Die künstlichen Mineralwässer in ihrem Verhältnisse zu den natürlichen [Reprint 2022 ed.] 9783112639047

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Die künstlichen Mineralwässer in ihrem Verhältnisse zu den natürlichen [Reprint 2022 ed.]
 9783112639047

Table of contents :
§. 1.
§. 2.
§. 3.
§. 4.
§. 5.
§. 6.
§. 7.
§. 8.
§. 9.
§. 10.
§. 11.
§. 12.
§. 13.
§. 14.
§. 15.
§. 16.
§. 17.
§. 18.
§. 19.
§. 20.
§. 21.
§. 22.
§. 23.
§. 24.
§. 25.
§. 26.
§. 27.
§. 28.
§. 29.
§. 30.
§. 31.
§. 32.
§. 33.
§. 34.
§. 35.
§.36.
§. 37.
§. 38.
§. 39.
§. 40.
§. 41.
§. 42.
§. 43.
§. 44.
§. 45.
§. 46.
§. 47.
§. 48.
§. 49.
§. 50.
§. 51.
§. 52.
§. 53.
§. 54.
§. 55.
§. 56.
§. 57.
§. 58.
§. 59.
§. 60.
§. 61.
§. 62.
§. 63.
§. 64.
§. 65.
§. 66.
§. 67.
§. 68.
§. 69.
§. 70.
§. 71.
Berichtigung.

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Die

küjislliclien Mineralwässer in ihrem Verhältnisse zu

d e n

n a t ü r l i c h e n .

Vom D r .

H in

e

r

t

z

Königsberg.

(Aus K u s t ' s Magazin f ü r die gesammte H e i l k u n d e , B d . X X X I I , l i e f t i . besonders a b g e d r u c k t . )

Berlin g e d r u c k t bei

1830,

uuil G.

v e r l t g t

Reimer.

§.

1.

T 'er irgend den W e r t h

e i n e r Cur durch M i n e -

r a l w ä s s e r * ) e r k a n n t und an den Q u e l l e n selbst beob-r a c h t e t h a t , w i r d e s natürlich

finden,

dafs d i e Er-,

s c h e i n u n g der k ü n s t l i c h e n M i n e r a l w ä s s e r in jedem A r z t e ,

Struve's

d e r e n t f e r n t v o n d e n natürlichen

Q u e l l e n l e b t , d e n W u n s c h e r r e g e n xnufste, s o k r ä f -

*) Diese f ü r die neuere Z e i t so w i c h t i g e Angelegen, heit lafst sich o h n e Polemik n i c h t d u r c h f ü h r e n . I c h habe daher ohne Unterschied jeden namentlich ang e f ü h l t , dessen Ansicht t n r Sprache gebracht w e r den i n u f s t e , u n d w o eine M e i n u n g m e h r e r n e i g t u thüiulich ist, gerade diejenigen N a m e n g e w ä h l t , die d u r c h ihre Autorität der Sache besonderes G e w i c h t geben. Schon daraus geht hervor, dafs diese namentliche A n f ü h r u n g m e h r ein Zeichen der A c h t u n g als N i c h t a c h t u n g ist. Jedenfalls aber bemerke ich, dafs i c h es i m m e r n u r m i t der S a c h e , niemals m i t d e r Person zu t h u n habe und w e m es klar ist, dafs durch wissenschaftliche Differenz i n einzelnen Puncten die A n e r k e n n u n g a n d e r w e i t i g e r Verdienste keinesweges geliindert i s t , w i r d selbst diese E r i n n e r u n g e n über» flufsig linden. A

2

4 tjge Heilmittel seinem Arzneivorralhe einverleiben zu dürfen. Eine defsfalsige Aufforderung an Herrn Dr. S t r u v e im Jahre 182ä, auch liier eine Anstalt, w i e sie damals erst in Dresden, Berlin und Warschau bestand, zu errichten, wurde freundlich aufgenommen und so lebendig zur Ausführung gebracht, dafs schon der nächste Sommer mich und mehrere meiner Collegen in der neu errichteten Anstalt Resultate gewinnen liefs, die, wenn auch erwartet, uns dennoch oft überraschten; und immer fester wurde meine Vebefrzeugung, dafs diese wichtige Erfindung S t r t i v e ' s in ihrem wahren Werthe erkannt und bei verständlicher und umsichtiger Benutzung nicht allein einen, allen Anforderungen entsprechenden, Ersatz für die natürlichen Quellen gewähren, sondern auch, was mir hier über Alles schätzeuswerth erscheint, die in Vorurtheilen be-r grahene Lehre von der Wirkung der Mineralwässer überhaupt, aus den Händen Einzelner vor den Blick und die Prüfung des gesammten ärztlichen Publicums stellen werde.

5. 2. Ich erkannte wohl, dafs bei der Verwirrung, die noch in diesem Zweige der Heiliniltellehre herrscht, die Neuheit jener Erfindung, namentlich Jn unseren Gegenden, wo der gänzliche Mangel an Mineralquellen einer selbstständigen Prüfung der Aerzte um so mehr entgegentrat, ausgezeichneter Erfolge bedürfe, um mit einiger Sicherheit der Menge

5 grundloser Hypothesen,, oberflächlicher Ansichten und verjährter Vorurtheile, die überhaupt die A n wendung künstlicher Mineralwässer hindern, begegnen zu können. in

einer

Schrift

Aus diesem Grunde überging ich

damals von

mir erschienenen

kleinen

alles die verschiedenen Streitfrage» über

diesen Gegenstand Betreffende und überliefs es der Z e i t , in der allmähligen Ueberzeugung der Aerzte und Physiker, eine Basis für die Anknüpfung wissenschaftlicher. Untersuchungen zu bilden. Unverkennbar liefs sich indessen, in allen Gegenden eine immer steigende Theilnahme vorurt e i l s f r e i e r Aerzte lür diese Anstalten wahrnehmen, und da ich nicht allein in dieser Zeit mehrere sehr beachtungswerthe Fälle über die Wirkung dieser Wasser gesammelt, sondern auch im. vorletzten Sommer auf einer Reise in Deutschland Gelegenheit hatte, in mündlichen Unterredungen die Ansichten und Erfahrungen ausgezeichneter Männer über diesen Gegenstand kennen zu lernen, so scheint es mir jetzt nicht unzweckmäßig, die ganze Angelegenheit der künstlichen Mineralwässer überhaupt in einer Weise zur Sprache zu bringen, wie sie die Achtung für das W o h l unserer Kranken und die W ü r d e der Wissenschaft erfordert.-

*) Einige Worte ü b e r S t r u v e ' s Künstliche Mineralwässer nebst einer Anleitung f ü r K r a n k e , sich derselben auF die zweckmäfsigste Weise zu bedienen» Königsberg 1826, bei A. W . U n t e r .

6 3. Aber nicht allein um die künstlichen Mineralwässer handelt es sich. W e r irgend mit treuer Beobachtung ein kritisches Studium der bekanntesten Schriften über Mineralwässer verbunden hat, wird sich bald überzeugt hallen, dafs die Lehre von der Wirkung dieser Mittel der Revision in einer Art bedürfe, wie sie nicht leicht in dem ganzen übrigen Gebiete der Heilmittellehre nölhig werden möchte. Man hat hier die Vernunft im eigentlichen Sinne des Worts gefangen genommen und wir sehen die ausgezeichnetesten Aerzte und Denker, wenn sie noch so geistreich über die W i r kung jedes andern Medicaments zu sprechen wissen, an den Mineralwässern mit einer Scheu vorübergehen, die ich wunderbarer finde, als die W i r kung auch der berühmtesten Quellen. Sehen wir doch in mancher Materia medica die Mineralwässer in der Reihe zierlich geordneter Medicamente wie Gespenster herumwanken, die nirgends ein Ruheplätzchen finden können, und selbst der so ungemein klare lind scharf sehende V o g t scheintin seiner Tharmacodynamik dem Himmel zu danken, wenn er diese Popanze gelegentlich zur Ruhe bringt. Es ist zwar nicht zu läugnen, dafs die Zeit unter dem Wüste wäfsriger Brochüren, nen man nicht selten Clairvoyants predigen ren glaubt, auch manche Arbeiten trefflicher

neuere in dezu höAerzte

7 In diesem Zweige der Heilkunde zu Tage gefördert hat. W i e aber die gröfsten Menschen mit ihrem Jahrhundert durch eine Schwachheit zusammenhängen, so findet sich auch unter diesen ausgezeichneteren Schriften selten eine, die frei wäre von jener — wie soll ich sie nennen? — p h y s i k a l i s c h e n E m p f i n d l i c h k e i t , die nicht die Schwachheit eines Jahrhunderts ist, sondern Jahrtausenden angehört, und d i e , eine Zierde dichterischer Phantasie, in der practischen Medicin nur zu den lächerlichsten Sprüngen Veranlassung werden kann. W e n n daher M a r k a r d ' s Schrift über Pyrmont das unerreichte Muster einer Brunnen-Monographie genannt worden ist, so möchte ich diesem Urtheile nur in so fern beistimmen, als diefs W e r k , obgleich voll vortrefflicher Fragmente über das Wesen und die Behandlung verschiedener Krankheilsformen, in der Lehre von den Mineralwässern nur negativ belehrend ist, indem es vor vielen andern das Wundergeschrei vermeidet. Aber die Natur und W i r k u n g der Mineralwässer möchte man aus M a r k a r d * s Buch ehen so wenig k e n nen lernen, als die Individualität der Eisenquellen ryrmont's, obgleich er indirect sich deutlich genug ausspricht, wenn er den innern Gebrauch Pyrmont's durch nosologische Untersuchungen lehrt und statt sich über dessen äufsere Anwendung zu verbreiten, es nach vielfacher Ueberlegung für z weckmäfsiger erachtet, ein W e r k zu schreiben über — gemeine Wasserbäder.

8 §.

4.

So deutlich mir daher auch das dringende B e d ü r f n i s einer Revision der gesammten L e h r e von der "Wirkung dieser Mineralwässer, eine Sichtung des W a h r e n und Falschen, des i m Traume E r zeugten und in t r e u e r , v o r u r t e i l s f r e i e r Beobachtung der Natur Gewonnenen vorschwebt, so scheint es mir vor allen Dingen doch w i c h t i g , die S t e l lung der natürlichen Mineralwässer zu den künstlichen und die W ü r d i g u n g ihres beiderseitigen W e r t h s so zu sichern, als es die Natur der Sache und die gesunde Vernunft gestatten; da nur auf diese W e i s e durch unsere Beobachtungen an den Anstalten S t r u v e's ein bestimmtes V e r h ä l t n i s zu den Erfahrungen an den natürlichen Quellen gewonnen werden k a n n . A b e r , indem ich mich so vorzugsweise mit den Vorurtheilen über die U n n a c h a h m l i c h k e i t d e r H e i l q u e l l e n , und mit dem W e r t h e d e r S t r u v e ' s e h e n W ä s s e r beschäftige, möchten doch auch manche Bemerkungen mitunter iliefsen, die als B e w e i s e des so ganz Verfehlten und Unpractischen in den herrschenden Ansichten über die W i r k u d g der Mineralwässer und als Einleitung zu einer zweckmäfsigern und practisch brauchbar e m Behandlung dieser L e h r e gelten können. * » * §.

5.

Es giebt vielleicht kein in der ganzen Heilkunde empfohlenes Mittel, bei dem man statt von allen Seiten Beobachtung und Erfahrung als Früf-

9 stein auftreten zu lassen, so lange tun die M ö g l i c h k e i t der Heilwirkung, um ein Luftgebilde gekämpft hätte, als eben bei S t r u v e ' s künstlichen Mineralwässern. Man behauptet zwar, die Stimmen der Aerzte über die Wirkung dieser Büttel seien getheilt, aber wahrlich diese Theilung ist nicht eben gleichmäfsig. Die Vertheidiger sprechen aus gehäufter Beobachtung und Erfahrung f ü r die Sache; die Gegner nur — , was in der Medicin in der That selten vorgekommen sein möchte, — m i t physicalisclien Empfindungen d a g e g e n . Denn es ist g a n z b e k a n n t , d a f s d i e Gegner der künstlichen Mineralwässer auch solchen K r a n k e n , die n i c h t n a c h den Q u e l l e n reis e n k ö n n e n , n u r h ö c h s t s e l t e n d e n Geb r a u c h der S t r u v e ' s c h e n W ä s s e r g e s t a t ten und also nicht e t w a E r f a h r u n g e n über die a b w e i c h e n d e W i r k u n g d e r k ü n s t l i c h e n M i n e r a l w ä s s e r v o n den n a t ü r l i chen inachen, s o n d e r n der G e l e g e n h e i t zur E r f a h r u n g vorsätzlich aus dem W e g e zu g e h e n s c h e i n e n , g l e i c h s a m a l s f ü r c h t e t e n sie e t w a s zu e r f a h r e n , das s i e vielleicht nicht erfahren wollen. Nicht also etwa das G e p r ü f t e und als u n z w e c k m ä f s i g E r f u n d e n e , sondern geradezu die G e l e g e n h e i t z u r P r ü f u n g , die P r ü f u n g s e l b s t wird abgewiesen. So unwürdig und init wissenschaftlicher Bildung unvereinbar diefs Verfahren auf einer Seile erscheint, so wird es anf

io der andern überdiefs lächerlich, wenn man erwägt, -wie schnell die giftigsten Mittel aus irgend einem W i n k e l der Erde empfohlen, von fast allen Aerzten nicht allein tausendfach versucht worden sind, sondern auch häufig die bewährtesten Mittel vieler Jahrhunderte in kurzer Zeit, obgleich selten mit Recht, verdrängt haben. Aber allerdings möchte auch selten die Einführung eines Heilmittels so tief gewurzelten Vorurtheilen und, was nicht verschwiegen werden darf, so sehr dem Interesse mancher Staaten und Individuen entgegen gewirkt h a ben, als gerade die Einführung so ausgezeichneter Machbildungen der Heilquellen, wie sie S t r u v e ' s Anstalten darbieten.

§. 6. W a s irgend bisher zur Nachbildung der Heilquellen versucht w u r d e , hatte den Geist der Sache so wenig sich eigen gemacht, dafs nicht einmal die einfachsten Forderungen, die Forderungen der Sinne, befriedigt wurden; obgleich, was die Nachbildung derjenigen Quellen anbelangt, die fast nur äufserlich angewandt werden, man d e n p r a c t i s c h e n Z w e c k viel zu wenig vor Augen hatte und selten recht wufste, was man nachzubilden habe, und es ist ganz sicher, dafs mit dem, was in dieser Rücksicht schon vor S t r u v e geleistet ist, sich manche Heilquelle sehr wohl ersetzen liefse. Durchaus unzulänglich war aber das, was man für die Nachbildung der Trinkwässer leistete, und da diese allein nur versandt werden und derjenige Theil

IX

der Mineralwässer sind, der vor das Urtheil des gröfsern ärztlichen Publicums k ö m m t , so w a r es leicht, mit wenigen Worten auf den Unterschied künstlicher und natürlicher Mineralwässer aufmerksam zu macheu und den letzteren das Uebergewicht ohne Einspruch zu sichern. Mit anderen Ansprüchen aber trat S t r u v e ' s Erfindung auf: nicht allein die Sinne sollen befriedigt, sondern auch den strengsten w i s s e n s c h a f t l i c h e n Anforderungen der Chemie und Physik Genüge geleistet, vor allem aber dem practischen Arzte ein vollkommner Ersatz für natürliche Mineralwässer gegeben werden. Viel ist zugesagt, aber auch viel geleistet worden und geachtete und erfahrungsreiche Aerzte haben sich öffentlich. dahin erklärt, dafs durch diese Bereitungen für den practischen Arzt die entsprechenden Heilquellen vollkommen ersetzt siiid. Der G e g e n b e w e i s sollte wohl eigentlich nur auf practischein W e g e geführt w e r d e n ; doch haben es die Gegner — aus welchen Gründen, kann uns gleichgültig sein — vorgezogen, die W i r k l i c h k e i t vorläufig bei Seite zu legen und die U n m ö g l i c h k e i t dessen zu erweisen, was Andere als wirklich existirend durch gehäufte Erfahrung bereits erkannt haben. Eine Ausgleichung ist daher nur möglich, wenn wir den Gegnern auf dem Wege folgen, den sie selbst gewählt haben und vor allen Dingen müssen wir daher die Gründe entkräften, die sie einer

12

M ö g l i c h k e i t der Nachbildung natürlicher Mineralwässer entgegen gesetzt haben. 7. Alle Einwendungen concentriren sich immer auf den Hauptsalz: d i e a u f s e r g e w ö h n l i c h e n und w u n d e r b a r e n W i r k u n g e n der H e i l quellen stehn nicht im Verhältnifs mit i h r e n , durch C h e m i e und P h y s i k zu erm i t t e l n d e n , B e s t a n d t h e i l e n . Es m ü s s e n also diese W i r k u n g e n auf K r ä f t e n oder B e s t a n d t h e i l e n der H e i l q u e l l e n beruhen, d i e w i r t h e i l s n i c h t zu e r k e n n e n , t h e i l s n i c h t n a c h z u a h m e n v e r m ö g e n . Ob dieser Satz an sich wahr sei oder nicht, hat man zu untersuchen für überflüfsig, wohl aber für nüthig erachtet, sich über jene, nicht erkennbaren und unnachahmlichen, Kräfte in V e r m u t h u n g e n zu erschöpfen, die man theils als Ursachen der auffallenden R e sultate an den Heilquellen, theils als Gründe gegen die Möglichkeit ihrer Nachbildung durch die Kunst aufgestellt hat. W i r bringen sie unter folgende Hauptrubriken: 1, f r e i e E l e c t r i c i t ä t i n d e n H e i l q u e l l e n ; 2, n a t ü r l i c h e W ä r i n e d e r T h e r m e n , i n i h r e n W i r k u n g e n v e r s c h i e d e n von der künstlichen und durch diese also nicht e r s e t z b a r ; 3, M a n g e l h a f t i g k e i t d e r A n a l y s e a l s H i n d e r n i f s d e r N a c h b i l d u n g ; 4, e i g e n t ü m l i c h e Erzeugung und Mischung der M i n e r a l w ä s s e r auf i h r e V e r w a n d -

>5 schaft

mit

orgaßischen

Flüssigkeiten

hindeutend;

5, eigen Ihiimliclies

der Quellen

und direct belebende

Leben Kraft

derselben. §. 8. Es wäre aber eine doppelte Mühe und stete Wiederholungen unvermeidlich, wenn wir uns auf eine Widerlegung dieser Ansichten einliefsen, ohne vorher zu erwägen , in wie fern jener Hauptsatz, dem sie ihre Entstehung verdanken, begründet sei. Denn wir dürfen es nie vergessen, dafs diese piäsumirten Ursachen der Heilkräfte der Quellen, nicht etwa als directe Nothwendigkeiten

mit positiven

Beweisen dastehn, sondern dafs sie von ihren E r findern selbst, obgleich nicht mit dem W o r t e , als Nothbehelfe

bezeichnet werden, für die Ursa-

che von Erscheinungen, deren Natur aus dem Gegegebenen und Bekannten ihnen nicht einleuchtend werden will, und die sie selbst vielleicht (wenigstens derjenige Theil, dessen Interesse nicht unter dem Gebrauche künstlicher Mineralwässer leidet), gern aufgeben würden, wenn auf einem natürlichem W e g e die Sache Licht erhielte.

Betrachten

wir daher für diesen Zweck den obigen Salz näher, so stofsen uns folgende Fragen a u f : 1. W o h e r wöhnliclien

wissen und

wir von

aufserge-

wunderbaren

Resulta-

ten der H e i l q u e l l e n ? W o sind unsere B ü r gen dafür? 2. W e n n

die H e i l q u e l l e n

aber wirk-

l i c h A u f s e r g e w ö h n l i c h e s l e i s t e n : — ha-

i4 ben w i r nicht d i e d r i n g e n d s t e rung, dieses

allem

nachzuspüren,

Aufsergewöhnliche

Aufforde-

was in

wisse n -

schaftliehe

B e z i e h u n g m i t dem

ten bringt,

bevor wir der Natur

gewissermaafsen aufdringen, vielleicht niemals

irgend BekannKräfte

an die sie

dachte?

W o ist je ein ernster Versuch der Art gemacht worden? Vortreffliche Aerzte haben es zwar an A n d e u t u n g e n

nicht fehlen lassen und na-

mentlich steht D i e l dem Ziele fast näher als M a r kard.

Aber diese Goldkörner liegen unbeachtet,

während das leere Stroh aller Augen füllt und sie blind macht gegen die Wahrheit. W i r stellen daher, um nach Kräften für die Erkenntnifs des Wahren mitzuwirken, Sätze auf,

folgende

die wir im Nachstehenden erweisen

wollen:

1. D i e B ü r g e n Wirkungen

für die

der H e i l q u e l l e n

wunderbaren sind

gröfs-

t e n t h e i l s u n zu v e r l ä f s i g u n d d i e s e

Wir-

k u n g e n s e l b s t also nicht h i n l ä n g l i c h

be-

wahrheitet. 2. W a s

an den H e i l q u e l l e n

Wichti-

ges und A u f f a l l e n d e s g e l e i s t e t wird, i s t b e g r ü n d e t t h e i l s i n b e k a n n t e u , a b e r vielf a c h

vernachläfsigten,

Heilkunde, nissen,

t h e i l s in

Grundsätzen

der

Mischungsverhält-

die Struve auf eine den

Anfor-

d e r u n g e n d e r S i n n e , d e r P h y s i k und C h e -

15 mie

entsprechende

und n a c h g e b i l d e t

Weise

aufgefunden

hat. §.

9.

I. D i e B ü r g e n f ü r d i e w u n d e r b a r e n kungen

der H e i l q u e l l e n theils

sind

Wir-

gröfsten-

unzuverläfsig.

W i r kennen nämlich den gröfsten Theil dessen, was schriftlich und mündlich von den Heilquellen zu uns gelangt: A , aus den Nachrichten derjenigen, die über die Heilquelleti aus eigener Erfahrung oder schauung berichten.

An-

Hierher gehören:

1, die Brunnenärzte; 2,

Kranke,

die an

den

Heilquellen

Hülfe

suchten; 3, Durchreisende. B , aus den Nachrichten solcher,

denen eine

nähere Verbindung mit der Quelle entgeht;

hier-

her gehören diejenigen Schriftsteller, die zur Vollständigkeit gewisser Schriften, z. B. über Heilmittellehre, das von Andere Gegebene compilatorisch benutzt haben. *

*

*

I. B r u n n e §.

narrte. 10.

Die wunderbaren Wirkungen der Quellen und, was wir niemals vergessen dürfen, die in diesen vorzugsweise wurzelnde Idee von der Unnachahmlichkeit der Mineralwässer,

kennen wir besonders

i6 a u s tlen S c h r i f t e n d e r B r u n n e n ä r z t e , u n d d i e f s f u h r t u n s zu der eben nicht a n g e n e h m e n , j e d o c h u n u m gänglich nölhigen Untersuchung, n i s s e j e n e r von der A r t s i n d ,

ob d i e

dafs

Verhält-

ihre Aussagen

als güllige Documente in dieser Angelegenheit zur S p r a c h e gebracht w e r d e n d ü r f e n . I c h leiste V e r z i c h t d a r a u f , m i t d e n W o r t e n deä Hippocrates

culosum,

zu b e g i n n e n : „ experimentum

Judicium

difficile

etc."

peri-

zu deutsch:

m u f s e t w a s m e h r als H ä n d e , Fiifse, A u g e n ,

man Ohren

u n d dergleichen h a b e n , u m ein A r z t z u s e i n ; abstrahire also hier g a n z d a v o n , T h e i l der B r u n n e n ä r z t e ,

ich

dafs der gröfsere

w i e der A e r z t e

und der

M e n s c h e n j e d e n F a c h e s ü b e r h a u p t , a u c h unter d e n besten V e r h ä l t n i s s e n eben s o w e n i g z u m E r f a h r e n a l s z u m U r t h e i l e n geschickt i s t ; w i r s e t z e n i m G e g e n t h e i l den ü b e r a u s g ü n s t i g e n F a l l , dafs a l l e B r u n n e n ä r z t e z u den b e s s e r e n K ö p f e n g e h ö r e n , oder s i c h d i e s e n doch n ä h e r n , u n d u n t e r s u c h e n

nach d i e s e r

V o r a u s s e t z u n g , i n d e m w i r bei s o kitzlichen P u n c ten uns m i t den A u t o r i t ä t e n a n d e r e r A e r z t e w a f f n e n , w a s jene, ihren Verhältnissen nach, geben konnten. §. Mogalla

spricht

11. sich

über

die

Einwirkung

der B r u n n e n ä r z t e a u f die a l l g e m e i n e A n s i c h t Mineralquellen folgendermaafsen

über

aus:

, , D i e Geschichte der H e i l k u n d e liefert u n s e i n e M e n g e trauriger B e i s p i e l e , reeller E r f a h r u n g ,

n a c h denen M a n g e l

an

n i e d r i g e S e l b s t s u c h t , sträflicher

E i g e n n u t z , leichtsinnige R u h m s u c h t den N a c h k o m men

17 men Irrthümer überliefert haben, die um so gefährlicher w u r d e n , je wichtiger der Gegenstand war, dein dieselben seine Existenz entweder verleideten oder wohl gar raubten Besonders trifft dieser Vorwurf den Gebrauch der Mineralquellen, über deren wahren W e r t h man noch so viel Unbestimmtes und nicht selten U e b e r t r i e b e n e s findet, dafs auch der denkende und vorsichtige Arzt auf K o sten seiner Kranken zuweilen Fehler begeht". (Die Bäder bei Landeck, p. 121.) Abgesehen davon, dafs alle Irrtliümer, die unter den Aerzten, die nicht an Quellen leben, cursiren, vorzugsweise auch Eigenschaften der Brunüenärzte sind und ihren Beobachtungen eine bestimmte Einseitigkeit geben, finden sich, wenn w i r den obigen Ausspruch M o g a l l a ' s näher e n t w i k k e l n , folgende Einwendungen gegen die Autorität der Brunnenschrifteu i m Allgemeinen: 1. „Unter den schwereu Erfahrungen in der Medicin sind die Erfahrungen über die W i r k u n gen der Bäder und Brunnen die schwersten und defshalb oft die u n z u v e r l ä f s i g s l e n ( M o g a l l a 1. c. p. 153.) — und in der T h a t , wenn man bedenkt, w i e viele Momente bei einer Brunnencur m i t w i r k e n , ohne dafs der eigentliche specifische Character des Mineralwassers noch in Betracht kömmt, so ist es wohl k l a r , dafs Erfahrungen über die * ) oder auch — möchte ich hinzusetzen — gegen Verdienst sicherten.

B

i8 W i r k u n g d e s M e d i c a m e n t s an u n d f ü r s f c h einen u n t e r s c h e i d e n d e n S c h a r f b l i c k des A r z t e s e r f o r d e r n , w i e er nicht h ä u f i g g e f u n d e n

wird;

na-

m e n t l i c h a b e r sind die W i r k u n g e n der Bäder (d. h . d e r äufsern A n w e n d u n g des W a s s e r s ) nach der I n tensität u n d D a u e r i h r e r W i r k u n g und n a c h e i n e r M e n g e von N e b e n u m s t ä n d e n

so s e h r v e r s c h i e d e n -

artig, dafs d a s , , J u d i c i u m difficile"

hier in seiner

ganzen Ausdehnung eintritt.

§.

12.

2. A n irgend b e s u c h t e n Q u e l l e n sind die B r u n n e n ä r z t e zur Curzeit init G e s c h ä f t e n ü b e r h ä u f t . D i e ärztliche B e o b a c h t u n g u n d E r f a h r u n g f o r d e r t jedoch e i n e K l a r h e i t u n d S a m m l u n g des G e i s t e s , die bei e i n e r solchen U e b e r l a d n n g ,

selbst bei a u s g e z e i c h -

n e t e n K ö p f e n , nicht l a n g e v o r h ä l t . lein,

dafs auf diese

U n d nicht a l -

W e i s e d e r Blick des A r z t e s

für den Moment abgestumpft, seine A u f m e r k s a m keit z e r s t r e u t w i r d ; sein Geist e r h ä l t auch im Allg e m e i n e n eine R i c h t u n g , die z u oberflächlichen A n sichten und U r t h e i l e n , k e i n e s w e g e s aber zu der, alle Umstünde

genau e r w ä g e n d e n ,

kritischen

Betrach-

t u n g der K r a n k h e i t s f ä l l e h i n f u h r t , w i e sie der h i p p o c r a t i s c h e Geist der Medicin f o r d e r t .

Nur aus-

g e z e i c h n e t e K ö p f e k ö n n e n o h n e geistigen e i n e grofse P r a x i s — ich m ö c h t e sagen —

Schaden ertra-

g e n ; mittelmäi'sige Geister w e r d e n durch die Masse der E r s c h e i n u n g e n , w e n n diese die V e r a r b e i t u u g s k r a f t unverhältnifsmäl'sig ü b e r s t e i g t ,

verwirrt

und

efi 1 äfst sich auf diese W e i s e vou m a n c h e m in die

19 Fraxis gekommenen Arzte, der seiner sogenannten Erfahrungen w e g e n nun den altern Aerzten beigezählt wird, mit Recht behaupten, dafs er jetzt w e niger w e r t h s e i ,

als in

Jahren seiner P r a x i s ,

den ersten fünf bis sechs

da diese noch seinem Fas-

sungsvermögen entsprach.

A u s demselben Grunde

entsteht nicht selten bei älteren, viel beschäftigten A e r z t e n , die früher, bei geringerer Beschäftigung, L i e b e zur Wissenschaft hallen

und w o h l A u s g e -

zeichnetes leisteten, j e l z t , obgleich sie der äufsern Constitution nach noch in den besten Jahren

sind,

Gleichgültigkeit gegen die Kunst, ja w o h l V e r a c h tung derselben und ihres eigenen practischen H a n delns.

Aber nicht die K u n s t trägt die Schuld, sie

selbst sind g e s u n k e n : sie verdauen nicht mehr die Eindrücke des Tages und die sich häufende Masse derselben dient nur d a z u , auf der, an Energie und Sammlungsiahigkeit immer tiefer sinkenden, S e e l e als materia

peceaus

zu lasten.

3. D i e kurze Bekanntschaft des Arzles mit sein e m Kranken ist in den Bädern eins der w e s e n t lichsten Hindernisse für die Beobachtung; ja es ist gewifs, dafs viele K r a n k e eine Brunnencur durchm a c h e n , ohne dafs der Arzt auch nur die geringste Einsicht in die Natur des Uebels erlangt hat. §. 4. A n den Q u e l l e n ,

13. deren Beschaffenheit für

den ärztlichen Z w e c k durch verschiedenartige Z u sätze mannigfaltig verändert werden m u f s , die Schwierigkeit

wächst

der Beobachtung schon an sich, B

2

20 aber um so m e h r noch, da der Arzt diese Veränderungen des Mineralwassers aus Mangel an Zeit nicht selbst reguliren kann, sondern den Kranken •und liadedienern überlassen innfs. V o g e l spricht sich über diese and die früher -genannten Hindernisse der Beobachtung aus eigener Erfahrung folgendermaafsen aiis: „Denselben Schwierigkeiten, welche vollständigen, ganz sicheren und gründlichem Beobachtungen überhaupt im Wege stehen, unterliegen auch ganz besonders die an Bädern und Brunnen angestellten. Es fehlt hier so oft an der hinreichenden Kenntnifs des kranken Brunnen- und Badegastes und seiner ganzen Individualität; die wahren Ureachen seines Uebels entziehen sich mehr und w e niger der Forschung und bleiben verborgen; der mitgebrachte ärztliche Bericht ist nicht seilen unvollkommen, nicht zuverläfsig genug, täuschend, durch falsche Ansichten irre führend, wenigstens ungewifs machend; die fast ganz neue Lebensart, die fremden Eindrücke, die Zerstreuung u. s. w . ändern mehr und weniger in der Form des Uebels und der Aufsenseite seines Cliaracters ; manche Subjecte haben fremde Absichten, die sich an Bädern und Brunnen oft besser erreichen lassen, als zu Hause eder anderwärts und hintergehen den untersuchenden A r z t ; wegen der zur Cur bestimmten, oft viel zu kurzen Zeit, wird die Beobachtung häufig unterbrochen und der künftige Erfolg bleibt unbekannt. Die Menge der in kurzer Zeit sich so

sa zusammendrängenden

K r a n k e n erlaubt n i c h t ,

auf

jeden einzelnen derselben so viel A u f m e r k s a m k e i t zu v e r w e n d e n , als erforderlieh würe,

alles vollstän-

dig. upd scharf, genug- in's A u g e zu fassen. G a n z rsine Beobachtungen an Bädern und B r u n n e n linden aber auch darum in B e z i e h u n g auf die W i r k u n g e n dieser Mittel in vielen Fällen nicht Statt*, w e i l sich der A r z t häufig b e w o g e n s e h e n deia

wird-,

K r a n k e n zu gleicher Zeit a n d e r e Mittel zu

v e r o r d n e n , von deren besondern Nutzbarkeit in dem. v o r h a n d e n e n Uebel die E r f a h r u n g i h n belehrt h a t . Der K r a n k e wünscht sobald

und

gründ*-

l i e h a l s m ö g l i c h H ü l f e , g l e i c h v i e l , w o si.e< herkomme,

zu

erhalten,

und' der

Arzt

ist v e r b u n d e n , diesen Wu.nsch nach nem

besten

W i s s e n , zu

erfüllen.

d a h e r in solchen Fällen s c h w e r ,

Es

¿eiist

den A n t h e i l z u

b e s t i m m e n , w e l c h e n der Brunnen, odfer das Ba_d a n d e r H ü l l e gehabt h a t " * ) . 5.

H.

5. E s m u f s d a h e r symptomatische u n d m o n i e n t a n e H ü l f e in den B a d e ö r t e r n

auch viel- häufiger

als i r g e n d w o , Radicalcur scheinen.; w o b e i m a n nicht vergessen darf> w i e das namentlich bei den kalten Seebädern u n d kalten Mineralwässern so häufig d e r Fall i s t , dafs- eben diese symptomatische H ü l f e o f t das Grundübel steigert u n d h i e r also v o n den B r u n nenärzten e t w a s als gelungen gepriesen w i r d , w o *) H u f e l a n d ' s Journal der practischen Heilkunde. LV. Band, 4tes Stück, p. 5.

22 durch der Kranke in der That Schaden erfuhr. Tolberg giebt hierüber ein sehr ehrliches Geständnifs: ,,der Arzt erhält von den Badegästen, besonders dem weiblichen T h e i l e , gewöhnlich nur allgemeine Nachrichten; er kann die influirenden Potenzen nicht gehörig würdigen und inufs also die lvrankheitsform nehmen, w i e er sie findet. — — ,,Da aber ein Bad, w i e das hiesige, seinen B e s t a n d t e i l e n nach sowohl chemisch als dynamisch sehr kräftig auf die Haut und dadurch auf den ganzen Organismus w i r k t : so empfanden selbst solche, die ihren Zweck bei einem bestimmten Uebel nicht ganz erreichten, doch durch vermehrten A p petit, Schlaf und die allgemein beförderte Stärkung ein solches Wohlbehagen, dafs ihre speciellen L e i den wenigstens erleichtert und vermindert wurden." Das heilst in vielen Fällen : die Kranken w e r den hingehalten, bis das Grundübel zu mächtig wird. So erhält man Schwindsüchtige durch W e i n und kräftige Nahrung einige Zeit hindurch in einein gewissen Grade von K r a f t , bis endlich das im S t i l len fortwachsende Grundübel zu überhand nimmt und dem Leben rasch ein Ende macht; wogegen eine Methode, bei welcher der Kranke eine Zeitlang sich sehr ermattet fühlt, nicht selten zu w a h rer Besseruug führen dürfte. *) Ueber die W i r k u n g e n des Soolbades zu Schönebeck. In H u f e l a n d ' s Journal, XXVIster Bd. 3tes St. p. 6.

23 5.

15.

6. Da die Mineralquellen als unnachahmliche Individualitäten und Totalitäten betrachtet werden, so sind die Brunnenärzte auch allein die einzig gültigen Recensenten i h r e r eignen Ansichten und E x p e r i m e n t e , da hier nicht, w i e bei anderen Bütteln, die W i r k u n g e n des Medicaments an verschiedenen Orten nachgeprüft w e r d e n können.

Irrthümer

und vorgefafste Meinungen müssen d a h e r hier fester wurzeln, als irgendwo. 7. Endlich aber haben Eigennutz und Gewinnsucht in dieser Angelegenheit zu

wissentlichem

B e t r ü g e , z u w i s s e n t l i c h e r L ü g e verleitet. E s ist diefs Capitel zu e k e l h a f t , als dafs ich mich lange mit ihm beschäftigen k ö n n t e ; daher ein Paar Aeufserungen bekannter Männer hier genügen mögen. W ü r z e r nennt in seiner Schrift über Neu udorf die B r u n n e n - R i v a l i t ä t e t w a s , meinheit dieser

Alles

Welt

übertrifft,

vorkommen

d a s an was

kann,

uns

Gein

und fährt

folgendermaafsen f o r t : , , D e i n , w a s in den heiligen Hainen der göttlichen Najaden getrieben w i r d , liegt rein und lauter die sacra

auri fames

zum G r u n d e ; es wird ein

w a h r e s Corsaren-Handwerk getrieben und alles T r e i ben , Schreiben und Speculiren hat nur die Beutel aller derer, deren m a n h a b h a f t w e r d e n k a n n , zur Zielscheibe". Aber diefs scheint nicht allein dem grofsen H a u fen der Brunuenärzle, sondern selbst Männern von

24 besserem Geholte zu gellen, M e n k e (überPyrmont j>. 202.), wo er von dein Ivolilensäuregehalte des Trinkbrunnens iin Vergleiche mit dem Driburger Wasser spricht, und die gröfsere Reichhaltigkeit der Pyrmonter Quelle aus W e s t r u m b ' s Analyse beweisen will, sagt, dafs F i c k e r dieser Analyse beistimme, „ B r a n d i ä aber, wiewohl in diesem Falle ohne hinlängliche Gründe, v i e l l e i c h t w e n i g e r aus U e b e r z e u g u n g , als s e i n e r P f l e g e b e f o h l e n e n z u G u n s t e n , dagegen stritt",— M e n k e glaubt also wirklieb, dafs B r a n d i s ein falsches Urlheil g e g e n s e i n e e i g e n e U e b e r z e u g u n g über seine Quelle ausgesprochen habe: dafs also — was hieraus offenbar folgt — auch seinen anderweitigen Urtlieilen ü b e r d i e P f l e g e b e f o h l e n e nicht zu trauen sei? — Welch ein Geständnifs eines Brunnenarztes über einen Brunnenarzt.' Welch eine Leuchte in die Theorie und Praxis der Brunnenärzte! §. 16. Alle diese Betrachtungen führen uns zu dem Resultate, dafs die sogenannten Beobachtungen und Lehren, die von den Mineralquellen aus in besonderen Schriften und durch Journale verbreitet werden, wenigstens eben so schlecht sind, als der gröfste Theil unserer Journalbeobachtungen überhaupt; und wie im Allgemeinen sich in der Medicin die W a h r heit nur linden läfst, wenn man erst der grofsen Kunst zu i g n o r i r e n mächtig geworden ist, so kann eine wissenschaftliche Ansicht über die W i r -

25 kung der Mineralwässer auch nur dann erst gewonnen werden, wenn man den gröfsten Tlieil der Brunnenschriftenals n i c h t e x i s t i r e n d betrachtet. II. K r a n k e. §. 17. Aber einen grofsen Theil dessen, was unsere Compendien über Heilquellen füllt, haben Kranke geliefert, die das, was ihnen selbst an den Quellen begegnet ist, als wichtigstes Docuraent für die besonderen Kräfte derselben mit Piecht anführen zu können glaubten. • Ich schreibe für Aerzte und für diese bedarf es keiner Auseinandersetzung, was in medicinischen Angelegenheiten auf das Urlheil eines Laien zu geben ist. Zwar sagt der verdienstvolle O s a n n 4 ) : „nur derjenige, welcher die wohlthätigen "Wirkungen einer Mineralquelle selbst, eine körperliche und, als Folge dieser, oft zugleich auch eine geistige W i e dergeburt erfuhr, kann und wird begreifen, mit welchen Hoffnungen jährlich Tausende von Kranken Mineralbrunnen an ihren Quellen besuchen; mit welchem Dankgefühle, ja mit welcher Verehrung jährlich Tausenrle genesen diese Asyle des Heils und der Gesundheit verlassen'' — und allerdings wird man es dem Genesenen, er sei Laie oder Arzt, nicht verargen können, wenn er bei dem erhebenden Gefühle, dafs schöne Gegenden, freundliche Gesellschaft und plötzliche Entfernung aus dem Drucke * ) Durstellung der bekannten Heilquellen Europa's. p . 6 .

ß6 beängstigender Geschäfte gewähren, das Mittel sei-« ner Herstellung mit verzückterem Auge betrachtet, als es ruhige und vorurteilsfreie Untersuchungen gestalten. Aber um so strengere Prüfung fordern solche Ergüsse eines dankbaren Herzens und am wenigsten darf der wissenschaftliche Forscher sich durch sie in seinem Ur(heile bestimmen lassen. Denn wir wissen nur zu gut, dafs eine Verehrung aus solcher Quelle entspringend, nicht allein Heilmitteln, sondern auch den Aerzten selbst von ihren Kranken oft im hohen Grade zu Theil geworden i s t , namentlich in den frühesten Zeiten, in denen mangelnde Einsicht in die Natur der Dinge in dem Mittel sowohl, als in dem Arzte etwas Aufsergewohnliches, ja Göttliches bewundern zu müssen glaubte; und die Gründe, die die Allen im ersten Arzte einen Halbgott sehen liefsen, veranlassen uns noch heute, in den Heilkräften wunderbare Kräfte zu statuiren. Die psychisch bei einer Brunnencur reitwirkenden Momente sind also, obgleich häufig besprochen, durchaus noch nicht genügend erkannt, und der A r z t , der sich ain meisten darüber wundert, dafs eine Badereise in 4 Wochen oft mehr leistet, als seine Heilversuche in vielen Jahren, darf sicher annehmen, dafs der Kranke viel dadurch g e w o n n e n hat, dafs er ihn — v e r l o r .

§. 18. Aber sind denn nur alle Kranken Laien? Haben nicht so häufig A e r z t e für ihre eigene Ge-

27 Blindheit die Quellet! besucht und über deren Heilkräfte berichtet ? Ach,

Pallida

mors aequo pulsat hernas Regumque turres:

pede pauperum

ta-

ein kranker Arzt ist im Urtheile über seine eigene Gesundheit immer nur ein K r a n k e r . Man imifs w e i t im Studium eigener Leiden gekommen sein und eine unerschöpfliche Geduld besitzen, um inedicinische Beobachtungen mit einiger Treue a n s i c h s e l b s t machen zu können, und es ist ein reiches Feld für psychologische Betrachtungen, das psychische Verhältnifs eines kranken Arztes zu seiner eigenen Krankheit gehörig zu würdigen. W e r selbst Kranker w a r oder an der Behandlung eines kranken Arztes jemals Theil genommen hat, w i r d mich verstehen.

§.

19.

"Wir dürfen aber an dieser Angelegenheit nicht so leicht vorübergehen. Denn w a s macht mehr Eindruck bei Aerzten und L a i e n , als Lob und Tadel eines Arztes, der seine eigene Empfindung, die Erfahrung an sich selbst, als Bürgen stellt? — W e n n es daher irgend einen W e g giebt, die Rechlniäisigkeit und Gültigkeit eines öffentlich ausgesprochenen Urtheils der Art zu prüfen, so ist es gewifs da gegeben, w o es uns gelingt, einem solchen Urtheile in seinen eiuzelnen 1'uucten zu folgen; und w e n n auf diese W e i s e es einleuchtend gemacht werden k a n n , w i e das Urlheil selbst eines kran-

¡28 ken A r z t e s immer nur das IJrtheil eines K r a n k e n ist, d, h, wie der Arzt, wo es das eigene Leben, die eigene Gesundheit gilt, selten Uber dem Laien steht, ja eben durch, seine Kenntnifs pathologischer und therapeutischer Verhältnisse um so leichter zu f a l s c h e n Urtheilen kommen kann, weil er eben da u r t h e i l t , wo der Laie sich nur passiv verhalten würde: so dürfen wir die Geduld unserer Leser durch die etwas ausführliche Erzählung einer Geschichte der Art nicht zu mifsbrauchen fürchten. Herr Medicinalralh W e t z l e r * ) , der, wenn man auch nicht immer seiner Meinung sein kann, doch als scharfer und denkender Beobachter hinlänglich bekannt ist, reiste im Sommer 1817, von einer schweren Krankheit genesen, nach Baden Baden, um sich ganz zu restauriren. Er wurde jedoch hier rückfällig, bekam eine heftige rheumatische Augenentzündung und litt bedeutend — Dafs Herr W e t z l e r den Grund dieses unglücklichen Ereignisses theils in der nafskalten und windigen Witterung während seines Aufenthalts dort, theils in den, seiner Beschreibung nach, erbärmlichen Anstalten Badens sucht, ist 6ehr natürlich und *) Eine namentliche Anführung wäre i n d e c e n t , w e n n nicht Herr W e t z l e r selbst sehr häufig in seinem W e r k e die E r f a h r u n g e n , die er an sich machte, alt Bürgen fiir seine Behauptungen aufstellte. * • ) W e t z l e r , über Gesundbrunnen und Heilbäder. B d . II. p. 161.

29 wahrscheinlich.' Aber Herr W e t z l er geht viel weiter: der erlittene Unfall läfst ihn nicht allem alles, was überhaupt in Baden geschieht, im schlechtesten Lichte erscheinen, sondern er spricht auch, der Quelle selbst alle Heilkräfte ab und zwar nicht allein a posterióri, sondern auch a priori ; vergifst seine festesten Ansichten und stellt sich mit ihnen stets in directen Widerspruch, um nur zu erweisen, dafs Baden durch seine Quelle nicht nur nichts leistet, sondern auch unmöglich etwas leisten könne. Mehrere der auffallendsten Widersprüche wollen wir hier anführen. J. 20. „Nach meinen und anderer Aerzte B e o b a c h t u n g e n und E r f a h r u n g e n , so w i e nach den B e s t a n d t h e i l e n des Wassers zu schliefsen, glaube ich, dafs Badens Mineralquellen als Trank und W a s serbad gebraucht, keine grofse Wirksamkeit, in keiner Krankheitsform a u s g e z e i c h n e t e Heilkräfte besitzen. Sie enthalten weder flüchtige Stolle, noch sind sie reich an festen Bestandtheilen, durch die sie bedeutend wirksam sein k ö n n t e n " *). — Dafs die Beobachtungen und Erfahrungen in Baden über die Heilkräfte des Wassers g a r n i c h t s entscheiden, sollte W e t z l e r aus seinen eigenen Angaben über die schlechten Anstalten, die unordentliche Lebensweise und erbärmliche Methode, die in Baden herrscht und über die er sich an ») 1. c. Bd. II. p. 143.

SO mehreren Orten ausführlich ausläfst, leicht entnehmen können. Er selbst sagt ja p. 1 7 5 : ,,besäfse das W a s s e r auch eine gröfsere W i r k s a m k e i t , so könnte e9 bei der eingeführten oder üblichen Bade- und Lebensart doch wenig wirken bei Kranken. W a s würden z. B. auch die heroischen Mineralwässer, das Wiesbadner und Aachner, wohl für grofse Dinge in 3 — 4 Wochen wirken, w e n n tnan eine halbe Stunde, und z w a r das nicht täglich, badete, übrigens aber die Lebensordnung oder vielmehr Unordnung, w i e in Baden befolgte?" — j l posteriori konnte also hier von Heilkräften des Bades nicht die Rede sein und eben, dafs sie g a n z mangelten, beweist deutlich, dafs die äufseren V e r hältnisse jede Heilwirkung verllinderten, da ja selbst gemeines W a s s e r bei guter Methode doch w e n i g stens hier und da ausgezeichnete Erfolge zeigen inüfste und auch Baden bei seinen jetzigen neuen Einrichtungen, w i e die dortigen Aerzte versichern, manches Ausgezeichnete leistet. W a s aber den Mangel an festen und flüchtigen Stoffen anbelangt, aus welchem W e t z l e r auf die Unwirksamkeit Badens schliefst, so müssen wir ihn wieder auf seine eigenen W o r t e verweisen, aus denen hervorgeht, dafs Mangel an Stoffen nicht als Grund der Unwirksamkeit einer Quelle angesehen werden darf; Bd. I. p. 17. führt er billigend folgende Ansicht H u f e l a n d ' s und W u r z e r ' s a n : ,,die W i r k s a m k e i t und Heilkraft eines Mineralwassers hängt nicht allein von dem Sperr- und W a g -

3i baren a b ; es k a n n Imponderabilien, feine, geistige, die W i r k s a m k e i t der Mineralwässer

bestimmende

oder erhöhende Agentien g e b e n , die w i r noch gnr nicht k e n n e n , f ü r die die Chemie keine Reagentien hal". —• W a s hindert uns, solche Imponderabilien auch im Badener W a s s e r a n z u n e h m e n ? E t w a die Unwirksamkeit desselben?

Diese wird ja vorläufig

durch die schlechten Anstalten bedingt. aber

findet

ja auch W e t z l e r

Uebrigens

das Schlangen-

bad so ungemein kräftig, obgleich es, s e i n e r M e i n u n g n a c h , nichts sinnlich W a h r n e h m b a r e s

ent-

hält, das diese Heilkräfte rechtfertigte; w a r u m soll Baden diefs Vorrecht der Heilquellen, N i c h t s u n d d o c h V i e l zu s e i n , nicht auch f ü r sich in A n spruch n e h m e n k ö n n e n ? Eben so widerspricht sich W e t z l e r

selbst,

w e n n er von Baden Baden sagt: Manche besuchen Baden seit einer Reihe von Jahren gebrauchen

alljahrig und

das Bad zur E r h a l t u n g

sundheit und z w a r mit Nutzen.

ihrer

Ge-

Ein neuer Beleg,

dafs es keine grofse W i r k s a m k e i t besitzt.

Wel-

cher Gesunde könnte z. B. die wirksamen

Bäder

zu Wiesbaden und Aachen 4 W o c h e n lang ohne Nachtheil g e b r a u c h e n ? " —• und vergifst, dafs er selbst uns v o n

den

kräftigsten Bädern

er-

zählt, w i e sie von vielen nur zur E r h a l t u n g der Gesundheit benutzt w e r d e n , z. B. p. 84. von Ba*) R u i t Repert. Bd. XII. p. 317.

32 den In Aargau: „Viele sind nicht t r a n k , sondern brauchen das Bad nur um ihre Gesundheit zu bew a h r e n und zu b e f e s t i g e n " —, oder vonBurdscheid bei Aachen (p. 351): „zum d i ä t e t i s c h e n Gebrauche ziehen Aachens Einwohner die Burdscheider Bäder allgemein vor" — , oder von Gastein, diesem miraculum miraculorum (Bd. I. p. 57): „Mehrere Geschäftsmänner, welche diefs Bad mehr zur E r h o l u n g und zur B e f e s t i g u n g i h r e r G e s u n d h e i t , als gegen wirkliches Kranksein gebraucht, haben mich versichert, dafs sie sich einige Monate nachher ungewöhnlich wohl und kräftig gefühlt hätten." — Mit einem Worte, der Uniall, der Herrn W e t z l e r selbst in Baden traf, läfst ihn hier alles im trübsten Lichte sehen: die Promenaden der Kranken nennt er unwillig ein Herumlaufen und Bergesteigen; preist der dortige Arzt die Quelle, „so fern man sie auf eine dem Uebel entsprechende Weise anwendet", so nennt das W e t z l e r : eine Hinterthüre, die der Arzt sich offen läfst" (p. 15 i ) ; der Arzt (Dr. K r a p f in seiner Monographie über Baden) sagt von Baden: ,,so manches steife Glied wird gelenk", Herr W e t z l e r macht dazu die spottende Bemerkung: „so manches auch nicht"; — jener spricht von der „heilenden Thätigkeit" der dortigen Quellen, dieser will sie auf Rechnung der anderen dabei gebrauchten Mittel schieben; — dafs bei schlimmem Wetter dort ein Leseinstitut, Spielhaus, Theater offen stehen, findet Herr W e t z l e r nicht

53 nicht genügend und meint, man müsse da auf seinem Zimmer gähnen, eich langweilen und ärgern u. b. w . Endlich aber vergifst er ganz, dafs er selbst iin ersten Bande seines W e r k s p. 57. dieses B a d , dessen Heilkräfte er hier so heftig bestreitet, mit dem Schlangenbade, Wildbade, Gastein und anderen zu denjenigen Heilquellen zählt, die z u r V e r l ä n g e r u n g d e s L e b e n s gebraucht werden k ö n n e n .

22. Dafs Herr W e t z l e r einen Widerwillen gegen Baden hat, ist ihm nicht zu verargen, dafs er das Erbärmliche dort bei dem rechten Namen nennt, dafs er über das Frahlen der Brunnenärzte spottet, ist ein Tribut, den er der Wahrheit zollt; dafs er aber hier Dinge tadelt, die er bei anderen Quellen mit Stillschweigen übergeht, — dafs er hier nichts von alle dem gelten lassen will, (Imponderabilien, tellurische W ä r m e und dergl.), was er sonst hoch schätzt und namentlich a l s w i c h t i g e n E i n w a n d g e g e n d i e k ü n s t l i c h e n Min e r a l w ä s s e r gebraucht h a t , — dafs er endlich selbst seinen eigenen Worten oft geradezu widerspricht, ist ein deutliches Zeichen, d a f s g e r a d e die S c h l ü s s e e i n e s k r a n k e n A r z t e s ü b e r B ü t t e l , die er f ü r s i c h s e l b s t g e b r a u c h t , d i e t ä u s c h e n d s t e n s i n d und dafs er hier, wie der Laie, ohne Kritik nur nach dem Erfolge urtlieilt. Denn vor allen Dingeu mufs ja jedem die Frage einfallen: warum wählte Herr W e t z l e r G

34 denn gerade Baden zu seiner gänzlichen Herstellung, da ja die meisten Dinge (z. B . Mangel an Bestandteilen, Verlast der Wärme durch Abkühlen, diätetische Anwendung des Bades und dergl.), die er als Beweise g e g e n eine mögliche Heilkraft der dortigen Quellen benutzt, ihm schon früher in Augsburg bekannt sein mufsten, da es ja Dinge sind, die man erfahren kann, ohne eben an Ort und Stelle zu sein? W e t z l e r selbst scheint also nur gute Anstalten und Imponderabilien dort erwartet zu haben und übersieht nun die letzteren ganz, weil er durch den Mangel der erstem Uebles erfuhr.

23. Angenommen aber, Herr W e t z l e r hatte in Baden die -vortrefflichsten Anstalten, zweckinäfsige Küche, gute Gesellschaft, alles nölhige Aeufsere in gutem Zustande und überdiefs zufällig günstige Witterung gefunden; er selbst hätte den Zweck seiner Reise dahin wahrscheinlich erreicht und auch andere günstige Resultate wären ihm (wie das ja hei so zahlreichem Besuche nicht anders sein kann), zu Ohren gekommen: würde er denn wohl — wir fragen jeden Unpartheiischen — auch so ungünstig über Baden geurtheilt haben, ja würde dann nicht gerade, was jetzt gegen Baden sprechen soll, eben seine Wunderkräfte haben beweisen müssen, da W e t z l e r ja schon mit einem günstigen Vorurtheile hinreiste? „Welche Wirkungen bei so wenigen Bes-tandtheilen".' — würde es da geheifsen

35 h a b e n , " — da sieht man die Kraft der tellurischen W ä r m e tmd der I m p o n d e r a b i l i e n ! " — Der diätetische Gebrauch der Quellen Wäre dann nur ein B e w e i s für Badens u n b e s c h r ä n k t e gewesen;

Heilkräfte

Leseinstitut und Theater hätte W e t z -

l e r dann genufsreiche Zufluchtsörter bei ungünstigem W e t t e r , die stets proinenirenden Gäste ein l e bensfrohes V ö l k c h e n genannt u. s. w . K u r z , w a s dem K r a n k e n bei schlechter W i t t e r u n g und schlechten Anstalten unter der K r i t i k s c h i e n , w ü r d e bei günstigem Erfolge der Cu^, guter W i t t e r u n g und guten Anstalten vortrefflich, allen Z w e c k e n

ent-

sprechend, als der Sitz geheimnifsvoller Naturkräfte und guter Götter erschienen seiu. Es soll dies A l les k e i n V o r w u r f für Herrn W e t z l e r s e i n ,

des-

sen scharfe und kritische Beobachtungsgabe an a n deren Orten hinlänglich bewiesen ist, und jeder, der sich an W e t z l e r ' s Stelle s e t z t , w i r d

erkennen,

dafs ein befangenes Urtheil der A r t w o h l sehr v e r zeihlich ist. F ü r unsern Z w e c k aber ist diese A n g e l e g e n heit ein wichtiges Document, w i e w e n i g d e r V o l k s stimme und den Traditionen über Kraft oder Un~ kraft der Quellen ein W e r t h beizulegen ist, w e n n selbst die Urtheile der A e r z t e durch Umstände so bedeutend vom rechten W e g e abgelenkt werden können. III. G e s u n d e , d i e d i e H e i l q u e l l e n

bereisen.

24. Die poetischen Erzählungen empfindsamer R e i senden, die ein w e l k e n d e s Blümchen am LleilvvdsC 2

36 ser seinen Kelch von Nettem offnen sahen und defshalb das Waaser ohne Weiteres eine Lebensquelle nennen, sind nicht zu verachtende Gemüthsanregungen für Kranke, die ein solches Bad besuchen w o l l e n ; den unbefangen forschenden Arzt jedoch werden solche Dinge nicht täuschen und ein Ileisender, dessen Angaben für uns bestimmendes Gewicht haben sollen, mufs Sachkenner und Arz' sein. Leider aber haben e r f a h r n e , s a c h k u n d i ge Äerzte, wenn sie nicht selbst krank sind, selten Zeit, Vergnügungs- oder wissenschaftliche Reisen zu machen und am wenigsten Gelegenheit sich so lange an den Heilquellen aufzuhalten, als es liöthig i s t , um mit Ruhe Beobachtungen anstellen zu können, wenigstens haben sie sich selten über e i g e n e E r f a h r u n g e n in dieser Beziehung öffentlich ausgesprochen. Dagegen wird es Sitte, dafs junge Aerzte nach beendigten Prüfungen eine Galloppade durch die berühmtesten Hospitäler Europa's tanzen, auch wohl hie und da mit der Fufsspitze eine Heilquelle berühren und ihre gewichtigen E r f a h r u n g e n dann der W e l t mittheilen. Aber — „ e x p e r i m e u t u m periculosum, Judicium d i f Jicilc': Erfahrungen macht man n u r , wenn man weil's, w a s und w o r a u f man zu sehen hat und das wissen junge Aerzle selten, am wenigsten aber in Rücksicht der Heilquellen, von denen sie auf Universitäten wenig Gründliches hören oder doch

37 höchstens, dafs sie hier nichts zu thun hätten, als — n i e d e r z u f a l l e n and

anzubeten.

IV. W i r k o m m e n j e t z t z u d e n j e n i g e n , d i e i n geringerer B e r ü h r u n g mit den Heilquell e n (oder doch wenigsten» m i t den meisten, fibox d i e s i e g e s c h r i e b e n h a b e n ) , das v o n d o r t aua als F a c t u m G e g e b e n e s y s t e m a t i s c h v e r a r b e i t e t und 6 o m i t zu d e s s e n V e r b r e i t u n g fast m e h r , als jene M o n o g i a p h i e e n . selbst, b e i g e t r a g e n haben.

5. Welche

25.

B e w ä h r u n g diese sogenannten

Facta

aber haben, leuchtet aus der vorangegangenen B e trachtung des gröfsten T h e i l s derjenigen e i n , als Bürgen für diese Facta da s t e h e n ; man von compilatorischen Arbeiten

die

und

was

und Systemen

zu erwarten h a b e , die diefs Gegebene auf Treu und Glauben annahmen und d e m B e w ä h r t e n

der

übrigen HeilmiLtellehre möglichst anzureihen

6ich

bemühten, leuchtet ein, noch e h e i c h auf Beispiele besonders eingehe. Dafs es sich aber in der That so verhalte, b e weist ein Blick i n jedes Lehrbuch der Pharmakodynamik.

E s ist unglaublich, w i e bei der s o sehr

zu T a g e liegenden W i l l k ü h r , Laxität und Ungründlichkeit der theoretischen und practischen Berichte von den Heilquellen, die ausgezeichnetesten A e r z t e , vor deren streng prüfenden Blicken so manche Irrthümer der Medicin haben h i n k e n m ü s s e n , was sub figillo

therniaruui

Alles,

erschien, als unumslüfs-

33 lieb, ohne Kritik nachbetend, fast mit einer heiligen Scheu aufnahmen und nur selten. Einige es wagten,

gegen das Geschrei des Eigennutzes, des

Vorurtheils und der Dummheit leise aufzutreten. Welchen Scharfsinn haben die ausgezeichneten Männer K ö l r e u t e r , B i s c h o f f , S c h ä f f e r und A n dere nicht verschwendet, um in Systeme dasjenige zu bringen,

dessen Existenz als Factum noch

so mit Zweifeln überfüllt ist!

W i e viel weiter

würden w i r s e i n , wenn sie diese Geistesfülle auf eine kritische Sichtung,

auf die Ermittelung der

E x i s t e n z desjenigen verwendet hätten, das sie durch systematische Bande schon unablösbar an das Bewährte und Geprüfte knüpfen zu müssen glaubt e n ! — Aber auch selbst in s t r e n g s t e r tischer Beziehung

finden

prac-

wir bei vortreffli-

chen Aerzten Aeufserungen über

Mineralwässer,

die, verglichen mit ihrer anderweitigen Gründlichkeit,

uns oft in das höchste Erstaunen versetzen

müssen und keiner ist wahrlich befugt, gegen den andern den Stein aufzuheben: w i r h a b e n a l l e gesün digt!

$. Es ist nicht leicht,

26. hier die treffendsten Bei-

spiele als Beweise zu wählen. Denn da die n o t wendige gesonderte und ausführliche Betrachtung der präsumirten Imponderabilien,

die uns weiter-

hin obliegt, ebenfalls hierher gehört, so sind für unsere Leser alle Folgen der Indigestion zu fürcht e n , die wir selbst bei Durcharbeitung dieser Ge-

39 genstända empfunden haben. AI« charactcrrfatfsclie jedoch uad ziemlich uiüfaaseade Zeichen der herrschenden Ansichten über Mineralwässer in theoretischer und practischer Beziehung mögen daher folgende drei Beispiele gelten die in ihrer Tendenz verschieden ßind und Männern von anerkanntein Werth e angehören, nämlich i . eine philosophisch speculative Betrachtung über Entstehung, Natur und Unnachahtnlichkeit der Mineralwässer. In M e n k e ' ä Schrift über Pyrmont (1818) finden wir bei dem Capitel über Entstehung der Mineralwässer folgende Bemerkungen? „die Piatur hat noch nicht aufgehört zu ßchall'ea und zu bilden; und wie wir das Leben in der organischen "Welt täglich beobachten, so regt sich auch gewifs im verborgenen Innern der Erde ein Leben, das nur der liüliern Thysik offenbar wird. W i r w o l l e n *) W e r w e n i g o d e r

gar nicht m i t der L e h r e v o n den

Mineralwässern bekannt ist, w i r d in diesen Beispiel e n d e n n o c h n i c h t G e n ü g e n d e s Jxuden. ben

aber verbietet

Abhandlung.

d i e ganze

unserer

S a c h k e n n e r dagegen w e r d e n s c h o n £>ei

diesen wenigen Beispielen Zeit erinnern,

M e h r t u ge-

Einrichtung

sich innigst g e r ü h r t der

d i e sie b e i d e m S t u d i u m v o n B r u n -

nenschriften verloren haben. Uebrigens aber erklärs i c h h i e r n o c h m a l s , dafs ich B e i s p i e l e aus d e n S c h r i f ten

der

angeführten

H e r r e n n u r defshalb

gewählt

habe, um den C o n t r a s t , in dem die Ansichten ein u n d desselben M a n n e s

ü b e r M i n e r a l w ä s s e r m i t »ei-

nen anderweitigen bekannten ärztlichen Leistungen s t e h e n , u m so g r e l l e r h e r v o r t r e t e n z u l a s s e n .

Ao d a h e r a n n e h m e n , dafs dieses Leben in einem chemischen Processe des electrischen Galvanismus beruhe, und d a f s d i e s e r n a t ü r l i c h e das g r o f s e A g e n s

Procefs

ist, das die Mineralwässer

in ihrer chemischen Wirksamkeit

unnachahm-

l i c h macht. Dieser Procefs währt defshalb gleichmäfsig fort, weil die dazu erforderlichen Kräfte hier

einen

haben,

Indifferenzponct

gefunden

in welchem sie unaufhörlich sich auszu-

gleichen bestreben und sich daher in einer beständigen eleetro-galvanischen SclmiDgung befinden.'' Ich habe vorsätzlich diese Stelle aus einer hier und da gerühmten Schrift gewählt, weil sie mit ungemeiner Naivität die Willkühr darstellt, welche andere bei diesen Verhandlungen unter einem Schwall hoch tönender W o r l e zu verstecken beonübt waren.

Unser Verfasser nämlich, ohne dais

er auch nur einen einzigen Beweis für die XJn» saehahmlichkeit der Mineralwässer gefunden hat, nimmt dennoch diese Unnachahmlichkeit ohne W e i teres an, und sucht einen Grund für sie in einem chemischen Processe des electrischen Galvanismus im Iunern der E r d e ,

von welchem er selbst sehr

naiv sagt: d a f s e r i h n e b e n f a l l s n u r a n n e h m e . Fvagt man endlich, wober der Verfasser wisse, dafs die für diesen willkührlich

angenommenen

Procefs erforderlichen Kräfte am Orte der Quelle einen IndilFerenzpunct gefunden haben, so bleibt uns keine andere Antwort übrig, als:

weil

es

41 d e m V e r f a s s e * w i e d e r u m beliebt, d a s so a n z u n e h m e n u. s. w . J.

27.

2. Vorschlag und Anleitung zur nahern Prüfung, Erkenntnifs und Benutzung der Wirkung der Heilquellen. W a s bei keinem Zweige der Merlicin gelungen ist, ja w a s wir bei den sogenannten

Specificis

kaum behaupten dürfen, glaubt man bei den Mineralwässern verwirklichen zu können: bis zur Mechanik und Handwerkslehre glaubt man diesen Theil der Heilkunde durcharbeiten zu müssen und es ist aus

der Seele

vieler Aerzte

gesprochen,

wenn

O s a n n die Bedeutung der Mineralwässer als H e i l quellen

und den W e g

zur Erforschung

ihrer

Heilkräfte in folgender A r t auseinander setzt: „ D i e Bedeutung der Mineralwässer als Heilquellen gründet sich auf den Verein und Inbegriff ihrer wesentlichen Eigentümlichkeiten in ihren verschiedenartigen Beziehungen und erhält dadurch eine grofse Vielseitigkeit. Nicht blos beschränkt auf die Mischungsverhältnisse und Wirkungen eines W a s sers an sich, mufs die L e h r e der Heilquellen auch die mannigfaltigen andern, durch Localität bedingten, zum Theil untergeordneten, aber bei der W i r kung einer Quelle nicht zu übersehenden Eigentümlichkeiten

umfassen.

Alle sind wesentliche,

sich bedingende Glieder eines Ganzen und die einfach scheinende, oft aber sehr zusammengesetzte

hfl W i r k u n g einer Quelle ist häufig das nothwendige Product und Endresultat sehr verschiedenartiger Einflüsse, „So erfolgreich bis jetzt auch da3 grofse Feld, welches die Lehre der Heilquellen darbietet, von Aerzten bearbeitet worden i s t , so mangelt dach noch eine umfassende gründliche Darstellung der bekannten vorzüglicheren Heilquellen, welche zwar zunächst aus einem xnedicinisch - practischen Gesichtspunct aufgefafst, alle wesentlichen, zu ihrer zweckinäfsigen Benutzung nothwendigen, Eigent ü m l i c h k e i t e n der Quellen und ihrer Umgebungei» vereint und zugleich dengrofsen und vielseitigen A n forderungen der Wissenschaft genügt. Der Zweck dieser Unternehmung ist ein Versuch, diese, trotz der vorhandenen zahlreichen und zum Theil vortrefflichen Vorarbeiten, doch schwierige Aufgabe zu lösen. — W e n n man oft früher bei der Lehre der Heilquellen sich vorzugsweise auf das blofs ju-nclische, höchstens auf eine oberflächliche chemische Analyse ihrer Mischungsverhältnisse beschränken konnte, so macht die gegenwärtige Zeit gröfsere und vielseitigere Anforderungen, in sofern sie nicht blofs gründlichere chemische Untersuchung des W a s sers, eine sehr detaillirte Ivennlnifs der W i r k u n g uud Auwendungsformen der verschiedenen Quellen , sondern auch eine genügende Auskunft über die localen und climatischen Verhältnisse der einzelnen Curorte verlangt.

43 „Ein« gründliche Darstellung der wesentlichen Eigentümlichkeiten der Heilquellen umfafst demnach drei Hauptabtheilungen: 1. „Die wesentlichen Eigentümlichkeiten der Heilquellen an sich, oder ihre M i s c h u n g s v e r h ä l t n i s s e , — in ihrem zerlegten und unzerlegten Zustande." 2. „Die verschiedenen, die Mischung und W i r kung der Heilquellen wesentlich bedingenden, u rsächlichen Verhältnisse, — atmosphäris c h e , die Lage der einzelnen Quellen und das davon abhängige Clima der sie zunächst umgebenden Gegenden, — t e l l u r i s c h e , als die wesentlich notwendigen Bedingungen der Entstehung und Bildung der einzelnen Heilquellen, und endlich 3. „ D i e W i r k u n g d e r s e l b e n , a l s P r o duct und E n d r e s u l t a t dieser Einflüsse, u n d d i e d i e s e n e n t s p r e c h e n d e A r t und Form ihrer Anwendung." ,,Eiue umfassende Darstellung der wesentlichen Eigentümlichkeiten der Heilquellen in dieser dreifachen Beziehung ist die Aufgabe dieses Theils, — eine detaillirle der einzelneu vorzüglicheren Heilquellen, geordnet nach den verschiedenen Ländern und ihren örtlichen Beziehungen wird der Gegenstand der folgenden Theile sein." (1. c. p. 7.) Erwägt man genau das Ziel, welches O s a n n sich hier gesleckt hat, so sieht man deutlich ein, dafs hier eine Ansicht von den Mineralwässern vorherrscht, die der Erfahrung geradezu widerspricht,

44 vrle man denn überhaupt in den

Mineralquellen

eine Menge schöner Träume verwirklicht denen leider nur die tägliche Erfahrung sieht.

glaubt,

entgegen-

O s a n n will die W i r k u n g , d. h. doch n a -

türlich,

die

bisher

durch Schriften

wahrgenommene

bekannt

gemachte

k u n g der Heilquellen als „ P r o d u c t

und

r e s u l t a t " aus der Zusammenwirkung

und WirEnd-

des W a s -

sers mit den atmosphärischen und tellurischen (Clima, L a g e ) Einflüssen der Quellen darstellen. Selzen wir un3 diesen Plan genau auseinand e r , so wird sicher Herr O s a n n

selbst über das

Riesenartige desselben erstaunen. In diesem Plane wird nämlich jede Quelle als ein bestimmtes, für sich bestehendes Millel gedacht, was übrigens keine Kleinigkeit ist, da es allein in Deutschland etwa 5 0 Slahlwässer (im engern Sinne des W o r t e s ) giebt.

Und wie man sonst eine T o -

pographie einer Gegend schrieb, send M e n s c h e n

in der viele tau-

wohnen und die Medicamente,

so gut es gehen wollte, mit den climatischen V e r hältnissen in Einklang zu bringen s u c h t e , so soll hier

dagegen

für

jedes

dieser

einzelnen

M i t t e l eine Topographie geschrieben werden und die Verhältnisse dieses Mittels (oder vielmehr der K r ä f t e dieses Mittels), zu seinen Umgebungen (oder vielmehr den E i n f l ü s s e n so berechnet w e r d e n ,

seiner Umgebungen),

dafs jeder A r z t ,

K r a n k e n zu einem Mittel schicken

der einen

will —

(auch

der umgekehrte W e g , worüber man sich aber bei

45 der Hellquellenlehre nicht wundern mufs) — nun genau vorher zu sagen w i s s e , welch ein „ E n d r e s u l t a t " fllr den K r a n k e n aus der Zusammenw i r k u n g dieser verschiedenartigen Einflüsse erwachsen k ö n n e ; wobei noch die kleine Schwierigkeit hinzutritt, dafs 1, da eine Quelle bekanntlich nicht gegen e i n e Krankheit, sondern gegen eine unzählige Menge von Krankheiten Nutzen schafft, diese Berechnung auch bei jeder besonderen Krankheit von Neuem angestellt werden m u f s ; 2, da nicht Krankheitsgattungen, sondern K r a n k e , d. h. die Krankheitsgattung tausendfach individualisirt, zur Quelle kommen, dieser Berechnung bei jeder K r a n k heilsgnllung durch die Individuen noch ein neuer Multiplicator zuwächst. Diese lange und vielleicht langweilige Demonstration zeigt doch deutlich, dafs man bei der L e h r e von den Mineralwässern das Verhaltnifs der K r a n ken zum Medicamente förmlich umgedreht hat, und auf dieser Bahn immer weiter und weiter sich selbst verwirrend steigt, ohne jemals zu bedenken, ob hier irgendwo eine Aussicht für das gewünschte Ziel sich eröffne. E i n e oder ein Taar Quellen möchten vielleicht mit einem ungemeinen A u f w a n d von Geisteskräften sich würdigen l a s s e n ; es w ä r e das vielleicht nützlich, vielleicht auch nur eine inedicinische Spielerei. Aber diese Untersuchungsweise als Norm aufzustellen, sie und ihre Piesultate als Gemeingut der A e r z l e fordern zu wollen — Himm e l , sei uns gnädig! müssen w i r da doch noch

46 einm.il das Migorosum mitmachen, so fallen wir sainmt und sonders durch. Aber Vorschläge der Art sind wahrscheinlich in der herrschenden und von vielen Brunnenärzten genährten Ansicht begründet, dafs man die Heilquellen mit allem, Tyas in und neben ihnen ist, als T o t a l i t ä t e n betrachten müsse, dafs die Heilungen, die dort zu Stande kommen, in der Tliat P r o d u c t u n d E n d r e s u l t a t " aller dort Statt findenden n a t ü r l i c h e n Einflüsse sind, obgleich doch die Erfahrung beweiset, dafs die meisten Quellen durch ihre Umgebungen und ihr Clima oft geradezu ihres Heilcharacters beraubt werden und man eine Menge dieser Nebeneinilüsse u n s c h ä d l i c h zu machen suchen mufs, um eben durch den Gebrauch der Quell© einigen Nutzen zu finden. Man nennt Marienbad in solchem Sinne eine Totalität. Aber was haben die Schlammbäder Marienbad's mit dem Ivreuzbrunnen, die Douche mit den Gasbädern zu schallen ? W a s haben sie mehr Gemeinsames, als die mehr oder weniger einander ähnlichen Heilmittel einer Apotheke? Warmbrunn und manche andere Bäder haben aufser den Quellen, Electrisir- und Galvanisir-Apparate, Douche, Tropf-, Regen-, Dampf- und Schwitzbäder, lauter Nebendinge, die mit der Eigentliiiinlicbkeit der Quelle gar nicht in Verbindung stehen. Aber in den Annalen heifst es dennoch: der Kiajike wurde durch Warmbrunn geheilt, — wenn gleich er dorl nur Tropf- oder Ilegenbäder gebrauchte oder ne-

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49 jedem 7-,andsitze einer andern Gegend durch

die

Quelle ebenfalls zu Stande gebracht liaben. §.

28.

3. Aufgabe f ü i die ärztliche Praxis i m

Ge-

biete der L e h r e von den Heilquellen. Es w e r d e n aber Irrthümer immer um so a n ziehender und der näheren Beachtung w ü r d i g e r , je 5

ausgezeichneter der Wann i s t ,

den w i r in ihnen

befangen sehen. Vogt,

der so kräftig in den Fufsstapfen des

genialen J o h . Adain S c h m i d t urlheilt dennoch

fortgeschritten ist,

über die Mineralwässer ganz in

der oben angeführten W e i s e : „ I h r e (der kohlensauren Mineralwässer)

Wir-

kung ist bei den einzelnen wieder auf mancherlei ,

W r eise modiiicirt,

»

sehe

so dafs s p e c i e l l e

Bekanntschaft mit den einzelnen

empiriWässern

dazu gehört, wenn man ihre Indicationen ganz richtig bestimmen und in der A n w e n d u n g keinen F e h l griff thun will" * ) ; und von den Stahlwässern sagt derselbe A r z t : „Aufser diesen

generellen und hauptsächlich-

sten Verschiedenheiten der Stahlwässer sind aber bei allen einzelnen Mineralwässern der A r t viele specielle Abweichungen vorbanden.

noch E s ist

unmöglich, diese Abweichungen in strengen A b t h e i hingen aufzuführen, weil nirgends scharfe Gränzen *) Pharmacodynamik. IT. Band. f. 1738D

5° gegeben sind * ) , sondern überall alhnählige Uebergänge und viele Zwischenglieder zwischen solchen Abtheilungen, sie iniigen nun nach Hegeln,

wel-

che man immerhin w i l l ,

Slatt

finden.

bestimmt werden,

Um darum dem c o n c r e t e n F a l l e auch

das a n g e m e s s e n s t e

Stablwasser verordnen zu

k ö n n e n , müssen diese

Eigentümlichkeiten

der einzelnen Heilquellen dieser Art, w e l c h e m a n bis

jetzt

auf

dem

W«ge

schen Beobachtung

der

erforscht

inedicinihat,

genau

gekannt sein. Hier würde deren Anführung zu weit führen".

(1. c, Bd. I.

1572).

W i e ist das zu verstehen? V o g t schreibt eine

materia

medica;

bezeichnet darin eine wichtige Ab-

iheilti»^ von Heilmitteln, sagt uns, dafs die Eigent ü m l i c h k e i t e n ihrer Wirkung auf dem W e g e der medicinischen Beobachtung erforscht ist, findet eiue genaue Kenntnifs dieser erforschten Exgenlhiituliclikeilen für den concreten Fall nötliig und — giebt uns dennoch über keine einzige dieser E i g e n t ü m lichkeiten nähere Auskunft.

Wenn aber wirklich

die Kunst durch Mineralwässer zu heilen,

durch

Empirie so glücklich fast bis zur Handwerkslehre herunter gearbeitet i s t ,

medica

warum in einer

uns diesen sichersten

und

materia

unfehlbarsten

Theil der Heilmittel entziehen, da doch hier in der *)

Sehr

wahr:

in keiner M o n o g r a p h i e

sind

scharfe

G l ä n z e n g e g e b e n und z w a r nicht defslialb, weil man sie nicht geben w o l l t e , l i c h i s t , sie zu g e b e n .

sondern w e i l es u n m ö g -

5i Anwendung dann die wenigsten Irrthiimer Statt finden könnten und wir so erreicht hätten,

was

H a h n e i n a n n als einen goldnen Traum — zwar wähnt er ihn verwirklicht — uns vorführt:

ein

bestimmtes Mittel gegen e i n e n bestimmten Symptoinencomplex! Aber glaubt der scharfsichtige Y o g t wirklich, dafs die DIedicin, die bei der Syphilis, trotz tausendfacher Bemühungen der Aerzte aller Länder, die Indication für Sublimat oder Calomel

im „ c o n -

c r e t e n F a l l e " noch immer nicht m i t B e s t i m m t h e i t finden kann, jemals iin Stande ist oder sein werde, diese Masse von Präparaten e i n e s Mittels — (welches Verhällnifs V o g t selbst den Stahlwäseern zum Eisen anweiset) — oder, wenn man will, diese Masse so höchst verwandter Mittel wissenschaftlich und erfahrungsmüfbig so zu trennen, dafs mit Bestimmtheit dem , , c o n c r e t e n

F a l l e " das

„ p a s s e n d s t e " Stahlwasser entgegengesetzt werden könne? Wobei man nicht vergessen darf, dafs wenn wir trotz aller Erfahrungen und wissenschaftlichen Principien in der gewöhnlichen Praxis unter ähnlich verwandten Bütteln, z. B . TSLillefolium, Ghenopodium

ambros.,

Mentha,

Valeriana, Melissa

u. dgl. dennoch fehlgreifen, der Fehler durch ein neues Becept sich verbessern läfst; bei Heilquellen jedoch „ d e r c o n c r e t e F a l l " sich eine vielgröl'sere Bestimmtheit

und Sicherheit des Arztes erbitten

inui's, da ein Milsgriir sich doch hier nicht auf so leiehtem Wege gut machen läi'&l, als iu jenem Falle. D 2

52 Und dennofch ist es gewifs auffaltend u n d denen,

sollte

die noch ¡innrer der allen Meinung von

der t h e o r e t i s c h e n U n d ti r c h s i ch ti g k e i t d e r •Heilquellen anhängen, die Augen öffnen, dafs trotz •dieser Schwierigkeit in der W a h l des dem , , c o n c r e t e n F a l l e " am meisten zusagenden Mineralwassers, die meisten K r a n k e n , nach der Versicherung -der Brunnenärzte, f a s t i m m e r an die r e c h t e Quelle gekommen s i n d ; aufser sehr gefährliche Patienten,

bei denen ein unglückliches

fürchten i s t : diese kommen — i m m e r

Ende

zu

unrecht.

Aber eine aridere Frage: — In welchem W e r k finden wir diese Eigenthümlichkeiten

der Quellen,

w i e sie „ a u f d e m W e g e d e r in e d i c i n i s c l i e n B e o b a c h t u n g e r f o r s c h t " s i n d ? Doch nicht in den Brunnenschriften ? W ä r e n

sie da zu finden;

V o g t h a l t e ßi« uns wahrlich wiedergegeben. Also allein doch nur da, w o die „ s p e c i a l ! e

empiri-

s c h e " Bekanntschaft mit der QuelleStatt findet, n ä m lich bei den Brunnenärzten ? Aber u m den Fall nun ganz practisch zu geh e n : — an welchen Arzt hat ein K r a n k e r sich zu •wenden, der aus irgend einer Hauptstadt zu einer B r u n n e n r u r an die Quelle reisen will?

Welchen

A r z t zieh; er zu R a t l i e , w e n n hier -wissenschaftliche Abslraclion nicht leiten kann und der l l a l h geber ,,s p e c i e l l e e m p i r i s c h e " Bekanntschaft mit der Quelle haben mufs, die er empfehlen soll ? A n g e n o m m e n , es wendete sich ein Patient der A r t an den trefflichen K r e y f s i g , der das Carlsbad und

53 vieüeicht noch eine Quelle durch „ s p e c i e l l e e m p i r i s c h e " Bekanntschaft genau liennt. Pafsle Carlsbad nun für den Kranken, so hätte diese? allerdings sich an den rechten Arzt gewendet. Aber gesetzt, K r e y f s i g könnte dein Kranken diese Quelle nicht empfehlen: w a s macht der K r a n k e nun ? Soli es nun von einer» Arzte zum audern g e h e n , bi& er zufällig denjenigen trifft, der „ s p e c i e l l - e e m p i r i s c h e ' ' Bekaantschaft mit der Quelle hat, die dem Uebel des Kranken eben am meisten entspricht ? Oder giebt es e t w a irgend einen Arzt, der , , s - p e c i e l l e e in p i r i s c h e ' ' B e k a n n t s c h a f t mit allen oder auch nur v i e l e n Mineralquellen hätte ? Giebt es eine« A r a t , dar die Eigenthihnlichkeiteni aller oder auch nur v i e l e r einzelnen Heilquellen ,,,auf' d e m "VVege m e d i c i n i s c h e r B s o ba ch tu n g'* erforscht h ä t t e ? —r Da ich immer ,nur durch E r f a h r u n g e n die Träume über Heilquellen widerlege, so fürchte ich nicht, so falsch verstanden zu w e r d e n , dafs man glauben könnte, ich verwerfe die empirische B e kanntschaft mit Medicamenten überhaupt. Kein-, n u r die schwankende, so ganz unzweckraäfsige Stellung der Ansichten über Mineraiwässer zu den a n derweitigen a u s g e z e i c h n e t e n Leistungen, selbst eines V o g t , ist es, w a s ieh zeigen wollte und hieran den I>eser erkennen l a s s e n , w i e dieser Zweig der Heilunttellehre so aufser aller wissenschaftlichen Verbindung mit den übrigen Theilea derselben steht und w i e eben diese fremdartige Sonde-

54 rung eine Folge alter tief gewurzelter Vorurtheile, za den grellsten Widersprüchen f ü h r e n d , in der ftialur der Sache unmöglich begründet sein k a n n .

§. 29. Alles hier Bemerkte

wird in den folgenden

Theilen unserer Abhandlung noch manche Bestätigung und Erläuterung linden.

So viel scheint mir

aber doch schon jetzt aus dem Gesagten z u g e h e n , dafä man besser gethan h ä t t e , zu p r ü f e n , w a s und

hervorgründlich

natürliche Mineralwässer

wag man also von k ü n s t l i c h e n

wirken Nachbil-

dungen zu verlangen habe, als mit einem A n a t h e m a gegen solche Versuche im Allgemeinen a u f z u treten — (denn was man gegen S t r u v e ' s Erfindung eingewandt h a t , insbesondere,

gilt nicht eigentlich dieser

sondern künstlichen Mineralwässern

überhaupt) — ,

ohne sich vorher klar gemacht z a

haben, was f ü r d e n Z w e c k d e s

practischen

A r z t e s auf der einen Seite zu fordern und auf der andern zu leisten sei.

Und da aus dem f r ü -

her Gesagten es doch wohl einleuchtend geworden sein d ü r f t e , dals nicht A l l e s ,

w a s man uns von

den Heilquellen erzählt hat, auch in der T h a t sich so verhalte,

so möchten w i r nicht

zum Erweise unserer zweiten

unvorbereitet

Behauptung

gehen, nämlich, d a f s , w a s i n d e r T h a t t i g e s und A u f f a l l e n d e s an den len geleistet w i r d , aber

t h e i l s in

v e r 11 a c h l ä f s i g t e n

Heilkunde,

überWich-

Heilquelbekannten,

Grundsätzen

der

t h e i l s i n d e r K u n s t n i c h t um-

55 zugänglichen besondern Mischungsverhältnissen der Mineralwässer begründet sei. Zur ausführlichen Entwiekelung dieses Satzes würde eine Abhandlung erfordert, für die natürlich hier der Ort nicht i s t ; wohl absr ist es unsere Pflicht, vorbereitend« practische Andeutungen zu geben, aus denen wenigstens hervorgehe, dafa. der W e g , den wir uns erwählt haben, in der Na,ta der Sache begründet und kein leeres Hirngespinnst sei. Denn wenn ich es allerdings nifht mit den jederzeit fertigen Erklämngshelden in der DIedicin halte, die Alles so unendlich natürlich finden, dafs man glauben sollte, der liebe Golt habe sie als Consulenten bei der Schöpfung gebiaucht; so dürften doch bei einer L e h r e , die man so sehr zu inv'stificiren bemüht i s t , diejenigen Erläuterungen nicht überflüssig gefunden werden, die, das Gleichgewicht herstellend, uns aus dein Gebiete der Mirakel in das Land befreundeter Naturgesetze führen. *

*

§.

*

30.

Die Entdeckung der Heilkräfte der Mineralwässer liegt in einer Z e i t , in der man die Kräfte der Heilmittel mehr empirisch aufzufassen genüthigt war und die Ursache ihrer W i r k u n g ,

wenn

sie nicht auf eine auffallende Weise den Sinnen sich darstellte, entweder ganz überging oder durch die ausschweifendsten Hypothesen zu entwickeln

56 versuchte. Es kann daher nicht auffallen, da Ts in einer Z e i t , die jede Quelle zum Sitze einer Gottheit machte, Wasserbehälter, die man oft mit Blühe in unwegsamen Wildnissen aufsuchen mufste, den l l u f wunderbarer Heilkräfte erhielten, wenn man sah, dafs sie mehr leisteten, als die mit allen Bequemlichkeiten versehenen, in Trachtgebäuden eingeschlossenen, B ä d e r , die man aus gewöhnlichem W a s s e r mit oder ohne Zusätze fremder Substanzen auf das sorgfältigste bereitete. Man übersah hier allerdings, dafs diese Prachtgebäude die gewohnte Schwelgerei der verweichlichten Reichen nicht ausschlössen; iu jenen Wildnissen dagegen häufig das Nothdürftigste fehlte,und in diesem Mangel des Ueberilusses oft eben der grüfste Theil der Cur enthalten war. J a man würdigte dieses Moment so wei>ig, dafs man vielleicht oft die W i r k u n g der Quelle doppelt wunderbar fand, w e i l sie unter scheinbar ungünstigen Nebenverhältnissen mehr leistete, als das herrliche Bad im Schoofse des Luxus. Man wollte aber nun den Ursachen dieser w u n derbaren W i r k u n g e n nachspüren, untersuchte dalier das W a s s e r dieser Quellen und fand in den meisten Fällen in ihnen mineralische B e s t a n d t e i l e , die die gewöhnlichen Wasserbäder nicht enthielten. Diese B e s t a n d t e i l e daher wurden mit Eifer aufgefal'st und als dasjenige betrachtet, dem man jene ausgezeichneten Heilkräfte vorzugsweise beizuschreiben habe. Bald sprach man, wenn von solchen H e i l w ä s s e r n die Rede war, nur von M i -

57 n e r a l q u e l l e n und dieser allgemein eingeführte Name wurde eine Wurzel neuer Irrthümer und Vorurllieile, die noch in den neuesten Schriften sich in spitzfündigen Untersuchungen beurkunden. Indem man sich nämlich alhnählig daran gewöhnte, jene mineralischen Theile als Ursache und den ziemlich ausreichenden Grund der besonderen Heilkräfte der Quellen atizunehmen, ergab sich bald eine neue Gelegenheit, Mirakel zu schreien, da man Quellen auffand, die, ohne jenen Gehalt von Mineralien, es dennoch an Wundercuren nicht fehlen liefsen. Neue Zweifoll die angenommene Ursache der Wunderkrafle der Quellen fehlte hier und dennoch vermifste man ihre Heilwirkungen nicht. Es imifsten also diese Quellen wohl Bestandteile enthalten, die noch ganz unbekannt waren, ihre Mischung eine besondere Eigentümlichkeit haben, ihr Wasser eine Flüssigkeit ganz besonderer Art sein oder ihre Wärme einer unbekannten, besonders gearteten Feuerquelle ihr Dasein verdanken. Erwägt man iiberdiefs, dafs das von den gewöhnlichen Wässern Abweichende einer aus dem Schoofse der Erde w a r m oder gar l i e i f s hervorquellenden Flüssigkeit in einer Zeit, w o man für Wunder aller Alt so zugänglich war, um so unbedenklicher geheirnnilsvolleu Naturkräften beigeschrieben wurde, so werden wir den besondern Ruf, den diese Mittel sich erwarben, weniger auffallend finden; und noch weniger darf uns die Erhaltung eines auf so lockern Gründen erbauten llul'es wundern 4 da unter der

58 Masse, die zu jenen Quellen hinströmte, es an G e heilten der einfachen Natur der Sache nach nicht fehlen k o n n t e und diese dem Wunderglauben neue Stützen g a b e n ; die Ungeheilten aber i m m e r eher i h r Uebel für unheilbar hielten als an der Heilkraft eines Mittels zu zweifeln w a g t e n ,

da» vor i h r e n

Augen so herrliche Resultate gab.

f.

31.

W i c h t i g e r ist lins aber die Z e i t , in der die L e h r e von den W u n d e r n

der Mineralquellen

ge-

wissermaafsen wissenschaftlich w u r d e und man a n fing sogenannte Beobachtungen über die W i r k u n gen dieser ,,w u n d e r b a r e n M i t t e P — denn diefs Tradicat, obgleich in keiner A r t b e g r ü n d e t , brachten sie schon mit — bekannt zu machen. Mit den Prachlbädern der Alten nämlich v e r lor sich der energische und methodische Gebrauch der Bader und zog sich nach den Heilquellen hin, w o er bewahrt, von den Aerzten gepflegt und trotz aller Revolutionen in der Medicin mit der Sorgfalt n u d Umsicht der Alten geübt w u r d e .

Von

hier

aus begann aber auch das Spiel des Vorurtlieils und des Eigennutzes nach allen Seiten hin zu w i r k e n und fand um so kräftigere Unterstützung in der A r t und W e i s e , w i e der Character der Heilkunde sich aufserhalb jener Curörter umgestaltete.

§.

32.

J e m e h r nämlich die Medicin strebte, sogeuannte Specißca

durch

die nächste Krankheitsursache

direcl zu ersticken, um so m e h r e n t f e r n t e sie 6ich

59 von dem Heilwege der Natur, die nur Uebergänge, aber keine Sprünge gestattet.

Uin so mehr aber

kamen auch die groi'sen Unterstützungsmittel der Naturkräfte: W ä r m e Die

Heilkräfte

verschiedenen

und W a s s e r

des

Wassers

Formen,

und T e m p e r a t u r e n

in Verfall. in

seinen

Mischungen

*)

sind von Einzelnen wohl

gewürdigt, aber durchaus nicht Eigenthum des grofsen ärztlichen Publicums; denn nicht Jedermanns Sache ist es, durch M o d i f i c a t i o n e n in einfachen Mitteln Heilkräfte zu erzeugen, die wir in den sogenannten kräftigsten Medicamenten oft

vergebens

suchen. E s ist daher sicher keine übereilte Annahme, wenn wir die Wunderheilungen an den Quellen in der Z w e c k m ä f s i g k e i t d e r M e t h o d e lieber suchen, als in der Wirkung unbekannter und geheiiuuifsvoller Kräfte. Aerzlen,

E s war allerdings

den

die zu Hause mit ihren Kranken nicht

fertig "werden konnten, immer die tröstendste und passendste Ausflucht, die aulfallenden Heilungen an *) Matthiä

g i n g offenbar zu w e i t ,

da das Verhält-

liifs der Bestandtheile zu einander i h m nichts galt, er überdiefs die bei den Q u e l l e n m i t w i r k e n d e n Verhältnisse zti oberUachlir.il w ü r d i g t e

und

ihm

eine

genauere Keimtnils d e s s e n , w a s dort geleistet w i r d , g e m a n g e l t zu haben scheint. Jcli bin i m G e g e n t h e i l e lebhaft ü b e r z e u g t , dafs nicht allein die Bestandtheile der M i n e r a l w a s s e r ,

sondern

» n c h ihr g e g e n s e i t i g e s VerhaltniLs zu einander f ü r d i e W i r k u n g v o n bolier W i c h t i g k e i t i s t .

6o jenen Q u e l l e n nicht der besseren Einsicht der d o r tigen A e r z t e oder der eigenen Unfähigkeit z u r E r setzung jener entfernten Mittel,

sondern auf eine

h ö c h s t b e q u e m e W e i s e e i n e m unnachahmlichen N a t u r w u n d e r beischreiben z u d ü r f e n , u n d ich glaube allerdings,

dafs es selbst an B r u n n e n ä r z l e n

nicht

f e h l t e , die u n t e r i h r e n H ä n d e n W u n d e r e n t s t e h e n sahen, indem sie selbst nicht Wülsten, dafs es dio ihnen von ihren Vorgängern überantwortete t h o d e der A n w e n d u n g des W a s s e r s w a r , die sie so Grofses w i r k t e n . die

A b e r l e h r t uns doch

ganze Geschichte der M e d i c i n ,

w i e die M e -

t h o d e eben den Mitteln H e i l k r a f t nimmt.

Medurch

giebt

und

W i e cl't priesen A e r z t e die m a n n i g f a l -

tige H e i l w i r k u n g

irgend eines M i t t e l s ,

von

dem

die s o g e n a n n t e E r f a h r u n g A n d e r e r n u r w e n i g g e sehen h a b e n

wollte.

A b e r j e n e h a t t e n die M e -

t h o d e der A n w e n d u n g :

sie w u f s t e n dem Mittel

durch eine besondere G e b r a u c h s w e i s e , juvantia

und Corrigentia

tät zu geben,

durch

eine gewisse U n i v e r s a l i -

die bei den verschiedenen W ä s s e r n

das Geheimnifs und die K u n s t tüchtiger B r u n n e n ü r z t e ist. Weleh

ein energisches,

den ganzen V e g e t a -

iionsprocefs u m s t i m m e n d e s , ja, m a n m ö c h t e sagen, d e n g a n z e n Menschen umbildendes Mittel ist nicht das Quecksilber unter den H ä n d e n eines und R u s t geworden? Vergleicliung m i t desselben g l a u b e n ,

Louvrier

Sollte man nicht bei e i n e r

der g e w ö h n l i c h e n es seien

Anwendung

bei d e n Guren

jener

6i Männer wunderbare Hellkräfte diesem Mittel einverleibt w o r d e n ? Und doch ist es nur die m e t h o d i s c h e Erzeugung einer künstlichen Arzneik r a n k h e i t , die uns hier Resultate giebt, w i e wie sie selbst an jenen Wunderquellen zu beobachten nur selten Gelegenheit haben. W e r sich daher stets einer i n e t h o d i s c h e i i Anwendung der Heilmittel und namentlich einer aufmerksamen Berücksichtigung der Tausend K l e i nigkeiten, die die W i r k u n g eines Medicaments oft geradezu verkehren, belleifsigt hat, darf sich in den ineisten Fällen von dem Gebrauche eines indicirten Mittels eben so wenig dadurch abschrecken lassen, dafs es ein anderer Arzt bereits ohne Nutzen angewendet habe, als durch die Versicherung des Kranken, dafs er das Mittel nicht vertrage 33. ,,In summa, si quis diver sos Mos latiandi modos noverit, is, vieo judicio, eLiain omuem inteniperiem mutare in conbrarium poteriksagt Alexa n d e r T r a l l i a n u s , w o er von der W i r k u n g der Bader beim hectischen Fieber spricht und w a h r lich nicht in geheimnii'svollen Kräften suchte er *) So ist es auch ganz s i c h e r ,

daTs die

Karcotica

bestimmte F a l l e , namentlich als 21 esolveiuia,

für nicht

eliev die rechtcn Dienste leisten w e r d e n , bis w i r gelernt haben, ihre

sie m e t h o d i s c h zu brauchen , d. h .

Wiikung

unter

bestimmten

Caittelen

dahin zu steigern, wo ein b e s t i m m t e r , dem Z w c c k e entsprechender Reactionsact des Organismus eintritt.

62 so eminente W i r k u n g e n des W a s s e r s , sondern allein in der Umsicht, mit der er es zu gebrauchen rerstand: er s e l b s t w a r d a s im

Iinponderabile

Midicamente. Aber Schwachköpfen ist der Gedanke aller-

dings bequemer, dafs das Mittel Alles thue und der A r z t Niehls. So dachte M a r k a r d nicht, a l s e r d u r c h sein w e i t gerühmtes Buch zeigte, dafs e r der Geist seiner Quelle sei-, ja, obgleich er selbst gegen den Mifsbrauch der Eiseuinittel eiferte, BtrÖmte dennoch Alles nach Pyrmont

hin.

A b e r als

Markard

f e h l t e , sank der Ruf Pyrmont's und man meinte •wohl hier und d a ,

als nun die Quelle an W i r k -

samkeit verlor, sie müsse nicht m e h r so reich, an B e s t a n d t e i l e n sein. — W a s ist Ems nicht in den Händen eines D i e l ? W e l c h e treffliche Resultate gaben nicht W i e s b a den und N e n n d o r f , als R i t t e r

und W a i z

dort

w i r k t e n , obgleich diese, weniger t orurlheilsfrei als der klare M a r k a r d , schienen,

es selbst nicht zu wissen

dafs in ihrem richtigen Tacte vorzugs-

weise die ausgezeichneten Heilkräfte ihrer Quellen begründet w a r e n !

Ohne D i e l ' s

theoretiuhe Ein-

sicht in die Natur der Sache wandte R i t t e r , durch sein praclisches Geiühl allein nur geleitet, die G r a d a t i o n e n d e r W a n n e , (deren ungemeine W i c h tigkeit von den meisten Aerzten viel weniger gewürdigt wird, als die Gradationen der Käl(e), die belebenden

Bäder,

wie sie D i e l nennt und

so trefflich in seiner Schrill entwickelt, in W i e s -

63 baden an und wir finden bei ihm Fälle, die jener mit demselben Rechte für Ems vindkirt und durch Eins geheilt haben -würde. — Dafs also die natürlichen Quellen, auch solche, denen erst Badetemperatur gegeben werden inufs, so viel mehr leisten als Hausbäder, dafs sie einen so besondern Ruf bekommen haben, dafs sie noch. Nutzen schafften, wo Hausbäder mit ähnlichen Bestandtheilea versetzt, nichts leisteten, suche ich hauptsächlich nicht im Mittel, sondern in den Aerzten. Noch ehe M a r k a r d wissenschaftlich für die warmen Bäder stritt, wurden sie erfahruugsinäisig bei vielen wannen Quellen mit Nutzen gebraucht; nicht weil die Badeärzte immer gebildeler waren, als andere, sondern weil ein steter Umgang mit diesem Mittel, sie mit den Cautelen hei seiner A n wendung — (nirgends vielleicht ist hierin so viel Peinlichkeit nüthig, als bei Bädern) — innig vertraut gemacht hatte und Routine die Wissenschaft ersetzte, so viel sie sie eben zu ersetzen vermag. Sie selbst erkannten nicht, wefsbalb sie mehr ausrichteten mit diesem Mittel als die Aerzte in den Städten und schrieen Mirakel, namentlich da solch Geschrei einträglich war. Ich habe mich aber auch überzeugt, dafs alte Badewärter an den Quellen oft viel besser mit den Kranken bei dem Baden umzugehen wissen, als manche Aerzte; dafs sie z. B. aus der Veränderung im Wesen und den Gesichtszügen des Badenden erfahrungsniäfsig schliefsen, ob ihm das Bad zu warm oder zu kalt sei.

Man

64 w e i f s , dafs ein

geübter K r a n k e n w ä r t e r

oft zum

glücklichen Verlaule einer Krankheit nicht wenig beiträgt;

noch gewisser ist, dafs ein geübter Ba-

d e w ä r t e r auf die W i r k u n g des Bades vom höchsten Einflufs ist. Eine Masse kleiner Cautelen sind diesen Leuten, w e n n sie geübt s i n d , stets gegenwärtig, deren Wichtigkeit sogenannte grofse A e r z t e oft k a u m a h n e n , o d e r , w e n n sie beschäftigt sind, sich nicht die Zeit n e h m e n ,

dem K r a n k e n

gehö-

rig auseinander zu setzen. W e t z l e r fand in den ineisten B ä d e r n , die er besuchte, meter,

keine Thermo-

und K o r t u m sagt ausdrücklich, dafs die

A u f w ä r t e r in Aachen den schicklichen W ä r m e g r a d des Bades d u r c h d i e U e b u n g ohne T h e r m o m e ter treffen l e r n e n , obgleich m a u dort in sehr v e r schiedenen T e m p e r a t u r e n auch, überzeugt,

badet.

Daher bin ich

dafs die mit Gästen überhäuften

Bäder immer weniger leisten w e r d e n ,

je weniger

die "Wärter sich speciell mit den Badenden beschäftigen k ö n n e n .

Und daher leisten die in der Bade-

temperatur fliefsenden Quellen am meisten und w e r den i m m e r am meisten l e i s t e n ,

weil hier in der

T e m p e r a t u r weniger gesündigt werden kann, w e n n der Brunnenarzt practischen Blick genug h a t , sehen,

ob dem vorliegenden Individuum die ein-

mal bestehende Temperatur

der Quelle möglichst

zusagen werde. Mit einem W o r t e : s e i t m a n E i g e 111 h ü m I i c Ii k e i t d e r

B a d e o r t er

dirt, v e r s t e h e n v i e l e A e r z t e n i c h t s — vom

zu

die stu-

mehr

Baden. Es

C5 Es

ist daher überhaupt eia characteristisches

Zeichen der als gut anerkannten Brunnenschriften, dafs die Quelle selbst als Nebensache, die sich dem Geiste dea Arztes fugen rnufs, behandelt w i r d ; und wenn es einen besonderen Brunnengeist giebt, ist er gewifs ungemein lügsam,

so

da er durch E r -

wärmen und Abkühlen, durch Zusätze von gemeinem W a s s e r , Milch,

M o l k e n , Kräutersäflen, S a l -

zen, Schwefel und mehr dergleichen D i n g e n , seiner E i g e n t ü m l i c h k e i t nichts verliert.

an

Sehlech-

tere Brunnenschriften und B e r i c h t e ,

die zahllosen

Excremente des l ö t e n Jahrhunderts,

ohne B e l e h -

rung fiir den A r z t ,

aber um so bessere Magnete

für den grofsen Haufen, scheinen es kaum zu a h nen,

was ein Mittel in der Hand eines tüchtigen

Arztes sein kann und es fehlt ihren Erzählungen daher jede erläuternde Nebenbestimmung.

Genug,

wenn das Publicum nur erfährt, dafs gegen Gicht, Hypochondrie und dergl. A a c h e n , Wiesbaden oder irgend eine ähnliche Quelle nützt.

§. 34. Aber auch in den so oft besprochenen

Eigen-

i h ü m I i c h k e i t e u d e r Q u e l l e u, die wohl besonders durch verschiedenartige W i r k u n g bei fast gleicher Temperatur und gleichen Beslandtheilen auffallend wären, kaun ich nichts Wunderbares, nichts nach dea gewöhnlichen Gesetzen der l'harinacodynamik Uuerklärbares, nichts für die Kunst Unnachahmliches finden. kung

des W a s s e r s

Denn wenn man mit der W i r in seinen verschiedenen F o r E

66 Dien, Mischungen und Temperaturen bekannt ist und den W e r t h der Methode ganz begriffen hat, so wird man ohne Schwierigkeit mit uns erkennen, dafs die E i g e n t ü m l i c h k e i t der H e i l w i r k u n g solcher verwandter Quellen, der alte wohlbegründete Ruf mancher Bäder bei gewissen K r a n k heitsformen, so wie andererseits ihre eigenthüinliche Unwirksamkeit, ja Schädlichkeit in gewissen Fällen allein i n d e r b e s t i m m t e n N o r m o d e r d u r c h d a s A l t e r g l e i c h s a m s a n e t i on i r t « i i G e b r a n c h s a r t , die von jeher in dea meisten Badeörtera angenommen und beobachtet worden ist, mit der höchsten Bestimmtheit begründet ist. In L e u k , Pfeffers und ähnlichen Bädern verweilt man wohl 6, ja bis 12 Stunden im Bade. In Gastein w u r d e , wie B a r r i s a n i berichtet, bis zu 6 Stunden gebadet. In Landeck brachte man täglich 6 bis 7 Stunden ira Wasser zu, bis die bestimmte Anzahl von 100 bis 200 Stunden und drüber voll w a r oder der Badeausschlag erfolgte; alsdann nahm man alltnahlig ab und reiste nicht eher als nach vollkommener Abtrocknung oder Abschuppung desselben von dannen. Unter Z w i e r l e i n wurde iu Brückenau, wahrscheinlich nur immer lauwarm, täglich 1 Stande lang gebadet, woraus sicher für diese Quelle wieder eine ganz audere Art der Wirkung entstehen inufsle, abgesehen von den Unterschieden, die durch prädominirende Stolle im Wasser bedingt werden. Im Tfeffersbade giebt es nach E b e l (Anleitung die Schweiz zu bereisen. Zürich

67 1825) nur 6 Bäder.

Jedes bildet ein

gemauertes

und gewölbtes Z i m m e r mit fest vernagelten F e n stern , so dafs von dem stets zuströmenden Heilwasser der Dunst sehr stark wird.

Die K r a n k e n

sitzen also hier bis am Nabel in einem

Wasser-

b a d e , init der oberen Hälfte des Körpers aber in einem Dampfbade.

Ist es nicht k l a r ,

dafs diese

sanctionirte Methode dem Bade besondere Eigent ü m l i c h k e i t e n geben m u f s , dafs es dadurch d o p pelt kräftig wird iu K r a n k h e i t e n , die

bedeutende

Steigerung des reproductiven Lebens f o r d e r n , aber auch nothwendig schaden mtifs, wo diese Steiger u n g nachtheilig ist, z. B. bei floriden Brustkrankheiten, sthenischen Blutflüssen u. dgl.? B ä d e r n , so auch in Baden (im A a r g a u ) ,

In diesen machen,

die aufsteigenden Dämpfe durch die E r w ä r m u n g , die sie dem ganzen Z i m m e r g e b e n , die Z e u g w ä r m e r überflüssig; Erkältung entsteht daher hier, w e n n die K r a n k e n das W a s s e r verlassen,

viel seltener,,

als an auderen Orten, — ein überaus gtofser V o r theil,

w e n n man bedenkt,

wie viele K r a n k e bei

dem Gebrauche der liausbäder durch häufige E r kältungen die Cur immer wieder auf Null zurückbringen. —• In Aachen

verbindet man Frictionen

mit der Douclie und es giebt dort eigene Personen, die sich mit diesem Geschäfte befassen. W e l che hesondere Heilkräfte entstehen

ni( ht aus die-

ser 3Iethode? — Z u Acijui iu Fieiriont hat man zu den ganzen Schlammbädern hölzerne Tröge von der Gröfse des Körpers.

Man macht hier ein L a E 2

68 gcr von warmen Schlamme, legt den Kraulten entkleidet darauf und bedeckt ihn dann 6 bis 12 Zoll hoch mit Schlamm von 35° R. Hierdurch entsteht ein ungeheurer, in Strömen rinnender Schweifs. Diese Schlammbäder sind aber auch bei den hartnackigsten rheumatischen und gichtischen K r a n k heiten , Folgen schwerer Verwundungen u. s. w . von schnellerund außerordentlicher Wirksamkeit*). W e r möchte hier wohl die Eigentümlichkeit des Bades in etwas anderem, als der Methode suchen? J a , jener sogenannte Badefriesel hat sicher eben sowohl seinen Grund in dem langen Aufenthalte im Wasser, als er auf der andern Seite durch ge« wisse B e s t a n d t e i l e der Quelle befördert werden kann, ohne dafs wir jemals besondere gelieimtiifsvolle Kräfte des Wassers dieserhalb voraussetzen dürften. Ünd wie ungemein wichtig für die W i r k u n g , ja für die E i g e n t ü m l i c h k e i t einer Quelle ist nicht, wie wir auch schon oben erwähnten, die W a h l und Abrichtung der Badediener, wenn man weife, wie sehr bestimmend d a s V e r h a l t e n v o r , i n u n d n a c h d e m B a d e , besonders bei reizbaren und iin Gefäfssysteme beweglichen Personen für die Heilwirkung ist; ja wie diefs Verhalten oft allein ein und dasselbe Bad bei gleicher Temperatur und gleichen Bestandteilen bald zu einem erregenden, bald beruhigenden oder anders wirkenden uinschaift. * ) W e t s l e r aber Gesundbrunnen und Heilbäder 1822« Bd. I. p. 126.