine Art Überbleibsel einer Ligatur, die Kalligraph „R“ (= „A“) in die Form eines kleinen Kringels brachte. Dieselbe Form finden wir 429 Ihre Bedeutung für die Schriftanalyse wurde bereits hervorgehoben von Gilissen, Léon, L’expertise des écritures médiévales. Recherche d’une méthode avec application à un manuscrit du XIe siècle: le Lectionnaire de Lobbes: Codex Bruxellensis 18018 (Les publications de Scriptorium 6), Gand 1973, passim.



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Abb. 245: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 70v (Hände B, C, A = „R“).

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auch bei „B“ wieder, nur mit dem Unterschied einer insgesamt nach rechts, also in Schreibrichtung geneigten Schrift, während die Handschrift von „R“ konsequent senkrecht ist. Eine weitere deutliche Beeinflussung leugnen auch nicht die Buchstaben langes „s“ und „f “, die einen großen, flach gewölbten Bogen kopieren (in einigen Fällen nachweislich mit einem zweiten Strich selbständig geschrieben). Die unfunktionale retrograde „Dekomposition“ eines Buchstabens auf mehr Striche als zu seiner Aufzeichnung nötig, betrifft auch die Form des Buchstaben „l“. Dieser „Manierismus“, der mit dem Altern der runden karolingischen Minuskelschrift in den Benediktinerskriptorien zusammenhängt und unwiederbringlich deren Dekadenz und stilistischen Niedergang verkündet, verwandelte diesen von formaler Seite her völlig einfachen Buchstaben in einen dynamisch (an einigen Stellen gar fast „barock“) gewellten und durch die unterbrochene Linie deutlich aus seinem senkrechten Verlauf gebrachten Buchstaben. Bei beiden Schreiberhänden können wir eine alternative Verwendung der senkrechten mit einem Strich erzeugten Formen dieses Buchstabens beobachten. Eine ähnliche „Unruhe“ registrieren wir bei „A“ und auch „B“ im Falle des (aufgerichteten) Minuskelbuchstabens „d“. Die Form des an sich sehr komplizierten Buchstabens „g“ ist für gewöhnlich ebenfalls ein dankbarer Indikator sowohl für eine individuelle Schreiberhand, als auch für eventuelle verwandtschaftliche Bezüge, die eine gemeinsame Schulung anzeigen. Für Kalligraph „R“ ist die Form typisch, bei der die untere Schlinge (stellenweise relativ deutlich) nach rechts verlagert wird, bei Schreiber „B“ wird der aus dieser Erscheinung resultierende Effekt durch die bereits erwähnte Rechtsneigung seiner Schrift sehr abgeschwächt. Den individuellsten Eindruck unter den vier Schreibern des Strahover Kodex vermittelt Hand „D“. Bei ihr kann man zwar ein Vorkommen von praktisch allen formalen Kriterien (besonders der Ligatur „ct“ und der Form von „g“) verzeichnen, was sie dem Umkreis der Produktion des Hradischer Skriptoriums zuordnet, trotzdem wird alles vor dem Hintergrund eines morphologisch sehr instabilen und stellenweise nicht allzu kultivierten Erscheinungsbildes des Schreibers appliziert – siehe Abb. 246. Neben den beiden bisher behandelten und direkt mit der Person des Hradischer Benediktiners „R“ zusammenhängenden Kodizes können noch zwei Handschriftendenkmäler dem Kontext seiner Tätigkeit zugeordnet werden: zum Einen die (heutige) Olmützer Kapitel-Handschrift der Confessiones des Augustinus430, 430 LA Opava – Nebenstelle Olomouc, KapitelB, Sign. CO 96 – vgl. Bistřický – Boháček – Čáda, Seznam rukopisů Metropolitní kapituly v Olomouci (wie Anm. 217), S. 111 (der Kodex befindet sich bis Mitte des 12. Jhs. dort). Es sei angemerkt, dass dort neben den Confessiones noch Sermo de vita et moribus clericorum suorum und Sermo de s. Ioseph kopiert werden, die autorenmäßig ebenfalls zu Augustinus zählen, jedoch mit dem Vorbehalt einer gewissen Vereinfachung, die freilich die paläographische Schlussfolgerung keineswegs verzerren, den Olmützer Kapitel-Kodex CO 96 werde ich an dieser Stelle als Confessiones des Augustinus bezeichnen.



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Abb. 246: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 87r (Hand D).

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und ferner das liturgisch und musikwissenschaftlich unermesslich wertvolle Breviarium (genauer gesagt dessen Sommerteil) des Benediktinerritus R 387, das heute im Bestand der Rajhrader Benediktinerbibliothek aufbewahrt wird.431 Die in einem mit bräunlichem Pergament bezogenen Deckeleinband erhalten gebliebene Handschrift CO 96 war ursprünglich ein liber catenatus, Vorder- und Hinterdeckel waren mit jeweils fünf Buckeln versehen. Der Buchblock besteht aus 132 Folien eines vergilbten, anständig bearbeiteten Pergaments, die Anordnung der Bögen respektiert die sog. Gregroy-Regel. Die Folien (21,0 × 31,5 cm) weisen erhalten gebliebene Einstiche auf, sind mit einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung versehen; der Schriftspiegel (15,0 × 25,5 cm) wird von beiden Seiten von einer 0,7 breiten Doppellinie begrenzt, der Zeilenabstand beträgt 0,8 cm. Das vordere und auch hintere Vorsatzblatt besteht aus einem Pergamentbogen, von dem ein Blatt am Spiegel angeklebt wurde und das andere – lose Blatt – das Vorsatzblatt bildet. Insgesamt 17 Lagen mit Kustoden in Form von römischen Ziffern (jeweils am Lagenende, nur die letzte Lage ist kustodenlos) sind gemäß folgender Lagenformel angeordnet: [13 × IV(104)]1–13 + [III + 2(112)]14 + [2 × IV(128)]15–16 + [I + 2(132)]17

An der Entstehung der Olmützer Handschrift waren genauso, wie dies auch bei der Strahover Handschrift der Fall ist, insgesamt vier Schreiberhände beteiligt:432 – Schreiber E schreibt die erste Quaterniolage der Handschrift, d.h. fol. 1r–8v, – Schreiber F auf fol. 9r–42r (die ersten 25 Zeilen) und ferner fol. 51r (ab Zeile 5) –93v, – Schreiber G auf fol. 42r (ab Zeile 26)–51r (die ersten vier Zeilen), – Schreiber H auf fol. 94r–[132v]. Eine dominante Rolle kommt hier augenscheinlich Schreiberhand „F“ zu, die sich mit ihrer Grafik zur Schule des Benediktiners „R“ bekennt (vgl. die uns bereits vertraute Ligatur „ct“, ferner der Duktus der Buchstaben „l“, „d“ und „g“), das ganze Modul seines Schriftbildes ist wohl noch quadratischer als der seines offensichtlichen Musterschreibers „R“, auch die runden Linien (gut zu beobachten an Buchstabe „o“) werden trotz der Trends jener Zeit hervorgehoben. Umgekehrt kann man bei ihm im Unterschied zu „R“ in dem häufigen Vorkommen des runden „s“ in den Endstellungen der Wörter einen gewissen Fortschritt sehen – siehe Abb. 247. 431 Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 387 – vgl. Dokoupil, Soupis rukopisů (wie Anm. 392), S. 187–189. 432 Zu Kodex CO 96 am Rande geäußert hat sich auch Flodr, Skriptorium olomoucké (wie Anm. 25), S. 100 Anm. 247, der in ihm nur drei Schreiberhände identifiziert und ihn provenienzmäßig im „österreichisch-bayerischen Gebiet“ ansiedelt, was er offenbar unter dem Eindruck der kleinen Zusätze auf dem HD-Spiegel des Kodex tut, wo man in der Tat lesen kann: Chunradus, dux Patauie, gleichwohl befindet sich direkt unter diesem Eintrag eine andere, jedoch zeitgleiche Hand: Wladimir dux.



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Schema der 14. Lage von Handschrift Cod. CO 96. Schema der 17. Lage von Handschrift Cod. CO 96.

Durch einen Vergleich des Olmützer Kodex CO 96 mit dem Strahover Kodex DA III 25 gelangen wir noch zu einem anderen interessanten Schluss: Das Olmützer Manuskript macht von grafischer Seite her einen deutlich „geschlosseneren“ Eindruck, alle vier hier vertretenen Schreiberhände weisen untereinander eine Affinität und gleichzeitig ungefähr den gleichen Grad der Kalligraphie auf – siehe Abb. 248, 249 und 250. Obwohl Hand „F“ den größten Teil des Textes schrieb, kann man in der an CO 96 arbeitenden Schreibergruppe kein irgendwie geartetes hierarchisches Paar vom Typ Lehrer – Schüler in Erwägung ziehen, wie es sich umgekehrt in der Strahover Handschrift ziemlich deutlich abzeichnete. Eine gewisse Erklärung für diese Formdiskrepanz könnte eine Reflexion über die jeweilige Funktion beider Bücher liefern. Das grafisch erkennbar buntere Strahover Exemplar, in dem wir die Hand des führenden Schreibers des ganzen Skriptoriums selbst („R“) identifizierten, weist nämlich eine Reihe von Symptonen einer Art „Schul-, Übungshandschrift“ auf.433 Neben gewissen Elementen der Improvisation und des Abwechselns einer größeren Menge von Schreiberhänden auf einer relativ kleinen Fläche (drei Hände im 433 Diese Bezeichnung verwende ich mit dem Bewusstsein, dass sie mögliche Gefahren mit sich bringen kann (das Bestimmungswort „Übungs-“ darf hier keinesfalls verstanden werden wie „Probe-, Roh-“); die Wortwahl ergab sich eher in Ermangelung einer anderen, geeigneteren Terminologie. Gleichzeitig stütze ich mit dieser Bezeichnung die angenommene Existenz einer Schreibschule in dem beobachteten Umfeld.

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Abb. 247: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 12v (Hand F).



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Abb. 248: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 42r (Hände F, G).

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Abb. 249: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 94r (Hand H).



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Abb. 250: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 8r (Hand E).

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Rahmen eines Folios, siehe Folio 70v), kommt hier ein sehr seltener Beleg für einen textlichen Parallelismus vor, wenn ein bestimmter Textabschnitt von dem Musterkalligraphen zunächst vorgeschrieben und anschließend von seinem Schüler kopiert wird, damit der Schüler den Text schließlich selbständig weiter fortsetzt (siehe das Beispiel aus der Apertur der Folien 98v–99r der Strahover Handschrift mit Schriftprobe von Hand „R“ und dem von Hand „D“ geschriebenen Paralleltext, die dann in einem leicht kleineren Modul die Arbeit des Musterschreibers „R“ auf Abb. 251 fortsetzte). Demgegenüber stellt das Olmützer Kapitelexemplar das „Standardprodukt“ eines gut organisierten Skriptoriums dar, in dem die einzelnen Schreiberhände nicht nur miteinander kooperieren (ein jeder Schreiber schreibt immer einen längeren zusammenhängenden Textabschnitt), sondern auch eine gemeinsame grafische Verbundenheit in den Intentionen des Hradischer benediktinischen Duktus aufweisen, wie dies weiter oben bereits erwähnt wurde.

Abb. 251: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 98v–99r (parallele Schreibarbeiten von A = „R“ und seinem Schüler D).

Diese Ebene der Betrachtung eines mittelalterlichen Buches wird für gewöhnlich von der Kodikologie verwunderlicherweise sehr übersehen, obwohl gerade ein richtiges Verständnis der hierarchischen Beziehungen zwischen den einzelnen in einem Kodex vertretenen Erscheinungsbildern der jeweiligen Schreiber eine Antwort auf eine Reihe von ansonsten nicht zu klärenden skriptoristischen Fragen geben kann, und zwar einschließlich der Erfassung des Charakters des betreffenden Skriptoriums (hier in erster Linie die bereits mehrfach erwähnte Unterscheidung



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der Schreibschulen von „bloßen“ Werkstätten), der Organisation ihres internen Betriebs u.ä. Es ist klar, dass dies für die erdrückende Mehrheit der (besonders frühmittelalterlichen) Skriptorien faktisch der einzige gangbare Weg ist, bis zur „Innenwelt“ der Geburt eines mittelalterlichen Buches vorzudringen, auf rein paläographischer Ebene ist ein derart sortiertes Material eine unschätzbare Informationsquelle für die Art und Weise, wie die charakteristischen Züge eines Duktus und weitere Schreibgewohnheiten zwischen den einzelnen Mitgliedern des erfassten Schreiberumfelds aufeinander übertragen wurden. Ein weiterer Kodex, den man im Umfeld der Hradischer Schreibschule ansiedeln kann, ist das benediktinische Breviarium R 387.434 Dieser in einem neuzeitlichen Halbledereinband erhaltene Kodex setzt sich aus insgesamt 233 Folien (16,0 × 24,0 cm) eines qualitativ schlechten und fehlerhaften Pergaments mit sporadisch erhaltenen Einstichen und einer horizontalen und vertikalen Blindlineatur zusammen. Der Schriftspiegel (11,0 × 20,0 cm) wird von beiden Seiten von einer doppelten, 0,6 cm breiten Blindlinie begrenzt, den gleichen Abstand haben auch die Zeilen. 29 kustodenlose Lagen sind wie folgt angeordnet: [2 × IV(16)]1–2 + [III(22)]3 + [8 × IV(86)]4–11 + [III + 2(94)]12 + [5 × IV(143)]13– 17 + [III + 2(151)]18 + [III + 2(159)]19 + [V(169)]20 + [IV + 1(177)]21 + [3 × IV(201)]22–24 + [III + 2(209)]25 + [II + 4(217)]26 + [III(223)]27 + [III + 2(231)]28 + [IV + 2(241)]29

In der Foliierung entstanden folgende Fehler: Anstelle fol. 110 wird fol. 120 gezählt, dieser Fehler hält von dieser Stelle weiter an, fol. 132 und 174 sind doppelt. Fol. 154 ist heute nur lose in der Handschrift eingelegt. Neben der Schrift, die gleich im Anschluss Erwähnung findet, weist auch die Struktur seines Sanctuale auf eine mährische Provenienz hin, das dem Kalendarium des Olmützer Kollektariums sehr nahe steht.435 Wichtig ist besonders das Vorkommen des Feiertags der hl. Ludmilla (genauer gesagt ihre Translation), die bereits in der ältesten, und demnach ursprünglichen (zweifellos von Hand „R“ geschriebenen und in Zinnober ausgeführten) Schicht des Kollektariums zu den vierten Iden des Novembers (d.h. zum 10. November) vorkommt,436 an der gleichen Stelle wurde 434 Dokoupil, Soupis rukopisů (wie Anm.  392), S.  187–189. Das Digitalisat der ganzen Handschrift ist abrufbar unter: [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. 435 Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144, fol. 2r–7v. 436 Die ursprüngliche Form des Kalendariums aus dem Kollektarium kannte lediglich diesen Translationstermin; der Termin von Ludmillas Martyrium wird dort zwar ebenfalls in Zinnober ausgeführt (zu den 16. Kalenden des Oktobers, d. h. 16. September), ist trotzdem erst sekundär, durch eine jüngere Schreiberhand nachweisbar. In diesem Sinne muss die von Třeštík, Počátky Přemyslovců (wie Anm. 4), S. 179–180 zum Ludmilla-Kult vorgebrachte Information korrigiert werden.

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Schema der 12. Lage von Handschrift Cod. R 387.

Schema der 18. Lage von Handschrift Cod. R 387.

Schema der 19. Lage von Handschrift Cod. R 387.

Schema der 21. Lage von Handschrift Cod. R 387.

sie auch im Breviarium eingefügt. Beide Handschriften liefern in ihren liturgischen Apparaten somit die ältesten Belege für die Ludmilla-Verehrung in Böhmen.437 437 Auf dieses „Primat“ des Olmützer Umfeldes im Vergleich zur zeitgleichen Prager Diözese aufmerksam macht auch Kubín, Sedm přemyslovských kultů, 112. Hinsichtlich der problematischen zeitlichen Einordnung lasse ich hier weitere frühe, im sog. Codex Gertrudianus enthaltene Belege für die Ludmilla-Verehrung beiseite. Diese (im Original im Museo Archeologico Nazi-



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Schema der 25. Lage von Handschrift Cod. R 387.

Schema der 26. Lage von Handschrift Cod. R 387.

Schema der 28. Lage von Handschrift Cod. R 387.

Schema der 29. Lage von Handschrift Cod. R 387.

onale in Cividale del Friuli, Cod. 136) aufbewahrte Zimelie registriert ebenfalls nur den Feiertag der Translation (dort irrtümlich zu den 2. Iden des Novembers, also zum 12. November); zur Handschrift vorerst am neuesten: Liber precum Gertrudae ducissae e Psalterio Egberti cum Kalendario (Monumenta sacra Polonorum 2), hg. von Małgorzata H. Malewicz – Brygida Kürbis, Kraków 2002, das Kalendarium auf S. 97–115. Bei uns auf diesen Kodex aufmerksam gemacht hat Kalousek, Josef, Kalendář českého původu z prostředka 12. století, in: Časopis Musea Království českého 76 (1902) S. 159–165, und im Zusammenhang mit den böhmisch-polnischen Kontakten Hlaváček, Ivan, Przyczynek do czesko-polskich kontaktów książkowych za panovania Przemyślidów, in: Archiva, Biblioteki i Muzea Kościelne 33 (1976) S. 313–328. Die

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Von keiner geringeren Bedeutung sind die paläographischen Aspekte von R 387. An seiner Entstehung waren insgesamt sechs Schreiberhände beteiligt: – Schreiber I schrieb die Folien 1r–14r (bis nach den Worten A Deo se in actibus in der dritten Zeile vom Ende), – Schreiber J die Folien 14r (ab den Worten pariter et cogitacio in der dritten Zeile vom Ende)–54v, – Schreiber K die Folien 55r–62v, Folio 79r–223v und die Folien 234r–241v, – Schreiber L und M arbeiten zusammen an den Folien 63r–78v, – Schreiber N schreibt die Folien 224r–234r. Eine führende Rolle fiel hier der mit Sigle „K“ bezeichneten Hand zu (siehe Abb. 252). Ihr Duktus weist, selbst wenn er im Wesentlichen auf dem „Grundriss“ der Hradischer Schrift basiert, so wie wir uns in den vorhergehenden Absätzen in Grundzügen mit ihm vertraut gemacht haben, bereits eine Reihe von progressiven Tendenzen auf. Diese äußern sich unter anderem durch eine Eskalation der formal dekadenten Elemente, die im Duktus des Kalligraphen „R“ nur vorbereitet wurden. Ich denke dabei an die für Schreiber „K“ typische Wellung des Buchstabens „l“, in seiner Auffassung erhält dieser Buchstabe einen ausgesprochen dynamischen Charakter. Eine ähnliche Ausführung überträgt Schreiber „K“ gelegentlich auch auf die übrigen Buchstaben mit Oberlängen, besonders auf „b“. In dieser Hinsicht kann diese grafische Erscheinungsform als jüngere Phase der Hradischer Schreibschule angesehen werden und ist zeitlich eher erst den Vierziger-Jahren des 12. Jahrhunderts zuzuordnen. Als sich zu Beginn der Fünfziger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts Sáša Dušková mit den Gründungsurkunden von Kladruby (Kladrau) beschäftigte, wies sie auf die Tatsache hin, dass die Hand auf den in der Urkundensammlung der Geschichte Böhmens unter der Bezeichnung B1 und B2 ausgestellten Exemplaren eine auffällige Ähnlichkeit zu der Hand des Olmützer Kollektariums hat.438 Allerdings leitet sie keine weiteren Schlüsse aus dieser guten Beobachtung ab, da ihr der Bezug des Schreibers des Kollektariums („R“) zum Hradischer Skriptorium ebenso wie der gesamte Umkreis der Hradischer Schreibschule nicht bekannt war. Machen wir uns ein detaillierteres Bild über die beiden, sich zum böhmischen Herzog Vladislav I. bekennenden Exemplare der Urkunde: gründlichste paläographische Auswertung (d. h. die Setzung des ursprünglichen Kodextextes – des Psalters, der für den Trierer Erzbischof Egbert entstand – in den Kontext der Produktion des Reichenauer Skriptoriums mit der Datierung in die Jahre 977–980) stammt von Hoffmann, Buchkunst und Königtum (wie Anm. 176), S. 315. 438 CDB I, S.  393–403 Nr. 390 (B1, B2): hier werden beide Exemplare von G. Friedrich als Fälschungen vom Beginn des 13. Jhs. bezeichnet; Dušková, Studie k českému diplomatáři 2 (wie Anm. 343), S. 298 folgert aus der Verwandtschaft mit dem Kollektarium lediglich, dass die Břevnover Fälschungen noch im 12. Jh. entstanden sein mussten. Zum Verhältnis zwischen beiden Exemplaren äußert sich Dušková aber nicht, mit dem Kollektarium verglich sie nur Exemplar B1.



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Abb. 252: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei ­Rajhrad, Sign. R 387, fol. 55r (Hand K).

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– Exemplar B1 wird heute im Nationalarchiv aufbewahrt.439 Das bräunliche, stellenweise sehr dünne Pergament wurde von dem Schreiber auf der Fleischseite beschrieben, es hat die Maße 52,5 × 73,5 cm und wurde nach Art eines Kodexschriftspiegels bearbeitet, damit darauf ein Text in zwei Spalten geschrieben werden konnte: col. a mit der Breite von 25,0 cm, col b mit der Breite von 24,5 cm, beide Spalten haben einen Zeilenabstand von 1,0 cm. Das Spatium zwischen beiden Spalten beträgt 1,2 cm. An beiden Außenrändern sind die Einstiche erhalten geblieben, der Schriftspiegel wird von einer horizontalen und vertikalen Blindlinierung begrenzt (Abb. 253a). – Exemplar B2 wird heute im Archiv des Nationalmuseums aufbewahrt.440 Im Vergleich zum vorhergehenden Exemplar wurde das Pergament dieses Exemplars weniger sorgfältig bearbeitet, es hat erhalten gebliebene Einstiche und eine horizontale und vertikale Linierung. Der Text wurde auf der Haarseite beschrieben, die Bearbeitung der Beschreibfläche ist hier praktisch die gleiche wie bei dem vorhergehenden Exemplar: Gesamtformat 50,0 × 64,5 cm, col. a 23,5 cm breit, col. b ebenfalls 23,5 cm breit, Spatium 1,1 cm, Zeilenabstand 1,0 cm (Abb. 253b).

253a: Praha, NA, AZK, inv. č 493, Sign. ŘB Kladruby 1b.

253b: Archiv des Nationalmuseums, Pergamenturkunden, Sign. Perg-A1. 439 NA, AZK, Inv.-Nr. 493, Sign. ŘB Kladruby 1b. 440 Archiv des Nationalmuseums, Pergamenturkunden, Sign. Perg.-A 1.



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Die Hand beider Exemplare ist identisch, sie weist eine klare Affinität zu der Schrift auf, die wir bei der vorhergehenden Handschriftengruppe im benediktinischen Skriptorium von Hradisch bei Olmütz angesiedelt haben. Am deutlichsten kommt sie in der dynamischen Auffassung des Schaftes bei Buchstabe „l“ zum Ausdruck (so entsteht die bereits erwähnte charakteristische Wellung), ebenso in der Ligatur „ct“, bei welcher es zur sekundären Dekomposition kommt, sodass beide Buchstaben faktisch getrennt geschrieben werden, und vom Verbindungsstrich blieb nur ein unfunktionaler Torso beim Schaftkopf von „t“ und ferner die Schreibweise des aufgerichteten (Minuskelbuchstabens) „d“ mit einem Kringel übrig, durch den der senkrechte Strich des Schaftes geführt wird. Die Schöpfer beider Exemplare der Gründungsurkunde des Klosters Kladruby (Kladrau) muss zwangsläufig ein Benediktiner gewesen sein, der nach seinem Weggang aus der heimischen (?) Hradischer Umgebung seinen neuen Zufluchtsort in Westböhmen fand. Falls diese Überlegung richtig ist, dann wären die Exemplare B1 und B2 entstanden, nachdem die Benediktiner Hradisko (Hradisch) verlassen hatten, also nach dem Jahr 1150/1151. Gesamtzusammenfassung Die Rekonstruktion des zweiten hier veröffentlichten Skriptoriums in Hradisko (Hradisch) bei Olmütz basiert vorrangig auf der Interpretation des bekannten Dedikationsbildes auf einer ganzseitigen Illumination des Olmützer Kollektariums (Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144, fol. 34v), in welcher auch der sich mit der Sigle „R“ bezeichnende und sich mit seiner Kleidung eindeutig zum Benediktinerorden bekennende Schreiber des Kodex abgebildet wird. Seine Hand war ferner an der Entstehung der heutigen Strahover Kopie der Werke von Johannes Cassian beteiligt (Bibliothek der Königlichen Kanonie der Prämonstratenser vom Strahov, Sign. DA III 25). Diese Handschrift hat ein Exlibris, das deren vorherigen Aufbewahrungsort verrät: die Bibliothek des Klosters Hradisko (Hradisch) bei Olmütz. Die übrigen beiden Kodizes werden aufgrund einer grafischen Affinität dem Umkreis des Kalligraphen „R“ zugeordnet: Zum Einen handelt es sich um die Olmützer Kapitelhandschrift mit den Confessiones des Augustinus (hier weist besonders Hand „F“ eine Verwandtschaft auf),441 und zum Anderen um das heutige Rajhrader Breviarium.442 Dieses Breviarium verrät darüberhinaus in seinem (von der Struktur her dem Kalendarium des Kollektariums nahestehenden) Sanctuale seine (vielleicht mährische) benediktinische Provenienz (neben den „üblichen“ böhmischen Heiligen wird auch die hl. Lu-

441 ZA Opava – Nebenstelle Olomouc, KapitelB, Sign. CO 96. 442 Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 387.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

dmilla rubriziert, über deren komplizierte Durchsetzung auf Prager diözesaler Ebene siehe weiter oben). All diese Manuskripte können eindeutig als Produkte eines Skriptoriums interpretiert werden, das den Charakter einer Schreibschule besitzt. Die führende Stellung wird von der Hand eines kultivierten Schreibers eingenommen, zusammen mit ihm wurden die Arbeiten von weiteren insgesamt 13 Schreiberhänden identifiziert, die untereinander Elemente einer vom Musterkalligraphen „R“ abgeleiteten manuellen Affinität aufweisen. Eine funktionale Interpretation von Kodex DA III 25 unterstützt ebenfalls die Existenz einer Schreibschule, die man provenienzmäßig an der Benediktinerabtei in Hradisko (Hradisch) bei Olmütz ansiedeln kann. Die Tätigkeit des dortigen Skriptoriums deckt sich grob mit der Existenz des Olmützer Skriptoriums von Bischof Heinrich Zdík und fällt zeitlich in die Dreißiger-/Vierziger-Jahre des 12.  Jahrhunderts, d.h. in die Zeit von Bohumils Amtszeit als Abt des Klosters Hradisko (Hradisch). Man kann sogar eine engere Zusammenarbeit beider Schreibzentren voraussetzen. Die Hradischer Schule war dazu in der Lage, auch die anspruchsvollsten Aufträge zu realisieren, im Bereich der anspruchsvollen Buchmalerei war sie allerdings auf die Zusammenarbeit mit externen künstlerischen Kräften angewiesen, wie der Fall von Hildebert und Everwin belegt. Nach dem Weggang der Benediktiner aus Hradisko (Hradisch) lässt sich die Spur dieses Skriptoriums sogar bis in die westböhmische Benediktinerabtei von Kladruby (Kladrau) verfolgen, wo ein Teil des Hradischer Konvents Zuflucht finden konnte, denn auch zwei Exemplare der sog. Gründungsurkunde des Klosters Kladruby (CDB I, Nr. 390 B1: NA Praha, AZK, Inv.-Nr. 493, Sign. ŘB Kladruby 1b und CDB I, Nr. 390 B2: ANM, Pergamenturkunden, Sign. Perg-A 1) wurden von einer Hand geschrieben, die eine starke Affinität zum Hradischer Kalligraphen „R“ aufweist. Die Schrift der Hradischer Benediktiner repräsentiert bereits die späte, sich im Niedergang befindende Form der karolingischen Minuskelschrift, die sich anschickt, die stilistisch neuen Elemente der aufkommenden Gotik zu akzeptieren. Fassen wir die Produktion des Hradischer Skriptoriums in seiner benediktinischen Phase in der nachfolgenden übersichtlichen Tabelle und in folgendem genetischem Schema zusammen:



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Hradisko bei Olomouc

Sign.

Alter/Provenienz

Bezug zu ­Hradisko

Begründung der ­Provenienz

A 144

Dreißiger-/Vierziger-Jahre 12. Jh. Hradisko bei Olmütz

Das Skriptorium realisiert in Zusammenarbeit mit Hildeberts Werkstatt einen Auftrag für den Olmützer Bischof Heinrich Zdík

– die Hradischer benediktinische Provenienz ergibt sich aus der ikonographischen Interpretation des Dedikationsbildes auf fol. 34v – Hand des Hauptkalligraphen „R“ – die Struktur des Kalendariums korrespondiert mit dem Sanctorale R 387

DA III 25

Dreißiger-/Vierzi- Produkt des Skriptoger-Jahre 12. Jh. riums und Bestandteil Hradisko bei der Bibliothek Olmütz

– an der Erstellung des Kodex ist der Hauptkalligraph des Skriptoriums „R“ beteiligt – Exlibris Hradisko

CO 96

Dreißiger-/Vierzi- Produkt des Skriptoger-Jahre 12. Jh. riums Hradisko bei Olmütz

– Affinität zum Hauptkalligraphen des Skriptoriums

R 387

Dreißiger-/Vierziger-Jahre 12. Jh. Hradisko bei Olmütz

Produkt des Skriptoriums und wahrscheinlich auch Bestandteil der Bibliothek

– Affinität zum Hauptkalligraphen des Skriptoriums – die Struktur des Sanctorale weist eine mährische benediktinische Provenienz auf und korrespondiert mit dem Kalendarium A 144

ŘB Kladruby 1b

post 1151 Kladruby

Beleg für die Übertragung des Hradischer Duktus nach Kladruby

– die Kladrauer Provenienz ergibt sich aus dem Inhalt der Urkunde

ANM, Perg-A 1

post 1151 Kladruby

Beleg für die Übertragung des Hradischer Duktus nach Kladruby

– die Kladrauer Provenienz ergibt sich aus dem Inhalt der Urkunde

536

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

IV.4 Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums Die kürzlich erschienene Studie des Wiener Slawisten Josef Vintr über die Ostrover Handschriften hat erneut die dringliche Frage auf den Tisch gebracht, ob man bei der Suche nach den ältesten Spuren der Schreibschule im Benediktinerkloster Ostrov bei Davle positive Ergebnisse erzielen kann;443 d.h. in einem Kloster, dessen Wurzeln bis zum Ende des 10. Jahrhunderts reichen und mit den Benediktinern aus dem bayerischen Niederaltaich verbunden sind. Der Anfang des historischen Gedächtnisses des Klosters ist im diplomatischen Material relativ gut dokumentiert, 443 Eine Zusammenfassung der Klostergeschichte liefern Vlček – Sommer – Foltýn, Encyklopedie českých klášterů (wie Anm. 225), S. 210–212 (Eintrag „Davle–Ostrov“), zu den Handschriften neuer: Vintr, Josef, Ostrovské rukopisy (Slovo a obraz 27), Olomouc 2014.



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

537

aus dem wir auch den Namen des ersten Abtes Lambert kennen.444 Die ältesten Traditionsnotizen bringen die Gründung dieser Abtei eindeutig mit der Dynastie der Přemysliden (mit Boleslav II.) in Verbindung und messen hier auch dem dritten Prager Bischof Thiddag eine gewisse Rolle bei.445 An dieser Stelle muss uns freilich vorrangig die Ausstattung von Kloster Ostrov mit Büchern interessieren. Welche Quellen stehen uns diesbezüglich zur Verfügung?446 Einen sehr interessanten Bericht über das spätmittelalterliche Schicksal der Ostrover Handschriften liefert ein ursprünglich Ostrover und heute Schlägler Kodex aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.447 Darin erfahren wir, dass im Jahr 1421 (richtigerweise wohl ein Jahr früher) ungefähr hundert Ostrover Handschriften bei einem gewissen vertrauenswürdigen Fischer aus der Umgebung von Štěchovice vor den Hussiten versteckt und die ihm anvertrauten Kodizes trotzdem schließlich doch verstreut wurden. Zu Beginn der Hussitischen Revolution kam es auf diese Weise zur Entwendung des Kerns der alten Klosterbibliothek. Diese interessante Information müssen wir ergänzen, um die Untersuchung der Provenienzmerkmale, die uns die bis heute erhalten gebliebenen Handschriften selbst liefern, die wir dieser entwendeten Kollektion zuordnen können. Eine führende Stellung gebührt hier zweifellos der bekannten Handschrift der Dialoge von Gregor dem Großen, die heute in der Bibliothek des Prager Kapitels aufbewahrt wird.448 Neben der Tatsache, dass es sich dabei um den ältesten Kodex handelt, der in der Ostrover Bibliothek angesiedelt werden kann,449 ist auch die Erwähnung dessen von großer Wichtigkeit, dass „dieser Kodex zur Zeit von Abt Johannes zusammen mit dem alten Haymo … von Prior Martin gebunden wurde“.450 Die zitierte (von einer Hand des späten 14. Jahrhunderts geschriebene) Randbemerkung beweist nicht nur die mittelalterliche Ostrover Provenienz der Dialoge des Gregor selbst, sondern informiert uns gleichzeitig darüber, dass sich damals in der Ostrover Bibliothek auch 444 CDB I, S. 46–47 Nr. 40 und ferner eine Gruppe von Traditionsnotizen in einer formal falschen Bestätigung durch Přemysl Otakar I. vom 17. Januar 1205 in CDB II, S, 379–383 Nr. 359 – vgl. Kalhous, Sdílení paměti (wie Anm. 42), S. 36–37. 445 Vintr, Ostrovské rukopisy (wie Anm. 443), S. 11. 446 Indizien für eine intellektuelle Tätigkeit im frühmittelalterlichen Ostrov in den materiellen Quellen wurden weiter oben in der Einleitung erwähnt – siehe die Stilusfunde erwähnt bei: Brych, Železné předměty z Ostrova u Davle (wie Anm. 30), S. 103–120. 447 StiftsB Schlägl, Sign. Cpl. 124, Rückseite des vorderen Vorsatzblattes – siehe Vielhaber, Godefriedus – Indra, Gerlacus, Catalogus Codicum Plagensium (Cpl.) manuscriptorum, Lincii 1918, S.  86–88, Horčička, Adalbert, Eine Handschrift des Klosters Ostrow aus dem Jahre 1403, in: Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 37 (1899) S. 315– 320, Anhang Nr. III und ferner Vintr, Ostrovské rukopisy (wie Anm. 443), S. 126–128. 448 APB, KapitelB, Sign. A 173: Patera – Podlaha, Soupis rukopisů 1 (wie Anm. 258), S. 171– 172 Nr. 279. 449 Vintr, Ostrovské rukopisy (wie Anm. 443), S. 23. 450 APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 179v.

538

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

eine Handschrift mit einem Werk (oder mit Werken) von Haymo von Halberstadt befand, die bereits damals im 14. Jahrhundert umgebunden werden musste und von dem Ostrover Bibliothekar (der wahrscheinlich der erwähnte Prior Martin war) als alt empfunden worden war („Haymo vetus“). Auf diese Weise wurden in der Gotik häufig karolingische Kodizes bezeichnet, d.h. solche, die in der (runden) karolingischen Minuskelschrift geschrieben worden waren. Richten wir unsere Aufmerksamkeit zunächst auf die zuerst genannte, heutige Prager Kapitelhandschrift A 173. Sie besteht aus insgesamt 179 Folien eines Pergaments von nicht allzu hoher Qualität und den Maßen 18,5 × 26,0 cm, mit gut unterscheidbarer Haar- und Fleischseite. Der Schriftspiegel (13,0 × 18,0 cm) wird auf beiden Seiten von einer 1 cm breiten, doppelten Blindlinie begrenzt, mit einem Kopfrand von 2,3 und einem Fußrand von 4,0 cm; der Zeilenabstand beträgt 1,0 cm. Der Buchblock setzt sich zusammen aus 23 Lagen mit folgender Lagenformel: [III(6)]1 + [3 × IV(30)]2–4 + [III(36)]5 + [3 × IV(60)]6–8 + [V + 1(71)]9 + [5 × IV(111)]10–14 + [III(117)]15 + [4 × IV(149)]16–19 + [V + 1(160)]20 + [2 × IV(176)]21– 22 + [II - 1(179)]23

Von den Unregelmäßigkeiten muss auf Lage Nr. 9, bei der es sich um ein Quinternio mit hinzugefügtem Einzelblatt (fol. 71) handelt, und auf Lage Nr. 20 aufmerksam gemacht werden, die ebenfalls ein Quinternio ist, welchem fol. 154 ursprünglich als Einzelblatt hinzugefügt wurde, nachträglich wurde aber am Überhang dieses Einzelblattes ein Blatt von deutlich kleinerem Format angeheftet, das heute nicht nummeriert ist. Die letzte Lage, nämlich Lage Nr. 23, bildet ein Binio, aus dem am Ende ein Blatt herausgeschnitten wurde. Inhaltlich setzt sich die Handschrift wie folgt zusammen: fol. 1v–6v Sermones de Nativitate Domini fol. 7r–175v Gregorii Magni Libri dialogorum fol. 175v–177v Officium de Inventione s. Stephani et aliorum sanctorum fol. 178r–179r De variis tonis cantus cum neumatibus fol. 179v Officium de s. Dionysio Die Ostrover Provenienz dieses Kodex ist nicht nur durch die Erwähnung ihrer oben zitierten Umbindung im 14. Jahrhundert offensichtlich, mit Ostrov wurden auch die sich zum 12. Jahrhundert bekennenden alttechischen und kirchenslawischen Glossen zum lateinischen Text der Dialoge in Verbindung gebracht.451 Daraus 451 Patera, Adolf, České a starobulharské glossy XII století v latinském rukopise kapitulní knihovny v Praze, in: Časopis Musea království českého 52 (1878) S. 542. Auf Patera geht der Gedanke zurück, dass der Verfasser der Glossen ein aus Sasau vertriebener Mönch gewesen sei, der „im nahegelegenen ebenfalls benediktinischen Kloster Ostrov Zuflucht“ gefunden habe. Diese Tatsa-



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

539

Schema der 9. Lage von Handschrift Cod. A 173. Schema der 20. Lage von Handschrift Cod. A 173. Schema der 23. Lage von Handschrift Cod. A 173.

ergibt sich zwangsläufig, dass Handschrift A 173 bereits im frühen Mittelalter Bestandteil der Ostrover Bibliothek gewesen ist. An der Erstellung dieses Kodex waren insgesamt acht Schreiberhände im 11.  Jahrhundert (Schreiber A–C und E–I) und ferner Hand D beteiligt, die zu che ist wahrscheinlich die Ursache dafür, dass auch die Schrift der eigentlichen lateinischen Texte des Kodex A 173 als Produkt des Sasauer Skriptoriums empfunden wurde – siehe Hledíková, Zdeňka – Kašpar, Jaroslav – Ebelová, Ivana, Paleografická čítanka, Praha 22000, Beispiel I (= A 173, fol. 44v; 11. Jh., wohl im Sasauer Kloster geschrieben), Beispiel II (= A 173, fol. 45v; 11. Jh., wohl im Sasauer Kloster geschrieben). Die Sasauer Herkunft der Glossen wurde kürzlich auch bestätigt von Vintr, Josef, Glosa ke grafice Jagićových a Paterových glos in: Dějiny českého pravopisu (do r. 1902). Sammelband der Beiträge von der internationalen Tagung Geschichte der tschechischen Rechtschreibung (bis 1902) 23.–25. Sept. 2010, Brno, Česká republika, hg. von Michaela Čornejová – Lucie Rychnovská – Jana Zemanová, Brno 2010, S. 50 und zuletzt Ders., Ostrovské rukopisy (wie Anm. 443), S. 74.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Schema der Lineatur von Handschrift Cod. A 173.

Beginn des 12.  Jahrhunderts arbeitete und für ihre Ergänzungen die freien Stellen am Ende der einzelnen Textabschnitte nutzte. Die Handschrift entstand durch die parallele Arbeit der ganzen Schreibergruppe, weswegen es nicht schaden wird, neben der Aufstellung der Arbeiten der jeweiligen Hände eine tabellarische Übersicht ihrer Produktion unter Berücksichtigung der Gliederung des Buchblocks in einzelne Lagen zu erstellen.



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

541

Folia

Zusammensetzung der Lage

Abfolge der Lage

Schreiber

Inhalt

1–6

III

1

A

Sermones de Nativitate Domini Greg. Magni Lib dialogorum I

7–14

IV

2

B

15–22

IV

3

C

23–30

IV

4

C

31–36

III

5

C (+ D)

37–44

IV

6

E

45–52

IV

7

C

53–60

IV

8

C + (D + E)

61–71

V+1

9

C + (D + E)

72–79

IV

10

F

80–87

IV

11

F (+ C)

88–95

IV

12

F (+ C + D)

96–103

IV

13

F (+ C + D)

104–111

IV

14

F (+ C)

112–117

III

15

F (+ C + D)

118–125

IV

16

C (+ D)

126–133

IV

17

C (+ D + G)

134–141

IV

18

C (+ F)

142–149

IV

19

C (+ F)

150–160

V+1

20

A + C (+ D + E)

161–168

IV

21

C (+ D)

169–176

IV

22

B + C + H (Neumen)

177–179

II-1

23

C + D + H (Neumen) + I

Greg. Magni Lib dialogorum II

Greg. Magni Lib dialogorum III

Greg. Magni Lib dialogorum IV; fol. 175v–179v Additamenta liturgica varia, partim cum neumtibus

Der Anteil der einzelnen Hände an Kodex A 173 ist wie folgt: – Schreiber A: 1r–6v, 154r–156v – Schreiber B: 7r–14v, 173v (ab Zeile 6)–175v – Schreiber C: 15r–36v, 45r–52v, 54v–71r, 82v (letzten 6 Zeilen), 90r (letzten 5 Zeilen), 94r (ersten 10 Zeilen), 96r (letzten 9 Zeilen)–96v, 100v; 105r (4.–5. Zeile), 107r (6. Zeile in der Mitte), 108v (in der Mitte und am Ende), 109v–110r (ersten 7 Zeilen), 112r (am oberen Rand), 114r (17 Zeilen), 115r (Ergänzung mit Marginalien), 118r–128v, 129r (letzten 2 Zeilen)–138r, 138v (ab Zeile 4) –139v (ersten 9 Zeilen), 139v (letzten 6 Zeilen)–142r (ersten 3

542

– – –

– – –

Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Zeilen), 142r (ab Zeile 6)–152r, 152v (ab Zeile 7)–153v, 157r–173v (ersten 6 Zeilen), 177v (außer den letzten 4 Zeilen) Schreiber D: 36v, 59v (unten), 60r (3. Zeile vom Ende), 69r (am oberen Rand), 71v, 94v (oben), 99r (rechter Rand), 117v, 122r (unten), 129r (Marg.), 151r (Glossen), 165v (oberer Rand), 177v (letzten 4 Zeilen) Schreiber E: 37r–44v, 53r–54r, 66r (ersten 5 Zeilen), 152v (ersten 6 Zeilen) Schreiber F: 72r–82r, 83r–90r, 90v–93v, 94r–96r, 97r–100v, 101r–105r, 105v–107r, 107v–108v, 109r, 110r (ab Zeile 7)–113v, 114r (letzten 6 Zeilen) –117r, 138v (ersten 3 Zeilen), 139v (in der Mitte), 142r (4.–5. Zeile); Schreiber F siehe auf Abb. 254 Schreiber G: 128v (letzten 13 Zeilen)–129r Schreiber H: 175v (Neumen)–177r, 179v Schreiber I: 178r–179r

Aus der oben wiedergegebenen Übersicht wird klar, dass das Gros der Arbeit ein „Schreibertandem“ leistete, das von mir als Hand C und F bezeichnet wurde. Bei ihnen lässt sich darüberhinaus eindeutig eine gemeinsame Verwandtschaft (Affinität) ihrer grafischen Erscheinungsform nachweisen. Beide Hände zeichnen sich durch eine deutlich senkrechte Schrift und durch eine Vertikalisierung des Moduls aus,452 hervorgehoben werden folglich die Ober- und Unterlängen der Buchstaben „l“, langes „s“, „d“, bzw. „p“, „r“ (seine Verlängerung bis zur Unterlänge ist bei beiden Schreibern sehr ausgeprägt) und „q“. Als am charakteristischsten überhaupt können wir die Form des Buchstabens „g“ ansehen – beide Bäuche sind geschlossen, der untere pflegt kleiner zu sein, beide sind dann zugespitzt (keineswegs rund). Im Unterschied zum insgesamt vertikalen Charakter der übrigen Buchstaben pflegt Buchstabe „g“ (besonders sein oberer Bauch) sehr breit ausgeführt zu sein. Speziell ist auch der Duktus des langen „s“: Bei seiner Schreibung wurde zunächst der in der Mittellänge des Minuskelsystems beginnende und bis zur Unterlänge reichende Grundschaft gebildet, anschließend wurde (auf sehr bizarre Weise, und zwar mit einem zweiten Strich, mithilfe einer Art Bogen) der Kopf hinzugefügt. Dieser erinnert seiner Form nach manchmal an die Form des runden „s“ (siehe z.B. auf Abb. 255, Zeile 1: „susceperunt“) und hat bisweilen sogar die Tendenz, sich vom Grundschaft zu verselbständigen. Insgesamt ist die Erscheinungsform aller Schreiber sehr archaisch, häufig ist beispielsweise die Verwendung der Ligaturform „et“ (&) auch in der Mitte eines Wortes, also nicht nur in der Funktion als Konjunktion. Diese charakteristischen Züge weist noch eine Gruppe von Fragmenten auf, die bereits weiter oben im dritten Kapitel publiziert wurden und die wir dank dieser Affinität (besonders dank jenem spezifischen 452 Dieses Merkmal verbindet Hand C und F mit Hand B, die sich durch eine häufigere Verwendung des runden (unzialen) „d“ unterscheidet – Hand B siehe auf Abb. 256.



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

Abb. 254: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 73r.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Duktus des runden „s“) derselben Schreibtradition zuordnen können: Es handelt sich um das Fragment eines Breviariums monastischer Provenienz Nr. 130453, ferner um das Fragment eines Missale Nr. 151454 und schließlich ebenfalls um das Fragment eines Missale Nr. 169.455 Außerhalb der soeben charaktierisierten, durch eine gemeinsame Schulung verbundenen Gruppe von Schreiberindividualitäten steht Hand A (siehe Abb. 257). Bereits auf den ersten Blick unterscheidet sie sich durch ihre Rundheit und ihr quadratisches Modul – ihre Schrift ist ausgeglichen, mit leichter Rechtsneigung, und weist eine klare Anknüpfung an Otlohs „mitteleuropäischen“ Typ der karolingischen Minuskel auf, der wir in der ältesten Phase des Břevnover Skriptoriums begegnet sind. Die Schlussfolgerung ist demnach naheliegend: diese Hand wurde in die Gruppe der übrigen Schreiber als Hilfshand integriert, um dabei mitzuhelfen, Kodex A 173 zu erstellen. Ihre Präsenz in dieser Handschrift ist allerdings im Hinblick auf die Datierung (und die Bestimmung der Provenienz) der Kompletthandschrift wichtig:456 Die Kapitelabschrift von Gregors Dialogen muss in der Zeit entstanden sein, als Otlohs Schrift sich im mitteleuropäischen Raum ausgebreitet hat, also grob in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Greifen wir aber nochmals die Erwähnung dessen auf, dass Prior Martin irgendwann gegen Ende des 14. Jahrhunderts nicht nur den soeben analysierten Kodex A 173 umbinden ließ, sondern zusammen mit ihm auch eine alte Handschrift, die ein Werk von Haymo von Halberstadt enthielt. Diesen Kodex ausfindig zu machen, hat auch Josef Vintr versucht, der freilich lediglich unter den bis heute erhalten gebliebenen Kompletthandschriften gesucht hat.457 Seine Suche hat nicht zum Ziel geführt. Anders verhält es sich aber bei der Pergamentmakulatur. Mit diesem Autor hängt eine sehr interessante Gruppe von Fragmenten mit Homiliarien von Haymo von Halberstadt zusammen, die unter Nr. 89458 katalogisiert und heute über die Wissenschaftliche Bibliothek in Olmütz, die Prager Nationalbibliothek der Tschechischen Republik und ebendort als Deponat der Bibliothek der Kreuzritter mit dem Roten Stern verstreut sind. Über die Fragmente der heutigen Kreuzritterhandschriften wissen wir allerdings, dass sie sich ursprünglich als Per453 Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 12, es stammt allerdings ursprünglich aus der Prager Kapitelbibliothek. 454 Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/18a. 455 Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/23. 456 Vorerst zuletzt zur Provenienz der Schrift von Handschrift A 173 geäußert hat sich Josef Vintr, der in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe renommierter Paläographen und Kunsthistoriker angesprochen hat, jedoch klang das Ergebns sehr skeptisch – vgl. Vintr, Ostrovské rukopisy (wie Anm. 443), S. 56–67. 457 Vintr, Ostrovské rukopisy (wie Anm. 443), S. 121–122. 458 Siehe weiter oben im vorhergehenden Kapitel an der entsprechenden Stelle des Katalogs der Handschriftenfragmente.



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

Abb. 255: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 108v.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

Abb. 256: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 8r.



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

Abb. 257: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 6v.

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Die ältesten Schreibschulen in Böhmen und Mähren

gamentmakulatur in der Bibliothek des Prager Kapitels befunden hatten, also an dem Ort, wo sich der Kernbestand der bisher identifizierten Überreste der Ostrover Bibliothek befindet. Alle drei Schreiberhände, die in der Fragmentengruppe von Haymos Homiliarien identifiziert wurden, verbinden Merkmale, die eindeutig auf die Elemente hinweisen, auf denen die Affinität der Schreiber B, C und F der Kapitelhandschrift A 173 beruht: eine deutliche Vertikalisierung der Schrift, die Hervorhebung der Ober- und Unterlängen, ein deutlich bis unter die Grundlinie reichender Buchstabe „r“, ein scharf zugespitzter Bauch des sehr charakteristischen Buchstabens „g“ sowie ein individueller („zusammengesetzter“) Duktus des langen „s“ – all diese Merkmale finden wir bei Haymos fragmentarischen Homilien vor. Man kann also schlussfolgern, dass alle soeben erörterten Texte nicht nur eine gemeinsame Bibliotheksprovenienz verbindet, sondern ihre Schreiber auch eine gemeinsame Schulung durchlaufen hatten. Keine der aufgeführten Hände kommt in mehreren Quellen vor, trotzdem ist die Affinität dieser Gruppe klar; dabei ist auch die Tatsache behilflich, dass der Duktus dieser Schule von der Schrift abweicht, die für den mitteleuropäischen Raum typisch sein wird, nämlich ab Otlohs regionaler Variante der karolingischen Minuskel. Die Schrift von Haymos Fragmenten belegt, dass die im Kapitelkodex A 173 vertretenen grafischen Erscheinungsformen in Böhmen nicht einzeln und isoliert dastehen, bei ihnen handelt es sich um das Überbleibsel eines Skriptoriums; es wäre verlockend, sie mit dem ältesten, mit Gewissheit nachgewiesenen Aufbewahrungsort von Kodex A 173 in Verbindung zu bringen, nämlich mit der Benediktinerabtei in Ostrov bei Davle, und die Ergebnisse der kodikologisch-paläographischen Analyse würden auch darauf hindeuten. Dieser Verbindung steht allerdings ein musikwissenschaftlicher Standpunkt im Wege, nämlich die Typologie der verwendeten Notenschrift, die eher die Hypothese stützt, dass es sich um einen ausländischen Import dieses Kodex handelt.459 Wir müssen also vorerst Freiraum lassen für die Möglichkeit, dass die soeben behandelte Gruppe von Texten zwar die älteste Ausstattung der Ostrover Abtei bildet, grafisch jedoch außerhalb dieser Abtei steht. Fassen wir abschließend die mit diesem Zentrum zusammenhängende, bislang identifizierte Produktion zusammen:

459 Dabei gehe ich von den Informationen aus, die mir von Prof. David Eben gewährt wurden.



Exkurs: Zu den Möglichkeiten einer Rekonstruktion des ersten Ostrover Skriptoriums

Sign.

Alter/ Provenienz

Bezug zu Ostrov

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Begründung der Provenienz

A 173

1. Hälfte 11. Jh./ Potenzielles Produkt des Ostrov bei Skriptoriums (Affinität der Davle? Schreiber B, C, F) und Bestandteil der Bibliothek

– Ostrover Glossen des 12. Jhs. – Umbindung Ende des 14. Jhs. in Ostrov

M I 310 (vorderes + hinteres Vorsatzblatt)

1. Hälfte 11. Jh./ Potenzielles Produkt des Ostrov bei Skriptoriums (Affinität der Davle? Schreiber B, C, F) und wahrscheinlich auch Bestandteil der Bibliothek

– wahrscheinliche Umbindung Ende des 14. Jhs. in Ostrov

IV H 22 (vorderes + hinteres Vorsatzblatt)

1. Hälfte 11. Jh./ Potenzielles Produkt des Ostrov bei Skriptoriums (Affinität der Davle? Schreiber B, C, F) und wahrscheinlich auch Bestandteil der Bibliothek

– wahrscheinliche Umbindung Ende des 14. Jhs. in Ostrov

Kreuzritter, Frag. 7, 8

1. Hälfte 11. Jh./ Potenzielles Produkt des Ostrov bei Skriptoriums (Affinität der Davle? Schreiber B, C, F) und wahrscheinlich auch Bestandteil der Bibliothek

– wahrscheinliche Umbindung Ende des 14. Jhs. in Ostrov

V. Schluss Die Anfänge der Verbreitung der lateinischen Schreibkultur in den Gebieten Böhmen und Mähren sind unmittelbar mit dem Prozess der allmählichen Christianisierung dieses Territoriums verbunden, die in ihrem lateinischen Zweig überwiegend vom südöstlichen Rand des fränkischen Staates – aus den geistlichen Zentren (den Benediktinerklöstern und Bistümern) der Gebiete Bayerns – dorthin gekommen war. Dies wurde zu einem Quell an Geistlichen, die bereits ab dem 9. Jahrhundert in die überwiegend slawischen böhmischen Länder pilgerten und die ersten lateinisch geschriebenen Kodizes mitbrachten, deren Inhalt verständlicherweise liturgischer Art war. Von den heute überlieferten Texten können zwei Handschriftenfragmente identifiziert werden, die mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit kostbare Überreste dieser ältesten Gruppe von Handschriften darstellen, die mit dem Wirken der ersten Generationen der in Böhmen tätigen Priester zusammenhängen. Es handelt sich um das Fragment eines gallischen Psalters (Katalognummer 1) und um das Fragment eines Lektionars (Katalognummer 2). Die bayerische Provenienz dieser Texte wird durch die paläographische Analyse eindeutig bestätigt. Gleicher Herkunft ist noch eine Fragmentengruppe, die aus einer kodikologischen Einheit stammt (ebenfalls aus einem Lektionar, Katalognummer 3). Hier lässt sich freilich nicht eindeutig nachweisen, dass sich diese Pergamente bereits im frühen Mittelalter auf böhmischem Gebiet befanden. Das neunte und größtenteils auch das zehnte Jahrhundert ist eine Zeit, in der keine eigenständige böhmische Diözesenstruktur existierte und in den böhmischen Ländern demzufolge noch kein entsprechendes Netzwerk geistlicher Institutionen aufgebaut war, die dazu imstande gewesen wären, importierte lateinische Kodizes zu rezipieren und eine heimische lateinische Schreibtradition zu schaffen. Eine wichtige Erkenntnisquelle für den ältesten Horizont lateinischer Texte in den böhmischen Ländern ist die Pergamentmakulatur, Überreste also von Buchhandschriften, die heute entweder in den Einbänden jüngerer Bucheinheiten oder aber selbständig erhalten geblieben sind. Die vorliegende Monographie ergab die Katalogisierung von insgesamt 216 Einheiten aus dem Zeitraum ab der Wende des 8./9. Jahrhunderts bis zur Wende des 12./13. Jahrhunderts. Die Zusammenstellung macht ungefähr ein Drittel jeglicher aus diesem Zeitraum stammenden Pergamentmakulatur aus, die in böhmischen und mährischen Beständen und Sammlungen enthalten ist. Sie wurde so ausgewählt, dass darin alle Typen der erhalten gebliebenen Fragmente vertreten sind. Aus paläographischer Sicht handelt es sich in den überaus meisten Fällen dabei um in der karolingischen Minuskelschrift geschriebene Texte, selten gelangten (selbstverständlich erst sekundär und als Bestandteile der Einbände jüngerer



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Bücher) auch Überreste der nicht karolingischen Schreibtradition zu uns: Bei ihnen geht es um Fragmente, die direkt aus England stammen oder ggf. mit dem angelsächsischen Missionsumfeld auf dem Kontinent zusammenhängen (Katalognummern 66, 73 und 192), in Form der Beneventana ist auch Südeuropa vertreten (Katalognummern 13, 80 und 100), und für sich isoliert steht ein Beleg für die wisigotische Schrift (Katalognummer 106). Eine gewisse Kuriosität stellt die auf einem Fragment eines Evangeliars vorkommende Unzialschrift dar (Katalognummer 99); sie repräsentiert die späte Form der Unziale aus dem Skriptorium des bayerischen Klosters Mondsee von der Wende des 8./9. Jahrhunderts. Die inhaltliche Struktur der Fragmente entspricht dem Charakter der übrigen aus der Zeit des frühen Mittelalters erhalten gebliebenen lateinischen Texte (Handschriftenkodizes). Eindeutig dominieren liturgische Bücher, vor dem 12. Jahrhundert vor allem Sakramentare, Lektionare und Missale, ab dem 12.  Jahrhundert dann Breviere. Von der patristischen Literatur stellen in der homiletischen Praxis benutzte Autoritäten die überwiegende Mehrheit dar. Das älteste Zentrum in Böhmen, bei dem ein aktiver Bezug zur lateinischen Schreibtradition nachgewiesen wurde, war der Sitz des Prager Bischofs mit dem aufkeimenden Kapitel. Die Gründung des Prager Bistums in den Siebziger-Jahren des 10.  Jahrhunderts wird von einem gesteigerten Zustrom an Kodizes aus den sächsischen intellektuellen Zentren begleitet, vor allem aus der Benediktinerabtei Corvey. Dies war vor allem durch die Personen des ersten (Thietmar) und dritten (Thiddag) Bischofs bedingt, ohne Einfluss geblieben war wohl auch nicht der Magdeburger Studienaufenthalt des zweiten Prager Bischofs Adalbert. Mit dieser „sächsischen Welle“, die ungefähr bis zum Ende des zweiten Jahrzehnts des 11. Jahrhunderts anhielt, wird bisweilen (freilich zu Unrecht) die Akquisition des Evangeliars Cim. 2 für die Prager Kirche in einen Zusammenhang gebracht; mit ihm hängt auch eine Gruppe von (in den Einbänden heutiger Kodizes des Clementinums befindlichen) Fragmenten provenienzmäßig zusammen, die aus ein und demselben Kodex stammen – einem irgendwann zu Beginn des 10. Jahrhunderts in Corvey geschriebenen Sakramentars (Katalognummer 95). Sein Vorkommen im frühmittelalterlichen Böhmen bleibt allerdings rein hypothetisch. Dasselbe kann von einem Evangeliar nordfranzösischer Herkunft gesagt werden, das heute Bestandteil der Prager Kapitelbibliothek ist (Sign. B 66, mit einer St. Emmeramer Interpolation aus dem 10. Jahrhundert), und ferner dann auch von zwei ursprünglich bayerischen frühkarolingischen Kodizes: von dem Prager Kapitel-Sakramentar O 83 und von pseudochrysostomischen Evangeliumsauslegungen, die heute zwar unter der Sign. III.E.10 in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik aufbewahrt werden, indes allerhöchst wahrscheinlich jedoch ebenfalls Bestandteil der mittelalterlichen Prager Kapitelbibliothek waren. Aufgrund der Erwähnungen in den Quellen können wir schließen, dass spätestens Anfang des 11. Jahrhunderts an der Prager Kirche eine Schule existierte, die

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Schluss

bereits damals das Potenzial dazu hatte, die intellektuellen Spitzenvertreter des damaligen westlichen Europas anzulocken (Magister Hubald von Lüttich). Die in diesem Zentrum entstehenden Schriftstücke hängen mit der Person des zweiten Prager Bischofs Adalbert zusammen. Es geht vor allem um die Niederschrift des sog. Ediktes des böhmischen Herzogs Boleslav II. (CDB I, Nr. 37), das als Traditionsnotiz auf fol. 76r der Handschrift Nr. 217 der zisterziensischen Klosterbibliothek in Heiligenkreuz festgehalten wurde. Das Edikt selbst bekennt sich zum Jahr 992 und ihre Niederschrift wurde nicht lange danach an der Bistumskirche in Prag angefertigt. Es handelt sich somit um den auf böhmischem Gebiet ältesten, bisher identifizierten und authentisch erhaltenen lateinischen Text überhaupt. In der ersten Hälfte des 11.  Jahrhunderts wurden in denselben Kodex noch weitere Texte aufgenommen: zum Einen Ammonicio et exhortacio episcopalis (fol. 51r–53r), der bereits früher als Autorentext des hl. Adalbert identifiziert wurde, und zum Anderen die Predigt Quia semel vestrę caritatis (fol. 77r–77v), die erst in der vorliegenden Arbeit als vom hl. Adalbert stammend beschrieben wurde. Die Gruppe der in die Handschrift Nr. 217 aus Heiligenkreuz eingefügten Prager Interpolationen wird von der Abschrift einer an den mährischen Herzog Svatopluk gerichteten Litterae von Papst Stephan V. beschlossen (fol. 5v–6v + 78r–81r; CDB I, Nr. 26). Alle diese graphischen Zusätze werden von verschiedenen, sich nicht wiederholenden Händen und einstweilen noch ohne erkennbare formale Verwandtschaften (Affinitäten) geschrieben; für die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts kann man demnach an der Prager Kirche vorerst keine Existenz eines etablierten Skriptoriums in Betracht ziehen, der Beginn einer Schreibtradition, die von einer Gruppe schreib- und lesekundiger und individuell schreibender Intellektueller repräsentiert wird, steht dort noch an ihrem Anfang. Erst ab Mitte des 11. Jahrhunderts kann man in der Umgebung des Prager Kapitels einen Qualitätsschub beobachten – wir identifizierten dort zwei Schreiber, die bereits Elemente einer grafischen Affinität aufweisen. Es handelt sich zwar immer noch um sich nicht wiederholende Hände, allerdings verrät ihr Duktus eine gemeinsame Schulung. Die Arbeit dieser Schreiber beruht immer noch auf kleinen Interpolationen und Ergänzungen in provenienzmäßig fremden Handschriften: Dabei handelt es sich um den Torso eines Officium Sancti Adalberti (ÖNB Wien, Cod. 1322, fol. 79r) und um die Abschrift eines Briefes des Prager Bischofs Severus in der BSB München, Clm 4605, fol. 18v–19r. Diese beiden Texte wurden nachweislich bei der Prager Kirche niedergeschrieben. In der Beziehung der böhmischen Länder zur lateinischen Schrift hatte sich ungefähr Mitte des 11. Jahrhunderts ebenfalls ein Qualitätsschub eingestellt. Dieses Phänomen wird von einer allmählichen „Kultivierung“ des geistlichen Lebens in Böhmen und Mähren begleitet, und man kann in Betracht ziehen, dass dort damals eine Festigung der Diözesenstruktur und eine Stabilisierung der ersten geistlichen Institutionen (Benediktinerklöster und Kapitele) erfolgte. Ihrem Charakter nach beginnen sich diese den westeuropäischen „Standards“ anzugleichen und entwi-



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ckeln sich als solche nach und nach nicht mehr nur zu Konsumenten, sondern auch zu Schöpfern von lateinischen Texten. Für das Leben der böhmischen Benediktinerkonvente spielt der Zustrom der gorzisch orientierten Ordensbrüder aus dem bayerischen Niederaltaich eine wichtige Rolle. Aus diesem geistlichen Umfeld kommt Meinhard nach Břevnov, während dessen langen Amtszeit als Abt (1035/1044–1089) es zur Gründung einer Schreibschule kommt, deren Spuren wir heute in den erhalten gebliebenen schriftlichen Denkmälern identifizieren können. Meinhards Skriptorium ist bislang die älteste identifizierte Schreibschule in den Ländern Böhmens. Die Rekonstruktion des Břev­ nover Skriptoriums basiert primär auf Methoden, die im engeren Wortsinn von einer paläographischen Analyse unabhängig sind. Es geht hierbei in erster Linie um das Zusammentragen von heute an verschiedenen Orten aufbewahrten Kodizes mit einer alten (noch mittelalterlichen) Břevnover Bibliotheksprovenienz sowie darum, zwischen Handschriften bzw. Fragmenten, die keine explizit aufgeführten Provenienzmerkmale aufweisen, Beziehungen herzustellen. Vorrangig hierher gehören Cod. 908 der Österreichischen Nationalbibliothek mit dem Inhalt De laudibus sanctae Crucis von Hrabanus Maurus, das inhaltlich bunte Manuskript der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main mit der Signatur Ms. 114 und das Homiliar der Prager Kapitelbibliothek A 156. Mit den beiden erstgenannten hängen grafisch unmittelbar die Sermones von Papst Leo dem Großen zusammen, die in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik unter der Sign. IV.A.24 fragmentarisch erhalten geblieben sind (geschrieben von einer parallel im Wiener Cod. 908 belegten Hand), sowie das ebenfalls nur fragmentarisch erhaltene Missale aus dem Einband des Wiegendrucks Nr. 50 der Bibliothek des Metropolitankapitels St. Wenzel in Olmütz (geschrieben von einer Hand, die an der Entstehung der Frankfurter Handschrift Ms. 114 beteiligt war). Ein wichtiger „Angelpunkt“ der Břevnover Schreibschule ist der sog. Professbrief des hl. Adalbert. Bei ihm ist eine Břevnover Provenienz faktisch sicher, der Duktus seiner Hand hinterließ darüber hinaus im Břevnover Skriptorium eine gewisse Tradition. Verwandte Schreibausprägungen finden wir nämlich im bereits erwähnten Frankfurter Kodex Ms. 114 (dort geht es um die Hand von Kalligraph „A“) und ferner in der Handschrift mit den Homilien von Gregor dem Großen aus der Tschechischen Nationalbibliothek mit der Signatur IV.D.7 vor (Hilfsschreiber „B“). Hauptschreiber in diesem Kodex des Clementinums ist der einzige namentlich bekannte Schreiber des Břevnover Skriptoriums, nämlich Bruder Modestus. Eine benediktinische Provenienz der Handschrift IV.D.7 wird auch durch das Vorhandensein von jüngeren Zusätzen bestätigt, die sich ihrer Schrift nach zur ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bekennen. Die Zusätze stammen von einer Hand, die auch von einem eindeutig böhmischen benediktinischen Graduale her bekannt ist, das heute in der im Museum der Brünner Region integrierten Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad unter der Signatur R 418 aufbewahrt wird.

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Ein wichtiger Indikator für die Břevnover Schreibschule ist die als „Glossator B“ bezeichnete Hand. Am meisten arbeitete sie an neumierten Texten, die von der Mitte des 11.  Jahrhunderts dem ansonsten frühkarolingischen Martyrologium Adonis (Sign. R 388, Bibl. d. Benediktinerabtei Rajhrad) hinzugefügt wurden. Neben den mit Noten versehenen Texten adaptierte Glossator B darüber hinaus den Text des Martyrologiums für das böhmische Benediktinerumfeld (Gedenktage hl. Wenzel, hl. Scholastika); das Vorhandensein von R 388 im Böhmen des 11. Jahrhunderts wird auch durch bekannte kirchenslawische Ergänzungen dokumentiert, die parallel zur Arbeit von Glossator B vorgenommen wurden. Sein Interesse an der Musiktheorie hat sich in den Glossen niedergeschlagen, die er in der Handschrift von Boethius’ Quadrivium hinterließ (NB der Tschech. Rep., Sign. IX.C.6) und die ebenfalls zur Ausstattung von Meinhards Břevnover Bibliothek gehört haben muss, obgleich sie selbst schon früher geschrieben wurde, und zwar in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, also noch außerhalb von Břevnov. Es überrascht nicht, dass Glossator B auch in dem Kodex der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik mit der Signatur IV.D.7. eine geringe Spur hinterlassen hat. Die in Břevnov um die Mitte des 11. Jahrhunderts unter Abt Meinhard betriebene Schreibschule hat folglich einen gemischten Charakter. Im Grunde genommen treten dort parallel zwei Gruppen von Schreibern in Erscheinung. Einerseits Kalligraphen mit einer qualitativ hoch stehenden und stabilen Schreibausprägung, die keinen unmittelbaren Bezug zu weiteren Schreibern haben und höchstwahrscheinlich bereits als fertige Schreiberpersönlichkeiten nach Břevnov gekommen waren. Aus paläographischer Sicht sind es Träger der hochkarolingischen Minuskel, die sich zum Umkreis des Otlohschen (mittelosteuropäischem) Regionalstils bekennt. Zu ihren Arbeiten zählen der Wiener Cod. 908, Fragment IV.A.24 des Clementinums und das heutige Olmützer Fragment der Missale im Wiegendruck Nr. 50 der Bibliothek des Metropolitankapitels St. Wenzel. Die zweite Gruppe besteht aus Händen, die in ihrem Duktus untereinander Merkmale einer Verwandtschaft aufweisen und die wir im engeren Sinne als Repräsentanten der Břevnover Schule ansehen können. Hierher gehören der sog. Professbrief des hl. Adalbert, eine Beteiligung an der heutigen Frankfurter Handschrift Ms. 114 und eine Beteiligung am Kodex IV.D.7. des Clementinums. Auch die Hand von Glossator B gehört hierher. Die Rekonstruktion des zweiten hier publizierten Skriptoriums in Hradisko bei Olmütz basiert vorrangig auf der Interpretation der bekannten Dedikationsszene auf einer ganzseitigen Illumination des Olmützer Kollektariums (fol. 34v), auf welcher auch der sich selbst mit Sigle „R“ bezeichnende Schreiber des Kodex abgebildet wird, der sich mit seiner Kleidung eindeutig zum Benediktinerorden bekennt. Seine Hand war ferner an der Entstehung der heutigen Strahover Abschrift der Werke von Johannes Cassian beteiligt (Bibliothek der Königlichen Kanonie der Prämonstratenser vom Strahov, Sign. DA III 25). Diese Handschrift hat ein



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neuzeitliches Exlibris, das ihren vorherigen Aufbewahrungsort verrät: die Bibliothek des Klosters Hradisko (Hradisch) bei Olmütz. Die übrigen beiden Kodizes werden aufgrund einer grafischen Affinität dem Umkreis des Kalligraphen „R“ zugeordnet: Zum Einen handelt es sich um die Handschrift der Bibliothek des Metropolitankapitels in Olmütz mit der Signatur CO 96 und dem Inhalt Confessiones des Augustinus (hier weist besonders Hand „F“ eine Verwandtschaft auf ), und zum Anderen um das heutige Rajhrader Brevier mit dem aktuellen Aufbewahrungsort im Museum der Brünner Region, Sign. R 387. Dieses Brevier verrät darüber hinaus in seinem (von der Struktur her dem Kalendarium des Kollektariums nahestehenden) Sanktorale seine (vielleicht mährische) benediktinische Provenienz (neben den „üblichen“ böhmischen Heiligen wurde auch die hl. Ludmilla rubriziert). All diese Manuskripte können eindeutig als Produkte eines Skriptoriums interpretiert werden, das den Charakter einer Schreibschule hat. Die führende Stellung wird von der Hand eines kultivierten Schreibers eingenommen, zusammen mit ihm wurde die Arbeit von weiteren insgesamt 13 Schreiberhänden identifiziert, die untereinander Elemente einer vom Musterkalligraphen „R“ abgeleiteten manuellen Affinität aufweisen. Eine funktionale Interpretation von Kodex DA III 25 stützt ebenfalls die Annahme der Existenz einer Schreibschule, die man provenienzmäßig an der Benediktinerabtei in Hradisko (Hradisch) bei Olmütz ansiedeln kann. Die Tätigkeit des dortigen Skriptoriums deckt sich grob mit der Existenz des Olmützer Skriptoriums von Bischof Heinrich Zdik und fällt zeitlich in die Dreißiger-/Vierziger-Jahre des 12. Jahrhunderts, d.h. in die Zeit von Bohumils Amtszeit als Abt des Klosters Hradisko (Hradisch). Man kann sogar eine engere Zusammenarbeit beider Schreibzentren voraussetzen. Die Hradischer Schule war dazu in der Lage, auch die anspruchsvollsten Aufträge zu realisieren, im Bereich der anspruchsvollen Buchmalerei war sie allerdings auf die Zusammenarbeit mit externen künstlerischen Kräften angewiesen, wie der Fall von Hildebert und Everwin belegt. Nach dem Weggang der Benediktiner aus Hradisko (Hradisch) lässt sich die Spur dieses Skriptoriums sogar bis in die westböhmische Benediktinerabtei von Kladruby (Kladrau) verfolgen, wo ein Teil des Hradischer Konvents Zuflucht finden konnte, denn auch die zwei Exemplare der sog. Gründungsurkunde des Klosters Kladruby (CDB I, Nr. 390 B1 und CDB I, Nr. 390 B2) wurden von einer Hand geschrieben, die eine starke Affinität zum Hradischer Kalligraphen „R“ aufweist. Die Schrift der Hradischer Benediktiner repräsentiert bereits die späte, sich im Niedergang befindende Form der karolingischen Minuskelschrift, die sich anschickt, die stilistisch neuen Elemente der aufkommenden Gotik zu akzeptieren. In Form eines Exkurses wird die Produktion präsentiert, die man mit der Umgebung der Benediktinerabtei in Ostrov bei Davle in Verbindung bringen kann. Die dabei zugrunde gelegte Rekonstruktionsmethode kopiert beide oben aufgeführten Modellfälle: Anhand einer möglichen Bibliotheksprovenienz zusammengetragene Schriftstücke dienten für die Heranziehung der analytisch-komparativen paläogra-

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phischen Methode als Ausgangspunkt. Auf diese Art wurde eine Gruppe potenzieller Produkte bestimmt, welche die dortige Schreibaktivität und demnach die Existenz eines Ostrover Skriptoriums bestätigen könnte. Als Ausgangskodex diente die Handschrift der Prager Kapitelbibliothek A 173, welche die Dialoge von Gregor dem Großen enthält und bei welcher Patera nachgewiesen hat, dass sie bereits im 12. Jahrhundert in Ostrov glossiert wurde. In der vorliegenden Arbeit wurde zu den Händen ihrer Hauptschreiber in den Handschriftenfragmenten grafisch verwandtes Material ausfindig gemacht, nämlich die Fragmentengruppe eines Homiliariums von Haymo von Halberstadt (Katalognummer 89) und ferner Fragmente von liturgischen Kodizes (Katalognummer 130, 151 und 169). Obgleich sich keine Schreiberhand quer durch diese Quellengruppe wiederholt, ist ihre Affinität klar; nichtsdestoweniger unterstützt ein Standpunkt der Musikwissenschaft, nämlich besonders der verwendete Notationstyp, eine fremde – nicht böhmische – Provenienz der Handschrift A 173. Vorerst kann man es demnach nicht als sicher erwiesen ansehen, dass bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts ein Ostrover Skriptorium existiert hat.

Nachwort Der Skriptisierungsprozess der Gesellschaft, d.h. der kulturelle Wandel zur geschriebenen Ausdrucksform als Kommunikationsmittel oder als Mittel der nachhaltigen Bewahrung eines individuellen und auch des kollektiven Gedächtnisses ist heute ein sehr beachtetes und aktuelles Phänomen. Es geht dabei um eine sehr komplizierte und immanent sehr strukturierte Erscheinung, an deren Interpretation praktisch das ganze Spektrum der wissenschaftlichen Disziplinen beteiligt war, angefangen von den traditionellen humanistischen Wissenschaften bis hin zu den exakten Naturwissenschaften. Die Entscheidung für eine schriftliche Form der Kommunikation selbst pflegte man verständlicherweise als etwas anzusehen, dem die Wertmaßstäbe des Fortschritts beigemessen wurden, steht doch eine alphabetisierte Gesellschaft zwangsläufig auf einer höheren Zivilisationsstufe als eine analphabetische Gesellschaft. So hatte man früher üblicherweise geurteilt. Heute, in einer Zeit, in der fast alle Werte ins Schwanken geraten sind, wird eine auf diese Weise formulierte Beurteilung einer des Schreibens und Lesens kundigen Gesellschaft leider problematisiert; man weist darauf hin, dass die Alphabetisierung, so wie sie uns durch die Schrift vermittelt wird, unserem geistigen Auge bei der Wahrnehmung der Umwelt angeblich eine Art „Brille“ aufsetzt, durch welche wir nicht dazu in der Lage sind, Erscheinungen in ihrer Gesamtheit und Vollständigkeit wahrzunehmen, wodurch sie verschiedene Verzerrungen bewirkt – in anderen Worten: Die Schrift liefert uns zwar eine Reihe von Möglichkeiten der Kommunikation, nimmt uns andererseits jedoch etwas weg. Der in den böhmischen Ländern erfolgte kulturelle Wandel zur lateinischen Schrift, der Gegenstand der hier vorgelegten Arbeit ist, wurde als eindeutig positive Erscheinung präsentiert, als Begleiterscheinung der Christianisierung in der Zeit des frühen Mittelalters, als Erscheinung, welche der böhmischen Gesellschaft ihre feste Verankerung in den Koordinaten des lateinischen Westens gewährleistete. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Quellen gerichtet, die ganz am Anfang dieses Prozesses als Zeugen fungieren. Hierbei spielten solche Quellen eine wesentliche Rolle, deren aktives „Leben“ schon lange abgeschlossen war, die aber Dank der Heranziehung der Methoden der lateinischen Paläographie und Kodikologie erneut ihre Aussagekraft erlangen. Es ist eigentlich das erste Mal, dass wir das überraschend bunte Angebot an Handschriften, (in Form von Pergamentmakulatur überlieferten) Handschriftenfragmenten, aber auch an ältesten Quellen amtlichen Charakters (Traditionsnotizen und Urkunden) so komplex beurteilen können und anhand dessen erste Schlussfolgerungen darüber zu formulieren vermögen, unter welchen Umständen die böhmischen Länder des Frühmittelalters aufhören, bloßer Rezipient der aus den

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Nachwort

bereits christianisierten Landen kommenden Impulse zu sein, und die lateinische Schriftkultur in Böhmen und Mähren tiefere Wurzeln schlägt und anfängt, dort aktiv kultiviert zu werden. Das Land, in dem sich ein vorerst zartes Netz der ersten geistlichen Institutionen ausbreitete (Bistümer, Benediktinerklöster und Kapitelkirchen), wird im Laufe des 11. Jahrhunderts langsam zu einem Land, in dem die ersten Zentren einer organisierten Schreibtätigkeit entstehen – die Skriptorien. Wir waren Zeuge dessen, dass die dort entstehenden Kodizes eher den praktischen Alltagsbedürfnissen des liturgischen Betriebs dienten und keine höheren ästhetischen Ambitionen hatten, was auch nachvollziehbar ist. Von diesen ersten Skriptorien waren vorerst keine exzellenten Leistungen zu erwarten. Für anspruchsvollere Auftragsarbeiten mussten sich die böhmischen und mährischen Auftraggeber auch fernerhin ans Ausland wenden. Eines ist jedoch sicher: Dadurch stand die Tür definitiv nicht nur für eine intensivere Kopistentätigkeit offen, sondern auch für ein ursprüngliches, heimisches, lateinisches literarisches Werk. Die aktive Teilnahme der böhmischen Länder an der lateinischen Schriftkultur schlägt sich freilich auch stark im Bereich des pragmatischen Schrifttums nieder. Die von einem symbolischen Akt begleitete mündliche Überlieferung bekommt einen deutlichen Konkurrenten in Form des geschriebenen Dokumentes, das langsam die dominante Rolle einnimmt und in Verbindung mit der Verbindlichkeit des Rechts die vorhergehenden „Medien“ in den Hintergrund, ja gar in die Vergessenheit drängt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass jeglichen neuen Impulsen in der Wissenschaft für gewöhnlich eine Rückkehr zu den ursprünglichen Quellen vorausgeht, ein „ad fontes“ also, das die Aufmerksamkeit auf die ursprünglichen Informationsquellen richtet. Im Falle der Anfänge der lateinischen Schriftkultur in den Ländern Böhmens bedeutete dies, dem Beachtung zu schenken, was bereits einmal dem Untergang geweiht war. Ich bin mir dessen gut bewusst, dass wir bei weitem noch nicht am Ende der Reise angekommen sind, jedoch haben wir uns bereits auf den Weg gemacht …

VI. Quellen- und Literaturverzeichnis

VI.1 Siglen und Abkürzungen AAV Archivio Apostolico Vaticano Abt. Abteilung AH Analecta hymnica APB Archiv der Prager Burg AS Archiv der Stadt AZK Archive der unter Joseph II. aufgelösten Klöster BAV Biblioteca Apostolica Vaticana BayHStA Bayerisches Hauptstaatsarchiv BNF Bibliothèque nationale de France BSB Bayerische Staatsbibliothek CDB Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae CDM Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae CLA Codices latini antiquiores CLLA Codices liturgici latini antiquiores ChLA Chartae latinae antiquiores CRF Comicorum Romanorum fragmenta éd. édités par FA Familienarchiv frag. fragmentum GL Grammatici Latini GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke HessStA Hessisches Staatsarchiv hg. herausgegeben von HHStA Haus- Hof- und Staatsarchiv HLL Handbuch der lateinischen Literatur der Antike KapitelA Kapitelarchiv KapitelB Kapitelbibliothek LA Landesarchiv LA Opava – Olomouc Landesarchiv Opava – Nebenstelle Olomouc LandesHA Landeshauptarchiv LandesB Landesbibliothek LexMA Lexikon des Mittelalters MGH Monumenta Germaniae historica MMFH Magnae Moraviae fontes historici ms., MS. manuscriptus NA Nationalarchiv NB Nationalbibliothek der Tschechischen Republik ÖNB Österreichische Nationalbibliothek ORF Oratorum Romanorum fragmenta ÖStA Österreichisches Staatsarchiv PL Patrologiae Latinae cursus completus RBM Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae

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Quellen- und Literaturverzeichnis

ŘB Benediktinerorden SB Staatsbibliothek SS Scriptores rerum Germanicarum StA Staatsarchiv StadtA Stadtarchiv StadtB Stadtbibliothek StBezirksA Staatliches Bezirksarchiv StGebietsA Staatliches Gebietsarchiv StiftsA Stiftsarchiv StiftsB Stiftsbibliothek StudWissB Studien- und Wissenschaftliche Bibliothek StWissB Staats- und Wissenschaftliche Bibliothek UniB Universitätsbibliothek WissB Wissenschaftliche Bibliothek

VI.2 Ungedruckte Quellen Bamberg Staatsbibliothek HS. A.I.5 (Bibelhandschrift 1), S. 35 HS. E.III.19, S. 44 Bergamo Archivio storico della diocesi di Bergamo Archivio capitolare di Bergamo, sine Sign., S. 39 Berlin Staatsbibliothek MS. Theol. Lat. fol. 354, S. 30 MS. Theol. Lat. fol. 356, S. 45 Bremen Stadtbibliothek HS b 21, S. 56 Bruxelles Bibliothèque royale de Belgique Ms. 9.850–52, S. 30 Brno/Brünn Mährische Landesbibliothek • Universitätsbibliothek Sign. PT 1–365.913, S. 94, 95 Sign. PT 1–440.370, S. 98, 99 Sign. PT 3–  87.664, S. 102, 103 Sign. ST 1–891.266, S. 95, 97





Ungedruckte Quellen

Sign. ST 2–264.076a, S. 99, 100 Sign. ST 2–264.076b, S. 100, 101 Sign. ST 3–28.861, S. 101, 102 Sign. ST 3–301.380, S. 95–97 Sign. ST 3–862.608, S. 103, 104 Sign. ST 4–658.310, S. 104, 105 • Bibliothek der Augustiner in Alt Brünn Sign. A 33, S. 106, 107 Sign. A 135/5, S. 108, 109 Sign. AP 6, S. 110, 111 • Bibliothek der Franziskaner in Dačice Sign. D 49, S. 111, 112 Sign. D 65, S. 112, 113 • Schlossbibliothek der Familie Chorynský in Veselí/Moravou Sign. Ch Biblio XIV, Oben 7, S. 114, 115 Sign. Ch Archiv X.G.29, S. 115–117 • Dietrichstein’sche Schlossbibliothek in Mikulov Sign. Mk 21, S. 117, 118 Sign. Mk 26, S. 119 Sign. Mk 35, S. 119, 120 Sign. Mk 50, S. 121 Sign. Mk 93, S. 122 Sign. Mk 111, S. 123, 124 Sign. MkP 29, S. 125 Sign. MkP 61, S. 126 Sign. MkP 62, S. 126 Sign. MkP 153, S. 126, 127 Sign. MkP 100, S. 128

Bibliothek der Brünner Kapuziner Sign. K 2382, S. 129, 130 Mährisches Landesarchiv in Brno • E 6 Benediktinerorden Rajhrad Inv. Nr. 2467, Sign. Fa 20, S. 478 Kart. 389, Sign. H f 9, S. 488 • G 1 Sammlung Boczek Sign. 12.307/2 lat., S. 130, 131 Sign. 12.307/3 lat., S. 132 Sign. 12.307/4 lat., S. 133 Sign. 12.307/5 lat., S. 91 Sign. 12.307/6 lat., S. 134, 135 • G 2/II Neue Sammlung – Fragmente, Kart. 6–12 Sign. 723/1b, S. 135, 136 Sign. 724/26, S. 137, 138 Sign. 724/31, S. 139, 140 Sign. 725/6, S. 141

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Sign. 726 C/1, S. 347, 348 Sign. 726 C/2, S. 139 Sign. 726 C/34, S. 91, 92 Sign. 726 D/4, S. 142, 143 Sign. 726 D/5, S. 144 Sign. 740–Frag. 6/1, S. 146 Sign. 740–Frag. 6/2, S. 147, 148 Sign. 740–Frag. 6/3, S. 149, 150 Sign. 740–Frag. 6/4, S. 151, 152 Sign. 740–Frag. 6/5, S. 153, 154 • G 11 Handschriften des Franzensmuseums Sign. FM 946, S. 155 • G 12 Sammlung Cerroni Sign. Cer II, 234, S. 145, 147 Stadtarchiv Brno •A 1/3 Amtsbücher, Hs. Nr. 250, S. 156 Cambridge Corpus Christi College 193, S. 30 Corpus Christi College 334, S. 31 Cividale del Friuli Museo Archeologico Nazionale Cod. 136, S. 528–529 České budějovice/Budweis Südböhmische Wissenschaftliche Bibliothek, Abt. Handschriften und Alte Drucke in Zlatá Koruna Frag. sine Sign., S. 157, 158 Darmstadt Universitäts- und Landesbibliothek Hs. 1946, S. 56 Děčín/Tetschen Staatliches Bezirksarchiv Ev.- Nr. R–10, S. 159, 160 Ev.- Nr. R–11, S. 159 Ev.- Nr. R–13, S. 160 Frankfurt am Main Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Sign. Ms Lat. oct. 114, S. 447, 464–473, 499–502, 553, 554 Fulda Hochschul- und Landesbibliothek



Ungedruckte Quellen

Hs. B1, S. 54 St. Gallen Stiftsbibliothek Cod. 14, S. 42 Cod. 44, S. 41 Cod. 70, S. 41 Cod. 348, S. 40 Cod. 672, S. 42 Stiftsarchiv Urkunde I.23, S. 41 Urkunde I.28, S. 41 Urkunde I.51, S. 41 Urkunde I.133, S. 41 Gotha Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha Hs. I 1, S. 56 Hs. I 19, S. 56 Halle/Saale Universitäts- und Landesbibliothek Sign. Qued. 78, S. 503 Havlíčkův Brod/Deutschbrod Staatliches Bezirksarchiv Dekanatsamt Havlíčkův Brod, Kart. Nr. 9, Inv.-Nr. 271, S. 162, 163 Heiligenkreuz Stiftsbibliothek Cod. 217, S. 405–424, 432, 552 Hildesheim Dommuseum Hs. 18, S. 56 Hs. 19, S. 56 Hs. 33, S. 56 Hs. 61, S. 56 Hradec Králové/Königgrätz Staatliches Bezirksarchiv Handschriftensammlung, sine Sign. („Musterschriftstücke und Drucke“), S. 164, 165 AS Nový Bydžov, Hs. Nr. 1, S. 165, 166 Hradiště sv. Hypolita u Znojma/Pöltenberg Bibliothek der Kreuzritter mit dem Roten Stern Sign. GN 131, S. 166, 167

563

564

Quellen- und Literaturverzeichnis

Cheltenham Phillips Collection 36.184, S. 29 Chicago Newberry Library Frag. 4, S. 91, 92 Frag. 6, S. 95, 96, 98 Ivrea Biblioteca capitolare Ms. 1, S. 29 Jihlava/Iglau Staatliches Bezirksarchiv Sammlung Stadtmuseum Telč sine Sign., S. 168, 169 Jindřichův Hradec/Neuhaus Staatliches Gebietsarchiv Třeboň, Nebenstelle Jindřichův Hradec Fragmentensammlung sine Sign. Inv.- Nr. 1, S. 170 Inv.- Nr. 2, S. 171 Inv.- Nr. 3, S. 171, 172 Inv.- Nr. 4, S. 171, 172 Klosterneuburg Stiftsbibliothek Cod. 1012, S. 115 Cod. 1013, S. 115 Koblenz Landeshauptarchiv Hs. A VII I Nr. 176, S. 56 Köln Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Hs. 67, S. 46 Hs. 83 II, S. 46 Hs. 106, S. 34, 45 Kroměříž/Kremsier Erzbischöfliche Bibliothek Wiegendruck Sign. 21.342, S. 172, 173 Wiegendruck Sign. 21.352, S. 174, 175

Křivoklát/Pürglitz Burgbibliothek Sign. I a 17, S. 435 Sign. I d 33, S. 176, 177 Sign. 22 e 19, S. 178, 179 Sign. 22 e 23, S. 179, 180 Kynžvart/Königswart Schlossbibliothek Sign. 20 E 10, S. 181–183 Sign. 20 E 26, S. 184, 185 Sign. 20 K 19, S. 184, 186 Sign. 25 C 5, S. 43, 184 Laon Bibliothèque municipale Ms. 137, S. 31 Ms. 423, S. 31 Litoměřice/Leitmeritz Bischöfliche Bibliothek Sign. B.II.O.1, S. 187–189 Sign. B.II.F.17/1–3, S. 189, 190 London British Library Addit. Ms. 11.878, S. 29 Addit. Ms. 41.567J, S. 29 Egerton Ms. 2.831, S. 34 Harley Ms. 3.063, S. 30 Harley 4.980, S. 30 Louka/Klosterbruck StiftsB Frag. sine Sign., S. 190, 191 Lyon Bibliothèque municipale Ms. 443 (372), S. 36 Marburg Hessisches Staatsarchiv Fragment Sign. Hr 3,3, S. 95, 98 Urk. 145 Nr. 1, S. 95, 98 Mělník/Melnik Staatliches Bezirksarchiv

Ungedruckte Quellen

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566

Quellen- und Literaturverzeichnis

Handschriftensammlung Cod. 1, S. 443 Frag. sine Sign., S. 191–193 Mikulov/Nikolsburg Regionalmuseum Sign. MIK 6404, S. 194 Sign. MIK 6408, S. 194, 195 Milano/Mailand Biblioteca Ambrosiana Cim. 1, S. 38 C.98, S. 38 München Bayerische Staatsbibliothek Clm 4.605, S. 428–433, 552 Clm 14.008, S. 404 Clm 14.137, S. 58, 59 Clm 14.322, S. 58 Clm 14.391, S. 44 Clm 14.468, S. 48 Clm 14.490, S. 60 Clm 14.673, S. 60 Clm 14.756, S. 60 Clm 14.870, S. 58 Clm 18.611, S. 60 Clm 18.937, S. 60 Clm 27.270, S. 238, 240 Clm 29.303/2, S. 357–359 Bayerisches Hauptstaatsarchiv Regensburg – St. Emmeram, Cod. 5 ½, S. 49, 58 Staatsarchiv München Fragmentensammlung Sign. Nr. 1, S. 238–240, 551 Münster Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Westfalen Cod. I 243, S. 52 Cod. VII 5201, S. 53 Nelahozeves/Mühlhausen an der Moldau Lobkowicz Collections: Lobkowiczer Bibliothek Roudnice Sign. II.Bd.6, S. 195, 196 Sign. IV.Da.5, S. 197, 198



Ungedruckte Quellen

Sign. VI.Fe.50, S. 198 Nová Říše/Neureisch Stiftsbibliothek Sign. NŘ P 40, S. 199, 200 Sign. NŘ C.I.6694, S. 200, 201 Olomouc/Olmütz Landesarchiv Opava, Nebenstelle Olomouc • Bibliothek des Metropolitankapitels am Wenzelsdom Sign. CO 24, S. 444 Sign. CO 27, S. 202, 203 Sign. CO 92, S. 203, 204 Sign. CO 93, S. 205 Sign. CO 96, S. 518, 520–525, 533, 535, 536, 555 Sign. CO 98 I, S. 63, 65, 444 Sign. CO 156, S. 205, 206 Sign. CO 202, S. 63 Sign. CO 259, S. 441 Sign. CO 271, S. 206, 207 Sign. CO 302, S. 208, 209 Sign. CO 350, S. 209, 210 Sign. CO 408, S. 210–212 Sign. CO 444, S. 212, 213 Sign. CO 469, S. 441 Sign. Wiegendruck 32, S. 208, 209 Sign. Wiegendruck 50, S. 455, 474, 475, 501, 502 Sign. Wiegendruck 65, S. 208, 209 Sign. Wiegendruck 173, S. 349, 350 Sign. Wiegendruck 223, S. 213, 214 Frag. sine Sign. (Nachlass B. Zlámal), S. 214–216 • Archiv des Metropolitankapitels am Wenzelsdom Inv.-Nr. 1, Sign. A I a 1, S. 437 Inv.-Nr. 2, Sign. A I a 2, S. 437 • FA Žerotín – Bludov Inv.- Nr. 25, S. 216–218 Wissenschaftliche Bibliothek Sign. J III 300.050, S. 213, 214 Sign. J III 47.825, S. 145 Sign. M I 238, S. 106–108 Sign. M I 301, S. 218 Sign. M I 305, S. 145 Sign. M I 309, S. 106, 107 Sign. M I 310, S. 219, 549 Sign. M I 332, S. 147, 149 Sign. M II 108, S. 141, 142

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568

Quellen- und Literaturverzeichnis

Heimatkundliches Museum • Sammlungsbibliothek Sign. K-4088, S. 115 Oxford Bodleian Library Laud. Misc. 139, S. 222 Laud. Misc. 120, S. 45 Paris Bibliothèque nationale de France Ms. lat. 1, S. 35 Ms. lat. 152, S. 36 Ms. lat. 266, S. 35 Ms. lat. 2.109, S. 37 Ms. lat. 2.291, S. 37 Ms. lat. 2.832, S. 36 Ms. lat. 2.859, S. 36 Ms. lat. 8.913, S. 36 Ms. lat. 9.380, S. 38 Ms. lat. 9.427, S. 29 Ms. lat. 12.832, S. 37 Ms. lat. 13.373, S. 31 Ms. lat. 13.745, S. 37 Ms. lat. 15.304, S. 37 Ms. lat. 15.305, S. 37 Ms. lat. 17.371, S. 37 Ms. lat. nouv. acqu. 1.203, S. 37 Archives nationales de France Ms. lat. 2.243, S. 29 Ms. lat. 2.388, S. 29 Санкт-Петербург Российская Националная Библиотека F.v.XIV.1, S. 30 Plzeň/Pilsen Studien- und Wissenschaftliche Bibliothek der Region Plzeň Wiegendruck V 28.349, S. 222, 223 Wiegendruck V 3379–4, S. 223, 224 Wiegendruck 21 MD 2, S. 224, 225 Westböhmisches Museum in Plzeň Inv.-Nr. 3052, S. 225, 226



Ungedruckte Quellen

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Praha/Prag Masaryk-Institut und Archiv der AW der Tschech. Republik • Grafiksammlung sine Sign., S. 343, 344 Archiv des Nationalmuseums • Pergamenturkunden Sign. Perg-A 1, S. 532, 535, 536 Sign. Perg-A 4, S. 443 Archiv der Prager Burg • Bibliothek des Prager Kapitels Sign. Cim. 2, S. 53, 54, 83, 402, 403 Sign. A 21/1, S. 434 Sign. A 60/3, S. 447 Sign. A 70/1, S. 322, 323 Sign. A 73/8, S. 323 Sign. A 156, S. 48, 446, 451, 483, 489–492, 499, 500, 502, 553 Sign. A 173, S. 537–549, 556 Sign. B 66, S. 403, 551 Sign. B 77, S. 324, 325 Sign. D 52, S. 325, 326 Sign. D 76, S. 327, 328 Sign. O 83, S. 401, 402, 551 Inv.-Nr. 1696/23, S. 329, 544 Inv.-Nr. 1696/26, S. 329, 330 Inv.-Nr. 1696/33, S. 330, 331 Inv.-Nr. 1696/38, S. 331, 332 Inv.-Nr. 1696/42, S. 332, 333 Inv.-Nr. 1696/43, S. 333, 334 • Archiv des Prager Kapitels Urkunden, Sign. XVIII–18, Kart. „Verschiedenes“, S. 1, S. 451 Sign. XXI–reg. A7, S. 405, 443 Philosophische Fakultät der Karls-Universität, Institut für hist. Hilfswiss. und Archivwesen Frag. sine Sign., S. 344, 345 Nationalarchiv • AZK Archive der unter Joseph II. aufgelösten Klöster Inv.-Nr. 493, Sign. ŘB Kladruby 1b, S. 443, 532, 535, 536 Inv.-Nr. 496, Sign. ŘB Kladruby 3, S. 443 • ŘB Břevnov Inv.-Nr. 191, S. 455–457, 474, 501, 502 Sign. VI/8, Kart. 20, S. 449 Buch Nr. 52, Sign. I 3, S. 450 • Dominikanerorden – Provinzialat und Konvent Prag Inv.-Nr. 2, S. 442

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Sign. I.C.8, S. 230, 231 Sign. I.E.11, S. 64 Sign. III.B.18, S. 231–233, 403, 551 Sign. III.E.10, S. 404, 551 Sign. III.F.18, S. 233, 234 Sign. III.F.22, S. 88, 89, 550 Sign. III.H.1, S. 235, 236 Sign. IV.A.24, S. 237, 238, 501, 502 Sign. IV.D.7, S. 455, 458–464, 475, 485, 486, 492, 494, 499–502, 553, 554 Sign. IV.H.22, S. 219, 220 Sign. V.E.9, S. 231, 232 Sign. VI.D.24, S. 238–240 Sign. VI.E.4c, S. 259 Sign. VII.A.16/9, S. 240, 241 Sign. IX.C.6, S. 483–485, 499, 500, 502, 554 Sign. IX.C.9, S. 242, 243 Sign. IX.E.4, S. 243 Sign. X.E.3, S. 244, 245 Sign. XII.B.12, S. 245, 246 Sign. XII.B.16, S. 246, 247 Sign. XIII.F.11, S. 247–249 Sign. XIII.G.12, S. 492, 496–498, 501, 502 Sign. XIV.D.21, S. 249, 250 Sign. XIV.D.23, S. 250, 251 Sign. XVII.F.49, S. 251, 252 Sign. XXIV.A.27, S. 252–254 Sign. XXIV.A.37, S. 254, 255 Sign. XXIV.A.46, S. 255, 256 Sign. XXIV.A.49, S. 256–258 Sign. XXIV.A.65, S. 258, 259 Sign. XXIV.A.78, S. 260, 261 Sign. XXIV.A.83, S. 261, 262 Sign. XXIV.A.97, S. 260, 261 Sign. XXIV.A.115, S. 262, 263 Sign. XXIV.A.134, S. 263 Sign. XXIV.A.140, S. 231, 403, 551 Sign. XXIV.A.141, S. 264 Sign. XXIV.A.143, S. 265 Sign. XXIV.A.157, S. 266 Sign. XXIV.A.189, S. 267, 268 Sign. XXIV.A.206, S. 268, 269 Sign. XXIV.A.284, S. 270 • Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern Sign. Frag. 1, S. 271, 272 Sign. Frag. 4, S. 272, 273



Ungedruckte Quellen

Sign. Frag. 6, S. 273, 274 Sign. Frag. 7, S. 219, 221, 544, 549 Sign. Frag. 8, S. 219, 221, 544, 549 Sign. Frag. 9, S. 274, 275 Sign. Frag. 11, S. 275, 276 Sign. Frag. 12, S. 276, 277 Sign. Frag. 14, S. 277–279 Sign. Frag. 28, S. 279, 280 Sign. Frag. 30, S. 280, 281 Sign. Frag. 31, S. 281–283 Sign. XXII A 4, S. 283–284 • MS Cheb Sign. 3/49, S. 284–286 Sign. 4/35, S. 286–288 Sign. 4/66, S. 286–288 Sign. 4/67, S. 286, 288 Sign. 5/48, S. 288, 289 Sign. 7/12, S. 289–291 Sign. 7/41, S. 291, 292 Sign. 38/1, S. 293 Sign. 47/32, S. 294 • Sign. Teplá MS Frag. 1, S. 359–361 MS Frag. 2, S. 361, 362 MS Frag. 3, S. 362, 363 MS Frag. 5, S. 364, 365 MS Frag. 9, S. 365 MS Frag. 23, S. 365–367 MS Frag. 302, S. 367, 368 Wiegendruck B 43, S. 368, 369 Wiegendruck B 129, S. 369, 370 Druck C 117, S. 371 Wiegendruck E 10, S. 371, 372 Bibliothek des Nationalmuseums Sign. 1 A b 2, S. 295, 296 Sign. 1 D a 1/3, S. 296, 297 Sign. 1 D a 1/5, S. 297 Sign. 1 D a 1/9, S. 298 Sign. 1 D a 1/15, S. 299 Sign. 1 D a 2/19c, S. 299–301 Sign. 1 D a 2/19d, S. 299, 301 Sign. 1 D a 2/15, S. 301, 302 Sign. 1 D a 2/17, S. 302–304 Sign. 1 D a 2/18a, S. 304, 305

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572



Quellen- und Literaturverzeichnis

Sign. 1 D a 2/19a, S. 305–307 Sign. 1 D a 2/29, S. 307, 308 Sign. 1 D a 2/30, S. 308, 309 Sign. 1 D a 2/31, S. 308 Sign. 1 D a 2/34, S. 310, 311 Sign. 1 D a 2/35, S. 311, 312 Sign. 1 D a 13/1, S. 312–314 Sign. 1 E a 55, S. 314, 315 Sign. 1 E c 24, S. 315–317 Sign. 1 E c 25, S. 317 Sign. 1 E c 26, S. 317, 318 Sign. 1 E c 79, S. 318, 319 Sign. 1 I c 5/37, S. 308 Wiegendruck Sign. KNM 69 C 7, S. 320–322

Bibliothek des Prämonstratenserklosters Strahov Sign. 72/zl., S. 334, 335 Sign. 94/zl., S. 336, 337 Sign. 137/zl., S. 337, 338 Sign. 241/zl., S. 338, 339 Sign. 329/zl., S. 153 Sign. 347/zl., S. 339, 340 Sign. 547/zl., S. 340, 341 Sign. 548/zl., S. 90, 91, 550 Sign. 724/zl., S. 341–343 Sign. DA III 25, S. 435, 509–519, 526, 533–536, 554, 555 Sign. DF III 3, S. 83 Archiv der Hauptstadt Prag • Pergamenturkunden Sign. PGL II–254, S. 443 Rajhrad/Raigern Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad Sign. R 157, S. 345–347 Sign. R 384, S. 486–488, 501 Sign. R 387, S. 447, 478, 520, 527–530, 533, 535, 536, 555 Sign. R 388, S. 447, 475–482, 486, 488, 499, 500, 502, 554 Sign. R 396, S. 447 Sign. R 418, S. 461, 492–495, 497, 499, 501, 502, 553 Sign. R 637, S. 447 Sign. RP 35, S. 347 Sign. RP 67, S. 349, 350 Sign. RP 105, S. 350, 351 Sign. R III.b.4862, S. 351, 352



Ungedruckte Quellen

Reims Bibliothèque municipale Ms. 1, S. 37 Ms. 2, S. 37 Ms. 99, S. 37 Ms. 382, S. 37 Ms. 390, S. 37 Ms. 425, S. 37 Roma/Rom Biblioteca Apostolica Vaticana Cod. Palat. lat. 495, S. 55 Cod. Palat. lat. 966, S. 46 Cod. Palat. lat. 1.547, S. 46 Cod. Ottob. lat. 2.531, S. 54 Archivio Apostolico Vaticano Miscell., Arm. XI.19, S. 34 Salzburg Stiftsarchiv der Erzabtei St. Peter Hs. CCCVIII.6, S. 57 Schlägl Stiftsbibliothek Sign. Cpl. 124, S. 537 Stockholm Kungliga Biblioteket Sign. Cod. Theol. A 144, S. 436, 504–507, 527, 533, 535, 536 Stuttgart Württembergische Landesbibliothek Hs. HB II 35, S. 42 Tábor/Tabor Staatliches Bezirksarchiv D 8 Handschriftensammlung Hs. Nr. 317, S. 353, 354 Hs. Nr. 480, S. 354–356 Hussitisches Museum Hs. HA 5855, S. 356 Tachov/Tachau Staatliches Bezirksarchiv AS Stříbro sine Sign., S. 357–359

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Trier Stadtbibliothek Cod. 22, S. 32 Cod. 24, S. 55 Cod. 1093/1694, S. 84 Turnov/Turnau Museum des Böhmischen Paradieses Sign. R–12, S. 372–374 Vercelli Biblioteca capitolare Cod. CIV (47), S. 39 Cod. CCII, S. 38 Verona Biblioteca capitolare Cod. XCII, S. 38 Vyšší Brod/Hohenfurth Stiftsbibliothek Sign. 1 VB X, S. 374, 375 Sign. 1 VB XXI, S. 375, 376 Sign. 1 VB LXIX, S. 375, 376 Sign. 1 VB CLXXXX, S. 378–380 Sign. 1 VB CLXXXXIII, S. 380, 381 Sign. 1 VB CCV, S. 381–383 Sign. 1 VB CCXV, S. 383, 384 Sign. 1 VB CCXVII, S. 384, 385 Sign. 1 VB 73, S. 386, 387 Frag. sine Sign., S. 387 Wien Österreichische Nationalbibliothek Cod. 515, S. 46 Cod. 652, S. 450 Cod. 795, S. 47 Cod. 808, S. 47 Cod. 908, S. 446, 450–455, 475, 498, 500–502, 553, 554 Cod. 1.322, S. 424–429, 433, 552 Cod. 1.861, S. 32 Cod. 12.696, S. 57 Österreichisches Staatsarchiv, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Hs. 339, S. 57



Digitalisierte Handschriften

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Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Cod. Guelf. 11.2 Aug. 4o, S. 8, 9, 444 Würzburg Universitätsbibliothek Ms. Theol. fol. 189, S. 222, 223 Ms. Theol. fol. 14, S. 45 Ms. Theol. fol. 21, S. 45 Ms. Theol. fol. 72, S. 45 Znojmo/Znaim Staatliches Bezirksarchiv AS Znojmo Hs. Sign. Z/II–304, S. 388, 389 Dominikanerbibliothek Sign. ZD 9.III.8, S. 389, 390 Zürich Zentralbibliothek Ms. Car. C 1, S. 35 Zwettl Stiftsbibliothek Cod. 243, S. 377, 378 Cod. 304, S. 377, 378

VI.3 Digitalisierte Handschriften [letzter Zugriff am 28. 04. 2022]. [letzter Zugriff am 28. 04. 2022]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 28. 04. 2022]. [letzter Zugriff am 28. 04. 2022]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 06. 04. 2020]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022].

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Quellen- und Literaturverzeichnis

[letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 27. 05. 2022]. [letzter Zugriff am 28. 04. 2022]. [letzter Zugriff am 28. 04. 2022].

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Literatur

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Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae II, ed. Josef Emler, Pragae 1882. Regesta pontificum Romanorum sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Bohemiae et Moraviae ecclesiis, monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum vel etiam Germania pontificia, vol. V/3 (Provincia Maguntinensis), pars VII (Dioeceses Pragensis et Olomucensis), ed. Waldemarus Könighaus usus Winfriedi Irgang schedis, Gottingae 2011.

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Literatur

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VI.6 Abbildungsverzeichnis Abb. 001: Schlossbibliothek Kynžvart, Hs. 25.C.5, fol. 3r. Vetus Testamentum. St. Gallen, ca. 800. Abb. 002: Praha, APB, KapitelB, Hs. A 156, fol. 85r. Sermones. Regensburg, Anfang 9. Jh. Abb. 003: Praha, APB, KapitelB, Hs. Cim. 2, fol. 4r. Evangeliarium. Corvey, Ende 9. Jh. Abb. 004: BSB München, Clm 14.137, fol. 5r. Ioh. Scottus/Dionysius Areopagita. Otlohus-Hand, Mitte 11. Jh. Abb. 005: LA Opava – Olomouc, KapitelB, Hs. CO 98, fol. 138r. Expositiones in psalmos. Olmützer Skriptorium, 30./40. Jahre 12. Jh. Abb. 006: Praha, NB, Sign. III.F.22. Abb. 007: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 548/zl. Abb. 008: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 726 C/34. Abb. 009: Brno, Mährische LB, Sign. PT 1–365.913. Abb. 010: Brno, Mährische LB, Sign. ST 3–301.380. Abb. 011: Brno, Mährische LB, Sign. PT 1–440.370. Abb. 012: Brno, Mährische LB, Sign. ST 2–264.076a. Abb. 013: Brno, Mährische LB, Sign. ST 2–264.076b. Abb. 014: Brno, Mährische LB, Sign. ST 3–28.861. Abb. 015: Brno, Mährische LB, Sign. PT 3–87.664. Abb. 016: Brno, Mährische LB, Sign. ST 3–862.608. Abb. 017: Brno, Mährische LB, Sign. ST 4–658.310. Abb. 018a: Brno, Mährische LB, Sign. A 33. Abb. 018b: Olomouc, WissB, Sign. M I 238.



Abbildungsverzeichnis

601

Abb. 019: Brno, Mährische LB, Sign. A 135/5. Abb. 020a – 020b: Brno, Mährische LB, Sign. AP 6. Abb. 021: Brno, Mährische LB, Sign. D 49. Abb. 022: Brno, Mährische LB, Sign. D 65. Abb. 023: Brno, Mährische LB, Sign. Ch Biblio XIV, Oben 7. Abb. 024: Brno, Mährische LB, Sign. Ch Archiv X.G.29. Abb. 025: Brno, Mährische LB, Sign. Mk 21. Abb. 026: Brno, Mährische LB, Sign. Mk 26. Abb. 027: Brno, Mährische LB, Sign. Mk 35. Abb. 028: Brno, Mährische LB, Sign. Mk 50. Abb. 029: Brno, Mährische LB, Sign. Mk 93. Abb. 030: Brno, Mährische LB, Sign. Mk 111. Abb. 031: Brno, Mährische LB, Sign. MkP 29. Abb. 032: Brno, Mährische LB, Sign. MkP 153. Abb. 033: Brno, Mährische LB, Sign. MkP 100. Abb. 034: Brno, Kapuzinerbibliothek, Sign. K 2382. Abb. 035: Brno, Mährisches LA, G 1, Sign. Nr. 12.307/2 lat. Abb. 036: Brno, Mährisches LA, G 1, Sign. Nr. 12.307/3 lat. Abb. 037: Brno, Mährisches LA, G 1, Sign. Nr. 12.307/4 lat. Abb. 038: Brno, Mährisches LA, G 1, Sign. Nr. 12.307/6 lat. Abb. 039: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 723/1b. Abb. 040: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 724/26. Abb. 041: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 724/31. Abb. 042: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 725/6. Abb. 043: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 726 D/4. Abb. 044: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 726 D/5. Abb. 045: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 740–frag. 6/1. Abb. 046: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 740–frag. 6/2. Abb. 047: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 740–frag. 6/3. Abb. 048: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 740–frag. 6/4. Abb. 049: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Sign. Nr. 740–frag. 6/5. Abb. 050: Brno, Mährisches LA, G 11, Sign. FM 946. Abb. 051: Brno, StadtA, A 1/3, Hs. Nr. 250. Abb. 052: České Budějovice, Südböhmische WissB, Abt. Hss. und alte Drucke, sine Sign. Abb. 053: Děčín, StBezirksA, Evid. Nr. R–10. Abb. 054: Děčín, StBezirksA, Evid. Nr. R–13. Abb. 055a–055b: Havlíčkův Brod, StBezirksA, Dekanatsamt Havlíčkův Brod, Kart. Nr. 9, Inv.-Nr. 271. Abb. 056: Hradec Králové, StBezirksA, Slg. Handschriften, sine Sign. („Musterschriftstücke und Drucke“). Abb. 057: Hradec Králové, StBezirksA, AS Nový Bydžov, Hs. Nr. 1. Abb. 058: Hradiště sv. Hypolita u Znojma, Sign. GN 131. Abb. 059: Jihlava, StBezirksA, Sammlung Stadtmuseum Telč, sine Sign. Abb. 060: Jindřichův Hradec, Nebenst. StGebietsA Třeboň, Fragm.-Slg., sine Sign., Inv.-Nr. 1. Abb. 061: Jindřichův Hradec, Nebenst. StGebietsA Třeboň, Fragm.-Slg., sine Sign., Inv.-Nr. 2.

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Quellen- und Literaturverzeichnis

Abb. 062: Jindřichův Hradec, Nebenst. StGebietsA Třeboň, Fragm.-Slg., sine Sign., Inv.-Nr. 3, 4. Abb. 063: Kroměříž, Erzbischöfliche Bibliothek, Wiegendruck Sign. 21.342. Abb. 064: Kroměříž, Erzbischöfliche Bibliothek, Wiegendruck Sign. 21.352. Abb. 065: Křivoklát, Burgbibliothek, Sign. I d 33. Abb. 066: Křivoklát, Burgbibliothek, Sign. 22 e 19. Abb. 067: Křivoklát, Burgbibliothek, Sign. 22 e 23. Abb. 068a–068b: Kynžvart, Schlossbibliothek, Sign. 20 E 10. Abb. 069: Kynžvart, Schlossbibliothek, Sign. 20 E 26. Abb. 070: Kynžvart, Schlossbibliothek, Sign. 20 K 19. Abb. 071: Litoměřice, Bischöfliche Bibliothek, Sign. B.II.O.1. Abb. 072: Litoměřice, Bischöfliche Bibliothek, Sign. B.II.F.17/1–3. Abb. 073: Louka, StiftsB, Frag. sine Sign. Abb. 074: Mělník, StBezirksA, Handschriftensammlung, Frag. sine Sign. Abb. 075: Mikulov, Regionalmuseum, Sign. MIK 6404. Abb. 076: Nelahozeves, Lobkowiczer Bibliothek Roudnice, Sign. II.Bd.6. Abb. 077: Nelahozeves, Lobkowiczer Bibliothek Roudnice, Sign. IV.Da.5. Abb. 078: Nelahozeves, Lobkowiczer Bibliothek Roudnice, Sign. VI.Fe.50. Abb. 079: Nová Říše, StiftsB, Sign. NŘ P 40. Abb. 080: Nová Říše, StiftsB, Sign. NŘ C.I.6694. Abb. 081: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 27. Abb. 082: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 92. Abb. 083: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 93. Abb. 084: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 156. Abb. 085: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 271. Abb. 086: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 302. Abb. 087: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 350. Abb. 088: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 408. Abb. 089: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 444. Abb. 090: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. Wiegendruck Nr. 223. Abb. 091: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Frag. sine Sign., (Nachlass B. Zlámal). Abb. 092: LA Opava – Olomouc, FA Žerotín – Bludov, Inv.-Nr. 25. Abb. 093: Olomouc, WissB, Sign. M I 301. Abb. 094: Praha, NB, Sign. IV.H.22. Abb. 095a–095b: Plzeň, StudWissB der Region Plzeň, Wiegendruck V 28.349. Abb. 096: Plzeň, StudWissB der Region Plzeň, Wiegendruck V 3379–4. Abb. 097: Plzeň, StudWissB der Region Plzeň, Wiegendruck 21 MD 2. Abb. 098: Plzeň, Westböhmisches Muzeum in Plzeň, Inv.-Nr. 3052. Abb. 099: Praha, NB, Sign. I.C.8. Abb. 100: Praha, NB, Sign. III.B.18. Abb. 101: Praha, NB, Sign. III.F.18. Abb. 102: Praha, NB, Sign. III.H.1. Abb. 103: Praha, NB, Sign. IV.A.24. Abb. 104a: Praha, NB, Sign. VI.D.24. Abb. 104b: StA München, Fragmentensammlung Nr. 1. Abb. 105: Praha, NB, Sign. VII.A.16/9.



Abbildungsverzeichnis

Abb. 106: Praha, NB, Sign. IX.C.9. Abb. 107: Praha, NB, Sign. IX.E.4. Abb. 108: Praha, NB, Sign. X.E.3. Abb. 109: Praha, NB, Sign. XII.B.12. Abb. 110: Praha, NB, Sign. XII.B.16. Abb. 111: Praha, NB, Sign. XIII.F.11. Abb. 112: Praha, NB, Sign. XIV.D.21. Abb. 113: Praha, NB, Sign. XIV.D.23. Abb. 114: Praha, NB, Sign. XVII.F.49. Abb. 115: Praha, NB, Sign. XXIV.A.27. Abb. 116: Praha, NB, Sign. XXIV.A.37. Abb. 117: Praha, NB, Sign. XXIV.A.46. Abb. 118: Praha, NB, Sign. XXIV.A.49. Abb. 119: Praha, NB, Sign. XXIV.A.65. Abb. 120: Praha, NB, Sign. XXIV.A.78. Abb. 121: Praha, NB, Sign. XXIV.A.83. Abb. 122: Praha, NB, Sign. XXIV.A.115. Abb. 123: Praha, NB, Sign. XXIV.A.134. Abb. 124: Praha, NB, Sign. XXIV.A.141. Abb. 125: Praha, NB, Sign. XXIV.A.143. Abb. 126: Praha, NB, Sign. XXIV.A.157. Abb. 127: Praha, NB, Sign. XXIV.A.189. Abb. 128: Praha, NB, Sign. XXIV.A.206. Abb. 129: Praha, NB, Sign. XXIV.A.284. Abb. 130: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 1. Abb. 131: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 4. Abb. 132: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 6. Abb. 133: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 9. Abb. 134: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 11. Abb. 135: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 12. Abb. 136: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 14. Abb. 137: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 28. Abb. 138: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 30. Abb. 139: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. Frag. 31. Abb. 140: Praha, Bibliothek der Kreuzherren mit dem roten Stern, Sign. XXII A 4. Abb. 141: Praha, NB, Sign. MS Cheb 3/49. Abb. 142: Praha, NB, Sign. MS Cheb 4/35. Abb. 143: Praha, NB, Sign. MS Cheb 5/48. Abb. 144: Praha, NB, Sign. MS Cheb 7/12. Abb. 145: Praha, NB, Sign. MS Cheb 7/41. Abb. 146: Praha, NB, Sign. MS Cheb 38/1. Abb. 147: Praha, NB, Sign. MS Cheb 47/32. Abb. 148: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 A b 2. Abb. 149: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 1/3. Abb. 150: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 1/5. Abb. 151: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 1/9. Abb. 152: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 1/15.

603

604

Quellen- und Literaturverzeichnis

Abb. 153: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/19c. Abb. 154: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/15. Abb. 155: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/17. Abb. 156: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/18a. Abb. 157: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/19a. Abb. 158: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/29. Abb. 159: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/30. Abb. 160: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/34. Abb. 161: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 2/35. Abb. 162: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 D a 13/1. Abb. 163: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 E a 55. Abb. 164: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 E c 24. Abb. 165: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 E c 25. Abb. 166: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 E c 26. Abb. 167: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Sign. 1 E c 79. Abb. 168: Praha, Bibliothek des Nationalmuseums, Wiegendruck KNM 69 C 7. Abb. 169: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 70/1. Abb. 170: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 73/8. Abb. 171: Praha, APB, KapitelB, Sign. B 77. Abb. 172: Praha, APB, KapitelB, Sign. D 52. Abb. 173: Praha, APB, KapitelB, Sign. D 76. Abb. 174: Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/23. Abb. 175: Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/26. Abb. 176a–176b: Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/33. Abb. 177: Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/38. Abb. 178: Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/42. Abb. 179: Praha, APB, KapitelB, Inv.-Nr. 1696/43. Abb. 180: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 72/zl. Abb. 181: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 94/zl. Abb. 182: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 137/zl. Abb. 183: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 241/zl. Abb. 184: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 347/zl. Abb. 185: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 547/zl. Abb. 186: Strahov, Bibliothek des Prämonstratenserklosters, Sign. 724/zl. Abb. 187: Praha, Masaryk-Institut und Archiv der AW der Tschech. Rep., Grafikslg., sine Sign. Abb. 188: Praha, Phil. Fak. der Karls-Uni., Inst. F. hist. Hilfswiss. und Archivwesen, sine Sign. Abb. 189: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 157. Abb. 190: Brno, Mährisches LA, G 2/II – Fragmente, Kart. 10, Sign. Nr. 726 C/1. Abb. 191: LA Opava – Olomouc, KapitelB Olomouc, Sign. Wiegendruck Nr. 173. Abb. 192: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. RP 105. Abb. 193: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R III.b.4862. Abb. 194: Tábor, StBezirksA, D 8 Handschriftensammlung, Hs. Nr. 317.



Abbildungsverzeichnis

605

Abb. 195: Tábor, StBezirksA, D 8 Handschriftensammlung, Hs. Nr. 480. Abb. 196: Tábor, Hussitenmuseum, Hs. HA 5855. Abb. 197: Tachov, StBezirksA, AS Stříbro, sine Sign. Abb. 198: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 1. Abb. 199: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 2. Abb. 200: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 3. Abb. 201: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 5. Abb. 202: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 9. Abb. 203: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 23. Abb. 204: Praha, NB, Sign. Teplá MS Frag. 302. Abb. 205: Praha, NB, Sign. Teplá Wiegendruck B 43. Abb. 206: Praha, NB, Sign. Teplá Wiegendruck B 129. Abb. 207: Praha, NB, Sign. Teplá Druck C 117. Abb. 208: Praha, NB, Sign. Teplá Wiegendruck E 10. Abb. 209: Turnov, Museum des Böhmischen Paradieses, Sign. R–126. Abb. 210: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB X. Abb. 211: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB XXI. Abb. 212: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB LXIX. Abb. 213: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB CLXXXX. Abb. 214: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB CLXXXXIII. Abb. 215: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB CCV. Abb. 216: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB CCXV. Abb. 217: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB CCXVII. Abb. 218: Vyšší Brod, StiftsB, Sign. 1 VB 73. Abb. 219: Vyšší Brod, StiftsB, sine Sign. Abb. 220: Znojmo, StBezirksA, AS Znojmo, Hs. Sign. Z/II – 304. Abb. 221: Znojmo, Bibliothek des Dominikanerklosters, Sign. ZD 9.III.8. Abb. 222: Stiftsbibliothek Heiligenkreuz, Cod. 217, fol. 76r. Abb. 223: Stiftsbibliothek Heiligenkreuz, Cod. 217, fol. 51r. Abb. 224: ÖNB Wien, Cod. 1322, fol. 79v. Abb. 225: BSB München, Clm 4605, fol. 19r. Abb. 226: ÖNB Wien, Cod. 908, fol. 1v (Hand von Kalligraph A). Abb. 227: Affinität der Břevnover Schreibschule. Abb. 227a: Praha, NA, ŘB Břevnov, Inv.-Nr. 191 (Professio Adalberti). Abb. 227b: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 24r (Hand B). Abb. 227c: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 6v (Hand A). Abb. 228a: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 82r (Hand A: Bruder Modestus). Abb. 228b: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 78v (Bruder Modestus auf eigenhängiger Federzeichnung). Abb. 229: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 42r (Hand B). Abb. 230a: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 41v (Hand C). Abb. 230b: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 418, fol. 2r (Hand C). Abb. 231: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. Wiegendruck Nr. 50. Abb. 232: Schreibarbeit von „Glossator B“.

606

Quellen- und Literaturverzeichnis

Abb. 232a: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 70v. Abb. 232b: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 105v. Abb. 232c: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 106r. Abb. 232d: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 107r. Abb. 232e: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 26v. Abb. 233a: Praha, NB, Sign. IX.C.6, fol. 112r. Abb. 233b: Praha, NB, Sign. IV.D.7, fol. 23v. Abb. 234: Schreibarbeit von „Glossator D“. Abb. 234a: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 99r. Abb. 234b: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 388, fol. 34v. Abb. 235: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 384, fol. 71v. Abb. 236: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 156, fol. 33r. Abb. 237: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 418, fol. 1r (Hand A). Abb. 238: Praha, NB, Sign. XIII.G.12, fol. 155r (Hand F). Abb. 239: Břevnover Exlibris. Abb. 239a: ÖNB Wien, Cod. 908, fol. 1v. Abb. 239b: ÖNB Wien, Cod. 908, fol. 1r. Abb. 239c: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 156, fol. 1r. Abb. 239d: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114, fol.81r. Abb. 240: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 1r (Hand A). Abb. 241: Frankfurt/Main, UB Johann Christian Senckenberg, Sign. Ms Lat. oct. 114, fol. 96r (Hand G). Abb. 242: Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144, fol. 35r (Schreibarbeit von Kalligraph „R“). Abb. 243: Porträt von Kalligraph „R“. Abb. 243a–b: Stockholm, Kungliga Biblioteket, Sign. Cod. Theol. A 144, fol. 34v. Abb. 244: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 49v (Kalligraph „R“). Abb. 245: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 70v (Hände B, C, A = „R“). Abb. 246: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 87r (Hand D). Abb. 247: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 12v (Hand F). Abb. 248: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 42r (Hände F, G). Abb. 249: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 94r (Hand H). Abb. 250: LA Opava – Olmouc, KapitelB Olomouc, Sign. CO 96, fol. 8r (Hand E).



Abbildungsverzeichnis

607

Abb. 251: Praha, Bibliothek des Prämonstratenserklosters Starhov, Sign. DA III 25, fol. 98v–99r (parallele Schreibarbeiten von A = „R“ und seinem Schüler D). Abb. 252: Rajhrad, Museum der Brünner Region, Bibliothek der Benediktinerabtei Rajhrad, Sign. R 387, fol. 55r (Hand K). Abb. 253a: Praha, NA, AZK, inv. č 493, Sign. ŘB Kladruby 1b. Abb. 253b: Archiv des Nationalmuseums, Pergamenturkunden, Sign. Perg-A1. Abb. 254: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 73r. Abb. 255: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 108v. Abb. 256: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 8r. Abb. 257: Praha, APB, KapitelB, Sign. A 173, fol. 6v.